JAHRESHEFTE DES ÖSTERREICHISCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTES IN WIEN Band 77
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Vorgelegt von w. M. Johannes Koder in der Sitzung am 24. April 2009
Gedruckt mit Unterstützung des Österreichischen Archäologischen Instituts
Herausgeber
Österreichisches Archäologisches Institut Franz Klein-Gasse 1 A-1190 Wien http://www.oeai.at
Redaktionskomitee
Maria Aurenhammer Barbara Beck-Brandt Johannes Koder Michael Kerschner Sabine Ladstätter Peter Scherrer Helga Sedlmayer
Redaktion
Barbara Beck-Brandt
Sigel
ÖJh
Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.
Alle Rechte vorbehalten ISSN 0078-3579 ISBN 978-3-7001-6673-3 Copyright © 2008 by Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien Herstellung: Satz und Layout: Andrea Sulzgruber Druck: Prime Rate Kft., Budapest http://hw.oeaw.ac.at/6673-3 http://verlag.oeaw.ac.at
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Inhalt Martin AUER Municipium Claudium Aguntum – Zur Datierungsfrage der Stadtmauer
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Isabella BENDA-WEBER Die Reliefamphora von Mykonos: Ein Beitrag zur Trachtenkunde des 7. Jahrhunderts v. Chr.
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Florens FELTEN – Claus REINHOLDT – Eduard POLLHAMMER – Walter GAUSS – Rudolfine SMETANA Ägina-Kolonna 2007. Vorbericht über die Grabungen des Fachbereichs Altertumswissenschaften/ Klassische und Frühägäische Archäologie der Universität Salzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Stefan GROH – Volker LINDINGER Neue Forschungen in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen in Salzburg. Die geophysikalische Prospektion 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Barbara HOREJS, mit Beiträgen von Alfred GALIK und Ursula THANHEISER Erster Grabungsbericht zu den Kampagnen 2006 und 2007 am Çukuriçi Höyük bei Ephesos
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Barbara HOREJS, mit einem Beitrag von Fabian KANZ Eine spätbronzezeitliche Bestattung in Halkapınar bei Ephesos
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Raimund KASTLER, mit Beiträgen von Matthias PFISTERER Oberflächenfunde des Jahres 2005 im Bereich von Immurium/St. Margarethen in Salzburg
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Ergün LAFLI – Jutta MEISCHNER Hellenistische und römische Grabstelen im Archäologischen Museum von Hatay in Antakya
. . . . . . . . 145
Dominik MASCHEK Figur und Ornament. Das Tänzerinnenmonument von der Via Prenestina und die Produktion von Architekturdekor im römischen Suburbium des 1. Jahrhunderts v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Ursula QUATEMBER Der Brunnen an der Straße zum Magnesischen Tor in Ephesos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Ursula QUATEMBER – Alice WALDNER – Matthias PFISTERER – Maria AURENHAMMER Die Grabung des Jahres 2005 beim Nymphaeum Traiani in Ephesos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Martin SEYER Das Grabmal des Hurttuweti in Myra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Martin STESKAL Rituelle Bestattungen im Prytaneion von Ephesos? Zu den Fundumständen der Artemis Ephesia-Statuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Lilli ZABRANA Vorratshaltung in der mykenischen Argolis als Instrument einer palatialen Zentralgewalt? JAHRESBERICHT 2007
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Municipium Claudium Aguntum – Zur Datierungsfrage der Stadtmauer 1. Einleitung Die römischen Ruinen in der Umgebung von Lienz in Osttirol sind seit dem 16. Jahrhundert n. Chr. bekannt und sind auch in Reiseberichten beschrieben worden1. Die endgültige Identifizierung gelang 1873 Theodor Mommsen, der in ihnen das antike Municipium Claudium Aguntum erkannte2. Auf Grundlage umfangreicher theoretischer Vorarbeit von Adolf B. Meyer und August Unterforcher3 fanden in den Jahren 1912 – 1913 erste archäologische Grabungen durch Innozenz Ploner4 und Rudolf Egger5 im Bereich der Stadtmauer statt; die Arbeiten Eggers konzentrierten sich allerdings weitgehend auf die ›Friedhofsbasilika‹. Die gezielte Erforschung der Stadtmauer von Aguntum begann hingegen mit den Arbeiten Innozenz Ploners, der einen Turm und zwei Tordurchlässe sowie einige an die Mauer angebaute Räume freilegen konnte. In den Jahren 1931 – 1935 folgten unter der Leitung von Erich Swoboda längere Grabungskampagnen am Stadttor und nördlich desselben6. Ab 1950 führte Franz Miltner systematische Grabungen durch7; er konnte nahezu den gesamten Mauerverlauf südlich des Tores freilegen. Unter der Leitung von Wilhelm Alzinger (1956 – 1990) wurden einige an der Stadtmauer liegende Gebäude näher untersucht8 und der Torbereich wurde neuerlich freigelegt. Ab den Sechzigerjahren rückten das Atriumhaus, das ›Handwerkerviertel‹ und die große öffentliche Thermenanlage in den Mittelpunkt der Feldforschungen9. Seit dem Jahr 1991 ist das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck unter der Gesamtleitung von Elisabeth Walde mit den Forschungen betraut10: In den Anfangsjahren wurden vorerst baubegleitende Grabungen im Zuge der Neuplanung der Bundesstraße 100 im Bereich des Atriumhauses und teilweise direkt an der Stadtmauer durchgeführt. Dabei konnte das Marmorbecken des Atriumhauses freigelegt werden, weshalb sich die folgenden ›regulären‹ Grabungen vor allem auf das Umfeld dieses Gebäudes konzentrierten11. 1
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Zusammengestellt sind die Zufallsfunde und Grabungen ab dem 16. Jh. bis 1974 in Form einer Liste bei S. Karwiese, Der Ager Aguntinus (Lienz 1975) 76 und mit der neueren Forschungsgeschichte bei Walde 2002, 169. CIL III 2, 590 – 592 und 1049 Nr. 6528. A. B. Meyer – A. Unterforcher, Die Römerstadt Agunt bei Lienz in Tirol (Berlin 1908). Ploner 1912, wobei die Ergebnisse seiner Grabungen im Jahre 1913 aufgrund seines Todes nicht mehr publiziert werden konnten; lediglich Planzeichnungen sind von den Arbeiten in diesem Jahr bekannt. R. Egger, Ausgrabungen in Norikum 1912 – 1913, ÖJh 17, 1914, Beibl. 8 – 86 und R. Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Norikum (Wien 1916) mit älterer Lit. Swoboda 1935, wobei dieser Bericht die Grabungen 1931 – 1933 umfasst, während die Kampagnen 1934 – 1935 unpubliziert blieben. Miltner 1953; F. Miltner, Die neuen Grabungsergebnisse in Aguntum, FuF 1953, H. 3, 89 – 90; Miltner 1953b, 32 – 34 und Miltner 1955. Dazu vor allem Alzinger 1959; W. Alzinger, Kurzbericht über die Jahre 1982 und 1983, ÖJh 55, 1984, 42 – 45 und G. Luger, Der Raumkomplex ›Weggrabung Nord‹ von Aguntum und die in diesem Bereich gefundene grobtonige Keramik (Diss. Universität Wien 1989). Alzinger 1959 und weitere deutlich kürzere Grabungsberichte in den Folgejahren – aufgelistet im Literaturverzeichnis bei Alzinger, 1985. Zuletzt Tschurtschenthaler 2002, 1071 – 1089 mit Verweisen auf die weiteren Berichte über die Grabungen seit 1991 und Walde 2002, 149 – 163 mit ausführlichem Literaturverzeichnis. Dazu zuletzt: M. Tschurtschenthaler, Municipium Claudium Aguntum. Hellenistisch-römischer Wohnluxus in den Alpen, in: L. DalRi – St. di Stefano (Hrsg.), Littamum. Una mansio nel Noricum. Eine Mansio in Noricum, BAR IntSer 1462 (Oxford 2005) 105 – 126.
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Gesamtplan Aguntum. Stand 2007
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Die archäologischen Forschungen werden in Aguntum dadurch erschwert, dass das gesamte antike Stadtgebiet in nachrömischer Zeit mehrmals von Muren und Überschwemmungen heimgesucht worden war, wobei Geröllsteine und Schwemmsande bis zu einer Stärke von 6 m über den antiken Ruinen abgelagert wurden. Überschwemmungen mit etwas geringerem Zerstörungspotenzial fanden zuletzt 188212 und in den Jahren 1965 und 196613 statt. Vor allem die Zerstörungen der Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts bedeuteten für die Erforschung der Stadtmauer einen Rückschlag, da zum einen bereits ergrabene Gebiete meterhoch mit Schwemmsanden bedeckt wurden und nicht mehr freigelegt werden konnten und zum anderen der beschädigte, noch sichtbare antike Bestand restauriert werden musste14. Dadurch sind manche Ergebnisse der Ausgräber Erich Swoboda und Franz Miltner am Originalbestand nicht mehr ohne neuerliche Grabungen nachzuvollziehen.
2. Die Architektur der Stadtmauer Die Stadtmauer besteht aus Bachstein-Schalenmauerwerk15 mit 0,85 m (westliche) und 0,95 m (östliche) breiten Futtermauern, die einen Zwischenraum von 0,65 m einschließen. Somit ergibt sich eine Gesamtbreite des Mauerwerks von 2,45 m (entspricht 8 römischen Fuß) (Abb. 2. 3). An ihren Außenseiten setzen die beiden Mauerzüge mit einem stufenförmigen, 0,70 m hohen Sockel ab, wobei dieser durchschnittlich 0,15 m über die Mauerbreite des sonstigen Oberbaus vorspringt. Das aus großen Geröllsteinen bestehende Fundament, das beiden Futtermauern gemeinsam ist, ist weitere 0,35 m über die Sockelkante vorgezogen (Abb. 3). Der Raum zwischen den beiden Futtermauern, die an ihren Innenseiten flüchtig gearbeitet sind, ist zum größten Teil mit Bachsteinen, Sand und Erde ausgefüllt16. Zwischen den beiden Futtermauern sind in regelmäßigen Abständen von 50 römischen Fuß (= 14,8 m) Quermauern eingezogen17 (Abb. 2); diese konnten bei den Grabungen meist in gleicher Erhaltungshöhe wie die Futtermauern festgestellt werden. Die Quermauern dürften einen Beitrag zur Festigkeit und Haltbarkeit des Mauerwerks geleistet haben. Der unterschiedliche Erhaltungszustand der Mauerzüge nördlich und südlich der großen Toranlage bestimmt den unterschiedlichen Kenntnisstand bezüglich der beiden ›Teile‹ der Stadtmauer. Der Verlauf des Mauerzuges nach Norden wurde von Erich Swoboda18 mit drei Sondagen überprüft. Dabei konnten die beiden Futtermauern noch 166 m nördlich des Nordturmes festgestellt werden: Sie nehmen in ihrer erhaltenen Höhe zwischen Meter 166 und 170 stark ab, nördlich davon konnten nur noch Geröll und Murenschotter angetroffen werden. Den südlichen Verlauf der Stadtmauer konnte Swoboda bis etwa 20 m südlich des
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Dazu J. Althaler – M. Pizzinini – H. Waschgler, Die Hochwasserkatastrophe im 19. Jh., OTirHbl 50, 9/10, 1982, 1 – 16. Dazu M. Pizzinini, Osttirol – eine Bezirkskunde (Innsbruck 1971) und H. Waschgler, Klima, in: G. Großlechner (Hrsg.), Bezirkskunde Osttirol (Innsbruck 1988) 16 – 17. So schreibt W. Alzinger über die Aufräumarbeiten im Jahr 1966, dass ein Großteil des Grabungsgebiets über 1 m hoch von Murenschotter überdeckt war und andere Teile stark unterspült wurden (W. Alzinger in einem Brief an das ÖAI vom 28. 9. 1966, heute im Dokumentationsarchiv des ÖAI). Die Technik der Schalenmauer, die bereits von Vitr. 5, 1 – 8 und Plin. nat. 36, 51, 172 beschrieben wird, ist in der römischen Wehrarchitektur beliebt. Insbesondere tritt sie bei Städten ab augusteischer Zeit auf, aber auch im militärischen Bereich findet diese Mauertechnik weite Verbreitung. Swoboda 1935, 17 – 19. Die Auffüllung vieler bekannter Futtermauern im Römischen Reich (etwa jener in Köln, Avenches, Xanten, Augsburg und vieler Städte des nördlichen Italiens sowie der Hispania – zuletzt etwa: S. Ortisi, Vallum cum turribus. Zur Westumwehrung der rätischen Provinzhauptstadt Aelia Augusta/Augsburg, in: Wamser 2002, 145 – 156 und Ciurletti 2002) besteht aus einem Caementitium-Gusskern. Eine Auffüllung mit Erde, Sand und Bachsteinen ist bisher singulär, lediglich das Legionslager von Windisch-Vindonissa kommt dem nahe, da dort Bauschutt und Erde verwendet wurden, um den Raum zwischen den Mauerschalen zu füllen (T. Bechert, Römische Lagertore und ihre Bauinschriften, BJb 171, 1971, 210). Derartige Quermauern werden nur sehr selten verwendet, da sonst meist ein Caementitium-Kern den Zwischenraum füllt, der keine zusätzlichen Stützen benötigt, s. R. M. Butler, The construction of Urban Defences, in: Maloney – Hobley 1983, 125 – 129. Die einzige bekannte Stadtmauer, die mit Sicherheit Quermauern aufweist, ist Tolosa (Toulouse): D. Cazes, La ville dans ses murs. Paladia Tolosa. Toulouse Romain (Toulouse 1989) 61 – 67. Vitr. 5, 3 beschreibt Querverstrebungen mit Olivenholz, die bautechnisch der Aguntiner Anlage nahe kommen, wobei in Aguntum allerdings steinerne Quermauern eingezogen wurden. Swoboda 1935, 22 – 24.
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Ansicht des nördlichen Stadtmauerabschnitts von Norden, kurz nach dessen Freilegung; im Hintergrund der Nordturm der Toranlage
Schematische Darstellung des Aufbaus der Stadtmauer
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Südlicher Teil der Stadtmauer während der Freilegung durch F. Miltner im Jahr 1952 (Blick von Norden)
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Südturmes freilegen, wobei weiter im Süden zwei Suchgräben gezogen wurden19. Franz Miltner20 gelang es, die Mauer südlich des Tores schließlich auf einer Strecke von 177,7 m vor allem ostseitig durchlaufend freizulegen (Abb. 4).
3. Die Tore der Stadtmauer 3.1 Die Nebentore Südlich der großen Toranlage wurden drei Nebentore festgestellt (Abb. 5), von denen zwei schon Innozenz Ploner bekannt waren21. Nebentor (NT) 2 mit einer durchschnittlichen Breite von 2,1 m besitzt keine rechtwinklig gelegten und auch nicht genau parallele Wangen, was Franz Miltner dazu veranlasste, hierin einen späteren Durchbruch in der Mauer zu sehen. Diese Annahme wird dadurch bestärkt, dass die beiden Züge der Stadtmauer unter dem Durchgang noch bis auf die Höhe der Sockel der Futtermauern durchlaufen und die unregelmäßigen Torwangen aufgrund des hier verwendeten kleineren Steinmaterials als späteres Flickwerk anzusehen sind. Nebentor 3 (NT 3) ist 2,40 m breit und exakt rechtwinklig durch die Mauer gelegt. Allerdings war NT 3 ebenfalls nicht im ursprünglichen Bauplan vorgesehen, da auch hier die beiden Mauerzüge in Sockelhöhe durchlaufen. Anders als bei NT 2 sind die Wangen dieses Tores im Zwischenraum der beiden Mauerzüge vom Stadtmauerfundament her aufgemauert, wobei das gleiche Steinmaterial wie für die Stadtmauer verwendet wurde. NT 1 wurde erst im Zuge der Grabungen Franz Miltners entdeckt. Es befand sich unmittelbar südlich des ursprünglichen Dammes der Bundesstraße und weist eine Breite von 3,55 m auf. Der wesentliche Unterschied zu den beiden anderen Nebentoren ist, dass die beiden Bahnen der Stadtmauer nicht unter dem Torbereich durchlaufen, sondern in einem etwa 0,25 m vorspringenden Sockel an den beiden Torwangen zusammengefasst sind. Auf diesem Sockel sind die Torwangen in ›schöner Glattmauerung‹ erbaut – sie waren bei Freilegung noch über 2 m hoch erhalten –, wobei in den beiden untersten Lagen Bachsteine, darüber aber plattenförmige Schiefersteine verwendet worden waren. Die aufwendige Mauertechnik und das Fehlen der Mauerzüge unter der Fahrbahn sind der Beweis, dass dieses Nebentor von Anfang an im Bauplan der Stadtmauer vorgesehen war. An der Ostseite der Ummauerung fanden sich an mehreren Stellen plattenförmige Steinblöcke, welche sich nach Franz Miltner wohl als Pflasterung entlang der Mauer ergänzen lassen, besonders da die Stein5 Planzeichnung der von F. Miltlage auch innerhalb der Durchgänge der Nebentore vereinzelt aufgedeckt ner beschriebenen Haupt- und werden konnte. Es wird somit längs der Stadtmauer ein gepflasterter GehNebentore weg anzunehmen sein. Franz Miltner konnte auch das vorläufige Südende der Stadtmauer feststellen22. An diesem – ca. 185 m vom Haupttor entfernt – ist die Quermauer, welche die beiden Futtermauern verbindet, in üblicher Technik mit großen und teilweise bearbeiteten Bachsteinen errichtet. Dem Ausgräber schien hier ein ursprüngliches Tor wahrscheinlich, weshalb noch etwa 5,5 m über die Abschlusswange der Stadtmauer hinaus nach Süden gegraben wurde. Obwohl man sich auf dem Niveau der Sohle der Fundamentgrube befand, konnte keine 19 20 21 22
Swoboda 1935, 24 – 25. Miltner 1953, 97 – 103. Ploner 1912, und zwar NT 2 (nach Graf Toggenburg benannt) und NT 3 (Tor Baron Kathrein). Miltner 1953, 105 – 108.
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Spur einer Gegenwange entdeckt werden. Wegen der besonders schwierigen Verhältnisse in diesem Areal – die Fundamentsohle lag mehr als 7 m unter dem rezenten Niveau – sowie dem recht nahen Damm des Debantbaches23 konnten keine weiteren Untersuchungen durchgeführt werden.
3.2 Das ›Haupttor‹ Dort, wo sich heute die größte bisher festgestellte Toranlage der Aguntiner Stadtmauer befindet, war im ursprünglichen Bauplan der Mauer ein wesentlich kleineres Tor vorgesehen, dessen Fundamente unterhalb des großen Tores bereits von Erich Swoboda24 (Abb. 6) und später von Wilhelm Alzinger (Abb. 7) festgestellt werden konnten. Dieses Tor besaß nur eine etwa 3,5 m breite Durchfahrt, wobei zuletzt Alzinger25 annahm, dass der Umbau zur großen Toranlage bereits wenige Jahre nach Fertigstellung der ersten Bauphase erfolgt war. Die große Toranlage besteht aus einer doppelten Durchfahrt, flankiert von zwei fast quadratischen Tortürmen 26. Die Türme weisen eine Seitenlänge von 6 m auf und waren bei ihrer Freilegung noch etwa 2,5 m hoch erhalten (Abb. 8). Die Mauern sind 1,2 m breit und entsprechen in Technik und Material der Stadtmauer. Eine Ausnahme bilden die Ostmauern der Türme: Anstelle der Bachsteine sind in ihrer unteren Hälfte große, ca. 1 m lange und 0,25 m hohe, z. T. bearbeitete Steinplatten (Schiefer, bearbeitete Bachsteine) versetzt. Nach oben hin werden diese von rechtwinklig zugerichteten und an der Außenseite geglätteten Schieferplatten (in der Regel 6 Planzeichnung der Toranlage nach E. Swoboda mit den Fundamenten der 0,6 m lang und 0,1 m hoch) abgelöst. älteren Torphase An beiden Ostmauern wurde ebenso eine je 0,7 m breite und 0,4 m hohe Öffnung erkannt. Die West- und Ostwände der Turmmauern sind jeweils 0,5 m weit in die Durchfahrt vorgezogen und bilden hier einen 0,87 m breiten Pfeiler. In der Mitte der ca. 9,5 m breiten Durchfahrt konnte ein 1,5 m langer und 1,2 m breiter Mittelpfeiler aus Schieferplatten freigelegt werden. Analog dazu wird von Erich Swoboda auch in der Visierlinie der westlichen Turmpfeiler ein Mittelpfeiler mit gleichen Maßen rekonstruiert, wenngleich dieser auch nur noch anhand einiger weniger Schieferplatten festgestellt werden konnte27. Damit be7 Fundamente der älteren Torphase, Planzeichnung W. Alzingers steht die zweite und abschließende Bau23 24 25 26 27
Miltner 1953b, 32 – 34. Swoboda 1935, bes. 44 – 45. Alzinger 1960, 31. Swoboda 1935, 33 – 45. Vgl. Swoboda 1935, 41.
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phase des großen Tores aus einer, angesichts der festgestellten Pfeilerreste, wohl überwölbten, von zwei Türmen flankierten, doppelten Durchfahrt (je 3,55 m breit). 3.2.1 Die Turmzugänge Erich Swoboda28 stellte in der Nordwange des Nordturmes eine etwa 1 m breite Türöffnung fest, die Franz Miltner29 als Indiz für eine sekundäre Verwendung des Turmgemachs als Wohnraum interpretierte (Abb. 9). Da der ursprüngliche Befund am großen Tor infolge von Restaurierungen (im Jahr 1947 wurde mit den Arbeiten begonnen, allerdings »mehr im Sinne einer Renovierung als einer Konservierung des Erhaltenen«30) schon zur Zeit Miltners verwischt war, musste dieser sich auf die Angaben Swobodas und dessen Photos des Tores während der Freilegung verlassen. Miltner postulierte einen 8 Die Toranlage während der Freilegung durch E. Swoboda (Blick von SüdosZugang zu den Türmen jeweils von ten) Westen, wobei dies für den Südturm schon aus den Beobachtungen Erich Swobodas hervorging 31. Swoboda hatte zwar eine ehemalige Verbindung von Raum h zum Turm hin erkannt, nahm hier aber eine späte Nutzung des Turmes als Wohngemach an32. Diese Interpretation ist wohl dadurch beeinflusst, dass er die Stadt im Osten der Stadtmauer lokalisierte und ein Zugang zum Turm von außerhalb der Stadt für ihn erst im Zuge einer Nachnutzung denkbar war. Für den Nordturm konstatierte Franz Miltner aufgrund von Beobachtungen an Swobodas Grabungsphotos eine analoge Tür in der Westwand, wobei es sich hier um eine später zugemauerte Öffnung handeln würde, die anhand der Verfärbungen 9 Ansicht des Tores von Nordosten während (bzw. nach) Arbeiten E. Swobodas im Mauerwerk sowie den Mauerfugen zu erkennen sei. Da eine Überprüfung dieser Interpretation am Originalbefund schon Miltner nicht mehr möglich war, bleibt der Zugang zum Nordturm von Westen her allerdings ohne Beleg. Die Türschwelle des ›Außenzugangs‹ der Nordwange des Nordturmes liegt auf etwas höherem Niveau als der Fundamentvor28 29 30 31 32
Swoboda 1935, 37 – 38. Miltner 1953, 148 – 156. So Miltner 1953, 7. Swoboda 1935, 34 – 36. Swoboda 1935, 65.
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sprung der anschließenden Stadtmauer, was die Interpretation als eine später eingebaute Türöffnung stützt. Allerdings spricht die sorgfältig gemauerte Westfront des Zugangs eher für einen ursprünglich geplanten Eingang (s. Abb. 9). Die unvereinbaren Niveaus der Türschwelle und des Bodens innerhalb des Turmes mit dem durch den Fundamentvorsprung der Stadtmauer markierten Außenniveau können ganz einfach mit einer Treppe überbrückt werden und sind somit kaum ein gewichtiger Grund, den Zugang als sekundär anzusehen.
4. Das Datierungsproblem der Stadtmauer von Aguntum Insgesamt ergibt sich aus dem bisher Gesagten das Bild einer Befestigungsanlage mit mehreren, nacheinander entstandenen Tordurchlässen33. Allein aufgrund dieser Tatsache scheint es wahrscheinlich, dass die Stadtmauer während einer länger andauernden Friedenszeit bestand, denn sonst hätte man wohl kaum nachträgliche Nebentore angelegt, die eine Verteidigung der Stadt erheblich erschwerten. Ebenso scheint der Umbau des großen Tores und seiner ursprünglich einbahnigen Durchfahrt in eine zweibahnige in Bezug auf die Verteidigung der Stadt nicht besonders schlüssig34. Besonders dann nicht, wenn die Türme einmal von Westen (Südturm) und einmal von Osten (Nordturm) zugänglich waren, was bei derzeitigem Forschungsstand anzunehmen ist. Als Grund für die Verbreiterung des Tores dürfte unter diesen Umständen eher ein größeres Verkehrsaufkommen anzunehmen sein. Mit der Entdeckung der Stadtmauer durch Innozenz Ploner35 ergab sich die Frage, auf welcher Seite der Stadtmauer die antike Stadt nun zu suchen sei. Erich Swoboda ging nach Abschluss seiner Grabungen davon aus, dass die Stadt im Osten des bekannten Mauerzuges liegen müsse36. Mit den Arbeiten von Franz Miltner wurde schließlich klar, dass sich die eigentliche Stadt im Westen der Stadtmauer befunden haben musste, was Miltner anhand des Grabungsbefundes auch eingehend darlegte37. Lediglich Alfons Wotschitzky38 widersprach dieser Deutung und lokalisierte Aguntum wiederum östlich der Ummauerung, was auch Wilhelm Alzinger kurz in Erwägung zog, um die Mauer – ebenso wie Wotschitzky – als Murenschutzmauer zu interpretieren39. Nach den heute bekannten baulichen Resten40 (s. Abb. 1) ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sich das Zentrum des antiken Municipium Claudium Aguntum westlich des bekannten Stadtmauerabschnitts befand. 33
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Einfache Nebentore, wie sie hier in Aguntum vorkommen, sind bei römischen Wehrmauern nicht der Regelfall. Es sind in diesem Zusammenhang vor allem Nebentore in Form von in die Mauer eingelassenen Türmen bekannt (etwa in Turin, Avenches, Köln, Xanten und Merida – dazu Ch. Weiss, Die frühkaiserzeitlichen Stadtbefestigungen auf der iberischen Halbinsel: Fortifikatorische Funktion und Bedeutung für das urbane Erscheinungsbild [Dissertation Universität Köln 1997] 157 – 158). Einfache Durchgänge, sog. Poternen, wurden von Ch. Weiss in Zaragossa, Mérida und Baelo (Weiss a. O. 158 – 159) sowie in Frejus (L. Rivet – D. Brentchaloff – S. Roucole – S. Saulnier, Atlas topographique des villes de Gaulle Mérodionale II. Frejus, RANarb Suppl. 32 [Aix-en-Provence 2000] 352 – 356) festgestellt. Die weitgehende Unkenntnis solcher Maueröffnungen dürfte aber wohl eher auf eine Forschungslücke als auf eine andere Begründung zurückgehen, da Poternen, insbesondere wenn sie später eingebaut wurden, nur als solche zu erkennen sind, wenn von der Stadtmauer mehr erhalten ist als das Fundament und große Strecken der Mauer erforscht sind. Swoboda 1935, 45 – 50 sieht im Umbau des Tores eine fortifikatorische Maßnahme. Ploner 1912. Swoboda 1935; seine Grabungen östlich der Stadtmauer deckten Besiedlungsspuren auf, während schon R. Egger (Anm. 1:1914) 8 – 86 westlich des Stadtmauerzuges zwei kaiserzeitliche Gräber feststellen konnte. Diese Indizien führten zu dem logischen Schluss, dass die antike Stadt im Osten der Stadtmauer liege, wenn auch die von Egger (Anm. 1:1916) freigelegte Friedhofsbasilika der Tradition entsprechend außerhalb der Stadt hätte liegen müssen. Miltner 1953, 141 – 156. A. Wotschitzky, Zum Tor-Problem von Agunt, AnzAW 5, 1952, 119 – 123. W. Alzinger, Aguntum. Zusammenfassung und Kurzbericht für die Jahre 1978 – 1981, ÖJh 53, 1981/1982, 49. Allerdings wird in dem 1985 von Alzinger erstellten Führer durch Aguntum und Lavant die Lage der Stadt wieder westlich der Mauer angenommen: Alzinger 1985, 37 – 38. Dazu Walde 2002, 149 – 163; E. Walde, Das Municipium Claudium Aguntum, in: Spurensuche³. I. Vom Schnabelmenschen zur Zwerglstadt. Katalog zur Ausstellung des Museums der Stadt Lienz Schloss Bruck (Innsbruck 2005) 63 – 69 und Tschurtschenthaler 2002, 1071 – westlich des Atriumhauses und südlich der großen Therme konnten in einem Suchschnitt zahlreiche innerstädtische Gebäude festgestellt werden, von denen das Macellum in den Jahren 2006 und 2007 vollständig ausgegraben werden konnte.
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Erich Swoboda ging bei seiner Datierung von der Lage der Stadt im Osten aus und kam über den Vergleich der Toranlage mit anderen Toranlagen kaiserzeitlicher Städte zu dem Ergebnis, dass die Mauer um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet41 und der Umbau der großen Toranlage Ende des 2. Jahrhunderts bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Angriff genommen worden war. Als Anlass für die Errichtung der Stadtmauer führte er die Markomannenkriege sowie den Alamannenfeldzug Caracallas an 42. Allerdings weicht diese 1935 publizierte Datierung von den Angaben einer nur ein Jahr älteren Publikation ab, in der Swoboda von zwei zeitlich getrennten Bauperioden der Stadtmauer in den beiden ersten Jahrhunderten nach Christus spricht43. Franz Miltner beschäftigte sich weniger eingehend mit der Frage der Datierung als mit der Beweisführung für die Lage der Stadt44 und übernahm wohl Swobodas Begründungen bezüglich der Notwendigkeit einer Verteidigungsanlage in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., wenn er den Bau der Stadtmauer in die Zeit der Markomannenkriege setzt 45. Miltner kam aber, insbesondere durch die Ergebnisse der Grabungen des Jahres 195346, zu dem Schluss, dass die Stadtmauer »früher als bisher angenommen«47 datiert werden müsse. Eingehend mit der Frage nach der Funktion und Datierung der Stadtmauer beschäftigte sich Wilhelm Alzinger48, der in der Aguntiner Mauer einen Repräsentationsbau sah, der anlässlich der für das 2. Jahrhundert angenommenen 49, aber nie bewiesenen Erhebung Aguntums zur Colonia errichtet worden war. Zuletzt war es Verena Gassner, die sich mit Datierung und Funktion der Stadtmauer von Aguntum auseinandersetzte50. Anhand typologischer Vergleiche des Tores in Aguntum mit den Torbauten anderer römischer Städte stellt sie fest, dass vor allem im 1. und ab dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. der Aguntiner Mauer ähnliche Stadtmaueranlagen bekannt sind. Aufgrund der Auswertung des Grabungsbefundes bis 1985 gelangt Gassner zur Ansicht, dass es sich in Aguntum um eine Stadtbefestigung handeln muss, die gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Schutz gegen die Alamannen-Einfälle erbaut wurde. Alle bisherigen Ansätze zur Datierung der Stadtmauer sind primär von dem Befund an der Stadtmauer selbst ausgegangen, wobei im Wesentlichen Vergleiche mit anderen Toranlagen herangezogen wurden. Der einfachste Weg zu einer Datierung der Mauer zu gelangen, wären Funde im Verfüllungsmaterial zwischen den beiden Futtermauern. Und tatsächlich ist eine Münze des Kaisers Hadrian, die schon unter Erich Swoboda entdeckt wurde51, immer wieder ein Hauptargument, die Stadtmauer nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anzusetzen. Doch bei einer genaueren Untersuchung der Fundlage dieser Münze stellt man zunächst bei Swoboda52 fest, dass sie sich in der Verfüllung an der Fundamentoberkante der Mauer befand, und zwar ca. 20 m nördlich des Nordturmes. Wie aber die Grabungen Franz Miltners ergaben53, ist die Stadtmauer ab etwa 19 m nördlich des Nordturmes durch einen Murenarm (mit Streichrichtung fast Nord-Süd) völlig zerstört. Somit kann diese Münze keinesfalls zur Datierung der Stadtmauer heran-
41 42 43
44 45 46 47 48 49
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Swoboda 1935, 42 – 45. Swoboda 1935, 49. E. Swoboda, Die Ausgrabungen in Aguntum bei Lienz in Osttirol, FuF 1934, H. 2, 17 – 18. Die hier publizierte Meinung zur Datierung findet ihre Bestätigung in einem Brief von E. Swoboda vom 3. 9. 1932, in dem er wage von bestimmten Momenten spricht, die als Hinweise auf eine schon in das 1. Jh. n. zurückreichende Bauperiode zu verstehen wären (dieser Brief befindet sich im Dokumentationsarchiv des ÖAI in Wien, Akte 54/1932). Damit ist auch klar, dass Swoboda zumindest von 1932 – 1934 der Ansicht war, die Stadtmauer hätte eine in das 1. Jh. n. Chr. zurückreichende Bauphase. Umso erstaunlicher ist es, dass bei seiner Publikation 1935 dieser ältere Datierungsansatz völlig unerwähnt bleibt. Miltner 1953. F. Miltner, Die neuen Grabungsergebnisse in Aguntum, FuF 1953, H. 3, 89. Miltner 1955. Miltner 1953b, 32 – 34. Alzinger 1960. Gegen die Erhebung des Municipium Aguntum in den Status einer Colonia in hadrianischer Zeit spricht das Fehlen jeglicher Belege. Dazu M. Zahrnt, Vermeintliche Kolonien des Kaisers Hadrian, ZPE 71, 1988, 233 – 234 – hier wird auch vermerkt, dass die Stadt auch nach Ende des 2. Jhs. n. Chr. noch inschriftlich als Municipium erwähnt wird, ohne irgendwelche Zusätze, die auf eine Kolonieerhebung deuten würden. V. Gassner, Zur Funktion und Datierung der Stadtmauer von Aguntum, RÖ13/14, 1985/1986, 77 – 100. Swoboda 1935, 22. Swoboda 1935, 21 – 22. Miltner 1953, 97.
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gezogen werden, da sie wahrscheinlich erst mit der Murenzerstörung in nachantiker Zeit an ihren späteren Fundort gelangte. Erich Swoboda berichtet auch von weiterem Fundmaterial, das sich an der ersten Quermauer innerhalb der Stadtmauer nördlich des Nordturmes fand 54. Interessanterweise liegen die Funde nördlich der Quermauer neuerlich auf der Fundamentoberkante der Stadtmauer, während die Funde südlich der Quermauer schon »in der obersten Schichte« entdeckt wurden. Diese Fundposition legt nahe, dass auch diese Funde von Mure und Überschwemmung herangetragen wurden. Die Funde selbst wurden von Wilhelm Alzinger in seiner Materialpublikation55 nicht berücksichtigt, womit die Angaben Swobodas für eine allfällige Datierung ausreichen müssen. Da dieser aber keine genauen Angaben zum Fundort der einzelnen Stücke macht, ist nicht klar, ob sich alle hier aufgezählten Funde bei der ersten Quermauer nördlich des Nordturmes fanden oder dem zweiten Fundort innerhalb der Stadtmauer zwischen 166 m und 167 m nördlich des Nordturmes zugehören56. Das einzige ohne Zweifel diesem zweiten Fundort zuordenbare Stück ist eine Münze des Claudius57. Allerdings ist auch hier die Situation ähnlich wie 20 m nördlich des Nordturmes – der Erhaltungszustand der Mauer ist nämlich bedingt durch die Murenzerstörung sehr schlecht 58. Somit bringen die nur vermeintlich in der Verfüllung der Schalenmauer liegenden Funde kei10 Ausschnitt aus dem Gesamtplan mit Raumbezeichnungen der an die ne Lösung des Datierungsproblems59. Stadtmauer angebauten Räumlichkeiten Interessanter sind hier die an die Stadtmauer anschließenden Räumlichkeiten (Abb. 10), die großteils schon in den Fünfzigerjahren erforscht wurden, wobei eine stratigraphische Zuordnung von Funden heute leider nur in den wenigsten Fällen möglich ist. Es zeigt sich allerdings aus 54 55 56
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Swoboda 1935, 21 – 22. W. Alzinger, Kleinfunde von Aguntum aus den Jahren 1950 bis 1952 (Wien 1955). Die bei Swoboda 1935, 50 – 52 angeführten Funde datieren in die ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. Da die Einschwemmung dieser Funde mit ziemlicher Sicherheit durch eine (in Nord-Süd-Richtung verlaufende) Mure anzunehmen ist, stammen sie wohl aus dem nördlichen Teil der Stadt. Swoboda 1935, 24 und 50 – 52. Swoboda 1935, 24. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch ein »hadrianischer Börsenarmreif«, der von W. Alzinger zur hadrianischen Datierung der Stadtmauer herangezogen wurde (Alzinger 1960, 35). Da dieser aber in einer Brandschicht über dem Fundament-
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den Grabungspublikationen in Verbindung mit der Materialpublikation Wilhelm Alzingers, dass Gebäude, die eindeutig erst nach Errichtung der Stadtmauer erbaut worden sein konnten, schon im 2. Jahrhundert n. Chr. benutzt wurden60; vor allem sind hier der Baukomplex um Raum 21 und die Abfallgrube unterhalb der Räume 232 – 234 sowie die Räume h und i zu nennen, mit Einschränkungen auch Raum 12 und der Baukomplex um Raum b. Eine Datierung des Mauerbaus nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ist somit auszuschließen. Aufgrund des verhältnismäßig hohen Anteils früher Fundstücke in den Anbauten, u. a. Amphorenmaterial mit Stempeln aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., das zu großen Teilen Entsprechungen am Magdalensberg findet, spricht nichts gegen eine Datierung des Baubeginns der Aguntiner Mauer noch im 1. Jahrhundert n. Chr. Eindeutig zu trennen sind hier aber der eigentliche Mauerbau und der Bau des ›Osttores‹ der Stadt, da es sich an dieser Stelle um eine nachträgliche Planänderung handelt und ursprünglich nur ein einfacher Durchlass vorhanden war. Das aus den Altgrabungen hervorgehende Bild bestätigte sich nun auch durch die Auswertung einer 1994 unmittelbar vor dem Osttor durchgeführten Grabung des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck.
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Gesamtansicht des Grabungsbereichs ›Stribachweg 1994‹ (Blick von Norden)
5. Der Befund der Grabung ›Stribachweg 1994‹ 5.1 Allgemeines Im Jahr 1994 fand eine Ausgrabung des Instituts für Archäologien (damals: Institut für klassische und provinzialrömische Archäologie) der Universität Innsbruck auf Parzelle 40/4 der Katastralgemeinde Stribach statt, die aufgrund des an dieser Stelle geplanten Wirtschaftsweges unter dem Namen ›Stribachweg 1994‹ geführt wurde. Dabei wurden unmittelbar vor dem Osttor der Stadtmauer zwei Gebäude freigelegt (Abb. 11). Beide Bauten waren bei den Arbeiten Erich Swobodas in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts schon teilweise berührt oder ausgegraben, sind aber bei der Überschwemmungskatastrophe der Sechzigerjahre wieder verschüttet und nicht mehr freigelegt worden. In den Plänen Swobodas wird das von ihm fast vollständig ergrabene südliche Gebäude mit »Fundamentstreifen« eingezeichnet und im Text erwähnt, während das nördliche Gebäude, von dem, wie 1994 festgestellt werden konnte, Swoboda nur einen kleinen Teil angegraben hatte, keine Erwähnung findet.
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vorsprung der Stadtmauer gefunden wurde (Alzinger 1959, 127), besitzt er für eine Datierung der Erbauungszeit der Stadtmauer nur geringere Relevanz als terminus ante quem. Ausführlich in M. Auer, Beobachtungen zur Entstehungszeit der Stadtmauer von Aguntum. Mit einer Betrachtung der Forschungsgeschichte und der Datierungsansätze von 1912 bis 2005 (Mag. Universität Innsbruck 2006).
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Als jüngste Schichtung konnten unter dem rezent gebildeten Humus demnach die Schwemmsande von 1964 – 1966 festgestellt werden. Darunter folgten Geschiebesteine und weitere Schwemmsande, die von Übermurungen stammten, deren Datierung derzeit nicht möglich ist; sicher belegt sind Überschwemmungen Ende des 16. Jahrhunderts und um 1840 sowie 1882, die vom Debantbach verursacht wurden61. Es lässt sich auch nicht mit Sicherheit sagen, wie viele Übermurungen das Gebiet über sich ergehen lassen musste. Nach der Beschreibung der Ruinenstätte durch Johann Putsch, der um 1540 noch Teile der Bauten aufrecht stehend sah, darf von einer großflächigeren Übermurung zwischen 1540 und 1800 ausgegangen werden, wobei kleinere Murenabgänge sicher auch schon vor dessen Besuch möglich sind. Im Schichtablauf sind abwechselnde Sand-, Kiesund Geschiebesteinstraten zu erkennen, die von mehrmaliger Überschwemmung und Murenabgängen zeugen. Allerdings schneiden die unterschiedlichen Schwemmschichten ineinander ein, womit eine Trennung der einzelnen ›Katastrophenhorizonte‹ kaum mehr möglich ist. Es ist in diesem Zusammenhang auch festzuhalten, dass die gesamte römische Stadt Aguntum auf einem solchen Schwemmkegel errichtet worden war62 und so im Extremfall, wenn die gesamte antike Schichtung den Murenkatastrophen zum Opfer gefallen ist, nicht einmal mehr dieser Schwemmkegel mit Sicherheit von späteren Übermurungen unterschieden werden kann – dies ist vor allem im Norden der Stadt der Fall63, trifft aber auch auf Bereiche unmittelbar östlich der hier vorgestellten Gebäude zu. 12
Planzeichnung ›Gebäude Nord‹
5.2 Das nördliche Gebäude (›Gebäude Nord‹) Es konnten hier insgesamt vier hintereinander liegende Räume freigelegt werden (Abb. 12). Der Grundriss ist durch die alles überlagernde nachantike Mure stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass teilweise nur noch die untersten Lagen der Mauerfundamente erhalten sind. Dennoch konnte im südlichsten Raum eine Hypokaustenanlage festgestellt werden, die vom unmittelbar nördlich gelegenen Raum aus beheizt worden war. Von den nördlich davon gelegenen Räumen sind nur noch geringe Reste erhalten geblieben. Der Abschluss 61 62
63
Die Nachweise dieser Katastrophen finden sich bei Meyer – Unterforcher (Anm. 3) 7 – 56. Dieser weist ein ca. 1,6%-iges Gefälle von Norden nach Süden auf, was schon von E. Swoboda festgestellt wurde und sich 1994 bestätigte. Bezogen auf die Rollierung beider Hypokaustenanlagen, welche die einzige erhaltene antike Oberkante baulicher Substanz darstellen, konnte ein Niveauunterschied des nördlichen zum südlichen Hypokaustum von etwa 1 m festgestellt werden. Da ungefähr der gleiche Wert auch von E. Swoboda für das Fundament der Stadtmauer nördlich des Nordturmes und südlich des Südturmes festgestellt wurde, dürfte sich hier tatsächlich der antike Geländeverlauf widerspiegeln. Dazu Swoboda 1935, der bei der Suche nach der Fortsetzung der Stadtmauer im Norden nur noch Geschiebesteine antrifft.
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Die Toranlage und die östlich davon ausgegrabene Fläche während der Arbeiten E. Swobodas (Blick von Südosten)
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Grabungskante der Arbeiten E. Swobodas und daraufliegender Schwemmsand (helle Färbung) bei der Freilegung 1994
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des Gebäudes nach Osten hin konnte nicht ergraben werden, da sich auf der anschließenden Böschung eine moderne Verbauung (Grabungshaus aus den Fünfzigerjahren) befindet. Von Erich Swoboda wurde ein kleiner Teil dieses Bereichs bereits bei der Freilegung des Stadttores angegraben (Abb. 13), aber nicht dokumentiert; die Böschungskanten seiner Grabungen waren 1994 noch klar zu erkennen (Abb. 14). Einige Mauerreste im Schnitt 12/94 und in dessen Süderweiterung (Abb. 15) sind zu gering, um zur Rekonstruktion des Grundrisses herangezogen werden zu können (WO 1 und WO 2); ihre Interpretation ist unklar, da es sich um einen Gebäudeteil oder – aufgrund der Maße wahrscheinlicher – einen Gehsteig handeln könnte. 5.2.1 Das Hypokaustum Das Hypokaustum wird im Norden von einer Mauer begrenzt, in die das Präfurnium eingelassen war, und auch ein Teil der westlichen Begrenzung ist noch erhalten. Der Rest dieses Raumes ist der Murenzerstörung zum Opfer gefallen. Im Hypokaustum fand sich unter dem Murenmaterial feiner, brauner Sand, an dessen Unterkante Tubulibruch liegt. Der braune Sand liegt auch unter den wenigen erhaltenen Gewölben des Hypokaustums und füllt diese bis zum Scheitel auf. Unter diesem Auffüllmaterial konnten eine dünne, schwarze Schicht, von der Benützung der Heizanlage stammend, sowie grober, grauer Sand, wobei es sich hier um
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Schnittplan der Grabung 1994 mit den freigelegten Gebäuden und den beiden Torphasen auf Grundlage der Planzeichnung E. Swobodas (s. Abb. 6)
den vergangenen Mörtelboden handelt, festgestellt werden. Unter dem ›Mörtelboden‹ folgt die Rollierung (Niveau 659,8 – 659,9 m) aus größeren Bachsteinen (Dm bis zu 30 cm). Die Begrenzungsmauern dieses offensichtlich beheizten Raumes waren nicht mehr nachweisbar. Lediglich an der Westseite des Raumes 1 ist neben der das gesamte Gebäude nach Westen begrenzenden Nord-Süd-Mauer noch eine ältere Mauerphase bzw. eine Fundamentierung der Nord-Süd-Mauer entdeckt worden. An einigen Stellen wurde das Material unter der Rollierung untersucht, wobei auch hier Funde aus römischer Zeit in lehmigen, nicht näher zu definierenden Schichten geborgen wurden. Bei den Lehmschichten dürfte es sich wohl um den Untergrund handeln, der zur Vorbereitung des Baus bearbeitet wurde.
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5.2.2 Raum 2 (Präfurnium) In diesem Raum konnte ein in Verbund mit der Mauer WO 3 erbautes Präfurnium festgestellt werden, wobei das Mauerfundament auch unterhalb der ›Heizöffnung‹ durchlaufend errichtet worden war. Die Heizöffnung selbst besteht aus einem Unterbau aus großen Bachsteinen sowie zwei seitlich begrenzenden Steinplatten, von denen die östliche durch den Druck der auf ihr lastenden Mure umgestürzt ist. Unter einigen Schichten, die im Wesentlichen aus Brandresten bestehen und mit der Benützung des Präfurniums in Zusammenhang zu setzen sind, konnte nur noch die Rollierung dieses Raumes aus Bachsteinen festgestellt werden (Niveau 659,8 m). Auf ihr liegen die Geschiebesteine im nördlichen Raumabschnitt direkt auf. Unter der Rollierung befindet sich das gleiche Material wie in den Fundamentgräben der Gebäudemauern, womit dieses wohl als Bettung für Mauern und Rollierung gedient hat. Da die nördliche Begrenzungsmauer dieses Raumes (WO 4) eine deutliche Baufuge zur durchlaufenden Nord-Süd-Mauer hin erkennen lässt, ist eine Unterscheidung von zwei Bauphasen möglich. Dies bestätigt sich vor allem durch eine unter WO 4 durchlaufende Brandschicht, die an der Nord-Süd-Mauer anliegt. Als Endpunkt der ersten Phase wäre demnach ein Brand anzusehen, dessen Spuren auch an der Westseite des Gebäudes noch festgestellt werden konnten, wobei schon ca. 1 m westlich des Gebäudes, bedingt durch die Störungen aus den Dreißigerjahren, die antike Schichtung ausreißt. 5.2.3 Die Räume 3 und 4 In geringen Resten konnten auch noch zwei weitere Räume dokumentiert werden, deren Trennmauer (WO 5), wiederum bedingt durch die Murenzerstörung, nur noch sehr fragmentarisch erhalten ist. Auch ist festzuhalten, dass die Nord-Süd-Mauer nördlich von WO 5 nur noch in ihrem Fundament erhalten ist. Unter dem Murenschotter konnten im Bereich nördlich von WO 4 lediglich die Mauerreste sowie stellenweise eine Brandschicht festgestellt werden, die eventuell mit dem oben erwähnten Brandhorizont identisch ist. Die Mauer WO 5 liegt mit ihrem Fundament in einer braunen Sandschicht, die sich direkt unterhalb des Brandhorizonts befindet. 5.2.4 Gesamtbetrachtung Gebäude Nord Die Nord-Süd-Mauer ist als ältestes Bauglied dieses Gebäudes anzusehen. An der Mauer WO 3 befindet sich unterhalb des Präfurniums eine frühere Mauerphase, die in einem Zug mit der Nord-Süd-Mauer errichtet wurde. In einem späteren Arbeitsschritt sind das Präfurnium eingebaut und die Mauer WO 3 erneuert worden, wobei nun nur noch die untersten Steinlagen mit der Mauer in Verbindung standen, während die oberen Steinreihen neu geschlichtet wurden und eine Fuge zur Nord-Süd-Mauer hin aufwiesen. Eine weitere Baufuge ist in der Mauer an der Stelle zu bemerken, an der die ältere Mauer WO 3 nach Osten abbiegt. Der mit Hypokausten beheizte Raum muss demnach einen späteren Anbau darstellen. Ebenso ist die Mauer WO 4 erst später angebaut worden, was sich anhand der unter ihr durchziehenden, an der Nord-Süd-Mauer anliegenden Brandschicht beweisen lässt. Die Begrenzungsmauer WO 5 hingegen dürfte von Beginn an mitgeplant gewesen sein, da hier die Brandschicht erst nach Errichtung der Mauer entstanden ist. Damit können aus dem wenigen Erhaltenen zwei Benutzungsphasen herausgelesen werden, wovon die erste durch einen Brand beendet worden war. Diesem Brand folgte ein Neuaufbau der Räumlichkeiten mit der Erweiterung durch einen beheizten Raum im Süden, was auch Veränderungen in der Bausubstanz nördlich dieses Raumes mit sich führte, da hier nun ein Präfurnium eingebaut wird. Leider ist in den Räumen 3 und 4 fast nichts mehr von der antiken Schichtung erhalten, sodass außer dem Brandhorizont64, der nur noch direkt an den Mauerresten greifbar ist, über die Art der Nutzung dieser Räume nichts ausgesagt werden kann. Auch der Gesamtgrundriss des Gebäudes bleibt unklar, da die Grabung aufgrund der Böschung mit ihrer modernen Verbauung nicht weiter nach Osten geführt werden konnte. Das ›Gebäude Nord‹ wird schließlich recht bald aufgegeben, was die Auffüllung der Hypokaustenanlage mit zum Zeitpunkt der Freilegung feinem, braunem Sand belegt. Dieser füllt die Hypokausten dort, wo diese erhalten geblieben sind, bis zu ihrem Gewölbescheitel auf und liegt über den zerschlagenen Tubuli
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Die relativchronologische Einordnung dieses Brandhorizonts (s. u. Schicht 22) war nicht eindeutig möglich, sodass lediglich seine Beziehung zu Teilen des Gebäudes bekannt ist.
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der Wandheizung sowie dem Mörtel, der beim Entfernen der Tubuli abgeschlagen wurde. Meines Erachtens handelt es sich hier am ehesten um eine intentionelle Auffüllung der Hypokaustenanlage zum Zeitpunkt der Aufgabe des Gebäudes. Dafür sprechen die sorfältige Auffüllung des gesamten Heizgewölbes bis an seine Oberkante mit recht homogenem Material sowie die Schichtabfolge von Tubuli mit Mörtel in den unteren Schichten und Auffüllmaterial darüber. So wäre es vorstellbar, dass die Tubuli, gesamt immerhin ca. 30 kg Ziegel- und Tubulibruch allein in den von der Übermurung weitgehend verschont gebliebenen Bereichen, von den Wänden abgeschlagen und mit dem dabei abbröckelndem Mörtel in das Hypokaustum geschüttet worden waren. Eine nicht ganz außer Acht zu lassende Möglichkeit wäre aber auch die Aufgabe des Gebäudes nach einer Überschwemmung, wofür vor allem die Tatsache spricht, dass solche im Gebiet von Aguntum recht häufig waren und der das Hypokaustum auffüllende feine Sand durchaus auch als Schwemmsand angesehen werden kann. Welche Umstände schließlich auch immer zur Aufgabe des Gebäudes geführt haben mögen, es ist aus dem Fundmaterial des ›Gebäudes Nord‹ darauf zu schließen, dass dies noch vor Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. erfolgt sein muss. 5.2.5 Relativchronologie des ›Gebäudes Nord‹ Es wurde von mir bei der Beschäftigung mit der Grabung ›Stribachweg 1994‹ laufend eine Matrix der Schichtabfolge aus allen Tagebuchaufzeichnungen und der zeichnerischen sowie photographischen Dokumentation erstellt (Abb. 16). Diese hilft den relativchronologischen Ablauf zu fassen und gestattet eine Zuordnung der Funde an die einzelnen Schichten. Da die Grabung im Jahr 1994 aber nicht mit einer begleitenden Dokumentation mittels Harris-Matrix durchgeführt wurde, muss die nun dargestellte Matrix mangelhaft bleiben. Zwar wurde während der Grabung sehr wohl nach Schichten vorgegangen, die Aufzeichnungen beschränkten sich aber auf die wesentlichen Schichtzusammenhänge, was für eine Interpretation und Fundzuordnung durchaus ausreichend ist. Um eine wissenschaftlich gesehen korrekte Harris-Matrix zu erstellen, müssten aber alle direkten Schichtzusammenhänge bekannt sein65, wofür sich schon eine nach Grabungsschnitten organisierte Grabung, wie die hier behandelte, nicht eignet. So ist die im Folgenden dargestellte Relativchronologie zwar in sich richtig, genügt aber nicht den Anforderungen, um eine wissenschaftlich korrekte Matrix darzustellen, da der eine oder andere Schichtzusammenhang nicht mehr ermittelt werden konnte66. 5.2.6 Absolutchronologische Aussagen zu ›Gebäude Nord‹ Insgesamt stammen 57,5 % des gesamten antiken Fundmaterials67 der Grabung ›Stribachweg 1994‹ aus dem Bereich ›Gebäude Nord‹, allerdings ist nur ein Teil davon mit Sicherheit den antiken Straten zuzuweisen, während das restliche Material im Murengeschiebe über den Bauresten und so aus dem Befundzusammenhang gelöst aufgefunden wurde.
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Grundlegend dazu E. C. Harris, Principles of Archaeological Stratigraphy (London 1979). Insbesondere ist damit die zeitliche Gleichsetzung (durch hochgestellte Zahlen zu erkennen) der Schichten 11 und 35 sowie 12 und 34 gemeint, die auf logischen Schlussfolgerung, und nicht auf eindeutige Dokumentation der Schichtenabfolgen zurückgeht. So ist die Schicht von Brandmaterial aus dem Präfurnium (35) sicher gleichzeitig mit der Rußschicht in der Hypokaustenanlage (11) entstanden, ohne dass der stratigraphische Beweis dokumentiert wäre. Gleiches gilt für die Errichtung der Hypokaustenpfeiler (12), die notwendigerweise gemeinsam mit dem Präfurnium (34) erbaut wurden. Die sonstigen in derselben horizontalen Ebene angeordneten Schichten sind in ihrer Entstehung nicht als gleichzeitig anzusehen, sondern könnten lediglich in einer gemeinsamen Phase entstanden sein. – Des Weiteren wurden Interfaces nur soweit aufgenommen, als sie eindeutig dokumentiert waren. Man könnte durchaus noch weitere Interfaces einziehen (wie etwa Interface Murenzerstörung oder Interface der gesamten Hypokaustenanlage vor der Verfüllung), allerdings begäbe man sich damit auf recht unsicheres Terrain, zumal die entsprechende Dokumentation nach Vorgaben der Harris-Matrix nicht vorhanden ist. – Um einen anderen möglichen Kritikpunkt anzusprechen, sei darauf hingewiesen, dass die Matrix natürlich nicht nach unten offen sein sollte, sondern im Idealfall mit dem geologischen Untergrund endet. Dies war hier einmal aufgrund der fehlenden Grabungsergebnisse in einigen Bereichen nicht möglich, und zum anderen ist es in dem – wie erwähnt – mehrfach übermurten Gebiet in Aguntum sehr schwierig, mit Sicherheit festzustellen, wann man wirklich geologische Schichtung ohne menschliche Spuren erreicht hat. Insgesamt kommen aus der Grabung ›Stribachweg 1994‹ 631 antike Keramik- und Glasfragmente (sicher zu einem Gefäß gehörige Fragmente sind als ein Stück gerechnet) und 67 neuzeitliche Gefäße.
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Schichtbezeichnungen68 1 2
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rezenter Humus Sandablagerung der Überschwemmung in den Sechzigerjahren Aufbereitung der Grabungsfläche in den Dreißigerjahren sowie darauf gebildeter Humus Interface der Eingriffe unter Erich Swoboda Murenmaterial sandige Erde grober, grauer Sand (Versturzmörtel) feiner, sandiger Lehm (Fundmaterial Abb. 22). grober Sand mit Tubulibruch Schotter schwarze Rußschicht über dem Boden des Hypokaustums Hypokaustenpfeiler in Raum 1 Boden Raum 1 Rollierung Raum 1 graubrauner Sand und Kies Interface kleine Grube dunkelbrauner Sand und Kies sehr feiner, heller Sand graugelber Sand mit großen Steinen Interface graugelber Sand mit großen Steinen Murenschotter schwarze Brandschicht (Zerstörungshorizont?) (Fundmaterial Abb. 18. 19) Nord-Süd-Mauer grauer Lehm (Verfüllung Fundamentgrube NordSüd-Mauer und Unterlage der Rollierung) (Fundmaterial Abb. 17) Mauer WO 4 Mauer WO 5 Interface Fundamentgrube Nord-Süd-Mauer brauner Lehm mit rostfarbenen Einschlüssen Mauer WO 3 Mauer WO 1 Mauer WO 2 Rollierung zwischen WO 1 und WO 2 ältere Phase der Nord-Süd-Mauer bzw. Fundamentierung Präfurnium schwarze Schicht im Präfurnium (Fundmaterial Abb. 20. 21) rote Schicht im Präfurnium Rollierung von Raum 2
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Schichtabfolge/Matrix des ›Gebäudes Nord‹
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Die Benennung der Schichten stammt mit Ausnahme der Interfaces aus den Grabungstagebüchern und zeichnerischen Dokumentationen der Grabung ›Stribachweg 1994‹.
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Randstücke zweier gläserner Rippenschalen (1. 2) und ein Bodenstück einer Feinkeramik (3) aus Stratum 24 (Bauvorbereitung). M. 1 : 3
Randstücke eines Auerbergtopfes (14) und grautoniger norischer Gebrauchskeramik (15 – 18) aus Stratum 22 (Brandschicht). M. 1 : 3
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Fragmente eines grautonigen Kruges (11), Wand- (4) und Randstücke (5) italischer Terra Sigillata, Lampengrifffragment (8) und verzierte Wandstücke grautoniger Gebrauchskeramik (12. 13) aus Stratum 22 (Brandschicht). M. 1 : 3
Die ältesten Straten 17 – 21 und 28 lieferten kaum Fundmaterial und keine datierbaren Fragmente. Den im Folgenden nicht angeführten Straten sind keine datierbaren Fundstücke zuzuweisen, was daran liegt, dass diese nur in räumlich eng begrenzten Bereichen festgestellt wurden, die Menge an aus diesen Straten geborgenem Fundmaterial daher äußerst gering ist. Stratum 24 (grauer Lehm) befindet sich im Fundamentgraben der Nord-Süd-Mauer sowie unterhalb der Rollierung als ›Aufbereitung‹ für dieselbe. Das Fundmaterial aus diesem Bereich umfasst zwei gläserne Rippenschalen sowie ein zur Feinkeramik zu zählendes Bodenstück (Abb. 17). In ihrer Datierung reichen diese Fragmente von der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zur ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Aus der Brandschicht (Stratum 22) stammen sowohl Fragmente von Glas, Gebrauchskeramik (Abb. 18), verzierten Wandstücken, eines Kruges und italischer Sigillata als auch ein Stück einer Firmalampe Loeschcke X sowie einer weiteren Lampe der Form Loeschcke III (Abb. 19). Die Datierung reicht auch hier von der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Aus den Benutzungsschichten des Präfurniums (Straten 35 – 36 – das Fundmaterial wurde hier nicht getrennt) sind neben einigen Fragmenten von Gebrauchskeramik (Abb. 20) auch eine Terra-Sigillata-Schüssel, Fragmente eines sog. Soldatentellers sowie eines weiteren Tellers zu nennen (Abb. 21), die auf die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. verweisen. Im Auffüllmaterial (Stratum 8) des Hypokaustums ist lediglich Gebrauchskeramik (Abb. 22) zu finden, die in ihrer Datierung grob in das 2. Jahrhundert n. Chr. weist.
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Randstücke grautoniger norischer Gebrauchskeramik aus den Straten 35 – 36 (Benutzung des Präfurniums). M. 1 : 3
Ganzformen einer Terra Sigillata (6), eines engobierten Tellers (9) und eines sog. Soldatentellers (10) aus den Straten 35 – 36 (Benutzung des Präfurniums). M. 1 : 3
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Randstücke (23. 24. 26) und Bodenstück (25) grautoniger norischer Keramik aus Stratum 8 (Auffüllmaterial). M. 1 : 3
Mit aller Vorsicht, die der geringe Umfang der stratifizierten Funde gebietet, kann eine erste Bauphase des Gebäudes gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. vermutet werden. Der Schadensbrand ist in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anzusetzen, da die darauffolgenden Umbauarbeiten noch vor der Mitte des Jahrhunderts abgeschlossen wurden. Für die Datierung der Auffüllung des Gebäudes besitzen wir nur geringe Evidenz. Spätestens während der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. scheint das Gebäude allerdings nicht mehr in Verwendung zu sein. Dies bestätigt sich dadurch, dass auch der Schwerpunkt des Gesamtfundmaterials eindeutig im 2. Jahrhundert n. Chr. liegt und mit Sicherheit dem 3. Jahrhundert n. Chr. zuzuordnende Funde fehlen. Die Übermurung des 1994 ergrabenen Bereichs dürfte eine neuzeitliche Zerstörung darstellen, was der Fund eines braun glasierten Keramikfragments zusammen mit antikem Material im den Mauerdurchlass des Präfurniums teilweise auffüllenden Murenschotter bestätigt.
5.3 Das südliche Gebäude (›Gebäude Süd‹) 5.3.1 Die ›Fundamentstreifen‹ Der nördliche Teil dieses Bauwerks wurde schon von Erich Swoboda freigelegt, wobei die sog. Fundamentstreifen bereits während der Grabungskampagne aufgemauert wurden (Abb. 23). Südlich davon konnten 1994 ein weiterer mittels Hypokaustenanlage beheizter Raum sowie das nordöstlich gelegene, zugehörige Präfurnium festgestellt werden. Im mittleren Bereich dieser Anlage, südlich an die ›Fundamentstreifen‹ anschließend, wurden neuzeitliche Störungen angetroffen, die wahrscheinlich in den Dreißiger- oder Fünfzigerjahren entstanden waren (Abb. 24). Die modern errichteten Mauerzüge liegen teilweise mit ihren untersten Steinlagen direkt auf der Rollierung (Niveau ca. 658,8 m) dieses Gebäudeteils auf. Da darunter keine antiken Mauerstrukturen erhalten geblieben sind und eine eventuelle Fundamentierung nicht ergraben wurde, gestaltet sich die Interpretation der ›Fundamentstreifen‹ schwierig. Es ist in diesem Zusammenhang nicht auszuschließen, dass es sich bei ihnen um durch die Übermurung umgestürzte Hypokaustenpfeiler handeln könnte, die wegen der Aufmauerung noch während der Grabung nicht ausreichend untersucht wurden69. Dies 69
Es findet sich bei Swoboda 1935, 61 – 62 auch der Hinweis, dass der gesamte Bereich über diesem Bau vollständig von Murenschotter überlagert war, was wahrscheinlich macht, dass der antike Zustand dieses Gebäudes nur noch sehr schwer zu erkennen war.
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Toranlage und ›Gebäude Süd‹ nach der Freilegung durch E. Swoboda
legt vor allem die Tatsache nahe, dass an einigen Stellen dieser Mauerzüge Steine fehlen und die darüber befindlichen Lagen auf Erdreich ruhen. Geht man aber davon aus, dass es sich hier wirklich um vier Mauerzüge handelt, ließe sich auch in Betracht ziehen, dass es sich um eine Heizanlage, bestehend aus mehreren Heizkanälen, handelt70. Da der südliche und nördliche Teil des ›Gebäudes Süd‹ wohl zu ein und demselben Bau gehören, halte ich die Deutung als ursprüngliche Hypokaustenanlage für wahrscheinlicher. Letztlich kann aber nicht eindeutig entschieden werden, wie der antike Befund ausgesehen hat, wahrscheinlich ist jedoch, dass es sich hier um die Reste einer wie auch immer gearteten Heizanlage handelt, und nicht um ein ›Streifenfundament‹. 5.3.2 Das Hypokaustum Im 1994 neu ergrabenen Teil des Gebäudes (Abb. 25) ist unterhalb der alles überlagernden Murenschichten stellenweise die Oberkante der Hypokaustengewölbe, die auch hier mit lehmigem, braunem Material verfüllt waren, erhalten geblieben. Unter dieser Verfüllung befanden sich neben sehr wenig Versturzmaterial, das von Hypokaustenpfeilern und -gewölben stammt, auch Tubulibruchstücke sowie die ebenso im ›Gebäude Nord‹ festgestellte schwarze Rußschicht über dem Mörtelboden. Der Mörtelboden ruht auf einer Bachsteinrollierung (Niveau 658,4 – 658,6 m). Das Auffüllmaterial im Hypokaustum ist – abgesehen von der etwas geringeren Menge an Tubulibruch – von gleicher Zusammensetzung wie im ›Gebäude Nord‹, sodass auch hier nur eine Interpretation als gewollte Verfüllung oder massive Überschwemmung möglich ist. Die Hypokaustenanlage im südlichen Teil des ›Gebäudes Süd‹ weist nur noch geringe Reste der ehemaligen Begrenzungsmauern auf. So konnte neben Resten der nördlich anschließenden Mauer mit eingebautem Präfurnium lediglich die östliche Steinreihe der westlichen Begrenzungsmauer auf einer Länge von 1,6 m verfolgt werden. Dies ist mit einem Murenverlauf zwischen Stadtmauer und ›Gebäude Süd‹ hindurch zu erklären oder auf ältere Grabungstätigkeiten zurückzuführen, wofür an dieser Stelle aber eindeutige Indizien fehlen. Östlich des Gebäudes finden sich massive Murenschichten (Sand-, Kies- und Geröll). Von einer Abschlussmauer war hier nichts mehr festzustellen. Der Abschluss des Gebäudes nach Süden konnte 1994 nicht ergraben werden, da unmittelbar an den Grabungsbereich der Damm der Bundesstraße 100 anschließt. Südlich des Dammes waren im Jahr 1995 im Zuge der Errichtung eines Parkplatzes an dieser Stelle Untersuchungen möglich, wobei allerdings nur der Rest einer Rollierung erkannt werden konnte. Es besteht die Möglichkeit, dass diese Rollierung zu dem Befund nördlich der Bundesstraße 100 gehört, zu belegen ist eine 70
Derartige Heizanlagen sind aus Aguntum bekannt, etwa in Raum 5 (s. Miltner 1953 sowie Auer [Anm. 60]).
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Planzeichnung des Torbereichs (auf Grundlage der Planzeichnung E. Swobodas – Abb. 6) und der 1994 freigelegten Gebäude mit Schraffur der Altgrabungsbereiche
solche Annahme derzeit aber nicht. Unterhalb der Rollierung des südlichen Teils von ›Gebäude Süd‹ waren noch weitere Steinsetzungen zu beobachten, die vielleicht als Fundamentreste einer älteren Bauphase anzusprechen sind und direkt auf sterilem Material aufliegen. Das Aussehen dieser möglichen früheren Phase bleibt jedoch unklar, da die angesprochene Steinsetzung nur an einer Stelle festgestellt werden konnte. Über diesen Steinlagen war eine Ausgleichsschicht (sandiges Material) aufgebracht worden, die unterhalb der Rollierung der Hauptphase überall zu beobachten war. 5.3.3 Die ›Freifläche‹ zwischen den ›Fundamentstreifen‹ und dem Hypokaustum Im Bereich zwischen dem Hypokaustum und den ›Fundamentstreifen‹ wurden viele neuzeitliche Funde in einer Steinschüttung geborgen, was eine Störung dieses Bereichs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts belegt (s. Abb. 24). Unterhalb dieser Störung wurde stellenweise eine dunkle Schichtung festgestellt, die antikes Fundmaterial enthielt und wohl als Benutzungshorizont angesehen werden kann. Unmittelbar darunter
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Planzeichnung ›Gebäude Süd‹
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Ansicht des ›Gebäudes Süd‹ bei der Freilegung 1994 (Blick von Süden)
folgt auch hier eine teils modern gestörte Rollierung, die mit jener der ›Fundamentstreifen‹ in Verbindung steht (Abb. 26). 5.3.4 Relativ- und absolutchronologische Aussagen zu ›Gebäude Süd‹ Weite Teile dieses Gebäudes sind durch die Grabungen der Dreißiger- und Fünfzigerjahre gestört und konnten für chronologische Aussagen nicht herangezogen werden (Abb. 24). Die Schichtabfolge des ›Gebäudes Süd‹ ist in weiten Teilen dem ›Gebäude Nord‹ sehr ähnlich. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands und der geringen Menge antiken Fundmaterials – 18 % des antiken Fundmaterials, das nur teilweise den antiken Straten zuordenbar ist, – im Bereich des ›Gebäudes Süd‹ wäre eine Darstellung der Schichtabfolge in Form einer Matrix nicht aussagekräftig. In der Rollierung sind einige Amphorenfragmente verbaut, die in ihrer Datierung grob an den Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. weisen. Aus dem Benutzungshorizont des Präfurniums ist ebenfalls nur ein Amphorenfragment geborgen worden, das in das 2. Jahrhundert n. Chr. zu datieren ist. Der Verfüllung der Hypokausten des ›Gebäudes Süd‹ konnten keine datierbaren Funde entnommen werden, sondern lediglich Ziegelund Tubulisplitt. Von der Freilegung der ›Fundamentstreifen‹ berichtet Erich Swoboda71, dass in den »untersten Schichten« (also wohl knapp über der Rollierung) einige Funde geborgen werden konnten. Es handelt sich hierbei um eine Lampe Loeschcke X mit Stempel OCTAVI, einen Dupondius der jüngeren Faustina, ein As des noch als Caesar betitelten Marc Aurel, ein As und einen Sesterz des Hadrian – somit weisen auch die von Swoboda festgestellten Funde in das 2. Jahrhundert n. Chr. Von einer Benutzung der Räumlichkeiten im 2. Jahrhundert n. Chr. kann damit wohl ausgegangen werden, wobei im gesamten Fundmaterial der dem ›Gebäude Süd‹ zuzuordnenden Straten keine Funde des 3. Jahrhunderts n. Chr. zu finden sind. Es kann mit 71
Swoboda 1935, 31.
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aller Vorsicht angenommen werden, dass dem ›Gebäude Süd‹ ein ähnliches Schicksal wie ›Gebäude Nord‹ beschieden war, nämlich eine Aufgabe des Baus zum Anfang des 3. Jahrhunderts hin.
5.4 Die Frage nach den Resten der antiken Straße Es wurden in der Verlängerung der Stadtmauerdurchfahrt mehrere Grabungsschnitte angelegt, die zur Klärung der Frage nach der Nachweisbarkeit der antiken Straße dienen sollten. Es sind in diesen Grabungsbereichen allerdings keine eindeutig einer Straße zuzurechnenden Schichtungen festgestellt worden, was hauptsächlich mit der starken Übermurung dieses Gebiets und dem fehlenden Anschluss der Straten an die Stadtmauerdurchfahrt zu erklären ist. Eine rela27 Terra-Sigillata-Fragment aus den tivchronologische Schichtabfolge im Sinne einer Harris-Matrix ist Benutzungsschichten über dem Fundamentgraben der Stadtmauer. für die Gesamtheit der hier erwähnten Schnitte nicht zu erstellen, da M. 2 : 3 diese teilweise weit voneinander entfernt liegen und im späteren Verlauf der Grabung nicht miteinander verbunden wurden, sodass eine Gleichsetzung der Schichten der verschiedenen Schnitte unmöglich ist. Da es sich im größten Teil der an dieser Stelle behandelten Bereiche ›nur‹ um die Abfolge kaum fundführender Sand- und Schotterschichten handelt, sind absolutchronologische Aussagen hier nicht möglich. Das Fundmaterial ist sehr spärlich: Aus insgesamt sieben Grabungsschnitten, die zur Erforschung des Straßenverlaufs angelegt wurden, stammen gerade einmal 5,9 % des gesamten antiken Fundmaterials, wobei die eventuellen Begehungshorizonte keine datierbaren Funde beinhalteten. Stellenweise sind sogar in den untersten ergrabenen Murenschichten noch braun glasierte Keramik und Porzellan – so sind 6 % des neuzeitlichen Fundmaterials den erwähnten Schnitten zuzuordnen – zu finden, was von der massiven neuzeitlichen Störung dieser Bereiche zeugt.
5.5 Der Grabungsschnitt am nördlichen Stadtmauerverlauf In Schnitt 24/94 (Abb. 15) sind Reste der antiken Schichtung erhalten geblieben, auch wenn sich hier ebenfalls verschiedene neuzeitliche Eingriffe sowie die nachantike Mure störend auswirken. Es war jedoch möglich, die Fundamentgrube an der Stadtmauer sowie Reste der über derselben liegenden antiken Schichtung zu erkennen. In diesem Grabungsschnitt wurden 7 % des gesamten antiken Fundmaterials geborgen, wobei auch hier nur ein Teil den antiken Schichten zuordenbar ist. Aus den Benutzungsschichten über dem Fundamentgraben der Stadtmauer stammen ein Fragment einer reliefverzierte Sigillata (Abb. 27) des ausgehenden 1. Jahrhunderts n. Chr. sowie ein fragmentiertes Randstück einer Amphore, nicht näher einordenbare grautonige Bodenfragmente und ein Wandstück einer schwarz überzogenen Feinkeramik. Eine nähere Datierung letzterer ist nicht möglich, sie sind aber grob in das 2. Jahrhundert n. Chr. zu setzen. Aus dem unmittelbaren Bauhorizont der Stadtmauer sowie der Fundamentgrube konnten keine Funde geborgen werden. Somit kann aufgrund des Fundmaterials angenommen werden, dass sich die über dem Fundamentgraben der Stadtmauer liegenden Straten im 2. Jahrhundert n. Chr. bildeten.
5.6 Zusammenfassung und Überlegungen zur Relevanz der Grabung ›Stribachweg 1994‹ bezüglich der Datierung der Stadtmauer Betrachtet man den Stadtplan Aguntums (Abb. 1), so scheint es nahezu zwingend, dass beide untersuchten Gebäude östlich der Stadtmauer erst nach der Errichtung derselben entstanden sind, zumal sie parallel zu der Stadtmauer liegen. Die in einer ersten Phase wohl schon vor der Stadtmauer bestehende Bebauung im Bereich des Atriumhauses sowie die restliche Innenbebauung beiderseits des Decumanus Maximus weisen eine andere Ausrichtung auf, die sich wohl am ›vor-stadtmauerzeitlichen‹ Straßenverlauf orientiert. Wenn aber die
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›Gebäude Nord‹ und ›Süd‹ erst nach Errichtung der Stadtmauer entstanden sind, so mutet es seltsam an, dass sie genau vor den Tortürmen liegen und so jeden repräsentativen Wert derselben enorm schmälern. Aufgrund dieser Überlegung und aufgrund des Fundmaterials vor allem aus ›Gebäude Nord‹, das in seiner Datierung die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. kaum überschreitet, möchte ich schließen, dass die Gebäude bei Errichtung der Flankierungstürme und der verbreiterten Fahrbahn des Tores aufgegeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt wurden sie entweder niedergerissen und die Heizungsanlagen aufgefüllt, um einem eventuellen Einsturz derselben vorzubeugen, oder es kam zu einer Überschwemmung, die zum Anlass für den Umbau des Stadttores und somit für die Aufgabe der unmittelbar vor ihm gelegenen Gebäude genommen wurde. Somit erbringen die Gebäude vor dem Osttor einen zweifachen Nutzen hinsichtlich der Datierung der Stadtmauer: Zum einen musste die Ummauerung schon bestanden haben, als die Gebäude wohl zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet wurden72. Zum anderen dürfte der Umbau der Toranlage erst erfolgt sein, nachdem diese Gebäude gegen Ende des 2. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben worden waren, wofür allerdings der archäologische Beweis aufgrund des fehlenden stratigraphischen Anschlusses an das Stadttor nicht erbracht werden kann.
6. Zur funktionalen Deutung der Stadtmauer von Aguntum Betrachtet man die nicht parallele Ausrichtung der Innenbebauung am Decumanus Maximus zur Stadtmauer, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass die eigentliche Hauptachse der Stadt Aguntum nicht am momentan als ›Osttor‹ der Stadt bezeichneten Eingang liegt, sondern weiter nördlich, etwa an der Straße, die als ›Decumanus I sinister‹ benannt ist. Zum einen wird dies durch die älteren Bauphasen unter der großen Therme73, die annähernd parallel zur Stadtmauer liegen, indiziert, zum anderen liegen auch einige Gebäude des ›Handwerkerviertels‹ am ›Decumanus I sinister‹ annähernd parallel zur Stadtmauer. Ein weiteres Indiz für eine Hauptachse nördlich des heute bekannten ›großen Tores‹ ist die Anlage der Trennwände innerhalb der Stadtmauerschalen in bestimmten Abständen. Die Zählung dieser Abstände muss an einem bestimmten Punkt beginnen, wobei ein ursprünglich mitgeplantes Tor als Anfangspunkt gut denkbar wäre. Die Trennwände liegen, wie schon Franz Miltner erwähnt74, keineswegs symmetrisch zum Osttor der Stadt und auch nicht zu dessen kleinerem Vorgängerbau. Vielmehr scheint eine Zählung der Abstände von einer – zum momentanen Zeitpunkt nur hypothetischen – Hauptachse im Norden ausgehend wahrscheinlich. Interessant ist hier auch, dass sich die Nordwange des ursprünglich mitgeplanten Nebentores 1 (NT 1) genau in die Zählung der Abstände zwischen den Trennwänden einfügen lässt. Für die Bestimmung der Funktion der Aguntiner Stadtmauer ist die Klärung der Frage nach einem in der ersten Bauphase mitgeplanten Haupttor unerlässlich, da sich vor allem die in der bisherigen Forschung oft genannte repräsentative Wirkung einer Stadtmauer nur mit einem entsprechenden Haupttor erzielen ließe. Die bisher gesicherten, von Anfang an geplanten Tore sind einfache Durchlässe in der Mauer (Osttor und NT 1), die wegen des Fehlens aufgesetzter Türme (wie etwa in Nicopolis ad Istrum75, in Rottenburg76, dem Hafentor in Köln77 oder beim Ost- und Westtor in Trient78) weder einen allzu großen fortifikatorischen noch repräsentativen Wert besaßen.
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Eine Bebauung ›vor den Toren der Stadt‹ bald nach Errichtung der Stadtmauer ist nichts Außergewöhnliches. So finden sich z. B. in Arles (M. Droste, Arles – Gallula Roma – Das Rom Galliens, AW Sonderh. [Mainz 2003]) sowie Trient (Ciurletti 2002) bei zu Beginn des 1. Jhs. n. Chr. fertiggestellten Stadtmauern noch im 1. Jh. zahlreiche Gebäude vor denselben. In Arles wird sogar noch im 1. Jh. eine Thermenanlage vor der Stadtmauer errichtet. Besonders W. Alzinger, Grabung Aguntum 1968, PAR 19, 1969, 18 – 19 und W. Alzinger, Die Grabungen in Aguntum 1969, PAR 20, 1970, 10 – 11. Miltner 1955, 89 – 90. A. Poulter, Nicopolis ad Istrum. A Roman, late Roman and Byzantine city, JRA Monographs 8 (London 1995). S. Gairhos, Ad Aeternam Perfectus Sine Vitio Murus. Stadtmauern im römischen Südwestdeutschland, in: D. Planck u. a. (Hrsg.), Imperium Romanum. Roms Provinzen am Neckar, Rhein und Donau (Stuttgart 2005) 195 – 197. H. Hellenkemper, The Roman Defences of Cologne – Colonia Claudia Ara Agrippinensium, in: Maloney – Hobley 1983, 20 – 28. Ciureltti 2002.
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Damit stellt sich in Bezug auf die Funktionsbestimmung der Aguntiner Stadtmauer zunächst die Frage, aus welchen Beweggründen eine römische Stadt eine Ummauerung erhielt. War es zu Zeiten des Augustus noch üblich, jeder neuen römischen Stadtgründung eine Umfassungsmauer zu bauen79, endete dieser ›Brauch‹ schon in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Trotzdem wurden weiterhin Stadtmauern und Tore errichtet, wobei die Erklärungen für diese Bauten vor allem von der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. oft schwer fallen. Diese Ummauerungen werden in einer eher friedlichen Zeit ohne fortifikatorische Notwendigkeit errichtet, was ohne die Datierung begleitende archäologische Evidenz manchmal dazu führte, dass die Mauern in unruhigere Zeiten datiert wurden 80. Offensichtlich gab es aber auch noch andere Gründe, eine Befestigungsmauer zu errichten, wobei vor allem die Änderung des Stadtrechts eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte. Wurde eine Stadt zum Municipium oder zur Colonia erhoben, so war es nicht ungewöhnlich, dass dieses neue ›Bürgergefühl‹ in der Errichtung öffentlicher Bauten Ausdruck fand. So erhalten etwa Camulodunum (Colchester) und Glevum (Lincoln) bald nach ihrer Erhebung zu coloniae Stadtmauern81. Daneben ist für Aventicum (Avenches)82, für die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) und die Colonia Ulpia Traiana (Xanten)83 die Erhebung zur Colonia84 als Grund für die Errichtung der Stadtmauer anzunehmen. Aber auch für einige wenige municipia werden bald nach der Stadtrechtsverleihung datierende Mauerbauten vermutet: so für das Municipium Tungrorum (Tongeren) in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.85, für Ulpia Noviomagus (Nijmegen) in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.86, wobei hier das genaue Aussehen der Ummauerung noch nicht geklärt ist, und für Aelia Augusta (Augsburg) in hadrianischer Zeit87. Allerdings
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Eines der spätesten Beispiele hierfür ist die Stadtmauer von Xanten – S. Leih, Die Colonia Ulpia Traiana und ihre Vorgängersiedlung – zur Genese einer römischen Stadt, in: G. Brands u. a. (Hrsg.), Rom und die Provinzen. Gedenkschrift Heinz Gabelmann, BJb Beih. 53 (Mainz 2001) 173 – 177. Hierbei spricht die geringe Mauerstärke eher für einen Repräsentationsbau, J.-S. Kühlborn, Einige Beobachtungen zum Bau der Stadtmauer der Colonia Ulpia Traiana, BJb 187, 1987, 412 – 494, der als Machtdemonstration an der Grenze des Reiches verstanden werden könnte; s. U. Heimberg – A. Rieche, Colonia Ulpia Traiana. Die römische Stadt. Planung, Architektur, Ausgrabung (Köln 1998). s. dazu die Argumentation E. Swobodas bei der Datierung der Aguntiner Mauer nach historischen Überlegungen: Swoboda 1935, 47 – 50. Th. Fischer, Beispiele zur Entstehung römischer Städte in den Nordwestprovinzen, in: Precht 2001, 11 – 16; H. Hurst, Civic space at Glevum, in: Hurst 1999, 152 – 160; J. Crickmore, Romano-British Urban Defences, BAR 126 (Oxford 1984); noch um 213 n. Chr. wird die Stadtmauer von York anlässlich der Erhebung zur Colonia und Hauptstadt der Provinz Britannia ausgebaut: P. Ottaway, York: The study of late Roman Colonia, in: Hurst 1999, 136 – 150. Aventicum wird um 70 n. Chr. zur Colonia: R. Frei-Stolba, Die römische Schweiz: Ausgewählte staats- und verwaltungsrechtliche Probleme im Frühprinzipat, in: ANRW II 5, 1 (Berlin 1976) 384 – 403 und J. F. Drinkwater, Roman Gaul. The three provinces, 58 B.C. – A.D. 260 (Ithaca, NY 1983) 141 – 160. Die Ummauerung könnte als »Unterstreichung der Rolle als Hauptstadt« angesehen werden, so H. Bögli, Aventicum – Die Römerstadt und das Museum (Brugg 1991) 47. Für das nahe gelegene Augusta Raurica lässt sich keine eindeutige Aussage treffen, da auch das Gründungsdatum umstritten ist, dazu zuletzt T. TomasevicBuck, Augusta Raurica – Probleme, Anregungen, Neufunde, SchrVLM 7 (Bregenz 2003). Auffallend ist bei beiden Städten die Ummauerung eines weiten, nicht besiedelten Gebiets, M. Schaub, Das Osttor und die Stadtmauer von Augusta Raurica (Grabung 1993 .52), JBerAugst 15, 1994, 73 – 132. Drinkwater (Anm. 82) 141 – 160 zu Köln und Xanten. S. S. Frere dagegen nimmt an, dass hier die Repräsentation, nicht der »praktische Nutzen« der wesentliche Grund für den Bau der Ummauerung war: S. S. Frere, British Urban Defences in Earthwork, Britannia 15, 1984, 63 – 74. Für Köln um 50 n. Chr.: H. Hellenkemper, The Roman Defences of Cologne – Colonia Claudia Ara Agrippinensium, in: Maloney – Hobley 1983, 20 – 28; Xanten in trajanischer Zeit: zuletzt Heimberg – Rieche (Anm. 79). Zum Munizipialrecht A. Vanderhoeven, Das vorflavische Tongeren: Die früheste Entwicklung der Stadt anhand von Funden und Befunden, in: Precht 2001, 157 – 176. J. E. Bogaers, Civitates und Civitas-Hauptorte in der nördlichen Germania Inferior, BJb 172, 1972, 312 – 318; bei H. Van Enckevort – J. Thijssen, Der Hauptort der Bataver in Nijmegen im 1. Jh. n. Chr., in: Precht 2001, 88 – 110 wird angenommen, dass die Errichtung der Stadtmauer um 160 n. Chr. auch schon vor der Erhebung zum Municipium möglich wäre. M. Schaub, Topographie und Stratigraphie des römischen Augsburg aufgrund neuer Ausgrabungen, in: Wamser 2002, 109 – 120; zuletzt: L. Bakker, Vom Militärort zur Provinzhauptstadt, in: Archäologie in Bayern – Fenster zur Vergangenheit (Regensburg 2006) 200 – 202, wobei hier ein Zusammenhang mit städtischer Repräsentation wieder bestritten und der Bau um 170 n. Chr. datiert wird. Anders S. Ortisi, Die Stadtmauer der rätischen Provinzhauptstadt Aelia Augusta – Augsburg, Augsburger Beiträge zur Archäologie 2, 2001, 76 – 78, wo neben später hinzutretenden fortifikatorischen Gedanken die städtische Repräsentation als ursprünglicher Grund für den Mauerbau angeführt wird (Datierung des Baubeginns in die 60-iger Jahre des 2. Jhs. n. Chr.).
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bleiben die meisten bekannten municipia ohne Befestigungsmauer oder erhalten eine solche erst deutlich später88. So etwa Aquincum (Budapest), das 124 n. Chr. zum Municipium wird, seine Ummauerung aber erst Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. erhält, als die Stadt schon den Status einer Colonia (194 n. Chr.) innehatte89. Die Errichtung einer Stadtmauer in Zusammenhang mit der Änderung des rechtlichen Status der Stadt bedeutet nicht automatisch, dass die Ummauerung nun ausschließlich repräsentative Zwecke erfüllte. So zeugt z. B. der angelegte Doppelgraben90 in Aelia Augusta (Augsburg) durchaus vom fortifikatorischen Wert der Anlage. Eine klare Trennung von Repräsentation und Wehrbau scheint ohnehin schwer möglich 91, da ein Mauerring immer Schutz gegen etwaige Angriffe bedeutet. Auch für das römische Aguntum scheint es bei momentanem Forschungsstand möglich, die Erhebung der Stadt zum Municipium unter Claudius als Auslöser für eine in gewissem Sinne ›repräsentativere‹ Bautätigkeit anzusehen. Dafür spricht auch die geographisch und verkehrstechnisch günstige Lage, die wirtschaftlichen Aufschwung und einen gewissen Reichtum der Stadt schon zu Beginn der römischen Einflussnahme ermöglicht, wie die frühen römischen Steinbauten in Aguntum bezeugen: etwa die Therme des beginnenden 1. Jahrhunderts n. Chr. und das bald darauf mit einer ersten Phase entstandene Atriumhaus. Vor allem dieses zeugt von großem Wohlstand und dem Bedürfnis, das italische Bürgertum mit entsprechenden Bauten zu repräsentieren92. So könnte es sich auch beim Bau der Aguntiner Stadtmauer um ein Projekt handeln, das in italischer Tradition das Wesen der Siedlung als Stadt repräsentieren sollte. Ein vollkommen anderes Erklärungsmodell für die Aguntiner Stadtmauer, das in der Forschungsdiskussion zu finden ist93, soll hier nicht unkommentiert bleiben. Es handelt sich um die Interpretation des Mauerzuges als Hochwasserschutz, was angesichts der im Gebiet von Aguntum häufigen Überschwemmungskatastrophen möglich erscheint und die kleinen und somit leicht verschließbaren Tore erklären würde. Allerdings fehlen vergleichbare römische Anlagen völlig94, und es ist für das antike Aguntum noch ungeklärt, woher eine eventuelle Hochwasserbedrohung anzunehmen wäre, da sich die Geländebedingungen und der Verlauf des infrage kommenden Debantbaches aufgrund der mehrfachen Übermurungen in den letzten 2 000 Jahren stark verändert haben. Es sind bisher auch aus den Grabungen keine deutlichen Indizien für eine Hochwasserschutzmauer hervorgegangen, womit eine derartige Deutung sehr unwahrscheinlich bleibt. Der Schwachpunkt jeder funktionalen Interpretation der Aguntiner Stadtmauer bleibt zum momentanen Zeitpunkt der Forschungsstand. So ist es nach wie vor unklar, ob das Bauprojekt Vollendung fand oder nur Teile der geplanten Ummauerung errichtet wurden. Im Nordteil verläuft die Stadtmauer ab einem gewissen Punkt zur Gänze im Murenschotter, wo sie von Erich Swoboda auch nicht mehr festgestellt werden konnte. Die ›schöne Abmauerung‹ im Süden spricht für ein Ende der Mauer an dieser Stelle, aber auch hier ist letztendlich noch keine vollkommene Sicherheit gegeben95. Weiters ist es, wie bereits erwähnt, noch nicht gesichert, ob im ursprünglichen Bauplan der Mauer eine große Toranlage vorgesehen war.
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Neben den norischen Municipia ist hier Arae Flaviae (Rottweil) zu nennen, das sich aus einem Kastellvicus entwickelte und wohl um 80 – 120 n. Chr. den Municipialstatus verliehen bekam, aber ohne Ummauerung blieb; zuletzt: Gairhos (Anm. 76) 195 – 197. Auch für Forum Hadriani wird eine Ummauerung erst deutlich nach Verleihung des Stadtrechts (spätestens 160 n. Chr.) angenommen: Bogaers (Anm. 86) 318 – 326. Gleiches gilt für das Anfang des 4. Jhs. n. Chr. ummauerte Scarbantia, das schon in den 70-iger Jahren des 1. Jhs. n. zum Municipium wurde: K. Sz. Poczy, Städte in Pannonien (Budapest 1976) 24 – 33. Zum rechtlichen Status von Aquincum: Poczy (Anm. 88) 41 – 55. S. Ortisi, Vallum cum turribus. Zur Westumwehrung der rätischen Provinzhauptstadt Aelia Augusta/Augsburg, in: Wamser 2002, 145 – 156. Dazu auch Ortisi (Anm. 87) 76 – 78. Anders F. Kolb, der die Errichtung mancher Befestigungsbauten als »oft nicht mehr als eine Verzierung der Stadt« ansieht: F. Kolb, Die Stadt im Altertum (München 1984) 180 – 203. Dass der Bautyp des Atriumhauses für die kalten Monate dieser Breitengrade nachteilig war, wurde den Bewohnern bald klar, weshalb offene Räume verschlossen und Hypokaustenanlagen eingebaut wurden: Tschurtschenthaler 2002, 1071 – 1089. Wotschitzky (Anm. 38) 119 – 123 und Alzinger (Anm. 39) 49. Abgesehen von der Möglichkeit einer Hochwasserverbauung in Celeia, die bislang aber auch nicht gesichert ist: I. Lazar, Celeia, in: M. Sašel Kos – P. Scherrer (Hrsg.), Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Noricum, Situla 40 (Ljubljana 2002) 71 – 101. Dazu auch Miltner 1953b, 32 – 34, wo das Südende als vorläufiges Südende und nicht als gänzlich gesichertes Mauerende angesprochen wird, da die Grabung 5,5 m südlich dieses »Endes« abgebrochen werden musste, weil man dem Damm des Debantbaches schon zu nahe war.
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Zusammenfassend betrachtet kann die Aguntiner Stadtmauer aus rechtlichen Gründen erst nach der Verleihung des Munizipialrechts durch Kaiser Claudius erbaut worden sein, war aber, wie aus der Auswertung des archäologischen Befundes hervorgeht, zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. schon weitgehend fertiggestellt. Somit datiert der Mauerbau in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., wobei die Frage nach den Hintergründen eines derartig aufwendigen Bauprojekts aufgrund der in diesem Bereich noch ausstehenden, ebenso aufwendigen modernen Feldforschung vorerst unbeantwortet bleiben muss.
7. Fundkatalog 7.1 Glas96
Ton: gelb rötlich (5YR 7/6); Überzug: rot (2.5YR 4/8) Datierung: spättiberisch – flavisch, eventuell auch später.
Kat. 1 Abb. 17 Randfrgt. einer Rippenschale Form Isings 3b – AR 2.2. Dm: 10 – 18 cm Farbe: blaugrün (Rütti 570) Datierung: 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. – 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.
Kat. 2 Abb. 17 Randfrgt. einer Rippenschale Form Isings 3b – AR 2.2. Dm: 13 cm Farbe: blaugrün (Rütti 570) Datierung: 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. – 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.
7.2 Feinkeramik97 Kat. 3 Abb. 17 Bodenfrgt. eines Schälchens mit einer ›Zierleiste‹ unmittelbar über der Bodenauflage. Der Boden liegt flach, ohne Ansatz eines Standringes. Dm: 6,2 cm Ton: keine erkennbare Magerung; grau (10YR 7/1-6/1); Überzug: dunkelgrau (10YR 5/1) Vgl.: Ein ähnliches Stück findet sich bei R. Fleischer – V. Moucka-Weitzel, Die Straßenstation Immurium – Moosham im Salzburger Lungau (Salzburg 1998) Taf. 25, 20. Datierung: wohl ab der 2. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr.
Kat. 5 Abb. 19 Randfrgt. Form Consp. 43.3. Dm: 8 cm Ton: gelb rötlich (5YR 7/6); Überzug: rot (2.5YR 4/8) Datierung: 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. – 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.
Kat. 6 Abb. 21 4 Randfrgte., 3 Wandfrgte., 2 Bodenfrgte. eines Tellers Drag. 18/31. Rand-Dm: 31 cm; Boden-Dm: 10,5 cm Ton: rötlich (2.5YR 6/8); Überzug: rot (2.5YR 4/8) Datierung: 2. Jh. n. Chr.
Kat. 7 Abb. 27 Wandfrgt. einer Reliefschüssel Drag. 37. Ton: hell rötlich (5YR 6/4); Überzug: dunkelrot (10R 4/6) Dekor: Herkules mit Hydra und Eierstab mit Quaste am Stäbchenende. Zuordenbar der Werkstatt des MERCATO in La Graufensenque. Vgl.: in Noricum: P. Karnitsch, Sigillata von Iuvavum (Salzburg). Die reliefverzierte Sigillata im Salzburger Museum Carolino Augusteum (Salzburg 1971) Taf. 21, 9. Datierung: letztes Viertel 1. Jh. n. Chr.
7.4 Lampen99 7.3 Terra Sigillata
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Kat. 4 Abb. 19 Randfrgt. Form Consp. 34 mit Resten einer Barbotine-Verzierung (wohl eine Maske) Dm: ?
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Kat. 8 Abb. 19 Dreieckig geformter Lampengriff der Form Loeschcke III mit vegetabiler Verzierung und roter Engobe Ton: bräunlich (7.5YR 7/4); Überzug: dunkelrot (10R 5/6) Datierung: 1. Jh. – Anfang 2. Jh. n. Chr.
Die Formbestimmung bezieht sich auf C. Isings, Roman Glass from dated Finds (Groningen 1957) und B. Rütti, Die römischen Gläser von Augst und Kaiseraugst, FiA 13 (Augst 1991) (AR), wobei die Farbe des Glases nach der bei Rütti wiedergegebenen Farbtafel bestimmt wurde. Farbbestimmung nach Munsell Soil Colour Charts (Revised Edition, Baltimore 1994). Farbbestimmung nach Munsell (Anm. 97). Die Formen werden nach E. Ettlinger u. a., Conspectus Formarum Terrae Sigillatae italico modo confectae, Materialien zur römisch-germanischen Keramik 10 (Bonn 1990) bzw. H. Dragendorff, Terra Sigillata, BJb 96/97, 1895/1896, 18 – 155 angegeben. Farbbestimmung nach Munsell (Anm. 97). Die Form wird nach S. Loeschcke, Lampen aus Vindonissa. Ein Beitrag zur Geschichte von Vindonissa und des antiken Beleuchtungswesens (Zürich 1919) wiedergegeben.
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7.5 Teller und Platten100 Kat. 9 Abb. 21 1 Rand- und 1 Bodenfrgt eines engobierten Tellers Rand-Dm: 26,9 cm; Boden-Dm: 19,4 cm Ton: leicht glimmerhältig, mit kleinen Steinchen gemagert (Quarz?); gelblich (5YR 6/8); Engobe: hellrotorange (2.5YR 5/8-6/8) Datierung: ?
Kat. 10 Abb. 21 1 Rand- und 1 Bodenfrgt. eines engobierten ›Soldatentellers‹ Rand-Dm: 35 cm; Boden-Dm: 31,6 cm Ton: wenig glimmerhältig, mit wenigen kleinen Steinchen gemagert (Quarz?); braungrau (10YR 5/3); Engobe: bräunlich rot (5YR 3/3) Datierung: Sehr häufige Form, die vom Ende des 1. Jhs. n. Chr. bis in das 3. Jh. n. Chr. vorkommt.
7.6 Gebrauchskeramik101 Kat. 11 Abb. 19 3 Randfrgte., 17 Wandfrgte. eines reduzierend gebrannten Kruges mit Henkelansätzen Rand-Dm: 9 cm Ton: stark glimmerhältig, nur stellenweise porös (lagerungsbedingt?); grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: Nur in Aguntum sicher belegt: S. Schoitsch, Die keramischen Kleinfunde aus der Therme Aguntums (Ausgrabungen 1964 – 1974) (Diss. Universität Wien 1976) Taf. 44, 397. Datierung: ?
Kat. 12 Abb. 19 Wandfrgt. eines reduzierend gebrannten Deckels; verziert mit längsrechteckigen Kerbreihen und Rillen. Ton: leicht porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Datierung: ?
Kat. 13 Abb. 19 9 Wandfrgte. eines reduzierend gebrannten Topfes; verziert mit verdoppelten Wellenbändern und längsrechteckigen Kerbreihen. Ton: wenig glimmerhältig, leicht porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Datierung: ?
Kat. 14 Abb. 18 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 30,4 cm Ton: wenig glimmerhältig, sehr porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1) 100 101
Vgl.: Im norischen Raum sehr häufig belegt, zuletzt bei Gugl 2000, Taf. 30, 17. Datierung: 1. – 2. Jh. n. Chr.
Kat. 15 Abb. 18 1 Randfrgt., 6 Wandfrgte. eines reduzierend gebrannten Topfes mit Wellenbändern und Bogenkammstrich verziert. Rand-Dm: 22,4 cm Ton: wenig glimmerhältig, sehr porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1) Vgl.: Im norischen Raum belegbar, u. a. bei A. Kaltenberger, Ausgrabungen St. Peter, Salzburg: II. Römerzeitliche lokale Gebrauchsware und mittelalterliche Keramik 1980 – 1995, ÖJh 67, 1998, Beibl. 244 – 484 Taf. 5, 29. Datierung: wohl 1. Jh. n. Chr. – Anfang 2. Jh. n. Chr.
Kat. 16 Abb. 18 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 17 cm Ton: wenig glimmerhältig, sehr porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: Im norischen Raum häufig belegt, u. a. Gugl 2000, Taf. 53, 16. Datierung: 2. Jh. n. Chr.
Kat. 17 Abb. 18 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 17 cm Ton: leicht porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1) Vgl.: Im norischen Raum sehr häufig belegt, so Gugl 2000, Taf. 44, 90. Datierung: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 18 Abb. 18 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 14,4 cm Ton: leicht porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: Im norischen Raum sehr häufig belegt, u. a. Gugl 2000, Taf. 38, 20. Datierung: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 19 Abb. 20 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 21 cm Ton: sehr porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1) Vgl.: Im norischen Raum sehr häufig belegt, u. a. Gugl 2000, Taf. 32, 25; 33, 50. Datierung: 1. Jh. n. Chr.
Kat. 20 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes
Abb. 20
Farbbestimmung nach Munsell (Anm. 97). Farbbestimmung nach Munsell (Anm. 97). Der Glimmergehalt des Scherbens wird angegeben, wenn vorhanden. Ebenso wird eine allfällig vorhandene Magerung, es handelt sich dabei meist wohl um Quarzpartikel, angegeben, falls vorhanden.
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M U N ICI PI U M C LAU DI U M A GU N T U M – Z U R DATI ERU NGSFR AGE Dm: 20 cm Ton: wenig glimmerhältig, leicht porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: Bisher nur in Aguntum eindeutig belegt: S. Schoitsch, Die keramischen Kleinfunde aus der Therme Aguntums (Ausgrabungen 1964 – 1974) (Diss. Universität Wien 1976) Taf. 58, 513 – 514. Datierung: 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 21 Abb. 20 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 23 cm Ton: wenig glimmerhältig, porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: In Aguntum und südlich davon belegt: A. Waldner, Römerzeitliche Fundstellen im Brixner Becken (Südtirol); Stufels 12-Mitterutzner, Stufels 10B, Stufels Russo (Mag. Univeristät Wien 2003) Taf. 24, 5. Datierung: wohl 2. Jh. n. Chr.
Kat. 22 Abb. 20 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 15 cm Ton: glimmerhältig, keine Poren; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1) Vgl.: Im norischen Raum häufig belegt, zuletzt: R. Jernej – Ch. Gugl, Virunum. Das römische Amphitheater. Die Grabungen 1998 – 2001 (Klagenfurt 2004) Taf. 6, 114. Datierung: 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 23 Abb. 22 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 18,8 cm Ton: wenig glimmerhältig, sehr porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1)
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Vgl.: Im norischen Raum häufig belegt, u. a. bei A. Kaltenberger, Ausgrabungen St. Peter, Salzburg: II. Römerzeitliche lokale Gebrauchsware und mittelalterliche Keramik 1980 – 1995, ÖJh 67, 1998, Beibl. 244 – 484 Taf. 13, 78. Datierung: 2. Hälfte 1. – 2. Jh. n. Chr.
Kat. 24 Abb. 22 Randfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 14 cm Ton: wenig glimmerhältig, porös; dunkelgrau – schwarz (10YR 3/1-2/1) Vgl.: Im norischen Raum häufig belegt, zuletzt: R. Jernej – Ch. Gugl, Virunum. Das römische Amphitheater. Die Grabungen 1998 – 2001 (Klagenfurt 2004) Taf. 10, 100. Datierung: wohl 1. Jh. n. Chr.
Kat. 25 Abb. 22 Bodenfrgt. eines reduzierend gebrannten Topfes Dm: 11 cm Ton: wenig glimmerhältig, sehr porös; graubraun (10YR 4/36/3) Vgl.: Sehr häufige Bodenform, die keine nähere Einordnung ermöglicht.
Kat. 26 Abb. 22 1 Randfrgt., 1 Wandfgrt. eines reduzierend gebrannten Topfes, nachträglich Hitze ausgesetzt oder oxidierend nachgebrannt. Rand-Dm: 34 cm Ton: stark glimmerhältig, mit kleinen Steinchen gemagert (Quarz?), sehr porös; grau – dunkelgrau (10YR 6/1-4/1), an der Außenseite hellbraun (10YR 6/6-6/8) Vgl.: Vergleichsweise selten belegte Form, zuletzt bei R. Fleischer – V. Moucka-Weitzel, Die Straßenstation Immurium – Moosham im Salzburger Lungau (Salzburg 1998) Taf. 72, 1. Datierung: 2. Jh. n. Chr.
Abgekürzt zitierte Literatur Alzinger 1959 Alzinger 1960 Alzinger 1985 Ciurletti 2002
Gugl 2000 Hurst 1999 Maloney – Hobley 1983
Miltner 1953 Miltner 1953b
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W. Alzinger, Aguntum. Vorläufiger Bericht über die Grabungen in den Jahren 1955 bis 1957, ÖJh 44, 1959, Beibl. 75 – 140. W. Alzinger, Stadtmauerprobleme, ÖJh 45, 1960, 4 – 35. W. Alzinger, Aguntum und Lavant (Dölsach 1985). G. Ciurletti, Eine Stadt an der Via Claudia Augusta: Tridentum. Jüngste Grabungen und Entdeckungen, in: V. Galliazo (Hrsg.), Via Claudia Augusta. Eine Straße am Ursprung Europas: Hypothesen, Probleme, Perspektiven (Feltre 2002) 177 – 191. C. Gugl, Archäologische Forschungen in Teurnia. Die Ausgrabungen in den Wohnterrassen 1971 – 1978. Die laténezeitlichen Funde vom Holzer Berg, SoSchrÖAI 33 (Wien 2000). H. Hurst, The Coloniae of Roman Britain. New studies and a review, JRA Suppl. 36 (Portsmouth 1999) 88 – 100. J. Maloney – B. Hobley (Hrsg.), Roman Urban Defences in the West. A Review of current Research on Urban Defences in the Roman Empire with special Reference to the Northern Provinces, based on Papers presented to the Conference on Roman Urban Defences held at the Museum of London on 21 – 23 March 1980, CBA Research Report 51 (London 1983). F. Miltner, Aguntum. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1950 – 1952, ÖJh 40, 1953, 93 – 156. F. Miltner, Grabung Aguntum 1953, PAR 3, 1953, 32 – 34.
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38 Miltner 1955 Ploner 1912 Precht 2001 Swoboda 1935 Tschurtschenthaler 2002 Walde 2002 Wamser 2002
Martin A U ER F. Miltner, Aguntum. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1953 und 1954, ÖJh 42, 1955, 72 – 96. I. Ploner, Agunt – die alte Kelten und Römerstadt bei Lienz in Tirol und Professor Ploners Ausgrabungen daselbst (Lienz 1912). G. Precht – N. Zieling (Hrsg.), Genese, Struktur und Entwicklung römischer Städte im 1. Jh. n. Chr. in Nieder- und Obergermanien, Xantener Berichte 9 (Mainz 2001). E. Swoboda, Aguntum. Ausgrabungen bei Lienz in Osttirol 1931 – 1933, ÖJh 29, 1935, 5 – 102. M. Tschurtschenthaler, Municipium Claudium Aguntum. Das Atriumhaus im Licht der aktuellen Forschungen, in: Archäologie der Römerzeit in Südtirol I (Bozen 2002). E. Walde, Aguntum, in: M. Sašel Kos – P. Scherrer (Hrsg.), Autonome Städte in Noricum und Pannonien. I: Noricum, Situla 40 (Ljubljana 2002). L. Wamser – B. Steidl (Hrsg.), Neue Forschungen zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhein und Enns, Kolloquium Rosenheim 14. – 16. Juni 2000 (Remshalden-Grunbach 2002).
Mag. Martin Auer Institut für Archäologien, Klassische und Provinzialrömische Archäologie, Universität Innsbruck, Langer Weg 11, A-6020 Innsbruck E-Mail:
[email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Institut für Archäologien Innsbruck, Grabungstechnik 2007; Abb. 2: Archiv ÖAI, AguFON2095; Abb. 3: Verf.; Abb. 4: Archiv ÖAI, Agu 2a/52/22; Abb. 5: nach Miltner 1953, Abb. 57; Abb. 6: nach Swoboda 1935, Abb. 4; Abb. 7: nach Alzinger 1960, Abb. 22; Abb. 8: Archiv ÖAI, Agu I2608; Abb. 9: Archiv ÖAI, Agu I1294; Abb. 10: Verf. auf Grundlage des Gesamtplans des Instituts für Archäologien Innsbruck, Grabungstechnik 2007; Abb. 11: Institut für Archäologien Innsbruck, Dia 1153/94; Abb. 12: Verf.; Abb. 13: Archiv ÖAI, Agu FON2810; Abb. 14: Institut für Archäologien Innsbruck Dia 629/94; Abb. 15 – 22. 24. 25. 27: Verf.; Abb. 23: Archiv ÖAI, Agu I9688/6; Abb. 26: Institut für Archäologien Innsbruck, Dia 1246/94.
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I s a b e l l a B e n d a - We b e r
Die Reliefamphora von Mykonos: Ein Beitrag zur Trachtenkunde des 7. Jahrhunderts v. Chr.* Die frühgriechische Zeit ist für den Trachtenforscher eine besonders interessante, spannt sie doch grob betrachtet den Bogen zwischen der geschneiderten minoisch-mykenischen Jacken-Rock-Tracht und den auf perfekten Faltenwurf ausgerichteten klassischen Gewändern – Peplos, Chiton und Himation. Nach den sog. Dunklen Jahrhunderten, welche die Forschung allerdings immer mehr zu erhellen vermag, beginnt das aussagekräftige Material in spätgeometrischer Zeit1 und wird im Wesentlichen erst im 7. Jahrhundert greifbar. Gerade in der orientalisierenden Epoche werden vielfältige Einflüsse – etwa aus der syrischen und späthethitischen Kunst – mit dem durchaus nicht in Vergessenheit geratenen spätmykenischen Erbe kombiniert2, wodurch sich neue, noch uneinheitliche Gewandformen im griechischen Kulturraum ausbilden. Aus der griechischen Frühzeit kennen wir keine Frauendarstellung, »die eindeutig mit dem drapierten und genestelten Peplos bekleidet ist«3. Das Bildmaterial weist das frühgriechische Gewand entweder als zusammengenähte Stoffröhre oder als ein aus einzelnen Teilen gefertigtes, also genähtes Kleid aus 4. Unter dem reichen Material von Gewanddarstellungen im 7. Jahrhundert v. Chr. verdient die Gattung der tenisch-böotischen Reliefkeramik besondere Aufmerksamkeit, da sie viele Hinweise auf die Kleidung jener Zeit liefert. Da die ältesten figürlichen Reliefamphoren auf Tenos gefunden wurden und sie in ihrer Gesamtkomposition durch und durch kykladisch sind, nimmt die Forschung als deren Schöpfer teniotische Wanderkünstler an5. »In der reichen Stempelung der Gewänder« macht sich »eine neue Prachtliebe bemerk*
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Zusätzlich zu den vom Österreichischen Archäologischen Institut vorgegebenen Abkürzungen
werden hier folgende verwendet: Bieber 1928 M. Bieber, Griechische Kleidung (Berlin 1928). Bieber 1934 M. Bieber, Entwicklungsgeschichte der griechischen Tracht (Berlin 1934). Caskey 1976 M. E. Caskey, Notes on Relief Pithoi of the Tenian-Boiotian Group, AJA 80, 1976, 19 – 41. Ervin 1963 M. Ervin, A Relief Pithos from Mykonos, ADelt 18A, 1963, 37 – 75. Kontoleon 1970 N. M. Kontoleon, Die frühgriechische Reliefkunst, ArchEph 1969 (1970) 215 – 236. Marinatos 1976 S. Marinatos, Kleidung, Haar- und Barttracht, ArchHom 1, Kap. A/B (Göttingen 1967). Pekridou-Gorecki 1989 A. Pekridou-Gorecki, Mode im antiken Griechenland: Textile Fertigung und Kleidung (München 1989). Schäfer 1957 J. Schäfer, Studien zu den griechischen Reliefpithoi des 8. – 6. Jahrhunderts v. Chr. aus Kreta, Rhodos, Tenos und Boiotien (Kallmünz 1957). Schefold 1964 K. Schefold, Frühgriechische Sagenbilder (München 1964). Einige wenige Funde mit detaillierteren Gewanddarstellungen stammen aus früherer Zeit, wie die Göttin auf einem protogeometrischen Pithos aus Fortetsa (Archäologisches Museum Heraklion Inv. 1440; J. N. Coldstream, Geometric Greece [London 1977] 69 Abb. 21 b). Marinatos1967, A 15 – 32. 44 – 46. 51 f. Pekridou-Gorecki 1989, 90. Die korrekte Bezeichnung dafür kennen wir nicht. In der Literatur werden solche Gewänder wahlweise mit den Termini ›Peplos‹ oder ›Chiton‹ versehen, oder mit ›daedalic tunic‹ umschrieben. »Chiton« heißt bei Homer nur das Gewand der Männer (Bieber 1934, 23), »sleeved peplos« (so Ervin 1963, 46) ist eine in sich widersprüchliche Bezeichnung und kann für ein geschnittenes und genähtes Ärmelgewand, z. T. auch mit Schleppe, nicht verwendet werden (Marinatos 1967, A 44). In diesem Sinne spricht auch A. Filges, Schlauchkleid – Peronatris – Stola: Die Genese einer Frauentracht, AA 2002/1, 259 für die spätere Zeit von figürlichen Darstellungen diverser Kunstgattungen, »deren Trachtenstücke bei näherer Analyse längst nicht so gut bekannt sind, wie es die Beschreibungen dieser Bildwerke häufig implizieren«. Schäfer 1957, 88. – »Of all the classes of relief pithoi, those from the Cyclades were, on present evidence, the first with figured scenes.« (Caskey 1976, 30).
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Isabella B EN DA-WEBER
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Schnittschemata von Frauengewändern tenisch-böotischer Reliefamphoren. A: Tanz-Amphora aus Tenos (Arch. Mus. Tinos); B: Fragment aus Tenos (Arch. Mus. Tinos); C: Fragment in Paris, Bibliothèque Nationale Inv. 64C 23563 und sog. Ariane vom Halsfries der Tanz-Amphora aus Tenos (Arch. Mus. Tinos); D: Reliefamphora aus Theben (Athen, NM 5898)
bar«.6 Diese Technik ist für die Wiedergabe von Einzelheiten des Gewandes besonders geeignet, da sie eine Detailgestaltung erlaubt, die in der gleichzeitigen Vasenmalerei noch nicht erreicht wird. Bei dem Fragment der sog. Tanz-Amphora aus Tenos7, die in das erste Viertel des 7. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird, nützt der Künstler diese Möglichkeit auch in hohem Maße: »Niemals ist eine Figur die Wiederholung einer anderen.«8 Vom Halsfries der Amphora ist nur ein Paar – wohl Ariadne und Theseus9 – erhalten. Der Rockteil des Frauengewandes ist an den Seiten und am Bodensaum von schraffierten Borten gesäumt (Abb. 1 C). Ab der eng gegürteten Taille verläuft ein senkrechter Mittelstreifen mit konzentrischen und durch Stege verbundenen Kreise, der von den Schraffurborten gerahmt wird. Das erheblich kürzere, ebenfalls eng gegürtete Gewand des Theseus ist ähnlich dargestellt: Eine schmale, schraffierte Mittelborte oder Ziernaht reicht bis zum Halssaum; in Brust- und Hüfthöhe sind einzelne Zierelemente (konzentrische Kreise) angebracht. Den Amphorenbauch schmücken drei Zonen mit Reigentänzern: In der ersten und dritten Zone tanzen Männer und Frauen abwechselnd gereiht nach links zur Musik eines Diauletes, in der zweiten Zone nur Frauen nach rechts. In der ersten und dritten Zone sind die Unterkörper der Tänzer und damit die Längen ihrer Gewänder nicht erhalten, die Männer sind aber von den Frauen durch die Gestaltung der Kleidung zu unterscheiden. Den geraden Halssaum, die schraffierten Saumborten und die bis zum Hals verlaufende Mittelborte weist auch das Gewand des Theseus auf, weswegen die Träger eines solchen Gewandes als Männer anzusprechen sind. Das Oberteil der Frauen ist hingegen bis auf einen etwa bis zur Brust reichenden, verzierten Bogen schmucklos. Da eine umgehängte Girlande wenig wahrscheinlich ist, kann es sich nur um einen gesäumten, bogenförmigen, weiten Halsausschnitt handeln, der allerdings in dieser Form einzigartig ist. Auf einem gleichzeitigen Fragment aus Tenos10 ist der Unterkörper einer Frau erhalten, deren eng anliegendes Kleid am Bodensaum von einer breiteren Borte mit Fischgrätmuster abgeschlossen wird (Abb. 1 B). Die senkrechte Mittelborte mit konzentrischen Kreisen ist umlaufend von einer Borte gerahmt, die an der rechten Längsseite als Fischgrätmuster und an der linken als Schraffur gestaltet ist; an der Schmalseite ist nur die Außenlinie erhalten. Seitliche Außennähte sind nicht auszumachen, aber konzentrische Kreise füllen lose gereiht das Gewand. In sehr ähnlicher Weise ist das Gewand der auf dem Stier reitenden Europa gestaltet (Abb. 1 C), die auf dem Fragment einer Reliefamphora in Paris erhalten ist11. M. Ervin schreibt dieses Stück dem Künstler der 6 7 8 9 10 11
Schäfer 1957, 75. Kontoleon 1970, 227 Taf. 48. 49. 50 b; Caskey 1976, 27. Kontoleon 1970, 227. Kontoleon 1970, 227. Archäologisches Museum Tinos. Kontoleon 1970, 225 Taf. 42 b; Schäfer 1957, 71 Kat. T 9; Caskey 1976, 27. Paris, Bibliothèque Nationale Inv. 64C 23563. Schäfer 1957, 73 Kat. B 5; Schefold 1964, 29 Taf. 11 b.
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Schnittschemata von Frauengewändern tenisch-böotischer Reliefamphoren. E: Fragment aus Tenos (Arch. Mus. Tinos), F: Fragment aus Tenos (Arch. Mus. Tinos), G: Amphora aus Tenos (Arch. Mus. Tinos), H: Amphora in Basel (Antikenmuseum BS 617)
Tanz-Amphora, dem sog. Ariadne-Meister, zu12. Auch hier sind die Seitennähte schraffiert wiedergegeben. Die senkrechte Mittelborte mit konzentrischen und durch Stege verbundenen Kreisen reicht über die Gürtung hinauf; Kopf und Schulterbereich fehlen. Die Gewänder der Frauen der Tanz-Amphora (Abb. 1 A), der Frau vom tenischen Fragment (Abb. 1 B) und der Europa (Abb. 1 C) unterscheiden sich nur unwesentlich. Zwei Reliefamphoren, eine aus Theben sowie ein tenisches Fragment aus Xoburgo13, zeigen in ähnlicher Ikonographie jeweils eine weibliche Figur in frontaler Haltung, mit erhobenen Armen und flankiert von zwei kleineren Frauen, die als Potnia Theron mit zwei Adorantinnen gedeutet wird14. Das Gewand der Göttinnen fällt als ungegürtetes Rechteck zu den Füßen herab und ist bei beiden Darstellungen mit einem punktierten Rautenmuster verziert (Abb. 1 D). Das tenische Fragment ist hierbei detailreicher: Den oberen Saum bildet ein breiter Streifen, verziert mit elfblättrigen Blüten (Abb. 2 E). An allen vier Seiten ist diese Bordüre mit schmalen, schraffierten Bändern umrahmt und bildet mit ihrem Gegenstück der Rückseite die Ärmel. Das senkrecht in der Mitte verlaufende, fischgrätartige Band ist wohl als Ziernaht anzusehen, welche die zwei das Vorderteil bildenden Bahnen zusammenhält. Die Gewänder der tenischen Adorantinnen sind an allen Säumen mit dem Fischgrätband bzw. einer Ziernaht eingefasst. Diese ist auch am Rücken zu sehen – somit sind auch für den Rückenteil zwei Stoffbahnen, verziert mit kleinen Blüten, belegt. Die Begleiterinnen auf der Reliefamphora aus Theben tragen ein ungemustertes Kleid, das aber deutlich kurze Ärmel und doppelte Zierbänder (schraffiert oder punktiert) an den Säumen aufweist (Abb. 1 D). Auch die weibliche Figur auf einem weiteren tenischen Fragment15 trägt ein rechteckiges, flächendeckend mit vierblättrigen Blüten geschmücktes Gewand (Abb. 2 F), das mit schraffierten Bändern umrahmt ist16. Hier ist es aber eng anliegend, geschnürt mit einem fünfzonigen Gürtel. Die geflügelte kleinere Figur, die links neben der gebärenden Göttin auf dem Halsbild einer tenischen Geburts-Amphora17 zu erkennen ist, trägt ihr rechteckiges, von Schraffurborten gesäumtes Kleid nur schmal und keineswegs eng gegürtet (Abb. 2 G). Hier ist auch ein gerader Zuschnitt ohne Taillierung anzunehmen. 12 13
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Ervin 1963, 75. Reliefamphora aus Theben, Athen, NM 5898, und tenisches Fragment aus Xoburgo, Archäologisches Museum Tinos; Caskey 1976, 28 f. datiert sie in das 2. Viertel des 7. Jhs. Schäfer 1957, 71 Kat. T 10 und 73 Kat. B 1; Caskey 1976, 28. 29. 32 Taf. 4 Abb. 13.; Schefold 1964, 30 Taf. 12: Leto mit Eileithyien; Kontoleon 1970, 231 Taf. 56 f.: delische Artemis mit hyperboräischen Jungfrauen. Schäfer 1957, 72 Kat. T 14. 82; Caskey 1976, 29; um 680/670 v. Chr.: LIMC I (1981) 80 Nr. 280 Taf. 85 s. v. Achilleus (A. Kossatz-Deissmann). Entweder kann man applizierte Zierborten oder aber Nähte voraussetzen, die bei dickeren Wollstoffen – ein solcher ist auch hier wahrscheinlich – beim Zusammennähen durchaus eine derartige Form annehmen können. Keinen Sinn macht die Interpretation als »fransenbesetzter Chiton« (so Schäfer 1957, 82). Archäologisches Museum Tinos. Caskey 1976, 27 datiert die Vase in das 1. Viertel des 7. Jhs.; Kontoleon 1970, 228 Taf. 52 – 55.
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Das Gewandmuster ist anders als bisher nicht flächendeckend, sondern mit einzelnen, in drei Längs- und einer Querreihe angeordneten Ornamenten (Sternen und Rautenbändern) dekoriert. Dies ist auch bei den beiden gegen Minotauros kämpfenden Athenerinnen einer Baseler Reliefamphora 18 der Fall, wobei aber die Dekorelemente der mittleren Reihe nicht einzeln, sondern auf einem Band gereiht sind, das in der Taille endet, während die beiden Reihen loser Elemente bis zu einem ebenso dekorierten Querstreifen am oberen Saum führen (Abb. 2 H). Er ist an die – gewiss tailliert geschnittenen – senkrechten Stoffbahnen wieder so angenäht, dass er den Halssaum und die halblangen Ärmel bildet. Der Querstreifen ist von schraffierten Bändern an allen Seiten eingefasst, seitliche Ziernähte am Kleid sind aber nicht zu sehen. Den Bodensaum zieren Fransen. Reich mit Einzelornamenten übersät sind auch die prächtigen Gewänder der Trojanerinnen (Abb. 3 I) auf einer Bostoner Reliefamphora19. Die Gewänder der Dienerinnen weisen wiederum die schraffierten Seitennähte auf. Den Saum schließt eine Rautenbordüre ab. Die Oberteile sind leider nicht mehr erhalten, jedoch ist die ursprüngliche Gürtung noch zu erkennen. Die Ornamente sind meist kreisförmig, mit eingeschriebenen konzentrischen Kreisen, sechsblättrigen Blüten und anderen geometrischen und floralen Motiven. Einige davon erinnern an Goldapplikationen20, wie sie schon aus minoischer Zeit erhalten sind. Die Anordnung der Zierelemente ist immer noch dreireihig, aber aufgelöster und flächendeckend; die senkrechte Mittelborte fehlt. Die Frauengestalt, die den Zug anführt, ist durch ein Szepter, das längere Haar und vor allem durch die reichere Kleidung hervorgehoben. Sie trägt über dem Kleid, das als einziges eine Schleppe aufweist, einen reich verzierten Mantel, wieder mit diversen einzelnen, aber gereihten Ornamenten und doppelter Schraffurnaht. Auf einer zweiten Reliefvase aus Boston21 ist auf dem Halsbild eine Szene mit einem Krieger und einer Frau, die eine in einem Tripod sitzenden Mann flankieren, fragmentarisch erhalten. Das Gewand der Frau ist im Oberteil mit punktiertem Rautenmuster, im Unterteil mit der senkrechten, von Punktreihen gerahmten Mittelborte verziert (Abb. 3 J). Der Schnitt zeigt eine Neuerung: Das Gewand ist vermutlich aus dünnerem Material vorzustellen, nicht tailliert geschnitten, aber eng gegürtet, weshalb der Kolpos seitlich über den Gürtel hängt. Herausragend aus der Reihe der tenisch-böotischen Reliefvasen ist die Prunkvase aus Mykonos22, entstanden um 675 v. Chr., die in ihrer detailreichen Ausführung eine für diese frühe Zeit einzigartige Quelle für die Trachtenforschung darstellt (Abb. 4). Ihr Reliefschmuck erzählt vom nahenden Ende des Trojanischen Krieges, dem Schicksal der Frauen und Kinder von Troja – es handelt sich dabei um die älteste bekannte Darstellung der Ilioupersis23. Jede der Metopen der Bauchzone zeigt eine andere der Trojanerinnen, die mit verschiedenen Gestalten des Epos identifiziert werden24. Insgesamt sind 15 Frauengestalten soweit erhalten, dass Aussagen über ihre Kleidung möglich sind. Der Künstler nutzte die zahlreichen Personendarstellungen, um die prächtige Gewandung detail- und variantenreich auszuführen. Alle Frauengewänder sind bodenlang, eng anliegend und tailliert, gegürtet, nach unten zu leicht ausgestellt, haben meist einen Fransensaum und eine Schleppe, Ärmel, die bis zum Ellbogen reichen, und einen hohen, horizontal verlaufenden Halssaum. Während die Gesamtsilhouette gleich bleibt, variieren Muster und 18
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Basel, Antikenmuseum BS 617. Schefold 1964, Taf. 25 a datiert die Amphora um 670/660, Caskey 1976, 29 f. in das 3. Viertel des 7. Jhs. Boston, Museum of Fine Arts 99.506. Abbildung der vollständigen Szene mit fünf Frauen als Umzeichnung bei A. de Ridder, Amphores Beotiennes à Reliefs, BCH 1898, 467 Abb. 10; Schäfer 1957, 82 Kat. B6; Schefold 1964, 42 Taf. 30 f. erkennt eine Opferprozession Hekabes und ihrer Dienerinnen mit feinen Gewändern für Athena; Caskey 1976, 29 Taf. 7 Abb. 23 – 26 datiert sie in das 3. Viertel des 7. Jhs. Die Gewänder der Bostoner ›Hekabe‹ und ihrer Dienerinnen erinnern an eine von M. Bieber angeführte Homerstelle (Il. 6, 289 – 295), wonach »die kostbarsten Gewänder als Werke sidonischer Frauen gepriesen« werden, »so die ganz buntgemusterten, unter denen Hekabe das größte und durch seine Musterung allerschönste, das wie ein Stern leuchtet, als Gabe für Athena auswählt.« Vielleicht sind hiermit Goldapplikationen gemeint. Boston, Museum of Fine Arts 99.505. Von Caskey 1976, 29 – 30 Taf. 8 Abb. 33 in das 3. Viertel des 7. Jhs., von Schäfer 1957, 75 – 76 um 625 v. Chr. datiert. Archäologisches Museum Mykonos Inv. 2240. Ervin 1963, 57. Ervin 1963, 56 – 65.
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Schnittschemata von Frauengewändern tenisch-böotischer Reliefamphoren. I: Amphora in Boston (Museum of Fine Arts 99.506), J: Boston (Museum of Fine Arts 99.505)
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Synopse der Metopen 1 – 19 der Reliefamphora von Mykonos (Photos und Schnittschemata)
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Zuschnitt. Manche Gewänder sind prächtiger, manche etwas schlichter – offenbar gestaffelt nach sozialer Stellung oder Alter. Alle sind mit diversen Musterstempeln reich dekoriert und sehr ähnlich, doch kein Gewand ist dem anderen gleich. Die Frau von Metope 7 »stands out from all the others by the richness and detail of her clothing«25. Als einzige trägt sie mehrere Kleidungstücke. Ihr Gewand ist »the most elaborate clothing of the pithos … With each hand she holds an edge of her shawl, which is worn over her head and hangs down to below her waist. The front lower edge of the shawl has a tassel. Beneath the shawl she wears a himation, and beneath that a peplos. The border of the himation projects front and back, perhaps to represent tassels. At the back, the border of the shawl continues into that of the himation as if the two garments were one.« 26 Diese prächtig gekleidete Frau, die auch einen dreifachen Armreif trägt, kann wohl nur Helena meinen27. Die Gewänder sind nicht aus einem Stück Stoff zu einer Röhre genäht, sondern setzen sich auf individuelle Weise aus mehreren Stoffteilen zusammen. Einige Kleider sind so geschnitten, dass ein horizontal verlaufendes, gemustertes Stoffrechteck von einem Ellbogen bis zum anderen reicht und so mit einem zweiten dahinter die Ärmel bildet (Metope 4. 6. 8. 16); bei Metope 14 ist das horizontal angesetzte Stoffstück unverziert, aber an der Oberkante von einer schmalen Borte begleitet. Die Ärmel des Kleides auf Metope 15 sind durch seitlich angesetzte Rechtecke aus dem gemusterten Stoff gebildet; das ist auch bei Metope 1, 5, 9 und 19 anzunehmen. Da sie aber aus demselben Stoff wie das Kleid gearbeitet sind, können die Ärmel auch angeschnitten sein, was zwar unwahrscheinlich, aber theoretisch möglich ist. Das Kleid von Metope 13 scheint ärmellos zu sein28: Vertikale Stoffbahnen bilden das Kleid. Sind die Ärmel aus dem horizontalen, durchgehenden Stoffrechteck gebildet, sind die vertikalen Teile an dessen unterem Saum angenäht. Der Dekor besteht aus Borten verschiedener Breite und Musterung. Es gibt schmälere Borten mit einer Punktreihe, mit Schraffur oder ohne Muster. Die breiten Stoffrechtecke, welche die Ärmel bilden und manchmal auch am unteren Saum angebracht sind (Metope 6. 7. 8)29, zieren konzentrische Kreise, die durch diagonale einfache oder doppelte Linien verbunden sind und so an eine laufende Spirale erinnern, oder mit achtzackigen Sternen oder siebenblättrigen Blüten gefüllte Kreise; manchmal sind Punkte in den Zwischenräumen zu sehen. Nur das Himation Helenas ist flächendeckend mit der laufenden Doppelspirale, das Schleiertuch mit Rautenmuster und Punkten geschmückt. Die Kombination der Musterborten ist sehr individuell, manche Kleider wirken bunter, während etwa das Kleid von Metope 14 mit einer Bortenart auskommt. Die Borten verlaufen generell entlang der Säume und der Seitennähte sowie vertikal als Mittelstreifen. Dieser kann lediglich im Rockteil (Metope 1. 4. 5. 13. 16) oder durchgehend bis zur horizontalen Halssaumborte (Metope 9. 15. 17. 19), bis zum horizontalen Stoffstreifen (Metope 6 und 8) oder bis zur unverbrämten Stoffkante (Metope 14) verlaufen, oder ab der Mitte von einer anderen Borte weitergeführt werden (Metope 8). Bei den Kleidern auf den Metopen 1 und 8 entspricht der Mittelstreifen in Breite und Musterung dem, der bei manchen als Ärmelbordüren verwendet wird. Auf Metope 16 und 17 sind die Mittelborten dreifach nebeneinander genäht. Ebenso sind die Seitennähte entweder nur am Unterteil (Metope 1. 5. 9. 13) oder auch am Oberteil (Metope 4. 8. 14. 15. 16) von einer Borte verdeckt, oder aber diese ist an der Naht der Ärmelunterseite bis zum Ärmelsaum horizontal weitergeführt (Metope 6. 17. 19). Borten verlaufen auch von einem Ärmelende zum anderen und betonen so die Horizontale. Begleiten sie die Saumoberkante (Metope 1. 5. 15. 17. 19), verdecken sie die an der Oberseite liegende Ärmelnaht30 und bilden gleichzeitig den Halsausschnitt, der natürlich offen bleibt. Die Horizontalborten können aber auch etwas weiter nach unten versetzt sein, entlang der Vorderseite der Ärmel verlaufen (Metope 9. 14) und manchmal auch doppelt gelegt sein (Metope 9. 17). Auch an den Schmalseiten, also rund um die Ärmelöffnung, verläuft oft eine zarte Borte, 25 26
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Ervin 1963, 61. Ervin 1963, 48. – Zu den Gewändern s. auch Caskey 1976, 32: »The garments of the women, with decorated borders and panels, and tight fitting waists, are those worn in the Cyclades and elsewere at that time. Nikandre is dressed in this fashion, with the addition of an epiblema (…) The epiblema is usually missing on the pithoi, but this is more than balanced by the elaborate clothing of Helen on the Mykonos pithos (pl. 3, fig 16), equal to anything on the ladies of the ›Melian‹ amphoras.« Ervin 1963, 61. Der Oberteil dieses Kleides ist überhaupt ohne Zierrat; es scheint sich auch um eine jüngere Frau zu handeln. Entweder ist er darauf appliziert, oder er schließt an die vertikalen Stoffstreifen an. Allerdings müsste dann der Fransensaum extra angenäht werden, weil er nicht vom vertikalen Stoffstreifen stammen kann, da dessen Kettfädenenden an den Schmalseiten sichtbar wären. Ob der Saum an der Rückseite ein Gegenstück hatte, ist unklar, technisch ist er jedenfalls nicht nötig. An der Ärmelunterseite ist bei Metope 1 und 5 keine Naht mehr nötig, es genügt ein Stoffbruch.
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Metope 6 der Reliefamphora von Mykonos: Synopse von Photo, Schnittschema, Explosionszeichnung des Schnittes und Modellrekonstruktion
so erkennbar auf den Metopen 6, 9 und 15. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Borten wird dabei recht kreativ gelöst: Bei Metope 14 und 19 wird die horizontale ausnahmsweise von der vertikalen Borte unterbrochen; bei Metope 9 sind die Borten an den Ärmeln und am Halssaum in Muster und Anordnung verschieden und verlaufen nicht durchgehend. Wohl bei allen Kleidern wurde einen Fransensaum belassen31, der aus abgeschnittenen Kettfäden gebildet zu denken ist. Wie schon erwähnt, dient in manchen Fällen ein horizontales Stoffstück oberhalb der Saumkante zur Zier und zur Verstärkung des Stoffes. Eine schmale Borte kann parallel dazu noch an einer oder zwei Längsseiten verlaufen (Metope 6. 8); auch ohne die breite Bordüre bildet eine schmälere Borte manchmal die Trennlinie zwischen horizontalem Saum und Fransen. Die seitlichen Borten können dabei an die horizontal umlaufende Saumborte anstoßen (Metope 14. 18) oder umgekehrt (Metope 6. 8) 32. Die Seitenborten von Metope 17 verlaufen bis zum Boden und unterbrechen so den Fransensaum. Bei Helenas Kleid (Metope 7) sind keine seitlichen Borten erkennbar, wahrscheinlich enden sie oberhalb der wohl umlaufenden, gemusterten Bordüre. Eine Gürtung ist nicht immer zu erkennen, aber für alle Gewänder anzunehmen. Ein mehrfach (dreifach: Metope 8. 16. 17. 19; vierfach: Metope 13. 15) gelegtes Band bildet eine breite Zone enger Schnürung an der Taille. Ein Modellversuch (Abb. 5) soll eines dieser Gewänder der ›Mykonos-Amphora‹ – gewählt wurde Metope 6 – visualisieren, um zu prüfen, ob die oben erörterten Analysen auch in realiter funktionieren. Folgende Überlegungen gingen der Anfertigung voraus: Die Anordnung der Einzelteile und ihre deutlichen Begrenzungslinien und Stosskanten belegen, dass wir von geschneiderten und genähten Kleidern ausgehen müssen. Die schmalen Streifen sind oft umlaufend, müssen also nachträglich angebracht worden sein. Das schließt ein in einem Stück gewobenes Gewand aus. Borten folgen generell Nähten oder sind Nähte33. Sie dienen niemals nur der Zierde, sondern sind primär funktional, betonen die Struktur, dienen der Verstärkung und verdecken schiefe Nähte. Es handelt sich wohl um extra gefertigte Zierbänder34. Als Material für die Gewänder kommen sowohl Wolle als auch Leinen in Frage35. Die enge Passform legt einen Zuschnitt aus 31
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Im Einzelfall kann eine diagonal gestreifte Abschlussborte den Kleidersaum gebildet haben; der Unterschied zu den Fransen ist nicht immer erkennbar. Dort sind sie aber als Begleitung der breiten Bordüre zu verstehen oder bilden einen Bestandteil davon. In diesem Sinne auch A. Bönsch, Formengeschichte europäischer Kleidung (Wien 2001) 15. Möglich ist hier Fertigung in Brettchentechnik, aber auch an bestickte (importierte?) Bänder kann man denken. Von rezenten Trachtenhemden – etwa aus Thrakien, aus Kreta oder von den Sporaden – kennt man auch die Möglichkeit einer speziellen Ziernaht, mit der die Einzelteile zusammengenäht werden. Auch bei Homer (Od. 19, 242) ist ein mit einer Randborte (terma) versehener Chiton erwähnt (Bieber 1934, 23 f.). Für die Rekonstruktion wurde eine Mischform gewählt: Leinen für das Kleid, Wolle für die Borten und Bordüren. Die reiche Musterung musste aus Zeitgründen dabei vernachlässigt werden.
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mehreren Teilen36 nahe, neben den erwähnten Rechtecken für die Ärmel offenbar Trapeze oder Dreiecke, was der üblichen Vorgangsweise der vorindustriellen Trachtenfertigung entspricht. Der vom Webstuhl kommende rechteckige Stoff wird in geometrische Grundformen aufgeteilt: Durch Diagonalteilung können so zwei Trapeze oder Dreiecke ohne Verschnitt leicht hergestellt werden 37. Der Schleppsaum38, den alle 15 Gewänder der Amphora aufweisen, entsteht durch einen längeren, vermutlich gerundeten hinteren Rockteil; gleichzeitig wird mehr Beinfreiheit bei bleibender schmaler Form erreicht. Die oft in der Körpermitte endenden mittleren und auch seitlichen Borten machen eine Taillennaht wahrscheinlich, die der breite Gürtel gut verdeckt. Wie erwähnt, folgen Borten im Allgemeinen Nähten, daher wird eine Mittelnaht wohl jeweils zwei Stoffteile, vorn und hinten, und wenn sie bis zum Halssaum verläuft, auch oben und unten, verbinden. Auch die an der Armunterseite verlaufenden Borten verbessern die Passform. Es ist tatsächlich faszinierend, dass jedes Detail singulär ist, keines der Kleider ist mit einem anderen identisch, weder bezüglich Schnitt noch Musterung oder auch Anordnung der Borten. Dem Künstler war es offensichtlich ein Anliegen, auf diese Individualität hinzuweisen und alle Variationsmöglichkeiten auszuschöpfen, wobei er mit einfachen Mitteln wie den Musterstempeln eine lebendige Vielfalt auszudrücken vermag. Zweitens berücksichtigen diese Details auch nähtechnische Probleme. Der Meister hatte anscheinend reale Kleider als Vorbilder und verfügte zumindest über ein Grundverständnis in der Gewandfertigung. Offenbar war es ihm auch wichtig, die Informationen festzuhalten und zu vermitteln, dass zu seiner Zeit Prachtgewänder mit einiger Raffinesse gefertigt wurden39 und sich von der zusammengenähten Stoffröhre deutlich absetzen. Rückschlüsse auf tatsächlich existierende Gewänder sind wohl durchaus zulässig, bedürfen allerdings einer sorgfältigen Vorgangsweise40. Kleidung hatte also schon im frühen 7. Jahrhundert als Ausdruck von wachsendem Luxus und regen Handelsbeziehungen im gesamten Mittelmeerraum einen hohen Stellenwert. Bei aller Vorliebe für prächtigen Zierrat, den die Meister der tenisch-böotischen Reliefvasen mit besonderer Sorgfalt wiederzugeben versuchten, bleiben aber die Grundstruktur des Gewandes – und damit eine gewisse Schlichtheit – sowie die individuelle Gestaltung immer erhalten, womit zwei wesentliche Charakteristika griechischer Kunst auch im Bereich der Kleidung und zu dieser Zeit schon vorhanden sind.
Dr. Isabella Benda-Weber Österreichisches Archäologisches Institut, Franz-Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 4. 5: Photos nach Ervin 1963, Taf. 20 – 26; alle Zeichnungen und Rekonstruktionen: Verf. 36
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»Als größte Webbreite können wir die annehmen, die eine Weberin bei sitzender Arbeitsweise mit ausgestreckten Händen erfassen kann.« (Bieber 1928, 8). Mehrere schmälere Stoffbahnen sind leichter herzustellen und zu bearbeiten, besonders wenn komplizierte Muster eingewoben (oder gestickt?) werden. »Das einzig erhaltene Stück Leinen aus klassischer Zeit weist eine Webbreite von ca. 0,50 m auf und entspricht damit einer Breite, die um 1600 in England und heute noch in Griechenland üblich ist.« (Marinatos 1967, A 6). Solch schmale Bahnen müssen mehrfach zusammengenäht werden. Bei mittelalterlichen und neuzeitlichen Volkstrachten wurden diese Dreiecke (Gere) seitlich an die Rechtecke angenäht, um die nötige Weite zu erzielen. Allein im griechischen Raum gibt es dafür unzählige Varianten; s. dazu die Synopse der Schnittmuster von I. Papantoniou, ƌԊƥƛƨƤƠƫƬƠƥƞƤԂƬƠƬƠƪƜƭƦƚƢƣƞԆƚƪƞƤƤƠƦƢƣԄƪ¶ƚƩƚƝƨƫƢƚƣԄƪƮƨƩƞƫƢԀƪ, Ethnographika 1, 1978, 63 – 84. Hom. Il. 5, 442; 7, 297; 22, 105 erwähnt solche Schleppkleider, allerdings nur bei Trojanerinnen, vielleicht auch explizit für Helena (Hom. Od. 4, 305). Es stellt sich nun die Frage, ob der ›Mykonos-Meister‹ mit den Schleppen bewusst auf die Frauen von Troja Bezug nimmt, zumal auf anderen Reliefvasen die Schleppe nur selten vorkommt, oder ob er Gewänder aus seinem unmittelbaren Umfeld, also speziell kykladische Kleider, meint. Ein ebenso großes Streben nach individueller Gestaltung ist wohl auch für die tatsächlich geschneiderten Kleider anzunehmen. Alles in allem gewinnt man den Eindruck, als ob die Frauen das zur Verfügung stehende Stoff- und Bortenmaterial je nach Geschmack verwendeten, etwa so, dass die Borte, die von einer Trägerin als Mittelstreifen verwendet wird, der anderen als Ärmelabschluss besser gefällt. Vermutlich kommen wir der Realität mit solchen Vorstellungen recht nahe, entsprechen sie doch dem Prozess bei der Trachtenherstellung unserer Zeit, wobei sowohl lokale einheitliche Vorgaben der Tradition als auch der individuelle Gestaltungswille berücksichtigt werden. Im Vergleich zu der in vielerlei Hinsicht schematischen und der Stilstufe entsprechend von der Realität abweichenden Wiedergabe – etwa bezüglich Proportionen und Perspektive – ist die der Kleidung von einer erstaunlichen Präzision.
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F lo r e n s Felt e n Claus Rein holdt Edu a rd Poll ham mer Wa l t e r G a u ß Rudolf ine Smetana
Ägina-Kolonna 2007 Vorbericht über die Grabungen des Fachbereichs Altertumswissenschaften/Klassische und Frühägäische Archäologie der Universität Salzburg Einleitung Die Arbeiten der Kampagne des Jahres 20071 betrafen den Westkomplex (Südbau: Westraum, Westannex II; Norderweiterung: Nordbau, Nordostbau, Nordstraße), stratigraphische Untersuchungen im Bereich ›Südhügel‹ sowie Restaurierungsarbeiten an den prähistorischen Befestigungen nördlich des Apollontempels.
1. Westkomplex (Abb. 1) a. Südbau Westraum Mit der in der Kampagne 2006 abgeschlossenen Untersuchung des Ostraumes hatte sich für das Areal unter dem Südbau das Gesamtbild einer sepulkralen Nutzung während der Frühen Eisenzeit vervollständigen lassen. Neben den hier festgestellten, in prähistorische Strukturen eingetieften, protogeometrischen Bestattungen belegten insbesondere die zwei aufrecht stehenden Steinmale (›grave-marker‹) sowie die bereits 2003 unter dem Kernbau angetroffenen, runden Steinplattformen die rituellen Bezüge des gesamten Befundes. Ferner hatte sich gezeigt, dass bei der Errichtung der spätarchaischen Anlage des Südbaus auf die augenscheinlich noch sichtbaren Steinmale besondere Rücksicht genommen worden war. Die Bestattungen selbst waren bereits im Zuge einer vorerrichtungszeitlichen Planierung des Geländes stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
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Gesamtleitung der Arbeiten: F. Felten; Grabungsleitung Westkomplex: C. Reinholdt; Grabungsleitung Südhügel: R. Smetana, W. Gauß, G. Klebinder-Gauß; Photographie und Layout: M. Del-Negro, C. Reinholdt, W. Gauß, R. Smetana; Architekturaufnahme: E. Pollhammer; Mitarbeiterinnen Architekturaufnahme: D. Leiner, V. Leitner, G. Schmidhuber; Fundverwaltung, Koordination und Museumsarbeiten: V. Felten; Mitarbeiter/innen: P. Eitzinger, J. Krämmer, A. Kurz, A. Paule, M. Stütz, S. Tischler; Fundrestaurierung: T. Zikou, B. Schneider; Projektarbeiten: V. Jarosch-Reinholdt: Geometrische Keramik; G. Klebinder-Gauß: Schwarzfirnis- und Küchenware; M. Lindblom: Keramik der Mittleren Bronzezeit; L. Berger: FH II-Keramik; E. Pollhammer: Historische Bausubstanz und Architekturglieder; K. Pruckner: Frühmykenische Keramik; Finanzierung: Paris-Lodron-Universität Salzburg, Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (Wien), Institute of Aegean Prehistory (Philadelphia), Dr. G. Schuhfried (Mödling), Dr. H. Wiesmüller (Salzburg). Die Unterzeichneten danken Dr. E. Ligouri und E. Papastavrou, ΚΣΤ Ephorie für Prähistorische und Klassische Altertümer (Piräus), für freundliche Unterstützung; zu den früheren Kampagnen vgl. F. Felten u. a., Ägina-Kolonna 2002, ÖJh 72, 2003, 41 – 65; F. Felten u. a., Ägina-Kolonna 2003, ÖJh 73, 2004, 97 – 128; F. Felten u. a., Ägina-Kolonna 2004, ÖJh 74, 2005, 7 – 37; F. Felten u. a., Ägina-Kolonna 2005, ÖJh 75, 2006, 9 – 38; F. Felten u. a., Ägina-Kolonna 2006, ÖJh 76, 2007, 89 – 119.
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Westkomplex. Gesamtplan B–E/53 – 56 mit Phasenkennzeichnung
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Südbau. Westraum mit Kindergrab und Steinpackung. Ansicht von Westen
Um eine mögliche westliche Ausdehnung des sepulkralen Befundes unter dem Ostraum zu bestimmen, wurde in der Kampagne 2007 auch das Areal unter dem Westraum in die Untersuchung einbezogen. War hier bereits zu Beginn der Grabung 2002 eine rinnenförmige Vertiefung (›Opferrinne‹) festgestellt worden, die in einen Bothros in der Nordostecke mündete, in dessen unteren Schichten sich vermehrt protogeometrische Keramik gefunden hatte2, so zeigte sich zum Abschluss der Kampagne 2006 in einer Testsondage unter dem vorerrichtungszeitlichen Boden (+7.65 m) in der Nordostecke ein dunkles, aschiges Stratum, welches ebenfalls protogeometrische Keramik enthielt. Darüber hinaus erschienen in dem betreffenden Stratum die Oberkanten zweier ovaler Steinsetzungen, deren Niveau (+7.31 m) mit den Bestattungen des Ostraumes übereinstimmte. Im Zuge der Untersuchungen 2007 wurde in der westlichen Hälfte des Westraumes ein 1 m langes, Nordwest-Südost ausgerichtetes Steinkistengrab aufgedeckt, welches eine mit dem Schädel nach Südosten weisende Kinderbestattung und mehrere Beigaben enthielt (Abb. 2). Das keramische Inventar umfasst eine kleine attische Lekythos-Oinochoe mit stehenden, gegitterten Dreiecken auf der Schulterzone, eine attische schwarzgefirnisste, einhenkelige Tasse sowie eine handgemachte, tongrundige korinthische Spitzpyxis mit Deckel und Ösenhenkeln (Abb. 3)3. Die nichtkeramischen Beigaben bestehen aus einer 10 cm langen Eisennadel mit aufgeschobenem, gelängtem Kugelkopf aus Bronze und eiserner Endscheibe4, einem reifförmigen, bronzenen Lockenring sowie einem kleinen Halskollier aus 14 Fritteringen und einer mittig platzierten Perle aus schwarzem Steatit (Abb. 3). Form und Bemalung des kleinen Kännchens wie auch die oblonge Form des bronzenen Nadelkopfes erlauben, die Bestattung dem ersten Viertel des 9. Jahrhunderts v. Chr. zuzusprechen5. Die Grab2 3
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Felten u. a. (Anm. 1:2003) 48 mit Abb. 9. Vgl. C. A. Pfaff, Geometric graves in the Panayia field at Corinth, Hesperia 76, 2007, 501 f. Abb. 43; ferner K. Kokkou-Biride, ƍԂƫƫƞƩƞƢƪ¶ƩƱƬƨƜƞƱƥƞƬƩƢƣƨԅƬԀƮƨƢƫƬԇҦƩƜƨƪ, AEphem 1977, 171 – 194. Typus B 3 nach I. Kilian-Dirlmeier, Nadeln der frühhelladischen bis archaischen Zeit von der Peloponnes, PBF XIII 8 (München 1984) 69 Taf. 9, 231; 10, 242. R. S. Young, An Early Geometric grave near the Athenian Agora, Hesperia 18, 1949, 297 Nr. 26. 27 Taf. 72; P. Jacobsthal, Greek pins and their connections with Europe and Asia (Oxford 1956) 2 Abb. 5; H. Müller-Karpe, Die Metallbeigaben der früheisenzeitlichen Kerameikos-Gräber, JdI 77, 1962, 59 – 129; 109 Abb. 27, Nr. 4. Zum Kännchen vgl. E. L. Smithson, The tomb of a rich Athenian lady, ca. 850 B.C., Hesperia 37, 1968, 86 Taf. 21, 4.
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sohle bestand, wie bei früheisenzeitlichen Bestattungen üblich, aus einer Bettung aus Muschelschalen, Schnecken und kleineren Flusskieseln, der Zustand des Grabbefundes entsprach den sekundären Störungen an den Bestattungen im Ostraum. Eine Grababdeckung fehlte völlig, darüber hinaus war der Schädel des Skeletts stark zerdrückt. Das Grab war – wie die Bestattungen im Ostraum – in eine dichte Steinpackung eingetieft. Auf dieser fanden sich Fragmente früh- und hocharchaischer korinthischer, attischer und vermutlich ostgriechischer Gefäße sowie mehrere grob zugeschnittene Scheiben aus Kera3 Westraum. Beigaben aus frühgeometrischem Kindergrab mikbruch (›pessoi‹), wie sie bereits 2006 in der früharchaischen Bothrosfüllung unter Ostbau 0 enthalten waren (Abb. 4). Die Funde belegen, dass vor der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in die Steinpackung großflächig eingegriffen worden war. Im Zuge dieser Maßnahmen dürfte es auch zu der sekundären Störung der Kinderbestattung gekommen sein. Ein zweites, allerdings weitestgehend zerstörtes Steinkistengrab mit einer adulten Bestattung wurde in der Nordhälfte des Westraumes angetroffen. Das Skelett, welches nur noch aus Schädel, einer kleineren Rippenpartie und Resten der oberen Extremitäten bestand, befand sich in verlagerter Position, die Steinkiste war bis auf zwei Seitenplatten der nördlichen Langseite entfernt. Im Nordund Ostbereich des Westraumes sowie südlich des Kindergrabes führten diese festgestellten sekundären Eingriffe bis zum gewachsenen Fels hinab, lediglich nördlich des Kindergrabes konnte ein 4 Westraum. Keramik und ›pessoi‹ auf der Steinpackung. Auswahl Teilstratum festgestellt werden, welches neben wenigen prähistorischen Scherben ausschließlich protogeometrische Keramik enthielt (Abb. 5). Im Störungshorizont westlich und südlich des Kindergrabes konnten dagegen neben wenigem prähistorischem und protogeometrischem Material vermehrt früh- und hocharchaische attische und korinthische Keramik, darunter zwei Miniaturskyphoi, sowie weitere ›pessoi‹ festgestellt werden (Abb. 6). Zu den nichtkeramischen Funden zählt eine komplett erhaltene mykenische Doppelaxt aus Bronze (Abb. 7)6. 6
H. G. Buchholz, Zur Herkunft der kretischen Doppelaxt. Geschichte und auswärtige Beziehungen eines minoischen Kultsymbols (München 1959) Taf. 2. 4. 6; H. G. Buchholz, Die Doppelaxt, eine Leitform auswärtiger Beziehungen des ägäischen Kulturkreises?, PZ 38, 1960, 39 – 71; C. Mavriyannaki, La double hache dans le monde hellénique à l’âge du bronze, RA 1983, 195 – 228; A. T. Hodge, The labrys. Why was the double axe double?, AJA 89, 1985, 307 f.; R. D. G. Evely, Minoan Crafts. Tools and techniques, SIMA 92, 1 (Göteborg 1993) 41 – 55.
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Der keramische Befund in der Teilfläche nördlich des Kindergrabes verweist die Anlage der Steinpackung in protogeometrische Zeit. Ein kleiner, im Gegensatz zur dichten Verfüllung gelegt wirkender Mauerrest bildet möglicherweise den westlichen Fortsatz einer kurzen Mauerpartie, die 2006 im Ostraum festgestellt wurde und aufgrund des keramischen Befundes in die Phase FH II zu datieren ist. Entsprechend dem Befund im Ostraum wurden demnach auch im Bereich unter dem Westraum die früheisenzeitlichen Bestattungen in vorhandene prähistorische Baumasse eingetieft, welche bei der Anlage der Gräber weitgehend planiert worden war7.
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Westraum. Mykenische und protogeometrische Keramik nördlich des Kindergrabes. Auswahl
Westannex II Um den möglichen weiteren Verlauf des früheisenzeitlichen Sepulkralensembles unter dem Südbau zu bestimmen, wurde das westseitig anschließende Raumkompartiment im Westannex II ebenfalls untersucht. Hier ließ sich unter einem Stratum, welches seit Beginn der Grabungen freigelegen hatte und welches einen gemischten keramischen Befund enthielt, ein fester grauer Lehmestrich (+7.80 m) feststellen, der an allen Seiten unter die Unterkanten der baulichen Strukturen des Südbaus verläuft. Das in der Bodenfütterung enthaltene, stark zerscherbte Keramikmaterial datiert mit seinen spätesten Exemplaren in das frühere 6. Jahrhundert v. Chr. (Abb. 8, 2). Bei dem grauen Estrichboden (+7.80 m) dürfte es sich damit um den westseitig leicht abfallenden Ausläufer des hocharchaischen Nutzungshorizontes (+7.92 m) handeln, welcher der Errichtung der spätarchaischen Anlage des Südbaus vorausgeht und der möglicherweise mit der Ost-West verlaufenden Stützenkonstruktion im Hof des Südbaus zu verbinden ist8. Unter dem grauen Lehmestrich verlief in der Südhälfte des Westannexes II ein ca. 1 cm dicker, heller weißer Kalkmörtelboden (+7.73 m), welcher ab der Raummitte nach Norden allerdings komplett ausreißt 6 Westraum. Keramik und ›pessoi‹ aus der Steinpackung. (Abb. 8, 1). Dieser weiße Kalkestrich führte zwischen Auswahl und unter den seitlichen Türköpfen der spätarchaischen Anlage von Westannex II hindurch konstant bis zur südlichen Grabungsgrenze. In der ausgerissenen nördlichen Fläche erschien auf geringfügig tieferem Niveau (+7.65 m) eine weitere, lehmige braune, feste 7
8
Diese Einebnungen betreffen auch die südliche Peripherie, da unter dem Hof des Südbaus planierte Baumasse frühmykenischer Zeitstellung angetroffen wurde. Darin befindliche Leerstellen stammen möglicherweise von abgeräumten früheisenzeitlichen Bestattungen; vgl. Felten u. a. (Anm. 1:2005) 11 Abb. 4. Felten u. a. (Anm. 1:2005) 10 f.
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Westraum. Mykenische Doppelaxt aus Bronze
Lauffläche, welche mit dem über den Bestattungen befindlichen Laufhorizont und der ›Opferrinne‹ im Westraum (+7.65 m) übereinstimmen dürfte. Bereits auf diesem Niveau zeigte sich allerdings in der Nordostecke von Westannex II die Oberseite einer dichten und wie verbacken wirkenden Steinsetzung, welche die westliche Fortsetzung der die früheisenzeitlichen Bestattungen beinhaltenden Steinpackung im Westraum darstellt. In der Folge der Untersuchung ließ sich diese dichte Steinsetzung in der Nordostecke bis auf den gewachsenen Fels verfolgen. Von Bedeutung ist allerdings, dass die gesamte übrige Fläche des nördlichen Raumkompartiments von Westannex II von einer homogenen, sehr lockeren, mittel- bis großsteinigen Verfüllung erfasst wurde, die bis auf den gewachsenen Fels (+6.78 m) reichte. Diese Verfüllung liegt auf bzw. stößt durch die Reste eines lehmigen Fußbodens (+6.93 m), unter dem sich vermehrt mykenische Keramik befand. Der Rest eines dreisteinigen Mauerzuges gehört möglicherweise zu der direkt auf dem Fels verlegten prähistorischen Bebauung.
Befundinterpretation Südbau Nach den bisherigen Grabungsergebnissen können für das Areal unter dem Südbau die wesentlichen Nutzungsphasen und baulichen Maßnahmen in Grundzügen nachgezeichnet werden. Als gleichsam rituelles Herz des Westkomplexes kann der Südbau dabei auch in die Phasensequenz der übrigen Gebäudeeinheiten des gesamten baulichen Ensembles am Westende des Kaps eingebunden werden: In die vorhandene prähistorische Bausubstanz am Westende von Kap Kolonna, die neben geringen Strukturen der Phase FH II vor allem die frühmyke8 Westannex II. Weißer Kalkestrich +7.65 m (1) und Keramik aus der oberen Lauffläche +7.80 m. Auswahl (2) nische Epoche umfasst, wurden in protogeometrischer bis frühgeometrischer Zeit eine massive Steinpackung angelegt und Bestattungen eingetieft. Gleichzeitig wurde an den nördlichen und – nach den Hinweisen im Ostraum – eventuell auch den südlichen Ausläufern dieses sepulkral genutzten Areals eine Reihe kreisförmiger Steinplattformen verlegt 9. Die Anlage des in der Nordostecke des Westraumes freigelegten Bothros, der in seinen untersten Straten vorwiegend protogeometrische Keramik enthielt und dessen Areal bis in die Spätzeit des Südbaus als Deponierungsplatz von Votivgaben benutzt worden ist, ist chronologisch nicht eindeutig zu bestimmen. Mög9
Felten u.a. (Anm. 1:2004) 107 Abb. 11; Felten u. a. (Anm. 1:2006) 18 Abb. 13.
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licherweise wurde er im Zusammenhang mit den runden Steinplattformen bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. angelegt. Die Eintiefung des Bothros ist vielleicht aber auch mit der Nord-Süd verlaufenden, rinnenartigen Einsenkung (›Opferrinne‹) zu sehen, die mit dem festen Lehmfußboden (+7.65 m) im Westraum und der unteren Lauffläche (+7.65 m) im nördlichen Raumkompartiment von Westannex II in Zusammenhang steht. Diese Maßnahmen, die wohl aus einer süd- und westseitigen Anplanierung und Abgleichung des Geländes mithilfe einer dichten Rollsteinpackung bestanden, lassen sich aufgrund des keramischen Materials einer Zeit vor der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zuordnen. Im Zuge dieser Aktivitäten wurde, wie bereits angeführt, in den Bestand der früheisenzeitlichen Bestattungen z. T. massiv eingegriffen, die steinernen Grabmarkierungen (›grave-markers‹) wurden dagegen in ihren Positionen belassen und waren im während des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. genutzten Gelände noch sichtbar. Eine weitere Gestaltung der ursprünglich rein sepulkral genutzten Zone erfolgte vor der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. Hierzu gehören der vorerrichtungszeitliche Boden (+7.92 m in West- und Ostraum sowie im Hof des Südbaus) und der westseitig leicht abgesenkte Laufhorizont in Westannex II (+7.80 m). Auch bei dieser Geländekonzeption müssen die Oberseiten der beiden Steinmale (›grave-marker‹) noch sichtbar gewesen sein. Außer der Ost-West verlaufenden Stützenstellung im Hof des späteren Südbaus (Abb. 9, I), die möglicherweise mit diesen 9 Westkomplex. Schemapläne der archaischen bis Maßnahmen zu verbinden ist und die vielleicht eine Einhellenistischen Nutzungsphasen (I–V) gangskonstruktion für das Areal gebildet hat, können für diese Phase allerdings keine baulichen Strukturen identifiziert werden10. Mit der Errichtung des aus Porosquadern und großformatigen Orthostaten bestehenden Südbaus sowie von Ostbau 0 und der massiven Orthostatenstruktur im Norden am Ende des 6. bzw. am Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. (Abb. 9, I) verschwinden die Spitzen der früheisenzeitlichen Steinmale (›grave-marker‹) unter dem Boden (Fußboden +8.08 m) und der Nordwand des Südbaus. Einem der Steinmale wird dabei aber durch sorgfältiges Ausschneiden der Orthostatenunterseiten in der Nordwand umfassend Rechnung getragen. Die folgende sepulkral-rituelle Nutzung des Südbaus (Abb. 9, II–III) und des Ostbaus I und II, bis hin zu dessen Ende im späteren 5. Jahrhundert v. Chr. und seiner abschließenden Verfüllung, wird neben den Befunden an Symposiumskeramik vor allem im Bereich über dem Bothros in der Nordostecke des Westraumes und durch seine Votivdepots veranschaulicht11. Dass auch das Areal von Westannex II in diese Aktivitäten einbezogen war, belegt ein bereits am Ende der ersten Grabungskampagne 2002 freigelegtes, kleines Depot an Miniaturgefäßen in dessen Südwestecke12. Mit der Verfüllung des Südbaus im späteren 5. Jahrhundert v. Chr. liegen keine Anzeichen für rituelle Aktivitäten in dieser Zone des Westkomplexes mehr vor (Abb. 9, IV). Ungeklärt ist bislang, ob, wo und in welcher Gestalt rituelle Praktiken während der folgenden zwei Jahrhunderte bis zur baulichen Neukonzep10 11 12
Felten u. a. (Anm. 1:2005) 11 Abb. 4. Vgl. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 48 – 51 Abb. 10 – 12. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 50 Abb. 15; eine ähnliche Nutzungsabfolge lässt sich auch für das ›Heroon of the crossroads‹ in Korinth nachweisen; vgl. C. K. Williams II – J. E. Fisher, Corinth 1972. The forum area, Hesperia 42, 1973, 6 – 12.
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tion des Areals in hellenistischer Zeit weiterhin ausgeübt worden sind. Abgesehen von verstreuter Keramik, hier vor allem stempelverzierte Schwarzfirnissware, sowie dem Rest einer festgetretenen Lauffläche über der Ostterrasse konnten klar bestimmbare Nutzungshorizonte, geschweige denn bauliche Strukturen, dieser Zeit im gesamten Bereich des Westkomplexes noch nicht identifiziert werden. Der Befund belegt bislang nur, dass das Areal in den Bereichen Ostbau, Oststraße und Südbau bis zur Neubebauung des Geländes im Hellenismus als eine offene, von Verkehr frequentierte Zone genutzt wurde, was nicht zuletzt auch durch die Spurrillen auf der Ostmauer des Südbaus und die stark abgetretenen Oberkanten der polygonalen Westwand von Ostbau I bezeugt wird. Ferner weist die Nordmauer des Südbaus oberseitig starke Erosionseinwirkungen auf, die erst in Zusammenhang mit der hellenistischen Überbauung durch den Kernbau abgeglichen und verschlossen worden sind. Ihre Reste müssen demzufolge nach der Verfüllung des Südbaus partiell sichtbar und der Witterung ausgesetzt gewesen sein. Nicht zuletzt sei auf die ebenfalls beträchtlichen erosionsbedingten Abwitterungen an der Südseite der aus großen Orthostaten bestehenden, L-förmigen Struktur nördlich des Kernbaus hingewiesen, welche im Zuge des hellenistischen Neubaus mit einer Lage aus Mörtel und Keramikfragmenten zur Aufnahme des farbigen Wandputzes ausgefüllt und abgeglichen wurden 13. Für die Zeit nach der Verfüllung des Südbaus im späteren 5. Jahrhundert v. Chr. dürfte für das betreffende Gelände somit eine offene Freifläche zu veranschlagen sein, in welcher die Reste der früheren Bebauung in manchen Zonen nur noch als ruinöse und abgewitterte Mauerzüge sichtbar gewesen sind (Abb. 9, IV). Es stellt sich die Frage, ob der auffallende Hiatus in Bezug auf Fundaufkommen und Baubestand der folgenden zwei Jahrhunderte im Bereich des Westkomplexes in Zusammenhang mit den historischen Ereignissen seit der Mitte des 5. Jahrhunderts auf Ägina verbunden werden kann14. Die 50-jährige Zeitspanne zwischen der Einnahme Äginas durch Athen 457/456 v. Chr. und der Rückkehr der restlichen Bevölkerung 404 v. Chr. hat möglicherweise auch in der Nutzungsabfolge im Westkomplex ihren Niederschlag gefunden: Die Funde in den untersten Straten der Lehmziegelverfüllung des Südbaus weisen darauf hin, dass mit der Unterwerfung der Polis unter das athenische Diktat die baulichen und rituellen Aktivitäten im Westkomplex zunächst noch nicht geendet haben15. In diese Zeitspanne dürften die Errichtung von Ostbau II, Veränderungen im Südbau sowie die Öffnung der großen, L-förmigen Orthostatenformation im Norden gehört haben (Abb. 9, III). Die wesentlichen demographischen Strukturen der äginetischen Gentile und ihrer ausgeübten Praxis des Phratrienkultes sind demnach vermutlich weiter erhalten geblieben 16. Die radikale Beendigung der rituellen Aktivitäten, die Verfüllung des Südbaus, datiert nach dem keramischen Befund in das fortgeschrittene 5. Jahrhundert v. Chr. und könnte sich zeitlich mit der gewaltsamen Exilierung der Bevölkerung im Jahre 431 v. Chr. durchaus decken. 13
14
15 16
Vgl. Felten u. a. (Anm. 1:2006) 17 Abb. 11. Zur Hinterfütterung der farbigen Stuckwände in Eretria s. K. Reber, Die klassischen und hellenistischen Wohnhäuser im Westquartier, Eretria 10 (Lausanne 1998) 116 Abb. 182. Die inkrustierten Quaderwände erwähnt G. Welter, Aeginetica XXV–XXVI, AA 1954, 46; im Zuge der neueren Grabungen im Westkomplex wurden mehrfach kleinste Fragmente von rotem und gelbem Wandputz festgestellt. Die radikale Beendigung der rituellen Aktivitäten in dieser Zone, die Verfüllung des Südbaus, für den sich bislang an keiner Stelle eine konstante Tradierung feststellen ließ, dürfte mit einer ebenso kompletten demographischen Zäsur in Verbindung zu bringen sein, der Vertreibung der äginetischen Bevölkerung im Jahre 431 v. Chr., teils auf die Peloponnes, teils in eine gewissermaßen ›ägäische Diaspora‹ (Thuk. 2, 27). Warum diese radikale Exilierung erst 25 Jahre nach der Einnahme Äginas erfolgte, ist nicht ganz geklärt; möglicherweise haben sich trotz Unterwerfung in der äginetischen Bevölkerung noch die wesentlichen eigenen sozialen Gentilstrukturen und damit potenzielle Grundlagen einer bedrohlichen Opposition erhalten, was – gewissermaßen im Vorhof Athens – von den Besatzern allmählich als ein gefährlicher und letztendlich untragbarer Zustand angesehen wurde. Die mit Unterstützung Spartas in Thyrea in der südargolischen Landschaft Kynouria angesiedelten Ägineten werden 424 v. Chr. von einer athenischen Heeresmacht angegriffen (Thuk. 2, 55 – 57). Die für die Exil-Ägineten opferreichen Kampfhandlungen, die Deportation der Überlebenden nach Athen und schließlich die von der Versammlung verordnete und wohl auch durchgeführte Ermordung der Deportierten tragen den Charakter eines Genozids und dürften zugleich die Auslöschung der letzten noch bestehenden alten Gentilstrukturen in der äginetischen Exilbevölkerung bedeutet haben. Auch wenn nach der literarischen Überlieferung dem in der ›Diaspora‹ verstreut lebendem Rest der alten Bevölkerung durch den spartanischen Feldherrn Lysander 404 v. Chr. die Möglichkeit gegeben wurde, auf seine Heimatinsel zurückzukehren (Xen. 2, 2, 9; Plut. 14), so ist es doch unwahrscheinlich, dass aufgrund des durchgreifenden demographischen Aderlasses von Thyrea und Athen die alten geordneten Gentilstrukturen der Rückkehrer erhalten geblieben sind. Felten u. a. (Anm. 1:2006) 12 f. Abb. 6. Diese demographische ›Infrastruktur‹ war für die erzwungene Mitgliedschaft im Attisch-Delischen Seebund wohl zunächst auch weiterhin notwendig.
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Die in der Folge auf der Insel angesiedelten athenischen Kleruchen hatten selbstverständlich keine Veranlassung, einen hier ursprünglich ansässigen, ihnen fremden – weil äginetischen – Gentil- und Phratrienkult weiterhin auszuüben. Während eine kontinuierliche Kultpraxis im östlich gelegenen Hauptheiligtum einer gleichsam panhellenisch übergeordneten Hauptgottheit Apollon für die athenischen Neusiedler wohl keine Hemmschwelle gebildet hat, lassen sich hier baulich-restaurative Maßnahmen an den vorhandenen Sakralbauten trotzdem erst für die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. nachweisen17. Der Westkomplex mit seinen Anlagen für den demographisch untermauerten Gentilkult der alten Polis bildete dagegen eine sozial-interne und spezifisch äginetische Institution, die es seitens der Besatzer letztlich abzuschaffen galt18. Es ist ferner zu vermuten, dass im sozialen Gefüge der 404 v. Chr. auf die Insel zurückgekehrten Restbevölkerung keine strukturellen Grundlagen für die Ausübung eines traditions- und familiengebundenen Gentil- und Ahnenkultes mehr vorhanden waren. Die dafür notwendigen alten Sozialstrukturen waren durch Exilierung, Deportation und Mord zerschlagen und ausgelöscht worden.
b. Norderweiterung Umfassende bauliche Maßnahmen lassen sich im Westkomplex erst wieder mit der hellenistischen Neukonzeption des Areals feststellen (Abb. 9, V). In diesem Zusammenhang konzentrierte sich das Hauptgewicht der Arbeiten 2007 auf den Bereich des Nordbaus, dessen südliche Ausdehnung bereits 2006 mit dem Verlauf der gepflasterten Nordstraße festgestellt worden war (Abb. 10). Hierbei wurden in den oberen Geländeschichten flächendeckende und tief eingreifende Störungen angetroffen, die von den älteren Grabungen durch A. Furtwängler und G. Welter stammen dürften. Im Zuge dieser Arbeiten war darüber hinaus die hier anstehende byzantinische Bebauung weitgehend entfernt worden. Abgesehen von einigen wenigen verbliebenen Mauerresten hat sich nur eine 5 m lange und 4.5 m breite, tonnenüberwölbte Zisterne erhalten, welche den antiken Baubestand zwischen Kernbau und Nordbau zerstört hat (Abb. 11). Mehrfach befanden sich in den byzantinischen Bauresten vermauerte Spolien, darunter eine 93 cm hohe Trapezophore mit Delphin- und Doppelthyrsos-Darstellung (Abb. 13, 2)19. Nordbau Im Zuge der weiteren Arbeiten zeigte sich, dass die 2006 partiell angegrabenen, im Norden und Osten des östlich an den Kernbau anschließenden Hofes befindlichen Strukturen zu hellenistischen Gebäudeeinheiten gehören, die größere Ausmaße besaßen, als bisher angenommen. Durch die erhöhte Geländesituation im Nordbereich des Westkomplexes bedingt, liegen hier allerdings die byzantinischen und hellenistischen 17
18
19
K. Hoffelner, Die Dachterrakotten des Artemistempels vom Apollon-Heiligtum in Ägina, in: N. A. Winter (Hrsg.), Proceedings of the International conference on Greek architectural terracottas of the Classical and Hellenistic periods, December 12 – 15, 1991, Hesperia Suppl. 27 (Princeton, NJ 1994) 99 – 112; K. Hoffelner, Das Apollon-Heiligtum. Tempel, Altäre, Temenosmauer, Thearion, Alt-Ägina 1, 3 (Mainz am Rhein 1999) 99 f. 114 f.; von einer baulich-kultischen Tätigkeit zeugt u. a. eine im Westkomplex verbaute kykladische Giebelwange eines Altars, dessen ursprünglicher Standort allerdings unbekannt bleibt, vgl. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 105 f.; 107 Abb. 30. Dazu trugen nicht zuletzt wohl auch die mehrfachen Autonomieforderungen für Ägina seitens Sparta bei; nach der Überlieferung bei Thuk. 8, 91 – 92 wurde die von attischen Kleruchen besiedelte Polis Ägina im Jahr 411 v. Chr. das Opfer eines von dem Spartaner Agesandridas geleiteten Feldzuges. Wie durchgreifend diese wie auch die späteren Eroberungen durch Kassander und Demetrios Poliorketes gewesen sind, lässt sich aus dem vorhandenen Baubestand nicht eruieren. Verdoppelung der Zapfen in der römischen Bacchus-Ikonographie bei einem spätseverischen Sarkophag in New York: A. M. McCann, Roman sarcophagi in The Metropolitan Museum of Art (New York 1978) 94 Nr. 109. Zum Typus der Trapezophore s. H. v. Hesberg, Tischgräber in Italien, AA 1980, 425 Abb. 9; R. H. Cohon, Greek and Roman stone table supports with decorative reliefs (Ann Arbor 1985) 21 Taf. D; C. F. Moss, Roman marble tables (Ann Arbor 1990) 44 – 52 (Typus 10); vgl. einen von Weinranken eingefassten Thyrsos auf einem spätklassischen oder hellenistischen Tischbein aus Kavalla: Cohon a. O. 170 (Kat. 2). Aus Akanthusblättern wachsende und mit Bändern umwickelte Thyrsoi sind ebenso an der Front von Trapezophoren aus Tivoli (vermutlich augusteisch) dargestellt: Cohon a. O. 208 f. (Kat. 45). In spätseverische Zeit gehört eine aus einem älteren Stück umgearbeitete Tischplatte mit der Weihinschrift an Caracalla als ›Neos Dionysos‹, die in der frühchristlichen Bischofskirche von Ägina verbaut war; vgl. K. Hoffelner, Die Sphinx-Säule, Alt-Ägina 2, 4 (Mainz am Rhein 1996) 40 – 43; F. Felten, Kulte in Aigina-Kolonna, in: S. Buzzi – D. Käch – E. Kistler u. a. (Hrsg.), Zona Archeologica. Festschrift Hans Peter Isler (Bonn 2001) 129 mit der Annahme einer Provenienz der Tischplatte aus Kolonna.
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Westkomplex. Bereich Nordstraße, Nordostbau und Nordbau. Gesamtansicht von Süden
Nutzungshorizonte in einer derart dicht aufeinander wechselnden Abfolge, dass es zu partiell durchgreifenden Störungen im antiken Bauverband gekommen ist. Dementsprechend ergab sich auch in den obersten Erdschichten der von der Grabung erfassten Fläche ein gemischtes Stratum mit keramischem Fundmaterial frühbyzantinischer bis hoch- und späthellenistischer Zeitstellung (Abb. 12). Das Spektrum des hellenistischen Materials entspricht qualitativ dem Fundaufkommen der Kampagne von 2006 direkt auf der gepflasterten Nordstraße und besteht aus Reliefbechern und Lampen, Schüsseln mit kopfgestaltigen Appliken sowie größeren Gefäßen mit figürlichem Reliefdekor. Ferner lassen sich Fragmente von Westabhang-Ware, unverzierte Schwarzfirnisskeramik, Unguentarien, Gebrauchskeramik nebst gestempelten Amphoren und mehrere Webgewichte anführen. Von besonderer Bedeutung – nicht zuletzt in Hinblick auf eine entsprechende, auf Kolonna baulich bislang nicht vertretene Epoche20 – ist ein Figuralkapitell, welches aus den angeführten obersten Schuttschichten stammt (Abb. 13, 1). Das 19,5 cm hohe und 47,3 cm breite Kapitell ist aus weißem bis leicht bläulichem und relativ grob kristallinem Marmor gearbeitet und besitzt eine Dekoration aus flach reliefierten Rankenspiralen sowie drei vorspringenden Protomen in Gestalt gehörnter Löwengreifen. Ungewöhnlich ist die ovale, 29,3 cm lange Lagerfläche21. Das Figuralkapitell zeigt formale Verwandtschaft zu den sechseckigen Freikapitellen sowie den Pilasterkapitellen der sog. Kleinen Propyläen von Eleusis, die 49 v. Chr. begonnen wurden22. Diese wiederum können als eine Weiterentwicklung des Typus der sog. Chimärenkapitelle verstanden 20
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Vgl. H. R. Goette, Kaiserzeitliches auf Aigina, in: G. Brands – J. N. Andrikopoulou – D. Dexheimer – G. Bauchhenß (Hrsg.), Rom und die Provinzen. Gedenkschrift Hanns Gabelmann (Mainz am Rhein 2001) 87 – 94. Vgl. die Ovalsäulen mit Chimärenkapitellen der Bühnenwand des Dionysos-Theaters in Athen; E. v. Mercklin, Antike Figuralkapitelle (Berlin 1962) 593 f. (mit älterer Lit.). H. Hörmann, Die Inneren Propyläen von Eleusis, DAA 1 (Berlin 1932) 57 – 64; v. Mercklin (Anm. 21) 250 f. (mit älterer Lit.); G. Sauron, Les propyleés d’Appius Claudius Pulcher à Eleusis. L’art néoattique dans les contradictions idéologiques de la noblesse romaine à la fin de la république, in: J.-Y. Marc – J.-C. Moretti (Hrsg.), Constructions publiques et programmes édilitaires en Grèce entre le IIe siècle av. J.C. et le Ier siècle ap. J.C. Actes du colloque organisé par l’Ecole française d’Athènes et le CNRS 1995, BCH Suppl. 39 (Athen 2001) 270 – 276; vgl. Th. Kraus, Die Ranken der Ara Pacis. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der augusteischen Ornamentik (Berlin 1953) 38; C. Börker, Blattkelchkapitelle (Berlin 1965) 21; W. D. Heilmeyer, Korinthische Normalkapitelle. Studien zur Geschichte der römischen Architekturdekoration, RM Ergh. 16 (Heidelberg 1970) 54; D. Grassinger, Römische Marmorkratere (Mainz am Rhein 1991) 34 f.
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werden23, wobei die Motive der eleusinischen Kapitelle und in Abhängigkeit von diesen auch jene des äginetischen Kapitells auf dekorierten Ausstattungsgegenständen wie Tischfüßen, Kandelabern sowie Marmorkrateren begegnen und damit in den Kreis der vor allem für den römischen Kunstmarkt arbeitenden neuattischen Werkstätten verweisen24. In diesen Zusammenhang gehört wohl auch das Detail des einzelnen Akanthusblattes an der Rückseite des Kapitells25. Die auffallend rechteckige Form des Akanthus kommt bereits bei den Kapitellen des Odeions des Agrippa auf der Athener Agora vor und ist noch weiter fortgeschritten bei drei Kapitellen auf dem römischen Markt von Athen, die etwa in die Zeitenwende datiert werden können26. Mit der Aufdeckung der antiken Baumasse wurde deutlich, dass das gesamte Areal nördlich der Nordstraße von einem zusammenhängenden, mehrräumigen Bau eingenommen worden ist, in dessen Struktur der bereits 2003 freigelegte ›Schwellenbau‹ (im Folgenden: Nordbau, Raum I) als westseitig abschließender Bestandteil integriert werden muss27. Den hinteren, d. h. nordseitigen Kern der Anlage bildet ein bislang aus drei Raumkompartimenten bestehendes, rechteckiges, 15 m langes und 5 m breites Gebäude, dessen Räume – darunter, wie angeführt, auch der einstmalige ›Schwellenbau‹ – identische Innenmaße von 11 Nordbau, Raum II und byzantinische Zisterne. Ansicht von Nor4.10 m Breite bzw. 4.25 m Länge besitzen. den Bei diesem Langbau dürfte es sich aufgrund der maßbezogen ›standardisierten‹ Innenräume um ein Bankettgebäude gehandelt haben. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf den durch die parataktische Anordnung maßidentischer Raumeinheiten charakterisierten Bautypus, wie er etwa in den sog. Westoikoi im Demeterheiligtum von Pergamon auftritt 28. 23
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Sauron (Anm. 22) 270; zu den Chimärenkapitellen s. H. Heinrich, Die Chimärenkapitelle, in: G. Hellenkemper Salies – H.-H. von Prittwitz und Gaffron – G. Bauchhenß (Hrsg.), Das Wrack. Der antike Schiffsfund von Mahdia (Köln 1994) 209 – 237. s. allgemein H.-U. Cain – O. Dräger, Die sogenannten neuattischen Werkstätten, in: Hellenkemper Salies – von Prittwitz und Gaffron – Bauchhenß (Anm. 23) 809 – 829 (mit älterer Lit.); zu den neuattischen Motiven auf den eleusinischen Kapitellen s. Sauron (Anm. 22) 270 f. Das Akanthushochblatt tritt in Griechenland erst unter dem Einfluss italisch-römischer Dekoration auf; s. F. Rumscheid, Untersuchungen zur kleinasiatischen Bauornamentik des Hellenismus (Mainz 1994) 263 f. Kapitelle des Odeions des Agrippa: Börker (Anm. 22) 25–28 (KK 30); Kapitelle aus dem römischen Markt: Börker (Anm. 22) 30 f. (KK 36a–c); die Verhärtung und Erstarrung der Blattform und die lineare, kantig strukturierte Blattoberfläche des Akanthus verweisen das Kapitell von Kolonna in spätaugusteisch-tiberische Zeit; zur Entwicklung des Akanthusblatts: Börker (Anm. 22) 28–43. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 100 – 104. C. H. Bohtz, Das Demeterheiligtum, AvP 13 (Berlin 1981) 32 – 34 Taf. 43; ferner C. Börker, Festbankett und griechische Architektur, Xenia 4 (Konstanz 1983) 8 – 48; B. Bergquist, Sympotic space. A functional aspect of Greek dining-rooms, in: O. Murray (Hrsg.), Sympotica. A symposium on the symposion (Oxford 1990) 37 – 65; N. Bookidis, Ritual dining in the sanctuary of Demeter and Kore at Corinth, in: Murray a. O. 86 – 94; M. S. Goldstein, The setting of the ritual meal in Greek sanctuaries, 600 – 300 B.C. (Ann Arbor 1978) 143 – 154 (Aphaia-Heiligtum); V. Hinz, Der Kult von Demeter und Kore auf Sizilien und in der Magna Graecia, Palilia 4 (Wiesbaden 1998) 51 – 53. 114 Abb. 20; 116 Abb. 22 mit nichtstandardisierten Raumeinheiten (Eloro).
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Die durchgreifenden Eingriffe seitens der z. T. unmittelbar aufsitzenden byzantinischen Baumasse haben den ursprünglichen Bodenhorizont der hellenistischen Bebauung umfassend in Mitleidenschaft gezogen. Aus einem byzantinischen Mauerrest stammen mehrere, bis zu 0.40 m große Brocken eines massiven Terrazzo-Fußbodens (Abb. 14). Seine unterste Bettung bildet eine Lage aus 8 – 10 cm langen, ovalen Kieseln in Schräg- bzw. Vertikalstellung, auf denen eine 4 cm dicke, weißliche Kalkmörtelschicht verstrichen war, die als Zuschlag 12 Nordbau. Keramik und Kleinfunde aus oberstem Mischstratum. AusKies und viele Kleinstkiesel mit einer wahl Länge von bis zu 4 mm enthielt. Das oberste Paviment besteht aus einer 1 cm dicken weißen und sehr feinen Kalkmörtelschicht, in der sich als Zuschlag in ›schwimmender‹ Verlegung viele, ca. 2 cm lange Flachkiesel weißgrauer bis bläulich schwarzer Färbung eingebettet befinden. Die Pavimentoberfläche ist kräftig abgeschliffen. Mit der Abfolge von statumen, rudus und nucleus repräsentieren die Reste dieses betonharten, sorgfältig geschliffenen Terrazzobodens eine Pavimentform, die bereits in der Ausstattung der spätklassischen Hausarchitektur zum Einsatz kommt und die hier insbesondere zur Bodengestaltung von Andrones gehört29. Im Baubefund des Nordbaus haben sich bislang jedoch keine Hinweise auf die ursprüngliche 13 Nordbau. Figuralkapitell (1) und Trapezophore (2) aus oberstem MischLage und Höhe dieses Terrazzobodens stratum ergeben. Von Bedeutung ist aber, dass in der Unterfütterung des ausgerissenen Bodens im 2003 freigelegten ›Schwellenbau‹ viele kleine Eintiefungen festgestellt wurden, welche die Abdrücke des statumen bilden könnten30. Südseitig an den Nordbau angesetzt befindet sich eine weitere Raumgruppe mit trapezoidem Grundriss (im Folgenden: Annex), deren Mauern mit einer Breite von 45 cm durchweg schmäler sind als die Wände des Nordbaus und die eine andere Verlegetechnik aufweisen. Dazu gehören die Verwendung unterschiedlicher Steinformate, stark springende Horizontalfugen sowie klaffende Vertikalfugen. Der westliche Anschluss an den Nordbau ist durch die byzantinische Tonnenzisterne allerdings gänzlich zerstört worden.
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Vitr. 7, 1; R. E. M. Moore, A newly stratum in Roman floor mosaics, AJA 72, 1968, 57 – 68; D. Salzmann, Untersuchungen zu den antiken Kieselmosaiken von den Anfängen bis zum Beginn der Terreratechnik (Berlin 1982) 42 f.; W. Müller-Wiener, Griechisches Bauwesen in der Antike (München 1988) 108 – 111; P. Ducrey – I. R. Metzger – K. Reber, Le Quartier de la Maison aux mosaïques, Eretria 8 (Lausanne 1993) 36 – 38; K. Reber, Die klassischen und hellenistischen Wohnhäuser im Westquartier, Eretria 10 (Lausanne 1998) 113 – 115; G. Lavas – G. Karadedos, Mauerwerk, Bodenbeläge und Anstrichtechnik eines spätklassischen Hauses in Maroneia, Thrazien, DiskAB 5 (Mainz am Rhein 1991) 140 – 147 Abb. 9. Felten u. a. (Anm. 1:2004) 99 Abb. 2.
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Nordstraße und Annex Bei dem südlichen, trapezförmigen Annex (Abb. 15) handelt es sich um einen sekundären Anbau, da in seinem Inneren auf einer Fläche von 1.50 m Länge und 1 m Breite noch Reste einer Pflasterung aus unregelmäßigen Andesitplatten freigelegt wurden, die in Material, Technik und Niveau (+10.60 m) der Pflasterung der bislang auf einer Länge von 7.50 m untersuchten Nordstraße genau entspricht. Es ist folglich damit zu rechnen, dass in einer ersten Erbauungsphase das Gelände südlich vor dem Nordbau von einem größeren gepflasterten Platzareal eingenommen worden war, welches bei Anlage des Annexes auf eine 1.70 m breite Pflasterstraße reduziert wurde. In Zusammenhang mit dem sekundären Einbau des Annexes ist auch die Anla14 Nordbau. Fragmente des Terrazzobodens. Ausge des unter der Nordstraße verlaufenden Kanals zu sehen. wahl Zum einen ist die Pflasterung der Nordstraße in ihrer südlichen Hälfte wesentlich sorgfältiger verlegt, kleinsteinig ausgezwickt und gleichmäßig ansteigend nivelliert (von +10.30 m auf +10.70 m im Osten), während sie im Anschluss an die Kanalabdeckung eine auffällige Baunaht in Gestalt einer breiten, nur mit Erde gefüllten Fuge aufweist. Die Abdeckung des Kanals selbst ist grob und nachlässig verlegt, besteht partiell aus blockförmigen Spolien und besitzt eine sehr unregelmäßige, in großen Niveausprüngen verlaufende Oberseite. Ferner befinden sich in der südlichen Langseite des Annexes Andesitplatten der Pflasterung als Spolien zur Abgleichung der Lagerfugen verbaut. Ein weiterer Pflasterrest wurde im direkten Anschluss an die östliche Grabungsgrenze zwischen Nordbau und Nordostbau freigelegt. Auf ihm bzw. in seinen Fugen fand sich hellenistische Reliefkeramik. Auch bei dieser Fläche könnte es sich um den verbliebenen Teil einer Platzpflasterung handeln, die sich dann offenbar bereits östlich der Ostwand des Nordbaus befindet, sofern für diesen nicht noch weitere, ostseitig anschließende Raumeinheiten zu veranschlagen sind.
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Nordstraße und Annex Nordbau. Ansicht von Osten
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Nordostbau Auch im südöstlichen Bereich der durch die Grabung freigelegten Pflasterstraße ändern sich in der aufgedeckten Bausubstanz Material und Verlegetechnik auffallend. Die Pflasterung wird kleinsteiniger und ist von vielen Fehlstellen unterbrochen. Auch hier dürfte ein sekundärer Eingriff in die vorhandene Baumasse anzunehmen sein, der in Zusammenhang mit einer Veränderung des Nordostbaus steht. An diese ursprünglich 5 m lange und 4.30 m breite, einräumige Struktur (im Folgenden: Nordostbau, Raum I) wurde ostseitig ein zweites Raumkompartiment mit den Innenmaßen von 4.1 m auf 3 m angefügt (im Folgenden: Nordostbau, Raum II). Werkmaterial und Mauerungstechnik entsprechen im Wesentlichen der Bauweise des südlich an den Nordbau angesetzten Annexes, wobei sich an der Nordostecke des Raumes auch eine deutliche Baunaht abzeichnet. Im Inneren von Raum II, der partiell von einer byzantinischen Mauerecke überlagert ist und eine ovale Schuttgrube selber Zeitstellung enthielt, wurde in einem tieferen Stratum der aus zwei Porosblöcken bestehende Rest einer massiven Terrassenmauer mit nordsüdlicher Verlaufsrichtung festgestellt (+10.00 m). Die beiden sichtbaren, 90 cm langen und mindestens 50 cm hohen Blöcke sind rückseitig bruchrau belassen und besitzen die gleiche Ausrichtung wie das lange Analemma, an das sich die Anlagen von Ostbau 0 – II anlehnen, allerdings um ca. 3.50 m nach Osten versetzt. Ob ein möglicher Zusammenhang zwischen beiden Terrassierungsanlagen besteht, soll im Rahmen der nächsten Kampagnen geklärt werden. Nordbau, Raum II Das ostseitig an Raum I des Nordbaus (vormalig ›Schwellenbau‹) anschließende Raumkompartiment – Raum II – wurde in einer ca. 2.5 m Höhe umfassenden Tiefgrabung bis auf den gewachsenen Fels hinab untersucht (Abb. 16). Etwa 3.5 m² der gesamten Innenraumfläche von 17.4 m² sind im Bereich der Südwestecke von der byzantinischen Tonnenzisterne okkupiert, deren Mauerung die West- und Südwand von Raum II direkt abschneidet (Abb. 11). Die Zisterne wurde demnach als Schacht abgetieft und anschließend von innen her ausgemauert, wodurch sich an den Außenseiten keine nennenswerten Streifen einer Baugrube gebildet haben. Unter einem 60 cm dicken Stratum (+11.14 – 10.46 m) mit byzantinischer Keramik erschien in Raum II eine feste, hellbraune Erdschicht (+10.46 – 10.21 m), die abgesehen von zwei byzantinischen ke-
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Nordbau. Raum II. Baubefund nach Abschluss der Untersuchungen. Ansicht von Norden
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ramischen Einsprengseln nur noch hellenistisches Fundmaterial enthielt. Gleichzeitig ließ sich in einem Abstand von 4.25 m von der Ostwand des Raumes I (vormals ›Schwellenbau‹) ein parallel verlaufender Mauerzug feststellen (OK +10.86 m; UK +10.17 m). Damit besitzen, wie bereits angeführt, Raum I und II des Nordbaus identische Ausmaße. Im Zuge der Arbeiten konnte zunächst am Nordende von Raum II eine Weiterführung des Verlaufs der Rückwand von Raum I nach Osten festgestellt werden. Im Gegensatz zu der dort eingesetzten Spolienbauweise handelt es sich hierbei jedoch um eine lediglich einlagige Anordnung unregelmäßiger, flacher Feldsteine. Ferner zieht die in den oberen Lagen festgestellte Erdschicht (+10.46 – 10.21 m) über diese ›Rollierung‹ hinweg. Für Raum II muss generell mit einem wesentlich höheren Fußbodenniveau gerechnet werden, da die rückseitige Rollierung mit ihrer Oberkante bereits 60 cm über dem Laufniveau von Raum I (+9.40 m) liegt. Diese Erdschicht in Raum II verläuft über einem grauen Fußbodenestrich (+9.94 m), der über den größten Teil der Fläche von Raum II verfolgt werden konnte. Nur in der östlichen Hälfte ließen sich die Spuren einer Ausrissgrube im Bereich der Nordostecke der Zisterne identifizieren; nördlich dieser Störung war der graue Estrich nicht mehr nachweisbar. In dem offenbar gestörten Streifen fanden sich Fragmente einer Transportamphora mit gestempeltem Henkel (Abb. 17, 2). Zu den Funden auf diesem Fußboden zählen in der Westhälfte von Raum II Fragmente von Westabhang-Ware und eine nahezu komplette teilgefirnisste Olpe (Abb. 17, 1). Besonders hervorzuheben sind die Reste zweier farbig gefasster und partiell vergoldeter weiblicher Terrakottastatuetten (Abb. 18, 1 – 2)31. Bei einem Stück (Abb. 18, 2) handelt es sich um die 15 cm hohe, untere Hälfte einer Gewandstatuette. 17 Nordbau. Raum II. Keramik auf Fußboden +9.94 m (1) und aus der Störung (2). Auswahl Die hohle Figur ist aus einem kräftig rostroten Ton geformt32. Sie steht frei auf einer manschettenförmig auskragenden, flachen Standplatte mit leicht angewinkeltem rechten Spielbein und trägt einen dünnen, bodenlangen Chiton, welcher die Spitze des linken Standbeinfußes freigibt. Der Chiton ist weiß gehalten; der Saum ist mit einem blauen Band und einem rosafarbigen Abschlussstreifen verziert. Das Himation ist über einer weißen Grundierung hellblautürkis bemalt und besitzt eine 2 cm breite, rosa bemalte Abschlussbordüre mit zwei weißen Seitenstreifen. Der als markanter tordierter Wulst gestaltete obere Himationrand verläuft bogenförmig um die rechte Hüfte und wurde ursprünglich über dem vorgestreckten linken Unterarm gehalten33. An der linken Körperseite fällt er mit einer S-förmig gewundenen Saumkante vertikal herab. Das Faltenmotiv des Gewandes, durch welches sich das rechte Knie leicht durchdrückt, erscheint reich bewegt und plastisch durchgeformt. Für die zweite Figur (Abb. 18, 1) lässt sich trotz nicht anpassender Oberkörperpartie eine Höhe von etwa 35 cm erschließen. Nach den Spuren in den Bereichen der beiden Seitenkanten wurde sie aus zwei Halbschalenmatrizen geformt und in der Partie der Bauch- und Hüftfalten sekundär mit einem Stilus nachbearbeitet. Es handelt sich um eine stehende weibliche Gewandfigur, die sich mit der linken Hüfte an einen schmalen Pfeiler lehnt. Das Körpergewicht ruht überwiegend auf dem rechten Bein, welches von dem leicht abgewinkelten linken Bein gekreuzt wird. Die rechte Hüftpartie biegt sich nach außen. Die linke Schulter ist hochgereckt, nach dem erhaltenen Halsansatz war der Kopf nach rechts gewendet. Der rechte Arm führte 31 32 33
Für Hinweise wird D. Graepler (Göttingen) und C. Blume (Freiburg) gedankt. L. Burn – R. Higgins, Catalogue of Greek terracottas in the British Museum III (London 2001) Taf. 2, 2271 (Myrina). Motiv: S. Besques, Catalogue raisonné des figurines et reliefs en terre-cuite grecs, étrusques et romains III 1 (Paris 1971) Taf. 28; Burn – Higgins (Anm. 32) 178 Nr. 2504 Taf. 84; Motiv in der Großplastik vgl. LIMC V 2 (1990) 388 s. v. Hygieia (F. Croissant).
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bei stark abfallender rechter Schulter in Höhe der Brustgürtung eng am Körper vorbei nach rechts; Unterarm und Handgelenk lagen wohl auf dem Pfeiler auf. Der linke Arm dürfte stärker angewinkelt gewesen sein. Der feingemagerte, leicht seifig wirkende Ton ist von kräftig dunkelbrauner Farbe34, die nackten Körperpartien sind mit einem cremeweißen Überzug versehen. Als Untergewand trägt die Figur einen langen, rosafarbenen Chiton mit schmalen plissierten, nachbearbeiteten Falten. Als Träger dient ein stegförmig erhöhtes Brust- und Schulterband mit Blattvergoldung 35. An der rechten Schulterpartie ist der Träger des Chitons nach unten gerutscht und kommt in Höhe des Oberarmes zu liegen. Ein ebenfalls rosafarbenes Himation bedeckt den größten Teil des Unterkörpers. Sein oberes Ende verläuft als markanter Wulst unter der ausbiegenden rechten Hüfte in einem engen Bogen nach oben, wo es um Ellenbogen und Unterarm gewickelt ist und in der Folge als zickzackförmige Saumspitze nach unten hängt. Zusätzlich zur rosaroten Bemalung ist das 18 Nordbau. Raum II. Fragmente von Terrakotten auf FußboHimation in Kniehöhe mit einem 2 cm breiten, den +9.94 m von zwei weißen Streifen eingefassten, goldenen Band verziert; den unteren Abschluss bildet ein 1,5 cm breiter, weißgoldener Saum. Ebenfalls vergoldet ist ein lockenförmiger Ansatz im Genick der Figur. Die Darstellung einer seitlich an einen Pfeiler oder eine Miniatursäule angelehnten weiblichen Gewandfigur ist in der hellenistischen Terrakottaplastik kein ungewöhnliches Motiv36; meist sind die Figuren mit dem Ellenbogen oder dem Unterarm auf der Pfeileroberseite aufgestützt. Seltener ist dagegen die an der äginetischen Terrakotta zu beobachtende Kombination des überkreuzten, angelehnten Standmotivs mit der markanten Haltung des Oberkörpers und seiner Extremitäten, die mehrere unterschiedliche Motive in sich vereinigt. Der eng am Oberkörper anliegende, nach rechts übergreifende Arm ist bei gänzlich verhüllten Mantelfiguren bekannt37, und auch das Motiv des auf den Oberarmansatz verrutschten Chitonsaumes bei Freigabe der rechten Schulter zählt zu beliebten ›aphrodisisch-erotischen‹ Anspielungen in der weiblichen Figuralplastik38. Das enge seitliche Übergreifen des rechten Armes sowie der angewinkelte linke Arm lassen sich möglicherweise auch mit der Armhaltung der Aphrodite von Capua in Zusammenhang bringen39, auch wenn hinsichtlich der übrigen Darstellungsdetails – dem nackten Oberkörper wie auch dem aufgesetzten linken Bein – motivische Differenzen bestehen. Das Haltungsmotiv der äginetischen Terrakotta könnte eine
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Burn – Higgins (Anm. 32) Taf. 3 Nr. 2416 (Priene). Erhöhtes Trägerband auch bei einer Terrakotta aus Priene; F. Rumscheid, Die figürlichen Terrakotten von Priene. Fundkontexte, Ikonographie und Funktion in Wohnhäusern und Heiligtümern im Licht antiker Parallelfunde (Wiesbaden 2006) Taf. 47, 3. D. Graepler, Tonfiguren im Grab. Fundkontexte hellenistischer Terrakotten aus der Nekropole von Tarent (München 1997) 110. 117 mit Anm. 256 Abb. 60 »angelehnte Aphrodite (?)«; S. Besques, Catalogue raisonné des figurines et relief en terre-cuite grecs, étrusques et romains II (Paris 1963) Taf. 25. 30. 140; Rumscheid (Anm. 35) Taf. 47, 3; 48. M. Bieber, The sculpture of the Hellenistic Age (New York 1961) Abb. 602; Besques (Anm. 33) Taf. 30, D 138; Burn – Higgins (Anm. 32) 75 f. Taf. 29 Nr. 2158. Besques (Anm. 36) Taf. 25, a-LY 1606. c-Bo 147. e-MYR 629; 131, b-MYR 226, im Bewegungsmotiv; P. G. Leyenaar-Plaisier, Les terres cuites Grecques et Romains. Catalogue de la collection du Musée national des Antiquités à Leiden III (Leiden 1979) Taf. 97 Nr. 683. Sogar im Kampfgetümmel der Gigantomachie ist Aphrodite mit diesem Detail ausgezeichnet; vgl. W. D. Heilmeyer, Der Pergamonaltar (Tübingen 1997) 88 f. T. Hölscher, Die Victoria von Brescia, AntPl 10 (Berlin 1970) 67 – 79; H. Knell, Die Aphrodite von Capua und ihre Repliken, AntPl 22 (München 1993) 117 – 139.
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Variante des bekannten ›Pudicitia-Typus‹ wiedergeben40, wobei die Hand des angewinkelten linken Armes einen Fächer oder einen Handspiegel gehalten haben mag. Hierfür spricht auch der stark nach rechts gewendete Halsansatz41. Für die partiell vergoldete Terrakotta scheint eine zeitliche Stellung kurz nach der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. wahrscheinlich, das zweite Exemplar dürfte aufgrund der feinteiligeren, filigran geformten Gewandfaltung etwas früher anzusetzen sein; es gehört mög19 Nordbau. Raum II. Hellenistische Keramik (1) und älteres Fundmaterial (2) aus Fußboden +9.94 m. Auswahl licherweise noch dem früheren 2. Jahr42 hundert v. Chr. an . Die zeitliche Stellung des Bodens, auf dem die Terrakotten lagen, wird durch die in ihm und in seiner Unterfüllung befindliche Keramik, darunter qualitätsvolle Reliefbecher und applikenverzierte WestabhangWare, bestimmt (Abb. 19, 1). Zu älteren Funden dieses Stratums zählen archaische schwarzfigurige Keramik, klassische Stempelware und der Kopf einer weiblichen Terrakotta (Abb. 19, 2). Die Füllung des oberen Bodens verläuft über einer tieferen Lauffläche (+9.75 m), greift dabei aber auch durch zahlreiche Gruben in sie ein. Eine weitere größere Störung sowie Reste der früheren Bebauung ließen sich dabei im Bereich des östlichen Endes und in der Nordostecke von Raum II bereits in höheren Lagen feststellen. Hier kam im Zuge der Arbeiten der 4 m lange Rest der massiven Orthostatenmauer zutage, welche den nördlichen, leicht spitzwinkelig abführenden, weiteren Verlauf des großen Orthostaten- und Quaderverbandes am Nordende des Kernbaus bildet (Abb. 16). Der Mauerrest in Raum II verläuft Nord-Süd und fluchtet mit der an der Südostecke befindlichen Orthostatenwange, an die sich westseitig ein zweifach gestufter Treppenblock anschließt (Abb. 1). Dieser Zugang führt auf das östlich des Kernbaus verlegte Hofpflaster klassischer Zeitstellung (+9.08 m). Eine an der Innenseite der Orthostatenwange angebrachte, vertikale Einfalzung belegt aber, dass der große Orthostatenverband an dieser Stelle ursprünglich geschlossen gewesen war und die Anlage der Zugangstreppe wohl im Zusammenhang mit der Pflasterung des Hofes zu sehen ist. Mit dieser sekundären Veränderung ist wohl auch ein 1.40 m langer, grobsteiniger Mauerzug zu verbinden, der zu einem am Südende, durch die Zisterne zerstörten, kleinen Eingangsbau gehört haben könnte 43. Während die südliche Hälfte des Orthostatenverbandes in Raum II vom hellenistischen Fußboden (+9.94 m) überzogen wird, muss der nördliche Teil aufgrund seines Oberkantenniveaus (+10.15) sichtbar gewesen sein. Der Orthostat ist oberseitig stark abgewittert sowie durch zwei Bothroi an West- und Ostseite, welche auch durch die tiefere Lauffläche (+9.75 m) stoßen, trichterförmig abgeschlagen. Im Bereich der Nordostecke sitzt die Ostwand von Raum II direkt auf dem Orthostaten auf. Unter dieser Lauffläche, die aufgrund der Keramik in das 5. Jahrhundert v. Chr. zu datieren ist, verläuft ein tieferer Fußboden (+9.57 m), der an den Orthostatenverband heranführt. Die speziell in der südlichen Hälfte in ihm befindliche Schicht aus
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Zum ›Pudicitia-Typus‹ vgl. G. Kleiner, Tanagrafiguren. Untersuchungen zur hellenistischen Kunst und Geschichte (Berlin 1942) 160 – 165; L. Alscher, Griechische Plastik IV (Berlin 1957) 115 – 118; A. Linfert, Kunstzentren hellenistischer Zeit. Studien an weiblichen Gewandfiguren (Wiesbaden 1976) 147 – 156. Eine andere mögliche Ergänzung, dass nämlich die Terrakotta wie die Aphrodite von Capua einen Schild gehalten hat, scheint durch die Ansätze der Armhaltung schwierig, auch wenn dieser möglicherweise dekorativ verkleinert dargestellt war; vgl. L. Balensiefen, Die Bedeutung des Spiegelbildes als ikonographisches Motiv in der antiken Kunst (Tübingen 1990) Taf. 19. 46; zum Vorbild und dem Aufstellungsort des großplastischen Urbildes der Aphrodite von Capua: Knell (Anm. 39) 129 – 133. Rumscheid (Anm. 35) 443 f. Nr. 115 Taf. 47, 3; Nr. 117 Taf. 48, 1 – 3; für das ältere Exemplar Rumscheid (Anm. 35) 441 Nr. 107 Taf. 43, 1 – 2; Burn – Higgins (Anm. 32) 75 – 76 Nr. 2158 Taf. 29. Solche doppelten Zungenmauern an kleinen Torbauten in Delos, F. Robert, Trois sanctuaires sur le rivage occidental. Dioscurion, Asclépiéion, sanctuaire anonyme (Leucothion?), Délos 20 (Paris 1952) 8 Abb. 4, oder in Attika, O. Dally, Kulte und Kultbilder der Aphrodite in Attika im späteren 5. Jahrhundert vor Christus. Zu einem Fragment im Athener Akropolismuseum, JdI 112, 1997, 6 Abb. 2.
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Nordbau. Raum II. Keramik aus archaischem Fußboden +9.57 m. Auswahl
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Nordbau. Raum II. Keramik aus früheisenzeitlichem Nutzungshorizont +9.15 m. Auswahl
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Nordbau. Raum II. Fundmaterial aus tiefstem Stratum. Auswahl
kleinformatigem Porossplitt belegt, dass dieser Boden mit der Errichtung der Orthostaten zu verbinden ist. Das keramische Fundmaterial enthielt neben vereinzelten protogeometrischen und geometrischen Scherben attische, korinthische und ostionische Keramik des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr., deren späteste Vertreter die Datierung der Orthostatenanlage in spätarchaische Zeit bestätigen (Abb. 20). Unter der archaischen Auffüllung ließ sich auf tieferem Niveau ein Nutzungshorizont identifizieren (+9.15 m), der neben wenigem mykenischen Material ausschließlich protogeometrische und geometrische Keramik enthielt (Abb. 21), und mit dem sich möglicherweise auch bauliche Strukturen verbinden lassen. Dabei handelt es sich um einen 1.50 m langen Mauerzug (+9.30 m), der unter der Westwand von Raum II hervortritt und nach Osten verläuft (Abb. 16), sowie um eine südlich davon befindliche, gebogene Steinsetzung (+9.19 m). Abgeschlossen wird die stratigraphische Abfolge unter Raum II von einem direkt auf dem Fels verlaufenden Stratum (+8.73 m), das insbesondere in der südlichen Raumhälfte starke Brandeinwirkung aufwies und neben wenigem protogeometrischen Material mykenisches Fundgut, darunter ein Psi-Idol, Spinnwirtel sowie einen Schleifstein aus Schiefer, enthielt (Abb. 22). Ebenfalls auf dem Fels aufsitzend fand sich eine starke, Nord-Süd verlaufende Mauer (OK +9.08 m). Ihre Ausrichtung entspricht exakt der des unmittelbar östlich von ihr befindlichen, auf höherem Niveau errichteten Orthostatenverbandes (Abb. 16). Abschließend wurde in einer kleinen Felseinsenkung älteres Material, darunter FH II-zeitliche Keramik und möglicherweise auch neolithische Ware, freigelegt.
Nordbau, Raum III Östlich von Raum II konnte der anschließende Raum III in der Kampagne 2007 nur etwa zur Hälfte in seinen oberen Straten untersucht werden (Abb. 10). Das Fundament seiner nördlichen Rückwand ließ sich zunächst bis zu einer Länge von 2.30 m feststellen. Im Gegensatz zur einfachen Rollsteinlage von Raum II besteht hier die Rückwand aus dicht gelegten Bruchsteinen und Spolienfragmenten und entspricht in der
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Bautechnik damit der Rückwand von Raum I. Möglicherweise weist dieser markante Unterschied in Werkmaterial und Verlegetechnik auf eine ursprünglich offene Hofgestaltung von Raum II hin, der in einer früheren Phase von den Räumen I und III eingeschlossen war. Zu einer späteren Gestaltung von Raum III gehört eine nach Osten verlaufende, zweischalige Mauer, die in Technik und Material dem Annex südlich des Nordbaus ähnelt. Die Südwand von Raum III ist aus Spolien errichtet und besitzt eine mittig verlegte, 90 cm lange Schwellplatte (+10.69 m), während im östlichen Anschluss daran der Verlauf durch die byzantinische Verbauung wiederum verunklärt ist (Abb. 15). Aufgrund der Schwellplatte ist für das Laufniveau in Raum III gegenüber Raum I (+9.40 m) und II (+9.94 m) eine nochmalige Erhöhung des Fußbodens anzunehmen (ca. +10.60 m). Bezüglich der Ostwand von Raum III können noch keine abschließenden Aussagen getroffen werden. Hier liegen die Reste der byzantinischen Bebauung teilweise unmittelbar auf der antiken Baumasse44, teilweise greifen sie tief ein und haben die hellenistischen Mauerzüge sogar ersetzt. Es ist damit zu rechnen, dass bei Anlage der nachantiken Gebäude ältere Bausubstanz in ihren Ausrichtungen mitbenutzt worden ist. Nördlich der Rückmauer von Raum III ließ sich die Fortsetzung der massiven Orthostatenstruktur unter Raum II feststellen. Sie besteht aus einem bis zur Grabungsgrenze verlaufenden, rückseitig bruchrau belassenen Porosblock (OK +10.04 m), der vermutlich die Unterlage für den in diesem Bereich ansteigenden Orthostatenverband gebildet hat.
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Nordbau. Annex. Keramik und Kleinfunde aus hellenistischer Schuttschicht. Auswahl
Annex Nordbau Im südseitig an den Nordbau anschließenden trapezförmigen Annex wurde 24 Nordbau. Annex. Hellenistische Keramik aus Bothros und Störung. eine Sondage angelegt. Die untersuchte Auswahl Teilfläche bestand im obersten Stratum aus einer 50 cm starken, dicht mit Keramik und Ziegelschutt durchsetzten Auffüllungsschicht (+10.68 m), die der Pflasterung des Vorplatzes, auf welcher der Annex errichtet wurde, vorausgegangen war. Die Füll44
So befindet sich in der Ostwand eine 1.10 m lange Schwellplatte auf einem Niveau von +11.37 m verbaut.
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schicht enthielt Fragmente rotfiguriger Gefäße, klassische bis hellenistische, z. T. stempelverzierte Schwarzfirnissware, Schwarzfirnisslampen, Bruchstücke von Terrakotten, Fragmente von Westabhang-Ware und Reliefbechern sowie unverzierte Schüsseln, Unguentarien, Lopaden und ein gestempeltes Webgewicht (Abb. 23); das Material ist hier bereits in stark zerscherbtem Zustand eingebracht worden. Die Auffüllung verläuft über einem festgetretenen, braunen Laufhorizont (+10.13 m), in dessen Südostecke sich ein eingetiefter Bothros befand, der bis zu seiner Sohle ebenfalls hellenistische Reliefkeramik und Westabhang-Ware enthielt (Abb. 24, 1). Ein entsprechendes keramisches Spektrum ließ sich auch in einer sekundären Störung im Südwesten der Grabungsfläche feststellen (Abb. 24, 2). Im Folgenden wurde die Grabungsfläche in vier Abhüben um eine Tiefe von ca. 90 cm abgesenkt, wobei sich hier weder bauliche Strukturen noch klare Bodenhorizonte abzeichneten. Erst auf einem tieferen Stratum (+9.26 – 9.23 m) zeigte sich eine etwas festere, braungraue Oberfläche, die von Norden nach Süden leicht abfällt und möglicherweise eine hypäthrale Lauffläche darstellt. Während das keramische Material der oberen beiden Abhübe von der klassischen Zeit bis in den Hellenismus reicht, darunter attisch rotfigurige Fragmente, Schwarzfirnissware (Riefelkännchen), Westabhang-Ware und Reliefbecher, war in den tieferen Straten der untersuchten Fläche keine hellenistische Ware mehr anzutreffen. Unter der erwähnten Lauffläche erschien in der südlichen Hälfte der Grabungsfläche ein Nutzungshorizont mit Steinverfüllung sowie Brand- und Aschenspuren (+9.16 m), zu dem möglicherweise eine in der Nordostecke freigelegte, runde Steinsetzung (OK +9.22 m) gehört. Diese Verfüllung setzte sich bis zum Ende der Grabungsarbeiten fort (Abschluss bei +9.00 m). Die vollständige Erfassung des Areals ›Nordbau‹, seines südlichen Annexes und der darunter befindlichen Nutzungshorizonte sowie der massiven Terrassenmauer unter dem Nordostbau wird zu den vordringlichen Zielen der Kampagne des Folgejahres 2008 gehören.
2. Areal ›Südhügel‹ Die Arbeiten am sog. Südhügel von Ägina-Kolonna konzentrierten sich 2007 auf die Grabungsflächen in den Quadranten Q2, Q5, Q6 und Q7 (Abb. 25)45. Ziel der Grabungen war es, den Grundriss des sog. Großsteinbaus (im Folgenden: GSB), dem wichtigsten Gebäude der Mittleren Bronzezeit, weiter freizulegen und seine Ausdehnung und die Abfolge seiner Bauphasen zu klären46. Dabei konnten zahlreiche stratigraphische Beobachtungen, vor allem zur mittelbronzezeitlichen Bauabfolge, gemacht werden. Größere Teile des GSB sowie der Schichtenabfolge sind allerdings durch die klassische bis spätrömische bzw. die byzantinische Bebauung zerstört worden. Bereits im Frühjahr 2007 wurden mit Unterstützung von INSTAP die archäozoologischen und archäobotanischen Untersuchungen (Projekt ›Aegina Kolonna. Subsistence and More‹) fortgesetzt47.
Quadrant Q2 (Abb. 25, Bereich D, E) Im Grabungsbereich D wurde vom GSB vor allem der östliche Teil des Hauptraumes mit der Nord-Süd orientierten Begrenzungsmauer ergraben. Die obersten Schichten waren durch die spätrömisch-byzantinische 45 46
47
Zur Methode s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 56. Zum GSB s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 60 – 61; Felten u. a. (Anm. 1:2004) 124 – 126; Felten u. a. (Anm. 1:2005) 30 – 35; Felten u. a. (Anm. 1:2006) 30 – 36; Felten u. a. (Anm. 1:2007) 110 – 119; W. Gauß, Minos auf Ägina – Beobachtungen zu den Beziehungen Äginas zu Kreta, in: E. Czerny u. a. (Hrsg.), Timelines. Festschrift Manfred Bietak II (Wien 2006) 435 – 446; W. Gauß – R. Smetana, Aegina Kolonna, the Ceramic Sequence of the SCIEM 2000 Poject, in: F. Felten – W. Gauß – R. Smetana (Hrsg.), Ägina-Kolonna. Forschungen und Ergebnisse I: Middle Helladic Pottery and Synchronisms (Wien 2007) 63 – 65. 76 – 77; W. Gauß – R. Smetana, Aegina and the Cyclades, in: N. Brodie u. a. (Hrsg.), Horizon. A Colloquium on the Prehistory of the Cyclades, 25 – 28 March 2004, McDonald Institute of Archaeological Research (Cambridge 2008) 377 f.; W. Gauß – R. Smetana, Aegina Kolonna in the Middle Bronze Age, in: G. Touchais u. a. (Hrsg.), MESOHELLADIKA. The Greek Mainland in the Middle Bronze Age. Proceedings of the International conference, Athens, 8 – 12 March 2006, BCH Suppl. (in Druck). Das Projekt wird von G. Forstenpointner, A. Galik und G. Weißengruber (archäozoologische Analysen), U. Thanheiser (archäobotanische Analysen), K. Grossschmidt und F. Kanz (anthropologische Untersuchungen) gemeinsam mit W. Gauß und R. Smetana durchgeführt; s. dazu auch die in Druck befindlichen Vorberichte in: Touchais (Anm. 46).
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Phasenplan Areal Südhügel
Siedlung gestört, zudem reichte ein hellenistischer Bothros bis tief in die prähistorischen Schichten. Der Bothros, der bereits bei den Grabungen von 2002 teilweise ausgehoben worden war, wurde 2007 komplett geleert. Unter den Funden ist eine größere Zahl Fragmente hellenistischer Reliefbecher und Glanztonware mit Schlickerdekor hervorzuheben, ebenso wie gestempelte Amphorenhenkel (Abb. 26, 1 – 5)48. Einzelne qualitätsvolle früheisenzeitliche Gefäßreste (Abb. 26, 6)49 stehen vermutlich in Verbindung mit dem in unmittelbarer Nähe entdeckten protogeometrischen Kistengrab50. Unter den obersten, teilweise gestörten Bereichen beginnt eine stratigraphische Abfolge, die von Späthelladisch I bis Mittelhelladisch III reicht. Zwei aufeinander folgende Fußbodenhorizonte wurden dabei freigelegt – eine stratigraphische Sequenz, die sich bereits bei den früheren Grabungen in Q6 und Q3 gezeigt hatte51. Der höhere Boden, der in SH I datiert wird, gehört zur dritten Bauphase des GSB. Auf ihm
48
49 50
51
Abb. 26, 1 – 5: Q2/025-037; Q2/025-050; Q2/025-053; Q2/025-012; Q2/025-011; zu den Grabungen 2002 s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 58 – 59 Abb. 21. Abb. 26, 6: Q2/027-012. s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 118-121 Abb. 25. 26; F. Felten, Aegina-Kolonna: The History of a Greek Acropolis, in: Felten – Gauß – Smetana (Anm. 46) 23. s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 120 – 121; Felten u. a. (Anm. 1:2007) 114 – 115; W. Gauß – R. Smetana, Aegina Kolonna, the Ceramic Sequence of the SCIEM 2000 Project, in: Felten – Gauß – Smetana (Anm. 46) 65 f.
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stand der Unterteil eines äginetischen Kochtopfes, in dem Teile einer vollkommen bemalten äginetischen Goblet in situ lagen (Abb. 26, 11. 12)52. In der Auffüllung über dem Boden fanden sich u. a. größere Teile einer vollkommen bemalten äginetischen Goblet, äginetische unbemalte Keramik mit Töpferzeichen, ein lokal gefertigtes Webgewicht vom sog. minoischen Typ sowie die zerscherbten Fragmente eines bichrom (rot und weiß) bemalten, importierten Gefäßes (Abb. 26, 7 – 10)53. Wie bereits in den vergangenen Jahren beobachtet, folgte unter der Fußbodenschicht eine starke Füllschicht aus zerschlagenen Lehmziegeln und Steinen54. Im Gegensatz zu den bisherigen Beobachtungen enthielt die Füllschicht 2007 auch zahlreiche Funde, u. a. Scherben, aber auch eine Anzahl gut erhaltener Gefäße, von denen besonders eine äginetisch mattbemalte ›panelled cup‹ hervorzuheben ist (Abb. 27, 1 – 9)55. Die Füllschicht lag direkt auf einem weiteren, stellenweise stark verbrannten Fußboden auf, der zur zweiten Bauphase des GSB gehört56. Zwei Gefäße und eine vollständig erhaltene Lanzenspitze aus Bronze lagen auf dem Fußboden (Abb. 28, 1 – 3)57. Die 26 Q2. Hellenistische Gefäßfragmente aus dem Bothros (1 – 5), früheisenLanzenspitze vom Typ Sesklo hat vier zeitliches Randfragment (6) sowie SH I-Funde (7 – 12) Nietlöcher und ein dreieckiges Fenster am Ende des Schaftschuhs, in dem noch die Reste des Schäftungsholzes steckten58; die besten Vergleichsstücke kommen aus Kouphovouno (Lakonien), Sesklo (Thessalien), Nidri (Lefkas) und Vajzë (Albanien)59. Mit dem Erreichen des Fußbodenniveaus wurden die Grabungen in diesem Bereich von Q2 vorläufig eingestellt. 52 53 54 55
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Abb. 26, 11. 12: Q2/029-001; Q2/029-002. Abb. 26, 7 – 10: Q2/028-019; Q2/028-001; Q2/028-004; Q2/028-015. Zu dieser Schicht auch Felten u. a. (Anm. 1:2003) 61; Felten u. a. (Anm. 1:2005) 32; Felten u. a. (Anm. 1:2007) 114. Abb. 27, 1 – 9: Q2/034-004; Q2/034-020; Q2/033-020; Q2/039-002; Q2/038-004; Q2/033-030; Q2/033-001; Q2/034-029; Q2/033-029. Die Westmauer der dritten Bauphase des GSB sitzt teilweise direkt auf dem Fußboden auf. Abb. 28, 1 – 3: Q2/034; Q2/036-001; Q2/036-002. Aus dem Schachtgrab von Ägina stammt eine etwas ältere Lanzenspitze mit Schaftschuh. I. Kilian-Dirlmeier, Das mittelbronzezeitliche Schachtgrab von Ägina, Alt-Ägina 4, 3 (Mainz 1997) 23 – 27; C. Reinholdt, Entwicklung und Typologie mittelbronzezeitlicher Lanzenspitzen mit Schäftungsschuh in Griechenland, in: Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 14, 1993, 43 – 52; O. Höckmann, Lanze und Speer im spätminoischen und mykenischen Griechenland, JbRGZM 27, 1980, 17 – 18. 131 Abb. 1, B4. B6 Kouphovouno (Lakonien), MH-Grab: D. Blackman, Archaeological Reports for 2001–2002 (London 2002) 32 Abb. 59. I. KilianDirlmeier, Die bronzezeitlichen Gräber bei Nidri auf Leukas, Römisch Germanisches Zentralmuseum, Monographien 62 (Mainz 2005) 133 Anm. 506; Sesklo (Tessalien), Grab 56: Höckmann (Anm. 58) 15 Abb. 1, B4; 131, B4. Reinholdt (Anm. 58) 46 Kat. 10 Abb. 4 d. Kilian-Dirlmeier (Anm. 58) 24 Kat. 4; Nidri (Lefkas), Grab F7: Kilian-Dirlmeier a. O. Grab F7, Taf. 56, 2; 78. Reinholdt (Anm. 58) 45 Kat. 6 Abb. 3 e. Höckmann (Anm. 58) 15 Abb. 1, B6; 131, B6. Nach Kilian-Dirlmeier a. O. 133 ist die Lanzenspitze aus Nidri aus Kupfer und nicht aus Bronze; Vajzë (Albanien), Tumulus I, Grab 12: Reinholdt (Anm. 58) 45 Kat. 5 Abb. 3 d.
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Q2. Bronzene Lanzenspitze und MH III-Gefäße vom Fußboden GSB, Phase 2
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Q5. Äginetisch mattbemalte Keramik (1 – 3), ›minoisierende‹ bichrome Fragmente (4 – 6) und minoisches Knickwandgefäß (7)
Q2. MH III-Keramik aus einer Füllschicht zwischen zwei Fußböden des GSB
Unmittelbar östlich des Hauptraumes des GSB wurde auf hohem Niveau ein schmaler Nord-Süd verlaufender Verbindungsweg gefunden. Noch ist unklar, ob es sich um einen Verbindungsweg innerhalb des GSB oder um die eigentliche Gebäudegrenze handelt. In der nach Osten angrenzenden Raumeinheit war bereits in den vergangenen Jahren gegraben worden (Abb. 25, Bereich E)60. Die obersten Schichten sind auch hier durch die spätrömisch-byzantinische Nutzung gestört. Unmittelbar darunter wurden die Reste eines Fußbodenhorizonts freigelegt, über dem die Teile weitgehend erhaltener Gefäße lagen (Abb. 28, 4)61.
Quadrant Q5 – Nord-Süd verlaufender Weg (Abb. 25, Bereich C, nördlicher Teil) Die vorangegangenen Ausgrabungen und Untersuchungen in Q5 ergaben, dass der Hauptraum des GSB (Bauphase 3) im Osten durch die Nord-Süd orientierte Mauer 2002/62 begrenzt wird. Im Jahr 2006 wurde außerdem die südöstliche Mauerecke des GSB gefunden62. Die bisher vor allem an der Westseite des GSB erfolgten Beobachtungen ließen vermuten, dass die älteren Mauern des Hauptraumes um ungefähr eine Mauerbreite nach außen versetzt liegen, das ältere Gebäude bzw. der Hauptraum also etwas größer gewesen war. An der südlichen Schmalseite wird der GSB von einem Ost-West orientierten Weg begrenzt. Die Arbeiten 2007 sollten den Mauerverlauf und die südöstliche Ecke der älteren Bauphasen aufdecken, die unmittelbar östlich von Mauer 2002/62 unter dem Nord-Süd verlaufenden Verbindungsweg (Abb. 30, 1: 2002/81) vermutet wurden (Abb. 25, Bereich C, nördlicher Teil). Die Grabungen im Bereich des Weges erbrachten ein hohes Fundaufkommen, vor allem Keramik und teilweise große Knochenteile, die Mauer 60 61 62
s. Felten u. a. (Anm. 1: 2006) 29 – 30 Abb. 27 – 28. Abb. 28, 4: Q2/040-001. s. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 112.
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des Vorgängerbaus wurde jedoch nicht freigelegt 63. Bei der Ausdehnung der Grabung nach Osten kamen die Reste weiterer mittelbronzezeitlicher Raumeinheiten zutage, allerdings ist gegenwärtig unklar, ob sie zum GSB gehören oder zu einem neuen Hauskomplex. Die Beurteilung des Grabungsbefundes wird durch die zahlreichen spätrömischen und byzantinischen Störungen und Mauerausrisse zusätzlich erschwert. Unabhängig von der Frage, ob die neu gefundenen Raumeinheiten zum GSB gehören oder nicht, konnte die Beobachtung gemacht werden, dass der Nord-Süd verlaufende Verbindungsweg ursprünglich breiter war und später teilweise aufgegeben und überbaut worden ist (Abb. 30, 1). Die aus diesem Bereich stammende, qualitätsvolle Keramik (Abb. 29)64 ist insofern von Bedeutung, als bislang noch nicht bekannte Musterkombinationen der äginetischen Mattmalerei hier erstmals festgestellt wurden. Zu den besonders hervorzuhebenden Importen gehören das vollständige Profil eines minoischen Knickwandgefäßes (Abb. 29, 7) sowie das vollständige Profil eines offenen Gefäßes der sog. minoisierenden Keramik mit bichromer Hell-auf-Dunkel-Bema30 Q5 und Q6. Südostecke des GSB (1), Südbegrenzung (2) und Pithoslung (Abb. 29, 6), außerdem Fragmente scherbe mit figürlicher Darstellung (3) weiterer ›minoisierender‹ geschlossener Gefäße (Abb. 29, 5). Der Nachweis eines offenen Gefäßes der sog. minoisierenden Keramik verdient besondere Beachtung, da bei den bisherigen Grabungen ausschließlich geschlossene Gefäßformen gefunden wurden65.
Quadrant Q5, Q6 – Ost-West verlaufende Straße (Abb. 25, Bereich C, südlicher Teil) Während der letzten Jahre wurden im südlichsten Teil von Q5 und Q6 Teile einer West-Ost orientierten Straße (Abb. 30, 2: 2006/70) freigelegt, in die der oben erwähnte Nord-Süd orientierte Verbindungsweg einmündet (s. Bereich D). 2007 wurden die Grabungen im Ost-West verlaufenden Weg fortgesetzt, mit dem Ziel, die südliche Begrenzung des GSB zu lokalisieren, vor allem die frühen Bauphasen (Abb. 30, 2). Der Weg besteht aus zahlreichen lockeren Kiesellagen, vermischt mit großen Mengen an Keramik und Tierkno-
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Auch im Jahr 2006 wurden Mengen an Keramik und Knochen im Bereich der Wege gefunden; s. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 113. Abb. 29, 1 – 7: Q5/099-003; Q5/067-009; Q5/101-008; Q5/099-001; Q5/064-001; Q5/099-002; Q5/107-001. Zusammenfassend zur sog. minoisierenden Keramik und dem Versuch, die geographische Herkunft besser zu bestimmen s. E. Kiriatzi, ›Minoanising‹ pottery traditions in southwest Aegean during the Middle Bronze Age: Understanding the social context of technological and consumption practice, in: Touchais (Anm. 46).
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chen66. Die Keramik ist stark zerscherbt, bislang wurden nur wenige anpassende Teile gefunden. Besonders hervorzuheben ist das Wandfragment eines geschlossenen, äginetisch mattbemalten Gefäßes mit den Resten einer figürlichen Darstellung: Die mindestens fünf aufgerichteten Speere weisen auf Bewaffnete hin (Abb. 30, 3)67. Bedauerlicherweise ist der Erhaltungszustand nicht ausreichend, um die Szene zweifelsfrei zu erklären. Figürliche Darstellungen sind im Allgemeinen in der Mittleren Bronzezeit sehr selten, aus Ägina sind u. a. der sog. Schiffspithos, der sog. Schiffsreiter und Bewaffnete auf einem Schiff bekannt68. Die geneigten und offensichtlich nicht regelmäßig angeordneten Speere der neu gefundenen Darstellung könnten auf eine bewegte (Kampf?)Szene deuten. Die kontinuierliche Nutzung und Aufhöhung des Ost-West verlaufenden Weges überdeckt dabei die Reste einer langen Ost-West verlaufenden Mauer (Abb. 30, 1. 2: 2007/7, 2007/16, 2006/64). Die Mauer liegt eine Mauerbreite vor der Südostecke des GSB (Phase 3) und erstreckt sich über die gesamte Breite des GSB-Hauptraumes und zumindest im Osten noch darüber hinaus. Das berechtigt zu der Vermutung, dass es sich hierbei um die südliche Begrenzungsmauer einer älteren Bauphase des 31 Q6. Südwestecke des GSB und FH III/MH-Mauern GSB handelt. Ist dies zutreffend, dann gehören die in Q5 neu gefundenen Raumeinheiten, die ebenfalls im Süden von dieser Mauer begrenzt werden, mit großer Wahrscheinlichkeit zum GSB. Problematisch ist, dass der Mauerverlauf im Bereich der Südwestecke des GSB stark gestört und die Einbindung der Ost-West-Mauer in die Nord-Süd-Mauer nicht erhalten ist (Abb. 31, 1). Auch der Mauerverlauf des jüngeren GSB (Phase 3) ist im Bereich der Südwestecke stark gestört. Die Nord-Süd verlaufende Mauer (2006/42) ist bereits vor der Südwestecke großflächig ausgerissen, und von der Ost-West verlaufenden Quermauer sind bislang nur sehr geringe Reste freigelegt worden 69.
Quadrant Q6 – Südwestecke des GSB (Abb. 25, Bereich B) Die Grabungen aus dem Jahr 2006 im Bereich der Südwestecke des GSB wurden fortgesetzt70. Wie erwähnt (s. o. Bereich C, südlicher Teil), ist der Bereich der Südwestecke durch die spätrömische und byzantinische
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Vgl. o. Anm. 63. Abb. 30, 3: Q6/166-003. St. Hiller, Fisch oder Schiff, Pantheon 30, 1972, 439 – 446; H. B. Siedentopf, Mattbemalte Keramik der Mittleren Bronzezeit, Alt-Ägina 4, 2 (Mainz 1991) Taf. 14. 35 – 38. s. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 115. s. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 115.
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Q6. Keramik der Phase H (Siedlungsphase Kolonna VII/ VIII)
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Q7. SH-Keramik aus dem Zugangsbereich des Töpferofens
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Q7. SH-Keramik aus dem Zugangsbereich des Töpferofens
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Q7. Aschenschichten mit Scherbe im ›Pictorial Style‹
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Siedlung tief gestört, wodurch sämtliche prähistorischen Mauern teilweise ausgerissen sind. Im Jahr 2007 wurde an der Innenseite der GSB-Mauer 2006/56 (Abb. 31) eine ungestörte Abfolge ergraben, die Erkenntnisse zu den Anfängen des GSB erbrachte. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ergebnisse wurde der GSB am Beginn der Mittleren Bronzezeit direkt auf den Häusern der älteren Siedlung errichtet. Zu seiner ältesten Bauphase gehören wahrscheinlich ein Fußbodenhorizont und eine mit Steinen ausgekleidete Grube oder ein Bothros (Abb. 31: 2007/22). Die darin gefundene Keramik – u. a. Fragmente unbemalter Schüsseln mit einziehendem Rand, geradwandige Becher oder Vorratsgefäße – gehört in die keramische Phase H (Siedlungsphase Kolonna-Stadt VII/VIII)71 (Abb. 32)72. Direkt unter der Grube bzw. dem Bothros liegen die Reste einer älteren Mauerecke. Die beiden kurzen Mauerstücke (Abb. 31: 2007/79 und 2007/80) könnten aufgrund ihrer Orientierung zu Mauern gehören, die 2006 im zentralen Bereich von Q6 ergraben wurden73.
Quadrant Q7 (Abb. 25, Bereich A) Im Grabungsabschnitt Q7 sollte die westliche Außenmauer des GSB der jüngeren und der älteren Bauphase sowie der Zugang zum mykenischen Töpferofen weiter freigelegt werden. Im Zuge der Arbeiten konnten stratigraphische Beobachtungen zur prähistorischen 36 Q7. GSB-Mauern und FH III/MH-Mauer Nutzung gemacht werden. Die obersten Schichten waren durch den spätklassischen Altar74 und die spätrömisch-byzantinische Siedlung gestört. Hier wurde vor allem ein dichter Steinversturz festgestellt, vermengt mit mykenischer, aber auch spätrömischer und klassischer Keramik. In der Folge konzentrierte sich die Arbeit zunächst auf den nördlicheren Abschnitt, den Zugangsbereich um den Töpferofen.
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W. Gauß – R. Smetana, Aegina Kolonna, The Ceramic Sequence of the SCIEM 2000 Project, in: Felten – Gauß – Smetana (Anm. 46) 61 – 63. Abb. 32, 1 – 8: Q6/164-005; Q6/164-001; Q6/164-004; Q6/164-006; Q6/177-003; Q6/177-005; Q6/177-006; Q6/178-001. s. Felten u. a. (Anm. 1:2007) 116. s. Felten u. a. (Anm. 1:2003) 57 – 58; Felten u. a. (Anm. 1:2004) 116 mit Anm. 36; Felten u. a. (Anm. 1:2005) 26.
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Zugangsbereich um den Töpferofen Im ungestörten Bereich wurden in der Folge von Norden nach Süden leicht abfallende Laufhorizonte freigelegt, die zum Töpferofen führen. Sie bestehen aus kieseliger und aschiger Erde, gefüllt mit Mengen an mykenischer Keramik und Tierknochen. Der größte Teil der Funde ist mykenische Keramik der Phase SH IIIA. Aber auch qualitätsvolle SH IIIB1-zeitliche Keramik fand sich, wie beispielsweise das Fragment einer Kylix (Abb. 33, 1)75. Einige der besten Stücke sind allerdings auch älter, teilweise sind sie mittelbronzezeitlich. Unter den Funden sind besonders die zahlreichen vollkommen bemalten, offenen 37 Q7. Schacht mit Gefäßansammlung Gefäße wie Kylikes und Goblets oder die äginetischen Kochtöpfe hervorzuheben (Abb. 33. 34)76. Lokal äginetisch mattbemalte Keramik wurde offensichtlich bis in SH IIIA erzeugt, allerdings beschränkt sich das Formenrepertoire bislang auf mittelgroße, geschlossene Gefäße77. Das Musterrepertoire ist gering, es drückt sich hauptsächlich in vertikalen Wellenbändern und mehrfachen Kreisen auf den Schulterzonen aus (Abb. 34, 9 – 11). Die Henkel werden von liegenden Achterschlingen umschlossen (Abb. 34, 14). Neben qualitätsvoller, musterbemalter mykenischer Keramik wurden die Fragmente einer zyprischen ›milk bowl‹ und eines südostägäischen Gefäßes in der charakteristischen Hell-aufDunkel-Bemalung gefunden, beides auf Kolonna bisher seltene Importe (Abb. 33, 13. 14) 78. Ein besonderer Einzelfund aus der Frühbronzezeit II wurde ebenfalls in den mykenischen Schichten gemacht: Es handelt sich um ein walzenförmiges Steingerät (Abb. 33, 15). Die jüngsten Arbeiten von L. Rahmstorf konnten nachweisen, dass es sich bei den walzenförmigen Steingeräten um frühbronzezeitliche Gewichte handelt, die im gesamten Ägäisraum verbreitet waren79. Mehrere dieser Gegenstände wurden in Ägina-Kolonna bereits gefunden, teilweise in FH II-Kontexten, aber auch in jüngeren Mittelbronze- und Spätbronzezeitschichten 80. Das besondere an dem Neufund sind die drei vertikalen Ritzlinien an der Stelle des schmalsten Durchmes75
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Abb. 33, 1: Q7/011-001; vgl. etwa P. A. Mountjoy, Mycenaean Decorated Pottery, SIMA 73 (Göteborg 1986) 114 Abb. 141; 115 (FS 258B). Abb. 33, 1 – 15: Q7/011-001; Q7/011-017; Q7/009-003; Q7/011-002; Q7/01-001; Q7/022-017; Q7/011-003; Q7/04-004; Q7/027014; Q7/016-003; Q7/037-020; Q7/026-014; Q7/015-008; Q7/053-001; Q7/046-018. Abb. 34, 1 – 14: Q7/046-001; Q7/054-035; Q7/033-001; Q7/033-002; Q7/048-006; Q7/054-026; Q7/054-027; Q7/052-005; Q7/033-003; Q7/054-006; Q7/025-002; Q7/054085; Q7/054-093; Q7/054-005. W. Gauß, Ägina Kolonna in frühmykenischer Zeit, in: E. Alram-Stern – G. Nightingale (Hrsg.), Keimelion. Elitenbildung und elitärer Konsum von der mykenischen Palastzeit bis zur homerischen Epoche. Akten des internationalen Kongresses vom 3. bis zum 5. Februar 2005, DenkschrWien 350 (Wien 2007) 163 – 172. Südostägäischer Import: N. Momigliano, Kamares or not Kamares? This Is (Not) the Question. Southeast Aegean Light-on-Dark (LOD) and Dark-on-Light (DOL) Pottery: Synchronisms, Production Centers and Distribution, in: Felten – Gauß – Smetana (Anm. 46) 269. Zyprische Keramik: Felten u. a. (Anm. 1:2003) 64. 65 Abb. 27, 4; F. Felten, Aegina Kolonna: The History of a Greek Acropolis, in: F. Felten – W: Gauß – R. Smetana (Hrsg.), Ägina-Kolonna. Forschungen und Ergebnisse I: Middle Helladic Pottery and Synchronisms (Wien 2007) 20 Abb. 14. L. Rahmstorf, Zur Ausbreitung vorderasiatischer Innovation in die frühbronzezeitliche Ägäis, PZ 81, 2006, 49 – 96 bes. 73 – 79; L. Rahmstorf, In Search of the Earliest Balance Weights, Scales and Weighing Systems from the East Mediterranean, the Near and Middle East in: Weights in Context, in: Proceedings of the International Colloquium Rome 22nd – 24nd November 2004, Istituto Italiano di Numismatica. Studi e Materiali 13 (Roma 2006) 9 – 45; zur Ägäis s. bes. 24 – 28. Die bislang in Ägina-Kolonna gefundenen Steingeräte, einschließlich der bis 2006 am sog. Südhügel gefundenen, wurden von L. Rahmstorf dokumentiert und in den in Anm. 79 genannten Arbeiten berücksichtigt. Zu älteren Veröffentlichungen der Gewichte s. H. Walter – F. Felten, Die vorgeschichtliche Stadt, Alt-Ägina 3, 1 (Mainz 1981) Taf. 127; F. Lang, Artefakte aus Fels-
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sers, nach Rahmstorf Angaben zur Gewichtseinheit81. Der Umstand, dass einige Gewichte in jüngeren Kontexten angetroffen wurden, wirft nach Rahmstorf auch die Frage auf, inwieweit die FH II-zeitlichen Gewichte in späterer Zeit als solche weiter verwendet wurden. Ein Laufhorizont aus der letzten Nutzung des Töpferofens ist mit einer dicken und pulvrigen Aschenschicht bedeckt82. Die Masse der keramischen Funde stammt von äginetischer unbemalter Trink- und Kochtopfware, die teilweise zu vollständigen Profilen zusammengesetzt werden konnte. Besonders hervorzuheben ist das Randfragment eines offenen Gefäßes, das im sog. Pictorial Style mit einem Vogel verziert ist und direkt auf der Aschenschicht auflag (Abb. 35). Die wenigen Fragmente von ›Pictorial style‹-Keramik, die bislang in Kolonna gefunden wurden, hat inzwischen St. Hiller umfassend vorgelegt83; mehrheitlich stammen sie aus den Grabungen G. Welters und sind ohne Angaben zum Fundkontext. Der Großsteinbau Im südlicheren Grabungsbereich sind die Laufhorizonte, die zum Töpferofen führen, durch die spätere Nutzung teilweise gestört. Unter dem dicht gepackten Steinversturz wurde zunächst die Fortsetzung der Nord-Süd verlaufenden Mauer 38 Q7. Mittelbronzezeitliche Gefäße aus (1 – 5) und neben dem Schacht (6 – 7) vom Hauptraum des GSB (Phase 3) festgestellt. Die Mauer der älteren Bauphasen (GSB 1 und 2, Mauer 2007/34) liegt, wie vermutet, um eine Mauerbreite nach außen versetzt auf etwas tieferem Niveau. Im Zuge der Ausgrabungen wurde außerdem klar, dass sich der ältere GSB weiter nach Westen erstreckte. Eine Reihe von Fußböden läuft von Westen her an die Mauer 2007/34 des Hauptraumes, ebenso wie ein kurzes Mauerstück (2007/31: Abb. 36, 2). Zur westlichen Fortsetzung des GSB gehört auch ein ca. 1 m langer und 0,6 m breiter Schacht, der von Mauern aus Lehmziegeln und Bruchsteinen gebildet wird. Der Schacht war mit Keramik der Mittleren Bronzezeit (Abb. 37) gefüllt: Bislang konnten fünf weitgehend vollständige Gefäße überwiegend kykladischer Herkunft zusammengesetzt werden; weitere Gefäße sind lokal äginetisch oder Importe vom griechischen Festland (Abb. 38)84.
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gestein von den neuen Grabungen in Ägina-Kolonna, in: B. Asamer – W. Wohlmayr, Akten des 9. Österreichischen Archäologentages (Wien 2003) 129 – 134 Taf. 42. Zu den bislang sehr seltenen Markierungen s. L. Rahmstorf, In Search of the Earliest Balance Weights, Scales and Weighing Systems from the East Mediterranean, the Near and Middle East in: Weights in Context, in: Proceedings of the International Colloquium Rome 22nd – 24nd November 2004, Istituto Italiano di Numismatica. Studi e Materiali 13 (Roma 2006) 24 f.; L. Rahmstorf, Zur Ausbreitung vorderasiatischer Innovation in die frühbronzezeitliche Ägäis, PZ 81, 2006, 75. Für weitere Informationen zu den Gewichten danke ich L. Rahmstorf. Dieselbe Schicht wurde bei den Grabungen 2004 und 2005 gefunden; s. Felten u. a. (Anm.1:2004) 122; Felten u. a. (Anm. 1:2005) 26 – 28. Abb. 35: Q7/48-38. St. Hiller, Keramik mit Pictorial Style Dekor aus Ägina Kolonna, in: Figurative painting on Mycenaean and Geometric pottery. Pictorial pursuits (Stockholm 2006) 73 – 82. Zu dem ›Pictorial Style‹ im Allgemeinen: E. Vermeule – V. Karageorghis, Mycenaean Pictorial Vase Painting (Cambridge, MA 1982). Ähnliche Vogeldarstellungen dort unter Kapitel VIII. »Middle Pictorial« (82 – 84 Taf. 8, 14. 16). Abb. 38, 1 – 7: Q7/041-001; Q7/041-004; Q7/041-005; Q7/041-006; Q7/041-009; Q7/043-026; Q7/043-027.
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Ähnlich wie in Q6 (Bereich B) wurden auch in diesem Abschnitt aufschlussreiche stratigraphische Beobachtungen zur Errichtung des GSB gemacht. Die Nord-Süd verlaufende Mauer der Phasen GSB 1 und 2 sitzt direkt auf einer älteren Mauer auf (Abb. 36: 2007/34, 2007/62), die mit der Spät-FH III-zeitlichen Siedlung bzw. der Siedlung am Übergang zur Mittelbronzezeit in Verbindung zu bringen ist.
Zusammenfassung Die Ausgrabungen 2007 lieferten weitere Erkenntnisse zur Sonderstellung der Siedlung von Kolonna während der Bronzezeit. Im Zugangsbereich des Töpferofens wurde eine Fülle mykenischer Keramik gefunden. Von besonderer Bedeutung sind die mykenische Scherbe im ›Pictorial Style‹ und die zyprischen sowie südostägäischen Importe. Die lokal erzeugte mattbemalte Keramik lebte in einem eingeschränkten Formen- und Musterrepertoire bis in SH IIIA weiter. Vor allem zur Bauabfolge und Ausdehnung des GSB konnten neue Ergebnisse gewonnen werden. Es ist dies das wichtigste Gebäude der Mittleren und beginnenden Späten Bronzezeit, das während seiner wahrscheinlich annähernd dreihundertjährigen Existenz mehrfach erweitert und umgebaut worden ist. Allerdings hat sich bislang die Hoffnung nicht erfüllt, den Grundriss der verschiedenen Bauphasen des GSB vollständig freizulegen. Die Grabungen von 2007 zeigten, dass der GSB komplexerer Struktur ist, als ursprünglich angenommen, und dass sich das Gebäude weiter nach Westen und Osten fortsetzt. Unter den zahlreichen mittelbronzezeitlichen Einzelfunden sind besonders die komplett erhaltene bronzene Lanzenspitze mit Schäftungsschuh und eine Anzahl vollständiger Gefäße hervorzuheben, die auf einem spätmittelbronzezeitlichen Fußboden des GSB lagen. Zu einer älteren Phase des GSB gehören die im rechteckigen Schacht gefundenen, fast vollständigen Gefäße, die überwiegend kykladischer Herkunft sind. Aus der Ost-West verlaufenden Straße, welche den GSB an der Südseite begrenzt, stammt ein äginetisch mattbemaltes Fragment, das aufgerichtete Speere zeigt. Es dürfte sich um eine Darstellung bewaffneter Männer handeln, eine der seltenen figürlichen Szenen in der mittelbronzezeitlichen äginetischen Vasenmalerei. Mit den Grabungen der kommenden Jahre sollen vor allem die noch offenen Fragen zur Ausdehnung der verschiedenen Bauphasen des GSB geklärt werden.
Prof. Dr. Florens Felten Prof. Dr. Claus Reinholdt Dr. Eduard Pollhammer Dr. Rudolfine Smetana Fachbereich Altertumswissenschaften/Klassische und Frühägäische Archäologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Residenzplatz I/II, A-5020 Salzburg E-Mail: [email protected]
Dr. Walter Gauß Österreichisches Archäologisches Institut, Zweigstelle Athen, Leoforos Alexandras 26, GR-10683 Athen E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1. 9: Plan, Umzeichnung und digitales Layout E. Pollhammer; Abb. 2 – 7. 10 – 24: Photo M. Del-Negro, C. Reinholdt; Abb. 25: W. Gauß, H. Birk; Abb. 26 – 38: R. Smetana, W. Gauß, G. Klebinder-Gauß; digitale Bearbeitung und Layout: R. Smetana. Alle Abbildungen © FB Altertumswissenschaften, Klassische und Frühägäische Archäologie, Paris-Lodron-Universität Salzburg.
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Neue Forschungen in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen in Salzburg Die geophysikalische Prospektion 2007 Die letzten großflächigen Grabungen und systematischen Forschungen fanden in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen1 in den Jahren 1964 – 1970 unter der Leitung von R. Fleischer durch das Österreichische Archäologische Institut statt (Abb. 1). Die Ergebnisse dieser Feldforschungen wurden als Grabungsberichte ausführlich publiziert und 1998 zusammenfassend monographisch mit Fundmaterial vorgelegt 2. Seit diesen Grabungen erfolgten bis in das Jahr 2007 in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen zahlreiche Fundaufsammlungen, die Anlass dazu boten, mit modernen zerstörungsfreien Methoden neue Erkenntnisse über die Ausdehnung und Baustrukturen im Areal der römischen Siedlung zu suchen. Zu diesem Zweck sollten die Siedlungsareale im Nordosten, Norden und Südwesten der Grabungen mit geophysikalischen Messungen eingegrenzt und hinsichtlich ihrer etwaig vorhandenen Baustrukturen untersucht werden. Von besonderem Interesse waren die Untersuchung der Straßentrassen sowie die Verifizierung einer römerzeitlichen Bebauung bzw. von Gräberfeldern in den Randbereichen der Siedlung3.
Der Forschungsstand Aufgrund der Grabungsergebnisse konnte bislang von einer ca. 200 m langen, an einer in nordwest-südöstlicher Richtung verlaufenden Straße gelegenen Siedlung ausgegangen werden (Katastralgemeinde [KG] Voidersdorf, Gerichtsbezirk [GB] Tamsweg, Parzelle 235), die im Südwesten durch den Schindergraben begrenzt wird (Gebäude C–J4). Die Ausdehnung im Osten, wo die Gebäude bei der Errichtung des Schlosses Moosham als Steinbruch ausgebeutet und die Mauern stellenweise bis auf den letzten Stein abgetragen worden sein dürften5, war nicht klar. Bei der Anlage eines Reitplatzes wurde 1986 nördlich der Gebäude E–G eine Terrasse eingeebnet, wobei keine Fundamentreste und kein Fundmaterial festgestellt werden konnten. Einzig Steinmaterial am Westrand der Terrasse indiziert eine Verbauung im Bereich des nahe gelegenen Gebäudes E6.
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Die Bezeichnung Immurium-Moosham ist irreführend, da die bislang untersuchten Reste der Siedlung und der Gräberfelder in den Katastralgemeinden Voidersdorf und St. Margarethen (Gerichtsbezirk Tamsweg) liegen. – Die Abkürzungen in diesem Beitrag folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , die zusätzlich verwendeten finden sich am Ende des Beitrags aufgelöst. Fleischer 1964/1965; Fleischer 1966/1967; Fleischer 1968 – 1970; Fleischer – Moucka-Weitzel 1998. Unser besonderer Dank gilt dem Landesarchäologen von Salzburg, Herrn Mag. Dr. R. Kastler (Salzburg Museum), und dem Leiter des Lungauer Heimatmuseums Tamsweg, Herrn Mag. K. Heitzmann, die das Forschungsvorhaben unterstützten. Für die Bereitstellung der geodätischen Basisdaten im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem Salzburg Museum sei dem Salzburg GIS (SAGIS) gedankt. Die Ansprache der ergrabenen Gebäude folgt jener in Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, Abb. 1; vgl. dazu die Abb. 7 in diesem Beitrag. Fleischer 1998, 10. B. Reiterer, KG Voidersdorf, FÖ 24/25, 1985/1986, 309.
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Das westlichste Gebäude bildet die Mansio (Gebäude J), etwas abseits südlich dieser Gebäudezeile liegen auf einem Geländesporn die Gebäude A–B und ihnen nördlich vorgelagert zwei kaiserzeitliche Brandgräber sowie im Bereich eines ›Rundbaus‹ zwei jüngere Körpergräber (terminus post quem 260 n. Chr.). Am Fuße dieses Sporns errichtete man ein Mithräum. Westlich des Schindergrabens, der in neuerer Zeit beim Bau der Straße nach Schloss Moosham aufgeschüttet worden war, liegt ein heute nicht mehr näher zu lokalisierendes, 1925 – 1930 von F. Narobe ergrabenes Brandgräberfeld7. Die untersuchten Gräber befanden sich in aufgelassenen römischen Häusern oberhalb des Feldweges, der vom Schindergraben nach Süden führt. F. Narobe nahm an, dass die Trasse des heutigen Feldweges identisch mit jener der römischen Straße von Tamsweg über Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen nach St. Michael gewesen sei, und folgerte, dass die Straßentrasse nach Norden auf der Trasse eines Altweges durch den Schindergraben führte8. Bei Planierungsarbeiten auf der Parzelle 958 westlich des Schindergrabens (KG St. Margare1 Die Lage von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen in Zentralthen) wurde 2003 von K. Löcker römerzeitliches Noricum Fundmaterial aufgesammelt und eine Mauer im Bereich des Altweges erstmals kartiert (Fundstelle 1, Abb. 2)9. Eine weitere, seit jeher als ›Römerstraße‹ angesprochene Straßentrasse verläuft steil den Hang querend oberhalb (nordöstlich) der Mansio J. Sie wurde von F. Fleischer anhand von Felsabarbeitungen, Resten einer Pflasterung sowie Hufnägeln, Roheisenbruchstücken, Schlacken und einer grautonigen Scherbe in römische Zeit datiert10. Auf Parzelle 266 (KG Voidersdorf), südlich unterhalb dieser ›Römerstraße‹ und entlang des von F. Narobe beschriebenen Altweges, wurde 1981 römisches Mauerwerk entdeckt (Fundstelle 2, Abb. 2). Neben einigen grautonigen Gefäßresten fand man ein mittelgallisches Terra-Sigillata-Fragment (Drag. 37, Mittelgallien/Lezoux, ALBUCIUS, 140 – 170 n. Chr.) und Eisenschlacke11.
Die Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion 2007 Die geophysikalischen Messungen mit Magnetik erstreckten sich auf insgesamt drei Messflächen (1 – 3) im Osten, Süden und Norden der Siedlung von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen, die gesamte prospektierte Fläche betrug 2,01 ha (Abb. 2). Der geologische Untergrund setzt sich auf den Flächen 1 und 2 aus 7 8
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F. Narobe, Moosham, FÖ 1, 1930 – 1934, 134; Narobe 1960, 25 f. Ein im Gerichtssaal des Schlosses Moosham verwahrter Meilenstein trägt keine Entfernungsangabe. Fleischer 1964/1965, 204 bzw. G. Winkler, Die römischen Straßen und Meilensteine in Noricum – Österreich, Schriften des Limesmuseums Aalen 35 (Stuttgart 1985) 116 Abb. 23; 76 f. (mit einer falschen, auf einer Vermutung von F. Narobe fußenden Meilenangabe [Narobe 1960, 18]). bzw. ; die Mauer ist 2007 noch sichtbar und wird im Zuge der geophysikalischen Messungen für den Gesamtplan 2007 neu mit GPS kartiert. Fleischer 1966/1967, 51. Ch. Farka – E. Ebermann, KG Voidersdorf, FÖ 23, 1984, 308; die Mauer wird im Zuge der geophysikalischen Messungen für den Gesamtplan 2007 neu mit GPS kartiert.
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N EUE F ORSCHUNGEN
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I MMURIUM -V OIDERSDORF /S T . M ARGARETHEN
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Die geophysikalischen Messflächen 1 – 3 und die Fundstellen 1 – 2 in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen 2007
Glimmerschiefer zusammen, Fläche 3 liegt am Rand einer Talendmoräne12. Die als Wald, Wiese und Weideland genutzten Böden werden aus kalkfreier Felsbraunerde aus Glimmerschiefer oder Gneisen gebildet13. Aufgrund des Bewuchses eigneten sich nur die Wiesen- und Weideflächen für eine Prospektion, weite Teile der Siedlung werden als Wald genutzt und sind nur schwer zugänglich. Zum Zeitpunkt der Messungen war der Boden durch starken Regen von Feuchtigkeit gesättigt und die Fläche 2 von etwa 5 cm Schnee bedeckt.
Methode Die Geomagnetik in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen wurde von zwei Personen mit einem dualen Fluxgate-Gradiometersystem mit einer Auflösung von 0,1 nT durchgeführt (Abb. 3)14. Das Sampleintervall betrug 0,125 m und der Traversabstand 0,5 m. Ausgelöst wurde über einen Zeitimpuls bei einer Geschwindigkeit von 0,9 – 1,2 m/s. Die Bearbeitung der Rohdaten erfolgte mit der Software Geoplot 3.00 t (Geoscan Research) und umfasste folgende Prozesse: Zusammenfügen der einzelnen Grids – Angleichen der Mittelwerte – Entfernen von durch oberflächlich liegende Eisenteile bedingten Messspitzen – Berichtigen von aufgrund ungleichmäßiger Gehgeschwindigkeit entstandenen Positionierungsfehlern – Entfernen der durch Stromleitungsmasten verursachten lokalen Anomalien – Interpolieren des Rasters auf 0,125 m Rasterweite – Anwenden des Wallisfilters zur Schärfung der Kontraste. Das auf diese Weise generierte Graustufenbild wurde für die archäologische Auswertung in das GIS importiert und mit dem gerechneten Messraster georeferenziert. Die Auswertung erfolgte in zwei Stufen: Zuerst wurde die statistisch ermittelte Attributzuweisung von Anomalien aufgrund ihrer Magnetisierung vorgenommen. Auf diese Weise 12 13
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Geologische Karte der Republik Österreich 1 : 50000, Blatt 157 Tamsweg (Wien 2005). Digitale Bodenkarte von Österreich, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, . St. Groh und V. Lindinger (3. – 6. 9. 2007); Messsystem: Dual FM256 (Geoscan Research).
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wurden neben Gruben mit schwachen oder stark magnetisierten Verfüllungen vor allem thermoremanent magnetisierte Bereiche wie Feuerstellen, Hypokaustierungen oder Öfen unterschieden. In einem zweiten Schritt erfolgte die manuelle Vektorisierung der als negative lineare Anomalien erfassten Strukturen, die besonders die Reste von Mauern oder Fundamenten beschreiben.
Die Interpretation der Strukturen auf den Messflächen 1 – 3 3
Die geophysikalische Prospektion mit dem Fluxgate Gra-
Die Messfläche 1 (Parzelle 235, KG Voidersdorf, GB diometer FM 256 in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen 2007 Tamsweg) mit einer Größe von 1,03 ha liegt im Areal der Gebäude E–I im Osten der Siedlung (Abb. 4). Die Messfläche besteht aus einem 40 × 160 m großen zentralen Bereich, von dem aus an zwei Stellen nach Süden in die steilen Hanglagen gemessen wurde. Im Westen wurde versucht, mittels eines schmäleren Streifens das Areal anschließend an das Gebäude E zu untersuchen. Lineare, leicht bogenförmige Anomalien im Bereich der Terrassenkante im Südteil der Messflächen lassen sich als Geologie interpretieren (Abb. 4. 6). Rezente Eingriffe in das Gelände sind durch Schutt am Straßenrand im Nordwesten der Messfläche, lineare, starke Dipolanomalien durch die Grabungsaktivitäten im Mittelteil und durch Metallzäune einer Pferdekoppel an der Nordkante der Messfläche gegeben. Stark positive Dipolanomalien im Osten reflektieren einen mit zahlreichen Eisennägeln versehenen Baumstrunk. Streifenförmige negative Anomalien im Süden der Messfläche sind als Gehfehler zu interpretieren, verursacht durch die Steilheit des Hanges. Im Areal der Grabungen der Jahre 1964 – 1970 zeichnet sich in den Messdaten sehr deutlich der Quadrantenraster in Form quadratischer, erhöht positiver Anomalien ab. Dieser Bereich weist eine erhöhte Magnetisierung auf, einzelne Mauerzüge ergeben sich einerseits aus linearen, schwach positiven Anomalien, andererseits aus linearen Begrenzungen stark magnetisierter Bereiche. Besonders deutlich ist dies im Areal der hypokaustierten Räume D1 – 2 (Badegebäude D) zu erkennen, die sich als thermoremanent magnetisierte Strukturen klar abgrenzen lassen. Der Verlauf der zwischen den beiden Häuserzeilen gelegenen Straßentrasse und deren Fortführung nach Osten ergeben sich aus dem Fehlen magnetischer Anomalien, welche die mit Mauern und Schutt bedeckten Flächen charakterisieren. Im Osten der Messfläche durchbricht die Straßentrasse eine talwärts (Nord-Süd) orientierte positive Anomalie geologischen Ursprungs. Bei der Zusammenstellung des georeferenzierten publizierten Grabungsplans mit den geophysikalischen Messdaten und den Neueinmessungen sichtbarer Mauerreste mittels GPS zeigten sich stärkere Abweichungen im Bereich der Gebäude A–B und C–I15. Der Gesamtplan der Gebäude C–E dürfte zwar in sich stimmen, die Positionierung im Katasterplan weicht jedoch beispielsweise im Areal der schräg zueinander verlaufenden Außenmauern der Gebäude H und F, die sich in den geophysikalischen Messdaten deutlich abzeichnen, um ca. 5 m von der tatsächlichen Lage ab. Auch der hypokaustierte Raum D2 des Bades und die östliche Außenmauer des Raumes D6 im Gebäude C erscheinen am Gesamtplan von ihrer tatsächlichen Lage um etwa 3 – 5 m nach Osten verschoben. Bei der Übertragung der Detailpläne auf die Kartierungsgrundlage, den amtlichen Kataster, dürften demnach Verschiebungen von bis zu 5 m entstanden sein. Für die Interpretation der geophysikalischen Messdaten wurde deshalb der Gesamtplan nach den oben genannten deutlich sichtbaren Mauerverläufen und der GPS-Einmessung der östlichen Außenmauer (5) des
15
Die Kartierungen wurden mit einer RTK (Real Time Kinematik)-GPS-Ausrüstung durchgeführt, die Genauigkeit der Messdaten bewegt sich im Zentimeterbereich. Vom Gebäude J konnten keine sichtbaren Mauern kartiert und somit dessen Lage am Katasterplan nicht verifiziert werden.
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Raumes D6 (Badegebäude D)16 korrigiert, um ca. 5 m nach Westen verschoben und um ungefähr 3° im Uhrzeigersinn gedreht. Die 0,58 ha große Messfläche 2 (Parzellen 958. 957/2. 960. 1647/2, KG St. Margarethen, GB Tamsweg) liegt im Südwesten der Siedlung, an der Westseite des Schindergrabens (Abb. 4). Im Jahr 2003 wurden in diesem Areal massive Eingriffe in das Gelände vorgenommen: Entlang des Schindergraben-Westhanges wurde eine Forststraße gezogen, westlich davon die Wiese vom Hang abgetragen und das gesamte Gelände aufplaniert. Im humosen Erdmaterial fanden sich zahlreiche Fundstücke, die von K. Löcker kartiert wurden. Diese Baumaßnahmen erschweren eine Interpretation der geophysikalischen Messdaten, da nicht bekannt ist, wie stark die Eingriffe in die Kulturschichten der Wiesen sind, ob die Anomalien von den Aufschüttungen herrühren oder antike Bausubstanz widerspiegeln. Während die südlichste, im unmittelbaren Nahebereich zum Feldweg gelegene, kleinere Messfläche keine erkennbaren Strukturen aufweist, sind auf der größeren Messfläche im Norden deutliche Anomalien zu sehen (Abb. 4. 6). Es lassen sich zwei Bereiche mit scharf begrenzten Anomalien unterscheiden: Ein 16
Fleischer 1966/1967, Plan 71.
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Die Messdaten der geophysikalischen Prospektion mit Magnetik in ImmuriumVoidersdorf/St. Margarethen 2007 (Fläche 3)
Interpretation der geophysikalischen Messungen und ergrabene Mauerbefunde in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen
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mindestens 15 × 20 m großes Areal im Nordwesten der Fläche mit möglicherweise strukturell bedingter erhöhter Magnetisierung weist an seinem Südabschluss eine rechteckige Kante auf. Die unmittelbare Nähe dieser Anomalien zur Straße legt eine Interpretation als rezenter Schutt oder sekundär verlagertes Material nahe, auffallend ist jedoch der im rechten Winkel zum Gefälle des Hangs verlaufende lineare Abschluss der Anomalien im Süden. In der Mitte der Messfläche ist ein etwa 30 × 40 m (ca. 1 000 – 1 220 m²) großes Gebiet durch eine strukturell erhöhte Magnetisierung charakterisiert. Diese ist größtenteils durch zahlreiche stark dipole Anomalien bedingt, die wiederum auf an der Oberfläche liegende Eisenteile zurückzuführen sind. Abweichungen in den Randbereichen stammen von rezenten Viehzäunen und Leitungen. Das im Magnetogramm deutlich abgrenzbare Areal weist neben den dipolen Anomalien auch eine strukturell bedingte erhöhte Magnetisierung in Form einer etwa 20 × 25 messenden rechteckigen Struktur im Osten auf. Das Areal im Mittelteil der Messfläche 2 kann wahrscheinlich als Gebäudekomplex interpretiert werden, wobei die intensiver verbauten Räume hangseitig im Westen errichtet worden sein dürften. Die Struktur im Osten lässt vielleicht auf einen Innenhof schließen. Die Anordnung der Räume mit vorgelagerten Höfen und die Dimensionierung wären gut mit denen der Gebäude A–B vergleichbar (27,5 × 34 m bzw. 935 m²). Östlich dieses Komplexes befindet sich direkt am Verlauf des Altweges die bereits 2003 dokumentierte und 2007 neu eingemessene Mauerecke (Fundstelle 1). Beide Areale sind im rechten Winkel zum Gefälle des Hangs ausgerichtet und liegen auf einer Höhe von 1090 – 1110 m üA (über dem adriatischen Meer). Die Messfläche 3 (Parzellen 187. 188. 263, KG Neusess, GB Tamsweg) mit einer Größe von 0,4 ha liegt ca. 46 m nördlich der Fundstelle 2. Anhand dieser Fläche sollten eine mögliche Ausdehnung der Siedlung nach Norden und eine eventuell vorhandene Straßentrasse untersucht werden (Abb. 5). Auf Fläche 3 kamen außer einer durch einen Leitungsmasten hervorgerufenen Anomalie und durch oberflächlich liegendes Eisen bedingte Dipolanomalien keine Strukturen zutage. Die Messdaten lassen keine Abweichungen erkennen, anhand derer auf eine Straße oder Siedlungsreste geschlossen werden könnte. Einzig im Süden der Fläche befindet sich eine ca. 5 × 7 m große Anomalie, die wahrscheinlich als Grube interpretiert werden kann. Eine Trassierung der römischen Straße könnte demnach entweder weiter hangaufwärts im Bereich der ›Römerstraße‹ oder im Graben unterhalb der Fundstelle 2 vorgenommen worden sein.
Die archäologische Interpretation der Messergebnisse Die Straßentrassen Auf der Messfläche 1 ist der Verlauf der bereits ergrabenen Straßentrasse und deren Fortführung nach Osten erkennbar. Im Ostteil der Straße sind keine Gebäudereste in den Messdaten sichtbar (Abb. 4. 7). R. Fleischer ging davon aus, dass die ›Römerstraße‹ nördlich der Gebäude C–D über den Berg oberhalb des Schindergrabens nach Norden in Richtung Mauterndorf geführt worden war, wobei die Einmündung der ›Römerstraße‹ in die ergrabene Straße zwischen den Gebäuden nicht untersucht werden konnte. F. Narobe postulierte hingegen den Verlauf der Römerstraße von Norden kommend durch den Schindergraben (›Godschützen‹) und auf dessen Ostseite bis zum Areal der Mansio J; hier sei auf die Westseite des Schindergrabens bis zum Talboden der Mur gewechselt worden17. R. Fleischer untersuchte die bergseitig gelegene Straßentrasse an zwei Stellen, wobei über dem bearbeiteten Felsen Reste einer Pflasterung, Hufnägel, Roheisenstücke, Schlacken und eine grautonige Scherbe gefunden wurden18. Diese Evidenzen sind für eine Datierung der Straßentrasse in römische Zeit jedoch zu hinterfragen. Die Verwendung von Hufeisen in römischer Zeit ist bis heute nicht gesichert und wird kontroversiell diskutiert; ein deutliches Indiz für römische Straßen ist jedoch die Präsenz eiserner Hipposandalen, wie sie in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen lediglich im Schutt des Raumes 4 des Hauses F und außerhalb des Raumes 9 im Haus J, also entlang der Straße von Tamsweg nach Immurium-Voiders17 18
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Die Interpretation der geophysikalischen Prospektion mit Magnetik in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen
dorf/St. Margarethen, gefunden wurden19. Aus primären Fundvergesellschaftungen römischer Straßen, wie z. B. der Via Claudia Augusta zwischen Biberwier und Leermoos, liegen zwar Hipposandalen, jedoch keine Hufeisen vor; ihre Verwendung bzw. Produktion wird erst ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. angenommen20. Zahlreiche im Volksmund als ›Römerstraßen‹ bezeichneten Wege sind, so wie wohl auch die in ImmuriumVoidersdorf/St. Margarethen, als mittelalterliche/neuzeitliche Wegtrassen zu interpretieren 21. Die bei R. Fleischer als ›Römerstraße‹ ausgewiesene Wegtrasse führt auch nicht direkt zur römischen Siedlung, sondern zielt in der Verlängerung auf das 1191 erstmals urkundlich genannte Schloss Moosham – sie ist demnach wohl eher als mittelalterlich/neuzeitlicher Weg von Schloss Moosham nach Mauterndorf anzusehen. Römische Baureste unter dem Schloss sind zwar wahrscheinlich, jedoch nicht gesichert. 19 20
21
Moucka-Weitzel 1998, 269 Taf. 95, 19. 21. J. Pöll, Ein Streckenabschnitt der Via Claudia Augusta in Nordtirol. Die Grabungen am Prügelweg Lermoos/Bez. Reutte 1992 – 1995, in: E. Walde (Hrsg.), Via Claudia. Neue Forschungen (Innsbruck 1998) 45 f. bzw. G. Grabherr, Die Via Claudia Augusta in Nordtirol – Methode, Verlauf, Funde, in: E. Walde (Hrsg.), Via Claudia Augusta und Römerstraßenforschung im östlichen Alpenraum, Ikarus 1 (Innsbruck 2006) 218 f. B. Hebert, Archäologische Untersuchungen eines Altwegsystems zwischen Kreuzbergalm und Hölleralm in Schwarzenbach, Steiermark, FÖ 43, 2004, 701 – 723.
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Die Topographie von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen. Geländemodell und Luftbild mit den Grabungs- und Prospektionsbefunden sowie den rekonstruierten Straßenverläufen
Die ergrabene und nun auch geophysikalisch bezeugte Wegtrasse zwischen den Gebäuden C, D, E, G und F, H, I verbindet diese mit der Mansio J, deren 3 m breiter Zugang jedoch, nicht wie anzunehmen, straßenseitig an der Nord- oder Ostseite, sondern an der Südwestseite situiert ist (Abb. 8). Die Sichtseite des Gebäudes mit dem Zugang liegt somit im Westen, wo es auch einen Übergang bzw. eine Brücke über den Schindergraben gegeben haben muss. Einfahrten zu den Innenhöfen von Mansiones befinden sich immer am Verlauf der Hauptstraße, wie die Beispiele in Rätien (Riom, Kleiner St. Bernhard Pass) und in der Regio X (Egna), aber auch in Süditalien (Pompeji, Hospitium Hermetis) bezeugen22. Die Einfahrt in die Mansio von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen ist als Indiz für den Verlauf der Via Iulia auf der von F. Narobe vorgeschlagenen Trasse durch den Schindergraben, und nicht auf dem Hang über dem Graben zu werten. Auf Höhe der Mansio überquert man den Graben und gelangt sodann im Westen zu den dort gelegenen, bereits von F. Narobe erwähnten Gebäuden und zu den wohl entlang einer Wegtrasse situierten, nicht mehr genau zu lokalisierenden Gräbern. Der Verlauf dieser Wegtrasse könnte dem eines heute noch genutzten Altweges
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R. Matteotti, Die römische Anlage von Riom GR. Ein Beitrag zum Handel über den Julier- und Septimerpass in römischer Zeit, JbSchwUrgesch 85, 2002, 137 (Riom); St. Di Stefano, La struttura romana di Egna-Kahn. Scavo e studio di una stazione stradale lungo la via Claudia Augusta, in: L. DalRi – St. di Stefano (Hrsg.), Archäologie der Römerzeit in Südtirol, Forschungen zur Denkmalpflege in Südtirol 1 (Bozen 2002) 159 – 195 (Egna); H. Bender, Römische Straßen und Straßenstationen, LimesMuseum Aalen. Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands 13 (Stuttgart 1975) 23 (St. Bernhard, Pompeji).
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Mehrraumhäuser in Noricum
entsprechen: Seine Fortführung nach Norden erfolgt heute auf der Ostseite des Schindergrabens, entlang dieses Weges liegt auch die Fundstelle 2. Eisenschlacken könnten vielleicht Rückschlüsse auf die Existenz von Werkstätten nahe dem Bach zulassen. Somit wird der von F. Narobe bereits 1960 postulierte Verlauf der Via Iulia vom Murtal kommend auf der Westseite des Schindergrabens im Bereich des ›Ötzengraber‹ und danach an der Ostseite des Schindergrabens nach Norden23 durch die neuen geophysikalischen Untersuchungen und Fundkartierungen sehr wahrscheinlich. Die Mansio J von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen liegt am Kreuzungspunkt der Via Iulia und einer Nebenstraße nach Tamsweg, im Bereich der Mansio wechselt die Straßentrasse der Via Iulia von der Ost- auf die Westseite des Schindergrabens. Die Straße nach Tamsweg zweigt von der Mansio nach Osten ab, entlang dieser Straße errichtete man bis in eine Entfernung von 200 m Gebäude; eine Weiterführung der Trasse ist durch die Geophysik nun belegt.
Die Gebäude Im Zuge der Grabungen 1964 – 1970 gelang es, die Reste von 10 Gebäuden (A–J) zu untersuchen. Im Ostteil der Siedlung, entlang der Straße nach Tamsweg, sind davon auf Höhe 1090 – 1105 m üA die Gebäude C und E–I situiert. Die Bebauung setzt sich hier aus einer Badeanlage sowie Ein- und Mehrraumhäusern in umfriedeten Höfen zusammen. Die Gebäudegrundrisse folgen den in norischen Vici geläufigen Typen, bei welchen sich um einen oft höherwertig ausgestatteten, z. B. hypokaustierten Kernraum an drei Seiten vier bis fünf Wohn- und Arbeitsräume gruppieren (Abb. 9)24. Dieser Bautyp findet sowohl in den norischen Vici von Cola-
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Narobe 1960, 25 f. Sedlmayer 2006, 237 – 241 Abb. 137 – 138.
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tio-Stari trg, Frauenberg, Kalsdorf, Gleisdorf, Saaz und Tarnatone-Pfongau als auch in suburbanen Bereichen von Städten wie Flavia Solva-Wagna vom ausgehenden 1. bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. Verwendung 25. Die Straßentrasse führt auf der Höhe von 1095 – 1100 m üA nach Westen, wo auf 1095 – 1100 m üA direkt am Ostrand des Schindergrabens das als Mansio interpretierte Gebäude J liegt; einen vergleichbaren Grundriss weist ein ebenfalls als Mansio interpretiertes Gebäude in Riom auf26. Die südlich der Mansio J auf einem von steilen Hängen begrenzten Geländesporn ca. 20 m tiefer (1080 – 1090 m üA) gelegenen Gebäude A und B sind von streifenförmigem Grundriss. Für sie könnte eine Rekonstruktion als Streifenhäuser anzunehmen sein, wobei auf die Wohn- und Werkräume im Süden ein Innenhof im Norden folgt; vergleichbare Hausgrundrisse gibt es im Vicus von Bedaium-Seebruck 27. Weitere 20 m unter dem Gebäude B befindet sich (1065 – 1075 m üA) im Steilhang des Geländesporns ein aufgrund eines mit Jagdszenen und Schriftfeldern geschmückten Marmorbalkens, von Skulpturresten eines Kultbilds und drei Altären als Mithräum interpretierter Bau, der 1950 von M. Hell untersucht wurde 28. Es ist wahrscheinlich, dass der Kultbau über einen Steig von den Gebäuden A–B aus erreichbar war, die östlich des Gebäudes B gelegenen Brand- und Körpergräber (Ostnekropole, Abb. 7) könnten den Verlauf eines Weges markieren. Die Datierung des Mithräums wurde vom Ausgräber anhand der Inschrift in das »spätere erste Jahrhundert« gesetzt, das Fundmaterial beschreibt einen Zeithorizont des 1. – 3. Jahrhunderts n. Chr. Der Ausgräber räumt jedoch ein, dass die Provenienz des Fundmaterials aus dem Kultbau, mit Ausnahme der Architekturreste und zweier Lampen, nicht gänzlich gesichert ist, und es sich auch um Erosionsmaterial der am Sporn gelegenen Siedlung handeln könnte. Auffallend ist das Fundspektrum, das sich zum größten Teil aus Tellern und Schüsseln zusammensetzt und kaum die in der Siedlung überwiegenden Töpfe beinhaltet. R. Fleischer hält die Errichtung des Kultbaus in frühseverischer Zeit für wahrscheinlich, G. Alföldy schlägt eine Datierung gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. vor29. Die Ergebnisse F. Narobes, der geophysikalischen Prospektion sowie der Fundkartierungen sind als Indizien für weitere Gebäude westlich des Schindergrabens (1090 – 1100 m üA) zu werten. Eine Verbauung an den Osthängen im Nordteil des Schindergrabens ist durch Mauerreste, Schlacken und keramisches Fundmaterial indiziert.
Die Gräberfelder Anhand der Grabungen kann bislang von zwei Nekropolen in Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen ausgegangen werden (Abb. 7)30. Die Westnekropole befindet sich, den Fundmeldungen F. Narobes zufolge, an der Westseite des Schindergrabens und setzt sich aus »einer größeren Anzahl« von Brandgräbern zusammen 31. Die zweite Nekropole, die Ostnekropole, liegt auf dem Geländesporn östlich des Gebäudes B, wo R. Fleischer zwei Brandgräber und zwei Körpergräber untersuchte32. Die Gefäßbeigaben aus dem Brandgrab 1 setzen sich aus Typen zusammen, die sowohl für Teurnia als auch für Iuvavum charakteristisch sind und in die zweite Hälfte oder das letzte Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. datieren 33. Brandgrab 2 ist zeitgleich mit dem Brandgrab 1 anzusehen; die Anlage das Gräberfelds könnte somit zeitgleich mit der Errichtung 25 26
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Groh 2006, 111 – 118 Abb. 111. R. Gietl, Die Römer auf den Pässen der Ostalpen (Mag. Universität Wien 2004 bzw. ) 209 Abb. 104. Sedlmayer 2006, 240. M. Hell, Zum Mithräum von Moosham im salzburgerischen Lungau, MGSLk 105, 1965, 91 – 111 und W. K. Kovacsovics, Das Mithrasheiligtum von Immurium – Moosham, in: Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, 287 – 297. R. Fleischer, Zum Mithräum von Moosham. Die Darstellung auf dem Steinbalken, ÖJh 47, 1964/1965, Beibl. 198 – 203; G. Alföldy, Noricum (London 1974) 169. Die in Abb. 7 vorgenommene Kartierung der Nekropolen, insbesondere der Westnekropole, ist als ein Vorschlag zu bewerten. Narobe 1960, 25 f. Fleischer 1964/1965, 17. Ch. Gugl, Archäologische Forschungen in Teurnia, SoSchrÖAI 33 (Wien 2000) 232 Taf. 34, 18; 230 Taf. 33, 9: Komplex 4, terminus post quem: 141/161 n. Chr. (Teurnia); M. Seebacher, Römisches aus einem Brunnen und einer Zisterne in der sog. Dietrichsruh, ÖJh 68, 1999, 348 Taf. 19, 124; 352 Taf. 21, 131: terminus post quem 170/171 n. Chr. (Iuvavum) (Bestimmungen H. Sedlmayer, ÖAI).
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des Mithräums erfolgt sein und vielleicht eine auf den Kultbau zielende Wegtrasse markieren. Die beiden Körpergräber befinden sich östlich außerhalb des Gebäudes B. Körpergrab 1 wird in ein gemauertes, rundes Objekt südöstlich des Hauses B eingetieft. In der Verfüllung dieses Objekts befinden sich zwei als Grabbeigaben titulierte, fast vollständig erhaltene Gefäße34. Anhand der Grabungsdokumentation wird jedoch ersichtlich, dass die beiden Gefäße nicht aus der wesentlich seichteren Grablegung, sondern aus der tieferen Verfüllung des ›Rundbaus‹ stammen müssen (Abb. 10). Die Datierung der Gefäße ist in die frühe Kaiserzeit zu setzen, was dem von R. Fleischer angeführten Datierungsansatz des Körpergrabes 1 (terminus post quem 260 n. Chr.) widerspricht35. Die Brand- und Körpergräber bezeugen eine Belegungszeit der Nekropole spätestens ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis mindestens in das fortgeschrittene 3. Jahrhundert n. Chr. oder in die 10 Die Freilegung des Körpergrabes 1 außerhalb des HauSpätantike. Die Brandgräber der westlich des Schinses B im Jahr 1964 (Blick von Osten). Im Vordergrund dergrabens gelegenen Nekropole dürften in Analogie die seichte Grabgrube mit der Bestattung, im Hintergrund die tiefe Grube in dem runden, gemauerten Obzu den Brandgräbern 1 und 2 ebenfalls in die Kaiserjekt mit den ›Grabbeigaben‹ auf deutlich niedrigerem zeit datieren. Grabungsniveau Es ist noch nicht geklärt, ob es eine weitere Nekropole an der Straße nach Norden gab (Nordnekropole). Das 1981 hier entdeckte Mauerwerk auf der Fundstelle 2 lässt sowohl auf einfache gemauerte Grabbauten als auch auf Wohnhäuser/Werkstätten schließen. Die Funde von Eisenschlacke indizieren jedoch eher die Existenz von Werkstätten oder ein topographisch enges Nebeneinander von Wohnhäusern und Gräbern, wie es auch in den beiden bekannten Nekropolen festzustellen ist.
Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich der Vicus von Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen folgendermaßen charakterisieren: In claudischer Zeit errichtet man an der Weggabelung der Via Iulia und einer Straße nach Tamsweg einen Vicus mit einer Straßenstation. Neben den wirtschaftlichen Faktoren sind die topographischen Gegebenheiten ausschlaggebend für die Platzwahl. Die Siedlung liegt am Fuß des Mitterberges, geschützt vor der rauen Witterung. Beim Bau der Gebäude kommen mit Ein- und Mehrraumhäusern in Noricum präsente Haustypen zur Verwendung, eine Badeanlage, eine Mansio und ein Kultbau (Mithräum) unterstreichen die Bedeutung der Siedlung. In zentraler Lage, am Übergang über den Schindergraben, errichtet man eine Mansio. Die ergrabenen Bauten liegen im Osten einzeilig beiderseits der Ausfallstraße bis in zumindest 200 m Entfernung vom Zentrum. Auch die in der Geophysik erkennbaren Anomalien und die von F. Narobe angeführten Gebäude westlich des Schindergrabens indizieren eine Bebauung bis in diese Entfernung, wie auch die dokumentierten Baureste im Norden ca. 200 m von der Mansio entfernt sind. Einen südlich der Mansio gelegenen Sporn mit einer Verebnungsfläche nutzte man für die Errichtung weiterer Gebäude mit
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Fleischer 1964/1965, 156 f. Abb. 79 und Fleischer 1998, 17. S. Ehrenreich, Das Gräberfeld Katsch in der Steiermark, FÖ 32, 1993, 22 Taf. 8, 7 mit kräftig profilierter Almgren 68 (Katsch); E. Schindler-Kaudelka – S. Zabehlicky-Scheffenegger, Die bodenständige Keramik vom Magdalensberg. Ein Anfang, in: Kelten, Germanen, Römer im Mitteldonaugebiet vom Ausklang der Latène – Zivilisation bis zum 2. Jahrhundert (Brünn 1995) 182 Abb. 10, 112 (Magdalensberg) (Bestimmungen H. Sedlmayer, ÖAI).
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dem Grundriss von Korridorhäusern. Die Gesamtfläche der Siedlung ist nur schwer abzuschätzen, könnte aber bei etwa 3 ha liegen. Die Gräberfelder säumen die Straße nach Süden und gehen hier bereits in die Bebauung über, was mit der Situation der Nekropole östlich des Gebäudes B vergleichbar und vielleicht mit der durch das unwegsame, steile Gelände bedingten Platznot zu erklären ist. Das Fundmaterial der Grabungen und die Körperbestattungen bezeugen eine Laufzeit bis mindestens in das 4. Jahrhundert n. Chr.
Abgekürzt zitierte Literatur Fleischer 1964/1965
R. Fleischer, Immurium-Moosham. Die Grabungen 1964 und 1965, ÖJh 47, 1964/1965, Beibl. 105 – 187. Fleischer 1966/1967 R. Fleischer, Immurium-Moosham. Die Grabungen 1966 und 1967, ÖJh 48, 1966/1967, Beibl. 165 – 230. Fleischer 1968 – 1970 R. Fleischer, Immurium-Moosham. Die Grabungen 1968 bis 1970, ÖJh 49, 1968 – 1971, Beibl. 177 – 228. Fleischer 1998 R. Fleischer, Die Ergebnisse der Grabungen 1964 – 1970, in: Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, 9 – 51. Fleischer – Moucka-Weitzel 1998 R. Fleischer – V. Moucka-Weitzel, Die römische Straßenstation Immurium - Moosham im Salzburger Lungau, Archäologie in Salzburg 4 (Salzburg 1998). Groh 2006 St. Groh, Interpretation der Baubefunde, in: St. Groh – H. Sedlmayer, Forschungen im Vicus Ost von Mautern-Favianis, RLÖ 44 (Wien 2006) 106 – 162. Moucka-Weitzel 1998 V. Moucka-Weitzel, Die Kleinfunde von Immurium - Moosham, in: Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, 52 – 286. Narobe 1960 F. Narobe, Die Römerstraße über den Radstädter Tauern, MGSLk 100, 1960, 15 – 27. Sedlmayer 2006 H. Sedlmayer, Vici der frühen und mittleren Kaiserzeit in Noricum (Stand der Forschung 2005), in: H. Sedlmayer – G. Tiefengraber, Forschungen im südostnorischen Vicus am Saazkogel (Steiermark), SoSchrÖAI 41 (Wien 2006) 231 – 255.
Doz. Dr. Stefan Groh Dr. Volker Lindinger Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: ÖAI, Höhenmodell SRTM 3 (NASA); Abb. 2 – 5: Graphik ÖAI, Kataster: BEV, SalzburgGIS; Abb. 6: Graphik ÖAI, Vorlage Mauerbefunde: Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, 2 Abb. 1; Abb. 7: Graphik ÖAI; Abb. 8: Graphik ÖAI, Geländemodell: Salzburg-GIS, Vorlage Grabungsbefunde: Fleischer – Moucka-Weitzel 1998, 2 Abb. 1; Abb. 9: nach R. Egger, Ausgrabungen in Noricum 1912/1913, ÖJh 17, 1914, Beibl. 67 – 68 Abb. 42 (ColatioStari trg); Fleischer 1968 – 1970, Abb. 1 (Immurium-Voidersdorf/St. Margarethen); Groh 2006, 114 Abb. 111 (Frauenberg, Flavia Solva-Wagna, Kalsdorf, Gleisdorf); Sedlmayer 2006, 238 Abb. 137 (Saaz); Abb. 10: Photo Archiv ÖAI.
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Erster Grabungsbericht zu den Kampagnen 2006 und 2007 am Çukuriçi Höyük bei Ephesos* Einleitung Wie in so vielen antiken Fundorten an der mittleren Westküste der Türkei lag der Fokus der Forschungen aufgrund der Größe, Bedeutung und oberflächlich erhaltenen Ruinen auch in Ephesos lange Zeit auf den antiken und spätantiken Perioden1. Mit den ersten prähistorischen Großprojekten der letzten beiden Jahrzehnte an der westanatolischen Küste rückt nun auch dieser Raum vermehrt in den Blickpunkt vorgeschichtlicher Forschungsinteressen2. Die Notwendigkeit dazu wird vor dem Hintergrund überregionaler Fragestellungen vom Neolithikum bis in die Spätbronzezeit mehr als deutlich3. Während Zentral-, Süd- und Ostanatolien ebenso wie der gesamte ägäische Raum und Südosteuropa zum Kerngebiet prähistorischer Archäologie zählen, lag Westanatolien zumeist außerhalb der wissenschaftlichen Schwerpunktforschung. Dieses Forschungsdesiderat veranlasste den damaligen Grabungsleiter von Ephesos, F. Krinzinger, ein Grundlagenforschungsprojekt zur Prähistorie nun auch in der Mikroregion von Ephesos zu initiieren und zu unterstützen4. Nach ersten Begehungen der Umgebung von Ephesos im Herbst 2005 fiel die Entscheidung, den Fokus der Forschungen zunächst auf einen Tell südöstlich der antiken Stadt zu richten (Abb. 1), der bereits als Çukuriçi Höyük in die Literatur eingeführt worden war5. Folgende Faktoren waren für diese Wahl schließlich ausschlaggebend: – Der Hügel war 2005 noch in einer Höhe bis zu 4,5 m über dem heutigen Laufhorizont erhalten 6, was mehrere Kulturschichten erhoffen ließ. Mit einer flächigen Gesamtausdehnung von rund 100 × 80 m waren des Weiteren Reste von Siedlungsstrukturen zu erwarten (Abb. 2). ∗
Für das Gelingen der ersten beiden Grabungen sei vielen Personen gedankt, allen voran dem Initiator F. Krinzinger, allen Kooperationspartnern (F. Pirson, E. Pernicka, B. Weninger, M. Mehofer, A. Galik, U. Thanheiser), Ch. Kurtze (Geodäsie), N. Gail (Photographie) sowie den studentischen Mitarbeiter/-innen und türkischen Grabungsarbeitern. – Zahlreiche Literaturhinweise, die Einsicht in unpubliziertes Fundmaterial sowie fruchtbare Diskussionen verdanke ich N. Karul, M. ÖzdoČan, T. Efe, H. Erkanal, J. Maran, O. Kouka, V. ňahoČlu, C. ÇilingiroČlu, J. Seeher, U.-D. Schoop, R. Krauß, A. Reingruber, E. Alram-Stern und P. Pavúk. – Zitate und Abkürzungen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , bibliographische Angaben zu den zusätzlich verwendeten Kurzzitaten finden sich am Ende des Beitrags. 1 Exemplarisch mit weiterführender Literatur s. Friesinger – Krinzinger 1999; Scherrer 2001; Groh 2006. 2 Beispielsweise das Großprojekt IRERP in der Region von Izmir mit Schwerpunktforschungen in Liman Tepe, Panaz Tepe und Baklatepe unter den Leitungen von A. und H. Erkanal (Informationen und Literatur s. ); Milet (Niemeier 2007 mit älterer Lit.); Metropolis – BademgediČi Tepe (Meriç – Mountjoy 2002; Meriç 2003; Meriç 2007); Ulucak (ÇilingiroČlu u. a. 2004); jüngst auch auf der Insel Tavʼnan Adası bei Didyma (DAI Jahresbericht 2006). 3 Exemplarisch s. die Diskussion ausgewählter Fragenkomplexe vom Neolithikum bis zur Bronzezeit bei ÖzdoČan – Baʼngelen 1999; Hauptmann – ÖzdoČan 2007; ÖzdoČan 2007; Lichter 2005; Parzinger 1993; Schoop 2005; Cutting 2005; Yakar 1985; French 1997; Kouka 2002; Lloyd – Mellart 1962; Niemeier 2007; zur Spätbronzezeit in Ephesos s. hier B. Horejs, Eine spätbronzezeitliche Bestattung in Halkapınar bei Ephesos, ÖJh 77, 2008, 107 – 129. 4 An dieser Stelle möchte ich mich bei F. Krinzinger herzlich für die konsequente Unterstützung sowohl in Ephesos als auch in Wien bedanken, die dieses Projekt erst ermöglicht hat. 5 Evren –çten 1998; Evren 1999; Çevik 2002, 72 f. 6 Für eine dreidimensionale Ansicht in Form eines Modells s. Horejs 2008, Abb. 4.
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Lage des Çukuriçi Höyük im Raum von Ephesos
– An der Oberfläche und in unmittelbarer Umgebung des Hügels waren zunächst keine hellenistischen, römischen oder byzantinischen Architekturmerkmale zu erkennen, die postbronzezeitliche Störungen verursacht haben könnten. Eine ungestörte Schichtabfolge lag also im Bereich des Möglichen. – Kurzfristige Rettungsgrabungen von einem Team des Ephesos Museums Selçuk 1995 erbachten in zwei kleinen Sondagen ein chronologisch breites Spektrum an Fundmaterial, das aber nicht stratigraphisch getrennt vorgelegt wurde7. Soweit dem Vorbericht entnommen werden kann, wurden nur die obersten ›Schichten‹ abgebaut, konkrete Siedlungsreste gab es wohl nicht. Gerade der oberflächennahe Bereich scheint aber aus heutiger Sicht teilweise umgelagert, was die Zeitspanne des publizierten Materials vom Neolithikum/Chalkolithikum bis in die Frühbronzezeit erklären würde8. – Schließlich war der Tell von unmittelbarer Zerstörung bedroht. Wie aus Luftaufnahmen der 1990er Jahre9 und dem publizierten Plan der Rettungsgrabung10 zu schließen ist, war 2005 bereits mehr als die Hälfte des Hügels einplaniert worden. Der gesamte südliche Teil wurde offenbar freigegeben und in den Jahren nach 1995 bepflanzt. Auch die derzeitige Nordkante wurde vermutlich um mindestens 3 m abgegraben (Abb. 2). Durch die heutige Lage inmitten fruchtbarer Obstplantagen ist die unwiederbringliche Zerstörung des Tells in naher Zukunft abzusehen11. Damit waren sowohl starke wissenschaftlich-archäologische Argumente als auch denkmalpflegerische Aspekte vorhanden, die ein systematisches Forschungsprojekt zum Çukuriçi Höyük rechtfertigten. Nach ersten vom ÖAI finanzierten Sondierungsgrabungen im Sommer 200612 genehmigte schließlich der Fonds zur 7 8 9
10 11 12
Evren –çten 1998. Evren –çten 1998, bes. Abb. 3 – 8. Archiv ÖAI Wien: Infrarot-Orthophoto 1997; ÖAI, Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (TU Wien) und Abteilung für Photogrammetrie TU Istanbul (Bearbeitung 2001). Evren –çten 1998, Abb. 2. Zur Lage in den Plantagen s. Horejs 2008, Abb. 2 – 3. Auch hier gilt mein Dank dem ehemaligen Direktor des ÖAI, F. Krinzinger, für die Anschubfinanzierung des gesamten Unternehmens.
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Topographischer Plan des Çukuriçi Höyük mit den Grabungsschnitten 2006/2007
Förderung der wissenschaftlichen Forschung ein dreijähriges Forschungsprojekt (Projektnr. P19859-G02) zum Thema »Grundlagenforschung zur Kupfer- und Bronzezeit in Ephesos« unter der Leitung der Autorin, in dessen Mittelpunkt die Untersuchung des Çukuriçi Höyük nun steht.
Ziele und Methoden Da hier der erste Grabungsbericht dieses Projekts vorgelegt wird, sollen die wesentlichen Ziele und angewendeten Methoden kurz erläutert werden. Vorrangiges Ziel der gesamten Unternehmung ist zunächst die Erfassung des Fundplatzes in seinen primären archäologischen Aspekten; dazu zählen Funktion und Struktur sowie chronologische Tiefe und in weiterer Folge seine kulturhistorische Einbindung in die Mikroregion und schließlich auch in großräumige Fragestellungen. Dafür wird auf das gesamte Spektrum moderner archäologischer und interdisziplinärer Methoden zurückgegriffen13, wobei die Ausgrabung des Hügels selbst im Zentrum steht, die hier in Grundzügen beschrieben werden soll. Die stratigraphische Grabung wird – leicht modifiziert – nach dem ›Harris-Prinzip‹14 durchgeführt. Die direkte digitale Vermessung der photogrammetrisch dokumentierten Befunde15 erfolgt über einen Tachymat, 13
14 15
Neben Archäobotanik und -zoologie, deren erste Ergebnisse hier kurz vorgestellt werden, gehören dazu auch Anthropologie, Geologie, Geophysik, Metallurgie, verschiedene Materialanalysen und Radiokarbonmessungen. Harris 1989. Der Terminus ›Befund‹ wird hier inhaltlich gleichwertig zur unglücklichen deutschen Übersetzung der Harris’schen ›Stratigraphical Unit‹ (SU bzw. SE [Stratigraphische Einheit]) verwendet.
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Aufsicht der Befunde aus Phase ÇuHö VIII
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Nordprofil der Schnitte N1 – N2 mit den Schichtabfolgen aus den Phasen ÇuHö VIII–VI
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der über eine Bluetooth-Verbindung mit einem speziellen feldtauglichen Notebook verbunden ist 16. Dieses System erleichtert u. a. auch die Direkteinmessung von Funden in Bezug auf ihren stratigraphischen Kontext. Die bei Tellsiedlungen üblichen riesigen Mengen an Fundmaterial lassen sich auf diese Weise überschaubarer aufbereiten und elektronisch verwalten17. Die weiteren geplanten oder bereits durchgeführten Untersuchungen der Anthropologie, Geologie, Geophysik, Metallurgie, die Methoden der verschiedenen Materialanalysen (z. B. NAA an Obsidian, Petrographie an Keramik) sowie die Radiokarbonmessungen werden erst nach abschließender Vorlage ihrer Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden. Im Folgenden werden die ersten Resultate der Sondierungsgrabung 2006 und der ersten regulären Kampagne 2007 zusammengefasst. Soweit sich bei derzeitigem Bearbeitungsstand gesicherte Aussagen treffen lassen, werden die ersten Erkenntnisse zu den oben formulierten Forschungszielen präsentiert. Einem Überblick über die Ergebnisse aus Botanik und Zoologie folgt ein abschließender Ausblick auf die weiteren Arbeiten.
Grabungen 2006 und 200718 Mit unterschiedlicher Zielsetzung und Fragestellung wurde bislang in zwei Bereichen des Hügels, die im Folgenden als Nord- und Südschnitte bezeichnet werden (Abb. 2), gegraben. In ihrer Beschreibung sollen bloß einige wesentliche Befunde und Schichtabfolgen ausgewählter Siedlungsphasen vorgestellt werden, eine ausführliche Darstellung und Diskussion aller Kontexte bleibt der Publikation nach Abschluss der Grabungen vorbehalten.
Nordschnitte (N1 – N3) Die stratigraphisch tiefsten und chronologisch ältesten Bereiche wurden in den Schnitten N1 – 2 auf dem Niveau der heutigen Tellsohle erreicht. Diese Siedlungsphase (ÇuHö VIII) mit mehreren Nutzungshorizonten setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen (Abb. 3): Zwei annähernd parallele Steinsockelmauern aus grob behauenen und unbearbeiteten Steinen mit vermuteten Lehmplisseewänden stellen die Reste eines Hauses dar, dessen Größe und Form noch nicht näher zu definieren sind. Dazu gehört ein in der gesamten Schnittfläche erfasster mächtiger Lehmstampfboden, der verschiedene Ausbesserungen und Laufhorizonte aufweist und bis zur (vom Bagger?) künstlich geschaffenen Tellkante reicht. Vereinzelte Pfostenlöcher, eine Siedlungsgrube sowie ein breites Spektrum an Fundmaterial auf und in den einzelnen Nutzungsphasen erlauben eine erste Definition dieses Siedlungshorizontes. Über einer massiven Zerstörungsschicht, die diesen gesamten Kontext versiegelt, folgt eine mächtige Schuttablagerung (Abb. 4), die große Mengen an Keramik und Kleinfunden aller Kategorien enthielt. Das signifikante Keramikspektrum des Siedlungshorizontes besteht aus überwiegend feinen orangefarbenen, roten und rotbraunen Waren mit teilweise fleckiger Oberfläche, die geglättet oder poliert sein kann 19. Offene Gefäßformen mit sanftem S-Profil oder leicht geschwungener Wandung und leicht ausgezogener oder rund abschließender Lippe herrschen vor. Die Tunnelösen sind überwiegend vertikal, kurz und relativ breit, seltener schmal und lang gezogen (Abb. 5)20. Das Material aus der darüberliegenden Schuttschicht ist grundsätzlich sehr ähnlich, umfasst allerdings ein wesentlich breiteres Formen- und Warenspektrum.
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Ein auf ArcView basierendes Programm (Mobile Matrix) ermöglicht eine Direktverknüpfung der gemessenen Punkte mit einer auf Windows Access basierenden befundorientierten Datenbank. Zur Methode und Stratigraphie der Grabungen am Çukuriçi Höyük von 2006 – 2009 entsteht derzeit eine Diplomarbeit von M. Braun an der Universität Wien. Mein herzlicher Dank gilt hier allen studentischen Mitarbeiter/-innen beider Kampagnen: L. Apostel, M. Braun, K. Fiebig, Ch. Forstenpointner, S. Mattava, A. Nordmeyer, T. Sen-Öztürk, H. Öztürk, L. Toriser und J. Traumüller. Zu der Definition der verwendeten deutschen Terminologie zur Oberflächenbehandlung an handgemachter Keramik s. Horejs 2007, 53 – 58. Zu der Diskussion von Parallelen s. Horejs 2008, bes. Abb. 14.
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Monochrome geglättete Feinkeramik aus dem Lehmstampfboden der Phase ÇuHö VIII (Schnitt N2)
Aufsicht der Befunde aus Phase ÇuHö VI
Inwieweit dies für die chronologische Detailauswertung von Bedeutung ist, kann erst nach Abschluss der statistischen Auswertung entschieden werden21. Eine erste vorläufige Beurteilung erlaubt eine Datierung dieser bislang ältesten Phase ÇuHö VIII in das späte Neolithikum oder frühe Chalkolithikum. Da dieser Zeithorizont an der anatolischen Westküste derzeit noch kaum erforscht ist und so gut wie keine stratigraphischen Abfolgen aus Siedlungen bekannt sind, ist 21
Hier wird vor allem die Individuenanzahl der charakteristischen Scherben in Relation zum ausgegrabenen Schichtvolumen helfen. Zur Problematik und möglichen Lösung unterschiedlicher Schichtvolumina und Fundmaterialien aus Tellgrabungen s. Aslanis – Hänsel (in Druck); Horejs 2007, 23.
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7 a Orangerot geglättete Feinkeramik aus Phase ÇuHö III (Schnitt S1); b Schwarz überzogene Feinware aus ÇuHö VI (Schnitt N1)
eine kulturhistorische Definition schwierig. In der derzeit laufenden Chronologiediskussion entspricht die Phase ÇuHö VIII etwa dem späten 7. oder frühen 6. Jahrtausend22. Die darauffolgende Phase ÇuHö VII setzt sich wiederum aus mehreren Nutzungshorizonten zusammen, die dazugehörige Architektur ist allerdings weniger eindeutig zu definieren als in Phase VIII (Abb. 4). Zwischen zwei Fußbodenhorizonten in Schnitt N3, eindeutig innerhalb des Siedlungsverbandes, befand sich eine Kinderbestattung in einem Steinplattenkistengrab23. Die Definition eines mittleren oder späten Chalkolithikums ist in diesem Raum ebenso problematisch wie die der älteren Phasen, doch gibt es im Fundspektrum einige Indizien, die auf eine Datierung in das späte Chalkolithikum und damit das 4. Jahrtausend weisen. Darauf folgt die davon klar abgegrenzte Siedlungsphase ÇuHö VI (Abb. 4. 6); die Reste einer gekrümmten Steinsockelmauer, teilweise ausgerissen, können vermutlich zu einem Oval- oder Apsidialbau ergänzt werden (Abb. 6). Ein massiver Lehmstampfboden mit Funden in Streu- und Sturzlage markiert den Nutzungshorizont im Innenbereich des Baus. Darunter sind u. a. schwarze gut geglättete und teilweise polierte Waren, wie die massiven Schalen mit innen verdicktem Rand und breitem, randständigem Bandhenkel (Abb. 7 b). 22
23
Ausführliche Diskussion des Forschungsstandes bei Schoop 2005, 229 – 272; Chronologie nach Hauptmann – ÖzdoČan 2007; s. auch die Ergebnisse aus Ulucak (ÇilingiroČlu u. a. 2004). Zu Lage und Form des Grabes s. Horejs 2008, Abb. 8.
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Datierung rezent FBZ + 0 FBZ I(–II) nicht ausgegraben
Südschnitt S1
Nordschnitte N1–N3 I II
III Planierschichten IV V? VI Auffüllung VII VIII
(SpätCHA-) FBZ I SpätCHA (?) SpätNEO-FrühCHA 8
Gliederung der Siedlungsphasen am Çukuriçi Höyük nach den Grabungen 2006/2007
Diese und andere signifikante Stücke legen eine Datierungsspanne vom Spätchalkolithikum bis in die frühe Frühbronzezeit nahe. Auch hier werden erst nach Abschluss einer statistischen Auswertung sowie einer größer ausgegrabenen Fläche exaktere Angaben möglich sein. Im darüberliegenden und obersten Horizont der Nordschnitte sind die Umlagerungen durch rezente Baumgruben und anzunehmende Planierungen so stark, dass keine sicher geschlossenen Kontexte definiert werden konnten (Phase ÇuHö II), obwohl die Mehrheit des Fundspektrums chronologisch in die FBZ I zu weisen scheint. Damit können in den Nordschnitten bislang drei sichere Siedlungsphasen (ÇuHö VIII–VI) und ein stark gestörter Horizont (ÇuHö II) festgestellt werden, die vom späten 7./frühen 6. bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. reichen (Abb. 8).
Südschnitt (S1) Bereits bei den ersten Begehungen und der topographischen Vermessung fiel ein rund 40 m langer, 2 m breiter und bis zu 2,5 m hoher ›Schuttkegel‹ an der heutigen Südgrenze des Hügels auf (Abb. 2). Nach den noch 2006 durchgeführten Reinigungsarbeiten zeichneten sich darin Befunde ab, die schließlich 2007 großflächig freigelegt wurden (Abb. 9). Es handelt sich um mindestens zwei größere und komplex angelegte Bauten aus massiven Steinsockelmauern mit Lehmziegel- oder Lehmwänden, deren Teile partiell in die einzelnen Räume gestürzt waren (Abb. 10). Durch den offensichtlich massiven rezenten Eingriff sowie starken Pflan-
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Südschnitt S1 (Südkegel) nach erster Reinigung und vor Grabungsbeginn 2006. Blickrichtung Süden
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zenbewuchs an allen Seiten des Kegels ist kein Raum vollständig erhalten geblieben (Abb. 10 a). Eine funktionale Definition einer Innen- und Außengliederung der Bauten ist daher nur vereinzelt möglich. Die im Folgenden verwendete Bezeichnung ›Raum‹ steht demnach gleichermaßen auch für eventuell unüberdachte oder nicht komplett geschlossene Wohn- oder Nutzungseinheiten. Der westliche Komplex besteht aus den Räumen 7 – 12 (Abb. 10 b. c) und stellt die stratigraphisch ältere Siedlungsphase in Schnitt S1 dar (ÇuHö IV). Die Mauern in diesem Bereich waren erstaunlicherweise bis zu zwölf Steinlagen in einer Höhe bis zu 0,90 m erhalten, wobei die eigentlichen Mauersohlen der ältesten Nutzungshorizonte bislang noch nicht erreicht wurden (Abb. 10 c). Die einzelnen Räume waren mit massiven Schuttschichten angefüllt, die sich vor allem aus den baueigenen Elementen und teilweise gut erhaltenen Funden zusammensetzten. Konkrete Hinweise auf den weiteren Wandaufbau waren in diesem Bereich nicht erhalten. Die dazugehörigen Lehmstampfböden setzen sich scheinbar Richtung Westen und Norden, direkt unter dem heutigen Laufhorizont des Hügels fort. Hier lassen die zukünftigen Grabungen auf weitere Befunde aus diesem Baukomplex hoffen. Die nächst jüngere Siedlungsphase (ÇuHö III) ist durch teilweise massive Planierschichten von Phase ÇuHö IV getrennt. Es handelt sich um die Räume 1 – 6 im östlichen Bereich des Kegels (Abb. 10 b), die vermutlich zu einem größeren Komplex gehören. Die Konstruktion des Mauersockels entspricht der Bautechnik der Phase ÇuHö IV, mit dem entscheidenden Unterschied, dass sich im Schutt von Raum 1 nun auch Fragmente gebrochener und verbrannter Lehmziegel der aufgehenden Wandstruktur sowie Fragmente eines weißen Wandanstriches erhalten haben. Diese lagen zusammen mit einer großen Menge an Fundinventar auf dem jüngsten Nutzungshorizont in Form eines Lehmstampfbodens ohne jegliche Pflasterung (Abb. 10 e). Lage und Zustand der Funde belegen, dass es sich dabei um jene Objekte handelt, die sich bei der letzten Zerstörung des Gebäudes im Raum befunden haben müssen. Erstaunlich ist sowohl die große Anzahl als auch die Vielfalt des Materials: Einerseits handelt es sich um Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wie Dreifußkochtöpfe, Spinnwirtel, Schlag-, Klopf- und Reibsteine, Steinbeile, Knochenahle und Keramiklöffel, andererseits gehören auch bemalte und unbemalte Feinkeramik, wie Schnabelkannen (Abb. 7 a), sowie Perlen verschiedenen Materials, eine Nadel, Fragmente einer großen Kochplatte aus Ton und eine Mehrfachgussform zu dem Fundspektrum24. Neben der im gesamten Baukomplex massiven und variantenreichen Funddichte weisen auch noch weitere Elemente auf unterschiedlichste Tätigkeiten in diesem Siedlungsbereich hin, so beispielsweise die Öfen aus Lehmziegel in den Räumen 2 und 6 (Abb. 10 d). Die Ausgrabung im Schnitt S1 ergab somit zwei weitere eindeutige Siedlungsphasen (ÇuHö IV–III), die jeweils aus mindestens einem größeren Gebäudekomplex mit mehreren Nutzungsphasen bestehen. Die noch nicht abgeschlossene Fundauswertung erlaubt eine erste vorläufige Datierung beider Phasen in ein eher frühes Stadium der frühen Bronzezeit (FBZ I–II).
Fundplatzdefinition und Chronologie Die erste Auswertung der Grabungen 2006 und 2007 zeigt, dass es sich bei dem Çukuriçi Höyük um einen ›echten‹ Tell handelt25, in dem bislang fünf Siedlungsphasen sicher definiert werden konnten (Abb. 8). Die noch hoch anstehenden Architekturreste der Phasen ÇuHö IV–III im Südschnitt waren auf den Bereich des ›Schuttkegels‹ beschränkt, der gleichzeitig auch die Grenze zum nächsten Grundstücksbesitz Richtung Süden markiert. Da auch bei diesen Siedlungsphasen grundsätzlich von einer horizontalen Schichtablagerung auszugehen ist, muss der gesamte Bereich Richtung Norden und Süden abgetragen oder einplaniert worden sein. Die in den Nordschnitten festgestellten Baumgruben jüngster Pflanzungen liefern die entsprechende Erklärung für diesen Vorgang. Damit lässt sich festhalten, dass der Tell in den Jahren seit 1997 sowohl an allen Seiten als auch an seiner Oberfläche abgetragen und planiert wurde. Die ursprünglichen Ausmaße der Siedlungen lassen sich derzeit noch nicht definieren, können aufgrund aller Indizien aber nun als um einiges größer angenommen werden.
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Zur Gussform s. Horejs 2009. Definition nach Gogâltan 2005, 161.
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a Digitalisierter Steinplan von Schnitt S1 mit gelb unterlegten Grenzen des Südkegels. Zustand nach Grabungsende 2007; b Zusammengesetzte Photoaufnahme der Aufsicht von Schnitt S1 vor Grabungsende 2007; c Ansicht der Steinsockelmauern der Räume 9 und 10 im Westkomplex, Schnitt S1. Blickrichtung Norden; d Ofen aus Lehmziegel in der Südostecke von Raum 5, Schnitt S1; e Fundinventar auf dem Fußboden in Raum 1 des Ostkomplexes in Schnitt S1 nach Abbau der Versturzschichten
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Eine erste vorläufige Datierung der Phasen zeigt folgendes Bild (Abb. 8): Die jüngsten Siedlungsphasen ÇuHö IV–III weisen in die FBZ I (–II?), die nächste sicher definierte Phase (ÇuHö VI) beinhaltet chronologisch ältere Elemente, die vom späten Chalkolithikum bis in die beginnende Frühbronzezeit reichen könnten. Darunter folgt mit Phase ÇuHö VII ein möglicher spätchalkolithischer Horizont, der wiederum auf der bislang ältesten Phase ÇuHö VIII liegt, die in das späte Neolithikum bis frühe Chalkolithikum datiert werden kann. Welche und wie viele Phasen noch darunter liegen, müssen zukünftige Arbeiten klären. Zusammenfassend gesagt, beinhaltet der Çukuriçi Höyük Siedlungsreste verschiedener Perioden, die nach den ersten Ergebnissen vom späten 7./frühen 6. Jahrtausend bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. reichen. Damit gehört der Tell nicht nur zu den bislang ältesten Fundorten in Westanatolien, sondern lässt aufgrund der fortgesetzten Nutzung in jüngeren Perioden auch auf neue Erkenntnisse zum 4. und 3. Jahrtausend hoffen. Der trotz der massiven rezenten Zerstörungen teilweise sehr gute Erhaltungszustand der Architektur sowie das in großen Mengen vorhandene breite Fundspektrum werden zudem wohl auch eine weiterführende Interpretation der Siedlungsfunktionen ermöglichen.
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Erste Ergebnisse der zoologischen Analysen In den Grabungskampagnen 2006 und 2007 wurden am Çukuriçi Höyük bislang mehr als 1 900 tierische Funde per Hand geborgen und ausgewertet; die Bearbeitung der bereits aussortierten Sedimente aus den Flotierproben steht noch aus. Der Großteil des tierischen Fundgutes akkumulierte als Haushaltsabfall des täglichen Lebens innerhalb der Siedlung. Rund 678 Funde stammen von oberflächlichen oder rezent gestörten Komplexen (ÇuHö I–II), die aufgrund ihrer wichtigen Funde ebenfalls aufgenommen und bearbeitet wurden. Da das keramische Fundmaterial aus diesen Horizonten überwiegend prähistorisch ist, können auch die Knochen, allerdings unter Vorbehalt, zur Interpretation herangezogen werden. 471 Reste stammen aus den Besiedlungsphasen der frühen Bronzezeit (ÇuHö III–IV). Aus dem Spätchalkolithikum (ÇuHö VII) liegen insgesamt 73, aus dem Frühchalkolithikum (ÇuHö VIII) 747 Tierreste vor. Die Fleischversorgung erfolgte sowohl in der Frühbronzezeit wie auch im Chalkolithikum hauptsächlich durch Viehwirtschaft. Trotzdem scheint sich eine markante Änderung in der Viehzucht abzuzeichnen. Die wichtigsten Haustiere im Frühchalkolithikum sind kleine Hauswiederkäuer (Ovis aries, Capra hircus), Rinder (Bos primigenius f. taur.) und Schweine (Sus scrofa f. dom.), die neben vereinzelten Nachweisen von Hundeknochen (Canis lupus f. fam.) ausgeglichen verteilt scheinen. In der Frühbronzezeit hingegen überwiegen die kleinen Hauswiederkäuer deutlich gegenüber den anderen Arten. Insgesamt beträgt der Anteil an Jagdwild im Frühchalkolithikum und der Frühbronzezeit nur rund 10 % und bleibt im Spätchalkolithikum und der Phase ÇuHö I–II (›gestörte Fundkontexte‹) unter 20 %. Hase (Lepus europaeus), Fuchs (Vulpes vulpes), Wildschwein (Sus scrofa) und Damwild (Dama dama) sind sowohl im Chalkolithikum als auch in der Frühbronzezeit belegbar. Funde vom Rothirsch (Cervus elaphus) und Auerochs (Bos primigenius) traten bislang nur in den frühchalkolithischen Befunden der Phase ÇuHö VIII auf. In frühbronzezeitlichen Kontexten konnten Reste von Bär (Ursus arctos) und Wolf (Canis lupus) geborgen werden. Frühbronzezeitlicher Vogelfang und Fischerei werden durch zwei Knochen kleiner entenartiger Vögel und das ossifizierte Wirbelzentrum eines Knorpelfisches aufgezeigt. Große und wildtierartig geformte Knochen ›kleiner Wiederkäuer‹ deuten auf die Anwesenheit von Wildschaf (Ovis orientalis) und Wildziege (Capra aegagrus). Die Häufung hauptsächlich mariner Mollusken weist offenbar auf eine nachhaltige Aufsammlung von Meeresweichtieren als Ergänzung zur Nahrung hin. Im Frühchalkolithikum sind die Napfschnecke (Patella sp.) und die Purpurschnecke (Hexaplex trunculus) nachweisbar. Die Frühbronzezeit erbrachte, abgesehen von den bereits erwähnten Arten, zahlreiche Gehäuse der Gemeinen Nadelschnecke (Gourmya vulgatum) und den Rest einer großen Helix-Landschnecke. Aus den Phasen ÇuHö I–II stammt der Nachweis für die Tonnenschnecke (Tonna galea). Die warzige Venusmuschel (Venus verrucosa) und die Miesmuschel (Mytilus galloprovincialis) finden sich nur im Frühchalkolithikum. Austernschalen (Ostrea edulis) sind in gerin-
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ger Zahl im Chalkolithikum und der Frühbronzezeit nachweisbar. Im Frühchalkolithikum überwiegen die Festsubstrate bewohnenden Muscheln, wie die Archenmuschel (Arca noe) und der Spondylus (Spondylus gaerderopus). Die essbare Herzmuschel (Cerastoderma glaucum) liegt nur in geringen Mengen vor. In der Frühbronzezeit aber dominieren diese Muscheln das Fundensemble der Mollusken. Die Fundanteile von Rothirsch, Ur, Wildschwein, aber auch vom Hausschwein dürften ein Abnehmen der Bedeutung dieser Tiere in der Frühbronzezeit andeuten. Im selben Maß erhöht sich der Anteil des Damhirschs, vor allem in den Phasen ÇuHö I–II, und in der Viehwirtschaft werden Schafe und Ziegen wichtiger. In der Frühbronzezeit Südostanatoliens26 setzt sich mehrheitlich die Viehwirtschaft mit kleinen Hauswiederkäuern durch. Die Veränderung des Jagdwilds und die geänderte Strategie der Haustierzucht am Çukuriçi Höyük könnten auf eine Reduzierung des Waldbestandes im Verlauf vom Chalkolithikum bis zur Frühbronzezeit hinweisen27. Der Verlust der Bewaldung würde einen erhöhten Sedimenteintrag an der Küste bewirken, wodurch wiederum neue Lebensräume für im sandigen Flachwasser lebende Muscheln, wie die essbare Herzmuschel, entstünden. Die zu erwartenden Ergebnisse der künftigen Ausgrabungen verheißen jedenfalls neue Erkenntnisse für die Rekonstruktion der Kultur- und Umweltgeschichte des prähistorischen Siedlungsraumes des Çukuriçi Höyük.
A. Galik
Erste Ergebnisse der botanischen Analysen Zur Bergung archäobotanischer Reste und von Kleinfauna wurden insgesamt 58 Bodenproben mit einem Gesamtvolumen von 530 l entnommen. Mit Ausnahme einer Probe aus der Phase ÇuHö VIII, die in das Chalkolithikum datiert, stammen alle Proben aus der frühen Bronzezeit28. Die Extraktion der Reste erfolgte mittels einer herkömmlichen Flotationsanlage29. Dabei konnten 965 Pflanzenreste geborgen werden, was einer durchschnittlichen Dichte von knapp zwei Pflanzenresten pro Liter Erdreich entspricht. Botanische Reste liegen in zwei Erhaltungsformen vor: Verkohlt und mineralisiert, wobei die mineralisierten Reste nur ca. 5 % des gesamten Materials ausmachen und vorwiegend aus Feigenkernen bestehen. Die verkohlten Pflanzenreste lassen sich in fünf große Gruppen einteilen: Getreide, Hülsenfrüchtler, Ölund Faserpflanzen, Obstgehölze und krautige Wildpflanzen. Beim Getreide liegen ausschließlich Körner vor; Spreu, also Spelzen oder Spindelfragmente, konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Die Körner sind schlecht erhalten und stark fragmentiert, was sich im hohen Prozentsatz der nicht bestimmbaren Exemplare niederschlägt. Die bestimmbaren Getreidekörner entfallen fast zur Gänze auf Gerste (Hordeum vulgare); Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (T. dicoccum) sind hingegen nur schwach vertreten (29 : 2 : 1). Gerste hat eine kürzere Vegetationsdauer als Weizen und kommt deshalb besser mit marginalen Bedingungen wie salzhaltigen oder nährstoffarmen Böden und Wassermangel zurecht. Ob sie deshalb bevorzugt angebaut wurde, oder ob es sich um eine kulturelle Präferenz handelt, müssen weitere Forschungen klären. Hülsenfrüchtler sind mit mehreren Arten vertreten, wobei allerdings nur die Linse (Lens culinaris) als eindeutiges Nahrungsmittel eingestuft werden kann. Alle anderen Arten, wie beispielsweise die Linsenwicke 26
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M. Frangipane und G. Siracusano diskutieren die Veränderungen der Ernährungsstrategien im 3. und 4. Jtsd. anhand der Fundstellen von Arslantepe, Horum Höyük, Hassek Höyük und Kurban. In der Frühbronzezeit setzte sich im südöstlichen Anatolien bereits überwiegend die Wirtschaft mit kleinen Hauswiederkäuern durch, wohingegen sich im Spätchalkolithikum noch Unterschiede in den Fundquantitäten von Schwein und kleinen Hauswiederkäuern manifestieren (Frangipane – Siracusano 1998, 273; Bartosiewicz 2005,154 – 160). Bottema u. a. 2001, 347 beschreibt anhand von Pollenkurven für den Bereich östlich des Maramarameers eine ähnliche Entwicklung der Vegetation, die schließlich im beinahe gänzlichen Verschwinden des Laubwaldes an der Grenze vom Spätchalkolithikum zur Frühbronzezeit gipfelt. Erst mit Beginn der systematischen Grabungen 2007, wo besonders die Phasen der Frühbronzezeit untersucht wurden, konnte eine Flotationsanlage eingesetzt werden. Die in der Sondierungsgrabung 2006 freigelegten chalkolithischen Horizonte wurden hingegen noch nicht geschlemmt. s. z. B. Schneider – Kronberger 1991.
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(Vicia ervilia), sind Bestandteil der Vegetation der Umgebung, wachsen auch als Ackerunkräuter, könnten als Viehfutter genutzt oder auch zur menschlichen Ernährung angebaut worden sein. Öl- bzw. Faserpflanzen sind nur durch wenige Leinsamen (Linum usitatissimum) für das Chalkolithikum belegt; für die frühe Bronzezeit konnten sie bisher nicht nachgewiesen werden. Erstaunlich hoch ist die Anzahl der Samen- bzw. Fruchtreste von Obstgehölzen. Feige (Ficus carica), Weintraube (Vitis vinifera), Mandel (Amygdalus sp.) und Olive (Olea europaea) stellen ca. 35 % des verkohlten Pflanzenmaterials. Während des Chalkolithikums und der frühen Bronzezeit waren Wildformen von allen aus dem Çukuriçi Höyük nachgewiesenen Obstarten im östlichen Mittelmeerraum weit verbreitet; die Früchte wurden sicherlich gesammelt und vermutlich gab es auch schon sehr früh Bestrebungen zur Kultivierung dieser regelmäßig genutzten Pflanzen. Frühbronzezeitliche Wein- und Feigenkerne sind beispielsweise aus Kastanas30 in Makedonien bekannt, in Troia31 fanden sich aus demselben Zeitraum außerdem Olivenkerne. Fragmente von Mandelschalen, die bereits dem späten Neolithikum/frühen Chalkolithikum (ÇuHö VIII) zuzuordnen sind, wurden in Haçılar32 nachgewiesen. Bei den wildwachsenden Pflanzen dominieren Schmetterlingsblütler (Fabaceae) und Gräser (Poaceae). Beide Familien stellen wichtige Komponenten der lokalen Vegetation dar, zu ihnen zählen häufige Ackerunkräuter, aber auch Pflanzen, die gerne als Viehfutter genutzt werden.
U. Thanheiser
Zusammenfassung und Ausblick Nach den Ausgrabungen 2006 und 2007 lassen sich bereits erste konkrete und neue Erkenntnisse zum Çukuriçi Höyük formulieren. Es handelt sich bei diesem Fundplatz zweifelsfrei um einen Tell, der mindestens fünf Siedlungsphasen enthält, die vom späten 7./frühen 6. bis zum 3. Jahrtausend v. Chr. datieren. Architektur und Bautechnik ändern sich im Lauf der Perioden, konstant bleiben einige Details, wie ungepflasterte Lehmstampfböden und Steinsockel als Wandunterbau. Nachdem die chronologische Tiefe nun grob erfasst werden konnte, werden die nächsten Ausgrabungen vor allem die Erfassung flächiger Siedlungsstrukturen in ihrer zeitlichen Abfolge zum Ziel haben. Bei den jüngsten Phasen beginnend, werden zunächst die frühbronzezeitlichen Siedlungsreste im Mittelpunkt stehen. Das Fundmaterial spiegelt ein breites Spektrum an Gattungen wider, dessen Parallelen vorläufig vom südwestanatolischen Seengebiet über Zentralanatolien bis zu den Regionen des Marmarameers und der westanatolischen Küste reichen. Rein ägäische Elemente lassen sich bislang kaum feststellen. Deutlich ist bereits die lokale Produktion verschiedenster Objekte, deren Rohstoffe (wie Obsidian) aber eingetauscht werden mussten. Einige Indizien weisen neben der normalen Nutzung auch auf die Herstellung von Metallobjekten, deren Zusammensetzung und Produktionsverfahren noch untersucht werden müssen. Inwieweit dazu auch konkrete Werkstattareale erhalten sind, werden die nächsten Ausgrabungen zeigen. Die Untersuchungen der tierischen und pflanzlichen Reste geben einen ersten Einblick in das zukünftige Potenzial des Hügels zu den Fragen nach Ressourcennutzung und Landschaftsentwicklung im Wandel der Jahrtausende. Während die Bewohner des Çukuriçi Höyük im Chalkolithikum eine vielfältige Viehwirtschaft betreiben, spezialisieren sie sich im 3. Jahrtausend vorwiegend auf die kleinen Hauswiederkäuer. Jagdwild scheint hingegen in allen Perioden keine große Bedeutung für die Nahrungsbeschaffung besessen zu haben. Deutlich ist bislang die Dominanz der besonders widerstandsfähigen Gerste als Nahrungsgrundlage. Die Frage der Kultivierung der nachgewiesenen Feigen, Weintrauben, Mandeln und Oliven bleibt zukünftigen Analysen vorbehalten. Die Veränderung im Molluskenbestand und die Zunahme von Damhirsch lassen erste mögliche Rückschlüsse auf einen Wandel des Naturraumes bis zur Frühbronzezeit zu. Diese und zukünftige Erkenntnisse 30 31 32
Kroll 1983, 149. Riehl 1999, 105. Helbaek 1970.
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könnten zu der derzeit laufenden Diskussion einer möglichen Klimaveränderung im späten 7. Jahrtausend und damit einhergehenden Landschaftsveränderungen und Küstenlinienverschiebungen wichtige Beiträge liefern. Die Ausgrabungen von 2006 und 2007 am Çukuriçi Höyük geben einen ersten Einblick in einen in Ephesos bislang kaum erforschten Zeitraum. Der Tell und sein unmittelbares Umfeld bergen die Voraussetzungen für eine erste grundlegende kulturhistorische Definition dieser Mikroregion vor dem Hintergrund einer sich im Lauf der Jahrtausende vom beginnenden Chalkolithikum bis in die Frühbronzezeit permanent verändernden Landschaft. Umso wünschenswerter ist es, diesen Fundort zu sichern, weitere Zerstörungen zu verhindern und ihn den interessierten Besuchern zugänglich zu machen.
B. Horejs
Abgekürzt zitierte Literatur Aslanis – Hänsel (in Druck)
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Mag. Dr. Barbara Horejs Ȩ Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Dr. Alfred Galik Arbeitsgruppe für Archäozoologie und Vergleichende Morphologie, Abteilung für Pathobiologie, Institut für Anatomie, Veterinärmedizinische Universität Wien, Veterinärplatz 1, A-1210 Wien E-Mail: [email protected]
Dr. Ursula Thanheiser VIAS – Archäobotanik, UZA II, Althanstraße 14, A-1090 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Plangrundlage: Ch. Kurtze, © ÖAI; Abb. 2: Ch. Kurzte, © ÖAI; Abb. 3. 6: Aufnahme A. Nordmeyer, Digitalisierung K. Fiebig/B. Horejs, © ÖAI; Abb. 4: Aufnahme B. Horejs, Digitalisierung K. Fiebig/B. Horejs, © ÖAI; Abb. 5: a. ÇuHö 06/165/02; b. ÇuHö 06/26/01/34; c. ÇuHö 06/23/01/01; d. ÇuHö 06/26/01/09, Zeich-
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nungen S. Mattova/J. Traumüller, © ÖAI; Abb. 7: a. ÇuHö 06/196/02; b. ÇuHö 06/04/05/01, Zeichnungen S. Mattova/ J. Traumüller, © ÖAI; Abb. 8: B. Horejs, © ÖAI; Abb. 9: Photo N. Gail, © ÖAI (A-W-OAI-ECU-00679); Abb. 10: a. Plangrundlage: M. Braun, © ÖAI; b. Bearbeitung: M. Braun/N. Gail/B. Horejs, © ÖAI; c. Photo: M. Braun, © ÖAI (A-W-OAI-ECU-02035); d. Photo: L. Toriser, © ÖAI (A-W-OAI-ECU-01636); e. Photo: F. Krinzinger, © ÖAI (A-WOAI-ECU-01251).
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Barbara Horejs mit einem Beitrag von Fabian Kanz
Eine spätbronzezeitliche Bestattung in Halkapınar bei Ephesos∗ Ein Neufund eines spätbronzezeitlichen Grabes im Hinterland von Ephesos bietet einen schlaglichtartigen Einblick in eine in diesem Raum bislang nur schwer fassbare Periode. Obwohl es sich nur um einen Einzelfund handelt, eröffnet eine Analyse aller archäologisch definierbaren Elemente eventuell eine neue Perspektive auf alte Fragestellungen, welche an dieser Stelle nur mit den für die Spätbronzezeitforschung bekannten Schlagworten ›Arzawa/Apaša‹1, ›mykenisch versus hethitisch‹ sowie ›ägäisch versus anatolisch‹ umrissen werden sollen. Aus diesem Grund folgt der ausführlichen Befund- und Fundbeschreibung eine großräumige Vergleichsuntersuchung sowohl des Bestattungsgefäßes wie auch der Bestattungsweise. Beides scheint notwendig, um beim gegenwärtigen Forschungsstand überhaupt den Versuch einer kulturhistorischen Einbindung wagen zu können.
Einleitung Bei einem Besuch im Oktober 2005 im Dorf Halkapınar, rund 12 km Luftlinie nordöstlich von Ephesos gelegen (Abb. 1), fand der Regierungsvertreter B. Tuluk in Begleitung der Autorin bei einem Rundgang folgende Situation vor: Auf einem Feldweg, der als Zugang zu einem Bauernhaus außerhalb des Dorfkerns lag, waren oberflächlich Fragmente eines größeren Gefäßes sichtbar, die vertikal einige Zentimeter über den heutigen Laufhorizont hinausragten2. Bereits 1973 wurden C.çten und R. Meriç auf diesen Ort aufmerksam, als ein mykenisches Alabastron im Museum Selçuk abgegeben worden war3. Die beiden führten daraufhin eine kleine Notbergung durch, wobei wohl zwei Grabpithoi zutage kamen4. Eine weitere Bestätigung erbrachten Einwohner von Halkapınar, die von immer wieder im Ackerboden zutage getretenen Gefäßen berichteten. Aufgrund dieser Informationen erkannte B. Tuluk in der vorgefundenen Befundsituation die unmittelbare Gefährdung und mögliche Zerstörung einer prähistorischen Bestattung und veranlasste eine sofortige Rettungsgrabung für den nächsten Tag. In Absprache mit dem damaligen Grabungsleiter F. Krinzinger wurde diese Sicherungsmaßnahme im Beisein des Regierungsvertreters am 28. Oktober 2005 von der Autorin vorgenommen 5. ∗
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Für fruchtbare Diskussionen und die Einsicht in unpublizierte Manuskripte gilt R. Jung (Salzburg), P. Pavúk (Bratislava), D. Thumm (Tübingen) J. Seeher (Istanbul), B. Eder (Freiburg) und A. Herda (Berlin) mein herzlicher Dank. Verschiedene Literaturhinweise verdanke ich M. Kerschner (Wien). – Zitate und Abkürzungen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , bibliographische Angaben zu den zusätzlich verwendeten Kurzzitaten finden sich am Ende des Beitrags. Schreibweise von Arzawa und Apaša nach Heinhold-Kramer 1977. Anlass für diese Begehung waren die Informationen des ehemaligen Museumsbearbeiters C.çten sowie von R. Meriç zu einer möglichen bronzezeitlichen Nekropole in diesem Raum, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Das Alabastron mit der Inv. 1/27/73 wurde von C. Özgünel 1987 publiziert und diskutiert (Özgünel 1987, bes. 541 f.). Dasselbe Gefäß auch bei A. Bammer (Bammer 1986/1987, 32 und Abb. 18), hier aber fälschlicherweise als Oinochoe bezeichnet. Özgünel 1987, 545; Akyurt 1998, 28. – Ich danke R. Meriç herzlich für noch unpublizierte Zusatzinformationen und die Einsicht in ein Manuskript, das er derzeit zur Publikation vorbereitet (Meriç, in Druck). Jahresbericht des Österreichischen Archäologischen Instituts 2005, ÖJh 75, 2006, 339 f. – An dieser Stelle sei dem damaligen Grabungsleiter F. Krinzinger für die Erlaubnis zur Publikation dieses Befundes herzlich gedankt.
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Umgebungsplan von Ephesos mit dem Fundort Halkapınar
Lage Die oberflächlich sichtbaren Scherben befanden sich südwestlich des zentralen Dorfplatzes von Halkapınar auf einem Feldweg zu einem privaten Bauernhof. Das gesamte Gelände steigt Richtung Süden und Westen auf eine leicht erhöhte Flur hin an, gelegentlich angelegte, ungepflasterte Feldwege schneiden in die Landschaft ein und geben bis zu 1 m hohe Profile des Geländes frei. Darin sind vereinzelt Keramikfragmente sowie gebaute Strukturen zu erkennen, deren chronologische Zuweisung allerdings offenbleiben muss.
Ausgrabung und Befunde In einem 1 zu 1,5 m großen Schnitt wurde zunächst die oberste Schicht des rezenten Laufhorizontes abgebaut, die sich direkt auf dem darunterliegenden Bestattungsgefäß befand (Abb. 2). Beim weiteren Schichtabtrag wurde rasch klar, dass die gesamte Grabanlage durch die fortdauernde Nutzung des Weges massiv gestört worden war. Der nach oben gerichtete Bereich des Gefäßes war eingebrochen, rezentes Material durch Erosionsvorgänge direkt in das Grab und bis auf das Niveau der Bestattung gelangt. Ein massives, 1,10 m hohes Vorratsgefäß lag, mit der Mündung nach Osten orientiert, leicht schräg im Boden. Von der Mündung abwärts war der nach oben gerichtete Teil eingebrochen, die übrigen Gefäßwände waren ebenfalls gebrochen, befanden sich aber zum Zeitpunkt der Auffindung noch in situ. Neben rezentem Verfüllungsmaterial und nicht charakteristischen, sehr kleinen Keramikfragmenten lag ein massiver quadratischer Stein mit 40 cm Seitenlänge in dem eingebrochenen Bereich des Gefäßes. Dieser Stein (Granit?) scheint ebenfalls gebrochen, könnte aber als ursprünglicher Deckstein der Gefäßmündung gedient haben und sekundär in diese Lage verschoben worden sein. Sowohl in der Verfüllung als auch direkt auf der Gefäßwandung lagen vereinzelte menschliche Knochenfragmente eindeutig nicht in ihrer ursprünglichen Deponierungslage. Aus der Verfüllung rund um
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Digitalisierter Befundplan nach Abbau der rezenten Verfüllung mit Schnittkanten
das Bestattungsgefäß wurden weitere Knochenfragmente, ein Wandfragment des Pithos selbst, ein antikes und alt gebrochenes Amphorenfragment, ein rezentes Ziegelbruchstück sowie vier nicht signifikante Wandscherben grober handgemachter Keramik geborgen. Dieses Ensemble belegt die starke Störung sowohl der Bestattung selbst wie auch des unmittelbaren Umfeldes in jüngster Zeit. Eine zu erwartende Grabgrube oder gebaute Einfassung ließ sich aufgrund dieser Zerstörungsbedingungen nicht mehr feststellen, die exakte Bestattungsweise ist daher nicht rekonstruierbar. Nach abgeschlossener Dokumentation wurden alle Funde auf Anweisung des Regierungsvertreters in das Depot des Grabungshauses Ephesos gebracht. Bei dem wieder zusammengesetzten (Restaurierung K. Herold) und damit annähernd vollständig rekonstruierbaren Bestattungsgefäß handelt es sich um einen handgemachten Pithos (Abb. 3). Die erhaltenen Knochenfragmente stellen die Reste einer darin deponierten Körperbestattung einer adulten Frau dar, die von F. Kanz analysiert wurden (s. u.). Sowohl die nur in Fragmenten erhaltenen Knochen als auch der Erhaltungszustand des Gefäßes und die rezenten Merkmale der Verfüllung lassen einen sekundären Eingriff in das Grab vermuten, was das Fehlen jeglicher Beigaben erklären würde. Somit stehen als gesicherte Elemente eines an sich nicht geschlossenen Fundkontextes zunächst nur die anthropologischen Reste, das Grabgefäß und die Bestattungsweise für eine weitergehende Analyse zur Verfügung.
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Rippenpithos (Bestattungsgefäß) aus Halkapınar in restauriertem Zustand
4 B Querschliff des rechten Femurs von Individuum EPH-HAL/05/ PIT mit der Darstellung der Lage der Untersuchungsareale (I–V) für die histologische Sterbealtersbestimmung
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4 A Menge (<10 %) und Verteilung der aus dem Pithos geborgenen menschlichen Knochenfragmente
4 C Exemplarisch: Untersuchungsareal II (0,866 mm²), rot primäres Knochengewebe, blau osteonales und grün fragmentales Knochengewebe (Definitionen s. Ericksen 1991)
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Anthropologie Die anthropologischen Bestimmungen der wenigen, aber gut erhaltenen menschlichen Überreste aus der Notbergung des Pithos von Halkapınar lieferten folgende Ergebnisse: Der überwiegende Teil der Skelettelemente konnte einem Individuum zugeordnet werden, und wie aus der Verteilungsskizze (Abb. 4 A) ersichtlich, sind von allen Körperregionen Knochenfragmente erhalten6. Nach taphonomischer Beurteilung kann daher von einer Originalbelegung mit schwerer sekundärer Störung ausgegangen werden7. Aufgrund der Grazilität der Knochen des gesamten Skelettes und der wenigen erhaltenen geschlechtsspezifischen Merkmale am Schädel (Rand der Orbita bzw. Os zygomaticum) handelte es sich um die Bestattung einer Frau. Ihr Alter konnte anhand morphologischer Merkmale als zumindest erwachsen eingeschränkt und nach einer histologischen Sterbealtersanalyse (Abb. 4 B–C) nach Ericksen um das 50. Lebensjahr festgelegt werden 8. Makroskopisch auffallend war die Retardierung des rechten ersten Schneidezahns im Unterkiefer. Bei diesem relativ seltenen Phänomen wird der Zahn zwar angelegt, erreicht aber zeitlebens die eigentliche Kaufläche nicht. Die histologischen Untersuchungen zeigten, dass sich der gute makroskopische Erhaltungszustand auch im mikroskopischen Bereich fortsetzt. Auch konnte ausreichend Kohlenstoff aus dem Femurschaft extrahiert werden, um eine 14C-Datierung durchzuführen9. Lediglich für DNA-Untersuchungen konnten keine ausreichenden Mengen von Kollagen extrahiert werden, was auf ungünstige Lagerungsbedingungen für den Erhalt dieser großen Biomoleküle spricht10. Bedenkt man allerdings die lange Zeit der Lagerung, scheinen die Bestattungen im Bereich von Halkapınar besonders günstigen Bedingungen ausgesetzt gewesen zu sein, womit sie prädestiniert für naturwissenschaftlich Untersuchungen am Stand der Technik sind.
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Bestattungsgefäß Der 110 cm hohe Pithos weist eine unregelmäßig ovale bis runde, weite Mündung von 50 – 52 cm (Erhaltung ca. 70 %) auf und steht auf einem kleinen, niedrigen Standfuß (Dm 16 cm, Erhaltung 100 %). Trotz Restaurierung und Zusammensetzung der 128 Fragmente fehlen rund 25 % des Gefäßes, das heute noch etwa 60 kg wiegt (Abb. 5. 6)11. Der Ton ist fein aufbereitet und geschlämmt, vereinzelt sind gröbere, eckige bis längliche, helle Magerungspartikel (Quarz?) sowie feiner Glimmer an der Oberfläche und im Bruch mit bloßem Auge wahrnehmbar12. Feine bis grobe Glättspuren sind an den Oberflächen innen und außen zu erkennen 13, die Gefäßwand ist bis zu 2,5 cm dick und gut verdichtet. Der weiche und stellenweise poröse Scherben weist einen dicken, grauen Kern auf, das Gefäß wirkt relativ homogen gebrannt. Direkt unterhalb der Mündung sitzen wohl ursprünglich zwei kleine Griffzapfen, die grob appliziert sind und – in Relation zum Gesamtgewicht – kaum als Trage- oder Hebevorrichtung gedient haben können. Vier 6
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Lediglich ein Kalottenbruchstück, aufgrund seiner Robustheit männlich, identifizierte ein weiteres Individuum und kann wohl als Streufund betrachtet werden. Haglund 1997. Die histologische Sterbealtersbestimmung ergab folgendes mittleres Ergebnis 49,5+/–10 Lebensjahre. Wobei die Formel Nr. 18 für weibliche Individuen zur Anwendung kam und die folgenden Mittelwerte für die Einzelparameter (X1 … X8) bestimmt wurden: X1 = 12; X2 = 1; X3 = 10; X4 = 1; X5 = 2; X6 = 33; X7 = 55; X8 = 12. Details zu dieser Methode und den erhobenen Parametern s. Ericksen 1991. Zur absoluten und relativen Einhängung des Datums s. weiter u. Gedankt sei an dieser Stelle J. Kiesslich vom Department für gerichtliche Medizin der Universität Salzburg für die mehrfachen, leider erfolglosen Versuche aus den vorhandenen Proben verwertbare DNA-Reste zu extrahieren. Auch das Fehlen von rund einem Viertel des Pithos belegt eine spätere Störung des Grabes, da spätbronzezeitliche Bestattungsgefäße, im Unterschied zu anderen Perioden, in der Regel vollständig sind. Definition von Größe und Form der Magerung an grober handgemachter Keramik nach Horejs 2007, 57 – 59. Zur Definition von Oberflächenbehandlung an handgemachter Keramik und die Verwendung deutscher Terminologie s. Horejs 2007, 55 – 57.
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Rippenpithos aus Halkapınar in restauriertem Zustand
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Detailaufnahme des Pithos aus Halkapınar
horizontal umlaufende, applizierte, unverzierte Leisten (3 – 5 cm hoch) umspannen den Gefäßkörper in annähernd regelmäßigem Abstand von 20 – 30 cm, wobei das vierte Band nur 7 – 10 cm unterhalb der Mündung sitzt. Die dadurch geschaffene schmälere, rund 10 cm hohe Abschlusszone ist mit einem grob eingeritzten umlaufenden Wellen- bzw. Zickzackband verziert14 (Abb. 6). Die nur leicht einziehende Mündung mit nach innen und außen verdickter Lippe ist im Verhältnis zum maximalen Bauchdurchmesser (72 cm) auffallend weit (Verhältnis Mündung : Bauch = 5 : 7). Das sicher aus mehreren Teilen aufgebaute Gefäß, dessen Wandsegmente mit den applizierten Leisten an den entsprechenden Stellen gestärkt wurden 15, gehört in die Kategorie bronzezeitlicher Rippenpithoi.
Vergleichbare Pithoi Die Analyse ähnlicher Vorratsgefäße zeigt schließlich nur wenige gute Parallelen in einem recht weit gestreuten Verbreitungsgebiet (Abb. 7)16. Anatolien In Nordwestanatolien finden sich in der Nekropole von Beʼnik-Tepe ähnliche Rippenpithoi, die ebenfalls als Bestattungsgefäße verwendet wurden17. Die mit ihren Maßen publizierten Exemplare18 weisen eine Höhe zwischen 59 und 178 cm auf, wobei sie »in der Mehrzahl als recht groß« bezeichnet werden19. Grundsätzliche Übereinstimmungen zeigen sich an den schmalen Standfüßen, dem Einsatz horizontaler Rippenbänder und dem vereinzelten Vorkommen geritzter Wellenlinien als Halsdekor20. Sie sind aber wesentlich engmundiger, in der Regel schlanker und mit Vertikalhenkel ausgestattet, sofern überhaupt Handhaben vorhanden sind21. Die gründliche chronologische Auswertung M. Basedows grenzt den Belegungszeitraum des Gräberfeldes auf SH IIIA2 – SH IIIB1 ein, wobei die Pithosgräber vollständig oder zumindest mehrheitlich in die zweite Phase gehören dürften22.
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Im Unterschied zu Rillen weisen geritzte Linien einen V-förmigen Querschnitt auf, der mit einem spitzen Werkzeugende erzeugt wird. Zu dieser Technik s. auch Basedow 2000, 14. Dazu ist aber anzumerken, dass Vorratsgefäße zu einer selten publizierten Fundkategorie gehören, was die Zahl an Vergleichen natürlich massiv reduziert (vgl. dazu auch Basedow 2000, 110). Basedow 2000. Basedow 2000, 110 – 115. Basedow 2000, 14. Basedow 2000, Taf. 39. 40. 43. 45. Basedow 2000, Taf. 45, 18 1.; 46 1. Basedow 2000, 145 – 150.
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Vergleichbare Pithoi der Mittel- und Spätbronzezeit (Fundortnachweis s. Anhang 1)
Pithoi aus Troia VI Spät–VIIa scheinen grundsätzlich ähnlich23. Nach Einschätzung der Bearbeiterin der trojanischen Pithoi, D. Thumm, gibt es Übereinstimmungen des hier vorgestellten Exemplars mit den trojanischen Stücken in der Gestaltung der Standfüße, der plastischen Rippen sowie der gelegentlichen Verzierung in Form eines Wellenbandes unterhalb des Randes24. Einen deutlichen Unterschied erkennt sie in der Gestaltung der Mündung, die in Troia wesentlich enger ausfällt, sowie bei der Randausbildung. Wesentliche Übereinstimmungen zeigen die Bestattungspithoi aus Gordion in Zentralanatolien25. Ihre ovoide Form mit weiter Mündung ohne Hals, schmalem Standfuß und horizontaler Rippenverstärkung entspricht unserem Stück aus Halkapınar ebenso wie die gut vergleichbaren Maße der Gefäße26. Unterschiede gibt es wieder in dem Vorkommen von Henkeln und einer divergierenden Rand- und Lippenbildung. M. Mellink datiert die Nekropole in »mittel- bis spätanatolische Zeit«, wobei die Gruppe der Pithosbestattungen nach ihren Angaben auch in die jüngere Phase gehören könnte27. Weitere Untersuchungen von A. C. Gunter bestätigen und konkretisieren diese Datierung in die MBZ III–IV28. Die mittelbronzezeitlichen Gefäße aus dem westlich von Gordion gelegenen Gräberfeld von Demircihüyük-Sarıket sind zwar ebenfalls Rippenpithoi, sind aber grundsätzlich engmundig und weisen unterschiedliche Profile auf29. Die Bestattungspithoi aus Yanarlar bei Afyon lassen sich ebenfalls nur bedingt vergleichen. Ähnlichkeiten zeigen sich bei ihrer Weitmundigkeit und dem Vorkommen plastischer Horizontalrippen30. Ihre unterschiedlichen Ränder, ihre Handhaben und verschiedenen Dekorationsweisen bewirken 23
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Auf die nur vereinzelt auch abgebildeten Pithoi aus Troia VIIa verweist ebenfalls Basedow 2000, 110 – 112. – Ich danke D. Thumm für die ausführliche Diskussion, wichtige Literaturhinweise und die zahlreichen noch unpublizierten Informationen zu spätbronzezeitlichen Pithoi in Troia. Mündliche Information D. Thumm 2007. Mellink 1956. Mellink 1956, 10 – 13 (»ribbed Pithoi«) Kat. P 517. 782. 783. 786. 917 Taf. 11, g–i; 25 b. Mellink 1956, 56 f. Gunter 1991, 4 f. 49. 81 f. Seeher 1991; Seeher 1992, 12. 16 Taf. 1, 4; 2, 4. – Ich danke J. Seeher für wertvolle Hinweise zur Thematik anatolischer Bestattungssitten in der Bronzezeit. Beispielsweise Emre 1978, 89 Kat. 75/55 Abb. 4 Taf. 14, 2 (»Typ I b«); 90 Kat. 76/Et-5 Abb. 7 (»Typ I b«); Kat. 75/27 Abb. 12 (»Typ I b«) bes. Taf. 24, 4 (bei dem Verweis auf S. 152 [Tafelverzeichnis] auf Kat. 76/39 handelt es sich vermutlich um einen Druckfehler, weswegen nicht nachvollziehbar ist, aus welchem Grab das Gefäß stammt).
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alles in allem jedoch eine Gesamterscheinung, die sich nur grob mit unserem Stück vergleichen lässt. Nach den Analysen K. Emres datiert die Nekropole in die erste Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. 31. Dieselbe Schlussfolgerung gilt auch für die Pithoi aus Beycesultan III–II32, deren Entsprechungen mit Yanarlar bereits von J. Mellaart festgestellt wurden33, der die beiden Siedlungsphasen von Beycesultan in das 14. bzw. 13. Jahrhundert v. Chr. datiert34. Gut vergleichbar scheint das Gefäß einer Pithosbestattung aus Karataʼn in Lykien35, das von M. Mellink grob in die Mittelbronzezeit datiert wird36. Neben der charakteristischen weiten Mündung und eiförmigen Gesamterscheinung weist dieser Pithos eine ähnlich schmale Standfläche, mehrere Horizontalrippen und scheinbar keine Henkel auf. Inwieweit die Bestattungsgefäße aus der Halkapınar nahe gelegenen Nekropole von Panaztepe vergleichbar sind, ist kaum zu beurteilen37. Ein als Photo abgebildetes Exemplar scheint horizontale Rippen und einen eiförmigen Körper zu haben, wirkt aber insgesamt relativ engmundig38. Inwieweit es Ähnlichkeiten zu den Bestattungsgefäßen aus Karahöyük 39, BaČbaʼnı40, Düver41, Acemhöyük42, Pitane (Çandarlı)43, Çerkes Sultaniye (BaČyolu-Manisa)44 und Bayraklı45 gibt, ist aufgrund der Publikationslage schwer zu beurteilen46. Deutlich anders sind beispielsweise die Pithoi aus Kusura, deren Identifizierung als Bestattungsgefäße aber unsicher ist47. Ägäis Richtung Westen nehmen die Parallelen deutlich ab. Während M. Basedow noch grundsätzliche Ähnlichkeiten zwischen trojanischen Pithoi und Stücken aus Lesbos erkennt48, gibt es nur wenig ägäische Entsprechungen zu dem Exemplar aus Halkapınar. Lediglich das prinzipielle Vorkommen horizontaler Rippen auf dem Gefäßkörper ließe sich vergleichen49; das Gesamtprofil weist aber markante Unterschiede auf50. Neben den horizontalen Rippen zeigen die Pithoi aus Chios auch Ähnlichkeiten in Gesamtgröße und Gestaltung der Füße51. Die Exemplare aus der spätbronzezeitlichen Siedlung von Emporio sind zwar engmundig mit ausladendem Rand, haben aber einen ähnlich kleinen Standfuß52. Zusätzlich scheinen auch die Körpermaße
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Emre 1978, 115 – 122. Zur Diskussion dieser Datierung und der Problematik langer Laufzeiten einzelner Typen s. auch Kull 1988, 173 f. Mellaart – Murray 1995, 5 Nr. 30 Abb. 17, 8 (Beycesultan III); 24 Nr. 30 Abb. 49 (Beycesultan II). Mellaart – Murray 1995, 5 mit Anm. 2. Mellaart – Murray 1995, 93 – 96. Mellink 1967, 257 Taf. 78, 27 (»Pithosgrave D«). Der Pithos eines weiteren mittelbronzezeitlichen Grabes (»Pithosgrave E«) hingegen weist Henkel auf und ist engmundiger (Mellink 1969, 330 Taf. 71, 4). Mellink 1967, 257. Informationen und Abbildungen von Pithosgräbern in Erkanal 1986; Erkanal 1987; Erkanal 1997; Erkanal 2001. Erkanal 1997, 465, Photo 4. Alp 1961. Mellink 1969, 330 Taf. 77, 39. Özgünel 1983, 739 – 743 Taf. 30 – 35; Akyurt 1998, 37 – 38. Es handelt sich um eine vereinzelte Pithosbestattung innerhalb der Siedlung (Özgüç 1966, 34 f.; Emre 1966, 102 f.). Özgünel 1983, 705 – 707 mit älterer Lit.; Akyurt 1998, 19. Özgünel 1983, 738 f. Taf. 29; Akyurt 1998, 20. Özgünel 1983, 711; Akyurt 1998, 24. In diesen Fällen sind die Pithoi überhaupt nicht oder aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes nur als Fragmente publiziert. Von den insgesamt fünf Pithoi befanden sich nur in einem Knochen, die übrigen waren leer. Es handelt sich um glatte Pithoi ohne Rippen mit deutlichem S-Profil (Lamb 1937, 11. 14. 22 Abb. 8, 2. 4. 5). Basedow 2000, 110 – 115 mit Vergleichsangaben in den Anmerkungen. Lamb 1936, 144 f. So sind die Typen aus Thermi alle durch einen deutlich abgesetzten Hals und ausladende Ränder gekennzeichnet (Lamb 1936, 144 f. mit Abb. 43). S. Hood erwähnt spätbronzezeitliche Rippenpithoi in Piryi und Volissos, die den Exemplaren von Emporio vergleichbar seien (Hood 1981, 5 f. 8). Hood 1981, 611 – 13 mit Abb. 276 (Nr. 2899 – 2906).
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der Gefäße und ihre Ware durchaus vergleichbar zu sein53. Nach S. Hood datieren sie in die Phase vor der ersten mykenischen Präsenz auf Chios und müssten demnach älter als SH IIIB sein54. Die auffallende Weitmundigkeit des Pithos aus Halkapınar findet auch im minoischen Spektrum nur vereinzelte Ähnlichkeiten. Nach der morphologischen Gliederung K. Christakis’ lassen sich die Formen 8 und 118 am ehesten grob vergleichen55. Die Gesamterscheinung der minoischen Pithoi ist geprägt durch das niedrige Verhältnis von Mündung zu größtem Körperdurchmesser und breite, horizontal umlaufende Rippen. Die breiten Standflächen, Vertikalhenkel und ihre divergierende Randbildung unterscheiden sie aber deutlich von unserem Stück. Christakis’ Form 8 ist in Zentral- und Ostkreta in SM III verbreitet und scheint vor allem als Bestattungsgefäß vorzukommen56. Die Pithosform 118 ist hingegen auf SM IIIA und Knossos beschränkt57. Grundsätzlich unterscheiden sich die Bestattungspithoi auf Kreta aber deutlich von unserem Exemplar aus Halkapınar58. Ebenso unterschiedlich sind die eher selten als Grabgefäße verwendeten Pithoi in der Dodekanes59. Die Gestaltung von Pithoi auf dem mykenischen Festland ist grundsätzlich anders und nicht mit dem groben Rippenpithos aus Halkapınar zu vergleichen60. Auch Richtung Nordwesten finden sich keine entsprechenden Gefäße mehr. M. Basedows Vergleichen trojanischer Exemplare mit spätbronzezeitlichen Pithoi aus Makedonien kann ich nur bedingt folgen, ihr einzelner Verweis auf Assiros spiegelt keinesfalls die »typischen Pithoi« wider61. Im Gegenteil belegen die Funde aus dem prähistorischen Olynth, Kastanas, Axiochori, Limnotopos, Thessaloniki, Kouphojiannos, Pondokomi, Kastri, Stathmos Angistas und Kastro Palia ein anderes Spektrum an Pithoi, die sich in Dekor und Formgebung deutlich unterscheiden62. Die großräumige Vergleichsanalyse zeigt demnach zwei Dinge deutlich: Entsprechende Rippenpithoi finden sich beinahe ausnahmslos in Anatolien. Die ohnehin nur bedingt vergleichbaren Exemplare der ostägäischen Inseln gehören wohl in das west- bis zentralanatolische Spektrum oder sind deutlich von diesem beeinflusst. Des Weiteren konnte keine einzige Analogie zum Gefäß aus Halkapınar gefunden werden, die in allen signifikanten Details übereinstimmt. Die extreme Weitmundigkeit in Kombination mit applizierten Handhaben und Ritzliniendekor scheint eine lokale Eigenheit zu sein. Die äußerst grobe Machart und schiefe Form könnten auf einen ungeübten Töpfer weisen. Ob es sich bei dem Pithos um ein ausschließlich für das Bestattungsritual angefertigtes Gefäß handelt, muss offenbleiben. Zumindest die Vergleiche aus Troia belegen aber die Verwendung desselben Typs in einem Siedlungskontext.
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Besonders Hood 1981, 612 Abb. 276 Nr. 2901: H: 96 cm, Dm der Mündung: 50 cm, Dm der Basis: 13 cm. Hood 1981, 579 f. Christakis 2005, 7 und Abb. 3 (»ovoid pithos with wide mouth«); 21 und Abb. 25 (»conical pithos with convex sides«). Christakis 2005, 55 f. und Tab. 1. – Leider sind der Publikation keine genauen Angaben zu Fundort, Vorkommen und Anzahl der einzelnen Stücke zu entnehmen. Während die Autorin an einer Stelle von palatialem und einfachem Hausgebrauch spricht (a. O. 7), wird die Form 8 an anderer Stelle als eigens für Bestattungen produzierter Typ beschrieben (a. O. 56). Christakis 2005, 21. s. z. B. die Bestattungsgefäße aus Elounda/Olous (Kanta 2001, Abb. 3 – 9). z. B. in Trianda, Ikopedo Ioannidi (Girella 2005, 130 und Taf. 16 a) auf Rhodos. Zur deutlichen Veranschaulichung der Unterschiede seien hier ein mattbemalter Pithos aus der Westnekropole von Eleusis (Mylonas 1975, 224 Taf. 405 ƚ) und das reich ornamentierte Bestattungsgefäß aus Mykene (Wace 1921 – 1923, 404 Abb. 91; 406 f. Taf. 62) erwähnt. Auch in Ägina-Kolonna sind die Vorratsgefäße bemalt (exemplarisch: Walter – Felten 1981, Fundgruppe XXXVIII: 84 Taf. 122. – Ich danke W. Gauß für Informationen zu noch unpublizierten spätbronzezeitlichen Pithoi aus Ägina-Kolonna). s. beispielsweise auch das Spektrum mykenischer Pithoi im Palast von Pylos (Blegen – Rawson, 392 – 395 Abb. 380 – 382). Basedow 2000, 110. – Es bleibt leider unklar, welche Pithoi aus Assiros hier gemeint sind. In dem von K. Wardle zitierten Beitrag (Basedow 2000, 110 mit Anm. 386) werden Pithoi lediglich kurz erwähnt, aber nicht abgebildet (Wardle 1993, 123). Inwieweit die mehrfach publizierten Darstellungen des Vorratsraumes mit rekonstruierten Pithoi aus Assiros Phase 9 auch die tatsächlichen Formen der Gefäße wiedergeben, bleibt bis zur Vorlage der Funde unklar. Aber auch die rekonstruierten Pithoi zeigen keinerlei Ähnlichkeit mit anatolischen Rippenpithoi (Wardle – Wardle 2007, 456 Taf. 5). Horejs 2007, 161 – 168 mit Anm. 803 – 811.
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Datierung Die oben diskutierten Vergleiche zum Bestattungsgefäß weisen zunächst auf eine Datierung in die Spätbronzezeit. Zwar könnten die Exemplare aus Gordion noch mittelbronzezeitlich sein, doch sprechen die weiter westlich gelegenen und damit auch näheren Parallelen aus Troia, Beʼnik-Tepe und Karataʼn für eine Verankerung eher in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. Dies wird durch das ermittelte 14C-Datum von 3180±35 BP an einem Fragment des rechten Femurs bestätigt, das kalibriert ein Alter von 1520 – 1400 (2ƫ) bzw. 1495 – 1425 v. Chr. (1ƫ) ergibt63. Damit scheint eine Datierung der Bestattung in die Spätbronzezeit gesichert. Eine exakte relativchronologische Verknüpfung ist bei nur einer Messung – noch dazu eines Menschenknochens – natürlich problematisch. Es ließe sich aber, bei aller Vorsicht, relativchronologisch mit SH II(A–)B und damit kulturhistorisch mit der Periode vor den mykenischen Palästen verbinden 64. Das eingangs erwähnte mykenische Alabastron aus einem bereits 1973 gefundenen Grab in unmittelbarer Nähe ist relativchronologisch jünger und datiert in SH IIIA265. Demnach gibt es in Halkapınar wohl eine Nekropole mit Pithosgräbern, die möglicherweise bereits ab SH IIB–SH IIIA2 genutzt wurde.
Bestattungssitte Die Art der Bestattung von Halkapınar lässt sich auf den ersten Blick sehr gut in lokale Traditionen eingliedern. Die Sitte der Körperbestattung in einem Pithos ist in Anatolien seit der Frühbronzezeit bekannt und üblich66. Diese Bestattungsweise wird auch im 2. Jahrtausend v. Chr. unverändert weitergeführt 67 (Abb. 8), wobei die Toten zu rund 98 % in Hockerstellung niedergelegt wurden68. Pithosgräber sind prinzipiell in ganz Westkleinasien bis Südostanatolien und Obermesopotamien verbreitet69. Von Zentral- bis Westanatolien handelt es sich dabei überwiegend um extramural angelegte Gräberfelder, wohingegen weiter östlich und südöstlich vor allem intramurale Gräber bekannt sind70. Nach. Akyurt spiegeln sich in dieser Gegenüberstellung extra- und intramuraler Bestattungssitten im 2. Jahrtausend v. Chr. auch zwei unterschiedliche Traditionen innerhalb Anatoliens wider71. Diese Zonen könnten aber ebenso gut auch den divergierenden Forschungsstand präsentieren, da gerade in jenen Regionen mit intramuralen Einzelgräbern die großen Nekropolen bislang fehlen und das Verhältnis von Siedlung zu Nekropole zu einer der großen ungelösten Fragestellungen gehört72. Andererseits fehlen wiederum an der Westküste große systematisch ausgegrabene Siedlungen, die möglicherweise ebensolche intramuralen Einzelbestattungen aufweisen würden. So müsste es auch kein Zufall sein, dass in der einzigen auch flächig groß freigelegten Siedlung von Troia neben der extramuralen Nekropole73 auch Gräber innerhalb des gleichzeitigen Wohngebietes von Troia VI74 vorkommen. Während die Sitte der Körperbestattung in einem Pithos – sowohl in Gräberfeldern als auch als Einzelgrab im Siedlungsverband – in Anatolien weit verbreitet ist und in eine lange Tradition gehört, ist die Situation auf der gegenüberliegenden Seite der Ägäis deutlich anders. Im Verlauf der knapp 2000 Jahre dauernden Bronzezeit spiegeln sich die großen kulturhistorischen Veränderungen auf dem griechischen
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Labornr. VERA-4027. Verwendet wurden OxCal und die Kalibrierkurve INTCAL04. Je nachdem, welcher der derzeit verwendeten Chronologien man folgt, entspricht das Datum SH IIA–B (Warren – Hankey 1989, bes. 169) oder nur SH IIB (Manning 1993; s. dazu Diskussion bei Rutter 2001, 105 – 107). Özgünel 1987, 547; Meriç (in Druck). Emre 1978, bes. 123 – 137; Kull 1988, 91; Akyurt 1998, 103 – 108. 118 – 122; Basedow 2000, 153 f. Kull 1988, bes. 91 – 94 mit Abb. 88 – 89; Akyurt 1998, 103 – 107 Tab. 79. Akyurt 1998, 122. Zu Pithosgräbern im östlichen Zentral- und Ostanatolien s. Kull 1988, 91 – 94; Akyurt 1998, 51 – 71. 79 – 88. 134 – 137. Von den in Abb. 8 verzeichneten Pithosgräbern sind Acemhöyük, Kusura und Konya Karahöyük Bestattungen innerhalb des Siedlungsverbandes (Özgüç 1966, 34 f.; Alp 1961). Akyurt 1998, 90 – 101, bes. Karte 1. Ich danke J. Seeher für den Hinweis auf die Problematik fehlender hethitischer Gräberfelder und weitere wertvolle Informationen zu diesem Themenkomplex. Blegen u. a. 1953, 370 – 391. Exemplarisch Blegen u. a. 1953, 122.
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Spätbronzezeitliche Körperbestattungen in Pithoi (Fundortnachweis s. Anhang 2)
Festland teilweise auch in der Entwicklung und einem deutlichen Wechsel der Grabsitten wider75, wobei Pithosgräber nie eine zentrale Rolle spielen. Als einzelne Körperbestattungen sind sie allerdings immer wieder zu beobachten und treten (wie auch auf den Kykladen) bereits in der Frühbronzezeit auf 76. Auch im Mittelhelladikum setzt sich diese Bestattungsweise fort, bleibt aber weiterhin eine Randerscheinung 77. In der Spätbronzezeit lassen sich schließlich – trotz des enormen Anstiegs an Gräbern allgemein – kaum gesicherte Beispiele finden78. Dazu gehört die in SH IIIC datierende79 Bestattung im Areal des ›Cyclopean Terrace Buildings‹ von Mykene, die neben Keramikbeigaben auch eine sorgfältige Steinpackung zur Abdeckung aufweist80. Älter sind die beiden Pithosgräber im Tumulus von Kissos, die dort als Ausnahme neben anderen Bestattungsweisen auftreten81. Das Beispiel aus Samikon wird als mittelhelladische Tradition erklärt, datiert allerdings in die mykenische Palastzeit82. Ob die beiden Pithoi in Grab 3 von Kaminia tatsächlich als Bestattungsgefäße gedient haben, ist unklar83. Sie würden mit ihrer Datierung in SH IIIA2 aber in denselben Horizont wie Samikon gehören. Die genaue Datierung sowie die Anlage und Gesamtzahl der Pithosgräber
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Cavanagh – Mee 1998, bes. 20 f. 33 – 35. 41 f. 55 f. Cavanagh – Mee 1998, 17 f.; Maran 1998, 225 – 232 betont die kontinuierliche Fortsetzung von Pithosgräbern auch nach dem massiven Wandel in FH II und sieht hierin ein verbindendes Element zu den folgenden Perioden. Bei Cavanagh – Mee 1989, 26 mit Tab. 4, 1; 38; 182 Abb. 4, 2 sind 19 Fundorte mit 61 Pithosgräbern aufgeführt, die allerdings nur einen Anteil von 6 % (intramural) bzw. 3 % (extramural) an allen Bestattungsformen ausmachen. – Anders Maran 1998, 231, der sie in der MBZ als durchaus üblich beschreibt. Grundsätzlich ist dazu aber anzumerken, dass Einzelbestattungen im mykenischen Griechenland bislang nicht im Fokus der Forschung standen. Eine systematische Aufarbeitung steht noch aus, weshalb hier auch kein Anspruch gegeben ist, alle tatsächlich vorhandenen spätbronzezeitlichen Pithosbestattungen diskutieren zu können. – Ich danke B. Eder für diesen Hinweis und die fruchtbare Diskussion zu dieser Thematik. Lewartowski 2000, 68 Nr. AR11.3. – Ich danke R. Jung für diesen Hinweis. Wace 1921 – 1923, 404 Abb. 91; 406 f. Taf. 62. Cavanagh – Mee 1989, 44. 58 Abb. 5. 6. Die Anlage hat eine Belegungszeit von SH II–IIIB, der genaue Zeitpunkt der Niederlegung der Pithoi bleibt unklar. Cavanagh – Mee 1989, 62. Cavanagh – Mee 1989, 64. 83.
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von Mageira (Kioupa) ist unbekannt84. Die einzelne Pithosbestattung aus Xylokastro (Ephyra)85 in Epirus scheint bereits in die frühe Eisenzeit zu datieren, wie die Form des Gefäßes in Kombination mit einer hufeisenförmigen applizierten und fingertupfenverzierten Leiste auf der Schulter m. E. nahelegt86. Zusammengefasst sind also keine 10 Fundorte des Festlandes mit Bestattungen in Pithoi bekannt, die chronologisch von der Vorpalastzeit bis in die Nachpalastzeit zu streuen scheinen87. Die Struktur spätbronzezeitlicher Bestattungssitten auf den dazwischenliegenden Inselgruppen in der Ägäis ist schwer zu beurteilen88. So unterschiedlich die Intensität ihrer ›Mykenisierung‹ bzw. der Grad mykenischen Einflusses scheint89, so verschieden scheinen die jeweiligen Bestattungsweisen zu sein90. Auch hier dürften Pithosbestattungen keine große Rolle spielen, auch wenn sie – wie beispielsweise auf Rhodos als Minderheitengruppe in Nekropolen mit überwiegend anderer Bestattungsweise – zu beobachten sind 91. Ihr Vorkommen wird von L. Girella aber wiederum sehr schlüssig auf einen anatolischen Ursprung zurückgeführt92. Um das Bild rund um die Ägäis zu vervollständigen und abzuschließen, folgt noch ein kurzer Blick zu den Bestattungssitten an deren Nordküste. Zwar sind beispielsweise in Makedonien Pithosbestattungen aus der Frühbronzezeit belegt93, sie werden aber offenbar nicht bis in die Spätbronzezeit tradiert. In Westmakedonien sind zu dieser Zeit Körperbestattungen in Kistengräbern die Regel94, in Zentralmakedonien sind bislang keine regulären Bestattungen bekannt. In Ostmakedonien und Griechisch-Thrakien sind verschiedene Grabformen annähernd gleichzeitig in Verwendung: Urnengräber in Tumuli, Brand- und Körperbestattungen in Periboloi sowie Körperbestattungen in Kisten- und Kammergräbern in Kastri auf Thasos95. Trotz dieser Vielfältigkeit im Grabritual sind Pithoi als Bestattungsgefäße aber nicht zu beobachten.
Die Aussagekraft des Fundes zur Spätbronzezeit in Ephesos Der Neufund aus Halkapınar ist gemeinsam mit den eingangs besprochenen Altfunden ein starkes Indiz für eine Nekropole aus SH IIB–IIIA2 rund 12 km nordöstlich von Ephesos. Die Nachbarschaft und unmittelbare
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Lewartowski 2000, 11. 83 Nr. EL6 mit Lit. – Die vier bis zehn Pithosgräber könnten unter einem Tumulus gelegen haben und datieren in den Zeitraum von SH III bis submykenisch. Dakaris 1958, 111 f. Taf. 86 ƚ. S. I. Dakaris datiert die Bestattung im ersten Grabungsbericht mit Verweis auf makedonische Parallelen bereits an das Ende der Spätbronzezeit oder die beginnende Eisenzeit (Dakaris 1958, 111 f. mit Anm. 1). Lewartowski 2000, 88 Nr. NW5. 6 datiert sie in SH IIIC(?), ohne weitere Angabe von Gründen. – Die Art der Verzierung spricht m. E. aber für eine Datierung ab der Früheisenzeit, wie die Befunde aus Kastanas nahelegen. Dort erscheint das applizierte Hufeisen auf Töpfen erstmals in Schicht 13 (Hochstetter 1984, Taf. 65, 2) und wird zu einem typischen Element in den Schichten 12 – 6 (Hochstetter 1984, Taf. 77, 2; 84, 3 – 5; 89, 3; 95, 7; 96, 4; 98, 1; 100, 1; 111, 2. 5; 125, 1 – 4; 133, 1 – 3; 145, 4. 5; 172, 3. 5; 202, 5; 203, 8). Die Datierung der Schichten in Kastanas folgt Jung 2002. Das völlige Fehlen dieses Ornaments in den spätbronzezeitlichen Schichten des prähistorischen Olynth scheint ein weiteres deutliches Indiz für eine postbronzezeitliche Datierung (Horejs 2007, 126 – 145. 318). Anders K. Lewartowski, der ohne Erwähnung der Beispiele aus Kissos, Samikon und Kaminia einen Schwerpunkt der Pithosbestattungen am Ende Spätbronzezeit postuliert: Lewartowski 2000, 11. Folgt man der Zusammenstellung von Pithosbestattungen bei Lewartowski 2000, 11, dann gibt es kein einziges Beispiel auf den Inseln. Zusammengefasst bei Davis 2001, bes. 27. 28 – 76; Davis u. a. 2001 zu den einzelnen Inseln mit weiterführender Lit. – Einschränkend sei angemerkt, dass von einigen Inseln überhaupt keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt sind. Mykenische Kisten- und Grubengräber, Kammer- und Tholosgräber in unterschiedlicher Häufigkeit (Davis 2001, 27 – 76; Cavanagh – Mee 1989, 41 – 88. 217 Abb. 6, 4). Girella 2005, 130 mit Anm. 6 und weiterführender Lit. Girella 2005, 131 mit Anm. 15 – 24. – Die auf den ersten Blick näherliegende Ableitung aus Kreta ist nach L. Girella aufgrund fehlender eindeutiger Parallelen unwahrscheinlich (Girella a. O. Anm. 24). Auch auf Kreta zählt die Pithosbestattung zu den selteneren Grabformen (z. B. in Elounda/Olous [Kanta 2001]). z. B. im prähistorischen Olynth/Agios Mamas: Pappa (in Druck) mit weiteren Beispielen und Lit. Diskussion der einzelnen Fundorte mit weiterführender Lit. bei Horejs 2007, 27 f. Einzelne Fundorte mit Lit. bei Horejs 2007, 35 – 37. Zur Diskussion der Brandbestattungen in diesem Raum s. Jung 2007, 221 – 226.
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Nähe zum Kaystrostal legen eine Beziehung beider Fundorte zueinander nahe und es scheint berechtigt, hier vom Hinterland zu Ephesos zu sprechen. Für den Versuch einer kulturhistorischen Einordnung scheint es daher auch notwendig, unsere Kenntnisse zur Spätbronzezeit aus Ephesos selbst einzubeziehen. Die archäologischen Quellen dieser Periode sind bislang vor allem aus zwei Bereichen von Ephesos bekannt – vom Ayasoluk und aus dem Areal des späteren Artemistempels96. Zwar ist in beiden Fällen eine abschließende Publikation des Fundmaterials noch ausständig, doch stehen aufgrund zahlreicher Artikel bereits einige Ergebnisse zur Verfügung, die hier kurz zusammengefasst werden sollen, wobei zunächst die archäologischen Fakten im Mittelpunkt sind. Bei einer Rettungsgrabung wurde 1960 auf dem Ayasoluk südlich des ›Tores der Verfolgung‹ ein spätbronzezeitliches Grab gefunden97. Der Beschreibung im Vorbericht und dem publizierten Plan nach zu schließen, könnte es sich um ein Grab mit Steineinfassung handeln, in dem insgesamt fünf mykenische Gefäße beigegeben waren98. Ein weiterer mykenischer Krater enthielt offenbar die Bestattung, wobei unklar ist, ob es sich um eine Körper- oder Brandbestattung handelt99. Die Keramik datiert das Grab in SH IIIA2100. Auf den ersten Blick erstaunt die Art des Beisetzungsrituals, das sich sehr markant von ›normalen‹ mykenischen Bestattungsweisen unterscheidet101. Aufgrund der Größe des Bestattungsgefäßes kann es sich entweder um eine Teilbestattung unverbrannter Knochen oder um Leichenbrand handeln. Letzteres ist in der mittelmykenischen Zeit (SH IIIA1 – 2) nur in zwei Fällen, die als absolute Ausnahme gelten, gesichert bekannt102. In diesem Sinne sollte hier terminologisch korrekt auch nur mit Einschränkung die Bezeichnung ›mykenisch‹ verwendet werden, da es sich wohl vielmehr um ein spätbronzezeitliches Grab lokaler Bestattungsweise mit mykenischen Beigaben handelt. Diese Erkenntnis scheint besonders für weiterführende kulturhistorische Interpretationen relevant. In den Jahren 1990 und 1996 wurden am Hang des Ayasoluk südlich der Zitadelle zwei Sondagen geöffnet, die spätbronzezeitliches Material erbrachten103. Nach den Vorberichten des Ausgräbers M. Büyükkolancı befanden sich darin Reste einer Steinmauer aus oben und unten horizontal geschnittenen und außen grob behauenen Kalksteinblöcken mit rund 3 m Mauerbreite104. Der gesamte Befund wurde durch jüngere Hangrutschungen offenbar überdeckt, ein tatsächliches gleichzeitiges Nutzungsniveau scheint nicht vorhanden gewesen zu sein105. Unter den bislang publizierten Scherben aus diesen Sondagen sind auch vereinzelte spätbronzezeitliche Fragmente106, die aus eindeutig gemischten Kontexten stammen107. Neben einzelnen mykenischen Scherben aus SH IIIA–B wurde »im Fundamentbereich« wohl vor allem »Keramik des Beycesultan-Typs mit rotem Überzug« gefunden108. Die zunächst als »mykenisch« definierte »Befestigungsmauer« wurde vom Ausgräber jüngst revidiert und als »Befestigungsmauer der hethitischen Hauptstadt Apaša« publiziert 109. 96 97 98
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Dazu auch Kerschner 2006, 378 Abb. 2. Gültekin – Baran 1964. Gültekin – Baran 1964, 125. 128. – Der Kontext wurde bereits 0,25 m unter der rezenten Oberfläche gefunden. Die direkt anschließenden hellenistischen, römischen und byzantinischen Befunde liegen aber wesentlich tiefer (zwischen 0,5 und 4,2 m unterhalb der Oberfläche). Eine massive Störung ist deshalb anzunehmen, obwohl der gute Erhaltungszustand der Beigaben doch erstaunt; weitere Gräber in unmittelbarer Umgebung sind daher kaum zu erwarten. Gültekin – Baran 1964, 126: »The vase contained human bones.« Gültekin – Baran 1964, 127; Özgünel 1996, 36 f.; Mountjoy 1998, 36; nach Niemeier 2007b, 58 SH IIIA1 – 2. Dazu auch Niemeier 2007b, 58 mit Anm. 263. Nach Jung 2007, 215 f. gibt es sie in SH IIIA1 – IIIA Spät nur in Brauron und Ialysos auf Rhodos. Er argumentiert schlüssig, dass es sich bei der sog. Leichenbrandschüttung in Grube 3 der Tholos 2 von Tragana vielmehr um sekundäre Brandspuren an einer normalen Körperbestattung handelt, verursacht durch eine rituelle Feuerreinigung der Grabkammer, die oft zu beobachten ist (Jung 2007, 216 mit Anm. 8). Büyükkolancı 1998; Erdemgil – Büyükkolancı 1991; Erdemgil – Büyükkolancı 1997; Büyükkolancı 2000; zusammenfassend bei Büyükkolancı 2007. Büyükkolancı 2007, 21. 23 mit Abb. 2 Taf. 6, 3. Büyükkolancı 2000, 40. 42 Abb. 13; Büyükkolancı 2007, bes. 21. Büyükkolancı 2000, 42 Abb. 13 (unterste drei Reihen); Büyükkolancı 2007, Taf. 6, 4. 5. s. dazu vor allem Kerschner 2006, 366 f. 381 f. und Abb. 5 – 7, wo er betont, dass das Fundmaterial von der Spätbronzezeit bis in die Klassik reicht. Büyükkolancı 2007, 21. – Dem Photo in Büyükkolancı 2000, 42 Abb. 13 nach zu urteilen, verschiedene Schalentypen (u. a. Beadrim Bowls). Des Weiteren gibt es wohl auch ›Goldwash-Ware‹ in charakteristischen westanatolischen Typen, Kerschner 2006, 368. 381 Abb. 5. 6. Büyükkolancı 2007, 23.
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Für eine weiterführende Interpretation dieser Befunde ist eine ausführliche Publikation von Stratigraphie und Fundkontexten selbstverständlich abzuwarten. Bis dahin bleiben Fragen zur stratigraphischen Gleichzeitigkeit der wenigen Scherben und der Errichtungszeit der Mauer offen. Inwieweit überhaupt eine ethnische Zuordnung zu Hethitern oder gar Mykenern möglich ist, soll abschließend diskutiert werden. Neben dem Ayasoluk ist besonders das Artemision für Fragen zur Spätbronzezeit von Ephesos interessant. Aus einem Bereich unterhalb der Cella des frühen Peripteros stammt »ein ungestörter spätbronzezeitlicher Befund«110. Welcher »Befund« dabei genau vorliegt, ist nach den Vorberichten des Ausgräbers noch offen111, doch gibt es scheinbar keine definierbaren architektonischen Reste112. Aus diesem Kontext stammen wohl 60 Scherben aus der Spätbronzezeit113. Weitere als »spätbronzezeitlich« angesprochene Funde – wie der Kopf einer Statuette – stammen umgelagert (?) aus jüngeren Kontexten114. Nach den Bearbeitern des Materials bleibt daher auch unklar, ob mit Kultaktivitäten bereits in der Spätbronzezeit zu rechnen ist115. Auch hier muss natürlich eine abschließende Materialvorlage abgewartet werden, bevor eine kulturhistorische Interpretation möglich wird. Dabei wird u. a. von Interesse sein, wie hoch der Anteil echt mykenischer Keramik in Relation zu lokal produzierten Waren ist. Bei zwei bislang mittels NAA untersuchten mykenischen Scherben ist ein Skyphos aus der Argolis importiert116. Noch wesentlich wichtiger wird aber die Vorlage des gesamten vorhandenen Spektrums, worunter sich möglicherweise nicht ausschließlich nur mykenische Keramik befinden wird. Schließlich stellt sich auch die Frage, wie weit in die Spätbronzezeit das chronologisch signifikante Material überhaupt zurückreicht117.
Weitere Indizien für die Spätbronzezeit in der Region um Ephesos? Abgesehen von diesen Befunden gelten auch verschiedene andere Beispiele aus der direkten Umgebung von Ephesos als Hinweise auf eine spätbronzezeitliche Besiedlung. Hierzu sind vor allem die Arbeiten von A. Bammer und R. Meriç zu erwähnen, die immer wieder nach vorantiken Besiedlungen im Umland der antiken Stadt gesucht haben. In einem zusammenfassenden Beitrag interpretiert A. Bammer die oberflächlich sichtbaren Architekturreste in Büyükkale sowie Ilıcatepe als spätbronzezeitliche, konkret mykenische Burganlagen118. Er räumt zwar das Fehlen jeglicher datierbarer Keramik ein119, betont aber den »zyklopischen Charakter« der Mauern. In beiden Fällen ist weder Größe, Struktur, Bautechnik oder Funktion der Anla110
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Weißl 2002, 322 Abb. 6; 324; Kerschner 2003, 246; Kerschner 2006, 369; jüngst zusammengefasst bei Forstenpointner u. a. 2008, 33. Bammer 1988, bes. 18 f.; Bammer 1990; Bammer 1994, 37; Bammer 1999. Jüngst so von den Bearbeitern formuliert: Forstenpointner u. a. 2008, 33. Dagegen steht die Aussage des Ausgräbers A. Bammer (1994, 35 Abb. 2; 38 f.), der dezidiert einen Fußboden und eine Stützmauer beschreibt, die er als mykenisch anspricht. Offenbar revidiert in Bammer 2005, 111 (»Buildings belonging to the Mycenaean and Protogeometric periods could not be seen until now.«). – Bis zur Vorlage der Befunde und ihrer stratigraphischen Zusammenhänge muss die Frage wohl offenbleiben, s. dazu auch Weißl 2002, 329 – 331. W.-D. Niemeier: in Akurgal u. a. 2002, 96. 162 Abb. 9. 10; Forstenpointner u. a. 2008, 33. 43 Abb. 11. Bammer – Muss 2008, 81 Abb. 32. – Die immer wieder als ›mykenisch‹ oder auch ›minoisch‹ angesprochene Doppelaxt wurde von G. Klebinder-Gauß aufgrund stilistischer und kontextueller Analysen (nach Weißl 2002) überzeugend in das 8. und 7. Jh. v. Chr. datiert: Klebinder-Gauß 2003. Revidierung einer zuvor bronzezeitlichen Datierung bei Niemeier 2007b, 54 f. Anm. 202: »Es besteht daher kein zwingender Grund mehr, den stilistisch kaum sicher zu datierenden Terrakottakopf und die Bronzeaxt, die auch gut in die spät- bis subgeometrische Periode passt, für bronzezeitlich zu halten.« Forstenpointner u. a. 2008, 33: »Es bleibt daher ungewiss, ob das Gelände im 2. Jahrtausend v. Chr. bereits ein Heiligtum war.« – Anders: Bammer 1994, 37 f.; Bammer 1999, 401. 403. W.-D. Niemeier in: Akurgal u. a. 2002, 96 Kat. 9. – Das zweite analysierte Fragment eines Kraters (Niemeier a. O. Kat. 10) ließ sich keiner bekannten Gruppe zuordnen. Nach den bislang publizierten Scherben scheint SH IIIA2 das älteste mögliche Datum zu sein (vgl. dazu W.-D. Niemeier in: Akurgal u. a. 2002, 96 Kat. 10; 162 Abb. 10). Bammer 1986/1987, 23 Abb. 10 – 11; 25 f. – Zu Ilıcatepe s. auch Gezgin – Kutbay 2000, 83 f., die ebenfalls eine Datierung im 2. Jt. v. Chr. annehmen, auch hier ohne archäologische Argumentation. Gute Abbildung der sog. kyklopischen Wehrmauer bei Lohmann 2002, 258 f. Abb. 8. 9 (ich danke M. Kerschner für diesen Hinweis). Von Büyükkale scheint es zumindest eine (spätbronzezeitliche?) Scherbe zu geben (s. Bemerkung R. Meriç in Diskussion bei Meriç 2007, 36). Bammer 1986/1987, 27.
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ge genauer untersucht, und schließlich ist auch ihre Datierung völlig unklar. Bammers Identifizierung von Ilıcatepe mit Apaša120 und von Büyükkale mit Puranda121 konnte daher nur hypothetisch bleiben. Die erst später begonnenen Untersuchungen in BademgediČi Tepe bei Metropolis erbrachten hingegen eine eindeutig spätbronzezeitliche Siedlung, die der Ausgräber R. Meriç nun als Puranda identifiziert 122. Bemerkenswert ist die Erwähnung einer mykenischen Scherbe aus Kuʼntur, die von C.çten gefunden worden sei123. Der Vollständigkeit halber sei auch ein Felsrelief an der Ostflanke des BülbüldaČ erwähnt, das in einem Vorbericht als mögliches »hethitisches Relief« bezeichnet wurde124. Die eindeutige Bestimmung sollte den Spezialisten hethitischer Ikonographie überlassen bleiben; bis dato scheint der Autorin ein hethitischer Hintergrund des Reliefs als unwahrscheinlich und nicht gesichert.
Der kulturhistorische Hintergrund in der späten Bronzezeit Die hier nur kurz diskutierten Arbeiten zu gesicherten oder nur vermuteten Fundorten der Spätbronzezeit in der Mikroregion von Ephesos veranschaulichen die Notwendigkeit weiterer systematischer Forschungen sehr deutlich. Tatsächliche und auch publizierte Belege gibt es bislang nur aus dem Artemision und vom Ayasoluk. In beiden Fällen stehen größere Materialvorlagen noch aus, weshalb weiterführende Interpretationen schwierig sind. Gerade aber in einer Grenzregion zwischen den Kulturen, wie der westanatolischen Küste, ist eine Beurteilung ohne Fundmaterial mehr als nur riskant. Seit der allgemein akzeptierten philologischen Identifizierung von Ephesos mit Apaša125 (und teilweise auch bereits zuvor) steht die Suche nach ›Mykenern‹ oder ›Hethitern‹ im Zentrum der Forschung 126. Zweifelsohne ist die Frage nach den Kontakten dieser beiden Kulturen sehr dringend, und grundlegende Arbeiten der letzten Jahre veranschaulichen auch den Erkenntnisgewinn zu Kontakt- und Austauschregionen in der Ostägäis bzw. Westanatolien127. Nichtsdestotrotz muss vor dem Hintergrund der für die Prähistorie modifizierten Weltsystemtheorie128 betont werden, dass gerade die Region von Izmir bis Ephesos von den jeweiligen Kernzonen der mykenischen wie der hethitischen Kultur weit entfernt liegen. So betont beispielsweise P. Mountjoy in ihrer Analyse der Ostägäis im Verhältnis zum mykenischen Festland auch den unterschiedlich starken Einflussgrad der minoischen und mykenischen Kultur an der westkleinasiatischen Küste129. Dabei differenziert sie anhand der materiellen Kultur sehr schlüssig verschiedene geographisch begrenzte »Interfaces«. Während das »südliche Interface« von Rhodos bis Milet in vielerlei Hinsicht unter starkem mykenischen Einfluss steht130, ist die daran nördlich anschließende Zone wesentlich schwächer akkulturiert und durch einen anatolischen Charakter geprägt131. Selbstverständlich heißt anatolisch in diesem Fall nicht automatisch hethitisch – im Gegenteil, liegt die hier behandelte Region doch unumstritten außerhalb des hethitischen Kulturraumes132. 120 121 122 123 124 125 126
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Bammer 1986/1987, 26. Bammer 1986/1987, 32. Meriç – Mountjoy 2002; Meriç 2003; Meriç 2007. Bammer 1986/1987, 32. çten – Krinzinger 2004, 163 Anm. 7 äußern sich zur Interpretation sehr vorsichtig und unter Vorbehalt. Hawkins 1998 mit älterer Lit.; umfassende Lit. bei Herda (in Druck). s. dazu auch die Beurteilung bei Seeher 2005, bes. 33 mit Anm. 1 – 9, der in der gegenwärtigen Forschungsdebatte eine starke Verzerrung erkennt, die bei genauerer Betrachtung des Fundmaterials nicht standhält. – Niemeier 2007b, 39 Anm. 19 mit Querschnitt durch die Literatur zu diesem Thema. Exemplarisch Mountjoy 1998; Niemeier 1998; Niemeier 1999; Schachner – Meriç 2000; Starke 2001; Niemeier 2007a; Niemeier 2007b; Herda (in Druck). Sherratt 1993 mit leicht einschränkender Modifizierung bei Harding 2000, bes. 421. Mountjoy 1998. Ausführlich Niemeier 2007a mit Angaben zur älteren Lit. Das unterschiedliche Spektrum im Fundmaterial kann P. Mountjoy bereits ab der frühen Spätbronzezeit aufzeigen und erklärt dies mit einem starken minoischen Aspekt ab SM I im südlichen Interface, wobei sie die Präsenz echter minoischer Kolonien in Milet und Trianda bezweifelt (Mountjoy 1998). Dagegen Niemeier 2007a; Niemeier 2007b; Herda (in Druck) führt dazu auch philologische Aspekte an. – Die neuen Grabungen bei Didyma von F. Bertemes werden diese Diskussion sicherlich neu beleben (ich danke F. Bertemes für die herzliche und informative Führung). Zur starken lokalen Komponente s. auch Meriç 2007. Vgl. z. B. Klengel 2002; Starke 2001, 34 f.; Starke 2002, 302 – 307; Schachner – Meriç 2000; Seeher 2005, bes. 39 f.
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Eine in der Höhe der Mykale laufende Kulturgrenze an der kleinasiatischen Küste im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. definiert W.-D. Niemeier in einer ausführlichen Analyse133. Während in der Südzone nach seiner Meinung »mykenische Kolonien« liegen, ist die daran anschließende nördliche Zone vor allem von einheimischen Siedlern bewohnt, die allerdings Handelsverbindungen mit der mykenischen Welt hatten, in denen Niemeier auch teilweise »community colonies« erkennt134. Während W.-D. Niemeier in der Zone südlich der Mykale somit von tatsächlicher mykenischer Präsenz ausgeht135, lehnt P. Mountjoy dies in ihrer Definition eines »Interface« ab. Zusammenfassend handelt es sich also um eine stark mykenisierte, mykenisch beeinflusste oder sogar mykenisch besiedelte Region. In der Beurteilung der dazu aber deutlich abgestuften und lokal geprägten nördlichen Zone stimmen Mountjoy und Niemeier im Wesentlichen überein. Es bleibt daher festzuhalten, dass die Region um Ephesos in mehrfacher Hinsicht in einer Peripherie liegt. Zwar machen ›Pots‹ noch lange keine ›People‹, politische Namen allein (Arzawa, Apaša) erlauben aber keine archäologisch-kulturelle Definition einer Region136. Im Unterschied zu dem unmittelbar südlich angrenzenden Raum von Milet bis Rhodos, wo zahlreiche fundierte Analysen von Siedlungen, Gräbern und Fundmaterial in Verbindung mit hethitisch überlieferter Historiographie eine Einschätzung der Kultur erlauben137, fehlt dies rund um Ephesos bislang weitgehend. Zahlreich sind hingegen die Arbeiten zu Importund Handelsgut sowie allgemein zu Fremdobjekten138. Hervorzuheben sind dazu die Untersuchungen von A. Schachner und R. Meriç, die eben jene lokale Kulturgruppe vor dem Hintergrund der politischen Rahmendaten zu definieren versuchen139. Dabei zeigen sie anhand der Analyse lokaler Keramikwaren ähnliche kulturelle Grenzen, wie dies auch P. Mountjoy mittels mykenischer Keramik gelungen ist140. W.-D. Niemeier betont dabei den prozentuell geringen Anteil mykenischer Ware in einem lokalen Spektrum, das sich deutlich von der Region südlich der Mykale unterscheidet141. In dieser Region wird nun erstmals eine lokale Kultur fassbar, die deutliche Bezüge in das Hinterland bis Beycesultan aufweist142. Diese materielle Kultur hat mit den Funden des hethitischen Großreiches, dessen kulturelle Grenze auch wesentlich weiter östlich verläuft, aber nur wenig Gemeinsamkeiten143. Andere lokale kulturdefinierende Elemente, wie beispielsweise Siedlungsstrukturen mit lokalem Charakter, sind rund um Ephesos noch nicht systematisch erforscht144. Schließlich bleibt noch die Bestattungssitte als kultureller Bestimmungsfaktor, der wieder zum Ausgangspunkt dieser Untersuchung zurückführt.
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Niemeier 2007b, bes. 53 – 60; zur Diskussion der territorialen Grenzen s. auch Herda (in Druck). Niemeier 2007b, 58 f. – Anders A. Herda, der die Problematik der territorialen Ausdehnung Milets (Millawandas) entlang der Südküste anmerkt. Seiner Meinung nach erlaubt der derzeitige Forschungsstand keine gesicherte Zuweisung von Iasos und Müskebi (Boysal 1969a; Boysal 1969b) zum Herrschaftsgebiet Millawandas, s. Herda (in Druck). Ebenso Herda (in Druck). Selbst wenn die politische Geschichte inklusive aller Machtwechsel und Feldzüge mittels Schriftquellen rekonstruierbar wird (vgl. Herda, in Druck), kennen wir damit lediglich die Aktivitäten einer politischen Elite. Herrschaftswechsel sagen allerdings wenig über die tatsächlichen kulturellen Eigenschaften und Identitäten einer Bevölkerung aus, wie immer diese auch politisch genannt werden mag. Ausführlich Niemeier 2007a; Niemeier 2007b mit Angaben zur älteren Lit. Allerdings fehlt auch hier eine systematische archäologische Analyse der sicher anzunehmenden indigenen Bevölkerung vor und während der späten Bronzezeit (vgl. Herda, in Druck). Umfassend analysiert bei Niemeier 2007b. Schachner 1994/1995; Schachner – Meriç 2000; Meriç 2007. – Die Ausgrabungen R. Meriçs in BademgediČi Tepe werden hier vermutlich neue Kenntnisse bringen. Schachner – Meriç 2000, bes. 93 – 102 mit Abb. 4; Mountjoy 1998. Niemeier 2007b, bes. 58. Günel 1999; Schachner – Meriç 2000, 97 mit Anm. 32; Seeher 2005, 40. – Bereits Bammer 1986/1987, 13. Zusammenfassender Überblick zur Keramik exemplarisch bei Müller-Karpe 2002; Schoop 2006. – Zur Grenzziehung und Ausbreitung hethitischer Keramik s. bes. Seeher 2005, 34 Abb. 1; 39. Die bei Schachner – Meriç 2000, 99 Anm. 37 angeführten »befestigten Siedlungen« von Büyükkale und Ilıcatepe werden aus oben diskutierten Gründen nicht weiter in Betracht gezogen, da sowohl die Grundstrukturen ihrer Anlagen als auch ihre Datierung unerforscht sind. – In Kadıkalesi fehlen trotz einiger gesicherter spätbronzezeitlicher Funde bislang noch ungestörte Architekturbefunde (Akdeniz 2004). Ich danke S. Merçangöz für die Möglichkeit, die Keramik vor Ort zu sehen.
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Schlussfolgerung Das neue Pithosgrab aus Halkapınar lässt sich, wie oben erläutert, in allen entscheidenden Punkten in westanatolisch-lokale Traditionen einfügen. Damit ist belegt, dass im Hinterland von Ephesos Menschen in einer Weise bestattet wurden, die weder als hethitisch noch als mykenisch erklärt werden kann. Dem gegenüber steht das oben diskutierte Grab vom Ayasoluk, das zwar mykenische und lokal imitierte Gefäße enthält 145, bei der Bestattungsart aber eher lokalen Traditionen zu folgen scheint146. Möglicherweise manifestiert sich hier auch materiell ersichtlich der Kontakt einer (politischen?) Elite von Arzawa mit der mykenischen Welt, die aus den Schriftquellen deutlich wird147. Für ein besseres Verständnis des politisch bekannten Gebildes von Arzawa und seiner Hauptstadt Apaša ist die Kenntnis der lokalen kulturellen Charakteristika aber unerlässlich. Schließlich können fremde Elemente – seien sie nun hethitisch oder mykenisch – in einer Kultur nur in einer lokal definierbaren Gruppe auch erkannt und analysiert werden148. Die überaus wichtigen weiterführenden Fragen zu Assimilation, Kulturadaption und den daraus resultierenden Veränderungen sind nur bei Kenntnis der Ursprünge zu beantworten. Hier liegt die Hoffnung bei den derzeit laufenden, z. T. auch neuen Ausgrabungen und Surveys in der näheren Umgebung149, die für die Zukunft aufschlussreiche Ergebnisse erwarten lassen. Nicht zuletzt würde wohl auch eine systematische Untersuchung des anzunehmenden Gräberfeldes von Halkapınar viele neue Erkenntnisse zu den hier aufgeworfenen Fragen bringen. Schließlich liegen hier vermutlich geschlossene Fundkontexte einer Nekropole aus einer Periode vor, über die in der Mikroregion von Ephesos noch viel zu wenig bekannt ist. Diese Möglichkeit sollte nicht ungenützt bleiben.
B. Horejs
Anhang 1: Katalog vergleichbarer und bedingt vergleichbarer Pithoi (Fundortnachweis zu Abb. 7) Beik-Tepe: Basedow 2000, 14 – 36. 110 – 115 Taf. 39. 40. 43. 45. Beycesultan: Mellaart – Murray 1995, 5 Nr. 30 Abb. 17, 8; 24 Nr. 30 Abb. 49. Demircihüyük-Sarıket: Seeher 1992, 12. 16 Taf. 1, 4; 2, 4. Emporio: Hood 1981, 611 – 13 Abb. 276 (Nr. 2899 – 2906). Gordion: Mellink 1956, 10 – 13 (»ribbed Pithoi«) Kat. P 517. 782. 783. 786. 917 Taf. 11, g–i; 25 b. Kreta: Christakis 2005, 7 Abb. 3; 21 Abb. 25. Karata: Mellink 1967, 257 Taf. 78, 27. Thermi: Lamb 1936, 144 f. Abb. 43. Troia: Basedow 2000, 110 – 112; mündliche Information D. Thumm. Yanarlar: Emre 1978, 89 Kat. 75/55 Abb. 4 Taf. 14, 2 (»Typ I b«); 90 Kat. 76/Et-5 Abb. 7 (»Typ I b«); Kat. 75/27 Abb. 12 (»Typ I b«) bes. Taf. 24, 4.
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Mountjoy 1998, 36 erkennt im Beigabenensemble ein »typical Interface mixture«. Dazu bereits Niemeier 2007b, 58. – Anders Schachner – Meriç 2000, 99, die es als Teil der mykenischen Koiné beschreiben. Zu den Schriftquellen s. Heinhold-Kramer 1977; Hawkins 1998; zusammengefasst bei Seeher 2005. So scheint die Bezeichnung einer einzelnen Mauer am Ayasoluk als hethitisch oder mykenisch problematisch, wenn kaum lokale Architekturentwicklungen bekannt sind. Wie notwendig Detailuntersuchungen hier sind, demonstrieren Seeher 2008; Schachner 2004. Große Blöcke als Bestandteile einer Mauer allein berechtigen keine derartige Titulatur. Dass unter Umständen auch wesentlich ältere Traditionen als Erklärung möglich wären, belegen u. a. die massiven Befestigungen der Frühbronzezeit in der Nordostägäis; s. Kouka 2002. Beispielsweise Erkanal 2001 (Panaztepe); Günel 1999 (Limantepe); Günel 2006, 162 – 165 Abb. 9. 10 (Bahçetepe).
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Anhang 2: Katalog spätbronzezeitlicher Körperbestattungen in Pithoi (Fundortnachweis zu Abb. 8) Beʼnik-Tepe: Basedow 2000. BoČazköy: MBZ–SBZ; nur erwähnt bei Bittel – Naumann 1952. Çerkes Sultaniye: SBZ (?); Özgünel 1983, 738 f. Taf. 29; Akyurt 1998, 20. Düver: MBZ–SBZ; Akyut 1998, 37 Abb. 38, f–h; 39 a. b; Özgünel 1983, 743 Taf. 30 – 35. Kaminia: Cavanagh/Mee 1989, 64. 83. Karahöyük: SBZ; Alp 1961. Kissos: Cavanagh – Mee 1989, 44. 58 Abb. 5. 6. Knossos: Christakis 2005, 21. 55 f. Tab. 1. Kusura: MBZ–SBZ; Lamb 1937, 11. 14. 22 Abb. 8, 2. 4. 5. Mageira: Lewartowski 2000, 11. 83 Nr. EL6. Mykene: Wace 1921 – 1923, 404 Abb. 91; 406 f. Taf. 62. Olous (Elounda): Kanta 2001. Panaztepe: SBZ; Erkanal 1986, 255 f. 261, Photo 4; Erkanal 1987, 346 f.; Erkanal 2001, 311, Photo 2; 312, Photo 4; Erkanal 1997, 465, Photo 4. Pitane (Çandarlı): SBZ (?); Özgünel 1983, 705 – 707. Samikon: Cavanagh – Mee 1989, 62. Trianda: Marketou 1988; Girella 2005, Taf. 16 a. Troia: Blegen u. a. 1953, 122. 370 – 391. Xylokastro (Ephyra): Dakaris 1958, 111 f.; Lewartowski 2000, 11. 88 Nr. NW5. 6.
Abgekürzt zitierte Literatur Alp 1961 Akdeniz 2004 Akurgal u. a. 2002
Akyurt 1998 Bammer 1986/1987 Bammer 1988 Bammer 1990 Bammer 1994 Bammer 1999
Bammer 2005
Bammer – Muss 2008 Basedow 2000 Blegen u. a. 1953 Blegen – Rawson 1966 Bittel – Naumann 1952
Boysal 1969 Boysal 1969 Büyükkolancı 1998
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Kanta 2001
Kerschner 2003
Kerschner 2006
Klebinder-Gauß 2003 Klengel 2002 Kouka 2002 Kull 1988 Lamb 1936 Lamb 1937 Lewartowski 2000 Lohmann 2002 Manning 1993 Maran 1998
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Meriç (in Druck) Mountjoy 1998 Müller-Karpe 2002
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Niemeier 1999
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Schachner 2004
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Seeher 2008
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Wardle – Wardle 2007
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Barbara H OR EJS , mit einem Beitrag von Fabian K A NZ G. Mylonas, ƍƨƝƭƬƢƣƴƦƦƞƣƩƨƬƚƮƞƘƨƦƬƠƪſƤƞƭƫƘƦƨƪ(Athen 1975). W.-D. Niemeier, The Mycenaeans in Western Anatolia and the Problem of the Origins of the Sea Peoples, in: S. Gitin u. a. (Hrsg.), Mediterranean Peoples in Transition. Thirteenth to Early Tenth Centuries BCE, In Honour of Trude Dothan (Jerusalem 1998) 17 – 65. W.-D. Niemeier, Mycenaeans and Hittites in War in Western Asia Minor, in: R. Laffineur (Hrsg.), Polemos. Le Contexte Guerrier en Ègèe à l’Âge du Bronze. Actes de la 7e Recontre égéenne internationale Universitè de Liège, 14 – 17 avril 1998, Aegeum 19 (Liège 1999) 141 – 155. W.-D. Niemeier, Milet von den Anfängen menschlicher Besiedlung bis zur ionischen Wanderung, in: J. Cobet u. a. (Hrsg.), Frühes Ionien. Eine Bestandsaufnahme. Panionion-Symposion Güzelçamlı 26. September – 1. Oktober 1999, MilForsch 5 (Mainz 2007) 3 – 20. W.-D. Niemeier, Westkleinasien und Ägäis von den Anfängen bis zur ionischen Wanderung: Topographie, Geschichte und Beziehungen nach dem archäologischen Befund und den hethitischen Quellen, in: J. Cobet u. a. (Hrsg.), Frühes Ionien. Eine Bestandsaufnahme. Panionion-Symposion Güzelçamlı 26. September – 1. Oktober 1999, MilForsch 5 (Mainz 2007) 37 – 96. C. Özgünel, Batı Anadolu ve içerlerinde miken etkinlikleri, Belleten 47, 1983, 697 – 743. C. Özgünel, Selçuk arkeoloji müzesinde saklanan miken pyxisi ve düʼnündürdükleri, Belleten 51, 1987, 535 – 547. C. Özgünel, Mykenische Keramik in Anatolien, AMS 23 (Bonn 1996). N. Özgüç, Excavations at Acemhöyük, Anadolu 10, 1966, 29 – 52. M. Pappa, Die Nekropole, in: B. Hänsel – I. Aslanis, Das Prähistorische Olynth. Ausgrabungen in der Toumba Agios Mamas 1994 – 1996. Der Baubefund, PAS 23 (Rahden/Westfalen, in Druck). J. B. Rutter, The Prepalatial Bronze Age of the Southern and Central Greek Mainland, in: T. Cullen (Hrsg.), Aegean Prehistory. A Review, AJA Suppl. 1 (Boston 2001) 95 – 147. A. Schachner, Untersuchungen zur chronologischen Stellung der grau-minyschen Keramik in Westanatolien unter Berücksichtigung der Schliemann-Sammlung im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte, ActaPraehistA 26/27, 1994/1995, 90 – 115. A. Schachner, Auf welchen Fundamenten? Überlegungen zum Stand der Erforschung der hethitischen Architektur, in: D. P. Mielke u. a. (Hrsg.), Strukturierung und Datierung in der hethitischen Archäologie. Internationaler Workshop Istanbul, 26 – 27. November 2004, Byzas 4 (Istanbul 2006) 149 – 165. A. Schachner – R. Meriç, Ein Stempelsiegel des späten 2. Jahrtausends v. Chr. aus Metropolis in Ionien, SMEA 42, 1, 2000, 85 – 102. U.-D. Schoop, Dating the Hittites with Statistics: Ten Pottery Assemblages from BoČazköy-Hattuša, in: D. P. Mielke u. a. (Hrsg.), Strukturierung und Datierung in der hethitischen Archäologie. Internationaler Workshop Istanbul, 26 – 27. November 2004, Byzas 4 (Istanbul 2006) 215 – 239. J. Seeher, Die Nekropole von Demircihüyük-Sarıket. Grabungskampagne 1990, IstMitt 41, 1991, 97 – 119. J. Seeher, Die Nekropole von Demircihüyük-Sarıket. Grabungskampagne 1991, IstMitt 42, 1992, 5 – 19. J. Seeher, Überlegungen zur Beziehung zwischen dem hethitischen Kernreich und der Westküste Anatoliens im 2. Jahrtausend v. Chr, in: B. Horejs u. a. (Hrsg.), Interpretationsraum Bronzezeit. Festschrift Bernhard Hänsel, Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie 121 (Bonn 2002) 33 – 44. J. Seeher, Innovation im Bauwesen als Indikator für Kulturkontakt – Hethiter und Mykener als Fallbeispiel, in: U. Wulf-Rheidt – F. Pirson (Hrsg.), Austausch und Inspiration. Kulturkontakt als Impuls architektonischer Innovation, DiskAB 9 (Mainz 2008) 1 – 15. A. Sherratt, What Would a Bronze Age World System Look Like? Relations between Temperate Europe and the Mediterranean in Later Prehistory, Journal of European Archaeology 1/2, 1993, 1 – 57. F. Starke, Troia im Machtgefüge des zweiten Jahrtausends vor Christus, in: Troia. Traum und Wirklichkeit. Ausstellungskatalog Stuttgart/Braunschweig/Bonn (Stuttgart 2001) 34 – 45. F. Starke, Das hethitische Großreich und seine Nachbarn im 13. Jahrhundert v. Chr., in: Die Hethiter und ihr Reich. Das Volk der 1000 Götter. Ausstellungskatalog Bonn (Bonn 2002) 306 – 307. A. J. B. Wace, Excavations at Mycene. The Cyclopean Terrace Building. BSA 25, 1921 – 1923, 403 – 407. H. Walter – F. Felten, Ägina. Die vorgeschichtliche Stadt. Befestigungen, Häuser, Funde, Alt-Ägina 3, 1 (Mainz 1981). K. Wardle, Mycenaean Trade and Influence in Northern Greece, in: C. Zerner u. a. (Hrsg.), Wace and Blegen. Pottery as evidence for trade in the Aegean Bronze Age, 1939 – 1989 (Amsterdam 1993) 117 – 141. K. A. Wardle – D. Wardle, Assiros Toumba. A brief history of the settlement, in: H. Todorova u. a. (Hrsg.), The Struma/Strymon River Valley in Prehistory. Proceedings on the International Symposi-
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Warren – Hankey 1989 Weißl 2002
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um ›Strymon Praehistoricus‹. Kjustendil, Blagoevgrad, Serres, Amphipolis 27. 9. – 1. 10. 2004 (Sofia 2007) 451 – 479. P. Warren – V. Hankey, Aegean Bronze Age Chronology (Bristol 1989). M. Weißl, Grundzüge der Bau- und Schichtenfolge im Artemision von Ephesos, ÖJh 71, 2002, 313 – 346.
Mag. Dr. Barbara Horejs Ȩ Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Mag. Dr. Fabian Kanz Medizinische Universität Wien Zentrum für Anatomie und Zellbiologie, Hard Tissue Research Unit, Schwarzspanierstraße 17, A-1090 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Ch. Kurtze, © ÖAI; Abb. 2: B. Horejs, C. Kurtze, © ÖAI; Abb. 3: B. Horejs, J. Traumüller, T. Öztürk, © ÖAI; Abb. 4: F. Kanz; Abb. 5. 6: Photo N. Gail, © ÖAI; Abb. 7. 8: B. Horejs.
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Oberflächenfunde des Jahres 2005 im Bereich von Immurium/St. Margarethen in Salzburg Infolge der im Jahre 2005 vorgenommenen Planierungsmaßnahmen auf den Flurstücken westlich des sog. Schindergrabens (Felder des Bauerngutes Ötzengraber) wurden antike Oberflächenfunde getätigt. Die Fundmeldung enthielt weiteres Fundmaterial (Kat. 1 – 11), das im Zuge der Begehungen von den Abhängen unterhalb der antiken Siedlung zu beiden Seiten des ›Schindergrabens‹ aufgelesen worden war. Sämtliche Funde und Mauerreste wurden von K. Löcker (Archeoprospections® ZAMG, Wien) und Mag. K. Heitzmann (Lungauer Museumsverein Tamsweg) eingemessen und der Salzburger Landesarchäologie gemeldet. Beiden sei für die Überlassung der Planunterlagen und des Materials herzlich gedankt. Ergänzend werden hier noch Oberflächenfunde (Kat. 12 – 47) angeschlossen, die ebenfalls im Jahr 2005 im Bereich der Bauten C–I des Vicus aufgelesen wurden1.
Fundmünzen Neben rezenten Münzen und einer spätmittelalterlichen Silbermünze aus Tirol (Kat. 30) ergänzen Emissionen der Kaiser Gordian III (238 – 244 n. Chr.) (Kat. 50), Decius (249 – 251 n. Chr.) (Kat. 26), Trebonianus Gallus (251 – 253 n. Chr.) (Kat. 27) und Carus (282 – 283 n. Chr.) (Kat. 28) die Liste der bereits aus Immurium bekannten Gepräge der Soldatenkaiser und der Tetrarchie (Maximinianus [?]) (Kat. 29) 2. Eine Emission des Kaisers Gratian (Kat. 3) dehnt das Fundmünzenspektrum bis in das letzte Viertel des 4. Jahrhunderts n. Chr. aus. R. Kastler
Die Fälschung einer Fälschung aus der Zeit um 200 n. Chr. – die Gussmünze (Kat. 51 Abb. 1) In der Zeit zwischen etwa 180 und 230 n. Chr. gelang es der römischen Finanzverwaltung nicht mehr, für die westlichen Donauprovinzen ausreichenden Nachschub an Kleingeld zur Deckung der alltäglichen Geschäfte sicherzustellen. Die Bevölkerung der betroffenen Gebiete griff in der Folge zur Selbsthilfe und stellte in Eigenregie ›Kleingeld‹ in beträchtlichen Mengen her. Im Wesentlichen gelangten dabei zwei unterschiedliche Techniken zum Einsatz: einerseits der Nachguss offizieller, geprägter Münzen, andererseits das Prägen von Eisenmünzen mit einem dünnen Kupferüberzug aus selbstgeschnittenen Stempeln in charakteristisch unbe1
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Grundsätzlich werden im Folgenden lediglich die antiken Fundstücke vorgelegt. Neuzeitliche und mittelalterliche Funde finden nur in Ausnahmefällen Erwähnung. – Die Zitate dieses Beitrags richten sich nach den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts, s. , zusätzlich verwendete Kurzzitate finden sich in der Bibliographie am Ende des Beitrags aufgelöst. Moucka-Weitzel 1998, 173 – 174.
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holfenem Stil. Gelegentlich wurden letztere, sog. barbarisierte Prägungen, wiederum von den Werkstätten der Gussfälscher als Vorbilder zum Abgießen genommen. Um eine solche Fälschung einer Fälschung, also einen Guss nach einer Prägefälschung, handelt es sich hier.
M. Pfisterer
Funde aus Bronze Trachtzubehör Im Zuge der 1964 – 1970 laufenden Ausgrabungen waren lediglich fünf Fibeln 3 gefunden worden. Unter den Neufunden zählen die Fibeln Kat. 32 und 31 zu den ältesten Typen. Mit Ausnahme der Nadel und von Ausbrüchen im Bereich des Nadelhalters komplett erhalten ist die kräftig profilierte Fibel mit Kopfplatte und dreifach gelochtem, trapezoidem Nadelhalter Kat. 31 (Abb. 2). Anhand seiner Eingliedrigkeit ist das Stück noch der frühen Gruppe unter den Fibeln der Form Almgren 73, Jobst 4D, Riha 2.9.3, d. h. der Zeit zwischen dem dritten Drittel des 1. Jahrhunderts bis zum Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. zuzuordnen4. Das Fußfragment Kat. 32 entspricht anhand der Form des Nadelhalters und des Fußes nur allgemein der Typengruppe der kräftig profilierten Fibeln Almgren 70 und 73. Die hochrechteckige Form des Nadelhalters weist hierbei in das 2. Jahrhundert n. Chr.5. Die bis auf die Nadel vollständige Kniefibel Kat. 33 (Abb. 3) weist einen bandförmigem Bügel mit Mittelwulst und volutenartig hochgezogenem Kopf (Sporn) auf. Der kantige, annähernd quadratische Fuß mit rechteckigem Fußknopf ist mit einem schmalen, längs gestellten Nadelhalter ausgestattet. Wolfszahndekor verziert den Ansatz des Mittelwulstes und den Beginn der schmalen, kantigen Kopfplatte. Die Fibel entspricht der Kniefibel mit Spiralhülse Variante Jobst 12 G, einer in Noricum eher seltenen Übergangsform zu den Kniefibeln mit Kopfplatte aus dem späten 2. und der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. 6. Anhand des erhabenen Randes (Rahmen), der Reste von Weißmetallüberzug aufweist, ist die Scheibenfibel Kat. 34 (Abb. 4) dem Typus Böhme 44a bzw. Mackensen Var. 1 zuzuweisen. Ein etwaig vorhandener Pressblechdekor im Zentrum ist bei diesem Exemplar verloren. Rahmenscheibenfibeln dieser Art sind vor allem im obergermanisch-rätischen Limesgebiet in der zweiten Hälfte des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts verbreitet7.
Zaumzeug und Beschläge Pferdegeschirr war bisher unter den Funden aus Immurium lediglich durch eine Zügelzwinge aus Bronze sowie eine Melonenperle und ein Phallusamulett vertreten8. Unter den Neufunden ragt ein nach Aussage des Finders in der vorliegenden Kombination angetroffenes Ensemble mit Pferdegeschirr (Kat. 4) hervor. Es handelt sich um ein kreuzförmiges Backenstück einer Trense (psalion), auf deren einem Knebelarm im Fundzustand ein linsenförmiger Riemenaufschub steckte. Das Seitenstück der Trense (Kat. 4a Abb. 5) besteht aus einem 6,47 cm langen Knebel, in dessen Mitte zwei gegenständige Ösen angebracht sind. Der im Querschnitt halbrunde Knebel ist an den gerade abgeschnittenen Enden 1,03 cm breit und verjüngt sich zur Mitte hin. Der zur Aufnahme der Trense bestimmten Ringöse (Innendurchmesser 1,85 cm) gegenüber befindet sich eine Öse in Form eines gleichschenkeligen
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Moucka-Weitzel 1998, 160 Taf. 89, 1 – 5. Vgl. Jobst 1979, 74 f. Taf. 9, 242 f.; Sedlmayer 1995, 18 – 21. 134 Taf. 3, 23 – 25. 28; Ortisi 2002, 24 Taf. 9, 117 – 120. Vgl. Jobst 1979, 30 f. Taf. 1 – 6, 7 – 46; Riha 1979, 79 f. Taf. 11, 271 – 277; Sedlmayer 1995, 21 f.; Ortisi 2002, 24. Vgl. Jobst 1979, 63 Taf. 17, 121; 18, 122. – Ähnlich jedoch Typ Jobst 12 C: Ortisi 2002, 36 Taf. 18, 295. Mackensen 1973, 65 f. Taf. 5, bes. Nr. 2; Ortisi 2002, 41 f. Taf. 22, 389; Sedlmayer 1995, 63 f. Taf. 19, 137. Moucka-Weitzel 1998, 154. 162 Taf. 87, 7; 89, 7. 24.
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Fibel Kat. 31, M. 1 : 2
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Gussmünze Kat. 51, Avers und Revers, M. 1 : 1
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Fibel Kat. 33, M. 1 : 2
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Fibel Kat. 34, M. 1 : 2
Dreiecks (größte B 3,2 cm), die zur Aufnahme des Backenriemens bestimmt war. Die engste Parallele zu diesem Fundstück bietet eine Trense aus dem Mitte des 2. bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. belegten Numeruskastell Feldberg im Taunus, bei der allerdings die Knebel S-förmig geschwungen sind. Ein weiteres, jedoch stärker verziertes Objekt ist aus dem Waffenfund der 255/256 n. Chr. zerstörten Befestigungen von Dura Europos9 bekannt. Das Trensenseitenstück gehört funktionell zu einer Gruppe meist scheiben- oder dreipassförmiger Backenstücke aus Bronze, die sowohl mit gebrochenen Trensen als auch Stangen- und Hebelstangenbissen kombiniert werden konnte10. Der in Kombination mit dem Trensenteil gefundene, linsenförmige Riemenaufschub (Kat. 4b Abb. 6.) ist auf der Oberseite durch mehrere längs einer Mittelrille verlaufende, parallele Linien dekoriert. Der im Querschnitt halbrund gewölbte Schuber ist auf der Unterseite mit einem rechteckigen Bügel von 2 cm Länge und 0,7 cm Breite ausgestattet. Derartige Riemenaufschübe waren Teil der Zügel und verhinderten, neben ihrer Schmuckwirkung, ein Rutschen der Zügelriemen in der Hand des Reiters. Geläufig sind diese Zügelaufschübe in rechteckiger Form mit kräftig profiliertem Rillendekor11. Die engste Parallele zu dem Schuber aus Immurium bilden linsenförmige Zügelbeschläge aus dem Wagengrab von Környe und aus Dura Europos12. Anhand der Datierung dieser Parallelen in das 3. Jahrhundert n. Chr. ist eine originäre Zugehörigkeit zum Trensenknebel Kat. 4a nicht unmöglich. Ebenfalls in den Bereich der Zaumzeugbeschläge ist ein Riemenbeschlag (phalera) mit gewölbter Kopfplatte (Kat. 35 Abb. 7) zu zählen. Auf der Unterseite der gewölbten Kreisscheibe sind zwei Ledernieten mitgegossen, von denen eine ausgerissen ist. Dieser Beschlagstyp wird von M. Gschwind als von den Drei9
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Schleiermacher 2000, 169 Taf. 5, 18. – Zur Datierung vgl. Baatz – Herrmann 1982, 266 – 269; James 2004, 68. 96 Abb. 44, 327. 328. Ritterling 1912, 166 – 168 bes. Taf. 19, 12 f.; Junkelmann 1992, 18 Abb. 3. 12; Vanden Berghe 1996, 89 – 91; Unz – Deschler-Erb 1997, 50 f. Taf. 68, 1054 – 1060; Simpson 2000, Taf. 27, 2; Radman-Livaja 2004, 115 Taf. 71 Nr. 513 f. Oldenstein 1976, 174 f. Taf. 51, 588 – 590; Deimel 1987, 393 Taf. 110, 5; Gschwind 1998, 113 f. Abb. 1, 6 – 10; Radman-Livaja 2004, 118 Taf. 74, 540; Höck 2006, 255 Abb. 2, 10. Gschwind 1998, 126 Abb. 8, 6; James 2004, 68 Abb. 45, 349.
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Trensenknebel Kat. 4a, M. 1 : 2
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Zügelaufschub Kat. 4b, M. 1 : 2
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Phalera Kat. 35, M. 1 : 2
Phalera Kat. 35, M. 1 : 2
ßiger- und Vierzigerjahren des 3. Jahrhunderts n. Chr. bis in die Anfangsjahre des 4. Jahrhunderts n. Chr. als gebräuchlich angesehen13. Anhand des großen Durchmessers könnte wohl auch der Beschlag mit pilzförmiger Gegenplatte (Kat. 36 Abb. 8) zum Bestand an Pferdegeschirr zählen, obwohl derartige Beschläge auch bei den Ringschnallen (cingula) Verwendung fanden. Aufgrund des Gegenknopfes zählt der Beschlag zu der frühestens nach der Mitte des 2. und im 3. Jahrhundert n. Chr. gebräuchlichen Form14. Weniger präzise funktionell zuzuweisen ist ein Beschlag mit flacher Kopfplatte mit angegossenem rundem Gegenniet in Bronze (Kat. 37). Möglicherweise handelt es sich bei diesem Objekt um ein Bruchstück eines größeren Beschlags15.
Geräte Im Zusammenhang mit dem Pferdegeschirr könnte auch eine stark deformierte Bronzeglocke (Kat. 38, Typ B2 nach Nowakowski) stehen16. Ebenfalls zu den Gerätschaften sind zwei Schlüssel aus Bronze zu zählen. Der kleine Schiebeschlüssel (Kat. 5 Abb. 9) vom Typ mit unterständigen Zinken und einfach abgewinkeltem Bartsteg und zwei Zinken scheint eine Zwischenform der Schlüssel mit Ringende und der eigentlichen Ringschlüssel darzustellen17. Ringschlüssel werden aufgrund ihrer kleinen Dimension Kästchen und kleinen Behältern zugeordnet. Ob es sich dabei zwingend immer um die weibliche Besitzsphäre handeln muss, sei dahingestellt18. Der größere Schiebeschlüssel (Kat. 6 Abb. 10) mit dreieckiger Ringschulter (Typ Schütz Griff V, Schaft I, Querschnitt I Bart I)19 weist auf der Rückseite deutliche Feilspuren und eine Gusskehlung vom Herstellungsprozess auf.
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Oldenstein 1976, 186 f. Taf. 56, 686 – 695; Gschwind 1998, 122 – 124; Schleiermacher 2000, 167 – 193 bes. 190 f. Taf. 9; James 2004, 69. 95 Abb. 314. 315. Oldenstein 1976, 167 f. Taf. 46, 485 – 489; James 2004, 60 f. Abb. 31 a, 91; Abb. 42, 283. 286 f.; Bishop – Coulston 2006, 182 f. Abb. 118, 12. Zum Pferdegeschirr: Gschwind 1998, 115 f. Abb. 2, 2 – 4; Schleiermacher 2000, Taf. 6, 32 – 34. Derartige Beschläge Oldenstein 1976, 171 Taf. 47 f., 512 – 527. Flügel 1993, 99. 101 Taf. 34, 179. Zur Verwendung bei Pferdegeschirr Junkelmann 1992, 15 Abb. 4; S. 85. Schütz 2003, 97 f. zur Typologie; Vergleichsstück Deimel 1987, 57. 187 Taf. 38, 11; Moucka-Weitzel 1998, 164 Abb. 53. Schütz 2003, 113 f. Schütz 2003, 102 Abb. 40.
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Schlüssel Kat. 5, M. 1 : 2
11 Waagbalken Kat. 40, M. 1 : 2
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10 Schlüssel Kat. 6, M. 1 : 2
12 Waagbalkenbeschlag Kat. 41, M. 1 : 2
Möglicherweise ist das verbrannte Fundstück Kat. 39 in diese Gruppe einzureihen. Es handelt sich dabei um eine ehemals rechteckige Bronzetülle, die durch Hitzeeinwirkung stark verschmolzen ist: Am oberen Ende ist eine verschmolzene Doppelwulstverzierung erkennbar. Im Inneren der Tülle sind noch Eisenreste erhalten. Eventuell handelt es sich bei diesem Fundstück um den Bronzegriff eines Schlüssels 20. Bereits im Zuge der Ausgrabungen 1964 – 1970 war ein Waagbalken einer Schnellwaage vom Typ Pompeji gefunden worden21. Unter den Neufunden ist das Bronzebruchstück Kat. 40 (Abb. 11) einer Schnellwaage zuzuweisen. Der im Querschnitt rhombische Waagbalken weist auf der Oberkante vier Kerben auf, die mit der von rechts nach links laufenden Beschriftung: IIII V V[I] für das Gewicht in librae korrespondieren. S-förmige Gravuren dienen dabei als Kennzeichen für semis, d. h. halbe librae22. Die Unterseite des Gewichtarms mit Messskala trägt eine flache Kerbe. Möglicherweise ebenfalls um die Endtülle eines hölzernen Gewichtarms einer Schnellwange handelt es sich bei Kat. 41 (Abb. 12). Die der Tülle einer Schnellwaage von Mauer an der Url entsprechende Gestaltung des Fundstücks und der Innendurchmesser von 1,4 cm sprechen für eine derartige Zuweisung23. Der auf der Tülle erkennbare Buchstabe ist als Rest der Skalengliederung zu deuten.
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Deimel 1987, 183 f. Taf. 38, bes. 1 – 4. Moucka-Weitzel 1998, 163 Taf. 90, 11. Zum Typ: Franken 1993, 69 – 120 bes. 77 – 81; Grönke – Weinlich 1992, 189 – 230 bes. 194 zu semis. Franken 1995, 425 f.; 428 Kat. B3.3. Garbsch 1992, 231 – 259 bes. 236 Abb. 2; Garbsch 1994, 275 – 282. Zum Typ: Franken 1993, 100 – 102.
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Unbestimmte Bronzefunde Während sich ein Blechabschnitt (Kat. 43) mit deutlichen Treibspuren wohl als Teil eines zur Materialgewinnung genutzten Gefäßes deuten lässt, kann der mit drei parallelen Rippen und Kreispunzen verzierte Blechabschnitt Kat. 44 nicht näher bestimmt werden. Auch ein im Querschnitt halbrunder Ring (Kat. 42) erlaubt keine nähere Funktionsbestimmung.
Funde aus Blei Neben zahlreichen rezenten Bleikugeln ist in dieser Materialgruppe besonders ein trapezförmiges Bleietikett mit im Bereich der Lochung (Dm 0,36 cm) halbrund auslaufender Oberseite (Kat. 7) zu nennen. In Form und Gestaltung entspricht es dem bereits während der Grabungen 1964 – 1970 aufgefundenen Attegenta-Etikett24. Reste einer Beschriftung sind jedoch nicht zu erkennen. Ein weiteres, annähernd quadratisches Bleistück (Kat. 45) könnte ebenfalls von einem Etikett stammen. Ferner ist unter den Bleifunden ein trapezförmiges Werkstück zu nennen, möglicherweise ein Barren (Kat. 8 Abb. 13). Das im Querschnitt flach-rechteckige Blei läuft nach oben hin stangenförmig-rund aus. In diesem Bereich sind deutliche Spuren einer von einer Zange (?) verursachten Quetschung zu erkennen.
13 Bleibarren Kat. 8, M. 1 : 2
Funde aus Eisen Möglicherweise antik ist der scheibenförmige Beschlag mit zentraler rechteckiger Ausnehmung (Kat. 46). Es könnte sich um den Beschlag eines Türziehers handeln. Unter den Funden des Kärntner Magdalensberges sind jedoch derartige schüsselförmige Bleche nicht vertreten25.
Funde aus Glas Die kleine, massive Mündung mit kurzem Hals und fallender Schulter stammt von einer kleinen Glasflasche (Kat. 9), die in das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann26. Die mit einem Gittermuster aus Glasfäden verzierte Wandung (Kat. 10) dürfte von einem Becher oder einem geschlossenen, bauchigen Gefäß mit netzförmigem Glasfadendekor stammen, wie sie im 3. Jahrhundert n. Chr. bis zum Beginn des folgenden Jahrhunderts verbreitet sind. Der deutlich durch die Glaswandung geschmolzene Faden, die Dimension der Gefäßrundung und die gleichmäßige Gitterstruktur passen eher dazu, als zu einem optisch verwandten, allerdings deutlich älteren Knospenbecher, dessen Netzmuster durch eine Form erzeugt wurde27. Vergleichbare Stücke wurden bereits 1964 – 1970 im Bereich von Haus J gefunden28. 24 25 26 27
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Fleischer 1998, 48 Abb. 49. Künzl 2003, 242 Abb. 33; Schütz 2003, 149 – 158. Vgl. Barkóczi 1988, 110 Taf. 16, 184. 186. Ad Knospenbecher: Rütti 1988, 36 Taf. 8. 38 Nr. 664 f. Typ Berger Variante c. Gefäße mit Netzdekor aus Glasstegen: Fremersdorf 1959, 73 f. Taf. 114 – 117; Follmann-Schultz 1992, 52 Nr. 29. Moucka-Weitzel 1998, 156 Taf. 87, 21.
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Baukeramik Ebenfalls aufgelesen wurde das Bruchstück eines tubulus (Kat. 11) mit Kreuzschraffur für die Putzhaftung.
Zusammenfassung Obwohl die vorgelegten Funde nicht stratifiziert sind, sondern lediglich aus Oberflächenaufsammlungen stammen, besitzen sie durchaus Aussagekraft für die Topographie und Geschichte Immuriums. Die aus dem Bereich des sog. Ötzgraberfeldes gemeldeten Funde dürften als Hinweise auf die römerzeitliche Datierung der prospektierten Mauerstruktur gelten. Die Neufunde von Waagbalken und Bleietiketten ergänzen die Interpretation des zur Straßenstation gehörenden vicus Immurium als wichtigem Zwischenhandelsort südlich des Radstädter Tauerns. Eine augenfällige Ergänzung des Fundspektrums stellen jedoch die Bestandteile von Pferdegeschirr dar. Grundsätzlich verwundern solche Funde im Rahmen einer auf die Verkehrsinfrastruktur ausgerichteten Fundstelle wohl kaum, erstaunlich hingegen ist ihr chronologischer Aspekt: Die Funde lassen sich weitestgehend dem entwickelten 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. zuweisen, deutlich frührömische Pferdegeschirrbeschläge hingegen fehlen. Dieser zeitliche Ausschlag dürfte jedoch, betrachtet man das übrige Fundspektrum und besonders die chronologische Verteilung der Münzfunde, mit der allgemeinen Entwicklung von Immurium übereinstimmen. Bedingt durch den Ausbau der Tauernroute unter den Severern und mangels Auswirkungen der Markomannenkriege zeigt sich bei den Fundmünzen ein deutliche Mengenkonzentration, mit Schwerpunkt im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., wobei für die Zeit der Soldatenkaiser eine grundsätzlich höhere Emissionsrate zu berücksichtigen wäre. Die Pferdegeschirrbeschläge sind demnach ebenfalls als Zeugnisse der intensiven Straßennutzung zu werten. Die Frage ist allerdings, durch wen, da diese Objekte meist durch Vergleiche aus militärischem Umfeld bekannt sind. Wie bereits M. Mackensen dargelegt hat, ist ohne einen gesicherten militärischen Kontext bei Funden von Pferdegeschirr durchaus auch von einer Nutzung im zivilen Umfeld auszugehen 29 – im Bereich einer Straßenstation den Erwartungen entsprechend. Dennoch darf, entsprechend der Wertung von Militariafunden aus Immurium durch R. Fleischer, auch gerade für eine Straßenstation die Präsenz von Militär als Reisende oder gar als temporär stationierte Benefiziarier nicht ausgeschlossen werden 30. Hinzugefügt zum Bestand der Militaria muss in dieser Hinsicht auch die bereits unter den Altfunden 1964 – 1970 gelistete Zierplatte31 aus Bronze werden. Bei dieser 4,8 cm großen Zierscheibe handelt es sich um einen Balteusschließe. Mit dem späteren 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. wurde parallel zur Einführung der spatha für alle Truppenteile auch die Trageweise geändert. Der über die Schulter getragene Schwertgurt balteus ersetzte die bisherige cingulum-Gürtung. Zum Verschluss des Schultergurtes diente eine Bronzescheibe, auf deren Rückseite eine rechteckige Öse angebracht war. Diese ist bei dem Stück aus Immurium ausgebrochen. Der Balteusbeschlag aus Immurium gehört zur Gruppe der durchbrochenen Beschläge 32. Sein swastikartiges Motiv findet dabei unter den Funden von Dura Europos seine engste Entsprechung und belegt damit auch für das 3. Jahrhundert n. Chr. eine Militärpräsenz unbestimmter Dauer 33.
R. Kastler 29 30
31 32 33
Mackensen 2001, 325 – 346 bes. 336 – 342. Fleischer 1998, 49 f. Die bei Fleischer 1998, 172 Taf. 96, 16 – 23 aufgelisteten Pfeil- und Speerspitzen wurden von der Bearbeiterin Moucka-Weitzel 1998, 172 zu Recht als mittelalterlich angesprochen; vgl. Stadler 1995, 248 f. Von den Immurium-Funden bei Moucka-Weitzel 1998, 172 könnten die Pfeilspitze Taf. 96, 20 und die Bolzen Taf. 97, 5 f. antik sein. – Vgl. Radman-Livaja 2004, 57 Taf. 167, 68 zu Moucka-Weitzel 1998, Taf. 96, 20; Radman-Livaja 2004, 58 Taf. 169, 89 zu Moucka-Weitzel 1998, Taf. 97, 5; James 2004, 218 Abb. 130, 790 zu Moucka-Weitzel 1998, Taf. 96, 20 und James 2004, Abb. 130, 800. 803 zu MouckaWeitzel 1998, Taf. 97, 5 f. Moucka-Weitzel 1998, 161 Taf. 89, 8. Zum Typ: Bishop – Coulston 2006, 154 – 163 bes. 162 Abb. 94. 100; Oldenstein 1976, 226 – 234 Taf. 84 – 86. James 2004, 62. 74 Abb. 36, 26.
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Katalog der Fundstücke Fundaufsammlung ›Schindergraben‹ – Ötzgraberfeld Münzliste
Fundliste
Kat. 1 Abb. 1 Nominal: S FO: Bereich des ehemaligen Schwimmbeckens unterhalb des Mithräums AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Commodus (180 – 192 n. Chr.) für Crispina RS Legende/Bild: C]ONCO [RDIA] S C; Concordia, sitzend nach links, hält Patera und Cornucopiae Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen Münzzeichen: Referenz: RIC 665 Prägeperiode: vor 183 n. Chr. Stempelstellung: 26.12g 12h
Kat. 4 Abb. 5. 6 Seitenstück (Riemenverteiler) einer Trense mit Zügelschuber, Bronze FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Riemenschuber L 6,47 cm, B 4,86 cm; Beschlag L 2,39 cm, B 2,15 cm, H 1,43 cm
Kat. 2 ohne Abb. Nominal: Ant FO: Bereich des ehemaligen Schwimmbeckens unterhalb des Mithräums AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Probus (276 – 282 n. Chr.) RS Legende/Bild: RESTITVTORBIS; Frau nach rechts reicht Kranz an den mit Globus und Szepter stehenden Kaiser Münzstätte: Sisica Besonderheiten: stark korrodiert Münzzeichen: * XX IB Referenz: RIC 733 Prägeperiode: undatiert Stempelstellung: 15h
Kat. 3 ohne Abb. Nominal: Follis FO: Bereich des ehemaligen Schwimmbeckens unterhalb des Mithräums AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Gratian (367 – 383 n. Chr.) RS Legende/Bild: GLORIA ROMANORVUM; Kaiser nach rechts vorgehend, zieht mit Rechter Gefangenen am Schopf, in Linker Labarum Münzstätte: Sisica Besonderheiten: – Münzzeichen: M | *P ŽSISC Referenz: RIC 14c Prägeperiode: 367 – 375 n. Chr. Stempelstellung: 11:30h
M. Pfisterer
Kat. 5 Schlüssel mit ringförmigem Griff, Bronze FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. L 3,61 cm, Dm 2,15 cm
Abb. 9
Kat. 6 Schlüssel eines Schubschlosses, Bronze FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. L 6,98 cm, B 3,3 cm
Abb. 10
Kat. 7 ohne Abb. Etikett, Blei FO: ›Schindergraben‹ AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. L 3,18 cm, B 2,91 cm, Dm 0,52 cm Kat. 8 Abb. 13 Barren (?), Blei FO: ›Schindergraben‹ AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. L 14,78 cm, B 7,26 cm, Dm oben 0,73 cm, Dm unten 2,55 cm Kat. 9 ohne Abb. Flaschenmündung, Glas FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Dm 1,64 cm Kat. 10 ohne Abb. Wandfragment, Glas FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. erhaltene L 3,57 cm; erhaltene B 2,96 cm Kat. 11 ohne Abb. Fragment eines Heizziegels, Ton FO: Ötzgraberfeld AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. erhaltene L 21,3 cm, erhaltene B 10,8 cm
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Fundaufsammlung ›Wilczekfelder‹
Münzliste Kat. 12 ohne Abb. Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 17/005 Prägeherr: kaiserzeitlich – Vespasian (?) RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom Besonderheiten: völlig abgegriffen und korrodiert, verbrannt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 25g Kat. 13 ohne Abb. Nominal: Dp AO: Salzburg Museum Inv. 7/005 Prägeherr: Trajan (98 – 117 n. Chr.) RS Legende/Bild: [TR P COS II PP – SC]; Abundantia, Szepter haltend und nach links sitzend, auf einem Sessel, der aus zwei Cornucopiae geformt ist. Münzstätte: Rom Besonderheiten: stark abgegriffen, VS Oberfläche in Legende stark abgesplittert, RS stark korrodiert und abgeschliffen, unbestimmt. Münzzeichen: – Referenz: RIC 382 Typ Prägeperiode: 98 – 103 n. Chr. Stempelstellung: 10g 6h Kat. 14 ohne Abb. Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 12/005 Prägeherr: Hadrian (?) RS Legende/Bild: sitzende Figur, rechter Arm erhoben mit Figur oder Objekt Münzstätte: Rom Besonderheiten: Oberfläche teilweise bis zum Kern korrodiert, unbestimmt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 21g 6h Kat. 15 ohne Abb. Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 11/005 Prägeherr: Antoninus Pius (?) RS Legende/Bild: Thronende Gestalt, unbestimmt Münzstätte: Rom Besonderheiten: Oberfläche teilweise bis zum Kern korrodiert, unbestimmt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 19g 12h
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Kat. 16 ohne Abb. Nominal: As AO: Salzburg Museum Inv. 9/005 Prägeherr: wohl kaiserzeitlich RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom (?) Besonderheiten: Oberfläche teilweise bis zum Kern korrodiert, unbestimmt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 4g 6h Kat. 17 ohne Abb. Nominal: As AO: Salzburg Museum Inv. 10/005 Prägeherr: wohl kaiserzeitlich RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom Besonderheiten: Oberfläche teilweise bis zum Kern korrodiert, unbestimmt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 5g Kat. 18 ohne Abb. Nominal: Dp/As AO: Salzburg Museum Inv. 13/005 Prägeherr: wohl kaiserzeitlich RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom Besonderheiten: völlig abgegriffen und korrodiert, unbestimmt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 14g Kat. 19 ohne Abb. Nominal: As AO: Salzburg Museum Inv. 14/005 Prägeherr: Hadrian (117 – 138 n. Chr.) RS Legende/Bild: sitzende weibliche Figur auf Thron mit ausgestrecktem rechtem Arm Münzstätte: Rom Besonderheiten: stark abgegriffen und korrodiert, Büste schemenhaft erkennbar Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 16g Kat. 20 Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 15/005 Prägeherr: wohl kaiserzeitlich, Büste
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RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom (?) Besonderheiten: stark abgegriffen und korrodiert, Büste schemenhaft erkennbar Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 16g Kat. 21 ohne Abb. Nominal: Dp AO: Salzburg Museum Inv. 1/005 Prägeherr: Marc Aurel (161 – 180 n. Chr.) RS Legende/Bild: SALVTI AUG Cos III S C; Salus stehend nach links, füttert um Altar geringelte Schlange und hält ein Szepter Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen Münzzeichen: – Referenz: RIC 982 Prägeperiode: Dezember 169 – Dezember 170 n. Chr. Stempelstellung: 5h Kat. 22 ohne Abb. Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 2/005 Prägeherr: Marc Aurel (161 – 180 n. Chr.) für Faustina RS Legende/Bild: [SIDERI]BVS [RECEPTA] S C; Diana, stehend nach rechts, hält eine Fackel; Halbmond hinter dem Nacken Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen Münzzeichen: – Referenz: RIC 1715 Prägeperiode: – Stempelstellung: 19g 7h Kat. 23 ohne Abb. Nominal: S AO: Salzburg Museum Inv. 3/005 Prägeherr: anhand Frisur und weiblicher Büste nach links: Marc Aurel (161 – 180 n. Chr.) für Faustina RS Legende/Bild: – Münzstätte: – Besonderheiten: abgegriffen und korrodiert, scheinbar verbrannt Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 9g 6h Kat. 24 ohne Abb. Nominal: D AO: Salzburg Museum Inv. 4/005 Prägeherr: Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.) RS Legende/Bild: RESTITVTOR VRBIS; Roma auf Schild sitzend nach links hält Palladium und Speer Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen, Rand stellenweise eingerissen Münzzeichen: –
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Referenz: RIC 288 Prägeperiode: 202 – 210 n. Chr. Stempelstellung: 1h Kat. 25 ohne Abb. Nominal: S (?) AO: Salzburg Museum Inv. 16/005 Prägeherr: severerzeitlich RS Legende/Bild: – Münzstätte: Rom (?) Besonderheiten: stark abgegriffen, Büste schemenhaft erkennbar Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: – Stempelstellung: 10g 12h Kat. 26 ohne Abb. Nominal: Ant AO: Salzburg Museum Inv. 5/005 Prägeherr: Decius (249 – 251 n. Chr.) RS Legende/Bild: GENIVS EXERCILLVRICIANI Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen, RS teilweise Doppelprägung Münzzeichen: – Referenz: RIC 16c Prägeperiode: 249 – 251 n. Chr. Stempelstellung: 6h Kat. 27 ohne Abb. Nominal: Ant AO: Salzburg Museum Inv. 6/005 Prägeherr: Trebonianus Gallis (251 – 253 n. Chr.) RS Legende/Bild: [L]IBERTAS AVG[G]; Libertas, stehend nach links, hält Pileus und Szepter mit Stern im Feld Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen, Schrötling an zwei Seiten abgebrochen Münzzeichen: – Referenz: RIC 38 Prägeperiode: – Stempelstellung: 6h Kat. 28 ohne Abb. Nominal: Ant AO: Salzburg Museum Inv. 8/005 Prägeherr: Carus (282 – 283 n. Chr.) RS Legende/Bild: IOVI VICTORI; Jupiter, stehend nach rechts, hält Victoria auf Globus und Szepter; Adler zu Füßen Münzstätte: Rom Besonderheiten: abgegriffen, geringe Reste von Silbersud Münzzeichen: KAB Referenz: RIC 39 Prägeperiode: – Stempelstellung: 12h Kat. 29 Nominal: Follis AO: Salzburg Museum Inv. 18/005 Prägeherr: tetrarchisch, Maximinianus (?)
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RS Legende/Bild: [MONETA SACRA] AVGGE[T CAESS] NN; Moneta, stehend nach links, hält in der Rechten Waagschale, in der Linken Füllhorn Münzstätte: – Besonderheiten: völlig abgegriffen und stark korrodiert Münzzeichen: – Referenz: – Prägeperiode: um 300 Stempelstellung: 7g 6h Kat. 30 Nominal: Kreuzer AO: Salzburg Museum Inv. 19/005 Prägeherr: MA Tirol
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M. Pfisterer
Sonstige Fundstücke Kat. 31 Abb. 2 Eingliedrig kräftig profilierte Fibel mit Kopfplatte, Bronze AO: Salzburg Museum, o. Inv. L 6,3 cm Spirale mit acht Windungen, obere Sehne, trapezförmige Sehnenkappe (leicht ausgebrochen), rechteckige Kopflatte, gestreckter, an Unterseite hochgezogener Kopf, zweifach profilierter, dreiviertelkreisförmiger Bügelknopf, gestreckter Fuß mit rechteckigem Querschnitt, trapezoider, dreifach gelochter Nadelhalter, dreifach profilierter Fußknopf, Nadel abgebrochen, korrodiert. Kat. 32 ohne Abb. Fuß einer kräftig profilierten Fibel, Bronze AO: Salzburg Museum, o. Inv. erhaltene L 2,63 cm, B 1,82 cm Bruchstück des Fußes mit rechteckigem Querschnitt, dreifach profiliertem, im Querschnitt rechteckigem Fußknopf, hoher rechteckiger Nadelhalter, Nadelrast ausgebrochen. Kat. 33 Abb. 3 Kniefibel mit rechteckiger Kopfplatte, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 28/005 L 3,59 cm, B 2 cm, H 1,76 cm Spirale mit sieben Windungen und unterer Sehne, Nadel fehlt. Bandförmiger Bügel mit Mittelwulst und volutenartig hochgezogenem Kopf (Sporn). Quadratischer Fuß mit rechteckigem Fußknopf. Hoher längsgestellter Nadelhalter. Wolfszahndekor bei Mittelwulst und Kopfplattenansatz. Kat. 34 Abb. 4 Rahmenscheibenfibel, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 27/005 Dm 2,21 cm, erhaltene H 0,91 cm, 0,29 cm breiter, erhabener Rand mit Resten von Weißmetallüberzug. Kat. 35 Riemenbeschlag mit gewölbter Kopfplatte, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 21/005 Dm 4,11 cm
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Abb. 7
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Kat. 36 Beschlag mit pilzförmiger Kopfplatte, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 22/005 Dm 2,62 cm, H 2,66 cm Mitte 2. – 1. Hälfte 3. Jh.
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Kat. 37 ohne Abb. Beschlag mit flacher Kopfplatte, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 23/005 erhaltene B 1,51 cm, H 0,7 cm Flache, unregelmäßig ausgebrochene Platte mit angegossenem rundem Gegenniet. Kat. 38 ohne Abb. Glocke, Bronze, Eisen AO: Salzburg Museum, Inv. 20/005 H 8,14 cm, B 4,53 cm Glockenmantel verquetscht. Eiserne Klöppelhalterung am Ansatz abgebrochen (Klöppel fehlt). Kat. 39 ohne Abb. Schlüsselgriff (?), Bronze, Eisen AO: Salzburg Museum, o. Inv. erhaltene L 4,19 cm, B 2,8 cm, Dm 1,45 cm Rechteckige Bronzetülle (Wandungsstärke 0,22 cm), stark verschmolzen. Reste einer umlaufenden Doppelwulstverzierung erkennbar; im Inneren Eisenreste. Kat. 40 Waagbalken mit Skalengliederung, Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 25/005 erhaltene L 4 cm, H 1,35 cm
Abb. 11
Kat. 41 Abb. 12 Tülle eines hölzernen Waagbalkens (?), Bronze AO: Salzburg Museum, Inv. 26/005 Dm 3,08 cm, erhaltene H 2,93 cm Scheibenförmiger Boden (ausgebrochen), an dessen Zentrum eine zylinderförmige Tülle (Dm 1,72 cm, Wandungsstärke 0,11 cm) ansetzt. Objekt in einem Guss gefertigt. Die Tülle weist einige Gussfehlstellen, jedoch kein Befestigungsloch auf. 1,3 cm unterhalb der ausgebrochenen Tüllenmündung der (im Wachsmodel?) eingravierte Buchstabe A; oberhalb weiterer Ansatz einer Haste. Kat. 42 ohne Abb. Bronzering mit halbrundem Querschnitt (0,2 cm) stark. AO: Salzburg Museum, Inv. 24/005 Dm 2,16 cm Kat. 43 ohne Abb. Blechabschnitt, Bronze AO: Salzburg Museum, o. Inv. erhaltene L 5,84 cm, erhaltene B 2,65 cm Blech (Stärke 0,11 cm) mit deutlichen Treibspuren auf der Innen- und Außenseite. Auf drei Seiten unregelmäßige Bruchschnittkanten.
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Kat. 44 ohne Abb. Bruchstück eines Zierblechs, Bronze AO: Salzburg Museum, o. Inv. erhaltene L 34 cm, erhaltene B 1,89 cm Unregelmäßig ausgebrochenes, 0,12 cm dünnes Bronzeblech, in der Mitte verziert mit drei plastischen Rippen, die wiederum mit vier parallelen Reihen Kreispunzen verziert sind. Kat. 45 Etikett (?), Blei AO: Salzburg Museum, o. Inv.
ohne Abb.
erhaltene L 2,95 cm, B 2,32cm Rechteckiges Bleistück mit geglätteter Oberfläche. Kat. 46 ohne Abb. Türbeschlag, Eisen AO: Salzburg Museum, Inv. 30/005 Dm 6,79 cm Scheibenförmiger Beschlag, ehemals schüsselförmig gewölbt, im Zentrum quadratische Ausnehmung von 0,9 cm.
R. Kastler
Fundaufsammlung Ötzgraberfeld
Münzliste Kat. 47 ohne Abb. Nominal: D AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.) SEPT SEV PE – RT AVG IMP III; Lk 1 RS Legende/Bild: LIBERO PATRI; Bacchus links stehend hält Oinochoe über Panther; Thyrsusstab Münzstätte: Rom Besonderheiten: – Münzzeichen: Referenz: RIC 32 Prägeperiode: 194 n. Chr. Stempelstellung: 1,79g 12h Kat. 48 ohne Abb. Nominal: D AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Antoninus III (Caracalla) für Iulia Domna: IVLIA PIA FELIX AVG; Pal RS Legende/Bild: VENVS GENETRIX; Venus sitzt links, hält Apfel und Szepter, zu ihren Füßen Cupido Münzstätte: Rom Besonderheiten: – Münzzeichen: Referenz: RIC 389b Prägeperiode: 211 – 217 n. Chr. Stempelstellung: 1,5g 1h
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Kat. 49 ohne Abb. Nominal: Ant AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Gordianus III (238 – 244 n. Chr.) IMP GORDIANVS PIVS FEL AVG; Stk2PCv RS Legende/Bild: ORIE – N – S AVG; Sol, stehend links, in der Rechten Globus Münzstätte: Antiochia Besonderheiten: – Münzzeichen: Referenz: RIC 213 Prägeperiode: 242 – 244 n. Chr. Stempelstellung: 2,79g 6h Kat. 50 ohne Abb. Nominal: As AO: Lungauer Heimatmuseum Tamsweg, o. Inv. Prägeherr: Prägeimitation Büste mit Bart nach rechts RS Legende/Bild: Kanne Münzstätte: Virunum (?) (Vorbild Rom) Besonderheiten: – Münzzeichen: Referenz: RIC 32 Prägeperiode: ca. 138 – 235 n. Chr. (vor Severus Alexander [222 – 235 n. Chr.]) Stempelstellung: 13,11g 12h
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Abgekürzt zitierte Literatur Baatz – Herrmann 1982 Barkóczi 1988 Bishop – Coulston 2006 Deimel 1987 Fleischer 1998
Flügel 1993 Follman-Schultz 1992 Franken 1993 Franken 1995 Fremersdorf 1959 Garbsch 1992 Garbsch 1994 Geschwind 1998 Grönke – Weinlich 1992 Höck 2006 James 2004 Jobst 1974 Junkelmann 1992 Künzl 2003 Mackensen 1973 Mackensen 2001 Moucka-Weitzel 1998
Oldenstein 1976
Ortisi 2002
Radman-Livaja 2004 Riha 1979 Ritterling 1912 Rütti 1988 Schleiermacher 2000 Schütz 2003 Sedlmayer 1995 Sipmson 2000 Stadler 1995
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Unz – Deschler-Erb 1997 Vanden Berghe 1996
Raimund K AST LER , mit Beiträgen von Matthias P FIST ER ER chen Burganlage bei Oberdrauburg in Kärnten, Nearchos 3, 1995, 137 – 333. Ch. Unz – E. Deschler-Erb, Katalog der Militaria aus Vindonissa, Pro Vindonissa 14 (Brugg 1997). L. Vanden Berghe, Some Roman military equipment of the first three centuries AD in Belgian museums, JRomMilSt 7, 1996, 59 – 93.
Dr. Raimund Kastler, MAS Salzburg Museum, Postfach 10, Mozartplatz 1, A-5010 Salzburg E-Mail: [email protected]
Dr. Matthias Pfisterer Kunsthistorisches Museum, Burgring 5, A-1010 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Photo M. Pfisterer; Abb. 2 – 13: Zeichnung F. Krois, Salzburg Museum.
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Hellenistische und römische Grabstelen im Archäologischen Museum von Hatay in Antakya Einleitung Das Archäologische Museum von Hatay in Antakya1 verwahrt 32 teilweise gut erhaltene Grabstelen hellenistischer bis kaiserzeitlicher Entstehung. Sie sind nicht ausgestellt, sondern befinden sich ungereinigt auf einer Galerie gestapelt der Stadtluft ausgesetzt. Im Corpus der ostgriechischen Grabreliefs von E. Pfuhl und H. Möbius (1977) wurden sie nicht erfasst, weil die meisten erst in jüngerer Zeit angekauft oder vom örtlichen Straßenbauamt übernommen wurden. Präzise Fundortangaben stehen nicht zur Verfügung. Bis auf Kat. 4 sind die Stelen auch unpubliziert2. Die breite Skala der vertretenen Bildtypen bereichert die Kenntnis des ostgriechischen Grabreliefs jedoch nicht unerheblich. Ihre Diversität und schließlich die unterschiedliche Qualität, von spröder Einfallslosigkeit bis zu stimmungsvoller Charakterisierung, gibt Zeugnis von einer großstädtischen Klientel, die von verschiedenen Werkstätten zu verschiedenen Bedingungen von Anspruch und Einflussnahme bedient wurde. In ihnen spiegelt sich der Lebensstandard der syrischen Metropole seit dem Hellenismus bis zur mittleren Kaiserzeit. Eine Vorlage der im Galeriedepot verwahrten Stelen ist daher, in Fortsetzung des Katalogs für die Rundplastik im Museum von Antakya3, angezeigt.
Katalog der Stelen 1. Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. 2388. – H 76 cm; B 41 cm. – Abb. 1. Giebel mit Rosette, Seitenakrotere. Zurückspringendes Gesims, mehrfach gegliedert. Vorspringende Pilaster mit profilierten Kapitellen; darüber ›Architrav‹. Eine Standleiste korrespondiert mit dem ›Architrav‹. Im Feld darunter mehrzeilige Inschrift: ºŻƩƢƫƬƨƮƕƦƠƦӑƞƩƨƮƕƦƨƭ¶ƢƫƬƞƵƬƠƦӑƞƩƨƣƤՑƪƬԇƦҭƚƭƬƨծҜƝƞƤƮÇƦUnter dem Inschriftfeld ein Sockelprofil und niedriger Einlasszapfen. Die Pilaster bilden nicht die seitliche Begrenzung der Stele; neben ihnen verbleibt ein schmaler Streifen frei.
Den Hintergrund des Naiskos von Pilaster zu Pilaster decken die weichen Falten eines vertikal fallenden Parapetasma vollständig. In der Mitte davor steht die frontale, nach links blickende Panzerstatue eines Kriegers auf rechtem Standbein und leicht schräg gestelltem Spielbein. Chiton, Panzer mit Lederlaschen, Schulterklappen und cingulum sind fein unterschieden. Der Krieger trägt wadenhohe Lederstiefel. In der Linken hält er einen kleinen Rundschild, in der gesenkten Rechten eine vom Boden bis an den oberen Bildrand reichende Lanze. Die schlichte Komposition bei sorgfältig ausgearbeiteten Details, dem Standmotiv 1
2 3
Unser Dank gilt der Generladirektion für Kulturgüter und Museen, Ankara, für die Publikationsgenehmigungen 1999 (J. Meischner) und 2005 (E. Laflı) sowie insbesondere der Kooperationsbereitschaft von Faruk Kilinç und Erdal Yılmaz, Museum Antakya. – Zitate und Abkürzungen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts, s. . Die von A. SaraçoČlu 1997 angefertigte Dissertation wurde nicht publiziert. J. Meischner, Die Skulpturen des Hatay Museums von Antakya, JdI 118, 2003, 285 – 394.
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Kat. 1: Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. 2388
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Kat. 2: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 17843
im Kontrapost und dem stoffreichem Parapetasma, ist keine Massenarbeit und bleibt ohne Parallele. Die im klassischen Kontrapost dargestellte Statue des Kriegers mit Schild und Lanze steht wirkungsvoll vor dem stoffreichen Parapetasma, das in Breite und Höhe den gesamten Hintergrund ausfüllt. Auf zusätzliche Ausstattungselemente und Personen wird verzichtet. Der Typus des Grabreliefs strahlt klassische Ruhe aus, eine dekorative Monumentalität, die dem bescheidenen Format hohe künstlerische Würde verleiht. Die mehrzeilige, unakkurate Inschrift, nach der ein Hierokles seinem treuen Bruder Aristophanes, Sohn des Hierophanes, das Monument weiht, ist möglicherweise nicht zugehörig. Eine Datierung der Stele kann sich nur auf Form und Ausdruck der Grabfigur stützen und die Feinheit der Ausführung berücksichtigen. Antiochia wurde 300 v. Chr. von Seleukos I. gegründet, kaum später muss die Stele entstanden sein. Die künstlerische Bezugnahme von Hintergrund und Hauptmotiv ergibt jenen »dezenten Stimmungsgehalt«, der die Stele als eines der »qualitativen Spitzenstücke« kennzeichnet, die K. Parlasca als möglichen griechischen Import klassifiziert4.
2. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 17843. – H 72 cm; B 36 cm. – Abb. 2. Glatter Giebel, drei unausgearbeitete Akrotere, nicht freigeschlagen. Gesims und Fuß profiliert.
In hochrechteckiger Bildnische steht ein behelmter Krieger, frontal in Ausfallstellung. Er trägt einen Lederpanzer mit doppelter Laschenreihe und cingulum sowie ein breites Schwertgehänge mit Schwertscheide. 4
Parlasca 1982, 6.
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Das Schwert in der erhobenen Rechten überschneidet den oberen Nischenrand. Der linke Unterarm ist durch ein Schildband gesteckt, sodass der Rundschild von innen zu sehen ist. Auf dem unterem Stelenrand einzeilige Inschrift: ƊƨƤƞƥ ƚƬ . Der Stelentypus mit Krieger in Ausfallstellung von vorn mit Rundschild kehrt in qualitätsvollerer und etwas älterer Ausführung an einer Grabstele aus Stratonikeia in Bodrum wieder, die Antiochener Stele ist jedoch gröber und summarischer gearbeitet. Das Motiv und die räumliche Wirkung von Arm und Schild, auch der die Figur durchziehende Schwung der ausholenden Bewegungen weisen in hochhellenistische Zeit. Die Ausführung dürfte in ihrer flächigen Plastizität und wenig feinen Ausmodellierung kaiserzeitlich sein. Vgl.: Özgan 1999, 154 GR 9 Taf. 51 d.
3. Naiskosstele Inv. 9013. – H 63 cm; B 33 cm. – Abb. 3. Flacher Giebel mit verkümmerter Rosette und angedeutete Seitenakrotere im Block. Die Anten tragen korinthische Kapitelle. Ein bossierter Streifen des Hintergrundes über dem Kopf der Figur ist nicht geglättet. Füße und unterer Stelenabschluss fehlen. Das Gesicht scheint einem Ikonoklasmus zum Opfer gefallen zu sein; die linke Hand, ein Teil des rechten Unterschenkels und große Teile der Pilaster sind abgeschlagen.
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Kat. 3: Naiskosstele Inv. 9013
Der schmale Raum des Naiskos ist von einer frontal stehenden männlichen Mantelstatue in ganzer Höhe ausgefüllt. Kaum angedeutet ist das Knie des rechten Spielbeins. Der rechte Arm liegt angewinkelt in der Mantelschlinge; der linke, herabhängende ist vom Mantel umwickelt. Am Hals wird der Chiton sichtbar. Dieser Manteltypus mit eingewickelten Armen wird im Hellenismus ponderiert und mit rechtem Standbein ausgeführt (PM 156 – 171). Seit dem Späthellenismus nimmt die Körperproportion schlanke, hohe Gestalt an, eine Ponderation entfällt weitgehend, und das linke Bein wird zum Standbein (PM 184 – 234). Der Dioskurides von Delos5 zeigt bereits 138/137 v. Chr. diese fassadenhafte Statuarik in frontaler Einansichtigkeit. Die älteste Stele des jüngeren Typs ist PM 203 mit Schwalbenschwanzfalten und dünnen Beinchen. Zum jüngeren Typus gehört auch das Antiochener Beispiel. Wie die Beine von PM 203 ist auch die Hand des Antiochener Palliatus disproportioniert, seine starre Frontalität ist aber entschieden jünger als die Pose des »anmutigen«, verschollenen Reliefs PM 203. Giebel und korinthische Pilaster ergeben jedoch eine gewissermaßen anspruchsvolle Atmosphäre. Insgesamt handelt es sich um eine steife Arbeit des 1. Jahrhunderts v. Chr. Vgl. zum Manteltypus: Kat. 6. 18; W. Papaephthimiou, Grabreliefs späthellenistischer und römischer Zeit aus Sparta und Lakonien (Würzburg 1992) 25 Abb. 3 – 10 Gruppe 2 mit eng gestellten Beinen und schmalem Körper ohne Ponderation; zu den Proportionen von Naiskos und Figur, dem Verhältnis von Figur und Reliefgrund vgl. PM 422.
5
R. Lullies, Griechische Plastik 4(München 1979) 279; K. Polaschek, Untersuchungen zu griechischen Mantelstatuen (Berlin 1969) 18 f.; zum ›Normaltypus‹ der Mantelstatue auf Grabreliefs s. PM S. 61 f.
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4. Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. 8448. – H 52 cm; B 30 cm. – Abb. 4. Der flache Giebel mit drei Akroteren ist nicht freigeschlagen. Profiliertes Gesims; Pilaster mit profilierten Kapitellen.
Hermes als Psychopompos steht im Halbprofil und hält in der Linken das Kerykeion, seine Rechte reicht er dem frontal stehenden Mann. Hermes ist bloßfüßig, trägt einen knielangen Ärmelchiton und einen ebenfalls knielangen Mantel, der nur den Rücken bedeckt. Vorn wird der Mantel wohl wie auf der großen Stele inznik (PM 1831) oben mit einer Kordel zusammengehalten. Hermes’ Gesicht ist abgeschlagen, das kantige Halbrund hinter seinem Kopf gehörte zu einem Petasos, wie ihn auch die Parallele inznik zeigt. Der Verstorbene steht und blickt frontal. Er trägt Schuhe sowie langen Chiton und Mantel, in dessen Wulst er mit der linken Hand greift. Unterhalb des Bildfeldes eine zweizeilige Inschrift: ƄƚƤƤƘƜƨƦƞŻӈƦƖƨƭ ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ. Dieselbe Position des frontal stehenden Verstorbenen in langem Ärmelchiton und Mantel, dessen linke Hand den Mantelwulst umfasst, findet sich auf der qualitätsvoll gearbeiteten, von E. Pfuhl in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datierten Stockwerkstele PM 1831 in znik. Hermes trägt dort den Petasos, den kurzen Ärmelchiton, aber einen langen Mantel sowie ebenfalls das Kerykeion in der Linken. Wie bei Kat. 4 reicht er dem Toten die rechte Hand. Beider Gesichter wenden sich einander zu. Das untere Bildfeld der Stockwerkstele, von dem der Teil mit den Füßen abgeschlagen ist, ist reich mit Beiwerk ausgestattet: einem Tischchen mit Schlange, Früchten und Kuchen; einem Baum, einer Säule, auf der eine Sonnenuhr angebracht 4 Kat. 4: Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. ist. Eine etwa lebensgroße Dienerfigur in Trauerhaltung ist 8448 inznik an der rechten Leiste angelehnt. Nur diese beiden Stelen mit Hermes Psychopompos sind in dieser Form überliefert. Motivische Varianten sind auf dem Zweifigurenrelief in Antiochia der kniekurze Mantel des Hermes und der frontal blickende Kopf des Toten. Das Zweifigurenrelief ist ungleich nachlässiger als die Stockwerkstele inznik gearbeitet, doch spiegeln die ins Halbprofil gedrehte Figur des Hermes und die räumliche Wirkung seiner Arme mit Kerykeion noch späthellenistischen Bildaufbau des ausgehenden 2. Jahrhunderts v. Chr. wider. Der stoffreiche, rahmende Mantel des Hermes und die gespannte Tütenfalte zwischen den Beinen des Verstorbenen stehen in hellenistischer Formtradition und datieren das Relief in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Vgl.: Parlasca 1982, 8 mit Anm. 46 (dort muss es heißen AA 1970) Taf. 5, 3. Vgl. auch PM 45 Nr. 1831. 2104 Taf. 303 (im Register S. 587 übersehen).
5. Fragment einer Bildfeldstele Inv. ? – H 40 cm; B 47 cm. – Abb. 5. Die Figuren füllen die gesamte Breite des Bildfeldes aus. Unten Bruch entlang der Gewandränder.
Zwei frontal stehende Männerfiguren in Chiton und Mantel. Links steht eine Frau im Profil mit zurückgesetztem rechten Bein. Neben ihrer Umrisslinie von Gesäß, Oberschenkel und Wade verläuft der Reliefgrund. Die rechten Arme der Männer sind angewinkelt, die linken, in den Mantel gewickelt, hängen herab. Die Frau trägt einen faltenreichen Chiton und einen wadenlangen Mantel. Ihr linker Arm, von dem
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Kat. 5: Fragment einer Bildfeldstele Inv. ?
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Kat. 6: Trapezoide (Giebel?-)Stele Inv. 15747
ein langes, breites Mantelende herabhängt, war aufgestützt. Das unübliche Motiv der im Profil gezeigten Frau kontrastiert mit den mageren Männerfiguren. Reihung von Männern und Frauen, geringfügig in ihrer Haltung variiert, sind nichts Außergewöhnliches, hier jedoch stehen zwei ›spindeldürre‹ Männer in Chiton und Mantel frontal ausgerichtet und eine Frau im Profil nach rechts. Ihr Positionswechsel um 45° ist ungewöhnlich, zumal die Qualität der Arbeit bescheiden ist und man der betreffenden Werkstatt keine eigene Kompositionsvariante zutrauen möchte; sie mag vom Auftraggeber gewünscht worden sein. Weibliche Mantelfiguren im Profil kommen vor, im Handschlag mit einem Gegenüber verbunden oder in der Umarmung zweier Frauen (PM 702. 706. 724. 725). Mit der Haltung der Frau lässt sich besonders PM 721 vergleichen, eine Stele des 2. Jahrhunderts v. Chr., auf der ein Paar im Profil einander eng gegenübersteht; hinter der vorgestreckten rechten Hand der Frau hängt ein breites Mantelende wie auf Kat. 5 faltig herab. ›Dürre‹ Reliefarbeit des 1. Jahrhunderts v. Chr. Vgl. zu Stil und Motiv der gereihten Figuren: PM 663. 666. 674.
6. Trapezoide (Giebel?-)Stele Inv. 15747. – H 54 cm; B 31 cm. – Abb. 6. Der obere Teil mit dem Kopf des Mannes ist weggebrochen, die Stele verjüngt sich nach unten.
Der Mann in Mantel und Schuhen steht frontal mit rechtem Stand- und linkem Spielbein. Beide Arme sind in den Mantel gewickelt, der rechte, hochgehoben, greift in den Mantelsaum, der linke hängt an der Hüfte herab. Der Manteltypus entspricht dem auf der Naiskosstele Kat. 3. Der frontal Stehende der Giebel-
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Kat. 7: Giebelstele Inv. 9045
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stele weist aber noch deutliche Merkmale der älteren, ponderierten Ausführung mit linkem Spielbein auf; so ist sein Körperwuchs nicht überschlank wie auf Kat. 3 und 18, und die Stele ist dementsprechend älter. Am linken Rand steht frontal ein Pais in kurzem Chiton mit überkreuzten Beinen, der trauernde Diener. Sein rechter Arm ist auf die linke Hand gestützt und greift ans Kinn. Im Hintergrund ist zwischen zwei bildfeldgroßen Fackeln ein Vorhang mit horizontalen Falten gespannt (vgl. Kat. 18. 19). Unter der Bildfeldnische die dreizeilige Inschrift: ºŻƤƖƧƚƦƝƩƨƪ ӁƤƢƨƝƶƩƨƭ ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ. Gute, räumlich empfundene Arbeit des 2. Jahrhunderts v. Chr.
7. Giebelstele Inv. 9045. – H 50 cm; B 26 cm. – Abb. 7. Zweitverwendung. Die angedeuteten Eckakrotere sind nicht freigeschlagen; Rosette. Im rechteckigen Bildfeld oben durchhängender Wulst, eine unausgearbeitete Girlande.
Ein Mann und eine kleine Frau im Mantel mit bedeckten Armen stehen frontal in korrespondierender Haltung der Arme und Beine. Die Füße sind nicht angegeben. Unter dem Bildfeld zweizeilige Inschrift: ƱƬƚծƨƪƐƩƭƫƚƘ5ƚ7 ҠƤƭ¶ƨƢƯƚԆƩƞƬƞ. Beide Personen, der Mann und die kleine Frau, sind also die Verstorbenen. ›Trockene‹ Arbeit des späten 1. Jahrhunderts v. Chr.
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8. Leistenstele Inv. 13380. – H 60 cm; B 40 cm. – Abb. 8. Der obere Stelenrand ist abgeschlagen. Am oberen Bildrand über den Köpfen eine leicht durchhängende Blattgirlande mit Mittelrosette.
Auf einem linksbündigen Podest stehen frontal ein Mann und eine Frau in Chiton und Mantel. Der Mann, bekränzt, opfert aus einer Schale über einem Altar. Die Frau in Chiton und Schleiermantel mit Überschlag hält in der Linken eine Dose, in die sie mit der Rechten greift. Bescheidene Arbeit des ausgehenden 1. Jahrhunderts v. Chr.
9. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. ? – H 57 cm; B 33 cm. – Abb. 9. Der Giebel und drei angedeutete Akrotere sind nicht freigeschlagen.
In der Mitte des Rechteckfeldes, das von schmalen Randleisten gerahmt wird, steht frontal ein Mann im Mantel, den rechten Arm angewinkelt. Der Mantelrand umwickelt beide Arme und hängt in Falten links bis zum Boden herab. Das rechte Stand- und das linke Spielbein sind unterschieden. Links sitzt im Halbprofil ein Mann, den linken Ellenbogen auf die rechte Hand gestützt. Rechts sitzt ebenfalls im Halbprofil eine verschleierte Frau, den rechten Ellenbogen auf die linke Hand gestützt. Der Stehende ist der Tote6. Die verschränkte Haltung des links Sitzenden wirkt lebendig und suggeriert Relieftiefe. Mittelmäßige Arbeit des späten 2. Jahrhunderts v. Chr.
10. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 2453. – H 72 cm; B 31 cm. – Abb. 10. Drei bossierte Akrotere. Schwach angedeutetes Giebeldreieck.
Eine Frau in Chiton und schräg zur linken Hüfte hochgezogenem Mantel steht im Halbprofil mit erhobener linker Hand, die den Griff eines Spiegels umfasst. Der ehemals perspektivisch gezeichnete Spiegel zeichnet sich noch erkennbar über der geschlossenen linken Hand als Oval ab. Der rechte, gesenkte Arm liegt unter 9 Kat. 9: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. ? dem Mantel. Die Chitonfalten variieren leicht; der feine Mantel folgt den Körperformen. Unmittelbar unterhalb der Figur zweizeilige Inschrift: Ưƚ՟Ʃƞ. Die überzeugende Körperwiedergabe und die gelungene Perspektive datieren die Einfigurenstele in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
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Parallelen zum Bildtypus s. u.: Verstorbene und Hinterbliebene.
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Kat. 10: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 2453
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Kat. 11: Giebelstele mit Bogennische und Einlasszapfen Inv. 13793
11. Giebelstele mit Bogennische und Einlasszapfen Inv. 13793. – H 70 cm; B 22 cm. – Abb. 11. Der Giebel schließt unten mit einem vorspringenden, zweigliedrigen Gesims ab. Unten, über dem Einlasszapfen, ein hohes, flaches Sockelprofil.
Im Bogenfeld steht eine Frau, frontal, nach rechts blickend. Sie trägt Chiton und Schleiermantel, dessen vorderer Rand am Hals zusammengedreht ist. Der linke Arm ist quer vor den Leib gelegt und zieht einen langen Mantelzipfel zur linken Hüfte hoch. Auf den Handrücken stützt sich der rechte Ellenbogen. Zu Seiten der Frau stehen zwei unterschiedlich große Kinder frontal in langem Mantel mit Armschlaufe: Die Verstorbene muss die Mutter zweier nicht mehr ganz kleiner Kinder sein. Unter dem Bildfeld wäre Platz für eine Inschrift. Sie könnte farbig aufgemalt gewesen sein und muss die Mutter benannt haben. Die reichen, fließenden Faltenmotive hochhellenistischer Prägung datieren die Stele sehr guter Arbeit in die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
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12. Giebelstele mit Bogennische und Einlasszapfen Inv. 17736. – H 60 cm; B 21 cm. – Abb. 12. Die unausgearbeiteten Mittel- und Seitenakrotere sind nicht freigeschlagen.
In der flüchtig ausgehauenen Bogennische steht ein Palliatus frontal mit umwickelten Armen. Am Hals wird ein doppelter Chitonrand sichtbar. Er trägt Schuhe, rechtes Stand- und linkes Spielbein sind unterschieden. Links hält ein Diener in kurzem Chiton mit gekreuzten Beinen, aber mit deutlich langem Haar eine hohe Fackel. Die Art frontale Haarrolle des Dieners ähnelt der Frisur der Diener auf PM 208 aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Unterhalb der Bogennische dreizeilige Inschrift:ºŻ¶ƨƤƤƶƦƢƨƪ ƈƖƦƦƞƚƬƦҜƝƞƤƮƦ ҠƤƭ¶ƞ Ưƚ՟ƩƞƈƖƦƦƞƚ, eine Metökin (?), errichtete die Stele für ihren Bruder. Schlechte Routinearbeit des 1. Jahrhunderts v. Chr.
13. (Giebel?-)Stele mit Einlasszapfen Inv. ? – H 58 cm; B 37 cm. – Abb. 13. Zweitverwendung aus einem Pilasterkapitell. Rechts und links am Zapfen Dübellöcher. Die Köpfe sind wohl bewusst abgeschlagen.
Links sitzt eine Frau in stoffreichem Chiton und Schleiermantel auf einem Hocker mit gedrechselten Beinen und Kissen. Den linken Arm hält sie im ›Pudicitia‹-Motiv auf die rechte Hand gestützt. Ein Mantelzipfel hängt vor dem Hockerbein. Vor ihr steht frontal mit unterschiedenem Stand- und Spielbein ein Mann in Chiton und über der rechten Hüfte zusammengedrehtem Mantel. Er trägt Schuhe. Seine Linke greift in den gedrehten Mantelrand, die Rechte hängt herab und scheint das linke Knie der Frau zu berühren; die plumpe rechte Hand ist nicht ausgearbeitet. Das Zusammentreffen von Hand und Knie ist natürlich nicht beabsichtigt, die Komposition der 12 Kat. 12: Giebelstele mit BogenniGruppe insgesamt misslungen7. Die Ausführung der Figuren aber ist sche und Einlasszapfen Inv. 177736 von guter handwerklicher Qualität. Die Sitzhaltung der im Halbprofil gezeigten Frau, der ponderierte und nicht gänzlich frontal wiedergegebene Stand des Mannes mit zurückgestelltem Standbein sind von befriedigender Tiefenwirkung. Auf dem unteren Stelenrand, unmittelbar unter der Standfläche, steht eine zweizeilige Inschrift:ƮƢƤƱƦ ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ Die Namensendung ist männlich, somit ist in dem Stehenden der Verstorbene zu sehen. Die leichte Schrägstellung der Oberkörper und deren erzielte Tiefenwirkung, die Tiefenstaffelung der Beine und Arme sowie die plastische Differenzierung der Faltenzüge weisen die Stele als gute Arbeit des mittleren 2. Jahrhunderts v. Chr. aus.
14. Bildfeldstele Inv. ? – H 17 cm; B 16 cm. – Abb. 14. Stark verwittert. Die obere Hälfte fehlt.
Eine Frau mit zurückgestelltem linkem Bein sitzt auf einem Diphros mit Kissen. Ihr Mantel ist faltenreich und bedeckt auch die Füße, ein Zipfel hängt unter ihrem rechten Oberschenkel vor dem Hocker herab. Sie 7
Vgl. die etwas glücklicheren Lösungen Délos 167. 169. 173. 174. 187; PM 1032.
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Kat. 14: Bildfeldstele Inv. ?
reicht die Rechte einer kleinen Person, die sie anblickt, deren Körper aber frontal ausgerichtet ist, und die eine Stufe herabzusteigen scheint. Die kleine Figur trägt einen Ärmelchiton und einen diagonal über der Brust zusammengedrehten Mantel. Der Chiton lässt ihre Füße mit einem Teil der Unterschenkel frei – die Person 13 Kat. 13: (Giebel?-)Stele mit Einlasszapfen Inv. ? ist als männlich zu verstehen. Ihr rechter Arm liegt verkrampft am Oberkörper an. In der linken Armbeuge hält die eigenartige Figur einen großen, rechteckigen Gegenstand, aus dem rechts zwei spitze Ecken hervorragen: Es könnte ein Diptychon, eine Schreibtafel, sein. Der Kopf der kleinen Figur sitzt ohne Hals auf den Schultern und ist schwer zu erkennen. Es muss sich um eine komische Groteske handeln. Die sitzende Frau entspricht Sitzenden auf Grabstelen. Die vorliegende Figurenkombination – die Figuren sind durch dextrarum iunctio miteinander verbunden – auf einer Grabstele wirkt befremdlich. Nach E. Pfuhl bedeutet Dexiosis nicht Abschied, sondern »liebevolles Beieinandersein«8. Ist der verwachsene Mann mit Diptychon ein Lehrer? Ehemals gute Arbeit des 2. Jahrhunderts v. Chr.
15. Naiskosstele mit Giebel Inv. 8937. – H 55 cm; B 30 cm. – Abb. 15. Der Naiskos wird durch zwei Säulen mit dreiteiliger Basis begrenzt. Über den Köpfen der Figuren bleibt ein breiter Freiraum, der unter dem Giebel mit einem vorspringenden Gesims abschließt. Im Giebelfeld zeichnet sich eine rau belassene Scheibe ab, die wohl bemalt war: eine Rosette oder vielleicht ein Rundschild? Die Gesichter sind gezielt abgeschlagen.
Eine Frau, eng in Chiton und Mantel gehüllt, sitzt auf einem Hocker mit gedrechselten Beinen und einem hohen Sitzkissen, das nicht die gesamte Tiefe des Schemels bedeckt. Ihre Füße ruhen auf einer
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Fußbank mit gewinkelten Beinen, unter dem Schemel steht ein Wollkorb. Vor der Frau steht bloßfüßig, mit rechtem Stand- und linkem Spielbein, frontal der junge Verstorbene. Er trägt einen langen Chiton und stolaartig umgelegt den Mantel, der den rechten Arm umwickelt. 15 Kat. 15: Naiskosstele mit Giebel Inv. 8937 Das Größenverhältnis zwischen der sitzenden Frau und dem stehenden Jugendlichen ist realistisch. Am unteren Stelenrand ist dezentral unter der stehenden Mantelfigur eine dreizeilige Inschrift angegeben: 7ƤƕƝƞƢ ӀƦƴƝƱƩƨƪ ƌƞƩƞ¶ƘƱƦƨƪ ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ. Das zweite ƞ der mittleren Zeile bei ƌƞƩƞ¶ƘƱƦƨƪ ist ganz deutlich, jedoch kommen Verschreibungen vor. Mit den mehrfach gegliederten Beinen von Schemel und Fußbank, dem steifen Kissen und dem Wollkorb ist die Darstellung, zu Lasten ihrer Feingliedrigkeit, mit einer gewissen behäbigen Sorgfalt ausgestattet. Die einfallslos parallel gerieften Faltenzüge entsprechen stilistisch einer gegen 100 v. Chr. datierten Stele in Delos9. Die an den Stelenrand gelehnte Sitzende auf hohem Kissen und der Stand des Mannes mit frontal gezeigtem rechtem Fuß und abgespreiztem linkem sind verwandt. Das Sigma hat die Form des rechts offenen Rechtecks, »die sonst nicht in vorchristlicher Zeit vorzukommen pflegt«10. Das Omega hat die Minuskelform Ʊ11 Biedere Arbeit des frühen 1. Jahrhunderts v. Chr.
16. Leistenstele Inv. 8950. – H 42 cm; B 42 cm. – Abb. 16. Die quadratische Stele, ohne Giebel und Einlasszapfen, ist oben und an den Seiten von einer 3 cm breiten Leiste eingefasst. Die untere Leiste, ohne Inschrift, ist doppelt so breit.
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Délos 1; vgl. auch Délos 301. 357; PM 139. 342. 343. 364. 420. 532. 664. 855. 956. 998. 1421. 1432. G. Klaffenbach, Die Grabstelen der einstigen Sammlung Roma in Zakynthos (Berlin 1964) 15 Nr. 25 Abb. 27. L. Jalabert – R. Mouterde, Inscriptions grecques et latines de la Syrie III 2 (Paris 1953) 626 Nr. 1152.
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Von den schmalen Randleisten abgerückt, erscheinen links eine sitzende Frau und ein frontal stehender, scharf nach rechts zur Frau hin blickender Mann. Die Frau, in Chiton und Mantelschleier, sitzt mit zurückgestelltem rechtem Bein auf einem Hocker mit Querleiste und Kissen. Die vom Chiton verdeckten Füße ruhen auf einer blockförmigen Fußbank. Die Modellierung der Schienbeine setzt sich zu den Füßen hin unter dem Chiton nicht fort. Der linke, dünne Arm der Frau ist auf die rechte Hand gestützt, der rechte Unterarm ist äußerst vereinfacht, ohne jede natürliche Modellierung wiedergegeben. Parallel zieht sich wie ein dicker Reif die Gürtung des Chitons vor die Brust. Der Mantelrand verläuft vom Gesicht zum Oberschenkel als vertikale Kante. Die Arme der männlichen Figur sind in den Mantel gewickelt, der rechte gewinkelt, der linke herabhängend mit Buchrolle; ein Mantelzipfel hängt bis zum Boden. Beide Figuren zeigen keine Füße. Die dichte Faltenangabe ist schematisch, die Körperhaltungen laienhaft unbewegt. Der rechts stehende Mann ist, wie vielfach, etwa gleich groß wie die sitzende Frau. In Istanbul befindet sich ein ähnlich unbeholfen gearbeitetes Grabrelief desselben Schemas (PM 1013). Auf beiden Reliefs sind die Figuren höchst ungeschickt kopiert. Gefällige Faltenwürfe wiederzugeben und organische Gliedmaßen nachzuzeichnen, überforderte den Steinmetzen. E. Pfuhl datiert die Istanbuler Platte in die mittlere Kaiserzeit. Kunstlos primitive Reliefs können, als Ausklang des Späthellenismus, auch älter sein und der frühen Kaiserzeit des 1. Jahrhunderts n. Chr. angehören.
17. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. ? – H 77 cm; B 32 cm. – Abb. 17. Drei Akrotere; Rosette. Profilierter Gesimsstreifen. Kleine Rechtecknische.
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Kat. 17: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. ?
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Eine Frau sitzt auf einem Klapphocker mit Kissen, die Füße auf einer schräg stehenden Fußbank. Sie hat ein großes Kind auf dem Schoß, das sie sowohl mit dem rechten Arm in der Taille als auch mit dem linken an Rücken und Schulter umfasst. Das Kind trägt einen langen Chiton, unter dem sich die hängenden Beine abzeichnen. Es schmiegt sich an und legt den linken Arm an die Brust der Frau. Sie ist in einen weiten Mantel gehüllt, der über die Füße fällt und ihren Hinterkopf bedeckt. Im Haar trägt sie einen Blütenkranz. Die Inschrift unter der Bildnische ist unleserlich, sie muss sich aber auf die verstorbene Mutter eines Kindes bezogen haben. Die Komposition des kleinen Reliefs ist von bemerkenswerter Originalität, als es nur die Hälfte der Bildfläche ausfüllt und diese diagonal begrenzt.
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Die innige Stimmung und die überzeugende Räumlichkeit der Gruppe weisen spätestens in die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
18. Naiskosstele Inv. 8986. – H 74 cm; B 43 cm. – Abb. 18. Der Giebel und die angedeuteten Seitenakrotere sind nicht freigeschlagen; im Giebel befindet sich eine große Rosette. Eine flache Rechtecknische wird durch Pilaster mit profilierten Kapitellen begrenzt.
Im Bildfeld rechts steht frontal eine Dienerfigur in kurzem Chiton. Die Hände ihrer gesenkten Arme greifen ineinander. Dicht neben der Dienerfigur, ebenfalls frontal, steht ein Mann im Mantel mit eingewickelten Armen, den rechten angewinkelt. Er ist im jüngeren, überschlanken Manteltypus, entsprechend Kat. 3, wiedergegeben, aber mit linkem Spielbein, wie es sonst am älteren, ponderierten Typus, hier Kat. 6, erscheint. Hinter beiden Figuren ist zwischen zwei dünnen Fackeln ein Parapetasma gespannt. Die linke Fackel steht nicht wie die rechte am Bildfeldrand, sondern hinter dem Kind auf dem Schoß der Mutter. Zwischen ihr und dem Mann bleibt freier Hintergrund mit Parapetasma. Dieses hängt in flachen, horizontal gespannten Bögen mit breiten, schematisch gekennzeichneten 18 Kat. 18: Naiskosstele Inv. 8986 Falten. Links sitzt auf einem Klappstuhl mit Kissen eine Frau in hoch gegürtetem Chiton und offenem Mantel. Sie hält ein steif und frontal sitzendes Kind auf dem Schoß. Die Füße der Frau sind zu sehen. Unter dem Bildfeld saubere, zweizeilige Inschrift: ҜƞƢƪƣƚ5ԅºŻƦƬƘ7ƜƨƦƨƪӝƢºſ¶ƢƜƴƦƨƭ ҠƤƭ¶ƨƢƯƚƘƩƞƬƞSind beide Erwachsene verstorben? ›Trockene‹ Arbeit des 1. Jahrhunderts n. Chr.
19. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 16831. – H 52 cm; B 32 cm. – Abb. 19. Im flachen Giebel mit Profilleiste und Rosette sind die groben Seitenakrotere nicht freigeschlagen.
An den Seitenrändern stehen zwei nach unten verjüngte Fackeln. Zwischen ihnen spannt sich im Hintergrund der tiefen Rechtecknische ein Parapetasma mit horizontal durchhängenden Falten. Diese sind, wie auf Kat. 18, in breiten, regelmäßigen Abständen nur grob linear eingezeichnet. Vor dem Vorhang sitzt auf einem Hocker mit gedrechselten Seitenwangen (ohne Beine) eine Frau im Halbprofil in Chiton und Mantelschleier. Ihre Füße sind zur Gänze sichtbar. Auf ihrem Schoß mit spitzen Knien hält sie ein großes Kind. Es sitzt in guter Perspektive schräg auf dem linken Bein der Mutter; seine Beine streckt es über ihren rechten Oberschenkel. Langhaarig, in kurzem Chiton hält es einen großen Vogel in den Armen. Unterhalb der Standfläche unleserliche Inschrift mit Namen und Vaternamen der Frau; unter der Trennlinie zum Zapfen: ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ Trotz gekonnter Perspektive ungelenke Arbeit wohl noch des mittleren 1. Jahrhunderts v. Chr.
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Kat. 19: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 16831
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Kat. 20: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 9547
20. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 9547. – H 66 cm; B 28 cm. – Abb. 20. Drei angedeutete Akrotere, im Giebelfeld eine Rosette. Um die Rechtecknische zieht sich ein vorkragendes Profil; es folgen ein freier Streifen und ein doppeltes Sockelprofil.
Eine Frau in Chiton und Mantelschleier sitzt auf einem Hocker mit Querleiste und Kissen. Ihr rechter Arm ist aufgestützt. Die Füße stehen auf einer hohen Fußbank, hinter der ihr Chiton bis zum Boden herabhängt. Nahe vor ihr, von der Fußbank überschnitten, steht frontal die kleine Tochter mit langen Haaren. Sie trägt einen langen Chiton und stoffreichen Mantel, in den beide Arme gewickelt sind. Der rechte Bildrand bleibt frei. Die Position des Mädchens, nicht separat, sondern dicht an die Beine der Frau geschmiegt, gibt seine Rolle als Tochter, nicht etwa als Dienerin, zu verstehen. ›Trockene‹ Routinearbeit des späten 1. Jahrhunderts v. Chr.
21. Trapezoide Stele mit Bogennische Inv. 17914. – H 67 cm; B 36 cm. – Abb. 21. Der Umriss der Stele verjüngt sich etwas nach unten.
Von der linken Seite abgerückt sitzt eine Frau im Mantelschleier mit aufgestütztem linkem Arm auf einem Klapphocker mit Kissen. Eine Fußbank ist mit einem Tuch verhangen. Vor ihr, direkt am rechten Bildrand steht frontal eine Dienerin in langem Chiton mit freien Füßen. Ihr linker Arm ist im ›Pudicitia‹-Motiv auf
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Kat. 21: Trapezoide Stele mit Bogennische Inv. 17914
die rechte Hand gestützt, ihr Haar reicht ihr bis auf die Schulter. Der Hintergrund des Bogensegments bleibt 22 Kat. 22: Trapezoide Naiskosstele Inv. 8939 frei. Die Oberflächenplastizität ist dürftig; der Mantel der Sitzenden ist zwischen Rücken und Knien in drei parallele Faltenbögen gelegt. Unter dem Bildfeld die zweizeilige Inschrift: ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ ›Hölzerne‹ Arbeit des fortgeschrittenen 1. Jahrhunderts v. Chr.
22. Trapezoide Naiskosstele Inv. 8939. – H 75 cm; B 32 cm. – Abb. 22. Die Stele verjüngt sich nach unten. Das untere, unbearbeitete Ende war in den Boden eingelassen. Die Oberfläche des Reliefs ist stark verwittert, das Relief im Bildfeld sehr verwaschen. Der Stein ist hinter dem Giebel nicht weggeschlagen. Breite Giebelrahmung; große Rosette.
Das Bildfeld wird von Pilastern mit profilierten Kapitellen eingefasst; darüber befindet sich ein schmales Inschriftband: ƱƢƪƥƗƬƠƩºŻƩƬƖƥƞƢƪArtemis ist also die verstorbene Mutter des Kindes auf ihrem Schoß. Auf der Kline mit gedrechselten Beinen und Kissen liegt aber ein Mann, der eine Schale in der linken Hand hält; davor steht ein Tisch. Vor dem Fußende der Kline sitzt auf einem Hocker mit gedrechselten Beinen Artemis, verschleiert (mit Haarschleife?) und mit abgestreckten Unterschenkeln. Artemis hält ein Kind auf dem Schoß, das sie mit ihrem horizontal abgewinkelten Unterarm umfasst. Unter dem Bildfeld zweizeilige Inschrift: ºŻƩƬƞƥƞNƪƇƢƣƚƘƨƭҠƤƭ ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ Mittelmäßige Arbeit des mittleren 1. Jahrhunderts v. Chr.
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23. Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. 9026. – H 70 cm; B 45 cm. – Abb. 23. Drei unausgearbeitete Akrotere; das Gesims unter dem Giebelprofil dagegen ist fein profiliert. Das rechteckige Bildfeld ist von Pilastern mit gegliederten Kapitellen gerahmt.
23
Kat. 23: Naiskosstele mit Einlasszapfen Inv. 9026
Auf verhangener Kline liegt hoch aufgerichtet eine verschleierte Frau; ein Mann sitzt mit angezogenen Knien und weggestreckten Unterschenkeln links vor der Kline auf niedrigem Schemel. Er stützt das Kinn auf den linken Handrücken: Es ist das ›Pudicitia‹-Motiv, das auch bei Männern vorkommt12, bei einem Sitzenden aber nur eine Parallele in Delos (Délos 316) hat. Rechts steht eine kleine Dienerin, frontal in langem Chiton. Im Bildfeld unten befindet sich die dreizeilige Inschrift, zu großen Teilen unleserlich: ƮƢƤƨ¶ ƫƢƱƦ Auf der delischen Stele 316 des 1. Jahrhunderts n. Chr. sitzt ein Mann in derselben Haltung an gleicher Stelle. Dort ist die ebenfalls auf verhangener Kline mit Matratze ausgestreckt liegende Frau im Formular genannt. Die gelagerte Frau muss also beide Male die Tote sein. Die Position des Mannes mit abgestreckten Beinen und dem nach hinten gebogenen linken Handrücken stimmt genau mit der Antiochener Stele überein – er muss eine geläufige ›Musterbuch-Figur‹ gewesen sein. Auch die Pilaster kehren wieder; der obere Abschluss ist in Delos aber bogenförmig. Die Antiochener Stele ist die ältere. Die räumliche Wiedergabe des im Halbprofil Sitzenden, die Haltung von Knien und Armen, aber auch der steil abgeknickte Oberkörper der gelagerten Frau weisen noch in das 1. Jahrhundert v. Chr.
24. Leistenstele Inv. ? – H 45 cm; B 45 cm. – Abb. 24. Der obere Rand ist über dem Bildfeld abgeschlagen. Das Dreifigurenrelief ist an den Seiten etwa 5 cm von der schmalen Randleiste abgerückt. Es ist einschichtig flach; die Überschneidungen erzeugen keine räumliche Tiefenillusion. Hinter dem Rücken der links sitzenden Frau und der rechts Stehenden bleibt ein breiter Streifen des Reliefgrundes frei. 24
Kat. 24: Leistenstele Inv. ?
Auf verhangener Kline liegt mit hoch aufgerichtetem Körper ein Mann im Profil. Er reicht der neben dem Fußende seiner Kline auf einem Klapphocker mit Kissen sitzenden, verschleierten Frau die rechte Hand. Die Füße der Sitzenden stehen auf einer kastenförmigen Fußbank. Eine dritte Person steht hinter dem Rücken des Liegenden an der rechten Schmalseite der 12
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Kline. Die im Halbprofil stehende, halbverdeckte Frau in Chiton und Mantelschleier schmiegt sich unüblich eng an die Rückseite der Kline. Ihre Position gehört nicht zu den standardisierten Typen, denn eine am rechten Bildrand stehende Figur ist in der Regel frontal dargestellt. Die hier gewählte Stellung ist gewollt und soll wohl persönliche Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Dexiosis zwischen gelagerter und sitzender Figur ist nicht häufig, kommt aber vor13 und scheint auf besonderem Wunsch des Bestellers zu beruhen. Ein Totenmahl-Tisch fehlt. Unter dem Bildfeld nimmt eine zweizeilige Inschrift auf mindestens zwei Personen Bezug: ƨƭƣƚԅ ƫƨƭҠƤƭ¶ƨƢƯƚƘƩƞƬƞ Sicher ist der Gelagerte hier einer der beiden Verstorbenen. Er ist sowohl durch Dexiosis mit der Sitzenden als auch durch seine besondere Nähe zu der Stehenden mit dieser verbunden. Dass zwei Verstorbene einander die Hand reichen, ist vielfach belegt. Denkbar ist, dass die auf ihre Weise emotional hervorgehobene, rechts stehende Frau dann die weihende Hinterbliebene ist. Ihre unübliche, eng an den Verstorbenen gelehnte Position wäre indes auch als zweite Verstorbene, die nicht wie der Mann auf der Kline gelagert erscheint, erklärbar. Das offenbar auf Sonderwunsch des Bestellers unbeholfen umgesetzte Motiv der neben der Kline stehenden Frau verleiht dem Relief eine lebendigere Stimmung, als sonst von standardisierten Typen ausgeht. Seine reflektierte Komposition könnte noch dem frühen 1. Jahrhundert v. Chr. angehören.
25. Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 17737. – H 72 cm; B 31 cm. – Abb. 25. Die Stele verjüngt sich nach oben. Drei Akrotere; Rosette. Zwei Faszien unterhalb des Giebels. Vorspringende Bodenleiste unter dem Inschriftfeld. In der Fläche unter dem Giebel – diese ist in der Regel Kränzen und Rosetten vorbehalten – eine zweibogige Wulstgirlande mit drei Bukrania.
In der Bildnische sitzt links eine verschleierte Frau mit Kopfputz, Mantel und Chiton auf einem Puff mit Kissen. Sie hält in der Linken eine Schale hoch. Tiefe Falten durchziehen den Mantel, dessen hängender Teil hinter dem Schienbein in Dreiecke mit gebogenen Linien gegliedert ist. Der unterhalb sichtbare Chiton bedeckt den halben Fuß. Ihre steife, turbanartige Frisur entspricht der von Kat. 29. Im Hintergrund eine gepolsterte Kline, die mit einer faltenlosen, im Bogen durchhängenden Decke bezogen ist. Neben der Decke wird ein gedrechseltes Klinenbein sichtbar. Auf der Kline mit Polster und Armstützen liegen mit frontalem Oberkörper zwei bekränzte Männer in Chiton und Mantel. Sie halten in der auf ein Kissen gestützten Linken jeweils einen Skyphos. In der Mitte vor der Kline steht ein Pais in knielangem Chiton, im Profil nach rechts. Unterhalb des Bildfeldes zweizeilige Inschrift: ƞƦƦƠƚƩƢ ҠƤƭ¶ƨƢ ƯƚƘƩƞƬƞ Handwerklich gute Arbeit des späteren 2. Jahrhunderts v. Chr.
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Kat. 25: Giebelstele mit Einlasszapfen Inv. 17737
PM 1539. 1540. 1756 – 1758. 1761. 2025; Délos 319.
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26. Querrechteckige Giebelstele Inv. 8444. – H 72 cm; B 73 cm. – Abb. 26. Zweitverwendung eines Pilasterkapitells. Sehr flacher Giebel; unausgearbeitete Akrotere, nicht freigeschlagen; Rosette. Zierleisten über dem Bildfeld.
In dem Bildfeld befindet sich eine siebenfigurige Totenmahl-Szene. Auf mit einem Tuch verhangener Kline mit Matratzenauflage liegen rechts zwei Frauen in gegürtetem Chiton und Schleiermantel, links ein Mann in Ärmelchiton und Mantel. Der linke Unterarm der Figuren ruht auf einem Kissen, die rechte Hand auf dem angezogenen rechten Knie. Vor ihnen steht ein Tischchen mit drei nach außen gebogenen Beinen; auf dem Tischchen liegen drei kugelige Kuchen. Vor den Klinenenden sitzt im Halbprofil je eine verschleierte Frau 26 Kat. 26: Querrechteckige Giebelstele Inv. 8444 auf einem kompakten (Lehn?)-Stuhl. Am Rand der Darstellung befindet sich jeweils eine frontal stehende Dienerfigur, die linke ist ein Mädchen. Der Mantel der rechten Dienerfigur endet in Knöchelhöhe – sie ist männlich. Die links sitzende Frau schlägt ihre Beine übereinander. Die Armhaltungen der Sitzenden entsprechen einander zwar spiegelbildlich, indem sie mit dem hinteren Arm in den Schleier greifen, jedoch ist die links Sitzende stärker aus der Profil- in die Frontansicht gerückt. Auch ihr übergeschlagenes rechtes Bein fördert die Lebendigkeit der Gesamtkomposition, die bereits durch beide auf der Kline liegenden Geschlechter gegeben ist. Der Rückgriff auf einen verworfenen Architekturblock zeugt von nur bescheidenen Möglichkeiten des Auftraggebers, und auch die Herrichtung des Stelenrahmens entspricht diesem Eindruck. Das Bildfeld selbst indessen beeindruckt durch die variierte Figurenkomposition, bei der vier Frauen und ein Mann wiedergegeben sind. Unten dreizeilige Inschrift: ƆƚƩơƘƦƠºŻƤƞƧƕƦƝƩƨƭƣƚԅƆƚƩơƘƦƠƇƘƣƣƨƭ ƣƚԅºŻƩƢƫƬƨƝƗƥƞƨƣƚԅƆƚƤƢƯƖƩƱƪºŻƩƢƫƬƨƝƗƥƨƭ ҠƤƭ¶ƨƢƯƚƘƩƞƬƞ Die zwei Frauen auf der Kline sind wie der Mann als verstorben zu verstehen. Die kleinen Varianten innerhalb des sonst symmetrischen Aufbaus, auch die angepasste Lebensgröße der Dienerfiguren weisen das Relief noch in das 2. Jahrhundert v. Chr.
27. Giebelstele Inv. 16174. – H 72 cm; B 44 cm. – Abb. 27. Flüchtig gearbeitete Seitenakrotere; der Mittelakroter ist abgeschlagen. Feine Gesims- und Fußprofile. Das Bildfeld mit den sechs Figuren ist in Zweitverwendung ohne Glättung des Reliefgrundes eingetieft. Die Figuren sind stark verwittert. Das Bildfeld rahmen ungleich schmale Randleisten.
Links sitzt hölzern und steif eine Frau auf einem kastenförmigen Hocker im Profil; das Gesicht bleibt frontal. Ihr Rücken ist parallel zur Randleiste als senkrechte Linie gezeichnet. Der Unterarm ist eng angewinkelt; Ober- und Unterschenkel sind rechteckig umrissen. Rechts liegen auf einer Kline uniform und dicht gedrängt vier Figuren. Am Fußende sitzt ein Kind mit hängenden Beinen. Unterhalb des Bildfeldes zweizeilige Inschrift: ºſƭƚƩƢƫƬԄƚºŻƩƬƚƥƖƚ ƥƚҠƤƭ¶ƨƢƯƚƘƩƞƬƞ
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Besonders im Nordwesten Kleinasiens gab es vielfigurige Totenmahl-Darstellungen, die ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. in der Weise wie auf dem Antiochener Relief frontal gereiht erscheinen14. Wie hier das Kind, begegnen in Mytilene und Samos auch links auf der Kline sitzende Frauen (PM 1908. 1909. 1911. 1912. 1990. 1991). So roh das Relief ist, die links auf der Kline sitzende kleine Person mit hängenden Beinen ist ein Kind, ein Knabe im Mantel mit umwickeltem linkem Arm und angewinkeltem rechtem. Parallelen zu diesem auf der Kline sitzenden Kind gibt es nicht. Inhaltlich, als Familienbild, überrascht diese Version des Motivs indessen nicht. Der Platz für sechs Personen ist ausreichend berechnet, aber dürftig ausgearbeitet. Ein Werk vielleicht des 1. Jahrhunderts n. Chr.
28. Leistenstele Inv. 15744. – H 57 cm; B 70 cm. – Abb. 28. Zweitverwendung eines Architekturteils, der obere Rand ist abgeschlagen.
Auf einer langen Kline, von zweifacher Länge als gewöhnlich, mit sechs gedrechselten Beinen sind auf einer Matratze vier Männer und zwei Frauen gelagert. Ihre Köpfe sind stark beschädigt. 27 Kat. 27: Giebelstele Inv. 16174 Die linken Arme und Hände, die keine Trinkgefäße halten, liegen auf dem Rand der Matratze. Die jeweils zweite Figur von rechts und links ist eine Frau in hochgegürtetem Chiton. Weder sind Dienerfiguren, sitzende Frauen noch ein Tisch dargestellt. Unterhalb der Kline, deren Beine teilweise verdeckend, stehen vier maßstäblich zu kleine Figuren: links zwei Frauen in Chiton und Mantel frontal, in der Mitte im Profil nach rechts ein Mann in knielangem Chiton mit überkreuzten Beinen und rechts von diesem, vom äußeren Klinenbein abgerückt, eine weitere männliche Mantelfigur in Frontalansicht. Im Gegensatz zu den Häuptern der männlichen Figuren überschneiden die Köpfe der Frauen die Matratze. Auf dem breiten Streifen unterhalb der Figuren und über dem Abschlussprofil findet sich eine zweizeilige, unleserliche Inschrift. Von persönlicher Raffinesse zeugt das Motiv der Figuren im Vordergrund der Kline. Es muss in dieser witzigen Komposition ein Käuferwunsch oder ein originelles Angebot einer Werkstatt gesehen werden, die sich über die übliche Typenkonvention hinwegsetzte. Warum sind die beiden links stehenden Frauen größer als die rechts stehenden Männer? Der gänzlich unkonventionelle Typus ist ohne Parallele. Eine sechsbeinige Kline ist sonst unbekannt, und singulär ist auch die Kombination mit den vor ihr stehenden Mantelfiguren. Diese erstaunen durch ihre statuenhafte Präsentation, doch ist ihre Anordnung zwischen den gedrechselten Klinenbeinen, von denen das rechte zur Gänze sichtbar ist, nicht ohne Reiz. Im rechten Zwischenraum steht die äußere der vier Figuren, männlich, im Mantel, ohne ausgearbeitete Füße. Die Arme, der rechte angewinkelt, sind in den Mantel gewickelt. Die zweite Figur von rechts ist die raffinierteste: Sie steht mit zurückgesetztem rechtem Bein und in Achselhöhe auf einen Stock gestützt im Profil nach rechts und lässt das mittlere Klinenbein gerade noch sichtbar. Die beiden linken Mantel-
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statuen sind weiblich. Wie bei den männlichen Figuren sind auch ihre Arme in den Mantel gewickelt. Die äußere Frau verdeckt das linke Klinenbein vollkommen, und ihr Kopf überschneidet die Matratze. Eine besondere Bedeutung wird an ihrer unterschiedlichen Größe nicht abzulesen sein – der Steinmetz nutzte die räumlichen Möglichkeiten für die Anordnung der Figürchen auf seine Weise. Die vier Männer und zwei Frauen auf der Kline hingegen sind symmetrisch geordnet. Das Bildfeld ist aufs Äußerste ausgenutzt. Die plastische Ausführung aller Figuren hat, bis auf die plumpen Hände der Gelagerten, einiges Niveau. Die Chitone beider weiblichen Mantelfiguren fallen stoff- und faltenreich. Die vier verschiedenen Mantelfigürchen von geschlossenem Umriss, das eine bewegt, und auch die plastisch empfundenen Oberkörper der auf Schulterschluss Gelagerten wirken frühhellenistisch, gehören aber wohl dem 1. Jahrhundert v. Chr. an.
29. Giebelstele mit Bogennische FO: Nekropole von Antiochia. – Inv. 8936. – H 58 cm; B 28 cm. – Abb. 29. Der obere Teil des Giebels ist abgeschlagen. Im Giebel Schild; mehrgliedriges Gesims. Bildfeld in Bogennische. Im Bogen hängt eine zweiteilige Girlande an Bändern.
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Kat. 29: Giebelstele mit Bogennische Inv. 8936
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Eine Frau in Chiton und Mantel, mit langem Haar und steifem Kopftuch liegt auf einer Kline, den linken Arm auf ein Kissen gestützt. Ihr Unterkörper wirkt viel zu kurz. Die mit einem faltigen Tuch verhangene Kline hat gedrechselte Beine. Unter der Kline steht ein niedriger, langer Tisch ohne Teller oder Früchte, rechts neben ihr im Halbprofil eine kleine Dienerin in langem Chiton mit erhobenem rechtem Arm. Ihr Kopf ist zu groß, die Beinchen sind zu dünn. Unter dem Bildfeld befindet sich eine abgesetzte profilierte Basis, unter dieser wiederum die zweizeilige Inschrift: ºŻƩƬƞƥջƦƢƪ ºŻƩƬƞƥջƦƨƪ ҠƤƭ¶ƞ Ưƚ՟Ʃƞ. Die Gelagerte trägt das zylindrisch steif gewickelte Kopftuch unter dem Mantelschleier, wie es vielfach an nordsyrischen Reliefs begegnet, z. B. bei Kat. 25 in Antiochia. Verwandt ist eine Stele in Marseille mit verhangener Kline und ebenfalls gerieftem Polster. Wieder ist der Unterkörper zum Dreieck verkürzt. Das zylindrisch
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hochstehende Kopftuch der Frau und die Position der Dienerin, die nach oben blickt, entsprechen, desgleichen die sauberen Buchstaben der Inschrift. Der zum Dreieck verkümmerte Unterkörper und auch die sorgfältige Beschriftung sind Kennzeichen derselben Werkstatt, wobei aber die Stele in Marseille jünger ist – die sauberen Buchstaben mit Apices an Kat. 29 gehören dem 2. Jahrhundert v. Chr. an. Der Typus der Kline, zu der ein voluminöses Kissen und eine dicke Matratze gehören, mit gemustertem Behang und dem niedrigen, untergeschobenen Tischchen ähnelt auch PM 2020; dieses Motiv wirkt auf Kat. 29 abgegriffener als dort. E. Pfuhl datiert die »ungeschickte Arbeit« sicher zu spät in die »späte Kaiserzeit«. Kat. 29 dürfte, auch im Vergleich mit Kat. 30, noch dem 2. Jahrhundert v. Chr. angehören. Vgl.: Parlasca 1982, 8 Taf. 19, 4; zum steifen Kopftuch, Parlasaca 1982, Taf. 6, 1; 7, 4; 11, 1; 12, 1; 13, 1; Wagner 1976, Nr. 122 – 124 Taf. 49; Nr. 150 Taf. 56; zur Inschrift Jalabert – Mouterde 1950, 498 Nr. 905; CIL VI 26433.
30. Giebelstele mit Bogennische und Einlasszapfen FO: Antakya, Nähe Peterskirche. – Inv. 8992. – H 71 cm; B 35 cm. – Abb. 30. Giebel nicht freigeschlagen; drei Akrotere sind nur flüchtig aus der Vorderschicht des Steins herausgeschlagen. Der Giebel ist extrem flach, die kleine Rosette aber ausgearbeitet. Profiliertes Gesims und Fußprofil.
Im Bogenfeld auf einer Kline mit gedrechselten, extrem dünnen Beinen, mit Matratze und Armkissen liegt ein Mann in Ärmelchiton und Mantel. Sein Gesicht ist beschädigt, das Haar gelockt. Die linke Hand mit abgespreiztem Daumen hängt vor dem Kissen; die rechte liegt auf dem angezogenen Knie. Die Ausarbeitung der Füße ist unklar bzw. misslungen. Links vor der Kline steht ein Pais in knielangem Chiton nach rechts. Unter dem Bildfeld ist die zweizeilige Inschrift angebracht: ƂƞƨƝƴƫƢƞ ºƃƫƢƝƴƬƨƭҠƤƭ¶ƞ Ưƚ՟Ʃƞ Das plumpe linke Bein ähnelt stark dem rechten der Frau auf PM 2020, und auch die wenig überzeugende Draperie der Mantelfalten könnte auf dieselbe Werkstatt zurückzuführen sein. Beide Male ist die Darstellung des Unterkörpers auf gleiche Weise misslungen. Aufgrund der manierierten Klinenbeine, der misslungenen Füße und des Miniformats des Pais ist die Stele später als Kat. 29, also etwa in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zu datieren. Vgl.: Jalabert – Mouterde 1950, 511 Nr. 939.
31. Leistenstele Inv. ? – H 25 cm; B 24 cm. – Abb. 31. Die niedrige, etwa quadratische Stele mit Seitenleisten ist oben in Form eines flachen Giebeldreiecks begrenzt. Die Seitenleisten enden in zwei angedeuteten Seitenakroteren.
Eine Kline mit ausladend gedrechselten Beinen und steil geschwungenen Fulcra nimmt die gesamte Breite des Bildfeldes ein. Eine dicke Matratze geht
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rechts in ein voluminöses Armkissen über, das sich in die Rundungen der geschwungenen Lehne schmiegt. Der Gelagerte in Chiton und Mantel hält in der Rechten des ausgestreckten Armes eine Handgirlande; die Linke hielt nach Aussage zweier Parallelen (s. u.) eine Trinkschale. Vor der Kline steht ein rundes, einbeiniges Tischchen in schlechter Perspektive, auf ihm liegen runde, kleine Kuchen. Zwischen den Klinenbeinen grobe Inschrift in großen Buchstaben: ƞƭƭƢƯ , die in dieser Form wohl nicht ernst gemeint sein kann. Die sehr hoch geschwungenen Lehnen treten im späten 1. Jahrhundert n. Chr. auf und leben auf Sarkophagen bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. fort. Zwei weitere Exemplare dieses Stelentyps schließen sich mit Kat. 31 zu einer Werkstattgruppe zusammen. Gemeinsam ist ihnen die ungeschickte Perspektive des Tischchens, die späte Klinenform mit hochgestellten Seitenwangen und ausladend gedrechselten Beinen, die einfache Fünfeckform der niedrigen Stele und der Typus der gelagerten Figur mit dreieckig konturiertem Unterkörper. Ein Exemplar wurde in Üsküdar gefunden und befindet sich heute in Istanbul15, das andere im Musée Rodin, Paris16. Die Istanbuler Stele ist die in dieser Gruppe am sorgfältigsten gearbeitete, an ihr sind auch die Füße der gelagerten Frau ausgeführt. Deren Porträt könnte nach Aussage des breiten Geflechts über scharf markierter Strähnengliederung des Scheitelhaars dem mittleren 2. Jahrhundert n. Chr. angehören. Die Exemplare in Antakya und Paris sind nachlässiger reliefiert, an ihnen sind die Füße nicht wiedergegeben. Die Inschrift auf den Stelen in Paris und Istanbul ist unter dem Bildfeld deutlich zu sehen, während die Antiochener Stele unter dem Bildfeld kaum Platz für eine Inschrift aufweist. Unleserlich steht diese mit großen Buchstaben neben dem Tischchen, direkt unter der Kline. Einzig die Antiochener Stele ist mit ›Seitenak-
M. Cremer, Hellenistische und römische Grabstelen im nordwestlichen Kleinasien II. Bithynien (Bonn 1992) 97. 173, Stele der Epicharis Taf. 29 o. r. (aus Üsküdar). Parlasca 1982, 17 mit Anm. 170 Taf. 18, 6.
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roteren‹ ausgestattet: Dieserart nur durch einfachsten Umriss angedeutete Giebel mit ›Akroteren‹ wiederholen sich insbesondere an Bildfeldern mit rechteckig begrenztem Reliefgrund (PM 2019 u. a.). Die voluminöse Lockenfrisur von Kat. 31 entspricht der des Pariser Reliefs – beide werden spätantoninisch zu datieren sein. Vgl. zur Klinenform: G. Richter, The Furniture of the Greeks, Etruscans and Romans (Oxford 1966) 109 Abb. 550 – 558; PM 360 f. Nr. 1267 Taf. 188; 1494 Taf. 217; 1503 u. a.; R. Amedick, Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben. Vita privata, ASR I 4 (Berlin 1991) Taf. 53, 1; 57, 1. 2; M. Fantar, La mosaïque en Tunisie (Paris 1994) 2 f.; H. Wrede, Stadtrömische Monumente, Urnen und Sarkophage des Klinentypus in den beiden ersten Jahrhunderten n. Chr., AA 1977, 429 Abb. 115; Parlasca 1982, 18 Taf. 19, 2.
32. Loculus-Verschlussplatte mit Bogennische und Naiskos Inv. 8739. – H 43 cm; B 31 cm. – Abb. 32. Oberkörperbüste im Bogenfeld, seitlich gerahmt von ›korinthischen‹ Kapitellen. Rechte obere Ecke abgeschlagen. Unten schmale Leiste.
Die gesamte Bogennische füllt eine weibliche Mantelbüste mit stark abfallenden Schultern aus. Unter dem faltig gebauschten Mantelabschluss wird der breite Rand eines Chitons sichtbar. Die Frau trägt eine Kette großer Perlen und Ohrgehänge. Ihr Gesicht ist gestreckt, die edlen Züge sind deutlich eingetragen, die großen Pupillen sind flach ausgearbeitet. Ihre Frisur mit Mittelscheitel ist zu der frühseverischen Knotenfrisur zu ergänzen. Auf dem Bogen żƞƩƞƦƞƘƣƠ, auf den Pilasterkapitellen links ҠƤƭ¶ƞ,rechtsƯƚ՟Ʃƞ. Vgl.: Jalabert – Mouterde 1950, 500 Nr. 908.
Typologie der Stelen 21 der 32 Stelen aus Antiochia sind als Giebelstelen konzipiert. Die sorgfältig mit Profil und Rosette ausgearbeiteten Giebel gehören zu den früheren, im 3. (Kat. 1) und 2. Jahrhundert v. Chr. (Kat. 17. 25) entstandenen Stelen. In der Güteskala folgen Giebel mit ausgehauenen, aber nicht ausgearbeiteten Akroteren (Kat. 10. 11. 20. 30); die Rosette kann fehlen. Vielfach ist der Stein hinter den reliefartig markierten Giebeln belassen worden: Diese Nachlässigkeit datiert die Stelen in das 1. Jahrhundert v. Chr. (Kat. 2. 4. 7. 9. 12. 18. 19. 26. 30). Drei Stelen (Kat. 6. 9. 22) verjüngen sich nach unten, zwei (Kat. 15. 25) nach oben. Vierzehn Stelen sind mit breiten oder auch schmalen Einlasszapfen in den Boden gearbeitet, wobei der Form der Einlasszapfen eine chronologische Entwicklung nicht zu entnehmen ist. Zehn Stelen sind ohne Einlasszapfen gearbeitet – sie sind verhältnismäßig nachlässig ausgeführt und waren in gesamter Breite ein Stück in den Boden eingesenkt. Das Mahl einer Frau mit Tisch und Dienerin in der Bogennische mit Giebel (Kat. 29) hat unterhalb der Inschrift nicht genug Platz, um in den Boden eingesenkt zu werden: Hier ist eine Verdübelung an der Rückseite, so wie auch an den Leistenstelen, anzunehmen. An fünf Stelen (Kat. 11. 12. 21. 29. 30) ist das Bildfeld als Bogennische umgrenzt, sechs fassen das Bildfeld als Naiskos mit architektonischer, d. h. mit Säulen- oder Pilasterrahmung ein (Kat. 1. 3. 4. 18. 22. 32). Eine Rechtecknische oder ein flacheres Relieffeld über der Fläche mit Inschrift sind die geläufigsten Formen für das Bildfeld. Leistenstelen haben weder Giebel, Zapfen, Nische noch Pilasterrahmung. Sie sind plattenartig in eine Wand oder Mauer eingelassen worden. Die Grabformulare stehen meistens unter dem Bildfeld, finden sich aber auch unter dem Fußprofil (Kat. 19. 29), auf dem ›Architrav‹ (Kat. 22), an kaiserzeitlichen Exemplaren auf dem Bildfeld (Kat. 31) und an Kat. 32 auf den Naiskos-Kapitellen.
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Typologie der Reliefs Eine stehende Person: Kat. 1 – 3. 6. 10. 12 Zwei oder drei stehende Personen: Kat. 5. 7. 8 Ein stehender Mann mit Hermes: Kat. 4 Sitzende Frau und stehender Mann: Kat. 13 – 16 Sitzende Frau, stehender Mann, sitzender Mann: Kat. 9 Sitzende Frau, stehender Mann, ein Kind, ein Diener: Kat. 18 Sitzende Frau, eine Dienerin: Kat. 21 Sitzende Frau mit Kind: Kat. 17 – 19. 20. 22 Stehende Frau, zwei Kinder: Kat. 11 Eine liegende Person auf der Kline: Kat. 19 – 21. 31 Eine liegende Person auf der Kline, eine sitzende: Kat. 22. 23 Eine liegende Person auf der Kline, eine sitzende, eine stehende: Kat. 24 Zwei liegende Personen auf der Kline, eine sitzende: Kat. 25 Drei liegende Personen auf der Kline, zwei sitzende: Kat. 26 Vier liegende und eine sitzende Person auf der Kline, eine sitzende: Kat. 27 Sechs liegende Personen auf der Kline: Kat. 28 Büste: Kat. 32 Dienerfiguren: Kat. 6. 12. 18. 21. 23. 25. 26. 29. 30 Angehörige Kinder: Kat. 11. 17 – 20. 22. 27
Typologie der Figuren
Frontal stehender Mann in Mantel und Chiton Rechter Arm angewinkelt in Mantelschlaufe: 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. (Kat. 3. 5 – 7. 9. 12. 16. 18) Rechter Arm in Mantel gewickelt: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 15) Rechter Arm bewegt: 2. – 1. Jh. v. Chr. (Kat. 4. 8. 13) Stehende Frau in Mantel und Chiton Im Profil: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 5) Frontal: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 7) Opfernd: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 8) Im Halbprofil mit Handspiegel: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 10) Zwischen zwei Kindern: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 11) Im Halbprofil mit liegendem Mann und sitzender Frau: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 24) Sitzende Frau in Mantel und Chiton Mit stehendem und sitzendem Mann: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 9) Mit stehendem Mann: 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. (Kat. 13. 15. 16) Mit Groteske: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 14) Mit Tochter: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 20) Mit Dienerin: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 21) Neben Kline: 2. – 1. Jh. v. Chr. (22. 24 – 27) Mit Kind auf dem Schoß: 2. – 1. Jh. v. Chr. (Kat. 17 – 19. 22) Mit Mann und Diener vor Parapetasma: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 18) Sitzender Mann Mit übergeschlagenen Beinen, mit stehendem Mann und sitzender Frau: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 9) Neben Kline: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 23)
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Mann auf Kline 2. Jh. n. Chr. (Kat. 30. 31) Mit sitzender Frau mit Kind auf dem Schoß: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 22) Mit sitzender und stehender Frau: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 24) Zwei Männer mit sitzender Frau: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 25) Neben zwei Frauen auf Kline und zwei sitzenden Frauen sowie zwei Dienern: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) Vier Figuren und ein Kind mit sitzender Frau: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 27) Drei Männer und zwei Frauen: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 28) Frau auf Kline Mit Dienerin: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 29) Zwei Frauen, ein Mann mit zwei sitzenden Frauen und zwei Dienern: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) Zwei Frauen und drei Männer auf Kline: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 28) Kind Zwei Kinder und stehende Mutter: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 11) Auf dem Schoß der Mutter: 2. – 1. Jh. v. Chr. (Kat. 17 – 19. 22) Mit sitzender Mutter: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 20) Sitzend auf Kline mit vier liegenden Figuren und sitzender Frau: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 27) Diener/in Lebensgroß: 2 – 1. Jh. v. Chr. (Kat. 6. 12. 18. 21) Mit zwei sitzenden und zwei liegenden Frauen sowie einem liegenden Mann: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) Miniaturgröße: 2. – 1. Jh. v. Chr. (Kat. 23. 25. 29. 30) Krieger Frontal: 3. Jh. v. Chr. (Kat. 1) In Ausfallstellung: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 2) Hermes Im Halbprofil im Handschlag mit frontal stehendem Mann: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 4) Groteske Im Handschlag mit sitzender Frau: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 14) Statuenfiguren vor Kline Vier Figuren: 1. Jh. v. Chr. (Kat. 28) Die 32 erhaltenen Grabreliefs aus dem Raum Antiochia-Dafne verteilen sich über annähernd 500 Jahre. Die schöne Kriegerstele Kat. 1 ist der älteste überlieferte Vertreter. Ihr Standmotiv ist klassisch – sie muss früh im 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein. Die ihrerseits schöne Büste der Lokulusplatte Kat. 32 ist gegen 200 n. Chr. entstanden. Anspruch und Qualität von Grabskulpturen noch der mittleren Kaiserzeit haben weiterhin hohes Niveau. In dem hier durch die wenigen Reliefs abgedeckten langen Zeitraum von fünf Jahrhunderten entstanden erwartungsgemäß neben kleinen Kunstwerken (Kat. 1. 11. 17) überwiegend durchschnittliche und sehr bescheidene Arbeiten. Das Gros der überlieferten Stücke gibt geläufige Typenkombinationen wieder, deren Ausführung keine besonders zu beachtenden Merkmale aufweist (Kat. 3. 5. 6. 9. 12. 13. 15. 25. 29. 31. 32). Nicht wenige Stücke schließlich gehören einer unterdurchschnittlichen Massenware an, deren Komposition bar jeder Phantasie und deren Ausführung am untersten Rand handwerklichen Könnens bleibt (Kat. 7. 8. 16. 18. 19. 21. 31). Insgesamt begegnet ein breites Spektrum an Personenkombinationen: Unter ihnen finden sich einfachste Frontalansichten, allein oder neben einer Sitzfigur. Obwohl eine Reihe der Antiochener Grabreliefs nur von sehr durchschnittlicher Bildhauerarbeit und ihre Thematik nicht außergewöhnlich ist, entbehren Kombination und Wiedergabe nicht einer gewissen Originalität. Eindrucksvoll ist beispielsweise der mächtig ausho-
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lende Krieger Kat. 2: grob gearbeitet, aber tief empfunden. Auf Kat. 22 sitzt die verstorbene Frau, während der auf der Totenmahl-Kline liegende Mann der Hinterbliebene ist. Selten sitzt der hinterbliebene Mann wie auf Kat. 23 neben der Kline, wie es üblicherweise der Frau vorbehalten ist. Schlicht motiviert, aber ohne Parallele ist das Nebeneinander von Mutter und stehendem Kind auf Kat. 20, wohlkomponiert die siebenköpfige Familienszene auf Kat. 26. Ein Charakteristikum der Antiochener Grabreliefs ist aber ihre lebhafte Variationsbereitschaft. Auffallend sind ganz ungewöhnliche Motive, für die es in der Überlieferung griechischer Grabstelen keine Parallelen gibt. Singuläre Erfindungen sind so die Reliefs Kat. 2, 4, 10, 14, 24 und 28, wobei die inhaltliche Intention besonders der Stücke Kat. 14, 24 und 28 schwer verständlich bleibt. Derartige höchst originelle Szenen müssen indessen nicht von herausragender künstlerischer Qualität sein – es sind nicht die handwerklich hochstehenden Arbeiten, die einmalige Motive oder Typenkombinationen kreieren. Künstlerische Spitzenstücke wie Kat. 1, 11 und 17 wiederum sind ohne inhaltliche Problematik. Auch mittelmäßige Ausführungen wie der ausschreitende Krieger auf Kat. 2, der Totengeleiter auf Kat. 4 und die Frau mit Handspiegel auf Kat. 10 kehren so kein zweites Mal in der antiken Überlieferung wieder. Ihre Thematik indessen ist unmittelbar einsichtig. Es ergibt sich ein weit gefächertes Bild der Grabkunst im Raum von Antiochia. Dieses erschöpft sich weder in einem lokal umgrenzten Stil noch durch Abhängigkeit von Importen. Die syrische Metropole blieb über fünf Jahrhunderte bis in die Spätantike am Schnittpunkt der Kulturen mannigfachen kulturellen, geistesgeschichtlichen und wirtschaftlichen Einflüssen ausgesetzt. Entsprechend sind Anregungen für die eigene Industrie durch Handel und Zuwanderer zu erwarten. Diese Anregungen können natürlich nicht im Kopistenwesen bestanden, sondern müssen Handwerk und Unternehmertum zum Erblühen gebracht haben. Eine speziell syrische Komponente ist schwer auszumachen, es sei denn, diese ist der Mannigfaltigkeit der Thematik abzulesen.
Ikonographie der Darstellungen Ausstattung der Bildszenen Der weich fließende Vorhang, der den Hintergrund der ›klassischen‹ Kriegerstele Kat. 1 vollständig verdeckt, wiederholt sich in dieser Form weder in Antiochia noch außerhalb Syriens. Immer sind Vorhänge am Hintergrund horizontal an einzelnen Punkten befestigt, sodass sie in einem oder mehreren Bögen horizontal durchhängen. In der Regel sind sie unplastisch flach angegeben und nur durch eingekerbte Bogenlinien als Vorhang gekennzeichnet. Zwischen Fackeln gespannte Parapetasmata gibt es in Antiochia an Kat. 6, 18 und 19, des Weiteren an PM 1647 und 1656. Auf Kat. 1 ist eine horizontale Befestigung an der Decke zu vermuten, fest oder verschiebbar, wenn überhaupt eine reale Konstruktion wiedergegeben sein sollte. Doch wird die elegante Bezugnahme des klassisch posierenden Kriegers auf den schlichten, aber wirkungsvollen Hintergrund nicht auf künstlerische Phantasie zurückgehen. Eher sind vergleichbare Theatervorhänge im modernen Sinn anzunehmen, deren Konstruktion den antiken Dekorateur nicht überfordert haben sollte. Allein die künstlerische Komposition ist hervorzuheben: Das klassische Standbild, ohne Aktion und ohne Beiwerk der Ausstattung des Naiskos, diesen nur zur Hälfte füllend, wird durch den zurückhaltenden, aber nicht toten Hintergrund zu einer dramatischen Szene ausgestaltet. Eine derartige Dekoration ist wiederum singulär. Der Vorhang auf Kat. 18 und 19, jeweils hinter der Frau mit Kind auf dem Schoß, ist denkbar grob und kantig ausgeführt. Ausstattungsmobiliar ist nur auf das Äußerste reduziert anzutreffen. Eine einzelne Fackel hält der Diener auf Kat. 12. Ein rundes Tischchen vor der Totenmahl-Kline gibt es in der üblichen dreibeinigen Form auf Kat. 26. Auf einem Mittelbein steht der primitiv wiedergegebene Tisch auf Kat. 31. Der lange Rechtecktisch auf der Stele mit gelagerter Frau Kat. 29 scheint unter die verhangene Kline geschoben zu sein. Kylikeia, Schankgefäße oder Wandborde finden sich nicht. Abgesehen von der Kline gibt es an Mobiliar lediglich die Hocker mit Kissen der üblicherweise links sitzenden Frau. Diese sind Diphroi mit Kreuzverstrebung, feste Hocker mit Querstreben und glatten Beinen oder ohne Querstreben mit gedrechselten Beinen. Die Frau mit Kind auf Kat. 19 scheint auf einem Hocker mit durchgehenden Seitenwänden zu sitzen. Kat. 25 zeigt einen runden Puff. Hohe oder niedrige Fußbänke gibt es an Kat. 15 – 17, 20 und 21; an Kat. 21 ist sie verhan-
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gen. Als weiteres Requisit erscheint auf Kat. 15 ein Wollkorb unter dem Hocker. Dieser ist, abgesehen von Schwert, Lanze und Schild der Kriegerstelen Kat. 1 und 2, das einzige Objekt, das auf die Beschäftigung oder den Beruf der dargestellten Personen Bezug nimmt. Weder symbolhafte noch realitätsbezogene Gegenstände wie etwa Buchrollen, Kränze oder Bäume spielen eine Rolle.
Verstorbene und Hinterbliebene Ist nur eine erwachsene Figur dargestellt, erübrigt sich die Frage nach dem oder der Verstorbenen, mag sie sitzen oder stehen17. Erscheinen zwei Personen und ist das Formular im Plural gegeben, so sind beide Gezeigten verstorben (Kat. 7). Allgemein verbindliche Schemata, Hinterbliebene und Verstorbene zu unterscheiden, gibt es jedoch nicht. E. Pfuhls Urteil über Familienszenen, diese stellten »Tote und Lebende vereint dar«, hat weiterhin Bestand. Dennoch lassen sich der Komposition, der Position des Formulars und der Nennung von Namen Merkmale entnehmen, welche die Kennzeichnung der Verstorbenen wahrscheinlich machen. Die weit verbreitete Interpretation der Dexiosis auf Grabstelen als Abschiedsgeste lehnt E. Pfuhl mit Hinweis auf das Relief PM 1096 ab: Auf diesem erscheinen drei durch Handschlag verbundene Personen. Die namentlich genannte Sitzende ist verstorben; die hinter ihr stehende Frau aber reicht dem Mann die Hand. Die Geste der dextrarum iunctio sei lediglich Ausdruck »liebevollen Beieinanderseins«18, bedeute aber niemals Abschied. Durch Dexiosis miteinander verbundene Personen begegnen in Antiochia auf Kat. 4, 14 und 24, das Dexiosis-Motiv ist hier also verhältnismäßig selten19. Diese drei Grabreliefs mit dextrarum iunctio spiegeln zudem nicht die gängigen Kombinationsschemata wider. Kat. 4 ist, genau genommen, keine Dexiosis zwischen Menschen, sondern die Geste meint hier das Geleit des Gottes Hermes ins Totenreich. Auf Kat. 14 scheint die kleine Person mit Diptychon im Arm eine Treppe hinabzusteigen. Sie wirkt, über ihre ungewöhnliche Haltung hinaus, verkrüppelt. Die Verbundenheit der beiden ungleichen Personen bezöge sich auf ein inniges Lehrer-Schüler-Verhältnis. Der Handschlag des Mannes auf der Kline zur sitzenden Frau auf Kat. 24 hat eine Parallele in Délos 319. Dexiosis zwischen liegender und sitzender Figur ist selten, und die Position der hinter der Kline im Rücken des Mannes stehenden Frau ist – wie die des ›Lehrers‹ auf Kat. 14 – ohne Parallele. Die Inschrift auf Kat. 24 nennt zwei Personen, es sind also mindestens zwei Personen verstorben; dargestellt sind jedoch drei: Zwei reichen einander im Dexiosis-Motiv die Hände. Dicht an das untere Ende der Kline und den Liegenden geschmiegt steht aber eine weitere Frau. Sicher ist der Mann einer der zwei inschriftlich genannten Toten. In der rechts, unglücklich hinter die Kline ›geklemmten‹ Frau möchte man die Hinterbliebene erkennen, womöglich durch ihre Stellung als emotional Beteiligte charakterisiert; als zweite Tote wirkte sie wenig repräsentativ. In ihrer Funktion als weihende Hinterbliebene käme sie zwischen den durch Handschlag Verbundenen – in der links sitzenden Frau wird die zweite Tote zu erkennen sein – nicht zur Geltung. Sind die sitzende und die stehende Person verstorben, werden sie beide namentlich genannt. Ist nur eine Person genannt, sind aber zwei Personen durch Dexiosis verbunden dargestellt, geht aus dem Geschlecht der im Formular genannten hervor, ob die sitzende oder die stehende Person die verstorbene ist. Ist das Formular nicht mehr leserlich oder fehlt es, ist der Verstorbene nur anhand seiner Haltung, ob sitzend oder stehend, nicht zu identifizieren (Kat. 16): Etwas häufiger wird der oder die Verstorbene sitzend wiedergegeben, oft aber auch stehend. Es erscheinen auch zwei als verstorben Genannte, die stehend aufeinander bezogen sind – naturgemäß können diese zwei weiblich oder männlich sein. Eine delische Naiskosstele zeigt drei Personen und nennt drei Namen20. Auf PM 1575 wird sogar der Name einer nicht dargestellten Person genannt. Eindeutig ergibt sich die verstorbene Figur auf Kat. 15: Hier ist die jugendliche, stehende Mantelfigur, ӀƦƴƝƱƩƨƪ der Tote, gekennzeichnet durch die dezentral unter ihr eingemeißelte Inschrift. Ein siebenfiguriges Totenmahl aus Byzanz (PM 2012) nennt nur eine Frau in der unter ihr angebrachten Inschrift. 17 18 19 20
PM S. 45. PM S. 45. Vgl. B. Schmalz, Griechische Grabreliefs (Darmstadt 1983) 242. Délos Nr. 34. 107.
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Aufgrund seiner exponierten zentralen Stellung ist der in der Mitte Stehende auf Kat. 9 der Verstorbene, nicht aber die zu seinen Seiten Sitzenden, ein Mann und – diesem symmetrisch gegenüber – eine Frau. Ein Formular fehlt. Das Schema wiederholt sich vielfach, so auf PM 1110, wo unter dem zwischen den sitzenden Eltern stehenden jungen Mann sein Grabformular angegeben ist. Auf einer Parallele in Bursa steht der verstorbene Sohn des zu seinen Seiten sitzenden Elternpaars in gleicher zentraler Pose21. Ein Gegenbeleg wäre aber die hellenistische Stele Délos 185: Hier steht der Sohn zwischen seinen sitzenden Eltern, unter denen das Formular angegeben ist. Sie sind tot; der Sohn weiht die Grabstele. Einfacher, zwischen seinen stehenden Eltern, wird der tote Knabe auf PM 624, 627, 629, 630, 633, 635 auf einem Podest gezeigt. Auf PM 1193 sind laut Formular zwei Verstorbene wiedergegeben. Eine Frau sitzt, ein Schauspieler steht; zwischen ihnen, aber etwas in den Hintergrund gerückt, steht ein junger Knabe. Eine weitere Variante ist die Darstellung des jugendlichen Toten zwischen seinen Eltern in sitzender Haltung, auch auf einem Podest (PM 1790). Und schließlich muss nicht der Liegende der Verstorbene sein, sondern es ist der zentral stehende, den Liegenden etwas verdeckende, große Knabe, so auf PM 1691, 1804 (entgegen Pfuhl), 1811, 1812 (mit kurzem Chiton und Lagobolon, also in Jagdkleidung), 1815, 1816, 182122, 1878 und 1879. Auf PM 1690 und 1818 steht hier ein Mädchen. Dieselbe Position vor der Kline, und mit der sitzenden Frau wie auf PM 1804 persönlich verbunden, nimmt der nackte Knabe auf dem samischen Totenmahl-Relief PM 188323 ein. Seine Nacktheit, seine hervorgehobene Bedeutung im Zentrum der Komposition, sein vertraulicher Umgang mit der links sitzenden Frau weisen dem nackten, halbwüchsigen Knaben eine zentrale Bedeutung zu, die über die einer Staffage-Person hinausreicht. Die motivische Entwicklung des vor der Kline stehenden Jünglings weist diesen auch auf dem etwas früheren samischen Relief als den heroisierten Verstorbenen aus. Die gleiche Deutung ist auch bei mehreren gemeinsam auf einer Kline lagernden Personen angesagt, vor denen neben dem Tisch und zwischen zwei sitzenden Frauen ein junger Mann im Mantel steht (PM 2010). Auf dem Relief in Zweitverwendung Kat. 27 sitzt ein Kind frontal auf der Kline; das Totenmahl-Relief von insgesamt sechs Personen ist die einzige Szene dieser Art in Antiochia. Die spätantike Analogie PM 1787, die durch ihr Formular klar zu erkennen gibt, dass das vorn auf der Kline sitzende Kind verstorben ist, macht es wahrscheinlich, dass eine auf der Kline am Fußende frontal sitzende Person als verstorben zu gelten hat, nicht aber als hinterbliebenes Familienmitglied. Das opfernde Paar auf gemeinsamem Sockel Kat. 8 ist wohl gemeinsam als verstorben zu verstehen. Auf Kat. 18 sind die zwei inschriftlich genannten Personen die Eltern des Kindes auf dem Schoß der Mutter, die kleine Randfigur im kurzen Chiton ist ein Pais. Die sich nach unten verjüngende Stele Kat. 22 verdient insofern einige Aufmerksamkeit, als im Formular ober- und unterhalb des Bildfeldes nur die verstorbene, mit dem Kind auf dem Schoß sitzende Frau Artemis genannt wird – hier liegt der Tote also nicht auf der Kline. Als geläufiges Schema ist der liegende Mann nur Versatzfigur, nicht aber verstorben. Es ist somit keineswegs davon auszugehen, dass der Mann auf der Kline immer der Tote sein muss. Auf PM 2012 aus der Troas wird nur eine verstorbene Frau genannt, ihr Formular steht unter der zweiten der vier sitzenden Frauen. Wieder liegen auf der Kline ein Mann und zwei Halbwüchsige, denen das Grabrelief, wie auf Kat. 22, aber nicht gewidmet ist. Anders wird auf Kat. 23 die Wahrheit nicht verdreht: Die Liegende ist hier eine verschleierte Frau mit Dienerin. Links vor der Kline sitzt jedoch ein Mann, gleichsam im ›Pudicitia‹-Motiv, das Kinn auf den linken Handrücken gestützt. Obwohl die Inschrift unleserlich ist, ist die Szene eindeutig: Die Frau ist tot, der Mann trauert. Auf niedrigem Hocker sitzend, mit abgestreckten Beinen, die Arme auf die Knie gestützt, ähnelt seine Haltung den auf See Umgekommenen der delischen Grabreliefs. Auf Kat. 23 aber besteht in Kombination mit der Frau auf der Kline kein Anlass, im leger sitzenden Mann mit krummem Rücken den Verstorbenen zu erkennen. Seine Haltung vor der Kline mit Frau wiederholt sich auf Délos 316, einer schmalen Bogennischenstele, deren Inschrift sich eindeutig auf die Frau bezieht. Die Inschrift von Kat. 27 nennt drei Namen – eine der vier auf der Kline Liegenden, ebenso wie die Sitzende und das Kind, gehört also nicht zu den Verstorbenen. Tote und Hinterbliebene klar zu unterscheiden, wird weder durch Beischrift noch Position angestrebt. Auf einer siebenfigurigen Stele in Paris sitzen je zwei Frauen seitlich der Kline mit Mann und zwei Kindern, das Formular nennt aber nur eine Frau24. 21 22 23 24
Cremer 1991, 59 KH 9 Taf. 6. Fabricius 1999, Taf. 11 a. Fabricius 1999, Taf. 4 a. Cremer 1991, KST 29 Taf. 12.
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Totenmahle Unter den 32 Grabstelen in Antiochia gibt es zehn Totenmahl-Reliefs. Von ihnen bleiben drei, Kat. 24, 25 und 27, ohne Tisch. Ein konventionelles Schema in vergleichsweise sorgfältiger Ausführung zeigt Kat. 25. Die Stele ist einschließlich der Akrotere und des Einlasszapfens vollständig erhalten. Giebel und Standleiste sind facettiert. Die Fläche zwischen Gesims und Bildfeld ist mit einer schlauchartigen Girlande geschmückt, die von drei Bukranien gestützt wird. Das Formular nennt zwei Verstorbene: Die zwei liegenden Männer sind also die Toten. Das Sitzschema der Frau, der Pais im Kleinformat und die minutiös gedrechselten Klinenbeine passen in den Späthellenismus des frühen 1. Jahrhunderts v. Chr. und bieten keine untypischen Besonderheiten. Die Frau trägt die syrische steife Turbanfrisur, wie auch die Frau auf Kat. 29, die hier auf der Kline liegt; Totenmahl-Tisch und Dienerin sind auf Kat. 29 ebenfalls dargestellt, in der Bogennische hängt eine Wulstgirlande an drei Bändern. Die Zweitverwendung des Pilasterkapitells Kat. 26 verweist zwar auf ökonomische Rücksichten des Bestellers, doch die Komposition der personenreichen Szene ist mit Geschmack und einer gewissen Variationsfreude ausgeführt. Über einem Mehrfaszien-Architrav erstreckt sich ein sehr niedriger Giebel mit Rosette und angedeuteten Akroteren. Ein derartig flacher Giebel findet sich ein weiteres Mal im kaiserzeilichen Odessos (PM 1416). Je eine Frau mit Dienerin sitzt zu Seiten der Totenmahl-Kline, auf der keine Symmetrie herrscht: Links liegt ein Mann, in der Mitte und rechts eine Frau. Die Asymmetrie setzt sich in der Haltung der beiden sitzenden Frauen fort: Ihre Pose mit an den Schleier greifendem innerem Arm ist nicht genau spiegelbildlich angelegt. Die linke Sitzende ist aus der Profil- stark in die Frontansicht gedreht. Sie schlägt ihr rechtes Bein über das linke, wie der zu Boden hängende Mantelzipfel deutlich macht. Die rechte Frau sitzt bis zur Taille im Profil, sodass der Hocker zu sehen ist. Ihr Oberkörper ist ebenfalls etwas nach vorn gedreht. Das späthellenistische Relief ist ›flott‹ und detailreich gearbeitet. Auf eradiertem Grund der Giebelstele Kat. 27 erscheinen vier gelagerte Figuren mit steif aufgerichteten Oberkörpern. Links auf der Kline sitzt ein Junge im Mantel mit durchscheinenden Beinen, den rechten Arm angewinkelt. Die Inschrift nimmt auf mehrere Tote Bezug, unter denen das dieserart dargestellte Kind, in Analogie zu PM 1787, zu zählen sein mag. Die hinterbliebene Frau, kantig an den linken Bildrand gezwängt, dreht den Kopf aus dem Profil nach außen. Das Relief ist ohne jede künstlerische Bedeutung, bleibt ohne Tischchen und Dienerfigur, hebt aber das sitzende Kind hervor. Ein verworfenes Architekturfragment ist auch für das weitestgehend untypische Totenmahl-Relief Kat. 28 wiederverwendet worden. Auf einer langen, sechsbeinigen Kline liegen zwei Frauen und vier Männer in symmetrischer Anordnung. Vor der Kline, zwischen den drei vorderen Beinen, stehen keine Dienerfiguren, sondern vier verschiedene Mantelstatuen, deren Größe den sonst üblichen Dienerfiguren entspricht. Diese Mantelfiguren, die detailliert durchmodelliert sind, wirken eher früh- als späthellenistisch. Was bedeuten aber diese vier Gestalten unterschiedlicher Pose und Größe vor der sechsbeinigen Kline? Sie scheinen bewusst nicht symmetrisch zwischen die Klinenbeine platziert, sondern entweder bedacht oder unbedacht in gleichen Abständen von links nach rechts so angeordnet worden zu sein, dass das rechte Klinenbein frei bleibt, das mittlere etwas, das linke aber zur Gänze verdeckt wird. Der traditionelle Ort für kleine Dienerfiguren wird bewusst und demonstrativ umfunktioniert. War die Identität der beiden weiblichen und der zwei männlichen Mantelstatuen vor der Kline für den Betrachter gegenwärtig und verständlich?
Mutter mit Kind Im gesamten zweibändigen Corpus der ostgriechischen Grabreliefs von 2 323 Nummern begegnen bei nur 14 Einträgen (PM 701. 883. 949. 953. 1028. 1165. 1297. 1692. 1693. 1747 – 1750. 1972) sitzende Mütter mit Kind auf dem Schoß; E. Pfuhl kommentiert sie als »durchweg primitiv«25. Es sind überwiegend grobe Routinearbeiten der Kaiserzeit aus dem Schwarzmeergebiet. In Antiochia finden sich unter 32 Grabstelen immerhin vier dieser Thematik (Kat. 17 – 19. 22), wovon drei (Kat. 18. 19. 22) die von E. Pfuhl oben zitierte
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Bewertung verdienen. Zwei, Kat. 18 und 19, gehören derselben Werkstatt und Entstehungszeit, der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr., an. Die Gliedmaßen sind kantig, die Haltung ist hölzern und steif. Kat. 22 ist stark verwittert und dürfte ursprünglich von durchschnittlicher Qualität gewesen sein. Von besonderer Qualität dagegen ist Kat. 17. Die Giebelstele mit Akroteren hat bescheidene Ausmaße; das Bildfeld füllt eine tiefe Rechtecknische, deren rechte Hälfte völlig frei bleibt, da die Grenze der plastischen Gruppe diagonal verläuft. Die Gruppe von Mutter und Kind ist keine Routinearbeit, sondern lässt persönliche Hingabe des Bildhauers spüren. Details wie der Blütenkranz der Mutter über dem Schleier und die Faltenzüge des Mantels, auch beim Kind, werden mit liebevoller Sorgfalt wiedergegeben; die nicht parallel hängenden Beinchen des Kindes mit ausgearbeiteten Knien sind eingehend beobachtet. Die Innigkeit der Verbundenheit von Mutter und Kind ist ohne Parallele. Das Engagement des Auftraggebers und auch des ausführenden Bildhauers steht erlebbar hinter der Komposition. Das kleine Kunstwerk voller Leben und Sentiment gibt eine intime Atmosphäre wieder, die dem Hellenismus des späteren 2. Jahrhunderts v. Chr. eigen ist. Neben seinem echten Stimmungsgehalt versagen so dürftige Szenen wie die auf Kat. 18, 19 und 22. Kat. 17 und 19 zeigen nur die Mutter-Kind-Gruppe, Kat. 18 und 22 erweitern sie unterschiedlich. Auf Kat. 19 ist die Gruppe von Mutter mit großem Kind auf dem Schoß nur durch ein Parapetasma zwischen zwei Fackeln erweitert. Die gleiche Hintergrundgestaltung hat Kat. 18, wo neben der Mutter-Kind-Sitzgruppe, etwas durch leeren Raum getrennt, auch der Vater mit einem Pais, beide frontal stehend, erscheint. Zwei Geschwister, Kinder des Epigonos, sind die Toten. Sind beide Erwachsene die verstorbenen Geschwister? Kat. 22 ist mit der Kline eines Mannes kombiniert. Tot ist Artemis, die Mutter des auf ihrem Schoß sitzenden Kindes. Der liegende Mann ist, wie oben gezeigt, nur Versatzfigur, nicht aber verstorben. Verstorbene Kinder werden, wie bei Kat. 9 zu sehen war, anders hervorgehoben Eine außerordentlich lebendige Mutter-Kind-Gruppe ist PM 1028 in Londoner Privatbesitz, möglicherweise aus Rhodos. Die hochhellenistische Stele ist gegen 200 v. Chr. entstanden. Dargestellt ist eine Familie mit zwei kleinen Mädchen, von denen das eine auf dem Schoß der Mutter kniet und das andere sich neben dem Stuhl der Mutter zu einer Gans bückt; die Mutter fasst es an der Schulter. Das singuläre Gruppenmotiv und die Faltenwiedergabe sind von großer Natürlichkeit. Drei originelle Reliefs einer Mutter mit Kind von etwa 100 v. Chr.26 begegnen in Delos. Das Formular gilt den verstorbenen Knaben. Diese drei Darstellungen sind von einer ebenso überzeugenden Herzlichkeit der Mutter-Kind-Verbindung wie Kat. 17 in Antiocha. Die Kompositionsschemata aller drei delischen Reliefs mit Mutter und Kind sind verschieden. Einmal beugt die Mutter ihren Kopf zu dem auf ihrem Schoß sitzenden Kind hinab und hält seine linke Hand. Ein anderes Mal steht das Kind vor der Mutter; beider ausgestreckte Arme verbinden sie. Die Weihenden sind die ҹƬƚԆƩƨƢ Eine warme Mutter-Kind-Beziehung strahlt eine rhodische Stele aus, die E. Pfuhl gegen 200 v. Chr. datiert27. Das Motiv entspricht der letztgenannten delischen Stele: Das Kind steht vor der sitzenden Mutter, die sich zu ihm beugt und nach ihm greift, der Kleine streckt ihr beide Arme entgegen. Die Komposition der delischen Stelen wie auch die der rhodischen wirkt locker und entspannter als die etwas ›süßliche‹ Szene von Antiochia Kat. 17. J. Fabricius28 möchte in der Darstellung der rhodischen Stele einen klassizistischen Rückgriff auf klassische Typen sehen, was angesichts der delischen Parallele mit stehendem Kind nicht zwingend begründet ist. Singulär und originell ist die lebendige Szene mit Kleinkind auf einer Stockwerkstele in Bursa, die E. Pfuhl m. E. zu spät, in das 2. Jahrhundert n. Chr. datiert. Das Kind sitzt auf dem Schoß des auf der Kline liegenden Mannes, wird aber von der Mutter von diesem weg zu sich herüber gezogen 29. Die Stele der Mutter mit zwei Kindern im Mantel, Kat. 11, gibt ein schlichtes, natürliches, nicht sonderlich originelles Motiv wieder. Die Mutter zweier Kinder wendet sich zum größeren. Kinder als Begleitfiguren, nicht etwa als verstorben, erscheinen vielfach zusammen mit ihren Eltern oder mit einem Elternteil. Die Proportionen der drei Personen, die Haltung, Umrisse und das Standmotiv der Mutter, auch die Fußstellung der Kinder sind lebensnah durchkomponiert. Die feinen, fließenden Mantelfalten und ihre mehrschichtige Drapierung zeugen von einer meisterhaften Arbeit hochhellenistischer Entstehungszeit des 2. Jahrhunderts v. Chr. 26 27 28 29
Délos Nr. 441-443. PM 954. Fabricius 1999, 185 – 190. 193 f. PM 1297 Taf. 257.
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Fast immer sind Kinder von Dienern gut zu unterscheiden. Knaben tragen den langen Mantel und langen Chiton (PM 152. 350 – 352. 835 b, wo das Kind an der Hand des Vaters auf hohem Sockel steht), Diener den kurzen Chiton (Kat. 6. 12. 18. 21. 23. 25. 26. 29. 30; PM 1797. 1799). Dieser Regel widerspricht aber auch mal eine provinzielle Arbeit des 3. Jahrhunderts n. Chr., wo der Vater seine Hand auf die Schulter seines Sohnes in kurzem Chiton legt (PM 355); hingegen ist der rechte Knabe in langem Mantel auf PM 417 natürlich kein Diener30. Zur Unterscheidung von Kindern und Dienerfiguren verhilft auch die Position der Kinder inmitten der Szene, nicht als steife Randfiguren oder -figürchen (PM 1799). Kindliche Knabenfiguren im Mantel, zwischen ihren verstorbenen Eltern auf einem Podest stehend, sind keine Diener, sondern deren Kinder (Délos 8. 126; PM 1030). Dieselbe Position zwischen dem Paar nehmen zwar auch Dienerfiguren auf Délos 87, 88 und 90 ein, sie sind aber durch ihr Format und die kurze Exomis als solche zu erkennen. Viele als Dienerfiguren eindeutig gekennzeichnete Kinder stehen mitunter auch zwischen den Hauptpersonen und nicht an den Rand gedrückt. Ebenso kommen Dienerfiguren, die mit Erwachsenen gestikulierend in Kontakt stehen, vor (Délos 287. 294; PM 119. 120. 130); durch Kleidung, Format und Haltung sind sie nicht mit Kindern zu verwechseln (PM 1031). Durch ihre Position, nicht aber durch ihre Größe ist die kleine Dienerin PM 1109 in der Ecke hinter der Frau von den beiden Knaben im Mittelfeld abgehoben. Mitunter erscheinen spielende Kinder und Dienerfiguren überdeutlich unterschieden (Délos 179; PM 671. 730. 766). Meistens nehmen Kinder auf Mutter oder Vater Bezug, in der Regel kommt eine herzliche, warme Atmosphäre zum Ausdruck (s. o. und PM 152. 956. 1805. 1806). Wenn der Mann auf PM 700 den Knaben im Mantel an der Hand hält, so ist dieser natürlich sein Sohn; unter beiden steht ein Grabformular – hier sind Vater und Sohn verstorben. Auf Antiochia Kat. 20 ist es die enge Anlehnung des Mädchens an die Mutter. Auf Kat. 11 spricht die Szene für sich, so einfach ihr Motiv ist, so außergewöhnlich ist die Arbeit. Die Stele ohne Inschrift ist, neben Kat. 1 und 17, eines der herausragenden Werke von Antiochia. Eine gegenteilige Wertung gilt für Kat. 18. Der kleine Diener in kurzem Chiton nimmt seine übliche, dicht an den Rand gedrängte Position ein und gehört, obwohl nahe neben dem Vater stehend, nicht zur Familie.
Krieger Grabreliefs einer gepanzerten Kriegerfigur, die nicht in einer Kampfhandlung mit einem oder mehreren Gegnern gezeigt wird, sind selten31. Für den oströmischen Bereich nachklassischer Zeit kann lediglich auf vier Exemplare verwiesen werden, wovon allein zwei aus Antiochia (Kat. 1. 2) kommen. Ein qualitativ vergleichbares Relieffragment in Bodrum stammt aus Stratonikeia32, die Herkunft des vierten Belegs in Treviso ist unbekannt33. Die älteste dieser vier Kriegerstelen, Kat. 1 in Antakya, präsentiert den gewappneten Krieger mit Lanze und kleinem Rundschild in statuarischer Pose, welche dem spätklassischen Kontrapost verpflichtet ist: Die rechte Standbeinseite wird durch die lange, vom Boden bis an den Architrav reichende Lanze geschlossen. Die Blickrichtung geht zur Spielbeinseite. Diese, die ›offene‹ Seite, komplettiert der kleine, runde Schild. Die Kopfwendung in dieselbe Richtung erzeugt beruhigte Konzentration auch für die Spielbeinseite. Die ›geschlossene‹ Standbeinseite und die ›offene‹ Spielbeinseite werden gleichermaßen gewichtet. Die Ponderation wird mit zwei gegenläufigen Schwerpunkten versehen und so zerrissen. Die nachklassische Gewichtung wird gleichsam bühnenreif inszeniert, durch einen Hintergrund, der in Höhe und Breite vollständig mit einem schweren Vorhang bedeckt ist. Der Vorhang fällt in dichten, weichen Falten. Diese Bühnenpräsentation atmet nachklassisches Bewusstsein und passt zur Stimmung des frühen Hellenismus des 3. Jahrhunderts v. Chr., der – etwa bei Demosthenes oder der »Medea«34 – gern dramatische Akzente setzt. Die genannten drei weiteren Kriegerstelen zeigen den Akteur in direkter Kampfhaltung. Er ist jeweils in Ausfallstellung und frontal wiedergegeben. Eine Kat. 1 vergleichbar gute Arbeit ist die Stele aus Strato30 31 32 33 34
Vgl. PM S. 68. Vgl. PM 306. Özgan 1999, 154 GR 9 Taf. 51 d. PM 1274. W.-H. Schuchhardt, Die Kunst der Griechen (Berlin 1940) Abb. 350. 351 Taf. 4.
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nikeia. Die körperliche Räumlichkeit und Plastizität des Reliefs überzeugen, und die Dynamik der zentrifugalen Komposition ist noch hochhellenistisch, dem 2. Jahrhundert v. Chr. angehörend. Eher misslungen erscheint der Laufschritt auf der Stele in Treviso, die eine Ansicht im Viertelprofil wiederzugeben versucht. Die anspruchsvolle Komposition ist gegen 100 v. Chr. entstanden. Wenig ansprechend gibt sich der mit ausgreifenden Bewegungen kämpfende Krieger auf Kat. 2. Körper, Gliedmaßen, Schild und Schwert sind in die Fläche geklappt, die Bewegungen sind eckig und steif. Das Motiv ist anspruchsvoll und lebendig, die Ausführung – kaiserzeitlich – hingegen wenig überzeugend.
Groteske Es gibt auch unter mittelmäßigen Ausführungen mitunter originelle, einmalige und nicht wiederholte Figurentypen. Ohne Parallele ist das auf PM 1621 vor den Füßen der rechten Figur am Boden sitzende Kind, das seinen Rücken dem Tisch zukehrt. Auf PM 1429 ist die kniende Dienerin ein derartiges Einzelmotiv. Beide untypische Haltungen mögen auf individuelle Absprachen oder besondere Einfälle des Bildhauers zurückgehen, komisch sind sie nicht. Wie ist das Motiv eines Mannes zu erklären, der auf dem Stelenfragment in Chios PM 720 seinen linken Fuß hoch auf ein korinthisches Säulenkapitell stellt? Seine Pose ist so exzeptionell wie die des Antiochener Fragments Kat. 14. Trotz des schlechten Erhaltungszustandes lässt das Bild eine komische Szene erkennen. Während die sitzende Frau dem geläufigen Typus etwa der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. entspricht, wirkt die rechts in Schrittstellung gezeigte Figur krüppelhaft und untersetzt. Ihre vertikal versetzten Füße erzeugen den Eindruck, als stiege sie aus dem Hintergrund abwärts. Ihr Oberkörper beugt sich schräg nach hinten, die Aktion ihrer Arme ist deutlich: Ihren rechten, mit einem Ärmelchiton bekleideten Arm reicht sie mit der üblichen Geste der dextrarum iunctio der Sitzenden. Spielt die Figur, die eventuell ein Diptychon und Griffel hält, auf einen Hauslehrer oder Philosophen an? Gemäß E. Pfuhl handelt es sich bei der hier wiedergegebenen dextrarum iunctio nicht um Abschied, sondern um ein »liebevolles Miteinander«35, also die Darstellung eines herzlichen Verhältnisses zwischen Lehrer und philosophierender Frau. Welche der beiden Figuren ist die verstorbene Person? Der unrepräsentativ aus dem Hintergrund hervorstolpernde Hauslehrer oder die würdevoll sitzende Domina? Man kann davon ausgehen, dass der krüppelhafte Alte die verstorbene Person ist. Ist die Darstellung richtig interpretiert? Ist die kleine Figur etwa misslungen? Ist die Szene ernst gemeint und sollte auf eine bestimmte Person angespielt werden? Wem sollte eine Karikatur gegolten haben? Dass die Figur auch auf den antiken Betrachter komisch wirkte, ist anzunehmen. Dass sie aber im Rahmen eines Grabreliefs ernst genommen wurde, befremdet den modernen Betrachter doch. Die Inschriften der Grabstelen Katalog der Personennamen ºŻƘƦƞƨƪ: 2. Jh. v. Chr. (Kat. 4) = PM 1 × 2. Jh. v. Chr. = ĭajtar 2000, 1 × 2./1. Jh. v. Chr. ºŻƤƖƧƚƦƝƩƨƪ(außer Könige): 2. Jh. v. Chr. (Kat. 6. 26) = PM 49 × 2. Jh. v. – 4. Jh. n. Chr. = Wagner 1976, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Strubbe – Schuddeboom 2005, 7 × Kaiserzeit – 4. Jh. n. Chr. = Byrne – Labarre 2006, 3 × 3. Jh. n. Chr. = Canali De Rossi 2004, 1 × 3. Jh. v. Chr. = Dreyer – Engelmann 2003, 2 × 2. Jh. v. Chr. = Jonnes 2002, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Corsten 2002, 2 × 1. Jh. v. – 2. Jh. n. Chr. = Corsten 1991, 7 × 1. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr. = Kearsley 2001, 2 × 2. – 3. Jh. n. Chr. = Lajtar 2000, 3 × 2. – 3. Jh. n. Chr. = Nollé 2001, 3 × 2. Jh. n.
35
Chr. – spätantik = Ameling – Jonnes 1994, 3 × 2. Jh. n. Chr. = Ricl 1997, 2 × 1. – 2. Jh. n. Chr. = Blümel 1988, 7 × 1. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr./Kaiserzeit/byzantinisch = Blümel 1991, 4 × 3. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 14 × 3./1. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. = Nollé – Schindler 1991, 1 × 2. – 3. Jh. n. Chr. = Ameling 1985, 7 × 2. – 3. Jh. n. Chr./byzantinisch = Corsten 1987, 3 × 1./2./6. Jh. n. Chr. = Schwertheim 1987, 14 × gesamte Kaiserzeit. ’ŻƦƬƘƜƨƦƨƪ:1. Jh. n. Chr. (Kat. 18) = PM 2 × 1. Jh. n. Chr. = Canali De Rossi 2004, 1 × 2. Jh. v. Chr. = Lajtar 2000, 1 × 1. – 2. Jh. n. Chr. = Berges – Nollé 2000, 1 × hellenistisch =
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Blümel 1988, 1 × Kaiserzeit = Blümel 1991, 3 × 3. – 2. Jh. v. Chr. = Blümel 1985, 6 × hellenistisch – Kaiserzeit = Corsten 1985, 3 × 2. Jh. n. Chr. = Délos 10 × 100 v. Chr. ºŻ¶ƨƤƤƶƦƢƨƪ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 12) = PM 77 × 3. Jh. v. – 4. Jh. n. Chr. = Canali De Rossi 2004, 3 × 3. – 2. Jh. v. Chr. = Byrne – Labarre 2006, 1 × ohne Dat. = Strubbe – Schuddeboom 2005, 2 × Kaiserzeit/5. Jh. n. Chr. = Dreyer – Engelmann 2003, 3 × 2. Jh. v. Chr. = Corsten 1997, 3 × 2. – 3. Jh. n. Chr. = Corsten 2002, 16 × 1. Jh. v. – 3. Jh. n. Chr. = Corsten 1991, 11 × 1. Jh. v. – 3. Jh. n. Chr. = Lajtar 2000, 28 × 3. Jh. v. – 2. Jh. n. Chr. = Ricl 1997, 3 × 4./2. – 1. Jh. v. Chr. = Berges – Nollé 2000, 7 × 2. Jh. n. Chr./Kaiserzeit = Horsley – Mitchell 2000, 3 × 3. Jh. n. Chr. = Nollé 2001, 4 × hellenistisch/ 2. Jh. n. Chr. = Blümel 1988, 60 × 2. Jh. v. Chr. = Blümel 1991, 8 × 3. – 1. Jh. v./3. Jh. n. Chr. = Nollé – Schindler 1991, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Blümel 1985, 34 × 2. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr./ Kaiserzeit = Corsten 1987, 2 × 1. Jh. n. Chr. = Corsten 1985, 4 × 2. – 3. Jh. n. Chr. = Schwertheim 1987, 7 × 1. – 3. Jh. n. Chr. = Délos 16 × 100 v. Chr. ºŻƩƢƫƬƴƝƠƥƨƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) = PM 1 × 1. Jh. v. Chr. = Byrne – Labarre 2006, 1 × 2. Jh. v. Chr. = Blümel 1988, 1 × 2. Jh. v. Chr. = Blümel 1991, 4 ׺ŻƩƢƫƬƴƝƚƥƨƪ 3. – 2. Jh. v. Chr. ºŻƩƢƫƬƨƮԀƦƠƪ: 3. Jh. v. Chr. (Kat. 1) = PM 1 × hellenistisch =French 2004, 1 × 5. – 4. Jh. v. Chr. = Canali De Rossi 2004, 1 × 4. Jh. v. Chr. = Corsten 2002, 1 × 1. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr. = Blümel 1988, 1 × 1. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 2 × 200 v. Chr. ºŻƩƬƚƥƖƚ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 27).
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ſӤƚƩƘƫƬƠƚ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 27). ӁƤƢƴƝƱƩƨƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 6) = PM 1 × 3. Jh. n. Chr. = Canali De Rossi 2004, 2 × 3. – 2. Jh. v. Chr. = Strubbe – Schuddeboom 2005, 2 × Kaiserzeit = Kearsley 2001, 1 × 2. Jh. n. Chr. = Corsten 1997, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Blümel 1991, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Nollé – Schindler 1991, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Ameling 1985, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 1 × ohne Dat. = Délos 3 × 2. Jh. v. Chr. ºƁƦƴƝƱƩƨƪ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 15). ƂƞƨƝƴƫƢƨƪ1. Jh. v. Chr. (Kat. 30) = Canali De Rossi 2004, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Berges – Nollé 2000, 1 × 4. Jh. n. Chr. = Corsten 1987, 1 × 2. Jh. v. Chr. = Corsten 1985, 1 × mittlere Kaiserzeit. ӑƞƩƨƣƤՑƪ 3. Jh. v. Chr. (Kat. 1) = PM 2 × Kaiserzeit = Strubbe – Schuddeboom 2005, 1 × Kaiserzeit = Corsten 1997, 1 × frühe Kaiserzeit = Blümel 1988, 22 × 3. Jh. v. – Kaiserzeit = Blümel 1991, 6 × 3. – 2. Jh. v. Chr./3. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 17 × 4./3./1. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr. = Délos 1 × 100 v. Chr. ӑƞƩƨƮƕƦƠƪ: 3. Jh. v. Chr. (Kat. 1) = Blümel 1991, 3 × 3. Jh. v. Chr. ºƃƫƘƝƨƬƨƪ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 30) = Lajtar 2000, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Blümel 1988, 1 × ohne Dat. = Blümel 1985, 1 × ohne Dat. = Délos 1 × 100 v. Chr. ƄƚƤƤƘƜƨƦƨƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 4) = PM 1 × 3. Jh. n. Chr. = French 2004, 1 × 3. Jh. n. Chr.
ºŻƩƬƞƥƞÆƪ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 22) = PM 1 × »römisch« = Horsley – Mitchell 2000, 2 × 1. – 2. Jh. n. Chr. ºŻƩƬƖƥƱƦ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 29) = PM 9 × 2. Jh. v. – 2. Jh. n. Chr. = Canali De Rossi 2004, 4 × 1. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr. = Corsten 2002, 3 × Kaiserzeit = Corsten 1991, 1 × 2. Jh. n. Chr. = Ricl 1997, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Nollé 2001, 5 × 3. Jh. v. – 1. Jh. n. Chr. = Ameling – Jonnes 1994, 1 × Kaiserzeit = Blümel 1988, 12 × 2. Jh. v. – 2. Jh. n. Chr. = Blümel 1991, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Ameling 1985, 2 × 2. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 9 × 4. Jh. v. Chr. = Corsten 1987, 1 × 3. Jh. v. Chr. = Schwertheim 1987, 1 × 2. Jh. v. Chr. = Délos 1 × 100 v. Chr.
ƆƚƤƢƯƖƩƱƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26).
ºŻƩƬƞƥpƦÒƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 29) = Ameling 1985, 3 × 1. – 2. Jh. n. Chr.
ƊƨƤƖƥ5ƱƦ72. Jh. v. Chr. (Kat. 2) = PM 4 × späte Kaiserzeit; davon einmal auf lanzenschwingende Krieger bezüglich = Corsten 2002, 20 × Kaiserzeit = Nollé 2001, 2 × 200 n. Chr. = Corsten 1991, 1 × 1. Jh. n. Chr. = Nollé – Schindler 1991, 2 × 1. Jh. v. /2. – 3. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 1 × 4. Jh. v. Chr.
żƞƩƞƦƞƘƣƠ 1. Jh. n. Chr. (Kat. 32) = Délos 46 × 2. Jh. v. Chr. Ҳ¶ƘƜƨƦƨƪ: 1. Jh. n. Chr. (Kat. 18) = PM 2 × 2. Jh. v. Chr./ Kaiserzeit = Strubbe – Schuddeboom 2005, 1 × Kaiserzeit = Kearsley 2001, 1 × 1. Jh. n. Chr. = Corsten 2002, 1 × 1. Jh. n. Chr. = Corsten 1997, 1 × 1. Jh. v. Chr. = Blümel 1988, 3 × Kaiserzeit = Blümel 1991, 4 × 3. – 1. Jh. v. Chr. = Ameling 1985, 1 × 3. Jh. n. Chr. = Blümel 1985, 6 × 1. Jh. v. Chr. = Délos 1 × 100 v. Chr.
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ƆƚƩơƘƦƠ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) = Délos 1 × ohne Dat. ƆƘƣƣƨƪ 2. Jh. v. Chr. (Kat. 26) = PM 1 × 1. Jh. v. Chr. = French 2004, ƆƘƣƨƪ 2 × 5. – 4. Jh. v. Chr. = Lajtar 2000, 2 × 2. Jh. v. Chr. ƇƘƣƚƢƨƪ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 22) = PM 1 × Kaiserzeit = Blümel 1991, 1 × 3. – 2. Jh. v. Chr. ƈƖƦƦƞƚ:1. Jh. v. Chr. (Kat. 12).
ƌƞƩƞ¶ƘƱƦ 1. Jh. v. Chr. (Kat. 15) wohl Verschreibung für ƌƞƩƚ¶ƘƱƦ= PM 2 × 2. – 1. Jh. v. Chr. = Blümel 1988, 1 × ohne Dat. ƐƩƭƫƚƘ5ƚ7 1. Jh. v. Chr. (Kat. 7) = Ameling – Jonnes 1994, 2 × ƐƩƭƫƖƚ 2. Jh. n. Chr.
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Unter der geringen Anzahl von 32 Grabstelen in Antiochia am Orontes, die sich im Hatay Museum von Antakya befinden, lassen sich 28 inschriftlich wiedergegebene Namen fassen. Diese wurden im Katalog der Personennamen einer repräsentativen Anzahl publizierter Inschriften des kleinasiatischen Raumes gegenübergestellt. Dabei zeigten sich erwartete Koinzidenzen, aber auch eine Reihe sowohl singulär abgewandelter Namensformen als auch unbekannter Namen. Letztere scheinen einen Zugewinn von fünf hier erstmals dokumentierten Namen zu ergeben: Es sind dies die Namen ƆƚƤƢƯƖƩƱƪƈԂƦƦƞƚºŻƩƬƚƥƖƚſwƚƩƘƫƬƠƚ und ºƁƦƴƝƱƩƨƪ. Der sehr geläufige Name ºŻƤƖƧƚƦƝƩƨƪ tritt im 2. Jahrhundert v. Chr. zweimal auf, anderweitig ist er vom 3. Jahrhundert v. bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. durchgehend belegt, allein 49-mal bei E. Pfuhl und H. Möbius. Noch beliebter scheint nach Aussage der Literatur ºŻ¶ƨƤƤƶƦƢƨƪ gewesen zu sein: Er ist bei E. Pfuhl und H. Möbius 77-mal, in Iasos 34-mal vertreten, in Antiochia indessen nur einmal im 1. Jahrhundert v. Chr.; sonst ist der Name zwischen dem 3. Jahrhundert v. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. üblich. Beliebt ist auch ºŻƩƬƖƥƱƦIn Antiochia nur einmal im 1. Jahrhundert v. Chr., kommt der Name außerhalb noch vom 4. Jahrhundert v. bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. vor. ºŻƦƬƘƜƨƦƨƪ, einmal im 1. Jahrhundert n. Chr. in Antiochia, begegnet außerhalb weniger häufig vom 3. Jahrhundert v. bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. Auch Ҳ¶ƘƜƨƦƨƪ, in Antiochia einmal im 1. Jahrhundert n. Chr. belegt, findet sich des Weiteren vom 3. Jahrhundert v. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. nicht besonders häufig. ӁƤƢƴƝƱƩƨƪ, einmal im 2. Jahrhundert v. Chr. in Antiochia bezeugt, gibt es vom 3. – 1. Jahrhundert v. sowie im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. außerhalb; der Name war offensichtlich im Hellenismus wie in der Kaiserzeit beliebt. ºŻƩƢƫƬƨƮԀƦƠƪ, einmal im 3. Jahrhundert v. Chr. in Antiochia belegt, ist sowohl klassisch griechisch als auch hellenistisch, vom 5. Jahrhundert v. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. gebräuchlich, später aber nicht mehr üblich. Im 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. begegnet, nicht häufig, ºŻƩƢƫƬƴƝƠƥƨƪ. ƂƞƨƝƴƫƢƨƪ ist im 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. und dann wieder in der späteren Kaiserzeit – nicht oft – belegt. Ähnlich selten erweist sich der Gebrauch von ƄƚƤƤƘƜƨƦƨƪ, im 2. Jahrhundert v. und im 3. Jahrhundert n. Chr. ƊƨƤƖƥƱƦ einsprechender Name, kommt öfter vor, im 4. und 2. Jahrhundert v. Chr. bis in die späte Kaiserzeit. Für ƐƩƭƫƚƘƚ findet sich auch, selten, ƐƩƭƫƖƚ. Die Namen ƆƚƤƢƯƖƩƱƪƈƖƦƦƞƚºŻƩƬƚƥƖƚſӤƚƩƘƫƬƠƚundºƁƦƴƝƱƩƨƪ scheinen anderweitig nicht belegt zu sein und sind als Zugewinn zu verbuchen.
Formular Die Grußformel ҠƤƭ¶ƞƯƚ՟Ʃƞ wird durchgehend verwendet, außerhalb Syriens begegnet sie jedoch kaum 36. G. Klaffenbach37 und M. Couilloud38 betonen ihre aktive Bedeutung im Sinne von, »der du keinen Kummer verursacht hast, der du immer ein lieber Mensch gewesen bist«. Die passive Übersetzung indessen im Sinne von, »der du heiter, ohne Kummer sein mögest«, entspricht einem Abschiedsgruß besser. Dieselbe Interpretation gilt für die außerhalb Antiochias verwendete Formel ƯƩƠƫƬԂ (»heiter, glücklich«).
Zusammenfassung In Antiochia und Daphne sind überwiegend Giebelstelen, seltener auch einfachste Leistenstelen gearbeitet worden. Die Bildtypik reicht von einfigurigen Darstellungen bis zu Totenmahl-Szenen von sieben Personen. Unter den Grabreliefs finden sich künstlerisch hervorragende (Kat. 1. 11. 17), aber auch bescheidene Arbeiten. Die Typologie der Themen entspricht etwa dem Standard der ostgriechischen Grabreliefs, einige Exemplare aber haben einen ganz untypischen Bildcharakter (Kat. 1. 10. 14. 24. 28). Sie fallen durch singuläre Personendarstellungen bzw. Kombinationen auf, die anderweitig nicht belegt sind. Kompositorisch und motivisch herausragend, scheinen sie persönliche Käuferwünsche widerzuspiegeln und sind als Auftragswerke zu interpretieren. 36 37 38
Délos S. 256. G. Klaffenbach, Griechische Epigraphik (Göttingen 1966) 58. Délos S. 255.
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Kat. 1 – 13 An der spätklassischen Kriegerstele Kat. 1 ist die lebhaft differenzierende Bildhauerarbeit des Vorhangstoffes ohne Parallele. Die üblicherweise quer gespannten Parapetasmata anderer Stelen geben nur grob linear vereinfachte Faltenbögen wieder (Kat. 18. 19). Stand- und Spielbein, die Drehung des Kopfes, die Position von Lanze und Schild erzeugen eine natürliche Tiefenillusion. Angesichts der besonderen künstlerischen Qualität des Reliefs ist kaum anzunehmen, dass die Kriegerstele Kat. 1 in der Werkstatt auf Vorrat gearbeitet zur Auswahl bereit lag. Die unaufdringliche Eleganz der Komposition ist kein zweites Mal in dieser Form überliefert. Sie zeugt von Anspruch und Geschmack und wohl auch von der sozialen Bedeutung des Auftraggebers. In schwungvoller Ausfallstellung mit abgespreiztem, schildhaltendem Arm und über das Bildfeld ausholendem rechtem Arm mit Schwert ist das Relief der Kriegerstele Kat. 2 mit ihr in keiner Weise vergleichbar. Das Relief Kat. 2 in frontaler Wiedergabe ist hart und flach. Die gewaltig ausgreifende Kampfhaltung geht auf die Kunst des 2. Jahrhunderts v. Chr. zurück. Die Ausführung dürfte frühestens dem 1. Jahrhundert v. Chr. angehören. Die linke, weibliche Figur auf Kat. 5 steht neben zwei schmalen männlichen Mantelfiguren in Frontansicht ins Profil gedreht. Ist ihr abstehender Mantelrand der aufgestützten Muse verwandt? Ohne Parallele ist das lange Podest auf Kat. 8, das links bis an den Bildrand reicht, rechts aber vor diesem endet. Auf ihm stehen frontal ein Mann und eine Frau sowie ein kleiner Opferaltar. Das Grabrelief mit Podest, Altar und ausführlich ausgearbeiteter Girlande ist eine bescheidene Arbeit mit besonderem Anspruch. Das schlichte Motiv einer jungen Frau mit Handspiegel auf Kat. 10 überrascht in seiner Thematik nicht. Dennoch ist es in der vorliegenden Form ein Hapax. Wer erfand das Motiv? Man mag spekulieren, ob eine Werkstatt es als geschmackvolle Erfindung von sich aus anbot, oder ob die Idee auf einen hinterbliebenen Käufer zurückgeht. Die Haltung der Frau wirkt aus der Situation heraus echt und lebendig. Der Faltenwurf ihres Chitons und durchsichtigen Mantels spiegelt hochhellenistische Formensprache, etwa der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. An Feinheit und Schwung der Faltenwiedergabe wird er noch übertroffen von der Stele Kat. 11, einer Mutter zweier Kinder. Tatsächlich wiederholt sich das Motiv mit hochgehaltenem Handspiegel an untergeordneten, kleinen Dienerinnenfiguren kaiserzeitlicher Grabstelen aus dem westlichen Schwarzmeergebiet Thrakiens39. Ein typologischer Zusammenhang zwischen dem Hauptmotiv der hellenistischen Stele Kat. 10 in Antiochia und den stereotypen Dienerinnenfigürchen aus Odessos und Mesembria aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist nicht zu erkennen. An Kat. 13 scheint der Mann an das Knie der sitzenden Frau zu greifen. Beide Gestalten wirken wie aus Musterbüchern unverstanden kombiniert.
Kat. 14. 24. 28 Als Karikatur ist das Fragment Kat. 14 zu verstehen. Das Schema der am rechten Stelenrand auf die sitzende Frau zuschreitenden Figur ist beispiellos. Das Motiv der Dexiosis von sitzender Frau und stehendem Mann wird hier für einen verwachsenen Krüppel benutzt. Sicher ist die Darstellung komisch gemeint. Umso erstaunlicher ist ihre Verwendung für ein Grabrelief, dessen links sitzende Frauengestalt den Rahmen des Üblichen nicht sprengt. Eine persönliche Absprache steht offensichtlich hinter der Komposition von Kat. 24. Dem geläufigen Schema ist eine weitere Frau zugeordnet, die eine gänzlich unübliche, emotional zu verstehende Haltung einnimmt. Ihre enge Verbundenheit mit dem Toten auf der Kline wird auf ungewöhnliche, aber überzeugende Weise deutlich gemacht. Der aus ihrer Haltung abzuleitende Käuferwunsch ist offensichtlich. Das eigenartigste Relief ist wohl die auf einem Architekturfragment wiedergegebene Mahlszene Kat. 28. So stereotyp die Reihe der sechs gelagerten Frauen und Männer wiedergegeben ist, so originell und einmalig ist die Figürchenreihe zwischen den drei sichtbaren Klinenbeinen. Schon der Umstand einer sechsbeinigen Kline ist ungewöhnlich. Will man nicht einen Scherz der Werkstatt annehmen, so liegt hier ein seltsamer, höchst individueller Auftrag vor, den anhand von bekannten Bildtypen zu verstehen nicht möglich ist. Weder handelt es sich um Dienerfiguren, noch findet sich eine Erklärung für ihre unregelmäßige Anordnung. 39
PM 1453. 1416 b. 1693. 1698. 1729. 2008 Taf. 247. 248. 251. 301.
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Mutter und Kind Gruppen von Mutter und Kind treten mit sechs Szenen unter den 32 überlieferten Exemplaren Antiochias verhältnismäßig häufig auf. Zwei unterschiedlich große Kinder begleiten die stehende Mutter auf Kat. 11. Die schlichte Darstellung hat künstlerischen Anspruch. Emotionale Werte wie auf Kat. 17 treten hier in den Hintergrund. Vier Stelen (Kat. 17 – 19. 22) geben die Mutter mit Kleinkind auf dem Schoß wieder. Unter ihnen erstaunt Kat. 17 durch die Innigkeit, mit der Mutter und Kind aneinander geschmiegt sind. Die Führung der Arme, auch die sorgfältig unter dem Mantel ausgearbeiteten Beine und besonders der angelehnte Kopf des Kindes vermitteln dem kleinen Werk eine zu Herzen gehende Atmosphäre. Die Stelen Kat. 11 und 17 fallen zwar nicht durch außergewöhnliche Thematik auf, sind aber so gute Arbeiten, dass man sie sich kaum als Massenware, auf Vorrat angefertigt, vorstellen möchte. Sie strahlen warmen Stimmungsgehalt aus und sprechen für das Können des Steinmetzen, der den Käuferwunsch einfühlsam umsetzte. Die übrigen vier Reliefs selber Thematik (Kat. 18 – 20. 22) sind von minderwertiger Qualität. Der große Abstand zur künstlerischen Wiedergaben auf Kat. 11 und 17 ist keine Frage der Produktion auf Vorrat oder privater Bestellung. Es mögen auch Aufträge billig ausgeführt worden sein, wie letztlich auch umgekehrt qualitätsvolle Arbeiten vorrätig gewesen sein mögen, sofern das Thema häufig gewünscht wurde. Kat. 20 bereichert die Typik von Mutter und Kind durch das stehend angelehnte Kind. Einmal sitzt ein Kind am Fußende auf der Totenkline (Kat. 27).
Bildungsanspruch, Diener Zu registrieren ist das Fehlen aller Hinweise auf Bildungsanspruch. Buchrollen oder Handschriftenbündel finden sich nicht, sieht man auf das dünne Gebilde in der linken Hand des Mannes auf Kat. 18 ab. Was es mit den vier Mantelstatuen von Kat. 28 auf sich hat, ist noch erklärungsbedürftig. Möglicherweise ist die komische Groteske auf Kat. 14 eine Ausnahme. Hier wird der Gegenstand im Arm des Krüppels als Diptychon mit zwei Griffeln gedeutet. Eine derartige Interpretation relativiert das oben registrierte Fehlen von Bildungsanspruch und geistiger Tätigkeit in exzeptioneller Weise. Aufgrund der Dexiosis mit der Sitzenden ist die Groteske nicht als Dienerfigur einzustufen. Dienerfiguren werden auf neun Stelen in die Szene einbezogen, wo ihre Proportionen aber ohne groteskes Miniaturformat bleiben. An Kat. 6 und 12 werden sie als vollwertiger Bestandteil der Szene behandelt. Beide Male stehen die Diener mit überkreuzten Beinen. An den übrigen sieben Stelen sind die Diener stereotype Versatzfiguren. Es gibt keine Dienerin, die etwa der Herrin ein Attribut reicht, oder Diener, die eine Handlung ausführen.
Ortstypischer Stil Die Antiochener Grabstelen verzichten auf Anhäufungen von Ausstattungsluxus und demonstrativ ins Bild gesetzten Reichtum. Sie fesseln vielmehr durch Originalität im Umgang mit konventionell tradierten Szenen. Zweimal werden die an der linken Seite des Bildfeldes Sitzenden ganz locker in halbfrontaler, dem Betrachter zugewandter Pose gezeigt (Kat. 9. 26), die Frau sogar mit leger übergeschlagenem Bein. So schlecht der Erhaltungszustand ist, so eindeutig ist das unübliche – man möchte fast sagen: unziemliche – Sitzmotiv. Der Eingriff in traditionelle Schemata schafft eine intime Atmosphäre. Die Bilder strahlen eine Stimmung aus, die für den Betrachter spürbar wird. Die Gruppe mit eng an die Mutter geschmiegtem Kind auf Kat. 17 ist nachhaltig mit Leben und Sentiment erfüllt und weit entfernt, ein stereotypes Muster zu wiederholen. Die innige Umarmung von Mutter und Kind, die dicht an den Gelagerten gelehnt stehende Frau auf Kat. 24, eine andere in ihrer weiblichen Beschäftigung mit dem Spiegel auf Kat. 10, ebenso wie auch der kämpfende Krieger Kat. 2 oder die sich würdevoll präsentierende Kriegerstatue Kat. 1 sind Dokumente, die eine unmittelbare persönliche Aussage wiedergeben. Auf die Charakterisierung einer Situation oder Aktion konzentriert sich der Bildgehalt. Statt überladener Zurschaustellung von Mobiliar, Dienern und Berufsutensilien spricht die schlichte Person oder Gruppe für sich. In diesem Geist treffen sich die so unterschiedlichen Kriegerstelen Kat. 1 und 2. Als anspruchsvoll und subjektiv geprägtes Motiv gibt sich der mächtig ausho-
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lende Krieger von Kat. 2, dessen Schwert den Bildrand überschneidet. Eine Reihung von Personen wie auf Kat. 5 – zwei Männer frontal und eine Frau im Profil – ist zwar nicht absolut außergewöhnlich, zeugt aber vom Wunsch nach Auflockerung der Aktion und Leben der Bildaussage. Schließlich wirkt die eng zusammengerückte Position von Mutter und stehendem Kind auf Kat. 20 in ihrer Schlichtheit echt und natürlich. Abgewandelte Schemata dienen der Vermittlung unmittelbaren Erlebens. Der trauende Mann (Kat. 23), der frivole (Kat. 13, überinterpretiert?), die Sitzgruppe von Mann und Frau (Kat. 9) sprechen ihre persönliche, unverschlüsselt verständliche Sprache. Die intime Alltagsszene der Frau mit Spiegel (Kat. 10) begegnet in ihrer natürlichen Anmut hier das erste und einzige Mal im Rahmen des hellenistischen Reliefs; das Thema wird in der Kaiserzeit aufgegriffen oder neu entdeckt für kleine Dienerinnenfiguren in Thrakien 40. Die drei Stelen (Kat. 14. 24. 28) erweisen sich als völlig singuläre Motivkombinationen. Sie folgen keinem bekannten Typus und schaffen auch keine einsetzende Tradition. Ihnen liegt ein sehr individuelles Konzept zugrunde. Das von Kat. 28 kann heute nicht mehr, das von Kat. 14 und 24 nur mühsam erklärt werden.
Gesellschaft Breiten Raum nehmen Frauenthemen ein. Viermal liegen Frauen auf der Kline, zweimal allein, zweimal zu zweit neben Männern (Kat. 23. 26. 28. 29). Die mit steil aufgerichtetem Oberkörper liegende Frau mit unansehnlich kleiner Dienerin und der trauernde männliche Hinterbliebene im ›Pudicitia‹-Motiv auf Kat. 23 stellen eine ungewöhnliche Personenkombination dar. Nur wenige männliche Figuren erscheinen mit der Armhaltung der Pudicitia. Der auf niedrigem Hocker sitzende Mann von Kat. 23 wiederholt sich einmal auf Délos 316. Ein trauernder Mann sitzt hier an der linken Seite der Kline, der Hinterbliebene der liegenden Toten, denn die delische Parallele nennt die Frau im Formular. Liegende Frauen gibt es im Corpus von PM auf 18 Reliefs. Diese wenigen Beispiele kommen aus Bithynien, Paphlagonien, Isaurien, Pontos sowie drei aus Rhodos. Alle sind von recht bescheidener Qualität. Sie gehören der mittleren bis späten Kaiserzeit an; nur die rhodischen Beispiele werden von Pfuhl und Möbius in das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert. Auf der Kline liegende Frauen sind in Antiochia keine Seltenheit. Allein mit Dienerin erscheint sie auf Kat. 29. Auf den mit mehreren Personen belegten Klinen von Kat. 26 und 28 liegen jeweils auch zwei Frauen. Auf Kat. 26 nimmt die links Sitzende eine lockere Haltung mit übergeschlagenem Bein ein. Eine derartig souveräne Einstellung gegenüber traditionellen Verhaltensmustern konnte wohl in der syrischen Metropole leichter Raum greifen als etwa in feudal geprägten Rückzugsgebieten. Eine vergleichbare Entwicklung zur Aufwertung der Rechte und Befugnisse von Frauen findet sich indessen in Rhodos und Byzantion 41. So spiegeln die 32 Grabstelen aus dem Raum Antiochia und Daphne eine Gesellschaft, die sich nicht unbedingt an Konventionen gebunden fühlt. Mit Kat. 24 ist eine Stele überliefert, deren handwerkliche Qualität als bescheiden zu gelten hat. Individuelle Käuferwünsche und deren Umsetzung waren also keine Frage einer besonders einflussreichen Klientel. Die Stele spiegelt vielmehr einen Werkstattbetrieb, der mit seinen Auftraggebern in lebhaftem Austausch stand. Diese Werkstatt mag ein mittleres oder auch kleines Unternehmen gewesen sein. Wohl kaum gingen aus ihr so repräsentative Werke wie Kat. 1 und 11 hervor. Die Anzahl an typologischen Varianten ist groß. Mit den Kriegerstelen Kat. 1 und 2, den Frauenmotiven Kat. 10 und 11, der Mutter-Kind-Gruppe Kat. 17 und auch dem variiert gemischten Totenmahl Kat. 26 und 28 sind Produkte für eine anspruchsvolle Klientel dokumentiert. Kaum, dass diese Stelen ohne Einflussnahme ihrer Besteller gearbeitet wurden oder gar in der Bildhauerwerkstatt vorrätig waren.
Kunstgeschichte Der Antiochener Bestand umfasst neben überkommenen und wenig reflektierten Schemata einige Exemplare hoher künstlerischer Qualität. Außerdem finden sich Szenen, deren Typik weit außerhalb des geläufigen Standards angesiedelt ist. Das disparate, nicht aus systematischen Grabungen, sondern aus Zufallsfunden im 40 41
s. o. Anm. 39. Fabricius 1999, 338 Taf. 17 a; 18 a. b; 19 b; 20 a.
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modernen Stadtbereich stammende Material deckt in kontinuierlicher Folge eine Epoche von mehr als vier Jahrhunderten ab. Von dieser insgesamt dürftigen Überlieferung ist weder eine stilistische Kontinuität noch eine Unterscheidung von Werkstattgruppen zu erwarten. Die wenigen Grabreliefs, die Beachtung im Rahmen der hellenistischen Kunstgeschichte erfordern (Kat. 1. 10. 11. 17), wurden hier mehrfach hervorgehoben. Sie gehören dem hohen Hellenismus an. Nicht so sehr ihre Motivik als ihre künstlerische Durchführung geht über den überlieferten Standard hellenistischer Grabreliefs deutlich hinaus. Wo genau die herausragenden Stücke geschaffen wurden, ist nicht zu bestimmen, keinesfalls ausgeschlossen ist ihre Herkunft aus Antiochia selbst. Ihre künstlerisch ausgewogene Bildkomposition präsentiert beide einzeln stehende Figuren und auch die Mutter zweier Kinder wirkungsvoll in charakteristischer Pose. Eigenwillig gibt sich die Komposition der Stele Kat. 17. Eine tiefe quadratische Nische bleibt zur Hälfte ohne Relief, das Relief der Sitzenden mit Fußbank und Kind füllt die linke Seite in diagonaler Begrenzung aus und umschreibt so ein Dreieck. An den drei Personenreliefs wird der symmetrische Bezug von figürlicher Darstellung und räumlichem Hintergrund berücksichtigt. Symmetrisch ist auch die figurenreiche Stele Kat. 26 komponiert; Abweichungen vom symmetrischen Gesamteindruck im Detail sind beabsichtigt. Außergewöhnlich ist die Bildkomposition von Kat. 28. Während oben schönste Symmetrie in der Reihenfolge der Gelagerten herrscht, wird eine solche unterhalb der Gelagerten vor den Klinenbeinen bewusst umgangen, zumal sich für die vier Figürchen eine symmetrische Anordnung zwischen den drei Klinenbeinen mühelos ergeben hätte. Dergleichen lockere, wie zufällige, undurchdachte Platzierung von Figuren findet unter den antiken Reliefbildern kaum eine Parallele. Die Absicht, mit dieser Aufmerksamkeit provozierenden Bildordnung ganz persönliche Thematik zu beleuchten, wird sehr deutlich.
Abgekürzt zitierte Literatur Ameling 1985 Ameling – Jonnes 1994 Berges – Nollé 2000 Blümel 1985 Blümel 1988 Blümel 1991 Byrne – Labarre 2006 Canali De Rossi 2004 Corsten 1985 Corsten 1987 Corsten 1991 Corsten 1997 Corsten 2002 Cremer 1991 Délos Dreyer – Engelmann 2003
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Doç. Dr. Ergün Laflı Dokuz Eylül Üniversitesi, Fen-Edebiyat Fakültesi, Arkeoloji Bölümü, Tınaztepe/Kaynaklar Yerleʼnkesi, Buca, TR-35160zmir E-Mail: [email protected]
Dr. Jutta Meischner Philipp Franck-Weg 8, D-14109 Berlin E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Kat. 1 – 9. 11. 12. 14. – 22. 25. 27. 29 – 32: E. Laflı; Kat. 10. 13. 23. 24. 26. 28: J. Meischner.
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Figur und Ornament Das Tänzerinnenmonument von der Via Prenestina und die Produktion von Architekturdekor im römischen Suburbium des 1. Jahrhunderts v. Chr. In den letzten zwei Jahrzehnten fanden in der Erforschung römischer Bauornamentik herstellungstechnische Fragen zunehmend Beachtung*. Vor allem für die Kaiserzeit ab dem frühen Principat konnten Produktionsbedingungen für Architekturdekor und Organisationsstrukturen der ausführenden Handwerker, gestützt auf eine große Menge gut datierter Bauten, überzeugend nachvollzogen werden1. Ältere, rein typologisch aufgebaute Entwicklungsreihen wurden durch solche, streng zwischen Motivik und Stil unterscheidende Untersuchungen in wesentlichen Punkten relativiert2. In Bezug auf die spätrepublikanische Zeit scheint die Datengrundlage für eine derartige Auswertung allerdings wesentlich dünner. Dementsprechend basieren Produktionsmodelle für diesem zeitlichen Rahmen zugeordnete Bauornamentik in Rom und Mittelitalien nach wie vor weniger auf einer konkreten Materialbasis als vor allem auf allgemeinen Prämissen kultureller Beeinflussung3. Besonders das Konzept einer Hellenisierung Mittelitaliens, die sich in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. vollendet habe4, prägte seit den späten 1970er-Jahren die Forschung5. Als Träger dieses Prozes-
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Mein Dank für Diskussion, wertvolle Anregungen und Unterstützung gilt Christoph Baier, Sylvia Diebner, Klaus-Stefan Freyberger, Ute Günkel-Maschek, Johannes Lipps, Marion Meyer, Georg Plattner und Andreas Schmidt-Colinet. – Zitate und Abkürzungen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , bibliographische Angaben zu den zusätzlich verwendeten Kurzzitaten finden sich am Ende des Beitrags. s. etwa Alzinger 1974, 131 – 144; Pfanner 1983, 43 f.; Thür 1985; Janon 1986, 22 f.; Pfanner 1988; Pfanner 1989a, bes. 161 – 172. 229 – 234; Pfanner 1989b; Freyberger 1990, bes. 1 – 4. 133 – 137; Freyberger 1991; Wilson Jones 1991; Maischberger 1997, 13 – 16. 157 – 161; Vandeput 1995; Freyberger 1996, bes. 752 f. ; Viscogliosi 1996, bes. 112 – 131. 131 – 138; Vandeput 1997, bes. 129 – 182. 183 – 189; Mattern 2000, bes. 181 – 186; Mattern 2001, bes. 39 f. 79 – 105. 107 – 124; Heinrich 2002, bes. 9 – 12. 61 f.; Plattner 2003; Plattner 2004; Pensabene 2005; Plattner – Schmidt-Colinet 2005, bes. 246 – 254; Plattner 2007a, bes. 126 – 130; Plattner 2007b, bes. 559 f. Hier sind besonders die Forschungen zu gut erhaltener Dekoration ganzer Baukörper bzw. Gebäude hervorzuheben: s. etwa Pfanner 1983; Thür 1989, 87 – 120; Brands – Heinrich 1991, bes. 600 – 606; Ganzert 1996, 149 – 162. 172 – 215. 215 – 223; Schörner 1997; Rohmann 1998, 8 – 38. 39 – 64. 65 – 88. 89 – 93. 94 – 104; Mattern 2001, 131 – 176. 177 – 204. 205 – 220; Heinrich 2002, 27 – 39. 46 – 58; Pensabene 2004; Barresi 2004; Demma 2004, bes. 245 – 250. 250 f.; Köster 2004, 5 – 15. 15 – 31. 33 – 42. 42 – 49. 65 – 77. 85 – 98. 122 – 132; Baier 2006. Hinzuweisen ist auch auf die von J. Lipps durchgeführte Analyse der Baudekoration der Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum, die sich ebenfalls in Druckvorbereitung befindet. Vgl. zuletzt Lipps 2007. Als Ausnahmen können Untersuchungen der späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahre des 20. Jhs. angeführt werden, die allerdings nicht konsequent weiter verfolgt oder zu einem synoptischen Bild gebracht wurden, so etwa Strong 1968; Lauter Bufe 1972; v. Sydow 1974; v. Sydow 1977a; v. Sydow 1977b; De Maria 1981. Schörner 1995, 17: »Wahl des griechischen Bautypus und der griechischen Dekorationsform dürften in den meisten Fällen Hand in Hand gegangen sein. […] Auch architektonischer Ort und Baukontext sprechen also für den rein griechischen Ursprung des Rankenfrieses als Teil der Architekturdekoration in Stein, die im Rahmen der endgültigen Hellenisierung Italiens adaptiert wird.« (Hervorhebung Verf.). In einer emblematischen Auswahl sei auf die folgenden Arbeiten verwiesen: Coarelli 1970/1971, bes. 260 – 265; die verschiedenen Beiträge in Zanker 1976a; Veyne 1979; Torelli 1988, bes. 36 – 42; Coarelli 1990a, bes. 159 – 162. 177 – 181. 181 – 188; Coarelli 1990b, bes. 637 – 670; Gruen 1992, 131 – 182. 223 – 271; Hölscher 1994 sowie der Überblick bei Curti – Dench – Patterson 1996, 171 f. 181 – 185 mit älterer Lit. und Zanker 1997, 11 f. 15 –41. Kritisch hingegen Flaig 1999, bes. 81 – 84. 92 – 99. 109 – 111 sowie jüngst Stewart 2008, 12 – 18 und Wallace-Hadrill 2008, 7 – 32.
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ses wurden immer wieder die sog. neuattischen Werkstätten oder in einem allgemeineren Sinne wandernde griechische Ateliers gesehen, deren Umsetzung griechischer Vorlagen auf italischem Boden durch Nachahmung in die lokale dekorative Arbeit ausgestrahlt habe6. Einerseits glaubte man, einen solchen Prozess anhand der Wanderung von Einzelmotiven festmachen zu können, wobei die jeweilige stilistische Umsetzung dieser Motive sowie die verwendeten Steinsorten als Indikatoren für die Herkunft des ausführenden Handwerkers betrachtet wurden7. Zum anderen betonte man die Macht der Vorlagen, die, aus dem griechischen Kunstkreis der archaischen und klassischen Zeit übernommen, den römischen Dekorationsbetrieb ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. dominiert hätten8. Beide Phänomene zusammen ergaben als Bild konstanter kultureller Beeinflussung die oben angeführte ›Hellenisierung‹ der römisch-italischen Kultur. Dabei traten Fragen nach der lokalen Produktion, stilistischen Diversifikation und kleinräumigen Interdependenz von Einzelformen und syntaktischen Systemen in den Hintergrund. Bauornamentik wurde als äußeres Zeichen des übergeordneten Akkulturationsvorganges gesehen, nicht jedoch als spezifischer Ausdruck bestimmter, von soziokulturellen Faktoren geprägter Lebensräume und ihrer unterschiedlich starken Vernetzung. Diese einigermaßen abstrakte Definition lässt sich anhand des konkreten Falles architektonischer Rankenfriese verdeutlichen. Aufgrund des Fehlens außerstilistisch eindeutig datierter Bauwerke mit derartiger Dekoration vor caesarischer Zeit konzentrierte man sich bei der Erstellung typologischer Systeme in erster Linie auf den augusteischen Denkmälerbestand. Von diesem Materialkorpus ausgehend sollte in rückwärts gewandter Bewegung versucht werden, eine kontinuierliche Entwicklung der Rankenornamentik, beginnend mit hellenistischen Vorlagen, nachzuzeichnen. Folgerichtig wurden seit den grundlegenden Beiträgen von Th. Kraus9 und Ch. Börker10 die großen Rankengebilde der Ara Pacis entweder auf das Wirken pergamenischer oder griechisch-neuattischer Künstler zurückgeführt. In der umfangreichen Arbeit von G. Schörner 11 stützte sich die Formtypologie für voraugusteische Friese auf die Prämisse, dass das Rankenornament im Zuge der Hellenisierung Mittelitaliens durch griechische dekorative Arbeiten importiert worden sei. Als typologisches Hauptkriterium diente Schörner ein an den Friesen beobachtbarer Entwicklungsprozess der Akanthusformen12. Die Anwendbarkeit seiner Methode beginnt somit erst mit den großen Staatsdenkmälern augusteischer Zeit, in deren Gefolge diese Entwicklung einsetzte. Dennoch erfolgte die chronologisch abgestufte Ordnung der von G. Schörner aufgrund ihrer abweichenden Morphologie der voraugusteischen Zeit zugewiesenen Denkmälergruppe ebenfalls unter Voraussetzung einer derartigen geregelten formalen Evolution. Gerade die Herleitung von Formen und Motiven wurde dabei aus einem monokausalen Geschichtsmodell der Beeinflussung von West durch Ost heraus konstruiert. Da die dem Material inhärente Tendenz zur Uneinheitlichkeit sowie das Fehlen fest datierter Bauten mit Rankenornamentik für besagten Zeitraum ein lineares Ablesen von Entwicklungsprozessen verhindern, musste das Modell selbst die Erklärung für die Veränderung von Form und Stil bilden. Die hypothetische Verknüpfung des Neuattizismus mit der Produkti-
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s. etwa Börker 1965, 9 f.; Börker 1973, 308 f.; Rakob – Heilmeyer 1973, 23. 28 – 30; Zanker 1976b, 591 f. 598 – 605; Felletti Maj 1977, 31 – 33. 220 f.; v. Hesberg 1981, 238 – 245; Schörner 1995, 15 – 17. 40 – 46. 124 – 128. 135 f. 142; Dräger 1994, 15; Golda 1997, 68; Mathea-Förtsch 1999, 39 – 41. 42 f. 43. Kat. 126. Dagegen mit stichhaltigen Argumenten bereits Moss 1989, 206 – 219. So beispielhaft bei Börker 1965, 19 f. 205; Heilmeyer 1970, 35 – 36. 39 – 44. 177 – 179; Börker 1973, 288 – 292. 294 f. 308 – 316; Rakob – Heilmeyer 1973, 29 – 31. 36. 38 f.; v. Hesberg 1981, 228 – 238; Janon 1986, 23. 90; Grassinger 1991, 142 – 144; Schörner 1995, 9 – 17; Berges 1996, 81 – 83; Heinrich 2002, 14 – 17. s. nur Fuchs 1959, 147 f.; Heilmeyer 1970, 33 f. 59 f.; Börker 1973, 284 – 291. 295; Sauron 1979; Sauron 1981; Grassinger 1991, 110 – 138. 148 – 151; Touchette 1995; Golda 1997, 12 – 17. 69 f.; Fuchs 1999, 6 f. 52 – 58. 89 – 96. Kraus 1953, 64 – 68. 68 – 76. Kraus’ Einschätzung (noch einmal vertreten bei Kraus 1976, 461 – 464) stieß gleich nach Erscheinen auf weitgehende Zustimmung: vgl. nur Parlasca 1954; Strong 1954; Will 1954; Byvanck-Quarles van Ufford 1955, 47 – 50. 55 f.; Picard 1956 sowie Simon 1967, 12. Eine kritische Haltung gegenüber dem Ansatz, im Dekor der Ara Pacis ›Griechisches‹ von ›Römischem‹ zu unterscheiden, findet sich dem gegenüber bereits bei Rumpf 1956 – 1958. Börker 1973; Börker 1976, bes. 273 Abb. 10. 276 – 278. Die griechische ›Handschrift‹ an der Ara Pacis und die Abhängigkeit römisch-spätrepublikanischer Rankenfriese von neuattischer Dekoration wurden schon früher betont, so etwa von Charbonneaux 1948, 65 – 74; Toynbee 1955, 290. Vgl. danach u. a. Simon 1967, 8; Bianchi Bandinelli 1970, 192; Borbein 1975, 246 – 252; Coarelli – Sauron 1978, bes. 712 – 721; Kleiner 1978; Sauron 1979, bes. 199 f. 202 – 209; Sauron 1981; Sauron 1982; La Rocca 1983, 63; Sauron 1988; Sauron 1994, 485 – 500. 511 – 536; Sauron 2000, bes. 132 – 158. 195 – 220. Schörner 1995. Zur Methode s. Schörner 1995, 3 mit Anm. 35 f.
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on und Verbreitung von Architekturteilen im mittelitalischen Raum des 1. Jahrhunderts v. Chr. spielte dabei die eigentlich tragende Rolle. So schrieb Schörner: »Das Material zeigt, dass am Anfang des 1. Jhs. v. Chr. griechische Ateliers in Rom Reliefs mit Rankenornamentik hergestellt haben.«13 Auch im Suburbium und in den Landstädten Mittelitaliens hätten ab dem frühen 1. Jahrhundert v. Chr. griechische Handwerker gearbeitet, wenn auch in Details Rücksicht auf lokale Traditionen genommen worden sei. Diese Arbeiten seien wiederum von einheimischen Steinmetzen in minderer Qualität imitiert worden. Abgesehen von der Wanderung von Personal und Werkstätten habe der Ornamenttransfer über die einigermaßen eklektische Nachahmung von Motiven und syntaktischen Kombinationen an ›zeitgleichem‹ Marmorgerät funktioniert14. Wie bereits Ch. Börker15 strebte also auch G. Schörner eine wechselseitig etablierte Datierung von Bauornamentik und Werken anderer Kunstgattungen an, wobei Fragen nach Unterschieden in Format, technischer Ausführung oder Langlebigkeit von Ornamentformen unberücksichtigt bleiben. M. Mathea-Förtsch hingegen wies auf klare motivische Parallelen des römischen Rankendekors zu westkleinasiatischer Ornamentik des Hellenismus hin. Eine ›Erfindung‹ der von ihr vorrangig untersuchten Gattung der Rankenpfeiler im östlichen Mittelmeerraum schloss sie dennoch aus16. Stattdessen seien derartige Bauglieder erst ab frühaugusteischer Zeit in Rom selbst von »Werkstätten verschiedener Herkunft« 17 geschaffen worden. Trotz solcher gattungsspezifischer Feinheiten scheinen die direkten Vorlagen für das motivische Repertoire und die syntaktischen Kombinationen, aus denen sich die Rankenornamentik an römischen Denkmälern der späten Republik und frühen Principatszeit speiste, aus der westkleinasiatischen Region gekommen zu sein18. Eine entsprechende Tradition für die klassische Kunst Attikas und damit eine motivische Bezugsmenge für die sog. neuattischen Werkstätten kann jedenfalls nicht nachgewiesen werden 19. Größeres Interesse als das Problem der Vorlagen, das Thema einer weiteren in Vorbereitung befindlichen Studie ist20, verdient in unserem Zusammenhang jedoch die Frage nach den Produktionsumständen für architektonische Rankenfriese im Mittelitalien des 1. Jahrhunderts v. Chr. In einer seiner weiteren Bedeutungen bezeichnet der Begriff ›Neuattizismus‹ nämlich ausdrücklich die Beteiligung griechischer oder spezifisch attischer Künstler oder Handwerker, etwa an einem konkreten Bauprojekt. In dieselbe Kerbe schlägt darüber hinaus das Modell der ›Hellenisierung‹. Doch wie lässt sich eine solche Beteiligung in 13 14 15 16 17 18
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Schörner 1995, 16. Schörner 1995, 16. Börker 1973, bes. 283 – 294. 296 – 300. 302 – 304. 305 – 317. Mathea-Förtsch 1999, 28 – 39. Mathea-Förtsch 1999, 43; vgl. Cohon 2004. Zeus Sosipolis-Tempel in Magnesia am Mäander (221 – 180 v. Chr.): Rumscheid 1994a, 25 – 28. 198 f. 203 f. 206 f. 211 f.; Rumscheid 1994b, 40 Nr. 141 Taf. 88, 4; Gymnasion von Samos: Rumscheid 1994a, 75 f. 84 f.; Rumscheid 1994b, 81 Nr. 335 Taf. 178, 6; Villa von Kastro Tigani auf Samos (Mitte 2. Jh. v. Chr.): Rumscheid 1994a, 121 f. 291 f. 321 f.; Rumscheid 1994b, 25 Nr. 18 Taf. 54, 5 – 7; sog. Smintheion von Chryse (Gülpınar, 3. Viertel 2. Jh. v. Chr.): Rumscheid 1994b, 9 f. Nr. 31 mit Lit. und Taf. 19, 1 – 3; Rumscheid 1995, 41 Abb. 8 Taf. 6, 1; 7, 1; 17, 1 – 3; Gruppe der älteren Rankenkapitelle aus dem Sekos des Apollo-Tempels von Didyma (215 – 180 v. Chr): Rumscheid 1994b, 10 – 13 Nr. 32 bes. 12 f. Taf. 26 – 29; vgl. Voigtländer 1975, 102 – 120 bes. 117. Auch die von Schörner 1995, 9 – 12 mit Anm. 85 – 126 als Evidenz für ›griechische‹ Beeinflussung durch ›neuattische‹ Werkstätten angeführten Vergleichsbeispiele stammen beinahe ausschließlich aus der westkleinasiatischen Architektur des 3. – 2. Jhs. v. Chr. Die für einen Rankenfries der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. als »gleichzeitige […] griechische […] Vorbilder« (Schörner 1995, 11) bezeichneten Rankenkapitelle der Kleinen Propyläen von Eleusis (s. u. Anm. 20) sind aufgrund der inschriftlich gesicherten Datierung des Bauwerks in jedem Fall jünger. Eine Beeinflussung älterer Monumente durch jüngere Formen ist gemäß den basalen Gesetzen der Logik unmöglich, weshalb die Kapitelle der Kleinen Propyläen als Vergleichsbeispiele ausscheiden müssen. Für das klassische Attika charakteristisch sind die sog. Kaulisranken mit nichtvegetabil ausgeführten Helices als Nebeneinrollungen und solitären Blütenmotiven an Nebensprößlingen, in ihrem frühen Stadium fassbar an den Parthenonakroteren: s. Gropengiesser 1961, 2 – 17 Taf. 6 – 10 und in der Erechtheionornamentik: s. Schädler 1990, 367 Abb. 3; 368 Abb. 4; 373 Abb. 9; Korres 2002, 383 Kat. 254a. Zur Verbreitung des Motivs in der attischen Stelenornamentik ab dem 5. Jh. v. Chr. s. etwa Möbius 1929, Taf. 13 b. 21. 22 b; Kaltsas 2002, 201 Kat. 400; 207 Kat. 421. Für weitere griechische Beispiele s. Schede 1909, 44 – 59 Taf. 5. 6 sowie v. Graeve 1970, 41 Taf. 16, 2. Trotz gegenteiliger Argumentation wird die beschriebene Charakteristik der attischen Ranken auch bei Sauron 1979, bes. 227 Abb. 29. 30; 231 Abb. 37; 233 Abb. 40 deutlich. Helix-Blütenranken mit vollständig vegetabilisierten Nebeneinrollungen begegnen in Attika erst ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr., das früheste Beispiel an den Kapitellen der von einem Römer gestifteten Kleinen Propyläen von Eleusis: vgl. v. Hesberg 1994, 135 f. und Sauron 2001 mit älterer Lit. sowie zuletzt Ridgway 2002, 4 – 7. s. Maschek (in Vorbereitung).
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der materiellen Evidenz fassen? Der oft angewandte Schluss über die verwendete Marmorsorte ist methodisch problematisch, da die Provenienz eines Steins nicht zwingend mit der Provenienz seines Bearbeiters übereinstimmen muss21. Auch fehlen für den fraglichen Zeitraum literarische wie epigraphische Evidenzen über die Organisation von Werkstätten oder Ateliers. Die Übersiedlung sog. neuattischer Ateliers nach Rom schließlich ist keineswegs eine historisch belegte Tatsache, sondern beruht auf einer petitio principii, die zu einer Reihe unbeweisbarer historischer Modelle geführt hat22. Überprüfen lässt sich hingegen die technische Ausführung architektonischer Rankenfriese einerseits, sog. neuattischer dekorativer Marmorarbeiten andererseits. Der Vergleich ist vor allem deshalb zulässig, weil immer wieder eine direkte gattungs- und personalübergreifende Verbindung zwischen den beiden Genres postuliert wurde23. Schon eine kurze Zusammenschau macht deutlich, dass architektonische Rankenfriese sich in allen wesentlichen Punkten von den für das dekorative Marmorgerät des 1. Jahrhunderts v. Chr. aufgestellten Produktionscharakteristika unterscheiden. So gibt es keine Typenserien wie etwa in der Kandelaber- und Kraterproduktion24, und auch die technische Fertigung, gerade in Bezug auf den Differenzierungsgrad der Werkzeugverwendung, ist grundlegend verschieden. Diese Evidenz lässt eine prädominante Stellung griechischer – oder gar ›neuattischer‹ – Werkstätten in der römischen Architekturdekoration des 1. Jahrhunderts v. Chr. höchst zweifelhaft erscheinen. Forschungen zur Bildhauerpraxis und -technik in der griechischen und römischen Antike haben gezeigt, dass der Stil eines Bildwerks in hohem Maße von spezifischen Konventionen der Werkzeugverwendung, also technischen Aspekten, geprägt wird25. Die auf den Oberflächen der Monumente beobachtbaren Werkzeugspuren erlauben bei genauer Überprüfung Rückschlüsse auf die Handwerkstradition, in welcher der jeweilige Steinmetz seine Ausbildung erfuhr. Sie ermöglichen es außerdem, Aussagen über die Arbeitsorganisation und das Tempo des Arbeitsprozesses zu treffen. Die beispielhafte Analyse eines Einzelmonuments kann dabei helfen, unter derartigen methodischen Prämissen ein differenziertes historisches Produktions- und Interpretationsmodell für Architekturdekoration im stadtrömischen Suburbium der ausgehenden Republik zu etablieren26. Die Verbindung von »neuattischem Figurenrepertoire«27 mit architektonischer Rankenornamentik des 1. Jahrhunderts v. Chr. begegnet im mittelitalischen Raum nur in einem Fall, nämlich am sog. Tänzerinnenmonument von der Via Prenestina28. Seine Datierung in die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts 21 22
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So schon Blanck 1969, 182 sowie mit zwingender Argumentation Moss 1989, 131 – 137. 206 – 215. 223 – 228. Zu dieser postulierten Wanderung s. Strong 1963, 78 – 80 (mit Einschränkungen); Börker 1965, 19 f.; Borbein 1968, 24. 198 f.; Heilmeyer 1970, 33 – 36; Rakob – Heilmeyer 1973, 19. 23. 27 – 30. Als historischer Auslöser für die ›Übersiedlung‹ spezifisch attischer Werkstätten wurde wiederholt die Plünderung Athens durch Sulla ins Treffen geführt, vgl. vor allem Fuchs 1959, 4. 171. 175 f. (»Epochentrennung«). Dagegen mit philologischer Beweisführung bes. Coarelli 1968, 325 – 350. Zur kritischen Revision der ›Sullanischen Katastrophe‹ unter Berücksichtigung der materiellen archäologischen Zeugnisse s. Hoff 1997 sowie Rotroff 1997, bes. 100 – 106. So etwa bei Börker 1973; Cain – Dräger 1994, 817; Schörner 1995, 10 f. 13. 16; Ridgway 2002, 270 f. Vgl. Serien von Altären: Dräger 1994, 52 mit Anm. 240; Serien von Kandelabern: Cain 1985, 5 f. 12. 21 f. 26 – 72 Taf. 8 – 17. s. dazu vor allem Boschung – Pfanner 1988; Rockwell 1990a; Rockwell 1990b; Rockwell 1993, 80. 103 f. 129 f. 133 f. 178 – 186. 250 – 253; Berges 1996, 25 – 31; Conlin 1997, 27 – 37. 57 – 63; Nolte 2006, 1 – 7. 138 – 152. 153 – 166. In methodischer Hinsicht prämissenhaft für diesen Ansatz kann die in kulturgeschichtlicher Hinsicht generell differenzierte Bewertung der römisch-spätrepublikanischen Kunst gelten, wie sie in grundlegenden Arbeiten der letzten Jahrzehnte entwickelt wurde: vgl., mit unterschiedlichen Schwerpunkten, u. a. Coarelli 1968; Coarelli 1970/1971; Coarelli 1976; Zanker 1976b; Coarelli 1977; v. Hesberg 1980a; v. Hesberg 1980b, bes. 162 – 176; Smith 1981, bes. 33 – 38; Gruen 1984, bes. 1 – 8. 250 – 272; Cain 1985, 6 – 22. 140 – 142. 143 – 148; Hölscher 1987; Hölscher 1988, 351 – 363; Coarelli 1990a; Grassinger 1991, bes. 142 – 153; Gruen 1992, bes. 84 – 130; Dräger 1994, bes. 11 – 16. 68 – 73; Hölscher 1994; Gazda 1995; Henrichs 1995; Coarelli 1996, bes. 15 – 84; Galinsky 1996, bes. 332 – 375; Fullerton 1997; Zanker 1997, 15 – 41; Fullerton 1998; Stevenson 1998, bes. 57 – 52; Vorster 1998, 12 – 15. 53 – 60; Zevi 1998, bes. 153 – 182; Fuchs 1999; Fullerton 2000, bes. 150 – 158; Torelli 1999, bes. 1 – 13; Tanner 2000; Ridgway 2002, bes. 216 – 236. 269 f.; Zevi 2003; Grüner 2004, bes. 24 – 37; Torelli 2006, bes. 86 – 99; Welch 2006. Begriffskritisch zur sog. neuattischen Kunst s. Borbein 1976, 529 Anm. 102; 531 – 533; Hölscher 1987, 37 f. Anm. 132; Cain 1985, 2 f. 140 – 142. 146 – 148; Grassinger 1991, 140 f.; Cain – Dräger 1994; Dräger 1994, 69 – 70; Cain 1995; Fullerton 1998, bes. 96 f.; Heinrich 2002, 14 f. Anm. 23; Maschek 2006, 25 – 95; Flashar 2007, 369 f. Autopsie und photographische Dokumentation der im Jahre 2004 in der Aula Grande des Museo Nazionale delle Terme gelagerten Reliefplatten wurden dankenswerterweise von der Soprintendenza Archeologica di Roma (A. Mura-Sommella) ermöglicht. Weitere Untersuchungen an den im Zuge der Ausstellung »In scaena« wieder in ihrer korrekten Aufstellung arrangierten Platten konnten im Herbst 2007 durchgeführt werden; vgl. Savarese 2007, 100 f. Zum Monument s. grundlegend Froning 1981, 125 – 131; Bonanome 1985, 297 – 305 Nr. VI 14; Dräger 1994, 235 f.; Flashar 2007, 346. 369. 420 mit älterer Lit. Zum Rankenfries s. außerdem Schörner 1995, 10 mit Anm. 106.
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gilt als allgemein akzeptiert29. In der Folge soll aufgrund der Untersuchung von Bearbeitungsspuren eine Skizzierung des Arbeitsprozesses an diesem Denkmal erfolgen, die, in den Kontext chronologisch wie stilistisch benachbarter Vergleichsbeispiele eingereiht, erste Ausblicke auf eine grundsätzliche Neubewertung der Produktionsbedingungen für mittelitalische Rankenornamentik an Bauten des 1. Jahrhunderts v. Chr. ermöglichen wird. Das Rundmonument von der Via Prenestina (Abb. 1) wurde im Jahr 1908 entdeckt und in einem knapp gehaltenen Fundbericht von D. Vaglieri vorgestellt30. Ein zweiter Beitrag von E. Loewy war bereits gleich nach 2 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Auffindung der stilistischen Einordnung und Prenestina, Akanthuskelch auf Platte 3 kunsthistorischen Bewertung des Monuments 31 gewidmet . Erhalten sind sieben marmorne Verkleidungsplatten eines Rundbaus, deren maximale Höhe 1,78 m beträgt32. Die Breite der Platten misst im Durchschnitt 0,55 m. Der originale Umfang der durch die Platten gebildeten Verkleidung betrug 5,125 m, der Durchmesser damit 1,63 m. Zur Marmorsorte liegt einzig die auf optischer Analyse beruhende Bemerkung D. Bonanomes »marmo bianco, forse pentelico«33 vor, die sich bei Autopsie an abgeplatzten Stellen an den Stoßflächen bestätigen, jedoch mangels naturwissenschaftlicher Untersuchungen nicht konkretisieren ließ. Platte 134 zeigt eine nach rechts schreitende, ihren Kopf nach links zurückwendende Frauengestalt (F1) in Peplos und Himation. Das Gewand der Figur ist am linken Fußteil durch die Stoßfuge beschnitten. Seine Fortsetzung ist auf der nicht erhaltenen achten Platte anzunehmen. In gleicher Weise ist der Zipfel des in der linken Hand der Figur F1 gerafften Himationbausches auf der nach rechts hin anschließenden Platte 2 wiedergegeben, während der über die Schulter von Figur F2 nach links wehende Bausch, an den linken Arm von Figur F1 stoßend, auf Platte 1 ausgeführt wurde. Der mit einem Tuch bedeckte Kopf von Figur F135 überschneidet sich mit der oberen Abschlussleiste des Relieffeldes. Der Reliefgrund wurde rund um den Kopf mit dem Zahneisen36 geglättet, entlang der Stoßfuge zu Platte 2 und 8 ist diese Glättung mit gröberem Instrumentarium, wohl einem kleinen Spitzhammer37, ausgeführt. Spuren eines Flachmeißels im
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s. vor allem Kraus 1953, 37 f.: um 40 v. Chr.; Kähler 1966, 31, Mitte 1. Jh. v. Chr.; Froning 1981, 127 – 129: Mitte 1. Jh. v. Chr.; Bonanome 1985, 302: 50 v. Chr.; Dräger 1994, 238: Mitte 1. Jh. v. Chr.; Flashar 2007, 346. 369: »um 50 v. Chr. oder unwesentlich später«. Statistische Untersuchungen des Verf. unterstützen diese communis opinio mit einer deutlichen Tendenz hin zur Jahrhundertmitte, s. Maschek 2006, 106. 108. 111 und Maschek (in Vorbereitung). Vaglieri 1908, 353 – 355. Loewy 1905. Die Aussage von H. v. Steuben in: Helbig III 4(Tübingen 1969) 49 Nr. 2148, der zufolge das Monument im Originalzustand 10 Platten umfasst habe (undifferenziert übernommen von Luzón 1978, 280), kann alleine durch die Betrachtung der mit den korrekten Anschlüssen wieder aufgestellten Platten sofort als unbegründet zurückgewiesen werden. Zur Zusammenstellung der Reliefplatten in der korrekten Abfolge s. Loewy 1908, 446 Abb. 1; 447 Abb. 2; 448 Abb. 3; 449 Abb. 4; 450 Abb. 5; 451 Abb. 6; 452 Abb. 7 sowie die zeichnerische Rekonstruktion Loewy 1908, 454. Die Ansprache der einzelnen Platten im vorliegenden Beitrag folgt der von Loewy 1908, 454 vorgenommenen Nummerierung. Die Beschreibung von Bewegungsrichtungen, Ornamentverlauf und technischen Befunden geht in der Folge immer vom Betrachter aus. Die Ansprache von Extremitäten erfolgt hingegen ausgehend von der jeweiligen Figur. Bonanome 1985, 297. Vgl. Bonanome 1985, 300. Zu diesem Tuch vgl. die Figur der ›Doris‹ auf dem Relief mit Seethiasos in der Münchner Glyptothek, Kähler 1966, 32 Taf. 14, 1. 2 sowie die Frühlingshore bei Rauch 1999, Beil. 2. 8; s. auch Froning 1983, 131 Anm. 22 – 27 und Flashar 2007, 371 f. Vgl. Conlin 1997, Abb. 87. 88. 92. 227 – 229. s. Rockwell 1993, 40. 257 Abb. 5; Bruto – Vannicola 1990, 302 Abb. 19; 303 Abb. 21; 304 Abb. 22; vgl. Blümel 1927, Taf. 1 f.; Bessac 1986, 15 Abb. 2; 16 Abb. 3; 19 Abb. 4; 36 Abb. 8; 37 Abb. 9.
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Rest der Fläche zeigen, dass die grundlegende Festlegung der Hintergrundebene mittels dieses Werkzeugs vorgenommen wurde. Vor allem im Bereich beider Schultern und des Kopfes von Figur F1 ist ein schmaler, leicht in den Reliefgrund eingreifender Streifen zu beobachten, der nach dem Erreichen des Grundes abgearbeitet worden sein muss38. In der Gestaltung der Gewand- und Hauptpartien (Abb. 7. 9) sind Spuren eines konventionellen sowie eines mit abgerundeter Schneide versehenen Flacheisens39 sichtbar. Für die Frisur wurde möglicherweise ein kleineres Spitzeisen40, aufgrund der kerbenförmigen 3 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Spuren jedoch wahrscheinlicher die Kante 41 Prenestina, Kopf F1, Detail des Flacheisens verwendet . Die Hautpartien des Gesichtsbereichs (Abb. 3) wurden ebenfalls mit dem Flacheisen modelliert und nur sparsam mit einer groben Raspel überarbeitet42. Die leicht geöffneten Lippen sind durch eine Bohrrille getrennt43. Die Rankenzone von Platte 1 (Abb. 12) weist ein Spezifikum auf, das sonst nur auf der rechten Seite von Platte 7 begegnet: Der oberen Abschlussleiste des Figurenfrieses ist direkt eine zweite schmale, gekehlte Leiste aufgesetzt. Im Anschluss an Platte 2 und vor allem in Bezug auf das Standniveau des Akanthuskelchs auf Platte 3 ergaben sich jedoch während der Ausarbeitung aufgrund dieser gedoppelten Leistenführung, die, wie der Befund lehrt, vom Akanthuskelch auf Platte 7 ausgehend konzipiert worden war, offenbar Probleme: Die untere, dicke Leiste wurde bis an die Kontaktzone mit dem Kopf von Figur F2 weitergeführt, sodass kein Anschlusskonflikt mit Platte 1 entstehen konnte. Direkt über dem Kopf der Figur jedoch änderte man das auf Platte 7 (rechts) bis Platte 1 entworfene Konzept, arbeitete die obere, schmale Leiste nicht mehr aus, sondern führte die untere in leicht aufsteigender Schräge bis an den Akanthuskelch auf Platte 3. Auf diese Weise glich man sich an die Unterkante der von Platte 3 bis Platte 7 (links) in Niveau und Gestaltung einheitlichen Trennleiste an. Die obere Frieszone von Platte 1 zeigt einen Abschnitt einer rechtsläufigen, sinusförmig schwingenden Ranke mit deutlich kannelierten Stämmen, die sich zu den Hüllblättern hin leicht verdicken. Aus den aufgespreizt im Profil gezeigten Brakteen entspringt außer dem Hauptstamm jeweils ein Nebenstamm, der sich gegen die Laufrichtung des Hauptstammes einrollt. Der linke Nebenstamm trägt eine akanthisierte Blüte vom Typus Rumscheid E144, der rechte eine Mohnkapsel. Aus der Braktee des rechten Hauptstammes wächst außerdem ein spiralförmig ausgebildeter Zwickelsprössling. Der linke Abschnitt der Ranke überdeckt die dünne Leiste über der eigentlichen Abschlussleiste des Figurenfrieses. Es ist also davon auszugehen, dass die schmale, gekehlte Leiste in diesem Abschnitt gemeinsam mit der Ranke konzipiert worden war. Auf Platte 245 begegnet eine sich nach rechts bewegende Frauengestalt (F2) in Peplos und Himation. Das über ihre linke Schulter wehende Gewand ist an der linken Stoßfuge beschnitten. An der rechten Stoßfuge ist der Himationsaum von F3 ausgearbeitet. Der Kopf von F2 stößt an die Abschlussleiste der Figurenfrieszo38
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Dazu vgl. Conlin 1997, Abb. 85 (Ara Pacis, Rex Sacrorum); Abb. 86 (Frontispizio-Relief); Abb. 87 (Frontispizio-Relief); Abb. 88 (Rabirius-Relief); vgl. auch die Beobachtungen bei Froning 1981, 130 mit Anm. 20. Vgl. La Rocca 1983, 78 Abb. 4. 113 sowie Palagia 2006, 246 Abb. 78 n–p. Vgl. Bruto – Vannicola 1990, 298 Abb. 12 – 13 sowie Palagia 2006, 246 Abb. 78 d. q. Vgl. La Rocca 1983, 78 Abb. 3; 81 Abb. 9; Bessac 1986, 124 Abb. 29. Vgl. La Rocca 1983, 81 Abb. 9; 82 Abb. 10 – 11. Zur Verwendung des Bohrers an römischen republikanischen Grabreliefs vgl. Conlin 1997, 97: »[…] the drill was used to accentuate the major drapery channels after they had been shaped with the chisel, to outline major folds, and to accentuate the crease between the lips.« s. Rumscheid 1994b, Beil. B. Vgl. Bonanome 1985, 300.
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ne. Der Reliefgrund ist flächig mit dem Zahneisen geglättet, nur am linken oberen und unteren Rand sowie abschnittsweise entlang der rechten Stoßfuge scheint, nach der Flachmeißelarbeit, ein Spitzhammer Anwendung gefunden zu haben. Diese Spuren decken sich mit dem Befund von Platte 1, woraus man ableiten kann, dass die abschließende gleichmäßige Abarbeitung des Reliefgrundes vor letztendlicher Modellierung der Figuren an den bereits versetzten Platten erfolgte. Die großzügig angelegten Faltenbögen von F2 sind zügig mit dem Flacheisen herausgearbeitet, teilweise wurde auch ein Werkzeug mit abgerundeter Schneide verwendet. Die Hautpartien sind ebenfalls mit dem Flacheisen ausgeführt und nur an wenigen Stellen im Gesichtsbereich mit der groben Raspel überarbeitet. Die Frisur wurde besonders im Schläfen- und Hinterhauptsbereich mit der Kante des Flacheisens skulptiert (Abb. 14). Die Öffnung des Mundes ist wie bei F1 durch eine Bohrung angegeben. Über der bereits oben eingehend beschriebenen, unregelmäßig verlaufenden Trennleiste ist die Verschlingung der von Platte 1 fortgesetzten, rechtsläufigen Ranke mit einem aus dem Akanthuskelch von Platte 3 entspringenden, linksläufigen Hauptstamm dargestellt. 4 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument Der Kontakt zwischen den beiden unterschiedlich bevon der Via Prenestina, Kopf F3, Detail wegten Stämmen wird durch eine unkonventionelle Variante gelöst, in der sich zwei aus den Endbrakteen entspringende und florale Motive (eines davon, wie auf Platte 1, eine Blüte vom Typus Rumscheid E1) tragende Schösslinge überkreuzen. Der rechte Hauptstamm weist zudem einen Nebenstamm mit spitzgezackter, sechsblättriger Blüte und Nebenschössling sowie einen verschlungenen, an die untere Leiste stoßenden Zwickelsprössling auf. Zur rechten Stoßfuge hin schließt ein weiterer Nebenstamm mit vierblättriger Blüte an. Die Gestaltung der Brakteen sowie des Rankenstammes stimmt vollkommen mit den bereits für Platte 1 beschriebenen Merkmalen überein. Auf Platte 346 ist eine nach rechts bewegte Frauengestalt (F3) im übergürteten Peplos mit hinter dem Kopf gebauschtem, an rechter und linker Stoßfuge beschnittenem Himation dargestellt. Der Reliefgrund ist rund um die Figur mit dem Zahneisen geglättet, in der linken oberen Ecke sowie im unteren Abschnitt an der linken Stoßfuge wurde, korrespondierend mit den Spuren auf Platte 2, der kleine Spitzhammer benutzt. Der Rest der Hintergrundfläche erfuhr seine Glättung mit dem Flachmeißel. Der über dem vorgestellten Fuß gebauschte Saum des Peplos (sanguisuga-Falte47) ist mit einem schmalen, etwas tiefer ausgearbeiteten Randschlag versehen (wie auch bei F2), der ebenfalls an der Oberschenkelpartie beobachtbar ist und das Figurvolumen gegen den Reliefgrund absetzt. Hierbei könnte es sich, wie bereits bei F1 und F2 beobachtet, um die finale Abarbeitungsspur eines während der Glättung des Grundes noch in Bosse belassenen Randstreifens handeln. An den Hautpartien der Arme sind Spuren eines Flachmeißels ohne darüber hinaus gehende Glättung zu verzeichnen. Die ausladenden Faltenbahnen des Himations und des Peplos wurden mit einem Flacheisen mit abgerundeter Schneide angelegt und im Anschluss nicht weiter differenziert. In der Fältelung von Kolpos und Apoptygma und der über linkem Ober- und Unterschenkel straff anliegenden Peplospartie ist hingegen eine höhere Dichte seicht ausgeführter Einzelschläge eines abgerundeten Flacheisens, teilweise zur Erzeugung einer gewissen plastischen Tiefe durch schräge Führung des Werkzeuges verstärkt, zu beobachten. Diese Oberflächenabschnitte der Figur wurden also offenbar intensiver behandelt als der Rest des 46 47
Vgl. Bonanome 1985, 301. Gemäß der Terminologie bei Ridgway 1981, xviii etwa mit Abb. 70.
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Gewandes, wobei jedoch kein Unterschied im verwendeten Werkzeug, sondern nur in dessen Einsatzweise zu beobachten ist. Einzig die in Form eines Heraklesknotens geschlossene Gürtung des Peplos und wohl auch die Andeutung des Bauchnabels wurden mit einem kleineren Flacheisen auf Kante im Detail konturiert. Dasselbe Werkzeug kam auch im Bereich der Augenbrauen und -lider48 zum Einsatz (Abb. 4). Im Bereich des Tränensees ist eine punktuelle runde Bohrstelle zu erkennen. Die aus breiten, gegeneinander durch tief geschlagene Kehlen abgesetzten und intern gegliederten Strähnen bestehende Frisur wurde ebenfalls mit der Kante des Flacheisens modelliert. Die Hautpartien des Gesichts wurden mit dem Flacheisen angelegt und stellenweise mit einer Raspel überarbeitet. Wie bei F1 und F2 wurde der Zwischenraum zwischen den Lippen durch eine schmale Bohrung geöffnet. Im rechten Mundwinkel ist der Ansatzpunkt des Bohrers in Form einer runden Vertiefung gut sichtbar. In der Rankenfrieszone über F3 erhebt sich ein dreiteiliger Akanthuskelch49 (Abb. 2), aus dem die Ranken in beide Richtungen entspringen. Das en face gezeigte Mittelblatt des Kelchs ist aus der zentralen Achse der Reliefplatte nach links versetzt. Seine Binnengestaltung mit den tief geschnittenen Blattbuchten und den zwei übereinander gestellten Ösen50 (die untere tropfenförmig, die obere dreieckig) gleicht jener des links anschließenden, im Profil gezeigten Hüllblattes, wobei auch hier die untere Öse als Dreieck angegeben ist 51. Beide Blätter entsprechen dem von A. Roth-Congès definierten symmetrischen Aufbau 52, der von ihr in Rom und Mittelitalien prädominant an datierten Monumenten der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis in die frühe Zeit des Principats festgestellt werden konnte53. Die, analog zu Platte 2, als Resultat einer Entwurfsänderung nur grob angelegte, schmale Fußleiste stößt blind an das linke Hüllblatt und setzt sich neben dem rechten Hüllblatt nicht fort. Der hinter Mittelblatt und linkem Hüllblatt emporwachsende Rankenstamm ist auch zwischen den beiden Blättern in voller Dicke plastisch herausmodelliert, die Blätter überdecken einander in ihrem unteren Abschnitt. Das rechte Hüllblatt54 hingegen erweist sich nicht nur als vom Mittelblatt abgesetzt, sondern auch in seiner Binnenkonturierung deutlich verschieden. Anstelle der übereinandergestellten Kombination aus tropfenförmigen und dreieckigen Ösen umschließen die Blattzacken in diesem Fall jeweils nur eine einzelne tropfenförmige Öse. Der nach rechts ablaufende, im Ansatz auffallend schlank skulptierte Rankenstamm setzt überdies erst dort an, wo sich der Raum zwischen Mittelblatt und rechtem Hüllblatt weitet. Dieser Gesamtbefund zeigt deutlich, dass der dreiteilige Akanthuskelch zwei unterschiedlichen Arbeitsgruppen zuzuschreiben ist. Mittelblatt und linkes Hüllblatt sowie der nach links ablaufende Rankenstamm wurden in einem Stück ausgearbeitet. Das rechte Hüllblatt und die nach rechts schwingende Ranke hingegen können in relativchronologischer Abfolge erst nach der groben Anlage der übrigen Kelchpartie ausgeführt worden sein, da der Bildhauer aufgrund der bereits rund um das Mittelblatt erfolgten Abarbeitungen der Steinsubstanz zu diesem keine organische Verbindung mehr herstellen konnte. Entwurf und Formgebung des Rankenfrieses sind in diesem Abschnitt also folgendermaßen vorzustellen: In einem ersten Arbeitsschritt wurden die Umrisse von Kopf- und Fußleiste gemeinsam mit dem Volumen des Akanthuskelchs grob ausgearbeitet. 48 49
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Vgl. Conlin 1997, Abb. 188. 189. 208 (Ara Pacis, sog. Tiberius); 209 (Mattei-Relief, Detail). Die Ansprache der Blattdetails folgt der bei Rumscheid 1994b, Beil. A vorgeschlagenen Terminologie: Demnach wird das Akanthusblatt von einem ›Blattüberfall‹ bekrönt; die einzelnen ›Blattlappen‹ enden in ›Blattzacken‹; die ›Blattzacken‹ umschließen ihrerseits die ›Blattösen‹. Von der ›Mittelrippe‹ des Blattes entspringen die ›Blattlappen‹, von hier aus laufen auch die einzelnen ›Ösenhälse‹ zu den ›Ösen‹ hin. Vgl. nur das Pilasterkapitell aus der Basilica Iulia, Viscogliosi 1996, 122 Abb. 144; das Kapitell vom Tempel des Apollo Palatinus, Bauer 1969 sowie Viscogliosi 1996, 122 Abb. 145; die Pilasterkapitelle vom Divus Iulius-Tempel auf dem Forum Romanum, Viscogliosi 1996, 122 Abb. 146. 147; das Kapitelle des ›Actiumbogens‹ auf dem Forum Romanum, Roth-Congès 1983, 107 Abb. 3; das Lisenenkapitell aus der Cella des Apollotempels in Circo bei Viscogliosi 1996, 123 Abb. 148. Vgl. hierzu das Kapitell vom Fortuna Augusta-Tempel in Pompeji, Viscogliosi 1996, 124 Abb. 150 und das Kapitell vom Grabrelief der Servilii bei Sinn 1991, 148 Abb. 14 sowie die Bearbeitungscharakteristika des Hinter- und Figurengrundes, die mit den Reliefs von der Via Prenestina auffallend übereinstimmen s. Sinn 1991, 148 Abb. 15 – 16; 149 Abb. 17 – 18, Datierung bei Sinn 1991, 29 f. frühaugusteisch, mit Lit. s. Roth-Congès 1983, 106 Abb. 2. s. Roth-Congès 1983, 106 – 108; vgl. Janon 1986, 23 f. Vgl. etwa die Pilasterkapitelle von einer Grabrotunde an der Via Appia, Viscogliosi 1996, 146 Abb. 173; v. Sydow 1977a, 278 Abb. 34. 35; 279 Abb. 36. 37; zu den Kapitellen der kannelierten Pilaster s. v. Sydow 1977a, 278 – 283, Datierung zwischen 30 und 20 v. Chr.; zu den Kapitellen der Arkadenpilaster s. v. Sydow 1977a, 283 f.
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Der exakt auf Anschluss gearbeitete Verlauf des Ornaments macht es wahrscheinlich, dass die Grundzüge der Rankenstämme an den bereits in ihrer endgültigen Position versetzten Platten von dem Akanthuskelch ausgehend in beide Richtungen mehr oder minder synchron angelegt wurden. Man darf wohl annehmen, dass der darunter befindliche Figurenfries von den Bildhauern noch in grober Bosse belassen wurde, um mögliche Beschädigungen im Zuge der Modellierung des Rankenornaments zu verhindern. Diese Vermutung wird durch den Befund der Platten 6 und 7 bestätigt, auf denen das zwischen den Köpfen der Figuren und der Trennleiste zum Rankenfries befindliche Steinmaterial nicht bis zum Reliefgrund abgetragen, sondern stehengelassen wurde. Dies beweist, dass die Verbindung zwischen 5 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Prenestina, Kopf F4, Detail Trennleiste und Figurenköpfen, zumindest bis zum Erreichen des Reliefgrundes im Rankenfries, bestehen blieb und erst im Zuge der Entfernung der Sicherheitsbossen rund um die einzelnen Figuren beseitigt wurde. Auf Platte 455 ist eine sich nach links bewegende Frauengestalt (F4) in ärmellosem Chiton dargestellt, die das in ihrer Linken geraffte Himation um Ober- und Unterkörper geschlungen trägt. In der linken oberen Ecke ist der Reliefgrund mit einem Zahneisen geglättet, was mit den Bearbeitungsspuren auf Platte 3 korrespondiert. Diese Glättung zieht sich entlang des linken Umrisskonturs von F4 bis zur Mitte ihres rechten Unterschenkels durch und begegnet großflächig auch im rechten Abschnitt des Friesfeldes. Die übrigen Bereiche sind mit dem Flacheisen geglättet und stellenweise mit dem kleinen Spitzhammer überarbeitet, so auch ein Streifen entlang der Stoßfuge zu Platte 5. An der linken Schulter von F4 ist die Spur einer abgearbeiteten Randbosse erkennbar. Auch zwischen den in auffallend flachem Relief auf den Hintergrund gebreiteten Haarlocken und dem Hinterkopfbereich wurde der Randkontur markant in den Reliefgrund eingetieft (Abb. 5). Die kreisförmige Vertiefung, die in breite Abarbeitungen entlang von Hals und Schultern übergeht, das deutlich reduzierte plastische Volumen des Haarbausches sowie die im Vergleich zu den anderen Figuren kleinere Dimensionierung des Kopfes lassen an eine Umarbeitung denken. Die Gestaltung der Gewandpartien von F4 ist flächig mit dem Flacheisen erfolgt, in den Bereichen der großen Faltenbahnen kam wiederum ein Werkzeug mit abgerundeter Schneide zum Einsatz. Um Bauch und Oberschenkelbereich wurde das Himation eng anliegend gearbeitet und mit der Angabe feinerer Falten versehen, die, wie auch bei F3, mithilfe eines seicht geführten, abgerundeten Flacheisens erfolgte. Diese abschnittsweise Überarbeitung und intensivere Gestaltung bestimmter Gewandpartien verbindet F3 und F4 ebenso wie die auch bei F4 zu beobachtende differenzierte Haargestaltung mit der Kante eines Flacheisens sowie die Ausführung der Augen- und Mundpartie. Spuren von Glättung mit einer groben Raspel sind stellenweise im Gesichtsbereich zu verzeichnen. In der Oberflächengestaltung der Arme kam außer dem Flachmeißel kein weiteres Werkzeug zum Einsatz (Abb. 10). In der Formgebung des Rankenfrieses, vor allem bei Brakteen- und Stammgestaltung, stimmen der rechte Abschnitt von Platte 3 und das gesamte Feld von Platte 4 überein. Der von Platte 3 kommende Hauptstamm wurde auf Anschluss fortgesetzt, und auch die zugehörige Nebeneinrollung, die eine wohl dreiblättrige Blüte trägt, ist auf beide Platten aufgeteilt. Der direkt über dem Kopf von F4 gezeigte Nebenstamm endet in einer Mohnkapsel; aus derselben Braktee entspringt ein nach rechts laufender Zwickelschössling mit einer dreizackigen, akanthisierten Blattrosette. Ein identischer Schössling bildet die erste Nebeneinrollung des nach rechts aus dem Akanthuskelch entspringenden Hauptstammes auf Platte 3. Aus der dritten Braktee schwingt 55
Vgl. Bonanome 1985, 301.
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ein dünner Schössling mit nicht klar benennbarer dreigliedriger Blüte gegen den Rankenverlauf nach oben. Auf Platte 556 bewegt sich eine mit übergürtetem Peplos bekleidete Tänzerin (F5) auf den Fußballen nach links. Mit ihrer Rechten hält sie einen Zipfel des hinter ihrem Kopf gebauschten Himations, das auch um ihren linken Arm geschlungen ist; die linke Hand umfasst das untere Ende des Mantels. In der Bearbeitung des Hintergrundes ist auf dieser Platte wieder zwischen dem Zahneisen, einem gröbere Spuren hinterlassenden, kleinen Spitzhammer und dem Flachmeißel zu unterscheiden. Die direkt die Figur umschließenden Abschnitte sind flächig mit dem Zahneisen geglättet. Spuren einer abgearbeiteten Randbosse finden sich vor allem im Bereich um den rechten Arm sowie an wenigen Stellen entlang der oberen Kante des Himationbausches. Die voluminösen Faltenbahnen des Mantels wurden mit einem Flacheisen mit abgerundeter Schneide gearbeitet. Dasselbe Werkzeug fand im Bereich über dem zurückgestellten linken Bein sowie der vor dem Körper herabhängenden Stoffbahn Verwendung. Die delikateren, eng anliegenden Gewandpartien über dem rechten Bein wurden 6 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonuebenfalls mit dem abgerundeten Flacheisen skulptiert, ment von der Via Prenestina, Kopf F5 allerdings mit einer erheblich größeren Intensität seicht geführter Schläge. Dieselbe Technik kam im Bereich von Apoptygma und Kolpos zum Einsatz (Abb. 8). Für die Gürtung in Form eines Heraklesknotens dürfte ein kleineres, auf Kante geführtes Flacheisen verwendet worden sein. Diese Merkmale einer mehrstufigen sorgfältigen Bearbeitung, die bereits bei F3 und F4 zu verzeichnen waren und im Gewand von F5 ihren Höhepunkt finden, sind auch in der Haar- und Gesichtsgestaltung dieser Figur feststellbar (Abb. 6). Das von einem Band gehaltene Haar wurde mit dem auf Kante geführten Flacheisen in feinen Strähnen modelliert, die im oberen Abschnitt der Kalotte, wie auch bei F3, von einer 7 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via nur grob gestalteten Oberfläche abgelöst Prenestina, Bearbeitungsspuren im Gewand von F1, Detail 57 werden . An einigen wenigen Stellen sind zwischen den Haarsträhnen Ansatzpunkte für Bohrungen zu erkennen, die zur Unterstützung der Meißelarbeit angebracht wurden. Die Augenbrauen und -lider erhielten ihre detaillierte Formgebung mithilfe eines 56 57
Vgl. Bonanome 1985, 303. In diesem bewussten Verzicht auf die konsequente Durchgestaltung der Köpfe und Frisuren ist ein weiterer Hinweis auf die ursprüngliche Unteransichtigkeit des Frieses zu erkennen. Als Argument für eine Unfertigkeit des Monuments kann sie aufgrund der im Gewand-, Gesichts- und Hintergrundbereich bis ins Detail erfolgten Arbeitsschritte nicht herangezogen werden. Zur Frisur von F5 vgl. Conlin 1997, Abb. 123. 124 (Antonia Maior, Ara Pacis); Abb. 128. 129 (Antonia Minor, Ara Pacis). Vor allem Letztere ist sehr gut vergleichbar, besonders in der Gestaltung der Augenpartie und des Mundes; hier fehlt allerdings nach Conlin 1997, 69 f. jeglicher Hinweis auf eine Verwendung des Bohrers, die Strähnen sind bloß mit der Kante des Flacheisens ausgeführt. Ebenso kamen die Unterschneidungen der Frisur von F5 im hinteren Wangenbereich zustande.
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Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Prenestina, Bearbeitungsspuren im Oberkörperbereich von F5, Detail
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Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Prenestina, Bearbeitungsspuren im Bereich der rechten Hand von F1, Detail
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Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Prenestina, Bearbeitungsspuren am linken Arm von F4, Detail
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auf Kante geführten, kleineren Flacheisens. Die Mundöffnung wurde durch eine seichte Bohrung erzielt; der leicht eingetiefte Ansatzpunkt des Werkzeuges ist im Mundwinkel zu erkennen. Im Bereich des Gesichts deuten Spuren einer groben Raspel auf eine finale Glättung hin. Die Hautpartien der Arme wurden mit dem Flachmeißel geglättet und nicht weiter überarbeitet. Der Rankenfries auf Platte 5 (Abb. 13) zeigt dieselben dünnen, gelängten Stammformen wie Platte 3 (rechts) und Platte 4. Auch die morphologischen Charakteristika der Brakteen stimmen überein. Über der erhobenen Hand von F5 ist der Kontakt zwischen rechts- und linksläufiger Ranke in Form eines Heraklesknotens gestaltet. Die miteinander verbundenen Schösslinge enden in dreiblättrigen Blüten. Im Gegensatz zu Platte 4, wo der zum Knoten ziehende Schössling aus einer Braktee des gleichmäßig proportionierten Hauptstammes entspringt, diesen also in logischer Fortsetzung verlängert, ist der Anschluss der linksläufigen Ranke auf Platte 5 in unkonventioneller Weise gelöst. Einem nach oben schwingenden Abschnitt des Hauptstammes, der kanonisch in einer Braktee endet, ist hier ein weiterer, extrem kleiner Stamm angesetzt, aus dessen Endbraktee sich der zum Knoten führende Schössling entwickelt. Dies ist das Resultat einer ungleichmäßigen Verteilung der einzelnen Rankenschwingungen über die gesamte Frieszone hinweg und muss als improvisierte Lösung der ausführenden Steinmetzen verstanden werden. Durch die kleine und gedrungene Form des letzten Stammabschnitts entstand schließlich die Notwendigkeit, den Freiraum ober- und unterhalb des Stammes mit zwei unorthodoxen Nebenschösslingen zu füllen, die ein traubenförmiges Gebilde bzw. eine vierblättrige Miniaturblüte tragen. Ein parallel zum rechten Hauptstamm geführter Nebenstamm endet in einem Efeublatt. Die Ranke stößt abschnittsweise an die untere Trennleiste und überlappt die gekehlte Zierleiste am oberen Rand des Friesfeldes, wie es auch auf den anderen Platten verzeichnet werden konnte. Abgesehen von der Einfügung des in widersinniger Weise verkleinerten Rankenstammes und der beiden Nebenschösslinge ergeben sich bezüglich des Anschlusses von
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Platte 4 an Platte 5 bei Ranken- wie Figurenfries weitere Ungereimtheiten: So wurde der Himationzipfel von F4 auf Platte 5 nicht, wie zu erwarten wäre, fortgesetzt, sondern noch auf Platte 4 zu einem, da der Stoßfuge folgenden, geraden Abschluss gebracht. Ein ähnlicher Hiat ist auch im Rankenverlauf ersichtlich. Auf Platte 4 fällt der nach rechts laufende Hauptstamm in sinusförmiger Schwingung nach unten hin ab, unter ihm ist jedoch durch Braktee und Efeublatt eine Einrollung eines Nebenstammes anzunehmen, die auf Platte 5 keine Entsprechung findet. Der sich dort zum Heraklesknoten ziehende dünne Schössling verlängert allerdings eindeutig die nach unten gerichtete Schwingung des Hauptstammes von Platte 4 58. Die direkt an der Stoßfuge ausgebrochene Partie ließe durchaus Raum für ein abruptes Ansteigen eines hier zu postulierenden, rückwärts eingerollten Nebenstammes. Es scheint also, gemessen an der grundsätzlichen formalen Geschlossenheit der Komposition, plausibel, auch für diese Unstimmigkeiten – Fehlen des Gewandzipfels, äußerst gedrängte Formgebung des Nebenstammes auf Platte 4, Proportionsprobleme des linksläufigen Stammes auf Platte 5 – eine Erklärung in Planung und Ausführung des Gesamtmonuments zu suchen. Bei der Plattenfolge 8 – 1 – 2 – 3 hatte man die Verschlingung der gegenläufigen Ranken auf Platte 2, also nur drei Schwingungen von dem Akanthuskelch auf Platte 3, jedoch mindestens fünf Schwingungen von dem auf Platte 7 entfernt, angesetzt (vgl. Abb. 1). Die Plattenfolge 3 – 4 – 5 – 6 – 7 hingegen weist mit der Verteilung von vier Schwingungen links gegenüber sieben Schwingungen rechts eine grundlegend verschiedene Proportionierung des Rankenschemas auf. All dies lässt deutlich werden, dass das Rankenornament vor allem der dekorativen Füllung der oberen Frieszone, keineswegs jedoch einer symmetrisch strikten Gliederung des Gesamtdenkmals dienen sollte, wie sie offensichtlich in der antithetischen Komposition des Figurenfrieses angestrebt worden war. Auf Platte 659 begegnet eine sich auf den Fußballen nach links bewegende, Kopf und Oberkörper nach rechts zurückwendende Tänzerin (F6), die mit Daumen und Zeigefinger ihrer linken Hand das Himation über dem vorgestreckten rechten Bein anhebt. Die vor der linken Schulter nach oben geführte rechte Hand umfasst den Saum des Mantels, der sich in einem ausladenden Bausch um die Hüften der Figur schlingt. Himation und Peplos sind abschnittsweise nicht klar gegeneinander differenziert. An der linken Stoßfuge ist an zwei Stellen der Mantelbausch von F5 ausgearbeitet, an der rechten Stoßfuge jener von F7. Der ursprünglich in exponiert hohem Relief gestaltete Rand des oberen Himationbausches von F5 ist weggebrochen. Die heute an dieser Stelle befindliche, buckelförmige Erhebung stellt also den Stegbereich hinter der Gewandpartie dar und war für den antiken Betrachter in dieser Form nicht sichtbar. Die Hintergrundfläche ist rund um Oberkörper und Kopf von F6 großflächig mit dem Zahneisen geglättet. Spuren eines Spitzhammers sind entlang des unteren Abschnitts der linken und entlang des oberen Bereichs der rechten Stoßfuge festzustellen. Der Großteil des Reliefgrundes wurde allerdings in der üblichen Weise nur mit dem Flacheisen geglättet. Eine abgearbeitete Randbosse ist entlang der rechten Schulterlinie, an der Oberkante des um die Hüfte schwingenden Himationbogens sowie entlang der linken Mantelpartie und des vorgestreckten rechten Beines zu erkennen. Die Falten des Himations wurden mit einem Flacheisen mit abgerundeter Schneide ausgeführt, das auch im unteren Abschnitt des Peplos und an der rechten Schulter zum Einsatz kam. Ansatzweise lassen sich hier auch seichte Schläge desselben Werkzeugs fassen. Die ausladenden Faltenbahnen der unteren Peplospartie wurden in großen Zügen mit einem konventionellen Flacheisen angelegt und nur stellenweise mit dem abgerundeten Meißel überarbeitet. Die Hautpartien des linken Unterarms und der erhobenen rechten Hand weisen, wie auch schon bei F3, F4 und F5 beobachtet, lediglich eine Flacheisenglättung auf. Im Gegensatz zu den letztgenannten Figuren sind Gewand-, Haar- und Gesichtsgestaltung von F6 jedoch eindeutig nicht zum Finish gebracht. Besonders im Bereich der Frisur wird dies deutlich: Hier wurde zwar die Struktur des Haares in Form der in den Kalottenoberzonen der anderen Figuren ebenfalls üblichen, flach gekerbten Locken angegeben, auf die feinere Differenzierung der Haarsträhnen mit dem auf Kante geführten Flacheisen jedoch verzichtet. Ebenso fehlt die Bohrung zwischen den Lippen. Zwischen dem Kopf und der Trennleiste zum Rankenfries wurde überdies die bereits durch Punktbohrungen gegen die Substanz der Kalotte abgesetzte Bosse nicht mehr abgearbeitet. Dieser scheinbar unfertige Zustand des Kopfbereichs von F6 kontrastiert in auffallender Weise mit der bis zum letzten Arbeitsschritt erfolgten Durchgestaltung der korrespondierenden Zone des Rankenfrieses. 58 59
Vgl. Loewy 1908, 450 Abb. 4. 5. Vgl. Bonanome 1985, 303.
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Trotz des schlechten Erhaltungszustands der oberen Abschlussleiste ist zu erkennen, dass die von den Rankenstämmen durchweg überlappte, gekehlte Leiste auch auf Platte 6 konsequent durchgestaltet wurde. Die drei Stämme und Brakteen der nach links laufenden Ranke stimmen morphologisch mit denen auf den Platten 3 (rechts), 4 und 5 überein. Der Anschluss zu Platte 5 ist einwandfrei gelöst. Das Füllmotiv unter dem hier nach unten schwingenden Bogen des Hauptstammes ist stark bestoßen. Aufgrund der Beschädigungen lässt sich nur sagen, dass es sich ursprünglich wohl um eine Blüte handelte. Der exak11 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der te Typus kann jedoch nicht mehr bestimmt Via Prenestina, Akanthuskelch auf Platte 7 werden. Ein dünner Zwickelschössling ohne Endmotiv füllt den Raum zwischen der rechts folgenden Braktee und der Nebeneinrollung. Die weiteren Nebenstämme tragen, von links nach rechts, eine Traube, deren oberer Abschnitt von einem Weinblatt verdeckt wird, eine vierblättrige, akanthisierte Blüte und einen nicht vegetabilisierten Nebensprössling sowie eine dreiblättrige Blüte mit abgeflachten Blättern. Die enge Proportionierung der Nebeneinrollung an der Stoßfuge zu Platte 7 zeigt, dass hier eine plattenübergreifende Komposition dieses Rankenabschnitts vermieden werden sollte. Auf Platte 760 ist eine nach rechts tanzende, den Kopf nach links zurückwendende Frauenfigur (F7) dargestellt. Mit der linken Hand hebt sie das hinter ihrem Rücken gebauschte Himation in die Höhe, gerade, nur am Saum dreieckig geknickte Faltenbahnen nehmen den Raum vor ihrer linken Körperseite und entlang der rechten Stoßfuge ein. Der Rest des linken Armes und der Draperie war auf der verlorenen Platte 8 ausgearbeitet. Die rechte Hand von F7 umfasst einen Zipfel des unteren Mantelabschnitts. Der Peplos hat sich über der rechten Schulter gelöst und hängt bis über die Gürtung herab, die rechte Brust der Tänzerin ist entblößt. Die Hintergrundfläche ist rund um den Kopf und die obere Schulterpartie von F7 mit dem Zahneisen geglättet. Zahneisenspuren sind auch auf der oberen Trennleiste zwischen Ranken- und Figurenfries festzustellen. Der Rest des Reliefgrundes erhielt seine Glättung mittels eines konventionellen Flacheisens, wobei eine darüber hinausgehende Bearbeitung mit dem Spitzhammer entlang der linken Stoßfuge zu verzeichnen ist. Diese Spuren korrespondieren mit dem Befund auf Platte 6. Entlang des gesamten linken Umrisskonturs von F7 ist die in den Reliefgrund eingreifende Abarbeitung einer Randbosse zu konstatieren. Die Falten des Himations wurden mit einem Flacheisen mit abgerundeter Schneide ausgeführt. Zwischen dem linken Mantelbausch und der Kante des Peplos weist das Steinmaterial grobe Spuren eines Spitzmeißels auf, die in dieser nicht weiter überarbeiteten Form an keiner anderen Platte des Frieses sichtbar sind. Im unteren Abschnitt des Peplos und an den Stoffbahnen der linken Schulter kam das konventionell geformte Flacheisen zur Anwendung. Dasselbe Werkzeug wurde im Bereich von Apoptygma und Kolpos zur Erzeugung kleinerer Falten in Form flacher Kerben verwendet. Die Hautpartien des Oberkörpers, des Gesichts und des rechten Armes zeigen wiederum nur Flacheisenglättung ohne darüber hinaus gehende Bearbeitung. Auch bei F7 sind, wie schon für F6 festgestellt, die Gewand-, Haar- und Gesichtsgestaltung als nicht bis zum letzten Arbeitsschritt durchgeführt zu bezeichnen. Die Zonen der Frisur, die Tänie und die Haarsträhnen wurden ebenfalls nur in Form von Flacheisenkerben angegeben, die Bosse zwischen Trennleiste und Kalotte nur bis auf das Oberflächenniveau der Leiste abgearbeitet. Auch im Falle von F7 sind die an F6 beobachteten Punktbohrungen in der Steinsubstanz der Bosse sichtbar. Der Rankenfries auf Platte 7 wurde demgegenüber bis ins Detail ausgeführt. Der Akanthuskelch61 (Abb. 11) zeigt ähnliche morphologische Diskrepanzen wie das analoge Motiv auf Platte 3. Die beiden
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Vgl. Bonanome 1985, 304. Vgl. Kähler 1966, Taf. 23, 3.
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seitlichen Hüllblätter weisen unterschiedliche Höhe und Breite auf. Die Binnengliederung des linken Blattes sowie des Mittelblattes ist übereinstimmend ausgeführt: Die Blattlappen sind durch gekerbte Buchten deutlich gegeneinander abgesetzt, die gezackten Blätter umschließen in symmetrischer Disposition jeweils eine dreieckige Öse. Im Unterschied zu dem Akanthuskelch auf Platte 3 sind sowohl der Blattüberfall des linken als auch des rechten Hüllblattes aus der strengen Profilansicht in die Front gedreht. Das linke Hüllblatt ist im unteren Bereich vom Mittelblatt deutlich abgesetzt. Rechtes Hüllblatt und Mittelblatt hingegen überlappen einander und sind mit 12 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der klarem Bezug auf die jeweils gegenüberlieVia Prenestina, Rankenfries auf Platte 1 genden Blattzacken ausgeführt, wie es auch bei den zusammengehörigen Blättern des Kelchs auf Platte 3 zu beobachten war. Im Gegensatz dazu wurde die Überschneidung von Mittelblatt und rechtem Hüllblatt auf Platte 7 mit wesentlich geringerem plastischem Geschick gestaltet. Der untere Abschnitt des Hüllblattes liegt in flachem Relief über dem Mittelblatt; von rechts kommend endet die gekehlte Leiste knapp vor dem rechten Hüllblatt und geht dort in einem grob belassenen Grat auf, der zur eigentlichen Blattsubstanz überleitet. Die nach links ablaufende Ranke zeigt die für die Folge Platte 3 (rechts) – Platte 6 charakteristischen Elemente, also den sich nach 13 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der vorn zu verdickenden Hauptstamm sowie Via Prenestina, Rankenfries auf Platte 5 eine Braktee mit dreieckigem Auge in der Aufspreizung. Der Nebenstamm trägt eine Blüte vom Typus Rumscheid E1, wie sie auch an den Platten 1 und 2 begegnet. Der Rankenstamm und die Blüte der ersten Nebeneinrollung werden von den Blattzacken des linken Hüllblattes überdeckt und sind gegen die Blattsubstanz des Mittelblattes deutlich abgesetzt. Der Rankenansatz und das linke Hüllblatt sind also einem einheitlichen Arbeitsvorgang zuzuschreiben. Im Gegensatz zum linken Rankenansatz weist der nach rechts laufende und in seinem unteren Abschnitt von den Zacken des rechten Nebenblattes verdeckte sowie mit dem Steinmaterial des Mittelblattes verbundene Rankenstamm ein nur unwesentlich verjüngtes Ende auf, wie es auch die Stämme auf der Plattenfolge 1 – 3 (links) charakterisiert. Der erhaltene Teil des ersten rechten Nebenstammes zeigt das Motiv eines eingerollten Schösslings, das ebenfalls nur auf dieser Plattenfolge begegnet. Diese deutlichen stilistischen und motivischen Unterschiede, die übereinstimmend zwischen Ranken- und Akanthusgestaltung festgestellt werden können, lassen sich jedoch relativchronologisch anhand der arbeitstechnischen Bezüge der Einzelelemente untereinander nicht näher fassen. Es ist also aufgrund der aufeinander abgestimmten Fertigungsweise wohl davon auszugehen, dass der Akanthuskelch auf Platte 7 den Ausgangspunkt beider Arbeitsgruppen bildete. Die Ausarbeitung der Trennleisten zwischen Figuren- und Rankenfries, die Details der Rankengestaltung sowie die unterschiedlich intensive Verwendung bestimmter Werkzeuge am Figurenfries beweisen, dass am Rundmonument von der Via Prenestina in jedem Fall mehrere Arbeitsgruppen am Werk waren, die an den bereits nebeneinander versetzten Platten skulptierten. Der Befund der konsequent durchgestalteten
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Ornamentzone liefert die grundlegenden Informationen für die modellhafte Rekonstruktion des Herstellungsprozesses. Der Rankenfries wurde in zwei Arbeitsschritten ausgeführt, die mit den Schlagworten ›Entwurf‹ und ›Detailarbeit‹ bezeichnet werden können. Die zu postulierende erste grobe Ausarbeitung des Rankenverlaufs könnte von beiden Akanthuskelchen ausgegangen sein. Ein solches zügiges Arbeiten in insgesamt vier Richtungen würde das fehlende symmetrische Gesamtkonzept, die im Detail auf beiden Seiten unterschiedliche Gliederung der Fußleiste und die unausgewogene Umsetzung der Verschlin14 Museo Nazionale Romano Inv. 54746, Rundmonument von der Via Prenestina, Kopf von F2, Detail gungsmotive erklären. Allerdings bezieht sich diese modellhafte Annahme nur auf die Festlegung des Grundschemas. Die Ausarbeitung der Details erfolgte in einem zweiten Arbeitsgang, auf den auch die Festlegung und Finalisierung der einheitlichen Hintergrundfläche zurückzuführen ist. Auf dieser Stufe des Entstehungsprozesses kam es, nach der Glättung des Reliefgrundes mit dem Flacheisen, zur letztgültigen Modellierung der Akanthusblätter, Brakteen und Füllmotive. Hier lösen sich die vier Arbeitsrichtungen bzw. Werkleute der ersten Phase in zwei stilistisch und technisch voneinander unterscheidbare Einheiten auf 62. Die Arbeitsgruppe auf den Platten 1, 2, dem linken Abschnitt von Platte 3, dem rechten von Platte 7 und wohl auch auf der verlorenen Platte 8 bildete gleichmäßig dicke, mit Flacheisenschlägen kannelierte Rankenstämme und gedrungene, symmetrisch aufgefächerte Brakteen (vgl. Abb. 12)63. Durchgängig wurde eine schmale untere Profilleiste über der eigentlichen Trennung zum Figurenfries angelegt, die jedoch ab der Hälfte von Platte 2 – offenbar aufgrund einer Absprache zwischen den beiden Arbeitsgruppen – nicht mehr zur feinen Ausarbeitung kam. In der Modellierung der Einzelblüten wurde verstärkt die Kante des Flacheisens eingesetzt. Charakteristisch für diese Arbeitsgruppe ist auch das Motiv eines einmal eingerollten Nebensprösslings ohne Endmotiv. Der Kontakt der gegenläufigen Ranken wurde durch eine improvisiert wirkende Verschlingung zweier nicht in kanonischer Formgebung ausgeführter Schösslinge angegeben. Dies war wohl bereits durch die Abarbeitungen und Proportionsvorgaben der Entwurfsphase bedingt. Die Plattenfolge 3 (rechts) – 7 (links) umfasst das Arbeitslos der zweiten Gruppe: Hier begegnen ebenfalls mit dem Flacheisen kannelierte Rankenstämme, deren Formgebung von denen der ersten Gruppe jedoch deutlich abweicht. Die Stämme sind im Ansatz extrem schlank und verdicken sich ihrem Ende zu; alle Brakteen, mit Ausnahme einer (Platte 4), die eine Längung des oberen Blattes aufweist, zeigen gleichmäßig angeordnete, in die Länge gezogene und an den Enden markant auseinanderstrebende Blätter (vgl. Abb. 13). Die Aufspreizungen sind, ähnlich der Gestaltung von Akanthusblättern an Kapitellen der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr., in Form dreieckiger bis tropfenförmiger Ösen angegeben64. Die techni62 63
64
Dazu vgl. bes. die Beobachtungen bei Schörner 1995, 123. Zur Rankengestaltung der ersten Arbeitsgruppe vgl. u. a. die Friesblöcke von einem Grabmonument an der Via Appia (Schörner 1995, Taf. 2, 1 – 2), den Fries eines Grabmonuments aus Amelia (Schörner 1995, Taf. 4, 5 – 6), einen Friesblock aus Venafro (Schörner 1995, Taf. 9, 1), den als Spolie verbauten Friesblock an der Kirche Santa Maria della Libera in Aquino (Schörner 1995, Taf. 9, 3) sowie den Fries von einem Grabmonument aus Cassino (Schörner 1995, Taf. 10, 4). Zur Rankengestaltung der zweiten Arbeitsgruppe vgl. vor allem die Friese vom Tempel des Divus Iulius auf dem Forum Romanum (Antiquario del Foro Inv. 3689 – 3694: Montagna Pasquinucci 1971 – 1973, 265 – 267; Schörner 1995, 17 f.; hier ist allerdings eine abweichende Formgebung der Brakteen zu konstatieren), den Friesblock von einer Grabexedra an der Via Appia (Musei Capitolini, Centrale Montemartini, Inv. 2704: Schörner 1995, Taf. 5, 5), den Fries von einem Grabmonument aus Aquino (Schörner 1995, Taf. 13, 4), den sekundär in der Kirche San Michele Arcangelo verbauten Friesblock in San Vittorino (Schörner 1995, 13, 7), den Fries von einem Grabmonument aus Todi (Schörner 1995, Taf. 19, 3) sowie den als Spolie verbauten Friesblock an der Kathedrale von Terni (Schörner 1995, Taf. 23, 1).
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sche Ausführung der Einzelblüten und Füllmotive zeigt die Vorliebe für das auf Kante geführte Flacheisen. In der Verschlingung der gegenläufigen Ranken auf Platte 5 wurde darüber hinaus gerade im Bereich des Heraklesknotens und der feinen Blattrosetten mit der Kante eines kleineren Flacheisens gearbeitet, wie es auch in Gewand- und Gesichtsgestaltung der Figuren in den korrespondierenden Frieszonen festgestellt werden kann. Die Arbeit dieser Gruppe ist außerdem durch die bevorzugte Verwendung der gleich dreimal erscheinenden spitzgezackten, akanthisierten Blüte gekennzeichnet, die auf keiner der Platten der anderen Gruppe begegnet. Gerade in der Auswahl der Füllmotive scheint der Erstentwurf den ausführenden Handwerkern also eine gewisse Freiheit gelassen zu haben. Am häufigsten begegnen Mohnkapseln, die von beiden Gruppen dargestellt wurden und das Gesamtkonzept in gewisser Weise prägen. Efeublätter finden sich nur im direkten Nahbereich des Heraklesknotens, also auf den Platten 4 und 5. Die dreiblättrige Blüte begegnet zweimal, jeweils auf Platten der zweiten Gruppe, die vierblättrige Blüte genau wie die sechsblättrige Rosette nur einmal, beide auf Platten der ersten Gruppe. Zweimal lässt sich der Blütentypus Rumscheid E1 nachweisen, nämlich ausschließlich auf Platten der ersten Arbeitsgruppe. Lässt man die Möglichkeit beiseite, dass es sich bei dieser Verteilung der Motive um die bewusste Akzentuierung oder allegorische Schmückung der korrespondierenden Figurenplatten handelt, kommt man zu dem nüchternen arbeitstechnischen Befund, dass jede der beiden Gruppen nach einem distinkten formalen und syntaktischen Repertoire gearbeitet hat, eine möglichst hohe Einheitlichkeit des optischen Erscheinungsbildes also offenbar nicht angestrebt worden ist 65. Die Überschneidungspunkte der Tätigkeitsbereiche der beiden Arbeitseinheiten bildeten die Akanthuskelche auf den Platten 3 und 7, wo sich aus der nicht exakt synchronisierten Abfolge der Arbeitsschritte in mancher Hinsicht Probleme ergaben, so etwa die bereits tief abgearbeitete Steinsubstanz rund um das Mittelblatt des Kelchs auf Platte 3, die den nach von rechts kommenden Skulpteuren eine Verschmälerung des Nebenblattes diktierte. Die größere Ausgewogenheit der Einzelformen des Kelchs auf Platte 7 könnte darauf zurückzuführen sein, dass an dieser Stelle zwei Handwerker synchron arbeiteten und sich erst im Anschluss voneinander weg bewegten, ihre Arbeit an der vorhandenen Steinsubstanz also aufeinander abstimmen konnten und dadurch zu einem organischeren Resultat als auf Platte 3 gelangten, wo zumindest das Mittelblatt bereits ausgearbeitet war, als der dem rechten Abschnitt zugeteilte Steinmetz ans Werk ging. Noch während der Ausführung des Rankenfrieses wurde eine Planänderung in Bezug auf die Gestaltung der unteren Trennleiste vorgenommen. Dies dürfte sich, trotz der übersichtlichen Proportionen des Monuments, ebenso wie die Gestaltungsschwierigkeiten an den Akanthuskelchen aus den verschiedenen Arbeitsrichtungen ergeben haben. Korreliert man diese aufgrund der Bearbeitungsspuren und stilistischen wie motivischen Charakteristika vorgenommene modellhafte Einteilung in zwei Arbeitsgruppen mit dem arbeitstechnischen Befund am Figurenfries, so werden die auffallenden Übereinstimmungen offensichtlich. Die Gewandpartien von F1 und F2 sind einer Gruppe zuzuschreiben. Die Anlage des Gewandes von F7 zeigt dieselbe Vorliebe für breite Stoffbahnen und denselben geringen Differenzierungsgrad mittels seichter Falten. Die Ausarbeitung der Haare von F1 und F2 ist in ihrer Verwendung des auf Kante geführten Flacheisens im Schläfen- und Stirnbereich sowie im locker zusammengebundenen Haar am Hinterhaupt, kontrastierend mit einer kursorischeren Behandlung der Kalottenzone, verwandt. Eine weitere Produktionseinheit gestaltete die Draperien von F3, F4 und F5. Charakteristisch ist die dichtere Angabe seichter Falten mit dem abgerundeten Flacheisen. Die Frisuren von F3, F4 und F5 zeigen durchgängig eine intensive Verwendung des auf Kante geführten Flachmeißels. Zwar fehlt bei F6 und F7 das bei den anderen Figuren beobachtbare Finish. Dennoch lassen die Ausarbeitung delikat modellierter Falten im Abschnitt des vorgestreckten Beines und des transparenten Stoffes an der rechten Schulter von F6 vermuten, dass diese Figur mit der Arbeitsgruppe von F3 – F5 in Verbindung gebracht werden sollte. Auch das Motiv des linken Beines mit der charakteristisch gebauschten sanguisuga-Falte über dem durchgestreckten Fuß sowie die verschlungene Führung des Umhangs in ausgreifender, breiter Faltenführung verbinden F3, F5 und F6. Tektonik und Gewandgestaltung von F1, F2 und F7 sind so ähnlich, dass die drei Figuren dem Tätigkeitsbereich der zweiten Produktionseinheit zugeschrieben werden
65
Vgl. dazu die Beobachtungen bei Schörner 1997, 154.
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dürfen. Die Gestaltung des Oberkörpers von F7 stimmt, einschließlich der Kopfhaltung, allerdings motivisch stark mit F4 überein. Dies kann auf gemeinsame, wohl zeichnerische Vorlagen zurückgeführt werden. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich zwanglos die bereits aus dem stilistisch-technischen Befund des Rankenaufbaus getroffene Einteilung in zwei auf dieselben Vorlagen zurückgreifende und Körperpartien eklektisch arrangierende Arbeitsgruppen, wobei F6 und F7 jeweils Produkte einer der beiden Gruppen sind, an denen die Haar- und Gewandgestaltung nicht bis ins Detail ausgeführt wurden. Die Tatsache, dass die entsprechenden Figurenvorlagen in Form von Zeichnungen und nicht als dreidimensionale, eins zu eins in Form eines Messpunktrasters66 übertragbare Modelle vorhanden waren, ergibt sich aus den offenkundigen Schwierigkeiten der ausführenden Handwerker, Körperdrehungen und interne Figurenproportionen adäquat in das Relief zu projizieren67. Die an F1 beobachtbare Verbindung des Oberkörpers von F4 mit dem Unterkörperschema von F7 zeigt außerdem, dass diese zu postulierenden Vorlagen in sehr großzügiger Weise im Sinne der Gesamtkomposition untereinander kombiniert werden konnten. Das strikt antithetische Arrangement des Figurenfrieses wäre ohne einen einheitlichen Erstentwurf in Form einer abgerollten, zweidimensionalen Konzeptskizze nicht möglich gewesen. Nach Erstellung dieses Primärdesigns wurden die Arbeitslose zugeteilt, wobei an Haupt- und Nebenansichtseite jeweils unterschiedliche Frisur- und Gewandspezialisten ans Werk gingen. Die Gestaltung des Reliefgrundes sollte, ebenso wie die der Stoff- und Hautpartien, einheitlich, ohne aufwendige Politur erfolgen. Das feinste im Finish angewandte Werkzeug war die grobe Raspel, die jedoch nur äußerst sparsam in den Gesichtsbereichen zum Einsatz kam. Zusammenfassend kann für Ranken- und Figurenfries des Rundmonuments von der Via Prenestina die folgende Verteilung der Produktionseinheiten wahrscheinlich gemacht werden (s. Abb. 15): Die Platten 1, 2 und der linke Rankenansatz sowie Hoch- und linkes Nebenblatt des Akanthuskelchs von Platte 3 wurden von einer Arbeitsgruppe gefertigt. Das rechte Nebenblatt des Akanthuskelchs, der rechte Rankenansatz auf Platte 3, F3 und die Platten 4 und 5 stammen von einer zweiten Arbeitsgruppe, die transparente Gewänder und komplexere Frisuren arbeiten konnte. Das linke Hüllblatt und der nach links ablaufende Rankenstamm auf Platte 7 sind vom Mittelblatt des Akanthuskelchs abgesetzt und könnten demzufolge derselben Gruppe zuzuschreiben sein. Mittelblatt und rechtes Hüllblatt desselben Kelchs wurden hingegen von den Arbeitern der Platten 1 und 2 ausgeführt. Auch die fehlende Platte 8 muss diesen Handwerkern zugeschrieben werden. Eine solche auf den Herstellungsprozess des Denkmals fokussierte Analyse vermag zwar wesentliche Informationen zur Organisation von Arbeitsabläufen zu liefern, dennoch kann nur die Einordnung in einen weiteren interpretatorischen Rahmen eine grundlegende historische Würdigung dieser Erkenntnisse ermöglichen. In erster Linie gilt es dabei, Fragen nach der originalen Gestalt des Monuments, der Sichtbarkeit und dem Sinngehalt der Frieskomposition zu beantworten. Trotz der grundsätzlichen Allansichtigkeit des Rundmonuments ist die Kombination F3 – F4 – F5 die einzige Figurengruppierung, in der eine Figur in annähernd frontaler Ansicht mit zwei auf den Betrachter zugewandten Begleiterinnen erscheint. Die Bewegungsrichtung des Betrachters wird von der antithetisch aufgebauten Gesamtkomposition der Platten 2 – 6 mit der Platte 4 als Zentralachse gelenkt. Der Akanthuskelch von Platte 3 befindet sich demnach nicht in der Hauptachse des Denkmals, allerdings sind für einen zentral stehenden Betrachter sowohl Kelch als auch Heraklesknoten sichtbar. Sollte es sich also bei der Gruppe F3 – F4 – F5 um die geplante Hauptansichtseite handeln, so wären die beiden nicht komplett zur Vollendung gebrachten Figuren F6 und F7 für den von Auftraggeber und Ausführenden einkalkulierten Betrachter an der Rückseite des Monuments nicht sofort sichtbar gewesen. Ihre scheinbare Unfertigkeit könnte demzufolge ebenso gut auf eine Rationalisierung des Arbeitsablaufes in Hinblick auf den spezifischen Anbringungs- und Rezeptionskontext des Frieses zurückzuführen sein. Aufgrund des Fundorts kann vermutet werden, dass die Platten ursprünglich ein Bauwerk nahe oder an der antiken Via Praenestina schmückten. Aus der Komposition des Figurenfrieses ist abzuleiten, dass das Monument in Richtung Rom an der linken Straßenseite, also im Areal südlich der Straßentrasse, zu lokalisieren sein müsste. In diesem Fall würde die von F2 und F3 gerahmte Tänzerin F4 über die Schulter in Richtung auf die Stadt zurückblicken.
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Zur Methode s. ausführlich Pfanner 1989, 187 – 195. Vgl. Kähler 1966, 23 f.; Boschung – Pfanner 1988, 18; Froning 1981, 126. 130.
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Eine weitere Konkretisierung dieser allein aus der Komposition der beiden Friese abgeleiteten Hypothese ergibt sich aus einer Analyse der zwar spärlichen, aber dennoch in gewissem Maße aufschlussreichen Fundortangaben. So vermerkte D. Vaglieri zur Fundstelle: »Al quarto chilometro di questa via [die moderne Via Prenestina], in vocabolo Pedica, in un terreno di proprietà del sig. Carmine Giugliano, a m. 42 dalla via, quasi a fior di terra, l’uno accanto all’altro, si sono incontrati due bei bassorilievi marmorei, alti m. 1,80, spessi m. 0,17-0,20, appartenenti ad un monumento circolare del diametro di circa due metri.«68 Abschließend folgt die weitere Präzisierung: »[…] che il luogo di ritrovamento non sembrerebbe il luogo dove sorgeva il monumento a cui appartenevano [le lastre], ma piuttosto dove queste belle sculture furono nascoste.« 69 Die Beschreibung macht deutlich, dass die Platten auf dem bewussten Grundstück südlich der Via Prenestina in sekundärem Verwendungskontext aufgefunden wurden. Auch die in die Kopfpartien von F1 und F2 eingearbeiteten Vertiefungen müssen als Hinweise auf eine solche, möglicherweise nachantike Zweitverwendung verstanden werden. Die architektonische Struktur, zu der die Friesplatten ursprünglich gehörten, ist aufgrund dieser späteren Transformation unbekannt70. Dennoch lassen sich aus bautechnischer Sicht zur originalen Gestalt des Monuments einige Überlegungen anstellen: Die Platten umschlossen mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Kern aus opus caementicium, worauf auch das Fehlen von hinteren Klammerlöchern an den oberen Lagerflächen deutet71. Dass es sich bei der fehlenden achten Platte tatsächlich um eine Fehlstelle und nicht um eine bereits antik ausgesparte Öffnung handeln muss, ergibt sich, abgesehen von den Zwängen der Gesamtausdehnung, aus den trotz der starken Bestoßungen erkennbaren Klammerlöchern an den Stoßfugen von Platte 7 und Platte 1 sowie aus den exakt auf Anschluss gearbeiteten Partien von Ranken- und Figurenfries. Dass die Platten überdies nicht in einem Sockelbereich angebracht gewesen sein können, zeigen die konsequent erfolgte weniger intensive Bearbeitung der Kopfoberseiten sowie die wenig sorgfältig oder auch gar nicht durchgeführten Abarbeitungen der Bossen zwischen Kalotte und Friesbegrenzungsleiste. Der Fries muss also in einiger Höhe und somit unteransichtig versetzt gewesen sein. Aus diesem Grund ist zumindest ein Sockel anzunehmen, über dem sich der opus caementicium-Kern des mit den Platten verkleideten Rundbaus erhob. Diese hypothetisch erschließbare Struktur passt wiederum ausgezeichnet zu einem im 1. Jahrhundert v. Chr. gut belegten Grabtypus, nämlich dem von M. Eisner sogenannten Tumulus mit Podium72. Gerade die Zone südlich von Il Torraccio und nördlich des Largo Preneste, in der auch die Fundstelle der Friesplatten liegt, ist reich an archäologischen Belegen für ausgedehnte, bereits in republikanischer Zeit bestehende Nekropolen73. Trotz der Aussage von E. Loewy, dass es bei Auffindung keine Anzeichen von Bestattungen gegeben habe74, – ein Umstand, der aufgrund der sekundären Verbringung der Platten nicht weiter verwundert, – bieten also sowohl der räumliche Kontext als auch der architektonische 68
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Vaglieri 1908, 353. Die anderen fünf Platten wurden am selben Ort entdeckt; vgl. LTUR Suburbium 4 (Rom 2006) s. v. Praenestina via (636) 248 (Z. Mari), wo der Fundort als in der »zona di casa Roscetta e della pedica di Tor Tre teste, situata subito ad E del fosso di Centocelle« vermerkt wird. Vaglieri 1908, 355. Bislang wurden die Friesplatten einhellig als Dekor einer Rundbasis bezeichnet, vgl. exemplarisch Froning 1981, 125: »Verkleidung eines runden Monuments, am ehesten eines Sockels.«; Flashar 2007, 369: »Reliefplatten […], die ehedem wohl die Basis eines Rundmonuments schmückten.« Eine differenzierte Einschätzung vertrat hingegen Bonanome 1985, 297: »[…] potrebbe definirsi come base circolare posta a sostegno di un tripode […]. Altrimenti, […] si può pensare ad un piccolo edificio sepolcrale […].« Generell zur Problematik von Außenverschalungen an Grabbauten vgl. Eisner 1986, 157 – 163. s. Eisner 1986, 52 f. Abb. A21 a Taf. 15, 4 – 5 (Dm Zylinder ca. 8 m; Grundmaße des Sockels 10,7 × 12 m, H 3 m; ursprüngliche H Zylinder 3 m); 101 f. Abb. P/T1 a Taf. 38, 4 – 7 (Dm Zylinderansatz ca. 6 m; Grundmaße des Sockels 6 × 6 m, H 2,3 m; Vorsprung der Basisleiste 27 cm; Dm des aufgehenden Zylinders 5,46 m); 103 f. Abb. P/T2 a Taf. 39, 4 (Grundmaße Sockel: 9,5 × 8,4 m, H mit Deckplatten 3,5 m; H Zylinder ca. 3 m). Zum Typus s. Eisner 1986, 168 – 170. Zur chronologischen Einordnung des Typus (»Tumulus mit Podium«) s. Eisner 1986, 215 – 219: Drei Bauten werden der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. zugewiesen, vier nach 55. v. Chr., zwei nach der Mitte des 1. Jhs. v. Chr., eines nach 48 v. Chr. und zwei nach 43 v. Chr. datiert. Vgl. dazu auch v. Hesberg 1992, 100 – 102. Anders hingegen v. Hesberg 2006, 27 – 30 mit der Zuweisung der Platten an einen als Statuenträger dienenden Rundsockel ohne Podium. Zum Verlauf der antiken Via Praenestina s. Coarelli 1981, 162 – 166 und zuletzt vor allem LTUR Suburbium 4 (Rom 2006) s. v. Praenestina via (636) 243 – 250. 428 – 429 Abb. 229; 431 Abb. 232 (Z. Mari). Ein Verzeichnis aller bekannten Grabfunde entlang der Via Praenestina findet sich S. 245 – 249. Loewy 1908, 455: »[...] nessun segno di funi [...]«; hingegen das gut vergleichbare Monument aus Ancona bei Pellegrini 1910, 358 – 360. 359 Abb. 26 mit einer die Kithara spielenden Figur und einer Rankenfrieszone über dem Figurenfries, das mit Sicherheit von einem Grabmonument stammt. Vgl. v. Hesberg 2006, 28 Abb. 9 a–f. 9 bis; S. 29 f.
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und bautechnische Befund jeden Grund zu der Annahme, dass die Platten von einem an der südlichen Seite der antiken Via Praenestina gelegenen Grabbau stammen75. Die aus der Komposition des Figurenfrieses erschlossene, gesteigerte Bedeutung von F4 wird durch die bereits in der Darstellung des arbeitstechnischen Befundes geschilderten Spuren einer Umarbeitung in ihrem Kopfbereich weiter erhärtet. In Analogie zu rundplastischen Bildnissen, aber auch zu Reliefs stadtrömischer Grabbauten76, kann eine derartige Umarbeitung als deutlicher Hinweis auf den Porträtcharakter von F4 verstanden werden. Auch trägt diese Figur als einzige des gesamten Frieses eine Frisur mit zwei dünnen, überkreuzten Tänien, in der möglicherweise ebenfalls eine individuelle Kennzeichnung zu sehen ist. Die zentrale Figur der Hauptansichtsseite des Frieses wäre demzufolge als das Abbild einer konkreten Person, vielleicht der durch das Grabmal Geehrten oder einer Nachbestatteten, zu interpretieren77. Der Sinngehalt der dargestellten Tanzszene sowie ihr semantischer Bezug zu den Motiven des Rankenfrieses78 können zur Unterstützung dieser Hypothese herangezogen werden. Schon H. Froning erkannte im Schmuck der Ornamentzone eine »dionysische Ranke mit Efeu und Weintrauben«79 und folgerte daraus, »dass die Frauen in den Bereich des Dionysos gehören«80. Als weiteren Hinweis sah sie dabei das Kopftuch (Sakkos) von F1 (Abb. 3) an, das im dionysischen Bereich zur Tracht alter Ammen, opfernder, alter Frauen und musizierender Mänaden gehört, wobei H. Froning eine Identifikation der Tänzerinnen mit den Nymphen von Nysa favorisierte81. Offen ließ sie dabei, »ob auf dem römischen Monument die Nymphen […] selbst dargestellt sind oder aber Frauen, die in der Gestalt der Nymphen beim Dionysosfest tanzen.« 82 Der Sakkos begegnet allerdings auch als Attribut in Jahreszeitendarstellungen, wo er bevorzugt von der Hore des Winters getragen wird83. Die in Mittelitalien überaus beliebten und dementsprechend häufig abgebildeten Horen84 waren wiederum eng mit der dionysischen Sphäre verknüpft, was die grundsätzliche Polyvalenz der einzelnen Attribute und Motive deutlich unterstreicht85. Ebenso sind Efeu, Weintrauben und Mohnkapseln nicht nur ein klarer Bezug auf den Wirkungskreis des Dionysos, sondern auch auf den Lauf der Jahreszeiten. Bei Betrachtung der Verteilung der Motive im Rankenfries fällt auf, dass Mohn, der in den Fruchtkörben der Frühlingshore sowie als Attribut der Sommerhore begegnet86, den Figuren F1, F3 und F4 beigegeben ist. Blüten und Blumen, die möglicherweise als Anspielung auf die aus Darstellungen und Literatur87 bekannten Attribute des Frühlings verstanden werden sollen, sind über F1 und F2 dargestellt, allerdings auch über F7. Trauben hingegen, die exklusiv über den Figuren F5 und F6 gezeigt werden, sind Pflanzen des Herbstes88. Der Mohn könnte allerdings auch auf Demeter und Persephone, vielleicht sogar auf die eleusini75
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Die Motivik von Ranken- und Figurenfries würde auch gut in den Kontext der in spätrepublikanischer Zeit beliebten, mit Monumenten ausgestatteten Grabgärten entlang von Straßen passen; vgl. Dräger 1994, 147 – 151; Verzár-Bass 1998, 401 – 404. 406 – 421. Zu Umarbeitungen und sukzessive erfolgter Ausarbeitung von Grabreliefs vgl. Kockel 1993, 112. 115 f. 129 f. 138 f. mit Lit. Dazu passt auch der Gestus, der ebenfalls bei F1 begegnet und eindeutig auf Porträts im sepulkralen Bereich verweist. Zur direkten inhaltlichen Korrelation von Ornamentzone und Figurenfries am Beispiel der Ara Pacis vgl. Büsing 1977, 252 – 254. Generell zur symbolischen Konnotation von Bauornamentik s. v. Hesberg 1994, 100 – 104; v. Hesberg 2003, 49 – 52. Froning 1981, 130. Froning 1981, 131. s. Froning 1981, 131 Anm. 24 – 26; vgl. Brendel 1933, 176 – 178; Simon 1961, 121 Abb. 7. 123; Strong 1969, 544 – 546; Kammerer-Grothaus 1976, 241 mit Anm. 10; Rauch 1999, 79 Anm. 573. Froning 1981, 131. Zur Bildtradition der Horen s. LIMC V 1 (1990) 510 – 538 s. v. Horai/Horae (L. A. Casal), bes. 510 f.; Rauch 1999, 80 – 82. s. Hanfmann 1951, 116. Zur Verbindung zwischen literarischer und visueller Ästhetik im 1. Jh. v. Chr. und zur Rolle der Horendarstellungen s. Hanfmann 1951, 138 – 141. Die Rolle der dionysischen Religionsvorstellungen im römischen Leben betont Dräger 1994, 111 f. Vgl. auch v. Hesberg 2006, 38. Vgl. Brendel 1933, 175 – 180; zur Erscheinung und den Attributen der Horae vgl. auch Ov. fast. 5, 215 – 218. Athen. 5, 198b schildert die Prozession des Ptolemaios II und erwähnt vier Horen mit ihren jeweiligen Attributen. Zum Erscheinen mehrerer Horenfiguren für ein und dieselbe Jahreszeiten auf kontinuierlichen Friesen s. Rauch 1999, 79 f. Anm. 578.: »Im Fall der Campanareliefs würde bei einer derartigen Kombination die Winterhore zweimal erscheinen; dies muss jedoch nicht unbedingt als Hinderungsgrund gewertet werden, da bei friesartiger Aneinanderreihung auch anderer Motive die Figuren mehrfach auftreten.« s. Rauch 1999, 79 sowie Taf. 10, 2; 11, 1. 2. Vgl. etwa Ov. met. 2, 23 – 26. 112 – 118. s. Rauch 1999, 80 sowie Taf. 10, 3.
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schen Mysterien verweisen, die sich in spätrepublikanischer Zeit bei der römischen Nobilität großer Beliebtheit erfreuten89. Auch der Heraklesknoten im Gewand der Tänzerinnen und in der Verschlingung der Ranke auf der Hauptansichtsseite ist ein auf republikanischen Grabbauten verbreitetes Motiv90. In jedem Fall liegt eine Deutung von Ranken- und Figurenfries als Darstellung eines ewigen Reigens nahe, in den die Hauptperson (F4), gerahmt von Symbolen der Vergänglichkeit und des Wiedererstehens, aufgenommen wird91. Zur Umsetzung dieser vielschichtigen Botschaft wurden geläufige Figurentypen und ornamentale Motive kombiniert, allerdings nicht im Sinne eines immer und immer wieder kopierten Gesamtkonzepts rezipiert. Es handelt sich bei dem Reigen auf dem Rundmonument von der Via Prenestina also um eine dem Bildthema angepasste Neuschöpfung unter eklektischer Verwendung bestimmter Vorlagen. Ebenso liegt im Falle des Rankenfrieses nicht die Übernahme eines griechischen Vorbildes, sondern die Komposition eines mit dem Sinngehalt des Figurenfrieses abgestimmten Dekorationssystems vor. Trotz der bedeutungsvollen inhaltlichen Komponenten zeigt die signifikante Verteilung der vegetabilen Einzelformen auf den Platten aber auch, dass die beiden modellhaft postulieren Arbeitsgruppen über ein jeweils spezifisches motivisches Repertoire verfügten. Beide Frieszonen sind also nicht von der spezifischen Funktion des kleinen Grabmonuments am südlichen Rand der antiken Via Praenestina zu lösen. Die seit Auffindung immer wieder gestellte Frage nach den Prototypen diente folglich nur dem Selbstzweck, eine diachrone Linie künstlerischer und formaler Tradition nachzuzeichnen. Sie kann jedoch nur in äußerst beschränktem Maße dabei helfen, das Gesamtmonument innerhalb seines Herstellungs-, Aufstellungs- und Betrachtungskontextes, also innerhalb seines individuellen historischen Existenzrahmens, einem dichteren Verständnis zuzuführen. Kehren wir abschließend zu unserer einleitenden Fragestellung zurück, inwiefern die Aktivität griechischer Ateliers im Rom des 1. Jahrhunderts v. Chr. einen als ›Hellenisierung‹ bezeichneten Akkulturationsprozess vorangetrieben habe, und in welcher Form sich ein solcher Prozess an der Dekoration konkreter Monumente ablesen lasse. Die Analyse des technisch-stilistischen Befundes am Rundmonument von der Via Prenestina gab weitreichende Einblicke in verschiedene Aspekte der Arbeitsorganisation einer mittelitalischen Bauhütte der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Die Untersuchung der handwerklichen Ausführung der Reliefplatten macht die Annahme überaus unwahrscheinlich, der Figurenfries sei von denselben Werkstätten (oder auch nur: Werkleuten), die ähnliche Szenen auf dekorativen – ›neuattischen‹ – Marmorreliefs herstellten, gefertigt worden92. Die Charakteristika der Bearbeitung sprechen vielmehr für die Annahme eines zügigen, arbeitsteiligen Prozesses, wie er von D. Boschung und M. Pfanner als typisch für die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bezeichnet wurde93, und sollen aufgrund ihrer eminenten Bedeutung für die Gesamtinterpretation abschließend noch einmal zusammengefasst werden. Der Erstentwurf der Frieszonen ist in Form eines zweidimensionalen Gesamttableaus zu denken, das die antithetische Gruppierung bestimmter Figurentypen sowie das grundsätzliche Design eines aus zwei Akanthuskelchen entspringenden Rankenfrieses vorsah, jedoch die Qualität einer besseren Skizze nicht überschritten haben wird und den Ausführenden Spielraum für die Formgebung im Zuge des Arbeitsprozesses gab94. Die in zwei Arbeitsgruppen organisierten Steinmetzen verfügten für die Einzelfiguren über zeichnerische Vorlagen, Schablonen oder kleine plastische Modelle, die etwa in der Kombination bestimmter Ober- und Unterkörpertypen im Sinne der Gesamtkomposition eklektisch eingesetzt werden konnten95. 89 90 91
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s. Clinton 1997, 163 – 165 sowie Clinton 1989, 1503 – 1507. Zur Rolle des Mohns im Demeterkult vgl. Baumann 1982, 72. s. Schörner 1995, 6 mit Anm. 66; 12. 15. So schildert Ov. met. 15, 199 – 213 die Jahreszeiten als Repräsentantinnen des Zyklus’ von Leben und Tod. Zur Rolle des Tanzes in der römischen Kultur des 2. und 1. Jhs. v. Chr. s. Dräger 1994, 107 – 109. Zur Darstellung von Frauen mit göttlichen Attributen an Grabreliefs vgl. etwa Kockel 1993, 129 Taf. 41 a. Gerade die grundsätzlich konservative Einstellung von Steinmetzen bei der Wahl ihrer Steinbearbeitungstechnik spielt eine wesentliche Rolle für die folgenden Überlegungen; vgl. dazu Rockwell 1990b; Rockwell 1993, 126. 133 f. 136. 141; Conlin 1997, 30 – 36. 43 – 44. s. Boschung – Pfanner 1988, bes. 18 f. Vgl. Janon 1986, 25 – 29. 90; Conlin 1997, 84 – 88; Pfanner 1983, 55 – 58; Rockwell 1987/1988, 53 f. 68 f.; Nolte 2006, 167 – 184; vgl. auch Schörner 1995, 122 – 132 und Schörner 1997, 149. 152 f. 154 – 156. Vgl. Bonanome 1985, 302. Zu Mustervorlagen für die Dekoration hellenistischer Rundaltäre vgl. Berges 1996, 30. In Bezug auf die Tradierung von Bauornamentik vgl. weiters Schmidt-Colinet 1992, bes. 88 f.; Mattern 2001, 40 mit Anm. 159; Plattner 2004,
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Die Anwendung des Messpunktverfahrens in der Ausarbeitung der Figuren ist aufgrund der uneinheitlichen Bearbeitungstiefen im Reliefgrund und der unausgewogenen Umsetzung von Körperdrehungen und Proportionen jedoch auszuschließen96. Mehrere der als Vorlagen dienenden Figurentypen können in der kleinformatigen dekorativen Reliefplastik ausgemacht werden97. Darüber hinaus ist der Oberkörper von F1 in Bezug auf Gestus und technische Gestaltung eng mit der Ausführung männlicher wie weiblicher Gewandfiguren römisch-republikanischer Grabreliefs in Verbindung zu bringen98. In der technischen Ausführung der Reliefs von der Via Prenestina müssen grundsätzlich zwei Arbeitsvorgänge, nämlich einerseits die Figuren-, andererseits die Hintergrundbehandlung, unterschieden werden 99. Erstere bestand in der Mehrzahl der Fälle aus zwei Schritten, nämlich der Ausarbeitung von Umriss, Gewand- und Körperpartien mit dem Flacheisen und der anschließenden Modellierung von Gesicht- und Frisurdetails mit der Kante des Flachmeißels100. Nur eine der beiden Arbeitsgruppen führte darüber hinausge-
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19 f. mit Anm. 7. 27 – 30. Die Existenz von Mustervorlagen für die Figurentypen der ›neuattischen‹ Reliefkunst vermuteten bereits Hanfmann 1951, 133 und Blanck 1969, 182. Vgl. Gazda 1973, 869; Diebner 1979, 52 – 56; Conlin 1997, 43 f. 57 f. 59 – 63. 91 – 96; sowie Nolte 2006, 167 – 184 bes. 183 f. So etwa für F2, s. Golda 1997, 107 Kat. 59A und F3, s. Golda 1997, 107 Kat. 59B sowie Golda 1997, Taf. 50, 1. Eine auffallende Parallele zur Armhaltung von F7 bei Golda 1997, 99 Kat. 45B Taf. 49, 3; F1 findet sich wieder auf der dreieckigen Basis Ny Carlsberg Glyptothek Inv. 869, s. Østergaard 1996, 219 Nr. 119. Der Typus von F6 hat seine exakte Entsprechung in einer Figur auf einem Puteal im Louvre/Paris: Golda 1997, 90 f. Kat. 31A Taf. 34, 1. Vgl. außerdem Grassinger 1991, 65 f. Weitere Übereinstimmungen aus der großformatigen Reliefplastik (hier vor allem der Tänzerinnenfries aus Sagalassos und die Reliefplatte mit Tänzerin aus Pergamon) mit älterer Lit. angeführt bei Bonanome 1985, 297 – 302. Zum Fries von Sagalassos vgl. auch Berns 2000, 586 Abb. 46 f.; 587 Abb. 48 f.; 588 f. 590 Abb. 50 (Tänzerinnenplatte aus Pergamon). Darüber hinaus lassen sich enge Parallelen zu drei Rundaren aus dem Theater von Italica ziehen: Die als Variante mit F5 korrespondierende Figur 1D, Luzón 1978, Abb. 1 Taf. 61 b; die mit F3 korrespondierende Figur 2C, Luzón 1978, Abb. 2 Taf. 63 a; die mit F5 korrespondierende Figur 2D, Luzón 1978, Abb. 2 Taf. 63 b sowie die mit F7 korrespondierende Figur 3A, Luzón 1978, Abb. 3 Taf. 64 a; 67 b. Zur weiteren Tradierung des Typus der Figur mit velificatio bis in antoninische Zeit s. Luzón 1978, 280 f. (Figur 1D = Variante von F5); 285 f. (Figur 2C= F3); 286 (Figur 2D = F5); 288 (Figur 3A = F7). Auf Sarkophagreliefs begegnet dieser Figurentypus seit Beginn der antoninischen Zeit: Typus Th 114 und Th 115 bei Matz 1968, 65 f.; zu einer Variante des Typus’ (auch Figur 2C) als Selene auf Endymion-Sarkophagen s. Robert 1919, 53 – 111 Taf. 12 – 25; EAA VII (1966) 170 Abb. 218 s. v. Selene (E. Paribeni); verwandte Überlieferungen des Typus F7 finden sich auf einer Gemme im British Museum: Furtwängler 1900, Taf. 10, 49; vgl. auch mehrere Figuren auf Campanaplatten bei Rauch 1999, Beil. 2. 8, Taf. 10 Nr. 238; Taf. 11 Nr. 230. 234. Eine gute Zusammenfassung des Forschungsstandes zu den einzelnen Typen und ihren Vorlagen bietet Sinn 2006, 104 – 106 Kat. 24 Taf. 25 (Relief mit Thiasos aus Ostia, Figur mit velificatio korrespondierend mit F5) sowie 166 – 174 Kat. 59 Taf. 45, 2; 46, 1. 2; 47, 1. 2 (dreiseitige Basis mit Tanzenden vom Forum Romanum). Vgl. etwa Kockel 1993, Taf. 7 e (Rom, Via Antonio Canova 16, Togatus); Taf. 10 a (Rom, Pal. dei Conservatori Inv. 2142, Togatus); Taf. 10 b (Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 109034, zwei Togati); Taf. 15 a (Rom, Antiquario Comunale o. Inv., zwei Togati); Taf. 15 d (Rom, Villa Wolkonsky, Familie: drei Männer, eine Frau, alle im gleichen Gestus); Taf. 136 d (Rom, Via Appia, Togatus). Kockel 1993, 27 f. bringt dieses, der Darstellung von Togati eng verwandte Gewandschema bei Frauen (beobachtbar etwa bei Kockel 1993, Taf. 4 a. b; 10 c; 15; 17 a; 21 a. b; 22 d; 25 d; 28 c; 30 c; 10 a. b; 42 a. b; 47; 54 d; 89; 137 b) mit der Kleinen Herkulanerin (Kockel 1993, 27 Anm. 231) in Verbindung. Dieses Vorbild sei »auf den Reliefs nur in den wenigsten Fällen einigermaßen verständlich umgesetzt worden. Meist ist die ursprünglich kräftige Bewegung zur einfachen Formel geronnen, und Stücke […], bei denen der Unterkörper völlig an den benachbarten Togatus angeglichen ist, könnten als Argument für eine vereinfachte Fassung des komplizierten Typus der Vorlage sprechen.« (Kockel 1993, 27). Im Vergleich zu den Togati ruht die Hand der Frauen nicht im Bausch des Gewandes, sondern greift tatsächlich an die Schulter, wie es auch bei F1 und F4 in klarer handwerklicher Tradition der angeführten Grabreliefs umgesetzt wurde. Zur Erklärung derartiger werkstattübergreifender Konventionen führt Borg 1996, 74 die Existenz von Musterbüchern ins Treffen. Eine weitere fundamentale, wenn auch nicht immer in adäquater Weise berücksichtigte Bedeutungsebene wird Borg 1996, 75 angesprochen: »Eine der interessantesten Beobachtungen [Kockels] ist die, dass neben den verschiedenen physiognomischen Formeln für Jugend bzw. Alter auch Frisuren, Kleidung und stilistische Eigenheiten bewußt zur Bezeichnung von Generationsunterschieden eingesetzt werden konnten. Dies beruht bei Steinmetz wie Rezipient auf einem klaren Bewußtsein für den Formenwandel und zeigt, dass zum einen die formale und stilistische Entwicklung kein unbewußter Automatismus war und dass zum anderen gleichzeitig auftretende ältere und jüngere Formen nicht auf rückschrittliche und fortschrittliche Werkstätten zurückgeführt werden müssen, sondern zur Vermittlung bestimmter Inhalte dienen konnten.« Vgl. Conlin 1997, 87 f. Dazu vgl. Rockwell 1993, 109 – 111: Die Methode des griechischen Bildhauers sah eine Übertragung des Designs auf den Stein in Form einer in Bezug auf Umrisse und Proportionen klar gehaltenen Zeichnung vor, der eine Umrissbohrung folgte (zu Umrissbohrungen s. Bergemann 1997, bes. Taf. 19, 1; 23, 3; 29, 3; 49, 2; 73, 2; 77, 1; 84, 3; 85, 1; 89, 1; 93, 4; 95, 4, sowie Palagia 2006, 256 – 260 Abb. 87 f.). Die Referenzebene des römischen Bildhauers wurde hingegen immer von der Frontfläche des Steins gebildet. Er umriss die Maße des Reliefs durch die Abarbeitung der späteren Hintergrundfläche. Auf diese Weise arbeitete sich
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hend die auf bestimmte Abschnitte (Apoptygmata, Bauch- und Beinbereiche) konzentrierte Angabe feiner Fältelungen mit dem abgerundeten Flacheisen aus101. Diese Gruppe, der mit den Platten 3 – 6 die vermutete Hauptansichtseite des Monuments zugeteilt worden war, lässt sich auch durch eine differenziertere und aufwendigere Verwendung der Werkzeuge in der Frisurengestaltung charakterisieren. Die Hintergrundbearbeitung wurde auf allen Platten einheitlich mit Zahneisen, Flacheisen und kleinem Spitzhammer102 vorgenommen und umfasste wohl auch die Glättung und Abarbeitung der Sicherheitsbossen. Die plattenübergreifende Entsprechungen dieser Werkzeugspuren machen ebenso wie die über Stoßfugen hinweggeführten, exakt auf Anschluss modellierten Gewänder deutlich, dass die Paneele bereits vor der Ausarbeitung des Reliefgrundes am Bau versetzt worden waren103. In Analogie zu anderen Monumenten, etwa der Ara Pacis, darf auch die an den Figuren 1 – 5 beobachtbare Glättung vor allem der Gesichts- und teilweise auch der anderen sichtbaren Hautpartien mit der groben Raspel dem Arbeitsschritt der Hintergrundbehandlung zugeschrieben werden. Der Befund an den Platten 6 und 7 deutet sogar darauf hin, dass die Glättung der besagten Partien nach der Abarbeitung des Hintergrundes überhaupt den letzten Arbeitsvorgang darstellte 104. An den von der Straßenseite aus nur beschränkt ansichtigen Platten 6 und 7 wurde aus ökonomischen Gründen auf eine Glättung und die Differenzierung der Haar- und Gesichtsgestaltung verzichtet. In diesem Zusammenhang kann auf eine Reihe ähnlicher Reliefs des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus dem römischen Suburbium und mittelitalischen Landstädten hingewiesen werden, bei denen Reliefgrund und Figuren verwandte Herstellungsmerkmale aufweisen105. Vor allem die Figuren von einer Grabexedra an der Via Appia, die ursprünglich ebenfalls in architektonischem Zusammenhang mit einem Rankenfries standen, sind in hohem Maße mit dem Rundmonument von der Via Prenestina vergleichbar106. Die Relieffläche dieser Friesplatten wurde ebenfalls bloß unregelmäßig mit dem Zahneisen geglättet, aber weder mit der Raspel überarbeitet noch poliert. In der Modellierung der Figuren wurde auf die Verwendung des Bohrers für die Angabe von Details gänzlich verzichtet, auch haben Gesichts- und Hautpartien nach ausschließlicher Flacheisenverwendung keine besondere Glättung oder Politur erfahren107. Ikonographisch und stilistisch ar-
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der römische Skulpteur in den Hintergrund vor und konturierte zur gleichen Zeit die Figurendetails. Demgegenüber ist die griechische Methode durch das Anbringen von Details im letzten Arbeitsschritt gekennzeichnet. Zu diesem Vorgang s. ergänzend Conlin 1997, 62: »Thus we find that many figures on late republican and early Augustan funerary reliefs merge directly into the background plane. The tooling on the stone itself reveals that the Roman funerary relief carver was working back into the stone in a series of successive layers.« Generell zur Gestaltung von Gewandpartien in der spätrepublikanischen Relieftradition s. Conlin 1997, 74 f. Vgl. dazu Grassinger 1991, 16. 66. Allerdings kann unter Verweis auf die von Nolte 2006, 123 – 125 in Bezug auf den Telephosfries angestellten Beobachtungen eine weitgehende Ausarbeitung der Figuren vor Versatz nicht ganz ausgeschlossen werden. Auffallend ist, dass zwischen zwei Platten (4 und 5) Divergenzen in Bezug auf die Anschlüsse in Figuren- und Rankenfries existieren; ferner, dass an allen Platten die mit dem Spitzhammer vorgenommenen Glättungen als Streifen entlang der Stoßfugen ausgeführt wurden. Dies könnte indizieren, dass hier bis nach dem Versatz eine Bosse stehengeblieben war, aus der die Anschlusspartien gearbeitet werden sollten. Der Befund am Rankenfries hingegen spricht klar für ein kontinuierliches Arbeiten entlang des Monuments. Zur Glättung von Oberflächen vgl. Conlin 1997, 97: »Smoothing with abrasives was a Greek technique that gained popularity among marble relief carvers during the second half of the first century B.C. Yet, unlike the standard Greek practice, the smoothing [bei römischen Grabreliefs] was confined to the areas of the face closest to the eyes, nose, and mouth. Like the previously discussed reliefs, the drill was used to accentuate the major drapery channels after they had been shaped with the chisel, to outline major folds, and to accentuate the crease between the lips.« All diese Charakteristika zeigt etwa das Münchener Gladiatorenrelief, s. Fuchs 2002, 146 – 149 mit Lit.; 150 Abb. 84; 151 Abb. 85; 148 mit Anm. 37 – 43 (Datierung in das 3. Viertel des 1. Jhs. v. Chr.); s. weiters die von einem Grabbau stammenden Reliefs mit Gladiatorenszenen im Antiquario Communale von Isernia bei Diebner 1979, 115 – 124. 116 mit Anm. 2 Taf. 11 Abb. 12. Zu Problemen der Steinmetzen in der Ausführung des Standmotivs s. Diebner 1979, 118: »Diese Beinstellung ist organisch nicht möglich und zeugt vom Unvermögen des Steinmetz im Umgang mit den Vorlagen.« und S. 120: »Der Reliefgrund ist auf allen Blöcken mit dem Zahneisen geglättet. Die Oberfläche der Figuren hingegen ist mit dem Meißel bearbeitet; es wurde eine Meißelform mit abgerundeter Schneide benutzt […] Der Bohrer ist nicht verwendet. Um die einzelnen Figuren läuft ein ca. 1 cm breiter mit dem Meißel geglätteter Streifen, der den Kontur der Figuren gegen den Reliefgrund abhebt.« Vgl. Diebner 1982, bes. 100; 93 Abb. 78 – 82; 94 Abb. 83 – 85. Vgl. auch den Figurenfries des Poplicola-Monuments in Ostia, Floriani Squarciapino 1958, 198 f., weitere Beispiele bei Bianchi Bandinelli 1966, 9 – 102 Taf. 5, 13 – 15; 6, 16 – 17; 7, 18 – 19; 8, 20 – 21; 9, 22 – 23; 10, 24 – 25; 13, 31 – 33 sowie Felletti Maj 1977, Taf. 34, 92 – 93; 35, 95 a–c; 36, 95 d; 37, 97 – 99. 102; 60, 147; 87, 185 a–d. s. v. Sydow 1974; vgl. resümierend Hölscher 1988, 363 f. Kat. 199 Abb. 165. s. v. Sydow 1974, 210.
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gumentierend, wies bereits W. v. Sydow auf die Abhängigkeit der nackten Einzelfiguren von griechischen, und vor allem kleinasiatischen Vorbildern hin, »in denen spätpergamenischer Stil in vereinfachter, weniger pathetischer Form weiterlebt«108. Auch der Typ des Exedragrabes selbst, so v. Sydow weiter, habe Vorgänger im westgriechischen Raum109. Aus all diesen Beobachtungen kam er zu der bemerkenswerten, bereits früh gegen die Idee eines von der ›arte plebea‹ zu trennenden, der Nobilität verhafteten Neuattizismus gewandten Conclusio: »Den italischen Hellenismus glaubte man auf eine untergeordnete Rolle im Bereich der handwerklichen Privatdenkmäler beschränkt. Die Reliefs von der Via Appia helfen diese Vorstellung zu korrigieren, deren Unhaltbarkeit eigentlich schon ein Hinweis auf die Verhältnisse bei den Porträts dieser Zeit bezeugen kann.«110 Sieht man alle diese Reliefs im Zusammenhang, so ist an die Existenz lokaler Betriebe zu denken, die derartigen Schmuck, nicht unbedingt in strikter Weise an bestimmte Sujets oder Landschaftsstile gebunden, in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. für Grabbauten herstellten. Die technische Qualität der Stücke ist jedenfalls nur aus dem rückwärts gewandten Blickwinkel des Stilforschers als mangelhaft zu bezeichnen. Der oder die Auftraggeber waren im Falle des Monuments von der Via Prenestina ebenso wie bei den anderen genannten Beispielen mit der Ausführung – auch ohne Politur und gleichmäßig intensives Finish der Figuren – offenbar zufrieden. Gerade die Verfügbarkeit von Herstellern und Organisationseinheiten, die in dieser spezifisch mittelitalischen Tradition der Steinbearbeitung geschult waren, war es also, welche die Nachfrage und den Einsatz dieser Werkleute in der Umsetzung verschiedenartiger Motivik bedingte. Die Vorlagen erinnern im Falle des Figurenfrieses an Typen, die auch in der Dekoration von Marmorgerät verwendet wurden. Allerdings wurde am Rundmonument von der Via Prenestina in einem grundlegend anderen Genre mit anderen Methoden und anderer Problemstellung gearbeitet. Gerade im Vergleich mit dekorativen Marmorgeräten und -reliefs, die in der Forschung als ›neuattisch‹ beurteilt werden oder wurden, kommt diese enorme Differenz in der technischen Ausführung besonders deutlich zum Ausdruck. Im Falle des Rundmonuments ging es für die Handwerker darum, innerhalb eines bestimmten, wohl engen Zeitrahmens größere Flächen einer repräsentativen Architekturfassade mit Figuren zu dekorieren und eine umlaufende Dekorzone mit Ranken zu füllen. Beide Aufgaben, die den Ausführenden gestellt waren, wurden offenbar zur Zufriedenheit der Auftraggeber umgesetzt. Der Vergleich mit anderen zeitlich und stilistisch verwandten Reliefs zeigt schließlich, dass das Rundmonument von der Via Prenestina als Teil eines historischen und kulturellen Nexus zu begreifen ist, der sich aufgrund seiner Komplexität einer großräumigen Klassifizierung, etwa als Ausdruck einer ›Hellenisierung‹ Mittelitaliens im 1. Jahrhundert v. Chr., entzieht. Stattdessen rücken das unmittelbare Wirkungsfeld des Denkmals als Medium der visuellen Kommunikation und die Umstände seiner Produktion als Spiegel kleinräumiger historischer Prozesse in den Vordergrund. Die Botschaft, die im Bildprogramm des Figurenfrieses transportiert und durch die florale Motivik des Rankenfrieses betont wird, erlangte ihre endgültige Form durch einen Auswahlprozess. Dieser Prozess funktionierte auf dialektische Weise zwischen Auftraggebern und ausführenden Handwerkern. Die Auswahl wurde aus einem verfügbaren Motivrepertoire getroffen, das sich seinerseits aus einem heterogenen Satz an Vorbildern speiste. Die handwerkliche Ausführung des schlussendlich definierten bildnerischen Konzepts oblag einer modellhaft angenommenen Bauhütte, die klare Zeichen für hierarchische Differenzierung erkennen lässt. Das Wort Bauhütte meint allerdings in keiner Weise ein homogenes Endresultat im Sinne formaler Einheitlichkeit111. Im Gegenteil gab es für die Umsetzung bestimmter Formen offenbar keine normierenden Regeln. Ähnliches könnte auf das Basisrepertoire einzelner Handwerker zutreffen. Dabei korrelieren die beobachteten Werkzeugspuren auffallend mit stilistischen und motivischen Eigenheiten, wodurch auf das Nebeneinander zumindest zweier verschiedener handwerklicher Traditionen innerhalb der Bauhütte geschlossen werden kann. Die Organisation war andererseits kategorisch genug, die Tätigkeitsbereiche dieser beiden Gruppen auf im Vorhinein eindeutig definierte Abschnitte des Monuments aufzuteilen. Das impliziert
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s. v. Sydow 1974, 196. 210 – 213. s. v. Sydow 1974, 193 mit Anm. 33, vgl. Kraus 1970/1971, 235. v. Sydow 1974, 213 mit Anm. 96. Vgl. dazu die klärende Definition zum Begriff ›Werkstatt‹ bei Berges 1996, 30 Anm. 71.
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eine zentrale Figur in der Art eines Bauleiters oder Architekten, der die Arbeit der Bildhauer koordinierte. Uneinheitlichkeiten in der Ausführung bestimmter Elemente des Gesamtmonuments scheinen hingegen auf fehlende Absprache zwischen den Arbeitsgruppen zurückzugehen, also den Reflex eines auf Baustellen durchaus üblichen Alltagsproblems zu verkörpern. Darauf deutet auch der Umstand, dass solche Divergenzen schlussendlich durch eine Änderung des Gesamtkonzepts behoben wurden, das offenbar in der Hand des Bauleiters lag. Die handwerklichen Traditionen der ausführenden Bildhauer, wie sie aus den Werkzeug- und Bearbeitungsspuren abgeleitet werden können, finden ihre Entsprechung in den stilistischen Charakteristika anderer aus dem Suburbium Roms stammender Grabreliefs des 1. Jahrhunderts v. Chr.112. Von griechischen Arbeiten klassischer und hellenistischer Zeit weichen sie in wesentlichen Punkten ab113. Es war also gerade nicht eine neuattische Werkstätte, die diese einzigartige Synthese von ›neuattischem‹ Figurenrepertoire und Rankenornamentik im stadtrömischen Umland herstellte, sondern ein lokaler, gut organisierter Betrieb, der aus einem reichhaltigen Reservoir an Dekorvorlagen schöpfen konnte, um die speziellen Bedürfnisse der Auftraggeber in formal ansprechender Art und Weise zu befriedigen114. Diese Kleinteiligkeit von Abhängigkeiten und Konvergenzen, die jede historische Situation in nuce charakterisiert, ist bislang leider allzu oft in den breiten Strömen der Raum und Zeit überbrückenden Typologien untergegangen. Das Tänzerinnenmonument von der Via Prenestina lässt sich nur anhand der ihm eigenen Position innerhalb dieser Zeitschichten115 verstehen. Seine Beziehung zu anderen, ähnlichen wie unähnlichen Denkmälern ist nicht durch sich linear entfaltende, die historische Situation transzendierende Kausalität, sondern durch ein Netz horizontal wirkender, räumlicher wie zeitlicher Bedingungen gekennzeichnet. Darunter sind materielle, soziale und kulturelle Bedingungen genauso wie das Denkmal einbeziehende kommunikative Situationen zu verstehen. Dessen Abhängigkeit von bestimmten Vorbildern nimmt innerhalb solcher Bedingungen und Situationen nur einen verhältnismäßig geringen Stellenwert ein116, kann sogar, je nach Rezipient, gar keine Bedeutung haben. Auch das Dargestellte selbst kann, je nach Betrachter, als sinnerfüllte oder enigmatische Szene verstanden werden. Demgegenüber erlauben die materiellen Konstituenten des Denkmals – die handwerkliche Ausführung, die Ausbildung und Organisation der Bildhauer, der Aufstellungsort – nicht nur die Rekonstruktion seines räumlichen, sondern vielmehr seines raumzeitlichen Standorts117. Ausgeführt von einem lokalen Betrieb, der wohl auch andere Arten von Grabdenkmälern in einem vielfältigen formalen Spektrum zu dekorieren pflegte, präsentierte es dem heterogenen Publikum der Straßenbenützer eine sinnreiche Komposition von Figur und Ornament. Diese bringt nicht nur den in der Forschung oft in besonderer Weise betonten Wunsch des Auftraggebers nach Selbstdarstellung zum Ausdruck118, in ebensolchem Maß steht sie für die Regeln und 112
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Zusammengefasst finden sich diese Charakteristika, bezogen auf den Figurenfries der Ara Pacis, bei Conlin 1997, 105: »The emphasis in earlier republican relief sculpture on surface incision, geometricized structures, and simplified forms for anatomy as well as on a two-dimensional, linear treatment for drapery persists on the Ara processions, as do distortions in both figural proportions and perspectives.« Vgl. auch die zahlreichen Beispiele bei Kockel 1993. Zur Charakteristik römisch-republikanischer Grabreliefs im Gegensatz zur spezifisch attisch-klassischen und hellenistischen Praxis (Conlin 1997, 60 sowie Palagia 2006, 252 – 264 mit Abb. 87 f.) s. auch Conlin 1997, 59 – 63. 91 – 99; Gazda 1971, 29 – 37; Gazda 1973, 863 – 869. Zu den generellen Unterschieden zwischen griechischer und römischer Relieftechnik s. Rockwell 1993, 109 – 111. Eine gute Vergleichsbasis bieten die ausgezeichneten Detailphotos attischer Grabreliefs bei Bergemann 1997, Taf. 16 – 108 sowie die Gestaltung der Relieffiguren vom Lakrateides-Monument in Eleusis, s. Flashar 2007, 341. 366 f. Abb. 362 a–d; S. 419 mit älterer Lit. s. dazu bereits die schematischen Überlegungen bei v. Hesberg 1981, 227 f. 244 f. Zur Begrifflichkeit s. Koselleck 2003, 19 – 26. 78 – 96. Vgl. dazu Grüner 2004, 95 f.: »Die Suche nach griechischen Vorbildern kann in unseren Fällen nicht klären, wie logische Struktur und Räumlichkeit in Malerei und Text gelangte. Wir stehen vor einem wesentlich tiefgreifenderen Phänomen als der Verschickung von Musterbüchern: Es ist eine übergreifende Ästhetisierung der Lebenswelt, die Griechisches mit Italischem verband und sich in vergleichbarer Weise auf Dichtung und Malerei auswirkte. Die geistesgeschichtliche Basis dieser Ästhetisierung war die Erkenntnis von Struktur und Raum.« Vgl. hierzu die methodischen Überlegungen bei Maschek 2007. Vgl. auch Tilley 1990, bes. 102 – 111. 116 – 119. 312 f. 332 – 342; Hodder 1995; Hodder – Hutson 2003, 152 – 155. 157 – 191. Vgl. etwa Zanker 1976b; Hölscher 1984, 8 f. 21 – 33; v. Hesberg – Zanker 1987, bes. 9 – 12. 18 – 20; v. Hesberg 1992, 22 – 26. 231 – 240; v. Hesberg 1994, 1 – 3; Schörner 1995, 133 – 137; Zanker 1997, 18 – 28. 290 – 293; v. Hesberg 2005, 191 – 203. 213 – 224.
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Werte eines weiteren sozialen und kulturellen Diskurses119, der zu seiner Zeit den eigentlichen Sinngehalt für die – in den Augen des modernen Kunsthistorikers – ›griechischen‹ Formen bildete. Weiterführende statistische Analysen der lokalen Verbreitung syntaktisch und motivisch verwandter Rankenornamente haben ergeben, dass das Monument von der Via Prenestina innerhalb einer latinisch-campanischen Formlandschaft gesehen werden muss, die sich offenbar stark an westkleinasiatischen Vorbildern orientierte120. Die Übermittlung und Umsetzung solcher Prototypen erfolgte eindeutig mittels an Vorlagen gebundener Verfahren. In Anbetracht all dieser Faktoren – Fehlen attischer bzw. griechischer Vorbilder für den Rankenfries, regionale Eigentümlichkeiten mittelitalischer Organisationseinheiten, Verbreitung von Mustervorlagen – sollte nicht nur die Annahme einer Dominanz neuattisch-griechischer Werkstätten in der Architekturdekoration, sondern auch das Modell einer in der Rankenornamentik des 1. Jahrhunderts v. Chr. fassbaren ›Hellenisierung‹ Mittelitaliens im Sinne eines linearen Akkulturationsprozesses von Grund auf neu überdacht werden.
Abgekürzt zitierte Literatur Alzinger 1974 Baier 2006
Barresi 2004
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Berges 1996 Berns 2000
Bessac 1986 Bianchi Bandinelli 1966 Bianchi Bandinelli 1970 Blanck 1969 Blümel 1927 Börker 1965 Börker 1973 Börker 1976 Bonanome 1985 Borbein 1968 Borbein 1975 Borbein 1976 Borg 1996 Boschung – Pfanner 1988
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Vgl. Hölscher 1987, 11 – 19. 37 – 49; Touchette 1995, 50 – 56; Galinsky 1996, 80 – 140. 141 – 224; Fuchs 1999, bes. 92 – 96; v. Hesberg 2003, 50 – 52; Grüner 2004, 15 – 37. 56 – 110. 135 – 143; v. Hesberg 2005, 32 – 39. 44 – 55. 244 – 252; Stewart 2008, 32 – 38. 39 – 70; Wallace-Hadrill 2008, 3 – 37. 73 – 143. 356 – 440. 447 – 454. Vgl. dazu Maschek 2006, 106 – 108. 111 f. 123 – 127 sowie Maschek (in Vorbereitung).
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Veyne 1979 Viscogliosi 1996 Voigtländer 1975 Vorster 1998 Wallace-Hadrill 2008 Welch 2006 Will 1954 Wilson Jones 1991 Zanker 1976a Zanker 1976b Zanker 1997 Zevi 1998
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UND
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VON DER
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Mag. Dominik Maschek Semperstraße 20/11, A-1180 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Zeichnung Verf.; Abb. 2. 3. 5. 7 – 14: Photo Verf.; Abb. 4: Photo Faraglia, Neg. D-DAIRom 1937.0354; Abb. 6: Photo: Faraglia, Neg. D-DAI-Rom 1937.0355; Abb. 15: Zeichnung Verf.
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Der Brunnen an der Straße zum Magnesischen Tor in Ephesos* 1. Einleitung und Forschungsgeschichte Der sog. Brunnen an der Straße zum Magnesischen Tor, meistens kurz ›Straßenbrunnen‹ genannt, gehört mit dem Nymphaeum des C. Laecanius Bassus1 und dem Nymphaeum Traiani2 zur Gruppe der aus Ephesos bekannten monumentalen Fassadennymphäen. Anders als diese beiden Gebäude ist der Straßenbrunnen jedoch kaum erforscht und fand dementsprechend wenig Eingang in die einschlägige Literatur 3. Dies dürfte zu einem großen Teil daran liegen, dass das in der Zwischenkriegszeit ausgegrabene Gebäude aufgrund der damaligen Umstände nicht näher erforscht und schließlich beim Bau der Straße nach Meryemana zugeschüttet und überbaut wurde. Dies ist umso bedauerlicher, als der Straßenbrunnen nicht nur für die Erforschung von Brunnenanlagen von Bedeutung, sondern auch als unmittelbarer Vergleich zum Nymphaeum Traiani von großem Interesse ist: Beide Bauten stammen von demselben Stifterehepaar und beide wurden im frühen des 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Zu Beginn der 1980er-Jahre veröffentlichte A. Bammer eine schematische Rekonstruktion des Straßenbrunnens, ohne deren Zusammenstellung jedoch zu argumentieren oder sie baugeschichtlich näher einzuordnen. Basierend auf den wenigen publizierten Informationen und den im Archiv des ÖAI noch vorhandenen Unterlagen wird im Folgenden eine neue Rekonstruktion für den Straßenbrunnen vorgestellt. Darauf aufbauend können Bauornamentik und Skulpturenausstattung analysiert werden. Abschließend werden Nutzungsgeschichte, Wasserversorgung und die architekturhistorische Einordnung des Bauwerks in die Reihe der bislang bekannten kleinasiatischen Fassadennymphäen diskutiert. Am 16. Oktober 1926 ist im handschriftlichen Tagebuch der Ausgrabung Ephesos das erste Mal ein »Fassadenbau, der jedenfalls einmal Wasserbassins besass« bei der sog. Wood’schen Basilika in jenem Bereich östlich des ›Staatsmarkts‹ vermerkt, der heute als ›Oberstadt‹ bezeichnet wird 4. Wie J. Keil in seinem publizierten Grabungsbericht ausführte, hatte man hier offenbar auf der Suche nach weiteren Reliefplatten des ›Parthermonuments‹ zu graben begonnen: »Hier waren in einem der Versuchsgräben oder besser gesagt Löcher, welche Wood angelegt hatte, als er sich längs der vom Theater kommenden Straße bis zum magnesischen Tore forttastete, während einer früheren Kampagne zwei Bruchstücke des großen Relieffrieses gefunden worden, welcher vermutlich ursprünglich einen anläßlich der Parthersiege des Marc Aurel und Lucius Verus errichteten großen Altar schmückte und von dem eine Anzahl von Platten nach Wien gekommen ist. Da auch andere Indizien darauf hindeuteten, daß dieser Altarbau in dem Sattel zwischen Bülbül Dagh und Panajir Dagh gelegen habe, schien eine nähere Untersuchung des Woodschen Grabens und seiner Umge-
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Eine Bearbeitung der Brunnenanlage wäre ohne die sorgfältigen Aufnahmen M. Theuers nicht möglich. Für Hinweise und Diskussionen danke ich J. Auinger, M. Aurenhammer, R. Hanslmayr, A. Pülz, E. Rathmayr, A. Sokolicek sowie insbesondere H. Thür. Mein besonderer Dank für Hilfe bei der Nutzung des Bild- und Planarchivs am ÖAI gilt I. Benda-Weber, R. Risy und G. Wlach. N. Gail fertigte dankenswerterweise Kopien und Scans der Photodokumentation an. Eine Zusammenfassung auch bei Quatember 2008a und Quatember 2008b. – Die zuzüglich zu den vom Österreichischen Archäologischen Institut empfohlenen Siglen und Kurzzitate werden am Ende des Beitrags angegeben. Jung 2006, 79 – 86 mit älterer Lit.. Quatember 2006, 73 – 77 mit älterer Lit.; Quatember (in Druckvorbereitung). Dorl-Klingenschmid 2001, 187 f. (Kat. 25) mit älterer Lit. Zu dem Begriff ›Oberstadt‹ vgl. Groh 2006, passim.
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Der Bereich des Straßenbrunnens vor der Ausgrabung mit Grabungsarchitekt M. Theuer
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Der Straßenbrunnen nach der Ausgrabung im Jahr 1926
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Detailaufnahme des Straßenbrunnens 1926 mit dem Architekten M. Theuer
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Planaufnahme von M. Theuer (1926)
bung geboten, zumal Massen von Architekturstücken das Vorhandensein eines bedeutenderen Bauwerkes an dieser Stelle erkennen ließen.«5 Der Zustand vor der Ausgrabung wurde mit einem Photo dokumentiert (Abb. 1). Zehn Tage später war die Anlage vollständig ausgegraben (vgl. Abb. 2. 3), danach wurde die Architektur dokumentiert, die gefundenen Skulpturen wurden in das österreichische Grabungshaus gebracht. Die Ergebnisse der Ausgrabung wurden summarisch im Bericht von J. Keil publiziert6, eine weitere Auswertung der Unterlagen durch den Grabungsarchitekten M. Theuer unterblieb leider7. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse erfolgte auch in dem von J. Keil verfassten Ephesos-Führer8: »In geringer Entfernung westlich vom ›Lukasgrab‹ liegt an dem sich gegen das magnesische Tor hinabsenkenden Straßenzüge [sic] die Abb. 74 [sic] wiedergegebene Ruine eines monumentalen Straßenbrunnens. Hinter einem 22 Meter langen, schmalen unteren Becken, das vor allem zum Tränken der Reit-, Trab- und Zugtiere gedient haben dürfte, war auf höherem Boden ein zweites breiteres Becken angeordnet, hinter dem sich dann, abermals erhöht, eine Zierwand mit Tabernakelarchitektur und reichem Statuenschmuck aufbauten. Wie die teilweise erhaltene Bauinschrift lehrt, gehört die erste Anlage des später mehrfach neu hergerichteten Baues in die Zeit des Kaisers Traian, und zwar in die Jahre 102 – 117 n. Chr.«9 Im Jahr 1955 oder 1956 wurde das Nymphäum beim Bau der Straße nach Meryemana zugeschüttet 10, ohne dass zuvor weitere Dokumentationsarbeiten vorgenommen werden konnten. Auch die Architekturteile des Baus sind verschollen. Ende der 1970er-Jahre ließ A. Bammer für seine Untersuchung flavisch-traianischer Architekturfassaden aus Ephesos Rekonstruktionszeichnungen des Gebäudes anfertigen11, die von der Forschung rezipiert wurden und seither in übergreifenden Untersuchungen 12 als Grundlage zur Einordnung des Straßenbrunnens dienen. 5 6 7
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Keil 1926, 271 f. Keil 1926, 272 – 277. M. Theuer (1878 – 1949), ab 1924 Professor an der Technischen Hochschule Wien, nahm von 1926 – 1930 sowie 1933 und 1935 an den Ausgrabungen in Ephesos teil, vgl. Wiplinger ȸ Wlach 1995, 185. Im Archiv des Instituts für Baukunst und Bauaufnahme an der TU Wien sind keine Unterlagen zu Ephesos vorhanden, vgl. Wohlers-Scharf 1995, 182 f. Keil 1964, 138 f. Abb. 79. Keil 1964, 138. Zur Korrektur der Datierung s. u. Abschnitt 3. Das Jahr 1955 wird angegeben bei Alzinger 1970, 1605 sowie Alzinger 1962, 171. Wohlers-Scharf 1995, 198 nennt das Jahr 1956; vgl. auch Keil 1964, 138 Anm: 22: »Durch den Bau der Autostraße zur Panayia Kapulü ist die von uns 1927 gut hergerichtete Ruine des Straßenbrunnens leider zerstört bzw. vollständig verschüttet worden.« Die Zerstörung wird auch von F. Miltner in einem Bericht an die ÖAW erwähnt: Miltner 1959, 33. Bammer 1978 – 1980, 86 – 89 Abb. 18 – 19. 22. Dorl-Klingenschmid 2001, bes. 187 f. (Kat. 25) Abb. 114; Vandeput – Berns 2002, 75 Abb. 54 a.b.
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Karteikarte von M. Theuer zu einem nicht zugehörigen Gesimsblock
Im Folgenden wird durch eine kritische Neubewertung der im Archiv vorhandenen Unterlagen die Rekonstruktion und architekturhistorische Einordnung des Nymphäums auf eine verbesserte Grundlage gestellt. Auf diese Quellen konnte zurückgegriffen werden: – – – –
Handschriftliches Tagebuch Grabungsphotos (Abb. 1 – 3) Plan von M. Theuer13 (Abb. 4) Aufnahmen der Architektur; diese sind nur noch in Umzeichnungen von E. Grubits überliefert14 (Abb. 12. 19 – 22. 24. 25. 30 – 32. 34)15. Die Bleistiftoriginale von M. Theuer fehlen im Archiv; die Zeichnungen der Kapitelle des Unter- und des Obergeschosses sowie Rekonstruktionsversuche sind nicht mehr vorhanden16. – Karteikarten mit Photos einiger Bauglieder und einigen Maßangaben (Abb. 5) – Zur Inschrift liegen neben der Publikation die Einträge in den Skizzenbüchern vor (Abb. 6); der Abklatsch ist ebenfalls noch im Archiv des ÖAI vorhanden, die eradierte Inschrift ist darauf jedoch nicht lesbar. – Eine Quelle für sich stellen die für A. Bammers Publikation angefertigten Rekonstruktionen (Abb. 7. 8) dar17, weil für sie Zeichnungen verwendet werden konnten, die heute nicht mehr im Archiv vorhanden sind (z. B. die Säulenkapitelle des Untergeschosses).
2. Die Lage des Straßenbrunnens Die Brunnenanlage war auch vor ihrer Überbauung durch die Straße niemals geodätisch eingemessen, ihre genaue Position im ephesischen Stadtgebiet somit niemals exakt ermittelt worden: Dies führte dazu, dass das Nymphäum auf verschiedenen Stadtplänen eine unterschiedliche Lage hat18. Zutreffend sind jedoch sicher die Angaben in der 3. Auflage des ›Ephesos-Führers‹ von J. Keil aus dem Jahr 1955, die zu einem Zeitpunkt
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ÖAI Archiv Inv. III 144. ÖAI Archiv Inv. 2476. Die Umzeichnungen der Bauteile wurden für den vorliegenden Beitrag gescannt, in ihrem Maßstab reduziert und mit neuen Katalognummern versehen zu den Abbildungen zusammengestellt. Nach den Verzeichnissen des Archivbestandes war zumindest weiters vorhanden: »Straßenbrunnen, Grundrisse und rekonstruierte Ansichten, insgesamt 7 Teile«, ÖAI Archiv Inv. I 1344 sowie »Straßenbrunnen (Kapitell) aus dem Nachlaß Theuer«, ÖAI Archiv Inv. III 1315. Beides fehlt heute leider. ÖAI Archiv Inv. 2425. Vgl. beispielsweise den Stadtplan in der hinteren Umschlagklappe bei Scherrer 1995, wo der Straßenbrunnen (Nr. 15) westlich des sog. Lukasgrabes, fast schon bei der sog. Fontäne am Staatsmarkt eingezeichnet ist.
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Eintrag zur Inschrift des Straßenbrunnens in das sog. Skizzenbuch
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Rekonstruktion des Straßenbrunnens nach A. Bammer
erfolgten, als das Gebäude noch oberirdisch im Gelände sichtbar war19. Zwar heißt es dort zunächst, der Straßenbrunnen läge »in geringer Entfernung westlich vom Lukasgrab«. Dabei muss es sich aber um einen Irrtum handeln, denn die weitere Beschreibung lautet: »Die flache Höhe südlich von diesem Straßenbrunnen nimmt ein von Wood als Basilika bezeichnetes Gebäude ein.« Heute noch gut im Gelände erkennbar, liegt die sog. Wood’sche Basilika aber östlich des ›Lukasgrabes‹ (Abb. 9). Eine Bestätigung für diese Lageangabe liefert der in der Umschlagklappe des Führers angebrachte Faltplan, auf welchem unmittelbar nördlich der ›Wood’schen Basilika‹ ein Brunnen eingezeichnet ist, bei dem es sich nur um den Straßenbrunnen handeln kann. Auch die Tagebucheinträge des Jahres 1926 geben dieselbe Lokalisierung20. Der Brunnen lag somit an jener Straße, die an der Südseite des sog. Staatsmarkts vorbei zum Magnesischen Tor führt21, in unmittelbarer Nähe der ›Wood’schen Basilika‹ und des ›Lukasgrabes‹. 19 20
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Keil 1955, 106. Vgl. den Eintrag in das handschriftliche Tagebuch vom 18. Oktober 1926: »[…] Bei der Wood’schen Basilika wird mit der Abfuhr des Schuttes an der Westseite eingesetzt. Es zeigt sich, daß vor der ganzen Terrasse ein langes Wasserbassin lief, das zum Wasserschöpfen durch lange Zeit verwendet wurde.« Groh 2006, 93 f.
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Rekonstruktion von A. Bammer, Detail
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Bei der sog. Wood’schen Basilika handelt es sich um ein langrechteckiges Gebäude mit einer erhöhten Apsis an der südlichen Schmalseite und einem durch eine Säulenstellung abgetrennten Nebenschiff an der Ostseite. Die Basilika ist laut den Untersuchungen J. Keils der 1920erJahre frühestens im 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Neuere Forschungen liegen nicht vor, die genaue Funktion des Baus ist nicht bekannt22. In dem Bereich 9 Die Lage des Straßenbrunnens im Gelände zwischen Straßenbrunnen und Basilika erwähnt Keil nur »wohl bereits der byzantinischen Epoche« angehörende Strukturen23. Etwas westlich des Straßenbrunnens liegt das sog. Lukasgrab. Ursprünglich handelte es sich bei diesem Bau um einen Monopterosbrunnen, dessen Errichtung nach den Forschungsergebnissen von A. Pülz in die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden kann. Den Grabungsbefunden zufolge reicht die Bebauung hier jedoch bis in hellenistischen Zeit zurück 24. Das Gebiet um den Straßenbrunnen war in jüngster Zeit Gegenstand eines archäologischen Surveys und geophysikalischer Messungen25. S. Groh interpretiert dieses Areal als Wohngebiet, wobei der Straßenbrunnen Teil einer Platzanlage gewesen sei26.
3. Inschrift und Stifter des Nymphäums des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. Auf der obersten der drei Faszien des Untergeschossarchitravs war eine – später eradierte – Inschrift (Abb. 6. 10) angebracht27: 5ҤƩƬԂƥƢƝƢ ҲƮƞƫԆՀ ƣƚԅ ŻӤƬƨƣƩԀƬƨƩƢ ƇԂƩƨƭՀ ƍƩƚƢƚƦռ ƄƚԆƫƚ7ƩƢ ƌƞƛƚƫƬռ Ž5ƞƩƥƚƦƢƣռ7 žƚƣƢƣռ ƣƚԅ Ƭռ Ɲ5Ԅƥ7ռҲƮƞƫԆƱƦƍƢƛ5ƄƤƚԊƝƢƨƪҤƩƢƫƬԆƱƦƬƩԅƪҜƩƯƢƞƩƞԉƪ7ƬՑƪҤƫԆƚƪƣƚԅƦƞƨƣԈƩƨƪƥƞƬӿӐƨƭƤԆƚƪƅƭƝԆƚƪ ƅƚƬƞƩƚƦՑƪ5ҜƩ7ƯƢƞƩƞԆƚƪƣƚԅơƭƜƚƬƩԇƪҤƫԆƚƪÂ5ƫԉƦ¶ƚƦƬԅ7ƬռƣԈƫƥռÂ »Der Artemis von Ephesos, dem Herrscher Nerva Traian Caesar Augustus Germanicus Dacicus und dem Demos von Ephesos [errichtet von] Tib. Claudius Aristion, (dreimaliger?) Archiereus Asiens und Neokoros gemeinsam mit Iulia Lydia Laterane, Archiereia und Tochter Asias [...] mit allem Schmuck [...]«
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Keil 1926, 277 – 279; zum vermuteten Errichtungszeitpunkt s. Keil 1964, 138 f.; vgl. auch Wood 1975, 60 – 62. Keil 1926, 279. Pülz – Pillinger 2003, 154. A. Pülz sei an dieser Stelle herzlich für Auskünfte und Hinweise gedankt. Zur Datierung s. auch Liko 2001. Groh 2006, 47 – 116. Groh 2006, bes. 93 f. Vgl. IvE 424a bzw. Knibbe – Merkelbach 1978, 80; zur Inschrift s. auch AE 1967, 144 Nr. 468; Cramme 2001, 149 f. mit Anm. 557; Scherrer 2006, 56. Die vorgenommenen Ergänzungen folgen IvE 424a und wurden mit dem Eintrag im Skizzenbuch abgeglichen.
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Die Verteilung der Inschrift auf den erhaltenen Architraven
Es handelt sich um eine Stifterinschrift in der durchaus üblichen Form nach dem häufigen Schema mit einer Nennung der Empfänger der Stiftung im Dativ und anschließender Nennung des bzw. der Stifter einschließlich ihrer bedeutendsten Ämter28. Aufgrund der Titulatur des Kaisers Traian und des in ihr enthaltenen Titels Dacicus, welcher dem Kaiser im Herbst 102 n. Chr. verliehen wurde, sowie des fehlenden Titels Optimus oder seiner griechischen Entsprechung, verliehen im Spätsommer 114 n. Chr., kann die Inschrift in die Zeit zwischen 102 und 114 n. Chr. datiert werden29. Über die Nennung seiner Ehefrau kann Tiberius Claudius Aristion als Stifter erschlossen werden, einer der prominentesten und bekanntesten Bürger von Ephesos zu seiner Zeit30. Seine erste inschriftliche Nennung erfolgte im Jahre 88/89 n. Chr., zahlreiche andere belegen weitere Ämter wie Grammateus, Archiereus und Neokoros. Auch aus einem literarischen Zeugnis ist Aristion bekannt: Plinius d. J. erwähnt einen Prozess gegen Aristion vor Kaiser Traian31, schweigt sich über die näheren Umstände jedoch leider aus. Darüber hinaus tritt Aristion als Wohltäter und Stifter mehrerer Gebäude in Erscheinung32. Bekannte Beispiele sind das sog. Nymphaeum Traiani an der Kuretenstraße, ein dem Straßenbrunnen nicht unähnliches, monumentales Fassadennymphäum33, sowie die zu diesem Bau gehörende Wasserleitung34. Letztes Zeugnis für Aristion ist seine Beauftragung mit der Aufsicht über die Fertigstellung der Celsusbibliothek nach dem Tod von Celsus’ Sohn C. Iulius Aquila. Auch Aristions Gattin Iulia Lydia Laterane ist in anderen Inschriften belegt, über ihren Hintergrund ist jedoch weniger bekannt; F. Kirbihler vermutet, es könnte sich um eine Tochter des Ti. Iulius Celsus Polemaeanus – Grabinhaber der nach ihm benannten Bibliothek – oder seines Sohnes C. Iulius Aquila handeln35. Der Vergleich mit der Inschrift am Nymphaeum Traiani36 ergibt, dass der Straßenbrunnen relativchronologisch gesehen älter sein muss, da der Titel Prytanin (¶ƩԊƬƚƦƢƪ), den Iulia Lydia Laterane am Nymphaeum
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35 36
Vgl. dazu Stephan 2002, 94 f. Kienast 1996, 123. Keil 1964, 138, gibt fälschlicherweise eine Datierung zwischen 102 und 117 n. Chr. an. Brunnen und korrekte Datierung werde auch erwähnt bei Quaß 1993, 216 f. s. bes. Scherrer 1997, 113 – 128; Kirbihler 2003, 289 – 299. Plin. ep. 6, 31, 3. Zuletzt s. Quatember 2007, 101 – 113 mit älterer Lit. Quatember 2006, 73 – 77 mit älterer Lit.; Quatember (in Druckvorbereitung). Zu diesem ›Aristion-Aquädukt‹ s. zuletzt Wiplinger 2006a, 26 – 30; Wiplinger 2006b, 15 – 48. Zu den schriftlichen Quellen s. Scherrer 2006, 53 – 55. Kirbihler 2003, 297. 753. IvE 424.
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Der neue schematische Grundriss des Straßenbrunnens basierend auf der Aufnahme M. Theuers (vgl. Abb. 4)
Traiani trägt, hier noch fehlt37. Nach der in der Titulatur des Aristion eingefügten Ergänzung könnte dieser Ɲԅƪoder auch ƬƩԅƪҜƩƯƢƞƩƞԊƪgewesen sein38. Folgt man der Annahme P. Scherrers, dass Iulia Lydia Laterane während der dritten Amtszeit des Aristion als Archiereus das erste Mal Archiereia war39, ist eine Ergänzung der Inschrift mit ƬƩԅƪ sogar zwingend. Auch die Platzverhältnisse der Inschrift auf den Architraven des Untergeschosses widersprechen einer solchen Hinzufügung zumindest nicht (Abb. 10). Jene Teile der Inschrift, die auf der mittleren Faszie des Architravs angebracht waren, sind offenbar gründlicher eradiert worden; mit Ausnahme von ƬռƣԈƫƥռ konnte der Text nicht mehr entziffert werden. Aus der Position dieses erhaltenen Textteils geht aber hervor, dass eine Ergänzung in exakter Analogie zur Bauinschrift des Nymphaeum Traiani nicht vorgenommen werden kann, da ein entsprechend langer Abschnitt keinen Platz fände40. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Wasserversorgung des Straßenbrunnens durch eine andere Leitung erfolgte (s. u.).
4. Das Fassadennymphäum des Ti. Claudius Aristion: Grundriss, zugehörige Bauteile und Rekonstruktion Wie bereits J. Keil in seinem Grabungsbericht vermerkte, wurde der Brunnen im Laufe seiner Nutzungsgeschichte mindestens einer Umgestaltung unterzogen41, die aufgrund der fehlenden Dokumentation heute jedoch nicht mehr fassbar ist. A. Bammer begründete seinen Rekonstruktionsvorschlag (Abb. 7. 8) nicht; dementsprechend erfolgte in übergreifenden Darstellungen – etwa zur Architekturgeschichte der kleinasiatischen Prunkbrunnen42 – eine unkritische Rezeption. Im Folgenden soll auf Basis der erhaltenen Archivunterlagen eine neue Rekonstruktion für das von Ti. Claudius Aristion und Iulia Lydia Laterane gestiftete Fassadennymphäum vorgestellt werden. 37
38 39 40
41 42
Obwohl die Inschrift des Straßenbrunnens im Anschluss an die Titulatur der Iulia Lydia Laterane nicht mehr erhalten war, ist das vor dem letzten Teil der erhaltenen Titulatur (ơƭƜƚƬƩԇƪҤƫԆƚƪ verbliebene ƣƚԅ doch ein Hinweis darauf, dass es sich dabei auch tatsächlich um das letzte Glied der Aufzählung handelt. Für diesen und zahlreiche andere Hinweise zu der Inschrift danke ich H. Taeuber sehr herzlich. IvE II 2 Addenda und Korrigenda zu 424 a. Scherrer 1997, 123. Dort heißt es nach der Titulatur der Iulia Lydia Laterane: […ӨƝƱƩƞӈƫ7ƚƜƚƜԋƦƝƢՋƨӪƣ5ƚƬƚƫƣƞԊƚƫƞƦӘƯ7ƞƬƨծƝƢƚƣƨƫԆƱƦƣƚԅ ƝԂƣƚƫƬƚƝԆƱƦƣƚԅƬԇӥƝƩƞƣƝƨƯ՟ƨƦƫԉƦ¶ƚƦƬԅƬռƣԈƫƥƱƢҜƦԂơƠƣƞƦҬƣƬջƦӈƝԆƱƦvgl. IvE 424. Keil 1926, 273; zu Überlegungen bezüglich der Nutzungsgeschichte des Bauwerks s. u. Abschnitt 6. Dorl-Klingenschmid 2001, 187 f. (Kat. 25).
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4.1 Grundriss Einzige Informationsquelle für den Grundriss ist – neben zwei Photos der vollständig ausgegrabenen Anlage (Abb. 2. 3) – eine aquarellierte Grundrisszeichnung M. Theuers (Abb. 4); ferner existiert ein von A. Bammer publizierter rekonstruierter Grundriss (Abb. 7). In seiner Grundstruktur besaß die Brunnenanlage ein langrechteckiges Brunnenbecken, das an drei Seiten von einer zweistöckigen Tabernakelfassade auf einem erhöhten Unterbau umgeben war. Zur Straße hin ist dem Hauptbecken ein niedrigeres Schöpfbecken vorgelagert. Sowohl M. Theuers Aufnahme als auch den Photos zufolge dürften sowohl die Unterkonstruktion der Fassade als auch die Rückwand derselben aus Bruchsteinmauerwerk bestanden haben. Gleichzeitig war die Rückwand der Fassade, wie bei Theuer eindeutig erkennbar, an beiden Seiten nach vorn gezogen, sodass auch die beiden schmalen Seitenflügel eine geschlossene Rückwand besaßen. Laut Theuers Plan war unter den Säulen offenbar jeweils ein größerer, monolither Block als Punktfundament angebracht. Diese Befunddokumentation schließt jedoch den von A. Bammer rekonstruierten Grundriss aus, der an West- und Ostseite vier Säulen zu einem freistehenden Ecktabernakel ohne seitliche Wände zusammenfasst. Vielmehr liefert eine Umzeichnung von M. Theuers Plan einen neuen schematischen Grundriss (Abb. 11). Aus der Dokumentation ergeben sich darüber hinaus auch Informationen zum Höhenverhältnis von Hauptund Schöpfbecken: Das von Theuer so bezeichnete ›obere Bassin‹ lag schätzungsweise auf mindestens 70 cm höherem Niveau als das ›untere Bassin‹ auf Straßenebene. Beide Becken waren offenbar durch eine Abschrankung voneinander getrennt, da im Bereich der Vorderkante des Hauptbeckens vor allem an der West-, aber auch an der Ostseite Einlassungsspuren für diese Begrenzungsplatten zu erkennen sind.
4.2 Zugehörige Bauteile Bevor die eigentliche Rekonstruktion des Gebäudes erfolgen kann (Abschnitt 4.3), muss zunächst die Zugehörigkeit der durch M. Theuer dokumentierten Bauteile zur ursprünglichen, von Aristion und seiner Gattin errichteten Brunnenanlage diskutiert werden. Alle dokumentierten Bauglieder wurden mit einer zweiteiligen Katalognummer versehen, deren erster Teil (vor dem Bindestrich) die Lageebene im Gebäude angibt, die von unten (Säulenbasen des Untergeschosses = Ebene 1) nach oben (Gesimse des Obergeschosses = Ebene 10) durchnummeriert wurden. Als Anhang ist zur besseren Übersicht ein Katalog aller Bauteile angefügt. 4.2.1 Säulenbasen und Säulen des Untergeschosses (Ebene 1 und 2) Unter den von M. Theuer aufgenommenen attisch-ionischen Säulenbasen (Abb. 12) lässt sich eine Gruppe von sieben Stück zusammenfassen (Tab. 1, s. auch Kat. 1-1 bis 1-7), die einerseits sehr ähnliche Maße aufweisen und andererseits mit diesen Maßen auch mit den Kapitellen des Untergeschosses korrespondieren; eine Zugehörigkeit dieser Basen zum Untergeschoss ist somit sehr wahrscheinlich. Großformatige Säulen sind auf den Gra12 Säulenbasis 1-1 des Untergeschosses bungsphotos (Abb. 2. 3) zu erkennen; Durchmesser und Anzahl der Fragmente sind in der Dokumentation jedoch nicht verzeichnet. 4.2.2 Kapitelle des Untergeschosses (Ebene 3) Von den bei der Ausgrabung aufgefundenen Kapitellen existieren Photos (Abb. 13 – 17); zusätzlich sind für einige davon Maßangaben auf Karteikarten vorhanden, sodass die Stücke zunächst dem Unter- oder Obergeschoss zugewiesen werden können. Besonders bei den Pilasterkapitellen ist auffallend, dass die dokumentierten Exemplare in zwei Gruppen unterteilt werden können, die höchstwahrscheinlich nicht beide zu dem
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von Aristion gestifteten Nymphäum gehören. Vielmehr dürfte es sich bei einer Gruppe um Ersatzstücke handeln, die im Zuge der bereits von J. Keil erwähnten Reparatur zum Brunnen hinzukamen. Für die Zuordnung zu dem Brunnenbau des Aristion sind vor allem zwei Kriterien zu beachten: einerseits ein Vergleich der Größenverhältnisse zwischen dem eindeutig dem Gebäude zuzuordnenden Architrav mit der Inschrift und anderen zeitgleichen Bauten, andererseits stilistische Erwägungen bei der Ausführung der Kapitelle. Tabelle 1: Säulenbasen des Untergeschosses; Maßangaben in cm Kat. 1-1 1-2 1-3 1-4 1-5 1-6 1-7
Nr. (Theuer) 2 3 4 5 6 11 12
Durchmesser oben 58,5 57,5 59 58 (ergänzt) 58 59,5 (ergänzt) 57,5
Länge Seiten 71,5 70 75 75 72,5 74,5 71,5
Höhe 24,5 24 26,5 24,5 25 25 24,5
13
Säulenkapitell 3-1 des Untergeschosses
14
Pilasterkapitell 3-2 des Untergeschosses
15
Pilasterkapitell 3-3 des Untergeschosses
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Pilasterkapitell ÖAI-Archiv Photoplatte Nr. I 3
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Zu den Größenverhältnissen Als ein von Aufbau, Gestaltung und Datierung sehr ähnlicher Bau sei zuerst das Nymphaeum Traiani an der Kuretenstraße herangezogen. Anders als beim Straßenbrunnen sind hier Architrav und Fries in einem Stück gearbeitet, die Frieszone sowie die obere Faszie des Architravs tragen die Stifterinschrift43. Die Höhe der Profilierung, die dem Architravteil der Blöcke entspricht, beträgt 31 – 32 cm, die Höhe der durch die Fundsituation eindeutig dem Nymphäum zugeordneten Kapitelle beträgt etwa 50 cm. Somit ergibt sich ein Höhenverhältnis von Architrav zu Kapitell von ungefähr 1 : 1,59. Legt man das entsprechende Größenverhältnis auf den Straßenbrunnen um, lässt sich bei einer Architravhöhe von 43 cm für 17 Pilasterkapitell ÖAI-Archiv Photoplatte Nr. I 22 das Untergeschoss eine Kapitellhöhe von ca. 68 cm errechnen. Ein ähnliches Maß weisen auch die Proportionen am Untergeschoss des sog. Hadrianstores an der Kuretenstraße auf: Die Höhe des Architravs, auch hier in einem Block mit dem Fries gearbeitet, beträgt ungefähr 37,5 cm44, die Höhe der Kapitelle schwankt zwischen 58,4 cm (HT 10) und 59,6 cm (HT 99)45. Basierend auf diesem Vergleich lässt sich bei einer Höhe von 43 cm für den Architrav die Höhe der Untergeschosskapitelle des Straßenbrunnens mit einem Verhältnis von 1 : 1,56 bzw. 1,59 zwischen 67 und 68 cm eingrenzen. Von den bei der Ausgrabung dokumentierten Kapitellen besitzen folgende eine entsprechende Höhe: das komposite Säulenkapitell Kat. 3-1 (H laut Karteikarte: 67,5 cm) und die kompositen Pilasterkapitelle Kat. 3-2 (H laut Karteikarte: 66,4 cm) sowie Kat. 3-3 (H laut Karteikarte ebenfalls 66,4 cm), wobei M. Theuer für dieses vermerkt: »im ganzen 4 Stück (IV a-d)«. Auch die beiden in Abbildung 1646 und 1747 dargestellten kompositen Pilasterkapitelle entsprechen mit ihrer Höhe annähernd den errechneten Maßen. Eine Zugehörigkeit liegt aufgrund bei einem solchen Bau nicht auszuschließender Ungenauigkeiten oder auch von Gestaltungsfeinheiten wie beispielsweise der Kurvatur im Rahmen des Möglichen48. Ausführung der Kapitelle Bei keinem einzigen photographisch dokumentierten Stück der drei besprochenen Kapitelltypen widerspricht die stilistische Datierung einer Zuschreibung zum Brunnen: Alle erlauben anhand ihrer Blattgestaltung eine Einordnung in (spät)traianische Zeit. In ihrer typologischen Konzeption sind die Stücke jedoch sehr uneinheitlich: Das Säulenkapitell ist mit Lanzettblättern dekoriert, zwei Pilasterkapitelle (Abb. 16. 17) besitzen Hohlblätter, vier weitere Stücke (photographisch dokumentiert: Kat. 3-2 und 3-3, Abb. 14. 15) weder Lanzett- noch Hohlblätter. Während die Säulenkapitelle also offenbar – zumindest in der Dokumentation – nur durch ein Stück repräsentiert sind (Kat. 3-1, Abb. 13), stehen für die Pilasterkapitelle zwei unterschiedliche Typen zur Auswahl. Die Anbringung beider Varianten im selben Stockwerk an demselben Bau scheint jedoch äußerst unwahrscheinlich. Wie sich an zahlreichen kaiserzeitlichen Bauten nicht nur in Ephesos, sondern auch andernorts zeigt, wird üblicherweise an einem Gebäude in einer Ebene nur ein Kapitelltypus verbaut49. 43 44 45 46 47
48
49
Inschrift: IvE 424. Zu den Bauteilen s. Quatember (in Druckvorbereitung). Thür 1989, Taf. 19. Thür 1989, 141 Taf. 15 f. Photo: ÖAI Inv. I 3. Maße nach Karteikarte M. Theuer: B unten 43 cm, H bis Abakusoberkante 57 cm. Photo: ÖAI Inv. I 6. Maße nach Karteikarte M. Theuer: B unten 47 cm, H 61,8 cm. Publiziert bei Bammer 1978 – 1980, 88 Abb. 22. Vgl. die unterschiedliche Höhe auch bei den Säulenkapitellen vom Untergeschoss der Celsusbibliothek, Hueber 1984, 184 Abb. 3. Vgl. beispielsweise Rohmann 1998, passim. Eine Ausnahme stellen mehrere Kompositkapitelle in der Nordhalle des Asklepieions dar, die er aus diesem Grund einer Reparatur mittels Spolien zuordnet, vgl. Rohmann 1998, 79.
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Zum Straßenbrunnen dürften die Kapitelle ohne Lanzett- oder Hohlblätter gehören. Dafür spricht m. E. die Tatsache, dass diese ebenso wie das erhaltene Säulenkapitell eine Gestaltung der unteren Blattreihe mit ›Kranzblattgrund‹ aufweisen50. Auch die Ausführung der übrigen Blattdetails ist ähnlich. Die Pilasterkapitelle entsprechen damit einem ›reduzierten‹ Typus des Säulenkapitells, ohne Lanzettblätter, weniger qualitätsvoll, sonst aber mit identischen Charakteristika. Die beiden Pilasterkapitelle mit Hohlblatt hingegen weichen nicht nur in ihrer Blattform, sondern auch in ihrer Gesamtkonzeption vom Säulenkapitell ab. Das Fehlen von Blättern am Kalathos der Pilasterkapitelle und die deutlichen Qualitätsunterschiede erklären sich mit einem Blick auf das Nymphaeum Traiani: Auch hier sind die wenig sichtbaren, im Schatten liegenden Pilasterkapitelle im Vergleich zu den Säulen- und Pfeilerkapitellen deutlich schlechter gearbeitet. Offenbar liegt der Grund für diese Differenziertheit in der Ökonomie der Bauweise jener Zeit. Dem Nymphäum des Aristion und seiner Gattin können somit das Säulenkapitell Kat. 3-1 (Abb. 13) sowie vier Pilasterkapitelle (Kat. 3-2 und 3-3, Abb. 14. 15) zugewiesen werden. 4.2.3 Architrave des Untergeschosses (Ebene 4) Die Kat. 4-2, 4-3, 4-6, 4-7 und 4-9 sind aufgrund der eradierten Bauinschrift eindeutig dem Straßenbrunnen des Aristion, und hier den Architraven des Untergeschosses, zuzuordnen (Abb. 18 – 22). Eine genaue Positionierung der einzelnen Bauteile ist – zumindest teilweise – möglich. 4.2.4 Gesimse des Untergeschosses (Ebene 5) Für das Untergeschoss des Straßenbrunnens ist von M. Theuer ein Zahnschnittgesims überliefert, das dieser anhand von 17 Fragmenten rekonstruierte (Abb. 23 – 25). Eine Zuordnung zum ursprünglichen Bau wird durch die Analogie des Nymphaeum Traiani, das im Untergeschoss ein Zahnschnittgesims besitzt, ebenso gestützt wie durch vergleichbare Proportionen beider Bauten51.
18
Architrav 4-2
4.2.5 Säulenbasen und Säulen des Obergeschosses (Ebene 6 und 7) Analog zu denen des Untergeschosses besaß der Dokumentation M. Theuers zufolge auch das Obergeschoss attisch-ionische Säulenbasen. Von den auf Plan 16 dargestellten Stücken lassen sich aufgrund ihrer Maße zwei Basen zuordnen52. Kleinformatige Säulen sind auf den Grabungsphotos (Abb. 2. 3) zu erkennen; Durchmesser und Anzahl der Fragmente sind in der Dokumentation jedoch nicht verzeichnet. 4.2.6 Kapitelle des Obergeschosses (Ebene 8) Ähnlich den Kapitellen des Untergeschosses sollen sowohl Größenverhältnisse im Vergleich mit anderen Bauten als auch eine stilistische Einordnung der in Frage kommenden Stücke herangezogen werden. Zu den Größenverhältnissen Die Architrave, die dem Obergeschoss des Straßenbrunnens zugeordnet werden können, besitzen eine Höhe von 32 – 33 cm. Somit kann analog zu den für das Untergeschoss erzielten Maßverhältnissen eine Kapitellhö50
51
52
Als Kranzblattgrund bezeichnet Rohmann 1998, 109 eine Art Rahmung der Kranzblätter, welche durch die herabgezogenen Bohrrillen des äußersten Blattlappens der Hochblätter entsteht. s. u. Abschnitt 6. Beim Nymphaeum Traiani misst die Höhe des Architravs ca. 31 cm, die der Gesimse 30,5 cm; dem steht beim Straßenbrunnen eine Architravhöhe von 42 cm einer Höhe der Gesimse von 40 cm gegenüber. Dm oben 49 bzw. 47 cm, L Seiten 59,5 bzw. 60,5 cm, H 29 bzw. 24,5 cm.
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Architrave 4-1 bis 4-3
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Architrave 4-4 und 4-5
he von ca. 48,5 – 52,5 cm errechnet werden. Aufgrund der Größenverhältnisse würden – mit einer gewissen Schwankungsbreite – somit die Kapitelle auf den Photoplatten I 5, I 7, I 8 und I 23 im Archiv des ÖAI (Abb. 26 – 29) für eine Zuordnung zum Obergeschoss des Straßenbrunnens in Frage kommen. Ausführung der Kapitelle Das auf Photoplatte I 7 abgebildete Kapitell (Abb. 27) kann aufgrund seiner Datierung in die frühe Kaiserzeit53 nicht zum Straßenbrunnen gehört haben; denkbar ist hingegen eine Wiederverwendung als Spolie in einer späteren Reparaturphase. Ähnliches gilt für das wegen seiner Höhe dem Obergeschoss potenziell zuweisbare, auf Platte I 8 abgebildete Kapitell (Abb. 25): Kranz- und Hochblätter erreichen nur etwa die Hälfte der Kalathoshöhe, Caulis und Caulisknoten sind detailliert ausgearbeitet. Die auf dem Photo erkennbaren Ösen weisen Herzform auf. 53
Die entsprechenden Argumente für eine zeitliche Einordnung sind eindeutig und sollen in diesem Zusammenhang nicht wiederholt werden, vgl. dazu Alzinger 1974, 90 Abb. 121.
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Architrave 4-6 und 4-7
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Architrave 4-8 und 4-10
Sowohl Proportionen als auch die Gestaltung der Caules sind beispielsweise mit den Obergeschosskapitellen der sog. Basilika am Staatsmarkt vergleichbar54. Herzförmige Ösen sind ein häufiges Element frühkaiserzeitlicher korinthischer Kapitelle in Ephesos55. Auch für das Stück auf Platte I 8 ist somit eine zeitliche Einordnung in die frühe Kaiserzeit naheliegend, was eine Zugehörigkeit zum ursprünglichen Bauzusammenhang des Straßenbrunnens jedoch ausschließt; ebenso wie bei I 7 ist eine Verwendung als Spolie denkbar. Über eine mögliche Herkunft beider Stücke von demselben Bau können aber nur Vermutungen angestellt werden. Für beide frühkaiserzeitliche Kapitelle ist die Zugehörigkeit zu dem von Aristion und seiner Gattin in Auftrag gegebenen Bau des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. jedenfalls ausgeschlossen: Unserem bisherigen Kenntnisstand zufolge dürften die Gebäude der frühen Kaiserzeit zu diesem Zeitpunkt noch intakt und in Funktion gewesen sein56, von ihrer Verwendung als ›Steinbruch‹ für Spolien ist daher nicht auszugehen. Ebenso sind mit dem Nymphaeum Traiani, der Celsusbibliothek und dem Hadrianstor drei Bauten aus dem ersten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. mit ihrer steingerechten Rekonstruktion so gut bekannt, dass für sie eine Verwendung frühkaiserzeitlicher Spolien ausgeschlossen werden kann; der Straßenbrunnen würde in dieser Gruppe eine Ausnahme darstellen57. Somit bleiben noch die Kapitelle auf den Platten I 5 (Abb. 26) und I 23 (Abb. 29) als mögliche ›Kandidaten‹ für das Obergeschoss des Brunnens. Nach ›konventionellen‹ Datierungskriterien wären beide Stücke aufgrund ihrer Proportionen, Blattgestaltung und der einander berührenden Blattspitzen zumindest in das spätere 2. Jahrhundert, eher sogar in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts zu setzten58. Eine klare zeitliche Einordnung scheint nach jüngeren Untersuchungen anhand dieser Kriterien jedoch nicht immer möglich zu sein: 54 55 56
57
58
Alzinger 1974, 88 bes. Abb. 118 b. Alzinger 1974, beispielsweise Abb. 119. 120. Eine Datierung der Kapitelle in augusteische Zeit und damit noch vor einem Erdbeben in tiberischer Zeit, was eine mögliche Zweitverwendung nahelegen könnte, scheint angesichts der stilistischen Einordnung wenig wahrscheinlich. W. Alzinger dürfte von einer Datierung für das in Abb. 27 gezeigte Kapitell um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. ausgehen, vgl. Alzinger 1974, 90. Zum tiberischen Erdbeben s. Scherrer 2004, 73. Zu diesen Bauten s. Quatember (in Druckvorbereitung); Thür 1989. Die steingerechte Rekonstruktion der Celsusbibliothek ist leider nicht im Detail publiziert, s. besonders Wilberg 1944; Hueber 1984. Vgl. dazu zuletzt Köster 2004, bes. 159. s. beispielsweise Kramer 1986, 109 – 126, der die von ihm nachgezeichnete Entwicklungslinie m. E. nur ungenügend mit fix datierten Beispielen untermauert. Auf solchen aufbauend, stellt eine Analyse der Kapitellproduktion des 3. und 4. Jhs. n. Chr. ein Desiderat dar.
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Jüngst hat H. Thür auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich bei einer ausschließlich auf stilistischen Analysen basierenden Beurteilung von Kapitellen geringerer Qualität ergeben59. Dem entsprechen auch die Ergebnisse zu den Obergeschosskapitellen vom Nymphaeum Traiani60. Auch wenn endgültige Sicherheit in Form einer detaillierten Studie gut datierter Beispiele noch aussteht, konnte H. Thür herausarbeiten, dass für das spätere 2. und das 3. Jahrhundert charakteristische Merkmale, etwa die ornamentalen Muster und geometrischen Formen, aber auch die nur aus Dreiecken bestehenden Caulisknoten, schon im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. auf23 Geison 5-4 treten61. Wesentlich für die Gestaltung ist auch eine weniger aufwendige Bearbeitung, die mit der geringen Sichtbarkeit der Bauteile im Obergeschoss zusammenhängt62. Diesen Überlegungen zufolge scheint vor allem das auf Platte I 23 (Abb. 29) abgebildete Stück mit einer Datierung in das frühe 2. Jahrhundert vereinbar63 und wird der hier vorgestellten Gebälkrekonstruktion zugeordnet. 4.2.7 Architrave des Obergeschosses (Ebene 9) Insgesamt drei Architrave des Obergeschosses wurden von M. Theuer dokumentiert. Es handelt sich um das vollständig erhaltene Bauglied Kat. 9-1 (Abb. 30) und die Fragmente Kat. 9-2 und 9-3, wobei bei letzterem die unterste Faszie (vielleicht im Zuge der oben angesprochenen späteren Umgestaltung) abgearbeitet worden war. Sowohl die Höhenverhältnisse zwischen Ober- und Untergeschoss im Vergleich mit anderen Bauten64 als auch die Länge des komplett erhaltenen Bauteils65 sprechen für eine Zugehörigkeit aller drei Bauglieder zum Straßenbrunnen, auch wenn diese für das Fragment 9-3 nicht als gesichert gelten kann. 4.2.8 Gesimse des Obergeschosses (Ebene 10) Weiters wurde von M. Theuer ein stark fragmentiertes Konsolengesims aufgenommen, das analog dem Nymphaeum Traiani dem Obergeschoss zuzurechnen wäre (Abb. 31). Nicht nur dieser Vergleich, sondern 59
60
61
62 63
64
65
Vgl. die Überlegungen bei Thür 2005, 160 – 162 Taf. 122. 124. Eine Datierung der Stücke aus der Wohneinheit 4 des Hanghauses 2 ist demnach vom Beginn des 2. Jhs. bis in severische Zeit möglich. Quatember (in Druckvorbereitung). Zur Datierung ähnlicher Kapitelle aus dem Hanghaus 1 ebenfalls in traianische Zeit mit Verweis auf das Nymphaeum Traiani s. auch Jenewein 2003, 91 f. Thür 2005, bes. 161 f. Vgl. auch ein Kapitell aus Didyma, das von S. Pülz in hadrianische Zeit datiert (Pülz 1989, 117. 171 Taf. 30,8) und vermutungsweise dem ebenfalls hadrianischen Tabernakelbau (Pülz 1989, 104 – 110) zugeordnet wird. Dem widerspricht R. Köster in seiner Rezension mit Verweis auf das »Netzwerk der Akanthusblätter und die hakenförmigen Helices« (BJb 192, 1992, 714); er vertritt eine zeitliche Einordnung in das 3. Jh. n. Chr. Vielleicht ist das kleinformatige Stück aber analog zu den ephesischen Kapitellen tatsächlich früher zu datieren. Eine eindeutige Aussage ist dazu momentan leider nicht möglich, da eine steingerechte Rekonstruktion des Tabernakelbaus noch aussteht. s. u. Abschnitt 5. So ist beispielsweise die für eine spätere Zeitstellung als charakteristisch angesehene ›netzartige‹ Anordnung der Akanthusblätter bei I 5 wesentlich ausgeprägter; s. Köster 2004, 159. Das Verhältnis von Untergeschoss- und Obergeschossarchitrav von 43 cm zu 32 cm entspricht – mit einer gewissen Schwankungsbreite – dem von 31 cm zu 20 cm beim Nymphaeum Traiani. Die Länge beträgt 247 cm. Zwar ist weder der entsprechende Architrav des Untergeschosses erhalten, noch liegen genaue Angaben zu den Achsmaßen vor. Dennoch können aus dem Plan mit hinreichender Genauigkeit die entsprechenden Abstände ermittelt werden, die eine Zuordnung zum Gebäude erlauben.
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Geison 5-2 und 5-3
auch die entsprechenden Maße66 erlauben eine Zuordnung an das Obergeschoss des Straßenbrunnens. Insgesamt sind neun relativ kleinteilige Fragmente erhalten. 4.2.9 Kassetten In die Rekonstruktion eines Säulentabernakels des Untergeschosses gliederte A. Bammer eine von M. Theuer dokumentierte Kassette ein (Abb. 8). Das Stück K-1 ist durch eine Zeichnung (Abb. 32) dokumentiert, von einem Fragment existiert darüber hinaus ein Photo (Abb. 33). Aufgrund seiner Maße ist K-1 mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Bau zuzurechen. Bei den beiden Bauteilen K-2 (Abb. 31) und K-3 handelt es sich um Fragmente mehrteiliger Kassetten. Ihre Gestaltung ist jener der dokumentierten Kassette so ähnlich, dass sie vom selben Bau stammen dürften. Eine Zugehörigkeit zum Straßenbrunnen ist somit zwar nicht gesichert, aber sehr wahrscheinlich. 4.2.10 Nicht zugehörige Bauteile Mehrere von M. Theuer dokumentierte Bauteile lassen sich nicht eindeutig dem von Aristion und seiner Gattin errichteten Straßenbrunnen zuordnen. Im Folgenden soll kurz begründet werden, warum sie für die Rekonstruktion nicht herangezogen werden können. 66
Einem Verhältnis von 32 cm Architravhöhe zu 36 cm Gesimshöhe stehen beim Obergeschoss des Nymphaeum Traiani 20 cm zu 26 cm gegenüber. Im Rahmen einer gewissen Schwankungsbreite entsprechen die Verhältnisse einander.
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Säulenkapitell 8-1 des Obergeschosses ÖAI-Archiv Photoplatte Nr. I 23
Drei attisch-ionische Säulenbasen sind keiner der beiden Gruppen von Unter- oder Obergeschoss zuzuweisen. Da diese Basisform in der Kaiserzeit in Ephesos sehr häufig auftritt, könnten diese Stücke entweder von einem anderen Bau aus der Umgebung stammen oder auch als Spolien im Zuge der Reparatur verwendet worden sein. Ebenfalls nicht zugehörig und von einem anderen Bau stammend ist ein mit zwei Photos dokumentiertes Konsolengesims (Abb. 5), das sowohl über dem Zahnschnitt als auch als Rahmung der Konsolen einen ausgearbeiteten Eierstab besitzt. Es unterscheidet sich darin von allen anderen Konsolengesimsen des Obergeschosses und dürfte deshalb nicht zur Brunnenarchitektur gehören. Bereits M. Theuer vermerkte auf der Karteikarte: »Zugehörigkeit zweifelhaft«. Auch mehrere von M. Theuer als »Wandarchitrave« bezeichnete Bauglieder passen aufgrund ihrer Profilabfolge67 nicht zu den der Tabernakelfassade sicher zuweisbaren Stücken. Auch für den Steinschnitt findet sich kein Anbringungsort, sodass ihre Zugehörigkeit ausgeschlossen werden kann. 67
Es existieren keine Rundstäbe zwischen den Faszien, und auch die Hohlkehle an der Kante zur Oberseite hin fehlt.
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Architrav 9-1 vom Obergeschoss
Geison 10-1, 10-2 und 10-4
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Kassettenplatte K-1
Zusammenfassung Zusammenfassend lassen sich folgende Bauteile dem Straßenbrunnen zuordnen und Gebälke für Unter- und Obergeschoss rekonstruieren (Abb. 35. 36): – Ebene 1: 7 runde Säulenbasen des Untergeschosses (Kat. 1-1 bis 1-7). – Ebene 3: 1 Säulen- und 4 Pilasterkapitelle des Untergeschosses (Kat. 3-1 bis 3-5). – Ebene 4: 10 Architrave des Untergeschosses, teilweise mit Inschrift (Kat. 4-1 bis 4-10). – Ebene 5: 17 Fragmente eines Zahnschnittgesimses vom Untergeschoss (Kat. 5-1 bis 5-17). – Ebene 6: 2 runde Säulenbasen des Obergeschosses (Kat. 6-1 bis 6-2). – Ebene 8: 1 korinthisches Säulenkapitell des Obergeschosses (Kat. 8-1). – Ebene 9: 3 Fragmente vom Architrav des Obergeschosses (Kat. 9-1 bis 9-3). – Ebene 10: 9 z. T. sehr fragmentierte Teile vom Konsolengesims des Obergeschosses (Kat. 10-1 bis 10-9). – Möglicherweise Reste von 3 Kassettenplatten, eine davon vom Obergeschoss (Kat. K-1 bis K-3).
4.3 Rekonstruktion Basierend auf der vorliegenden Dokumentation ist wegen des Fehlens von Angaben zur Fundlage und zu den Anschlussflächen eine steingerechte Rekonstruktion nicht möglich. Einzig die Position der Architrave des Unter- sowie die des komplett erhaltenen Architravs des Obergeschosses kann erschlossen werden. Die übrige Rekonstruktion bleibt wohl schematischer Natur, kann aber mithilfe der vorhandenen Dokumentation gut belegt werden. Im Folgenden soll von der Positionierung der Architrave ausgehend die Rekonstruktion des Gebäudes (Abb. 39) besprochen werden.
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Architrave und Gebälkverlauf des Untergeschosses Für einen Teil der Bauglieder ist die Position durch die Inschrift vorgegeben. Es sind dies die auch in den Skizzenbüchern (Abb. 6) verzeichneten Stücke 4-2, 4-3, 46, 4-7 und 4-9. Auch ohne Dokumentation der Oberseiten ist es aber dank des Ausschlussverfahrens möglich, über die Anbringung der anderen Teile gewisse Aussagen treffen, sodass sich die in Abbildung 37 dargestellte Anordnung ergibt: Für Kat. 4-1 scheint die Westseite am östlichen Tabernakel die wahrscheinlichste Position, da ein Anschluss an 4-3 oder 4-9 und 4-6 aufgrund der unterschiedlichen Gehrungswinkel nicht möglich ist. 33 Fragment der Kassettenplatte K-1 Kat. 4-4 passt anhand des Gehrungswinkels und nach dem Ausschlussprinzip nur an die Ostseite des Tabernakels mit 4-9. Die Gehrung an 4-7 setzt in der Südwestecke einen nach Süden führenden Architrav voraus; wegen des offenbar nicht vorhandenen Profils an der Westseite würde sich dafür von allen erhaltenen Stücken am besten 4-5 eignen. Da Kat. 48 mit seinem Gehrungswinkel nicht an 4-3 anpasst, dürfte das Bauteil mit dem nur im Skizzenbuch überlieferten Stück 4-9 verbunden gewesen sein. 4-10 ist ein Wandarchitrav, bei dem die Inschrift entweder fehlt oder vollständig eradiert wurde. Eine eindeutige Zuweisung zu einem Anbringungsort ist nicht möglich. Diese Positionierung der Architrave ergibt den Gebälkverlauf des Untergeschosses. Aus ihrer Höhe ist auch die Höhe der Frieszone zu berechnen, da bei der Ausgrabung des Brunnens keine Friesblöcke gefunden oder diese nicht dokumentiert wurden: So misst die Höhe der Frieszone bei den in einem Stück gearbeiteten Archi34 Kassettenplatte K-2 trav-Fries-Blöcken des Nymphaeum Traiani 26 cm bei 31 cm Architravhöhe. Daraus lässt sich für den Straßenbrunnen mit ca. 43 cm eine Frieshöhe von etwa 36 cm errechnen68. Die Frieszone muss mit einem Rankenfries oder Ähnlichem dekoriert gewesen sein, da sich die Inschrift auf den beiden oberen Faszien des Architravs befindet69. Für die Rekonstruktion wurde eine Profilabfolge angenommen, welche der des Nymphaeum Traiani entspricht. 68
69
Dies kann durch eine ›Rückrechnung‹, d. h. durch eine Kontrolle des Verhältnisses von der Höhe des Zahnschnittgesimses zu der des Frieses, bestätigt werden. Dies zeigt sich im Vergleich mit dem Nymphaeum Traiani, da hier die ähnlich lautende Inschrift in der Frieszone und auf der oberen Faszie angebracht ist.
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Die Zugehörigkeit des dokumentierten Zahnschnittgesimses wurde bereits oben besprochen70. Eine steingerechte Rekonstruktion ist hierfür aufgrund der fehlenden Dokumentation der meisten Oberseiten nicht möglich; der Verlauf folgt dem der Architrave. Auch der Steinschnitt erlaubt keine Aussagen71. Architrave und Gebälkverlauf des Obergeschosses Für die Säulenbasen des Obergeschosses ergibt sich aus der Aufnahme M. Theuers von Kat. 5-5 mit Angabe einer Risslinie (Abb. 25), dass die Säulenbasis einen Abstand von ca. 33 – 34 cm von der Vorderkante des Gesimses besaß. Obwohl von den Architraven des Obergeschosses nur einer vollständig und zwei fragmentiert erhalten sind, lässt sich aus dem vollständig erhaltenen Bauteil 9-1 Wesentliches für die Gestaltung des Obergeschosses ablesen (Abb. 38): Während die Ostseite an beiden Seiten auf Gehrung gearbeitet ist und deshalb an zwei weitere Architrave anschließt, bildet die Westseite mit nur einem Anschluss die Außenecke des östlichen Tabernakels. Daraus resultiert, dass die Verkröpfung des Obergeschosses parallel zu der des Untergeschosses erfolgte. Die Höhe des fehlenden Frieses kann wiederum in Analogie zum Nymphaeum Traiani berechnet werden (Abb. 36): Bei einem Verhältnis von Architrav zu Fries von 20 : 14 – 15 cm beim Nymphaeum Traiani ist für den Straßenbrunnen bei einer Architravhöhe von 32 cm für den Fries eine Höhe von etwa 22 cm zu rekonstruieren. Das Zahnschnittgesims, von dem nur kleinere Fragmente erhalten sind, folgt wiederum dem Verlauf der Architrave.
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70 71
Gebälkrekonstruktion des Untergeschosses
Postamentbasen und Säulenhöhe Die meisten zeitgleich oder wenig später entstandenen Bauten wie das Nymphaeum Traiani, die Celsusbibliothek und das Ha-
Vgl. Abschnitt 4.2.4. Wie das Gesims vom Nymphaeum Traiani zeigt, kann die Längsachse der Gesimsblöcke beliebig an der Front oder der Nebenseite eines Tabernakels angeordnet sein, vgl. Quatember (in Druckvorbereitung).
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drianstor72 besitzen keine einfachen Säulenbasen, vielmehr sind unter attische Basen Postamente gesetzt. Diese sind oft in einem Stück gearbeitet, auch wenn an allen Bauten Ausnahmen zu finden sind, nicht nur am Tetrapylon von Aphrodisias, bei dem ein vorgefertigtes Postament zu kurz geraten war und die Basis deshalb extra aufgesetzt werden musste73. Alle Beispiele weisen jedenfalls auch mehrere in einem Stück gearbeitete Exemplare auf. Da bei dem Straßenbrunnen aber ausschließlich eigens gearbeitete Säulenbasen erhalten sind, kann m. E. ausgeschlossen werden, dass dieser Postamentbasen besaß. Neben der Celsusbibliothek wird zur Ermittlung der Säulenhöhe auf die von M. Wilson Jones zusammengestellten Maße mehrerer Bauten mit korinthischer oder kompositer Ordnung des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. zurückgegriffen74 (Tabelle 2): Tabelle 2: Maßverhältnisse bei dem Straßenbrunnen und vergleichbaren Bauten mit korinthischer bzw. kompositer Ordnung. Maßangaben in m (* errechnet) Bauwerk
Celsusbibliothek Traiansbogen von Ancona Theater, Byblos Nymphaeum, Byblos Porticus, Agora von Perge Straßenbrunnen, Ephesos – Untergeschoss
Dm der Basis an der Ostseite
H des Säulenschafts
0,7475 0,715 0,60 0,67 0,59 0,58
5,23 – 5,3876 5,895 4,745 5,37 4,72 [ca. 4,70]*
Dm des oberen Auflagers der Säule bzw. Dm des Kapitells an der Unterseite 51,0 – 59,477 bzw. 58,0 – 60,278 – 0,59 0,66 0,58 0,40
Nach dieser Tabelle beträgt die zu ergänzende Säulenhöhe des Untergeschosses in etwa 4,70 m. Die daraus resultierende Gesamthöhe von ca. 5,63 m entspricht einem Verhältnis von 1 : 10 zwischen Säulendurchmesser und Höhe inklusive Basis und Kapitell79. In Analogie zum Untergeschoss wurde die Säulenhöhe des Obergeschosses beim Straßenbrunnen mit etwa 3,65 m berechnet. Erläuterungen zur Rekonstruktion Verbindet man die oben besprochenen Elemente miteinander, ergibt sich die in Abbildung 39 dargestellte Rekonstruktion. Aus dem Grundriss (Abb. 4. 11) folgt die in Abbildung 40 dargestellte Ecklösung: Die Außenecke war als Kombination von Pfeiler und Pilaster gebildet80, als ihr Abschluss ist somit eine Kombination aus Pfeiler- und Pilasterkapitell zu rekonstruieren. Gerade für die Gruppe von Kapitellen, die demselben Produktionszusammenhang wie die Kapitelle des Straßenbrunnens zugeordnet werden können 81, sind derartige Verbindungen vom Hadrianstor bekannt82; dies könnte ein zusätzliches Indiz für eine derartige Ecklösung sein. In der vorhandenen Dokumentation lassen sich keine Belege für einen die Fassadenarchitektur nach oben hin abschließenden Giebel finden. In Analogie zu den anderen Fassadennymphäen des 1. und frühen 2. Jahr72
73 74 75 76 77 78 79 80
81 82
Zusammenfassend s. Thür 1989, 88 f. Die S. 89 angesprochenen »wesentlich niedrigeren Postamente« in der Rekonstruktion von A. Bammer sind allerdings zu revidieren. Für ihre Existenz gibt es keinen Beleg in der Dokumentation M. Theuers. Zu Postamentbasen s. hier auch Abschnitt 5. Für diese mündliche Auskunft dankte ich Th. Käfer und G. Paul sehr herzlich. Wilson Jones 2000, 224 f. (Tab. 2). Wilberg 1944, 6 Abb. 6. Hueber 1984, 181 Abb. 1. Unterer Dm der Säulenkapitelle, vgl. Hueber 1984, 184 Fig. 3. Dm des oberen Auflagers der Säulenschäfte, vgl. Hueber 1984, 184 Fig. 1. Zu diesem Proportionsverhältnis beim Hadrianstor vgl. Thür 1989, 37. Das etwas tiefer vor dem Fassadenunterbau gelegene Podest ergibt sich aus M. Theuers Aufnahme (Abb. 4). Es könnte zur Aufstellung einer Statue gedient haben. Zur Bauornamentik s. u. Abschnitt 6. Zu den Kapitellen vom Untergeschoss des Hadrianstores, die eine Kombination aus einem Halbsäulen-, einem Säulen- und zwei Pilasterkapitellen darstellen, s. Thür 1989, 90 – 101. 140 – 142 Taf. 15 – 17 Abb. 29 – 41.
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hunderts n. Chr. – neben dem Nymphaeum Traiani beispielsweise das Nymphäum von Milet und der Brunnen des C. Laecanius Bassus in Ephesos – sind ein oder mehrere Dreiecks- oder Segmentgiebel mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen. Für die hier vorgestellte Rekonstruktion wurde als Vorschlag ein gesprengter Giebel gewählt, der sich über die beiden mittleren Tabernakel erstreckt83. Als Vergleichsbeispiel hierfür kann das Markttor von Milet dienen, das auch sonst eine ähnliche Fassadengliederung besitzt84. Ebenfalls einen gesprengten Giebel besitzt der Brunnen des C. Laecanius Bassus in Ephesos85. Unterschiede zu der Rekonstruktion A. Bammers Bereits im Grundriss ist der wesentliche Unterschied zwischen A. Bammers Rekonstruktion von 1980 und der Neurekonstruktion deutlich erkennbar: Bammer nimmt statt der beiden Seitenflügel eine offene Säulenstellung an (Abb. 7). Wie ein Blick auf M. Theuers Aufnahme zeigt, sind jedoch die Rückwände eindeutig bis zur Front vorgezogen, woraus sich der neue Grundriss (Abb. 11) ergibt. Für die Säulenordnung des Untergeschosses verwendet A. Bammer die Pilasterkapitelle mit Hohlblättern (Abb. 7. 16. 17)86, aufgrund der in Abschnitt 4.2.2 dargelegten Argumente scheint die Zugehörigkeit eines anderen Kapitelltypus jedoch wahrscheinlicher (Abb. 14. 15). Im Untergeschoss weist A. Bammers Darstellung in der Rückwand Durchgänge oder Nischen mit einer einem Türrahmen ähnlichen Einfassung auf. Während tatsächliche Türöffnungen bei einer nicht zugäng36 Gebälkrekonstruktion des Obergeschosses lichen Architektur wenig Sinn ergeben und auch nicht an anderen Nymphäen belegt sind, kommen Nischen in einer Tabernakelfassade auch an anderen Bauten vor87. Ob der Plan M. Theuers jedoch tatsächlich so interpretiert werden kann, muss fraglich blei-
83
84 85 86 87
Eine Rekonstruktion von vier Giebeln – ob Dreiecks- oder Segmentgiebeln – über den Tabernakeln ist optisch nicht befriedigend, da aufgrund der Ecklösung, die sich aus dem Grundriss des Gebäudes ergibt, die Tabernakel in den Gebäudeecken nicht frei stehen und sich Verschneidungen ergeben. Diese Variante ist deshalb zu verwerfen. Knackfuss 1924, 69 – 155; Strocka 1981; zur Datierung des Baubeginns in spättraianische Zeit: Köster 2004, 122 – 132. Zuletzt s. Jung 2006, 79 – 86 mit älterer Lit.; Aurenhammer – Jung (in Vorbereitung). Vgl. dazu auch Bammer 1978 – 1980, 88 Abb. 22. Vgl. beispielsweise das Nymphäum von Milet, Hülsen 1919, passim; s. auch Dorl-Klingenschmid 2001, 215 f. (Kat. 64) mit älterer Lit
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Architravanordnung des Untergeschosses
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Architravanordnung des Obergeschosses
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ben. Wegen dieser Unsicherheiten und des Fehlens von Baugliedern einer entsprechenden Nischenrahmung wurde bei der Neurekonstruktion auf eine entsprechende Ergänzung verzichtet. Für die von A. Bammer als oberster Abschluss der Fassade angenommene Attika liegen in M. Theuers Dokumentation keine Bauglieder vor; sie scheint für eine Tabernakelarchitektur des 2. Jahrhunderts n. Chr. auch ungewöhnlich. Bei der hier vorgeschlagenen Neurekonstruktion wurde deshalb einem Dreiecksgiebel der Vorzug gegeben.
5. Einordnung der Bauornamentik Die Bauornamentik des Straßenbrunnens88 steht vollkommen in kleinasiatischer Tradition; gleichzeitig gehört sie einer Gruppe ephesischer Bauten an – darunter etwa der Brunnen des C. Laecanius Bassus, das Bühnengebäudes des Theaters oder das sog. Hadrianstor –, bei der die einzelnen Profile nicht ausgearbeitet sind89. Dieses Phänomen ist beispielsweise auch von Bauten aus Milet bekannt90. Es dürfte nicht, wie von H. Thür vermutet, mit einer bestimmten Bauhütte zusammenhängen91, vielmehr scheint es sich um bewusst gefällte Entscheidungen zur optischen Reduktion zu handeln, die sowohl am Straßenbrunnen als auch am ebenfalls von Ti. Claudius Aristion und seiner Gattin gestifteten Nymphaeum Traiani eine besonders intensive Ausprägung erfahren hat92. 88 89 90 91 92
s. dazu Quatember 2007, bes. 106 – 109. s. dazu: Thür 1985, 181 – 187; Strocka 1988, bes. 295; Thür 1989, bes. 88. Köster 2004 passim, zusammenfassend S. 166. Thür 1985, 181 – 187, die diesen Ansatz laut mündlicher Mitteilung inzwischen differenzierter sieht. Quatember (in Druckvorbereitung).
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Rekonstruktion des Straßenbrunnens
Da einzelne Bauglieder u. a. auch anhand ihrer Ornamentik oder zeitlichen Einordnung dem Bau zugeordnet wurden93, sollen hier – nicht zuletzt zur Vermeidung von Zirkelschlüssen – nur einige allgemeine Tendenzen angesprochen werden, die aus der Dekoration des Straßenbrunnens erschlossen werden können. Als Vergleichsbeispiel für die bereits oben angesprochene Vermutung, dass der Fries des Straßenbrunnens eine Dekoration aufgewiesen haben dürfte, kann ein Architrav-Fries-Block vom Untergeschoss des ›Bassus-Brunnens‹ gelten94 – auch hier ist nur der Rankenfries ausgearbeitet, nicht aber die Profile. Aufgrund des Fehlens von Postamenten unter den Basen des Unter- und Obergeschosses stellt der Straßenbrunnen innerhalb der vergleichbaren ephesischen Bauten des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. eine Ausnahme dar: Sowohl das Nymphaeum Traiani95 als auch die Celsusbibliothek96 und das Hadrianstor97 besitzen Postamente unterschiedlicher Höhe unter ihren Stützelementen, welche die Proportionen der Säulenstellungen schlanker erscheinen ließen. Es existieren jedoch auch Beispiele von Brunnenanlagen, bei denen auf Postamente verzichtet wurde, so etwa im Untergeschoss des 80 n. Chr. eingeweihten Nymphäums von Milet98 oder am
93 94 95 96 97 98
So etwa die Kapitelle des Obergeschosses, vgl. Abschnitt 4.2.6. Abgebildet bei Strocka 1981, 39 Abb. 41. Quatember (in Druckvorbereitung). Wilberg 1944, 4 Abb. 6. Thür 1989, 88 – 90. Hülsen 1919, passim; s. auch Dorl-Klingenschmid 2001, 215 f. (Kat. 64) mit älterer Lit. Zur Datierung s. Alföldi 1998, 367 – 399.
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Rekonstruktionsdetail der Nordostecke
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Nymphäum vor dem Stadttor in Side99. Die Anbringung eines Zahnschnittgeisons im Untergeschoss und eines Konsolengeison im Obergeschoss ist an zahlreichen Bauten sowohl in Ephesos selbst als auch an Bauwerken ähnlicher Zeitstellung in anderen Städten Kleinasiens belegt100. Ähnliches gilt für die Anbringung kompositer Kapitelle im Untergeschoss sowie korinthischer Kapitelle im Obergeschoss, wie sie an der Celsusbibliothek oder dem Nymphaeum Traiani vorkommt101; diese Abfolge wird von R. Köster als geradezu »kanonisch« bezeichnet102. Eine Besonderheit stellen die Kapitelle vom Untergeschoss des Straßenbrunnens dar, die deshalb ausführlich besprochen werden sollen: Das erhaltene Photo des Säulenkapitells (Abb. 13) zeigt ein komposites Säulenkapitell, das vor allem im Abakusbereich stark beschädigt ist. Zumindest drei Voluten fehlen, nur eine Abakusblüte ist in Resten vorhanden. Im Be41 Kapitell von der Celsusbibliothek reich des Echinus sind die Eier z. T. abgeschlagen, nur noch eine Zwickelpalmette ist in Ansätzen erhalten. Oberhalb der Kalathoslippe läuft ein Perlstab um das Kapitell. Der Kalathos selbst wird zur Gänze von länglichen Blättern bedeckt, die in der Mitte eine tiefe Bohrrille aufweisen. Das Kapitell hatte ursprünglich offenbar acht Kranz- und acht Hochblätter, die teilweise – besonders im Bereich des Blattüberfalls – bestoßen sind. Die Kranzblätter besaßen jeweils sieben Blattfinger, welche wiederum aus jeweils fünf Zähnen bestanden. Vermutlich immer zwei Zähne berührten den untersten Zahn des darüberliegenden Blattfingers, wodurch sich langgestreckte, z. T. tropfenförmige Ösen bilden. Charakteristisch für die Blattgestaltung sind einerseits die im Querschnitt V-förmige Einkerbung der einzelnen Zähne sowie andererseits die tiefe Bohrung, die im jeweils mittleren Zahn eines Blattfingers beginnt und bis zum Blattansatz herabgezogen wird. Die Hochblätter des Säulenkapitells sind dadurch charakterisiert, dass die Bohrrille des äußersten Blattfingers eines Hochblattes je eine Seite der beiden darunterliegenden Kranzblätter umgeben. Dadurch entsteht eine Art ›Rahmung‹ der einzelnen Kranzblätter, von J. Rohmann als »Kranzblattgrund« bezeichnet103. Die Hochblätter besitzen jeweils fünf Blattfinger, von den untersten sind immer nur drei Zähne ausgearbeitet. Die Mittelrippe endet im Bereich des untersten Blattfingers der Kranzblätter. Über die Proportionierung des Stückes Aussagen zu treffen, ist auf Basis eines Photos schwierig; festzustellen ist jedenfalls, dass die Hochblätter des zur Gänze erhaltenen Stücks nur etwas mehr als zwei Drittel der Kalathoshöhe ausgemacht haben können. Wesentlich einfacher und reduzierter in ihrer Gestaltung sind die Pilasterkapitelle. Dies hängt grundsätzlich mit der Sichtbarkeit der einzelnen Objekte am Bau zusammen und spiegelt die Rationalisierung der römischen Bauweise wider104. Das komposite Pilasterkapitell Kat. 3-2 (Abb. 14) weist wesentlich gedrungenere Proportionen auf: Das Hochblatt reicht bis knapp über die halbe Gesamthöhe, der Perlstab oberhalb der Kalathoslippe fehlt, die Eier am Echinus sind deutlich weniger plastisch gestaltet als beim Säulenkapitell. Auch ist der Kalathos nicht von langgestreckten Blättern bedeckt. Das Fehlen dieser Details ist m. E. auf 99 100
101 102 103 104
Dorl-Klingenschmid 2001, 242 – 244 (Kat. 106) mit älterer Lit. Als Vergleiche ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien genannt: Ephesos: Celsusbibliothek, vgl. etwa Wilberg 1944, Abb. 13. 64; Quatember (in Druckvorbereitung); Milet: Markttor, s. zuletzt Köster 2004, 122 – 132 (zum Markttor). Köster 2004, 159 zur Beobachtung, dass mehrgeschossige Bauten in der Regel im Untergeschoss kein Konsolengesims besitzen. Wilberg, 1944, Abb. 13. 64; Quatember (in Druckvorbereitung). Köster 2004, 158. Zu dieser Bezeichnung s. Rohmann 1998, bes. 109. Dies trifft beispielsweise auch auf das Hadrianstor zu, vgl. Thür 1989, bes. 87 f. Ähnliche Qualitätsunterschiede zeigen die Palästrahallen des Oberen Gymnasiums von Pergamon, Rohmann 1998, bes. 55; s. auch Quatember 2007, 108 f.
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die bereits angesprochene Reduktion zurückzuführen. Die Gemeinsamkeit mit den Säulenkapitellen 105 des Bauwerks zeigt sich in erster Linie an der Blattgestaltung: Die Zähne besitzen wiederum eine im Querschnitt V-förmige Einkerbung und der mittlere Zahn eines jeden Blattfingers weist eine tiefe Bohrung auf. Die Hochblätter haben wie beim Säulenkapitell nur fünf Blattfinger. Bei den beiden untersten ist nur ein Zahn vorhanden, von dem die Bohrung ausgeht, welche den Kranzblattgrund rahmt. Das zweite Pilasterkapitell (Kat. 3-3, Abb. 15) ist weniger gut erhalten, dürfte nach dem 42 Kapitell vom Hadrianstor Photo aber die gleichen Charakteristika aufgewiesen haben. Einzig das Hochblatt ist von asymmetrischer Gestaltung: Während der unterste Blattfinger auf der linken Seite nur einen Zahn besitzt, von welchem die gebohrte Rahmung des ›Kranzblattgrundes‹ ausgeht, weist die rechte Seite zwei Zähne und damit auch zwei Ösen auf, weshalb diese Seite des Kranzblattgrundes auch gedrungener wirkt. Ob die Gesamtproportionen des Kapitells tatsächlich langgestreckter sind oder dies am Aufnahmewinkel liegt, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit entscheiden. Wie bereits H. Thür feststellte, sind diese Stücke vom Straßenbrunnen in eine Reihe zu stellen mit Kapitellen vom Untergeschoss der Celsusbibliothek (Abb. 41) und des Hadrianstores (Abb. 42)106. Alle drei Bauten können in das erste Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden107; bei den Kapitellen des Nymphäums handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um die chronologisch ältesten Exemplare der Gruppe, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit in einen Herstellungszusammenhang gesetzt werden kann108. Neben den durch die Sichtbarkeit bedingten Qualitätsunterschieden ist auch das Verhältnis zwischen den Kapitellen und der Ornamentierung der übrigen Bauglieder von Interesse. Dabei fällt auf, dass die Celsusbibliothek eine äußerst reiche Ausgestaltung aufweist109, während sie bei dem Straßenbrunnen und dem Hadrianstor110, deren Schmuckprofile nicht ausgearbeitet sind, äußerst reduziert ist. Nicht nur an den Kapitellen des Untergeschosses, sondern auch im Vergleich mit dem Obergeschoss zeigt sich die Bedeutung, welche die Sichtbarkeit der Bauglieder für die Qualität ihrer Ausarbeitung besaß111. Dementsprechend sind die korinthischen Kapitelle des Obergeschosses wenig qualitätsvoll und somit schwer zu datieren112. Ähnliches gilt für die Kassettenplatten, bei deren zusammenfassender Beurteilung U. Outschar die »mindere Qualität und wenig anspruchsvolle Gestaltung« betonte113. Sie führt dies darauf zurück, dass es sich nicht um eine Durchgangsarchitektur handelte, die Kassetten deshalb von der Straße aus kaum wahrgenommen werden konnten. 105 106 107
108
109 110 111
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Wegen dieser Gemeinsamkeiten erfolgte die Zuordnung der Pilasterkapitelle zu dem Bau. s. dazu Abschnitt 4.2.2. Thür 1989, 92 – 95; s. auch Liljenstolpe 1997/1998, 105 f. Abb. 40. Zur Fertigstellung der Celsusbibliothek wahrscheinlich noch in traianischer Zeit, vermutlich im Jahr 116/117 n. Chr., vgl. Strocka 1978, 893 – 899. Die Datierung des Hadrianstores in die Jahre zwischen 113/114 und 127/128 beruht nicht zuletzt auf einer kunsthistorischen Einordnung der Bauornamentik, vgl. Thür 1989, 120. 133 f. Auf die Herkunft des sog. Kranzblattgrundes und mögliche Verbindungen zu ähnlich gestalteten Kapitellen im Asklepieion von Pergamon kann im Rahmen dieses Beitrags nicht eingegangen werden. s. dazu Thür 1989, 92 – 101; Strocka 1988, bes. 296 sowie Rohmann 1998, 71 – 79. 132 f. Strocka 1978, 893 – 899; Strocka 1988, 291 – 307; Köster 2004, passim. Thür 1989, 87 – 120. Vgl. Überlegungen dazu Abschnitt 4.2.6. Zur Beobachtung dieses Phänomens am Hadrianstor bereits Thür 1989, 87 f.; vgl. Quatember (in Druckvorbereitung). s. o. Abschnitt 4.2.6. Outschar 1989, 40 f. 52. 118 f. (Kat. VI, 1. 2) Z. 32 f. Taf. 45.
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Das Grabungsteam 1928 mit Besuchern und den beiden Statuen vom Straßenbrunnen (hinterste Reihe, mit Brille: J. Keil; mit weißem Anzug: M. Theuer)
An zumindest zwei Architraven (Kat. 4-3 und 4-4, Abb. 19. 20) sind auffallende Unregelmäßigkeiten zu erkennen: Im Fall von 4-3 variiert die Tiefe des Bauteils stark, wobei auch die Soffitte an der Unterseite leicht schräg gestellt ist. Bei 4-4 steigen die Schmuckprofile zur Rückwand hin deutlich nach oben an, nur die Hohlkehle nimmt an Höhe ab, sodass sich wiederum eine einheitliche Architravhöhe ergibt. Beide Phänomene lassen sich – etwa als gewollte optische Korrekturen der Fassade – aufgrund der schlechten Dokumentationslage nicht eindeutig klären114.
6. Skulpturenausstattung Der von M. Theuer angefertigte Plan des Straßenbrunnens liefert keine Informationen zu möglichen Standorten von Skulpturen, die in Tabernakelarchitekturen jedoch immer vorhanden waren und einen integralen Bestandteil der Konzeption darstellten115. Angaben zu den bei der Ausgrabung des Nymphäums gefundenen Skulpturen bieten hingegen der Grabungsbericht J. Keils sowie das handschriftliche Grabungstagebuch116. Demnach wurde zunächst »3 m nördl. des Westendes des Bassins«117 ein Relieffragment mit der Darstellung eines Gepanzerten gefunden, das dem sog. Parthermonument zuzuschreiben ist118. Es kann nicht zu der Originalbrunnenanlage des Ti. Claudius Aristion gehören, sondern dürfte aus einem spätantiken Zusammenhang stammen119. Als Skulpturenausstattung des Brunnens erwähnt J. Keil zwei Sitzstatuen weiblicher Figuren sowie einen weiblichen Porträtkopf 120. Zu einer der weiblichen Sitzstatuen (Abb. 43 l.) gehört ein anpassender weiblicher Porträtkopf, der in severische Zeit datiert werden kann121. Von der zweiten Sitzstatue (Abb. 43 r.), die von L. Koch in frühseverische Zeit datiert wurde, ist nur der untere Teil erhalten122. Der weibliche Kopf, in
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Zu optischen Korrekturen an der – in der Qualität ihrer Bauausführung mit dem Straßenbrunnen sicher nicht zu vergleichenden – Celsusbibliothek s. Hueber 1984, 175 – 200. Zur Skulpturenausstattung von Brunnenanlagen s. Dorl-Klingenschmid 2001, 86 – 101; Rathmayr (in Druck). Keil 1926, 273 – 278 Abb. 57 – 60. Zuletzt setzte sich E. Rathmayr mit der Skulpturenausstattung des Brunnens in der Spätantike auseinander, vgl. Auinger – Rathmayr 2007, bes. 254. Eintrag im handschriftlichen Tagebuch vom 20. 10. 1926. Vgl. Keil 1926, 274 Abb. 59; Keil 1932, 53 f.; Eichler 1971, 110. 112 Abb. 9; 130 Abb. 29. Zum Parthermonument selbst s. Seipel – Oberleitner 2006; Landskron 2006, 143 – 183. s. dazu die Überlegungen zur Nutzungsgeschichte des Bauwerks (Abschnitt 7). Keil 1926, 273 f. Selçuk, Efes Müzesi, Inv. 386; vgl. Keil 1926, 273;nan – Rosenbaum, 1966, 137 (Nr. 168) Taf. 98, 1. 2; Koch 1994, 235 (Nr. 138). Selçuk, Efes Müzesi, Inv. 385; vgl. Keil 1926, 273; Atalay 1989, 55 f. (Nr. 54) 107. 112 Abb. 106; Koch 1994, 235 f. (Nr. 139).
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dessen Stirn sekundär ein Kreuz eingeritzt wurde, ist ebenfalls in severische Zeit zu setzten123 (Abb. 44). Ein weiblicher Kopf aus Ephesos, heute im British Museum, dürfte laut E. Rathmayr aus derselben Werkstatt stammen wie das Stück vom Straßenbrunnen. Es wäre somit möglich, dass der Kopf im British Museum zu jenen Funden vom Straßenbrunnen gehört124, die J. T. Wood nach England überführt hatte, worauf bereits J. Keil im Grabungsbericht verweist125. Aufgrund seiner Datierung in severische Zeit kann aber auch er nicht der Originalausstattung zuzurechnen sein. E. Rathmayr schlug darüber hinaus vor, einen in der sog. Wood’schen Basilika gefundenen Dionysostorso sowohl aufgrund der Nähe des Fundorts als auch des Themas wegen der Skulpturenausstattung des Nymphäums zuzuschreiben126. Da der Torso aber laut M. Aurenhammer in spätantoninische Zeit zu setzen ist, kann auch er nicht zum ursprünglichen Bestand des Brunnens gehört haben127. Ein Stützpfeiler mit der Darstellung eines Hermeroten128 stammt laut Tagebuch offenbar aus einer »Stützmauer der südl. Nymphäumswand«129, dürfte aber ebenfalls – nicht zuletzt mit der von R. Hanslmayr vorgeschlagenen Datierung in hadrianisch-antoninische Zeit130 – nicht zum Nymphäum des Aristion gehört haben. Ebenso 44 Weiblicher Kopf mit eingeritztem Kreuz vom Straßenist die Zugehörigkeit eines Reliefs mit der Darstellung brunnen eines Phallos auf zwei Tierbeinen zur Brunnenanlage von W. Alzinger131 und E. Rathmayr132 m. E. zu Recht bezweifelt worden. Somit ist festzuhalten, dass von der Originalausstattung des Brunnens offenbar kein einziges Stück erhalten ist; vielmehr handelt es sich bei allen gefundenen Skulpturen um spätere Ergänzungen oder Ersatzstücke für das ursprüngliche Programm. Auf den Grabungsphotos (Abb. 2. 3) sind zwei Statuenbasen erkennbar, die denen des Nymphaeum Traiani133 ähnlich sind. Bei ihnen könnte es sich noch um Bestandteile der Ausstattung des von Aristion gestifteten Gebäudes handeln.
7. Überlegungen zur Nutzungsgeschichte Sowohl im handschriftlichen Tagebuch als auch im Grabungsbericht äußerte J. Keil die Vermutung, die Gestaltung des Straßenbrunnens hätte im Laufe seiner Nutzungsdauer Veränderungen erfahren. So heißt es im Tagebucheintrag vom 16. Oktober 1926: »Ob die Architektur diesem Bau ursprünglich angehört oder, wofür mancherlei Anhaltspunkte vorliegen, einem anderen Bau entnommen und in ähnlicher Weise wie früher aufge123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133
zmir, Arkeoloji Müzesi, Inv. 545; vgl. Keil 1926, 273 f. Abb. 57;nan – Rosenbaum 1966, 135 f. (Nr. 164) Taf. 96, 1. 2. Auinger – Rathmayr 2007, 254 mit Anm. 148. Zu diesem Kopf s.nan –Rosenbaum 1966, 136 (Nr. 165) Taf. 96, 3. 4. Keil 1926, 273. Auinger – Rathmayr 2007, 254. Aurenhammer 1990, 63 f (Nr. 42) Taf. 29 c. d. Keil 1926, 276 f. Abb. 60; Bammer u. a. 1974, 174 f.; Hanslmayr 2000; Hanslmayr 2006, 81 – 87. Handschriftliches Tagebuch vom 10. 11. 1926. Hanslmayr 2006, 81 – 87. Alzinger 1962, 170. Auinger – Rathmayr 2007, 254 mit Anm. 148. Quatember (in Druckvorbereitung).
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richtet worden ist, muss die weitere Untersuchung lehren.«134; ähnlich Keil im publizierten Grabungsbericht: »[…] eine mehrgeschossige Schmuckwand mit Tabernakelarchitektur […], die später mancherlei Ausbesserungen mittels fremden Flickmateriales erfahren hat, aber doch vermutlich wird rekonstruiert werden können.«135 In diesem Zusammenhang ist die oben angesprochene Eradierung der gesamten Inschrift insofern bemerkenswert136, als Stifterinschriften in der römischen Kaiserzeit rechtlich geschützt waren und auch bei Umbauten oder Sanierungen nicht entfernt werden durften137. Die entsprechende Bestimmung findet sich in einem Text des Callistratus, d. h. Anfang des 3. Jahrhunderts138, der auch in die justinianischen Digesten aufgenommen worden war139, was bedeutet, dass die Anordnung zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht als obsolet empfunden wurde. Die Frage, inwiefern man sich in Ephesos daran gebunden fühlte, lässt eine zeitliche Einordnung der Eradierung trotzdem problematisch erscheinen. Wahrscheinlich steht die Abarbeitung der Inschrift in Zusammenhang mit der von J. Keil angesprochenen Renovierung oder Umgestaltung der Anlage: Die als zum Straßenbrunnen zugehörig dokumentierten Bauteile sind hinsichtlich ihrer Gestaltung und Bauornamentik teilweise sehr unterschiedlich. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass es sich bei manchen Stücken um Spolien handelt, die für einen Um- oder Wiederaufbau des Brunnens verwendet wurden140. Eine Klammerbettung im Bereich der Inschrift auf der oberen Faszie des Architravs Kat. 4-3 (Abb. 19) stammt sicher von einer Reparatur; ein Zusammenhang mit der Umgestaltung des Brunnens kann jedoch nicht zweifelsfrei hergestellt werden141. C. Dorl-Klingenschmid142 vermutet aufgrund des von J. Keil in das 3. Jahrhundert datierten weiblichen Porträts mit auf der Stirn eingeritztem Kreuz143 sowie der von ihm angesprochenen Reparaturen eine »Renovierungsphase« im 3. Jahrhundert n. Chr. Eine solche Interpretation der Fakten dürfte m. E. jedoch zu kurz greifen: Die Datierung der beiden weiblichen Sitzstatuen und des Porträtkopfs sowie ihre von E. Rathmayr vermutete Zugehörigkeit zu ein und derselben Werkstatt144 sprechen zwar für die Herkunft der Stücke aus einem Zusammenhang. Es handelt sich aber nicht um für Nymphäen typische Themen, sondern vielmehr um Porträts, sodass keineswegs gesichert ist, dass diese Stücke eigens für den Brunnen gearbeitet wurden. Vielmehr könnten sie zu einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Gebäude für den vielleicht erst im 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. renovierten Brunnen wiederverwendet worden sein; möglicherweise stammen sie aus sepulkralem Zusammenhang145. Wegen der Verwendung von Reliefplatten des sog. Partherdenkmals für die Renovierung des Straßenbrunnens sieht P. Scherrer einen Zusammenhang mit der Umwandlung der Celsusbibliothek in ein Nymphäum, bei der ebenfalls einige Teile des Partherdenkmals verwendet wurden146. Eine Verbindung beider Bauwerke mit der Instandsetzung der Marnas-Leitung, die unter Proconsul Caelius Montanus (340 – 350 n. Chr.) erfolgte, muss jedoch hypothetisch bleiben147. Es entspräche jedoch gut dokumentierten Bauaktivitäten in diesem heute als Oberstadt bezeichneten Areal: Östlich des Vortragssaales des Ostgymnasiums wurde im 5. Jahrhundert eine Kirche erbaut, die – in umgestalteter Form – bis zu einem Brand im ersten Drittel des
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Handschriftliches Tagebuch vom 16. 10. 1926. Keil 1926, 273. s. o. Abschnitt 3. Wesch-Klein 1989, 177 – 197, bes. 187 f.; s. auch Stephan 2002, 90. DNP II (1997) 940 s. v. Callistratus (T. Giaro). Dig. 50, 10, 7 § 1; s. auch Dig. 50, 8, 6. Zur Zugehörigkeit der einzelnen Bauteile zum Fassadennymphäum des Ti. Claudius Aristion s. o. Abschnitt 4. Es könnte sich ebenso um eine singuläre Ausbesserung handeln, die nicht in Zusammenhang mit größeren Baumaßnahmen stand. Dorl-Klingenschmid 2001, 188. Keil 1926, 273 f. Abb. 57. Auinger – Rathmayr 2007, 254. Die Verwendung von Ehren- und Grabstatuen des 2. Jhs. in der Spätantike war offenbar üblich, wie auch das Beispiel der sog. Scholastikia in der nach ihr benannten Badeanlage an der Kuretenstraße zeigt, vgl. Strocka 1985, 229 – 232. Für diesen Hinweis danke ich J. Auinger. Scherrer 2006, 51 – 53. Zur Datierung der Umwandlung der Celsusbibliothek in einen Brunnen und zur Verbindung mit Caelius Montanus s. auch Scherrer 2004, 16 – 18.
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7. Jahrhunderts n. Chr. genutzt wurde148. Das sog. Lukasgrab blieb in seiner ursprünglichen Funktion als Monopterosbrunnen ebenfalls bis in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts in Betrieb, danach wurde die Kirche errichtet, deren Unterkirche möglicherweise bis in das 14. Jahrhundert genutzt wurde149. Ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Ende der Nutzung des einen und der Renovierung des anderen Brunnens lässt sich nicht unbedingt herstellen; zumindest zeigt sich aber eine rege Bautätigkeit in diesem Areal. Alle diese Überlegungen müssen jedoch hypothetischer Natur bleiben, zumal über die konkrete Nutzungsdauer des Straßenbrunnens mangels stratigraphischer Dokumentation keine Aussage getroffen werden kann.
7. Wasserversorgung Der Verlauf der von Ti. Claudius Aristion und seiner Gattin Iulia Lydia Laterane gestifteten Wasserleitung konnte vor allem durch die Forschungen G. Wiplingers der letzten Jahre weitgehend geklärt werden150. Die Freispiegelleitung führt am Magnesischen Tor vorbei um die Nordseite des PanayırdaČ herum in das Stadtgebiet von Ephesos151, d. h. auf wesentlich niedrigerem Niveau (ca. 22,5 m abs. H)152 als der Straßenbrunnen, für den als Höhenkote mehr als 40 m abs. H anzunehmen sind153, und kann diesen demnach nicht erreicht haben. W. Alzinger vermutete zunächst eine Versorgung des Straßenbrunnens durch die Aqua Throessitica154, P. Scherrer schlug zuletzt einen Zusammenhang des Nymphäums mit der Marnas-Leitung vor – eine Klärung der Frage steht noch aus155. Die Inschrift des Straßenbrunnens lässt sich aus diesem Grund wahrscheinlich nicht analog zu der des Nymphaeum Traiani ergänzen, da der Teil über die Errichtung einer Wasserleitung durch Aristion und seine Gattin überhaupt nicht identisch sein kann. Eine Erklärung liegt vielleicht darin, dass der Straßenbrunnen nach Ausweis der Inschrift relativchronologisch gesehen älter gewesen sein muss als das Nymphaeum Traiani156. Zu dem Zeitpunkt des Baubeginns des Straßenbrunnens war die Leitung des Aristion sicher noch nicht fertig oder gar erst im Planungsstadium. Möglicherweise wollte Aristion seine Leistungen für das Gemeinwesen in Zusammenhang mit der Wasserversorgung aber schon am Beginn seiner Bautätigkeit bekannt machen: Er musste deshalb einen Bauplatz finden, welcher ihm erlaubte, den Brunnenbau an eine der bereits bestehenden Leitungen anzuschließen. Das ›untere Bassin‹ kann übrigens wohl kaum, wie von J. Keil157 angesprochen, zum »Tränken der Reit-, Trag- und Zugtiere« gedient haben, zumal das ›obere Bassin‹ offenbar keinen Zugang zur Wasserentnahme besaß. Ein solcher ist auch in Analogie mit anderen Brunnenbauten in Ephesos nicht unbedingt zu erwarten158, jedoch erscheinen die Entnahme von Trink- und Brauchwasser für Menschen und das gleichzeitige Tränken von Tieren antiken Quellen zufolge aber ausgeschlossen159. So verbietet beispielsweise die Astynomeninschrift von Pergamon, die Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. auf der Unteren Agora (wieder-)aufgestellt wurde, explizit, ein Tier an einem öffentlichen Brunnen zu tränken160. 148
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Vetters 1982, 71; Vetters 1983, 116; Vetters 1984, 215. Zuletzt s. Auinger – Rathmayr 2007, bes. 242 mit älterer Lit. sowie Ladstätter – Pülz 2007, 413. Zusammenfassend zur Kirche vgl. Scherrer 1995, 73. Ladstätter – Pülz 2007, 413. Wiplinger 2006a, 26 – 30; Wiplinger 2006b, 15 – 48. Wiplinger 2006a, Abb. 1. Für diese Information danke ich A. Sokolicek. Als vergleichbare Relation zu dem heute nicht mehr vorhandenen und deshalb nicht mehr messbaren Straßenbrunnen mag die Platzanlage des Lukasgrabes dienen, die auf ca. 44,80 m abs. H liegt. Für diese Auskunft danke ich A. Pülz. Alzinger 1970, 1605. Scherrer 2006, 56. s. o. Abschnitt 3. Keil 1964, 138. Ähnlich dem Straßenbrunnen besaßen sowohl das Nymphäum des C. Laecanius Bassus als auch das Nymphaeum Traiani ein großes Hauptbecken sowie diesem zur Straße hin vorgelagert ein langgestrecktes, schmaleres Schöpfbecken, vgl. dazu Jung 2006, 79 – 86; Quatember 2006, 73 – 77. Vgl. dazu auch Dorl-Klingenschmid 2001, 114. Kol. IV, vgl. Klaffenbach 1954, 6 f. bzw. 10 (Übersetzung) und 19 f. zur Datierung.
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8. Architekturhistorische Einordnung des Straßenbrunnens Im Folgenden sei die bauliche Entwicklung kleinasiatischer Fassadennymphäen kurz zusammengefasst161. Tabernakelarchitekturen fanden in Kleinasien seit der frühesten Kaiserzeit Verbreitung162. Ältestes bislang bekanntes Beispiel ist das Bühnengebäude des Theaters von Aphrodisias, das seiner Inschrift zufolge im Jahr 28 v. Chr. fertiggestellt wurde163. Ab flavischer Zeit wurden die mit Tabernakeln und häufig auch Nischen gegliederten Blendfassaden in die Brunnenarchitektur übernommen, wie das Nymphäum von Milet 164 und das des C. Laecanius Bassus in Ephesos165 zeigen. Ihre Gestaltung weist im Wesentlichen die gleichen Charakteristika auf, welche auch den Tabernakelarchitekturen von Theatern und anderen Versammlungsbauten zueigen sind; entsprechend der Notwendigkeit, für das Brunnenbecken einen optisch Rahmen zu gestalten, sind die Fassaden nicht wie beim Theater an einer Seite, sondern U-förmig um das Becken angeordnet. Gemeinsam mit dem Nymphaeum Traiani166, das von denselben Stiftern stammt, gehört der Straßenbrunnen zu den großen Fassadennymphäen des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. in Ephesos. Eine Weiterentwicklung in formaler Hinsicht ist an diesen Gebäuden nicht festzustellen. So verlaufen zwar die verkröpften Gebälke in den Geschossen des Nymphäum des Laecanius Bassus und des Straßenbrunnens parallel, während in Ephesos erst am Nymphaeum Traiani das Gebälk des Obergeschosses versetzt angeordnet wird. In Milet hingegen kommt eine verschränkte Verkröpfung bereits am ersten Bühnengebäude des Theaters aus neronischer Zeit vor167 und findet sich auch am flavischen Nymphäum. Da davon ausgegangen werden kann, dass die Bautätigkeiten in beiden Städten einander wechselseitig beeinflussten, sind die genannten Unterschiede wohl bewusst gewählt und beruhen nicht auf einem geringeren Kenntnisstand der ephesischen Bauleute. Auch aufgrund der durchgehend geschlossenen Rückwand an allen drei Seiten unterscheiden sich Nymphaeum Traiani und Straßenbrunnen von den Bauten des Laecanius Bassus und dem Nymphäum von Milet mit ihren freistehenden seitlichen Tabernakeln. Der Grund dafür könnte in der umgebenden Bebauung der beiden erstgenannten Anlagen liegen, über deren Aussehen in der mittleren Kaiserzeit wir jedoch keinerlei Kenntnisse haben. Die Bauform der Fassadennymphäen erfreute sich auch im weiteren Verlauf des 2. Jahrhunderts n. Chr. und noch im 3. Jahrhundert n. Chr. großer Beliebtheit168.
9. Zusammenfassung Aus der im Archiv des ÖAI vorhandenen Dokumentation ließ sich – in Kombination mit stilistischen Datierungen, metrologischen Überlegungen und Analogieschlüssen – eine Rekonstruktion des von Ti. Claudius Aristion und seiner Gattin Iulia Lydia Laterane zwischen 102 und 114 n. Chr. gestifteten Straßenbrunnens gewinnen: Um ein langgestrecktes Brunnenbecken ist U-förmig eine zweigeschossige Tabernakelarchitektur angeordnet. Zur Straße hin befindet sich auf niedrigerem Niveau ein schmales Schöpfbecken. Durch die Sichtung und Neubewertung der Archivunterlagen konnten sowohl Grund- als auch Aufriss des heute nicht mehr erhaltenen Gebäudes gegenüber der von A. Bammer 1980 vorgestellten Rekonstruktion in wesentlichen Punkten korrigiert werden. So waren etwa die Schmalseiten nicht als freistehende Säulenstellungen ausgeführt, sondern bildeten durch die nach vorn gezogenen Rückwände geschlossene Seitenflügel. Die Einordnung des Straßenbrunnens in die Entwicklungsgeschichte der kleinasiatischen Tabernakelarchitekturen und Fassadennymphäen ist nun auf einer verbesserten Grundlage möglich, und die Zuordnung einzelner Bauglieder, beispielsweise der Kapitelle des Unter- und des Obergeschosses, erlaubt Einblicke in den Zusammenhang von Qualität und Positionierung der Werkstücke am Gebäude. 161 162 163 164 165 166 167 168
Zu einer ausführlicheren Darstellung s. Quatember (in Druckvorbereitung); Dorl-Klingenschmid 2001, 50 – 53. Zu frühkaiserzeitlichen Tabernakelfassaden in Kleinasien vgl. Berns 2002, 159 – 174. Chaisemartin – Theodorescu 1991, 29 – 65; Theodorescu 1996, 127 – 148; zur Datierung s. Reynolds 1991, 15 – 28. Hülsen 1919; zur Datierung s. Alföldi 1998, 367 – 399; zur Bauornamentik zuletzt Köster 2004, 122 – 132 (mit älterer Lit.). Zuletzt Jung 2006, 79 – 86 mit älterer Lit. Quatember 2007, 73 – 77; Quatember (in Druckvorbereitung). Altenhöfer 1986, 165 – 173; Herrmann 1986, 175 – 189; Köster 2004, 49 – 56. Zur weiteren Entwicklung s. Dorl-Klingenschmid 2001 bes. 56 – 59; Quatember (in Druckvorbereitung).
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Anhang: Katalog der Bauteile vom Straßenbrunnen Zur besseren Übersicht sind im Folgenden alle Bauteile des Straßenbrunnens in Katalogform zusammengefasst. Es wurden neue Katalognummern vergeben, wobei die erste Ziffer der zweistelligen Nummer Bezug auf die Lageebene in der Tabernakelfassade nimmt. Exakte Millimeterangaben beruhen auf den Aufzeichnungen M. Theuers. Aus den Zeichnungen ermittelte Maße wurden in 0,5 cm-Schritten gerundet.
Ebene 1: Säulenbasen des Untergeschosses
Ebene 3: Kapitelle des Untergeschosses
Kat. 1-1 Abb. 12 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 2. Dm oben 58,5 cm, L Seiten 71,5 cm, H 24,5 cm.
Kat. 3-1 Abb. 13 Komposites Säulenkapitell Aufnahme M. Theuer: ÖAI Inv. III 1315 (verschollen); Photo I 24. Maße nach Karteikarte M. Theuer: Dm unten 47 cm, H 67,5 cm. Lit.: Thür 1989, Abb. 153; Liljenstolpe 1997/1998, 106 Abb. 40; Quatember 2007, 112 Abb. 5; Quatember 2008b, 245 Abb. 3.
Kat. 1-2 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 3. Dm oben 57,5 cm, L Seiten 70 cm, H 24 cm.
Kat. 1-3 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 4. Dm oben 59 cm, L Seiten 75 cm, H 26,5 cm.
Kat. 1-4 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 5. Dm oben 58 cm (rekonstruiert), L Seiten 75 cm, H 24,5 cm.
Kat. 1-5 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 6 Dm oben 58 cm, L Seiten 72,5 cm, H 25 cm.
Kat. 1-6 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 11. Dm oben 59,5 cm (rekonstruiert), L Seiten 74,5 cm, H 25 cm.
Kat. 1-7 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 12. Dm oben 57,5 cm, L Seiten 71,5 cm, H 24,5 cm.
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Kat. 3-2 Abb. 14 Komposites Pilasterkapitell Aufnahme: Photo ÖAI Inv. I 10. Maße nach Karteikarte M. Theuer: B unten 55 cm, H 66,4 cm. Lit.: Quatember 2007, 112 Abb. 6; Quatember 2008b, 245 Abb. 4.
Kat. 3-3 Abb. 15 Komposites Pilasterkapitell Aufnahme: Photo ÖAI Inv. I 22. Maße nach Karteikarte M. Theuer: B unten 55 cm, H 66,4 cm.
Kat. 3-4 Komposites Pilasterkapitell Ohne Dokumentation; auf Karteikarte zu Kat. 3-3 erwähnt.
Kat. 3-5 Komposites Pilasterkapitell Ohne Dokumentation; auf Karteikarte zu Kat. 3-3 erwähnt.
Ebene 4: Architrave des Untergeschosses Kat. 4-1 Abb. 19 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/5, Nr. 1 bzw. 10 (Unterseite und Schnitt). L 178,6 cm, T 82 cm, H 42,8 cm. Nord- und Südseite auf Gehrung gearbeitet, Westseite (Vorderseite) profiliert, Ostseite mit Kassettenauflager. Unterseite besitzt Soffitte. Keine Inschrift.
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Kat. 4-2 Abb. 18. 19 Wandarchitrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/6, Nr. II (Ansicht und Oberseite); Photo ÖAI Inv. I 14; Inschrift: Skizzenbuch Nr. 2030, Zeile II. L 117 cm, T 37 cm, H (aus Zeichnung ermittelt) ca. 43,5 cm. Links und rechts abgebrochen, Vorderseite (= Nordseite) profiliert. In der Oberseite Hebeloch (12 × 2,5 cm). Inschrift auf der oberen Faszie: ƋƃƌſżŻƌƍƒŽ Lit.: Quatember 2007, 112 Abb. 8; Quatember 2008a, 130 f. Abb. 2; Quatember 2008b, 245 Abb. 5.
Kat. 4-3 Abb. 19 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/7, Nr. III (Ansicht, Unterseite, zwei Schnitte); Inschrift: Skizzenbuch Nr. 2030, Zeile III. L (aus Zeichnung ermittelt) ca. 342 cm, T (aus Zeichnung ermittelt) ca. 74 – 79 cm, H 40,0 – 42,4 cm. Vorderseite (= Nordseite) profiliert. Ost- und Westseite auf Gehrung gearbeitet, im vorderen Teil jeweils profiliert. Rückseite (= Südseite) mit Auflager für Kassette. Unterseite besitzt Soffitte. Das Stück nimmt nach Westen hin auffallend an Tiefe und Höhe ab. Inschrift auf der oberen Faszie: žŻƄƃƄƒƄŻƃƍƒž5ſƆ7ƒſ ƏſƌƃƒƇƍƃż. Inschrift auf der mittleren Faszie: ƍƒƄƉƌƆƒ. In zwei Teile gebrochen und sekundär mit einer Klammer in der Front repariert, daher die Fehlstelle in der Inschrift.
Kat. 4-4 Abb. 20 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/5, Nr. 3 bzw. 13 (Ansicht, Unterseite, zwei Schnitte). L 166,8 cm, T 79,8 cm, H 44,7 – 47 cm. Nord- und Südseite auf Gehrung gearbeitet, Vorderseite (= Ostseite) profiliert, Westseite besitzt Kassettenauflager. Unterseite mit Soffitte. Das Stück nimmt zur Südseite hin auffallend an Höhe ab, die Profilleisten folgen bis zur mittleren Faszie diesem schrägen Verlauf. Keine Inschrift.
Kat. 4-5 Abb. 20 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/6, o. Nr. (Unterseite, Schnitt). L 179,5 cm, T nicht messbar, H 43,6 cm. Nord- und Südseite auf Gehrung gearbeitet, Ostseite weist ein Kassettenauflager auf. Unterseite besitzt Soffitte. Das gesamte Stück offenbar stark beschädigt. Keine Inschrift.
Gehrung gearbeitet. Die Oberseite weist ein Hebeloch auf. In drei anpassende Teile zerbrochen. Die Unterseite besaß laut Zeichnung eine sekundäre (?) Einarbeitung (Reparatur?). Inschrift auf der obersten Faszie: ƃƉƎƅƃŻƌƅƎžƃŻƌ ƅŻƍſƋŻƇƁƌ.
Kat. 4-7 Abb. 21 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/4, Nr. VII (Unterseite, zwei Schnitte, Details von Profil und Soffitte); Inschrift: Skizzenbuch Nr. 2030, Zeile VII. L (an der obersten Faszie) 149 cm, T (aus der Zeichnung ermittelt) ca. 82,5 cm, H 43,5 cm. Vorderseite (= Nordseite) profiliert, Ostseite auf Gehrung gearbeitet und im vorderen Teil profiliert. Westseite ganz auf Gehrung gearbeitet, Nordseite mit Auflager für Kassette. Unterseite weist Soffitte auf. Inschrift auf der obersten Faszie: ƐƃſƋſƃŻƌƄŻƃƂƎŽŻƍƋƉ ƌŻƌƃŻƌ.
Kat. 4-8 Abb. 22 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/4, ohne Nr. (Unterseite, zwei Schnitte). L 172 cm, T 82,1 cm, H 46,3 cm. Nord- und Südseite auf Gehrung gearbeitet, Westseite (Vorderseite) profiliert, Ostseite mit Kassettenauflager. Unterseite besitzt Soffitte. Keine Inschrift.
Kat. 4-9 Abb. 6 Architrav Darstellung im Skizzenbuch Nr. 2030, Nr. V (Vorderseite). Vorderseite (Nordseite) profiliert. Inschrift auf der obersten Faszie: ƍƁƌŻƌƃŻƌƄŻƃƇſƉ ƄƉƋƉƌƆſƍŻ.
Kat. 4-10 Abb. 22 Wandarchitrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/4, ohne Nr. (Unterseite, Seitenansicht/Schnitt). L (erhalten) 94 cm, T (aus Zeichnung ermittelt) ca. 40 cm, H 45 cm. Vorderseite profiliert, eine Seite auf Gehrung gearbeitet. Die andere Seite offenbar abgebrochen. Keine Inschrift überliefert, eventuell auch vollständig eradiert.
Ebene 5: Zahnschnittgeison des Untergeschosses Kat. 4-6 Abb. 21 Wandarchitrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/6, Nr. VI (Ansicht, Ober- und Unterseite, zwei Schnitte); Inschrift: Skizzenbuch Nr. 2030, Zeile VI. L (an der Vorderseite) 257 cm, T 37,5 cm, H 42,9 – 50 cm. Vorderseite (= Nordseite) profiliert, West- und Ostseite auf
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Kat. 5-1 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/8, Nr. 1 (Unterseite, Schnitte). L (erhalten) 119 cm, T (erhalten) ca. 60 cm, H 41,7 cm. Fragment einer Innenecke, linke Nebenseite abgebrochen.
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Kat. 5-2 Abb. 24 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/8, Nr. 2 (Unterseite, Profil). L 113 cm, T 97 cm, H 40,3 cm. Vollständig erhaltener Gesimsblock, an der Vorderseite profiliert.
Kat. 5-3 Abb. 24 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/8, Nr. 3 (Ansicht, Unterseite, Profil). L 145 cm, T (erhalten, aus Zeichnung ermittelt) ca. 84 cm, H (erhalten) 37 cm. Vorderseite profiliert, linke Nebenseite abgebrochen. Rechte Nebenseite auf Gehrung gearbeitet.
Kat. 5-4 Abb. 23. 25 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/8, Nr. 4 (Unter- und Oberseite, Profil); Photo ÖAI Inv. I 16. L 157,7 cm, T 95,7 cm, H 44,2 cm. An zwei Seiten profilierte Außenecke, einem Klammerloch in der Oberseite zufolge an der Nordwestecke eines Tabernakels angebracht. Hebeloch in der Oberseite (11 × 4 cm, 8,5 cm tief). Unterseite geglättet und im hinteren Bereich gestockt (vgl. Angaben M. Theuers sowie Photo).
Kat. 5-5 Abb. 25 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/10, Nr. 9 (Oberseite, zwei Ansichten, Schnitt). L (rekonstruiert) 208,5 cm, T (rekonstruiert) 122 cm, H 40 cm. An zwei Seiten profilierte Außenecke, Ecke selbst abgebrochen. In der Oberseite zahlreiche Einarbeitungen: Zwei unterschiedlich orientierte Hebelöcher (14 × 4 cm, 9 cm tief bzw. 10,5 × 4 cm, 9 cm tief); Ritzlinien und Vertiefung für Säulenbasis des Obergeschosses und darunter befindliche Plinthe (ca. 34 cm von der Vorderkante entfernt); in diesem Bereich Dübelloch (7,5 × 4 cm, 4 cm tief) und Stemmloch (4 × 3 cm, 2,5 cm tief); zwei Klammerlöcher (4 × 3,5 cm, 3 cm tief sowie 3 × 3 cm, 8,5 cm von der Kante entfernt).
Kat. 5-6 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/10, Nr. 10 (Ansicht). L 115 cm, T nicht angegeben, H (aus Zeichnung ermittelt) ca. 39,5 cm. Offenbar nur an einer Seite profiliert.
Kat. 5-7 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/10, Nr. 11 (Unterseite).
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L (an Unterseite) 72 cm, T (an Unterseite) 62 cm, H nicht angegeben. Außenecke; Oberkante der Sima offenbar an keiner Stelle erhalten.
Kat. 5-8 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/9, Nr. 12 (Unterseite). L (erhalten) 91 cm, T (an Unterseite) 65 cm, H nicht angegeben. Offenbar nur an einer Seite profiliert.
Kat. 5-9 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/9, Nr. 13 (Unterseite). L (erhalten) 70 cm, T (an Unterseite) 143 cm, H nicht angegeben. Offenbar nur an einer Seite profiliert; die große Tiefe ist auffallend.
Kat. 5-10 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/9, Nr. 14 (Unterseite). L (an Unterseite) 135 cm, T (an Unterseite) 45 cm, H nicht angegeben. Außenecke, an zwei Seiten profiliert.
Kat. 5-11 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/9, Nr. 15 (Unter- und Oberseite). L 47 cm, T (aus der Zeichnung ermittelt) ca. 99 cm, H nicht angegeben. Nur an einer Seite profiliert. In der Oberseite in Hebeloch im Schwerpunkt (12 × 3 cm) sowie ein Dübelloch (4,5 × 4 cm).
Kat. 5-12 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/9, Nr. 16 (Unterseite, Anschlussfläche). L (an Unterseite) 86 cm, T (an Unterseite) 62 cm, H 44 cm. Außenecke, an zwei Seiten profiliert. Stark beschädigt. Anschlussfläche zeigt offenbar eine Art Anathyrose.
Kat. 5-13 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/11, Nr. 17 (Ober- und Unterseite, rechte Nebenseite). L (erhalten) 148,9 cm, T (an der Unterseite) 79 cm, H 43 cm. Profilierung nur an einer Seite erhalten (?). In der Oberseite zur Anschlussfläche hin zwei parallele Klammerlöcher (5 × 3 cm bzw. 4 × 3 cm, Bettungen 9 cm von der Kante).
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Kat. 5-14 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/11, Nr. 18 (Ober- und Unterseite). L (erhalten) 100 cm, T (an Unterseite) 69 cm, H nicht angegeben. Profilierung nur an einer Seite. In der Oberseite Hebeloch (14 × 5 cm) sowie Einarbeitung für Säulenbasis des Obergeschosses bzw. darunterliegende Plinthe. Kat. 5-15 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/11, Nr. 19 (Unterseite, eine Nebenseite). L 92 cm, T (an Unterseite) 79 cm, H 40 cm. Nur an einer Seite profiliert, stark fragmentiert. Rechte Nebenseite erhalten. Diese war offenbar im Bereich zur Vorderkante hin gestockt und sonst rau belassen. Kat. 5-16 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/11, Nr. 20 (Unterseite). L 62,5 cm, T 88 cm, H nicht angegeben. Nur an einer Seite profiliert, stark fragmentiert. Rechte Nebenseite erhalten. Kat. 5-17 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/11, Nr. 21 (Unterseite). L 74 cm, T (aus Zeichnung ermittelt) ca. 72 cm, H nicht angegeben. Stark fragmentiert, nur an einer Seite Profilierung erhalten.
Ebene 9: Architrave des Obergeschosses Kat. 9-1 Abb. 30 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/2, Nr. 1a (Ober- und Unterseite). L (aus Zeichnung ermittelt) ca. 254,5 cm, T (aus Zeichnung ermittelt) ca. 51 cm, H nicht angegeben. Vorderseite (= Nordseite) profiliert, Ostseite auf Gehrung gearbeitet, Westseite im vorderen Bereich profiliert, im hinteren auf Gehrung gearbeitet. Rückseite (= Südseite) mit Auflager für Kassette. In zwei anpassende Teile zerbrochen. In der Oberseite Hebeloch (9 × 3,5 cm) im Schwerpunkt. Klammerbettung nach Nordosten. Zwei am Westende der Oberseite angegebene Einarbeitungen (4 × 2,5 cm bzw. 4 × 3 cm) sind wahrscheinlich als Klammerlöcher zu interpretieren.
Kat. 9-2 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/2, Nr. 2a (Unterseite und Ansicht/Schnitt). L 77 cm, T (an Unterseite) 37 cm, H 32,5 cm. Architravfragment. Vorderseite profiliert, Rückseite mit Auflager für Kassette. Linke Nebenseite auf Gehrung gearbeitet, rechte Seite abgebrochen. Soffitte an der Unterseite.
Kat. 9-3 Architrav Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/2, Nr. 1b (Vorderseite). L 105 cm, T nicht angegeben, H (aus Zeichnung ermittelt) 23 cm. Architravfragment, Vorderseite profiliert, seitlich abgebrochen. Unterste Faszie abgearbeitet. Zugehörigkeit zum Straßenbrunnen ist nicht gesichert.
Ebene 6: Säulenbasen des Obergeschosses Kat. 6-1 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 1. Dm oben 49 cm, L Seiten 59,5 cm, H 29 cm. Kat. 6-2 Attisch-ionische Säulenbasis Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/16, Nr. 9. Dm oben 47 cm, L Seiten 60,5 cm, H 24,5 cm.
Ebene 8: Kapitelle des Obergeschosses Kat. 8-1 Abb. 29 Korinthisches Säulenkapitell Aufnahme: Photo ÖAI Inv. I 23. Maße nach Karteikarte M. Theuer: Dm unten 40 cm, H 52 cm.
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Ebene 10: Konsolengeison des Obergeschosses Kat. 10-1 Abb. 31 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, A (Ansicht, Unterseite, Schnitt). L (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 68 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) 54 cm, H 27 cm. Fragment eines Konsolengeisons.
Kat. 10-2 Abb. 31 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, B (Ober- und Unterseite, Schnitt/Ansicht). L (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 66 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 93 cm, H (erhalten) 27 cm. Fragment eines Konsolengeisons.
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Kat. 10-3 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, A (Ansicht, Unterseite, Schnitt). L (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 68 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) 54 cm, H 36 cm. Fragment eines Konsolengeisons. In der Oberseite Hebeloch (noch im Bruch erkennbar).
Kat. 10-4 Abb. 31 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, D (Unterseite, Profil). Länge (erhalten) 88,5 cm, Tiefe (an der Unterseite) 67 cm, H nicht angegeben. Fragment eines Konsolengeisons. Kat. 10-5 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, E (Unterseite). L (erhalten) 46 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) 66 cm, H nicht angegeben. Fragment eines Konsolengeisons.
Kat. 10-6 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, F (Unterseite, Rückseite). L 124,8 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 148 cm, H 36 cm. Fragment eines Konsolengeisons.
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Kassetten K1 Abb. 32. 33 Kassette Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/13, ohne Nr. (Unterseite, Ansicht/Schnitt); Photo ÖAI Inv. I 19 (ein Teil). L (rekonstruiert?) ca. 215 cm, T 137 cm, H 29,3 cm. Mehrere zu einem Stück gehörende Fragmente einer Kassettenplatte.
K2 Abb. 34 Kassette Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/13, ohne Nr. (Unterseite, zwei Ansichten). L 71,4 cm, T 143,2 cm, H 21,2 cm. Kassettenplattenfragment, das zu einer ursprünglich mehrteiligen Kassette gehört.
K3 Kassette Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/14, ohne Nr. (Unterseite, drei Ansichten). L 91 cm, T (erhalten) 72 cm, H 26,5 cm. Kassettenplattenfragment, das zu einer ursprünglich mehrteiligen Kassette gehört. In einer Anschlussfläche Dübelloch (4 × 3 cm)
Kat. 10-7 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, G (Ansicht, Unterseite, Profil). L (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 101,5 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) 51 cm, H (erhalten) 27,5 cm. Fragment eines Konsolengeisons.
Kat. 10-8 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, H (Unterseite). L 47 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) 61,5 cm, H nicht angegeben. Fragment eines Konsolengeisons.
Kat. 10-9 Geison Aufnahme M. Theuer (in Umzeichnung): ÖAI Inv. 2476/12, J (Unterseite). L (an Unterseite) 66,5 cm, T (aus Zeichnung ermittelt, erhalten) ca. 59 cm, H nicht angegeben. Fragment eines Konsolengeisons.
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264 Seipel – Oberleitner 2006 Stephan 2002 Strocka 1978 Strocka 1981 Strocka 1985 Strocka 1988 Tagebuch 1926 Theodorescu 1996
Thür 1985 Thür 1989 Thür 2005 Vandeput – Berns 2002
Vetters 1982 Vetters 1983 Vetters 1984 Wesch-Klein 1989 Wilberg 1944 Wilson Jones 2000 Wiplinger – Wlach 1995 Wiplinger 2006a
Wipliger 2006b
Wohlers-Scharf 1995 Wood 1975
Ursula Q UAT EM BER W. Seipel – W. Oberleitner (Hrsg.), Das Partherdenkmal von Ephesos. Akten des Kolloquiums Wien, 27. – 28. April 2003, Schriften des Kunsthistorischen Museums (Wien 2006). E. Stephan, Honoratioren, Griechen, Polisbürger. Kollektive Identitäten innerhalb der Oberschicht des kaiserzeitlichen Kleinasien, Hympomnemata 143 (Göttingen 2002). V. M. Strocka, Zur Datierung der Celsus-Bibliothek, in: E. Akurgal (Hrsg.), The Proceedings of the Xth International Congress of Classical Archaeology Ankara – Izmir 1973 (Ankara 1978) 893 – 899. V. M. Strocka, Das Markttor von Milet, 128. BWPr (1981). V. M. Strocka, Zuviel Ehre für Scholastikia, in: Lebendige Altertumswissenschaft. Festschrift Hermann Vetters (Wien 1985) 229 – 232. V. M. Strocka, Wechselwirkungen der stadtrömischen und kleinasiatischen Architektur unter Trajan und Hadrian, IstMitt 38, 1988, 291 – 307. Handschriftliches Tagebuch der Österreichischen Ausgrabung in Ephesos, 1926, aufbewahrt im Archiv des ÖAI Wien. D. Theodorescu, La frons scaenae du théâtre: innoviations et particularités à l’époque de Zoïlos, in: R. R. R: Smith – Ch. Roueché (Hrsg.), Aphrodisias Papers 3, JRA Suppl. 20 (Ann Arbor 1996) 127 – 148. H. Thür, Ephesische Bauhütten in der Zeit der Flavier und der Adoptivkaiser, in: Lebendige Altertumswissenschaft. Festschrift Hermann Vetters (Wien 1985) 181 – 187. H. Thür, Das Hadrianstor in Ephesos, FiE 11, 1 (Wien 1989). H. Thür, Das Hanghaus 2 in Ephesos. Die Wohneinheit 4. Baubefund – Ausstattung – Funde, FiE 8, 6 (Wien 2005). L. Vandeput – Ch. Berns, Private Freigebigkeit und die Verschönerung von Stadtbildern. Die Städte Kleinasiens in traianischer Zeit, in: A. Nünnerich-Asmus (Hrsg.), Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchszeit? (Mainz 2002) 73 – 82. H. Vetters, Ephesos. Vorläufiger Grabungsbericht 1981, AnzWien 119, 1982, 62 – 102. H. Vetters, Ephesos. Vorläufiger Grabungsbericht 1982, AnzWien 1983, 111 – 169. H. Vetters, Ephesos. Vorläufiger Grabungsbericht 1983, AnzWien 1984, 209 – 232. G. Wesch-Klein, Rechtliche Aspekte privater Stiftungen während der römischen Kaiserzeit, Historia 38, 1989, 177 – 197. W. Wilberg, Die Bibliothek, FiE 5, 1 (Brünn 1944). M. Wilson Jones, Principles of Roman Architecture (New Haven 2000). G. Wiplinger ȸ G. Wlach, Ephesos. 100 Jahre österreichische Forschungen (Wien 1995). G. Wiplinger, Wasser für Ephesos. Stand der Erforschung der Wasserversorgung, in: G. Wiplinger (Hrsg.), Cura Aquarum in Ephesus. Proceedings of the Twelfth International Congress on the History of Water Management and Hydraulic Engineering in the Mediterranean Region, Ephesus/Selçuk, Turkey, October 2 – 10, 2004, BABesch Suppl. 12 = SoSchrÖAI 42 (Leuven 2006) 23 – 37. G. Wiplinger, Stand der Erforschungen der Wasserversorgung in Ephesos/Türkei, in: Frontinus-Tagungen 2004/2006 in Wien und Berlin, Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft 27 (Meckenheim 2006) 15 – 48. T. Wohlers-Scharf, Die Forschungsgeschichte von Ephesos, Europäische Hochschulschriften 38, 54 (Frankfurt a. M. 1995). J. T. Wood, Discoveries at Ephesus (Neudr. Hildesheim 1975)
Mag. Dr. Ursula Quatember Ȩ Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1 – 6. 12 – 34. 41 – 44: Archiv ÖAI; Abb. 7. 8: nach Bammer 1978 – 1980, Abb. 18. 19; Abb. 9: nach Keil 1955, Faltplan; Abb. 10. 11. 35 – 40: U. Quatember.
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Die Grabung des Jahres 2005 beim Nymphaeum Traiani in Ephesos 1. Fragestellung und Forschungsgeschichte* Im Jahr 2005 wurde im Bereich hinter der nordöstlichen Rückwand des Nymphaeum Traiani an der Kuretenstraße (Abb. 1. 2) eine Sondage angelegt. Die damit verbundene Fragestellung bezog sich in erster Linie auf das System der Wasserverteilung, welches hinter der Fassade der Brunnenanlage zu vermuten war 1. Das Nymphaeum Traiani (Abb. 3) und seine umgebenden Strukturen wurden in den Jahren 1957 und 1958 unter der Leitung F. Miltners ausgegraben2. Aufgrund dessen frühen Todes kam es abgesehen von einer kurzen Erwähnung in Vorberichten aber zu keiner Veröffentlichung der Ergebnisse und Funde. 1962 wurde die Brunnenanlage von H. Pellionis untersucht, der alle Bauglieder aufnahm und eine schematische Rekonstruktion erstellte. Zu einer abschließenden Publikation des Bauwerks kam es jedoch nicht 3. In den Jahren 2004 – 2007 wurde das Nymphaeum Traiani von U. Quatember im Rahmen eines Projekts zu Bauten an der Kuretenstraße4 neu bearbeitet und eine steingerechte Rekonstruktion erstellt5. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Fassadennymphäum mit U-förmigem Grundriss, das – der Stifterinschrift zufolge – von den beiden Ephesiern Ti. Claudius Aristion und seiner Gattin Iulia Lydia Laterane in den Jahren zwischen 102 und 114 n. Chr. errichtet wurde6. Der Zufluss in das Hauptbecken, dem zur Straße hin ein schmäleres Schöpfbecken vorgelagert war, erfolgte in der Mitte der Rückwand, unterhalb einer überlebensgroßen Statue des Kaisers Traian. Bei der Wasserleitung selbst handelt es sich um eine gemauerte Freispiegelleitung mit rechteckigem Querschnitt und gewölbter Abdeckung7. Eine Untersuchung der in situ erhaltenen Reste zeigte Öffnungen in den beiden äußersten Tabernakeln der Rückwand (Abb. 4). Aus dem Baubefund wurde die Hypothese entwickelt, dass hinter der Blendfassade Leitungsstränge vom Zufluss abzweigten und die seitlichen Tabernakel mit Wasser versorgten8. Diese These sollte im Jahr 2005 mit einer Grabung hinter der Rückwand des Nymphaeum Traiani überprüft werden. Die Ergebnisse bezüglich des Wasserverteilungssystems sind im Folgenden kurz zusammengefasst. Eine ausführliche Interpretation des *
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Mein herzlicher Dank gilt F. Krinzinger und S. Ladstätter, ebenso der Projektleiterin H. Thür. S. Swientek sei für seine engagierte Mitarbeit gedankt. W. Prochaska (Montanuniversität Leoben) lieferte wichtige Hinweise zur Bestimmung von Kalkund Sinterproben. Darüber hinaus danke ich J. Auinger für Hinweise. – Abkürzungen und Siglen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , die zusätzlich verwendeten finden sich am Ende des Beitrags. Zu ersten Überlegungen bezüglich dieses Wasserverteilungssystems s. Quatember 2006. Zum Nymphaeum Traiani s. Miltner 1959b, 326 – 346 Abb. 171. 173 – 186. Zu den umgebenden Strukturen: Miltner 1960, 12 Abb. 8. 9. Zur Grabungstätigkeit F. Miltners an der Kuretenstraße s. Quatember 2005a. H. Pellionis’ schematische Rekonstruktion in Form einer Orthogonalprojektion wurde publiziert bei Bammer 1972 – 1975, 386 Abb. 9. 10; seine perspektivische Rekonstruktion findet sich bei Scherrer 1995, 119 Abb. 2. FWF-Projekt »Der Embolos in Ephesos« (Projektnr. P 17617), durchgeführt am Institut für Kulturgeschichte der Antike an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Projektleitung: H. Thür. Quatember (in Druckvorbereitung) a. s. dazu Quatember 2006 sowie Quatember 2007 mit älterer Lit.; Quatember (in Druckvorbereitung) a. Wiplinger 2006, 26 – 30 zur sog. Aristion-Leitung. s. dazu Quatember 2006.
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Die Kuretenstraße mit dem Nymphaeum Traiani und umgebenden Strukturen
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Gesamtkonzepts der Wasserinstallationen wird im Rahmen einer Publikation der Brunnenanlage erfolgen. Die Sondage des Jahres 2005 führte jedoch nicht nur zu Ergebnissen bezüglich des Nymphaeum Traiani, sondern auch zu Informationen über die Nutzungsgeschichte der umgebenden Strukturen. Diese Fragestellung war aus den Forschungen F. Miltners weitgehend ausgeklammert, da es ihm in erster Linie um die Freilegung der kaiserzeitlichen Gebäude ging, während jüngere Einbauten und Veränderungen oft ohne weitere Dokumentation abgetragen wurden9. Damit können den Ergebnissen von D. Iro, H. Schwaiger und A. Waldner aus den Grabungen in der Nord- und Südhalle im östlichen Abschnitt der Kuretenstraße10 weitere Befunde zur Seite gestellt werden, die unsere Kenntnisse über die spätantike Nutzung dieses Areals vertiefen. Erstmals ist es möglich, eine vollständige stratigraphische Abfolge von der Kaiserzeit bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. vorzulegen und Keramik sowie Münz- und Skulpturenfunde kontextuell zu behandeln. Die das Nymphaeum Traini umgebenden Strukturen (Abb. 2) wurden von F. Miltner in seinem posthum erschienenen Bericht nur kurz erwähnt11, bislang aber nicht ausführlich untersucht. Bei Miltners Ausgrabungen fanden sich östlich des Nymphaeum Traiani12 zwei Porträtköpfe13. Ihr genauer Fundkontext ist leider nicht bekannt; ein Zusammenhang mit der Statuenausstattung der Brunnenanlage dürfte jedoch ebenso auszuschließen sein wie eine Verbindung mit dem in einer Aufschüttung angetroffenen Kopf des Doryphoros und anderen Skulpturenfragmenten14, da diese auf einem wesentlich tieferen Niveau gefunden wurden, welches F. Miltner bei seinen ›Freilegungsarbeiten‹ bis zu dem von ihm angenommenen ›Fußbodenniveau‹ nicht erreichte. Eine bauhistorische Untersuchung des Bereichs nordöstlich des Nymphaeum Traini ist zwar nicht Gegenstand dieses Beitrags, dennoch sei der Baubefund hier zusammengefasst: In diesem Areal treffen Strukturen aufeinander, die auf unterschiedliche Straßenverläufe Bezug nehmen (Abb. 1. 2). Die Rückwand der Brunnenanlage sowie die daran anschließende Zungenmauer M 3 sind am Verlauf der Kuretenstraße bzw. in rechtem Winkel zu dieser orientiert, die übrigen Mauern dieses Bereichs hingegen beziehen sich auf den orthogonalen Raster der hellenistisch-römischen Stadt15. Eine L-förmige Mauer trennt einen rechteckigen Bereich von etwa 6 × 4,5 m ab, der in seiner letzten Nutzungsphase einen unregelmäßig verlegten Plattenboden aus hellgrauem, fast weißem Marmor besaß, bei dem es sich, der teilweise vorhandenen Profilierung in Form von Längsrillen nach zu schließen, offenbar um sekundär verwendete Wandverkleidungsplatten handelte. In der Nordostecke befand sich ein Treppenaufgang in das Obergeschoss. Der Bereich südlich der Mauer war z. T. mit einem wesentlich gröberen Steinpflaster bedeckt, dessen westlichen Abschluss eine Türschwelle mit Einlassungen für ein Gewände sowie Türpfannen bildet.
2. Befundbeschreibung und Interpretation Die Befundsituation (Abb. 5) lässt sich im Wesentlichen in vier Abschnitte unterteilen, die zur besseren Übersicht hier knapp vorgestellt werden sollen: – Im untersten Bereich der Sondage wurden im Westteil Tonrohrleitungen angetroffen (Abb. 7. 8), die in Zusammenhang mit der Wasserführung des zwischen 102 und 114 n. Chr. errichteten Nymphaeum Traiani stehen. Die Verfüllung zwischen den Tonrohren ist in severische Zeit zu datieren; sie könnte von einer
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Vgl. Quatember 2005a. Man denke beispielsweise an die sog. Schuttsperre zur Abstützung des Hangschutts im Bereich des sog. Hadrianstempels an der Kuretenstraße, die nur im handschriftlichen Tagebuch erwähnt, mit wenigen Photos dokumentiert und dann abgerissen wurde, vgl. dazu Auinger 2009. s. dazu Iro – Schwaiger – Waldner 2009. Miltner 1960, 12; Miltner 1959a, 35. Diese Fundortangabe bei Miltner 1960, 12 ist identisch mit den Angaben im handschriftlichen Tagebuch vom 6. Oktober 1958 (Archiv des ÖAI, Wien). Männliche Porträtbüste mit Einsatzkopf, vgl. Miltner 1960, 12. Abb. 8;nan – Rosenbaum 1966, 139 Nr. 173 Taf. 101, 3; 102, 1 – 2; Bammer – Knibbe – Fleischer 1974, 15 f.; Aurenhammer (in Druckvorbereitung). Zu einem männlichen Porträt mit über den Kopf gezogenen Mantel s.nan – Rosenbaum 1966, 141 Nr. 177 Taf. 104, 3 – 4;nan – Alföldi-Rosenbaum 1979, 5; Aurenhammer (in Druckvorbereitung). s. u. Kapitel 5 (M. Aurenhammer). Scherrer 2001; Groh 2006, jeweils mit weiterer Lit.
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Der Strukturen nordöstlich des Nymphaeum Traiani mit der Sondage 2005
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Das Nymphaeum Traiani (2006)
Reparatur der ursprünglichen Anlage in diesem Bereich stammen. Im Ostteil bildet ein qualitativ hochwertiger Marmorplattenboden die Grabungsgrenze. Es handelt sich dabei sicherlich um das kaiserzeitliche Gehniveau der Gebäudestrukturen hinter dem Nymphäum. Dieser Plattenboden dürfte wenig später entstanden sein als die darunter verlaufenden Rohrleitungen. Die Verbindung zu den östlich anschließenden Baustrukturen wurde durch eine später angelegte, halbrunde Treppe aus Ziegeln hergestellt. – In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts kam es zu einer zumindest teilweisen Aufgabe der Strukturen hinter dem Nymphäum. Eine Planierschicht wurde eingebracht und in der Südwestecke hinter der Rückwand des Nymphäums in einer Grube Kalk gelöscht, wofür Wasser aus dem Zufluss zum Nymphaeum Traiani entnommen und in ein rechteckiges Steinbecken umgeleitet worden war (Abb. 10). – Im Laufe des 6. Jahrhunderts wurden das Steinbecken verfüllt und erneut mehrere Planierschichten eingebracht. In einer Grube fand sich umgelagerter Werkstattschutt des späten 6./frühen 7. Jahrhunderts, der neben Gusstiegeln u. a. auch mehrere Statuenfragmente umfasste, darunter das Kopffragment einer antoninischen Kopie des Doryphoros (S 1). Diese Aufschüttungen bilden die Unterkonstruktion für den Boden der Baustrukturen des 7. Jahrhunderts n. Chr., der selbst nicht mehr erhalten ist. – Die letzte nachgewiesene Bauaktivität in diesem Bereich stellt die Mauer M 3 dar (Abb. 2. 12), für die aufgrund der Keramik der unmittelbar darunterliegenden Schicht sowie aus der Mauer selbst als terminus post quem die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. gelten kann. Im Folgenden werden die einzelnen Befunde mit ihrer Stratigraphie vorgestellt. Die Tabelle dient jeweils der besseren Übersicht und den Querverweisen auf die Abschnitte zu Keramik, Münz- und Skulpturenfunden. Zum besseren Verständnis sei kurz der Grabungsablauf skizziert: Zunächst wurde Schnitt 1 West bzw. Ost zu beiden Seiten der Mauer M 3 angelegt. Schnitt 2 befand sich östlich davon. In weiterer Folge wurden sowohl der Steg zwischen Schnitt 1 und 2 als auch M 3 zwischen den beiden Teilen von Schnitt 1 – nach Dokumentation der Profile – abgetragen16, sodass im Endbefund eine durchgehende Fläche entstand (Abb. 2). 16
Die Nummerierung der stratigraphischen Einheiten (SE) erfolgte fortlaufend für beide Sondagen; einzelne Straten konnten später zur Übereinstimmung gebracht werden, während hingegen andere Nummern nur in einem der beiden Schnitte vorkommen. Diese Vorgangsweise schien aus arbeitsökonomischen Gründen sinnvoll, führt in manchen Fällen aber zu einer inversen Nummerierung der Schichten. Die Besprechung der Befunde erfolgt gemäß der stratigraphischen Abfolge beginnend mit den ältesten nachweisbaren Befunden in diesem Bereich.
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Die in situ erhaltenen Reste des Nymphaeum Traiani mit den Öffnungen in den beiden äußeren Tabernakeln der Rückwand
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2.1 Befunde in Zusammenhang mit dem Nymphaeum Traiani SE 35 33
FK 58, 60, 63, 64, 65, 66, 110, 111 56, 109
Kurzcharakterisierung Verfüllung zwischen den Tonrohrleitungen: Bauschutt mit Wandmalereifragmenten und Mosaiksteinen Mehrschichtiger Estrich als Gehniveau über den Tonrohrleitungen mit wenig, kleinteilig gebrochener Keramik, flächig im Westteil des Schnittes
Datierung severisch
Querverweise Mü 2005/47, /48
–
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Im Westteil der Sondage wurden insgesamt drei Tonrohrleitungen angetroffen (Abb. 6. 7). Diese zweigen von der Zuleitung zum Nymphaeum Traiani ab, einer gemauerten Freispiegelleitung mit rechteckigem Querschnitt. Der Zufluss zur Brunnenanlage erfolgt auf wesentlich höherem Niveau (Sohle des Zuflusskanals: 21,96 m abs. H; Abzweigung auf max. 22,24 m abs. H) als das kaiserzeitliche Bodenniveau hinter der Nymphäumsrückwand (Plattenboden: 21,23 m abs. H). Dementsprechend befinden sich unmittelbar an der Außenseite des Zuflusses steile Fallrohre (Abb. 8), die unterhalb des einstigen Fußbodens in Leitungen mit schwachem Gefälle umknicken. Zwei Rohrleitungen verlaufen unterhalb des Marmorplattenbodens, der im Ostteil die Grabungsgrenze der Sondage darstellt. Bei der die Rohre umgebenden Schicht SE 35 handelt es sich teilweise um Bauschutt mit Wandmalereifragmenten und Mosaiksteinen17. Aufgrund der Datierung der Keramikfunde ist nur eine allgemeine Einordnung vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis spätestens in severische Zeit möglich. Die Fundmünze Mü 2005/47 18 ist Iulia Domna zuzuordnen und verweist damit in severische Zeit. Daraus ergibt sich jedoch wahrscheinlich kein terminus post quem für das gesamte Leitungssystem hinter dem Nymphäum, sondern nur für seine letzte Reparaturphase in diesem Bereich. Aus dieser Datierung und dem architektonischen Befund lässt sich Folgendes für die Wasserleitung des Nymphaeum Traiani und die chronologische Abfolge der Bauaktivitäten rekonstruieren: Gleichzeitig mit seiner Nutzung als Brunnen erfüllte das Nymphaeum Traiani eine Art Verteilerfunktion, indem Wasser vom Hauptzufluss noch vor dem Eintritt in die Brunnenfassade in andere Bereiche bzw. Gebäude umgeleitet wurde. Dies zeigen die beiden tiefer gelegenen Stränge, die vom Nymphäum in östlicher bzw. nordöstlicher Richtung abzweigen und somit nicht in Verbindung mit der Wasserversorgung der seitlichen Brunnennischen gesetzt werden können. Die Vorgängerbebauung dieses Bereichs ist noch im Nordostprofil in Form eines flachen, mit einer Steinplatte gedeckten Kanals erkennbar, der durch die Verlegung von Rohr 1 gestört wurde (Abb. 9). Die gedachte Verlängerung von Rohr 3 hingegen trifft exakt auf die Öffnung im östlichsten Tabernakel der Brunnenrückwand. 17 18
Die Unterkante von SE 35 konnte aufgrund der vielen, in unterschiedliche Richtung verlaufenden Rohre nicht erreicht werden. Mü 2005/48 ist leider nicht bestimmbar, s. u. zu den Fundmünzen Kapitel 4 (M. Pfisterer).
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Das kaiserzeitliche Wasserverteilungssystem hinter der Rückwand des Nymphaeum Traiani
Der Boden aus fein gefügten Marmorplatten, der den Ostteil der Sondage nach unten hin abschließt, stellt mit hoher Wahrscheinlichkeit das kaiserzeitliche Nutzungsniveau des Areals hinter dem Nymphäum dar. Eine leichte Stufe als Westabschluss des Plattenbodens lässt vermuten, dass es sich dabei um einen Hofbereich (Peristyl?) gehandelt haben könnte. Zu den einen solchen Hof umgebenden Gängen könnte ein Mosaikboden gehört haben, von dem geringe Reste im Südwestteil der Sondage angetroffen wurden. Dieser Teil der kaiserzeitlichen Bebauung dürfte bei einer Reparatur der Tonrohre in severischer Zeit gestört und nicht wiederhergestellt worden sein. Als Gehniveau errichtete man vielmehr einen kompakten, mehrschichtigen Estrich (SE 33) von 8 – 12 cm Stärke. Dieser bestand aus grobem Untermörtel, geglätteter Zwischenschicht und einer abschließenden Mörtellage mit groben Ziegelbruchstücken und Marmorkorn. Holzkohlekomponenten sind in allen Lagen zu finden. Die oberste, ca. 2 mm dicke Schicht ist – wohl aufgrund seiner hydraulischen Eigenschaften – äußerst reich an Ziegelsplitt19. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Marmorplattenboden – gemeinsam mit den möglicherweise zugehörenden weißen Mosaikresten – die älteste, in die römische Kaiserzeit einzuordnende 19
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Nymphaeum Traiani, Tonrohrleitungen im Westteil der Sondage
Für diese Analyse sei W. Prochaska sehr herzlich gedankt.
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Baumaßnahme hinter dem Nymphaeum Traiani darstellt20. Die auf dem Marmorboden aufliegende Ziegelsetzung dürfte zu einem späteren Zeitpunkt als Stufen zur Verbindung mit den umliegenden Baustrukturen gedient haben. Die Nutzung dieses Hofareals in Zusammenhang mit entsprechenden, bislang nicht bekannten architektonischen Strukturen erfolgte bis in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Danach wurde dieser Bereich nicht mehr für den ursprünglich intendierten Zweck genutzt, wie aus der Einbringung der Brandschuttschicht SE 34 im östlichen Teil der Sondage und der flächigen, kompakten Sinterschicht SE 22 im westlichen Bereich ersichtlich ist.
2.2 Nutzung des Areals: Handwerkliche und bauliche Aktivitäten In weiterer Folge kam es zu einer handwerklichen Aktivität im Bereich nordöstlich des Nymphäums, die sich in zahlreichen Nutzungshorizonten und Aufschüttungen manifestiert. SE 22
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52, 105, 106
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102
17
30, 40, 44
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34, 41, 61, 100
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43, 81, 82, 107
28
47, 101
31
50, 103, 104
21
35
Kurzcharakterisierung Flächige Sinterablagerung im Westteil des Schnittes mit Sinterbrocken und versinterter Keramik, unterhalb der Kalklöschgrube Kompakter, mit Ziegeln und Holzkohle vermischter Brandschutt, flächig im Ostteil des Schnittes, unmittelbar auf dem Plattenboden Abfallgrube mit lockerer Verfüllung, die Ziegelfragmente und Marmorplatten enthielt Kalklöschgrube: feste Schicht mit Kalkbrocken und gelöschtem Kalk, Ziegelfragmenten und einer Anzahl großer, eckiger Steine Verfüllung der Kalklöschgrube Nutzungshorizont und Verfüllung der Kalklöschgrube mit größere Steinen, Kalkbrocken und Resten von Löschkalk; von Osten nach Westen stark abfallend Kalklöschgrube mit Resten von Löschkalk, Ziegelbruch und Steinen Nutzungshorizont der Kalklöschgrube: harte, teils verziegelte Schicht mit Ziegelbruchstücken, Bruchsteinen und Mörtel Nutzungshorizont der Kalklöschgrube: kompakter Kies, mit Mörtel vermischt Abfallgrube (?), die sekundär in die Kalklöschgrube eingetieft wurde: lockere Verfüllung mit Keramik, Knochen, Eisen, Steinen, Mörtel- und Ziegelbrocken
Datierung 2. Hälfte 4. Jh. oder frühes 5. Jh. n. Chr.
Querverweise Mü 2005/24
Ende 4. Jh. n. Chr.
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4./beginnendes 5. Jh. n. Chr.
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– 4. Jh. n. Chr.
S 9, S 10 S 11
2. Hälfte 4. Jh. n. Chr.
Mü 2005/25, /39
Ende 4./Anfang 5. Jh. n. Chr.
–
ausgehendes 3. – Anfang 5. Jh. n. Chr. 5. Jh. n. Chr.
– –
Im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert endete die Nutzung des Bereichs hinter dem Nymphaeum Traiani als Hofareal (Abb. 9. 10). Dies zeigt sich im Westteil der Sondage durch eine flächige, kompakte Sinterschicht, die neben größeren Sinterbrocken auch einige Fragmente stark versinterter Keramik enthielt. Die massive Ablagerung weist darauf hin, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Tonrohre undicht wurden und hier über einen längeren Zeitraum, wahrscheinlich mehrere Jahre hindurch21, immer wieder Wasser austrat. Dies trifft auch auf die dicke Versinterung der Fallrohre zu. SE 22 kann aufgrund der Keramik in die zweite Hälfte des 4. bzw. das frühe 5. Jahrhundert n. Chr. datiert werden, auch Mü 2005/24, eine Maiorina von Constantius II (351 – 354), liefert einen terminus post quem. Im Ostteil des Areals, über dem Marmorplattenboden, wurde ein höchstwahrscheinlich umgelagerter, 20 21
Die Marmorplatten des Bodens wurden nicht gehoben, weshalb eine nähere zeitliche Einordnung leider nicht möglich ist. Für diesen Hinweis danke ich wiederum W. Prochaska.
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kompakter, mit Ziegeln und Holzkohle gemischter Brandschutt über dem ehemaligen Hofpflaster eingebracht (SE 32 mit der darin eingetiefter Abfallgrube SE 44). Diese mehr als 30 cm starke Schicht kann an das Ende des 4. oder den Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden. Es handelt sich möglicherweise um umgelagerten Werkstattschutt22. Bevor der Schutt eingefüllt wurde, setzte man noch ein Marmorbecken auf das ehemalige Hofpflaster und schuf eine Unterkonstruktion für eine neue (Blei?-)Leitung, die Wasser vom Nymphäumszufluss in das Steinbecken leitete. Dieses wurde von einer noch in Resten erhaltenen Steinsetzung eingefasst und durch eine Ziegelsetzung unmittelbar vor dem Becken in Position gehalten (Abb. 11). Aus dieser Nutzungsphase stammt möglicherweise auch die flächige Sinterablagerung SE 22. In weiterer Folge – noch in der zweiten Hälfte des 4. oder im frühen 5. Jahrhundert – wurde das Areal offenbar für Bauaktivitäten genutzt: In die Planierschicht wurde im Westteil der Sondage zwischen der Brunnenrückwand und dem Zufluss eine Grube eingetieft. Nachdem die Ränder grob mit Fragmenten von Marmorplatten verstärkt worden waren, verwendete man die Vertiefung zum Löschen bzw. ›Einsumpfen‹ von Kalk23. Diese Löschgrube wurde innerhalb kurzer Zeit offenbar mehrfach benutzt: Sie zeigt insgesamt drei farblich voneinander abgesetzte, ca. 10 cm starke Schichten (SE 17, 20 und 26), denen ebenso viele Nutzungsniveaus (SE 20, 28 und 31) zuzuweisen sind, wobei SE 20 im gesamten Bereich zu verfolgen ist. SE 17 stellt den obersten Abschluss der Kalklöschgrube dar, SE 31 den Arbeitsuntergrund in Form eines festen Kies-Mörtel-Gemisches. Alle diese Straten dürften aufgrund des praktischen Arbeitsablaufs in kurzer zeitlicher Abfolge entstanden sein, worauf auch die Ergebnisse der Keramikauswertung schließen lassen. Die Nutzung der Grube zum Kalklöschen, ein Vorgang, für den Wasser benötigt wird, steht in engem Zusammenhang mit dem steinernen Becken und der Zuleitung zum Nymphaeum Traiani: Gebrannter Stückkalk ist nur beschränkt lagerfähig und verliert für die Verwendung als Mörtel an Festigkeit. Deshalb wird er gelöscht und in eigenen Gruben ›eingesumpft‹, um zu einem späteren Zeitpunkt als Baumörtel oder Kalkverputz bzw. -anstrich verwendet werden zu können24. Aus der Verfüllung der Kalklöschgrube stammen auch Skulpturenfragmente (S 9 – 11), die Abfallprodukte des dem ›Einsumpfen‹ vorangehenden Prozesses des Kalkbrennens sein könnten. 22 23 24
s. u. Kapitel 3.2 (A. Waldner). Für die Bestimmung der Proben aus diesem Bereich sei wieder W. Prochaska sehr herzlich gedankt. Filgis – Blum – Aslan 2005, 235 – 238; s. auch Dix 1982, 337 – 339 mit Angaben zu literarischen und bildlichen Quellen.
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Die Fallrohre an der Ostseite des Zuflusses zum Nymphaeum Traiani
Nymphaeum Traiani, Nordprofil der Sondage
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Nach der Aufgabe der Kalklöschgrube wurde wiederum eine Schuttplanierung aufgebracht (SE 12, Abb. 9. 12), die den tiefer liegenden Bereich versiegelt und sich flächig über den gesamten Schnitt mit Ausnahme der Bereiche des Steinbeckens und seinem Zufluss erstreckte (s. u.). Die zeitliche Einordnung in das 5. Jahrhundert n. Chr. liefert einen terminus ante quem für die Aufgabe der Kalklöschgrube sowie die darin eingetiefte Abfallgrube SE 21. Das Steinbecken und seine Zuleitung hingegen bleiben frei und wurden offenbar auch danach weiter genutzt.
2.3 Spätantike Verbauung SE 12
FK 19, 27, 80, 98, 99
14
22
8
10, 14, 91, 92
34
57, 67
11
18, 26, 79
10
12, 21, 25, 27, 78
7
9, 17, 77, 96
9 30
11 49, 51, 53, 54, 97
4
6, 16, 75, 94
1
2, 13, 74, 90
41
73
2
3, 46, 86, 87
Kurzcharakterisierung Eingefüllter Brandschutt: inhomogene Schicht mit Ziegelschutt, Mörtelbröckchen, Holzkohle, Keramik und kleinen Steinen Ausriss der ehemals vorhandenen Bleileitung (?): lockere, dunkelbraune Erde mit Holzkohle und Keramik Verfüllung des Wasserbeckens mit lockerer, hellbrauner Erde, die Ziegelbrocken, Holzkohle, Keramik, Glas und Knochen enthielt Verfüllung des ausgerissenen Rohres im Anschluss östlich an das Wasserbecken Abfallgrube mit sehr dunkler, lockerer Verfüllung, die viel Keramik enthielt Aufschüttung bzw. Abfallgrube: sehr harte, kompakte Schicht, die neben Steinen und Ziegelfragmenten mehrere Skulpturenfragmente enthielt, darunter den Kopf einer Kopie des Doryphoros Aufschüttung, flächig im nördlichen Teil des gesamten Sondagenbereichs Aufschüttung Inhomogene Aufschüttung im Nordostteil des Schnittes Aufschüttung, mit auffallend vielen Marmorplattenfragmenten, flächig fast im gesamten Bereich Hellgraue, mörtelige Schicht, vermutlich Unterkonstruktion eines Plattenbodens, flächig fast im gesamten Schnitt Dunkelbraune, inhomogene Schicht unterhalb der Mauer M 3 Oberster Abschluss über dem Wasserbecken: lockere, hellbraune Erde mit Ziegelbruch, kleinen Steinen und Keramik
Datierung 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.
Querverweise Mü 2005/13, /14, /15, /35, /36A und B
–
–
6. Jh. n. Chr.
Mü 2005/4
ausgehendes 5./1. Hälfte 6. Jh. –
S8
Ende 6./ Anfang 7. Jh. n. Chr.
S 1 – 6, Mü 2005/5, /6, /8
spätes 6. Jh.
Mü 2005/9
spätes 6. Jh. ausgehendes 6./frühes 7. Jh. n. Chr. ausgehendes 6./frühes 7. Jh. 1. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
– S7
–
Mü 2005/30
2. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
–
Mü 2005/10, /34
– Mü 2005/31
Nach der Aufgabe der Kalklöschgrube wurde nahezu flächig im gesamten Schnitt eine ca. 20 cm starke, mit Holzkohle durchsetzte Planierschicht eingebracht (SE 12, Abb. 9. 12), die in das 5. Jahrhundert n. Chr. datiert werden kann. Nach Auswertung des Fundmaterials dürfte es sich um Werkstattschutt – möglicherweise aus dem Bereich hinter dem Nymphaeum Traiani – handeln25. Das Steinbecken und seine Zuleitung blieben auch in der Spätantike von den Aufschüttungen in diesem Bereich ausgenommen; dies zeigt, dass das Nymphaeum Traiani noch als Brunnen bestand, zumal seine Wasserzuleitung offenbar noch intakt war und Wasser entnommen werden konnte. Die östliche Verklammerung des Steinbeckens hinter seiner Rück-
25
s. u. Kapitel 3.3 (A. Waldner)
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Spätantike Befunde und Rekonstruktion von Rohrleitungen im Bereich der Rückwand des Nymphaeum Traiani
wand wurde in der Spätantike durchschlagen und in der Planierschicht (SE 12) ein weiteres Rohr verlegt. Dieses führte zu einer sekundären Öffnung in der Rückwand der Fassade des Nymphäums im Bereich des östlichen Seitenflügels. Ob es sich um eine weitere Wasserableitung für Bauaktivitäten handelt, oder ob diese Leitung in Zusammenhang mit der Wasserführung innerhalb der Brunnenfassade steht, lässt sich aus dem Befund nicht mehr erschließen. Die Wasserinstallationen hinter der Brunnenrückwand wurden in weiterer Folge aufgegeben. Dies dürfte im 11 Nymphaeum Traiani, Wasserbecken und Bettung für eine Rohrleitung 6. Jahrhundert erfolgt sein, wie die Verfüllung des Beckens (SE 8) nahelegt. Auch die oben angesprochene Weiterleitung des Wassers in den Ostflügel muss spätestens zu diesem Zeitpunkt, möglicherweise auch früher (ausgehendes 5. Jh./1. Hälfte 6. Jh.) aufgegeben, die Leitung ausgerissen und die Ausrissgrube verfüllt worden sein (SE 34). Darüber wurden wiederum mehrere Aufschüttungen bzw. Abfallgruben aufgebracht (SE 11). Von besonderem Interesse ist das unmittelbar über dem Ausriss der Bleileitung (SE 14) befindliche, ca. 20 cm starke Stratum (SE 10), das aufgrund der Funde an das Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts datiert werden kann. Es enthielt mehrere Skulpturenfragmente (S 1 – 6), darunter das Kopffragment einer Kopie des Doryphoros aus antonini-
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Nymphaeum Traiani, Westprofil unterhalb der später abgetragenen Mauer M 3
scher Zeit26. Weder die Befundsituation noch Thema und Datierung legen allerdings eine Zugehörigkeit zum Nymphaeum Traiani nahe. Die Keramikauswertung lässt vielmehr vermuten, dass es sich um umgelagerten Werkstattschutt gehandelt haben könnte. In diesem Zusammenhang können die Skulpturenfragmente möglicherweise als Überreste oder Abfall einer Kalkbrennerei gewertet werden. Die flächig in großen Teilen des Schnitts zu verfolgenden Aufschüttungen SE 7 und SE 9 (in der Südwestecke der Sondage) sind in das späte 6. Jahrhundert, SE 30 in das ausgehende 6. oder frühe 7. Jahrhundert zu datieren. Aus dieser Einordnung von SE 30 ergibt sich auch für SE 4 das ausgehende 6. oder frühe 7. Jahrhundert n. Chr. als terminus post quem (Abb. 9). Den obersten Abschluss dieser Niveauerhöhungen bildet die hellgraue, mörtelige, 10 – 15 cm starke Schicht (SE 1) aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, die höchstwahrscheinlich den Untergrund für einen Plattenboden bildete. Sie ist nur im östlichen Teil durch SE 2 gestört und war sonst wohl ursprünglich im gesamten Bereich flächig anzutreffen. Das im Nordostprofil erkennbare Fehlen von SE 1 westlich der Mauer M 3 dürfte auf die Grabungsaktivitäten F. Miltners zurückgehen. Die auf einer dünnen Schicht (SE 41) aufsitzende Mauer M 3 stellt die letzte Bauaktivität im Bereich hinter der Rückwand des Nyphäums dar. Für sie kann aufgrund von SE 1 das frühe 7. Jahrhundert n. Chr. als terminus post quem gelten27. Die Münzen Mü 2005/2 und Mü 2005/3 aus der Zeit des Heraclius28, die beim Putzen der Mauer gefunden wurden, weisen ebenfalls in diese Zeit, auch wenn ihre kontextuelle Aussagekraft stark eingeschränkt ist. Die allerletzte nachweisbare Aktivität stellt das in der Südostecke der Sondage angetroffene Stratum SE 2 dar, welches in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden kann29.
U. Quatember
26 27
28
29
s. u. Kapitel 5 (M. Aurenhammer) SE 41 ist nur unterhalb der Mauer erhalten und wurde höchstwahrscheinlich ebenso bei den Grabungsaktivitäten F. Miltners abgetragen wie SE 1 westlich von M 3. Mü 2005/2: Heraclius; 40 Num; 613; Con 7h; 10,76 g; Av.: Leg.?; zwei Kaiser frontal stehend; Rv.: M; l. A/N/N/O, oben Chrismon, r. Jz., unten ž, i. A. CONB; MIB 160b. – Mü 2005/3: Heraclius: 40 Num; 614/615; Ms.?; 1h; 11,65 g: Av.: Leg.?; zwei Kaiser frontal stehend; Rv.: M; r. Jz.; Details schwer lesbar; MIB 160a; doppelte Überprägung: 1. auf älteren 40er im Consulartyp (Phocas?) (Av./Av.); 2. auf älteren 40er CON (Av./Rv.). (Bestimmung M. Pfisterer). s. u. Kapitel 3 (A. Waldner).
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3. Die Fundkomplexe Aus der Grabung nördlich des Nymphaeum Traiani wurden rund 5 000 Einzelfunde statistisch erfasst, 640 diagnostische Fragmente wurden zeichnerisch dokumentiert30. Es handelt sich dabei meist um kleinteilig gebrochene Fragmente von Keramikgefäßen, die oftmals sekundär beeinträchtigt (z. B. versintert) waren. Das Keramikspektrum umfasst feinkeramische Waren der Kaiserzeit wie Eastern Sigillata B (ESB) und Eastern Sigillata C (ESC), vor allem aber handelt es sich um spätantik-frühbyzantinisches Tafelgeschirr, wobei Gefäße der Gattungen Late Roman C (LRC), Ephesian Red Slip Ware (ERSW), African Red Slip Ware (ARS) sowie ›Mäandertalsigillata‹ vertreten sind. Zum Fundspektrum gehören außerdem Amphoren; der Großteil der typologisch bestimmbaren Stücke ist den lokalen spätantiken Typen Peacock – Williams 45/Late Roman Amphora 3 (LRA 3) und Ephesos 56 zuzuordnen. Küchenware und Gebrauchskeramik sowie Lampen, Glasgefäße und verschiedene Kleinfunde aus Metall und Bein runden das Spektrum ab. Zum Inventar zählen außerdem Produktionszeugnisse wie Gusstiegel, ferner Mosaiktesserae, kleine Wandmalereifragmente, Verputzbrocken, Holzkohlefragmente und Tierknochen. Im Folgenden soll nicht die gesamte Fundevidenz besprochen werden, sondern es erfolgt eine Konzentration auf ausgewählte Funde, die jeweils zur chronologische Einordnung der im Norden des Nymphaeum Traiani angetroffenen Strukturen herangezogen werden können, Rückschlüsse auf die Funktion der Befunde erlauben oder besondere Merkmale aufweisen31. Der Aufbau der Fundbesprechung folgt – gleich jenem der Befund- und Stratigraphiebesprechung 32 – der Untergliederung in die drei Phasen der Nutzung des Areals nördlich des Nymphaeum Traiani.
3.1 Fundkomplexe in Zusammenhang mit dem Nymphaeum Traiani (SE 35, SE 33) Die Schicht zwischen den Wasserrohren im Westteil von Schnitt 1 (SE 35) enthielt rund 550 keramische Fragmente. Datierend sind zwei ESB-Ränder der Form Atlante 6033, die allerdings sehr stark versintert sind. Große Teller dieser Form wie Kat. 1 treten in Ephesos bis in die severische Zeit auf34. Zwei kleine, flache ESB-Bodenfragmente mit Resten konzentrischer Rillen sind vermutlich derselben Form zuzuordnen wie Kat. 2, sie sind ebenfalls versintert und stark verbrannt. Das gleichfalls sekundär beeinträchtigte Bodenfragment Kat. 3 ist hingegen der Form Atlante 68 oder 58 zuzuweisen35: Es hat einen mittigen sternförmigen Stempel auf der Bodeninnenseite. Das Stück ist in das 1./2. Jahrhundert zu datieren. Von einem ESC-Teller der Form Atlante L26 B haben sich zwei – allerdings nicht anpassende – Fragmente erhalten (wie Kat. 4)36. Die Form tritt ab der Mitte des 1. Jahrhunderts bis in die Mitte des 2. Jahrhunderts auf, aufgrund des Erhaltungszustandes ist auf eine mindestens einmalige Umlagerung zu schließen. Ein Schälchen mit breitem Rand und geschwungener Wand kann formtypologisch als ESC-Teller der Form Atlante L9 identifiziert werden37 (Kat. 5). Man wird nicht fehlgehen, das versinterte Gefäßfragment, dessen Überzug stark abgerieben ist, in das 1./2. Jahrhundert n. Chr. zu datieren. Erwähnenswert ist außerdem ein großer Teller mit leicht eingebogenem Rand, der weiße und vulkanische Einschlüsse beinhaltet und vermutlich aus Çandarlı stammt (Kat. 6). Er ist der ESC-Form Atlante L6 zuzuweisen, die von der Mitte bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. auftritt38. Außerdem sind fünf Fragmente von Feinwarebechern mit Trichterrand vertreten, 30
31 32 33 34 35 36 37 38
Die Finanzierung der Fundbearbeitung erfolgte über das FWF-Projekt Nr. P17617, die der Manuskripterstellung über das ÖAI. Für die zeichnerische Dokumentation im Depot des österreichischen Grabungshauses in Selçuk waren A. Lätzer (2006), J. Struber (2006/2007) und E. Profant (2007) verantwortlich. J. Struber übernahm zusätzlich die Digitalisierung der Zeichnungen. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Die Tafeln wurden von der Verf. erstellt. Die jeweils angeführten Parallelen für die Stücke beziehen sich großteils auf Ephesos. s. o. Kapitel 2 (U. Quatember). Hayes 1985, 64. Ladstätter 2000, 100; Ladstätter 2008, 99. Hayes 1985, 68 (Atlante 68). Zu der häufiger auftretenden Form Atlante 58 s. Hayes 1985, 63. Vgl. Beyll 1993, Taf. 7, 81. Hayes 1985, 76. Hayes 1985, 75.
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die im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. charakteristische Bestandteile des Trinkgeschirrs darstellen (wie Kat. 7. 8). In der Wohneinheit 4 des Hanghauses 2 von Ephesos treten sie vermehrt in Fundkomplexen ab der Bauphase II bzw. ab dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. auf 39. Ein Randfragment einer Amphore vom Typ Peacock – Williams 45 (Kat. 10) ist aufgrund des außen umlaufenden Absatzes als früh- bis mittelkaiserzeitlich einzustufen, ebenso zwei geöffnete Amphorenfüße dieses Typs (Kat. 11. 12)40, wobei das flächig versinterte Fragment Kat. 12 sogar noch in das 1. Jahrhundert v. Chr. fallen könnte. Die ersten Vertreter dieser an ihrem bräunlich violetten, stark glimmerhaltigen Fabric leicht zu identifizierenden Amphorengattung erscheinen bereits am Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr., der langlebige Typ bleibt aber unter Veränderung seiner Form bis in das 6./7. Jahrhundert verbreitet. Für die Form kann eine chronologisch relevante Entwicklung nachgezeichnet werden, so z. B. weisen frühe Vertreter des Amphorentyps nur einen Henkel (›One Handle Jar‹) 41 auf, der Rand ist außen durch einen Absatz untergliedert. Außerdem schließt sich der Fuß zusehends und wird im 6. Jahrhundert zu einem massiven geschlossenen Knauf. Die späten Amphoren vom Typ Peacock – Williams 45 werden auch unter der Bezeichnung Late Roman Amphora 3 (LRA 3) geführt 42. Mehrere Lampenfragmente runden das Spektrum ab, es handelt sich u. a. um einen Lampenboden, ein Schulterfragment und ein Wandfragment von Lampen des Typs Red-on-white (ROW, Kat. 13. 14), die ab tiberischer Zeit in der Region um Ephesos produziert werden und bis in das 3. Jahrhundert verbreitet sind 43. Aufgrund der Keramikfunde kann SE 35 in das 2. Jahrhundert n. Chr. bis maximal in die severische Zeit datiert werden. An das Ende des 2. Jahrhunderts verweist hingegen eine der beiden Münzen aus SE 35: Sie ist Iulia Domna (193 – 217 n. Chr.) zuzuweisen44 – demnach kann der Bereich zwischen den Wasserrohren frühestens in severischer Zeit verfüllt worden sein. Aus dem Estrich SE 33, der im Westteil der Sondage das Gehniveau über den Tonrohrleitungen bildet, stammen bis auf ein kleines Bodenfragment einer Grauen Platte mit schwarzem Überzug45 keine chronologisch aussagekräftigen Funde. Platten dieser Ware zählen zu den wichtigsten ephesischen Keramikprodukten des 1. Jahrhunderts v. Chr. und des frühen 1. Jahrhunderts n. Chr.46. Ein Randfragment einer Schüssel im Küchenware-Fabric (Kat. 15) macht aufgrund seiner Beschaffenheit einen ebenfalls späthellenistischen Eindruck47. Zwei Glasfunde – ein massiver Standring mit außen aufgelegtem dünnem Glasfaden (Kat. 16) 48 sowie ein Fragment eines Bechers oder Kruges mit zylinderförmig aufsteigendem Hals (Kat. 17)49, leicht ausgebogenem Rand und verdickter Lippe – weisen in die frühe bis mittlere Kaiserzeit. In dem Estrich befanden sich außerdem Wandfragmente von Amphoren des Typs Peacock – Williams 45. Bedingt durch die lange Laufzeit dieser Amphorenform können sie nicht näher datiert werden. Der kleinteilige Erhaltungszustand der insgesamt 38 registrierten Einzelfunde50 und die frühe Datierung der wenigen bestimmbaren Fragmente lassen darauf schließen, dass es sich um mehrfach umgelagerten Schutt handelt, der für den Aufbau des Estrichs SE 33 verwendet wurde. Folgerichtig kann für die Datierung des Estrichs nur ein terminus post quem im 2. Jahrhundert n. Chr. (bzw. nachseverisch) angegeben werden, der sich aus der zeitlichen Einordnung der Füllung zwischen den Tonrohrleitungen darunter (SE 35) erschließen lässt. 39 40 41 42
43 44 45 46
47
48 49 50
Vgl. z. B. Ladstätter 2005, 239 K 470 – 473. Vgl. z. B. Ladstätter – Steskal 2008, Nr. 1. 12. Bezeczky 2005, 203 f. Zur Entwicklung der Amphoren vom Typ LRA 3 s. Peacock – Williams 1986, 188; Bezeczky 2005, 204; Ladstätter 2007, 212; Ladstätter 2008, 180 – 182; Ladstätter – Steskal 2009. Zu Chronologie und Typologie der ROW-Lampen s. Ladstätter 2005, u. a. 238; Ladstätter 2007, 211. Mü 2005/47, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). Dieses wurde aufgrund seiner Kleinteiligkeit nicht in den Katalog aufgenommen. Ladstätter 2003, 24; Rogl 2004, 211 – 214. Die lokale Produktion Grauer Ware mit schwarzem Überzug ist durch chemische Analysen bezeugt; Zabehlicky-Scheffenegger u. a. 1996, 41 – 59. Kennzeichnend für hellenistische Küchenwaren ist der im Vergleich zu den kaiserzeitlichen Kochgefäßen grob gemagerte Ton, der u. a. durch Einschlüsse großer Glimmerplättchen gekennzeichnet ist, die auch an der Gefäßoberfläche sichtbar sind. Vgl. beispielsweise die Küchenware aus der Brunnenfüllung in SR 9C des Hanghauses 1 und deren Charakterisierung: Ladstätter 2003, 37. Vgl. Harter 1999, Taf. 14, 311 – 313; Formentaf. 2, B 14b. Vgl. Czurda-Ruth 2007, Kat. 387 – 397; Steskal 2008, Taf. 344, G 11. Darunter auch Mosaiktesserae und Wandverputzbrocken.
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3.2 Fundkomplexe aus der Nutzung des Areals für handwerkliche und bauliche Aktivitäten (SE 22, 32, 44, 17, 20, 26, 28, 31, 21) Die unmittelbar über dem Estrich SE 33 befindliche Sinterschicht SE 22 gehört offenbar bereits zu den nachnutzungszeitlichen Strukturen nördlich des Nymphaeum Traiani. Sie enthielt zwar insgesamt wenig Fundmaterial, das zudem kleinteilig gebrochen und versintert ist, allerdings tritt darin der Rand eines Kochtopfes bzw. einer Kasserolle auf, der zweifelsohne einer spätantiken Zeitstellung angehört (Kat. 18). Das Gefäß mit breitem ausgebogenem Rand, Deckelfalz und gerippter Wand kann – etwa nach Vergleichsbeispielen aus dem Stadion – in das späte 4. und 5. Jahrhundert datiert werden51. Hervorzuheben ist außerdem ein nahezu vollständig erhaltener Gusstiegel (Kat. 19), der von einer Metallverarbeitung zeugen könnte. Ein halb geschlossener Knauf einer Amphore vom Typ LRA 3 (Kat. 20) dürfte ebenfalls in das 4./5. Jahrhundert zu datieren sein52. Chronologisch aussagekräftig ist außerdem ein Lampenfragment (Kat. 21), dessen zentraler, gelochter Griff und die längliche Form des kantigen Lampenkörpers mit auf der Schulter umlaufendem Wulst darauf schließen lassen, dass es sich um eine Doppelschnauzenlampe handelt. Nach Vergleichen, beispielsweise einem Exemplar vom ›kleinasiatischen Typ‹ aus dem Siebenschläfer-Coemeterium53 oder aus dem sog. Odeionkanal im Bereich der Basilika am Staatsmarkt54, kann die Lampe in das 5. Jahrhundert datiert werden55. Unter den Glasfunden ist ein kleines Wandfragment hervorzuheben, das einem Becher der Form Isings 106c (eiförmig) oder Isings 109 (konisch)56 zugewiesen werden kann (Kat. 22). Es weist außen Reste eines blauen Tropfendekors auf, wie er auf Glasbechern ab dem 4. Jahrhundert auftritt 57. Es ist insgesamt von einer Datierung der SE 22 in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts bzw. in das frühe 5. Jahrhundert auszugehen. Die einzige Münze aus der Sinterschicht ist Constantius II zuzuweisen und wurde 351 – 355 n. Chr. geprägt58, spricht also nicht gegen die aus dem keramischen Material gewonnene Datierung. Bei den insgesamt rund 330 registrierten Funden aus SE 32, einer massiven Brandschuttschicht über dem Marmorboden im Osten von Schnitt 1, handelt es sich großteils um keramische Wandfragmente verschiedener Gattungen. Es fanden sich aber auch typologisch bestimmbare, feinchronologisch relevante Stücke, darunter ein ESB-Randfragment, das der Form Atlante 14 zugeordnet werden kann (Kat. 23), welche in die frühe/mittlere Kaiserzeit datiert59. Ein weiteres ESB-Wandfragment ist höchstwahrscheinlich der Form Atlante 58 zuzuweisen (Kat. 24), die in der Zeit von 75 – 125 n. Chr. produziert wird60. Ein Randfragment (Kat. 25) gehört zu einem wohl als bauchig zu rekonstruierenden Feinwarebecher mit Steilrand und eingeschnürter Schulter, wie sie in Ephesos vor allem in claudischen und flavischen Fundkomplexen zu finden sind 61. Weitere Boden-, Wand- und Henkelfragmente sind dieser ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. zu beobachtenden, aber besonders in der Kaiserzeit verbreiteten Gattung zuzuordnen. Ihr Auftreten ist wie das der ESB-Fragmente bemerkenswert, zumal die restlichen Funde wesentlich jünger sind. So handelt es sich bei den zuweisbaren Küchenware-Randfragmenten wie Kat. 26 – 28 um Kochtopfformen, die in Ephesos bislang erst ab ca. 400 n. Chr. nachgewiesen sind62. Zwei Knauffragmente von LR 3-Amphoren sind halb geöffnet und sind daher als spätkaiserzeitliche Vertreter dieser Amphoren anzusprechen (wie Kat. 29) 63. Auch sieben Wandfragmente
51 52 53 54 55
56 57 58 59 60 61 62 63
Turnovsky 2005a, Abb. 1, 1. Zur Entwicklung des Amphorentyps s. o. Anm. 42. Miltner 1937, Nr. 198. 313. Mitsopoulos-Leon 2007, 87 L 250. Ein weiteres Vergleichsexemplar aus einer Kanalverfüllung im Bereich der Tetragonos Agora datiert V. Gassner in das 5./6. Jh.: Gassner 1997, 203 Nr. 835 Taf. 65, 91. Isings 1957, 106. 129 – 130. Vgl. z. B. aus dem Hanghaus 1 in Ephesos: Czurda-Ruth 2007, 103 Kat. 367 – 368. Mü 2005/24, s. die Münzliste Kapitel 4 (M. Pfisterer). Hayes 1985, 56. Hayes 1985, 63. Vgl. z. B. Meriç 2002, 75 K 443 – 450. Vgl. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 2. Vgl. Ladstätter – Steskal 2009, Nr. 13.
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von Amphoren des Typs LRA 1 weisen in das spätere 4. Jahrhundert bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts 64. Die Glasfunde – es handelt sich dabei durchweg um kleine Fragmente massiver, angesetzter Standringe von Schalen oder Bechern (Kat. 30 – 32) – finden in Ephesos beispielsweise im Fundspektrum des Hanghauses 1 Parallelen. Ähnlich gestaltete Böden treten hier vor allem in den durch das Erdbeben im dritten Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. entstandenen Verschüttungsschichten auf 65. Bemerkenswert sind Fragmente von Gusstiegeln in der Brandschuttschicht, die teilweise innen noch Reste einer geschmolzenen Substanz aufwiesen. Bei den Gusstiegeln könnte es sich um Zeugnisse einer Produktion nördlich des Nymphaeum Traiani oder um umgelagerten Werkstattschutt handeln 66. Insgesamt ist SE 32 speziell aufgrund der darin auftretenden Küchenware-Formen an das Ende des 4./ Anfang des 5. Jahrhunderts zu datieren. Die einzige Fundmünze aus SE 32 gibt einen terminus post quem in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Sie ist Gallienus zuzuweisen und wurde 260 – 268 n. Chr. geprägt 67. Auffallend ist jedoch das Auftreten älterer ESB- und Feinwareformen, das darauf schließen lässt, dass es sich dabei um umgelagerten Schutt aus dem 1./2. Jahrhundert handelt. Die Abfallgrube SE 44 enthielt lediglich ein bestimmbares Randfragment einer feinkeramischen Schüssel, das jedoch kleinteilig gebrochen und feinchronologisch nicht aussagekräftig ist. Ausschlaggebend für die Datierung der Kalklöschgrube (SE 17) ist u. a. ein ARS-Randfragment der Form Hayes 67, die von 360 – 470 n. Chr. produziert wird (Kat. 33)68. Das Stück ist der – nach J. W. Hayes – frühen Gruppe 1 zuzuordnen, folglich kann die Datierung zwischen 360 und 420 n. Chr. eingegrenzt werden69. Eine Amphore mit verdicktem Rand und gerippten Henkeln (Kat. 34) dürfte aufgrund des Fabrics aus dem Schwarzmeergebiet stammen, kann aber keinem bestimmten Amphorentyp zugewiesen werden70. Zwei halb geschlossene Amphorenknäufe (Kat. 35. 36) vom Typ LRA 3 deuten hingegen in das 3./4. Jahrhundert 71. Die in der Grube enthaltenen Küchenwaren sind dem 4./frühen 5. Jahrhundert n. Chr. zuzuordnen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Töpfe/Kasserollen mit innen mehrfach abgestuftem Rand72 und um einen Topf mit ausgebogenem, abgerundetem Rand und Deckelfalz (Kat. 37. 38)73. Die Kalklöschgrube enthielt auch einige kleine, tongrundige oder mattrot überzogene Lampenfragmente. Zeitlich sind sie innerhalb der späten Kaiserzeit allerdings nicht näher einzuordnen. Gesondert hinzuweisen ist auf einen Lampenhenkel, dessen Anfertigung nicht sehr sorgfältig erfolgte (Kat. 39). Darauf lässt die intendierte Lochung des Henkels schließen, in welcher der Tonkern haften blieb. Es ist nicht davon auszugehen, dass ein so fehlerhaftes Stück importiert wurde, demnach muss es sich um ein Zeugnis einer lokalen ephesischen Lampenproduktion im 4./beginnenden 5. Jahrhundert handeln. Auch die glimmerhaltige Beschaffenheit des Fragments lässt auf eine Herstellung im lokal-regionalen Umkreis schließen. Aufgrund der Fundzusammensetzung wird man nicht fehlgehen, die Anlage der Kalklöschgrube in das 4./beginnende 5. Jahrhundert zu setzen. Dies bedeutet allerdings, dass die darin sekundär eingetiefte Abfallgrube SE 21 nur wenig später entstanden sein kann. Der aus größeren Steinen, Kalkbrocken und Resten von Löschkalk bestehende Nutzungshorizont der Kalkgrube SE 20 enthielt nur wenig feinchronologisch relevantes Fundmaterial, das zudem meist sekundär – durch den Löschkalk – stark beeinträchtigt ist. Ein abgebrochener Knauf einer Amphore vom Typ LRA 3 (Kat. 40) kann als beinahe geschlossen rekonstruiert werden und ist demnach in das 4./5. Jahrhundert zu 64 65 66
67 68 69 70 71 72
73
Bezeczky 2005, 205 f.; Peacock – Williams 1986, 187. Vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, Taf. 28, 576 – 600. Zu Funden von Gusstiegeln im Bereich der Tabernen in der Nordhalle der Kuretenstraße vgl. auch Iro – Schwaiger – Waldner 2009. Mü 2005/46, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). Hayes 1972, 112 – 116. Hayes 1972, 116. T. Bezeczky sei für die Herkunftsbestimmung des Stücks gedankt. s. o. Anm. 42. Unter den Funden des Stadions ist ein Auslaufen dieser Topfform in der Mitte des 5. Jhs. n. Chr. zu beobachten. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 1; s. auch Ladstätter 2008, Abb. 31, 3. 6. 11. Diese Topfform tritt zwar vor allem im 5./6. Jh. n. Chr. auf (vgl. z. B. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 14 – 16; Meriç 2002, K783 – 785), die abgerundete, ›weiche‹ Form des hier vorliegenden Randes erlaubt aber durchweg eine etwas frühere Datierung.
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datieren74. Ein küchenkeramischer Deckel mit verdicktem Rand (Kat. 41) ist möglicherweise in dieselbe Zeit zu setzen, ebenso fünf gerippte Wandfragmente von Amphoren, die Parallelen im Hanghaus 2 (3. Viertel 3. Jh.) und im Vediusgymnasium75 sowie im Schiffswrack von Yassi Ada aus dem 4. Jahrhundert finden76. Vier kleine, flächig mit Kalk behaftete Lampenfragmente können hingegen innerhalb der Spätantike nicht genauer eingeordnet werden. Hervorzuheben ist ein kleiner Glasarmring (Dm 4,2 cm; Kat. 42)77. Auf umgelagerten Werkstattschutt lässt auch hier wieder ein Randfragment eines Gusstiegels schließen. Insgesamt ist trotz der aufgrund der wenigen feinchronologisch aussagekräftigen Funde gebotenen Vorsicht von einer Datierung der SE 20 in das 4. Jahrhundert auszugehen. SE 26 enthielt nur kleinteilig gebrochene Amphorenwand- und Henkelfragmente78, ein nicht näher bestimmbares kleines Lampenfragment und zwei kleine bis mittelgroße Wandfragmente von Küchenwaregefäßen. Ein Röhrchenstandring eines Kelchglases79 verweist in die Spätantike (Kat. 43). Es kann also nur eine allgemeine Datierung in die Spätantike vorgeschlagen werden, genauere Aussagen lässt das spärliche Fundmaterial nicht zu. Aufschlussreicher sind hingegen die Münzen aus SE 26: Eine davon ist Constantius II (341 – 348 n. Chr.) zuzuweisen, die zweite ist ein Centenionalis-Fragment aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts80. Man wird also nicht fehlgehen, SE 26 in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts zu datieren. Aus dem Nutzungshorizont SE 28 stammen ebenfalls keine feinchronologisch aussagekräftigen Feinwaren. Der Rand eines Kochtopfes mit deutlich abgesetztem Rand und geripptem Wandansatz (Kat. 44) kann allerdings anhand von Vergleichen81 an das Ende des 4. bzw. in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert werden. Ein Amphorenrandfragment mit leicht eingebogenem Rand und beidseitig verdickter Lippe (Kat. 45) ist hingegen typologisch nicht näher bestimmbar. SE 28 beinhaltete außerdem sechs kleine Lampenfragmente, die innerhalb der Spätantike nicht näher eingeordnet werden können (Kat. 46. 47). Das Henkelfragment Kat. 47 dürfte allerdings zu einer mehrschnauzigen Lampe gehören82. Der Röhrchenstandring eines Glasbechers (Kat. 48) stellt hingegen eine weitläufige Form dar und ist nicht näher zuzuweisen. Insgesamt wird auch dieser zur Kalklöschgrube gehörige Nutzungshorizont in das ausgehende 4. bzw. beginnende 5. Jahrhundert zu datieren sein. Aus der SE 31 – einem weiteren Nutzungshorizont der Kalklöschgrube – stammen ca. 200 registrierte Funde hauptsächlich keramischer Natur, die meist kleinteilig gebrochen und teilweise versintert sind. Es wurde keine chronologisch aussagekräftige Feinware geborgen, wohl aber zwei Randfragmente von Kochtöpfen, die dem Ende des 4./Anfang des 5. Jahrhunderts zuzurechnen sind (Kat. 49. 50)83. Erwähnenswert ist außerdem ein gelochter Lampengriff mit (noch schwach sichtbarem) Tannenreisdekor und Resten eines matthellen Überzugs (Kat. 51). Außerdem wurden drei zusammengehörige Wandfragmente einer LR 1-Amphore geborgen, deren rötliches Fabric mit feinen weißen Einschlüssen möglicherweise auf einen samischen Produktionsort schließen lässt84; dennoch kann das Fragment nicht näher als zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert eingeordnet werden. Viele der klein gebrochenen Amphorenwandfragmente entsprechen in ihrem Fabric dem Amphorentyp LRA 3, können aber innerhalb der Spätantike nicht näher zeitlich eingegrenzt werden. Die Glasfunde – u. a. ein kleiner Becher mit vollem Standring (Kat. 52) und ein weiterer Becher oder eine Schale mit einem blauen, massiven Standring (Nr. 53)85 – sind in das ausgehende 3. und in das 4. Jahrhundert zu datieren. 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
85
Ladstätter 2008, 180 – 182; Bezeczky 2005, 204 f.; Ladstätter 2007, 212. Freundliche Information S. Ladstätter, unpubliziert. Bass – van Doorninck 1971, 34 Taf. 2, Abb. 8 – 12. Vgl. z. B. Miltner 1937, Nr. 198; Mitsopoulos-Leon 2007, Taf. 33, L 250. Der Großteil der Amphoren-Wandfragmente kann dem Typ LRA 3 zugewiesen, jedoch nicht näher datiert werden. Vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, Taf. 32, 735. 738; 33, 644 – 646. 686. 707 – 710. 725. 727 – 729. 753. 754. Mü 2005/25, Mü 2005/39, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). z. B. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 2; Ladstätter 2008, Abb. 31, 1 – 2. Miltner 1937, Nr. 198; Mitsopoulos-Leon 2007, Taf. 33, L 250; Gassner 1997, Taf. 64, 821; 65, 835; Ladstätter 2005, K 843. z. B. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 2; Ladstätter 2008, Abb. 31, 1 – 2. T. Bezeczky sei für diese Information gedankt. Zu Amphoren vom Typ LRA 1 s. Bezeczky 2005, 205 f.; Ladstätter 2008, 182 f. Vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, Taf. 18, 573.
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Insgesamt ist für den Nutzungshorizont SE 31 also ein relativ weiter Datierungsrahmen vom ausgehenden 3. bis an den Anfang des 5. Jahrhunderts gegeben. Dennoch passt auch SE 31 zu der Datierung der restlichen zur Kalklöschgrube gehörigen Horizonte oder ist zumindest nicht später zu datieren. Die Verfüllung der sekundär in die Kalklöschgrube eingetieften Abfallgrube (?) (SE 21) enthielt ein teilweise verbranntes LRC-Randfragment der Form Hayes 4 mit Wandknick im oberen Gefäßdrittel, das in das 5. Jahrhundert datiert werden kann (Kat. 54)86. Es fanden sich darin außerdem Fragmente von sechs Lampen, die innerhalb der Spätantike allerdings nicht näher datiert werden können. Die einzige Ausnahme bildet das Fragment Kat. 55, das wohl zu einer Lampe mit Mittelgriff und Doppelschnauze gehört und in das 5. Jahrhundert datieren dürfte87. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Kalklöschgrube und die zugehörigen Nutzungshorizonte dem Fundmaterial nach zu schließen in der zweiten Hälfte des 4. bzw. im beginnenden 5. Jahrhundert angelegt worden waren. Im fortgeschrittenen 5. Jahrhundert wurde darin eine Abfallgrube eingetieft, was impliziert, dass die Kalklöschgrube zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Verwendung stand. Der kleinteilige Erhaltungszustand des keramischen Fundmaterials weist auf eine mehrmalige Umlagerung hin. Die endgültige Aufgabe der Grube und der damit verbundenen Tätigkeit des Kalklöschens wird durch die eingebrachte Planierschicht SE 12 im 5. Jahrhundert besiegelt.
3.3 Fundkomplexe aus der spätantiken Verbauung (SE 12, 8, 34, 11, 10, 7/9, 30, 4, 1, 41, 2/27) Die zeitliche Einordnung der Entstehung der Planierung SE 12 gestaltet sich aufgrund des wenigen feinchronologisch auswertbaren Fundmaterials als schwierig. Ein LRC-Randfragment der Form Hayes 3 (Kat. 56) 88 weist in das 5. Jahrhundert, ein ARS-Bodenfragment, das der Form Hayes 50B zugeordnet werden kann (Kat. 57), datiert in die Zeit von 350 – 400 n. Chr.89. Der erhaltene Oberteil einer Amphore, deren Form zwischen dem ›Samos Cistern Type‹ und dem Typ ›Agora M 273‹ liegt90 (Kat. 58), weist ebenfalls in das 5. Jahrhundert. Ein weiteres Amphorenfragment (Kat. 62) ist dem Typ Agora M273 zuzuordnen, der im 4./5. Jahrhundert auftritt91. Das glimmerhaltige Fabric lässt auf eine Herstellung in der lokal-regionalen Umgebung von Ephesos schließen92. Ein massiver, nahezu vollständig geschlossener Knauf einer Amphore vom Typ LRA 3 ist ebenfalls dem 5. Jahrhundert zuzuordnen (Kat. 59), für einen weiteren, nicht ganz geschlossenen Fuß ist eine frühe Datierung möglich (Kat. 60)93. Mehrere Randfragmente (wie Kat. 61) gehören gleichfalls zu Amphoren vom Typ LRA 3. Unklar ist die Zuordnung des Amphorenrandes Kat. 63, der das typische lokal-regionale spätantike Fabric aufweist, sich aber mit seiner hängenden Lippe und seinem Durchmesser keinem der bekannten lokalen Amphorentypen der Spätantike (LRA 3, Ephesos 56) zuweisen lässt. Zu ergänzen sind außerdem mehrere Fragmente von Lampen, darunter zwei Doppelschnauzenlampen mit jeweils zentralem, gelochtem Henkel und einem davor gesetzten Füllloch, und eine Doppelschnauzenlampe mit Warzendekor auf der Schulter, die in das 5. Jahrhundert datiert werden können (Kat. 64) 94. Auch die vorhandenen Küchenwaren wie beispielsweise Töpfe/Kasserollen mit gerippter Wand und nach innen abgestuftem Rand (Kat. 65)95 und eine Pfanne mit knopfartig verdicktem Rand (Kat. 66)96 weisen in das 5. Jahrhundert. Sämtliche bestimmbare Münzfunde aus SE 12 sind Constantius II zuzuordnen und 351 – 361
86 87 88 89 90
91 92 93 94 95 96
Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, 79. Vgl. Miltner 1937, Nr. 313; Mitsopoulos-Leon 2007, Taf. 33, L 250; Gassner 1997, Taf. 65, 385. Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 7, 32; Hayes 1972, 329. Hayes 1972, 68 – 73. Das Fabric macht durch seine glimmrige Beschaffenheit und seine violettbraune Farbe einen lokalen Eindruck. Ich danke T. Bezeczky für den Hinweis. Zu den Amphorentypen s. Bezeczky 2005, 207 f. mit weiterführender Lit. Zum Amphorentyp Agora M 273 s. Reynolds 1998, 157 – 184. Bonifay – Piéri 1995, 94 – 120. Ich danke T. Bezeczky für die Diskussion des Stücks und für die Begutachtung der Probe im Polarisationsmikroskop. Ladstätter 2008, 180 – 182; Ladstätter – Steskal 2009; Ladstätter 2007, 212; Bezeczky 2005, 204. Miltner 1937, Nr. 313; Mitsopoulos-Leon 2007, 87 L 250; Gassner 1997, Taf. 65, 835. Vgl. Turnovsky 2005b, Abb. 4, 1; Ladstätter 2008, K 177. 212. 526. Vgl. Turnovsky 2005b, Abb. 6, 6; Ladstätter 2008, K 181.
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n. Chr. geprägt worden97. Auffallend ist das Auftreten von acht Gusstiegelfragmenten, die – wie jene Fragmente aus der SE darunter – möglicherweise darauf schließen lassen, dass sich in der Phase vor dem Einbringen der Schuttschicht nördlich des Nymphäums ein Werkstattareal befand, das neben der Kalklöschgrube noch weitere verarbeitende Einrichtungen umfasste. Es ist aber auch hier nicht auszuschließen, dass es sich um umgelagerten Werkstattschutt handelt. Aus der Auswertung des Fundmaterials lässt sich eine Datierung von SE 12 in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts ermitteln. Durch die ›Versiegelung‹ mit der Brandschuttschicht SE 12 ist ein terminus ante quem für die Aufgabe der Kalklöschgrube und die zugehörigen Nutzungshorizonte gegeben. In der Verfüllung des Wasserbeckens (SE 8) wurden chronologisch empfindliche Feinwaren geborgen, die eine zeitliche Einordnung der Aufgabe des Wasserbeckens erlauben. SE 8 enthält zwei Randfragmente von LRC-Tellern der Form Hayes 3/10 (Kat. 67. 68)98, die in das 6. Jahrhundert zu datieren sind. Ein Rand- und ein Bodenfragment von ERSW-Tellern der Form Hayes 3 (Kat. 69. 70) sowie ein weiteres ERSW-Bodenfragment der Form Hayes 3 mit dem Rest eines Kreuzstempels (Kat. 71) weisen ebenfalls in das 6. Jahrhundert99. Bei einem ARS-Bodenfragment, das höchstwahrscheinlich der Form Hayes 58 zugeschrieben werden kann, handelt es sich hingegen um ein ›Altstück‹ aus dem Ende des 3./4. Jahrhunderts100. Hervorzuheben sind außerdem Fragmente von zwei großen Tellern unterschiedlicher Form, die einer bislang typochronologisch nicht näher definierten ›Mäandertalsigillata‹ zugeordnet werden können101. Die Gefäße bestehen aus einem mit feinem Glimmer und feinen weißen Einschlüssen durchsetzten, porösen Ton und sind flächig mit einem dunkelroten, matt glänzenden Überzug versehen. Kat. 72 ist ein großer Teller mit eingebogenem Rand und außen verdickter, abgerundeter und facettenartig gestufter Lippe102. Auf der Bodeninnenseite weist das Gefäß einen feinen Ratterdekor auf103. Kat. 73 ist ebenfalls ein Teller, allerdings mit hängendem breitem, außen profiliertem Rand; für dieses Gefäß konnten bislang keine Parallelen gefunden werden. An Amphorenfragmenten ist ein Randfragment vom Typ LRA 1 zu nennen (Kat. 74), der vom ausgehenden 4. bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts produziert wird104, außerdem ein Rand einer Amphore vom Typ LRA 3 (Kat. 75) sowie ein weiteres Randfragment vom Typ Ephesos 56 (Kat. 76) und zwei nicht zur Gänze geschlossene Knauffragmente vom Typ LRA 3105 (wie Kat. 77). Zu erwähnen ist zudem ein Wandfragment einer LR 3Amphore, das wiederum ein Graffito aufweist (Kat. 78). Es handelt sich – laut H. Taeuber – um einen Brief oder eine Botschaft; in der zweiten Zeile dürfte »ich [oder: sie] habe[n] ver[- bzw. hinter]lassen« gelesen werden106. Aus der Zusammensetzung des Fundmaterials und speziell aufgrund der jüngsten in SE 8 auftretenden Funde ist insgesamt von einer Verfüllung des Wasserbeckens im 6. Jahrhundert auszugehen. In das ausgehende 5. oder die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts dürfte die Verfüllung der ausgerissenen Rohrgrube (SE 34) im Anschluss östlich an das Wasserbecken zu datieren sein. Dafür spricht vor allem das Randfragment eines ARS-Tellers, das entweder eine Variante der Form Hayes 91107 darstellt oder der Form Hayes 96108 zuzuordnen ist (Kat. 79). Zwei LRC-Bodenfragmente der Form Hayes 4 datieren in das 5. Jahrhundert (Kat. 80. 81)109. Ein ERSW-Bodenfragment (Kat. 82)110 und ein Wandfragment einer frühby97 98 99 100 101
102
103 104 105 106 107 108 109 110
Mü 2005/13 – 15, Mü 2005/35 – 36, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 6, 76. 77. Zu Definition, Formen- und Dekorspektrum der ERSW s. Ladstätter – Sauer 2005, 152 – 154. Wegen seines kleinteiligen Erhaltungszustandes wurde es nicht in den Katalog aufgenommen. S. Ladstätter – B. Pichler – R. Sauer, Rohstoffsurvey 2001 und 2003 im Umland von Ephesos (unpubliziert). Zur ›Mäandertalsigillata‹ s. Hayes 1972, 408 – 410; Ladstätter 2008, 115. Die Form erinnert an spätantike Feinwareteller aus Hierapolis, die aus einem »Asia Minor fabric« bestehen: Cottica 2000, Abb. 3, 21 – 22. Vgl. eventuell Turnovsky 2005b, Abb. 8, 1: »red slip ware with pricked decoration (1 st half 7th c. AD)«. Bezeczky 2005, 205 f.; Ladstätter 2008, 182 f. Bezeczky 2005, 204; Ladstätter 2008, 180 – 182. Ich bedanke mich wiederum herzlich bei H. Taeuber für die Bestimmung des Graffitos. Vgl. Hayes 1972, 144 Hayes 1972, 149 f. Abb. 27. Hayes 1972, 338; Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 6, 78 – 82. Lokale Imitationen von LRC-Gefäßen sind in Ephesos vor allem ab dem 6. Jh. ein Bestandteil des Feinwaregeschirrs. Ladstätter – Sauer 2005, 153.
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zantinischen Ampulle111 weisen hingegen wiederum in das 6. Jahrhundert. Auch ein Henkelfragment einer LR 2-Amphore (Kat. 83)112 widerspricht einer Datierung von SE 34 in das 6./7. Jahrhundert nicht. Von den kleinteilig gebrochenen Lampenfragmenten ist nur eine rot überfangene, kleine Lampe mit massivem Griffzapfen zu bestimmen (Kat. 84)113. Sie ist flächig versintert und kann innerhalb der Spätantike nicht näher datiert werden. Unter den Glasfunden befinden sich der Rand eines Bechers mit leicht verdicktem, eingebogenem Rand (Kat. 85)114 und ein Röhrchenstandring eines Kelchglases (Kat. 86)115. In SE 34 fanden sich im Übrigen wieder Hinweise auf Produktionsstätten in Form (umgelagerten?) Werkstattschutts, so z. B. Gusstiegelfragmente. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Grube der östlich des Wasserbeckens ausgerissenen Leitung im ausgehenden 5. Jahrhundert bzw. in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts mit SE 34 verfüllt wurde. Der Verfüllungszeitraum der Abfallgrube SE 11 kann durch die Auswertung des keramischen Fundmaterials nicht mit Sicherheit bestimmt werden, da feinchronologisch aussagekräftige Gattungen fehlen. Es kann jedoch auf ein Fragment einer sog. One Handle Jar verwiesen werden, welche die Vorläufer der LR 3-Amphoren darstellen und bis in das 4. Jahrhundert auftreten (Kat. 87)116. Ein Randfragment eines Topfes mit innen abgestuftem Rand kann nach Parallelen in das ausgehende 4. und die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert werden (Kat. 88)117. Erwähnenswert sind auch sieben Lampenfragmente, die in die Spätantike datiert werden können. Eines davon ist rot überzogen und zeigt den Rest eines planta pedis-Stempels auf der Unterseite (Kat. 89)118, ein weiteres, rot überfangenes Lampenfragment weist eine Rosette als Diskusdekor auf (Kat. 90)119. Zwei Münzen des Constantius II (351 – 355 n. Chr.) und des Valentinianus II (388 – 392 n. Chr.) 120 weisen eindeutig in die zweite Hälfte bzw. an das Ende des 4. Jahrhunderts. Die Abfallgrube muss, der Fundzusammensetzung nach zu schließen, mit umgelagertem Schutt aus dem Ende des 4. Jahrhunderts verfüllt worden sein. Aus SE 12 ergibt sich die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts als terminus post quem. Maßgeblich für die zeitliche Einordnung der Aufschüttung/Abfallgrube (?), in welcher der Kopf einer Kopie des Doryphoros aus antoninischer Zeit121 gefunden wurde (SE 10), sind vor allem zwei Randfragmente Afrikanischer Sigillata-Teller der Formen Hayes 108122 bzw. Hayes 105123 (Kat. 91. 92) aus dem Westteil von Schnitt 1. Beide weisen an das Ende des 6. bzw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Älter ist hingegen Kat. 93, ebenfalls ein ARS-Teller, allerdings der Form Hayes 50A (ca. 300 – 360 n. Chr.)124. In SE 10 fand sich außerdem ein Tellerrand der LRC, welcher der Form Hayes 3/10 zuzurechnen ist. Der Rand ist blockartig verdickt, außen ist eine leichte Kerbreihe sichtbar (Kat. 94). Das Fragment dürfte aufgrund von Parallelen125 in das 6. Jahrhundert zu datieren sein. Kat. 95 ist hingegen der Form Hayes 3 zuzuordnen und datiert in das 5./6. Jahrhundert126. Ein Wandfragment einer frühbyzantinischen Ampulle sowie ein wohl zu einer Amphore vom Typ Ephesos 56 gehöriges, dickwandiges Knauffragment (Kat. 96)127 weisen in das 111
112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127
Das vorliegende Stück ist aufgrund seiner glimmerlosen Beschaffenheit eindeutig als Import anzusprechen. Vgl. Metaxas 2005, 101 – 103; Ladstätter – Steskal 2009. Bezeczky 2005, 206 f. Vgl. Miltner 1937, 243; Ladstätter 2008, 117 f. (Typ I). Vgl. Isings 1957, 106 a/b; Steskal 2008, G 148. Vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, Taf. 32. 33. Vgl. Bezeczky 2005, 203 f. Vgl. Turnovsky 2005a, Abb. 1, 1. Vgl. auch Gassner 1997, Nr. 723. 724. 726; Ladstätter 2008, Abb. 31, 3. Miltner 1937, Typ III Form 3; Mitsopoulos-Leon 2007, L 239. Vgl. Ladstätter – Sauer 2008, K 169. Mü 2005/10, Mü 2005/34, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). s. Beitrag M. Aurenhammer. Hayes 1972, 171. Hayes 1972, 169. Hayes 1972, 73. Vgl. Ladstätter 2005, Taf. 6, 76 (allerdings ohne Kerbdekor). Hayes 1972, 329 – 338; Ladstätter – Sauer 2005, 159 f. Vgl. etwa Bezeczky 2005, Taf. 2, Abb. 17. Aufgrund der Dickwandigkeit des Stücks ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass es sich um einen sog. Ephesischen Amphoriskos aus dem 6./7. Jh. handelt, selbst wenn der für diese Gattung typische grobe, gedrehte Fuß fehlt. Zu Definition, Typologie und Datierung ›Ephesischer Amphoriskoi‹ s. Metaxas 2005, 97 – 100.
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6. Jahrhundert. Die restlichen Amphorenfragmente sind meist nicht zuordenbar oder innerhalb des späten 4. und beginnenden 5. Jahrhunderts bis Anfang des 7. Jahrhunderts nicht näher einzuordnen. Vertreten sind aber beispielsweise zwei (späte) Ränder vom Typ LRA 3 (Kat. 97. 98)128. Es konnten außerdem insgesamt 47 Fragmente spätantiker Lampen in dieser Schicht geborgen werden, darunter mehrere gelochte Griffe und Schulterfragmente von Mehrfachschnauzenlampen129 (Kat. 99), ein Schnauzenfragment mit Resten eines Fischgrätmusters (Kat. 100)130, Fragmente von Lampen mit Warzendekor sowie ein Lampenboden mit Bodenrosette (Kat. 101)131. Unter den Glasfunden ist ein abgerundeter Boden zu nennen, der wohl zu einer Lampe mit Stielfuß gehört, wie sie ab dem 4./5. Jahrhundert verbreitet sind (Kat. 102)132. Auch in SE 10 sind wieder Produktionszeugnisse in Form von Rand-, Boden- und Wandfragmenten von Gusstiegeln vorhanden. Das Gebrauchskeramik- und Küchenwarespektrum entspricht – soweit zuordenbar – dem spätantiken Inventar. Insgesamt enthielt diese Schicht ca. 1100 Objekte, wobei es sich vielfach um kleinteilig gebrochene, abgenutzte, nicht anpassende Fragmente handelt. Es ist also auch hier eine mindestens einmalige Umlagerung vorauszusetzen, ehe die Funde in die Aufschüttung SE 10 gelangten. Diese kann daher erst am Ende des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts entstanden sein, worauf auch die jüngsten Funde schließen lassen. Möglicherweise handelt es sich einmal mehr um umgelagerten Werkstattschutt, wofür das Auftreten der Gusstiegelfragmente sprechen würde. Die Aufschüttung SE 7/SE 9 ist – vor allem aufgrund des Fundes eines LRC-Tellers der Form Hayes 10A133 – dem späten 6. Jahrhundert zuzuordnen (Kat. 103). Das Feinkeramikspektrum umfasst außerdem mehrere LRC-Tellerränder der Form Hayes 3 (Kat. 104. 105), die in das fortgeschrittene 5. und frühe 6. Jahrhundert datiert werden können134, mehrere Böden solcher Teller (Kat. 106. 107) sowie ein kleines, stark versintertes Schälchen der Form Hayes 2, das bereits in das späte 4. oder in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert (Kat. 108)135. In das ausgehende 5./6. Jahrhundert verweist außerdem ein Fragment einer frühbyzantinischen Ampulle (Kat. 109)136. Dieser Gefäßtyp wurde ab dem späten 5. Jahrhundert nach Ephesos importiert137 und schließlich auch lokal imitiert138. Ein Amphorenrand vom Typ Ephesos 56 (Kat. 110) kann in das 6. Jahrhundert datiert werden139, außerdem treten mehrere Randfragmente von Amphoren des Typs LRA 3 auf (wie Kat. 111). Hinzuweisen ist auch auf einen eiförmigen Glasbecher mit ausbiegendem, außen durch Schliffrillen profiliertem Rand (Kat. 112)140. Im Übrigen wurden auch in dieser Schicht wieder Fragmente von Gusstiegeln gefunden. Die einzige Münze aus SE 7 datiert zwar in die Zeit von 348 – 355 n. Chr.141, insgesamt ist die Aufschüttung SE 7/SE 9 aber aufgrund des keramischen Fundmaterials in das späte 6. Jahrhundert zu setzen. Ausschlaggebend für die Datierung von SE 30 ist besonders der Rand eines Afrikanischen Sigillata (ARS)-Tellers, der zwar aufgrund seiner Kleinteiligkeit nicht in den Katalog aufgenommen wurde, aber der Form Hayes 105 zugeschrieben werden kann. Das stark verbrannte Stück datiert in die Zeit um 580/600 – 660 n. Chr.142. Der ARS-Teller Kat. 113 entspricht hingegen der Form Hayes 57 und wurde höchstwahrschein128 129 130 131 132 133 134 135 136
137
138 139 140 141 142
Vertreten sind auch Wandfragmente von Amphoren der Typen LRA 1 – 4, vgl. Bezeczky 2005, 204 f. 208. Vgl. z. B. Miltner 1937, Nr. 313. Zu diesem Fragment konnte bislang keine exakte Parallele gefunden werden. Vgl. Miltner 1937, Taf. 10, 412; Mitsopoulos-Leon 2007, L 250. Vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, 181 – 184 bes. Taf. 21, 823. Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 7, 89; Hayes 1972, 343 – 346. Vgl. Hayes 1972, 329 – 338; Ladstätter – Sauer 2005, 159 f. Hayes 1972, 327 – 329. J. W. Hayes führte die Fundgattung als »Late Roman unguentaria« in die Forschung ein, da die Form der Gefäße an hellenistische Unguentaria erinnert. Hayes 1968, 203 – 216; Hayes 1971, 243 – 247. Die aktuellsten wissenschaftlichen Arbeiten über frühbyzantinische Ampullen und Amphoriskoi stellen Metaxas 2005 und Sauer – Ladstätter 2005 dar. Aufgrund mineralogisch-petrographischer Analysen kommen Nordsyrien, Kilikien, Rhodos oder Zypern als Produktionsgegenden in Frage: S. Ladstätter, Archäologische Interpretation, in: Sauer – Ladstätter 2005, 133. Zu den ›ephesischen‹ frühbyzantinischen Ampullen s. Metaxas 2005, 95 – 97. Bezeczky 2005, 204 f.; Ladstätter – Steskal 2009. Vgl. Harter 1999, 70 – 72 (Form 815); Czurda-Ruth 2007, Taf. 14, 376 – 381. Mü 2005/9, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). Hayes 1972, 166 – 169.
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lich bereits in der Zeit von 325 – 400 n. Chr. produziert143. Fragmente von LRC-Gefäßen, die hauptsächlich unterschiedlichen Varianten der Form Hayes 3 zugeschrieben werden können (vertreten ist aber auch eine Variante der Tellerform Hayes 8), weisen zumindest in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts144. Eine ERSW-Steilrandschale (Kat. 114), die möglicherweise die ARS-Form Hayes 91/92 imitiert145, und eine Imitation eines Tellers der Form Hayes 1B (Kat. 115)146 deuten wiederum in das 5. – 6. Jahrhundert. Auch zwei geschlossene Knäufe von Amphoren des Typs LRA 3 können dem 6. Jahrhundert zugewiesen werden147. Hervorzuheben sind außerdem ein Randfragment (Kat. 116) und ein aus mehreren Stücken bestehendes Wandfragment frühbyzantinischer Ampullen148. Die Stücke aus SE 30 können aufgrund ihres glimmerlosen Tons als Importe gelten. Es fanden sich in SE 30 außerdem mehrere kleine Fragmente spätantiker Lampen, aber auch eine ganz erhaltene, rot überzogene Lampe mit Griffzapfen (Kat. 117)149. Das Glasspektrum, das u. a. zwei Standfüße von Kelchgläsern sowie mehrere Becherränder umfasst, fügt sich in den zeitlichen Rahmen ein. Man wird insgesamt nicht fehlgehen, SE 30 in das ausgehende 6. und beginnende 7. Jahrhundert zu setzen. Für eine absolutchronologische Einordnung der massiven Aufschüttung SE 4 zeichnen in erster Linie die darin vorkommenden feinkeramischen Waren verantwortlich. Dazu gehören drei Randstücke von LRC-Tellern der Form Hayes 3, wobei Kat. 118 und 119 der Variante Hayes 3 F zugeordnet und in das 6. Jahrhundert datiert werden können150. Das jüngste Stück, Kat. 120, entspricht der Variante Hayes 3 H, die ebenfalls eine späte Ausbildung darstellt und im 6. Jahrhundert auftritt151. Drei Bodenfragmente (wie Kat. 121) sind allgemein der Form Hayes 3 zuzuordnen152. Bereits in das fortgeschrittene 6. Jahrhundert dürften zwei lokale Imitationen (ERSW) der LRC-Tellerformen Hayes 8 (Kat. 122)153 und Hayes 10 (Kat. 123)154 weisen. Auch ein Randfragment (Kat. 124) sowie der abgebrochene Knauf einer Amphore vom Typ Ephesos 56 (Kat. 125) datieren in das 6./7. Jahrhundert155. Das hier nicht näher behandelte Küchenware- und Gebrauchskeramikspektrum entspricht dieser Zeitstellung. In ein Wandfragment einer Amphore vom Typ LRA 3 ist offensichtlich ein Brief eingeritzt (Kat. 126). Als Inhalt schlägt H. Taeuber »Er möge sich um die üblen (Kerle?) kümmern« vor156. Es kann zweifelsohne davon ausgegangen werden, dass die Aufschüttung SE 4 im ausgehenden 6./beginnenden 7. Jahrhundert erfolgte. Durch SE 10, jener Aufschüttung, in welcher der Kopf des Doryphoros gefunden wurde, und SE 30, die jeweils unter SE 4 liegen, ist ein terminus post quem gegeben. Die Aufschüttungen dürften also unmittelbar aufeinander erfolgt sein. Die mörtelige Unterkonstruktion für den letzten Boden, SE 1, bildet eine der quantitativ umfangreichsten fundführenden Schichten der spätantiken Nutzung des Areals nördlich des Nymphaeum Traiani157. Sie enthält u. a. LRC-Tellerrandfragmente der Formen Hayes 3F (Kat. 127. 128)158 und Hayes 3/10 (Kat. 129)159, ein Randfragment eines LRC-Tellers der Form Hayes 6 (Kat. 130)160 und zwei Bodenfragmente von LRC143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160
Hayes 1972, 91 – 93. Hayes 1972, 342; Ladstätter – Sauer 2005, 342. Ladstätter – Sauer 2005, 153 f. Hayes 1972, 327; Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 14, EPH-HH-TS02. Bezeczky 2005, 204; Ladstätter 2008, 180 – 182. s. o. Anm. 136. 137. Ladstätter 2008, 117 f. (Typ I. 3). Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 6, K 76 – 77. Ladstätter – Sauer 2005, 150; Hayes 1972, 338. Ladstätter – Sauer 2005, 149 f.; Hayes 1972, 329 – 338. Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, 87 – 88. Vgl. Ladstätter – Sauer 2005, 154 Taf. 10, 134. Zum Amphorentyp Ephesos 56 s. Bezeczky 2005, 204 f.; Ladstätter 2008, 182. Mein Dank geht einmal mehr an H. Taeuber für die Bestimmung des Graffito. Insgesamt wurden 1 030 Einzelfunde in der Datenbank erfasst. Ladstätter – Sauer 2005, 150. Ladstätter – Sauer 2005, Kat. 74 – 77. Hayes 1972, 341; Ladstätter – Sauer 2005, 151 Kat. 84 – 86.
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Tellern, die jeweils Stempelreste aufweisen (Kat. 131. 132). Vertreten sind auch Imitationen von LRC-Tellern der Form Hayes 3 in lokaler ERSW (Kat. 133. 135)161. Ein Randfragment, das einen Kerbdekor an der Randaußenseite aufweist, stellt eine Imitation/Variante der LRC-Form Hayes 8 dar (Kat. 134) 162. Die Originalform tritt bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts auf, die Imitation ist wohl in das 6. Jahrhundert zu datieren. Die LRC- und ERSW-Funde sind insgesamt dem 6. bzw. fortgeschrittenen 6. Jahrhundert n. Chr. zuzuordnen. Maßgeblich für die absolutchronologische Einordnung der SE 1 sind jedoch ein Fragment einer ARS-Schüssel der Form Hayes 108, die vom Ende des 6. bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts hergestellt wird (Kat. 136)163, und ein ARS-Bodenfragment der Form Hayes 104C (Kat. 137), welches der Zeit von der Mitte des 6. bis zum Anfang des 7. Jahrhunderts zugerechnet werden kann 164. In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Randfragment eines rötlich überzogenen Tellers lokalen Fabrics anzuführen, das möglicherweise eine ältere ARS-Form (Hayes 9B165) imitiert (Kat. 138). In das 6./7. Jahrhundert ist das Randfragment einer frühbyzantinischen Ampulle zu datieren, die aufgrund ihres geringen Glimmergehaltes als Import angesprochen werden kann (Kat. 139)166. Ein geschlossener Knauf gehört zu einer lokal produzierten Amphore vom Typ LRA 3 (Kat. 140)167. Hinzuweisen ist außerdem auf ein weiteres LRA 3-Wandfragment mit einem Graffito (Kat. 141). Dieses beinhaltet möglicherweise eine Mitteilung über einen » -os, der einen Polos [Sonnenuhr] geschickt hat«168. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass SE 1 in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts entstanden sein muss. Dafür sprechen vor allem die enthaltenen Fragmente von ARS-, LRC- und ERSW-Gefäßen, aber auch die im Fundspektrum vertretenen Amphoren. Das Küchenware- und Gebrauchskeramikspektrum sowie die zahlreichen kleinen Fragmente spätantiker Lampen aus SE 1 entsprechen ebenfalls dem typischen Fundbild des 6./beginnenden 7. Jahrhunderts169 und bestätigen somit die aus der Feinkeramik gewonnene Datierung. Das Spektrum der Glasfunde170 spricht ebenfalls nicht gegen eine Zuordnung der Schicht zum ausgehenden 6. und frühen 7. Jahrhundert. Eine in SE 1 gefundene Münze datiert hingegen früher: Sie ist Honorius zuzuweisen und wurde 395 – 401 n. Chr. geprägt171. Der Großteil des Materials ist klein gebrochen, es haben sich keine Ganzgefäße und nur selten anpassende Stücke erhalten, wenige Fragmente ließen sich als zusammengehörig identifizieren. Daher ist davon auszugehen, dass es sich um einen mindestens einmal umgelagerten spätantiken Hausrat handelt, der im Zuge der Fundamentierung für einen Plattenboden (?) in die sandige, mörtelige Erdschicht gelangte. Die zeitliche Stellung des keramischen Materials ist in sich relativ homogen, bis auf wenige Ausnahmen sind keine Funde vor dem ausgehenden 6. Jahrhundert anzusiedeln. Aus SE 41 (FK 73) unterhalb der Mauer M3 stammen nur wenige Funde, die der römischen Kaiserzeit zugeordnet, feinchronologisch aber nicht näher datiert werden können. Die mit dem keramischen und gläsernen Fundmaterial vergesellschaftete Münze weist hingegen eindeutig in die Spätantike, sie ist der Regierungszeit Arcadius’, Theodosius’ oder Honorius’ zuzuweisen und wurde 404 – 406 n. Chr. geprägt 172. Auf jeden Fall ist durch die Datierung von SE 1 in das ausgehende 6./beginnende 7. Jahrhundert ohnehin ein terminus post quem für SE 41 gegeben.
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Ladstätter – Sauer 2005, 153 f. Hayes 1972, 342; Ladstätter – Sauer 2005, 151 Kat. 88. Hayes 1972, 172. Hayes 1972, 166. Hayes 1972, 35 – 37 (2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). Metaxas 2005, 102 f. s. auch o. Anm. 136. 137. Ladstätter 2008, 180 – 182; Bezeczky 2005, 204. Transkription s. Katalog. Für die Bestimmung des Graffitos bin ich H. Taeuber zu Dank verpflichtet. Funde mehrerer Kochtöpfe mit aufgebogenem Rand und Deckelfalz haben z. B. Parallelen in Fundkomplexen der Marienkirche aus der 1. Hälfte des 7. Jhs. Vgl. Turnovsky 2005a, 636. Vertreten sind beispielsweise drei Standringe von Kelchgläsern (vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, Taf. 18, 626 – Taf. 20, 782) und ein Stabhenkel einer Glaslampe (vgl. z. B. Czurda-Ruth 2007, 177 f. Taf. 21, 798). Mü 2005/31, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer). Mü 2005/30, s. die Münzliste in Kapitel 4 (M. Pfisterer).
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Ausschlaggebend für die Datierung der SE 2 sind die jüngsten Funde aus den entsprechenden Fundkomplexen, wobei besonders ein LRC-Randfragment der Form Hayes 10 C (Kat. 142) sowie eine Imitation eines solchen Tellers (Kat. 143)173 zu nennen sind, die jeweils in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts verweisen. Ein LRC-Bodenfragment der Form Hayes 3 – 6, dessen Innenseite Reste eines zoomorphen Stempels in Form eines Pfaus aufweist174 (Kat. 144), ein ERSW-Bodenfragment der Form Hayes 3 (Kat. 145)175 und ein geschlossener Knauf einer Amphore vom Typ LRA 3 (Kat. 146)176 sind zumindest in das 6. Jahrhundert zu datieren. Ein Randfragment eines kleinen Spatheions (Kat. 147) 177 stellt den spätesten Fund aus SE 2/27 dar. Es kann dem kleinen Spatheion-Typ 3/Variante C nach M. Bonifay zugeordnet werden, der ab der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts produziert wird178. Eine rot überfangene Lampe mit vollem Griffzapfen und einem feinen fünfreihigen Warzendekor auf der Schulter (Kat. 148) kann in das 6./7. Jahrhundert datiert werden179. Es ist insgesamt also festzuhalten, dass SE 2/27 offensichtlich erst in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts entstand und die jüngste nachgewiesene Aktivität im Bereich nördlich des Nymphaeum Traiani darstellt. Obwohl es sich um einen Einzelbefund handelt, ist er dennoch beachtlich, reichen doch die Funde aus dem Bereich der im Osten an das Nymphäum anschließenden Tabernenreihe in der Nordhalle der Kuretenstraße gesichert bislang nur bis in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts180. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich über die Auswertung der Fundkomplexe drei Phasen der Nutzung des Areals nördlich des Nymphaeum Traiani nachweisen lassen, die von der severischen Zeit über die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts und das 5. Jahrhundert bis in das 6. Jahrhundert/die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts reichen. Eine letzte Aktivität ist für die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts bezeugt (SE 2). Das Fundmaterial ist mit wenigen Ausnahmen kleinteilig gebrochen, was impliziert, dass der ursprüngliche Verwendungskontext für die meisten Gefäße außerhalb des jeweiligen Fundzusammenhangs zu suchen sein dürfte. Was die Zusammensetzung des Fundmaterials in den spätantik-byzantinischen Schichten betrifft, so ergeben sich durchweg Parallelen zu ephesischen Fundkontexten ähnlicher Zeitstellung181. Auffallend ist das gehäufte Auftreten von Gusstiegeln, die bisweilen gut erhalten sind und z. T. noch Reste bislang unbestimmter geschmolzener Substanzen enthalten. Dies ist kein vereinzelter Befund, sondern aufgrund weiterer zahlreicher Gusstiegelfunde in den Taberneneingängen unmittelbar östlich des Nymphaeum Traiani muss für die letzten Phasen der Kuretenstraße wohl von einer großflächigen Nutzung der die Straße flankierenden Bereiche als Handwerksareal ausgegangen werden182. Der Befund einer Kalkgrube im Bereich nördlich des Nymphäums spricht ebenfalls für eine solche Interpretation.
173 174 175 176 177 178 179 180 181 182
Vgl. Ladstätter 2005, 154 Kat. 92. Stempelstil Gruppe III, vgl. Ladstätter – Sauer 2005, 152 Kat. 86. 105; Hayes 1972, Stempel Typ 48. Ladstätter – Sauer 2005, 153 f. Ladstätter 2008, 180 – 182; Bezeczky 2005, 204. Hiermit danke ich T. Bezeczky für Hinweise zu diesem spätesten Spatheion-Typ. Bonifay 2004, 127 – 129 bes. 129. Vgl. Ladstätter 2008, Kat. 331 – 333; Meriç 2002, L 109; vgl. Bass – van Doorninck 1982, 12. Iro – Schwaiger – Waldner 2009. Vgl. Ladstätter 2008; Iro – Schwaiger – Waldner 2009. Iro –Schwaiger – Waldner 2009.
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Katalog Die Anordnung des Katalogs entspricht dem Aufbau des Textes. Die Farbbestimmung der keramischen Funde erfolgte nach Munsell, Soil Color Charts (New York, Edition 1992), die Tonbeschreibungen basieren, wenn nicht anders angeführt, auf makroskopischen Beobachtungen. Die Farbbestimmung für Glasfunde folgt H. Küppers, DuMont’s Farbenatlas 7(Köln 1995). Kat. 1 Abb. 13 Gattung: ESB; Form: Teller Atlante 60 Inv. 2005/63/4, FO: NT 05, SE 35 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10YR4/4, Farbe Rand: 10YR4/4 Maße: RDm 26 cm Sek. Ofl.: flächig versintert Überzug flächig, Farbe innen: 5YR6/4, Farbe außen: 5YR6/4. Dat.: 1./2. Jh. n. Chr. (bis severisch)
Kat. 2 Abb. 13 Gattung: ESB; Form: Teller Atlante 60 Inv. 2005/58/2, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: Bodeninnenseite mit 4 konzentrischen Rillen, violettes, stark glimmriges Fabric, orange Überzug Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, sehr fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, häufig Farbe Kern: 2.5YR4/4, Farbe Rand: 2.5YR4/4 Maße: erh. L ca. 5 cm Sek. Ofl.: versintert, verbrannt Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 2.5YR6/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 2. Jh. n. Chr.
Kat. 3 Abb. 13 Gattung: ESB; Form: Atlante 68/58 Inv. 2005/114/10, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: Atlante 68 oder 58; mit Stempel (Stern) auf der Bodeninnenseite Erh.: 1 Bfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: BDm 11,6 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 2.5YR6/8, matt glänzend, teilweise abgerieben Dat.: 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 4 Abb. 13 Gattung: ESC; Form: Teller Atlante L26B Inv. 2005/58/1, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: 2 Fragmente, nicht anpassend Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 18 cm
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Sek. Ofl.: versintert Überzug, flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 2.5YR6/8, matt, abgerieben Datierung: Mitte 1. – Mitte 2. Jh. n. Chr.
Kat. 5 Abb. 13 Gattung: ESC; Form: Schale Atlante L9 Inv. 2005/58/6, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: breiter Rand, geschwungene Wand, Fabric: vereinzelt Glimmereinschlüsse Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein bis mittel, mittel Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 16 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug, flächig, Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6, matt, abgerieben Dat.: spätes 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 6 Abb. 13 Gattung: ESC; Form: Teller Atlante L6 Inv. 2005/111/1, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: Teller mit leicht eingebogenem Rand; grob, weiße und vulkanische Einschlüsse: Çandarlı; Überzug außen mit schwarzen Streifen (5YR3/1) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, mittelfein, mittelporös; schwarze Einschlüsse, graue Einschlüsse, weiße Einschlüsse: fein, häufig; graue Einschlüsse, mittel, mittel; weiße Einschlüsse, mittel, vereinzelt; Quarz, groß, vereinzelt (Polarisationsmikroskop, Vergrößerung: 40fach) Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 26 cm Überzug innen, Farbe innen: 10R4/8, Farbe außen: 5YR4/2, matt, kompakt Dat.: Mitte – Ende 1. Jh. n. Chr.
Kat. 7 Abb. 13 Gattung: Feinware; Form: Becher Inv. 2005/63/1, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: mit Trichterrand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 10 cm Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 7.5YR6/3, matt, kompakt Dat.: 2./3. Jh. n. Chr.
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Kat. 8 Abb. 13 Gattung: Feinware; Form: Becher Inv. 2005/60/1, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: mit Trichterrand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; graue Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: RDm 9 cm Farbe innen: 5YR6/6, Farbe außen: 5YR6/6 Dat.: 2./3. Jh. n. Chr.
Kat. 9 Abb. 13 Gattung: Feinware; Form: Becher Inv. 2005/60/2, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: mit Trichterrand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 9 cm Überzug außen, Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 7.5YR6/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 2./3. Jh. n. Chr.
Kat. 10 Abb. 13 Gattung: Amphore; Form: Peacock – Williams 45 Inv. 2005/60/5, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: frühes Rfrgt. (Absatz außen) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/4, Farbe Rand: 5YR4/4 Maße: RDm 4 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 5YR3/1, Farbe außen: 5YR3/1, matt Dat.: 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 11 Abb. 13 Gattung: Amphore; Form: Peacock – Williams 45 Inv. 2005/63/5, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: geöffneter Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5Y4/1, Farbe Rand: 2.5Y4/1 Maße: BDm 5 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 7.5YR5/3, Farbe außen: 7.5YR3/4, gefleckt mit 7.5YR2.5/1, matt, teilweise abgerieben Dat.: 1./2. Jh. n. Chr.
Kat. 12 Gattung: Amphore; Form: Peacock – Williams 45 Inv. 2005/111/5, FO: NT 05, SE 35
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Bemerkungen: geöffneter, breiter Knauf (Standring) Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, kompakt; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR7/4, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: BDm 5 cm Sek. Ofl.: flächig versintert flächig, Farbe außen: 7.5YR7/3 Dat.: 2. Hälfte 1. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.
Kat. 13 Abb. 13 Gattung: Lampe; Typ: ROW Inv. 2005/111/7, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: gerillter Übergang zum Diskus Erh.: 1 Schulter und Diskus Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein bis mittel, selten Farbe Kern: 7.5YR4/1, Farbe Rand: 7.5YR4/1 Maße: erh. L 4 cm; erh. H 3 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 14 Abb. 13 Gattung: Lampe; Typ: ROW Inv. 2005/58/11, FO: NT 05, SE 35 Bemerkungen: mit Ringhenkel, total versintert bzw. mit Kalkmörtel aufgefüllt, zugehöriges Bodenfragment Erh.: Schulter und Diskus Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; Quarz, mittel, mittel Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 4 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug außen, Farbe innen: 2.5YR4/8, Farbe außen: 2.5YR4/8, matt glänzend, teilweise abgerieben Dat.: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 15 Abb. 14 Gattung: Küchenware; Form: Schüssel Inv. 2005/109/1, FO: NT 05, SE 33 Bemerkungen: gröberes Fabric, große Glimmerplättchen; ausgestellte Lippe (abgebrochen) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, mittelfein, feinporös; Glimmer, mittel, häufig; weiße Einschlüsse, fein, mittel; graue Einschlüsse, fein, mittel; Quarz, fein bis mittel, vereinzelt Farbe Kern: 10R4/4, Farbe Rand: 2.5YR4/8 Maße: RDm 23 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: hellenistisch
Kat. 16 Abb. 14 Gattung: Glas; Form: Schale Inv. 2005/109/G3, FO: NT 05, SE 33 (leichte Fundvermischung mit SE 35)
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Bemerkungen: über Boden aufgelegter, dünner Glasfaden Erh.: 1 Bfrgt. Farbe: S00/M00/C00 Maße: BDm 6 cm Sek. Ofl.: weiße Patina, haftend Dat.: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 17 Abb. 14 Gattung: Glas; Form: Becher Inv. 2005/109/G3, FO: NT 05, SE 33 (leichte Fundvermischung mit SE 35) Bemerkungen: mit leicht verdicktem Rand; Luftbläschen, mittel Erh.: 1 Rfrgt. Farbe: S00/C10/Y10 Maße: RDm 8 cm Dat.: 1. – 3. Jh. n. Chr.
Kat. 18 Abb. 14 Gattung: Küchenware; Form: Kasserolle Inv. 2005/36/1, FO: NT 05, SE 22 Bemerkungen: mit breitem ausgebogenem Rand, Deckelfalz und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, mittelfein, feinporös; Glimmer, mittel, mittel; gelbe Einschlüsse, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, mittel, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR3/2, Farbe Rand: 7.5YR3/2 Maße: RDm 24 cm Farbe innen: 5YR4/1, Farbe außen: 5YR4/1, Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 19 Abb. 14. 25 Gattung: Sonstiges; Form: Gusstiegel Inv. 2005/36/2, FO: NT 05, SE 22 Bemerkungen: Pfanne/Gusstiegel mit unregelmäßigem Rand Erh.: zur Hälfte erhalten Ton: hart, grob, feinporös; Glimmer, mittel, häufig; weiße Einschlüsse, grob, häufig Farbe Kern: 2.5YR5/8, Farbe Rand: 5YR3/4 Maße: RDm 16 cm, BDm 5,5 cm Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 5YR5/6 Dat.: –
Kat. 20 Abb. 14 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/108/1, FO: NT 05, SE 22 Bemerkungen: halb geschlossener Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, häufig; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10YR4/1, Farbe Rand: 10R4/6 Maße: BDm 3,2 cm Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
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Kat. 21 Abb. 14. 25 Gattung: Lampe; Form: Doppelschnauzenlampe Inv. 2005/36/3, FO: NT 05, SE 22 Bemerkungen: Doppelschnauzenlampe, 1 zugehöriges, aber nicht anpassendes Fragment Erh.: 1 Schulter und Diskus Ton: Glimmer, fein, mittel; dunkelgraue Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: erh. H 2,8 cm; erh. B 4,4 cm Farbe innen: 5YR7/6, Farbe außen: 5YR7/6 Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 22 Abb. 14. 25 Gattung: Glas; Form: Becher Isings 106c/109 Inv. 2005/36/10 (G2), FO: NT 05, SE 22 Bemerkungen: Inv. G2; mit blauem Tropfendekor; S00/C10/ Y10 mit Tropfen Y10/M60/C80 Erh.: 1 Wfrgt. Maße: 4 × 2 cm Dat.: 4. – 6. Jh. n. Chr.
Kat. 23 Abb. 14 Gattung: ESB; Form: Teller Atlante 14 Inv. 2005/106/1, FO: NT 05, SE 32 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein bis mittel, vereinzelt Farbe Kern: 5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: RDm 9 cm Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6, matt glänzend, kompakt Dat.: 1. Jh. n. Chr.
Kat. 24 Abb. 14 Gattung: ESB; Form: Teller Atlante 58 Inv. 2005/105/1, FO: NT 05, SE 32 Erh.: 1 Wfrgt. Ton: mittelhart, sehr fein, feinporös; mit freiem Auge keine Einschlüsse erkennbar Farbe Kern: 5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: Dm Wandabsatz ca. 12 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, glänzend, abgerieben Dat.: 2. Hälfte 1. – 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.
Kat. 25 Abb. 14 Gattung: Feinware; Form: Becher Inv. 2005/105/2, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: Becher mit Trichterrand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, sehr fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/1, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: RDm 12 cm Farbe innen: 5YR5/6, Farbe außen: 10YR5/2 Dat.: 2./3. Jh. n. Chr.
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Kat. 26 Abb. 15 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/106/3, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: 2 zugehörige, nicht anpassende Wfrgte. Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, mittel; weiße Einschlüsse, mittel, vereinzelt; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR4/4, Farbe Rand: 7.5YR4/4 Maße: RDm 15 cm Farbe innen: 10YR4/1, Farbe außen: 10YR4/1 Dat.: Ende 4./1. Hälfte. 5. Jh. n. Chr. Kat. 27 Abb. 15 Gattung: Küchenware; Form: Topf / Kasserolle Inv. 2005/52/2, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: total versintert; ausgebogener Rand, gerippte Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, selten; rötliche Einschlüsse, fein, selten; graue Einschlüsse, fein, selten Farbe Kern: 2.5YR4/1, Farbe Rand: 2.5YR4/1 Maße: RDm 18 cm Sek. Ofl.: flächig versintert Farbe innen: 2.5YR5/4, Farbe außen: 2.5YR5/4 Dat.: 4./5. Jh. n. Chr. Kat. 28 Abb. 15 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/52/1, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: Topf/Schüssel mit ausgebogenem Rand und Deckelfalz; spätantikes Fabric Erh.: 1 Rfrgt. Ton: mittelhart, grob, mittelporös; schwarze Einschlüsse, grob, vereinzelt; weißgelbliche Einschlüsse, grob, vereinzelt; weiße Einschlüsse, klein, viel Farbe Kern: 5YR3/4, Farbe Rand: 5YR3/4 Maße: RDm 24 cm Farbe innen: GLEY1 3/N, Farbe außen: GLEY1 3/N Dat.: 4./5. Jh. n. Chr. Kat. 29 Abb. 15 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/105/6, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: nicht ganz geschlossener Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, häufig; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10YR4/1, Farbe Rand: 10YR4/1 Maße: BDm 4 cm Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: 4./5. Jh. n. Chr. Kat. 30 Abb. 15 Gattung: Glas; Form: Becher/Schale Inv. NT05/52/G1, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: massiver Standring, feine Bearbeitungsspuren Maße: BDm 7 cm Farbe: Y30/M00/C20 Dat.: 3./4. Jh. n. Chr. (?)
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Kat. 31 Gattung: Glas; Form: Becher/Schale Inv. NT05/106/G1, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: massiver, kleiner Standring Maße: BDm 3 cm Sek. Ofl.: schwarze Punkte (Patina) Farbe: S10/C00/Y50 Dat.: 3./4. Jh. n. Chr. (?)
Abb. 15
Kat. 32 Gattung: Glas; Form: Becher/Schale Inv. NT05/106/G2, FO: NT 05, SE 32 Bemerkungen: massiver, kleiner Standring Maße: BDm 4,4 cm Sek. Ofl.: dunkle Patina Farbe: Y10/M00/C10 Dat.: 3./4. Jh. n. Chr. (?)
Abb. 15
Kat. 33 Abb. 15 Gattung: ARS; Form: Platte Hayes 67 Inv. 2005/30/1, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: wohl Gruppe 1: 360 – 420 n. Chr. Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, fein bis mittelporös, Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein bis mittel, vereinzelt Farbe Kern: 10R6/8, Farbe R: 10R6/8 Maße: RDm 44 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 2.5YR6/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 360 – 470 n. Chr.
Kat. 34 Abb. 15 Gattung: Amphore Inv. 2005/30/9, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: mit verdicktem Rand und an der Oberseite geripptem, an der Unterseite unregelmäßig gekehltem Henkel; wohl Import aus Schwarzmeerraum; innen am Rand abrinnender mattheller Überzug Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, mittelporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, mittel; schwarze Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 8,8 cm Überzug, partiell, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/6, matt Dat.: –
Kat. 35 Abb. 16 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/44/3, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: noch leicht geöffneter Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R4/6, Farbe Rand: 10R4/6 Maße: BDm 4,2 cm, Farbe innen: 10R4/4, Farbe außen: 10R4/4
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Sek. Ofl.: versintert Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 36 Abb. 16 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/30/11, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: noch leicht geöffneter Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; schwarze Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR3/6, Farbe Rand: 2.5YR3/6 Maße: BDm 2,6 cm Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR6/6 Sek. Ofl.: versintert Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 37 Abb. 16 Gattung: Küchenware; Form: Kasserolle/Topf Inv. 2005/30/6, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: mit nach innen abfallendem, profiliertem Rand und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: mittelhart, fein bis mittelfein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein bis mittel, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/6, Farbe Rand: 10YR4/2 Maße: RDm 17 cm Farbe innen: 2.5YR7/4, Farbe außen: 75YR5/3-4/1 Sek. Ofl.: innen stark versintert Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 38 Abb. 16 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/30/7, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: mit ausgebogenem abgerundetem Rand und Deckelfalz Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein bis mittelfein, mittelporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10YR3/2, Farbe Rand: 10YR3/2 Maße: RDm 22 cm Farbe innen: GLEY1 4/N-3/N, Farbe außen: GLEY1 4/N-3/N Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 39 Abb. 16 Gattung: Lampe Inv. 2005/30/16, FO: NT 05, SE 17 Bemerkungen: Loch schlampig ausgestochen, sodass Füllung noch steckt; wohl lokale Produktion Erh.: 1 Henkel Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR3/1, Farbe Rand: 7.5YR6/6 Maße: erh. H 3,2 cm; erh. B ca. 3 cm Farbe innen: 7.5YR7/4, Farbe außen: 7.5YR7/4 Dat.: spätantik
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Kat. 40 Abb. 16 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/34/1, FO: NT 05, SE 20 Bemerkungen: Knauf abgebrochen, fast geschlossen Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR3/6, Farbe Rand: 2.5YR3/6 Maße: BDm ca. 3,8 cm Farbe innen: 5YR5/3, Farbe außen: 2.5YR5/6 Sek. Ofl.: flächig versintert Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 41 Abb. 16 Gattung: Küchenware; Form: Deckel Inv. 2005/34/2, FO: NT 05, SE 20 Bemerkungen: mit verdicktem Rand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; helle Einschlüsse, fein bis mittel, mittel; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR3/4, Farbe Rand: 5YR3/4 Maße: RDm 12,6 cm Farbe innen: 5YR5/4, Farbe außen: 2.5YR3/3 Sek. Ofl.: partiell versintert Dat.: spätantik
Kat. 42 Gattung: Glas; Form: (Arm-)Ring Inv. NT05/100/G5 Bemerkungen: Luftbläschen, fein, vereinzelt Farbe: Y99/M80/C70 (blaubraun) Maße: Dm max. 4,2 cm Sek. Ofl.: weiße Patina Dat.: –
Abb. 16. 25
Kat. 43 Abb. 16 Gattung: Glas; Form: Becher Inv. 2005/107/G1, FO: NT 05, SE 26 (Putzen auf SE 22, Reste der SE 26) Bemerkungen: Röhrchenstandring eines Kelchglases Farbe: S00/C00/Y00 Erh.: 1 Bfrgt. Maße: BDm 5,2 cm Dat.: spätantik
Kat. 44 Abb. 16 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/47/1, FO: NT 05, SE 28 Bemerkungen: mit ausgebogenem, innen deutlich abgesetztem Rand und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/4, Farbe Rand: 2.5YR4/4 Maße: RDm 18 cm Farbe innen: GLEY1 3/N, Farbe außen: GLEY1 3/N Dat.: Ende 4./Anfang 5. Jh. n. Chr.
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Kat. 45 Abb. 16 Gattung: Amphore Inv. 2005/47/2, FO: NT 05, SE 28 Bemerkungen: mit innen und außen verdicktem Rand, mattheller, kompakter Überzug Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt; rote Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR7/6, Farbe Rand: 10R7/4 Maße: RDm 12 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 2.5Y8/2, Farbe außen: 2.5Y8/2, matt, kompakt Dat.: –
Kat. 46 Abb. 16 Gattung: Lampe Inv. 2005/47/7, FO: NT 05, SE 28 Bemerkungen: mit Kerbdekor auf Schulter Fi/Fa/FB nicht mehr erkennbar Erh.: 1 Schulter Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: –, Farbe Rand: – Maße: Dm Diskus 3,2 cm Sek. Ofl.: verbrannt Dat.: spätantik
Kat. 47 Abb. 16 Gattung: Lampe; Form: Doppelschnauzenlampe Inv. 2005/101/3, FO: NT 05, SE 28 Bemerkungen: gelochter Lampenhenkel, wohl von mehrschnauziger Lampe Erh.: 1 Henkel Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: erh. H ca. 2 cm Sek. Ofl.: abgerieben Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 2.5YR6/6 Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 48 Abb. 16 Gattung: Glas; Form: Becher/Schale Inv. 2005/47/4, FO: NT 05, SE 28 Bemerkungen: Röhrchenstandring, 2 zusammengehörige, aber nicht anpassende Fragmente Erh.: 1 Bfrgt. Farbe: S00/C10/Y10 Maße: BDm 4,6 cm Dat.: spätantik
Kat. 49 Abb. 17 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/103/1, FO: NT 05, SE 31 Bemerkungen: mit ausgebogenem, innen deutlich abgesetztem Rand und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, vereinzelt, fein
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Farbe Kern: 5YR3/2, Farbe Rand: 10R4/6 Maße: RDm 17 cm Sek. Ofl.: versintert Farbe innen: 7.5YR3/1, Farbe außen: 7.5YR3/1 Dat.: Ende 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 50 Abb. 17 Gattung: Küchenware; Form: Topf Inv. 2005/104/1, FO: NT 05, SE 31 Bemerkungen: mit ausgebogenem, innen deutlich abgesetztem Rand und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR4/2, Farbe Rand: 2.5YR3/6 Maße: RDm 19,4 cm Farbe innen: 2.5YR4/4, Farbe außen: 5YR4/2 Dat.: Ende 4./Anfang 5. Jh. n. Chr.
Kat. 51 Abb. 17 Gattung: Lampe Inv. 2005/104/3, FO: NT 05, SE 31 Bemerkungen: gelochter Lampengriff mit noch schwach sichtbarem Tannenreisdekor; Reste eines matthellen Überzugs Erh.: 1 Henkel Ton: weich, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; helle Einschlüsse, fein, mittel; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: erh. H 3 cm Farbe innen: 5YR6/6, Farbe außen: 5YR6/6 Dat.: spätantik
Kat. 52 Abb. 17 Form: Becher/Schale Inv. NT05/104/G2 Bemerkungen: kleiner, massiver Standring, vereinzelt feine Luftbläschen Erh.: 1 Bfrgt. Maße: BDm 2,8 cm Farbe: Y20/M30/C90 (Standring) Dat.: 3./4. Jh. n. Chr.
Kat. 53 Abb. 17 Form: Becher/Schale Inv. NT05/104/G3 Bemerkungen: an der Ofl. vereinzelte Luftbläschen Erh.: 1 Bfrgt. Maße: BDm 7 cm Farbe: Y10/M00/C10 Dat.: 3./4. Jh. n. Chr.
Kat. 54 Abb. 17 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 4 Inv. 2005/35/1, FO: NT 05, SE 21 (Grube) Bemerkungen: vgl. Ladstätter 2005, 79; teilweise verbrannt, Wandknick im oberen Gefäßdrittel; sehr groß
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Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 34 cm Sek. Ofl.: verbrannt Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 10R5/6, matt, kompakt Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 55 Abb. 17 Gattung: Lampe; Form: Doppelschnauzenlampe Inv. 2005/35/3, FO: NT 05, SE 21 (Grube) Bemerkungen: Doppelschnauzenlampe Erh.: 1 Schulter und Diskus Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR5/6, Farbe Rand: 7.5YR5/4 Maße: erh. H ca. 1,4 cm; erh. B Diskus/Schulter 5,2 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 5YR7/6, Farbe außen: 5YR7/6 Dat.: spätantik (5. Jh. n. Chr.)
Kat. 56 Abb. 17 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/80/1, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: hoher Rand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 30 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 57 Abb. 17 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 50B Inv. 2005/19/1, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: vgl. bes. Hayes 1972, Abb. 12, 56. Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; graue Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R6/8, Farbe Rand: 10R6/8 Maße: BDm 28 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 350 – 400 n. Chr.
Kat. 58 Abb. 17 Gattung: Amphore; Form: Agora M 273/Samos Cistern Type Inv. 2005/99/4, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: zwischen Samos Cistern Type und Agora M 273, Ofl. glimmrig, weiße Einschlüsse, teilweise versintert Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein bis mittel, mittel; weiße Einschlüsse, mittel, vereinzelt; schwarze Einschlüsse,
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fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R3/1, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 9 cm Sek. Ofl.: versintert Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: 5./6. Jh. n. Chr. (?) Kat. 59 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/19/3, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: nicht ganz geschlossen Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 5YR4/6, Farbe Rand: 5YR4/6 Maße: BDm 2,8 cm Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 2.5YR6/6 Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Abb. 17
Kat. 60 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/19/4, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: nicht ganz geschlossen Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: BDm 3 cm Farbe innen: 5YR5/6, Farbe außen: 5YR5/6 Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Abb. 17
Kat. 61 Abb. 17 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/19/9, FO: NT 05, SE 12 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/6, Farbe Rand: 5YR4/6 Maße: RDm 3,4 cm Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 2.5YR6/4 Dat.: spätantik
Kat. 62 Abb. 18 Gattung: Amphore; Form: Agora M 273 Inv. 2005/19/8, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: mit verdicktem Rand, matthelle Ofl., lokales Fabric Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; Glimmer, groß, vereinzelt; schwarze Einschlüsse, fein, viel; schwarze Einschlüsse, mittel, vereinzelt; weiße Einschlüsse, mittel, mittel; weiße Einschlüsse, groß, vereinzelt; rötliche Einschlüsse, mittel, mittel; rötliche Einschlüsse, groß, vereinzelt (Polarisationsmikroskop, 4-fache Vergrößerung) Farbe Kern: 10YR7/4, Farbe Rand: 10YR7/4 Maße: RDm 10,2 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug, flächig, Farbe innen: 10YR7/4, Farbe außen: 10YR7/4, matt, teilweise abgerieben Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
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Kat. 63 Abb. 18 Gattung: Amphore Inv. 2005/98/2, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: mit hängender Lippe, Ofl. leicht glimmrig, Farbe ähnlich LRA 3, aber auch mittelgroße weiße und dunkle Einschlüsse Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, mittel, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 12 cm Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 10R5/6 Dat.: spätantik Kat. 64 Abb. 18 Gattung: Lampe; Form: Doppelschnauzenlampe Inv. 2005/99/1, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: mit zentralem gelochtem Henkel, auf Schulter umlaufende Warzenreihe Erh.: 1 Schulter und Diskus Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR6/6, Farbe Rand: 7.5YR6/6 Maße: erh. H 1,2 cm; erh. B (Schulter) ca. 6 cm Farbe innen: 5YR7/3, Farbe außen: 7.5YR7/3 Dat.: spätantik (5. Jh.) Kat. 65 Abb. 18 Gattung: Küchenware; Form: Kasserolle Inv. 2005/80/7, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: mit innen abgestuftem Rand und gerippter Wand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, mittelfein, mittelporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/1, Farbe Rand: 5YR6/4 Maße: RDm 22 cm Farbe innen: 2.5YR4/4, Farbe außen: 2.5YR2.5/1 Dat.: 5. Jh. n. Chr. Kat. 66 Abb. 18 Gattung: Küchenware; Form: Schüssel Inv. 2005/80/8, FO: NT 05, SE 12 Bemerkungen: Schüssel/Pfanne mit knopfartig verdicktem Rand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, mittelfein, mittelporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/1, Farbe Rand: 10R4/4 Maße: RDm 30 cm Sek. Ofl.: versintert flächig, Farbe innen: GLEY1 3/N, Farbe außen: GLEY1 3/N Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 67 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3/10 Inv. 2005/10/4, FO: NT 05, SE 8
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Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR4/8, Farbe Rand: 2.5YR4/8 Maße: RDm 20 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 5YR4/6, Farbe außen: 2.5YR5/6, matt, kompakt Datierung: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 68 Abb. 18 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3/10 Inv. 2005/10/5, FO: NT 05, SE 8 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/8, Farbe Rand: 2.5YR5/8 Maße: RDm 18 cm Überzug flächig, Farbe innen: 5YR4/6, Farbe außen: 2.5YR5/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 69 Abb. 18 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/10/3, FO: NT 05, SE 8 Erh.: 1 Ganzgefäß Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR5/6, Farbe Rand: 7.5YR5/6 Maße: RDm 19 cm Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR4/8, Farbe außen: 2.5YR4/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 70 Abb. 6 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/10/6, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: Bodeninnenseite abgebrochen Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/2 Maße: BDm 12,2 cm Sek. Ofl.: abgesplittert Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR5/2, Farbe außen: 7.5YR5/6, matt, abgerieben Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 71 Abb. 18. 25 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/92/1, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: mit Rest eines Stempels (Kreuz) Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, mittel Farbe Kern: 5YR5/4, Farbe Rand: 5YR5/4 Maße: BDm 8 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
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Kat. 72 Abb. 19. 25 Gattung: Mäandertalsigillata; Form: Schüssel/Teller Inv. 2005/10/1, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: Mäandertalsigillata, mit eingezogenem, innen abgesetztem Rand, außen verdickter facettierter Rundlippe; auf der Bodeninnenseite feines Punktrouletting Erh.: 1 Rfrgt./1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, mittel; Glimmer/ transparente Einschlüsse, mittel, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein bis mittel, mittel; dunkle Einschlüsse, mittel, vereinzelt (Polarisationsmikroskop, Vergrößerung: 40-fach) Farbe Kern: 10YR5/3, Farbe Rand: 7.5YR6/6 Maße: RDm 36 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6, matt glänzend, teilweise abgerieben Dat.: spätantik/frühbyzantinisch
Kat. 73 Abb. 19 Gattung: Mäandertalsigillata; Form: Teller/ Schüssel Inv. 2005/10/2, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: Mäandertalsigillata, breiter, nach außen hin leicht abfallender, leicht gewellter Rand, dunkelrot überzogen Erh.: 1 Rfrgt. und 1 Wfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Poren, mittel, mittel; Glimmer, sehr fein bis fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, sehr fein bis fein, viel; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt (Polarisationsmikroskop, Vergrößerung: 40-fach) Farbe Kern: 10YR4/2, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: RDm 34 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6, matt glänzend, kompakt Dat.: spätantik/frühbyzantinisch
Kat. 74 Abb. 19 Gattung: Amphore; Form: LRA 1 Inv. 2005/10/8, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: LRA 1 mit kantig abgestrichenem Rand, Brandspuren auf einer Seite des Randes Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; helle Einschlüsse, fein, mittel; dunkle Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 7.5YR6/6, Farbe Rand: 7.5YR6/6 Maße: RDm 11 cm Sek. Ofl.: partiell verbrannt Farbe innen: 10YR7/2, Farbe außen: 10YR7/2 Dat.: 5. – Mitte 7. Jh. n. Chr.
Kat. 75 Abb. 19 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/10/9, FO: NT 05, SE 8 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR4/8, Farbe Rand: 2.5YR4/8 Maße: RDm 3,2 cm
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Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6 Dat.: 4. – 6. Jh. n. Chr.
Kat. 76 Gattung: Amphore; Form: Ephesos 56 (?) Inv. 2005/92/3, FO: NT 05, SE 8 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, viel Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: RDm 3 cm Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6 Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
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Kat. 77 Abb. 19. 25 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/92/4, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: fast geschlossener Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR3/6, Farbe Rand: 2.5YR3/6 Maße: BDm 1 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 2.5YR4/4, Farbe außen: 2.5YR4/4 Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 78 Abb. 19. 25 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/14/1, FO: NT 05, SE 8 Bemerkungen: Fabric ähnlich LRA 3 (etwas rauer), mit Graffito: -e(?)nteton (Mitte Eta) -l(?)is e (= Eta) elipo-lis (Abstand) -eis183 Ton: hart, fein, porös; Glimmer, fein, mittel; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/6, Farbe Rand: 2.5YR4/6 Maße: erh. H ca. 7 cm; erh. B ca. 5,4 cm Farbe innen: 2.5YR5/4, Farbe außen: 5YR4/3 Dat.: spätantik
Kat. 79 Abb. 19 Gattung: ARS; Form: Schale Hayes 91C Inv. 2005/57/1, FO: NT 05, SE 34 Bemerkungen: Hayes 91, Variante Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 10 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 5./frühes 6. Jh. n. Chr.
Lesung H. Taeuber.
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Kat. 80 Abb. 19 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 2A/4 Inv. 2005/57/2, FO: NT 05, SE 34 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: BDm 10 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 81 Abb. 19 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 4 Inv. 2005/67/1, FO: NT 05, SE 34 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, häufig Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: BDm 10 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt glänzend, kompakt Dat.: Mitte 5. Jh. n. Chr. (?)
Kat. 82 Abb. 19 Gattung: ERSW; Form: Teller Inv. 2005/57/3, FO: NT 05, SE 34 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/4, Farbe Rand: 5YR6/4 Maße: BDm 12 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 7.5YR4/3, Farbe außen: 7.5YR4/3, matt, abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 83 Abb. 19 Gattung: Amphore; Form: LRA 2 Inv. 2005/57/8, FO: NT 05, SE 34 Bemerkungen: LRA 2 Erh.: 1 Henkel Ton: hart, mittelfein, mittelporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, viel; weiße Einschlüsse, mittel, mittel; weiße Einschlüsse, groß, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: erh. H 6 cm; erh. L 9 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 7.5YR8/4, Farbe außen: 7.5YR8/4 Dat.: Ende 4. – 7. Jh. n. Chr.
Kat. 84 Abb. 19. 25 Gattung: Lampe Inv. 2005/67/2, FO: NT 05, SE 34 Bemerkungen: rot überfangene Lampe, klein, mit vollem Griff und rotem Überzug Erh.: zur Hälfte Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel
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Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: BDm 2,4 cm Sek. Ofl.: – Überzug außen, Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 10R5/8 Dat.: spätantik
Kat. 85 Abb. 19 Form: Becher Inv. NT05/57/G2 Bemerkungen: mit leicht eingebogenem, leicht verdicktem Rand; feine Bläschen, wenig Erh.: 1 Rfrgt. Maße: RDm 6,4 cm Farbe: Y10/M00/C10 Dat.: spätantik
Kat. 86 Abb. 19 Form: Kelchglas Inv. NT05/57/G1 Bemerkungen: Röhrchenstandring, sehr feine Bläschen Erh.: 1 Bfrgt. Maße: BDm 5,4 cm Farbe: S10/C00/Y60 Dat.: spätantik
Kat. 87 Abb. 20 Gattung: Amphore; Form: Peacock – Williams 45 Inv. 2005/18/2, FO: NT 05, SE 11 Bemerkungen: One Handle Jar Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R5/8, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 3 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 10R6/6, Farbe außen: 10R5/6 Dat.: 1. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.
Kat. 88 Abb. 20 Gattung: Küchenware; Form: Kasserolle Inv. 2005/26/2, FO: NT 05, SE 11 Bemerkungen: mit innen abgestuftem Rand Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, fein bis mittelporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR3/3, Farbe Rand: 5YR4/6 Maße: RDm 22 cm Dat.: 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 89 Abb. 20 Gattung: Lampe Inv. 2005/79/3, FO: NT 05, SE 11 Bemerkungen: Reste eines mattrötlichen Überzugs und planta pedis-Stempels Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt
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Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: erh. H 0,6 cm; erh. L 2,9 cm; erh. B 2,2 cm Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 2.5YR6/6 Sek. Ofl.: teilweise versintert planta pedis Stempelverzierung, Überzug außen, Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 10R5/4, metallisch glänzend, kompakt Dat.: spätantik
Kat. 90 Abb. 20 Gattung: Lampe Inv. 2005/26/1, FO: NT 05, SE 11 Bemerkungen: mit Bodenrosette, eingefasst von Wulst, davon ausgehend 2 Rippen Erh.: 1 Bfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: erh. H 0,9 cm; erh. L 4 cm Überzug, außen, Farbe innen: 5YR6/6, Farbe außen: 10R5/6, matt, teilweise abgerieben Datierung: –
Kat. 91 Abb. 20 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 108 Inv. 2005/12/3, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: ARS 2 (relativ grobes Fabric) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, mittelfein, mittelporös; weiße Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 22 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt glänzend, kompakt Dat.: frühes 7. Jh. n. Chr.
Kat. 92 Abb. 20 Gattung: ARS; Form: Hayes 105 Inv. 2005/12/4, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: kleines Rfrgt., verbrannt Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; graue Einschlüsse, fein, vereinzelt; rote Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR3/2, Farbe Rand: 7.5YR3/2 Maße: RDm 18 cm Sek. Ofl.: verbrannt Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR5/4; Farbe außen: 2.5YR5/4, matt glänzend, kompakt Dat.: spätes 6. – 7. Jh. n. Chr.
Kat. 93 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 50B Inv. 2005/27/1, FO: NT 05, SE 10 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, sehr fein, sehr feinporös Farbe Kern: 10R5/8, Farbe Rand: 10R5/8 Maße: RDm 20 cm
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Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 4. Jh. n. Chr.
Kat. 94 Abb. 20 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3/10 Inv. 2005/12/2, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: am Rand außen leichte Kerbreihe sichtbar Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 25 cm Dekor: Kerben, Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 95 Abb. 20 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3C Inv. 2005/12/1, FO: NT 05, SE 10 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, sehr fein, viel Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R5/6 Maße: RDm 19 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6, matt glänzend, kompakt Dat.: spätes 5. Jh. n. Chr.
Kat. 96 Gattung: Amphore; Form: Ephesos 56 Inv. NT05/21/2, FO: NT 05, SE 10 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: sehr hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 10YR6/4, Farbe Rand: 10YR6/4 Maße: BDm ca. 1,5 cm Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6 Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Abb. 20
Kat. 97 Abb. 20 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/12/21, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: spätes Rfrgt. (ab 4. Jh.) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein bis mittel, viel; gelbliche Einschlüsse, mittel, selten Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: RDm 4 cm Dat.: 4. – 6. Jh. n. Chr.
Abb. 20 Kat. 98 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/27/10, FO: NT 05, SE 10 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 5YR3/4, Farbe Rand: 5YR3/4
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Maße: RDm 4,4 cm Dat.: 4. – 6. Jh. n. Chr.
Kat. 99 Abb. 21 Gattung: Lampe; Form: Doppelschnauzenlampe Inv. 2005/25/1, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: Reste von 2 Fülllöchern, kantig Erh.: 1 Henkel Ton: hart, sehr fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: erh. H 3,5 cm; erh. L 5,8 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 7.5YR7/4, Farbe außen: 7.5YR7/4 Dat.: spätantik (5. Jh. n. Chr.)
Kat. 100 Abb. 21. 25 Gattung: Lampe Inv. 2005/78/12, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: mit Fischgrätmuster, innen mattroter Überzug Erh.: 1 Schnauze Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: erh. H ca. 1 cm; erh. L 5 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/4, Farbe außen: 2.5YR6/6, matt, abgerieben Dat.: spätantik (5. Jh. n. Chr.)
Kat. 101 Abb. 21 Gattung: Lampe Inv. 2005/78/8, FO: NT 05, SE 10 Bemerkungen: rot überfangen, mit Rosette am Boden Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; dunkelgraue Einschlüsse, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/8, Farbe Rand: 2.5YR5/8 Maße: BDm 4 cm Sek. Ofl.: – Überzug außen, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, abgerieben Dat.: spätantik (?)
Kat. 102 Abb. 21 Gattung: Glas; Form: Lampe Inv. NT05/12/G1 Bemerkungen: Glaslampe mit Stielfuß, vereinzelt feine Luftbläschen Erh.: 1 Bfrgt. Farbe: Y10/M00/C10 Maße: BDm ca. 0,6 cm Dat.: ab 4./5. Jh. n. Chr.
Kat. 103 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 10 Inv. 2005/96/4, FO: NT 05, SE 7
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Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 18 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr. Kat. 104 Abb. 21 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/96/1, FO: NT 05, SE 7 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 10R6/8 Maße: RDm 20 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 5. Jh. n. Chr. Kat. 105 Abb. 21 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/96/2, FO: NT 05, SE 7 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: RDm 22 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 5. Jh. n. Chr. Kat. 106 Abb. 21 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/11/1, FO: NT 05, SE 9 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R6/8, Farbe Rand: 10R6/8 Maße: BDm 6,2 cm Sek. Ofl.: teilweise versintert Überzug, flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, kompakt Dat.: 5./6. Jh. n. Chr. Kat. 107 Abb. 21 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/96/3, FO: NT 05, SE 7 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: BDm 10 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, kompakt Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
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Kat. 108 Abb. 21 Gattung: LRC; Form: Schälchen Hayes 2 Inv. 2005/9/1, FO: NT 05, SE 7 Bemerkungen: kleines Schälchen, vgl. Ladstätter – Sauer 2005, 14; stark versintert Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 10R6/8 Maße: RDm 10 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR4/6, Farbe außen: 2.5YR4/6, matt, kompakt Dat.: spätes 4./1. Hälfte 5. Jh. n. Chr. Kat. 109 Abb. 21 Gattung: Gebrauchskeramik; Form: frühbyzantinische Ampulle Inv. 2005/96/5, FO: NT 05, SE 7 Bemerkungen: mit flachem Boden, kein Stempel, Überzugrest außen abgeronnen Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR7/4, Farbe Rand: 5YR7/4 Maße: BDm 2,6 cm Überzug, partiell, Farbe innen: 5YR6/4, Farbe außen: 5YR7/4, matt, teilweise abgerieben Dat.: 5./6. Jh. n. Chr. Kat. 110 Abb. 21 Gattung: Amphore Inv. 2005/9/7, FO: NT 05, SE 7 Bemerkungen: mit verdicktem, außen abgesetztem Rand, Ofl. glimmrig, Rest des Henkelansatzes; wohl lokal (Ofl. glimmrig wie LRA 3, Fabric mit Glimmer) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/4, Farbe Rand: 5YR4/3 Maße: RDm 4,3 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 5YR6/6, Farbe außen: 7.5YR7/4 Dat.: – Kat. 111 Abb. 21 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/9/15, FO: NT 05, SE 7 Erh.: 1 Rfrgt. und 2 Hfrgte. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/8, Farbe Rand: 2.5YR4/8 Maße: RDm 3,7 cm Farbe innen: 10R5/4, Farbe außen: 10R5/4 Dat.: 4. – 6. Jh. n. Chr. Kat. 112 Gattung: Glas; Form: Becher Inv. 2005/11/14, FO: NT 05, SE 9
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Bemerkungen: mit Schliffrillen am Rand außen; blasig, schlierig Erh.: 1 Rfrgt. Farbe: S00/C00/Y20 Maße: RDm 8 cm Sek. Ofl.: Patina Dat.: kaiserzeitlich – spätantik
Kat. 113 Abb. 22 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 57 Inv. 2005/97/1, FO: NT 05, SE 30 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös, mit freiem Auge keine Einschlüsse erkennbar Farbe Kern: 10R6/8, Farbe Rand: 10R6/8 Maße: RDm 23 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R6/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 325 – 400 n. Chr.
Kat. 114 Abb. 22 Gattung: ERSW; Form: Schale Hayes 91/92 Inv. 2005/51/1, FO: NT 05, SE 30 Bemerkungen: Steilrandschale, Imitation ARS Hayes 91/92; Rand weiß (2.5YR8/1) gebrannt; Ofl. glimmrig; vgl. Ladstätter – Sauer 2005, Taf. 14 EPH-HH-TS 02 Erh.: 1 Ganzform Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: RDm 12 cm, BDm 4,6 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug flächig, Farbe innen: 10R6/6, Farbe außen: 2.5YR7/4, matt, abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 115 Abb. 22 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 1B Inv. 2005/51/2, FO: NT 05, SE 30 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: RDm 24 cm Sek. Ofl.: – Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR7/6, Farbe außen: 10R5/8, matt, abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 116 Abb. 22. 25 Inv. NT05/53/x; Form: frühbyzantinische Ampulle Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 10R5/1, Farbe Rand: 10R6/6-5/6 Maße: RDm 4 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R6/6, Farbe außen: 10R6/6 Dat.: 6. Jh. n. Chr.
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Kat. 117 Abb. 22 Gattung: Lampe Inv. 2005/51/3 (Museum KF NT 2005/29), FO: NT 05, SE 30 Bemerkungen: rot überfangene Lampe, Brandspuren an der Schnauze Erh.: 1 Ganzform Ton: nicht zu beurteilen, da Überzug kompakt Maße: H 3,5 cm; L 7,7 cm; B 5,7 cm Überzug flächig, Farbe außen: 10YR5/6, matt, kompakt Dat.: spätantik
Kat. 118 Abb. 22 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/6/3, FO: NT 05, SE 4 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmereinschlüsse, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: RDm 23 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/6, matt, kompakt Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 119 Abb. 22 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/94/3, FO: NT 05, SE 4 Bemerkungen: klein, Rand außen leicht gekehlt Erh.: 1 Rfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 14,8 cm Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, kompakt Dat.: 5. Jh. n. Chr.
Kat. 120 Abb. 22 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3H Inv. 2005/94/4, FO: NT 05, SE 4 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 28 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 121 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/94/2, FO: NT 05, SE 4 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: BDm 8 cm
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Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 122 Abb. 23 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 8 Inv. 2005/16/2, FO: NT 05, SE 4 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 16,4 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug Rand innen und außen, Farbe innen: 2.5YR7/6-6/6, Farbe außen: 2.5YR6/4-6/6 matt, teilweise abgerieben Dat.: 6./7. Jh. n. Chr.
Kat. 123 Abb. 23 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 10 Inv. 2005/16/3, FO: NT 05, SE 4 Bemerkungen: Rand heller gebrannt, grob Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel Farbe Kern: 5YR5/8, Farbe Rand: 5YR5/8 Maße: RDm 29 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/4-5/6; Farbe außen: 10R5/4-5/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6./7. Jh. n. Chr.
Kat. 124 Abb. 23 Gattung: Amphore; Form: Ephesos 56 Inv. 2005/94/17, FO: NT 05, SE 4 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; schwarze Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 5 cm Sek. Ofl.: flächig versintert Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8 Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 125 Abb. 23 Gattung: Amphore; Form: Ephesos 56 Inv. 2005/94/16, FO: NT 05, SE 4 Bemerkungen: abgebrochen; Ofl. glimmrig Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/2, Farbe Rand: 5YR4/6 Maße: BDm 2,8 cm Farbe innen: 2.5YR6/4, Farbe außen: 2.5YR6/6 Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 126 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3/10 Inv. 2005/74/3, FO: NT 05, SE 1 Erh.: 1 Rfrgt.
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Ton: sehr hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 26 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 127 Abb. 23. 25 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/6/17, FO: NT 05, SE 4 Bemerkungen: Fabric ähnlich LRA 3, mit Graffito (wohl ein Brief oder eine Mitteilung): meleie (eta) is poneron (Eta, Omega) -eios -stra(?) -po-184 Erh.: 1 Wfrgt. Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 10YR4/4, Farbe Rand: 2.5YR4/8 Maße: erh. H 5 cm; erh. B 6 cm Sek. Ofl.: – Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 2.5YR5/4 Dat.: spätantik
Kat. 128 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3F oder 3/10 Inv. 2005/2/5, FO: NT 05, SE 1 (mörtelige Erde, flächig im Schnitt) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, fein, mittelporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 29 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 129 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3/10 Inv. 2005/74/2, FO: NT 05, SE 1 Bemerkungen: außen und über Rand: fleckig (10R4/62.5YR6/6), innen: matt, teilweise abgerieben Erh.: 1 Rfrgt. Ton: sehr hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, sehr fein, mittel; dunkle Einschlüsse, sehr fein, mittel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 25 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R4/6, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
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Kat. 130 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Hayes 6 Inv. 2005/90/1, FO: NT 05, SE 1 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; weiße Einschlüsse, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR5/8, Farbe Rand: 2.5YR5/8 Maße: RDm 26 cm Überzug: flächig; Farbe innen: 10R4/8, Farbe außen: 10R4/8, matt glänzend, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr. Kat. 131 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/74/4, FO: NT 05, SE 1 Bemerkungen: kleiner Rest eines nicht näher identifizierbaren Stempels in der Bodenmitte Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR5/4, Farbe Rand: 2.5YR5/4 Maße: BDm 13,4 cm Sek. Ofl.: – Überzug, flächig, Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 10R5/6, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr. Kat. 132 Abb. 23 Gattung: LRC; Form: Teller Inv. 2005/2/13, FO: NT 05, SE 1 (mörtelige Erde, flächig im Schnitt) Bemerkungen: Stempel Hayes A Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: erh. H ca. 0,4 cm; erh. L/B 5,4 cm × 2,8 cm Stempelverzierung, Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR6/8, Farbe außen: 2.5YR6/8, matt, abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr. Kat. 133 Abb. 23 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/74/1, FO: NT 05, SE 1 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, viel; dunkle Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR5/6, Farbe Rand: 5YR5/6 Maße: RDm 18,8 cm Überzug innen und Rand außen, Farbe innen: 2.5YR5/6, Farbe außen: 2.5YR5/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr. Kat. 134 Gattung: ERSW; Form: Hayes 8 Inv. 2005/13/7, FO: NT 05, SE 1
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Lesung H. Taeuber.
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Bemerkungen: am Rand außen Kerbdekor Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, sehr fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/4, Farbe Rand: 5YR6/4 Maße: RDm 12 cm Kerben, Überzug innen und Rand außen, Farbe innen: Farbe außen: 5YR7/4-4/2, Farbe außen: 5YR6/4, matt, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
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Ton: hart, sehr fein, feinporös; gelblich weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 14 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/6, Farbe außen: 10R6/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 135 Abb. 24 Gattung: ERSW; Form: Hayes 3 Inv. 2005/90/3, FO: NT 05, SE 1 Bemerkungen: grob, rau, kaum Überzugreste Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein, mittel; Quarz, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR5/3, Farbe Rand: 5YR5/3 Maße: RDm 20 cm Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 139 Abb. 24 Gattung: Gebrauchskeramik; Form: frühbyzantinische Ampulle Inv. 2005/74/5, FO: NT 05, SE 1 Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, sehr fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR4/4, Farbe Rand: 2.5YR5/6 Maße: RDm 3 cm Überzug partiell, Farbe innen: 7.5YR4/6, Farbe außen: GLEY1 3/N, matt, teilweise abgerieben Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 136 Abb. 24 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 108 Inv. 2005/2/4, FO: NT 05, SE 1 (mörtelige Erde, flächig im Schnitt) Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, mittelfein, mittelporös; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, mittel; Glimmer, sehr fein, viel Farbe Kern: 10R5/6, Farbe Rand: 2.5YR5/8 Maße: RDm 28 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R5/8, Farbe außen: 10R5/8, matt glänzend, kompakt Dat.: Anfang 7. Jh. n. Chr.
Kat. 140 Abb. 24 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/13/6, FO: NT 05, SE 1 Bemerkungen: geschlossener Knauf, unten abgebrochen Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR4/4, Farbe Rand: 2.5YR4/4 Maße: Dm Knaufabsatz 4 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 2.5YR4/3, Farbe außen: 2.5YR4/3, matt, teilweise abgerieben Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 137 Abb. 24 Gattung: ARS; Form: Teller Hayes 104C Inv. 2005/2/9, FO: NT 05, SE 1 (mörtelige Erde, flächig im Schnitt) Bemerkungen: außen über dem Standring Rillen Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; graue Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: BDm 11 cm Überzug flächig, Farbe innen: 2.5YR5/8, Farbe außen: 2.5YR5/8, matt, kompakt Dat.: Mitte 6./Anfang 7. Jh. n. Chr.
Kat. 141 Abb. 24. 25 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/2/11, FO: NT 05, SE 1 (mörtelige Erde, flächig im Schnitt) Bemerkungen: Graffito (wohl Mitteilung): -os epe(m)pse polo(n) -s to chron(i?)o (am Schluss Omega)185 Erh.: 1 Wfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; helle Einschlüsse, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR4/6, Farbe Rand: 10YR5/3 Maße: erh. H 8 cm; erh. B ca. 6 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10YR5/6, Farbe außen: 5YR6/4, matt, teilweise abgerieben Dat.: 5./6. Jh. n. Chr.
Kat. 138 Gattung: ERSW; Form: Schale Hayes 9B Inv. 2005/13/2, FO: NT 05, SE 1 Bemerkungen: Rand außen: 10YR7/3 Erh.: 1 Rfrgt.
185
Abb. 24 Kat. 142 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 10C Inv. 2005/3/1, FO: NT 05, SE 2 Erh.: 1 Rfrgt.
Abb. 24
Lesung H. Taeuber.
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Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt; schwarze Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: RDm 24 cm Sek. Ofl.: versintert Überzug, flächig, Farbe innen: 10R6/8, Farbe außen: 10R6/8, matt, kompakt Dat.: 1. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
Kat. 143 Abb. 24 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 10 Inv. 2005/3/5, FO: NT 05, SE 2 Bemerkungen: Ofl. glimmrig Erh.: 1 Rfrgt. Ton: weich, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: RDm 32 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10R4/8, Farbe außen: 10R4/8, matt, abgerieben Dat.: 1. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
Kat. 144 Abb. 24 Gattung: LRC; Form: Teller Hayes 3 – 6 Inv. 2005/86/16, FO: NT 05, SE 2 Bemerkungen: Stempelstil Gruppe III, Pfau Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, sehr fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: erh. L 6 cm Stempelverzierung figürlich, Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/8, Farbe außen: 10R5/6, matt glänzend, kompakt Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 147 Abb. 24. 25 Gattung: Amphore; Form: Spatheion Inv. 2005/86/3, FO: NT 05, SE 2 Bemerkungen: kleines Spatheion M. Bonifay Typ 3/Variante C Erh.: 1 Rfrgt. Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt; dunkle Einschlüsse, fein, mittel; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 7.5YR7/4, Farbe Rand: 7.5YR8/4 Maße: RDm 6 cm Überzug, flächig, Farbe innen: 10YR8/4, Farbe außen: 10YR8/4, matt, kompakt Dat.: 2. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
Kat. 148 Abb. 24. 25 Gattung: Lampe Inv. 2005/3/16, FO: NT 05, SE 2 Bemerkungen: Schnauze abgebrochen, voller Griff, auf der Schulter 6-reihiger Warzendekor; leichter Rippendekor auch vom Griff zum Boden, außen und partiell innen matt rötlich überzogen Erh.: fast vollständig Ton: mittelhart, fein, feinporös; Glimmer, fein, vereinzelt Farbe Kern: 2.5YR6/6, Farbe Rand: 2.5YR6/6 Maße: erh. H 6,4 cm; BDm ca. 2,4 cm Überzug außen, Farbe innen: 2.5YR6/6, Farbe außen: 10R5/8, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 145 Abb. 24 Gattung: ERSW; Form: Teller Hayes 3 Inv. 2005/3/6, FO: NT 05, SE 2 Erh.: 1 Bfrgt. Ton: hart, fein, fein bis mittelporös; Glimmer, fein, vereinzelt; weiße Einschlüsse, fein, vereinzelt Farbe Kern: 5YR6/6, Farbe Rand: 5YR6/6 Maße: BDm 13 cm Überzug flächig, Farbe innen: 10R4/6, Farbe außen: 10R4/6, matt, teilweise abgerieben Dat.: 6. Jh. n. Chr.
Kat. 146 Gattung: Amphore; Form: LRA 3 Inv. 2005/87/2, FO: NT 05, SE 2 Bemerkungen: geschlossener Knauf Erh.: 1 Knauf Ton: hart, fein, feinporös; Glimmer, fein, viel Farbe Kern: 2.5YR6/8, Farbe Rand: 2.5YR6/8 Maße: BDm 2,1 cm Sek. Ofl.: partiell versintert Farbe innen: 7.5YR6/4, Farbe außen: GLEY1 5/N Dat.: 6. Jh. n. Chr.
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Nymphaeum Traiani, Sondage NT 05. Fundauswahl (Kat. 87 – 98)
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Nymphaeum Traiani, Sondage NT 05. Fundauswahl (Kat. 113 – 120)
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Nymphaeum Traiani, Sondage NT 05. Fundauswahl (Kat. 121 – 134)
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Nymphaeum Traiani, Sondage NT 05. Fundauswahl (Kat. 135 – 148)
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4. Fundmünzen186 Mü 2005/4
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Bestimmung für Divus Claudius II Rad; ab 270; Rom oder Nordwestprovinzen; 6h; 1,58 g Av.: Leg.?; Stk? Rv.: Leg.?; Altar Unbestimmbar Fol oder Cen; 4. Jh. n. Chr.; ?h; (0,68 g) Fragment Unbestimmbar ?h; (0,71 g) Fragment Unbestimmbar ?h; (3,82 g) stark korrodiert Prägeherr unbestimmbar Mai; 348 – 355 n. Chr.; Ms.?; 6h; (0,74 g) Av.: ...]AVG; Büste r. Rv.: Leg.?; Typ fel temp reparatio (Reitersturz) Constantius II Cen; 351 – 355 n. Chr.; Con; 6h; 2,02 g Av.: DNCONSTAN-TIVSPFAVG; PDiad2PCv Rv.: FELTEMPRE-PARATIO, - -//CONSA; Reitersturz RIC 118 Constantius II Cen; 351 – 361 n. Chr.; Ms.?; 5h; (1,51 g) Av.: Leg. ?; PDiad2PCv Rv.: Leg.?; Reitersturz Fragment Unbestimmbar ?h; (0,71 g) Fragment Constantius II Cen; 351 – 361 n. Chr.; Ms.?; 6h; (1,51 g) Av.: Leg.?; PDiad2PCv Rv.: Leg.?; Reitersturz Ausbrüche Theodosius I ½ Cen; 388 – 395 n. Chr.; Con; 1h; 1,08 g Av.: DNTHEODO-SIVSPFAVG; PDiad2PCv Rv.: SALVSREI-PVBLICAE, Chrismon -//CONSA; Victoria schleppt Gefangenen n. l. RIC 86b = 88a Constantius II oder Constans I Fol; 341 – 348 n. Chr.; Nic; 12h; 1,59 g Av.: Leg.?; Büste r. Rv.: VOT/XX/MVLT/XXX in Kranz, - -SMN?([) LRBC 1149. 1150. 1156 oder 1157 Constantius II Cen; 350 – 355 n. Chr.; Tes; 6h; 2,06 g Av.: DNCONSTAN-TIVSPFAVG; PDiad2PCv Rv.: FELTEMP-REPARATIO, Ž -//SMTS; Reitersturz FH3
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Aus dem Gesamtmaterial wurden die für eine kontextuelle Auswertung relevanten Fundmünzen der Grabung 2005 ausgewählt. Die in diesem Abschnitt verwendeten Abkürzungen folgen den Regeln der Wiener Schule, wie sie in F. Schmidt-Dick, Die römischen Münzen des Medagliere im Castelvecchio zu Verona, Thesaurus Nummorum Romanorum et Byzantinorum IX (Wien 1995) 15 – 18 festgelegt sind.
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Constantius II Mai; 351 – 354 n. Chr.; Kyz; 12h; 3,69 g Av.: DNCONSTAN-TIVSPFAVG; PDiad2PCv Rv.: FELTEMPRE-PARATIO, Ž -//ɠSMKŽ RIC 95 Constantius II Fol; 341 – 348 n. Chr.; Ms.?; 7h; 0,89 g Av.: Leg.? (nach Resten Constantius II); PDiad2 Rv.: VOT/XX/MVLT/XXX in Kranz, Sigle? Arcadius, Honorius oder Theodosius II ½ Cen; 404 – 406 n. Chr.; Ms.?; 2h; 0,68 g Av.: Leg.?; Büste r. Rv.: Leg.?; Kreuz (Typ concordia aug) Honorius Cen; 395 – 401 n. Chr.; Ms.?; 12h; 2,20 g Av.: .]NH[...]VSPF[...; PDiad2PCv Rv.?: Leg. und Sigle unkenntlich; Kaiser l. stehend, von Victoria bekränzt (Typ virtus exerciti) Valentinianus II ½ Cen; 388 – 395 n. Chr.; Con; 7h; 0,97 g Av.: DNVALENTINIANV[...; PDiad2PCv Rv.: Leg.?, Chrismon -//SM[; Victoria schleppt Gefangenen n. l. (Typ salus rei publicae) Constantius II Cen; 351 – 361 n. Chr.; Con; 12h; 1,87 g Av.: DNCONSTAN-TIVSPFAVG; PDiad2PCv Rv.: FELTEMPRE-PARATIO, - -//CONS[; Reitersturz FH3 RIC 118. 125 oder 135 Constantius II Cen; 351 – 361 n. Chr.; Ms.?; 5h; (0,87 g) Av.: Leg.? (nach Resten Constantius II); ?Diad?PCv Rv.: Leg. und Sigle unkenntlich; Reitersturz FH? Fragment Constantius II Cen; 351 – 361 n. Chr.; Ms.?; 6h; (0,53 g) Av.: Leg.? (nach Resten Constantius II); PDiad?PCv Rv.: Leg. und Sigle unkenntlich; Reitersturz FH? Randausbrüche Unbestimmbar Cen; ?h; (0,40 g) Av.: Leg.?; PDiad?Büste? Rv.: Unkenntlich Fragment Gallienus An; 260 – 268 n. Chr.; Ms.?; 6h; 1,13 g Av.: Leg.?; Stk Rv.: Leg.?, H -//-; stehende Figur Ephesos: Iulia Domna AE; 193-217 n. Chr.; Eph; 2h; 3,25g Av.: Leg.?; Büste r. Rv.: EƏE [...; Darstellung unkenntlich Unbestimmbar ?h; 4,35 g
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5. Funde aus Marmor: Skulptur und Mobiliar187 Der herausragende Fund dieser Grabung ist die Kopfreplik des Doryphoros188 des Polyklet (S 1 Abb. 26 – 31). Dieser ist Teil des im späten 6./frühen 7. Jahrhundert umgelagerten Werkstattschutts und stammt vielleicht von einer Kalkbrennerei189. Die Abmessungen des Kopfes liegen im Rahmen der Maße, die an anderen Repliken genommen wurden190. Kopf- sowie Gesichtshöhe und Details wie die Mundbreite oder der Abstand der äußeren Augenwinkel entsprechen denen der Bronzeherme des Apollonios191. Der Kopf – aus grobkörnigem, weißem Marmor mit grauen Adern gearbeitet – ist etwa in Kinnhöhe abgeschlagen. Sein Erhaltungszustand ist gut, abgesehen von der beschädigten mittleren Partie des Gesichts und kleineren Bestoßungen. Das Inkarnat des Kopfes ist geglättet, die einzelnen Locken sind an allen Seiten ausgearbeitet und – mit graduellen Unterschieden – durch Binnenzeichnung gestaltet. Der Kopf ist zu seiner Rechten gewendet und geneigt; dabei war er offenbar etwas stärker geneigt als an der Apolloniosherme und an den Statuenrepliken in Minneapolis und Neapel192. Eine Reihe von Details der Ausarbeitung, die auf den Kopisten zurückgehen, nimmt auf die Wendung des Kopfes und dessen Ansichtsseite Rücksicht: Das rechte Auge liegt etwas tiefer, es ist etwas weiter geöffnet, dagegen ist der innere Winkel des linken Auges stärker ›ausgezogen‹, nur dort ist auch die Karunkel mittels einer Kerbe angegeben. Das linke Unterlid ist konturiert. Das flach anliegende Haar rund um das Gesicht und an der linken Seite, der Ansichtsseite, ist besonders sorgfältig herausgemeißelt, stellenweise in scharf durchgezogenen Linien, die Metallbearbeitung nachahmen. Auch die Ausarbeitung der Lockenzungen an der Oberseite ist von guter Qualität. Hinter dem rechten Ohr und an der Rückseite des Kopfes ist das Haar in Form von dickeren Lockenbüscheln gebildet, doch sind diese Büschel auch an der Rückseite vielfach unterteilt. An dem ovalen Gesicht193 ist der Großteil der Stirn vorgewölbt, unter der horizontalen Linie, die durch das Mittelmotiv des Stirnhaars vorgegeben ist. Die Jochbeine und die Einsenkungen zu Seiten der Nasenflügel sind modelliert, das Philtrum ist nur schwach angegeben. Die mandelförmigen Augen sind von schweren Oberlidern bedeckt, die ihrerseits außen von der Orbitalfalte überlagert werden; die Oberlider überschneiden die Unterlider am äußeren Augenwinkel. Die schweren Unterlider sind von den Wangen abgesetzt, doch ist der Übergang gleitend gestaltet. Beide Brauen überspannen die Augen in einem kontinuierlich ansteigenden, weiten Bogen. Die Brauen sind als Grate gebildet, der untere Rand der Oberlider ist als Kante gestaltet. An den Augen ist die Iris durch einen geritzten Dreiviertelkreis, die Pupille durch eine seichte, bohnenförmige
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Ich danke dem damaligen Grabungsleiter F. Krinzinger und der Schnittleiterin U. Quatember für die Überlassung der Funde zur Publikation. Zum Doryphoros in jüngerer Zeit (Auswahl): Kreikenbom 1990, 59 – 94; Beck – Bol – Bückling 1990 mit mehreren Beiträgen; Beck – Bol 1993 und Moon 1995 mit einer Reihe von Beiträgen; Steuben 1995; Borbein 1996, 71 – 81; Borbein 2002, 356 – 359; Bol 2004, 127 – 129. Folgende Aufsätze zum Doryphoros wurden mir erst im Fahnenstadium des Artikels bekannt: M. Papini, Il Doriforo di Policleto: »Nur künstliche Gedanken«?, in: N. Kreutz – B. Schweizer, Tekmeria. Beiträge für Werner Gauer (Münster 2006) 245 – 261; J. Lenaghan, On the Use of Roman Copies. Two new Examples of the Doryphoros and Westmacott Ephebe, Eidola 4, 2007, 147 – 172. Zur Deutung des Doryphoros vgl. Hinweise und Lit. in Franciosi 2003, 51 – 52 und Cesare 2005, 721 – 723. Zu einer neuen Rekonstruktion des Typus und einer neuen Identifikation des Doryphoros des Polyklet jetzt Franciosi 2003, Franciosi 2003/2004 und Franciosi 2004, mit Lit.; Franciosi 2006 (die 2. Auflage von Franciosi 2003) war mir nicht zugänglich. Auf diese neue Theorie wird hier nicht eingegangen, da das Ziel dieses Beitrags die Vorstellung der ephesischen Replik ist. – Zum Kopftypus u. a. Steuben 1973, 11 – 31; Kreikenbom 1990, 81 – 108 (mit Kat.); Meyer 1995, 73 – 75; Hartswick 1995. Vgl. o. Kapitel 2.3 (U. Quatember) und 3.3 (A. Waldner). – Zu den technischen Daten des Kopfes vgl. den Katalog am Ende dieses Abschnitts. Zu den Abmessungen einiger Kopfrepliken Kalkmann 1893, 17 – 18; anhand der Apolloniosherme in Neapel, Steuben 1973, 14 – 15. 26. Zur Kopf- und Gesichtshöhe Berger 1990, 162 f. Zu den einzelnen Repliken vgl. auch die Maßangaben im Katalog von Kreikenbom 1990. – Auf das Maßsystem und den Kanon kann hier nicht eingegangen werden. Steuben 1973, 11 – 27 Taf. 1 – 7; Kreikenbom 1990, 174 Kat. III 42 Taf. 172 – 175. Zur Kopfwendung vgl. Kreikenbom 1990, 81; Meyer 1995, 88. 89. Apolloniosherme: Kreikenbom 1990, Kat. III 42 Taf. 172 – 175; Statue in Minneapolis: Kreikenbom 1990, Kat. III 1 Taf. 104 – 107 sowie Hallet 1995a und Meyer 1995; Statue in Neapel: Kreikenbom 1990, Kat. III 2 Taf. 108 – 112. Vgl. die Zusammenstellung bei Berger 1990, 170 f. Zum Gesichtsschnitt Steuben 1973, 14 – 16; Kreikenbom 1990, 85; Meyer 1995, 74.
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Nymphaeum Traiani, Replik des Doryphoros, Vorderseite
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Replik des Doryphoros, Hauptansicht
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Replik des Doryphoros, rechte Kopfseite
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Replik des Doryphoros, linke Kopfseite
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Replik des Doryphoros, Rückseite
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Replik des Doryphoros, Oberseite
Kerbung am Rand des oberen Lids markiert. Die Mundspalte ist unter Aussparung des Mittelteils gebohrt, der erhaltene Teil der Oberlippe ist konturiert. Das Haar ist ausschließlich mit dem Meißel herausgearbeitet. Was das Haar betrifft, so folgte der Bildhauer vor allem in der Gestaltung des Stirnhaars, der linken Kopfseite und der Oberseite in großen Zügen den Systemen des Vorbildes, während sich an der rechten Seite nur vereinzelte Motive des Originals wiederfinden und die Rückseite weitgehend frei gestaltet ist 194. Vereinfachungen sind an allen Seiten festzustellen. Bereits das Mittelmotiv des Stirnhaars 195 ist verändert und vereinfacht: Während der rechte Teil der Zange den großen Lockenschwung mit dem kleinen, in die Stirn gedrehten Löckchen – hier verdoppelt zu zwei Löckchen – bewahrt, gefolgt von der kleinen Gabel, sind die Motive im linken Teil der Zange ›zusammengezogen‹ und schematisiert, wodurch das Motiv der weitgespannten Mittelzange verlorengegangen ist. Zwei Bündel von links- bzw. rechtsläufigen kurzen Locken stoßen hier in einer ›gefüllten‹ Zange dicht aufeinander, das in die Stirn eingerollte Zangenende – Pendant zum eingerollten Löckchen über dem rechten Auge – fehlt, und von dem folgenden Zangenmotiv mit dem zur Schläfe weisenden Löckchen ist hier nur die unterste Locke geblieben, die horizontal über die Stirn gelegt ist196. Dieser Schematisierung entspricht die Verbreiterung der über dem rechten äußeren Augenwinkel in die Stirn gestrichenen Locken (die hier den unteren Arm der kleinen Gabel darstellen) 197. Die leicht zur 194
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Verglichen wird hier vor allem mit der Bronzeherme des Apollonios in Neapel, dem Kopf der Statue in Minneapolis und dem Marmorkopf in Neapel, vgl. Kreikenbom 1990, 81 – 83 mit Kat. III 42 Taf. 172 – 175; Kat. III 1 Taf. 104 – 107 und Kat. III 43 Taf. 176 – 177. Zur Statue in Minneapolis s. Meyer 1995 und Hallett 1995a. Zum Haarsystem anhand der Bronzeherme vgl. Steuben 1973, 11 – 14. 21 – 25. Vgl. Steuben 1973, 11 – 14 Schema Abb. 1. 2; Hartswick 1995, 163 Abb. 9, 5. Vgl. Hartswick 1995, 163. 164 Abb. 9, 5 (Type 2). Der ephesische Kopf entspricht diesem ›Typus‹ in den in die Stirn gestrichenen Locken Nr. 5 und 6. Eine dem ephesischen Kopf vergleichbare Ausbildung des linken Zangenarms an der knabenhaften Umbildung ehemals im Kunsthandel Neapel, Kreikenbom 1990, Kat. III 8 Taf. 129, außerdem ›verkümmert‹ an der Replik in Korinth, Kreikenbom 1990, Kat. III 45 Taf. 180 – 181. Vgl. Hartswick 1995, 163 Abb. 9, 5, die Locken 2 – 3.
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rechten Seite hin verschobene Gabel im zweiten Register über der Mittelzange orientiert sich am Vorbild. Die Gabelarme werden jedoch zu beiden Seiten von weitgehend gleich ausgerichteten und gleichartig gebildeten Sichellocken begleitet, die somit ein durchgehendes zweites Register von Locken über dem Großteil der Stirn bilden, was dem Vorbild nicht entspricht – hier fallen lange Sichellocken in großem Schwung vom Scheitel in die Stirn, über die nur vereinzelte Locken gelegt sind, und zwei von ihnen bilden die Gabel. Auch die vereinzelten rechtsläufigen Locken am Scheitel des Vorbilds sind am ephesischen Kopf zu einem Block rechtsläufiger Sichellocken verdichtet. Diese verdichtenden Elemente tragen zum Eindruck der kompakten Haarkappe bei, aus der sich in der Vorderansicht nur die eingerollten Löckchen über dem rechten Auge lösen. Die prononciert eingerollten Lockenspitzen, die so charakteristisch für die Apolloniosherme sind198, finden an der ephesischen Herme ein Echo nur in den Schläfenlöckchen, in einigen wenigen Motiven an der linken Kopfseite und im Nackenhaar. Die Schläfenlocken an der linken Kopfseite 199 folgen, wenn auch vereinfacht, dem Schema, die wenigen Löckchen an der rechten Schläfe sind schlicht abwärts, nur die untersten sind nach vorn in die Wange gestrichen200. An der linke Kopfseite201 hat sich der Bildhauer insgesamt am Engsten an dem Lockensystem des Vorbilds orientiert: Vorhanden sind charakteristische Motive wie das ›gefüllte‹ Lockenauge schräg über dem Ohr, die hakenförmige Locke links davon (vom Betrachter aus gesehen), die in die Schläfenlocken greift, die Ausrichtung der Lockenbündel über und rechts vom Lockenauge. Die große, hakenförmige Locke rechts vom Lockenauge, die von oben kommend auf den obersten Rand des Ohrs trifft202, ist hier allerdings in zwei Reihen gegensätzlich orientierter Locken aufgelöst. Auch hinsichtlich der Löckchen am Nacken hinter dem Ohr folgte der Bildhauer dem Vorbild. An der rechten Seite203 erinnert dagegen nur die Ausrichtung mancher Locken an das hier stark vereinfachte und verkürzte Schema, so die lange schräge Locke, die sich über dem Ohr einrollt, aber – die Stelle ist beschädigt – möglicherweise geteilt ist und in die andere Richtung eingerollt war; die Strähnen, die sich vor und etwa parallel zu dieser langen Locke bewegen und davor auf den oberen Rand der Ohrmuschel treffen, die nach vorn eingerollten Locken hinter dem Ohr, die in die andere Richtung gebogene Locke rechts neben dem Ansatz der langen, schrägen Locke. Am Übergang zur Rückseite setzen sich die dicken, nach vorn eingerollten Büscheln in zwei Registern fort; in der untersten Reihe ist das Haar in kleine Löckchen aufgelöst, was in dieser Form mit dem Entwurf des Vorbilds nichts gemein hat. Auch in der im mittleren Bereich symmetrisch aufgebauten Gestaltung der Rückseite204 entfernt sich der Bildhauer sehr weit vom Vorbild, geblieben ist nur ein zentrales Motiv im dritten Register von unten, das eine Zange mit tiefer ausgreifendem rechtem Zangenarm zeigt. Darüber sitzt, etwa in derselben Achse und vom Vorbild abweichend, eine Gabel. Die Locken zu Seiten dieser Motive sind jeweils nach außen orientiert. Auch die verkürzten Register unter der Zange entsprechen nicht dem Vorbild. Die Form der Haarspinne und der Duktus der über dem Scheitel zur Vorderseite hin ›züngelnden‹, flammenartigen, langen Locken orientieren sich jedoch wieder am Vorbild205. Am ephesischen Kopf ist also das Haarsystem des polykletischen Vorbilds an der Ansichts- und auch an der Oberseite recht getreu übernommen, während das System an den anderen Seiten, darunter auch das Stirnhaarmotiv, stark vereinfacht und verändert ist206. Stilistisch gesehen sind die Haare der Vorder- und 198 199
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Vgl. dazu Kreikenbom 1990, 81 – 83; Hallett 1995b, 151 – 156; Meyer 1995, 74. Vgl. die Abbildung von vier Repliken bei Hartswick 1995, 164. Dazu den Kopf der Statue in Minneapolis, Meyer 1995, 70 Abb. 6. 11 und Kreikenbom 1990, Taf. 107 b. Im Gegensatz zum Lockenduktus an den beiden Köpfen in Neapel und der Statue in Minneapolis, wo die untersten Löckchen zurückgebogen sind. Für Abbildungen vgl. die in Anm. 194 angegebene Lit. Vgl. Steuben 1973, 21 – 23; Kreikenbom 1990, 84. Zu den Abb. vgl. hier Anm. 199. Kreikenbom 1990, 84. Deutlich ausgebildet wieder an den beiden Hermen und der Statue in Minneapolis, vgl. Anm. 194. Vgl. Steuben 1973, 21 – 23; Kreikenbom 1990, 84. Vgl. hier die beiden Köpfe in Neapel, Anm. 194. Die rechte Seite des Kopfes der Statue in Minneapolis ist durch einen glimmerhältigen Streifen beeinträchtigt; vgl. Meyer 1995, 69 Abb. 6. 9. Zum Hinterkopf Steuben 1973, 25. Abbildung der Rückseiten der Bronzeherme und der Statue in Minneapolis: Kreikenbom Taf. 175 b und Meyer 1995, 70 Abb. 6. 11. Zur Haarspinne Steuben 1973, 23 – 25 Abb. 7. Zusammenstellung von Abbildungen der Oberseiten mehrerer Repliken: Meyer 1995, 84 – 85. Vgl. Kreikenbom 1990, 18 – 19 zur Terminologie der Kopienkritik; 88 – 94 zu Wiederholungen und Umbildungen im Gegensatz zur ›Kernüberlieferung‹; Maderna-Lauter 1990, 329 – 330. 340 – 341 zur Terminologie, 340 – 345 zu Nachbildungen nach Werken Polyklets. Hallett 1995b zur Kopienkritik anhand von Werken Polyklets.
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der Nebenseiten in Form von breiten, an ihrer Oberseite leicht gerundeten Lockenbündeln wiedergegeben, die in ihrer Binnenzeichnung weniger differenziert, weniger von graphischen Werten bestimmt sind als die frühkaiserzeitlichen Repliken. Die scharf durchgezogenen Linien an der linken Seite wirken hier wie ›aufgesetzt‹. Die plastische Wiedergabe der Locken steigert sich vom Lockengekringel hinter den Ohren bis zu den kräftigen Büscheln an der fast zur Gänze frei geformten Rückseite. Anhand der Gestaltung der besonders plastischen Lockenbüschel direkt unter der Haarspinne lässt sich ein Hinweis für die Datierung gewinnen: Diese sind von einem Netz feiner Grate überzogen, das sich in ähnlicher Form an Porträts Hadrians, frühen Porträts des Antoninus Pius sowie frühantoninischen Prinzenbildnissen findet (wobei die eingerollten Locken an der Rückseite am besten zu vergleichen sind)207. Im Gesicht sind – im Vergleich mit der Herme des Apollonios208 – die Proportionen durch die Verkleinerung der Augen und wohl auch des Mundes sowie durch die volleren Wangen dahingehend verändert, dass der Eindruck eines knabenhaften Jünglings entsteht. Diese Tendenz zur Verjüngung polykletischer Athleten ist in der kaiserzeitlichen Rezeption oft festzustellen209. Das Gesicht zeigt in manchen Details sanfte Übergänge, wie an den Senken unter den Unterlidern und zu Seiten der Nasenflügel; auch das Philtrum ist nur angedeutet. Dagegen wird in den Brauengraten das klassische Vorbild zitiert, das Oberlid ist kantig abgesetzt, linkes Unterlid und Oberlippe sind konturiert. Der im Ausdruck stimmungsvolle, auch stärker geneigte Kopf entspricht dem Zeitstil210. Ausdrucksträger sind hier in erster Linie die schmalen Augen mit ihrem unbestimmten Blick, die von schweren Lidern bedeckt sind. Verwandte Augenbildung findet sich bei den frühen antoninischen Prinzenbildnissen211. Auch die Augen der ephesischen Replik des lysippischen Eros mit dem Bogen lassen sich vergleichen212. Aufgrund seiner Datierung in frühantoninische Zeit gehört der ephesische Kopf in die späteste Epoche der Rezeptionsgeschichte des Doryphoros213. Zwei ähnlich stimmungsvolle Wiederholungen oder umgearbeitete Varianten befinden sich in Salt Lake City und – ein Knabenkopf – im New Yorker Privatbesitz214. Der ephesische Kopf nimmt einen wichtigen Platz ein in der Reihe der Kopfrepliken und Wiederholungen aus dem östlichen Bereich des Mittelmeerraums215, ist aber auch von besonderer Bedeutung für das Kopienrepertoire, das wir bis jetzt aus Ephesos kennen. Bisher fanden sich in Ephesos vergleichsweise wenige Zeugnisse für die Auseinandersetzung mit dem polykletischen Erbe. Zu nennen sind hier vor allem der nach dem ›Diskophoros‹ gearbeitete Torso und die Kopfreplik des Herakles aus dem Hafengymnasium, umgebildet zu einer Hermesdarstellung. Letztgenannte ist, im Unterschied zur ›weich‹ gearbeiteten ephesischen Kopfreplik des Doryphoros, in der Wiedergabe der Gesichtsdetails und der Haarlocken durchweg von klassizistischer Härte geprägt, deren Anordnung für die Erzielung eines Hell-Dunkel-Effekts aufgelöst ist 216. Das Fragment eines erhobenen, angewinkelten Armes aus dem Vediusgymnasium ist mit einer Replik des Diadoumenos zu verbinden217. Eine Plinthe mit dem Beinpaar einer Statue im polykletischen Standmotiv –
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Vgl. z. B. zwei Porträtbüsten des Hadrian im Thermenmuseum und in Neapel sowie ein frühes Porträt des Antoninus Pius im Kapitolinischen Museum, Fittschen – Zanker 1994², Beil. 23 und 32 sowie S. 63 Nr. 59 Taf. 68. Zu dieser ›Schraffur‹ Fittschen – Zanker 1994², 63 und Fittschen 1999, 34 Taf. 58 – 59 zur Knabenbüste des Lucius Verus in Kopenhagen im 1. Knabenporträt. Vgl. Anm. 191 und 192. Zu einer durchgreifenden Umbildung des Doryphoros in einen Epheben vgl. die Statue ehemals im Neapler Kunsthandel, Kreikenbom 1990, Kat. III 8 Taf 128. 129; Maderna-Lauter 1990, 345 – 346, zur ›Verjüngung‹ polykletischer Werke S. 351. 382 – 383. Zanker 1974, 44 – 45. 118. Vgl. das 1. Knabenbildnis des Marc Aurel oder den Bildnistypus Kopenhagen NCG 713a, Fittschen 1999, 13 – 21 und 46 – 49, beide vor oder um 140 n. Chr. Aurenhammer 1990, 85 f. Nr. 64 Taf. 45. Eine Neupublikation des Kopfes und der zugehörigen Fragmente ist geplant. Vgl. Kreikenbom 1990, 89 – 90 zu Wiederholungen des 2. Jhs. n. Chr., zur Rezeptionsgeschichte 93 – 94. Kopffragment in Salt Lake City und Knabenkopf im New Yorker Privatbesitz, Kreikenbom 1990, Kat. III 60. 65 Taf. 201 b und 207 – 208; D. Kreikenbom in: Beck – Bol – Bückling 1990, 550 – 551 Nr. 57. 58; D. Kreikenbom in: Beck – Bol 1993, 337. Repliken in Korinth, Thera, ehemals in Smyrna, Evangelische Schule, in Damaskus und in Tripolis, Kreikenbom 1990, Kat. III 45 Taf.180. 181 a; III 64 Taf. 205 – 206; III 52 Taf. 189 a. b; III 7 Taf. 123 – 127; III 6 Taf. 122. Aurenhammer 1990, Nr. 159 Taf. 122 a. b; 123 sowie Nr. 7 Taf. 6 – 7; Kreikenbom 1990, Kat. I 13 Taf. 26 b–27; Kat. IV 13 Taf. 233 b–234; D. Kreikenbom in: Beck – Bol – Bückling 1990, 552 f. Nr. 62. J. Auinger wird dieses Fragment in einem 2009 erscheinenden Supplementband der JRA publizieren (Akten des Convegno »La Scultura Romana in Asia Minore«, Mai 2007 in Lecce).
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mit schräg gestelltem rechten Bein – gehörte zur Ausstattung des flavischen Nymphäums des C. Laecanius Bassus218. In das Haar hoch über den Ohren der ephesischen Replik sind zwei Stiftlöcher für die Anbringung eines Attributs (eines Kranzes?) gebohrt. Stiftlöcher finden sich auch im Haar der Statue aus Leptis Magna (dort im Haar über der rechten Stirnhälfte)219. Für die Anstiftung von Flügeln sitzen die Löcher am ephesischen Kopf zu weit außen220. Einen Hinweis auf die Deutung gibt aber der dreifach gekerbte, d. h. gebrochene Knorpel der linken Ohrmuschel – das rechte Ohr kann dafür nicht herangezogen werden, da es zur Hälfte abgebrochen ist. Das Pankratiastenohr ist auch an anderen Repliken belegt, an diesen aber zumeist am rechten Ohr deutlich ausgebildet221. Ausgehend von diesem Detail schlug in jüngerer Zeit P. C. Bol eine Deutung des Doryphoros als Dioskur Polydeukes, des mythischen Faustkämpfers, vor222. Die mythologischen Interpretationen des Doryphoros umfassen mittlerweile – neben Achill – eine Reihe von Helden223, in letzter Zeit auch Theseus, anhand einer Statuengruppe im Gymnasium von Messene, zu der ein Torso im Typus gehörte224. In jüngster Zeit hat schließlich V. Franciosi, ausgehend von der literarischen Überlieferung und von Beobachtungen an der Statue in Neapel, den Statuentypus ganz von dem überlieferten ›Doryphoros des Polyklet‹ getrennt und vorgeschlagen, in dem Typus vielmehr den bei Plinius erwähnten nudus telo incessens zu erkennen225. Zusammen mit der ephesischen Kopfreplik des Doryphoros wurde eine Reihe kleiner Gliedmaßenfragmente (S 2 – 6) gefunden, deren Zugehörigkeit jedoch nicht nachgewiesen werden kann. Aus dem Grabungsareal stammen zwei Büstenfragmente. Das größere (S 7 Abb. 32) wurde in SE 30 gefunden, als Teil der Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts aufgebrachten Aufschüttungen hinter der Brunnenrückwand226. Dieses Fragment einer großen, bekleideten Büste stellt den Nackenteil und den Ansatz der rechten Schulter dar (in der Abb. 32 in einer Ansicht von oben). Bei dem eng anliegenden Gewand handelt es sich offensichtlich um das Untergewand. An der Schulter sind horizontale bzw. leicht schräg verlaufende, flache Falten mit feinen Faltengraten angegeben. An der Nackenpartie breitet sich ein gleichsam symmetrisches System schräger Falten aus. Der Büstenrand dahinter – als Übergang zur konvex gewölbten Rückseite – 218
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Aurenhammer 1990, Nr. 156 Taf. 120 b. E. Rathmayr wird die Ausstattung dieses Brunnens in der Publikation M. Aurenhammer – K. Jung (Hrsg.), Das Nymphaeum des C. Laecanius Bassus in Ephesos, FiE (in Vorbereitung) vorlegen. Kreikenbom 1990, Kat. III 6 Taf. 122; Hartswick 1995, 166 Abb. 9. 11. Vgl. die Flügeln an den Repliken des Hermestypus, Kreikenbom 1990, Kat. II 10 (Einlassungen antik?); II 12. 15. Hartswick 1995, 165; Bol 2001, 163 – 169. Bol 2001, 168 – 169. Vgl. Franciosi 2003, 51 – 52 mit Lit. und die Rezension zu diesem Werk, Cesare 2005, 721 – 723 mit ausführlicher Lit. zu dieser Frage. Themelis 2001. Franciosi 2003; Franciosi 2003/2004; Franciosi 2004; Franciosi 2006. Vgl. die Rezension zur 1. Auflage: Cesare 2003, 720 – 723; vgl. o. Anm. 188. s. o. Kapitel 2.3 (U. Quatember) und 3.3 (A. Waldner).
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ist tief unterschnitten. Denkbar ist, angesichts der Größe der Büste und der flachen, durch feine Grate und Ritzungen abgegrenzten Falten, eine spätkaiserzeitliche bis spätantike Datierung. Das kleinere Büstenfragment S 8 (Abb. 33) stammt aus der Verfüllung (SE 34), einer östlich des Wasserbeckens ausgerissenen Rohrleitung, welche zu einer sekundären Öffnung in der Rückwand der Brunnenfassade im Bereich des östlichen Flügels führte227. Der Fundkontext weist in das ausgehende 5. oder in die erste 35 Nymphaeum Traiani, Tischfuß, 36 Tischfuß, Rückseite Hälfte des 6. Jahrhunderts. Bei dem Vorderseite Objekt handelt es sich um ein seitliches Randfragment einer Gewandbüste (ein Rest der Kante hat sich erhalten) – möglicherweise vom linken Rand, wenngleich die Interpretation des Objekts angesichts seines Zustands und der nur schwach konvexen Rundung an der Rückseite schwierig ist. Vielleicht haben wir den Rest einer jener mittel- bis spätkaiserzeitlichen weiblichen Büsten vor uns, an denen der Mantel vor oder unter der Brust verschlungen ist228. Aus der Kalklöschgrube und ih37 Tischfuß, Nebenseite 38 Tischfuß, Nebenseite ren Nutzungshorizonten (SE 16) stammen ein kleiner Pferdehuf (S 9) und ein Lockenfragment (S 10); der Fundkontext weist hier an das Ende des 4. oder den Beginn des 5. Jahrhunderts229. Das nur 4 cm hohe, aber nichtsdestoweniger auffallende Fragment mit dem Pferdehuf (S 9 Abb. 34) war offenbar Teil eines Hochreliefs: Es ist rundum ausgearbeitet (die Tiefe beträgt am Huf selbst nur 1,6 cm), abgesehen von einem abgebrochenen Ansatz im oberen Teil der Rückseite, der auf die Verbindung des Fragments mit einem weiteren Reliefteil oder dem Reliefhintergrund weist. Der Huf ist am Übergang zum Pferdebein abgeschlagen, über seinen Ansatz fallen Haarbüschel. Zwei seichte Kerben sind an der Vorderseite des Hufes, der wohl zu dem angehobenen Vorderbein eines nach links bewegten Pferdes gehörte, eingetieft. Auch hier käme eventuell auch eine spätantike Datierung in Frage, wenn man entsprechende Reliefs oder die filigranen Darstellungen auf Elfenbein-Diptychen betrachtet230. Das kleine Lockenfragment eines lebensgroßen, kaiserzeitlichen Kopfes (S 10) zeigt zwei Reihen breiter, nur mit dem Meißel bearbeiteten Sichellocken übereinander, wobei die Ausrichtung der Reihen divergiert. Das Fragment eines im Querschnitt rechteckigen Tischbeins (S 11) schließlich wurde ebenfalls im Bereich des Nutzungshorizontes der Kalklöschgrube (SE 20) gefunden, in einem Fundkontext des 4. Jahrhun227 228 229 230
s. o. Kapitel 2.3 (U. Quatember) und 3.3 (A. Waldner). Vgl. z. B. Smith 2006, 243 – 244 Nr. 128 – 129 Taf. 100 (J. Lenaghan). s. o. Kapitel 2.2 (U. Quatember) und 3.2 (A. Waldner). Vgl. z. B. ein Relief in Thessaloniki, Simon 2006, 75 Abb. 46, oder das Wagenrennen auf dem Diptychon der Lampadii in Brescia, Ensoli – La Rocca 2000, Abb. auf S. 121. 123 – 125 und S. 445 – 447 Kat. 33.
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derts (Abb. 35 – 38)231. Das Fragment ist oben und unten abgeschlagen, zwei der Seitenkanten sowie die vorspringende Leiste an der Vorder- und den Nebenseiten sind großteils weggebrochen. Da alle Seiten dekoriert sind, handelt es sich bei dem Fragment um den Teil eines vierbeinigen Tisches232. Die Seite mit dem Ansatz der drei Kanneluren unter der Leiste ist die Vorderseite (Abb. 35). Der Großteil der Rückseite ist als rechteckiges, mit dem Zahneisen bearbeitetes Feld ausgeführt, darüber sind drei vertikale Leisten in flachem Relief angegeben (Abb. 36). Die etwas längeren Nebenseiten weisen unter der Leiste den Rest eines gekerbten kreisförmigen Ornaments auf (Abb. 36. 37). Erhalten hat sich jener Teil des Tischbeins, der den Übergang vom Schaft zum Ansatz der Felidenpranke markiert; dieser wird oft durch eine vorspringende Leiste betont233. Dieses Detail zeigen auch die Tischbeine des massiven Tisches aus dem Peristylhof der Wohneinheit 7 des Hanghauses 2 in Ephesos, die Vorderseite der Schäfte ist hier mit Kanneluren verziert 234. Die Vergleichsbeispiele für das Tischbeinfragment weisen in die Kaiserzeit. Vierbeinige Tische sind in Ephesos durch den späthellenistischen Tisch mit vegetabilem Dekor aus dem späthellenistisch-frühkaiserzeitlichen Peristylhaus unter der Domus des Hanghauses 1 belegt235.
Katalog der Marmorfunde (Skulptur und Mobiliar) S1 Abb. 26 – 31 Kopfreplik des Doryphoros FO: SE 10, Aufschüttung über dem Ausriss der Bleileitung AO: Selçuk, Efes Müzesi 23/4/05 Grobkörniger, weißer Marmor mit grauer Äderung (eine dunkle Ader verläuft z. B. von der r. Schläfe zur Wange), gelblich braune Patina; Wurzelfasern. Die bei der Auffindung stark versinterte Oberfläche wurde mittels Laser freigelegt. H 26,8 cm; H Kinnboden – Scheitel 26,4 cm; H des Gesichts 19 cm (Kinnbruch – Zangenmitte des Stirnhaars); B max. 21,7 cm; T max. 25,5 cm (Stirn – Hinterkopf); B der Schläfen 14,7 cm; Abstand der inneren Augenwinkel 3,5 cm; Abstand der äußeren Augenwinkel 10,1 cm; Abstand der Lider außen 11 cm; B des Mundes 5,1 cm; L der Nase 7 cm; Abstand der Stiftlöcher im Haar 19,7 cm; Stiftloch r.: T 2,2 cm, Dm 0,5 cm; Stiftloch l.: T 2,7 cm, Dm 0,7 cm. In Kinnhöhe etwa horizontal abgeschlagen. Mittellinie des Gesichts beschädigt: abgebrochen Großteil der Nase und des Mundes, Kinnspitze, Oberfläche des Kinns und der l. Wange. Bestoßungen an Brauen, l. Lid, Wangen, Hals, Rändern der Ohren. Haar stellenweise bestoßen, bes. um das Stiftloch an der r. Seite und am hinteren Teil des Wirbels. Inkarnat gut geglättet. Augenzeichnung: Iris als feiner Dreiviertelkreis, Pupille durch seichte, bohnenförmige Kerbe markiert. Im l. inneren Augenwinkel Karunkel angegeben. L. Unterlid und Oberlippe konturiert. Mundspalte gebohrt. Im Haar nur Meißelarbeit; an der l. Kopfseite Locken stellenweise durch scharfe Rillen unterteilt. Je ein Stiftloch sitzt etwa 8 cm über den Ohren im Haar. Dat. des Fundkontexts: Ende 6./Anfang 7. Jh. n. Chr. Dat.: frühantoninisch
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S 2–6 Fragmente von Gliedmaßen FO: wie S 1 AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Grobkörniger hellgrauer Marmor, Mörtelreste, Wurzelfasern Alle Fragmente sind abgesehen von einer bearbeiteten Fläche an allen Seiten gebrochen. S 2: L 11,5 cm; S 3: L 7,5 cm; S 4: L 4,5 cm S 3 und 4 könnten aufgrund von Marmor und Erhaltungszustand zusammengehören. S 5: L 7,5 cm; S 6: L 5 cm Dat. des Fundkontexts: frühantoninisch
S7 Abb. 32 Fragment einer Gewandbüste FO: SE 30, Aufschüttung AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Grobkörniger, hellgrauer Marmor, vor allem an der Rückseite starke Mörtelreste; Wurzelfasern H 12 cm (?) (die H hängt von der Position des Fragments ab); B 30,3 cm; B des Büstenrandes 2,5 – 3 cm Erhalten Nackenpartie und Ansatz der r. Schulter. Gewandfalten und Büstenrand bestoßen. Faltenpartien geglättet, Büstenrand und Rückseite aufgeraut. Büstenkante am Übergang zur Nackenpartie unterschnitten. Dat. des Fundkontexts: Ende 6./Anfang 7. Jh. n. Chr. Dat.: späte Kaiserzeit oder spätantik
S8 Fragment einer Gewandbüste FO: SE 34, Rohrgrube
Abb. 33
s. o. Kapitel 2.2 (U. Quatember) und 3.2 (A. Waldner). Zu vierbeinigen Tischen vgl. Moss 1988, 44 – 50; Carolis 2007, 93 – 95. 111. 163 – 165 A 1 Taf. 6. Moss 1988, 48. Vetters 1982, 74 Taf. 10. 11. Diesen Hinweis verdanke ich U. Quatember, die das Marmorinventar aus den Hanghäusern in Ephesos bearbeitet, vgl. Quatember 2003, 2005b und Quatember (in Druckvorbereitung) b. Lang-Auinger 2003, 122 – 124. 135 – 136 M1 Taf. 52 – 54. 159 – 161.
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AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Grobkörniger, hellgrauer Marmor, dicht von grauen Ablagerungen überzogen H 15 cm; B 23,5 cm; T max. 7,5 cm Erhalten offensichtlich Fragment des l. Büstenteils (?) mit Rest der l. Kante. Oben, unten und an r. Seite (?) gebrochen. Falten beschädigt. Zahneisen an der Rückenseite und am Büstenrand. Dat. des Fundkontexts: Ende 5./Anfang 6. Jh. n. Chr. Dat.: mittlere bis spätere Kaiserzeit
S9 Abb. 34 Kleinformatiger Pferdehuf, Relieffragment FO: SE 16, Kalklöschgrube und Nutzungshorizonte AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Mittelkörniger, weißer Marmor, Wurzelfasern H 4 cm; B max. 3,5 cm; T max. 2,05 cm inkl. Ansatz (1,6 cm direkt am Huf) Erhalten hat sich scheibenförmiger Pferdehuf von geringer Tiefe; oben am Ansatz des Beins abgeschlagen. Spitze des Hufs abgebrochen. An Rückseite abgebrochener Ansatz (Verbindung zu Reliefgrund oder weiterem Teil der Figur?). Oberfläche geglättet, auch an Rückseite gut ausgearbeitet. Dat. des Fundkontexts: Ende 4. Jh. n. Chr. Dat.: kaiserzeitlich oder spätantik?
S 10 Lockenfragment von lebensgroßem Kopf FO: SE 16, Kalklöschgrube und Nutzungshorizonte AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Grobkörniger, hellgrauer Marmor, Mörtelreste, Wurzelfasern L 9,5 cm; B 5,5 cm; T 5,3 cm Rund um die erhaltene ausgearbeitete Fläche abgebrochen bis auf ein Stück einer Fläche, die evemtuell als Anstückungsfläche geglättet wurde. Locken mit dem Meißel herausgearbeitet. Dat. des Fundkontexts: Ende 4. Jh. n. Chr. Dat.: kaiserzeitlich
S 11 Abb. 35 – 38 Fragment eines Tischbeins FO: SE 20, Nutzungshorizont der Kalklöschgrube AO: Depot des österreichischen Grabungshauses Grobkörniger, hellgrauer Marmor, Wurzelfasern; bei der Auffindung von Mörtelpackung bedeckt H 14,4 cm; B 10,5 und 9 bzw. 9,4 cm (an der Leiste und am Schaft gemessen); T 13,6 bzw. 12,4 cm (an Leiste und Schaft) Erhalten hat sich der Teil am Übergang von Schaft zu Felidenpranke. Oben und unten abgeschlagen. Beschädigt sind zwei Längskanten sowie die vorspringende Leiste an Vorder- und Nebenseiten. Bestoßungen, Sprünge im Stein. Alle Seiten geglättet bis auf unteren Teil der Rückseite (Zahneisen). Dat. des Fundkontexts: 3./4. Jh. n. Chr. Dat.: kaiserzeitlich
M. Aurenhammer
6. Zusammenfassung Die Befunde im Bereich der Strukturen nordöstlich des Nymphaeum Traiani lassen sich im Wesentlichen in drei Perioden untergliedern: Die ergrabenen kaiserzeitlichen Strukturen entziehen sich aufgrund der kleinen Grabungsfläche einer eindeutigen Interpretation; es könnte sich jedoch um ein – möglicherweise zu einem Wohnbau gehörendes – Hofareal gehandelt haben. Die zur Wasserführung des Nymphaeum Traiani gehörenden Tonleitungen wurden offenbar in severischer Zeit einer Reparatur unterzogen. Im 5./6. Jahrhundert wurden im Areal handwerkliche Tätigkeiten durchgeführt, wobei man in der Südwestecke in einer Grube Kalk löschte bzw. ›einsumpfte‹. Im 6./7. Jahrhundert wurden mehrere Aufschüttungen eingebracht, darunter ein Stratum, das auffallend viele Marmorfragmente beinhaltete, unter ihnen den Kopf einer Replik des Doryphoros. Die letzte Bauaktivität in diesem Areal lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. eingrenzen; dies stimmt mit anderen bislang von der Kuretenstraße bekannten Befunden überein236.
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Vgl. dazu Iro – Schwaiger – Waldner 2009.
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Abkürzungsverzeichnis Zusätzlich zu den vom Österreichischen Archäologischen Institut empfohlenen Abkürzungen werden folgende verwendet: AO BDm Bfrgt. erh. FB Fa Fi FK Hfrgt. M
Aufbewahrungsort Bodendurchmesser Bodenfragment erhalten Farbe Bruch Farbe außen Farbe innen Fundkomplex Henkelfragment Mauer
Mü NT R RDm Rfrgt. S SE Sek. Ofl. Wfrgt.
Münze Nymphaeum Traiani Rand Randdurchmesser Randfragment Skulptur Stratigraphische Einheit sekundäre Oberfläche Wandfragment
Abgekürzt zitierte Literatur Auinger 2009
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Mag. Dr. Ursula Quatember Ȩ Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Mag. Dr. Alice Waldner Institut für Kulturgeschichte der Antike, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Bäckerstraße 13, A-1010 Wien E-Mail: [email protected]
Mag. Dr. Matthias Pfisterer Kunsthistorisches Museum, Burgring 5, A-1010 Wien E-Mail: [email protected]
Dr. Maria Aurenhammer Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Plan C. Kurtze; Abb. 2. 4. 5. 7. 9. 10. 12: U. Quatember; Abb. 6. 8. 11: S. Swientek; Abb. 13 – 24: A. Waldner/J. Struber; Abb. 3. 25 – 38: N. Gail; alle Abb. © ÖAI Wien.
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Martin Seyer
Das Grabmal des Hurttuweti in Myra Vorbemerkungen* Die ausgedehnten Nekropolen der zentrallykischen Stadt Myra mit ihren etwa 100 heute sichtbaren Grabanlagen aus klassischer Zeit (Abb. 1)1 zählen zweifellos zu den imposantesten Felsnekropolen Lykiens und geben ein beeindruckendes Zeugnis vom Wohlstand der Stadt und ihrer Bewohner. Nach den Forschungen der europäischen Reisenden des 19. Jahrhunderts wurden diese Gräber im Rahmen des Myra-Surveys von J. Borchhardt im Jahr 1965 intensiv untersucht2, während der Frühjahrskampagne 2002 des TL-Projektes fand die komplette bauhistorische, sprachwissenschaftliche und photographische Aufnahme jener Anlagen statt, die über eine lykische Inschrift verfügen3. Der Großteil der Gräber in den Nekropolen der Stadt4 zeichnet sich durch hervorragende handwerkliche Qualität in der Steinbearbeitung bzw. eine aufwendige architektonische oder künstlerische Ausstattung aus, da beispielsweise 17 % der Gräber mit einer Vorhalle versehen sind5, während 15 Anlagen eine oder mehrere lykische Inschriften aufweisen6; an sieben Grabbauten findet sich Reliefschmuck7. Unter all den Anlagen nimmt jene des Hurttuweti in der Meernekropole8 (Abb. 2) aufgrund ihrer Größe und Ausgestaltung zweifellos einen besonderen Platz ein. Bei diesem Felsgrab handelt es sich um einen gewaltigen, aus drei Grablegen bestehenden Bau, der mit einem mehrteiligen Relief mit insgesamt zehn Figuren sowie einer dreizeiligen Inschrift in lykischer Sprache (TL 94)9 versehen ist. Dementsprechend häufig wurde das Grab in der Forschung bereits zum Gegenstand archäologischer Untersuchungen. So stellte vor
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Für die Finanzierung des Projektes »Archäologisch-sprachwissenschaftlichen Corpus der Denkmäler mit lykischer Schrift« (im Folgenden: TL-Projekt) dankt der Autor dem Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung, für seine Genehmigung durch das Kultusministerium der Türkischen Republik gilt der Dank der Generaldirektion für Bauten und Museen. Weiter sei B. Horejs und F. Blakolmer für die kritische Durchsicht des Manuskriptes gedankt sowie F. Fichtinger für seine während der Umzeichnung der Originalpläne gemachten aufschlussreichen Entdeckungen zur Konstruktion der Anlage und die daraus resultierenden Diskussionen. Außerdem gilt der Dank dem Gutachter dieses Beitrags für seine konstruktive Kritik und einige Hinweise, durch welche manche Fehler und Ungenauigkeiten vermieden werden konnten. – Zitate und Abkürzungen folgen den Richtlinien des Österreichischen Archäologischen Instituts , bibliographische Angaben zu den zusätzlich verwendeten Kurzzitaten finden sich am Ende des Beitrags. Zur Lage der Nekropolen s. den topographischen Plan in Borchhardt 1975, Beil. 11. Borchhardt 1975, 93ȸ156. Für eine Anführung der älteren Forschungen s. S. 31ȸ34. Mitarbeiter/-innen dieser Kampagne waren neben dem Verfasser Frau M. Gessl als Archäologin, Herr F. Fichtinger, Herr DI K. Schulz, Frau C. Spiess als Graphiker/- und Bauzeichner/-innen sowie Herr L. Fliesser als Photograph. Ihnen sei ebenso gedankt wie Frau F. Büyükyörük, welche die beiden Survey-Kampagnen des Jahres 2002 als Regierungsvertreterin unterstützte. Zum Territorium von Myra hat zuletzt J. Borchhardt ȸ mit allerdings stark hypothetischen Überlegungen ȸ ausführlich Stellung genommen: Borchhardt 2004a. Borchhardt 1975, 106 sowie die synoptischen Tabellen 107ȸ110. Kalinka 1901, 68ȸ73 TL 85ȸ97; G. Neumann, Die lykischen Grabinschriften von Myra, in: Borchhardt 1975, 150ȸ156; Neumann 1979, 22ȸ26 N 308. 309. Heute sind allerdings lediglich 13 Inschriften erhalten, da TL 91 und 93 weder von J. Borchhardt noch vom Verfasser und seinem Team wiedergefunden werden konnten und daher als verschollen zu gelten haben. Borchhardt 1975, 114ȸ147. Die Bezeichnung der Nekropolen Myras folgt der von Borchhardt 1975; demzufolge werden für die westliche Nekropole alternierend die Termini ›West-‹ bzw. ›Meernekropole‹ verwendet, während die östliche, etwas oberhalb des Flusstales des DemreÇay gelegene als ›Ost-‹ oder ›Flussnekropole‹ bezeichnet wird. Kalinka 1901, 72 TL 94; Bryce 1986, 80; H. Eichner in: Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, 59ȸ68.
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Myra, Meernekropole
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Myra, Felsgrab des Hurttuweti, Gräber 9, 10 und 11
allem J. Borchhardt umfangreiche Überlegungen zur Architektur und zur Bedeutung sowie zu seinem Erbauer generell an10, wie auch der Bildschmuck der Anlage des Öfteren eingehend analysiert wurde 11. Trotz dieser Arbeiten ist eine neuerliche Auseinandersetzung mit dem Bauwerk als Desiderat zu bezeichnen, da bislang keine detaillierte Bauaufnahme vorliegt und vor allem die Überlegungen zur Architektur und Ausstattung der oberen Grabkammer teilweise auf Hypothesen basieren, bei denen der archäologische Befund oft nicht berücksichtigt wurde. Dieser Artikel hat demzufolge keine erneute Betrachtung der Ikonographie der Reliefs zum Inhalt, und auch Fragen, die auf der Interpretation der Bildwerke beruhen, wie beispielsweise die gesellschaftliche Stellung des Grabherrn, werden hier nicht berührt. Auf den folgenden Seiten sollen vielmehr der architektonische Befund vorgelegt und auf der Basis der graphischen und photographischen Dokumentation vor allem auch Überlegungen zur Gestalt der Fassade und der Kammer der oberen Grablege angestellt werden. Die Anlage, welche die Meernekropole durch ihre gewaltigen Ausmaße optisch beherrscht, besteht aus drei unabhängigen Felsgräbern, die nach der Zählung J. Borchhardts die Nummern 9, 10 und 11 aufweisen12. Die Gräber 10 und 11 liegen unmittelbar nebeneinander, während Grab 9 direkt über Grab 10 in den Fels geschlagen wurde. Der Umstand, dass die beiden unteren Kammern gleichzeitig entstanden und als Teil ein und desselben Ensembles aufzufassen sind, ergibt sich aus den an den Enden aufgebogenen Querbalken, welche die gesamte Breite der Fassade durchmessen ȸ eine Tatsache, die auch stets erkannt worden ist. Die Zugehörigkeit von Grab 9 wurde hingegen erst relativ spät entdeckt: J. Borchhardt gelang durch den Vergleich der archäologischen Evidenz mit der Verfügung in der Inschrift, nach der Hurttuweti selbst, seine Frau 10
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Borchhardt 1993, 8ȸ12; Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, 56ȸ69; Borchhardt 2004a, 398ȸ400; Borchhardt 2004b, bes. 153 f.; Borchhardt 2004c, 37 f.; Borchhardt 2005, 151. Petersen – von Luschan 1889, 30 f. Taf. 10; Thönges-Stringaris 1965, 38 f. 93 f.; Borchhardt 1975, 114ȸ123; Zahle 1979, 340 Kat. 45; Dentzer 1982, 404ȸ406, R41; Bruns-Özgan 1987, 137ȸ141. 146ȸ149. 270 Kat. F23. Borchhardt 1975, 107 Beil. 1; vgl. auch Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, 56 f.
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und eine Person namens HaƯãna im oberen Bau (hrzzi : prñnawi) bestattet werden sollten, die Erkenntnis, dass sich die gesamte Anlage aus drei Grabkammern zusammensetzt13, wodurch sie dem Typus der kombinierten Grabanlage zuzuordnen ist14.
Vorplatz Der Zugang zu der Ebene, auf der sich das Grabmal des Hurttuweti befindet, erfolgte durch eine mächtige, aus dem natürlichen Fels geschlagene Treppe von Süden, von der heute noch Reste erhalten sind (Abb. 3). Über diese gelangte man auf den Vorplatz der Anlage, der sich über die gesamte Breite von Grab 10 und 11 erstreckte und ursprünglich eine Tiefe von etwa 3 m aufgewiesen haben mag. Im Osten ist er durch zwei Stufen vom Vorplatz des unmittelbar anschließenden Grabes 12 getrennt, im Westen wird er durch den anstehenden Fels westlich der Fassade begrenzt. Der Boden der Terrasse von Grab 11 bildete ursprünglich gleichzeitig das Dach des darunterliegenden Grabmals (Grab 19), das allerdings – wohl durch einen gewaltigen Felssturz des Massivs oberhalb der Anlage des Hurttuweti – zum Großteil zerstört ist15; demzufolge ist auch der Vorplatz heute nur zu einem geringen Teil erhalten16. Am östlichen 3 Myra, Zugang zum Felsgrab des Hurttuweti Ende von Grab 11 sowie vor der Mitte der gesamten Anlage sind zwei kreisrunde Löcher mit einem Durchmesser und einer Tiefe von etwa 20 cm in den Fels geschlagen (Abb. 4). Ihre Funktion lässt sich nicht mit letzter Sicherheit bestimmen, doch könnten sie zur Errichtung eines Baugerüstes gedient haben. So lassen sich Parallelen für derartige Vertiefungen an den im Rahmen des TL-Projektes dokumentierten Gräbern, vor allem an weiteren Anlagen in Myra beobachten, wie beispielsweise auf den Vorplätzen der Felsgräber des Erimñnuha (TL 86) und des Apñnãtama (TL 87), wenige Meter östlich in derselben Nekropole, wobei diese allerdings kleiner dimensioniert sind als jene auf dem Vorplatz des Hurttuweti17. Eine weitere Parallele 13
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Borchhardt 1993, 8ȸ12. – Der kürzlich von Schweyer 2002, 27 f. 172 offenbar in Unkenntnis des Artikels von J. Borchhardt getätigte Vorschlag, die Bezeichnungen ›oben‹ und ›unten‹ horizontal aufzufassen und als ›oberen Bau‹ die Grabkammer, als ›unteren‹ hingegen die Vorhalle von Grab 10 anzusprechen, kann nicht überzeugen. Abgesehen von der generellen Problematik, topographische Begriffe wie ›oben‹ und ›unten‹ nicht in ihrer natürlichen Bedeutung zu verstehen, sondern nach eigenen Vorstellungen umzudeuten, wäre es völlig unverständlich, warum Hurttuweti in diesem Fall in der Inschrift expressiv verbis festgehalten hätte, dass er gemeinsam mit den beiden anderen Genannten in der Grabkammer und nicht in der nach vorn offenen Vorhalle bestattet sein wollte; eine Beisetzung in der eigentlichen Grabkammer kann wohl als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden. Diese Gattung berücksichtigte bereits J. Borchhardt in seiner Typologie lykischer Gräber als eigenen Typus, erkannte diese Grabform allerdings nur in freistehenden Anlagen: Borchhardt 1975, 98. 104ȸ106. – Vgl. zu kombinierten Grabmälern auch Seyer – Kogler 2007. Die Wucht des herabstürzenden Felsmassivs war allem Anschein nach so gewaltig, dass es auch das unter dem Vorplatz der Gräber 32 (TL 97) und 20 gelegene Felsgrab 34 zerstörte. ȸ Zur Lage dieser Gräber s. Borchhardt 1975, Beil. 1. J. Borchhardt äußerte die Ansicht, der Vorplatz von Grab 11 sei aufgrund des steilen Felsabfalls knapp bemessen (Borchhardt 1993, 11), doch ist die geringere Tiefe eindeutig auf dessen Zerstörung zurückzuführen, da die Terrasse ursprünglich zweifellos dieselben Dimensionen aufwies wie jene von Grab 10. Der auffallende Umstand, dass sich derartige Löcher ausnahmslos an sehr exponierten Gräbern finden, kann die Theorie, dass sie zur Aufstellung eines Gerüstes dienten, zusätzlich stützen.
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findet sich am Grab des Sbikaza in Kyaneai (TL 70), wo drei Vertiefungen mit einem Durchmesser von ca. 15 cm unmittelbar vor der Fassade in den Felsboden gearbeitet sind, und auch auf dem Vorplatz des Felsgrabes des Huzeimi (N 308) in der Südnekropole von Myra18 ist eine derartige Ausnehmung in den Boden geschlagen. Hier befindet sich ein weiteres Loch in der Felswand direkt rechts neben der Fassade, das möglicherweise ebenfalls zur Befestigung einer hölzernen Konstruktion diente 19.
Fassade des unteren Grabhauses (Gräber 10 und 11; Abb. 2. 8) Die Stirnseite der Grabanlage ist in eine äußere und eine innere Fassade geteilt. Die Hauptkonstruktion 20 und das Dach werden von der äußeren, die gesamte Breite des Baus umfassenden Fassade gebildet, während die inneren Fassaden der Gräber 10 und 11 die Subkonstruktion der jeweils entsprechenden Kammer bilden.
Äußere Fassade21 Die gesamte Breite des unteren Grabhauses mit den Gräbern 10 und 11 maß in vollständig erhaltenem Zustand etwa 8,8 – 9 m, seine Höhe beträgt ca. 5,0 m22. Die Hauptkonstruktion wird durch einen oberen und einen unteren Querbalken sowie drei Pfosten gebildet, deren mittlerer die Vorhallen der beiden Grablegen voneinander trennt. Die Enden der beiden Querbalken sind aufgebogen; der obere ist zusätzlich um 90º nach außen gedreht, sodass zwischen den Enden des Balkens und den Pfosten jeweils zwei Keile in Draufsicht zu sehen sind, während am unteren Querbalken jeweils ein Keil in Ansicht dargestellt ist23. An den oberen und unteren Enden sowie in einer Höhe von einem und zwei Drittel der Pfosten ragt je ein Längsbalken als Balkenkopf aus der Fassade. Das Flachdach wird durch eine aufgrund der starken Zerstörung nicht mehr mit letzter Sicherheit festzustellende Anzahl von Rundhölzern24, die an beiden Seiten von einem Kantholz mit rechteckigem Querschnitt25 begrenzt werden, und zwei darüberliegenden Faszien gebildet. Über dem Dach ist der gewachsene Fels im Bereich von Grab 11 auf eine Höhe von ca. 80 cm senkrecht abgearbeitet und um 50 cm zurückversetzt, wo-
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Zur Lage des Grabes s. den topographischen Plan der lykischen Nekropolen von Myra in: Borchhardt 1975, Beil. 11, Grab 50. Auch für Vertiefungen neben der Fassade gibt es mehrere Parallelen aus verschiedenen Nekropolen Lykiens, wie beispielsweise am Felsgrab des .]burehi (TL 95) bzw. jenem mit der Inschrift TL 97, beide in der Meernekropole in Myra. Besonders deutlich wird die Funktion der in die Felswand geschlagenen Löcher am unkanonischen Grab des HriƯtbili in Tlos (TL 22), da dieses in einer Höhe von etwa 4 m in die senkrechte Felswand geschlagen ist und zweifellos nur mit Hilfe eines Baugerüstes errichtet werden konnte. Die Unterteilung der Bauelemente in eine Haupt- und eine Subkonstruktion folgt dem Prinzip von K. Schulz, nach welchem die Hauptkonstruktion durch die tragenden Elemente eines Gebäudes gebildet wird, während mit der Subkonstruktion die sekundären Teile des Baus gemeint sind, die zu dessen Versteifung dienen und wesentlich zur Stabilität des Baukörpers beitragen: Schulz 2006. Diese Ideen sowie die Terminologie, die K. Schulz erstmals in einem Vortrag »Zum lykischen Knoten« im Rahmen des II. Internationalen Lykien-Symposions, Wien, 6. – 12. Mai 1990 vorstellte, wurden auch von L. Mühlbauer aufgenommen und teilweise weiterentwickelt: Mühlbauer 2007, 28ȸ30. Da die erhaltenen Reste des Vorplatzes für die sichere Aufstellung einer Leiter zu schmal waren und das Gelände davor nahezu senkrecht über etwa 10 m abfällt, wurde auf eine Zeichnung der ungefähr 5 m hohen äußeren Fassade des Grabmals verzichtet. Die einzige graphische Darstellung des gesamten Gebäudes basiert auf einer photogrammetrischen Aufnahme von K. Schürer aus dem Jahr 1965, deren Auswertung durch J. Tschannerl von B. Wagner graphisch gestaltet wurde: Borchhardt 1993, Abb. 1; Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, Taf. 6. Die Höhe von Grab 9 misst ungefähr 2,5 m, sodass die Anlage einschließlich der Dachkonstruktion von Grab 9 etwa 7,5 m hoch ist. Die stehenden Figuren auf der linken Seite des Reliefs oberhalb dieser Grablege messen etwa 1,5 m, wodurch die Gesamthöhe des Bauwerks ca. 9 m beträgt. Das rechte Ende des unteren Querbalkens ist stark verkürzt angegeben und wird teilweise von den Stufen verdeckt, die zum Vorplatz des unmittelbar östlich anschließenden Grabes 12 führen. Dieser Umstand legt nahe, dass Grab 12 zum Zeitpunkt der Errichtung der Anlage des Hurttuweti bereits vorhanden war. In der zeichnerischen Ergänzung der Fassade durch B. Wagner (s. Anm. 21) sind 47 Rundhölzer angegeben, der hier vorliegenden schematischen Rekonstruktion von F. Fichtinger (Abb. 16) zufolge handelt es sich um 54 Stück. Ein rechteckiger Querschnitt der Kanthölzer ist ungewöhnlich, da er im Normalfall eine quadratische Form aufweist.
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Myra, Vorplatz von Grab 11 mit Gerüstlöchern
durch eine Art Nische entstand, die sich ursprünglich bis zu Grab 9 erstreckte. Sie ist allerdings durch einen Felssturz, der auch die Dachkonstruktion von Grab 11 sowie das darunterliegende Grab zerstörte, zu einem großen Teil in die Tiefe gestürzt. Diese bauliche Maßnahme sollte zweifellos die Zusammengehörigkeit der Grablegen unterstreichen, da die Rückwand der Nische auf derselben Höhe wie die eingesetzte Fassade von Grab 9 lag (Abb. 2. 5)26. Darüber hinaus mögen auch optische Gründe für diese architektonische Eigenheit ausschlaggebend gewesen sein, da das Dach von Grab 11 derart eine stärkere plastische Wirkung erhielt 27. Der Erhaltungszustand der äußeren Fassade ist äußerst schlecht: Die Dachkonstruktion mit den Faszien und Rundhölzern ist am linken Ende abgebrochen28 und weist auch im Bereich von Grab 11 durch den bereits genannten Felssturz starke Beschädigungen auf. Auch die Querbalken und die Pfosten sind an mehreren Stellen massiv beschädigt; von den insgesamt einst zwölf Balkenköpfen der Fassade sind lediglich zwei der oberen sowie der rechte untere halbwegs unversehrt geblieben29. In der rechten Hälfte der Vorhalle von Grab 11 ist eine rechteckige Vertiefung von 37 × 21 × 4 cm in den Boden geschlagen (Abb. 6), die zweifellos zum Einsetzen eines steinernen Pfostens diente und damit einen Hinweis gibt, dass die äußere Fassade durch weitere vertikale und horizontale Elemente gegliedert war. Zwar ist auf der linken Seite aufgrund der Zerstörung der entsprechenden Stelle kein Pendant erhalten, doch ist auch hier eine derartige Ausnehmung anzunehmen. Diese Hypothese wird durch ein Auflager zum Einsetzen eines Querbalkens bestätigt, das sich etwa in zwei Drittel der Höhe des rechten Pfostens, direkt neben der Ausnehmung für den eingesetzten zweiten Balkenkopf von oben befindet30. Der mittlere Pfosten ist wiederum zu stark zerstört, um die entsprechende Vertiefung auch hier erkennen zu lassen. Es kann jedoch vorausge-
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Zu dem Umstand, dass die Fassade von Grab 9 zum Großteil eingesetzt war, s. u. Die von J. Borchhardt (Borchhardt 1993, 12) erwähnte Möglichkeit, die Nische könnte zur Aufstellung von Statuetten gedient haben, welche die Nachkommen der Verstorbenen auf die jährlich abzuhaltenden Totenopfer hinweisen sollten, ist hingegen unwahrscheinlich, da ihr Boden lediglich grob gespitzt ist und darüber hinaus keine Zapfenlöcher zur Verankerung von Figuren aufweist. Aufgrund der Tatsache, dass die Felswand an dieser Stelle einen spitz nach hinten zulaufenden Rücksprung aufweist, mussten Teile der Dachkonstruktion und des oberen Querbalkens getrennt gefertigt und nachträglich eingesetzt werden, wie das auch beim darüberliegenden Grab 9 der Fall war; diese sind heute verloren. ȸ Zu den eingepassten Bauelementen von Grab 9 s. u. Wie eine entsprechende Ausnehmung im rechten Pfosten zeigt, war der zweite Balkenkopf von oben getrennt gefertigt und nachträglich eingesetzt. Da die äußere Fassade nicht gezeichnet wurde, ist dieses Auflager nur sehr schwer zu erkennen, zumal es auf den Photographien nur undeutlich in Erscheinung tritt; am ehesten ist die Ausnehmung auf dem Photo in Abb. 3 zu erkennen.
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Myra, Grab 9, vorderer Bereich der Kammer und Ausnehmung über dem Dach von Grab 11
setzt werden, dass die äußere Fassade von Grab 11 neben den aus dem Fels geschlagenen Elementen zusätzlich zwei Pfosten sowie einen Querbalken aufwies, der sie in zwei Geschosse unterteilte, wodurch sie dieselbe Gliederung wie die innere Fassade erhielt31. Auffallend ist allerdings, dass an Grab 10 keine derartigen Vorrichtungen zum Einsetzen weiterer Bestandteile der äußeren Fassade zu beobachten sind. Dieser Umstand kann für den Boden der Vorhalle aufgrund von dessen starker Zerstörung nicht weiter verwundern und auch der mittlere Pfosten der Anlage ist in der entsprechenden Höhe beschädigt. Vor allem an der Innenseite des linken Pfostens der Hauptkonstruktion wäre indes eine entsprechende Ausnehmung zum Einsetzen eines Querbalkens zu erwarten, da dieser an der in Frage kommenden Stelle unversehrt erhalten ist. Diese Anzeichen geben also einen Hinweis darauf, dass die äußere Fassade von Grab 10 tatsächlich nicht durch eingepasste Elemente weiter gegliedert, sondern im Gegensatz zu jener von Grab 11 nach vorn offen war, auch wenn eine derartige Lösung auf den ersten Blick wenig plausibel erscheint. Eine unterschiedliche Gestaltung könnte allerdings durch die ungleiche Form der beiden inneren Fassaden zu begründen sein, da durch die Gliederung der äußeren Fassade ȸ analog zur inneren – stets die Zweigeschossigkeit der Anlage angegeben wird. Ein möglicher Grund für eine andere Form der äußeren Fassade mag also durchaus durch den Umstand begründet sein, dass Grab 10 im Gegensatz zum benachbarten Grab nur ein einziges Geschoss aufweist.
Im Folgenden werden die beiden Gräber 10 und 11 in der Beschreibung getrennt betrachtet, da sie zwar Teile eines größeren Gebäudes darstellen, aber dennoch für sich gearbeitet und als getrennte, eigenständige Grablegen aufzufassen sind.
Grab 10 Vorhalle (Abb. 2. 6) Wie oben erwähnt, stellt die Gestaltung des Bereichs vor der Grabkammer in Form einer Vorhalle keinen Einzelfall dar, da in Myra 17 Felsgräber auf diese Weise ausgestattet sind. Akzeptiert man die Theorie, nach der die Vorbilder für diese Gräber in der lykischen Hausarchitektur zu sehen sind32, können diese Vestibüle als Hinweis auf repräsentative Wohnbauten verstanden werden. 31
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Dass auch die Fassade der Vorhalle mit Pfosten und einem weiteren Querbalken gegliedert sein konnte, wird gerade in Myra durch mehrere Gräber belegt, wo diese zusätzlichen Elemente entweder ebenfalls aus dem Fels geschlagen, oder aber getrennt gefertigt und nachträglich eingesetzt waren. Vgl. zu derartigen Ausstattungen beispielsweise Grab 7 in der Meernekropole bzw. Gräber 81 und 100 in der Flussnekropole ȸ Grab 7: Borchhardt 1975, Taf. 63 A l.; Grab 100: Borchhardt 1975, Taf. 60 B; Grab 81: Borchhardt 1975, Taf. 74 B. 75 B. 78 B. – Für eingesetzte Elemente s. z. B. das Grab des HLCƯᇾG; (Grab 92), ebenfalls in der Flussnekropole: Borchhardt u. a. 2004, 19 Abb. 5ȸ6. Zu dieser Diskussion s. zuletzt Mühlbauer 2007, 20ȸ25 mit einem Querschnitt durch die relevante Literatur zu diesem Thema.
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Myra, Gräber 10 und 11, Grundriss der Grabkammern, der Vorhallen und des Vorplatzes
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Die Vorhalle von Grab 10 weist eine rechteckige Fläche von etwa 3,25 × 1,80 m auf, deren Felsboden grob gespitzt ist. Während sie nach vorn hin aller Wahrscheinlichkeit nach offen war, wird sie zu beiden Seiten von glatten Wänden33, nach hinten zu durch die innere Fassade der Grablege begrenzt. In die linke Seitenwand sowie die innere Fassade sind christliche Symbole geritzt (Abb. 7)34. An der Seitenwand befindet sich ein Kreuz auf einem Stufensockel, dessen Enden sich nach außen verbreitern und aus dessen oberer Haste ein Blatt oder eine lotosartige Blüte wächst. Rechts daneben sind zwei parallele 7 Myra, Grab 10, christliche Symbole in der Vorhalle Streifen mit Flechtband angegeben; auf dem rechten steht ein nach links gewandter Vogel mit zurückgedrehtem Kopf, während unter dem Streifen ein Fisch zu erkennen ist 35. In die linke Scheintür der inneren Fassade ist ein Kreuz geritzt, unter dem wiederum ein Fisch und ein Vogel eingekerbt sind. Ein gewaltiger, etwa 30 cm breiter Riss verläuft diagonal durch den Boden der gesamten Vorhalle und zieht sich weiter bis in die Kammer von Grab 11.
Innere Fassade (Abb. 8. 9) Die Subkonstruktion wird von einem Rahmen umgeben36, der aus einem oberen, 34 cm breiten und einem unteren, 28 cm breiten Querbalken sowie zwei vertikalen Leisten mit einer Breite von 10 bzw. 8 cm besteht. Drei hochrechteckige Felder werden durch je zwei 22 cm breite Stützen, die gemeinsam mit zwei weiteren vertikalen Leisten an den Außenseiten eine 12 cm breite Querleiste tragen, voneinander getrennt. Jedes der Felder wird an beiden Seiten sowie am oberen Ende von einer zusätzlichen Leiste begrenzt; das mittlere stellt die Türöffnung dar, während die beiden äußeren als Scheintüren gearbeitet sind. Die gesamte rechte Hälfte der Fassade ist stark beschädigt, so ist beispielsweise der untere Teil der rechten Scheintür und der Stütze, die das mittlere vom rechten Feld trennt, komplett abgeschlagen. Auch die Partie rechts der Scheintür weist schwerste Zerstörungen auf. Der untere Querbalken ist stark beschlagen und in seiner rechten Hälfte gebrochen37. Unterhalb jener Stelle, an der die rechte Stütze ursprünglich auf diesen Querbalken traf, ist eine Stufe von ca. 40 cm Breite und 10 cm Tiefe in die Fassade geschlagen.
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In den meisten vergleichbaren Fällen sind die Seitenwände der Vorhalle nicht glatt, da die Längsbalken, die als Balkenköpfe über die Fassade hinausragen, an dieser Stelle in flachem Relief angegeben sind. Diese Symbole wurden bereits von O. Feld beschrieben, der als Ort der Anbringung allerdings irrtümlicherweise die rechte Wand der Vorhalle angab: O. Feld, Bestattungen aus christlicher Zeit, in: Borchhardt 1975, 426 f. Abb. 73 Anhand der Flechtbänder und des Stufensockels des Kreuzes an der Seitenwand sprach sich O. Feld für eine vorsichtige Datierung dieser Symbole nach dem 6. Jh. n. Chr. aus: O. Feld, Bestattungen aus christlicher Zeit, in: Borchhardt 1975, 426. Dieser Rahmen kann weder der Haupt- noch der Subkonstruktion eindeutig zugeordnet werden, da er einerseits nicht in das technische System der Hauptkonstruktion integriert ist, andererseits jedoch als übergeordneter Träger der Subkonstruktion fungiert. An jenem Punkt, an dem der oben erwähnte, durch die Vorhalle verlaufende Riss die Fassade schneidet, war der Querbalken ursprünglich wohl gestückt, wobei allerdings keine Bearbeitungsspuren im Stein zu erkennen sind.
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Grabkammer (Abb. 6. 10) Die Orientierung des annähernd quadratischen Innenraums entspricht derjenigen der Fassade. Der Eingang in das Grabinnere wurde durch eine Schiebetür von links nach rechts verschlossen. Die Führungsschienen für den Türstein sind sowohl oben als auch unten erhalten und verjüngen sich in Verschlussrichtung. Direkt vor der Mitte der Türöffnung ist eine kleine Ausnehmung in den Fels geschlagen, die wohl für einen Hebel diente, der unter dem Verschlussstein angesetzt wurde, um diesen anheben und bewegen zu können 38. In die untere Führungsschiene selbst sind zwei kreisrunde Löcher von ca. 3 cm Tiefe zur Arretierung des Türsteins gearbeitet (Abb. 11). Die Kammer ist mit einer vierseitig umlaufenden, an der Oberfläche grob gespitzten Steinbank ausgestattet, in deren Mitte eine rechteckige Vertiefung von ca. 70 × 60 × 16 cm aus dem Fels geschlagen ist. In der rechten hinteren Ecke befindet sich in einer Höhe von 1,27 m ein waagrechtes Auflager für ein Wandbrett, das an der Eingangswand allerdings – wohl aufgrund von deren starker Beschädigung – kein Pendant aufweist. In die Mitte der Rückwand ist eine rechteckige Nische gearbeitet, die nach oben durch eine Halbkuppel begrenzt wird und deren Boden um 35 cm tiefer als die Oberfläche der Steinbänke liegt. Für die Errichtung dieser Nische wurden Teile der hinteren und der beiden seitlichen Bänke abgeschlagen. Die Decke und die Seitenwände der Grabkammer sowie die Halbkuppel sind stark von Ruß geschwärzt. Die Kammer weist mehrere Felsrisse in den Wänden sowie der Decke auf; durch eindringendes Wasser sind die Spalten an der Decke darüber hinaus teilweise versintert. Umbau der Grabkammer Es ist offensichtlich, dass die apsisartige Vertiefung in der Rückwand keinen Teil der Originalausstattung darstellt, sondern vielmehr auf einen Umbau der Kammer in byzantinischer Zeit hindeutet, da der Raum allem Anschein nach in eine kleine Kapelle umgewandelt wurde. Für diese Interpretation sprechen mehrere Details wie beispielsweise die obere Begrenzung der Nische in Form einer Halbkuppel oder auch ihre offen38
Ein ähnliches System ist beispielsweise am Grabmal des Tebursseli in Limyra zu beobachten, an dem eine Stange wohl in ein Hebeloch im Türstein selbst eingesetzt wurde, wodurch dieser mittels eines Widerlagers bewegt werden konnte: K. J. Schulz in: Borchhardt u. a. 1988, 90 Abb. 16ȸ17.
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sichtliche Verbindung mit den christlichen Symbolen in der Vorhalle39. Doch lassen auch Beobachtungen an der inneren Fassade den Schluss zu, dass die Veränderungen an dieser Stelle im Zusammenhang mit einem Umbau zu sehen sind, da die rechte Scheintür sowie die rechte Stütze der Subkonstruktion offensichtlich mit Vorsatz abgeschlagen wurden. Darüber hinaus ist unterhalb jener Stelle, an welcher die rechte Stütze ursprünglich auf den unteren Querbalken traf, eine horizontale Fläche in den Stein gearbeitet, bei der es sich offensichtlich um eine Stufe zum einfacheren Betreten der Kammer handelt40. Es ist auffallend, dass diese genau zentral vor der Nische angelegt wurde, wodurch sich der Schluss ergibt, dass die groben Zerstörungen der Fassade im Zuge der Adaption des Grabes in eine Kapelle erfolgten41.
Grab 11 Vorhalle (Abb. 2. 6) Mit etwa 3,22 × 1,90 m weist die Vorhalle von Grab 11 annähernd dieselben Maße wie jene von Grab 10 auf, und auch die Ausgestaltung sowie die Qualität der Ausführung lassen erkennen, dass die beiden Grablegen als gleichwertig aufzufassen sind42. 39
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O. Feld ging auf die Nische nicht ein, sondern führte lediglich die Zeichnungen an, weswegen er auch keine Wiederverwendung der Grablege als Kapelle erkannte. Er bot zwei Möglichkeiten für ihre sekundäre Nutzung an, nämlich entweder als Ort für Bestattungen oder als Wohnstätte eines Eremiten: O. Feld, Bestattungen aus christlicher Zeit, in: Borchhardt 1975, 426. Da die Höhendifferenz zwischen dem Boden der Vorhalle und der originalen Türschwelle 52 cm beträgt, konnte die Kammer vor der Umgestaltung nur mit einiger Anstrengung betreten werden. Auf profanere Weise scheinen hingegen andere Gräber in den Nekropolen Myras weiterverwendet worden zu sein: Ein englischer Pilger sah im Jahr 1344 zahlreiche »Felskeller«, in denen Wein gelagert wurde, wobei es sich bei diesen Felskellern sehr wahrscheinlich um Gräber handelte. ȸ Den Bezug zur Meernekropole stellten Hellenkemper – Hild 2004, 351 mit Anm. 122 her, auf dieses Zitat beruft sich auch die Nennung des Reiseberichtes. Die Meinung J. Borchhardts (Borchhardt 1993, 11), Grab 10 habe aufgrund der Anbringung der lykischen Inschrift auf dem Querbalken über der Vorhalle sowie der Ausstattung der Kammer mit Klinen eine höhere Bedeutung als Grab 11 aufgewiesen, kann nicht überzeugen. Die Inschrift sollte vielmehr in erster Linie auf die genau über ihr befindliche Grablege 9 verweisen, die dem Erbauer der Anlage selbst vorbehalten war, während die unterschiedliche Ausgestaltung des Innenraums wohl eher eine Variante als einen bewussten Ausdruck der Hierarchie widerspiegelt; s. u. sowohl zum Anbringungsort der Inschrift als auch zu den Klinen.
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Innere Fassade (Abb. 8. 9) Die innere Fassade von Grab 11 besteht im Gegensatz zu der von Grab 10 aus zwei Geschossen. Die Subkonstruktion wird von einem Rahmen umgeben, der aus einem oberen, 26 cm breiten, einem mittleren, 21 cm breiten und einem unteren, 25 cm breiten Querbalken sowie zwei Pfosten besteht, deren Breite jeweils 17 cm beträgt. Der in etwa zwei Drittel der Höhe angebrachte mittlere Querbalken trennt die beiden Geschosse voneinander. Die drei hochrechteckigen Felder des 11 Myra, Grab 10, Eingangsbereich mit unterer Führungsschiene unteren Geschosses werden durch zwei je 22 cm breite Stützen, die gemeinsam mit zwei weiteren vertikalen Leisten an den Außenseiten eine 8 cm breite Querleiste tragen, voneinander getrennt. Jedes der Felder wird an beiden Seiten sowie am oberen Ende von einer zusätzlichen Leiste begrenzt. Die mittlere Fläche stellt die Türöffnung dar, während die beiden äußeren als Scheintüren gearbeitet sind. Das obere Geschoss ist ebenfalls in drei Felder gegliedert, die hier allerdings von je zwei Leisten an den Seiten und am oberen Ende begrenzt werden, anstatt – wie im unteren Geschoss – von einer einzigen. Vor allem das untere Geschoss weist starke Zerstörungen auf, da nahezu der gesamte zentrale Bereich mit der Türöffnung und den beiden Pfosten abgeschlagen ist. Lediglich Teile der beiden Scheintüren und der sie begrenzenden Leisten sind erhalten, wobei hier in erster Linie die Partien auf der linken Seite sowie der untere Querbalken der Konstruktion stark beschädigt sind. Das obere Geschoss ist besser erhalten, hier sind lediglich die Leisten der einzelnen Felder teilweise in Mitleidenschaft gezogen.
Grabkammer (Abb. 6. 12) Die Maße des annähernd quadratischen Innenraums entsprechen ebenfalls etwa denen von Grab 1043. Der Eingang in das Grabinnere wurde durch eine Schiebetür von links nach rechts verschlossen. Die Führungsschienen sind sowohl oben als auch unten erhalten, Löcher zur Arretierung des Türsteins sind hier nicht vorhanden. Der Raum weist keinerlei Ausstattung auf, sondern ist lediglich mit einem grob gespitzten, ungegliederten Fußboden versehen. Es finden sich keine Reste von Vorrichtungen für Beisetzungen, da weder Steinbänke noch Ausnehmungen für Wandbretter vorhanden sind; demzufolge ist davon auszugehen, dass die Verstorbenen in dieser Kammer auf Klinen aus vergänglichem Material bestattet wurden. In die vordere Hälfte der rechten Seitenwand ist ȸ wohl von Grabräubern ȸ ein Loch geschlagen, durch das man in das benachbarte Grab 12 gelangen kann44. Vor allem die linke Seitenwand, die Reste der Eingangswand sowie die Decke sind stark von Ruß geschwärzt, große Teile der Rück- sowie der rechten Seitenwand sind darüber hinaus – möglicherweise durch die aus dem Feuer entstandene Hitze – abgesplittert. Von der rechten hinteren Ecke verläuft schräg nach links vorn ein Riss im Boden. Er führt unter der linken Seitenwand durch und von dort durch die Vorhalle von Grab 10 und den Vorplatz. Die massive Zerstörung der inneren Fassade erfolgte auch an Grab 11 zweifellos mit Vorsatz, doch spricht die Größe des ausgeschlagenen Teils dafür, dass die Beschädigung nicht durch Grabräuber erfolgte. 43
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Durch die Tatsache, dass auch die Gesamttiefe der beiden Grablegen mit etwa 5,05 m von der äußeren Fassade bis zur Rückwand der Kammer identisch ist, wird die einheitliche Konzeption der gesamten Anlage weiter unterstrichen. Da dieses in der rechten Wand ebenfalls ein großes Loch aufweist, ergibt sich die Möglichkeit, weiter bis zum östlich daran anschließenden Grab des Appñnãtama (Grab 16, TL 87) vorzudringen, ohne sich direkt an der exponierten Felskante bewegen zu müssen.
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Myra, Grab 11, Grabkammer und Vorhalle
Es ist vielmehr anzunehmen, dass sie mit der nachantiken Benützung von Grab 10 in Zusammenhang zu bringen ist, und dass auch diese Kammer in byzantinischer Zeit wiederverwendet wurde, möglicherweise als Behausung oder als einer der erwähnten Lagerräume für Wein45.
Grab 946 Fassade (Abb. 13) Als Grab 9 wird jene Grablege bezeichnet, die direkt über Grab 10 in den Fels geschlagen ist. Der Großteil der Fassade war getrennt gefertigt und nachträglich eingesetzt und ist heute verloren. Auch die erhaltenen Partien sind teilweise stark zerstört, sodass eine unwiderlegbare Rekonstruktion der Anlage nicht möglich ist. Die erhaltenen Teile können folgendermaßen beschrieben werden: Die Dachkonstruktion besteht aus einem Zahnschnitt, dessen genaue Anzahl von Zähnen heute aufgrund der starken Beschädigungen nicht mehr festzustellen ist47; darauf liegt als oberer Abschluss eine profilierte Leiste. Getragen wird das Dach von einem etwa 20 cm breiten Querbalken, der seinerseits zu beiden Seiten auf je einem sich nach oben leicht verjüngenden Halbpfeiler mit Pilasterkapitell ruht48. Unter dem Querbalken ist die Felswand auf eine Höhe von ca. 30 cm senkrecht abgearbeitet und bildet so ein Architekturglied, das wohl mit einem Überlager für die eingesetzten Teile der Fassade verbunden war49. Die Unterkante dieses Bauteils verläuft allerdings nur in der linken Hälfte annähernd horizontal, danach steigt sie bis auf die Höhe der Decke der Grabkammer an. 45 46
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s. o. Anm. 41. Wegen der gefährlichen Exponierung der Anlage musste auch auf eine Zeichnung der erhaltenen Teile der Fassade von Grab 9 verzichtet werden; vgl. o. Anm. 21. In der vorliegenden Rekonstruktionszeichnung sind 28 Zähne angegeben, doch mag die tatsächliche Anzahl durchaus auch knapp darunter oder darüber liegen. Weder die Basis noch das Kapitell des Halbpfeilers entsprechen bekannten griechischen Formen; das Kapitell könnte am ehesten als ›Antenkopfkapitell‹ bezeichnet werden. – Für diesen Hinweis bin ich G. Plattner (Wien) dankbar. Sollte der Rekonstruktionsversuch (Abb. 17) zutreffend sein, würde dieser Bauteil dem oberen Querbalken der Fassade entsprechen.
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Myra, Grab 9, Fassade
Der rechte Teil der Fassade ist durch den oben erwähnten Felssturz stark beschädigt. Die rechte Begrenzung der Grablege mit dem Ende des Querbalkens und des Zahnschnitts ist praktisch zur Gänze zerstört, vom rechten Pilaster sind lediglich Teile des untersten Drittels des Schaftes erhalten. Die linke Partie der Fassade war durch den Umstand, dass die Felswand an dieser Stelle nicht glatt verläuft, sondern einen allem Anschein nach bei einem Felssturz vor der Errichtung der Grabanlage entstandenen Rücksprung aufweist 50, getrennt gefertigt und nachträglich eingesetzt. Die Tatsache, dass die horizontalen Elemente der Dachkonstruktion an diesem Punkt eingepasst waren, wird dabei durch entsprechende Auflager belegt (Abb. 14) 51. Wie der Befund nahelegt, waren jedoch nicht nur einzelne Partien von Grab 9, sondern nahezu die gesamte Fassade dieser Grablege eingesetzt52. Aus wie vielen Stücken sich dieses aus horizontalen und vertikalen Bauteilen bestehende Ensemble ursprünglich zusammensetzte, bzw. wie man sich diese Fassade genau vorzustellen hat, lässt sich indes nicht mehr nachvollziehen, da die eingepassten Teile heute ausnahmslos verloren sind und auch die in den gewachsenen Fels gearbeiteten ›Negativformen‹ keine eindeutigen Aussagen gestatten. Zwar finden sich an mehreren Stellen Werkspuren im Boden und an den Wänden der Grablege, doch erlauben diese zumeist lediglich Interpretationsmöglichkeiten; in keinem einzigen Fall können durch sie offene Fragen mit Sicherheit beantwortet werden. 50
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Dass dieser Felssturz bereits vor der Erbauung erfolgte, zeigt die Anordnung der ersten vier Figuren des darüber befindlichen Reliefs, die dem unnatürlichen Verlauf des Felsens folgt. Demzufolge handelt es sich auch bei den eingesetzten Teilen der Fassade nicht um eine Reparatur, sondern um die ursprüngliche Konzeption; s. eine Skizze mit der schematischen Anordnung der Figuren des Reliefs bei Borchhardt 1975, 121 Abb. 27. – Das Grabmal ist demzufolge durch zwei verschiedene Felsstürze beeinträchtigt: Während die Wand auf der linken Seite der Anlage vor deren Errichtung zerstört worden war, stürzte der Bereich rechts von Grab 9 erst ab, als das Grab bereits vollendet war, wie die Beschädigungen an dieser Stelle zeigen. Durch diese eingesetzten Bauteile war allerdings der Blick auf die Figuren des Reliefs beeinträchtigt, da deren untere Körperpartien vom Betrachter nicht gesehen werden konnten. ȸ Die Angst, dass weitere herabfallende Steine die Darstellungen beschädigen könnten, scheint jedenfalls so groß gewesen zu sein, dass über diesem Teil des Reliefs zum Schutz Steinplatten eingezogen wurden; s. dazu auch Borchhardt 1975, 121 Taf. 64. Die Praxis, die komplette Fassade eines Felsgrabes getrennt zu fertigen und nachträglich einzupassen, ist in Lykien zwar nicht weit verbreitet, doch stellt die obere Grablege des Hurttuweti diesbezüglich auch keinen Einzelfall dar: Für ein Beispiel aus Telmessos s. Borchhardt 2004b, 153 Abb. 4. Kürzlich wurden auch in Phellos zwei Felsgräber mit eingesetzter Fassade entdeckt: Hülden 2004, 23 mit Anm. 36.
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In die Oberfläche des Daches von Grab 10 ist eine Ausnehmung von etwa 350 × 40 cm geschlagen, die zweifellos als Bettung für ein Unterlager diente, in welches die Bauglieder eingepasst waren (Abb. 15. 17). Diese Vertiefung schließt auf der linken (westlichen) Seite in einem rechten Winkel ab, während sie sich rechts nach hinten zu verjüngt. Am rechten Ende wurde auch ein Teil des gewachsenen Felsens in Form eines kleinen Sporns stehengelassen, der möglicherweise dazu diente, dem Unterlager, das durch zwei Bleivergüsse53 im Fels verankert war, zusätzliche Stabilität zu verleihen. Ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Zapfenlöchern verläuft eine ca. 3 cm breite, sehr flache und dadurch kaum wahrnehmbare Kan14 Myra, Grab 9, Fassade – Detail te im Stein durch die Bettung, die unter Umständen darauf hindeutet, dass hier zwei Blöcke des Unterlagers aneinandergefügt waren. Die rechte Seitenwand weist exakt an jener Stelle, an der das Unterlager für die eingesetzte Fassade anschloss, in einer Höhe von 30 cm eine waagrechte Kante auf, die auf den ersten Blick keinen Sinn zu ergeben scheint (Abb. 5. 21). Wiederum können nur Mutmaßungen angestellt werden, doch ist es durchaus denkbar, dass auch das Unterlager dieselbe Höhe aufwies. Während es also nicht schwerfällt sich vorzustellen, wie die einzelnen Teile der Fassade eingesetzt waren, kann keine Erklärung für deren Verankerung an der Oberseite gefunden werden, da kein Überlager erhalten ist und auch Vorrichtungen für dessen Befestigung fehlen. Auf der linken Seite des Grabes waren die einzelnen Blöcke der Fassade durch Dübel mit der Felswand verbunden, wie fünf in regelmäßigen Abständen in den Stein gebohrte Zapfenlöcher belegen (Abb. 14). Zur Rekonstruktion der Fassade Wie bereits erwähnt, können auch über die Rekonstruktion der Fassade bestenfalls Hypothesen angestellt werden, da die vorhandenen Bauteile nicht genügend Information bieten, um hier Sicherheit zu gewinnen. J. Borchhardt kam aufgrund der Tatsache, dass keine Führungsschienen für eine Schiebetür vorhanden sind, zu dem Schluss, dass der Eingang in die Grabkammer von einer Flügeltür im Zentrum der Fassade gebildet wurde54. Er interpretierte fünf waagrechte, am linken Ende der Anlage in den Fels rechts des Pilasters geritzte Linien (Abb. 14) als Imitation isodomen Mauerwerks, fügte zwei den Eingang flankierende ionische Säulen hinzu und rekonstruierte eine Fassade in grie15 Myra, Grab 9, Aufschnürung für das Unterlager der Fassade chischen Formen, die »ein tem-
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In einem der beiden Zapfenlöcher sind noch Reste von Bleiverguss erhalten (Abb. 15). Borchhardt 2004b, 153 f. Abb. 8; Borchhardt 2004c, 37.
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Limyra, Felsgrab in lykisch-griechischer Mischordnung
pelförmiges Bauwerk in Gestalt eines Distylos in Antis«55 bzw. »einen halb lykischen – halb griechischen Palast«56 nachahmen sollte57. Gegen die Rekonstruktion von Grab 9 als griechischer Tempel oder Palast sprechen jedoch einige Argumente, auch wenn die Form des Felsgrabes mit einer Tempelfassade in Myra nicht unbekannt war, sondern beispielsweise am sog. Löwengrab in der Flussnekropole zur Ausführung gelangte58. So ist die Verschmelzung lykischer und griechischer Elemente generell zwar als Zeichen einer allmählichen Hellenisierung des Landes zu sehen, stellt aber dennoch eine häufige Ausstattung auch an Grabbauten lykischen Typs dar. Anlagen, die neben einem Flachdach auch einen Zahnschnitt aufweisen, wurden von J. Borchhardt bereits zu einem früheren Zeitpunkt als eigener Grabtypus gelistet59, und auch die Verbindung von Pilastern und einem Zahnschnitt ist an lykischen Felsgräbern durchaus geläufig, sodass dies nicht notwendigerweise auf ionische Bauformen hinweisen muss60. In dieser Form ist – um nur einige wenige Beispiele zu nennen ȸ das einteilige Grab des Tibeija in Nekropole III von Limyra gestaltet, über dessen Flachdach sich ein Giebel erhebt61. Derselbe Typus findet sich an einteiligen Fassaden in Limyra auch ohne Giebel, wie beispielsweise in Nekropole II am Felsgrab des Pizzi62 sowie an Grab 2263. Ein Beispiel für ein Felsgrab mit einer dreiteiligen lykischen Fassade in Verbindung mit einem Zahnschnitt und einem Giebel findet sich in derselben Nekropole, wobei hier anstatt der Pilaster zwei Halbsäulen ionischer Ordnung das Gebälk tragen (Abb. 16). 55 56 57
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Borchhardt 2004b, 154. Borchhardt 2004c, 37 Eine unwiderlegbare Interpretation der waagrechten Ritzlinien ist nicht möglich, doch ist eine Deutung als isodomes Mauerwerk an einem lykischen Felsgrab m. E. unwahrscheinlich. Auffallend ist allerdings der Umstand, dass sich diese Linien jeweils exakt in der Höhe der fünf Zapfenlöcher befinden, die zum Einsetzen der fehlenden Teile der Fassade an dieser Stelle dienten. Sie sind jedoch zu präzise und auf optischen Eindruck gearbeitet, als dass sie als Versatzmarken gedeutet werden könnten. Borchhardt 1975, 129 – 135 Taf. 69. Borchhardt 1975, 98, wo er diese Form bei freistehenden Grabmälern als Typ A II b, bei Felsgräbern als B II b bezeichnet wird. So postuliert bei Borchhardt 1975, 120. Seyer 2006b, Abb. 10 (linkes Grab). Borchhardt u. a. 1988, 146ȸ154 Abb. 9. 44. Kuban 2006, Abb. 10.
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Myra, schematische Rekonstruktion der Fassade des Grabes des Hurttuweti
Auch die Überlegung, dass der Eingang aufgrund des Fehlens der Führungsschienen durch eine Flügeltür gebildet worden sein müsse, kann nicht überzeugen, da J. Borchhardt allem Anschein nach übersah, dass diese nicht in den gewachsenen Fels, sondern in das Unter- bzw. Überlager geschnitten waren und heute verloren sind64. Darüber hinaus stellen Flügeltüren in Lykien Ausnahmen dar und sind an Felsgräbern der klassischen Epoche östlich von Dikili im lykisch-karischen Grenzgebiet nicht mit Sicherheit zu beobachten65. Die Tradition der Schiebetür hingegen scheint in Lykien so groß gewesen zu sein, dass diese in Telmessos sogar an den in den Fels geschlagenen Tempelgräbern griechischer Ordnung, die im Normalfall mit Flügeltüren ausgestattet waren, Verwendung fand66. Eine Rekonstruktion von Grab 9 als traditionelles lykisches Hausgrab unter Verwendung zweier Pilaster und eines Zahnschnitts scheint demzufolge eher zutreffend zu sein. Da Hurttuweti auch die beiden unteren Anlagen in klassischen lykischen Formen errichtete, kann davon ausgegangen werden, dass er sich bei der Gestaltung jener Grablege, in der er selbst mit seiner Gemahlin bestattet sein wollte, ebenfalls an diesen Vorbildern orientierte und auch die Fassade des oberen Grabes mit den Elementen der traditionellen Holzbauweise versehen ließ. Wie diese Fassade allerdings im Detail ausgesehen hat, kann – wie bereits erwähnt – aufgrund der fehlenden Information nicht bestimmt werden. Aus diesem Grund ist auch der hier getätigte Vorschlag (Abb. 17) im besten Fall als eine Annäherung zu sehen, wobei die Dreiteilung der Fassade einerseits auf der Übereinstimmung mit der Gliederung von Grab 10 und 11, andererseits auf ihrem Verhältnis von Höhe und Breite beruht.
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J. Borchhardt erwähnte zwar das Fehlen von Führungsschienen, nicht aber den Umstand, dass auch keine Angellöcher für Türflügel vorhanden sind, die seiner Argumentation zufolge vorauszusetzen wären. Vgl. dazu die Verbreitungskarte bei Roos 1971, Abb. 6. – In der Umgebung von Teimioussa bzw. Tyberissos befinden sich jedoch zwei einfache Felsgräber, die Hinweise auf zweiflügelige Holztüren enthalten, wobei dieser Befund der Beschreibung O. Hüldens zufolge allerdings äußerst unsicher ist: Hülden 2004, 24. Roos 1971, 28. ȸ Auch das erwähnte Löwengrab, das die Form eines Tempelgrabes aufweist (s. o. Anm. 58), war bezeichnenderweise mit einer Schiebetür ausgestattet.
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Myra, Grab 9, Grundriss
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Grabkammer (Abb. 18. 19) Die Kammer von Grab 9 zeigt eine unregelmäßige Gestalt: Ihre vordere Hälfte entspricht etwa der Form eines Trapezoids, wohingegen die Seitenwände etwa ab der Mitte in sehr unregelmäßiger Form spitz zusammenlaufen. Im vorderen Bereich weist der Raum eine grob gespitzte Fläche von etwa 1,9 (–2,16) × 2,1 (–2,65) m auf, die an ihrem hinteren und linken Ende von einer ca. 30 cm hohen und etwa 50 – 55 cm tiefen Steinbank begrenzt wird, deren Oberfläche ebenfalls grob gespitzt ist. Die Bank an der linken Seitenwand ist in ihrem vorderen Bereich schräg abgearbeitet (Abb. 20). Ihre Oberfläche ist jedoch auch hier grob gespitzt, was auf eine Verwendung nach der Umarbeitung schließen lässt. In die linke Hälfte der quer durch die Kammer verlaufenden Bank ist ein rechteckiges Feld mit fein gespitzter Oberfläche gearbeitet. Hinter dieser Steinbank schließt eine weitere bearbeitete Fläche an, die allerdings keine einheitliche Höhe aufweist (Abb. 19). Ihr Niveau steigt von rechts nach links um etwa 10 cm an, am linken Ende befindet sich eine Stufe von weiteren 10 cm. Auf der Höhe dieser Stufe ist eine senkrechte Kante in der linken Seitenwand zu erkennen, bis zu welcher diese sorgfältig gearbeitet ist; dahinter ist der Fels vor allem im oberen Bereich nur sehr rudimentär zugehauen. Auf der gegenüberliegenden Seite kann an der entsprechenden Stelle ebenfalls eine deutliche Zäsur in der Bearbeitung des Steins erkannt werden. Knapp hinter diesem Punkt verjüngt sich die Kammer, und auch der Boden und die Decke sind danach nur sehr grob gefertigt. Hinter der nahezu waagrechten bearbeiteten Fläche steigt das Bodenniveau relativ steil an (Abb. 21). In den vorderen Bereich der rechten Seitenwand ist eine Nische mit einer Länge von 178 cm, einer Höhe von 55 cm und einer Tiefe von 62 cm geschlagen, die zweifellos zur Aufnahme einer Bestattung diente (Abb. 22. 23). Ihre Wände und die Liegefläche sind grob gespitzt, etwa in der Mitte der Liegefläche ist eine rechteckige Ausnehmung von 35 × 24 × 6 cm eingelassen, deren Bestimmung unklar ist. Die Fläche selbst ist vor allem im rechten Bereich stark zerstört und ebenso wie die rechte Seitenwand der Nische teilweise abgebrochen. Auch die Seitenwand der Grabkammer unterhalb der Nische ist beschädigt, wobei es sich hier allerdings nicht um tiefgreifende Zerstörungen, sondern lediglich um eine Absplitterung der Oberfläche handelt. Die linke hintere Ecke weist einen Steinschaden auf, der jedoch durch einen an dieser Stelle eingesetzten Stein verdeckt wurde. Die Nische wird oben durch eine 5 cm hohe, in die Rückwand vertiefte Leiste abgeschlossen, die über die gesamte Breite der Öffnung gearbeitet ist und ohne Zweifel mit zwei in einem Abstand von etwa 30 cm in die Seitenwand der Nische geschlagenen Zapfenlöchern67 in Verbindung zu bringen ist. Dieser Befund deutet darauf hin, dass hier eine Steinplatte eingesetzt und vergossen war, mit welcher die Ausnehmung nach der Bestattung verschlossen wurde68. Da die Löcher und auch die oberen Ecken der Nische ausgebrochen sind, liegt der 19 Myra, Grab 9, Grabkammer Schluss nahe, dass diese Platte – 67
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Die Pendants zu diesen Zapfenlöchern, die auch für die rechte Seitenwand vorausgesetzt werden können, sind aufgrund der Zerstörung der Nische an dieser Stelle nicht erhalten. Der Verschluss von Nischen sowie die Separierung der darin Bestatteten vom übrigen Grabraum durch eine eingesetzte Steinplatte ist in Lykien nicht unbekannt. So scheint es, dass beispielsweise Priester auf diese Weise von den übrigen im Grab beigesetzten Familienmitgliedern getrennt wurden: Seyer 2006a.
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Myra, Grab 9, vorderer Bereich der Grabkammer
möglicherweise von Grabräubern – gewaltsam entfernt wurde; allem Anschein nach wurde beim Herabstürzen des mächtigen Steins die Oberfläche der Wand darunter beschädigt. Die Seitenwand weist im unmittelbaren Bereich links der Nische eine Glättung mit einer etwas eigenwilligen Form auf (Abb. 23), auf der Reste roter Farbe erhalten sind. Die Gestalt dieser Bearbeitung legt nahe, dass hier ȸ und demzufolge auch auf der eingesetzten Steinplatte ȸ eine Bahre oder ein Sarg mit einem Tragegriff aufgemalt war. Circa 15 cm über der Nische sind zwei kreisrunde Löcher mit einem Durchmesser von etwa 1,5 cm in die Wand gebohrt, die vermutlich zur Fixierung einer Stange dienten, an der ein Vorhang befestigt war, der die Nische und den Verschlussstein hinter sich verbarg. Überlegungen zur Grabkammer Mit einer Tiefe von mindestens 6,6 m und einer maximalen Breite von etwa 3,5 m weist Grab 9 wesentlich größere Dimensionen als die beiden Grablegen 10 und 11 auf, es ist jedoch offensichtlich, dass die hintere Hälfte nicht vollendet wurde. Dem architektonischen Befund zufolge war der unfertige Bereich kein Teil der ursprünglichen Konzeption, sondern stellt eine spätere Erweiterung des Grabes dar. In der Originalphase wies die Kammer eine kleinere Fläche auf und entsprach in Größe und Ausstattung durchaus kanonischen lykischen Grabkammern in der Epoche der Klassik. Bei einer genauen Betrachtung kann nämlich ersehen werden, dass sich ursprünglich hinter der quergelegten Bank etwa in der Mitte der Kammer die Rückwand erhob, die im Rahmen der Vergrößerung der Grablege abgeschlagen wurde. Offensichtlich wurde die Feinarbeit auch hier nicht beendet, da noch Reste dieser Rückwand in Form eines Zwickels zwischen der Decke und der linken Seitenwand an dieser Stelle vorhanden sind (Abb. 19) und auch die Felsstufe, die unmittelbar an die quergelegte Steinbank anschließt, ohne Zweifel einen Überrest dieser Wand darstellt. Doch auch die Bank selbst kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Grabkammer ursprünglich hier abschloss, da sie dergestalt einen Teil der kanonischen Ausstattung lykischer Grabräume bildete, wohingegen es umgekehrt völlig unverständlich wäre, warum sie sich in der Mitte des Raums befinden und diesen in zwei Teile trennen sollte. Nicht zuletzt kann die nachträgliche Erweiterung der Kammer auch an den unterschiedlichen Stufen der Bearbeitung der Seitenwände und der Decke erkannt werden. Während die linke Seitenwand im vorderen Teil bis auf die entsprechende Höhe sorgfältig bearbeitet und grob gespitzt ist, wurde sie dahinter im Rohzustand belassen. An der rechten Seitenwand war die Arbeit zum Zeitpunkt der Aufgabe zwar bereits etwas weiter fortgeschritten, doch kann auch hier die Stelle der originalen hinteren Raumecke genau erkannt werden.
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Auch die Ausstattung des ursprünglichen Teils der Grabkammer gibt Anlass zu Überlegungen, da die erhaltenen Steinbänke in Relation zur Breite des Raums auffallend schmal sind und zumindest in der vorliegenden Form mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht dem Originalzustand entsprechen. An der rechten Seitenwand sind unterhalb der Nische außerdem Reste eines Steinsockels zu erkennen, dessen Niveau exakt jenem der beiden Bänke entspricht (Abb. 19. 22). Seine vordere Hälfte ist sekundär abgeschlagen, vermutlich um auf diese Weise einen besseren Zugang zur Nische zu gewährleisten. Da dieser Sockel allerdings eine Breite von lediglich etwa 20 cm aufweist, kann er in dieser Form ebenfalls keine praktische Funktion erfüllt haben, weshalb die Vermutung naheliegt, dass er mit den anderen Bänken in Verbindung zu bringen ist und ursprünglich wie diese zur Aufnahme von Bestattungen diente. Demnach wies Grab 9 allem Anschein nach ursprünglich nicht nur zwei Bänke an der linken Sei21 Myra, Gräber 9 und 10, Längsschnitte mit rekonstruiertem, eingetenwand bzw. an der Rückwand, sondern eine setztem Türstein dreiseitig oder vierseitig umlaufende Steinbank auf und entsprach damit durchaus der kanonischen Gestaltung lykischer Grabräume (Abb. 24)69. Offensichtlich wurden die Innenseiten dieser Bänke zu einem späteren Zeitpunkt – möglicherweise im Zuge der Erweiterung der Grabkammer – abgeschlagen, um die rechteckige Fläche zwischen den Klinen auf nahezu die gesamte Breite des Grabes zu vergrößern. Sollte die Originalausstattung tatsächlich aus einer vierseitig umlaufenden Bank bestanden haben, kann man davon ausgehen, dass die Breite der Liegeflächen zwischen 80 und 90 cm betrug, da dies nicht nur den Maßen der Bänke des zur Gesamtanlage gehörenden Grabes 10 (Abb. 6), sondern auch den allgemein üblichen Dimensionen vierseitig umlaufender Steinbänke entsprechen würde70. Die Höhe der Liegeflächen von etwa 30 cm lässt allerdings eher auf eine dreiseitig umlaufende Steinbank schließen, da diese in den meisten Fällen zwischen 30 und 50 cm beträgt, wobei auch 80 cm und mehr keine Seltenheit darstellen, wohingegen die vierseitig umlaufenden Bänke im Normalfall eine Höhe von maximal 20 cm aufweisen71. Der Grund für das Abschlagen der Bänke und eine damit verbundene Vergrößerung der ›Arbeitsfläche‹ 72 lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass es mit der Entfernung der Rückwand und der geplanten Vergrößerung des Grabes in Zusammenhang zu bringen ist. Ohne Zweifel wurde durch diese Umgestaltung die ursprüngliche Bestattungspraxis aufgegeben, da nicht anzunehmen ist,
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Von einer vierten Bank an der Eingangsseite sind zwar keine Reste erhalten, doch kann eine solche nicht a priori ausgeschlossen werden, da die Ausstattung in diesem Fall jener des darunterliegenden Grabes 10 entsprechen würde. So misst – um nur einige Vergleichsbeispiele zu nennen – die Breite der in diesem Schema angeordneten Bänke der im Rahmen des TL-Projektes aufgenommen Felsgräber des Erimñnuha (Grab 17, TL 86) und des HLCƯᇾG; (Grab 92, TL 90) in Myra sowie eines Grabes in Arneai (TL 83) jeweils zwischen 85 und 95 cm; lediglich die Bank der Grabstiftung des HLCƯᇾG; für seine Brüder in Myra (Grab 89, TL 89) war mit 64 – 69 cm etwas schmäler. – Zu den beiden Gräbern des HLCƯᇾG; s. Borchhardt u. a. 2004, Abb. 9ȸ10. 19ȸ21. Vgl. dazu Seyer 2006b, 723; Seyer 2007, 137. Die Fläche zwischen den Klinen wurde im Rahmen des TL-Projektes als ›Arbeitsfläche‹ bezeichnet, da sie durch ihre zentrale Position in der Grabkammer wie auch durch ihr tieferes Niveau den Bestattern das Hantieren während der Beisetzung erleichterte: Borchhardt u. a. 2004, 35. ȸ Zur architektonischen Entwicklung dieser Fläche, die in ihrer ursprünglichen Form lediglich durch eine Rinne zwischen den Klinen angedeutet ist: Seyer 2004, 230 f.; Seyer 2006b, 722.
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Myra, Grab 9, Nische in der Ostwand der Grabkammer
Myra, Grab 9, vorderer Bereich der Ostwand mit Nische
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dass die Verstorbenen der darauffolgenden Generationen73 auf den verbliebenen schmalen Bänken eng an der linken Seitenwand bzw. in der Mitte der erweiterten Grabkammer beigesetzt wurden. Es ist auch denkbar, dass das Entfernen der Steinbänke in direktem Zusammenhang mit der Schaffung der Nischen steht, da diese nach dem Umbau nicht mehr für Beisetzungen verwendet wurden und demzufolge ihre Bedeutung verloren. Für eine derartige Praxis, nämlich die Entfernung einer vierseitig umlaufenden Steinbank aufgrund einer Änderung der Bestattungssitten, kann mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiteres Beispiel aus Zentrallykien als Vergleich herangezogen werden: In Tyberissos befindet sich nördlich des Siedlungshügels das Felsgrab mit der lykischen Inschrift TL 76, das von J. Borchhardt und S. ňiʼnmanoČlu im Zusammenhang mit einer angeblichen Silbermine in der Umgebung ausführlich besprochen wurde74, und dessen Grabkammer einen nur schwer zu deutenden Befund aufweist75. Der grob gespitzte Boden weist im gegenwärtigen Zustand keine Klinen auf, sondern ist von einem 5 cm hohen und 21 cm breiten Rahmen eingefasst76, während die beiden Seitenwände und die Rückwand jeweils mit zwei übereinanderliegenden Nischen ausgestattet sind. Wie kürz24 Myra, Grab 9, rekonstruierter Grundriss lich dargelegt, sind derartige Nischen des Öfteren nicht als Teil der Originalphase der Grabkammer des originalen Baubefundes zu sehen, sondern stellen eine nachträgliche Erweiterung der Grabkammer zusätzlich zu den Steinbänken der ersten Phase dar, die auf eine Modifikation in den Bestattungssitten zurückgeht77. In den meisten diesbezüglichen Fällen blieben die Bänke dabei unverändert, wobei allerdings unklar ist, ob auf ihnen parallel zu den Nischen weitere Beisetzungen vorgenommen wurden. Der Befund in Tyberissos spricht indes dafür, dass dieser Raum ursprünglich zwar ebenfalls mit einer flachen, an allen vier Seiten umlaufenden Bank ausgestattet war, die jedoch im Zuge der Vergrößerung der Kammer und der Anlage der Nischen78 entfernt wurde. Bei der ›Rahmung‹ des Bodens scheint es sich um den Rest der Steinbank der ersten Phase der Kammer zu handeln, die – wie auch jene des Grabes des Hurttuweti in Myra – teilweise entfernt und zu einer niedrigen Stufe umgearbeitet wurde79. Während der Befund des Grabes in Tyberissos also nahelegt, dass das Abschlagen der Steinbänke in direktem Zusammenhang mit der Anlage der Nischen steht, können über den Anlass und den Zeitpunkt dieser Umgestaltung in Myra lediglich Spekulationen angestellt werden.
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Die Tatsache, dass es sich beim Großteil lykischer Grabbauten um Familiengräber handelt, die über mehrere Generationen verwendet wurden, wird durch die epigraphische Evidenz der Grabinschriften, die Ikonographie zahlreicher Reliefs sowie die anthropologische Auswertung der Skelette aus mehreren Gräbern nahegelegt; für eine Anführung der entsprechenden Literatur s. Seyer 2006b, 721 mit den Anm. 16ȸ18. Borchhardt ȸ ňiʼnmanoČlu 1999, 288ȸ297. Wie ausführliche Untersuchungen im Rahmen der Feldforschungen in den Orten Teimioussa und Tyberissos durch M. Zimmermann allerdings ergeben haben, handelt es sich bei der vermeintlichen Mine und den angeblichen Vorrichtungen zur Verhüttung um eine der in dieser Region verbreiteten natürlichen Höhlen bzw. um Olivenpressanlagen: Zimmermann 2003, 303 mit Anm. 99. Vgl. zu diesem Grab zuletzt auch Hülden 2004, 27ȸ29. Borchhardt ȸ ňiʼnmanoČlu 1999, Abb. 16 a. 20. Seyer 2006b, 722 f.; Seyer 2007, 138 f. Durch einen Vergleich des archäologischen und des epigraphischen Befundes mehrerer Grabbauten in Myra kamen J. Borchhardt und H. Eichner zu dem Schluss, dass es sich beim lykischen Terminus für diese Erweiterungen um den Ausdruck BFᇾGC handelt: Borchhardt 2004c, 30 mit Anm. 10. Tatsächlich finden sich in jenen Gräbern, deren Inschrift die Schaffung eines BFᇾGC untersagt, generell keine derartigen Nischen, wohingegen vice versa an keinem einzigen Grabbau, der über eine oder mehrere Nischen verfügt, eine Errichtung verboten ist. Vgl. zum Terminus BFᇾG? C, »addition; gain, income«, auch Melchert 2004, 24. Dieser Rahmen wurde von J. Borchhardt zwar gesehen, allerdings als Stufe, die zu den Klinen überleitet, interpretiert: Borchhardt ȸ ňiʼnmanoČlu 1999, 290. Diese Interpretation als Übergang zu den Nischen in der Wand kann indes nicht befriedigen, da sich an der Eingangsseite ebenfalls eine derartige Stufe befindet, die nicht auf diese Weise gedeutet werden kann.
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Die Frage, ob die Nische in der rechten Seitenwand ein Teil der Originalausstattung war, oder aber zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt wurde, kann demzufolge nicht mit letzter Gewissheit beantwortet werden. Da die Beisetzung in derartigen Ausnehmungen allerdings – den archäologischen und epigraphischen Befunden nach zu schließen – einen jüngeren Usus darstellt und Nischen in nahezu allen bisher beobachteten Gräbern, die zusätzlich auch mit Steinbänken ausgestattet sind, als nachträgliche Erweiterung der Grabkammer zu sehen sind80, kann angenommen werden, dass die Ausnehmung auch im Grab des Hurttuweti im Rahmen eines Umbaus angefertigt wurde. Für diese Hypothese spricht nicht zuletzt auch der Umstand, dass der vordere Teil der zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr verwendeten Steinbank unter der Nische weiter abgeschlagen wurde, da es unwahrscheinlich ist, dass diese zerstört wurde, als sie noch Bestattungen aufnahm.
Hypothesen zur Bestattung Aus der Widmungsformel in der Grabinschrift TL 94 geht hervor, dass der obere Bau (= Grab 9) für die Bestattung des Grabherrn Hurttuweti, seiner Gemahlin und einer Person namens HaƯãna reserviert war81. Für J. Borchhardt, der bei seinen Überlegungen zu diesem Felsgrab die verschiedenen Bauphasen der Grabkammer nicht berücksichtigte, ergab sich das Problem, dass in diesem Raum mit der Nische nur eine einzige Vorrichtung für eine Beisetzung vorhanden ist, die sich darüber hinaus an der rechten Seite der Kammer befindet, also an jener Seite, die im Normalfall weiblichen Bestattungen vorbehalten war 82. Aus diesem Grund rekonstruierte er im vorderen Bereich der Grabkammer einen monumentalen Marmorsarkophag, der ȸ den Maßen der Kammer entsprechend quergestellt ȸ die Bestattungen des Grabherrn und seiner Gattin aufnehmen sollte83. Borchhardts Überzeugung zufolge fand die Nische als letzte Ruhestätte für HaƯãna Verwendung, in der er entweder eine Tochter oder eine Frau des Hurttuweti84 vermutete. Die Aufstellung eines derartigen Sarkophags ist allerdings aus mehreren Gründen auszuschließen. Abgesehen davon, dass in der Grabkammer keinerlei Reste eines Sarkophagkastens erhalten sind und auch am lediglich grob gespitzten Boden keine Aufschnürung für einen solchen zu erkennen ist, sprechen die vorauszusetzenden Maße der Truhe ebenfalls gegen diese Theorie: Ein Sarkophag von etwa 2 m Länge würde nicht nur den Zugang zur Nische verstellen, sondern es wäre auch das Anheben des Deckels für die Bestattung des Hurttuweti und seiner Frau nicht möglich, da die Kammer an dieser Stelle eine Höhe von lediglich etwa 1,7 m aufweist. Darüber hinaus bietet der Raum weder genügend Platz noch die notwendige Höhe für eine Hebevorrichtung für den schweren Steindeckel, weshalb eine Beisetzung des Grabherrn und seiner Gattin in einem Sarkophag in der Grabkammer allein aus technischen Gründen definitiv auszuschließen ist 85. Die Aufstellung von Sarkophagen in lykischen Felsgräbern ist zudem auch sonst nirgends bezeugt 86, da die von J. Borchhardt angeführten Vergleichsbeispiele, in denen ein Sarkophag in einem Hohlraum über 80
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Ein möglicher Grund für diesen Wandel in den Bestattungssitten mag im Verlangen nach einem größeren Schutz für die beigesetzten Leichname zu sehen sein, vgl. dazu Seyer 2006b, 723 f. Für eine Übersetzung der Inschrift s. Bryce 1986, 80; H. Eichner in: Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, 59. – Neben dem Inhalt selbst gibt auch der Anbringungsort der Inschrift auf dem oberen Querbalken der Hauptkonstruktion von Grab 10, exakt unter Grab 9, einen Hinweis auf die Zusammengehörigkeit der drei Grablegen, da bei zweigeschossigen Anlagen des Öfteren durch die Position der Inschrift ein Bezug der Grabkammern zueinander hergestellt wurde: Seyer ȸ Kogler 2007, 133 f. Zur Geschlechtertrennung bei Skeletten und Leichenbrand in lykischen Gräbern: Großschmidt 1993, 73 f.; Großschmidt 1995, 189; Großschmidt 1997, 417; Blakolmer 2005, 3. ȸ Kürzlich versuchte J. Borchhardt, diese Einteilung auch für die bauhistorische und epigraphische Evidenz sowie die Ikonographie der Grabreliefs geltend zu machen: Borchhardt 2005. O. Hülden wies allerdings darauf hin, dass sich eine derartige Geschlechtertrennung bislang lediglich in zwei Gräbern beobachten ließ, weshalb eine Verallgemeinerung dieser Praxis vorerst nicht zulässig sei: Hülden 2006, 286. Borchhardt 2004b, Abb. 7. 9; Borchhardt 2004c, 37; Borchhardt 2005, 151. Hier war J. Borchhardt allerdings unschlüssig, ob es sich um die erste (Borchhardt 2004c, 37) oder eine angenommene zweite Gemahlin des Grabherrn (Borchhardt 2005, 151) handelte. Diese Tatsache lässt sich bereits aus der Rekonstruktion Borchhardts (Borchhardt 2004b, Abb. 9) ersehen, nach welcher der Sarkophag nur um 10 cm niedriger ist als die Gesamthöhe der Kammer. Hingegen kann der Brauch, Klinen auszuhöhlen und als sarkophagartige Truhen zu verwenden, des Öfteren beobachtet werden, wie beispielsweise in einem Grabmal in Hoiran: Borchhardt u. a. 1984, 88 f.
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einem Felsgrab postuliert wird87, sehr zweifelhaft sind. So stützt sich die Rekonstruktion eines Sarkophags in der Nische über der Grabanlage des Sbikezijࠌi in Bayındır Limanı lediglich auf den Anbringungsort der Grabinschrift TL 61 auf der obersten der drei Faszien der Dachkonstruktion direkt unterhalb der Aushöhlung, da in der Nische selbst keinerlei Anzeichen für einen Sarkophag vorhanden sind. Im Falle des Grabes des Masauwࠌti in Kızılca88 ist sogar eine Zusammengehörigkeit des Felsgrabes mit der darübergelegenen Kammer unwahrscheinlich, da diese vielmehr eine eigenständige Grablege darzustellen scheint 89. Für die Bestattung der drei in der Grabinschrift des Hurttuweti genannten Personen in Grab 9 findet sich allerdings eine einfachere und plausiblere Erklärung als das Postulat eines monumentalen Sarkophags, wenn man den architektonischen Befund der Anlage mit den baulichen Veränderungen eingehend analysiert. Da die Kammer in der Originalphase eine kanonische Ausstattung in Form einer drei- oder vierseitig umlaufenden Steinbank aufwies, konnten auch die Bestattungen in der üblichen Weise vorgenommen werden, weshalb vorausgesetzt werden kann, dass Hurttuweti selbst auf der linken, seine Gattin und möglicherweise auch HaƯãna hingegen auf der rechten Bank beigesetzt waren. Die Nische in der rechten Seitenwand wurde hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem späteren, nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt als Erweiterung (BFᇾGC) hinzugefügt.
Zur Datierung der Grabanlage Trotz verschiedenster Details in der Fassadengestaltung und den Grabkammern lykischer Felsgräber ist es bislang nicht möglich, anhand des bautechnischen Befundes eine chronologische Entwicklung von Felsgräbern zu konstatieren90, da die Architektur dieser Anlagen keine derart klaren Anhaltspunkte für eine Datierung bietet wie ein eindeutiger Hinweis in einer lykischen Inschrift91 oder ein einigermaßen präzise zu datierendes Relief92. Dementsprechend erfolgte auch die zeitliche Einordnung der Anlage des Hurttuweti in erster Linie durch die kunsthistorische Auswertung der Reliefs über Grab 9, wobei in der Forschung ein früherer zeitlicher Ansatz in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. einer etwas späteren Datierung um 340 – 320 v. Chr. gegenübersteht. J. Zahle schlug eine Erbauungszeit des Grabes zwischen 385 und 360 v. Chr. vor93, und auch J. Borchhardt setzte die Anlage zwischen 380 und 360 an94. Für eine Datierung um 340 – 330 v. Chr. sprach sich hingegen Ch. Bruns-Özgan aus95, während R. Thönges-Stringaris die Errichtung sogar um 320 postulierte96. Die Anlage weist indes mit der flachen, vierseitig umlaufenden Steinbank der Kammer von Grab 10 ein Detail auf, das einen – wenn auch lediglich sehr groben – Anhaltspunkt für eine zeitliche Einordnung geben
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Borchhardt 2004c, 29ȸ33 Abb. 1ȸ3. Dank der freundlichen Genehmigung von. Özgen konnte die wissenschaftliche Aufnahme des Felsgrabes des Masauwࠌti während der Kampagne 2006 im Rahmen des TL-Projektes erfolgen. Die generelle Verbindung eines Hausgrabes mit einem Sarkophag in Form einer kombinierten Grabanlage ist hingegen keine Seltenheit, sondern bildet einen eigenen Typus innerhalb der lykischen Sepulkralarchitektur: Borchhardt 1975, 98. 104 f.; Seyer – Kogler 2007. Auf die Problematik in der Chronologie lykischer Felsgräber ging zuletzt O. Hülden ein: Hülden 2006, 44ȸ50. Eine relativ exakte Datierung kann beispielsweise die Nennung von Namen historischer Personen (z. B. in der ›Datierungsformel‹) bieten, vgl. Seyer 2006b, 720 mit Anm. 7. 8, wo auch die neuere Literatur angeführt ist. Einen Anhaltspunkt kann unter Umständen auch das Formular mancher Inschriften geben, wenn es eine seltene Wendung aufweist, wie beispielsweise die Form (hrppi :) atli : ehbi – »für sich selbst«, die – einer ersten, vorsichtigen Einschätzung zufolge – eine Datierung zumindest in die 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. nahelegt: Seyer 2006b, 726 f. Zur Bedeutung des Fehlens dieser Form in lykischen Grabinschriften s. auch H. Eichner in: Borchhardt u. a. 1997ȸ1999, 63 f. Zum Problem der Datierung von Gräbern ausschließlich nach stilkritischen Gesichtspunkten des oft provinziellen Bildschmucks vgl. allerdings z. B. Kjeldsen – Zahle 1975, bes. 348; Zahle 1979, bes. 314ȸ321; Bruns-Özgan 1987, passim. Zahle 1979, 317. 320. Borchhardt 1999, 81; Borchhardt 2004b, 154. – Zu der von J. Borchhardt ursprünglich vertretenen Datierung um 340ȸ320 bzw. 360ȸ350 s. Borchhardt 1975, 112. 114ȸ120. Bruns-Özgan 1987, 137ȸ141. 146ȸ149. Zu einer Kritik an diesem Ansatz s. Borchhardt 1999, 81 mit Anm. 216. Thönges-Stringaris 1965, 38. 93 f. Ihre Datierung, die lediglich aus der Betrachtung der Totenmahlszene resultiert, erfolgte allerdings ohne Angabe von Gründen.
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kann97: Diese Form der Steinbank stellt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Weiterentwicklung der Ausstattung des Grabmals des ÑơurigaƯã in Çindam98 dar und scheint eine frühe Stufe der Ausgestaltung von Grabkammern spätestens in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. widerzuspiegeln 99. Bei aller Vorsicht, die aufgrund der äußerst vagen Möglichkeit zur Datierung von Gräbern anhand der architektonischen Gestalt zu walten hat, scheint die Form der Klinen in Grab 10 demnach eine Frühdatierung der Anlage in die Zeit um 380 – 350 v. Chr. zu unterstützen.
Abgekürzt zitierte Literatur Blakolmer 2005
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Wie oben ausgeführt, können über das Inventar von Grab 9 vor dem Umbau der Kammer keine sicheren Aussagen gemacht werden, da diese wohl entweder eine dreiseitig oder eine vierseitig umlaufende Bank aufwies. Seyer 2004. Diese Beobachtung wurde bisher lediglich angedeutet: Seyer 2006b, 721 f. Zurzeit der Drucklegung dieses Artikels ist eine Studie des Verfassers zur Ausstattung von Grabkammern lykischer Felsgräber in Vorbereitung, die sich auch eingehend mit den verschiedenen Klinenformen auseinandersetzt. Bei dieser Untersuchung werden zahlreiche Gräber betrachtet, die zusätzlich zu einer vierseitig umlaufenden Bank noch weitere Möglichkeiten für eine ungefähre zeitliche Einordnung aufweisen, wie z. B. ein Relief oder eine Inschrift. Dabei ist auffallend, dass der Großteil dieser Indizien ebenfalls auf eine Entstehung der entsprechenden Anlage zu einem relativ frühen Zeitpunkt schließen lässt.
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Mag. Dr. Martin Seyer Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: TL-Projekt 02.010.08, Photo L. Fliesser; Abb. 2: TL-Projekt 02.004.08, Photo L. Fliesser; Abb. 3: TL-Projekt 02.127.30, Photo L. Fliesser; Abb. 4: TL-Projekt 02.110.02, Photo L. Fliesser; Abb. 5: TLProjekt 02.117.10, Photo L. Fliesser; Abb. 6: Aufnahme M. Gessl (Grab 10), C. Spiess (Grab 11) 2002; Abb. 7: TLProjekt 02.109.08, Photo L. Fliesser; Abb. 8: TL-Projekt 02.003.08, Photo L. Fliesser; Abb. 9: Aufnahme M. Gessl (Grab 10), C. Spiess (Grab 11) 2002; Abb. 10: TL-Projekt 02.108.22, Photo L. Fliesser; Abb. 11: TL-Projekt 02.108.27, Photo L. Fliesser; Abb. 12: TL-Projekt 02.109.32, Photo L. Fliesser; Abb. 13: TL-Projekt 02.116.31, Photo L. Fliesser; Abb. 14: TL-Projekt 02.116.34, Photo L. Fliesser; Abb. 15: TL-Projekt 02.111.02-03, Photo L. Fliesser; Abb. 16: Li
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89/469, Photo H. Seebacher; Abb. 17: graphische Gestaltung der Rekonstruktion von M. Seyer durch F. Fichtinger; Abb. 18: Aufnahme M. Seyer 2002; Abb. 19: TL-Projekt 02.158.28, Photo R. Hügli; Abb. 20: TL-Projekt 02.159.04, Photo R. Hügli; Abb. 21: Aufnahme M. Seyer (Grab 9), M. Gessl (Grab 10) 2002, graphische Gestaltung der Rekonstruktion von M. Seyer durch F. Fichtinger; Abb. 22: TL-Projekt 02.111.06, Photo L. Fliesser; Abb. 23: Aufnahme M. Seyer 2002; Abb. 24: graphische Gestaltung der Rekonstruktion von M. Seyer durch F. Fichtinger.
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Rituelle Bestattungen im Prytaneion von Ephesos? Zu den Fundumständen der Artemis Ephesia-Statuen* Vorbemerkung 1991/1992 veröffentlichte M. Donderer eine grundlegende Studie zur irreversiblen Deponierung von Großplastik in der Antike1. Wesentlicher Parameter einer solchen Deponierung sei, dass »die Gegenstände in der Antike mit Absicht vergraben worden sind«. Dies ließe sich vor allem aus der »außergewöhnlichen Lage« der Fundobjekte, die »auf eine möglichst unversehrte Deponierung abzielte«, erschließen. Diese intentionell deponierten Skulpturen wären daher meist besonders gut erhalten. Oftmals würde sich auch das Auffüllmaterial des Depots wesentlich vom umgebenden Erdreich des Fundplatzes unterscheiden und somit einen künstlichen Eingriff anzeigen. Die Gründe für irreversible Deponierungen lägen laut M. Donderer vorwiegend im religiösen Bereich2: »Wo es in den antiken Kulturen Kultstatuen gab, waren sie unantastbar. … Wurden sie – meist infolge einer Beschädigung – durch neue ersetzt, so vergrub man offenbar die alten in der Regel im Heiligtum.« Im Folgenden sollen die Fundsituationen von vier Skulpturen, und zwar der Artemis Ephesia-Statuen aus dem Prytaneion von Ephesos3 (Abb. 1), die seit ihrem Auffinden in den 1950er Jahren immer wieder mit einer irreversiblen Deponierung – konkret mit einer ›kultischen Bestattung‹ – in Verbindung gebracht werden, evaluiert werden. Inwieweit bei diesen Beispielen eine kultische oder rituelle Bestattung stattgefunden hat oder eine solche heute zu belegen ist, soll durch eine Analyse der Fundsituation geklärt werden.
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Mein Dank gilt der stellvertretenden Grabungsleiterin von Ephesos, S. Ladstätter, sowie dem ehemaligen Grabungsleiter, F. Krinzinger, für die Unterstützung meiner Arbeiten am Prytaneion. Für wertvolle Hinweise und eine fruchtbare Diskussion sei insbesondere M. Aurenhammer gedankt. Für die Durchsicht des Manuskripts danke ich B. Horejs und S. Ladstätter. Die Arbeiten am Prytaneion von Ephesos werden vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert (FWF-Projekt P19257G02). – Zusätzlich zu den vom Österreichischen Archäologischen Institut empfohlenen Abkürzungen werden in diesem Beitrag verwendet: Alzinger 1962 W. Alzinger, Die Stadt des siebenten Weltwunders. Die Wiederentdeckung von Ephesos (Wien 1962). Alzinger 1972 – 1975 W. Alzinger, Das Regierungsviertel, ÖJh 50, 1972 – 1975, Beibl. 229 – 300. Donderer 1991/1992 M. Donderer, Irreversible Deponierung von Großplastik bei Griechen, Etruskern und Römern, ÖJh 61, 1991/1992, Beibl. 193 – 276. Friesinger – Krinzinger 1999 H. Friesinger – F. Krinzinger (Hrsg.), 100 Jahre Österreichische Forschungen in Ephesos. Akten des Symposions Wien 1995, AForsch 1 = DenkschrWien 260 (Wien 1999). IvE Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 11, 1 (Bonn 1979) – 17, 4 (Bonn 1984) = Ephesos: IvE Ia–VIII 2. Miltner 1957 F. Miltner, Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos 1956, TAD 7, 1957, 20 – 25. Miltner 1958a F. Miltner, Die neuen Artemisstatuen aus Ephesos, Anatolia 3, 1958, 21 – 34. Miltner 1958b F. Miltner, Ephesos. Stadt der Artemis und des Johannes (Wien 1958). Miltner 1959 F. Miltner, XXII. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 44, 1959, Beibl. 289–312. Donderer 1991/1992, 193 – 276; vgl. auch M. Donderer, Irreversible Deponierung von Architekturteilen bei Griechen, Etruskern und Römern, ÖJh 62, 1993, Beibl. 93 – 134. Donderer 1991/1992, 203. Zum Gebäude: F. Miltner, XXI. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 43, 1956 – 1958, Beibl. 27 – 36; F. Miltner, Ergebnisse der österreichischen Ausgrabungen in Ephesos im Jahre 1956, AnzWien 94, 1957, 23 – 25; Miltner 1959, 289 – 312; F. Eichler, Die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos im Jahre 1960, AnzWien 98, 1961, 66 – 69; F. Eichler, Die
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Ephesos. Prytaneion von Süden
Fundsituation der Artemis Ephesia-Statuen Das Kultbild der Artemis Ephesia ist vor allem aus Nachbildungen der römischen Kaiserzeit bekannt. Gleich mehrere Varianten dieses Statuentypus unterschiedlichen Erhaltungszustands konnte F. Miltner im Zuge seiner Freilegung des Prytaneions von Ephesos in den 1950er Jahren ans Tageslicht bringen (Abb. 2) 4: Es handelt sich dabei um die Statuen der ›Schönen Artemis‹ (Efes Müzesi Selçuk Inv. 718; Abb. 3. 4), der ›Großen Artemis‹ (Efes Müzesi Selçuk Inv. 712; Abb. 6. 7) und der ›Kleinen Artemis‹ (Efes Müzesi Selçuk Inv. 717; Abb. 5). Von letztgenannter Statue, die offenbar in Serie produziert worden war, entdeckte er das Fragment eines weiteren Exemplars (Depot des Efes Müzesi Selçuk, Fundnr. 231/56). Die Funde tätigte er in kurzen Abständen zwischen dem 18. September und 3. Oktober 1956. Die exzeptionellen Skulpturen wurden seit ihrer Auffindung bis zum heutigen Tag einer kaum noch zu überblickenden Zahl von kulturhistorischen und stilkritischen Studien unterzogen5. Eine dieser Statuen,
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österreichischen Ausgrabungen in Ephesos im Jahre 1961, AnzWien 99, 1962, 38 – 40; F. Eichler, Die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos im Jahre 1962, AnzWien 100, 1963, 46; F. Eichler, Die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos im Jahre 1963, AnzWien 101, 1964, 40 – 41; Alzinger 1972 – 195, 233 – 249; W. Alzinger, Augusteische Architektur in Ephesos, SoSchrÖAI 16 (Wien 1974) 51 – 55; S. G. Miller, The Prytaneion, its Function and Architectural Form (Berkeley 1978) 98 – 109; D. Knibbe, Der Staatsmarkt. Die Inschriften des Prytaneions, FiE 9, 1, 1 (Wien 1981); H. Thür, Wie römisch ist der sog. Staatsmarkt in Ephesos?, in: M. Meyer (Hrsg.), Neue Zeiten – Neue Sitten. Zu Rezeption und Integration römischen und italischen Kulturguts in Kleinasien. Akten des Internationalen Kolloquiums in Wien 2005, WForsch 12 (Wien 2007) 77 – 90; A. Bammer, Zur Dekonstruktion römischer Architektur. Studien zur Architektur im Nordbereich der sog. oberen Agora von Ephesos, Anatolia Antiqua 16, 2008, 165 – 180. Miltner 1959, 305 – 309; Miltner 1958a, 21 – 34; Miltner 1957, 23 f. Auswahl: Miltner 1959, 305 – 309; RE Suppl. XII (1970) 323 – 328 s. v. Ephesos: C. Numismatischer Teil (St. Karwiese); R. Fleischer, Artemis von Ephesos und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien, EPRO 35 (Leiden 1973) 14 f. 46 – 137; E. Heinzel, Zum Kult der Artemis von Ephesos, ÖJh 50, 1972 – 1975, 243 – 251; R. Fleischer, Artemis Ephesia, in: A. Bammer – R. Fleischer – D. Knibbe, Führer durch das Archäologische Museum in Selçuk-Ephesos (Wien 1974) 18 – 21 mit weiterer Lit.; R. Fleischer, Artemis von Ephesos und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien, in: S. ňahin – E. Schwertheim – J. Wagner (Hrsg.), Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens. Festschrift Friedrich Karl Dörner, EPRO 66, 1 (Leiden 1978) 324 – 358; R. Fleischer, Die Kultstatue der Artemis von Ephesos und verwandte Götterbilder, in: W. Seipel (Hrsg)., Das Artemision von Ephesos. Heiliger Platz einer Göttin (Wien 2008) 25 – 41; E. Lessing – W. Oberleitner, Ephesos. Weltstadt der Antike
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Prytaneion. Generalisierter Grundriss mit Fundlagen der Artemis Ephesia-Statuen (M. 1 : 250)
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und zwar die ›Schöne Artemis‹, versah der Ausgräber mit dem Prädikat einer ›kultischen Bestattung‹6: »Der wichtigste Fund aber stellte sich im südlichen der beiden Westräume (Raum 5, Anm. d. Verf.) ein7. Hier lag wenig über dem Boden auf dem Rücken auch eine Statue der Artemis Ephesia, an welcher noch geringe Reste einstiger Vergoldung vorhanden waren. Es fehlen zwar der Kopfaufsatz, Teile der Säulchen und manches von den beiden Hirschkühen; all das muß verlorengegangen sein, als die Statue noch aufgestellt war. Denn an die Fundstelle ist sie nicht durch Sturz gekommen, sondern eindeutig durch Bestattung; das ergibt sich nicht nur aus der Lage, sondern vor allem aus dem sie umgebenden, nur mit ganz wenig Ziegelbröckchen durchmischten, auffällig schwarzen Erdreich. Wer sie bestattet hat, ist nicht feststellbar. Man wird am ehesten an ihre letzten Anhänger denken, die das vielleicht umgeworfene Bild hier bargen und alle noch auffindbaren Stücke der zerbrochenen Säulchen und Hirschkühe sorgsam dazu legten, während der Bau von den Christen im heiligen Eifer niedergerissen wurde.« Die zerbrochenen sog. Säulchen und Hirschkühe wären weiters auf die Ungeschicklichkeit der Bestatter beim Herunternehmen der Statue von ihrem Sockel zurückzuführen. Dieser Sichtweise – und zwar der rituellen Bestattung dieser Skulptur – schloss sich eine große Zahl Forscherinnen und Forscher an8. Und obwohl F. Miltner dezidiert nur die ›Schöne Artemis‹ mit ›kultischer
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(Wien 1978) 188. 239 – 241; G. Seiterle, Artemis, die große Göttin von Ephesos. Eine neue Deutung der Vielbrüstigkeit eröffnet einen Zugang zum bisher unbekannten Kult der Göttin, AW 10/3, 1979, 3 – 16; R. Fleischer, Neues zu kleinasiatischen Kultstatuen, AA 1983, 81 – 93; LIMC II 1 (1984) 755 – 763 s. v. Artemis Ephesia (R. Fleischer); L. R. LiDonnici, The Images of Artemis Ephesia and Greco-Roman Worship. A Reconsideration, HarvTheolR 85, 1992, 389 – 415; A. Bammer – U. Muss, Das Artemision von Ephesos. Das Weltwunder Ioniens in archaischer und klassischer Zeit (Mainz 1996) 71 – 78; W. Burkert, Die Artemis der Epheser: Wirkungsmacht und Gestalt einer Großen Göttin, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 59 – 70; R. Fleischer, Neues zum Kultbild der Artemis von Ephesos, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 605 – 609; U. Muss, Zur Dialektik von Kultstatue und Statuetten im Artemision von Ephesos, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 597 – 603; L. Portefaix, The Image of Artemis Ephesia – A Symbolic Configuration Related to her Mysteries?, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 611 – 617; St. Karwiese, Artemis Ephesia ›Sebasteia‹: Ein Entzifferungsbeitrag, in: P. Scherrer – H. Taeuber – H. Thür (Hrsg.), Steine und Wege. Festschrift Dieter Knibbe, SoSchrÖAI 32 (Wien 1999) 61 – 75; R. Fleischer, Eine silberne Hand der Artemis von Ephesos im Archäologischen Museum der Universität Münster, Boreas 23/24, 2000/2001, 191 – 194; S. P. Morris, The Prehistoric Background of Artemis Ephesia: A Solution to the Enigma of her ›Breasts‹?, in: U. Muss (Hrsg.), Der Kosmos der Artemis von Ephesos, SoSchrÖAI 37 (Wien 2001) 135 – 151; K. Radner, Kompositstatuen vom Typus der Ephesia aus dem vorkroisoszeitlichen Heiligtum. Zur Herstellung und Pflege von Götterstatuen im östlichen Mittelmeerraum und im Vorderen Orient im frühen ersten Jahrtausend, in: Muss a. O. 233 – 263; R. Fleischer, Die Amazonen und das Asyl des Artemisions von Ephesos, JdI 117, 2002, 185 – 216 bes. 208 – 215; S. Szidat, Die ›Buckel‹ der Artemis Ephesia. Zur Bedeutung des Motivs und seinen ikonographischen Vorläufern, JdI 119, 2004, 83 – 129. – Zum Typus s. auch: H. Thiersch, Artemis Ephesia. Eine archäologische Untersuchung, AbhGöttingen 3, 12 (Berlin 1935). Miltner 1959, 308 f.; vgl. auch Miltner 1958b, 97 – 104. bes. 104: »Darf die Statue ob ihres künstlerischen Wertes zu den hervorragendsten Funden der ephesischen Grabung gerechnet werden, so ist sie nicht minder bedeutungsvoll deshalb, weil sie eben hier in dem Nebenraum des Hestiaheiligtumes offenkundig mit Absicht bestattet worden ist. Der Grabungsbefund sagt freilich nichts darüber aus, wer die Statue der hohen Göttin so sorgsam hier in die Erde gebettet hat. … Doch unabhängig davon lehrt die Bestattung des Bildes, ob auf diese oder die andere Weise, daß auch in dem Jahrhundert, da das Christentum seine Hauptkirche in die Mauern der einstigen Schule der hohen heidnischen Geistigkeit hineinbauen konnte, doch noch scheue Herzen dem Bilde der Göttin – sei es als verehrende Anhänger, sei es in zagender Furcht – verbunden waren.«; Miltner 1958a, 32 f.: »Bei der gewaltsamen Zerstörung dieses Ersatzsitzungssaales, welche mit guten Gründen an der Wende vom 4. zum 5. Jh. n. Chr. angesetzt werden darf, ist die Statue aber vermutlich von besonderen Verehrern vor den Zerstörern, in denen wir Christen zu erkennen haben, eben in den Nebenraum gebracht und hier vergraben worden. Denn das liess die Ausgrabung deutlich werden, dass die Statue nicht etwa beim Einsturz dieses Nebenraumes von dem Schutt begraben wurde, sondern dass sie in diesem Raum, solange dessen Wände noch standen, sorgfältig hier auf eingebrachter Erde niedergelegt und mit ebensolcher Erde zugedeckt, also bestattet worden ist.«; Miltner 1957, 24. Tatsächlich handelt es sich um den nördlichen der beiden Westräume, also Raum 5, wie eine Überprüfung der Grabungstagebücher und der historischen Photographien ergab. Für den Hinweis danke ich M. Aurenhammer. Alzinger 1962, 224; Lessing – Oberleitner (Anm. 5) 188. 239 – 241; Seiterle (Anm. 5) 7; Donderer 1991/1992, 248 f. Nr. 35; D. Knibbe, Via Sacra Ephesiaca: New Aspects of the Cult of Artemis Ephesia, in: H. Koester (Hrsg.), Ephesos. Metropolis of Asia. An Interdisciplinary Approach to its Archaeology, Religion, and Culture, Harvard Theological Studies 41 (Valley Forge 1995) 146 Anm. 8; W. Elliger, Ephesos. Geschichte einer antiken Weltstadt ²(Stuttgart 1992) 62 f.; T. Wohlers-Scharf, Die Forschungsgeschichte von Ephesos. Entdeckungen, Grabungen und Persönlichkeiten, Europäische Hochschulschriften 38, 54 ²(Frankfurt 1996) 200 f.; D. Knibbe, Ephesus. ſƏſƌƉƌ. Geschichte einer bedeutenden antiken Stadt und Portrait einer modernen Großgrabung im 102. Jahr der Wiederkehr des Beginnes österreichischer Forschungen (1895 – 1997) (Frankfurt 1998) 29; Burkert (Anm. 5) 59; Portefaix (Anm. 5) 617; W. Alzinger, Das Zentrum der lysimachischen Stadt, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 390; St. Karwiese, Die Münzfunde aus dem sog. Sockelbau der Basilica von Ephesos, in: H. Emmerig (Hrsg.), Vindobona docet. 40 Jahre Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien 1965 – 2005 (Wien 2005) 181 Anm. 6; vgl. auch IvE 1351.
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›Schöne Artemis‹ in Fundlage (Raum 5)
Bestattung‹ in Verbindung bringt, wird dieses Phänomen von mehreren Forschern auch auf die anderen im Prytaneion gefundenen Artemis Ephesia-Statuen übertragen, ohne dass während der Ausgrabungen entsprechende Beobachtungen gemacht oder später vom Ausgräber veröffentlicht worden wären9. Dies belegen sowohl die Einträge in das Originalgrabungstagebuch10 als auch die Publikation der Fundstücke: 1) ›Kleine Artemis‹ (2 Exemplare: Efes Müzesi Inv. 717 und Fundnr. 231/56) F. Miltner, Tagebucheintrag vom 28. 9. 1956: »Im Osteck der Vorhalle, wo an einer Stelle der Mosaikboden erreicht wird, wird abermals eine Kultstatue der Artemis gefunden, jedoch kopflos und ohne Basis: etwa halbe Lebensgrösse, Marmor der auch schon in Ephesos üblich.« F. Miltner, Tagebucheintrag vom 13. 10. 1956: »… im Nordosteck der Halle Fussteil einer weiteren Artemis Ephesiastatue und zwar eines zweiten Exemplares der zweiten.« Miltner 1959, 307 f.: »Am Ostende der Vorhalle fand sich eine unterlebensgroße Statue der Artemis; Kopf und Hände fehlen und waren einst angedübelt. Es handelt sich um die mittelmäßige Arbeit einer Werkstatt, die diese Statue offenbar in Serie herstellte, da noch der Fußteil eines nach Marmor und Arbeit völlig gleichen Stückes wenig westlich davon vor der Vorhalle gefunden wurde.« 2) ›Große Artemis‹ (1 Exemplar: Efes Müzesi Inv. 712) F. Miltner, Tagebucheintrag vom 2./3. 10. 1956: »In der Vorhalle wird nach Süden gegraben und von der Strassenrückwand nach Norden. Dabei wird im Südteil der Torso einer dritten Artemisstatue gefunden, westlich von welchem eine weitere Statue liegt.« 9
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M. Büyükkolancı – Ü. YüČrük, Prytaneion, in: P. Scherrer (Hrsg.), Ephesos. Der neue Führer (Wien 1995) 86 – 88; St. Karwiese, Groß ist die Artemis von Ephesos. Die Geschichte einer der großen Städte der Antike (Wien 1995) 131 f.; D. Knibbe, Via Sacra Ephesiaca, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 451; P. Scherrer, The City of Ephesos from the Roman Period to Late Antiquity, in: Koester (Anm. 8) 19; H. Thür, Das spätantike Ephesos. Aspekte zur Frage der Christianisierung des Stadtbildes, in: G. Brands – H.-G. Severin, Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung. Symposium vom 14. bis 16. Februar 2000 in Halle/Saale (Wiesbaden 2003) 264. – Indifferent: C. Foss, Ephesus after Antiquity: A late Antique, Byzantine and Turkish City (Cambridge 1979) 80. Die zitierten Grabungstagebücher werden im Archiv des ÖAI verwahrt und können dort eingesehen werden.
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›Schöne Artemis‹ (Efes Müzesi Inv. 718)
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›Kleine Artemis‹ (Efes Müzesi Inv. 717)
F. Miltner, Tagebucheintrag vom 4. 10. 1956: »Was am Vortage als eine zweite Statue angesehen wurde, erweist sich als Kopf mit dem vollständigen Aufsatz der gestern gehobenen Statue, welche ohne die fehlende Fußpartie bereits 2,70 m hoch ist. Sehr gute Arbeit.« Miltner 1959, 305 – 307: »Auf dem Vorplatz des Herdsaales wurde südlich des Postamentsockels eine Statue der Artemis Ephesia von etwa zweifacher Lebensgröße gefunden, die auf dem Gesicht lag und durch den Sturz in zwei sauber anpassende Stücke zerbrochen war. Diese Statue, der nur das Fußstück fehlt und die eine Kopie aus dem Ende des 1. Jhs. n. Chr. sein dürfte, ist vor allem wegen des vollständig erhaltenen Kopfaufsatzes mit den verschiedenen Tempeldarstellungen von maßgebender Bedeutung. Man wird sich den Sockel, auf dem sie aufgestellt war, nicht allzu niedrig vorstellen, so daß der Gesamteindruck der Statue, die
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›Große Artemis‹ in Fundlage (Vorhof)
der Fallage gemäß nach Süden geblickt hat, in der Umrahmung der jonischen Säulenhalle gewaltig gewesen sein muß.«11 Während es also für eine ›kultische Bestattung‹ der im Prytaneion gefundenen Artemis Ephesia-Statuen vom Typus der ›Kleinen Artemis‹ und ›Großen Artemis‹ keinen positiven Beleg gibt und im Zuge der Ausgrabung keine diesbezüglichen Beobachtungen gemacht wurden, gilt es zu überprüfen, inwieweit dies auf die ›Schöne Artemis‹ zutrifft. Auch hier sei zunächst das Originalgrabungstagebuch bemüht: 3) ›Schöne Artemis‹ (1 Exemplar: Efes Müzesi Inv. 718) F. Miltner, Tagebucheintrag vom 18. 9. 1956: »In dem Raum, in welchem die vielen Näpfchen und Freskenreste gefunden worden waren (Raum 5, Anm. d. Verf.), wird auf dem Boden in Rückenlage eine aus durchschimmernden glänzend poliertem Marmor gefertigte Kultstatue der Artemis gefunden. Auf dem Gesicht und der Brust noch beträchtliche Spuren der einstigen Vergoldung. Es muss erst die weitere Freilegung zeigen, ob die Statue hierher gestürzt ist oder aber hereingelegt wurde. Die beiden Rehe sind weggebrochen, doch lassen einige schon aufgefundene Fragmente hoffen, dass mehr oder weniger die gesamte Statue, welche eine Arbeit des 2. Jhs. sein dürfte, zusammenkommen wird. Die Statue ist bis auf eine geringfügige Beschädigung der Nase und, von den abgebrochenen Händen abgesehen, vollständig. Knapp über dem niederen Standsockel ist sie in zwei Teile gebrochen.« Durch die Besonderheit des Fundes verpflichtet, notiert F. Miltner – als eine der wenigen Ausnahmen – folgende schichtenspezifische Beobachtung in das Tagebuch12: »Im Westraum (Raum 5, Anm. d. Verf.) lässt Keramik annehmen, dass das Artemisniveau etwa im 3. Jh. entstanden ist; beim Tiefergraben unter dieses Niveau treten Lampen des 1. Jhs. auf.« Da er die Fundstücke in der Folge weder inventarisiert noch dokumentiert, sind diese Datierungsansätze heute nicht mehr zu überprüfen. Der von Miltner im Grabungstagebuch als »Artemisniveau« bezeichnete Nutzungshorizont, den er ca. 30 cm über dem ursprünglichen Lauf11
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Gegen eine ungestörte Sturzlage der ›Großen Artemis‹ äußert sich später Alzinger 1972 – 1975, 242, der im zentralen Fundament des Vorhofes eher die Unterkonstruktion eines Altars sehen wollte: »Die große Artemisstatue wurde an dieser Stelle gefunden, übrigens ohne Füße, was eher gegen als für eine ungestörte Sturzlage spricht.« Diese Sicht der Dinge relativiert er letztlich wieder. Vgl. W. Alzinger, Das Zentrum der lysimachischen Stadt, in: Friesinger – Krinzinger 1999, 390: »Der Platz vor dem Prytaneion war wohl für die im Frühherbst 1956 gefundene kolossale Marmorstatue der Artemis vorgesehen; …« F. Miltner, Tagebucheintrag vom 28. 9. 1956.
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niveau lokalisiert13, führt allerdings zu erheblichen Ungereimtheiten hinsichtlich der Deponierungssituation der ›Schönen Artemis‹. So wurden weitere Fragmente der Statue in Schichten unter diesem Stratum gefunden14: »Am Hestiasaal wird im Raum 6 die ursprüngliche Südwand freigemacht, in der annähernd axial eine breite Tür nach Süden sich öffnet; die ursprüngliche Mauer biegt im Westen nach Norden um; im Schutt werden, und zwar in den untersten Schichten, weitere Fragmente der ersten Artemis gefunden.« Ein weiteres Fragment der ›Schönen Artemis‹ findet W. Alzinger 1961 in Raum 6 beim »Abgraben auf das Niveau des Hestiasaales« und somit wiederum unter dem ›Artemisniveau‹15. Teile der Statue wären folglich vergraben gewesen, während der Großteil der Statue auf (sic!) dem Nutzungshorizont gelegen wäre. Andere Teile, wie etwa der Kopfaufsatz, fehlen überhaupt. Der Großteil der Statue war also nicht vergraben oder gar bestattet, sondern kam – aus Gründen, die uns nicht bekannt sind, – auf dem ›Artemisniveau‹ zu liegen. Vergraben und bestattet hätte die Statue nur von einem noch jüngeren und höher gelegenen Nutzungsniveau werden können. Bei der Anlage der byzantinischen Nutzungsniveaus auf den Zerstörungsstraten des Prytaneions war das Gebäude allerdings schon devastiert, sein Aufgehendes großteils eingerissen und die Räume der Anlage mit bis zu 2 m hohem Schutt bedeckt; auch die Statue wird zu diesem Zeitpunkt kaum noch sichtbar an ihrem ursprünglichen Platz gestanden sein. Aus der Fundlage ist somit kein wie auch immer gearteter Beleg für eine ›kultische Bestattung‹ abzulesen. Auch zum Zeitpunkt der Auffindung ist der Ausgräber – wie aus dem Tagebucheintrag hervorgeht – über die Form der Deponierung im Unklaren. Eine gesicherte Beurteilung des Befundes wäre nur dann möglich gewesen, wenn die Grabungsarbeiten unter permanenter archäologischer Aufsicht vonstatten gegangen wären, was aber keineswegs der Fall gewesen zu sein scheint, wie eine Beschreibung der Fundumstände von W. Alzinger ergibt16. Eine profunde Analyse der Stratigraphie kann unter diesen Voraussetzungen und einer erst nachträglichen Autopsie der Fundstelle nicht erfolgt sein, wie der spärliche Dokumentationsgrad der Arbeiten F. Miltners in den 1950er Jahren belegt17. Von einer gesicherten ›Bestattung‹ des Kultbildes kann aufgrund der Fundlage und des Befundes somit keine Rede sein, im Gegenteil: Sie ist rein spekulativ. Nicht klären kann Miltner ferner, warum die »letzten Anhänger« der Göttin nur eine der vier im Prytaneion aufgestellten Artemis Ephesia-Statuen bestatteten und die anderen drei in ihrer Sturz- oder Deponierungslage zurückließen. Für die Bestattung der ›Schönen Artemis‹ macht F. Miltner die »letzten Anhänger« der Göttin verantwortlich, die die Statue vor der Zerstörungswut der Christen retten wollten18. Namentlich schreibt er der Christin Scholastikia die Zerstörung des Gebäudes zu19: »Es ist aber auch zu erwägen, ob nicht Scholastikia dieses Heiligtum in ihrem heiligen Eifer für die Lehre des Evangeliums alles, was heidnisch war, zu verdammen, selbst zerstört hat.« Dem nicht genug, macht Miltner Scholastikia auch für das Umstürzen der im
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F. Miltner, Tagebucheintrag vom 2./3. 10. 1956: »Am Hestiasaal geht die Ausräumung weiter. Die Mauern am Artemisraum haben ihr ursprüngliches Bodenniveau etwa 30 cm unter dem Artemisniveau.« Für die tatsächliche Existenz des ›Artemisniveaus‹ – eine zeichnerische Dokumentation liegt nicht vor – sprechen nachträgliche Notizen des damaligen Mitarbeiters, W. Alzinger, in sein Tagebuch vom 20. und 24. 9. 1956, wonach die heute noch in situ in Raum 5 stehende Säule nicht auf dem Fußboden stehen, sondern tiefer gehen würde. Südlich dieser Säule und zwischen zwei weiteren kannelierten Säulen, die auf dem ›Artemisniveau‹ gestanden wären, hätte sich die Statue befunden. Zu einer ›kultischen Bestattung‹ äußert er sich nicht. F. Miltner, Tagebucheintrag vom 26. 10. 1956. W. Alzinger, Tagebucheintrag vom 9. 8. 1961. So wird der Fund der ›Schönen Artemis‹ von Alzinger 1962, 224 – im Fundjahr 1956 bereits Teilnehmer der Ausgrabungen in Ephesos – nachträglich in seiner populärwissenschaftlichen Ephesos-Publikation wie folgt beschrieben: »Es war ein sonniger, sehr warmer Nachmittag. Miltner war gerade mit der Aufnahme von Inschriften bei der Scholastikiatherme beschäftigt, als plötzlich einer der türkischen Grabungswächter aufgeregt auf ihn zustürzte: ›Profesor bey, Profesor bey, güzel bir heykel bulduk, bütün altın!‹ (Herr Professor, Herr Professor, wir haben eine schöne Statue gefunden, ganz aus Gold!) Nun, dachte Miltner, ganz aus Gold wird sie schon nicht sein, aber etwas Besonderes wird sicher dahinterstecken. So schnell er konnte, eilte er also zum Rathaus. Und tatsächlich bot sich ihm ein wunderbarer Anblick! Eine schöne Statue der Artemis Ephesia, sehr gut erhalten, etwas unterlebensgroß, lag auf dem Rücken im Erdreich, so, als hätte man sie behutsam eingebettet.« Auch auf der Photographie der ›Schönen Artemis‹ in Fundlage (Abb. 3) ist keine Änderung der Stratigraphie erkennbar. – Zu der Grabungstätigkeit F. Miltners und der Kritik an seiner raschen Arbeitsmethode s. U. Quatember, Zur Grabungstätigkeit Franz Miltners an der Kuretenstraße, in: B. Brandt – V. Gassner – S. Ladstätter (Hrsg.), Synergia. Festschrift Friedrich Krinzinger I (Wien 2005) 271 – 278 bes. 278. Miltner 1959, 309. Miltner 1958b, 100.
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Vorhof aufgestellten ›Großen Artemis‹ persönlich verantwortlich20: »Die Christin ließ die Statue wohl stürzen, doch die Trümmer blieben unberührt am alten Platze liegen, denn das Geheimnis mystischen Glaubens umwehte auch noch das gestürzte Bild der Gottheit.« Aus diesen Gründen hätte man es auch nicht gewagt, die Statue nach ihrem Sturz völlig zu zerschlagen oder zu Kalk zu verbrennen21. Die Christin Scholastikia, die uns lediglich als Stifterin der Renovierung der nach ihr benannten Badeanlage am unteren Embolos bekannt ist (IvE 453), aber nirgends als christliche ›Eiferin‹ dargestellt wird, lässt zwar Bauglieder des Prytaneions in der Therme versetzen, sie aber mit der Zerstörung des Prytaneions in Verbindung zu bringen, ist ebenfalls rein spekulativ. Dies umso mehr, als zwischen der Zerstörung und dem tatsächlichen Beginn der Beraubung der Ruine eine erhebliche zeitliche Diskrepanz liegt. So vermutete bereits W. Alzinger, dass die Zerstörung der Anlage zwar in theodosianische Zeit datieren würde22, die Beraubung des Gebäudes und die Verbauung ihrer Architekturglieder aber erst später, als von F. Miltner angenommen, erfolgt wäre oder sich über einen deutlich längeren Zeitraum erstreckt hätte23. Diese Vermutung wird durch die Analyse des architektonischen und archäologischen Befundes der ›Kuretenhalle‹ am unteren Embolos bestärkt, in der zahlreiche Architekturglieder des Prytaneions – insbesondere Säulentrommeln – sekundär verbaut waren24: Die Errichtung dieser Halle erfolgte erst in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. Zur Frage, ob das Prytaneion überhaupt von Christen zerstört wurde oder nicht schon früher einer Naturkatastrophe, wie etwa der Erdbebenserie der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr., zum Opfer fiel und danach schlicht 20
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Miltner 1958b, 101. Auch Knibbe (Anm. 3) 165 f. bezeichnet die »endgültige Zerstörung« des schon zuvor durch Erdbeben beschädigten Prytaneions als »das Werk von fanatischen Christen«. – Gegen eine intentionelle Zerstörung durch Christen: Karwiese (Anm. 9) 129. 131 f.; Scherrer (Anm. 9) 19; Büyükkolancı – YüČrük (Anm. 9) 88. Er folgt dabei Miltner (Anm. 3:1956 – 1958) Beibl. 35 f. Und zwar »etwa gleichzeitig mit der Zerstörung der Basilika (Basilike Stoa, Anm. d. Verf.) um 500 n. Chr.«; vgl. RE Suppl. XII (1970) 7 ›Große Artemis‹ (Efes Müzesi Inv. 712) 1646 – 1648 s. v. Ephesos: B. Archäologischer Teil (W. Alzinger); Alzinger 1972 – 1975, 299. – Der Zeitpunkt der endgültigen Zerstörung der Basilike Stoa ist bis dato nicht zufriedenstellend geklärt. Nach C. Lang-Auinger, Zusammenfassung, in: V. Mitsopoulos-Leon – C. Lang-Auinger (Hrsg.), Die Basilika am Staatsmarkt in Ephesos. 2. Teil: Funde klassischer bis römischer Zeit, FiE 9, 2, 3 (Wien 2007) 206 dürfte die Nutzung der Basilika über die Zeit »um 500 n. Chr.« hinausgehen: »Die Glasfunde, ein Teil der Lampen und etwa die Hälfte der Münzfunde belegen innerhalb der Basilika Baumaßnahmen bis in die Spätantike und eine Nutzung bis in das frühe 7. Jh. n. Chr. Bauliche Veränderungen innerhalb der Basilika lassen sich in diesem langen Nutzungszeitraum nur schwer fassen, auffallend sind jedoch die spätantiken Funde.«; vgl. auch V. Mitsopoulos-Leon, Die Basilika am Staatsmarkt in Ephesos. Kleinfunde. 1. Teil: Keramik hellenistischer und römischer Zeit, FiE 9, 2, 2 (Wien 1991) 13. s. dazu H. Thür, Die spätantike Bauphase der Kuretenstraße, in: R. Pillinger – O. Kresten – F. Krinzinger – E. Russo (Hrsg.), Efeso paleocristiana e bizantina – Frühchristliches und byzantinisches Ephesos, AForsch 3 = DenkschrWien 282 (1999) 115 f.; H. Thür – W. Pietsch, Prozessionsstraße (Via Sacra) im Bereich Kuretenstraße/Heroa/Hadrianstor, ÖJh 66, 1997, Grabungen 1996, 6 – 12; Thür (Anm. 9) 264 Anm. 36; A. Waldner, Keramische Evidenzen zur Baugeschichte des unteren Embolos von Ephesos (Diss. Universität Wien 2009) 164 – 167. 207 f.
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nicht wieder aufgebaut wurde, bleiben die aktuellen Forschungen zur Baugeschichte des Gebäudes abzuwarten25. Spätestens mit dem kaiserlichen Verbot heidnischer Kultausübung durch Theodosius I. in den Jahren 391/392 n. Chr.26 war das Prytaneion jedenfalls wesentlicher Funktionen – insbesondere der kultischen – enthoben27.
Ergebnis Nach der Darstellung der Fundsituation und Fundumstände der kaiserzeitlichen Artemis Ephesia-Statuen aus dem Prytaneion von Ephesos zeigt sich folgendes Bild: Für die Statuen der ›Großen Artemis‹ und der ›Kleinen Artemis‹ konnte kein wie auch immer geartetes Argument für eine ›kultische Bestattung‹ gefunden werden. Auch der Ausgräber, F. Miltner, äußert sich an keiner Stelle in diese Richtung. Diese Vermutung wird erst in der Sekundärliteratur getätigt, ohne entsprechende neue Belege beizubringen. Aber auch eine rituelle Deponierung der ›Schönen Artemis‹, der der Ausgräber eine ›kultische Bestattung‹ attestierte, ist nicht zu beweisen. Dieser Interpretation widersprechen sowohl die Fundumstände als auch der stratigraphische Befund. Folgende Gründe können dafür ins Treffen geführt werden: – Die Grabungen im Prytaneion waren zum Zeitpunkt der Auffindung der Statue ohne archäologische Betreuung. – Die erste Beurteilung der Fundsituation durch den Ausgräber lässt die Deponierungssituation noch offen. Erst im Vorbericht zu den Grabungen im Prytaneion wird eine Bestattung als »eindeutig« bezeichnet. – Die Fragmente der ›Schönen Artemis‹ werden von F. Miltner (1956) und W. Alzinger (1961) auf, aber auch unter dem als ›Artemisniveau‹ bezeichneten Nutzungshorizont, ja sogar in anderen Räumen gefunden. Dies und die Unvollständigkeit der Statue widersprechen der Vorstellung, die Statue wäre von den »letzten Anhängern« der Göttin bestattet worden, um sie vor christlichen Eiferern zu bewahren. Während Teile der Statue also vergraben waren, lag der Großteil der Statue auf dem Nutzungshorizont. Wesentliche Teile der Statue waren demnach nicht vergraben oder gar bestattet, sondern aus uns unbekannten Gründen auf dem ›Artemisniveau‹ zu liegen gekommen. Vergraben und bestattet hätte die Statue nur von einem noch jüngeren und höher gelegenen Nutzungsniveau aus werden können. Bei der Anlage der byzantinischen Nutzungsniveaus auf den Zerstörungsstraten des Prytaneions war das Gebäude allerdings schon devastiert und der gesamte Komplex mit Schutt bedeckt; auch die Statue wird zu diesem Zeitpunkt kaum mehr sichtbar auf ihrem ursprünglichen Platz gestanden sein. Es wäre somit neben der unvollständigen Deponierungssituation auch die zeitliche Diskrepanz zwischen den Deponierungsvorgängen zu argumentieren. – Die Zerstörung des Gebäudes durch Christen ist nicht gesichert. Ein entsprechendes Bedrohungsszenario, das eine Bestattung der Statue zum Schutz vor dem ›heiligen Eifer‹ der Christen begründen würde, ist folglich nicht belegt. – Nicht schlüssig wäre schließlich die selektive Vorgehensweise der »letzten Anhänger« der Göttin, die nur eine der zumindest vier vorhandenen Artemis Ephesia-Statuen bestatteten, die anderen aber in ihrer Sturz- oder Deponierungslage zurückließen.
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So bereits Karwiese (Anm. 9) 131 f.; Scherrer (Anm. 9) 19. Zu dieser Erdbebenserie s. S. Ladstätter, Die Chronologie des Hanghauses 2, in: F. Krinzinger (Hrsg.), Das Hanghaus 2 von Ephesos. Studien zu Baugeschichte und Chronologie, AForsch 7 = DenkschrWien 302 (Wien 2002) 23 – 26. 29 – 31. Cod. Theod. 16, 10, 10 f. Zu den im Prytaneion angesiedelten Kulten s. Knibbe (Anm. 3) 101 – 105. Neben den Hauptkulten der Hestia Boulaia und der Artemis – das Prytaneion fungierte gleichsam als Dependance des Artemisions innerhalb der Stadt – sind zu nennen: Demeter Karpophoros und ihre Tochter Kore, Sosipolis, Apollon Klarios, Apollon Manteios, Theos Kinnaios, Tyche und das personifizierte Heilige Feuer. – Zur Bedeutung des Prytaneions als Kultstätte der Artemis im Rahmen der jährlichen Prozession s. D. Knibbe – G. Langmann, Via Sacra Ephesiaca I, BerMatÖAI 3 (Wien 1993) 11. 21; Knibbe (Anm. 8) 143 f. 146 Anm. 8; P. Scherrer, Augustus, die Mission des Vedius Pollio und die Artemis Ephesia, ÖJh 60, 1990, 91 f.
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Ohne das Prinzip irreversibler Deponierungen in kultischem Kontext generell in Frage zu stellen, muss für das konkrete Beispiel gefolgert werden: Die immer wieder postulierte Vorstellung kultischer oder ritueller Bestattungen der Artemis Ephesia-Statuen im Prytaneion von Ephesos ist aus genannten Gründen nicht nur in Zweifel zu ziehen, sondern abzulehnen, da sie durch nichts zu belegen ist. Die Statuen wurden entweder in Sturzlage gefunden oder in der Position ihrer endgültigen Deponierung, deren Gründe wir nicht kennen.
Mag. Dr. Martin Steskal Österreichisches Archäologisches Institut, Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: Photo: M. Steskal; Abb. 2: Graphik L. Zabrana, P. Mayrhofer, M. Steskal; Abb. 3: Photo © ÖAI; Abb. 4. 5. 7: Photo N. Gail, © ÖAI; Abb. 6: Photo © ÖAI.
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Vorratshaltung in der mykenischen Argolis als Instrument einer palatialen Zentralgewalt?* Aufgabenstellung und Methode Die Beschäftigung mit Vorratshaltung in der ägäischen Frühzeit fand aufgrund der erhaltenen großen Magazine minoischer Paläste vor allem in Bezug auf die zentrale Organisation und Verteilung der Güter auf palatialer Ebene große Beachtung1. Auch in den mykenischen Siedlungen lag der Forschungsschwerpunkt lange Zeit auf Bauten palatialer Institutionen und deren Rolle als administrative Zentren. Die Diskussion um die Herrschaftsform mykenischer Zentralorte, die sich seit I. Finley besonders mit ungeklärten Besitzverhältnissen des Herrschers, dem Ausmaß zentralistischer Kontrolle und der unklaren Gesellschaftsstruktur beschäftigt, argumentiert vor allem auf Basis der entzifferten Linear B-Texte und homerischer Etymologie 2. Mittlerweile ist die Rekonstruktion von Haus- und Siedlungsstruktur3 zunehmend in den Mittelpunkt der Forschung gerückt, da durch detaillierte Funktionsanalysen wesentliche Aussagen über Gesellschaftsform und soziales Gefüge getroffen werden können4. Eine wesentliche Herausforderung in jeder Ansiedlung sesshafter Gesellschaften ist die Entwicklung einer logistischen Strategie, die eine Rohstoff- bzw. Lebensmittelknappheit durch Vorratslagerung kompensiert. In einem hierarchischen zentralisierten System wird der Überschuss zentral gelagert und beaufsichtigt. Die direkte Kontrolle über die Magazine macht politische Institutionen unabhängig und garantiert die Finanzierung staatlicher Unternehmungen5. Dagegen ist bei einer Einlagerung von Vorräten im eigenen Haushalt, die über das Subsistenzminimum hinausgehen, eine wirtschaftliche Eigenständigkeit gegeben, die die sozi∗
Die Auseinandersetzung mit diesem Thema erfolgte im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Titel »Mykenische Vorratsräume in der Argolis, Archäologische Evidenz« (Mag. Universität Wien 2005), deren zusammenfassende Ergebnisse in diesem Aufsatz vorgelegt werden. Mein Dank gilt in erster Linie meiner Betreuerin Eva Alram-Stern. Weiters möchte ich mich bei Katie Demakopoulou sowie Yannis Zafiropoulos bedanken. Nützliche Hinweise und Anregungen ergaben sich aus Gesprächen mit Joseph Maran. Ebenso hatte ich Gelegenheit, das Thema mit Spyros Iakovidis zu erörtern. Georg Ladstätter danke ich für die freundliche Aufnahme am ÖAI Athen. Für die Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Anregungen und Korrekturen danke ich Fritz Blakolmer, Barbara Horejs und Martin Steskal. Zusätzlich zu den vom Österreichischen Archäologischen Institut empfohlenen Abkürzungen und Kurzzitaten, s. , werden folgende verwendet: FH = Frühhelladikum – frühhelladisch; MH = Mittelhelladikum – mittelhelladisch; SH = Späthelladikum – späthelladisch; FS = Furumark Shape. 1 K. S. Christakis, Pithoi and Food Storage in Neopalatial Crete: A Domestic Perspective, WorldA 31, 1999, 1 f. 2 I. Finley, Homer and Mycenae: Property and Tenure, Historia 6, 1957, 140 – 159; Ph. P. Betancourt, The End of the Greek Bronze Age, Antiquity 50, 1976, bes. 43 f.; E. de Miro – L. Godart – A. Sacconi (Hrsg.), Atti e memorie del secondo congreso internazionale di micenologia, Roma – Napoli, 14 – 20 Ottobre 1991 (Rom 1996) I. 3 Die unterschiedlichen Phasen der Wohnbebauung sowie die Auswertung des Fundmaterials im Bereich der Tirynther Unterburg zeigen ein differenziertes Nutzungskonzept in der Bebauung im SH III B und C, was im Wesentlichen auch die unterschiedliche Gesellschaftsstruktur der beiden Phasen widerspiegelt. s. K. Kilian, Ausgrabungen in Tiryns 1976, AA 1978, 457 – 467; K. Kilian, Ausgrabungen in Tiryns 1977, AA 1979, 381 – 397; K. Kilian, Ausgrabungen in Tiryns 1978, 1979, AA 1981, 153 – 166. 4 R. Bernbeck, Theorien der Archäologie (Tübingen 1997) 181 f. macht auf die Problematik aufmerksam, dass es diesbezüglich zwei unterschiedliche Herangehensweisen gibt: Der Schwerpunkt der Arbeiten liege entweder auf architektonischer oder auf archäologischer Evidenz. Nur eine Kombination beider Herangehensweisen lässt allerdings eine aussagekräftige Siedlungsanalyse zu. s. auch K. Bartl, Vorratshaltung: Die spätepipaläolithische und frühneolithische Entwicklung im westlichen Vorderasien; Vorraussetzungen, typologische Varianz und sozio-ökonomische Implikationen im Zeitraum zwischen 12.000 und 7.600 BP, ex Oriente (Berlin 2004) 89 – 104. 5 Christakis (Anm. 1) 3 f.
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ale Position des einzelnen Haushaltes stärkt. Um also mögliche Rückschlüsse auf Gesellschaft und soziale Struktur ziehen zu können, untersucht die vorliegende Studie die mykenische Hausarchitektur der Argolis in Bezug auf deren Vorratskapazitäten. Dazu ist es notwendig, die betreffenden Räume, die aufgrund verschiedener Indizien als Vorratsräume interpretiert werden können, in ihrem Kontext zu analysieren. Bei einer Vielzahl von Befunden lässt sich eine multifunktionale Nutzung des Raumes nachweisen, die auch die Lagerung unterschiedlicher Güter einschließt. Diese Räume wurden in der nachfolgenden Auswertung ebenso berücksichtigt. Weiters wurde das sog. Korridorhaus (Abb. 1)6, dessen Entstehung eng mit der merkantilen Ausrichtung der spätmykenischen Zeit zusammenhängt, anhand vorhandener archäologischer Evidenz bezüglich seiner Speicherkapazität und Funktionalität im Allgemeinen eingehend betrachtet7. Handelt es sich um einen Raumkomplex, der aufgrund verschiedener Indizien als Einzelhaushalt angesprochen werden 1 Idealgrundriss des spätmykenischen Korridorhauses kann, wurde die Lage des zu untersuchenden Raumes (G. Hiesel) in Bezug auf die anderen Räumlichkeiten untersucht, um ein Nutzungskonzept zu erstellen8. Dabei ist in den meisten Fällen der Erhaltungszustand das einschränkende Moment, da oft nur die Fundamentmauern des Kellergeschosses konserviert sind und deshalb das Nutzungskonzept des Gebäudes in seiner Gesamtheit nicht nachvollziehbar ist. Um den Rahmen der Untersuchung nicht zu sprengen, wurden nur Befundkomplexe bearbeitet, die zum einen in die mykenische Spätpalastzeit (SH III B) sowie in die ihr unmittelbar nachfolgende Periode (SH III C) fallen und sich zum anderen im mykenischen Kerngebiet der Argolis befinden (insgesamt wurden 34 Hausgrundrisse untersucht). Das Gebiet der argivischen Ebene mit den Ausläufern der umgebenden Berge misst annähernd lediglich 100 km². Der geographische Rahmen ist durch natürliche Grenzen gegeben: Im Süden ist die Ebene durch den Argivischen Golf, an den übrigen Seiten durch Bergketten topographisch begrenzt. Selbst wenn man davon ausgehen muss, dass die palatialen Zentren zu verschiedenen Zeiten stärker oder schwächer auftraten, zeigt sich eine dichte Verteilung nebeneinander existierender palatialer Zentren9.
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Nicht zu verwechseln mit den Korridorhäusern im entwickelten und späten FH II. s. J. W. Shaw, The Early Helladic II Corridor House: Development and Form, AJA 91, 1987, 59 – 79; J. W. Shaw, The Early Helladic II Corridor House: Problems and Possibilities, BCH Suppl. 19 (Athen 1990) 183 – 194; E. Alram-Stern, Die ägäische Frühzeit. 2. Serie, Forschungsbericht 1975 – 2003, II. Die Frühbronzezeit in Griechenland mit Ausnahme von Kreta, VMykKomm 21 (Wien 2004) 238 – 245. Zur Benennung: K. Kilian, Die mykenische Architektur, in: Das mykenische Hellas. Heimat der Helden Homers. Ausstellungskatalog (Berlin 1988) 32 f.; G. Hiesel, Zum Beharrungsvermögen von Wohnformen in der späten Bronzezeit, DiskAB 3 (Berlin 1979) 72 – 74. Auf die Problematik der Bestimmung des Terminus ›Haushalt‹ verweist Bernbeck (Anm. 4) 182. Haus, Haushalt und Familie werden oft als identisch vorausgesetzt, was jedoch nicht der Fall sein muss. Ein Haus kann mehrere Familien beherbergen, genauso wie ein Haushalt sich über mehrere Häuser erstrecken kann. Dazu P. Darcque, L’habitat mycénien (Athen 2005). Wie P. Darcque richtig feststellt, muss man sich in der Argolis die koexistierenden Paläste in geringer Entfernung zueinander, wahrscheinlich als Teil einer politischen Einheit vorstellen. s. auch R. HopeSimpson – D. K. Hope, Mycenaean Fortfications, Highways, Dams and Canals, SIMA 133 (Sävedalen 2006) 33 – 38.
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Wirtschaftssystem und Linear B-Evidenz Da im Rahmen dieses Artikels auf die epigraphische Evidenz nicht wesentlich eingegangen werden kann, seien im Folgenden nur einige Hypothesen angesprochen, die die vorliegende Thematik betreffen. Schon I. Finley weist auf zwei wesentliche Dinge hin, die man bei der Bewertung der Linear B-Täfelchen nicht außer Acht lassen darf: Zum einen datieren die Täfelchen in die Endzeit der mykenischen Paläste und sind somit möglicherweise nicht repräsentativ für die frühere Palastzeit; zum anderen kann man keine gesicherte Aussage über das Ausmaß der zentralisierten Kontrolle treffen. Beaufsichtigt die zentrale Autorität nur bestimmte Sektoren oder die gesamte Wirtschaft10? In der Forschung hat sich eingebürgert, die Existenz von Gemeinde- und Privatbesitz mit der E-Serie der Linear B-Tafeln aus Pylos in Verbindung zu bringen und damit auch die landwirtschaftlichen Produkte des eigenen Landes im Besitz einzelner Individuen zu vermuten11. Die Linear B-Täfelchen selbst geben keine Auskunft über die Export- oder Importtätigkeit der einzelnen Zentren und nur selten finden sich in den Texten Hinweise auf die Verwendung der aufgezählten Güter, obwohl die Mengenangaben minutiös verzeichnet sind. Die Täfelchen listen sowohl Grundnahrungsmittel und andere Verbrauchsgüter als auch Rohmaterialien und Fertigprodukte auf12. Auf den Linear B-Täfelchen aus Mykene13 werden verschiedene Produkte, darunter Öl14, Wolle15, Gewürze16, Feigen17, Wein18, Oliven19, Getreide20 sowie Gefäße21, angeführt. Neben pflanzlichen Produkten fanden in den Linear B-Texten auch Tiere Erwähnung, wobei in keinem Fall explizit auf deren Funktion als späteres Nahrungsmittel hingewiesen wird22, was nicht verwundert, wenn man Viehwirtschaft in ihrer Eigenschaft als indirekte Vorratsquelle versteht23. Die PY Cn-Serie legt weiters einen kultischen Verwendungszweck nahe, da auf den Täfelchen die Zuweisung von Opfertieren (Schaf, Ziege und Schwein) aufgezeichnet ist24. Registrierte Lieferungen an Heiligtümer (z. B. PY Es-Serie) sowie Nahrungslieferungen für kultische Staatsbankette (z. B. TH WuSerie) und religiöse Feste (z. B. PY Ta-Serie) lassen auf einen engen Zusammenhang von palatialen Wirtschaftsabläufen und kultischen Einrichtungen schließen25. Es scheint, dass dem Palast die Aufrechterhaltung der Kultbetriebe oblag, er deshalb die Administration derselben übernahm26. In welchem Ausmaß es jedoch 10
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Finley (Anm. 2) 140 – 159; J. T. Killen, The Linear B-Tablets and the Mycenean Economy, in: A. Morpugo-Davies – Y. Duhoux (Hrsg.), Linear B: A 1984 Survey. Proceedings of the Mycenean Colloquium of the VIII th Congress of the International Federation of the Societies of Classical Studies Dublin 27. August – 1. September 1984 (Louvain 1985) 243. Die Täfelchen der E-Serie geben Personennamen in Verbindung mit bestimmten Saatgutmengen an, weshalb diese als Abgabenberechnung von Landstücken bezeichnet wurde. E. L. Bennett jr., The Landholders of Pylos, AJA 60, 1956, 103 – 133; M. Ventris – J. Chadwick, Documents in Mycenaean Greek ²(Cambridge 1973) 232 f.; Killen (Anm. 10) 243 f.; Finley (Anm. 2) 140 – 159 behandelt die Problematik der homerischen Texte in Bezug auf Besitzverhältnisse. Zur Entwicklung des Systems der Tafelbezeichnungen sowie eine Liste aller Serien s. J. T. Hooker, LinearB: An Introduction (Bristol 1980) 36 – 37. C. W. Shelmerdine, The Perfumed Oil Industry at Pylos, in: C. W. Shelmerdine – T. G. Palaima (Hrsg.), Pylos Comes Alive: Industry & Administration in a Mycenaean Palace (New York 1984) 81; J. Fischer, Nahrungsmittel in den Linear B-Texten, Chiron 33, 2003, 175 – 194. Linear B-Täfelchen aus Mykene: Südhausannex, Abhang vor dem nördlichen Speicherbau, Haus des Ölhändlers, Haus der Sphingen, Westhaus, Petsas-Haus. Haus des Ölhändlers (FO 101), Haus der Sphingen (Ue 611). Haus des Ölhändlers (OE-Gruppe). Haus der Sphingen (GE-Serie): Sesam, Koriander, Sellerie, Fenchel, Zyperngras und Kreuzkümmel; Westhaus (Ue 652): Zyperngras, Koriander. Haus der Sphingen (Ue 611); Westhaus (Ue 652). Haus der Sphingen (Ue 611); Westhaus (Ue 652, Ue 663). Westhaus (Ue 652). Westhaus (Ue 652, Au 658, Eu 654, Eu 655). Haus der Sphingen. Fischer (Anm. 12) 189. 192. P. Halstead, On Redistribution and the Origin of Minoan-Mycenaean Palatial Economies, in: E. B. French – K. A. Wardle (Hrsg.), Problems in Greek Prehistory. Papers Presented at the Centenary Conference of the British School of Archeology at Athens, Manchester, April 1986 (Bristol 1988) 524. J. Weilhartner, Mykenische Opfergaben nach Aussage der Linear B-Texte, VMykKomm 22 (Wien 2005) 149 – 157. Weilhartner (Anm. 24) 223 – 230. Weilhartner (Anm. 24) 227 – 230.
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abseits kultischer oder religiöser Belange eine direkte Produktionspolitik des Palastes, etwa im Getreideanbau, gab, bleibt fraglich27. Eine wesentliche Frage im mykenischen Versorgungssystem ist, woher und in welcher Form die Güter in die Großsiedlungen gelangten. Anhand der 1975 von F. Brommer publizierten Fundstellen28 lässt sich im Hinterland von Asine und Tiryns ein dichter Raster kleinstrukturierter Siedlungsstellen nachweisen, der durchaus auf die anderen Palastzentren der Argolis übertragen werden kann29. K. Kilian wies ebenfalls darauf hin, dass die belegte extensive Tierhaltung in Tiryns eine Infrastruktur im Hinterland voraussetzt30. Diese offenen Kleinsiedlungsformen sind eindeutig als Siedlungen im Einzugsbereich der Palastzentren aufzufassen31. Zu welchem Teil die Produkte als Zwangslieferungen oder aufgrund einer steuerlichen Abgabepflicht in palatiale Siedlungen gelangt sind, kann nicht bestimmt werden. Es ist aber wahrscheinlich, dass von der städtischen Ansiedlung um die Zitadelle gleichwertige Handelsbeziehungen zu ländlichen Lieferanten gepflegt wurden32. Man kann davon ausgehen, dass Rohstoffe wie Olivenöl aus dem Hinterland in den Palast kamen und dort durch den Zusatz von Gewürzen oder Parfüm veredelt wurden33. Die äußerst spezialisierte Verarbeitung dieser Güter fand, nach J. T. Killen, ausschließlich in den palatialen Zentren statt 34. Offenbar wurden Rohmaterialien aus der Umgebung angeliefert (PY Ma-Serie35) oder importiert (Mykene, Haus der Schilde36; Theben, Kadmeion, Raum Ɗ und Korridor Ə37), um von spezialisierten Facharbeitern und Handwerkern weiter verarbeitet zu werden. Die Herstellung solcher kostspieliger Erzeugnisse wurde in den Palästen als eine Art Status- und Wohlstandssymbol gepflegt. Unklar bleibt allerdings, in welchem Ausmaß die produzierten Mengen für rückverteilende Verwendungszwecke (Ausrichtung von Banketten und religiösen Festmählern, Aufrechterhaltung der Kultbetriebe sowie Rücklage von Reserven) gedacht und zu welchem 27
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P. Halstead, Surplus and Share-Croppers: The Grain Production Strategies of Mycenaean Palaces, Aegaeum 20, 2, 1999, 319 – 326. Diesbezüglich interessant ist ein Linear B-Täfelchen aus Theben (TH Ft140), das große Mengen an Getreide und Oliven aus fünf verschiedenen Regionen in Boötien auflistet, die sich alle im Herrschaftsgebiet von Theben befanden. s. V. Aravantinos, Mycenaean Texts and Contexts at Thebes: The Discovery of New Linear B Archives on the Kadmeia, in: S. Deger-Jalkotzy u. a. (Hrsg.), Floreant Studia Mycenaea, DenkschrWien 274 (Wien 1999) 54 – 58. Vgl. für Pylos PY Ng 319, Ng 332, Jn 829, Cn 608, Vn 20. s. J. Bennett, The Linear B Archives & the Kingdom of Nestor, in: J. L. Davis (Hrsg.), Sandy Pylos (Austin 1998) 113 – 122. F. Brommer, Antiken des Athener Instituts, AM 90, 1975, 163 – 188. K. Kilian, Zum Ende der mykenischen Epoche in der Argolis, JbRGZM 27, 1980, 170 Anm. 30 verweist auf das Haus Kephalari beim argivischen Heraion; s. auch C. W. Blegen, Prosymna (Cambridge 1937) 21 Anm. 23 Abb. 24. 25 Plan I. Kilian (Anm. 29) 173. Als eine kleine Ansiedlung dieser Art kann beispielsweise Katsingri (SH III B1/B2) bezeichnet werden; K. Kilian, Mycenaeans Up To Date, in: French – Wardle (Anm. 23) 133 f.; A. v. d. Driesch – J. Boessneck, Die Tierreste von der mykenischen Burg Tiryns bei Nauplion, in: Tiryns. Forschungen und Berichte 11 (Mainz 1990) 87 – 154; J. F. Cherry – J. L. Davis, ›Under the Sceptre of Agamemnon‹: The View from the Hinterlands of Mycenae, in: K. Branigan, Urbanism in the Bronze Age (Sheffield 2001) 141 – 159; Cherry und Davis schließen von der Verteilung mykenischer Gräber auf den Einflussbereich Mykenes. Kilian (Anm. 29) 170. Auch Keramik könnte so in umliegenden Kleinstsiedlungen unter palatialer Kontrolle erzeugt worden sein. Die archäologische Evidenz unterstützt diese Annahme, da in näherer Umgebung von Mykene mit Berbati und Zygouries zwei Töpferwerkstätten bekannt sind, die SH III A bzw. SH III B1 datieren. Im thebanischen Kadmeion allerdings konnte eine SH III A2-/SH III B1Werkstatt mit zugehörigem Töpferofen innerhalb des palatialen Bezirks nachgewiesen werden. s. M. H. Wiener, Palatial Potters in Mycenaean Greece, in: F. Lang u. a. (Hrsg.), Stephanos Aristeios. Festschrift Stefan Hiller (Wien 2007) 272. Der überwiegende Teil der Tafeln aus Set 1 der PY Fr-Serie beschreibt die Zuweisung kleinerer Mengen des parfümierten Olivenöls an eindeutig kultische Empfänger, wobei es sich wohl um Libationen handeln dürfte. Abgesehen von kultischen Verwendungszwecken gab es sicher auch eine davon unabhängige palatiale Produktion (Fr 1184, Un267). Weilhartner (Anm. 24) 120 – 133. s. auch C. W. Shelmerdine, The Perfumed-Oil Industry, in: Davis (Anm. 27) 101 – 109. J. T. Killen, The Textile Industries at Pylos and Knossos, in: Shelmerdine – Palaima (Anm. 12) 58 – 60. Ventris – Chadwick (Anm. 11) 289 – 295. Neben Intarsienfragmenten aus Elfenbein, ein Steingefäß aus grünem Porphyr (lapis Lacedaemonius), dessen einziges Vorkommen nur in Krokeai (zwischen Sparta und Gytheion) belegt ist. Weiters Steatit und Serpentingefäße aus dem Haus der Schilde. s. A. J. B. Wace, Preliminary Reports on the excavations of 1954, BSA 50, 1955, 180 – 184. Werkstatt eines Juweliers mit Resten von Gold, Lapislazuli, Onyx, Elfenbein und Glaspaste: A. Keramopoullos, ŻӉƛƢƨƥƠƯƚƦԆƚƢ ƣƚԅƬԇҬƥ¶ԈƩƢƨƭƬƨƭƄԀƝƥƨƭ AEphem 1930, 35 – 55. Zwei weitere vergleichbare Werkstätten in Theben s. S. Symeonoglou, Kadmeia I, SIMA 35 (Göteborg 1973) 17. 63 – 71; K. Demakopoulou, ƆƭƣƠƦƚƲƣԈƦƚƦƚƣƬƨƩƢƣԈƦƞƩƜƚƫƬԄƩƢƨƦƦƞƢƪƂԄƛƚƫƞƢƪ AAA 7, 1974, 162 – 173.
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Teil diese als diplomatische Geschenke für Gäste oder für einen aktiven Außenhandel vorgesehen waren 38. Die Schlüsselfunktion mykenischer Zentren besteht nach J. T. Killen und P. Halstead offenbar in der Mobilisierung der Ressourcen, wobei nicht die Produktion derselben unter palatialer Kontrolle sein muss, sondern die Beschaffung und Verteilung im Mittelpunkt stehen39.
Zur Identifikation eines Vorratsraumes Die Identifizierung von Vorratsräumen ist nicht unproblematisch. Häufig werden Räume, deren ursprüngliche Funktion nicht erkennbar ist, als Lager- oder Vorratsraum bezeichnet, da diese oftmals keinerlei signifikante archäologische Spuren hinterlassen. Weisen Räume allerdings kennzeichnende Installationen auf, bleiben keine Zweifel an der Identifizierung als Vorratsraum bestehen. Auch Besonderheiten bezüglich Grundriss oder Raumaufteilung lassen eine Vorratsfunktion vermuten, die im besten Fall durch das ausgewertete Fundmaterial bestätigt werden kann, welches manchmal auch auf die eingelagerten Produkte schließen lässt 40 . Die zuerst genannte – unsicher – als Vorratsräume anzusprechende Gruppe von Räumen nimmt den größten Teil der vorhandenen Evidenz ein. Bei ihr besteht das Problem u. a. darin, dass die unveränderliche Zuweisung von Raum und Funktion ein moderner Denkansatz ist und auf bronzezeitliche Hausgrundrisse nur begrenzt angewendet werden kann. Erinnert sei hier an bewegliches Mobiliar41 sowie an den häufig multifunktionalen Charakter der Räume42. Auch für die Bronzezeit kann von einer multifunktionalen Nutzung vieler Räume ausgegangen werden43. Flexibilität bezüglich unterschiedlicher Raumnutzung bedeutet aber auch einen Mangel an Spezialisierung in der Verwendung von Räumen. Die Annahme einer voranschreitenden Spezialisierung in palatialen Siedlungszentren soll im Rahmen dieses Beitrags überprüft werden 44.
Argolis – Auswertung der Befunde Die Auswertung der Befunde behandelt zunächst die Lage der Vorratsräume innerhalb der Gebäude, untergliedert nach grundrisstypologischen Aspekten in das kanonische und unkanonische Korridorhaus, sog. Speicherbauten sowie unklare Grundrisskonzeptionen. Anschließend wird deren Zugänglichkeit wie auch deren funktionale und mögliche repräsentative Ausgestaltung untersucht. Nachfolgend werden einzelne Fundgruppen näher betrachtet, deren größter Teil naturgemäß das keramische Fundmaterial ausmacht. Dieses wurde unterteilt in Pithoi, Bügelkannen, Rhyta und andere keramische Gefäßformen. Zusätzlich finden in diesem Kontext schließlich häufig nachgewiesene Bleigefäße Erwähnung. Im Anschluss werden sonstige Funde wie Spinnwirtel, Konuli, Perlen, aber auch Reib- bzw. Mahlsteine sowie organisches Fundmaterial aus relevanten Befunden angesprochen.
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s. auch H. Haskell, Aspects of the Nature and Control of Mycenaean Foreign Trade, Aegaeum 20, 2, 1999, 339 – 342. J. T. Killen, Critique, a View from the Tablets, in: M. L. Galaty – W. A. Parkinson (Hrsg.), Rethinking Mycenean Palaces. New Interpretations of an Old Idea (Los Angeles 1999) 87 – 90; P. Halstead, On Redistribution and the Origin of Minoan-Mycenaean Palatial Economies, in: French – Wardle (Anm. 23) 520. B. L. Sjöberg, Problems Concerning the Identification of Storage Areas in Mycenaean Palaces, Hydra. Working Papers in Middle Bronze Age Studies 10, 1992, 21 – 26 weist ebenso auf die Notwendigkeit hin, architektonische, archäologische und epigraphische Evidenz zur Identifikation von Lagerbereichen heranzuziehen. Bernbeck (Anm. 4) 182 verweist auf die Wichtigkeit von in situ-Befunden, um das Fundmaterial in eine Nutzungsanalyse der Räumlichkeiten einbeziehen zu können. Bernbeck (Anm. 4) 189. S. Andreou, Exploring the Patterns of Power in the Bronze Age, Settlements of Northern Greece, in: Branigan (Anm. 30) 167 f.; Darcque (Anm. 9) 305 – 310. Vgl. J. T. Killen, The Linear B-Tablets and the Mycenaean economy, in: Morpugo-Davies – Duhoux (Anm. 10) 241 – 305 über die Annahme der Spezialisierung in palatialen Zentren, die bereits seit Finley (Anm. 2) 140 – 159 als redistributive Zentren bezeichnet werden.
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1. Geschosszuordnung Die Anlage eingetiefter Kellerräume ist nur in vier von 34 Strukturen nachweisbar und damit selten 45. Eine allgemein gültige Aussage über die Lage von Vorratsräumen innerhalb der Gebäude kann nicht getroffen werden, da keine Befunde aus den oberen Etagen erhalten sind und somit nicht gesichert ist, ob die Vorratsräume mehrheitlich ebenerdig lagen. Da eine Reihe von Räumen nur aufgrund ihrer Lage im erhaltenen Grundriss als Magazin angesprochen wurde, ist ihre Funktion nicht endgültig gesichert. In drei Fällen erlauben die publizierten Befunde auf eine Vorratshaltung im Obergeschoss zu schließen (Mykene: Getreidespeicher, Südhaus, Haus der Sphingen). In allen diesen Gebäuden ist ein oberes Geschoss durch erhaltene Treppenstufen sowie Gefäße mit Resten organischen Inhalts in den Versturzschichten nachweisbar 46.
2. Lage innerhalb der Gebäude 2.1 Kanonisches Korridorhaus Bei einigen Grundrissen sind die Räume, die zu Lagerungszwecken genutzt wurden, in einem Magazintrakt zusammengefasst. Die einzelnen Räume waren durch einen Korridor verbunden und häufig getrennt vom repräsentativen Teil des Hauses begehbar47. Dieses spezialisierte Raumnutzungskonzept erlangt in der Spätpalastzeit im sog. Korridorhaus seine Perfektion. Zu einem Korridor öffnen sich in der Regel nur Räume einer Seite, die meist aneinandergereiht und ähnlich dimensioniert als Magazineinheit angesprochen werden; auf der anderen Seite befinden sich größere Räume, die parallel zum Korridor orientiert sind und häufig aus einer Einheit von Vor- und Hauptraum bestehen48. Aufgrund der Dominanz des Korridors mit seiner wichtigen Verteilerfunktion wird dieser Grundriss in der Literatur als Korridorhaus (Abb. 1) bezeichnet49. Das Vorkommen des Korridorhauses kann in der Argolis innerhalb wie außerhalb der befestigten Zentralsiedlungen nachgewiesen werden. In vielen Fällen musste bei der Errichtung der Gebäude eine Hangneigung überwunden werden, die durch eine terrassenartige Bebauung optimal genutzt werden konnte. Die Errichtung zusammengehöriger Raumeinheiten eines Gebäudes auf verschiedenen Terrassen ist sowohl in der Hausarchitektur wie auch bei palatialen Bauten der Argolis zu beobachten50. Dieses Charakteristikum mag in erster Linie mit vorgefundenen topographischen Gege-
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Mykene, Getreidespeicher (15. 16): A. J. B. Wace, Preliminary Reports on the excavations, BSA 25, 1921 – 1923, 38 – 61 Taf. 17; Südhaus-Annex (1): Wace a. O. 90 f.; W. D. Taylour, The Citadel House, in: J. Chadwick (Hrsg.), The Mycenae Tablets III, TransactAmPhilSoc 52, 7, 1962 (1963) 35 – 46; Kultbezirk, Megarongebäude (I. II): G. Daux, Mycènes, BCH 87, 1963, Chron. 736 – 746; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1972, 114 – 126; G. Albers, Spätmykenische Stadtheiligtümer, BAR 596 (Oxford 1994) 26 f.; Tiryns: Oberburg, Galerien: K. Müller, Tiryns 3 (Augsburg 1930) 119 f.; U. Jantzen (Hrsg.), Führer durch Tiryns (Athen 1975) 21 f.; S. E. Iakovidis, Late Helladic Citadels (Leiden 1983) 3 – 17; K. Kilian, Mykenische Fundamentierungsweisen in Tiryns, BCH Suppl. 19 (Athen 1990) 95 f.; M. Küpper, Mykenische Architektur, Internationale Archäologie 25 (Leidorf 1996) 35 f.; T. Mühlenbruch, Zu vorderorientalischen Parallelen der mykenischen Palastarchitektur, AKorrBl 33, 4, 2003, 479 – 491. Mykene, Getreidespeicher (s. o. Anm. 45); Südhaus (s. o. Anm. 45); Haus der Sphingen: A. J. B. Wace, Preliminary Reports on the excavations of 1955, BSA 51, 1956, 115. Von den 34 untersuchten Strukturen entsprechen 5 dem Grundriss des kanonischen Korridorhauses. Mykene, Tsountas-Haus: C. Tsountas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1886, 74 f.; Südostviertel, Gebäude B: Mylonas (Anm. 45) 124 – 126; Haus des Ölhändlers: A. J. B. Wace, Preliminary Reports on the excavations, BSA 48, 1953, 9 – 15; Tiryns, Bau VI: Kilian (Anm. 3:1979) 400 – 411; Kilian (Anm. 3:1981) 166 – 182. Hiesel (Anm. 7) 72 – 74; S. Sinos, Die vorklassischen Hausformen in der Ägäis (Mainz 1971) 94. S. E. Iakovidis – E. B. French, Archaeological Atlas of Mycenae (Athen 2003) 32; S. E. Iakovidis verweist ebenso auf die Bedeutung und Häufigkeit des Korridors in mykenischer Hausarchitektur. Palastarchitektur: Mykene: K. Kilian, Der Hauptpalast von Mykene, AM 102, 1987, 99 – 113; Tiryns: Iakovidis (Anm. 45) 3 – 17; Hausarchitektur: Mykene, Tsountas-Haus (s. o. Anm. 47), Gebäude B im Südostviertel (s. o. Anm. 47), Rampenhaus: Wace (Anm. 45) 74 – 84; Tiryns, Bau VI (s. o. Anm. 47); Midea, Westtorviertel: K. Demakopoulou u. a., Excavations in Midea 1994, OpAth 21, 1996, 13 – 32; K. Demakopoulou u. a., Excavations in Midea 1995 – 1996, OpAth 22/23, 1997/1998, 57 – 90; K. Demakopoulou u. a., Work in Midea 1997 – 1999. Excavation, Conservation, Restoration, OpAth 25/26, 2000/2001, 35 – 52; K. Demakopoulou u. a., Excavations in Midea 2000 – 2001, OpAth 27, 2002, 40 – 45.
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benheiten zu erklären sein; es wurde allerdings auch schon als bewährte palastzeitliche Architekturform bezeichnet51. Im Fall eines kanonischen Korridorhauses wurde die repräsentative Wohneinheit mit besseren Luft- und Lichtverhältnissen auf der oberen Terrasse platziert, während sich die Magazine auf der darunterliegenden Terrasse befanden52. Mit der Möglichkeit einer Aufstockung über dem tiefer liegenden Magazintrakt bot sich auch die Möglichkeit einer Verdoppelung der höher gelegenen Wohnfläche. Die Wohneinheit aus Vor- und Hauptraum53 entspricht in der Größenproportion und Nutzung dem älteren Antenhaus. Die Vorbilder für Korridor und Magazintrakt sind allerdings nicht eindeutig zu klären. I. MylonasShear glaubt, die Entwicklung des Korridorhauses aus mittelhelladischen Hausstrukturen in Korakou (Korinthia) erkennen zu können54. Das dem Megaron (Haus F) zugeordnete Haus B, das wegen seiner Ausrichtung und geringen Mauerbreite bereits vom Ausgrä2 Asine, Haus D ber als Lagerraum oder Stall bezeichnet wurde, ist vom Megaron durch eine schmale Gasse getrennt. Multipliziert man nun die Lagerräume und integriert man die schmale Gasse zwischen den beiden Gebäuden, würde sich der Grundriss eines Korridorhauses ergeben. Haus B als Lagerraum oder Stall zu bezeichnen, scheint jedoch aufgrund der wenig überzeugenden Daten nicht stichhaltig. Der einzige Hinweis auf vergleichbare mittelhelladische Grundrisse findet sich in Asine in Haus D, das bereits einen Korridor aufweist, wobei die Raumfunktion der umliegenden Räume unklar ist (Abb. 2) 55. Direkte mittelhelladische Vorbilder für die galerieartige Anlage der Magazine in späthelladischen Korridorhäusern sind nicht bekannt56. Trotzdem wäre es vorstellbar, dass das Element der Magazinräume in der
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Kilian (Anm. 3:1979) 401 Anm. 62. Mykene: Tsountas-Haus (s. o. Anm. 47); Südostviertel, Gebäude B (s. o. Anm. 47); Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 47); Tiryns: Bau VI (s. o. Anm. 47). Darcque (Anm. 9) 352. 359 f. P. Darcque besteht dagegen auf einer Unterscheidung des Korridorhauses, dessen Räume allesamt ebenerdig liegen, und des von ihm benannten Terrassenhauses, das dieselben Raumkombinationen, allerdings auf unterschiedlichen Terrassen aufweist. Die Existenz des Korridors sei bei letzteren allein aufgrund der Konstruktion der Stützmauer notwenig geworden und werde organisatorisch ganz anders genutzt als das ebenerdige Korridorhaus. In einigen Fällen existiert auch ein Hinterraum, der an den Hauptraum anschließt. I. Mylonas-Shear, The Panagia Houses at Mycene (Philadelphia 1987) 62; C. W. Blegen, Korakou. A Prehistoric Settlement Near Corinth (Bosten 1921) 76 – 78 Abb. 110. O. Frödin – A. W. Persson, Asine (Stockholm 1938) 71 Abb. 49. Hiesel (Anm. 7) 72 verweist auf die großen Magazineinheiten kretischer Paläste und mykenischer Burgen; direkte Vorbilder seien allerdings mangels früher Palastgrundrisse nicht erkennbar. G. Hiesel geht damit von einer Vorbildwirkung palatialer Anlagen auf die Hausarchitektur aus. Mühlenbruch (Anm. 45) 482 erinnert an die SH II-Grundrisse von Kakovatos und dem Megaron B in Eleusis, die neben einem megaroiden Grundriss auch Korridore aufweisen. T. Mühlenbruch bezeichnet beides als Elemente späterer mykenischer Palastarchitektur und zieht daher die Möglichkeit einer Vorbildwirkung der Hausarchitektur in Betracht.
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Hausarchitektur erst später aus dem dringenden Bedarf heraus entwickelt wurde57. Schließlich wäre dieser in der Hausarchitektur üblich gewordene Bestandteil in palatialen Anlagen übernommen worden. Es muss allerdings betont werden, dass gesicherte Befunde mittelhelladischer Siedlungen, die diese Überlegung bestätigen könnten, fehlen58. Ebenso könnte man vermuten, dass die Palastarchitektur neuartige Grundrissformen entwickelte, die in verkleinerter Form in die Hausarchitektur übernommen wurden59. J. T. Killen verweist darauf, dass die Lager57
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Kilian (Anm. 7) 32 verweist auf komplexe frühmykenische Hausgrundrisse mit Höfen von Lakonien (Pavlopetri) bis Thessalien (Dimini, Pefkakia), für die eine unregelmäßige Anordnung von Räumen, die mit einem Korridor kombiniert werden, charakteristisch sei. Für K. Kilian scheint daher ebenfalls die Entwicklung des Korridorhauses aus der Hausarchitektur möglich zu sein. Es stellt sich die Frage, ob die Korridorhäuser des entwickelten und späten FH II (s. o. Anm. 6) in irgendeiner Form die spätpalastzeitlichen Korridorhäuser beeinflusst haben könnten. Festzustellen bleibt, dass die Dominanz des Korridors (der Korridore) beiden Grundrissideen gemeinsam ist. Der Unterschied liegt aber in der funktionellen Nutzung. Die FH II-Korridore sind aller Wahrscheinlichkeit nach als Treppenaufgänge genutzt worden, haben also keine Verteilerfunktion im Gegensatz zu den spätbronzezeitlichen Korridoren. Hiesel (Anm. 7) 72.
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kapazitäten der Palastorte sicherlich auch Prestigefunktion hatten und als Abbild der eigenen Wirtschaftskraft gesehen wurden60. Die Integration einer Magazineinheit in der Hausarchitektur könnte man daher als Repräsentation der eigenen privaten Wirtschaftskraft interpretieren, wobei neben dem Flächenbedarf sicher auch Prestigedenken in der Hausarchitektur eine Rolle spielt61. Vorderorientalische Einflüsse, die eine Erklärung für neuartige Grundrissformen in der Palastarchitektur wären, konnten bis dato nicht nachgewiesen werden. T. Mühlenbruch, der sich mit vorderorientalischen Parallelen der mykenischen Palastarchitektur beschäftigt hat62, führt keine überzeugenden Argumente für levantinische Vorbilder der mykenischen Palastarchitektur an. Besonders das Argument der vergleichbaren Lage der Magazine in den Palästen von Ugarit und Pylos ist nicht haltbar. Nach Mühlenbruch würde die Ähnlichkeit in der großen Distanz der Magazine vom repräsentativen Bereich liegen. Direkt nordwestlich des pylischen Megarons befinden sich allerdings zwei Räume (23 und 24), deren Befunde sie eindeutig als Lagerräume für Flüssigkeiten, wahrscheinlich Öl, ausweisen63. Die zentrale Lage dieser Räume spricht gegen die These Mühlenbruchs. Die großen minoischen Palastmagazine sind zwar 4 Mallia, Palastgrundriss meist galerieartig aneinandergereiht, bestehen aber häufig aus langrechteckigen Räumen, die jeweils an ihren Schmalseiten Zugänge aufweisen64. Im protopalatialen Palast von Phaistos besteht der Magazintrakt allerdings aus zehn etwa 2 × 5 m großen Räumen, jeweils fünf auf einer Seite, die sich auf einen gemeinsamen Korridor öffnen (Abb. 3)65. Eine Magazinreihe am nördlichen Ende des Palastes von Mallia (Abb. 4) zeigt ebenso deutliche Parallelen und ruft aufgrund der Raumkomposition den Magazintrakt des Korridorhauses in der mykenischen Hausarchitektur in Erinnerung66. Es bleibt dennoch unklar, ob die Hausarchitektur die Grundrissanlage der Paläste zum Vorbild hatte oder umgekehrt. Die Problematik um die Herkunft der Magazineinheit des Korridorhauses spiegelt die zentralen Fragestellungen mykenischer Forschung wider: Geht man einerseits von einer Vorbildwirkung der Palastarchitektur aus, impliziert man eine starke Zentralgewalt, die nun große Lagerkapazitäten hat, gleichzeitig aber auch die Kontrolle über die eingelagerten Produkte besitzt. Führt man andererseits die Herkunft der Magazineinheit auf die Hausarchitektur zurück, gesteht man den Bewohnern mykenischer Zentralorte weit mehr Eigenständigkeit zu, als in der Forschung bisher angenommen. Das Abhängigkeitsverhältnis zum Palast wäre wesentlich geringer, da eine Lebensmittelknappheit durch selbstbestimmbare Vorratslagerung kompensiert 60 61
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J. T. Killen, The Linear B-Tablets and the Mycenaean economy, in: Morpugo-Davies – Duhoux (Anm. 10) 253 f. Hinweise auf repräsentative Ausstattung von Lagerräumen sind in Gla (Fresken) und im Haus der Säulen in Mykene (Türschwellen aus Konglomeratgestein) zu finden (s. 4.2 Repräsentative Ausstattung). Mühlenbruch (Anm. 45) 479 – 491. C. W. Blegen u. a., The Palace of Nestor at Pylos in Western Messenia I: The Building and Their Contents (Princeton 1966) Key Plan. D. J. I. Begg, Minoan Storerooms in the Late Bronze Age (Diss. Universität Toronto 1975); s. etwa die Westmagazine im Palast von Knossos: M. S. F. Hood – W. Taylor, The Bronze Age Palace at Knossos, BSA Suppl. 13 (London 1981) Plan. V. La Rosa, Phaistos, in: A. Di Vita (Hrsg.), Ancient Crete. A Hundred Years of Italian Archaeology (1884 – 1984) (Rom 1985) 75 – 107. J. W. Graham, The Palaces of Crete (Princeton 1962), 129 f. Graham verweist im Palast von Mallia auch auf die vergleichbare, kleinere Magazinreihe (xii 1 – 3) östlich des Hofes sowie im Palast von Phaistos auf eine Raumgruppe westlich von Hof 90 (54 – 55), wobei letztere aneinandergereihte Durchgangsräume ohne eigenes Korridorelement bilden.
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werden könnte67. Letzteres spricht zwar für eine schwächere wirtschaftliche Abhängigkeit vom Palast, man muss aber von persönlichen Abhängigkeiten ausgehen, die archäologisch nicht fassbar sind68. Es lässt sich nicht ausschließen, dass in den Siedlungen des Hinterlandes seitens palatialer Institutionen sehr wohl eine geplante Knappheit und eine wiederkehrende Androhung von Hungersnot als Druckmittel eingesetzt wurden69. In der Wohnbebauung der Palastzentren sprechen zumindest die großdimensionierten Speicherkapazitäten der Einzelhaushalte gegen eine solche Annahme. Nach der Zerstörung der Paläste werden keine Korridorhäuser mehr gebaut, wie auch die Palastanlagen keine wesentliche Wiederaufbauphase kennen70. Am deutlichsten zeigt die Tirynther Unterburg, dass man nun zu einer multifunktionalen Nutzung der Räume zurückkehrt und große Speicherkapazitäten aufgibt71. Jüngste Grabungen in Tiryns Stadt-Nordost zeigen im Gegensatz zu den Strukturen der Unterburg, dass scheinbar auch in nachpalatialer Zeit komplexe Baukonzepte verwirklicht wurden (Phase 3 – R 5 Dimini, Megaron A, SH III B2-Grundriss. 8/00), wobei Maße und Grundrisse der untersuchten Gebäude aufIm SH III C1 werden die Vorratsräume grund des begrenzten Grabungsausschnittes unklar bleiben. Trotz 3 – 5 aufgegeben, während die Hauptder überraschend ausgeprägten Baubefunde finden sich hier zwar räume (6 – 8) noch in Verwendung sind. Hinweise auf Vorratsbehälter, aber keine selbstständigen Raumgruppen, die ausschließlich für Lagerungszwecke bestimmt waren, wie es bei der Magazineinheit des SH III B2-zeitlichen Korridorhauses noch der Fall war72. Grabungsbefunde aus Dimini/Thessalien bestätigen diese Entwicklungen. In SH III C1 werden nach V. Adrymi-Sismani vermutlich nur noch die Haupträume (6, 7, 8) des Korridorhauses Megaron A bewohnt, während die Vorratsräume (3, 4, 5) aus dem SH III B2 nicht mehr in Verwendung sind (Abb. 5) 73. Die SH III C-Grundrisse von Haus 1/Ost und West in Lefkandi auf Euböa zeigen ebenfalls einfache Grundrissstrukturen ohne Korridor sowie eine multifunktionale Nutzung der Räume 74. So sind Entstehen und Aufgabe der Korridorhäuser eng mit der Existenz der Paläste verbunden 75. Die SH III C-Hausgrundrisse in Mykene und Tiryns zeigen, dass die Anlage des Korridorhauses zu dieser Zeit nicht mehr verbindlich war76. Die Raumeinheiten werden kleiner und weisen in den meisten Fällen keinen Korridor mehr auf. Im Fall des Getreidespeichers in Mykene, der einen langen Zugangskorridor besitzt, hat dieser seine ursprüngliche Verteilerfunktion komplett verloren. 67 68 69
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s. dazu weiter u. (Wirtschaftssystem und Linear B-Evidenz; Ergebnisse). Beispielsweise in Bezug auf Besitzverhältnisse, Leibeigenschaft und Sklaverei. Gegenwärtig fehlen in der Argolis aussagekräftige Siedlungsbefunde aus dem Hinterland. Die Ergebnisse der Grabungen im Bereich der mykenischen Akropolis in Aigeira/Achaia zeigen jedoch, dass es sogar in nachpalatialer Zeit (SH III C) Kleinsiedlungen gegeben hat, die wirtschaftlich autark waren und große Speicherkapazitäten besaßen. E. Alram-Stern – S. Deger-Jalkotzy (Hrsg.), Aigeira I. Die mykenische Akropolis 3, SoSchrÖAI 43 (Wien 2006) 154 – 158. S. Deger-Jalkotzy, Das Ende der mykenischen Palastära: Überlegungen zur Chronologie, in: K. Tomaschitz – H. Heftner (Hrsg.), Ad fontes! Festschrift Gerhard Dobesch (Wien 2004) 55 mit weiterführender Lit. s. o. Anm. 3. J. Maran – A. Papadimitrou, Forschungen im Stadtgebiet von Tiryns 1999 – 2000, AA 2006, 97 – 169. Vorratsbehälter der Phase 3 im Hof bzw. in R7/00, in dem auch ein Herd lokalisiert wurde. Neue Grabungsergebnisse auf der Akropolis in Aigeira/Achaia belegen allerdings, dass auch noch im SH III C Räume ausschließlich für Vorratshaltung in Gebrauch waren. s. Alram-Stern – Deger-Jalkotzy (Anm. 69) 154 – 158. V. Adrymi-Sismani, Le palais de Iolkos et sa destruction, BCH 128/129, 2004/2005, 9 – 36; V. Adrymi-Sismani, ŻƩƯƚԆƚƃƱƤƣԈƪ ƆƢƚ¶ƩԌƬƠ¶ƩƨƫԂƜƜƢƫƠ, in: ƆƦƠƥƞԆƚƬƠƪƆƚƜƦƠƫԆƚƪƊƩƚƣƬƢƣԀƌƭƦԂƝƩƢƨƭŻƦԀƝƞƢƧƠƬƨƭƝƢƚƯƩƨƦƢƣƨԊƥƦƠƥƞƢƚƣƨԊ¶ƤƨԊƬƨƭ ƬƨƭżԈƤƨƭƣƚƢƞƭƩԊƬƞƩƠƪ¶ƞƩƢƨƯԄƪżԈƤƨƪ · ƆԀƢƨƪ2001 (Volos 2002) 100; V. Adrymi-Sismani, ƉƢƣԆƚƥƞƝԆƚƝƩƨƥƨƚ¶Ԉ ƚƩƯƚԆƚƃƱƤƣԈinƍƨԂƩƜƨƬƱƦƞƮƨƩƞƢԌƦƚƩƯƚƢƨƬԄƬƱƦƣƚƢƦƞƱƬԂƩƱƦƥƦƠƥƞԆƱƦƬƨƭƎƊƊƉƫƬƠƂƞƫƫƚƤԆƚƣƚƢƫƬƠƦƞƭƩԊƬƞƩƠ ¶ƞƩƢƨƯԄƬƠƪ ·Ơſ¶ƢƫƬƠƥƨƦƢƣԄƌƭƦԀƦƬƠƫƠżԈƤƨƪƆԀƫƢƨƪ 1998 (Volos 2000) 286. Darcque (Anm. 9) 308. 353. Hiesel (Anm. 7) 73 f. Mykene, Getreidespeicher (s. o. Anm. 45); Tiryns, SH III C-Bebauung im Bereich der Unterburg: Raum 89, 124, 127a: Kilian (Anm. 3:1978) 457 – 467; Kilian (Anm. 3:1979) 381 – 397; Kilian (Anm. 3:1981) 153 – 166.
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2.2 Unkanonisches Korridorhaus Die Grundrissform des SH III B-zeitlichen Korridorhauses ist nicht standardisiert und wurde nach örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen flexibel transformiert. Als unkanonische Korridorhäuser wurden jene Grundrisse bezeichnet, welche die wesentlichen Bestandteile des Korridorhauses in unkanonischer Anordnung aufweisen77. So zeigt Haus II der Panagia-Gruppe in Mykene eine Variante des üblichen Grundrisses infolge der topographisch vorgegebenen Bauparzelle78. Eine ande6 Mykene, Haus M innerhalb der befestigte Zitadelle re Variante des Korridorhauses gibt der Komplex M innerhalb der befestigten Zitadelle in Mykene wieder (Abb. 6)79. Dort bleiben zwar die Einheiten der repräsentativen Räume und der Nebenräume erhalten, allerdings räumlich getrennt. Der Korridor bleibt hier als verbindendes Element an die Nebenräume gebunden80. In der Westhausgruppe Mykenes (Abb. 7) sind das Westhaus selbst und das Sphingenhaus als unkanonische Korridorhäuser zu bezeichnen. Das Sphingenhaus besitzt in seinem ebenerdig zugänglichen Magazinbereich Räume, die zwar entlang eines Korridors, allerdings zu beiden Seiten angeordnet sind und damit die herkömmliche Nutzungsfläche des Vorratstraktes eines Korridorhauses verdoppeln. Das Westhaus weist mit einem Megarontrakt und den westlich des anschließenden Korridors gelegenen Nebenräumen alle üblichen Elemente eines kanonischen Korridorhauses auf, besitzt jedoch dem Megaron vorgelagert einen Hofbereich. Es stellt sich hier die Frage, ob der Hof in seiner Funktion eine verkleinerte Kopie palatialer Vorhöfe darstellt oder als Erweiterung des Korridors mit seiner Verteilerfunktion verstanden werden muss81. Damit verbunden ist die Frage, ob der Hof im mykenischen Westhaus, wie es bei späteren archaisch-klassischen Herdraumhäusern der Fall ist, bereits in die Privatsphäre übergegangen ist82. Eine eindeutige Entscheidung ist nicht möglich, es muss daher von einer wechselseitigen Nutzung ausgegangen werden. Das Element des offenen Hofes tritt in der mykenischen Architektur verschiedenartig auf. In der Palastarchitektur kommt der Hof als bewusst eingesetztes architektonisches Element erst mit SH III B auf und erfüllt in erster Linie repräsentative Zwecke83. Erinnert sei allerdings auch an die wichtige Funktion als Licht- und Luftquelle bei mehrstöckigen Bauten84. In der mykenischen Hausarchitektur spielt der Hof als 77
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Von den insgesamt 34 untersuchten Strukturen entsprechen sechs dem unkanonischen Korridorhaus. Mykene: Haus der Säulen: A. J. B. Wace, Mycenae. An archaeological History and Guide (Princeton 1949) 91 – 97; G. Mylonas, The East Wing of the Palace of Mycenae, Hesperia 35, 1966, 419 – 426; Haus M: G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1962, 64; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄ ƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1963, 99 – 106; Haus der Sphingen (s. o. Anm. 46); Westhaus: N. M. Verdelis, The West House, in: Chadwick (Anm. 45) 13 – 29; Panagia-Haus II: Mylonas-Shear (Anm. 54) 27 – 51; Tiryns: Bau V: Kilian (Anm. 3:1981) 166 – 182. Mylonas-Shear (Anm. 54) 27. Mylonas (Anm. 77:1962) 64; Mylonas (Anm. 77:1963) 88 f. Plan A; Iakovidis (Anm. 45) 51 f. Plan 9. Diese Argumentation ist nur für den Fall einer gleichzeitigen Errichtung korrekt. Auf die Möglichkeit eines späteren Anbaus der Magazineinheit muss verwiesen werden, allerdings gibt es keinerlei Evidenz, die gegen eine Gleichzeitigkeit der beiden Einheiten spricht. Vergleichbare Grundrisskonzeption in Dimini, Megaron A (Abb. 5), Anm. 73, s. auch Anm. 57. Als Beispiele seien hier archaisch-klassische Raumkomplexe in Vitsa und Zagoria angeführt: W. Hoepfner – E. L. Schwandner, Haus und Stadt im klassischen Griechenland (München 1994) Abb. 140. 308. K. Kilian, Zur Funktion der mykenischen Residenzen auf dem griechischen Festland, in: R. Hägg – N. Marinatos (Hrsg.), The Function of the Minoan Palaces. Proceedings of the Fourth International Symposium at the Swedish Institute in Athens, 10 – 16 June 1984 (Stockholm 1987) 28; W. Cavanagh, Empty Space? Courts and Squares in Mycenean Towns, in: Branigan (Anm. 30) 119 – 134. Sinos (Anm. 48) 95.
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Mykene, Westhausgruppe außerhalb der befestigten Zitadelle
zusätzlicher Arbeits- und Aufenthaltsraum sicher eine ebenso wichtige Rolle, ist aber in den meisten Fällen nicht in den Raumkomplex integriert. So werden die unbebauten Flächen vor und zwischen den Häusern als Erweiterung der Nutzfläche verstanden85. Die Begriffe Hof und Platz sind in der mykenischen Siedlungsarchitektur nicht eindeutig zu trennen, da organisch gewachsene, kleinräumige Plätze die Funktionen eines Innenraumhofes übernehmen können. In so dicht bebautem Gebiet, wie es für die Zitadellen von Mykene oder Tiryns nachgewiesen werden konnte, muss man für die Hofflächen von einer gemeinsamen Nutzung verschiedener Haushalte ausgehen. 2.3 Speicherbauten Eine Sonderstellung nehmen jene Bauten ein, die in der Literatur als Speicherbauten bezeichnet werden. Es sind aneinandergereihte, ähnlich dimensionierte Räume, die weder eine Verbindung untereinander noch ebenerdige Zugänge besitzen. In der Argolis sind erhaltene Grundrisse dieses Typus ausschließlich in Mykene zu finden. Innerhalb der Zitadelle werden die Bauten Ž und ∆86 im östlichen Bereich (Abb. 8) und im Viertel nördlich des Löwentores die Gebäude N und II87 als solche bezeichnet. Außerhalb der Befestigung findet sich das Petsas-Haus als Beispiel solcher Anlagen. Von den beiden erstgenannten Bauten Ž und ∆ gibt es außer dem vorhandenen Mauerbestand keinerlei Informationen, da in ihnen bei den Altgrabungen hellenistische Gebäude vermutet wurden und das gesamte Erdmaterial inklusive dem Fundmaterial ohne Aufzeichnungen entfernt wurde. Grabungsergebnisse aus den Bereichen von Gebäude II und N liegen bisher nur in Vorberichten vor, aus denen hervorgeht, dass auch hier keine aussagekräftigen Funde bezüglich Lagereinrichtung oder aufbewahrter Produkte gemacht wurden. Auch im Fall des außerhalb liegenden Petsas-Hauses gibt es zurzeit nur Vorberichte, die allerdings von großen Keramikmengen sprechen, die dort eingelagert waren88. 85
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Beispiel einer SH III B 2-›Sommerküche‹ im Zwingerbereich westlich von Bau VI und VII, s. Kilian (Anm. 3:1981) 171; wiederum eine SH III B 2-›Sommerküche‹ östlich von Raum 1, Bau III, s. Kilian (Anm. 3:1979) 400; SH III C-Befund einer sog. Sommerküche an der Westwand von Bau VIa, s. Kilian (Anm. 3:1979) 388; der Vorhof von Haus III der Panagia-Häuser wurde mit einer Oberfläche aus weißem Lehm versehen, Mylonas-Shear (Anm. 54) 53. G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Ergon 1966, 92 f. 105 f. Plan 104 Abb. 1; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Ergon 1967, 9 – 16 Abb. 1; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1967, 16 – 19. S. E. Iakovidis – G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1984, 233 – 240; S. E. Iakovidis – G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1985, 30 – 38; Iakovidis – French (Anm. 49) 12. J. Papadimitriou – P. Petsas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1950, 203 – 233; J. Papadimitriou – P. Petsas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1951, 192 – 196; E. B. French, Pottery groups from Mycenae. A summary, BSA 58, 1963, 46 f.; E. B. French, Late Helladic III
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2.4 Unklare Grundrisskonzeption Von allen behandelten Befunden weisen nur etwa 15% den Grundriss eines Korridorhauses auf 89. Es ist fraglich, ob aus dieser Tatsache weiterführende Schlüsse zu ziehen sind oder sich hier eher eine zufällige Auswahl an Grundrisstypen widerspiegelt, die bis heute überlebt haben. Abgesehen davon ist von einer flexiblen Transformation des Nutzungsprinzips eines Korridorhauses auf bestehende Hausgrundrisse auszugehen. So wurden bestehende Gebäude durch Anbauten modernisiert, um den notwendig gewordenen Ansprüchen gerecht zu werden, ohne aber das Grundrisskonzept eines Korridorhauses verwirklicht zu haben90. Es begegnen auch einige SH III Bzeitliche Hausgrundrisse, die keinen Korridor besitzen. Diese sind entweder in ihren Ausmaßen so gering, dass ein Verteilerelement nicht notwendig war91, oder die Verteilerfunktion wurde auf ein anderes Raumelement übertragen92. Das Rampenhaus93 in Mykene weist ebenerdige Nebenräume auf, die direkt 8 Mykene, Gebäude Ž und ∆ im östlichen Bereich der befestigten Zitadelle vom Megaron aus, ohne die räumliche Trennung eines Korridors, zu betreten sind (Abb. 9). Auch im Südhaus sind die Räume 56 und 57 vom vermuteten Hauptraum 55 aus erschlossen (Abb. 10). In beiden Fällen wäre es naheliegend, auf einen höheren Stellenwert der angegliederten Räume zu schließen, da der Wirtschaftstrakt räumlich getrennt ist. Der Zugang zu den beiden Nutz- oder Lagerräumen des Rampenhauses befindet sich ein Geschoss tiefer als die Megaronebene desselben und ist vom Hof des Südhauses und des anschließenden Hauses der Kriegervase zu betreten. Im Fall des Südhauses selbst sind die Wirtschaftsräume von demselben Hof erschlossen, ohne dass der Wohnbereich betreten werden muss. Zu bedenken bleibt, dass auch in Raum 57 des vermeintlichen Wohnbereiches neben Getreidelagerung große Bleigefäße nachgewiesen werden konnten, weshalb man in diesem Fall nicht von einer konsequenten Trennung des Wohn- und Wirtschafttraktes sprechen kann.
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A 2 pottery from Mycenae, BSA 60, 1965, 171 – 174; S. E. Iakovidis, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 2000, 63 – 66; S. E. Iakovidis, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 2001, 49 – 55; S. E. Iakovidis, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 2002, 18 f.; S. E. Iakovidis, ŻƦƚƫƣƚƮԄ ƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 2004, 24 – 26. Von 34 untersuchten Strukturen entsprechen nur 5 Grundrisse dem kanonischen Korridorhaus, 6 dem unkanonischen Korridorhaus, 5 Gebäude sind als Speicherbauten zu bezeichnen. 18 Gebäudestrukturen bleiben aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes in ihrem Gesamtkonzept unklar. Mykene, Südhaus und Annexbauten (s. o. Anm. 45). Mykene, Nordosterweiterung, Gebäude B: G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄ ƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1964, 74 – 77; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄ ƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1965, 85 – 87; Tiryns, Unterburg, Bau III: P. Grossmann – J. Schäfer, Tiryns 5 (Mainz 1971) 52 – 54; P. Grossmann – J. Schäfer, Tiryns 8 (Mainz 1975) 42 – 60; Kilian (Anm. 3:1979) 397 – 400; K. Kilian, Ausgrabungen in Tiryns 1981, AA 1983, 295. Tiryns, Unterburg, Bau X, Raum 152: K. Kilian, Ausgrabungen in Tiryns 1980, AA 1982, 406 – 411; Mykene, Südhaus, vorgelagerter Hof (s. o. Anm. 45). Das Südhaus samt zugehörigen Anbauten besitzt zwar einen Korridor, der von Nutzräumen und Magazinen flankiert wird, ohne aber mit diesen verbunden zu sein. In diesem Fall übernimmt daher der Hof die Verteilerfunktion des Korridors. s. o. Anm. 50.
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Mykene, Bereich um das Gräberrund A mit sog. Getreidespeicher, Rampenhaus, Südhaus und Haus der Kriegervase
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Mykene, Südhaus
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3. Zugänglichkeit Ebenerdige Türöffnungen sind, zumindest bei den erhaltenen Befunden, mit etwa 70% die am häufigsten angewandte Zugangslösung zu Vorratsräumen. Es fällt bei der genauen Beobachtung eines Großteils der Türlaibungen auf, dass diese nicht mittig in der Wand sitzen, sondern an eine Mauerecke gerückt sind94. Den Zugang eines Raumes in die Mauermitte zu setzen, ist ein wesentlicher Mehraufwand bei der Errichtung und wird üblicherweise nur bei der Anlage repräsentativer Räume oder bei Räumen mit höherer Wertigkeit in Kauf genommen. Da bei der Errichtung der Räume mit Bruchsteinmauerwerk das Verzahnen der Ecksteine eine statisch aufwendige Aufgabe darstellt, wurde bei einer Vielzahl von Räumen der Türsturz in eine Mauerecke gerückt und dadurch die Arbeitsersparnis der Verzahnung einer ganzen Mauerecke erreicht95. Die Tatsache, dass es einige Grundrisse gibt, in denen beide Lösungen nebeneinander vorkommen, findet ihre Erklärung möglicherweise in einer spezifischen Funktion des Raumes, die einen mittigen Zugang erforderte96. Deutlich erkennbar sind weiters die vielfachen Beispiele von Räumen, die trotz gut erhaltener Mauerhöhe keinen nachweisbaren Zugang aufweisen. Diese waren, wie schon mehrfach erkannt wurde, aller Wahrscheinlichkeit nach über Falltüren im darüberliegenden Stockwerk zu erreichen97. Der Vorteil solcher Magazine liegt sicher im stabilen Raumklima. Es kann durch die Abgeschlossenheit zu keinen großen Temperaturschwankungen kommen. Die Interpretation als Lagerraum macht auch das Fehlen von Luft- und Lichtquellen zu keinem Problem. In Magazinen hält man sich in der Regel nicht länger auf als notwendig und bringt dazu mobile Lichtquellen mit. Es gibt viele Pithosfragmente, die mit mehreren Ösenhenkeln versehen sind, um die schweren Gefäße mit Stricken heben zu können. So konnten neben Pithoi auch Fässer und Amphoren mit relativ geringem Aufwand in die Kellerräume hinein bzw. aus den Kellerräumen hinaus befördert werden. Räume, die nur von oben zugänglich sind, kommen innerhalb wie außerhalb der befestigten Zentralsiedlungen vor. Im Fall von Tiryns ist die Zugangslösung für einige Räume nicht sicher geklärt, weswegen keine voreiligen Schlüsse über das Fehlen von oben zugänglicher Räume gezogen werden sollten. Außerdem wurden im nahe gelegenen Asine98 ebensolche Zugangslösungen (Gebäude G, XXIII, XXIV) rekonstruiert. Die Zugangslösung vom darüberliegenden Geschoss wurde im Sonderfall der Speicherbauten vervielfältigt eingesetzt99. Aneinandergereihte, ähnlich dimensionierte Räume, die weder eine Verbindung untereinander noch ebenerdige Zugänge besitzen, unterstützen die Vermutung, in diesen Bauten großdimensionierte Speichergebäude zu erkennen. In einigen Fällen sind Korridore mit blindem Ende nachweisbar, die sich als Lagerflächen für Schüttgut anbieten würden, da diese Gänge keine Durchgängigkeit erforderten100. Bei keinem gibt es allerdings eindeutige Hinweise, die diese Überlegungen stützen könnten.
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Mykene: Getreidespeicher (Raum 15, 16); Haus der Kriegervase (Raum 50, 51); Südhaus und Annexbauten (Raum 1, 57); Tsountas-Haus; Südostviertel (B3 – B5); Haus der Säulen (V); nördliches Lagergebäude (Raum 1); Nordosterweiterung (Gebäude A, B, Raum c); Haus M; Haus des Ölhändlers (Raum 2, 5); Haus der Sphingen (Raum 1, 2, 4, 6, 8); Westhaus (Raum 1, 3, 4, 5); Panagia-Haus I (Raum 4); Panagia-Haus II (Raum 17); Haus des Dreifußgrabes (Raum 5, 16); Tiryns: Unterburg, Bau III. 3; Bau V; Bau VI (Raum 121 – 123), Bau X (Raum 151, 152, 154); Midea: Westtor-Viertel; Osttor-Viertel. I. Mylonas-Shear erkennt zwar, dass ein axialer Zugang meist bei Räumen größerer Bedeutung zu finden ist, bietet dafür aber keine Erklärung an, Mylonas-Shear (Anm. 54) 17 Anm. 8. 43; ebenso bei Darcque (Anm. 9) 164. Mykene: Haus der Säulen, nördlicher Raum V des Untergeschosses (s. o. Anm. 77); Haus des Ölhändlers, Raum 4 (s. o. Anm. 47). Darcque (Anm. 9) 162 f.; minoische Beispiele solcher von oben zugänglicher Lagerräume befinden sich in Thera (ž3 cellar) und Hagia Triada. s. Begg (Anm. 64) 13. Frödin – Persson (Anm. 55); B. Sjöberg, Settlement Activity at Late Helladic Asine, OpAth 28, 2003, 185 – 201. Mykene: Gebäude Ž und ∆ (s. o. Anm. 86); Nordviertel, Gebäude N und Gebäude II (s. o. Anm. 87), Petsas-Haus (s. o. Anm. 88). Mykene, Getreidespeicher, Westkorridor (s. o. Anm. 45); Künstlerwerkstätten, Korridor 5 und 7: Mylonas (Anm. 77:1966) 419 – 426.
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4. Ausgestaltung 4.1 Funktionale Ausstattung Wesentlich ist zunächst eine nähere Analyse der Ausführung von Wänden und Böden. Die Bodenbeschaffenheit kann nicht zu Argumentationszwecken herangezogen werden, da ihre Beschreibung für ein und denselben Raum zu oft divergiert, sodass die Wahrscheinlichkeit, zu Fehlschlüssen zu gelangen, sehr groß ist 101. Bei den Mauerresten fällt auf, dass in den Lagerräumen großteils die bekannte mykenische Fachwerkstechnik nachweisbar ist und somit in den meist nicht repräsentativen Lagerräumen keine qualitativ minderwertige Mauertechnik verwendet wurde. Dies ist natürlich in erster Linie mit der häufigen Lage der Räume im Untergeschoss zu erklären, da nur ein sorgfältig errichtetes Mauerwerk auch das Gewicht eines Obergeschosses tragen kann. Interessant ist weiters die genauere Betrachtung von Einbauten, die mitunter auf den Lagerungsgegenstand rückschließen lassen. Nachweisbar sind zunächst einfache Standringe, die auf den Lehmestrich aufgesetzt wurden102. Zusätzlichen Halt verleihen manchmal Lehmmäuerchen zwischen den Gefäßen103. Weitere Standhilfen sind kreisförmige Vertiefungen im Lehmestrich, in welche die Gefäße gesetzt wurden104. Im messenischen Palast von Pylos105 wurden die Pithoi in Lehmbänke eingesetzt, wodurch diese zum fixen Inventar des Magazinraumes wurden, im Gegensatz zu den erwähnten Räumen in Mykene, wo die Pithoi beweglich blieben. Der Einbau spezieller Installationen für große Vorratsgefäße, die eine Lagerung von Flüssigkeiten erleichtern, verleitet, an eine Spezialisierung mancher Räume auf eine bestimmte Bandbreite von Produkten zu denken. Allerdings wird diese Überlegung durch die Tatsache entkräftet, dass die angeführten Einbauten die Lagerung unterschiedlicher Produkte nicht ausschließen 106. Weiters nachweisbar ist die Installation unbeweglicher Lehmtonnen, die an Ort und Stelle aufgebaut werden und nur für die Lagerung fester Vorräte geeignet sind, da der ungebrannte Lehm Flüssigkeiten als Inhalt ausschließt107. 4.2 Repräsentative Ausstattung In einigen Fällen sollte die repräsentative Bedeutung der Lager- und Vorratsräume überdacht werden, da beispielsweise Befunde aus Gla eine Ausstattung des Getreidespeichers mit Wandmalerei wahrscheinlich machen108. Ein weiteres Indiz für die bewusste Anwendung repräsentativer Architektursprache im Bereich von Lagerräumen weist das Haus der Säulen in der Zitadelle von Mykene auf. Dort finden sich in den Zugangsöffnungen der untergeschossigen Magazine monolithe Konglomeratschwellen. M. Küpper konnte anhand einer Analyse der Palastbauten von Mykene und Tiryns zeigen, dass in der mykenischen Architektur Konglomeratschwellen bewusst an repräsentativen Nahtstellen verlegt worden waren109. Durch die
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Im Fall des Getreidespeichers in Mykene nachzuverfolgen: Fußbodenbelag des Westkorridors bei Wace (Anm. 45) 42 als »cement« bezeichnet. G. Hiesel, Späthelladische Hausarchitektur (Mainz 1990) 145 übersetzt diesen als Stuckboden. Mykene, Haus des Ölhändlers, Lehmstandringe (s. o. Anm. 47); Westhaus, Raum 2, Standring aus gesetztem Steinkranz (s. o. Anm. 77) 22. Mykene, Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 47), Haus des Weinhändlers: Wace (Anm. 47) 15 – 17; E. B. French, Mycenaean occupation near the Cyclopean terrace building at Mycenae, BSA 56, 1961, 81 – 87. Mykene, Annexbau des Südhauses (ehem. Zitadellenhaus), Raum 1 (s. o. Anm 15). Sog. Weinmagazin (Raum 105) sowie Installationen in Raum 23 und 24; s. Blegen u. a. (Anm. 63). Mykene: Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 47), Haus des Weinhändlers (s. o. Anm. 103), Annexbauten des Südhauses (ehem. Zitadellenhaus) Raum 1 (s. o. Anm. 45), Midea: Westtor-Viertel, Raum VII (s. o. Anm. 50). Mykene, Annexbau des Südhauses, Raum 1 (s. o. Anm. 45); Tsountas-Haus, Magazintrakt (s. o. Anm. 47); Freskenhaus, Raum 31: W. Taylour, Mycenae, 1968, Antiquity 43, 1969, 91 – 97; W. Taylour, New Light on Mycenaean Religion, Antiquity 44, 1970, 270 – 280; Panagia-Haus II, Raum 16 (s. o. Anm. 77); Tiryns: Bau VI, Raum 123 (s. o. Anm. 47), Bau X (s. o. Anm. 92); SH III C-Bebauung, Raum 106: Kilian (Anm. 3:1979) 381 – 397; Stadt-Nordost, Phase 3, Hof bzw. Raum 7/00: Maran – Papadimitriou (Anm. 72) 113 f. S. E. Iakovidis, Ein Freskofragment aus Gla im Getreidespeicher H, in: H. U. Cain (Hrsg.), Beiträge zur Ikonographie und Hermeneutik. Festschrift Nikolaus Himmelmann, BJb Beih. 47 (Mainz 1989) 7 – 9: »Ein 2 – 2,50 m breiter Streifen an der Südseite des Raumes war mit etwa 120 kleinen Fragmenten von bemalten Stuck bestreut, die unmittelbar auf dem Fußboden lagen und zweifellos von der mit Fresken verzierten Südwand stammten.«; S. E. Iakovidis, Gla and the Kopais in the 13th Century B.C. (Athen 2001) 60 – 64. Küpper (Anm. 45) 115 – 118.
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Existenz solcher Konglomeratschwellen im untergeschossigen Wirtschaftstrakt des ›Säulenhauses‹ werden diese Räumlichkeiten aufgewertet und betonen die exklusive Ausstattung selbst in diesen dem Hauptbereich untergeordneten Räumlichkeiten.
5. Fundmaterial 5.1 Keramisches Fundmaterial, Vorratsgefäße Die häufigsten Keramikformen in den untersuchten Magazinräumen sind zu etwa gleichen Teilen Pithoi und Bügelkannen, gefolgt von anderen Vorratsgefäßen, wie Amphoren, Krateren, Kannen und Krügen. Darüber hinaus ist eine überraschend große Anzahl offener Keramikformen (Becher, Skyphoi, Goblets, Tassen, Kylikes, Schalen) belegt, die neben der Vorratslagerung auf eine Funktion als Geschirrkammer schließen lassen110. In ein und demselben Raum ist oft eine große Bandbreite verschiedener Formen zu finden, was z. T. die Verschiedenartigkeit der eingelagerten Güter widerspiegeln dürfte. Die keramische Auswertung zeigt, dass man von einer funktionalen Spezialisierung des Raumes als Vorratsraum sprechen111, nicht aber von einer Spezialisierung auf die Einlagerung bestimmter Güter ausgehen kann112. 5.1.1 Pithoi Eine Klassifizierung der häufig in situ gefundenen mykenischen Pithoi liegt für die Argolis leider nicht vor. Neue Untersuchungen von K. S. Christakis über bronzezeitliche kretische Pithoi sowie Forschungen von P. Keswani-Schuster über Pithoi aus Kalavasos, Agios Dimtrios auf Zypern brachten in letzter Zeit aber interessante Ergebnisse113. Beide machen deutlich, dass es ein großes Spektrum an Größen und Formen im untersuchten Material gibt, und merken an, dass die unterschiedliche Halshöhe der Gefäße wahrscheinlich einen funktionalen Hintergrund hat. So wären kleinere Gefäße mit kürzerem Hals und relativ weiter Öffnung eher für den täglichen Gebrauch geschaffen als solche mit einem höheren Hals und kleinerer Öffnung. Deren Inhalte waren demnach eher für eine langfristige Lagerung vorgesehen, da nicht die leichte Erreichbarkeit, sondern der Schutz der eingelagerten Güter im Vordergrund stand114. Auch die ethnographischen Untersuchungen von R. Hampe und A. Winter beweisen, dass noch bis in das letzte Jahrhundert Pithoi für spezielle Verwendungszwecke spezifische Formen hatten. So wurde auf Zypern ein etwas weiterer, nicht allzu hoher Pithos, der ausschließlich für das Destillieren von Tresterschnaps (ƬƫƢƣƨƭƝƢƕ) verwendet wurde, als Ruba (ƩƨƵƥ¶ƚ) bezeichnet115. Allerdings sei angemerkt, dass trotz der Zuordnung einer Gefäßform für spezielle Verwendungszwecke eine andersartige Nutzung nicht ausgeschlossen werden kann. Die Verwendungsvielfalt von Pithoi führten beispielsweise die Einwohner des kretischen Töpferdorfes Thrapsano den Forschern Hampe und Winter noch im Jahr 1960 vor Augen: »In einem ebenerdigen kellerartigen Raum, der zugleich als Schlafzimmer diente, standen in einer Reihe die Pithoi nebeneinander. [...] Fünf Pithoi waren es dort, die größeren 1,10 – 1,20 m hoch. Der erste war leer; er sollte Hülsenfrüchte aufnehmen. Im zweiten befand sich Getreide; dieser war weiß gekalkt. Im dritten, dem größten, lagen die Wolldecken und Tücher. [...] Im vierten war Öl; im fünften, wiederum außen weiß gekalkten, Wein.« 116 110
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Mykene: Getreidespeicher, östlicher Untergeschossraum (s. o. Anm. 45); nördliches Lagergebäude, Raum 2, Anbau: G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1968, 5 – 9; G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Ergon 1968, 5 – 9; Iakovidis (Anm. 45) 67; Hiesel (Anm. 101) 162 f.; Haus der Sphingen, Raum 1 (s. o. Anm. 46); Westhaus, Raum 1 (s. o. Anm. 77); Midea: Westtor-Viertel: Raum VI, VII und VIII (s. o. Anm. 50). Im Fall von Midea muss auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass einige der Gefäße aus dem Obergeschoss kommen, da sie von den Ausgräbern nicht explizit zugeordnet werden konnten. Diese Feststellung betrifft naturgemäß nur jene Räume, die als Vorratsräume identifiziert sind. Weiters wurde auch das Fundmaterial jener Räume aufgenommen, die zum Gebäude gehörig sind, allerdings keine ausschließliche Magazinfunktion besitzen, da kleinere Vorratsmengen auch in Räumen mit anderer Nutzung vorkommen (Herdräume, Korridore). Das Petsas-Haus ist, geht man von den bisher publizierten Ergebnissen aus, eine die Regel bestätigende Ausnahme. K. S. Christakis, Cretan Bronze Age Pithoi (Philadelphia 2006); P. Keswani-Schuster, The Pithoi and Other Plain Ware Vessels, in: I. A. Todd, Kalavasos-Ayios Dhimitrios II, SIMA 71, 3 (Göteborg 1989) 12 – 21. Christakis (Anm. 113) 48. R. Hampe – A. Winter, Bei Töpfern und Töpferinnen in Kreta, Messenien und Zypern (Mainz 1962) 20. s. auch Christakis (Anm. 113) 64 – 67. Hampe – Winter (Anm. 115) 10.
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Da ein Großteil der von R. Hampe und A. Winter erwähnten Produkte organischen Ursprungs ist, lässt sich eine solche Vielfalt, auch wenn es sie gegeben haben mag, im bronzezeitlichen archäologischen Befund selten nachweisen117. Bei chemischen Analysen an einigen Pithosfragmenten konnten jedoch Spuren geharzten Weines und anderer fermentierter Produkte sowie Öl nachgewiesen werden118. Abgesehen von variablen Maßen des Gefäßkörpers wäre bei Pithoi die Form der Böden ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal. Es gibt neben Pithoi mit flachen Standböden auch solche mit gerundeten Böden. Die Forschungen von R. Hampe und A. Winter bieten auch für letztere die Erklärung eines zypriotischen Töpfers, wonach flache Böden fett und feucht wären und beim Brand leichter reißen würden 119. Die Gefahr der Bodenrisse wird nämlich geringer, je kleiner die Bodenfläche ist, weil die Schwundspannung, die leicht zu Trockenrissen führt, entsprechend geringer wird. Sie wird bei einem bauchigen Gefäß noch weiter verringert und geht gegen Null bei spitz zulaufenden Gefäßen, wie den Spitzamphoren späterer Zeit120. Auch weisen die Gefäße, die keinen flachen Boden haben, eine bessere Kühlwirkung auf, da der poröse Ton mehr Flüssigkeit ausschwitzt und verdunsten lässt, sodass der Inhalt nicht zu warm wird121. Bisher unbekannt auf Pithoi aus mykenischen Kontexten sind Graffiti oder aufgemalte Zeichen, wie sie aus den Palastmagazinen in Knossos122 oder von Akrotiri auf Thera123 geläufig sind. Die Graffiti werden zwar eher als Qualitätsmarke erklärt, die aufgemalten Zeichen aus Akrotiri allerdings mit dem Fassungsvermögen der Gefäße in Zusammenhang gebracht. Sind bestimmte Gefäßmaße bekannt, lässt sich das Fassungsvermögen desselben rechnerisch exakt bestimmen, wodurch das Lagervolumen eines Raumes ermittelt werden kann124. Volumensberechnungen von über 5 000 l für die Öllagerräume 23 und 24 im Palast von Pylos zeigen, dass es zumindest im palatialen Bereich hochspezialisierte Magazine mit großem Fassungsvermögen gegeben hat125. 5.1.2 Bügelkannen Die Bügelkanne ist in den Lagerräumen der untersuchten Gebäude mit gleicher Wahrscheinlichkeit anzutreffen wie der Pithos und war als typisch mykenische Gefäßform im gesamten östlichen Mittelmeerraum verbreitet126. Die Gefäßform der Bügelkanne wurde als Grobware (FS 164) wie auch als Feinware (FS 165 – 185) hergestellt. Die Produktion feinkeramischer Bügelkannen konnte auf dem griechischen Festland, hier vor allem in der Argolis, und auf Kreta nachgewiesen werden127. Auch sind Bügelkannen mit Linear BAufschrift belegt, wobei diese meist Personennamen oder Ortsbezeichnungen wiedergeben 128. Die Verbindung dieser Gefäßform mit Öl gilt durch die Linear B-Evidenz als bewiesen. Das mykenische Wort für dieses Gefäß ist ka-ra-re-we, wie ein Täfelchen aus Knossos (K 778) zeigt, auf dem ein Ideogramm in Form einer Bügelkanne dem Wort folgt129. Auf dem Täfelchen Fr 1184 aus Pylos werden nun Öl wie auch Behälter genannt, die eben mit jenem Wort ka-ra-re-we beschrieben sind130. Auch die archäologische Evidenz im Ölhändlerhaus in Mykene unterstützt diese Theorie. Die Heizvorrichtung unter einem der Pithoi macht 117
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Zum Teil mögen im speziellen Fall der Argolis die große Anzahl der Altgrabungen in diesem Gebiet der Grund sein, dass gegenwärtig nur noch eine geringe Anzahl an aussagekräftigen Befunden mit moderner Grabungstechnik verwertet werden können. Y. Tzedakis – H. Martlew, Minoans and Mycenaeans Flavours of their Time (Athen 1999) 144 f. 161. 169. Analysen wurden an FM II B-Pithosfragmenten aus Myrtos Phournou Koryphe und an einem SH III B/C-Pithos aus Theben (Site 13) durchgeführt. Hampe – Winter (Anm. 115) 76. Hampe – Winter (Anm. 115) 99. G. Bruns, Küchenwesen und Mahlzeiten, ArchHom 2 (Göttingen 1970) Q 30. A. Boskamp, Minoan Storage Capacities: Graffiti on Pithoi in the Palace Magazines at Knossos, BSA 91, 1996, 101 – 112. C. Doumas – A. G. Constantinides, Pithoi, Size and Symbols: Some Preliminary Considerations on the Akrotir Evidence, in: D. A. Hardy (Hrsg.), Thera and the Aegean World 3, 1. Proceedings of the 3rd international Congress, Santorini, 3. – 9. September 1989 (London 1990) 41 – 43. Darque (Anm. 9) 278 – 283. s. auch Christakis (Anm. 113) 47. Im Rahmen dieser Studie musste von Volumensberechnungen abgesehen werden, da in den wenigsten Fällen die notwendigen Maßangaben publiziert sind. Darque (Anm. 9) 278 – 283. H. W. Haskell, Pylos: Stirrup Jars and the International Oil Trade, in: Shelmerdine – Palaima (Anm. 12) 97 – 107. Haskell (Anm. 126) 100. Mykene: Haus der Säulen: Wace (Anm. 77) Abb. 110 f.; Petsas-Haus: Iakovidis (Anm. 88:2000) Taf. 35 ƚ; Midea: Westtor-Viertel, Raum VI b: K. Demakopoulou (Hrsg.), The Mycenaean World (Athen 1988) 212 Kat. 186 – 187. Ventris – Chadwick (Anm. 11) 324. 328. 476 – 481. Das Täfelchen wurde in einem der Ölmagazine an der Nordostseite des Palastes gefunden.
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die Öllagerung sehr wahrscheinlich. Das Linear B-Täfelchen Fo 101, das hinter einem der Pithoi in Raum 1 gefunden wurde, beschreibt die Verteilung von Öl131. Vor diesem Raum befand sich nun ein Zwischenlager gerade abgefüllter, bereits verschlossener Bügelkannen, die darauf warteten, weiterverhandelt zu werden. Allerdings war die Form der Bügelkanne offenbar nicht ausschließlich dem Öl vorbehalten. In Pylos wurden zwei Bügelkannen in einem Magazin gefunden, dessen Identifikation als Weinmagazin mithilfe der vor Ort gefundenen Siegel als gesichert gelten kann, da diese das Ideogramm für Wein tragen 132. Aus Raum 32 des Kultzentrums in Mykene stammt eine Bügelkanne, deren Inhalt nach chemischen Analysen als Wein identifiziert werden konnte133. Im Haus des Weinhändlers wurden ebenso große Mengen an Bügelkannen gefunden, allerdings kann die Lagerung von Wein in diesem Gebäude keinesfalls als nachgewiesen bezeichnet werden134. Die Bügelkanne als dekorativ verziertes Gefäß mit markanter Form diente also als Verpackung qualitativ hochwertiger Flüssigkeiten135. 5.1.3 Rhyta Rhyta finden sich in häuslichem Kontext vor allem in Lagerräumen. Im Haus des Weinhändlers in Mykene wurde im Magazin ein bemaltes konisches Rhyton zwischen Bügelkannen gefunden. Im Getreidespeicher innerhalb der Zitadelle kam ein gerilltes, konisches Rhyton aus Stein zutage, wobei nicht eindeutig ist, ob es dem Unter- oder Obergeschoss zuzurechnen ist; in beiden Geschossen konnte aber Vorratshaltung nachgewiesen werden. In Tiryns wurden zwei bemalte, konische Rhyta in Raum 130 von Bau VI gefunden, dem die Ausgräber eine multifunktionale Nutzung als Magazin- und Handwerksraum zuschreiben136. In Dimini in Thessalien fand sich in einem der Vorratsräume (Raum 4) des Megaron B ebenso ein bemaltes Rhyton unter großen Mengen an keramischem Fundmaterial137. Die Gefäßformen sowie Weintrauben- und Olivenkerne weisen den Raum eindeutig als Lagerraum oder Geschirrkammer aus, Mühlsteine deuten auf eine zumindest temporäre Nutzung als Arbeitsraum. Dass diese Befunde keinen Ausnahmecharakter haben, zeigt ein vergleichbarer MM III-Befund aus Kommos an der Südküste Kretas. Auch dort wurden am Boden eines Magazins ein konisches, ein kugelförmiges, ein zwiebelförmiges und zwei enghalsige, geschweifte Rhyta gemeinsam mit sechs Pithoi und einer Vielzahl anderer Gefäße in situ gefunden138. Ein Rhytonfund aus Ras Shamra-Ugarit, der die minoische Form imitiert, könnte nach R. B. Koehl den entscheidenden Hinweis auf die Funktion der Rhyta in genannten Kontexten erschließen: Ein Tonsieb ist hier in der Mündung des Gefäßes angebracht, um Verunreinigungen oder Zusätze aus Flüssigkeiten aufzufangen139. Solche Siebe konnten entweder fix in die Mündung eingesetzt, oder aber zur leichteren Säuberung auch einfach auf dem Rand des Gefäßes aufsetzbar gewesen sein140. Die Trichterfunktion des Rhytons berechtigt auch ohne das eingesetzte Sieb deren Existenz in Lagerräumen, um das Ein- oder Umfüllen von Flüssigkeiten zu erleichtern. Ist die Gefäßform des Rhytons daher nicht ausschließlich kultischen Funktionen vorbehalten, sondern gehört es gar zum üblichen Hausinventar?
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Ventris – Chadwick (Anm. 11) 218. Blegen u. a. (Anm. 63) 342 – 347. Tzedakis – Martlew (Anm. 118) 152. 189. Wace (Anm. 47) 4. 15 – 17. K. Cook, The Purpose of the Stirrup Vase, BSA 76, 1981, 167 f. C. Podzuweit, Ausgrabungen in Tiryns 1978, 1979. Bericht zur spätmykenischen Keramik, AA 1981, 199 Abb. 52; Kilian (Anm. 92) 400 – 405. Weitere interessante Rhytonfunde aus einem Gebäude ohne nachweisbarem Lagerraum kommen aus dem mykenischen Haus der Schilde: ein wahrscheinlich importiertes Fayence-Rhyton sowie ein Steatitrhyton mit attachiertem metallenem Mündungsstück. Da nach dem Grabungsbefund im Haus der Schilde Gefäße aus wertvollen Steinmaterialien (Serpentin, grüner Porphyr, Steatit) hergestellt wurden, mag das Steatitrhyton noch als Werkstück gelten, im Fall des Fayence-Rhytons besteht trotzdem Erklärungsbedarf. Wace (Anm. 46) 110 – 113 Abb. 4 Taf. 20. 22. Adrymi-Sismani (Anm. 73:2002) 103 f. J. W. Shaw, Excavations at Kommos (Crete) during 1979, Hesperia 49, 1980, 207 – 250 bes. 214 – 217 Abb. 4 Taf. 55 b. c; 56 a–f; Shaw verweist auf vergleichbare Befunde in Gournia und SM IA-Akrotiri auf Thera: Shaw a. O. 216 Anm. 17. C. F. A. Schaeffer, Les fouilles de Ras Shamra-Ugarit, Syria 17, 1936, 105 – 148 bes. 110 Abb. 4. R. B. Koehl, The Functions of Aegean Bronze Age Rhyta, in: R. Hägg – N. Marinatos, Sancutaries and Cults in the Aegean Bronze Age. Proceedings of the First International Symposium at the Swedish Institute in Athens, 12 – 13 May 1980 (Stockholm 1981) 179 – 188.
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Auf eine andere Interpretationsmöglichkeit weist E. Specht hin141. Sie sieht den Ursprung des konischen Rhytons im Sätrichter beim Säpflug. Dieser besteht aus Flechtwerk und sei seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. bis zum heutigen Tag im Bereich des ›fruchtbaren Halbmondes‹ in Gebrauch142. Es wird bei dieser Art der Feldbestellung in ein und demselben Arbeitsgang gepflügt und gesät, indem der Bauer durch einen am Pflugsterz (Griff zum Führen des Pfluges) angebrachten Sätrichter das Saatgetreide direkt in die frisch aufgebrochene Krume fallen lässt. Gerade in trockenen, wasserarmen Regionen ist dies von großem Nutzen, da das Saatgut sofort in den noch nicht gänzlich ausgetrockneten Boden kommt, wodurch eine gute Voraussetzung für das Keimen gegeben ist143. Durch diesen Zusammenhang des Rhytons mit der Aussaat des Getreides wird seine Verwendung und Bedeutung im Kult als chtonisches Symbol der Fruchtbarkeit verständlich. In Bezug auf die vorliegenden Keramikbefunde in Lager- und Vorratsräumen erweitert dieser Denkansatz die Verwendung des Trichterrhytons, abgesehen von den üblicherweise genannten Flüssigkeiten, auf das Umfüllen von Getreide, Saatgut oder bereits gemahlenem Mehl144. 5.1.4 Andere keramische Gefäßformen Neben den häufigsten Gefäßformen des Pithos und der Bügelkanne (beide Gefäßformen sind zu jeweils 70% in den Lagerräumen der bearbeiteten Gebäude zu finden) sind als typische Vorratsgefäße in etwa 50% der untersuchten Magazine Amphoren sowie Kannen und Krüge nachweisbar145. Wie bereits erwähnt, lässt eine große Anzahl an offenen Keramikformen neben einer Vorratsfunktion auf eine Funktion als Geschirrkammer schließen146. Das Keramikspektrum offener Formen ist breit gefächert und umfasst Skyphoi, Goblets, Tassen, Kylikes, Becher, Schalen und Knickwandschalen. Weitere nachgewiesene Formen in gesicherten Magazinbefunden sind Schöpfer, Schöpfgefäße, Siebe und Trichter, die zum Um- und Befüllen der Lagergefäße genutzt wurden. 5.1.5 Bleigefäße Überraschend häufig, nämlich in 35% der bearbeiteten Befunde, fanden sich in den Magazinräumen Bleigefäße. Schon C. Tsountas bemerkte, dass Blei in diesem Kontext offenbar das billigste Metall war, da sich bei seinen Grabungen bis zu 3 Fuß hohe Gefäße, meist zur Getreidelagerung, fanden147. Die vermutete Getreidelagerung wird durch den Fund geschmolzener Bleigefäße im Herdraum des Tsountas-Hauses, an denen unzählige verkohlte Getreidekörner hafteten, gestützt. 5.2 Sonstiges Fundmaterial Die Verschiedenartigkeit des restlichen Fundmaterials (Spinnwirtel, Konuli, Perlen, Nadeln usw.) unterstreicht das Ergebnis der Keramikauswertung, welches auf die Einlagerung verschiedenster Güter im selben Raum hinweist, wobei die Argumentation durch die Tatsache eingeschränkt wird, dass in der Grabungsdokumentation oft nicht eindeutig zwischen Bodenbefund und Verfüllung unterschieden wurde. Auch hochwertige Materialien wie Glas, Halbedelstein, Elfenbein und Bronze konnten in Magazinbereichen nachgewiesen werden. In den meisten Fällen handelt es sich wohl um Appliken und Accessoires aus beständigeren Materialien als das zugehörige Objekt. Dabei kann man an Elfenbeinappliken oder Intarsien in Form von Glas, Metall oder Stein denken, die möglicherweise an Holzkisten oder anderen Holzgegenständen angebracht waren. Die Perlen könnten neben der herkömmlichen Funktion als Schmuckgegenstand in Vorratsräumen eher als Besatz für Textilien ihre Erklärung finden. 141 142
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E. Specht, Zum trichterförmigen Rhyton, AA 1981, 15 – 19. Zur Verwendung im Alten Orient: F. Christiansen-Weniger, Die anatolischen Säpflüge und ihre Vorgänger im Zweistromland, AA 1967, 151 f. Specht (Anm. 141) 16 f. Erinnert sei an dieser Stelle an einen anderen Denkansatz von H. Thiersch, der als mögliches Vorbild für Rhyta den Hornbecher nennt, H. Thiersch, Kretische Hornbecher, ÖJh 16, 1913, 78 – 85. Die Prozentangaben beziehen sich jeweils auf deren Vorkommen in den Vorratsräumen der untersuchten Gebäude, nicht auf deren Häufigkeit im Fundmaterial. Mykene: Getreidespeicher, östlicher Untergeschossraum (s. o. Anm. 45); nördliches Lagergebäude, Raum 2, Anbau (s. o. Anm. 110); Haus der Sphingen, Raum 1 (s. o. Anm. 46); Westhaus, Raum 1 (s. o. Anm. 77); Midea: Westtor-Viertel: Raum VI, VII und VIII (s. o. Anm. 50). Zu Midea s. o. Anm. 110. C. Tsountas – J. I. Manatt, The Mycenaean Age (New York 1897) 72 f.
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In etwa einem Viertel der Vorratsräume wurden neben Vorratsgefäßen Mörser, Mahlsteine und/oder Reibschüsseln gefunden. Man muss davon ausgehen, dass diese Räume zumindest zeitweise auch zu Arbeitszwecken genutzt wurden. Diese Überlegung wird auch durch den Nachweis weiterer Werkzeuge wie Beinnadeln unterstrichen148. In all diesen Fällen multifunktionaler Nutzung verfügen die Räume über einen ebenerdigen Zugang149. Aus der Auswertung geht hervor, dass eine nennenswerte Anzahl an Spinnwirteln im Bereich einiger der diskutierten Räume gefunden wurde150. Auf die problematische Identifikation eines Spinnwirtels wies schon G. R. Davidson in seiner Publikation korinthischer Kleinfunde hin151. Er unterschied nach Größe, Material und Dekor, wobei die kleineren, verzierten Objekte aus Bein und Stein als Knöpfe angesprochen wurden. Die größeren, meist aus Terrakotta, die genug Gewicht für die Drehung der Spindel abgegeben haben, identifizierte er als Spinnwirtel. In der mykenischen Forschung hat sich zunächst S. E. Iakovidis mit dieser Fundgruppe beschäftigt152. Die allgemein als ›Konuli‹ bezeichneten Objekte wurden in der Forschung unterschiedlich interpretiert: Iakovidis plädierte für eine Funktion als Trachtengewichte an Rocksaum oder Gürtel. Die verbreitete Identifizierung als Spinnwirtel war bereits von C. Tsountas verworfen worden, nachdem er die 1893 in einem Kammergrab in Mykene gefundenen 160 Konuli als Knöpfe bezeichnete153. ›Knöpfe‹ sind jedoch kein Teil der mykenischen Tracht. Neuere Beobachtungen zu Spinnwirteln in Nordgriechenland zeigen, dass diese seit dem Neolithikum an Größe und Gewicht zugenommen haben154. Diese Entwicklung wurde mit der Verarbeitung neuer Fasern in der Frühbronzezeit in Zusammenhang gebracht. Da für die Verarbeitung von Flachs schwerere Spinnwirtel notwendig sind als für Wolle, wurde vermutet, dass die großen frühbronzezeitlichen Spinnwirtel auf Leinenerzeugung schließen lassen155. Eine andere Theorie erklärt die Größe vielmehr mit der gewünschten Qualität des Fadens als mit der Verarbeitung einer spezifischen Faser156. Problematisch ist neben der unklaren Identifikation, dass diesen Objekten bei Grabungen nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das hat zur Folge, dass sie in den Grabungsberichten oft nur summarische Erwähnung finden und das Fehlen von Abbildungen oder maßstabsgerechten Zeichnungen keine weitere Zuordnung ermöglicht. Weiters ist nicht immer eindeutig, ob die Spinnwirtel wirklich aus dem Raum selbst kommen oder dem Schutt des Obergeschosses zuzuordnen sind. Einige Befunde zeigen allerdings klar, dass in Vorratsräumen Konuli vorhanden waren, und lassen so weitere Überlegungen zu. Interpretiert man nun trotz aller Vorbehalte einige der Konuli als Spinnwirtel, stellt sich die Frage, warum diese in den genannten Lagerräumen vorkommen. Die Erklärung gibt E. J. W. Barber, die daran erinnert, dass jede Frau nicht nur eine Spindel besaß, sondern eine ganze Reihe derselben. Hätte man nur eine Spindel zur Verfügung, müsste man den Faden wieder abwickeln, sobald eine Spindel mit frisch gesponnenem Faden ›voll‹ ist. Um ein Kleidungsstück zu weben, ist eine Vielzahl von Spindeln notwendig, die eingelagert werden, bis die benötigte Menge erreicht ist. Wird nun zu Weben begonnen, ist es wahrscheinlich, dass die Spindeln die Funktion des Weberschiffchens übernommen haben, um sich das Abwickeln des Fadens auch bei diesem Arbeitsschritt zu ersparen. Diese Überlegung legt nach Barber die konische Form der Spinnwirtel nahe, durch die das Hängenbleiben an den eingespannten Fäden vermieden werden kann157. Die Spinnwirtel 148
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Tiryns: Unterburg, Bau VI, Raum 122, 130, 191 (s. o. Anm. 47); Midea, Westtor-Viertel, Raum V; Osttor-Viertel, Schnitt B/C (s. o. Anm. 50). Mykene: Südhaus, Raum 57; Annexbauten des Südhauses (ehem. Zitadellenhaus) Korridor 6 (s. o. Anm. 45); Nordosterweiterung, Gebäude A (s. o. Anm. 91); Haus des Dreifußgrabes, Raum 1, Raum 5: A. Onassoglou, ƁƉƢƣԆƚƬƨƭƍԈƮƨƭƬƱƦ ƍƩԆ¶ƨƝƱƦƫƬƢƪƆƭƣԄƦƞƪ(Athen 1995); Tiryns: Bau I, Raum 8, 9, 10: P. Grossmann u. a., Tiryns 9 (Mainz 1980) 156 – 160; Kilian (Anm. 3:1981) 175 – 178; Bau VI, Raum 122, 191 (s. o. Anm. 47); SH III-C Bebauung: Raum 89, 124, 127a (s. o. Anm. 107); Midea: Westtor-Viertel, Raum III, V, VIa. b, VII, VIIIb; Osttor-Viertel, Schnitt Raum 6 (s. o. Anm. 50). An dieser Stelle sei auf die Problematik der unterschiedlichen Identifizierung als Spinnwirtel oder Knopf in den jeweiligen Grabungsberichten verwiesen. Es wurden in 9 von 34 Fällen Spinnwirtel und/oder Konuli in den Vorratsräumen der untersuchten Gebäude gefunden. G. R. Davidson, The Minor Objects, Corinth 12 (Princeton 1952) 172. S. E. Iakovidis, On the Use of ›Mycenean Buttons‹, BSA 72, 1977, 113 – 119. Tsountas – Manatt (Anm. 147) 174. Alram-Stern (Anm. 6) 393 f. mit weiterführender Lit. Alram-Stern (Anm. 6) 394 Anm. 996. Alram-Stern (Anm. 6) 394 Anm. 997. E. J. W. Barber, Prehistoric Textiles (Princeton 1991) 305.
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wären dann also die einzigen Reste des auf der Spindel gesponnenen Fadens, die bis zur Weiterverarbeitung samt Wirtel eingelagert wurden. 5.3 Organisches Fundmaterial Organisches Fundmaterial wird erst in jüngerer Zeit vermehrt wissenschaftlich ausgewertet. Die relativ geringe Ausbeute an organischem Material in der gesamten Argolis ist mit dem hohen Anteil an Altgrabungen in diesem Gebiet zu erklären. Die neueren Grabungen in Tiryns158 und Midea159 zeigen, wie viel Information in diesem Bereich mit moderner Grabungstechnik gewonnen werden kann. Neben verschiedenen Getreidesorten und Hülsenfrüchten sind im archäologischen Befund zudem Oliven, Feigen, Mandeln, Weintrauben, Saubohnen und Muschelschalen nachgewiesen. Honig160, geharzter161 und ungeharzter162 Wein waren ebenso wichtige Bestandteile der Ernährung. Darüber hinaus kann vermutet werden, dass die Konservierungsmethoden mit Salz und Honig schon bekannt waren. G. Bruns erinnert daran, dass Vorratsgefäße teils auch als Einmachtöpfe gedient haben163. Zur Aufbewahrung von Getreide und Hülsenfrüchten sind verschiedene Varianten aus der archäologischen Evidenz erschließbar. Üblicherweise vermutet man Pithoi als Allzwecklagergefäße, also auch für Getreide. Im Getreidespeicher von Mykene sind neben Pithoi und Bleigefäßen auch sog. Kotselles als Vorratsgefäße für Getreide nachweisbar. Diese von A. J. B Wace nach vergleichbaren Gefäßen heutiger Zeit benannten Kotselles seien noch heute in der argivischen Ebene in Verwendung und lassen sich als kleine, eimerartige Gefäße mit dicker Wandung aus ungebranntem, mit Spreu gemagertem Ton beschreiben164. In der Zitadelle von Gla legen 14 kleine Haufen organischen Ursprungs in Raum H1 die Vermutung nahe, dass das Getreide in organischen Behältern, vermutlich Säcken, aufbewahrt wurde165. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass organische Behälter möglicherweise widerstandsfähiger wären, im Gegensatz zur bruchgefährdeten Keramik, allerdings ist weder die Häufigkeit solcher Behälter noch deren Inhalt aufgrund der geringen Haltbarkeit im Boden bestimmbar. Keramik hat wiederum den Vorteil einer niedrigeren Sättigungsrate und ist weniger empfindlich gegenüber Schädlingsbefall als organische Behälter 166. Im böotischen Gla ließ sich auch nachweisen, dass das aufbewahrte Getreide weder Spreu noch Unkrautsamen enthielt, es muss daher bereits im gedroschenen und gesiebten Zustand eingelagert worden sein 167. Das eingelagerte Getreide konnte als Einkorn (Triticum monococcum L.) und Emmer (Triticum dicoccum Schübl) identifiziert werden168. Im bronzezeitlichen Lagerkomplex des makedonischen Assiros ist neben der Einlagerung von bereits gedroschenem und gesiebtem Getreide noch eine andere Variante nachweisbar. Einige Getreidesorten verlangen zwei Dreschvorgänge, einmal um die Spelz von der Ähre zu lösen und einmal um die Spreu von den Weizenkörnern zu trennen. Bei einer Einlagerung nach dem ersten Dreschvorgang liegt der Vorteil vor allem in der besseren Haltbarkeit des Getreides; so sind die Weizenkörner, die mit intakter Spelz gelagert 158
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In Tiryns konnten zahlreiche verschiedene organische Reste nachgewiesen werden, allerdings keine, die den bearbeiteten Befunden zuzuordnen sind. H. Kroll, Kulturpflanzen von Tiryns, AA 1982, 468 – 485. Demakopoulou u. a. (Anm. 50:1996) 13 – 32; Demakopoulou u. a. (Anm. 50:1997/1998) 57 – 90; Demakopoulou u. a. (Anm. 50:2000/2001) 35 – 52; Demakopoulou u. a. (Anm. 50:2002) 40 – 45. Beispielsweise in Mykene in Raum 32 des Kultzentrums anhand chemischer Analyse in einer flachen Schale nachgewiesen, Tzedakis – Martlew (Anm. 118) 190. Tzedakis – Martlew (Anm. 118) 152. 189 f. R. Palmer, Wine in the Mycenaean Palace Economy, Aegaeum 10, 1994, 11 – 23; Tzedakis – Martlew (Anm. 118) 152. 189 f. Bruns (Anm. 121) Q 28 f. Wace (Anm. 45) 38 – 61. Iakovidis (Anm. 108:2001) 56; Mylonas-Shear (Anm. 54) 39 Anm. 60 verweist bezüglich organischer Behälter auf die Evidenz klassischer Zeit. A. B. Knapp, Spice, Drugs, Grain and Grog: Organic Goods in Bronze Age East Mediterranean Trade, in: N. H. Gale (Hrsg.), Bronze Age Trade in the Mediterranean, SIMA 90 (Jonsered 1991) 31, weist auch auf die Flexibilität der Form organischer Behälter hin. G. Jones, Charred Grain from Bronze Age Gla, Bootia, BSA 90, 1995, 235 – 238. Die Einlagerung verschiedener Getreidesorten bzw. Hülsenfrüchte in ein und demselben Raum ist auch für minoische Magazine anzunehmen. D. J. I. Begg, der sich mit minoischen Magazinbefunden beschäftigte, verweist auf einen Magazinraum in Pyrgos, in dem eine gemeinsame Lagerung von Gerste (Hordeum vulgare) und Linsenwicke (Vicia ervilia) nachgewiesen werden konnte, Begg (Anm. 64) 95.
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werden, resistenter gegenüber Insekten- und Pilzbefall169. Der Nachteil liegt allerdings in der zwei- bis dreifach größeren Menge an benötigtem Lagerraum gegenüber der Vorratshaltung entspelzter Körner. Auch in Tiryns sind Spelzenreste der Arten Emmer und Einkorn derartig häufig, dass Transport und Lagerung des Erntegutes in Spelzen wahrscheinlich ist170.
Ergebnisse Es konnte festgestellt werden, dass in der Hausarchitektur der bedeutenden Großsiedlungen der Argolis in SH III B ausgeprägte Vorratskapazitäten in Form eigener Magazinräume nachweisbar sind. Eine spezifische Raumnutzung für den Zweck der langfristigen Vorratshaltung konnte anhand der Lage innerhalb des Grundrisses sowie anhand der Ausstattung oder des Fundmaterials identifiziert werden. Ebenso sind kennzeichnende Installationen für große Gefäße nachweisbar, wie einfache Standringe, Stützmäuerchen aus Lehm und kreisförmige Vertiefungen im Lehmestrich171. Neben verschiedenen Getreidesorten und Hülsenfrüchten sind im archäologischen Befund weiters Oliven, Feigen, Mandeln, Weintrauben, Saubohnen und Muschelschalen als Teil der eingelagerten Vorräte belegt. Häufigste Vorratsgefäße sind Pithos und Bügelkanne, gefolgt von anderen kleineren Vorratsgefäßen wie Amphore, Kanne und Krug172. Bemerkenswert ist in einigen Fällen die Vergesellschaftung dieser Gefäße mit offenen Keramikformen, die neben der Vorratslagerung auf eine Funktion als Geschirrkammer schließen lassen. Nur im Fall der Bügelkanne kann von einer produktspezifischen Keramikform gesprochen werden, die für die Lagerung von hochwertigem Öl vorgesehen war, was jedoch die Aufbewahrung anderer Flüssigkeiten im Einzelfall nicht ausschließen lässt. In vielen Fällen wurden Reib- oder Mahlsteine neben Pithoi oder anderen Vorratsgefäßen gefunden. Man muss davon ausgehen, dass diese Räume zumindest zeitweise auch zu Arbeitszwecken und damit multifunktional genutzt wurden. Im Gegensatz zu SH III C liegen diese Räume allerdings immer noch getrennt vom repräsentativen Teil des Hauses. Auch hochwertige Materialien wie Glas, Halbedelstein, Elfenbein und Bronze sind mit erstaunlicher Häufigkeit Magazinbereichen zuzuordnen. Es handelt sich hierbei wohl um Appliken und Accessoires aus beständigeren Materialien als das zugehörige Objekt. Die häufig vorkommenden Perlen könnten neben der herkömmlichen Funktion als Schmuckgegenstand in Vorratsräumen eher als Besatz für Textilien ihre Erklärung finden. Neben Magazinräumen, die vornehmlich einer langfristigen Vorratshaltung dienen, fanden sich auch kurzfristige Zwischenlager. Diese befinden sich häufig in Herdräumen in Form einiger Vorratsgefäße, welche Nahrungsmittel beinhalten, die zur Zubereitung des täglichen Mahles gebraucht werden173. Auch Restflächen, wie das ungenutzte Ende eines Korridors, fanden als provisorische Lager Verwendung174. Zwischenlager sind in der archäologischen Evidenz naturgemäß selten nachweisbar, da nicht alle Lagerflächen, die nur gelegentlich in Verwendung waren, im Moment der Zerstörung als solche genutzt wurden. Es wurde im Laufe dieser Studie auf die vermutete starke Zentralgewalt und die hohe Spezialisierung palatialer Siedlungszentren verwiesen, die in der Forschung postuliert wird175. Die archäologische Evidenz 169
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G. Jones – K. Wardle – P. Halstead – D. Wardle, Crop Storage in Assiros, Scientific American 254/3, 1986, 100; R. I. Curtis, Ancient Food Technology (Leiden 2001) 262. Kroll (Anm. 158) 468 f. Mykene: Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 45), Haus des Weinhändlers (s. o. Anm. 103), Annexbauten des Südhauses (ehem. Zitadellenhaus) Raum 1 (s. o. Anm. 45), Midea: Westtor-Viertel, Raum VII (s. o. Anm. 50). Wiederum sei daran erinnert, dass das Ergebnis aufgrund der fehlenden Dokumentation von Altgrabungen und ausständiger Publikation der neueren Grabungsergebnisse möglicherweise z. T. nicht als repräsentativ zu bezeichnen ist. Weiters gibt es viele Befundpublikationen, die das keramische Fundmaterial nur summarisch oder auszugsweise beschreiben. Mykene: Tsountas-Haus (s. o. Anm. 47), Freskenhaus (s. o. Anm. 107), Westhaus (s. o. Anm. 77), Panagia I und II (s. o. Anm. 77), Plakes-Haus: G. Mylonas, ŻƦƚƫƣƚƮԄƆƭƣƠƦԌƦ, Prakt 1975 A, 158 – 161, Haus des Dreifußgrabes (s. o. Anm. 149); Tiryns: Bau X (s. o. Anm. 92). Mykene: Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 47). Vergleichbares Zwischenlager größeren Ausmaßes im thebanischen Kadmeion: In Korridor ∆–ſ fanden sich etwa 80 Bügelkannen mit Linear B-Zeichen, deren Herstellungsort anhand von Tonanalysen in Westkreta lokalisiert werden konnte. s. H. W. Catling u. a., The Linear B inscribed stirrup jars and West Crete, BSA 75, 1980, 97. Betancourt (Anm. 2) 40 – 49 geht ebenfalls davon aus, dass die hohe Spezialisierung der Paläste neben wachsender Bevölkerung und zentraler Kontrolle die Gründe für den Zusammenbruch der mykenischen Paläste sein könnten.
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zeichnet allerdings ein differenzierteres Bild: Eine spezifische Raumnutzung für den Zweck der langfristigen Vorratshaltung konnte in beinahe allen im Rahmen dieser Studie bearbeiteten Befunden mykenischer Hausarchitektur nachgewiesen werden, wobei das Element des Magazintraktes im spätpalastzeitlichen Korridorhaus seine Perfektion erlangt. Eine Spezialisierung von Vorratsräumen auf bestimmte eingelagerte Produkte ist aber nur in zwei Fällen belegt: im Haus des Ölhändlers und im Petsas-Haus176. Beide Gebäude lassen trotz ihrer Lage außerhalb der befestigen Zitadelle Mykenes aufgrund dort gefundener Linear B-Täfelchen auf einen direkten Bezug zum Palast schließen, im Gegensatz zu den anderen untersuchten Gebäuden. Die Hausarchitektur, und hier vor allem das Korridorhaus, zeigt daher zwar eine Spezialisierung in Bezug auf die Raumnutzung, die sich in den rasch üblich gewordenen Magazinräumen widerspiegelt. Die Bandbreite der eingelagerten Produkte ist allerdings, im Unterschied zu Palastmagazinen, breit gefächert. In der Argolis sind Palastmagazine aufgrund von Zerstörung und natürlicher Erosion nicht mehr exakt zu lokalisieren. Es sei aber an den vorbildlich ergrabenen und publizierten messenischen Palast von Pylos erinnert, der zeigt, dass große Magazinräume produktspezifisch genutzt wurden und in unmittelbarer Umgebung an repräsentative Bereiche angegliedert waren. Die signifikante Spezialisierung palatialer Vorratsräume findet ihre Erklärung in den komplexen administrativen Aufgaben des Palastes, die sich beispielsweise in Bezug auf die Ausrichtung von Banketten und religiösen Festmählern sowie der Aufrechterhaltung von Kultbetrieben in den Linear B-Texten sehr deutlich widerspiegeln177. Die Entwicklung des Korridorhauses ist eng mit der Palastkultur verbunden und findet ihre deutlichste Ausprägung im Umfeld der Palastzentren. Nach der Zerstörung der Paläste wird diese Grundrisslösung im SH III C aufgegeben und schließlich tritt wieder eine multifunktionale Raumnutzung ohne spezifischen Repräsentationsbereich oder Magazintrakt in den Vordergrund. Die Tatsache, dass bei fast allen untersuchten Grundrissen, innerhalb und außerhalb befestigter Zitadellen, Magazinräume nachgewiesen werden konnten, spricht dafür, dass die Häuser der SH III B-Siedlungen um die Palastzentren ausgeprägte Speicherkapazitäten besaßen178, die in jedem Fall das Subsistenzminimum eines Haushaltes gewährleisteten. Folgerichtig kann man eine wirtschaftliche Unabhängigkeit der Einzelhaushalte vermuten, zumindest um eine kurzfristige Lebensmittel- bzw. Rohstoffknappheit eigenständig zu überbrücken. Die archäologische Evidenz unterstreicht jedenfalls, dass von der Annahme einer ausschließlich zentralisierten Einlagerung sämtlicher Güter abgegangen werden muss. Diese Tatsache verringert die postulierte wirtschaftliche Kontrolle über das einzelne Individuum beträchtlich, auch wenn man von persönlichen Abhängigkeiten in anderen gesellschaftlichen Bereichen ausgehen muss.
Mag. Lilli Zabrana M. Sc. Waldstraße 55, D-10551 Berlin E-Mail: [email protected]
Abbildungsnachweis: Abb. 1: nach G. Hiesel, Zum Beharrungsvermögen von Wohnformen in der späten Bronzezeit, DiskAB 3 (Berlin 1979) Abb. 1; Abb. 2: nach O. Frödin – A. W. Persson, Asine 1 (Stockholm 1938) Abb. 49; Abb. 3: nach V. la Rosa, Phaistos, in: A. Di Vita (Hrsg.) Ancient Crete. A Hundred Years of Italian Archeology (1884 – 1984) 77 Abb. 91; Abb. 4: nach J. W. Graham, Palaces of Crete (Princeton 1962) Abb. 6; Abb. 5: nach V. Adrymi-Sismani, ƉƢƣԆƚƥƞƝԆƚƝƩƨƥƨƚ¶ԈƚƩƯƚԆƚƃƱƤƣԈin: ƍƨԂƩƜƨƬƱƦƞƮƨƩƞƢԌƦƚƩƯƚƢƨƬԄƬƱƦƣƚƢƦƞƱƬԂƩƱƦƥƦƠƥƞԆƱƦƬƨƭƎƊƊƉ ƫƬƠƂƞƫƫƚƤԆƚƣƚƢƫƬƠƦƞƭƩԊƬƞƩƠ¶ƞƩƢƨƯԄƬƠƪ ·Ơſ¶ƢƫƬƠƥƨƦƢƣԄƌƭƦԀƦƬƠƫƠżԈƤƨƪƆԀƫƢƨƪVolos
281 Abb. 2; Abb. 6: nach S. E. Iakovidis, Late Helladic Citadels on Mainland Greece (Leiden 1983) 51 Plan 9; Abb. 7: nach E. B. French, Pottery from Late Helladic III B1 Destruction Contexts at Mycenae, BSA 62, 1967, Abb. 1; Abb. 8: nach G. Mylonas, Ergon 1967, 11 Abb. 6; Abb. 9: nach S. E. Iakovidis, Late Helladic Citadels on Mainland Greece (Leiden 1983) Plan 6; Abb. 10: nach W. D. Taylour – E. B. French – K.A. Wardle (Hrsg.), Well built Mycenae I. The Excavations (Warminster 1981) Plan 2. 176 177 178
Mykene: Petsas-Haus (s. o. Anm. 88), Haus des Ölhändlers (s. o. Anm. 47). Weilhartner (Anm. 24) 223 – 230. s. auch Anm. 69. Gegenwärtig sind keine aussagekräftigen Befunde von Siedlungen im argolischen Hinterland fassbar, weshalb es nicht möglich ist, eine Aussage über die Strategien der Vorratslagerung in diesem Bereich zu treffen.
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Großpriel (Niederösterreich) *N3BINFOEFT'8'1SPKFLUT 1 x%JFMÊOEMJDIF#FTJFEMVOHJN)JOUFSMBOEWPO.BVUFSO'BWJBOJTj 1SP KFLUMFJUFS 4(ģĠę .JUBSCFJUFSJOOFO 7-ĚğĕĚğĘĖģ )4ĖĕĝĞĒĪĖģ +$ĠĠĝĖğ .#ģĒğĕĝ XVSEFO EJF JO (SPQSJFMJN+BISCFHPOOFOFO'PSTDIVOHFOBVDIGPSUHFTFU[UVOE IB'MÊDIFHFPQIZTJLBMJTDINJU .BHOFUJLVOUFSTVDIU)JO[VLBNFJOJOUFOTJWFS4VSWFZNJU0CFSnÊDIFONBUFSJBMBVGTBNNMVOHFOJN"VTNBWPO IB%JF#FBSCFJUVOHEFS'VOECFTUÊOEFEFT4UBEUNVTFVNT.FMLXVSEFBCHFTDIMPTTFO %JF%PLVNFOUBUJPOVOE"VTXFSUVOHEFSBSDIÊPMPHJTDIFO0CFSnÊDIFOGVOEFJN4UBEUNVTFVN,SFNTTPXJF JOFJOFS1SJWBUTBNNMVOHLPOOUFOJN#FBSCFJUVOHTKBISWPO)4FEMNBZFSBCHFTDIMPTTFOXFSEFO*OTHFTBNU XVSEFO SVOE TJHOJmLBOUF 0CKFLUF BVGHFOPNNFO VOE BVG #BTJT EFS QBS[FMMFOHFOBVFO ,BSUJFSVOH OJDIU OVSUZQPDISPOPMPHJTDI TPOEFSOBVDIDIPSPMPHJTDIJN,POUFYUNJUEFO&SHFCOJTTFOEFSHFPQIZTJLBMJTDIFO.FT TVOHFO CFXFSUFU %JF #FBSCFJUVOH EFS .àO[GVOEF FSGPMHUF EVSDI ,7ĠğĕģĠħĖĔ ,VOTUIJTUPSJTDIFT .VTFVN 8JFO .àO[LBCJOFUU "MTFSTUFT&SHFCOJTXVSEFFJOF4UVEJF[VEFOTQÊUMBUÒOF[FJUMJDIFOVOEGSàISÚNJTDIFO&OU XJDLMVOHFOEFSNBUFSJFMMFO,VMUVSVOUFS#FSàDLTJDIUJHVOHXFJUFSFS#FTUÊOEFBVT0TUOPSJDVNWPO)4FEMNBZFS WFSGBTTU
Hochtor (Kärnten/Salzburg) "VG "OSFHVOH WPO 0)Ēģĝ 'PSTDIVOHTHFTFMMTDIBGU 8JFOFS 4UBEUBSDIÊPMPHJF FSGPMHUF HFNFJOTBN NJU ,(ĤĔęĨĒğĥĝĖģ ,VOTUIJTUPSJTDIFT .VTFVN8JFO "OUJLFOTBNNMVOH EJF %PLVNFOUBUJPO EFS .FUBMMGVOEF BVT EFO 6OUFSTVDIVOHFO EFS +BISF o 4BM[CVSH .VTFVN VOE 'PSTDIVOHTHFTFMMTDIBGU8JFOFS 4UBE UBSDIÊPMPHJF BN )PDIUPS EFS N àCFS "ESJB HFMFHFOFO5BVFSOQBTTBHF OÚSEMJDI WPO )FJMJHFOCMVU %JF "OBMZTF EFS 'JCFMO VOE TPOTUJHFO TQÊUSFQVCMJLBOJTDIFO CJT GSàISÚNJTDIFO "VTSàTUVOHTHFHFOTUÊOEF XVSEF WPO )4ĖĕĝĞĒĪĖģCFJFJOFNWPO0)BSMVOE8,,ĠħĒĔĤĠħĚĔĤ 4BM[CVSH.VTFVN PSHBOJTJFSUFO"SCFJUTUSFĊFO BNJN4BM[CVSH.VTFVNQSÊTFOUJFSU
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DES
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Magdalensberg (Kärnten) %JF "SCFJUFO BO EFS NPOPHSBQIJTDIFO7PSMBHF EFS 'JCFMO WPN .BHEBMFOTCFSH XVSEFO GPSUHFTFU[U &T FSGPMHUF FJOF %FUBJMTUVEJF BO EFO PSJHJOBMFO #FTUÊOEFO JN -BOEFTNVTFVN ,ÊSOUFO "VFOTUFMMF .BHEBMFOTCFSH %JF UZQPDISPOPMPHJTDIF"VTXFSUVOHXVSEFBCHFTDIMPTTFOVOEKFOF[VS$IPSPMPHJFGàSEJFTQÊUSFQVCMJLBOJTDIFOVOE GSàIBVHVTUFJTDIFO'VOECFTUÊOEFCFHPOOFO
Die ländliche Besiedlung im Hinterland von Mautern-Favianis (Niederösterreich) %BT ;JFM EFT OFV JOJUJJFSUFO VOE CFHPOOFOFO '8'1SPKFLUT 1 x%JF MÊOEMJDIF #FTJFEMVOH JN )JOUFSMBOE WPO .BVUFSO'BWJBOJTj 1SPKFLUMFJUFS 4(ģĠę .JUBSCFJUFSJOOFO 7-ĚğĕĚğĘĖģ )4ĖĕĝĞĒĪĖģ +$ĠĠĝĖğ ";.ĒĤġĠĝĚ .#ģĒğĕĝ 74ĔęĞĚĕ JTUFT NJU[FSTUÚSVOHTGSFJFO.FUIPEFOEFS'FMEBSDIÊPMPHJF OÊNMJDITZTUFNBUJTDIFO0CFSnÊDIFOTVSWFZT HFPQIZTJLBMJTDIFO1SPTQFLUJPOFOVOE0CFSnÊDIFOGVOECFBSCFJUVO HFO SÚNJTDIF 3BVNOVU[VOHT VOE 4JFEMVOHTTUSVLUVSFOJN)JOUFSMBOEWPO.BVUFSO'BWJBOJTBVGFJOFS'MÊDIF WPOLN¤[VFSGPSTDIFO ;V#FHJOOEFT1SPKFLUTXVSEFOEJFWPSIBOEFOFOHFPHSBQIJTDIFO#BTJTEBUFOFSGBTTUVOEJOFJOFN(FPJOGPS NBUJPOTTZTUFN (*4 BMT(SVOEMBHFGàSEJFXFJUFSFO'FMETUSBUFHJFOBVTHFXFSUFU;VEFNFSGPMHUFEJF7FSPSUVOH TPXJFDISPOPMPHJTDIFVOEGVOLUJPOBMF#FXFSUVOHEFSCFSFJUTCFLBOOUFO'VOEQMÊU[FVOEFJOFRVBOUJUBUJWF-BOE TDIBGUTTUSVLUVSBOBMZTF6NEFOVOUFSTDIJFEMJDIFO-BOETDIBGUTGPSNFOEFT6OUFSTVDIVOHTSBVNFTNFUIPEJTDIHF SFDIU[VXFSEFO XVSEFOWJFS4FLUPSFOC[X4VSWFZHFCJFUFEFmOJFSU XPWPO4FLUPS[VS(ÊO[FVOE5FJMF EFT4FLUPSTVOUFSTVDIUXVSEFO*OTHFTBNUXVSEFO IBNJUJOUFOTJWFNVOEIBNJUFYUFOTJWFN4VS WFZCFHBOHFO"VGBDIU'VOETUFMMFOFSGPMHUFOHFPQIZTJLBMJTDIFO.FTTVOHFONJUFJOFS(FTBNUnÊDIFNJU IB 6N7FSHMFJDITEBUFOGàSMÊOEMJDIFVOEVSCBOFOPSJTDIF4JFEMVOHTUZQFO[VFSMBOHFO XVSEFOESFJSÚNFS[FJUMJDIFO 7JMMFOVOEFJO.VOJDJQJVNNJU(SÊCFSGFMEFSO 'MBWJB4PMWB JO4àEPTUOPSJDVNQSPTQFLUJFSU%BTJN;VHFEFS 4VSWFZTBVGHFTBNNFMUF'VOENBUFSJBM 'VOEQPTUFOC[X4UàDL XVSEFHFSFJOJHU JOWFOUBSJTJFSUVOE HSPCCFTUJNNU%JFHSPF.FOHFSBVNCF[PHFOFS%BUFOXVSEFJOFJOFN(*4BVTHFXFSUFU XPCFJFJO &SHFCOJT EJFTFS"SCFJUFOFJOF4USFVVOHWPOQSÊIJTUPSJTDIFO'VOETUFMMFOWPN/FPMJUIJLVNCJTJOEJFÊMUFSF&JTFO[FJU EBSTUFMMU %BT)BVQUBVHFONFSLJOEFS.BUFSJBMBOBMZTFEFTSÚNFS[FJUMJDIFO'VOENBUFSJBMTMJFHUBVGEFSUZQPDISPOPMPHJ TDIFOVOEDIPSPMPHJTDIFO"VTXFSUVOHEFSBOIBOEWPOJOUFOTJWFO0CFSnÊDIFOGVOEBVGTBNNMVOHFOHFXPOOFOFO OFVFO2VFMMFO FSHÊO[FOEFSGPMHUEJF#FBSCFJUVOHWPO'VOEFOBVT4BNNMVOHFO 0CFSnÊDIFO "MUHSBCVOHTGVO EF %JFUZQPDISPOPMPHJTDIF,MBTTJm[JFSVOHCBTJFSUBVGEFNBOIBOEEFTSFQSÊTFOUBUJWFOSÚNJTDIFO'VOECFTUBOET WPO'BWJBOJT.BVUFSOFSBSCFJUFUFO4ZTUFN'VOEFBOEFSFS;FJUTUFMMVOHXFSEFORVBOUJm[JFSUVOEEFNSÚNJTDIFO #FTUBOE HFHFOàCFSHFTUFMMU VN EJBDISPOF "VTTBHFO àCFS EJF /VU[VOHTJOUFOTJUÊU [V USFĊFO 'VOEQMBU[CF[PHFO XFSEFOOFCFO$ISPOPMPHJFVOE$IPSPMPHJFJN'BMMFOVNFSJTDISFQSÊTFOUBUJWFS#FTUÊOEFBVDIFJOFGPSNFOLVOE MJDIF"OBMZTFEVSDIHFGàISUVOE'SBHFTUFMMVOHSVOEVN5SBEJUJPOFOVOE"EBQUJPOFOWPO'SFNEFJOnàTTFOJOEFS NBUFSJFMMFOSÚNJTDIFO,VMUVSEJTLVUJFSU*N+BISXVSEFOJOTHFTBNU'VOETUàDLFWPO'VOEQMÊU[FOJN 6OUFSTVDIVOHTHFCJFUCFBSCFJUFUVOEJOEJF1SPKFLUEBUFOCBOLFJOHFHFCFO
Obergralla (Steiermark) %JF7JMMB3VTUJDBWPO0CFSHSBMMB IB XVSEFHFPQIZTJLBMJTDINJU.BHOFUJLVOE8JEFSTUBOEJN3BINFOEFT 1SPKFLUT x-ÊOEMJDIF #FTJFEMVOH JN 6NMBOE WPO 'MBWJB 4PMWBj QSPTQFLUJFSU -FJUVOH 4(ģĠę .JUBSCFJUFSJO 7-ĚğĕĚğĘĖģ )4ĖĕĝĞĒĪĖģ +$ĠĠĝĖğ %JF .FTTEBUFO FSHBCFO EBT #JME FJOFS JN (SVOESJTT RVBESBUJTDIFO 7JMMFOBOMBHFNJU6NGBTTVOHTNBVFS )BVQUVOE/FCFOHFCÊVEFO%JFEJSFLUBOFJOFN"MUBSNEFS.VSHFMFHFOF 7JMMBCFTJU[UFJOFO(FUSFJEFTQFJDIFS )PSSFVN VOEXVSEFWPNCJTJOEBT+BISIVOEFSUO$ISCFUSJFCFO &JOF"VGTBNNMVOHWPO0CFSnÊDIFOGVOENBUFSJBMFSGPMHUFBVGEFOHFQnàHUFO"DLFSnÊDIFO EJF"VTXFSUVOH EFSBSDIÊPMPHJTDIFO'VOEFFSCSBDIUF&SLFOOUOJTTF[VS;FJUTUFMMVOHVOE/VU[VOHEFS"OMBHF&JOF%FUBJM BOBMZTFVOUFS#FSàDLTJDIUJHVOHWPO'VOETQFLUSFOBVTBOEFSFOMÊOEMJDIFO4JFEMVOHTQMÊU[FOJN6NMBOEWPO'MB WJB4PMWB[JFMUFBVGFJOF$IBSBLUFSJTJFSVOHEFSNBUFSJFMMFO,VMUVSMÊOEMJDIFS4JFEMVOHTQMÊU[FJO4àEPTUOPSJDVN
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Rannersdorf (Steiermark) %FSSÚNFS[FJUMJDIF'VOEQMBU[JO3BOOFSTEPSGJOEFS4àEPTUTUFJFSNBSLXVSEFJN"VGUSBHEFT#VOEFTEFOL NBMBNUFTHFPQIZTJLBMJTDINJU.BHOFUJLVOUFSTVDIU IB *N;VHFEFS.FTTVOHFOGàISUFNBOFCFOTPFJOFO 0CFSnÊDIFOTVSWFZ NJU .BUFSJBMBVGTBNNMVOHFO EVSDI -FJUVOH 4(ģĠę .JUBSCFJUFSJOOFO7-ĚğĕĚğĘĖģ )4ĖĕĝĞĒĪĖģ +$ĠĠĝĖğ &1ĚĔęĝĖģ "MT&SHFCOJTEFS.FTTVOHFOLBOONBOEJF4USVLUVSVOE"VTEFIOVOH EFSSÚNJTDIFO'VOETUFMMFLMBSFJOHSFO[FOVOE"VTTBHFO[VXFJUSÊVNJHFOBSDIÊPMPHJTDIFO4USVLUVSFOJN6NGFME EFS'VOETUFMMFUSFĊFO &SHÊO[FOE[VEFN1SPKFLUJO0CFSHSBMMBXVSEFOBVDIEJF0CFSnÊDIFOGVOEFBVTEJFTFN4VSWFZBVTHF XFSUFU%JFDIPSPMPHJTDIF"OBMZTFEFS'VOEFFSCSBDIUFJO,PSSFMBUJPONJUEFO&SHFCOJTTFOEFSHFPQIZTJLBMJTDIFO 1SPTQFLUJPOJOUFSFTTBOUF&SHFCOJTTFJO)JOCMJDLBVGEJF3BVNOVU[VOHJOQSÊIJTUPSJTDIFSVOESÚNJTDIFS;FJU
Södingberg (Steiermark) %FS MBUÒOF[FJUMJDIF 'VOEQMBU[ VOE EJF7JMMB 3VTUJDB WPO 4ÚEJOHCFSH JO EFS8FTUTUFJFSNBSL XVSEFO JN "VGUSBH EFT #VOEFTEFOLNBMBNUT HFPQIZTJLBMJTDI NJU .BHOFUJL QSPTQFLUJFSU IB "OIBOE EFS .FTTVOHFO LPOOUFO FJO (FIÚGU NJU %PQQFMHSBCFOBOMBHF VOE EJF HFTBNUF SÚNJTDIF7JMMB EPLVNFOUJFSU XFSEFO %JF &S HFCOJTTF EFS 'FMEBSCFJUFO XVSEFO BOBMZTJFSU VOE XJTTFOTDIBGUMJDI CFBSCFJUFU -FJUVOH 4(ģĠę .JUBSCFJUFS 7-ĚğĕĚğĘĖģ +$ĠĠĝĖğ .#ģĒğĕĝ
St. Pölten (Niederösterreich) "VTHSBCVOHJN,MPTUFSHBSUFO #BSPDLFS(BSUFOQBWJMMPO
oGBOEFOVNGBOHSFJDIFBSDIÊPMPHJTDIF6OUFSTVDIVOHFOBVGFJOFN"SFBMWPOFUXBN¤JN8FTU UFJMEFS1BS[FMMF TPH,MPTUFSHBSUFO FIFNBMJHF(ÊSUOFSFJ BOMÊTTMJDIEFS&SSJDIUVOHFJOFT.VTJLLPOTFSWBUPSJ VNTTUBUU*N+BISFNVTTUFOXFJUFSF[XFJ'MÊDIFOVOUFSTVDIUXFSEFO EBCFJLPOOUFOVB[XFJSÚNJTDIF 4USBFO[àHF NFISFSF)BVTLPNQMFYF )BVTo
EBSVOUFSFJOLMFJOFT)FJMJHUVNNJU7FSTBNNMVOHTSBVNEFT VOE+BISIVOEFSUTO$IS )BVT
TPXJF3FTUFFJOFS8PIOCFCBVVOHEFTTQÊUFOVOEGSàIFO+BISIVO EFSUTO$ISEPLVNFOUJFSUXFSEFO *N+BISFXVSEFEJF3FTUBVSJFSVOHEFTCBSPDLFO(BSUFOQBWJMMPOT #BVnÊDIF BOEFS8FTUTFJUFEFT FIFNBMJHFO (BSUFOBSFBMT TFJUFOT EFT #BVBNUT EFS %JÚ[FTF CFHPOOFO "MT FSTUF #BVNBOBINF FOUGFSOUF NBO EFO CFTUFIFOEFO #FUPOCPEFO JN *OOFSFO 4PNJU CPU TJDI EJF (FMFHFOIFJU EFO *OOFOSBVN BSDIÊPMPHJTDI [V VOUFSTVDIFO'àSEJF;VTUJNNVOHJTUEFS%JÚ[FTF[VEBOLFO EJF'JOBO[JFSVOHXVSEFWPN½"*HFUSBHFO"O HFEBDIUXBSCFJFOUTQSFDIFOEFN&SIBMUVOHT[VTUBOEEFS#FGVOEF EJFTFBVG%BVFSJN1BWJMMPO[VQSÊTFOUJFSFO %JF "SCFJUFO EBVFSUFO WPN CJT -FJUVOH 33ĚĤĪ .JUBSCFJUFSJOOFO .5ĤĔęĒğğĖģĝ .$/ĖĦĘĖēĒĦĖģ 1'ĖĝēĖģĞĒĪĖģ *7ĒħģĦĤ ",ĒģĒēĚğĠĤ 34ĥĒğĖĜ .1ģĚĤĥĒÀ ;7ĒģĖĔęĠħq 7POEFNJN/PSEXFTUFOEFT#BVCMPDLTHFMFHFOFO)BVTCFGBOETJDIJOEFS(SBCVOHTnÊDIFEFTTFOTàEMJDIT UFS3BVN EFSBVGHSVOETFJOFSMBOHHFTUSFDLUFO"VTEFIOVOHNÚHMJDIFSXFJTFBMT"SU7PSIBMMFJOUFSQSFUJFSUXFSEFO LBOO %FS PSJHJOBMF 'VCPEFO XBS OJDIU NFIS WPSIBOEFO TPOEFSOOVS OPDI FJOF TFIS NÊDIUJHF /JWFBVFSIÚ IVOHBVTHFMCFN4BOE JOEFOJOFJOFSTQÊUFSFO1IBTFFJOF5SFOOXBOEFJOHFTFU[UXVSEF *N4àEFOXVSEFOJN"VTTDIOJUUNFISFSF3ÊVNFWPO)BVTNJUNJOEFTUFOTESFJ#BVQIBTFOVOUFSTVDIU*O EFSFSTUFO#BVQIBTFTDIFJOUEJFTFT)BVTJN(SVOESJTTOVSBVTFJOFNBNXFTUMJDIWPSCFJ[JFIFOEFO$BSEPHFMFHF OFO3BVNCFTUBOEFO[VIBCFO BOEFTTFO/PSEPTUFDLFFJONJUFJOFN4UFJOLSBO[WFSTFIFOFS#SVOOFOMBH*OEFS [XFJUFO#BVQIBTFXVSEFOBOEJFTFO[XFJ3ÊVNFJN0TUFOBOHFTFU[U EJFNJU&TUSJDICÚEFOBVTHFTUBUUFUXBSFO VOE EFSFO ÚTUMJDIFS o CFJ EFO (SBCVOHFO BOHFTDIOJUUFO o FJOF )ZQPLBVTUIFJ[VOH CFTB %FS #SVOOFO NVTTUFEBGàSBVGHFHFCFOVOEWFSGàMMUXFSEFO*OEFSESJUUFO#BVQIBTFXVSEFOFJOFSTFJUTEJF&TUSJDICÚEFOJOEFO 8PIOSÊVNFOFSOFVFSU BOEFSFSTFJUTJN/PSEFOFJOMBOHHFTUSFDLUFS NJU&TUSJDIBVTHFTUBUUFUFS3BVNBOHFCBVU [FJUHMFJDIEB[VFYJTUJFSUFJN0TUFOBOEJF8PIOSÊVNFBOTDIMJFFOEFJOVNNBVFSUFT(BSUFOBSFBM /BDI"VGHBCFEJFTFT(FCÊVEFXVSEFJOEFS4QÊUBOUJLF XBISTDIFJOMJDIJOEFS)ÊMGUFEFT+BISIVOEFSUT
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PIOF3àDLTJDIUOBINFBVGEJF7PSHÊOHFSCFCBVVOHEBSàCFSFJOFJOGBDIFT)PM[IBVTFSSJDIUFU WPOEFNBOBMPH[V EFO[BIMSFJDIFO#FGVOEFOJOEFS(SBCVOHTnÊDIFoOVSOPDIEFS3FTUFJOFTTJDI:GÚSNJHWFS[XFJHFO EFO)FJ[LBOBMTGFTUHFTUFMMUXFSEFOLPOOUF %BEJFSÚNFS[FJUMJDIFO.BVFS[àHFJN*OOFSFOEFT1BWJMMPOTJN6OUFSTDIJFE[VS'MÊDIFBVFSIBMCOJDIUNFIS JN0SJHJOBMFSIBMUFOXBSFO TPOEFSOOVSOPDIEVSDIEFSFO"VTSJTTWFSGàMMVOHFOEPLVNFOUJFSUXFSEFOLPOOUFO NVTTUFEFS1MBOFJOFSNVTFBMFO(FTUBMUVOHBVGHFHFCFOXFSEFO "CFSBVDIGàSEBTCBSPDLF(BSUFOBSFBMLPOOUFOFOUTDIFJEFOEF,FOOUOJTTFHFXPOOFOXFSEFO%JFVSTQSàOH MJDIF"OMBHFCFTUBOEBVTESFJ3ÊVNFO EJFJOJISFS0SJFOUJFSVOHJN7FSHMFJDI[VNCFTUFIFOEFO#BVMFJDIUWFS TDIPCFOXBSFO*OEFS[XFJUFO#BVQIBTFSJDIUFUFNBOEBT(FCÊVEFVOUFS7FSXFOEVOHEFS ÊMUFSFO.BVFS[àHF BMT'VOEBNFOUFBYJBMBVGEFO#SVOOFOBVT&STUJOESJUUFO#BVQIBTFXVSEFOEJF(FXÚMCFFJOHF[PHFOVOENJU EFSCFLBOOUFO.BMFSFJBVTHFTUBUUFU #BIOIPGTWPSQMBU[4àE *O "CTQSBDIF NJU EFN .BHJTUSBU EFS -BOEFTIBVQUTUBEU 4U 1ÚMUFO XVSEFO EJF JN ;VHF EFT #BIOIPGTVNCBVT EVSDIHFGàISUFO#BVVOE4BOJFSVOHTBSCFJUFOBNTàEMJDIFO#BIOIPGTWPSQMBU[ mOBO[JFSUEVSDIEJF4UBEUHFNFJO EF4U1ÚMUFO BSDIÊPMPHJTDICFPCBDIUFU -FJUVOH33ĚĤĪ.JUBSCFJUFS.5ĤĔęĒğğĖģĝ %JF1SPmMFEFSFOUMBOHEFS1SPNFOBEFBOHFMFHUFO,àOFUUFVOEEFSFORVFSàCFSEFOHFTBNUFO7PSQMBU[HFGàISUFO "C[XFJHFSGàSEJF/FVWFSMFHVOHEJWFSTFS-FJUVOHFO[FJHUFO EBTTJOEJFTFN#FSFJDINJULFJOFSMFJWPSOFV[FJUMJDIFO #FGVOEFONFISHFSFDIOFUXFSEFOLBOO EBEJFOFV[FJUMJDIFO4DIVUUTDIJDIUFOCJT[VNBOTUFIFOEFO4DIPUUFSCPEFO SFJDIFO/FCFOEJWFSTFOBVT;JFHFMOFSSJDIUFUFO,BOÊMFOBVTEFS;FJU&OEF"OGBOH+BISIVOEFSULBNFOJN 8FTUCFSFJDIEFTIFVUJHFO1MBU[FT BVGEFS1BS[FMMF EJFNÊDIUJHFO4UFJOGVOEBNFOUF[XFJFS"SCFJUFSXPIOHF CÊVEFEFS½##[VUBHF EJFEFNPMJFSUVOEBCHFUSBHFOXPSEFOXBSFO 14DIFSSFSLPO[FOUSJFSUFTFJOF"LUJWJUÊUFOJO4U1ÚMUFOBVGEJF0SEOVOHEFS(SBCVOHTEFQPUTJOEFOCFJEFO ÚSUMJDIFO .VTFFO 4UBEUNVTFVN VOE %JÚ[FTBONVTFVN VOE EJF /FVBVGTUFMMVOH EFS SÚNJTDIFO "CUFJMVOH JN 4UBEUNVTFVN &SÚĊOVOHBN TPXJFEFO"CTDIMVTTEFS,POTFSWJFSVOHTBSCFJUFOEFS'VOEFBVTFUXB SÚNJTDIFO(SÊCFSOWPN&VSPQBQMBU[ (SBCVOHFOVOE VOEEJF"VTBSCFJUVOHEFS%PLVNFOUB UJPOBVTEJFTFO(SBCVOHFO Voidersdorf – Immurium (Salzburg) *NSÚNJTDIFO7JDVTWPO7PJEFSTEPSG *NNVSJVN XVSEFOJO,PPQFSBUJPONJUEFN4BM[CVSH.VTFVN 3,ĒĤĥ ĝĖģ HFPQIZTJLBMJTDIF .FTTVOHFO BVG FJOFS 'MÊDIF WPO IB EVSDIHFGàISU -FJUVOH 4(ģĠę .JUBSCFJUFS 7-ĚğĕĚğĘĖģ "OIBOE EJFTFS .FTTVOHFO LÚOOFO XJDIUJHF OFVF "VTTBHFO [VN7FSMBVG EFS 4USBFO VOE [VS (SÚFEFS4JFEMVOHHFUÊUJHUXFSEFO Wagna/Leibnitz – Flavia Solva (Steiermark) %BT HFTBNUF OPDI VOWFSCBVUF 4UBEUHFCJFU VOE EJF GSFJFO 'MÊDIFO JO EFO /FLSPQPMFO EFT .VOJDJQJVN 'MB WJB 4PMWB IB XVSEFO HFPQIZTJLBMJTDI NJU .BHOFUJL QSPTQFLUJFSU -FJUVOH 4(ģĠę .JUBSCFJUFS 7-ĚğĕĚğĘĖģ +$ĠĠĝĖğ ";.ĒĤġĠĝĚ .#ģĒğĕĝ Watzelsdorf (Niederösterreich) %JF "VTXFSUVOH EFS 0CFSnÊDIFOGVOEF BVT EFN TZTUFNBUJTDIFO 4VSWFZ JO8BU[FMTEPSG EVSDI )4ĖĕĝĞĒĪĖģ FSCSBDIUF OFVF &SLFOOUOJTTF [VS 4JFEMVOHTUÊUJHLFJU EFT TQÊUFO VOE +BISIVOEFSUT O $IS JN )JOUFSMBOE
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WPO'BWJBOJT.BVUFSO%JF"OBMZTFWPOàCFS'VOEFO EBSVOUFS)JOXFJTFBVGEJFÚSUMJDIF7FSBSCFJUVOHWPO &JTFO XVSEFJOFJOFN7PSCFSJDIUQSÊTFOUJFSU
Winden (Niederösterreich) *O8JOEFOXVSEFFJOFOFPMJUIJTDIF,SFJTHSBCFOBOMBHFBVGFJOFS'MÊDIFWPO IBHFPQIZTJLBMJTDINJU.BHOFUJL QSPTQFLUJFSU 7-ĚğĕĚğĘĖģ +$ĠĠĝĖğ %JF%BUFOXVSEFOEFN*OTUJUVUGàS6SVOE'SàIHFTDIJDIUFEFS6OJ WFSTJUÊU8JFO (5ģğĜĒ [VS7FSGàHVOHHFTUFMMU
Zeiselmauer (Niederösterrreich) #FJ EFO JO ;FJTFMNBVFS WPSHFOPNNFOFO7FSNFTTVOHTBSCFJUFO 7-ĚğĕĚğĘĖģ +$ĠĠĝĖğ FSGPMHUF FJOF /FVFJONFTTVOHEFTSÚNJTDIFO,BTUFMMTNJU(14*N7JDVTWPO;FJTFMNBVFSXVSEFOHFPQIZTJLBMJTDIF.FTTVO HFOBVGFJOFS'MÊDIFWPO IBEVSDIHFGàISU
%JF*OMBOETHSBCVOHFO#VSHTUBMM $BSOVOUVN"VYJMJBSLBTUFMMVOE(SÊCFSTUSBFTPXJF4U1ÚMUFOXVSEFOJO#FMBO HFOEFS'VOECFSHVOHVOESFTUBVSJFSVOHWPO,)ĖģĠĝĕVOE6&ĘĘĖģCFUSFVU,POTFSWJFSUXVSEFO.FUBMM 4UFJO VOE ,FSBNJLGVOEF 8BOENBMFSFJ VOE ;JFHFMGSBHNFOUF 'àS EBT *OTUJUVU GàS ,MBTTJTDIF "SDIÊPMPHJF EFS 6OJWFSTJUÊU8JFOXVSEFOEJF#SPO[FGVOEFEFS(SBCVOH1BMNZSBSFTUBVSJFSU'àSEBT*OTUJUVUGàS/VNJT NBUJLEFS6OJWFSTJUÊU8JFOXVSEFO4JMJLPOGPSNFOVOE(BMWBOPLPQJFOWPO.àO[FOIFSHFTUFMMU
EU-Projekt Transformation %BT NJU +VMJ CFHPOOFOF &61SPKFLU x5SBOTGPSNBUJPO ɨF &NFSHFODF PG B $PNNPO $VMUVSF JO UIF /PSUIFSO 1SPWJODFT PG UIF 3PNBO &NQJSF GSPN #SJUBJO UP UIF #MBDL 4FB VQ UP "%j [VS &SGBTTVOH EFT 8BOEFMTEFSSÚNJTDIFO(SFO[QSPWJO[FOJO&VSPQBJNVOE+BISIVOEFSUO$ISXVSEFNJU&OEF+VOJ BCHFTDIMPTTFO BMT &SHFCOJT XVSEFO JO EFO 5FJMOFINFSMÊOEFSO "VTTUFMMVOHFO HF[FJHU VOE FJOF )PNFQBHF QVCMJ[JFSU GàS EJF WPS BMMFN EJF %BSTUFMMVOH EFT ÚTUFSSFJDIJTDIFO "OUFJMT BO 1BOOPOJFO FSBSCFJUFU XVSEF IUUQXXXSH[NEFUSBOTGPSNBUJPOIPNFGSBNFTIUN
FELDFORSCHUNGSPROJEKTE
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Vorträge und Posterpräsentationen *OMBOETQSPKFLUF 7PSUSÊHF 4 (ģĠę o )4ĖĕĝĞĒĪĖģ /FVF 'PSTDIVOHFO BN #VSHTUBMM JN -BWBOUUBM %JF (SBCVOHFO 4U 1BVM JN -BWBOUUBM 4 (ģĠę o )4ĖĕĝĞĒĪĖģ 'PSTDIVOHFO [VS SÚNJTDIFO7JMMFOMBOETDIBGU JN5FSSJUPSJVN 'MBWJB 4PMWB ,PMMP RVJVNxɨF%BZTPG"SDIBFPMPHZj *OTUJUVUFGPSUIF.FEJUFSSBOFBO)FSJUBHF ;34,PQFS 6OJWFSTJUZPG 1SPNPSTLB 1JSBO4MPXFOJFO 33ĚĤĪ 7PO"FMJVN$FUJVNOBDI4U1ÚMUFOo&JOF4JFEMVOHEFSSÚNJTDIFO,BJTFS[FJUVOEEFTGSàIFO)PDI NJUUFMBMUFST8PSLTIPQTx'PSUEBVFSVOE8BOEFMj%BT-FCFOBOPCFSFSVOENJUUMFSFS%POBVWPOEFS3ÚNFS [FJUCJT[VNGSàIFO.JUUFMBMUFS 3FHFOTCVSH o 3 3ĚĤĪ .VOJDJQJVN "FMJVN $FUJVN EJF VOCFLBOOUFTUF3ÚNFSTUBEU ½TUFSSFJDIT -JPOT$MVC4U1ÚMUFO )4ĖĕĝĞĒĪĖģ 'JCFMOVOE"VTSàTUVOHTHFHFOTUÊOEFBVTEFN1BTTIFJMJHUVNBN)PDIUPS7PSUSBHCFJEFO'BDI HFTQSÊDIF[VN)PDIUPS 4BM[CVSH.VTFVN );ĒēĖęĝĚĔĜĪ %JF7JMMBWPO#SVDLOFVEPSGJN)JOUFSMBOEWPO$BSOVOUVN7PN#PJFSGàSTUFOTJU[[VNLBJTFS MJDIFO1BMBTU7FSFJOEFS'SFVOEF$BSOVOUVNT 8JFO );ĒēĖęĝĚĔĜĪ #SVDLOFVEPSGBOE-ÚĊFMCBDIɨF$PVOUSZTJEF4JTUFSTPG1JB[[B"SNFSJOB6OJWFSTJUËEJ$BUB OJB $BUBOJB*UBMJFO
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Ausstellungen, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit 'àSEJF"VTTUFMMVOHx(ÚUUFSXFMUFO5FNQFM 3JUFO 3FMJHJPOFOJO/PSJDVNjJN-BOEFTNVTFVN,ÊSOUFOIBCFO 4(ģĠęVOE)4ĖĕĝĞĒĪĖģWPSCFSFJUFOEF"SCFJUFOEVSDIHFGàISUTPXJFEJF7FSHBCFWPO'VOETUàDLFOPSHBOJ TJFSU6.ĦĤĤGVOHJFSUFBMT,VSBUPSJOEFS"VTTUFMMVOHx%BT"SUFNJTJPOWPO&QIFTPT)FJMJHFS0SUFJOFS(ÚUUJOj EJFJO*TUBOCVMVOE8JFOHF[FJHUXVSEF33ĚĤĪBSCFJUFUFBOEFS/FVHFTUBMUVOHEFS3ÚNJTDIFO4DIBVTBNNMVOH EFT4UBEUNVTFVNT4U1ÚMUFONJU EJFJN/PWFNCFSFSÚĊOFUXVSEF'FSOFSVOUFSOBINFS4UBEUGàISVOHFO x%BT %JÚ[FTBOHFCÊVEF VOE EFS %PN BSDIÊPMPHJTDIj CFUSBDIUFU TPXJF x"VG EFO 4QVSFO EFS 3ÚNFS JO 4U 1ÚM UFOj EVSDI4U1ÚMUFO14ĔęĖģģĖģPSHBOJTJFSUFVOECFUSFVUFEJF1PTUFSBVTTUFMMVOH[VEFN&61SPKFLU x5SBOT GPSNBUJPOj JO *OOTCSVDL o
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Weitere Forschungen ( -ĒĕĤĥŞĥĥĖģ BSCFJUFUF BO EFS [FJDIOFSJTDIFO %PLVNFOUBUJPO VOE "VTXFSUVOH EFS (SBCVOHTCFGVOEF WPO -PVTPJ (SFNPVMJBT,BMBWSJUB VOE "JHFJSB VOE WFSGBTTUF EJF FSGPSEFSMJDIFO #FSJDIUF 4FJOF MBVGFOEF 'PSTDIVOH LPO[FOUSJFSUTJDIBVGEJF4USBUJHSBQIJFVOE"SDIJUFLUVSEFSBOHFGàISUFO(SBCVOHFO $4ĔęĒĦĖģCFTDIÊGUJHUFTJDINJUEFS"VGOBINFVOE#FBSCFJUVOHEFS'VOEFBVTEFSMBVGFOEFO,BNQBHOF EFS(SBCVOH-PVTPJVOEWPONBHB[JOJFSUFO'VOEFOBVTGSàIFSFO,BNQBHOFOVOETFU[UFEJF6OUFSTVDIVOHFO EFS,FSBNJLVOE(MBTGVOEFTPXJFEFS%BDIUFSSBLPUUFOBVT-PVTPJGPSU 8(ĒĦĤĤGàISUFJN.VTFVNVOE.BHB[JOWPO,PSJOUI.BUFSJBMTUVEJFO[V7FSHMFJDIT[XFDLFOEVSDI XPS BVTXJDIUJHF&SLFOOUOJTTF[VSMPLBMJO,PSJOUIVOE"JHFJSBIFSHFTUFMMUFO,FSBNJLSFTVMUJFSFO*N3BINFOFJOFT WPO */45"1 HFGÚSEFSUFO 1SPKFLUT JO5JSZOT"SHPMJT TUVEJFSUF FS HFNFJOTBN NJU &'ģĖğĔę 0YGPSE 6, EJF ,FSBNJLBVTEFSTPH&QJDIPTJT VN3àDLTDIMàTTF[VSTUSBUJHSBQIJTDIFO"CGPMHF[VFSIBMUFO7PNo OBINFSBOEFO"VTHSBCVOHFOJOHJOB,PMPOOBUFJMEJF(SBCVOHFOJOEFSQSÊIJTUPSJTDIFO4JFEMVOHWPO,P MPOOBXFSEFOJN3BINFOEFT4$*&.1SPKFLUTWPN'BDICFSFJDI"MUFSUVNTXJTTFOTDIBGUFO,MBTTJTDIFVOE 'SàIÊHÊJTDIF"SDIÊPMPHJFEFS6OJWFSTJUÊU4BM[CVSHVOUFSEFS-FJUVOHWPO''ĖĝĥĖğEVSDIHFGàISU*N3BINFO EFSMBVGFOEFO4PMPO(SBCVOHJO"JHFJSBCFHBOOFSNJUEFS"VGOBINFVOE#FBSCFJUVOHEFSOFVHFGVOEFOFONJU UFM VOE TQÊUOFPMJUIJTDIFO ,FSBNJL JN 3BINFO EFT "VGBSCFJUVOHTQSPKFLUT EFS 4BUUFMHSBCVOH o BVG EFS"LSPQPMJTWPO"JHFJSBTFU[UFFSEJF"VGOBINFVOE#FBSCFJUVOHEFT'VOENBUFSJBMTBVTEFS4QÊUFO#SPO[F[FJU CJTJOEFOGSàIFO)FMMFOJTNVTGPSU 7.ĚĥĤĠġĠĦĝĠĤĝĖĠğGàISUFJISF6OUFSTVDIVOHFO[V'VOENBUFSJBMJFOBVTEFOBCHFTDIMPTTFOFO(SBCVOHFO EFT"SUFNJTIFJMJHUVNTVOEJOEFS8PIOCFCBVVOHJN'MVSCFSFJDI1IPVSOPJ-PVTPJGPSU
Wissenschaftliche Veranstaltungen "N GBOE EFS *OTUJUVUTBCFOE JO EFO 3ÊVNMJDILFJUFO EFS ;XFJHTUFMMF "UIFO EFT ½"* TUBUU %BT 1SP HSBNN VNGBTTUF EFO +BISFTCFSJDIU EFT ;XFJHTUFMMFOMFJUFST TPXJF EFO 'FTUWPSUSBH WPO #JSHJUUB &ĕĖģ .Z LFOJTDIF,PNNJTTJPOEFS½TUFSSFJDIJTDIFO"LBEFNJFEFS8JTTFOTDIBGUFO x;XJTDIFO0MZNQPTVOE1BSOBTTPT
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Wissenschaftliche Veranstaltungen 7PSUSÊHF .#ĚĖĥĒĜ ɨF*OOPWBUJPOTJOUIF5FNQMF#VJMEJOH1SPHSBNNFPG2VFFO)BUTIFQTVU&VSPQFBO1SPHSBNNF 4FSJFT ɨF)FCSFX6OJWFSTJUZJO+FSVTBMFN .#ĚĖĥĒĜ ɨF5FNQMF1SFDJODUBU,BSOBLEVSJOHUIF/FX,JOHEPNVOEɨF)PVTFTPG.JMMJPOTPG:FBSTJO 8FTUFSOɨFCFT&VSPQFBO1SPHSBNNF4FSJFT ɨF)FCSFX6OJWFSTJUZJO+FSVTBMFN .#ĚĖĥĒĜ )PNNBHFË/JDPMBT(SJNBM"DBEFNJFEFT*OTDSJQUJPOTFU#FMMFT-FUUSFT 1BSJT .#ĚĖĥĒĜ 0áFTUMFQBMBJTEFT)ZLTPTËQSPQPTEFTGPVJMMFTFO5FMMFM%BCABo"DBEFNJFEFT*OT DSJQUJPOTFU#FMMFT-FUUSFT 1BSJT .#ĚĖĥĒĜ &JO1BMBTUVOEFJO5PUFONBIM/FVF&SHFCOJTTFEFSÚTUFSSFJDIJTDIFO"VTHSBCVOHFOJO5FMMFM%BCAB ÚTUMJDIFT/JMEFMUB4UVEJFONJTTJPOEFSHZQUJTDIFO#PUTDIBGUJO8JFO .#ĚĖĥĒĜ 1SPCMFNTJOUIF"TTFTTNFOUPGUIF"CTPMVUF$ISPOPMPHZGPSUIF4FDPOEBOEɨJSE.JMMFOOJVN#$ ,BSMT6OJWFSTJUÊUJO1SBHJOEFS5TDIFDIJTDIFO"LBEFNJFEFS8JTTFOTDIBGUFOJO1SBH .#ĚĖĥĒĜ %FTEF"WBSJTB1JSBNFTTF-BQSFIJTUPSJBEFMB$JVEBEEF1JSBNFTTFEFBDVFSEPDPOMBTSFDJFOUFTFY DBWBDJPOFT,FZOPUFMFDUVSFEFT7PSMFTVOHT[ZLMVTx&M&HZQUP'BSBPOJDPFOTVQSPZFDDJØO.FEJUFSSÈOFB5SFT NJMMFOJPTEFIJTUPSJBj 6OJWFSTJEBE$PNQMVUFOTF $PSTPTEJ7FSBOP &M&TDPSJBM .#ĚĖĥĒĜ %JF;FJUNFTTVOHEFT"MUFSUVNToFJOTDIXJFSJHFS%JTLVST[XJTDIFOEFO(FJTUFTVOE/BUVSXJTTFO TDIBGUFO 1MFOBSWPSUSBH JO EFS +BISFTUBHVOH EFS ½TUFSSFJDIJTDIFO 1IZTJLBMJTDIFO (FTFMMTDIBGU JO ,SFNT .#ĚĖĥĒĜ ɨF/BUVSFPGUIF3FMBUJPOTIJQCFUXFFOUIF5VUINPTJEFTBOEUIF.JOPBO8PSMEɨF.FUSPQPMJ UBO.VTFVNPG"SU /FX:PSLVOEɨF*OTUJUVUFPG"FHFBO1SFIJTUPSZ IFMEBUUIF1FOOTZMWBOJB6OJWFSTJUZ .VTFVN 1IJMBEFMQIJB . #ĚĖĥĒĜ ,JOHTIJQ BU UIF 'SJOHFT 3FTFBSDI 4FNJOBS PO ,JOHTIJQ BOE 1PXFS BU UIF 1FOOTZMWBOJB 6OJWFSTJUZ .VTFVN 1IJMBEFMQIJB . #ĚĖĥĒĜ ,JOHTIJQ BU UIF 'SJOHFT 1VCMJD MFDUVSF BU UIF 1FOOTZMWBOJB 6OJWFSTJUZ .VTFVN 1IJMBEFMQIJB .#ĚĖĥĒĜ )PNNBHFË+FBO-FDMBOU-BVEBUJPBOMÊTTMJDIEFS&ISFOQSPNPUJPOWPO1SPGFTTPS%S+FBO-FDMBOU 4ÏDSFUBJSFQFSQFUVFMMFEFM"DBEÏNJFEFT*OTDSJQUJPOTFUEF#FMMFT-FUUSFT 6OJWFSTJUÊU8JFO .#ĚĖĥĒĜ %JF;FJUNFTTVOHEFT"MUFSUVNToFJOTDIXJFSJHFS%JTLVST[XJTDIFOEFO(FJTUFTVOE/BUVSXJTTFO TDIBGUFO(FTBNUTJU[VOHEFS½TUFSSFJDIJTDIFO"LBEFNJFEFS8JTTFOTDIBGUFO 8JFO .#ĚĖĥĒĜ 4FUUMFNFOU"SDIBFPMPHZJO&HZQU+BIS'FJFSEFT%FVUTDIFO"SDIÊPMPHJTDIFO*OTUJUVUFTJO,BJSP ,BJSP . #ĚĖĥĒĜ 8P JTU EFS 1BMBTU EFS )ZLTPT %JQMPNBUJTDIF "LBEFNJF JO8JFO GàS EFO7FSFJO EFS 'SFVOEF EFS "VTHSBCVOHFO$BSOVOUVN 8JFO *'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģ "1BMBDFPGUIF3VMJOHUI%ZOBTUZBU"WBSJT4PSCPOOF 1BSJT * 'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģ 3JUVBM "DUJWJUZ JO B )ZLTPT 1BMBDF &HZQUJBO 3PZBM *EFPMPHZ $POGFSFODF .D %POBME *OTUJUVUF $BNCSJEHF o *'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģo5)ĖģēĚĔę "QBMBDFPGUIF)ZLTPT,JOHTBU"WBSJTJOUIF&BTUFSO/JMF%FMUB&HZQU "SDIBFPMPHJDBM1SPTQFDUJPO /JUSB o
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BIBLIOGRAPHIE 2007 %JF#JCMJPHSBQIJFVNGBTTUEJFJN+BISFSTDIJFOFOFO1VCMJLBUJPOFOWPO*OTUJUVUTBOHFIÚSJHFOVOE1SPKFLUNJUBSCFJUFSJOOFOVOE NJUBSCFJUFSOTPXJF#FSJDIUFàCFS6OUFSTVDIVOHFO XFMDIFNJUmOBO[JFMMFS6OUFSTUàU[VOHEFT½"*TUBUUGBOEFO
Im Verlag des ÖAI erschienen .4ĖĪĖģ )STH
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In Zusammenarbeit mit dem Verlag des ÖAI erschienen .#ĚĖĥĒĜo/.ĒģĚğĒĥĠĤo$1ĒĝĪħĠĦ XJUIBDPOUSJCVUJPOPG"#ģĪĤēĒĖģĥ 5BVSFBEPS4DFOFTJO5FMMFM%BCAB "WBSJT BOE,OPTTPT ½"*,BJSP%FOLTDISJGUFOEFS(FTBNUBLBEFNJF 8JFO +ĒęģĖĤęĖėĥĖĕĖĤ½ĤĥĖģģĖĚĔęĚĤĔęĖğ"ģĔęŞĠĝĠĘĚĤĔęĖğ*ğĤĥĚĥĦĥĖĤĚğ8ĚĖğȀǾ ǻǹǹǿ (,ĝĖēĚğĕĖģ(ĒĦĤĤ %JF#SPO[FGVOEFBVTEFN"SUFNJTJPOWPO&QIFTPT 'J& 8JFO $-ĒğĘ"ĦĚğĘĖģo7.ĚĥĤĠġĠĦĝĠĤ-ĖĠğ %JF#BTJMJLBBN4UBBUTNBSLUJO&QIFTPT5FJM'VOEFEFSLMBTTJTDIFOCJTSÚNJTDIFO;FJU 'J& 8JFO "F0ęğĖĤĠģĘ %FS,SPJTPT5FNQFM/FVF'PSTDIVOHFO[VNBSDIBJTDIFO%JQUFSPTEFS"SUFNJT 'J& 8JFO ĘĪġĥĖğĦğĕ-ĖħĒğĥĖ*OUFSOBUJPOBMF;FJUTDISJGUGàSHZQUJTDIF"SDIÊPMPHJFVOEEFSFO/BDICBSHFCJFUF
Herausgegeben von Mitarbeiter(inne)n des ÖAI .#ĚĖĥĒĜo))ĦğĘĖģ )STH
$POUSJCVUJPOTUPUIF$ISPOPMPHZPGUIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBO7** 8JFO ' 'ĖĝĥĖğ o8(ĒĦĤĤ o 34ĞĖĥĒğĒ )STH
.JEEMF )FMMBEJD 1PUUFSZ BOE 4ZODISPOJTNT 1SPDFFEJOHT PG UIF *OUFSOBUJPOBM8PSLTIPQ IFMEBU4BM[CVSH 0DUPCFSTUo/PWFNCFSOE %FOLTDISJGUFOEFS(FTBNUBLBEFNJF 8JFO 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ )STH
#MVUVOE8FJO,FMUJTDISÚNJTDIF,VMUQSBLUJLFO 1SPUPIJTUPJSF&VSPQÏFOOF .POUBHOBD ',ģĚğīĚğĘĖģo"&ģĥĦċ )STH
&QIFTPT"SDIJUFDUVSF .POVNFOUT4DVMQUVSF *TUBOCVM 14ĔęĖģģĖģo('Ěĥīo.)ĒĚğīĞĒğğ )STH
3ÚNJTDIFT½TUFSSFJDI 8JFO
Bruckneudorf );ĒēĖęĝĚĔĜĪ 1BMBTUEFS.PTBJLFO "SDIÊPMPHJFJO%FVUTDIMBOE o );ĒēĖęĝĚĔĜĪ %JF7JMMBWPO#SVDLOFVEPSGJN)JOUFSMBOEWPO$BSOVOUVN7PN#PJFSGàSTUFOTJU[[VNLBJTFSMJDIFO1BMBTU7PSUSBHTCF SJDIU /BDISJDIUFOEFT7FSFJOTEFS'SFVOEF$BSOVOUVNT o
Burgstall bei St. Margarethen im Lavanttal (Kärnten) 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ %FS,VMUQMBU[EFT-BUPCJVT.BSPNPHJVTBVGEFN#VSHTUBMMCFJ4U.BSHBSFUIFOJN-BWBOUUBM JO(ÚUUFSXFM UFO5FNQFM 3JUFO 3FMJHJPOFO JO /PSJDVN ,BUBMPH [VS 4POEFSBVTTUFMMVOH l(ÚUUFSXFMUFOk JN -BOEFTNVTFVN ,ÊSOUFO ,MBHFOGVSU o 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ ,(8FJOCFSH '½
Carnuntum (Niederösterreich) 4 -ĒĕĤĥŞĥĥĖģ "GSJLBOJTDIF *NQPSUF JN -FHJPOTMBHFS WPO $BSOVOUVN VOE TFJOFN OÊISFO 6NGFME JO $(VHM o 3,BTUMFS )STH
-FHJPOTMBHFSWPO$BSOVOUVN"VTHSBCVOHFOo 3-½ 8JFO o 4-ĒĕĤĥŞĥĥĖģo34ĒĦĖģ 'SàINJUUFMBMUFSMJDIF,FSBNJLBVTEFN-FHJPOTMBHFSWPO$BSOVOUVN JO$(VHMo3,BTUMFS )STH
-FHJ POTMBHFSWPO$BSOVOUVN"VTHSBCVOHFOo 3-½ 8JFO o
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Flavia Solva (Steiermark) 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ ,VMUQSBLUJLFOBNOPSJTDISÚNJTDIFO,VMUQMBU['SBVFOCFSH ½TUFSSSFJDI
JO4(SPIo)4FEMNBZFS )STH
#MVUVOE8FJO,FMUJTDISÚNJTDIF,VMUQSBLUJLFO 1SPUPIJTUPJSF&VSPQÏFOOF .POUBHOBD o 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ 4QÊUFJTFO[FJUMJDIFVOEGSàISÚNJTDIF,VMUFBVGEFN'SBVFOCFSHCFJ-FJCOJU[ JO(ÚUUFSXFMUFO5FNQFM 3JUFO 3FMJHJPOFOJO/PSJDVN ,BUBMPH[VS4POEFSBVTTUFMMVOHl(ÚUUFSXFMUFOkJN-BOEFTNVTFVN,ÊSOUFO ,MBHFOGVSU o
Großpriel (Niederösterreich) 4(ģĠęo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ ,((SPQSJFMVOE.BU[MFJOTEPSG '½
Mautern an der Donau (Niederösterreich) 4(ģĠęo7-ĚğĕĚğĘĖģo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ ;VSMÊOEMJDIFOSÚNJTDIFO#FTJFEMVOHJN)JOUFSMBOEWPO.BVUFSO'BWJBOJTo.FUIPEJTDIF (SVOEMBHFOFJOFS6OUFSTVDIVOHHSPSÊVNJHFS4JFEMVOHTTUSVLUVSFOBN%POBVMJNFT "½ o
Obergralla (Steiermark) 4 (ģĠę o7-ĚğĕĚğĘĖģ o )4ĖĕĝĞĒĪĖģ 'PSTDIVOHFO [VS SÚNJTDIFO7JMMFOMBOETDIBGU JN5FSSJUPSJVN WPO 'MBWJB 4PMWB %JF7JMMB 3VTUJDBWPO0CFSHSBMMB 4DI4U o 4(ģĠęo7-ĚğĕĚğĘĖģo)4ĖĕĝĞĒĪĖģ (FPQIZTJLBMJTDIF.FTTVOHFOVOEBSDIÊPMPHJTDIFS4VSWFZJOEFSSÚNJTDIFO7JMMBWPO0CFS HSBMMBCFJ-FJCOJU[ 4QSFDIFOEF4UFJOF .JUUFJMVOHFOEFT"SDIÊPMPHJTDIFO7FSFJOFT'MBWJB4PMWB o
Tell el-Dab’a (Ägypten) . #ĚĖĥĒĜ #SPO[F "HF 1BJOUJOHT JO UIF -FWBOU $ISPOPMPHJDBM BOE $VMUVSBM $POTJEFSBUJPOT JO .#JFUBL o &$[FSOZ )STH
ɨF 4ZODISPOJTBUJPOPG$JWJMJTBUJPOTJOUIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBOJOUIF4FDPOE.JMMFOOJVN#$ ***1SPDFFEJOHTPGUIF4$*&. &VSP$POGFSFODF 7JFOOB OEPG.BZoUIPG.BZ JO.#JFUBLo))VOHFS )STH
$POUSJCVUJPOTUPUIF$ISPOPMPHZPG UIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBO7** 8JFO o .#ĚĖĥĒĜo')ŰėĝĞĒĪĖģ )JHI$ISPOPMPHZBOE-PX$ISPOPMPHZ JO.#JFUBLo&$[FSOZ )STH
ɨF4ZODISPOJTBUJPOPG$JWJMJTB UJPOTJOUIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBOJOUIF4FDPOE.JMMFOOJVN#$ ***1SPDFFEJOHTPGUIF4$*&.&VSP$POGFSFODF 7JFOOB OEPG.BZoUIPG.BZ JO.#JFUBLo))VOHFS )STH
$POUSJCVUJPOTUPUIF$ISPOPMPHZPGUIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBO 7** 8JFO o * 'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģ o .#ĚĖĥĒĜ &JO SJUVFMMFT .BIM VOE EJF "VGHBCF FJOFT 1BMBTUFT JO 'FTUTDISJGU )FSCFSU )VOHFS 8JFO o *'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģo.#ĚĖĥĒĜ "VTHSBCVOHFJOFT1BMBTUCF[JSLFTEFS5VUINPTJEFO[FJUCFJ&[CFU)FMNJ5FMMFM%BCB7PSCFSJDIUGàS EBT'SàIKBIS "FH-FW o *'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģo.#ĚĖĥĒĜ ɨF$PMPOJ[BUJPO6SCBOJ[BUJPOPGUIF5FMM"SFB"**BU5FMMFM%BCBBOEJUTDISPOPMPHJDBMJNQMJDB UJPOT JOOE&VSP$POGFSFODFPG4$*&. 8JFO .BJo+VOJ "FH-FW o *'ĠģĤĥğĖģ.ŶĝĝĖģVB (FPQIZTJDBM4VSWFZBU5FMMFM%BCB "FH-FW o
Ephesos (Türkei) . "ĦģĖğęĒĞĞĖģ 4DVMQUVSF JO ',SJO[JOHFS o "&SUVğ )STH
&QIFTPT "SDIJUFDUVSF .POVNFOUT 4DVMQUVSF *TUBOCVM o +"ĦĚğĘĖģo&3ĒĥęĞĒĪģ ;VSTQÊUBOUJLFO4UBUVFOBVTTUBUUVOHEFSɨFSNFOVOE/ZNQIÊFOJO&QIFTPT JO'"#BVFSo$I8JUTDIFM )STH
4UBUVFOJOEFS4QÊUBOUJLF 4QÊUBOUJLFo'SàIFT$ISJTUFOUVNo#Z[BO[,VOTUJNFSTUFO+BISUBVTFOE 8JFTCBEFO o "#ĒĞĞĖģo6.ĦĤĤ &JOGSàIFT2VFMMIFJMJHUVNBVGEFN"ZBTPMVL)àHFMJO4FMDVL "OBUPMJB"OUJRVB o 4(ģĠę /FVF'PSTDIVOHFO[VS4UBEUQMBOVOHJO&QIFTPT ½+I o . ,ĖģĤĔęğĖģ %BT ,FSBNJLCJME WPO &QIFTPT JN VOE +IW $IS NJU FJOFN #FJUSBH WPO ).PNNTFO VOE "4DIXFEU JO +$PCFUo7W(SBFWFo8%/JFNFJFSo,;JNNFSNBOO )STH
'SàIFT*POJFO&JOF#FTUBOETBVGOBINF 1BOJPOJPO4ZNQPTJPO (à[FMÎBNM4FQUFNCFSo0LUPCFS .JM'PSTDI .BJO[ o . ,ĖģĤĔęğĖģ )JTUPSZ BOE UIF 4JUF JO ',SJO[JOHFS o "&SUVğ )STH
&QIFTPT "SDIJUFDUVSF .POVNFOUT 4DVMQUVSF *TUBOCVM o HFNFJOTBNNJU4-BETUÊUUFSVOE"1àM[ .,ĖģĤĔęğĖģ $VMUBOE3FMJHJPO JO',SJO[JOHFSo"&SUVğ )STH
&QIFTPT"SDIJUFDUVSF .POVNFOUT4DVMQUVSF *TUBOCVM o HFNFJOTBNNJU4-BETUÊUUFSVOE"1àM[ ',ģĚğīĚğĘĖģ &QIFTPT ,45 o
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JA H R ESBER ICHT 2007
DES
Ö ST ER R EICH ISCH EN A RCH ÄOLOGISCH EN I NST IT U TS
4 -ĒĕĤĥŞĥĥĖģ .PEF PEFS QPMJUJTDIFT .BOJGFTU ÃCFSMFHVOHFO [VS ÃCFSOBINF SÚNJTDIFO 'PSNFOHVUT JO EFS GSàILBJTFS[FJUMJDIFO ,F SBNJL WPO &QIFTPT JO ..FZFS )STH
/FVF ;FJUFO o /FVF 4JUUFO ;V 3F[FQUJPO VOE *OUFHSBUJPO SÚNJTDIFO VOE JUBMJTDIFO ,VMUVSHVUTJO,MFJOBTJFO 8'PSTDI 8JFO o 4-ĒĕĤĥŞĥĥĖģ )JTUPSZBOEUIF4JUF$VMUBOE3FMJHJPOɨF5FSSBDF)PVTFT&YDBWBUJPO)JTUPSZ JO ',SJO[JOHFSo"&SUVğ )STH
&QIFTPT"SDIJUFDUVSF .POVNFOUT4DVMQUVSF *TUBOCVM 4-ĒĕĤĥŞĥĥĖģo"1Ŷĝī ɨFUSBOTGPSNBUJPOPG&QIFTPTGSPNUIFSEUPUIFUIDFOUVSZ JO"1PVMUFS )STH
ɨFUSBOTJUJPOUP-BUF "OUJRVJUZ0OUIF%BOVCFBOE#FZPOE 0YGPSE $-ĒğĘ"ĦĚğĘĖģo7.ĚĥĤĠġĠĦĝĠĤ-ĖĠğ %JF#BTJMJLBBN4UBBUTNBSLUJO&QIFTPT5FJM'VOEFEFSLMBTTJTDIFOCJTSÚNJTDIFO;FJU 'J& 8JFO 6.ĦĤĤ "NCFSGSPNUIF"SUFNJTJPOBU&QIFTVTJOUIF.VTFVNTPG TUBOCVMBOE4FMDVL&QIFTVT "45 o 6 .ĦĤĤ o #1ĦĝĤĚğĘĖģ 1FSMFO VOE "OIÊOHFS BVT EFN "SUFNJTJPO WPO &QIFTPT (MBT VOE TPH (MBTQBTUF JO #,BSBTV o /"Z )STH
4&3&4*76MVşMBMBSBT,BUMNMJ4FSBNL ±BN &NBZF 4JSWF#PZB4FNJOFSJ o,BTN &TLJ şFIJS o "0ęğĖĤĠģĘ %FS,SPJTPT5FNQFM/FVF'PSTDIVOHFO[VNBSDIBJTDIFO%JQUFSPTEFS"SUFNJT 'J& 8JFO " .1Ŷĝī o ##ŶęĝĖģ %JF (PMEBQQMJLFO BVT EFN "SUFNJTJPO WPO &QIFTPT 4UVEJFO [VS5ZQPMPHJF VOE5FDIOJL ½+I o &3ĒĥęĞĒĪģ .ÚCFMVOE&JOSJDIUVOHTHFHFOTUÊOEFBVTEFN)BOHIBVTWPO&QIFTPT 'PSVN"SDIBFPMPHJBF*9 IUUQGBSDI OFU 14ĔęĖģģĖģ %FSDPOWFOUVTDJWJVN3PNBOPSVNVOELBJTFSMJDIF'SFJHFMBTTFOFBMT#BVIFSSFOJO&QIFTPTJOBVHVTUFJTDIFS;FJU JO..FZ FS )STH
/FVF;FJUFOo/FVF4JUUFO;V3F[FQUJPOVOE*OUFHSBUJPOSÚNJTDIFOVOEJUBMJTDIFO,VMUVSHVUTJO,MFJOBTJFO 8'PSTDI 8JFO o " 4ĠĜĠĝĚĔĖĜ o +"ĦĚğĘĖģ &JO TQÊUIFMMFOJTUJTDIFT (SBCSFMJFG BVT EFS /FLSPQPMF BN 0TUBCIBOH EFT 1BOBZS %Bğ ½+I o .4ĥĖĤĜĒĝ (SJFDIJTDIF(ZNOBTJFOVOESÚNJTDIFɨFSNFO3F[FQUJPOSÚNJTDIFS-FCFOTBSUJNHSJFDIJTDIFO0TUFOEBSHFTUFMMUBN#FJ TQJFMEFSFQIFTJTDIFO#BE(ZNOBTJVN,PNQMFYF JO..FZFS )STH
/FVF;FJUFOo/FVF4JUUFO;V3F[FQUJPOVOE*OUFHSBUJPO SÚNJTDIFOVOEJUBMJTDIFO,VMUVSHVUTJO,MFJOBTJFO"LUFOEFT*OUFSOBUJPOBMFO,PMMPRVJVNTJO8JFO 8'PSTDI 8JFO o (8ĚġĝĚğĘĖģ $VSB"RVBSVNJO&QIFTVT JOJMHJ TVNNFS o
Limyra (Türkei) 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģ &YDBWBUJPOTBU-JNZSB "OBEPMV"LEFOJ[J"SLFPMPKJ)BCFSMFSJ o 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģ 4VSWFZTJO"OESJBLF "OBEPMV"LEFOJ[J"SLFPMPKJ)BCFSMFSJ o 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģ %JFOBDIBOUJLFO4UBEUNBVFSOJN#FSFJDIEFT1UPMFNBJPOWPO-JNZSB JO.4FZFS )STH
4UVEJFOJO-ZLJFO &SHI½+I 8JFO o 5 .ĒģĜĤĥĖĚğĖģ o ",ĠğĖĔğĪ ;VS #FCBVVOHTHFTDIJDIUF EFT "SFBMT IJOUFS EFS LMBTTJTDIFO 4UBEUNBVFS JN #FSFJDI EFS8FTUTUBEU WPO -JNZSB JO.4FZFS )STH
4UVEJFOJO-ZLJFO &SHI½+I 8JFO o 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģo",ĠğĖĔğĪ #FSJDIUEFS(SBCVOHTLBNQBHOFJO-JNZSB ,45 o 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģo.8ŰģģĝĖ &JOF"MUBSXBOHFBVT-JNZSB JO$BMCJT'FTUTDISJGU#BLJ½HàO o 5.ĒģĜĤĥĖĚğĖģo#4ĥĒģĜo.8ŰģģĝĖo#:ĖğĖģ.ĒģĜĤĥĖĚğĖģ %FS:BMBL#BşBVGEFN#POEB5FQFTJJO0TUMZLJFO&JOFEÚSnJDIF 4JFEMVOHVOEFJOMÊOEMJDIFS,VMUQMBU[JN6NMBOEWPO-JNZSB $IJSPO o .4ĖĪĖģ $PSQVTEFSMZLJTDIFO4QSBDIEFOLNÊMFS 3" o .4ĖĪĖģ -JLÎF:B[UM"OUMBSO1SPKFTJ "SLFP"UMBT o .4ĖĪĖģ ɨF-ZDJBO*OTDSJCFE.POVNFOUT1SPKFDU4PNFɨPVHIUT$PODFSOJOHUIF4FBTPO /FXTPG"SDIBFPMPHZGSPN"OBUPMJBT .FEJUFSSBOFBO"SFBT o .4ĖĪĖģo-,ĠĘĝĖģ &JOOFVFOUEFDLUFT'FMTHSBCNJUMZLJTDIFS*OTDISJGUJO1JOBSB JO.4FZFS )STH
4UVEJFOJO-ZLJFO &SHI½+I 8JFO o . 4ĖĪĖģ o -,ĠĘĝĖģ 'FMTHSBC VOE 4BSLPQIBH o #FPCBDIUVOHFO [V %PQQFMHSBCBOMBHFO JO -ZLJFO JO .4FZFS )STH
4UVEJFO JO -ZLJFO &SHI½+I 8JFO o
Lousoi (Griechenland) 7 .ĚĥĤĠġĠĦĝĠĤ-ĖĠğ ;V ,OBCFO VOE .ÊEDIFO JO "SUFNJTIFJMJHUàNFSO %JF "VTTBHFO EFS 2VFMMFO VOE7PUJWF JO &4JNBOUPOJ #PVSOJBVB )STH
ƕƥƭƥƨƦƚƖƩƜƚ'FTUTDISJGU7BTJMJ,-BNCSJOPVEBLJ "UIFO o 7.ĚĥĤĠġĠĦĝĠĤ-ĖĠğ ƉƢƤƠƦƨƘƫƬƢƪƨƢƣƘƞƪƬƱƦƅƨƭƫƶƦCH!*CEIOF;M"LMAƉƘƦƨƦƢƫƬƨƩƶŻƩƣƚƝƢƣƕƨƢƦƨƤƨƜƗƥƚƬƚ"UIFO o $4ĔęĒĦĖģ &JOF(MBTTDIBMFGàS"SUFNJT/FVF&WJEFO[[VS7FSCSFJUVOHWPOLMBTTJTDIFN-VYVTHMBTJO(SJFDIFOMBOE JO&$ISJTUPGV B )STH
1PUOJBɨFSPO'FTUTDISJGU(FSEB4DIXBS[ 7*,"(SB[ 8JFO o
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Varia ' 'ĖĝĥĖğ o $3ĖĚğęĠĝĕĥ o &1ĠĝĝęĒĞĞĖģ o8(ĒĦĤĤ o 44ĞĖĥĒğĒ HJOB,PMPOOB 7PSCFSJDIU àCFS EJF (SBCVOHFO EFT 'BDICFSFJDIT "MUFSUVNTXJTTFOTDIBGUFO,MBTTJTDIF VOE 'SàIÊHÊJTDIF "SDIÊPMPHJF EFS 6OJWFSTJUÊU 4BM[CVSH *OTUJUVUT GàS ,MBTTJTDIF "SDIÊPMPHJFEFS6OJWFSTJUÊU4BM[CVSH ½+I o 8(ĒĦĤĤ HJOB,PMPOOBJOGSàINZLFOJTDIFS;FJU JO&"MSBN4UFSOo(/JHIUJOHBMF )STH
,FJNFMJPO&MJUFOCJMEVOHVOEFMJUÊSFS ,POTVNWPOEFSNZLFOJTDIFO1BMBTU[FJUCJT[VSIPNFSJTDIFO&QPDIF"LUFOEFTJOUFSOBUJPOBMFO,POHSFTTFTWPNo'FCSVBS ½TUFSSFJDIJTDIF"LBEFNJFEFS8JTTFOTDIBGUFO %FOLTDIS8JFO 8JFO o 8(ĒĦĤĤ 1SÊIJTUPSJTDIFO'VOEFWPN(JQGFMEFT0SPTBVGHJOB JO'-BOHo$3FJOIPMEUo+8FJMIBSUOFS )STH
4UFQIBOPT"SJTUFJPT "SDIÊPMPHJTDIF'PSTDIVOHFO[XJTDIFO/JMVOE*TUSPT'FTUTDISJGU4UFGBO)JMMFS 8JFO o 8(ĒĦĤĤ /FPMJUIJDUISPVHI.JEEMF)FMMBEJD1PUUFSZ JO+,1BQBEPQPVMPT )STH
ɨF"SUPG"OUJRVJUZ1JFUEF+POHBOEUIF"UIF OJBO"HPSB 1SJODFUPO o 8(ĒĦĤĤo34ĞĖĥĒğĒ "FHJOB,PMPOOBɨF4USBUJHSBQIJDTFRVFODFPGUIF4$*&.QSPKFDU JO''FMUFOo8(BVo34NFUBOB )STH
.JEEMF)FMMBEJD1PUUFSZBOE4ZODISPOJTNT1SPDFFEJOHTPGUIF*OUFSOBUJPOBM8PSLTIPQIFMEBU4BM[CVSH 0DUPCFS TUo/P WFNCFSOE %FOLTDISJGUFOEFS(FTBNUBLBEFNJF 8JFO o 8 (ĒĦĤĤ o 34ĞĖĥĒğĒ &BSMZ BOE .JEEMF #SPO[F "HF 4USBUJHSBQIZ BOE 1PUUFSZ GSPN "FHJOB ,PMPOOB JO .#JFUBL o &$[FSOZ )STH
ɨF 4ZODISPOJTBUJPO PG $JWJMJTBUJPOT JO UIF &BTUFSO .FEJUFSSBOFBO JO UIF 4FDPOE .JMMFOOJVN #$ *** 1SPDFFEJOHT PG UIF 4$*&. &VSP $POGFSFODF 7JFOOB OE PG .BZ o UI PG .BZ JO .#JFUBL o ))VOHFS )STH
$POUSJCVUJPOTUP UIF $ISPOPMPHZPGUIF&BTUFSO.FEJUFSSBOFBO7** 8JFO o #)ĠģĖěĤ %JFTQÊUCSPO[F[FJUMJDIFIBOEHFNBDIUF,FSBNJLEFS4DIJDIUFOCJT JO#)ÊOTFM )STH
%BT1SÊIJTUPSJTDIF0MZOUI*** "VTHSBCVOHFOJOEFS5PVNCB"HJPT.BNBTo 1SÊIJTUPSJTDIF"SDIÊPMPHJFJO4àEPTUFVSPQB 3BIEFO8FTUGBMFO #)ĠģĖěĤ ±VLVSJÎJ)ÚZàL"/FX&YDBWBUJPO1SPKFDUJOUIF&BTUFSO"FHFBO IUUQXXXBFHFPCBMLBOQSFIJTUPSZOFU*4#/ #)ĠģĖěĤ .BDFEPOJBNFEJBUPSPSCVĊFS[POFCFUXFFODVMUVSBMTQIFSFT JO*(BMBOBLJo)5PNBTo3-BċOFVS )STH
#FUXFFO UIF"FHFBOBOE#BMUJD4FBT1SPDFFEJOHTPGUIF*OUFSOBUJPOBM$POGFSFODF#SPO[FBOE&BSMZ*SPO"HF*OUFSDPOOFDUJPOTBOE$POUFN QPSBSZ %FWFMPQNFOUT CFUXFFO UIF "FHFBO BOE UIF 3FHJPOT PG UIF #BMLBO 1FOJOTVMB $FOUSBM BOE /PSUIFSO &VSPQF 6OJWFSTJUZ PG ;BHSFC o"QSJM &VQFO o #)ĠģĖěĤ ɨF5SBOTJUJPOGSPN.JEEMFUP-BUF#SPO[F"HFJO$FOUSBM.BDFEPOJBBOEJUT4ZODISPOJTNXJUIUIFl)FMMBEJD8PSMEk JO ''FMUFOo8(BVo34NFUBOB )STH
.JEEMF)FMMBEJD1PUUFSZBOE4ZODISPOJTNT1SPDFFEJOHTPGUIF*OUFSOBUJPOBM8PSLTIPQ IFMEBU4BM[CVSH 0DUPCFSTUo/PWFNCFSOE %FOLTDISJGUFOEFS(FTBNUBLBEFNJF 8JFO o #)ĠģĖěĤ ɨF1IFOPNFOPOPG.BUUQBJOUFE1PUUFSZJOUIF/PSUIFSO"FHFBO*OUSPEVDUJPO 0WFSWJFXBOEɨFPSJFT XXXBFHFPCBMLBO QSFIJTUPSZOFU*4#/ . ,ĖģĤĔęğĖģ ;VN #FHJOO VOE [V EFO 1IBTFO EFS HSJFDIJTDIFO ,PMPOJTBUJPO BN 4DIXBS[FO .FFS %JF &WJEFO[ EFS PTUHSJFDIJTDIFO ,FSBNJL &VS"OU o .,ĖģĤĔęğĖģ ;VS)FSLVOGUTCFTUJNNVOHBSDIBJTDIFSPTUHSJFDIJTDIFS,FSBNJLEJF'VOEFBVT#FSF[BOJN"LBEFNJTDIFO,VOTUNVTFVN EFS6OJWFSTJUÊU#POOVOEJN3PCFSUJOVNEFS6OJWFSTJUÊU)BMMF8JUUFOCFSH *TU.JUU o .,ĖģĤĔęğĖģo).ĠĞĞĤĖğo31ĠĤĒĞĖğĥĚģ 1SPWFOBODFEFUFSNJOBUJPOPGQPUUFSZTBNQMFTGSPN#FSF[BOCZOFVUSPOBDUJWBUJPO BOBMZTJT *TU.JUU o .,ĖģĤĔęğĖģo64ĔęĝĠĥīęĒĦĖģ &JOOFVFT,MBTTJmLBUJPOTTZTUFNEFSPTUHSJFDIJTDIFO,FSBNJL JO+$PCFUo7W(SBFWFo8% /JFNFJFSo,;JNNFSNBOO )STH
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