Internetbasierte Anwendungen in der FuE-Kooperation. Eine empirische Analyse basierend auf der Adaptive Structuration Theory

Bernd Storm van's Gravesande Internetbasierte Anwendungen in der FuE-Kooperation

GABLER EDITION WISSENSCHAFT MarktorientierteUnternehmensfiilirung und Internetmanagement Herausgegeben von Professor Dr. Bernd W. Wirtz

Die Schriftenreihe publiziert wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der marktorientierten UnternehmensfiJhrung und des Internetmanagements. Im Mittelpunkt stehen innovative betriebswirtschaftliche Themenstellungen zu modernen Konzepten der marktorientierten Unternehmensfuhrung und der Bedeutung moderner Informationsund Kommunikationstechnologien fur die Unternehmensfuhrung. Die Untersuchungen widmen sich insbesondere wichtigen IVIanagemententscheidungsproblemen auf einer empirischen Basis. Die Reihe setzt die 2003 gegriindete Schriftenreihe „eBusinessStudien" fort.

Bernd Storm van's Gravesande

Internetbasierte Anwendungen in der FuE-Kooperation Eine empirische Analyse basierend auf der Adaptive Structuration Theory

Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Bernd W. Wirtz

Deutscher Universitats-Verlag

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothel< verzeichnet diese Publil abrufbar.

Dissertation Universltat Witten/Herdecl<e, 2006

l.AuflageDezember2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Brigitte Siegel /Stefanie Loyal Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auKerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezelchnungen usw. In diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheBlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrel gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0567-9

Geleitwort Die Nutzung internetbasierter Anwendungen hat in Forschungs- und Entwicl
Die Arbeit von Bernd Storm van's Gravesande knijpft an diesem fijr die Praxis gleicliermafJen relevante wie aktuelle Problemstellung an und beleuchtet dieses Ptianomen natier. Zentrales Anilegen 1st die Konzeptlonalisierung und Operationalisierung des latenten Konstrukts Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen auf Basis der Adaptive Structuration Theory und der empirische Nachwels zur Erfolgswirkung. Hierzu wird vom Verfasser zunachst ein strukturierter Uberbiick zum Stand der Forschung erarbeitet. Daran anschlieUend entwickelt Herr Storm van's Gravesande einen theoriebasierten Bezugsrahmen, den er im weiteren Verlauf einer multivarianten empirischen Prufung unterzieht. Auf Basis dieser Analysen identifiziert die Arbeit kritische Erfolgskriterien eines zielfuhrenden Technologieeinsatzes.

Es gelingt dem Autor schlussig zu zeigen, wie sehr das Verhalten der Anwender in den unternehmenstibergreifenden Entwicklungsteams den Erfolg des Einsatzes internetbasierter Anwendungen bestimmt. IVIit der voriiegenden Arbeit ist es dem Autor sehr gut gelungen, in einem noch vergleichsweise unstrukturierten Forschungsfeld einen hervorragenden Uberbiick zu schaffen und hierdurch den Weg fur weitere Forschung zu bereiten. Besonders interessant erscheint mir hier der RiJckgriff auf die Adaptive Structuration Theory und deren Umsetzung in ein sehr fundiertes Model der F&EKooperatlon. Die Impllkationen fur die Unternehmenspraxis hinsichtllch der Ausgestaltung der Aktionsparameter sind uberaus fruchtbar.

Man merkt der Arbeit erfrischend an, dass sie von einem Autor geschrieben wurde, der durch mehrjahrige Berufstatigkeit sowohl mit dem Technologie-

VI

management als auch mit den informationstechnologischen Grundlagen intemetbasierter Kollaborationsanwendungen bestens vertraut ist. Ich wunsche der Arbeit die ihr gebuhrende weite Verbreitung.

Prof. Dr. Bernd W. Wirtz

VII

Vorwort Ich mochte an dieser Stelle meinen Dank an all diejenigen aussprechen, die mich wahrend der Erstellung der Dissertation begleitet und unterstutzt haben.

Main besonderer Dank gilt Herrn Univ.-Prof. Dr. Bernd W. Wirtz, der meine Forschungstatigkeit wohlwollend betreute und bereitwillig den Freiraum fur meinen manchmal unkonventionellen Forschungsweg schaffte. Nur dadurch gelang es mir, die Arbeit zielfuhrend und erfolgreich abzuschlieften. Herrn Univ.-Prof. Dr. Uwe Schneidewind danke Ich fur die Erstellung des Drittgutachtens, ebenso Herrn Univ.-Prof. Dr. Bernd Frick fur die Ubernahme des Vorsitzes der Prufungskommlssion.

Auch mochte ich hier die viel zu fruh verstorbene Professorin Gerardine DeSanctis erwahnen, die mir wahrend meines Aufenthalts an der Duke University in North Carolina, USA durch Ihre unglaublich begelsternde und faszlnierende Art die Adaptive Structuration Theory naherbrachte. Sle war stets eine Quelle neuer Ideen und vermittelte Freude und Spali am wissenschaftllchen Arbeiten.

Herrn Dipl.-lng. Johannes Wagner von der IHK Frankfurt/Main danke ich fur die Bereitstellung der Firmendaten, die die Basis meiner empirischen Erhebung darstellten. Bel Herrn Dr. Alexander Mathieu (MBA) mochte ich fur die zahlreichen inhaltlichen Ratschlage sowie bei Herrn Dr. Roman Wecker fijr die hitzigen Diskussionen wie auch fiJr eine gute Zimmergemeinschaft am Institut bedanken.

Auch hatte ich das grolie Gluck wahrend dieser Zeit meine Freundin Nadine kennenzulernen. WIr motivierten uns stets gegenseitig, wenn wir glaubten vor unlosbaren Problemen zu stehen. Gemeinsam war vieles einfacher.

Widmen mochte ich die Arbeit schlielilich meinen Eltern. Sle haben mich zu jedem Zeitpunkt und in jeder erdenklichen Art und Weise unterstutzt und dieses Studium erst ermoglicht. Ich bedanke mich fur ihren Ruckhalt und ihre Hilfe!

VIII

Ich hoffe, durch diese Dissertation einen kleinen Teil der Freude an der Arbeit vermittein zu konnen und die daraus gewonnenen positiven Erfahrungen einer interessierten Offentliclikeit nahezubringen.

Bemd Storm van's Gravesande

IX

InhaltsiJbersicht Geleitwort Vorwort

V VII

InhaltsQbersicht

IX

Inhaitsverzelchnis

XI

Tabelienverzeichnis

XVIi

Abbildungsverzeichnis

XIX

Abkurzungsverzelchnis

XXIII

1 1.1

Einleitung Problemstellung

1 1

1.2

Abgrenzung des Untersuchungsbereichs

16

1.3

Aufbau der Arbeit

24

2

Grundlagen der Untersuchung

27

2.1

Wissenschaftstheoretische Grundlagen

27

2.2

Terminologlsche Grundlagen

43

2.3

Stand der Forschung

2.4

Die Adaptive Structuration Theory als theoretischer Bezugsrahmen

3

60 137

Konzeptionalisierung und Hypothesenbildung

187

3.1

Konzeptionalisierung der stabilen Appropriation

188

3.2

Konzeptionalisierung der Erfolgswirkungen

197

3.3

Konzeptionalisierung der situativen Variablen

211

3.4

Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen

225

4

Methodik und Vorgehensweise der empirischen Untersuchung

227

4.1

Der Partial Least Squares-Ansatz im methodischen Kontext

227

4.2

Grundlagen des Partial Least Squares-Ansatzes

233

4.3

Zusammenfassende Darstellung des Prufschemas

265

4.4

Grundgesamtheit und Datenerhebung

270

5

Ergebnisse der empirischen Untersuchung

287

5.1

Operationalisierung der Konstrukte

287

5.2

Erfolgswirkungen derstabilen Appropriation

319

5.3

Einfluss situativer Variablen

323

6

Zusammenfassung und Implikationen

341

6.1

Zusammenfassung der Ergebnisse

341

6.2

Implikationen fur die weiterfuhrende betriebswirtschaftliche Forschung

348

6.3

Implikationen fur die Unternehmenspraxis

351

Anhang

353

Anhang 1: Begleitschreiben der IHK Frankfurt/Main

353

Anhang 2: E-Mail-Anschreiben

354

Anhang 3: Fragenbogen-ltems

355

Literaturverzeichnis

359

XI

Inhaltsverzeichnis Geleitwort

V

Vorwort

VII

Inhaltsubersicht

IX

Inhaltsverzeichnis

XI

Tabellenverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abkurzungsverzeichnis 1

Einleitung

XVII XIX XXIII 1

1.1 Problemstellung 1.1.1 Ausgangspunkt der Arbeit 1.1.2 Zielsetzung der Arbeit.

1 1 14

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsbereichs 1.2.1 Betrachtete Institutionen 1.2.2 Betrachtete FuE-Kooperationen 1.2.2.1 Innovationsobjekt 1.2.2.2 Organisatorische Ausgestaltung 1.2.2.3 Kooperationsphase 1.2.3 Betrachtungsperspel
16 16 17 17 19 21 22

1.3

24

2

Aufbau der Arbeit Grundlagen der Untersuchung

2.1 Wissenschaftstheoretische Grundlagen 2.1.1 Mettiodoiogisctie Leitideen

27 27 28

2.1.2

Grundlegendes Forschungsdesign

34

2.1.3

Wahi der Adaptive Structuration Ttieory als Bezugsrahmeri

35

2.2

Terminologische Grundlagen

2.2.1 Begriffsverstandnis FuE-Kooperation 2.2.2 Begriffsverstandnis internetbasierter Anwendungen 2.2.2.1 Internet 2.2.2.2 Internetbaslerte Anwendung 2.3

Stand der Forschung

2.3.1 Moderne luK-Technologien in betrieblictier FuE 2.3.1.1 Bestandsaufnahme der Forschungsbeitrage

43 43 55 55 57 60 61 63

XII 2.3.1.1.1 Funktionale FuE-Unterstutzung 2.3.1.1.2 Moderne luK-Technologien in dezentralen FuE-Teams 2.3.1.1.3 Moderne luK-Technologien in der FuE-Kooperation 2.3.1.2 Synoptlsche Auswertung der Forschungsbeltrage 2.3.1.2.1 Studiendesign der Forschungsbeltrage 2.3.1.2.2 Theoretische Fundierung derForschungsbeitrage 2.3.1.2.3 EinsatzfeldermodernerluK-Technologien 2.3.1.2.4 Erfolgsbeeinflussende Faktoren moderner luK- Technologien 2.3.1.2.5 Erfolgswirkungen moderner luK-Technologien 2.3.1.3 Bewertung der Forschungslucke 2.3.1.4 Implikationen der Forschungslucke fur die Untersuchung 2.3.2 Exkurs: Meta-Studien - Information Systems Research 2.3.2.1.1 Bestandsaufnahme der Forschungsbeitrage 2.3.2.1.2 Synoptlsche Darstellung derMeta-Siudlen 2.4 Die Adaptive Structuration Theory als theoretischer Bezugsrahmen 2.4.1 GIddens' Strukturatlonstfieorie als Bezugspunkt 2.4.1.1 Dualitat von Struktur 2.4.1.2 Akteurs- und Handlungsebene (Interaktion) 2.4.1.3 Strukturebene 2.4.1.4 Modalitaten 2.4.2 Informatlonstechnologle und Strukturatlonstheorle 2.4.3 Kernkonzepte der Adaptive Structuration Theory. 2.4.3.1 Wissenschaftstheoretische Einordnung 2.4.3.2 Strukturelles Potential 2.4.3.2.7 Strukturen moderner iuK-Technologlen 2.4.3.2.2 Strukturen des intemen Gruppensystems 2.4.3.2.3 Strukturen der A ufgabe und des organisatlonalen Umfelds 2.4.3.3 Appropriation 2.4.3.3.1 Faithfulness of Appnyphation 2.4.3.3.2 Consensus on Appropriation 2.4.3.3.3 Attitude 2.4.3.3.4 Appropriation Moves 2.4.3.3.5 Instrumental Use 2.4.3.4 Stabile Appropriation 2.4.3.5 Die stabile Appropriation in der FuE-Kooperation 2.4.3.5.1 FuE-Kooperation als Instabiies soziaies System 2.4.3.5.2 Stabillsierung der FuE-Kooperatlon durch die Appropriation 2.4.3.8 Ergebnis der Appropriation 2.4.4 Stand der Adaptive Structuration Theory-Forschung 2.4.4.1 Entwicklungsstadium derTheorie 2.4.4.2 Operationalisierung theoretischer Konstrukte 2.4.4.3 Vorherrschende Analyseebenen 2.4.4.4 Unternehnnenskontext der Studien 2.4.4.5 Synopse des Forschungsuberblicks 2.4.5 Relevanz und Erkenntnlsbeltrag fur die Problemstellung 2.4.5.1 Relevanz fur die Problemstellung

63 73 84 93 94 96 99 104 105 107 108 111 113 135 137 137 138 141 142 144 145 146 147 150 151 154 156 158 159 160 161 163 765 167 170 770 773 174 175 176 178 181 182 182 183 183

XIII 2.4.5.2 3

Erkenntnisbeitrag zu den Untersuchungsfragestellungen

Konzeptionalisierung und Hypothesenbildung

184 187

3.1 Konzeptionalisierung derstabllen Appropriation 3.1.1 Konzeptionalisierung dereinzelnen Dimensionen 3.1.1.1 Konsens 3.1.1.2 Sinngetreue Nutzung 3.1.1.3 EInstellung 3.1.1.4 Empfundene Nutzungslntensitat 3.1.1.5 Stabile Appropriation als mehrdimensionales Konstrukt

188 ^89 189 190 191 192 194

3.2 Konzeptionalisierung der Erfolgswirkungen 3.2.1 Tlieoretisclie Uberiegungen als Ausgangspunl
197 198 200 204 208

3.3 Konzeptionalisierung der situativen Variablen 3.3.1 Aspekte der Teamkonfiguration 3.3.1.1 RaumlicheNahe 3.3.1.2 Teamgrolie 3.3.1.3 Anzahl an Kooperationspartnern 3.3.2 IT-Heterogenitat 3.3.3 Ausmali an Routinetatigkeiten

211 215 216 218 219 221 222

3.4

225

4

Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen Methodik und Vorgeliensweise der empirischen Untersuchung

227

4.1 Der Partial Least Squares-Ansatz im nnethodischen Kontext 4.1.1 Einordnung des Partial Least Squares-Ansatzes 4.1.2 Wahl des Partial Least Squares-Ansatzes

227 228 231

4.2 Grundlagen des Partial Least Squares-Ansatzes 4.2.1 Messmodellspezifikation 4.2.1.1 Messtheoretische Grundlagen 4.2.1.2 Reflektive Messmodelle 4.2.12.-; Grundverstandnis 4.2.1.2.2 GOtebeurteilung reflektiverMessmodelle 4.2.1.3 Formative Messmodelle 4.2.1.3.1 Grundverstandnis 4.2.1.3.2 GOtebeurteilung formativerMessmodelle 4.2.1.4 Messmodelle zweiter Ordnung 4.2.1.4.1 Grundverstandnis 4.2.1.4.2 Berechnung eines formativen Konstrukts zweiter Ordnung 4.2.2 Struktunvodellspezifikation 4.2.2.1 Die Funktionsweise des PLS-Verfahrens 4.2.2.1.1 Grundlegende Modellgleichung 4.2.2.12 Der PLS-Schatzalgorithmus

233 234 235 237 237 238 245 246 248 251 251 253 256 256 256 257

XIV

4.3

4.2.2.2

Gutebeurteilung von Wirkungsbeziehungen

4.2.2.3

Einfluss situativer Variablen auf Wirkungsbeziehungen

Zusanfimenfassende Darstellung des Prufschemas

261 262 265

4.4 Grundgesamthelt und Datenerhebung 4.4.1 Grundgesamthelt der Erhebung 4.4.2 Datenerhebung 4.4.2.1 Datenerliebungsmethode 4.4.2.2 Erhebungsinstrument 4.4.2.3 Verfahren der Haupterhebung 4.4.3 Datenbasis

270 270 272 272 275 279 280

5

287

Ergebnisse der empirischen Untersuchung

5.1 Operationalisierung der Konstrukte 5.1.1 Operationalisierung der stabilen Appropriation 5.1.1.1 Operationalisierung dereinzelnen Dimensionen 5.1.1.1.1 Konsens 5.1.1.1.2 Sinngetreue Nutzung 5.1.1.1.3 Einstellung 5.1.1.1.4 Empfundene Nutzungslntensltat 5.1.1.2 Untersuchung des Gesamtmodells 5.1.2 Operationalisierung de FuE-KooperationserfoIgs 5.1.2.1 Prozesseffizienz der FuE-Kooperation 5.1.2.2 Effektivitat der FuE-Kooperation 5.1.2.3 Teaminternes Lernen 5.1.3 Operationalisierung situativer Faktoren 5.1.3.1 Raumliche Nahe 5.1.3.2 AusmaB der Routinetatlgkeiten 5.1.3.3 IT-Heterogenitat 5.1.3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Operationalisierung

287 288 288 288 292 295 298 300 304 304 307 310 313 313 315 317 319

5.2

319

Erfolgswirkungen der stabilen Appropriation

5.3 Einfluss situativer Variablen 5.3.1 Messung von determinierenden Effekten 5.3.2 Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse 5.3.3 Messung von Interaktionseffekten

323 324 325 334

6

341

Zusammenfassung und Implikationen

6.1

Zusammenfassung der Ergebnisse

341

6.2

Implikationen fur die weiterfuhrende betrlebswirtschaftliche Forschung

348

6.3

Implikationen fur die Unternehmenspraxis

351

Anhang

353

Anhang 1: Begleitschreiben der IHK Frankfurt/Main

353

XV

Anhang 2: E-Mail-Anschreiben

354

Anhang 3: Fragenbogen-ltems

355

Literaturverzeichnis

359

XVII

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgewahlte Definitionen zur Forschung und Entwicklung

48

Tabelle 2: Ausgewahlte Definitionen zur FuE-Kooperation

54

Tabelle 3: Ausgewahlte Definitionen des Internets

56

Tabelle 4: Arbeiten zur funktionalen UnterstiJtzung der FuE

65

Tabelle 5: Arbeiten zu dezentralen FuE-Teams

75

Tabelle 6: Arbeiten zur Internetanwendung in FuE-Kooperationen

86

Tabelle 7: luK-Anwendungen und Wissenstransfer

88

Tabelle 8: Studiendesign bedeutender Forschungsbeitrage

95

Tabelle 9: Theoretlsche Fundierung bedeutender Forschungsbeitrage

97

Tabelle 10: Zentrale EInflussfaktoren nach Rudy (1996)

117

Tabelle 11: Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen

226

Tabelle 12: Zusammenfassung der GutemaSe fiJr reflektive Modelle

245

Tabelle 13: Zusammenfassung der GiitemaSe fur formative Modelle

250

Tabelle 14: Zusammenfassung der Gutemalie fiJr das Strukturmodell

262

Tabelle 15: Zusammenfassung des GutemaUes fur situative Variablen

265

Tabelle 16: Inhaltlicher Bezug der Items des Konstrukts Einstellung

295

Tabelle 17: Inhaltliche Zuordnung der Einsatzfelder

298

Tabelle 18: Inhaltliche Zuordnung der Effizienzindikatoren

305

Tabelle 19: Inhaltliche Zuordnung der Effektivitatsindikatoren

308

Tabelle 20: Zuordnung der Dimensionen von Raumliche Nahe

314

Tabelle 21: Zuordnung der Dimensionen von IT-Heterogenitat

318

Tabelle 22: Ausgewahlte Erfolgsfaktoren in der FuE

322

Tabelle 23: Moderierende Wirkung auf die Erfolgskonstrukte

340

Tabelle 24: Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen

348

XIX

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abgrenzung der untersuchten FuE-Kooperationen

21

Abbildung 2: Phasen der FuE-Kooperation

21

Abbildung 3: Aufbau der Arbeit

25

Abbildung 4: Kapitel 2 der Untersuchung

27

Abbildung 5: Theoretischer Bezugsrahmen

42

Abbildung 6: Organisationsformen okonomischer Aktivitaten

45

Abbildung 7: FuE-Prozess im ausgewahlten Schrlfttum

50

Abbildung 8: Innovations- und FuE-Prozess

51

Abbildung 9: Internetbasierte Anwendungen im FuE-Prozess

59

Abbildung 10: Forschungsfeld „Moderne luK-Technologien in der FuE"

62

Abbildung 11: Bedeutende Beitrage „Moderne luK-Technologien in FuE"

63

Abbildung 12: Einsatzfelder moderner luK-Technologien

100

Abbildung 13: Erfolgsbeeinflussende Faktoren von luK-Technologien

104

Abbildung 14: Erfolgswirkungen moderner luK-Technologien

106

Abbildung 15: Bewertung des bisherigen Forschungsstands

109

Abbildung 16: Bedeutende Information-Systems-Research-Meta-Studien .... 112 Abbildung 17: Meta-Studie Kwon/Zmud (1987)

114

Abbildung 18: Meta-Studie nach Fjermestad/Hiltz (2000)

120

Abbildung 19: Bedeutung der IT nach Dewett/Jones (2001)

123

Abbildung 20: Meta-Studie nach Dehning/Richardson (2002)

125

Abbildung 21: Taxonomie nach Larsen (2003)

128

Abbildung 22: Erfolgswirkungen nach Kohli/Devaraj (2003)

130

Abbildung 23: Kategorisierung der MIS-Literatur (1993-1997)

132

Abbildung 24: Zusammenfassende Darstellung bedeutender Faktoren

136

Abbildung 25: Analytische Dimenslonen der Dualitat der Strukturen

141

Abbildung 26: Eigenschaften dersozialen Strukturen

144

Abbildung 27: Strukturationstheoretische Forschung mit IT-Bezug

146

XX

Abb Idung 28: Wissenschaftstheoretische Einordnung der AST

149

Abb Idung 29: Logik der Adaptive Structuration Theory

150

Abb Idung 30: Appropriation im Kontextder FuE-Kooperation

171

Abb Idung 31: Forschungsbeitrage auf Basis der AST

177

Abb Idung 32: Bedeutende Operationalisierung latenter Konstrukte

179

Abb Idung 33: Erkenntnisgewinn durch theoretischen Bezugsrahmen

184

Abb Idung 34: Theoretische Herleitung der Ausgangshypothese

185

Abb Idung 35: Kapitel 3 der Untersuchung

187

Abb Idung 36: Vorgehen bei der Konzeptionalisierung

188

Abb Idung 37: Modellentwicklung inkl. der unabhangigen Variablen

197

Abbi Idung 38: Erfolgswirkungen der Appropriation

198

Abbi Idung 39: Bezugsrahmen der IT-Wirkungen im Schrifttum

199

Abbi Idung 40: Literaturverweise auf Kooperationsmotlve in der FuE

201

Abbi Idung 41: Motive fur das Eingehen einer FuE-Kooperation

202

Abbi Idung 42: Prazisierung der Erfolgswirkungen

206

Abbi Idung 43: Herleitung der Erfolgswirkungen

207

Abbi Idung 44: Modellentwicklung inkl. der Erfolgswirkungen

211

Abb Idung 45: Herleitung situativer Faktoren

214

Abb Idung 46: Finales Modell nach BeriJcksichtigung situativer Variablen

225

Abb Idung 47: Kapitel 4 der Untersuchung

227

Abb Idung 48: Einordnung multivariater Verfahren

229

Abb Idung 49: PLS-Pfadmodell

234

Abb Idung 50: Zweisprachentheorie in der empirischen Forschung

236

Abb Idung 51: Refiektives Messmodell mitdrei Indikatoren

237

Abb Idung 52: Refiektives Messgleichungssystem

238

Abb Idung 53: Cronbach'sches Alpha

240

Abb Idung 54: Formatives Messmodell mitdrei Indikatoren

246

Abbi Idung 55: Formatives Messgleichungssystem

247

XXI

Abbildung 56: Alternative Konstrukte zweiter Ordnung

252

Abbildung 57: Berechnung von formativen Konstrukten 2. Ordnung in PLS.. 255 Abbildung 58: Strukturgleichungssystem

257

Abbildung 59: Modell mit zwei latenten Variablen

258

Abbildung 60: PLS-Schatzalgorithmus

260

Abbildung 61: Moderator-Modell

263

Abbildung 62: Effektstarke moderlerender Variablen

265

Abbildung 63: Prufschema

269

Abbildung 64: Branchen der Grundgesamtheit

271

Abbildung 65: Entwicklung des Erhebungsinstruments

279

Abbildung 66: Position der Befragten Im Unternehmen

281

Abbildung 67: Konfiguration der betrachteten FuE-Kooperationen

281

Abbildung 68: Verteilung hinslchtlich der Branchenzugehorigkelt

283

Abbildung 69: Verteilung hinslchtlich der Mitarbeiteranzahl

284

Abbildung 70: Kapitel 5 der Untersuchung

287

Abbildung 71: Faktoranalyse fur die Dimension Konsens

291

Abbildung 72: Faktoranalyse fur die Dimension Sinngetreue Nutzung

294

Abbildung 73: Faktoranalyse fiJr die Dimension Einstellung

297

Abbildung 74: Faktoranalyse fur die Dimension Empf- Nutzungsintensitat.... 300 Abbildung 75: Ubergeordnete exploratorische Faktoranalyse

301

Abbildung 76: Fornell-Larcker-Kriterium

302

Abbildung 77: Formatives Konstrukt zweiter Ordnung

302

Abbildung 78: Faktoranalyse fur das Konstrukt Prozesseffizienz

307

Abbildung 79: Faktoranalyse fur das Konstrukt Effektivitat der FuE-Koop

309

Abbildung 80: Faktoranalyse fur das Konstrukt Teaminternes Lernen

312

Abbildung 81: Faktoranalyse fur das Konstrukt Raumliche Nahe

315

Abbildung 82: Faktoranalyse fiJr das Konstrukt Routine

317

Abbildung 83: Faktoranalyse fur das Konstrukt IT-Heterogenitat

318

XXII

Abbildung 84: Strukturgleichungsmodell

320

Abbildung 85: Determinierende Wirkung der raumlichen Nahe

324

Abbildung 86: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Raumliche Nahe).. 326 Abbildung 87: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Teammitglieder).... 329 Abbildung 88: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Partneranzahl)

332

Abbildung 89: Zusammenfassung der Mehrgruppen-Strukturanalysen

334

Abbildung 90: Interaktionseffekt des Konstrukts Raumliche Nahe

335

Abbildung 91: Interaktionseffekt des Konstrukts IT-Heterogenitat

336

Abbildung 92: Interaktionseffekt des Konstrukts Routine

338

Abbildung 93: Kapitel 6 der Untersuchung

341

Abbildung 94: Zusammenfassende Darstellung des Gesamtmodells

346

XXIII

AbkiJrzungsverzeichnis 3D

Dreidimensional

Abb.

Abbildung

ACM

Association for Computing IVIachinery

ANCOVA

Analysis of Covariance

ANOVA

Analysis of Variance

AIT

Advanced Information Technology

ARGE

Arbeitsgemeinschaft

ARPANet

Advanced Research Project Agency Network

Aufl.

Auflage

B2B

Business-to-Business

B2C

Business-to-Consumer

Bd.

Band

BFuP

Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis

bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

CAD

Computer Aided Design

CAE

Computer Aided Engineering

CAM

Computer Aided Manufacturing

CAx

AbkiJrzung von CA-Technologien

CIM

Computer Integrated Manufacturing

CPU

Central Processing Unit

CSCW

Computer Supported Collaborative Work

d.h.

Das heiUt

DBW

Die Betriebswirtschaft

DEV

Durchschnittlich erfasste Varianz

DIHK

Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Diss.

Dissertation

XXIV

DMU

Digital Mocl^-Up

DV

Datenverarbeitung

E-Collaboration

Electronic Collaboration

E-Mail

Electronic Mail

EDI

Electronic Data Interchange

EIRMA

European Industrial Research Management Association

EMS

Electronic Meeting System

EQS

Equation based Structural Program

et al.

Et alii

etc.

Et cetera

f.

Folgende

ff.

Fortfolgende

FR

Faktorreliabilitat

FTP

File Transfer Protocol

FuE

Forschung und Entwicklung

ggf.

Gegebenenfalls

GDSS

Group Decision Support System

GSS

Group Support System

HBR

Harvard Business Review

Hrsg.

Herausgeber

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luK

Information und Kommunikation

IP

Internet Protokoll

IS

Information System

ISR

Information Systems Research

IT

Informationstechnologie

ITC

Item-to-Total-Correlation

Jg.

Jahrgang

XXV

KMO

Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium

KBV

Knowledge-based View

MIMIC

Multiple Indicators and Multiple Causes

NACE

Nomenclature generale des activites economiques

Nr.

Nummer

LISREL

Linear Structural Relationship Model

0. V.

Ohne Verfasser

OECD

Organization for Economic Cooperation and Development

PLS

Partial Least Square

R&D

Research & Development

RBV

Resource-based View

ROA

Return on Assets

ROI

Return on Investment

ROE

Return on Equity

S.

Seite

SMTP

Simple Mall Transport Protocol

Sp.

Spalte

TCP

Transmission Control Protocol

TKA

Transaktionskostenansatz

u.a.

Unter anderem

USA

United States of America

VIP

Variance Inflation Factor

vgl.

Vergleiche

VRIN

Valuable, Rare, Inimitable, Non-Substitutable

WWW

World Wide Web

z. B.

zum Beispiel

ZfB

Zeitschrift fur Betriebswirtschaft

ZVEI

Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie

1

Einleitung

1.1 Problemstellung 1.1.1 Ausgangspunkt der Arbeit Die Innovation ist eine der fundamentalen Antriebskrafte des wirtschaftlichen Wachstums.^ Aufgrund des Gewinnstrebens verlassen Unternehmen „die ausgefahrenen Bahnen der statischen Wirtschaft"^ und versuchen iJber Produktoder Prozessinnovationen ihren okonomischen Output zu steigern.'^ Diese von Schumpeter fur den entwicklungstheoretischen Prozess der schopferischen Zerstorung postulierten Thesen beschreiben auch Jahrzehnte nach Erscheinen grundlegende Mechanismen der heutigen Wirtschaftswelt. Demnach kommt es nicht zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung, wenn von bekannten GiJtern und Leistungen mehr produziert wird, sondern vielmehr durch die Produktion von neuen Produkten und den Einsatz von neuartigen Produktionsverfahren.'' Technische Neuerungen oder gar Quantensprijnge pragen somit die Leistungsfahigkeit unserer Industrielandschaft.^ So konnten in den letzten Jahren insbesondere durch innovative Informations- und Kommunikationstechnologien neue Marktstrukturen fur bestehende Leistungen oder ganzlich neue Markte erschlossen werden.^ Wirtz (2001) spricht in diesem Kontext von dem Beginn der Internetokonomie, dem „Entstehen von neuen bzw. geanderten okonomischen Gesetzmaliigkeiten und Wirkungszusammenhangen"^ durch die Verbreitung des Internets und die Konvergenz der bisher isolierten Telekommunikations-, informationstechnologie- und Medienbran-

Vgl. Schumpeter (1975a), S. 137. Schumpeter (1931), S. 100. Nach Schumpeter (1975b) sind fur Veranderungen im Niveau der wirtschaftlichen Al
Chen. Die Einfiihrung dieser Technologie verursachte sowohl bei unternehmensinternen Prozessen als auch bei Bezieliungen gegenijber anderen IVIarl^ttellnehmern eruptive Veranderungen. Doch nicht nur in den konvergierenden IT-, IVIedien und Telel
Vgl. Wirtz {1999a), S. 14 ff. Vgl. Clark/Fujimoto (1991), S. 1; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 3. Vgl. u.a. Clark/Fujimoto (1991), S. 2 f.; Clark/Wheelwright (1993), S. 15 ff.; Trommsdorff (1995), S. 1 ff.; Clborra/Patriotta (1998), S. 43; Maier/Obermaier (2001), S. 39; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 4 ff. Vgi. Brockhoff/Gupta/Rotering (1991), S. 219 f.; Clark/Fujimoto (1991), S. 7 f.; Zweipfennig (1991), S. 1 ff.; Wheelwright/Clark (1993), S. 15 ff.; BuchholzA/Verner (1997), S. 694; Sivadas/Dwyer (2000), S. 31; Schmidt-Bischoffshausen (2004), S. 17. Ein wesentlicher Grund hierfur ist die Tatsache, dass der Anteii der im FuE-Prozess determinierten Produktlebenskosten zwischen 75 % und 85 % der Gesamtproduktkosten liegt. Vgl. hierzu Creese/Moore (1990), S. 25. Vgl. Rommel et al. (1992), S. 77; Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 38.

•

Relevanz der Forschungs- und Entwicklungskooperation

"The more complex the existing technology, the more inefficient is the market as the place in which firms can acquire the necessary knowledge and technology. "* Unternehmen wahlen verstarkt Formen des externen Wissenserwerbs - und hierbei insbesondere die Forschungs- und Entwicklungskooperation (in Folge FuE-Kooperation genannt), urn das notwendlge Wissen fur das Erzielen von Innovationen zu erhalten.^ Walirend der Erwerb von Innovationen Dritter durch marktnahe Transaktionen wie belspielswelse durcli Lizenzabkommen oder einseitige Technologietransfers insbesondere die Ubertragung von isoliert einsetzbarem Know-liow unterstutzt, dient die FuE-Kooperation dem Aufbau von neuem Wissen in Zusammenarbeit mit Partnern durch die Integration von externem Know-how. Eine Vielzahl von Studien hat ergeben, dass der Innovationsprozess zu einem bestimmten Grad interaktive Merkmale aufweist und haufig verteilt durchgefuhrt wird.^ Seit den 60er-Jahren ist weltweit ein starker Anstieg an FuEKooperationen zu verzeichnen. In einer umfassenden Analyse der FuEKooperationen weist Hagedoorn (2002) nach, dass die Zahl neu eingegangener Unternehmensverbunde in diesem Zeitraum von jahrlich 10 auf 500 anstieg."* Unterstutzt wird dieses Ergebnis durch die Delphi-Studie 1998, die diese These stutzt und kijnftig eine welter steigende Relevanz kooperativer FuEVorhaben erwartet.^ Es kann somit konstatiert werden, dass der FuE-Prozess, der bisher traditionell in isolierten, unternehmensinternen Think Tanks verankert war, verstarkt unternehmens- oder gar wertschopfungskettenubergreifend durchgefuhrt wird.

Bayona/Garcia-Marco/Huerta (2001), S. 1289. Vgl. etwa Hagedoorn/Schakenraad (1994), S. 291 ff.; Narula/Hagedoorn (1999), S. 283; Fritsch/Lukas (2001), S. 297; Hagedoorn/Duysters (2002), S. 167. Vgl. etwa von Hippel (1976), S. 212 ff.; Rothwell (1977), S. 191 ff.; Cooper (1980), S. 277; Ouchi/Bolton (1988), S. 9 f.; Tether (2002), S. 950. Vgl. Hagedoorn (2002), S. 477 ff. Die steigende Anzahl an FuE-Kooperationen wird seit Anfang der 80er-Jahre etwa auch von Mariti/Smiley (1983), S. 437 ff.; Osborn/Baugh (1987), S. 57 ff.; Hagedoorn (1990), S. 17; Brockhoff/Teichert (1995), S. 111 und Kotabe/Swan (1995), S. 621 konstatiert. Vgl. FHG-ISI(1998), S. 98ff.

"In the network economy, no firm is an island. On the one hand, the knowledge required to compete in technology markets is becoming more diverse as markets converge and industries collide. On the other hand, firms are narrowing their knowledge base in an effort to specialize and focus."^ Die FuE-Kooperation als Form des externen Wissenserwerbs wird in der Literatur als Organisationsform zwischen Marl
Sawhney/Prandelli (2000), S. 24. Vgl. etwa Brockhoff (1992b), S. 514; Rotering (1993), S. 6 ff.; Odagiri (2003), S. 187. Die Wahl der jeweiligen Koordinationsform hSngt gemali der Transaktionskostentheorie von der Hohe der jeweils gegebenen Transaktionskosten ab. Diese fallen fur Information und Kommunikatlon bei Anbahnung, Vereinbarung, Abwicklung und Kontrolle der Transaktion an, und hangen von der gewahlten Koordinatlonsfornn Hierarchle, Kooperation oder Markt ab. Vgl. hierzu auch Picot (1982), S. 336 ff. Hagedoorn(1993), S. 371.

in Betracht gezogen werdenJ Neben der gestiegenen Haufigkeit der Durchfijhrung von FuE-Kooperationen ist auch die zunehmende Internationalisierung dieser zu beobachten.^ Daraus folgt eine steirkere Verteilung der FuE-Teams und somit eine abnelimende Bedeutung so genannter Co-located Teams, die an einem einzlgen pliysil
Vgl. u.a. Contractor/Lorange (1988), S. 3 ff.; HIadik (1988), S. 187 f.; Rotering (1990), S. 35; Brockhoff (1991), S. 361; Hagedoorn (1993), S. 371 f.; Teichert (1993), S. 519; Miyata (1996), S. 123 f.; Bayona/Garcia-Marco/Huerta (2001), S. 1289 f.; Fritsch/Lukas (2001), S. 297 ff.; Hagedoorn (2002), S. 477 f. Vgl. Gassmann (1997), S. 3 ff.; Gassmann/Boutellier (1997), S. 28 ff.; Teichert (1997), S. 804 ff. Gassnnann/Boutelller/von Zedtwitz (1999), S. 3 ff.; Gassmann (2001), S. 74 ff.; Hagedoorn (2002), S. 491 ff.; Gassmann/von Zedtwitz (2003), S. 243 ff.; Nummela (2003), S. 1 ff. Vgi. McDonough/Kahn/Barczak (2001), S. 110 ff. Gassmann/Boutellier/Zedtwitz (1999), S. I. Vgi. Gassmann (2001), S. 74. Vgi. Gassmann (2001), S. 75. Ais Beispiei konnen tiierfur DaimierChrysier Oder Toyota genannt werden, die in den ietzten Jahren eine konsequente internationalisierungsstrategie bzgi. ihrer FuE-Vorhaben verfolgt haben.

Ressourcen fur das eigene Forschungsvorhaben einsetzen zu konnen. So ist es auch zu erklaren, dass uber 50 % aller FuE-Kooperationen zwischen Unternehmen unterschiedlicher nationaler Herkunft eingegangen werden.^ Als Element der Internationalisierungsstrategie eines Unternehmens wird der multinationalen FuE-Kooperation sine stetig steigende Bedeutung beigemessen.^ So streben Unternehmen nicht nur wegen des Markteintritts sondern auch aufgrund der Moglichkeit zur Eriangung neuer Wissensquellen kooperative Vorhaben in anderen Landern an. Hagedoorn (2002) schreibt diesbezuglich: "Companies do not only seek foreign market entry, but they also seek foreign assets (both of a tangible and intangible nature) and build international inter-firm partnerships for international source of R&D, production and supply. "^ Neben der zunehmenden Bedeutung und Internationalisierung von FuEKooperationen konnte Hagedoorn (2002) in seiner Studie eine Flexibilisierung der Kooperationstatigkeit im Bereich der Forschung und Entwicklung feststellen. So ging der Anteil von Kooperationen mit Kapitalbeteiligungen - z.B. Joint Ventures - von 90 % auf unter 10 % zuriick." Entsprechend stiegen im gleichen Zeitraum rein vertragliche FuE-Kooperationen, die kurzfristig oder gegebenenfalls auch nur fijr einzelne Projekte eingegangen wurden. Eine Erklarung hierfur bieten Kogut (1988) und Porter (1987) mit dem Venweis auf die verhaltnismaUig hohen Kosten fur den Aufbau und die Etablierung von Joint Ventures.^ Daruber hinaus wird eine haufig fehlende Zielkongruenz der Inltlatoren des Gemeinschaftsunternehmens in Verbindung mit einer fur das

Vgl. Hagedoorn (2002), S. 486. Vgl. Osborn/Baughn (1990), S. 503 ff.; Teichert (1993), S. 519; Duysters/Hagedoorn (1996), S. 1 ff.; Ohmae (1999), S. 180 ff. Hagedoorn (2002), S. 485 f. Hagedoorn (2002) stutzt seine deskriptive Analyse auf Datensatze der MERIT-CATIDatenbank. Hierbei wurden Informationen, wie beispielsweise die beteiligten Unternehmen, das Forschungsfeld oder die Form der FuE-Kooperation der letzten 40 Jahre ausgewertet. Vgl. Kogut (1988), S. 319; Porter (1987), S. 43 ff.

Forschungsvorhaben unangemessen starren vertraglichen Ausgestaltung und Organisation genannt.^ Zusammenfassend l
Kommunil
Jnnovationen sind nicht Routine, sollen es aber eines Tages werden. '^ Dies gilt analog

auch fur

die

Forschung

und

Entwicklung

als Teilmenge

der

Innovatlonsaktivitaten eines Unternehmens. "Research and Development activities are infierentiy uncertain, equivocai, and difficult to coordinate. Therefore, appropriate group and project communication is crucial to R&D performance. But traditional communication channels - face-to-face conversations and meetings are too formal, and too constrained by scheduling and distance, to fully support the spontaneous, informal, collaborative communication necessary for R&D work. "^ Forschung und Entwicklung sind demzufolge grundsatzlich durch sine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Zielerreichung, einen relativ geringen Anteil an Routineprozessen und eine hohe Komplexitat, welche sich aus starken

2

Vgl. Harrigan (1988), S. 141 ff.; HIadik (1988), S. 187 ff.; Nooteboom (1995), S. 79 f.; Dussauge/Garette (1999), S. 131 f.; Narula/Hagedoorn (1999), S. 283 ff. Hauschildt(1997), S.42. Rice (1994), S. 10.

intra- oder interorganisationalen Interdependenzen ergibt, gepragt.^ Diese Komplexitat wird weiter gesteigert, wenn die Teilnehmer eines FuE-Teams unterschiedliche unternehmensl^ulturelle Hintergrunde oder eine eingescliranl
Vgl. Katz/Allen (1982), S. 7; Rice (1994), S. 10. Wahrend andere Unternehmensfunktionen, wis beispielsweise die Produktion oder das Marketing, einen Inoheren Anteil an Routineprozessen aufweisen, sind Forschung und Entwicklung durch eine holie Unsicherheit hinsichtlich der erzielbaren Erfolge und einen hohen Bedarf an Kommunikation und Koordination zwischen den Akteuren gekennzeichnet. Gassmann/Boutellier/von Zedtwitz (1999), S. 5. Wahrend die Autoren in diesem Zusammenhang mit dem Begrlff "cross-border" die Internationale Zusammenarbeit in einem Unternehmen melnten, so kann dieser jedoch auch als eine unternehmensiJbergreifende Zusammenarbeit verstanden warden. Vgl. Berends(2002), S. 21. Vgl. Herner (1954), S. 238 ff.; Gerstberger/Allen (1968), S. 272 ff.; Allen/Cohen (1969), S. 12 ff.; Whitley/Frost (1973), S. 537; Holland/Stead/Leibrock (1976), S. 163 ff.; Tushman (1977), S. 587 ff.; Katz/Tushman (1979), S. 132 ff.; Katz/Allen (1982), S. 7; Brown/Elsenhardt (1995), S. 343 ff.; Anderson et al. (2001), S. 131 ff. Vgl. Utterback (1971), S. 130; Moenart/Souder (1990), S. 213 ff. Vgl. Moenart/Souder (1990), S. 213 ff.; Szulanski (1996), S. 27 ff.; Szulanski (2000), S. 9 ff. Vgl. Daft/Lengel (1984), S. 191. Vgl. Huber(1991), S. 88ff. Vgl. Rice (1994), S. 10.

(1991) eine mangelnde Kommunikation als eines der wesentlichen Produktivitatsprobleme in verteilten, respektive virtuellen FuE-Projekten.^ Zahlreiche Studien bestatigten demnach die Notwendigkeit von Meclianismen, die eine effiziente Kommunikation und Zusammenarbeit sicherstellen. Bei unternehmens- und gegebenenfalls landerubergreifenden FuE-Kooperationen wird diese sowohl durch die pliysische Distanz als aucli durch kulturelle Unterschlede hinsichtlich des Forschungsverstandnisses noch verstarkt.^ Klassisclie Kommunlkationskanale wie die personliche Kommunikation gelten zwar als uberaus wichtig, aber auch als liinderlich, um sclinell, spontan und ohne Verzogerung termlnliclie und raumllche Barrieren zu ubenwinden. Insbesondere vor dem HIntergrund der zunehmenden interorganisationalen Forschungstatigkeiten sind daher technikgestutzte KommunJkations- und Koordinationsprozesse von besonderer Bedeutung.^ Sie dienen als Koordinationsmechanismus in der Geschaftsbeziehung und ermoglichen laut Grandorl/Soda (1995) "spectacular cost reduction [...], thereby supporting many forms of widespread networl< otfierwise hardly feasible"*. Pliyslsche, zeitllche und formale Hijrden der Kollaboratlon konnen somit umgangen werden.^ Folglicli gilt, dass der Einsatz von modernen Informations- und Kommunlkationstechnologlen die Effizlenz und die Effektivitat der gruppeninternen Prozesse steigern kann.® Wahrend bisher meist proprietare Systeme eingesetzt wurden, 1st die Entwicklung internetbasierter Anwendungen in der Zwisclienzeit so welt fortgeschritten, dass diese Technologien erstmals jene Funktionalitaten bieten, die den FuE-Prozess effizient unterstutzen konnen/ So erwartet beispielswelse Protodigm, ein Pharmaunternetimen, die Kosten fur die

Vgl. De Meyer (1991), S. 49. Vgl. Gerybadze/Reger (1997), S. 9. Vgl. Rice (1984), S. 129 ff.; Rice/Bair (1984), S. 185 ff.; Kraut/Egido/Galegher (1990), S. 149; Sproull/Kiesler(1991), S. 12f.; Hiltz/Turoff (1993), S. 18f.; Figge(1998), S. 187ff. Grandori/Soda(1995), S. 197. Vgl. Rice (1994), S. 10. So l
10

unternehmensubergreifende Entwicklung neuer Medikamente mit Hilfe von intemetbasierten Anwendungen um 30 % bis 40 % reduzieren zu konnen, indem zentrale Aktivitaten, wie beispielsweise die Ideengenerierung, efflzienter durchgefulirt werden.^ Kessler (2003) besclireibt die waclisende Bedeutung der Internettechnologien fur Forscliungs- und Entwicklungsvorliaben wie folgt: "The growing impact of Internet networking tools on R&D is manifest in its transformation of the processes by which organizational actors acquire technical knowledge, develop new products and services, and connect with users. '^ Bereits lieute setzen 95 % aller Forsclier das Internet in vielen Bereiclien itirer Arbeit ein.^ Angefangen von der Kommunikation mittels E-l\/lail, der Projektplanung auf so genannten Project-Management-Sites und der Erstellung des Entwurfs mit Hilfe von intemetbasierten CAx-Anwendungen'* bis hin zum Protoyping und Testing werden internetgestiitzte Anwendungen uber alle Wertschopfungsaktivitaten des FuE-Prozesses hinweg eingesetzt.^ Zum einen soil durch den Einsatz der Internettechnologien die Effizienz und Effektivitat der FuE-Prozesse gesteigert werden. Sethi/Pant/Sethi (2003) sprechen in diesem Zusammenhang von einem "potential of greatly improving the effectiveness of new product development^. Zum anderen erieichtert der Einsatz von Internettechnologien die Integration von neuem Know-how und umgeht die von Katz/Allen (1982) als „Not-invented-here-Syndrome" bezeichnete traditionelle Barriere, die die eingeschrankte Aufnahme externen Wissens durch FuETeams beschreibt/ Die Relevanz des Einsatzes von intemetbasierten Anwendungen in FuE-Teams verdeutlichen Hameri/Nihtila (1997) mit nachstehender AusfiJhrung:

Vgl. Ozer (2000), S. 388. Kessler (2003), S. 905. Vgl. Kessler (2003), S. 905. CAx steht fur Computer Aided, wobei das x als Platzhalter fur verschiedene Buchstaben zu verstehen ist. Mogllche Anwendungsbereiche sind CAM (Computer Aided Manufacturing), CAD (Computer Aided Design) Oder auch CAE (Computer Aided Engineering). Vgl. Deitz (1997), S. 16 f.; Gassmann (2001), S. 74; Bullinger (2002), S. 129 ff. Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 38. Vgl. Katz/Allen (1982), S. 7 ff.; Kessler (2003), S. 908.

11

"World Wide Web and internet technology seem to have reached a stage in which it provides the needed functionality, flexibility, and reliability for supporting the communication needs of large distributed new product development projects. Ivloreover, this technology enabled the set-up cost and time for a purely project-specific system to be reduced to an acceptable level. Our analysis also suggests that in distributed interorganizational new product development projects, the networking infrastructure, both at the national level and at the level of the individual organization, has become an issue of significant importance and should be integrated into the project planning phase at the outset of the development effort."' Zugleich kann grundsatzlich eine alleinige Investition in entsprechende ITSysteme nicht als ausreichend erachtet werden. Das IT-Produktivitatsparadoxon, welches aussagt, dass keine eindeutige Beziehung zwischen ITInvestitionen und einer gesteigerten Leistung nachweisbar ist, beruht auf einer Vielzahl von widerspruchlichen Studienergebnissen Anfang der 90er Jahre.^ Demnach konnen IT-lnvestitionen sowohl einen positiven als auch einen negativen EInfluss auf die Unternehmensprozesse und die finanziellen Ergebnisse haben. Die grundlegenden Mechanismen, durch die IT-Systeme eine durchweg positive Wirkung auf die Leistungs- und Wettbewerbsfahigkeit eines Unternehmens haben, scheinen bisher nicht ausreichend untersucht und verstanden worden zu sein.^ Angesichts dieser - anscheinend stetig wachsenden - Bedeutung, die der effiziente Einsatz von Internettechnologien im kooperativen FuE-Teams in der Unternehmenspraxis hat, wird in der wissenschaftlichen Literatur eine ausfijhrllchere Betrachtung dieses Managementproblems gewunscht." So bezeichnen Sethi/Pant/Sethi (2003) das Forschungsfeld der internetbasierten Produktentwicklung als eine „under-researched area'^, bei der auf Ergebnisse

Hameri/Nihtila(1997), S. 85f. Vgl. etwa Brynjolfsson/Hitt (1996), S. 541 ff.; Hitt/Brynjolfsson (1996), S. 121 ff.; Brynjolfsson/Hitt (1998), S. 49 ff. Vgl. Masini/van Wassenhove/Zollo (2003), S. 6. Vgl. Burn/Barnett (1999), S. 215 ff.; Van den End/Wijnbeg (1999), S. 30; Kessler (2003), S. 905. Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 51.

12

aus „empirical efforts with large samples and systematic survey-based researcf)"^ gewartet werden muss. Daruber hinaus sehen die Autoren eine Forschungslucke hinsichtlich der Beantwortung der Frage, wie die Effizienz verteilter oder virtueller FuE-Teams, die uberwiegend uber das Internet zusammenarbeiten, gesteigert werden l
Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 51. Vgl. Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 37. Kessler (2003), S. 905 f. Vgl. Albers/Brockhoff/Hauschildt (2001), S. 175 ff. Vgl. Fjermestad/Hiltz (2000), S. 1 ff. Vgl. Kock (1999), S. 98 f.; Fjermestad/Hiltz (2000), S. 1.

13

tionstechnologien im Unternehmen untersuchen.^ Auch die Diskrepanz zwischen praktischer Relevanz und wissenschaftlichen Erkenntnissen hat bereits Robey (1987) folgendermaden skizziert: "While most other areas of management knowledge have been very critically reexamined, the question of computer impact has led a charmed existence. Despite the billions of dollars we spend on new computer systems, we have little systematic information about how computers actually, work' in organizations. "^ Heute - knapp 20 Jahre spater - wird im Sclirifttum immer noch die Notwendigkeit des Erkenntnisfortschritts fur den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationsteclinologien (iuK-Teclinologien) im Unternehmen postuliert. Sherer/Kohli (2003) schreiben diesbezuglich: "Providing evidence that IT investments pay off is more significant now than ever With firms struggling to keep costs under control, the scrutiny of IT investment opportunities for tactical and strategic applications increased. To justify IT expenditures, senior management demands quantifiable payoffs from past investments and justifications for future requests. [...] Nevertheless, academicians need to teach practitioners how to design and conduct studies to measure the business value of IT. They need to develop well-organized IT payoff-studies such as those that dispelled the unequivocal results of past studies and then countered the notion that a productivity paradox exists both at a firm-level and the economy-level. "^ Zusammenfassend wird der Ausgangspunkt dieser Untersuchung demnach so verstanden, dass der effiziente

und effektive Einsatz von Internet-

technologien in FuE-Kooperationen zum einen ein hochgradig relevantes Probiem fiir die Unternehmenspraxis darstellt und zum anderen die Durchdringung der wissenschaftlichen Forschungsstromung empirische Forschungsliicl^en aufweist.

' ^ ^

Vgl. Tippins/Sohi (2003), S. 745 ff. Robey(1981), S. 679. Kohli/Sherer (2003). S. 242.

14

1.1.2 Zielsetzung der Arbeit Den Diskurs des vorigen Abschnitts aufgreifend versucht die vorliegende Arbeit zur ScliiieUung dieser genannten wissenscliaftliclien Luclon einen Beitrag zu lelsten, indem eine theoriegeleitete und Hypothesen testende Studie zur Konzeptionalisierung und Operationalisierung des Einsatzes von Internetteclinologien In der FuE-Kooperation und der Erfolgswirkung durchgefulirt wird. Es 1st der Anspruch der Arbeit, dass das zu untersuctiende Phanomen in monotJieoretisctier Vorgehensweise moglichst prazise beschrieben wlrd.^ Zugleich sollen bisherige Erkenntnisse der Forschung bezijglich des Einsatzes internetbasierter Anwendungen In Forsctiungs- und Entwicklungsvorhaben berijcksichtigt werden. Ausgehend von diesem Problemverstandnis stelit die Fragestellung, wie FuETeams internetbasierte Anwendungen In Kooperationen einsetzen, im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Zusatzlich sollen die Erfolgswirkungen des Einsatzes unter BeriJcksichtlgung situativer Faktoren untersucht werden. Somit konnen fur die vorliegende Arbeit folgende vier Fragestellungen abgeleitet werden: 1. WIe kann der Einsatz von internetbasierten Anwendungen in der FuEKooperation auf Teamebene konzeptlonallslert und operatlonalisiert werden? 2. Welche Erfolgswirkungen hat der Einsatz von internetbasierten Anwendungen in einer FuE-Kooperatlon? 3. Wie wirkt der Einsatz von internetbasierten Anwendungen auf den FuEKooperationserfolg? 4. Welche situativen Faktoren beelnflussen die WIrkungsbezlehung zwischen Einsatz und Erfolgswirkung und wie wirken sich diese aus? Die

vorliegende

Arbeit

soil

demnach

das

Entscheidungsproblem

des

Managements, wie Internettechnologien in der FuE-Kooperation zielfijhrend eingesetzt werden sollen, beleuchten und neue Erkenntnisse bieten. Sie basiert auf der Basishypothese, dass der Einsatz internetbasierter Anwendungen in der

Vgl. zur Begrundung der Theoriewahl Abschnitt 2.1.3.

15

FuE-Kooperation als ein komplexes, sich iiber mehrere Dimensionen definierendes Konstrukt beschrieben werden kann.^ Der Schwerpunkt der Arbeit liegt damit auf der ersten Fragestellung, welche die Konzeptionalisierung und Operationalisierung des Einsatzes internetbasierter Anwendungen zum Thema hat. Erstere meint die theoriegeleitete Erarbeitung des l
^ ^

Forschungsbereichen

Vgl. insbesondere Abschnitt 2.4.3.3. Vgl. Homburg/Giering(1996), S. 5. Vgl. Homburg/Giering(1996), S. 5.

des Technologie-

und

16

Innovationsmanagements aufgegriffen. Darauf aufbauend werden Hypothesen hinsichtlich der Wirkungszusammenhange zwischen diesen Faktoren und den ErfolgsgroBen formuliert. AbschlieUend werden die Hypothesen entsprechend eines konfirmatorischen Forschungsdesigns in einem empirischen Verfahren uberpriift.

1.2 Abgrenzung des Untersuchungsbereichs Nachdem das Entscheidungsproblem eriautert und die Ziele dieser Untersucliung festgelegt wurden, soil an dieser Stelle eine Prazisierung des Untersuchungsobjekts erfolgen. In diesem Zusammenhang werden die zu untersuchenden Institutionen sowie die relevanten FuE-Kooperationen abgegrenzt. 1.2.1 Betrachtete Institutionen Die in Abschnitt 1.1.1 dargesteilten Veranderungen hinsichtlich der Ausgestaltung von Forschungs- und Entwicklungskooperationen treffen fijr eine Vielzahl von Branchen in unterschiedlichem AusmalJ zu. Diese Arbeit fokussiert auf jene Unternehmen in Deutschland, die im Rahmen ihrer unternehmerischen Tatigkeit haufig kooperative Forschungs- und Entwicklungsvorhaben durchfuhren. Diese lassen sich im Wesentlichen anhand von zwei Kriterien identifizieren. Zum einen deutet eine hohe FuE-lntensit3t in der Branche und somit ein hohes Entwicklungsbudget auf eine gesteigerte Kooperationsneigung im FuEBereich hin.^ Gemad aktueller Studien zahlen hierzu Unternehmen in Deutschland in den Branchen der Spitzentechnologie (FuE-Budget > 8,5% des Umsatzes) und in jenen mit hochwertigen Technologien (FuE-Budget > 3,5% des Umsatzes).^ Zu diesen Industriezweigen konnen nach der internationalen Branchenklassifikation NACE (Nomenclature generale des activites economiques) insbesondere Unternehmenskategorien des verarbeitenden Gewerbes

Vgl. etwa Tether (2001), S. 947; Fritsch/Lukas (2001), S. 297 ff.; Vonortas (1997), S. 126 ff,; Hagedoorn (2002), S 477 ff. Vgl. Grupp/Legler (2000), S. 1 ff.

17

zugeordnet werden.^ Die hier vorgenommene Konzentration auf ausgewahlte Branchen gewahrleistet eine fur die Beantwortung der Themenstellung wichtige Homogenitat des Untersuchungsobjel
Vgl. Niedersachsisches Institut fiir Wirtschaftsforschung (2003), S. 91. Vgl. auch zur Kategorisierung der Branchen nach FuE-lntensitat Arthur D. Little (2004), S. 8. Diese Ergebnisse bestatlgen Hammes (1994), der in den Branchen der Elektrotechnik und Elektronlk, der chemischen Industrie, dem Maschinen- und Aniagenbau sowie dem Fahrzeugbau die hochste Anzahl an strategischen Allianzen feststellte. Vgl. hierzu Hammes (1994), S. 199. Vgl. Rotering (1990), S. 1 ff.; Fritsch/Lukas (2001), S. 297 ff.; Vonortas (1997), S. 143 ff.

herstellen zu konnenJ Als elementares Ziel der Prozessinnovation kann somit die Effizienzsteigerung begriffen werden. Unter einer Produktinnovation werden hingegen Leistungen verstanden, die es dem Anwender ermoglichen, neue Zwecke zu erfiJllen oder bestelnende Zwecke in einer durchweg neuen und andersartigen Weise zu verwirklichen.^ Als dominantes Ziel kann diesbezijglich die gesteigerte Effektivitat verstanden werden. Da die Fragestellung auf die Art der Zusammenarbeit der Teammitglieder und nicht auf den Inhalt des Ergebnisses der Zusammenarbeit abzlelt, werden beide Kategorien in der vorliegenden Arbeit berijcksichtigt, wobei folgende Argumente ausschlaggebend fiir diese Entscheidung waren: Im relevanten Schrifttum konnten keine Hinweise gefunden werden, dass sich der Einsatz von internetbasierten Anwendungen bei der kooperativen Entwicklung von Prozessinnovationen von jenem bei Produktinnovationen unterscheidet. Die in der Wissenschaft gangige Differenzierung zwischen Prozess- und Produktinnovationen konnte in Gesprachen mit Experten aus der Praxis nicht eindeutig bestatigt werden.'' Prozess- und Produktinnovationen ergeben sich demnach haufig gleichzeitig (neuer Prozess ermoglicht neue Produktfunktionen oder neues Produkt bedingt einen neuen Prozess), so dass eine prazise Differenzierung fur den Befragten nicht zwingend moglich ist. Hinsichtllch der subjektiven Dimension (neu fiJr wen?) konnen Innovationen anhand ihres Innovationsgrades (bzw. ihres Innovationsgehalts oder ihrer Neuartigkeit) unterschieden werden.'' In der Literatur besteht eine Vielzahl an Dichotomlen, die eine graduelle Abstufung von Innovationen ermoglicht (radikal versus inkremental; grundlegend versus instrumental; revolutionar versus

Vgl. Hauschildt (2004), S. 11. Vgl. Hauschildt (2004), S.11. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden 15 Expertengesprache durchgefijhrt, die zur SIchersteiiung der Vaiiditat und Verstandiichl<eit des Untersuchungsobjekts und des Erhebungsinstruments dienten. Zur ausfuhriichen Darstellung der Inhalte und Ziele der Expertengesprache vgi. Kapitei 3. Vgi. Hauschildt (2004), S. 14.

19

evolutionSr;

originare

versus

adaptiv;

Basisinnovation

versus

Verbes-

serungsinnovation). ^ In der vorliegenden Untersuchung soil hinsichtllch des innovationsgrades grundsatzlich jedoch keine initiale Einschrankung vorgenommen werden. Somit werden sowohl Forschungsvorhaben Inkrementeller Natur in die empirische Analyse aufgenommen als auch jene, die revolutionare bzw.

radikale

Neuerungen anstreben. D.h. es werden alle Innovationen untersucht, die nacti Abschluss des Forscliungs- und Entwicklungsvorhabens erstmalig von einem Unternehmen am Markt eingefuhrt werden sollen.^ Diese Entscheidung wird damit begrundet, dass im Rahmen der empirisclien Studie der Innovationsgrad als situative Variable abgefragt und deren Einfluss auf die Erfolgswirkung uberprijft werden soll.^ Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass hinsichtllch des Innovationsobjekts keine wesentlichen Einschrankungen vorgenommen werden, urn die Beantwortung der Fragestellung 4 umfassend zu ermoglichen. 1.2.2.2 Organisatorische Ausgestaltung Unter Bezugnahme der Prazisierung des Begriffs FuE-Kooperation in Abschnitt 2.2.1. werden grundsatzlich alle FuE-Kooperationen als Untersuchungsobjekt herangezogen, unabhangig davon, ob ihr Tatigkeitsbereich schwerpunktmaUig in der Grundlagenforschung, in der angewandten Forschung oder in der experimentellen Entwicklung angesiedelt ist. Auch hier liegt - vergleichbar mit Abschnitt 1.2.2.1 - die BegriJndung darin, dass weder Unterschiede im Einsatz internetbasierter Anwendungen in FuE-Kooperationen im Schrifttum identifiziert werden konnten, noch theoriebedingt davon ausgegangen werden muss.'* Hingegen liegt eine Eingrenzung bezuglich der Intensitat der Zusammenarbeit vor. Diesbezijglich werden in der vorliegenden Arbeit nur diejenigen kooperativen Vorhaben betrachtet, die durch ein gemeinschaftliches Vorgehen gepragt sind. Im Gegensatz dazu werden Kooperationen, die durch eine

Vgl. zu den Ubersichten Leifer et al. (2000), S. 19 f.; Hauschildt (2004), S. 5. Vgl. Hauschildt (2004), S. 24. Vgl. zur situativen Variable Routine die Abschnltte 3 sowie 5.1.3.2. Vgl. zum theoretlschen Bezugsrahmen im Folgenden Abschnitt 2.4.

20

unverbindliche Zusammenarbeit, einen blolien Austausch von Informationen Oder durch ein stillschweigendes aufeinander abgestimmtes Agieren gepragt sind, nicht berucksichtigt. Diese Einschrankung wird notwendig, da alle vier Forschungsfragen auf die Zusammenarbeit auf Teamebene abzielen und somit ein gewisser Grad an Interaktion, Kommunikation, Koordination und Zielorientierung vorausgesetzt wird.^ Die Abgrenzungsdimensionen Bindungsart und Zutrittsmoglichkeit zielen ebenfalls auf die Form der Zusammenarbeit ab. Nicht-vertragliche und offene Kooperationen werden in dieser Arbeit nicht berucksiclitigt.^ Die Begrundung hierfur liegt insbesondere in der problematischen IVIessung der Erfolgswlrkungen. Sowohl bei offenen als auch bei niclit-vertraglichen Forschungsgemeinschaften ist eine eindeutige Zuordnung der erzielten Forschungsergebnisse und somit eine Einschatzung hinsictitlich Effektivltat oder Effizienz nur bedingt moglich. Daher hatte der Befragte erheblictie Probleme diese Aspekte abzuschatzen und die Gefahr eines Response-Bias aufgrund stark subjektiv gepragter Antworten wijrde die empirisctien Ergebnisse in Frage stellen.^ Keine Eingrenzungen des Untersucliungsobjekts werden hingegen beziiglich des Raumaspekts und der Kooperationspartner vorgenommen. Als Argumentation dient hierbei vor allem das vierte Forscliungsziel, welclies die Relevanz situativer Variablen wie die Virtualitat des Teams zum Inhalt hat (Raumaspekt). Hinsichtlich der Partnerwahl wird dem Befundmuster des reievanten Schrifttums zufolge kein unterschiedlicher luK-Technologle-Einsatz erwartet." Somit werden FuE-Kooperationen mit Kunden, Lieferanten, Wettbewerbern, offentlictien Institutionen und Forschungseinrichtungen abgefragt.® Abbildung 1 fasst die Abgrenzung des Untersuchungsobjekts anhand organisatorischer Charakteristika unter Berucksichtigung des inhaltlichen Schwerpunkts der FuE-Kooperation zusammen.

Vgl.Abschnitt 1.1.2. Vgl. zur Definition einer nicht-vertraglichen oder offenen Zusammenarbeit die Abschnitte 2.2.1. Vgl. zum Key Informant- und Identitatsproblem Abschnitt 4.4.2.1. Vgl. Abscfinitt 2.3.1.4. Vgl. zu den wichtigsten Typen von Kooperationspartnern Gemunden (1990), S. 18.

21

Auspragungen Schwerpunkt der Kooperation Intensitiit

Art der Bindung

Grundlagenrorschung

Anwendungsforschung

Enlwicklung

St ill sell wei- unverbiodAustausch koordiniergend aufein- liche Zuvon Informates Vorander ab- sammenartion en, gestimrrvtes beit, Emgetien Ergebnissen Verhalten pfehlungen

ZutrtttSmdfllichkeit

kapitalmadige Verflectitung

vertragiich

fiicht vortragliciie

gefneinschaftlicties Vorgehen

geschiossen

often

Raumaspekt

lokal

regional

national

intemalKtnal

Kooperationspartner

Kunden

Lieferanten

Wattbewarber

Offentliche tnstitutionen

..berucKsichtigtl

...ntDbt berOcksichtigt

Abbildung 1 : Abgrenzung der untersuchten FuE-Kooperatlonen

1.2.2.3 Kooperationsphase Ein weiteres Kriterium, anhand dessen die Untersuchung eingegrenzt werden soil, stellt die Phase der FuE-Kooperation dar, in der die internetbasierten Anwendungen zum EInsatz kommen sollen. In der Literatur werden fijnf grundlegende Teilabschnitte unterschleden, die den gesamten Lebenszyklus einer FuE-Kooperation beschreiben.^

Initialentscheidung fiir FuEKooperation

Auswahl und \Gewinnung von Kooperationspartnern

Konfiguration der FuEKooperation

Durctifuhrung der FuEKooperation

^Beendigung der^ FuEKooperation

Abbildung 2: Phasen der FuE-Kooperation^

Im Anschluss an die Entscheidung des Managements fur eine Kooperation mit anderen, unabhangigen Institutionen im Bereich der Forschung und Ent-

Vgl. Bronder/Pritzl (1991), S. 44 ff.; Bronder/Pritzl (1992), S. 17 ff.; Pampel (1993), S. 175ff. Eigene Darstellung in Aniehnung an Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 391.

22

wicklung folgen die Auswahl und das Gewinnen des bzw. der passenden Kooperationspartner. Die Konfiguration der FuE-Kooperation umfasst die rechtliche sowie die organisatorische Ausgestaltung des l
^

Vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 404 ff. Whetten(1981), S. 5ff.

23

Die erstgenannte Sichtweise, das Action Set, welche Whetten (1981) als "Coalition of Organizations worldng togetiier to accomplisti a specific purpose"^ beschreibt, meint ein Netzwerk, bestehend aus zwei oder mehreren unabhangigen Untemehmen, welches die Erfijliung einer bestimmten gemeinsamen Aufgabe als Ziel hat. Demnach wurde vor dem Hintergrund der Fragestellung hierunter eine einzige - idealerweise die strategisch bedeutsamste FuE-Kooperation eines Unternehmens verstanden warden. Die zweite Sichtweise, das Organizational Set, wurde im Gegensatz hierzu als "total set of interorganizational linkages'^ eines Unternehmens bezeichnet werden. Bel Berucksichtigung dieser Perspektive ware somit eine Analyse des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in alien FuE-relevanten Unternehmensbeziehungen, die ein Unternehmen aufweist, durchzufijhren. Diese Eingrenzung erscheint fur die Beantwortung der Fragestellung jedoch nicht zweckmaliig, da Unternehmensbeziehungen in ihrer Gestalt, Zielsetzung und Durchfuhrung (z.B. Dauer, Anzahl der Kooperationspartner, Machtverhaltnis etc.) zu stark variieren und somit als zu heterogen bezeichnet werden konnen.^ Die Untersuchung wurde daher eine zu geringe Spezifitat aufweisen. Whetten (1981) unterscheidet daruber hinaus noch die interorganisationale Beziehung des Dyadic Linit, die die einfachste Form einer Beziehung zweier Unternehmen, wie beispielsweise das 50:50-Joint Venture, beschreibt." Da diese Perspektive alle FuE-Kooperationen mit mehr als einem Kooperationspartner eliminieren wiirde, soil im Rahmen dieser Arbeit entsprechend eines Action Sets eine einzige FuE-Kooperation eines Unternehmens als Untersuchungsobjekt dienen. Um sicherzustellen, dass die Befragten eine bedeutsame FuE-Kooperation ihres Unternehmens wahlten, wurde nach einer strategisch wiclitigen FuE-Kooperation gefragt.^

Vgl. Whetten (1981), S. 8. Vgl. Whetten (1981), S. 5. Vgl. u.a. Contractor/Lorange (1988), S. 3 ff,; HIadik (1988), S. 187 ff.; Rotering (1990), S. 1 ff,; Brockhoff (1991), S. 361 ff.; Brockhoff/Gupta/Rotering (1991), S. 219; Hagedoorn (1993), S. 371 ff.; Teichert (1993), S. 519 ff.; Gemunden/Walter (1996), S. 237; Vonortas (1997), S. 1 ff.; Tether (2001), S. 947 ff.; Lukas/Fritsch (2001), S. 297 ff.; Hagedoorn (2002), S. 477 ff. Vgl. im Folgenden Whetten (1981), S. 5 ff. Vgl. Eriauterungen zum Fragebogen im Anhang.

24

1.3 Aufbau der Arbeit Aufbauend auf das einleitende erste Kapitel, welches die Beschreibung des Ausgangspunktes der Arbeit, die Festlegung der Ziele der Arbeit und die Eingrenzung des Untersucliungsobjekts vorsielit, ist die Arbeit in funf weitere Kapitel gegliedert. Kapitel 2 behandelt die konzeptionellen Grundlagen der Untersuchung. Zur wissenschaftlichen Einordnung der Arbeit wird mit der Beschreibung des methodologischen Vorgehens begonnen. Einen weiteren Grundpfeiler stellt die terminologische Definition der zentralen Begriffe FuE-Kooperation und internetbasierte Anwendungen dar. In den vorausgegangenen Abschnitten warden bereits verschiedene Begriffe eingefuhrt und erste Prazislerungen vorgenommen. Fur ein umfassendes VerstSndnis kann dies jedoch nicht als ausreichend erachtet werden. Es werden daruber hinaus ein theoretischer Bezugsrahmen fijr die Fragestellung gewahit, ein Oberblick uber die bisherige relevante Forschung vorgenommen sowie verwandte Forschungsgebiete im HInblick auf deren Erkenntnisbeitrage ausgewertet.

25

1. EInlMung Zifllsatzung ()Br A/twit

Ausgangspunkl tlaf Artwil

UntefsmJm ngso^jekte

2. KonzapUonaU* GnitMll«0*n Thooreiisttier Bazugsr^men

Tenninoloaisctw GmndtagsT

Methixi[>k)gia

Stand der Fof^chung

3. Kofu*ptiMtiii*fung und HypothcMnbitdung Ekistfz intemeltiasnrler Anwendunger

Situalive Fahtoren

Eftolgswirkuooen

4. MMtradlk und Vorg«h*ntw*lM d*r wnplrlwtwn Unterauchung Gnindtagen und VorgehensweisB

KonstruHtmBssung

Datengrundtage

S. Ergebnisse d«r wnpfriftchftn Untenuchung Ert(larungstM
Ertotg^TAirkungen

Operatfonalisierjngen

S. ZuumnwmfMMmg und Zusammemfassjng def Ergebnisse

Implrkationen fur Praxis

Impfikationen for Wi»senscha(l

A b b j i d u n g 3: A u f b a u d e r A r b e i t

Die Konzeptualisierung

des mehrdimensionalen

Konstrukts

Einsatz von

internetbasierten Anwendungen in der FuE-Kooperation wird in Kapitel 3 behandelt.

im

Mittelpunkt

der

iVIodelJentwickiung

stehen

hierbei

die

tlieoriegeleitete Herleitung und Beschrelbung der Konstruktdimensionen sowie die Erstellung eines IVIessmodells. Daran anschlieUend werden bedeutende Erfolgswirkungen identifiziert, auf welciie das Konstrukt des Einsatzes von Internettechnologien diesbezuglich

in der FuE-Kooperation wirken. Erganzend werden

Hypothesen,

die

das

Wirkungsgefijge

zwischen

dem

EInsatzkonstrukt und den Erfolgswirkungen beschreiben, entwickelt. Das dritte Forschungsziel stellt die Selektion und die Identifikation der situativen Faktoren dar, die auf den Wirkungsgrad der Aktionsparameter EInfluss ausuben. Analog zur Herleitung von Hypothesen bzgl. der Dimensionen umfasst Kapitel 3 auch die Hypothesenblldung

bezijglich der moderierenden Wirkung situativer

Faktoren auf den Erfolg. Kapitel 4 beinhaltet

die

Darstellung

der Grundlagen

der

empirischen

Untersuchung. Im Vordergrund steht hierbei die Eriauterung der methodischen

26

Grundlagen angemessener statistischer Verfahren zur Durchfiihrung der Messung. Im Einzelnen werden hierbei die fiJr die Operationalislerung notwendigen Verfahren zur Messung abstrakter Variablen sowie die Dependenzanalyse zur Analyse von Wirkungszusammenhangen vorgestellt. Darauf aufbauend wird die Datengrundlage der Untersucliung beschrieben und die empirisclie Messung des zuvor erarbeiteten Modells durchgefuhrt. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zusammen. Den Mittelpunkt bilden hierbei die Eriauterung der identifizierten Konstruktdimensionen sowie die Darstellung des gemessenen Erfolgsbeitrags. Bezugnehmend auf die vierte Forschungsfrage werden die Wirkungen der zuvor bestimmten situativen Faktoren auf die Konstruktdimensionen untersucht. Abschlieliend werden in Kapitel 6 die Implikationen der konzeptionellen und empirischen Untersuchungsergebnisse fur Wissenschaft und Unternehmenspraxis beschrieben. Die Schwerpunkte liegen zum einen auf der Erarbeitung von Handlungsanweisungen, die dem Manager situationsspezifische Empfehlungen fur den Einsatz von Internettechnologien in der FuE-Kooperation geben, und zum anderen auf der Darstellung der Implikationen fiJr die Wissenschaft, die sich aus der Untersuchung ergeben.

27

2 Grundlagen der Untersuchung Nach Offenlegung der Vorgehensweise sowie der methodologischen Leitideen und der Prazisierung der Begriffe wird eine Bestandsaufnahme der Literatur zum Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien im FuEProzess vorgenommen, urn die Forschungslucl<e zu identifizieren. Erganzend erfolgt aufgrund des sehr geringen Alters dieses Forschungsfeldes im Rahman eines Exl
Abbildung 4: Kapitel 2 der Untersuchung

2.1 Wissenschaftstheoretische Grundlagen Im Folgenden soil sowohl die methodologische als auch die wissenschaftstheoretische Konzeption der vorliegenden Arbeit eriautert werden. DariJber hinaus wird nachfolgend auch das grundlegende Forschungsdesign beschrieben. Diese gezielte Auswahl einer geelgneten Konzeption ist als Grundvoraussetzung fijr die wissenschaftliche Bearbeitung von Fragestellungen jeglicher Art zu sehen, da sie den notwendigen Orientlerungsrahmen bietet. Der Abschnitt

28

schlieBt mit Ausfuhrungen zur Selektion der Adaptive Structuration Theory fijr die inlialtiiche Ausgestaltung des theoretischen Bezugsralimens. 2.1.1 Methodologische Leitideen Die wissenschaftstheoretische Position dieser Arbeit wird in Form von metliodologisclien Leitideen dargelegt.^ Diese bestimmen die gultigen und legitimen formalen Erkenntnis- und Erl
Idee der Erl
Die Eriangung gesicherter Erkenntnisse in Bezug auf die Realitat und ilire vielscliiclitigen Interdependenzen mit Hilfe von stringenten Forschungsprogrammen kann als oberstes Ziel der wissenscliaftlichen Forschung in der Betriebswirtscliaftlelire eraclitet werden. Hieraus wird deutiicfi, dass eines der zentralen Ziele der Betriebswirtscliaftlehre in der Erklarung zu selien ist. So erkennt Popper (1973), „dass es das Ziel der empirischen Wissenschaft ist, befriedigende Erklarungen zu finden, fur alles, was uns einer Erklarung zu bedurfen erscheint. "* Eine vergleiclibare Position nimmt aucli Albert (1987) ein, demzufolge die Erklarung aller in Betracht kommenden Tatbestande auf Basis von GesetzmaRigkeiten das in den theoretischen Realwissenschaften weitgehend akzeptierte allgemeine Erkenntnisprogramm kennzeichnet.^ Eingangs soil im Rahmen eines auf Erklarung ausgerichteten Forschungsprogramms der zu erklarenden Sachverhalt, das sogenannte Explananda,

Vgi. zu einem ahnlichen Vorgehen hinsichtlich der wissenschaftstheoretischen Grundlagen Fritz (1995), S. 20 ff., der daruber hinaus noch unterschiedliche Ansatze eriautert. Vgl. Bohnen (1975), S. 4. Vgl. Fritz (1984), S. 73; Becker (2004), S. 32 ff. Vgl. Popper (1973), S. 213. Vgl.Albert(1987), S. 102.

29

moglichst genau spezifiziert und dargestellt werden. Erst im Anschluss daran wird der entsprechende Erklarungshintergrund, d.h. die dazugehdrigen Fragestellungen und Randbedingungen - erortert. Dieser Aspekt wird auch als Explanantia bezeichnet.^ Insbesondere bei innovativen Fragestellungen zahit die prazise Spezifikation des Explananda zu den wesentlichen Aufgaben erklarungsorientierter Forschung. Auch in der vorliegenden Arbeit steht ein komplexes Phanomen, fur das in ijberwiegendem IVIaBe noch keine passenden Konzeptionalisierungen und Operationalisierungen vorliegen, im Mittelpunkt der Untersuchung, so dass unbedingt vor den explikativen Analyseschritten die deskriptlven Arbelten erfolgen mijssen.^ Das Explananda besteht hier aus dem Einsatz internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation. Der skizzierten schrittweisen Vorgehensweise wird genugt, indem zunachst die relevanten Begrifflichkeiten im Rahmen der terminologischen Grundlagen des folgenden Abschnittes eriautert und definiert werden und zudem die zentralen Konstrukte des Untersuchungsmodells konzeptionalisiert werden. Erst hierauf aufbauend wird Bezug genommen auf den Haupterklarungsansatz dieser Arbeit: die Erklarung des Erfolges von FuEKooperationen. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass der Idee der Erklarung eine hohe Relevanz fiJr die Ausrichtung der wissenschaftlichen Positionierung beigemessen wird, da die Untersuchung primar ein am Erkenntnisinteresse orientiertes Wissenschaftsziel verfolgt.' •

Propensitats-Modell

Die Prazisierung der zuvor eriauterten Idee der Erklarung erfolgt mit Hilfe des wissenschaftstheoretischen Leitbilds des kritischen Rationalismus." Dieser sieht in der Vernunft die wichtigste Quelle wissenschaftlicher Erkenntnis. Ziel des kritischen Rationalismus ist es, wissenschaftliche Fragestellungen entweder durch

logisches

Denken

oder

aber

empirische

Untersuchungen

einer

Falsifikationsprufung zu unterziehen.^ Der kritische Rationalismus nach Popper

Vgl. Popper (1973), S. 213 f. Vgl. hierzu die Konzeptionalisierungen in Kapitel 3. Vgl. Schanz(1988), S. 6f. Vgl. Popper (1965), S. 46. Vgl. Popper (1965), S. 42 ff.

30

lehnt die Induktion - die Ableitung von allgemeinen GesetzmalJigkeiten aus Beobaclitungen - ab, und verfolgt das Prinzip der Dedul
in der vorliegenden Arbeit Anwendung findet.^ So

konstatiertWitte{1981): „Bezuglich der Forderung nach deterministischen Aussagen ist ebenfalls und naturgemali eine NichterfiJllung durcti die betriebswirtscliaftiiche Forschung festzustellen. Es ist geradezu ein Wesenszug wirtschaftsund sozialwissenschaftiicher Zusammenhange, dass sie stociiastisctier Natur sind."® Der Propensitats-Ansatz stellt eine Weiterentwicklung des kritischen Rationalismus von Popper (1979) dar, welcher die zwingende Determiniertheit des Modells aufgibt. Demzufolge werden PropensitSten als objektive, probabllistische

Vgl. zum Humesc/jen Oder Induktionsproblem auch Meyer (1979), S. 28 ff. Der statistischen Partial Least Squares-Methode wird im Vergleich zu kovarianzbasierten Ansatzen eher ein induktives als ein deduktives Vorgehen zugeschrieben (Vgl. Fassott (2005), S. 29). Da hierbei Jedoch nur das mathematisciie Verfahren bzw. der zugrunde liegende Algorithmus und nicht das Forschungsdesign an sich gemeint ist, kann von einem grundsatzlictien deduktiven Vorgehen in dieser Arbeit ausgegangen werden. So wird im Schrifttum einhellig die Meinung vertreten, dass es sich bei der Partial Least Squares-IVIethode urn ein multivariates Verfahren der zweiten Generation handelt, welches durch ein konfirmatorisches Vorgehen gekennzeichnet ist. Vgl. hierzu FOrster et al. (1984), Fornell (1987), S. 412. Vgl. Hempel/Oppenheim (1948), S. 136 ff.; Popper (1982), S. 31 ff. Vgl. Hempel/Oppenheim (1948), S. 136 ff.; Stegmuller (1973), S. 82; Raffee (1993), S. 20. Vgl. Raffee (1974), S. 42; Popper (1979), S. 312; Fritz (1995), S. 21 ff. Witte(1981), S. 19.

31 „Verwirklichungstendenz eines Dings, in einer bestimmten Situation eine bestimmte Eigenschaft oder einen bestimmten Zustand anzunetimen"^ verstanden, die als Wahrscheinlichkeit interpretiert werden mtissen. Hierdurch wird eine indeterministisclie Eri
die Berticksichtung des Einsatzes von gerecht. Ferner ist Konstrukte nur eine

Die zweite Konsequenz der Propensitatsidee stellt die Berucksichtigung der Situationsabhangigkeit dar, wonach der jeweilige situative Kontext des Ereignisses die deduktiv ermittelten Beziehungen starken, schwachen, aktivieren oder deaktivieren.^ Diesem Grundsatz entsprechend folgt die vorliegende Arbeit dem situativen Ansatz als weitere methodologische Leitidee. Die Kernaussage des situativen Ansatzes ist, dass nicht grundsatzlich eine generell gultige und uberlegene Handlungsoption existiert, sondern vielmehr eine Viel-

Popper/Eccles (1982), S. 48. Vgl. Popper (1974), S. 1130; Popper (1979), S. 312; Popper/Eccles (1982), S. 49 ff. Fritz (1995), S. 122. Vgl. etwa zu moglichen Einflussfaktoren des FuE-Kooperationserfolges den Abschnitt 1.1. Vgl. Popper/Eccles (1982), S. 49 f.; Popper (1995), S. 31 f.

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zahl von situationsbezogenen angemessenen AlternativenJ Im englischsprachigen Schrifttum wird diesbezuglich von Contingency Theory oder Contigency Approach gesprochen.^ Die Berucksichtigung des situativen Ansatzes erfolgt in dieser Arbeit explizit in der vierten Forscliungsfrage, die sich mit der moderlerenden Wirkung situativer Variablen auseinandersetzt. Der Kritik der Theorielosigkeit des situativen Ansatzes wird dahingehend begegnet, als dass nur jene situativen Faktoren in die Untersuciiung aufgenommen warden, deren Inhalt theoretisch begrundet und von Relevanz zur Beantwortung der Fragestellung ist.^ •

IVIonotheoretiscties Vorgehen

Aus der methodologisctien Leitidee der Multikausalitat wird haufig jene des theoretischen Pluralismus abgeleitet." Durcli den Ruckgriff auf melirere Theorien bei der Beantwortung einer Forscliungsfrage soil ein hoherer Erklarungsgehalt erzielt werden.^ DariJber hinaus wird argumentlert, dass erst ein derartiges ekiektisches Vorgehen die interdisziplinare Forschung ermoglicht.® Diese Position wird jedoch im Schrifttum sehr kontrovers diskutiert. So argumentieren Anhanger der monotheoretischen Forschung, dass jede Theorie auf unterschiedlichen Annahmen und Voraussetzungen basiert und somit nicht unbedingt integrierbar sind7 Wird eine Integration mehrerer Theorien ohne Ruckgriff auf Integrationskriterien wie etwa den Ausschluss konkurrierender Positionen vorgenommen, so besteht die Gefahr verfalschter Erklarungsargumentationen.^ Beim monotheoretischen Vorgehen wird nur jene Theorie angewendet, die zur Beantwortung der Forschungsfrage am geelgnetsten erscheint, da aufgrund der Fokussierung eine tiefer gehende Auseinander-

Vgl. u.a. Kast/Rosenzweig (1979), S. 116ff.; Kieser (1995), S. 155, Vgl. Venkatraman/Camillus (1984), S. 513 ff. fordern daruber hinaus die Entwicklung von „mld-range theories". ZeithamlA/aradarajan/ZeithamI (1988), S. 37 konstatieren diesbezuglich: "Contigency approaches are positioned within management as mid-range theories between the two extreme views which state either that universal principles of organisation and management exist or that each organisation is unique and each situation must be analyzed seperately." Vgl. zu EinwSnden der Theorielosigkeit situativer Ansatze Abel (1979), S. 141 f.; Kublcek/Kieser (1980), Sp. 1543 -1547; Schanz (1982), S. 264. Vgl. Spinner (1974), S. 80 ff. zu Ausfuhrungen ijber den theoretischen Pluralismus. Vgl. Fleischmann (1966), S. 26; Fritz (1984), S. 117. Vgl. Fritz (1984), S. 119. Vgl. etwa Freiling (2001), S. 15 ff. Vgl. Freiling(2001), S. 16.

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setzung mit den theoretischen Inhalten moglich ist, als es aus forschungspragmatischen Grunden der theoretische Pluralismus eriaubt. Dies trifft insbesondere auf empirische Untersuchungen zu, da der weiter gefasste ekiektische Ansatz die BeriJckslchtigung einer Vielzahl an unterschiedlichen Aspekten mit sich bringen wijrde und eine Analyse des Gesamtmodells aus statistischen Grunden nicht melir realisierbar ware.^ Dieser BegriJndung folgend, wird in der vorllegenden Arbeit das monotlieoretische Vorgeiien als Leitidee integriert. Vor allem die erhebliche Anzahl an grundsatzlich denkbaren Erfolgsfaktoren im Bereich der IT-Nutzung im Unternehmen macht eine Fokussierung auf eine einzige Theorle erforderlich, wobel die Wahl der zu nutzenden Theorie im Anschluss diskutiert wird.^ •

Diskussion zentraler Kritikpunkte am kritischen Rationalismus

Wie zuvor erwahnt hat der kritische Rationalismus einen wesentlichen Einfluss auf die forschungsprogrammatische Orientierung der Betriebswirtschaft gehabt.^ Jedoch ist dieser Ansatz haufig folgender Kritik ausgesetzt:" Zum einen wird die Moglichkeit rein deduktiven Arbeitens wegen der unzulanglichen theoretischen Durchdringung vieler Teilgebiete der Betriebswirtschaftslehre negiert.^ In der vorllegenden Arbeit wird jedoch davon ausgegangen, dass die in Abschnitt 1.1 hergeleitete Problemstellung sehr wohl eine deduktive Annaherung ermoglicht und in dem relevanten Untersuchungsbereich eine Vielzahl leistungsfahiger Theorien verfilgbar ist, deren selektive und spezifische Anwendung eine deduktive Annaherung an die Fragestellung ermoglicht. Dies wird auch in Abschnitt 2.1.3, welcher die Wahl der Theorle eriautert, naher begrundet werden. Zum

anderen

wird

kritlsiert,

dass

die durchgangige

Anwendung

des

Falsifikationsprlnzlps als nicht realisierbar gilt, da aufgrund des Einflusses von nicht vollkommen kontrollierbaren Kontextfaktoren, wie die probabilistische Na-

Vgl. Becker (2005), S. 39. Vgl, Abschnitt 2.1.3. Vgl. Kern (1979), S. 11; Meyer (1979), S. 29; Schanz (1988), S. 53 ff.; Albach (1993), S. 9; Raffee(1993), S. 18. Vgl. Feyerabend (1970), S. 228; Kubicek (1977), S. 11; Witte (1977), S. 271 f.; Homburg (1998), S. 60ff. Vgl. Kubicek (1977), S. 10 f.; Witte (1981), S. 18 f.; Martin (1989), S. 184; Homburg (1998), S. 61.

34

tur von sozialwissenschaftlichen Hypothesen und die Messfehlerproblematik bei komplexen sozialwissenschaftlichen Konstrukten, sine Hypothese im Grunde nie zweifelsfrei falsifiziert werden kann.^ Der Einfluss nicht vollkommen kontrollierbarer Kontextfaktoren wird hier jedoch durch die Integration des situativen Ansatzes in das theoretische Gebilde berucksichtigt. Der Kritik der probabilistischen Natur sozialwissenschaftlicher Hypothesen wird durch die Verfolgung des Propensltats-Modells entgegnet, welches durch die Multikausalitat und die Unvollkommenheit der Erklarung gekennzeichnet ist. Abschliedend soil das Argument der Messfehlerproblematik diskutiert werden. Diese wurde von Popper selbst aufgegriffen. Er begrundet aber nicht die Ablehnung des Falsifikationsprinzips des kritischen Rationalismus, sondern fordert vielmehr eine moglichst hohe Reliabilitat und Validitat der Messungen:^ „Aus der methodologischen Forderung nach moglichst strenger Prufbarkeit der Theorien [...] folgt die nach moglichster Steigerung der Meligenauigl<eit. "^ Auch Peter (1979) verfolgt diese Argumentation bezuglich der hohen Relevanz der Konstruktmessung im Forschungsprozess: „Valid measurement is the sine qua non of science. [...] If the measures used in a discipline have not been demonstrated to have a high degree of validity, that discipline is not a science. "* 2.1.2 Grundlegendes Forschungsdesign In Aniehnung an Fritz (1995) wird das dieser Arbeit zugrunde llegende Forschungsdesign bestimmt.^ Hinsichtlich des Untersuchungsziels unterscheidet dieser exploratorische und konfirmatorische Untersuchungen. Erstgenannte streben die Entdeckung bzw. Erkundung von Zusammenhangen an, wahrend letztgenannte auf den Hypothesentest abzielen. Beide Formen konnen deskriptive (beschreibende), explikative (erklarende) oder instrunfientelle (gestaltungsorientierte) Aussagen anstreben.

Vgl. Kubicek (1977), S. 8; Laudan (1977), S. 27; Witte (1981), S. 18 f.; Martin (1989), S. 23f.;Homburg(1998), S. 61 f. Vgl. Fritz (1984), S. 98. Popper(1982), S. 87. Peter(1979), S. 6. Vgi. im Folgenden Fritz (1995), S. 60 ff.

35

Trotz des fruhen Forschungsstadiums des Einsatzes intemetbasierter Anwendungen im Unternehmen soil die vorliegende Untersuchung grundsatzlich durch ein konfirmatorisch-explikatives Forschungsdesign gepragt sein. Nieschlag/Dichtl/Horschgen (1997) empfehlen jedoch, dass in derartigen Fallen eher ein exploratorisches Forschungsdesign zu wahlen ist.^ Diesem Vorschlag wird nicht gefolgt, da der methodologischen Leitidee des kritischen Ratlonalismus und insbesondere dem Postulat der theoriegeleiteten Forschung, wonach explizit formulierte Aussagen gepruft werden, Rechnung getragen werden soll.^ In der vorliegenden Arbeit kann darQber hinaus der erklarende Charakter aus der Hauptfragestellung, ob und wie der Einsatz intemetbasierter Anwendungen auf den FuE-Kooperationserfolg wirkt, abgeleitet werden. Vor der emplrischen Prijfung der Wirkungsbeziehungen bedarf es allerdings deskriptiver Komponenten und somit einer entsprechenden Erganzung des Forschungsdesigns. HIerbei stehen inhaltlich die Konzeptionalislerung und Operationalisierung des Einsatzes intemetbasierter Anwendungen und des FuE-Kooperationserfolges im Vordergrund. Dieser Teilbereich der Arbeit entspricht wie in Abschnitt 2.1.1 der methodologischen Leitidee der Erklarung. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Forschungsdesign der Arbeit sowohl konfirmatorisch-explikative als auch konfirmatorisch-deskriptive Komponenten aufweist. 2.1.3 Wahl der Adaptive Structuration Theory als Bezugsrahmen Filr die Entscheidung hinsichtlich der Wahl des theoretischen Ansatzes sollen zunachst kurz jene etablierten Forschungsansatze vorgestellt werden, die sich grundsatzlich mit dem Phanomen des Einsatzes moderner luK-Technologien Im Unternehmen beschaftigen. Diesbezijglich konnen zwei Hauptstromungen unterschieden werden. Zum einen sind Theorien, die schwerpunktmafiig die Institution als Untersuchungsobjekt

betrachten und den Einsatz von

Informationstechnologien als speziellen Anwendungsfall sehen und zum anderen jene

Ansatze,

die

das Verhalten

der Anwender

bzw.

der

Anwendergruppe untersuchen und ausschlieRlich auf die Erklarung der

Vgl. Nieschlag/Dichtl/Horschgen (1997), S. 675. Vgl. Friedrichs (1976), S. 60 ff.; Kromrey (1980), S. 20 ff.; Martin (1989), S. 341 f,; Nieschlag/Dichtl/Horschgen (1997), S. 675, zu Grundsatzen theoriegeleiteter Forschung.

36

Nutzung moderner Informationsfokussieren, zu nennen.

und

Kommunikationstechnologien

Prominente Vertreter der erstgenannten Kategorie sind der zur Neuen Institutionenokonomie

zahlende

Transaktionskostenansatz

(TKA)

und

stellvertretend fur ressourcentheoretische Ansatze der Resource-based-View (RBV)

und

Knowledge-based-View

(KBV).

Hinsichtlich

der

zweiten

Hauptstromung gilt es jnsbesondere Ansatze der rationalen Medienwahl, Ansatze der normativen Medienwahl sowie die Adaptive Structuration Theory zu erwahnen.^ •

Institution als Untersuchungsgegenstand

Der TKA kann grundsatzlich als Ansatz charakterisiert werden, der sich nnit „der Koordination, insbesondere mit der Beherrschung und Uberwachung wirtschaftlicher Leistungsbeziehungen'^ auseinandersetzt. Ausgangspunkt waren die Uberlegungen von Coase (1937), der hinterfragte warum in der Realitat neben Markten auch Unternehmen als weitere Organisationsform bestehen.^ Der TKA versucht anhand der Transaktionskosten (Kosten fur Suche, Anbahnung, Verhandlung, Entscheidung, Vereinbarung, Kontrolie, Anpassung und Beendigung)'' die effizienteste Koordinationsform (Markt, Hierarchie oder Mischform) zu identifizieren.^ Hinsichtlich des Einflusses der luK-Technologien auf Transaktionen wird im Schrifttum grundsatzlich konstatiert, dass sie die Transaktionsatmosphare positiv beeinflussen und das Potenzial aufweisen, Transaktionskosten zu reduzieren.^ Markt und HybridOrganisationsformen werden hierdurch attraktiver. Als bedeutende Einsatzfelder der IT wird im Schrifttum auf eiektronischer Markte'', Outsourcing^, Zu-

Dlese genannten Ansatze stellen eine Auswahl dar, die anhand ihrer grolien Bedeutung zur Erforschung von Informationssystemen im Schrifttum erfolgte. Als weitere theoretische Ansatze wurden die Infomiation Processing Theory, die Diffusionstheorie, das Technology-Acceptance-Model, die Task-Technology-Fit-Theory, die Real Options Theory und die Prinzipal-Agent-Theorie identifiziert. Picot(1991), S. 147. Vgl. Coase (1937), S. 386 ff. Vgl. PIcot (1982), S. 270; Albach (1988), S. 1160 f. Vgl. zu einer umfassenden Darstellung des Transaktionskostenansatzes Williamson (1975) und Williamson (1985). Vgl. etwa Picot/Ripperger/Wolff (1996), S. 68 ff. Vgl. etwa MaloneA'ates/Benjamin (1987), S. 485 ff. Vgl. etwa Aubert/Rivard/Patry (1996), S. 51 ff.

37

lieferintegration^ sowie Supply-Chain-Management^ verwiesen. Im Mittelpunkt des Interesses steht zu jedem Zeitpunkt die Transaktion und nicht, wie die Problemstellung fordert, die gruppeninternen Anwendungsprozesse. Die ressourcentheoretischen Ansatze stellen generell sehr machtige IVIittel zur Verfijgung, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile von Unternelimen durch so genannte VRIN-Ressourcen (Valuable, Rare, Inimitable und NonSubstitutablef zu erklaren, wobei der KBV als Verengung des RBV zu verstehen ist."* So wird der Ressource Wissen, die im traditionellen RBV eine von vielen Ressourcen darstellt, die zentrale Rolle fiJr die Eriangung von Wettbewerbsvorteilen und zukunftigen Renten zugewiesen. Das Unternehmen wird nicht als Bundei von Ressourcen und Kompetenzen sondern als Body of Knowledge verstanden. Die Bedeutung der Informationstechnologien fiJr das Unternehmen wird im Schrifttum durchwegs betont. Mata/Fuerst/Barney (1995) schreiben diesbezijglich: "The ability to use IT to leverage the fundamental resource advantages of firms enables IT to be a potential source of sustained competitive advantage. '^ In der Literatur werden die drei unterschiedliche Dimensionen IT-lnfrastruktur, IT-Managementskills sowie technische Skills der IT-Kompetenz unterschieden.^ Im Wesentlichen wird im Schrifttum das Ziel verfolgt, die Bedeutung von ITRessourcen fiJr den nachhaltigen Wettbewerbsvorteil auf Unternehmensebene zu begrunden und nachzuweisen/ Eine Prazisierung auf Aspekte des Einsatzes von luK-Technologlen in einem Team, wie sie die Problemstellung fordert, unterbleibt hingegen im Schrifttum und kann nur bedingt aus den theoretischen Kernkonzepten abgeleitet werden.

Vgl. etwa Subramani (2004), S. 45 ff. Vgl. etwa Welty/Becerra-Fernandez (2001), S. 67 ff. Vgl. zum Ressourcenbegriff des RBV u.a. Barney (1991), S. 101; Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 516. Vgl. im Folgenden Muller-Stewens/Lechner (2001), S. 281 f. sowie zu den Grundlagen des KBV Nonal
38

•

Individuum bzw. Gruppe als Untersuchungsobjekt

Die Modelle der rationalen Medienwahl (z.B. Media-Richness-Theorie^ oder das Social-Presence-Modell) gehen davon aus, dass rational denkende Anwender im betriebswirtscliaftlichen Kontext mit Aufgaben konfrontiert werden, die sowohl auf sachlich-inliaitliclner, als auch auf sozio-emotionaler Ebene unterschiedlich anspruchsvoll und wichtig sind.^ Gleichzeitig stehen ihm mehrere luK-Teclinologien zur VerfiJgung, deren Nutzung mit jeweiligen Kosten verbunden ist und die sich hinsichtlich der durcli den Anwender empfundenen personlichen Nahe in eine Reilienfolge bringen lassen (Medienhierarchien), wobei die computervermittelte Kommunikation stets als ein a priori destruktives Surrogat der personlichen Kommunikation zu verstehen ist.^ Der Anwender wahit entsprechend den Anforderungen der Aufgabe stets das passende bzw. effizienteste Medium zur Interaktion. Das Modell der rationalen Medienwahl verabsolutiert soziales Handein als Indlvidualisiert sowie zweckrational und blendet irrationalitat, soziale Normen und interpersonal Abstimmungen im Kontext von Medienwahlentscheidungen weitgehend aus. Problematisch ist die Postulierung von Medienhierarchien unabhangig von dem sozialen Nutzungskontext und den Skills der Anwender. In einer Vielzahl von Studien konnten die zentralen Hypothesen der MedlaRichness-Theorie nicht vollstandig nachgewiesen werden.'' So konnten auch Dennis/Klnney (1998) keine Leistungssteigerung bei einer der Aufgabe angemessenen medialen Reichhaltigkeit nachweisen.^ Der Hauptkritikpunkt an dieser Forschungsstromung liegt auf der technikzentrierten Sichtweise und dem Ignorieren der Rahmenbedingungen, unter denen das Medium eingesetzt wird.®

Vgl. zu naheren Ausfuhrungen der Medla-Richness-Theorie u.a. Daft/Lengel (1984), S. 191 ff.; Daft/Lengel (1986), S. 545 ff. Vgl. Im Folgenden Doring (2003), S. 131 ff. Daft/Lengel (1986), S. 560 definieren die Reichhaltigkeit folgendermaiien: "Information Richness is defined as the ability of Information to change different frames within a time Interval. Communication transactions that can overcome different frames of reference or clarify ambiguous Issues to change understanding In a timely manner are considered rich [...] Richness pertains to the learning capacity of a communication." Vgl. El-Shlnnawy/Markus (1992), S. 242 ff.; Trevlno/Lengel/Daft (1987), S. 553. Vgl. Dennis/Klnney (1998), S. 256. Vgl. Suh (1999), S. 295 ff.

39

Die Ansatze der normativen Medienwahl, zu denen das Social Influence Model, das Konzept der interpersonellen MedienwahP oder die Critical Mass Theory^ zu zaiilen sind, besclireiben die Medienbewertung niclit als Funl^tion von Medienmerkmalen, sondern uberwiegend als soziale Konstrul
Vgl. H6flich(1996), S. 102 ff. Vgl. Markus{1990), S. 194ff. Vgl. Hiltz/Turoff (1993), S. Iff. Fulk/Schmitz/Steinfield (1990), S. 128 folgern diesbezuglich: "The SIM [Social Influence Model] postulates that Individuals' media perceptions and use are. In part, socially constructed. Media properties such as richness are posited to be subjective - influenced to some degree by attitudes, statements, and behaviours of others in the workplace." Vgl. Kiesler/Siegel/McGuire (1984), S. 1123 ff.; Schmitz/Fulk (1991), S. 487 ff.; Markus (1990), S. 194 ff.; Markus (1994), S. 502 ff. Vgl. Doring (2003), S. 146. Vgl. Poole/DeSanctis (1990), S. 173 ff.; Poole/DeSanctis (1992), S. 5 ff.; DeSanctls/Poole (1994), S. 121 ff.

40

Die Adaptive Structuration Theory postuliert als Spezialfall der Strul
Selektion des relevanten theoretischen Ansatzes

Nachdem zuvor die generell relevanten theoretischen Ansatze isoliert von einander beschrieben wurden, soli nun die Begrundung der Wahl erfolgen. Zu diesem Zweck werden diese gemali Ihres Erkenntnisbeltrags zur Beantwortung der zentralen Fragestellung, welche den gruppeninternen Prozess der Nutzung internetbasierter Anwendungen behandelt, beurteilt.^ Der TKA sowie die ressourcentheoretischen Ansatze weisen im Vergleich zu den anderen Ansatzen eine niedrigere inhaltliche Granularitat zur Bestimmung

' ^ ^

Vgl. Doring (2003), S. 145. Ruel(2001), S. 21. Vgl. Abschnitt 1.1.2.

41

eines spezifischen Bezugsrahmens auf, da sie nicht auf den IT-Einsatz fokussieren, sondern das Unternehmen sowie dessen Grenzen und Ressourcen ganzheitlich untersuchen. Somit kann festgehalten werden, dass die Untersuchungen hierbei auf Ebene der Institution durchgefijhrt werden. Da die Problemstellung jedoch auf eine Analyse auf Gruppenebene abzielt, kann vermutet werden, dass diese Konzepte nicht den best moglichen Erkenntnisbeitrag zur Beantwortung der Fragestellung liefern konnen, urn den zuvor erhobenen Anspruch einer durchgangig theoriegeleitete Arbeit auf Basis eines spezifischen Ansatzes gerecht zu werdenJ Auch die traditionellen Konzepte der Medienwahl - sowohl der rationale als auch der normative Ansatz - bieten keinen hinreichenden Erkenntnisbeitrag, da sie ausschlielJIich die Entscheidung, ob ein Individuum bzw. eine Gruppe moderne luK-Technologien einsetzt, behandelt. Die Art und Weise der Nutzung wird hingegen nicht untersucht.^ Hingegen zielt die Adaptive Structuration Theory exakt auf die kontextspezifische Untersuchung dieser gruppeninternen Prozesse ab. Auch hinsichtlich der zuvor bereits en/vahnten Analyseebene kann dieser Theorie eine relevante Perspektive bescheinigt werden, da der Erklarungsbeitrag auf Teamebene (dem so genannten Macro-Level) geleistet werden kann.^ Daruber hinaus wurde bereits in mehreren Studien mit vergleichbarer Fragestellung in einem ahnlichen Unternehmenskontext bewiesen, dass dieser Ansatz einen hohen Erkenntnisbeitrag liefert.'' Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Adaptive Structuration Theory fur die vorliegende Arbeit gewahit wurde, well sie ein

konkretes

IT-Verstandnis

mit

Fokus

auf

moderne

luK-

Technologien, die auch in dieser Arbeit im Mittelpunkt des Interesses stehen, aufweist, das theoretische Konstrukt Appropriation das ganzheitliche Verstandnis des Einsatzes internetbasierter Anwendungen widerspiegelt,

3

Vgl.Abschnitt 2.1.1. Vgl. Dennis/Kinney (1998), S. 256 ff. Vgl. zu den unterschiedlichen Analyseebenen der Adaptive Structuration Theory den Abschnitt 2.4.4.3. Vgi. etwa Majchrzak et al. (2000), S. 569 ff.

42

die Besonderheiten der FuE-Kooperation als Untemehmenskontext durch das theoretische Konstrukt Strukturelles Potenzial abbilden kann,^ aufgrund ihrer inhaltlichen Granularitat einen hohen Erklarungsbeitrag hinsichtlich der Form des Interneteinsatzes sowie deren Erfolgswirkungen vermuten lasst,^ sowie -

auf die geforderte Analyseebene (IVIacro-Level) fokussiert.

Abbildung 5 zeigt den zugrunde gelegten tlieoretischen Bezugsrahmen, der in den Abschnitten 2.4.5 und 3 gemad der Erkenntnisse der Theorie zu fijlien ist.

Adaptive Strucluratlon TlMOty

JJ

Jl

KonzspttonaUsiBning und O p n bonaHiivung dar ErfolQ*wtri(unQtft diAAM EktutZAt knlArnetbaftwler Anwsndun^ftn

KormpticHiAltsi&fung und Op«ratio<^alisisrur>g d«ft EnsaUBS inL9ma|bB$«nt«r An¥v*odur>g«n in 6tt TuE-

a Opefationalisi«rung mo-

Abbildung 5: Theoretischer Bezugsrahmen

Vgl. etwa Malhorta et al. (2001), S. 231 f. So konstatieren Dehning/Rlchardson (2002), dass Studien zu haufig indirekte Erfolgswlrkungen der Informationstechnologie im Unternehmen messen und dass der uberwiegende Antell der Forschungsbeltrage auf einen Nachweis der Steigerung des Unternehmenserfolgs, wie etwa des Return on Investments Oder des Unternehmensgewinns abzielt. Eine direkte Messung, wie etwa die Auswirkung der modernen informations- und Kommunikatlonstech-nologien auf die Geschaftsprozesse, erfolgt hingegen zu selten. Vgl. Defining/Richardson (2002), S. 26.

43

2.2 Terminologische Grundlagen Dieser Abschnitt dient der Schaffung eines prazisen Verstandnisses zentraler Begriffe des zu untersuchenden Phanomens (Erklarung des Explananda), welche in den vorangegangenen Abschnitten bereits skizziert wurden. Es soil ein ausrelchend tiefes Verstandnis der zentralen Definitionen erreicht werden. Die terminologischen Grundlagen werden entsprechend der querschnittlichen Fragestellung in einem kooperations- sowie in einem technikzentrierten Abschnitt erarbeitet. Hierbei gilt es zum einen, aufbauend auf die Skizzierung der Begriffe der Unternehmenskooperation sowie der Forschung und Entwicklung die Forschungs- und Entwicklungskooperation im Detail zu definieren und abzugrenzen. Zum anderen wird im Anschluss an eine Prazisierung des Begriffs Internet eine Begrlffsbestimmung fijr internetbasierte Anwendungen vorgenommen und von ven/vandten Termini abgegrenzt, damit eine bessere Einordnung des Erklarten vorgenommen werden kann. 2.2.1 Begriffsverstandnis FuE-Kooperation Nachfolgend soil der Begriff der FuE-Kooperation definiert werden. Fur die Problemstellung ist dies insofern von hochster Relevanz, da diese den unternehmerischen Aktivitatenbereich fur die Nutzung internetbasierter Anwendungen darstellt. Eingangs werden hierfur ein Begriffsverstandnis und eine Arbeitsdefinition fur Unternelimensl
Definition der Unternehmenskooperation

Der Begriff der Unternehmenskooperation ist in der Literatur in vielfacher Form erklart worden, wobei sich bislang jedoch noch keine einheitliche Definition durchgesetzt hat.^ Vielen Begriffsbestimmungen ist jedoch gemein, dass es sich hierbei um eine Beziehung zwischen Organisationen handelt, die den Zweck hat, betriebliche Ziele mit auUerhalb der Unternehmensgrenzen lie-

Vgl. Trondle(1987), S. 13.

44

genden Ressourcen und Kompetenzen zu erreichen.^ In den Wirtschaftswissenschaften wird grundsatzlich unter einer Unternehmenskooperation die Zusammenarbeit von zwei Oder mehreren Unternehmen verstanden.^ Hierbei konnen entweder zwischenbetrieblich die jeweiligen Unternehmensfunktionen abgestimmt und koordiniert oder auch ein gemeinsames Unternehmen (auch Gemeinschaftsunternehmen oder Joint Venture) gegrijndet werden, wobei die rechtliche und wirtschaftliche Selbstandigkeit der Partner gewahrt bleiben muss.^ Weitere Charakteristika der Unternehmenskooperation sind eine Freiwilligkeit der Zusammenarbeit, gemeinsame Kooperationsziele und die innengetriebene Motivation der Partner zur Kooperation."* Umfassendere Definitionen sehen in Kooperationen alle Formen der zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit selbststSndiger Unternehmen.^ Abbildung 6 stellt das Kooperationskontinuum IVlarkt-Hierarchie auf Basis des hier zugrunde gelegten Verstandnisses von Unternehmenskooperation als ein interorganisationales Netzwerk dar.®

Als mogliche Formen der Unternehmenskooperation werden in der Literatur Allianzen, Arbeltsgemeinschaften (ARGE), Coopetition, Fraktale Fabrik, Franchising, Konglomerat, Joint Venture, Kartell, Keiretsu, Konsortium, Outsourcing, Unternehmensverbande, Offentlichrechtiiche KOrperschaften, sowie virtuelle Unternehmen genannt. Vgl. Theiing/Loos (2004), S. 26. Vgl. Schlerenbeck (2003), S. 49. Vgl. Vornhusen (1994), S. 27. Vgl. St6rmer(2001), S. 36. Vgl. Schlerenbeck (2003), S. 6. Vgl. Sydow (1992), S. 104.

45

Marktilche Koordlnation japoi contracting'

Kaufvemag

Markt

„Relational/obligational contracting"

Lmgfr.

TauBch-

FrancWsiBO-

Intemalisisomg

.ann's length transaction'

JoM V«nturM

.Emptoyment Relalionship" Hierarchische Koordinatjon

Profit Carter

Funttttonai^

Organisaiian

arganisalon

s

^ . Interorganlsationales NeUwerk

Hierarchie ^firTTi"

Externalisierung Abbildung 6: Organisationsformen okonomischer Aktivitaten^

Zusammenfassend

kann konstatiert werden, dass der Gegenstand der

Eriauterungen in der Literatur daher die gemeinsame Aufgabeneii'ullung ist, wobei die zentralen Unterscheidungsmerkmale der Grad der Selbststandigkeit sowie der funktionale Bereich darstellen.^ Als initialer Bezugspunkt fur eine grundlegende Begriffsbildung der Unternehmenskooperation fur die vorliegende Arbeit kann die Definition von Bloiim (1980) genannt werden.^ Dieser versteht unter der Kooperation; „eine auf stillschweigende oder vertragliche Vereinbarung beruhende Zusammenarbeit zwischen rechtlich selbststandigen und [...] auch wirtschaftlich nicht voneinander abhangigen Unternehmungen. "* Eine alinliche Position Ist schon bei Knoblich (1969) anzutreffen. Dieser beschreibt die Unternehmenskooperation mislerungsgesellschaft,

als eine so genannte Okono-

welche sich als „vertraglich geregelte, freiwillige

Zusammenarbeit relativ weniger rechtlich und wirtschaftlich selbststandig

In Aniehnung an Sydow (1992), S. 104. Vgl. zum Kooperationsbegriff etwa Jarlllo/Ricart (1987), S. 83 f.; Ohmae (1989), S. 152; Staudtetal. (1992), S. 3. Vgl. etwa Hauschildt (2004), S. 241. Blohm(1980), Sp. 1112,

46

bleibender Unternehmungen zwecks Okonomisierung von untemehmerischen Teilaufgaben"^ versteht. Gegenstand einer solchen kooperativen Tatigkeit konnen J^ufgaben aus nahezu alien Tatlgkeitsbereichen einer Unternehmung sein'^. Als Arbeitsdefinition der Unternehmenskooperation soil im Folgenden der Begriffsbildung von Schrader (1993) gefolgt werden, die die Unabhangigkeit der Kooperationspartner und die gemeinsame Durchfuhrung der Aufgaben betont und somit auf die Inhalte von Blohm (1980) und Knoblich (1969)aufbaut: „Der Begriff der zwischenbetrleblichen Kooperation umfa&t eine Vielzahl unterschiedlicher Beziehungen, die alle dadurch gekennzelchnet sind, daR zwel rechtllch und wirtschaftllch selbstandlge Unternehmen gemelnsam Aufgaben durchfuhren oder koordlnleren. "^ Abzugrenzen sind derartige Unternehmenskooperationen von uberbetrieblichen Kooperationen, welche die Interessen der Partner, wie etwa gesetzliche oder freiwillige Verbande, bundein (z.B. Verband der deutschen Industrie), und von innerbetrieblichen Unternehmenskooperationen, wie sie zwischen Tochterfirmen eines Konzerns moglich sind. Damit gelingen die Bestimmung der Kooperation als Ausgangspunkt fur die nahere Eriauterung der FuE-Kooperation sowie eine Abgrenzung gegenuber der reinen Marktbeziehung, die ohne bedeutende Verhaltenskoordination erfolgt, und der hierarchischen Geschaftsbeziehung, in der zumindest ein Akteur ijber keine selbststandlge Handlungsfahigkeit verfijgt. •

Definition der Forschung und Entwicklung

Bevor der zentrale Begriff der FuE-Kooperation fur diese Arbeit festgelegt werden kann, sollen das Wesen und das Aufgabenspektrum der Unternehmensfunktion Forschung und Entwicklung, deren Relevanz in Abschnitt 1.1.1

Knoblich (1969), S. 503. Blohm (1980), Sp. 1113. Im Vergleich hierzu wird bei Sydow (1992) das Unternehmungsnetz als „eine auf die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen zielende Organisationsform okonomischer Aktivitaten bezeichnet, die sich durch komplexreziproke, eher kooperative denn kompetitive und relativ stabile Beziehungen zwischen rechtllch selbststandigen, wirtschaftllch jedoch zumelst abhangige Unternehmungen auszelchnet." Vgl. Sydow (1992) S. 82. Der Unterschied von Netzwerken zu den hier betrachteten Kooperationen liegt In der geringeren Flexibilltat der Kooperation und der vertraglichen Absicherung der Stabilitat der Kooperation. Vgl. Mannel (1996), S. 59. Schrader(1993), S. 224.

47

bereits eriautert wurde, dargestellt werden. Nach dem Bestimmen einer angemessenen Definition sollen die verschiedenen Felder, wie Grundlagenforschung, Angewandte Forschung und Entwicklung, sowie typische Phasen des unternehmerischen Forschungs- und Entwicl
Dtfinitlan

Kerrtcharahtarlstlka

^usammenfassend wird unter betrieblicher F&E meist die systematische Tatigkeit zur Gewinnjng neuen technischen WIssens und/oder zur neuartigen Anwendung verfugbaren technischen Wissens verstanden. Zwar wird danach gestrebt, mSglichst auch objektiv neues WJssen zu gewinnen. Da wegen Geheimhaitung und dergieichen jedoch niemals Transparenz iiber die absolute Neuigkeit eines Wissens bestelit. kann nur die vermeintliche Neuigkeit ais Grundiage fiir die FuE-Entscheidung in Betrieben geiten."''

' Systematfficties Vorgehen

Brockhoff (1992)

„FuE ist eine Kombination von Produktionsfaktoren, die die Gewinnung neuen Wissens ermogiichen soll."^

' Wissensgenerierung

OECD (2002)

.Research and experimental development (R&D) comprise creative work undertaken on a systematic basts in order to increase the stock cf knovi/ledge, including knowledge of man, culture and society, and ttie use of ttiis stock of knowledge to devise new appiications."^

- Systemstiaches Vorgehen

Hagedoom (2002)

„R&D refers to the standard research and development activity devoted to increasing scientific or technical knowiedge and the appiication of that knowledge to the creation of new and Improved products and processes."^

' Unlerriehmensctie Aktrvrtat und Gewinnung von neuem Wl$sen

Specht/ Beckmann/ Ameiingmeyer (2002)

,.Mit dem Begriff Forschung und Entwickiung sind Aktivitaten und Prozesse gemeint. die zu neuen materielien und/oder immaterieilen Gegenstanden fiihren soilen. FuE ermbglichen neues natur- und ingenieurwissenschaftliches Wissen und erSffnen neue Anvifendungsm6glichkeiten fijr vorhandenes Wissen."*

- Gewinnung von neuen Getjenstancien und von neuem Wiasen sowie der^n

Hauschlldt (2004)

.Forschung; Theoretische Fundierung und empirische Ut>erprufung der Entdeckung oder Beobachtung. Feststellung von Ursachen und Wirkungen, Bestimmung funktionaier Zusammenhange in Ausmafl, Veriauf und Be-

- Foractiung: iheore-

Thom (1980)

Thom(1980), S. 97. Brockhoff(1992a), S. 35. OECD (2002), S. 13. Hagedoom (2002), S. 477. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 14.

-Gewinnung von nouem Wissen - ReiativEiat der Neuheit

- Gewinnung von neu* em Wissen

Anwendung

tiscne Fundierung

und empirische Ctberprufung

48

Autor

Dafinitton dingtheit. Feststeliung von Verst^rkungen und Abschwachungen der Effekte durch weitere Variablen. Entwicklung: Umsetzung der Beobachtungen und Forschungsergebnisse in Konstaiktionen, Versuctisanlagen. Prototypen mit dem Ziel, die theoretisch bestimmten und/oder empirisch festgestellten Beziehungen fur einen bestimmten Zweck nutzbar zu machen,"'

Kerne ha rakterlstlka 'Enrwicklung: Urnsetzung der theoretFBcJien EfkenntnJsse in Form von Konalrukbonen und Prototypen

Tabelle 1: Ausgewahlte Definitionen zur Forschung und Entwicklung

Die Gegenijberstellung der verschiedenen Definitionen von Forschung und Entwicklung zeigt eine auffallige Ubereinstimmung zentraler Definitlonsciiarakteristika. Alle Definitionsansatze sehen in der Gewinnung von neuem Wissen und in vielen Fallen dem systematischen Vorgehen eine zentrale Bedeutung. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002) legen bei der Begriffsabgrenzung besonderes Gewicht auf die neue Anwendung des zuvor gewonnenen Wissens, wahrend Thorn (1980) die Retativitat des Neuheitsgrades aus Sicht des forschenden und entwickelnden Unternehmens hervorhebt.^ Die folgende Arbeit richtet sich nach der Definition von Hagedoorn (2002). Seine umfassende Definition hebt praxisnah die Aufgaben der Unternehmensfunktion Forschung und Entwicklung hervor und stellt als deren Kennzeichen die Gewinnung von neuem Wissen und dessen Umsetzung in die Konzeption neuer Produkte oder Prozesse dar.'' Hinslchtlich der gewahlten Problemstellung ist dieses definitorische Verstandnis insofern sehr relevant und passend, da es ein breites Spektrum an FuE-Aktivitaten eriaubt, welche im Rahmen dieser Untersuchung als Einsatzfelder von internetbasierten Anwendungen dienen konnen. Noch wesentlicher ist zudem die Tatsache, dass Hagedoorn (2002) den Prozess der Wissensgenerierung und -anwendung als einen team- und nicht ausschliefilich institutionsbezogenen versteht. Im Folgenden sollen die inhaltlichen Schwerpunkte und Phasen des FuEProzesses eriautert warden. Eine allgemein anerkannte inhaltliche Gliederung der Aufgabenfelder gibt der Frascati-Bericht der OECD (2002).'' Darin werden drei grundsatzliche Aktivitaten in der Forschung und Entwicklung unter-

Hauschlldt (2004), S. 25. Vgl. Thorn (1980), S. 97; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 14. Vgl. Hagedoom (2002) S. 477. Vgl. OECD (2002), S. 13ff.

50

Forschungs- und Entwicklungstatigkeiten stellen erkannte Bedurfnisse oder BediJrfnisvermutungen dar. Einem ahnlichen Ansatz folgt Hauschildt (2004) und sieht FuE-Aktivitaten als Teilmenge des Innovationsprozesses.^ Ausgehend von einer Idee oder einer Entdeckung bzw. Beobachtung folgt die systematlsch durchgefuhrte Forschung und Entwicklung, welche bel Vollendung in einer gewollten oder ungewollten Entdeckung resultieren. Das Ergebnis der Forschung und Entwicklung wird als Invention bezeichnet.^ Die Markteinfuhrung und die laufende Verwertung komplettieren den Innovationsprozess.^ Abbildung 8 stellt die Einbettung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten in den unternehmerischen Innovationsprozess dar und zeigt darijber hinaus die Phasen eines FuE-Vorhabens.

Abbildung 7: FuE-Prozess im ausgewahlten Schrifttum

Trotz der Einzigartigkeit des Projektcharakters und der Tatsache, dass jedes FuE-Vorhaben im Detail sehr spezifisch ist, konnen allgemeingultige Phasen

Vgl. Hauschildt (2004), S. 24 ff. Vgl. Staudt/Schmeisser (1985), S. 289. Vgl. Crawford (1992), S. 44 ff.; WheelwrightyClark (1993), S. 184 ff.; Hauschildt (2004), S. 29 ff.

49

schieden. Die Grundlagenforschung, auch zweckfreie, experimentelle oder prakompetitive Forschung wird als "experimental or theoretical work undertaken primarily to acquire new knowledge of the underlying foundation of phenomena and observable facts, without any particular application or use in view"^ bezeichnet. Die angewandte Forschung, welclie auf die Ergebnisse der Grundlagenforschung aufbaut und die auf die Konzeption von vermarktbaren Ergebnissen (z.B. Produkten, Prozessen) abzielt, wird im Frascatl-Berlcht folgendermaUen beschrieben: "Applied research is also original investigation undertaken in order to acquire new knowledge. It is, however, directed primarily towards a specific practical aim or objective. "^ Der dritte Aufgabenbereich, die Entwicklung, weist den hochsten Grad an Vermarl
Forschung

und

Entwicklung

in den

ubergeordneten

Kontext

des

Innovationsprozesses eingeordnet werden."* So begreift Brockhoff (1992) Forschung und Entwicklung als Aktivitaten, die in einen umfassenderen Innovationsprozess eingebettet slnd.^ Sie konnen in mehreren Institutionen ablaufen, deren Erfolg eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedlngung fur den Markterfolg der daraus erwachsenden Neuerungen ist. Den Ausgangspunkt fur

OECD (2002), S. 13. OECD (2002), S. 13. OECD (2002)3.13. „lnnovation is the search for, and the discovery, development, improvement, adoption, and commercialization of new processes, new products and new organizational structures and procedures." Jorde/Teece (1990), S. 76. Vgl. Brockhoff (1992a), S. 35 ff.

51

unterschieden werden.^ Fur die vorliegende Arbeit ist dies insofern von hoher Relevanz, als die nachfolgend skizzierten Schritte einen groben Bezugsrahmen fur die Einsatzfelder der internetbasierten Anwendungen geben. Abbildung 7 gibt einen Uberblick uber im Schrifttum etabiierte Phaseneinteilungen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses.

Abbildung 8: Innovations- und FuE-Prozess^

In der vorliegenden Arbeit soil dem Ablauf von Specht/Beckmann/ Amelingmeyer (2002) gefolgt werden, da dieser den Inhalt der jeweiligen Aufgabenbereiche in den Vordergrund ruckt und somit fur die Analyse der Einsatzfelder internetbasierter Anwendungen geeignet ist. Diese sieht nach der Genehmigung eines FuE-Vorhabens die Planungs- bzw. Konzeptphase, welche die Ideenfindung und -auswahl, die Setzung der visionaren Ziele, die Strategie- und Konzeptplanung umfasst, vor. Gepragt durch konzeptionelle Vorarbeiten und intensive Abstimmungen mit multifunktionalen Teams wird das Ziel verfolgt, die bedarfsinduzierte Projektidee aufzugreifen,

Vergleichbare sequentielle Prozessphasen finden sich be! ZVEI (1982), S. 44 f.; Corsten (1989), S. 5; Tebbe (1990), S. 19 f.; Clark/Fujimoto (1991), S. 23 ff.; Brockhoff (1992a), S. 29 ff.; Boutellier et al. (1998), S. 14; Gassmann (2001), S. 83 ff. ZVEI (1982) unterscheidet Vor-, Konzeptions-, Definitions- und Entwicklungsphase. Einer ahnlichen Strukturierung folgen Brockhoff (1992a) und Tebbe (1990) mit einenn dreistufigen Prozessschema (Vor-, Haupt- und Nachphase bzw. Kreative Phase, Entscheidungsphase und Realisierungsphase). Clark/ Fujimoto (1991) unterscheiden vergleichbar mit Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002) „Product Concept", „Product Plan", „Product Design" und „Process Design", wobei letzteres die Erreichung der Serienreife Inklusive der Produktionsprozesse meint. Eigene Darstellung in Aniehnung an Hauschildt (1992), S. 21 ff. und Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 128 ff.

52

das Projektteam zu konfigurieren und ein einheitliches Problemverstandnis und gegebenenfalls einen Losungsentwurf zu entwickeln. Nach dieser Konzeptionsphase folgt das Design, die Erstellung von Prototypen und entspreciiende Tests. Die Designphase baut auf einem gefundenen Losungsweg auf und zielt auf den Systementwurf zur Gestaltung des Produktes Oder Prozesses ab. Es foigen die Obersetzung der idee in einzelne Anforderungen (Lastenheft mit Leistungsmerkmalen gemaU technischer und wirtscliaftlicher Erfordemisse) sowie die technische Definition der Komponenten und Schnittstellen. Die Komponentenerstellung

und -integration zu einem

Komplettsystem erfolgen gemali dem Design und in iterativen Tests zur Sicherstellung der Qualitatserfordernisse und der Serienreife. Die in Abbildung 8 dargestellten Phasen Design, Build und Test mijssen als ein iteratives Vorgehen verstanden werden.^ Zusammenfassend kann das IVIanagement von Forschung und Entwicklung als die Steuerung von naturwissenschaftllch- und technlkorientierten Prozessen verstanden werden. Als Teilmenge des Innovationsmanagements zielt es sowohl auf die Effizienz als auch auf die Effektivltat von Entwicklungsprozessen ab.^ •

Definition der Forschungs- und Entwicklungskooperation

Aufbauend auf die umfassend gehaltenen Definltionen der Unternehmenskooperation und der Beschreibung der Forschungs- und Entwicklungstatigkeiten wird der fiJr die Arbeit zentrale Begriff der FuE-Kooperation abgeleitet. Im

Hiervon zu unterscheiden sind alternative Innovationsprozesse von rein digitalen GiJtern wie belspleisweise von Softwareprodukten, die im Schrifttum unter dem Begriff „EInnovation" zusammengefasst werden. „Rapid Prototyping" beschreibt den Innovationsprozess, bei dem eine Idee in Form eines Prototyps umgesetzt und gelauncht wird. Daraufhin werden Verbesserungen und neue Ideen von den Entwicklern und Anwendern erkannt und eine Anpassung des Prototyps vorgenommen (z.B. ICQ). Darijber hinaus kann die „Partizipative Produktentwicklung" unterschieden werden, bei der eine Idee in die Entwicklung eines ersten Moduls mijndet und dieses unter Einbindung der Anwender bei den Konzeptentscheidungen verandert wird und ein Folgemodul geschaffen wird (z.B. Amazon). Als drifter alternativer Innovationsprozess kann die „Netzwerkinnovation" genannt werden (z.B. Linux). Hierbei wird aus einer Idee eine offene Basisarchitektur definiert, im Rahmen derer nicht verbundene IVIodule entwickelt und in einem Evolutionsprozess die „besten" ausgewahit werden. Vgl. Sawhney/Prandelli (2000), S. 24 ff.; Gassmann (2001), S. 73 ff., Lan/Du (2002), S. 761, Hinnant/O'Looney (2003), S. 436. Vgl. etwa Gerybadze (1995), S. 831; Sommerlatte (1995), S. 326; Pleschka/Sabisch (1996), S. 7.

54

KemcharaKttristlka

Oeflnttlon

Autor

'R&D Partnerships [.,.] as the specific sel of different modes of inter-firm collaboration where two or more firms, that remain independent economic agents and organizations, share some of their R&D activities. These R&D-Partners hips are primarily related to two categories: a) contractual partnerships, such as joint R&D pacts and joint development agreements and b) equity-based joint ventures."'

Hagedoorn (2002)

-U^ab^1^nglgeO^ganisatk>nen • Veruaglicft otieT Itapitalbasiert

Tabelle 2: Ausgewahlte Definitionen zur FuE-Kooperation Abzugrenzen

von dem

Begriff der

FuE-Kooperation

sind der

einseitige

Technologietransfer, die Auftragsforschung und die Gemeinschaftsforschung.^ Ersterer wind von Corsten (1980) beschrieben als „der planvolle, zeitlich limitierte und freiwillige Prozess der Ubertragung einer

Technologie,

Reduzierung

der

sowohl

inter-

Diskrepanzen

als

von

auch

intrasystemar,

potentiellem

und

zur

aktuellem

Nutzungsgrad einer Teciinoiogie, die beim Tectinologienelimer tiaufig mit

organisatorisctien

und/oder

tecfinoiogisctien

Veranderungen

eintiergetit. "^ Ein Transferobjel
Hagedoorn (2002), S. 478. Rotering (1990) sieht sechs prinzipielle Formen des organisationalen Wissenserwerbs, welche entlang eines Kontinuums der IVIitwirkung des Unternehmens strukturiert sind. Ausgehend von der unternehmensinternen FuE-Aktivitat konnen die Gemelnschaftsforschung, die vertragllche FuE-Kooperation, die FuE-Kooperation mit Kapitalbeteiligung, die Auftragsforschung und die Akquisition eines Unternehmens und somit des FuE-Know-hows unterschieden warden. Vertragliche FuE-Kooperationen oder jene mit Kapitalbeteiligung mit zwei oder mehreren Unternehmen sollen in der vorliegenden Arbeit als Untersuchungsobjekt dienen. Vgl. Rotering (1990), S. 42 ff. Corsten (1982), S. 11. Die FuE-Kooperation kann nach Rotering (1990) als ein bidirektionaler Technologietransfer im weiteren SInne verstanden werden, da alle Parteien sowohl die Position von partiellen Technologienehmern als auch -gebern einnehmen konnen. Vgl. Corsten (1982), S. 40 ff.; Rotering (1990), S. 42. Chakrabartl(1973), S. 113.

53

Schrifttum zur FuE-Kooperation finden sich eine groftere Anzahl diesbezijglicher Begriffsdefinitionen. Diese heben insbesondere aufgaben- und ergebnisbezogene Aspekte hervor (vgl. hierzu die Auswahl von Begriffsdefinitionen in Tabelle 2), wobei die Definition von Hagedoorn (2002), welche den Aspekt der gemeinsamen Wissensfindung und des l^ollaborativen Vorgehens liervorhebt, herangezogen wird. Alitor

Definition

Kerncharakteristika

Sakakibara (1997}

"Cooperative R&D is an arrangement among a g r o j p of firms to share the costs and resuits of an R&D project,"^

-Projeklbezufl

Brockhoff/Gupta/ Rotering(1991)

"[.„] cooperative aliiances with other firms, government agencies or university [ .] to manage technology development."^

'Kooperalionspartner

"[...] R&t:) Consortium as a legal entity established by two or more organizations that pools resources and share decision making for cooperative research and development activities."''

- Ressoureenbondelung

'Innovation cooperation means active participation in joint R&D and other technological innovation projects wVh other organisations. It does not necessarily imply that both derive immediate commercial benefits from the venture. Pure contracting out w^ork, vifhere there is no active partidpation. is not regarded as coop.."*

'Aktfve Teilnatime

"Strategic technology alliances are those modes of inter-firm cooperation for which a combined innovative activity or an exchange of technology is at least part of an agreement "*

- BUndelung inno-

Doz/Olk/Ring (2000)

Tether (2001)

Hagedoom^ Duysters (2002)

Sakakibara(1997), S. 143. Brockhoff/Gupta/Rotering (1991), S. 220. Doz/Oik/RIng (2000), S. 240. Tether(2001), S. 947. Hagedoorn/Duysters (2002), S. 168.

-KoBlen- und ErgebnL3Leilur>9

'Technalogfe' entwicklung

-Gemeinsame Enl5ctieidur>gsrindung

- Projekttwzug Auftragsart>e^t

vaLiver Kapazitatan - Austausch von Know-how

56 distance be no barrier! They set tliat goal: design and build the ARPANetr^ Die Definition des Internets ruckt die Definition einer grundlegenden Technologle in den IVIittelpunkt. So stellt eine spezifisclie Vernetzungstechnologie die Basis einer Vielzahl von Diensten und Anwendungen, die auf dieser Vernetzung begrijndet sind. Ihren Ausgangspunkt fand diese technologische Entwicklung in ihirern Vorlaufer, dem ARPANet (Advanced Research Project Agency Network), welches die Vernetzung von Rechenzentren mehrerer Universitaten in den USA zum Ziel hatte.^ Mit Hilfe des TCP/IP-Protokolls wird der Datenaustausch zwischen den einzelnen Rechnern ermoglicht. Das TCP (Transmission Control Protocol) ermogllcht die Zerlegung in Datenpakete, wahrend das IP (Internet Protocol) fur die richtige Adressierung (Gewahrleistung keiner Fehllleferungen) zustandig ist.^ Autor Federal Networking Council (1995)

Berne rs-Lee (1999)

Dafinttlon Internet refers to the global information system that is logicalty linked together by a globally unique address space based on the internet Protocol (IP) or its subsequent extensions^foilow-ons: [it] is able to support communications using the Transmission Control Protocol/Internet Protocol (TCP/IP) suite or its subsequent extensions/follow-ons, and/or other IP-compatible protocols: [it] provides, uses or makes accessible, either publicly or privately, high level services layered on the communications and related infrastructure described herein.' „A global network of networks through which computers communicate by sending information in packets Each network consists of computers connected by cables or wireless links."

lUl'IMjMIWC'

tsflttlfca • Glpbal^^ Infarmationssystern -1P-Ad resEvergatB fUrjeden Rechner -TCP/IP als • Offertlhch Qti&r pmai - Web-Services

• Vernetzung -Kommunihatkjn und DatenaustBUSCh

Tabelle 3: Ausgewahlte Definitionen des Internets

Tabelle 3 gibt einen Uberblick uber zwei prominente Definitionen des Internets. Heute wird das Internet als das umfangreichste Computernetzwerk der

Gerf (1989), S. 27. Vint Cerf und Bob Kahn publizleren 1974 eine erste Beschreibung der Protokollfamilie TCP/IP, die 1982 zur Standardkommunikationssprache wurde. Vgl. Doring (2003), S. 2, Vgl. Stahlknecht/Hasenkamp (2002), S. 113. Federal Networking Council (1995). Berners-Lee (1999), S. 211.

55

nach dem vorliegenden Verstandnis - steht.^ Vergleichbar mit dem Technologietransfer ist auch die Auftragsforschung als Forschungsvorhaben zu betrachten, bei dem das Wissen nicht in einem l
Vgl. Rotering (1990), S. 42; Tether (2001), S. 947 ff. Vgl. hierzu auch Rotering (1990), S. 43. Kern/Schroder (1977), S. 56. Vgl. Kern/Schroder (1977), S. 56 ff. Vgl. etwa Orlikowski/Barley (2001), S. 145 ff.

57

Welt angesehen. Der Name leitet sich aus der Wortkombination von Interconnected Networks ab, wobei das Internet als ein Zusammenschluss von vielen lokalen, nationalen und internationalen Computernetzen, die uber das TCP/IP Protokoll-Daten austauschen, zu verstehen ist. EIne Reihe von Basisdiensten, von denen E-Mail und das World Wide Web (WWW) am haufigsten genutzt werden, greift auf die physikalische Infrastruktur des Internets zurijck.^ E-Mail eriaubt nach dem Simple Mail Transport Protocol (SMTP) das Versenden und Empfangen von Nachrichten die vom Zielrechner ohne Authentifizierung angenommen werden. Der grolle Erfolg des WWW begriJndet sich einerseits in der extremen Benutzerfreundlichkeit, die durch die grafische Oberflache entsteht, und andererseits in dem Hypertext-Prinzip, mit dem sich komplexe, multimediale Inhalte logisch miteinander verknupfen lassen und vQllig neue Moglichkeiten der Organisation von Daten und Informationen eroffnen.^ 2.2.2.2 Internetbasierte Anwendung Im Schrifttum wird unter einer Anwendung eine Software verstanden, die betriebliche Arbelten und Funktionen unterstutzt und sich dadurch gegeniiber der Systemsoftware oder systemnaher Software wie beispielsweise dem Betriebssystem oder Datenbanksystemen unterscheidet.^ Der Begriff der internetbasierten Anwendungen meint jene, die auf die Funktionalitaten des Internets, insbesondere die offene und standardisierte Vernetzung von Computern bzw. von Computer-(Teil-)Netzwerken und das Hyperlinking, zuruckgreifen." Sie stellen somit eine Teilmenge der Informations- und Kommunikationstechnologien dar, die von Krcmar (2000) als die „Gesamtheit der zur Speicherung, Verarbeitung und Kommunikation zur Verfugung stehenden Ressourcen'^ definiert wird.

Vgl, Kocl<(1999), S. 14. DariJber hinaus stehen die Internetdienste Telnet, Newsgroup, File Transfer Protocol (FTP) sowie Verzeichnisdienste wie beispielsweise Archie, Gopher oder Whois zur Verfugung. Vgl. etwa Stahlknecht (2001), S. 44. Vgl. Winand (2001), S. 245. Krcmar(2000), S. 21.

58

Internetbasierte Anwendungen sind eng verwoben mit einem breiten Spektrum an Softwareprodukten und werden in der Literatur zumeist sinnverwandt mit den Termini Groupware, Group Support Systems, Coliaborative Information Technologies oder Collaboration Support Systems verwendetJ DariJber hinaus haben sich zur Betonung der Relevanz des Internets als Basistechnoiogie auch terminologische Abwandlungen mit dem Prafix E (z.B. EConferencing) im Schrifttum etabliert. Jeder dieser Begriffe meint eine bestimmte Teiimenge an Systemen oder Anwendungen, betrachtet diese jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven. Um fur die folgende Abhandlung ein prazlseres Verstandnis des Begriffes der internetbasierten Anwendungen, welche im Forschungs- und Entwicklungsbereicli Relevanz haben, erhalten zu konnen, werden zentrale Charakteristika einer so genannten Groupware skizziert, welche dem Verstandnis der internetbasierten Anwendungen, wie sie in dieser Arbeit untersucht werden, am nachsten kommen. Der Begriff Groupware wird in der Literatur als ein Modewort mit einer Vielzahl unterschiedllcher Interpretationen beschrieben.^ Es handelt sich hierbei um ein Kunstwort aus Group und Software, welches jegliche Anwendungssoftware, die Kommunikation, den Informationsaustausch und das Zusammenarbeiten von Arbeitsgruppen unterstutzt, meint.^ Aufbauend auf dieses Verstandnis soil Im Folgenden eine detailliertere Definition fur den Begriff der internetbasierten Anwendungen entwickelt werden." Unter internetbasierten Anwendungen werden somit Soft- und Hardware-Systemklassen verstanden, welche auf die Funktionalitaten des Internets zuriickgreifen und die Kommunikation, Koordination und Kollaboration innerhalb von Arbeitsgruppen unter-

Vgl. etwa Kock (2002a), S. 63 ff.; Rura-Polley/Baker (2002), S. 1 ff. Vgl. etwa Holtham (1994), S. 3. ..Groupware ist ein Oberbegriff fur verschledene Soft- und Hardware-Systemklassen, welche die Kommunikation. Koordination und Kooperation innerhalb von Arbeitsgruppen unterstutzt." Bock (2001), S. 216. Ahnlich definieren Holtham (1994). S. 3 und Kock (1999), S. 10 f. den Begriff der Groupware. Neben der Klasslfikation internetbasierter Anwendungen nach Funktionen wird diese im Schrifttum auch vereinzelt nach deren Komplexitat vorgenommen. So werden Systeme mit geringer Komplexitat wie beispielsweise E-Mail oder Chat. Systeme mit mittlerer Komplexitat und jene mit hoher Komplexitat unterschleden. Diese Einteilung ist jedoch aufgrund der subjektiven Einschatzung der Komplexitat - je nachdem wie haufig das System im Unternehmen bereits eingesetzt wurde, wird es auch unterschiedlich bewertet werden - fur eine umfassende Untersuchung wie diese nicht angemessen. Vgl. etwa DeSanctis/Poole/Dickson (2000). S. 1 ff.; Gordon (2002), S. 6.

59

stutzen.^ Der Einsatz dieser durch das Team erfolgt zur Erreichung der Ziele der FuE-Kooperation.

Intametbaslefta Anwendungon

1

Kommunikatkm

Funktion

* UnleratuEzung dar lynchroriBr und asynctiroTiefl Kommunthaiion von zv/w odw me^reren Team-

1

KcKirdi nation

Kollaboration

•>• Unlefatulfung der Planung, Kc^ ordinalion und Sleuenjrij) d « genwnBBmsn Vorhstnns

* Gemeirifame Nulfung von Dalel$rt sowie d v Unter?liJt2urf] dss abg8a[trnm[an Arbaitsm von dialQZHflefl TsainB

FHaShukig

VtdeokDnfBrBnz JP-T8«afonte Insiant Messa-

* E-Mail ' MewsQiroup * Ei^ften-

* Cahendanno AnwsndunQ • P r o ^ Management Sites • Cattaborative PrOfed

< File Sharing/ DaleJv&Trtrai(ung * KnowledgeManage Fnent ^Gfftj^areKornfrarwntefi

Chat

Anvran- \ »o>6cu6SK>n Groups dunottn

S^^W1fHi

< Woicftaw-An^lendung * WMebosrdAnwendung ' ColtaCiof aliveProdud-DevetopiDsntAnwendung ' Producl-Lrfe Cyde-Menagement-AnlAi^nduriig

Abbildung 9: Internetbasierte Anwendungen im FuE-Prozess

Die in Abbildung 9 dargestellten Funktionen und Anwendungsbeispiele, die fur Forschungs- und Entwicklungstatigkeiten von hoher Relevanz sind, werden nachfolgend naher spezifiziert. Unter synchroner Kommunikation wind ein Informationsaustausch verstanden, bei dem Empfanger und Sender in Echtzeit kommunizieren.^

Elektronische

Informationen

werden

in

elner

Gruppe

gleichzeitig ausgetauscht, verwaltet und gemeinsam bearbeitet. Somit stehen alien IVIitgiiedern der Arbeitsgruppe alle elektronischen Informationen sofort und gleichzeitig zur Verfugung. Im Bereich der internetbasierten Anwendungen sind diesbezuglich Live-Konferenzen via Text-Chat, Audio Oder Video zu nennen. Im Gegensatz

dazu

beschreibt

die

asynchrone

Kommunikation

jene

Kommunikation, die dadurch gekennzeichnet ist, dass fur die Ubertragung einer Information ein Medium benutzt wird und sich dadurch eine Zeitverschiebung

Vgl. Kraut/Egido/Galegher (1988), S. 8; Kraut/Egido/Galegher (1990), S. 375 ff.; Boutellier et a!. (1998), S. 13 ff.; Bock (2001), S. 216. Vgl. etwa Picot/Reichwald/Wigand (2001), S. 173.

60

ergibt, folglich nicht in Echtzeit kommuniziert wird. Den Akteuren der Kommunikation wird eine eigene Zeit- und Ortseinteilung eriaubt. Ein Beispiel fijr die Verwendung asynchroner Kommunikation sind die E-Mail-Funktion oder Newsgroups. Neben der Kommunikation erfullen internetbasierte Anwendungen in FuEVorhaben daruber hinaus auch die Funktion der Koordination von Projektvorhaben. Im Rahmen des Projektmanagements konnen sowohl die Ressourcenplanung als aucli die zeltliche Projektplanung sowie das Fortschrittscontrolling mit Hilfe von Anwendungen bzw. Anwendungsmodulen wie beispielsweise einer Kalendersoftware oder einem virtuellen Projektraum eingesetzt werden.^ Als dritten funktionalen Bereich ermoglichen entsprecliende Anwendungen die Kollaboration zwischen den Mitarbeitern durch die gemeinsame Nutzung von Anwendungen (Application Sharing) sowie von Dateien (File Sharing).

2.3 Stand der Forschung Neben den metliodologisclien und den terminologischen Grundlagen stellt die Bestandsaufnahme des bisherigen Schrifttums den dritten Grundlagenbereich der Arbeit dar. Dieser soil den aktuellen Stand der Forschung sowohl aus einer inhaltlichen als auch einer methodischen Perspektive beleuchten, um eine Forschungslucke zu identifizieren und einen Erkenntnisbeitrag zur Bearbeitung der Problemstellung zu liefern. Aufgrund des Problemverstandnisses, der Zielsetzung sowie der Untersuchungsfragestellungen der Arbeit lasst sich die vorliegende Arbeit im Wesentlichen dem Forschungsfeld Technologie- und Innovationsmanagement^ aber auch dem betriebswirtschaftlichen Zweig der Wirtschaftsinformatik, welcher betriebswirtschaftliche Phanomene des IT-Einsatzes untersucht, zuordnen.^

Vgl. Kruger/Hilz/Haas (2002), S. 46 ff. Vgl. Albers/Brockhoff/Hauschildt (2001), S. 175 ff. Vgl. zum Untersuchungsbereich der Wirtschaftsinformatik etwa Lehner (2001), S. 505 ff.; Mertens et al. (2001), S. 6. Im Schrifttum wird die Wirtschaftsinformatik ais interdisziplinares Fach, welches Inhalte der Betriebswirtschaft mit jenen der informatik und Technik integriert, verstanden.

61

Dieser querschnittlichen Positionierung entsprechend soil insbesondere der Stand der relevanten Forschung, die sich mit dem Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien in der betrieblichen Forschung und Entwicklung beschaftigt, analysiert warden. Da es sich hierbei wie bereits in Abschnitt 1.1 angedeutet - urn ein sehr junges Forschungsfeld handelt, welches noch keine vollstandige Durchdringung erfahren hat und somit ein luckenhafter Erkenntnisbefund zu en/varten ist, folgt im Anschluss daran im Rahmen eines Exkurses die Evaluierung von IVIeta-Studien, die den Stand der Forschung bezuglich des IT-Einsatzes Im betrieblichen Umfeld umfassend untersuchen. Das Ziel dieser notwendigen Enweiterung des Forschungsuberblicks dient nicht zur Bestatigung der Forschungslucke, sondern vielmehr zur Gewinnung zusatzlicher, ganzheitlicher Erkenntnisse, zur Prazisierung des Problemverstandnisses sowie der Befundmuster. In Abschnitt 2.3.1 werden daher Arbeiten zum Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien Im betrieblichen FuE-Prozess ausgewertet. Der darauf folgende Abschnitt 2.3.2 skizziert bedeutende Ubersichtsstudien. 2.3.1 Moderne luK-Technologien in betrieblicher FuE Die im Rahmen der Literaturanalyse identifizierten relevanten Studien nehmen alle einen von drei im Folgenden skizzierten organisationalen Rahmenbedingungen zum Aniass, den Einsatz von modernen luK-Technologien im Bereich der betrieblichen FuE zu untersuchen. Die Studien der ersten Kategorie evaluieren die funktionale und aufgabenbezogene Unterstutzung von unternehmensinternen Entwicklungsprojekten durch entsprechende IT-Anwendungen. Weitere Beitrage fokussieren auf den Technologieeinsatz in dezentralen oder virtuellen FuE-Teams. Das letzte Segment relevanter Forschungsbeitrage zielt auf die Analyse interorganisationaler Aspekte beim Einsatz moderner luKTechnologien in FuE-Kooperationen ab. Diese Struktur soli Im Rahmen des Forschungsuberblicks beibehalten werden, da aus jedem der drei Bereiche unterschiedliche Erkenntnisse zur Beantwortung der Fragestellung enwartet werden (vgl. Abbildung 10).

62

Moderne luK-Technologien in betrieblicher FuE

'' Funktionale FuEUnterstijtzung • Einsatz in intraorganisationalen FuE-Teams • Bedeutung fiir den Innovation sprozess

Dezentrale FuE-Teams

FuE-Kooperation

• Einsatz bei stark verteilten Oder sogar virtuellen FuE-Teams

• Einsatz in interorganisationaler FuE-Teams

Abbildung 10: Forschungsfeld „IVIoderne luK-Technologien in der FuE"

Dieses kann aufgrund der Neuartigkeit der Internettechnologien zu den sehr jungen gezahit werdenJ Dennoch gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Oberwiegend qualitativen - Beitragen, die sich diesem Thema widmen. Im Rahmen der synoptischen Darstellung der Analyse sollen im Folgenden jene 40 Beitrage betrachtet werden, die der gewalilten Problemstellung am naclisten kommen und somit eine Identifikation der ForschungsliJcke eriauben. (vgl. Abbildung 11). In den ForschungsiJberblick nicht aufgenommen wurden Studien, die zwar den Einsatz internetbasierter Anwendungen in der betrieblichen Forschung und Entwicklung inhaltlich tangieren, aber einen mangelnden betriebswirtschaftlichen Bezug aufweisen.^ Hierzu gehoren insbesondere Beitrage, die sich vorwiegend mit technischen Aspekten von FuEtypischen Anwendungen beschaftigen^, oder ein rein experimentelles Forschungsdesign aufweisen.''

Vgl. etwa Palvia at al. (2003), S. 289 ff. Vgl. zur Positionierung der Problemstellung Abschnitf 2.3. Vgl. etwa Adams/Toomey/Churchill (1999), S. 1 ff.; Abrahamson et al. (2000), S. 97 ff.; Dahan/Hauser (2001), S. 332 ff.; Cao/Zhang (2002), S. 423 ff.; Jang/Steinfield/Pfaff (2002), S. 109 ff.; Seshanl/Gupta/Sainath (2002), S. 1 ff.; Rouibah/Caskey (2003), S. 273 ff.;Xu/Llu(2003), S. 315ff. Vgl. etwa Jarvenpaa/Knoll/Leldner (1998), S. 29 ff.; Damian (2002), S. 43 ff.; Dasgupta/Granger/McGarry (2002), S. 87 ff.; Huang et al. (2002), S. 359 ff.; Kayworth/Keidner (2002), S. 190 f.; Burgoon et al. (2003), S. 1 ff.

63

i

40 Beitragb^iiii^nl'^jN^i^iiiiiialMi In faalrteblichar FuE" "' Funktionale FuEUntefStutzung - AllflnfhBuplmBfin [1987)

Dezentrale FuE-Teams *

Kraul/^gtHiVOalflghflrfl^fiai

» O c l W « l 4 l 119961 » CAvrtAi^alnDtlBilEHUIl

• tBtn^dikDwMnrOkvTitn (tOMi f tloharVSnmvaUn (2000) » HQwe/Uathieu^Hlivr [2000) » Lon^Du (20021 * F g m ) « | t f {2[WJk » K«»lH(2Da3}

• DviFkt/Ftivin/QiviH (i9Se^ * LBWlB{19Uh

* Rob«fU(2000» * G*umion [2Dai h * Schffipdl/WCrfl40^WvSt/UHMy (2001F * jQ^ierJOnkan (2007)

« eradrw^arVH«rui [2001) * EctiVBrd&^Bmriar (2003)

FuE-Kooperation ' * » ' * * * ^ *

l-tirn«nn^ilvlia 41097] BttnBQU (1999] Bolti*ni/SMrw(l099] An4i3iiBlli/G«unarSlaJnfnuallH(2000> M ^ c h r z ^ M d (2D00B) Wt*iti]tak ri i l (200011) MBtfvrtHfllal 4Z0ai> SMtrqutll/H«(lDr« (2000) €
* RAdivrald el BI (20D4] - [2anHBfUMAlter^n4n«iKh (2005)

Abbildung 11: Bedeutende Beitrage „Moderne luK-Technologien in FuE"

Der folgende Abschnitt dient der naheren Eriauterung der in den Forschungsijberblick aufgenommenen Studien. Aufbauend auf eine chronologische Bestandsaufnahme fur die drei Forschungsfelder werden die aggregierten Analyseergebnisse hinsichtiicli des Forscliungsdesigns, der tlieoretlschen Fundierung sowie den inhaltliclien Aspekten der Fragestellung Einsatz, Erfolgswirkung und Kontextfaktoren synoptisch dargestellt. 2.3.1.1 Bestandsaufnahme der Forschungsbeitrage Nachfolgend werden die einzelnen Beitrage aus den Bereichen Funktionale FuE-UnterstiJtzung, Dezentrale FuE-Teams und FuE-Kooperation deskriptiv beschrieben. Im Mittelpunkt stelit hierbei die Analyse der angewandten Methodik sowie der jeweiligen thematischen Kernaussagen. 2.3.1.1.1 Funktionale FuE-UnterstiJtzung Die nachfolgende tabellarische Darstellung der Forschungsbeitrage beinhaltet die Kategorien Autor(en), Untersuchungsobjekt, theoretische Fundierung, empirische Uberprufung und Kernaussagen. Im Anschluss werden die zentralen Inhalte von jedem Forschungsbeitrag isoliert eriautert.

64

FraQestellung Allen/HaupUTtann (1987)

Kraut/Egido (19BS)

Fundierung

KofnmuniKatton in und Koardination von FuE-Vorhat>en mil Htlfe moderner iuK-Toc^nologien

Information Processif>g Theorie

EinsaQ modemer luK'Technoiogien in verteilten FuETeams

TiieoretiBche Fundierung nichi erwaiint

Empirtsche LJberprdfung Empinsche OberprUfung lindst nicht £tatt

Exploratortschdeskriptiu

HSuiigheit&analyse, Paarvergleicti Rice (1994)

Erfol^SwirKung ddr

E-Mail-Nutzung in FuE-Teams

TheoreUsche Fuf^dierung nichl erw^hnt

KonfirmalonschEKpiikativ n=48 UGINET- NetzwerkanaEyse

Court^Culley/ McMa^on (t997)

lansKi/MaoCormacK (1997)

Efnsalz modemer luK-Technologien in der Designpliase dines FuE-Vorhaben»

Theorelische Fundt^rting nicht erwflhnt

Einsalz int^rnet-

Thearelische Fundiening nic^t erwilhnt

baSieiter Artw^n'

dungen

ExptoratorjBclidesknptv

H^ufigkeltsanaiyse

VertleutJichung anh^n
CJborTa/Palriotta (1396)

IMutzung von Groupware in der FuE-Ableilun^

T h ^ r ^ t i ^ h B Fundierung nicht erw^hnt

FalhsLudian Hofmann La Roche und Unilever £mpirisclie Uberprufung findet nicht statt

YalesyOrlikowski/ Okamura {1999)

Stmkturiemng der Techndogie-G&n -

Dualitat der Technologian

Fallstudie Matfiushita Empirische tJberpUjfung ftndet nicht Btatt

-[uK-Techno1ogien erleictitem inatjteilLingsi>bergrei' fendan FuE-Vorhatjen die Koordinatbn und den Wissanstransfer - luK'Teclinologian ermttglichen eine atThZtanta Kommunihation und Koltaboraljon von verteiltan Taama - Nicht die absolute E'Mail'Nut^ungS' inlensitat, sondern der KonloKt der Nutzung antschaidet Ober die Stelganjng de^ FuEErfoigs -Einsatz modemer luK-Technokjgien staigart dia Eflizienzdes FuE-Vorhabens durch eina bessere VerfDgbarkait von Jntonnationen -Sleigerung der Flexibilitai und Verkurzung dar Entwlcklungszeil durc^i den Einsatz internetbasierter Anwendungen

-Nk:hldieFunktiO' nalitaten, sonde m die Art und Weise wie dia Systeme eingesetit werden, bestimmen den Erfo^

'Impltzine und axplizite StruKturierung dar Anwendungen in FuE-Teams bastimmen die Adder Nutzung

65

•

Autorten) Dahan/Srini^asan (2000j

Virtuelles Prolo

TheorotfSche Fundiorung

Em pi rise hd UberprOfung

Theorettsche Fundierung mcht erwahnt

Atthbutbasierte Conjoint Analyse n = 524

Kemaussagen -Virtuelle Prolotypen e r n ^ lichen £uvedds$ige Vorliersagen liinsiclitlich des 2u erwartenden Marktani^iis

Howe/Wathieu/ Parlter [2CHHJ)

EinsafefeUer moderner fuK-Tectinobgien im SiageGate-Prozess

Theore-tiSs^e Fundierung ntchi erwflhnt

Empiri^ohe ClberprQfung ftndet nicht Stan

-Ideengenerienjng, Kommunikatio^^ und Wi$san$manage^ meit ais Einsatzfelderzur Verktlrzung der Entwicklungszeit und Reduktion der Kosten

HoweSs (2002}

Einsatz mojerner JuK-Technotogien in der Pharmabranche

Theofeiische Fundieaing nichl

Empirische Gberprufung findel nicht slatt

'Moderne!uK'Tech' noioQien haban g r o ^ Bedeulung fLjr das WissensmanegeTTiant in der Pliarmaindustrie

Lan/Du (2002}

BegrifFseriaulenj ng ,E-lnnovation" in der Praxis und im akadwniischen Diekurs

Theoreljsohe FuncJierung nk:hl

Empirisdne OberprOfung Undet nicht statt

- E-ln novation meint nicht nur neuartige tnnovalionspro» s s e sondern auch neuartlge Pfo-dukte, die durchdas Internet mftglich werden

Farrisetal. (2003)

Einsatz modemer luK-Technologien im ProduklentwtckJungEpf02d$s

Web or Innovation Model

Exploratorischdeskriptiv

-EntwickEungszeil, Kundenzufrieden' hert und ROI ktinnen durch den Einsatz mod^mar luK-Technologien gesteigert werden

n-33 Hdufigkeitsanalyse

K«5sler [2003)

Einsatzfelder und Ertolgswirkung intemeibasieiter Anwendur>gen im FuE'Pfozess

Knowtedge-based View

Empiriscfte Otiei"pnlfung fmdet nicht statt

- Starkung der Lemprozesse und Stetgerung der EtTizienz des FuE-Prozesses

Tabelle 4: Arbeiten zur funktionalen Unterstutzung der FuE

66

Allen/Hauptmann (1987) sehen in ihrem konzeptionellen Beitrag die Kommunikation als einen zentralen Erfolgsfaktor fijr die DurchfiJhrung von FuE-Vorhaben, wobei insbesondere die Verbreitung von so genanntem „State-of-theArt-Wissen" und der abteilungsiibergreifende Informationsaustausch von besonderer Bedeutung sind.^ Ausgehend von den zwei grundsatzlichen organisationalen Gestaltungsmbgiiciikeiten - der funktionalen FuE-Abteilung mit dem Vorteil der raumlichen Nahe der FuE-Experten und das funktionsubergreifende Projektteam mit dem Vorzug der erieichterten KoordinatJon mit Vertretern anderer Abteilungen - werden die Erfolgswirkungen moderner Informationsund Kommunikationstechnologien fur beide Gestaltungsformen beschrieben. Je nach Art der Systeme konnen sowohl der Wissenstransfer, der bisher an die personliche Kommunikation gekoppelt war, aufgrund eines verbesserten Zugangs zu relevanten Informationen (z.B. uber Expertenforen) erieichtert und beschleunigt, als auch die Koordination einzelner Teilaufgaben deutlicli verbessert werden. Theoretisch gestijtzt werden die Ausfuhrungen durch vereinzelte Verweise auf die Information Processing Theory. Eine empirische UberpriJfung findet nicht statt. Die Auswirkungen der E-Mail-Nutzung auf die Kommunikationsintensitat und den FuE-Erfolg untersucht Rice (1994) in einer konfirmatorisch-explikatlven Studie. Die zentrale Fragestellung wird dahingehend beantwortet, als dass die E-Mail-Nutzung zwar die Kommunikationshaufigkeit steigert, aber diese nicht positiv mit dem FuE-Erfolg korreliert. Aufbauend auf eine UCINETNetzwerkanalyse, welche die Netzwerkdichte und -zentralitat einzelner Akteure untersucht, kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass der Kontext der E-Mailbasierten Kommunikation wichtiger ist als eine tibertrjeben intensive Nutzung. Auch Court/Culley/McMahon (1997) prufen im Rahmen einer exploratorischdeskriptlven Studie die Bedeutung des Einsatzes moderner luK-Technologien in FuE-Vorhaben.^ Als Einsatzfelder wurden die Kommunikation und der Informationsaustausch sowie die Unterstutzung bei der DurchfiJhrung von Designaktivitaten beschrieben. Vorteile der Nutzung moderner luK-Technologien sind der Studie zufolge (1) die Reduktion der Entwicklungszeit, (2) die MInderung der Entwicklungskosten und (3) eine bessere Entscheidungsqualitat im

Vgl. im Folgenden Allen/Hauptmann (1987), S. 585 ff. Vgl. im Folgenden Court/Culley/McMahon (1997), S. 359 ff.

67

Team. Jedoch bestimmt nach Meinung der Autoren nicht nur die Nutzungsintensitat den Erfolg, sondern die Art und Weise, wie IT-Systeme eingesetzt werden. Eine tlieoretische Fundierung wurde nicht erwalint. Der konzeptionelle Beitrag von lansiti/l\/lacCormacl< (1997) fol<ussiert auf die Steigerung der Flexibilitat und die Senl
^

Vgl. im Folgenden lansiti/MacCormack (1997), S. 118ff. inn Folgenden Clborra/Patr Ciborra/Patriotta (1997), S. 43 ff. Vgl. im Ciborra/Patriotta (1998), S. 52.

68

resumieren, dass Jhe fate of groupware applications resides in the hands of the iate users rather than in the way applications were originally designed"^. Ohne explizit auf theoretische Ansatze Bezug zu nehmen, weist die Argumentation der Autoren starl<e HInweise auf die Theorie der Teclinologiestrul
' ^ ^

Ciborra/Patriotta (1998), S. 52. Vgl. etwa Orlikowski (1992), S. 398; DeSanctis/Poole (1994), S. 122 ff. Vgl. im Folgenden Yates/Orlikowskl/Okamura (1999), S. 83 ff.

69

Entwicklungskosten und der -zeit deutlich ijberlegen.^ Als Nachteile identifizieren die Autoren mogliche Limitationen durch eine mangelnde Bandbreite der Internetverbindung fur die Ubertragung der Daten sowie fehlende Optionen fijr sensorische Tests (z.B. Geruch und Geschmack). Die exploratorischdeskriptive Studie ergab, dass virtuelle Prototypen in Kombination mit internetbasierten Umfragen alinliche Marktanteilsprognosen eriauben wie physisch konstruierte Modelle, die der Zielgruppe personlich prasentlert werden. Die besten Ergebnisse wurden dann erzielt, wenn Unternehmen eine parallele Prototypingstrategie verfolgten. Eine Kombination aus physischen und virtuellen Modellen ermoglichen somit die besten Voraussagen, welches Produktkonzept spater auch den besten Marktanteil erzielen wurde. Eine theoretische Fundierung ist niclit gegeben. Die empirische Uberprufung wird in Form

einer

Conjoint-Analyse,

bei

der

die

Bedeutung

der

einzelnen

Produktfeatures gemessen wird, durchgefuhrt. Howe/iVlatliieu/Parker (2000) zeigen in ihrem konzeptionellen Beitrag die Bedeutung internetbasierter Anwendungen im Rahmen paralieler Entwicklungsprozesse auf.^ Anhand der einzelnen Phasen des so genannten Stage-GateSystems, eine Art Blaupause eines operativen Forschungs- und Entwicklungsprozesses, werden die Einsatzfelder und die Erfolgswirkungen der Nutzung von internetbasierten Anwendungen deskriptiv beschrieben.'' So kommt dem Einsatz derartiger Anwendungen im Rahmen der Ideengenerierung eine besondere Bedeutung zu. Mit Hilfe von Foren, Newsgroups und Bulletin Board Systemen konnen Ideen besser im Unternehmen weitergeleitet und aufgrund der erhohten Transparenz auch besser verglichen werden. Dartiber hinaus kann das bestehende Wissen der Mitarbeiter leichter repliziert werden. Auch wahrend der zweiten Phase, der initialen Untersuchung, konnen Recherchetatigkeiten durch den Einsatz verteilter Datenbanken (z.B. Patentrechtrecherche oder Informationssammlung im World Wide Web) erieichtert werden. Wahrend der dritten Phase, der Erstellung eines Business Plans, iden-

Vgl. im Folgenden Dahan/Srinivasan (2000), S. 99 ff. Vgl. im Folgenden Howe/Mathieu/Parker (2000), S. 277 ff. Grundsatzlich konnen die fijnf Phasen (Stages) Ideengenerierung, initiale Untersuchung, Erstellung Business Plan, Entwicklung, Testing und Launch des Stage-Gate-Prozesses unterschieden werden. Auf jeden dieser Abschnitte folgt ein „Gate", welches einen Entscheidungsprozess hinsichtlich einer moglichen FortfCihrung des Entwicklungsprozesses meint. Vgl. Cooper (1990), S. 44 ff.

70

tifizieren

die

Autoren

Vorteile

im

Bereich

der

Koordination

und

Kommunikation mit anderen Abteilungen und der Distribution der Ergebnisse. In der eigentlichen Durchfuhrung der Entwicklungsarbeiten unterstutzen internetbasierte Anwendungen die Prozesskoordination und den Informationsaustausch sowie operative Tatigkeiten wie das Prototyping oder Testingprozeduren. Als Vorteile des Einsatzes internetbasierter Anwendungen im FuE-Prozess werden (1) die Verkijrzung der Entwicklungszeit, (2) die Verbesserung des Projektmanagements, (3) die Reduktion der Kosten durch eine Prozessoptimierung sowie (4) die Verbreitung von Wissen im Unternehmen genannt. Die Aussagen werden nicht durch Verweise auf theoretische Ansatze gestutzt. Howells (2002) analysiert in einer qualitativen, branchenspezifischen Analyse die Bedeutung moderner luK-Technologien in der PharmaindustrieJ Aufbauend auf die Erkenntnis, dass die Erwartungen einer zugigen Diffusion am Anfang der 90er Jahre nicht erfijllt wurden, zeigt der Autor mogliche Einsatzfelder ausgereifter Technologien auf. Hierbei identifiziert er neben der reinen Informationsverarbeitung insbesondere die Unterstijtzung komplexer Kommunikations- und Entscheidungsfindungsprozesse sowie das Wissensmanagement als bedeutende Einsatzfelder von Unternehmen der Pharmabranche. Theoretische Ansatzpunkte sind nicht ersichtlich. Inhaltliche Aspekte des Begriffs „E-lnnovation" diskutieren Lan/Du (2002) und untersuchen in diesem Zusammenhang den Bedarf entsprechender Konzepte aus Sicht der Praxis.^ Wahrend ein grundsatzlicher Mangel an akademischen Beitragen festgestellt wird, heben die Autoren die Unterscheidungen von Online- und Offline-lnnovationen anhand der von Rayport/Jaworksi (2001) definierten fijnf Dimensionen hervor. So unterscheiden sich E-lnnovationen hinsichtlich (1) dem geringeren Investitionsbedarf, (2) der verkurzten Time-toMarket-Zeitspanne, (3) der gesteigerten Flexibilitat, (4) der veranderten Entscheidungsprozesse Ressourcennutzung.^

sowie (5) der reduzierten Basierend

auf den

Einschrankungen der

Erkenntnissen

bisheriger

For-

schungsbeitrage wird der Begriff E-lnnovation als Jntroducing new solutions by

' ^ ^

Vgl. im Folgenden Howells (2002), S. 355 ff. Vgl. Lan/Du (2002), S. 761 ff. Vgl. Rayport/Jaworski (2001), S. 27 f.

71

using the Internet"^ sehr weit gefasst, wobei nicht nur die Neuartigkeit der Innovationsprozesse, sondern auch die Neuartigl<eit der nun moglichen Produktlotegorien bzw. -eigenscliaften liierunter subsumiert werden sollen. Basierend auf einer Fallzahl von 33 untersuclien Farris et al. (2003) in einer exploratorisch-deskriptiven Studie die am hSufigsten genutzten internetbasierten Anwendungen in der Produktentwicklung sowie die zu erzlelenden Vorteile des Unternehmens.^ Die am intensivsten eingesetzten Anwendungen sind demnach jene zur Unterstutzung des Projektmanagements, der gemeinsamen Durchfiihrung von Analyse-, Design- und Realisierungstatigkeiten sowie Wissensdatenbanken und -portale. Als Erfolgswirkungen konnten insbesondere die VerkiJrzung der Entwicklungszeit, eine Steigerung der Kundenzufriedenheit, eine Umsatzsteigerung und eine Verbesserung des ReturnOn-R&D-lnvestment festgestellt werden. Keine Verbesserung durch den Einsatz moderner luK-Technologien kann hingegen bei den Projektkosten, der Kommunikatlon sowie der Anzahl von generierten Ideen festgestellt werden. Als Bezugsrahmen wahlen die Autoren das „Web of Innovation Model", welches die VIelzahl an Einsatzfeldern moderner luK-Technologien hinsichtlich der Optimierung des WIssensflusses in den Produktentwicklungsprozess integriert und gut strukturiert dargestellt. Auch Kessler (2003) beschreibt in selnem konzeptionellen Beitrag die hohe Bedeutung, die internetbasierte Anwendungen im FuE-Prozess haben. Aufbauend auf zentrale Konzepte des Knowledge-based-View postuliert der Autor, dass der Einsatz derartiger Technologien die Lernprozesse im Rahmen von FuE-Vorhaben verbessern kann.^ Die technologischen Basisfunktionalitaten Kommunikatlon, Verbindung, Transfer und Access des Internets ermoglichen den Einsatz im Bereich der (1) formellen und informellen Kommunikatlon, die (2) Durchfiihrung von kollaborativen Aufgaben wie Design oder Testing sowie die (3) Projektkoordination. Im Einzelnen werden die Unterstutzung bei der Ideengenerierung und der Konzepterstellung, der Zusammenarbeit mit Zulieferern und der Beschaffungsabteilung, dem Design von Prototypen, Simulationen und Testprozessen sowie bei der Interaktion mit Lead-Usern eriautert. Die

' ^ ^

Lan/Du (2000), S, 766. Vgl. im Folgenden Farris et al. (2003), S. 24 ff. Vgl. im Folgenden Kessler (2003), S. 905 ff.

72

Erfolgswirkungen entwickelt Kessler aufbauend auf den konzeptionellen Rahmen von Clark/Fujimoto (1991) und Wheelwright/Clark (1992) und unterscheidet dementsprechend die Verkiirzung der Entwicklungszeit, die Prozesseffizienz und die Produktqualitat.^ Erstere meint die Zeitspanne zwischen der initialen Ideengenerierung und der Vermarktung des Produkts. Die Effizienz wird als relative GroUe von Input- und Outputfaktoren verstanden und zielt auf den optimalen Einsatz der fur das FuE-Projekt vorgesehenen finanziellen Ressourcen ab. Letztgenannte Erfolgswirkung beschreibt das AusmaU, zu dem das entwickelte Produkt den Anforderungen und Wunschen der Kunden am Markt entspricht. Zusammenfassend betrachtet konnen mit Hilfe der Erkenntnisse dieser Beitrage folgende Grundaussagen zur Bedeutung von modernen luK-Technologien in der FuE getroffen werden: Der Einsatz moderner luK-Technologien hat grundsatzlich eine positive Wirkung auf die FuE-Prozesse Insbesondere die Effizienz der Arbeitsprozesse kann durch die Technologienutzung gesteigert werden; hinsichtlich der Effektivltatssteigerung liegen keine einheitlichen Forschungsergebnisse vor Das Erreichen der Erfolgswirkungen hangt jedoch nicht alleine von der Nutzungsintensitat, sondern vor allem von der Art und Weise, wie im Team mit der Technologle umgegangen wird, ab Als mogliche Einsatzfelder werden vor allem die Kommunikations- und Koordinationsunterstiitzung, aber auch das kollaborative Design und das Virtual Prototyping genannt. Auch wenn diese Literaturanalyse ein umfassendes Befundmuster eriaubt, konnen

auch

methodische

Forschungslucken

festgemacht

werden. So

dominieren qualitative Beitrage, die die Problemstellung konzeptionell oder mit Hilfe von Fallstudienanalysen zu beantworten versuchen. Hingegen kann ein Mangel an empirisch-quantitativen Untersuchungen konstatiert werden. Darijber hinaus fallt auch der hohe Anteil an Beitragen ohne theoretischer Bezugspunkte auf.

Vgl. Clark/Fujimoto (1991), S. 7 ff.; Wheelwright/Clark (1992), S. 15 ff.

73

2.3.1.1.2 Moderne luK-Technologien in dezentralen FuE-Teams Wie in Abschnitt 2.3.1.1.1 folgt zunachst eine tabellarische Uberslcht der Forschungsbeitrage. Im Anschluss wird detailliert auf die zentralen Inhalte und Aussagen der einzelnen Untersuchungen eingegangen. Abschlieliend wird eine Zusammenfassung des Befundmusters gegeben.

Aiilor(«fi)

FragwttHuiig

KraiiVEgido(l9&&}

Einsatz mcxtemer luK'Tedinologien tn verteJIten FuETeams

Theoretic hd Fundlcrung Theoretische Fundie rung nicJit

EmpliiflctM ObwprOfung Exploratorhschdeskiiptiv n = 93 H^ufigkeilGanalysa, Paarvargleich

DeMeyer^l^l)

Hcrwells (1995)

Ochefet8L(1996)

Ma^nahman zur Steigerung der Kommunikfllionsinienaitai in muk tinationalen FuEVorhalwn

TheoraUscha FundiBTung nicht erwShnl

Elnaatz von 1LFKTechnologten bei globalen FuEVorhab^n

Theoretlscha Fundierung nicht erwJlhnL

Unter^tutzung einss viduelten Softwaredasigriteams

Theoretrache Fundierung ntchi arwdhnt

ExpioratortachdesKtiptiv n = 14 HftuflgKeHsanatyse

Empldsche Obarprdfung findet n^cl^t Stan Veransch^u lich ung der Inhalte am Fallbeis^Bi

KonfirmalonschExpHkaltv Konflrmatorische Faktoranalysa KausaJanalyss (ANCOVA: PLS)

Keniaussagan -luK-TechnoJogien efmoglk:hen eine effiaente Kommunikation und Kollaboration von verteilten Teams

- Modama EuK-Tadinologien dienen dem Management s\S M€chani5niij& zur Steigerung der KommunLkaUon$intensitSt

- Erst durch den Einsatz moderner luKTechnologien, kdnnen verteifta FuETeams effizient zusammenartjeiten

- Ourch modere luKTechnologien unlefSlOtete Entwk^htungsLeams erreiChan qualitativ hdhere Ergebntsse

n=218

BOi^nier (1397), Boutall^ at al (1998)

Dar E^n^tz von tnformationstechnotionalen FuE-Prografnrrien

Theore^iScF^ Fun^ dierung nicht erw^hnt

Emptnsche GberprOfung findel nicht slatt Vera n^haulichung der Inhalte am Fallbeisptel IBM

-Koordinat^sunlefsLLltzung, InlormatHjnsayslausch, Kreatrvil^tBftii^rung und die EntsvicKiung Intormetier Netzwerke als jlenlrale Aufgaben moderner IT

74 •

^ * < " " O&nnis/Flavin/ Davies(l99B]

Frao*Btellu'^

TheorotJscho Fundl«ning

Emplriachft ObwprOfufig Falistudie British Telecom

Komauft&d0an ..J

- Starke Kostenreduhtionen werden durcJi dan E i n ^ l i von Internettechnotofltefl armOelicht

Der Einsatz von Intemettechnologien fur w^ltw^it dlle FuE-Vorhaben

Theoretische Fundierung nichL erw^hnt

Managennent und Organisation von verteillen FuETearns

Aoitlvi!ty l^^eorie

Roberts (2000)

Bedeuiung derluKTschnologien fOr den Wissenstrans^ far

Knowledge^sed View

Meta-Studie

' luK-Technok>gien sind fur den Trans^ fer von kodiUziertem und nicht von tazitem Wissen geeignet

C o n o e t a l . (2001]

Bedeutung der Produkt- undSysienrihomptexitat for die Technologtenutzung

Theoretische Fundiarung nichl erw^hnt

Explofatorischdeskriptiv

-Je komplexer die Produkte und die UntemehmenstKziehungen, desto ^t^rtter Vk^rdan luKTechnologien in der FuE eingeseizt

Oasamann(200l}

Ver^nderung der orgenisatk>nelen 1 nnovalionsstruli' turen und -prozessa durch dia Diffusion des Itv ternels

Theoretische Fundierung nichL enwdhnl

Vera nschaullchung der Inhelte anhand del- FaHt)el$pie^a LCO, Amazon, com ufid LirtLix

-Rapid-Prototyping, der par^izipativer EntwicklungsprQzess und die Netzwerkinr>ovalion als neua Innovations' pfozesse

Lurey/Raisinghami (2Q01)

Bedaulung des Einsatzes von luhTechnologien fOr das ErgebniE yirtuekler FuE-Teams

Technotogiestrukturalionstheoretische

Expkyatorischdeskriptiv

' Die Nutzung von modemen luKTechnologien haben Keinen Ein^ rtuss auf das Ergebnis virtueltef FuE-Teams

Lewis (1998)

Media-Richrv&ssTheorie

Empirische Uberprijfung frndet nichl Stan

p/tlfung findet nicht Stan

Clusteranalyse n = 47

n = l2 HagfigJtettsanasyw Pearson's ProductMomeht KoitalaUoo

-Vartrauan iaiem^ Grundvofaussel3ung Tiirden Einsatz niPdemer luKTechnologFen in vertaittan FuE-Vorhaben

75

Auto r{ an) Schm idt^Qntoyd' (2001)

Fragestdlliing Effiiienz von Review'Entscheidungen m virtueilen FuE-Teams

Theordtische Fundierung Theoretisdie Fundierung ntchl erwdhnt

Emplrische Uberprilfung KonfirmalorischExplikaLiv Konfirmalorische Faktofanaiyse Kau&ajanalysa

JOyrier^Onhen (2002)

Eirtsatz internetbasierter Anwendungen iw internationalan TechnDk>gi«tran$rer

Dynamic Capabillthes-Ansatz nach Teece

ExpioratorisdiDe$knptiv Fallzahln = 1Z HaufigheitsansFyse

Kfimaussagen - VirtuelJe Teams. di? mit Groupware arbeiten, treffen raLionalere und affaklivere Entacheidungen als kolLohierte Teani&

-Zeit- und Kostenarspamisse s^nd durch den Einsatz modemer luKTechnolo^ien m6glk;h

Content-Analyse

Hertel (2003)

Auswirttung dar TeamgrOG^ auf die TechnDlogiewalil in verlailien FuETeams

TTiaQreUsc^ia Fundierung nichi erwdhnL

KcjnnrmalorlschExpEikaliv Konfimrialon$ch» Faktoranalyse

-GroQe Teams saLzen Technokjgie fijr die Koordinalion, kl^meT^^ms lijr Koilaboralion ein

Koirelationsanalyse

Edwards/Sndhar (2003]

Einsatz von luKTectinoiogien in ^eneiiien Soflwar^ntwicklungsprojeklen

Thearelische Fundienjr>g nidit erwdhnl

EKploratortschdesKFipUv Kon^ationaanalyse

-Anwendarfreundficlikeiit wiriti posit^v aufdieEfTaktivitdt. EHizianz und die Zufnedenbejft im Team

Tabelle 5: Arbeiten zu dezentralen FuE-Teams

Die Studie von Kraut/Egido/Galegher (1988) ergab, dass die Intensltat der Kommunikation und der Zusammenarbeit der FuE-Mitarbeiter mit zuneiimender Entfernung ilirer Arbeitsplatze abnimmt.'' Urn diese Hurde, die bereits von Allen (1977) untersucht wurde, zu iJbenwinden, sollen nach Meinung der Autoren moderne Kommunikationstechnologien, wie beispielsweise E-MailAnwendungen oder Videokonferenzen, eingesetzt werden, urn eine billige und

Vgl. im Folgenden Kraut/Egido/Galegher (1988), S. 1 ff.

76

auch qualitativ hochwertige Kommunikation zu ermbglichen.^ Zusammenfassend identifizieren sie drei Kategorien von Anwendungen, durch die der FuEProzess effizienter gestaltet werden kann. Interaktionsorientierte Anwendungen dienen zur Optimierung der synchronen und asynchronen Kommunikation der IVIitarbelter. Managementsysteme zielen auf die Reduktion des Koordinationsaufwands ab und aufgabenzentrierte Anwendungen (z.B. internetbasierte CAD-Programme) sollen die DurchfiJhrung operativer Aufgaben im Team erieichtern. Theoretische Bezugspunkte wurden fur diese Studie nicht identifiziert. In einer exploratoriscli-deskriptiven Studie analysiert DelVleyer (1991) sechs Moglichkeiten die Kommunikation in globalen FuE-Vorliaben zu verbessern. Neben der gezielten Intensivierung sozialer Kontakte, der EInfuhrung von Kommunikationsrichtllnien, der Zuordnung von projektubergreifenden Rollen, der Einrichtung einer zentraien, die Kommunikation fordernden und uberwachenden Instanz, sowie der Etablierung von personellen Netzwerken wurde aucli der Einsatz von internetbasierten Kommunikationsanwendungen (EIVIail Oder Videokonferenz) als entsprechende Malinahme identifiziert. Beinahe alle der im Rahmen der Studie befragten Unternelimen hatten bereits Erfahrungen mit E-iVlail-Systemen und Datenbanken gemacht. Insbesondere fur die Koordination von globalen FuE-Teams konnten internetbasierte Anwendungen erfolgreich eingesetzt werden. Bel komplexen inhaltlichen Fragestellungen wurde hingegen die personliche Kommunikation bevorzugt, wobei der Technologie meist eine unterstutzende Funktion beigemessen wurde. Eine theoretische Fundierung kann nicht festgestellt werden. Howells (1995) beschrelbt in seinem Aufsatz mogliche Einsatzfelder und Erfolgwirkungen von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in internationalen FuE-Netzwerken.^ Aufbauend auf die Skizzierung des FuE-Prozesses als ein in gerlngem AusmaU standardlslerter Prozess mit einer hohen Unsicherheit hinsichtlich des Ergebnisses, werden die Bedeutung der Technologien fur die Kommunikation und den Informationsaustausch, die Koordination und die Aufgabenerfullung in verteilten FuE-Teams eriautert. Die raumliche Entfernung zwischen den ArbeitsplStzen von FuE-Teams, die einen

^

Vgl. auch Allen (1977), S. 241. Vgl. im Folgenden Howells (1995), S. 169 ff.

77

erheblichen Nachteil gegenuber eng zusammenarbeitenden FuE-Entwicklungsteams darstellt, kann mit Hilfe von Anwendungen wie beispielsweise E-Mail, Videokonferenz-Systemen oder CAD-Anwendungen kompensiert werden. Theoretische Bezugspunkte konnen nicht identifiziert werden. Die empirische Uberprijfung beschrankt sich auf die Verdeutlichung der Uberlegungen anhand von Fallbeispielen. Im Rahmen eines konfirmatoriscii-expiikativen Experiments analysieren Ocker et al. (1996) die Bedeutung moderner luK-Teclinologlen fur virtuelle Teams.^ Fur die Erstellung eines Anforderungskatalogs fur eine Unternehmenssoftware warden

einer

Halfte

der

Teams

moderne

Videokonferenzsysteme

zur

Verftigung gestellt. Die andere Halfte der Arbeitsgruppen konnte personlich und somit direkt kommunizieren. Untersucht wurden die Auswirkungen der IT-Unterstutzung auf die Qualitat der Arbeit und das AusmaR. der erreichten Kreativitat des Entwicklungsteams. Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass "the quality of solution produced by ttie CC [computer conferencing] groups was judged to be marginally fiigtier, while CC groups were rated as considerably creative'^. An der Studie nahmen 61 Teams mit insgesamt 218 Personen tell. Eine theoretische Fundierung der Erkenntnisse konnte nicht erkannt werden. Gassmann/Boutellier (1997) konzentrieren sich auf die Einsatzfelder moderner Informations- und Kommunikationstechnologien In internationalen, verteilten FuETeams.^ Sie unterscheiden die vier Aufgabenfelder (1) KommunikationsunterstiJtzung, (2) Informationsaustausch, (3) Kreativitatsforderung und (4) Entwicklung informeller Netzwerke. Daruber hinaus wurden einem exploratorisch-deskriptiven Forschungsdesign folgend analysiert, inwieweit verschiedene Anwendungen zur Erfullung oben genannter Aufgaben geeignet sind. Die Untersuchung ergab, dass die Projektkoordlnation und der fachllche Informationsaustausch am besten per E-Mail und mit Hilfe gemelnsamer Datenbanken unterstutzt werden, wahrend die Kreativitatsforderung und der Aufbau Informeller Netzwerke dagegen tendenziell den Einsatz von Videokonferenzsystemen erfordern. Eine Steigerung der Wirtschaftllchkeit der

' ^ ^

Vgl. im Folgenden Ocker et al. (1996), S. 127 ff. Ockeretal. (1996), S. 128. Vgl. auch Boutellier et al. (1998), S. 13 ff.

78

Aufgabenerfullung wurde insbesondere durch die Nutzung von E-Mail-, Expertenforen-, Projel^tmanagement-, Groupware- oder Intranet-Anwendungen realisiert. Betont wird von den Autoren, dass der Einsatz von modernen luKTeclinologien fur virtuelle oder verteilte FuE-Teams alleine noch l<ein Erfolgsgarant ist, sondern vieimehr eine den Rahmenbedingungen angemessene Projel
(Kombination von personlicher

und

Kommunikation), (2) archivierbare Aufzeichnung von

Kommunikation. Entscheidungsfindungsprozessen und Konflikten. (3) eine non-invasive, d.h. nicht aggressive Art und Weise Meinungen auszutauschen sowie (4) die Moglichkeit zur spontanen Reaktion im Rahmen der Entscheidungsfindung und Problemlosung.^ Der Einsatz derartiger Systeme kann nur dann effizient erfolgen. wenn die Anwendungen leicht verstandlich sind und die Mitarbeiter die Nutzung unterstutzen bzw. den Einsatz akzeptieren. Die hochste

' ^

Vgl. im Folgenden Dennis/Flavin/Davies (1998), S. 27 ff. Vgi. im Folgenden Lewis (1998), S. 5 ff.

79

Bedeutung wird jedoch dem Vertrauen der Mitarbeiter untereinander zugesprochen. Theoretisch gestijtzt werden die Ausfuhrungen durch vereinzelte Verweise auf die Media-Richness-Theory nach Daft/Lengel und die Activty Theorie nach Nardi (1996).^ Naclifolgend sollen zum besseren Verstandnis die IVIedia-Richness-Theorie in lliren Grundztigen skizziert werden. Daft/Lengel (1986) definieren hierbei die Reichhaltigkeit eines IVIediums als eine Funktion unmittelbarer Feedbackmoglichkeiten, der Anzahl der Kommunikationskanale (z.B. verbal oder non-verbal), der Moglichkeit die information zu personalisieren und dem Umfang, mit der die Sprache eingesetzt werden kann (..language variety").^ Basierend auf dieser Definition konzipieren die Autoren eine Medienhierarchie, welche gemalJ der medialen Reichhaltigkeit strukturiert wird. Als reichstes Medium wird hierbei die personliche Kommunikation verstanden. Mit abnehmender Reichhaltigkeit folgen das Telefon. personlich und unpersonlich verfasste Dokumente sowie ausschliedlich numerische Informationen. Daft/Lengel folgend. konnen Situationen. die durch Unsicherheit gepragt sind. vor allem durch die Sammlung objektiver Informationen uber so genannte arme Medien bewaltigt werden.^ Situationen. die durch eine hohe Unbestimmtheit bzw. Mehrdeutigkeit gekennzeichnet sind. verlangen hingegen eine reichhaltige Kommunikation. um moglichst schnell gemeinsam mit dem Gesprachspartner zu einem gemeinsamen Verstandnis der Situation zu gelangen."* Rice (1992) erganzt diesen Abgleich von Aufgabe und Medium mit einem in der Organisation erstrebenswerten Effizienzdenken und spricht von der optimalen Medienwahl. wenn die Anforderungen der Informationsverarbeitung mit den Funktionen des Mediums ubereinstimmen. Hingegen kann es im Falle einer der Situation nicht angemessenen Medienwahl zu einer Oversimpiification - das Medium hat nicht die ausreichende Kapazitat - oder einer Overcomplification - Medium verfijgt iJber eine zu hohe Kapazitat kommen.^ Aus dem Abgleich der Unsicherheit und Mehrdeutigkeit der Situation und der medialen Reichhaltigkeit der Instrumente konnen somit fur die jeweilige

Vgl. hierzu NardI (1996), S. 1 ff.; Daft/Lengel (1984), S, 191 ff. Vgl. Daft/Lengel (1986), S. 559. Vgl. Daft/Lengel (1986), S. 556. Vgl. Daft/Lengel (1986), S. 557 f. Vgl. Rice(1992), S. 465ff.

80

Situation das geeignete weil efflzienteste IVIedium identifiziert werden. Diese Uberlegungen werden anhand eines Fallbeisplels illustriert. Roberts (2000) untersucht die Bedeutung moderner luK-Technologien fur den Wissenstransfer in internationalen Forschungs- und Entwicl
' ^

Vgl. im Folgenden Roberts (2000), S. 429 ff. Vgl. im Folgenden Corso et al. (2001), S. 35 ff.

81

und berijcksichtigt insbesondere auch das AusmaB der kundenspezifischen Anpassung. Die Ergebnisse der empirischen Studie zeigen, dass das Ausmali beider Komplexitatsgrade die Intensitat der Nutzung von modernen luKTechnologien in der unternehmensijbergreifenden Produktentwicklung positiv beeinflusst. Der Forschiungsbeitrag stijtzt sich auf den Kontingenzansatz. Die Cluster- und Association-Analysen basieren auf einer Fallzahl von 47. Aufbauend auf die Studlenergebnisse von Gassmann/Boutellier (1997), die insbesondere die Einsatzfelder moderner luK-Technologien untersuclien, analysiert Gassmann (2001) die Auswirkungen des Internets auf das Innovationsmanagement und skizziert anhand von drei Fallstudien, wie hierdurch neue Innovationsprozesse entstehen und bisherige Muster verandert werden.^ Die Vorgehensweisen (1) Rapid Prototyping, (2) Partizipative Produl(tentwicl(lung und (3) Netzwerl
Vgl. im Folgenden Gassmann (2001), S. 73 ff.

82

Prinzip das Uberlegene - d.h. das mit der haufigsten Anwendung - durch. Im Unterschied zu traditionellen Entwicklungsprozessen konnten die Innovationsakteure und insbesondere die Endanwender ex ante nicht identlfiziert werden. Bine theoretische Fundlerung der Aussagen wird nicht vorgenommen. Im Rahmen der exploratorisch-deskriptiven Untersuctiung von Lurey/Raisinghani (2001) werden Determinanten der effektiven Zusammenarbeit in virtuellen FuE-Teams untersucht und ansatzweise die Bedeutung moderner luKTeclinologien analysiert.^ Hierbei wurde neben der Wirkung interner Gruppenprozesse und -aktivitaten wie etwa dem Fuhrungsstil oder der Aufgabenkomplexitat aucti die Bedeutung externer Supportmechanismen untersucht. Unter letztere Kategorie fielen neben Belohnungssystemen auch Anwendungen der modernen Informations- und Kommunikationstechnologlen. Hinsichtllch dieser Systeme wurde festgestellt, dass das Ausmali des Einsatzes von Informationsund Kommunikationstechnologlen keinen Einfluss auf die Leistung des Teams und die Zufriedenheit des Einzelnen hatte.^ Schmidt/Montoya-Weiss/Massey (2001) untersuchen die Effektivitat von Review-Entscheidungen in Produktentwicklungsprozessen durch virtuelle sowie raumlich nahe agierende FuE-Teams.^ Bezugnehmend auf die MediaRichness-Theorie nach Daft/Lengel und die Commitment Theory nach Staw werden im Rahmen eines konfirmatorisch-explikativen Forschungsdesigns die unterschiedlichen sozialen Prozesse unter Laborbedingungen untersucht."* Virtuelle Teams, die uberwiegend mit Hilfe der Groupwarelosung Lotus Notes interagieren, trafen die effektivsten Entscheidungen und zeigten die geringste Quote an Fehlentscheidungen im Reviewprozess auf. Die Autoren fuhren dies auf die geringe mediale Reichhaltigkeit der Anwendung zurijck, die ein irrationales Verhalten nur in geringerem Ausmali zulasst. Die Vorteile, die ein Unternehmen durch den Einsatz

internetbasierter

Anwendungen bei einem internationalen Technologietransfer erreichen kann, untersuchen Joyner/Onken (2002) im Rahmen einer exploratorisch-deskriptiven

Vgl. im Folgenden Lurey/Raisinghani (2001), S. 523 ff. Der Autor relativiert das Ergebnis, indem er darauf hinweist, dass kaum eines der untersuchten FuE-Teams entsprechende Technoioglen zur Verfugung gesteiit bekommen hatte. Vgi. Lurey/ Raisinghami (2001), S. 531. Vgi. im Folgenden Schmidt/Montoya-Weiss/iVlassey (2001), S. 575 ff. Vgi. u.a. Daft/Lengel (1984), S. 191 ff.; Staw (1981), S. 577 ff.

83

Studie.^ Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung der Geschaftstatigkeiten sehen die Autoren die Fahigl<eit, fachliches WIssen in dem gesamten Untemehmen zu verbreiten und zu integrieren als sine bedeutsame organisationale Fahigl<eit an. Das Internet bietet ausreichend Funl
Software-Entwicklungsprojekt

analysieren Edwards/Sridhar (2003) im Rahmen ihrer exploratorischen Studie.^ Die Grundlage dieser empirischen Arbeit stellen 24 virtuelle Teams mit insgesamt 201 Teilnehmern in den USA und Indien, die gemeinsam die

Vgl. im Folgenden Joyner/Onken (2002), S. 17 ff. Unter dem Follow-the-Sun-Prinzip wird ein Entwicklungsprozess verstanden, gemaU dem in unterschiedlichen Zeitzonen (im Idealfall rund um die Uhr an einer Vielzahl an Standorten) an einer Produktentwicklungsaufgabe gearbeitet wird. Vgl. hierzu auch Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 509 ff. Vgl. im Folgenden Bradner/Mark/Hertel (2003), S. 1 ff. Vgl. im Folgenden Edwards/Sridhar (2003), S. 1 ff.

84

fachlichen Anforderungen fur Softwareprojekte definieren, dar. Insbesondere die Anwenderfreundlichkeit von luK-Technologien und das Vertrauen zwischen den einzelnen Entwicklungsteams korrelierten stark mit einer gesteigerten Effektivitat, Zufriedenheit und Effizienz. Die Ergebnisse basieren auf einer Faktor- und einer Kausalanalyse, wobei eine tlieoretische Fundierung der Aussagen nicht vorgenommen wird. AbsclilieUend kann speziell fur diese Kategorie resumiert werden, dass moderne luK-Teclinologien einerseits die Zusammenarbeit von raumlich verteilten FuE-Teams ermoglichen, andererseits jedocli nie die personliclie Kommunikation vollkommen ersetzen konnen. Der Technologie-Einsatz wird generell bei dislozierten FuE-Teams als hilfreich fur die Kommunikation, Koordination und den Vertrauensaufbau erachtet, wobei insbesondere eine positive Wirkung auf den Wissenstransfer nachgewlesen werden konnte. Watirend die Forschungsfrage dislozierter FuE-Teams bereits ausfuhrlich diskutiert wurde, kann eine Forschungslucke liinsiclitlich der Tlieoriefundierung festgemacht werden, da nur ein geringer Anteil diesbezugliche Verweise erkennen lasst. Daruber tiinaus konnte ebenfalls ein Forschungsbedarf fur multivariate Verfahren der zweiten Generation identifiziert werden, welche eine Untersuchung komplexer tlieoretJscher Zusammenhange ermogliclit. 2.3.1.1.3 IVloderne luK-TectinoJogien in der FuE-Kooperation Auch fur diese Untersucliungen erfolgt aufbauend auf eine tabellariscfie Aufstellung bedeutender Studiencharakteristika eine detaillierte Sklzzierung einzelner Beitrage urn abschliefJend die Kernaussagen dieses Forscliungsbereichs zu erarbeiten. K

Atitortwi) Hsmen/NihftilS (1S97]

FrajBBtBthing

Thsontlsclw Fundtaning

Einsatz von inlernetbasfenen An-

Theoretisdie Fundierung nichL

groGen FuE-Kooperation

Emplrische ObtrprOfung Fallstudie Quantitative Auswertung von Datentfansfer und

KMTHi«««oinJ - Oer Einsatz inlernelbasierte Anwendungen kann die Transpar&nz Bines kaoperativen FijE-Vorhal»n$ Eteigern

85

Autor(«n) Bensaou (1999)

Fn»Qfiftt«}lung Eln&atz v o n C A D Anwsndungen in HerBteller-Zulteferer-Bezietiungen

Theorettsche FundJening

Emplhschfl LJtwrprtifung

Medi3-Richnes$^

Kon firma tdnsch ^ explikaliv

Transaktionskoslentheorre

n = I9d Multiple Regreasfonsanalyse

- Produktkqnl pl^ix itai und Stabtlitai der Parlndrschafl wirkl posttivauf die Nulzungsmiensitai

BoHsanl/ScarSo 11999)

Inleforganisationalar Wissen^tranS'fer mit Hilfe moder'n^r JuK-TeGhnok>gien

Knowl«Jge-based View

VeranscM^ u I'cli ung der Inhaile anharvd mehrerer Fallt>fiispiels

' Je nach Fonm dB$ Wissens (expliizlL Dder implizit) kiinrwn unlervchiedliclne Technologien fur den Wissens^ iransferemgeselzt warden

Antoneiri/G^u na/ SLeinmualfer (2000)

Kooperatives Forschtjr>gsverhaUfln von Unlsm^limerL und 6ffentliclTen Elnhc^tungen

Theore-tische Fun^ dierung nichi erwflhnt

Erripirisctie ObSrpr(lfur>g ftndet nichi

- M o d e m e luK-Techrrologle als Grundvorausselzung verleiller FuE-Tfltigkeilen

Majchrzak e\ al (20003). Majch-Tzak e t a l . {2000b). M a l t o n a el af (2001)

Nutzung von Groupware in ein«m virluelten. unlefnetimensQbergraitenden FuE-Team

Theone der Tec^ino4ogiestruktu ration

Veransch3ulichL>r>g der Inhalte anhand d63 FaNbeiapisIs RocketCo

' Technologie und Teamprozesse m u ^ e n aufemander at>geslimnit werden, um WettbewertiSvprteile Zu edangen

Anfofdenjngen von Entwk:Mern in FuEKodp^ratiDn^n an TTKxJejne luK-Technoiogi^n

TheoreliscH* Fundierung nichi

Veranschauitchunc; def Inhalte anhand zwe^er Fallbeispiele

• Aulbau &\r\0^ Qtganisationalen Wissensspeichers wird durch luK-Technojogien armoglk:hl

Bedeulung integrierter Software fUr d?n inten^rganisaLionaten Wissansiransfar

KnowleOge-baaedView

Ve^ar^schauiichung der InhaFte anhand fwfiifir Fallbeispiele

• tniegiiorte Softwa rea n wen<Ju ngen m Desigr^ und Reaiisierung dienen zur Transformalion von lokalem tu gFobalem Wissen

(2000)

DAdderio(200l]

Dynamic-CapabiIrlieE-View

86

Autortwi)

,. ^

...

Empirische Oberprtjfung

Frag«stellur>g

Theoretische Fundierunfl

Genvin/MeisUir (2002J

Int^rorganisaiionaie Systeme a Is Koordinationsinslrument in FuE-Joint Ventures

Th^r«ljsche Fundierung nicht erw^hnl

\/era n^chauiich unfj der Jnlialte anhand eines Fallbeispiels

'IT-Erfahnjng^ Jn FuE wirken aut die F^liigkeit interorganisationeie Systems als KoordinalionainstrumenLe zu nutzen

SeDiifPant/Sethi (2003)

IntegraUon von internelbasjerten Anwerxlungen

Thoor^tsche Fundierung nichi erw^nt

Veranschaulichung der Inhale aniiand des Fallbeisplels Boeing

'Zunelimende Integration der Systeme sieigert die E^ekUvit^t und die Effizienz von inlerorganisation ale n FuE-Vofhaben

Reichwald et aL (2004)

Kundeninteg ration im B2C-Bereic^ mittels internetbasierter Awendungen

•Rieoratische Fundierung niclit erw^hnt

VeranBdia uJichung der Inhalie anl^nd des Fallbeispisfs SpoCo

- fnlernet ermflglKhl verbe$serte Kommunikation rpft Kun-den sowie effU:i6n-teren tnformationsauBEausch In alien Phasen des Enlwicklungsprozesses

Ganesan/Malter/ Rindnasch (2005)

E-Mai^Nutzung zur

Clustef Tlieone

Kan^rmalQrjschExplikatJv

r^umlicher Entfemung in FuEKoop«ratiCHiQn

Kausalanalyse LISREL8 3

Ktmaussagen

Mit Hilfe der E' Mail-Kocnmuniketlon kenn die biBherige Barriere erfolgreicher FuETeams - die Dislozierung umgangen werden

Tabelle 6: Arbeiten zur Internetanwendung in FuE-Kooperationen

In einer quantitativen Fallstudienanalyse untersuchen Hameri/Nihtila (1997) wie intemetbasierte Anwendungen in einer FuE-Kooperation eingesetzt werden und welche Auswirkungen diese auf das Projektmanagement haben.^ Anhand der fur das Entwicklungsvorhaben uber das Internet transferierten Daten wurden im Rahmen

der

quantitativen

Analyse

Zeitpunkte,

Interaktionsmuster

und

Einsatzfelder des technologiegestutzten Informationsaustausches identifiziert. Die Autoren unterstreichen, dass derartige Applikationen in der Zwischenzeit

Vgl. im Folgenden Hameri/Nihtila (1997), S. 77 ff.

87

ausgereift sind und die notwendigen Funktionalitaten bieten, um in verteilten FuE-Teams die Informationsweitergabe und den Datenaustauscin zu vereinfachen und das Projel
konzeptionellen

Studie vergleichen

Moglichkeiten

unterschiedliche

Technologien

in

einem

Wissensformen

interorganisationalen

Bolisani/Scarso mit

Hilfe

Kontext

(1999)

moderner zu

die luK-

transferieren.

Aufbauend auf die Kernkonzepte des Knowlede-based-View differenzieren sie zwischen explizitem (objektiv, kodifizierbar) und tazitem (subjektiv, schwer transferierbar) Wissen und analysieren den Transfer zwischen diesen beiden Formen und ordnen angemessene IT-Systeme zu (vgl. Tabelle 7)}

^

Vgl. im Folgenden Bensaou (1999), S. 307 ff. Vgl. Nonaka (1991), S. 96 ff.; Nonaka (1994), S. 14 ff.; Nonaka (1995), Nonai
88

Geelgnete luK< Amwendung

Wissenstransfor

Bdispldl

EDI

EjipltZFt ZU SKpllZll

Obermittlung von Verkauf^alen fijr das Vertr>fit»cdntroNing

CAD-CAM-Vafbindung

Taztt zu explizil

Ubemiittlurig von Systamspe7if1katton«n von d&r D«4tgn- an die ProduhtKjnsabteilung

Deugn-Oat«nt»nk

Tazit lu \azA

UnterstLFtzung der DesbgnaXlivitaien dufc^fi (lifl BareitsLellung hiBtDn5f:hef Dalen von Modelrends und Eni-

Tabelle 7: luK-Anwendungen und Wissenstransfer

Wahrend EDI-Anwendungen insbesondere zur Obermittlung von standardisierten und strukturieren Datensatzen (d.h. von explizitem Wissen), wie sie etwa bei Geschaftstransaktionen anfallen konnen, geeignet sind, mijssen in der Forschung und Entwicklung haufig tazites Wissen transferiert oder in explizites umgewandelt werden. Hierbei kommt insbesondere den kollaborations- und kommunlkationsorientierten Systemen eine zentrale Rolle zu. Der konzeptionelle Beitrag von Antonelli/Geuna/Stelnmuller (2000) untersucht die Auswirkungen der Diffusion der Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Forschungs- und Entwicklungsprozess auf einer gesamtwirtschaftlichen Ebene.^ Wahrend in der Vergangenheit die Grundlagenforschung haufig von der angewandten (produktnahen) Forschung getrennt war, da erstgenannte tendenziell starker als Public Good betrachtet wurde, ermoglichen moderne Technologien die Zusammenarbeit uber diese einzelnen Forschungsbereiche sowie organisationale Grenzen hinweg. Die Autoren sprechen von einem neuen Forschungs- und Entwicklungsmodell, dass nicht mehr auf zentralisierten und isolierten Forschungseinrichtungen, sondern auf verteilten, kooperativen, spezialisierten und multidisziplinarischen FuE-Teams fuUt, wobei die luK-Technologie hierfur eine entscheidende Grundvoraussetzung fur den Informationsaustausch und die Wiederverwendung von Wissen darstellt. Theoretische Bezugspunkte konnen nicht identlfiziert werden. Eine emplrische Uberprufung findet nicht statt.

Vgl. im Folgenden Antonelli/Geuna/Steinmuller (2000), S. 72 ff.

89

In einer Serie von Beitragen untersucht ein Forschungsteam urn Prof. Majchrzak an der University of Southern California den Einsatz von internetbasierten Anwendungen in einem interorganisationalen, virtuellen Entwicklungsteam.^ Als Grundlage dient die Fallstudie RocketCo, welche ein unternehmensubergreifendes Forschungsteam mit Boeing und weiteren Unternehmen beschreibt. Im Rahmen einer Langzeitstudie warden die Implementierung und die Nutzung beobachtet. Informationen wurden aus ethnografischen Beobachtungen, Fragebogenerhebungen, Interviews und der Auswertung des Datenverkehrs gewonnen. Wahrend die Technologien mit den Teamprozessen anfangs noch nicht harmonierten, konnte mit zunehmender Projektdauer eine Annaherung von technologischen Strukturen und der Teamorganisation (z.B. Ubernahme eines demokratischen TeamverstSndnisses durch Nutzung eines Voting-Moduls der Groupware) zu erkennen. Die Nutzungsintensitat nahm mit der Dauer des Projekts nicht wie erwartet zu, sondern zeigte nur bei einzuhaltenden Meilensteinen entsprechende Maximalwerte. Gemessen wurden diese auf Basis der ausgetauschten Datenmenge und der Anzahl der abgefragten Dokumente. Ein weiteres Ergebnis war das veranderte Verhalten bei komplexen sowie unklaren Aufgaben und Problemstellungen. Wahrend die Teammitglieder anfangs hierfur die personiiche Kommunikation bevorzugten, wurden nach einem ersten personlichen Kontakt fur derartige Aufgaben auch kollaborative Technologien eingesetzt. Voraussetzung hierfur war die Entwicklung eines gemeinsamen Verstandnisses des Technoiogieeinsatzes. Die Studie basiert auf den Kernkonzepten technologiezentrierter strukturationstheoretischer Ansatze. Sbderquist/Nellore (2000) fokussieren in ihrem Beitrag auf die Identifikation von noch nicht umgesetzten Anforderungen, die die Teammitglieder von FuEKooperationen

an moderne

luK-Systeme

stellen.^ Bisher

nicht

erfullte

Bedurfnisse sehen die Autoren (1) in der Optimierung von Kommunikation und Koordinatlon, (2) dem Zugang zu neuem technologischen WIssen sowie (3) dem Aufbau eines organisationalen Wissensspeichers.

^

Vgl. im Folgenden Majchrzak et al. (2000a), S. 569 ff.; Majchrzak et al. (2000b), S. 44 ff.; Malhortaetal. (2001), S. 229 ff. Vgl. im Folgenden Soderquist/Nellore (2000), S. 199 ff.

90

Erstgenannte umfassen Informationen uber Ansprechpartner, Rollenverteilung und Kompetenzen der kooperierenden Unternehmen. Zugleich mussen stets die aktuellsten Anderungen hinsichtlich Design oder Konzeptplanung alien Beteiligten zu VerfiJgung gestellt werden und ein Informationsaustausch bzw. eine Diskussion in der Gruppe diesbezuglich ermoglicht werden. Bisherige Datenbanken und Anwendungen ermogiichten mangels einer ausreichenden Integration derartige Anforderungen nicht. Das zweite Erfordernis, der Zugang zu den fijr die Kommunikation relevanten Informationen, die im Rahmen von Recherche- und Screening-Prozessen identifiziert wurden, kann durch den EInsatz von verteilten Datenbanken sichergestellt werden. In der dritten Anforderung, dem Aufbau eines organisationalen Wissensspeichers, sehen Soderquist/Nellore (2000) eine besondere Herausforderung. So sollen auch Informationen uber nicht auf den Markt gebrachte Entwicklungsvorhaben sowie die Ergebnisse von nachtraglichen Bewertungen von bereits abgeschlossenen FuE-Projekten dem unternehmensiJbergreifenden FuE-Team zuganglich gemacht werden. Der Beitrag basiert auf der Auswertung zweier Fallstudien von Unternehmenskooperationen in der Automobiljndustrie. Auf eine theoretische Verankerung wird nicht hingewiesen. D'Adderio

(2001)

fokussiert

auf

die

Bedeutung

von

integrierten

Softwareanwendungen fiJr Design- und Prototyping-Aktivitaten in unternehmensubergreifenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.^ Anhand zweier Fallstudien zeigt der Autor, dass virtuelle Prototypen als standardisierte Schnittstelle zwischen den Unternehmen bzw. den Abteilungen fungieren und den kollaborativen Prozess effizienter gestalten konnen. Derartige Anwendungen ermoglichen jedoch weder den Transfer von tazitem zu kodifiziertem Wissen noch jenen von People-embodied zu Software-embedded W\ssen. Hingegen erlauben sie den Transfer von „local into global knowledge"^ und werden somit als eine integrative Routine verstanden, welche die Dynamic Capabilities eines Unternehmen im Sinne einer ressourcenorientierten Betrachtungsweise aufzubauen und zu erhalten.^ Um einen moglichst umfassenden Wissenstransfer gewahrleisten zu konnen, sollten Unternehmen virtuelle Prototypen um physlsche Modelle erganzen. Theoretisch gestijtzt werden die Ausfuhrungen

' ^ '

Vgl. D'Adderio (2001), S. 1409 ff. D'Adderio(2001), S. 1422. Vgl. D'Adderio (2001), S. 1422.

91

durch vereinzelte Verweise auf den Knowledge-based-View und den Dynamic Capabilities-Ansatz. Die empirische Uberprijfung erscliopft sich in der Verdeutlichung der Aussagen durch zwei Fallstudien aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie. Gerwin/IVIeister (2002) untersuchen in ilirer Fallstudie die Bedeutung von Koordinationsinstrumenten in Forschungs- und Entwicl
veranschaulicht.

Daruber

hinaus

konnten

vier

Stufen

der

Systemintegration identifiziert werden. Die Transactional Integration umfasst den einfachen Austausch von Daten und Informationen mit Hilfe von E-Mailoder auch FTP (File-Transfer-Protokoll)-basierten Anwendungen. Die nachst hohere Stufe der Integration stellt die Intrastage Integration dar. Diese meint den abgestimmten Einsatz internetbasierter Anwendungen und verteilter

^

Vgl. im Folgenden Gerwin/Meister (2002), S. 27 ff. Vgl. Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 37 ff.

92

Datenbanken innerhalb der einzelnen Phasen des Forschungs- und Entwicklungsprozesses. So sollen auch andere Abteilungen, wie beispielsweise jene fur Beschaffung oder Marketing, auf eine gemeinsame und aufeinander abgestimmte Informationsbasis wahrend der Konzeptionsphase zuruckgreifen konnen. Die dritte Stufe stellt die Interstage Integration dar, welche einen entwickJungspliasenubergreifenden Abgleich vorsieht. Die aktuellen Daten virtueller Prototypen werden demnach unter anderem in Produktions- und Beschaffungsdatenbanken ijbertragen. Unter der vlerten und der am starksten ausgepragten Integration wird von den Autoren die interorganisationale oder auch Extended New Product Development Organization Integration verstanden, welclie eine quersciinittliche Integration der drei zuvor genannten Stufen in zwei Oder mehreren Organisationen meint. Reichwald et al. (2004) untersuchen fijr das B2C-Marktsegment das Potenzial internetbasierter Anwendungen fur die Integration des Kunden in den Entwicklungsprozess. Ausgehend von der Grundannahme, dass durch moderne luKTechnologien „significantly lower procurement, processing, and information cosfs" erreicht werden konnen, identifizieren die Autoren die Projektphasen (1) Ideengenerierung, (2) Design und Konzeption sowie (3) Test und Markteinfiihrung, in denen die internetbasierte Interaktion mit dem Kunden Im Produktentwicklungs- oder Produktverbesserungsprozess zum Erfolg beitragen kann. Darijber

hinaus unterscheiden

Reichwald et al. (2004) die (1)

Entscheidung und Bewertung von Produktideen oder -eigenschaften, (2) den reinen Informationsinput und das (3) Co-Design bzw. die kollaborative Problemlosung als mogliche Aufgabenbereiche der Zusammenarbeit. Begrundet wird die grundsatzliche Notwendigkeit der Integration des Kunden sowie der Einsatz internetbasierter

Anwendungen

mit

einer

potenziellen

Steigerung

von

Kundenzufriedenheit und Produktqualitat.^ Die Erkenntnisse basieren auf einer Auswertung einer Datenbank mit uber 200 qualltativ beschriebenen Fallstudien sowie insbesondere auf den Ergebnissen des Fallbeispiels SpoCo. Eine ausreichende theoretische Fundierung -

die Autoren argumentieren nur

vereinzeit mit Schumpeters' Konzeptionen - konnte nicht erkannt werden. Ganesan/Malter/Rindfleisch

(2005)

untersuchen,

inwieweit

die

Distanz

zwischen den Mitgliedern von FuE-Teams Auswirkungen auf den Erfolg des

Vgl, ahnlich auch Franke/von Hippel (2002), S. 1 ff.

93

Produkts hat. Auf Basis der Cluster Theorie entwickein sie einen Bezugsrahmen, der unter anderem auch die mediierende Wirkung der E-IVlailKommunikation auf den Wissensaufbau abbildet. Im Rahmen ihrer konfirmatorisch-explikativen Studie, die mit dem LiSREL-Verfahren durchgefiJhrt wurde, konnen die Hypothesen, die besagen, dass die E-Mailnutzung in vertellten Teams posltiv auf die Kreativitat der IVIitglleder wirkt und die Entwicklungsdauer hierdurcli verkiJrzt, bestatigt werden. Auch fur diese Forschungsstromung kann abschlieliend eine Dominanz der Fallstudienanalyse, eine Forschungslucke fur empirische Studien mit hoher Allgemeingultigkeit sowie folgendes inhaltliches Befundmuster skizziert werden: Der Einsatz moderner luK-Technologien starkt das Vertrauen, das in der Innovationsforschung als bedeutender Erfolgsfaktor von Entwlcklungsvorhaben beschrieben wird, in unternehmensubergreifenden FuE-Arbeitsteams. Mit Hilfe dieser Anwendungen wird daruber hinaus der Wissenstransfer zwischen den Akteuren der einzelnen Kooperationspartner erieichtert. -

Auch bei der Abstimmung bzw. der Integration der Arbeitsprozesse der kooperierenden Unternehmen bieten luK-Technologien ein Potenzial zur „Vernetzung" des Teams. Analog zu den Beitragen, die raumlich vertellten FuE-Teams untersuchen, wird auch im Rahmen dieser Studien nachgewiesen, dass die Entfernung oder gar Virtualitat kooperativer FuE-Arbeitsgruppen durch die computergestutzte Kommunikation uberwunden werden kann.

2.3.1.2 Synoptische Auswertung der Forschungsbeitrage Aufbauend auf die Bestandsaufnahme relevanter Forschungsbeitrage soil nun eine Auswertung dieser erfolgen, um zum einen eine signifikante Forschungslucke zu identifizieren, und zum anderen, um einen Erkenntnisfortschritt hinsichtlich der Beantwortung der Fragestellungen zu erzielen. Hierzu werden im Folgenden die Studien anhand des gewahlten Forschungsdesigns, der theoretischen Fundierung, der identifizierten Einsatzfelder, erfolgsbeeinflussender Faktoren sowie der Erfolgswirkungen verglichen und analysiert.

94

2.3.1.2.1 Studiendesign der Forschungsbeitrage Tabelle 8 vergleicht die betrachteten Forschungsbeitrage anhand iiires Forschungsdesigns. Grundsatzlich werden fur diese Gegenuberstellung die drei Kategorien „IVIultivariate Analysemethode", „Haufigkeitsauswertung" und „Keine empirische Analyse" unterschieden.^ Erstere fassen jene Arbeiten zusammen, die strul
Ein tiefer gehender Vergleich der empirischen Forsclnungsbeitrage anhand von Merl^malen statistischer Verfahren, wie es Fritz (1995) anhand der Aussageart (desl
95

Mulllvart«t« Amiyswrwthod*

Hlungkvitivertellung

Kalnfi Hnplriftchfl An*ly»*

• RiCfrri4»41 • Dk^isn/Smvaun (2000k

< KrsuVEgidc [1Mflt < CovrVCuHvy/McMofton (1W71 • Famt • ! ml (2003)

* taniplk'MKCorTTtBcti (1997) < Ciborr&T^aimna [19M> • Ytltc^flikoiH^L'Olwiiun (IMS) • HoiMAt 12002) • LanfDu (20021 - K H I I V (20091

' C V H f l t B l {2001) » ScfimKtt^MDnlQ^'

• OiiMiyBr(1991) * L^jmy/Raninghvu (2001) ' JoiimtiOrkw\ 12Q02\

• h1«»lil(199$) > GHimwi/BojIaUBf (1997). Bm^idiBr« •! (1991) ' Q*finr&/F]avin/DBV«n(19M] ' l»wA{199fl) ' Rotiefls [20001 ' G o v n a n n (20011

• •'Al)llww(2001|

• HanvirNlKllU (19971 • BotaanilSuni) (1999) * AnkmaHtfGBuna/SlBtfiiTiuflv (2000) • l^iti^hQrta et al (20011 * UBJctirHk fft 91 (20OOft| • Mjjcfirwk et Bl (20006) • EadwqunVNsam (20001 • OTAddHio (20O1) • a*n>4nMHWr(20Q2) • $«tl>IPriVS8tt> (2003) • HwchwHlt] Bl a) (2004)

Funktionale UnterstiJtzung

W B A V M B A H T (2O0 V

• enmneiiumi/Mtnti {2oai)

Dezentral« FuE-Teams

• EilMnlt/Srdrar (21X1131 • O c M K I U (IftH)

• B«nuou 1199^1 * GpnasanUv^r/RindflviKh <2(I0$)

FuEKooperatlonsn

Tabelle 8: Studiendesign bedeutender Forschungsbeitrage

Es kann konstatiert wercJen, dass nur sechs der betrachteten Beitrage auf multivariate Analysemetiioden zuruckgreifen. Uber die Halfte der Studien weisen keine empirisclie Untersuchung auf. insbesondere im Forscliungsfeld der FuE-Kooperationen ist diese Dominanz an qualitativen Beitragen besonders deutlich erkennbar. Nur Bensaou (1999), Ganesan/Malter/Rindfleisch (2005) sowie D'Adderio (2001) stiJtzen ihre Aussagen auf entsprecliende statistische Verfahren. Somit kann eine grundsatzliche Untergewichtung bzw. eine Forschungslticke fur empirisclie Arbeiten, die multivariate Analysemethoden anwenden und den EInsatz von internetbasierten Anwendungen in der FuE-Kooperation untersuchen, festgestellt werden.

96

2.3.1.2.2 Theoretische Fundierung der Forschungsbeitrage Tabelle 9 zeigt eine Zuordnung der betrachteten Forschungsbeitrage entsprechend der theoretischen Fundierung.^ Diese Ubersiclit zeigt ein eindeutiges Ubergewicht von niclit theoriegeleiteten Arbeiten. So konnte fur uber die Halfte aller untersuciiten Forschungsbeitrage l<eine theoretische Fundierung festgestellt werden. Die ubrigen Studien basieren im Wesentlichen auf (1) Theorien der IVIedienwahl und -anwendung, (2) dem Knowledge-based-View sowie (3) strukturationstheoretischen Ansatzen. Eine deutliche ForschungsliJcke besteht demnach unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus Abschnitt 2.3.1.2.1 hinsichtlich einer empirischen Uberprijfung theoretischer Uberlegungen, wobei insbesondere strukturationstheoretische Ansatze einen hohen Erkenntnisbeitrag erwarten lassen. In Folge sollen zentrale Erkenntnisbeitrage der theoretischen Ansatze zur Beantwortung der Fragestellung eriautert werden.

Forschungsbeitrage, die sich auf mehr als eine Theorie beziehen, wurden in Tabelle 9 der Jewells dominierenden zugewjesen. So bezleht sich Lewis (1998) auch auf die Acitivity Theorie, Schmidt/Montoya-Weiss/Massey (2001) auch auf die Commitment Theorie und D'Adderio (2001) auf den Dynamic Capabilities Ansatz

97

StruMufitiort*Iheoretlsch* AiwUu

ThMrt*

^^^^^B

< AnwUHsuplmann (19S7)

< KHCtw j2001>

• Yat#vOnihciw«ht' Ohsnva{i9»^

t* ttworatlcche ' KnutfEglitodWS) - CmjFVCuiev' • iBrrvb/MKConnach |t997k < CiboiTk^atnatla (1998) < DBhan/SmvAHm (20M)

Funktianale Unterstiitzung

- Ptiitnif^ • LAAW^IS^) • Sc^vncn/MofitayaMAta/M&flA4y (20011 ' CoTHfllal (200t)

* RDtlw1ll2000} » Joyntf/ONien

- LLir«vfR4iu>Qtiani (3O0i»

iioca)

Oezentrale FuE-Teams

< * <

(2003J

DaMfly«r (1901) Hciwv4t»(T»9S) Ockfff fliai 11W6] Gaumart/BoutvJiv (1»97r. BoulBlteret

+ Donnn/FtawV * G n s m i n n tfOOlj * BfKlrMr/Mark;

H«rt
• BoliUnL^S»fU (ISSO) • C'Add«*
" Matchrah «(n (ZOOQa)

'

KtnefVNMU (iaS7) 3tumutMar

FuEKoope ratio nen

* hUlhortiAt al [2001^

(7000)

COOOh • Oerwin/Me4tor {2003) <M04) - Gane«an/KtBllBr/

Tabelle 9: Theoretische Fundierung bedeutender Forschungsbeitrage

•

Erkenntnisbeitrag der Theorien der Medienwahl

Die Theorien der IVIedienwahl und -anwendung, auf die sich die Arbeiten von Allen/Hauptmann (1987)\ Lewis (1998), Bensaou (1999), Corso et al. (2001) und Schmidt/Montoya-Weiss/Massey (2001) bezlehen, behandein die Frage, ob und wann sich Anwender fur die computervermittelte und somit gegen eine personliche Kommunil
Uberprufungen

dieser Kernkonzepte der IVledia-Richness-Theorie ergeben jedoch kein eindeutiges Bild. Wahrend einige Studien diese teilweise oder vollstandig bestatigen

Der Beitrag von Allen/Hauptmann (1987) kombiniert den Information Processing Approach mit der Media-Richness-Theorie.

98

konnten,^ gibt es ebenso eine Vielzahl an Studien, die diese empirisch nicht belegen konnten.^ So gelingt beispielsweise Dennis/Kinney (1998) der Nachweis einer Effizienzsteigerung durch den Einsatz reichhaltiger Medien bei komplexen, mehrdeutigen Aufgaben nicht. Dies begrunden die Autoren mitunter damit, dass die Theorie nicht fur moderne, multimedlale Medien konzipiert wurde.^ Vielmehr beruhen die konzeptionellen Uberlegungen von Daft/Lengel auf dem Einsatz textbasierter (und somit defizitarer) Kommunikationsanwendungen. Vor dem Hintergrund veranderter Rahmenbedingungen, die durch die zijgige Diffusion und Akzeptanz moderner, multimedialer luK-Technologien gepragt ist, kann von dieser Grundannahme nicht mehr ausgegangen werden.'* AbschlieUend kann konstatlert werden, dass die Hypothesen und Annahmen der ursprijnglichen IVIedla-Richness-Theorie sowie verwandter Theorien zur IVIedienwahl fur die Problemstellung somit nicht zuletzt aufgrund ihres veralterten Technologieverstandnisses und Ihrer ausschlieRlichen Fokussierung auf die KommunikationsunterstiJtzung unangemessen erscheinen.^ •

Erkenntnisbeitrag des Knowledge-based-View

Die untersuchten Forschungsbeitrage, die auf diesem theoretischen Ansatz basieren, fokussieren Im Wesentlichen auf die Bedeutung der Technologien fur den Transfer von Wissen im FuE-Prozess. Wahrend Kessler (2003) diesbezijglich eine uneingeschrankte Verbesserung durch die Technologienutzung sieht, betont Roberts (2000), dass moderne luK-Technologien tendenziell nur den Transfer von explizitem Wissen erieichtern.® Implizltes Wissen, welches sich auf Fertigkeiten von Individuen bezieht und meist stark kontextgebunden ist, kann hingegen nicht ubertragen werden, da die Technologie als defizitar im Vergleich zur personlichen Kommunikatlon gesehen wird. Eine ahnliche Restriktion sieht D'Adderio (2000), da moderne luK-Technologien weder die Transformation von tazitem zu kodifiziertem Wissen noch jene von Peopleembodied zu Software-embedded \N\ssen ermoglichen.

Vgl. hierzu etwa Kraut et al. (1992), S. 391 ff.; Rice (1992), S. 475 ff. Vgl. hierzu etwa Kinney/Watson (1992), S. 107 f.; Valacich et ai. (1994), S. 11 f.; Suti (1999), S. 295 ff. Vgi. Dennis/Kinney (1998), S. 256 ff. Vgi. etwa Valacich et al. (1994), S. 11 f. Vgl. Suh (1999), S. 295 ff. Vgl. Roberts (2000), S. 441 f.

99

•

Erkenntnisbeitrag strukturationstheoretischer Ansatze

Im Unterschied zu den ressourcentheoretischen Ansatzen, die die Wirkung vorwiegend auf der Ebene des Gesamtunternehmens erklaren, ermoglichen strukturationstheoretische Modelle sine Analyse auf Gruppenebene, was fur die Untersucliung einer FuE-Kooperation, die in der Regel einen starken Projektcharakter aufweist, im Hinblick auf die Fragestellung ziejfulirend ersclieint. So belegen IVIajchrzak et al. (2000a) und iVIajclirzak et al. (2000b) sowie IVIalhorta et al. (2001), dass strukturationstheoretisclie Ansatze einen liohen Erkenntnisbeitrag beztiglich des Verstandnisses der Art und Weise liefern, wie Technologien in interorganisationalen Forschungs- und Entwicklungsteams eingesetzt werden konnen. Die theoretische Basis der Teclinologiestrukturation ermoglichte den Autoren die Erklarung von direkten Zusammenhangen auf Teamebene, wie sie von Dehning/Richardson (2002) gefordert wirdJ So konstatieren diese in einer umfassenden Meta-Studie, dass im Rahmen von wissenschaftliclien Studien zu haufig indirekte Erfolgswirkungen der Informationsteclinologie im Unternehmen gemessen wurden und das der ijberwiegende Anteil der Forschungsbeitrage demnach auf einen Nachweis der Steigerung des Unternehmenserfoigs, wie etwa des Return on Investments Oder des Unternehmensgewinns abzielt. Eine direkte Messung, wie etwa die Auswirkung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Geschaftsprozesse, wird hingegen in der Literatur vermisst.^

2.3.1.2.3 Einsatzfelder moderner luK-Technologien Urn ein besseres Verstandnis fur die inlialtlichen Aspekte und die Bedeutung dieser Technologien fur die Entwicklungsaktivitaten

zu erhalten, sollen

aufbauend auf die methodische und theoretische Analyse im Rahmen des folgenden

Abschnitts

jene

Einsatzfelder

moderner

Informations-

und

Kommunikationstechnologien im betrieblichen Forschungs- und Entwicklungsprozess identifiziert werden, die in den ausgewahlten Studien explizit behandelt wurden.

Im

Einzelnen

sind

dies

die

(1)

administrativ-dispositive

Prozesskoordination, die (2) fachliche Kommunikation und der Informa-

' ^

Vgl, Dehning/Richardson (2002), S. 26. Vgl. Dehning/Richardson (2002), S. 26.

100

tionsaustausch, (3) Designaufgaben, (4) Realisierungstatigkeiten, (5) Screeningaufgaben sowie (6) Trainingsaktivitaten. Abbildung 12 zeigt eine Zuordnung der betrachteten Forschungsbeitrage zu den identifizierten Einsatzfeldern modemer luK-Technologien in unternehmerischen Forschungsund Entwicklungsvorhaben. K»orclln«tlon ft St*ij«fijng

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* S«liWPinVSff|fii 430091

Abbildung 12: Einsatzfelder moderner luK-Technologien

Die

Kommunikation

umfasst

den

aufgabenbezogenen

Austausch

von

Informationen und Erfahrungen zwischen den FuE-Teammitgliedem in alien Phasen des FuE-Vorliabens (z.B. Ideenfindung, Problemlosung, Argumentation

101

und Entscheidungsfindung oder Alternativenanalyse)^ Die Verstandigung kann hierbei verbal, textbasiert oder multimedial erfolgen. Electronic Meeting Rooms, elektronische Konferenzsysteme, E-Mail- und Voice-Mail-Anwendungen oder etwa auch Bulletin Boards stellen nur eine kleine Auswalil an Systemen dar, die die Kommunikationsaktivitaten unterstiJtzten sollen. Hervorgehoben wird haufig die Bedeutung der Technologien zur Bildung von informellen Netzwerken, die ohne einer computergestijtzten Kommunikation nicht ermoglicht worden waren.^ Neben diesen Kommunikationsanwendungen eriauben Dokumentenmanagement- und Expertensysteme die gemeinsame Nutzung von Dokumenten, Berichten oder sonstigen dokumentierten Erkenntnissen und fordern damit die Wiederverwendung von Informationen und Wissen im Projektteam. Die Koordination und Steuerung - das zweite genannte EInsatzfeld fur moderne Informations- und Kommunikationstechnologien - umfasst sowohl die Steuerung des FuE-Teanns als auch die projektubergreifende Abstimmung mit anderen Abteilungen, etwa zur Beschaffungsplanung, MarkteinfiJhrungsplanung Oder Fertigungsmittelplanung. Internetbasierte Anwendungen werden hierbei eingesetzt urn die Einzelprojekt- oder die Programmkoordlnation effizienter gestalten zu konnen. Unter Zuhilfenahme von Informationssystemen und Projektmanagementanwendungen soil die Planung, Steuerung und Kontrolle erieichtert und die zentralen Kontrollobjekte wie Termine, Kosten, Finanzen, Ressourcen sowie der Leistungsfortschritt gesteuert und transparent dokumentiert werden.^ Die beiden Einsatzfelder ..Design" und ..Realisierung" zielen im Gegensatz zu den beiden erstgenannten querschnittlichen

Einsatzfeldern

auf einzelne

Wertschopfungsstufen im FuE-Prozess ab. Designaktivitaten umfassen die Definition und die Abgrenzung einzelner Systemkomponenten

und des

Gesamtsystems. Das Ziel ist die funktions- und produktionsgerechte Gestaltung

Roberts (2000) analysiert in einer Meta-Studie In diesem Zusammenhang das Potenzial mo-derner luK-Technologien fur den Wissenstransfer und kommt zu dem Ergebnis, dass nur kodifizlertes Wissen transferiert werden kann. Personliche Gesprache konnen fur die Ubertragung von tazitem Wissen nicht ersetzt werden. Vgl. Roberts (2000), S. 429 ff. Vgl. etwa Gassmann/Boutellier (1997), S. 28 ff.; Howe/Mathieu/Parker (2000), S. 277; Gassmann(2001), S. 73 ff. Vgl. Burgel/Haller/Binder (1996), S. 252.

102

der einzelnen Bauteile, die als Vorlage fur die Prototypentwicklung dienen. Die Realisierung umfasst die Umsetzung des Geplanten in Form eines IModells sowie die Durciifulirung der Komponenten- und Systemtests. Die Bedeutung internetbasierter

Anwendungen

in

diesem

Einsatzfeld

berulit

auf

der

l\/I6glichl<eit, dass melirere Personen gemeinsam gleichzeltig an verschiedenen Orten an einer bestimmten Aufgabe (z.B. Design von Hardwarearchitekturen) arbeiten

konnen. DariJber

hinaus ermoglichen so genannte

Workflow-

IVIanagement-Systeme die Steuerung und Teilautomatisierung arbeitsteiiiger Geschaftsprozesse, die je nach Einsatzschwerpunkt benutzer-, abteilungs- oder unternehmensiibergreifend ablaufen. In der FuE-Pliase Design kommen haufig vernetzte CAx-Systeme zum Einsatz, die betrlebiiclie Ablaufe und Aufgaben unterstutzenJ Zu den wichtigsten diesbezugllchen Anwendungen sind Computer-Aided-Deslgn-Systeme (CAD), die fur die grafiscli-interaktive Erzeugung von digitalen Objektdarstellungen dienen, sowie Computer-Aided-Planning-Systeme, die aufbauend auf die Konzeption der neuen Produkte die Initiale Produktionsplanung und gegebenenfalls die IVlontageplanung unterstijtzen sollen, zu zahlen.^ Im Rahmen des Einsatzfeldes Realisierung sind insbesondere die computergestijtzte Prototypentwicklung zu nennen, wobei unter dem Begriff des Digital-Mock-Up (DMU) ,,/n Analogie zum physischen Mock-Up ein digitales Auslegungsmodell fur die Baubarkeitsprufung'^ verstanden wird. DMUs ermoglichen eine flexible und vergleichsweise gunstige Methode Modelle zu entwickein und ihre Qualitat zu testen. Urn Fehlerquellen und Verbesserungsmoglichkeiten moglichst frijhzeitig zu erkennen, werden DMUs zur: Durchfijhrung von Einbau- und Kollisionsuntersuchungen, Erstellung von Gutachten, Beurteilung von Produktionsmoglichkeiten und -kosten, Berijcksichtigung von Design- und Ergonomieaspekten oder zur Durchftihrung von Wiederverwertungsbetrachtungen

' ^ ^

Vgl.Abschnitt 1.1.1. Vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 274 f. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 277.

103

in FuE-Vorhaben eingesetzt.^ Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002) heben die Kosten- und Zeitvorteile eines DMU im Vergleich zu einem physischen IVIodell hervor, wobei insbesondere deren Orts- und Systemungebundenheit bei dislozierten Innovationsprozessen Effizienzvorteile bieten,^ Bine groSe Bedeutung nehmen internetbasierte Anwendungen auch fur den glelchzeitigen Zugriff auf gemeinsame Informationen ein. Der ortsunabliangige Zugrff auf verteilte Datenbanken ermoglicht es, dass das gesamte Team innerhalb kurzester Zeit einen gleichen Wissensstand erreichen kann. HInsichtlich des Einsatzfeldes Screening unterscheiden Zahay/Griffln/Fredericks (2003) interne und externe Informationen, die im Laufe des Forschungsund Entwicklungsprozesses zur Durchfufirung der Aufgabe benotigt werden. Walirend interne Informationen (Finanzdaten, Strategie, Projektmanagement, Kundenbedurfnisse) dem Projektteam in der Regel leicht zuganglich sind, ist der Zugang zu externen Informationen (Wettbewerber, rechtliche Rahmenbedingungen, Technologiewissen, etc.) nur eingeschrankt und indirekt verfijgbar.^ Die Screening-Aktivitaten haben die Aufgabe, das Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit eben diesen externen Informationen zu versorgen. Internetbasierten Anwendungen wie etwa dem World Wide Web werden diesbezijglich eine hohe Bedeutung fur die Technologieprognoseaktivitaten und Technologiefolgeschatzungen im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zugesprochen.'' So ermoglichen etwa Onlinedatenbanken den Zugriff auf Informationen uber Patente, Markt- und Wettbewerber oder auch Referenzinformationen. AbschlieUend sei als letztes Einsatzfeld moderner luKTechnologien im FuE-Prozess das Mitarbeitertraining genannt. Insbesondere vor dem Hintergrund verteilter, globaler oder virtueller Forschungs- und Entwicklungsteams kommt effizlenten und zeitnahen Tralningsmethoden eine hohe Bedeutung zu.^

Vgl. Gausemeier/Ebbesmeyer/Kallmeyer (2001), S. 383 ff.; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 278. Vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 278. Vgl. Zahay/Griffin/Fredericks (2003), S. 8. Vgl. Soderquist/Nellore (2000), S. 199 ff. Vgl. Joyner/Onken (2002), S. 17 ff.

104

2.3.1.2.4 Erfolgsbeeinflussende Faktoren moderner luK-Technologien Wahrend die Einsatzfelder in den betrachteten Studien sehr ausfijhriich beschrieben wurden, ist die Forschungsfrage, unter welclien Rahmenbedingungen moderne iuK-Teclinologien effizient und effel
Organisation

Entw]cklung*ob|«kt Pradufcdumtiilultlt

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C«CpihF*!/.0t«:^VHI.

Abbildung 13: Erfolgsbeeinflussende Faktoren von luK-Technologlen

Die erste Kategorie umfasst die technologischen Charakteristika. Hierzu zahlen etwa die Anwenderfreundliclikeit der Systeme, deren Verfijgbarkeit oder

Vgl. Court/Culley/McMahon (1997), S. 359 ff.; Ciborra/Patriotta (1998), S, 43 ff. In einer umfassenden Meta-Studie von Larsen (2003) wird die Bedeutung von Erfolgsfaktoren des IT-Elnsatzes im organisationalen Umfeld untersucht. Insgesamt werden 83 Konstruktkonzepte mit einer Vielzahl an Sub-Elementen aus uber 500 Studien abgeleitet. Zu den ubergeordneten Kategorien werden die Aufgabencharakteristika, die Anwender, die Projekteigenschaften, die IT-Artifakte sowie die organisationalen Rahmenbedingungen gezahlt. Vgl. hierzu Larsen (2003), S. 169 ff. Larsen (2003), S. 169.

105

Funktionsumfang sowie beispielsweise der abteilungs- bzw. unternehmenstibergreifende Integrationsgrad. Der Cluster Anwender beschreibt die Art und Weise, wie die User die Systeme in ihre Arbeitsprozesse integrieren. So wurde in den betrachteten Studien etwa der sinngema(Je Einsatz, das Vertrauen in die Technologie Oder auch der in einer Arbeitsgruppe vorherrscliende Konsens uber die IT-Nutzung analysiert. Fal
106

E ntwIcK I u n g >proz«*s-of1«ntl*rt OtHngtnr lte*»fH>mn*Mutt

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(iwig (200J>

EntwlcklungBobj«kt
Abbildung 14: Erfolgswirkungen moderner luK-Technologien

Die Aussage, dass der Entwicklungsprozess durch die Nutzung moderner luKTechnologien verl^urzt werden l^ann, wird in der Literatur am haufigsten gestijtzt. Insbesondere aufgrund l
Vgl. Allen/Hauptmann (1987), S. 575 ff.; Kessler (2003), S. 907 f.

107

Laufe des Entwicklungsprozesses zu bewerten und zu testen, eine stets zeitnahe (abteilungs- und unternehmensubergreifende) Kommunikation sowie eine grundsatzlich mogliche Integration des Kunden in den Entwicklungsprozess, so dass Anforderungen und Erwartungen fruhzeitig erkannt und beruckslchtigt werden konnen.^ 2.3.1.3 Bewertung der ForsctiungsliJcke Die Analyse der ausgewahlten Studien zeigt, dass der bisherige wissenschaftliche Erkenntnisstand hinsichtlich der erfoigskritischen EinflussgroUen Defizite aufwelst. Insbesondere hinsichtlich der Konzeptionalisierung und Operationalisierung

des

Einsatzes

internetbasierter

Anwendungen

(For-

schungsfragestellung 1) sowie der Erfolgswirkung (Forschungsfrage 3) konnten Schwachpunkte in der bisherlgen LIteratur erkannt werden: - Eine empirische Untersuchung eines ganzheitlich konzeptionalisierten und operationalisierten Konstrukts des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation konnte nicht identifizjert werden. Vor dem Hintergrund der Jm Schrifttum mehrmals erwahnten besonderen Bedeutung der Art und Weise der IT-Nutzung verwundert es umso mehr, dass der Schwerpunkt auf der Identifikation einzelner Einsatzfelder moderner luK-Technologien und deren isoliert betrachtete Nutzungsintensitat lag. - Bemerkenswert ist, dass ein theoretischer Bezugsrahmen bei der Mehrheit der Forschungsbeitrage nicht ersichtlich ist. Vielmehr erscheint die Auswahl der betrachteten Aktionsfelder oder Erfolgsfaktoren nicht systematisch zu sein sondern weist bedingt ekiektische Zijge auf. - Die iJberwiegende Mehrheit der empirischen Beitrage beschrankt sich auf die Auswertung einzelner Fallstudien, so dass zumeist Aussagen mit hoher Spezifitat getroffen werden. Aufgrund der jeweiligen Eigenart des Unternehmens, der Kooperation bzw. der Rahmenbedingungen sind allgemeingultige Forschungserkenntnisse auf Basis dieser Datengrundlagen nur bedingt moglich. In diesem Zusammen-

Vgl, Reichwald et al. (2004), S. 1 ff.

108

hang sei auch erwahnt, dass nur einzelne Studien kausale Beziehungen statistisch uberprufen. Stattdessen greifen die Beitrage vermehrt auf die Auswertung der Haufigkeitsverteilungen einzelner Auspragungsmerl<male zuruck. - Neben dieser zuvor nacligewiesenen eingesclirankten Aussagekraft der Studien, ist auch die Heterogenitat der Forschungserkenntnisse zu erwahnen. Grundannahmen widersprechen sich, Wirkungsbeziehungen sind nicht eindeutig oder verlaufen sogar entgegengesetzt, so dass noch nicht von einem eindeutigen Befundmuster in diesem Forschungsfeld ausgegangen werden kann. - Abschlieliend kann neben der inhaltiichen und der methodischen, zuletzt auch eine Forschungslucke hinsichtlich des geografischen Bereichs identifiziert werden. Der Forschungsbereich wird von USamerikanischen und englischen Untersuchungen im englischsprachigen Schrifttum dominiert. Nicht geklart ist die Frage, ob die erzielten Forschungserkenntnisse auf den deutschen IVIarkt ubertragbar sind. Zusammenfassend kann somit eine Forschungslucke fur die gewahlte Forschungsfrage, die mit Hilfe multivariater Verfahren der zwelten Generation und auf Basis der Adaptive Structuration Theory den Einsatz von internetbasierten Anwendungen und deren Erfolgswirkungen in Forschungs- und Entwicklungskooperationen zum Untersuchungszlel hat, identifiziert werden. 2.3.1.4 Implikationen der Forschungslucke fur die Untersuchung Vor dem Hintergrund der in Abschnitt 1.1 berelts skizzierten stark gestiegenen praktischen Relevanz des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in der betrleblichen

Forschung

und

Entwicklung,

hat

in den

letzten

Jahren

insbesondere die Anzahl englischsprachiger Beitrage zugenommen. Die Analysen im Schrifttum fokussierten hierbei in der Vergangenheit insbesondere auf Einsatzfelder, Akzeptanzprobleme bei den Anwendern, Probleme bei der Implementierung von Systemen sowie auf potenzielle Erfolgswirkungen des ITEinsatzes.

BeziJglich

der

aufgeworfenen

Fragestellungen

wurden

nur

ansatzweise und in Teilbereichen theoretisch fundierte und empirisch geprufte Erkenntnisse gewonnen. Auffallig ist hierbei, dass konzeptionelle sowie empirisch-qualitative (Fallstudien) Beitrage dominieren. Empirisch-quantitative, zu der auch diese Arbeit zu zahlen ist, sind hingegen in diesem Forschungsfeld nur vereinzelt identifiziert worden und weisen insbesondere hinsichtlich der

109

Forschungsfragen 3 und 4 einen sehr geringen Durchdringungsgrad auf. Abbildung 26 fasst den bisherigen Forschungsstand strukturiert nach den vier Untersuchungsfragen zusammen.

For*chung*Qt)«rbllcK (40 B«ttriB*)

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B«w«rtung tJon«M«f

3

B*wtrtung qu«t)t«tlv*r Btwtrtung eniptrltch^ quanttlittwr Baltrlgi

3

O |i|l|i|l II I HHI I ^ I M ^

3

3

3

3

O

O


Abbildung 15: Bewertung des bisherigen Forschungsstands

Uber alle Beitrage - unabhangig von ihrer Methodik - kann fur die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit folgendes Fazit konstatiert werden: Bezuglich der Forschungsfragestellung 1 (Konzeptionallsierung/Operationalisierung des Einsatzes internetbasierter Anwendungen) muss der bisherige Forschungsstand als relativ sclileclit

bezeichnet werden. Wahrend der

Schwerpunkt meist auf der fragmentarischen Identifikation von Einsatzfeldern lag, wurden erfolgskritische Faktoren wahrend der Nutzung lediglich vereinzelt betrachtet. Untersuchungen in Deutschland liegen daruber hinaus kaum vor. Der hochste Erkenntnisbeitrag kann hierbei insbesondere den Fallstudien zugesprochen

werden, da

hierbei

der

Einsatz

moderner

durchgangig auf sehr unterschiedliche Weise analysiert wird.

luK-Technologien

110

Die Forschungsfragestellung 2 (Konzeptionalisierung/Operationalisierung der Erfolgswirkungen) wurde hingegen bereits ausfuhrlich diskutiert. Jedoch kann auch hier ein Mangel an umfassenden empirischen Arbeiten mit hoher allgemeiner Aussagekraft erkannt werden. Vielmehr beruhen die Erkenntnisse ijberwiegend auf konzeptionellen Beitragen sowie bedingt auch auf der Auswertung von Fallbeispielen. Der hier eriangte Wissensstand stellt die Grundlage fiJr die Konzeptionalisierung und Operationalisierung des Erfolgskonstrukts dar. Hinsichtlich der dritten Forschungsfragestellung (Wirkungsbeziehung) kann der Forschungsstand aufgrund der nur schwach ausgepragten Ausrichtung der Forschungsstromung an kausalanalytischen Untersuchungen, als nicht ausreichend beschrieben werden. Auch wenn vereinzelt die Wirkung unabhangiger Variablen auf den Erfolg untersucht wurden, ist eine umfassende Wirkungsanalyse zentraler Faktoren des Einsatzes in der Forschungs- und Entwicklungskooperation nicht erfolgt. Hierbei ist vor allem das Fehlen relationaler Aspekte zu nennen. Verwunderlich erscheint jedoch insbesondere, dass viele Studlen die Grundhypothese, dass der Erfolg mit zunehmender Nutzungsintensitat steigt, nicht prazisieren und dass die eigentlichen erfolgskritischen Einflussgrolien nur selten Berucksichtigung finden. Auch die Forschungsfragestellung 4 wurde nur in sehr eingeschranktem AusmaU untersucht. Auch wenn vereinzelte Studien wie etwa Sethi/Pant/Sethi (2003) beispielsweise den Integrationsgrad ausfuhrlich diskutieren, kann keine flachendeckende Uberprufung festgestellt werden. Insbesondere da die hohe Bedeutung situativer Faktoren fur die Wirkungsbeziehungen bekannt Ist Ciborra/Patriota (1998) bezeichnen den IT-Einsatz in der betrieblichen Forschung und Entwicklung als „variable, context-specific and drifting"^ - kann auch hier ein weiterfuhrender Forschungsbedarf erkannt werden. Insbesondere wenn man die stetig wachsende Anzahl an FuE-Kooperationen und die ztigige Diffusion internetbasierter Anwendungen weltweit betrachtet, wird die praktische Relevanz der Problemstellung vor Augen gefuhrt. Stellt man in einem nachsten Schritt dieser Tatsache die bisherigen Erkenntnisse aus dem Schrifttum gegenuber, kann zusammenfassend konstatiert werden, dass bisher

Ciborra/Patriotta (1998), S. 52.

111

keine empirische Untersuchung die Problemstellung der vorliegenden Arbeit ganzheitlich und theoriegeleitet analysiert hat. Mit dieser Arbeit soli eine Prazisierung der bisher im Schrifttum vorherrschenden Fragestellung erfolgen. Wahrend Studien in der Vergangenheit zumeist die Grundhypothese vertraten, dass eine lioliere Nutzungsintensitat unliinterfragt zu einem besseren Ergebnis fCihrt, hat diese Arbeit das Ziel die Art und Weise des erfolgreichen Einsatzes internetbasierter Anwendungen zu erl^unden. Nicht die Frage „Wie intensiv miJssen diese Systeme genutzt werden?", sondern vielmehr „Wie mussen diese Systeme eingesetzt werden und welche Rahmenbedingungen bewirken einen effizienten Einsatz?" soil im Mittelpunkt der Untersuchung stehen.^ Durch die umfassende Betrachtung des komplexen Konstrukts des Einsatzes internetbasierter Anwendungen soil somit die in der Forschung bisherige vereinfachte und weniger prazise Fokussierung auf die Nutzungsintensitat vermieden werden. Unter Ruckgriff auf eine theoriegeleitete Konstrukt- und Hypothesenformulierung sowie der multivariaten Verfahren der zweiten Generation soil im Rahmen eines konfirmatorisch-explikativen Forschungsansatzes versucht werden, einen Beitrag zur Bedeutung moderner luK-Technologien in einem vergleichsweise unstrukturierten Kontext, wie es die betriebliche Forschung und Entwicklung darstellt, geleistet werden. 2.3.2 Exkurs: Meta-Studien - Information Systems Research Erganzend zu den in Abschnitt 2.3.1 aufgefuhrten Arbeiten werden nachfolgend im Rahmen eines Exkurses bedeutende Meta-Studien in den Forschungsijberblick aufgenommen, da die Aussagekraft der zuvor betrachteten Arbeiten aufgrund der genannten methodologischen und inhaltlichen Lucken bzw. Mangel als begrenzt gewertet werden muss. Diese Ubersichtsstudien, die im Forschungsbereich der Information-Systems-Research anzusiedein sind, sollen analysiert werden, um das Problemverstandnis zu prazisieren und in Teilbereichen

einen

inhaltlichen

Erkenntnisfortschritt

zur

Beantwortung

der

Forschungsfragen zu erreichen.

Vgl. diesbezuglich auch Court/Culley/McMahon (1997), S. 359 ff.; Ciborra/Patriotta (1998), S.43ff.

112

Diese Analyse soil dartiber hinaus Aufschlusse uber grundlegende Befundmuster im Forschungsbereich des IT-Einsatzes Im Unternehmen geben. Bezug nehmend auf die Problemstellung warden insbesondere jene Studien, die erfolgsbeeinflussende Variablen, die Erfolgswirl
14

Uetastudien

Anzahl der Beitrfige

1965 • 1985 1981 -1988 1978-1994 1979- 1999 1 9 9 0 - 1998 1980-1999 1995-1999 1985 - 1999 1990 -2002 1990-2000 1958 - 1999 1993 - 1997 1975 - 1995 1976-2002

• c a . 100 •100 • ca. 30 •57 •45* •61 •37 •57 •31 •66 •221 •843* •22 •59

dber 800

Publikstlonszejtraum

Studien

f95a - 2002

Abbildung 16: Bedeutende Information-Systems-Research-Meta-Studien

Der Autor ist sich dessen bewusst, dass eine Vielzahl an Forschungsbeitragen in mehr als einer Meta-Studie beriicksichtigt wurden. Aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte der jeweiligen Ubersichtsstudien wird die Skizzierung der aufgefuhrten Meta-Studien dennoch als wichtig erachtet, da Forschungserkenntnisse in unterschiedlichen Tellbereichen und aus anders gearteten Perspektiven erwartet werden konnen.

113

2.3.2.1.1 Bestandsaufnahme der Forschungsbeitrage Im Rahmen der Bestandsaufnahme sollen die zentralen Aussagen der MetaStudien skizziert werden, urn darauf aufbauend erste Ansatzpunkte fur den Erkenntnisbeitrag hinsichtlich der Problemstellung aufzuzeigen. •

Kwon/Zmud(1987)

In ihrer sehr fruhen Arbeit fassen Kwon/Zmud (1987) die Erkenntnisse zentraler Studien der letzten 20 Jahre bezuglich der Erfolgsfaktoren des IT-Einsatzes zusammen. Hierbei unterscheiden sie vier Faktorkategorien, die den Erfolg der IT-lmplementierung bzw. der IT-Nutzung beeinflussen. Individual Factors beinhaltet funf Charakteristika der Anwender bzw. des IVIanagements. Structural Factors besclireiben organisationale Auspragungen, die die Wirkung und den Prozess der Implementierung neuartiger Anwendungen moderieren. Hierbei wurden insbesondere jene IVIerkmale untersucfit, die eine gewisse Flexibilitat und eine Bereitschaft zu Veranderungen der Organisationsstrukturen und Ablaufe signalisieren. Die Kategorie Teclinological Factors umfasst den Funktionsumfang bzw. Leistungsmerkmale der zu implementierenden bzw. zu nutzenden Systeme. Daruber hinaus sind aucli Task-related Factors (Aufgabe) und Environmental Factors (Umfeld) identifiziert worden, die einen erfolgreiclien IT-Elnsatz determlnleren. Abbildung 17 fasst die Erkenntnisse der betrachteten Studien von Kwon/Zmud (1987) zusammen.

114

ErfOlg*bB«{nflufti«nd« FAktoren

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riion fu&fnmgyidM3**HWigi^> \ dif fiMfWQSfHJboniMn AiihinQiQU't. dHto w w dv itiit.
Abbildung 17: Meta-Studie Kwon/Zmud (1987)^

Aufbauend auf diese Analyse resumieren die Autoren, dass "the IS [Information System] implementation literature remains fragmented witti most studies following quite narrow researcti perspectives and few studies conceived as a well-defined research program"^. Bezug nehmend auf die Problemstellung liefert diese IVIeta-Studie mit der Kategorisierung der Einflussfaktoren einen bedeutenden intialtlichen Beitrag zur Identifikation von mogliclien situativen Faktoren und Determinanten sowie zur Spezifikation einzelner Teilaspekte des IT-Einsatzes unter komplexen, unsicheren und wettbewerbsintenslven Rahmenbedingungen {Task- and Environment-related), wie es eine Forscliungs- und Entwicklungskooperation darstellt.

^

In Aniehnung an Kwon/Zmud (1987), S. 227 ff. Kwon/Zmud(1987), S, 228.

115

•

DeLone/McLean(1992)

DeLone/McLean (1992) zielen mit ihrer Ubersichtsstudie darauf ab, das Erfolgskonstrukt

des

IT-Einsatzes

zu

prazisieren.^

Eine

Vielzahl

an

unterschiedlichen Schwerpunkten und Interpretationen sichtend, konstatieren die Autoren anfangs, dass „[.••] the dependent variable in these studies - l/S [Information System] success - has been an elusive one to define".^ 100 Forschungsbeitrage der Jahre 1981 bis 1988 analysierend, identlfizieren DeLone/IVIcLean (1992) im Schrifttum sechs Dimensionen der Erfolgswirkungen des IT-Einsatzes:^ - Systemqualitat: Hierunter wird die systembezogene Leistungsqualitat verstanden. Verfugbarkeitskennzalilen, technische Auslastungswerte, Antwortzeiten, Integrationsfahigkeit sowie die Flexibilitat des Systems bel der Anpassung an die jeweiligen Anforderungen stellen nur eine kleine Auswahl mogliclier inlialtliclier Facetten dar. - Informationsqualitat: Anstatt die Systemqualitat zu bewerten, wurden In einer Vielzahl der Studien die Qualitat des Outputs der IT-Systeme untersucht. Hierzu zahlen im Wesentlichen die Prazision, Zeitnahe, Rechtzeltigkeit, Verlasslichkeit, Vollstandigkeit, Relevanz und die Hinlangliclikeit der durch die IT gelieferten Informationen. - Nutzungsintensitat bzw. Nutzung der erhaltenen Informationen: Die im Schrifttum am haufigsten untersuchte Erfolgswirkung ist die Nutzungsintensitat der Systeme bzw. das AusmafJ der Verwendung der durch die IT-Anwendung erhaltenen Informationen. Grundsatzlich wurden bei der Operationalisierung des Konstrukts zwischen einer tatsachlichen (z.B. durch eine Auswertung von Statistiken uber das transferierte Datenvolumen) und einer berichteten Nutzungsintensitat (Befragung der Anwender hinsichtlich der Haufigkeit der Nutzung

Vgl. im Folgenden DeLone/IVIcLean (1992), S. 60 ff. DeLone/McLean (1992), S. 60. Die betracliteten Beitrage wurden in IVIanagement Science, MIS Quarterly, Communications of the ACM, Decision Sciences, Information & Management, Journal of Management Information Systems und in den ICIS Proceedings veroffentlicht. Vgl. DeLone/McLean (1992), S. 63.

116

bestimmter Systeme, Features Oder IT-Unterstutzung bei der ErfiJllung der Aufgaben) unterschieden. - Zufriedenheit: Wurden einzelne IT-Anwendungen untersucht, so ist in der Vergangenheit vielfach die Zufriedenheit mit dem System als abhangige Variable gewahit worden. Als Untersuchungsobjekte konnten hierbei die Anwender-, die Management- und eine gesamtheltliche Zufriedenheit identifiziert werden. -Wirkung

auf

den

Einzelnen: Als

eine weltere

Facette

des

Erfolgskonstrukts kann der Einfluss auf den Anwender verstanden werden. Diese meint die Veranderungen des Verhaltens, die durch den IT-Einsatz erzielt werden. Zentrale Inhaltliche Konzepte stellen hierbei die Effizienz (z.B. Zeitersparnis bei der Aufgabenerfullung) und die

Effektivitat

(z.B.

Erhohung

der

Entscheidungsqualitat)

des

Handelns sowie die Einstellung gegenuber der Nutzung von ITSystemen (computer awareness) dar. - Organisationale Wirkung: Die in der Literatur als sehr bedeutend eingestufte Wirkung des IT-Einsatzes auf organisationale Einheiten wurde bisher meist nur im Rahmen von Laborexperimenten untersucht, da in einem Unternehmenskontext Schwierigkeiten bei der isolierten Betrachtung unmittelbarer Wirkungsbeziehungen auftreten konnen.^ Kostenreduktionen, der Enwerb eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils, die organisatorische Flexibilitat oder Finanzkennzahlen wie der Return-on-lnvestment (ROI) oder Return-on-Equity (ROE) sind nur eine Auswahl aus einem mannigfaltigen Spektrum an moglichen BezugsgroUen der abhangigen Variablen auf Abteilungs-, Projekt- oder Unternehmensebene. Diese sechs Dimensionen stellen eine erste - trotz der Interdependenzen zwischen diesen GroRen - klar strukturierte Gegenuberstellungen moglicher abhangiger Variablen des IT-Einsatzes dar. Fur die Konzeptionalisierung des Erfolgskonstrukts des Einsatzes von internetbasierten Anwendungen in der FuE-Kooperation liefert dieses ganzheitliche Befundmuster einen Bezugsrahmen zur Prazisierung des Problemverstandnisses.

Vgl. Delone/McLean (1992), S. 64.

117 •

Rudy (1996)

In einer fur das noch junge Forschungsfeld ebenfalls fruhen Meta-Studie fasst Rudy (1996) den Stand der Forschung bis 1994 hinsichtlich der betrieblichen Nutzung von E-Mail-nahen Anwendungen zusammen. Aufbauend auf einer Zusannmenfassung bedeutender empirisclner Studien und theoretischer Ansatze der Technologienutzung wie etwa der IVIedia-Richness-Tlieory, dem SocialInfluence- Oder Symbolic-lnteractionist-Model, warden die zentralen Erfolgsfaktoren des Technologieeinsatzes charal
Erfalgsfaktor Anwendertraining

Schulungen mijssen vom Uniernehmen angeboten bzw. vorgeschrieben warden, da die An wander kein ausreichendes Eigenlnteresse aufbfingen neua Anwendungen zu eriernen

AusrelCherKJ hohe Anwenderzahi

Ausreichend vie!e Personen miissen die jeweilige Anwendung beherrschen und einsetzen. damit der einzelne Nutzer die durcli den Technologleelnsatz arwarteten Vorteile auch erzielen kann

Management UnterstOUung

Die Wahrscheinlichkeit. dass die Technologien erfolgreicfi eingesetzl werden. steigt mit der UnterstiJtzLing durch so genannle Champions (Top- oder mittleres Management)

Druck

Formal Oder informeli ausgeijbter Druck durch Vorgasetzte Oder purer Leistungsdruck fiihren zu einer zQgigeren Ditfusion und effizienteren Nutzung der Technologien

Verfijgbarkeil von Systemen

Je bosser die Systeme erreichbar sind, desto haufiger werden diese audi genutzt

Anwenderfreundlichkeit

Je leichter die Anwendungen durch den Nutzer bedient wertten kOnnen, desto efTtzienter erfolgt der Einsatz

Anpassungsfdhlgkeit

Untersctiiediiche Nutzer benotigen unlerechiediiche Funktionen. Je ftexibler die Anwendungen an die jeweiligen Bedijrfnisse angepasst werden kfinnen. desto effizienter werden diese eingesetzt

Integrationsfdhigkejt

Je besser moderne luK-Anwendungen mitetnander integriert werden. desto effizienter kOnnen diese eingeselzt werden

Tabelle 10: Zentrale EInflussfaktoren nach Rudy (1996)^ Zentrale Erfolgsfaktoren liegen dieser Analyse zufolge in den Eigenschaften der Systeme, in den Fahigkeiten und dem Verhalten der Anwender sowie der organisatorischen UnterstiJtzung durch Training oder Support im Unternehmen. Hinsichtlich der Problemstellung konnen Teilaspekte des IT-Einsatzes sowie erste

Erkenntnisse

hinsichtlich

der

In Aniehnung an Rudy (1996), S. 212 f.

theoretischen

Fundierung

gewonnen

118

werden. Rudy (1996) greift in seiner Arbeit vor allem Studien auf, die sicli auf Theorien der IMedienwalil und Medienanwendung bezielien, und leitet im Rahman seiner Untersucliung selir spezifisclie und prazise formulierte AI
Pinelle (2000)

Pinelle (2000) analysiert 45 Studien zum Einsatz von Groupware, die in den Jahren 1990 bis 1998 als CSCW-Proceedings publiziert wurden. Der Schwerpunkt der Analyse lag auf der Evaluierung des jewelligen methodischen Vorgehens sowie der inhaltllchen Schwerpunkte. Wahrend die ubrigen IVIetaStudien In diesem Abschnitt insbesondere Inhaltliche Erkenntnlsse erwarten lassen, dient dieser Beitrag der Detaillierung und Bestatigung einer Forschungslucke fur theorlegeleitete und empirische Feldstudlen im gewahlten Forschungsberelch. Im Folgenden sollen die zentralen Aussagen skizziert werden: - Nur 6% aller Forschungsbeitrage verfolgen einen durchgangig quantitativen Ansatz. Uber 70% beruhen hingegen ausschlielilich auf einer qualitativen Auswertung. - Die hauflgste Form der Untersuchung stellt das Laborexperiment dar. Uber 25% aller Studien basieren auf der Auswertung von Versuchen In einer kontrolllerten Umgebung. - 4 1 % der Studien basieren auf dem IT-Einsatz in Unternehmen, wahrend die verblelbenden knapp 60% die Universitat oder spezielle Forschungselnrichtungen als Studienkontext wahlen. - Ledlglich ein Drittel aller Studien analysiert bereits fertige, am Markt erhaltliche luK-Anwendungen. Beinahe die Halfte evaluiert hingegen sich in der Entwicklung befindenden Prototypen. - Knapp

ein

Viertel

der

analysierten

Studien

untersucht

die

organlsationalen Auswirkungen des IT-Einsatzes im Unternehmen. Andere Studien evaluierten insbesondere das Anwendungsverhalten Oder die Zufriedenhelt einzelner Anwendergruppen.

119

Diese Erkenntnisse bestatigen den aus der Analyse der Forschungsbeitrage im Themenbereich „Moderne luK-Technologien in der betrieblichen Forschung und Entwicklung" (vgl. Abschnitt 2.3.1) gewonnen Eindruck, dass fur empirische Feldstudien zum IT-Einsatz im organisationalen Umfeld eine ausreichende Forschungslijcke besteht, da die bislierigen Erkenntnisse in uberwiegendem Malie in kontrollierten Experimenten und nicfit in einem betriebswirtscliaftlicliorientierten Kontext gewonnen wurden. Durcli die fijr diese Studie gewalilte Methode kann der Entwicklungsstand dieses Forschungsbereiciis vorangetrieben werden, indem reprasentative und valide empirische Aussagen durch eine Befragung in der Praxis eriialten werden.^ •

Fjermestad/Hiltz (2000)

Im Rahmen einer Analyse von 38 Studien im Forschungsbereich fur Group Support Systems (GSS), welche in den vergangenen 20 Jahren in 57 Publikationen veroffentlicht wurden, kategorisieren die Autoren die Beitrage nach Kontextfaktoren, Erfolgswirkungen sowie nach methodologischen Gesichtspunkten.^ Trotz tells diametraler Aussagen, kann zusammenfassend eine uberwiegend positive Wirkung des IT-Elnsatzes auf die Arbeitsergebnisse festgestellt werden. "The results show that the modal outcome for a GSS in field settings is to improve performance relative to manual or other methods as measured by effectiveness, efficiency, consensus, usability, and satisfaction in 91,5% of the cases.'^ Die Autoren identifizieren drei Cluster an unabhangigen EinflussgroUen. Hierzu zahien systemorientierte Stellhebel wie beispielsweise der Funktionsumfang Oder das Einsatzfeld der Anwendungen. Erganzend werden Variablen zum (Geschafts-)prozess und zur Aufgabe aufgefuhrt. Zu den bedeutendsten Erfolgswirkungen sind die gestiegene Effizienz, Zufriedenheit und Effektivitat zu zahien, welche beinahe durchgangig im Rahmen der evaluierten Studien betrachtet wurden. Erganzend sind auch Aspekte der Konsensbildung und der

Vgl. Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 51. GSS werden hier als „combining communication, computer, and decision technologies to support problem formulation and solution in group meetings" verstanden. Vgl. hierzu DeSanctis/Gallupe (1987), S. 589. Fjermestad/Hiltz (2000), S, 1.

120 Nutzbarkeit der Systeme zu nennen. Abbildung 18 fasst die inhaltlichen Ergebnisse der Meta-Studie zusammen. UnabMnglge VariablMi Technologje

Prozess (raumHKiw Nine dm T e a m . AnonymiUt. Moderator Konimijnt-

jArl tiv An*«ndun{^n. FunVbamumfang, etc )

Aufgabe {u.A Auf0flt»nkDfrpl*K[Ult. BranchfinzLigehOrighBit. MafiBgernontHtrene arc )

AbhSngige Varlablen

Prozesseffizienz

R**"

Konsens

Zufriedenheit

Glach

Nutzbarkeit

( P r o u M . trQebnA, Teikuhma^

VQfftessert

5

GMeh

1

Effektivitat {U.I. itMhf ktoon. v f f a a H T t a KommunMuttoo. g*stwg«rtB FlexibilrUt. InfDfmJtlomiutlauich. AufgabonslrulilunBnjr^}

Vefbtnssn 2fl, Gkuch J

Abbildung 18: Meta-Studie nach Fjermestad/Hiltz (2000)^

Im Gegensatz zu den bisherigen Meta-Studien greifen Fjermestad/Hiltz (2000) die Analyse der abhangigen Variablen, d.h. der Erfolgswirkungen, auf und ermoglichen erganzend zu den in Abschnitt 2.3.1.2.5 erzielten Erkenntnissen eine Prazisierung des Verstandnisses moglicher Erfolgswirkungen des ITEinsatzes in der FuE-Kooperation, wobei insbesondere Aspekte der Prozesseffizienz aufgrund konsistenter Studienergebnisse in der Arbeit Berijcksichtigung finden konnten. •

Dennis/WixomA/andenberg (2001)

Die Wirkung einer einzelnen IT-Systemgattung, namlich der von so genannten Group Support Systemen (GSS), untersuchen Dennis/WixomA/andenberg (2001) in ihrer Ubersichtsstudie, welche 61 Forschungsbeitrage der Jahre 1980 bis 1999 berucksichtigt.^ Die Autoren stellen eingangs fest, dass "research findings about GSS performance have been relatively inconsistent across studies'^

^ ^

In Aniehnung an Fjermestad/Hiitz (2000), S. 10. Vgl. im Folgenden Dennis/WixomA/andenberg (2001) S. 167 ff. Dennis/WixomA/andenberg (2001), S. 168.

121

und versuchen mit Hilfe einer Metaanalyse diese teils widersprtichlichen Aussagen zu begrunden. Als Erfolgsfaktoren identifizieren sie hierbei den Fit der Aufgabenanforderungen mit den Funktionalitaten, die das eingesetzte IT-System bietet, sowie der Support, den die Anwendergruppe im Ralimen der Nutzung erfahirtJ Als ijbergeordnete Erfolgswlrl
Dewett/Jones(2001)

Die Autoren untersuctien 37 Studien der vergangenen fiinf Jaiire und analysieren, welche Auswirkungen der IT-Einsatz auf die organisatorischie Ausgestaltung und auf die Leistung des Unterneiimens iiaben.^ Einleitend identifizieren sie zwei grundlegende Ursacfien, warum positive WIrkungen zu erwarten sind. "[...] IT moderates the effects of organizational characteristics on outcomes through the ability to generate information efficiencies and information synergies. '^ Unter Information Efficiencies werden Kosten- und Zeitersparnisse verstanden, die

durch

die

Nutzung

von

modernen

luK-Anwendungen

bei

der

Aufgabenerfullung durchi den einzelnen IViitarbeiter entstelnen. Information Synergies kommen den Autoren zufolge zustande, wenn aufgrund von IT-

Bezug nehmend auf diverse Ansatze technologischer Strukturationstheorien sprechen die Autoren hierbei von ..Appropriation der Technologie. Vgl. Dennis/WixomA/andenberg (2001), S.I 67 ff. Die analysierten Beitrage wurden im Academy Management Journal. Academy IVIanagement Review, Administration Science Quarterly, Journal of Management. Organization Science Oder im Strategic Management Journal veroffentlicht. Dewett/Jones (2001), S. 316.

122

Systemen mehrere Mitarbeiter ijber Abteilungs- oder Untemehmensgrenzen hinweg zusammenarbeiten konnen.^ Durch diese informationsorientierten Potenziale moderner luK-Technologien kommt es den Autoren zufolge zu funf positiven organisationalen Veranderungen. Der im Schrifttum am haufigsten genannte Nutzen ist die Unterstutzung der Kommunikation, so dass die Intensitat der Zusammenarbeit gesteigert wird. Daruber hinaus erieichtern entsprechende Systeme die Kodifizierung von Wissen im Unternehmen. "Memory is clearly fallible and subject to erosion and error; the human capacity for memory as a component of organizational memory is less than perfect "^ Diese Scliwaclien aufgreifend, ermogliclit die IT das Speicliem von Wissen unabliangig von Zeit und Raum. Nicht nur die Kodifizierung, sondern auch die IVIogliclikeit leicliter Informationsquellen zu finden und das relevante Wissen zu absorbieren zahlen zu den identifizierten Vorteilen. Die Steigerung der Prozesseffizienz ist hierbei ein weiterer Nutzen fur das Unternehmen. IT bietet sine Vielzahl an Funktionen, die die Transaktionen vereinfachen und die Kommunikation, Koordination sowie Kollaboration in Teams optimieren. Neben diesen unternehmensweiten Optimierungspotenzialen, die der IT-Einsatz birgt, betonen die Autoren die Moglichkeiten die Forschung und Entwicklung bzw. das betriebliche Innovationsmanagement zu verbessern. Obwohl das Schrifttum bisher auf die Effizienzsteigerungsmoglichkeiten fokussierte, besteht nach Ansicht von Dewett/Jones (2001) insbesondere bei wenig standardisierten Prozessen wie der Produktentwicklung eine gute Moglichkeit die beiden informationsorientierten Potenziale Information Efficiency und Information Synergies zu nutzen.

^

Die Autoren sprechen auch von einem „between-person-effect" oder „between-groupseffect"; vgl. hierzu Dewett/Jones (2001), S. 316. Dewett/Jones (2001), S. 322 in Anielinung an Huber (1990).

123

OfQMitnttonsI Ctwraotaftattos

OlDBfilBiMonsI OutooRM

Structun

«n

Unfclno^nibllng Employm

1

1

C « f l V n g Ih* KrvwiKlvf B » *

|

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LsHTiIng 1 i

Cuftun

j

IntonnHituttonal RalBtkgntNfw

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Ql^QflnlllBOfHI B n K t W y

1

OtfanlnAonal tnnovMloft

|

IntormBtiofl TvctinotogivB lithmmtkHI Elllt^AfKT 1

htoniwtlHi >ynifqm

Abbildung 19: Bedeutung der IT nach Dewett/Jones (2001)^

Neben diesen zuvor skizzierten Vorteilen wird auch die moderierende Wirkung auf organisationale AusprSgungen betrachtet. So ermoglicht etwa der ITEinsatz die Reduktion negativer Folgen bestimmter Organisationsformen. So ist beispielsweise trotz einer stringenten Spezialisierung im Unternehmen ein Kontakt mit anderen Abteilungen oder Experten und somit ein leichter Informationsaustausch moglich. Abbildung 19 skizziert die bedeutendsten Wirkungsweisen des IT-Einsatzes im Unternehmen.

In Aniehnung an Dewett/Jones (2001), S. 314.

124

Mahmood/Hall/Swanberg (2001) Im Rahmen einer 57 Forschungsbeitrage umfassenden Ubersichtsstudie untersuchen die Autoren Einflussfaktoren, die auf das Ausma(i der Nutzungsintensitat von modernen luK-Technologlen wirken.^ Hierbei werden 11 Faktoren identifiziert, die den vier Kategorien Perceived Benefits, individual Characteristics, Organization Characteristics und Organization ITApplications zugeordnet werden konnen und grundsatzllch das AusmaB der Nutzung erliohen.^ Malimood/Hall/Swanberg (2001) kommen zu dem Ergebnis, dass die vom Anwender wahrgenommene Nutzlichkeit sowie der Bedienkomfort den starksten positiven Einfluss auf die Nutzungsintensitat - beide zur Kategorie Perceived Benefits zahlend - liaben. Gemessen an der statistisch nachgewiesenen Wirkungsbeziehung folgen die Variablen Support der Anwender durch das Unternehmen sowie die GesamtunternehmensgroUe. Teclinologiebezogene Faktoren wie die Systemreife, die strategische Bedeutung der Systeme im Unternelimen sowie personliche Eigenschaften der IVIitarbeiter (Einstellung gegenuber IT, TrainingsausmaB, Position im Unternelimen und Bildungsniveau) liaben liingegen mit Ausnahme der Anwenderfahigkeiten einen vergleiclisweise geringen Einfluss auf die Nutzungsintensitat. Vor dem interorganisationalen Hintergrund der Problemstellung bedeuten diese Ergebnisse, dass vor allem aufgrund unterschiedlicher individueller Skills, organisationaler Strukturen und IT-Ausstattungen in kooperativen FuE-Teams inhaltliche Aspekte der Kategorien Perceived Benefits und Individual Characteristics zu berucksichtigen sind. •

Dehning/Richardson (2002)

Dehning/Richardson (2002) fassen die Ergebnisse von uber 30 Arbeiten aus den Jahren 1990 bis 2002 zur Analyse der finanziellen Erfolgswirkungen von IT-

Die Studlen wurden In Communications of the ACM, Information Systems Research, Information & IVIanagement, Human Computer Interactions, Journal of Computer Information Systems, Journal of Management Information Systems, MIS Quarterly, Management Science, Decision Science, Academy of Management Journal, IEEE Transactions of Software Engineering, Organization Science Oder Harvard Business Review veroffentlicht. Eine Ausnahme stellt der Faktor „Professional Level" dar. Hier wird im Schrifttum eine inverse Beziehung vermutet. D.h., je hbhere der Anwender in der Unternehmenshierarchie angesiedelt ist, desto geringer wird seine Nutzungsintensitat sein. Vgl. Mahmood/Hall/Swanberg (2001), S. 112.

125

Investitionen zusammen (Abbildung 25). Als unabhangige Variablen konnten die drei Kategorien (1) Ausgaben fur IT-lnfrastruktur, Training und IT-Personal, (2) Art der angeschafften Systeme (beispielsweise E-Commerce- oder Enterprise-Resource-Planning-Systeme) sowie (3) IT-Management bzw. ITCapabilitles (z.B. organisatorische Verankerung und Bedeutung der IT, etc.) unterschieden werden.

Abhangige Variablen WaiKtKapitalislerung/Bitrsenwen/Flrnienwen

Unabhangige Variablen Anktindigung von innovatlven IT Investments IT-Ausgaben Investment in E-Commerce IT-Outsourcing ERP Implefnenlierung E-Risiko ( I B . Denial of SeArice Attacks) Neu geschaffene ClO-Positionen Aufslchtsratsmandate in Intemet-Flrmen

ROA, ROS bzw. ROE sowie weitere Finanzkennzahlen

IT-Ajsgaben E RP -1 m plem ent ieru ng IT-Fahigkailen IT-t)asief1e Strategie

Abbildung 20: Meta-Studie nach Dehning/Richardson (2002)''

Hinsichtllch der analysierten Wirkungsbeziehung auf die abhangige Variable konnten grundsatzlich zwei unterschiedliche Forschungsziele erkannt werden. Zum einen Forschungsbeitrage, die die Auswirkungen der IT-lnvestitionen auf Geschaftsprozesse (z.B. Effizienz, Qualitat, etc.) und zum anderen jene, die die Bedeutung dieser fijr die Unternehmensleistung (z.B. Return-on-Equity, Returnon-Assets, etc.) untersuchen. Die Autoren bemangein, dass im Schrifttum zu haufig die letztgenannte Wirkungsbeziehung analysiert wird. Aufgrund von Messfehlern oder nicht

In Aniehnung an Dehning/Richardson (2002), S. 11 ff.

126

erfassbarer Effekte werden diese Beitrage als kritisch erachtet. Hinsichtlich der Problemstellung bedeutet diese Diskussion um die Unmittelbarkeit der Wirkung des IT-Einsatzes auf das Untemehmen, dass die ErfolgsgrofJen sich grundsatzlicli auf Effizienz- und Effektivitatsgesichtspunkte des jeweiligen untersuchten kooperativen FuE-Projekts und nicht auf finanzielle Kennzahlen des Gesamtunternehmens bzw. der Kooperationspartner beziehen sollten. •

Larsen (2003)

Bine besondere Bedeutung muss der umfassenden Arbeit von Larsen (2003) beigemessen werden. Den Schwerpunkt auf Erfolgsfaktoren des IT-Einsatzes legend, analysierte der Autor 212 Beitrage und konzipierte eine Taxonomie, die zwdlf Kategorien mit insgesamt 83 Einflussfaktoren sowie drei Aspekte abhangiger Erfolgswirkungen unterscheidet (vgl. Abblldung 21).^ Im Folgenden sollen die einzelnen Cluster in ihren Grundzugen skizziert werden: Der Cluster IT-Artifakt umfasst im Wesentlichen den Funktionsumfang der betrachteten Systeme. Darijber hinaus werden auch Aspekte der sozialen Konstruktion von luK-Anwendungen wie beispielsweise die Einstellungen und Wahrnehmungen der Anwender berucksictitigt, wobei insbesondere die Bedeutung der positiven Haltung gegeniJber neuen Technologien sehr haufig analysiert wurde. Die Kategorie IT and Support fokussiert auf „beliefs and perceptions about technology and availability of support for such technologies''^. Demnach werden etwa Systemmerkmale wie Verfijgbarkeit fur den Anwender, die mediate Reichhaltigkeit, die Anwenderfreundlichkeit und unterstiJtzende organisatorische Facetten wie ein fiir den IT-Einsatz positives Klima (Voluntariness, Image, Psychological

Climate) als

nutzungsverstarkende

Einflussgrolien

verstanden. Project fasst die inhaltiichen Aspekte von zwei Subkategorien zusammen. Zum einen sind dies erfolgskritische Eigenschaften der Projektmitglieder (z.B.

Die analysierten Beitrage wurden in Communications of the ACiVI, information & Management, Information Systems Research, Journai of Management information Systems, MiS Quarteriy, Decision Sciences, Decision Support Systems, Management Science, Academy Management Journai, Administration Science Quarterly und Organization Science veroffentlicht. Larsen(2003), 8.182.

127

Cognitive Ability, Personal Innovativeness, etc.) sowie deren Verhalten (z.B. Involvement, Management Support). Zum anderen beinhaltet dieser Cluster Erfolgsfaktoren, die auf die Entwicklung, Implementierung und Bereitstellung von IT-Anwendungen abzielen. Hierzu sind etwa Equipment Availability, Task Analyzability Oder Information Source zu zahlen. Konzepte der Performance beschreiben, Inwieweit das personliche Verhalten mit den Erwartungen der Organisation ubereinstimmt. IS Maturity „deals with the extent to which the organization has a "historical" infrastructure indicative of a technology-savvy organization and similarily mature project development strategies."^ Demnach sollen in dieser Kategorie alle Konstrukte gebundelt werden, die die Erfahrungen der Organisation mit dem Einsatz von bestimmten Technologien beschreiben. Interorganizational Relations, ein Bereich der bereits seit Mitte der 80er-Jahre untersucht wird, betrachtet alle Gharakteristika und Formen der technologischen Verbindung zweier oder mehrerer Unternehmen (z.B. Reciprocal Investment, Trust, Interorganizational Intensity, Asset Specificity). Die Kategorie Structure umfasst Aspekte der Unsicherheit (Task Uncertainty, Environmental Uncertainty), der Formalisierung (Formalization, MIS Centralization, Specialization, etc.) sowie makrookonomische Faktoren (Environmental Competition, Politics, Electronic Integration, etc.). In den Bereich der Task Communication fallen Facetten, die die Bedeutung der Kommunikation fur die Durchfijhrung von Aufgaben beschreiben. Hierzu zahlen etwa Task Interdependence und Importance of Communication. Die Kategorie Task fokussiert auf Gharakteristika der zu erfullenden Aufgabe. Am haufigsten wurden in diesem Zusammenhang Task Difficulty, Task Autonomy, Task Variety, Task Significance, Task Feedback und Task Identity genannt. Die Gruppe der Faktoren, die der Kategorie Individual zugeordnet wurden, versuchen unterschiedliche Merkmale der Anwender (z.B. Age, Job Tenure, Gender, Education, Cosmopolitan) abzubllden. Einfiussfaktoren, die das MIS Department eines Unternehmens beschreiben, bilden ein welfares Cluster. Diese untersuchen, inwieweit die organlsatorische Verankerung, das Alter oder der Planungsumfang den Erfolg des IT-Einsatzes

Larsen (2003), S. 184.

128 beeinflussen. AbschliefJend nennt Larsen (2003) Konzepte der Environment, die

die

unternelimensexternen

Rahmenbedingungen

fur

den

IT-Einsatz

beschreiben. Zu den bedeutendsten Konstrukten zahlen hierbei Environmental Complexity, Environmental Heterogeneity und Environmental Dynamism. UnabhSngige Variablen IT-ArtJfact Concepts ParticuLar s y s l e m s use<], FailhfuEness of A p p r o p n a d o n . P o s i l v e aRiludes towards c o m p u t e r s a n d innovations. CompatibiliLy, Role wUh r&gard ^a technology

Performance Concepts Job performance Cor^nect;v.''y Stskehofder parlicjpa^ion

Structure Concepts T35K uncertfljnty. E n v i r o n m e n t a l uncertainty, f o r m a l i z a t i o r i . R e source i n i e r d e p e n d e n c e . Department inlegrat)or>. Organizational age. CentreItzethon. S p e o a l i z a tk>n, OrgamzalonaJ size, M I S c f i n trBtiiBtion. Elect'ontc integrattOn, E n v i r o n m e n l a l c o m p e t i l i e n , Poth ttCs, E x t e n l of strategic planning

Individual Concepts Age. Job tenure, Gendei'. E d u catior>, C h a r ^ , CosrTK>(»rrtanisrti. QfgantzatiOnal identificatton

IT and Support Concepts R e s o u r c e svajiabihty informal Network. V o l u m a n n e r s . In^age. I n a b i l i t y , Relatrve a d v a n t a g e . E a s e o f use. Psychological cJimate. Media r j d i n e s s . Observability, CorriinunicatiOh d-ianr;ei. Information intensity

IS Maturity Concepts Project d e v e l o p m e n t strategy. IT matunty

Task Communication Concepts TasJt i n t e r o e p e n d e n c o . Importance of c o m m u n i c a t i o n

Project Concepts Task snatyzabJrty, Information source M a n a g e m e n I ir>volvefnariL Level in organization. E q u i p m e n t availability. Project t e a m c o m p o sition. User participation. C o g n i tive ability. User mvo^vemar^l Computer literacy. Computer training. Personal i n n o v a i i v e n e s s . M a n a g e m e n t support, M I S service quaicty

Interorg a n i sa tio na 1 Relations Concepts Reciprocal investment. Trust. Project uf^certainly, interorgan i s a t o n a l intensity. Asset specifity

Task Concepts Ta&lc difficulty. Leader ^kill. Job expertise, T a s ^ autonomy. Job satisfaction. T a s k variety, Indi^ vidual effort. T a s k s i g n i f o n c e . Task feedback. T a s k identity

M^S Department Concepts

Environmental Concepts

Extent o f 1 mplernenia[ion planning, M I S department power. A g e of M I S department, M i S departm e n ! maturiny

Environmental compiemty. Enviro n m e n t a l heterogenity. E n v i r o n m e n t a l hostility. Environmental d y n a m i s m . lnteroFganisatK>nal powef

Abhangige Variablen Implementation Process IniljaiiQn. Adoption. Adapiion

Behavior and Perceptions A c c e p t a n c e lr,ient]on to u s e . U s e . Use 5a[i?tar:lion

Performance Individual impact. Organizational impact

Abblldung 21: Taxonomie nach Larsen (2003)^

In Aniehnung an Larsen (2003), S. 169 ff.

129

Insbesondere die detaillierten und ganzheitlichen Ausfuhrungen bezuglich der unabhangigen Variablen lassen RiJckschliJsse auf die inhaltliche Ausgestaltung des latenten Konstrukts des IT-Einsatzes in der FuE-Kooperation zu. Besondere Bedeutung ist vor dem Hintergrund der Problemstellung den Kategorien IT-Artifact-Concepts, Project Concepts, Structure Concepts sowie Interorganisational Concepts beizumessen, da diese EinflussgroUen fur den ITEinsatz im Kontext eines unstrul
Kolnli/Devaraj (2003)

Kohli/Devaraj (2003) analysieren in ihrer IVleta-Studie 66 empirische Forschungsbeitrage aus den Jahren 1990 bis 2000 hinsichtlicli der Bedeutung des methodologisclnen Forscliungsdesigns fur den Nachwels einer Erfolgswlrl
130

Erfolgswirkungen MonatSr

Nlchtmonetar

• Umsflti McKoan/Smithf 19931 BfynjolfssoniMill

• PiodulilKitai Weiil(ieS2).Banja/Lee(1997). Sieget (1997). Lenr/Lichtenberg (199S). Ahnuv el al (1999)

( I M S l . L i c h t o n t i e r g f l W S ) BrynjotfBSonlHjrt

(1396). Dewan/Min {1997) FrarK^lana/Galal (199B). Cli™(1999). Panthewi (1999). Papp (1999). Devara^'Kohit (2000). Kohli/Devaraj (2000) • ROI. R O S . R O A otter R O E WBrlU1992).

{

i

SrynioltsBon/MitKISBi). Mahmood'Wann (1993). MafkuMSoh (1993). Chen (1996). ByrtKMarshall (1997) Mahmood.'M3nnl1997|.Lift'e(19991

' Aus^aslungsgrad. Baruaetol (1995) • IT-Nulzungsintensiiat AlthNasTi (199T) • Qualitat aaniaeial (199S). Devaraj/Kohll (2000)

• Kostenreduklion Lubbeel si (1995). BetgnanlOeiler (1999). Menon/Ehlenburg (2000). MtBtfy(Johnston (2000) • UnTemehmenswert Kwon^Stoneman (1995) • Gewinn, EVA: CeHerslDca Sontos (1996) SlonemanrKwon (1996). Prattipaii/Manwh (1997) • Tabin'$q: BharaOwaj etsi (1999)

• ROI. ROS. ROE Rao at a( (1995). Rai et al (1996). ByrtS/Mar^nsii (1997). RairPalnayakuni (1997)

il

• UmsaU Hin/Srynjolf$«iin (1996). Francalanci/Galal (1998). Koski (1999) PanthBwi (1999) Papp (1999)

• ProduWivitan Loveman (1994). Hrtl/BrynfoWjon (1996). Prasad/Hartior (1997) Grovaralal (1993). TeoWong (1998) Koshi (1999), LeefBauta (19991 • IT-Perfonnance: Mayber;v-Stewart(1996|

< Untemanmertsw^rt. Stmssman (1990)

• (
Abbildung 22: Erfolgswirkungen nach Kohli/Devaraj (2003)^

Grundsatzlich konnten monetare sowie nichtmonetare Erfolgswirkungen identifiziert werden. Zu den erstgenannten sind insbesondere Finanzkennzahlen (ROI, ROA, ROE, Gewinn, Umsatz, Unternehmenswert, etc.) zu zahlen, welche die wirtschaftliche Situation des Gesamtunternehmens widerspiegeln. "[...] This suggests that productivity-based measures may be more suited to capture the payoff. On the other hand, profitability-based measures can be confounded by other factors that may influence the firm-level profitability... By contrast, productivity-based measures also

In Aniehnung an Kohli/Devaraj (2003), S. 127 ff.

131

tend to be closer to the process and, therefore, less likely to be confounded by external variables."^ Als nichtmonetare GroUen sind Produktivitats-, Qualitats- sowie Nutzungs- bzw. Auslastungswerte zu nennen, die sich auf einzelne Produkte Oder Prozesse und nicht auf das Gesamtunternehmen beziehen. Die Autoren beobachten, dass vor allem bei produktivitatsbezogenen Kennzahlen haufiger eine positive Wirkung von IT-lnvestitionen nachgewiesen werden konnte.^ Vergleichbar mit der Arbeit von Delining/Richardson (2002) identlfizieren Kohli/Devaraj (2002) somit auch unterschiedliche Dimensionen der Erfolgswirkungen. Aucli dieser Forschungsbeitrag lasst fur die Beantwortung der Fragestellung die Berucksichtigung niclitmonetarer Faktoren anstatt monetarer abhangiger Variablen zielfuhrend ersclieinen. •

Palvia et al. (2003)

Vergleichbar mit Pinelle (2000) kategorisieren auch Palvia et al. (2003) ausgewahlte Forschungsbeitrage des bisherigen Schrifttums entsprechend der angewandten Methodik und dem inhaltlichen Schwerpunkt (vgl. Abbildung 23). Die Autoren berucksichtigen hierbei 843 Studien, die in den Peer-reviewed Journalen Management Science, Information Systems Research, MIS Quarterly, Information & Management, Decision Sciences, Communications of the ACM Oder Journal of Management Information Systems in den Jahren 1993 bis 1997 veroffentlicht wurden.

' ^

Kohli/Devaraj (2003), S. 136. Vgl. Kohli/Devaraj (2003), S. 134 und auch Dehning/Richardson (2002), S. 11 ff. zu den Vorteilen einer prozess- gegenuber einer unternehmensbezogenen Messung der Erfolgswirkungen.

132

Inhaltltcher Schwerpunkt Nr.

Beschreibung

Anzahl

Nr.

Beschreibung

Anzahl

1

IS Managefnent Fssues

152

15

Organizational Daaig^^P^

44

2

IS De^lapmenl/Melhixts

143

16

IS imptementation

41

3

Tfwory of MIS

132

17

IS Usage

3T

4

IS Evaluation

103

18

DBMS/Databases

3*

5

Networhs/Teiecommunications

aa

IS

Inmvatipn

30

6

End User CompLfting

87

20

IS Staffing

26

7

IS Functional Applications

87

21

Sscunty

19

8

Intemai/Extemal Enviroriment

86

21

IS EdL>catiDn

19

9

IS Researcli

80

23

Global (T

14

10

AI/ES/Kr>owfedge Mar>agefnent

68

24

EI5

14

11

DSS

67

Z5

Electronic Commetce

13

12

IS Planning

61

26

Harttwara

12

13

Software/Pfogramming Lang.

57

27

Mu^m^ia

11

14

GDSS/GSS/Collaboral!vo Syst

47

28

Inlemel

7

Methodrk Nr

Beschreibung

in%

Kr.

Beschreibung

ln%

1

Umfr^g&

24.0%

B

feldstudie

2

Konzept»onelie Utwr^ungert

15.0%

a

Interview

3.7%

3

L-at»r&xpenmente

12.5%

10

Bit>l lOttieksrectiarcHa

2.9%

4

Faiisludidn

10.4%

11

Seitundardaten

2.7%

5

Mattwmati«c^e MtxJelle

7.3%

11

Fakt Experiment

2.2%

6

Kommentrerung

6.6%

13

Quaiitalive Forsi^ung

0.8%

7

Litarsturanaiysen

6.3%

5.6%

Abbildung 23: Kategorisierung der MIS-Literatur (1993 - 1997)^

Diese Studienergebnisse beweisen einmal mehr, dass die Untersuchung internetbasierter Anwendungen erst eine sehr kurze Historie aufweist. Wohl wissend, dass die Anzahl der Studien nach 1997 sehr stark zugenommen hat, zeigen jedoch die Analysen von Palvia et al. (2003), dass diese Thematik zuvor keine ernstzunehmende Durchdringung erfahren hatte. Mit nur sieben Beitragen zum Thema Internet und 13 im Bereich des Electronic Commerce stellen diese in den Jahren 1993 bis 1997 die am wenigsten erforschten Interessensbereiche dar.

In Anlehnung an Palvia et al. (2003), S. 296 ff.

133

Daruber hinaus verdeutlicht diese ganzheitliche Analyse, dass die Methodik der Datenerhebung in Form von (schriftlichen) Umfragen - wie sie auch fur diese Untersuciiung vorgesehen ist - mit knapp einem Viertel die am haufigsten eingesetzte Forschungsweise im Bereich der Information Systems Research darstellt. •

SliarmaA'etton (2003)

Sharma/Yetton (2003) greifen die bisherigen Erkenntnisse im Schrifttum bezijglich der Bedeutung des Management Supports fur den ITImplementierungserfolg (gemessen anhand der Nutzungsintensitat und Anwenderzufriedenheit) auf, und versuchen diese Wirkungsbeziehung mittels eines kontingenzorientierten Modells zu prazisieren. Auf Basis der Analyse von 22 empirischen Forschungsbeitragen konnen die Autoren nachweisen, dass zum einen der positive Beitrag des Management Support zum Implementierungserfolg von dem AusmalJ der Aufgabeninterdependenzen abhangtJ Zum anderen wird ihre Hypothese bestatigt, dass der Management Support bei Aufgaben, die durch eine geringe Aufgabeninterdependenz gepragt sind, eine vergleichsweise geringe Wirkung auf den Implementierungserfolg hat.^ Bezuglich der Vertiefung des Problemverstandnisses und der Konzeption des Untersuchungsmodells, verdeutlicht diese Meta-Studie die Notwendigkeit situativer Variablen, die die Wirkungsbeziehung zwischen unabhangigen und abhanglgen Variablen moderieren, in die Untersuchung aufzunehmen. •

Zviran/Eriich (2003)

Aufbauend auf die Analyse von thematisch verwandten Forschungsbeitragen untersuchen die Autoren das Konstrukt der Anwenderzufriedenheit mit ITSystemen. Insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Anzahl unterschiedlicher Systeme, die immer haufiger in verteilten Umgebungen eingesetzt werden, kommt demnach der Anwenderzufriedenheit eine immer groBer werdende Bedeutung fur den erfolgreichen IT-Einsatz zu. Als eine den effizJenz- und effektivitatsorientierten vorgeschaltete Erfolgswirkungen wird sie

Vgl. Sharma/Yetton (2003), S. 539 zur Hypothesenformulierung: "The effect of management support on implementation success is a positive function of task Interdependence." Vgl. SharmaA'etton (2003), S. 541 zur Hypothesenformulierung: "In low task Interdependence contexts, the effect of management support on Implementation success Is weak."

134

im Schrifttum als leicht messbare und angemessene Variable betrachtet, die in unmittelbarem Zusammenliang mit dem IT-Einsatz stelit. Im Folgenden sollen die bedeutendsten in den 59 Studien Identifizierten Einflussfaktoren der Anwenderzufriedenheit skizziert werden: -Qualitat der durch die IT erhaltenen Informationen: Die Informationen, die der Anwender durch die Nutzung der IT erhalt, entscheidet uber die empfundene Nutzlichkeit des Systems. - Funktionalitaten der Bedienungsoberflache: AusmaH mit dem die Funktionalitaten des Systems mit den Anforderungen des einzelnen Anwenders ubereinstimmen bzw. an diese angepasst werden kbnnen. - Unterstiitzung des Anwenders: Qualitat der Unterstutzung und AusmalJ, mit dem einzelne Anwender durch den unternehmenseigenen IT-Support, den Hersteller oder durch Handbucher bei der Nutzung der Systeme unterstutzt wird. Erganzend ist hierbel noch die Ermutigung durch das Management zu erwahnen. - Integration des Anwenders: EInbeziehen der Anwender in den Planungs-, Entwicklungs- und Implementierungsprozess der ITAnwendungen. - Haltung des Anwenders: Einstellungen der Anwender zur ITAnwendung

hinsichtlich

Bedienerfreundlichkeit

oder

des

erwarteten

beispielsweise

Nutzens, des

der

sinngemaUen

Einsatzes von Systemen. - Vergangenheit des Anwenders: Erfahrungen und Fahigkelten, die der einzelne Anwender bezuglich des Einsatzes der IT bei bisherigen Nutzungssituationen gewonnen hat. Ahnlich wie in der Meta-Studie von Mahmood/Hall/Swanberg (2001) enthalt auch diese Analyse wertvolle Hinweise fur die inhaltliche Prazisierung des Problemverstandnisses.

Insbesondere

die

Heterogenitat

der

bisherigen

Erfahrungen und der bestehenden Fahigkeiten sowie mogliche Unterschiede in dem Verstandnis von IT-Systemen stellen besondere Probleme des Einsatzes von modernen luK-Technologlen in der FuE-Kooperation dar und sollten im Untersuchungsmodell Berucksichtigung finden.

135

2.3.2.1.2 Synoptische Darstellung der Meta-Studien Zusammenfassend konnen die uber 70 identifizierten unabhangigen und abhangigen Einflussgrolien des IT-Einsatzes im Unternehmen folgendermalien in einer l
136

Abbildung 24: Zusammenfassende Darstellung bedeutender Faktoren

137

2.4 Die Adaptive Structuration Theory als theoretischer Bezugsrahmen Das Ziel dieses Abschnitts ist die Prazisierung des theoretischen Bezugsrahmens. Aufbauend auf die Skizzierung von Giddens' Strukturationstheorie sollen die Kernkonzepte der Adaptive Structuration Theory eriautert und der Erkenntnisbeitrag fur die Untersuchungsfragestellungen hergeleitet werden. 2.4.1 Giddens' Strukturationstheorie als Bezugspunlit Im Folgenden soli die Theorie der Strukturation, welche die Grundlage fijr die Adaptive Structuration Theory darstellt, in ihren Grundzugen skizziert werden.^ Dieses Kapitel beschrankt sich auf die deskriptive Darstellung der Theorie und hierbei insbesondere auf das Konzept der Dualitat der Strul^turen, das fur das Verstandnis der Adaptive Structuration Theory von besonders hoher Relevanz ist. Der Anspruch auf eine umfassende Darlegung beziehungsweise eine Diskussion des Giddens'schen Ansatzes wird nicht erhoben.^ Das Fundament der Strukturationstheorie wird von Giddens in seinem 1984 erschienen Werk The Constitution of Society gelegt. Dieses versucht die Dichotomie zwischen struktur- und handiungstheoretischen Erklarungen sozialer Phanomene zu uberwinden.^ Giddens selbst begrundet seine Entwicklung der Strukturationstheorie als eine Reaktion auf die Defizite der beiden vorherrschenden theoretischen Positionen; namlich des Determinismus und des Voluntarismus. Wahrend er erstgenannten als "strong on structure, but weak on action"* bezeichnet, beschreibt er letzteren als "strong on action, but weal< on structure"^. Jones/Karsten (2003) fassen die Positionierung der Strukturationstheorie folgendermalien zusammen:

Die Strukturationstheorie dient fur eine Vieizahl an betriebswirtschaftlichen Fragesteiiungen - wie die Analyse von Unternehmenskooperationen und -netzwerken als theoretisclner Bezugsrahmen. Vgl. diesbezuglich etwa Schneidewind (1998); Sydow/Windeier (1998). FiJr eine ausfuhriiche Diskussion der Beitrage von Giddens vgl. etwa Held/Thompson (1989); Clark/Modgil/Modgil (1990); Craib (1992); Giddens/Pierson (1998); Bryant/Jary et al. (2001); Lamia (2003). In der Literatur wird diese Auseinandersetzung auch als ..Structure vs. Agency debate" bezeichnet. Giddens(1993), S. 4. Giddens(1993). S. 4.

138

"Structuration theory may be seen as an attempt to resolve a fundamental division within the social sciences between those who consider social phenomena as determined by the influence of 'objective', exogenous social structures and others who see them as products of the action of human 'agents' in the light of their subjective interpretation of the world. Giddens attempts to 'square the circle' by proposing that structure and agency be viewed, not as independent and conflicting elements, but as a mutually interacting duality. "* Sie wird nicht als eine direkt iiberprufbare Theorie, sondern vielmehr als eine Meta- Oder Second-Order-Theory, die die Geselischaft ganzheitiicli in iliren l
Jones/Karsten (2003), S. 5 f. Vgl. Gregson (1989), S. 245. Archer (1982), S. 459. Craib(1992), S. 108. Jones/Karsten (2003), S. 20. Giclclens(1991), S. 213.

139

Strukturmomente sozialer Systeme sowohl Medium wie Ergebnis der Praktiken, die sie rekursiv organisieren."' Die

Strukturationstheorie

von

Giddens

beruft

sich

auf

die

reflexive

Handlungsfahigkeit von Akteuren, die ihre Situation interpretleren, aktiv gestalten und auf diese Weise einen Strukturationsprozess im Sinne eines Ineinandergrelfens von Handlung und Struktur in Gang setzen konnen.^ Die Dualitat von Strukturen besagt demnacli, dass die Strukturen sozialer Systeme, welche Giddens (1984) als „reproduced relations between actors or collectives, organised as regular social practices"^ bezeichnet, durch Individuen gescliaffen werden, um das menschliche Handein in Zukunft zu formen und zu regulieren. „Man actively shapes the world he lives in at the same time as it shapes him"* fasst Giddens diese rekursive Beziehung zusammen. Zur Uberwindung des Dualismus zwischen Handlung und Struktur entwickelt Giddens das Theorem der Dualitat der Strukturen, welches beide Aspekte als Bestandteile ein und desselben Phanomens, namlich der Strukturierung, versteht. Weder die Erfahrungen

und

Aktivitaten

individueller

Akteure

noch

die

Existenz

gesellschaftlicher Rahmenbedingungen bzw. Strukturen, sondern die uber Raum und Zeit wiederkehrenden sozialen Praktiken und deren Veranderung stellen den zentralen Antrieb der Strukturation - die Etablierung und Veranderung sozialer Systeme - dar.^ Bewusst und intentional handelnde Akteure agieren im Rahmen ihrer sozialen Praktiken stets in einem strukturierten Kontext, welcher sowohl einen ermoglichenden als auch einen begrenzenden Charakter hat. Gleichzeitig sind diese Strukturen stets in Abhangigkeit von den Akteuren und deren Handlungen zu sehen, da sie nur durch die sozialen Praktiken der Akteure entstehen, verandert bzw. reproduziert werden. Strukturen haben somit einen rekursiven Charakter und eine doppelte Bedeutung. Sie sind das Medium, well sich Individuen auf die Strukturen beziehen, wenn sie handein, und das Ergebnis der Interaktion von Individuen, well Regein und Ressourcen nur dann bestehen, wenn sie in der Interaktion angewendet werden.

Giddens (1995), S. 77. Vgl. Kappelhoff (2004), S. 4. Giddens(1984), S. 25. Giddens(1982), S. 21. Vgl. etwaBehr (1997), S. 11 f.

140

„Menschliche soziale Handlungen sind [...] rekursiv. Das bedeutet, dali sie nicht durch die sozialen Akteure hervorgebracht werden, sondern von ihnen mithilfe eben jener Mittel fortwahrend reproduziert werden, durch die sie sich als Akteure ausdrucken. In und durch IHandlungen reproduzieren die Handeinden die Bedingungen, die ihr Handein ermoglichen."' Im Mittelpunkt steht hierbei der Prozess der Strukturation, welcher das dynamische Zusammenspiel von Handlung und Struktur und der daraus resultierenden fortwahrenden Veranderung beschreibt. Strukturen werden entweder von Akteuren geschaffen oder es werden bestehende allgemeine Strukturen durch die Akteure in ihrem System auf die jeweilige Situation angepasst. Aniiand der Metapher eines Flussbettes nach Behr (1997) lassen sich die Kontinuitaten sozialer Systeme folgendermalien veranschaulichen: „Ein Fiussbett stellt die Begrenzungen fur das darin flieHende Wasser dar, welches (durch Stromschnellen, Wasserstrudel etc.) eine innere Dynamik aufweist und sowohl das Ufer des Flusses bestimmt (welches eine gewisse Kontinuitat aufweist und den Fluss erst als Fluss definiert), als auch dessen Verlauf mehr oder weniger schnell verandern kann (Uberschwemmungen). Unter einem Fluss (Strukturation) versteht man also sowohl das Fiussbett (Struktur) als auch das Wasser (Akteure), welches standig in Bewegung ist.'^ Bevor in den kommenden Abschnitten die einzelnen Dimensionen der Strukturation im Detail beschrieben werden, soil ein Uberblick ijber die analytische Zusammensetzung der Dualitat der Strukturen gegeben werden. Giddens unterscheidet die drei Strukturformen Signifikation, Herrschaft und Legitimation auf der Strukturebene. Diese sind mit den jeweiligen Elementen der Dimension der Interaktion (Akteursebene) verknupft. Zu diesen zahlen die Kommunikation, Macht sowie Sanktion. Den so genannten Locus of Interaction, an dem Struktur-

und Interaktionselemente

aufeinander treffen, bilden

Modalitaten in Form von Deutungsschemata, Fazilitaten und Normen.

Giddens(1995), S. 52. Behr (1997), S. 11.

141

Zur besseren Verstandlichkeit zeigt Abbildung 25 eine getrennte Darstellung dieser Dimensionen. Diese Aufteilung ist jedoch eine rein analytische Unterscheldung, welche dem besseren Verstandnis dient. So betont Giddens, dass bei der Analyse l
Ressourcen Regain

Struktur

Regain

„

Signifikation

Deutungsschemata

Herrschaft

4

•

Lagitimation

r:.::i

Fazllitat

'^J Interaktion

autoritativ

c::^

c::) IVIodalitat

allokativ

Norm

'^J

Kommunikation

Macht

^J <

•

Sanktion

Abbildung 25: Analytische Dimensionen der Dualitat der Strultturen^

2.4.1.2 Akteurs- und Handlungsebene (Interaktion) Die Bedeutung der Akteure und ihrer Handlungen fur den Strukturationsprozess konnen durch das Stratifikationsmodell des Handelns veranschaulicht werden.

Dieses

besagt,

dass Akteure

kontinuierlich

den

Strom

ihrer

Handlungen und die sozialen sowie materiellen Aspekte ihrer Umwelt uberwachen.^ Mit diesem fortlaufenden, zielgerichteten und bewussten Verhalten wird das Ziel verfolgt, die Handlungen an die unintendierten Handlungsfolgen, die aufgrund unbekannter Handlungsbedingungen entstehen, anzupassen. Da

Vgl. Giddens (1995), S. 81. In Aniehnung an Giddens {1995), S. 81. Unter den Strom der Handlungen fallen sowohl das tatsachliche als auch das in Betracht gezogene Eingreifen menschlicher Wesen in den Prozess der in der Welt stattfindenden Ereignisse. Vgl. etwa Giddens (1995), S. 55 ff.

142

den Akteuren jedoch viele ihrer Handlungsbedingungen und -folgen unbekannt sind, ist das Wissen als begrenzt zu bezeichnen. Vergleichbar mit den Bedingungen und Folgen ihres Handelns haben die Akteure ein „theoretisches Verstandnis"^ fur die Griinde ilires Handelns, welches sich im Model! der Handlungsrationalisierung widerspiegelt. Akteure konnen ihre sozialen Praktiken (Handlungen) erklaren und begrijnden. Dies passiert insbesondere in Situationen, in denen Dritten das Handein eines Akteurs unverstandlich ist und somit im praktischen Bewusstsein verankerte Routinen durchbrochen werden. Neben jener Handlungsrationalisierung beschreibt die Handlungsmotivation die Motive, warum Individuen agieren. Als generelle Handlungsorientierungen geben sie den Rahmen fijr einzelne Verhaltensweisen vor. Im Rahmen der Strukturationstheorie wird jedoch nicht nur auf das Wissen und die Bewusstheit der Akteure, sondern auch auf die Fahigkeit zu handein und auf den Handlungsstrom im sozialen System einzuwirken, eingegangen.^ Dieses Handein ist als „transformative capacity"^ oder als Fahigkeit einen Unterschled herzustellen, zu verstehen und ist aus strukturationstheoretischer Sichtweise mit der Macht des Akteurs verbunden. Diese Macht Ist demnach mit der Fahigkeit verbunden, physikalische und soziale Ereignisse beeinflussen zu konnen.'' 2.4.1.3 Strukturebene Die Strukturebene des Sozialen besteht aus

strukturationstheoretischer

Sichtweise aus Ressourcen und Regeln. Giddens definiert sie als "Rules and resources, organised as properties of social systems. Structure only exists as 'structural properties'. "^ Im Sinne einer virtuellen Ordnung werden sie erst als soziale Praktiken eingesetzt, wenn sich Akteure in ihren Handlungen auf diese Regeln und Ressourcen

beziehen. Unter

Regeln versteht

Giddens

generalisierbare

Prozeduren, die eine Aufrechterhaltung etabllerter Handlungsfolgen ermog-

Vgl. Giddens (1995), S. 56. Vgl. Layder{1994), S. 137. Craib(1992), S. 36. Vgl. Giddens (1995), S. 66. Giddens(1984). S. 25.

143

lichen und fur einen entsprechenden Kontext als generalisierbar gelten. Nicht als Regein im Sinne der Strukturationstheorie gelten formulierte Regein Oder besser die Formullerung von Regein, wie sie etwa als Gesetze bestehen. Diese sind nach Giddens „codified interpretations of rules rather than rules as such"\ Den Akteuren wird durch Regein eine fortlaufende soziale Orientlerung fur ihre taglichen Handlungen gegeben. Giddens unterscheidet intensive bzw. oberflachliche, stillschweigende bzw. diskursive, informelle bzw. formalislerte sowie schwach sanktionierte bzw. stark sanktionierte Regein. Er teilt sie daruber hinaus in die beiden Aspekte Signifikation und Legitimation. Erstere ordnen als Deutungsschemata Inhalt und Verstandlichkeit von Informationen und begriJnden kognitive Ordnungen sozialer Systeme. Beispiele im Unternehmenskontext hierfur sind Leitbilder, die Unternehmensphilosophie oder bestimmte organisationale Symbole und Mythen. Legitimationsregein begriJnden die normative Ordnung eines sozialen Systems und somit die routinemaUige moralische Beurteilung sozialer Phanomene.^ Hierunter fallen beispielsweise rechtliche und informelle Regein oder Entscheidungspramissen eines Unternehmens. Ressourcen als zweite Form von sozialen Strukturen unterscheiden sich von Regein dadurch, dass sie bis zu einem gewissen Grad akkumuliert werden konnen. Sie stellen die Mittel dar, mit deren Hilfe Kontrolle und Macht uber die Umwelt ausgeubt wird. "Resources are the media whereby transformative capacity is employed as power in the routine course of social interaction; but there are at the same time structural elements of social systems as systems, reconstituted through their utilisation in social interaction.'^ Auch hier werden zwei Formen unterschieden. Allolcative Ressourcen ermoglichen (Ressource steht zur Verfugung) und verhindern (Ressource steht nicht zur Verfugung) die Kontrolle ijber die Umwelt (z.B. hinsichtlich Budgets, Produktionsmittel, Rohstoffe oder GiJter). Autoritative Ressourcen wurzein in asymmetrischen Beziehungen von Autonomie und Abhangigkeit und bezeichnen die Macht uber Personen (z.B. durch Hierarchien oder btirokratische

' ^ ^

Giddens (1984), S. 21. Vgl. Becker/Ortmann (1994), S. 215. Giddens(1979), S. 92.

144

Prozeduren). Zusammenfassend werden in Abbildung 26 die vier analytisclien Eigenschaften der Strul
Struktur als Medium des sozialen Handelns

Stfuktur als Moment der institutionellen Ordnung

Regein der Signifikation

Kommunikatiofi von Sinn und Bedeutitng

Weltbilder/symbolische Ordnung

Regein der Legitimation

MoralIsche Bindung und normative Sanktionierung

Legitime Ordnung/Moral (rechtliche Institutionen)

AHokattve Ressourcen Autoritative Ressourcen

VermSgen zur Umgestaltung von Objekten und materiellen Phanomenen VBrm6gen zu Handlungen. und uber Akteure Macht zu erzeugen

Okonom ische Herns chaftsordnung/lnstitulionen Politische Herrschaftsordnung/lnstitutionen

Abbildung 26: Eigenschaften der sozialen Strukturen^

2.4.1.4 IVIodalitaten Zwisclien den Dimensionen Struktur und InteraktJon fuhrt Giddens mit den so genannten Modalitaten eine integrative Ebene ein, die eine Vermittlungsfunktion iJbernimmt. In ihr manifestieren sich Elemente der Strukturation in einer empirisch uberprtifbaren Form. Behr (1997) bezeichnet sie als den begrifflichen Ausdruck der versuchten Vermittlung von Handlung und Struktur in der Strukturationstheorie.^ Sollen beispielsweise Signifikationsstrukturen untersucht werden, mussen aus der Kommunikation der Akteure eines sozialen Systems Deutungsschemata abgeleitet werden, da diese wiederum Ausdruck von sozialen Strukturen sind.^

In Aniehnung an Lamia (2003), S. 56. Vgl. Behr (1997), S. 18. Zur Empirie auf Basis der Strukturationstheorie vgl. Giddens (1995), S. 335 ff.

145

2.4.2 Informationstechnologie und Strukturationstheorie Giddens selbst erwahnt in seinen Arbeiten zur Strukturationstheorie die Bedeutung der Informationstechnologie

in sozialen Systemen nur sehr

vereinzelt im Zusammenhang mit raumlich verteilten sozialen Systemen.^ Dennoch stellt diese Meta-Theorie einen sehr interessanten Bezugsrahmen fiJr das Forschungsfeld der organisatorischen Integration von modernen luKTechnologien dar, da die Idee der Rekursivitat zwischen Struktur und Akteur eine gesamtheitliche Erklarung fur das Zusammenspiel von IT-Systemen und ihren Anwendern im organisationalen Kontext bietet.^ In der Literatur konnen ruckblickend auf die vergangenen drei Jahrzehnte zwei wesentliche Forschungsstromungen identifiziert werden, die sich bei der Analyse von Informationstechnologlen auf eine strukturationstheoretische Basis stiJtzen. Die erste versucht die Strukturationstheorie nach Giddens vollstandig und ohne Abanderungen fur Fragestellungen des Einsatzes von Informationstechnologlen in der Organisation heranzuziehen. Jedoch zeigt sich in einer Meta-Studie von Jones/Karstens (2003), dass nach und nach die Anzahl jener Studien, die ausschlielilich auf die Strukturationstheorie verweisen und ohne Sekundaransatze auskommen, stark zuruckgeht, so dass dieser Forschungszweig heute eine eher untergeordnete Rolle spielt.'' Parallel hierzu entwickelten sich eigenstandige theoretische Ansatze, die ihren Fokus auf das Zusammenspiel von Informationstechnologie, Mensch und Organisation legten und hierbei auf zentrale Konzepte der Strukturationstheorie zurijckgriffen.

Hierzu zahlen die Adaptive Structuration Theory nach

DeSanctis und Pooles sowie weitere Ansatze, wie etwa jene der Dualitat der Technologie nach Orlikowski." Insbesondere der Adaptive Structuration Theory wird eine .pioneering role in introducing Giddens' ideas in the IS fieid"^

Vgl. Giddens (1984), S. 68. Vgl. Poole/DeSanctis (2004), S. 208, die ausfCihren: "Our concern is the interplay of people with technology - the structure of human computer interaction, the structure of systems design and use, and the possibilities for somehow improving the human condition through applications of information technology to society." Vgl. Jones/Karsten (2003), S. 37. Vgl. Oriikowski (1992), S. 398 ff. zur Duality of Technology und den Abschnitt 2.4.3 zur Adaptive Structuration Theory. Jones/Karsten (2003), S. 33.

146

zugesprochen und es wird konstatiert, dass Jhe importance in ttie context of structurational IS researcli is undeniable"^ Abbildung 27 zeigt die bedeutendsten strukturationstheoretischen Forschungsstromungen im Bereich der Informationstechnologien.

Sekundare Forschungsansatze (z B DualiUtt rfef Technologie)

Anwendung und Erweitenirig der Adaptive Strucluration Theory Grundlagen dw Adaptive SUuctumtlon Theory Anwendung der Strukturstionstheone rm Feld der WlrtschaftsinlcKmat k

Gidders Strukturabonstfieorte 1975

1980

198S

1990

1995

2000

Abbildung 27: Strukturationstheoretische Forschung mit IT-Bezug

In den letzten Jahren hat eine Vielzahl an Studien den strukturationstheoretischen Bezugsrahmen aufgenommen. So wurden im Rahmen von Analysen des Schrifttums knapp 400 entsprechende Beitrage identifiziert, von denen alleine ein Viertel auf der Adaptive Structuration Theory basierten.^ 2.4.3 Kernkonzepte der Adaptive Structuration Tlieory Die Adaptive Structuration Theory untersucht das Zusammenspiel von luKTechnologien, sozialen Strukturen und menschlicher Interaktion. Sie versucht zu erklaren, wann und warum Technologien in manchen Teams erfoigreicher eingesetzt werden konnen als in anderen. DeSanctis/Poole (1994) betonen, dass ihre Theorie insbesondere fur moderne Informationstechnologien wie etwa internetbasierte Anwendungen geeignet ist, da diese aufgrund ihrer vorrangigen Aufgabenbereiche - Kommunikation, Koordination und Kollaboration im Team ein groUeres Potenzial hinsichtlich der Einflussnahme auf soziale Strukturen

' ^

Jones/Karsten (2003), S. 33. Vgl. Jones/Karsten (2003), S. 20 ff.; Pozzebon/Pinsonneault (2003), S. 1 ff.; Poole/DeSanctis (2004), S. 206 ff.

147

haben als beispielsweise transaktionale, Daten verarbeitende IT-Systeme (z.B. Buchungssystem Oder Anwendungen zur Datenanalyse).^ "As information teciinology lias advanced to become more communication-based and collaborative, the field's concern witfi ttie structuring properties of technology has persisted.''^ Im Folgenden sollen die zentralen Uberlegungen der Adaptive Structuration Theory

eriautert

und

anschlieUend

deren

Beziehungen

untereinander

herausgearbeitet werden, wobei einfijhrend sine wissenschaftstheoretische Einordnung des Ansatzes erfolgt. 2.4.3.1 Wissenschaftstheoretische Einordnung "Groups mediate technological effects, adapting systems to their needs, resisting them, or not using them. "^ Die Adaptive Structuration Theory ist als Spezialfall der mal
Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 125 f. Poole/DeSanctis (1990), S. 4. Poole/DeSanctis (1990), S. 177. DeSanctis et al. (2000), S. 8. DeSanctis/Poole (1994), S. 124. Vertreter dieser Forschungsstromung sind etwa Jarvenpaa (1989) mit dem Tasl
148

dass die Technologie mit „...inherent power to shape human cognition and behavior"^ ausgestattet ist. Sobald die Technologie einmal implementiert ist, soil sie die Produktivitat und Effizienz ebenso wie die Zufriedenheit in der Organisation steigern. Werden die erwarteten Ziele durcli den Einsatz von Technologie nicht erreicht, so wird stets eine falsche Konzeption der Technologie oder eine nicht zielfiJhrende Oder mangelnde Integration in die bestehende Organisation als Ursache identifiziert. Die Decision-making School vertritt demnach eine strikt determlnistische Sichtweise der Wirkung von Technologie in der Organisation. „The belief that certain effects inevitably follow from the introduction''^ ist stets der Ausgangspunkt der Hypothesenbildung. Die Wirkung der Informationstechnologie ist durch Funktionen und Features ex ante festgelegt. Die zweite theoretische Sichtweise auf die Wirkung von Informationstechnologien sieht die Technologie als ..opportunity to change'^. Der Fokus dieser Forschungsrichtung liegt nicht auf der Untersuchung und Evaluierung der Strukturen der jeweiligen Technologie, sondern vielmehr auf der Beobachtung von Veranderung und Entwicklung der sozialen Strukturen von Institutionen. Anstatt der Grundannahme, dass die Technologie das Handein des Individuums bestimmt, vertritt die Institutional School die Ansicht der Strategic Choice. Die Vertreter dieser Richtung lehnen die Positionierung der Technologie als extern gegebenes Konstrukt mit ex ante definierten und bestimmenden Charakteristika kategorisch ab. Nicht ebendiese Strukturen der Technologie, sondern die Evolution von Strukturen in sozialen Systemen steht im Mittelpunkt dieser Forschungsstromung. Technologie wird als ein „product of ongoing action'^ und als abhanglge Variable von Normen, Rahmenbedingungen und insbesondere von strategischen BeschliJssen der Entscheidungstrager gesehen.^

DeSanctis/Poole (1994), S. 124. DeSanctis/Poole (1994), S. 123. DeSanctis/Poole (1994), S. 124. Orlikowksi (1992), S. 400. Vertreter dieser Forschungsstromung sind etwa Child (1972), S. 2 ff.; Markus (1983), S. 430 ff.; Kiing/iacono (1984), S. 77 ff. und Zuboff (1988), S. 7 ff.

149

T»ohnotO[^cti>r hiipjuUu

Stratoglo Cholei Modil

• Dwsa theoretisc^ie Stromung ver^ntt sine rein tQchnih-zenlmrte Argumentalton * KontfiKt und so£idl0 Aspekte warden w6ite«tg«ri«nd auso«bi^d$t

0«t*nn ini<m

• Die Techmk wird ais 3U3sdilieQlch>es ProduKt sozialer Handlungen gasehen n^jrtdten wtrd dngenommen

ut"^-^^^

^^^^^."""'''^

Voluntarism us

Adaptiv* dtiuctuntion Thtory -T0Cf>noiogy tm(>act on t^^ms srv rarely cteS^nmryfStic imptxjvwi group GfT^ctiv^ri^SS i$ not gvarantwd from i/s* Of t»ctinoiOQy TwfinotOQy COmtjii^s with t9&m cf^ar^ctenstics antf \jS9 practices to product ovtconi^s.' OpS*™i»rt>ctfpro,;ic«r, ijowi s «

Abbildung 28: Wissenschaftstheoretische Einordnung der AST

Eine Synthese beider zuvor skizzierten Perspektiven bilden die Modelle der Social Technology School, zu der auch die Adaptive Structuration Theory zu zahlen ist. Diese integrieren die Inlialte der Decision-making Sctiool mit den voluntaristischen Ansatzen und postulieren, dass die Technologie eigene Strukturen aufweist, welche jedoch durcli die soziale Interaktion von Individuen moderiert werden. Im IVlittelpunkt steht hierbei das „Structuring's central paradox", welches meint, dass „[...] identicai teciinologies can occasion similar dynamics and yet lead to different structural outcomes".^ "Adaptive Structuration Tfieory provides a detailed account of both tfie structure of advanced technologies as well as the unfolding of social interaction as these technologies are used. "^ Grundaussage der Adaptive Structuration Theory ist sonnit, dass das Ergebnis des Technologieeinsatzes nicht direkt von Elnflussen wie der Aufgabe (z.B. Komplexitat), den organisationalen Rahmenbedingungen (z.B. Richtlinien) Oder von ex ante feststehenden IT-Features, welche zusammen das so genannte strukturelle Potential darstellen, abhangt.^ Vielmehr wird durch die Appropriation die Wirkung des IT-Einsatzes im Team oder in der Organisation bestimmt. Diese meint die Art und Weise, wie die Gruppe diese Strukturen

Barley (1986), S. 105. DeSanctis/Poole (1994), S. 125. Poole/DeSanctis (1990) und DeSanctis/Poole (1994) fokussieren in ihren grundlegenden Arbeiten zur Adaptive Structuration Theory auf Group Decision Support Systemen, betonen jedocti zugleich, dass die Theorie auf andere nnoderne luK-Tectinologien iJbertragbar ist. Vgl. etwa DeSanctis/Poole (1994), S. 125.

150

reproduziert und anwendet (Structures in Use) und so ihr soziales System bildet Oder verandert. Chin/Gopal/Salisbury (1997) schreiben diesbeziiglich: "Central to the AST is the notion of structuration, the process by which groups create and maintain a social system through the application of structures, which are rules and resources provided by [the IT,] the task, organizational culture, group norms, and the knowledge represented by the participants."' Somit konnen im Rahmen der Strukturation bzw. Appropriation so genannte Structures in Use entstelien, die sich von denen anderer Teams mit identischem strukturellen Potential stark unterscheJden.^ Abbildung 29 stellt diese grundlegende Logik der Adaptive Structuration Theory zusammenfassend dar.

StrutitureHea Polenjial

Approprtatlon

(IT-FMitures. orginiMtlonal* luid AuFgatwnbczogftnB StrukUir-^

( D M struMur«ll« PownUtI win) durch d i t ipazlflactie Anelgnung \m Tvam zu HStructures rn Us*'}

Abbildung 29: Logik der Adaptive Structuration Theory

2.4.3.2 Struktureiies Potential Das strukturelle Potential, welches auf ein soziaies System, wie etwa ein Projektteam, einwirkt, umfasst sowohl gruppenintern ais auch gruppenextern verankerte Strukturen. Bevor In diesem Abschnitt die wichtigsten Strukturen und deren Quelien naher definiert werden, erfolgt eine Definition der Struktur und des Systems innerhalb der Adaptive Structuration Theory. In Aniehnung an GIddens wird unter einem System „a social entity such as a group, pursuing various practices that give rise to observable patterns of relations, such as the pecking order often seen in groups or organizations'^ verstanden. Somit kann im Kontext der Adaptive Structuration Theory

' ^ ^

Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 344. Vgl. Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 344. Poole/DeSanctis (1990), S. 179.

151

beispielsweise bei einem einzelnen Arbeitsteam aber auch bei der gesamten Belegschaft eines Unternehmens von einem sozialen System gesprochen werden. Unter Strukturen werden im Rahman der Adaptive Structuration Tlieory daruber hinaus „rules and resources that actors use to generate and sustain the system"^ verstanden. 2.4.3.2.1 Strukturen moderner luK-Technologien Moderne JuK-Teclinologien enthalten Strukturen, die die Handlungen der Akteure sowohl einschranken als auch ermoglichen bzw. fordern. Hierbei werden grundsatzlich strukturelle Features und der Spirit einer Technologie unterschieden. Unter erstgenanntem werden Funktionen von modernen luK-Anwendungen verstanden, die die Art und Weise der Zusammenarbeit von Akteuren beeinflussen konnen {"[.-.] specific types of rules and resources, or capabilities, offered by the system"f. Als beispielhafte strukturelle Features fur ein Group Decision Support System^ kann die Moglichkeit zur anonymen Speicherung von Ideen oder zur Abstimmung genannt werden. Diese und weitere Funktionen beeinflussen die Art und Weise wie die Gruppe zusammen arbeitet, und konnen somit als Signifiktions- oder Legitimationsstrukturen im Sinne der Giddens'schen Strukturatlonstheorie verstanden werden. Die zweite strukturelle Dimension der Technologie ist der Spirit, welcher als „the general intent with regard to values and goals underlying a given set of structural features'^ definiert wird. Er meint die offiziellen Ziele, warum und wie diese Technologie eingesetzt werden soil und wie deren einzelnen Funktionen zu interpretieren sind. Die Nutzung von Features soil die Umsetzung des Spirits fordern und vorantreiben. Beispielsweise konnte der Spirit einer klassischen Office-Software als offene Betriebskommunikation

zwischen

alien

Mitarbeitern

interpretiert werden.

Gemali der Giddens'schen Strukturdimensionen wtirde dies bedeuten, dass

Poole/DeSanctls (1990), S. 179. DeSanctis/Poole (1994), S. 126. Hierunter wird eine IT-Anwendung verstanden, die den Entscheidungsprozess einer Gruppe unterstutzen soil (z.B. durch Funktionalitaten fur die Abstimmung oder Ideenstrukturierung). DeSanctis/Poole (1994), S. 126.

152

diese Office-Software Strukturen der Domination beinhaltet, indem sie alien Mitarbeitern eriaubt, elektronische Nachrichten auch an Mitarbeiter hoherer Hierarchieebenen zu schicken (was zuvor eventuell nicht moglich war). Daruber hinaus vermittelt die Office-Software den Anwendern Strukturen der Signifikation, die die Relevanz der Kommunikation Im Unternehmen und die Bedeutung der Unterstutzung durch diese Technologie hervorheben. SchiieUlich konnen im Spirit dieser Technologie auch auf Strukturen der Legitimation In Form von Normen enthalten sein. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn automatisch bestimmte, nicht angemessene Worter aus der Nachricht gefiltert werden. Der Spirit verleiht der Technologie die Legitimation des Einsatzes in der Organisation und fungiert als Mittel der Signifikation, indem er den Anwendern den richtigen Einsatz verdeutlicht. SchlielJIich kann die Technologie auch fur Prozesse der Domination eingesetzt werden, wenn etwa organisatorische Hierarchien im Anwendungsprozess abgebildet werden. Je deutlicher der Spirit einer Technologie vermittelt werden kann, desto starker wirkt er sich auf deren Nutzungsverhalten aus.^ Gemeinsam werden der Spirit und die Features als strukturelles Potenzial bezeichnet, auf welches die Akteure eines sozialen Systems zurijckgreifen, um soziale Strukturen zu bilden und zu reproduzieren. DeSanctis/Poole (1994) formulieren diesbezuglich eine erste Hypothese der Adaptive Structuration Theory: HI.AST: ,AITS

[Advanced Information Technologies] provide social

structures that can be described in terms of their features and spirit To the extent that AITs vary in their spirit and structural feature sets, different forms of social interaction are encouraged by the technology'^ Fur die in der vorliegenden Arbeit relevanten Anwendungen kann in Aniehnung an Kessler (2003), der vier Basisfunktionalitaten des Internets beschreibt, der Spirit des Internets als eine von Raum und Zeit unabhangige Vernetzung zur Unterstutzung der Interaktion von Akteuren verstanden werden.^ Auf Basis des TCP/IP-Standards konnen weltweit Computer erreicht werden, so dass Personen

' ^ ^

digitalisierte

Daten

zu

Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 127. DeSanctis/Poole (1994), S. 128. Vgl. Kessler (2003), S. 909.

Zwecken

der

Kommunikation

oder

153

Informationsbereitstellung austauschen und so in Beziehung treten konnen. Ohne sich auf Internettechnologien zu beziehen, fuhrt bereits Giddens (1984) bezijglich des Potentials der Informationstechnologien in einer seiner wenigen diesbezijgllchen Aussagen aus: "mediated contacts that permit some of tlie intimacies of co-presence are made possible in the modern era by electronic communication"}

Giddens(1984), S. 68.

154

2.4.3.2.2 Strukturen des internen Gruppensystems Neben den strukturellen Einflussen, die von der luK-Technologie ausgehen, wird das gruppeninteme System der Interaktion als weitere Strukturquelle gesehen. Dieses meint in Anielinung an Homans (1950) Jhe nature of members and their relationships inside the group"\ Als zentrale Dimensionen eines internen Gruppensystems nennen DeSanctis/Pooie (1994): die Art und Weise, wie die Mitglieder einer Gruppe interagieren, das technologisclie Wissen und die damit verbundenen Erfahrungen sowie das Ausmali, mit dem Teammitglieder

glauben, dass

ihre Ar-

beitskollegen ijber Strukturen informiert sind und diese auch akzeptieren.^ Erstgenannte Dimension meint den Umgang der Kollegen untereinander und kann beispielsweise anhand des Fuhrungsstils im Team veranscliaulicht werden. So wird eine autokratisclie Fuhrungsperson moderne luK-Teclinologien wie beispielsweise Voting-Funktionalitaten einer Groupware seltener einsetzen als ein starker demokratiscli ausgerichteter Teamlelter.^ Ebenfalls eine hohe Bedeutung fur den Einsatz von luK-Technologien haben bisherige Erfahrungen mit der jeweiligen Technologie als zweitgenanntem Aspekt. Wissen iJber Starken und Schwachen einer Anwendung sowie eventuelie Gefahren und Probleme, die in den Arbeitsprozessen entstehen konnen, bedeuten ein wesentliches Argument bei der Entscheidung des Einzelnen, ob und wie die Technologie Verwendung finden soil. Die letzt genannte Dimension interner Gruppensysteme meint, dass mit zunehmender Diffusion von Wissen uber die Strukturen (z.B. uber die der jeweiligen Informationstechnologie) eine Verfestigung und Reproduktion bestimmter Ver-

DeSanctis/Poole (1994), S. 130. DeSanctis/Poole (1994) bezeichnen in diesem Zusammenhang auch den Konsens hinsichtlich der Appropriation in der Gruppe als ein Teil eines internen Gruppenprozesses. In spateren Forschungsbeitragen wird jedoch Consensus on Appropriation stets als eine Dimension des Prozesses der Appropriation selbst verstanden. Vgl. hierzu etwa. Salisbury et al. (2002), S. 93 ff. Vgl. zur Bedeutung des Fuhrungsstils fur gruppeninteme Prozesse den Beitrag von Hiltz/ Turoff/Johnson(1981).

155

haltens- bzw. Anwendungsmuster erfolgt. Dies bedeutet, dass etwa die E-IVIailNutzungsintensitat des Einzelnen mit der Anzahl der Teammitglieder, die diese Anwendung ebenfalls regelmaRiig einsetzen, steigt.^ Andere Al
Eine ahnliche Argumentation verfolgt IVIarkus (1990) mit der Ttieorie der kritischen Masse, die besagt, dass der Erfolg einer Technologie von dem Erreichen einer kritisctien IVIasse an Anwendern bestimmt wird. Vgl. Markus (1990), S. 194 ff. Erganzend stellt IVIarkus (1990) in diesem Zusammenhang test, dass sich neben Ressourcen-bezogenen Faktoren, wie etwa die Verfugbarkeit von Hard- und Software, auch die Heterogenitat der Interessen, die Abhangigkeit unter den Akteuren, der Kommunikationsbedarf sowie die Netzwerkdichte auf das Erreichen der kritischen Masse auswirken. Vgl. Markus (1990), S. 194 ff. DeSanctis/Poole (1994), S. 131. Vgl. Abschnitt 2.4.3.5 zu Ausfuhrungen der strukturellen Heterogenitat. Vgl. Poole etal. (1998), S. 14 ff. Vgl. Becker/Dietz (2002), S. 14. Vgl. Poole etal. (1998), S. 17 f.

156

den Mitarbeitern dar.^ Bei zunehmendem AusmaB ist dieses fur die Appropriation im Gegensatz zu den zuvor genannten als eine positiv beeinflussende Determinante zu interpretieren, da die Teammitglleder nicht auf ihren eigenen Erfahrungen beharren und offener gegenuber bisher fremden Vorgehenswelsen sind. Als weiterer Fal
eines

Innovationsobjektes

umfasst,

unabhangig

von

dessen

Vgl. zur Bedeutung von Vertrauen fijr die Arbeitsprozess in FuE-Teams Davenport/Davies/ Grimes (1999), S. 31 ff.; Jarvenpaa/Leidner (1999), S. 791 ff.; McDonougfi lll/Kahn/Barczaka (2001), S. 112 f. Majchrzak et al. (2000), S. 573 f. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 128.

157

Innovationsgrad generell als neuartig bezeichnet werdenJ Sie ist im Vergleich zu Routinetatigkeiten als nicht-standardisiert und komplex zu bezeichnen, wobei deren Ergebnis als nicht durchgangig prognostizierbar ist. Sie kann als einmalig charakterlsiert werden, da sie meist Projektcharakter hat und die Mitarbeiter nur bedingt auf bisherige relevante Erfalirungswerte zuruckgreifen konnen. Hauschildt (1997) konstatiert diesbezuglich: Jnnovation ist nicht Routine, soli es aber eines Tags werden.''^ Als Folge einer derartigen Aufgabenstellung kann im Team Unsiclierheit darCiber, wie intemetbasierte Anwendungen zielfuhrend einzusetzen sind, bestehen. Erst wenn diese zerstreut sind und ein gruppenspezifischer Modus gefunden wird, kann die luKTechnologie erfolgreich eingesetzt werden.^ Neben der Aufgabe stellt auch das Unternehmensumfeld eine wichtige Quelle von Strukturen im Sinne der Adaptive Structuration Theory dar. Diesbezuglich sind insbesondere die Unternehmenskultur, unternehmensspezifische Verhaltensweisen oder Einflusse aus dem Unternehmensumfeld zu nennen. DeSanctis/Poole (1994) fiJhren das zuvor skizzierte Beispiel der Budgetierungsaufgabe fort und nennen als moglichen strukturellen Einfluss den Druck, Kosten zu sparen, und das Wettbewerbsverhalten, welches die Priorisierung bestimmter Projekte notwendig macht.'' All diese Strukturen konnen prinzipiell einen Einfluss ausuben, ob und auf welche Art und Weise Informationstechnologien eingesetzt werden. So folgt die Adaptive Structuration Theory an dieser Stelle dem Kontingenzansatz und postuliert, dass die Nutzung der Technologien von diesen und weiteren strukturellen Einflussen abhangt. Folglich formulieren DeSanctis/Poole (1994) die dritte Basishypothese: H3-AST: „Use of AIT structures may vary depending on the tasl<, the environment, and other contingencies that offer alternative sources of social structures"^ Analog zum Beispiel von DeSanctis/Poole (1994), die den Kostendruck als Quelle strukturellen Potentials nennen, kann fur eine FuE-Kooperation der

3

Vgl.Abschnitt 1.2.2.1. Hauschildt(1997), S. 42. Vgl. Salisbury/Gopal/Chin (1996), S. 14. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 128 f. DeSanctis/Poole (1994), S. 128.

158

wettbewerbsbedingte Zeitdruck als ein wesentlicher Einflussfaktor identifiziert werden, der ein hohes AusmalJ an Effizienz in den Arbeitsprozessen fordert, urn Zielerreichung sicherzusteilen. 2.4.3.3 Appropriation Wie eingangs erwahnt, determiniert das strul
DeSanctls/Poole/Dlckson (2000), S. 3. Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 47. Chidambaram/Bostrom (1996), S. 174.

159

Der Begriff der Appropriation ist als ein mehrdimensionaler Prozess zu verstehen, „[which] can be described along a number of dimensions".^ Bezuglich der relevanten Dimensionen bestelit im Schrifttum jedoch l<eine Einigl<eit.^ In ihrem Grundlagenartikel von 1990 sprechen Poole/DeSanctis von „at least three dimensions to modes of appropriation'^ und erwalinen insbesondere Consensus on Appropriation, Faitlifulness of Appropriation und Attitude. So definieren aucli Salisbury et al. (2002) den inhaltlichen Umfang der Appropriation folgendermaUen: "Essential to AST is the concept of appropriation, which is the mode or fashion in which users reproduce, or recreate for their use, an AIT (Poole and DeSanctis (1992)). From a global perspective, appropriations may be faithful (the technology is used in a manner consistent with its general intent) or unfaithful. Attitudes toward use (e.g., beliefs about ease of use or usefulness) may be favourable or unfavourable. Finally, consensus on appropriation, (the extent to which group members agree about how to use the technology) may be high or low. "* In weiteren Forschungsbeitragen wurde der Prozess der Appropriation insbesondere urn die Aspekte Instrumental Use sowie Appropriation Moves (bzw. Amount of Appropriation) erweitert.^ In den folgenden Abschnitten sollen alle diese Dimensionen der Appropriation naher behandeltwerden. 2.4.3.3.1 Faithfulness of Appropriation "Faithful appropriations are consistent with the spirit and the structural feature design, whereas unfaithful appropriations are not.'^ Der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien kann dann als faithful bezeichnet werden, wenn er sinngetreu gemaft den eigentlichen Zielen und Zwecken erfolgt.

Dies bedeutet jedoch

nicht, dass

ausschlieftlich bewahrten und bereits durchgefiJhrten Anwendungsprozeduren entsprochen werden soil. So ist ein sinngetreuer Einsatz auch dann gegeben,

DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 17. Vgl. Ruel(2001), S. 31. Poole/DeSanctis (1990), S. 184. Salisbury et al. (2002), S. 92. Vgl. etwa DeSanctis/Poole (1994), S. 129 ff. DeSanctis/Poole (1994), S. 130.

160

wenn die Technologie auf innovativen und einzigartigen Wegen eingesetzt wird, solange er mit dem Spirit ubereinstimmt. Von einem unfaithful use oder aucli einem ironic use wird dann gesprochen, wenn der Spirit slner Technologie verletzt wird.^ Als Ausgangspunl
Vgl. Poole/DeSanctis (1990), S. 184. Vgl, Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 343 ff. Salisbury et al. (2003), S. 93. Vgl. etwa Poole et al. (1991), S. 1 ff.; Poole/DeSanctIs (1992), S. 5 ff.; DeSanctis/Poole (1994), S. 131.

161

Unsicherheiten oder unterschiedliche Erfahrungen hinsichtlich der Zweckdienlichkeit einzelner Anwendungen oder Systemfeatures ausgetauscht werden, bevor die Akteure des sozialen Systems eine Vereinbarung uber die Technologienutzung treffen. Kann ein Konsens nicht oder nur in gerlngem Ausmaft erreiciit werden, so wird ein effizienter luK-Technologie-Einsatz erscliwertJ Je nach Art der durcli die Technologie unterstijtzten Aufgaben und Prozesse wird ein Konsens durch die Teclinologie bereits in unterschiedlichem AusmalJ vorgegeben und in eine bestimmte Richtung gedrangt. So bedingt beispielsweise ein Videokonferenzsystem, dass alle Anwender dieses In gleicher Weise nutzen, wahrend andersartige Anwendungen, die nicht auf eine synchrone Kommunikation

oder

Kollaboration

sondern

beispielsweise

auf

das

Wissensmanagement abzielen, eine indivlduelle Nutzung ermbgllchen. Ein besseres Verstandnis der Dimension Consensus on Appropriation kann mit Hilfe der Abgrenzung gegenuber der Faittifulness of Appropriation eriangt werden. Letztgenannter Aspekt besctireibt die inhaltliche Nalie der Nutzung zum dem Spirit der Technologie und wird - wie In Abschnitt 2.4.3.3.1 skizziert durch externe Faktoren, die auf die Anwendergruppen einwirken, wie etwa das Senior Management oder bestehende Erfahrungswerte im Unternehmen, beeinflusst.^ Hingegen beschreibt der Konsens einen gruppenlnternen Prozess, dessen Ergebnis stark von den bisherigen Erfahrungen der Teammitglleder abhangt. Somit 1st sowohl ein stark ausgepragter Konsens bel einer ungetreuen (unfaithful) Nutzung als auch ein gerlnger Konsens hinsichtlich eines getreuen [faithful) Technologleelnsatzes denkbar. 2.4.3.3.3 Attitude Die Einstellung der Anwender gegenuber dem EInsatz der luK-Technologie wird im Rahmen der Adaptive Structuration Theory als eine bedeutende Dimension der Appropriation gesehen.^ Grundsatzlich werden hierunter die unterschiedlichen Verhaltenswelsen und Einstellungen des Anwenders bzw. der Gruppe von Anwendern verstanden, wobel Insbesondere die Dimensionen

^ ^

Poole/DeSanctis (1990), S. 85 fijhren diesbezuglich aus: „lf a group fails to converge on a common appropriation it may experience difficulty In coordinating efforts". Vgl. Salisbury et al. (2003), S. 93. Vgl. etwa Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 50 ff.

162

Degree of Respect, Level of Comfort, Ctiallenge, Domination und Adaption unterschieden werden. Diese Teilaspekte sollen im Folgenden eriautert werden.^ Unter der ersten Dimension, Degree of Respect, wird das AusmaU verstanden, mit dem sich die Anwendergruppen der luK-Technologie zutrauen, ihre Arbeitsprozesse zu unterstutzen bzw. zu verbessern. DeSanctis/Poole (1994) definieren diese als „extent to wt^icti groups perceive tfie tectinology to be of value to them in their work'^. So l<6nnen etwa Anwendergruppen einer luKTechnologie einen hohen Wert beimessen, weil sie sicli von deren Einsatz bessere Arbeitsergebnisse erwarten, wahrend andere den Teclinologieeinsatz elier als storend empfinden. Diesbezugliclie Verhaltensweisen werden durch eine gewisse Technil
In der Literatur werden die Dimensionen Degree of Respect, Level of Comfort und Challenge als zentral erachtet. Weitere relevante Aspekte finden sich etwa bei DeSanctis/Poole/ Dickson (2000), S. 17 f. DeSanctis/Poole (1994), S. 130. Gopal/Bostrom/Chin (1993), 8. 53. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 130 f. Vgl. etwa auch Poole/DeSanctis (1990), S. 184 f.

163

der Technologie als erfolgreich erachtet wird und die Arbeitsergebnisse dadurch verbessert werden. DeSanctis/Poole (1994) skizzieren dieses Verlialten als „willingness to work hard and excel at using the system"\ Im Gegensatz zum Respel
DeSanctis/Poole (1994), S. 130. In der Literatur werden daruber hinaus noch Adaption (AusmalJ der Anpassung der Systeme, urn einen optimalen Einsatz gewahrleisten zu konnen), Erfahrungen, wahrgenommene Anwenderfreundlichkeit sowie watirgenommene Kompatibilitat (Ausmali, mit dem die systemgestutzten Prozesse mit den eigenen Vorstellungen und Werten Cibereinstimmen) genannt. Vgl. hierzu etwa Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 50 ff.; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 17 f. Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 52. DeSanctis/Poole (1994), S. 129.

164

der Aufgabe verbinden, (3) individuell interpretieren oder (4) beurteilen und sich eine wertende Meinung bilden (z.B. Ablehnung). In der empirischen Forschung werden diese Appropriation Moves haufig als Amount of Appropriation oder Level of Appropriation interpretiert.^ Diese meinen die Nutzungsintensitat moderner luK-Teclinologlen und werden als „extent to whiicli a team uses ttie [systems]'^ definiert. So betonen auch DeSanctis/Poole/Dickson (2000) und Ruel (2001) die Bedeutung der Nutzungsintensitat als Dimension der Appropriation mit der Begrtindung, dass das Ergebnis des Technologieeinsatzes nicht nur von der Art und Weise sondern auch von dem Grad der Nutzung abhangt.^ Dieser Interpretation nach DeSanctis/Poole/Dickson (2000) und Ruel (2001) soil in der vorliegenden Untersuchung gefolgt werden.

' ^ ^

Vgl. DeSanctis et al. (1993), S. 8; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 1 ff.; Ruel (2001), S. 57; Soernes et al. (2005), S. 129. DeSanctis et al. (1993), S. 8. Vgl. DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 9.

165

2.4.3.3.5 Instrumental Use Daruber hinaus soil das Konstrukt Instrumental Use eriautert werden.^ Wahrend die zuvor beschriebenen Dimensionen die Fragen klaren, welche technologlsche Strukturen wie genutzt werden, versucht Instrumental Use zu darzustellen, zu welchem Zweck moderne luK-Technologien von einer Gruppe eingesetzt warden.^ DeSanctis/Poole (1994) definieren dieses Konstrukt als „Reasons or purposes for which groups elect to bring technology or other structures into action''^ und unterscheiden fur den Einsatz eines Group Decision Support Systems sieben GriJnde: (1) Aufgabenerftillung, (2) Unterstutzung der Kommunikation und anderer Gruppenprozesse, (3) Durchsetzung von Macht, (4) soziales Handein, (5) personlicher Gebrauch, (6) Erproben und Uben sowie (7) Irritation bzw. Verlegenheit. Wahrend die beiden erst genannten Motive durch das Erreichen organisationaler Ziele gepragt sind, werden die GriJnde drei bis sieben von einzelnen Akteuren bestimmt. Erstgenannter Grund meint die Nutzung moderner luK-Technologien, um die Arbeit zu erieichtern bzw. ijberhaupt erst zu ermoglichen. Hierunter fallen beispielsweise kollaborative CAx-Anwendungen fiJr das Design von Prototypen Oder verteilte Datenbanken, die als gemeinsame Wissensbasis dienen. Das zweite Motiv umfasst neben der Kommunikation auch die Koordination der Gruppenmitglieder insbesondere in problematischen Phasen, in denen die ErfiJllung der Aufgabe ohne den Einsatz moderner luK-Technologien nicht moglich scheint. Zugleich kann die Technologie eingesetzt werden, um Macht iiber andere Personen auszuijben. In diesem Fall ist es das Ziel des Anwenders seine bzw. eine gewijnschte Meinung in der Gruppe durchzusetzen."* Soziales Handein meint den Aufbau und das Pflegen von

DeSanctis/Poole (1994) eriauterten diese Dimension insbesondere vor dem Hintergrund der gewahiiten Technologie als Analyseobjekt (Group Decision Support System). In spSteren Publikatlonen und insbesondere bei Studien, die in einem Unternehmenskontext durchgefuhrt wurden, wurde dieser Dimension keine Bedeutung beigemessen, da grundsatzlich ein Aufgabenbezug bei dem Einsatz vermutet werden konnte. Dieser Argumentation soli in dieser Untersuchung gefolgt werden. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 138. DeSanctis/Poole (1994), S. 130. DeSanctis/Poole (1994) fCihren diesen Grund insbesondere fur den Einsatz von Group De-cision Support Systemen auf. Derartige Anwendungen sollen den Entscheidungsfindungs-prozess einer Gruppe erieichtern und die Qualitat der identifizierten Losung steigern. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 138.

166

personlichen Kontakten, die vorrangig aufgrund von personlichen Interessen eingegangen werden. Die modernen luK-Technologien werden hierbei fur nicht vorgeseliene Zwecke, etwa fur die personliche Kommunikation, genutzt. Vergieichbar mil sozialen Kontakten wird auch im Falle der Nutzung fijr rein personliche Griinde, etwa beim Speichern von privaten Terminen in betrieblichen Groupware-Anwendungen, die Technologie nicht zu Unternehmenszwecken eingesetzt. Als welteres Motiv fur die Nutzung wird das Erproben und Kennenlernen der Technologie genannt. DeSanctis/Poole (1994) konstatieren, dass der Technologieeinsatz in diesem Fall Jor its own sake, with no specific goal in mind ottier than to 'play' or 'understand how the system works'"^ erfolgt. Demnach steht hierbei nicht die Erfullung von Aufgaben (z.B. Entwicklung eines Prototyps), sondern das Eriernen und das Verstehen der Technologie selbst im Vordergrund des Handelns. AbschlieUend nennen die Autoren noch das Motiv der Irritation. Dieses meint den Einsatz moderner luKTechnologien, urn Verwirrung und Konfusion zu schaffen und die unterschiedliche, nicht abgestimmte Nutzung in einer Gruppe ohne ein abgestimmtes Zlel zu verfolgen. Werden beispielsweise parallel mehrere ExpertenForen mit glelchen Themen oder inhaltlichen Uberschneidungen verwendet, wird durch die Nutzung der Technologie ein Dissens oder zumindest Verwirrung in der Gruppe gestiftet. DeSanctis/Poole (1994) eriauterten diese Dimension insbesondere vor dem Hintergrund der gewahlten Technologie als Analyseobjekt (Group Decision Support System). In spateren Publikationen und insbesondere bei Studien, die in einem Unternehmenskontext durchgefiJhrt wurden, wurde dieser Dimension keine Bedeutung beigemessen, da grundsatzlich ein Aufgabenbezug bei dem Einsatz

moderner

luK-Technologien

vermutet

werden

konnte.

Dieser

Argumentation soil in dieser Untersuchung gefolgt werden, da nicht auschlielilich Group Decision Support Systeme behandelt und daher nicht alle zuvor genannten Motive relevant sind. Vor dem Hintergrund eines welt gefassten Verstandnisses internetbasierter Anwendungen soil in Aniehnung an Ruel (2001) davon ausgegangen werden, dass Internettechnologien in dem gewahlten FuE-Kontext ubera/iegend zu unternehmensdienlichen Zwecken eingesetzt werden, und eine Differenzierung des Instrumental Use fur die

DeSanctis/Poole (1994), S. 138.

167

vorliegende Problemstellung daher nicht notwendig ist.^ Gegenteilige Argumente konnten in der relevanten Literatur und in den Expertengespraclien nicht gefunden werden. 2.4.3.4 Stabile Appropriation In Hinblick auf den zielfijhrenden Einsatz von luK-Technologien definiert die Adaptive Structuration Theory eine Ideale Auspragung der Appropriation. Nur wenn diese erreicht wird, kann die en/vartete Erfolgswirkung erreicht werden.^ Salisbury et al. (2002) kennzeichnen diese als "an idealized profile of appropriation, a stable appropriation, or an effective appropriation. '^ Der Begriff der stabilen Appropriation beschreibt somit eine bestimmte Form des Appropriatlonsprozesses, die einen erfolgreichen Einsatz von luKTechnologien verspricht. Das Ausmali der Stabilitat der Appropriation in einem Team hangt von der Beschaffenheit Ihrer Dimensionen ab. Je positiver diese ausgepragt sind, desto erfolgreicher ist die Appropriation hinsichtlich der Erreichung der Ziele des Teams. Salisbury et al. (2002) definieren den Zustand der Stabilitat folgendermaUen: "An appropriation may be characterized by its stability: "Stable" appropriations are distinguished by faithful appropriation of the structures provided by the AIT [Advanced Information Technologies], favourable attitudes toward its use, and high consensus on appropriation. "* Neben den von Salisbury et al. (2002) genannten Dimensionen Faithfulness, Consensus und Attitude sollten jedoch auch die Appropriation Moves in Form der Amount of Appropriation^ und in Fallen - wenn ein anderer Grund als die Aufgabenorientierung maligeblich ist - auch der Instrumental Use beruck-

Vgl, Ruel (2001), S. 58. Die Interviews mit 15 Experten aus der Praxis (Vgl. aucli Absclinitt 3) ergaben einstimmig, dass die Verwendung internetbasierter Anwendungen zu privaten Zwecl<en in ihren Projel
168

sichtigt werden. Somit lasst sich grundsatzlich die StabilitSt der Appropriation als multidimensionaler Prozess mit den Facetten Faithfulness, Consensus, Attitude und Appropriation Moves definieren. "A stable appropriation is lil<ely to promote the intended effects of a tecirtnoiogy. "^ Die Adaptive Structuration Tiieory postuliert somit, dass nur eine stabile Appropriation einen erfolgreichen Technologieeinsatz zur Folge hat. Andere Formen der Appropriation konnen als defizitar bezeichnet werden und zu Inkonsistenzen und nachteiligen Folgen fur das Team fiJhren.^ Begrijndet wird dies mit der Tatsache, dass nur eine stabile Appropriation die geforderten kognitiven Routinen im Team (analog zur Strukturationstheorie) entstehen lassen kann.^ So hat eine sehr stark ausgepragte Faithfulness of Appropriation den Vorteil, dass alle Anwender einer Gruppe die Strukturen einer Technologie ubernehmen konnen, ohne dass spezifische Interpretationen beachtet, verstanden oder entwickelt werden mussen. Insbesondere wenn die Gruppenmitglieder auf unterschiedliche Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Vergangenheit zuruckblicken, ist ein effizienter Einsatz der Technologie schwieriger zu erzielen." DeSanctls/Poole (1994) heben zugleich hervor, dass die ungetreue Nutzung einer Anwendung nicht grundsatzlich schlecht oder ungeeignet ist.^ Jedoch widerspricht ein derartiges Verhalten insbesondere aus globaler Sichtweise der Zielsetzung und der Intention, die mit der Beschaffung bzw. Implementierung der Technologie verfolgt wurde und kann somit als defizitar bezeichnet werden. Eindeutig verhalt es sich auch mit dem Konsens, der in der Gruppe hinsichtlich der Technologienutzung

besteht. Kann keine Einigung

hinsichtlich der

Poole/DeSanctis (1990), S. 186. „[...] if groups struggle with the technology and experience frustration in adapting it to their worl< needs, or if they have a conflict over how? to apply the system, [it] is unlil<ely to produce the results for which it is designed" konstatieren Poole/DeSanctis (1990), S. 89 bezuglich einer deflzitSren, d.h. nicht stabilen Appropriation. Vgl. Giddens(1995), S. 36. Vgl. Poole/DeSanctis (1990), S. 180 ff.; DeSanctis/Poole (1994), S. 121; Chin/Gopal/Salibury (1997), S. 343 ff. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 130.

169

Einsatzfelder, Featureauswahl oder beispielsweise Nutzungshaufigkeit getroffen werden, besteht die Gefahr, dass die Nutzung nicht nachhaltig vom gesamten Team effektiv erfolgt. Besteht lilngegen zu Beginn oder im Laufe des gemelnsamen Vorhabens Einstimmigkeit hinsichtlich der Nutzung, konnen die Anwendungen optimal als IVlittel zum Zweck eingesetzt werden.^ Die Einstellung einer Gruppe gegenijber der luK-Technologie, als dritte Dimension, kann positiv, neutral oder negativ ausgepragt sein.^ Je positiver die Mitarbeiter gestimmt sind, desto starker tragt sie zu einer stabilen Appropriation bei. Im Detail bedeutet dies, dass ein hohes Ausmali an Respekt vor und Komfort bzw. Vertrautheit mit der luK-Technologie sowie ein starker Wllle, einen optimalen Technologieeinsatz zu erreichen, einen positiven Einfluss auf die Effektivitat und Effizienz des luK-Technologie-Einsatzes haben. Zugleich sollte der Technologieeinsatz zur AusiJbung von Macht, urn andere Teammitglieder zu manipulieren oder Hintergedanken zu verfolgen, vermieden werden. Die vierte

Dimension, die Nutzungsintensitat,

die die Appropriation

Moves

reprasentiert, tragt ebenfalls mit zunehmendem AusmalJ zu einer stabilen Appropriation bei, da sich oben beschriebene kognitive Routinen nur aufgrund einer permanenten Reproduktion oder Abanderung der Strukturen (bzw. der Technologienutzung) bilden konnen.^ "The process of structuration accounts for stability of structural features as well as their change. Features are stable if the group appropriates them in a consistent way, reproducing them in similar form over time. "* Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass mit der Einfuhrung der stabilen Appropriation in der Literatur ein Malistab geschaffen wurde, der es ermoglicht, unterschiedliche Einsatzformen der luK-Technologie hinsichtlich ihrerWirkung vergleichen zu konnen.^ Insbesondere im Rahmen des Einsatzes von modernen luK-Technologien in einem organlsationalen Kontext ist die

Vgl. Poole/DeSanctis (1990), S. 180 ff.; DeSanctis/Poole (1994), S. 121; Salisbury et al. (2003), S. 91 ff. Vgl, DeSanctis et al. (1993), S. 9. Vgl. DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 8 ff, Poole/DeSanctIs (1990), S. 180. Vgl. Poole/DeSanctis (1990), S. 186.

170

Stabilitat der Appropriation, die auf dem Effizienzgedanl^en baslert, geeignet, die Wirl
Vgl. etwa DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 1 ff. Vgl. Abschnitt 2.4.1. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.3. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.3. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.2.

171

rrnxifl «n T M H I hnKNUcti d « E n H U n nwHMfTw kjK-TMmologim

Nutzung moammmr (uKTidvmoglan im RtfvTwn IHt UlgaMllvfllklo

l * T*inn»40l*d« hfr wcHMi Mr Nuburig mol l w w luK-r»i'

mmm luK-T»cnrmtoo»*i mr hitg^wfHlulung

Abbildung 30: Appropriation im Kontext der FuE-Kooperation

Da die FuE-Kooperationen meist einmalig und nur fur eine begrenzte Dauer konfiguriert werden, kann anfangs von einem unstrukturierten sozialen System gesprochen werden, welches sich erst stabilisieren muss. Rollen und Kompetenzen mijssen verteilt, die Arbeitsprozesse definlert bzw. aufgesetzt und die Erfahrungen aller Akteure hierbei berijcksichtigt werden.^ Definiert man ein derart unstrukturiertes soziales System als Gegenteil eines stabilen Systems, welches bereits bestehende Strukturen wieder und wieder reproduziert, wird ersichtlich, dass im Kontext des luK-Technologie-Einsatzes eine Stabilitat der Appropriation schwerer zu erreichen ist, da die Anwender nicht auf einen bereits bestehenden Modus (Faithfulness und Amount of Appropriation) zuruckgreifen konnen und somit erst einen Konsens erzielen mtissen.^ Erschwert wird das Erreichen einer stabilen Appropriation daruber hinaus auch noch durch die in Abschnitt 2.4.3.2.3 eriauterte Aufgabe, die eine weitere wesentliche Quelle fur Strukturen abhangig von der Komplexitat, Unsicherheit, Schwierigkeit oder Standardisierbarkeit darstellt.^ Wenn nun Aufgaben wie jene der Forschung und Entwicklung als nicht standardisiert charakterisiert werden konnen sowie eine Unsicherheit bezuglich des richtigen Vorgehens und des

^ ^

Vgl. Majchrzak et al. (2000), S. 574. Vgl. Grudin (1994), S. 93 ff.; Jarvenpaa/lves (1994), S. 25 ff.; Majchrzak et al. (2000), S. 574. Vgl. McGrath (1984), S. 1 ff.; Poole/DeSanctIs (1990), S. 83.

172

eigentlich zu erzielenden Ergebnisses besteht, kann die Appropriation beeintrachtigt werden.^ Dies wird insbesondere durcli das Fehlen von bestehenden Arbeitsprozessen und Erfalirungen begriJndet. Betroffen sind durch diese Unsiclierheit insbesondere die Dimension der Entscheidungsfindung Consensus on Appropriation wie auch jene, die die Art und Weise der Nutzung besclireiben {Faitfifulness of Appropriation und Amount of Appropriation), da sie niclit auf die Arbeitsroutinen einer gleichen Arbeitssituation sondern tioclnstens auf jene einer ahnlichen referenzieren konnen. Der dritte strukturelle Aspekt der FuE-Kooperation, der die Appropriation wesentlich erschwert, umfasst Faktoren, die die gruppeninterne Interaktion beeinflussen. Insbesondere die zuvor besctiriebene Teamheterogenitat hat Auswirkungen auf die Konsensbildung, da jeder Akteur versucht auf Basis seiner Erfalirungen und Fahigkeiten die Structures in Use mitzubestimmen. Je ausgepragter diese Heterogenitat ist, desto schwieriger wird as, Einigkeit zu erzielen. Analog zum Konsens ist auch das Erreichen einer teamubergrelfend positiven Einstellung und einer hohen Nutzungsintensitat bei ausgepragter Ungleichheit nur bedingt moglich. Liegen stark unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten vor, so wird selbst ein sinngetreuer Einsatz, der durch die Dimension Faitfifulness of Appropriation abgebildet wird, erschwert.^

Vgl. McKenney/Zack/Doherty (1992), S. 262 ff.; Majchrzak et al, (2000), S. 574. Den Wirkungen einer derartigen strukturellen Heterogenitat auf eine stabile Appropriation kann beispielsweise ein ausgepragtes Vertrauen im Team entgegenwirken, welches die Akteure dazu veranlasst, eigene Erfahrungen zu relativieren und fremde Verhaltensweisen bzw. Arbeitsroutinen zu ubernehmen.

173

2.4.3.5.2 Stabilisierung der FuE-Kooperation durch die Appropriation Nachdem dargestellt wurde, dass eine stabile Appropriation in einer FuEKooperation aufgrund deren Instabilitat scliwerer zu erzielen ist als in einem von Routine gepragten Kontext, soli in diesem Abschnitt begrundet werden, warum die stabile Appropriation fur den Erfolg einer FuE-Kooperation von besonderer Relevanz ist. Internetbasierte Anwendungen bieten Teams grundsatzlich ein zusatzliches strukturelles Potential (Spirit und strukturelle Features), welches mit diversen Funktionalitaten erfolgskritische gruppeninterne Prozesse in FuE-Teams, wie die Kommunikatlon oder den Vertrauensaufbau, unterstiJtzen.^ Durch die hierdurch ermogllchte intensivierte Gruppeninteraktion konnen personllche Konflikte geregelt, der Teamzusammenhalt gestarkt und das Erreichen einer Zlelhomogenltat erieichtert werden.^ Wird eine stabile Appropriation erreicht, Indem ein Konsens erzielt wird, eine positive Stimmung vorherrscht, eine hohe Nutzungslntensltat vorliegt sowie eine sinngetreue Nutzung festgestellt werden kann, existieren sich wiederholende kognitive Routinen, die zur Stabilisierung des gesamten sozialen Systems beitragen, indem strukturelle Elemente der luK-Technologien auf andere Strukturen iJbertragen werden. DeSanctis/Poole (1994) sprechen in diesem Zusammenhang von eInem Appropriation Move, im Rahmen dessen „[the group] relate[s] the structures to otiier structures (sucti as fas/c or environment)'^. Zu diesen betroffenen Strukturen konnen etwa das gruppeninterne System der Interaktion (z.B. Steigerung der Kreativitat durch offenere Kommunikatlon; Vermlttlung des Effizienzgedankens) zielfijhrend verandert werden.'* luK-Technologien bieten somit ein bedeutendes strukturelles Potential, das zur Blldung eines stabilen sozialen Systems beitragen kann.

3

Vgl. hierzu McDonough lll/Kahn/Barczaka (2001), S. 112 f. Vgl. Chidambaram (2005), S. 7. DeSanctis/Poole (1994), S. 129. Vgl. Majchrzak et al. (2000), S. 569 ff.

174

2.4.3.6 Ergebnis der Appropriation Hinsichtlich der Ergebnisse des Einsatzes von luK-Technologien werden im Rahmen der Adaptive Structuration Tlieory zwei zentrale Aspel
Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S, 132. Poole/DeSanctis (1990), S. 189. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 130. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 125.

175

Effizienz- und Effektivitatsgedanke im Vordergrund stehen sollte.^ Auch Chidambaram/Bostrom (1997) formulieren das Ergebnis der stabilen Appropriation sehr allgemein; „Effective appropriation of these structures can lielp groups develop faster into mature, fiigti-performing teams.''^ Hingegen bringt eine mangelhafte, nicht stabile Appropriation Probleme fijr das Team und den Arbeitsprozess mit sich: "If not explicitly recognized and dealt with, problems arising from misappropriation

of technological structures may have long-term

negative consequences for team building and group development. '^ 2.4.4 Stand der Adaptive Structuratior) Theory-Forschung Anhand des folgenden Forschungsuberblicks soil eine Positionierung der vorliegenden Arbeit Im Forschungsprogramm der Adaptive Structuration Theory vorgenommen werden. Eine detaillierte inhaltliche Analyse der 53 Beitrage wird nicht vorgenommen. Vielmehr soil anhand einer Kategorisierung der Arbeiten der Entwicklungsstand der Theorie bestimmt, etablierte Operationallsierungen und Analyseebenen identifiziert sowie die Bedeutung der Forschung und Entwicklung als Unternehmenskontext fur die Adaptive Structuration Theory untersucht werden. Das Ziel ist, eine Forschungslucke hinsichtlich der kontextspezifischen und methodischen Aspekte der vorliegenden Arbeit zu bestimmen (siehe hierzu Abbildung 31). Aufgenommen wurden in den Uberblick Beitrage, die in den Zeitschriften Organization Science, MIS Quarterly, Information Systems Research, Decision Sciences, Communications of the ACM, Small Group Research sowie Journal of Information Management Systems erschienen waren. Erganzend wurden

Neben der Beeinflussung der Teamprozesse und des Arbeitsergebnisses kann die Appropriation auch eine schrlttweise organisatorische Veranderung, wie beispielsweise eine Virtualisierung der Unternehmensstrukturen, bewirken. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 129. Chidambaram/Bostrom (1997), S. 233. Chidambaram/Bostrom (1997), S. 234.

176

haufig zitierte Beitrage aus Herausgeberbanden, Dissertationsschriften, Konferenzbeitrage sowie bedeutende Arbeitspapiere beriicksichtigt.^ 2.4.4.1 Entwicklungsstadium derTheorie Wahrend die Grundlagenartikel im Wesentlichen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre veroffentlicht wurden, folgte eine Vielzahl an empirischen Studien, die den Elnsatz moderner luK-Technologien auf Basis der Adaptive Structuration Theory analysierten. IVIit 23 Studien stellt das Laborexperiment das am haufigsten angewandte Forscliungsdesign dar, wobei Insbesondere in den 90er Jahren in kontrollierten Umgebungen bedeutende Hypothesen der Adaptive Structuration Theory geprijft Oder weiterentwickelt wurden. Allerdings weist dieses Forschungsdesign hinsichtlich der Oberprijfung der Adaptive Structuration Theory erhebliche IVIangel auf. So fijhren Poole/DeSanctis (2004) aus, dass in Laborexperimenten aufgrund des kontrollierten Umfelds zum einen die Subjekte unverhaltnismaUig stark auf strukturelle Anderungen reagieren, da sie sich dieser kunstlichen Situation bewusst sind, und zum anderen situative Faktoren, die fur die Theorie von hochster Bedeutung sind, vollig auUer Acht lassen.^

DeSanctis/Poole (1994) fordern einen Forschungsuberblick und konstatieren: „A critical challenge is to systematize the research so that technologies and interaction processes can be meaningfully assessed and comparative analysis is possible." Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 143. Vgl. Poole/DeSanctis (2004), S. 230.

177

EntwicklungsstadJum der Adaptive Structuration Theory Empiriiche Studisn WesenUlche konzeptionellQ Baitrtga Gnindlas^n • P0Cil»(1985) • Pooie/SaitioklMcPim * * .

[>eSancts/Gailupe (ISflT) Poolft'DoSancBB (19MJ PosWDsSanclH (1992) 095«naij/Pool« (19M)

Erweiterung * NdQd4unddfam;8o*tron> (19*1) * Boney (19W( • N y s r g n e t l l (1996) • SQuVawslii (1999) • Fulk/DdSmail 11999) • MllBat(ia9B) • K m (2000) » AVDIH>/KB)ULT>X19« (2000) » AHport^ener 111 (2003)

Untemehmenskontsxt LaboraxperimentB

B*obachtung fFalJatudien) FuE

- )^atsoa^3ftSartctn/Poalfl 11988) ' Zjguri/Poot»/DeSar»ctm (tSBSj

Dm frags FuE

» MafChr^h e( al (2000a). Mqchrah at a(. (20001}). » MafTwvskL^hLitloba (2000)

* Luray/RaiwriohanL (2001)

• ittsawtaaiu 12001)

(19911 • • ' •

SamBsmurmjjPoole ( I B M ) Gotul/eosUWL'Cliin (7993) M^rdnita/B0ttrtm(1993) SvnbBmurtNyrP0D)«/K«Hy 0993) Allgemsin • WIlHtir'MwuicclK'Sailhtar * ZK)i;McKannav(199S) (1993) ' PocMalal. (199fl) < SvnbarTiijrt)iyOHn(1994) ' HatUfiQa (2002) ' An«on/Bo«lromM(yrn« (199S)

AJIgemein • Dft£*ftclt&'PaDle^dd(«j
• wnaeurfVMKKti {im«] • • • • • ' • • • • <

CniiuGoplluSaimiury (1997) lUhtiySotiWAvote (1997) ( j m (1997) Bunie/Chidamtwrvn(1999) GTL'Chjn(1999) Mprantia'BosErom (1999) S«lr«>uFy(StollJK(1999) uniayefii't>&Sapctd (2000) Heini9/St«n (iOOI) Sslsliury e( a (2001!) SaltsCur^ «( al ^2003)

MeU-Studlan * PQIzfll»n/PinsDnnaaun()999)

< QunniWVDgsl (2001) • J o n n A U n u n (2CX>3|

* Poatbon/PKtUfvi«hA {2003) • P s s M l s S a i i c U (2004)

Abbildung 31: Forschungsbeitrage auf Basis der AST

Im Gegensatz hierzu wurcien nur eif Beitrage, die auf eine Analyse in einem nicht-kontrollierten Unternelimensumfeid fokussieren, identifiziert, wobei das auf Beobachtung basierende Fallstudiendesign deutlich ijberwiegt. Einen Fragebogen ais Eriiebungsinstrument - wie in der vorliegenden Arbeit - wurde nur

in

vier

Studien

eingesetzt.

Dies

verwunijert,

da

mit

Hilfe

der

Fragebogenteclinil< die subjel
Vgl. zum Konzeptdes reflexiven HandelnsAbschnitt 2.4.1.1.

178

weise geringe Detaillierung aufweist, wird im Schrifttum dem Fragebogen als Erhebungsinstrument eine sehr wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der Adaptive Structuration Theory attestiert. So halten Poole/DeSanctis (2004) test: "[Survey based studies] can make an important contribution to the study of structuration in IS [Information Systems Research]."^ Zusammenfassend kann diesbeztiglich konstatiert werden, dass nach 15 Jahren Anwendung der Adaptive Structuration Theory zentrale Konzepte und Hypothesen uberwiegend in Laborexperimenten uberpruft wurden, wahrend eine representative Studie in einem Unternehmenskontext mit hoher AllgemelngiJltigkeit noch aussteht. 2.4.4.2 Operationalisierung theoretischer Konstrukte Im Rahmen der Analyse des relevanten Schrifttums wurden reliable und valide Operationalisierungen zu den einzelnen Dimensionen der Appropriation sowie zu Erfolgswirkungen und determinlerenden bzw. moderierenden Faktoren identifiziert (slehe Abbildung 32).^ Grundsatzlich wird der Operationalisierung der Konstrukte der Adaptive Structuration Theory eine hohe Bedeutung zur Weiterentwicklung und Prazisierung des theoretischen Verstandnisses beigemessen. Einen diesbezuglichen Forschungsbedarf hat nicht zuletzt die Forschungsgruppe urn Salisbury, Chin und Gopal bekraftigt und die Bedeutung quantitativer Methoden zur Messung und Uberprufung der zentralen Kernkonzepte betont.^

Poole/DeSanctIs (2004), S. 236. Hierunter wird die IVIessbarmachung eines latenten Konstrul
179

Operoborwltsierung (tor Appropriation

*uson Appro-

• SaliibiitY/SlDliah (t9Mp • F1U0M2W1) • Salittlury/Chin/Gopal' Nevnited (2002) • AllpoiVKailei III

* Chin/Gopal/Sdli3burv (1997) • Salnbwy/SloMa^ (1999) • RueJ (2001) • Saltvbury/Ctiin/Gopai^ Newsted (TOOS)

• GooafBoitFamlChin (1992) • Samtjarmurthy^inn (tSW)

• [^tSanciB/Poole/ •ickion (2000) • Rue) (20011 ' Sambiarmurlhy^Chin (1994)

Attitude

paL^NowBtBd/Reaws (2003) StatXHty of Appro-^ priation

sionaleR Konitruki/

•Rual(»X)1)

• GopaVSounxn'Oun (1991) Perceived Quality. SaMatton wl0i Omcom, SaiiifsctKin wth Prooss •Chin/GopalySaM>ury{l997) SolummSaiisfsction • RuelfTIlol) ENecinwiws • DeSanclnJPooie/DKkson (SOOO) ERecweneu • Rtlnlg/Snm (2002) LAsming • SitoburyfChin/GopBVNewjteiVReevee (2003) Omaisn Schenie SatisfBctnr

• OeSanctB/Poole/Diciiufl I2OO0) - Team Sue. G«OQrapti)C DiApAfiion. Eadrtr use

Abbildung 32: Bedeutende Operationalisierung latenter Konstrukte

Hervorzuheben sind die Operationalisierungen fijr Faithfulness of Appropriation von Chin/Gopal/Salisbury (1997) und Consensus on Appropriation von Salisbury et al. (2002), die bereits melirfacli im Sclirifttum repliziert und liinsichtlicli ilirer Reliabilitat und Validitat gepruft wurden.^ Fur das Konstrul
Vgl. Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 343 ff.; Salisbury et al. (2002), S. 91 ff. Vgl. etwa Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 45 ff.; Sambamurthy/Ctiin (1994), S. 215 ff.

180

Oder anhand des proportionalen Anteils der technologiegestijtzten Aufgabenerfullung.^ Wahrend fur die einzelnen Dimensionen somit unterschiedliche Operationalisierungsansatze entwickelt wurden, ist das mehrdimensionale Konstrukt der stabilen Appropriation bisfier nur einmal von Salisbury et al. (2003) als Konstrul
Nur DeSanctis/Poole/Dickson

(2000)

analysieren die Bedeutung unterschiedlicher Merkmale der Teamkonfiguration wie etwa Teamgrode und raumliche Nahe. Diese mangelnde Beachtung im Schrifttum verwundert insofern, als dass dem situativen Kontext eine groUe Bedeutung fiJr den Prozess der Appropriation beigemessen wlrd.^ An dieser Stelle versucht die vorliegende Arbeit zur Weiterentwicklung des theoretischen

Vgl. Sambamurthy/Chin (1994), S. 215 zur aufgabenbezogenen Operationalisierung und DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 23 f. zur systembasierten Operationalisierung. Vgl. Salisbury et al. (2003), S. 1 ff. Vgl. etwa Salisbury et al. (2002), S. 92. Vgl. Salisbury et al. (2003), S. Vgl. DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 10; Poole/DeSanctis (2004), S. 230.

181

Ansatzes beizutragen, indem gemali der in Abschnitt 2.1.1 dargelegten methodologischen Leitideen situative Faktoren in das Untersuchungsmodell aufgenommen werden. 2.4.4.3 Vorherrschende Analyseebenen Die Adaptive Structuration Theory kennt grundsatzJicli die drel unterschiedlichen Untersuchungsebenen Micro-Level, Global-Level und InstitutionalLevel, welche sich entsprechend der Nahe des Forschers zum sozialen System des Interesses unterscheiden.^ Poole/DeSanctis (2004) sprechen diesbezijgiich von der „closeness of the microscope held by the researcher while examining a social system.'^ Im Rahmen einer IVIicro-Level-Analyse werden unmittelbar die aktiv von einer Gruppe gelebten Strukturen untersucht. So werden beispielsweise die Handiungen einzelner Akteure beobachtet. Als Analyseobjekt fungieren hierbei einzelne IVIemos, E-IVIails Oder Aussagen in Gesprachen. Auf globaler

Ebene,

werden

nicht

Handiungen

des

Einzelnen,

sondern

vorherrschende Handlungsmuster in einer Gruppe uber einen langeren Zeitraum analysiert. Analyseobjekte sind somit nicht einzelne Meetings oder Gesprache, sondern vielmehr ganze Projekte. Bei der Analyse auf InstitutionalLevel werden tief verankerte Strukturen im ganzen Unternehmen und deren Transformation uber einen Zeitraum von mehreren Jahren betrachtet. Im bisherigen Schrifttum wurden uberwiegend Micro-Level-Analysen^ durchgefuhrt, wahrend Studien auf globaler Ebene" und insbesondere Untersuchungen auf Institutional-Level^ in geringerer Zahl vertreten sind. Wie in Abschnitt 1.2.2 eriautert wurde, dient fiJr die vorliegende Untersuchung eine spezifische Forschungs- und Entwicklungskooperation als Untersuchungskontext. Da hierbei nicht der Einsatz internetbasierter Anwendungen in einem einzigen Meeting sondern im gesamten Projekt untersucht wird, zielt die vorliegende Untersuchung auf die Analyse auf globaler Ebene ab und

Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 133 f. Poole/DeSanctis (2004), S. 219. Vgl. etwa Poole/DeSanctis (1992), S. 5 ff. Vgl. etwa Poole et al. (1998), S. 1 ff. Vgl. etwa DiMaggio/Powell (1983), S. 147 ff.

182

analysiert, wie in der Literatur gefordert, ganzheitliche Handlungsmuster der jeweiligen FuE-Teams.^ 2.4.4.4 Unternehmenskontext der Studien Betrachtet man den jeweiligen Studienkontext, so fallt auf, dass von jenen elf Studien, die in einem Unternehmensumfeld durchgefuhrt wurden, mehr als die Halfte einen Bezug zur Forschungs- und Entwicklungskooperationen aufweisen. Hervorzuheben sind die Beitrage von Majchrzak et al. (2000a), Majchrzak et al. (2000b), Maznevski/Chudoba (2000) und Malhorta et al. (2001), die im Rahmen einer Fallstudie die Nutzung von internetbasierten Anwendungen untersuchen. Die Autoren begriJnden die Wahl dieses Unternehmenskontexts mit der hohen Bedeutung, die der zielfijhrende Einsatz internetbasierter Anwendungen fur die erfolgreiche Arbeit von verteilten Forschungsteams hat. Insbesondere fur die Kommunikation, die Kreativitatsforderung sowie den Vertrauensaufbau bedarf es in derartigen Arbeitsgruppen der TechnologieunterstiJtzung, da (1) eine Synthese unterschiedlicher Wissensbereiche verlangt wird, (2) die Losungen unvorhersehbar sind, (3) Probleme nicht exakt spezifizierbar sind und (4) die Aufgaben aufgrund ihrer Interdependenzen nur bedingt in autonome Arbeitsschritte teilbar sind.^ Ein weiterer Beitrag behandelt den luKTechnologie-Einsatz in IT-Abteilungen.^ Die verbleibenden Untersuchungen fuhren ihre Analysen funktionsubergreifend durch. 2.4.4.5 Synopse des ForschungsiJberblicks Wahrend sich die Theorie in den vergangenen 15 Jahren in der Forschung etabliert hat und zentrale Kernkonzepte in einer Vielzahl an Laborexperimenten und Fallstudien iJberpruft und bestatigt wurden, kann eine Forschungslucke hinsichtlich empirischer Untersuchungen im Unternehmenskontext mit einer hohen allgemeinen Aussagekraft identifiziert werden." Daruber hinaus kann konstatiert werden, dass bisher nur einzelne Dimensionen und noch nicht der

Vgl. Pozzebon/Pinsonneault (2000), S. 14. Vgl. etwa Majchrzak et al. (2000), S. 569 ff.; Malhorta et al, (2001), S. 231 f. Vgl. DeSanctis et al. (1993), S. 2 ff. Eine vergleichbare Forschungslucke lasst sich auch fur Beitrage, die den Einsatz internetbasierter Anwendungen in FuE-Kooperationen untersuchen, feststellen. Vgl. Abschnitt 2.3.1.3.

183

mehrdimensionale Prozess der Appropriation gesamtheitlich l
184

Die Forschungs- und Entwicklungskooperation stellt einen geeigneten Untersuchungskontext fur die Anwendung der Adaptive Structuration Theory dar.^ Als unstrukturiertes soziales System mit einer liolien strukturellen Heterogenitat stellt die stabile Appropriation der luK-Technologien ein bedeutendes strukturelles Potential dar, welches zur Entwicklung eines bestandigen und zielfuhrenden sozialen Systems beitragen kann. DariJber hinaus sind FuEVorhaben zumeist durch eine intensive Nutzung internetbasierter Anwendungen gekennzeichnet.^ 2.4.5.2 Erkenntnisbeitrag zu den Untersuchungsfragestellungen Abbildung 33 fasst den Erkenntnisgewinn der Adaptive Structuration Theory zusammen. Sowohl fur die zentrale Fragestellung nach der Konzeptionalisierung des Einsatzes von internetbasierten Anwendungen als auch fur die Erfolgswirkungen und eventuelle situative Einflusse bringt der theoretische Bezugsrahmen einen umfassenden Beitrag zur Konzeptionalisierung des Untersuchungsmodells mit sich.

Adapllv* StructuraUon TTiaory

SMuative Einflasse

C^

Autgatia

J^

f •'.

Abbildung 33: Erkenntnisgewinn durcli theoretischen Bezugsrahmen

Vgl. auch die Begrundungen aus dem Schrifttum in den Abschnitten 2.4.3.5 und 2.4.4.4. Vgl.Abschnitt 1.1.1.

185

Die vier zentralen Dimensionen der Appropriation - Consensus on Appropriation, Faithfulness of Appropriation, Attitude und Amount of Appropriation tragen zu einer stabilen Appropriation bei und unterstutzen alle einen positiven Zusammenhang zwischen dem Einsatz internetbasierter Anwendungen und dem FuE-Kooperationserfolg. Somit konnen diese als Bezugsrahmen fur eine ganzheitliche Konzeptlonalisierung des Phanomens Einsatz von internetbasierten Anwendungen in der FuE-Kooperation, wie sie Untersuchungsfragestellung 1 fordert, dienen. Da nun anhand der theoretischen Uberlegungen die stabile Appropriation als mehrdimensionaler Erfolgsfaktor fur den FuE-Kooperationserfolg identifiziert wurde, kann im Folgenden im Rahmen dieser Arbeit unter dem Begrlff der stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation generell der Einsatz internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation verstanden werden.

- Ajxnua Our Ubwiftucn^ mung im Town fHniichtkch

• AulCKSgung der Eintlvlkjng s<:hlkicti tier ^lutzur^ mo'

luK.TKhmkialln ' Je lUrtisr dWHT fluig*.

• AuVTuQ dAT Nutzung nucfwTHf luK-TAChnotof^An Zur AirfBMi«n«rflj|lunQ

Eur Aufgabwrfullung prigi sjnd. dvii» imtli^-

BtngHAtzl

wngsivtil

StablliUC der Appropriitlon W Wttiiv dtr ttonaans, jm Mmn^atrmMt OarEmtma, / • p o x Adw w cinifiMjnp t n f j t intwu^w d a MAungi diHfD s/aMw lUf dw

Jl Autgkngchypdlhesa dar vortagBiKton Aitiail H^. Ja statwler die Appropriation inlernetbash&rlBr Anwendur>gen in der FuE-Kooperation ist, deslo grofier isl dor FuE'Koqperattonserfotg

Abbildung 34: Theoretische Herleitung der Ausgangshypothese

Da nicht nur der definitorische Umfang der Appropriation, sondern auch deren positive Wirkungsbeziehung (Untersuchungsfragestellung 3) in der Theorie postuliert wird, soil hinsichtlich der Hauptfragestellung der Untersuchung folgendes explikatives Grundverstandnis aufgestellt werden.

186

Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation ist, desto grolier ist der FuE-Kooperationserfolg Hinsichtlich der inhaltlichen Auspragung der erzielbaren Erfolgswirkungen (Untersuchungsfragestellung 2) bietet die Adaptive Structuration Theory wie in Abschnitt 2.4.3.6 ausgefiJhrt - nur einen groben Bezugsrahmen. So sind sowolil objektive als auch subjektive Zielgroden, die entweder den Prozess der Zusammenarbeit oder auch dessen Arbeitsergebnis umfassen, moglich. Im Mittelpunkt steht dessen ungeachtet die Idee, dass die ErfolgsgroBen abhangig von der betrachteten Technologie und dem Kontext der Nutzung abhangig konzeptionalisiert werden muss. Die vierte

Untersuchungsfragestellung,

die die

Bedeutung

situativer

Faktoren zum Inhalt hat, kann mit Hilfe des Konzepts des strukturellen Potentials bearbeitet werden. Dieses umfasst determinierende und moderierende

Faktoren, die

in der

Natur

der zu erfullenden Aufgabe, dem

organisationalen Umfeld oder gruppeninternen Prozessen, begrijndet sind.^

Vgl. DeSanctis/Pooie/Dlckson (2000), S. 10 f.

187

3 Konzeptionalisierung und Hypothesenbildung Die vorliegende Untersuchung hat die Zielsetzung, einen konfirmatorischen Beitrag zur empirischen IVIessung des luK-Technologie-Einsatzes und dessen Erfolgswirkungen in der FuE-Kooperation zu leisten. Im folgenden Kapitel wird das Untersucliungsmodeil entwickelt.^ HIerbel warden zunachst die Konstrukte konzeptionallsiert und die Hypotliesen beziigiich der Wirkungsbeziehungen aufgestellt.^

^ofccliufto*-

W«4lM>dlHh*« Ununuehung urtd

FM*criuflgHrO*bfvhdn VodAH ^**J

Abbildung 35: Kapitel 3 der Untersuchung

Vor dem Hintergrund des der Untersuchung zugrunde liegenden situativen Leitprinzips, welches auch in der Adaptive Structuration Theory verankert ist, werden daruber hinaus in Abschnitt 3.3 situative Faktoren identifiziert, welche die Beziehung zwischen luK-Technologle-Einsatz und Erfolg beeinflussen konnen.^ Bei der Konzeptionalisierung wird ein dreistufiges Vorgehen verfolgt. Als Ausgangspunkt der Konzeptionalisierung des Untersuchungsmodells dient der

' ^ ^

Vgl. hierzu Untersuchungsfragestellung 1 in Abschnitt 1.1.2. Vgl. hierzu Untersuchungsfragestellung 2 und 3 in Abschnitt 1.1.2. Vgl. hierzu Untersuchungsfragestellung 4 in Abschnitt 1.1.2.

zuvor

aufgespannte

theoretische

Bezugsrahmen.^

Falls

zur

prazisen

Spezlflkation der Konstrukte notwendig, werden erganzend die Erkenntnisse des relevanten Schrifttums und aus Expertengesprachen, die etwa sechs Monate vor der Erhebung durchgefuhrt wurden, berucksichtigt, wobei es der Anspruch

der

Arbeit

ist,

dass

die

Konformitat

mit

den

theoretischen

Kernkonzepten zu jedem Zeltpunkt gewahrt bleibt.^ Das vollstandige Durchlaufen dieses Konzeptionalisierungsprozesses wird insbesondere bei der Spezifikation der Erfolgswirkungen erwartet.^

Adftpbvfl Slmclurabon Anilys« d * i ThaofY flis thfiorvtiftclwr ^ /rttlttvantfln Schiifttuma B^xug^rahmBn * Strutcturenes Potential * Proz*8S def Appropriation

OurchfQhrung von Ex partengn prftchen

JL

*• BeHrdge auf Basis d w Adaptive Stnjciuraiion Theory

- StatMlltAt der Appropriation

* Beilrage zu Fu£-

* UnslruklunertB Sys^ tama

- Beilrflge zum Einsalz von luK'Technologian

Koopfiratnnfin

* SlrukturaHe Heteroge-

nrtat

Koniaptloiuli*i*rung und HypothM*n(ofmulMnjng

" Forschungsaufenthalt t>ei Prof DeSanctis. Fjqu3 SchoDf of Busin«^ - Duke University • Interview mil Pruf Orlikowshi. Sloan Management School' MIT -14 Interviews mil Experten aus der Praxis

Abbildung 36: Vorgehen bei der Konzeptionalisierung

3.1

Konzeptionalisierung der stabilen Appropriation „Capturing

the Complexity in Advanced

Tectinology

Use"^

Die stabile Appropriation von internetbasierten Anwendungen

In FuE-Ko-

operatlonen wird als mehrdimensionales Konstrul
Vgl. Abschnitt 2.4.5.2. Expertengesprache wurden mit leltenden MItarbeitern (Abteilungsleiter fur Forschungsund Entwicklung Oder Projektieiter von Forschungs- und Entwickiungskooperationen) der Unternehmen Altana, Aventis, Bosch, Continental, EADS, Infineon, Messer Griesheim, Nokia, Siemens, Treibactier und Volkswagen gefijhrt. Vgl. Abschnitt 2.4.3.6. DeSanctis/Poole (1994), S. 121. Vgl. Abschnitt 1.2.

189

bildet das theoretische Konstrukt der Appropriation der Adaptive Structuration Theory, das dem Anspruch der vorliegenden Arbeit entspricht, eine ganzheitliche Sicht auf den luK-Technologie-Einsatz, die uber die blolie Nutzungsintensitat hinausgelit, einzunehmenJ Die Appropriation wird hierbei als ex post beobachtbares Handlungsmuster verstanden und dient der Erreichung der Kooperationszlele.^ In Abschnitt 3.1.1 sollen die aus den theoretlsclien Bezugspunl
Vgl. Poole/DeSanctis (1989), S. 149 ff.; DeSanctis/Poole (1991), S. 1 ff.; Bostrom/Anson/ Clawson (1993), S. 146 ff.; Miranda/Bostrom (1993), S. 63; DeSanctis/Poole (1994), S. 125; Salisbury/Stollak (1999), S. 3 ff.; Majchrzak et al. (2000), S. 569; Miller/Bartkowski/Salisbury (2000), S. 588 ff.; Rose/Schepers (2001), S. 9. Vgl. Abschnitt 2.2.2.2. Vgl. Salisbury/Gopal/Chin (1993), S. 13; Poole et al. (1999), S. 1 ff.; Salisbury/Stollak (1999), S. 29 ff.; Ruel (2001), S. 31 ff,; Salisbury et al. (2002), S. 91; Allport/Kerler (2003), S. 356; Salisbury et al. (2003), S. 10; Poole/DeSanctis (2004), S. 37 ff.; 210 ff.; Markus (2005), S.I 3. Vgl. Abschnitt 2.4.3.3.2.

190

Neben der zentralen Bedeutung dieser Dimension fiJr den Prozess der Appropriation im Sinne der Adaptive Structuration Theory,^ l
Nutzung entsprlcht ebenfalls einer direkt

abgeleiteten theoretischen Dimension, der Faithfulness of Appropriation.^ Sie

Vgl. Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 343 ff. Vgl.Abschnitt 2.4.1. Vgl. Majchrzak et al. (2000), S. 574. Vgl. Chidambaram/Bostrom (1996), S. 174; Chin/Gopal/Sallsbury (1997), S. 343 ff.; Ruel (2001), S. 57; Salisbury/Stollak (1999), S. 30; Fichman (2000), S. 1 ff.; Salisbury et al. (2002), S. 92; Salisbury et al. (2003), S. 2 ff.

191

meint das Ausmali der Nutzung internetbasierter Anwendungen entsprechend ihrer eigentlichen Ziele und Zwecke.^ Charakteristisch fiir diese Dimension ist das Einhalten von Anwendungsempfelilungen, die in Form von Handbucliern und Schulungen oder vom unternehmensintemen IT-Support vermittelt werden konnen. Das Gegenteil eines vorteilsbehafteten sinngetreuen Einsatzes wird als ironisclie Nutzung verstanden, welche durch eine individuelle Interpretation der einzelnen Akteure oder der Gruppe gekennzeictinet ist. Auch bei dieser theoretisch deduzierten Dimension basiert die Relevanz - wie bereits dargelegt - in deren Bedeutung fur die Stabilisierung unstrukturierter und heterogener Systeme.^ Nur wenn eine moglichst sinngetreue Nutzung erfolgt, konnen die Teammitglieder, die auf unterschiedliciie Erfahrungen zurijckgreifen und nicht mit den Nutzungsgewolinheiten der anderen vertraut sind, die Ziele des luKTechnologie-Einsatzes gemeinsam erreichen.^ 3.1.1.3 Einstellung Die Dimension Einstellung wird aus den theoretischen Uberlegungen zu dem Interesse der Akteure an der Nutzung moderner luK-Technologien abgeleitet, welches im Rahmen der Adaptive Structuration Theory als Attitude bezeichnet wird. Im Gegensatz zu anderen Studien, die spezifische Aspekte dieses Konstrukts untersuchten, wird im Rahmen der vorliegenden Studie auf ein ganzheitliches Begriffsverstandnis, wie es in den Grundlagenartikein von Poole/DeSanctis (1992) und DeSanctis/Poole (1994) definiert wurde, rekurriert." Hierunter wird demnach die Haltung des kooperativen FuE-Teams verstanden, die durch Aspekte wie Respekt vor, Vertrautheit gegenijber und Komfort im Umgang mit der Technologie beschrieben wird. Wie bereits dargelegt, stellt eine positive Einstellung eine wesentliche Voraussetzung fur die zielfuhrende und erfolgreiche Nutzung von internetbasierten Anwendungen dar, der nach Majchrzak et al. (2000) eine hohe Relevanz in kooperativen Forschungs- und Entwicklungsteams zukommt.^ Demnach bedeuten unterschiedliche Einstellung

Vgl.Abschnitt 2.4.3.3.1. Vgl.Abschnitt 2.4.3.5.1. Vgl. Salisbury et al. (2002), S. 91 ff. Vgl. Poole/DeSanctIs (1992), S. 5 ff.; DeSanctis/Poole (1994), S. Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 50 ff.; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 17 f. Vgl. Majchrzak et al. (2000), S. 574.

121 ff.;

192

(z.B. Technologiefeindlichkeit versus Technologieaffinitat von Akteuren eines Teams) erhebliche negative Auswirkungen auf den Nutzungsprozess bzw. auf die Stabilitat der Appropriation. 3.1.1.4 Empfundene Nutzungsintensitat Die Dimension Empfundene Nutzungsintensitat hat iliren Ursprung in dem tlieoretischen Konstrukt Appropriation Moves.^ Sie wird im Schrifttum auch als Amount of Appropriation oder Level of Appropriation bezeichnet und besclireibt, in welcliem Ausmad aus der Perspektive der Anwender internetbasierte Anwendung zur Erfullung der Aufgaben und Erreichung der Ziele in der FuEKooperation herangezogen werden.^ Die Wahl dieser aggregierten Berucksichtigung der Appropriation Moves wird mit der Fokussierung auf die globale Untersuchungsebene begrundet.^ Nachfolgend soil der definitorische Inhalt dieser Dimension prazisiert werden. Bei der Untersuchung der Nutzungsintensitat von Informationstechnologien durch die Anwender wird im Schrifttum grunds§tzlich zwischen einer objektiven und einer subjektiven Nutzungsintensitat unterschieden.'' Erstere meint „computer recorded measures"^, d.h. die Nutzungsintensitat, die mittels der Auswertung von durch den Computer generierten Statistiken (wie beispielsweise CPU (Prozessor)-Ausiastung, transferiertes Datenvolumen oder Haufigkeit der Ausfuhrung technischer Prozesse) berechnet wird. Hingegen wird der subjektive Wert ("Self reported measure'f durch den Anwender der Informationstechnologie selbst - meist im Rahmen von fragebogengestutzten Studien - festgehalten. Eine strikte Unterscheidung ist insofern von hoher Relevanz, da fur den identischen Einsatzfall stark diverglerende Auspragungen erwartet werden miissen. So konnten Straub/Limayem/Karahanna-Evaristo (1995) in einer vergleichenden Studie nur eine Korrelation von 0,293 zwischen

Vgl. Abschnitt 2.4.3.3.4 zur Amount of Appropriation und dessen Verhaltnis zu den Appropriation Moves. Vgl. DeSanctis et al. (1993), S. 8; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 1 ff.; Ruel (2001), S. 57; Soernes et al, (2005), S. 129. Vgl. Abschnitt 2.4.4.3 zu den unterschiedlichen Untersuchungsebenen der Adaptive Structuration Theory. Vgl, etwa Straub/Limayem/Karahanna-Evarlsto (1995), S. 1328 ff. Chin (1996), S . I . Chin (1996), S . I .

193

der subjektiven und der objektiven Nutzungsintensitat im Rahmen eines Laborexperiments nachweisenJ Demnach wurde die Nutzung der Informationstechnologien von den Akteuren in Relation zur objektiv gemessenen Intensitat als viel hoher oder viel niedriger empfunden.^ Aus der Siclit der Adaptive Structuration Theory ist die subjektive Sictitweise von besonderem Interesse, da sie kognitive Routinen der Akteure untersucht, die fijr die Bildung von gruppeninternen Prozessen ausschlaggebend slnd.^ Diese personliclie Perspektive wird durcli die direkte Befragung der Anwender mittels eines Fragebogens - wie es in der vorliegenden Arbeit beabsichtlgt ist ermoglicht, da hierdurcti ein unmittelbarer Einblick in deren Siclitweise gewahrleistet wird."* Poole/DeSanctis (2004) merken diesbezuglicti an: "Surveys bring a potential advantage to the structuration agenda in their focus on actor views on their actions within the social system under study. [...] To the extent that surveys can provide valid insight into actors' cognitions, they can make an important contribution to the study of structuration in IS.'^ Nactidem die subjektive als die relevante Sichtweise identifiziert wurde, bedarf es einer weiteren Prazisierung hinsichtlich der Bestimmung des Malistabs zur Intensitatsmessung. Im Rahmen einer Meta-Studie identifizierten BurtonJones/Straub (2003) diesbezijglich drei mogliche Vorgehensweisen.® Demnach kann die Intensitat uber die Anwendungsdauer {Wie lange wurden die Systeme genutzt?) gemessen werden. Am verbreitetsten ist jedoch die Ermittlung der Intensitat auf Basis der Haufigkeit der Systemverwendung (z.B. Wie oft nutzen Sie Videokonferenz-Systeme?) und auf Basis des technologiegestijtzten AufgabenerfiJilungsgrades {Nutzen Sie moderne luKTechnologien fur die Prototyp-Entwicklung?).^ Die Expertengesprache ergaben,

Vgl. Straub/Limayem/Karahanna-Evaristo (1995), S. 1328 ff. Die Erkenntnisse aus dem Schrifttum eriauben jedoch nicht den Ruckschluss, dass die empfundene Nutzungsintensitat stets hoher Ist als das objektiv gemessene Ausmali der Nutzung. Vgi.Abschnitt 2.4.1.2. Vgl. Abschnitt 4.4.2.1 zur Bestimmung des Erhebungsinstruments. Poole/DeSanctis (2004), S. 236. Vgl. Burton-Jones/Straub (2003), S. 4. Vgl. zur systembezogenen Abfrage der Nutzungsintensitat etwa DeSanctis/Pooie/Dickson (2000), S. 1 ff. und zur aufgabenbezogenen Abfrage Sambamurthy/Chin (1994), S. 215.

194

dass sich der Aufgabenerfullungsgrad fur die Abfrage der subjektiven Nutzungsintensitat besser eignet als die anderen Optionen, da es in der Forschung und Entwicl
Vgl. zur Messung der Nutzungsintensitat von IT-Systemen Chin (1996), S. 1 ff.; Straub/Limayem/Karahanna-Evaristo (1995), S. 1328 ff. Vgl. Zur Bedeutung des Level of Appropriation etwa DeSanctis et al. (1993), S. 8; Ruei (2001), S. 57; Soernes et al. (2005), S. 129. Vgl. Abschnitt 2.4.1. Vgl. zu einem ahnlichen Verstandnis Salisbury et al. (2003), S. 15 f.

195

den konnen sowie der Anteil der erklarten Varianz der abhangigen Variable gesteigert wird.^ Zuletzt wurden aus der Adaptive Structuration Theory vier Dimensionen des Appropriation-Konstrukts beschrieben und ihnen charakteristische IVIerkmale sowie inhaltliche Auspragungen zugewiesen. Hierbei dominierte die isolierte Betrachtung der einzelnen Dimensionen. Bevor eine weitere Spezifikation dieses Konstrukts erfolgt, wird der definitorische Umfang der stabiJen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation folgendermaRen festgelegt: Es wird die stabile Appropriation durch die Dimensionen Konsens, Sinngetreuer Einsatz, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat erklart, wobei das AusmaU der Stabilitat von den Auspragungen aller Dimensionen abhangt. D.li., je starker der Konsens, je positiver die Einstellung, je sinngetreuer der Einsatz und je hoher die Nutzungsintensitat, desto starker ist das Konstrukt der stabilen Appropriation ausgepragt. Damit diese vier Dimensionen zusammen das Konstrukt der stabilen Appropriation von internetbasierten Anwendungen in der FuE-Kooperation bilden, muss ein dimensionsiJbergreifender Zusammenhang bestehen. Grundsatzlich kann diesbezuglich je nach Kausalitat zwischen Dimensionen und dem ijbergeordneten Konstrukt ein formativer und ein reflektiver Zusammenhang unterschieden werden.^ Sind die Dimensionen als WIrkung des ijbergeordneten Konstrukts zu verstehen, liegt ein reflektives Messmodell zweiter Ordnung vor. Hingegen wird von einem formativen Messmodell gesprochen, wenn die Dimensionen als unhabhangige Variablen zusammen auf den Faktor hoherer Ordnung einwirken und ihn in ihrer Summe definieren.^ Edwards (2001) fasst dies folgendermaUen zusammen: "Perhaps the most basic distinction concerns the direction of the relationship between the construct and its dimensions [...]. If the

Vgl. etwa Hulin (1991), S. 445 ff.; OnesA/iswesvaran (1996), S. 609 ff.; Hanisch/Hulin/Roznowski (1998), S. 463 ff. Vgl. zur Unterscheidung von reflektiven und formativen Messmodellen auch Abschnitt 4.2.1. Vgl. Edwards (2001), S. 145.

196

relationships flow from the construct to its dimensions, the construct may be termed superordinate because it represents a general concept that is manifested by specific dimensions. If the relationships flow from the dimensions to the construct, the construct be termed aggregate because it combines or aggregates specific dimensions into a general concept"' Hinsichtlich der Bestimmung der Kausalitat wird im Schrifttum auf die Analyse der zeitlichen Wirkungskette zwischen Dimensionen und dem Konstrukt hoherer Ordnung verwiesen.^ Edwards/Bagozzi (2000) schreiben diesbezijglich: "The [...] condition for causality is temporal precedence, or whether change in the construct precedes, accompanies, or follows change in the measure.''^ Urn die Richtung der Kausalitat zu identifizleren, empfehlen die Autoren die DurchfiJhrung von Labor- oder von gedanklichen Experimenten." Fur die vorliegende Arbeit bedeutet dies, dass im Falle der stabilen Appropriation von internetbasierten Anwendungen ein formatives Konstrukt vorliegt, da der Zustand der Stabilitat als Ergebnis der vier Dimensionen interpretiert werden kann. Bereits Giddens erwahnt die Bedeutung des zeitlichen Aspekts fur die Strukturation, d.h. die Entwicklung von sozialen Systemen.^ Auch DeSanctis/ Poole (1994) heben die Bedeutung der Entwicklung dieser kognitiven Routine ijber einen Zeitraum hervor, so dass konstatiert werden kann, dass eine stabile Appropriation als Folge der Dimensionen Konsens, Sinngetreuer Einsatz, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat zu verstehen ist (siehe Abbildung 37).^

Edwards (2001 ),S. 145. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 159. Edwards/Bagozzi (2000), S. 159. Edwards/Bagozzi (2000), S. 159 formulieren entsprechen: "...researchers have used mental experiments to argue that formative measures precede their constructs". Vgl. etwa Urry (1991), S. 160 ff. Vgl. DeSanctis/Poole (1994), S. 133 ff.

197

Ad*ptlv« StructurationTheory

Abbildung 37: Modellentwicklung inkl. der unabhangigen Variablen

Folglich leitet sich hieraus die erste deskriptive Untersuchungshypothese zur Beantwortung der ersten Untersuchungsfragestellung ab, die im weiteren Verlauf empirisch zu uberprijfen ist.^ Hi:

Das Konstrukt Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist als formatives Konstrukt zweiter Ordnung zu verstehen und weist die vier Dimensionen Konsens, Sinngetreue Nutzung, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat auf.

3.2 Konzeptionalisierung der Erfolgswirkungen Nachdem das Konstrul
die

Erfolgswirkungen

aufgespannt.

Darauf

aufbauend

werden

die

abliangigen Variablen dieser Untersuchung auf Basis der Erkenntnisse des Schrifttums und der Expertengesprache hinsichtlicti der gewahlten Frage-

Vgl. Abschnitt 1.1.2.

198

stellung prazisiert. Abschnitt 3.2 schlielit mit einer Definition der drei identlfizlerten Erfolgsl
Adaptiv* SIructuratlon Thtory

DifiVfisJonBf}

Kofistnjtft jwmit^r Oninung

Abbildung 38: Erfolgswirkungen der Appropriation

Vgl. Abschnitt 2.4.3.6.

199

Setzt man diese theoretische Position in den Kontext der derzeitigen Diskussionen Im Schrifttum uber die Bedeutung der Unmittelbarl<eit von Erfolgswirkungen der Informationsteclinologie Im Unternehmen wird ersichtlicli, dass die Adaptive Structuration Theory jener Forschungsstromung zuzurechnen ist, die direkt auf die IVlessung von Effizienz und Effektivitat der Arbeitsprozesse abzlelt (vgl. Forsclnungsfeld 1 in Abbildung 39). Im Gegensatz dazu werden von anderen Untersuctiungen unternehmensumfassende Kennzahlen, wie etwa der Return-On-lnvestment, als abtiangige Variable gewShlt (vgl. Forschungsfeld 2 in Abbildung 39). Im MIttelpunkt steht hierbel stets eine globale Uberprijfung des Beitrags des IT-Einsatzes zum Unternehmenserfolg. Vereinzelt wird auch die Wirkungsbeziehung zwischen IT-gestutzten Geschaftsprozessen und dem Unternehmenserfolg analysiert (vgl. Forschungsfeld 3 in Abbildung 39).

©

1 Informationstechnologie

Adaptive

Geschaftsprozesse

i

^^y^

Unternehmenserfolg

Theory

Abbildung 39: Bezugsrahmen der IT-Wirkungen im Schrifttum^

In der Literatur wird der zweite Forschungsansatz allerdlngs heftig kritlslert, da eine zu grofJe Anzahl an nicht kontrollierbaren EInflussfaktoren, die ebenfalls auf die abhanglge Variable - wie den ganzheitlichen Unternehmenserfolg wirken aber nIcht abgefragt werden, die Aussagekraft der Ergebnisse erheblich vermindern konnen. Diese mangelnde Unmittelbarkelt der kausalen Zusammenhange wird Insbesondere durch die Analyse der Meta-Studien bestatigt.^ So betonen etwa Dehning/Richardson (2002), dass eine zu groRe inhaltliche Distanz zwischen dem IT-Elnsatz als unabhangige Variable und dem Unternehmenserfolg als abhangige Variable die Validltat der empirischen Ergebnisse sehr stark reduziert.^ Unter Bezugnahme auf Barua et al. (1995) folgern die Autoren:

In Aniehnung an Dehning/Richardson (2002), S. 10. Vgl. Abschnitt 2.3.2.1.2. Vgl. etwa Markus/Robey (1988), S, 583 ff.; Barua/Kriebel/Mukhopadhyay (1995), S. 3 ff.; Dehning/Richardson (2002), S. 7 ff.

200

„[.••] that this approach is often inappropriate, as the true reiation between IT and business processes may be obscured due to measurement problems or confounding effects. "^ Fijr diese Arbeit wurde dieser Ansatz bedeuten, dass der Gesamtunternehmenserfolg als abhangige Variable der Appropriation internetbasierter Anwendungen in einer FuE-Kooperation verstanden wird. Trotz einer eingescliranl
um

den

zuvor

aufgespannten

theoretischen

Bezugsrahmen hinsichtlich der Fragestellung der vorliegenden Untersuchung zu fullen. Als Ausgangspunkt soil hierfur ein Zitat von Brockhoff/Teichert (1995) zum Begriff des FuE-ErfoIgs dienen: "Success to be the degree to which objectives are met (or surpassed) by a specific organizational arrangement (the R&D Cooperation) within a set of situational variables.'^

2

Dehning/Richardson (2002), S. 26. Vgl. etwa Ragowsky/Ahituv/Neumann (2000), S. 1 ff. Brockhoff/Teichert (1995), S. 111.

201

Diese Meinung wird im Schrifttum nicht nur fur die FuE im Allgemeinen sondern auch fijr FuE-Kooperationen vertreten. So fordert Kirchmann (1994), dass die Erfolgsbeurteilung einer FuE-Kooperation anhand von Kooperationsmotiven erfolgen sollte.^ Diese Auffassung vertretend sollen naclifolgend in einem ersten Scliritt dominante IVIotive und Ziele der FuE-Kooperation erarbeitet werden.

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t*^ I r' li^

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Abbildung 40: Literaturverweise auf Kooperationsmotive in der FuE

Sowohl im deutschen als auch im englischsprachigen Schrifttum finden sich eine Vielzahl an Beitragen, die die Motive fur das Eingehen von FuE-Kooperationen zum Inhalt haben (vgl. Abbildung 44).^ Eine inhaltliche Analyse dieser Beitrage und Kategorisierung der genannten Grunde zeigt, dass im Schrifttum bisher sieben wesentliche Grunde fur das Eingehen einer FuE-Kooperation identifiziert werden konnten. Diese sollen nachfolgend skizziert werden.^

Vgl. Kirchmann (1994), S. 3 ff. Vgl. fur eine zusammenfassende Darstellung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Motiven und Formen von FuE-Kooperationen etwa Brown/Eisenhardt (1995), S. 343 ff. Siehe auch Abbildung 41.

202

\ • Kostendegression durch Economies of Scale und Kosten\ Economies of Scope minderung / / "Vernieiden von Doppelarbeiten

• Reduktton der Entwicklungszeit Zeitgewinn

) • Reduktion der Durchiaufzeit Reduktion der Reaktionszeit auf Marktverandergngen Technologisches Risiko

Risiko-

\

minderung /

" Wirtscfiaftliclies Risiko -zeitliches Risiko Auhyandsbezogenes Risiko

Qualitats-

\

steigerung /

\

• Fehlerminderung .Qualitatssteigemng

• Ot>erwindung von Markteintrittsbameren

raegis e \ •Errichtung von Markteintrittsbameren Positron ler- ) " ung / • ErJifitiung der Naclifrage durcii Qualitats- und Image/ effekte

Lemen

, "Anetgnung von neuem Wissen ) "Verknijpfung von fremdem und eigenem Wissen

Ressourcen-\ ' Ressourcenkumulafion auf materieller Basis zugrtrf

/ •Ressourcenerweiterung auf materieller Basis

Abbildung 41: Motive fiir das Eingehen einer FuE-Kooperation

203

Kostenvorteile entstehen in einer FuE-Kooperation durch das Vermeiden von Doppelarbeiten sowie durch Kosteneffekte wie etwa Economies of Scale.^ Eine Verkiirzung der Entwicklungszeit kann durch die Arbeitsaufteilung, Ressourcenteilung sowie durch die Parallelisierung von Teilprozessen realisiert warden. Daruber hinaus kann durch die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen die Reaktionszeit auf veranderte IVIarktbedingungen verbessert werden. Eine wirtschaftliche Risikominderung wird durch das Aufteilen der Investitionen und der laufenden Kosten des jeweiligen Forschungs- und Entwicklungsprojekts erzielt. Auch konnen eine Verminderung des technologischen und des zeitlichen Risikos durch das gemeinschaftliche Vorgehen als Beweggrund fijr eine FuE-Kooperation dienen. Ein weiteres IVlotiv eines Unternehmens seine FuE-Vorhaben unternehmensubergreifend durchzufuhren, ist die Absicht hierdurch die Qualitat des Innovationsobjektes zu steigern. Diesbezuglich konnen sowohl die Fehierminderung, die im Rahmen des Entwicklungsprozesses erzielt werden kann, als auch das erhohte Ausmaft der Erftillung der Kundenanforderungen als Aniass einer Kooperation dienen. In der Literatur wird auch verstarkt die strategische Bedeutung einer FuEKooperation hervorgehoben. So nutzen Unternehmen derartige unternehmensubergreifende Bundnisse, urn den Eintritt in neue Markte zu ermoglichen, urn Markteintrittsbarrieren aufzubauen oder etwa urn Nachfragesteigerungen (z.B. aufgrund von Imageeffekten) zu erzielen.^ Ein wesentlicher Vorteil eines kooperativen FuE-Vorhabens kann die Aneignung von externem Wissen sein. So ermoglicht das kollaborative Vorgehen einen Transfer von zusatzlichen Erkenntnissen und Fahigkeiten der Partnerunternehmen, die das komplementare eigene Wissen erganzen oder sich mit diesem integriert lassen. Diesem Aspekt wurde in der jungeren Vergangenheit im Schrifttum eine immer starker werdende Bedeutung beigemessen. So ist dieser Aspekt sowohl im Schrifttum als auch in der Praxis vor allem in

' ^

Vgl, Contractor/Lorange (1988), S. 3 ff. Vgl. etwa Kogut (1988), S. 319 f.

204

konvergierenden Markten, wie der Telekommunikations- und Medienbranche als Beweggrund fur den Beitritt in eine FuE-Kooperation genannt worden.^ SchlieUlich konnen ressourcenbedingte Griinde wie die Kumulation oder Enweiterung, fur das Eingelien einer FuE-Kooperation genannt werden.^ Erstere meint eine kapazitatsbezogene Enweiterung der teclinologischen Basis. Hiervon zu unterschieden ist der zweite Fall. Dieser bezieht sich auf eine Erganzung der Jewells eigenen, meist materiellen (z.B. Laborkapazitaten) Ressourcen. 3.2.3 Spezifikation der Erfolgswirkungen Nachdem zuvor eriautert wurde, dass die Definition des Erfoigs einer FuEKooperation von deren Motiven abhangt, soil nachfolgend untersucht werden, auf welche dieser zentralen ZielgrolXen die Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen einen Einfluss hat. Hierzu wurde das reJevante Schrlfttum analysiert und 15 Gesprache mit Experten aus der Praxis, die als Projektieiter von FuE-Kooperationen fungieren, gefijhrt (vgl. Abbildung 42). In der Literatur wurden uberwiegend Hinweise dafiir gefunden, dass der Einsatz internetbasierter Anwendungen eine kiirzere Entwicklungszeit ermoglicht.^ So wird etwa durch die computergestutzte Kommunikation ein Tell der Reisezeit durch das Ersetzen von personlichen durch computervermlttelte Treffen eingespart und die zeitlichen Prozessablaufe durch eine verbesserte Koordination optimiert. Aber auch im Bereich der Design- oder der Test-Aufgaben ermoglichen etwa virtuelle Prototypen eine schnellere Durchfuhrung der Arbeitsprozesse. Daruber hinaus wird mit der Nutzung moderner luK-Technologien auch ein geringer Ressourceneinsatz verbunden." Diese Erkenntnisse wurden in den darauf folgenden Expertengesprachen bestatigt. So nahmen alle 15 Interviewpartner einen Zeitgewinn als Folge des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in ihren Projekten wahr. Immerhin

Vgl. auch Doz/Hamel (1997), S. 556 ff.; Gulati (1999), S. 397 ff. Vgl. Eisenhardt/Schoonhoven (1996), S. 136 ff. Vgl. etwa Dennis/Flavln/Davies (1998), S. 27; Dahan/Srinivasan (2000), S. 99 f.; Howe/Mathieu/Parker (2000), S. 277 ff.; Farris et al. (2003), S. 24 f.; Kessler (2003), S. 905 ff. Vgl. Abschnitt 2.3.1.2.5.

205

noch 80% bekraftigten ein Kostensenkungspotenzial, welches durch einen reduzierten Ressourcenverbrauch ermoglicht wurde. Neben der Prozesseffizienzsteigerung wurde im Schrifttum auch die gesteigerte Effektivitat als Wirkung des luK-Technologie-Einsatzes festgestelltJ Diese drijckt sich durch eine erhohte Zufriedenheit der Kunden sowie durch eine bessere Qualitat (weniger Mangel, Fehler, etc.) des Innovationsobjektes aus.^ Sie wird im Schrifttum damit begrtindet, dass durch den Einsatz Internetbasierter Anwendungen eine viel intensivere Zusammenarbeit mit dem Kunden ermoglicht wird und dadurch die Bedurfnisse besser und frtiher erkannt werden konnen.^ Auch wenn weniger Interviewpartner diese Vorteile fur ihre Projekte erkannten (8 von 15), konnte dieses Befundmuster in den Expertengesprachen bestatigt werden. Als dritte spezifische Erfolgswirkung der Nutzung internetbasierter Anwendungen konnte der Wissenstransfer bzw. das Lernen im Team identifiziert werden. Auch in diesem Fall wurde diese Wirkung sowohl im Schrifttum als auch in den interviews bestatigt. Als beispielhafte Auspragungen wurden hierfur der beschleunigte Wissensaustausch im Team, der verbesserte Wissenstransfer zwischen den IVIItarbeitern unterschiedlicher Unternehmen oder ein schnelleres Erkennen und Beheben von Fehlern genannt.'' Abbildung 42 fasst die Ergebnisse der Literaturanalyse sowie der Expertengesprache hinsichtlich der Erfolgswirkungen der Nutzung internetbasierter Anwendungen in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zusammen.

Vgl. etwa DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 2 ff. Vgl. etwa Joyner/Onken (2002), S. 17 ff.; Edwards/Sridhar (2003), S. 3 ff.; Kessler (2003), S. 910 f.; Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 37 ff. Vgl. Reichwald et al (2004), S. 2 ff. Vgl. etwa Allen/Hauptmann (1987), S. 575 ff.; Howe/Mathieu/Parker (2000), S. 280 f.; Kessler (2003), S. 905 ff.

206

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Abbildung 42: PrSzisierung der Erfolgswirkungen

Auf Basis der bisher gesammelten Erkenntnisse lessen sich wie in Abbildung 43 dargestellt die drei Erfolgswirkungen - Prozesseffizienz der FuE-Kooperatlon, Effektivitat der FuE-Kooperation sowie Teaminternes Lernen - wie folgt herleiten: Die Adaptive Structuration Theory als Bezugsrahmen stellt zwei grundsatzliche Erfolgswirkungen der stabilen Appropriation moderner luK-Technologien in Aussicht. Dies ist zum einen die Verbesserung des durch die Technologien unterstutzten Arbeitsprozesses und zum anderen die Verbesserung des Ergebnisses dieses Arbeitsprozesses. Fur die vorliegende Untersuchung bedeutet dies, dass sowohl der FuE-Prozess als auch das Innovationsobjekt durch den Einsatz internetbasierter Anwendungen positiv beeinflusst werden kann.^ In einem zweiten Schritt konnte durch die Analyse des Schrifttums und die Durchfijhrung von Expertengesprachen nachgewiesen werden, dass das Erreichen von vier der sieben in der Literatur identifizierten FuE-Kooperationsziele durch den Einsatz moderner luK-Technologien erieichtert wird.^ Hierzu zahlen die Kostenminderung von FuE-Vorhaben sowie der Zeitgewinn bzw. die

Vgl. Abschnitt 2.4.5.2. Vgl. hierzu auch die Synopsis des Forschungsuberblicl^s in Abschnitt 2.3.2,1.2.

207

Verktirzung der Zeitspanne von der ersten Idee bis zum Vorliegen einer Invention. Da belde Aspekte die Efflzienzsteigerung charakterisieren, werden sie im Folgenden wie auch von Herstatt/Muller (2005) aggregiert betrachtetJ DariJber hinaus wird auch das Ausmali des Lernens im Team sowie die Qualitat des Innovationsobjektes erhoht. Hingegen konnte keine unmittelbare Kausalitat zwischen Technologie-Einsatz und der strategischen Positionierung, dem Ressourcenzugriff sowie der allgemeinen Risikominderung in der Literatur und den Expertengesprachen festgestellt werden.

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ErfolgHifii-

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J^ 1}

Abbildung 43: Herleitung der Erfolgswirkungen

Abschliefiend kann konstatiert werden, dass die theoretischen Uberlegungen, die Literaturanalyse und die Expertengesprache zu kongruenten Aussagen bezijglich der Erfolgswirkungen des Einsatzes internetbasierter Anwendungen kommen. Daher sollen folgende drei Erfolgswirkungen in dem Untersuchungsmodell berucksichtigt werden: Prozesseffizienz der FuE-Kooperation meint das Verhaltnis des (durch das

Innovationsobjekt)

erzielten

Nutzens

und dem Aufwand

fur

finanzielle, materielle sowie personelle Ressourcen unter Berijcksichtigung der zeitlichen Komponente.^ Sie umfasst somit sowohl Aspekte der Kostenminderung als auch der Reduktion der Entwicklungszeit. Wahrend die Kosten-Dimension eine innengerichtete Effizienzperspektive ein-

Vgl. Herstatt/Muller (2005), S. 20 ff. Vgl. zur Erfolgswirkung Prozesseffizienz der FuE-Kooperatlon Abschnitt 2.3.1.2.5.

208

nimmt, begrundet sich die Entwicklungszeit in dem Wettbewerberverliaiten bzw. dem daraus resultierenden Zeitdrucl< und ist somit als marktgerichtete Perspel
Vgl. zur Effektivitat der FuE-Kooperation Abschnitt 2.3.1.2.5. Vgl. zum AusmaB des teaminternen Lernens Abschnitt 2.3.1.2.5. Vgl. Abschnitt 2.4.5.2. Vgi. die Abschnitte 2.3.1.2.5 und 2.3.2.1.2.

209 /-/2a-'

Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto starS<er ist die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation ausgepragt.

Vergleichbar verhalt es sich mil der Wirkung der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation fur das Innovationsergebnis.^ Somit lasst sicii auch folgende explikative Hypotliese aufstellen. I-I21,: Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto starl<er ist die Effeldivitat der FuEKooperation ausgepragt. In den Expertengesprachen wurde deutlich, dass in der Praxis tendenziell eine starkere Effizienz- als Effektivitatssteigerung durch den Einsatz internetbasierter Anwendungen erzielt wird.^ Aucli im Schrifttum wurden haufiger Kostenminderung und Prozessbeschleunigung (Aspekte der Prozesseffizienz) als Qualitatssteigerungen und eine erhohte Kundenzufriedenheit (Aspekte der Effektivitat der FuE-Kooperation) als Folge der Technologie-Nutzung festgestellt.^ Dartiber hinaus wurde beispielsweise von Mooney/Gurbaxani/Kraemer (1996) die hervorgehobene Zielsetzung der Prozessoptimierung derartiger Technologien liervorgehoben."* Auch Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002) sprechen vor allem von einer Beeinflussung der Arbeitsablaufe und nicht des Innovationsobjekts.^ Zurtickgefuhrt warden kann dies auf die dominante Rolle, die moderne luK-Technologien bei der Gestaltung der Arbeitsprozesse tiaben (Effizienz), wahrend eine Vielzaiil von Einflussfaktoren (z.B. Ressourcenausstattung der FuE-Einheiten, Klarlieit der FuE-Strategie, Wissensbasis) die Effektivitat bzw. den Innovationserfolg eines FuE-Vorhabens bestimmen.s Aus theoretischer Perspektive kann dieser Wirkungsunterschied ebenfalls erklart werden. Die Adaptive Structuration Theory besagt, dass die stabile

Vgl. zu der Produl
210

Appropriation einen zielfijhrenden Teclinologie-Einsatz zur Folge liat.^ Und da die Technologieziele zumeist in der Steigerung der Effizienz von Unternelimensprozessen liegen, rmussen auch hier die starl<sten Wirl
Die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation wird durch die stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation in hoherem Malie positiv beeinflusst als die Effektivitat der FuE-Kooperation.

SchlieBlich wird aucli eine positive Wirkung der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen auf das AusmalJ des teaminternen Lernens in einer FuE-Kooperation vermutet. Zur empirisclien Uberpriifung der theoretlsch postulierten Bezieiiung dient die folgende Untersuchungshypotiiese.'' H2d: Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto starker 1st das teaminterne Lernen in der FuE-Kooperation ausgepragt. Einen Uberblick uber die graduelle Entwicklung des Untersuchungsmodells gibt Abbildung 44, wobei neben den theoretischen auch die Bezugspunkte aus dem

' ^ ^ "

Vgl.Abschnitt 2.4.3.4. Vgl. DeSanctis/Gallupe (1987), S. 589 ff. DeSanctis/Gallupe (1987), S. 591. Vgl. Reinig/Shin (2002), S. 303 ff.

211

Schrifttum und den Experteninterviews fur die Entwicklung der Erfolgswirkungen dargestellt werden.

AdapiUva StructurtUon Th*o(y Analyse des Sctinftiums

Exper>engespr6ati0

Abbildung 44: Modellentwicklung inkl. der Erfolgswirkungen

3.3 Konzeptionalisierung der situativen Variablen Die vorliegende Untersucliung folgt gemafJ der skizzierten wissenscliaftstlieoretisctien Orientierung dem situativen Leitprinzip des kritisclien Rationalismus.^ Urn dem situativen Ansatz zu entsprechen, werden im Folgenden Kontextfaktoren aus den theoretischen Uberlegungen deduziert und ilir Einfluss auf die Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation bzw. auf deren Wirkung hinsictitlich der Erfolgskonstrukte in das Untersuchungsmodell aufgenommen. Nach einer Skizzierung des Selektionsprozesses relevanter situativer Faktoren werden diese in den Abschnitten 3.3.1 und 3.3.3 definiert und ilire besondere Bedeutung fur die Fragestellungen hervorgelioben.

Vgl. hierzu die Ausfuhrungen in Absclnnitt 2.1.1.

212

Grundsatzlich konnen im Schrifttum unternehmensexterne und unternehmensinterne situative Faktoren unterschieden werden. Zu den unternehmensextemen Faktoren sind beispielsweise Umweltdynamik, Umweltkomplexitat, Umweltunsicherheit Oder beispielsweise die Wettbewerbsintensitat zu zaiilen. Da die Adaptive Structuration Tlieory diesen nur bedingt sine Beeinflussung der Appropriation zuspricht, kann ihnen keine unmittelbare Bedeutung fijr die vorliegende Untersuchung zugesprochen werden.^ Daruber hinaus beziehen sich jene Studien, die derartige Faktoren in ihr Untersucliungsmodell aufneiimen, zumeist auf gesamte Unternehmen und nicht auf einzelne Teams wie es in der vorliegenden Arbeit der Fall Ist.^ Vielmehr liefert die Adaptive Structuration Theory in Form des strukturellen Potenzials den inhaltlichen Rahmen determinierender und moderierender interner Faktoren der stabilen Appropriation.^ Die diesbezugllche Grundaussage ist, dass das Ergebnis des Technologieeinsatzes nIcht direkt von EinfliJssen wie der Aufgabe," den organisatlonalen Rahmenbedlngungen^ oder den gruppenlnternen Interaktionsprozessen bzw. den Akteuren^ abhangt, aber durch diese mafigebllch beeinflusst werden konnen/ Bevor eine Selektion relevanter Faktoren erfolgt, werden zunachst reprasentatlve Charakteristika des strukturellen Potenzials einer FuE-Kooperation skizziert. Hierdurch soil der erste Bezugspunkt fur die nachfolgende Konzeptionalisierung prazisiert werden. Wie In Abschnitt 2.4.3.2 bereits vertlefend ausgefuhrt wurde, kann bel einem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die Aufgabe generell als neuartig bezeichnet werden.® Sle ist im Verglelch zu Routinetatigkeiten als nichtstandardisiert und komplex zu bezelchnen, wobel das Ergebnis als nicht vollstandig vorhersehbar Ist. Sie weist daruber hinaus melst einen Projektcharakter

Vgl. zur determlnierenden und moderierenden Wirkung des strukturellen Potenzials Abschnitt 2.4.3.2. Vgl. etwa IVIathieu (2005), S. 274 f. Vgl. hierzu die Ausfuhrungen in Abschnitt 2.4.3.2. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.3. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.3. Vgl. Abschnitt 2.4.3.2.2. Poole/DeSanctis (1990) und DeSanctis/Poole (1994) fokussieren in ihren grundlegenden Arbeiten zur Adaptive Structuration Theory auf Group Decision Support Systemen, betonen jedoch zugleich, dass die Theory auf andere moderne luK-Technologien ubertragbar ist. Vgl. etwa DeSanctis/Poole (1994), S. 125. Vgl. Abschnitt 1.2.2.1.

213

auf, wodurch die Mitarbeiter nur bedingt auf bisherige relevante Erfahrungswerte zuriJckgreifen konnen. Als Konsequenz kann im Team Unsicherheit hinsichtlich der best moglichen Vorgehensweise bestehen. Im Sinne des strukturellen Potenzials stellt die FuE-Kooperation darQber hinaus ein verhaltnismaliig unstrukturiertes organisationales Umfeld dar, welches meist nur einmalig konfiguriert wird. Rollen und Kompetenzen der Teammitglieder mussen verteilt, die unternehmensiJbergreifenden Arbeitsprozesse neu definiert bzw. aufgesetzt und die unterscliiedlichsten Erfahrungen aller Akteure hierbei berucksichtigt werden.^ Der dritte Aspekt des strukturellen Potentials einer FuE-Kooperation umfasst die gruppeninterne Interaktion der Akteure. Hierbei kann insbesondere die zuvor beschriebene Teamheterogenitat hervorgehoben werden. Jedes Teammltglied, und vor allem jene, die unterschiedlichen Organisationen zuzuordnen sind, bringen ungleiche Erfahrungen und Fahigkeiten mit in die FuEKooperation. Je ausgepragter diese Heterogenitat ist, desto schwieriger wird es, in der Gruppe Einigkeit zu erzielen. Andererseits wurde im Schrifttum mehrmals bestatigt, dass eine derartige Heterogenitat auch zu besseren Resultaten fijhren kann.^ Aufbauend auf diese Ausfuhrungen konnen die Selektion spezifischer Faktoren und deren Konzeptionalisierung erfolgen. Abbildung 45 zelgt den Prozess der Herleitung jener Einflussgrolien, die in der vorliegenden Untersuchung berijcksichtigt werden sollen. Die finale Auswahl der in die Untersuchung einzubeziehenden Kontextfaktoren erfolgt mit Hilfe der im Schrifttum bewiesenen FuERelevanz.

' ^

Vgl. Majchrzak et al. (2000), S. 574. Vgl. Magjuka/Baldwin (1991), S. 793 ff.

214

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Abbildung 45: Herleitung situativer Faktoren

Mit Abstand die grofite Aufmerksamkeit wird der raumlichen Nahe der Teammitglieder geschenkt.^ Wie zuvor im Rahmen des Forschungsuberblicks dargestellt, beschaftigt sich sogar ein eigenes Forschungsfeld mit raumlich verteilten Oder gar virtuellen FuE-Teams, die ausschliefilich auf Basis von Informationstechnoiogien kollaborieren.^ Eine ahnliche Beachtung eriangte die durch die Arbeitsgruppe zu erfuilende Aufgabe.^ Hierbei steht vor ailem die Bedeutung der Komplexltat, der Strukturierbarkeit sowie der Unsicherheit fur den TechnologieEinsatz im IVIittelpunkt des Interesses. Daruber hinaus wird auch die

Vgl. hierzu etwa die Meta-Studie von Maznevski/Chudoba (2000), S. 473 ff. Vgl. zu Beitr^gen, die sich mit der Bedeutung moderner luK-Technologlen auseinandersetzen Abschnitt 2.3.1.1.2. Vgl. etwa DeSanctis/Gallupe (1987), S. 593 ff.

215

TeamgroBe und die Anzahl der Kooperationspartner in einer groUeren Anzahl an Studien berijcksiclitigt, wobei zumelst ein positiver Zusammenhang zwischen der Grofie und der Nutzungsintensitat moderner iuK-Technologien vermutet warden konnte.^ SchlieUlich wird dem Aspekt der Heterogenitat eine stetig zunehmende Bedeutung in diesem Forschungsfeld beigemessen.^ Zusammenfassend kann konstatiert warden, dass insbesondere Aspekte der Teamkonfiguration, das AusmaB an Routinetatigkeiten bei der Aufgabenerfullung sowie die IT-Heterogenitat in Bezug auf vergangene Erfahrungen der Akteure von Bedeutung sind, und somit in das Untersuchungsmodall mit aufgenommen werden. Im Folgandan werden die situativen Faktoren beschrieben und ilira in der Theorie iierausgestellte Relevanz dargastellt. Darauf aufbauand werden empiriscli zu prufende Untersuchungsliypotliesen formuliert. 3.3.1 Aspekte der Teamkonfiguration Im Rahmen der Adaptive Structuration Theory wird neben der Aufgabe auch der organisationale Kontext als eine wiclitige Quelle struktureller Faktoren, die den Einsatz internetbasierter Anwendungen beeinflussen konnen, angefijhrt.^ Fijr die vorliegende Untersuchung sollen diesbezijglich insbesondere jene Variablen berticksichtigt werden, deren Wirkung bereits im Schrifttum nachweislich einen groBen Einfluss haben. In das Forschungsmodell wurde demnach der Aspekt der raumlichen Nahe der Teammitglieder, die Teamgrolie sowie die Anzahl der Kooperationspartner aufgenommen.

^

Vgl. etwa Pelled/Eisenhardt/Xin (1999), S. 3 ff. Vgl. Vgi. Cummings (2004), S. 352 ff.; Chldambarar Chidambaram (2005), S. 48 ff. Vgl. Hierzu die Ausfijhrungen in Absciinitt 2.4.3.2.3,

216

3.3.1.1 Raumliche Nahe "Collaboration Is a body contact sport."' Unter dem Konstrukt Raumliche Nahe einer Arbeitsgruppe wird die raumliche Anordnung der Teammitglieder ijber verschiedene Arbeitsplatze verstanden.^ Entsprecliend ilirer Konfiguration l<6nnen Teams grundsatzlicli als virtuell (kein personlicher Kontakt wahrend der Aufgabenerfullung) oder radikal co-located (alle Teammitglieder arbeiten wahrend der gesamten Zeit der Aufgabenerfullung in dem selben Raum) bezeichnet werden, wobei selbstverstandlich graduelle Abstufungen bestehen konnen. Das Ausmali der raumlichen Nahe soli in Aniehnung an O'Leary/Cummings (2002) jedoch nicht nur durch die Anzahl der Arbeitsstellen definiert werden.^ Vielmehr wird das AusmalJ als Index iJber mehrere Dimensionen bestimmt und umfasst neben der Menge an raumlichen Gegebenheiten, die die Autoren als Site Index bezeichnen auch die raumliche Entfernung der Akteure {Separation Index), das AusmalJ der Isolation von Teammitgliedern an diesen Arbeitsstellen (Isolation Index), Unterschiede in den Zeitzonen der Arbeitsstellen (Overlap Index) sowie die Entfernung der Teammitglieder zum Projektmanagementteam (Role Index)." Wie bereits in Abschnitt 1.1.1 erwahnt, hat die Anzahl an raumlich verteilten FuE-Teams in den letzten Jahren stark zugenommen.^ Auch fur die Zukunft wird eine Fortsetzung dieses Trends erwartet. So besagt eine aktuelle Studie der Gartner Group, dass im Jahr 2010 ein IVlitarbeiter 25% seiner Arbeitszeit mit Kollegen verbringt, die an unterschiedlichen Standorten tatig sind.® Weitere 40% werden demnach sogar mit Kollegen In unterschiedlichen Zeitzonen zusammengearbeitet.

Kiesler/Cummings (2002), S. 57. Vgl. Maznevski/Chudoba (2000), S. 473.; O'Leary/Cummings (2002), S. 2. Vgl. O'Leary/Cummings (2002), S. 2. Vgl. Kaywortli/Leidner (2000), S. 183 ff.; Cooper/Kuriand (2002), S. 511 ff. Vgl. Osborn/Baughn (1990), S. 503 ff.; Teichert (1993), S. 519; Duysters/Hagedoorn (1996), S. 1 ff.; Olimae (1999), S. 180ff. Vgi. Gartner Group (2001), S. 65.

217

Im Schrifttum wurde die Bedeutung der raumlichen Nahe fur FuE-Teams bereits intensiv untersucht. So hatte bereits Allen (1977) in einer empirischen Studie festgestellt, dass das AusmalJ der raumlichen Entfernung eriiebliche Auswirkungen auf die Art der Zusammenarbeit hat.^ So befand der Autor, dass die Intensitat der Kommunikation zwischen den Teammitgliedern mit zunehmender Entfernung abnahm und nur mit Hilfe moderner luK-Technologien aufrecht erhalten warden konnte.^ Zu ahnlichen Forschungsergebnissen gelangten auch Olson/Olson (2000) und Kiesler/Cummings (2002), die nachwelsen konnten, dass verteilte Teams besser luK-Technologien nutzen als so genannte co-tocated Arbeitsgruppen.^ FiJr die vorliegende

Untersucliung

bedeutet dies, dass nicht nur die

intensitatsbezogene Dimension der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen, sondern auch die positive Einstellung, der Konsens und die Sinngetreue Nutzung mit zunehmender raumlichen Nahe der Teammitglieder abnimmt, da die Teammitglieder die personliche und direkte Interaktion der computervermittelten Kollaboration bevorzugen. Auch DeSanctis/Poole/Dickson (2000), die die Auswirkungen der raumlichen Entfernung auf einzelne Dimensionen der stabilen Appropriation untersuchten, konnten eine derartige Wirkungsbeziehung nachweisen."* Somit lasst sich folgende Untersuchungshypothese aufstellen. H3:

Je starker die raumliche Nahe ausgepragt ist, desto schwacher sind die Dimensionen (a) Konsens, (b) Sinngetreue Nutzung, (c) Einstellung und (d) Empfundene Nutzungsintensitat.

Doch nicht nur das AusmalJ der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen sondern auch deren Wirkungsgrad hinsichtlich der zu erreichenden Erfolgswirkungen hangt von der raumlichen Nahe der Teammitglieder ab.^ Diese Beziehung lasst sich aus dem Befundmuster des Forschungsuberblicks

Vgl. Allen (1977), S. 241 ff. Vgl.Allen(1977), S. 241 ff. Vgl. Maznevski/Chudoba (2000), S. 473 ff.; Olson/Olson (2000), S. 139 ff.; Kiesler/Cummings (2002), S. 56 ff. Vgl. Hierzu auch die Argumentation und Hypothesenformulierung von DeSanctls/Poole/ Dickson (2000), S. 7 ff., die fur eine der beiden Erhebungen (Zeitpunkt 1) eine signifikante Wirkung regressionsanalytiscti nachweisen konnten. Vgl. zur Bedeutung der raumlichen Nahe fur die Appropriation auch Benbunan-Fich (1997), S. 2 ff.

218

zu den Meta-Studien (Abschnitt 2.3.2.1.2) und zu den Beitragen, die den Einsatz internetbasierter Anwendungen in dezentralen FuE-Teams untersuchen (Abschnitt 2.3.1.1.2), ableiten. In beiden Fallen wird ersichtlich, dass die AufgabenerfiJllung und die Erreichung der Ziele mit zunehmender Entfernung immer starker von der Zuliilfenahme von derartigen Technologien abhangt.^ Veranschaulicht

tiaben dies Majchrzak et al. (2000) und McDonough

lll/Kahn/Barczak (2001) anhand von virtuellen FuE-Kooperationen, deren Teammitglieder sich kein einziges Mai wahrend der Projektdurchfuhrung personlich getroffen hatten und aussciilielilich mit Hilfe internetbasierter Anwendungen kollaborierten.^ Hierauf basierend werden die nachsten drei explikativen Untersuchungshypothesen fiJr die vorliegende Untersuchung formuliert. /-/4a.'

Je geringer die raumliche Nahe ausgepragt ist, umso groRer ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuEKooperation.

HAb- Je geringer die raumliche Nahe ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivltat der FuEKooperation. HAC'. Je geringer die raumliche Nahe ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens. 3.3.1.2 TeamgroUe Unter BeriJcksichtigung der Anzahl der Teammitglieder im Untersuchungsmodell soil analysiert werden, ob eine kompiexe Teamkonfiguration Einfluss auf den Wirkungsgrad der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen auf die Erfolgskonstrukte hat. Grolie Teams haben grundsatzlich den Vorteil, dass sie mit mehr Ressourcen (z.B. Ideen, Wissen, Fahigkeiten etc.) ausgestattet sind, aber auch den Nachteil, dass es einen hoheren Aufwand zur

Vgl. auch Yates/Orlikowski/Rennecker (1997), S. 50 ff. Vgl. Majchrzak et al. (2000). S. 569 ff.; McDonough lll/Kahn/Barczak (2001), S. 110 ff.

219

Koordination der Interdependenzen bedarfJ Diesen Nachteil versucht der Einsatz internetbasierter Anwendungen zu beseitigen, indem die Abstimmung der Teilaufgaben und insbesondere die Kommunikation zwischen den Teammitglledern verbessert werden soil. Diese Argumentation wird im Schrifttum bestatigt.^ Wird nun eine Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in einer FuE-Kooperation erreicht, wird bei Teams mit vielen Mitgliedern ein groiXerer Effekt auf die Erfolgskonstrukte erwartet als in kleinen Teams.^ Hieraus ISsst sich die funfte Untersuchungshypothese ableiten, wobei fiir jede der drei Erfolgswirkungen eine einzelne Annahme existiert. Hsa.'

In FuE-Kooperationen mit vielen Mitarbeitern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation gro&er als in FuE-Kooperationen mit wenigen Mitarbeitern.

Hsb:

In FuE-Kooperationen mit vielen Mitarbeitern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation zur Effektivitat der FuE-Kooperation grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Mitarbeitern.

Hsc'. In FuE-Kooperationen mit vielen Mitarbeitern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Mitarbeitern. 3.3.1.3 Anzahl an Kooperationspartnern Mit der Anzahl der Kooperationspartner veriialt es sich ahnlich wie mit der TeamgrolJe. Becker/Dietz (2004) folgend steigt der Erfolg der FuE-Kooperation mit der Anzahl an Kooperationspartnern, da die Ressourcenakkumulation

Vgl. Steiner{1972), S. 23ff. Vgl. Valacich/Dennis/Nunamaker (1992), S. 49 f.; Valacich/Dennis/Conolly (1994), S. 448 ff.; Valacich et al. (1995), S. 318 ff, Vgl. zur Bedeutung der Appropriation in unterschiedlich grolien Teams auch DeSanctis/Gallupe (1987), S. 589 ff.; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 4 ff.; Espinosa et al. (2003), S. 157 ff.

220

Vorteile fur den Entwicklungsprozess mit sich bringt.^ Je mehr Unternehmen an einer

FuE-Kooperation

teilnehmen, desto

hoher

ist jedoch

auch

der

Koordinationsaufwand (z.B. zur Sicherstellung der Zielkongruenz). Folgt man der Argumentation aus Abschnitt 3.3.1.2, wonach der Einsatz internetbasierter Anwendungen die Koordination erieichtert, sowie Jarvenpaa/Leidner (1999), die postulieren, dass moderne luK-Technologien dem Vertrauensaufbau zwischen den Teammitgliedern dienen, so bedeutet eine groflere Anzahl an Kooperationspartnern, dass der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen

zum

FuE-Kooperationserfolg

steigt.^

Analog

zu

den

Untersuchungsliypothesen aus Abschnitt 3.3.1.2 lassen sich auch fur den Faktor Anzahl an Kooperationspartnern entsprechende explikative Hypothesen fur die drei

Erfolgskonstrukte

Prozesseffizienz,

Effektivitat

und

Lernen

aufstellen. Hea-'

In FuE-Kooperationen mit vielen Kooperationspartnern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuEKooperation groRer als in FuE-Kooperationen mit wenigen Kooperationspartnern.

Heb- In FuE-Kooperationen mit vielen Kooperationspartnern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivitat der FuE-Kooperation grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Kooperationspartnern. Hec- In FuE-Kooperationen mit vielen Kooperationspartnern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Kooperationspartnern.

' ^

Vgl. Becker/Dietz (2004), S. 209 ff. Vgl. Jarvenpaa/Leidner (1999), S. 791 ff.

221

3.3.2 IT-Heterogenitat Heterogenitat

meint

grundsatzlich

eine

Andersartigkeit

oder

Verschiedenartigkeit einzelner Elemente eines Systems. Teamheterogenitat Oder -diversitat liegt dann vor, wenn die Mitglieder einer Arbeitsgruppe unterschiedliche Ausbildungen genossen haben, unterschiedliche Charaktere aufweisen, unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, unterschiedliche Fahigkeiten

aufweisen

oder

unterschiedliche

Positionen

im

Unternehmen

einnehnnen.^ Dieser Heterogenitat wird in der Literatur grundsatzliche eine positive Wirkung auf die Effektivitat des Arbeitsergebnisses nachgesagt.^ Insbesondere in FuE-Teams konnte ein sehr forderlicher Effekt auf den FuEErfolg nachgewiesen werden, da die Kreativitat hierdurch gesteigert und eine grolJere Anzahl an unterschiedlichen Problemlosungsansatzen

entwickelt

werden konnte.^ Allerdings wird gleichzeitig im Schrifttum betont, dass heterogene Teams Schwierigkeiten mit der Teambildung und dem Vertrauensaufbau haben. So folgern Jarvenpaa/Leidner (1998): "Yet, the greater the team member diversity, the more time will be required for team members to form strong bonds. "* In der vorliegenden Untersuchung soil die IT-Heterogenitat im Team als moderierender Faktor berucksichtigt werden. Hierunter werden grundsatzlich Unterschiede der Teammitglieder hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Fahigkeiten mit dem Umgang mit internetbasierten Anwendungen verstanden. Eine Heterogenitat ist demnach dann gegeben, wenn die Mitglieder der FuE-Kooperation vor diesem gemeinsamen Vorhaben unterschiedliche Erfahrungen mit dem Einsatz internetbasierter Anwendungen gemacht haben oder diesbezuglich unterschiedliche Fahigkeiten aufweisen oder divergierende Verhaltensweisen gewohnt sind.^ Erreicht eine FuE-Kooperation trotz ausgepragter IT-Heterogenitat eine Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen, so kann davon ausgegangen werden, dass deren Beitrag zum FuE-Kooperationserfolg

Vgl. etwa Mohammed/Angell (2003), S. 651 ff.; Cummings (2004), S. 353 f. Vgl. Magjuka/Baldwin (1991), S. 793 ff. Vgl. Reilly/Lynn/Aronson (2002), S. 45. Jarvenpaa/Leidner (1998), S. 5. Vgl. hierzu die Ausfuhrungen zur Bedeutung der Erfahrung der Akteure als Quelle des strukturellen Potenzials im Sinne der Adaptive Structuration Theory In Abschnitt 2.4.3.2.2.

222

hoher ist, da sich die Teammitglieder gemafi dem in der Strukturationstheorle postulierten reflexiven Handlungsmodell bewusst und l
Hjb:

Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso gro&er ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation. Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso gro&er ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivitat der FuEKooperation.

HTC:

Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens.

3.3.3 Ausmati an Routinetatigkeiten Im Rahmen der Adaptive Structuration Theory wird die Aufgabe als eine wichtige Quelle von strukturellen Faktoren, die den Einsatz internetbasierter Anwendungen beeinflussen konnen, genannt.^ Fur die gewahlte Fragestellung bedeutet dies, dass die Eigenschaften des zu entwickelnden Innovationsobjekts Auswirkung auf die Appropriation haben. Innovationsprozesse sind einmalige, jedenfalls erstmalige Ereignisse in einer Organisation.^ Im Gegensatz dazu kehren Routineprozesse (z.B. Buchhaltung) im Unternehmen haufig wieder, sind effizienter ausfijhrbar, sicher hinsichtlich ihres Ergebnisses und vergleichsweise kostengunstig durchzufuhren.''

Vgl. Poole/DeSanctis (1992), S. 5 ff.; DeSanctis/Poole Jarvenpaa/Leidner (1998), S. 7. Vgl. Hierzu die Ausfuhrungen in Abschnitt 2.4.3.2.3. Vgl. Hauschildt (2004), S. 59. Vgl. Hauschildt (2004), S. 59.

(1992), S.

121 ff.;

223

Innovationsaufgaben kann man grundsatzlich anhand ihrer Neuartigkeit bzw. ihres Innovationsgehalts, der auch als Innovationsgrad bezeichnet wird, graduell unterscheiden.^ So werden etwa revolutionare und radikale Innovationen von evolutionaren und inkrementellen differenziert. Wahrend erstere vollig neue Produkte oder Prozesse meinen, die bisher noch nie in einer vergleichbaren oder ahnlichen Form entwickelt und auf den IVIarkt gebracht wurden, stehen die letztgenannten fur verbesserte Versionen bereits am Markt befindlicher Produkte bzw. Prozesse, die sich gegeniJber iliren Vorgangern nur geringfijgig verandert haben. Diese beiden Kategorien unterschelden sicli durch den Anteil an Routinetatigkeiten, die zur Aufgabenerfullung notwendig sind. Radikale Innovationen erfordern vollig neue Problemlosungsansatze, die es nicht eriauben auf bisherige Verhaltensweisen zuruckzugreifen. Bei der Entwicklung inkrementeller Innovationen konnen sich die FuE-Teams starker auf vergangene Erfahrungen und Arbeitsprozesse (Designstudien, Prototypentwicklung, Tests) beziehen und weisen dementsprechend eine liohere Wiederholungsrate bestimmter Tatigkeiten auf. Somit kann festgehalten werden, dass das AusmaU an Routinetatigkeiten mit dem Innovationsgrad abnimmt.^ Im Sinne der Strukturationstheorie und der Adaptive Structuration Theory bedeutet diese fehlende Routine und das Verhaltnis von Innovationen und organisationalem Wandel, dass die innovationsschaffende Organisation - in der vorliegenden Arbeit die FuE-Kooperation - ein unstrukturiertes bzw. instabiles System ist, da nicht auf bereits bestehende Strukturen zuruckgegriffen werden kann.^ Je geringer der Anteil an Routineaufgaben (d.h. je hoher der Innovationsgrad), desto unstrukturierter ist die FuE-Organisation. Wenn es nun eine FuE-Organisation schafft eine stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen zu etablieren, bedeutet dies ein Strukturgerust, welches auch weiterreichende gruppeninterne Aspekte der interaktion (z.B. allgemeines Kommunikations- und Diskussionsverhalten) positiv beeJnflussen und festigen kann.* Somit tragt die stabile Appropriation zur Stabilisierung des sozialen Systems FuE-Kooperation sowie dessen Erfolg bei. Je unstrukturierter das

3

Vgl. Hauschildt (2004), S. 14. Vgl. Hauschildt (2004), S. 18 f. sowie die Betrachtung von Noss (2002), S. 43 ff. Vgi. hierzu die Ausfuhrungen zur FuE-Kooperation Absclinitt 2.4.3.5.1. Vgi. DeSanctis/Poole (1991), S. 547 ff.

224

System ist (d.h. je geringer der Anteil an Routinearbeiten), desto hoher ist demnach die Bedeutung der stabilen Appropriation fur die Erzielung des FuEKooperationserfolges.^ Aufbauend auf diese Argumentationskette l
Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso groRer ist der Beitrag der stabilen Appropriation Internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperatlon zur Prozessefflzlenz in der FuE-Kooperation.

Auch

fiJr die Wirl
zwischen

der

stabilen

Appropriation

internetbasierter Anwendungen und der Effel
Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso

groRer ist

der

Beitrag

der

stabilen

Appropriation

internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivltat der FuE-Kooperation. SchliaUlicli soil analog zu der Postulierung der Hypotliesan Hsa und Hsb auch fiJr die Bedeutung fur das Konstrul
Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso groRer ist der Beitrag der stabilen Appropriation Internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum AusmaR des teaminternen Lernens.

Abbildung 46 zelgt das finale Untersuchungsmodell der vorliegenden Arbeit nach Berucksichtigung der situativen Variablen.

Vgl. zu dem Appropriation Move: Combining Structures etwa DeSanctls/Pooie (1994), S. 123 ff.

225

AdapttvB Structuratlon Theory Anatys^des Schhftlums HJ«>nbcht N t h *

£xpertengssprAchs

Abbildung 46: Finales Modell nach Beriicksichtigung situativer Variablen

3.4 Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen Zum Abschluss des dritten Kapitels der Untersuchung und zur Uberleitung in den empirischen Teil fasst Tabelle 11 samtliche Untersuchungshypothesen zusammen. Nr.

UntorsuchungahypottMM

Art

H,

Das KonstruKt Slable A^^propriation inten>eU>SB>^rtar AnwendurigOii ifi der FuE-KooparatAn si ate fofmatrves Konslrukt zweiter Ordnung zu versteh«n und werst f}ie vter Ormensionen KonMoa^ SinrHjetr^ud NutZnjng, EinsteJlung und Empfundene NutzuntisintensitaT auf

[>eskriptiv

Kb

Je ^tabiler die AppropriatiOF> inieiriatbaefarter Anw^ndungen in d«r FuE-Kooperatiofi st, desto siarhef isl die pj'ozesseffiiienz der FuE-Kc»peration susgspr^.

Explikativ

Ha

Je slabiker die Appropriation internelbasierter An#endungen m der FuE-Koopsrstion isL d«&lOfiUirK«fist die Effektivitftt
Eiptikattv

Hx

Die Prozessenizien; der FuE-Koopersbon wirti durch die ^laChle Appropnatlon inLernetbKwrter Anwendungen in der f uE-Kooperstion in hOherem MBC« poSitiv I>eehnflu5$t ate die EffeklivilAt d^r FuE-Kooperalion

Explikdtiv

Hj-

Je stabUar dift AppropriatkMi intemfltbaiiertef An«endungefl in der FuE-KooperatKin ist. desto stAff(Bf M das t^aminisme Lamen in der FuE-Koopafabon ausgapfagt

ExplikBliv

Hi

Je stflrKer die rfiumltcfi^ Nahe ausgepr^ rsl, dasto schwflchar $ind dta Dimenaionftn (a) Konsens. fb) Sinr>gfltreue Nutzung. {c) Eirratellung und (d^ Empfundene Nutzungsinten^ilStr

ExpWtabv

226

Nr.

Unlersiichuno»hypoth««e

Art

H..

Je ganngar djo raumltch^ N^na aLfsgepragl [Sl um&a g r o i ^ r isL der Beilrag der slabilen Appropriation tnternetC>9^iQi1er Anwendungen in q^r FuE'Koop^ralion 2ur PFoze^^^TLzi^rU in der FuE-Kooperatcn

Explikethr

hU,

Je geringef die rftumlfche Nahe ausgeprdgl ist. urnso gr^l^J' ist der Beilrag der slabilen Appropnatidn intemeUva^h&rtAr Anwendungen in t^t FuE-Kooperabon zur EffeklvitSE der FuE-KooperatK>n

ExplJkativ

H*

Je gennger die rALNnlche Nflhe ausgeprflgt ist. umtto grOOer ist der BeiUag der stabilen Appfoprtation iritem«iba$4arter Anwendungan i^ der FuE-Koo(Wfaiion zum AusmaH des teftmirvtemen Leinens

Explikativ

Hh

In FuE'KoopereUonen mrt vie4en Mitaitwitem t^l dar Bertram d ^ r s l ^ ^ l e n Appropnalian interrrelbasiertef Ariwendurrgen in der FuE-Xooperaton zur Prozesseffizienz in der FuEKooperaiion greGer ais m FuE-Koopefatonen mrt wen»g«n Mitarbeiiem

Explihativ

Hv,

\r\ FuE-Koopflraticnen mrt v i e ^ n Mrtartieitem j&t der BeiU^g der slabilen Appropriation mtemeltjesJerter Anwendur>g4n in def FuE^Koop^rsttori Zur Effaktivitdt daf FuE-Koop^raUon gr^llaf als m FuE-Kpoperatfonen mjt wemgen Mctarbeitem

Explikativ

Hi.

In FLr£4
Explikativ

H«

In FuE-KooperatKjnen mit vieten Kooperationspartr>em ist der Beitreg der stabilen Appropriation intemetbasterter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesserftzienz in der FuE-KooperatiOri groGar e^& rn Fk>E-Kooparatfonan mil v/er»Q&r\ Kooparattoi^spartnem.

Explikativ

H»

\ft f uE'KooperatKinen mit viaiar> Kooperationapartnam ist der Beitrag der atabilen Approprratpon iniernetbasiertfir Anwendungen in der FuE-Kooperalion zur EffektivitW der FuE-Kooperation grOtler al$ in FuE-Kooperationen mit wefiigen Kooperabonspartnem.

Explikativ

H«

In FuE-Kooperetioneo mit vieien Kooperatiortapaiinam tst cier 3ertrag der atabilen Appropnaticn inlemetbasierter Anwendungen In der f uE-Kooperation zum A u s m e ^ des teamintemen Len^r^s grafter al$ in FuE-Kooperationen mft wenigen Kooperationsparlnem.

Explikativ

HI.

Je sianier die iT'i-ieterE>ganitat im T e a m auageprdgt t$t. um$o grower jat dar Beitrag dar slabilen Approprtabon mterrwlbasiefter Anwendungen in der FuE-Cooperation zur Proiesseffijtierhz in def FuE-Kooparston

Explikativ

HT^

Je $tafkerdJa Il-Haterogenitat im T e a m ausgepragt ist. umsogrolierist der Beitrag der slabiten Approprtation mterneltiasierTer Anwendungen m der FuE-KoOperatiOn zur EffektivitSt der FuE'Kooperaiion

Explikativ

H,,

Ja starker dia IT-HeterogenitaE tm T e a m a u s g e p r ^ t ist. uniso groller ist der Beitrag der stebiien Appropnation miefnetbasiartei' Anwer^ur>gan rn dar FuE-Kooperation zum Ausmaa des teamirrtemen Lernens

Explikativ

Hi.

Je gennger das Ausma^l an Routir>etattgheiten ausgeprdgt tst. umsOgrOGer ist def Beitrag der »tat>tlan Appropriabon tfiternelbasiener Anwendungen m der FuE-Kooperalion zur ProzeswPflzianz in der FuE-Kooperation.

Explikativ

Hfc

Je gennger das Ausma& an Routir>el^tigkeiteF> ausgapfflgt ist. umao grOQer i$t der Beitrag der stabilen Appropriation mternettHSierier Anwendungen m der FuE-Kooperation zur Effektivitai tter FuE-K[>oparabon

Expiikativ

Hk

Je ^r^finser d a * A u v n a f t an Routirwtatigkeitan ausgepragt ist. urnso grower ist der Beftrag der stabiien Appropriation intemett>BSier1er Anwerrdung^n in der FuE-KooparabOn zum Ausman des teammtenwn Lamens

Explikativ

Tabelle 11: Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen

1

227

4 Methodik und Vorgehensweise der empirischen Untersuchung Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten der Bezugsrahmen spezifiziert, die zu untersuchenden Konstrul
EirMtuflg

EnipMKha /^ UnlirMidiunfl .

fsmmgufld

UfMitudiung J

• Korutpkni^

modliin

Fxioo d v cnoiQ^

• ErAnduungdar amviwhiiaitf-

;

hi*ta«

EinlliDs Hiuahef

En^lrteCfM UntHsuchung und F Df*c h u ng 11 klc ha

HnplrtAch zti prU-

Abbildung 47: Kapitel 4 der Untersuchung

4.1 Der Partial Least Squares-Ansatz im methodlsclien Kontext Die Entwicklung des Partial Least Squares (PLS)-Ansatzes, der zur Analyse von Strukturgleichungsmodellen dient, geht auf die Arbeiten von Herman Wold

228

zuriJck.^ Dieses den Prinzipien der Varianzstrukturanalyse mit latenten Variablen folgenden Verfahren stellt eine Alternative zur Kovarianzstrukturanalyse mit latenten Variablen zur Untersuctiung von Strul
Messfehler Konfirmatorische Anwendung

Somit stellen PLS und LISREL zwei generelle Methoden der kanonischen Korrelation dar, die die anderen Falle als Spezialfalle enthalten.^ Die Kovarianzstrukturanalyse versucht die Parameter der Gleichungsmodelle so zu wahlen, dass die aus dem Modell theoretisch ableitbare Kovarianzmatrix zwischen den manifesten Variablen eine moglichst gute Annaherung an die empirische Kovarianzmatrix erfahrt. Hierbei wird zwar keine explizite

Vgl. Wold (1966), 391 ff.; Wold (1973), S. 383 ff.. Wold (1985), S, 581 ff.; Wold (2001), S. 83 f. Vgl. Abschnitt 4.1.2 zu den Unterschieden zwischen LISREL und PLS. Vgl. Fornell (1987b), 8.412 ff. Vgl. Fornell (1987b), S. 411; Fassot (2005), S. 20. Vgl. zunn Methodenvergleich zwischen PLS und der Kovarianzstrukturanalyse Fornell (1987b), S. 413; Chin/Newsted (1999), S. 314.

229

Kenntnis der latenten Variable, allerdings Informationen ijber die Verteilungseigenscliaften der beteiligten Variablen verlangt.^

§1 •^ .g > S

E 0) O c

VI ii

N

D

I-

LISREL (Kovarianzstrukturanalyse mit latenten Variablen)

PLS (Varianzstrukturanalyse mit latenten Variablen)

.

:

i

1

Kanonische Korrelation

., Mehrgleichungsmodelle mit beobachtbaren Variablen

C 0)

C O

T

Multiple Regression Multiple Diskriminanzanalyse

CO (fl • a 0)

2 -a

Varianzanalyse

Faktorenanalyse (Hauptachsenverfahren)

Kovarianzanalyse

Faktorenanalyse (Hauptkomponentenverfahren) A — 1• B bedeutet, dass A ein Spezialfall von B ist

Abbildung 48: Einordnung multivariater Verfahren

Der PLS-Ansatz unterscheidet sich hiervon geringfugig. Mit Hilfe eines zweistufigen Vorgeiiens warden zuerst konkrete Schatzwerte fur die latenten Variablen generiert, urn darauf aufbauend mit diesen die Parameter in den Gleichungssystemen iterativ zu schatzen. Abbildung 48 zeigt eine Ubersicht der wichtigsten multivariaten Verfahren. Hervorzuheben ist, dass PLS lediglich hinsichtlich der mathematischen Struktur und nicht bezuglich der statistischen Schatzverfahren ein Allgemeinfall der Mehrgleichungsmodelle darstellt. Wahrend die unter dem Namen LISREL bekannt gewordene Kovarianzstrukturanalyse in den vergangenen Jahren die bedeutendste Methode zur Analyse von Strukturgleichungsmodellen war, wurde die von Wold entwickelte Partial Least

Vgl. Betzin/Henseler (2005), S. 50. In Aniehnung an Fornell (1987b), S. 412.

230

Squares-Methode nur wenig beachtet.^ In der Literatur wird hierfijr zum einen die mangelnde Verfugbarkeit von leistungsfahigen Computerprogrammen erwahnt. Wahrend die Kovarianzstrukturanalyse mit Hilfe von LISREL, AMOS Oder EQS durchgefuhrt werden kann, stand fur PLS lange Zeit nur die Software LVPLS 1.8 von Lohmoller zur Verfijgung, welche aufgrund des frulien Todes des Entwicklers nicht wesentlich welterentwickelt wurde. Erst in den letzten Jaiiren wurden mit PLS-Graph von Chin, SPAD-PLS von Decisia und SmartPLS von Hansmann und Ringle ausgereifte PLS-Computerprogramme verfugbar.^ Neben diesen umsetzungsorientierten Ursaciien werden in der Literatur aucli inhaltliclie Grunde genannt.^ Lange Zeit dominierten reflektive Messmodelle, wShrend formative Ansatze nicht oder nur sehr selten verfolgt wurden, was zur Folge hatte, dass ein wesentlicher Vorteil von PLS - die BeriJcksichtigung von formativen IVIessmodellen - entfiel." Erst seit der Veroffentlichung von wissenschaftlichen Beitragen zur Fehlspezifikation von reflektiven Messmodellen erhalt der PLS-Ansatz eine zunehmend starker werdende Beachtung.^ Insbesondere im vorliegenden Untersuchungsbereich ist der PLS-Ansatz bereits weit verbreitet. Vor allem in dem Themenfeld der Technologieakzeptanz wendeten mit Gopal et al. (1992), Chin/Gopal (1995), Anandarajan et al. (2000), Chin et al. (2003), Venkatesh et al. (2003) etablierte Wissenschaftler den PLS-Ansatz an.® Aber auch in der Marketingforschung (z.B. Fornell/Bookstein (1982), Bagozzi et al. (1991), Gefen (2002), und dem strategischen Management (z.B. Hulland (1999)) wurden in der jungeren Vergangenheit verstarkt PLS-basierte Analyseverfahren genutzt.^

Vgl. Fornell/Cha (1994), S. 52; Baumgartner/Homburg (1996), S. 139 ff.; Chin (1998a), S. Vllff.;Fassott(2005), S. 20. Vgl. Lohmoller (1989), S. 1 ff.; Chin (2001), S. 1 ff.; Decisia (2003), S. 1 ff.; Hansmann/Ringle (2004), S. 1 ff. Vgl. Fassott (2005), S. 22. Vgl. zu reflektiven und formativen Messmodellen Abschnitt 4.2.1. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 269 ff.; Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 199 ff. Vgl. Gopal/Bostrom/Chin (1992), S. 45 ff.; Chin/Gopal (1995), S. 42 ff.; Anandarajan/lgbaria/ Anakwe (2000), S. 298 ff.; Chin (2003), S. 33 ff.; Venkatesh et al. (2003), S. 425 ff. Vgl. Fomell/Bookstein (1982), S. 440; BagozziA'i/Singh (1991), S. 125 ff.; Hulland (1999), S. 195ff.

231

4.1.2 Wahl des Partial Least Squares-Ansatzes Aufbauend auf die Schilderung der Vor- und Nachteile des PLS-Ansatzes im Vergleich zu kovarianzbasierten Verfahren warden jene Argumente eriautert, die die Wahl des PLS-Ansatzes fijr die vorliegende Untersucliung maligeblich begrijnden. Bevor detailliert auf die einzelnen Belege eingegangen wird, kann zusammenfassend konstatiert warden, dass die PLS-IVIethode im Gegensatz zu kovarianzbasierten Verfahren auch bei Nicht-Vorliegen einer Multinormalverteilung der manifasten Variablen des Strukturglaichungsmodells angewendet werden kann.^ Daruber hinaus kann der Partial Least Squares-Ansatz auch bei einer relativ kleinen Stichprobe, bei der Beriicksichtigung formativer Messmodelle oder auch bei nur vage vermuteten Ursache-Wirkungsbeziehungen eingesetzt werden.^ Kovarianzbasierte Methoden mijssen ainan relativ groBen Stichprobenumfang aufweisen, damit das Strukturgleichungsmodell identifizierbar ist.^ Da zur Baurteilung der GiJte des Modalls bai PLS entweder die Bootstrapping- oder die Jackknifing-Methode, die beide keine parametrischen Voraussetzungen erfordern, eingesetzt wird, ist im Geganzug dazu auch die Untersuchung kleiner Stichproben moglich." Ein weiterer wesentiicher Grund liegt darin, dass PLS die Parameter so misst, dass die Residualvarianz alier abhangigen Variablen minimiert wird, anstatt die Varianz aller Variablen zu schatzan.^ Dannoch soilte auch bei PLS eine MindestgroSe der Stichprobe gewahrleistet sein. Als Mindestwert wird im Schrifttum haufig das Zehnfache der Anzahl der Indikatoren des komplexesten formativen Konstrukts oder das Zehnfache der Anzahl der exogenen Konstrukte, die auf ein endogenes Konstrukt wirken, genannt.' In der Regal setzt die Analyse von Strukturgleichungsmodellan aufgrund das Schatzverfahrens eine Normaiverteilung dar gawonnenen manifasten Indika-

Vgl. Chin (1998b), S. 294. Vgl. Chin (1998b), S. 295. Vgl. zum Mindestumfang der Stichprobe Sellln (1995), S. 263. Vgl. zur Bootstrappjng-Methode Efron/Tlbshiranl (1993), S. 1 ff. Vgl. Chin (1998b), S. 296. Vgl. Barclay/Higgins/Thompson (1995), S. 285 ff.; Chin (1998b), S. 311.

232

toren voraus. Diese Anforderung ist jedoch in der empirischen Forschung nur sehr selten gegeben.^ Da der PLS-Algorithmus auf linearen Regressionen basiert, ist diese stril
Messmodelle

zu

berucksictitigen, hervorzutieben.

Wahrend iiier der Einfluss eines jeden lndil
Vgl. Dijkstra(1983), S. 76. Vgl. Gopal/Bostrom/Chin (1992), S. 57; Chin/Newsted (1999), S. 330. Vgl. Morgan/Hunt (1994), 34 f.; Kuester/Homburg/Robertson (1999), S. 90 ff.; Stock (2003), S. 390. Vgl. Chin/Marcolin/Newsted (1996), S. 34. Wold(1982), S. 25. Cassel/Hackl/Westlund (1999), S. 17 ff. tiaben gezelgt, dass die PLS-Schatzmethode sehr robust gegen Verletzungen des allgemeinen linaren lyodells ist und auch bei schief verteilten Variablen die theoretisch begrundeten Modellbeziehungen trotz inkonsistenter Schatzer stabil reproduzieren kann.

233

Multinormalverteilung der Daten ist nicht gegeben Stichprobe ist relativ klein Modell mit vielen Indikatoren ist kompiex Formative Messmodelle werden verwendet Zu erforschendes Phanomen ist neuartig Beobachtungswerte sind nicht unabhangig Vorhersagen sollen getroffen werden FiJr die Verwendung von PLS in der voriiegenden Untersuctiung sprechen insbesondere das Nicht-Vorliegen einer Multinormalverteilung der Daten sowie die Verwendung von formativen MessmodellenJ Da im Ralimen dieser Arbeit dariiber hinaus auch eine Weiterentwicklung der Adaptive Structuration Theorie erfolgen soil, kann das zu erforschende Phanomen - die theoretlsche Prazlslerung der stabilen Appropriation -

als neuartig

bezeichnet werden, da noch kein bewahrter Messansatz hierfur vorliegt. AbschlieUend spricht auch noch die Tatsache, dass die Beobachtungsvariablen nicht voneinander unabhangig sind, fur die Venwendung von PLS. Dies zeigt sich

insbesondere

bei der Berechnung von

Interaktionseffekten

von

moderierenden Variablen, da PLS nicht wie LISREL von unkorrelierten Fehlertermen der Indikatorvariablen ausgeht.^

4.2 Grundlagen des Partial Least Squares-Ansatzes PLS-Strukturgleichungsmodelle mit iatenten Variablen setzen sich aus zwei Submodellen - Messmodell und Strukturmodell - zusammen.^ Ein Messmodell spezifiziert die Beziehung zwischen den manifesten Variablen und dem dazugehorigen Iatenten Konstrukt (siehe Abschnitt 4.2.1).

^ ^

Vgl. zur Verteilung der Ausgangsdaten Abschnitt 4.4,3. Vgl. Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 107. Vgl. Wold (1985), S. 581 ff.

234

Abbildung 49: PLS-Pfadmodeir

Das Strukturmodell bildet hingegen die theoretisch erwarteten Wirkungszusammenhange zwischen den latenten, nicht direkt messbaren Konstrukten ab, wobei diese Pradiktorspezifikation zu den wesentlichen Leistungen, die vor der empirischen Analyse durcii den Forsclier erbracht warden mussen, zahit (siehe Abschnitt 4.2.2).^ Geschieht dies nicht, weichen die Schatzergebnisse im Vergleich zu kovarianzbasierten Verfaliren ab, da PLS tendenzlell die Ladungen ijber- und die Pfadkoeffizienten unterschatzt.^ In Abbildung 49 wird ein PLS-Pfadmodell mit zwei unabhangigen und einer abhangigen Variable dargestellt. 4.2.1 Messmodellspezifikation Im Rahmen dieses Abschnitts wird eingangs auf messtheoretische Grundlagen eingegangen. Darauf aufbauend werden reflektive und formative Messmodeile definiert und Kriterien zur Beurteilung ihrer Gute bestimmt. Im Anschluss daran erfolgt die Beschreibung mehrdimensionaler Konstrukte, welche aus als Konstrukte zweiter Ordnung bezeichnet werden.

' ^ ^

Quelle: Gotz/Liehr-Gobbers (2004), S. 716. Vgl. Henseler (2004), S. 4. Vgl. Chin et al. (1996), S. 34; Chin/Newsted (1999), S. 328.

235

4.2.1.1 Messtheoretische Grundlagen Basierend auf der Zweisprachentheorie von Carnap (1966) konnen zwei Sprachebenen

bei der Entwicklung und Oberprijfung

wissenschaftlicher

Theorien unterschieden werden.^ Die theoretische Sprachebene, die sich der unmittelbaren Beobacfitung entzleht, arbeitet mit theoretischen Begriffen, die im Rahmen der empirischen Forschung als hypothetische Konstrukte oder latente Variablen bezeichnet werden. Eine Theorie kann nach Carnap (1966) und Bagozzi (1998) jedoch nicht nur auf theoretischer Sprachebene, sondern muss auch

auf

jener

der

Beobachtungsprache

formuliert

werden.^

Diese

Formulierung wird in der empirischen Forschung auch manifesto Variable (Indikator) genannt. Sobald diese theoretischen und beobachtbaren Variablen vom Forscher mit Hilfe von Korrespondenzregein In einen Zusammenhang gebracht werden konnen, 1st eine empirisch gehaltvolle Theorie gegeben.^ Abbildung 50 stellt ein hypothetisches Modell, welches der Zweisprachentheorie folgt, dar. Die latenten Variablen 5i und ^2 sind hierbei auf theoretischer Ebene durch die Hypothese H verknijpft und werden durch die manifesten Variablen xi und X2 (fiJr 5i) sowie X3 (fiir ^2) reprasentiert. Die Kovarianzen der indikatoren unterschiedllcher latenter Variablen (r2 und ra) stellen die Hypothese H auf der Beobachtungsebene dar. Eine zentrale Rolle kommt den Korrespondenzregein y,, Yj und 73 zu, die die theoretische und die beobachtende Ebene verbinden und so den theoretischen Konstrukten zu empirischem Gewicht verhelfen."

Vgl. im Folgenden auch Fassott/Eggert (2005), S. 34 f. Vgl. Carnap (1966), S. 1 ff.; Bagozzi (1998), S. 49. Vgl. Bagozzi (1998), S. 49 ff. Vgl. Fornell (1989), S. 160.

236

Abbildung 50: Zweisprachentheorie in der empirischen Forschung^

Ebendiesen Korrespondenzregeln wird in der wissenschaftlichen Forschung eine zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt. So konstatiert Bagozzi (1998): "Seldom are correspondence rules specified, and even less seldom are observational implications of the correspondence rules investigated. [...] Failure to specify correspondence rules and employ valid measurement of concepts in our theories not only create a lacuna between theory construction and hypothesis testing but prevents one from addressing the degree of confirmability or falsifiabilty of theories. "^ Grundsatzlich konnen zwei unterschiedliche Formen von Korrespondenzregeln unterschieden werden. Bei reflektiven Messmodellen verursacht der theoretische Begriff die zugeordneten empirisclien VariabJen. Wird der theoretische Begriff als Resultat seiner beobaclitbaren Variablen verstanden, so liegt ein formatives IVlessmodell vor. Im Folgenden soil detailliert auf diese beiden Formen eingegangen werden.

^ '

Quelle; Bagozzi (1998), S. 50. Bagozzi(1998), S. 52f.

237

4.2.1.2 Reflektive Messmodelle Abschnitt 4.2.1.2 dient der Vermittlung eines Grundverstandnisses reflektiver Messmodelle sowie der Beschreibung der Giitebeurteilung hinslchtlich der Reliabilitat und Vallditat. 4.2.1.2.1 Grundverstandnis Ein reflektives Messmodell unterstellt, dass die latente Variable ihre beobachtbaren Variablen verursacht. Als klassische Belspiele werden In der Literatur menschllche Elgenschaften wie etwa Sparsamkeit oder Tragheit genannt.

Diese

Konstrukte

stehen

fur

eine

VIelzahl

unterschiedlicher

Verhaltensweisen, die als beobachtbare Variablen der verursachenden Elgenschaft herangezogen werden konnen.^

Abbildung 51; Reflektives Messmodell mit drel Indlkatoren^

Andert sich die Auspragung des latenten Konstrukts (in unserem Beispiel die Auspragung des Charakterzugs) in einem reflektiven Messmodell, so verandern sich auch die Werte der Indikatoren. In einem reflektiven Modell sollten idealerweise alle Indikatoren sehr stark korrelieren, da sie per definitione austauschbare Messungen des latenten Konstrukts darstellen.^ Eine hohe

Vgl. Rossiter (2002), S. 316 ff. In Aniehnung an Fassott/Eggert (2005), S. 37. Vgl. Bollen/Lennnox (1991), S. 308.

238

Korrelation wird auch entsprechend als Hinweis auf ein reliables und valides Messmodell verstanden.^ Bel der Konzeption und Auswahl der Indikatoren herrscht im Wesentlichen eine ausgepragte Wahlfreiheit. Nach De Vellis (1991) kann der Forscher sowohl eine Auswahl unter bestimmten Gesichtspunkten (z.B. Verstandlichkeit fur bestimmte Befragungspersonen) oder auch zufallig durchfijhren.^ Wurde ein inhaltlich verwandtes Konstrukt in der wlssenschaftlichen Forschung bereits reliabel und valide operatlonalisiert, so liegt es nahe, inhaltliche Aspekte oder Formulierungen dieses Messinstruments bei der eigenen Operationalislerung zu berucksichtigen. In mathematischer Schreibweise kann ein reflektives Messmodell wie in Abbildung 52 als faktorenanalytisches Modell dargestellt werden, wobei X fur den Vektor der Indikatoren, 7(m)j fur den Gewichtungsvektor der Indikatoren (Ladungen) und 6 (m) fur den Vektor der Residuaigrolle (Messfehler) steht.

Reflektivu Messgleichungsiyttem

X(m)i=W(m)i + S(^}

'^=1-""'^

Abbildung 52: Reflektives Messgleichungssystem

Das Ausmad der Varianz, die alle Indikatoren gemeinsam haben, wird als Varianz des latenten Konstrukts verstanden. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass durch die Verwendung mehrerer Indikatoren messfehlerbedingte Verzerrungen einzelner Indikatoren aufgefangen werden konnen. 4.2.1.2.2 GiJtebeurteilung reflektiver Messmodelle Die Reliabilitat und Validitat bestimmen die Qualitat eines reflektiven Messmodells mit mehreren Indikatoren eines theoretischen Konstrukts.^ Peter (1979) definiert die Reliabilitat als Jhe degree to which measures are free from error

Vgl. Homburg/Glering (1996), S. 8 ff. sowie Abschnitt 4,3. Vgl. De Vellis (1991), S. 55. Vgl, Jacoby (1978), S. 91; Churchill (1979), S. 65; Peter (1979), S, 6; Homburg/Giering (1996), S, 6 ff.

239

and therefore yield consistent results"^ Sie beschreibt somit das Ausmali, in detn Messungen frei von zufalligen Fehlern sind. Die Validitat liingegen misst Jtie degree to whicti instruments truly measure the constructs which they are intended to measure"^ und bezeichnet daher die konzeptionelle Richtigkeit einer IVlessung; d.h. dass diese frei von systematisclien Fehlern sein soll.^ Die Validitat kann grundsatzlich in die Teilaspekte Konvergenz-, Diskriminanz-, nomoiogische und Inhaltsvaliditat gegliedert werden.'' Die Konvergenzvaliditat bezeichnet das Ausmafi der Ubereinstimmung von zwei oder mehreren unterschiedlichen

Messungen

desselben

theoretischen

Konstrukts.^

Sie

uberprijft, ob die einem Konstrukt zugeordneten Indikatoren eine ausreichend Starke Beziehung untereinander aufweisen (eine ausrelchende Korrelation), um gemeinsam dieses Konstrukt zu messen. Die Diskriminanzvaliditat ist das AusmalJ, mit dem sich die Messungen

unterschiedlicher

theoretischer

Konstrukte voneinander unterscheiden.® In diesem Zusammenhang sollten die Indikatoren eines Konstrukts nnit jenen eines anderen Konstrukts eine geringe bzw. eine geringere gemeinsame Varianz aufweisen/ Die Inhaltsvaliditat beschreibt das AusmaR., mit dem ein Messmodell die inhaltlichen Aspekte eines theoretischen Konstrukts abdeckt und den Grad der inhaltlich-semantischen Zugehorigkeit von Indikatoren und theoretischem Konstrukt.^ Carmines/Zeller (1979) fuhren diesbezijglich aus: "[...] content validity depends on the extent to which an empirical measurement reflects a specific domain of content".^ Die nomoiogische

Validitat

beschreibt,

inwieweit

das

Konstrukt

in einen

ijbergeordneten theoretischen Rahmen eingebunden ist. Theoretisch postulierte

Peter(1979), S. 6, Peter(1979), S. 6. Vgl. Churchill 1979), S. 65 f. Vgl. Jacoby (1978), S, 91 f.; Carmines/Zeller (1979), S. 17 f.; Bagozzi (1980), S. 114 f.; Peter (1981), S. 136 ff.; Bagozzi (1994), S. 19 ff. Vgl. Peter (1981), S. 136; Bagozzi/Phillips (1982), S. 468; BagozziA'i/Phillips (1991), S. 425. Vgl. Bagozzi/Phillips (1982), S. 469. Vgl. Campbell/Fiske (1959), S. 81; Peter (1981), S. 136; Bagozzi/Phillips (1982), S. 469; Bagozzi/Yi/Phillips (1991), S. 425; Homburg/Giering (1996), S. 7. Vgl. Bagozzi (1994), S. 19. Carmines/Zeller (1979), S. 20.

240

Beziehungen zwischen den latenten Konstrukten mijssen sich demnach nachweisen lassen.^ Auf diesem begrifflichen Verstandnis aufbauend, werden unterschiedliche Methoden, die im Rahmen dieser Untersuchung zur Uberprufung von Reliabilitat und Validitat von Messmodellen herangezogen werden, skizziert. Nach Homburg (1998) konnen grundsatzlich Methoden der ersten und jene der zweiten Generation unterschieden vjerden? Wahrend die Ansatze der ersten Generation (Cronbach'sches Alpha, Item-to-Total-Korrelation und exploratorische Faktoranalyse) vorwiegend in der Psychometrie entwickelt wurden, entstammt die zweite Generation (Indikatorreliabilitat,

Faktorreliabilitat,

durchschnittlich erfasste Varianz und Fornell/Larcker-Kriterium) dem Verfahren der konfirmatorischen Faktoranalyse: 1. Das Cronbach'sche Alpha misst die Reliabilitat einer Gruppe von Indlkatoren, die einem bestlmmten latenten Konstrukt zugeordnet werden. Der bestimmte Wert gibt das AusmaB der internen Konsistenz der Indikatoren an und berechnet sich als Mittelwert aller Korrelationen, die sich ergeben, wenn alle Indikatoren eines Konstrukts in alien Konstellationen in zwei Halften geteilt werden und die Summon der beiden Indikatorenblocke miteinander korreliert werden.^ Das Cronbach'sche Alpha wird nach folgender Formel berechnet:"

Cronbach'sches Alpha k

a =

1

- I a,

Antvl tier IndikjtorBn. div 9tnvn Faktor £U||Bordnet wsrcten

. vansnz dw Au«pragung«fl tin Man IndikAlon

k-1 ^t

Vsnatu der SuFnme der AuvprflOungen slier Indikalomn des Fektcr^

Abbildung 53: Cronbach'sches Alpha

Das Cronbach'sche Alpha nimmt einen Wert von Null bis Bins an, wobei ein hoher Wert auf ein hohes Mali an Reliabilitat schlieUen lasst. Als Richtwert

^ ^ ^ "

Vgl. Campbell (1960), S. 547; Peter (1981), S. 135. Vgl. Homburg (1998), S. 72 f. Vgl. Carmines/Zellers (1979), S. 45; Homburg/Glering (1996), S. 8. Vgl. Peter (1979), S. 8.

241 fur eine akzeptable Reliabilitat wird im Schrifttum eine Auspragung von 0,7 genannt.^ Dieser Wert soil auch fur die vorliegende Arbeit als Grenzwert dienen. Aucli wenn das Cronbach'sche Alpha das am haufigsten verwendete

Gutekriterium

der ersten

Generation

darstellt,

so

ist

dessen

Anwendung mit einigen Nachteilen verbunden.^ Demnach ist eine inferenzstatistische Beurteilung auf Basis eines Tests nicht moglich. Darijber hinaus ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten, dass der Wert positiv mit der Anzahl der Indikatoren des Konstrukts korreliert.^ Schlielilich liegt der Berechnung noch die implizite Annahme zugrunde, dass alle indikatoren ein

eindimensionales

Set

beschreiben

und

die

gleiche

Reliabilitat

aufweisen.* 2. Die Item-to-Total-Korrelation (ITG) meint die Korrelation der Auspragung eines Indikators mit der Summe der Auspragungen aller einem Konstrukt zugeordneten Indikatoren. Je hoher die Korrelation ausfallt, desto hoher ist auch das erreichte Ausmali an Reliabilitat. In Aniehnung an Churchill (1979) sollen jene Indikatoren des Messinstruments mit dem geringsten ITC eliminiert werden, wenn das Cronbach'sche Alpha nicht die ausreichende GCite aufweist.® 3. Die exploratorische Faktoranalyse zielt darauf ab, die Indikatoren hinsichtlich ihrer zugrunde liegenden Faktorstruktur zu untersuchen. Anhand der erhaltenen Zuordnung der Indikatoren zu Faktoren kann die Konvergenzund Diskriminanzvaliditat bewertet werden.® Werden nur die Indikatoren eines einzelnen Faktors analysiert, so sollte im Hinblick auf die Konvergenzvaliditat auch nur eine einfaktorielle Struktur erkannt werden. Daruber hinaus muss mindestens die Halfte der Varianz der zugehorigen Indikatoren durch den extrahierten Faktor erklart werden und die Faktorladungen der einzelnen Indikatoren mindestens 0,4 betragen.'^ Werden alle reflektiv gemessenen Faktoren simultan betrachtet, so muss die theoretisch

Vgl. Nunally (1978), S. 245; Peterson (1994), S. 381. Vgl. Peterson(1994), S. 382. Vgl. Cortina (1993), S. 101 ff. Vgl. Gerbing/Anderson (1998), S. 190. Vgl. Churchill (1979), S. 68; Homburg (1998), S. 86. Vgl. Churchill (1979), S. 69; Homburg (1998), S. 86. Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 12.

242

postulierte Faktorenstrukturerkannt werden, wobei die Indikatoren bezuglich des zugeordneten Faktors eine hohe und bezuglich der anderen Faktoren moglichst eine niedrige Ladung aufweisen soilten. Bei der mehrfaktoriellen Analyse wird daruber hinaus auf die Metliode der Hauptachsenanalyse zuruckgegriffen. Diese besagt, dass die extrahJerten Faktoren als Ursacfie fur die Varianz der Indikatoren interpretiert werden konnen und somit dem Verstandnis reflektiver Messmodelle und ihren Korrespondenzregein entsprechen, wobei die Varianz eines Indikators nicht vollstandig durch den extrahierten Faktor erklart wird und der Startwert der Kommunalitatenschatzung unter Bins liegt. Die der Hauptaclisenanalyse zugrunde liegende Fragestellung lautet wie folgt: „Wie lasst sicli die Ursache bezeichnen, die fur die hohen Ladungen der Variablen auf diesen Faktor verantwortlich ist?" Im Gegensatz dazu nimmt die Hauptkomponentenanalyse keinen kausalen Zusammenhang zwisclien Indikator und Faktor vor, sondern versuclit die Datenstruktur mit moglichst wenigen Faktoren wiederzugeben, wobei die Varianz eines Indikators vollstandig durch den extrahierten Faktor erklSrt wird und der Startwert der Kommunalitatenschatzung 1 ist.^ Es soil somit eine Verdichtung der Daten durch eine umfassende Reproduktion der Datenstruktur mit moglichst wenigen Faktoren erreicht und folgende Frage beantwortet werden: „Wie lassen sich die auf einen Faktor hoch ladenden Variablen durch einen Sammelbegriff zusammenfassen?"^ Erganzend soil in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass nicht von der unrealistischen Annahme der vollstandigen Unabhangigkeit der Faktoren (Orthogonalitat) ausgegangen wird, und daher eine schiefwinklige Oblimin-Rotation durchgefuhrt wird.^ Daruber hinaus erieichtern diese rotierten Faktorlosungen die Interpretation der Daten.'* Neben der extrahierten Faktorstruktur, der erklarten Varianz und den Faktorladungen der Indikatoren dient die exploratorische Faktoranalyse im Rahm-

Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 292 f. Zwischen einer exploratorlschen und konfirmatorischen Faktoranalyse konnen die Faktorladungen der einzelnen Items aufgrund dieses UnterschJedes varlleren. Vgl. Gefen/Straub (2005), S. 91 ff. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 300. Vgl. Norusis(1990), S. B142.

243

en dieser Untersuchung auch einer Prufung der Eignung der Korrelationsmatrix. Backhaus et al. (2003) schlagen die Kennzahl Measure of Sampling Adequancy, welche auch unter dem Begriff Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium (KMO) bekannt ist, vor.^ KMO beschreibt, in welchem Ausmali die Ausgangsvariablen zusannmengehoren und dient somit als Indikator, ob eine Faktorenanalyse sinnvoll erscheint oder nicht. Es eriaubt sowohl eine Beurteilung der Korrelationsmatrix insgesamt als auch einzelner Variablen. Bei einem Wertebereich von Null bis Eins wird im Schrifttum eine Auspragung von mindestens 0,8 als wunschenswert erachtet. Kaiser/Price (1974) bewerten Werte unter 0,5 als unacceptable, kleiner als 0,6 als miserable, kleiner als 0,7 als mediocre, groUer als 0,7 als middling, grower als 0,8 als meritorious und schlieUlich groUer als 0,9 als marvelous.^ Das Kriterium gilt nur dann als erftillt, wenn daruber hinaus auch nur genau die Anzahl an Faktoren extrahiert wurde, die der theoretischen Konzeptionalisierung entspricht, wobei die Zahl der extrahierten Faktoren der Zahl der Faktoren mit einem Eigenwert grol^er als Eins entspricht.^ In der Literatur w/ird das Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium

als das beste zur Verfugung

stehende Verfahren zur Prufung der Korrelationsmatrix angesehen, weshalb seine Anwendung vor der Durchfiihrung einer Faktoranalyse auf jeden Fall zu empfehlen ist."* Auch wenn die zuvor genannten PriJfgroUen eine erste Bewertung der Reliabilitat und Validitat reflektiver Messmodelle eriauben, sind sie doch mit Nachtellen verbunden. So besteht beispielsweise der methodlsche Kritikpunkt bei alien Kriterien der ersten Generation, dass eine differenzierte Reliabilitatsbetrachtung auf der Ebene einzelner Indikatoren nicht mogllch ist. Die Kriterien der zweiten Generation versuchen diese Probleme durch verbesserte Validierungsmoglichkeiten zu vermeiden. In Aniehnung an Homburg/Giering (1996) und Homburg (1998) werden fur die vorliegende Untersuchung die Indlkatorrellabilitat, die Faktorreliabilitat, die durch-

Vgl. Stewart (1981), S. 57; Backhaus et al. (2003), S. 276. Vgl. Kaiser/Price (1974), S. I l l ff. Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 12; Gerbing/Anderson (1988), S. 190; Backhaus et al. (2003), S. 295. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 276 f.

244

schnittlich erfasste Varianz sowie das Fornell-Larcker-Kriterium wie folgt definiert: 1. Die Indikatorreliabilitat gibt fur jeden Indikator den Anteil seiner Varianz, der durch den extrahierten, zugehorjgen Faktor erklart wird, an. Die verbleibende Varianz wird dem iVIessfeiiier zugewiesen. Sie entspricht der quadrierten standardisierten Faktorladung, wobei ihr Wertebereich zwischen Null und Bins liegt. In letztgenanntem Fall wijrde eine perfekte Messung ohne Einfluss eines Messfehlers vorliegen.^ Als akzeptabler Mindestwert tiat sich im Schrifttum fiJr PLS ein Wert von 0,5 durciigesetzt.^ 2. Von grofJer Tragweite ist die lokale Gutebeurteilung auf Konstruktebene. Die Faktorreliabilitat - auch als Construct Reliability oder Composite Reliability bezeichnet - gibt an, mil welcher Gute ein Faktor durch seine Indikatoren gemessen wird. Auch hier liegt der Wertebereich zwischen Null und Bins, wobei in der vorliegenden Arbeit zur Gewahrleistung einer ausreichenden Konvergenzvaliditat ein Mindestwert von 0,7 angenommen wird.^ 3. Neben der Untersuchung der Indikator- und Faktorreliabilitat bedarf es auch einer Analyse der Diskriminanzvaliditat. HierfiJr wird die durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) herangezogen, welche die gemeinsame Varianz von Indikatoren und Faktor untersucht. Die Messung eines Faktors gilt als valide, wenn sie mehr als die Halfte der Varianz der manifesten Variablen erklart, weshalb ein IVIindestwert von 0,5 gefordert wird."* 4. GemaU dem Fornell-Larcker-Kriterium kann dann von einer ausreichenden Diskriminanzvaliditat ausgegangen werden, wenn die DEV einer latenten Variable groKer ist als jede quadrierte Korrelation dieser latenten Variable mit einer anderen latenten Variable im Untersuchungsmodell.^

Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 10. Vgl. Carmines/Zeiler (1979), S. 27. Vgl. Nunally (1978), S. 245; Barclay/Higgins/Thompson (1995), S. 285 ff.; Compeau/Higgins (1999), S. 118 ff.; Agarwal/Karahanna (2000), S. 665 ff. Vgl. Fornell/Larcker (1981), S . 39 ff.; Bagozzi/Baumgartner (1994), S. 402; Barclay et al. (1995), S. 285 ff.; Homburg/Baumgartner (1995), S. 170; Homburg (1998), S. 89. Vgl. Fornell/Larcker (1981), S. 46; Krafft/Gotz/Liehr-Gobbers (2005), S. 75.

245

Eine zusammenfassende Ubersicht der Gutebeurteilung der Reliabilitat und Validitat reflektiver Messmodelle fur die vorliegende Untersuchung liefert Tabelle 12. Kiflvrluni

Bttuy Mbi M

GMwratian

Antorderung

Cronbachsches Alpha

1. Generation

Fahtor

Item-to-TotalKorrelalion(lTC)

1. Generation

Indikalor

G«nnge ITC 3tG indtz ftir EliminaUon bei zu ^rtngwn Cr^nb^c^'sch^n Alpha

Exploratorische Faktoranalyse

1. Generation

FMor

Exuaktfon eines Faklors 2 50% VarianzArKlarur>g FakLOTladungen der indikatoren 3uf dte £L>georxJneten Fai^lcren £ O.A

Gesamtmodfltl (nur reflektlve Messmodelte)

ErkenFwrr der vermuleterr Faklorensmjklur Faktodadungen der (mtikataren i OA

indikalor

2 0.S

?07

Indikatormliabilitat

2. Generation

Faktorreliabilttdt

2 Generation

Fakior

2 0.7

Durehschnittlicti erfasste Vansnz (DEV)

2. Generation

Faklor

250%

Fomell-Larcl^erKritehom

2. Generation

Gesarntmoden (nur reOehtive Mes&modeiie)

Ogrcnschnittik^ eriasste Varranz ernes Faktors grCGer als quadnerte Korreiaton diesM Fakiors mrt jedefn anderan Faklor

Tabelle 12: Zusammenfassung der GiJtemaKe fiir reflektive Modelle 4.2.1.3 Formative Messmodelle Nachdem in Abschnitt 4.2.1.2 das reflektive Messmodell im Mittelpunkt des Interesses stand, folgt nun analog dazu die Skizzierung formativer Messmodelle. Im Einzelnen sollen hierbei das Grundverstandnis, eine allgemein gijltige Verfahrensweise zur Entwicklung sowie die Gutebeurteilung werden.

246

4.2.1.3.1 Grundverstandnis Die Korrespondenzregein eines formativen Messmodells weisen Im Gegensatz zum reflektiven Messmodell eine Wirkungsbeziehung von der Beobachtungs- hin zur Theorieebene auf. Die manifesten Variablen formen und begrtinden somit die latente Variable. Sobald sicli ein Indikator andert, wird somit die AusprSgung des theoretischen Konstrul^ts verandert. Daraus folgt ebenfalls, dass ein formatives Konstrul
X^^ §1 i L

(jjj

W1/

Xi

UJj

X2

X3

_____J^^

--S^L^ ^13

Abbildung 54: Formatives Messmodell mit drei Indikatoren

Das Messmodell wird in dem entsprechenden Variablenblock als ein multiples lineares Regresslonsmodell verstanden, wobel die Koeffizienten u)(m)j als Gewichte {Weights) der Indikatoren bei der llnearkombinatorischen Berechnung

Vgl. Chin (1998a), S. IX; Eggert/Fassot (2003), S. 19 ff. In Aniehnung an Fassott/Eggert (2005), S. 39.

247

der latenten Variable eingehen. Wird das Messmodell als fehlerbehaftet angesehen, bezeichnet ^(m) den Fehlerterm der Messung (vgl. Abbildung 55).^

Fonnatives Messglelchungssystem ^ { m ) - , I X(m)i^(m)i+^(m)

nn= 1

M

Abbildung 55: Formatives Messglelchungssystem

Zur Entwicklung eines formativen Messmodells schlagen Diamantopoulos/ Winklhofer (2001) eine zweistufige Vorgehensweise vor:^ 1. Zu Beginn ist eine prazise Definition der l
of definition is extremly important to causai

indicators".^ Dies begrunden sie damit, dass die latente Variable durch die Gesamtheit der Indikatoren reprasentiert wird. Fassott/Eggert empfehlen, auf Grundlage

einer

Literaturdurchsicht

oder

(2005)

qualitativer

Vorstudien eine schriftliche Definition des Konstrukts festzuhalten.'' 2. In einem zwelten Schritt gilt es, die Indilcatoren des IVIessmodells zu generieren. HIerbei muss auf die zuvor erarbeitete Definition rekuriert und sichergestellt werden, dass alle Facetten abgedeckt sind. Nur so kann eine inhaltliche Validitat gewahrleistet werden.^ Im Rahmen von Pre-Tests kann daruber hinaus eine Uberprufung der Messmodelle auf Expertenvaiiditat durciigefuhrt werden. Anderson/Garbing (1991) folgend, konnen hierfur zufallig angeordnete Indikatoren Probanden vorgelegt werden, die gebeten werden, eine Zuordnung der Indikatoren zu den einzelnen Konstrukten vorzunehmen.® Zur Beurteilung der Eindeutigkeit der Zuordnung von Indikatoren, schlagen die Autoren zwei Indizes vor. Der psa-index zeigt das AusmaU der Ubereinstimmung zwischen der a priori beabsichtigten und der

Vgl. Bollen/Lennox (1991), S. 306. Vgl. Diamantoloulos/Winklhofer(2001), S. 271 ff. Nunnally/Bernstein (1994), S. 484. Vgl. Fassott/Eggert (2005), S. 40. Vgl. Bollen/Lennox (1991), S. 308. Vgl. Anderson/Gerbing (1991), S. 734 ff.

248

tatsachlichen vorgenommenen Zuordnung eines Indikators und setzt die Anzahl der Obereinstimmungen mit der Anzahl der Probanden in ein Verhaltnis. Der Wertebereich iiegt zwischen Null und Eins, wobei ein hoherer Wert auf ein hoheres Mali an Ubereinstimmung schlieUen lasst. Der Csv-lndex misst die inhaltliche Relevanz eines Indikators und ergibt sicli aus dem Verhaltnis der Differenz zwischen der Anzahl der richtigen Nennungen und der am haufigsten genannten falschen Nennung sowie der Anzahl der Probanden. Bel einem Wertebereich zwischen -1 und +1 deuten negative Werte auf eine hohe inhaltliche Relevanz fur ein anderes als das a priori bestimmte Konstrukt hin. 4.2.1.3.2 GiJtebeurteilung formativer Messmodelle Die GiJtebeurteilung formativer Messmodelle unterscheidet sich stark von reflektiven Messmodellen, da eine Umkehr der Kausalitat gegeben ist.^ So konnen weder die Unidimensionalitat des Konstrukts noch die Indikatorreliabilitat, die interne Konsistenz und die Diskriminanzvaliditat als GiJtekriterium herangezogen werden, da formative Indikatoren nicht hochgradig korrelieren mijssen.^ Hulland (1999) foigert diesbezijglich: „The very nature of formative measurement renders irrelevant traditional assessments of convergent validity and individual item reliability.'^ Fur die voriiegende Arbeit werden die beiden im Schrifttum am haufigsten angewandten Kriterlen - Indikatorrelevanz und die externe bzw. nomologische Validitat - zur Gutebeurteilung herangezogen.'* Mit Hilfe der Indikatorrelevanz wird die Bedeutung eines jeden Indikators fur die Konstruktbildung geprtift. Dabei optimiert der PLS-Ansatz die Gewichte der einzelnen Faktoren, um den Anteil der erklarten Varianz des latenten Faktors zu maximieren. Valide Gewichte von Indikatoren eines formativen Messmodells konnen, mijssen aber nicht positive Korrelationen aufweisen. Somit ist ein Vergleich mit den Ladungen der Indikatoren von reflektiven Messmodellen nicht moglich. Indikatoren, die nur ein geringes Gewicht aufweisen, durfen jedoch aus Grtinden der inhaltlichen Validitat nicht eliminiert oder als durftig

^ ^ "

Vgl. Diamantopoulos (1999), S. 453 f. Vgl. Krafft (1999), S. 124 f.; Rossiter (2002), S. 307 f. Hulland(1999), S. 201. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 204 ff.

249

interpretiert werden.^ Die Grunde hierfijr liegen in der theoretischkonzeptionellen Zuordnung der Indikatoren zu dem jeweiligen Konstrukt.^ Walirend innerhalb eines reflektiven Messmodells Indikatoren mit zu geringer Ladung eliminiert warden diirfen, wurde das Streichen zu einer Verfalschung des substanzieilen inliaits des betrachteten Konstrukts fuhren.^ Neben der Interpretation des Gewichts eines Indikators, sind die Indikatoren auf Multikollinearitat zu prijfen. Hierunter wird der Grad der linearen Abhangigkeit der

Indikatoren

untereinander

verstanden.

Das

Vorliegen

von

hohen

Korrelationen zwischen einzelnen Indikatoren kann zu starken Verzerrungen der Parameterschatzungen fijhren.'* Dies wird damit erklart, dass der singulare Einfluss eines Indikators nicht isolierbar ist und die Varianz der Schatzung von dessen Einflussparametern gegen unendlich tendieren wijrde.^ Da nun formative Messmodelle auf der Methodlk der multiplen Regressionsanalyse fuUen,

wird

der

Standardfehler

der

Koefflzlenten

mit

zunehmender

Multikollinearitat grolier.^ Backhaus et al. (2003) schreiben diesbezuglich; „Bei perfekter Multikollinearitat ist die Regressionsanalyse [...] rechnerisch nicht mehr durchfijhrbar.'" Einen ersten Hinweis fur das Vorliegen von Multikollinearitat bietet die Korrelationsmatrix mit den Korrelationskoeffizienten der betrachteten Indikatoren. Da diese jedoch nur eine paarweise Abhangigkeit darstellt, sollte als zweites Prufkriterium der so genannte Variance Inflation Factor (VIF) dienen. Dieser stellt den Kehrwert der Toleranz dar.° Dieses Mad basiert auf dem Varianzanteil eines Indikators, welcherdie ubrigen Konstruktindikatoren erklart.^ Der minimale Wert des VIF betragt Eins und wird erreicht, wenn die Toleranz ebenfalls 1 betragt und somit alle betrachteten Indikatoren vollkommen unab-

Vgl. Chin (1998b), S. 307. Vgl. Bollen/Lennox (1991), S. 308. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 202. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 88. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 272. Vgl. Krafft/Gotz/Llehr-Gobbers (2005), S. 78. Backhaus et al. (2003), S. 88. Vgl. Eckey/Kosfeld/Dreger (2001), S. 93. Vgl. Krafft/Gotz/Llehr-Gobbers (2005), S. 79.

250

hangig sind. Im Schrifttum wird ein VIF bis zehn noch als ausreichend erachtetJ Neben der Indikatorrelevanz muss bei formativen Messmodellen auch eine Uberprijfung der externen bzw. nomologischen Validitat erfolgen.^ Der PLSAnsatz unterstellt bei formativen IVIessmodellen eine fehlerfreie l\4essung, die jedoch in der Praxis nur selnr selten realisierbar ist. IVIit Hilfe einer zusatzlich erhobenen reflel
lufuritMn

AniovopmiiQ

IndikatorRelevanz

Indikator

Interpretation der Gewicfite

MultikallineahtSt

Indikator

Variance Inflation Factor< 10 Paarweisa IridikatorkorTalationen mSglichst gering

Exteme brw. nomologische Validitat

Faktor

Starke und thaoretisch postullerte Beziehung

Tabelle 13: Zusammenfassung der GutemaBe fur formative Modelle

Vgl. Burke Jarvls/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 202 ff.; Krafft/Gotz/Llehr-Gobbers

(2005), S. 79. Vgl. Relnartz/Krafft/Hoyer (2004), S. 298 f. Vgl. Chin (1998a), S. IX. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 272 ff. Vgl. Rindskopf(1984), S. 37ff.

251

Eine andere Meinung bezuglich der Validierung von formativen Messmodellen vertritt Rossiter (2002).'' Dieser ist der Ansicht, dass keine inferenzstatistischen Tests in der Lage sind, ein derartiges Messmodell hinsichtlich seiner Validitat zu prijfen. Er ist der Ansicht, dass: „[there is] only one type of validity that is essential: content validity. Content validity is an appeal to reason, conducted before the scale is developed, that the items will properly represent the construct'^ Diese stark polarisierende IVIeinung soil im Rahmen dieser Untersuchung nicht weiter verfolgt werden. 4.2.1.4 Messmodelle zweiter Ordnung Die zuvor genannten Kriterien fokussieren sich auf die einfache Beziehung zwisciien nnanifesten Indikatoren und latenten Konstrukten, welche auch als Konstrukte erster Ordnung bezeichnet werden konnen.^ Es besteht jedoch auch die Mciglichkeit, dass konzeptionelle Konstrukte auf einer abstrakteren Ebene definiert werden und als Konstrukte zweiter Ordnung zu verstehen sind. In diesem Fall setzen sie sich aus mehreren formativen und/oder reflektiven Konstrukten erster Ordnung, die als ihre Dimensionen fungieren, zusammen.'* 4.2.1.4.1 Grundverstandnis Grundsatzlich konnen vier Hauptformen von Konstrukten zweiter Ordnung unterschieden werden, da sowohl die Konstrukte erster Ordnung als auch die Beziehung zwischen den Konstrukten erster und dem Konstrukt zweiter Ordnung formativ oder reflektiv sein konnen.

Vgl. Rossiter (2002), S. 308 ff. Rossiter (2002), S. 308. Vgl. Burke Jarvis/IVIacKenzie/Podsal
252

Abbildung 56: Alternative Konstrukte zweiter Ordnung^

In Abbildung 56 werden diese Grundtypen dargestellt. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003) betonen jedoch, dass auch Mischformen, die sowohl formative als auch reflektive Konstrukte erster Ordnung enthalten und wie dargestellt in der vorliegenden Untersuchung vorliegend gebildet werden konnen, und konstatieren: „ln addition, it is a/so possible for a model to contain a mixture of formative and reflective indicators. Mixed models could result either because some of the first-order dimensions are formative indicators of the second-order construct and some are reflective indicators of the second-order construct or because some of the first-order dimensions

In Aniehnung an Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 205.

253

themselves have formative Indicators and some have reflective Indicators."^ Hinsichtlich

der

Beziehung zwischen

erster

und zweiter

Ebene

kann

nachstehender Unterschied festgestellt werden.^ Wird ein ubergeordnetes Konstrukt durch seine Dimensionen manifestiert, so liegt sine reflektive Beziehung vor und man spriclit von einem Superordinate Construct.^ Analog zu einem einfachen reflektiven Messmodell dienen auch hier die Dimensionen als manifestierende Indikatoren, die jedoch im Unterschied latent und nicht direkt

messbar

sind.

Die

Berechnung

erfolgt

im

Rahmen

einer

konfirmatorischen Faktoranalyse zweiter Ordnung." Im Gegensatz hierzu spricht man von einem Aggregate Construct,^ wenn das Konstrukt zweiter Ordnung als Funktion seiner Dimensionen - gemali formativer Korrespondenzregeln - gebJldet wird.® 4.2.1.4.2 Berechnung eines formativen Konstrukts zweiter Ordnung Zur Spezifizierung und Berechnung eines formativen Konstrukts zweiter Ordnung werden im internationalen Schrifttum uberwiegend drei mogliche Ansatze beschrieben. Das Hierachical Component Model nach Wold folgt dem Ansatz der Repeated Indicators und schlagt vor, dass die Indikatoren der Konstrukte erster Ordnung direkt als manifesto Variablen des ubergeordneten Konstrukts definiert werden.^ Es soli insbesondere dann angewendet werden, wenn aile Messmodelle gleich viele Indikatoren aufweisen.® Im Rahmen des zweiten Ansatzes wird das multidimensionaie Konstrukt als Summe der gleichgewichteten Faktorwerte der Dimensionen berechnet. Edwards (2001) zufolge entspricht jedoch diese Gleichbehandlung aller Dimensionen nicht den statistischen Anforderungen.^

Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 204. Vgl. zu einer Taxonomie multidimensionaler Konstrukte LawA/Vong/Mobley (1998), S. 741 ff.; Law/Wong (1999), S. 143 ff. Edwards (2001), S. 146. Vgl. Edwards (2001), S. 146. Edwards(2001), S. 147. Vgl, Bollen/Lennox (1991), S. 305 ff.; Edwards/Bagozzi (2000), S. 155 ff. Vgl. Lohmbller (1989), S. 130 -133. Vgl. Chin (1998a), S. VII. Vgl. Edwards (2001), S. 154 ff.

254

Da sich das Konstrukt zweiter Ordnung Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen sowohl aus formativ als auch reflektiv gemessenen Konstrukten zusammensetzt und den aktuellen Entwicklungen in der wissenschaftlichen Forschung Rechnung getragen werden soil, wird bei der Berechnung des latenten Konstrukts zweiter Ordnung in der vorliegenden Arbeit auf ein Vorgehen, welches der international gangigen Forschungspraxis im Rahmen der Analyse formativer Konstrukte zweiter Ordnung entspricht (vgl. auch Forneli/Bookstein (1982), Agarwal/Karahanna (2000), Edwards (2001) und Yi/Davis (2003)), zurijckgegriffen.^ Fur diese Wahl spricht auch, dass die Messmodelle der vier Dimensionen unterschiedlich viele Indikatoren aufweisen und dass theoretisch ein unterschiedlich starkes Gewicht eben dieser erwartet werden muss.^ Vier Schritte mussen hierbei durchlaufen werden: 1. Bestimmung der Faktorwerte: Fur jede Dimension des ubergeordneten Konstrukts wird ein Faktorwert pro Beobachtung berechnet. Als standardisierter Wert gibt er die Auspragung des Faktors fur jeden Fall an.^ 2. Messmodellspezifikation: Das Konstrukt zweiter Ordnung wird nun als formatives Konstrukt spezifiziert, wobei die zuvor berechneten Faktorwerte direkt als dessen Indikatoren fungieren. 3. Bestimmung der Ladungen: Im Rahmen einer Hauptkomponentenanalyse, welche im Gegensatz zur Hauptachsenanalyse ein rein numerisches Verfahren darstellt und nicht von statistischen Modellvoraussetzungen ausgeht, werden die Ladungen und nicht die Gewichte der Faktorwerte bestimmt, obwohl es sich urn ein formatives Konstrukt handelt. Dies wird im Schrifttum mit der IVlultikollinearitatsgefahr begriJndet, die hohe Schatzfehler zur Folge haben konnte." Agarwal/Karahanna (2000) und Yl/Davis (2003) beziehen sich hierbei auf Forneli/Bookstein (1982).^ 4. Bestimmung des Composite-Scores: Die zuvor berechneten Faktorwerte (Schritt 1) werden mit den jeweiligen Ladungen (Schritt 3) multipiiziert und

Vgl. Forneli/Bookstein (1982), S. 440 ff,; Agarwal/Karahanna (2000), S. 665 ff.; Yi/Davis (2003), S. 159 ff.; Edwards (2001), S. 147 ff. Vgi. Abschnitt 2.4.3.4. Vgi. Backhaus et al. (2003), S. 302. Vgl. Forneli/Bookstein (1982), S. 440 ff.; Yl/Davis (2003), S. 160. Vgl. Aganwal/Karahanna (2000), S. 665 ff.; Yi/Davis (2003), S. 160.

255

zu einem einzigen Wert, der das Konstrukt zweiter Ordnung darstellt, aggregiert. Yi/Davis (2003) beschreiben diesen Schritt folgendermaBen: „The firstorder factor scores were ttien multiplied by their loadings and summed to derive a composite second-order [...] score for each respondent."^ Dieser Composite-Score des Konstrukts zweiter Ordnung geht anschllefiend als manifester Wert in die Berechnung der Strul
Falttorwert-basierte Konstrultte Hierarchical Component IModei Ungewichtete Faittorwerte • Indikatoren aller Dimensionen messen direkt das Konstrukt 2. Ordnung • Vgl. Lolimoller (1989), Cliin (1998)

• Faktorwerte der Dimensionen werden summiert und ergeben den Faktorwert des ubergeordneten Konstrukts •Edwards (2001)

Loadings-gewicliete Falttorwerle • Faktorwerte werden mit liiren Ladungen, die in einer konfirmatorischen Faktoranalyse ermittelt wurden, gewiclitet und summiert • Forneil/ Bookstein (1982), Agrawahl/Karahianna (2000), Yi/Davis (2003),

Bestimmung Faktorwerte • Berechnung der Faktonwerte fur jade Dimension des Konstrukts 2. Ordnung

, Spezifikation ) Konstrukt 2. Ordnung

\

Bestimmung ) Ladungen der / Dimensionen .

, Bestimmung ^Composite-2Order-Wert

Sestimmung )Vyirkungsbezietiung

• Diese Fakton/verte bilden als formative Indikatoren das Konstrukt 2. Ordnung

• Wegen Multikollinearitatsgefahr werden die Ladungen in einer konfirmatorischen Faktoranalyse identifziert

• Die Faktonwerte werden mit ihren Loadings multipliziert

* AbschlieHand werden die gewichtelen F-aktor,verie 2u einerri Gomposit"2-0rderWert sumnliert

Abbildung 57: Berechnung von formativen Konstrukten 2. Ordnung in PLS

'

Yi/Davis (2003), S. 160.

^

Vgl. Yi/Davis (2003), S. 160.

^

Yi/Davis (2003), S. 160.

\ /

256

4.2.2 Strukturmodellspezifikation Nachdem in einem ersten Schritt die Fal
^ ^ ^

Vgl. im Folgenden Betzln/Henseler (2005), S. 49. Den Ausgangspunkt des PLS-Verfahrens bilden M Blocke manifester Variablen, die Jewells J(m) (m = 1 ....IVI) Variablen enthalten sollen. Vgl. Abschnitt 4.2.1.

257

manifester und intervallskalierter Variablen durch jeweils eine latente Variable reprasentiert werden. Das Strukturgleichungssystem beschreibt die kausale Beziehung zwischen den latenten Variablen als multiples lineares Regressionsmodell, wobei die latente Variable ^(m) den Regressand ihrer im Pfadmodell auftretenden direkten Vorganger darstellt ^(i) (vgl. Abbildung 58). Die Notation y(mi) steht hierbei fur den Pfadkoeffizienten; e(m) fur FehlergroUen, von denen angenommen wird, dass sie den Enwartungswert 0 besitzen.^

Strukturgleichungssystem

S(m)

ZS(i)Y(ml)"''^{m)

m= 1

M

Abbildung 58: Strukturgleichungssystem

4.2.2.1.2 Der PLS-Schatzalgorithmus Aufbauend auf eine Initiaiisierung besteht der PLS-Schatzalgorithmus aus zwei zweistufigen Schritten. Eingangs soli dieser Ablauf anhand eines einfachen Beispiels mit nur zwei latenten Variablen eriautert werden (vgl. Abbildung 59), bevor dann der Algorithmus fur allgemeine Modelle mit mehreren Variablen beschrieben wird.^ SchrJtt 0: In einer ersten Iteration erhalt die abhangige latente Variable 52den Startwert eines beliebigen zugehorigen Indikatorwerts (z.B. X2i)Schritt 1: Mit Hilfe einer multiplen Regression mit ^2 als abhangiger Variable und Xn Xip als unabhangige Variablen werden die Regressionsgewichte ojn Wip geschatzt. Schritt 2: Daran anschlieliend lasst sich ^1 als Linearkombination aus X11

Xip mit den Gewichten Wn

ojip bilden.

Vgl. Fornell/Cha (1994), S. 52 ff., wobei die kausale Beziehung zwischen manlfesten und deren latenten Variable im Pfadmodell durch ein Messgleichungssystem beschrieben wird. Vgl. im Folgenden Betzin/Henseler (2005), S. 54 ff.

258

Schritt 3: Die Ladungen A21

A2q werden im Anschluss mit Hilfe einer

Serie einfacher Regressionen mit ^1 als unabhangige Variable und X21, ..., X2q als abhangige Variablen geschatzt. Die Ladungen A21 werden spater in Gewichte umgeformt.

hq

Schritt 4: Ein neuer Schatzwert fur ^2 wird mit diesen Gewichten als Linearkombination aus X21

X2q ermittelt

P

*

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Stnjklurm Odell

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M assmodall der laQanTan axogerren Vanablfl

S11

^

*I*WOf«„

Mesamodell der latent^ endogenen Vanablfl 1

Abbildung 59: Modell mit zwel latenten Variablen^

Bei der Ausweitung des Algorithmus fur melir als zwei latente Variablen werden fur die latente Variable ^j nicht nur ein, sondern zwei verschiiedene Scliatzwerte ermittelt. Diese werden als aufierer Schatzwert Yj des Messmodells und als innerer Schatzwert Zj des Strukturmodells bezeichnet, wobei iterativ in jedem Schritt jeweils abwechseind ein Schatzwert fixiert wird, wahrend die Gewichtungsfaktoren und die Schatzwerte berechnet werden. Folgende Schritte des Schatzalgorithmus werden hierbei durchlaufen: Schritt 0: Wahrend der Initialisierung wird ein erster auUerer Schatzwert fur jede latente Variable ermittelt. Dieser kann grundsatzlich einer jeden Linearkombination der zugehorigen manifesten Variablen entsprechen. Chatelin et al. (2002) schlagen vor, das Gewicht des ersten Indikators auf eins und die anderen auf Null zu setzen.^ Die latente Variable ^jentsprache somit der ersten manifesten Variable.

Quelle: Henseler (2004), S. 5. Vgl. Chatelin et al. (2002), S. 9.

; \ '" ; : : : :

259

Schritt 1a: Als Vorbereitung fur die innere Schatzung der latenten Variablen erfolgt die Schatzung der inneren Gewichte eji. Wobei liierfur das Zentroid-, das Faktorgewichtungs- und das Pfadgewichtungsschema zur Wahl stehen. Bei erstgenannter Methods warden die inneren Gewichte eji dem Vorzeichen der Korrelation zwischen Yj und Yi gleichgesetzt. Urn den Nachteil des Zentroidschemas - die sprunghafte Veranderung bei betragsmaliig sehr l
grolite

Gewlcht.

Modus

B

berechnet

die

Gewichte

als

Regressionskoeffizlentenvektor aus der multiplen Regression mit der inneren Schatzgrolie Zj als abhangige und den zur latenten Variable ^j gehorenden manifesten Variablen XJH als unabhangige Variablen. Schritt 2b: Die aufiere Schatzung der latenten Variablen erfolgt mittels einer Linearkombination der zugeordneten manifesten Variablen. Dieser Ablauf wiederholt sich so oft, bis ein zu definierendes Abbruchkriterium erfullt ist. Wold (1982) empfiehit hierfur die Stabilitat der Schatzergebnisse bzw.

260

der Gewichteanderungen.^ Sobald die Gewichteanderung einen bestimmten Wert unterschreitet (z.B. 10"^), bricht der Algorithmus ab, wobei stets die auBere Schatzung der latenten Variablen den letzten Sclnritt darstellt. Naclidem nun die Messmodelle bestlmmt sind, erfolgt die Schatzung des Strul
Erst«Mung der Ausgangsldsung J«dfl lil«nta VshflblB wtrd siT nichttrivJBle LinearVombination d&rj«we^ljgen IrfdtkstorvirtiblBn ausg«dr(ickt

' Iterative Schiitutng der latenten Variatilen

Innare A p p r o x i m a t i o n MinimMnjrig 6br Varta/^ der Fehlervatmb^en d«r endo^nen Variablen im Strukturmodell

'' Auftere Approximation M^tmieRingderVananzdesM«58ffrhl«rsderlnd]Katofvsriablendes raflehtiven exogenen ttziN efxlogenen Messmcxlells

_ i j ^ - ^ ^ S o n verge nz-^~~~~~^ ^ " - - . . „ ^ ^ test ^^-^^

" Berechnung der Model 1 parameter BerecMnung der P^edkoeffiztenten im innerer Models

Abbildung 60: PLS-Schatzalgorithmus^

Abbildung 60 verdeutlicht abschlieBend die wichtigsten Phasen des PLSAlgorithmus. Aufbauend auf eine Ausgangslosung (Initialislerung) folgt die iterative Scliatzung der latenten Variablen mit der inneren und der auUeren Approximation. Nach erfolgten Konvergenztests werden die Pfadkoeffizienten des Strukturmodells berechnet.

Quelle: Gotz/Liehr-Gobbers (2004), S. 723.

261

4.2.2.2 Gutebeurteilung von Wirkungsbeziehungen Im Gegensatz zu kovarianzbasierten Verfahren konnen fiJr die PLS-Methode zur Messung der Gesamtgute des untersuchten Modells keine inferenzstatistischen Tests durchgefuhrt werden, da hier vergleichsweise weniger restriktive Verteilungsannahmen getroffen werden.^ Das

zentrale

Kriterium

zur

Beurteilung

des

inneren

Modells

eines

Strukturmodells stellt das BestimmtheitsmaB (R^) der endogenen Variablen aus den Regressionen des Wirkungsbeziehungsmodells dar.^ R^ misst die GiJte der Anpassung der Regressionsfunktion an die empirisch gewonnenen Daten {Goodness of Fit), wobei die Residualwerte - die Abweiciiung zwischen den beobachteten und den geschatzten Werten - die Basis bilden. R^ wird somit durch das Verhaltnis der erklarten und der gesamten Streuung bestimmt und entspricht dem Anteil der durch die exogenen Faktoren erklarten Varianz des endogenen Faktors. Hinsichtlich eines Grenzwerts, ab welcher Hohe ein R* als gut zu beurteilen ist, lasst sich keine allgemein giiltige Aussage treffen, da as hierbei sehr stark auf die Problemstellung ankommt.^ Bei einem Wertebereich zwischen Null und Eins ist aber grundsatzlich eine hohe Auspragung wiJnschenswert. Die einzelnen Pfadkoeffizienten des Strukturmodells werden als standardisierte P-Koeffizienten interpretiert, die aus der Kieinstquadratmethode resultieren. Erganzend erfolgt die Beurteilung der ReiiabilJtat der Pfadkoeffizienten mit Hilfe von Signifikanztests, die anhand approximierter, durch Sampling-Techniken generierter t-Statistiken, durchgefuhrt wird."* Aufgrund fehlender Verteilungsannahmen sind Aussagen zum Signifikanzniveau nur durch Resampling-Prozeduren moglich, wobei aufgrund eines relativen Standardfehlers die Bootstrapping- der JackknIfing-IUIethode vorzuziehen Ist.^ Im Rahmen der vorliegenden

Untersuchung

wurden

die

Bootstrapping-Routine

mit

500

Resamples durchgefuhrt.^ Bezuglich der Gutebeurteilung kann konstatiert

Vgl. Krafft/Gotz/Liehr-Gobbers (2005), S, 83. Vgl. Krafft/Gotz/Liehr-Gobbers (2005), S. 83. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 93. Vgl. Chin (1998b), S. 318 ff. Vgl. Efron/Tibshirani (1993), S. 145 f; Venaik/Midgley/Devlnney (2001), S. 20. Vgl. zur GroUe des Resamples von 500 bel der Anwendung der Bootstrapplng-Methode auch Chin (1998a), S. I ff.; Yi/Davis (2003), S. 260; DIbbern/ChIn (2005), S. 148.

262

werden, dass Pfadkoeffizienten, die kein ausreichendes Signifikanzniveau oder ein signifikantes und der Hypothesenformulierung entgegengesetztes Vorzeichen aufweisen, die zuvor aufgestellten Hypothesen widerlegen, wohingegen signifikante Pfade mit dem postulierten Vorzeichen die a priori definierten Beziehung emplrisch bestatigen.^ Tabelle 14 fasst die zentralen Gutekriterien zur Beurteilung von PLS-Strukturmodellen zusammen.^ KrilHlum

Bezugsebene

Antarderung

BestimmtheitsmaU

Pfadbeziehung

KeIn allgemein gUltiger MIndestwert Interpretierbar wte bei multlpler Regression

AusmalJ der Radkoeffizienten

Wiri^ungsbezieh ung

Kein aligemein gOltiger Mindestweft Interpretierbar als standardisierte Betas

Signifikanzniveau

Wirkungsbeziehung

Nachweis der Reliabilitat mit Hilfe von t-Statistiken ( BootstrappingVerfahren)

Tabelle 14: Zusammenfassung der GiitemaKe fiir das Strukturmodell

4.2.2.3 Einfluss situativer Variablen auf Wirkungsbezieliungen Baron/Kenny (1986) definieren eine situative (oder moderierende) Variable wie folgt: „ln general terms, a moderator is a qualitative [...] or quantitative [...] variable that effects the direction and/or strength of the relation between an independent or predictor variable and a dependent or criterion variable."^ Sie beeinflusst demnach die Starke des Wirkungszusammenhangs zwisclien einer exogenen und einer endogenen Variable. Nicht zuletzt da im Schrifttum wiederholt auf die grolie Bedeutung und die fehlende BeriJcksichtigung moderierender Variablen in Strukturgleichungsmodellen hingewiesen wurde,

Vgl. Krafft/Gbtz/Liehr-Gobbers (2005), S. 84. Vereinzelt wird im Schrifttum zur Gutebeurteilung von Strukturmodellen auch noch der Stone-Geisser-Test erw/ahnt. Dieser dient zur Uberprijfung der Prognoserelevanz eines Modells und zeigt an, wie gut die empirisch gewonnenen Daten mit Hilfe des Modells und der PLS-Parameter rekonstruiert werden konnen. Vgl. hierzu Geisser (1975), S. 320; Fornell/Ciia (1994), S. 71 ff.; Krafft/Gotz/Llehr-Gobbers (2005), S. 84 f. Da dieser Test im internationalen Sctirifttum nur seiir selten berucksichtigt wird, wird er in dieser Studie nicht bestimmt. Baron/Kenny (1986), S. 1174.

263

soil die Funktionsweise und die Berechnung der Wirl
f

Exogene Variable J

(

a\

Moderatorvanable J

x'Exogene Variable"^ V M o ^ rata rvariable^

b

(

Endogene Variable J

Abbildung 61: Moderator-Modell

Wie in Abbildung 61 dargestellt, wird zur Berechnung der Effel
Vgl. Homburg/Giering (2001), S. 47; Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 193. In Aniehnung an Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 107. Vgl. Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 107.

264

actually help provide a more accurate estimatior) for the interaction effect when using PLS."^ Die Berechnung von Interaktionsvariablen im Strukturmodell hangt davon ab, ob die exogene und die Moderatorvariable mittels eines reflektiven oder eines formativen

IVlessmodells operationalisiert werden.^ Liegen

aussclilieUlicii

reflektive IVIessmodelie vor, so werden in einem ersten Schritt die Indikatoren der exogenen und der Moderatorvariable standardisiert (IVlittelwert = 0; Varianz = 1) und daran anschlieliend die Indikatoren der interaktionsvariable mittels einer Multiplikation berechnet. Beispielsweise weist eine Interaktionsvariable neun Indikatoren auf, wenn sowohl die exogene als auch die Moderatorvariable durch drei Indikatoren gemessen wurden. Anders verhalt es sich, wenn mindestens eine Variable formativ operationalisiert wurde. Dann ist eine Indlkatormultiplikation nicht moglich. "Since formative indicators are not assumed to reflect the same underlying construct (i.e. can be independent of one another and measuring different factors), the product indicators between two sets of formative indicators will not necessarily tap into the same underlying interaction effect.'^ Stattdessen werden die (standardisierten) Faktorwerte auf Faliebene fur die exogene und die Moderatorvariable berechnet und fur die Bestimmung der Interaktionsvariable miteinander multipliziert. Aufbauend auf diesem Spezifikationsschritt kann die Berechnung der Effektstarke der moderierenden Variable erfolgen. Hierbei gilt grundsatzlich, dass die Hypothese bezijglich der moderierenden Variable unterstutzt wird, wenn die Interaktionsbeziehung (Pfad c in Abbildung 61) signifikant ist und das Vorzeichen der postulierten Wirkungsbeziehung aufweist.'' Die GiJte des Interaktionseffekts (auch Effektstarke / ^ genannt) kann anhand der Veranderung des BestimmtheitsmaBes (R^) der endogenen Variable

' ^ ^ "

beurteilt

werden,

wenn

zusatzlich

Vgl. Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 193. Vgl. Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 108. Chin/Marcolin/Newsted (2003), Appendix D. Vgl. Baron/Kenny (1986), S. 1174.

zur

exogenen

und

der

265

Moderatorvariable (Haupteffektmodell) auch die Interaktionsvariable zur Bestimmung der Varianz der endogenen Variable berucl<sichtigt wlrd.^

Effektitiirice p R2

R^

/^ = ''r^

HaupleffeldmDdell

Abbildung 62: Effektstarke moderierender Variablen

Im Schrifttum haben sich grundsatzlicli drei Werte zur Bestimmung von Interaktionseffekten etabliert. Bel Werten von 0,02 sind Interaktionseffekte als gering, bei 0,15 als moderat und bei 0,35 als groli einzuschatzen.^ Jedoch bewerten

Chin/Marcolin/Newsted

(2003)

auch

geringere

Werte

als

aussagekraftig: „Even a small interaction effect can be meaningful under extreme moderating conditions, if resulting beta changes are meaningful, then it is Important to take these conditions Into account.'^ Erganzend

zu

den

grundlegenden

Kriterien

zur

Analyse

von

WIrkungsbeziehungen in Strukturmodellen in Tabelle 14 fasst Tabelle 15 abscliliefiend die Kerninhalte des Gutemafies f zur Beurteilung von moderierenden Interaktionseffekten zusammen. Kriterium Effektstarke / '

B«zugaab«na Interaktionseffekl fur Pfadbezief^ung

^fordarung Signlfikanter Pfadkoeffizient der Interaktionsvariable Effektstarke > 0.02 (gering), 0,15 (malitg) und 0.30 (groli)

Tabelle 15: Zusammenfassung des GutemaRes fur situatlve Variablen

4.3 Zusammenfassende Darstellung des Priifschemas Aufbauend auf die bisherigen Uberlegungen kann die ganzheitliche Vorgehensweise der Operationalisierung theoretischer Konstrukte sowie der GiJtebeuteilung der Pfadkoeffizienten fur die vorliegende Untersuchung skizziert wer-

In Aniehnung an Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 195. Vgl. Cohen (1988), S. 37; Chin/Marcolin/Newsted (1996), S. 21 ff. Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 211.

266

den (Abbildung 63).^ Das gewahlte Prufschema orientiert sich an im internationalen Schrifttum etablierten Verfahren und stellt eine Synthese der Verfahren der Faktoranalyse nach Churchill (Methoden der ersten Generation) und Gerbing/Anderson (Methoden der zweiten Generation) sowie der PLSStrukturmodellanalyse nach Chin (1998a), Agarwal/Karahanna (2000), Edwards (2001), Chin/Marcolin/Newsted (2003) und Yi/Davis (2003) und dar.^ Den Ausgangspunkt bildet die Untersuchung der einzelnen Faktoren (sowohl die einzelnen Dimensionen des Konstrukts zweiter Ordnung Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen als auch die endogenen Erfolgswirkungen und moderierende Faktoren). Hierzu werden in einem ersten Schritt in Qbereinstimmung mit der theoretischen Konzeptionalisierung die Batterien manifester Indikatoren fur alle latenten Variablen entwickelt.^ Formative Messmodelle werden daraufhin hinsichtlich der Multikollinearitat einzelner Indikatoren {Variance Inflation Factor < 10) und der inhaltlichen Validitat uberpruft, wobei in letztgenanntem Fall eine moglichst hohe Korrelation der einzelnen Indikatoren mit einer reflektiven Kontrollfrage („Criterion Variable") nachgewiesen werden soil. Indikatoren konnen - mussen aber nicht - eliminiert werden, wenn sie einen zu hohen Variance Inflation Factor aufweisen. Keinesfalls sind Indikatoren aufgrund eines geringen Gewichts zu vernachlassigen.'* Die Faktoranalyse fiir reflektive Messmodelle startet mit den Methoden der ersten Generation. Hierbei wird sukzessive solange derjenige dem Faktor zugeordnete Indikator mit der geringsten Item-to-Total-Korrelation eliminiert, bis der geforderte Mindestwert des Cronbach'schen Alpha von 0,7 erreicht wird.^ Mit den verbleibenden Indikatoren wird anschiieUend eine exploratorische Faktoranalyse durchgefuhrt, wobei die Hauptachsenanalyse als

Vgl. Auch Gotz/Liehr-Gobbers (2004), S. 714 ff. Vgl. Churchill (1979), S. 68 ff.; Gerbing/Anderson (1988), S. 187 ff.; Chin (1998a), S. Vii ff.; Edwards (2001), S. 144 ff.; Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 189 ff.; Yi/Davis (2003), S. 146 ff. Vgi.Abschnitt 4.4.2.2. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 269 ff.; Burke Jarvis/MacKenzle/Podsal
267

Extraktionsmethode verwendet wird. Hierbei darf nach dem Kaiser-MayerOlkin-Kriterium nur ein Faktor erkannt werden.^ Daruber hinaus sollten mindestens 50% der Varianz durch den extrahierten Faktor erklart werden. Werden diese Kriterien nicht erfijllt, muss gegebenenfalls auch im Rahmen der exploratorischen Faktoranalyse eine Indikatorelimination vorgenommen werden, wobei in diesem Fall das Cronbach'sche Alpha neu berechnet werden muss.^ Die verbleibenden Indikatoren werden in einem weiteren Schritt in einer konfirmatorischen Faktoranalyse untersucht. Im Einzelnen werden hierbei die Indikatorreliabilitat (> 0,5), die Faktorreliabilitat (> 0,7) sowie die durchschnittlich erfasste Varianz (> 0,5) berechnet. Werden mehrere Gutekriterien deutlich verletzt, ist schrittweise jener Indikator mit der geringsten Indikatorreliabilitat zu eliminieren.^ Mit diesem Schritt endet die isolierte Analyse einzelner Faktoren und das faktorubergreifende Analyseverfahren wird mit den verbleibenden Indikatoren durchgefijhrt. Zunachst wird in einer exploratorischen Faktoranalyse uber alle Indikatoren reflektiver Messmodelle der einzelnen Dimensionen der Stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen ijberpruft, ob die postulierte Faktorenstruktur erkannt wird.'* Auch in diesem Schritt sind nicht eindeutig zugeordnete Indikatoren gegebenenfalls zu eliminieren, wobei auch hier eine schiefwinklige Oblimin-Rotation eingesetzt wird.^ Daruber hinaus wird die Diskriminanzvaliditat mit Hilfe des Fornell-LarckerKriteriums untersucht.^ Nachdem alle Faktoren isoliert und die reflektiven Faktoren daruber hinaus noch auf ihre Diskriminanzvaliditat gepruft wurden, erfolgt in einem nachsten Schritt die Operationalisierung des Konstrukts zweiter Ordnung Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen/ Gemal^ dem in Abschnitt 4.2.1.4 skizzierten Vorgehen nach Agarwal/Karahanna (2000) und Yi/Davis (2003) wird das zentrale Konstrukt der vorliegenden Untersuchung mittels

Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 295. Vgl. Churchill (1979), S. 69; Homburg/Giering (1996), S. 12 Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 12. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 269 ff.; Burke Jarvls/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 199ff. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 300. Vgl. Gefen/Straub (2005), S. 91 ff. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzle/Podsakoff (2002), S. 204.

268

gewichteter gemessen.^

Faktorwerte

der

einzelnen

Dimensionen

auf

Fallebene

Nach diesem Schritt ist die Operationalisierung aller Faktoren abgeschlossen, womit die erste Forschungsfrage beantwortet ist.^ Zugleich ist auch die Voraussetzung geschaffen worden, den Einfluss der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen auf den Erfolg in Abhangigkeit moderierender Variablen zu bestimmen. Damit konnen auch die verbleibenden Forschungsfragen beantwortet werden.^ Die Metlioden der ersten Generation werden in der vorliegenden Untersuchung mit der Software SPSS 13.0 und die verbleibenden faktoranalytisciien Verfahren sowie das Strukturmodell mit der Software PLS-Graph 3.0 berechnet.

Vgl. Fornell/Bookstein (1982), S. 440 ff.; Agarwal/Karahanna (2000), S. 665 ff.; Edwards (2001), S. 147 ff.; Yi/Davis (2003), S. 159 ff. Vgl. Abschnitt 1.1.2 Vgl. Abschnitt 1.1.2

269

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ocj Abbildung 63: Prufschema

270

4.4 Grundgesamtheit und Datenerhebung Im folgenden Abschnitt werden die Grundgesamtheit der Ertiebung, die Entwicl 8,5% des Umsatzes) und in jenen mit hochwertigen Technologien (FuE-Budget > 3,5% des Umsatzes) definiert.^ Abbiidung 64 zeigt diese Branchen, die neben diesem verhaltnismSftig hohen FuE-Budget auch einen hohen Innovatorenanteil aufweisen. Diese Kennzahl beschreibt den Anteil an Unternehmen mit mindestens einer Innovation innerhalb der letzten drei Jahren in einer Branche. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Homogenitat der Grundgesamtheit wurden ausschlielJIich Branchen aus dem verarbeitenden Gewerbe berucksichtigt.^

3

Vgl. hierzu etwa Tether (2001), S. 947; Fritsch/Lukas (2001), S. 297 ff.; Vonortas, S. 126 ff,; Hagedoorn (2002), S 477 ff. Vgl. Grupp/Legler (2000), S. 1 ff. Vgl. zu einem ahnlichen Vorgehen zur Definition der Stichprobe Kumar/Aggarwai (2005), S. 441 ff.

271

Branchen der Grundgesamtheit Innovatorenantei! 80% —

ro% — 60% — 50% — 40% 30% — 20% 10%

Chemie/ Pharma

Med.-/Mess- Maschinen- Elektrotech- Buromaschi- KFZ&sonst.Gummi-/Kunst/Steuerungsbau nik/Elektronik nen/Datenver- Fahrzeug stoffwaren technik/Optik arbeitung

Metallerzeugung

Textil/Bekleidung/Leder

Abbildung 64: Branchen der Grundgesamtheit^

Zu den zuvor definierten Branchen zahlen nach der internationalen Branchenklassifikation Nomenclature generate des activites economiques (NACE) somit nachstehende Unternehmenskategorien:^ -

2 4 : Chemie/Pharma

-

25: Gummi-ZKunststoffwaren 29: Maschinenbau

-

30: Herstellung von Buromaschinen/Datenverarbeitungsgeraten

-

31/32: Elektrotechnik/Elektronik 33: Medizintechnik/Mess-, Steuer- und Regelungstechnik/Optik 34/35: KFZ & sonst. Fahrzeugbau

Demnach bilden alle deutschen Unternehmen, die in den oben genannten Branchenkategorien des NACE-Verzeichnisses zugeordnet sind, und mindestens 50 Mitarbeiter haben, die Grundgesamtheit der vorliegenden Untersuchung.

Quelle: Rammer etal. (2005), S. 10. Vgl. Niedersachsisches Institut fur Wirtschaftsforschung (2003), S. 91.

272

Als Datenquelle wurde die Untemehmensdatenbank des deutschen Industrieund Handelskammertages, welcher uber 3,6 Millionen gesetzlicher Mitglieder hat, genutzt. GemalJ der definierten Kriterien und einer 50%-Stichprobe (proportional geschiciitet nacii Branche und Mitarbeiterzahl) konnten per Zufallsauswahl 3367 Datensatze aus der Untemehmensdatenbank extrahiert werdenJ Neben dem Unternehmensnamen enthieiten die Datensatze Informationen zur UnternehmensgroUe nach Mitarbeitern sowie die Unternehmensadresse sowie relevante Kontaktdaten (E-Mail, Telefon- und Faxnummer). Im Rahmen der Datenerhebung (siehe hierzu den nachsten Abschnitt) stellte sich jedoch heraus, dass einige Unternehmen nicht mehr existierten, einige Dopplungen

an

Datensatzen

voriagen

oder

fehlerhafte

Kontaktdaten

(insbesondere Telefon- und Faxnummern) die Adressierung der Unternehmen unmoglich machte. Aus diesen Grunden wurde die Stichprobe auf 2710 relevante Unternehmen reduziert.^ 4.4.2 Datenerhebung Zur Beschreibung des Datenerhebungsprozesses wird zunachst die Methode der Datenerhebung naher eriautert und daraufhin die Entwicklung des Erhebungsinstruments beschrieben. AbschlieUend wird auf das Verfahren der Haupterhebung eingegangen. 4.4.2.1 Datenerhebungsmethode Eine wesentliche Entscheidung im Rahmen einer empirischen Untersuchung bezieht sich auf die Wahl einer geeigneten Datenerhebungsmethode. Grundsatzlich konnen diesbeziiglich in den Sozialwissenschaften die Beobachtung und die Befragung unterschieden werden. Da die Methode der Beobachtung als sehr zeitintensiv erachtet werden kann, ware eine umfassende Analyse der

Die Datensatze der IHK-Datenbank wurden mit einem zweiten, zeitgleich stattfindenden wissenschaftlictien Projekt geteilt. Vgl. zur Zietiung einer Stichprobe per Zufallsauswahl Ber8koven/Eckert/Ellenrieder(2001), S. 52, Auch diese 2710 Datensatze entsprachen gemad der Schichtungskriterien UnternehmensgrolJe und BranchenzugehOrigkeit einer reprasentativen Stichprobe der Grundgesamtheit. Vgl. zum Verfahren der ReprasentativitatsprCifung Abschnitt 4.4.3.

273

2710 relevanten Untemehmen der Grundgesamtheit nicht realisierbar, da die meisten Unternehmen einer derartigen Untersuchung nicht zustimmen wurden.^ Hinsichtlich der verbleibenden Datenerhebungsmethode, der Befragung, wurde die schriftliche, standardisierte Befragung gegenuber mundlichen oder telefonischen Interviews praferiert.^ im Schrifttum wird die Meinung vertreten, dass die scliriftiiche Befragung dann einer personlichen Befragung bzw. einem Teiefoninterview bevorzugt werden soil, wenn eine groR>e Stichprobe vorliegt, eine liomogene Zielgruppe kontal^tiert werden kann sowie eine hohe Standardisierung und Systematisierung der Fragen vorliegt.^ Die geforderte Homogenitat der Zielgruppe ist in der voriiegenden Untersuchung aufgrund der Fokussierung auf Fuhrungskrafte in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung als Key Informant gegeben. Daruber hinaus zieien die Untersuchungsfragestellungen und die angestrebten statistischen Verfahren auf eine

Aussage

Vergieichbarkeit

mit

hoher

der

Allgemeingijltigkeit

Erhebungsdaten

und

ab, was einen

wiederum

hohen

eine

Standardi-

sierungsgrad der Fragenkonnplexe erfordert.'* Ferner sprechen forschungsokonomische Griinde (geringerer Zeitaufwand und niedrigere Kosten fur eine schriftliche Befragung im Vergleich zu einer personlichen Kontaktierung und Befragung aller Probanden der Stichprobe) und auch die anvisierte Zielgruppe fur eine schriftliche Befragung, da ihr eine geringe Verfijgbarkelt und eine schwere

Erreichbarkelt

fur

personliche

Gesprache

zugerechnet

wird.^

SchiieUlich hat die schriftliche Befragung auch den methodischen Vorteil, dass die Gefahr der Antwortverzerrung durch eine Beeinflussung durch den Forscher nicht gegeben ist.® Mit der schriftlichen Befragung sind jedoch auch methodologische Nachteile verbunden/ So haben die Befragten ein so genanntes Kommunikatlonsproblem, da sie bei Missverstandnissen oder Verstandnisproblemen nur eingeschrankte Moglichkeiten der Ruckfrage besitzen. Um diesem Problem zu

Vgl, Mbller(1983), S. 40f. Vgl. auch Selltizetal. (1972), S. 11 f; Hafermalz(1976), S. 22 f.; Nederhof (1981), S.41. Vgl. Berekoven/Eckert/Ellenrieder (2001), S. 112 ff. Vgl. Scheuch (1962), S. 167; Gerpott (1993), S. 285. Vgl. Sudman/Bradburn (1984), S. 34 f. Vgl. Sudman/Bradburn (1984), S. 42 f.; Hippler (1988), S. 244. Vgl. hierzu etwa auch Wirtz (1999b), S. 267 ff.

274

entgegnen wurden eine Telefonnummer und E-Mail-Adresse angegeben. Viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist jedoch eine leicht verstandliche Fragenformulierung. Zum einen wurden in der vorliegenden Untersuchung diesbezuglich in ausfuhrliclien Experteninterviews mogliciie Verstandnisprobleme weitestgehend ausgeraumt und zum anderen eine sehr ijberslchtliche Gestaitung des Fragebogens slchergestellt.^ Erganzend wurde ein ausfuhrliches Anschreiben mit AusfiJllhinweisen und Eriauterungen dem Fragebogen beigefijgt.^ Als weiteres Problem der schriftlichen Befragung kann ein zu geringer Riicklauf genannt werden, da dies zu einer Beeintrachtigung der Reprasentativitat der Stichprobe in Bezug auf ihre Grundgesamtheit fijhren l
oder

ieitende, permanente

Projektmitglieder

der jeweiiigen

Forschungs- und Entwicklungskooperation, sowie in kleineren Unternehmen auch der Abteilungsleiter fijr Forschung- und Entwicklung zu dieser Expertengruppe.

Vgl. hierzu die Ausfuhrungen zur Entwicklung des Fragebogens In Abschnitt 4.4.2.2. Vgl. etwa Kuhn/Fankhauser (1996), S. 173 ff. Vgl. zu welteren Aktivltaten zur Steigerung der Riicklaufquote, wis z.B. den Erinnerungsschrelben Abschnitt 4.4.2.3. Vgl. Philips (1981), S. 396 f.; BagozziA'l/Phillps (1991), S. 423; Kumar/Stern/Anderson

(1993), S. 1634.

275

„[...] a hypothesis might be rejected or accepted because of excessive error in measurement, not necessariiy because of the inadequacy or adequacy of theory"^ Das Key Informant-Design wird jedoch im Schrifttum auch kritisiert, da subjektive Bewertungen des Key Informant zu Verzerrungen (Information Bias) fuhren l<6nnen, die auf unterschiedliche Motive, eingesclirankte Informationsverarbeitungskapazitaten, Informations- oder auch Wahrnehmungsunterschiede zuruckgefiJhrt werden konnen.^ Urn diese Problemfelder zu vermeiden, schlagt Ernst (2001) vor, mehrere Personen pro Unternehmen zu befragen.^ Diesem Vorschlag wurde in der vorliegenden Studie gefolgt. Alle Unternehmen, die bereits einen Fragebogen vollstandig durch einen Key Informant ausgeftillt hatten, wurden aufgefordert, im Rahmen einer Teamerhebung weitere Fragebogen durch permanente Mitglieder der jeweiligen Forschungs- und Entwicklungskooperation beantworten zu lassen. Das im Schrifttum aufgefiJhrte Problem einer geringen Rucklaufquote, welche auf die Uberlastung der Unternehmensvertreter zuriJckgefuhrt werden kann, trat auch im Rahmen dieser Untersuchung auf, so dass keine ganzheitliche Befragung aller Teammltglieder durchgefuhrt werden konnte. Dennoch konnten mit Hilfe eines t-Tests fijr den Mittelwertvergleich die Aussagen von 20 Key Informants durch die Aussagen von mindestens 50% der jeweiligen Teammltglieder (zwei bis fiJnf pro FuE-Kooperation) bestatigt werden. Vergleichbar mit dem Non-Response-Bias-Test konnten keine signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden. 4.4.2.2 Erhebungsinstrument Wie in Abschnitt 4.4.2.1 eriautert, erfolgt die Datenerhebung mit Hilfe eines standardisierten Konstrukte Verwendung

iJber

Fragebogens, wobei die einzelnen eine

derartiger

7-stufige Skalen

Likert-SI
darauf

Items der

abgefragt ab,

eine

latenten

wurden.

Die

hinreichende

Differenzierung und Prazision der Antworten zu ermoglichen aber gleichzeitig

' ^ ^

BagozziA'i/Phillips (1991), S. 422. Vgl. Philips (1981), S. 408 f. Vgl. Ernst (2001), S, 93.

276

die Differenzierungsfahigkeit der Befragten nicht zu iJberfordern.^ Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, dass sie als intervallskaliert angesehen werden, was wiederum fur die DurchfiJhrung einer Faktoranalyse und Strukturgleichungsmodellen eine wichtige Voraussetzung darstellt.^ Als Ausgangspunkt bei der Entwicklung der Item-Batterien des Fragebogens wurde

im

Schrifttum

nach

etablierten,

reliablen

und

validen

Operationalisierungen von latenten Konstrukten gesucht. So konnten fur die Dimensionen Sinngetreuer Einsatz und Konsens des Konstrukts zweiter Ordnung Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen entwickelte Skalen von Chin/Gopal/Salisbury (1997) bzw. Salisbury/Chin/Gopal/Newsted (2002) iJbersetzt und hinsiclntlich des Kontext der vorliegenden Untersuciiung angepasst werden.^ Daruber hinaus wurden auch Skalenelemente fiJr die Erfolgswirkung Teaminternes Lernen sowie die situative Variable Routine Integriert. In englischer Sprache vorliegende Skalen wurden in Zusammenarbeit mit einem auf wissenschaftliche Texte spezialisierten Dolmetscher ins Deutsche ubersetzt. Erganzend wurden anhand theoretischer Uberlegungen und der Analyse der relevanten Literatur weitere Operationalisierungen entwickelt. Die Experteninterviews wurden zeitlich nach den theoretischen Uberlegungen hinsichtlich der Konzeptionalisierung und der Hypothesenentwicklung (vgl. Kapitel 2.4) angesetzt.'* So wurden im Zeitraum von Marz bis Mai 2004 16 Interviews mit Experten aus der Praxis und Wissenschaft durchgefuhrt. Erganzt wurden diese Gesprache durch einen Forschungsaufenthalt an der Fuqua Schiool of Business der Dul(e University In den USA bei Prof. Gerardine DeSanctis, die maUgeblich an der Entwicklung der Adaptive Structuration Theory mitgewirkt hatte. In halb-strukturierten Interviews, die mit Hilfe eines Leitfadens durchgefuhrt wurden, sind die zuvor gewonnen theoretischen Konzepte und Erkenntnisse durch Praxistiberlegungen erganzt und hinsichtlich der Relevanz und Verstandlichkeit uberprijft sowie die Formulierung der Items diskutiert worden. Zusammenfassend konnten die theoretischen

' ^ ' "

Vgl. Berekoven/Eckert/Ellenrieder (2001), S. 76. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 31. Vgl. Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 93 ff.; Salisbury et al. (2002), S. 91 ff. Vgl. Anderson/Gerbing (1991), S. 732 ff.

277

Uberlegungen und die einzelnen Dimensionen der Stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen bestatigt werden. Aus der festgelegten Grundgesamtheit wurde daraufhin aus der Unternehmensdatenbank der Industrie- und Handeisl
Vgl. zur Methode der Ziehung einer Stichprobe per Zufallsauswahl Berekoven/Eckert/ Ellenrieder{2001), S, 52. Vgl. zur Bedeutung der Pretests und deren Auswertung Bagozzi (1994), S. 42 f. Vgl. hierzu das Anschreiben der Industrie- und Handeiskammer Frankfurt/Main im Anhang. Vgl. zur Bedeutung und Durchfuhrung von Nachfassaktionen Kanuk/Berenson (1975), S. 441; Friedrichs(1990), S. 239; Berekoven/Eckert/Ellenrieder (2001), S. 116f.

278

ner Items oder zur Strukturierung des Fragebogens gegeben, welche entsprechend eingearbeitet wurden. Daruber hinaus wurde deutlich, dass die Datenbankeintrage nicht durchgangig komplett bzw. fehlerhaft waren und somit mit einem geringeren Rucklauf bei der Haupterhebung gerechnet werden musste. Der zweite Pretest, der im April 2005 durchgefijhrt wurde, verlief nach dem gleichen Ablauf wie der erste Pretest. Jedoch stand neben der Validitats- und Reliabilitatsprufung

insbesondere

die

SIcherstellung

funktionlerender

Erhebungsprozesse des beauftragten Call Centers im IVIittelpunkt, so dass der vergleichsweise geringe Rucklauf von 17 verwertbaren Fragebogen (Stichprobe = 100) kein systematisches Problem vermuten lieR. Ein ausfiihrllcher Leitfaden diente als Grundlage fijr die Schulungen der Call Center MItarbeiter. Nachdem insbesondere technische Probleme mit dem Versand von PDF-Dateien behoben worden waren, konnte die Vorbereitung fur den Ertiebungsprozess als abgeschlossen bezeichnet werden. Die Entwicklung des Fragebogens erfolgte demnacti in vier Phasen. Eingangs wurden eigenentwickeite oder im Schrifttum identifizierte Items erst im Rahman von 15 qualitativen Experteninterviews und anschlieBend in zwei aufeinander folgenden Pretests iJberpruft und verbessert. Abbildung 65 fasst diese vier Schritte zusammen.

279

VuHifUunt Elgvnvntwlcfclung

ZM

\ • idfif^tjfikAtiar^ r*l«varttar flLBt>lpaft#rllsm^ \ und in dar LitefBI BatlBrHTi tur 1 * AtMftun^ neuef ttems BM* thaofabschen KonzeplHi

1 1

• Anatysa mhaitiich m^ IwanbrLind bsauttig^ \m UhArt-SkLBlen fiir dis

1 und noutnw A|B0I•tattiing 1 * Ei^nertwicMung von Emsto'iiino. Mutzungs-

[

/

• ErflSri2ung der thfrJreliHtifln KDnzeo[e durtti PFBn»jb«fte' gun^eft * PrOffung iMr VwsUndlH:»iii«t
1 1

\ Qu«lR«tfv« / EjcparlBninttTviawi

Mdivittt. RiumlEhs N i h t und r r X M A f ^

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^\

Pn4**tl • UMr{>n>furig dar' RtliBthliUI und ValiditBI def nnzeEmr htBim

« UbvpoJ^ng ter VwltandltcriK«it

PmtHti

• Wie PTerasi 1 • Baiondarm Aug&n(TTurk auf S c ^ l t f i g dar Call Cefiter Uitertwter

* Ideniifikabon iT>aglichAr

Eitwbungsprozeuaa

• 10 EiqMrtan BUB d*r PrBXB

• KlBtna SlK±pnitn B U I Gnindgssam theft

• K(Bin« Sbchproba BUS GnjndgetwritfiArt

« OuBiitaiiv*. BnhAnd « i n u Gespr»cJi$Jei1-

«n=ze

• n=17

* Tastpflfwjrien Putttan

« Testporsonen fiMlten

fsdona naib9[rukiur*artB pers^yiitdiB JnterVMWt ' OuMKalivt 8«wAlunQ d u jnitiaien Fragsbogans • Erganzung tizw An^ (wslung von KBITA

j

hoft^tettftM F^Bflel>ogenBu3 • B«f«chnung am Qii\^ hntenBTi d«r vrslon G»-

n*f>tlofi dar FaMoranaiyw > Umfonnulwxing von 15 Items

• FaktDrvnBlysa ww tm Prvlesi 1 • iJEwrpfUfung d»r CallC«nier-|.e4:turig < UmforrnuliafunQ von 5 ftems

Abbildung 65: Entwicklung des Erhebungsinstruments

4.4.2.3 Verfahren der Haupterhebung Von den urspriinglich 3367 verfugbaren Datensatzen wurden - wie eingangs erwahnt - im Laufe der Telefongesprache 657 eliminiert und von der Erhebung ausgeschlossen. Als wesentliche GriJnde hierfur konnen Datensatz-Dupletten, nicht mehr existierende Unternehmen und nicht recherchierbare Kontaktdaten genannt warden. Nach dieser Bereinigung der Daten umfasste die Stichprobe 2710 relevante Unternehmen. Anfang April wurden diese Unternehmen auf die gleiche Art kontaktiert wie dies in den Pretests I und II der Fall war. Neben einem Ansciireiben der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main und dem Fragebogen im PDF-Format

wurde

in der

E-Mail verstarkt

auf

die

unterschiedlichen

Moglichkeiten, wie der Fragebogen auszufullen und zuruckzusenden sei, eingegangen. Zwei, drei und vier Wochen nach Erhebungsbeginn wurde Jewells eine Erinnerungs-E-Maii an diejenigen Ansprechpartner geschickt, die noch

280

nicht geantwortet oder abgesagt hatten. Hierbei wurde insbesondere auf die hohe Bedeutung, die die Tellnalime fur das Gelingen des Forschungsprojel
nicht ersichtlich war, welche der 2710

Unternehmen uberhaupt kijrziich eine Forschungs- und Entwicklungskooperation durchgefiJlirt hatten, stellt die erzielte Riicklaufquote einen guten Wert dar. Nicht zuletzt, da es sich im Forschungs- und Entwicklungsbereich stets urn sensible und Strang vertrauliche Unternehmensdaten handelt. So ist es auch nachvollziehbar, dass die Vertraulichkeit der Informationen weit haufiger als Grund fur das Nicht-Teilnehmen genannt wurde als der Zeitmangel der Key Informants. 4.4.3 Datenbasis Ausgehend von der Betrachtung der Identitat der Befragten und der Konfiguration der betrachteten FuE-Kooperationen, wird die Stichprobe auf Reprasentativitat nach Strukturmerkmalen sowie auf einen Non-Response-Bias analysiert. AbschlieUend erfolgt eine Prijfung der Ausgangsdaten auf Normalverteiiung. •

Deskriptive Analyse der Datenbasis

Die Auswertung der Daten zeigte, dass die anvisierten Key Informants auch tatsachlich erreicht wurden (Abbildung 66). Somit konnte das so genannte Identitatsproblem, welches aus dem fur schriftliche Befragungen typischen Risiko resultiert, dass nicht die gewunschten Experten im Unternehmen den

Vgl. zur Bedeutung und Durchfuhrung von Nachfassaktionen Kanuk/Berenson (1975), S. 441; Friedrichs(1990), S. 239; Berekoven/Eckert/Ellenrieder(2001), S. 116f.

281

Fragebogen ausfiJllen, sondern eine andere Person, die moglicherweise nicht Liber das notwendige Wissen verfugt, umgangen werden.^

11 %

11*

nProJ«MJ«ltBr FuE-Koop-

^ ' ^ ^ ^

- — _ • L*lt>ncl«rMAFuE-K(wp.

|

^

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5

e

^^^^^^^^^^^^^^^^^r M^i

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%

• LtlltrFuEltktIvlnruEKoopl • San^gi

Fmge: Welche Position bekleide(te)ninder Sie betmchteten FuE-Kooperation? Abbildung 66: Position der Befragten im Unternehmen

Die Auswertung der Angaben hinsichtlich der Position im Unternehmen zeigt, dass ijben/viegend die anvisierte Zielgruppe erreicht wurde. 56% gaben an der Projektieiter der FuE-Kooperation zu sein, weitere 22% bezeiclineten sicti ais leitende und permanente Mitarbeiter der jeweiligen FuE-Kooperation. 11% der Befragten waren Abteilungsleiter fiJr Forschung und Entwicl
I k H 43^

l^r^

Abbildung 67: Konfiguratlon der betrachteten FuE-Kooperationen

Abbildung 67 zeigt die Verteilung der betrachteten

FuE-Kooperationen

entsprechend ihrer Konfiguration. Uber zwei Drittel der analysierten Koopera-

Vgl. Hafermalz{1976), S. 31f. Vgl. Frage 3 des Fragebogens.

282

tionen wurden von zwei (42%) oder drei (26%) Kooperationspartnern eingegangen. Immerhin noch bei 7% der Kooperationen nahmen sieben oder mehr Unternehmen teil.^ Ein sehr ausgeglichenes Bild ergab sich bei der Anzahl der permanenten Teammitglieder der untersuchten FuE-Kooperationen. So gaben die Befragten etwa in gleichen Anteilen an, dass in ihrer Kooperation zwischen zwei und sechs Mitarbeitern zusammenarbeiteten. Den grofiten Anteil machen jedoch FuE-Kooperationen mit neun oder mehr Teammitgliedern aus. •

Oberprijfung der Reprasentativitat

Auch wenn eine Rucklaufquote von 13,4% einen guten Wert darstellt, kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Stichprobe frei von Verzerrungen ist. Hierbei ist insbesondere die Reprasentativitat - die Ubereinstimmung der Stichprobe mit der Grundgesamtheit in bedeutenden Strukturmerkmalen von grower Wichtigkeit. Nur wenn eine Reprasentativitat der Stichprobe gegeben ist, konnen die Ergebnisse der empirischen Untersuchung fur die Grundgesamtheit Gultigkeit erlangen.^ Im Rahmen dieser Untersuchung wurde die Analyse auf Reprasentativitat anhand der Strukturmerkmale Branchenzugehorigkeit und UnternehmensgroUe nach Anzahl der Mitarbeiter durchgefuhrt. Urn die Obereinstimmung der Stichprobe mit der Grundgesamtheit zu tiberprufen, wurden •^Homogenitatstests durchgefuhrt.^ Fur die Analyse hinsichtlich der Branchenzugehorigkeit des Unternehmens ergibt sich ein x^-Wert von 10,32 und liegt damit unter dem 95%-Quantil einer •^ - Verteilung mit 7 Freiheitsgraden von 14,07." Damit lasst sich kein statistisch signlfikanter Unterschied hinsichtlich der Branchenverteilung zwischen der Grundgesamtheit und der Stichprobe erkennen. Diesbezuglich kann eine Reprasentativitat der Stichprobe festgestellt werden.

Vgl. Frage 5.1 des Fragebogens. Vgl. Bamberger (1994), S. 44. Vgl. Hays (1973), S. 719 ff.; Diehl/Kohr (1977), S. 242 f. Der Wert fur das 95%-Quantil wurde Backhaus et al. (2003), S. 806 entnommen.

283

Vertskingder Gnindgesamtholt

B r a n c h des Untemehmeni

Erwartete Zshi

AnteU

VertaHung des ROcktaufs Erreichte Zahl

Resktuum (absolut)

Antgil

1 .Chemte / Phamna

44.5

12.4%

38

10.6%

2.Gjmmi- i Kunststoffwaren

M.8

15,3%

48

13.4%

-6,8

3.Maschinenbau

126.3

35.3%

122

34.1%

-4.3

•6.6

4. BDrDmaschirwn

5,3

1.5%

8

2,2%

2,7

5. E leklrotechriik/Elelslfooik

54,5

15.2%

64

17.9%

9.5

6 KFZ S sonsi Fahrzeugbau

28.5

a.0%

32

8,9%

3,5

7 Medi2inlechnik/MSR/OpKk

39.Q

10.a%

36

10.1%

-3

5.1

1,4%

10

2,8%

4,9

358

100H

3SS

100%

0

8 Sonsljge GE3AMT Fehlenda Argaben (F^lle). 5 X^ = 10.32

96%-Quantil der x^ - Vertaliung mrt 7 Freiherlsgraden 14.07 Nichi signifikant vefschleden 140 120 100

eo so 40 20

rl 1

2

n

'

ZJO

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Erwchte Anuhl £rwar1«tta ArUBN

MO

I 3

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1 ri

5

6

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S

Abbildung 68: Verteilung hinsichtlich der Branchenzugehdrigkeit

Ein anderes Bild zeigt sich, wenn man die Ubereinstimmung der Stichprobe mit der Grundgesamtheit anhand des Strukturmerkmals UnternehmensgroUe nach Mitarbeiterzahl untersucht. Da in der Sticliprobe l 5000 IVlitarbeiter) stark uberreprasentiert sind, kann bei einem x^-Wert von 166,78 und einem 95%Quantil einer x^-Verteilung mit 5 Freilieitsgraden von 11,07 keine Reprasentativitat hinsichtlich der Unternehmensgrofte festgestellt werden. Dieses Ergebnls verwundert jedoch nicht, da bereits bel der Auswahl der Grundgesamtheit von der Annahme ausgegangen wurde, dass groUe Unternehmen haufiger Forschungs- und Entwicklungskooperationen eingehen als dies bei kleineren Unternehmen der Fall ist.

284

Verteilung ctes ROcklaufs

Gnindgasamthert

Gr6Se des Unt8mehm«ns (An^ahl Mitarbflitsr)

Eiwartete ZshI

Anteil

Errekchta Zahl

Anteil

Residuum (abBOlut)

50 • 99 MA

146.3

40,0%

99

27,3%

1 0 0 - 1 9 9 MA

98.1

27.0%

101

27,8%

2,9

200 - 499 MA

75,1

20,7%

76

20,7%

-0,1

SOO - 99S MA

Z4.9

6,9%

37

10.2%

12.1

1000 ~ 4999 MA

16,5

4,5%

27

7,4%

10,5

> 5000 MA

3,1

0,9%

24

6,6%

20,9

GESAMT

363

100%

3B3

100%

-46,3

Fehlende A r g a b e n (Falle): 0 X ' = 166,78 9 S % - Q u a n t i l d e r x^ - V e r t e K u n g m t l 5 F r e i h e i t S B r a d e n : 1 1 , 0 7 SianifikanI verschledan US 3

ISO

CU

140 120 100

1 B9,0

toi

^rrBchle AnzdhI

1,, Erwaitets AnzBhl

9e,i

;ji;

75

BO

75,1

60 40 20

37,0

m

24,9

27.0

» l.\

0 5 0 - 9 9 MA

1 0 0 - 1 9 9 MA

200 - 499 MA

500 - 999 MA

1000 - 4 9 9 9 h W

> 5000 •

Abbildung 69: Verteilung hinsichtlich der Mitarbeiteranzahl

•

Prijfung des Non-Response-Bias

Neben den zuvor untersuchten Ubereinstimmungen zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit konnen auch Verzerrungen aus systematischen Unterschieden zwischen Antwortenden und Nicht-Antwortenden resuitieren (Non-Response-Bias),^ Hierbei wird in der Literatur davon ausgegangen, dass spat eintreffende Antworten eher den Nicht-Antwortenden entsprechen, als jene, die sofort an der Befragung teilnehmen,^ Dementsprechend wurden fur die vorliegende Untersuchung die Antworten der Unternehmen, die fruh geantwortet hatten, mit jenen, die erst mit Verzogerung reagierten, verglichen. Die erste Gruppe umfasste dabei 100 Unternehmen, die

Vgl. Armstrong/Overton (1977), S. 396. Vgl. Kanuk/Berenson (1975), S. 449; Armstrong/Overton (1977), S. 397.

285

sofort nach Erhalt der ersten E-Mail geantwortet haben. Die Gruppe der SpatAntwortenden umfasste ebenfalis 100 Untemehmen, die erst nach der vorletzten oder letzten Erinnerungs-E-Maii partizipierten. Der Mann-Whitney-UTest zeigt, dass zwischen den Frijii- und Spat-Antwortenden bezuglicli der zentralen Items groUtentells keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden

konnten. Demzufolge

ist nicht von einem

Non-Response-Bias

auszugehen. Auch wenn mit Hilfe dieser vorangegangenen Tests die Reprasentativitat und Validitat der Stichprobe nicht zwingend nachgewiesen werden kann, kann von der begrundeten Vermutung ausgegangen w/erden,^ dass eine Stichprobe vorliegt, die ein reprasentatives Bild der Grundgesamtheit darstellt. •

Prijfung auf Normalverteilung

Abschlieftend wurden die Rohdaten auf Normalverteilung gepriift. Diese definiert sich iJber eine eingipflige, symmetrjsche Verteilung der einzelnen Indikatoren und stellt eine Grundvoraussetzung fur die Anwendung von kovarianzstrukturanalytischen Verfahren dar. Eine derartige Verteilung kann fur die empirischen Daten der vorliegenden Untersuchung jedoch weder mit Hilfe der Histogramme, des Kolmogorov-SmJrnov-Tests oder des Normal-Probability-Plot (Q-Q-Plot) nachgewiesen werden. •

Behandlung fehlender Werte

Im Rahmen der Datenvorbereitung stellt eine methodenkonforme Erganzung fehlender Werte eine zentrale Aufgabe dar. Das Problem unvollstandig ausgefullter Fragebogen wurde fur die voriiegende Untersuchung wie folgt gelost. FiJnf Fragebogen, bei denen mindestens 10% der Fragen unbeantwortet blieben, wurden

in der

Analyse

nicht

berucksichtigt.

Hinsichtlich

der

verbleibenden Fragebogen wurde dem Vorschlag von Schafer/Graham (2002) gefolgt.^ Der fehlende Wert eines Indikators wird durch den Mittelwert der ubrigen Indikatoren des latenten Konstrukts des jeweiiigen Fails ersetzt. Voraussetzung hierfur ist allerdings eine ausreichend hohe Reliabilitat der dem Konstrukt zugeordneten Indikatoren, wobei die Autoren von einem Cron-

Vgl. Schnell et al, (1988), S. 281 f. Vgl. Schafer/Graham (2002), S. 158.

286

bach'schen Alpha von mindestens 0,7 ausgehen. Fehlen in einem Fall alle Indikatoren eines Konstrukts, dann werden in SPSS die fehlenden Variablen durch den Mittelwert der anderen Falle ersetzt.

287

5 Ergebnisse der empirischen Untersuchung Aufbauend auf die Skizzierung der Methodik der statistischen Analyse im vorangegangenen

Kapitel werden nun die Ergebnisse der empirischen

Untersuchung zusammengefasst. Eingangs wird hierfur in Abschnitt 5.1.1 die Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen gemessen. In den Abschnitten 5.1.2 und 5.1.3 folgen die Operationalisierungen des FuEKooperationserfolges bzw. der situativen Varlablen, urn Im Anschluss daran die Erfolgswirl(ungen der stabilen Appropriation zu untersuchen (Abschnitt 5.2). Abgeschlossen wird Kapitel 5 mit der Analyse der moderierenden Wirkung situativer Faktoren (Abbildung 70).

PlS-f
I

rurig dirr S u t x H l l

vm PLS-Piid-

£ * OpMtaniiM-

* A b g r * n t m Q d*f LhManuchung

ErUHndthng dfl« • Emwidujng dw lAOFiUHVfi

EnpirtKh* Fdf«tHlP»0IIUClH

Abbildung 70: Kapitel 5 der Untersuchung

5.1 Operationalisierung der Konstrukte In einem ersten Schritt werden als Voraussetzung der Wirkungsanalyse die latenten Konstrukte der Untersuchung messbar gemacht. Anhand des in Abschnitt 4.3 prasentierten Prufschemas soil zunachst die Dinnensionen Stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen

und in Folge die

Erfolgswirkungen und die moderierenden Variablen operationalisiert werden. Zuvor wird jeweils die Entwicklung der Fragebogen-ltems skizziert.

288

5.1.1 Operationalisierung der stabilen Appropriation Zur

Operationalisierung

des

mehrdimensionaien

Konstrukts

Stabile

Appropriation internetbasierter Anwendungen wird zunachst die Reliabilitat und die Validitat der einzeinen Dimensionen geprijft, urn ein reliables und valides Messinstrument zu erhalten. In einem zweiten Schritt wird das Totalmodell des formativen Konstrukts zweiter Ordnung berechnet. 5.1.1.1 Operationalisierung der einzeinen Dimensionen Fijr die Konstrukte Konsens, Sinngetreue Nutzung, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat wird die Gute ihrer Messinstrumente bestimmt, wobel sich die Prufkriterien - wie im Schrifttum gefordert - fur reflektive und formative Messmodelle unterscheiden. 5.1.1.1.1 Konsens Die Item-Batterie fur das Konstrukt Korisens wurde auf Basis jener von Salisbury/Chin/Gopal/Newsted (2002) entwickelt,^ welche wiederum in einem dreistufigen Verfahren folgende fiinf Indikatoren identifiziert hatten und mit einer Faktorreliabilitat von 0,85 und einem Cronbach'sches Alpha von ebenfalls 0,85 messbar machten:^ "Our group members were able to reach consensus on how to apply the EMS [Electronic Meeting System] to our task." "Overall, members of our group agreed on how we should use the EMS [Electronic Meeting System] for our work." -

"There was no conflict in our group regarding how we should incorporate the EMS [Electronic Meeting System] into our work."

-

"Our group reached mutual understanding on how we should use the EMS [Electronic Meeting System] to perform our task." "Our group was able to reach consensus on how we should use the EMS [Electronic Meeting System] to perform our task."

Vgl. zu ahnlichen Operationalisierungen Salisbury/Stollak (2000), S. 7 ff.; Ruel (2001), S.

147. Vgl. Salisbury et al. (2002), S. 99.

289

Daruber hinaus wurden folgende drei Indikatoren, die Salisbury/Chin/Gopal/Newsted (2002) invers gebildet hatten, aufgrund der Kritik von Allport/Kerler (2003) und der Erwiderung der Autoren nicht entgegengesetzt formuliert in das Messmodell aufgenommen:^ -

"There was some disagreement in my group on how to utilize the EMS [Electronic Meetings System] in our meeting."

-

"Members of my group argued about how to use the EMS [Electronic Mail System] in our meeting." "My group was not able to reach [mutual understanding] on how to make use of the EMS [Electronic Meeting System] to perform our task."

DafiJr, dass es sich hierbei um ein reflektives Messmodell handelt, spricht sowohl die Richtung der Kausalitat zwischen dem latenten Konstrukt und den Indikatoren als auch die Austauschbarkeit und die bereits bei Salisbury/Chin/Gopal/Newsted (2002) gezeigte Kovarianz der Items.^ So stellen die Indikatoren keine Charakteristika dar, die das Konstrukt bzw. dessen definitorischen Umfang definieren, sondern sind als dessen Manifestationen zu verstehen.^ Die Kausalitat weist somit vom Konstrukt zu den Indikatoren." Daruber hinaus sind die Indikatoren austauschbar und der Inhalt des Konstrukts wijrde sich im Falle der Elimination eines Items nicht (wesentlich) verandern. Schlielilich kann enwartet werden, dass die Indikatoren eine hohe Kovarianz aufweisen. Burke Jarvis/Mackenzie/Podsakoff (2003) konstatieren diesbezijglich: "A change in one of the indicators should be associated with changes in the other indicators.'^ Folgiich werden die in Abschnitt 4.2.1.2 eriauterten Kriterien zur GiJtebeurteilung angewendet. Nach erfolgter Ubersetzung und inhaltlicher Anpassung des aus acht Indikatoren bestehenden Messmodells konnte fur dieses ein Cronbach'sches Alpha von 0,93 berechnet werden.^ Die exploratorische Faktoranalyse zeigte eine gute Konvergenzvaliditat aller Indikatoren und fuhrte zu einer Extrahierung

Vgl. Allport/Kerler (2003), S. 356 ff.; Chin et al. (2003), S. 360 ff. Vgl. Burke Jarvis/Mackenzie/Podsakoff (2003), S. 202 f. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 269 f. Vgl. Burke Jarvis/Mackenzie/Podsakoff (2003), S. 203. Vgl. die Fragen 6.a, 6.b, 6.c, 6.d, 6.e, 6.f, 6.g und 6.h des Fragebogens im Anhang.

290

eines Faktors mit einer erklarten Varianz von 64,8% in vier Iterationen. Das Kaiser-Mayer-Olkin-Kriterium hat daruber hinaus mit 0,931 einen sehr zufrieden stellenden Wert. Hinsiclitlich der Verfaliren der zweiten Generation wurden ebenfalls sehr gute IVlessergebnisse erzielt. Die Indikatorreliabilitat lag mit einem Wertebereich von 0,53 bis 0,78 durchweg uber dem geforderten Mindestmali von 0,5.^ Auch hinsichtlich der Faktorreliabilitat (0,95) und der durchschnittlich

erfassten

Varianz

(0,69)

wurden

die

im

Schrifttum

geforderten Grenzwerte erreicht. Folglich wird das IVIessmodell fur die Dimension Konsens mit alien acht Indikatoren nicht abgeieiint. Abbildung 71 steilt die fal
Vgl. zu den unterschiedlichen Auspragungen der exploratorischen und konfirmatorischen Faktorladungen Gefen/Straub (2005), S. 91 ff.

291

Konsens Berechnung der 1. Generation Indikatoren

Itetn-to-TotalKorrelation

Faktorladung (exploratorisch) (> 0,4)

0,822

0,853

0,777

0,807

0,832

0,864

0,683

0,709

0,837

0,869

0,813

0,844

0,642

0,672

0,773

0,798

Wir waren stets in der Lage, einen Konsens zu tinden, wie intere.a netbasierte Anwendungen in unserer FuE-Kooperation einzusetzen sind Es bestand nie ein wesentlicher Konflil 0,7)

0,934

Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extra ktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,931

Anzahl extrahierter Faktoren Erklarte Varianz (> 0,5)

Indikatorreliabilitat (=0,5)

Indikatoren

0,758

6.a Wir waren stets in der Lage, einen Konsens zu flnden, wie internetbasierte Anwendungen in unserer FuE-Kooperation einzusetzen sind

0,701

6.b Es bestand nie ein wesentlicher Konflikt, wie internetbasierte Anwendungen in die kooperative FuE-TStigkeit einzubinden sind

0,774

6.C Wir einigten uns immer einvernehmlich, wie internetbasierte Anwendungen ftir die Durciifuhrung unserer Aufgaben zu benutzen sind

0,573

6.d Es gab nie unterschiedliche Ansichten uber die Art des Einsatzes von internetbasierten Anwendungen in unserem Projekl

0,780

6.e Die Teammitglieder erzielten immer Einigkeit uber die Art und Weise des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in unserem Projekt

0,747

6.f Wir waren fortwShrend in der Lage uns zu einigen, wie uns internetbasierte Anwendungen bei der Au^abenerfullung unterstutzen sollten

0,526

6.g Insgesamt einigten wir uns im Team, wie internetbasierte Anwendungen fur unsere Artseit genutzt werden sollten

0,693

6.h Im Grolien und Ganzen war der Einsatz internetbasierter Anwendungen durch Einigkeit und nicht durch Auseinandersetzungen gekennzeichnet

Faktorladung (konfirmatorlsch) (=0,7)

1 (4 Iterationen) 64,827%

Faktorreliabllitat (FR) (> 0,7) und durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

^0y572^r>-<^ Oj883Vi;l_——-—I^^V

^0^^'\/'^/ '\'{^1^/

Signifikanzen * a = 0,10; ** a = 0,05; * " a = 0,01; **** a = 0,000

Abbildung 71: Faktoranalyse fiir die Dimension Konsens

rvonseiis

FR: 0,948 DEV: 0,694

;

292

5.1.1.1.2 Sinngetreue Nutzung Die Basis fiJr das Messmodell der Dimension Sinngetreue Nutzung stellen die Indikatoren von Chin/Gopal/Salisbury (1997) dar, mit denen sie in ihrer Studie ein Cronbach'sches Alpha von 0,93 erreichten:^ -

"The developers of the EMS [Electronic Meeting System] would disagree with how our group used the system."

-

"Our group probably used the EMS [Electronic Meeting System] improperly."

-

"The original developers of the EMS [Electronic Meeting System] would view our group's use of the system as Inappropriate."

-

-

"Our group failed to use the EMS [Electronic Meeting System] as it should have been used." "We did not use the EMS [Electronic Meeting System] in the most appropriate fashion."

Bel diesen Items fallt auf, dass sle durchgangig Invers formuliert sind. In Anlehnung an Ruel (2001) sollen jedoch in der vorliegenden Untersuchung nicht nur umgekehrt formulierte Indikatoren aufgenommen werden.^ Auch Allport/Kerler (2003) stellen fest, dass zumindest eine Kombinatlon aus inversen und nlchtinversen Items berucksichtigt werden sollte, um der inhaltllchen Definition treu zu bleiben und dadurch „[the] refinefment of] the measurement of tfiis construct.'^ zu erreichen. DIesem Vorschlag wurde insofern gefolgt, als dass nicht nur invers formulierte Items im Messmodell enthalten waren." Analog zu Abschnitt 5.1.1.1.2 kann auch fur das Konstrukt Sinngetreue Nutzung ein reflektives Messmodell festgestellt werden. Die Richtung der Kausalitat zeigt vom latenten Konstrukt zu den Indikatoren, da die manlfesten Variablen als Folge dessen zu verstehen sind. Verandert sich somit das Konstrukt, so verandern sich auch die Indikatoren. Die Indikatoren weisen daruber hinaus inhaltliche Uberschneldungen auf, so dass bel Elimination eines Items der

' ^ ^ ''

Vgl. Chin/Gopal/Salisbury (1997), S. 355. Vgl. Ruel (2001), S. 198, Vgl. Allport/Kerler (2003), S. 356, Vgl, hierzu die Fragen 9.a, 9.b, 9,c, 9,d und 9,e des Fragebogens im Anhang,

293

Konstruktumfang nicht variieren wurde. SchliefJIich deuten auch das gemeinsame nomologische Netzwerk und die zu erwartende Konvergenzvaliditat auf ein reflektives Messmodell hin.^ Auch das Messmodell des Konstrukts Sinngetreue Nutzung wird demnach mit dem in Abschnitt 4.2.1.2 skizzierten Prufverfahren hinsichtlich der Reliabilitat und Validitat evaluiert.^ Auch wenn das Cronbach'sche Alpha ausreichend hoch war, wies genau dieses nicht inverse item (9.e) eine zu geringe indilcatorreliabiiitat auf (0,38), so dass es eiiminiert werden musste. Somit wird in der vorliegenden Untersuchung vergleichbar mit Chin/Gopal/Salisbury (1997) ein durchgangig invers formuliertes IVIessmodell in das Untersuchungsmodeil aufgenommen. Das Cronbach'sche Alpha des IVIessmodells mit den verbleibenden vier Indikatoren lag bei 0,87. Im Rahmen der exploratorischen FaktoranaJyse wurde in acht Iteratlonen ein Faktor extrahiert, dessen erklarte Varianz bei 63,2% lag.

Vgl. Burke Jarvis/Podsakoff/MacKenzie (2003), S. 202 f. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161.

294

Sinngetreue Nutzung Berechnung der 1. Generation Faktorladung (exploratorisch)

Indikatoren

Item-to-TotalKorrelation

Die Entwickler/Hereteller der internetbasierten Anwendungen hatten unserer Nutzung so wahrscheinlich nicht zugestimmt

0,699

0,766

Wir setzten die internetbasierten Anwendungen moglicherweise unsachgemali ein

0,805

0,890

Die Entwickler/Hersteiler der internetbasierten Anwendungen wijrden unseren Einsatz vermutlich als unangebracht bezeictnnen

0,770

0,853

Wir haben die internetbasierten Anwendungen wahrscheinlich nicht auf die angebrachteste Weise benutzt

0,618

0,650

(> 0.4)

Deskriptive Beurteilungskennzahl Cronbach'sches Alpha (> 0,7)

0,869

Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extra ktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,807

Anzahl extrahierter Faktoren Erklarte Varianz (> 0,5)

(8 Iterationen)

63,232%

Berechnung der 2. Generation Indikatorreliabilitat

Indikatoren

(=0,5) 0,696

i.a Die Entwickler/Hersteiler der internetbasierten Anwendungen hatten unserer Nutzung so wahrscheinlich nicht zugestimmt

0,806

!.b Wir setzten die internetbasierten Anwendungen mOglicherweise unsachgemali ein

0,774

9.C Die Entwickler/Hersteiler der internetbasierten Anwendungen wQrden unseren Einsatz vemiutlich als unangebracht bezeichnen

0,612

).d Wir haben die internetbasierten Anwendungen wahrscheinlich nicht auf die angebrachteste Weise benutzt

Faktorladung (konfirmatorisch) (=0,7)

Faktorrellabilitat (FR) (> 0,7) und durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

PR: 0,912 DEV: 0,722

Signifikanzen ' a = 0,10; •* a = 0,05; * " a = 0,01; **** a = 0,000 A b b i l d u n g 7 2 : Falctoranaiyse fiJr d i e D i m e n s i o n S i n n g e t r e u e N u t z u n g

Mit Indlkatorrellabilitaten zwischen 0,61 und 0,81 sowie einer Faktorreliabilitat von 0,91 bzw. einer durchschnittlich erfassten Varianz von 0,72 waren auch die Ergebnisse der Verfahren der zweiten Generationen sehr zufrieden stellend. Die Dimension Sinngetreue Nutzung wird somit mit vier Indikatoren gemessen und das bereinigte Messmodell nicht verworfen. In Abbildung 72 sind die Ergebnisse der empirischen Analyse zusammengefasst.

295

5.1.1.1.3 Einstellung Die Zusammenstellung der Items fiJr die Dimension Einstellung basiert auf theoretisclien Uberlegungen zur Adaptive Structuration Theory und folgt den Operationalisierungen von Gopal/Bostrom/Chin (1993), DeSanctis/Pooie/Dicl<son (2000) sowie Ruel (2001).^ Hieraus ergab sich schlielilich eine ItemBatterie mit sieben lndil
biha111iCher Bazugspunkt

Beispiel ftir Operationalisterung in dsr Ltteratur

ea

Respekt vor der Tectinologie

Gopal/Bostrom/Chin (1993}

6.b

Bereilschafl die positive Einstellung zu verbreiten

Ruel (2001)

ec

Wille die Technologie zieifuhrend einzusetzen

Gopal/Bostrom/Ctiin (1993)

S.d

Positive Erfatirungen mit der Nutzung

DeSanctis/Poole/Dickson (2000)

8.e

Wahrgenommener Nutzen

Gopal/Bostrom/Ctiln (1993)

8f

Komfort bei der Nutzung der Technologie

Gopal/Bostrom/Ctiin (1993)

8.g

Globale Positive Einstellung

Ruel (2001)

Tabelle 16: Inhaltlicher Bezug der Items des Konstrukts Einstellung

In Aniehnung an die Beitrage von Gopal/Bostrom/Chin (1993), DeSanctis/Poole/Dickson (2000) und Ruel (2001) soil das latente Konstrukt Einstellung mit Hilfe eines reflektiven Messmodeils operationaiisiert werden.^ Begrundet wird diese Entscheidung insbesondere mit den Interdependenzen zwischen den einzelnen Indikatoren, die eine ausreichende Kovarianz sowie die Austauschbarkeit der Items zur Folge hat.'* So nennen auch Burke Jarvis/Podsakoff/MacKenzie (2003) in ihrem Grundlagenartikel personliche Einstellungen, wie es das Konstrukt der vorliegenden Untersuchung darstellt, aufgrund der Richtung der Kausalitat vom Konstrukt zu den manifesten Variablen, als typlsches Beispiel fur ein reflektives Messmodell, „[as] attitudes are generally viewed as predis-

Vgl. Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 49; DeSanctis/Poole/Dlckson (2000), S. 1 ff.; Ruel (2001), S. 57ff. Vgl. hierzu die Fragen 8.a, 8.b, 8.c, 8.d, 8.e, 8.f und 8.g des Fragebogens im Anhang. Vgl. auch Edwards/Bagozzi (2000), S. 161. Vgl. Gopal/Bostrom/Chin (1993), S. 51 f.

296

positions to respond in a consistently favorable or unfavorable manner toward an object"^. Fur die Dimension Einstellung wurde ein Cronbach'sches Alpha von 0,90 berechnet. Im Rahmen der exploratorischen Faktoranalyse konnte eine ausreicliende Konvergenzvaliditat festgestelit und ein Faktor in fiJnf Iterationen extrahiert werden. Der Anteil der erklarten Varianz lag hierbel bei etwa 62,1%. Auch die Verfahren der zweiten Generation zeigten uberwiegend ein sehr zufrieden stellendes Bild. IViit einer Faktorreliabilitat von 0,93 und einer durchschnittlich erfassten Varianz von 67% wurden die entspreclienden Grenzwerte erfullt. Einzig bei der lndil
^ ^ ^

Burke Jarvis/Podsakoff/MacKenzie (2003), S. 201. Vgl. Bagozzi (1981), S. 374 f. Bagozzi(1981), S. 375.

297

Einstellung Berechnung der 1. Generation Indikatoren

Item-to-TotalKorrelation

Faktorladung (exploratorlsch) (>0,4)

8.a

Wir empfanden den Einsatz internetbasierter Anwendungen als hilfreich fur unsere Arbeit

0,825

0,880

8.b

Wir wijrden auf jeden Fall aucht anderen FuE-Teams empfehlen, internetbasierte Anwendungen einzusetzen

0,788

0,844

0,710

0,735

0,576

0,597

0,837

0,888

0,647

0,670

0,800

0,851

Wir bemCihten uns die internetbasierten Anwendungen mogiichst 8.C wirl<sam einzusetzen Bei der Bedienung der internetbasierten Anwendungen l
Deskriptive Beurteilungskennzahl Cronbach'sches Alpha (> 0,7)

0,909

Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extra ktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,892

1 (5 Iterationen)

Anzahl extrahlerter Faktoren Erklarte Varianz (> 0,5)

62,063%

Berechnung der 2. Generation Indlkatorreliabilitat (=0,5)

Indikatoren

0,789

8.a Wir empfanden den Einsatz internetbasierter Anwendungen als hilfreich fUr unsere Arbeit

0,746

8.b WIrwurden auf jeden Fall auch anderen FuE-Teams empfehlen, Internetbasierte Anwendungen einzusetzen

0,620

8.C Wir bemilhten uns die Internetbasierten Anwendungen mogiichst wirksam einzusetzen

0,447

8.d Bel der Bedienung der Internetbasierten Anwendungen konnten wir auf gute Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten aufbauen

0,802

8.e Wir empfanden die Nutzung der Internetbasierten Anwendungen als Hilfe fur die Ausfuhrung unserer Aufgaben

0,537

8.f Die Bedienung der Internetbasierten Anwendungen empfanden wir als verstandllch

0,756

8.g Im Grolien und Ganzen zeigten wir eIne positive und bejahende Einstellung gegenijber dem Einsatz Internetbasierter Anwen-oungen

Faktorladung (konfirmatorisch) (=0,7)

Faktorrellabllltat (FR) (> 0,7) und durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

^gsrjjill^^^r OjlS^C''/^ ^ ^ y ^

EinsteliungJ) FR: 0,934 DEV: 0,671

Q^^

Signifikanzen * a =0,10;** a =0,05; *** a =0,01; ****a =0,000

Abblldung 73: Faktoranalyse fiir die Dimension Einstellung

298

5.1.1.1.4 Empfundene Nutzungsintensitat Wahrend der konzeptionelle Inhalt des Konstrukts Empfundene Nutzungsintensitat aus theoretischen Oberlegungen zum Amount of Appropriation abgeleitet wurde, entstammen die einzelnen Items im Wesentlichen einer Literaturanalyse.^ Im relevanten Schrifttum wird, wie eingangs erwahnt, die Intensitat der Nutzung moderner luK-Technologien vorwiegend mit Hllfe des ErfiJIIungsgrades bestimmter Tatigkelten bestimmt.^ Daruber hinaus ergaben Expertenlnterviews und die Analyse des Schrifttums, dass die subjektiv gemessene Nutzungsintensitat anhand FuE-spezifischer Aufgaben operationalisiert werden sollte.^ Demzufolge stellen die Einsatzfelder moderner luK-Technologien, welche im Rahmen einer Literaturauswertung identifiziert wurden, die Grundlage fur die Operationalisierung des Konstrukts Empfundene Nutzungsintensitat iiir die vorliegende Untersuchung dar (vgl. Abbildung 12). Tabelle 17 zeigt die Zuweisung der im Rahmen des Forschungsuberblicks identifizierten Einsatzfelder internetbasierter Anwendungen in der Forschung und Entwicklung zu den einzelnen Items des Messmodells. Itom

Nutzung Internetbasierter Anwendungen fUr...

7a

Koordination und Steuerung

7.b

Technologie-Screening

7.C

Design-Aktivitsten

7.d

Prototyping & Testing

7.e

Zugriff auf gemeinsame informationen

7.f

Fachliche Kommu nilgai ion

7-g

Gkibalfrage Tabelle 17: Inhaltliche Zuordnung der Einsatzfelder

Die Dimension Empfundene Nutzungsintensitat wird mit Hilfe eines formatlven Messmodells operationalisiert." Aufbauend auf die in Abschnitt 4.2.1.3 eriauterte Definition der Korrespondenzregein zwisciien manifesten Indikatoren und der latenten Variable kann hier von einem formatlven und nicht von einem

Vgl. Abschnitt 2.3.1.2.3. Vgl. zur systembezogenen Abfrage der Nutzungsintensitat etwa DeSanctis/Poole/Dlckson (2000), S. 1 ff. und zur aufgabenbezogenen Abfrage Sambamurtliy/Ciiin (1994), S. 215. Vgl. Absciinitt 3.1.1.4. Vgl. etwa Edwards/BagozzI (2000), S. 162.

299

reflektiven Messmodell ausgegangen werden, da sich die ganzheitliche Nutzungsintensitat aus den einzelnen Partialbereichen zusammensetzt. So weist beispielsweise die Nutzung zu Kommunikationszwecl<en nicht zwingend notwendig eine ahnliche Intensitat wie fiJr Design- oder Prototyping-Aufgaben auf.^ Es i
Vgl. Abschnitt 4.2.1.3, S. 245 ff. Vgl. insbesondere die Fragen 7.b, 7.c und 7.d des Fragebogens im Anhang. Vgl. zum methodischen Vorgehen Abschnitt 4.2.1.3.

300

Empfundene Nutzungsintensitat Max. Indikatorrelevanz (VIF < 10,0)

Indikatoren (Wre intensiv wurden internetiiasierte Anwendungen fUr die einzelnen Aktivitaten in der FuE-Kooperation eingesetzt?)

Externe bzw. nomologische Validitat (Richtung und Signifikanz der Gewichte)

1,535

7.a Projektkoordination und -steuerung (z.B, Zeitplanung, Reporting)

1,282

7.b Technologie-Screening (z.B. Patentrecherche, Wettbewerbsanalyse)

1,251

7.C Design (z.B. Computer Aided Design, Product Lifecycle-mgt.)

^ ^ • .

"^-^^N. —- "^3" ^'~CV

^'''6rnpfundeni~\

n2i52*riII^pK'

1,284

7.d Prototyping und Testing (z.B. Konzeption virtueller Prototypen)

1,529

7.6 Gemeinsamer Zugriff auf Informationen (z.B. Online-Datenbanken)

1,539

7.f Fachliche Kommunikation (z.B. Entscheidungsfindung, Diskussion)

Nutzungs-

a'£^^^'\^

J-*(KUJ^ 0.7340""

0 ^

Kontrollitem (7.g): Alles in allem nutzten wir fur die ErfUllung der Aufgaben in unserem Projekt internetbasierte Anwendungen intensrv

Signifikanzen: * a = 0,10; ** a = 0,05; *** a = 0,01; **** a = 0,0000

Abbifdung 74: Faktoranalyse fiir die Dimension Empf- Nutzungsintensitat

5.1.1.2 Untersuchung des Gesamtmodells Nach einer isolierten Analyse einzelner Faktoren und der Elimination von einem einzigen

Item wird

Appropriation

in diesem Abschnitt

internetbasierter

das Gesamtkonstrukt

Anwendungen

untersucht.

Stabile

Ausgangspunkt

hierftir ist eine exploratorische Faktoranalyse uber alle 19 Items der drei reflektiven Messmodelle. Da die Dimension Empfundene Nutzungsintensitat formativ

operationaiisiert

wurde, werden

deren

Indikatoren

hier

nicht

beriJcksichtigt. Auch wenn nicht alle Dimensionen in dieser ubergreifenden exploratorischen Faktoranalyse beriJcksichtigt werden, so soli zumindest gezeigt werden, dass die vermutete Faktorenstruktur im Rahmen einer ubergreifenden

Faktoranalyse zumindest fur drei der vier

nachgewiesen

werden

kann.

Zur

Extraktion

wurde

Dimensionen

wiederum

die

Hauptachsenanalyse eingesetzt, wobei die Rotation der Oblimin-Methode folgte. Wie in Abbildung 75 zu sehen ist, wird die postulierte Faktorenstruktur erkannt, wobei die Ladungen beinahe aller Faktoren iJber 0,7 und somit uber dem Mindestmali liegen.^

Vgl. Abschnitt 4.2.1.2.

301

Exploratorische Faktoranalyse Indikator

Faktor 1

Faktor 2

6.a

0,796

0,099

0,016

6.b

0,832

-0,044

-0,002

Faktor 3

6.C

0,840

0,042

-0,017

6.d

0,759

-0,080

-0,026

6.e

0,894

-0,041

-0,020

6.f

0,821

0,038

0,080

6.g 6.h

0,627

0,073

0,779

0,036

-0,023 0,073

8.8

-0,068

0,924

0,000

8.b

-0,054

0,877

0,028

8.C

-0,100

0,743

-0,001

a.d

-0,008

0,601

-0,046

B.e

0,019

0,875

-0,011

8.f

0,107

0,604

-0,007

8.g 9.a

0,122

0,780

0,061

-0,056

0,080

0,767

9.b

-0,022

-0,130

0,888

9.C

-0,019

0,029

0,853

9.d

0,074

-0,025

0,652

ErklSrte Varianz

39,701%

13,403%

10,745%

Kumulierte erklarte Varianz

39,701%

Konsens

Einstellung

Sinngetreue Nutzung

KMO (>0,5): 0,917

53,104% Extra ktionsverfahren: Hauptachsenanalyse

63,849% Rotationsmethode: OBLIMIN (schiefwinklig): 5 Iterationen

Abbildung 75: Ubergeordnete exploratorische Faktoranalyse

Zur

weiteren

Uberpriifung

der

Diskriminanzvaliditat

der

reflektiv

gemessenen Dimensionen der stabilen Appropriation werden nach dem Fornell-Larcker-Kriterium die quadrierten Korrelationen der drei Dimensionen mit ihren jeweiligen durchschnittiicli erfassten Varianzen vergliciien (Abbildung 76). Diese Gegenuberstellung macht deutlich, dass keine quadrierte Korrelation zwischen zwei Dimensionen die durchschnittlich erfasste Varianz der jeweiligen Dimension ijberstejgt und somit das Fornell-Larcker-Kriterium erfiiJIt ist.

302 QuadrlAfta Konelattonsn

KonMm

KodMn*

EimwAung

SfrmgslfQUQ Nutzung

EmprfundenA Nutzunga ntertutai

0.279

0.095

0,067

0 079

0,387

ElnmHung

C.279

Smngatnuv NutzunQ

0.O9S

0,079

0.087

0.387

0.017

EfnfntfnBM

0,017

Mndmum

027%

0.387

0.095

0^88

Durchschnrttitch erfas^le Vpnanz

0.694

0.671

0.7i?

nA

FDfnall/Larctter erfulH?

Ja

Ja

Ja

fl A

Abbildung 76: Fornell-Larcker-Kriterium

Im Anschluss daran wird das Konstrukt zweiter Ordnung fur die vorliegende Untersuchung berechnet. Unter Anwendung des in Abschnitt 4.2.1.4 eriauterten Verfahrens wird der Composite-Second-Order-Score fur das Konstrul
internetbasierter Anwendungen

berechnet. Wie In

Abbildung 77 ersichtlich ist, laden alle Dimensionen posltiv und hoch signiflkant.

SubmoJvll 1 Submodaa2 1

1 1 1 1

i ; I

QSnngaUvuv Nuteung/^^—, ^

•—

_;

0.5630"" :

1 .

'

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"

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1

1

{ 1 1 1 1

SfgnNHtvizan: **-

1 1 f

• • o.ooo 1 1

i

Abbildung 77: Formatives Konstrukt zweiter Ordnung

f

1

Die hochste Ladung und somit auch die starkste Gewichtung bei der Berechnung des Composite-Second-Order-Score weist die Dimension Einstellung mit 0,84 auf. Konsens wird mit 0,73 und die belden verbleibenden Dimensionen Sinngetreue Nutzung und Empfundene Nutzungsintensitat mit 0,56 bzw. 0,57 in das Konstrukt zweiter Ordnung eingehen.

303

Die durchgangige Erfullung der Gutekriterien fur Reliabilitat und Validitat der ersten und zweiten Generation, die Eliminierung von maximal einem Indikator auf Faktorebene sowie die positiven und hoch signifikanten Beziehungen zwischen den Dimensionen Konsens, Sinngetreue Nutzung, Einstellung sowie Empfundene Nutzungsintensitat und dem Konstrukt zweiter Ordnung begrijnden die Niclit-Ablelinung des Gesamtmodells. Zusammenfassend kann aufgrund der dargestellten Untersuchungsergebnisse die deskriptive Untersuchungshypothese Hi nicht abgelehnt werden. Hi:

Das Konstrukt Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist als formatives Konstrukt zweiter Ordnung zu verstehen und weist die vier Dimensionen Konsens, Sinngetreue Nutzung, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat auf.

Ein aiinliches Ergebnis, wenn audi nur fur zwei Dimensionen, konnte In der Studie von Salisbury et al. (2003) erzielt werden. FiJr das Konstrukt Meaningful Appropriation, welches eine speziflsche Form der stabilen Appropriation darstellt, ergaben sich fur Consensus on Appropriation und Faittifulness of Appropriation Konstruktiadungen zwischen 0,70 und 0,75.^ Das Nicht-Ablehnen der Untersuchungshypothese Hi deutet schlieUllch darauf hin, dass die theoretlschen Uberlegungen hinslchtlich der Komplexltat des Prozesses der Appropriation zu bestatigen sind. So folgerten bereits DeSanctls/Poole/Dlckson (2000), dass die Appropriation "[..•] a complex, multidimensional process"^ sal. Darijber hinaus iegen die in der vorliegenden Arbeit erzielten Ergebnisse nahe, dass die in der Literatur am haufigsten genannten Dimensionen Konsens, Einstellung, Sinngetreue Nutzung und Empfundene Nutzungsintensitat allesamt Elemente ein und des selben Phanomens sind.^ MIt diesem Untersuchungsabschnitt konnte die erste Untersuchungsfragestellung nach der Konzeptlonallsierung und Operationallslerung abschlleliend beantwortet und die Voraussetzung fur die Analyse des Strukturmodells gelegt

Vgl. zu den Konstruktiadungen von 0,70 und 0,75 der Dimensionen Konsens bzw. Faithfulness Salisbury et al. (2003), S. 25. DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 9. Vgl. auch Poole/DeSanctis (1990), S. 186; Ruel (2001), S. 57; Salisbury et al. (2002), S. 92.

304

werden.^ In den folgenden Abschnitten konnen nun die Messmodelle der abhangigen Variablen auf ihre Gute geprijft und die Wirkungsbeziehungen berechnet werden. 5.1.2 Operationalisierung de FuE-KooperationserfoIgs In Kapitel 3.2.4 warden die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation, die Effektivitat der FuE-Kooperation und Teatninternes Lernen als abhangige Variablen der stabilen Appropriation konzeptionalisiert.^ Diese sollen nun operationalisiert und deren Messmodelle anhand der Giitekriterien der ersten und zweiten Generation der Faktoranalyse auf ihre GiJte hin gepruft. 5.1.2.1 Prozesseffizienz der FuE-Kooperation Aus den tlieoretischen Uberlegungen der Adaptive Structuration Theory, die eine grundlegende Effizienzsteigerung durch die stabile Appropriation vorsieht, wurden mit Hilfe des relevanten Schrifttums und der Expertengesprache die fur die vorliegende Untersuchung spezifischen Items definiert und formuliert. In der Literatur werden insbesondere die gesteigerte Ressourceneffizienz und die VerkiJrzung der Time-to-Market als wesentliche Erfolgswirkungen des Einsatzes moderner luK-Technologien genannt.^ Das in Abschnitt 3.2.4 konzeptionalisierte Konstrukt Prozesseffizienz der FuE-Kooperation wurde auf der Basis bereits im Schrifttum geprufter Items operationalisiert. Tabelle 18 zeigt den inhaltlichen Bezug der einzelnen Items zu Effizienzaspekten sowie Verweise auf Operationalisierungen im Schrifttum.

Vgl. zum identischen Vorgehen Yi/Davis (2003), S. 159 ff. Vgl. 3.2.4 und zur Effizienz und Effektivitat in der Forschung und Entwicklung auch Clark/Fujimoto (1991), S. 70; Wheelwright/Clark (1992), S. 1 ff.; Joyner/Onken (2002), S. 17ff.; Kessler (2003), 905 ff. Vgl. Dennis/Flavin/Davies (1998), S. 27; Dahan/Srinivasan (2000), S. 99 ff. Howe/Mathieu/ Parker (2000), S. 277 ff.; D'Adderio (2001), S. 1409; Gassmann (2001), 1 ff.; Joyner/Onken (2002),S. 17 ff.; Lan/Du (2002), S. 761; Edwards/Sridhar (2003), S. 3; Farris et al. (2003), S. 24 ff.; Kessler (2003), S: 905 ff.; Roberts (2000), S. 429 ff.; Sethl/Pant/SethI (2003), S. 37.

305

Kern

Beisplel fur Operatlonalisierung in LJteratur

Indlkatoren der FuE-Effizianz

12 a

Kurzere Time-To-Market

Brockhoff (1990). Herstatt/Muller (2005)

12.b

Kostenminimierung

Schmaul (1995). HerstatVMulfer (2005)

12.C

Optimierung Person affessourcen

Brockhoff(1998}

12.d

Grundlegender Effizienigedanke

Garcia-ValderramayMulero-Mendigorri (2005)

12e

Maragemenl limitierter Ressourcen wie Zelt und Geld

Osawa (2003), HerstaWMCjIler (2005)

Tabelle 18: Inhaltliche Zuordnung der Effizienzindikatoren

Sowohl das Schrifttum als auch die Entscheidungskriterien nach Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff

(2003) legen nahe, dass es sich bei der

Prozesseffizienz der FuE-Kooperation urn ein reflektives Messmodell handelt.^ So sind auch bei diesem Konstrukt die Indikatoren als Folge bzw. Manifestationen

der

latenten

Variable

zu

versteiien.^

Fur

diese

Art

der

Messmodellspezifikation sprechen auch die Interdependenzen und die damit verbundenen Kovarianzen zwischen den Items.^ Liegt beispielsweise eine kurzere Entwicklungszeit vor (Item 12.a), so ist auch von einem vergleichsweise geringeren Ressourcenaufwand (12.b bis 12.e) auszugehen.'* Mit dem aus diesen Erkenntnissen entwickelten reflektiven Messinstrument, welches aus ftinf Indikatoren bestand, konnte jedoch kein Faktor extrahiert werden, dessen Varianz zu mindestens 50% erklart wurde.^ Als Konsequenz wurde Item 12.a eliminiert, da es die geringste Item-to-Total-Korrelation aufwies. Eine inhaltliche Begrundung erscheint auf den ersten Blick schwierig, da dieser Indikator die durch das Team verschuldeten Verzogerungen behandelt.^ Allerdings kann bei einer tieferen Analyse dieser Frage eine unklare Formulierung festgestellt werden, da interne und externe Ursachen fur die

Vgl. Zairi/Sinclair (1995), S. 8 ff.; Syamil/Doll/Apigian (2004), S. 205 ff.; Herstatt/Muller (2005), S. 28 f. Vgl. hierzu die Operatlonalisierung von HerstaWMLlller (2005), S. 28 f. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161. Vgl. Syamil/Doll/Apigian (2004), S. 205 ff. Vgl. die Fragen 12.a, 12.b, 12.c, 12.d und 12.e des Fragebogens im Anhang. Vgl. die Frage 12.a des Fragebogens im Anhang.

306

Verzogerung nicht eindeutig formuliert sind, und sich fur den Befragten somit kein klares Bild ergibt. Daruber hinaus erscheint

im Nachhinein das

vorgeschaltete „EventueH" nicht zielfijhrend zu sein, da derm Leser eine Abschwachung und Verzerrung der tatsachlich aufgetretenen Verzogerungen und Ineffizienzen vermittelt werden konnte. Diese mangelnde Prazision in der Formulierung konnte zu einer reduzierten Korrelation mit den anderen Items dieses Messmodells gefijhrt haben. IVIit den verbieibenden vier Indikatoren wurden im Anschluss ausreichend gute Ergebnisse erzielt. Sowohl der Wert des Cronbach'schen Alphas mit 0,79 als auch die Extraktion eines Faktors in zehn Iterationen, welcher eine erklSrte Varianz von 51,2% auswies, zeigen fur die Verfahren der ersten Generation das Oberschreiten der Grenzwerte. Bin besseres Ergebnis zeigten die faktoranalytischen Ergebnisse fiir die zwelte Generation. Mit Indikatorreliabilitaten, die in einem Wertebereich zwischen 0,54 und 0,74 lagen, einer Faktorreliabilitat von 0,87 und einer durchsclinlttlicli erfassten Varianz von 0,63 wird das vorliegende Messmodell nicht zuruckgewiesen. Abbildung 78 stellt die Ergebnisse der ersten und zweiten Generation und die Spezlfizierung des vorlaufigen Messmodells zusammenfassend dar.

307

Prozesseffizienz der FuE-Kooperation Berechnung der 1. Generation Faktorladung (exploratorisch)

Item-to-TotalKorrelation

Indikatoren Die laufenden Kosten hielten wir im Projektverlauf sehr gering und nutzten die finanziellen Mittel immer zielorientiert Die am Projektanfang vereinbarten Aufgaben konnten wir ohne zusatzliches - ursprQngiich nicht geplantes - Personal durchfuhren Der Effizienzgedanke war in unserem Team sehr stark ausgepragt 12.e Wir nutzten die limitierten Ressourcen Zeit und Geld sehr effizient

(> 0.4)

0,542

0,611

0,551

0,616

0,631

0,750

0,704

0,856

Deskriptive Beurteilungskennzahl Cronbach'sches Alpha (> 0,7)

0,788

Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extra ktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,762

Anzahl extrahierter Faktoren

1 (10 Iterationen)

51,197%

Erklarte Varianz (> 0,5)

Berechnung der 2. Generation Indikatorreliabilitat (=0,5)

Faktorladung (konfirmatorisch) (=0,7)

Indikatoren

0,541

12.bDieiaufenden Kosten hielten wir im Projektverlauf sehr gering und nutzten die finanziellen Mittel immer zielonentiert

0,549

12.cDie am Projektanfang vereinbarten Aufgaben konnten wir ohne zusatzliches - ursprCinglich nicht geplantes Personal durchfilhren

0,668

12.dDer Effizienzgedanke war in ausgepragt

Faktorreliabilitat (FR) (> 0,7) und durchschnittllch erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

Team sehr stark

0,746 Signifikanzen 1 = 0,10; ** a = 0,05; *** a = 0,01; **** a = 0,000 Abbildung 78: Faktoranalyse fur das Konstrukt Prozesseffizienz

5.1.2.2 Effektivitat der FuE-Kooperation Analog zum Vorgehen fur das Konstrukt Prozesseffizienz der FuE-Kooperation wurden auch fur die Effelftivitat der FuE-Kooperation aufbauend auf die theoriebasierte Konzeptionalisierung die Items aus der Literatur und den Expertengesprachen abgeleitet.^ Die zwei am haufigsten genannten Aspekte

V g l . die Fragen 10.a, 10.b, 10.c, lO.d und 10.e des Fragebogens im A n h a n g .

308

der gesteigerten Effektivitat waren die gestiegene Qualitat des entwickelten Produkts sowie die erhohte Kundenzufriedenheit.^ Gemaft dem gesamten definitorischen Iniialts des Konstrukts weisen die in Tabelle 19 dargesteliten Items entsprechende inhaJtliclie Bezuge auf. llMIt

Indikatoran der FuE-EfTektivlUit

Be Is pie) fur Operationallslerung In Uteratur

10.a

Leistungsmerkmale

Sen/Rubenstem {1969). Roy/Nagpaul/Mohapalra (2003)

10,b

Qualildt

Ransley^Rogers (1994). Roy/Nagpaul/Mohapatra (2003)

lOx

Markterfolg

WcGrath/Romeri[1994), Meyer/Tertzakian/Utter-back (1995), Birkinshaw/ Fey (2005). Herstatt/MQIIer (2005)

lO.d

Kundenzufrtedenhelt

Guglielmi (2004). Birkinshaw/Fey (2005)

lOe

Zieletreictiungsgrad

Ransley/Rogers(1994), Herstatt/MiJller (2005)

Tabelle 19: Inhaltliche Zuordnung der Effektivitatsindlkatoren

Auch in diesem Fall liegt ein reflektives Messmodell vor. Wahrend Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003) und Diamantopoulos/Winklhofer (2001) von einer formativen Operationalisierung spreclien, wenn die Auspragungen der Indikatoren in ihrer Gesamtheit das Konstrukt definieren, sind die Indikatoren als Folgen des latenten Konstrukts zu verstetien.^ Aucti die Austauschbarkeit der Items der Effektivitat der FuE-Kooperation (Markterfolg bedingt Kundenzufriedeniieit und Leistungsmerkmale bestimmen Qualitat) legen nahe, dass es sich bei der Effektivitat der FuE-Kooperation um ein reflektives Messmodell handelt.^ Auch im Schrifttum iiat sich fQr das Konstrukt der FuE-Effektivitat die reflektive Operationalisierung durchgesetzt.'*

Vgl. Clark/Fujimoto (1991), S. 70; Wheelwright/Clark (1992), S. 1 ff.; Schmidt/MontoyaWeiss/Massey (2001), S. 575 ff.; Edwards/Sridhar (2003), S. 3; Farris et al. (2003), S 24 ff.; Kessler (2003), S: 905 ff.; Sethi/Pant/Sethi (2003), S. 37. Vgl. Diamantopoulos/Winklhofe (2001), S. 269 f.; Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 202. Vgl. Zairi/Sinclair (1995), S. 8 ff.; Syamil/Doll/Apiglan (2004), S. 205 ff.; Herstatt/Muller (2005), S. 28 f. Vgl. Syamil/Doll/Apigian (2004), S. 205 ff.; Herstatt/MiJller (2005), S. 28.

309

Mit einem Cronbach'schen Alpha von 0,89, einem in vier Iterationen extrahierten Faktor mit einer erklarten Varianz von 60,1% sowie einem Kaiser-Mayer-Olkin-Wert von 0,81 wurden alle Kriterien der ersten Generation erfullt. Ein aiinlich gutes Bild zelgt sich bei den Verfahren der zweiten Generation. Die Indikatorreliabilitat lag fur die einzelnen Items zwischen 0,56 und 0,74. DariJber hinaus wurde eine Faktorreliabilltat von 0,91 und eine durchschnittlich erfasste Varianz des Faktors von 0,68 erreicht. Folglich wird das Messmodell fur den Faktor Effektivltat der FuE-Kooperatlon nicht abgelehnt. Abbildung 79 stellt die Ergebnisse der ersten und zweiten Generation und die Spezifizierung des IVIessmodells zusammenfassend dar. Effektivltat der FuE-Kooperation Berechnung der 1. Generation Indikatoren

Item-to-TotalKorrelation

Faktorladung (exploratorisch) (> 0.4)

Das von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) weist aus heutiger Sicht die gewunschten Leistungsmerkmale auf

0,746

0,827

Das von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) weist aus treutiger Sicht die gewunsctite QualitSt auf

0,753

0,834

Das von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) sctiafft aus tieutiger Sictit den enwarteten Erfolg am Markt

0,744

0,785

Durch das von uns entwickelte Produkt (bzw. den Prozess) kann aus tieutiger Sicht die Kundenzufriedentieit gesteigert werden

0,629

0,660

Durch das von uns entwickelte Produkt (bzw. den Prozess) kann aus heutiger Sicht die Kundenzufriedenheit gesteigert werden

0,700

0,757

Deskriptive Beurteilungskennzahl Cronbach'sches Alpha (> 0,7) Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extraktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer'OlkinKriterium (> 0,5)

0,813

Anzahl extrahierter Faktoren Erklarte Varianz (> 0,5)

(5 Iterationen)

60,075%

Berechnung der 2. Generation Indikatorreliabilitat (=0,5)

indikatoren

0,732

lO.aDas von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) weist aus heutiger Sicht die gewunschten Leistungsmerkmale

0,740

lO.bDas von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) weist aus heutiger Sicht die gewUnschte QualitSt auf

0,703

lO.cDas von uns entwickelte Produkt (bzw. der Prozess) schafft aus heutiger Sicht den erwartetefi Erfolg am Markt

0,556

lO.dDurch das von uns entwickelte Produkt (bzw. den Prozess) kann aus heutiger Sicht die Kundenzufriedenheit gesteigert wenjen

0,664

lOdDurch das von uns entwickelte Produkt {bzw. den Prozess) kann aus heutiger SichI die Kundenzufriedenheit gesteigert werden

Faktorladung (konfirmatorisch) (=0,7)

Faktorreliabilltat (FR) (> 0,7) und durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

iffektivitat der~~ FuE-Kooperation_ FR: 0,913 DEV: 0,679

Signifikanzen • a = 0,10; "* a = 0,05; " • a = 0,01;

Abbildung 79: Fal
310

5.1.2.3 Teaminternes Lernen Die sieben Items des Konstrukts Teaminternes Lernen basieren auf einer im Schrifttum gepruften, reliablen und validen Operationalisierung des Konstrukts Local Learning von Wong (2004):^ -

"People in tliis team speak up to test assumptions about issues und discussion." "We take time to figure out ways to improve our team's work processes." "Our team explores one another's ideas to invent new or better ways we migiit perform our task." "When a nonroutine matter comes up in our work, we consult one another's opinions about how to handle the situation."

-

"When errors occur, we discuss how to prevent these errors in the future."

-

"We reflect on our past ways of doing things."

-

"When we encounter new issues, we discuss what these issues mean In our work."

Auch die dritte Erfolgswirkung wird mit Hilfe eines reflektiven Messmodells operationalisiert. Wong (2004) begrundet diese Spezifikation mit der Richtung der Kausalitat vom Konstrukt zu den Indikatoren und der grundsatzlichen Austauschbarkeit der Items.^ Daruber hinaus wurde sich der definitorische Umfang der latenten, nicht direkt messbaren Variable nicht andern, wenn ein Indikator eliminiert werden wurde.^ Aufbauend auf diese Item-Batterie, die ins Deutsche ubersetzt wurde, entstand im Rahmen des vierstufigen Verfahren zur Entwicklung des Erhebungsinstruments ein Messmodell mit sieben Indikatoren.'' Von den ursprijnglich sieben Items musste eines (11.g) eliminiert werden, da es im Vergleich zu den ijbrigen Indikatoren eine stark abfallende Item-to-Total-Korrelation aufwies. Das

' ^ ^ "

Vgl. Wong (2004), S. 654 sowie zu den Grundlagen auch Edmonson (1999), S. 350 ff. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161. Vgl. Wong (2004), S. 653 f. Vgl. Abschnitt 4.4,2.2.

311

Messmodell mit den verbleibenden sechs Items wies einen zufrieden stellenden Kaiser-Mayer-Olink-Wert von 0,85 und ein Cronbach'sches Alpha von 0,84 auf.^

Vgl. Fragen 11 .a, 11 .b, 11 .c, 11 .d, 11 .e und 11 .f des Fragebogens inn Anhang.

312

Teaminternes Lernen Berechnung der 1. Generation Item-to-TotalKorrelation

Faktorladung (exploratorisch) (>0.4)

Wenn Fehler auftraten, erorterten wir, wie diese zukunftig verhindert werden konnten

0,610

0,670

Als wir auf Probleme stieUen, besprachen wir sofort mogliche Konsequenzen fur unser Forschungsprojekt

0,593

0,652

Wir ijberlegten walirend des Projekts, wie wir unsere Arbeitsprozesse verbessern konnten

0,635

0,704

Wir reflektierten stets kritisch unser bisheriges Vorgehen

0,668

0,747

Die Teammitglieder hinterfragten stets die Pramissen und Grundannahmen itirer aktuelTen Aufgaben und Problemsteilungen

0,638

0,712

Ideen einzelner Teammitglieder bzgl. der Verbesserung von Arbeitsprozessen wurden vom Team stets aufgegriffen und evaluiert

0,567

0,627

Indikatoren

Deskriptive Beurteilungskennzahl

0,841

Cronbach'sches Alpha (> 0,7) Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extra ktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,848

Anzahl extrahierter Faktoren Erklarte Varianz (> 0,5)

1 (5 Iterationen)

49,108%

Berechnung der 2. Generation Indlkatorreliabilitat (=0,5)

Indikatoren

Faktorladung (konfirmatorlsch) (=0,7)

Faktorreliabilitat (FR) (> 0,7) und durchschnlttlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

0,550

0,526

11 .bAls wir auf Probleme stielien. besprachen wir sofort mogliche Konsequenzen fur unser Forschungsprojekt

0,579

ll.cWiruberlegten wahrend des Projekts, wie wir unsere Arbeitsprozesse verbessern konnten

0,624

ll.dWir reflektierlen stets kritiscti unser bisheriges Vorgelien

0,586

11.eDie Teammitglieder hinterfragten stets die Pramissen und Grtjndannah-men threr aktuellen Aufgaben und Problemsteilungen

0,503

11 .f Ideen einzelner Teammitglieder bzgl. der Verbesserung von Art>eits-prozessen wurden vom Team stets aufgegriffen und evaluiert

FR: 0,884 DEV: 0,560

Signifikanzen * a = 0,10; ** a = 0,05; * " a = 0,01; * A b b l l d u n g 8 0 : F a l ( t o r a n a i y s e fiir d a s Konstrul^t T e a m i n t e r n e s L e r n e n

Der Antell der erklarten Varianz llegt mit 49,1% knapp unter den geforderten 50%. In Aniehnung an BagozzI (1981) wird das NIcht-Einhalten eines einzelnen

313

Grenzwertes jedoch nicht als Grund fur die Elimination weiterer Indikatoren verstandenJ Dafur spricht auch, dass die empirischen Ergebnisse der Verfahren der zweiten Generation alle Mindestma(ie erfijllten. So lag die Indikatorreliabilitat jeweils zwischen 0,50 und 0,62. SchlleHllch wurden auch fur die Faktorreliabilitat (0,88) und die durchschnittlich erfasste Varianz (0,56) ausreichende Werte erzielt. Zusammenfassend muss daher nach Elimination eines Items das Messmodell fijr das Konstrukt Teaminternes Lernen nicht verworfen werden. Abbildung 80 fasst die faktorspezifischen empirischen Ergebnisse dieser Analyse zusammen. 5.1.3 Operationalisierung situativer Faktoren Urn die vierte Untersuchungsfragesteilung zu beantworten, sollen nun die Faktoren Raumliche Nahe, AusmaB an Routinetatigkeiten sowie die ITHeterogenitat des FuE-Kooperationsteams in die vorliegende Untersuchung aufgenommen werden.^ 5.1.3.1 Raumliche Nahe Die Items des Konstrukts Raumliche Nahe wurden aus einer umfassenden Konzeptionalisierung der raumlichen Verteilung von O'Leary/Cummings (2002) anhand des Site Index, Isolation Index, Seperation Index, Overlap Index sowie Role Index messbar gemacht.^ Tabelle 20 zeigt die Zuweisung dieser Indizes zu den einzelnen Indikatoren.

Vgl. Bagozzl (1981), S. 375. Die situativen Faktoren Anzahl der Kooperationspartner und TeamgroUe wurden direkt abgefragt. Vgl. O'Leary/Cummings (2002), S. 5 ff. sowie die Ausfuhrungen in Abschnitt 3.3.1.1.

314 Dfananslonw) dar rSumiichan Nllh«

Ham 15.a

Site Index - Anzahl der Standone

15.b

Isolation Index - Ausmall der Isollerung der Teammitglleder

15.C

Separation Inden - Entfemung

15.d

Ovedap index - Zeitunterechiede

15.e

Role Index - Distan; zum Projektmanagement

15.f

Globalfrage Tabelle 20: Zuordnung der Dimensionen von Raumliche Nahe

Dieses Konstrukt wurde mittels eines formativen Messmodells operationalisiert, da die einzein abgefragten inhaltliclien Aspe(
Vgl. die Fragen 15.a, 15.b, 15.c, 15.d, 15.e und 15.f des Fragebogens im Anhang. Vgl .Edwards/Bagozzi (2000), 8. 156 ff.

315

Raumliche Nahe Max. Indikatorrelevanz (VIF < 10,0)

Indikatoren

1,865

IS.aTeammitglieder der FuE-Kooperation arbeiteten stets an nur wenigen unterschiedlichen Standorten

Externe bzw. nomologische ValiditSt (Richtung und Signifikanz der Gewlchte)

2,536 1,947

IS.cDie geringe Distanz zwischen den einzelnen Raumlicnkeiten erieichterte eine persSnIrche Kommunikation der Teammitglieder

2,441 1,616

IS.eDie durchschnittliche raumliche Distanz zwischen dem Projektleiler und den einzelnen Teammllglledern konnte als niedrig eingestuft werden

Kontrollitemi (15.f): Unser Team kann eher mit dem Begriff „co-located" (viel persdnlicher Kontakt im Team) als mit „virtuetl" (ohne persdnlichen Kontakt) beschrieben werden Signifikanzen: * a > 0,10; ** a > 0,05; * " a S 0,01; * " * a i 0,01

Abbildung 81: Faktoranalyse fur das Konstrukt Raumliche Nahe

5.1.3.2 Ausmafi der Routinetatigkeiten Bei der Itemformulierung fur das Konstrukt Ausmaft an Routinetatigkeiten diente der im Schrifttum etablierte Index zur IMessung des Routinegrades von Perrow (1970) als Grundlage.^ In einer aktuellen empirischen Studie mit einer verwandten Forschungsfrage adaptierte Wong (2004) diese Messskala wie folgt:^ "The situations, problems, or issues we encountered were similar from day-to-day." -

"This task resembles other tasks that we have to do."

-

"We routinely see tasks of this type throughout our organization." "Most of the tasks we perform are similar from day-to-day."

GemalJ Perrow (1970) und Wong (2004) handelt es sich hierbei urn ein reflektives Messmodell, dessen Indikatoren in den bisherigen Operationalisie-

Vgl. Perrow (1970), S. 23. Vgl. Wong (2004), S. 657.

316

rungen eine hohe Kovarianz aufwiesen.^ Wahrend das Cronbach'sche Alpha mit 0,77 und das Kaiser-Mayer-Olkin-Kriterium mit 0,63 das gewunschte Mindestmali erreicht, wurde im Rahmen der exploratorischen Faktoranalyse nur ein Anteil der erklarten Varianz von 46,1% erzielt. Da jedoch die Verfahren der zweiten Generation zufrleden stellende Werte aufweisen - die Indikatorreliabilitat liegt jeweils zwischen 0,53 und 0,62, die Faktorreliabilitat bei 0,85 und die durchschnittlich erfasste Varianz bei 0,59 - kann dieses Messmodell niclit verworfen werden.^ Abbildung 82 zeigt zusammenfassend die Ergebnisse der Operationalisierung des Konstrukts AusmaU der Routinetatigkeiten, weiclie aus vier Items besteht.

' ^

Vgl. Perrow (1970), S. 23 f.; Wong (2004), S. 650. Vgl. auch hier zur globalen Betrachtungsweise der Gutekriterien Bagozzi (1981), S. 375.

317

AusmaR der Routinetatigkeiten Berechnung der 1. Generation Faktorladung (exploratorlsch)

Item-to-TotalKorrelation

Indikatoren

(>0.4)

Die Sachverhalte und Aufgabenbereiche unseres Projekts waren taglich die seiben

0,522

0,624

Die meisten Aufgaben, die win taglich im Ralimen des Projeltts ausfOhrten, ahnelten sich

0,584

0,683

Die Projel(tinhalte alinelten anderen Aufgaben, die wir normalerweise erfullen mussen

0,659

0,765

0,536

0,634

j _ . Vergleichbare Aufgaben werden in unserem Unternehmen schon seiteinem langeren Zeitraunn durchgefCihrt Deskriptive Beurteilungskennzahl Cronbach'sches Alpha (> 0,7)

0,769

Ergebnisse der exploratorischen Faktoranalyse Extraktionsmethode

Hauptachsenanalyse

Kaiser-Meyer-OlkinKriterium (> 0,5)

0,632

1 (8 Iterationen)

Anzahl extrahierter Faktoren Erkiarte Varianz (> 0,5)

46,092%

Berechnung der 2. Generation Indikatorreliabilitat (=0,5)

Indikatoren

0,554

12.aDie Sachverhalte und Aufgabenbereiche unseres Projekts waren taglich die seiben

0,623

12.bDie meisten Aufgaben, die wir taglich im Rahmen des Projekts ausfuhrten, ahnelten sich

Faktorladung (konfirmatorisch) (=0,7)

Faktorreliabilitat (FR) (> 0,7) und durchschnlttlich erfasste Varianz (DEV) (> 0,5)

0,658 0,538

12.dVergleichbare Aufgaben werden in unserem UnternehmGn schon seit einem langeren Zeilraum durcbgeftihrt

FR: 0,853 DEV: 0,593

Signlfikanzen * a = 0,10; ** a = 0,05; * " a = 0,01; *"* a = 0,000

Abbildung 82: Faktoranalyse fur das Konstrukt Routine

5.1.3.3 IT-Heterogenitat Das Messmodell des Konstrukts IT-Heterogenitat setzt sich aus vier Items zusammen.^ Entsprechend der theoriebasierten Uberlegungen werden in den

Vgl. Fragen 16.a, 16.b, 16.c, 16.d und 16.e des Fragebogens im Anhang.

318

einzelnen Indikatoren unterschiedliche Aspekte der Heterogenitat abgefragt, welche im Rahmen der Konzeptionalisierung definitorisch bestimmt wurden.^ Olm«nstonen der IT-Heterogenttat 16 a

IT-Fahigkeiten

I6.b

IT-Training

16,c

Gk>balfrage

I6.d

IT-Nutzungsintensitat

I6e

IT-Anwendungen

Tabelle 21: Zuordnung der Dimensionen von IT-HeterogenitSt

Da diese Einzelfacetten nicht zwingend gleich stark ausgepragt sein mijssen, wie die Expertengesprache zeigten, und in Summe das AusmaB des Konstrukts beschreiben, liegt in diesem Fall ein formatives Messmodell vor.^ Sowohl die Prufung auf Multikollinearitat als auch auf nomologische Validitat der einzelnen Indikatoren zeigten gute Werte. So iiberstieg der maximale Variance Inflation Factor nicht den Wert 1,49. IT-Heterogenitat Max. indikatorrelevanz (VIF < 10,0)

Indikatoren

1,272

16.aDie Teammitglieder alter Kooperationspartner des Projektsfeonntenuntersdiiedlich gut mit den intemetbasierten Anwendungen umgehen

1,485

16.bMitglieder des Projekts hatten in der Vergangenheit an untersctiiedlichen IT-Trainings teilgenommen

1,144

le.dDie Mitglieder des Projekts hatten in der Vergangenneit intemetbasierte Anwendungen vennutlich unterschiedlich intensiv genutzt

1,321

le.eDie Teammitglieder des Projei
Externe bzw. nomologische Vatidit9t (RIchtung und Signifikanz der Gewlchte)

Kontrolljtem (16.c): Teammitglieder hatten vor Beginn der FuE-Kooperation unterscliiediiche Erfatirungen mit intemetbasierten Anwendungen gemacht Signifikanzen: * a = 0,10; " a = 0,05; " * a = 0,01; " • • a = 0,000

Abbildung 83: Faktoranalyse fur das Konstrukt IT-Heterogenitat

Hinsichtlich der Gewlchte wird ersichtlich, dass insbesondere Item 16.a, welches die Skili-Unterschiede untersucht, eine besonders hohe Bedeutung fiir

Vgl. Abschnitt 3.3.2. Vgl. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161.

319

das Konstrukt hat. Auch hier kann abschlie(Jend konstatiert werden, dass das Messmodell nicht verworfen werden kann. 5.1.3.4 Zusammenfassende Betrachtung der Operationalisierung In den vorangegangenen Abschnitten wurden sowohl die Entwicklung der ItemBatterien als auch die empirischen Ergebnisse zur Gutebeurteilung dieser IVlessmodelle dargestellt. Insgesamt mussten uber alie zehn Operationalisierungen mit hinweg nur drei der 56 Items eiiminiert werden. In keinem Messmodell wurde zudem mehr als ein Item eiiminiert oder der definitorische Umfang gemail der Konzeptionalisierung verletzt. Insbesondere die Messmodelle des im Mittelpunkt der Untersuchung stehenden Konstrukts Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen zeigt sehr zufrieden steliende Werte.

5.2 Erfolgswirkungen der stabilen Appropriation Nachdem zuvor valide und reliable Messmodeile fur die endogenen und exogenen Variablen identifiziert wurden, beschaftigt sich dieser Abschnitt mit der Erfolgswirkung des Konstrukts Stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen? Hierzu wird im Sinn eines inneren Modells des Strukturgleichungsmodells

dieses Konstrukt

in Beziehung mit den abhangigen

Variablen Prozesseffizienz der FuE-Kooperation, Effektivitat der FuE-Kooperation und Teaminternes Lernen gesetzt. Alle betrachteten Wirkungsbeziehungen weisen hoch signifikante und positive Korrelationen und somit ein ausreichendes BestimmtheitsmaU R^ auf. Die PLS-Modellierung zeigt im Detail folgende Resultate: Alle Pfadkoeffizienten

zeigen die postulierte, hoch signifikante

Wirkungsbeziehung Der Anteil der Varianz (R^) des Konstrukts Teaminternes Lernen liegt bei 8,4% (Pfadkoeffizient: 0,291)

Vgl. hierzu Abschnitt 1.1.2.

320

Mil 8,3% liegt auch das BestimmtheitsmaB R^ der abhangigen Variable Prozesseffizienz

der

FuE-Kooperation

in einem

vergleichbaren

Wertebereich Die niedrigste erklarte Varianz (6,7%) weist das Konstrul
Teamintemes Lenten

)

R=; 0.OB4

Composite IndcaLor

y^'^SW)i\e Appropriation ' ^ N / 0 . 2 8 7 — . / —*( interrietbasiarter

FuE-Koop.-EffiiisfK

)

R^: 0,063 0.259"\ FuE-Koop.-EftekUvitat

J

R=: 0.O67 ~ Sigriifikanz: 0,001

Abbildung 84: Strukturgleichungsmodell

Basierend auf den Ergebnissen der betraciiteten Wirkungsbeziehungen des Strukturgleichungsmodells

werden

die expiikativen

Untersuchungshypo-

thesen Hza, Hab und H2d nicht abgelehnt. Hza-

Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto startler ist die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation ausgepragt.

H21

Je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto starl<er ist die Effektivitat der FuEKooperation ausgepragt

H2.

Je stabiler die Appropriation Internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation ist, desto starker Ist das teamlnterne Lernen In der FuE-Kooperation ausgepragt.

321

Somit entsprechen die empirischen

Ergebnisse der Untersuchung den

postulierten Wirkungszusammenhangen der Adaptive Structuration Theory. Diese sielit eine positive Beziehung - wie sie in der Arbeit gemessen wurde zwischen der stabilen Appropriation und dem Erreichen der durch den Technologie-Einsatz intendierten Ziele vor.^ Nur wenn eine ausreichend stabile Appropriation gegeben ist, konnen derartige Anwendungen und IT-Systeme zielfiJhrend im Arbeitsteam genutzt werden.^ Das Nicht-Ablehnen der Untersuchungshypothesen H2a, H2b und Had bestatigt aucii die Forschungsergebnisse vergleichbarer

empirischer

Studien. So

messen auch Salisbury et al. (2003) einen positiven Beitrag ihres mehrdimensionalen Konstrukts der Appropriation zum effizienten Ablauf der Arbeits- bzw. Entscheidungsprozesse.^ DariJber hinaus konnten im Schrifttum auch positive Wirkungen einzelner Dimensionen wie Consensus on Appropriation oder Faittifulness of Appropriation fur die Prozesseffizienz bei Ruel (2001), fijr Effektivitat bei DeSanctis/Poole/Dickson (2000) sowie fur teambezogenes Lernen bei Reinig/Shin (2002) nachgewiesen werden.'' Die niedrige Auspragung des BestimmtheitsmaB R^ darf - wie in Abschnitt 4.2.2.2 eriautert - keinesfalls als ein Merkmal geringer GiJte des Strukturmodells interpretiert werden.^ Vielmehr hangen diese Ergebnisse von der Fragestellung ab und mussen inhaltlich begrijndet werden.® Gemali des Befundmusters im Schrifttum kann der Einsatz moderner luK-Technologien nur einen gewissen Beitrag zum FuE-Erfolg liefern, aber niemals diesen vollstandig erklaren.'^ Vielmehr wurden in der Vergangenheit eine Vielzahl an Faktoren identifiziert, die den FuE-Erfolg unmittelbar beeinflussen. Um die relativ niedrige Auspragung des BestimmtheitsmaU R^ begrijnden zu konnen, soil veranschaulicht werden, mit welcher Vielfalt im Schrifttum versucht wird, den FuEErfolg zu begrunden. In Tabelle 22 werden unter zu Hilfenahme von Meta-

Vgl. Abschnitt 3.2. Vgl. Abschnitt 2.4.3.6. Vgl. Salisbury et al. (2003), S. 28., die als abhangige Variable Decision Sctieme Satisfaction analyslerten. Vgl. Ruel (2001), S. 118 ff.; DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 27 ff.; Reinig/Shin (2002), S. 303 ff. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 93. Vgl. Backhaus et al. (2003), S. 93. Vgl. zur Bedeutung des Einsatzes moderner luK-Technologien den Abschnitt 2.3.1.2.

322

Studien bedeutende Faktoren, deren Wirkung in der Vergangenheit nachgewiesen wurde, und die aus theoretischen und Komplexitatsgrijnden nicht in der vorliegenden Untersuchung berucksiclitigt wurden, skizziert.^ Erfolgsfaktor

Dinwnslon

Uteraturverweis

KJare FuE-SLr^legte Inlegraijon von FuE- unti Uniemetimensstrslegte. Kennzafitentjastwies Portfoln>Conlfol1ii>g Effizftntes Informatfonsmanagem^nt

Cooper (1979) Cooper (1986). Murphy^ Kumar (1997). Ktiurana^Rosenthal (1998). SmiitVHefbeir^Worns (1999) Km'Wilemon i^mi^flt Krv*r>ata3. (2002). Ndbeiiua/ .164

KulEuf

Offene Kommunikation. t^reahvitdl&fOrderung. Idea ChampiorLShips, Teammolivalfon Gameinsc^iatlsgefufii Leistyng^onenthBrte Belohnur>g

Ryti4n$t«in;Cnahr9bat[/0 Kmfe (1976). Khurana^ Rosenlhal (1998). Smrth/Herboiri^Moms (1999). Kim/Witernon (?002a) Knen el al (2002)

Profekl- und Prozesftorganisatton

CrossfunktkmBte Teams, Exterrw Schnittslellen. KundenmLegralKin Wrft&en$mar)»g0iTianl. Formaler FuE-Proiess. Jcfethoden- urvj Toolnutzung JT-Nutzung

Coopor/KlairTsc^midt (19901. McGu^nos^ {1990). Murphy/KumarO^?). Balbonlin tital 0999}. Monloya-Wfrtay OOfi&colt (2000) Flini (2002). Kirri^ Wilenxjn (2002a) Kim/Wilemoo (2002b). K « n el 9i (2002). RoyyRoy (2002)

FuE^AblBuf

PrQt>h«fnd«finiliQn, Chanc^analyse. Au^wahl an Ideen und ProblemlOsungsaniiAtzen, Kon^epEentwicklung Pn^jaktevalLtation

Con«ay/McGuine» (1986 j. SmilhV Hetbein/Moms fl999) Trommsdorfl (1999) Momoya-We^ss^O Dnsco4l {2000) Koenel aJ (2002). NobQliu^ry^o (2002)

Manag^rnont

SuppCMl. verantwortung. Ressourc»natfokabor^ PrKxiswnjng

Metz(ig96}. Khurana^ Rosenihal (1998). KimAVilemon (2002a). Koan«t si (2002)

Stralegie

Tabelle 22: Ausgewahlte Erfolgsfaktoren in der FuE

Somit kann konstatiert werden, dass der Einsatz von intemetbasierten Anwendungen nur einer von vielen Erfolgsfaktoren ist und daher nur einen geringen Anteil des FuE-Kooperationserfolges erklaren kann. Wie aus den Wirkungsbeziehungen und den Auspragungen des BestimmtlieitsmaU R^ ersiciitiicli wird, hat die stabile Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation einen positiveren Einfluss auf die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation als auf die Effektivitat der FuE-Kooperation. in Folge wird die explikative Untersuchungshypothese H2c nicht abgelehnt. H2c: Die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation wird durch die stabile Appropriation

internetbasierter

Anwendungen

in

der

FuE-

Kooperation in fioherem Made positiv beeinfiusst als die Effektivitat der FuE-Kooperation.

Vgl. Montoya-Weiss/Calantone (1994), 397 ff.; Cooper/ Kleinschmidt (1995), S. 374 ff.; Griffin/Hauser (1996), S. 191 ff.; Astebro (2004), S. 314 ff.

323 Analog zu den Hypothesen H2a, H2b und H2d werden auch mit H2c theoretische Annahmen bestatigt. Diesen zufolge wirkt die stabile Appropriation in erster Linie positiv auf die Prozesseffizienz, da dies auch das Ziel der meisten internetbasierten Anwendungen ist.^ Auf die Effektivitat kann die stabile Appropriation aufgrund der Vielzahl an weiteren erfolgsbestimmenden Einflussfaktoren nur bedingt positiv einwirken.^ Bekraftigt werden dariiber hinaus auch die in den Expertengesprachen gesammelten Aussagen sowie Beitrage, wie der von Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), die die Effizienzsteigerung als dominants Wirkung des luK-Technologie-Einsatzes sehen.^

5.3 Einfluss situativer Variablen Im Sinne der letzten Untersuchungsfragestellung sollen die Wirkungen der theoretisch deduzierten Variablen TeamgroUe, Anzahl der Kooperationspartner, Raumliche Nahe, Ausmali an Routinetatigkeiten und IT-Heterogenitat vor dem Hintergrund der wissenschaftstheoretischen Leitidee des situativen Ansatzes analysiert werden. Nach der Analyse der determinierenden Wirkung der raumlichen Nahe werden drei der genannten Faktoren im Rahmen einer Mehrgruppen-Strukturanalyse uberpruft.'' Hierbei wird die Stichprobe anhand des jeweiligen Faktors in zwei Oder mehr Telle aufgeteilt. Kriterium der Aufteilung ist hierbei die Auspragung der jeweiligen moderierenden Variable, so dass beispielsweise nur jene Falle in einer Gruppe zusammengefasst werden, die eine hohe Auspragung haben. Wurden die moderierenden Variablen mit Hilfe eines mehrere Items umfassenden Messmodells operationalisiert, wurde der Faktorwert auf Fallbasis zur Bildung der Subsamples herangezogen. AnschlieUend konnen die Pfadkoeffizienten aller Gruppen in getrennten Strukturgleichungsanalysen (mit jeweils einer Stichprobe) erfolgen. Dieses Vorgehen entspricht der international gangigen Forschungspraxis im Rahmen der Analyse komplexer Struktur-

3

Vgl. zur Bedeutung der stabiien Appropriation fijr den zielfuhrenden Einsatz moderner luK-Technologien Abschnitt 2.4.3.4. Vgl. hierzu beispielsweise die exemplarisch aufgefuhrten Faktoren in Tabelle 22. Vgl. etwa Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 270 f. Vgl. Byrne (2001), S. 173 ff.; Yuan/Bentler (2001), S. 36 ff.

324

gleichungsmodelle.^

Die moderierende Wirkung aller weiteren situativen

Variablen wurden mit Hilfe des in Absclinitt 4.2.2.3 eriauterten Verfalirens untersucht. 5.3.1 Messung von determinierenden Effekten Im Rahmen der Analyse situativer Einflusse sollen zunaclist die determinierenden Wirl
^

Konsens

)

R=: 0,06 <^ (

RSumlidie Nahe

Sinngetreue Nutzung

Jt

j

R^: 0.02 •*^

Einstellung

)

R^: 0,05 ^^^( Empfunderw ^ • ^ ^ Nutzungsintensitat

^ ^f

R':0,12 " • Signifikanz: 0,01 Abbildung 85: Determinierende Wirkung der raumlichen Nahe

Die Ergebnisse der Pfadanalyse zeigen, dass durchgangig signlfikante Wirkungsbeziehungen zwisciien dem Konstrukt

Raumllche Nahe und den

Dimensionen Konsens (-0,27; R^ = 0,06), Sinngetreue Nutzung (-0,16; R^ = 0,02), Einstellung (-0,23; R^ = 0,05 sowie Empfundene Nutzungsintensitat (0,36; R^ = 0,12)

bestehen. Durch die negative

Korrelatlon wird die

Gegensatzlichkelt der Konstruktbeziehungen ausgedruckt. D.h. je geringer die

Vgl. Leuthesser (1997), S. 250.

325

Entfernung zwischen den Teammitgliedern, desto geringer ist der Konsens, die Sinngetreue Nutzung, die Einstellung und die Empfundene Nutzungsintensitat ausgepragt. Folglich wird die explikative Untersuchungshypothese H3 nicht abgelehnt. H3:

Je starker die raumliche Nahe ausgepragt ist, desto scliwaclier sind die Dimensionen (a) Konsens, (b) Sinngetreue Nutzung, (c) Einstellung und (d) Empfundene Nutzungsintensitat.

Diese

Ergebnisse

stehen

niclnt

im Einl
von

DeSanc-

tis/Poole/Dlckson (2000), die die Wirl
Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse

Die erste Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse wurde fur das Ausmali der raumlichen Nahe durchgefuhrt (Abbildung 86). Da es sich hierbei um ein iJber mehr als einen Indikator gemessenes Konstrukt handelt, wurde die Gruppeneinteilung anhand des Faktorwertes auf Fallbasis vorgenommen. Analog zu den vorangegangenen Analysen wurden auch hier drei Subsamples gebildet. Jene, die das grolJte Ausmali an raumlicher Nahe aufwiesen (Faktorwert < -0,5; n=118), wurden in der Gruppe Co-Located zusammengefasst. Jene, die die

Vgl. DeSanctis/Poole/Dickson (2000), S. 21 f. Vgl. etwa DeSanctis/Gallupe (1987), S. 590 f.; Lipnack/Stamps (1997), S. 3 ff.

326

geringste Auspragung zeigten (Faktorwert >0,5; n=115), bildeten die Gruppe Virtuell. Die verbleibenden 130 Falle wurden zu einer mittleren Einlieit aggregiert. Auch liier soil wieder nur auf die beiden Subsamples mit den extremen Auspragungen eingegangen werden. Im Vergleich zur Gesamtstichprobe zeigten die Co-Located-Teams ein geringes BestimmtlieitsmaU R^ fur die Konstrukte Teaminternes Lernen und Prozesseffizienz der FuE-Kooperation sowie ein gesteigertes fur Effektivitat der FuE-Kooperation. Auch liier wird das Bild, welches sich in den vorangegangenen Analysen darsteilte, weiter bestatigt, da be! virtuellen Teams ein stark angestiegenes R^ fur die Faktoren Teaminternes Lernen (0,22) und Prozesseffizienz der FuE-Kooperation (0,13) nachgewiesen werden konnte. Ein uneinheitliches Ergebnis zeigt sich hingegen erneut fur die endogene Variable Effel
R':0,22 • Sisnifikar^: 0.01

Abbildung 86: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Raumliche Nahe)

Folglich werden hinsichtljch der Wirkung der raumlichen Nahe die explikativen Untersuchungshypothesen fur die Konstrukte Prozesseffizienz der FuEKooperation sowie Teaminternes Lernen (H4a und H4b) nicht abgelehnt.

327

/-/4a-'

Je geringer die raumliche Nahe ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuEKooperation.

H4c: Je geringer die raumliche Natie ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens. Diese empirischen Befunde bestatigen die theoretische Annahme, dass komplexere soziale Systeme, wie es raumlich verteilte FuE-Teams darstellen, in starl<erem IVlafJe von einer stabilen Appropriation profitieren als Teams, deren Mitglieder permanent in personlichem Kontakt stehen.^ Wie postuliert, stelgt die Bedeutung der stabilen Appropriation mit zunehmender Komplexitat und Unstrukturiertheit des jeweiligen sozialen Systems, da sich mit Hilfe dieser stabilen Routine auch andere Strukturen der Interaktion (z.B. Intensitat der Kommunikatlon und Interaktion oder eine offene Diskussionskultur) verfestigen konnen.^ Diese Argumentation wird auch von anderen Beitragen wie von Jarvenpaa/Leidner (1998) gestiitzt, die diese Technologien als Grundgerust der Zusammenarbeit von FuE-Teammitgliedern verstehen, die keinen personlichen Kontakt zu anderen Akteuren haben.^ Ohne diese Grundvoraussetzung ware demnach keine bzw. nur eine sehr eingeschrankte Aufgabenerfullung moglich. Auch aus dieser Argumentation kann abgeleitet werden, dass die Bedeutung der stabilen Appropriation in dislozlerten Teams eine hohere Bedeutung erfahrt. Die explikative Untersuchungshypothese H4b muss hingegen abgelehnt werden. H4b: Je geringer die raumliche Nahe ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivitat der FuE-Kooperation.

Vgl. Abschnitt 2.4.3.5.2. Vgl.Abschnitt 2.4.3.5.2. Vgl. Jarvenpaa/Leidner (1999), S. 791 ff.

328

Die Ablehnung von H4b widerspricht dem Postulat der Adaptive Structuratlon Theory, namlich dass virtuelle Teams durch die stabile Appropriation ein lioheres AusmalJ an Effel
der

untersuchten

Hypothese

identifiziert

werden.

So

halten

Schmidt/Montoya-Weiss/Massey (2001) test, dass "[...]past research has often found different and conflicting results when comparing face-to-face and computer-mediated teams. In some studies, face-to-face groups make more effective decisions, while in others no differences were found.'° Fijr die zweite Mehrgruppen-Analyse wurden zunachst drei Teilgruppen der Stichprobe gebildet, die sich anhand der Anzahl der Teammitglieder der betrachteten FuE-Kooperation unterschieden. Die Gruppe mit den kleinsten Teams (zwei bis vier permanente Mitglieder) umfasste 124 Falle. Die Gruppe mit den Kooperationen mit der groUten Anzahl an Mitarbeitern (sieben bis 50 Mitarbeiter) umfasste 105 Falle. Die verbleibenden 134 Falle mit einer TeamgroBe von funf oder sechs Mitarbeitern wurde im mittleren Subsample zusammengefasst. Zur besseren Verdeutlichung der Ergebnisse wird nur die Analyse der beiden auUeren Gruppen betrachtet (siehe Abbildung 87).

2

Vgl. Abschnitt die Abschnitte 2.4.3.5.1 und 2.4.3.5,2. Vgl. Maznevski/Chudoba (2000), S. 488 f. Schmidt/IVIontoya-Weiss/Massey (2001), S. 582.

329

Composite

Compovia Indihetv

R' 0 27 *• Signifiksn/

0.01

Abbildung 87: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Teammitglieder)

Die Ergebnisse dieser Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse lasst einen deutlichen Einfluss der TeamgroUe auf die Bedeutung der stabilen Appropriation auf zwei der drei abhangigen Variablen vermuten. Die Gruppe der kleinsten Bestimmtheitsmaft

FuE-Teams

zeigt ein deutlicli

R^ fur die Konstrukte

Teaminternes

niedrigeres Lemen und

Prozesseffizienz der FuE-Kooperation. IVIit Jewells 0,04 llegt der Antell der erklarten Varianz der abhangigen Variable deutllch unter den Werten der Gesamtstichprobe. Anders verhalt sich das Bestimmtheitsmafi des Konstrukts Effektivitat der FuE-Kooperation. Im Vergleich zur Gesamtuntersuchung steigt dieses von 0,067 auf 0,10 deutllch an, was bedeutet, dass In klelnen FuETeams die stabile Appropriation internetbaslerter Anwendungen eine positivere Wirkung auf die Effektivitat hat. EIn gegensatzllches Bild erhalt man, wenn eine separate Strukturglelchungsanalyse mit der Gruppe der groftten FuE-Teams durchgefuhrt wird. Das BestimmtheltsmaU R^ fiJr die Konstrukte Teaminternes Lernen (0,27) und Prozesseffizienz der FuE-Kooperation (0,18) steigen massiv an. Der Anteil der erklarten Varianz des Konstrukts Effel
330

dass die Ergebnisse dieser Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse

den

postulierten Einfluss der TeamgroRe auf die Wirkungsbezieliung zwischen der stabilen Appropriation

und den Konstrul^ten

Teaminternes Lernen und

Prozesseffizienz der FuE-Kooperation vermuten lassen. Hinsiciitlicli der Effektivitat der FuE-Kooperation l
Ir^ FuE-Kooperationen mit vielen Mitarbeitern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens gro&er als in FuE-Kooperationen mit wenigen Mitarbeitern.

Somit deuten die empirisclien Resultate auf die Bestatigung der in Abschnitt 2.4.3.5.2 aufgestellten Hypothese bezuglich der Stabilisierung komplexer und unstrukturlerter Systeme, wie es eine FuE-Kooperatlon darstellt, durch die stabile Appropriation moderner luK-Technologien hin. Studienergebnisse, die diese Befunde bestatigen, finden sich aucli im Schrifttum. Roberts/Lowery (2003) weisen beispielsweise in ihrem empirischen Beitrag nach, dass insbesondere in groBen Teams der Einsatz internetbasierter Anwendungen die Intensitat der Zusammenarbeit und das Ausmali der MeinungsauUerungen einzelner Teammitglieder positiv beeinflusst.^ Bradner/IViark/Hertel (2003) begrijnden die hohere Bedeutung fur groBere Teams wiederum mit einem gestiegenen Koordinationsbedarf, der fur eine effiziente Abwicklung der Arbeitsprozesse notwendig ist und konstatieren diesbezuglicli die Unterscliiede zu kleineren Teams folgendermaUen: "[...] members of smaller teams participated more actively on their team, were more committed to their team, were more aware of the goals of the team, were better acquainted with other team members' personalities,

Vgl. Roberts/Lowery (2003), S. 5.

331

work roles and corrimunication styles, and reported higher levels of rapport."' Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Nicht-Ablehnung der Hypothesen Hsa und Hsc im Schrifttum breite Bestatigung erfahrt.^ Die explikative Untersuchungshypothese Hsb wird hingegen abgelehnt. Hsb: In FuE-Kooperationen mit vielen Mitarbeitern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in derFuEKooperation zur Effektivitat der FuE-Kooperation grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Mitarbeitern. Erne Ursache hierfijr kbnnte sein, dass groUe FuE-Teams starker personlich kollaborieren, da sie seltener verteilt oder sogar virtuell agieren.^ Somit wijrde der angestrebte Effekt durch die gegebene raumliche Nahe aufgehoben werden."

Einen

weiteren

mogllchen

Hinweis

fiJr

die

Ablehnung

der

Untersuchungshypothese Hsb konnte der Beitrag von De DreuA/an Vianen (2001) liefern. Sie argumentieren, dass zwischenmenschliche Konfllkte insbesondere in groUen FuE-Teams, die mit Hilfe von modernen luK-Technologien kollaborieren, zum einen die Effektivitat der Gruppe stark reduzieren und zum anderen nur in personlichen Gesprachen beseitigt werden konnen.^ Somit hatte bei der Uberprufung der postulierten Hypothese das KonfliktausmaU gleichzeitig mit der Verteilung des Teams kontrolliert werden mijssen, um die intendierte Wirkungsbeziehung zielfuhrend untersuchen zu konnen. Ein ahnliches Bild ergibt sich schlieUlich auch fur die Analyse hinsichtlich der Bedeutung der Anzahl der Kooperationspartner. Gebildet wurden wiederum drei Gruppen, wobei auch hier zur besseren Wahrung der Obersichtlichkeit nur die beiden aulieren Subsamples dargestellt werden (Abbildung 88). Das erste Subsample umfasste alle Kooperationen, an denen jeweils zwei Unternehmen teilnahmen (n=135), das zweite jene mit drei Kooperationspartnern und das dritte jene FuE-Kooperationen, an denen vier oder mehr

Bradner/Mark/Hertel (2003), S. 1. Vgl. etwa auch Bradner/Mark/Hertel (2005), S. 1 ff. Vgl. O'Leary/Cummings (2002), S. 25 ff. Vgl. zur Rolle der TeamgroBe fur den Einsatz moderner luK-Technologien Bradner/Mark/ Hertel (2003), S. 1 ff. Vgl. De DreuA/an Vianen (2001), S. 309 ff.

332

Partner beteiligt waren. Die erste Gruppe mit zwei Unternehmen weist im Vergleich zur Gesamtstichprobe ein leicht geringeres R^ (0,083) fiJr das Konstrukt Teaminternes Lernen, ein geringeres R^ (0,067) fur die Erfoigswirl
R^: 0,13a ' Signifikan;: 0.01

Abbildung 88: Mehrgruppen-Strukturgleichungsanalyse (Partneranzahl)

Kein eindeutiges Bild ergibt sich tiingegen erneut fiJr den effektivitatsorientierten Faktor. Demnacti werden die Wirkungsbeziehungen, die in den explikativen Untersuchungshypothesen Hsa und Hec postuliert wurden, nicht abgelehnt. Hsa-'

In FuE-Kooperationen mit vielen Kooperationspartnern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen

333

in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation grMer als in FuE-Kooperationen mit wenigen Kooperationspartnern. Hec'- In FuE-Kooperationen mit vielen Kooperationspartnern ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens grolier als in FuE-Kooperationen mit wenigen Kooperationspartnern. Begrundet werden kann diese Nicht-Ablehnung ebenfalls wie bei den Hypothesen Hsa und Hsc mit dem gestiegenen Bedarf an Koordination zwischen den Partnerunternehmen.^ Gesichert werden diese Ergebnisse etwa aucli durch IVlonge et al. (1998), die zeigen, dass das Unternehmen der gesteigerten Komplexitat groUer Kooperationen mit den Kommunil
' ^ ^

Vgl. Ibrahim (2004), S. 320. Vgl. Mongeetal. (1998), S.411ff. Vgl. Ibrahim (2004), S. 320 f.

334

men werden. Oder es wurden effektivitatsmindernde Einflusse, die aufgrund der spezifischen strukturellen Auspragung (in diesem Fall die Anzahl von Kooperationspartnern) auftraten, in der Wirkungsanalyse nicht beriJcksichtigt. Diese konnten beispielsweise, wie in der Literatur erwahnt, ein mangelndes Vertrauen oder Konflikte auf Unternehmensebene, die durcli eine fehlende Zielkongruenz der Kooperationspartner ausgelost werden, darstellen.^ Zusammenfassend uber alle drei Mehrgruppen-Strukturanalysen lassen sich fijr die endogenen Variablen Teaminternes Lernen und Prozesseffizienz der FuEKooperation eindeutige Trends erkennen (Abbiidung 89). Mit zunehmender Komplexitat und Dislokation steigt - wie postuiiert - auch die Bedeutung der stabilen Appropriation und deren Beitrag zur erklarten Varianz, womit die entsprechenden Hypothesen nicht verworfen werden konnen. Bezugiich der Effektivitat der FuE-Kooperation zeigt sich hingegen ein uneinheitliches oder sogar ein zu den erwarteten Wirkungsbeziehungen kontrares Bild, so dass die diesbezijglichen Hypothese verworfen werden mtissen.

Anzahl Kooperationspartner

Teamgrdfte R2

R2 0,16-,

0,3 1

Lemery

o,i4

/

0.12

0,25 0,2

/ y

Lernea^ ^/Effizienz

;^

0,15

Rdumliche Nahe R2 0,26^

Lerneiy

0,2

/

0,15

Effizienz

-"•""•"^^-^"Effektivitat

0,1

0,1

0,05

0,05

Effektivitat

0 Subsample 1 (bis 4 MA)

Gesamtsample

Si^smple 2 (ab7MA)

(J Subsample 1 (2 Unl)

Gesamtsample

Subsampte 2 (ab4Untf

--'-^^^^p^'^^

Effektivitat

Subsample 1 Gesamtsample (co-located)

Subsample 2 (Virtuell)

Abbiidung 89: Zusammenfassung der Mehrgruppen-Strukturanalysen

5.3.3 Messung von Interaktionseffekten Gemali der in Abschnitt 4.2.2.3 dargestellten Methode, wird zur Berechnung der Effektstarke der moderierenden Variable neben der Beziehung zwischen exogener und endogener Variable und dem direkten Effekt der Moderator-

Vgl. hierzu die Argumentation zur Abietinung der Hypothese Hsb. Vgl. hierzu Bauer/Stickel (1998), S. 434 ff,, die die eingeschrankte Bedeutung von modernen Informations- und Kommunil
335

variable auf die endogene Variable, auch die Wirkung einer so genannten Interaktionsvariable gemessen, welche als Produkt der exogenen und der Moderatorvariable berechnet wird.^ Fur die

moderierende Variable

Mehrgruppen-Analyse

untersucht

Raumliche wurde,

Nahe, die berelts

konnten

die zuvor

in der

erhaltenen

Ergebnisse bestatigt werden. So wurde fiJr die Wirkungsbeziehungen mit den Konstrukten Teaminternes Lernen und Prozesseffizienz der FuE-Kooperation eine Effektstarke von 0,04 bzw. 0,01 festgestellt werden. Mit zunehmender Distanz zwischen den Teammitgliedern steigt demzufolge der Beitrag der stabilen Appropriation zu diesen Erfolgswirkungen. Keine signifikante Wirkung konnte hingegen fijr die Effektivitat der FuE-Kooperation festgestellt werden. Somit ist die diesbezuglich Hypothese abzulehnen, wahrend die beiden anderen nicht verworfen werden konnen.^ In Abbildung 90 sind diese Effektgrolien, die Pfadkoeffizienten sowie die BestimmtheitsmaUe mit und ohne Interaktionseffekten dargestellt.

(^

MumUche Nihe

J)

SUbUe Appfopriaikin inlAfn«tbafi4«ft«f

0,13t 0.098

* Slgnifihwu 0.01

Abbildung 90: Interaktionseffekt des Konstrukts Raumliche Nahe

Vgl. Abschnitt 4.2.2.3. Vgl. Abschnitt 5.3.2.

336

Ein ahnliches Bild ergibt sich auch fur die Interaktionseffekte der ITHeterogenitat, auch wenn hierfijr geringere Effektstarke berechnet wurden. Diese liegen fur die Wirkungsbeziehung mit Teaminternes Lernen bei 0,02 und mit der Prozesseffizienz der FuE-Kooperation bei 0,01. In beiden Fallen liegt eine signifikante Wirkung vor. Auch fur diese Analyse muss jedoch konstatiert werden, dass kein signifikanter, moderierender Effekt fur das Konstrukt Effektivitat der FuE-Kooperation besteht. Wie in Abbildung 91 ersichtlich steigt mit zunehmender IT-Heterogenitat der Beitrag der stabilen Appropriation zum den Konstrukten Teaminternes Lernen und Prozesseffizienz der FuE-Kooperation.

.

lT-4ifltarDgBnttAl

\

)

^^t^PrDZBoattziBru d v Fu£*Koop J 0.10\ErreKigrtMio 0.01„„.-^

^ ' ' ^ ^ ^ i

^<,^Heh(grOGe 0,02

"^^"""^'""tV ^^*\

T^amimemw Lanwi

J

S * g n i * e n / " * 0.01 "0.025

Abbildung 91: Interaktionseffekt des Konstrukts IT-Heterogenitat

Dementsprechend werden die beiden explikativen Untersuchungshypothesen H7a und H/c nicht abgelehnt. Hza.'

Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation.

HTC'. Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen

in der FuE-Kooperation zum Ausmali

teaminternen Lernens.

des

337

Die empirischen Ergebnisse legen nahe, dass die theoretischen Uberlegungen hJnsichtlich der Bedeutung der stabilen Appropriation fur heterogene Teams riclitig sind. Demnach profitieren ungleiclie Arbeitsgruppen durch die stabile Appropriation besonders, da hierdurch eine intensivlerte lnteral
Je starker die IT-Heterogenitat im Team ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effel
Dieses emplrische Ergebnis konnte zum einen an dem bereits sehr geringen Bestlmmtheitsmaft ohne Interaktionseffekt llegen, da in diesem Fall auch die Interaktionseffekte und somit auch das Signiflkanzniveau niedriger ausfallen konnen.'' Zum anderen konnte der Grund auch hier darin llegen, dass die WIrkung auf die Effektivltat im Gegensatz zur Efflzienz und gruppenlnternen Prozessen wie dem Lernen unabhangig von strukturellen Gegebenhelten ist.^ Im Rahmen einer LIteraturanalyse konnte keine vergleichbare Hypothese identlfiziert werden, die emplrisch bestatigt wurde.

Vgl, Abschnitt 2.4.3.5.2. Vgl. etwa Chidambaram (1996), S. 143 ff.; Caouette/O'Connor (1998), S. 57 ff. Vgl. Chidambaram (2005), S. 55. Vgl. Chln/Marcolin/Newsted (1996), S. 21 ff. Vgl. etwa zur Unabhangigkeit der Gruppeneffektivitat von der Skiil-Heterogenitat Campion/Medsker/Higgs (1993), S. 823.

338

Hinsichtlich der dritten moderierenden Variable, dem Ausmali an Routinetatigkeiten, konnte nur ein signifikanter Interaktionseffekt nachgewiesen werden. So steigt mit abnehmendem Anteil der Routinetatigkeiten der Beitrag der stabilen Appropriation zum Konstrukt Teaminternes Lernen. IVIit einer Effektgrofte ist diese allerdlngs sehr gering.

C

RouHne

J)

-0.07*

J^

Teamintofnos Lemen

j

EflektgrtMle: 0 . 0 0 3 , , - - - ^ R ' ™ . * . * * * ™ * ! ^ =0.069 R

/<^....

~~r~~N..--'''^

Dlwt k4nfe»D<wllH1 ~ 0 . 0 6 6

-/
^ " ^

T~^

FuE-KoopwtttionleffBktivftfll J

Signifikaiu: * Q.05

Abbildung 92: Interaktionseffekt des Konstrukts Routine

Auch wenn dieser unter dem Wert von 0,02 liegt, soil er nach Chin/Marcolin/Newsted (1996) berucksichtigt werden.^ Folglich wird die explikative Untersuchungshypothese Hsc nicht abgelehnt. Hsc- Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso grolier ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zum Ausmali des teaminternen Lernens. Die Bedeutung des RoutineausmaR.es fur den effizienten Technologie-Einsatz, wie sie hier bezugnehmend auf die Adaptive Structuration Theory postuliert wurde, wird im weiteren Schrifttum durchgangig bestatigt.^ So basieren etwa andere weit verbreitete Theorien - wie die Media-Rictiness- oder die Task-

' ^

Vgl. Chin/Marcolin/Newsted (1996), S. 35. Vgl. etwa McGrath (1984), S. 3 ff.; Bensabat/Lim (1993), S. 430 ff.; Cohen/Bailey (1997), S. 239 ff.; Rana/Turoff/Hiltz (1997), S. 66 ff.

339

Technology-Fit-Theorie - im wesentlichen auf der Annahme, dass der effiziente Einsatz moderner luK-Technologien von den Charakteristika der zu erfijllenden Aufgabe abhangt.^ Bezuglich der Bedeutung der Aufgabenkomplexitat und dem Anteil an Routinetatigkeiten in Forschungs- und Entwicklungsteams konnten auch in der Literatur bestatigende Hinweise gefunden werden, dass der Einsatz internetbasierter Anwendungen einen positiven Effekt auf die Effizienz ausubt, da derartige Arbeitsgruppen bei zunehmender Komplexitat sine hohere Anzahl an Schnittstellen und daher einen hoheren Bedarf an Koordination aufweisen.^ Da keine signifikante Wirkung fur die Wirkungsbeziehung zu Prozesseffizienz der FuE-Kooperation und Effektivitat der FuE-Kooperation vorliegt, mussen die diesbezijglichen explikativen Untersuchungshypothesen Hga und Hsb abgelehnt werden. Hga.'

Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso groder ist der Beitrag der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation

l-tsb'. Je geringer das Ausmali an Routinetatigkeiten ausgepragt ist, umso

groder

ist

der

Beitrag

der

stabilen

Appropriation

internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zur Effektivitat der FuE-Kooperation. Eine Begrundung hierfur konnten die AusfiJlirungen von DeSanctis/IVIonge (1998) liefern.'^ Sie argumentieren in Bezugnahme auf der Aggregation von Erkenntnissen des Schrifttums, dass moderne luK-Technologien zwar die Prozesseffizienz steigern, aber insbesondere bei komplexen, melirdeutigen Aufgaben, die in Regel Diskussionen und IVIeinungsunterschiede in der Gruppe zur Folge haben, die personliche Kommunikation niclit ersetzten konnen: "[...] resolving conflict, or reactiing consensus, however, is better done face-to-face ttian electronically [...], electronic communication facilitates

Vgl. Daft/Lengel (1984), S. 191 ff.; Daft/Lengel (1986), S. 554 ff. Vgl. Riopelle et al. (2003), S. 258 ff. Vgl. DeSanctis/Monge (1998), S. 1.

340

information stiaring but can make consensus formation more difficult in time limited contexts."^ AbschlieUend kann hinsichtlich der situativen Einflusse festgehalten werden, dass fur alle ein Einfluss auf die Wirkungsbeziehung zwischen der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen und dem Konstrukt Teaminternes Lernen gezeigt werden kann. IVIit einer Ausnahme wird dieses zufriedenstellende Resultat auch fur die Steigerung der Prozesseffizienz der FuE-Kooperation erreicht. Hingegen kann kein moderierender Einfluss fur das Erfolgskonstrukt Effektivitat der FuE-Kooperation gemessen werden. Dieses durchgangige Befundmuster lasst wie zuvor eriautert vermuten, dass die Bedeutung der stabilen Appropriation bei zunehmender Komplexitat, Heterogenitat und Unsicherheit im Gegensatz zu den effizienz- und wissensorientierten Konstrukten fur die Effektivitat nicht zunimmt. Tabelle 23 zeigt eine Ubersicht iJber das AusmaU der identifizierten moderierenden Effekte in der vorliegenden Untersuchung. Wlrftung

auf Prozesseffizienz der FuE-Koop.

aufetrekttvlt«der FuE-Koop.

auf teaminternes Lemen

Raumlictwr Nahe

-

•^>

-'

TeamgrAlle

+

0

"

Anzahl von Kooper^lurtBparmerp

*

0

"

IT-Heiafogenrlai

+

0

*

AusfnaH an RauLinAldttO^erten

0

0

+

C pq»$1uli9rlQ WirkLjr>g n i c h l bestdtigL * poslu1tert« Wirkung besWiflit ++ p08tuli«ite Wiritung starV t>e^l
Tabelle 23: Moderierende Wirkung auf die Erfolgskonstrukte

DeSanctis/Monge (1998), S. 1.

341

6 Zusammenfassung und Implikationen Der folgende Abschnitt stellt zunachst die wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung zusammenfassend dar. Im Anschluss sollen darauf aufbauend theoretische und empirische betriebswirtschaftliche Implikationen abgeleitet und abschlieftend die Erkenntnisse der Analysen fur die Unternehmenspraxis dargestellt werden (vgl. Abbildung 93).

—•« >xrr.";> JSi >>™~->>iss: »•--«-^ LhWnuciiung/

MnmgiHins-

Umontictvio

FvKiwig

mning dv aodo-

nSJntatt

njng d v SBWUI

* Ertwdm^ dH

fririum^tn fud

' r r t h j u tlluad¥W

Abbildung 93: Kapitel 6 der Untersuchung

6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildet die zugige Diffusion internetbasierter Anwendungen und deren Einfluss auf die Durchfuhrung von unternehmensijbergreifenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. In der Praxis ist zu beobachten, dass nach einer anfangiichen Euphorie vieie diesbezijgliche Aktivitaten und Investitionen nicht die gewunschten Wirkungen gezeigt haben. Neben diesen Beobachtungen aus der Praxis haben eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen positive aber auch negative Wirkungen des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in FuE-Kooperationen nachwelsen konnen. Die alleinige Nutzungsintensitat konnte nicht als eindeutiger, alles

erklarender

Erfoigsfaktor

identifiziert

werden.

Daher

soli

in der

vorliegenden Arbeit die Frage beantwortet werden, wie internetbasierte

342

Anwendungen genutzt werden sollten, damit deren Einsatz zum Erfolg der FuEKooperation beitragt. Die vorliegende Arbeit verfolgte die Zielsetzung, einen theoriegeleiteten, hypothesentestenden Beitrag zur empirischen Identifikation und Messung des Einsatzes internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation und seiner Erfolgswirkungen zu leisten. Daruber liinaus sollte der Zusammenhang zwischen der Nutzung internetbasierter Anwendungen und den Erfolgswirkungen vor dem Hintergrund situativer Faktoren aufgedeckt werden. Zur Bearbeitung wurde ein konfirmatorisch-explikatives Forschungsdesign gewahit, so dass zunachst Hypothesen hinslchtlicii der Untersuchungsfragestellungen aus der Theorie abgeleitet wurden, um sie daraufhin empirisch zu uberprufen. Als theoretischer Bezugsrahmen wurde sich auf die Adaptive Structuration Theory beschrankt, um zum einen die Anzahl moglicher Faktoren auf ein empirisch uberprijfbares IVIad zu reduzieren und zum anderen Kompatibilitatsprobleme verschiedener Theorien zu vermeiden. AnschlieUend wurde eine strukturierte Bestandsaufnahme fiir die Untersuchungsfragestellungen relevanter Arbeiten gegeben, um die Forschungsliicke herzuleiten und darzuiegen. Die Literaturanalyse zeigte, dass der bisherige wissenschaftliche Erkenntnisstand hinsichtlich der Erfolgsdeterminanten kein ganztieitlicties Befundmuster eriaubte und dass methodisctie Forschungsdefizite festgesteilt werden konnten. Beispielsweise existiert keine valide und reliable Konzeptionalisierung und Operationalisierung eines Konstrukts, welciies ganzheitlich den Einsatz internetbasierter Anwendungen umfasst, so dass wenn uberhaupt nur einzeine Aspekte untersucht wurden und daher die sicli aus dem Zusammenspiel der Variablen ergebenden Verbundeffekte verborgen bleiben. Daruber hinaus stutzt sich der uberwiegende Anteil der Beitrage auf Fallstudienergebnisse, so dass aligemeingijitige Aussagen nur teilweise getroffen werden konnten. Auch wird meist ausschlieRlich die Nutzungsintensitat internetbasierter Anwendungen in FuE-Vorhaben untersucht. Eine ganzheitliche Sichtweise, die das Verhalten der Anwender und den Modus der Nutzung analysiert, wurde hingegen bisher nur ansatzweise eingenommen. Situative Faktoren sind im Zusammenhang mit der Nutzung internetbasierter Anwendungen in FuE-Kooperationen bisher uberhaupt nicht berucksichtigt worden. Durch die umfassende Betrachtung eines kompiexen Konstrukts, welches den Einsatz internetbasierter Anwendungen umfassend betrachtet, soil auch diese

343

bisherige, alleinige und einseitige Fokussierung auf die Nutzungsintensitat durchbrochen werden.^ Die nicht konsistenten Ergebnisse hinsichtlich der Wirkung lassen namlich vermuten, dass die Intensitat alleine nicht ausreiclit, um einen liohen oder niedrigen Erfolg zu erklaren. Die Ergebnisse von Rice (1994) und Court/Culley/IVIclVlalion (1997) zeigen etwa, dass die Nutzungsintensitat im FuE-Kontext selir unterschiedliche Auswirkungen haben kann und daher eine ganzheitliche Perspektive auf das zu untersucliende Plianomen vollzogen werden sollte.^ Die Nutzungsintensitat bildete daher im Rahmen dieser Untersuchung nur einen Teilaspekt des zentralen, den Einsatz widerspiegelnden Konstrukts ab. Um den Einsatz internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation zu konzeptionalisieren und den Hypothesensatz herzuleiten, wurde zunachst die Adaptive Structuration Theory als Basistheorie ausfuhrlich erkiart und die Grundlagen ausgearbeitet, um deren Erkenntnlsbeitrag zur Beantwortung der Untersuchungsfragesteliungen moglichst plausibei darsteilen zu konnen. Dieser Ansatz, der auf den Ideen der Strukturationstheorie basiert, postuliert, dass Erfolg Oder Misserfolg des Technoiogieeinsatzes nicht a priori von bestimmten technologischen Funktionalitaten oder organisatorischen Rahmenbedingungen abhangt, sondern von der Art und Weise, wie die Anwendergruppe diese nutzen. Darauf aufbauend wird eine Idealform der Nutzung moderner luKTechnologien (Stabile Appropriation) definiert. Diese liegt vor, wenn neben einer hohen Nutzungsintensitat auch weitere verhaltensorientierte Aspekte in der Anwendergruppe gegeben sind. Hieraus leitet sich die Ausgangshypothese ab, dass der Erfolg umso hoher ist, je stabiler die Appropriation internetbasierter Anwendungen ist. Nach Herleltung dieses Grundverstandnisses wurden die Konstrukte konzeptionalisiert, wobei der Prozess der stabilen Appropriation hierbei einen passenden theoretischen Bezugsrahmen zur Beantwortung der Untersuchungsfragesteliungen bot. Insgesamt wurden fur die vorliegende Arbeit die vier Dimensionen Konsens, Sinngetreue Nutzung, Einstellung und Empfundene Nutzungsintensitat der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuE-Kooperation hergeieitet. Als Erfolgswirkungen konnten aus den theoretischen Uberiegungen

Vgi. zur Nutzungsintensitat Abschnitt 2.3.1.3. Vgl. Rice (1994), S. 9 ff.; Court/Culley/McMahon (1997), S. 359 ff.

344

und der Analyse des Schrifttums die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation, die Effektivitat der FuE-Kooperation sowie das AusmaB des teaminternen Lernens abgeleitet werden. Als situative Faktoren, die den Beitrag der stabilen Appropriation zu den Erfolgswirl
Einfluss

nachgewiesen. AbschlieUend wurde dem

situativen Leitprinzip folgend zur finalen Beantwortung der vierten Unter-

345

suchungsfragestellung der Einfluss der situativen Variablen analysiert. Hierbei zeigte sich, dass mit Ausnahme der Effektivitat der FuE-Kooperation das Ausmali der Erfolgswirkungen durch diese Faktoren uberwiegend signifikant moderiert wurde. Abbildung 94 zeigt sine Ubersicht uber die Wirkungsbeziehungen des Gesamtmodells nach Berucksichtigung der situativen Faktoren.

346

•0.07'

Y
A b b i l d u n g 9 4 : Z u s a m m e n f a s s e n d e Darstellung d e s G e s a m t m o d e l l s

347

Zum Abschluss der Zusammenfassung fijhrt Tabelle 24 die 21 postulierten Untersuchungshypothesen und die Ergebnisse der empirischen UberpriJfung auf. Nr

Untereuch ungshy poth^w

ErgebnLs

H,

Das Kons(rufc[ Slabile Appropriation mlernetbasiertei Anviwrdungen m der FuE-KooperatfOn isl alB lormaltves Konstruht ZAeiter Orcjnung z u verstehen und ftai^\ dw vier Oimen&ionen Konftfrnft. SinngelreuA Nutzur>9. Emstellung und Empfundene NutzurvgsmLensitat auf.

Nitht abgelebnt

H:,

Je stabiler die Appropnabon inierr>eibasierter Anwendungen in der FuE-Kooperatun isL. de$to startler ist di0 Pnjzes^effi^iani der FuE'KQOp«ration a g s g ^ p r ^

Nichi abgeiehnt

H.^

Je stabil«r dw Appropnabon int^meibafiierter Anwendungen in der FuE-Kooperation isl. desto st^rtter isl die EffektrvitSi der FuE-Koopei'at^on ausgeprdgl

Nichi abgeiehnt

Hj,

D>« Pmzesseffizjenz der FuE-Kooperstion wird durch die stabile Appi^prtatton inTfimeLbafitflrter Anwandungen in der FuE-Kcxjpefalion in hoherem MaHe posiliv boeinftussl a(s die Effektivitat der FuE'KoOpei^tior>

Nkcht abgalehnl

^.-

Je $[at>i)er di^ Appropiiabon intematbasiailar Anwandungan m de^ FuE-Kooperatton isl desto sortier ist das leaTnmteme Lemen m der FuE-Kix^peretiori ausg^prfigt.

abgaiehni

Hi

Ja stan^ar
MiChL abgaiehni

H4-

Jegennger die rdumliche N^he a u ^ » p r ^ t$1. u m s o g r o f ^ r jst dar Gaitrag darslabilan Aj^jfopnation intamelbasfener Anwendungen in der FuE-KooperatK>n zur Prozesseffizienz in der FuE-Kooperation

islhchi abgeiehm

H«

J e g e n n g e r d i a raumlicha Naha ausgepragl»sL, u m s o g r o l ^ r ^ s t d e r B e i t r a g d e r slat>i4en AppnjpnetiOfl intametbaawrtar Anw«ndunger> in der FuE-Koopefalion l u r Effaktrvitai der F uE-Koope ration.

Abgelehm

H4.

Ja gannger dia raumliche Ndhe ausgepragl tsL, umso grA&er ^st der B&itrag der stabiJen Appropnation mtemetbasierter Anwendiir>9en in d«r FuE-Koaparation 2um AuamaK da$ teammternen Lemens

Nrcht atigatahnL

HE.

In FuE-Kooperationen mrt v i e ^ n Mugrbeitem ist der 8«itrag dai' stabilen Apprapnation interr>eEbasierter Anwer>durTgen m def FuE-Kooperation zur ProzeGsefTizienz in der FuEKpoperatiori g r O C ^ als tn FuE-Kpaparationan mit wemgan Milarbettem

NiCfil abgeiehnt

Hit

In FuE-KDOparathonan mit vielen Mitarteitam ist def Beitrag der stabilen Appropnation mtemetbasierter Anwendungen m der FuE-Kpoparalion zut EfTektrvrtai der FuE-Kooperalion gnofier ais in FuE-Kooperalionen mii wentgen Mitarbeilein

Abgalehni

Hjc

In FuE-Koogerationen mil vielen MrtartTeilem ist d^r Baitrag dar $tabilan Apprtipnaton internelbasjarter Anwendungen rn der FuE-KooperaiJon zum AusmaEl des (eaminternen Lemens grOtter als in FuE-Kooper^konen mrt wenigen h^itarbailam

Nicnt abgelehm

M4-

In FuE-Kaaperatiar>er^ rmit vielen Kooperalionspartnem ist der Benrag der stabilen AppropnattOn mtemelbastarter Anw^rxJun^n in der FuE-Ktxspefatton zuf Prozessoflizienz m der FuE-Kooperalion grtiller ais m FuE-Kooparalionen mit wenigen Kooperation^p^rlnetn

NtcJit abgeiehnt

Hj*

In FuE-Kooperaiionen mit vielen Kooperalionspertnem isl der Beilrag der siabilen Appropr^tfon inlemelbas^rter Anwef>dungen m der FuE-KooperatKjn zur Effe^rvitdt der FuE-Kooperetion grdf^r als m FuE-Koapatatunen mil wenrgen Koopefalionspartrtern

Abgalahnl

H^

In FuE'KoQperabi>nen mrt vie^an KoDperabDnspartnem ist der Baitrag der stabilen Appfopnaton inlemetbaskeTler Anwendungen in der FuE-Kooperat^Dn zum AuamaQ des teammlaman LefT>er^a grdfter als m FuE-Kooperalnnen m t wentgen KooperatiDnspartnem.

Nicht abgeiehnt

Nichl

348 •

Nr.

U nters uch un gsh ypoth ese

Ergdbnla

HT,

Je fltfirkef dre IT-H^terogenildt im Team auagepragt ist. um&o grdier at tier Beitrag def atabil^n Appropnatiqn rntefnBlt>^i«f1er Anw^ndurtg^ m dar FuE-Kooperation 2ur PrcjzesseflfizJeni in der FuE-Kooperalioin

Nchi abgal&hr>E

Hft

Je st^riter dte IT-Heterogeniiat im Team ausgapr^t i5t. kimso grower i^t der Beitr^g der stabitefi Appropriatton intemetbasififler Anweodungen in der FuE-KooperaLion zur Effeki^vitat tier FuE-Kooparatton

Abgelebnt

HT.

Je sLdrker die IT-Helerogenitftt irri T&am ausgepr^t ist. umso gr6&er tsl fter Beitrag der stabiten Appropiiation fntarnetba«i«ilar Anwendungen in daf FuE-Kooperabon zum AusmaH de^ leammtemen Lefnans.

Nichi abgalehni

Hi.

Je gerjnger das AusmaQ an f^outinetaiigke^ten ausgeprftgl isi, um&o gnAHer isl der Bedrag dar slabilen Approprialion intem«tbaaiefter Ar>wer>dungen in der FuE-Kooperabon zur Prozessoffizieriz m dec FuE-Koopergt»on

Abgelehnl

H*

J0 gennger das Ausmail an Rout^necaligi^eiten ausgepr^gi ISL, umso graC^r isl der Beitrag def stabilen Appropna^n intemel^sierter Anwendungen rn der FuE-Kooperation zuf Effeklivitat der FuE-KooperaLon

Al:)ga(«hnl

H^

Je gennger das AusmaEl an FtouTinet^thgterlen a^jsgepr^l tsi umso gr^ELer isl der Beitrag dar staPilen Appropnabon IntanriaLbashertarAnwendungan rn der FuE-Kocperatk^n zum ALtsmat^ de? TeaminEeinen Lemens

Nicht apgalannt

Tabelle 24: Zusammenfassung der Untersuchungshypothesen

6.2

Implikationen fur die weiterfiihrende betriebswirtschaftliche Forschung

Die Untersuchung stellt einen ersten, umfassenden konfirmatorischen Forschungsbeitrag zum Themenkomplex Einsatz internetbasierter Anwendungen in der

FuE-Kooperation

im

Forsciiungsfeld

des

Technologle-

und

Inno-

vationsmanagements dar. Die Arbeit sollte daher in konzeptioneller als auch in empirischer Hinsicht als Ausgangspunkt fiJr weitere Untersucliungsvorhaben angesehen warden. Neben dem grundsatzlichen

Forschungsbeitrag der

Konzeptionalisierung, OperationalisJerung und Bestimmung der Erfolgswirkungen der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen in der FuEKooperation ergeben sich auch aus den zuvor zusammengefassten Ergebnissen der empirlschen Untersuchung Implikationen, die im Folgenden diskutiert werden sollen. Aus theoretischer Perspektive deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Adaptive Structuration Theory zur Herleitung erfolgsrelevanter Verhaltensweisen hinsichtlich der Nutzung internetbasierter Anwendungen in FuEKooperationen und insbesondere zur Herleitung einer optimalen Art und Weise der Technologie-Nutzung grundsatzlich geeignet war. Die Adaptive Structuration Theory scheint diesbezijglich eine hohe Relevanz zu besitzen und sollte in

349

zukiJnftigen Forschungsvorhaben im FuE-Bereich noch intensiver genutzt werden. Durch den Bezug auf die Adaptive Structuration Tlieory l
Vgl. Pooie/DeSanctis (2004), S. 240 ff.

350

intemetbasierte Anwendungen optimal (beispielsweise fiir den Wissenstransfer) einzusetzen. Fiir zukunftige Studien ergibt sich somit die Forscliungslucl<e und die Aufgabe zu untersuchen, inwieweit die liier vorgestellten theoretischen Darlegungen und empirischen Ergebnisse sich auf verscliiedene Varianten der FuE-Kooperation ubertragen lassen. Aufgrund der Zielsetzung der Arbeit, den Einsatz internetbasierter Anwendungen ganzheitlich zu untersuchen, blieb die Frage nach der Bedeutung einzelner Anwendungen wie etwa E-Mail, CAx- oder Projektmanagementsoftware often. Gegenstand weiterfuhrender Beitrage konnte daher die Frage der Nutzung einzelner Technologien in Forschungs- und Entwicklungskooperationen sein. Ferner wird die Aussagekraft der voriiegenden Untersuchung dadurch begrenzt, dass nur eine Person pro FuE-Kooperation, der Key Informant, befragt wurde. Auch wenn im Rahmen einer zusatzlichen Erhebung zu zeigen versucht wurde, dass keine Verzerrung zwischen den Antworten des Key Informants und seines Teams besteht, konnte eine Befragung aller Mitglieder der FuE-Kooperationen einen Erkenntnisgewinn bringen und so den Key Informant-Bias reduzieren bzw. elimlnieren.^ Angesichts der Beschrankung des eigenen Samples auf deutsche Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sollten in zukunftigen Untersuchungen auch FuE-Kooperationen in anderen Landern oder explizit Internationale FuEKooperationen analysiert werden. Dadurch konnte das Ausmali der Generalisierbarkeit der hier vorgestellten Befunde uberpruft werden. Schlielilich liegt eine weitere Limitation der voriiegenden Untersuchung in der einmaligen Erhebung, die zwar das Ausmali der stabilen Appropriation internetbasierter Anwendungen der FuE-Kooperation insgesamt abfragt, allerdings eine Entwicklung dieses Appropriationsprozesses nicht analysiert. Insbesondere fiJr Studien zur Appropriation ware es wunschenswert, wenn das Befundmuster um die Ergebnisse von LSngsschnittanalysen erganzt wurde. So konnte eine Befragung am Anfang, eine in der Mitte und eine am Ende der FuE-Kooperatlon durchgefijhrt werden, wodurch die Veranderung des AusmafJes der stabilen Appropriation untersucht werden konnte.

Vgl. zum Key-Informant-Bias Hurrle/Kieser (2005), S. 584 ff.

351

6.3 Implikationen fiir die Untemehmenspraxis Obwohl die vorliegende Arbeit durch ilire explikative Ausrichtung gepragt ist und daher nicht in aller erster Linie auf die Entwicklung instrumenteller Handlungsempfehlungen abzielt, konnen aus den Ergebnissen erste Erkenntnisse fijr die Untemehmenspraxis abgeleitet werden. Diese sollen im Folgenden skizziert werden. Alle vier Dimensionen des Konstrukts zweiter Ordnung konnen als Orientierungshilfe bzw. Ctieckliste fur das IVIanagement der FuE-Kooperation herangezogen werden, da im Rahmen der vorliegenden Studie eine positive Wirkung auf den FuE-Kooperationserfolg nachgewlesen werden konnte. So ijbt die Einigung aller Teammitglieder hinsichtlich der Art und Weise der Technologie-Nutzung einen ganz wesentlictien EInfluss auf deren Erfolgswirkung aus. Demnach sollte im Rahmen des Aufsetzens des kooperativen FuE-Projekts von den Akteuren auch dieser sehr spezifische Aspekt der Zusammenarbeit geklart werden. Nur wenn ein Konsens hinsichtlich der Art und Weise, wie die FuE-Prozesse durch internetbasierte Anwendungen unterstutzt werden sollen, besteht, kann hierdurch ein Beitrag zur Erreichung der FuEKooperationsziele gewahrleistet werden. Auch sollte vom Projektmanagement darauf geachtet werden, dass alle Akteure die Technologien sinngemall einsetzen. Dies bedeutet, dass die Anweisungen des Software- oder Hardware-Herstellers und die in eventuellen Schulungen vermlttelten Inhalte moglichst berucksichtigt werden sollten. Werden diese missachtet, so konnen insbesondere die Kommunikation oder der Wissenstransfer im Team negativ beeinflusst werden. Darijber hinaus konnte festgestellt werden, dass eine positive Einstellung der Teammitglieder gegenijber dem Technologie-Einsatz eine bedeutende Rolle fur hierdurch bewirkte

Effizienz-

und

Effektivitatssteigerungen

des

FuE-Vorhabens

einnehmen. Der Technologieskepsis oder -verweigerung einzelner Akteure sollte demnach friihzeitig von der Projektieitung und von technologieaffinen Mitarbeitern entgegengewirkt werden. Schlielilich gilt es, noch im Rahmen der FuE-Kooperation eine hohe Nutzungsintensitat durch den regelmaUigen Einsatz zu erreichen. Die Erfolgswirkungen konnen nur dann erzielt werden, wenn eine TechnologieunterstiJtzung der FuE-Prozesse durchgangig gegeben ist. Die bedeutendsten Einsatzfelder internetbasierter Anwendungen stellen hierbei die fachliche Kommunikation, die Koordination und Steuerung des Teams, der

352

Zugriff auf gemeinsame Wissensbasen sowie die Screening-, Design-, Prototyping- und Testalctivitaten dar. Werden diese vier Verhaltensweisen des unternehmensubergrelfenden FuETeams eingelialten steigert der Einsatz internetbasierter Anwendungen insbesondere die Prozesseffizienz der FuE-Kooperation und das teaminterne Lernen, aber auch die Effektivitat der FuE-Kooperation. Insbesondere in FuEProjel
359

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