Jahrbuch Entrepreneurship 2005 06: Grundungsforschung und Grundungsmanagement

Jahrbuch Entrepreneurship 2005/06

Ann-Kristin Achleitner Heinz Klandt ´ Lambert T. Koch Kai-Ingo Voigt Herausgeber

jahrbuch Entrepreneurship 2005/06 Grçndungsforschung und Grçndungsmanagement Mit 44 Abbildungen und 92 Tabellen

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Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner KfW-Stiftungslehrstuhl fçr Entrepreneurial Finance Technische Universitåt Mçnchen Arcisstraûe 21, 80333 Mçnchen Prof. Dr. Heinz Klandt KfW-Stiftungslehrstuhl fçr Entrepreneurship European Business School (ebs) International University Schloss Reichartshausen 65375 Oestrich-Winkel Prof. Dr. Lambert T. Koch Lehrstuhl fçr Wirtschaftswissenschaft, insbes. Unternehmensgrçndung und Wirtschaftsentwicklung Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Bergische Universitåt Wuppertal Gauûstraûe 20, 42119 Wuppertal Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt Lehrstuhl fçr Industriebetriebslehre Studienbereich Unternehmensgrçndung und Entrepreneurship Friedrich-Alexander-Universitåt Erlangen-Nçrnberg Lange Gasse 20, 90403 Nçrnberg

ISBN-10 ISBN-13

3-540-28360-9 Springer Berlin Heidelberg New York 978-3-540-28360-7 Springer Berlin Heidelberg New York

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42/3153-5 4 3 2 1 0 ± Gedruckt auf såurefreiem Papier

Einleitung

Das „Jahrbuch Entrepreneurship“ erscheint, bestärkt durch das positive Echo der ersten beiden Jahrbücher, nunmehr zum dritten Mal. Die Intention des Jahrbuchs ist weiter unverändert – sieht es sich doch nicht nur der Förderung des akademischen Faches „Entrepreneurship“, sondern auch der Initiierung und Professionalisierung von Entrepreneurship-Aktivitäten in Deutschland verpflichtet. Dass hier Handlungsbedarf besteht, unterstreicht z.B. die Tatsache, dass nur 3,4 % der Erwachsenen in Deutschland Mitte 2004 versucht haben, ein Unternehmen zu gründen – ein im internationalen Vergleich eher niedriger Wert (vgl. GEM-Studie 2004, S. 6). Getragen von dem Gedanken, Entrepreneurship in Theorie und Praxis anzuregen und zu unterstützen, haben wir folgende Themenschwerpunkte für das diesjährige Jahrbuch gewählt: Zunächst sind gründungsspezifische Schlüsselkompetenzen Gegenstand der Betrachtung, indem neben der weltweiten Entwicklung der Entrepreneurship-Forschung die Managementkompetenz von jungen Unternehmen sowie die Möglichkeiten der Vermittlung von Entrepreneurship betrachtet werden. Im zweiten Abschnitt wird die Unternehmensentwicklung im Zeitablauf näher betrachtet, und zwar unter Berücksichtigung der Managementunterstützung von Venture Capital Gesellschaften sowie des Potentials regionaler Gründungsförderung. Perspektiven des Gründungsgeschehens sind das Thema des dritten Teils. Hier werden neben Netzwerken im Gründungskontext auch know-how-intensive Unternehmen sowie Erfolgschancen von so genannten „Restartern“ thematisiert. Was unterscheidet Unternehmer von Nicht-Unternehmern? Wie steht es um die Gründungsneigung von Studierenden? Gibt es kulturelle Unterschiede beim Entscheidungs- und Risikoverhalten von Gründern? Welche Rahmenbedingungen sind für Spezialisierungsvorteile von Venture Capital-Unternehmen relevant? Unterscheiden sich Gründungen in osteuropäischen Ländern fundamental von traditionellen Märkten wie z.B. Österreich? Diese Fragen mit internationalem Bezug werden im vierten Kapitel behandelt.

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Einleitung

Das fünfte und letzte Kapitel wirft ein neues Licht auf eine Frage, die schon seit mehr als drei Jahrzehnten zu den „Klassikern“ der Gründungsforschung zählt: Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Unternehmensgründungen? Sind Frauen die besseren oder eben nur „andere“ Unternehmer? Alle Beiträge dieses Jahrbuchs basieren auf Vorträgen, die anlässlich des G-Forums 2004, der wissenschaftlichen Jahreskonferenz des Förderkreises für Gründungsforschung e.V. (FGF) für den deutschsprachigen Raum, gehalten worden sind. Die Herausgeber danken neben den zahlreichen Autoren des Jahrbuchs vor allem der KfW Mittelstandsbank, durch deren außergewöhnliches Engagement ein weiterer Band dieser Jahrbuchreihe erst möglich wurde. Auch Herrn Dipl.-Ök. Ulrich Knaup sei an dieser Stelle für seine hervorragende organisatorische Unterstützung dieses Projekts herzlich gedankt. Die Herausgeber wünschen allen Leserinnen und Lesern eine anregende und spannende Lektüre! Im August 2005 Prof. Dr. Ann-Kristin Achleitner Prof. Dr. Lambert T. Koch

Prof. Dr. Heinz Klandt Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt

Geleitwort I

Als Schirmherr des Förderkreises Gründungsforschung (FGF) und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung freue ich mich besonders, dass die Jahreskonferenz des FGF in diesem Jahr in Stuttgart stattfand. Stuttgart bietet viel, die tun was. Gerade auch für junge Existenzgründer. Große Namen verpflichten. Denn Stuttgart ist eng verbunden mit den Namen Gottlieb Daimler, Carl Benz, Robert Bosch und Ferdinand Porsche. Namen der Automobilgeschichte, Unternehmenstypen, die dem Thema Gründerkultur heute noch frischen Schwung verleihen können. Die Erkenntnis, dass eine Volkswirtschaft wie Deutschland neuen Gründergeist braucht, setzt sich erfreulicherweise allmählich durch. Das ist auch ein Verdienst der Gründungsforschung und -lehre, deren Vertreterinnen und Vertreter sich heute hier unter dem Dach des G-Forums 2004 versammelt haben. Gründungsforschung und -lehre in Deutschland, wo stehen wir und wo wollen wir hin? 1997 wurde der erste Lehrstuhl für Entrepreneuship an der European Business School in Oestrich-Winkel eingerichtet. Heute können wir in Deutschland 56 Gründerlehrstühle vorweisen, davon 24 an Unversitäten, 32 an Fachhochschulen. Die „arbeitenden Gründungsprofessuren“ mit 20 Neubesetzungen in zwei Jahren (2002–2004) machen Mut. Wir sind auf einem richtigen Weg und haben international aufgeholt. Aber auch in anderen Ländern ist die Zeit nicht stehen geblieben. Dass es mittlerweile in Malaysia einen „Minister for entrepreneur development“ gibt, sollte aufhorchen lassen. Die internationale Entwicklung im Bereich „Entrepreneurship“ geht weiter – sie sollte aber nicht an uns vorbei gehen. Noch vor ein paar Jahren erlebten wir in Deutschland wie „spannend“ die Gründung eines eigenen Unternehmens sein kann. Die täglichen Berichte von erfolgreichen Börsengängen junger Unternehmen, insbesondere aus dem IT-Bereich, die sofort euphorische Kursbewertungen erhielten, sorgten für eine richtige Aufbruchstimmung unter Jungakademikern. Mit dem Crash am Neuen Markt ging jedoch auch so mancher studentische Traum vom eigenen Unternehmen und „schnellem Geld verdienen“ unter.

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Geleitwort I

Der Einbruch der New Economy hat sich indes nicht negativ auf das Gründungsklima in den Hochschulen ausgewirkt: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass unter Erstsemestlern der Gedanke an eine unternehmerische Tätigkeit nach wie vor stark ausgeprägt ist (nur vielleicht jetzt mit etwas mehr Realismus gepaart). Jeder zweite von ihnen will sich selbständig machen. Und das ist gut so, denn: Existenzgründungen schaffen Wachstum und Arbeitsplätze, Existenzgründer stehen für Aufbruch und Erneuerung und erzeugen darüber hinaus ein positives Klima, das stimulierend in die Gesellschaft hineinwirkt. Was wir jetzt brauchen sind Anstrengungen im Hochschulsektor, die der Gründung neuer Unternehmen Vorschub leisten und dafür Sorge tragen, dass sich der Wunsch nach Selbständigkeit auch während des Studiums erhält und festigt. Hochschulen sind ein ganz wesentlicher Ort, um für die Zukunft auszubilden. Hier wachsen die Unternehmer und Manager von morgen heran: die Führungskräfte für Industrie, den Dienstleistungssektor und die Verwaltung, aber eben auch die Pioniere und Entrepreneure, die Unternehmen gründen oder übernehmen – mit innovativen Ideen, Schwung und Tatkraft. Darüber hinaus sind Gründungen gut für die Imagepflege einer Hochschule. Jedes gegründete Unternehmen ist ein Werbeträger für die Qualität der Hochschule, ein potentieller Drittmittelgeber mit Berufsperspektiven für künftige Absolventen. Die Gründung von Unternehmen durch Wissenschaftler – vielleicht unterstützt durch einen Manager und zusammen mit Forscherkollegen – macht die unmittelbare Umwandlung von Forschungsergebnissen in Arbeitsplätze und damit in zusätzliche Wertschöpfung möglich. Gerade derartige „Verwertungs-Spinoffs“ sind von großer Bedeutung für den Strukturwandel. Um den Anteil solcher Gründungen zu erhöhen, bedarf es weiterer Regelungen, die den personellen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erleichtern. Denn noch scheuen viele Wissenschaftler den Schritt in die Selbständigkeit. Gründungen aus den Hochschulen heraus haben trotz aller noch vorhandenen Probleme zugenommen. Es ist ein ermutigendes Signal, dass Hochschulabsolventen unter den Selbständigen auf dem Vormarsch sind. Allerdings wird in der Hochschulausbildung nach wie vor zu wenig Augenmerk auf das Thema Selbständigkeit gelegt. Einer Befragung des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn unter Hochschullehrern zufolge gingen in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt nur zwei Gründungen pro Jahr aus jeder Hochschule hervor und selbst in den besonders geförderten EXIST-Regionen waren dies nur 6 bis 7 Gründungen pro Jahr und Hochschule. Sicherlich sind nicht alle Gründungen durch Studierende oder Absolventen bekannt. Die Zahl läßt aber erahnen, wie weit die deutschen Hochschulen noch von den Spitzenreitern im Existenzgründungsgeschehen in den USA entfernt sind.

Geleitwort I

IX

Das MIT in Massachussetts verzeichnet bspw. 150 Gründungen pro Jahr, die Stanford University in Kalifornien 90. Daher ist es wichtig, die Studenten noch während der Hochschulzeit verstärkt an das Thema Gründung heranzuführen. Ich wünsche mir an den Hochschulen ein Gründungsmilieu, in dem Lehrende und Hochschulleitungen zu „Gründungsmotoren“ werden. So könnte das Thema Selbständigkeit Eingang in alle Fachbereiche an deutschen Hochschulen finden. In allen Fachrichtungen bietet sich nämlich die Möglichkeit einer selbständigen Tätigkeit, und das sollte Studierenden aller Fakultäten auch aufgezeigt werden. Darüber hinaus müssen die Gründungsinhalte sehr viel stärker in den Lehrangeboten und Studienordnungen verankert werden. Es gilt Brücken zu schlagen zwischen den Fakultäten und zwischen den Lehrstühlen. Die Gründungsprofessoren – meist an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten – müssen aktiv auf die angehenden Naturwissenschaftler und Ingenieure zugehen. Und die dortigen Fakultäten müssen ihre Studenten auf die Angebote an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten hinweisen. Bemerkenswert finde ich auch, dass die meisten Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter sich dem Thema Existenzgründungen dann besonders aktiv widmen, wenn sie einmal außerhalb der Hochschule in einer anderen Funktion tätig waren oder selbst über eigene Gründungserfahrung verfügen – also selbständig waren bzw. neben der akademischen Tätigkeit noch selbständig sind. Die Voraussetzung einer hauptberuflichen Tätigkeit außerhalb der Uni erfüllen aber nur rund ein Drittel aller Universitätsprofessoren, unmittelbar in eine Gründung sind ein knappes Drittel einbezogen. Anders dagegen die Verhältnisse bei den Fachhochschulprofessoren: Hier haben über 88 % Berufswissen außerhalb des Lehrbetriebs und über 50 % Gründungserfahrung. Diese Zahlen brauche ich gar nicht weiter zu kommentieren! „Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen!“ Dieses Zitat von Benjamin Franklin – Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung – hat gerade auch heute Bestand. Bei den öffentlichen Finanzen in Deutschland muss – leider fast überall – gespart werden. Nur nicht im Bildungsbereich, denn 2005 sollen die Bildungsausgaben gegenüber 1998 um rd. 35 % angehoben werden. Im Tertiärbereich werden in Deutschland je Schüler und Studierenden an Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten 41 % des BIP pro Kopf aufgewendet. Im OECD-Durchschnitt beträgt dieser Wert 42 %. Das gibt den Existenzgründerlehrstühlen in Deutschland jedoch noch keine Planungssicherheit. Ich weiß, dass viele Professuren nur über eine gewisse Anschubfinanzierung verfügen. Die Fortführung im regulären Etat der Hochschulen ist oftmals nicht geklärt. Deshalb sind Sie auch weiterhin auf Sponsoren angewiesen. Hier

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Geleitwort I

sind alle Beteiligten – Wissenschaft, Politik, Wirtschaft – gefordert, in ihrem Engagement nicht nachzulassen. Die gemeinsame Initiative von BMWA und der heutigen KfW-Mittelstandsbank war seinerzeit (1998) sinnvoll und notwendig und kam zum richtigen Zeitpunkt. Nach dieser „Initialzündung“ sind wir ja auch ein gutes Stück vorangekommen. Ich möchte an dieser Stelle an alle Beteiligten appellieren, ihr Engagement auch zukünftig aufrecht zu erhalten oder gar zu verstärken! Als Mittelstandsbeauftragter setze ich mich dafür ein, dass die langfristige und nachhaltige Verbesserung der Gründungsdynamik in Deutschland zunehmend als Aufgabe des Bildungssystems begriffen wird. Dabei spielen die Hochschulen für mich eine zentrale Rolle, und zwar sowohl was die allgemeine Befähigung zu selbständigem Handeln, als auch die spezifische Befähigung zur unternehmerischen Selbständigkeit angeht. Seien Sie versichert, dass ich auch in Zukunft neue Aktivitäten und Ideen zur Gründungsförderung mit großem Interesse verfolgen werde. Eine abschließende Botschaft an die Rektoren und Präsidenten unserer Hochschulen: Begeistern Sie unsere Studenten und machen Sie ihnen Mut, unternehmerische Selbständigkeit als Chance zu nutzen: für die persönliche Entwicklung und Karriere, aber auch als Möglichkeit, gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen. Wenn Deutschland Schritt halten und zu den Besten gehören will, brauchen wir junge Menschen, die offen und neugierig auf Neues sind. Menschen, die bereit sind, Neues auszuprobieren und Bekanntes in Frage zu stellen. Deshalb heißt Gründungsförderung für mich auch: Mehr Chancen für Neues! Mehr Chancen für den Nachwuchs an unseren Hochschulen. Rezzo Schlauch, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit

Geleitwort II

Gründungen und Innovationen sind Schlüsselvariablen für internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Dies trifft insbesondere für ein rohstoffarmes und hoch industrialisiertes Land wie Deutschland zu. Deutschlands Wirtschaft ist hoch wettbewerbsfähig, nicht zuletzt wegen ihrer vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die sich – dank ihrer Flexibilität und Innovationsbereitschaft – auf den internationalen Märkten sehr erfolgreich behaupten können. International aufgestellte Firmen sehen in Deutschland einen der drei besten Wirtschaftsstandorte weltweit.1 In den Bereichen Transport und Logistik, FuE, Telekom-Infrastruktur und Qualifikation der Mitarbeiter sehen sie die größten Stärken Deutschlands. Auch die Innovationskraft Deutschlands ist hoch. Eine Reihe von Indikatoren spricht dafür. Zum Beispiel die im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe gesamtwirtschaftliche FuE-Intensität. Gleichzeitig müssen wir unsere Innovationsanstrengungen aber verstärken. Ein Bereich, in dem die Anstrengungen forciert werden müssen, sind Gründungen in forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen hier drei Wege skizziert werden, auf denen es Deutschland gelingen kann, Innovationen und Gründungen in Deutschland weiter voran zu bringen. x Wir müssen mehr Unternehmergeist entwickeln. x Wir brauchen mehr Forschungstransfers durch spin-offs aus den Hochschulen. x Und wir brauchen Finanzierungsinstrumente, mit denen Gründungen und Innovationen nachhaltig unterstützt werden können. Unternehmergeist entwickeln Deutschland ist ein Gründerland. Jeder zehnte Erwerbstätige hat ein Unternehmen und jährlich machen sich ca. anderthalb Millionen Menschen in Deutschland selb-

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Ergebnis zweier Befragungen durch Ernst & Young, Stuttgart unter 500 resp. 200 international aufgestellten Unternehmen; veröffentlicht im Stern Nr. 27, 24.6.2004.

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Geleitwort II

ständig.2 Im Zuge des Struktur- und Wertewandels gewinnt das Leitbild des „Neuen Selbständigen“ an Attraktivität. Innovationen brauchen Unternehmergeist. Sie fußen auf unkonventionellen Ideen. Sie setzen unvoreingenommenes, problembezogenes Denken voraus sowie die Bereitschaft, den eigenen Blickwinkel zu ändern und Fehler zu tolerieren. Und sie erfordern die Kraft und das Vermögen, ungewöhnliche Lösungen durchzusetzen. Unternehmergeist und Innovation gehören also zusammen. Wir können das Klima und die Kultur für Selbständigkeit in Deutschland durchaus noch weiter entwickeln. Dies müssen wir in vielen Bereichen tun. Ein wichtiges Feld ist die Gründerausbildung. Nicht wenige Schulen bieten bereits die Gelegenheit, Unternehmertum praktisch zu erfahren. So zum Beispiel mit Unterstützung der Initiative JUNIOR. Ziel des Projektes ist es, mit der Gründung eines Schülerunternehmens Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Teamarbeit und Kreativität der Schüler zu fördern. Zudem werden unternehmerisches Denken und Handeln angeregt und Unternehmergeist gefördert. Schließlich wird die Gründung eines eigenen Unternehmens3 den Schülern als eine attraktive Berufs- und Lebensperspektive nahe gebracht. Nicht nur in der Schule, auch an zahlreichen Fach- und Hochschulen werden junge Menschen inzwischen verstärkt für die Selbständigkeit sensibilisiert und entsprechende Kenntnisse werden vermittelt. An über 50 Entrepreneurship-Lehrstühlen erhalten Studentinnen und Studenten eine Ausbildung, die zu Selbständigkeit und Unternehmertum motiviert und anleitet. Entrepreneurship ist auch Basis für den zweiten Weg zur Stärkung unserer Innovationskraft, den Transfer von Forschungsergebnissen aus den Hochschulen in die Wirtschaft durch spin-offs – also Gründungen aus Hochschulen oder Forschungseinrichtungen.

Transfer durch Gründungen aus der Hochschule Kluge und kreative Menschen entwickeln in unserem Land zukunftsweisende Ideen für Innovationen. Aber viel zu oft sind es andere, die aus diesem Wissen marktfähige Produkte machen, und viel zu häufig gelangen die Ideen nicht zur Marktreife, weil die Wissenschaftler das darin steckende Marktpotenzial nicht erkennen. 2

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Laut MittelstandsMonitor 2004. Dieser Zahl liegt ein umfassender Gründungsbegriff einschließlich Nebenerwerb zugrunde. Andere Quellen liegen deutlich darunter: das ifm-Bonn spricht von 452.000 Gründungen, das ZEW rechnet mit 226.000 (jeweils für 2002). Seit Beginn des Projekts nahmen über 16.000 Schülerinnen und Schüler in über 1.200 JUNIOR-Unternehmen teil. Im zurückliegenden Schuljahr 2003/2004 engagierten sich über 4.000 Schülerinnen und Schüler in 304 Unternehmen.

Geleitwort II

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Spin-Offs stellen laut Untersuchungen des ZEW4 mit gut zehn Prozent einen zahlenmäßig geringen Anteil an allen Gründungen in forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen. Vieles spricht dafür, dass der Weg, ein Spin-Off-Unternehmen zu gründen, heute viel zu selten eingeschlagen wird. Das liegt z. B. daran, dass es hierzulande für Wissenschaftler oft nur geringe Anreize gibt, die Arbeit auf das Ziel marktgängiger Produkte auszurichten. Um dem entgegen zu wirken, haben zahlreiche Hochschulen inzwischen spezielle Transfer- und Beratungsstellen eingerichtet. Diese haben zum Ziel, die Wissenschaftler bei der marktmäßigen Verwertung ihrer Ideen zu unterstützen. Gerade in den frühen Phasen technologie-orientierter Gründungen (seed und startup-Phase) stoßen Spin-Offs neben kaufmännischen auch auf spezifische Finanzierungsprobleme. Hier bedarf es passender Unterstützungsinstrumente. Finanzierung von Innovationen Viele erfolgversprechende Innovationsprojekte scheitern an der Finanzierung, weil den Kreditinstituten die Risiken der Finanzierung eines Innovationsprojekts zu hoch erscheinen, weil die Rentabilität der Projekte schwer zu beurteilen ist oder weil das Verständnis für die Probleme von innovativen Unternehmen nicht vorhanden ist. Das ist einzelwirtschaftlich durchaus verständlich, aber volkswirtschaftlich fatal. Insbesondere für die Finanzierung der frühen Phasen technologieorientierter Unternehmensgründungen sehen viel Experten große Angebotslücken. Die Entwicklung der Produkte in diesem Marktsegment steht noch ganz am Anfang, die Marktfähigkeit ist noch nicht nachgewiesen, und Märkte müssen häufig erst noch entwickelt werden. Erfolgversprechende Gründungen dürfen nicht an der Finanzierung scheitern. Seit Ende der 80er Jahre bietet die KfW spezielle Programme zur Förderung innovativer kleiner und mittlerer Unternehmen an. Allein seit dem Jahr 2003 wurden rund 850 Mio. Euro zur Finanzierung von Innovationsprojekten kleiner und mittlerer Unternehmen zugesagt. Wesentliche Elemente dieser Förderung sind dabei die teilweise Übernahme des Finanzierungsrisikos, die Nachrangigkeit sowie die Finanzierung von Humankapital und anderen Soft-Investitionen. Von zunehmender Bedeutung ist – insbesondere bei jungen Technologieunternehmen und start-ups – die Finanzierung mit Hilfe von Beteiligungen. So hat die KfW in den vergangenen Jahren am Zustandekommen fast jeder zweiten Beteiligungsfinanzierung mitgewirkt: Dabei war sie insbesondere im Frühphasen- und High-Tech-Bereich aktiv.

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Spinoff-Gründungen aus der öffentlichen Forschung in Deutschland, 2002.

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Geleitwort II

Deutschland fit machen für die Zukunft Selbstverständlich ist diese Aufzählung nicht vollständig. Das Thema Bildung zum Beispiel ist hier nur im Zusammenhang mit dem Thema Unternehmergeist angesprochen. Ein effizientes Bildungssystem, das einen nachhaltigen Nachwuchs hoch qualifizierter Fachkräfte gewährleisten kann, ist jedoch Grundvoraussetzung für eine zukunftssichernde Innovationsdynamik. Ganz elementar ist schließlich, auch die nötigen Freiräume für mehr Eigeninitiative und Selbständigkeit zu schaffen. Eine Gesellschaft, die Offenheit und Wandel als Schlüssel zum langfristigen Erfolg versteht und dies auch lebt, schafft damit die Grundvoraussetzung, dass sich Innovationen und Gründungen ausreichend und nachhaltig entfalten können. Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Geleitwort I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Geleitwort II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI I.

Gründungsspezifische Schlüsselkompetenzen Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert D. Hisrich

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Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen . . . . . . . . . . . 15 Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden Kulturschaffende als Entrepreneure – Vermittlung von Unternehmertum als Schlüsselkompetenz in der Ausbildung und Lehre von künstlerischen Berufen . . . . . . . . . . . . . 39 Elmar D. Konrad

II. Unternehmensentwicklung im Zeitablauf Managementunterstützung durch Venture-Capital-Gesellschaften – eine empirische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Isabell Welpe Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit – Welches Potenzial hat die Gründungsförderung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Michael Fritsch, Pamela Mueller

III. Perspektiven des Gründungsgeschehens Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen . . . 109 Sascha G. Walter, Achim Walter

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Inhaltsverzeichnis

KIBS and Regions – Regional Differences in the Development of Knowledge Intensive Service Firms. Empirical Evidence from three German Regions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Andreas Koch, Thomas Stahlecker Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer: Empirische Relevanz und Erfolgschancen von Restartern . . . . . . . . . . . . 157 Rosemarie Kay, Arndt Werner

IV. Entrepreneurship im internationalen Vergleich What Distinguishes Entrepreneurs? A Comparative Study of European Entrepreneurs from a Social Identity Perspective . . . . . . . . . 185 Boris F. Blumberg Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse in Deutschland und der Schweiz . . . . . . . . . . . 209 Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern in kulturellen Kontexten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Dietmar Grichnik Rahmenbedingungen für die Realisierung von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft: Evidenz vom österreichischen Venture-Capital-Markt . . . . . . . . . . . . . . . 259 Carola Jungwirth Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen in der Frühentwicklungsphase in traditionellen und entstehenden Marktwirtschaften: Ein Vergleich zwischen österreichischen und tschechischen Gründungen auf Basis von Daten der Wiener Gründerstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Alexander Keßler

V. „Does Gender Matter?“ Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen und mögliche Erklärungsansätze . . . . . . . . . . . 305 Erich J. Schwarz, Daniela A. Almer-Jarz, Robert J. Breitenecker Employment Growth and Firm Innovativeness – An Empirical Investigation of Women- and Men-Owned Small Ventures in Germany . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

I. Gründungsspezifische Schlüsselkompetenzen

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future Robert D. Hisrich

Abstract Interest in the field of entrepreneurship has significantly increased among academics, business leaders, entrepreneurs, and government officials throughout the world in the past decade. The increased interest is reflected in: the increased number of courses, majors, and minors at colleges and universities; the increased number of endowed positions in chairs or professorships; the increased number of journals in the field; the increased coverage of the field by the media; and the increased interest by governments and the increased level of government support. In light of this significant increased interest, it is important to understand the present state of entrepreneurship education and research and its future direction. Starting and operating a new business involves considerable risk and effort to overcome the inertia against starting something new. In creating and growing a new venture, the entrepreneur assumes the responsibility and risks for its development and survival and enjoys the corresponding rewards. The fact that consumers, businesspeople, and government officials are interested in entrepreneurship is indicated in the increasing research on the subject, the large number of college courses and seminars on the topic, the more than 2 million new enterprises started each year despite a 70 percent failure rate, the significant coverage and focus by the media, and the realization that his is an important topic for industrialized, developing, and once-controlled economies. The interest in the field of entrepreneurship has impacted many aspects of business, education, government, and overall community life. In the area of business, this has taken the form of: increased formation rates of new ventures in countries throughout the world; increased focus of existing, mostly large, organizations on intrapreneurship (entrepreneurship in an existing organization) often in the form of creating new business venture units; increased flexibility in the work environment; and different compensation packages being offered.

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Entrepreneurial Decision Making

Who is the focus of all this interest and attention – who is willing to accept all the risks and put forth the effort necessary to create a new venture? It may be a man or

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Robert D. Hisrich

a woman, someone from an upper-class or lower-class background, a technologist or someone lacking technological sophistication, a college graduate, or a high school dropout. The person may have been an inventor, manager, nurse, salesperson, engineer, student, teacher, homemaker, or retiree. It is someone able to juggle work, family, and civic responsibilities while meeting payroll. Though many individuals have creative new ideas, few can bring their ideas to the market and create a new venture. Still entrepreneurship and the actual entrepreneurial decisions have resulted in several million new businesses being started throughout the world. Although no one knows the exact number, in the United States (which leads the world in company formation), estimates indicate that in recent years around 1 million new companies have been formed each year. Indeed, millions of ventures are formed despite recession, inflation, high interest rates, lack of infrastructure, economic uncertainty, and the high probability of failure. Each of these ventures is formed through a very personal human process that, although unique, has some characteristics common to all in terms of making decisions under uncertainty. In making a decision under uncertainty in starting a new venture, the trade-off between more information and the likelihood of the window of opportunity closing provides a dilemma for entrepreneurs. This dilemma involves a choice of which error they prefer to commit: Do they prefer to commit an error of commission over an error of omission, or the opposite? An error of commission occurs in a decision to pursue this new entry opportunity only to find out later that the entrepreneur had overestimated his or her ability to create customer demand and/or to protect the technology from imitation by competitors. This error results in significant costs to the entrepreneur in terms of time and resources. An error of omission occurs in a decision not to act on the new entry opportunity, only to find out later that the entrepreneur had underestimated his or her ability to create customer demand and/or to protect the technology from imitation by competitors. In this case, the entrepreneur must live with the knowledge that he or she let an attractive opportunity slip by and is not able to receive the rewards of personal satisfaction and renumeration. This entrepreneurial decision making is illustrated in Figure 1, which compares the decisions of an entrepreneur with the decisions of a manager. Once deciding that the information is sufficient and the opportunity identified should be exploited, the entrepreneur starts at 0 revenue, goes negative for a period of time and then finally reaches a point of positively cash flowing where revenues for that time period are greater than costs. While this is an important achievement as the negative curve is turned (occurring at 1.5 years in Figure 1) still no overall profits have occurred. Finally profits are achieved by the entrepreneur and then he/she eventually exits the business.

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future

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This decision making is compared to the decision making of a manager who is working for an organization that is already a going concern. Most managers operate on the revenue or the cost side of the equation and are rewarded if they increase revenues or decrease costs which occurred in year 1.5 in Figure 1.

Entrepreneur

Manager Revenue

Exit

Revenue/ Costs

Revenue Costs

0

1

2 3 time (years)

4

5

0

1

2

3

4 time (years)

5

Fig. 1. Managerial vs. Entrepreneurial Decisions

This difference in decision making between the entrepreneur and manager as well as the different stages of decision making as the venture starts and grows need to be reflected in the entrepreneurship education developed and delivered.

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Entrepreneurship Education

The area of entrepreneurship education has undergone significant changes particularly over the past decade. Not only do the courses and content reflect the differences in entrepreneurial decision making but also the realities of the increasing interest in international and social entrepreneurship. There has simultaneously over the past decade been an increase in demand for various courses on the topic. While entrepreneurship is not yet totally accepted as an academic discipline in the educational community, the process toward being accepted is underway (Gartner and Vesper, 1994: Fiet, 2000; and Dickson et. al 2003). The first classes in entrepreneurship started in the 1940s (Katz, 2003); the first endowed professorships or chairs in the 1960s (Vesper and Gartner, 1997); and yearly entrepreneurship research conferences have occurred since 1980 (Vesper, 1981). Over the past decade a significant increase in demand for courses by students has occurred as well as an increase in the external support of the area in terms of gifts in the form of endowed chairs and professorships. This demand-side pull and supplyside push has led to: (1) more courses and sections in entrepreneurship being taught in more educational institutions throughout the world taken by an ever increasing number of students; and (2) an increasing number of minors and/or majors in entre-

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Robert D. Hisrich

preneurship at both the first degree (undergraduate) and advanced degree (graduate) levels. In the seventies, there were only sixteen colleges and universities in the world teaching entrepreneurship. Today, in the world there are more than 2200 courses in entrepreneurship being taught at over 1600 colleges and universities. The typical courses offered include: Strategic Entrepreneurship (Market Opportunity Analysis); New Venture Creation (Business Plan); New Venture Financing (Financing the Venture); and Advanced Principles of Entrepreneurship (Working with an Entrepreneur). Courses that are growing rapidly in number include: Intrapreneurship – Corporate Venturing (Entrepreneurship in an Existing Organization); International Entrepreneurship (Entrepreneurship Crossing National Boundaries); Managing a Growing Enterprise (Growing Your Venture); and Technology Entrepreneurship (Entrepreneurs in Technology Organizations). A typical undergraduate (first) degree program in the United States leading to a minor in entrepreneurship is indicated in Table 1. Generally, most colleges and universities offering a minor or major at this level would have some form of the first three courses: Entrepreneurial Strategy, New Venture Creation, and Financing the Venture. The fourth course varies significantly from being a courses covering numerous topics, or a course on managing and growing your organization or one focusing on international entrepreneurship. In some colleges and universities a course in entrepreneurship is required of all management/business school degree candidates. This frequently is the course on entrepreneurial strategy which usually introduces students to the concept of entrepreneurship, entrepreneurial decision making, the entrepreneurial process, the role of entrepreneurship in economic development throughout the world, and opportunity analysis. Table 1. Undergraduate (1st Degree) Level Courses in Entrepreneurship Weatherhead School of Management Case Western Reserve University ENTP 301 Entrepreneurial Strategy* ENTP 310 Financing the Venture ENTP 311 New Venture Creation ENTP 312 Honors Seminar in Entrepreneurship * Required of all undergraduate business majors

At the graduate MBA level, courses in entrepreneurship offered at the Weatherhead School of Management at Case Western Reserve University are indicated in Table 2. Again, many of these courses are offered at colleges and universities throughout the world with the two most frequently offered being some form of Entrepreneurship (aspects of entrepreneurship and the entrepreneurial process) and New Venture Creation (the business plan). Typically, in the United States four courses are needed for a major concentration at the MBA level with often at least one being required. In

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future

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a few colleges and universities, an overview entrepreneurship course is required of all MBA candidates typically in their first year of the curriculum. Table 2. MBA (Graduate) Level Courses in Entrepreneurship Weatherhead School of Management Case Western Reserve University ENTP 418 New Enterprise Development ENTP 419 Entrepreneurship and Personal Wealth Creation ENTP 420 Managing the Family Firm ENTP 422 Managing an Emerging Growth Enterprise ENTP 424 Advance Principles of Entrepreneurship ENTP 426 International Entrepreneurship ENTP 427 Entrepreneurial Strategy ENTP 429 New Venture Creation* ENTP 439 Intrapreneurship – Corporate Entrepreneurship ENTP 440 Entrepreneurial Financing ENTP 441 Tech-Based Entrepreneurship ENTP/MKMR 450 Entrepreneurial Marketing LHRP 425 Managing HR in Entrepreneurial Firms * Required of all majors

Also, there are several cross-disciplinary programs being offered at various colleges and universities. These include a Masters of Science Entrepreneurship (Biology, Chemistry, Mathematics, Physics, and Statistics); a Masters of Technology Entrepreneurship (Engineering); and a Masters of Arts Entrepreneurship (Arts); and an MBA BioScience Entrepreneurship. The Masters of Science in Entrepreneurship provides training and real world experience to students with a background in a scientific discipline(s) (biology, chemistry, mathematics, physics, or statistics) and a vision for new and growing ventures. The lean and flexible curriculum includes courses in both science such as Innovative Science as well as Entrepreneurship such as New Venture Creation and Technology Entrepreneurship and culminates with a Masters Thesis either in an intrapreneurial company setting or a business plan to start a new venture. The Masters of Engineering and Management integrates technology and businesses to create business savvy engineers. Students can major in Technology Entrepreneurship or Biomedical Entrepreneurship undertaking courses team taught by professors of engineering and management with assignments that feature experimental learning dealing with industrial organizations throughout the world. The Masters of Arts Entrepreneurship follows the same format as the Masters of Science Entrepreneurship. Students take courses in their specialty area (english,

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Robert D. Hisrich

psychology, sociology, music, or design) as well as in entrepreneurship. A Masters thesis is also required. A final specialized cross-disciplinary program is the MBA BioScience Entrepreneurship degree focusing on a special combination of skills and expertise that crosses business, law, and science. The curriculum consists of a combination of specific and custom courses along with electives that allow a student to focus on such areas as intellectual property, business development, project management, strategic alliances, and venture financing. The number of endowed positions in entrepreneurship in the form of chairs and/or professorships has similarly increased (see Table 3). In the United States, the number of endowed positions has increased from 97 in 1991 to 237 in 1999 and 406 in 2003. Non U.S. endowed positions in entrepreneurship also grew from 4 in 1991 to 34 in 1999 to 158 in 2003. This gives a world wide total of 564 endowed positions in entrepreneurship in 2003. While in the United States the majority of endowed positions are privately funded, the majority of endowed positions outside the U.S. are publicly created with the funds coming from the government; Germany has more than two dozen chairs and Canada about one dozen with one of the oldest endowed positions being in Austria (first chair appointed in 1936). Table 3. Number of Endowed Positions in Entrepreneurship

United States

1991

1999

2003

97

237

406

Non-United States

4

34

158

Total World Wide

101

271

564

3

Entrepreneurship Research

The area of research in entrepreneurship has seen a corresponding increase as educational courses and programs and endowed positions. As indicated in Table 4, there are about 44 refereed journals today (2004) including: Journal of Business Venturing, Journal of Small Business Management, Entrepreneurship Theory and Practice, Journal of Small Business Strategy, Journal of Small Business Finance, Journal of Small Business Economics, Academy of Management Journal, Venture Capital Journal, and the Journal of Developmental Entrepreneurship. On average a new journal focusing on entrepreneurship gets started every three months.

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future

Table 4. English-Language Refereed Journals in Entrepreneurship and Small Business Journal Academy of Entrepreneurship Journal Asian Journal of Business and Entrepreneurship Creativity and Innovation Management Economic Analysis: A Journal of Enterprise and Participation Enterprise and Innovation Management Studies Entrepreneurial Executive Entrepreneurship Development Review Entrepreneurship, Innovation and Change Entrepreneurship and Regional Development Entrepreneurship: Theory and Practice Enterprise and Innovation Management Studies Family Business Review International Journal of Entrepreneurial Behaviour and Research International Journal of Entrepreneurship International Journal of Entrepreneurship and Innovation International Journal of Entrepreneurship and Innovation Management International Journal of Technological Innovation and Entrepreneurship International Small Business Journal Journal of Applied Management and Entrepreneurship Journal of Business and Entrepreneurship Journal of Business Strategies Journal of Business Venturing Journal of Creative Behavior Journal of Developmental Entrepreneurship Journal of Enterprising Culture Journal of Entrepreneurship Journal of Entrepreneurship Education Journal of Extension Journal of International Business and Entrepreneurship Journal of Microfinance Journal of Private Enterprise Journal of Private Equity Journal of Small Business and Enterprise Development Journal of Small Business and Entrepreneurship Journal of Small Business Management Journal of Small Business Strategy Journal of Technology Transfer New England Journal of Entrepreneurship Small Business Economics Small Business and Enterprise Development Small Enterprise Development: An International Journal Southern Africa Journal for Entrepreneurship and Small Business Small Enterprise Research: The Journal of SEAANZ Venture Capital Journal

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Robert D. Hisrich

Similarly, while in 1980 there was one textbook in the area of entrepreneurship, today there are several including: Robert D. Hisrich, Michael P. Peters and Dean A. Shepherd, Entrepreneurship, 6th edition, (Burr Ridge; McGraw-Hill/Irwin, 2005); and Jeffrey A. Timmons, New Venture Creation, 6th edition, (Burr Ridge: McGrawHill, 2002). Research in the area of entrepreneurship has a slightly different focus in the United States versus Europe. For example, when classifying the articles written into four dimensions of entrepreneurship – individual, process, environment, and organization – research in the United States has focused more on the individual and the organization while in Europe the focus has been more on the environment. The boundaries of the research in entrepreneurship continues to be highly permeable allowing scholars from various academic fields to apply their models and concepts in each of these four areas. Overall, most articles tend to be more empirical rather than theoretical in nature.

Future The future of both entrepreneurship education and research appears very bright as indicated in Tables 5 and 6. Given the demand pull by students and the supply push by: increased funding, more academic journals, and more endowed professorships/ chairs, more courses and programs in entrepreneurship will occur at colleges and universities throughout the world. Increasingly, specialized masters programs in entrepreneurship such as the Masters of Science in Entrepreneurship and the Masters of Technology Entrepreneurship will occur as will more courses and programs in entrepreneurship offered outside the traditional schools of business (management). More internationalization of entrepreneurship will occur as more departments of entrepreneurship are formed as well as more Ph.D. programs in Entrepreneurship are established. Table 5. Future of Entrepreneurship Education

x Establishing More Formal Academic Programs x Taking Entrepreneurship Outside the Management (Business) Area x Masters of Science Entrepreneurship (Biology, Chemistry, Mathematics, Physics, Statistics) x Masters of Technology Entrepreneurship (Engineering) x Masters of Medical Entrepreneurship (Medicine) x Masters of Liberal Arts Entrepreneurship (Sociology, Psychology, Arts) x Masters of Public Administration Entrepreneurship (Public Administration) x Establishing Departments of Entrepreneurship x Establishing more Ph.D. Programs in Entrepreneurship x Establishing Non-entrepreneurial “Faculty” Training Programs x Embracing and Using New Technologies and Pedagogies x Internationalizing Entrepreneurship

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future

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Table 6. Future of Entrepreneurship Research

x Make Research Boundaries Very Permeable x Integrating the Four Dimensions of Entrepreneurship x Individual x Process x Environment x Organization x Focus on Intrapreneurship and International Issues x Establish Legitimacy of the Research x Develop More Theory Articles x Publish More Articles in Major Management and Other Journals Outside the Discipline x Focus on Some Overall Issues x Decision Making x Start Up Issues – Acquisition of Strategic Elements x Process of Gathering and Evaluating Information x Implement Longitudinal Studies x Develop Cross-National Cooperation Between Researchers and Institutions

In the future, the research boundaries of entrepreneurship will remain permeable with more theory articles being written to help establish the legitimacy of the field. More longitudinal studies will be done and there will be significant focus on the entrepreneurial process, intrapreneurship, and global entrepreneurship. Some overall issues such as: decision making, problems at start-up, and gathering and evaluating information will be studied to further the understanding of the phenomenon. Finally, more cross-national cooperation between researchers and institutions will occur making entrepreneurship clearly one of the most important relevant fields for all its constituencies.

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Entrepreneurship Centers

A final area that has been impacted by the increase interest in and support of the field of entrepreneurship is the increasing numbers of entrepreneurship centers. As indicated in Figure 2, these centers tend to have missions which focus on one or all of three areas – research, education, and service. The research area involves doing scientific research in the area of entrepreneurship as well as developing case studies focusing on various aspects of the topic. This often involves having visiting scholars from both the academic and business community throughout the world.

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Robert D. Hisrich

International Advisory Board

Center for Entrepreneurship Operating Board and Director Entrepreneurship Faculty

Funding Board

Mission To be an internationally recognized center of entrepreneurship t hat promotes entrepreneurship research and education throughout the world and develops a diverse entrepreneurial community.

The Research Mission of the Center is to generate and disseminate knowledge about entrepreneurship, with a focus on the geography of new venture formation, and the development of entrepreneurial communities.

The Educational Mission of the Center is to deliver effective and timely education concerning entrepreneurship and the entrepreneurial process in general and the commercialization of science in particular.

Writing and Research A. Research 1. Academic Research in Top Journals 2. Practical Research 3. Cross Disciplinary Research 4. International Research B. Write and Distribute Case Studies 1. International 2. Women Entrepreneur 3. Family Business

Programs A. Academic 1. Undergraduate Business 2. Graduate Business 3. Others schools:
Masters of Science Entrepreneurship (A&S School)
Masters of Tech Entrepreneurship (Engineering School)
Masters of Medical Entrepreneurship (Medical School) B. Ph.D. Program 1. Ph.D. in Entrepreneurship 2. Post-Doc Program in Family Business C. Seminars for Industry D. Minority Entrepreneurship Program E. Certificate in BioScience Management F. Regular Conferences 1. Women Entrepreneurs 2. International Entrepreneurship G. Regular Recurring Programs H. Enterprise Scholars Program

Visiting Scholar Program A. Domestic B. International

The service mission of the Center will foster the development of a vital and diverse entrepreneurial community through the promotion and delivery of timely and state of the art programs that attract national and international attention. Company Formation A. Business Plan Competition B. Business Launch Competition C. JumpStart Seed Fund D. Innovest E. Incubators F. Student Run Businesses (SEED) G. Technology Transfer Recognition Events A. Entrepreneur of the Year Award B. Asian Entrepreneur of the Year Award C. Entrepreneur Recognition Awards D. Family Business Hall of Fame E. Award to Best Companies in Region Knowledge Dissemination A.Renaissance Conference Series : 1. Entrepreneurial Communities 2. Private Equity & Angel Finance 3. BioScience Management 4. Family Business Research B. Journal of BioScience Management C. International Case Research Center

Fig. 2. A Model for Effective Entrepreneurship Education and Research

The education area involves both degree and non-degree program. Some schools like the Weatherhead School of Management of Case Western Reserve University has undergraduate (1st), masters (2nd), and Ph.D. degree programs. In addition, most centers offer non-degree programs which may be from ½ day to 2 weeks in length for practitioners and entrepreneurs in the community. These can cover a wide variety of topics such as developing and using a board of directors, financing your business, or going international. Some times a certificate is awarded upon completion of the program. Also regular seminars and conferences on special topics are given in such area as: family business, minority entrepreneurship, women entrepreneurs, and nonprofit entrepreneurs. The final area of a typical center is service. This covers a wide variety of areas reflecting the role of the university in the economics of its area. Such things as business plan competitions, business launch competitions, venture capital funds, incubators, student run businesses, and recognition events are hosted to foster the development of a vital and diverse entrepreneurial community. A future center concept where cross-disciplinary activities between various areas of a university occur is indicated in Figure 3. Such a center occurs at Case Western Reserve University – InTICE (the Institute for Technology Innovation, Commercialization and Entrepreneurship). InTICE coordinates and supports programs

Entrepreneurship Research and Education in the World: Past, Present and Future

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between the Medical School, Law School, Engineering Schools, School of Arts and Sciences, and the Weatherhead School of Management and is the focal point of entrepreneurial/intrapreneurial activities occurring at the university. This type of cross-disciplinary center will increase in number in the future as universities realize the importance and universal nature of entrepreneurship in all academic fields. These centers will be particularly useful in helping to get entrepreneurship outside the business/management school area which is important for the survival and growth of the field of entrepreneurship as well universities throughout the world. CASE MEANS INNOVATION, CREATIVE, AND ENTREPRENEURIAL THINKING College of Arts and Sciences

School of Medicine School of Law

Joint Master’s Degree Program in Science Entrepreneurship in Physics, Statistics, Biology, Chemistry and Mathematics

Top-ranked Medical School in US (#17 in medical education, #14 in NIH research funding)

MS Medical Entrepreneurship Program

Bioscience park (consortium of CWRU with University Hospital and The Cleveland Clinic)

MS-Science Entrepreneurship Program

Flexible curriculum combined with real-world experience Recognized for Best Practices in Science Based Entrepreneur ship Education Fast Start Pre-Seed Fund

Case InTICE: Institute for Technology Innovation, Commercialization and Entrepreneurship

Case School of Engineering

Weatherhead School of Management Top-Ranked Entrepreneurship Education

Cutting Edge Research Regional Alliances

JumpStart Venture Fund

Top-Ranked National Program in Biotechnology MBA Entrepreneurship and BioScience Entrepreneurship Programs

MEM Technology Entrepreneurship

BioTech Business Launch Competition BioScience Business Launch Competition

Undergraduate, Graduate and Ph.D. Programs Chaired Professor of Entrepreneurship Chaired Professor of Family Business SEED

Masters Degree Program in Entrepreneurship

Enterprise Development, Inc. (EDI) (business incubators)

Fig. 3. Center of Entrepreneurship

Cleveland Clinic Foundation Innovations

Technology Transfer Office

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Robert D. Hisrich

References Dickson, P., Weaver, M., Vozikis, G., Mescon, T. (2003): Benefits of chairs in entrepreneurship. A data analysis and review. Paper presented at the AACSB (The Association of Advance Collegiate Schools of Business) International Conference and Annual Meeting in New Orleans. Fiet, J. O. (2000): The pedagogical side of entrepreneurship theory. Journal of Business Venturing, 16, 101-117. Gartner, W., Vesper, K. (1994): Experiments in entrepreneurship education: Success and failures. Journal of Business Venturing, 9, 179-187. Katz, J. A. (2003): The chronology and intellectual trajectory of American entrepreneurship education 1976-1999. Journal of Business Venturing, 18, 283-300. Vesper, K. H. (1981): Frontiers of entrepreneurship research – 1981. Babson College, Babson Park, Massachusetts. Vesper, K. H., McMullan, W. E. (1998): Measuring progress in entrepreneurship education. Journal of Business Venturing. 12, 403-421.

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen Jan Brinckmann1, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

Abstract Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung und Validierung eines Maßes zur Bestimmung von Managementkompetenz in jungen Unternehmen. Managementkompetenz stellt dabei die umfassende unternehmerische Kompetenz dar, junge Unternehmen erfolgreich zu gründen und zu entwickeln. Zentrale Dimensionen des entwickelten Kompetenzkonstrukts sind fachliche Kompetenz, soziale Kompetenz und besondere unternehmerische Fähigkeiten. Diese Studie untersucht die direkten Erfolgswirkungen dieser umfassenden Managementkompetenzkonzeption anhand von 180 Führungsteams junger Hochtechnologieunternehmen aus den Bereichen Mikrotechnologie, Nanotechnologie, Elektronik, Optik und Laser. Wir testen unser Messmodel auf Validität und Reliabilität; außerdem führen wir mit Hilfe eines Pfadmodells eine erste Überprüfung der nomologischen Validität durch.

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Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

1.1 Einführung Die Literatur zum Management junger Technologieunternehmen führt eine Reihe von Faktoren an, die einen signifikanten Einfluss auf den Erfolg von Start-Ups haben. In dieser Arbeit fokussieren wir uns auf die Kompetenz der Unternehmensführung als Erfolgsfaktor junger Technologieunternehmen. Verschiedene Arbeiten zeigen auf, dass die Eigenschaften der Unternehmenslenker im allgemeinen (Schrader, 1995; Salomo, 2001) und insbesondere mit Blick auf junge Unternehmen (Chandler and Jansen, 1992; Baum, Locke et al., 2001; Roberts, 1991) einen entscheidenden vorgelagerten Erfolgsindikator darstellen.

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Kontakt: Jan Brinckmann, Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement, Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 135, H 71, D-10623 Berlin, Germany. Email: [email protected], Telefon: +49 30 314-29533.

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Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

In der Entrepreneurshipforschung lassen sich zwei grundsätzliche Ansätze identifizieren, die sich mit den Eigenschaften der Unternehmensgründer auseinandersetzen: der Charaktereigenschafts- (Traits) und der Kompetenzansatz (Competences). Der Trait-Ansatz versucht Charaktereigenschaften wie „Risikofreude“, „Kontrollbedürfnis“ oder „Erfolgsstreben“ zu identifizieren, die einen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Während in einigen Arbeiten eine positive Beziehung zwischen einem ausgeprägten Erfolgsstreben in Kombination mit einem moderaten Machtstreben und dem Unternehmenserfolg nachgewiesen werden konnte (Roberts, 1991, 256 ff.; Driessen and Zwart, 1999, S.19 ff.), muss man dennoch feststellen, dass in der Gesamtschau die Ergebnisse eher widersprüchlich sind (Herron, 1994, 19 ff.; Begely and Boyd, 1987). Neben der begrenzten Erklärungskraft der Ansätze und methodischen Schwächen besteht zudem das Problem, dass diese Traitsansätze nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten geben, den Gründungsprozess positiv zu beeinflussen. Charaktereigenschaften sind per Definition dauerhafte Charakteristika, die schwer einschätzbar und kaum beeinflussbar sind. Die Kompetenzforschung wählt hier einen breiteren Ansatz. Kompetenz wird allgemein verstanden als Grad der Übereinstimmung zwischen den Anforderungen durch die Aufgabe und den bestehenden Fähigkeiten. Entsprechend kann Kompetenz mit Blick auf das Management als das Potential verstanden werden, ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Charaktereigenschaften bilden hier einen Bereich des Kompetenzraumes ab, müssen allerdings durch weitere Dimensionen wie Fähigkeiten und Wissen ergänzt werden, die leichter evaluierbar und beeinflussbar sind (Man, Lau et al., 2002, 124). Daher gewinnt dieser Ansatz für die Forschung- und Praxis im Entrepreneurshipbereich an Attraktivität. Kompetenzen können auf der Ebene des Individuums, des Teams oder der Organisation betrachtet werden. Da eine Großzahl an jungen Technologieunternehmen von Teams gegründet und geführt wird (Müller, 2003, 14 ff.; Meier, 1998), haben wir die Teamebene als unseren Forschungsgegenstand gewählt. Dennoch gehen wir davon aus, dass viele unserer Ergebnisse sich auch auf die individuelle Ebene übertragen lassen. Bevor die Erfolgswirkungen empirisch bestimmt werden können, muss zunächst ein fundiertes Konzept von Managementkompetenz für den Kontext junger Unternehmen entwickelt werden. Wir leiten unser Kompetenzkonzept in drei Schritten ab. Im ersten Schritt betrachten wir die bereits bestehenden Ansätze der Kompetenzforschung aus dem Entrepreneurshipbereich, um den derzeitigen Stand der Forschung und die verwendeten Konzeptionsansätze zu erfassen. Im zweiten Schritt vergleichen wir diese Erkenntnisse mit den verschiedenen Konzepten der Kompetenzforschung der Managementliteratur. Hierdurch können wir grundlegende Kompetenzdimensionen entwickeln. Im dritten Schritt adjustieren wir diesen Kompetenzrahmen entsprechend der spezifischen Anforderung an die Führung von jungen Unternehmen. Hierfür greifen wir auf die Entrepreneurshipliteratur zurück.

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

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Unser Modell unterschiedlicher Dimensionen von Managementkompetenz prüfen wir im Anschluss auf Reliabilität und Validität anhand der Daten von 180 Führungsteams junger Technologieunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Wir testen die nomologische Validität des Kompetenzkonstrukts durch die Verbindung mit verschiedenen Erfolgsmaßen im Rahmen eines Strukturgleichungsmodells.

1.2 Theoretischer Bezugsrahmen: Kompetenzkonstrukt und Unternehmenserfolg Die Literatur zum Management von Unternehmen wie auch aus dem Entrepreneurshipbereich zeigt, dass Managementkompetenz einen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat. Die ressourcenorientierten Ansätze als zentrale theoretische Konzepte der Managementliteratur identifizieren die Fähigkeiten des Top-Management als entscheidende restriktive Faktoren für die Entwicklung und das Wachstum von Unternehmen (Penrose, 1959). Die Wachstumsgeschwindigkeit hängt von der Fähigkeit des Management ab, ein adäquates Kompetenzprofil sicherzustellen, das sich mit der Unternehmensentwicklung verändert. Aus dieser Perspektive bildet die Kompetenz nicht eine statische Ressource, sondern einen sich verändernden kritischen Bestimmungsfaktor für den Unternehmenserfolg. Entsprechend des resourced-based-view-of-strategy kann Management eine bedeutsame Ressource darstellen. Demnach kann die Managementkompetenz die Unternehmensentwicklung fördern, wenn die Anforderungen der Werthaltigkeit, der Knappheit, der Nicht-Imitierbarkeit und der NichtSubstituierbarkeit erfüllt sind (Barney, 1991). Aus Sicht der verhaltensorientierten Ansätze ist die Kompetenz ein Bestimmungsfaktor, wie auch eine Folge von Aktivitäten. Entsprechend führen die Eigenschaften des Führungsteams zu Aktivitäten und Prozessen, die dann den Erfolg der jungen Unternehmen prägen (Bygrave and Hofer, 1991). Während diese verschiedenen theoretischen Ansätze die Erfolgswirkung diskutieren, bleibt der Bereich der Konzeptionalisierung und Messung des Kompetenzkonstruktes eine kaum behandelte Frage (Herron, 1994). Entsprechend widmet sich unser Ansatz dieser Forschungslücke. Er konzeptionalisiert und misst Managementkompetenz. Dies erlaubt in einem weiteren Schritt die Betrachtung des Erfolgszusammenhangs in verschiedenen Dimensionen der Managementkompetenz.

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Entwicklung des Konstrukts „Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen“

2.1 Kompetenz in der Entrepreneurshipforschung Die fähigkeitsbezogene Literatur der Entrepreneurshipforschung betont, dass die Kompetenz der Führungsperson bzw. des Führungsteams durch wenige zentrale

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Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

Dimensionen erfasst werden kann (Chandler and Jansen, 1992; Herron, 1994; Chandler and Hanks, 1994; Snell, 1994; Man, Lau et al., 2002). Dennoch ist die Bezeichnung und der Inhalt dieser zentralen Dimensionen widersprüchlich (Salomo and Brinckmann, 2005). Grundsätzlich können drei Kompetenzbereiche identifiziert werden: unternehmerische, soziale und fachliche Kompetenzen (Chandler and Jansen, 1992; Herron, 1994; Man, Lau et al., 2002). Diese Kompetenzkonzepte ermöglichen ein erstes Verständnis der relevanten Anforderungsdimensionen, die in jungen Unternehmen notwendig sind. Allerdings zeigt die Literatur auch verschiedene Schwachpunkte auf: (1) Die Kompetenzkonzepte sind allenfalls rudimentär und erscheinen ad-hoc entwickelt, (2) die ausführliche Literatur über Kompetenz in der Managementliteratur wird regelmäßig vernachlässigt, (3) der Inhalt der verschiedenen Kompetenzdimensionen bleibt oft vage und widersprüchlich, (4) die Kompetenzkonzepte sind nicht umfassend konzeptionalisiert und (5) es erfolgt weitgehend keine Überprüfung der theoretischen Konzepte auf Validität und Reliabilität. 2.2 Kompetenz in der Managementforschung In der Managementliteratur haben kompetenzorientierte Konzepte, die das Arbeitsprofil von Managern beschreiben, eine lange Tradition. Diese Konzepte unterscheiden grundsätzlich zwischen fachspezifischen und allgemeinen, nichtfachbezogenen Kompetenzen (Katz, 1974; Dahrendorf, 1956). Fachspezifische Kompetenzen beziehen sich auf einen speziellen Funktions- oder Aufgabenbereich. Nach Katz (Katz, 1974, 91) sind sie das “[…] understanding of, and proficiency in a specific kind of activity.” Damit beinhalten Fachkompetenzen Fähigkeiten im technischen Bereich oder in anderen funktionalen Gebieten. Im Gegensatz dazu sind die nicht-fach- oder nicht-aufgabenbezogenen Kompetenzen Fähigkeiten, die in den unterschiedlichsten Aufgaben und Fachbereichen Anwendung finden können (Klein and Körzel, 1993; Gerig, 1998). Sie werden häufig weiter in soziale und konzeptionelle Fähigkeiten untergliedert. Soziale Kompetenzen beziehen sich auf die Fähigkeiten, die für soziale Interaktionen benötigt werden (Katz, 1974; Szilagyi and Schweiger, 1984). Konzeptionelle Kompetenzen beinhalten Fähigkeit, die als zielbildend, ganzheitlich, strategisch, priorisierend oder methodisch zu beschreiben sind. Zusätzlich fügen manche Autoren eine Aktionsdimension ein (Kotter, 1999; Salomo, 2001), während andere argumentieren, dass außerdem innovative Fähigkeiten benötigt werden (Gerig, 1998).2

2

Einen systematischen Überblick über die verschiedenen Kompetenzbereiche bieten Salomo/Brinckmann (2004), die 16 Studien der Managementliteratur diskutieren.

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

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2.3 Spezielle Anforderungen aus der Entrepreneurshipliteratur Die Entrepreneurshipforschung definiert den Entrepreneur als eine Person, die eine Geschäftmöglichkeit entdeckt und eine Organisation schafft, um diese Geschäftsmöglichkeit zu nutzen (Bygrave and Hofer, 1991). Häufig besteht eine solche Möglichkeit in der Einführung einer neuen Mittel-/Zweck-Kombination in den Markt (Schumpter, 1946; Hauschildt, 2004). Entsprechend wird vorgeschlagen, dass innovative Fähigkeiten wichtige Kompetenzen des Gründers bzw. des Gründungsteams sind (Bygrave and Hofer, 1991; Sadler-Smith, Hampson et al., 2003). Innovative Fähigkeiten und die Feststellung, dass sich der Entrepreneur grundsätzlich vom Verwalter dadurch unterscheidet, dass er eine neues Konzept gegen alle Widerstände am Markt durchsetzen will, sind konstituierende Elemente in zentralen Konstrukten wie der “entrepreneurial posture” bzw. der “entrepreneurial orientation” (Lumpkin and Dess, 1996; Covin and Slevin, 1991; Miller, 1983). Folglich verbindet die entrepreneurial strategic posture (nach Covin and Slevin, 1991) innovation, risk-taking und proactiveness. Entrepreneurial orientation of companies betont darüber hinaus autonomy und competitive aggressiveness als erfolgskritische Elemente von Unternehmen (Lumpkin and Dess, 1996; Lyon, Lumpkin et al., 2000; Wiklund, 1999). Man kann diese Elemente verwenden, um die von der Managementliteratur aufgezeigten konzeptionellen und aktionstreibenden Kompetenzen zu konkretisieren. Kritische Kompetenzen von jungen technologiebasierten Unternehmensgründungen müssen die besonderen Anforderungen erfüllen, die an das Managementteam gestellt werden. Ausgangspunkt der jungen Unternehmen ist die durch kreative und innovative Fähigkeiten entstehende innovative Idee, die durch methodische und planerische Fähigkeiten in ein tragfähiges Geschäftsmodell zu überführen ist. Das mit innovativen Ideen und Autonomie verbundene Risiko einzugehen und tragen zu können, erscheint als weiteres Element, grundsätzlicher konzeptioneller Fähigkeiten. Allerdings reicht es nicht aus, ein innovatives Geschäftsmodell zu entwickeln – dieses muss auch umgesetzt werden. Die Entrepreneurshipliteratur betont dabei die Aktionskompetenz als zentrale Kompetenz unternehmerischen Handelns. Proactiveness und Competitive Aggressiveness sind entscheidend, um sich dem Wettbewerb zu stellen und um eine Idee bis zur erfolgreichen Markteinführung zu bringen (Lumpkin and Dess, 1996).

2.4 Konzept zur Bestimmung von Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen In der Gesamtschau entsteht durch die Zusammenführung der Erkenntnisse der Entrepreneurshipforschung und der Managementliteratur ein drei-dimensionales Konstrukt für Kompetenzanforderungen an die Führungsteams junger Unternehmen (siehe Abb. 1). Dieses Konstrukt folgt der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen fachspezifischen Kompetenzen und nicht-fachspezifischen, allgemeinen

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Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

Marketing Management Kompetenz Markt-

Strat.

Transaktions-

Beziehungs-

forschung

Marketing

marketing

marketing

Unternehmerisch Konzeption Markt-

Innovation

Profitabilität

erfolg Durchsetzung

Teamwork

Techerfolg

Führung Netzwerk Sozial Allgemeine Managementkompetenzen

Tech-

Tech-

Tech-

Tech-

entwicklung

sicherung

nutzung

controlling

Technologiemanagement Kompetenz

Abb. 1. Managementkompetenz und Unternehmenserfolg

Managementkompetenzen. Die nicht-fachspezifischen Kompetenzen werden im Weiteren in soziale Kompetenzen und allgemeine unternehmerische Fähigkeiten differenziert. Jede dieser Kompetenzdimensionen formt eine eigene Subdimension, die sich weiter differenzieren und konkretisieren lässt. 2.4.1 Fachkompetenzen

Grundsätzlich lassen sich in Unternehmen je nach Geschäftsmodell und strategischer Ausrichtung eine Vielzahl von relevanten Fachkompetenzen identifizieren. Sie umfassen fach- oder funktionsbezogene Fähigkeiten, auch „specialized knowledge“ genannt (Boyatzis, 1982). Diese können nach verschiedenen Systemen wie etwa den Funktionsbereichen der Wertkette von Porter (Porter, 2002), dem Unternehmenskubus von Steinle (Steinle and Bruch, 2003) oder den klassischen funktionalen Organisationseinheiten strukturiert werden. Dem Wertkettenkonzept von Porter, 2002 folgend, können die Funktionsbereiche des Unternehmens in primäre Aufgabenbereiche wie die Beschaffung, die Produktion und das Marketing sowie

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

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sekundäre oder unterstützende Aktivitäten wie die Unternehmensführung oder das Personalmanagement unterschieden werden. Analog können auch die Fachkompetenzbereiche entsprechend dieser Systematik untersucht werden. Im Weiteren konzentrieren wir uns auf beide Fachkompetenzbereiche Marketingmanagement-Kompetenz und Technologiemanagement-Kompetenz, die besondere Bedeutung in technologiebasierten Unternehmen haben sollten. 2.4.1.1 Marketingmanagementkompetenz als Fachkompetenz

Da in unserer Studie „for-profit“ Unternehmen im Zentrum der Betrachtung stehen, sind marktbezogene Aktivitäten unabhängig von der spezifischen Marktausrichtung oder vom Geschäftsmodell relevant. Marketing begründet in diesen Unternehmen also immer eine zentrale Fachkompetenz. Entsprechend können Narver und Slater nachweisen, dass Marktorientierung von Unternehmen grundsätzlich einen positiven Erfolgseffekt zeigt (Narver and Slater, 1990; Day, 1992; Kohli and Jaworski, 1990). Für junge Unternehmen ist dies besonders relevant, da sich diese Unternehmen erst am Markt etablieren müssen. Aufgrund der begrenzten Ressourcenausstattung bringen Fehler im Marketing ein immanentes Existenzrisiko mit sich. Ein Befund, der sich auch in der häufig identifizierten Insolvenzursache „Mängel im Absatzbereich“ niederschlägt (Buchmann, 1987). Zudem agieren die jungen Unternehmen häufig in dynamischen Märkten, die ein marktnahes und marketingorientiertes Management erfordern. Neben der Marktorientierung (Narver and Slater, 1990) wird Marketingkompetenz auch in der Managementforschung thematisiert (Shipley, Hooley et al., 1998; Prasad, Ramamurthy et al., 2001; Moorman and Slotegraaf, 1999; Fahy, Hooley et al., 2000; Conant, Mokwa et al., 1990). Allerdings sind diese Konzepte kaum umfassend entwickelt, sondern fokussieren auf Outputvariablen wie dem Marktanteil (Moorman and Slotegraaf, 1999) oder speziellen Inputvariablen wie die Werbeintensität (Kotabe, Srinivasan et al., 2002). In der Konzeption der Marketingkompetenz orientierten wir uns daher an zentralen Aktivitäten des Marketingprozesses (Shipley, Hooley et al., 1998), dieses sind Marktforschung, strategisches Marketing sowie die Bereiche Transaktions- und Beziehungsmarketing. 2.4.1.2 Technologiemanagementkompetenz als Fachkompetenz in jungen Unternehmen

Als zweite Fachkompetenz fokussieren wir auf das Technologiemanagement. Da wir uns in der Studie auf junge Hochtechnologieunternehmen spezialisieren, gewinnt dieser Bereich eine hohe Relevanz. Die sich um die Technologie rankenden Aufgabenbereiche stehen im Mittelpunkt der Wertschöpfung dieser Unternehmen. Technologiemanagementkompetenz umfasst in unserer Definition nicht das spezifische technologische Know-how (Walsh and Linton, 2002). Vielmehr bezeichnet Technologiemanagement die Fähigkeit Managementaufgaben im technologischen

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Bereich auszuführen. Im Gegensatz zur Marketingkompetenz existieren mit Blick auf das Technologiemanagement in der Literatur nach unserer Kenntnis keine umfassenden, empirisch validierten Ansätze, die die Identifikation von kritischen Managementaufgaben erlauben würden. Daher haben wir die Aufgabenbereiche – basierend auf Lehrbüchern zum Technologiemanagement und Lehrplänen abgeleitet (Tschirky and Koruna, 1998; Bullinger, 2002; Hauschildt, 2004). In diesem Sinn kann die Entwicklung eines Konstrukts der Kompetenz im Technologiemanagement als zusätzlicher Beitrag verstanden werden, ein Konzept der Technologieorientierung in Analogie zur Marketorientierung zu entwickeln. Entsprechend schlagen wir vor, Technologiemanagement anhand der prozessbezogenen Basisaktivitäten zu konzeptionalisieren. Diese umfassen die Entwicklung von Technologien, die Sicherung der technologischen Position, die Nutzung der Technologien und das Controlling von technologieorientierten Prozessen. 2.4.2 Unternehmerische Kompetenzen: Innovation, Konzeption und Durchsetzung

Die unternehmerischen Kompetenzen beinhalten konzeptionelle, innovative und Durchsetzungskompetenzen. Die konzeptionelle Kompetenz reflektiert analytisches Denken wie auch systematisches, strukturiertes und methodisches Planen (Eggers, 1999; Bartlett and Ghoshal, 1997). Smart and Conant, 1994 beschrieben es als “tendency to engage in strategic planning activities”. Es bezieht sich damit insbesondere auf die Fähigkeit systematisch ein Businessmodell zu entwickeln und kann verstanden werden als Konzept des geplanten Verhaltens. Diese konzeptionelle Kompetenz lehnt sich auch an dem von Faltin, 1999 entwickelten Prozess des “idea refinement” an, bei dem innovative Ideen einer Realitätsprüfung unterzogen und entsprechend weiterentwickelt werden. Die Fähigkeit neue Ideen zu entwickeln, gehört nicht zu dieser systematisch-planenden Fähigkeit. Sie ist vielmehr der Innovationskompetenz zuzuordnen. Wenngleich die Innovationskompetenz in der Managementliteratur nicht als eigenständige Dimension konzipiert wird, fließen ihre Inhalte dennoch in verschiedene Kompetenzkonzepte ein (Katz, 1974; Szilagyi and Schweiger, 1984; Grunwald, 1990). Innovationskompetenz bezieht sich auf die Kreativität und die Fähigkeit des divergenten und unkonventionellen Denkens, auf Vorstellungskraft und auf Originalität. Es ist im Kern die Fähigkeit, dem Geschäftsmodell eine innovative Orientierung zu geben. Innovation bedeutet auch mit Unsicherheiten umzugehen und Risiken einzugehen. Neben dem systematischen Entwickeln von Unternehmenskonzepten bedarf es auch deren Umsetzung, um vom unternehmerischen Handeln zu sprechen. Die Durchsetzungskompetenz bündelt Fähigkeiten, die gebraucht werden, um innovative Geschäftsmodelle trotz der vielfältigen Hindernisse am Markt durchzusetzen. Proaktivität, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, und Commitment zu der sich gestellten Aufgabe sind näher charakterisierende Ausprägungen dieser Subdimension.

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Mit der Durchsetzungskompetenz werden Fähigkeiten gefordert, ein Unternehmenskonzept trotz diverser Hindernisse und Rückschläge zu verfolgen, Beharrlichkeit und Nachdruck zu zeigen, Aktionen zu initiieren statt nur zu reagieren und auch vor Konfrontationen nicht zurückzuschrecken. 2.4.3 Soziale Kompetenzen: Teamwork-, Führungsund Netzwerkkompetenz

Die soziale Kompetenzdimension kann entsprechend des Interaktionspartners in drei Subkompetenzen untergliedert werden: die Teamwork-, die Führungs- und die Netzwerkkompetenz. Interaktionen innerhalb des Managementteams werden als Teamworkkompetenz bezeichnet. Dieser Bereich wurde in der Forschung intensiv diskutiert und empirisch validiert (Hoegl and Gemuenden, 2001). Entsprechend des Konzepts der Teamworkquality drückt sich die Qualität des Teamworks in der Intensität und Qualität der ausgetauschten Informationen, in der Koordination der Aufgaben, in der Offenheit des Informationsaustausches, in der gegenseitigen Unterstützung und in der Arbeitsatmosphäre innerhalb des Teams aus. Diese Ausprägungen können gleichzeitig als Indikatoren für die Kompetenz zum Teamwork verstanden werden. Die Interaktion der Führungsteammitglieder innerhalb des Unternehmens – aber außerhalb ihres Teams – kann durch Führungskompetenz abgebildet werden. Damit richtet sich dieser Kompetenzbereich speziell auf die Interaktion des Führungsteams mit seinen Mitarbeitern. Nach Steinmann and Schreyögg, 2002 und Scholz, 1991 zeigt sich eine ausgeprägte Führungskompetenz in der Fähigkeit die individuellen Ziele des Mitarbeiters an den Zielen des Unternehmens auszurichten. Motivation der Mitarbeiter, Unterstützung, Koordination und Delegation von Aufgaben können als wichtige Charakteristika von Führungskompetenz identifiziert werden (Gerig, 1998; Kotter, 1982; Mintzberg, 1973). Netzwerkkompetenz bezieht sich auf die soziale Interaktion des Führungsteams mit Unternehmensexternen. Da gerade junge Unternehmen in der Regel über begrenzte eigene Ressourcen verfügen, können sie besonders durch Einbindung in wertschaffende Netzwerke Vorteile erzielen (Ritter, Wilkinson et al., 2002). Kooperation mit Dritten ermöglicht die eigenen Ressourcen besser zu nutzen und auch auf fremde erfolgskritische Ressourcen zurückgreifen zu können (O’Donnell, Gilmore et al., 2001, S. 749 ff). Die Fähigkeit in diesen Netzwerken zu agieren, diese aufzubauen, zu nutzen und zu entwickeln, wird durch die Netzwerkkompetenz beschrieben. Bei jungen Unternehmen fallen diese Aktivitäten insbesondere in den Aufgabenbereich des Führungsteams, das quasi als Schnittstelle zu kritischen Netzwerkpartnern wie Finanzkapitalgebern, Technologieentwicklungs- und Marktpartnern fungiert (Boyatzis, 1982, S. 155 f.; Schefczyk and Gerpott, 2000, S. 145).

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Forschungsmethodik

Um das vorgestellte Konzept zur Messung von Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen zu validieren, folgen wir der Konstruktentwicklungsprozedur nach Churchill (1979), sofern unsere theoretischen Kompetenzdimensionen einen reflektiven Charakter besitzen. Kompetenzdimensionen formativer Natur werden mit dem von Diamantopoulos/Winklhofer (2001) vorgeschlagenen Verfahren bestimmt. Die nomologische Validität überprüfen wir durch den Bezug der Kompetenzkonstrukte zu verschiedenen Erfolgsdimensionen. Hierbei erwarten wir positive Beziehungen zwischen den Kompetenz- und den Erfolgsdimensionen. Das resultierende Strukturgleichungsmodell wird mit Hilfe des Partial-Least-SquareAnsatzes gerechnet (PLS-Graph). 3.1 Datenerfassung und Stichprobe Potentiell geeignete Unternehmen für unsere Studie wurden aus verschiedenen Unternehmensdatenbanken oder auf Fachmessen identifiziert. Die Mitglieder der Führungsteams wurden, sofern nicht bereits auf den Messen angesprochen, per Telefon kontaktiert, um sie für die Teilnahme an unserer Studie zu motivieren. Um an unserer Studie teilnehmen zu können, mussten Unternehmen die folgenden Voraussetzungen erfüllen: (1) eigene Entwicklung und Produktion (keine Handelsunternehmen), (2) das Unternehmen musste 15 Jahre oder jünger sein und (3) das Unternehmen musste von mindestens zwei Personen gegründet worden sein und geführt werden. Die in Frage kommenden Unternehmen bekamen einen Fragebogen zugesandt, dem mehrere Erinnerungsanrufe folgten. Bei 600 kontaktierten Unternehmen konnten wir von 180 Unternehmen einen ausgefüllten Fragebogen erhalten. Diese Rücklaufquote von 30 % kann insbesondere vor dem speziellen Forschungshintergrund als sehr gut eingestuft werden. Die teilnehmenden Unternehmen verteilen sich auf die folgenden Branchen (Anzahl in Klammern): Mikro-(38), Nano(28), Medizintechnik (17), Biotechnologie (18), Elektronik (58), Gerätebau (22) und Laser & Optik (26). 3.2 Messung und Skalenentwicklung Die Messung für die verschiedenen Kompetenzsubdimensionen erfolgte mit Hilfe von verschiedenen Items und Lickert-ähnlichen Skalen (1= stimme voll und ganz zu bis 5= stimme gar nicht zu). Wenn möglich verwenden wir Items und Messskalen, die bereits konzipiert wurden und sich empirisch bewährt haben. Ein Pretest wurde durchgeführt, um den Fragebogen auf Verständlichkeit und Relevanz zu testen und um erste Daten zur Überprüfung unserer Hypothesen zu generieren. An diesem Pretest nahmen zehn Führungskräfte aus jungen Unternehmen sowie Experten aus dem Bereich der Entrepreneurshipforschung teil, die den Fragebogen ausfüllten und in einem Interview weitere Informationen lieferten. Eine übersichts-

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artige Darstellung der Items und der Konstrukte sowie der verwendeten Quellen findet sich im Anhang.3 3.3

Ergebnisse

3.3.1 Messmodell

Bei der empirischen Überprüfung unseres Kompetenzmessmodels unterscheiden wir formative und reflektive Konstrukte (Eggert and Fassott, 2003; Jarvis, MakKenzie et al., 2003). Reflektive Konstrukte wurden unter der Annahme benutzt, dass die latente Variable die Veränderungen der Indikatoren bewirkt. Im Gegensatz dazu wurden formative Konstrukte verwandt, wenn sich die latenten Konstrukte erst durch die Zusammenführung von Indikatoren bilden. Hier bewirken Veränderungen der Indikatoren Veränderungen auf der Ebene des latenten Konstrukts. Reflektive Konstrukte wurden für die unternehmerischen Schlüsselkompetenzen und zwei der sozialen Kompetenzen verwendet und zwar für konzeptionelle Kompetenz, Innovationskompetenz, Durchsetzungskompetenz sowie Teamwork- und Führungskompetenz. Hier erwarten wir, dass diese Kompetenzen in einer latenten Art existieren und sich durch die Aktivitäten und selbstbeurteilten Eigenschaften ausprägen. Die Fachkompetenzen werden als formative Konstrukte in der Annahme konzipiert, dass die verschiedenen Indikatoren die latente Variable bilden. Folglich gehen wir von Fachkompetenz in den Subdimensionen aus, wenn die verschiedenen Indikatoren Stärken in den entsprechenden Bereichen signalisierten. Während Netzwerkkompetenz im Allgemeinen als reflektives Konstrukt konzipiert ist (Ritter, Wilkinson et al., 2002), verwenden wir eine formative Konzeption. Damit sind wir in der Lage, Netzwerkaktivitäten in den verschiedenen Fachbereichen zu differenzieren. Folglich formiert sich unser Netzwerkkompetenzkonstrukt durch eine Betrachtung verschiedener Netzwerkaktivitäten der unterschiedlichen Fachbereiche mit unterschiedlichen Netzwerkpartnern. Zunächst haben wir das Messmodel der Konstrukte getestet. Tabelle 1 des Anhangs zeigt die entsprechenden Ergebnisse. Da wir zwei Arten von Konstrukten (formative und reflektive) verwendeten, basieren Validitäts- und Reliabilitätsprüfung auf unterschiedlichen methodischen Ansätzen. Für die reflektiven Messmodelle überprüfen wir die Reliabilität, die Validität und die Eindimensionalität. Die Reliabilität wird mit Hilfe von Cronbach’s alpha und den Item-to-total Korrelationen berechnet (siehe Anhang). Den Empfehlungen von Churchill, 1979 folgend, eliminieren wir Items, die eine niedrige Item-to-total Korrelation aufweisen. Die Alpha-Koeffizienten reichen von .97 bis .69, was als sehr zufriedenstellend bezeichnet werden kann (Hair, Anderson et al., 1998). Anschließend werden die Items der fünf reflektiven Konstrukte im Rahmen einer Hauptkomponentenanalyse getestet. In jedem Fall war 3

Die vollständige Liste der Items ist auf Anfrage von den Autoren zu erhalten.

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der erste Eigenwert größer 1, was die Unidimensionalität unserer Konstrukte indiziert (Ahire and Devaraj, 2001). Die konfirmatorische Faktorenanalyse (CFA) wird verwendet, um die Konvergenzund die Diskriminanzvalidität unserer verschiedenen Messinstrumente zu bestimmen. In der CFA werden die Konvergenzvalidität anhand der standardisierten Faktorladungen und deren Signifikanz bestimmt. Die durchschnittlich extrahierte Varianz wird für alle Konstrukte berechnet (Fornell and Larcker, 1981) und ist ausreichend größer als .50. Die durchschnittlich extrahierte Varianz wird zudem benutzt, um auf Diskriminanzvalidität zu testen (Fornell and Larcker, 1981). Für unsere formativen Konstrukte wird Diskriminanzvalidität anhand der Korrelationsmatrix der latenten Konstrukte überprüft. Die Korrelation zwischen den verschiedenen Konstrukten sollte entsprechend der Forderung von (Fritz, 1995) kleiner als 0.9 sein. Zur Kolliniaritätskontrolle verwenden wir den Variance Inflation Faktor (Gujarati, 2003) und Belsley et al.’s Konditions-Index (Götz and Liehr-Gobbers, 2004). Insgesamt erreichen wir eine zufrieden stellende Validierung unsere Kompetenzkonstrukte. Die individuellen Faktorladungen, t-Werte und Gewichte der Items unserer Konstrukte sind im Anhang dargestellt. 3.3.2 Pfadmodell – Zusammenhang zwischen Managementkompetenz und Erfolg

Um unsere Konstrukte in der Gesamtheit zu bewerten und einen ersten Test auf nomologische Validität durchzuführen, verwenden wir ein Strukturgleichungsmodell, das auf der partiellen Kleinstquadratemethode basiert (PLS). Durch diesen Ansatz können wir (a) reflektive und formative Konstrukte gleichzeitig im Sinne unseres Bezugsrahmens betrachten und (b) die nomologische Validität unserer Maße dadurch bestimmen, dass wir sie in Bezug zu verschiedenen Erfolgsmaßen mit Hilfe eines Strukturgleichungsmodells testen. Tabelle 2 des Anhangs zeigt die Ergebnisse eines ersten explorativen Strukturgleichungsmodells. In der Gesamtschau zeigt sich, dass unternehmerische Fähigkeiten kaum Beziehungen zum Technologie- oder Markterfolg in diesem umfassenden Modell aufweisen. Innovationskompetenz hat sogar einen leicht negativen Effekt auf den technologischen Erfolg, während die Durchsetzungskompetenz den technologischen Erfolg schwach positiv beeinflusst. Die sozialen Kompetenzen zeigen stärkere Auswirkungen auf die zwei Erfolgsmaße. Besonders der technologische Erfolg wird durch diesen Kompetenzbereich gefördert. Die Netzwerkkompetenz hat in diesem Kompetenzbereich, die bei weitem stärkste positive und hoch signifikante Auswirkung auf den technologischen Erfolg.

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Der Bereich der Technologiemanagementkompetenz zeigt einen schwachen Zusammenhang zum technologischen Erfolg. Eine Ausnahme stellt hier das Technologiecontrolling-Konstrukt dar, welches einen starken Einfluss auf den technologischen Erfolg hat, der auf dem Niveau .05 signifikant ist. Die Marketingkompetenzen unterstützen den Markterfolg; im Allgemeinen zeigen sich aber nur schwache Zusammenhänge. Lediglich das Transaktionsmarketing und die Marktforschung bilden hier Ausnahmen, da sie den Markterfolg stark beeinflussen.

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Diskussion

Diese Arbeit liefert verschiedene Beiträge für die Entrepreneurshipforschung. Zum ersten können wir ein umfassendes Managementkompetenzkonstrukt für junge Hochtechnologieunternehmen entwickeln. Wir integrieren Ansätze der Management- und der Entrepreneurshipforschung. Zum zweiten entwickeln wir ein Messmodell, um Managementkompetenz des Führungsteams junger Unternehmen bestimmen zu können. Zum dritten erlauben unsere Befunde einen ersten Test des Zusammenhangs zwischen den verschiedenen Kompetenzdimensionen und ausgewählten Erfolgsmaßen junger Technologieunternehmen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sehr unterschiedliche Kompetenzbereiche, besonders die sozialen und die Fachkompetenzen, gleichzeitig auf den Unternehmenserfolg wirken. Hingegen zeigen die unternehmerischen Kompetenzen eine geringere Erfolgswirkung als erwartet. Mit Blick auf die sozialen Kompetenzen erscheint insbesondere die Netzwerkkompetenz von besonderer Bedeutung. Diese Erkenntnis steht in Übereinstimmung mit anderen Forschungsarbeiten (Hansen, 1995; Klocke, 2004). Gerade weil die jungen Unternehmen nur sehr begrenzte Ressourcen besitzen, brauchen sie ein gutes Netzwerk, um sich am Markt zu etablieren. Die vorgestellt Forschungsarbeit hat einige Einschränkungen. Weil externe Erfolgsdaten nicht verfügbar waren, mussten wir auf die Selbstauskünfte der Mitglieder der Führungsteams zurückgreifen. Da wir selbst eingeschätzte Kompetenz und den Erfolg von derselben Person bewerten lassen, können wir einen möglichen SingleInformant-Bias nicht ausschließen. Dennoch zeigt sich eine starke, hoch signifikante Korrelation zwischen den selbst eingeschätzten Umsatzzahlen und den vorliegenden objektiven Umsatzzahlen. Pearson’s bivariater Korrelationskoeffizient ist .3 mit einer Signifikanz von .01. Dies spricht dafür, dass die selbst eingeschätzten Erfolgsmaße eine gute Näherung für objektive Erfolgsmaße darstellen. Da das Ziel dieser Arbeit die Entwicklung und Validierung eines Managementkompetenzkonstrukts ist, fokussieren wir auf die direkten Zusammenhänge zwischen Kompetenz und dem Unternehmenserfolg. Die dazwischen liegende Aktivitätenebene wird zunächst ausgeblendet. In der weiteren Forschung erscheint es viel versprechend, auch diese Ebenen in die Analyse einzubeziehen.

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Anhang Tabelle 1. Messitems und Konstruktmaße Lambda-X standardisierte Forschung, die ähnKonstrukte und Items t-Werte Faktorladungen/ liches Item verwendet Gewichte Konzeptionelle Kompetenz (Chi-Square:2.56,.df=5,GFI= .99,AGFI= .99, Cronbachs =.97) Umfangreiche Informationssammlung .69 9.41 Miller, 1987 Analytische Lösungsentwicklung .71 9.66 Miller, 1987 Ausführliche Konzeption .75 10.32 Miller, 1987 Alternativpläne .58 7.55 Auer, 2000 Systematik vs. Intuition .59 7.78 Auer, 2000 Innovative Kompetenz (Chi-Square:14.4 , df=5, GFI= .97, AGFI= .90, Cronbachs = .69) Innovative Lösungen .58 7.31 Auer, 2000 Neue Produkte + Verfahren .57 7.07 Auer, 2000 Autonomie .54 6.79 Miller, 1987 .81 Lumpkin and Dess, Unkonventionelle Lösungen 10.31 1996 .35 Covin and Slevin, 1989; Kalkulierte Risiken eingehen 4.24 Miller, 1987 Durchsetzungskompetenz (Chi-Square:3.28,. df=2, GFI= .99, AGFI=.95, Cronbachs =.70) Initiative .51 6.17 Covin and Slevin, 1989 Persönliche Opferbereitschaft .51 6.19 Auer, 2000 Zielstrebigkeit trotz Rückschlägen .63 7.67 Gerig, 1998; Auer, 2000 Nachdruck

.78

9.27

Chandler and Hanks, 1994

Teamworkkompetenz (Chi-Square:12.43, df=9, GFI= .96, AGFI= .91, Cronbachs = .90) Hoegl and Gemuenden, Intensive Kommunikation .83 10.22 2001; Müller, 2003 Hoegl and Gemuenden, Offener Informationsaustausch .84 10.34 2001; Müller, 2003 Hoegl and Gemuenden, Genauigkeit der Informationen .79 9.44 2001; Müller, 2003 Hoegl and Gemuenden, Koordination der Aufgaben .73 8.39 2001; Müller, 2003 Hoegl and Gemuenden, Gegenseitige Unterstützung .79 9.42 2001; Müller, 2003 Hoegl and Gemuenden, Kooperative Arbeitsatmosphär. .76 9.03 2001; Müller, 2003

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Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

Tabelle 1. Fortsetzung Lambda-X standardisierte Forschung, die ähnt-Werte Faktorladungen/ liches Item verwendet Gewichte Führungskompetenz (Chi-Square:3.26, df=2, GFI= .98,AGFI= .92, Cronbachs = .70) Meier, 1998; Walter, Motivation der Mitarbeiter .49 4.48 Gemünden et al., 2003 Chandler and Jansen, Kontinuierliche Leistungsverbesserung .72 6.53 1992 Walter, Gemünden et al., Weiterentwicklung der Mitarbeiter .71 6.43 2003 Walter, Gemünden et al., Delegation von Aufgaben und Verant.44 4.00 2003; Chandler and wortung Jansen, 1992 Konstrukte und Items

Netzwerkkompetenz (Konditionsindexa: 18.927) Kundenintegration in Produktentwicklung Wissenstransfer in das Unternehmen

.143

1.204

.468

1.020

Kooperation mit Technologiepartnern

.772

1.131

Kooperation mit Marketingpartnern

.056

1.081

Technologische Entwicklung (Konditionsindex: 19.185) Genaue Definition von Produkt.406 merkmalen, Zeit und Budget Entscheidung interne/externe Entwick.006 lung Synchronisation Produkt/Produktions.277 entwicklung Erfahrung mit dem Management .651 umfangreicher Projekte Technologie Sicherung (Konditionsindex: 12.549) Technologischer Schutz vor Wett.255 bewerbern Bindung von tech. Wissensträgern

.393

Unterstützung des Wissensflusses im .689 Unternehmen Technologische Nutzung (Konditionsindex: 15.406) Erfahrung in gemeinsamer Technolo.264 gienutzung Kommerzialisierung des tech. Know.547 how Technologieverwertung für eigene Lei.505 stungen

Auer, 2000 Auer, 2000; Chandler/ Jansen (1992); Meier, 1998, Ritter, Wilkinson et al., 2002 Auer, 2000; Chandler/ Jansen (1992); Meier, 1998

1.346 1.397 1.308 1.175

1.118 1.189 1.169

1.397 1.431 1.118

Huang, Soutar et al., 2002

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

35

Tabelle 1. Fortsetzung Lambda-X standardisierte Konstrukte und Items Faktorladungen/ Gewichte Technologie Controlling (Konditionsindex: 17.596) Controlling des technologischen .533 Fortschritts, Budget und Zeit Nachdruck der Verbesserung der .683 technologischen Entwicklung Marktforschung (Konditionsindex: 17.120)

t-Werte

1.200

Forschung, die ähnliches Item verwendet

Miller, 1987

1.200

Meier, 1998, Fahy, Hooley et al., 2000; Woodside, Sullivan et al., 1999 Miller, 1987; Meier, 1998 Sadler-Smith, Hampson et al., 2003; Fahy, Hooley et al., 2000; Woodside, Sullivan et al., 1999

Kenntnis von Kundenbedürfnissen

.825

1.405

Bewertung des Markt- und Verkaufspotentials

.232

1.434

Kenntnisse über Wettbewerber

.133

1.174

Strategische Positionierung der Angebote

.573

1.204

Ganzheitliches Marketingkonzept

.594

1.228

Woodside, Sullivan et al., 1999; Meier, 1998

Differenzierung vom Wettbewerb

.128

1.198

Woodside, Sullivan et al., 1999

Entwicklung einer Verkaufsregion

.600

1.574

Attraktives Kundenangebot (4Ps)

.566

1.320

Flexibilität im Verkauf

.235

1.230

Professionelles Erscheinungsbild

.594

1.437

Eingehen auf verschiedene Kundentypen

.348

1.562

Pflege einer engen Kundenbeziehung

.307

1.494

Marketingstrategie (Konditionsindex: 16.823) Meier, 1998

Transaktionsmarketing (Konditionsindex: 17.587)

Woodside, Sullivan et al., 1999; Meier, 1998 Homburg, 2000

Beziehungsmarketing (Konditionsindex: 18.390) Droge, Shawnee et al., 1994; Woodside, Sullivan et al., 1999 Homburg, 2000 Meier, 1998

36

Jan Brinckmann, Sören Salomo, Hans Georg Gemünden

Tabelle 1. Fortsetzung Lambda-X standardisierte Faktorladungen/ Gewichte

t-Werte

Umsatz

.181

1.750

Liquidität

.227

1.399

Wettbewerbsposition

-.015

1.594

Marktanteil

.413

2.097

Bekanntheit

.499

1.630

Technologische Qualität

.100

1.432

Technologische Wettbewerbsfähigkeit

.519

1.399

Einhaltung der Kostenziele

.700

1.070

Profitabilität

1.000

Konstrukte und Items

Forschung, die ähnliches Item verwendet

Markterfolg (Konditionsindex: 16.471) Lumpkin and Dess, 1996 Driessen and Zwart, 1999 Müller, 2003 Lumpkin and Dess, 1996 Lumpkin and Dess, 1996

Technologischer Erfolg (Konditionsindex: 14.983) Mayer, Walter et al., 1989 Mayer, Walter et al., 1989 Salomo, Steinhoff et al., 2003 Pelham, 1997; Narver and Slater, 1990; Lumpkin and Dess, 1996

a. Der berichtete Konditionsindex nach Belsley et al. bezieht sich auf den höchsten Wert der jeweiligen formativen Konstrukts.

Managementkompetenz in jungen Technologieunternehmen

37

Tabelle 2. Wirkung der Managementkompetenz auf Unternehmenserfolg Abhängige Variable: Erfolg Technologie 2

Pfad-

2

(R .31) Pfad-

Konzeption

-.024

.263

.004

.040

Innovation

-.095

.828

.001

.010

Durchsetzung

.087

.794

-.026

.245

Teamwork

.097

.891

-.119

1.492

Führung

-.010

.097

.114

1.381

Netzwerk

.293

2.965

.034

.347

Entwicklung

-.066

.557

Schutz

.107

1.051

Nutzung

.060

.622

Controlling

.147

1.067

Marktforschung

.079

.774

.054

.469

Transaktionsmarketing

.255

2.532

Beziehungsmarketing

-.045

.459

Technologischer Erfolg

.351

2.739

Erfolg

Unternehmerische Kompetenzen

t-Wert

Soziale Kompetenzen

koeffizient

Technologiemanagement Kompetenzen

t-Wert

(R .52)

MarketingmanagementKompetenzen

koeffizient

Profitabilität

2

(R .22) Unabhängige Variable

Markt

Strategisches Marketing

Markterfolg

Pfadkoeffizient

t-Wert

.015

.195

.717

9.236

Kulturschaffende als Entrepreneure – Vermittlung von Unternehmertum als Schlüsselkompetenz in der Ausbildung und Lehre von künstlerischen Berufen Elmar D. Konrad

Abstract Kulturarbeit und Unternehmertum sind kein Widerspruch. Angesicht knapper öffentlicher Kassen und zunehmender Neugründungen im Kulturbereich ist eine Synthese sogar wünschenswert. Künstlerisches Engagement und privat-wirtschaftliche Kulturbetriebe werden neben ihrer künstlerischen Angebotsqualität auch an ihrer Effizienz und ihrem Erfolg gemessen. Gründer und Leiter von Kulturbetrieben aber auch freischaffende Künstler müssen sich daher vermehrt auf unternehmerische Erfolgsmaße berufen. In diesem Beitrag wird auf Basis von Erkenntnissen der Entrepreneurshipforschung der Einfluss des unternehmerischen Verhaltens auf den Erfolg in der Kulturarbeit diskutiert. Die vorliegende theoretische und empirische Behandlung am Beispiel privatwirtschaftlicher Kulturbetriebe, seien sie nun profit oder non-profit organisiert, soll zeigen, dass sich das Vorhandensein unternehmerischer Qualifikation als kritisch für den Erfolg herausstellt und somit auch einen positiven Einfluss auf die Angebotsqualität von Kultur in einer Region besitzt. Dies hat zum einen Konsequenzen auf die Bildung einer Kulturmanagementtheorie, als auch auf die zukünftige Praxis künstlerischer und kulturwissenschaftlicher Ausbildung und Lehre.

1

Einleitung

Neben den großen öffentlichen Kultureinrichtungen einer Kommune oder Region spielen für ein breitgefächertes Kulturangebot immer mehr privatwirtschaftliche Organisationen und kulturelle wie künstlerische Eigeninitiativen eine bedeutende Rolle. Die Gestaltung einer attraktiven und hochwertigen Kulturlandschaft als bedeutender weicher Standortfaktor ist bei Verantwortlichen von Kulturpolitik, Stadtmarketing und kommunalen Wirtschaftspolitik ein wichtiger Bestandteil innerhalb ihrer zukünftigen Strategieüberlegungen und Förderpolitik. Die Beschaffenheit der kulturellen Infrastruktur, wie z.B. Kinos, Theater, Musikveranstaltungen, Museen, Events etc., leistet hierbei neben vielen anderen weichen Faktoren einen nicht zu unterschätzenden Beitrag bei der Konkurrenz der Kommunen und

40

Elmar D. Konrad

Regionen um Unternehmensgründungen, Gewerbeansiedlungen, Bindung und Arbeitsplatzwahl von innovativen und gut ausgebildeten Personen sowie um Besucher- und Übernachtungszahlen im Touristik- und Fremdenverkehrsbereich – eben der Profilierung einer Stadt und Region. Es ist dabei festzustellen, dass die meisten Gründungen von kleinen und mittleren Organisationen im Kultursektor sich vor allem aus einer privaten künstlerischen Eigeninitiative entwickeln. Aus diesem Grund besteht kein Widerspruch zwischen Künstlertum, Kulturarbeit und Unternehmertum – oder sollte zumindest nicht bestehen. Diese Überlegungen haben auch Auswirkungen auf die Ausgestaltung und Bedeutung des Kulturmanagements. Eine gute Theorie des Kulturmanagements sollte hierbei eine Brücke zwischen Wirtschaft und Kulturbereich bauen, die Hintergründe und vor allem die ökonomischen Energien, die das Geschehen antreiben, aufzeigen und entsprechende Erkenntnisse an Kulturschaffende, Künstler, Praktiker der Kulturarbeit aber auch an Kulturpolitiker weitergeben. Die meisten Künstler und Kulturschaffende agieren nämlich im Spannungsfeld zwischen dem idealistischen Bild einer freien Kunst sowie Kulturrezeption und dem klassischen Bild einer reinen angebots- und nachfrageorientierten Ökonomie. In diesem Schmelztiegel von Kunst und Kommerz – der Kulturwirtschaft – müssen alle Akteure des Kultursektors, namentlich die Künstler und Kulturschaffende, leben und vor allem überleben.

Kunst und Rezeptionskultur

Kulturund

Wirtschaftsund Marktkultur

Kunstkommerz

Abb. 1. Kulturwirtschaft: Schmelztiegel von Kunst und Kommerz

Die Erkenntnisse der Entrepreneurshipforschung könnten hier einen bedeutenden Entwicklungsschub für erfolgsorientiertes Agieren geben. Berücksichtigt man die zunehmende finanziellen Engpässe bei der öffentlichen geförderten Kultur und die wachsende Zahl von Neugründungen im Kulturbereich ist eine Synthese von Unternehmertum und Künstlertum sogar wünschenswert. Auch der Erfolg von freischaffenden Künstlern bzw. freiberuflichen Kulturschaffenden wird nicht nur durch die Qualität des künstlerischen Outputs erklärt, sondern ist ebenso ein Ergebnis ihrer Sozialkompetenz, ihrer unternehmerischen Aktivitäten und der Ausprägung ihres komplexen Netzwerkes. Dies gilt nicht nur für reine freischaffende Künstler oder

Kulturschaffende als Entrepreneure

41

klassische Freiberufler wie Designer, Photographen etc., sondern und vor allem für jene sich im Kultursektor engagierenden Personen, die z.B. Organisationen wie Chöre, Instrumentalensembles, Orchester und Schauspielkompanien gründen. Der Erfolg solcher privat finanzierten Kulturorganisationen wird nicht nur über rein künstlerische Maßstäbe, sondern auch durch die Qualität ihres Managements und unternehmerischen Leistungen bewertet. Gründer und Leiter entsprechender Organisationen – oftmals selbst Künstler oder frühere künstlerische Freiberufler – müssen sich daher auch im wachsenden Maße an unternehmerischen Erfolgskriterien messen lassen. Daraus ergibt sich, dass in der künstlerischen Ausbildung und in den Curricula auch ein Schwerpunkt auf Unternehmertum und Management als wichtige Schlüsselkompetenzen für den zukünftigen beruflichen Erfolg gelegt werden muss.

2

Darstellung der Thematik

Die Forschung beschäftigt sich seit langem intensiv mit der Fragestellung, was unterscheidet erfolgreiche von erfolglosen Betriebsgründungen. Die Ergebnisse sollen Gründern Hilfestellungen für eine erfolgreiche Unternehmensaktivität anbieten und öffentlichen Stellen Empfehlungen für eine wirksame Förderung und Beratung Erfolg versprechender unternehmerischer Aktivitäten geben. Wenn auch im Kulturbereich befriedigende Antworten auf diese Fragen gefunden werden, dann können mit öffentlichen Mitteln, die in diesem Sektor traditionsgemäß viel stärker aufgewendet werden, sehr viel gezielter Neugründungen gefördert werden. Ebenso können Instrumentarien geschaffen werden, um ökonomisch und kulturell interessante Kulturbetriebe so zu fördern, beraten und zu entwickeln, dass sie sich im kommunalen Umfeld etablieren und aus eigener Kraft am Markt behaupten können. Ein vielfältiges und attraktives Kulturangebot würde die Lebens- und Standortqualität einer Kommune oder Region nachhaltig verbessern. Auch zur Stärkung der Identifikation und Bindung der Bevölkerung an einen Standort, gerade für den Bevölkerungsanteil der jungen und gut ausgebildeten Erwerbstätigen sowie der Profilbildung nach außen, setzen Kommunen immer mehr auf die kulturelle Infrastruktur.1 In Zeiten sinkender Steuereinnahmen und steigender Ausgaben für öffentliche Kultureinrichtungen sind die Kommunen jedoch immer mehr auf private Eigeninitiative und qualitativ hochwertige Aktivitäten von privaten Kulturanbietern angewiesen, um die erforderliche Standortprofilierung durch ein hohes Kulturniveau zu fördern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, durch ein geeignetes Aktionsinstrumentarium erfolgreiche Neugründungen von Kulturbetrieben zu identifizieren und deren Entwicklung gezielt zu unterstützen.

1

Vgl. Hummel (1990); Kleinegees (1994); Rauhe (1994), S. 21 ff.

42

Elmar D. Konrad

Untersuchungen von Aktivitäten in der Kulturwirtschaft am Beispiel der Stadt und Region Karlsruhe2 zeigen, dass sich Gründungsmotivation bzw. eigenverantwortliche Initiativen oftmals in der Rechtsform von unabhängigen oder freien Kulturfördervereinen abspielen. Der Unternehmungsbegriff kann nach Meinung des Autors aber auch für solche nicht gewinnorientierten Rechtsformen angewandt werden. Der Betreiber eines Kulturveranstaltungsbetriebs unterhält zudem meist verschiedenste Arten von Geschäftsbeziehungen mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Zu seinem Netzwerk gehören die Vertreter der örtlichen Verwaltungen (z.B. in Kulturdezernaten, Wirtschafts- oder Liegenschaftsämtern), der Medien (z.B. in Werbeabteilungen oder Feuilletons), der Wirtschaft (z.B. als Veranstaltungskunden oder Sponsoren) sowie Personen des Kulturbereichs (z.B. die Künstler selbst, Agenturen oder Konkurrenten). All diese Beziehungen können Kooperations- oder Kundenbeziehungen sein. Daher kommt der Gestaltung, Pflege und Nutzung der interorganisationalen Zusammenarbeit im Kulturbereich eine große Bedeutung zu.

3

Konzeptionelle Grundlagen

3.1 Aspekte des Kulturmanagements Die aus dem Management von Wirtschaftsbetrieben gewonnenen Organisationsund Führungserfahrungen wurden teils auf den Kulturbereich übertragen, was zu einer Fülle von Fachliteratur in Teilbereichen des Kulturmanagements mit einer eher praxisbezogenen Ausrichtung im Sinne von Handbüchern und Ratgebern führte, wie zum Beispiel Sponsoring, Mäzenatentum, Non-Profit-Marketing, EventMarketing, Festivalisierung.3 Dabei dominieren die Kategorien des klassischen Managements wie Marketing oder Controlling sowie deren Modifikation für die jeweiligen spezifischen Kunstsparten. Forschungsarbeiten zur Bildung einer Kulturmanagementtheorie sind bislang nur in Ansätzen vorhanden. Nach Bendixen (1996) sollte eine gute Theorie des Kulturmanagements den Graben, der zwischen traditioneller – also gewinnorientierter und unternehmerischer – Wirtschaft und traditionellem – also kameralistisch geführtem, einem idealen Kulturbegriff verpflichtetem – Kulturbereich existiert, aufarbeiten. Entsprechende Erkenntnisse sollten durch eine solche Theorie an Praktiker der Kulturarbeit vor allem zukünftigen Kulturschaffenden weitergegeben werden. Betrachtet man die mehr betriebswirtschaftlichen Komponenten, so fällt auf, dass – obwohl der weitaus größte Teil des erwirtschafteten Umsatzes im privatwirtschaftlichen Kultursektor erbracht wird,4 die kulturmanagementtheoretischen Ansätze 2 3 4

Dziembowska-Kowalska/Funck/Robertson-Wensauer (1996). Vgl. Byrnes (1999); Badelt (1999); vgl. auch die Thesen von Bruhn/Meffert/Wehrle (1994); Grüßer (1991). Vgl. Hummel/Berger (1988); Bendixen/Laaser (2000); Throsby (2001).

Kulturschaffende als Entrepreneure

43

bislang fast ausschließlich für öffentliche Kulturbetriebe betrachtet wurden. Die privatwirtschaftlich betriebenen Kultureinrichtungen folgen meist anderen inhaltlichen Zielsetzungen, wodurch die daraus folgenden Programmentscheidungen andere Konturen haben. Dennoch brauchen auch diese funktionierende Instrumentarien der Organisationsführung, des Marketings und Controllings. Theorien und Konstrukte des Managements für Kunst und Kultur sollten also all jene Instrumentarien umfassen, welche die kommunikativen, technologischen, organisatorischen, sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aufgaben effektiv und effizient zu lösen vermögen. Die daraus folgende Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der Aufgaben führt dazu, dass nicht von einem einheitlichen Berufsfeld eines Kulturmanagers gesprochen werden kann.5 Zur Entwicklung einer allgemeinen Kulturmanagementtheorie liegen jedoch noch keine nennenswerten Untersuchungen vor. 3.2 Aspekte des Unternehmertums In den verschiedenen Ansätzen und Theorien der Ökonomie werden zum Teil sehr unterschiedliche Auffassungen von der Rolle des Unternehmers und des Unternehmerischen vertreten.6 Stevenson und Jarillo definieren Unternehmertum als einen Prozess „… by which individuals – either on their own or inside organization – pursue opportunities without regard to the resources they currently control.“7 In seiner Übersicht historischer Betrachtungen von Unternehmerbeschreibungen findet Bretz8 drei wesentliche, verknüpfbare und in der Realität unterschiedlich dominante Hauptfunktionen des Unternehmers: den Kombinator, Innovator und Risikoträger. Als Kombinator mobilisiert der Unternehmer kritische Ressourcen und gestaltet eine überlebensfähige Organisation. Als Innovator zerstört er bestehende Marktgleichgewichte und setzt neue Produkte und Dienstleistungsbündel durch. Als Risikoträger verfolgt der Unternehmer seine Ziele beharrlich trotz Unsicherheit und riskiert damit bewusst den Verlust seines eingesetzten Kapitals, persönlichen Einkommens, Know-hows und Prestiges. Hébert und Link9 identifizieren neben dem Innovator und Risikoträger die Unternehmerrolle des Kundschafters, der nach ungenutzten Möglichkeiten sucht. Meyer und Beer10 ergänzen dieses Funktionsspektrum des Unternehmers um die Rolle des marktorientierten Unternehmensführers.11 Organisationale Elemente in Unternehmertum-Modellen können im Wesentlichen unter den Begriffen „Strategie“, „Kultur“ (im Sinne von Organisationskultur), „Struktur“ und „Netzwerke“ zusammengefasst werden. Für die Neu-

5 6 7 8 9 10 11

Heinrichs (1999, 1993). Siehe hierzu z.B. Meyer/Beer (1999), S. 43 ff. Stevenson/Jarillo (1990), S. 23. Bretz (1991), S. 277 ff. Hébert/Link (1988), S. 152. Meyer/Beer (1999), S. 79 ff. Vgl. die Übersicht über unternehmerisches Verhalten bei Gemünden/Konrad (2000).

44

Elmar D. Konrad

gründung und Etablierungsphase von Unternehmen wurde die Strategie als ein Erfolg fördernder Einfluss vor allem dann festgestellt, wenn darin proagierende und reagierende Handlungsgrundsätze ausgewogen enthalten waren.12 In Bezug auf die (Organisations-)Kultur von Jungunternehmen favorisiert die Entrepreneurshipforschung eine offene Organisationskultur, die Wachstum, Risikobereitschaft und Flexibilität betont.13 Unter Netzwerken wird die Verflechtung des Unternehmens – bei kleinen Unternehmen meist durch die Geschäftsleitung repräsentiert – mit externen Partnern (z.B. Kunden, Lieferanten) und der Unternehmensmitarbeiter untereinander verstanden. Für die Intensität und Qualität der Verflechtung wird ein positiver Einfluss auf das Wachstum und Überleben eines Unternehmens vermutet. In der Literatur der Entrepreneurshipforschung finden sich zahlreiche Vorschläge zur Messung des Erfolgs von (jungen) Unternehmen. Oftmals wird nach subjektiven und objektiven Erfolgsmaßen unterschieden.14 In der vorliegenden Studie wurden neben den klassischen Erfolgsmaßen wie Umsatz und Rentabilität weitere operationalisierte Erfolgsmaße wie Etablierungs- und Bekanntheitsgrad in die Erfolgsmessung miteinbezogen.

4

Hypothesenbildung

4.1 Grundgerüst Nach Bygrave und Hofer ist ein Unternehmer jemand, „… who perceives an opportunity and creates an organization to pursue it“.15 Diese Definition trifft nach Meinung des Autors auf fast alle freischaffenden Künstler, Kulturschaffenden und Kultur-Unternehmer zu, da auch diese Möglichkeiten, Chancen sowie Marktnischen für konkrete Kulturarbeit sehen und sich eine geeignete Organisation, wie z.B. ein Verein, schaffen, um diese Möglichkeiten zu verwirklichen.16 In der vorliegenden Studie sollen daher primär die Wege identifiziert und empirisch überprüft werden, auf denen Kultur-Unternehmer den Erfolg ihrer Betriebe beeinflussen. Als Kulturbetriebe gelten in der vorliegenden Studie grundsätzlich alle Organisationen, die sich die Förderung, Schaffung und Verbreitung von Kulturveranstaltungen zur Aufgabe gemacht haben. Eine vollständige Erklärung des Erfolgs eines Kulturbetriebs wird dabei nicht angestrebt. Abbildung 2 stellt das Grundgerüst für die Hypothesenbildung der Untersuchung graphisch dar.

12 13 14 15 16

Vgl. Frese/Gelderen/Ombach (1997), S. 15 ff. Vgl. Bygrave/Hofer (1991), S. 17. Vgl. Müller-Böling/Klandt (1993), S. 154. Bygrave/Hofer (1991), S. 12. Vgl. auch marktprozessorientierte Ansätze bei Kirzner (1997).

Kulturschaffende als Entrepreneure

45

Basismodell

Persönliche Voraussetzungen

Prozesse und Strukturen

Erfolg

Abb. 2. Grundgerüst der Untersuchung

4.2 Basismodell Die persönlichen Verhaltensweisen sowie die spezifischen unternehmerischen Haltungen und Einstellungen sind wichtige Wirkungsvariablen auf den Unternehmenserfolg. Wie die Arbeiten von Slevin und Covin zeigen, herrscht eine ausgeprägte Unternehmerhaltung in Richtung Initiative und Proaktivität, Marktorientierung und Wachstumsdenken bei erfolgreichen Unternehmern vor.17 Auch ein unternehmensorientierter Führungsstil18 und ein aus kalkulierbarem Herausforderungsdenken sich entwickelndes Risikoverhalten können als direkte Einflussgrößen auf den Erfolg beschrieben werden. Es ist davon auszugehen, dass bei Kulturbetrieben durch die Ausprägung des Unternehmertums ihrer leitenden Personen, als ein Qualitätsmerkmal des persönlichen strategischen Handelns des Kultur-Unternehmers, sich direkte wirtschaftliche Erfolge nachweisen lassen. Ein weiterer direkter Pfad aus dem Konstrukt der Leistungsbeiträge eines Kultur-Unternehmers zum Betriebserfolg lässt sich zum einen aus der Qualität und Flexibilität von Managementkonzepten sowie dem Ausmaß und der Qualität des eigenen Ressourceneinsatzes und deren effizienter Nutzung, also den reinen funktionalen Pflichten und Aufgaben innerhalb des Kulturbetriebs, erklären. Ebenso kann man annehmen, dass ein Kultur-Unternehmer mit einem Pool von verschiedenen Aufgaben und Pflichten innerhalb seines Betriebs konfrontiert ist, deren Funktionen, ob sporadisch oder permanent, verfahrens- oder verhaltensorientiert sein können.19 Aus der effizienten und effektiven Erfüllung der funktionalen und planungsrelevanten Aufgaben erfolgt daher in einem Kulturbetrieb der reibungslose Ablauf des Veranstaltungsprogramms, was somit direkt auf die auch hier vorzufindenden objektiv wirtschaftlichen Erfolgsmaße wirkt.20 17 18 19 20

Slevin/Covin (1990, 1995). Vgl. Barth (1995), S. 80 ff. Vgl. Staehle (1989), S. 52 ff. Vgl. hierzu Frese/Gelderen/Ombach (1997), S. 7 ff.

46

Elmar D. Konrad

Netzwerkspezifische und beziehungsspezifische Tätigkeiten und Aktionen gerade im Hinblick auf Problemlösungsbedürfnisse und Problemlösungspotenziale sind herausragende Leistungsbeiträge bezüglich des Betriebserfolgs.21 Durch die geeignete Anbahnung und Pflege von persönlichen Beziehungen zu Meinungsführern und Entscheidungsträgern im Kulturbereich erhält man wichtige Informationen. Durch einen solchen Informationsvorsprung kann auf Probleme und Aufgaben schneller und effektiver reagiert werden. Außerdem überwindet der Aufbau eines Beziehungsnetzwerkes zu potenten Partnern ernstzunehmende Barrieren, indem notwendige Ressourcen erschlossen und Unterstützungen gewonnen werden können.22 Eine intensive Ausübung der beziehungsspezifischen Funktionen im Kulturbereich, die als strategische Zusammenarbeit und Interaktion in einem Netz von Akteuren angesehen werden können, erhöht die Effizienz der Ressourcenausbeute. Gerade diese Aspekte müssten nach Meinung des Autors intensiver in Ausbildung und Lehre von Kulturberufen als Schlüsselkompetenzen vermittelt werden. Die genannten Überlegungen lassen sich für den unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers bezüglich der Wirkrichtung zum Erfolg des Kulturbetriebs in folgende Hypothese zusammenfassen: H1: Je stärker die unternehmerischen Elemente im Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers ausgeprägt sind, umso größer und nachhaltiger ist der Erfolg seines Kulturbetriebs. Neben dem durch das Verhalten und die Aktivitäten des Unternehmers geprägten Prozesskonstrukts des unternehmerischen Leistungsbeitrags wirken auch noch strukturbezogene Konstrukte, wie die Qualität des Beziehungsportfolios sowie die Ausprägung der internen Organisationskultur, auf den Erfolg. In der vorliegenden Untersuchung wird daher unter einem Beziehungsportfolio ein umfangreiches und ausbalanciertes Set guter persönlicher Beziehungen verstanden, dem die für die Kulturbetriebe wichtigen Organisationen und Drittparteien angehören, die über relevante Ressourcen, wie finanzielle Mittel, Informationen, Macht und Kontakte verfügen. Eine Person, die im Besitz eines derartigen personenbezogenen Beziehungsportfolios ist, kann für ihre Aktionen, Projekte und Tätigkeiten wichtige Akteure über organisationale Grenzen hinweg effizient suchen, zusammenbringen und beeinflussen.23 Gute persönliche Beziehungen zu wichtigen Personen und Partnern des Kulturbereichs, wie Entscheidungsträger in der Kulturverwaltung, Kulturredakteure etc., helfen dabei, diese in eine gewünschte Richtung zu bewegen und deren Unterstützung zu erlangen.24 Die Qualität eines personengebundenen Beziehungsportfolios begründet sich im Wesentlichen aus der Art und Pflege der Ressourcen der jeweiligen Partner und dem 21 22 23 24

Vgl. zu kulturbezogenen, beziehungs- und kommunikationsspezifischen Tätigkeiten Oehrens (1992). Vgl. Ritter (1998), S. 52 ff. Vgl. Ibarra (1993); Walter (1998, 1999); Sydow (1992). Vgl. Walter (1998, 1999).

Kulturschaffende als Entrepreneure

47

Charakter der persönlichen Beziehungen zu diesen Akteuren.25 Die in einem Geflecht sozialer Beziehungen agierenden zentralen Akteure können die für sie selbst und die für ihre direkten und indirekten Netzwerkpartner relevanten Ressourcen kontrollieren. Das bedeutet, dass sie Zugang zu wichtigen Ressourcen haben und diese anderen eröffnen, aber auch versperren können.26 Die durch das Beziehungsportfolio erschlossenen Ressourcen, wie zum Beispiel die Gewährung von öffentlichen Fördermitteln, Finanzierungen durch Sponsoring, Publikumszuwachs durch multiplikative Medienreaktionen, wirken direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg, aber auch auf den Bekanntheits- und Etablierungsgrad eines Kulturbetriebs. Auch diese Aspekte können nach Meinung des Autors nicht deutlich genug in Ausbildung und Lehre für eine erfolgreiche Laufbahn im Kultursektor herausgestellt werden. Die zweite Erfolgshypothese wird daher folgendermaßen formuliert: H2: Mit zunehmender Qualität des Beziehungsportfolios des Kultur-Unternehmers steigt der Erfolg seines Kulturbetriebs. Neben diesen genannten Einflüssen müssen selbstverständlich auch die Ausprägung und das Leistungsverhalten des Kulturbetriebs als Ganzes hinzukommen. Ein Maß hierfür ist nach Meinung des Autors die Typologie der im Betrieb vorherrschenden Organisationskultur. Eine Ausprägung hin zu einer unternehmerisch-marktorientierten Organisationskultur ist nach Meinung des Autors Erfolg versprechend.27 Es ist davon auszugehen, dass bei privatwirtschaftlichen Kulturbetrieben durch ihre besondere Ausprägung, z.B. der Größe und Rechtsformen, die Organisationskultur in einem sehr starken Zusammenhang mit dem Kultur-Unternehmer selbst steht. In der vorliegenden Studie besitzen 49,7 % der privatwirtschaftlichen Kulturbetriebe insgesamt weniger als zehn Mitarbeiter und 77,8 % weniger als 25 Mitarbeiter.28 Ebenso war zu erwarten, dass eine starke Ausprägung der unternehmerisch-marktorientierten Organisationskultur einen positiven Einfluss auf die Erfolgsmaße des Kulturbetriebs hat, weil dann erstens die Aufgaben innerhalb des Kulturbetriebs intensiver und somit effektiver durchgeführt werden und zweitens die Bereitschaft und die Fähigkeit zum Erkennen und Nutzen von Marktpotenzialen im Kulturbereich vorhanden sind. Zur Übernahme einer solchen Verantwortung bedarf es eines unternehmerischen Denkens auf allen Ebenen oder, im Fall eines gleichberechtigten Teams, bei allen Beteiligten. Daher ist es für die Erfüllung der Aufgaben förderlich, wenn Mitarbeiter Entscheidungsbefugnisse besitzen und risikobereit sind. Die Ausrichtung zu Innovation, Marktchancen, Unternehmertum und Risikobereitschaft, gekoppelt mit dem Willen zu Leistung und Erfolg als messbare Ziele, erhöhen die sozialen Qualifikationen der Mitarbeiter, indem Informationen ständig, spontan und gewollt sowie umfassend ausgetauscht werden. Weiterentwicklung 25 26 27 28

Vgl. Walter (1998), S. 91 ff. Vgl. Ibarra (1993), S. 472 ff. Vgl. zur Typologie der verschiednen Organisationskulturen Homburg (1995), S. 192-195. Vgl. hierzu Kleinegees (1994), S. 358 ff.

48

Elmar D. Konrad

und Zielerreichung sind zentrale Elemente der unternehmerisch-marktorientierten Organisationskultur eines Kulturbetriebs, welche ebenso als wichtige Aspekte des Kulturmanagements gerade für Kulturschaffende vermittelt werden sollten. Durch die angeführten Argumente wird der Einfluss in folgender Erfolgshypothese zusammengefasst. H3: Je unternehmerischer und marktorientierter die Organisationskultur ausgeprägt ist, umso höher fällt der Erfolg des Kulturbetriebs aus. Um für diese strategischen Überlegungen relevante und potente Partner des Kulturbereichs in einem gut ausgeprägten Beziehungsportfolio zu haben, sind entsprechende Aktivitäten des Beziehungs- und Netzwerkmanagements notwendig. Somit haben die Aktivitäten zur Pflege und Anbahnung von persönlichen Beziehungen, gekoppelt mit den Aktivitäten des Gestaltens von Netzwerken, direkten Einfluss auf die Qualität des persönlichen Beziehungsportfolios des Kultur-Unternehmers. Die Erkenntnisse von Walter (1998) über den Beziehungspromotor machen den Einfluss dieser Aktivitäten auf das Beziehungsgeflecht deutlich, wenn man das persönliche strategische Verhalten und die sich daraus ergebenden unternehmerischen Leistungsbeiträge des Kultur-Unternehmers als Promotorenverhalten ansieht. Durch die prozessorientierten Ansätze der verschiedenen Promotorenmodelle lassen sich hier logische Konsequenzen bezüglich des Wirkungszusammenhangs vom Konstrukt des unternehmerischen Leistungsbeitrags hin zur Qualität des Beziehungsportfolios des Kultur-Unternehmers erkennen. Neben den rein beziehungs- und netzwerkspezifischen Aktivitäten haben auch die organisatorischen und funktionalen Pflichten und Aufgaben und der unternehmerische Handlungsbeitrag einen Einfluss auf die Qualität des Beziehungsportfolios. Somit lassen sich die besprochenen Argumente bezüglich dieser Wirkungszusammenhänge in nachfolgender Hypothese zusammenfassen: H4: Je stärker die unternehmerischen Elemente im Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers ausgeprägt sind, umso besser ist die Qualität seines Beziehungsportfolios. Aus Sicht des Entrepreneurships kann die unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur etwa „going into business“29 bedeuten, was nicht unbedingt heißt, ein neues Unternehmen zu schaffen, sondern es kann sich auch um den Neueintritt in einen existierenden Markt oder neuen Markt handeln. Die wesentliche damit verbundene Frage bezieht sich auf den Strategieinhalt und die Strategieform. Im Kulturveranstaltungsbereich kann davon ausgegangen werden, dass der Grad des Leistungsbeitrags eines Kultur-Unternehmers direkten Einfluss auf die unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur des Kulturbetriebs besitzt. Das Vorhandensein unternehmerischer Handlungsbeiträge kann als Hilfe angesehen werden, die unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur bei den Mitar29

Lumkin/Dess (1996), S. 136.

Kulturschaffende als Entrepreneure

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beitern zu verankern und somit dynamisch-unternehmerisches sowie wettbewerbsund leistungsorientiertes Verhalten zu fördern. Für die auch im Kulturbereich innovativen und risikobehafteten Marktorientierungsstrategien wirken die vom KulturUnternehmer eingebrachten unternehmerischen und proaktiven Leistungsbeiträge direkt auf die unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur des Kulturbetriebs. Somit lässt sich die letzte Wirkungshypothese wie folgt formulieren: H5: Mit zunehmendem unternehmerischem Leistungsbeitrag des KulturUnternehmers steigt die Ausprägung der unternehmerisch-marktorientierten Organisationskultur seines Kulturbetriebs. 4.3 Erweitertes Gesamtmodell Das vorgestellte Basismodell wird im folgenden um die vier Erklärungsgrößen Sozialkompetenz, Kulturwissen, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und unternehmerische Motivation erweitert, welche als Ergänzung anzusehen sind. Für alle Größen ist zu vermuten, dass sie die unternehmerischen Aktivitäten einer betreffenden Person positiv beeinflussen.30 Bei Motiven handelt es sich um verhältnismäßig stabile Beweggründe und Triebfedern menschlichen Verhaltens. Gute persönliche Beziehungen zu den für Kulturbetriebe relevanten Partnern herzustellen, ist nicht selbstverständlich. Sozialkompetenz wie zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit, Kontaktfreudigkeit, Einfühlungsvermögen, Koordinationsfähigkeit und Flexibilität helfen Kultur-Unternehmern dabei, angemessen und geschickt mit den Partnern umzugehen und damit persönliche Beziehungen zu den Akteuren zu entwickeln.31 Da es in der Realität oft sehr schwer ist, die Komplexität einer Situation sowie deren verschiedene Handlungsweisen, ihre Konsequenzen und ihre Wahrscheinlichkeiten voll zu erfassen, wird zur Verringerung der Komplexität oft auf normierte Verhaltensregeln und Alltagswissen zurückgegriffen.32 Beispielsweise müssen politische und verwaltungstechnische Aspekte der Kulturarbeit zwecks einer effizienten Kulturpolitik mit den Kulturbetrieben koordiniert und abgestimmt werden. Der KulturUnternehmer muss also gegenüber seiner Umwelt mit einer großen Aufgeschlossenheit ausgestattet sein. Für die Vorstellungen und Wünsche seiner im Kulturbereich zu findenden Partner ist ein ‚offenes Ohr‘ von großer Bedeutung, um schnell und effektiv auf sich anbahnende Veränderungen reagieren zu können. Für die Gestaltung des Beziehungsportfolios sowie dem Agieren innerhalb des persönlichen Netzwerkes sind die Qualitäten der unterschiedlichen Ausmaße der sozialen Kompetenz,33 der Empathie, der Kontaktfreudigkeit und der Koordinationsfähigkeit eine wichtige Voraussetzung. Auch innerhalb der Organisation des Kulturbetriebs ist das 30 31 32 33

Vgl. Gemünden/Konrad (2000). Vgl. Goleman (1999). Vgl. Walter (1998), S. 118 f. Vgl. Barth (1995), S. 79. Vgl. hierzu auch die Bemerkungen von Greif (1994), S. 312 ff.

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Vorhandensein einer starken Sozialkompetenz entscheidend, indem die Belange der Mitarbeiter, der Partner und Kunden bewusst werden und mit funktionalen Aktivitäten entsprechend reagiert werden kann. Die vorstehenden Zusammenhänge werden in der folgenden Hypothese zusammengefasst. H6: Je stärker die Sozialkompetenz des Kultur-Unternehmers ausgeprägt ist, umso positiver wirkt sich dies auf den unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers aus. Kulturwissen kann als ein Teil des Humankapitals angesehen werden, somit ist Kulturwissen als spezifische Ausprägung der Branchenerfahrung und Fachkompetenz bzw. fachlichen Wissens ausgelegt. Im Bereich der Gründungsaktivitäten ist das Vorhandensein von Branchenerfahrung dahingehend sehr relevant, dass sich durch spezifisches Wissen die Zugangsbarrieren zu einem Markt verringern und sich die Überlebenswahrscheinlichkeit von neugegründeten Unternehmen erhöht.34 Eine eindeutige Kausalität der Branchenerfahrung zum Unternehmenserfolg in allen Branchen kann bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden.35 Jedoch ist anzunehmen, dass besonders in der Informationsbeschaffung und effektiveren Strategieplanung dieses Wissen von Vorteil ist. Kenntnisse über den Kulturbereich, sei es nun durch theoretische Aneignung oder durch praktisches Erleben erfahren, erleichtert das Erkennen von wichtigen Personen und das Zurechtfinden innerhalb des Kulturbereichs, was sich wiederum direkt auf die beziehungsspezifischen Leistungsbeiträge des Kultur-Unternehmers positiv auswirkt. Zum anderen sind Personen, welche ein hohes Wissen bezüglich der Kultur und der allgemeinen Kulturszene besitzen sowie erlebte Erfahrung in der Kulturpraxis als Fachkompetenz vorweisen können, attraktive Partner für weitere Akteure im Kultursektor. Durch diese Art von Fachkompetenz und Fachwissen werden Personen für andere Personenkreise in diesem Bereich attraktiver und werden dadurch eher aufgesucht. Dies erleichtert die Anbahnung und Pflege von Beziehungen zu wichtigen Personen im Kulturbereich, was sich wiederum direkt in die Teilkonstrukte Pflege und Gestaltung von persönlichen Beziehungen und Netzwerken positiv ausdrückt. Des weiteren ist ebenfalls anzunehmen, dass durch Kulturwissen eine gewisse Sicherheit in strategischen Entscheidungsprozessen entsteht und dadurch die proaktiven und risikobehafteten Aktionen begünstigt werden, also die unternehmerische Handlungsorientierung gefördert wird. Aus den vorigen Argumenten lässt sich somit der Einfluss des Kulturwissens in folgender Hypothese zusammenfassen.

34 35

Vgl. Brüderl/Preisendörfer/Ziegler (1996), S. 128. Vgl. Bird (1989), S. 159 ff.; Dies wird auch von einigen deutschsprachigen Untersuchungen bekräftigt. Vgl. hierzu Barth (1995), S. 141; Göbel (1998), S. 113-115. Im Kulturbereich ist Branchenerfahrungen daher nicht so eindeutig fassbar.

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H7: Je höher das Kulturwissen des Kultur-Unternehmers ausgeprägt ist, umso positiver wirkt sich dies auf den unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers aus. Bei der Betrachtung der Entrepreneurshipforschung bezüglich der betriebswirtschaftlichen Kenntnisse zeichnet sich der Trend ab, dass diese einen positiven Einfluss auf den Erfolg einer Unternehmung ausüben.36 Das Vorhandensein von organisatorischen Fähigkeiten und Kompetenzen in führungsorientierten Aufgaben sowie von betriebswirtschaftlichem Wissen muss als Voraussetzung für eine effektive und effiziente Netzwerkbehandlung betrachtet werden und wirkt somit, wenn diese als betriebswirtschaftliche Kenntnisse zusammengefasst werden, direkt auf die netzwerkspezifischen Leistungsbeiträge des Kultur-Unternehmers.37 Marketingpolitisches Wissen, Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit aber auch Wissen um die rechtlichen und finanziellen Aspekte erleichtern das Erkennen von Problemen und somit von Problemlösungen durch Partner und Netzwerke.38 Zum anderen erleichtert das Vorhandensein von betriebswirtschaftlichem Wissen das Erfüllen der funktionalen Aufgaben und Pflichten innerhalb des Kulturbetriebs, indem Fehler vermieden werden und somit die Aufgaben mit geringerem Aufwand effizienter und effektiver erfüllt werden können.39 Es ist jedoch davon auszugehen, dass jemand, der eine hohe Fachkompetenz und Erfahrung sowie realistische Vorstellungen persönlicher und unternehmerischer Ziele besitzt, es sich erlauben kann, sich auf die wesentlichen Strategieplanungen und Marktkonzepte zu konzentrieren und dadurch auch die Aktivitäten und Leistungen der Unternehmung zu optimieren. Hierbei fließen bei Kultur-Unternehmern Aspekte des Kulturmanagements als Fachkompetenz ein. Vor allem die persönlichen Zielvorstellungen der Unternehmer sowie die Strategien ihres Unternehmens hängen stark mit dem Wissen um deren Realisation zusammen. Aus dem persönlichen Ziel, zum Beispiel dem Publikum und der Öffentlichkeit ein Forum für ein gutes und neuartiges Kulturangebot zu sein, also ein innovatives Produkt innerhalb des Kulturbereichs zu präsentieren, entsteht eine Strategie, ein gutes Kulturprogramm zu entwickeln und zu ermöglichen. Das kommunale und regionale Umfeld bestimmt und definiert ebenso Voraussetzungen und Bedingungen für den privatwirtschaftlichen Kulturbetrieb bzw. für den neugegründete Kulturbetrieb, auf welche die Strategie und die Managementkonzepte einer Kultur-Unternehmung ausgerichtet sein sollten. Des weiteren ist anzunehmen, dass durch betriebswirtschaftliche Kenntnisse eine gewisse Sicherheit in strategischen Entscheidungsprozessen entsteht und dadurch die proaktiven und risikobehafteten Aktionen begünstigt werden, also die unternehmerische Handlungsorientierung gefördert wird. Zusammenfassend lassen sich diese Argumente bezüg-

36 37 38 39

Vgl. Gemünden/Konrad (2000). Vgl. Ritter (1998), S. 81-92. Vgl. Oehrens (1992), S. 4. Vgl. Staehle (1989), S. 52 f.

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lich der Wirkungszusammenhänge der betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und des unternehmerischen Leistungsbeitrags des Kultur-Unternehmers in folgender Hypothese darstellen. H8: Je größer die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse des Kultur-Unternehmers sind, umso positiver wirkt sich dies auf den unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers aus. In der Entrepreneurshipforschung eignet sich das Erklärungskonstrukt der Motivation nicht unbedingt dafür, einen direkten Bezug zum Erfolg einer Unternehmung herzustellen. Vielmehr liegt in dem Begriff der Motivation der Erklärungsansatz, warum jemand etwas tut und eventuell wie intensiv, wie beharrlich oder wie oft jemand etwas tut. Motivation eignet sich daher als Teilerklärungskonstrukt für Aktivitäten und Handlungsweisen. In der Literatur haben sich, wie bereits erwähnt, zur Erklärung unternehmerischer Verhaltensweisen, Handlungsmuster und Leistungsbeiträge vor allem zwei Motive herausgebildet: die Leistungsmotivation und das Machbarkeitsdenken. Barth führt diesbezüglich noch den Begriff des Herausforderungsdenkens ein. Dabei wird beschrieben, dass zwischen Problemen und Herausforderungen dahingehend unterschieden wird, wie dieser Unterschied vom Einzelnen, den es betrifft und der sich mit Problemen und Herausforderungen auseinandersetzen muss, wahrgenommen und vor allem wie er darauf reagieren wird.40 Eine wesentliche Voraussetzung für unternehmerisches Handeln ist der Wille zur Leistung. Diese Leistungsmotivation, basierend auf den Vorstellungen von McClelland (1965) kann mit dem Streben nach effizienter Leistung beschrieben werden. Hochmotivierte Menschen bevorzugen zwar hohe, aber erreichbare Ziele und klammern unrealistische hohe Ziele aus. So ist die Erreichung ausgeglichener bis hoher Ziele weitgehend vom Einsatz, Risikobewusstsein sowie von der eigenen Tüchtigkeit und weniger von äußeren Umständen abhängig, also mehr den prozessorientierten Aktivitätsvariablen. Geld ist hierbei nicht Motivation des Handelns, sondern als Maßstab der eigenen Leistungsbeurteilung bezüglich der Leistungsbeiträge zu verstehen.41 Des weiteren sind Autonomiestreben, der Wunsch nach Selbstverwirklichung sowie Selbstversorgung sehr bedeutende Motive für den Entschluss sich selbständig zu machen bzw. unternehmerisch zu handeln, also selbst-verantwortlich zu agieren.42 Da sich das Konstrukt unternehmerischer Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers aus unternehmerischen Aktivitäten, Aufgaben und Handlungsorientierungen im Sinne des Entrepreneurship zusammensetzt, ist auch ein direkter positiver Wirkungszusammenhang mit diesen unternehmerischen Motiven festzuhalten. Es kann erwartet werden, dass klassische Unternehmermotive, wie die Leistungsmotivation, Autonomiestreben, Selbstverwirklichung, Risikobereitschaft und Macht40 41 42

Barth (1995), S. 73. Vgl. hierzu Klandt (1990), S. 90 f; McClelland (1965). Vgl. Baldegger (1988); Kuipers (1990).

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streben einen Erklärungsbeitrag für die spezifischen Aktivitäten eines Kultur-Unternehmers liefern.43 Entscheiden und Handeln unter unsicheren Bedingungen und bei einem hohen Wettbewerbsdruck setzt eine gewisse Risikobereitschaft voraus.44 Zusammenfassend lassen sich abschließend diese Argumente bezüglich der Wirkungszusammenhänge des unternehmerischen Motivation und des unternehmerischen Leistungsbeitrags des Kultur-Unternehmers in der folgenden letzten Hypothese darstellen. H9: Je ausgeprägter die unternehmerische Motivation des Kultur-Unternehmers ist, umso positiver wirkt sich dies auf den unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers aus. In Abbildung 3 sind zusammenfassend die Gesamthypothesen des erweiterten Modells nochmals grafisch verdeutlicht.

Basismodell Sozialkompetenz Qualität des Beziehungsportfolios

+ H6

+ H2

+ H4 Kulturwissen + H7 Betriebswirtschaftliche Kenntnisse

Unternehmerischer Leistungsbeitrag

+ H1

Erfolg des Kulturbetriebs

+ H8 + H5 + H9

Unternehmerischmarktorientierte Organisationskultur

+ H3

Unternehmerische Motivation

Abb. 3. Gesamthypothesen der Untersuchung (Modell Kultur-Unternehmertum)

Das Modell Kultur-Unternehmertum soll die Bedeutung und Wirkungsrelevanz der unternehmerischen Kompetenzen und Aktivitäten für eine erfolgreiche Kulturarbeit unterstreichen, wodurch die Wichtigkeit einer effektiven und effizienten Vermittlung und Umsetzung einzelner Konstrukte als Schlüsselqualifikation hinsichtlich der Lehre und Ausbildung von Kultur- und Kunstberufen verdeutlicht werden soll. Dies ist anhand einer empirischen Untersuchung am Beispiel privatorganisierter Kulturbetriebe vorgenommen worden.

43 44

Vgl. hierzu z.B. Rauch/Frese (1998), S. 12 ff. Vgl. Begley/Boyd (1987).

54

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5

Empirische Untersuchung

5.1 Datenerhebung und Stichprobe Zum besseren Verständnis des Kultur-Unternehmertums bzw. der Person des Kultur-Unternehmers wurde eine qualitative Vorstudie durchgeführt. Hierbei wurden mit neun Leitern und Geschäftsführern ausgewählter sozio-kultureller Zentren und Kulturvereinen sowie vier leitenden Redakteuren von privaten Stadt-Kulturmagazinen intensive Interviews in Form von Leitfadengesprächen geführt. Ein wichtiges Ergebnis dieser Voruntersuchung war, dass die Ausprägungen der hier relevanten Erfolgsdeterminanten zwischen den Kulturbetrieben zum Teil deutlich variierten. Zweitens war festzustellen, dass die Leiter solcher privatwirtschaftlicher Kulturbetriebe als geeignete Schlüsselinformanten fungieren konnten.45 Insgesamt konnten 167 verwertbare persönliche Interviews mit einem standardisierten Interviewleitfaden und einem entsprechenden Pretest durchgeführt werden. Um eine unabhängige Erfolgsbeurteilung zu gewährleisten wurden neben der Hauptuntersuchung eine zweite Befragung durchgeführt. Als externe Experten sind leitende Vertreter der örtlichen Kulturverwaltungen und maßgebliche Medienvertreter in Feuilletons und Kulturressorts zum Etablierungsgrad der Kulturveranstaltungsbetriebe telefonisch ausgewählt worden. Insgesamt wurden 81 Vertreter aus den Kulturverwaltungen und 86 Medienvertreter erfolgreich befragt. Somit konnte jeder Kulturbetrieb zumindest durch einen externen Fachvertreter über seinen Etablierungsgrad beurteilt werden. Eine wichtige Aussage über die privatwirtschaftlichen Kulturveranstaltungsbetriebe ist die Rechtsform der Einrichtung. Da privatwirtschaftliche Kulturveranstalter, deren Wirkungsbereich auf eine Region oder Kommune begrenzt ist, meist der Sozio-Kultur zuzurechnen sind, verwundert es nicht, dass über die Hälfte der befragten Untersuchungsobjekte, nämlich n = 89 (53,3 %), eingetragene Vereine sind. Weit abgeschlagen folgt mit n = 28 (16,8 %) die zweitgrößte Gruppe der Gesellschaften mit beschränkter Haftung, gefolgt von n = 18 (10,8 %) reinen Einzelunternehmen. 5.2

Operationalisierung der Konstrukte

5.2.1 Konstrukte des Basismodells

Die Konzeptionalisierung und Operationalisierung der Konstrukte dieser Untersuchung orientiert sich an Empfehlungen von Homburg und Giering (1996). Die Messung der vier Konstrukte basiert dabei auf Multi-Item-Skalen. Sämtliche Items wurden auf siebenstufigen Rating-Skalen erfasst. Zur Überprüfung der Dimensionalität der Konstrukte wurden Hauptkomponentenanalysen durchgeführt, wobei

45

Zur Bedeutung der Auswahl von „key informants“ siehe Kumar/Stern/Anderson (1993), S. 1634.

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Items, die keine eindeutige Zuordnung zu einem Faktor aufwiesen, aus der weiteren Analyse ausgeschlossen wurden. Die Operationalisierung von Konstrukt K1 „Erfolg des Kulturbetriebs“ basiert auf den vier Summenskalen „Beurteilung der wirtschaftlichen Situation“, „Beurteilung der Etablierungssituation des Kulturbetriebs“, „Beurteilung der vergangenen konkreten Wachstumszahlen“ und „Beurteilung des konkreten Entwicklungspotenzials“. Die Items zu den Skalen wurden zum Teil aus der hierzu relevanten Literatur46 als auch aus den kulturwirtschaftlichen Erfahrungen aus den vorangegangenen Vorstudien abgeleitet. Tabelle 1. Operationalisierung Konstrukt K1 „Erfolg des Kulturbetriebs“ Konstrukt K1: Erfolg des Kulturbetriebs (4 Summenskalen) M = 4,72; SD = 0,86 1. Beurteilung der wirtschaftlichen Situation

a. Momentane erfolgreiche wirtschaftliche Situation b. Zukünftige erfolgreiche wirtschaftliche Situation

D = 0,90

2. Beurteilung der Etablierungssituation des Kulturbetriebs

a. Momentane Etablierungssituation in der Region b. Zukünftige Etablierungssituation in der Region

D = 0,88

3. Beurteilung der vergangenen konkreten Wachstumszahlen

a. Veränderung der Rentabilität der letzten 2 Jahre b. Veränderung des Publikumsaufkommens der letzten 2 Jahre c. Veränderung der Veranstaltungszahl der letzten 2 Jahre d. Veränderung des Umsatzverlaufs der letzten 2 Jahre

D = 0,77

4. Beurteilung des konkreten Entwicklungspotenzials

a. Veränderung der Rentabilität für die nächsten 2 Jahre b. Annahme des Publikumsaufkommens für die nächsten 2 Jahre c. Veränderung der Veranstaltungszahl für die nächsten 2 Jahre d. Annahme des Umsatzverlaufs für die nächsten 2 Jahre

D = 0,77

D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Konstrukt K2 „Unternehmerischer Leistungsbeitrag“ umfasst die vier Summenskalen „Bewertung und Art von Aktivitäten der Pflege und Suche von wichtigen persönlichen Beziehungen“, „Bewertung und Art von Aktivitäten zur Gestaltung von Netzwerken“, „Bewertung und Art von Aktivitäten der persönlichen Aufgaben und Pflichten innerhalb des Kulturbetriebs“ sowie „Bewertung und Art von Aktivitäten des persönlichen unternehmerischen Handlungsbeitrags“. Die Items dieses mehrfaktoriellen Konstrukts wurden zum einem dem Messkonzept der Netzwerkkompetenz von Ritter47 entnommen und auf den vorliegenden Untersuchungsgegenstand angepasst.

46 47

Z.B. Hauschildt (1990), S. 466 ff. Ritter (1998), S. 123 ff.

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Die Operationalisierung dieses Konstrukts orientiert sich an den im Literaturüberblick von Bretz (1991) diskutierten Unternehmerfunktionen sowie den Überlegungen zur Unternehmerhaltung von Slevin und Covin.48 Tabelle 2. Operationalisierung Konstrukt K2 „Unternehmerischer Leistungsbeitrag“ Konstrukt K2: Unternehmerischer Leistungsbeitrag (4 Summenskalen) M = 4,57; SD = 0,99 1. Bewertung und Art von Aktivitäten der Pflege und Suche von wichtigen persönlichen Beziehungen

a. Zu Personen der Medien b. Zu Personen der Kulturpolitik c. Zu Personen der Wirtschaft d. Zu Meinungsführern e. Zu wichtigen Personen des Kulturlebens

2. Bewertung und Art von Aktivitäten zur Gestaltung von Netzwerken

a. Analyse, wie Beziehungen zu wichtigen Personen voneinander abhängig sind b. Analyse, ob sich Beziehungen zu wichtigen Personen gegenseitig negativ beeinflussen c. Abstimmung der Beziehungsarbeit zwischen wichtigen D = 0,86 Personen zueinander d. Koordination der Aktivitäten von Beziehungspflege zu wichtigen Personen e. Austausch allgemeiner Informationen mit wichtigen Personen

3. Bewertung und Art von Aktivitäten der persönlichen Aufgaben und Pflichten innerhalb des Kulturbetriebs

a. Schwerpunkt Finanzplanung b. Schwerpunkt Organisation und c. Schwerpunkt Akquirierung von Fördergeldern d. Schwerpunkt Akquirierung von Sponsorengeldern e. Schwerpunkt Verwaltung und Buchhaltung

4. Bewertung der Aktivi- a. Handeln als Unternehmer täten des persönlichen b. Handeln als risikofreudigen Innovator c. Handeln als Macher und Entscheider unternehmerischen Handlungsbeitrags

D = 0,83

D = 0,75

D = 0,78

a = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Das Konstrukt K3 der „Qualität des Beziehungsportfolios“ wurde durch die intensive Befragung in den Voruntersuchungen als für den Kulturbetrieb relevant erarbeitet.49 Die Items reflektieren die Intensität von Beziehungen zu relevanten Netzwerkpartnern eines Kulturbetriebs, z.B. Kulturpolitiker oder Medienvertreter. Das vierte Konstrukt K4 „Unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur“ umfasst die zwei Summenskalen „Adhocracy-Kultur“ (6 Items) und „Markt-Kultur“ (4 Items). Die Operationalisierung dieses Konstrukts orientiert sich an der Operationalisierung der Organisationskultur nach Homburg.50

48 49 50

Slevin/Covin (1995), S. 175-224. Vgl. hierzu Oehrens (1992). Homburg (1995), S. 191-195.

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Tabelle 3. Operationalisierung Konstrukt K3 „Qualität des Beziehungsportfolios“ Konstrukt K3: Qualität des Beziehungsportfolios (6 Items) M = 4,61; SD = 1,22 a. b. c. d. e. f.

Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen Personen der Medien in der Region Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen Personen der Kulturpolitik in der Region Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen Personen der Wirtschaft in der Region D = 0,85 Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen Meinungsführern in der Region Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen überregionalen Meinungsführern Vorhandenseins guter Beziehungen zu wichtigen Personen des Kulturlebens in der Region D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Tabelle 4. Operationalisierung Konstrukt K4 „Unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur“ Konstrukt K4: Unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur (2 Summenskalen) M = 4,54; SD = 1,18 a. Beurteilung des Ausmaßes der Dynamik und Unternehmertum im Kultur1. betrieb Adhocracyb. Beurteilung des Ausmaßes der großen Risikobereitschaft der Mitarbeiter im Kulturn Kulturbetrieb c. Bewertung des Willens zur Innovation als zentrales Element des Kulturbetriebs D = 0,80 d. Bewertung des Willens des Kulturbetriebs, immer Vorreiter im eigenen Veranstaltungsbereich zu sein e. Beurteilung der Bedeutung des Wachstums als Strategie f. Beurteilung des Stellenwerts der Vorbereitung auf neue Herausforderungen innerhalb des Kulturbetriebs 2. MarktKultur

a. Beurteilung des Ausmaßes von Leistungsorientierung und Wettbewerb innerhalb des Kulturbetriebs b. Bewertung der Betonung von strategischen Wettbewerbsvorteilen innerhalb D = 0,80 des Kulturbetriebs c. Bewertung der Betonung von Markterfolgen innerhalb des Kulturbetriebs d. Beurteilung der Bedeutung von messbare Zielen innerhalb des Kulturbetriebs

a = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

5.2.2 Konstrukte vorgelagerter Bereich

Die Messung der Sozialkompetenz einer Person ist als komplexes Problem anzusehen, mit dem sich Wissenschaftszweige der Soziologie und Psychologie intensiv befassen. Die Operationalisierung der „Sozialkompetenz“ wurde anhand dreier Subkonstrukte erfasst: Empathie, Kontaktfreudigkeit und Koordinationsfähigkeit (siehe Tabelle 5). Diese Unterteilung wurde angesichts des Schwerpunkts auf Beziehungsarbeit und der Netzwerktätigkeit vorgenommen.51 51

Vgl. hierzu die Operationalisierung der vorhandenen Qualifikationen für das Netzwerkmanagement bei Ritter (1998), S. 129-131. Die Operatonalisierung der sozialen Qualifikation wurde teilweise von Helfert (1998), S. 129, übernommen.

58

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Tabelle 5. Operationalisierung Konstrukt K5 „Sozialkompetenz“ Konstrukt K5: Sozialkompetenz (3 Summenskalen) M = 5,34; SD = 0,72 1. Beurteilung Empathie

2. Beurteilung Kontaktfreudigkeit

a. b. c. d. e. a. b. c. d. e.

Ausmaß Feinfühligkeit Fähigkeit, die Bedürfnisse anderer Menschen zu verstehen Fähigkeit, sich in anderen Menschen hineinzuversetzen Fähigkeit, Verhalten anderer Menschen nachzuvollziehen Fähigkeit, sich auf persönlichen Stil anderer einzustellen aufgeschlossen und kontaktfreudig Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen Fähigkeit, Bedürfnisse anderen verständlich zu machen Fähigkeit, Kontakt zwischen Menschen herzustellen Fähigkeit, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen

a. Fähigkeit, Zusammenarbeit mit anderen zu fördern 3. Beurteilung Koordinations- b. Fähigkeit, für den Kulturbetrieb wichtige Personen zu identifizieren c. Fähigkeit, Handlungen von Personen aufeinander abzustimmen fähigkeit d. Fähigkeit, Konflikte rechtzeitig zu erkennen e. Fähigkeit, Verhandlungen souverän zu führen f. Fähigkeit, Beziehungen zwischen Personen positiv zu gestalten

D = 0,77

D = 0,83

D = 0,83

D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Das Konstrukt „Kulturwissen“ (siehe Tabelle 6) ist als Äquivalent der Branchenerfahrung und des Fachwissens zu verstehen. Als Indiz für Kenntnisse des Kultursektors wurde das Wissen bezüglich Kunst und Kultur, das Wissen um Strukturen und Abläufe innerhalb der Politik und Verwaltung sowie das Wissen bezüglich des Medienbetriebs herangezogen, wobei die Fragen so formuliert waren, dass es sich um Wissen und Kenntnisse handelt, die Respondenten vor ihrer Tätigkeit in ihrer jetzigen Position besaßen oder angeeignet hatten.52 Tabelle 6. Operationalisierung Konstrukt K6 „Kulturwissen“ Konstrukt K6: Kulturwissen (1 Summenskala) M = 4,12; SD = 1,45 Beurteilung Kulturwissen

a. besonderes Wissen im Kultur- und Kunstsektor b. besonderes Kenntnisse in Kulturpolitik und -verwaltung c. besondere Kenntnisse im Medienbereich

D = 0,81

D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Analog zum Kulturwissen ist auch der Bereich „betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Managementerfahrung“ erfasst worden (siehe Tabelle 7).53

52 53

Vgl. Rauhe (1994), S. 12-13. Vgl. hierzu die Bemerkungen zu funktionalen Kenntnissen von Kulturmanagern bei Rauhe (1994).

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Tabelle 7. Operationalisierung Konstrukt K7 „Betriebswirtschaftliche Kenntnisse“ Konstrukt K7: betriebswirtschaftliche Kenntnisse (1 Summenskala) M = 3,41; SD = 1,44 Beurteilung BWL-Kenntnisse

a. besonderes Wissen in Finanzierungsfragen b. besonderes Wissen in Rechtsfragen c. besonderes Wissen in der Buchhaltung d. besonderes Wissen im Marketing e. besonderes Wissen im Personalwesen f. Besitz von kaufmännischer Qualifikation D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

D = 0,88

Für das Konstrukt „unternehmerische Motivation“ (siehe Tabelle 8) wurde bei der Operationalisierung verschiedene Items zur Leistungs- und Machbarkeitsmotivation auf die Operationaliserung von Barth54 sowie bezüglich des Autonomiestrebens, der Selbstverwirklichung und der persönlichen Situationsverbesserung auf die Operationlisierung von Baldegger55 zurückgegriffen, die ihrerseits auf die Erfahrungen und Operationalierungsvorschläge von Klandt56 fußen. Tabelle 8. Operationalisierung Konstrukt K8 „Unternehmerische Motivation“ Konstrukt K8: unternehmerische Motivation (1 Summenskala) M = 3,72; SD = 1,46 Beurteilung unternehmerische Motivation

a. Einkommenssteigerung und Verbesserung der persönlichern Situation b. Beweis eigener Kreativität und Leistungsfähigkeit c. Erreichen von Unabhängigkeit D = 0,80 d. Möglichkeit der Selbstverwirklichung e. Ausnützen einer Marktlücke/Gelegenheit f. Aufbau einer eigenen Existenz

D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

5.2.3 Externe Evaluation des Etablierungsgrades

Bei der Messung des „Etablierungsgrades“ wird zwischen Vertretern der örtlichen Medien und Vertretern der lokalen Kulturverwaltungen unterschieden. Die Konstrukte Ka und Kb sind hierbei die persönliche Einschätzung der Etablierung bezogen auf die Medien bzw. auf die Kulturpolitik durch den Kultur-Unternehmer selbst. Die Konstrukte Kc und Kd sind die persönliche Einschätzung der Etablierung des Kulturbetriebs durch externe Experten wie Medienvertreter bzw. durch Vertreter der örtlichen Kulturpolitik. Die Operationalisierung dieser Konstrukte wurde aus den Expertengesprächen im Vorfeld der Studie neu entwickelt und kann mit Aussagen der Kultur-Unternehmer verglichen werden, indem die Fragenkomplexe in den Interviewleitfaden eingebunden waren (siehe Tabelle 9). 54 55 56

Vgl. Barth (1995), S. 263-265. Vgl. Baldegger (1988), S. 252-254. Vgl. Klandt (1994), S. 374-375 und S. 385-393.

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Tabelle 9. Operationalisierung der Konstrukte „Beurteilung des Etablierungsgrads“ Konstrukte des Etablierungsgrads. Vergleich interner und externer Beurteilung (medien- und kulturverwaltungsbezogen) a. Beurteilung des Betriebs als eine feststehende Größe im Kulturleben der Region b. Bewertung des Grads des Interesses der Medien am Kulturbetrieb c. Bewertung des Grads der allgemeinen Bekanntheit in der Öffentlichkeit d. Einschätzung des Anstiegs des Ansehens im Kulturleben in M = 5,61; SD = 1,03 den letzten 2 Jahren Kb:Interne Beurteilung des a. Beurteilung des Betriebs als eine feststehende Größe im Kulturleben der Region Etablierungsgrads durch b. Bewertung des Grads des Interesses der städtischen den Kultur-Unternehmer Institutionen an Zusammenarbeit (Kulturpolitikbezogen) c. Bewertung des Grads der allgemeinen Bekanntheit in der Öffentlichkeit M = 5,49; SD = 0,95 d. Einschätzung des Anstiegs des Ansehens im Kulturleben in den letzten 2 Jahren Ka: Interne Beurteilung des Etablierungsgrads durch den Kultur-Unternehmer (Medienbezogen)

a. Beurteilung des Betriebs als eine feststehende Größe im Kulturleben der Region b. Bewertung des Grads des Interesses der eigenen Medieninstitution am Kulturbetrieb c. Bewertung des Grads der allgemeinen Bekanntheit in der M = 4,75; SD = 1,48 Öffentlichkeit d. Einschätzung des Anstiegs des Ansehens im Kulturleben in den letzten 2 Jahren Kd: Externe Beurteilung a. Beurteilung des Betriebs als eine feststehende Größe im des Etablierungsgrads durch Kulturleben der Region Kulturverwaltungsvertreter b. Bewertung des Grads des Interesses der Stadt bzw. Kulturverwaltung an Zusammenarbeit mit dem Kulturbetrieb c. Bewertung des Grads der allgemeinen Bekanntheit M = 5,02; SD = 1,48 in der Öffentlichkeit d. Einschätzung des Anstiegs des Ansehens im Kulturleben in den letzten 2 Jahren

D = 0,77

D = 0,70

Kc:Externe Beurteilung des Etablierungsgrads durch Medienvertreter

D = 0,70

D = 0,74

D = Cronbach’s Alpha; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

Die externe Validierung des Etablierungsgrades als ein eigenes Erfolgsmaß ist nach Meinung des Autors sinnvoll, da die Bewertung des Etablierungsgrades sich nicht an konkreten hard facts nachprüfen lässt. Eine Eigenbewertung durch den KulturUnternehmer selbst könnte durch Wunschdenken oder fehlenden Abstand verzerrt werden. Die externen Medienvertreter bzw. Vertreter der Kulturverwaltung wurden nach Abschluss der Hauptuntersuchung mittels Telefoninterviews anhand eines Fragenkatalogs befragt. Die wirtschaftlichen Erfolgsmaße wurden hierbei nicht berücksichtigt, da in der Vorstudie erkannt wurde, dass die externen Experten diesbezüglich meist keinen Einblick hatten.

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5.3 Überprüfung der Hypothesen Zur Überprüfung des Basismodells „Erfolgseinfluss des Unternehmertums in Kulturbetrieben“ wurde eine Reihe von multiplen Regressionsanalysen durchgeführt. Die Regressionsbefunde bestätigen alle vermuteten Zusammenhänge. Der unternehmerische Leistungsbeitrag hat einen hochsignifikanten Effekt auf den Erfolg des Kulturbetriebs (E = ,287; p<,001), auf die Qualität des Beziehungsportfolios (E = ,641; p<,001) sowie auf die unternehmerisch-marktorientierte Organisationskultur (E = ,683; p<,001). Insgesamt werden 37,4 % der Varianz des Erfolgs des Kulturbetriebs, 40,8 % der Varianz der Qualität des persönlichen Beziehungsportfolios des Kultur-Unternehmers und 46,3 % der Varianz der unternehmerischmarktorientierten Organisationskultur erklärt. In Tabelle 10 werden die Regressionskoeffizienten, die korrigierten Bestimmtheitsmaße aller Endkonstrukte bzw. Zwischenkonstrukte des Basismodells dargestellt. Die Eigenbeurteilung des Erfolgs durch den Kultur-Unternehmer kann in dieser Studie als repräsentativ angesehen werden, was die relativ hohe Übereinstimmung im Vergleich mit der externen Einschätzung des Etablierungsgrades zeigt. Tabelle 10. Regressionsbefunde Basismodell Kultur-Unternehmertum Unabhängige Variablen

abhängige Variablen K4 K3 Untern.Qualität markto. des Beziehungs Organisaportfolios tionskultur

K2 Unterneh- E = merischer Leis- ,641*** tungsbeitrag K3 Qualität des Beziehungs— portfolios K4 Unterneh- —

40,8 %

Ka interne Beurteilung (medienbezogen)

Kb interne Beurteilung (kulturpolitikbezogen)

Kd Kc externe Beur- externe Beurteilung durch teilung durch KulturpolitikMedienvertreter vertreter

E= ,683***

E= E= ,287*** ,343***

E= ,393***

E= ,293**

E= ,301**

—

E= ,160**

E= ,413***

E= ,336***

E= ,271**

E= ,366***

—

E= E= ,277*** ,162*

E= ,144*

E= ,101*

E= ,154*

46,3 %

37,4 %

32,8 %

24,7 %

27,9 %

162

156

merisch-marktorientierte Organisationskultur R2korr

K1 Erfolg des Kulturbetriebs

Abhängige Variablen (interne und externe Etablierungsbeurteilung)

34,8 %

167 167 167 167 167 n 2 E = Regressionskoeffizient; r korr = korrigiertes Bestimmtheitsmaß ***: p < 0,01 ist auf dem Niveau 0,01 signifikant **: p < 0,05 ist auf dem Niveau 0,05 signifikant *: p < 0,10 ist auf dem Niveau 0,10 signifikant

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5.4 Vergleich von gewinn- und non-profit-orientierten Kulturveranstaltern Es stellt sich aber die Frage, ob es bezüglich der Erfolgswirkungen des unternehmerischen Leistungsbeitrags innerhalb der Prozesse und Strukturen, welche im Basismodell erklärt werden und den unternehmerischen Voraussetzungen wie Kompetenzen und Motivation einen signifikanten Unterschied zwischen gewinnorientierten Kultur-Unternehmen und Non-profit-Kulturbetrieben besteht. Innerhalb der Gesamtstichprobe von 167 privatwirtschaftlichen Kulturbetreiben befanden sich 87 gemeinnützige Kulturvereine teils mit eigenen Veranstaltungsräumlichkeiten teils ohne. Diese konnten eindeutig als non-profit-orientierte Kulturbetriebe definiert und herangezogen werden. Als gewinnorientierte Rechtformen innerhalb der Gesamtstichprobe konnte 67 Kulturveranstalter eindeutig definiert werden.57

Basismodell Sozialkompetenz

Kulturwissen

= .329*** =.351***

=.024* =.338***

=.690*** =.567***

Qualität des Beziehungsportfolios r²korr = 47,0% 39,2%

Unternehmerischer Leistungsbeitrag r²korr = 31,8% 44,3% Betriebswirtschaftliche Kenntnisse

Unternehmerische Motivation

=.324*** =.351***

=.747*** =.570***

=.237*** =.097*

Erfolg des Kulturbetriebs

=.266*** =.293***

r²korr = 42,7% 32,2%

Untern.-markt. Organisationskultur r²korr = 49,7% 42,2%

=.260*** =.298***

=.261*** =.256***

Legende: : Regressionskoeffizient r²korr : korrigiertes Bestimmtheitsmaß

*** : 1%-Signifikanzniveau ** : 5%-Signifikanzniveau * : 10%-Signifikanzniveau

kursiv/fett : Non-Profit-Betriebe (n = 87) unterstrichen : Profit-Betriebe (n = 67)

Abb. 4. Vergleich Profit- und Non-Profit-Betriebe

Der Vergleich in Abbildung 4 dieser beiden Gruppen zeigt weitestgehende Übereinstimmung aber auch interessante Abweichungen. So wirken die Sozialkompetenz, die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und die Unternehmerische Motivation fast 57

Drei Einrichtungen könnten nicht eindeutig zugeordnet werden, sodass diese bei den Vergleichsberechnungen ausgeschlossen wurde.

Kulturschaffende als Entrepreneure

63

identisch auf den Unternehmerischen Leistungsbeitrag. Am Faktor Kulturwissen, welcher die Fachkompetenz repräsentiert, erkennt man eine hochsignifikante Abweichung. Bei Profit-Betrieben ist der Einfluss der Kulturwissens sehr stark ausgebildet (E = ,338; p<,001), wobei bei Non-profit-Betrieben kaum ein Einfluss erkennbar ist (E = ,024; p<,01). Erklären lässt sich dies wohl durch die Tatsache, dass bereits vor der Gründung vorhandene Fachkompetenz ein bedeutender Erfolgfaktor bei dem Aufbau einer eigenen Existenz ist. Wenn es um die eigene Existenz geht, spielt die Fachkompetenz für den Entschluss und die erfolgreiche Umsetzung einer unternehmerischen Tätigkeit wohl eine größere Rolle, als bei Gründung und Aufbau einer nicht die eigene Lebensexistenz tragenden Organisation, wie z.B. eines Kulturvereins. Die zweite auffällige Abweichung betrifft den Einfluss der Qualität des Beziehungsportfolios auf den Erfolg des Kulturbetriebs. In diesem Fall besitzen die Non-profitBetriebe einen hochsignifikanten Einfluss (E = ,237; p<,001) im Gegensatz zu den gewinnorientierten Betrieben (E = ,097; p<,01). Dieser Unterschied lässt sich jedoch auch durch das Erhebungsinstrument erklären. Im Faktor Qualität des Beziehungsportfolios lag die Gewichtung eher auf Netzwerke der Kulturpolitik, Kulturmedien sowie von Meinungsführern im lokalen oder regionalen Kulturleben. Eine stärkere Gewichtung auf Beziehungen zu Vertretern der Wirtschaft und klassischen Sponsoren würde nach Meinung des Autors dieses Ergebnis wieder mehr angleichen, zumal betriebswirtschaftliche Erfolgsmaße im Faktor Erfolg des Kulturbetriebs auch unterrepräsentiert sind. Jedoch lässt der Vergleich eine eindeutige Interpretation zu, nämlich dass das auf der Entrepreneurshipforschung basierende Modell des Kultur-Unternehmertums den Erfolg, sowohl für gewinnorientierte als auch für non-profit-orientierte privatwirtschaftliche Kulturbetriebe, eindeutig erklären kann. Es scheinen in den zentralen Bereichen wie „Unternehmerischer Leistungsbeitrag“, „Qualität des Beziehungsportfolios“ sowie „Unternehmerisch-marktorientierter Organisationskultur“ als auch den vorgelagerten Konstrukten wie „Sozialkompetenz“, „Betriebswirtschaftliche Kenntnisse“ und „Unternehmerische Motivation“ – mit Ausnahme des Fachkompetenz repräsentierenden Konstrukts des „Kulturwissens“ – keine eindeutigen Unterschiede zwischen klassischen Unternehmern im Kulturbereich und privatwirtschaftlichen Kulturtätigen im Non-Profit-Bereich zu existieren. Dies sollte Auswirkungen auch in der Ausbildung von Künstlern und Kulturschaffenden besitzen.

6

Schlussbetrachtung

Ziel dieser Studie war es, mit Hilfe des Instrumentariums der Entrepreneurshipforschung die Bedeutung des Unternehmertums innerhalb von privater Kulturarbeit für erfolgreiche Kulturmanagementaktivitäten herauszuarbeiten und somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung einer Kulturmanagementtheorie und Schlüssel-

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kompetenzvermittlung in den Curricula von Kunst- und Kulturausbildung zu leisten. Als Fazit der Untersuchung ist zu entnehmen, dass unternehmerisches Handeln und Verhalten bei der Tätigkeit von Leitern und Geschäftsführern von privatwirtschaftlichen Kulturveranstaltern, die jedoch keine klassischen Unternehmen sein müssen, eine wichtige Vorrausetzung für den wirtschaftlichen Erfolg sowie für den Etablierungs- und Bekanntheitsgrad dieser Betriebe darstellen. Im Einzelnen können folgende Erkenntnisse festgestellt werden: Privatwirtschaftliche Kulturbetriebe agieren in einem Netzwerk verschiedener Beziehungen. Diese gleichzeitig bestehenden Beziehungen werden von den erfolgreichen Kultur-Unternehmern gesucht, unterhalten sowie gepflegt und bilden somit ein persönliches Beziehungsportfolio. Beziehungen innerhalb dieses Beziehungsportfolios können sich gegenseitig beeinflussen, werden aber gerade durch systemorientierte und beziehungsspezifische Aktionen und Tätigkeiten durch den Kultur-Unternehmer selbst beeinflusst. Determinanten, die von außen kommen, können vom erfolgreichen Kultur-Unternehmer mit geeigneten unternehmerischen Maßnahmen einerseits ausgeglichen werden, wenn diese Einflüsse sich negativ auf das Ergebnis des Kulturbetriebs auswirken, aber auch andererseits gefördert und ausgenutzt werden, wenn diese positive Wirkungen erzielen. Diese netzwerkorientierten und beziehungsbezogenen Tätigkeiten sind als ein bedeutender Teil der Kulturarbeit anzusehen und allgemein im Kultursektor zu bewerten, was sich auch in der Ausbildung widerspiegeln müsste. Ergänzend zu dem unternehmerischen Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers kann ein sehr positiver Einfluss auf den Erfolg durch die Qualität des Beziehungsportfolios des Kultur-Unternehmers ermittelt werden, da aufgrund der geringen Größe der Betriebe seine Person quasi den Knotenpunkt des Beziehungsnetzwerks des Kulturbetriebs repräsentiert. Über die netzwerk- und beziehungsspezifischen Handlungen und Tätigkeiten wird zudem der indirekte Einfluss des unternehmerischen Leistungsbeitrags des Kultur-Unternehmers auf den Erfolg verstärkt. Hierdurch ergibt sich die Erkenntnis, dass Kultur-Unternehmer effektiv und effizient mit relevanten Personen im Kulturbereich „netzwerken“ sollten. Ebenso besitzt der unternehmerische Leistungsbeitrag des Kultur-Unternehmers durch die geringe Größe des überwiegenden Teils von privatwirtschaftlichen Kulturbetrieben einen starken Einfluss auf die Ausprägung und das Ausmaß der Organisationskultur. Man kann durchaus bei der Organisationskultur von einem verlängerten Handlungsarm des Kultur-Unternehmers innerhalb seines Betriebs sprechen. Eine auf Unternehmertum und Marktorientierung ausgerichtete Organisationskultur wirkt hierbei stark positiv auf den Erfolg des Kulturbetriebs. Durch diesen indirekten Effekt ist der Einfluss des unternehmerischen Leistungsbeitrags des Kultur-Unternehmers auf den Erfolg noch weitaus höher zu bewerten. Vorgelagerte Einflüsse wie Sozial-, Fach- und Managementkompetenz sowie unternehmerische Motivation auf das unternehmerische Aktivitätsbündel und die unternehmerischen Leistungsbeiträge konnten gemäß den Erwartungen der Entrepreneurshipforschung auch für den Kulturbereich bestätigt werden.

Kulturschaffende als Entrepreneure

65

Zusätzlich spielen natürlich für den Erfolg von Kulturbetrieben Umwelteinflüsse wie Infrastruktur, Freizeitangebote, Medienlandschaft und Wettbewerbssituation sowie soziodemographische Größen in der Region eine große Rolle. Zudem können die vorliegenden Erkenntnisse eine gute Voraussetzung für künftige Förderstrukturen der Kulturpolitik spielen. Startfinanzierung von privaten Kulturbetrieben mit einer Art von „öffentlichem“ Risikokapital wären hier zu nennen. Dabei stellen sich Fragenkomplexe, wie im Vorfeld die Potenziale von Kultur-Unternehmern sowie deren Konzept des Kulturbetriebs im Sinne auch von überregionaler Außendarstellung für die Bewilligung von Fördergeldern gemessen und bewertet werden. Und daraus folgernd: Was ist der Mehrwert für die Kommune bei der Förderung eines Kultur-Unternehmers bzw. wie sehen die Kriterien, Maße und Gewichtungen innerhalb und außerhalb des Kulturbetriebs aus, nach denen nach einer gewissen Zeit der Förderung der Erfolg bzw. die Etablierung auch im Sinne eines touristischen Ansatzes gemessen werden können? Auf diese wohl in Zukunft gerade von der Kulturund Stadtmarketingpolitik aber auch von den Kulturbetrieben selbst neu zu stellenden Fragen bietet die vorliegende Arbeit wichtige Erkenntnisse. Die Studie zeigt, dass die Qualität des unternehmerischen Leistungsbeitrags von Gründern und Leitern von privaten Kulturorganisationen eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg ihres Betriebs bzw. ihrer künstlerischen Einrichtung besitzen – um so mehr sie die Entwicklung von externen Beziehungen zu relevanten Personen des Kulturlebens fördern. Diese zentrale Bedeutung von unternehmerischer Kompetenz impliziert die Berücksichtigung der methodischen Umsetzung bezüglich einer Implementierung von unternehmerischen Ausbildungs- oder Trainingsprogrammen in der künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Ausbildung und auch in der Kulturmanagementlehre. In der Tat ist eine hohe Ausprägung von unternehmerischen Verhalten und unternehmerischen Fähigkeiten eine zentrale Schlüsselkompetenz für Erfolg in und für kulturelle und künstlerische Arbeit. Für die berufliche Entwicklung im heutigen Kultursektor besteht hier also ein immenser Bedarf und ein großes Bedürfnis nach diesen Schlüsselqualifikationen. Dies sollte deshalb in der Ausbildung von Künstlern und Kulturschaffenden zum Ausdruck kommen, indem unternehmerische Schlüsselqualifikationen vermehrt vermittelt werden sollten. Die Implementierung von begleitenden Ausbildungszielen von unternehmerischen Schlüsselkompetenzen innerhalb der künstlerischen Ausbildung ist nach Meinung des Autors eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche künstlerische Tätigkeit innerhalb des Kultursektors als Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz. Dies müsste auch in der Entwicklung einer neuen Kulturmanagementtheorie deutlich werden, denn ohne Künstler und Kulturschaffende, welche als Kultur-Unternehmer etwas aufbauen und erfolgreich tätigt sind, besteht auch kein Bedarf am Berufstand der Kulturmanager. Erste Tendenzen hinsichtlich der Betrachtung von Unternehmertum im Kulturmanagement sind zu erkennen.58 58

Vgl. Colbert (2003).

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II. Unternehmensentwicklung im Zeitablauf

Managementunterstützung durch Venture-CapitalGesellschaften – eine empirische Untersuchung* Isabell Welpe

Abstract Dieser Beitrag betrachtet die Managementunterstützungsleistungen von VentureCapital-Gesellschaften (VCG) aus dem Blickwinkel von Portfoliounternehmen (PU) und beschreibt auf der Grundlage zweier empirischer Untersuchungen an Venture Capital-finanzierten jungen Wachstumsunternehmen in deutschsprachigen Ländern, die Auswirkungen der Zusammenarbeit zwischen Venture-Capital-Gesellschaften und Portfoliounternehmen. Die folgenden Fragen sind dabei forschungsleitend: x Wie werden Managementunterstützungsleistungen im deutschsprachigen Raum vertraglich beschrieben und wie wirken sich unterschiedliche vertragliche Vereinbarungen auf den Erfolg junger Unternehmen aus? x Wie wirkt sich die Qualität der Vertragsverhandlungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Portfolio Unternehmen aus? Können aus den ersten Interaktionen zwischen VCG und PU Vorhersagen über den wirtschaftlichen Erfolg der Zusammenarbeit gemacht werden? x Wie hängt der wirtschaftliche Erfolg und das wirtschaftliche Überleben der Portfoliounternehmen mit der geleisteten Managementunterstützung der PU durch die VCG zusammen? Ziel dieses Beitrages ist es, zur Weiterentwicklung eines Modells zur Zusammenarbeit zwischen VCG und PU und zur Theorieleitung empirischer Untersuchungen, die zur weiteren Aufklärung der Wertschöpfungsprozesse einer Venture Capital Finanzierung notwendig sind, beizutragen. Den VCG soll diese Arbeit konkrete Möglichkeiten zur Gestaltung der Managementunterstützung aufzeigen und den Gründern Antworten auf die Alltagsfragen der Zusammenarbeit nach Vertragsabschluss geben.

1

*1

Die vorliegende Arbeit wurde in Teilen durch finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Promotionsprogramms Exist-HighTEPP gefördert.

72

1

Isabell Welpe

Forschungsanlass und -bedarf

Die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft hängt von ihrer Innovationsleistung ab.1 Wie Abbildung 1 zeigt sind junge, wachstumsorientierte Unternehmen besonders wichtig für die Entstehung von Arbeitsplätzen und Einkommens- und Vermögenszuwächse einer Volkswirtschaft.2 Sie sind innovativ und greifen neue Erkenntnisse aus Forschung früher auf als etablierte Unternehmen und setzen diese Erkenntnisse erfolgreicher um.3 Es ist aus volkswirtschaftlicher Sicht daher wünschenswert, eine ausreichende Anzahl junger wachstumsstarker Unternehmen in Hochtechnologiebranchen hervorzubringen, die mit innovativen Produkten und Dienstleistungen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft erhalten.4 Wichtig für VWL Venture Capitel selber

Arbeitsplätze

Produktidee

F&E VC-unterstützte Start-ups

Marktgröße

Zusammenarbeit VC und PU

Vermögen

Fortschritt Wichtig für Erfolg Wachstum

Abb. 1. Forschungsanlass und -bedarf

Mit dem Wachstum des Venture Capital (VC) Marktes haben sich seine Akteure, die VC-Gesellschaften und die Portfoliounternehmen sowie auch die Gründungsforscher mit der Frage beschäftigt, welches die Erfolgsdeterminanten einer Venture Capital Finanzierung sind.5 Da nach Vertragsabschluss den jungen Unternehmen das in sie investierte Kapital nicht mehr entzogen werden kann, haben die VCGesellschaften besonderes Interesse an der Entwicklung und am ökonomischen Erfolg der von ihnen finanzierten Unternehmen.6

1 2 3 4 5 6

Vgl. bspw. Acs/Audretsch (1992); Reynolds (1987). Vgl. Hall (1995). Vgl. Barney/Covin/Slevin (1990). Vgl. Schätzl/Revilla (2002). Vgl. bspw. Brockhaus (1980); Sandberg/Hofer (1987); Gartner/Starr/Bhat (1999). Vgl. Busenitz/Moesel/Fiet/Barney (1997); Schefczyk (2000).

Managementunterstützung durch Venture-Capital-Gesellschaften

73

Junge Wachstumsunternehmen durchlaufen meist eine kapitalintensive Aufbauphase, in der sie stark auf externe Kapitalgeber, wie Venture-Capital-Gesellschaften angewiesen sind. Über das Geld hinaus haben VC-finanzierte Portfoliounternehmen jedoch nach dem Vertragsabschluss einen erheblichen Bedarf an nicht-materiellen Leistungen, der durch Beratung und Betreuung ihres Lead Investors7 (LI) gedeckt werden soll.8 Zur Sicherung der Rendite des Wagniskapitals stellen die VC-Gesellschaften ihren Portfoliounternehmen immaterielle Ressourcen in Form von Managementunterstützung, Beratung und Betreuung zur Verfügung, mit denen der Bedarf der jungen Unternehmen an Wissen, Können und Kontakten gedeckt werden soll.9 Die Zusammenarbeit mit der VCG ist wie in Abbildung 1 verdeutlicht ein wichtiger Erfolgsfaktor unter anderen für die Entwicklung junger Wachstumsunternehmen. Bygrave und Timmons (1986) betonen, dass die nicht-finanzielle Unterstützung durch VCG sogar noch ‚wichtiger‘ sein kann als das Venture Capital selber. Unklar ist bisher, ob, unter welchen Bedingungen und zu welchen Zeitpunkten Venture-Capital-Gesellschaften einen Beitrag zur Unternehmensentwicklung über das von ihnen investierte Kapital hinaus leisten können. Diese Frage ist Gegenstand intensiver Diskussionen in der akademischen aber auch der VC-Geschäftswelt und bisher dazu vorliegende Studien sind in ihrer Gesamtheit uneindeutig. Der größte Teil der Untersuchungen gelangt zur Schlussfolgerung, dass VCG durch nichtfinanzielle Leistungen in Form von Beratung und Betreuung Einfluss auf die Entwicklung und den Erfolg ihrer Portfoliounternehmen haben können.10 Ungeklärt ist bisher auch, warum zwischen VCG und PU nicht immer eine kooperative Zusammenarbeit stattfindet, obwohl beide ein theoretisch und praktisch begründetes Interesse daran haben, zusammen zu arbeiten. Wünschenswert wäre es daher, zur weiteren Klärung dieser Forschungsfragen Längsschnitt- und Entwicklungsstudien zu beginnen, in denen qualitative Daten aus Befragungen mit objektiven Kennzahlen und qualitativen und quantitativen Erfolgsmaßen korreliert werden könnten. Die vorliegende Studie untersucht deswegen die Zusammenarbeit zwischen Portfoliounternehmen und Venture-Capital-Gesellschaften vor und nach dem Vertragsabschluß in einem längsschnittlichen Untersuchungsdesign. Sie will damit einen spezifischen Beitrag liefern zur Venture Capital und Gründungsforschung.

7 8 9 10

Ein Lead Investor einer Firma, ist derjenige Investor der den Hauptanteil des Eigenkapitals investiert und/oder das Venture Capital Syndikat strukturiert. Vgl. Gorman/Sahlman (1986). Vgl. Sapienza (1992); Ehrlich/DeNoble/MooreWeaver (1994); Manigart/Sapienza (1999). Vgl. für eine Diskussion zum ‘Value Added’ durch VCG bspw. Timmons/Bygrave (1986); Sapienza (1992); Sapienza/Manigar/Vermeirt (1996).

74

2

Isabell Welpe

Stand der empirischen Forschung und Ableitung der Hypothesen

2.1 Der Stand der empirischen Forschung zur Zusammenarbeit zwischen Venture-Capital-Gesellschaften und Portfoliounternehmen Die Zusammenarbeit zwischen Portfoliounternehmen und ihren Venture-CapitalGesellschaften fällt in die sogenannte Postinvestment Phase11 der VC-Finanzierung und ist ein jüngeres Feld der Venture Capital Forschung.12 Seit der Erkenntnis, dass die Geschäftsbeziehung zwischen Venture-Capital-Gesellschaft und Portfoliounternehmen mehr als nur die Finanzierung umfasst, und dass durch immaterielle Leistungen der VCG eine über das investierte Kapital hinausgehende Wertsteigerung des Portfoliounternehmens erzielt werden kann,13 hat sich die internationale Venture Capital Forschung seit Anfang der 90er Jahre intensiv mit dem Ausmaß und der Qualität von Betreuungsleistungen und dem Stil der Zusammenarbeit zwischen VCG und PU nach Vertragsabschluss beschäftigt.14 Die Zusammenarbeit zwischen VCG und PU und ihre Auswirkungen auf Unternehmenserfolg und Entwicklung ist Forschungsfeld, das vor allem Sapienza15 hinsichtlich derjenigen Faktoren untersucht, die in der Postinvestment Phase werterzeugend sein können. Die bisher vorliegenden Untersuchungen zur Postinvestment Phase gliedern sich grob in drei Gebiete,16 nämlich (1) die Tiefe und Art der Betreuung, (2) die Rollen, die VCG in der Beratung und Betreuung ihrer PU spielen und (3) die Ergebnisse und den Erfolg der jeweiligen Betreuung. Methodisch lassen sich die empirischen Studien zur Postinvestment Phase wie in Abbildung 2 dargestellt aufteilen in (a) fragebogenbasierte Studien, welche die Wertsteigerung der Portfoliounternehmen durch nicht-finanzielle Leistungen der VCG mittels Befragungen von VCG17 und Befragungen von Portfoliounternehmen18 untersucht haben und (b) in Studien, welche die Aktienkursentwicklungen zwischen VC-finanzierten und nicht VC-finanzierten Unternehmen19 verglichen haben. 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Die Phase zwischen Venture Capital Investment und Desinvestition wird als Postinvestment Phase bezeichnet. Vgl. Gorman/Sahlman (1986), S. 424; MacMillan/Kulow/Khoylian (1988), S. 323. Vgl. Bygrave/Timmons (1992), S. 207. Vgl. bspw. Timmons/Bygrave (1986), S. 163; Gorman/Sahlman (1989), S. 232; GomezMejia/Balkin/Welbourne (1990), S. 104; Sapienza (1992), S. 21 ff. Vgl. bspw. Sapienza (1989); Sapienza (1992); Sapienza/Gupta (1994); Sapienza et al. (1996). Vgl. Manigart/Sapienza (2000), S. 241. Vgl. Flynn (1991), S. 185 f.; MacMillan et al. (1988), S. 323. Vgl. Rosenstein/Bruno/Bygrave (1993), S. 99 ff.; Fredriksen/Olofsson/Wahlbin (1997). Vgl. Cherin/Hergert (1988), S. 341.

Managementunterstützung durch Venture-Capital-Gesellschaften

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Zwei Untersuchungsmethoden

Umfragen VCG

Aktienkurs(entwicklung)

Start-ups

Abb. 2. Übersicht zur empirischen Forschung zur Postinvestment Kooperation

Der Beitrag beider Untersuchungsmethoden zur Aufklärung der Wertsteigerungseffekte durch VCG scheint bisher jedoch begrenzt zu sein: Da die Ergebnisse der Studien zu den Aktienkursentwicklungen uneindeutig und teils kontrovers20 sind, lassen sie die Frage offen, ob es tatsächlich eine Wertsteigerung durch Venture Capital über das investierte Geld hinaus gibt. Darüber hinaus können sie die Frage danach, wie eine Wertsteigerung durch VC Betreuungsleistungen entstehen könnte nicht beantworten, weil sie lediglich eine ‚Black Box‘ Betrachtung der Unternehmen vornehmen. Die Befragungsstudien aus der VCG-, PU- oder vergleichenden Perspektive beider Akteure21 können zwar mehr als Aktienkursanalysen konkrete Beratungs- und Betreuungsaktivitäten auf ihre wertsteigernden Effekte hin überprüfen, liefern jedoch weniger solide Erfolgsmaße als es die Aktienkursstudien tun. Betrachtet man die Ergebnisse der bisherigen empirischen Studien insgesamt, muss man schlussfolgern, dass eine Wertsteigerung durch VCG unter bestimmten Bedingungen wahrscheinlich ist (z.B., dass die ‚besten‘ VCG zur Wertsteigerung ihrer PU über das Kapital hinaus beitragen), kann aber gleichzeitig nicht beantworten, welche Faktoren letzten Endes wertsteigernd wirken. Da nach dem Vertragsabschluss beide Akteure für die Dauer einer mehrjährigen Investition aneinander gebunden sind,22 und das Portfoliounternehmen erst in der Phase der Beteiligungsbetreuung Aufschluss über die Leistungsfähigkeit des VCG erhält, ist für Portfoliounternehmen und Venture-Capital-Gesellschaften die Aufklärung der Erfolgsdeterminanten einer Venture Capital Finanzierung gleichermaßen bedeutsam. 2.2 Ableitung der Hypothesen Wie Abbildung 3 darstellt, wurden alle unabhängigen Variablen zum Zeitpunkt t1 im Jahr 2001 und alle abhängigen Variablen zum Zeitpunkt t2 im Jahr 2004 gemessen.

20 21 22

Vgl. Brophy/Verga (1988), S. 339. Vgl. Frederiksen/Klofsten (1999). Vgl. Schefczyk (2000).

76

Isabell Welpe

UNABHÄNGIGE VARIABLEN in t1 Bedarfsdeckung t1

Kooperationsqualität t1 VCG Expertiseneinschätzung t1

ABHÄNGIGE VARIABLEN in t2 Ökonomischer Erfolg t2

Nicht-ökonomischer Erfolg t2

Güte Vertragsverhandlungen t1 Konflikte t1

Abb. 3. Unabhängige und abhängige Variablen der Untersuchung

Hypothesen zur Bedarfsdeckung

VCG finanzieren in der Regel innovative, junge Unternehmen in neuen und dynamischen Technologiebereichen. Da die Entwicklung eines jungen Unternehmens komplexe Kombinations- und Adaptionsprozesse von internen und externen Ressourcen erfordert,23 wird für den Unternehmenserfolg die Zusammenarbeit mit Know-How Trägern und externen Partnern über das Geld hinaus wichtig.24 Über das Geld hinaus haben VC-finanzierte Portfoliounternehmen daher nach dem Vertragsabschluss i.d.R. einen erheblichen Bedarf an nicht-materiellen Leistungen, der durch Beratung und Betreuung ihres Lead Investors gedeckt werden kann.25 Obwohl Leistungen in Form von Beratung und Betreuung über das Geld hinaus ein kennzeichnendes Merkmal von Venture Capital sind, ist es den Wagniskapitalgebern nicht immer möglich, den Bedarf der jungen Unternehmen zu decken und nicht alle VCG decken den Bedarf bei jungen Unternehmen gleich gut ab. Bisherige Untersuchungen belegen, dass PU zum Ausgleich ihrer ‚liabilities‘ und für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung phasenspezifisch und branchenspezifisch einen differenzierten nicht-finanziellen Bedarf in unterschiedlichen Geschäftsfeldern haben.26 Die Deckung dieses Bedarfs zum Zeitpunkt t1 ist sowohl Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung in t2 als auch für 23 24 25 26

Vgl. Sahlman (1990); Kulicke/Wupperfeld (1996). Vgl. Dowling (2002). Vgl. Gorman/Sahlman (1986). Vgl. Kulicke/Wupperfeld (1996).

Managementunterstützung durch Venture-Capital-Gesellschaften

77

eine größere Zufriedenheit der Gründer mit der VCG und einer höheren Einschätzung des Beitrages der VCG zum Unternehmenserfolg in t2. Es werden daher die folgenden Hypothesen formuliert: Hypothese 1a: Das Ausmaß der Bedarfsdeckung in t1 korreliert positiv mit dem ökonomischen Erfolg der PU in t2. Hypothese 1b: Das Ausmaß der Bedarfsdeckung in t1 korreliert positiv mit dem nicht-ökonomischen Erfolg der PU in t2. Hypothesen zur Kooperationsqualität

Um den Bedarf des PU möglichst gut zu decken ist zunächst die Erkennung des phasen- und branchenspezifischen Bedarfs des PU notwendig. Bereits dieser erste Schritt erfordert die kooperative Zusammenarbeit zwischen PU und VCG. Die eigentliche Bedarfsdeckung, welche Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung ist, erfolgt ebenso auf Basis der Kooperation. Der Transfer von intangiblen Ressourcen von VCG auf PU ist ohne eine gute und eingespielte Beziehung zwischen beiden nur schwer möglich. Die Kooperationsqualität zum Zeitpunkt t1 beschreibt, die Güte der Zusammenarbeit zwischen VCG und PU, ob die Zusammenarbeit für beide Seiten ergiebig war und ob sie sich schnell eingespielt hat. Es ist plausibel anzunehmen, dass eine gute Zusammenarbeit in t1 mit einer positiven rückblickenden Beurteilung und Zufriedenheit der Gründer mit der VCG in t2 zusammenhängt. Darüber hinaus ist es auch plausibel anzunehmen, dass eine gute Zusammenarbeit in t1 auch mit einer besseren ökonomischen Entwicklung zum Zeitpunkt t1 zusammenhängt. Aus den oben formulierten Überlegungen ergeben sich die Hypothesen 2a und 2b. Hypothese 2a: Das Ausmaß der Kooperationsqualität in t1 korreliert positiv mit dem ökonomischen Erfolg der PU in t2. Hypothese 2b: Das Ausmaß der Kooperationsqualität in t1 korreliert positiv mit dem nicht-ökonomischen Erfolg der PU in t2. Hypothesen zur VCG Expertise

‘By supplying expertise the Venture Capitalists can help the venture overcome the liabilities of newness’.27 Forschungsergebnisse weisen VCG als wichtigsten Partner junger Unternehmen aus, da sie durch ihre Expertise dazu beitragen können, fehlende Ressourcen junger Unternehmen zu kompensieren.28 Je mehr ein Lead Investor sowohl Erfahrung im 27 28

Vgl. Sapienza/Amason (1993). Vgl. zur Deckung fehlender Ressourcen die Rolle der VCG bei Fredriksen/Olofsson/Wahlbin (1997) und zur Rolle der VCG als Mentoren und Coaches Sapienza (1989).

78

Isabell Welpe

Venture Capital Markt, als auch in der relevanten Branche der PU hat, umso mehr wird er die phasenabhängigen Problemlagen der PU vorhersehen, beurteilen und den sehr komplexen Ressourcenbedarf befriedigen können.29 Ebenso hängen Form, Häufigkeit und die Intensität der Betreuung mit der Erfahrung des LI und damit mit der Bedarfsdeckung zusammen.30 Je größer die eingebrachte Expertise ist, umso mehr kann durch die damit verbundene Bedarfsdeckung die Entwicklung des PU gefördert werden. Eine größere Erfahrung des LI kann sowohl mögliche personelle Engpässe bei der Betreuung ausgleichen, den Zeitaufwand für die Ermittlung des Bedarfs und die Beratungskosten reduzieren, als auch die Akzeptanz von Betreuungsleistungen durch das PU erhöhen, wodurch wesentliche Hindernisse für eine adäquate Bedarfsdeckung entfallen. Es werden daher die folgenden Hypothesen formuliert: Hypothese 3a: Das Ausmaß der Expertise des LI in t1 korreliert positiv mit dem ökonomischen Erfolg der PU in t2. Hypothese 3b: Das Ausmaß der Expertise des LI in t1 korreliert positiv mit dem nicht-ökonomischen Erfolg der PU t2. Hypothesen zur Qualität der Vertragsverhandlungen

Die Vertragsverhandlungen beinhalten die ersten Interaktionen zwischen VCG und PU und sind, weil sie den gleichen Interaktionsdeterminanten wie die Postinvestment Kooperation unterliegen von Landstrom Manigart, Mason und Sapienza (1998) als ein frühes Abbild der Kooperation bezeichnet worden. Von der soziale Austauschtheorie31 und der interpersonellen Attraktionstheorie32 wissen wir, dass erste Eindrücke und Erfahrungen später folgende Interaktionen beeinflussen. Eine positive Bewertung der Qualität der Zusammenarbeit während der Vertragsverhandlungen in t1 sollte daher positiv mit einer rückblickenden Beurteilung der Kooperationsqualität in t2 zusammenhängen. Die Güte der Vertragsverhandlungen sollte aber auch mit der ökonomischen Entwicklung in Zusammenhang stehen: Je früher die potentiellen Probleme des PU, sein Beratungs- und Unterstützungsbedarf erkannt werden, desto eher kann die Bedarfsdeckung in der Postinvestment Phase erfolgen, die Voraussetzung ist für eine erfolgreiche ökonomische Entwicklung. Eine gute Zusammenarbeit zwischen VCG und PU bereits in der Phase der Vertragsverhandlungen macht eine offene 29 30 31 32

Vgl. Shepherd/Zacharakis/Baron (1998). Vgl. Schefczyk/Gerpott (1998). Vgl. Kelly/Thibaut (1978). Vgl. Byrne (1971).

Managementunterstützung durch Venture-Capital-Gesellschaften

79

Diskussion kritischer Informationen wahrscheinlicher und sollte so sowohl zum ökonomischen als auch zum nicht-ökonomischen Erfolg beitragen. Es werden daher folgende Hypothesen formuliert: Hypothese 4a: Die Qualität der Vorvertragsverhandlungen korreliert positiv mit dem ökonomischen Erfolg des PU in t2. Hypothese 4b: Die Qualität der Vorvertragsverhandlungen korreliert positiv mit dem nicht-ökonomischen Erfolg des PU t2. Hypothesen zu Konflikten zwischen VCG und PU

Die bisherige Forschung belegt, dass Konflikte sowohl positiv als auch negativ wirken können in Abhängigkeit davon, ob die Akteure positive oder negative Zielinterdependenz zwischen sich wahrnehmen.33 Die VCG und das PU sind ab Vertragsabschluss abhängig voneinander und daher im Konflikt sobald sie ihre Handlungen als konkurrierend betrachten.34 Obwohl in der Forschungsliteratur zwischen kognitiven und affektiven Konflikten unterschieden wird, treten in der Realität beide Konfliktarten meist zusammen auf.35 Besonders affektive Konflikte sind bekannt für ihre negative Wirkung auf interpersonelles Vertrauen.36 Als Folge schränkt ein Konflikt mit einer affektiven Komponente den Informationsaustausch ein und verringert die Bindung der Akteure aneinander. Häufige Konflikte zwischen VCH und PU in t1 sollten daher sowohl die rückblickende Einschätzung der Qualität der Zusammenarbeit zwischen VCG und PU negativ beeinflussen als auch negativ mit der ökonomischen Entwicklung des PU in t2 zusammenhängen und folglich werden folgende Hypothesen formuliert: Hypothese 5a: Die Anzahl der Konflikte in t1 korreliert negativ mit dem ökonomischen Erfolg des PU in t2. Hypothese 5b: Die Anzahl der Konflikte in t1 korreliert negativ mit dem nicht-ökonomischen Erfolg des PU t2.

33 34 35 36

Vgl. Deutsch (1949, 1973). Vgl. Baron (1991); Brehmer (1976). Vgl. Pinkley (1990); Jehn (1994). Vgl. Brehmer (1976).

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3

Isabell Welpe

Empirische Untersuchung

3.1 Operationalisierung der Variablen In dieser Untersuchung sind die in Tabelle 1 aufgeführten unabhängigen (UV) und abhängigen (AV) Variablen analytisch und operational definiert und gemessen worden: Tabelle 1. Unabhängige (UV) und abhängige (AV) Variablen der empirischen Untersuchung Variable Bedarfsdeckung t1

Kooperationsqualität t1 VCG Expertise t1

Vertragsverhandlungen t1 Konflikte t1 Ökonomischer Erfolg t2 Nicht-ökonomischer Erfolg t2

Beschreibung Ausmaß in dem der Bedarf des PU in t1 durch den Lead Investor gedeckt wurde in den Bereichen – Technologie-/Produktentwicklung – Strategieentwicklung – Zusätzliche Finanzierung Ausmaß in dem das PU die Koop-eration in t1 als gut, eingespielt und beiderseitig ergiebig eingeschätzt hat Ausmaß in dem das PU in t1 den Lead Investor für kenntnisreich und erfahren in der Unternehmensbranche einschätzt Ausmaß in dem das PU die Zusammenarbeit schon bei Vertagabschluss als gut einschätzt hat Anzahl der Konflikte zwischen VCG und PU und Hinzuziehung des Vertrages zur Konfliktlösung in t1 Ausmaß in dem sich die Unternehmensbewertung seit t1 verändert hat Ausmaß in dem das PU in t2 den Lead Investor wieder wählen würde und inwieweit das PU in t2 einschätzen würde, dass der nicht-finanzielle Bedarf durch den VCG gedeckt wurde

Reliabilität (D= 0,784)

(D = 0,701) (D = 0,677)

Einzelitem (D = 0,662) Einzelitem (D = 0,734)

3.2 Die Gewinnung der Stichprobe Da für VC-finanzierte Unternehmen in Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Lichtenstein und Österreich keine vollständigen Datenbanken VC-finanzierter Unternehmen existieren, erforderte die Untersuchung den Aufbau einer handerstellten Datenbank. Zur Erstellung der Datenbank wurden die in Abbildung 4 dargestellten Quellen benutzt. Die Selektionskriterien für die Aufnahme in die Datenbank waren das Alter des Unternehmens, welches unter 10 Jahren liegen musste, ein Unternehmenshauptsitz in einem deutschsprachigen Land und eine VC-Finanzierung.

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1

81

2

Persönliches Netzwerk

Durchsicht der VCG Portfolios 3

Datensammlungen anderer Studien

BVK-Mitglieder 4

Nicht-BVK Mitglieder

Bio-Regio Wettbewerbe 5

Ausländische VCG

Gründerempfehlungen

Abb. 4. Quellen zur Identifikation der Stichprobe

Die VC-finanzierten Unternehmen wurden von den Internetseiten der VC-Gesellschaften, aus dem Mitgliederverzeichnis der ordentlichen und assoziierten Mitglieder des Bundesverbands deutscher Kapitalgesellschaften (BVK) und aus dem Mitgliederverzeichnis der europäischen Private Equity Venture Capital Association (EVCA) identifiziert. Auf diese Weise konnten 1463 VC-finanzierte Unternehmen identifiziert werden, welche die Selektionskriterien erfüllten. Überdies wurden VC-Gesellschaften in Presseveröffentlichungen, durch das persönliche Kontaktnetzwerk, Gründerempfehlungen, Bio-Regie-Wettbewerben und Datensammlungen anderer VC-Studien, identifiziert und befragt.37 Insgesamt gingen in der von Oktober bis Dezember 2001 andauernden Befragung 280 beantwortete Fragebögen ein. Bei den mit dem Fragebogen im Querschnitt erhobenen Daten besteht die durch Campbell und Fiske (1959) bekannt gewordene Gefahr von ‚Common Method Bias‘, d.h. die Gefahr, dass Korrelation durch das Antwortverhalten unbeabsichtigt vergrößert werden. Zur Vermeidung von ‚Common Method Bias‘ empfehlen Campbell und O'Connell (1982) die Verwendung mehrerer Datenquellen und Podsakoff und Organ (1986) die Messung von abhängigen und unabhängigen Variable zu trennen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften eine zweite Befragung derjenigen 280 Unternehmen durchgeführt, die bereits bei der Befragung 2001 geantwortet hatten. Diese zweite Befragung erfolgte von August bis November 2004 und erbrachte einen Rücklauf von 42 ausgefüllten Fragebögen.

37

Um einen möglichst großen Rücklauf der Fragebögen zu erhalten und um die richtigen Personen für die Beantwortung der Fragen zu finden, wurden neben den Unternehmen auch systematisch die im Unternehmen tätigen Gründer sowie die Vorstandsmitglieder identifiziert. Insgesamt konnten für die erste Studie 1463 VC-finanzierte.

82

4

Isabell Welpe

Ergebnisse der empirischen Untersuchung

4.1 Deskriptive Ergebnisse Im Folgenden werden deskriptive Ergebnisse der beiden empirischen Studien vorgestellt. 10% Insolvent

63% Profitabel

37%

86% Im Geschäftsbetrieb

Unprofitabel

Abb. 5. Überlebens- und Profitabilitätsquote der Portfoliounternehmen in Jahr 2004

Wie Abbildung 5 zeigt, sind im Jahr 2004 ca. 86 % der Portfoliounternehmen noch im Geschäftsbetrieb, 10 % sind insolvent und bei 4 % konnte keine eindeutige Aussage getroffen werden. Von den Portfoliounternehmen, die an der zweiten Befragung im Jahr 2004 teilgenommen haben arbeiten 63 % profitabel und 37 % noch unprofitabel.

Grundbetreuung

Gesonderte 10% Bezahlung

57%

13%

Meilensteinregelungen

43% 43% In VC-Finanzierung enthalten

Keine Meilensteinregelungen

Abb. 6. Vertragsinhalte zur Bezahlung nicht-finanzieller Leistungen und Meilensteinregelungen

Abbildung 6 zeigt die vertraglichen Vereinbarungen zur Bezahlung der nicht-finanziellen Leistungen der VCG an das PU. Demnach erhalten 43 % der PU nicht-finanzielle Leistungen, deren Kosten in der VC-Finanzierung bereits enthalten sind, 13 % der PU erhalten eine kostenlose Grundbetreuung durch die VC und müssen nur etwas bezahlen, wenn Leistungen von der VCG erbracht werden, die über diese Grundbetreuung hinausgehen. 10 % der PU müssen für jede Beratungs- und Betreuungsleitung durch die VCG gesondert zahlen. 34 % der befragten PU haben zu diesem Punkt keine Angabe gemacht. Weiter zeigt Abbildung 6, dass in 57 % der Fälle Meilensteinregelungen in den Verträgen zwischen VCG und PU vorhanden sind.

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Gründer 41%

Staat 2%

83

78% Keine Sanktionen für Geschäftsleitung 34% Private Equity

11% Business Angels

9% Industrielle Investoren

21% Sanktionen für Geschäftsleitung

Abb. 7. Eigentümerverhältnisse der Portfoliounternehmen im Jahr 2004 und Vertragsinhalte zur Sanktionen für die PU-Geschäftsleitung

Abbildung 7 zeigt die Eigentümerverhältnisse der befragten Portfoliounternehmen im Jahr 2004. Demnach halten die Gründer im Durchschnitt 41 %, Business Angels 11 %, Industrielle Investoren 9 %, Private Equity Firmen 34 % und der Staat 2 % der Unternehmensanteile. Weiter zeigt Abbildung 7, dass in 78 % der Verträge zwischen VCG und PU keine Sanktionen für die Geschäftsleitung des PU bei Nichterreichung von Zielen vereinbart sind. 4.2 Hypothesenprüfende Ergebnisse Nachfolgend werden die Ergebnisse der Regressionsanalysen zum Einfluss von Bedarfsdeckung, Kooperationsqualität, VCG Expertise, Vertragsverhandlungen, Konflikten auf den ökonomischen Erfolg und den nicht-ökonomischen Erfolg hinsichtlich Richtung und Stärke der Zusammenhänge dargestellt. Drei der zur Vorhersage des ökonomischen Erfolgs aufgestellten Hypothesen konnten bestätigt werden, zwei blieben unbestätigt (siehe Tabelle 3). Danach besteht ein starker positiver und linearer Zusammenhang sowohl zwischen der Kooperationsqualität in t1 und der Erhöhung der Unternehmensbewertung in t2 als auch zwischen der Qualität der Vertragsverhandlungen in t1 und der Erhöhung der Unternehmensbewertung in t2. Ebenso besteht ein negativer und linearer Zusammenhang sowohl zwischen der Anzahl der Konflikte zwischen PU und VCG in t1 und der Erhöhung der Unternehmensbewertung in t2. Der starke positive Zusammenhang zwischen Kooperationsqualität, Konflikthäufigkeit und Qualität der Zusammenarbeit während der Vertragsverhandlungen mit der Erhöhung der Unternehmensbewertung belegt die große Bedeutung der ‚Beziehungsfaktoren‘.

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Isabell Welpe

Tabelle 2. Die Ergebnisse der Regression zur Vorhersage des nicht-ökonomischen Erfolgs (Methode ‚Einschluss‘) Standardisierte Regressionskoeffizienten † < .10, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001; 2-seitiger Hypothesentest Modellzusammenfassung:

Modell 1

R

RQuadrat

Korrigiertes R-Quadrat

Standardfehler des Schätzers

FStatistik

Signifikanz

.833

.711

.91958

6.803

.000(a)

.913(a)

Standardisierte Koeffizienten

Modell

1

Beta

T

Signifikanz

- (Konstante) Bedarfsdeckung

Einflussvariablen

.36

-1.36 2.37

.194 .032*

Kooperationsqualität VCG Expertise Qualität Vertragsverhandlung

.87 .18 .18

5,7 1,15 1,20

.000*** .267 .253

Konflikt Hightech Industrie Meilesteine

-.69 -.03 .13

-4.35 -.24 .96

.001** .815 .355

Sanktionen Unternehmensalter Frühe Phase

.51 .14 -.11

3.45 .78 -2.31

.044* .444 .036*

Späte Phase

-13

-.72

.481

Ebenfalls drei der zur Vorhersage des nicht-ökonomischen Erfolgs aufgestellten Hypothesen konnten bestätigt werden, während zwei unbestätigt blieben (siehe Tabelle 2). Danach besteht erneut ein positiver und linearer Zusammenhang zwischen der Kooperationsqualität in t1 und dem nicht-ökonomischen Erfolg in t2, der eine subjektive Einschätzung des PU zum Beitrag der VCG zum Unternehmenserfolg und der Qualität der Zusammenarbeit wiedergibt. Weitere signifikante Zusammenhänge bestehen sowohl zwischen der Bedarfsdeckung durch die VCG in t1 und dem nichtökonomischen Erfolg in t2 (positiver Zusammenhang) als auch zwischen der Anzahl der Konflikte zwischen VCG und PU in t1 und dem nicht-ökonomischen Erfolg in t2 (negativer Zusammenhang). Wie schon bei den Hypothesen zur Vorhersage des ökonomischen Erfolgs bestätigt sich die Bedeutung der ‚Beziehungsfaktoren‘ auch für den nicht-ökonomischen Erfolg.

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Tabelle 3. Die Ergebnisse der Regression zur Vorhersage des ökonomischen Erfolgs (Methode ‚Einschluss’) Standardisierte Regressionskoeffizienten † < .10, * p < .05, ** p < .01, *** p < .001; 2-seitiger Hypothesentest Modellzusammenfassung:

Modell 1

R

RQuadrat

.983(a)

Korrigiertes R- Quadrat

.966

Standardfehler des Schätzers

FStatistik

78.6237

12.731

.890

Signifikanz .006(a)

Standardisierte Koeffizienten

Modell

Einflussvariablen - (Konstante) Bedarfsdeckung

1

5

Beta

T

Signifikanz

.01

-1.90 .105

.115 .920

Kooperationsqualität

.41

3.77

.013*

VCG Expertise Qualität Vertragsverhandlung

-.26 .60

-1.91 4.31

.114 .008**

Konflikt

-.80

-8.77

.000***

Hightech Industrie Meilesteine

-.28 .42

-2.14 2.55

.086 .051†

Sanktionen

-.31

-1.28

.259

Unternehmensalter Frühe Phase

.28 .16

1.54 .99

.184 .367

Späte Phase

-.44

-2.67

.044*

Zusammenfassung und Fazit

Bei der Interpretation der Ergebnisse muss die vergleichsweise geringe Zahl analysierter Portfoliounternehmen berücksichtigt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kooperationsqualität zwischen VCG und PU und eine geringe Konflikthäufigkeit Prädiktoren sind, sowohl für eine Erhöhung der Unternehmensbewertung des PU als auch für eine rückblickend positivere Beurteilung des Beitrags der VCG durch das PU. Eine kooperative Zusammenarbeit zwischen VCG und PU, in der affektive Konflikte vermieden werden, kann daher sowohl VCG als auch PU empfohlen werden. Entgegen den Erwartungen wurde kein Zusammenhang gefunden zwischen der VCG Expertise und der Erhöhung der Unternehmensbewertung oder der rückblickenden Beurteilung der VCG durch das PU. Als mögliche Erklärungen kommen in Betracht, dass die Gründer eventuell die Expertise der VCG in t1 falsch eingeschätzt haben oder dass andere Faktoren einen größeren Beitrag zur Varianzaufklärung leisten und daher die VCG Expertise bei gleichzeitiger Betrachtung der anderen Faktoren keinen eigenen signifikanten Beitrag mehr leistet. Zwei weitere nicht-hypothetisierte und durchaus kontra-intuitive Ergebnisse sind: (a) Die Bedarfsdeckung korreliert nicht mit dem ökonomischen Erfolg (b) die Qualität der Vertragsverhandlungen korreliert nicht mit dem nicht-ökonomischen Erfolg.

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Die Regressionsanalysen zum ökonomischen und nicht-ökonomischen Erfolg zeigen die Bedeutung von Beziehungsfaktoren und fügen sich generell betrachtet in die Reihe der Studien ein, die Vertrauen und Kommunikation in einem positiven Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung des PU sehen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen als wesentliche Elemente die Beziehungsfähigkeit von VCG und PU und weisen zukünftige Forschungsvorhaben darauf hin, dass eine kooperative Strategie in einer VC-Finanzierung auch davon abhängt, wie gut PU und VCG die Natur ihres komplexen, sozialen Zusammenspiels verstehen und in Unternehmenswertsteigerung transformieren können.

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Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit – Welches Potenzial hat die Gründungsförderung? Michael Fritsch, Pamela Mueller1

Abstract Dieser Beitrag analysiert regionale Unterschiede des Niveaus von Gründungsaktivitäten und deren Entwicklung. Die regionalen Gründungsraten weisen eine ausgeprägte Streuung auf. Dabei ist eine deutliche Pfadabhängigkeit der Gründungsaktivitäten feststellbar, so dass Änderungen relativ gering ausfallen. Die wesentlichen Bestimmungsgründe für die Veränderungen der regionalen Gründungsaktivitäten sind Innovation und Entrepreneurship. Darüber hinaus hat auch das Niveau der regionalen Arbeitslosigkeit einen Einfluss. Die Stimulierung von Innovationsaktivitäten und von Entrepreneurship stellen geeignete Ansatzpunkte für eine Politik dar, die auf eine Steigerung der Gründungsaktivitäten abzielt. Unser empirischer Befund weist allerdings darauf hin, dass ein wesentlicher Effekt solcher Maßnahmen erst längerfristig erwartet werden kann.

1

Problemstellung und Vorgehensweise

In der Wissenschaft besteht mittlerweile Konsens darüber, dass Gründungsaktivitäten stimulierend auf die wirtschaftliche Entwicklung wirken können (Scarpetta, 2003). Aktuelle empirische Studien (Fritsch & Mueller, 2004, 2005a; Van Stel & Storey, 2004) haben gezeigt, dass ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Gründungsgeschehen und wirtschaftlicher Entwicklung in der Regel allerdings erst mit einer Zeitverzögerung von ca. fünf bis zehn Jahren erkennbar wird. Weitgehend unklar ist, inwiefern das Gründungsgeschehen durch politische Maßnahmen stimuliert werden kann und was geeignete Ansatzpunkte für eine solche Politik wären. Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei Ziele. Zum einen versuchen wir abzuschätzen, welches Potenzial die Gründungsförderung als Strategie der Stimulierung regionaler Entwicklung birgt. Zum anderen wollen wir aufzeigen, was geeignete Ansatzpunkte für eine solche Politik sind und über welchen Zeithorizont mit Erfolgen zu rechnen ist. 1

Technische Universität Bergakademie Freiberg, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Lessingstraße 45, 09596 Freiberg, [email protected] und [email protected].

92

Michael Fritsch, Pamela Mueller

Im Folgenden betrachten wir zunächst das Ausmaß und die Geschwindigkeit von Veränderungen des regionalen Gründungsgeschehens über die Zeit (Abschnitt 3 und 4). Daran anschließend (Abschnitt 5) analysieren wir die Determinanten der Veränderung regionaler Gründungsaktivitäten. Abschließend fassen wir die Ergebnisse zusammen und geben Empfehlungen für die staatliche Gründungsförderung. Zu Beginn stellen wir kurz die Datengrundlage vor (Abschnitt 2).

2

Datengrundlage und Methoden

Datengrundlage der empirischen Untersuchungen ist die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Beschäftigtenstatistik) in Deutschland (hierzu Brixy & Fritsch, 2002). Die Datenbasis beinhaltet Informationen über alle Betriebe, die über mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigen verfügen.2 Selbstständige ohne weitere sozialversicherungspflichtig Beschäftigte werden in dieser Statistik nicht geführt und können daher in der Analyse nicht berücksichtigt werden. Wir beschränken uns hier auf das Gründungsgeschehen in Westdeutschland, da für diesen Teil relativ lange Zeitreihen für die Jahre 1983-2002 vorliegen und die Entwicklung in Ostdeutschland während der 1990er Jahre aufgrund spezieller Einflüsse einen Sonderfall darstellt (vgl. etwa Brixy & Grotz, 2004; Fritsch, 2004).3 Als regionales Analyseraster wurden die 74 Westdeutschen Raumordnungsregionen gewählt.4 Der wesentliche Vorteil von Raumordnungsregionen als Analyseeinheit besteht darin, dass sie funktional abgegrenzt sind und jeweils mindestens eine Kernstadt und das entsprechende Umland umfassen. Um die interregionale Vergleichbarkeit der Gründungsinformationen zu gewährleisten, analysieren wir nicht die absolute Anzahl der Gründungen, sondern Gründungsraten. Wir verwenden die Gründungsrate nach dem Arbeitsmarktansatz, wobei die Gründungen zum regionalen Potenzial der Erwerbsfähigen in Beziehung gesetzt werden – die Anzahl der Beschäftigten und Arbeitslosen (siehe auch Audretsch & Fritsch, 1994).5 Diese Form der Gründungsrate kann interpretiert werden als die Wahrscheinlichkeit dafür, dass jemand aus dem regionalen Erwerbspersonenpotenzial während eines Jahres den Sprung in die Selbständigkeit wagt (Fritsch & Niese, 2004). 2

3 4

5

Da die Beschäftigtenstatistik Betriebe und keine Unternehmen ausweist, kann es sich bei den Gründungen sowohl Hauptbetriebe neuer Unternehmen als auch um neu errichtete Zweigbetriebe bzw. Filialen bestehender Unternehmen handeln. Berlin bleibt aufgrund der mit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 erfolgten Veränderung des Gebietsstandes ebenfalls ausgeschlossen. Damit eine Zeitreihe über den Zeitraum 1983 bis 2002 in den empirischen Untersuchungen genutzt werden kann, wurde die Definition der Raumordnungsregionen aus dem Jahr 1996 gewählt und auch für frühere Jahre angewandt. Eine regionale Gliederung der aktuellen Raumordnungsregion findet sich beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, BBR (2003). Die Gründungsrate ist definiert als „Anzahl der Gründungen pro Jahr / Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zuzüglich Anzahl der arbeitslos gemeldeten Personen“. Für eine bessere Interpretation wird die Rate anschließend mit 1000 multipliziert.

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

3

93

Evolution des Gründungsgeschehens 1983-2002

Zwischen 1983 und 2002 fanden in Westdeutschland pro Jahr durchschnittlich etwa 126.000 Betriebsgründungen im privaten Sektor statt. Es bietet sich an, diese Zeitspanne in drei Perioden zu unterteilen (1984-1989, 1990-1997, 1998-2002), da es zweimal zu einem leichten Anstieg des Niveaus der Gründungsaktivitäten kam – vom Jahr 1990 auf das Jahr 1991 und zwischen 1997 und 1999.6 Die durchschnittliche Anzahl der Gründungen in der zweiten Periode (1990-1997) ist etwa 12,3 % höher als der Mittelwert der jährlichen Gründungen im Zeitraum 1983 bis 1989. Die durchschnittliche Anzahl der Gründungen der dritten Periode (1998-2002) lag etwa 16,6 % über der im Zeitraum 1990-1997. Die meisten Gründungen – ca. 74 Prozent aller Gründungen – erfolgten im Dienstleistungssektor. Durchschnittlich waren dies etwa 93.400 Gründungen pro Jahr im Vergleich zu etwa 13.800 Gründungen pro Jahr im Verarbeitenden Gewerbe (ca. 11 Prozent aller Gründungen).7

Anzahl der Gründungen (Tausend)

180 160 140 120 100 80 60 40

Verarbeitendes Gewerbe

2002

2001

2000

1998

1999

1997

1995

Dienstleistungssektor

1996

1994

1993

1992

1991

1989

1990

1988

1987

1986

1985

1984

1983

20

Restlicher privater Sektor

Abb. 1. Anzahl der Gründungen pro Jahr in Westdeutschland zwischen 1983 und 2002

6

7

Die Gründe für die zwei leichten Anstiege sind unklar. Die Wiedervereinigung könnte ein plausibler Auslöser für den Anstieg der Gründungen in den Jahren 1990 und 1991 sein. Die Erhöhung der Gründungen zwischen 1997 und 1999 fällt zusammen mit der Änderung der Wirtschaftsklassifizierung der Beschäftigtenstatistik. Es ist jedoch nicht eindeutig, ob diese beiden Ereignisse tatsächlich den Anstieg hervorgerufen haben. Die restlichen Gründungen entfallen auf die Bereiche Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei, Wasser-, Gas- und Elektrizitätsversorgung sowie Bergbau und das Baugewerbe.

94

Michael Fritsch, Pamela Mueller

10 6

8

Gründungsrate (t)

10 8

4

4

6

Gründungsrate (t)

12

12

14

14

Die Gesamtzahl der Gründungen in Westdeutschland pro Jahr war über den betrachteten Zeitraum ziemlich konstant (Abbildung 1). Auch die regionalen Gründungsraten verschiedener Jahre sind miteinander hoch korreliert und weisen somit eine ausgeprägte Konstanz des Niveaus der regionalen Gründungsaktivitäten über die Zeit auf (Abbildung 2 und Tabelle A1 im Anhang). Die Korrelation der Gründungsrate eines Jahres mit der Gründungsrate des jeweils vorherigen Jahres liegt im Durchschnitt bei 0,95. Selbst für die Beziehung zwischen Gründungsraten, die 15 Jahre auseinander liegen, beläuft sich der durchschnittliche Wert des Korrelationskoeffizienten auf 0,84. Die Korrelation ist tendenziell umso höher, je kleiner der zeitliche Abstand zwischen den betrachteten Perioden. Das Niveau der Gründungsaktivitäten weist somit – national wie regional – ein hohes Maß an Persistenz über die Zeit auf.

4

6

8

10

Gründungsrate (t-1)

12

14

4

6

8

10

12

14

Gründungsrate (t-10)

Abb. 2. Der Zusammenhang zwischen jährlichen Gründungsraten (t) mit der Gründungsrate im jeweils vorherigen Jahr (t-1) und mit der Gründungsrate vor zehn Jahren (t-10)

Zwischen den Regionen sind sehr deutlich ausgeprägte Unterschiede im Niveau der Gründungsaktivitäten zu verzeichnen (Abbildung 3). Während das Minimum der regionalen Gründungsraten bei einem durchschnittlichen Wert von 4,7 liegt, beträgt der maximale Wert im Durchschnitt 11,4 (Tabelle A2 im Anhang). Es ist auffällig, dass Minimum und untere Perzentile (5 %, 10 % und 25 %) jeweils relativ nahe beieinander liegen, und die oberen Perzentile sich weit stärker unterscheiden. Die Streuung zwischen den Regionen mit relativ hohen Gründungsraten ist also stärker ausgeprägt als zwischen den Regionen mit einem relativ geringen Niveau der Gründungsaktivitäten.

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

95

14

12 Gründungsrate

Maximum

10 95 Perzentil 90 Perzentil

8

75 Perzentil

6

Median 25 Perzentil 10 Perzentil 5 Perzentil Minimum

4 1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Jahr

Abb. 3. Die regionale Entwicklung der Gründungsraten zwischen 1984 und 2002 im privaten Sektor

Ein Vergleich der Gründungsraten des Dienstleistungssektors mit denen des Verarbeitenden Gewerbes verdeutlicht, dass die Dienstleistungsgründungen sehr viel höhere Werte aufweisen (Tabelle 1).8 Dies könnte zweierlei Ursachen haben. Zum einen sind Markteintrittsschranken im Dienstleistungssektor, z.B. die Mindestoptimale Betriebsgröße, um einiges geringer als im Verarbeitenden Gewerbe. Zweitens ist die Anzahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor ansteigend. Für den privaten Sektor insgesamt ist kein Anstieg oder Rückgang der Gründungsraten über die Untersuchungsperiode hinweg erkennbar. Der Anteil der Gründungen im Dienstleistungssektor nahm während dieses Zeitraums zwar von etwa 70 % auf 76 % zu; jedoch ist die Gründungsrate in diesem Sektor leicht gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Gründungsrate an und der Anteil der Gründungen an allen Gründungen nahm ab.

8

Bei den Gründungsraten im Dienstleistungsbereich und im Verarbeitenden Gewerbe beziehen sich die Gründungen nur auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im jeweiligen Sektor; Arbeitslose bleiben unberücksichtigt. Der Grund für die NichtBerücksichtigung der arbeitslosen Erwerbspersonen besteht darin, dass es auf Grund fehlender Informationen über ihren beruflichen Werdegang nicht möglich ist, sie einer bestimmten Branche zuzuordnen.

96

Michael Fritsch, Pamela Mueller

Tabelle 1. Unternehmensgründungen und Gründungsraten: eine zeitliche und sektorale Betrachtung+ Quotient Anzahl Anteil an GründBeschäfungen des privaten tigte Sektors ( %) Gründungsrate Anzahl der Gründungen DienstVerarb. DienstVerarb. DienstVerarb. Jahr Insgesamt leistung Gewerbe leistung Gewerbe leistung Gewerbe D/VG 1983 112.092 78.407 13.147 69,95 11,73 12,49 1,75 0,84 1984 117.519 82.388 14.015 70,11 11,93 12,99 1,92 0,87 1985 117.765 83.102 14.376 70,57 12,21 12,92 1,90 0,85 1986 116.406 83.242 14.626 71,51 12,56 12,76 1,89 0,84 1987 116.173 85.232 14.061 73,37 12,10 12,65 1,81 0,86 1988 121.083 89.731 14.543 74,11 12,01 12,93 1,87 0,89 1989 119.604 88.918 14.458 74,34 12,09 12,49 1,82 0,90 1990 130.801 96.841 15.354 74,04 11,74 12,96 1,88 0,92 1991 135.985 100.870 15.765 74,18 11,59 12,80 1,89 0,95 1992 136.123 100.914 15.005 74,13 11,02 12,33 1,82 0,99 1993 132.521 99.804 14.243 75,31 10,75 12,09 1,84 1,07 1994 129.975 98.421 13.133 75,72 10,10 11,87 1,80 1,13 1995 128.911 96.031 13.294 74,49 10,31 11,51 1,85 1,16 1996 129.942 97.214 13.552 74,81 10,43 11,57 1,94 1,21 1997 128.950 96.081 13.261 74,51 10,28 11,35 1,95 1,25 1998 137.756 102.102 14.548 74,12 10,56 11,87 2,14 1,27 1999 178.098 137.675 16.652 77,30 9,35 15,29 2,48 1,34 2000 165.565 127.242 15.235 76,85 9,20 13,50 2,26 1,40 2001 142.154 107.541 14.912 75,65 10,49 10,82 2,18 1,46 2002 143.773 109.465 14.976 76,14 10,42 11,21 2,27 1,48 D = Dienstleistungssektor, VG = Verarbeitendes Gewerbe + Bei der Berechnung der Gründungsraten im Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe wurde die Anzahl der Arbeitslosen nicht berücksichtigt.

Die Variation der Gründungsraten kann entweder durch Veränderungen der Anzahl der Gründungen (Zähler der Gründungsrate) oder durch Veränderungen des regionalen Potenzials, hier die Anzahl der Beschäftigten (Nenner der Gründungsrate), bedingt sein. Der Variationskoeffizient der Anzahl der Gründungen ist fast doppelt so hoch wie der Variationskoeffizient der Beschäftigtenzahl, was darauf hindeutet, dass Veränderungen des Niveaus der regionalen Gründungsaktivitäten vor allem auf der Veränderung der Anzahl der Gründungen beruhen (Tabelle 2). Tabelle 2. Variationskoeffizienten Regionale Variationskoeffizienten Mittelwert Median

Anzahl der Beschäftigten 6,94 6,44

Anzahl der Gründungen 12,99 12,97

Gründungsrate 11,09 11,36

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

4

97

Regionales Gründungsgeschehen und der nationale Trend

Eine Betrachtung des Rangplatzes von Regionen hinsichtlich ihrer Gründungsrate hat den Vorteil, dass diese Rangposition das relative Niveau des regionalen Gründungsgeschehens unabhängig vom nationalen Trend widerspiegelt. Da unser räumliches Analyseraster aus 74 Raumordnungsregionen besteht, erhält die Region mit der höchsten Gründungsrate den Rang 74; der Region mit der niedrigsten Gründungsrate ordnen wir den Rang 1 zu. Da der Fokus unserer Betrachtung nicht auf kurzfristigen Schwankungen der Gründungsraten, sondern auf mittel- und langfristigen Entwicklungen liegen soll, werden die Veränderungen der Rangpositionen zwischen Fünf-Jahres-Perioden analysiert. Grundlage für die Bildung des Rangplatzes sind die Mittelwerte der regionalen Gründungsraten der Zeitperioden 1984-1987, 1988-1992, 1993-1997 und 1998-2002. Jeder der 74 Raumordnungsregionen wird in jeder der vier Perioden ein Rang entsprechend der relativen Höhe der regionalen Gründungsrate zugeteilt. Tabelle 3. Mittelwert der Gründungsrate für Fünf-Jahres-Perioden

Periode I (1984-1987) Periode II (1988-1992) Periode III (1993-1997) Periode IV (1998-2002)

Mittelwert der regionalen Gründungsraten pro Periode Rang 1 Rang 74 25 Perzentil Median 4,68 11,87 5,88 6,52

75 Perzentil 7,54

4,54

11,74

5,89

6,34

7,27

4,68

10,31

5,84

6,34

7,27

5,56

11,54

6,83

7,42

8,49

Die höchste regionale Gründungsrate ist jeweils mehr als doppelt so hoch wie das Minimum (Tabelle 3). Minimum, Maximum und Median verändern sich über die vier Perioden nur wenig. Veränderungen der Rangposition finden zwar durchaus statt, sind jedoch in der Regel nicht besonders stark ausgeprägt (Tabelle 4). Kaum eine Region verbessert oder verschlechtert sich zwischen zwei aufeinander folgenden Fünf-Jahres-Perioden um mehr als 20 Rangplätze. Die Anzahl der Regionen, deren Rang sich um mehr als 20 Positionen verändert, steigt mit der Länge der betrachteten Zeitspanne an. Zwischen der Periode I und III (II und IV) verändert sich der Rangplatz von fünf (sechs) Regionen um mehr als 20 Ränge. Betrachtet man die Veränderung zwischen den am weitesten auseinander liegenden Perioden I und IV, so findet eine Veränderung des Ranges um 20 Plätze in immerhin neun Regionen (12,16 Prozent aller Regionen) statt. In weniger als der Hälfte aller Regionen verändert sich der Rang zwischen zwei aufeinander folgenden Perioden um mehr als drei Plätze. In über 85 Prozent aller Regionen verändert sich der Rang in aufeinander folgenden Fünf-Jahres-Perioden um weniger als zehn Positionen. Die

98

Michael Fritsch, Pamela Mueller

größte Veränderung zwischen zwei aufeinander folgenden Perioden beträgt 25 Rangplätze, eine Verbesserung von Rang 21 auf Rang 46. Über drei Perioden (zwischen Periode I und III sowie Periode II und IV) beträgt die maximale Veränderung 27 bzw. 31 Rangplätze. Die maximale Veränderung über vier Perioden (Periode I zu IV) beläuft sich auf 30 Ränge. Über diese Zeitspanne verbessern sich jedoch nur vier Raumordnungsregionen um mehr als 20 Rangplätze: die Raumordnungsregionen Hamburg, Köln, Duisburg/Essen sowie die Region um Aschaffenburg (Bayerischer Untermain). Tabelle 4. Veränderung der Rangpositionen der Gründungsraten zwischen Fünf-JahresPerioden Anzahl der Rangveränderungen zwischen Perioden+ 0

3

5

10

15

20

> 20

4 5,41

40 54,05

47 63,51

64 86,49

68 91,89

74 100,00

0 0,00

Maximum++ 19 (46 o 27)

II oIII

8 10,81

33 44,59

47 63,51

64 86,49

70 94,59

71 95,95

3 4,05

25 (21 o 46)

III oIV

10 13,51

41 55,41

53 71,62

66 89,19

69 93,24

74 100,00

0 0,00

I oIII

3 4,05

25 33,78

33 44,59

57 77,03

65 87,84

69 93,24

5 6,76

20 (44 o 24) (32 o 12) (45 o 25) 27 (19 o 46)

II oIV

7 9,46

31 41,89

39 52,70

56 75,68

64 86,49

68 91,89

6 8,11

31 (51 o 20)

I oIV

1 1,35

17 22,97

30 40,54

50 67,57

56 75,68

65 87,84

9 12,16

30 (65 o 35) (50 o 20)

I oII

+

Erste Reihe: Anzahl der Regionen; zweite Reihe: Anteil an allen Regionen (Prozent); Veränderung in absoluten Werten. ++ Letzte Spalte: Absolute Anzahl der Veränderung der Rangplätze, Rangpositionen in Klammern, höchster Rang = Rang 74.

5

Was beeinflusst die Veränderungen des regionalen Gründungsgeschehens?

Eine empirische Analyse derjenigen Faktoren, die das Niveau des regionalen Gründungsgeschehens und seine Veränderung bestimmen, kann Ansatzpunkte für eine staatliche Politik liefern, die auf die Steuerung der regionalen Gründungsaktivitäten abzielt. Bei einer solchen regionalen Analyse, über die wir hier berichten, bleiben allerdings solche Determinanten vernachlässigt, die keine oder nur geringfügige regionale Unterschiede aufweisen wie beispielsweise das nationale Steuer- und Sozialsystem. Fritsch & Mueller (2005b) zeigen in einer Untersuchung der Deter-

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

99

minanten des regionalen Gründungsgeschehens in Westdeutschland, dass insbesondere die Innovationsaktivitäten und das regionale Gründungsklima einen positiven Einfluss auf die Gründungsrate haben. Weitere stimulierende Wirkungen auf das regionale Gründungsgeschehen gehen vom regionalen Qualifikationsniveau aus (hierzu auch die Arbeiten von Fritsch & Falck, 2002; Armington & Acs, 2002; Reynolds, Storey & Westhead, 1994). Zwischen der regionalen Arbeitslosenquote und der Gründungsrate finden Fritsch & Mueller (2005b) ebenfalls einen positiven Zusammenhang, der vermutlich so zu erklären ist, dass die Gründung eines Unternehmens für viele Arbeitssuchende eine attraktive Option darstellt und nicht selten als einzige Möglichkeit erscheint, der Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Die abhängige Variable in unserer Analyse der Entwicklung des regionalen Gründungsniveaus ist die Veränderung der Anzahl der Rangpositionen zwischen zwei aufeinander folgenden Jahren. Eine Verbesserung des Rangs führt zu einem ganzzahligen positiven Wert der abhängigen Variable; bei einer Verschlechterung ist der Wert negativ. Die Schätzungen mit der Methode der kleinsten Quadrate (OLS) und mit heteroskedastie-robusten Verfahren (Huber-White Verfahren) wurden sowohl als gepoolte Regressionen als auch anhand eines Panel-Modells durchgeführt. Um Kausalitätsproblemen vorzubeugen, bezieht sich die abhängige Variable jeweils auf einen (ein oder fünf Jahre) späteren Zeitraum als die unabhängigen Variablen.9 Entsprechend den Schätzergebnissen stellen die regionale Innovationsaktivitäten, das regionale Gründungsklima sowie die regionale Branchenstruktur die Hauptdeterminanten von Veränderungen im Niveau der regionalen Gründungsaktivitäten dar.10 Die Innovationstätigkeit wird gemessen als die Anzahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Personen je 1.000 Beschäftigte.11 Der Anteil der Beschäftigten in Kleinbetrieben (bis maximal 20 Beschäftigte) repräsentiert das regionale Gründungsklima.12 Eine stark kleinbetriebliche Beschäftigtenstruktur 9

10

11

12

Probleme ‚umgekehrter‘ Kausalität könnten entstehen, wenn als unabhängig klassifizierte Variablen (z.B. Gründungsklima, Innovationsaktivitäten) durch die abhängige Variable (hier dem Rangplatz der regionalen Gründungsrate) determiniert sind. Unterschiede zu Ergebnissen mit Schätzmodellen, bei denen sich die abhängige und die unabhängigen Variablen auf das gleiche Jahr beziehen, fallen in unseren Analysen allerdings sehr geringfügig aus was darauf hindeutet, das hier keine Probleme umgekehrter Kausalität vorliegen. In den Panelregressionen ist das Signifikanzniveau des Einflusses der Innovationsaktivität etwas schwächer ausgeprägt. Ursache hierfür kann die ausgeprägte Konstanz der regionalen Innovationsaktivität über die Zeit sein, die u.U. dazu führt, dass in der Panelschätzung die regionale Innovationstätigkeit zu einem wesentlichen Teil den regionsspezifischen Effekten zugerechnet wird. Als Indikator für die Anzahl der FuE-Beschäftigten dienen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss in Natur- oder Ingenieurwissenschaften (Quelle: Beschäftigtenstatistik). Die regionale Selbstständigenquote könnte ebenfalls als ein Indikator für das vorhandene Maß an Entrepreneurship angesehen werden. In unseren Analysen erweist sich ein Einfluss dieses Indikators auf die Veränderung des Gründungsgeschehens allerdings als nicht statistisch signifikant.

100

Michael Fritsch, Pamela Mueller

charakterisiert ein ausgeprägtes regionales Niveau an Entrepreneurship aus mindestens drei Gründen. Erstens stellen Kleinbetriebe deshalb ein Saatbeet für Entrepreneurship und Gründungen dar, weil Beschäftigte in diesen Unternehmen eine höhere Gründungsneigung aufweisen als Beschäftigte in Großunternehmen (Beesley & Hamilton, 1984; Wagner, 2004; Wagner & Sternberg, 2004). Zweitens kann ein hoher Anteil an Kleinbetrieben eine entsprechend niedrige mindestoptimale Betriebsgröße anzeigen, die sich positiv auf die Erfolgsaussichten von Marktzutritten auswirkt. Drittens bedeutet eine geringe durchschnittliche Betriebsgröße, dass ein relativ hoher Anteil an unternehmerisch tätigen Personen in der Region vorhanden ist. Tabelle 5. Determinanten der Veränderung des Gründungsgeschehens Gepoolte Regression Panel Regression OLS Robust Random Robust (HWS) Effects (HWS) FuE-Beschäftigte je 1.000 Beschäftige, ( 3,85** ( 3,85** ( 3,86* ( 3,85* (t-1) (3,55) (3,74) (2,45) (2,20) Anteil der Beschäftigten in Betrieben ( 0,43** ( 0,43** ( 0,52** ( 0,43** mit bis zu 20 Beschäftigten, (t-1) (6,11) (4,56) (6,23) (5,86) Arbeitslosenquote, (t-1) ( 0,34** ( 0,34** ( 0,32* ( 0,34* (3,29) (3,34) (2,27) (2,26) Anteil der Beschäftigten im Dienst( 0,14** ( 0,14** ( 0,25** ( 0,14 leistungssektor, (t-1) (2,57) (2,52) (2,98) (1,59) Bevölkerungsdichte ( 0,94 ( 0,94 ( 0,28 ( 0,94 (1,42) (1,47) (0,28) (1,03) Veränderung der regionalen Brutto( 0,07* ( 0,07* ( 0,13** ( 0,07 wertschöpfung (%) über 5 Jahre, (t-5) (2,26) (2,14) (4,13) (1,88) Rang der Gründungsrate, (t-5) -0,16** -0,16** -0,27** -0,16** (6,62) (6,30) (8,20) (4,28) Veränderung des Rangs der Gründungsrate -0,39** -0,39** -0,57** -0,39** über 5 Jahre, (t-5) (10,98) (8,51) (15,99) (7,62) Räumliche Autokorrelation (0,55** (0,55** ( 0,50** ( 0,55** (7,52) (7,77) (6,37) (5,70) Konstante -34,86** -34,86** -34,97** -34,86** (7,02) (6,04) (5,21) (4,98) ( 0,25 ( 0,26 0,22 ( 0,26 R²-korrigiert F-Wert (25,21 (20,52 326,42 14,49 Beobachtungen 666 666 666 666 * statistisch signifikant auf dem 5 %-Niveau, ** statistisch signifikant auf dem 1 %-Niveau; t-Werte in Klammern; HWS Huber-White robuster Schätzer.

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

101

Das regionale Niveau der Arbeitslosigkeit scheint einen positiven Einfluss auf die Veränderung des Gründungsgeschehens zu haben, wobei dieser Effekt in den PanelRegressionen etwas schwächer ausgeprägt ist. Der Einfluss der regionalen Branchenstruktur wird mit dem Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor gemessen. In Regionen mit einer relativ starken Konzentration der Beschäftigten im Dienstleistungssektor ist ein entsprechend hohes Niveau an Gründungsaktivität zu erwarten. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und der Veränderung des Gründungsgeschehens ist nicht feststellbar. Die Bevölkerungsdichte stellt eine Kontrollvariable für diverse regionale Charakteristika dar, wie beispielsweise das Mietniveau, die Verfügbarkeit von Vorleistungen in der Region, die Intensität der Konkurrenz vor Ort, das Qualifikationsniveau des Erwerbspersonenpotenzials, das Niveau an Wissensspillovern oder Lebenshaltungskosten. Die Entwicklung der regionalen Nachfrage, gemessen an der prozentualen Änderungsrate der Bruttowertschöpfung über fünf Jahre, hat nur einen vergleichsweise schwach ausgeprägten positiven Effekt auf das Niveau der regionalen Gründungsaktivitäten. Offenbar werden die Gründungsaktivitäten eher durch Faktoren auf der Angebotsseite als von der regionalen Nachfrageseite stimuliert. Die deutlich positive räumliche Autokorrelation13 deutet auf ausgeprägte regionale Nachbarschaftseffekte hin. Offenbar wird die Gründungsneigung wesentlich von Faktoren bestimmt, deren Wirkungsbereich über die einzelne Raumordnungsregion hinausreicht.

6

Ist Entrepreneurship politisch machbar?

Unsere Analyse ergab erhebliche regionale Unterschiede der Gründungraten, die höchstwahrscheinlich wesentliche Auswirkungen auf die Regionalentwicklung haben. Dabei ist das Niveau der regionalen Gründungsaktivitäten durch eine hohe Pfadabhängigkeit und Persistenz über die Zeit gekennzeichnet. Für diejenigen Regionen, die heute eine relativ geringe Gründungsrate aufweisen, ist auch in naher Zukunft nur ein geringes Niveau an Gründungsgeschehen zu erwarten. Veränderungen im Niveau der Gründungsaktivitäten finden über längere Zeiträume statt und sind relativ schwach ausgeprägt. Aus diesem Grund ist eine schnelle Steigerung des Niveaus der regionalen Gründungsaktivitäten nicht zu erwarten. Eine Politik der regionalen Gründungsförderung muss daher langfristig ausgerichtet sein – kurzfristig sichtbare Erfolge sind nicht zu erwarten. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Wirkungen des Gründungsgeschehens auf die regionale Entwicklung erst mittelfristig zum Tragen kommen (Fritsch & Mueller, 2004), benötigt eine Strategie der 13

Es kann davon ausgegangen werden, dass die zugrunde liegende räumliche Abgrenzung (Raumordnungsregionen) nicht immer die regionale Dimension der eigentlichen Wirtschaftsregion widerspiegelt und weitere wichtige erklärende Variablen im Modell fehlen. Die daraus resultierende räumliche Autokorrelation wird hier berücksichtigt, indem für jede Region der Mittelwert der Residuen der Nachbarregionen in die Schätzung aufgenommen wird (Error-Modell; vgl. Anselin/Rey 1991).

102

Michael Fritsch, Pamela Mueller

Gründungsförderung einen ‚langen Atem‘: Die heute durchgeführten Maßnahmen werden weniger der gegenwärtigen, sondern vor allem zukünftigen Generationen zu Gute kommen. Gerade aus diesem Grunde ist es wichtig jetzt zu beginnen.14 Die Veränderung der regionalen Gründungsrate ist nach dieser Untersuchung stark abhängig vom Niveau der regionalen Innovationsaktivität und vom regionalen Gründungsklima, dem „entrepreneurial spirit“ in der Region. Dies sind dann auch die sich anbietenden Ansatzpunkte für politische Maßnahmen der Gründungsförderung. Eine regionale Politik der Gründungsförderung hat jedoch Grenzen, da eine Reihe von Faktoren, die einen Einfluss auf die Gründungsneigung haben, auf der nationalen Ebene entschieden werden und keine regionalen Unterschiede aufweisen. Hierzu gehören beispielsweise das nationale Steuer- und Sozialsystem (Audretsch et al., 2002; Henrekson, 2002; Van Stel & Stunnenberg, 2004), von dem wesentliche Anreize bzw. Hemmnisse für eine berufliche Selbständigkeit ausgehen. So kann etwa ein hohes Niveau der Ertragsbesteuerung einen stark negativen Einfluss auf die Gründungsneigung haben. Ebenso ist denkbar, dass großzügige Zuwendungen bei Arbeitslosigkeit die Anreize zur Gründung eines Unternehmens vermindern (Verheul et. al., 2002). Obwohl in diesem Zusammenhang üblicherweise die Kleinunternehmen als Saatbeet für Unternehmensgründungen angesehen werden, sollten die Großunternehmen hier nicht völlig außer Acht gelassen werden. Nicht nur, dass sie ein wichtiges Element für die regionale Entwicklung darstellen, sie können insbesondere eine wichtige Rolle als Inkubator von Unternehmensgründungen in Form eines Saatbeets für Spin-offs spielen. Gleiches gilt für die regionalen Bildungseinrichtungen, insbesondere Universitäten und Fachhochschulen können eine wichtige Quelle für wissensintensive Gründungen sein. Unsere Analyse legt zwei wesentliche Schwerpunkte für zukünftige Untersuchungen nahe. Zum einen wäre zu klären, welche Ansatzpunkte existieren und welche Maßnahmen entwickelt werden können, um eine regionale Entrepreneurship‚Kultur‘ zu entwickeln. Denn wenn eine solche Kultur der Selbstständigkeit – worauf unsere Ergebnisse hinweisen – einen wesentlichen Bestandteil der regionalen Entwicklung darstellen, dann ist es für die Politik wichtig zu wissen, mit was für Mitteln sie stimuliert werden kann. Zum anderen liegt der genauere Zusammenhang zwischen regionalen Innovationsprozessen und Gründungsaktivitäten noch weitgehend im Dunkeln. Welche Rolle spielt Forschung und Entwicklung für Gründungen? Welche Bedeutung kommt wissensintensiven Gründungen für die kommerzielle Verwertung von Erfindungen zu und inwiefern bieten sich hier Ansatzpunkte für die Politik? 14

Es soll an dieser Stelle betont werden, dass wir hier nicht den Effekt staatlicher Programme der Gründungsförderung untersucht haben und die Analyse nicht als Evaluation solcher Programme zu verstehen ist. Unsere Untersuchung erbrachte allerdings auch keinerlei Anzeichen auf Programme zur Förderung der Gründungsaktivität, die kurzfristige Veränderungen des Niveaus der Gründungsrate ausgelöst hätten.

Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

103

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Die Beständigkeit regionaler Gründungsaktivitäten über die Zeit

105

Anhang Tabelle A1. Durchschnittliche Korrelationskoeffizienten der Gründungsraten 1984-2002

Mit Gründungsrate des Vorjahres Mit Gründungsrate vor 5 Jahren Mit Gründungsrate vor 10 Jahren Mit Gründungsrate vor 15 Jahren

Durchschnittlicher Wert des Korrelationskoeffizienten 0,95 0,93 0,89 0,84

Tabelle A2. Verteilung der Gründungsraten: zeitlich und regional Extrema Perzentile Jahr Min Max 5% 10 % 25 % 50 % 75 % 1984 4,74 12,52 4,95 5,16 6,06 6,74 7,73 1985 4,79 12,02 5,06 5,28 5,87 6,73 7,69 1986 4,23 11,35 4,70 4,92 5,76 6,55 7,58 1987 4,45 11,59 4,79 5,02 5,66 6,40 7,47 1988 4,46 11,66 4,91 5,16 6,00 6,46 7,58 1989 4,18 11,11 4,70 4,88 5,56 6,07 7,09 1990 4,11 11,21 4,74 5,04 5,91 6,41 7,47 1991 4,55 14,44 4,91 5,37 5,95 6,48 7,33 1992 4,34 10,68 4,84 5,08 5,73 6,40 7,25 1993 4,40 10,45 4,80 5,02 5,74 6,28 7,09 1994 4,72 10,27 5,05 5,27 5,65 6,28 7,45 1995 4,73 10,23 5,09 5,35 5,80 6,30 7,12 1996 4,68 10,39 5,11 5,39 5,86 6,45 7,34 1997 4,86 10,20 5,25 5,45 6,02 6,57 7,46 1998 5,14 10,62 5,48 5,78 6,10 6,78 7,79 1999 6,45 13,87 6,90 7,18 7,90 8,68 9,62 2000 6,05 11,97 6,60 6,68 7,36 8,00 9,08 2001 3,94 10,99 5,34 5,59 6,03 6,71 7,84 2002 4,84 11,05 5,38 5,71 6,25 6,92 7,84 ‡ 4,72 11,40 5,19 5,44 6,06 6,69 7,67 Gründungsrate in Relation zur Anzahl der Beschäftigten und Arbeitslosen.

90 % 9,35 9,15 9,21 8,92 9,12 8,38 8,97 9,15 8,71 7,96 8,14 8,29 8,09 8,18 8,70 10,96 9,92 8,49 8,89 8,87

95 % 10,31 10,63 10,03 9,79 10,24 8,92 9,50 9,86 9,06 8,72 8,70 8,77 8,92 8,87 9,41 11,68 10,37 8,86 9,19 9,57

III. Perspektiven des Gründungsgeschehens

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen Sascha G. Walter, Achim Walter

Abstract In den letzten Jahren hat die Netzwerkperspektive verstärkt Einzug in die Designs vieler Studien im Bereich Entrepreneurship gefunden. Ziel dieses Beitrags ist es, die Vielfalt dieser Arbeiten übersichtsartig darzustellen und kritisch zu würdigen sowie Lösungsvorschläge für einige Probleme des Netzwerkansatzes zu skizzieren. Die Auswertung von insgesamt 20 Studien zeigt eine Dominanz von Untersuchungen des Gründungserfolgs und der Ressourcenbeschaffung in der Nachgründungsphase. Oft wird in den Untersuchungen nicht deutlich, (a) ob Leistungen zwischen den Beziehungspartnern überhaupt fließen und (b) ob bzw. inwiefern entsprechende Leistungen einen Einfluss auf die jeweiligen abhängigen Variablen haben. Eine Modellierungsstrategie auf Basis von Beziehungsfunktionen, die entweder als Klassifikationskriterium oder als konkrete Modellkomponenten verwandt werden, stellt eine mögliche Lösung dieser Probleme dar.

1

Problemstellung und Vorgehen

Die Anzahl von Forschungsarbeiten aus der Perspektive sozialer Netzwerke ist in den letzten 20 Jahren fast exponentiell gewachsen. Auch in der EntrepreneurshipForschung nehmen Netzwerkbeziehungen wegen ihrer immensen Bedeutung für Unternehmensgründungen einen zentralen Punkt ein: Sie bilden eine Quelle verlässlicher Informationen und kostengünstigen Kapitals;1 sie ermöglichen einen schnellen Zugang zu Kunden und Lieferanten;2 sie können einem jungen Unternehmen Legitimität auf dem Markt verleihen,3 und nicht zuletzt bieten sie den Gründern emotionalen Rückhalt.4 Aus der Netzwerkperspektive ging eine schwer überschaubare Vielfalt an empirischen Studien hervor, über die insbesondere drei Artikel systematische Übersichten bieten. Im deutschsprachigen Raum sind es Witt & Rosenkranz (2002) sowie Witt (2004), die mehrere Befunde empirischer Untersuchungen kritisch würdigen. Sie 1 2 3 4

Brüderl & Preisendörfer (1998). Greve & Salaff (2003). Starr & Macmillan (1990). Allen (2000).

110

Sascha G. Walter, Achim Walter

stellen dabei den Einfluss des persönlichen Gründernetzwerks auf den Gründungserfolg in den Mittelpunkt. Für den angelsächsischen Sprachraum präsentieren Hoang & Antoncic (2003) eine Zusammenschau von Studien, in der nach Netzwerken als abhängige Variable und als unabhängige Variable differenziert wird. In ihrem Fazit empfehlen sie weitere Forschungsbemühungen bezüglich der Bildung und dynamischen Entwicklung von Netzwerkbeziehungen. Diesen Übersichtsartikeln ist gemeinsam, dass sie wertvolle Beiträge liefern, ohne jedoch die zusammengetragenen Studien näher nach der Funktion von Beziehungen im Gründungsprozess zu analysieren. Der vorliegende Beitrag stellt vor dem Hintergrund bisheriger Forschungsergebnisse einen funktionalen Ansatz für Netzwerkstudien in der Gründungsforschung vor. Es wird argumentiert, dass eine derartige Betrachtung dazu beitragen kann, den Einfluss von Netzwerkbeziehungen auf den Verlauf und den Erfolg von Unternehmensgründungen umfassender zu klären. Beziehungsfunktionen können dabei entweder als Kriterien zur Klassifikation von Netzwerken oder als konkrete Modellkomponenten Einzug in die Forschungsdesigns zukünftiger Studien finden. Der Beitrag ist in vier Abschnitte untergliedert: Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über zentrale Netzwerkstudien auf Personen- und Organisationsebene und hinterfragt deren Methodik und Konzeption kritisch (Abschnitt 2). Im Anschluss daran werden als Lösungsvorschläge für die identifizierten Probleme zwei Ansätze für funktionsorientierte Netzwerkstudien vorgestellt und mit der Vorgehensweise in bisherigen Studien verglichen (Abschnitt 3).

2

Zum Stand netzwerkbezogener Gründungsforschung und ihrer Kritik

2.1 Zusammenschau wesentlicher empirischer Netzwerkstudien Die Netzwerkperspektive ist in den letzten 20 Jahren verstärkt auf das Interesse von Gründungsforschern gestoßen und eignet sich auch heute noch zur Analyse vieler Fragestellungen in der Entrepreneurship-Disziplin.5 Die folgenden Tabellen fassen wesentliche Studien dieser Forschungsrichtung zusammen, die die Rolle von Netzwerken oder Netzwerkbeziehungen zum Gegenstand hatten. Netzwerkbeziehungen liegen vor, wenn ein Gründer/junges Unternehmen (Ego) dyadische Beziehungen zu mehr als einer anderen Person/Organisation (Alteri) unterhält. Auswahlkriterien für die Studien waren, dass sie (a) in referierten Fachzeitschriften publiziert wurden und (b) sich mit Effekten von Netzwerkbeziehungen befassen. Außer Acht blieben Untersuchungen, wie etwa die Studien von Greve und Salaff (2003) oder Anderson und Jack (2002), die auf die Entstehung und Entwicklung von Netzwerken abziel5

Vgl. Fallgatter (2004a).

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

111

ten. Ferner wurden Untersuchungen ausgeklammert, die sich primär mit der Netzwerkkompetenz von Neugründungen beschäftigen.6 Tabelle 1. Zusammenschau wesentlicher Netzwerkstudien auf Organisationsebene Autor und Studienmethodik x Florin et al. (2003) [275 junge Unternehmen in den USA mit Börsengang in 1996; Regressionsanalyse] x Gulati & Higgins (2003) [299 junge, zwischen 1961 und 1994 gegründete Biotechnologieunternehmen; Regressionsanalyse]

x Lechner & Dowling (2003) [10 neugegründete IT-Unternehmen im Raum München; Fallstudienanalyse]

x Lee et al. (2001) [137 neugegründete Unternehmen in Korea; Regressionsanalyse] x Baum et al. (2000) [142 junge Biotechnologieunternehmen in Kanada; Regressionsanalyse] x Stuart et al. (1999) [301 junge US-Unternehmen im Biotechnologiesektor; Regressionsanalyse]

x Zhao & Aram (1995) [6 technologieorientierte junge Unternehmen in China; Fallstudienanalyse]

6

Z.B. Walter/Auer/Ritter 2005.

Studiengegenstand und -ergebnisse Analyse des Einflusses von humanen und sozialen Ressourcen auf den Kapitalzufluss durch einen IPO und den anschließenden finanziellen Unternehmenserfolg; beide Ressourcentypen erwiesen sich als gleichermaßen erfolgswirksam. Analyse des Zusammenhangs zwischen der Prominenz verschiedener Partner und dem Erfolg von Börsengängen; dieser werde bei „kalten“ Finanzmärkten durch Beziehungen zu prestigereichen Venture-Capital-Unternehmen begünstigt, während Partnerschaften mit renommierten Investmentbanken bei aufgeheizten Märkten erfolgsförderlich wirkten. Die untersuchten Unternehmen wiesen ein vielfältiges, sich im Zeitverlauf entwickelndes Beziehungsportfolio mit unterschiedlichen Zielsetzungen auf; viele Beziehungen seien langfristig ausgerichtet, vertrauensbasiert und durch regionale Nähe gekennzeichnet; schwache und starke Bindungen erfüllten unterschiedliche Funktionen, seien aber gleichermaßen wichtig für das Unternehmenswachstum. Studie über die Erfolgswirksamkeit von Beziehungen zu Sponsoren und Austauschpartnern; die Befunde seien nicht signifikant. Analyse des Zusammenhangs zwischen Netzwerkzusammensetzung und anfänglichem Unternehmenserfolg; dieser hinge von der Größe, der Effizienz und Rivalität innerhalb des Geflechts von Unternehmenspartnerschaften ab. Analyse des Zusammenhangs der Prominenz von Netzwerkpartnern und der Beschaffung finanzieller Ressourcen; junge Unternehmen mit prominenten Allianzpartnern und institutionellen Investoren realisierten Börsengänge schneller und erreichten einen höheren Kapitalzufluss. Vergleich der Netzwerkcharakteristika von wachstumsschwachen und wachstumsstarken jungen Unternehmen; letztere zeichneten sich durch ein größeres Netzwerk mit intensiverem Austausch aus.

112

Sascha G. Walter, Achim Walter

Tabelle 2. Zusammenschau wesentlicher Netzwerkstudien auf Personenebene Autor und Studienmethodik x Davidsson & Honig (2003) [378 potenzielle Gründer in Schweden; Regressionsanalyse]

x Jack & Anderson (2002) [7 Gründer in Schottland; Analyse einer Langzeitfallstudie] x Jenssen & Koenig (2002) [99 potenzielle Gründer in Norwegen; Regressionsanalyse] x Shane & Cable (2002) [136 Risikokapitalgeber sowie 66 Business Angels in den USA; Regressionsanalyse]

x

x

x

x

Studiengegenstand und -ergebnisse Untersuchung der Rolle der Netzwerkzusammensetzung in der Vorgründungsphase; Personen mit Unternehmern in ihrem sozialen Umfeld und Mitgliedschaften in geschäftsbezogenen Organisationen stießen eher auf Geschäftsideen und durchliefen den Gründungsprozess schneller. Die soziale Eingebundenheit ermöglichte den Unternehmern, Geschäftsmöglichkeiten aufzufinden und umzusetzen; sie beeinflusste andererseits auch den Aufbau und die Führung des Geschäfts. Untersuchung des Einflusses von Beziehungsstärken auf Zugang zu Informationen und Finanzmitteln sowie Motivation; die Effekte seien nicht signifikant.

Analyse des Zusammenhangs von Risikokapitalgewährung sowie Reputation und sozialen Beziehungen; frühere direkte Kontakte zwischen Investor und Gründer erhöhten die Wahrscheinlichkeit eines Investments, könnten jedoch durch einen guten Ruf kompensiert werden. Untersuchung des Einflusses sozialer Netzwerke auf das Liao & Welsch (2001) angestrebte finanzielle Wachstum einer geplanten Unternehmung; [150 bzw. 312 Gründungsbei technologieorientierten Gründungsinteressierten zeige sich ein interessierte in den USA; deutlicher Einfluss von Unternehmensgründern im Freundes- und Strukturgleichungsmodell] Familienkreis. Analyse des Zusammenhangs der Netzwerkgröße und Allen (2000) [595 potenzielle und tatsäch- -zusammensetzung sowie der Entscheidung für eine berufliche Selbständigkeit; eine große Anzahl von Familienmitgliedern und liche Gründer in Wisconsin, erfolglosen Unternehmern im Netzwerk erhöhe die USA; Regressionsanalyse] Gründungswahrscheinlichkeit. Studie über den Einfluss der Struktur und Komposition des Renzulli et al. (2000) persönlichen Diskussionsnetzwerks auf die [328 Gründungsinteressierte Gründungswahrscheinlichkeit; diese werde durch ein Netzwerk mit in North Carolina, USA; starker Heterogenität und einem hohen Anteil an Regressionsanalyse] Familienangehörigen gesteigert. Untersuchung des Zusammenhangs von Unterstützung aus dem Brüderl & Preisendörfer persönlichen Netzwerk und dem Unternehmenserfolg; dieser sei (1998) [1.710 Gründer in Oberbayern; signifikant und bei starken Beziehungen besonders ausgeprägt.

Regressionsanalyse]

x Young (1998) [30 afroamerikanische Unternehmensgründer in den USA; deskriptive Statistik] x Ostgaard & Birley (1996) [66 und 93 Gründer in zwei britischen Landkreisen; Regressionsanalyse]

Das Auffinden von Geschäftsideen sei größtenteils das Ergebnis von Interaktion mit dem persönlichen Netzwerk; dieses sei bei den Gründern eher klein und bestehe überwiegend aus Kontakten zu anderen Afroamerikanern. Analyse des Einflusses von Größe und Inhalt des persönlichen Gründernetzwerkes auf das Unternehmenswachstum; der Befund sei nicht signifikant.

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

113

Tabelle 2. Fortsetzung Autor und Studienmethodik x Hansen (1995) [44 Gründer in Tennessee, USA; Regressionsanalyse]

x

Studiengegenstand und -ergebnisse

Analyse des Zusammenhangs zwischen Netzwerkstruktur und Unternehmenswachstum; als erfolgssteigernd erwiesen sich ein großes und dichtes Netzwerk sowie eine intensive Kommunikation zwischen den Partnern in der Vorgründungsphase. Untersuchung der Abhängigkeit des Unternehmenserfolgs von der Aldrich (1993) [380 Gründer in North Carolina, Größe des persönlichen Gründernetzwerks und Bestrebungen zu seiner Pflege und Erweiterung; die Befunde seien nicht signifikant. USA; Regressionsanalyse]

x Aldrich et al. (1987) [185 Gründungsinteressierte in North Carolina, USA; Chi-Quadrat-Test]

Analyse des Zusammenhangs von Größe, Diversität und Zugänglichkeit des persönlichen Diskussionsnetzwerks sowie der Gründungsentscheidung und ggf. der Unternehmensrentabilität; ein großes Netzwerk begünstigte eine Gründungsentscheidung; die Rentabilität sei bei älteren Unternehmen abhängig von der Netzwerkgröße, bei jüngeren von der Netzwerkdiversität und -zugänglichkeit.

Die Studienübersicht verdeutlicht, dass durch die „Netzwerklinse“ bereits viele Kernaspekte der Gründungsforschung betrachtet wurden (Abbildung 1): die Entdeckung von Geschäftsmöglichkeiten (1 Studie), die eigentliche Gründungsentscheidung (2 Studien), die Beschaffung insbesondere finanzieller Ressourcen (5 Studien), der Fortschritt im Gründungsprozess (1 Studie) sowie der Gründungserfolg (10 Studien).7 Forschungsbemühungen in diesen Bereichen sind nicht nur von einem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse getrieben, sondern versprechen auch Ergebnisse mit praktischer Relevanz. So kann im Rahmen der Gründungsförderung eine genauere Zielgruppenansprache erfolgen, wenn bekannt ist, wer wie tendenziell eher auf Geschäftsideen stößt und den Gang in die Selbständigkeit wagt. Forschung hinsichtlich des Gründungsfortschritts, der Ressourcenbeschaffung und des Gründungserfolgs kann Gründern und Gründungsinteressierten Handlungsimpulse zu einer Optimierung ihrer Netzwerke vermitteln. Fremd- und Eigenkapitalgeber können aus der Erfolgsfaktorenforschung Kriterien ableiten, um Investitionsanfragen von Gründern zu bewerten. Bisherige Forschungsarbeiten beleuchteten in erster Linie egozentrierte Netzwerke und konzentrierten sich auf bestimmte strukturelle und relationale Netzwerkmerkmale, die üblicherweise direkt über Kennzahlen gemessen wurden. Zu den am häufigsten behandelten Merkmalen zählen die Anzahl bestimmter Beziehungspartner, die Größe des allgemeinen Netzwerks und die reine Existenz eines Kontakts. Kaum zu finden sind Untersuchungen, die die konkrete Netzwerkstruktur mittels Namensgeneratoren und Namensinterpretatoren erfassen.8 Ein breites Spektrum an postulierten Wirkungszusammenhängen ist durch die vorgestellten Netzwerkstudien abgedeckt (Abbildung 1), von denen einige empirisch 7 8

Manche Studien untersuchen mehrere abhängige Variablen, während Fallstudien an dieser Stelle nicht aufgeführt sind. Dies erklärt die Nennung von nur 19 der 20 Studien. Vgl. hierzu van der Poel (1993).

114

Sascha G. Walter, Achim Walter

gestützt werden. Anhand verschiedener Beispiele lassen sich die ihnen zugrunde liegenden Argumentationsweisen veranschaulichen. So stellen Gulati und Higgins (2003) fest, dass die Prominenz verschiedener Partner den Erfolg eines IPOs steigere. Demgegenüber hätte die reine Anzahl an strategischen Allianzen keinen Effekt. Als Hauptargument führen die Autoren auf, dass die Unsicherheit eines potenziellen Anlegers durch Beziehungen des jungen Unternehmens zu renommierten VC-Gesellschaften und Investmentbanken reduziert würde. Baum et al. (2000) finden empirische Belege für ihre Hypothese, ein umfangreiches Allianznetzwerk steigere den unterschiedlich gemessenen Erfolg eines neugegründeten Unternehmens. Sie leiten diesen Zusammenhang argumentativ aus den vielfältigen, potenziellen Vorteilen solcher Partnerschaften her. Brüderl und Preisendörfer (1998) konnten in ihrer Untersuchung zeigen, dass Unterstützung vor allem aus dem Gründernetzwerk die Überlebens- und Wachstumswahrscheinlichkeit eines jungen Unternehmens erhöhe. Zur Begründung führen sie verschiedene Vorteile persönlicher Netzwerke, wie etwa den Zugang zu verlässlichen Informationen und kostengünstigen Krediten, auf. Befunde von Renzulli et al. (2000) lassen eine größere Gründungswahrscheinlichkeit bei Personen vermuten, die über ein heterogenes Diskussionsnetzwerk verfügen. Ein solches Netzwerk stelle eine bessere Informationsund Wissensbasis dar und verhindere eine voreingenommene und unvollständige Sicht des Gründers.

Partneranzahl

Auffinden der Geschäftsidee

Kontakt

Beziehungsstärke

Netzwerk

Gründungsentscheidung

Beziehungsinhalt

Zusammensetzung

Ressourcenbeschaffung

Größe

Heterogenität

Gründungsfortschritt

Dichte

Zentralität

Abb. 1. Bandbreite gründungsbezogener Netzwerkstudien

Gründungserfolg

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

115

2.2 Zusammenfassende Bemerkungen zum Stand gründungsbezogener Netzwerkforschung Der Netzwerkansatz hat in der Gründungsforschung, wie die bisherigen Ausführungen belegen, zu verschiedenen signifikanten und interessanten Ergebnissen geführt. Auch konzeptionell ist die Netzwerkperspektive als Bereicherung einzustufen, da sie nach innen gerichtete Ansätze wie den Trait-Approach9 oder den Ressourcenbasierten Ansatz10 um eine externe Sicht ergänzt. Dies stellt eine Erklärung für die zunehmende Popularität des Ansatzes dar, die in den letzten Jahren in der Organisations- und Managementforschung allgemein zu beobachten war.11 Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle Netzwerkstudien im Entrepreneurship-Bereich zu klaren Befunden gelangten. Ein Beispiel hierfür leitet im Folgenden zu verschiedenen offenen Fragen über. Lee et al. (2001) testen in einer Studie die Hypothese, die Anzahl bestimmter Partner steigere den Unternehmenserfolg im Sinne des Umsatzwachstums. Diesen Zusammenhang leiten sie aus den potenziellen Vorteilen solcher Partnerschaften wie etwa dem Zugang zu Informationen, Know-How und Finanzen her. Dabei wird in ihrer fundierten Untersuchung jedoch nicht hinterfragt, (a) ob die jeweiligen Beziehungspartner entsprechende Leistungen im Betrachtungszeitraum überhaupt erbrachten und (b) ob bzw. inwiefern die entsprechenden Leistungen tatsächlich einen erfolgsfördernden Effekt hatten. Kann bspw. von einer möglichen Beratungsleistung durch einen Risikokapitalgeber logisch auf das reelle Umsatzwachstum der untersuchten Unternehmen geschlossen werden? Hieraus ergeben sich zwei Kritikpunkte. Erstens besteht in derartig konzipierten Studien Unsicherheit darüber, ob überhaupt konkrete Leistungen zwischen den Beziehungspartnern fließen. Zweitens und damit verbunden ist die Argumentationsgrundlage für die postulierten Zusammenhänge nicht immer leicht nachvollziehbar. Die nicht-signifikanten Befunde zu der oben genannten Hypothese scheinen diese Einwände zu belegen. Drittens besteht das theoretische Fundament der Netzwerkstudien eher aus einer „loose federation of approaches“12 als aus einer einheitlichen Basistheorie. Eine Tendenz, die empirischen Einzelergebnisse konzeptionell zu verschmelzen, ist andererseits kaum erkennbar. In diesem Licht erscheint es angemessen, von einem Netzwerkansatz anstatt, wie mitunter beobachtbar, von einer Netzwerktheorie13 zu sprechen. Viertens beschränken sich viele Analysen auf leicht erhebbare Merkmale, wie die Anzahl von Beziehungspartnern oder die reine Existenz eines Kontaktes und blenden Aspekte wie Beziehungsstärken und -inhalte aus. Während dieses Vorgehen methodisch oft unvermeidbar erscheint, führt es doch zu einem Dimensionsverlust 9 10 11 12 13

Vgl. Hornaday (1971). Barney (1991). Borgatti & Foster (2003). Burt (1980), S. 894. Vgl. Bacharach (1989).

116

Sascha G. Walter, Achim Walter

in der Betrachtung. So wird nicht selten die Existenz von Spannungen oder gar opportunistischen Verhalten in einer Partnerschaft vernachlässigt, wodurch manche Untersuchungen an Erklärungskraft einbüßen. Zugleich werden die hieraus folgenden Praxisimplikationen etwa bezüglich einer Netzwerkoptimierung weniger aussagekräftig: Mindestens ein Aspekt der zentralen Frage, welche Partner für welchen Zweck mit welcher Beziehungs- bzw. Austauschintensität gewählt werden sollten, bleibt in der Regel unbeantwortet. Fünftens verwischen in der empirisch ausgerichteten Literatur die Grenzen zwischen dem Netzwerkansatz und dem vielfältig ausgelegten Konzept des Sozialen Kapitals. So bauen einige Studien theoretisch auf letzterem auf, operationalisieren die entsprechenden Konstrukte jedoch teilweise durch Messkonzepte des Netzwerkansatzes.14 Dies erschwert die Vergleichbarkeit dieser Studien ebenso wie eine Synthese ihrer Ergebnisse. Eine elegante Lösung dieses Problems bieten Adler und Kwon15 mit ihrer Definition Sozialen Kapitals, die beide Ansätze kompatibel macht: „Social capital is the goodwill available to individuals and groups. Its source lies in the structure and content of the actor’s social relations […]”. Sechstens stehen Erfolgsfaktorenstudien nach wie vor in der bereits von Fallgatter (2004b) hervorgebrachten Kritik. Im Folgenden wird, um über eine kritische Würdigung bisheriger Forschung hinauszugehen, ein Lösungsvorschlag für zumindest die ersten beiden Probleme skizziert.

3

Beziehungsfunktionen als Untersuchungsansatz

3.1 Charakterisierung von Beziehungsfunktionen In einer allgemeinen Definition stellt eine Funktion den Beitrag eines Elements zu einem übergeordneten System dar.16 Aufbauend auf dieser abstrakten Grundlage, lassen sich Funktionen von Netzwerkbeziehungen aus Praktiker- und Forschersicht unterschiedlich auffassen. Ein Gründer sähe in ihnen eher die Leistungsbeiträge einzelner Partner zu dem konkreten Zielsystem seines jungen Unternehmens und könnte mit dieser funktionalen Sichtweise seine Netzwerke zielorientiert gestalten. So stände für ihn etwa die Frage im Mittelpunkt, welchen Beitrag bestimmte Marketingallianzen zum angestrebten Umsatzwachstum seines neugegründeten Unternehmens erbringen. Dahingegen wären Beziehungsfunktionen aus wissenschaftlicher Perspektive bestimmte Leistungsbeiträge verschiedener Beziehungen in einem Modellsystem. Dem Forscher eröffnen sich so die im Folgenden dargestellten Optionen, in der Modellierung auf Beziehungsfunktionen als Kriterien 14 15 16

Vgl. Davidsson & Honig (2003). Daher findet sich im Literaturverzeichnis der Begriff „Social Capital“ in diversen Artikeltiteln. Adler und Kwon (2002), S. 23. Abrahamson (1978).

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

117

zur Klassifikation von Netzwerken oder als eigenständige Konstrukte zurückzugreifen. Der wesentliche Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass nicht Charakteristika des allgemeinen Netzwerks oder der hieraus stammende Goodwill, sondern tatsächlich erfolgte Leistungen der Beziehungspartner im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.

3.2 Beziehungsfunktionen als Klassifikationskriterium Bei diesem Ansatz liegt der Analysefokus nicht auf dem Gründer- oder Unternehmensnetzwerk als Ganzem, sondern nur auf solchen Subnetzwerken mit bestimmten Funktionen. Beziehungsfunktionen dienen in dieser Anwendung also der Klassifikation von Netzwerken, die anschließend mit konventionellen Instrumenten untersucht werden. Daher ähnelt dieses Vorgehen der klassischen Netzwerkanalyse. Wie in Abbildung 2 dargestellt, ließen sich etwa an Stelle des gesamten Geflechts an Beziehungen zwei Subnetzwerke herausgreifen, die einerseits eine Person im Gründungsverlauf beraten und anderseits eine Person zu einer Gründung ermutigen und inspirieren. Im ersten Fall erscheint die Frage interessant, inwiefern sich Heterogenität und Dichte des Ratgebernetzwerks auf einen erfolgreichen Abschluss der Vorgründungsphase auswirken. Im zweiten Fall ließe sich der Einfluss von Größe, Heterogenität und des Anteils an „weak ties“ im Netzwerk auf eine Gründungsentscheidung untersuchen.

Gesamtnetzwerk Aufteilung in (a) Ratgebernetzwerk und (b) Ermutigungsnetzwerk

Ratgebernetzwerk Analyse: Dichte, Heterogenität  erfolgreiche Gründung

Ermutigungsnetzwerk Analyse Größe, Heterogenität, Anzahl „weak ties“ Gründungsentscheidung

Abb. 2. Beispiele nach Funktionen differenzierter Netzwerke

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Sascha G. Walter, Achim Walter

Welche Funktionen konkret anvisiert werden, richtet sich letztendlich nach dem Erkenntnisinteresse des Forschers bzw. dem Gegenstand und der Ebene einer Untersuchung. Beispiele für funktionsbasierte Netzwerkklassifikationen lassen sich etwa bei Johannisson (1987) finden, der Kommunikations-, Austausch- oder Normennetzwerke unterscheidet, oder bei Lechner und Dowling (2003), die aus Fallstudien fünf Netzwerkttypen (social, reputational, co-opetition, marketing sowie knowledge, technology and innovation) herleiten. Letztere Klassifikation ist jedoch nicht ausschließlich funktionsorientiert, während erstere zu abstrakt für eine konkrete empirische Anwendung wirkt. Wertet man die zuvor dargestellten Studien aus, so fallen anders gelagerte Funktionen auf: Ressourcenbeschaffung, Signaling, Referenz, Information, Safeguard und Motivation. Auch diese stellen nur einen möglichen Anhaltspunkt dar. Die Datenerhebung im Rahmen dieses Ansatzes entspricht weitgehend dem üblichen Vorgehen. Bildet man die Struktur egozentrierter Netzwerke mittels Namensgeneratoren und -interpretatoren ab, kann entweder unmittelbar nach Beziehungspartnern mit bestimmten Funktionen gefragt werden (Namensgeneration) oder den Beziehungspartnern können andernfalls entsprechende Funktionen im Anschluss zugeschrieben werden (Namensinterpretation). Eine direkte Erhebung von Netzwerkmerkmalen wie Größe oder Dichte müsste dementsprechend auf funktionsbasierte Netzwerke ausgerichtet sein. Bei beiden Vorgehensweisen würde die anschließende Analyse überwiegend auf Kennzahlen der Netzwerkstruktur aufbauen. Eine Konzentration auf funktionsbasierte Netzwerke bringt verschiedene Vorteile für die Gründungsforschung mit sich. Bisherige Studien versuchten oft einen direkten Brückenschlag zwischen Netzwerkeigenschaften und diversen abhängigen Variablen. Als Beispiel kann die Hypothese dienen, die Anzahl bestimmter Partner sei positiv mit dem Umsatzwachstum verbunden. Wie bereits kritisiert, besteht hier Unsicherheit über einen Leistungsfluss zwischen den Partnern, und der logische Zusammenhang zwischen den Variablen ist nicht leicht nachvollziehbar. Der vorgestellte Ansatz beinhaltet Lösungsversuche beider Probleme. Zum einen werden über eine funktionsorientierte Betrachtung nur solche Beziehungen zu Alteri erfasst, von denen ein Ego innerhalb eines Zeitraums tatsächlich gewisse Leistungen empfangen hat. Die Unsicherheit über einen Leistungsbezug entfällt somit. Zum anderen wird aufgrund der Konzentration auf Subnetzwerke mit bestimmten Funktionen deutlich, wodurch diese Beziehungen auf eine abhängige Variable wirken. So scheint es z.B. leichter nachvollziehbar, dass eine Gründungsentscheidung durch die Größe des Ermutigungsnetzwerks oder des Netzwerks zur finanziellen Unterstützung als durch die Größe des gesamten Gründernetzwerks beeinflusst wird. Aufgrund dieser Vorteile ist es verständlich, dass hochklassige Studien dieses Konzept bereits implizit umsetzen.17

17

Vgl. Shane & Cable (2002); Gulati & Higgins (2003).

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

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Gründer, Gründungsinteressierte und junge Unternehmen können ebenfalls von einer funktionsorientierten Sicht profitieren. Diese bringt drei zentrale Fragen mit sich, durch die sich das wertschaffende Potenzial von Beziehungen zu Netzwerkpartnern identifizieren lässt: Was leistet unser derzeitiges Netzwerk? Was kann es leisten? Was sollte es leisten? Entsprechende Antworten können sein, die Zusammenarbeit mit einem Partner zu intensivieren oder zu verringern bzw. neue Partnerschaften je nach Bedarf zu initiieren. 3.3 Beziehungsfunktionen als Konstrukte Bei diesem Ansatz fließen Beziehungsfunktionen als eigenständige Konstrukte in Modelle ein. Diese spiegeln bestimmte Leistungen des Gründer- oder Unternehmensnetzwerkes über einen festgelegten Zeitraum wider, wobei Leistungsbeiträge einzelner Beziehungspartner, ähnlich dem Goodwill beim Konzept des Sozialkapitals, über das gesamte Netzwerk akkumuliert werden. In dieser Hinsicht sind beide Ansätze vergleichbar, jedoch ergeben sich Beziehungsfunktionen als Konsequenz des Sozialkapitals, deuten also auf nutzendes oder genutztes Sozialkapital hin. Welche Beziehungsfunktionen letztendlich untersucht werden, richtet sich nach dem Fokus der Studie bzw. den abhängigen Variablen. Dies sei im Folgenden durch die beispielhafte Herleitung eines Modells des Unternehmenserfolgs (Abbildung 3) veranschaulicht. Baut man dieses Modell von der abhängigen Variable, dem als Umsatzwachstum gemessenen Unternehmenserfolg, her auf, ergibt sich als nächstes die Frage, wer wie ein solches Umsatzwachstum auslösen kann. Zum einen kann das neugegründete Unternehmen selbst über eine aktive Kundenakquise Einfluss auf die Umsatzentwicklung nehmen. Zum anderen erbringen Netzwerkpartner wesentliche Beiträge, indem sie das Unternehmen weiterempfehlen oder direkt neue Kunden vermitteln. Die Gesamtheit dieser Beiträge aus dem Netzwerk kann durch das Konstrukt „Referenzfunktion“ erfasst werden.

Unternehmen

Kundenakquise

Umsatzwachstum

Netzwerk

Abb. 3. Modellbeispiel

Referenzfunktion

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Sascha G. Walter, Achim Walter

Bei der Modellierung können zwei verschiedene Arten von Funktionen, direkte und indirekte Funktionen, berücksichtigt werden. Eine Netzwerkbeziehung mit direkter Funktion führt zu einem unmittelbaren Nutzen aus dieser Beziehung. So kann ein neugegründetes Unternehmen bspw. direkt von der Finanzierung und dem Wissenstransfer durch eine Venture-Capital-Gesellschaft profitieren. Dahingegen entfalten Beziehungen mit einer indirekten Funktion ihr Nutzenpotenzial erst in anderen Beziehungen oder in der Zukunft (Walter et al. 2003). Beispiele hierfür sind die Weiterempfehlung gegenüber potenziellen Kunden oder Lieferanten, die Vermittlung neuer Lieferquellen und die Adoption einer neuen Technologie. Die Methodik zu diesem Ansatz stimmt mit dem gängigen Standard empirischer Untersuchungen überein. Dies gilt für die Konstruktbildung und -operationalisierung ebenso wie für die anschließende Datenerhebung und -auswertung. Insgesamt hat der beschriebene Ansatz mehrere Vorzüge aus wissenschaftlicher Sicht. Wie auch der in Abschnitt 3.2 vorgestellte Ansatz stellt er sicher, dass tatsächlich ein Leistungsbezug aus dem Netzwerk stattfand, und stärkt darüber hinaus das argumentative Fundament des jeweiligen Modells. Er ermöglicht eine leichtere Datenerhebung als bei einem netzwerkanalytischen Vorgehen, wodurch parallel mehrere Funktionen von Netzwerkbeziehungen betrachtet werden können. Andererseits weisen die entsprechenden Daten eine geringere Informationstiefe auf. In der Gründungspraxis können auf Basis dieses Ansatzes Kriterien zur Effizienzbewertung von Netzwerken entwickelt werden.

Unternehmensgründung und Funktionen von Netzwerkbeziehungen

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KIBS and Regions – Regional Differences in the Development of Knowledge Intensive Service Firms. Empirical Evidence from Three German Regions Andreas Koch, Thomas Stahlecker

Abstract A key feature of the knowledge-based economy is a remarkable increase in the number of knowledge intensive business service firms (KIBS). KIBS are based upon highly specialised knowledge and they acquire knowledge in the course of the interaction process that takes place whilst the service is provided. As knowledge and its organisation are tied to personal capabilities and information, spatial “proximity” to providers and users of knowledge appears to be crucial for the founding and early development of KIBS. The quality of regional environments (e.g. configurations of incubator and intermediate organisations or a regional “entrepreneurial climate”) and the foundation and development of KIBS are obviously interrelated. Based upon a standardised survey, the present paper is analysing regional differences in the foundation process and early development of KIBS in a comparative way in three German regions. The results of our descriptive analysis show strong regional ties of founders and KIBS firms during the founding process as a result of spatial proximity. With only slight differences, those ties could be observed in all three regions. They are primarily related to the former activities of the founder, the transfer of results and experiences into the new firm and spatial proximity to the most important customers or other partners within knowledge-exchange. Major differences can be derived with regard to the development of the firms (e.g. Munich KIBS firms show a much better development in employment), obstacles in accessing the regional market, and the general assessment of the regional framework conditions from the point-of-view of the KIBS founders.

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Introduction

The new constitution of regional economies within the context of an altered division of labour depends more and more on the ability to exploit (endogenous) technological and knowledge potentials. The term “knowledge economy” refers essentially to the increasing importance of knowledge as the source of wealth creation. With emerging global markets offering new potential to optimise the production and innovation function for all firms, the value of knowledge and unique

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Andreas Koch, Thomas Stahlecker

practices as a basis for competitive advantages have become even more pronounced. The value of knowledge is obvious in today's economy when small start-up firms with limited resources (plants, people, accumulated capital, land, etc.), but with unique knowledge or practices, fetch very high prices in the stock market. Sölvell and Birkinshaw (2000) point to the example of Lucent Technologies, which – on May 28th 1998 – paid roughly 1 billion $ for a tiny company in Maryland called Yurie Systems Inc., specialising in ATM and IP telephone technologies. Yurie had sales of 51 million $ in 1997. Obviously, technology and knowledge intensive firms contribute considerably to innovative activity in newly emerging industries such as biotechnology and computer software (see Audretsch 1995), as well as in inter-relationship with mature or modernising (manufacturing) branches. It is known from entrepreneurship research that the inter-relations between newly founded innovation-oriented or knowledge-intensive firms and existing firms depend, among other things, on the degree of modernisation on the demand side (e.g. manufacturing or service firms) (Almus et al. 2001, p. 38). Accordingly, it can be assumed that regional innovation and production systems – as they are usually constituted to a large extent by innovation activities of existing firms – have a significant impact on the foundation activities as well as on the development of newly founded firms.1 Within these processes of inter-relationship – which can also be applied to other organisations (e.g. universities, R&D laboratories, suppliers, etc.) – spatial “proximity” clearly matters. Speaking of technology and knowledge intensive firms, a remarkable increase in the number, foundation rates, and employees since the 1980s has to be stated for the socalled knowledge intensive business service sector (KIBS). For Czarnitzky and Spielkamp (2000), KIBS are one of the main drivers of technical change and economic progress. These developments combine several sub-trends – shifts in the management philosophy (e.g. towards “leaner” firms, outsourcing of more functions, and towards a greater emphasis on customer relationships), structural shifts in the composition of demand, and unevenness in the application of new technologies to product and process innovation (Miles 2003). KIBS include professional business services (such as accountants and lawyers) and also services with a scientific and technical knowledge base (for instance, various types of engineering and information technology (IT) services). KIBS are knowledge intensive, in the sense that they are founded upon highly specialised knowledge – whether this is the kind of social and institutional knowledge involved in many of the traditional professional services – or the more S&T-related knowledge that came to the fore in recent years. Strambach (2002) points out that 1

Nerlinger (1998) points to a strong orientation towards the regional market in the early phases of newly founded firms. This refers to customer as well as supplier relations and is causative to the small size of young firms.

KIBS and Regions

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the growth of KIBS is an indication of the increasing need for trans-disciplinary application of problem-oriented knowledge in innovations systems. KIBS provide mostly intangible services. Specialised expert knowledge, research and development ability, and problem solving are the real products of KIBS. The provision of these knowledge intensive services requires in-depth interaction between supplier and client. Hauknes (1999) speaks of “qualified interfaces” in this context. KIBS are more innovative than ordinary service-providing companies. They are rather on the technology-push side and thus perform R&D, engage in innovation co-operations, and possess a larger share of highly skilled employees. KIBS are typically innovative branches of the service sector with, for example, high levels of IT uptake and pioneer new methods of IT use. They also supply input for their client’s innovation processes by providing their special knowledge that can aid the development, choice, and implementation of innovative solutions to the problems that their clients face (Miles 2003). Against the background of an increasing importance of KIBS, both within national and regional innovation systems – and as a key feature of the knowledge-based economy, the 1990s have seen KIBS being examined within the political as well as the scientific debate (Almus et al., 2001; Meyer-Krahmer/Lay 2001; Strambach 1995). In entrepreneurship research, KIBS were investigated for example by Almus et al. (2001) or Santarelli/Piergiovanni (1995). They made quantitative studies on KIBS foundations by carrying out econometric analyses at regional levels or by gathering determinants on the start-up intensity. These studies measure, for instance, start-up frequencies, sectoral structures, and regional distribution. Even though important factors with regard to start-up, survival, and growth processes have been identified by generating large statistical data, results, statements, and determinants based on firm-level investigations have rather been the exception. Largely missing are in particular investigations dealing with the relationship between the existing regional economic and institutional structure and the founding pattern (e.g. sectoral distribution, innovation activities, interaction etc.) of young KIBS. These investigations seem even more important, the more obvious it becomes that the competition of regions is much more than just the sum of its competitive firms. Successful regions can be distinguished by their ability to adjust to changing (global) conditions and thus become learning regions. Location and regional renewal appear to be heavily influenced by exchanges of knowledge. The main objective of this contribution then is to analyse regional differences in the foundation process and early development of KIBS in three German regions. The selected regions show quite different characteristics of their innovation and production systems. Thus, spatial proximity within the founding process as well as within the knowledge-transfer process may well play a different role. The paper is organised as follows: In the next section, the conceptual framework of the investigation, particularly with reference to the concept of spatial proximity and its application to newly founded KIBS, will be outlined. Section 3 focuses on the

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Andreas Koch, Thomas Stahlecker

spatial view, explains the selection criteria of the regions and gives an overview of some KIBS related characteristics of the three regions included in the empirical study. The database and methodology will be introduced in section 4. The empirical results of our investigation are described in section 5. Structural firm characteristics of the surveyed KIBS (5.1) are followed by a presentation of the context of the KIBS ventures (5.2). A closer look at aspects of interaction and co-operation activities within the context of knowledge-exchange and its organisation is taken in section 5.3. Finally, section 5.4 comprises the founder’s assessment of regional characteristics at the time of foundation. In section 6, the major results of the comparative analysis will be summarised and appraised.

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Regional Innovation and Production Systems, Spatial Proximity, and the Foundation of KIBS

When explaining the foundation and early development of new firms in general and KIBS in particular, the demand side or “external“ factors for firms and entrepreneurs appear to be crucial. In addition to entrepreneur-associated and firm-associated factors influencing the development of start-ups, environmental factors linked to the specific regional environment are current scientific objects studied in entrepreneurship research. Bruyat/Julien (2000) sum up the current debate as “the dialogic between individual (the entrepreneur) and new value creation, within an ongoing process and within an environment that has specific characteristics.” In brief, entrepreneurship studies show an obvious shift to an interactive perspective, focusing on the interaction between the entrepreneur and his context (Thornton 1999). For entrepreneurship, the networks (Malecki 1997) and embeddedness (Granovetter 1995) of the entrepreneur are regarded as of utmost importance. Entrepreneurship has to be analysed in a spatial context, as it is influenced by geographical variety (economic, political, social, and cultural) and it has an effect on geographical space and place (Stam 2003). In regional science, new firm foundation and development is often attributed to aggregated regional factors, such as urbanization and agglomeration, availability of space, accessibility of networks, or infrastructure (Reynolds et al. 1994; Storey 1994). The idea that a region – or location – matters to foundation activities (including structural characteristics like growth, sectoral distribution, etc.) primarily derives from the resource-based view in economic geography. This particular conception puts the emphasis on the importance of regional starting conditions for new firms. Central factors are the density of the local educational, science, and technology base, as reflected in the characteristics of the labour market (skills and qualifications); the volume and quality of training and education across different levels; the intensity of linkages between universities and industry; the quality and diversity of the research, science, and technology base as well as the availability of intermediate organisations of information and intelligence between economic

KIBS and Regions

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agents and their wider environment (e.g. technology transfer organisations, financing institutions, consultants, patent attorneys, etc.). In addition to the incubator and intermediate organisations, Sternberg (2000) refers to an appropriate entrepreneurial climate, points to the importance of proximity within the founding process, and identifies egocentric networks as key elements of a regional “entrepreneurial social infrastructure”. As a result of the (potential) entrepreneurs’ knowledge of those regional advantages, the start-up frequency increases – a self-enforcing cumulative process caused by regional factors is under way. As Richert/Schiller (1994) put it: “The entrepreneur will select the firms’ location because of information advantages and risk-reducing aspects within the region he knows best” (e.g. former workplace, residence, etc.). x Regarding the foundation and early development of KIBS, beyond the entrepreneur’s immobility and the resulting strong ties of founder and firm to the region, the specific characteristics of KIBS – particularly their knowledge-orientation – have to be considered. Strambach (2002) puts forward four main functions of KIBS in systems of innovation: x the transfer of expert technological knowledge and managerial know-how, x the exchange of empirical knowledge and best-practice from different branch contexts, x the integration of the different stocks of knowledge and competencies existing in innovation systems, and x the adaptation of existing knowledge to the specific needs of clients. It is assumed that knowledge and its management is tied to personal capabilities and information (know-how, know-who) and has therefore a geographical component (Foray/Lundvall 1996; Koschatzky 2001). “Tacit knowledge” incorporated in business behaviour, routines, and attitudes is only available at certain locations where the respective learning processes can be realized. Storper (1995) coined the term “untraded interdependencies”. The economic advantages of untraded interdependencies such as commonly shared industrial conventions and business practices, or a culture of co-operation between economic agents, arise from local clustering and specialisation. The latter are claimed to form part of a local nexus of relational assets playing a vital role in securing dynamic efficiency (Amin/Cohendet 1999). Due to the existence of tacit knowledge, Hausmann (1996) assumes that face-to-face communication is the most effective form of gathering information. Through learningby-interacting, information and knowledge for innovations occur and will be transmitted or implemented. Based on these theoretical considerations, the following research questions serve as the guidelines for the empirical investigation: 1. Which patterns of KIBS foundations (i.e. sectoral distribution, R&D and innovation activities, growth) can be observed in the three regions and what are the major differences?

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2. What is the regional and institutional provenance of the founders in the surveyed regions? What was typically the former activity/occupation of KIBS founders? What is their major competence with regard to experience and knowledge? Which role does the transfer of results/experience from the former activity into the new firm play? 3. What is the form of the sectoral and regional structure of the turnover? How strong is the regional market orientation of KIBS? What are the major obstacles in accessing the regional market? Are KIBS themselves demanding business services from their region? 4. Which modes of co-operation in knowledge and technology exchange are used? 5. How do newly founded KIBS assess the regional characteristics at the point of foundation? Which conclusions can be drawn from different demands to location conditions with regard to medium-term firm strategies or necessities?

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A Spatial View: Selection and Characteristics of the Surveyed Regions

As the research design of our study was directed towards a comparative analysis of KIBS foundation activities in a regional context, a selection of regions was carried out. Due to financial reasons and duration of the project, we decided to select three regions in the western part of Germany. The selection of the regions was undertaken along a list of criteria: 1. In order to be able to account for intra-regional functional inter-dependencies, the study was carried out on the level of Planning Regions.2 2. Due to expected higher numbers of firm foundations and higher foundation rates in the KIBS sector, only agglomeration regions were taken into account. By selecting three regions of the same type, we also expected to account for interregional comparability. 3. A number of agglomeration regions have been a priori excluded from the study because of special characteristics, which we supposed to have negative influences on their comparability to other regions. These have been, for example, all regions in the New Laender due to their different preconditions, regions inside the Ruhr Basin due to its special industrial structure and its characteristics as a “mega agglomeration” as well as the region of Frankfurt/Main due to the dominance of the banking sector in the city of Frankfurt.

2

These German Planning Regions (Raumordnungsregionen – RORs) have no administrative function; however, their boundaries follow the borders of the counties they include; thus, data can be obtained by aggregation of county data. Another advantage of using RORs is that functional linkages between a central city and its region can be included in the analysis.

KIBS and Regions

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4. The remaining ten regions were characterised along existing statistical data. A trade-off between comparability and also sufficient differences between the regions had to be made. From the existing literature it is known that the foundation rates as well as the intra-sectoral distribution of firm foundations depend upon certain elements of the regional economic structure (cf. Almus et al. 2001; Santarelli/Piergiovanni 1995). Almus et al. (2001) found out, for example, that the foundation rate in the KIBS sector depends upon the regional industrial structure and the diversification of the regional industry, among others. Thus, our selection criteria were the structure and dynamics of the manufacturing and the service sector. The three selected regions of Bremen, Munich, and Stuttgart show significant differences regarding the diversification and dynamics of their industrial structure. Moreover, they have undergone distinctive paths of development and they are embedded in different regional settings. However, regarding their size and their political functions (all are federal state capitals) and their institutional endowments (universities, administration, public institutions) they are quite comparable (table 1). Table 1. Regional Characteristics Compared with Regard to KIBS Bremen

Munich

Stuttgart

strong manufacturingservice complex global players & hubs new industries high-technology orientation in various sectors

dominance of mature technologies three overlapping clusters: automobile, engineering, electronics mixture of global players and SMEs

below average KIBS startup intensity Newly underdeveloped KIBS founded KIBS sector few fast growing start-ups

above average KIBS startup intensity cluster dynamics in various KIBS sectors radical innovations most important high-tech region in Germany

average KIBS start-up intensity predominance of technical KIBS strong orientation towards auto cluster incremental innovations

few science-based KIBS Origin of foundations newly founded primarily endogenous KIBS start-up projects

science-based highpotential KIBS foundations of importance endogenous as well as projects from outside the region

primarily KIBS foundations out of regional economy few science-based “radical” KIBS foundations

diversified institutional setting institutional “thickness” with several intermediary actors and redundancies

institutional “thickness” with several redundancies strong focus on “core” manufacturing sectors

Technoeconomic preconditions

Institutional arrangement

dominance of traditional manufacturing firms and technologies few knowledge-based sectors segmented structure

limited amount of intermediary actors few redundancies clear competencies “One-stop-shop” (Bremer Innovation Agency)

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Andreas Koch, Thomas Stahlecker

Table 1. continued Bremen

Munich

Stuttgart

political regulation and entrepreneurship support through one main Regulation, institution public support local industry with small absorptive capacity for KIBS output

strong political intervention: cluster support as well as technology programmes auto, insurance, and finance sector with great demand for KIBS output

strong influence of KIBS foundations through presence and density of large firms numerous public support programmes

well established existing Innovation and network structure loose collection of ties production with open supplier and networks preliminary work connections

loose coupling in regional innovation system openness to newly founded firms global firms as “hubs” for start-ups

strong network integration high entry barriers for newly founded KIBS into auto cluster closed networks with danger of lock-in

Strengths

open network structure (optimal size of network?) recognition of the importance of new technologies and services for structural change “One-Stop-Shop”

strong techno-economic sector with many innovation-oriented firms high-technology orientation global players “image” and soft factors of the region

powerful regional economic system many innovation-oriented firms mixture of global players and SMEs network integration as a risk- minimizing factor for start-ups?

Weaknesses

catch-up strategy with danger of imitating successful regions and technologies poor economic performance of surrounding territories

high labour costs and rents for offices as problems for start-ups big competition and market pressure as a result of strong existing and new firms

Strong focus of start-ups to regional “lead clients” as an obstacle for global market access dominance of mature branches (lock-in?)

Source: Stahlecker/Koch (2004, p. 20)

Both Stuttgart and Bremen share a relatively high percentage of employees in the industrial sector (close to the West German average and thus above the average of the metropolitan regions), while Munich shows a clear prevalence of employees in the service sector. Regarding economic change, Munich clearly is the most dynamic of the three regions. It is especially observable that the service sector in Munich has grown significantly, but also – similar to Stuttgart – industry employment declined during the 1990s. Bremen was much less dynamic in this respect. Neither has service employment been growing at the West German average, nor was the decline of industrial employment as serious as in the other regions. Based on a high-quality data source providing reliable information about KIBS foundation activities (special analysis of the ZEW Foundation Panel), a few remarks with regard to the regions under investigation should be made: Concerning firm foundations in the KIBS sector, different trends are observable in the three regions. Apart from an increase (and a subsequent decrease) at the end of the 1990s (boom of the new economy), the foundation rates remained rather stable in the KIBS sector in the three regions. The foundation rates are highest in Munich with a yearly average of 1.74 foundations per 1,000 employees. The respective rates for Bremen and

KIBS and Regions

133

Stuttgart amount to 0.53 and 0.87, respectively (West-German average: 0.85). In all regions, there is a prevalence of technical KIBS, which is most pronounced in Stuttgart where they amount for almost two third of all foundations in the KIBS sector between 1995 and 2001. With regard to KIBS, the foundation pattern (i.e. intensity, functionality, quality, and success) is closely interwoven with the regional economical and technological structure as well as the institutional set-up (Stahlecker/Koch 2004). Particularly in regions with a dominance of the manufacturing sector, the pattern of start-ups is clearly inter-connected with these dominant branches. A strong economic as well as institutional influence – especially from embedded large firms – could influence the start-up dynamics, the specialisation pattern and finally the survival rate or the success of young companies. In analysing the regional pre-conditions for KIBS foundations in Bremen, Munich, and Stuttgart it has to be noted that especially the structure of the regions‘ enterprise population (i.e. number of firms, size, sectoral distribution, technology/ innovation orientation, R&D intensity, regional vs. global market, etc.) and network configurations within their respective innovation and production systems differ significantly. The manufacturing sector in the region of Stuttgart, for example – compared to Bremen and Munich – is dominated by a few large or global enterprises with strong linkages and networks in the region. Obviously, the combination of a strong economic sector with a few core technology fields and the institutional (political) influencing control with regard to regional framework conditions strongly affects the KIBS founding pattern in various ways. KIBS firms which are unable to get access to already existing production and innovation networks (entry barriers) have – although their services may well be innovative – a clear disadvantage concerning growth or success. By analysing the origin of the KIBS foundations in the three regions, differences can also be noticed: compared to the other regions, the KIBS sector in Bremen seems to be less developed and dynamic.3 Munich has quite a few science-based, fast growing radical innovators in the shape of new KIBS (e.g. bio- and nanotechnology, ICT) and therefore gives evidence of an innovation system that is open to new technologies (Stahlecker/Koch 2004). Although the Stuttgart region has some successful science-based KIBS start-ups, the innovation system seems to favour incremental over radical innovations. In fact, more “traditional” or “conservative” business plans – close to the existing technology paths of the automotive, engineering and electronics cluster – appear to be realised.

3

Several interviewees pointed to the small number of (fast) growing KIBS firms in Bremen.

134

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

4

Database and Methodology

As suitable firm micro data for an analysis of regional differences in the characteristics of new firms in the KIBS sector are missing, a new dataset has been created. In October and November 2003, a telephone survey with founders of startups in the KIBS sector was conducted in the above presented German regions (KIBS Foundation Survey). The KIBS sector was defined according to the mainstream of relevant publications (for an overview and discussion of different definitions see Stahlecker/Koch 2004) and includes firms classified under the NACE-Codes 72, 73 and 74.1-74.4.4 The surveyed population was restricted to firms that were founded between 1996 and 2003. Additionally, only originary foundations listed in the trade register have been considered.5 Based on these restrictions, the total population size in the three regions was 7,714 firms. The population sizes differed significantly between the regions: while Bremen had a total population of only 658 firms, the respective numbers were 3,995 for Munich and 3,061 for Stuttgart. Subsequently, all firms in Bremen have been included in the sample while in Munich and Stuttgart random samples, stratified by the 3-digit sectoral attribution, of 734 and 720 firms respectively have been drawn. Out of that sample, 547 successful interviews could finally be conducted, resulting in a quite satisfactory rate of return of almost 26 %. The sectoral distribution of the firms included in our dataset corresponds by and large with the data provided by the Foundation Panel of the Centre for European Economic Research (ZEW), which can be regarded as the most reliable and detailed data source for firm foundations in Germany (see above, ch. 3). In principle, the founder of the firm was interviewed. In case of firms founded by more than one person, one of these founders was interviewed. For the interviews, a standardised questionnaire covering a total of 29 questions was developed. The first part of the interview concerned individual attributes of the founder (e.g. context of business idea, former occupation and location of workplace, skills, etc.), the second part dealt with start-up characteristics of the firm and its development over time. In the following chapter, the above outlined theoretical considerations will be examined along a descriptive analysis of the present dataset.

4

5

Some sub-sectors of 744 have been excluded; for example, a significant proportion (up to nearly 40 % in a region) of firms is classified as “Management Activities of Holding Companies” (74.15) that we did not consider as KIBS. Generally, it is distinguished between Technical KIBS (72.1-72.6, 73.1, 74.2-3) and Professional KIBS (73.2, 74.1, 74.4). Subsidiaries, branch offices, new firms arising from mergers & acquisitions and firm reformations have been excluded from the survey.

KIBS and Regions

5

135

Empirical Results

According to the research questions raised in section two, the empirical analysis will cover the following aspects: x Structural firm characteristics, x context of the venture (i.e. former regional and institutional activities of the founders, existence of regional lead clients), x interaction and inter-organisational relationships, x assessment of regional characteristics at the time of foundation. 5.1 Structural Firm Characteristics: Sectoral View, R&D and Innovation Activities, Growth in Employment Out of the 547 interviewed firms, 61 % are technical KIBS. In Bremen, their share is of only 52 %, in Munich of 60 and in Stuttgart of more than 68 %. Nearly half of the firms in our sample are founded in the years of 1998, 1999 and 2000, roughly one third is founded in the subsequent years (2001-2003) while only a share of 20 % is founded in 1996 and 1997. More than 83 % of the companies have been founded as limited liability firms. The average age of the founders at the time of foundation was – with nearly 38 years (39.9 in Bremen, 36.6 in Munich and 37.7 in Stuttgart) rather high compared to other studies (e.g. Brüderl et al. 1996). The sectoral distribution of the interviewed KIBS in the three regions indicates that the groups “Legal activities, tax consultancy, market research, business and management consultancy” (NACE group 74.1), “Architectural and engineering activities, related technical consultancy” (NACE group 74.2) and “Software consultancy and supply” (NACE group 72.2) have the highest share in our sample. Although our aim was not to measure KIBS foundation rates, the sectoral distribution of the KIBS firms in our sample reflects more or less the foundation pattern since 1996. Thus, our sample could well be – at least in a sectoral view – considered as being representative. It corresponds roughly with the data of the whole KIBS foundation activities provided by the Chambers of Industry and Commerce as well as the above mentioned data from the ZEW Foundation Panel (Center for European Economic Research, ZEW 2003). The amount of research and development (R&D) activity is certainly one of the most important indicators in assessing the quality of new firm formations in general or their knowledge- intensity in particular. Firms carrying out R&D and innovation activities usually have a better performance, open new technological potentials, create employment opportunities, and serve as knowledge-bridges between providers and users (Nerlinger 1998, p. 44). Usually, R&D activity is measured by the input factor “share of R&D expenditures in total turnover” (Pfirrmann 1994).

136

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

In the KIBS Foundation Survey, the interviewees declared that they had very high investments in R&D, up to 100 % of the total annual turnover. On average, the investments in R&D have been at 18.3 % of the annual turnover. In regional comparison, the R&D intensity between KIBS located in Bremen and Stuttgart is pretty much the same. On the basis of the four groups specified in figure 1, more than half of the KIBS in Bremen and Stuttgart have R&D expenditures larger than 8.5 % of the total turnover. For Munich, this particular group of KIBS is even bigger: approximately 57 % of the KIBS in our sample spend more than 8.5 % of the total turnover for R&D activities. One reason could be the bigger amount of KIBS within the “Other computer related activities” (72.6) and within “Research and experimental development on natural science and engineering” (73.1). 100 90 80 < 1.0

70 60

1.0 - 3.4

50 3.5 - 8.5

40 30

> 8.5

20 10 0 Bremen (N=138)

Munich (N=193)

Stuttgart (N=182) Source: KIBS Foundation Survey 2003; own calculations

Fig. 1. R&D Intensity as Percentage of Total Turnover in 2003

Regarding innovation activities, the dataset allows to distinguish three types of innovation behaviour: (1) the development of own new services, (2) the improvement or further development of own existing services (incremental innovations), and (3) the incorporation of already developed services into the own portfolio. As the percentages indicate, a majority of the interviewees are engaged in various types of innovation activities. In total, only 13.6 % of the interviewees stated that their firm did not engage in any innovative activity. In regional differentiation, despite slight variations concerning the sectoral distribution of the KIBS foundations, no significant differences are apparent. Most of the firms carry out multiple innovation activities.

KIBS and Regions

137

The formation of own new services in combination with an improvement of own services are the most common innovation pattern. Whether the formation of own new services can be used as an indicator for radical innovations with corresponding effects to regional economic or technological development is doubtful. Based on results of personal interviews with firm founders in the regions of Bremen, Munich, and Stuttgart (see Stahlecker/Koch, 2004), KIBS seem to carry out primarily incremental innovations, or at most, adding their services to more or less radical innovation activities conducted by their clients. As will be shown in chapter 5.2, KIBS linkages to scientific institutions (e.g. universities and non-university research centres), occasionally being considered as inevitable for radical innovations, appear to be the exception rather than the rule. The integration of external services as another possibility to engage in service innovation activities is of minor importance. The mean in all three regions is below 30 %. The development of the firms in our sample – measured in employment growth between the year of foundation and the end of 2003 – is shown in figure 2. The analysis must consider the fact that different foundation cohorts are regarded and that only surviving firms are included. The founding years vary between 1996 and 2002.6 In order to compare the figures, average values were calculated for the end of the foundation year and for the end of 2003. The employment figures (see fig. 2) show that KIBS located in Stuttgart have obviously the best employment performance. While they engage 3.66 employees (including the founder) on average at the end of the first year, they had 8.19 employees on average at the end of 2003. The KIBS in Bremen created on average 3.19 jobs at the end of the first year, while the respective value for the end of 2003 is 7.66 employees. Analogously, the firms in Munich started with the relatively high number of 4.21 employees at the end of the first year. However, at the end of 2003 they employed fewer people than the firms in Stuttgart. Taking into consideration the fact that the foundation intensity of KIBS and thus the selection pressure in Munich is much higher than in the two other regions, the surviving firms in Munich obviously show a better performance. It has to be noted furthermore that Munich has a higher percentage of team foundations (consisting of two and more founders) than the other two regions. In reverse, a high percentage of team foundations may also be an important reason for a better performance. Approximately 70 % of the KIBS in Munich were founded by two or more persons.7 The respective values for Bremen and Stuttgart amount to slightly more than 60 %.

6

7

Most of the firms were founded in the years 1999 and 2000 (foundation boom in the IT-sector). 2002 is the last year that could be compared with 2003 in terms of employment growth. Noteworthy is the high number of KIBS founded by more than two persons: More than 40 % of the KIBS were founded by teams consisting of more than two persons.

138

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Bremen (N=131)

Munich (N=202)

employees at the end of the first year

Stuttgart (N=176) employees at the end of 2003

Source: KIBS Foundation Survey 2003; own calculations

Fig. 2. Annual Growth in Employment Between Year of Foundation and 2003

5.2 Context of the Venture New ventures can be differentiated by the context of their origin. By this context we refer to the provenance of the founder, as he is the main driver of his new venture. Principally, it can be distinguished between a spatial and an institutional context. The spatial context is defined by the regional origin of the founder. From various existing studies it is known that the majority of the founders (generally around 80 %) start their new businesses in the place where they have been living and/or working in before (Cooper 1985; Schmude 1995). The reasons therefore are mostly seen in the personal and social networks of the founders in the region where they live. Thus, there are better chances to perceive business ideas and opportunities and there is a higher probability to raise the necessary resources (Sorenson 2003). However, sectoral and regional differences between the rates of founders with a local origin may exist. Some locations (like agglomerations) may attract business founders from outside; highly specialised branches may similarly require qualified entrepreneurs from outside (pull factors). Otherwise, structurally “strong” regions may also dispose of a larger “reservoir” of potential firm founders and may thus have higher rates of local founders; there may also be push factors, if for example the hinterland of a region offers few opportunities for start-ups. As table 2 indicates for our sample, in the region of Bremen, a significantly higher number of firm founders originate from outside the region. Regarding the relatively weak structure of the Bremen region, this might be rather attributed to the small “reservoir” of

KIBS and Regions

139

potential entrepreneurs than to the attractiveness of the region to potential firm founders from outside the region. Table 2. Regional Provenance and Institutional Activity of the Founders Immediately Before Founding in %

Bremen (N=145)

Munich (N=210)

Stuttgart (N=190)

Total (N=545)

Founder stems from the region

72.4 (0.052)*

80.5 (0.357)

80.9 (0.314)

78.5

University/public research

13.8 (0.696)

11.9 (0.600)

13.2 (0.874)

12.8

Large company (more than 500 employees)

22.8 (0.757)

21.9 (0.975)

22.0 (0.746)

21.8

SME (less than 500 employees)

35.9 (0.110)

28.1 (0.340)

29.0 (0.573)

30.5

25.5 (0.040)**

36.2 (0.111)

32.6 (0.849)

32.1

Freelancer / own firm

*/** significant on 10 %/5 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

Second, founders also have an institutional background. This is referring to their activities immediately before the foundation of their new venture. As is known from the literature, most founders were employed in other firms before founding their own business (Koch 2005; Koster/van Wissen 2004). Another significant part starts a new business after working as a freelancer or even after already having started a new firm (serial or portfolio entrepreneurs, see Westhead et al. 2003). Founders from universities or public research institutions are the focus of many policy initiatives, but they only play a minor role regarding their quantity. The institutional background of an entrepreneur could have implications for the early development of the new venture. The experiences, knowledge, and networks of the founder are influenced by his former activity. From a spatial point of view, the regional institutional structure may be reflected in the institutional background of the founders. Regions with a strong industry mainly based on large corporations, for example, can be expected to generate a higher rate of founders originating from these corporations. In the present empirical study, the differences between the examined regions are rather low (see table 2). However, while the rates for the different backgrounds of the founders in Munich and Stuttgart are nearly equal, in Bremen there is a significantly higher percentage of founders employed in small and medium-sized enterprises before the foundation, while the rate of founders who were self-employed or free-lancers before is low in comparison to the other regions. This can be attributed to the lower importance of the

140

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

KIBS sector in Bremen8 and to the overall weaker structure regarding the demand for KIBS (see Stahlecker/Koch 2004). Similarly, the former experiences of a firm founder, his routines and heritage (Klepper 2001) as well as formal and informal transfers of subjects relevant for the new firm could influence the development of the venture. By our survey data, we are able to account for a selection of these transfers (table 3). In all regions, around 85 % of the interviewed firm founders stated that they have been able to transfer anything resulting from their former activity. The most frequently mentioned objects of transfer have been services and products, business contacts, and business ideas. The inter-regional differences are insignificant, with one interesting exception. The transfer of business contacts from the former activity into the new one has been significantly less important in Bremen while it played a major role in Stuttgart. The fact, that more KIBS founders located in Bremen transferred results from the former activity into the new venture, and at the same time, business contacts seem to be less often transferred, appears to be a contradiction. Obviously, these two transfer types do not have to be connected. The reason, why business contacts were less often transferred in Bremen seems to have more to do with fewer business opportunities – due to a lower degree of modernisation of the Bremen business sector – for innovative KIBS firms. Table 3. Transfer of Results from Former Activity Into the New Venture Transfer of… (in %)

Bremen (N=146)

Munich (N=210)

Stuttgart (N=189)

Total (N=545)

… results from former activity into new venture

87.0 (0.407)

84.8 (0.921)

83.6 (0.527)

85.0

… business ideas

31.5 (0.442)

26.7 (0.340)

29.6 (0.812)

29.0

… technologies

19.9 (0.962)

17.1 (0.179)

23.3 (0.176)

20.0

… services and products

37.0 (0.646)

31.4 (0.121)

38.6 (0.259)

35.4

… business contacts

24.7 (0.050)*

30.5 (0.889)

36.0 (0.063)*

30.8

* significant on 10 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

8

As a matter of fact, foundations by freelancers or self-employed are normally carried out in the sector of the former activity.

KIBS and Regions

141

The context of a new venture does not only indicate the character of the origin of the new firm, it is also a mean to describe the intensity of the linkages to the former activities of the founders. Subsequently, it can also be used as an indirect indicator for the potential of a new firm to contribute to regional and/or technological change. For example, founders originating from universities and research institutions can be supposed to create more radical innovations than founders who just continue the ideas they developed in former jobs. A transfer of well-known and already manufactured products and technologies may boost a secure development of a new venture, but it is more unlikely to contribute to radical changes in its environment. In this context, the present empirical investigation accounted for one more indicator about regional change. The interviewees were asked whether they had a lead client in the initial stage of the development of their firm and whether this lead client was decisive for the firm’s foundation. Table 4 reveals that in Bremen significantly less firms had such a lead client at the time of the firm’s foundation. However, regarding the influence of the lead client on the firm’s foundation, a higher (although not significant) percentage of the founders in Bremen declared that the lead client was decisive for the foundation. This result can be justified by the fact that Bremen (due to its economic structure) has a smaller pool of potential lead clients for new KIBS. Nevertheless, also due to the relative weakness of the regional economy in comparison to the other regions, it seems to be more important for new KIBS to rely upon a lead client in the early stages of the firm’s development. Table 4. Existence and Significance of Regional Lead Client at the Time of Foundation in %

Bremen (N=145)

Munich (N=211)

Stuttgart (N=189)

Total (N=545)

Had a lead client in the region at the time of foundation

42.1 (0.045)**

50.7 (0.570)

52.9 (0.205)

49.2

67.2 (0.237)

57.9 (0.436)

60.0 (0.833)

60.8

The existing lead client was decisive for the firm’s early development (only firms who had a lead client)

** significant on 5 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

5.3 Interaction For all newly founded enterprises, but especially in the knowledge intensive and innovative branches, interaction and networking are important features for the development of the companies. Regarding the KIBS sector, user-producer interaction during innovation and service provision between service provider and client

142

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

is frequently emphasised.9 In the following, some important aspects of relational and spatial interaction of the firms in the KIBS Foundation Survey will be worked out and analysed. The aim of this section is to outline the role of regional settings for newly founded KIBS. First, we will account for the significance of the local and regional market. Second, the role of spatial proximity in activities of knowledge creation and acquisition will be shown. Demand for knowledge intensive business services in close spatial proximity can be an important factor for the development of newly founded KIBS. Since personal interaction between supplier and client is regarded as crucial for the provision of knowledge intensive services, it can be vital for the KIBS sector as a whole to be able to draw back upon a reservoir of potential clients in close spatial proximity. This might be especially important in the early stages of a firm’s development as clients in long spatial distances require more resources, e.g. for travelling and communication. Moreover, the personal networks of business founders are normally focused on partners in close spatial proximity. Regarding the regional distribution of the turnover of the firms surveyed within the KIBS Foundation Survey, the following can be observed (table 5): while in Bremen a significantly lower percentage of the turnover of the firms is effectuated in close spatial proximity, in Stuttgart a higher, although not significant, part of the turnover of the newly founded firm is generated inside the region. In line with other observations regarding the economic structure of the regions, it can be deduced that the potential of the Bremen region regarding the demand for KIBS is lagging behind. However, the firms’ concentration upon the region of Stuttgart must not be exclusively positive. A lower outside orientation might also lead to lower exchange activities and thus to a higher risk of regional lock-ins. However, it can be observed that the economic structure of the region with regard to KIBS is partially reflected in the regional distribution of turnovers of the newly founded firms.

9

On the basis of the KIBS foundation survey, Koch/Strotmann (2005) have recently examined the impact of functional and regional interaction and integration on the employment growth of the newly founded firms. They found out that close functional integration clearly matters for growth while, regarding regional integration, it is particularly a high spatial diversification (interaction on various geographical levels) that influences the early performance of the start-ups positively. In another recent research paper based on a qualitative study of newly founded KIBS, Koch/Stahlecker (2004) have described the significance of networks and interaction for the early development of newly founded KIBS along in-depth case studies.

KIBS and Regions

143

Table 5. Structure and Dynamic of Regional Distribution of Turnover Bremen (N=141)

Munich (N=205)

Stuttgart (N=184)

Total (N=530)

Percentage of turnover generated in the region of the firm

40.5 (0.059)*

46.1 (0.914)

49.7 (0.106)

45.9

Percentage of turnover generated in the rest of Germany

47.8 (0.208)

43.9 (0.801)

42.4 (0.362)

44.4

Percentage of turnover generated in foreign countries

11.8 (0.174)

10.0 (0.783)

7.8 (0.089)*

9.7

Expansion of spatial reach since foundation (% yes)

36.2 (0.841)

33.2 (0.378)

37.5 (0.480)

35.5

* significant on 10 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

Regarding the expansion of the spatial reach of the clients of the newly founded firms, no significant differences between the regions can be observed. This might also be due to the low age of the firms in our sample because fundamental developments have not yet taken place. Another example for the reflection of regional economic structures in the characteristics of firms in the KIBS sector is the sectoral structure of the clients of the newly founded KIBS (table 6). The most noticeable observation is the outstanding concentration of the KIBS in Stuttgart on clients in the manufacturing sector. This fact can be surely attributed to the regional industrial structure. On the other hand, it has to be remarked that Bremen has – regarding the sectoral distribution of employment – a similar structure, although this structure is not reflected in the structure of turnover of the KIBS in that region. This fact might point to internal characteristics of the manufacturing sector in Bremen that lead to a weaker demand for knowledge intensive services. The service orientation of the economy in Munich is – although weakly – reflected in the stronger significance of clients from the service sector. Also the importance of the public sector as a client in Bremen is noteworthy.

144

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

Table 6. Structure of Turnover by Clients in %

Bremen (N=143)

Munich (N=207)

Stuttgart (N=185)

Total (N=535)

Turnover with clients from manufacturing industry

48.2 (0.343)

47.4 (0.089)*

56.5 (0.008)***

50.7

Turnover with clients from service industry

32.9 (0.774)

36.8 (0.100)*

30.7 (0.142)

33.6

Turnover with other clients (e.g. public institutions)

19.7 (0.062)*

15.8 (0.982)

12.9 (0.044)**

15.8

*/**/*** significant on 10 %/5 %/1 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

An important question is whether the newly founded KIBS intend to access the regional market and which obstacles they encounter thereby (table 7). In the KIBS Foundation Survey, it can be observed that no significant differences between the regions exist regarding the intention of the firms to access the market in close spatial proximity. Similarly, in all regions no more than one third of the interviewees indicated that they are able to access the regional market without any obstacles. An interesting fact is that supplier structures and networks seem to be significantly easier to access in Bremen than in the other two regions. Table 7. Obstacles in Accessing the Regional Market % yes

Bremen (N=144)

Munich (N=206)

Stuttgart (N=190)

Total (N=540)

Not intended to access regional market

18.1 (0.659)

15.5 (0.517)

17.4 (0.815)

16.9

No obstacles in accessing regional market

31.3 (0.728)

35.4 (0.243)

30.0 (0.375)

32.4

No regional demand

17.4 (0.338)

12.1 (0.157)

15.8 (0.644)

14.8

13.9 (0.024)**

22.3 (0.259)

21.6 (0.457)

19.8

27.1 (0.654)

31.1 (0.309)

26.8 (0.523)

28.5

Supplier networks not accessible High regional competition

** significant on 5 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

As cooperation, knowledge, and innovation are basic features of KIBS, it is important to shed a light upon these factors. The KIBS Foundation Survey accounts for the relevance as well as for the regional and institutional background of partners providing the access to new knowledge and technologies for the newly founded

KIBS and Regions

145

KIBS. It accounts moreover for different forms of cooperation in processes of knowledge acquisition and innovation. The results of the KIBS foundation survey reveal no significant differences regarding the regional orientation of cooperation between the observed regions (table 8). It has to be noted, however, that in Stuttgart regional partners play a minor role than in Bremen and Munich. It is possible that the access to extra-regional partners is easier for the firms in Stuttgart due to the fact that a larger number of clients can be supposed to be large and global players, which enable the access to partners from outside the region. However, this result is somewhat in contrast to the fact that the structure of the turnover in Stuttgart is oriented more strongly towards the region. It can be deduced that there is no compulsive correlation between clients and partners. Table 8. Cooperation % yes

Bremen (N=117)

Munich (N=175)

Stuttgart (N=156)

Total (N=448)

Larger or equal number of regional partners than partners from outside the region

47.9 (0.559)

48.6 (0.304)

40.3 (0.109)

45.5

49.6 (0.000)***

72.0 (0.026)**

71.2 (0.078)*

65.8

Larger number of private partners than public ones

*/**/*** significant on 10 %/5 %/1 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

Highly significant differences between the regions can be observed when regarding the institutional structure of partners (table 8). Hereby, once more the relative “weakness” of the private sector in the Bremen region with regard to KIBS is reflected in the results. The majority of the interviewees in Bremen indicated that public partners are more important than private ones. In Munich and Stuttgart, on the otherhand, a significant number of respondents declared to mainly fall back on private partners. This detail is gaining more seriousness considering the fact that the public research sector in Munich an Stuttgart must be regarded as better developed than the one in Bremen. While the potential of the private sector in Munich seems to be quite appropriate for newly founded KIBS, the opposite seems to be the fact in Bremen. With regard to future prospects for the development of the KIBS sector, this might be an eminent disadvantage of the Bremen region. Regarding the forms of cooperation (table 9), it can be observed in the KIBS Foundation Survey that in Bremen more intense forms of cooperation like joint projects or cooperation contracts play a minor role compared to Munich or Stuttgart. This can be interpreted as an additional evidence for the low potential of the private sector in Bremen with regard to the demand for and the cooperation with specialised knowledge intensive business services.

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Andreas Koch, Thomas Stahlecker

Table 9. Forms of Cooperation in Innovation Processes (% yes)

Bremen (N=128)

Munich (N=189)

Stuttgart (N=169)

Total (N=486)

Mission oriented research

19.5 (0.736)

20.1 (0.479)

16.0 (0.281)

18.5

48.4 (0.001)***

67.7 (0.023)**

64.5 (0.323)

61.5

Cooperation contracts

45.3 (0.218)

51.9 (0.516)

51.5 (0.635)

50.0

Informal contacts

68.0 (0.301)

72.5 (0.731)

73.4 (0.526)

71.6

Joint projects

**/*** significant on 5 %/1 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

Last but not least, it is an important question whether the newly founded KIBS themselves create a demand for other business services. This is another indicator for the relevance of interaction. Moreover, by detecting the regional impacts of this kind of interaction, this can give further evidence of the role of regional characteristics in the foundation processes of new firms in the KIBS sector. In table 10, the structure of demand for business services (like software, attorneys, etc.) is outlined. It is clearly perceivable that the demand for business services in Bremen can be satisfied quite less inside the region than it is the case in Munich. Stuttgart maintains a position near the average in this respect. This is an expression of the fact that the knowledge intensive service sector in Bremen is weaker established than in the other regions. The situation of Munich is, contrarily, outstanding in this respect. Table 10. Demand for Business Services % yes

Bremen (N=145)

Munich (N=209)

Stuttgart (N=188)

Total (N=542)

No demand

51.0 (0.619)

52.2 (0.287)

44.7 (0.120)

49.3

Demand principally satisfied in the region of the firm (those demanding services)

52.1 (0.058)*

74.0 (0.001)***

56.7 (0.181)

61.8

*/*** significant on 10 %/1 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

Regarding the spatial and institutional patterns of interaction it has turned out that Munich and Stuttgart seem to be quite advanced in relation to Bremen. In Bremen, it is not only the regional market and the regional economic structure that offer less

KIBS and Regions

147

opportunities and potential to KIBS firms, but it is also the KIBS sector itself that is underdeveloped.

5.4 Assessment of the Regional Characteristics at the Time of Foundation In addition to determinants focussing on the context of the venture and the interaction with external partners, the database also comprises information with regard to the assessment of regional characteristics at the time of foundation. As it is argued here that not only market and national framework conditions play a significant role within the founding and development process of new firms, but also the region, the founders were asked to indicate which role certain regional characteristics actually played at the moment of foundation. The following characteristics were indicated: (1) Importance of potential clients in the region, (2) Importance of companies carrying out the same business and innovation activities, (3) Importance of regional suppliers, (4) Assessment of regional business and innovation atmosphere, (5) Availability of qualified personnel and (6) Public research and technology institutions (table 11). Table 11. Assessment of Regional Framework Conditions at the Time of Foundation Average assessment values given by the interviewees (1=unimportant … 5=very important)

Bremen (N=140)

Munich (N=205)

Stuttgart (N=187)

Total (N=532)

Importance of potential clients in the region

3.39 (0.030)**

3.75 (0.133)

3.67 (0.611)

3.63

2.54 (0.396)

2.67 (0.470)

2.63 (0.948)

2.62

Importance of regional suppliers

2.00 (0.032)**

2.31 (0.155)

2.25 (0.632)

2.21

Regional business and innovation atmosphere

2.63 (0.013)**

3.08 (0.036)**

2.93 (0.794)

2.91

Availability of qualified personnel

3.14 (0.478)

3.26 (0.615)

3.24 (0.879)

3.22

Public research and technology institutions (e.g. universities, non-university research institutes)

2.12 (0.012)**

1.83 (0.392)

1.77 (0.100)*

1.89

Importance of companies carrying out the same business and innovation activities

*/** significant on 10 %/5 %-level, two-sided t-test with unequal variances; P-value for significance of differences in parentheses; calculation based on dummy-variables for the respective regions (e.g. for Bremen: 1=Bremen, 0=other). Source: KIBS Foundation Survey 2003, own calculations

As already pointed out in chapter 2, clients are the most important partners of KIBS. However, as to their disposability in spatial proximity, clear differences exist between the examined regions. While the founders in Munich and Stuttgart assess

148

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

the existence of clients in the region of their firm as important, the figure in Bremen differs significantly. The search for geographical “proximity”, both for KIBS and their clients, seems to be a common feature in all three regions. The slightly higher values in Stuttgart and Munich point to a bigger regional market with more opportunities (but also more competition among newly founded KIBS). Compared to clients, companies carrying out the same business and innovation activities (serving as potential partners within the horizontal knowledge-exchange) as well as regional suppliers (including patent attorneys, lawyers, tax consultancy, etc.) obviously play a minor role. While no significant differences exist regarding the potential partners, the regional supply in Bremen is assessed less important than in the other regions. This fact corresponds with the regional structure of the markets, which is also weaker in Bremen (cf. table 5). Asked about the assessment of the regional business and innovation atmosphere – as a “soft” indicator for the milieu in which firms are operating – as expected, this indicator is appraised significantly more important in Munich and less important in Bremen. A strong orientation towards the regional market and the institutional setup (e.g. business behaviour, routines, organisation of the innovation process, access to regional networks) or a regional integration accordingly increases the demand for high-quality location conditions. The availability of qualified personnel is certainly crucial for young (and small) KIBS. Disadvantages of small start-ups compared to large companies with regard to this particular location factor are evident. This applies primarily to regions as location for global players, like for example DaimlerChrysler in Stuttgart and BMW in Munich. Finally, the KIBS founders were asked which role regional research and technology institutions played at the moment of foundation. As expected, the public research landscape is by and large assessed as mostly unimportant. However, it is interesting that in Bremen this factor is evaluated as significantly more important, even though public research in this region can be judged as relatively weaker compared to Munich and Stuttgart. This particular circumstance appears to be the reverse of strong links towards clients and an innovation process that is mainly shaped with knowledge that is tacit and experience-based and as Strambach (2002) accentuates, which is created in the context of use and which is not available from scientific institutions.

KIBS and Regions

6

149

Results of the Comparative Analysis

The results derived from the investigation of regional differences in the foundation process and structural characteristics of knowledge intensive business service firms can be summarised according to the research questions raised at the end of section 2: 1. Which patterns of KIBS foundations (i.e. sectoral distribution, R&D and innovation activities, growth) can be observed in the three regions and what are the major differences? There is a general prevalence of technical services (groups 72.1 – 72.6, 73.1, 74.2/74.3) in the surveyed time period in all three regions (most significant and constant in Stuttgart). Munich is the city with the highest rate of KIBS foundations; on average of the seven years there were more than twice as many foundations of KIBS per 1,000 employees as in the West German average. In Stuttgart, the foundation of technical services is above the average while the professional business services are outperformed by the West German average. Bremen has foundation rates constantly below average. The regional comparison shows that the R&D intensity between KIBS located in Bremen and Stuttgart is pretty similar: more than half of the KIBS in Bremen and Stuttgart have R&D expenditures larger than 8.5 % of the total turnover. For Munich, this particular group of KIBS is even bigger: 57 % of the KIBS in our sample spend more than 8.5 % of the total turnover for R&D activities. With regard to innovation, a majority of the firms is engaged in various types of innovation activities. Only 13.6 % of the interviewees stated that their firm did not perform any innovative activity. Concerning regional differentiation, despite slight variations in the sectoral distribution of the KIBS foundations, no significant differences are apparent. The formation of own new services in combination with an improvement of own services is the most common innovation pattern of KIBS. The values indicating growth in employment show that KIBS located in Munich have obviously the best performance. This applies to the year of foundation as well as to the end of 2003. In total, the interviewed KIBS firms founded in Munich created over 2,500 highly qualified jobs. The KIBS in Bremen created on average 3.24 jobs at the end of the first year after foundation, while the appropriate figure for the end of 2003 is 6.5 employees. Analogously, Stuttgart shows figures of 3.67 employees at the end of the first year after the foundation and 7.1 employees on average at the end of 2003. 2. What is the regional and institutional provenance of the founders in the surveyed regions? What was typically the former activity/occupation of KIBS founders? What is their major competence with regard to experience and knowledge? Which role does the transfer of results/experience from the former activity into the new firm play?

150

Andreas Koch, Thomas Stahlecker

Regarding the regional provenance of the founders, there are no significant differences between the regions of Stuttgart and Munich. Bremen, however, has a significantly smaller percentage of founders stemming from the region. This fact can be attributed to the weaker pool of potential entrepreneurs in the region. As to the institutional origin of the founders it is again a deviating characteristic of Bremen, which is noticeable: in this region, a significantly smaller percentage of the KIBS founders has been active as free-lancers or self-employed before starting their own firm. This can probably be ascribed to the low relevance of such professions in the region. The somewhat weaker demand for KIBS might be another reason. Moreover, a higher (although not significant) percentage of founders in Bremen originate from SMEs which might be a result of the weaker industry structure with mainly subsidiaries in the region. Another important indicator of the context of the venture is the transfer of results from the former activity into the new firm. A transfer of existing results can mean an elevated security for the development of a new firm. In an aggregated view, an amount of such transfers can signify an obstacle for radical regional and technological change. Regarding the KIBS Foundation Survey, the interviewed business founders had similarly high (85 %) rates of transfers of results from their former activities similarly in all regions. Regarding the transfers on a more detailed level, it can be observed that the founders in Bremen have significantly less transfers of existing business contacts while those in Stuttgart have significantly more. Once more, a linkage to the economic structure in the regions might be drawn from that fact. 3. What is the form of the sectoral and regional structure of the turnover? How strong is the regional market orientation of KIBS? What are the major obstacles in accessing the regional market? Are KIBS demanding business services themselves from their region? The sectoral structure of the turnover has different orientations in the examined regions: while the KIBS in Stuttgart effectuate a significantly higher percentage of their turnover with clients from the manufacturing industry (what can be attributed to the high significance of the manufacturing sector in the region), in the more service oriented region of Munich this percentage is significantly smaller. In Bremen, a significantly higher percentage of turnover is effectuated with public clients and the like (which can be regarded as a further evidence for the improper industry structure with regard to KIBS). The regional structure of the turnover of the interviewed firms shows some differences as well. Once more, Bremen reveals to have a weaker demand for KIBS. A significantly lower percentage of the turnover is effectuated inside the region. This is also reflected in the obstacles of accessing the regional market. In Bremen, a slightly higher (but not significant) percentage of the firms does not intend to access the regional market and also a slightly higher percentage indicates that there is no regional demand for their services. On the other hand, it is surprising that the

KIBS and Regions

151

access to supplier networks is regarded to be significantly less difficult in Bremen. This might be contributed to the higher competition in the regions of Munich and Stuttgart where the entrance of newly founded firms is much more difficult. The demand of the newly founded KIBS for business services is an important indicator for their networks and their effects on the economic development. The outlined regional characteristics are also reflected in the regional structure of this demand. It is an indicator for the weakness of the KIBS sector in Bremen, that the interviewed firms can satisfy their own demand for business services quite less inside their region. In Munich, in contrast, a significantly lower percentage of firms has to satisfy its demand outside the region (strength of Munich). 4. What are the characteristics of co-operation in knowledge and technology exchange and how is the exchange organised? Concluding from regional co-operation activities within the knowledge-exchange process, we may state that proximity to knowledge-providers and knowledge-users like clients, suppliers, other KIBS, R&D institutions, etc. clearly matters. The organisation of the co-operation projects happens primarily via informal contacts. This is the most common form in inter-firm co-operation. There is also a very high degree of firms co-operating through joint projects and co-operation contracts, which can be taken as an indicator for the user-producer interaction in the innovation process. Regarding the characteristics of co-operation in innovation processes and knowledge acquisition, differences between the regions exist. First, it is perceptible that close interaction with clients is less important in Bremen. For example, joint projects and cooperation contracts are significantly less important. Second, private partners are very much less important for knowledge acquisition in Bremen while in Munich they are extraordinarily important. This fact may point to the improper structure of the private sector for KIBS in Bremen. 5. How do newly founded KIBS assess the regional characteristics at the point of foundation? Which conclusions can be drawn from different demands to location conditions with regard to medium-term firm strategies or necessities? As clients are the most important partners of KIBS, it is no surprise that a big majority of KIBS founders indicated that the existence of potential clients in the region was an important factor at the time of the foundation of the firm. Geographical „proximity”, both for KIBS and their clients, seems to be a common feature in all three regions. The slightly higher values in Stuttgart and Munich point to a bigger regional market with more opportunities (but also more competition among newly founded KIBS), especially in growing markets with low entry barriers (e.g. IT and multimedia firms). Compared to clients, companies carrying out the same business and innovation activities – as partners within the horizontal knowledge-exchange – obviously play a minor role. Between the regions, no significant differences exist. The availability of qualified personnel is certainly crucial for young (and small) KIBS. Regarding

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Andreas Koch, Thomas Stahlecker

this factor, disadvantages of small start-ups compared to large companies are evident. Asked about the role of regional (public) research and technology institutions, the vast majority of the founders declared that this factor has no significant importance. This particular circumstance appears to be the reverse of strong links towards clients and an innovation process that is mainly shaped with knowledge that is tacit and experience-based rather than science-based. Although the assessment of regional framework conditions from the point-of-view of the founders gives hints to the regional “atmosphere” for firm foundations in the KIBS sector, it remains an open question, whether medium-term necessities are satisfied as well. The advantages for KIBS as being strongly embedded during the early stages of the firm’s existence – particularly by producing highly specialised services for regional clients – may well turn disadvantageous if the region as an arena for client-oriented knowledge-transfer remains the primary focus of the developing KIBS. With the present paper, we have been able to show significant differences in the patterns of KIBS foundations in three German regions. By examining the foundation of KIBS on a firm level, the contribution is filling a gap in the existing entrepreneurship research literature, where firm foundations in the service sector have only been examined on highly aggregated levels so far. The theoretical assumptions as well as results from earlier qualitative studies mostly could be confirmed. It turned out, that there are strong inter-relations between the existing economic and institutional structure of a region and the foundation patterns in the KIBS sector. This is especially obvious for the region of Bremen. Between Munich and Stuttgart, the inter-regional differences seem to be at a more subtle level. However, some interesting questions remain to be analysed as for example the assessment of the concrete contribution of KIBS for regional and/or technological development and change. Furthermore, our dataset certainly will allow to conduct more in-depth, multivariate examinations of the foundation patterns and its influencing factors.

7

Acknowledgements

This paper presents results of the research project “The Foundation of KIBS in the Context of Industrial Core Regions: A Comparative Analysis in a Regional Economic Perspective”. We owe our thanks to the German Research Foundation (DFG) for funding the project within the Main Research Programme “Interdisciplinary Entrepreneurship Research” (Project No. RO 534/6). The project is jointly carried out by the Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research (Karlsruhe) and the Institute of Applied Economic Research (Tübingen). The Chambers of Industry and Commerce (IHK) in the regions of Bremen, Munich, and Stuttgart are greatly appreciated for providing data to support the empirical study. All opinions expressed in the paper and remaining errors are the sole responsibility of the authors.

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Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer: Empirische Relevanz und Erfolgschancen von Restartern Rosemarie Kay, Arndt Werner

Abstract Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer standen bis dato selten im Fokus der Gründungsforschung. So konnte bislang weder gezeigt werden, welche empirische Relevanz dieser besonderen Gruppe von Gründern zukommt, noch, ob die Erfahrung des Scheiterns einen Einfluss auf den Erfolg des folgenden Gründungsvorhabens hat. Der vorliegende Beitrag liefert hierauf empirisch gestützte Antworten. Trotz lückenhafter Datenlage kann eindeutig gezeigt werden, dass Restarts kein randständiges Phänomen darstellen. Die humankapitaltheoretische Überlegung, dass Gründer mit Selbständigkeits- oder Scheiternserfahrung erfolgreichere Unternehmen gründen als Erstgründer, kann anhand zweier Datensätze und mithilfe multivariater Analyseverfahren nicht bestätigt werden. Zuvor gescheiterte Unternehmer weisen demnach unter sonst gleichen Umständen die gleichen Erfolgschancen auf wie Erstgründer oder erfolgreiche Wiederholungsgründer, vorausgesetzt, sie konnten die ersten Jahre am Markt überleben. Wenn allerdings die Heterogenität der Gruppe der Gründer mit Selbständigkeitserfahrung berücksichtigt wird, also nach der Anzahl der vorangegangenen Selbständigkeitsepisoden differenziert wird, zeigen sich signifikante Einflüsse der Selbständigkeitserfahrung auf den Gründungserfolg.

1

Einleitung

Im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern haftet Deutschland nach wie vor der Ruf an, gescheiterten Unternehmern keine zweite Chance zu bieten, ihnen zumindest aber den Neustart zu erschweren. Zu diesem Ruf hat nicht nur eine weit verbreitete Stigmatisierung gescheiterter Unternehmer, sondern haben auch institutionelle Regelungen wie das Insolvenzrecht1 oder die Ausgestaltung von Gründungsförde1

Der Gesetzgeber hat auf die vorgetragene Kritik mit der Reform der Insolvenzordnung im Jahre 1999 und einer weiteren Novellierung im Jahre 2001 reagiert. Welche Auswirkungen sie auf das Restartgeschehen haben wird, kann gegenwärtig noch nicht beurteilt werden, da frühestens im Jahre 2006 die ersten gescheiterten Unternehmer das neugeregelte Verfahren einschließlich Wohlverhaltensphase durchlaufen haben werden.

158

Rosemarie Kay, Arndt Werner

rungsprogrammen beigetragen.2 Ob und inwieweit dieser Ruf gerechtfertigt ist, wurde bisher allerdings keiner empirischen Überprüfung unterzogen. Überhaupt ist festzustellen, dass die Gruppe der unternehmerischen Restarter bis dato selten im Fokus der empirischen Gründungsforschung gestanden hat. Dies gilt nicht nur für die deutsche, sondern auch für die internationale Gründungsforschung.3 Ziel des vorliegenden Beitrags ist es zunächst zu zeigen, dass Unternehmensgründungen von zuvor gescheiterten Unternehmern kein randständiges Phänomen darstellen. Dies ist notwendige Voraussetzung dafür, sich weiteren Fragestellungen im Zusammenhang „Restart“ zuzuwenden. Von zentraler Bedeutung erscheint uns dabei die Frage, ob die Erfahrung des Scheiterns einen Einfluss auf den Erfolg des folgenden Gründungsvorhabens hat. Humankapitaltheoretische Überlegungen legen nahe, dass gescheiterte Unternehmer über eine umfangreichere Humankapitalausstattung verfügen als Erstgründer, die noch keine Gründungserfahrungen sammeln konnten. Folglich sollten aus humankapitaltheoretischer Perspektive zuvor gescheiterte Unternehmer unter sonst gleichen Umständen eine höhere Produktivität bei einer erneuten Unternehmensgründung an den Tag legen als Erstgründer. Humankapitaltheoretische Überlegungen legen darüber hinaus nahe, dass höher ausgebildete Personen ihr Gründungsvorhaben finanziell besser ausstatten können, weil sie aufgrund ihres Humankapitals ein höheres Einkommen in der früheren Berufstätigkeit erzielt haben (vgl. z.B. Brüderl u.a. 1996, S. 49) oder als kreditfähig angesehen werden. Dieser Effekt dürfte bei zuvor gescheiterten Unternehmern nicht mehr zum Tragen kommen, weil die finanziellen Ressourcen des Gründers nach dem Scheitern weitestgehend ausgeschöpft sind und seine Kreditfähigkeit wegen entsprechender Schufa- oder Creditreform-Auskünfte negativ bewertet wird (vgl. Kay u.a. 2004, S. 32). Demnach wäre zu erwarten, dass Erstgründer erfolgreichere Unternehmen gründen als Restarter. Ob Restarter erfolgreicher als Erstgründer sind oder umgekehrt, kann aufgrund der beschriebenen gegenläufigen Effekte also theoretisch nicht eindeutig vorhergesagt werden, sondern kann allenfalls empirisch ermittelt werden. Es wäre aber auch denkbar, dass der theoretisch beschriebene Humankapitaleffekt von geringem Einfluss auf den erneuten Gründungserfolg ist und ihm deshalb in der Praxis kaum Bedeutung zukommt. Sollte diese Annahme zutreffen, wäre zu erwarten, dass sich ehemals erfolgreiche, ehemals erfolglose (Restarter) und Erstgründer nicht direkt im Erfolg des neuen Gründungsvorhabens unterscheiden. Allenfalls könnten indirekte Einflüsse über die oben beschriebene unterschiedliche Ausstat-

2

3

Eine Analyse der Gründungsförderungsprogramme der KfW-Mittelstandsbank zeigt zwar, dass deren Fördervoraussetzungen vormals gescheiterte Unternehmer nicht grundsätzlich ausschließen, de facto aber einem Großteil dieser Gründergruppe den Zugang erschwert oder unmöglich macht. Zu den wenigen Ausnahmen zählen u.a. die Studien der Boston Consulting Group (BCG 2002) oder Wagner (2003).

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

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tung mit Startkapital einen Effekt auf den Erfolg des neuen Gründungsprojektes ausüben. Die Beantwortung der Fragen nach empirischer Relevanz und Erfolgschancen von Restartern ist nicht nur aus theoretischer Perspektive von Bedeutung, sondern auch aus wirtschaftspolitischer. Sollte sich zeigen, dass Unternehmensgründungen durch vormals gescheiterte Unternehmer vergleichbare Erfolgschancen aufweisen wie Gründungen von Erstgründern, wäre zu prüfen, ob und wie die Gründungsvoraussetzungen für Restarter verbessert werden können. Andernfalls würde möglicherweise wertvolles volkswirtschaftliches Potenzial verschenkt. Im Folgenden wird zunächst die empirische Relevanz des untersuchten Phänomens aufgezeigt und anschließend der Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Typen der Selbständigkeitserfahrung und dem Unternehmenserfolg einer empirischen Analyse unterzogen. Dabei wird besonderer Wert auf die Kapitalausstattung der Gründertypen gelegt. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zur weiteren Restarterforschung.

2

Empirische Relevanz

Da keine amtliche Statistik Auskunft über die Anzahl der Gründer oder Selbständigen, die zuvor bereits einmal mit einem Unternehmen gescheitert waren, geben kann, müssen geeignete Datenquellen identifiziert werden, die zumindest Anhaltspunkte zur Verbreitung des Phänomens Restart liefern können. Dies schließt auch Angaben zu dem verwandten Sachverhalt einer früheren Selbständigkeitserfahrung ein. Als Datenquellen konnten schließlich zum einen bereits vorliegende empirische Studien der Gründungsforschung, zum anderen drei Datensätze, die unter diesem Gesichtspunkt noch einmal ausgewertet werden, herangezogen werden. Bei den Datensätzen handelt es sich um eine Panelbefragung von in Nordrhein-Westfalen (NRW) ansässigen Gründern (1999 bis 2002)4, eine schriftliche Befragung von Gründern im Raum Köln (GrünCol) im Jahre 19985, sowie das Sozio-oekonomische Panel6. 4

5

6

Sie umfasst Gründer und Gründerinnen, die zum Jahreswechsel 1998/99 in NordrheinWestfalen ein Unternehmen gegründet haben. Sie wurden erstmalig im Rahmen der Begleitforschung zur Gründungsoffensive NRW („GO!“ NRW) im Jahre 1999 und nochmals in den Jahren 2000 und 2002 befragt. Das Sample umfasst 359 (1999), 95 (2000) und 66 (2002) Unternehmen (vgl. Kay 2003, S. 4). Für einen Überblick über die befragten Unternehmen und ihre Gründer siehe Kay u.a. (2001, S. 3 ff.). Sie umfasst 910 Unternehmen aus dem Kölner Raum, die zwischen 1992 und 1997 gegründet wurden. Zur GrünCol-Erhebung (GrünCol=Gründungen aus Cologne) siehe Backes-Gellner u.a. (2000). Die in diesem Aufsatz verwendeten Daten des Sozio-oekonomischen Panels wurden vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, zur Verfügung gestellt.

160

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Abb. 1 gibt die Befunde zur Verbreitung von Selbständigkeitserfahrung und Restartern in Deutschland wieder. Der Anteil der Gründer, die zuvor bereits einmal selbständig waren, liegt zwischen 22 % (DtA-Gründungsmonitor 2002) als unterem Wert und 30 % (Münchner Gründerstudie) als oberem Wert. Alle anderen ermittelten Anteilswerte bewegen sich innerhalb dieser Spanne. Trotz aller Unterschiede zwischen den einzelnen Studien lassen die Belege in der Summe den Schluss zu, dass etwa zwischen 20 und 30 % aller Gründer zuvor bereits einmal selbständig waren. Zum Anteilswert der Restarter liegen lediglich zwei Quellen vor: Danach ist davon auszugehen, dass etwa zwischen 11 % (GrünCol) und 18 % (REM) der Gründer als Restarter zu verstehen sind. Restarter stellen also kein randständiges Phänomen dar, sondern haben einen beachtlichen Anteil am Gründungsgeschehen.7 Datenbasis Selbständigkeitserfahrung 22 % aller Gründer in Deutschland

DtA-Gründungsmonitor 2002

30 % der Gründer in der Region Oberbayern in den Jahren 1985/86

Münchner Gründerstudie (Brüderl u.a. 1996)

28,1 % der Gründer

Gründerbefragung NRW (1999)

29 % der Selbständigen

Sozio-oekonomisches Panel (1994)

24,9 % der Gründer

Gründungen aus Köln (GrünCol) (1992-1997)

Restarter 18 % aller Selbständigen und 23 % aller im Gründungsprozess stehenden Unternehmer

Regional Entrepreneurship Monitor REMDeutschland (Wagner 2003)

10,7 % der Gründer

Gründungen aus Köln (GrünCol) (1992-1997)

Abb. 1. Anteile von Gründern, die bereits einmal selbständig waren bzw. die eine frühere unternehmerische Tätigkeit beenden mussten, in % – Deutschland8

Die vorliegenden Daten zur Verbreitung von Selbständigkeitserfahrung und Restartern im europäischen Ausland deuten darauf hin, dass der Anteil der Gründer mit vorheriger Selbständigkeitserfahrung bzw. der Anteil der Restarter an den Unternehmensgründungen in Deutschland möglicherweise geringfügig niedriger liegt als in Schweden, Norwegen oder Großbritannien (vgl. Abb. 2). Im Vergleich zu den USA ist im Hinblick auf die Selbständigkeitserfahrung jedoch kein Unterschied zu erkennen.

7 8

Der ausgewiesene Anteilswert der Restarter unterschätzt deren tatsächlichen Anteil, weil die herangezogenen Daten Restarts mittels Strohmann nicht enthalten. Vgl. Kay u.a. (2004, S. 36 f. und S. 74).

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

161

Datenbasis Selbständigkeitserfahrung 37 % der Gründer (Großbritannien, 1986-1990)

Gründerbefragung (Birley/Westhead 1994)

36 % der Gründer (Norwegen, 1996)

Bevölkerungsbefragung (Alsos/Kolvereid 1998)

33 % der Gründer (Schweden, 1996)

amtliche Statistik (Delmar/Davidsson 2000)

22 % der Gründer (USA, 1989-1992)

Amtliche Daten der SBA (Headd 2001)

Restarter 20 % der Gründer (Norwegen, 1996)

Bevölkerungsbefragung (Alsos/Kolvereid 1998)

25 % der Gründer (Großbritannien, 1986-1990)

Gründerbefragung (Birley/Westhead 1994)

Abb. 2. Anteile von Gründern, die bereits einmal selbständig waren bzw. die eine frühere unternehmerische Tätigkeit beenden mussten, in % – Ausland9

Ein abschließender internationaler Vergleich ist aufgrund der schwachen empirischen Basis zwar nicht möglich. Gleichwohl deuten die Befunde nicht darauf hin, dass die Rahmenbedingungen für Gründungen durch vormals gescheiterte Unternehmer in Deutschland erheblich schlechter wären als in den betrachteten Ländern.

3

Einfluss von Selbständigkeits- bzw. Scheiternserfahrung auf den Unternehmenserfolg

Angesichts der berichteten Anteilswerte der Restarter am Gründungsgeschehen ist eine weitere Auseinandersetzung mit der Gründergruppe Restarter nicht nur zulässig, sie erscheint vielmehr dringend erforderlich. Da diese Gründergruppe bisher äußerst selten Gegenstand empirischer Untersuchungen war, haben wir uns entschlossen, um uns Erkenntnismöglichkeiten nicht unnötig zu verschließen, unseren Blickwinkel zu erweitern und das Kriterium „vorheriges Scheitern“ fallen zu lassen, also auch solche empirischen Untersuchungen zu berücksichtigen und alle zugänglichen Datensätze zu analysieren, die Auskunft über den Zusammenhang zwischen Selbständigkeitserfahrung und Unternehmenserfolg geben können.

9

Vgl. Kay u.a. (2004, S. 37 f).

162

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Eine Durchsicht vorliegender Studien zu ebendiesem Zusammenhang ergibt kein einheitliches Bild (vgl. Kay u.a. 2004, S. 39 ff.).10 Zwar wurde in den meisten Studien ein positiver Zusammenhang zwischen Selbständigkeitserfahrung und Unternehmenserfolg festgestellt, als statistisch signifikant hat er sich aber eher selten erwiesen. Ein wesentlicher Grund dafür, dass der Einfluss der Selbständigkeitserfahrung auf den Unternehmenserfolg nicht eindeutig bestimmt werden konnte, liegt, so eine der Hauptthesen dieses Beitrags, in der unzureichenden Begriffsbestimmung, mit der das Phänomen „vorherige Selbständigkeit“ bislang erfasst wurde. So wird beispielsweise i.d.R. außer Acht gelassen, dass sich Gründer mit Selbständigkeitserfahrung darin unterscheiden, ob die vorherige Gründung erfolgreich war oder nicht, bzw. ob nur einmal oder bereits mehrmals in der Vergangenheit gegründet wurde. An dieser Überlegung setzt unsere Untersuchung an. Es soll gezeigt werden, dass nicht generell von einer positiven Erfolgswirkung der Selbständigkeitserfahrung ausgegangen werden kann, sondern dass die Unterschiede in der Art und Weise, wie die vorherige Selbständigkeit vollzogen wurde, zu systematischen Unterschieden im Erfolg des neuen Gründungsprojektes führt. Auf Basis des sozio-oekonomischen Panels wird es konkret darum gehen zu klären, welchen Einfluss das Wissen, das sich Gründer durch eine vorherige Gründung aneignen konnten, auf den Erfolg des neuen Gründungsprojektes hat, und welche Rolle in diesem Zusammenhang die Anzahl der vorherigen Gründungsprojekte spielt (vgl. Kapitel 3.1). Dazu wird im Rahmen eines mehrstufigen multivariaten Modells – unter Kontrolle zusätzlicher, den Gründungserfolg beeinflussender Determinanten – der isolierte Einfluss der Wiederholungserfahrung auf den Erfolg der neuen Gründung erfasst und analysiert. Auf Basis des GrünCol-Datensatzes wird anschließend mit Hilfe eines mehrstufigen multivariaten Modells untersucht, ob sich Restarter, erfolgreiche ehemalige Gründer und Erstgründer im Erfolg ihres neuen Gründungsprojektes unterscheiden (vgl. Kapitel 3.2). 3.1

Sozio-oekonomisches Panel: Erfolg von Wiederholungsgründern

3.1.1 Datenbasis und -aufbereitung

Das sozio-oekonomische Panel (SOEP) stellt eine repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte in Deutschland dar. Es gibt u.a. Auskunft über die Erwerbsbiographie, die Einkommensverläufe sowie die schulische und berufliche Ausbildung der befragten Personen. Das SOEP eröffnet damit nicht nur die Möglichkeit, Selbständige aus der Gruppe der Erwerbstätigen zu identifizieren, sondern 10

Einbezogen wurden Brüderl u.a. (1996), Moog/Backes-Gellner (2003), Kuipers (1990), Westhead/Wright (1998), Alsos/Kolvereid (1998), Bosma u.a. (2000), Headd (2001) und van Praag (2003).

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

163

auch innerhalb der Gruppe der Selbständigen zwischen Erst- und Wiederholungsgründern zu unterscheiden. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass das SOEP nicht vorrangig erhoben wird, um das Gründungsgeschehen in Deutschland oder gar die Charakteristika von Wiederholungsgründern zu analysieren. Deshalb ist eine Aufbereitung der Daten für den Untersuchungszweck erforderlich, was bedauerlicherweise einige Dateneinschränkungen zur Folge hat. Ausgangspunkt der empirischen Analysen sind alle Selbständigen, die in der Erhebung des Jahres 1994 befragt wurden. Da der SOEP-Datensatz die Erwerbsbiographien der befragten Gründer bestenfalls bis zum Jahr 1984 erfasst, liegen keine Informationen darüber vor, ob die befragten Gründer vor dem Jahr 1984 schon einmal selbständig waren (und damit zur Gruppe der Wiederholungsgründer zählen). Folglich wird die Zahl der Wiederholungsgründer in der Stichprobe vermutlich etwas unterschätzt. Dies sollte sich gleichwohl nur geringfügig auf die Tragfähigkeit der Befunde auswirken, denn diese Ungenauigkeit führt im Ergebnis dazu, dass die Unterschiede zwischen Erstgründern und Wiederholungsgründern tendenziell verwischt werden. Sind dennoch signifikante Gruppenunterschiede festzustellen, fallen diese damit eher zu klein aus. Insgesamt enthält der aus dem SOEP gewonnene Datensatz 587 selbständige Personen. Davon haben 417 nur einmal den Schritt in die Selbständigkeit gewagt; sie bilden die Gruppe der Erstgründer. 170 Selbständige waren dagegen in der Vergangenheit bereits mindestens einmal selbständig; sie bilden die Gruppe der Wiederholungsgründer. Der Anteil der Wiederholungsgründer an allen untersuchten Gründern liegt damit bei 29 %. 3.1.2 Erfolgsindikator und einbezogene Merkmale

Unser SOEP-basierter Datensatz lässt die Bildung verschiedener Erfolgsindikatoren zu. Als am besten geeignet erweist sich das monatliche Einkommen aus selbständiger Tätigkeit im Jahr 1994, denn dieser Indikator erfasst nicht nur den betrieblichen Erfolg möglichst breit,11 zugleich ist die Erzielung eines Einkommens aus selbständiger Tätigkeit für vormals gescheiterte Unternehmer angesichts eingeschränkter Arbeitsmarktchancen von herausragender Bedeutung. Das Selbständigen-Einkommen bildet also im Folgenden die abhängige Variable in den Einkommensregressionen; die Höhe des Einkommens wird in DM gemessen. In der zu schätzenden Regressionsgleichung werden neben der Wiederholungserfahrung, die hier das interessierende Merkmal darstellt, weitere Einkommensdeterminanten (als Kontrollvariablen) berücksichtigt. Bei der Formulierung der Regressionsgleichung greifen wir auf die aus der Humankapitaltheorie abgeleiteten Mincer-Einkommensfunktion zurück (vgl. Mincer 1974). Daraus lässt sich ableiten:

11

Zur Auswahl des Erfolgsindikators siehe Kay u.a. (2004, S. 53 ff.).

164

Rosemarie Kay, Arndt Werner

1. Die schulische und berufliche Ausbildung ("Bildung"): Gemäß der Humankapitaltheorie schlagen sich Investitionen in die schulische und berufliche Ausbildung in einer unterschiedlichen Produktivität der Erwerbstätigen und damit in unterschiedlichen Einkommen nieder. Die schulische und berufliche Ausbildung wird in unserem Datensatz durch die Anzahl der Ausbildungsjahre operationalisiert. Je mehr Ausbildungsjahre die Selbständigen aufweisen, desto höher müsste das Einkommen ausfallen. 2. Die Dauer der ausgeübten Selbständigkeit ("Dauer"): Vermutet werden kann, dass mit der Dauer der ausgeübten Tätigkeit Lerneffekte einhergehen, die sich letztendlich in einem höheren Einkommen niederschlagen. Die Dauer der Selbständigkeit wird durch die Jahre der aktuell ausgeübten Tätigkeit gemessen. 3. Die eingesetzte wöchentliche Arbeitsstundenzahl ("Stunde"): Ein positiver Einfluss der eingesetzten Stundenzahl auf das Einkommen lässt sich ebenfalls humankapitaltheoretisch begründen. Je höher die durchschnittliche wöchentliche Stundenzahl, desto produktiver ist der Selbständige und desto höher sollte letztlich das Einkommen ausfallen. 4. Die selbständige Erwerbstätigkeit des Vaters ("Vater"): Kinder von Selbständigen bekommen von ihren Eltern gründungsrelevantes Wissen in der Erziehung vermittelt. Aus humankapitaltheoretischer Sicht führt dies dazu, dass Kinder von Selbständigen unter sonst gleichen Umständen erfolgreicher in einer späteren Selbständigkeit sind als Selbständige, deren Eltern nicht selbständig waren (vgl. Pfeiffer u.a. 1991). Die dichotome Variable "Vater" nimmt die Ausprägung "1" an, wenn der Vater selbständig erwerbstätig war oder ist, und "0" beim Gegenteil.12 5. Das Geschlecht der befragten Selbständigen ("Frau"): Neben den aufgeführten humankapitalbasierten Einflüssen führt die Konzentration bestimmter Gruppen von Erwerbstätigen auf bestimmte Erwerbstätigkeiten zu systematischen Einkommensdifferenzen (vgl. Backes-Gellner u.a. 1991). Häufig wird argumentiert, dass Frauen weniger verdienen als Männer, weil sie einer Diskriminierung am Arbeitsmarkt ausgesetzt sind. Dieser mögliche Einfluss wird in der folgenden Analyse mit einer dichotomen Variable (Ausprägungen: "1"=weiblich, "0"=männlich) erfasst. 6. Der Familienstand der befragten Selbständigen ("Familienstand"): In einer Reihe von empirischen Untersuchungen zur Einkommenshöhe wird auch der Familienstand explizit berücksichtigt (Ausprägungen: "1"=ledig, "0"=nicht ledig"). Schwarze (1990) hat beispielsweise festgestellt, dass ledige Arbeitnehmer – auch gemessen am Bruttoeinkommen – weniger verdienen als verheiratete. Begründet wird dieser Einfluss damit, dass sich eine feste Beziehung motivierend auf die Arbeitsleistung und damit erhöhend auf das Einkommen auswirkt. Für Selbstän12

Die Erwerbstätigkeit der Mütter wurde nicht berücksichtigt, da in keinem der betrachteten SOEP-Fälle Mütter selbständig erwerbstätig gewesen waren.

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

165

dige kann darüber hinaus vermutet werden, dass mithelfende Familienangehörige (z.B. der Ehepartner) oftmals unentgeltlich im Betrieb aushelfen. Auch das sollte sich tendenziell positiv auf die Einkommenshöhe nichtlediger Selbständiger auswirken. 7. Das Alter der befragten Selbständigen ("Alter"): Das Alter fliesst in die Schätzungen ein, weil ältere Selbständige in der Regel risikoaverser sind als jüngere. Jüngere Selbständige werden eher in riskante Projekte mit höheren Renditechancen investieren, was sich letzendlich in einem höheren Selbständigen-Einkommen widerspiegeln kann (vgl. Miller 1984). 8. Die Gründungsbranche ("Branche"): Die unterschiedlichen Branchen fließen deswegen in Einkommensschätzungen mit ein, weil vermutet wird, dass hinter diesen unterschiedliche branchenspezifische Produktionsfunktionen stehen, die einen Einfluss auf das Selbständigeneinkommen ausüben. Die Einflüsse der Branchenzugehörigkeit werden abgebildet über die Dummy-Variablen Landwirtschaft, Baugewerbe, Handel, Banken- und Versicherungsgewerbe, Nachrichten und Verkehr, Gastgewerbe, übrige Dienstleistungen und Produzierendes Gewerbe (als Referenzkategorie). Die „Wiederholungserfahrung“ wird auf zwei Wegen erfasst. Zum einen wird danach differenziert, ob der Selbständige in seiner bisherigen Erwerbsbiographie schon mindestens einmal selbständig tätig war und diese Selbständigkeit beendet hat oder nicht. Die dichotome Variable Selbständigkeitserfahrung ("SE") kann die Ausprägungen "1"=mindestens eine abgeschlossene Selbständigkeitsepisode und "0"=keine abgeschlossene Selbständigkeitsepisode annehmen. Zum anderen wird die Anzahl der abgeschlossenen Selbständigkeitsepisoden als Ausgangspunkt gewählt. Es werden vier dichotome Variablen gebildet, wobei die Variable "SE_ANZ1" den Wert "1" annimmt, wenn genau eine Selbständigkeitsepisode abgeschlossen wurde, und "0", wenn nicht. Die Variable "SE_ANZ2" nimmt den Wert "1" an, wenn genau zwei Selbständigkeitsepisoden abgeschlossen wurden, und "0", wenn nicht. Mit den Variablen "SE_ANZ3" und "SE_ANZ4" verhält es sich analog. Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, waren 16,7 % der Selbständigen genau einmal, 6,5 % zweimal und 5,8 % dreimal oder häufiger in der Vergangenheit selbständig.

166

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Tabelle 1. Restart-Häufigkeit im SOEP-Datensatz Selbständigkeitsepisoden

Absolut

in %

Erstgründer

417

71,0

Eine Episode

98

16,7

Zwei Episoden

38

6,5

Drei Episoden

12

2,1

Vier und mehr Episoden

24

3,7

587

100

Insgesamt Quelle: SOEP

3.1.3 Regressionsmodelle

Unter besonderer Berücksichtigung der Selbständigkeitserfahrung (SE) und der Anzahl der abgeschlossenen vergangenen Selbständigkeitsepisoden (SE_ANZ) wird jeweils eine Regressionsgleichung mit dem logarithmisierten Selbständigeneinkommen (lnY) als abhängige Variable geschätzt. Die Kontrollvariablen sind die logarithmisierte schulische und berufliche Ausbildungsdauer (lnAUSB), die logarithmisierte Dauer der aktuellen selbständigen Erwerbstätigkeit (lnDAUER), die logarithmisierte Stundenzahl (lnSTUNDE), die selbständige Erwerbstätigkeit des Vaters (VATER), das Geschlecht (FRAU), der Familienstand (LEDIG), das logarithmisierte Alter der Selbständigen (lnALTER) und die verschiedenen Gründungsbranchen (BRANCHEN): (1) lnY=ß0+ß1*SE + ß2*lnAUSB + ß3*lnDAUER + ß4*lnSTUNDE + ß5*VATER + ß6*FRAU + ß7*LEDIG + ß8*lnALTER + ß9*BRANCHEN + u (2) lnY=ß0+ß1*SE_ANZi + B2*lnAUSB + ß3*lnDAUER + ß4*lnSTUNDE + ß5*VATER + ß6*FRAU + ß7*LEDIG + ß8*lnALTER + ß9*BRANCHEN + u mit i = 1 bis 4

Vor dem Hintergrund der theoretischen Ausführungen ist zu erwarten, dass die Regressionskoeffizienten der Kontrollvariablen ß2, ß3, ß4 und ß5 ein positives sowie ß6, ß7, und ß8 ein negatives Vorzeichen aufweisen. Tabelle 2 gibt die Schätzergebnisse wieder13. Der Erklärungsgehalt der beiden Einkommensschätzungen liegt mit 28,8 % bzw. 30,3 % in einem akzeptablen Bereich. 13

Zur Überprüfung der Robustheit der Schätzergebnisse wurden Schätzungen ohne die Branchendummys durchgeführt, die hier der Übersicht halber nicht aufgeführt werden. Ein Vergleich der Ergebnisse ergibt, dass die Höhe und das Signifikanzniveau der einzelnen Koeffizienten nicht nennenswert voneinander abweichen, so dass von einer hohen einzelnen Robustheit der Regressionsergebnisse ausgegangen werden kann.

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

167

Die Schätzergebnisse zu den Kontrollvariablen entsprechen den theoretischen Implikationen der Humankapitaltheorie, was als Beleg für die Güte der Schätzungen angesehen werden kann: Die schulische und berufliche Ausbildungsdauer, die Dauer der aktuellen Selbständigkeit und die Anzahl der eingesetzten wöchentlichen Arbeitsstunden haben einen signifikant positiven Einfluss auf die Einkommenshöhe. Eine einprozentige Steigerung der Ausbildungsvariable führt zu einer Erhöhung des Selbständigeneinkommens um 0,71 %; eine einprozentige Steigerung der Dauer der aktuellen Selbständigkeit führt zu einer Erhöhung des Einkommens um 0,25 % und eine einprozentige Steigerung der eingesetzten Arbeitsstunden führt zu einer Steigerung des Einkommens um 0,47 %. Die soziodemografischen Variablen Geschlecht und Familienstand haben einen signifikanten und, wie vermutet, negativen Einfluss auf das Selbständigeneinkommen. Selbständige Frauen verdienen gut ein Drittel (- 34,4 %) weniger als selbständige Männer und selbständige Ledige verdienen knapp ein Drittel (- 29,4 %) weniger als selbständige Nichtledige. Das Alter der befragten Person hat keinen signifikanten Einfluss auf das Selbständigeneinkommen. Die Brancheneinflüsse sind gemischt. Im Vergleich zur Kategorie "Verarbeitendes Gewerbe" verdienen Landwirte signifikant weniger. Alle anderen Branchendummys sind nicht signifikant. Welchen Einfluss übt die Selbständigkeitserfahrung nun auf das Selbständigeneinkommen aus? Gemäß der ersten Schätzung (Modell 1) können zwischen Selbständigen, die in ihrer Erwerbsbiografie eine oder mehrere abgeschlossene Selbständigkeitsepisoden aufweisen, und Erstgründern keine signifikanten Einkommensunterschiede festgestellt werden. Berücksichtigt man jedoch die Anzahl der abgeschlossenen Selbständigkeitsepisoden (Modell 2), so zeigt sich ein differenzierteres Bild (vgl. Abb. 3). Danach weisen Wiederholungsgründer, die maximal einmal zuvor selbständig waren, ein signifikant höheres Einkommen auf als Erstgründer (+ 31,3 %). Wiederholungsgründer, die zwei oder drei solcher Selbständigkeitsepisoden in ihrer Biographie verzeichnet haben, unterscheiden sich im Einkommen dagegen nicht von Erstgründern. Wiederholungsgründer, die vier und mehr abgeschlossene Selbständigkeitsepisoden aufweisen (sogenannte "Seriengründer"), haben hingegen ein erheblich signifikant geringeres Einkommen als Erstgründer (- 45,0 %).

168

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Tabelle 2. Ergebnisse der Regressionsschätzungen zum Selbständigeneinkommen unter besonderer Berücksichtigung der Selbständigkeitserfahrung bzw. der Anzahl der Selbständigkeitsepisoden Einflussfaktoren Humankapitalvariablen Ausbildungsdauer (logarithmisiert) Dauer der aktuellen selbständigen Erwerbstätigkeit (logarithmisiert) Zahl der Arbeitsstunden (logarithmisiert) Selbständige Erwerbstätigkeit des Vaters Soziodemografische Faktoren Geschlecht (Frau) Familienstand (ledig) Lebensalter (logarithmisiert) Branchen Landwirtschaft Bau Handel Banken und Versicherungen Nachrichten und Verkehr Gastgewerbe Übrige Dienstleistungen Wiederholungserfahrung Selbständigkeitserfahrung (SE) Eine abgeschlossene Selbständigkeitsepisode (SE_ANZ1) Zwei abgeschlossene Selbständigkeitsepisoden (SE_ANZ2) Drei abgeschlossene Selbständigkeitsepisoden (SE_ANZ3) Vier und mehr abgeschlossene Selbständigkeitsepisoden (SE_ANZ4)

Modell 1 Koeffizienten (ßt)

Modell 2 Koeffizienten (ßt)

,692* (3,23) ,285* (6,38) ,479* (5,88) -,04 (,39)

,714* (3,36) ,250* (5,44) ,470* (5,83) -,02 (,22)

-,359* (3,51) -,263* (1,99) -,392* (2,06)

-,344* (3,39) -,294* (2,24) -,307 (1,60)

-,639* (3,19) ,179 (1,14) -,08 (,55) ,216 (1,08) -,124 (,55) ,09 (,47) ,04 (,29)

-,640* (3,21) ,174 (1,11) -,08 (,56) ,200 (1,01) -,09 (,42) ,08 (,45) ,07 (,50)

,189 (1,96) --

--

----

,313* (2,85) ,122 (,665) ,140 (,380) -,450* (1,98)

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

169

Tabelle 2. Fortsetzung Einflussfaktoren Fälle F-Wert

Modell 1 Koeffizienten (ßt) 372 11,03*

Modell 2 Koeffizienten (ßt) 372 9,95*

---

3,44*

0,288

0,303

Partieller F-Test R²-korrigiert

© IfM Bonn * mindestens signifikant auf dem 5%-Niveau. t-Werte in Klammern. Konstanten nicht angeführt. Referenzkategorie für Branchen: "Verarbeitendes Gewerbe". Referenzkategorie für Wiederholungserfahrung: "Erstgründer".

Ein vergleichender Blick auf das Bestimmtheitsmaß (R²-korrigiert) zeigt zudem, dass der Erklärungsgehalt des zweiten Modells besser ausfällt als der des ersten und der partielle F-Test signifikant ausfällt. Das ist ein sicherer Hinweis dafür, dass weniger das bloße Vorhandensein von Wiederholungserfahrung, sondern vielmehr die Anzahl der abgeschlossenen Selbständigkeitsepisoden ein wichtiger Bestimmungsfaktor für das Selbständigeneinkommen und damit für den Erfolg des neuen Gründungsprojektes darstellt. Wiederholungsgründer stellen also, wie Kay u.a. (2004, S. 48 ff.) zeigen, eine heterogene Gruppe dar, die auch im Gründungserfolg stark variieren kann. Dieser Heterogenität soll im Folgenden Rechnung getragen werden, indem die Wiederholungsgründer differenziert nach dem Kriterium des Erfolges ihres vorherigen Gründungsprojektes analysiert werden. Monatseinkommen

31,3* 12,2

14,0

Erstgründer

-45,0* eine

zwei

drei

vier und mehr

vorherige Selbständigkeitsepisoden * Signifikanzniveau 5%

© IfM Bonn 04 61 015

Quelle: SOEP

Abb. 3. Einkommen von Wiederholungsgründern (in Abhängigkeit von der Anzahl der Selbständigkeitsepisoden) im Vergleich zu Erstgründern in %

170

Rosemarie Kay, Arndt Werner

3.2

Gründungen aus Köln (GrünCol): Erfolg von Restartern

3.2.1 Unterschiedliche Typen von wiederholter Gründung

Von den 910 Gründern im Kölner Raum hatten 24,9 % zuvor schon einmal ein Unternehmen gegründet. Zur Unterteilung dieser Wiederholungsgründer in erfolgreiche und erfolglose wird das Kriterium „Existenz der ersten Gründung“ herangezogen. Mit Blick auf Tabelle 3 zeigt sich, dass die vorherige Gründung bei mehr als der Hälfte (55,9 %) der Wiederholungsgründer zum Befragungszeitpunkt noch Bestand hat. Diese Personen bilden die Gruppe der erfolgreichen Wiederholungsgründer. Existiert die vorherige Gründung nicht mehr, stufen wir diese Personen als erfolglose Wiederholungsgründer ein. Bezogen auf die Gesamtstichprobe sind 13,6 % der Gründer erfolgreiche und 10,7 % erfolglose Wiederholungsgründer. Tabelle 3. Wiederholungsgründer nach Erfolg der vorherigen Gründung Erfolg der vorherigen Gründung

Absolut

in % der Wiederholungsgründer

in % der gesamten Stichprobe

Erfolgreiche Wiederholungsgründer

123

55,9

13,6

Erfolglose Wiederholungsgründer ("Restarter")

97

44,1

10,7

220*

Insgesamt

100,0

24,3

* Fünf Restarter gaben keine Antwort auf die Frage, ob ihre erste Gründung noch existiert. Quelle: GrünCol

3.2.2 Erfolgsindikator und einbezogene Merkmale

Von den auf Basis des Datensatzes GrünCol möglichen Erfolgsindikatoren wählen wir den Birch-Index (b). Der Birch-Index als kombinierte Maßzahl eignet sich insofern am besten als Wachstumsmaß, als er die spezifischen Probleme entschärft, die mit der Verwendung von ausschließlich absoluten bzw. ausschließlich relativen Wachstumsgrößen einhergehen. Er setzt sich folgendermaßen zusammen:

b= t GJ Bt BGJ

⎛ Bt ⎝ BGJ

(Bt − BGJ ) * ⎜⎜ t − GJ

⎞ ⎟⎟ ⎠ , mit

1997 Gründungsjahr Anzahl der Beschäftigten inkl. Gründer in 1997 (logarithmiert) Anzahl der Beschäftigten inkl. Gründer im Gründungsjahr (logarithmiert)

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

171

Für alle nachfolgenden multivariaten Berechnungen werden, soweit die Datenlage es erlaubt, die bereits in Kapitel 3.1.2 ausführlich beschriebenen Kontrollvariablen herangezogen. Darüber hinaus kann eine Reihe weiterer Kontrollvariablen aufgenommen werden, die nicht im SOEP vorhanden waren und von denen ebenfalls ein Einfluss auf den Gründungserfolg erwartet werden kann: 1. Die Gründungsart ("Neugründung"): In der empirischen Gründungsforschung wird vermutet, dass sich Unternehmensübernahmen gegenüber originären Neugründungen durch ein geringeres Expansionspotenzial in der Frühentwicklungsphase auszeichnen (vgl. Brüderl u.a. 1996). Die dichotome Variable nimmt die Ausprägungen "1"=Neugründung und "0"=Übernahmen an. 2. Patentanmeldungen ("Patent"): Jungen innovativen Unternehmen werden im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Regel besonders positive Beschäftigungseffekte zugeschrieben (vgl. Nerlinger 1998). Um diesen Einfluss zu berücksichtigen, geht die dichotome Variable "Patent" mit den Ausprägungen "1"=Patentanmeldung und "0"=kein Patent in die Berechnungen ein. 3. Die Partnergründung ("Partner"): Unternehmen werden von einer oder mehreren Personen gegründet. Es kann vermutet werden, dass Teamgründungen aufgrund verbesserter finanzieller und intangibler Ressourcen (vgl. Mellewigt 2001) sowie eines leistungsförderlichen Gruppendruckeffekts (vgl. Backes-Gellner u.a. 2004) erfolgreicher sind als Einzelgründungen. Der Teameinfluss wird über eine dichotome Variable (Ausprägungen: "1"=Teamgründung, "0"=Einzelgründung) erfasst. 4. Die Branchenerfahrung ("Praxis"): Gründer, die vor ihrer Gründung Praxiserfahrung in der Branche sammeln konnten, in der sie sich später selbständig machen, sind in der Regel erfolgreicher als Gründer ohne solche Erfahrungswerte (vgl. z.B. Picot u.a. 1989; Brüderl u.a. 1996; Sheikh 2001). Dieser Einfluss wird über eine dichotome Variable (Ausprägungen: "1"=Branchenerfahrung vorhanden, "0"=Branchenerfahrung nicht vorhanden) erfasst. Die weiteren Kontrollvariablen stimmen inhaltlich mit denen des Kapitels 3.1.2 überein, in der Operationalisierung ergeben sich jedoch einige kleinere Unterschiede. Erfolgsdifferenzen, die aus systematischen Humankapitaldifferenzen resultieren, werden über die dichotomen Variablen "Abitur" (Ausprägungen: "1"=Abitur, "0"=kein Abitur) und "Hochschulabschluss" (Ausprägungen: "1"= Hochschulabschluss/Promotion, "2"=kein Hochschulabschluss/Promotion) eingefangen. Die einzelnen Gründungsbranchen wurden zu insgesamt drei Branchen ("Produktion", "Handel" und "Dienstleistungen") aggregiert. Außerdem sind im Kölner Unternehmensdatensatz keine Informationen zur "Häufigkeit" und "Dauer" ehemaliger Gründungsprojekte sowie zum Familienstand des Gründers vorhanden. Der „Erfolg des vorherigen Gründungsprojektes“, dessen Einfluss auf den Erfolg der neuen Gründung untersucht werden soll, wird durch drei dichotome Variablen erfasst, die Variablen "SE" (Ausprägungen: "1"=Wiederholungsgründer, "0"=Erstgründer), "ERFOLG" (Ausprägungen: "1"=vorherige Gründung erfolgreich,

172

Rosemarie Kay, Arndt Werner

"0"=Sonstige) und "MISSERFOLG" (Ausprägungen: "1"= vorherige Gründung nicht erfolgreich, "0"=Sonstige). 3.2.3 Regressionsmodelle

Unter besonderer Berücksichtung der Selbständigkeitserfahrung (SE) und des Erfolges der vorangegangenen Selbständigkeitsepisode (ERFOLG und MISSERFOLG) wird jeweils eine Regressionsgleichung mit dem Birch-Index als abhängige Variable berechnet. Als Kontrollvariablen werden eingeführt: Abitur (ABI), Hochschulabschluss/Promotion (HA), eingesetzte logarithmisierte Arbeitsstunden (ln_STUNDE), Vater selbständig (VATER), Praxiserfahrung in der gegründeten Branche (PRAXIS), Geschlecht (FRAU), logarithmisiertes Alter des Unternehmensgründers (ln_ALTER), Neugründung (NEUGR), Patentanmeldung (PATENT), Teamgründung (TEAM) und Gründungsbranche (BRANCHEN): (1) Birch= ß0 + ß1*ABITUR + ß2*HOCHSCH + ß3*lnSTUNDE + ß4*VATER + ß5*PRAXIS + ß6*FRAU + ß7*lnALTER + ß8*NEUGR + ß9*PATENT + ß10*TEAM + ß11*BRANCHEN +ß12*SE + u (2) Birch= ß0 + ß1*ABITUR + ß2*HOCHSCH + ß3*lnSTUNDE + ß4*VATER + ß5*PRAXIS + ß6*FRAU + ß7*lnALTER + ß8*NEUGR + ß9*PATENT + ß10*TEAM + ß11*BRANCHEN +ß12*ERFOLG +ß13*MISSERFOLG + u

(Tabelle 4 gibt die Schätzergebnisse zur Beschäftigungsentwicklung, erfasst durch den Birch-Index, wieder.14 Der Erklärungsgehalt der beiden Schätzungen ist mit 4,8 % bzw. 4,9 % sehr niedrig ausgefallen.) Die Schätzergebnisse zu den Kontrollvariablen entsprechen insofern nicht den Erwartungen, als lediglich zwei Variablen einen signifikanten positiven Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung ausüben:15 die eingesetzten Stunden und die Teamgründung. Die hier interessierenden Variablen der Selbständigkeitserfahrung hingegen haben keinen signifikanten Einfluss auf den Gründungserfolg. Somit kann festgehalten werden, dass weder Wiederholungsgründer im Allgemeinen (SE) noch in der Vergangenheit erfolgreiche noch in der Vergangenheit erfolglose Gründer (ERFOLG und MISSERFOLG) besser abschneiden als Erstgründer; sie schneiden aber auch nicht schlechter ab.16 14

15

16

Wie in Kapitel 3.1 wurden auch für die hier angestellten multivariaten Berechnungen zur Überprüfung der Robustheit der Schätzergebnisse Modelle ohne Berücksichtigung der Branchenvariablen berechnet. Diese Modelle werden der Übersicht halber nicht aufgeführt; sie weisen auf eine hohe Robustheit der Schätzergebnisse hin. Der Birch-Index weist den Nachteil auf, dass die Einflüsse inhaltlich nicht mehr anschaulich interpretiert werden können. Deshalb beschränken wir uns auf die Vorzeicheninterpretation. Eine Berechnung mit der Beschäftigungskennziffer von Brüderl u.a. (1996, S. 113) als abhängige Variable und dem in Tabelle 4 wiedergegebenen Set an unabhängigen Variablen zeigt ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Gründertypen auf.

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

173

Tabelle 4. Ergebnisse der Regressionsschätzungen zur Beschäftigungsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Wiederholungserfahrung und des Wiederholungserfolges Einflussfaktoren Humankapitalvariablen Abitur Hochschulabschluss/Promotion Zahl der Arbeitsstunden (logarithmisiert) Selbständige Erwerbstätigkeit des Vaters Praxiserfahrung in der gegründeten Branche Soziodemografische Faktoren Geschlecht (Frau) Lebensalter (logarithmisiert) Unternehmensspezifische Faktoren Neugründung Patentanmeldung Teamgründung Handel Dienstleistungen Wiederholungserfahrung Selbständigkeitserfahrung (SE) Vorherige Gründung erfolgreich (ERFOLG) Vorherige Gründung nicht erfolgreich (MISSERFOLG) Fälle F-Wert R²-korrigiert

Modell 1 Koeffizienten (ßt)

Modell 2 Koeffizienten (ßt)

,016 (,37) ,021 (,48) ,079** (,33) ,014 (,40) -,019 (-,44)

,040 (,32) ,021 (,49) ,078** (3,23) ,015 (,43) -,018 (,67)

,021 (,49) -,089 (-1,21)

,019 (,45) -,085 (-1,15)

,01 (-,10) ,154 (,19) ,143** (4,01) -,092* (-1,65) -,061 (-1,15)

-,01 (-,01) ,015 (,18) ,148** (4,15) -,094* (-1,67) -,062 (-1,18)

-,019 (-1,15) --

--

-566 3,192** ,048

-,021 (-,430) -,08 (-1,33) 566 3,083** ,049 © IfM Bonn

* mindestens signifikant auf dem 10 %-Niveau. ** mindestens signifikant auf dem 5 %-Niveau. t-Werte in Klammern. Konstanten nicht angeführt. Referenzkategorie für Branchen: "Verarbeitendes Gewerbe". Referenzkategorie für Selbständigkeitserfahrung: "Erstgründer".

174

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Mit anderen Worten: Restarter haben demnach die gleichen Erfolgschancen wie Erstgründer oder erfolgreiche Wiederholungsgründer, vorausgesetzt, sie konnten die ersten Jahre am Markt überleben.17 Da das Überleben neugegründeter Unternehmen insbesondere von der ausreichenden Versorgung mit Startkapital abhängt,18 soll in einem weiteren Schritt untersucht werden, wie sich das vorangegangene Scheitern auf die Kapitalausstattung und damit indirekt auf den Erfolg der Gründungsunternehmen auswirkt.

4

Gründungen aus Köln (GrünCol): Kapitalausstattung von Restartern

Das Scheitern eines Unternehmens geht häufig mit persönlichen Vermögensverlusten, wenn nicht gar mit privater Verschuldung des Unternehmers einher. Dies sollte Auswirkungen auf die Kapitalbeschaffung für eine erneute Unternehmensgründung haben. D.h., Restarter sollten größere Finanzierungsprobleme haben als erfolgreiche Wiederholungsgründer, tendenziell mit einem geringeren Startkapital antreten und wegen fehlenden Eigenkapitals und eingeschränkter Kreditmöglichkeiten eine andere Kapitalstruktur aufweisen als erfolgreiche Wiederholungsgründer oder erstmalige Gründer. Der Datensatz Gründungen aus Köln lässt eine empirische Überprüfung dieser Hypothesen zu. Zunächst kann gezeigt werden (vgl. Tabelle 5), dass ein Scheitern eines Gründungsprojektes in der Vergangenheit tatsächlich zu besonderen Finanzierungsproblemen für Unternehmensgründer führt. Verglichen mit der Gruppe, der in der Vergangenheit erfolgreichen Unternehmensgründer, sind Restarter zum Gründungszeitpunkt stärkeren Problemen bei der Startkapitalbeschaffung ausgesetzt. Auffällig ist, dass dieser Befund nur für den Gründungszeitpunkt und nicht für die Frühentwicklungsphase des Unternehmens gilt. Ein Mittelwertvergleich ergibt hier keine signifikanten Unterschiede. Dieser Befund kann dahingehend gedeutet werden, dass Restarter, insofern sie die ersten Finanzierungshürden erfolgreich überwunden und damit möglicherweise eine neue, bessere Reputation an den Finanzmärkten aufgebaut haben, keinen spezifischen Finanzierungsproblemen in den weiteren Entwicklungsphasen ausgesetzt sind. 17

18

Diese Befunde stehen im Gegensatz zu den Ergebnissen der bereits zitierten BCG-Studie, die feststellte, dass zuvor gescheiterte Unternehmer im zweiten Anlauf den Umsatz schneller steigern und mehr Arbeitsplätze schaffen als Unternehmer ohne Scheiternserfahrung. Diese Studie leidet allerdings unter einer geringen Fallzahl (68 untersuchte Unternehmen, davon 19 Restarter). Zudem wurden die Unternehmen nicht aus der Grundgesamtheit aller Unternehmen, sondern aus der kleinen Gruppe schnell wachsender Unternehmen ausgewählt und schließlich wurde nicht in ausreichendem Maße überprüft, ob die beobachteten Unterschiede nicht auf andere Unternehmensmerkmale zurückzuführen sind. Siehe dazu u.a. Evans/Leighton (1989), Brüderl u.a. (1996) und Blanchflower/Oswald (1998).

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

175

Tabelle 5. Durchschnittliche Bedeutung von Finanzierungsproblemen der Wiederholungsgründer aufgrund eines Konkurs in der Vergangenheit (1 = problematisch, 5 = völlig unproblematisch) "Der Konkurs in der Vergangenheit verursacht Finanzierungsprobleme...

Restarter (MISSERFOLG)

Ehemalige erfolgreiche Gründer (ERFOLG)

... zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung"

3,10*

3,97*

... in der weiteren Entwicklung des neuen Unternehmens"

3,15

3,91

* mindestens signifikant auf dem 5 %-Niveau Quelle: GrünCol

Wie wirkt sich die in diesen restartspezifischen Finanzierungsproblemen widerspiegelnde Scheiternserfahrung auf Höhe und Struktur des Startkapitals aus? Zur Beantwortung dieser Frage schätzen wir eine Reihe von Regressionsmodellen mit verschiedenen abhängigen Variablen zur Kapitalausstattung (Gesamtkapital, Eigenkapital, Fremdkapital, Fremdkapital von Banken und private Darlehen).19 Tabelle 6 gibt die Ergebnisse wieder. Der Erklärungsgehalt aller Modelle liegt zwischen 0,144 (Modell "Bankdarlehen") und 0,318 (Modell "Eigenkapital") und damit in einem akzeptablen Bereich.

19

Da dieselben unabhängigen Variablen wie in Tabelle 4 in die Berechnung einfließen, wird auf die Beschreibung der Kontrollvariablen und eine explizite Formulierung der Regressionsgleichungen verzichtet. Die abhängigen Variablen zur Kapitalausstattung (Tabelle 6) wurden logarithmisiert.

176

Tabelle 6. Herkunft des Startkapitals unter besonderer Berücksichtigung der Selbständigkeitserfahrung

Abitur Hochschulabschluss/ Promotion Zahl der Arbeitsstunden (logarithmisiert) Selbständige Erwerbstätigkeit des Vaters Praxiserfahrung in der gegründeten Branche Geschlecht (Frau) Lebensalter (logarithmisiert)

Neugründung Patentanmeldung Teamgründung Einflussfaktoren

Modell 1 "Gesamtkapital" ,029 (,214) ,247* (1,854) ,700** (8,101) -,052 (-,474) ,327** (2,451) ,219 (1,537) 1,405** (6,034) -,891** (-6,716) ,488** (2,021) ,316** (,005) Modell 1

Modell 2 Modell 3 "Eigenkapital" "Fremdkapital" Humankapitalvariablen -,081 ,087 (-,388) (,692) ,075 ,168 (,633) (,822) ,575** ,36 (7,551) (,919) ,181* -,107 (1,838) (-,659) ,291** ,417** (2,415) (2,155) Soziodemografische Faktoren ,322** -,03 (2,44) (-,147) 1,558** 1,586** (7,402) (4,225) Unternehmensspezifische Faktoren -,439** -,769** (-3,63) (-4,504) ,456 ,421** (2,026) (1,551) ,158 ,494** (,966) (4,936) Modell 2 Modell 3

Modell 4 "Bankdarlehen"

Modell 5 "Privates Darlehen"

,075 (,33) -,064 (-,28) ,438** (2,127) ,056 (,307) ,443** (1,986)

,500 (1,261) -,151 (-,398) ,016* (1,959) -,464 (-1,431) -,056 (-,162)

,228 (,988) 1,566** (3,619)

-,096 (-,244) ,032 (1,666)

-,527** (-2,836) ,652** (2,083) ,223 (1,212) Modell 4

-,750** (-2,089) -,088 (-,093) ,398 (1,265) Modell 5

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Einflussfaktoren

Tabelle 6. Fortsetzung

Einflussfaktoren Handel

Dienstleistungen

,137 (,849) -,347** (-2,009) 578 19,569** ,311

Modell 2 Modell 3 -,239 -,013 (-1,028) (-,08) -,311 -,167 (,152) (-1,108) Selbständigkeitserfahrung ,255* ,068 (1,814) (,274) -,162 -,164 (-1,015) (-,598) 537 279 18,856** 5,986** ,318 ,212

Modell 4 -,039 (-,146) -,169 (-,677)

Modell 5 -,465 (-1,013) -,706 (-1,676)

,055 (,190) -,649** (-2,185) 218 3,607** ,144

,182 (,46) ,835* (1,818) 69 2,664** ,255 © IfM Bonn

* mindestens signifikant auf dem 10 %-Niveau. ** mindestens signifikant auf dem 5 %-Niveau. Ausgewiesen sind die Betakoeffizienten und die t-Werte in Klammern. Konstanten nicht angeführt. Referenzkategorie für Branchen: "Produktion". Referenzkategorie für Selbständigkeitserfahrung: "Erstgründer

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

Vorherige Gründung erfolgreich (ERFOLG) Vorherige Gründung nicht erfolgreich (MISSERFOLG) Fälle F-Wert R²-korrigiert

Modell 1 -,109 (-,605) -,395** (-2,362)

177

178

Rosemarie Kay, Arndt Werner

Restarter (MISSERFOLG) statten im Vergleich zu Erstgründern (Referenzgruppe) ihre Unternehmensgründung c.p. wie vermutet mit weniger Gesamtkapital aus (- 34,7 %) (Modell 1). Differenziert man das Gesamtkapital weiter in Eigen- und Fremdkapital (Modell 2 und Modell 3), so lassen sich überraschenderweise zunächst keine signifikanten Unterschiede für Restarter beobachten. Die Vermutung, dass Restarter über ein geringeres Eigenkapital verfügen können, wird zwar durch das Vorzeichen von MISSERFOLG in Modell 3 "Eigenkapital" unterstützt, allerdings lässt sich der Zusammenhang nicht signifikant absichern. Der ebenfalls überraschende Befund zur Fremdkapitalausstattung erklärt sich, wenn die Herkunft des Fremdkapitals zum Gründungszeitpunkt weiter aufgegliedert wird in Bankdarlehen und private Darlehen. Dann zeigen sich Einflüsse, die vorher überdeckt wurden. Danach beziehen Restarter signifikant weniger Fremdkapital von Banken (- 64,9 %) und signifikant mehr Fremdkapital von Freunden und Bekannten (+ 83,5 %). Im Hinblick auf die Kontrollvariablen zeigen sich keine überraschenden Befunde. Diejenigen, die eine Vollerwerbsgründung anstreben (gemessen an der eingesetzten Arbeitszeit) weisen in fast allen Regressionsmodellen eine höhere Kapitalausstattung auf. Auch das Alter des Unternehmensgründers wirkt sich grundsätzlich positiv auf die Startkapitalausstattung aus.20 Dagegen weisen Neugründungen im Vergleich zu Firmenübernahmen eine geringere Startkapitalausstattung auf. Auch Personen mit Branchenerfahrung investieren deutlich mehr Geldbeträge in ihr neues Unternehmen im Vergleich zu Personen ohne Branchenerfahrung. Dasselbe gilt, wenn auch nicht über alle Modelle und damit nicht so eindeutig, für innovative Gründungen (Indikator: angemeldetes Patent) und Teamgründungen. Damit kann festgehalten werden, dass Restarter tatsächlich stärkeren Finanzierungsrestriktionen in der Gründungsphase ausgesetzt sind. Ihre neuen Gründungen weisen erwartungsgemäß eine geringere Gesamtkapitalausstattung auf als die von Erstgründern. Überraschenderweise konnten in der Eigenkapitalausstattung zwischen Restartern und Erstgründern keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass nur diejenigen vormals gescheiterten Unternehmen in die Analyse einbezogen sind, die ein neues Unternehmen gegründet haben und zumindest in der Beobachtungsperiode mit ihrem neuen Gründungsprojekt nicht gescheitert sind. Es wäre beispielsweise denkbar, dass potenzielle Restarter, die über kein (ausreichendes) Eigenkapital verfügen, den Schritt in die erneute Selbständigkeit gerade deswegen nicht getan haben/tun konnten. Hätten sie diesen Schritt vollzogen und wären deswegen angemessen im Untersuchungssample vertreten, dann unterschieden sich Restarter und Erstgründer möglicherweise doch signifikant in ihrer Eigenkapitalausstattung. Solche Unterschiede sind allerdings in der Fremdkapitalausstattung dieser beiden Gruppen zu beobachten.

20

Die Begründung hierfür lautet, dass ältere Personen aufgrund ihrer höheren Ersparnisse mehr Kapital in das Gründungsvorhaben stecken können.

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

179

Restarter beziehen weniger Fremdkapital von Banken, dafür aber mehr privates Fremdkapital.

5

Resümee

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer stellen mit einem zwischen 11 % und 18 % liegenden Anteil am Gründungsgeschehen kein randständiges Phänomen dar. Soweit Daten aus anderen (europäischen) Ländern vorliegen, ist nicht davon auszugehen, dass Restarter in Deutschland einen deutlich geringeren Anteil am Gründungsgeschehen ausmachen als andernorts. Eine abschließende Beurteilung ist aufgrund der national wie international schlechten Datenlage noch nicht möglich. Ob ein Gründer bereits über Selbständigkeitserfahrung verfügt, hat unter sonst gleichen Bedingungen keinen signifikanten Einfluss auf den Erfolg einer erneuten Unternehmensgründung, sei es gemessen am Selbständigeneinkommen oder am Beschäftigungswachstum. Gleiches gilt für den Zusammenhang zwischen einer Scheiternserfahrung und dem Unternehmenserfolg, gemessen am Beschäftigungswachstum. D.h., die Beschäftigung entwickelt sich in den Unternehmen, der in der Vergangenheit erfolgreichen und der erfolglosen Gründer (Restarter), in gleicher Weise wie die in Unternehmen von Erstgründern. Restarter haben demnach die gleichen Erfolgschancen wie Erstgründer oder erfolgreiche Wiederholungsgründer, vorausgesetzt, sie konnten die ersten Jahre am Markt überleben. Der aus humankapitaltheoretischer Sicht zu erwartende positive Einfluss der Selbständigkeitserfahrung auf eine Gründung konnte empirisch also nicht nachgewiesen werden. Dies liegt möglicherweise daran, dass die Heterogenität innerhalb der Gruppe der Gründer mit Selbständigkeitserfahrung nicht ausreichend berücksichtigt ist. Differenziert man nämlich diese Gruppe der Gründer nach der Anzahl der vorangegangenen Selbständigkeitsepisoden und überprüft nun diesen differenzierten Einfluss der Selbständigkeitserfahrung auf die Höhe des monatlichen Einkommens, dann zeigen sich signifikante Einkommensunterschiede. Nur Wiederholungsgründer, die genau einmal zuvor gegründet hatten, weisen ein signifikant höheres Einkommen auf als Erstgründer; Personen mit insgesamt fünf und mehr Gründungsversuchen erzielen dagegen ein erheblich geringeres Einkommen als Erstgründer. Der zu erwartende positive Einfluss von Selbständigkeitserfahrung auf die Gründung kehrt sich also ins Gegenteil um, wenn häufiger eine selbständige Erwerbstätigkeit beendet wurde. Die vorgestellten Befunde bilden eine wesentliche Grundlage für die weitere Restarterforschung. Diese ist aus unserer Sicht aus mehreren Gründen unerlässlich. Erstens ist das Wissen über diese spezielle Gründergruppe nach wie vor rudimentär und schöpft sich aus nicht für diesen Zweck geschaffenen Datenquellen. Zweitens ist die Gruppe potenzieller Restarter angesichts von z.B. knapp 400.000 Unternehmens-

180

Rosemarie Kay, Arndt Werner

schließungen im Jahr 2003 zu groß, um weiterhin übersehen zu werden. Der überwiegende Anteil dieser zumeist gescheiterten Unternehmer wagt den Schritt in die Selbständigkeit nicht noch einmal. Somit stellt sich, drittens, die Frage, ob sie dies aufgrund der schwierigen Gründungsvoraussetzungen für diese Gruppe tun oder ob so etwas wie eine Selbstselektion stattfindet, sie also für sich erkennen, dass sie für die unternehmerische Selbständigkeit nicht geeignet sind. So erweist sich schließlich als entscheidende Frage, sowohl für die Wirtschaftspolitik als auch alle anderen Akteure im Gründungsumfeld einschließlich der Restarter selbst, wodurch sich erfolgversprechende von weniger aussichtsreichen Restartern unterscheiden lassen.

Unternehmensgründungen durch zuvor gescheiterte Unternehmer

181

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IV. Entrepreneurship im internationalen Vergleich

What Distinguishes Entrepreneurs? A Comparative Study of European Entrepreneurs from a Social Identity Perspective1 Boris F. Blumberg

Abstract This study explores the pre-requisites of entrepreneurs and self-employed to develop a social identity. It is argued that forming of an identity is facilitated by distinctiveness and homogeneity of basic values and social connectedness. Based on the European Social Survey, the study assesses empirically (1) which values do entrepreneurs hold and how well they are embedded in the society and (2) how entrepreneurs differ form people in paid labour in their values and social connectedness. Furthermore, these pre-requisites for forming a social identity are related to self-employment rates. The results show that entrepreneurs have a basis for forming a social identity, which is more based on distinction from people in paid labour than on commonality. Interestingly the study also reveals that the social identity of entrepreneurs is based on conservative values and a resistance to change, which contradicts the idea of the Schumpetrian entrepreneur.

1

Introduction

Scholars have asked the question “what distinguishes entrepreneurs from people pursuing paid labour?” from the very beginning of entrepreneurship research. A crucial problem, however, in identifying a distinct picture of entrepreneurs is the heterogeneity of this group. Throughout modern history, exceptionally successful businesspeople, who founded businesses growing to large multinationals, such as Richard Branson, the founder of Virgin, or the brothers Theo and Karl Albrecht, founders of the international discount retailer Aldi, belong to the group of selfemployed as well as the many owners of one-person businesses operating in fragmented markets and generating hour incomes, which are often substantially lower than minimum wages. Given this heterogeneity, it seems rather questionable 1

This study has benefited from fruitful suggestions of and discussions with participants at the G-Forum 2004 in Stuttgart, especially Hans-Georg Gmünden and Ute Stephan. I gratefully acknowledge this support.

186

Boris F. Blumberg

whether self-employed really form a distinct social group. Still, the construct “selfemployed” is more than just an administrative categorisation. Already the economist Cantillon (1755) acknowledges the entrepreneur as an important economic actor and even Marx mentioned the petty bourgeoisie, although he did not recognize them as a distinct class. Despite this heterogeneity, psychological studies reveal that entrepreneurs differ with respect to personality traits from others. And, sociologists even perceive entrepreneurs as a distinctive social class and show that social background, i.e. being raised in an entrepreneurial family, determine the chance to become an entrepreneur. Thus, there seems to be convincing evidence that entrepreneurs are indeed distinct from others. However, is this evidence on considerable differences between entrepreneurs and employees in paid labour sufficient to build a base for forming a social identity as entrepreneurs? This study departs with an exploration of the pre-requisites to form a social identity in particular the value orientations and social connectedness of entrepreneurs. Next to this exploration of entrepreneurs' social identity, it also relates the strength of the social identity to the entrepreneurs' position in society. The explorative and descriptive analysis of the study is based on the European social survey (ESS), which consists of representative samples of the total population in 22 European countries, namely the 12 members states of the €-zone plus Czech Republic, Denmark, Hungary, Israel, Norway, Poland, Slovenia, Sweden, Switzerland and the United Kingdom. This large data basis, 30125 respondents of which 2919 were currently self-employed, allows (1) assessing whether there is (at least in Europe) something such as a ubiquitous social identity of entrepreneurs and (2) investigating the relation between the strength of social identities and entrepreneurship. Using such a large database sampled in different countries overcomes also common methodological shortcomings of many previous studies, which use at its best a cross-section of a particular country.

2

Entrepreneurship from a Social Identity Perspective

2.1 Previous Studies on Distinctive Characteristics of Entrepreneurs Entrepreneurship has already been a recurring theme in classical economic accounts. Cantillon (1763) views the entrepreneur as an arbitrator, who takes advantage of profit opportunities arising from discrepancies in supply and demand and thereby brings competitive markets in equilibrium. Jean Baptiste Say (1845) leaned on Cantillon, but distinguished between people who funded business enterprises and people who exercised direction, control and judgement to ensure smooth operations. Knights (1921) employed the difference between risk and uncertainty to understand what makes an entrepreneur. He characterized them as risk takers, i.e. as bearers of uncertainties, which cannot be insured or capitalized or

What Distinguishes Entrepreneurs?

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salaried. For Schumpeter, the entrepreneur is the source of all economic dynamics (1942) and plays the role of a creative innovator in an economy by introducing new products or methods of production, detecting new demand and supply markets or by initiating the new organization of an industry (1934). Notably, according to Schumpeter, investing resources under uncertainty is not a characteristic of the entrepreneur, but of the capitalist who funds the former. Kirzner (1973) builds upon Schumpeter in proposing that economic disequilibria are central to understand entrepreneurship, but while Schumpeter argues that entrepreneurs disturb existing equilibriums through innovation, Kirzner comes back to Cantillon arguing that entrepreneurs take advantage of existing disequilibria. Despite their differences, common to all these classic economic accounts of entrepreneurs is their normative character, i.e. entrepreneur is mainly a specific actor's role within a larger theoretical economic model. Penrose (1959) first notes what defines entrepreneurial capabilities. She identified four qualities an entrepreneur should have: (1) ambition, (2) fund raising ingenuity, (3) versatility and (4) good judgement. Although her definition like the classical accounts is still normative, at about the same time mainly psychologists started with first empirical studies on the nature of entrepreneurs. For example, McClelland (1961) identified the need for achievement, which is closely related to what Penrose calls ambition, as a distinctive characteristic of entrepreneurs. Although arguments regarding the relation between personality and entrepreneurship are intuitively convincing, empirical support for them is weak often due to deficiencies in the research design of the studies (Miner 1997). Next to personality traits, demographic characteristic have also been investigated extensively to understand who becomes an (successful) entrepreneur. However, the results are ambiguous with respect to most variables, such as education, work experience or marital status. The only consistent result has been so far whether people are offsprings of self-employed, even if one controls for the existence of a family business (Blumberg & Pfann 2001). By and large, research on “what entrepreneurs are?” produces a rather unclear picture as soon as valuable theoretical considerations are empirically tested. Most of the recent empirical studies on entrepreneurship employed an individualistic perspective and attempted to determine entrepreneurship or the chance that one becomes an entrepreneur through investigating which individual properties are beneficial in pursuing an entrepreneurial career. This study chooses a different point of departure, namely the sociological notion that entrepreneurs form a distinct group, a social class. Thus, rather than comparing entrepreneurs and nonentrepreneurs on the level of the individual, the study starts with comparing entrepreneurs and non- entrepreneurs at the level of the group. The main advantage of this approach is that it allows looking at differences in variances as well as means. Thus, it can detect commonalities even in rather heterogeneous groups.

188

Boris F. Blumberg

2.2 Groups and Social Identity Formation An individual’s identity falls into two dimensions, the personal and the social identity. While the personal identify is based on idiosyncratic attributes, which distinguish an individual from others, social identity is based on membership in various social groups (Tajfel & Turner 1985). Although Deaux (1993) argues that identify are shaped through the interplay of both dimensions, I will focus here on social identity, as this study investigates entrepreneurs as a social group and not individual entrepreneurs. Building classification groups, such as entrepreneurs and people in paid labour, is, however, rather futile, if such groups remain nominal and the group members do share nothing else except their membership. A group as a potential source for a social identity needs more. Social groups fulfilling the following conditions foster the formation of a social identity: (1) clear boundaries that facilitate marking a difference between the in and out group; (2) common values shared by the group members and (3) continuous interaction between the members forms and reinforces identities. Social identity departs from studying the segmentation between ‘us’ and ‘them’. Theory suggests that pressures to evaluate one's own group positively through ingroup / out-group comparison lead social groups to attempt to differentiate themselves from others (Tajfel & Turner 1985). Several empirical studies have revealed this importance of in-group favouritism, especially among high status groups (see for reviews Sidanius & Pratto 1999; Prentice & Miller 1999). These evaluations create and maintain social differences as they raise symbolic boundaries that categorize people. Consequently, they allow agreeing upon a common view of reality (Lamont & Molnár 2002) and the emergence of feelings of similarity and group membership (Epstein 1992). Research on social identity is often concerned with easily observable differences among people, such as gender, age or ethnicity. Though, these visible surface properties of people are just indicators for deep-level properties including value orientations. As already Parsons (1937) notes packages of operationally distinguished values collapse in a subject's appreciation into one and form an institution, such as a social identity. Moreover, common values facilitate a consistent positive evaluation of the own group by all members and consequently the forming of boundaries between social groups. Finally, the formation and maintenance of boundaries shaping social identities is a process of continuous interaction (White 1992). These interactions include in- and out-group interactions. The in-group interaction reinforces the criteria of community and the shared values, but this internal process needs to be recognized by outsiders as otherwise the boundary is indistinguishable and therefore permeable from the outside and an identity cannot emerge (Jenkins 1996). Cultural practises exercised by a group are a widely used mean marking group boundaries that shape social positions and impose the superiority of a group's worldview (Bourdieu 1984). The capability of a group to impose its boundaries on others and thereby decide who is allowed entering the group strongly depends on the group’s

What Distinguishes Entrepreneurs?

189

position with respect to others, i.e., the groups outwards interactions. Such objectified social boundaries manifest access and distribution to resources and opportunities (Lamont & Molnár 2002). 2.3 Entrepreneurs’ Social Identity and Its Effects Through all times, the concept of social classes included a separate category for entrepreneurs, often finer graded in entrepreneurial capitalists and petty bourgeoisie. Although, in the 20th century, corporate organizations separating control and ownership arose (Berle & Means 1932) and individualisation has diluted the impact of class conditions (Beck 1992), the currently most widely used class classification schemes (Wright 1985; Goldthorpe 1987; Esping-Andersen 1993) all include entrepreneurs as a distinct social class. Empirical studies investigating effects of social classes also reveal that class is still an important factor in people life (see, e.g., Reid 1998). As Thorton (1999) notes entrepreneurship is a meaningful lifestyle, career and social identity. The considerations on social classes and its effects suggest that entrepreneurs indeed form a group that can be distinct from an out-group consisting of people in paid labour. In his seminal work on religion and society, Weber (1904/05) depicts the meaning of the values of the protestant ethic for economic development. Since then the relation between value orientations and entrepreneurship has appealed many scholars. While Parsons (1937) discusses the importance of achievement and universalism values for the emergence of an industrial society, McClelland (1961) shows the discriminatory power of achievement values to determine whether individuals possess a personality trait beneficial for an entrepreneurial career. Gerschenkron (1966) examines modern entrepreneurship in a historic perspective and points to foresight, sincerity and innovativeness as essential elements of an entrepreneur's value orientation. The latter element is clearly related to the Schumpeterian perspective, which still largely influences if not dominates the current understanding of the concept entrepreneur. The major deficiency of most studies relating values to entrepreneurship is their lacking reference to a general theory of basic values, i.e. a comprehensive value system. Schwartz (1992, 1994) offers such a theory on the structure and content of values and specifies ten distinct values and their relation with each other. The typology of these ten values is based on their motivational goals, which are shown in table 1. They are structured in sets of higher order value types arranged on the two bi-polar dimensions openness to change versus conservation and self-transcendence versus self-enhancement (see figure 1). Figure 1 reveals also the structure of the values with each other, as values that are compatible are close with each others and values that are competing are far from each other.

190

Boris F. Blumberg

Table 1. The Ten Basic Values and Their Underlying Goals Value Universalism Benevolence Conformity Tradition Security Power Achievement Hedonism Stimulation Self-Direction

Goals Understanding, appreciation, tolerance, protection for nature and the welfare of all people Preservation and enhancement of the welfare with whom one is in frequent contact Restraint of actions, inclinations and impulses likely to upset or harm others and violate social expectations or norms Respect, commitment and acceptance of customs and ideas that traditional culture or religion provide Safety, harmony and stability of society, of relationships, and of self Social status and prestige, control or dominance over people and resources Personal success through demonstrating competence according to social standards Pleasure and sensuous gratification for oneself Excitement, novelty and challenge in life Independent thought and action choosing, creating, exploring

Adaptation of Ros et al. (1999), page 52

Relating Schwartz’ comprehensive value system to the literature on entrepreneurship, one expects that entrepreneurs score relatively high on values related to selfenhancement, in particular achievement, and values related to openness to change. Following Schwartz theory on the inter-relations of the values, one expects relatively low scores on the opposing values related to self-transcendence and conservation. Entrepreneurs are better able to understand themselves as a group with a distinct social identity, if they share common values and if these basic values differ from those of non-entrepreneurs. Thus, the social identity of entrepreneurs becomes stronger if the within variance on values is small and the mean difference between entrepreneurs and non-entrepreneurs is large. Communication and interaction within the group but also across boundaries is an additional condition for the emergence of a social identity. In other words the relational structure of actors matters in the identity formation process, as denser relations between actors allow for the emergence of common norms and trust (Coleman 1992). Hence, the social identity of entrepreneurs becomes stronger the more relations entrepreneurs maintain with each other, either through formal means, e.g. associations, or through informal means, e.g., friendship ties.

What Distinguishes Entrepreneurs?

191

Fig. 1. The Structure of Relations Among Values According to Schwartz (1992, 1994)

Above, I have depicted values and social connectedness as important ingredients for the formation of a strong social identity. Although an investigation into the identity of entrepreneurs is appealing on its own merits, one might ask: what for? Thus, what ends does a strong social identity serve? Therefore, I push the analysis of entrepreneurs’ social identify a step further and argue that a society, in which entrepreneurs understand themselves as a social group, will have more entrepreneurs than a society, in which entrepreneurs do not differentiate themselves much from nonentrepreneurs. First, if entrepreneurs are recognized as a appealing distinct group, the more likely it is that they form a role model that (younger) people wish to pursue. Second, the consciousness of being a social group is important to pursue successfully specific interests in politics. If entrepreneurs do not perceive themselves as a group, it is unlikely that their specific interests, which differ from those of employees but also managed corporations, are considered in the political decision process.

3

Data and Methods

3.1 European Social Survey This study is based on the first European Social Survey (ESS) in 2002. The ESS is a joint effort of social research institutes in 22 European countries, who surveyed in each country a representative sample of the population. The ESS data are public

192

Boris F. Blumberg

available and further information and the data can be downloaded under http:// www.europeansocialsurvey.org. The total number of respondents is 37,412. In this study, I restricted the sample to 34,439 respondents aged between 15 and 65, who did not work in the agricultural sector. 12,311 of them were not working, 18,162 worked in paid labour and 3,820 were self-employed (960 of these selfemployed have at least one employee). The Czech Republic has the smallest number of respondents (969) and Germany the largest (2,418). Still the differences in the number of respondents do not reflect the differences in population sizes (see Table A1 in the appendix for these figures per surveyed country). Hence, analyses at the European level need to be weighted for these population differences. The unit of analysis in the ESS is the individual respondent. This study, however, is concerned with entrepreneurs as a social group. Therefore, I aggregate the individual information to subgroups, namely entrepreneurs (with and without employees) and non-entrepreneurs (with and without work). For each country I calculate the mean and standard deviation of all variables measuring the value orientations and social connectedness. Hence, I collapse the dataset with individuals as observations to a new dataset with countries as observations.

3.2 Measurements In this explorative analysis the following information available in the ESS is used. Information on the employment status and the firm size is combined to construct a variable differentiating between respondents with no work, paid work, selfemployed without employees and self-employed with employees. The last category is the best available reflection of the term entrepreneur, but despite the large number of respondents, the cell entries for the last category “self-employed with employees” is often too small to allow meaningful further analysis. Therefore, all self-employed are considered as belonging to the social group of entrepreneurs unless otherwise stated. The measurement of the value orientations is based on the ten basic values suggested by Schwartz (1992, 1994) which are reduced to the four underlying dimensions self-enhancement, openness to change, self-transcendence and conservation (see table A2 in the appendix for detailed information on the items used). The survey also offers information on social trust and the social connectedness through formal and informal ties. The variable social trust is based on three items measuring to what extend the respondent believes that others are trustworthy, fair and helpful (Cronbach's D = .77). Unfortunately, the survey does not provide detailed information on the social networks of the respondents. Therefore the provided information on the involvement in all kinds of voluntary associations is used to get a rough idea on the respondent's connectedness. The number of kinds of association the respondents are either a member of or has donated money to is used to measure their connectedness through formal institutions. The survey also contains information on whether

What Distinguishes Entrepreneurs?

193

respondents have friends in associations they are involved it. This information is used to construct an indicator for the connectedness through informal ties.

4

Analyses

4.1 Self-employment Rates and Some Demographics The full sample consists of 34,439 respondents, who were between 15 and 65 years old and form the potential working force. At the time of the inquiry, 18,162 Respondents (54 %) were in paid labour, 3,820 (11 %) were self-employed and 12,511 respondents (35 %) without work. 2,866 of the self-employed were working solo, 838 employed at least one and up to 25 employees and 122 run a business employing more than 25 employees. The respondents, who were without work, were not considered in the further analysis, because for the majority of them – the respondents who were still in education, already retired or house(wo)men – becoming an entrepreneurs is currently not a viable option. In most countries the selfemployment rate is close to the rate of the full sample, which is 11 %. We observe large deviations from this mean in South Europe, where more people are selfemployed (Italy 21 %, Greece 20 % and Portugal 16 %) and in the Scandinavian countries (Finland, Denmark, Sweden) as well as France and Slovenia were less people are self-employed, namely ca. 8 % (see table A1 in the appendix). Moreover, we observe that the self-employment rate is sensitive to the definition of the working population. Not working people include the categories unemployed, retired, still in education and house(wo)men and at least for people belonging to the last three categories one might question whether those people are currently looking for work either as self-employed or in paid labour. Figure 2 shows the overall, the male and female self-employment rates for all 22 countries. In all countries, but Austria and Belgium, men are more likely to be selfemployed than women. While the difference between the male and female rate is very small in Spain, Luxemburg and the Netherlands, male self-employment rates are at least twice as high in Denmark, France, the United Kingdom, Israel, Norway and Sweden. The correlation between the overall self-employment rate and the ratio between the male and female rate is negative (r=-.30), but mainly driven by the two outliers Italy and Greece. If we look at the entrepreneur rates, i.e. self-employed, which employ at least one person, we see that relatively more women are entrepreneurs in Austria, Belgium, France, Greece, Luxemburg and Poland.

194

Boris F. Blumberg

0,45 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05

overall

males

SI

SE

PT

PL

NO

NL

IT

LU

IL

IE

HU

GR

FR

GB

FI

ES

DE

DK

CZ

BE

CH

AT

0

females

Fig. 2. Male and Female Self-employment Rates for Each Country

The dominant pattern of the relationship between educational level and selfemployment is u-shaped (see figure 3), i.e. self-employment occurs more often in low and high education. This non-linear relationship is in line with many studies investigating the chance to become self-employment, which also do not report a clear linear relation between education and self-employment (see, e.g., Arum & Müller 2004, who report results of single country studies for many countries with an advanced economy). However, there are exceptions to this pattern. A clear positive relation between education and self-employment rates is found in the German speaking countries plus the Czech Republic and Hungary, while in Finland, Greece, Italy and Poland the relation is negative and in the United Kingdom and Luxemburg it is even an inverted u-shape.

What Distinguishes Entrepreneurs?

195

0,45

0,4

self-empolyment rate

0,35

0,3

0,25

0,2

0,15

0,1

0,05

0 AT

BE

CH

CZ

DE

DK

ES

FI

FR

low education

GB

GR

HU

IE

medium education

IL

IT

LU

NL

NO

PL

PT

SE

SI

high education

Fig. 3. Self-employment Rates for Different Educational Levels in Each Country

4.2 Value Orientations Figure 4 shows the differences between employees and self-employed for each of the four value dimensions in each country except for Italy and Luxemburg, whose sample does not contain information on the value orientations. The overall results are quite surprising, as bars pointing to the top indicate that people in paid labour score higher than self-employed. Based on a wide array of entrepreneurship literature we expected that self-employed will score higher on self-enhancement and openness to change, but as figure 4 reveals, people in paid labour score higher on these two value dimensions. Thus, our analysis of the value orientations of people in paid labour and people who own a business rejects the notion that self-employed hold values associated with achievement and innovativeness. The differences on the dimension self-transcendence are very small, while self-employed score higher on the dimension conservation, indicated by the majority of bars in figure 4 pointing down. The opposite direction openness to change and conservation supports the claim of Schwartz (1992) that these two dimensions build the two ends of a bi-polar scale.

196

Boris F. Blumberg

0,5

mean difference (employed-self-employed)

0,4 0,3 0,2 0,1 0 -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 self-enhancement

AT

BE

CH

openness to change

CZ

DE

DK

ES

FI

FR

self-transcedence

GB

GR

HU

IE

IL

conservatism

NL

NO

PL

PT

SE

SI

Fig. 4. Differences between Paid Labour and Self-employed in the Four Value Dimensions for Each Country

To assess the quality of the differences between employees and self-employed in each country, the significance of the differences is tested with a t-test assuming unequal variances. Table 2 summarizes the results of these t-tests. The value orientation self-enhancement shows significant differences in five countries, namely the two pure German-speaking countries and former communist Central European countries. In all other countries the differences are not significant. Employees and selfemployed differ the most regarding openness to change, in nine of the twenty countries (Austria, Czech Republic, Denmark, Germany, Hungary, Israel, the Netherlands, Poland and United Kingdom) employees score significantly higher than selfemployed. These significant results reinforce the rejection of notions that link selfemployment with willingness to change and innovation. None of the differences in self-transcendence is significant. For the value conservatism, the figure reveals that overall self-employed hold more conservative values in most countries, except for three countries (see figure 4). However, self-employed are significantly more conservative only in four countries, Austria, Belgium, Czech Republic and Germany.

What Distinguishes Entrepreneurs?

197

Table 2. Relative Direction and Significance of Differences in Entrepreneurs’ Value Orientations for Each Country Country Austria

selfenhancement

openness to change

-

--

--

--

Belgium Czech Republic

self-transcendence

conservation ++ +

Denmark

+

-

Finland France Germany

--

--

--

--

++

Greece Hungary Ireland Israel Netherlands

---

Norway Poland

-

--

Portugal Slovenia Spain Sweden

--

Switzerland United Kingdom

-

One + or – indicates significant difference of the means at 5 % level, two ++ or -- indicate significant differences at the 1 % level.

This inspection of value-orientations shows further that differences between employees and self-employed are not systematic across European countries. The differences are much more pronounced in the pure German-speaking and Central European countries, while in countries around the Mediterranean Sea the two groups do hardly differ in their value orientations. In countries with substantial differences between employed and self-employed, the formation of a social identity is facilitated, as the boundary between the two groups is clearer. Next to the comparison of means between two groups, one can also look at differences in homogeneity between the groups. Figure 5 shows for each country and each of the four value dimensions the differences in the standard deviation. It reveals that with a couple of exceptions, the homogeneity of self-employed is smaller than the homogeneity among people in paid labour. The most pronounced differences in standard deviations can be seen for self-enhancement and conservation. For those

198

Boris F. Blumberg

two value dimensions employed are much more homogeneous than self-employed. The stars in figure 5 indicate whether the difference in standard deviations was significant at the five percent level. As the found significant differences are spread across all countries and consistent patters are not obvious, one should conclude that the analysis of the value homogeneity in the two groups shows hardly any differences. Hence, self-employed are not better off regarding their common values in the identity formation process.

difference standard deviation (employed-self-employed)

0,1

0,05

0

-0,05

-0,1

-0,15

-0,2

-0,25

self-enhancement AT

BE

CH

openness to change CZ

DE

DK

ES

FI

FR

self-transcedence GB

GR

HU

IE

IL

conservatism NL

NO

PL

PT

SE

SI

Fig. 5. Differences in the Standard Deviations of Value Orientations Between Employees and Self-employed in Each Country. Stars at Bars Mark Significant Differences at p d.05

Above, it was argued that forming a social identity requires distinction from others and homogeneity within the group. We have explored the values and the social connectivity of self-employed and people in paid labour in 20 European countries. Figure 6 summarizes this analysis of values by placing each country in a space unfurled by the dimensions distinctiveness and homogeneity. The first dimension ‘distinctiveness’ is the sum of the absolute differences in means across the four values. Homogeneity is the simple sum of differences in the standard deviations between employees and self-employed across the four values. Hence the smaller the score on this homogeneity scale, the more heterogeneous are the self-employed relative to employees. Regarding the forming of a social identity, in countries placed in the upper right corner, self-employed find relatively good conditions to develop a social identity. Figure 6 reveals that the self-employed should have developed a relatively strong social identity in Austria, Czech Republic, France, Germany, Hungary, Norway and Poland.

What Distinguishes Entrepreneurs?

199

0,2 FR 0,1 NO PT 0

homogeneity

CH

HU

IL

SE DE

-0,1

SI

BE ES

FI

NL

-0,2 IE

GB

GR

CZ

PL

AT

-0,3

-0,4 DK

-0,5

-0,6 0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

distinctiveness

Fig. 6. Homogeneity and Distinctiveness of Self-employed in the Four Basic Value Dimensions in the 20 Investigated Countries

4.3 Social Connectedness This section looks at the social connectedness of self-employed and people in paid labour in the different countries. Figure 7 shows how people in paid labour and people having an own business differ in their general social trust. With respect to this variable the differences are not large, however, if differences are significant as indicated by the stars in the figures, social trust is larger among the people in paid labour than among self-employed. Figure 7 also reveals that general social trust differs substantially between countries (Kruskal-Wallis test is significant, F2=4408 at d.f.=21, p d.0001). Social trust is especially high in the Scandinavian countries plus Ireland and the Netherlands and rather low in the former communist countries, Poland, Slovenia and Hungary, plus Greece and Portugal.

200

Boris F. Blumberg

1

0,8

0,6

mean social trust

0,4

0,2

0

-0,2

-0,4

-0,6

-0,8 AT

BE

DE

DK

ES

FI

FR

GB

GR

HU

employed

IE

IL

IT

LU

NL

NO

PL

PT

SE

SI

self-employed

Fig. 7. General Social Trust for Employed and Self-employed in the 22 Countries. (Star Indicates Significant Difference at p d .05)

Voluntary associations play an important role in many people’s life. They support pursuing one's individual preferences or inclinations, such as people who love to play a ball can (better) do so in a sports club and people who enjoy arts benefit from arts or museums foundations. Moreover, they offer opportunities to make and maintain friendships, as they bring people with similar preferences and interests together. My argument here is that the more people are member and or participate in such social associations, the more they have friends within these social associations, the more they use these associations to maintain friendship, and the better the person is embedded in the society as large. I acknowledge that people become friends, even close friends, without being linked to such a social association and that the causality between being involved in such associations and being friends can be reversed. Still, involvement in social associations and the number of friends one has can be seen as a crude indicator to assess an individual social connectedness. Figure 8 depicts the mean number of associations self-employed and employed are involved in, the mean number of friends they have in these associations and the mean usage of the associations to maintain friends. In Mediterranean and former communist countries the involvement in associations and the usage of associations to maintain friendships is lower than in all other countries, while the number of friends in associations is about the same for all countries. In most countries the mean number of associations involved is larger than the mean number of friends one has in those associations, but in Spain and France both figures are about equal and in Greece, Hungary, Italy, Poland, Portugal and Slovenia the number of friends through associations is even larger than the number of associations involved in. Thus, we observe clear differences between Mediterranean plus the former

What Distinguishes Entrepreneurs?

201

communist countries and all other European countries. Apparently, in the latter group of countries people are often involved in associations without having or making personal friends in these organizations, while in the former country group participation in associations and friendships are more congruent.

Fig. 8. Differences Between Employed and Self-employed in Number of Associations Involved, # of Friends in Associations and Usage of Associations to Maintain Friendships for Each Country

Like for the general social trust, the differences between countries are more pronounced than the differences between employees and self-employed. Moreover, the differences between the two groups are not consistent. In Germany and the Netherlands self-employed are significantly better socially connected, while employees are significantly better socially connected in Finland and Norway. Despite these four exceptions, in all other countries the differences are, however, not significant. Overall, we observe that the social connectedness of self-employed is not better than the social connectedness of employed people. Thus, the idea that business people are better ‘networkers’ is not supported by the data. Notwithstanding, this result requires caution, as connectedness is limited to social ties through associations and the measurement emphasizes the quantitative count of ties and does not acknowledge any qualitative aspects. For example, one could argue that employees and self-employed do not differ in the amount of ties maintained, but that the latter are more productive in using and utilizing them. Regarding the importance of social connectedness for the formation of a social identity, restricting social contacts

202

Boris F. Blumberg

through those that are institutionalised seems to be sensible, because such contacts are likely to facilitate the emergence and maintenance of a social group with a rather strong identity.

4.4 Pre-requisites for Social Identity and Self-employment Rates The analyses so far have explored the pre-requisites for self-employed to form a social identity in different European countries. In this last analysis section, I will go a step further and investigate whether the strength of those pre-requisites has an effect on the self-employment rate in a country. Thereby, it is assumed that in countries with better conditions for self-employed to form an identity, the social identity of self-employed is indeed stronger. Table 3 shows the effects of the absolute means as well as the mean differences for the four value dimensions and the indicators for the social connectedness on the national self-employment rate. The population for these estimations are the countries. All estimates are controlled for the per capita national income, which correlates significantly negative with the self-employment rate (r=-.44 at p=.039). These analyses show some interesting results. First, we observe that all value orientations affect the self-employment rate negatively; the effects of selfenhancement, self-transcendence and conservation are significant and the effect of openness to change is close to significance. Thus, the stronger the value orientations of self-employed are, the lower the relative number of self-employed. Likewise, countries in which self-employed display lower levels of social trust and are less embedded in associations have also higher self-employment rates. Table 3. Effects of Means, the Mean Differences and Standard Deviations of Value Orientations and Indicators for the Social Connectedness on the National Self-employment Rate. All Coefficients Controlled for per Capita National Income.

mean score of selfemployed

difference mean score self-employed and standard deviation of employed self-employed

beta

p-value

beta

p-value

beta

p-value

self-enhancement

-.080

.045

.200

.034

-.060

.668

openness to change

-.089

.129

.116

.178

-.037

.834

self-transcendence

-.202

.009

.080

.805

-.191

.281

conversation

-.144

.004

-.058

.592

-.322

.040

social trust

-.147

.003

-.032

.856

connected through associations

-.068

.028

.022

.758

connected through friends

-.007

.954

-.107

.733

What Distinguishes Entrepreneurs?

203

I argued that distinctiveness and homogeneity are crucial pre-requisites for the formation of a social identity. The mean differences between self-employed and employed describe how distinct are the value orientations and social connectedness of the self-employed in a country. Conform to expectations of the entrepreneurship literature, which considers self-enhancement and openness to change as important values, distinctiveness in these two values increases the self-employment rate. It should, however, be noted that the direction of the distinction is reversed to what the literature suggests, as shown in figure 4. Differences in the social connectedness do not have any effect on the self-employment rates. Finally, having common values, i.e. a large homogeneity of values among self-employed, improves the conditions to form an identity and consequently increases the self-employment rate. Our results point in the expected direction, the larger the standard deviation in value orientations, i.e. the more heterogeneous the group is, the lower the selfemployment rate. However, only the standard deviation of conservation is significant. Therefore, the support for the argument common values increase the strength of the social identity and the self-employment rate is rather weak.

5

Discussion

The last analyses in section 4.4 show that countries in which self-employed are more homogeneous and distinct from people in paid labour, thus have better pre-requisites for forming a social identity have higher self-employment rates. These results support the notion that social groups with a stronger identity possess a better social position, because their clearer boundaries increase their attractiveness and their better visibility in terms of recognition increases their influence in political processes. The rich secondary data source of the ESS data offers the tremendous advantage of using representative samples in 22 European countries containing information collected with the same instruments. Nevertheless, even large representative samples of the total population run into the problem of small numbers of observations if one is interested in specific subgroups of the population. The data allowed distinguishing self-employed with and without employees and the former are a better representation of the construct entrepreneur. However, the narrower one defines an entrepreneur the smaller becomes the number of available observations and for some countries the number of self-employed with employees is too small (30 or less in ten countries – see table A1 in the appendix) for calculating meaningful means and standard deviations. Nevertheless, analyses on these small sub-samples show no consistent differences between self-employed with and without employees. The information provided in the ESS data is rather rich concerning the measurement of the value orientations, but poorer with regard to the measurement of the social connectedness. This measurement is mainly based on different questions about the

204

Boris F. Blumberg

respondent's participation in voluntary associations and neglects personal ties not embedded in associations. The fact that respondents participated on average in less than 3 associations and have just 0.6 friends through such associations shows that the social connectedness measures are only based on a small section of the respondent's network. These deficits in the social connectedness measures are certainly an explanation for the rather poor results concerning these constructs. Earlier in section 4, I explored how values and social connectedness form entrepreneur’s social identity. This exploration comes to a couple of surprising results. First, contrary to most research on entrepreneurship, the analysis shows that self-employed score lower than people in paid labour on the values selfenhancement and openness to change and higher on the value conservation. These results are rather consistent across 22 countries in Europe and the few exceptions do not show a systematic pattern, e.g., exceptions are not concentrated in former communist countries or countries with a high per capita national income etc. One possible explanation for the findings is that Schumpetrian entrepreneurs, the entrepreneurship literature usually refers to, are few and just an exception. These exceptional self-employed, who disrupt whole industries with an innovative idea, are very visible due to their enormous impact and individual success, but tiny in numbers. Hence, studies based on large representative samples are not suited to explore them. Still, if we acknowledge that the vast majority of business founders are imitators and not Schumpetrian entrepreneurs, the question remains why those have lower scores on the bipolar dimension conservation – openness to change and slightly lower scores on self-enhancement. Part of the answer regarding openness to change could be that striving for stability is a promising strategy for small and medium sized business owners. Arguments of organisational ecology (Hannan & Freeman 1989) point in a similar direction proposing that firms earn a reputation appreciated by their market partners by being accountable and reliable. Following the value theory of Schwartz (1992, 1994), the higher scores on the value dimension conservation are a coherent consequence of low scores on openness to change. Possible explanations for the slightly lower scores on the value self-enhancement are (1) monetary incentives are not the primary driving force for choosing to become self-employed and (2) the desire to exercise power and to get recognition can also be fulfilled in a successful career in paid labour. Comparing the results of the two pre-requisites for forming a social identity: distinctiveness and homogeneity, self-employed as a social group clearly distinct from people in paid labour, but are not more homogeneous. Thus, in-outgroup differences form the social identity more than within group commonalities. This result suggests that there might be identity differences within the entrepreneurial group, e.g., between entrepreneurs in different industrial sectors or with different ages. However, despite this intra group heterogeneity all entrepreneurs differ sufficiently from people in paid labour to have a distinct social identity.

What Distinguishes Entrepreneurs?

205

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What Distinguishes Entrepreneurs?

207

Appendix Table A1. Absolute and Relative Number of Self-employed without and with Employees in Each Country

n n solo selfpaid labour employed

n self-employed with employees

% selfemployed (overall)

% selfemployed (working)

% entrepreneurs (working)

country

n without work

Austria

671

1074

137

44

9,4%

14,4%

3,5%

Belgium

547

792

132

63

12,7%

19,8%

6,4%

Czech Republic

340

530

84

30

11,6%

17,7%

4,7%

Denmark

314

853

78

27

8,3%

11,0%

2,8%

Finland

585

899

105

17

7,6%

11,9%

1,7%

France

475

651

75

19

7,7%

12,6%

2,6%

Germany

934

1294

195

25

9,0%

14,5%

1,7%

Greece

858

610

298

53

19,3%

36,5%

5,5%

Hungary

682

602

140

29

11,6%

21,9%

3,8%

Ireland

645

870

139

60

11,6%

18,6%

5,6%

Israel

849

1031

150

130

13,0%

21,4%

9,9%

Italy

421

388

145

58

20,1%

34,3%

9,8%

Luxemburg

613

561

64

32

7,6%

14,6%

4,9%

Netherlands

596

1190

56

139

9,8%

14,1%

10,0%

Norway

331

1245

168

12

10,3%

12,6%

0,8%

Poland

854

669

127

38

9,8%

19,8%

4,6% 4,4%

Portugal

408

573

152

33

15,9%

24,4%

Slovenia

556

646

52

50

7,8%

13,6%

6,7%

Spain

541

577

117

22

11,1%

19,4%

3,1%

Sweden

441

1085

117

18

8,1%

11,1%

1,5%

Switzerland

347

1069

183

31

13,1%

16,7%

2,4%

United Kingdom

503

953

152

30

11,1%

16,0%

2,6%

208

Boris F. Blumberg

Table A2. Schematic Measurement of Value Orientations. From Four Value Dimensions through 10 Basic Values to Items Used in the Questionnaire. Value Dimension

Basic Values important to be rich, have money and expensive things

achievement

important to be successful and that important to get respect from others people recognize achievements

hedonism

important to have a good time

self-enhancement

openness to change

stimulation self-direction

universalism self-transcendence benevolence tradition conservation

Items in Questionnaire

power

conformity security

important to try new and different things in life important to think new ideas and being creative important that people are treated equally and have equal opportunities important to help people and care for other's well-being important to be humble and modest, not draw attention important to do what is told and follow rules important to live in safe and secure surroundings

important to show abilities and to be admired

important to seek fun and things that give pleasure important to seek adventures and have an exciting life important to make own decisions and be free important to understand different people important to be loyal to friends and devote to people close important to follow traditions and customs important to behave properly important that government is strong and ensures safety

important to care for nature and environment

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse in Deutschland und der Schweiz Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Abstract Basierend auf einem in Deutschland und der Schweiz generierten Sample mit 5.059 Studierenden werden im vorliegenden Beitrag drei Fragen erörtert. Zum einen machen wir fakultäts- und regionsübergreifende Aussagen über die Berufswahl von Studierenden. Zweitens werden Elemente eines Erklärungsmodells bezüglich dem Gründungsverhalten und unternehmerischem Potential getestet, um schließlich zu untersuchen, ob es zwischen Deutschland und der Schweiz Unterschiede festzustellen gibt.

1

Einleitung und Erkenntnisziel

Unternehmensgründungen gelten im Allgemeinen als Jungbrunnen der Volkswirtschaft. Die Hoffnungen ruhen auf solchen Unternehmen und damit auch auf Unternehmer, die aufgrund Ihres Potenzials in hohem Maße zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beitragen.1 Eine starke Volkswirtschaft benötigt in der heute industrialisierten und zunehmend dienstleistungsgetriebenen Wirtschaft zukunftsgerechte Ideen und Innovationen, welche neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle ermöglichen und den Wirtschaftsstandort Europa dadurch stärken, um mit dem laufenden respektive notwendigen Strukturwandel Schritt halten zu können.2 Das Gründungsverhalten von Hochschulabsolventen hat im Rahmen der Umwälzungen der vergangenen Jahre in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt Einzug in die öffentliche und besonders in die politische Diskussion gehalten. Der Produktionsfaktor Wissen spielt dabei eine außerordentliche Rolle. Aus wissenschaftlicher Erkenntnis resultierende Inventionen sind das Fundament zukunfts- und marktfähiger Produkte. Eindeutig prädestiniert für die Generierung von derartigen Produkt- und Unternehmensideen sind originäre Gründungen durch Hochschul1

2

Vgl. Pleschak u.a. (2000). Im Folgenden wird nicht zwischen dem weiblichen und männlichen Geschlecht unterschieden. Frauen sind in der männlichen Form immer miteingeschlossen. Weiter werden die beiden Begriffe ‚Hochschule‘ und ‚Universität‘ in der vorliegenden Analyse als Synonyme verwendet. Vgl. Fueglistaller/Halter/Blickle u.a. (2004), S. 7.

210

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

absolventen oder Spinnoff-Gründungen aus Forschungsinstituten. Im Gründungsprozess selbst obliegt die überragende Rolle der Person des Gründers. Dessen Erfolg wird wiederum durch das mikrosoziale und makroökonomische Umfeld in hohem Maße beeinflusst. Der vorliegende Beitrag verfolgt ein dreifaches Erkenntnisziel. Zum Ersten soll das Unternehmensgründungsverhalten sowie die Gründungsabsichten von Studierenden im deutschsprachigen Raum abgebildet werden. Dabei wird eine fakultäts- und regionsübergreifende Analyse durchgeführt, um die Mängel von bisher inneruniversitären Untersuchungen zu überwinden. Zum zweiten sollen Elemente eines umfangreichen Untersuchungsrahmens zur Erklärung des Gründungsverhaltens und der Gründungsabsichten und somit unternehmerischem Potential von Studierenden empirisch bezüglich deren Aussagekraft überprüft werden. Zum Dritten werden im vorliegenden Beitrag mögliche Unterschiede bezüglich dem Gründungsverhalten und den Gründungsabsichten zwischen Studierenden aus der Schweiz und Deutschland herausarbeiten. Zur Beantwortung dieser Fragen wurde im Sommer 2004 ein Sample von 5.059 auswertbaren Fragebogen generiert.

2

Vorgehensweise und Methodik

Durch eine Feldstudie erreichten wir Studierende in der Breite. Als Erhebungsinstrument diente ein onlinebasierter Fragebogen. Dieser gliederte sich in deskriptive Merkmale, wie Studienort, -schwerpunkt, Alter oder Geschlecht. Weiter wurden Umfeldvariablen wie hochschulspezifische Rahmenbedingungen oder unternehmerische Aktivitäten des Elternhauses abgefragt. Der Fragebogen wurde verdankenswerterweise durch unseren Sachsponsor, der Firma Information Factory GmbH, realisiert. Die Daten wurden zentral durch unseren Sponsor gespeichert, wobei eine serverbasierte Identifizierung eine vermehrte Teilnahme eines einmal angeklickten Internetlinks verhinderte. Der Internetlink zum Fragebogen wurde via Email verteilt, wodurch Restriktionen bezüglich der Generalisierbarkeit der vorliegenden Ergebnisse entstehen. Dabei sind Selektionseffekte der Erhebenden, als auch Selbstselektionseffekte der Studierenden sowie eine teilweise geringe Felddurchdringung festzuhalten. Für die Erhebung in Deutschland kontaktierten wir vorab rund 40 ausgewählte Lehrstuhlinhaber, von denen wir uns aufgrund Ihrer Affinität zu empirischen Erhebungen einerseits und zu Themen wie Entrepreneurship und Laufbahnentwicklung von Studierenden andererseits eine Teilnahmebereitschaft erhofften. Die dabei angesprochenen Lehrstühle sind grösstenteils an wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten tätig, was zu einem starken Anteil an Studierenden der Betriebswirtschaftslehre führt. 3 Gleich3

Es wurden zahlreiche Lehrstühle berücksichtigt, die durch die FGF-Studie zu Entrepreneurship Lehrstühlen in Deutschland identifiziert wurden.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

211

zeitig gibt es auch Hochschulen, welche ausschließlich Diplomkaufleute ausbilden.4 In der Schweiz wurde der Zugang zu den Studierenden auf Rektoratsebene und damit institutionsübergreifend sicher gestellt. Dadurch konnte ein breiteres Sample bezüglich der unterschiedlichen Fakultäten erreicht werden. Eine weitere Restriktion liegt in der Distribution des onlinebasierten Fragebogens. Es ist zwar nahezu zweifelsfrei, dass alle Studierenden zu Hause oder an der Hochschule über einen Internetzugang verfügen, doch mussten wir bei der Durchführung der Studie feststellen, dass nur sehr wenige Universitäten und Fachhochschulen über standardisierte Email-Kommunikationseinrichtungen verfügen. Somit konnte insbesondere in Deutschland der Internetlink oft nur über den persönlichen oder (wahl-)fachspezifischen Verteiler des Lehrstuhlinhabers versendet werden. Betrachten wir allerdings frühere Studien, so können wir feststellen, dass sich das Antwortverhalten unter Studierenden einer Fakultät bzw. einer Hochschule relativ stark ähneln.5 Bezogen auf die teilnehmenden Hochschulen konnten für Deutschland bei der FH Deggendorf, der TU Kaiserslautern und der European Business School (ebs) sowie für die Schweiz bei der Universität St. Gallen (HSG), der Universität Basel, der FH Rapperswil sowie der Zürcher Hochschule Winterthur beachtliche Teilnehmerquoten (zwischen 11 % und 29 % aller immatrikulierten Studierenden) erreicht werden. Deshalb möchten wir für diese Hochschulen durchaus Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zulassen. Die aufgrund der äußeren Umstände entstandenen Restriktionen sind bedauerlich, jedoch bei derartigen breit angelegten Feldstudien, unter Berücksichtigung aller zeitlichen und finanziellen Engpässe, kaum zu überwinden. Die vorliegende Studie liefert trotzdem einen erheblichen Mehrwert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es erstmals gelungen, ein Erhebungsinstrument an einem großen Untersuchungssample zu testen. Hierbei konnten Skalen evaluiert und gegebenenfalls modifiziert werden. Aus praxeologischer Sicht konnte erstmalig eine derartige Untersuchung fakultäts- und regionsübergreifend durchgeführt werden und bietet deshalb weitere interessante Erkenntnisse. Mittels der Studie erhielten wir einen ersten Einblick in die Zukunftsplanungen von Studierenden und legen damit das Fundament für unsere zweijährlich geplante Längsschnittanalyse. Auch wenn wir nicht alle Studenten erreichten, ist die Beteiligung an der vorliegenden Umfrage beachtlich. Besonders die Teilnahmequoten für die Schweiz zeigen, dass von vielen Schulen ein wesentlicher Teil der Studierenden mit unserer Umfrage erreicht werden können und der Beteiligungsgrad an der Studie als hoch eingestuft werden kann.6

4 5 6

So z.B. an der European Business School (ebs). Vgl. Golla/Holi/Klandt (2003). Unter den Studierenden wurden 20 attraktive Preise verlost, welche verdankenswerterweise von unserem Sponsor venturelab zur Verfügung gestellt worden sind. Bei venturlab handelt es sich um eine Initiative der Förderagentur für Innovation KTI in der Schweiz.

212

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

3

Theoretischer Bezugsrahmen

Bei der Frage nach Determinanten der Gründungsneigung von Studierenden ist festzustellen, dass unterschiedliche Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sowohl äußere Faktoren, wie beispielsweise das persönliche Umfeld, die wirtschaftliche Lage als auch personenspezifische Merkmale eine wichtige Rolle in der Entscheidungsfindung spielen.7 Nachfolgend werden wir diese Grundlagen der Untersuchung kurz darstellen und den theoretischen Bezugsrahmen vorstellen, wobei wir uns auf bisherige Arbeiten stützen.8

3.1 Personenzentrierte Merkmale Zur Untersuchung der Fragestellung, welche Merkmale der Person einen Einfluss auf die Gründungsneigung haben, ist es wichtig, einen Ordnungsrahmen zu entwickeln, in dem relevante Personenmerkmale eingefügt werden können. Hier bietet sich die Unterteilung von Catell an, der drei Persönlichkeitsbereiche unterscheidet: die spezifischen Persönlichkeitseigenschaften / Traits (bei ihm der „stilistische Wesenszug“ genannt), der Bereich der Motive und Interessen (der auch „dynamischer Wesenszug“ genannt wird), und schließlich der Bereich der Kompetenzen und Fertigkeiten einer Person, den er als „Wesenszug der Begabung“ bezeichnet. In der vorliegenden Studie bedienen wir uns deskriptiven Merkmalen (Alter), Motive für den Berufseinstieg (auch Berufsanforderungen) und Charaktereigenschaften (Kurzversion des MRS-Inventars von Ostendorf zur Erfassung der fünf ‚grossen‘ Persönlichkeitsfaktoren, auch BIG 5 genannt)9, welche nachstehend kurz ausgeführt werden. 3.1.1 Deskriptive Merkmale

Verschiedene Studien kommen zum Schluss, dass männliche Personen stärker die berufliche Selbständigkeit anstreben als Frauen, was auch schon in älteren Studien nachgewiesen werden konnte.10 Entsprechend der aktuellen Literatur wird vermutet, dass Frauen tendenziell einen Job im Angestelltenverhältnis gegenüber der Selbständigkeit bevorzugen. Weiter konnte in der Untersuchung von Wilhelm gezeigt werden, dass es vor allem zwischen dem 30. und 33. sowie zwischen dem 36. und 40. Lebensjahr zu einer Häufung in der Gründungstätigkeit kommt.11 Da das Alter 7 8 9 10 11

Vgl. Klandt (1984). Vgl. Fueglistaller/Halter/Hartl (2004); Fueglistaller/Volery/Halter u.a. (2003), Fueglistaller/Halter/Blickle u.a. (2004), Golla/Holi/Klandt (2003). Schallberger/Venetz (1999). Mehrere Studien zitiert in Davidsson (1995), S. 7; Phan/Wong/Wang (2002), S. 155; Mazzrol/Volery/Doss u.a. (1999); Kolvereid (1996); Brockhoff/Tscheulin (2001). Wilhelm (2001), S. 12; Thierstein/Wilhelm/Behrendt 2002, S. 49; so auch Davidsson (1995); Reynolds (1995); Reynolds/Hay/Bygrave u.a. (2000).

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

213

tendenziell mit der Semesterzahl steigt, kann dies im Zusammenhang mit den studienspezifischen Faktoren gesehen werden. Dort wird erwartet, dass mit steigender Semesterzahl die Selbständigkeit weniger oft gegenüber dem Angestelltenverhältnis bevorzugt wird.12 3.1.2 Motive zur Berufswahl

Zur Frage, welche allgemeinen Motive und Interessen einen Einfluss auf die Gründungsneigung von Studierenden haben können, erscheint es geboten, zuerst den Begründer der psychologisch orientierten Entrepreneurshipforschung McClelland heranzuziehen.13 McClelland prägte den Begriff der Leistungsmotivation, die er als Leitmotiv von Unternehmern konzipierte. Tatsächlich zeigte sich in einigen Studien mit zum Teil unterschiedlichen Meßmethoden eine deutlich höhere Leistungsmotivation bei Unternehmern als bei anderen Bevölkerungsgruppen wie z.B. bei Managern.14 Andere Studien fanden hingegen keine oder nur geringe Unterschiede.15 Bezugnehmend auf diese Erkenntnisse stellten Rauch/Frese fest, dass die gezeigten Korrelationen vorhanden, jedoch statistisch gering ausfallen und sich die Ergebnisse teilweise fundamental widersprechen.16 Aus diesen Erkenntnissen heraus entschlossen wir uns, bezüglich der Motive eigene Skalen zu entwickeln, die sich in unseren bisherigen Studien bereits bewährten. Hier nehmen wir Abstand von allgemeinen Skalen zur Messung der Motivationen und nutzen Items, die kontextbezogen die zukünftige berufliche Tätigkeit von Hochschulabsolventen adressieren. Aufgrund dieser Modifikation bezeichnen wir diese latente Variablen als „Anforderungen an den künftigen Beruf“, wobei sich auch hier einige klassische Items zur Messung des ‚need of achivement‘ oder ‚locus of control‘ wieder finden, andere jedoch, aufgrund der faktoranalytischen Selektion durch unsere Vorstudien nicht Eingang in die vorliegende Untersuchung fanden. Die Studie von Harabi/Meyer hat gezeigt, dass die Unabhängigkeit, die Durchsetzung eigener Ideen sowie die Selbstverwirklichung mit Abstand die wichtigsten Motive für eine Unternehmensgründung sind.17 Die Einkommensverbesserung wurde in der gleichen Studie nur sehr selten als Motiv genannt. Zu gleichen Resultaten kommt die Untersuchung von Arvanitis/Marmet.18 Dabei ist auffällig, dass die extrinsischen Motive wie Ansehen, Anerkennung und höheres Einkommen, als deutlich weniger wichtig eingestuft werden als die intrinsischen Motive wie Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung.19 Kreativität und Ideenfindung werden von Gründern als hoch eingeschätzt, was in der Studie von Arvanitis/Marmet von 71.1 % der Teilnehmenden als sehr 12 13 14 15 16 17 18 19

Whitlock/Masters (1996). Vgl. McClelland (1961). Begley/Boyd (1987); Green/David/Dent (1996); Utsch/Rauch et.al. (1999). Cromie/Johns (1983); Bonnet/Furnham (1991). Vgl. Rauch/Frese (2000). Harabi/Meyer (2000), S. 30. Arvanitis/Marmet (2001), S. 98 f. Harabi/Meyer (2001), S. 31.

214

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

ausgeprägt eingeschätzt wird.20 Douglas/Shepherd argumentieren, dass Personen mit einer höheren Leistungsbereitschaft, einer höheren Toleranz gegenüber dem Risiko und einer positiven Einstellung zur Unabhängigkeit und Entscheidungsautonomie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit die Selbständigkeit suchen werden.21 Ferner wird vermutet, dass eigenständigkeits- und individualitätsliebende Studierende tendenziell die Selbständigkeit bevorzugen werden.22 Die eigene Kreativität dürfte entsprechend auch in der Selbständigkeit besser zum Tragen kommen als in einem Angestelltenverhältnis.23 Schließlich wird erwartet, dass Studierende, die das persönliche Fortkommen bzw. den persönlichen Aufstieg als wichtig ansehen, ihre Zukunft eher in der Selbständigkeit sehen – auch wenn in der Literatur nur von einem schwachen Zusammenhang ausgegangen wird.24 Die Untersuchung von Fueglistaller/Halter/Hartel hat gezeigt, dass vor allem die Aspekte Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft, Eigenständigkeit und Individualität, Sicherheitsdenken, sowie die Kreativität Motive darstellen um einen signifikanten Einfluss auf den Weg in die Selbständigkeit zu haben.25 Das Konstrukt zur Messung der Motive, die gemäß der allgemeinen Definition ein zielgerichtetes Handeln erklären, besteht in der vorliegenden Analyse aus folgenden fünf Faktoren:26 x x x x x

Freizeitorientierung (5 Items), Unabhängigkeitsorientierung (6 Items), Lösungsorientierung (2 Items), Kreativitätsorientierung (4 Items), Sicherheitsorientierung (2 Items).

3.1.3 Charaktereigenschaften

Bei den Charaktereigenschaften, handelt es sich um sehr stabile, zum großen Teil vererbte Eigenschaften, die bestimmen, wie Menschen ihre (Um-)Welt grundsätzlich wahrnehmen. In der Umgangssprache trifft der Begriff „Charakter“ diesen Bereich am Besten. Ein in der Psychologie bewährtes Modell zur Beschreibung des Charakters von Personen sind die sogenannten Big Five Faktoren, bzw. das FünfFaktoren-Modell der Persönlichkeit. Dieses Modell wurde faktorenanalytisch entwickelt, nachdem Versuche andere Persönlichkeitsmodelle zu replizieren (z.B. die 16 Primärfaktoren)27 gescheitert waren und sich statt dessen regelmässig fünf Fak20 21 22 23 24 25 26 27

Arvanitis/Marmet (2001), S. 99. Douglas/Shepherd (2003), S. 28 ff. Douglas/Shepherd (2003), S. 30. Arvanitis/Marmet (2001), S. 99. Arvanitis/Marmat (2001), S. 98 f; Harabi/Meyer (2000). Vgl. Fueglistaller/Halter/Hartl (2004). Vorarbeitend aber auch in Fueglistaller/Volery/Halter u.a. (2003); Golla (2003). Reliabilitätstest der Faktoren ergab ein Crombach Alpha zwischen 0.72 und 0.83, KMO Kriterium zwischen 0.5 und 0.79. Vgl. Catell (1943, 1946, 1947, 1948).

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

215

toren ableiten ließen.28 Um den Einfluss von Charaktereigenschaften auf die beruflichen Präferenzen bestimmen zu können, bedienten wir uns der Kurzversion des MRS-Inventar von Schallberger/Venetz.29 Diese fünf Faktoren werden folgendermaßen benannt: Extraversion, Emotionale Stabilität, Offenheit für Erfahrung, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Auch in verschiedenen Sprachen und Kulturen, mit unterschiedlichen Messinstrumenten und in den unterschiedlichsten Stichproben konnten diese Faktoren repliziert werden. Zudem wiesen McCray/ Costa nach, dass diese fünf Faktoren unabhängig von der Intelligenz sind.30 Die nachfolgende Darstellung zeigt die fünf Faktoren mit einer kurzen Beschreibung und Beispielitems aus dem Fragebogen in Anlehnung an Amelang/Zielinski: 31 x Extraversion (4 Items): Probanden mit hohen Werten sind gesellig, aktiv, gesprächig, sozial, herzlich, optimistisch. Sie suchen Anregungen und Aufregungen. Beispielitem: ,,Ich habe gern viele Leute um mich herum“, ,,Ich bin ein fröhlicher, gut gelaunter Mensch“. x Neurotizismus (4 Items) als Gegenpol zu Emotionaler Stabilität: Tendenz, nervös, ängstlich, traurig, unsicher und verlegen zu sein, sich Sorgen um die Gesundheit zu machen, unrealistische Ideen zu verfolgen. Unfähigkeit, die Bedürfnisse zu kontrollieren und auf Stressreaktionen angemessen zu reagieren. Beispielitem: ,,Ich fühle mich oft angespannt und nervös“, ,,Ich fühle mich oft hilflos und wünsche mir eine Person, die meine Probleme löst“. x Offenheit für Erfahrungen (4 Items): Wertschätzung für neue Erfahrungen, Bevorzugung von Abwechslung; Probanden mit hohen Werten sind wissbegierig, kreativ, phantasievoll und unabhängig in ihrem Urteil. Beispielitem: ,,Ich finde philosophische Diskussionen spannend“, ,,Poesie beeindruckt mich sehr“. x Verträglichkeit (4 Items): Neigung, altruistisch, mitfühlend, verständnisvoll und wohlwollend zu sein, zwischenmenschliches Vertrauen, Kooperativität und Nachgiebigkeit zu zeigen, Harmoniebedürfnis. Beispielitem: ,,Manche Leute halten mich für selbstsüchtig und selbstgefällig“, ,,Manche Leute halten mich für kalt und berechnend“. x Gewissenhaftigkeit (4 Items): Die Skala unterscheidet ordentliche, zuverlässige, disziplinierte, ehrgeizige, pünktliche, penible, hart arbeitende Personen von nachlässigen und gleichgültigen. Beispielitem: ,,Ich bin eine tüchtige Person, die ihre Arbeit immer erledigt“, ,,Ich arbeite hart, um meine Ziele zu erreichen“.

28 29 30 31

Fiske (1949).Vgl. auch Tupes/Christal (1961); Norman (1963); Borgatta (1964); Hakel (1974). Schallberger/Venetz (1999). McCray/Costa (1987). Diese Aussage ist wichtig, da der Intelligenzbereich in psychologischen Persönlichkeitsmodellen stets als eigenständiger Bereich konzipiert wird. Vgl. Amelang/Zielinski (1997).

216

3.2

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Umfeldeinflüsse

3.2.1 Mikrosoziales Umfeld

Als Mikrosoziales Umfeld kann einerseits der familiäre Hintergrund, andererseits das hochschulspezifische Umfeld betrachtet werden. In Familienunternehmen kommt es zu einer Überlagerung der beiden Sozialsysteme ‚Unternehmen‘ und ‚Familie‘. Dies bedeutet, dass Kinder aus Familienunternehmen häufig bewusst oder unbewusst in Kontakt geraten mit dem Unternehmen. In Familienunternehmen werden Werte wie beispielsweise ein spezifisches Verantwortungsgefühl32, soziales Vorwärtskommen und Streben nach Autonomie33 sowie eine starke emotionale Bindung an das Unternehmen häufig gelebt und von den Eltern vorgelebt. Die Kinder wachsen unter diesem Einfluss in eine Kultur hinein und übernehmen im Rahmen ihrer Sozialisation gewisse Normen und Werte auf.34 Scott/Twomey stellen fest, dass Studierende, deren Eltern ein Unternehmen besaßen, eine hohe Präferenz für die Selbständigkeit und die Tiefste für ein Angestelltenverhältnis in einem Grossbetrieb haben.35 Im Rahmen des hochschulspezifischen Umfeldes können beispielsweise zur Verfügung gestellte Informationsmittel, Aus- und Weiterbildungsangebote oder Anlaufstellen rund um die Unternehmensgründung betrachtet werden. Die vergangenen Jahre zeigten, dass das Thema Entrepreneurship an vielen Hochschulen im deutschsprachigen Raum an großer Bedeutung gewonnen hat, und ein entsprechend gutes Gründungsklima an den Hochschulen zu erwarten ist.36 3.2.2 Makrosoziales Umfeld

Als makrosoziales Umfeld können Faktoren betrachtet werden, die eine Unternehmensgründung behindern. Dabei denken wir beispielsweise an fehlende finanzielle Mittel (Fremd- und Eigenkapitel), fehlende Gründungspartner, Know-how Defizite, fehlende Kundenkontakte oder ein schlechtes wirtschaftspolitisches Umfeld.37 Ein Überblick des gesamten Bezugrahmens zeigt Abb. 1. Im vorliegenden Beitrag fokussieren wir uns in der Analyse jedoch lediglich auf die Aspekte Motive zur Berufswahl, Charaktereigenschaften, das Gründungsklima an den Hochschulen sowie mögliche Hemmnisse aus dem makrosozialen Umfeld.

32 33 34 35 36 37

Le Mar (2001), S. 31. Chrisman/Chua/Sharma (1996), S. 9. Rotthaus (1998), S. 58. Scott/Twomey (1988); vgl. auch Fueglistaller/Halter/Hartel (2004). Vgl. FGF (2004). Vgl. Amt für Wirtschaft und Arbeit (2001); Fueglistaller/Halter/Hartl (2004); Seco (2004).

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

217

Deskriptive Mekmale: Alter

Personenzentrierte Faktoren

Motive zur Berufswahl: Unabhängigkeit Freizeit Lösungsorientierung Kreativität Sicherheit Charaktereigenschaften: Extraversion Offenheit Gewissenhaftigkeit Emotionale Stabiltität

Berufswunsch Gründer pot. Gründer

Mikrosoziales Umfeld: Hochschule / Studium Umfeldfaktoren Makrosoziales Umfeld: Hemmnisse

Abb. 1. Bezugsrahmen und Untersuchungsfragen

4

Ergebnisse der Untersuchung

4.1 Deskriptive Statistik Die nachstehende Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Untersuchungsteilnehmer. Ingesamt generierten wir 5.059 vollständig ausgefüllte Fragebögen. Tabelle 1. Anzahl Teilnehmer an der Umfrage nach Hochschulen Hochschulen in Deutschland

Hochschulen in der Schweiz

FH Deggendorf

484

ETH Zürich

TU-Kaiserslautern

424

Universität St. Gallen

679

European Business School

317

Universität Basel

463

Universität Kassel

196

FH Rapperswil

288

TU München

110

557

LMU München

31

Zürcher Hochschule Winterthur Fern-FH Schweiz

FHW Berlin

24

Andere

1.252

70 17

218

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Tabelle 1. Fortsetzung TU Darmstadt

23

FH Wiesbaden FH Mainz Universität Hannover

22 14 10

Frauenhofer IGD, Darmstadt TU Hohenheim Andere Summe

10 10 58 1.733

3.326

Abb. 2 zeigt eine Aufteilung des Untersuchungssamples nach Hauptstudienfach. Aufgrund der eingangs bereits angesprochenen Selektionseffekte dominieren wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten. Die anderen Studienrichtungen sind jedoch zum Teil in bemerkenswerter Zahl vertreten. Andere

200

Andere Ingenieursw.

37

Geologie

17

Lebensmitteltechnik

42

Raumplanung

47

Agrarwissenschaften

51

Journalismus

63

Internationales Management

66

Sportwissenschaften

72

Medienwissenschaften

76

Mathematik

77

Architektur

91

Physik

117

Bauingenieurw.

125

Psychologie

126

Wirtschaftsinformatik

136

Chemie

137 182

Volkswirtschaftslehre

257

Jura

281

Biologie/-technik

300

Elektrotechnik Maschinenbau

334 472

Informatik

1753

Betriebswirtschaftslehre 0

200

400

600

800

1000

Abb. 2. Verteilung der Studierenden nach Hauptfach (n=5.059)

1200

1400

1600

1800

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

219

Die Semesterverteilung ist ebenfalls durch die Untersuchungsvoraussetzungen bestimmt. So konnten aufgrund hochschulspezifischer Regularien zum Teil nur bestimmte Semester erreicht werden. Gleichzeitig zeigt Tabelle 2 die Verteilung der Studierenden nach Semester eine recht zufriedenstellende Verteilung. Tabelle 2. Verteilung der Studierenden nach Semester

1.-2. Semester 3.-4. Semester 5.-6. Semester 7.-8. Semester Promotion Total

Nationenunterschiede Schweiz Deutschland absolut absolut 515 350 459 302 816 309 241 253 421 212 3.323 1.736

Gesamt absolut

in %

865 761 1.125 494 633 5.059

17,1 15,0 22,2 9,8 12,5 100,0

4.2 Zukunftsperspektiven nach dem Studium Zu Beginn der Analyse werden die Berufswünsche der Untersuchungsteilnehmer dargestellt. Hier unterscheiden wir zwischen dem Berufseinstieg direkt nach dem Hochschulabschluss/Promotion und der angestrebten Tätigkeit 5 Jahre später. 4.2.1 Berufseinstieg direkt nach dem Studium

Direkt nach dem Studium zieht es Absolventen primär in etablierte Unternehmen. Hier stehen der Mittelstand und Großunternehmen hoch im Kurs. Die Analyse der Mehrfachantworten, dargestellt in Tabelle 3, bestätigen die Ergebnisse ähnlich gelagerter Untersuchungen. Über 80 Prozent der Stimmen entfielen auf das abhängige Beschäftigtenverhältnis als Berufseinstieg. Lediglich 11 Prozent der Nennungen adressieren eine Tätigkeit als Selbständige in der Form von Unternehmensgründer, als Unternehmensnachfolger oder durch die Übernahme eines bestehenden Unternehmens. Im Nationenvergleich zwischen Studierenden aus Deutschland und der Schweiz lässt sich erkennen, dass bezüglich den berufliche Präferenzen keine nennenswerte Differenzen zu verzeichnen sind. In beiden Ländern dominiert der Wunsch direkt nach dem Studium eine abhängige Beschäftigung in Grossunternehmen oder Klein- und Mittelunternehmen zu suchen.38

38

Als Klein- und Mittelunternehmen (KMU) wurden in der vorliegenden Untersuchung Unternehmen mit max. 250 Mitarbeitenden bezeichnet. Vgl. auch Fueglistaller 2004; EG 2003.

220

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Tabelle 3. Berufswahl von Studierenden direkt nach dem Studium in der Schweiz und Deutschland (mit Mehrfachnennungen) Schweiz absolut

in %

Grossunternehmen

1.521

KMU

Deutschland in % aggregiert

Total in % aggregiert

absolut

in %

absolut

27,4

996

36,2

2.517

in % aggregiert

1.625

29,3

735

26,7

2.360

Hochschule / Forschung

852

15,4

297

10,8

1.149

Sonst. öffent. Dienst

537

9,7

170

6,2

38

0,7

42

1,5

80

Freiber. Tätigkeit

222

4,0

122

4,4

344

Unternehmensnachfolge

246

4,4

154

5,6

80

Übernahme von Fremdbetrieb

40

0,7

43

1,6

467

8,4

8,4

189

6,9

6,9

656

7,9

5.548

100,4

100,4

2.748

100,4

100,4

8.296

100,4

Unternehmensgründung

Weiss es nicht Total Antworten

81.7

9.8

80,0

13,1

707

83

81,1

11,0

Ein Blick auf die beruflichen Präferenzen von Studierenden verschiedener Fakultäten lässt Unterschiede erkennen, was oft auch aus der Natur des Faches heraus begründbar ist (vgl. Tabelle 4). Einheitlich ist das Streben in eine anhängige Beschäftigung, allerdings suchen Wirtschaftswissenschaftler und Studierende ähnlicher Disziplinen primär den Einstieg in Groß- und Klein- und Mittelunternehmen.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

221

7% 29% 31% 12% 12% 18% 4% 13% 5% 17% 26% 12% 33% 43% 31% 5% 18% 11% 17% 1%

55%

35%

12%

29%

Raumplanung Andere Ingenieursw. Andere Total

9% 43% 30% 50%

62% 65% 43% 47%

15% 43% 32% 23%

55% 3% 28% 14%

Weiß nicht

9% 22% 12% 11% 33% 44% 25% 66% 29% 49% 56% 47% 36% 22% 33% 20% 15% 5% 38% 8%

Übernahme eines fremden Unternehmens

sonst. öffentl. Dienst

40% 29% 45% 57% 65% 40% 56% 29% 53% 46% 43% 53% 31% 17% 67% 70% 67% 52% 50% 62%

Nachfolge des Familienunternehmens

Hochschule/Forschung

67% 58% 34% 63% 52% 53% 51% 38% 57% 34% 23% 24% 17% 11% 20% 4% 27% 32% 50% 45%

direkt nach Studium

Freiberufliche Tätigkeit

KMU

Betriebswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre Jura Wirtschaftsinformatik Informatik Mathematik Maschinenbau Physik Elektrotechnik Chemie Biologie/-technick Geologie Psychologie Sportwissenschaften Agrarwissenschaften Architektur Bauingenieurw. Journalismus Lebensmitteltechnik Medienwissenschaft Internationales Management

Originäre Unternehmensgründung

Großunternehmen

Tabelle 4. Berufswahl direkt nach dem Studium nach Fakultäten

n

9% 12% 5% 12% 16% 1% 6% 4% 6% 4% 4% 0% 3% 10% 10% 4% 5% 3% 2% 11%

4% 4% 14% 8% 10% 5% 6% 4% 4% 1% 4% 6% 12% 11% 12% 13% 2% 16% 2% 17%

2% 1% 2% 3% 2% 0% 1% 0% 2% 1% 0% 0% 0% 1% 4% 1% 3% 2% 0% 0%

3% 2% 0% 1% 0% 0% 2% 1% 0% 0% 0% 0% 0% 3% 10% 0% 1% 0% 2% 1%

8% 13% 16% 10% 13% 17% 14% 15% 13% 15% 16% 24% 31% 28% 12% 19% 11% 25% 12% 22%

1.753 182 257 136 472 77 334 117 300 137 281 17 126 72 51 91 125 63 42 76

3%

5%

2%

3%

17%

66

4% 5% 8% 8%

15% 5% 16% 7%

0% 0% 1% 2%

4% 0% 2% 2%

11% 14% 16% 13%

47 37 200 5.059

Naturwissenschaftler, wie beispielsweise Studenten der Physik und Biologie, erachten eine an das Studium anschließende wissenschaftliche Tätigkeit mit dem Ziel der Promotion als bedeutende Option. In persönlichen Gesprächen mit Biologen konnte wiederholt festgestellt werden, dass der Naturwissenschaftler ohne Doktortitel selten die Akzeptanz seiner Kollegen findet und deshalb die Promotion ein verbreitetes Ziel darstellt. 4.2.2 Berufswunsch 5 Jahre nach dem Hochschulabschluss

Fokussieren sich Studierende auf einen Berufsstart als klassische Angestellte, so sehen die Wünsche zur beruflichen Laufbahn anders aus. Befragt zu dem favorisierten Arbeitsgebiet fünf Jahre nach der Graduierung, gewinnt der Wille zur beruflichen Selbstständigkeit erwartungsgemäß an Bedeutung (vgl. Tabelle 5).

222

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Tabelle 5. Berufswunsch von Studierenden 5 Jahre nach dem Studium in der Schweiz und Deutschland (Mehrfachantworten möglich) Schweiz absolut Grossunternehmen KMU Hochschule / Forschung Sonst. Öffent. Dienst Unternehmensgründung Freiber. Tätigkeit Unternehmensnachfolge Übernahme von Fremdbetrieb Weiss es nicht Total Antworten

Deutschland Total in % in % in % in % aggregiert absolut in % aggregiert absolut aggregiert

1.118 1.275

18,6 21,2

737 522

24,9 17,7

1.855 1.787

483

8,0

222

7,5

705

465

7,7

156

5,3

93 482

1,5 8,0

92 222

3,1 7,5

1.429 704

941

15,7

488

16,5

185

248 896 6.001

4,1 14,9 100,4

166 351 2.956

5,6 11,9 100,4

55,7

29,4 14,9 100,4

55,4

32,7 11,9 100,4

621

414 1.247 8.957

55.6

30.6 13,8 100,4

Der Wunsch nach einer originären Unternehmensgründung direkt nach dem Studium erhielt lediglich 0,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Für den Zeitpunkt fünf Jahre nach dem Studium vereint diese Frage 1.429 Nennungen bzw. 16 Prozent der Stimmen. Dadurch werden bisherigen Studien zur Selbstständigkeit ehemaliger Studierenden und zur Laufbahnentwicklung bestätigt. Es scheint der Fall zu sein, dass bei den zukünftig Selbstständigen der Wunsch nach einer „Trainingszeit“ im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses vorherrscht. Eine andere Studie unter Alumnimitgliedern an der European Business School hat weiter ergeben, dass Unternehmer in der Zeit vor der Selbstständigkeit ihre finanziellen Ressourcen optimieren, eine Familie gründen oder einfach „die Welt erleben“ wollen, bevor sie sich vollends den Aufgaben der Unternehmensentwicklung widmen. Der Nationenvergleich zeigt auch hier keine erheblichen Differenzen. Sowohl unter den Studierenden in der Schweiz als auch in Deutschland herrscht ein beachtenswertes Potenzial an zukünftigen Unternehmern. Betrachten wir auch hier die Gründungsneigung bzw. die Neigung zur abhängigen Beschäftigung differenziert nach Studienrichtungen, so zeigen sich auch hier Besonderheiten. Interessanterweise können sich Wirtschaftswissenschaftler ein Angestelltenverhältnis vorstellen, streben aber dennoch in die originäre Unternehmensgründung. Zwar ist die Anzahl der Votierungen für die Selbstständigkeit im Vergleich zum vorhergehenden Abschnitt deutlich gestiegen, doch entsteht keine klare Trennung zwischen diesen Alternative.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

223

KMU

sonst. öffentl. Dienst

Originäre Unternehmensgründun g

Freiberufliche Tätigkeit

Nachfolge des Familienunternehmens

Übernahme eines fremden Unternehmens

Weiß nicht

n

Betriebswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre Jura Wirtschaftsinformatik Informatik Mathematik Maschinenbau Physik Elektrotechnik Chemie Biologie/-technick Geologie Psychologie Sportwissenschaften Agrarwissenschaften Architektur Bauingenieurw. Journalismus Lebensmitteltechnik Medienwissenschaft Internationales Management

45% 42% 25% 51% 39% 42% 40% 30% 45% 32% 25% 12% 13% 6% 18% 1% 27% 30% 52% 42%

33% 24% 32% 35% 44% 35% 44% 33% 47% 39% 35% 41% 26% 18% 43% 19% 40% 29% 48% 34%

6% 17% 8% 11% 22% 26% 13% 32% 20% 22% 31% 24% 21% 17% 20% 11% 11% 0% 10% 14%

6% 25% 23% 10% 10% 14% 7% 17% 7% 15% 23% 12% 29% 21% 29% 3% 15% 10% 14% 7%

34% 31% 21% 34% 35% 14% 28% 18% 28% 16% 16% 18% 11% 13% 20% 43% 19% 24% 21% 29%

11% 12% 31% 17% 15% 9% 7% 6% 11% 4% 11% 24% 26% 18% 25% 35% 9% 21% 2% 25%

5% 4% 3% 8% 2% 0% 5% 3% 3% 1% 1% 0% 0% 3% 16% 2% 7% 2% 2% 0%

13% 5% 7% 10% 6% 6% 9% 3% 6% 4% 1% 12% 1% 3% 16% 2% 6% 5% 5% 3%

18% 21% 23% 18% 30% 31% 25% 39% 24% 31% 36% 35% 37% 43% 22% 25% 23% 35% 26% 28%

1'753 182 257 136 472 77 334 117 300 137 281 17 126 72 51 91 125 63 42 76

38%

23%

8%

27%

30%

12%

2%

11%

29%

66

Raumplanung Andere Ingenieursw. Andere Total

13% 46% 21% 37%

40% 54% 35% 36%

9% 22% 23% 14%

45% 14% 21% 12%

30% 22% 20% 23%

28% 5% 24% 14%

0% 3% 3% 4%

6% 3% 8% 8%

19% 22% 30% 25%

47 37 200 5059

Berufswunsch 5 Jahre nach dem Studium nach Fakultäten

Hochschule/Forschung

Großunternehmen

Tabelle 6. Berufswunsch 5 Jahre nach dem Studium nach Fakultäten

Insgesamt erkennen wir über alle Studienrichtungen hinweg einen Anstieg der Gründungsneigung. Zwar ist der Wille nach einer Karriere in der Wissenschaft bei Naturwissenschaftler weiter stark repräsentiert, jedoch gibt es auch hier Verschiebungen zu Gunsten der Selbstständigkeit. Stark vertreten in Punkto Unternehmensnachfolge sind Studenten der Agrarwissenschaften. Hier scheint die familiäre Zugehörigkeit zu einem landwirtschaftlichen Betrieb immer noch einen wesentlichen Einfluss auf die Wahl der Studienrichtung auszuüben.

4.3 Die effektive Gründungstätigkeit von Studierenden Die Gründungstätigkeit respektive Gründungsabsicht wurde in verschiedenen Studien bereits abgebildet. Die interuniversitäre Vergleichbarkeit war bisher jedoch stark zu relativieren, da sowohl unterschiedliche Fragen formuliert worden sind, als auch die Studierenden sich in unterschiedlichen Programmen (Nachdiplomstudiengänge vs. Erstausbildung) befanden.39 Das Interesse von Studierenden ein Unternehmen zu gründen, bewegte sich entsprechend auch zwischen 30 und 65 Prozent.40 39 40

Kailer (2002), S. 165. Sandholtz (1990), gesehen in Fanke/Lüthje (2002); Fueglistaller/Halter/Hartl (2003 und 2004); Görisch (2001); Hinz (1999); Baum (2001); Franke (2002); Pinkwart (2001); Otten (2000).

224

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Dabei kann jedoch oft nicht festgestellt werden, wie konkret sich diese Absicht in der Form von Business-Ideen, Businessplänen oder Aus- und Weiterbildungsaktivitäten äußert. Die Anzahl der Studierenden, die als Selbständigerwerbende bezeichnet werden können, bewegt sich zwischen 4 und 8 Prozent.41 Die vorliegende Studie ergab, dass 8,1 Prozent (n=140) der aus Deutschland an der Erhebung teilgenommenen Studenten bereits ein Unternehmen gründeten und damit erste Umsätze generierten (vgl. Abb. 3). In der Schweiz sind dies 4,5 Prozent aller Befragten. 12.6 Prozent aller Studierenden sind sich sicher, dass Sie ein Unternehmen in Zukunft gründen wollen, knapp weitere 50 Prozent können es sich vorstellen, den Weg in die Selbständigkeit anzutreten.

Deutschland (n=1.736)

8,1

Schweiz (n=3.323) 4,5

Total (n=5.059)

5,7 0%

bereits gegründet

49,9

12,6

12,4

30,9

52,2

51,3

12,6 10%

29,4

20%

30%

Absicht

40%

30,4 50%

60%

70%

mögliche Absicht

80%

90%

100%

keine Absicht

Abb. 3. Gründungstätigkeit und Absicht von Studierenden (in Prozent)

Um den Entwicklungsstand der Absichten zu verifizieren wurden die Studierenden, welche angegeben haben die Absicht oder vielleicht die Absicht haben ein Unternehmen zu gründen gefragt, was sie bereits auf dem Weg in die unternehmerische Selbständigkeit unternommen haben, wobei Mehrfachantworten möglich waren. Rund die Hälfte der Studierenden gab an, dass sie noch nichts unternommen haben. Deshalb darf davon ausgegangen werden, dass von rund 12 Prozent potentieller Unternehmensgründern ausgegangen werden darf, weitere Gründer jedoch nach einigen Jahren in einem Angestelltenverhältnis dazukommen können. Für 69 Prozent der Studierenden welche über eine grundsätzliche Gründungsabsicht verfügen kommt eine solche Realisierung erst nach dem Studium und einigen Jahren Berufserfahrung in Frage. Weitere 24 Prozent können bezüglich dem Zeitpunkt noch keine Aussagen machen, für 3,8 Prozent kommt die Unternehmensgründung noch während, für weitere 3,3 Prozent direkt nach Abschluss des Studiums in Frage, wobei keine wesentliche Unterschiede identifiziert werden können.

41

Kailer (2002), S. 162; Kailer/Sokolisch (1999); Fueglistaller/Halter/Hartl (2003 und 2004).

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

4,1 3,9 4,0

Prototyp von Produkt / Dienstleitung vorhanden

Gründungszeitpunkt festgelegt

1,3 0,8 1,0 2,1 1,5 1,7

Gespräche mit Finanzieurungsquellen geführt

6,1 7,9

Gründungsspezifische Veranstaltungen besucht

11,6

12,0 8,5 9,7

Gründungsspezifische Informationen besorgt

Einen Businessplan formuliert

5,1 4,2 4,5 11,4 9,0 9,5

Erste Geschäftsideen schriftlich festgehalten

35,2 37,9

Erste Geschäftsideen durch gedacht

43,3

50,0

Nichts unternommen

0,0

Total (n=3.279)

225

10,0

20,0

Schweiz (n=2.178)

30,0

40,0

50,0

58,6 55,7

60,0

Deutschland (n=1.101)

Abb. 4. Gründungsvorbereitungen (in Prozent, Mehrfachantworten möglich)

4.4

Personenzentrierte Merkmale

4.4.1 Motive zur Berufswahl

Als ein personenzentriertes Merkmal untersuchten wir Motive bzw. Anforderungen an den zukünftigen Beruf. Tabelle 7 zeigt signifikante Nationenunterschiede. Demnach ist das Streben nach Freizeit sowie der Wunsch nach einem Beruf mit einem Fokus auf die Entwicklung innovativer Lösungen bei Schweizer Studierenden stärker vertreten. Ebenso weisen die Variablen Kreativitätsstreben und Sicherheitsorientierung Unterschiede auf. Deutsche Studierende legen einen stärkeren Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz als Schweizer.

226

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

Tabelle 7. Mittelwertunterschiede der beruflichen Anforderungen nach Nationalitäten (*p<0.001)

Nationalität Schweiz

n 3.323

Mittelwert 1,2781

Standardabweichung 0,6557

Deutschland

1.736

1,2885

0,6703

Schweiz

3.323

3,3902

0,9676

Deutschland

1.736

3,6601

1,0324

Schweiz

3.323

1,2790

0,7165

Deutschland

1.736

1,3842

0,7618

Sicherheitsorientierung*

Schweiz

3.323

1,5038

0,8902

Deutschland

1.736

1,3882

0,9218

Lösungsorientierung*

Schweiz

3.323

2,2459

0,9944

Deutschland

1.736

1,9879

0,9632

0= sehr wichtig, 5= sehr unwichtig

Unabhängigkeitsstreben Freizeitorientierung* Kreativitätstreben*

Auch hier sind die Nationalitätenunterschiede in einigen Fällen auf dem 1 %-Niveau statistisch signifikant. Der T-Test zeigt allerdings, dass dies besonders der relativ umfangreichen Stichprobe zuzurechnen ist und sich im inhaltlichen Sinne keine nennenswerten Unterschiede zwischen Deutschen und Schweizer Studierenden zeigen. Die Richtungsmaße des Chi2-Tests deuten lediglich bei der Lösungsorientierung (Phi und Cramer-V=0,13) und der Freizeitorientierung (Phi und CramerV=0,16) auf einen schwachen Nationalitätenunterschied hin. Da bekanntermaßen besonders Unternehmensgründer einen starken Drang nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung aufweisen, führen wir auch hier einen Gruppenvergleich zwischen potenziellen Gründern und Nicht-Gründern durch (vgl. Tabelle 8). Die Betrachtung der beruflichen Anforderungen potenzieller Unternehmer zeigt eine deutliche Priorität auf ein kreatives Umfeld, welches ein selbstständiges und unabhängiges Arbeiten ermöglicht. Wie bereits im Nationenvergleich, spielt in diesem Gruppenvergleich der Wunsch nach Freizeit eine untergeordnete Rolle. Auch bei den Studierenden, die eine Zukunft als Angestellter wünschen, ist die Rangfolge der Präferenzen gleich. Allerdings bewertet diese Gruppe die jeweiligen Anforderungsprofile weniger extrem als die Vergleichsgruppe. So streben Gründer stärker nach Unabhängigkeit und weniger stark nach einem Beruf, der ein adäquates Freizeitvergnügen ermöglicht. Die Unterschiede sind bei allen Variablen statistisch signifikant. Im Gegensatz zu den bisherigen Analysen, können wir nun auch Gütekriterien aufweisen, die eindeutige Interpretationen der Richtungen zulassen.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

227

Tabelle 8. Mittelwertunterschiede der beruflichen Anforderungen nach Nationalitäten (*p<0,001) 0= sehr wichtig, 5= sehr unwichtig

Unabhängigkeitsstreben*

Berufsziel Pot.Gründer Pot. Nicht-Gründer

Kreativitätstreben*

Pot.Gründer

Sicherheitsorientierung*

Pot.Gründer

Pot. Nicht-Gründer Pot. Nicht-Gründer Lösungsorientierung*

Pot.Gründer

Freizeitorientierung*

Pot.Gründer

Pot. Nicht-Gründer Pot. Nicht-Gründer

n 630

Mittelwert 0,8114

Standardabweichung 0,5209

4.138

1,3788

0,6416

630

0,9925

0,6585

4.138

1,3838

0,7303

630

1,7063

0,9658

4.138

1,3950

0,8659

630

1,9881

1,0581

4.138

2,1903

0,9716

630

3,8139

1,0538

4.138

3,4059

0,9691

Das Unabhängigkeitsstreben ist bei angehenden Gründern stärker ausgeprägt (p<0.001; Phi und Cramer-V=0,319). Die anderen Variablen lassen ebenfalls Gruppendifferenzen erkennen, jedoch sind die Richtungsmaße schwächer. Lediglich die Variable „Kreativität“ eignet sich zur Differenzierung (Phi und Cramer-V=0,17), die Güterkriterien befinden sich allerdings im Grenzbereich. Die Varianzanalyse stellt ebenfalls Gruppenunterschiede fest und bestätigt das Streben nach Unabhängigkeit als gewichtigen Faktor (R-Quadrat 0,19), gefolgt von der Freizeitorientierung, Kreativitätsstreben und Sicherheitsorientierung. Der Wunsch nach Lösungsorientierung leistet den geringsten Anteil zu den Gruppendifferenzen. 4.4.2 Charaktereigenschaften

Wie eingangs beschrieben, bedienen wir uns in der vorliegenden Analyse dem Konstrukt der BIG 5, um die Charaktereigenschaften der Studenten zu erfassen, deren Reliabilität und Validität in zahlreichen Untersuchungen bestätigt werden konnte. Darüber hinaus ist es zeitlich stabil sowie sprach- und kulturübergreifend. Einige Untersuchungen stellten signifikante positive Korrelationen mit weiteren, in der Gründungsforschung stärker genutzten, Konstrukten, wie beispielsweise das der Leistungsmotivation fest. In der ersten Untersuchung analysieren wir, ob signifikante Mittelwertdifferenzen dieser Konstrukte vorliegen. Tabelle 9 zeigt das Ergebnis eines T-Test als Nationenvergleich.

228

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Tabelle 9. Mittelwertunterschiede der BIG 5 zwischen Nationen (*p<0,001)

n

Mittelwert

Standardabweichung

Schweiz

3.263

3,3526

0,8418

Deutschland

1.706

3,3574

0,8273

Offenheit*

Schweiz

3.286

3,0664

0,8300

Deutschland

1.712

2,9555

0,8393

Gewissenhaftigkeit

Schweiz

3.284

3,4080

0,7209

Deutschland

1.713

3,4222

0,7104

Emotionale Stabilität

Schweiz

3.272

3,4086

0,6964

Deutschland

1.708

3,3956

0,7216

Verträglichkeit*

Schweiz

3.260

3,3377

0,6772

Deutschland

1.701

3,2097

0,6956

0= sehr wichtig, 5= sehr unwichtig

Nationalität

Extraversion

„Offenheit“ und „Verträglichkeit“ weisen hierbei einen signifikanten Nationenunterschied aus. Somit kann gesagt werden, dass sich Schweizer Studierende als offener und verträglicher bewerten als es die Deutschen Kommilitonen tun. Ein Blick auf die Mittelwerte lässt jedoch erkennen, dass inhaltlich keine bemerkenswerten Abweichungen auftreten und auch hier die Signifikanz stichprobengrößenabhängig ist. Betrachtet man die Richtungsmaße des Chi-Quadrattests, so können keine Richtungen, bzw. Nationendifferenzen, ermittelt werden (Phi und Cramers V < 0.1). Differenzen bezüglich der Charaktereigenschaften zwischen Schweizern und Deutschen sind nicht festzustellen, was die bisherige Aussage bestätigt, dass keine nationalen Unterschiede zu erwarten sind. Da allerdings aus diversen empirischen Untersuchungen der besondere Einfluss der Unternehmerperson, resp. des Charakters hervorging, möchten wir feststellen, ob charakterliche Differenzen zu unterschiedlichen beruflichen Präferenzen führen. Hierbei nutzen wir wiederum einen Gruppenvergleich zwischen potenziellen Gründern und potenziellen Nicht-Gründern (vgl. Tabelle 10).

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

229

Tabelle 10. Charaktereigenschaften von Gründer und Nicht-Gründer (*<0.001) 0= sehr wichtig, 5= sehr unwichtig

Extraversion Offenheit*

Berufswunsch Gründer

n 623

Mittelwert 3,5554

Standardabweichung 0,7660

Nicht-Gründer

4.059

3,3173

0,8101

623

3,2895

0,8088

Gründer Nicht-Gründer

Gewissenhaftigkeit

Gründer Nicht-Gründer

Emotionale Stabilität

Gründer Nicht-Gründer

Verträglichkeit*

Gründer Nicht-Gründer

4.059

2,9693

0,8252

623

3,4242

0,7195

4.059

3,4165

0,7134

623

3,6198

0,6341

4.059

3,3540

0,7077

623

3,2145

0,7028

4.059

3,3137

0,6814

Die Tabelle zeigt die Persönlichkeitseigenschaften zwischen angehenden Unternehmern und angehenden Angestellten. Die gekennzeichneten Variablen sind auf dem 1 Prozent-Niveau statistisch signifikant. Somit schätzen sich angehende Gründer als extrovertierter, offener, emotional stabiler jedoch weniger verträglich ein, als Nicht-Gründer. Diese Ergebnisse decken sich mit anderen Untersuchungen.42 Allerdings ist auch hier die statistische Signifikanz schwach. Ein Test auf Richtungsstärke ergab lediglich in Bezug auf „Emotionale Stabilität“ sowie „Künstlerische Neigung/Offenheit“ akzeptable Ergebnisse (Phi 0,17). Auch im Rahmen der Varianzanalyse leisteten die beiden oben genannten Variablen den stärksten Diskriminierungsbeitrag (R-Quadrat: 0,17). Die Varianzanalyse ergibt einen signifikanten Gruppenunterschied. Hier kann die Hypothese, dass es keine Gruppendifferenzen gibt, abgelehnt werden (Pillai Spur: 0,000). Es ist davon auszugehen, dass auch in unserem Untersuchungssample die Charaktereigenschaften, gemessen anhand der BIG 5, zu Unterschieden bezüglich angehenden Unternehmern und Angestellten führen. Die Untersuchung zeigt, dass bei personenzentrierten Merkmalen, die Charaktereigenschaften, gemessen durch die BIG 5, einen Beitrag zur Gruppendiskriminierung leisten. Stärker ist darüber hinaus der Effekt der beruflichen Anforderungen. Studierende, die der Wunsch zur beruflichen Selbstständigkeit treibt, möchten sich ein eigenes Umfeld aufbauen, in dem sie unabhängig arbeiten und Nutzen aus dem eigenen Kreativiätstreben ziehen können.

42

Vgl. Gese-Klier (2003). Vortrag anlässlich des Doktorandenkolloquium am G-Forum 2003. Hier zeigten sich ähnliche Ergebnisse und eine negative Korrelation zwischen Gründungerfolg und Verträglichkeit. Auch unsere Alumnistudie 2004 kommt zu gleichen Ergebnissen.

230

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4.5 Das Umfeld In den folgenden Darstellungen gehen wir auf die Beurteilung der Umfeldbedingen ein. Hier wurden unsere Untersuchungsteilnehmer gebeten, die hochschulspezifischen, makroökonomischen sowie strukturellen Rahmenbedingungen zu bewerten. 4.5.1 Gründungsspezifisches Klima an der Hochschule

Befragt nach der Bewertung des gründungspezifischen Klimas an ihrer Hochschule (0= sehr gut, 5= sehr schlecht), fielen die Beurteilungen für die im Untersuchungssample repräsentierten Institutionen gut aus. Tabelle 11. Bewertung des Gründungsklimas an den Hochschulen (n=5.059)

Sehr gut Ziemlich gut Eher gut Eher schlecht Ziemlich schlecht Sehr schlecht Total

Schweiz absolut 119 631 1.481 813 149 44 3.237

in % 3,7% 19,5% 45,8% 25,1% 4,6% 1,4% 100,0%

Deutschland absolut 106 397 753 362 69 14 1.701

in % 6,2% 23,3% 44,3% 21,3% 4,1% 0,8% 100,0%

So bewertete die Mehrheit der Studierenden dieses Umfeld mit „eher gut“ bis „sehr gut“. Die Deutschen Untersuchungsteilnehmer votierten hier mit einem Mittelwert von 1,96 (Standardabweichung: 0,96) und die Schweizer Studierenden bewerteten diese Kategorie im Durchschnitt mit 2,11 (Standardabweichung: 0,94). Aufgrund der zu Beginn dieses Beitrages dargestellten Restriktionen, können wir hier keine generellen Aussagen über das Gründungsklima an den teilnehmenden Hochschulen treffen, möchten das Ergebnis jedoch trotzdem als positiv bewerten. 4.5.2 Restriktionen und Hindernisse bei einer Unternehmensgründung

Nach der kurzen Analyse der hochschulspezifischen Rahmenbedingungen, stellen wir nun die Bewertung möglicher außeruniversitären Restriktionen auf dem Weg in die Selbstständigkeit dar. Tabelle 12 verdeutlicht das Empfinden möglicher Restriktionen seitens der Studierenden.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

231

Tabelle 12. Umfeldspezifische Restriktionen auf dem Weg zur Unternehmensgründung (*p< 0,01) 0= kein Hindernis, 5=starkes Hindernis

Fehlende Idee* Bürokratische Hemmnisse* Hohes finanzielles Risiko Fehlender Mut Keine Gründungspartner Fehlendes Eigenkapital Fehlendes Fremdkapital Know-how Defizite Fehlende Kundenkontakte

Nationalität Schweiz

n 3.230

Mittelwert 2,85

Standardabweichung 1,457

Deutschland

1.706

3,02

1,426

Schweiz

3.213

2,49

1,084

Deutschland

1.707

2,86

1,246

Schweiz

3.237

3,52

1,113

Deutschland

1.713

3,49

1,169

Schweiz

3.226

2,77

1,326

Deutschland

1.709

2,73

1,327

Schweiz

3.232

2,43

1,211

Deutschland

1.707

2,53

1,249

Schweiz

3.242

3,59

1,191

Deutschland

1.712

3,49

1,237

Schweiz

3.228

3,26

1,177

Deutschland

1.713

3,20

1,188

Schweiz

3.234

2,81

1,261

Deutschland

1.707

2,82

1,275

Schweiz

3.233

3,04

1,175

Deutschland

1.711

3,06

1,197

Schweiz

3.231

2,73

1,159

Deutschland

1.704

3,05

1,283

Schlechtes wirtschaftspolitisches Schweiz Umfeld* Deutschland

3.227

2,34

1,109

1.706

2,79

1,220

Schlechte Konjunktur*

In Übereinstimmung mit unseren und anderen Studien, stehen finanzielle Restriktionen und das mögliche finanzielle Risiko an der Spitze möglicher Hindernisse auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Die Nationalitätenunterschiede bezüglich der Bewertung der Geschäftsidee, der bürokratischen Hemmnisse, der schlechten Konjunktur sowie des wirtschaftspolitischen Umfeldes sind zweiseitig auf einem 1 %Niveau statistisch signifikant. Allerdings zeigt ein Chi2-Test lediglich bei der Bewertung des wirtschaftlichen Umfeldes (Phi und CramersV=0,2) begründbare Richtungen.43 Hier bewerten die Deutschen Studierenden ihr wirtschaftspolitisches Umfeld deutlich schwächer als ihre Schweizer Kommilitonen. 43

Vgl. zu Gütekriterien Backhaus/Erichson/Plinke u.a. (2002).

232

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Nachfolgend unterscheiden wir wiederum zwischen potentiellen Gründern und potentiellen Nicht-Gründern. Die nachfolgende Tabelle 13 zeigt die Beurteilungen möglicher Hindernisse der Gruppenmitglieder. Tabelle 13. Hindernisse zur Unternehmensgründung (n=5.059) 0= kein Hindernis, 5=starkes Hindernis

Fehlendes Eigenkapital

Berufswunsch Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Hohes finanzielles Risiko

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Fehlendes Fremdkapital

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Fehlende Kundenkontakte

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Fehlende Ideen

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Know-how Defizite

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Schlechte Konjunktur

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Bürokratische Hemmnisse

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Keine Gründungspartner

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Fehlender Mut

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

Schlechtes wirtschaftspolitisches Umfeld

Pot. Gründer Pot. Nicht-Gründer

N

Mittelwert

Standardabweichung

622

3,43

1,28

4.034

2,97

1,41

620

3,13

1,21

4.017

2,66

1,13

620

3,06

1,25

4.045

3,60

1,09

618

2,92

1,27

4.032

2,85

1,27

616

2,64

1,56

4.034

2,48

1,19

618

2,64

1,30

4.047

3,60

1,18

616

2,52

1,26

4.037

3,29

1,15

615

2,42

1,25

4.038

2,85

1,25

617

2,37

1,40

4.039

3,08

1,16

617

2,32

1,47

4.032

2,93

1,18

615

2,27

1,20

4.032

2,55

1,15

Hier ist erkennbar, dass bei beiden Gruppen der Mangel an Eigenkapital als stärkste Restriktion empfunden wird. Bewerten angehende Unternehmensgründer das finanzielle Risiko als zweitstärkstes Hindernis, so votieren potenzielle Nicht-Gründer das persönliche Know-how Defizit als zweitstärkstes Hindernis. Insgesamt ist festzustellen, dass gerade die Studierenden, die ein Angestelltenverhältnis bevorzugen, die Umweltrestriktionen im Allgemeinen als grössere Hindernisse bewerten als potenzielle Gründer, ein Ergebnis, das mit unseren vorhergehenden Studien wiederum deckungsgleich ist.

Gründungsneigung Studierender – Eine empirische Analyse

5

233

Schlussbetrachtung und Ausblick

Der vorliegende Beitrag ist drei zentralen Fragen nachgegangen. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz haben schon einige Studenten ein umsatzgenerierendes Unternehmen gegründet (5.7 Prozent). Weitere 12.6 Prozent der Studierenden geben an, dass sie in Zukunft die Absicht haben, ein Unternehmen zu gründen, was jedoch meist nach einigen Jahren Berufserfahrung der Fall sein wird. Bezüglich den personenzentrierten Merkmalen konnte nachgewiesen werden, dass die Motive sowie die Persönlichkeit der Studierenden eine Rolle beim Entscheid zur Unternehmensgründung hat. Insbesondere ein Streben nach Unabhängigkeit, der Wunsch nach auslebbarer Kreativität und in geringes Bedürfnis nach Freizeit sind Motive, die für den Weg in die Selbständigkeit förderlich sind. Bei den Persönlichkeitsmerkmalen konnte nachgewiesen werden, dass die beiden Faktoren ‚emotionale Stabilität‘ sowie die ‚Offenheit‘ eine leicht positive Wirkung auf die berufliche Selbständigkeit haben. Bezüglich den Hindernissen aus der Umwelt konnte nachgewiesen werden, dass potentielle Gründer diese als weniger gravierend einschätzen, als potentielle Nicht-Gründer. Die vorliegende Auswertung hat auch Limitationen. Zum einen haben die eingangs besprochenen Erhebungsrestriktionen dazu geführt, dass die Samples der einzelnen Hochschulen zum Teil relativ klein ausgefallen sind. Zum zweiten konnte im Rahmen dieses Beitrages nicht der gesamte Bezugsrahmen vorgestellt und überprüft werden. Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass die vorliegende Erhebung eine geeignete Grundlage bietet, um einerseits zukünftig eine Längsschnittanalyse zu ermöglichen, zum andern universitätsübergreifende Vergleiche zulässt.

234

Stephan Golla, Frank Halter, Urs Fueglistaller, Heinz Klandt

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Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern in kulturellen Kontexten Dietmar Grichnik

Abstract In diesem Beitrag werden Ergebnisse einer internationalen Vergleichsstudie zum Risikoverhalten von Unternehmensgründern vorgestellt. Mit einem experimentellen Forschungsdesign wurde ein entscheidungstheoretisches Modell zum Risikoverhalten von Unternehmern bei der Gründungsentscheidung entwickelt und empirisch in Deutschland und in den USA getestet. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Beeinflusst der kulturelle Kontext das Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern? Zentrales Ergebnis ist ein signifikanter Unterschied im Risikoverhalten zwischen Gründern und Nicht-Gründern aus den verschiedenen kulturellen Kontexten.

1

Einführung

Mangelt es potenziellen Gründern in Deutschland an Selbstvertrauen bei der Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen? Sind die Deutschen besondere Bedenkenträger, wenn es darum geht, die Chancen und Risiken einer Unternehmensgründung abzuwägen? Werden diese Gründungshemmnisse durch besondere soziale und kulturelle Barrieren hierzulande beeinflusst? Die Untersuchungen des Global Entrepreneurship Monitor legen diese Vermutungen nahe. So rangiert Deutschland bei den Gründungsaktivitäten im europäischen Mittelfeld und weltweit nur im unteren Drittel (Sternberg/Bergmann/ Lückgen 2004): Die Hauptgründe werden in den Gründungsmotiven und Gründungseinstellungen gesehen. Schon im europäischen Vergleich schätzen Deutsche ihre Gründungsfähigkeiten niedriger ein als andere Europäer. Besonders ängstlich schätzen sie sich selbst zudem im Hinblick auf das mögliche Scheitern bei einer Unternehmensgründung ein. Der Schritt in die Selbständigkeit verlangt gleichwohl ein Mindestmaß an Risiko- bzw. Unsicherheitstoleranz. Die Angst zu scheitern und die negative Einschätzung der eigenen Unternehmerfähigkeiten hemmen hierzulande wesentlich die Gründung von Unternehmen. Bei der Frage, ob die Angst zu scheitern sie von der Unternehmensgründung abhält, antworten weit über die Hälfte der Deutschen mit Ja, womit sie auf dem zweiten Platz im weltweiten Vergleich rangieren (Frederick 2004; Frederick et al. 2002). Fragt man nach den Einfluss-

240

Dietmar Grichnik

faktoren, werden neben den politischen Rahmenbedingungen die sozialen und kulturellen Normen als bedeutendste Hemmnisse für unternehmerische Aktivitäten hierzulande genannt (Reynolds et al. 2002). Dabei beeinflussen die sozialen und kulturellen Normen zum einen die Gründungsentscheidung exogen als Rahmenbedingung mit Sanktionspotenzial, zum anderen wirken sie aber auch endogen auf das Entscheidungsverhalten ein, da sie die kognitiven und emotionalen Dispositionen des Entscheiders in einem bestimmten Kulturkreis prägen (Hayton/George/ Zahra 2002). Während US-amerikanische Studien vor allem die Overconfidence im Zusammenhang mit der Kontrollillusion als zentrale kognitive Biases im Entscheidungsverhalten von Entrepreneuren empirisch analysieren, soll hier untersucht werden, ob neben der Overconfidence das Persönlichkeitsmerkmal der Risikoeinstellung im Zusammenhang mit einer bestimmten Besorgtheit das Risiko- und Entscheidungsverhalten potenzieller Gründer in Deutschland und in den USA in unterschiedlichem Ausmaß prägen. Hierzu werden ausgehend von einem Gründungskalkül nach der präskriptiven Entscheidungstheorie die realen Abweichungen vom rationalen Entscheidungsverhalten in einem deskriptiven Entscheidungsmodell erfasst. Neben den Merkmalen des Ventures wirken die personalen und kontextbezogenen Faktoren der Gründungssituation über die Risikowahrnehmung auf die Gründungsentscheidung ein. In einem Struktur- und Messmodell werden die endogenen und exogenen Variablen der Gründungsentscheidung identifiziert und die Hypothesen und Messindikatoren für die experimentellen Tests abgeleitet. Nach einem Pretest des experimentellen Forschungsdesigns mit Studenten und (potenziellen) Unternehmensgründern des Hagener Gründerfernstudiums wurde das entwickelte Modell in einem internationalen Vergleichstest evaluiert und zur Aufdeckung interkultureller Unterschiede zwischen deutschen und US-amerikanischen Gründungsstudenten und Unternehmensgründern eingesetzt.

2

Die Unternehmensgründung als Entscheidungsproblem unter Risiko

2.1 Gründung als ökonomisches Entscheidungskalkül Unternehmensgründungen aus der Perspektive der Entscheidungstheorie mit experimentellen Forschungsdesigns zu untersuchen, findet in der internationalen Entrepreneurshipforschung zunehmende Verbreitung. Zum einen werden einzelne Entscheidungsanomalien wie die Overconfidence und die Repräsentativität im Unternehmerverhalten (Busenitz/Barney 1997; Nowak/Schade 2002) oder das Risikoverhalten (Palich/Bagby 1995; Forlani/Mullins 2000) von Unternehmern bzw. Gründern fokussiert. Zum anderen werden in Anlehnung an normative Ansätze der Erwartungsnutzentheorie rationale Entscheidungspostulate zugrunde gelegt, um in experimentellen Studien Abweichungen zu ermitteln und diese in die Modell-

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

241

konstruktion zu integrieren. So untersuchen Lévesque und Schade (2005) intuitive Entscheidungen zur Optimierung der Zeitallokation zwischen einer abhängigen Beschäftigung und der Selbständigkeit in einem neu gegründeten Unternehmen. Entsprechend kann der Schritt in die Selbständigkeit durch eine Unternehmensgründung – in Anlehnung an ökonomische Modelle (Evans/Jovanovic 1989) – als rationale Entscheidung konzipiert werden: Ausgehend von einem ökonomischen Kalkül dürfte die Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen und damit in die berufliche Selbständigkeit zu wechseln, nur dann getroffen werden, wenn der erwartete Nutzen aus der Selbständigkeit den erwarteten Nutzen aus alternativen Zeitverwendungen (abhängige Beschäftigung, Arbeitslosigkeit etc.) – bei Vernachlässigung von Transaktionskosten – für den Wechsel übersteigen. Dieses rationale Entscheidungskalkül bietet zunächst nur eine triviale Heuristik, die erst durch die Konkretisierung ihrer einzelnen Bestandteile Ansatzpunkte für irrationale Entscheidungsmomente im Unternehmerverhalten liefert (Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 1996, S. 80). Aber auch die logischerweise vorhandene Distanz des ökonomischen Rationalkalküls zum tatsächlichen Unternehmerverhalten impliziert unmittelbar ein scheinbar „irrationales Element“ der realen unternehmerischen Aktivität, das Max Weber aus seiner soziologischen Perspektive pointiert umschreibt: Wenngleich der Prototyp des Unternehmers nüchtern und kühl einem rechnerisch-rationalen Kalkül folgt, wird er seines Besitzes niemals froh und strebt danach „dereinst mit hohem materiellen Gewicht an Geld und Gut belastet ins Grab zu sinken“ (Weber 1905/1981, S. 60). 2.2 Reales Risikoverhalten von Unternehmensgründern Um reales Risikoverhalten im Hinblick auf personale und kontextbezogene Eigenschaften des Gründers zu untersuchen, sind die Determinanten des Risikoverhaltens zu erfassen. Während die präskriptive Entscheidungstheorie hier keine Differenzierung vornimmt und etwa Risikoverhalten und Risikoeinstellung weitgehend gleich setzt, identifiziert die deskriptive Entscheidungstheorie die zentralen Einflussfaktoren des Risikoverhaltens. Letzterem wird im Folgenden nachgegangen. Demnach resultiert das Entscheidungsverhalten unter Risiko aus dem Zusammenspiel von Risikoeinstellung und wahrgenommenem Risiko (Schade/Steul 1998 und Weber/ Milliman 1997). Internationale Vergleiche unterschiedlicher Entrepreneurship-Kulturen legen zudem für deutsche Entrepreneure bei der Gründungsentscheidung einen Einfluss der Besorgtheit und der Overconfidence für die Risikowahrnehmung im Gründungskalkül (Frederick et al. 2002) nahe. Neben der für die Risikowahrnehmung (Weber/Milliman 1997) zentralen Risikoeinstellung (Schade/Steul/Schröder 2002) sollen daher die kognitiven Biases der Overconfidence (Cooper/Woo/Dunkelberg 1988) und der Besorgtheit (Schade/Kunreuther 2002) sowie des kulturellen Kontextes als Einflussfaktoren in das Gründungskalkül einbezogen werden.

242

Dietmar Grichnik

Risikoeinstellung und -wahrnehmung

Unter Risikoeinstellung soll hier eine persönliche Eigenschaft des Entscheiders verstanden werden, die das Risikoverhalten beeinflusst, aber nicht determiniert (Schade/Steul 1998, S. 5). Dieser Einstellungsbegriff entspricht nicht dem psychologischen Einstellungsbegriff: So fassen Fishbein/Ajzen (1975, S. 6) den Charakter der Attitüde in drei konstituierenden Merkmalen zusammen: „… the notion that attitude is learned, that it predisposes action, and that such actions are consistently favourable or unfavourable toward the object.“ Diesen Objektbezug besitzt der hier verwendete Begriff der Risikoeinstellung nicht. Risikoeinstellung ist hier vielmehr objektunabhängig und damit ein relativ konstantes Persönlichkeitsmerkmal, dass nur durch exzeptionelle Ereignisse im Umfeld des Entscheiders verändert wird (Schade/Steul 1998 und zur empirischen Relevanz Weber/Milliman 1997). Dagegen wird das wahrgenommene Risiko wesentlich von situativen Faktoren, im Untersuchungskontext etwa von den Eigenschaften des Ventures bestimmt. Das objektiv vorhandene bzw. natürliche Risiko wird durch den (Risiko-) Wahrnehmungsprozess transformiert. Ergebnis ist das wahrgenommene Risiko. Daraus lässt sich für das Gründungskalkül ableiten, dass die Persönlichkeitsmerkmale des Entscheiders, die Merkmale des Ventures und die Kontextfaktoren die Gründungsentscheidung über den Transformationsprozess der Risikowahrnehmung beeinflussen. So kann etwa die Besorgtheit eines Entscheiders als Persönlichkeitsmerkmal aufgefasst werden, die von ökonomischen Kontextfaktoren wie der konjunkturellen Situation und von kulturellen Kontextfaktoren wie nationalen Mentalitäten und Grundstimmungen geprägt wird und dabei zu Unterschieden in der Risikowahrnehmung führt. Besorgtheit

Bei der Erhebung der Besorgtheit („worry“) wird in prominenten Studien auf die Selbsteinschätzung mittels Fragebögen abgestellt (Worry Domains Questionnaire, WDQ). Das Persönlichkeitsmerkmal der Besorgtheit beschreibt darin den kognitiven Teil der Angst, der sich in der übersteigerten Wachsamkeit einer Person ausdrückt, indem die Individuen ihre Umgebung permanent auf negative Einflüsse scannen (Schade/Kunreuther 2002). Dabei macht sich eine Person gerade dann ernsthafte Sorgen, wenn sie persönliche Ziele in zentralen Lebensbereichen als gefährdet ansieht (Stöber 1996). Dass hierzu neben menschlichen Beziehungen insbesondere die Bereiche Arbeit und Finanzen zählen, macht die Relevanz dieses Persönlichkeitsmerkmals für den Schritt in die Selbständigkeit deutlich. Die Bedeutung für Entscheidungen, die die Bedrohung eines potenziellen Verlustes wie bei der Gründungsentscheidung in sich bergen, ist evident. Nach MacLeod (1994) führt die Besorgtheit zu einem so genannten „explanation-based pessimism“, das heißt Individuen verwenden eine Simulationsheuristik, um die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse zu bewerten (Kahneman/Tversky 1982). Im Gründungskontext ist aufgrund der besonders komplexen Entscheidungssituation nicht davon auszu-

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

243

gehen, dass objektive bzw. eindeutige Wahrscheinlichkeiten vorliegen. Vielmehr ist die Zuschreibung subjektiver Wahrscheinlichkeiten bei der Wahrnehmung einer Bedrohung durch einen potenziellen Verlust aus dem Venture anzunehmen. Bei der Ermittlung des individuellen Grades der Besorgtheit (WDQ-Score) im Worry Domains Questionnaire zielen viele Fragen implizit und eine Frage auch explizit auf ein mangelndes Selbstvertrauen der Probanden (Tallis/Davey/Bond 1994, S. 288). Overconfidence

Übersteigertes Selbstvertrauen erfasst dagegen das Persönlichkeitsmerkmal der Overconfidence. Dabei wird bei unternehmerischem Verhalten in mehreren Studien der sog. Overconfidence Bias erfasst. Der Overconfidence Bias beschreibt das Phänomen, dass Individuen dazu neigen, ihre Fähigkeiten, Sachverhalte richtig einzuschätzen bzw. richtig zu prognostizieren, überschätzen (Griffin/Tversky 1992). „Richtig“ bedeutet bezogen auf kognitive Irrationalitäten, dass die Einschätzung nach der rationalen Wahrscheinlichkeitskeitstheorie erfolgt. So zeigen beispielsweise March und Shapira (1987), dass Manager ihre Erfolgswahrscheinlichkeiten regelmäßig überschätzen, insbesondere wenn sie sich selbst als kompetent einschätzen. Im Vergleich von Managern und Unternehmern bei der Beantwortung gleicher Fragestellungen zeigen zudem Busenitz und Barney (1997), dass die Overconfidence bei Unternehmern noch ausgeprägter ist als bei Managern. Der Overconfidence Bias beeinflusst die Risikowahrnehmung dahingehend, dass der Entscheider die für seine Prognose gesetzten Annahmen wie Tatsachen behandelt und bei seinen Schlussfolgerungen aus diesen Annahmen die Unsicherheit ihres tatsächlichen Eintritts nicht berücksichtigt; daraus kann sich die Fehlbewertung des mit einer Unternehmensinvestition verbundenen Risikos ergeben. Allerdings beziehen sich die genannten Studien (so auch Nowak/Schade 2002) nicht auf die Gründungsentscheidung, sondern auf ein bereits gegründetes Unternehmen. Im Gründungskontext ist entsprechend anzunehmen, dass Entrepreneure Risiken und Ergebnisse aus dem Venture systematisch unterschätzen. Die Overconfidence würde somit das wahrgenommene Risiko, das mit einer Unternehmensgründung verbunden ist, reduzieren und das gewählte Risiko bei der Gründung erhöhen. Kontextfaktoren

Bei den Kontextfaktoren kann nach Erkenntnissen der Erfolgsfaktorenforschung (Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 1996) zwischen einer Mikroebene und einer Makroebene unterschieden werden. So beeinflusst etwa der individuelle Vermögensstatus zum Zeitpunkt der Gründungsentscheidung auf der Mikroebene die Bewertung des wahrgenommenen Risikos aus dem Venture. Dagegen nehmen die finanziellen Förderprogramme des Staates aus dem ökonomischen Makrokontext Einfluss auf das Gründungskalkül. Die sozialen und kulturellen Normen wirken entsprechend als Makrofaktoren, während das direkte soziale Umfeld des Gründers auf der Mikroebene einwirkt. Im internationalen Vergleich ist dabei zu beachten, dass diese ausge-

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Dietmar Grichnik

wählten kognitiven Bestimmungsfaktoren der Gründungsentscheidung wiederum durch den landestypischen sozialen und kulturellen Hintergrund der Entrepreneure beeinflusst wird (Hunt/Levie 2003, George/Zahra 2002; Hofstede 2001; Busenitz/ Lau 1996). Nach Untersuchungen der interkulturellen Entrepreneurshipforschung (Hayton/George/Zahra 2002) sind verhaltenswissenschaftliche Phänomene wie Einstellungen und Wahrnehmungen kulturspezifisch, so dass kulturübergreifende Vergleiche entweder auf interkulturell gültige Phänomene abzielen oder unter Einsatz kulturspezifischer Konstrukte eine kontextabhängige Ergebnisinterpretation erfordern.

2.3 Rahmenkonzept für die Gründungsentscheidung Schematisch kann das zugrunde gelegte Rahmenkonzept für die Gründungsentscheidung wie folgt skizziert werden (vgl. Abbildung 1):

Situative und persönliche Merkmale Merkmale des Ventures

Risiko- und ErgebnisWahrnehmung

Verhaltensintention

Wahrgenommenes Risiko des Ventures

Merkmale des ökonomischen, sozialen und kulturellen Kontexts Wahrgenommenes Ergebnis des Ventures Persönlichkeitsmerkmale des Entscheiders

Gründungsneigung Wahrgenommenes Ergebnis des bisherigen Ressourceneinsatzes

Wahrgenommenes Risiko des bisherigen Ressourceneinsatzes

explizit berücksichtigte Beziehungen nicht berücksichtigte Beziehungen implizit berücksichtigte Beziehungen

Abb. 1. Rahmenkonzept für die Gründungsentscheidung

Im Hinblick auf die Ergebnis- und Risikowahrnehmung wird zunächst allein auf das Venture abgestellt und der alternative Ressourceneinsatz vernachlässigt. Es sei angenommen, der Entscheider vergleiche den Einsatz seiner Ressourcen an Humanund Geldkapital im Venture mit dem Einsatz in seinem bisherigen Betätigungsfeld. Dabei soll es sich um den Zeit- und Kapitaleinsatz in einer abhängigen Beschäfti-

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

245

gung handeln. Es wird zunächst unterstellt, dass der Entscheider bei der Ergebnisund Risikowahrnehmung des alternativen Ressourceneinsatzes bei seiner bisherigen Tätigkeit einen besseren Informationsstand hat als beim Ressourceneinsatz in das für ihn neuartige Venture. Die Ergebnis- und Risikowahrnehmung beim Venture sind mithin mit größerer Unsicherheit behaftet als die des bekannten Ressourceneinsatzes. Wegen der entsprechend größeren Relevanz kognitiver Biases im Informationsverarbeitungsprozess der Venture-Beurteilung werden im Folgenden die Beziehungen zwischen den persönlichen und situativen Mermalen des Entscheiders und der Wahrnehmung des alternativen Ressourceneinsatzes ausgeklammert. Allein die Abweichungen vom rationalen Gründungskalkül durch Wahrnehmungsverzerrungen beim Venture sollen Gegenstand der folgenden Überlegungen sein. Zur Erfassung kognitiver Biases bei der Ergebnis- und Risikowahrnehmung werden die Persönlichkeitsmerkmale des Gründers und die Merkmale des Ventures explizit und die Kontextfaktoren implizit über deren Wirkung auf diese Charakteristika berücksichtigt. Aus diesen zentralen Einflussfaktoren auf das Risikoverhalten bei der Unternehmensgründung lassen sich nunmehr das Strukturmodell und die Hypothese für die internationale Vergleichsstudie ableiten.

3

Strukturmodell und Hypothesen

Aus diesem Grundschema zum Risikoverhalten bei der Gründungsentscheidung ergeben sich die folgenden Konstrukte, die die relevanten Persönlichkeitsmerkmale des potenziellen Unternehmers, die Risikowahrnehmung und das Verhalten in Form der Gründungsentscheidung durch die Wahl eines der Ventures erfassen: x Persönlichkeitsmerkmale: Risikoneigung (Risk Propensity), Besorgtheit (Worry), Overconfidence, x Wahrnehmung: Risikowahrnehmung (Risk Perception) des Ventures, x Verhalten: Risikoverhalten (Risk-Taking Behavior) in Form der Venture-Wahl (Venture Choice). Zwischen den genannten Konstrukten bestehen hypothetische Abhängigkeiten. Auf Basis der theoretischen Überlegungen und der Ergebnisse aus verwandten empirischen Studien wird angenommen, dass die drei ausgewählten Persönlichkeitsmerkmale einen zentralen Einfluss auf die Risikowahrnehmung des Ventures haben. Aus diesen wiederum wird eine Abhängigkeit für das Verhalten bei der Venture-Wahl und damit für die Gründungsentscheidung abgeleitet. Zusammenfassend lassen sich die drei folgenden Hypothesen für die empirische Studie ableiten:

246

Dietmar Grichnik

H1: Die Wahl zwischen den Ventures wird bestimmt durch die unterschiedliche Wahrnehmung der mit diesen Ventures verbundenen Risiken seitens der Unternehmensgründer und durch deren individuelle Neigung zum Risiko, zur Overconfidence und zur Besorgtheit. H2: Die Unterschiede im Risikoverhalten zwischen den Unternehmensgründern werden maßgeblich durch den kulturellen Kontext geprägt. H3: Die Risikowahrnehmung fungiert als zentraler Vermittler für den kulturellen Einfluss auf das Risikoverhalten der Unternehmensgründer. Für die empirische Überprüfung dieser Hypothesen soll das folgende Strukturmodell zum Risikoverhalten bei der Gründungsentscheidung (vgl. Abbildung 2) getestet werden. Situation

Samples

Framing

MicroContext

Macro Context

Ventures

Entrepreneur

Culture

Person: • age • • • • •

gender qualification studies occupation profession

Risk Future: • start-up • innovative

Risk History: • start-up • family • investment

Outcome Variability

Potential Loss/Gain

Overconfidence

Worry

Risk Propensity

Risk Perception

Standard Deviation: Risk Scoring

NOC/OC

NW/W

RA/RS

Scale 1

Risk 1: Venture White

Scale 2

Risk 2: Venture Purple

Scale 3

Risk 3: Venture Yellow

Scale 4

Risk 4: Venture Pink

Risk-Taking Behavior : Venture Choice

Abb. 2. Modellstruktur zum Risikoverhalten bei der Gründungsentscheidung

Im Zentrum des Modells steht der Entrepreneur, der seine Gründungsentscheidung durch die Auswahl eines Ventures (Venture Choice) trifft und damit ein bestimmtes Risikoverhalten (Risk-Taking Behavior) offen legt. Wie der Gründer die Chancen und die Risiken eines bestimmten Gründungsvorhabens bewertet, hängt wiederum von seinen persönlichen Dispositionen ab. Hier spielen die Risikoneigung (Risk Propensity: Risk-Avoider vs. Risk-Seeker) und die Wahrnehmung eines bestimmten Risikos (Risk Perception) eine entscheidende Rolle. Zudem haben Persönlichkeits-

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

247

merkmale wie der Hang zur Selbstüberschätzung (overconfident versus non-overconfident) und die Ausprägung der Besorgtheit (Worrier versus Non-worrier) einen bestimmten Einfluss auf die Gründungsentscheidung. Die Gründungentscheidung äußert sich sodann in der Auswahl einer der zur Verfügung stehenden Gründungsalternativen, die sich im Chance-Risiko-Profil voneinander unterscheiden. Risiko wird dabei umfassend als die positive und negative (Standard-) Abweichung von einem Gewinnerwartungswert definiert und schließt somit die Chance mit ein (Forlani/Mullins 2000). Nach der Höhe und nach der Wahrscheinlichkeit der (positiven oder negativen) Abweichung vom Gewinnziel wird das mit dem jeweiligen Venture verbundene Risiko (Risk 1–4) determiniert. Die vier Ventures (White, Purple, Yellow, Pink) lassen sich nach dem so bestimmten Risikograd in eine eindeutige Reihenfolge bringen (Risk Scoring). Zur Kontrolle wird der Mikrokontext mit den wesentlichen Perönlichkeitsmerkmalen, der persönlichen Risikohistorie und der individuellen Risikoperspektive erfasst. Der Makrokontext fließt als kultureller Kontext durch die Kombination und den Vergleich der Samples aus den USA und aus Deutschland in die Analyse ein.

4

Sample-Struktur und Testdesign

Zur empirischen Überprüfung der theoretisch unterstellten Abhängigkeiten zwischen den wesentlichen Einflussfaktoren des Entscheidungs- und des Risikoverhaltens bei der Unternehmensgründung dienen zwei Samples aus verschiedenen kulturellen Kontexten. Für den Modell- und Hypothesentest wurde ein einheitliches Testdesign entwickelt und in Deutschland und in den USA angewendet. Nach einem umfangreichen Pretest zum Testdesign mit Hagener Studenten des Gründerfernstudiums und MBA-Studenten von der Case Western Reserve University wurde der Haupttest mit den folgenden Personengruppen nahezu zeitgleich durchgeführt: x 60 Teilnehmer am Businessplan-Wettbewerb NUK–Neues Unternehmertum Rheinland 2004: Unternehmensgründer (innovativ, high-tech, v.a. aus dem universitären Umfeld), die ein Unternehmen gründen wollen oder schon gegründet haben. x 42 gründungsinteressierte Studenten an der Bergischen Universität Wuppertal: Studenten der Betriebswirtschaftslehre mit einem Gründungsschwerpunkt. x 22 Teilnehmer der Köbiz-Übung (Gründerseminar mit Businessplan-Wettbewerb) an der Universität zu Köln: Studenten und Mitarbeiter der Universität mit Gründungsvorhaben. x 130 Entrepreneurship-Studenten an der Case Western Reserve University in Cleveland/Ohio: MBA- und Master of Science-Studenten mit teilweise eigenen Gründererfahrungen. Das Gesamtsample setzt sich damit aus 254 gründungsinteressierten Studenten und (potenziellen) Unternehmensgründern in Deutschland (Universität zu Köln, Bergische Universität Wuppertal, NUK Businessplan-Wettbewerb Köln; n=124) und in

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Dietmar Grichnik

den USA (Case Western Reserve University, Cleveland/Ohio; n=130) zusammen. Einer Untergruppe von 51 Gründern (20%) steht eine Gruppe von 201 Nicht-Gründern (80%) gegenüber. Im Durchschnitt waren die Probanden 29 Jahre alt. Das Gesamtsample besteht aus 177 männlichen und 74 weiblichen Testteilnehmern. Das Testdesign beinhaltet einen experimentellen Teil zur Ermittlung der Risikowahrnehmung und des Risikoverhaltens, der in Anlehnung an Forlani/Mullins (2000) entwickelt wurde. Der zweite Teil testet die persönlichen Dispositionen der Risikoeinstellung, der Besorgtheit und der Overconfidence und erhebt zur Kontrolle den individuellen Mikrokontext. Für den ersten Teil wird den Probanden eine Gründungssituation geschildert, die an den jeweiligen Kontext der befragten Personengruppen anknüpft, um ein möglichst realitätsnahes Experiment zu gestalten. So wird zum Beipiel die Situation eines Teilnehmers am NUK-Businessplan-Wettbewerb geschildert, der aufgrund einer Erbschaft in die Lage versetzt wird, ein Unternehmen zu gründen und sich selbständig zu machen. Durch den in den einzelnen Wettbewerbsstufen überarbeiteten Businessplan hat er sein Vorhaben konkretisiert und sich dafür entschieden, ein innovatives Gastronomiekonzept zu realisieren und sein erstes Restaurant zu eröffnen. Nach der Suche geeigneter Räumlichkeiten für sein innovatives Restaurant hat er vier potenzielle Lokale ermittelt, die unterschiedliche Standortfaktoren (Bevölkerungsstrukturen, Konkurrenzsituation) aufweisen. Sein geplantes Gewinnziel könnte er mit allen vier Lokalen erreichen. Die Wahrscheinlichkeit, sein Gewinnziel zu über- oder zu unterschreiten, bildet er in Prognoseprofilen ab, um sich die endgültige Entscheidung zu erleichtern. Als Ausgangssituation des Gründers wird eine abhängige Beschäftigung mit relativ sicherem, aber – im Vergleich zur selbständigen Tätigkeit – niedrigerem Einkommen beschrieben. In die Lage dieses Gründers soll sich der Proband hineinversetzen und das folgende Experiment durchführen. Zur Erklärung des Risikoverhaltens wurde ein experimentelles 2x2-Design (Forlani/Mullins 2000) mit zwei Risikodimensionen für die zu bewertenden und zu wählenden Lokale bzw. Ventures angewendet (vgl. Abbildung 3). Risiko wird dabei als positive oder negative Abweichung vom Gewinnziel des Gründers definiert und sowohl mit der Abweichungshöhe als auch mit der Abweichungswahrscheinlichkeit modelliert. Aus den möglichen Kombinationen resultieren vier alternative Ventures mit verschiedenen Prognoseprofilen. Zur Erfassung der Risikowahrnehmung und des Risikoverhaltens mussten die Probanden nach der beschriebenen Einführung in den Kontext der Unternehmensgründung (Frame) das Risiko für alle vier Ventures einschätzen und sich für eines der vier Ventures entscheiden. Das Experiment bietet den Vorteil, mittels Intervention durch ein sog. Treatment (experimental stimulus), die unabhängigen Variablen zu kontrollieren und den Effekt des Treatments auf die abhängige Variable zu messen (Shadish/Cook/Campbell 2002, S. 12). Dabei ist es entscheidend, dass aussschließlich die experimentellen Treatments zu einer Veränderung der interessierenden Variable geführt haben. Alternative Erklärungsmöglichkeiten sind durch die Kontrolle von Drittvariablen auszuschließen.

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

Das Lokal „White“ liegt in einem großen Wohngebiet und zeichnet sich durch eine zahlungskräftige Kundschaft aus. Vor Ort existieren bereits zwei gut laufende Restaurants, die ein hohes Kundenpotenzial binden. Paul A. rechnet sich eine 40%ige Chance aus, sein Gewinnziel zu erreichen. Die Möglichkeit, sein Gewinnziel um 25.000 € zu überschreiten bzw. um 25.000 € zu unterschreiten, hält er für gleich wahrscheinlich und kalkuliert dafür jeweils eine 30%ige Wahrscheinlichkeit ein. Das Lokal „Pink“ liegt in einem kleinen, aber gut situierten Wohngebiet. Das Restaurant von Paul A. wäre das erste vor Ort. Er geht davon aus, dass er einen Großteil der Anwohner von den Vorzügen seines neuen Gastronomiekonzeptes überzeugen wird. Entsprechend rechnet Paul A. mit einer 80%igen Chance, sein Gewinnziel zu erreichen. Er sieht jeweils eine Wahrscheinlichkeit von 10%, das Gewinnziel um 5.000 € zu unterschreiten bzw. um 5.000 € zu überschreiten. Das Lokal „Purple“ liegt in einem gehobenen Neubaugebiet mit sehr zahlungskräftiger, junger Klientel. Ein zweiter Gastronom plant ebenfalls, ein luxuriöses Restaurant mit einem anderen innovativen Konzept in dem attraktiven Umfeld zu eröffnen. Paul A. rechnet sich eine 80%ige Chance aus, sein Gewinnziel zu erreichen. Die Möglichkeit, sein Gewinnziel um 25.000 € zu überschreiten bzw. um 25.000 € zu unterschreiten, hält er für gleich wahrscheinlich und kalkuliert dafür jeweils eine 10%ige Wahrscheinlichkeit ein. Das Lokal „Yellow“ liegt in einem gemischten Wohnviertel mit einer vorwiegend älteren Bevölkerung, die über ein durchschnittliches Einkommen verfügt. Vor Ort ist noch kein Restaurant präsent. Entsprechend rechnet Paul A. mit einer 40%igen Chance, sein neuartiges Gastronomiekonzept an die Frau oder an den Mann zu bringen und sein Gewinnziel zu erreichen. Er sieht jeweils eine Wahrscheinlichkeit von 30%, das Gewinnziel um 5.000 € zu unterschreiten bzw. um 5.000 € zu überschreiten.

Graphisch sieht das Prognoseprofil für das Lokal „White“ so aus: 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

40% 30%

25.000 € darunter

30%

Gewinnziel erreicht

25.000 € darüber

Graphisch sieht das Prognoseprofil für das Lokal „Pink“ so aus: 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

80%

10% 5.000 € darunter

10% Gewinnziel erreicht

5.000 € darüber

Graphisch sieht das Prognoseprofil für das Lokal „Purple“ so aus: 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

80%

10% 25.000 € darunter

10% Gewinnziel erreicht

25.000 € darüber

Graphisch sieht das Prognoseprofil für Lokal „Yellow“ so aus: 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

40% 30%

5.000 € darunter

30%

Gewinnziel erreicht

5.000 € darüber

Abb. 3. Experimentelles 2x2-Design zu Risikowahrnehmung und Risikoverhalten

249

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Nach dem Experiment wurden im zweiten Teil des Fragebogens die persönlichen Dispositionen der Probanden getestet. Mittels eines Lotterietests zur Risikoneigung wurden die Probanden in Risikovermeider und Risikosuchende eingeteilt. Durch Anwendung des Worry Domain Questionnaire (Tallis, Eysenck and Mathews 1992) wird der Grad der Besorgtheit („worry“) gemessen und “worriers” von “non-worriers” differenziert. Probanden mit Overconfidence und ohne Overconfidence werden nach der wahrgenommenen Überlebenswahrscheinlichkeit ihres neuen Ventures im Vergleich zur Überlebenswahrscheinlichkeit eines konkurrierenden Ventures unterschieden (Cooper/Woo/Dunkelberg 1988). Als Kontrollvariablen aus dem Mikrokontext der Probanden fungieren die persönlichen Daten (Alter, Geschlecht, Qualifikation, Beschäftigung, Beruf), die persönliche Risikoerfahrung (eigene unternehmerische Erfahrung, Unternehmer in der Familie, Anlageerfahrung) und die persönliche Risikoperspektive (eigene Gründung, innovative oder imitierende Gründung). In einem Struktur- und Messmodell werden gemäß Abbildung 2 die Beziehungen der Variablen und die einzelnen Messindikatoren erfasst und mittels verschiedener multivariater statistischer Verfahren (s. u.) analysiert.

5

Ergebnisse des Hypothesentests

Eine erste Prüfung der Konsistenz des Prädiktorenpools mittels Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation (Bortz 1993) zeigt, dass die Risikowahrnehmungs-Prädiktoren durchweg als unabhängig zu bezeichnen sind, denn jeder der Prädiktoren lädt auf einen eigenen Faktor, wie die Tabelle 1 zeigt. Alle Prädiktoren tragen auch gleich viel zur Varianzaufklärung bei, wie die prozentualen Angaben in den Faktorspalten zeigen. Tabelle 1. Bewertung des Prädiktorenpools mittels Hauptkomponenten-Analyse Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation risk 2 risk 3 risk 1 risk 4

Faktor 1 (25%) 0.967

Faktor 2 (25%)

Faktor 3 (25%)

Faktor 4 (25%)

0.982 0.995 0.943

Der komplette Prädiktorenpool zeigt eine 5-Faktorenlösung mit nahezu optimaler Zuordnung der Prädiktoren (nur der Parameter zur Risikowahrnehmung bei Venture 3, „risk 3“ war nicht optimal zuordenbar; vgl. Tabelle 2).

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

251

Tabelle 2. Bewertung des gesamten Prädiktorenpools mittels Hauptkomponenten-Analyse Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation risk4 risk2 risk3 risk1 overconfidence risk propensity cultural context worry

Faktor 1 (21%) 0.884 0.787 0.493

Faktor 2 (16%)

Faktor 3 (14%)

Faktor 4 (14%)

Faktor 5 (13%)

-0.408 0.784 0.736 0.897 0.892 0.920

Hypothese 1 wird nicht abgelehnt: Es zeigt sich für das internationale Sample der Unternehmer, dass die Gründungsentscheidung in Form des getesteten Risikoverhaltens durch die Risikoneigung, die Risikowahrnehmung, die Besorgtheit, die Overconfidence und den kulturellen (Makro-) Kontext ausreichend bestimmt wird (R=0,7; R²=0,49) und dass das getestete Entscheidungsmodell signifikant ist (p<0,001 sowohl bei multipler linearer als auch bei logistischer Regression, vgl. Tabelle 3 und Tabelle 4): Tabelle 3. Prädiktion des Risikoverhaltens (multiple lineare Regression) Risk Taking: Venture Choice und Prädiktion mittels klassischer Regression (Constant) overconfidence worry risk propensity risk1 risk2 risk3 risk4 cultural context model: p<0.001, F=4.88 goodness: R=0.7, R²=0.49, Adj R²=0.39, SE=0.85 1. resid. mean=0.00, sd=0.80, n=50 2. resid. normality p=0.20, df=50 3. zerocorr. resid. & pred.: p=1.00, F=0.01 4. resid. zerocorr.: Durbin=2.12 5. homosked.: F=42.5 p<0.001

Koeffizient der Regression 2.90 -0.71 -0.14 0.02 -0.17 -0.28 0.11 0.28 0.63

t-Wert

p-Wert

2.79 -2.73 -0.45 0.18 -1.76 -3.00 1.38 2.94 2.35

0.008 0.009 0.653 0.857 0.087 0.005 0.177 0.005 0.024

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Die Parameter Overconfidence und Risikowahrnehmung (risk2, risk4) erlauben im signifikanten Gesamtmodell eine signifikante Verhaltensvorhersage. Da mit der Varianzhomogenitätsannahme (siehe Tabelle 1 Punkt 5.) eine wesentliche Modellvoraussetzung aber nicht erfüllt ist, wird die Auswertung auf die logistische Regression erweitert. Dieses Verfahren hat den Vorteil, im Wesentlichen annahmefrei zu sein. Als einzige Vorbedingung muss das vorherzusagende Merkmal binär vorliegen, was dadurch gelöst wird, dass die abhängige Variable Risikoverhalten dichotomisiert (1,2 vs. 3,4) wird. Die Befunde der logistischen Regression (Tabelle 4) zeigen, dass das Modell bedeutsam ist und im Wesentlichen auf die Overconfidence und die Risikowahrnehmung zurückgeführt werden kann. Tabelle 4. Logistische Regression zur Prädiktion des dichotomisierten Risikoverhaltens Abhängige Variable Risk Koeffizient Taking und einbezogene in der Prädiktoren (Y1 bis Y3) Regression overconfidence -2.720 worry -1.139 risk propensity 0.066 risk1 -0.742 risk2 -1.406 risk3 0.752 risk4 0.738 cultural context 2.477 Constant 4.054 N=50, % correctly classified=80%, Chi²=29.7, df=8, p<0.001

p-Wert

0.020 0.296 0.862 0.090 0.006 0.033 0.150 0.028 0.369

Verände- untere 95%- obere 95%rung des Konfidenz Konfidenz Risikos 0.066 0.007 0.655 0.320 0.038 2.712 1.069 0.505 2.262 0.476 0.202 1.122 0.245 0.090 0.667 2.120 1.061 4.236 2.091 0.766 5.706 11.904 1.304 >15 >15

Hypothese 2 wird nicht abgelehnt: Der Unterschied zwischen Gründern und NichtGründern im Risikoverhalten variiert signifikant zwischen den kulturellen Kontexten im Gesamtsample. Die Differenz beim Risikoverhalten zwischen Gründern und Nicht-Gründern ist im deutschen Kontext signifikant höher als im US-amerikanischen Kontext. Entgegen einem weit verbreiteten Stereotyp entscheiden sich die deutschen Gründer – bei Kontrolle der genannten Drittvariablen aus dem Mikrokontext – für stärker risikobehaftete Ventures als ihre US-amerikanischen Pendants (vgl. zu den Befunden der Varianzanalyse Tabelle 5 und Tabelle 6): Wie die Tabelle 5 zeigt (zur deskriptiven Statistik vgl. Tabelle 6), wird die Wechselwirkung aus Gründung und kulturellem Kontext bedeutsam (p=0,02). Deutsche, die Gründer sind, weisen geringere Risikowerte auf, das heißt, sie nehmen damit höhere Risiken in Kauf als die US-amerikanischen Gründer. Umgekehrt verhält es sich bei den Nicht-Gründern in den beiden kulturellen Kontexten.

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

253

Tabelle 5. Befunde der Varianzanalyse 2x2-Tafel ANOVA tested effect

test statistic degress of p-value (F-value) freedom 1.08 1.00 0.30 1.74 1.00 0.19 5.28 1.00 0.02

entrepreneur cultural context entrepreneur x cultural context Tabelle 6. Deskriptive Statistik zu Tabelle 5 entrepreneurship entrepreneur non entrepreneur

cultural context Germany US Germany US

mean 2.3 2.9 2.8 2.7

Risk Taking: Venture Choice SE min median max 0.2 1.0 2.0 4.0 0.3 1.0 2.5 4.0 0.1 1.0 2.0 4.0 0.1 1.0 2.0 4.0

cases 32 18 87 108

Hypothese 3 wird nicht abgelehnt: Die dominierenden Prädiktoren für das Risikoverhalten sind die Risikowahrnehmung und die Overconfidence. Je ausgeprägter die Overconfidence und die Risikowahrnehmung, desto höhere Risiken werden eingegangen. Der Einfluss des kulturellen Kontexts auf das Risikoverhalten von Gründern wird über die Risikowahrnehmung vermittelt, wie die Wechselwirkungsanalyse dieser Variablen zeigt (vgl. zu den Befunden der Varianzanalyse Tabelle 7 und Tabelle 8): Wie die Tabelle7 zeigt, ist die Wechselwirkung aus Gründung und kulturellem Kontext und Risikowahrnehmung auf dem 10%-Signifikanzniveau bedeutsam (p=0,09). Zudem zeigt sich ein Haupteffekt bei der Risikowahrnehmung (hier exemplarisch für das Lokal Purple). Dabei weisen Personen mit supramedianer Risikowahrnehmung (hier: risk perception local purple) kleinere Risikowerte auf, das heißt, sie nehmen damit höhere Risiken in Kauf. Deutsche, die Gründer sind, weisen geringere Risikowerte auf, das heißt, sie nehmen damit höhere Risiken in Kauf. Dieser Effekt ist bei den Gründern in den USA signifikant stärker ausgeprägt als bei den Gründern in Deutschland. Umgekehrt verhält es sich bei den Nicht-Gründern in den beiden kulturellen Kontexten. Anzumerken ist, dass die Fallzahlen bei der Untergruppenbildung mittels 3x3-Tafel zunehmend kleiner werden, was die externe Validität der Aussagen einschränken kann (vgl. Tabelle 8).

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Dietmar Grichnik

Tabelle 7. Befunde der Varianzanalyse 3x3-Tafel ANOVA tested effect

test statistic degress of p-value (F-value) freedom cultural context 1.82 1.00 0.18 risk perception local purple 16.44 1.00 0.00 entrepreneur 0.75 1.00 0.39 cultural context x risk perception local purple 0.02 1.00 0.89 cultural context x entrepreneur 3.18 1.00 0.08 risk perception local purple x entrepreneur 0.00 1.00 0.96 cult. context x risk perception local purple x entrepreneur 2.89 1.00 0.09 Tabelle 8. Deskriptive Statistik zu Tabelle 7 Risk Taking by risk perception local purple cultural context risk perception local entrepreneur SE min median max cases purple Germany risk perception local 2.4 0.33 1 2 4 16 purple < median risk perception local 2.1 0.17 1 2 4 16 purple > median US risk perception local 3.3 0.37 1 4 4 10 purple < median risk perception local 2.3 0.29 2 2 4 7 purple > median Risk Taking by risk perception local purple cultural context risk perception local non SE min median max cases purple entrepreneur Germany risk perception local 3.2 0.1 1 4 4 55 purple < median risk perception local 2.2 0.2 1 2 4 32 purple > median US risk perception local 2.9 0.1 1 3 4 62 purple < median risk perception local 2.4 0.1 1 2 4 46 purple > median

Die Ergebnisse insgesamt zum Modell- und Hypothesentest implizieren, dass das Modell hinreichend gut durch die analysierten Prädiktoren bestimmt wird und dass keine der drei Hypothesen durch die Prädiktorentests und die Wechselwirkungsanalysen abgelehnt werden kann.

Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmensgründern

6

255

Ergebnisdiskussion

Die Ergebnisse implizieren, dass der kulturelle Kontext einen signifikanten Einfluss auf das Risikoverhalten hat und die Risikowahrnehmung dabei als Vermittler fungiert. Diese Erkenntnis hilft, das Verständnis unternehmerischen Entscheidungsverhaltens zu verfeinern, indem sie entgegen der präskriptiven Entscheidungstheorie postuliert, die Risikoneigung und die Risikowahrnehmung für das Risikoverhalten von Gründern interkulturell zu unterscheiden. Zusammenfassend ist zu konstatieren: (1.) Die Ergebnisse bestätigen frühere US-Studien, die Risikoneigung und Risikowahrnehmung für das Risikoverhalten von Gründern unterscheiden. (2.) Dies wird für ein internationales, interkulturelles Sample gezeigt. (3.) Der kulturelle Kontext wird als Schlüsselfaktor für Unterschiede im unternehmerischen Risikoverhalten identifiziert. Gleichwohl sind die Grenzen der angewandten Methode zu beachten: Der experimentelle Ansatz hat Vorteile für die interne Validität, aber das Experiment ist nicht real und nicht mit realen Rückflüssen verbunden, womit sich die Frage nach der externen Validität stellt: Für welche Populationen, Kontexte, Treatment- und Messvariablen kann der gemessene Effekt verallgemeinert werden? Hierzu ist festzustellen, dass die Laborsituation des Experiments dadurch gemildert wurde, dass den Probanden ein individuelles Risikoprofil als Feedback zu ihrem Testergebnis angeboten wurde, um möglichst authentische – realistische – Antworten zu provozieren. Von der Feedback-Möglichkeit hat ein Großteil der Probanden Gebrauch gemacht. Ein weiteres Problem könnte darin bestehen, dass die Messung der Risikoneigung nicht akurat ist. Dem wurde versucht zu begegnen, indem die Probanden zwar auch nach der Selbsteinschätzung der Risikoneigung gefragt wurden, diese Information aber nur nachrichtlich in die Analyse einging. Ausgewertet wurde dagegen die indirekte Ermittlung der Risikoneigung über einen ökonomischen Lotterietest. Anzumerken ist zudem, dass bei der Manipulation des Risikos auch der Gewinn manipuliert wurde, um die Erwartungswerte der vorhergesagten Rückflüsse aus den vier Ventures gleich zu halten. Dies ist aber in der Realität unwahrscheinlich und schränkt damit die externe Validität der Ergebnisse ein. Des Weiteren ist die Untersuchung beschränkt auf zentrale persönliche und einige kontextbezogene Einflussfaktoren der Gründungsentscheidung. Andere Faktoren wie Team-Entscheidungsprozesse und Kompetenzen bleiben unberücksichtigt. Gleichwohl weisen die getesteten Modelle mit den berücksichtigten Prädiktoren einen für psychologische Konstrukte hinreichenden Bestimmtheitsgrad auf.

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7

Implikationen

Für die Entrepreneurship-Forschung lassen sich die wesentlichen Implikationen formulieren. Der experimentelle Ansatz hat den Vorteil der internen Validität zum Zwecke des Theorietestens: Risikoverhalten erweist sich als Funktion der Risikowahrnehmung und anderer persönlicher Faktoren. Entgegen der Annahmen der präskriptiven Entscheidungstheorie basiert das Risikoverhalten als wesentlicher Bestandteil der Gründungsentscheidung nicht ausschließlich auf der Risikoneigung und unterstützt damit die Anwendung der deskriptiven Entscheidungstheorie in der Gründungsforschung. Aber im Hinblick auf die externe Validität der hypothetischen Stimuli und der Gruppe der Testperson mag der experimentelle Analyseansatz kritisch zu beurteilen sein. Ein Ausweg aus diesem Dilemma der eingeschränkten Generalisierbarkeit der gewonnenen Ergebnisse könnte in der Anwendung als verhaltenswissenschaftlicher Diagnoseansatz für den individuellen Fall des einzelnen Gründers bestehen. Wenngleich dies einem streng ökonomischen Prinzip der NichtEinzelfall-Betrachtung (vgl. Erlei/Leschke/Sauerland 1999 für das Paradigma der Neuen Institutionenökonomik) widersprechen mag, besteht hier kein Widerspruch zur grundsätzlich interdisziplinären und damit auch verhaltenswissenschaftlich geprägten Entrepreneurship-Forschung. Dies schlägt zugleich die Brücke zu den Implikationen für die EntrepreneurshipLehre. So ist ein Einsatz als individuelles Diagnose-Instrument bei “would-be entrepreneurs” denkbar, um einerseits individuellen Anomalien im Risiko- und Entscheidungsverhalten identifizieren zu könnnen und damit zum besseren Verstehen des eigenen Gründungsverhaltens beizutragen und Diskrepanzen zwischen der Selbsteinschätzung und dem tatsächlichen Verhalten aufzudecken. Andererseits bietet dieser Ansatz ein Set an Instrumenten, Techniken und Bedingungsrahmen für eine bessere Erfassung potenziell attraktiver, aber risikoreicher Gründungsgelegenheiten. Im Idealfall wäre ein perfekter Fit zwischen den personalen Gründungsdispositionen und den Merkmalen der Opportunity, der marktlichen Gelegenheit als unternehmerisches Handlungsfeld (vgl. Fallgatter 2004 und Shane/Venkataraman 2000), anzustreben.

Danksagung Mein Dank geht an Klaus Anderseck, Christoph J. Börner, Robert D. Hisrich, Stephan Jacquemot, Lambert T. Koch, Moren Lévesque, Petra Moog, Christian Schade und Klaus Walterscheid, die mich auf vielfältige Weise bei dieser Studie unterstützt haben. Des Weiteren danke ich der Konrad-Henkel-Stiftung Düsseldorf für die finanzielle Unterstützung bei der Projektdurchführung.

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Rahmenbedingungen für die Realisierung von Spezialisierungsvorteilen im Venture-CapitalGeschäft: Evidenz vom österreichischen VentureCapital-Markt Carola Jungwirth

Abstract Österreichische Venture-Capitalisten weisen einen geringeren Spezialisierungsgrad und einen geringeren High-Tech-Anteil als die deutschen Venture-Capitalisten auf. Der Beitrag untersucht, inwieweit Marktgrößen- und Marktentwicklungseffekte diese Unterschiede erklären können. Er analysiert außerdem die Strategien, mit denen die österreichische Venture-Capitalisten die Marktgrößen- und Marktentwicklungsprobleme zu bewältigen versuchen. Ein selbst erhobener Datensatz generiert Informationen von 30 österreichischen Venture-Capitalisten zu deren Struktur, Humankapitalausstattung, Strategiewahl und Strategieänderung in den letzten zwei Jahren und erfasst deren subjektive Markteinschätzung. Insbesondere die Strategieänderungen über die letzten zwei Jahre zeigen, dass auf dem österreichischen Markt Unsicherheit in Bezug auf die „geeignete“ Portfoliostrategie besteht. Die Tatsache, dass die österreichischen Venture-Capitalisten den Markt zwar für zu klein halten, sich aber dennoch um eine stärkere Spezialisierung bemühen, spricht allerdings dafür, dass dem Markt auch dann ein Entwicklungspotential zugesprochen wird, wenn er für zu klein gehalten wird. Insgesamt lassen die Ergebnisse der Datenanalyse vermuten, dass die abweichenden Portfoliostrategien der österreichischen Venture-Capitalisten auf eine verzögerte Marktentwicklung zurückzuführen sind.

1

Spezialisierung versus Diversifizierung

Venture-Capitalisten legen im Vorfeld die Risikohöhe und Renditeerwartung ihres Portfolios fest. Dazu entscheiden sie unter anderem, ob sie im Hochtechnologiebereich oder in traditionellen Unternehmensfeldern investieren. Wegen des großen Know-how-Bedarfs ist ein im Hochtechnologiebereich investierender VentureCapitalist gezwungen, sich auf eine oder wenige Branchen zu spezialisieren. Nur so kann er die durch hohe Informationsasymmetrien bedingten Verhaltensunsicherheiten gegenüber dem Portfoliounternehmen handhaben, aber auch die im High-TechBereich deutlich höhere Renditeerwartung realisieren. Dagegen bleiben aufgrund der geringeren Informationsasymmetrien die Risiken, aber auch die Renditeerwar-

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Carola Jungwirth

tung bei Investitionen in herkömmliche Technologien überschaubar und eine Streuung der Investments über mehrere Branchen und Finanzierungsphasen erlaubt die weitere Senkung des Marktrisikos. Ein verbindliches Placement-Memorandum beschreibt die Portfoliostrategie für die potentiellen Investoren. Diese wiederum entscheiden auf Basis des Placement-Memorandums, ob sie ihre Gelder in den Fonds einlegen oder nicht.1 Norton und Tenenbaum (1993) haben sich ausführlich mit der Frage Spezialisierung versus Diversifizierung im Venture-Capital-Geschäft auseinander gesetzt. Sie kommen zu dem Schluss, dass Diversifizierung zwar die Ausschaltung unsystematischer Einzelrisiken durch ein Portfolio unkorrelierter Risiken erlaube, nicht jedoch die Ausschaltung von Verhaltensrisiken. Diese sind an die diskretionären Verhaltensspielräume des Portfoliounternehmens gekoppelt und steigen mit der Höhe der Informationsasymmetrien. Daher müssen in jedem Fall – also auch bei Diversifizierung – Wissenstransfer- (Aufbau eines branchen- oder phasenspezifischen Wissensstocks) und Agency-Kosten (Kosten für die Selektion und das Monitoring der Portfoliounternehmen) in Kauf genommen werden, um Verluste aufgrund des opportunistischen Verhaltens der Portfoliounternehmer zu vermeiden. Spezialisierung bedeutet letztlich nichts anderes als den Aufbau eines teuren Wissensstocks, den die Venture-Capitalisten durch die Realisierung von Economies of Scale amortisieren. Insgesamt halten Norton und Tenenbaum (1993) den effizienten Umgang mit Verhaltensrisiken für sehr viel wichtiger, als die Handhabung von diversifizierbaren Risiken. Sie erwarten daher eine Spezialisierung der Venture-Capitalisten auf eine oder wenige Branchen und weisen die Tendenz zur Spezialisierung im USamerikanischen Markt auch empirisch nach.2 Diese Position wird von einigen Studien bekräftigt, die sich mit der Überlegenheit des amerikanischen im Vergleich zum europäischen Venture-Capital-Markt auseinandersetzen. Amerikanische Venture-Capitalisten seien so erfolgreich, weil sie aufgrund ihrer Spezialisierung mit hochrisikoreichen High-Tech-Projekten professioneller und daher auch Profit bringender umgehen könnten.3 Jungwirth (2004) und Jungwirth und Moog (2004b) untersuchen, warum trotz dieser Spezialisierungsvorteile im deutschsprachigen Markt über die Hälfte der VentureCapitalisten als Generalisten agiert.4 Sie nehmen an, dass Venture-Capitalisten die Kosten für den Aufbau von spezifischem Humankapital in ihr strategisches Kalkül einbeziehen. Die Strategiewahl eines Venture-Capitalisten hängt damit davon ab, ob er über das zur Spezialisierung notwendige Humankapital bereits verfügt, oder ob er es unter Aufwendung hoher Kosten erst erwerben muss. Diese Überlegung führt zu der Frage, warum sich der Aufbau von spezifischem Wissen für manche VentureCapitalisten mehr zu lohnen scheint als für andere. Einen interessanten Hinweis zur 1 2 3 4

Vgl. Dotzler (2001), S. 10. Vgl. auch Amit et al. (1998) oder Gompers (1995). Vgl. Bottazzi/Da Rin (2002) und Bottazzi et al. (2004). Vgl. dazu EVCA (2004).

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

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Beantwortung dieser Frage können hier regionale Spezialisierungsunterschiede liefern, deren Existenz in Bezug auf Europa und die USA bereits ausführlich dokumentiert ist, aber die auch innerhalb der europäischen Regionen deutlich sichtbar sind. So konnte Jungwirth (2004) zeigen, dass die österreichischen – und in eingeschränktem Mass auch der schweizerischen – Portfoliostrategien von denen der deutschen Venture-Capitalisten stark abweichen: Während sich in Deutschland Spezialisierungs- und Diversifizierungsstrategien die Waage halten, agieren die österreichischen Venture-Capitalisten nahezu vollständig als „Generalisten“. In ihren Beteiligungs-Gesellschaften steht signifikant weniger naturwissenschaftliches und technisches Wissen zur Verfügung: nur 10 % der Unternehmen kann man in Bezug auf das vorhandene Wissen als spezialisiert bezeichnen. In Deutschland sind es nahezu die Hälfte und in der Schweiz 25 %. Sie halten weniger High-Tech-Unternehmen in den Portfolios: im Vergleich zu einem deutschen Venture-Capitalisten sind das 14,5 % weniger. Und sie streuen ihre Investments über mehrere Branchen: durchschnittlich halten sie 3,5 Branchen mehr in ihrem Portfolio als die deutschen Venture-Capital-Unternehmen. Damit verhalten sich die österreichischen VentureCapitalisten zwar durchaus konsistent zu ihrer Wissensausstattung, aber sie verzichten auf Gewinn bringende Spezialisierungsvorteile. Der vorliegende Beitrag untersucht die Gründe für den Spezialisierungsverzicht der österreichischen Venture-Capitalisten und analysiert insbesondere, inwieweit Marktgrößen- und Marktentwicklungseffekte die Unterschiede zum deutschen Markt erklären können. Die Marktgröße könnte deswegen eine Rolle spielen, weil in kleinen Märkten keine ausreichende Nachfrage nach spezialisierten Leistungen besteht. Die Kosten für die Spezialisierung können unter dieser Bedingung aber nicht amortisiert werden. Handelt es sich dagegen um einen wenig entwickelten Markt, so bestehen Lernrückstände im Vergleich zu den Nachbarmärkten, die eine schnelle Reaktion auf die Anforderungen des Marktes behindern. Für die Prognose, in welche Richtung sich ein Markt weiterentwickeln wird, ist es hilfreich zu wissen, ob die Marktsituation eher auf Marktgrößen- oder Marktentwicklungseffekten beruhen: Lernverzögerungen können im Zeitverlauf aufgeholt werden. Ist der Markt jedoch zu klein für eine Spezialisierung, sind keine größeren Änderungen mehr zu erwarten. Mit Hilfe eines selbst erhobenen Datensatzes, in dem Informationen von 30 österreichischen Venture-Capitalisten zu deren Struktur, Humankapitalausstattung, Strategiewahl und Strategieänderungen in den letzten zwei Jahren, sowie deren subjektive Markteinschätzung erfasst sind, versucht der vorliegende Beitrag die zukünftige Entwicklung des österreichischen Venture-Capital-Marktes zu prognostizieren.

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2

Erklärungen für den Spezialisierungsverzicht österreichischer Venture-Capitalisten

Vergleicht man den österreichischen Venture-Capital-Markt mit dem deutschen oder dem schweizerischen, so fallen tatsächlich vor allem zwei Punkte auf. Zum einen begann sich der österreichische Venture-Capital-Markt erst gegen Ende der 90er Jahre – und damit ca. 5 Jahre später als die Nachbarmärkte – zu entwickeln. Zum anderen handelt es sich in Bezug auf das zur Verfügung stehende Kapital um einen kleinen Markt. Für die Portfoliostrategien österreichischer Venture-Capitalisten scheinen also beide Faktoren von Bedeutung zu sein. Die Frage ist, welcher der beiden Faktoren die weitere Entwicklung des österreichischen Marktes stärker bestimmt. 2.1 Marktentwicklung Für die Folgen einer verzögerten Marktentwicklung liefert der finnische VentureCapital-Markt ein Beispiel. De Clercq et al. (2001) zeigten empirisch, dass sich finnische Venture-Capitalisten nicht von Anfang an, sondern erst mit zunehmender Etablierung des finnischen Marktes spezialisiert hatten. Die Autoren begründen dies durch erst im Zeitverlauf realisierte Lerneffekte. Das bekannte Konzept von Cohen und Levinthal (1990) zeigt, warum in anderen Märkten bereits vorhandenes Wissen nicht unmittelbar zur eigenen Strategiegestaltung genutzt werden kann. Unternehmen brauchen Wissen („absorptive Kapazität“), um Wissen verarbeiten zu können. Wird der Aufbau absorptiver Kapazität in einer Periode versäumt, verzögert dies die Entwicklung eines Unternehmens u.U. um viele Perioden, da die im Umfeld generierten Informationen nicht „absorbiert“ und im eigenen Unternehmen verarbeitet werden können. Später in den Markt eingetretene Unternehmen können ihre Strategien folglich nicht auf Basis des aktuellen Marktwissenstandes konzipieren, weil ihnen das Know-how zur Verarbeitung dieses Marktwissens fehlt. Die späte Etablierung des österreichischen Venture-Capital-Marktes ist insofern nicht überraschend, als im österreichischen Markt die traditionelle Industrie dominiert.5 Dadurch reduziert sich die Nachfrage nach Venture-Capital einerseits und fehlen die aus Sicht der Venture-Capitalisten typischen Early-Stage/High-Tech-Projekte andererseits. Allerdings scheint der Venture-Capital-Markt in Österreich inzwischen Fuss gefasst zu haben. Peneder und Wieser (2002) sowie die von Müller (2003) und Jungwirth (2004) befragten Funktionäre sind der Meinung, dass sich der österreichische Venture-Capital-Markt schnell entwickle bzw. sich inzwischen etabliert habe.

5

Vgl. Peneder (1999).

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

263

2.2 Marktgröße Die Bedeutung der Marktgröße für die Realisierung von Spezialisierungsvorteilen postulierte bereits Adam Smith (1776): „The division of labour is limited by the extent of the market.“ Da Spezialisierung nur dann profitabel sein kann, wenn eine ausreichend hohe Nachfrage nach einer spezialisierten Leistung besteht, begrenzt ein kleiner Markt mit einer kleinen Nachfrage die Möglichkeiten zur Spezialisierung zwangsläufig. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn die Spezialisierungskosten wie im Venture-Capital-Geschäft sehr hoch sind: Die Venture-Capital-Unternehmen müssen für den Aufbau eines spezialisierten Wissensstocks Set-up-Kosten in Kauf nehmen (z.B. Profiteinbussen oder Verluste für Vertragsfehler, die den Portfoliounternehmen diskretionäre Verhaltensspielräume zu Lasten des Venture-Capitalisten liefern). Ihre Beteiligungsmanager haben eine naturwissenschaftliche oder technische Ausbildung durchlaufen und in der Regel in ihrer Branche Berufserfahrung gesammelt. Ein Umstieg in das Finanzierungsgeschäft verursacht ihnen hohe Opportunitätskosten, für die sie kompensiert werden müssen. Diese Set-up- und Fix-Kosten fallen für den Venture-Capitalisten unabhängig von der Anzahl der zu betreuenden Projekte in immer gleicher Höhe an. Daher wird er sich nur dann spezialisieren, wenn der Markt ausreichend viele Projekte hergibt bzw. die Nachfrage nach seiner Finanzierungsleistung ausreichend groß ist. Nur dann kann er seine Setup-Kosten amortisieren und die Fix-Kosten decken.6 In Bezug auf die Marktgröße zeigt insbesondere das Venture-Capital-Volumen, dass es sich bei dem österreichischen Markt um einen kleinen Markt handelt: Im Jahr 2003 betrugen die von österreichischen Venture-Capitalisten aufgelegten Fonds 113 Mio. Euro. Schweizerische Venture-Capitalisten legten 223 Mio. Euro auf und deutsche 2,481 Mrd. Euro. Im Land Österreich wurden 157 Mio. Euro investiert, in der Schweiz 403 Mio. Euro und in Deutschland 4,854 Mrd. Euro.7 157 Mio. Euro entsprechen einem Zehntel des Fondsvolumens der Venture-Capital-Gesellschaft 3i (1,5 Mrd. Euro) und einem Dreizehntel des Fondsvolumens von Atlas Ventures (2,1 Mrd. Euro). Die österreichischen Venture-Capitalisten finanzieren mit diesem Volumen ca. 135 Portfoliounternehmen, 3i finanziert ca. 280 Beteiligungen und Atlas ca. 100.8 Diese Zahlen belegen noch einmal eindrücklich, dass der österreichische Venture-Capital-Markt in Bezug auf sein Finanzierungspotential sehr klein ist. Sowohl die späte Etablierung des österreichischen Venture-Capital-Marktes, als auch seine geringe Größe leisten damit einen Erklärungsbeitrag zur geringen Spezialisierungsneigung österreichischer Venture-Capitalisten. Um die Entwicklung des österreichischen Venture-Capital-Marktes allerdings prognostizieren zu können, ist eine genauere Abschätzung der Auswirkung von Marktgröße und -entwick6 7 8

Vgl. Besanko et al. (2000), S. 117-122. Vgl. EVCA (2004). Quelle: Internetrecherche, http://www.3i.com und http://www.atlasventure.com/home/ home.asp.

264

Carola Jungwirth

lung auf die Strategiewahl der Venture-Capitalisten notwendig. Für die vorliegende Untersuchung wurden die österreichischen Venture-Capitalisten zu ihrer Strategiewahl einerseits und zu ihrer Einschätzung von Marktgröße und -entwicklung andererseits befragt. Es zeigt sich, dass die Aussagen der Venture-Capitalisten sowohl in Bezug auf ihre Strategiewahl als auch in Bezug auf ihre Markteinschätzung stark variieren. Dies kann an Unterschieden in der subjektiven Wahrnehmung der Beschränkungen und des Potenzials des österreichischen Marktes liegen9. Aus diesem Grund wird nicht nur die Beziehung zwischen Strategiewahl und objektiven Rahmenbedingungen analysiert, sondern vor allem in Beziehung zwischen Strategiewahl und subjektiver Einschätzung von Marktgröße und -entwicklung.

3

Empirische Untersuchung

3.1 Der Datensatz10 Die Austrian Private Equity and Venture-Capital Organization (AVCO) stellte für das hier vorgestellte Projekt eine Liste mit den 50 in Österreich bekannten Beteiligungskapital-Gesellschaften zur Verfügung, von denen 25 derzeit Mitglieder der AVCO sind. Diese Beteiligungsgesellschaften wurden in der Zeit vom 29.09.2004 – 29.10.2004 mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens befragt. Die Unternehmen wurden zunächst telefonisch kontaktiert, um erstens die grundsätzliche Teilnahmebereitschaft und zweitens die Modalitäten der Befragung abzuklären. Sie konnten zwischen einem Versand des Fragebogens per Post oder Fax sowie einer telefonischen Befragung wählen. Von den 50 kontaktierten Unternehmen waren 43 zur Teilnahme an der Befragung bereit. Sieben Unternehmen konnten nicht erreicht werden oder sie lehnten eine Teilnahme wegen Arbeitsüberlastung ab. Der Rücklauf betrug 30 auswertbare Fragebögen und damit eine Rücklaufquote von 70 %. Damit wurde ein großer Anteil der im österreichischen Markt aktiven Beteiligungskapital-Unternehmen erfasst. Der Vergleich der Daten zeigt in wesentlichen Charakteristika (z.B. durchschnittliches Beteiligungsvolumen und durchschnittliche Beteiligungszahl, prozentualer Anteil an High-Tech-Investments, Verteilung der Investments auf Finanzierungsphasen etc.) Übereinstimmung mit den vom Europäischen VentureCapital-Verband (EVCA) erhobenen Daten, so dass wir von einer repräsentativen Stichprobe ausgehen können.

9

10

Es ist selbstverständlich auch möglich, dass andere Determinanten für die Strategiewahl ausschlaggebend sind. Dieser Möglichkeit tragen wir dadurch Rechung, dass wir nicht nur Marktgröße und Marktentwicklung in die Analyse einbeziehen, sondern auch andere, relevant erscheinende Faktoren. Ich danke den Diplomanden Iris Buess und Stephan Vehn für ihre engagierte Unterstützung bei der Datenerhebung und -verarbeitung.

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

265

Die Befragung lieferte Daten zur x Unternehmensstruktur (Portfoliovolumen: durchschnittl. 37 Mio. Euro, Anzahl der Beteiligungen: durchschnittl. 17,5, Anzahl der Beteiligungsmanager: durchschnittl. 4, Gründungsjahr: durchschnittl. 1997, Art der Beteiligungsgesellschaft: 60 % unabhängig, geographische Ausrichtung: 53 % national, 27 % regional, 17 % international) x Ausbildung und Erfahrung der Venture-Capital-Manager (Art des Universitätsabschlusses: 98 Abschlüsse in BWL und Jura, 26 in Naturwissenschaft und Technik: Art der gesammelten Berufserfahrung: Banken, Unternehmensberatungen, öffentliche Verwaltung wurden 47 mal genannt, Produktions- und Technologiebetriebe wurden 30 mal genannt) x Branchenspezialisierung der Venture-Capitalisten und Technologielevel der Portfoliounternehmen (durchschnittl. 77 % Branchen-Allrounder, durchschnittl. 23 % Branchen-Spezialisten, durchschnittl. 31 % Low-Tech-Investments, durchschnittl. 42 % High-Tech-Investments, durchschnittl. 27 % Medio-Tech-Investments) x Positionierung des Unternehmens heute im Vergleich zum Jahr 2000 (Spezialisierungs- und Internationalisierungsgrad, Kooperationsintensität, Beibehaltung oder Änderung des Unternehmensfokus): Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 erfasst. Insgesamt zeigen sie, dass eine stärkere Tendenz zur Beibehaltung als zur Änderung der gefahrenen Strategien besteht. Tabelle 1. Einschätzung der eigenen Positionierungsstrategie heute im Vergleich zu 2000 Positionierungsstrategie a. Wir haben uns stärker auf eine oder wenige Branchen spezialisiert:

Durchschnittl. Einschätzung 2,14

b. Wir waren schon immer sehr stark spezialisiert:

1,93

c. Wir haben eine größere Anzahl Branchen in unser Portfolio aufgenommen: d. Wir hatten schon immer viele Branchen in unserem Portfolio: e. Wir haben uns internationaler ausgerichtet:

2,90

f. Wir waren schon immer sehr international ausgerichtet:

1,90

g. Wir haben uns wieder stärker auf den regionalen Markt ausgerichtet:

2,03

h. Wir haben immer nur den regionalen Markt bedient:

2,64

i. Wir kooperieren stärker mit anderen Venture-Capitalisten:

2,70

j. Wir haben schon immer stark kooperiert:

3,03

k. Wir haben unsere Kooperationstätigkeit eingeschränkt:

1,31

l. Wir haben noch nie besondere Kooperationsaktivitäten unternommen:

1,52

m. Wir haben den Fokus unserer Geschäftstätigkeit verändert.

1,68

Quelle: Eigene Daten 2004 (1 trifft gar nicht zu – 5 trifft voll zu)

3,18 2,25

266

Carola Jungwirth

x Gründe für und Massnahmen bei eventueller Neupositionierung: – 5 von 18 Unternehmen stimmten der folgenden Aussage zu: „Investoren haben Ihre Anforderungen geändert: Sie verlangen eine größere Spezialisierung des Portfolios.“ – 7 von 18 Unternehmen stimmten der folgenden Aussage zu: „Der Zugang zu neuen Deals hat sich verändert.“ Von ihnen waren vier der Meinung, der Zugang zu Deals sei schwieriger geworden und drei er sei leichter geworden. – 6 von 12 Unternehmen stimmten der folgenden Aussage zu: „Die Wettbewerbssituation hat sich verändert.“ Von ihnen waren fünf der Meinung, der Wettbewerb sei härter geworden, und ein Unternehmen fand, der Wettbewerb sei schwächer geworden. – 15 von 18 Unternehmen stimmten der folgenden Aussage zu:„Wir haben dazu gelernt und die Erfahrungen mit vorangegangenen Projekten auf die nächsten Projekte übertragen.“ Nur eines der befragten Unternehmen hat sich gezielt auf eine Branche spezialisiert, die ihm besonders profitabel erschien, und ein anderes hat seinen Fokus auf eine andere Aktivität ausgerichtet. – Einschätzung des österreichischen Beteiligungskapitalmarktes: Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 2. Einschätzung des österreichischen Beteiligungsmarktes Der österreichische Markt …

Durchschnittl. Einschätzung

a. … lässt mit seinen engagierten und risikofreudigen Gründern eine rasche Etablierung des Beteiligungskapital-Marktes erwarten.

2,28

b. … hat viele innovative Projekte und damit ein gutes Potential für Beteiligungskapital.

3,41

c. … unterstützt mit seinen steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen die Aktivitäten von Beteiligungskapital-Unternehmen.

3,21

d. … ist im Grunde zu klein, um sich auf eine oder mehrere Branchen zu spezialisieren.

4,17

e. … steckt im Bezug auf Beteiligungskapital noch in den Kinderschuhen.

3,72

f. … verfügt nur über ein unzureichendes Bewusstsein über die Funktionsweise und Vorteile von Beteiligungskapital.

3,79

g. … hat mangelhafte Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Verwertung neuer technologischer Entwicklungen.

2,62

h. … hat wenig Potential für die Finanzierung von High-Tech-Projekten, weil die Innovationsaktivitäten innerhalb der vorhandenen Industriestrukturen stattfinden.

2,44

Quelle: Eigene Daten 2004 (1 trifft gar nicht zu – 5 trifft voll zu)

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

267

3.2 Methode und Ergebnisse Die folgende Analyse basiert auf der Annahme, dass die subjektive Einschätzung von Marktgröße und Marktentwicklung die Strategiewahl erklären. Da die kleine Fallzahl des vorliegenden Datensatzes die Freiheitsgrade der Analyse stark einschränkt, könnte zwar eine einfache OLS-Regression durchgeführt werden,11 eine Kontrolle des Einflusses von Marktentwicklung und Marktgröße durch weitere Erklärende ist jedoch kaum möglich. Gegen eine OLS-Regression spricht außerdem, dass eine Querschnittsanalyse immer auch mit dem „reverse causality“-Problem verbunden ist und daher eindeutige Kausalitäten zwischen der subjektiven Markteinschätzung und der Strategiewahl ohnehin nicht zu ermitteln sind. Da es sich der vorliegende Beitrag nicht zum Ziel gesetzt hatte, im strengen Sinne Hypothesen zu testen, sondern den Zusammenhang zwischen Marktgröße und -entwicklung und Strategiewahl zunächst einmal beschreiben wollte, wurde eine Korrelationsanalyse nach Kendall als das geeignet erscheinende Verfahren gewählt.12 Die dazu verwendeten Variablen werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt. Die Venture-Capitalisten schätzten Marktgröße (MSIZE) und Marktentwicklung (MDEVEL) subjektiv ein, indem sie die Statements „Der österreichische Markt ist im Grunde zu klein, um sich auf eine oder mehrere Branchen zu spezialisieren.“ und „Der österreichische Markt steckt im Bezug auf Beteiligungskapital noch in den Kinderschuhen.“ auf einer Skala von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) bewerteten (vgl. Tabelle 2). Die Venture-Capitalisten gaben außerdem an, ob sie seit 2000 bzw. seit Gründung des Unternehmens einen Strategiewechsel vorgenommen haben. Für die Fragestellung dieses Papers war von besonderem Interesse, ob sich die Venture-Capitalisten stärker spezialisiert haben. Die Variable STRCHSPEZ gibt auf einer Skala von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) das Ausmass ihrer Spezialisierungsbemühung wieder. Es war außerdem von Interesse, ob sie stärker kooperieren, da der in einer Kooperationsbeziehung erfolgende Informationsaustausch eine u.U. eine eigene Spezialisierung substituiert.13 Diese Kooperationsverstärkung ist in der Variable STRCHCOOP festgehalten. Ein dritter Hinweis auf eine stärkere Spezialisierung ist natürlich auch, ob die Venture-Capitalisten gezielt spezifisches Humankapital aufbauen. Wir hatten deswegen explizit nach Mitarbeiterschulungen bzw. Mitarbeitereinkauf gefragt. Die Variable STRCHHC gibt über die Bemühungen des Humankapitalaufbaus Auskunft. Sowohl die Variablen STRCHSPEZ und STRCHCOOP als 11

12

13

Dies wurde in anderen Fällen auch gemacht. Die Auswertung der schriftlichen Befragung von Schween (1996) basierte z.B. auf 12 antwortenden Unternehmen. Vgl. weitere Beispiele in Schween (1996), S. 170. Da fünf der neun variablen ordinal skaliert sind, standen zwei Verfahren zur Verfügung, nämlich die Errechung des Korrelationskoeffizienten nach Spearman oder Kendall. Ein Vergleich der Werte zeigte, dass Kendall das strengere Testverfahren lieferte. Daher wurde mit Kendalls Tau gerechnet. Vgl. dazu Brander et al. (2002), Lockett und Wright (2001), Jungwirth und Moog (2004a).

268

Carola Jungwirth

auch die Variablen STRCHHC geben auf einer Skala von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) die subjektive Einschätzung der Venture-Capitalisten wieder. Um nicht nur Aussagen zum Strategiewechsel in die Analyse einbeziehen zu können, sondern um auch die tatsächliche Strategiewahl beurteilen zu können, wurden auch Strategien beschreibende Variablen in die Korrelationsanalyse aufgenommen. Da bei den österreichischen Venture-Capitalisten nicht nur die Portfoliostrategie – nämlich das breit diversifizierte Low-Tech-Portfolio – aufgefallen war, sondern auch der Verzicht auf eine Wissensspezialisierung, wurden den Vorgängeruntersuchungen vergleichbare Wissensvariablen gebildet.14 Die Variable SPECHC steht für den Anteil an spezifischem Humankapital und die Variable SPEZEXP steht für den Anteil an spezifischer Erfahrung im Venture-Capital-Unternehmen. Um den Anteil an spezifischem Humankapital zu ermitteln, wurden die Ausbildungen der Beteiligungsmanager in die Kategorien allgemein und spezifisch eingeteilt. Dabei fielen Universitätsabschlüsse in BWL und Jura in die erste und Abschlüsse in naturwissenschaftlich-technischen Fächern in die zweite Kategorie. Die Variable wurde aus der Summe der spezifischen Abschlüsse geteilt durch alle im Unternehmen vorhandenen Abschlüsse berechnet. Sind beispielsweise drei Juristen und Kaufleute, zwei Informatiker und ein Maschinenbauer für die Betreuung der Portfoliounternehmen zuständig, so hat das Unternehmen einen Anteil an spezifischem Humankapital von 50 % (3/6 x 100 %). Der Anteil an spezifischer Erfahrung (SPECEXP) wurde analog berechnet. Erfahrung aus dem Bankwesen, aus Unternehmensberatungen oder der öffentlichen Verwaltung fielen in die Kategorie „allgemeine Erfahrung“, Erfahrung aus Produktions- oder Technologiebetrieben fiel in die Kategorie „spezifische Erfahrung“. Die Positionierungsstrategie des Venture-Capitalisten wird an seiner Portfolioausrichtung gemessen. Der Spezialisierungsgrad (SPECIND) des Venture-Capitalisten ergibt sich unmittelbar aus der Anzahl der im Portfolio gehaltenen Branchen. Da die Venture-Capitalisten zwischen den Branchen, auf die sie sich spezialisiert haben, und dem Statement „Allrounder“ wählen konnten, erhielten die Allrounder den Wert 10 für angenommene 10 im Portfolio gehaltene Branchen. Dieser Wert hat einen ausreichend großen Abstand zu den maximal 8 einzeln genannten Branchen und entspricht der Einschätzung der in der Vorgängerstudie befragten Venture-Capitalisten zur Anzahl der von einem Allrounder gehaltenen Branchen.15 Der Technologielevel der im Portfolio gehaltenen Unternehmen wurde direkt abgefragt. Für die Portfoliostrategie interessiert nur die Frage nach dem prozentualen Anteil an HighTech-Projekten im Portfolio, der durch die Variable HIGHTECH repräsentiert wird.

14 15

Vgl. dazu Jungwirth (2004) und Jungwirth und Moog (2004). Vgl. Jungwirth (2004).

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

269

Damit stehen folgende Variablen zur Verfügung: Tabelle 3. Definition der Variablen und deskriptive Statistik (n = 30)

4,17

Standardabweichung 0,889

3,72

1,032

0,28

0,461

2,14

1,407

2,70

1,295

0,20

0,422

16,59

19,373

metrisch

33,76

24,972

metrisch

6,93

3,423

metrisch

42,46

30,156

Variable

Bedeutung

Messeinheit

MSize

Subjektive Einschätzung der Marktgröße Subjektive Einschätzung der Marktentwicklung Subjektive Einschätzung Wettbewerbssituation Strategiewechsel: stärkere Spezialisierung Strategiewechsel: stärkere Kooperation Strategiewechsel: Humankapitalaufbau Prozent. Anteil an spezifischem Humankapital in VC-Unternehmen Prozentualer Anteil an spezifischer Erfahrung in VC-Unternehmen Anzahl der Branchen im Portfolio Prozentualer Anteil an HighTech-Unternehmen im Portfolio

ordinal, Skala 1-5 ordinal, Skala 1-5 ordinal, Skala 1-5 ordinal, Skala 1-5 ordinal, Skala 1-5 ordinal, Skala 1-5 metrisch

MDevelop MCompet StrChSpec StrChCoop StrChHC SpecHC

SpecExp

SpecInd HighTech

Mittelwert

Quelle: Eigene Erstellung 2004

Bereits im Vorfeld durchgeführte T-Tests16 zeigten, dass die Einschätzung von Marktgröße und Marktentwicklung einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidung hat, die Strategie zu ändern. Venture-Capitalisten, die den Markt für entwicklungsfähig halten, spezialisieren sich signifikant stärker als Venture-Capitalisten, die die Entwicklungsfähigkeit zurückhaltender beurteilen. Venture-Capitalisten, die den Markt positiv beurteilen, beurteilen auch sich selbst als „gut aufgestellt“. Sie stimmen den Aussagen „Wir haben immer schon kooperiert“, „Der Wettbewerb ist 16

Die Variablen zur subjektiven Einschätzung von Marktgröße und Marktentwicklung wurden jeweils in zwei Gruppen transformiert. Lag die Einschätzung über dem Mittelwert wurde daraus die Aussage formuliert „der Markt ist zu klein“ bzw. „der Markt ist noch entwicklungsfähig“. Lag die Einschätzung unter dem Mittelwert, so wurde daraus die Einschätzung formuliert „der Markt ist nicht zu klein“ bzw. „der Markt ist nicht mehr entwicklungsfähig.“

270

Carola Jungwirth

schwächer geworden“ und „Wir verfügen bereits über das notwendige Humankapital“ stärker zu als Venture-Capitalisten, die an der Entwicklungsfähigkeit des Marktes größere Zweifel haben. Diese Aussagen können sowohl auf übermäßiges Selbstvertrauen zurückzuführen sein als auch auf eine tatsächlich bessere Ausgangslage eines Venture-Capitalisten.17 Tatsächlich hält jedoch die Gruppe, die den Markt für Entwicklungsfähig hält, signifikant weniger Branchen im Portfolio, nämlich zwei Branchen, als die Gruppe, die den Markt für nicht mehr entwicklungsfähig hält (8,5 Branchen). Venture-Capitalisten, die den Markt für zu klein halten, unterscheiden sich ebenfalls in wichtigen Dimensionen von denen, die der Aussage „der Markt ist zu klein für eine Spezialisierung“ weniger zustimmen. Die, die den Markt für zu klein halten, beurteilen den Wettbewerb als „härter geworden“ und den Zugang zu Deals als „schwieriger“. Sie stimmen der Aussage „Ich habe gelernt und Erfahrung übertragen“ weniger stark zu als die andere Gruppe. In Bezug auf die Mitarbeiterausbildung weisen sie allerdings höhere Werte auf. Überraschenderweise hält die Gruppe, die den Markt für zu klein für eine Spezialisierung hält, weniger Branchen im Portfolio (6,32) als die Gruppe, die weniger zustimmt (8,10). All diese Aussagen sind vor dem Hintergrund der sehr kleinen Stichprobe zu beurteilen. So umfasst die Gruppe derjenigen, die den Markt für zu klein hält, 19 und die andere Gruppe 10 Venture-Capitalisten. Um etwas über den Zusammenhang von Markteinschätzung und Strategiewahl bzw. -änderung zu erfahren, wurde eine Korrelationsanalyse nach Kendall durchgeführt. Das zunächst auffälligste Ergebnis ist, dass die subjektive Einschätzung der Marktentwicklung und der Spezialisierungsgrad negativ auf hoch signifikantem Niveau korrelieren. Je weniger also ein Venture-Capitalist also der Aussage zustimmt, der österreichische Markt sei noch sehr jung, desto mehr Branchen hält er im Portfolio. Je stärker er auf der anderen Seite den Markt für noch entwicklungsfähig hält, desto weniger Branchen hält er im Portfolio. Derselbe Zusammenhang findet sich – wenn auch schwächer ausgeprägt – zwischen der Einschätzung der Marktentwicklung und der Spezialisierungsbemühung: Je höher er die Entwicklungsfähigkeit des Marktes bewertet, desto stärker hat er sich seit 2000 um Spezialisierung bemüht. Plausiblerweise besteht ein starker Zusammenhang zwischen dem tatsächlichen Spezialisierungsgrad und der Spezialisierungsbemühung eines Venture-Capitalisten. Bestand seine Neuorientierung seit 2000 in einer „stärkeren“ Spezialisierung, so finden wir den Erfolg dieser Bemühungen auch tatsächlich vor. Kontraintuitiv erscheint ein Ergebnis, das schon in der T-Statistik sichtbar wurde. Je mehr Branchen ein Venture-Capitalist in seinem Portfolio hält, desto mehr bemüht er sich gleichzeitig um die Ausbildung seiner Mitarbeiter. Unter Umständen versuchen die Venture-Capitalisten dadurch der Überforderung der Portfoliomanager angesichts vieler Branchen, für die jeweils Spezialwissen notwendig wäre, gerecht zu werden. Dagegen investieren Unternehmen umso weniger in das Humankapital 17

Vgl. Zacharakis und Shepherd (2001), die zeigen, dass der überwiegende Teil der VentureCapitalisten einen Hang zu übermässigem Selbstvertrauen aufweist.

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

271

ihrer Mitarbeiter, umso mehr sie über spezifische Erfahrung bereits verfügen. Venture-Capitalisten, die mehr Branchen im Portfolio halten, also weniger spezialisiert sind, haben auch tatsächlich einen geringeren Anteil an spezifischem Humankapital in ihrem Unternehmen. Dagegen – und auch dies spricht für die vorher geäußerte Vermutung – korreliert der Anteil an High-Tech-Unternehmen negativ mit den Ausbildungsbemühungen. Je höher der Anteil an High-Tech-Unternehmen im Portfolio, desto geringer die Ausbildungsbemühungen: Ein Venture-Capitalist kann nur dann in High-Techs investieren, wenn er über das notwendige Wissen bereits verfügt. Das Investment wäre sonst zu risikoreich.18 Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist die Korrelation zwischen spezifischer Erfahrung und spezifischem Humankapital, die zwar hoch signifikant, aber mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,413 nicht gerade stark ausgeprägt ist. Hier könnte die Art der Frage zu Verzerrungen geführt haben: „In welchen Branchen haben Ihre Beteiligungs-Manager/innen Berufserfahrung gesammelt?“ Eine Diplomkauffrau kann schließlich durchaus Erfahrungen als Kontrollerin in einem Technologieunternehmen gesammelt haben. Tabelle 4. Korrelation nach Kendall MDevelop StrCh Spec MSize KK S N MDevelop KK S N

18

18

Spec HC

Spec Exp

Spec Ind

High Tech

-0,253t 0,068 28

0,013 0,471 27

0,464 t 0,074 10

-0,074 0,332 28

0,143 0,201 28

0,070 0,336 29

-0,154 0,170 27

1,000

0,301* 0,032 28

-0,183 0,134 27

-0,348 0,131 10

0,058 0,359 28

-0,127 0,217 28

-0,47** 0,001 29

-0,007 0,482 27

1,000

-0,054 0,371 27

-0,406 t 0,090 10

0,218 t 0,088 28

0,057 0,361 29

-0,56*** 0,135 0,185 0,000 28 29

1,000

0,442 t 0,079 10

-0,095 0,283 26

-0,147 0,186 27

0,192 0,116 27

29 StrChCoop KK S N

StrCh HC

0,022 0,447 29

29 StrChSpec KK S N

StrCh Coop

27

Vgl. dazu ausführlich Jungwirth (2004).

Vgl. dazu ausführlich Jungwirth (2004).

-0,011 0.472 26

272

Carola Jungwirth

Tabelle 4. Fortsetzung MDevelop StrCh Spec StrChHC KK S N

StrCh Coop

StrCh HC

Spec HC

Spec Exp

Spec Ind

High Tech

1,000

-0,123 0,347 9

-0,514* 0,047 10

0,625* 0,017 10

-0,603* 0,018 10

1,000 , 29

0,413** -0,310* 0,022 0,005 29 28

10 SpecHC KK S N SpecExp KK S N

1,000 , 29

SpecInd KK S N

-0,067 0,328 27

-0,207 t 0,090 29

0,065 0,332 28

1,000

-0,155 0,145 28

30

Quelle: Eigene Erstellung 2004 (KK für Korrelationskoeffizient, S für Signifikanzniveau (1-seitig), N für Anzahl der Fälle), * signifikant auf dem 5 %-Niveau, ** signifikant auf dem 1 %-Niveau, *** signifikant auf dem 0 %-Niveau, t signifikant auf dem 10 %-Niveau,

4

Diskussion der Ergebnisse und Fazit

Die Analyse zeigt, dass zwischen der Einschätzung der zukünftigen Marktentwicklung und der Spezialisierungsstrategie ein deutlicher Zusammenhang besteht. Die Analyse zeigt aber auch, dass die subjektive Einschätzung der Marktgröße keinen nennenswerten Einfluss auf die Strategiewahl bzw. -änderung hat. Dieses Ergebnis ist insofern etwas überraschend als die Formulierung „zu klein für eine Spezialisierung“ in der Aussage des Statements enthalten war. Ein Teil der Venture-Capitalisten scheint also den Markt zwar zu klein für eine Spezialisierung zu halten, spezialisiert sich aber trotz dieser Einschätzung. Damit kommt der subjektiven Einschätzung der Marktentwicklung für die strategische Positionierung die entscheidende Bedeutung zu: Venture-Capitalisten, die den Markt für noch entwicklungsfähig halten, spezialisieren sich signifikant stärker auf eine oder wenige Branchen. Gehen wir noch einmal zurück zu den Ausgangsüberlegungen dieses Beitrags. Für das Phänomen der mangelnden Spezialisierung der österreichischen Venture-Capitalisten wurden zwei Erklärungen angeführt. Zum einen könne es sein, dass eine Spezialisierung in einem zu kleinen Markt nicht profitabel ist. Und zum anderen könne es sein, dass die Vorteile der Spezialisierung aufgrund der späten Etablierung

Rahmenbedingungen von Spezialisierungsvorteilen im Venture-Capital-Geschäft

273

des österreichischen Venture-Capital-Marktes noch nicht erkannt worden sind. Wenn solche noch nicht realisierten Lerneffekte für die mangelnde Spezialisierung verantwortlich sind, dann könne für die Zukunft eine stärkere Spezialisierung prognostiziert werden. Wenn die Marktgröße keine Spezialisierung zulasse, sei das Phänomen als dauerhaftes zu erwarten. Die Tatsache, dass die österreichischen VentureCapitalisten den Markt zwar für zu klein halten, sich aber dennoch spezialisieren, spricht dafür, dass der Markt zwar klein, aber eben nicht zu klein ist. Diese Einschätzung wird durch die Tatsache gestützt, dass dem Markt auch dann ein Entwicklungspotential zugesprochen wird, wenn er für zu klein gehalten wird. Dies zeigt sich daran, dass die subjektive Einschätzung von Marktentwicklung und Marktgröße überhaupt nicht korrelieren. In einem solchen Markt ist es möglich, die Strategie auf der Basis des Erlernten neu auszurichten und sich beispielsweise stärker zu spezialisieren. Dies zeigt der starke Zusammenhang zwischen einer strategischen Neuausrichtung durch Spezialisierung und der tatsächlich erfolgten Spezialisierung. Insgesamt lassen die Ergebnisse der Datenanalyse ein schnelles Aufholen der österreichischen mit den deutschen und schweizerischen Venture-Capitalisten vermuten, wenn auch die hier getroffenen Aussagen mit dem Verweis auf den kleinen Datensatz von nur 30 Fällen relativiert werden müssen. Allerdings weisen die Ergebnisse in wichtigen Dimensionen, nämlich der Bedeutung von spezifischem Humankapital für die Spezialisierungsstrategie, große Ähnlichkeit zu anderen Untersuchungen auf, so dass der kleine Datensatz durchaus zu Aussagekraft besitzen scheint. Ein nächster Schritt des Forschungsprojekts, zu dem die Analyse der österreichischen Venture-Capitalisten gehört, besteht in der Befragung weiterer Venture-Capitalisten aus kleinen Märkten wie dem der Schweiz. Dies erlaubt einen direkten Vergleich des Zusammenhangs von subjektiver Markteinschätzung und tatsächlicher Portfolioausrichtung. Stimmte die Art der hier festgestellten Zusammenhänge mit denen auf anderen Märkten überein, so würde das die Aussagekraft der hier vorliegenden Prognose bekräftigen.

274

Carola Jungwirth

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Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen in der Frühentwicklungsphase in traditionellen und entstehenden Marktwirtschaften: Ein Vergleich zwischen österreichischen und tschechischen Gründungen auf Basis von Daten der Wiener Gründerstudien Alexander Keßler

Abstract Sowohl in Bezug auf die Erhaltung einer funktionierenden Marktwirtschaft als auch die Schaffung einer solchen kommt Unternehmensgründungen eine wichtige Rolle zu. Allerdings scheint aufgrund der abweichenden Umfeldbedingungen in etablierten bzw. entstehenden Marktwirtschaften die Frage nach unterschiedlichen Erfolgsfaktoren der Gründungen angebracht. Der vorliegende Beitrag analysiert die Erfolgsfaktoren von Gründungen in der Frühentwicklungsphase vergleichend für die traditionelle Marktwirtschaft Österreichs bzw. die entstehende Marktwirtschaft der Tschechischen Republik. Der Vergleich erfolgt anhand zweier Datensätze der Wiener Gründerstudien (österreichisches Sample von 370 JungunternehmerInnen aus dem Jahr 1998; tschechisches Sample von 521 JungunternehmerInnen aus dem Jahr 2000) mittels binärer logistischer Regressionsanalyse. Die Analyse zeigt, dass die Zusammensetzung der signifikanten Erfolgsprädiktoren in den beiden analysierten Stichproben unterschiedlich ausfällt. In Österreich ist der Erfolg in der Frühentwicklungsphase am ehesten aus Merkmalen des Gründungsprozesses ergänzt um zwei Aspekte des persönlichen Umfeldes des Gründers/der Gründerin vorhersagbar, während Person und Persönlichkeit sowie Gründungsressourcen keinerlei signifikanten Einfluss entfachen. Demgegenüber spielen in der Tschechischen Republik sowohl je ein Aspekt der Person (nämlich das Geschlecht) und der Persönlichkeit (Leistungsmotivation) als auch die Gründungsressourcen eine wichtige Rolle bei der Prognose des Unternehmenserfolges, während Aspekte des Gründungsprozesses vergleichsweise weniger Einfluss besitzen.

1

Forschungsinteresse und Forschungsfrage

Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob und inwieweit sich die Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen in der Frühentwicklungsphase in traditionellen und entstehenden Marktwirtschaften unterscheiden. Die Beantwortung der

278

Alexander Keßler

Forschungsfrage basiert auf einer vergleichenden Analyse von zwei Stichproben der Wiener Gründerstudien, nämlich einer Stichprobe von österreichischen Jungunternehmen aus dem Jahr 1998 sowie einer Stichprobe von tschechischen Jungunternehmen, die im Jahr 2000 erhoben wurde. Die Forschungsfrage bewegt sich somit im Umfeld der beiden Thesen (1) der weltweiten Homogenität von Entrepreneurship1 bzw. (2) der kulturellen Abhängigkeit („Embeddedness“) von Entrepreneurship2. Sowohl in Bezug auf die Erhaltung einer funktionierenden Marktwirtschaft als auch in Bezug auf die Schaffung einer solchen kommt Klein- und Mittelunternehmen im Allgemeinen und Unternehmensgründungen im Speziellen eine besonders wichtige Rolle im Sinne der Anregung der Konkurrenz, der Arbeitsplatzschaffung und der wirtschaftlichen Erneuerung zu. Im Besonderen gilt die Bedeutung von Unternehmensgründungen auch der Schließung des sogenannten „Socialist Black Hole“, dem für Planwirtschaften und in weiterer Folge Transformationswirtschaften typischen Mangel an Klein- und Mittelunternehmen.3 Allerdings scheint aufgrund der abweichenden Umfeldbedingungen in etablierten bzw. entstehenden Marktwirtschaften die Frage nach unterschiedlichen Erfolgsfaktoren der Gründungen angebracht. Eine schon im Vorfeld dieses Beitrages in einem ersten Vergleichschritt angestellte Analyse von österreichischen und tschechischen Gründungen aus den oben genannten Samples, deren Ergebnisse bereits publiziert sind4, hat gezeigt, dass zwar generelle Gemeinsamkeiten zwischen österreichischen und tschechischen Gründungskonfigurationen feststellbar sind, was für eine Gültigkeit der Homogenitätsthese spricht, dass sich die Konfigurationen im Detail jedoch sehr wohl unterscheiden, was wiederum für die Gültigkeit der These der kulturellen Abhängigkeit spricht. Aufgrund dieser verbliebenen Unklarheiten empfahl der Beitrag in seinen Schlussfolgerungen eine weitere, tiefere Untersuchung der Forschungsfrage. Zu ergänzen ist, dass beim eben beschriebenen ersten Vergleichsschritt nicht die Daten der beiden Stichproben vergleichend analysiert wurden, sondern Ergebnisse von Clusteranalysen aus beiden Studien einander gegenübergestellt wurden. Insofern bietet sich als weiterer (tieferer) Analyseschritt natürlich eine direkte vergleichende Datenanalyse an, welche mit der vorliegenden Untersuchung auch in die Realität umgesetzt worden ist. Der zweite wesentliche Unterschied des vorliegenden Beitrages im Vergleich mit dem vorangegangenen Analyseschritt ist der, dass im vergangenen Analyseschritt unterschiedliche Konfigurationen (Cluster) von Gründungen mit einer Konfiguration von besonders erfolgreichen Gründungen verglichen wurden, der Erfolgsbeitrag einzelner Faktoren also indirekt und gruppenspezifisch analysiert wurde, während im vorliegenden Beitrag direkt und gruppenübergreifend nach Erfolgsfaktoren gesucht wird. 1 2 3 4

Vgl. z. B. Mitchell et al. (2002). Vgl. z. B. Busenitz/Lau, 1997; Mueller/Thomas (2000). Vgl. z. B. Gibb (1993), S. 464; Tyson/Petrin/Rogers (1994), S. 169. Mugler/Kessler (2004).

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

279

Von besonderer Relevanz für den Vergleich zwischen österreichischen und tschechischen Gründungen und die Frage der Homogenität vs. der kulturellen Abhängigkeit von Entrepreneurship ist jedenfalls die Besonderheit der geschichtlichen Gemeinsamkeiten der beiden Staaten. Angesichts dieser Gemeinsamkeiten, die im Folgenden noch konkretisiert werden, sind auftretende Homogenitätsanzeichen mit der Frage verbunden, ob diese Gemeinsamkeiten deshalb bestehen, weil sich die beiden Wirtschaften und Gesellschaften nach dem Fall des Eisernen Vorhanges so rasch aneinander angenähert haben oder weil gemeinsame wirtschaftliche und soziale Charakteristika über lange Zeit – vor allem jene der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Tschechoslowakei – hinweg erhalten geblieben sind.

2

Geschichtliche Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und der Tschechischen Republik und Charakteristika der Transformation der tschechischen Wirtschaft

Da man bei der Interpretation der Ergebnisse des Erfolgsfaktorenvergleichs und im Besonderen auch in Bezug auf die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Transformationsstaaten diese geschichtlichen Gemeinsamkeiten ebenso wie die Charakteristika der Transformation der tschechischen Wirtschaft berücksichtigen sollte, wird im Folgenden ein kurzer Aufriss der gemeinsamen Geschichte der beiden Staaten sowie der Besonderheiten der Transformation der tschechischen Wirtschaft vorgenommen. Bei den beiden verglichenen Staaten handelt es sich um europäische Nachbarstaaten, die sich nach einer Jahrhunderte langen gemeinsamen Geschichte nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wirtschaftlich wie gesellschaftlich in sehr unterschiedliche Richtungen entwickelten, bevor sie in der jüngeren Vergangenheit zunehmend wieder aneinanderrückten, was sich auch in der nunmehrigen EU-Mitgliedschaft beider Staaten manifestiert. Während die österreichische Wirtschaft als traditionelle (soziale) Marktwirtschaft, beruhend auf Privateigentum, Marktallokation und hohem Anteil an Klein- und Mittelbetrieben, eingestuft werden kann, repräsentiert die Tschechische Republik eine Transformationswirtschaft auf dem Weg von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der tschechische Teil der damaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie der industriell am weitesten entwickelte und die nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahre 1918 gebildete Tschechoslowakei rangierte in den 1930er Jahren unter den zehn führenden europäischen Industriestaaten.5 Während der slowakische Teil (der zum ungarischen Teil von Österreich-Ungarn gehörte) hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt und arm war, gehörten Böhmen und Mähren dem österreichischen Teil der 5

Vgl. Bohatá/Mládek (1999), S. 461.

280

Alexander Keßler

Monarchie an, waren hoch industrialisiert und florierend.6 Der tschechische Teil verfügte über eine langjährig gewachsene Tradition gut ausgebildeter Handwerker im Bereich des Maschinenbaues, der Metallverarbeitung und anderer Handwerke, weshalb die „goldenen tschechischen Händen“ zu einem zentralen Element der tschechischen Kultur wurden7 und man sich aufgrund der hohen Qualität der Produkte auch auf den Exportmärkten gut behaupten konnte8. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen nahm die Bedeutung des industriellen Sektors der tschechoslowakischen Wirtschaft, der im Jahre 1930 zu 89 % aus Klein- und Mittelbetrieben bestand, weiter zu. Obgleich industrielle Kleinbetriebe und selbständiges Unternehmertum eine bedeutende Rolle spielten, entfiel der größte Anteil an Beschäftigten in der Industrie jedoch schon damals auf die Mittel- und Großbetriebe. In den Folgejahren zeigte die tschechoslowakische Industrie zunehmend Konzentrationstendenzen, und Großbetriebe gewannen fortschreitend an Bedeutung.9 Während die Periode der nationalsozialistischen Besetzung der Tschechoslowakei von 1939-1945 dem selbständigen Unternehmertum einen ersten deutlichen Dämpfer verpasste, war die kurze Zeitspanne von 1945-1948, in der Linkskapitalismus vorherrschte, mit umfangreicher Verstaatlichung, Konfiszierung von privatem Eigentum und einer Steigerung der zentralen Kontrolle verbunden. Die umfassende Verstaatlichung der tschechoslowakischen Wirtschaft mit dem Ziel der vollständigen Eliminierung privaten Eigentums setzte sich mit der Machtergreifung des kommunistischen Regimes im Jahr 1948 weiter fort. Dennoch erhielten sich typische unternehmerische Persönlichkeitseigenschaften und Handlungsweisen teilweise über diesen Zeitraum hinaus und überlebten in versteckter Form bis in die späten 1960er Jahre, obwohl ab dem Jahr 1964 praktisch jegliches private Eigentum verschwunden war und eine vollständig durch die staatliche Bürokratie kontrollierte Industrie in Form von rund 400 Monopolbetrieben vorherrschte.10 Die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei war über die gesamte Periode des Nachkriegskommunismus in europäischen Transformationsstaaten hinweg betrachtet stets eine der konservativsten und am stärksten mit der Sowjetunion verbundenen in der gesamten Region, woraus einerseits strukturelle Unzulänglichkeiten der Wirtschaft, andererseits aber auch ein vergleichsweise hohes Ausmaß an makroökonomischer Stabilität resultierten.11 Schließlich führte die unzufriedenstellende wirtschaftliche Entwicklung verbunden mit dem Verlangen nach politischem Wandel in der gesamten staatssozialistisch regierten mittel- und osteuropäischen Region zur „Wende“, welche sich in der Tschechoslowakei in Form der sogenannten „Samtenen Revolution“ des Jahres 6 7 8 9 10 11

Vgl. Hoen (1998), S. 50. Vgl. DeFillippi (1995), S. 6. Vgl. Bohatá/Mládek (1999), S. 461. Vgl. Bohatá/Mládek (1999), S. 462. Vgl. Benáek (1997), S. 219. Vgl. Hoen (1998), S. 48 f.

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

281

1989 präsentierte.12 Die Vorgehensweise der Tschechoslowakei und vor allem jene der nach der Aufspaltung im Jahr 1993 entstandenen Tschechischen Republik im Rahmen der nach der „Wende“ einsetzenden Transformation ist der Variante der „Schocktherapie“, welche mit einigen Elementen des stufenweisen Vorgehens („Gradualism“) verknüpft wurde, zuzuordnen.13 Die eingeschlagene Politik zur Förderung von Klein- und Mittelbetrieben und des privaten Unternehmertums setzte sich das vorrangige Ziel, sämtliche Hindernisse bezüglich der Gründung und des Wachstums von Unternehmen zu beseitigen und ging dabei von der Annahme aus, dass, wenn einmal die Möglichkeit zum freien Zugang zum privaten Unternehmertum gewährleistet war, sich die private Initiative dazu von selbst finden würde. Diese Voraussetzung wurde durch das Unternehmergesetz vom April 1990 geschaffen, welches die Gründung von privaten Unternehmen und die damit verbundene Anstellung von Mitarbeitern legalisierte.14 Im Umfeld dieser historischen Gemeinsamkeiten einerseits und der sehr unterschiedlichen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts andererseits geht der vorliegende Beitrag nun der Frage nach, ob und inwieweit sich die Erfolgsfaktoren von österreichischen und tschechischen Unternehmensgründungen unterscheiden.

3

Vorgehensweise/Methodik

3.1 Modellvorstellungen und Datengrundlagen Im Modell des Konfigurationsansatzes nach Mugler15 sind es die vier Dimensionen „Persönlichkeit (Unternehmer)“, „Ressourcen“, „Umwelt“ und „Management“, die unter wechselseitigem Einfluss den Unternehmenserfolg bestimmen. Im Rahmen der Wiener Gründerstudien, auf deren Studiendesign die beiden hier analysierten Vergleichsdatensätze beruhen, wurde diese Modellvorstellung speziell auf Gründungsunternehmen übertragen, was zu einer geringfügigen Adaption und teilweisen Umbenennung der Konfigurationsdimensionen in (Gründer-)Person, (Gründungs-) Ressourcen, (Gründungs-)Umfeld und (Gründungs-)Prozess führte.16 Die Studien bedienen sich sowohl im Rahmen der Grundkonzeption als auch der Operationalisierung der Konfigurationsdimensionen einer interdisziplinären Herangehensweise mit dem Anspruch einer synergetischen Verknüpfung einer sozialwissenschaftlich verstandenen Betriebswirtschaftslehre mit Theorien aus Psychologie und Soziologie.

12 13 14 15 16

Vgl. Hruzová/Soucek (2000), S. 87. Vgl. Bürkner (1996) S. 48. Vgl. Bohatá/Mládek (1999), S. 463. Vgl. Mugler (1998), S. 104 ff. Vgl. Frank/Korunka/Lueger (1999), S. 130.

282

Alexander Keßler

Wie Abbildung 1 zeigt, umfassen die Studien einen weiten Zeitrahmen, der mit der ersten Kommunikation des Gründungsvorhabens beginnt, über die Gründungsrealisation bis hin zum Unternehmenserfolg bzw. -misserfolg ca. drei Jahre nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit. Durch die Miteinbeziehung von drei unterschiedlichen Personengruppen (GründerInnen, das sind Personen, die ihre Gründungsabsicht gegenüber gründungsrelevanten Stakeholdern kommuniziert hatten, die Geschäftstätigkeit jedoch noch nicht aufgenommen hatten; AbbrecherInnen, das sind Personen, die den Gründungsprozess temporär oder endgültig abgebrochen hatten, und JungunternehmerInnen, das sind Personen, die die Gründung bereits vollzogen, d.h. die Geschäftstätigkeit mit dem neuen Unternehmen aufgenommen und erste Umsätze erzielt hatten) in die Stichprobe wird sowohl der Themenbereich Erfolgsfaktoren der (Vor)gründungsphase („Kommt es zu einer Gründung oder nicht?“) als auch der Themenbereich Erfolg/Misserfolg von jungen Unternehmen („Ist ein Jungunternehmen, das die Geschäftstätigkeit aufgenommen hat, erfolgreich oder nicht?“) abgedeckt. Im vorliegenden Beitrag geht es um die zweite Fragestellung, weshalb die Frühentwicklungsphase ab der Erzielung erster Umsätze im Blickpunkt steht. Abbildung 1 zeigt die im Rahmen der Wiener Gründerstudien analysierten Phasen des Gründungsprozesses, die unterschiedlichen betrachteten Personengruppen sowie den Fokus des vorliegenden Beitrages: Wiener Gründerstudien Gedankliche Auseinandersetzung mit der Gründungsabsicht Potentielle GründerInnen

Vorbereitungsphase

Gründungsphase

GründerInnen/AbbrecherInnen

Frühentwicklungsphase JungunternehmerInnen

Kognition, Denken Kommunikation, Handlungen Umsatzerzielung vorliegender Beitrag

Abb. 1. Fokus des vorliegenden Beitrages in der Konzeption der Wiener Gründerstudien

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

283

Als Datengrundlagen für die empirische Beantwortung der Forschungsfrage dienen (1) der Ausgangsdatensatz der Wiener Gründerstudien17, welcher eine im Jahr 1998 erhobene Stichprobe von 1169 geplanten bzw. vollzogenen österreichischen Gründungen darstellt, sowie (2) ein im Jahr 2000 als Folgestudie im Rahmen der Wiener Gründerstudien erhobener Vergleichsdatensatz aus der Tschechischen Republik18, der insgesamt 918 geplante bzw. vollzogene Gründungen beinhaltet. Beide Studien wurden mit Unterstützung des Österreichischen Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit sowie des Österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Die tschechische Studie wurde im Rahmen einer Kooperation mit HOSOZ Prag19 unter Mitarbeit von elf tschechischen Universitäten umgesetzt. Beide Stichproben sind sowohl nach regionalen als auch nach branchenbezogenen Gesichtpunkten breit gestreut und finden ihren Ausgangspunkt im Sinne von Kontaktadressen von (potentiellen) UnternehmensgründerInnen in den Datenbasen von Gewerbemeldeämtern, Wirtschaftskammern und Gründungsberatungsorganisationen. Der bei den Befragungen zum Einsatz gekommene umfangreiche, standardisierte Fragebogen wurde im Rahmen der österreichischen Ausgangsstudie entwickelt und in der Folge mit geringfügigen Adaptionen auf die tschechische Untersuchung übertragen. Im Gegensatz zu einem bereits veröffentlichten vergleichenden Beitrag auf Basis dieser beiden Studien, in dessen Rahmen Studienergebnisse (Clusterlösungen) gegenüberstellend diskutiert werden20, werden im vorliegenden Beitrag erstmals spezifische vergleichende Datenanalysen durchgeführt und deren Ergebnisse diskutiert. Aufgrund der Fokussierung des vorliegenden Beitrages auf den Erfolg von Jungunternehmen in der Frühentwicklungsphase wurden nur die Gruppen der JungunternehmerInnen in die Analyse einbezogen. Als zusätzliches Kriterium innerhalb der Gruppen der JungunternehmerInnen wurde die Aufnahme der Geschäftstätigkeit (gemessen an der ersten Umsatzerzielung) mindestens ein Jahr vor dem Zeitpunkt der Befragung festgesetzt. Die Anwendung dieses Kriteriums ist damit zu begründen, dass man erst nach einem längeren Zeitraum einigermaßen zuverlässige Erfolgsmessungen durchführen kann und es deshalb nicht zweckmäßig gewesen wäre, JungunternehmerInnen, die beispielsweise erst ein Monat vor der Befragung gegründet hatten, über den bisherigen Erfolg des Unternehmens aus ihrer subjektiven Sichtweise zu befragen bzw. diesen anhand objektiver Kriterien zu messen. Die eben beschriebenen Spezifikationen reduzierten die Ausgangsdatensätze auf 370 österreichische und 521 tschechische Fälle, welche im Rahmen des vorliegenden Beitrages analysiert werden. 17 18 19 20

Frank/Korunka/Lueger (1999). Kessler (2003). Projektleitung: Rudolf Werner. Mugler/Kessler (2004).

284

Alexander Keßler

Eine weitere Einschränkung bzw. Umstrukturierung des vorliegenden Beitrages im Vergleich zum Grundmodell der Wiener Gründerstudien betrifft die Konfigurationsdimensionen. Während im Grundmodell der Wiener Gründerstudien und somit auch in der Grundkonzeption beider hier verglichener Studien vier Konfigurationsdimensionen (Person, Ressourcen, Umfeld und Prozess) unterschieden werden, reduziert der vorliegende Beitrag die Analyse auf drei Teilbereiche. Die erfolgte Reduktion betrifft die Konfigurationsdimension Umfeld und hat folgende Gründe: Einerseits geht der vorliegende Beitrag davon aus, dass vor allem die metaökonomischen und ökonomischen Makroumfelder in einer traditionellen Marktwirtschaft einerseits und einer Transformationswirtschaft andererseits sehr unterschiedlich sind, weshalb hier nicht nach diesbezüglichen Unterschieden gesucht werden soll. Andererseits werden Aspekte des Mikroumfeldes, also das persönliche Umfeld der JungunternehmerInnen, in die Konfigurationsdimension Person verschoben. Diese Reduktion bzw. Umstrukturierung führt zu folgendem Analysemodell für den vorliegenden Beitrag:

Gründerperson Soziodemografia Persönlichkeit Persönliches Umfeld

Gründungsressourcen Humankapital (GründerIn) Finanzielle Ausgangslage

Gründungsprozess Entwicklungen Festlegungen

Erfolg von Jungunternehmen in der Frühentwicklungsphase

Abb. 2. Analysemodell

Das Modell in Abbildung 2 postuliert, dass sich, aus dem Zusammenwirken der Gründer-Person – beschrieben durch bestimmte soziodemografische Merkmale, Persönlichkeitseigenschaften und Aspekte des persönlichen Umfeldes (wie Netzwerkkontakte und Rollenvorbilder) – und bestimmter Gründungsressourcen, die im Wesentlichen durch die Humankapitalausstattung des Gründers bzw. der Gründerin und dessen/deren finanzielle Ausgangslage bestimmt sind, unter bestimmten prozessualen Gründungsentwicklungen (wie Organisationsaufwand, Erwartungser-

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

285

füllung und Gründungsschwierigkeiten) und wesentlichen Festlegungen im Gründungsprozess (Einzel- vs. Teamgründung, Gründungsgröße, div. strategische Festlegungen) der Erfolg des Jungunternehmens in der Frühentwicklungsphase ergibt. Modelltheoretisch betrachtet entspricht dieses Modell einem Konfigurationsansatz der zweiten Stufe, bei dem zwar wechselseitige Beziehungen zwischen den Einflussfaktoren unterstellt werden, wobei aber immer noch die Fiktion einer abhängigen Variable (Erfolg) aufrecht erhalten wird. Im Gegensatz dazu würde bei einem Konfigurationsansatz der dritten Stufe die Unterscheidung in abhängige und unabhängige Variablenkategorien aufgegeben werden und es würden wechselseitige Beziehungen sowohl zwischen den Einflussfaktoren einerseits als auch zwischen den Einflussfaktoren und deren Auswirkungen unterstellt werden.21 In diesem Sinne würde der erzielte Erfolg auf die Konfigurationsdimensionen zurückwirken. Die Frage zu beantworten, ob und inwieweit im Rahmen dieses Zusammenwirkens innerhalb der angenommen unterschiedlichen metaökonomischen und ökonomischen Makroumfelder der traditionellen Marktwirtschaft Österreichs und der Transformationswirtschaft der Tschechischen Republik abweichende Erfolgsfaktoren wirksam werden, ist Ziel der nachfolgenden Analyse. Bevor es zur Beschreibung der vergleichenden Analyse und ihrer Ergebnisse kommt, bedarf es allerdings noch einer Erläuterung der Operationalisierung der einzelnen Modelldimensionen. 3.2 Operationalisierung der Modelldimensionen Tabelle 1 veranschaulicht die Operationalisierung der eben dargelegten Modelldimensionen und ihre Unterbereiche messenden Aspekte. Die Aspekte wurden teilweise in Form von Einzelitems sowie teilweise in Form von bewährten Skalen und formativen Indices operationalisiert. Die verwendeten Skalen wurden in beiden Stichproben auf interne Konsistenz getestet.

21

Vgl. Mugler (1998), S. 105 f.

286

Alexander Keßler

Tabelle 1. Operationalisierung der Modelldimensionen Dimension: Bereich Aspekte Person: Soziodemografia Geschlecht Alter Familienstand Person: Persönlichkeit Internale Kontrollüberzeugung Leistungsmotivation Risikoneigung Person: persönliches Umfeld Netzwerke

Rollenvorbilder Push-Faktor

Quelle/nähere Beschreibung

Typ

Alter in Jahren In Partnerschaft ja/nein

Einzelitem Einzelitem Einzelitem

Krampen (1991)

Skala (6 Items)

Modick (1977)

Skala (7 Items)

Frese (1998)

Skala (8 Items)

Beruflich nützliche Kontakte im Bekanntenkreis und aus ehemaliger Beschäftigung (ja/nein) Unternehmensgründer in der Familie und im engen Bekanntenkreis (ja/nein) Gründungsmotiv (drohende) Arbeitslosigkeit (ja/nein)

Formativer Index (10 Items)

Gründungsressourcen Erfahrungen mit Unternehmensführung Humankapital des (ja/nein) Gründers/der Gründerin Erfahrungen mit Mitarbeiterführung (ja/nein) Selbständigkeitserfahrung (ja/nein) Finanzielle Überdurchschnittliches Einkommen Ausgangssituation (€ 1.100/K 15.000) und/oder Vorhandensein von Sicherheiten (ja/nein) Gründungsprozess: Entwicklungen Organisationsaufwand Aktivitäten im Gründungsprozess (ja/nein): Gründungsberatung, Businessplanerstellung, Bankenkontakt, Kontakt mit Förderstellen, Kontakt mit potentiellen Kunden Erwartungserfüllung Erwartungen in den Bereichen Gründungskonzeption/Produktidee, Finanzierung, Markteinschätzung und organisatorischer Aufwand der Gründung wurden erfüllt/übertroffen (ja/nein) Gründungsschwierig- Einschätzung verschiedener Rahmenbekeiten dingungen als „schwierig“

Formativer Index (3 Items) Einzelitem

Einzelitem Einzelitem Einzelitem Einzelitem

Formativer Index (5 Items)

Formativer Index (4 Items)

Formativer Index (12 Items)

Kennwerte

A: Alpha=0,68 CZ: Alpha=0,71 A: Alpha=0,72 CZ: Alpha=0,77 A: Alpha=0,70 CZ: Alpha=0,68

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

287

Tabelle 1. Fortsetzung In welchem Ausmaß haben Sie sich in Einzelitem der Vorbereitungs-/Gründungsphase mit der Möglichkeit des Scheiterns auseinandergesetzt (Skala 1-5) Einzelitem Abbruchsüberlegungen Gab es in der Vorbereitungs-/Gründungsphase eine Zeit, in der Sie die Gründungsabsicht am liebsten wieder aufgegeben hätten? (ja/nein) Gründungsprozess: Festlegungen Teamgründung (ja/nein) Einzelitem Teamgründung Auseinandersetzung mit dem Scheitern der Gründung

Gründungsgröße (Kapitalbedarf) Strategische Festlegungen

Erfolg von Jungunternehmen in der Frühentwicklungsphase

Einzelitem Mediansplit des Kapitalbedarfs (unter € 36.000/ K 250.000 vs. über € 36.000/ K 250.000) Enger Kundenkreis vs. breiter Einzelitem Kundenkreis (ja/nein) Enges (spezialisiertes) Sortiment Einzelitem vs. breites Sortiment (ja/nein) Innovative Produkte Einzelitem (vs. herkömmliche Produkte) (ja/nein) Hochpreisstrategie Einzelitem (vs. Niedrigpreisstrategie) (ja/nein) Überregionaler Markt Einzelitem (vs. lokaler Markt) (ja/nein) Gewinnmaximierung (vs. ausreichen- Einzelitem des Einkommen) (ja/nein) Dichotom (ja/nein) Einzelitem Kombination aus 5 objektiven und subjektiven Kriterien: – Vollerwerbsgründung – Neugründung – Keine negative Veränderung der Anzahl an Mitarbeitern im Zeitraum zwischen der Gründung und der Befragung – Subjektive Einschätzung der bisherigen Unternehmerlaufbahn als „erfolgreich“ bzw. „sehr erfolgreich“ – Subjektive Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens als konstant bzw. expansiv

Die Gründerperson wurde neben Soziodemografia durch traditionelle spezifische Persönlichkeitsmerkmale der Entrepreneurshipforschung (internale Kontrollüberzeugung, Leistungsmotivation und Risikoneigung) sowie Aspekte des persönlichen Umfelds (Netzwerke, Rollenvorbilder, potentielle Push-Gründung aus einer Situation der (drohenden) Arbeitslosigkeit) abgebildet.

288

Alexander Keßler

Die Ausstattung mit Gründungsressourcen wurde in Form von gründungsspezifischem Humankapital (Erfahrungen mit unternehmerischem Denken, Erfahrungen mit Mitarbeiterführung, Selbständigkeitserfahrung) und der finanziellen Ausgangssituation (überdurchschnittliches Einkommen und/oder Vorhandensein von Sicherheiten für Kredite) gemessen. Im Rahmen der Operationalisierung der Entwicklungen im Gründungsprozess wurde einerseits der Organisationsaufwand gemessen, welcher im Sinne des Modells von Hansen und Allen22 abhängig von der jeweiligen Komplexität der Umwelt und damit in besonderem Maße individuell prozessspezifizierend ist. Zusätzlich wurden reflexive Elemente im Sinne des „sense making“ nach Learned23 bzw. der „small wins“ nach Bird24 als Erwartungserfüllung, Auseinandersetzung mit dem Scheitern und Abbruchsüberlegungen in das Modell eingebracht. Der Bereich Entwicklungen im Gründungsprozess wird durch individuell wahrgenommene Gründungsschwierigkeiten komplettiert. Diese individuellen Entwicklungen des Gründungsprozesses finden ihren Niederschlag in Festlegungen des Gründungsprozesses (Einzel- vs. Teamgründung, Gründungsgröße, strategische Festlegungen), dem zweiten Bereich im Rahmen der Operationalisierung des Gründungsprozesses. Schließlich ergibt sich aus der Interaktion der eben dargestellten Aspekte der Erfolg der Jungunternehmen in der Frühentwicklungsphase, welcher als abhängige Variable dichotom operationalisiert wurde. Allerdings steckt hinter der Qualifizierung eines Falles in Richtung „erfolgreich“ das Erfordernis der Erfüllung einer Kombination aus fünf (teilweise objektiven, teilweise subjektiven) Kriterien: (1) Vollerwerbsgründung; (2) Neugründung; (3) Keine negative Veränderung der Mitarbeiteranzahl im Zeitraum zwischen der Gründung und der Befragung; (4) Subjektive Einschätzung der bisherigen Unternehmerlaufbahn als „erfolgreich“ bzw. „sehr erfolgreich“; (5) Subjektive Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Unternehmens als konstant bzw. expansiv. Die Wahl der Mischung aus objektiven und subjektiven Erfolgskriterien erfolgte in Übereinstimmung mit der Literatur25 und berücksichtigt im Speziellen auch volkswirtschaftlich relevante Erfolgsaspekte (Vollerwerbsgründung, Beschäftigungseffekt).

22 23 24 25

Vgl. Hansen/Allen (1992). Vgl. Learned (1992). Vgl. Bird (1992). Vgl. z. B. Frank/Korunka (1996).

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

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3.3 Methodik der Analyse Aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung der Dimensionen und Einzelaspekte im Modell und der dichotom ausgeprägten abhängigen Erfolgsvariable erwies sich die binäre logistische Regression als passende statistische Analysemethode für die vorliegende Forschungsfrage. Die Anwendung der oben beschriebenen Kombination aus fünf Erfolgkriterien führte zu folgender Klassifizierung von erfolgreichen und nicht erfolgreichen Fällen in den beiden Stichproben: Tabelle 2. Anteil der erfolgreichen Jungunternehmen in den beiden Stichproben

erfolgreich nicht erfolgreich gesamt

Österreich absolut 136 234 370

Tschechische Republik absolut relativ 178 34,2% 343 65,8% 521 100,0%

relativ 36,8% 63,2% 100,0%

Wie Tabelle 2 zeigt, ergibt sich eine annähernd gleiche Verteilung der erfolgreichen und nicht erfolgreichen Fälle in beiden Stichproben. Dieses Zwischenergebnis ist auch als Anzeichen für eine passende Auswahl der Erfolgskriterien zu werten und stellt die Ausgangsbasis für die binäre logistische Regressionsanalyse dar. Während hinsichtlich des Gesamterfolges der Jungunternehmen kein nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Stichproben festzustellen ist, ergeben sich hinsichtlich der einzelnen Erfolgskriterien folgende Differenzen: Tabelle 3. Vergleich anhand der einzelnen Erfolgskriterien

Vollerwerb Neugründung Entwicklung der Mitarbeiteranzahl Subjektive Einschätzung der bisherigen Unternehmerlaufbahn Subjektive Einschätzung der zukünftigen Entwicklung

Anteil der Erfolgreichen in % Österreich Tschechische Statistische Signifikanz Republik des Unterschiedes 86,0% 80,4% Chi²=4,809/p=0,028 76,3% 87,2% Chi²=18,716/p=0,000 73,0% 82,2% Chi²=11,135/p=0,001 71,4%

53,6%

Chi²=29,906/p=0,000

88,7%

74,4%

Chi²=28,639/p=0,000

290

Alexander Keßler

Wie in Tabelle 3 zu ersehen, ergeben sich in Bezug auf alle betrachteten Erfolgskriterien signifikante Unterschiede im Anteil der als erfolgreich klassifizierten Fälle zwischen der österreichischen und der tschechischen Stichprobe. Auffällig hierbei ist vor allem, dass die tschechische Stichprobe hinsichtlich zwei von drei objektiven Erfolgskriterien (Neugründung und Entwicklung der Mitarbeiteranzahl) signifikant höhere Anteile an erfolgreichen Jungunternehmen ausweist, während nur der Anteil der Vollerwerbsgründungen in Österreich signifikant höher ist. Demgegenüber zeigt sich, wenn es um den subjektiv wahrgenommenen Erfolg geht, dass tschechische JungunternehmerInnen diesen sowohl vergangenheits- als auch zukunftsbezogen signifikant geringer einschätzen, als dies die österreichischen Vergleichspersonen tun.

4

Ergebnisse

Auf Basis der eben dargestellten Klassifizierung in erfolgreiche und nicht erfolgreiche Fälle in beiden Stichproben wurden mittels binären logistischen Regressionsanalysen (je eine für die österreichische und tschechische Stichprobe) die Effekte der einzelnen Prädiktoren auf den Erfolg in der Frühentwicklungsphase untersucht und verglichen. Zunächst fassen die Tabellen 4 und 5 die Korrelationen zwischen den Prädiktorvariablen und den abhängigen Variablen in beiden Stichproben zusammen:

Tabelle 4. Korrelationsmatrix der Erhebungsaspekte (Österreich)

*...p<0,05; +...p<0,01

(11) (12) (13) (14) (15) (16) (17) (18) (19) (20) (21) (22) (23) (24) (25) (26) (27)

,07 ,20+ ,10* ,14+ ,02 ,01 -,06 -,01 ,12+ -,03 -,01 ,09* ,05 ,09* ,02 ,06

,02 -,01 ,04 ,01 ,12+ ,16+ ,04-,09* ,11+-,27+ -,01 ,01 ,06 ,02 -,04-,09* -,01-,14+ ,08 ,02 ,10* -,01 -,06 ,13+ ,24+ ,16+ ,04 ,07 -,06 -,07 ,08* ,10* -,07 -,00 ,06 ,01 ,02 ,00 ,01 ,08* ,06 ,05 ,06 ,04 -,02 ,05 ,04 ,06 ,01 ,05 -,05 ,06 ,06 ,14+

,10* ,12+ ,11+ ,01 ,03 -,01 ,08 -,05 -,06 ,01 -,04 ,02 ,07 -,02 -,04 ,00 -,01-,09* -,03 ,01-,11+ -,06 -,00-,11+ -,04-,11+-,12+ -,03 -,06 -,03

,11+ ,04-,09* -,01 -,04 ,06 ,04 ,00 ,07 ,14+ ,01 ,07 ,13+ ,09* ,09*

,42+ ,13+ ,24+ ,24+ ,18+ ,14+ ,12+ ,06 ,01 ,04 -,02

,27+ ,27+ ,17+ ,10* ,11+ ,14+ ,09* ,08* ,06 ,13+

-

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

Variable (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) Geschlecht (1) Alter (2) -,02 Familienstand (3) -,13+ ,24+ Internale Kontrollüberzeugung (4) ,02 ,01 -,04 Leistungsmotivation (5) -,02 ,02 -,05 ,47+ Risikoneigung (6) -,02 ,04-,09* ,09* ,10* Netzwerke (7) -,10* -,07 -,05 ,10* ,12+-,10* Rollenvorbilder (8) -,02 -,06 -,03 ,02 ,06 ,05 ,08* Push-Faktor (9) ,09* ,23+ -,03 -,03 ,01 -,07 ,01 -,04 Erfahrungen mit Unternehmensführung (10) -,07 ,04 ,01 ,07 ,07 -,01 ,20+ -,01 -,08 Erfahrungen mit Mitarbeiterführung (11) -,13+ ,16+ ,03 ,08 ,15+ ,04 ,20+ ,10* ,01 ,30+ Selbständigkeitserfahrung (12) -,05 ,06 ,05 ,03 -,02 ,12+ ,01 ,07 -,00 ,05 Finanzielle Ausgangssituation (13) -,15+ ,06 ,06 ,07 ,05 -,02 ,09* -,03-,11+ ,13+ Organisationsaufwand (14) ,03 -,02 ,03 ,09* ,11+ -,01 ,11+ -,02 ,09* ,09* Erwartungserfüllung (15) -,10+ -,06 -,02 ,10* ,21+ -,05 ,20+ ,04 -,06 ,12+ Gründungsschwierigkeiten (16) ,03 ,00 -,01 -,01 -,04 ,21+-,11+ -,05 ,08 -,02 Auseinandersetzung mit dem Scheitern (17) ,01 ,07 ,07 -,03 -,03-,22+ ,02 -,03 ,10* -,05 Abbruchsüberlegungen (18) ,10+ -,07 -,07 -,04 -,07 -,05 -,03 -,01 ,10*-,08* Teamgründung (19) ,04 ,04 -,01 ,04 -,03 ,03 -,01 ,00-,13+ -,03 Gründungsgröße (20) -,16+-,08* ,06 ,12+ ,20+ ,10* ,09* -,01-,10* ,08 Strategie enger Kundenkreis (21) ,00 ,07 ,02-,08*-,11+ ,08 -,06 ,02 -,01-,11+ Spezialisierungsstrategie (22) -,09* ,07 -,03 ,03 -,04 ,10* -,01 ,04 -,00 ,01 Innovationsstrategie (23) -,06 -,04 -,02 -,01 ,02 ,09* ,01 ,11+ -,04 ,04 Hochpreisstrategie (24) -,07 ,08* ,04 ,02 ,03 -,01 ,00 ,09* -,04 ,06 Strategie überregionaler Markt (25) -,19+ ,06 -,02 -,03 -,04 ,08 -,02 ,07 -,02 -,01 Gewinnmaximierungsstrategie (26) -,09*-,16+ -,03 ,09* ,14+ ,01 ,00 -,02 -,06 -,00 Erfolgreiches Jungunternehmen (27) -,05 ,02 -,00 ,01 ,05 ,03 ,07-,10* ,02 ,03

291

*...p<0,05; +...p<0,01

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) -,10+ ,00 ,39+ -,01 ,00 ,05 ,01 ,04 ,02 ,60+ -,15+-,14+-,13+-,12+ -,07 -,07 ,07 ,06 ,17+ ,22+ ,02 -,06-,16+-,14+-,10+ ,04 ,09* ,16+ ,08* ,03 ,10+ -,06 -,02-,09* ,04 ,11+ -,07* ,12+ -,02 ,18+ ,15+ -,03 ,20+ -,01-,10+ -,11+ ,26+ ,10+ ,12+ ,07* ,01 ,21+-,13+ -,05 -,12+ ,02 ,03 ,05 ,07* ,01 ,06 ,01 ,00 -,10+ ,16+ ,09* ,05 ,13+ ,00 ,10+ -,01-,16+ -,01 ,02 ,11+ ,07* ,15+ ,05 ,12+ ,12+ ,13+ ,00 ,02 -,01 ,15+ ,13+ -,04 ,15+ ,06 -,06 -,11+ ,01 ,08* ,01 ,02 ,08* -,07 -,01 ,14+ -,02 -,03 ,01-,13+ -,04 ,00 ,01 ,10+ ,17+ ,08* -,03 ,04-,13+-,10+ ,03 ,05 ,04 ,17+ -,21+ ,10+ ,04 ,04 ,05 ,08* ,18+ ,02 -,06 -,15+ ,12+ ,10+ ,03 ,07 ,06 ,09* ,03 -,01 ,00 ,00 -,06 -,03 -,05 ,03 -,02 ,03-,09* ,00 ,04 -,02 -,06 -,06 -,05-,09+ -,07-,08* -,03 -,01-,09* ,20+ ,14+ ,06 ,00 -,06-,10+ -,01 -,04-,10+ -,04 ,03 ,09* ,05 ,04 -,01 -,12+ ,03 -,01 ,10+ ,13+ ,12+ ,00-,07*-,15+ -,11+ -,04 -,07 ,01 ,06 ,11+ ,06 ,06-,09* -,09+ -,03 ,02 ,11+ ,20+ ,02 ,11+ ,11+ -,02

(10) (11) (12) (13) (14) (15) (16) (17) (18) (19) (20) (21) (22) (23) (24) (25) (26) (27)

,39+ ,12+ ,08* -,01 ,13+ ,06 -,01 -,07 ,04 ,10+ ,03 -,03 ,12+ ,01 ,13+ ,00 ,00

,18+ ,16+ ,03 ,04 -,01 ,06 -,01 -,04 ,14+ ,03 ,10+ ,09* -,04 ,17+-,19+ -,05 -,01 ,00 ,15+ -,03 ,12+ -,03 -,01-,09* ,12+-,15+ ,20+ ,20+ ,19+ ,09+ ,18+ ,15+ ,04 ,11+ ,07* ,01 ,18+ ,05 ,25+ ,19+ ,06 ,12+ ,11+ ,13+ ,07 ,01 ,01-,11+ ,05 -,02 -,06-,09* ,04 ,06 ,06-,10+ ,02-,08* -,06-,08* ,13+ ,07 ,03 -,01 -,02 ,07*-,10+ -,06 ,12+ ,06 -,02 -,03 -,01 -,03 -,04 ,02 ,20+ ,07 ,10+ -,02 ,00 ,09* -,02 -,04 ,07 ,05 ,03 ,05 -,06 ,03 ,02 ,04 ,03-,08* ,17+ ,08* ,21+ -,06 -,03 -,06

,26+ ,05 ,00 ,08* ,10+ ,19+ ,16+ ,08*

-,02 ,01 ,39+ ,09* ,13+ ,06 ,11+ ,24+ ,16+ ,13+ ,16+ ,13+ ,09* -,02 -,04 ,09* -,07*-,08*

,23+ ,19+ ,17+ ,05 ,12+ ,12+ ,07* ,05 ,07* ,03

-

Alexander Keßler

Variable Geschlecht (1) Alter (2) Familienstand (3) Internale Kontrollüberzeugung (4) Leistungsmotivation (5) Risikoneigung (6) Netzwerke (7) Rollenvorbilder (8) Push-Faktor (9) Erfahrungen mit Unternehmensführung (10) Erfahrungen mit Mitarbeiterführung (11) Selbständigkeitserfahrung (12) Finanzielle Ausgangssituation (13) Organisationsaufwand (14) Erwartungserfüllung (15) Gründungsschwierigkeiten (16) Auseinandersetzung mit dem Scheitern (17) Abbruchsüberlegungen (18) Teamgründung (19) Gründungsgröße (20) Strategie enger Kundenkreis (21) Spezialisierungsstrategie (22) Innovationsstrategie (23) Hochpreisstrategie (24) Strategie überregionaler Markt (25) Gewinnmaximierungsstrategie (26) Erfolgreiches Jungunternehmen (27)

292

Tabelle 5. Korrelationsmatrix der Erhebungsaspekte (Tschechische Republik)

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

293

Aus den Korrelationsmatrizen der Prädiktoren können Schlüsse auf typische Konfigurationen der Gründungs- und Frühentwicklungsphase abgeleitet werden. Gesamt gesehen weisen beide Korrelationsmatrizen zwar viele signifikante Korrelationen aus, die signifikanten Korrelationen weisen allerdings durchwegs so niedrige Korrelationskoeffizienten auf, dass man davon ausgehen kann, dass das Ergebnis nicht durch Multikollinearität in Frage gestellt ist. Hinsichtlich signifikanter Zusammenhänge, die einen Korrelationskoeffizienten > 0,2 aufweisen, treten folgende Auffälligkeiten hervor: Sie treten in überwiegendem Ausmaß deckungsgleich in beiden Stichproben auf. In Bezug auf Korrelationen innerhalb von Konfigurationsdimensionen bzw. Bereichen dieser Dimensionen trifft dies – neben dem (wenig überraschenden und jenseits des hiesigen Forschungsinteresses liegenden) Zusammenhang zwischen Alter und Familienstand – beispielsweise im Bereich der Persönlichkeitsmerkmale auf die Aspekte „Internale Kontrollüberzeugung“ und „Leistungsmotivation“ sowie im Bereich der Humankapitalressourcen auf die Aspekte „Erfahrung mit Unternehmensführung“ und „Erfahrung mit Mitarbeiterführung“ zu. Ebenso zeigen sich in beiden Stichproben übereinstimmende Zusammenhänge hinsichtlich spezifischer strategischer Festlegungen im Gründungsprozess. So gehen Spezialisierungsstrategien hinsichtlich des Produkts bzw. der Dienstleistung mit dem Ansprechen eines engen Kundenkreises und diese wiederum mit Hochpreisstrategien einher und korrelieren Innovations- mit Hochpreisstrategien. In Bezug auf bereichs- bzw. dimensionsübergreifende signifikante Korrelationen tritt vor allem in der tschechischen Stichprobe, in etwas abgeschwächtem Ausmaß aber auch in der österreichischen Stichprobe ein positiver Zusammenhang zwischen finanzieller Ausgangssituation und Gründungsgröße auf. Ebenso korrelieren die Aspekte Gründungsgröße und Organisationsaufwand in beiden Samples, wobei das Ausmaß der Korrelation in diesem Fall in Österreich etwas größer ist. Weitere interessante Zusammenhänge, die allerdings nur in der österreichischen Stichprobe in nennenswertem Ausmaß auftreten, sind die negative Korrelation des Persönlichkeitsmerkmals Risikoneigung mit der Auseinandersetzung mit dem Scheitern im Gründungsprozess, der positive Zusammenhang zwischen der Risikoneigung und wahrgenommenen Schwierigkeiten im Gründungsprozess sowie der positive Zusammenhang zwischen dem Alter und der Gründung aus einer Situation der (drohenden) Arbeitslosigkeit (Push-Faktor). Signifikante (wenn auch hinsichtlich des Korrelationskoeffizienten nicht besonders hohe) Einzelkorrelationen zwischen den Prädiktoren und dem Erfolg in der Frühentwicklungsphase zeigen sich in beiden Stichproben verstärkt im Bereich der Festlegungen im Gründungsprozess. Ebenso fällt in beiden Stichproben der signifikant positive Zusammenhang zwischen der Erwartungserfüllung und dem Erfolg in der Frühentwicklungsphase auf. Nur in der tschechischen Stichprobe treten verstärkt Anzeichen für Zusammenhänge der Konfigurationsdimension Person in Form von Persönlichkeitsmerkmalen (internale Kontrollüberzeugung, Leistungsmotivation)

294

Alexander Keßler

und Aspekten des persönlichen Umfeldes (Netzwerke, Rollenvorbilder) mit dem Erfolg in der Frühentwicklungsphase auf. In diesem Zusammenhang erscheint auch noch bemerkenswert, dass das Vorhandensein von Rollenvorbildern in der Tschechischen Republik positiv mit dem Erfolg korreliert, während die Korrelation in Österreich (überraschender Weise) in die umgekehrte Richtung deutet. Nach dieser ersten Sichtung potentieller Zusammenhänge auf bivariater Analyseebene anhand der Korrelationsmatrizen wenden wir uns nun den Ergebnissen der logistischen Regressionsanalysen zu. Tabelle 6 fasst zunächst die Hauptergebnisse der beiden logistischen Regressionsanalysen zusammen: Tabelle 6. Hauptergebnisse der logistischen Regressionsanalysen

Österreich

Tschechische Republik

2 81,905

116,154

Sig. Nagelkerkes R² Signifikante Einzelprädiktoren ,000 ,271 Netzwerke**, Rollenvorbilder**, Erwartungserfüllung**, Teamgründung*, Spezialisierungsstrategie**, Innovationsstrategie* ,000 ,204 Geschlecht*, Leistungsmotivation**, Selbständigkeitserfahrung**, Finanzielle Ausgangssituation**, Erwartungserfüllung**, Strategie enger Kundenkreis*

*...p<0,05; **...p<0,01

Beide Modelle erreichen statistische Signifikanz, der Anteil der erklärten Varianz ist im österreichischen Modell mit 27,1 % etwas höher als im tschechischen Modell (20,4 %). In beiden Modellen werden jeweils sechs Prädiktoren als signifikant einflussreich auf den Erfolg in der Frühentwicklungsphase ausgewiesen. In Spezifizierung dieser Ergebnisse zeigt Tabelle 7 die logistischen Regressionskoeffizienten, das Ergebnis des Wald-Tests und die Odds-Ratios für jeden der Einzelprädiktoren in den beiden Gesamtmodellen im Detail.

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

295

Tabelle 7. Effekte der einzelnen Prädiktoren in den Gesamtmodellen Dimension: Bereich Aspekte

Österreich B

Wald 2

-,340

1,26

,007

,14

-,063

,04

Tschechische Republik Odds Ratio

B

Wald 2

Odds Ratio

,712

-,457

5,28*

,633

1,007

-,018

3,48

,982

,939

,203

,81

1,225

Person: Soziodemografia Geschlecht Alter Familienstand Person: Persönlichkeit Internale Kontrollüberzeugung

-,010

,46

,990

-,006

,68

,994

Leistungsmotivation

,004

,08

1,004

,025

11,9**

1,025

Risikoneigung

,007

,35

1,007

-,002

,18

,998

Person: persönliches Umfeld Netzwerke Rollenvorbilder Push-Faktor

,162

8,60**

1,176

,016

,20

1,016

-,953

12,57**

,386

,398

4,69

1,489

,264

,96

1,303

,014

,01

1,014

-,145

,27

,865

-,289

2,10

,749

Gründungsressourcen Erfahrungen mit Unternehmensführung Erfahrungen mit Mitarbeiterführung Selbständigkeitserfahrung Finanzielle Ausgangssituation

,417

1,87

1,518

,145

,52

1,156

-,704

2,06

,495

-,609

8,62**

,544

,099

,11

1,104

,529

7,18**

1,697

Gründungsprozess: Entwicklungen Organisationsaufwand

,007

,00

1,007

,071

,95

1,074

Erwartungserfüllung

,499

12,19**

1,647

,413

22,4**

1,511

Gründungsschwierigkeiten

,000

,00

1,000

-,004

,72

,996

-,169

2,28

,845

-,140

2,00

,869

,132

,19

1,141

-,051

,07

,951

,685

4,99*

1,984

,092

,22

1,096

-,054

,04

,947

,105

,28

1,110 ,623

Auseinandersetzung mit dem Scheitern Abbruchsüberlegungen Gründungsprozess: Festlegungen Teamgründung Gründungsgröße Strategie enger Kundenkreis

,544

3,28

1,724

-,473

5,91*

-,858

7,09**

,424

-,316

2,74

,729

Innovationsstrategie

,728

5,90*

2,070

,232

1,42

1,261

Hochpreisstrategie

,398

2,14

1,489

,385

2,17

1,469

Strategie überregionaler Markt

,289

1,16

1,335

,365

2,84

1,440

,397

1,76

1,487

-,100

,21

,905

-2,87

2,98

,057

-1,785

4,93

,168

Spezialisierungsstrategie

Gewinnmaximierungsstrategie Konstante *...p<0,05; **...p<0,01

296

Alexander Keßler

Ganzheitlich betrachtet ist in beiden Modellen eine breite Streuung der signifikant einflussreichen Prädiktoren des Erfolges in der Frühentwicklungsphase über die Konfigurationsdimensionen und ihre Bereiche erkennbar, wobei diese Streuung in der tschechischen Stichprobe noch stärker ausgeprägt ist als in der österreichischen. So treten in der tschechischen Stichprobe in sämtlichen Konfigurationsdimensionen signifikante Prädiktoren auf, während die Dimension der Ressourcen in Bezug auf das österreichische Sample keinen signifikanten Einfluss auf den Erfolg zeigt. Trotz dieser in beiden Fällen breiten Streuung gibt es nur einen Prädiktor, der in beiden Stichproben statistische Signifikanz ausweist, nämlich die Erwartungserfüllung im Gründungsprozess. Diese Erwartungserfüllung erhöht in beiden Stichproben die Erfolgswahrscheinlichkeit in etwa um den Faktor 1,5 und stellt den einzigen signifikanten Prädiktor des Bereiches Entwicklungen im Gründungsprozess dar. Abgesehen von dieser Gemeinsamkeit weisen die beiden Modelle unterschiedliche Schwerpunkte in Bezug auf den erklärten Beitrag zum Erfolg in der Frühentwicklungsphase auf. Während hinsichtlich der Konfigurationsdimension Person die signifikanten Prädiktoren innerhalb der österreichischen Stichprobe im Bereich des persönlichen Umfeldes (Netzwerke, Rollenvorbilder) liegen, treten innerhalb der tschechischen Stichprobe die beiden übrigen Bereiche der Person, nämlich Soziodemografia (Geschlecht) und Persönlichkeit (Leistungsmotivation) als „Lieferanten“ signifikanter Einflussfaktoren auf. Hinsichtlich der Richtung und des Ausmaßes der Zusammenhänge zeigt sich, dass im tschechischen Modell von Frauen gegründete Unternehmen eine auf ca. 63 % reduzierte Erfolgswahrscheinlichkeit aufweisen, wohingegen das Persönlichkeitsmerkmal der Leistungsmotivation den Unternehmenserfolg (leicht) positiv beeinflusst. Dass demgegenüber das Geschlecht und vor allem die Persönlichkeitsmerkmale in der österreichischen Stichprobe keinen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg in der Frühentwicklungsphase ausüben, bestätigt einmal mehr die Hypothese des „degressiven Stellenwerts der Persönlichkeit im Prozess der Unternehmensgründung“26: In der Zusammenschau der Wiener Gründerstudien zeigt sich, dass klassische Persönlichkeitsdimensionen für die Erklärung der Gründungsentscheidung selbst (Warum entscheiden sich bestimmte Personen für die berufliche Selbständigkeit?) eine wesentliche Bedeutung haben, jedoch nur eine geringe Bedeutung für die erfolgreiche Gründungsrealisierung und eine nochmals weiter verringerte Bedeutung für den Unternehmenserfolg aufweisen. Hinsichtlich der beiden in der österreichischen Stichprobe signifikant auf den Unternehmenserfolg wirkenden Faktoren aus der Konfigurationsdimension der Person steht der (leicht) positive Einfluss von Netzwerkkontakten in Einklang mit vorhandenen Ergebnissen der Gründungsforschung27. Demgegenüber verwundert das (schon bei der Analyse der Korrelationsmatrizen als Einzelein-

26 27

Vgl. Korunka/Frank/Lueger (2004). Vgl. z. B. Davidsson/Honig (2003).

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

297

fluss identifizierte) Ergebnis, dass vorhandene Rollenvorbilder die Erfolgswahrscheinlichkeit österreichischer Gründungen massiv (auf gut ein Drittel) reduzieren. Die Konfigurationsdimension Ressourcen weist, wie bereits weiter oben angedeutet, nur für das tschechische Sample signifikante Prädiktoren aus. Unter den beiden signifikanten Prädiktoren dieser Dimension befindet sich mit der finanziellen Ausgangssituation der Aspekt mit dem größten positiven Einfluss im gesamten tschechischen Modell. Eine gute finanzielle Ausgangssituation (überdurchschnittliches Einkommen bzw. das Vorhandensein von Sicherheiten) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer in der Frühentwicklungsphase erfolgreichen Gründung um den Faktor 1,7. Dieses Ergebnis bestätigt einmal mehr den Status von finanziellen Ressourcen als kritischer Erfolgsfaktor von Gründungen in Transformationsstaaten28. Die Hauptgründe für diese für Transformationsstaaten typische Problematik liegen in unterentwickelten Kapitalmärkten29, kombiniert mit einer risikoaversen Haltung des Bankensektors speziell gegenüber Klein- und Mittelunternehmen30. Allerdings weist auch diese Konfigurationsdimension – und damit auch die tschechische Stichprobe – einen signifikanten Prädiktor auf, dessen Einflussrichtung auf den ersten Blick überraschend erscheint: Vorhandene Selbständigkeitserfahrung führt zu einer Reduktion der Erfolgswahrscheinlichkeit auf ungefähr die Hälfte. Dies kann man allerdings damit erklären, dass bereits vorhandene Selbständigkeitserfahrung nach einer relativ kurzen Zeit der Marktwirtschaft und damit der prinzipiellen Möglichkeit zur Erzielung dieser Selbständigkeitserfahrung ein Anzeichen dafür sein könnte, dass es sich bei dieser Personengruppe um Unternehmer mit auf kurzfristige Erfolgserzielung angelegten Unternehmen („Booty Capitalism“)31 handelt. Derartige Gründungen wiederum hatten auf Basis der in der vorliegenden Untersuchung angewendeten Erfolgskriterien geringe Chancen, der Gruppe der erfolgreichen Jungunternehmen zugeordnet zu werden. Schließlich zeigt der Bereich Festlegungen im Gründungsprozess die größte Anzahl an signifikanten Prädiktoren im österreichischen Modell und mit den beiden Aspekten Teamgründung (Faktor 1,9) und Innovationsstrategie (Faktor 2,07) auch die beiden Prädiktoren mit dem höchsten positiven Einfluss auf den Erfolg der Jungunternehmen. Der ermittelte positive Einfluss von Teamgründungen auf den Unternehmenserfolg steht in Einklang mit bisherigen Ergebnissen der Gründungsforschung32. Während also Innovationsstrategien den Unternehmenserfolg in der Frühentwicklungsphase positiv beeinflussen, reduzieren Spezialisierungsstrategien (im Sinne spezialisierter Produkte bzw. Dienstleistungen) die Erfolgswahrscheinlichkeit in Österreich auf gut 40 %. Kombiniert man diese beiden Ergebnisse in 28 29 30 31 32

Vgl. z. B. EBRD (1999), S. 151; Benáek/Zemplinerová (1995), S. 441. Vgl. z. B. Karsai et al. (1998). Vgl. z. B. Pissarides (1999), S. 521; Lewellen/Long (1999), S. 95. Vgl. Scase (1997), S. 15. Vgl. Albach/Hunsdiek (1987); Picot/Laub/Schneider (1989); Brüderl/Preisendörfer/Ziegler (1996).

298

Alexander Keßler

Bezug auf strategische Festlegungen, so erscheint eine Innovationsstrategie mit breiter Produkt- bzw. Dienstleistungspalette als die erfolgsträchtigste Mischung für Jungunternehmen in Österreich. Im tschechischen Sample hingegen fällt die Wichtigkeit des Bereiches Festlegungen im Gründungsprozess ungleich geringer aus. Lediglich die strategische Festlegung auf einen engen Kundenkreis beeinflusst die Erfolgswahrscheinlichkeit signifikant, indem sie diese auf gut 60 % reduziert.

5

Diskussion und Schlussfolgerungen

Zunächst hat die durchgeführte Untersuchung gezeigt, dass sämtliche Konfigurationsdimensionen relevant für die Suche nach Unterschieden in den Erfolgsfaktoren österreichischer und tschechischer Gründungen in der Frühentwicklungsphase sind. Dies bestätigt die Sinnhaftigkeit der gewählten ganzheitlichen Form der Analyse. Ebenso hat die Analyse gezeigt, dass die Zusammensetzung der signifikanten Erfolgsprädiktoren in den beiden analysierten Stichproben – abgesehen von der Bedeutung der Erwartungserfüllung im Gründungsprozess, welche in beiden Samples wichtig für den Erfolg ist – doch sehr unterschiedlich ausfällt. In Österreich ist der Erfolg in der Frühentwicklungsphase am ehesten aus Merkmalen des Gründungsprozesses ergänzt um zwei Aspekte des persönlichen Umfeldes des Gründers/ der Gründerin vorhersagbar, während Person und Persönlichkeit sowie Gründungsressourcen keinerlei signifikanten Einfluss entfachen. Demgegenüber spielen in der Tschechischen Republik sowohl je ein Aspekt der Person (nämlich das Geschlecht) und der Persönlichkeit (Leistungsmotivation) als auch die Gründungsressourcen eine wichtige Rolle bei der Prognose des Unternehmenserfolges, während Aspekte des Gründungsprozesses vergleichsweise weniger Einfluss besitzen. Im Sinne der weiter oben bereits als ein aggregiertes Ergebnis der Wiener Gründerstudien thematisierten Hypothese des „degressiven Stellenwerts der Persönlichkeit im Prozess der Unternehmensgründung“, welche in der vorliegenden Untersuchung in Bezug auf die österreichische Stichprobe wiederum Bestätigung gefunden hat, für die tschechische Stichprobe allerdings nicht gleichermaßen relevant zu sein scheint, lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten: Während diverse Voruntersuchungen in Bezug auf die österreichische Stichprobe gezeigt haben, dass Aspekte der Person, wie das Geschlecht33, und der Persönlichkeit zwar einflussreich für die Gründungsentscheidung selbst bzw. (in geringerem Ausmaß) für die erfolgreiche Gründungsrealisierung sind, jedoch keinen bedeutenden Einfluss für den Unternehmenserfolg haben, zeigen sich für das tschechische Sample in der vorliegenden Untersuchung signifikante Prädiktoren des Unternehmenserfolges im Bereich der Person (Geschlecht) und der Persönlichkeitsmerkmale (Leistungsmotivation). Eine plausible Erklärung dafür könnte darin liegen, dass in der vergleichsweise stärker organisierten Gründungslandschaft Österreichs diverse gründungsrelevante Stake33

Vgl. Kessler/Frank (2004).

Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

299

holder (z.B. Banken, Förderungsinstitutionen) bereits in der Vorgründungs- und Gründungsphase eine gewisse Selektion in Bezug auf Gründerpersonen vornehmen, indem etwa nur an „geeignete“ Personen entsprechende Finanzierungs- und Fördermittel vergeben werden. Demgegenüber entfällt diese Vorselektion in der vergleichsweise schwächer organisierten tschechischen Gründungslandschaft weitgehend. Die Selektion in der Vorgründungsphase wird hier in starkem Ausmaß über verfügbare finanzielle Ressourcen vorgenommen, wobei es generell sehr schwierig ist, an Fremdkapital heranzukommen und somit die Selektion über den Fremdkapitalzugang weitgehend wegfällt. Somit entscheiden verfügbare finanzielle Ressourcen in einem ersten Schritt sehr stark darüber, ob jemand eine Gründung ins Auge fassen und realisieren kann oder nicht. Geht man weiters davon aus, dass nach einer langen Zeit der Unmöglichkeit des Einschlagens einer selbständigen Unternehmerkarriere aufgrund staatlicher Restriktionen die Attraktivität einer Gründung als Berufsalternative in der Bevölkerung besonders groß ist, spricht unter der Voraussetzung vorhandener finanzieller Ressourcen einiges für ein „Ausprobieren“ der Selbständigkeit. Die Selektion der erfolgreichen bzw. weniger erfolgreichen Unternehmensgründungen (im Sinne des Überlebens bzw. anderer Erfolgsmaßstäbe) wird dann über den Markt vorgenommen, wobei unter anderem auch personen- und persönlichkeitsbezogene Merkmale eine Rolle spielen. Hinsichtlich der Abwägung der beiden Thesen der weltweiten Homogenität von Entrepreneurship bzw. der kulturellen Abhängigkeit („Embeddedness“) von Entrepreneurship weisen die vorliegenden Ergebnisse doch eher in Richtung der These der kulturellen Abhängigkeit. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die lange Zeit der unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Nachbarstaaten Österreich und Tschechische Republik doch sehr unterschiedliche Bedingungen für den Erfolg neu gegründeter Unternehmen in der Frühentwicklungsphase mit sich gebracht hat.

300

Alexander Keßler

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Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen

301

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Alexander Keßler

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V. „Does Gender Matter?“

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen und mögliche Erklärungsansätze Erich J. Schwarz, Daniela A. Almer-Jarz, Robert J. Breitenecker

Abstract Unternehmen, die von Männern gegründet werden, verzeichnen vielfach ein deutlich höheres Wachstum als Unternehmen, die von Frauen gegründet werden. Das wirft die Frage auf, wodurch diese Wachstumsunterschiede erklärt werden können. Durch die Berücksichtung der unterschiedlichen Struktur von Frauen gegründeter Unternehmen sowie deren geringere Ressourcenausstattung konnte bereits in der Vergangenheit ein Beitrag zur Erklärung der Wachstumsunterschiede geleistet werden. Jedoch reichten die bisher in den Analysen verwendeten Variablen nicht aus, um die Differenzen ausreichend zu erklären. In diesem Beitrag wird davon ausgegangen, dass um geschlechtstypische Unterschiede zu untersuchen, ein interdisziplinärer Zugang zu wählen ist. Dieser Beitrag untersucht zusätzlich zu Variablen wie „Branche“, „Alter der Unternehmen“, „Ausbildung und Erfahrung der Gründerpersonen“, Variablen, die die unterschiedliche Lebenssituation und -planung von Frauen und Männer betreffen. Die Hypothesen werden anhand von einem für das Bundesland Kärnten repräsentativen Datensatz getestet.

1

Einleitung

Das Wachstum von Unternehmen zu erklären und zu prognostizieren, ist ein wesentliches Thema wirtschaftswissenschaftlicher Forschung. Der Fokus der Forschungsbemühungen wird in den letzten Jahren verstärkt auf kleine und junge Unternehmen gerichtet, da von ihnen ein wesentlicher Beitrag zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen erwartet wird.1 Vergleichsweise wenig Literatur existiert zum Thema Gender und Unternehmenswachstum.2 Eine Momentaufnahme der Ergebnisse dieser vorwiegend empirischen Arbeiten zeigt, dass unterschiedliche, teilweise auch widersprüchliche, Ergebnisse vorliegen.3

1 2 3

Z.B. Brüderl/Preisendörfer (2000); Dahlqvist/Davidsson/Wiklund (2000). Vgl. Carter/Anderson/Shaw (2001), S. 36. Vgl. Fehrenbach/Leicht (2002), S. 19.

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Erich J. Schwarz, Daniela A. Almer-Jarz, Robert J. Breitenecker

Der überwiegende Teil der bisherigen Arbeiten entwirft ein eher düsteres Bild vom Wachstum der Unternehmen, die von Frauen gegründet werden.4 Ein beträchtlicher Teil der unterschiedlichen Wachstumsraten kann durch Strukturmerkmale von Frauen gegründeter Unternehmen erklärt werden. Einige Autorinnen und Autoren konnten durch die Berücksichtigung von Unternehmensmerkmalen wie Betriebsgröße, Branche und finanzieller Ressourcenausstattung Wachstumsunterschiede erklären. Frauen gründen häufiger in wachstumsschwachen Sektoren bzw. verfügen zum Gründungszeitpunkt über geringere finanzielle und personelle Ressourcen.5 Auch personenbezogene Merkmale wie das Alter, die Ausbildung und die Erfahrung der Gründerinnen und Gründer wurden im Zusammenhang mit geschlechtstypischen Wachstumsunterschieden untersucht. Frauen verfügen oft über eine geringere Humankapitalausstattung. Vielfach haben Unternehmerinnen auch schlechtere Zugänge zu wichtigen Netzwerken.6 Fazit ist jedoch, dass die bisher verwendeten Variablen nicht ausreichend Erklärungskraft besitzen, um bestehende geschlechtstypische Differenzen zufrieden stellend zu begründen.7 Es zeigt sich, dass geschlechtstypische Unterschiede nicht durch eine „eindimensionale“ Kontrolle von „wirtschaftlichen Variablen“ der jungen Unternehmen wie Größe, Alter, Branchenzugehörigkeit erklärt werden können. In der soziologischen, psychologischen und erziehungswissenschaftlichen Literatur gibt es eine Reihe von Forschungsbeiträgen, die eine ungleiche Lebensplanung und Lebenssituation von Frauen und Männern thematisieren.8 Die Berücksichtigung dieser Aspekte könnte zur Erklärung der Wachstumsunterschiede beitragen. Einige Studien, die sich mit den Effekten von strukturellen Ungleichheiten von Männern und Frauen auf unternehmerische Fragestellungen beschäftigen, sind kürzlich erschienen. Coleman9 untersucht, ob Banken unterschiedliche Kreditgewährungsstrategien für männliche und weibliche Unternehmer verfolgen. Andere Arbeiten analysieren den Zusammenhang von persönlichen Lebensverhältnissen (Rolle im Haushalt, Familiensystem, Verantwortung für die Kindererziehung) und selbständiger Beschäftigung.10 Ziel dieses interdisziplinären Beitrags ist es, „neue Variablen“, die diese unterschiedliche Lebenssituation und -planung betreffen, in Zusammenhang mit Unternehmenswachstum zu untersuchen. Wir erwarten, dass durch die Integration von Gender Aspekten in die bisher wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Wachstumsmodelle der Erklärungsbeitrag dieser Modelle erhöht werden kann. Im vor4 5 6 7 8 9 10

Vgl. Fehrenbach/Leicht (2002), S. 19; Anna et al. (1999); Fasci/Valdez (1998); Cliff (1998); Srinivasan/Woo/Cooper (1994). Vgl. Brush (2000). Vgl. Renzulli/Aldrich/Moody (2000). Vgl. Rosa et al. (1994), S. 29. Vgl. Geissler/Oechsle (1996); Seidenspinner et al. (1996). Vgl. Coleman (1998). Vgl. Cromie/Hayes (1988); Cowling/Taylor (2001); Chell/Baines (1998).

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen

307

liegenden Papier werden zusätzlich zu den herkömmlich zur Erklärung von Wachstumsunterschieden von männlich und weiblich geführten Unternehmen verwendeten Variablen, wie Branchenzugehörigkeit, Gründungsjahr, Ausbildung, Erfahrung der Gründerpersonen, auch gender-sensitive Variablen in das Modell aufgenommen. Entsprechend den Ergebnissen der Literatur zur Geschlechterforschung nehmen wir an, dass Familienstand, Kinder sowie Gründungsmotive einen Einfluss auf das Wachstum von jungen Unternehmen haben.11 Um zu untersuchen, wie diese Variablen Unternehmerinnen und Unternehmer unterschiedlich beeinflussen, werden zwei getrennte logistische Regressionsmodelle erstellt.

2

Das Gender Konzept

Der Bedarf, Gender Konzepte in die Entrepreneurshipforschung zu transferieren, wurde bereits mehrfach aufgezeigt.12 In den letzten Jahren sind Beiträge, die sich selbst der Geschlechterforschung (Genderforschung) zuordnen, verstärkt erschienen, wobei Genderforschung mit Frauenforschung (oder Women’s Studies) vielfach fälschlicherweise gleich gesetzt wird.13 Einen guten Überblick über den Begriffsdiskurs innerhalb der Geschlechterforschung gibt Walter.14 Er unterscheidet die Begriffe „Frauenforschung“, „Weiblichkeitsforschung“, „Männerforschung“, „Männlichkeitsforschung“, „Genderforschung“ und „genderrelevante Forschung“.15 Walter führt aus, „Männerforschung [ist] die Forschung von Männern zu Männern und Männlichkeiten, Männlichkeitsforschung die Forschung (von welchem Geschlecht auch immer) zu Männern und Männlichkeiten. Analoges gilt für Frauenforschung und Weiblichkeitsforschung.“16 Genderforschung meint hingegen, dass der Blick von beiden Geschlechtern auf beide Geschlechter gerichtet wird. Zahlreiche Studien, die das „Label“ Gender tragen, blenden eigentlich ein ganzes Geschlecht (zu meist das männliche) aus. Das Erkenntnisgebiet Geschlechterforschung differenziert Walter in eine gender-reflexive und in eine genderrelevante oder genderbezogene Forschung. Zur gender-reflexiven Forschung werden Arbeiten zu Männlichkeiten, Weiblichkeiten und Geschlechterverhältnissen, welche die Geschlechter aller Akteurinnen und Akteure in den Blick nimmt, gezählt. Genderrelevante Forschung reflektiert hingegen nicht das Geschlecht der Forschenden.17

11 12 13 14 15 16 17

Vgl. Andersen (2000). Vgl. Rosa et al. (1994), S. 30; Bird/Brush (2002); Loscocco et al. (1991), S. 68 ff. Vgl. Walter (2004), S. 53. Vgl. Walter (2004). Vgl. Walter (2004), S. 50 ff. Walter (2004), S. 52. Walter (2004), S. 51 f.

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Erich J. Schwarz, Daniela A. Almer-Jarz, Robert J. Breitenecker

Wir ordnen diesen Artikel dem Bereich der genderrelevanten Geschlechterforschung zu. Der Blick ist explizit gleichermaßen auf Frauen und Männer gerichtet. Auf eine reflexive Auseinandersetzung, welche das Geschlecht der Forschenden mit in den Blick nimmt, wird verzichtet.

3

Hypothesen

Die Branchenzugehörigkeit ist ein wichtiger Faktor für das Unternehmenswachstum.18 Die Entscheidung, ein Unternehmen in einer bestimmten Branche zu gründen, ist eng mit der absolvierten Ausbildung und der Arbeitserfahrung der Gründerperson verbunden. Trotz einer Annäherung der Bildungschancen, haben Frauen nach wie vor unterschiedliche Zugänge zu Berufs- und Wirtschaftsfeldern,19 was sich auch im Bereich der selbständigen Tätigkeit bei der Wahl ihrer Betätigungsfelder widerspiegelt.20 Die Betrachtung von Ergebnissen der Gründungsforschung zeigt, dass Frauen vermehrt im Dienstleistungsbereich und im Einzelhandel gründen.21 Diese unterschiedliche Branchenauswahl wird oft als Ursache des unterschiedlichen Wachstums genannt,22 da frauendominierte Branchen nicht wachstumsintensiv sind. Branchenspezifische Umweltbedingungen wie Kapitalintensität oder Konkurrenzsituation regulieren maßgeblich den Markteintritt und -austritt sowie das Wachstum von Unternehmen. Insbesondere mit der Festlegung der technischen Seite des Unternehmens durch die Bestimmung der Branche ergibt sich in bestimmten produzierenden Industrien eine „mindestoptimale“ Betriebsgröße infolge von positiven Skalenerträgen.23 Gründungsunternehmen, die im Regelfall klein starten, erreichen in kapitalintensiven Branchen kaum ein optimales Produktionsniveau. Um zu überleben sind sie daher gezwungen, sich anzupassen und zu wachsen. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe sind in den Unternehmen des Dienstleistungssektors die Fixkosten gering. Deshalb können auch kleine Unternehmen dieser Branche wettbewerbsfähige Durchschnittskosten erzielen. Unabhängig dieser branchenbedingten Wachstumsunterschiede muss eigentlich davon ausgegangen werden, dass innerhalb der einzelnen Branchen keine gendertypischen Unterschiede vorliegen. Deshalb nehmen wir an: H1.1: Die Gründung eines Unternehmens im produzierenden Bereich beeinflusst (im Vergleich mit dem Handel) das Unternehmenswachstum positiv, unabhängig vom Geschlecht der Gründerperson. 18 19 20 21 22 23

Vgl. Schwarz/Ehrmann/Breitenecker (2005). Vgl. Friedl/Getzner (2004). Vgl. Lauxen-Ulbrich/Leicht (2002), S. 6. Vgl. Carter/Anderson/Shaw (2001); Schwarz/Grieshuber (2003). Vgl. Schwarz/Almer-Jarz/Breitenecker (2004). Vgl. Aiginger/Tichy (1984).

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen

309

H1.2: Die Gründung eines Unternehmens im Dienstleistungsbereich beeinflusst das Unternehmenswachstum (im Vergleich mit dem Handel) negativ, unabhängig vom Geschlecht der Gründerperson. Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stark mit dem Alter des Unternehmens verknüpft ist. Die Mehrheit der jungen Unternehmen erhöhen die Anzahl ihrer Beschäftigten im ersten Jahr nicht. Im zweiten und dritten Jahr der Wirtschaftstätigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit des Wachstums deutlich.24 Geschlechtstypische Unterschiede nehmen wir nicht an: H2: Das Alter des Unternehmens hat einen positiven Effekt auf das Unternehmenswachstum, unabhängig vom Geschlecht der Gründerperson. Als zentraler gesicherter Befund der empirischen Gründungsforschung gilt, dass die Gründung und erfolgreiche Führung eines Unternehmens geeignetes Humankapital, darunter vor allem entsprechende Bildung, Berufs- und Branchenerfahrung sowie Führungserfahrung, verlangt.25 Obwohl eine Erhöhung der formalen Schulabschlüsse von Frauen im Zuge der Bildungsexpansion feststellbar ist, liegen immer noch geschlechtstypische Unterschiede im Bezug auf die Berufswahl, die Qualifikationen und die Möglichkeiten des Erwerbs von betriebsspezifischem Know How vor. Bisherige empirische Befunde der Gründungsforschung zeigen, dass Gründerinnen in der Regel auf eine geringere Arbeits- und Berufserfahrung, präziser auf eine andere Arbeits- und Berufserfahrung, zurückgreifen können als Männer.26 Trotz dieser Unterschiede in der Ausbildung und Erfahrung von Frauen und Männern gehen wir von ähnlichen Wirkungsmechanismen für Frauen und Männer aus. Dementsprechend formulieren wir folgende Hypothese: H3: Eine höhere Ausbildung wirkt sich unabhängig vom Geschlecht positiv auf das Wachstum junger Unternehmen aus. H4: Eine höhere Branchen- und Führungserfahrung wirkt sich unabhängig vom Geschlecht positiv auf das Wachstum von jungen Unternehmen aus. Lebensentwürfe von Frauen sind im Wandel begriffen. Die Mutterschaft kann durchaus nicht mehr als erstrebenswertes Lebensideal aller Frauen betrachtet werden. 7 % der österreichischen Frauen zwischen 25 und 29 Jahren und 9 % der österreichischen Frauen zwischen 30 und 39 Jahren geben an, dass sie ohne Kinder bleiben möchten.27 Orser et al. zeigen, dass der Wunsch Familie und Beruf verbinden zu können, einen signifikant negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des Wachs24 25 26 27

Vgl. Wanzenböck (1998a), S. 106 ff. Vgl. Boden/Nucci (2000); Cowling/Taylor (2001), S. 167 ff.; Jungbauer-Gans (1993); Brush/Hisrich (1999), S. 118. Schwarz/Grieshuber (2003), S. 95 ff.; Lauxen-Ulbrich/Leicht (2002), S. 6; Wanzenböck (1998b), S. 85 ff; Jungbauer-Gans (1993), S. 86. Vgl. Popp (2004), S. 8.

310

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tums hat.28 Infolgedessen nehmen wir an, dass unterschiedliche Lebenskonzepte das Wachstum junger Unternehmen beeinflussen. Jene Frauen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anstreben, werden eher Unternehmen führen, die nicht wachsen. Frauen, die das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf für weniger wichtig empfinden, werden eher wachsende Unternehmen führen. Im Gegensatz dazu nehmen wir an, dass bei männlichen Gründerpersonen das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf keinen Einfluss auf das Wachstum hat. Demnach formulieren wir die Hypothesen: H5.1: Weibliche Gründerpersonen, für die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kein wesentliches Motiv darstellt, führen eher Unternehmen, die wachsen, als Unternehmerinnen, für die dieses Motiv zum Gründungszeitpunkt wesentlich ist. H5.2: Bei männlichen Gründerpersonen hat das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf keinen Einfluss auf das Wachstum des Unternehmens. Studien zu den Alltags- und Beziehungsarrangements in heterosexuellen Partnerschaften verweisen, trotz Individualisierung und Auflösung traditioneller Geschlechterkonzepte, auf Geschlechterungleichheiten bei den anfallenden Alltagsarbeiten. Die Hausarbeit wird in den meisten Partnerschaften und Ehen primär von den Frauen, auch wenn sie berufstätig sind, verrichtet.29 Es kann vermutet werden, dass die Doppelbelastung durch Haushalt und Beruf30 das Wachstum der Unternehmen negativ beeinflusst. Wir nehmen an, dass junge Unternehmen, die von allein lebenden Frauen geführt werden, ein stärkeres Wachstum aufweisen, als von verheirateten bzw. in einer Lebensgemeinschaft lebenden Frauen geführte Unternehmen. Umgekehrt glauben wir, dass die individuelle Lebenssituation der Männer (alleinlebend oder verheiratet bzw. Lebensgemeinschaft) nicht maßgeblich das Wachstum des Unternehmens determiniert. Daher nehmen wir an: H6.1: Junge Unternehmen, die von allein stehenden Frauen gegründet werden, wachsen eher als junge Unternehmen, die von verheirateten bzw. in einer festen Lebensgemeinschaft lebenden Frauen gegründet werden. H6.2: Der Familienstand des Gründers wirkt sich weder positiv noch negativ auf das Unternehmenswachstum aus. Frauen leisten nach wie vor einen Großteil der Kinderbetreuungsarbeit.31 In Österreich erbringen 51,9 % der Frauen ohne die Hilfe eines Partners, Verwandten und 28 29 30

31

Vgl. Orser/Hogarth-Scott/Wright (1998), S. 371 ff. Vgl. Popp (2004), S. 61. Studien über berufstätige Frauen berichten, dass ein Großteil der Frauen nach ihrer bezahlten beruflichen Tätigkeit zu Hause die „zweite Schicht“ antreten (vgl. Andersen (2000), S. 143). In Österreich arbeiten berufstätige Mütter durchschnittlich 71 Stunden in der Woche (zählt man bezahlte Arbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung), während Männer durchschnittlich 60 Stunden die Woche arbeiten (vgl. Statistik Austria (2002), S. 258). Vgl. Andersen (2000), S. 189.

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen

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Freunden Kinderbetreuungsleistungen, wohingegen nur 4,1 % der Männer alleine die Kinderbetreuung übernehmen (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1. Prozentuelle Verteilung der Verantwortung für die Kinderbetreuung von Frauen und Männern (Datenquelle: modifiziert übernommen von Statistik Austria (2002), S. 254). Aufteilung Kinderbetreuung für im selben Haushalt lebende Kinder in Österreich Männer Frauen alleine zusammen selten/nie alleine zusammen selten/nie 4,1 57,7 38,2 51,9 42,4 5,6 mit min. einem Kind Alter 5,0 25,0 69,9 30,0 36,3 33,7 18-24 25-29 2,9 60,5 36,5 53,2 44,0 2,8 30-34 2,9 66,4 30,7 54,3 41,1 1,5 35-39 4,1 61,4 34,5 55,9 43,1 1,7 40-44 4,2 58,6 37,2 55,9 42,4 1,7 45-49 4,8 58,5 36,6 61,6 34,7 3,7 50 und älter 8,1 51,9 40,1 45,5 51,6 2,9

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung mit der Rolle als Unternehmerin (als Unternehmer) in der Literatur kontrovers diskutiert wird. So legen einige Studien nahe, dass die Betreuungspflichten die Gründung und Führung eines Unternehmens nahezu unmöglich machen.32 Andere Autorinnen und Autoren wie etwa Jungbauer-Gans betonen die Chance, welche die Selbständigkeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten kann.33 Cowling und Taylor zeigen basierend auf dem Datenmaterial einer Paneluntersuchung in Großbritannien, dass die Familiengröße bzw. die Anzahl an jungen Kindern im Haushalt bei Unternehmerinnen das Unternehmenswachstum negativ beeinflusst. Frauen mit jungen Kindern beschäftigen deutlich seltener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.34 Wir formulieren daher folgende Hypothesen: H7.1: Je höher die Anzahl der Kinder einer Gründerin ist, desto weniger häufig wird ihr Unternehmen wachsen. H7.2: Die Anzahl der Kinder beeinflusst bei Gründern nicht das Wachstum.

32 33

34

Vgl. Cowling/Taylor (2001). Vgl. Jungbauer-Gans (1993); auch Frank/Korunka/Lueger (1999), S. 161 f. untersuchten unter anderem die Bewertung der Vereinbarkeit des Unternehmerberufs mit familiären Verpflichtungen. Ihre Daten deuten darauf hin, dass sich viele Frauen durch die unternehmerische Tätigkeit Vorteile im Hinblick auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie erwarten. Vgl. Cowling/Taylor (2001), S. 172.

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4

Stichprobe und Methodik

Untersuchungsobjekte sind die Kärntner Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer sowie die von ihnen gegründeten Unternehmen. Zur Kategorie der Jung- bzw. Gründungsunternehmen werden in der vorliegenden Untersuchung nur Unternehmen gezählt, deren Gründung maximal sechs Jahre zurückliegt. Die Grundgesamtheit besteht somit aus Gründungs- bzw. Jungunternehmen der Jahre 1997 bis 2001 bzw. deren Gründerpersonen. Die Unternehmensdaten (Unternehmensadresse, Name der Unternehmerperson(en), Telefonnummer, Rechtsform und Spartenmitgliedschaft) wurden von der Wirtschaftskammer Kärnten (WKK) zur Verfügung gestellt. Bei den von der WKK übermittelten Datensätzen handelt es sich um Wirtschaftskammer-Neuzugänge der entsprechenden Jahrgänge, wobei reine „Gewerbescheinzieherinnen und -zieher“35, „überregionale Gründungen“36 und Filialgründungen37 ausgeschieden wurden.38 Unberücksichtigt bleiben im Rahmen der vorliegenden Untersuchung definitionsgemäß jene Gründungsunternehmen, die nicht in den Zuständigkeitsbereich der Wirtschaftskammer fallen. Dabei handelt es sich um die Gründungen von Land- und Forstwirtschaftsunternehmen sowie um jene durch Freiberufler. In die zweite Gruppe fallen Freiberufler, die entweder von anderen Kammern39 vertreten werden oder keiner Kammer40 zugeordnet sind. Aus den zu Beginn des Untersuchungszeitpunktes (Dezember 2002) in der Mitgliederdatenbank der WKK als Neuzugang (bereinigt) geführten 4.325 gewerblichen Kärntner Unternehmen der Gründungskohorten 1997, 1999 und 2001 wurde eine Zufallsstichprobe im Umfang von 620 Unternehmen (14,3 %) gezogen. Unter diesen 620 Unternehmen befinden sich sowohl aktive als auch bereits gelöschte Unternehmen. Ferner beinhaltet die Stichprobe Unternehmen, die durch das Arbeitsmarktservice (AMS)41 gefördert wurden. 470 Unternehmen konnten erfolgreich telefonisch befragt werden. Für die vorliegende Untersuchung wurden all jene Unternehmen, die durch das AMS gefördert wurden und alle Teamgründung ausgeschlossen. Die Untersuchung umfasst aus35 36 37 38 39 40

41

Das sind Unternehmen, die im entsprechenden Jahr nur ein zusätzliches Gewerbe angemeldet haben. Das sind Unternehmen aus anderen Bundesländern, die in Kärnten lediglich einen weiteren Standort – eine Filiale – eröffnet haben. Damit sind Kärntner Unternehmen gemeint, die in den entsprechenden Jahren eine weitere Niederlassung des Unternehmens in diesem Bundesland eröffnet haben. Weiters wurden Unternehmen ausgeschieden, die zwar ein Gewerbe neu angemeldet jedoch sofort wieder ruhend gemeldet haben. Z.B. Ärzte-, Rechtsanwalts- oder Notariatskammer (vgl. hierzu Buchinger (1999), S. 14 f.). Psychologische, ergotherapeutische oder journalistische Tätigkeiten erfolgen zumeist in Form eines nicht-verkammerten Freien Berufs. Die „Neuen Selbständigen“ betreiben häufig Aktivitäten, die vorübergehend oder als Nebenerwerb von untergeordneter Bedeutung betrieben werden (vgl. Schwarz/Grieshuber (2003), S. 12). Das AMS ist die öffentliche Arbeitsvermittlung in Österreich.

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schließlich Einzelgründungen, da gender-bezogene Merkmale (Familienstand, Anzahl der Kinder und Motive zu Unternehmensgründung) für zwei oder mehr Personen im Fall einer Teamgründung nur schwer zu verknüpfen sind. Auf Grund dieser Ausschlüsse und dem Ausscheiden aller unvollständigen Datensätze (missing values) reduziert sich die Anzahl der berücksichtigten Unternehmen auf 197. 4.1 Operationalisierung der Merkmale Die endogene Variable in dieser Untersuchung ist das Mitarbeiterwachstum. Das Wachstum wird anhand der Differenz der Anzahl von vollzeitbeschäftigten, teilzeitbeschäftigten42 und geringfügig beschäftigten43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Befragung (Februar 2003) und zum Zeitpunkt der Gründung der Unternehmen berechnet. Die absoluten Wachstumsausprägungen wurden auf ein dichotomes Skalenniveau aggregiert (kein Wachstum/positives Wachstum).44 Die Regressoren wurden auf diskreten, mehrkategorialen und dichotomen Skalenniveaus gemessen. Die Branchensektoren auf NACE-Ebene wurden in drei Kategorien aggregiert (Handel/Dienstleistungen/Produzierender Bereich). Die Sektoren Dienstleistungen und Produzierender Bereich fließen als Dummy-Variablen (0/1) in das Wachstumsmodell ein, wobei eine 1 die Zugehörigkeit zum entsprechenden Sektor bestimmt. Der Sektor Handel repräsentiert die Referenzkategorie zu diesen beiden Sektoren. Die numerische Variable Jahr kontrolliert das unterschiedliche Alter der Unternehmen in Bezug auf das jüngste Unternehmen und wird in ganzen Jahren gemessen. Die Ausbildung der Unternehmerinnen und Unternehmer wurde auf einer Ordinalskala gemessen, wobei die höchste abgeschlossene Ausbildung der Gründerperson abgefragt wurde. Dieses Merkmal wurde auf ein dichotomes Skalenniveau transformiert (niedrige Ausbildung/hohe Ausbildung) um als Dummy-Variable (0/1) in die Auswertung zu fließen. Die Kategorie Hohe Ausbildung inkludiert den Maturaabschluss, die Meisterprüfung, den Fachhochschul- und den Universitätsabschluss.

42 43 44

Teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten weniger als 100 % einer Vollbeschäftigung und verdienen mehr als 309,38 € im Monat. Geringfügig beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen weniger als 309,38 € im Monat. In der untersuchten Stichprobe haben nur zwei Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgebaut. Aufgrund dieser geringen Anzahl von Unternehmen, wurden die Kategorie „negativ wachsend“ nicht in der Analyse miteinbezogen.

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Tabelle 2. Deskriptive Statistik der Unternehmen von Gründerinnen und Gründern der Stichprobe Ausprägung Mitarbeiterwachstum Branche

Gründungsjahr Ausbildung Branchenerfahrung Führungserfahrung Vereinbarkeit von Familie und Beruf Familienstand Kinder n

nicht wachsend wachsend Handel Dienstleistung Produktion 1997 1999 2001 niedrige Ausbildung hohe Ausbildung nein ja nein ja unwichtig wichtig allein lebend in einer Lebensg. keine Kinder Kinder

Männer Fälle Prozent 90 33 25 68 30 29 36 58 44 79 29 94 96 27 86 37 32 91 48 75 123

73,2% 26,8% 20,3% 55,3% 24,4% 23,6% 29,3% 47,2% 35,8% 64,2% 23,6% 76,4% 78,0% 22,0% 69,9% 30,1% 26,0% 74,0% 39,0% 61,0%

Frauen Fälle Prozent 84,3% 59 11 15,7% 25 35,7% 40 57,1% 5 7,1% 12 17,1% 18 25,7% 40 57,1% 32 45,7% 38 54,3% 29 41,4% 41 58,6% 63 90,0% 7 10,0% 33 47,1% 37 52,9% 28 40,0% 42 60,0% 22 31,4% 48 68,6% 70

Die Branchenerfahrung (berufliche Tätigkeit in der selben oder ähnlichen Branche für zumindest drei Jahre) und die Führungserfahrung (Verantwortung für zumindest zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) der Unternehmerpersonen wurden auf einem dichotomen Skalenniveau (ja/nein) gemessen, wobei „ja“ für die Erfahrung und „nein“ für keine Erfahrung des Unternehmers bzw. der Unternehmerin steht. Das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde auf einer fünfteiligen Ordinalskala gemessen. Die Gründerpersonen wurden befragt, wie wichtig das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Entscheidung das Unternehmen zu gründen, war. Die Variable wurde auf eine dichotome Skala (unwichtig/wichtig) transformiert. Für die Bestimmung des Familienstandes (allein lebend/Lebensgemeinschaft) wurde abgefragt, ob die Gründerperson verheiratet ist bzw. in einer Lebensgemeinschaft lebt oder sich in keiner festen Beziehung befindet.

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Die Anzahl der Kinder wurde ebenfalls auf einem dichotomen Skalenniveau gemessen (keine Kinder/ein oder mehrere Kinder). Tabelle 2 zeigt die deskriptive Auswertung der von Frauen und Männer geführten Unternehmen in der Stichprobe. 4.2 Ergebnisse Um die formulierten Hypothesen zu prüfen, wurde für Männer und Frauen geführte Unternehmen jeweils ein logistisches Regressionsmodell berechnet. Die Anwendung der logistischen Regression ist durch das dichotome Skalenniveau der Zielgröße Mitarbeiterwachstum motiviert. Das logistische Modell misst die Wahrscheinlichkeit zur Klasse der wachsenden Unternehmen zu gehören. Die Liklihood-Quotientenstatistik wurde als Gütekriterium für die Anpassung verwendet. Die Devianz reduziert sich im Modell der Männer bzw. der Frauen von 143,1 und 60,9 im einfachen Modell mit nur einer Konstante auf 92,0 und 42,5 im Modell, welches alle Regressoren beinhaltet (volles Modell). Die Liklihood-Quotientenstatistik mit 9 Freiheitsgraden ist signifikant in beiden Modellen. Die Hypothese, dass alle zu schätzenden Parameter für beide Modelle gleich null sind, kann somit verworfen werden. Das Nagelkerke-R2, welches die durch das Modell erklärte Varianz der Zielgröße ausdrückt, erreicht 0,495 im Modell für die männlich geführten Unternehmen und 0,339 für das Modell der von Frauen geführten Unternehmen. Die Signifikanz der einzelnen Variablen wird bestimmt durch die Wald-Statistik. Das Signifikanzniveau wird auf 5 % gesetzt. Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse der Parameterschätzung mit den Standardfehlern, der Wald-Statistik mit dem dazugehörigen p-Wert für jede Variable und die Ergebnisse der Anpassungsgüte für beide Modelle. Wie erwartet, existiert für die Variable Dienstleistung in Referenz zum Handel in beiden Modellen ein negativer Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des positiven Wachstums. Weiter können in Bezug auf diese Variable keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern identifiziert werden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese Einflüsse in beiden Fällen nicht signifikant sind. Daher kann die Hypothese H1.1 nicht bestätigt werden. Das Ergebnis der Variable Produktion bestätigt teilweise die Hypothese H1.2. Im Wachstumsmodell der Männer erzielt die Variable Produktion im Vergleich zum Handel einen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des positiven Wachstums. Das positive Vorzeichen bestätigt für die männlichen Gründerpersonen den förderlichen Einfluss der Entscheidung, im produzierenden Bereich zu gründen, auf die Wahrscheinlichkeit eines positiven Unternehmenswachstums. Im Modell für die weibliche Gründerpersonen existiert ein unerwarteter, nicht signifikanter, negativer Effekt auf die Wahrscheinlichkeit des positiven Wachstums. Dies kann auch durch den hohen Aggregationsgrad der Branchenzugehörigkeit und dem geringen

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Anteil an von Frauen gegründeten Unternehmen im produzierenden Bereich erklärt werden. Tabelle 3. Ergebnisse der logistischen Regressionsmodelle; Zielgröße: Mitarbeiterwachstum; Signifikanzniveau: *( < 0,05); ** ( < 0,01); *** ( < 0,001) Männer

Frauen Std.Koeff. fehler

Koeff.

Std.fehler

Dienstleistung

-3,98 -0,78

1,18 0,75

-3,36 0,001 ** -0,83 0,298

-3,76 -0,02

1,38 0,93

Produktion

1,62

0,81

0,33 0,045 *

-8,07

29,07

Jahr

0,72

0,19

1,98 0,000 ***

0,67

0,28

0,64

0,018 *

hohe Ausbildung Branchenerfahrung Führungserfahrung Vereinbarkeit von Beruf und Familie Lebensstand

-0,31

0,63

-0,49 0,624

-0,21

0,86

-0,24

0,807

1,94

0,96

2,01 0,044 *

1,76

1,24

1,41

0,158

-0,62

0,73

-0,85 0,397

-0,50

1,32

-0,38

0,706

1,31

0,66

2,01 0,048 *

0,84

1,30

-0,28

0,519

-0,65

0,78

-1,04 0,405

-0,82

0,94

-0,03

0,378

Kinder

0,24

0,71

3,85 0,738

-0,33

1,20

2,37

0,783

Konstante

Nagelkerke R2 LQ-Statistik (p-Wert) Devianz (einfaches Modell) Devianz (volles Modell) Freiheitsgrade

WaldZ

p

0,495

0,339

<0,001

0,030

143,1

60,9

92,0

42,5

9

9

Wald Z -2,73

p

-0,88

0,006 ** 0,980

-0,28

0,781

Das Jahr wirkt sich als einziges Merkmal in beiden Modellen signifikant positiv auf das Unternehmenswachstum aus. Daher kann für Frauen, als auch für Männer die Hypothese H2 bestätigt werden. Das Unternehmensalter wirkt sich unabhängig vom Geschlecht positiv auf die Wahrscheinlichkeit des positiven Wachstums aus. Unerwartete Ergebnisse konnten in Bezug auf das Ausbildungsniveau festgestellt werden. Weder für Frauen noch für Männer konnten signifikante Zusammenhänge zwischen einer hohen Ausbildung und dem Wachstum von jungen Unternehmen bestätigt werden. Somit kann die Hypothese H3 nicht bestätigt werden. Die nicht signifikanten Parameterschätzungen lassen keine gültige Interpretation der Vorzeichen der Parameterschätzung zu. Das negative Vorzeichen in beiden Modellen entspricht nicht der in der Hypothese H3 formulierten Erwartung. Bei der Interpretation des negativen Vorzeichens sollte berücksichtigt werden, dass Akademikerinnen und Akademiker vermehrt im Dienstleistungsbereich gründen und dieser Bereich

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen

317

geringere Wachstumsraten aufweist. Es kann vermutet werden, dass akademische Gründerpersonen verstärkt in Netzwerken arbeiten und damit auch neue Modelle der Selbständigkeit wählen, die nicht primär auf Mitarbeiterwachstum ausgerichtet sind. Hypothese H4.1 kann für einige Erfahrungsformen bestätigt werden. Um das Wachstum von jungen männlich geführten Unternehmen zu erklären, scheint die Branchenerfahrung ein signifikant positives Merkmal zu sein. Einen ebenfalls positiven, jedoch nicht signifikanten Einfluss erhalten wir für die Branchenerfahrung im Modell der Frauen. Die Führungserfahrung hingegen stellt sich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen als nicht signifikant heraus. Die Hypothese H4.2 muss daher verworfen werden. Die Betrachtung der Effekte der gender-sensitiven Variablen auf die Wahrscheinlichkeit des positiven Wachstums, bestätigt nicht die in der Literatur beschriebenen Effekte. Keine, der im Modell berücksichtigten Variablen hat einen signifikanten Einfluss im Regressionsmodell der weiblichen Gründerinnen. Im Regressionsmodell der Männer hat die Variable Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen signifikant positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit zu wachsen. Eine Interpretationsmöglichkeit ist, dass Männer, die dem Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine hohe Bedeutung beimessen, eher dazu bereit sind Verantwortung gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu übernehmen als Männer, für die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht von Bedeutung ist. Im Regressionsmodell für Frauen zeigt die Variable Vereinbarkeit von Familie und Beruf keinen signifikanten Zusammenhang. Daher kann H5 nicht bestätigt werden. Auch der Familienstand (H6) und das Merkmal Kinder (H7) tragen nicht zur Erklärung der Wachstumsunterschiede der Unternehmen von weiblichen und männlichen Gründerpersonen bei. Für beide Variablen ergeben sich für die Modelle beider Geschlechter keine signifikanten Ergebnisse. Tabelle 4 gibt einen Überblick über die erwarteten Zusammenhänge und die Ergebnisse für alle Hypothesen.

318

Erich J. Schwarz, Daniela A. Almer-Jarz, Robert J. Breitenecker

Tabelle 4. Richtung der erwarteten Zusammenhänge und Ergebnisse der logistischen Regressionsmodelle; + positiver Zusammenhang, - negativer Zusammenhang, x kein signifikanter Zusammenhang festgestellt Männer Frauen erwartet Ergebnis erwartet Ergebnis Hypothese Variable H1.1 Dienstleistung x x H1.2 Produktion + + + x H2 Jahr + + + + H3 hohe Ausbildung + x + x H4.1 Branchenerfahrung + + + x H4.2 Führungserfahrung + x + x H5 + x Vereinbarkeit von Familie und Beruf H6 Familienstand + x x H7 Kinder + x x

5

Conclusio

Mit der Integration von gender-sensitiven Variablen in herkömmliche Wachstumsmodelle wurde ein bislang nahezu unbeschrittenes Forschungsfeld betreten. In zwei Regressionsmodellen konnte die Bedeutung einiger exogener Variablen für das Unternehmenswachstum nachgewiesen werden. Im Regressionsmodell der Männer konnte eine der untersuchten gender-sensitiven Variablen – Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Erklärung des Unternehmenswachstums beitragen. Im Regressionsmodell der Frauen konnte allerdings für die untersuchte Stichprobe nicht nachgewiesen werden, dass gender-sensitive Variablen einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung von Unternehmenswachstum leisten konnten. Weder das Motiv Vereinbarkeit von Familie und Beruf, noch der Familienstand und die Anzahl der Kinder waren im Modell signifikant. Möglicherweise können diese Ergebnisse durch den hohen Aggregationsgrad verursachten Informationsverlust der exogenen Variablen erklärt werden. Ferner führt die Anzahl der Beobachtungen in der Klasse der wachsenden Unternehmen, die von Frauen gegründet wurden, zu methodischen Problemen, da trotz starker Aggregation einige mögliche Variablenkonstellationen unbesetzt bleiben. Aus unseren Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass zukünftige Forschungsvorhaben auf größeren Datenbeständen basieren sollten. Anstelle von Zufallsstichproben sollten geschichtete Stichproben treten, die den Anteil der Frauen überrepräsentieren. Bei der Einbindung von gender-sensitiven Variablen sollte ein größeres Bündel an Variablen berücksichtigt werden. In dieser Studie wurde beispielsweise die Anzahl der Kinder untersucht, jedoch blieb das Alter dieser Kinder unberücksichtigt. Ferner wurde auch nicht erfragt, ob die Kinder im selben Haushalt leben. Diese Informationen sind jedoch sicherlich hilfreich um gendertypische Wachstumsunterschiede erklären zu können.

Geschlechtstypische Unterschiede im Bereich des Wachstums von jungen Unternehmen

319

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Employment Growth and Firm Innovativeness – An Empirical Investigation of Womenand Men-Owned Small Ventures in Germany Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer1

Abstract Analyzing 1055 female- and 2207 male-owned businesses in Germany, we find that the former underperform the latter in terms of employment growth and firm innovativeness. Controlling for endogeneity, i.e. feedback effects between employment growth and innovation, we show that the lower employment growth in womenowned businesses is mainly due to women’s lower commitment to product and process innovations, a phenomenon which is referred to as “female-male innovation gap” in this study. The female-male innovation gap goes apparently back to occupational sex segregation, with women occupying occupations and choosing fields of study or apprenticeship training which are less technical or technology-oriented and thus less likely to provide them with important resources (e.g. technical know-how) and favorable conditions needed for the development and implementation of product and process innovations.

1

Introduction

Against the background of high unemployment in Germany, the employment growth of small firms has recently become a hotly debated topic of policy. However, it remains a field where gender-related research is rather scarce and often lacks both a theoretical background and a sound empirical basis. The main questions to be answered in this context are as follows: Do female-owned businesses perform worse than male-owned businesses in terms of employment growth? If so, what are the underlying factors of this phenomenon? What are the major bottlenecks for the growth of women-owned enterprises in Germany? To what extent are person-specific, firm-specific or strategic factors responsible for the lower growth in womenowned businesses in Germany? What are the practical implications for policies aiming at the support of women-owned businesses in Germany?

1

Institute for Small Business Research, University of Mannheim. The authors gratefully acknowledge the financial support of the Fritz-Thyssen foundation.

324

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

While previous research has mainly focused on firm- and person-specific factors that cause gender differences in employment growth (see more in the next chapter), this study considers firm innovativeness, i.e. the degree to which the firm implements or develops product and technological changes or improvements, as a major strategic factor of growth. The main hypothesis is that, compared to men-owned small businesses, women-owned small businesses are less likely to grow because women are less committed to the implementation and the development of process and product innovations. However, why may women be less committed to innovations than men? Why does a female-male innovation gap exist? The idea is put forward and tested empirically that the “female-male innovation gap” is mainly due to gender-specific occupational segregation, with women predominantly operating in typically female-dominated occupations or choosing female-typed fields of study and apprenticeship training, which are rather person- and service-oriented but less technical or technology oriented and which, subsequently, do not provide women with resources (e.g. technical know-how and skills) needed for the implementation or development of innovations. Additionally, the owner’s personal endowments and characteristics (e.g. educational attainment, managerial and financial skills, and time input) as well as the firm characteristics (size, age, industry) are taken into account as further determinants of employment growth and firm innovativeness. The paper is organized as follows: Section 1 briefly describes the theoretical framework and discusses empirical studies concerning the growth of small firms, genderspecific segregation in current occupations as well as fields of study and apprenticeship training. Section 2 introduces the survey data, describes the variables and indices as well as the econometric techniques used. Section 3 reports both descriptive findings and results from the econometric analysis. Section 4 summarizes our findings, gives suggestions for future research and concludes with policy implications.

2

What Makes a Small Firm Grow?

2.1 A Conceptual and Empirical View Despite a bulk of studies on the growth of start-ups and mature firms, there is still no solid economic or sociological theory that could be used to explain the factors associated with the growth of small firms (Almus et al. 1999). Instead, theoretical frameworks exist which summarize the most important determinants of growth found in previous research in (what we call) eclectic or heuristic approaches. These heuristic concepts mainly differentiate between three components underlying firm growth, namely the owner’s personal characteristics and endowments (entrepreneur), firm characteristics (firm) as well as the owner’s strategic orientation and decisions (strategy) (Storey 1994). Drawing on these eclectic growth approaches, this paper isolates the following three major determinants of small venture growth:

Employment Growth and Firm Innovativeness

325

i)

gender, educational attainment, the owner’s managerial and financial skills as well as the owner’s time input will be considered as determinants of the first group, namely the owner’s personal characteristics and endowments (entrepreneur); ii) firm size, firm age and firm industry will make up the second group, namely firm characteristics (firm); iii) the owner’s commitment to innovation, defined as the implementation or development of new products and technologies, will constitute the third group, namely the owner’s strategic orientation (strategy). Given the paucity of comparative gender studies exploring the effect of innovation on employment growth, this paper emphasizes firm innovativeness as a major determinant of employment growth while controlling additionally for the characteristics of the entrepreneur and the firm. 2.2 Employment Growth in Small Firms: Do Women Underperform Men? Which enterprises generate more jobs, those owned or run by women or those owned or run by men? As pointed out earlier, previous research on employment growth in female- and male-owned small ventures is not extensive. As for existing studies, they deliver partly contradictory results for both Europe and the U.S. In this regard, four strands of literature can be distinguished which provide varying explanations for the amount and determinants of growth of women- and men-owned small firms. The first strand focuses on performance differences between enterprises run by women and men at the aggregated level, arguing that women, in general, do not under-perform men in terms of employment growth (Chaganti and Parasuraman 1996, Johnson and Storey 1993). The second strand suggests just the opposite, arguing that female-led small ventures underperform male-led small ventures both at the aggregated level (i.e. in terms of descriptive statistics) and after controlling for variables related to strategy, firm and owner characteristics. Analyzing a German sample of 481 female- and 1368 maleowned businesses, Jungbauer-Gans and Preisendörfer (1992) find that employment growth occurs considerably less frequently in female-owned enterprises both at the aggregated level and when allowing for the owner’s human capital, business and industry-related experiences as well as firm size and industry in the regression models. Another German study on 1700 new businesses (with a sub-sample of 544 female-owned ventures in Upper Bavaria),2 reports that female founders show 2

which is based on the same survey as that used in the Jungbauer and Preisendörfer’s study mentioned above.

326

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

significantly lower employment growth dynamics when controlling for the founder’s ethnic affiliation, his or her level of human capital (educational attainment, management and industry-related know-how) as well as firm characteristics (e.g. start-up capital) (Brüderl and Preisendörfer 1998). Predicting the performance of 1053 new ventures in the U.S., Cooper et al.’s (1994) longitudinal analysis points out that female-owned businesses are less likely to grow, after controlling for industry, the owner’s education, race and management experience. Similar results are reported in Fischer et al.’s (1993) Canadian study which finds that women’s businesses tend to perform significantly less well with regard to employment growth both at the aggregated level and after adjusting for industry, the owner’s education and his or her motivation. The third strand of literature argues that women may underperform men at the aggregated level. Because women differ markedly from men with regard to the determinants of the entry into self-employment, they will necessarily have different levels of growth later on. However, these differences in growth should disappear when adjusting for control variables. Controlling for firm size, industry and sector, Du Rietz and Henrekson (2000) find support for their hypothesis showing that women entrepreneurs perform as well as men entrepreneurs in terms of employment growth. Equally, Rosa et al.’s (1996) study of 300 women- and 300 men-owned Scottish small businesses finds that the negative “female effect” on employment growth disappears after controlling for firm sector, firm age, firm initial capital and the number of owners. Finally, the fourth strand argues that a comparison between quantitative measures of the firm success of women- and men-owned small businesses is not appropriate at all, because female entrepreneurs pursue different, i.e. more intrinsic goals and motives when starting-up and developing their enterprises (Brush 1992, Buttner and Moore 1997). This argument is summarized by Brush (1992, p. 22) as follows: “the assessment of business performance for women-owned businesses should include not only financial measures, but should incorporate other measures such as employee satisfaction, social contributions, goal achievement, and effectiveness.”

3

Female-Male Innovation Gap: Its Consequences and Causes

In empirical research, innovation has been widely acknowledged as a driving force behind the (net) creation of jobs (Acs and Audretch, 1990, Almus et al. 1999) and thus a mechanism for maintaining and improving the firm competitiveness in the market. More specifically, it has been suggested that innovative firms are more likely to grow than less-innovative firms. However, gendered comparisons of the firm owner’s commitment to innovations and its consequences for employment growth in women- and men-owned firms are surprisingly scarce. Put another way: previous research has failed to examine whether women-owned businesses are less

Employment Growth and Firm Innovativeness

327

likely to develop or implement innovations (product and process) than men-owned businesses. And if so, what are the determinants of the “female-male innovation gap”? Assuming that innovations are important determinants of firm growth, it could be supposed that if women-owned businesses are less committed to innovations, which are defined as the implementation or development of a new item (product innovation) or the process of developing new items (process innovation), they will be less likely to grow. Hypothesis 1: More innovative firms are more likely to grow than less innovative firms. In this context, Brush and Hisrich (1988) also point out that future research needs to explore innovation, the way it affects the success of ventures as well as the differences between women and men entrepreneurs’ commitment to innovation. Studies analyzing the impact of the owner’s commitment to innovation on firm employment growth are scarce. Most importantly, with the exception of the study by Brüderl and Preisendörfer (2000), the results of the previous research are hardly generalizable to other samples and contexts since they are either based on small samples, often comprised only of women entrepreneurs, or are conducted in selected industries. Besides, they have mainly employed descriptive methods of analysis, thus ignoring important variables that should be controlled for.3 Examining the patterns and factors underlying 590 female-owned and 1259 male-owned fast-growing businesses in Upper Bavaria, Brüderl and Preisendörfer (2000:63-68) demonstrate that the lower outcome of female-owned small ventures is due to the fact that “female founders have innovative and full-time businesses less often” than their male coun3

Kalleberg and Leicht's (1991) longitudinal study of 362 male- and 114 female-owned companies in three selected industries in South Central Indiana concludes that men are not more likely to introduce and develop business innovations than women. Moreover, the authors reject the hypothesis that innovation is positively related to the firm success. Analyzing a small sample of 127 female- and 59 male-business owners, Brush and Hisrich (2000) show that innovation strategies increase the likelihood for firms to grow faster in terms of employment growth. Moreover, they argue that female-owned businesses are more likely to pursue high quality innovation strategies than male-owned businesses. Additionally, women and men business owners do not seem to differ in terms of employment growth (Brush and Hisrich 2000). A discriminant analysis of the growth strategies of 344 U.S. women entrepreneurs by Brush and Hisrich (1988:620) shows that innovation is indeed an important growth strategy of women entrepreneurs. Stressing these results, the authors point out that they are largely concomitant with Chaganti and Chaganti's (1983) finding that innovation, i.e. the frequency with which old products are modified or new products are introduced, is a key to success for small Canadian businesses in manufacturing. An earlier study of 468 women entrepreneurs by Hisrich and Brush (1984) argues that women do not develop or implement product innovations, but rather tend to slightly modify existing products for the market. Sonfield et al. (2001) report descriptive evidence that there are no significant gender differences in venture innovation. A descriptive analysis of the German IAB-Establishment Panel (2000) by Fehrenbach and Leicht (2002) finds that substantial differences between women- and men-owned small firms exist with regard to the implementation of organizational innovations.

328

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

terparts. The authors conclude that an innovative strategy drastically increases the probability of fast growth. Moreover, innovation “survives” all multivariate controls of founder and firm characteristics as well as the other elements of firm strategy.4 Hypothesis 2: Women-owned businesses are less likely to grow because women in comparison to men are less likely to introduce or implement innovations. However, why may women be less likely to develop or implement innovations than men? First, we suppose that this might be due to occupational sex segregation, with self-employed women operating in current occupations which are less favorable for the development and implementation of process or product innovations. Second, gender-specific differences in the choice of fields of study and vocational training may also cause women’s lower commitment to innovations. If women business owners want to develop and implement innovations, they should not be deterred by apparent obstacles, which, in our opinion, are structurally embedded in womentyped occupations, choices of fields of study and vocational training. What are these obstacles, and why exactly do gender-based occupational segregation as well as gender-differences in the choice of fields of study and vocational training impede women’s commitment to innovations? 3.1 Occupational Sex Segregation Research speaks of gender-based occupational segregation or occupational sex segregation when occupations exist in which the percentage of workers of either sex is so high that they could be called either “male” or “female” occupations (Melkas and Anker 1997:350). Gender-based occupational segregation concerns the tendency of women and men to be employed in different occupations (horizontal segregation) as well as different positions within the same occupation or occupational groups (vertical segregation).5 Across industrialized countries, most feminized occupations include clerical, sales and service activities such as housekeeper in private service, childcare in the home, sewer, home helper, nurse, secretary, typist or stenographer as well as directors and nursing staff at childcare and nursery institutions. These female occupations are largely consistent with abilities and characteristics that are typically attributed to women in the society and are highly gender stereotyped (Melkas and Anker 4

5

Despite a profound theoretical basis and sound methods of analysis, the study by Brüderl and Preisendörfer (2000) has two drawbacks. First, when examining the impact of innovation on employment growth, the endogeneity between these two variables, i.e. the causeeffect problem (Greene 2000) has not been taken into account. Moreover, the study does not explain why women are less likely to develop or implement innovations than men. It should be noted that the examination of vertical segregation is beyond the scope of this study.

Employment Growth and Firm Innovativeness

329

1997:355, Charles 1992, 2003).6 Quite the contrary, men predominate in managerial and production occupations. Does occupational sex segregation have important implications for women’s entrepreneurship? Few studies (Lohmann and Luber 2002, Lauxen-Ulbrich and Leicht 2002, Kraus 2003, Strohmeyer and Tonoyan 2005) exist that have examined the impact of occupational sex segregation (in wage-and-salaried work) on women’s propensity to become self-employed. An empirical examination on Germany and the United Kingdom by Lohmann and Luber (2000:22) suggests that the likelihood of being self-employed is lower, if women and men employees perform in femaledominated occupations, a result which is robust after controlling for the respondent’s socio-demographic characteristics (age, number of children in the household, nationality and family status) and sectors (manufacturing, construction, trade, service etc.). A tentative conclusion reached by a descriptive analysis by Lauxen-Ulbrich and Leicht (2002:50-51) is that integrated and men-dominated occupations in Germany are more favorable for the entry into self-employment than women-dominated occupations. By the same token, Israeli women employees’ likelihood of entering self-employment is significantly higher if they perform in integrated and male-dominated occupations (Kraus 2003). A cross-national analysis of 14 European countries by Strohmeyer and Tonoyan (2005) finds that the authority and power gaps between women and men employees (vertical occupational sex segregation), with women being over-represented in lower-status hierarchical positions in wage-and-salaried work and under-represented in managerial or supervisory positions, are responsible for the gender-gap in the perceived difficulty of becoming self-employed.7 Equally, women employees perceive entering self-employment as 6

7

An examination of the causes of gender-based occupational segregation is beyond the scope of this paper. Briefly, the analysis of segregation within lines of work pursued by women and men reveals the relevance of supply- and demand-side factors. By supply-side factors, research highlights the determinants of the decisions of labor suppliers, pointing to the overall importance of women’s and men’s tastes, abilities, sex role socialization and the division of labor in the home between women and men for their later distributions over different occupations. By demand-side factors, research covers the determinants of labordemanders (employers), emphasizing e.g. factors such as employer’s discrimination on the basis of gender, when employers reserve some jobs for men and other for women. In sum, it is argued that women are either pushed or pulled into a narrow range of occupations, although the causes of this “crowding” out are still debated (Bielby and Baron 1991:760). For an excellent and detailed overview over theories on this topic see e.g. Jonung (1996), Preston (1999) or Anker (1997). More specifically, when asked how difficult it would be to become self-employed, women employees across 14 Western European economies tend to perceive entering self-employment as significantly more difficult than men. Studies by Tonoyan & Strohmeyer (2004), Strohmeyer and Tonoyan (2005) as well as Strohmeyer, Tonoyan & Wittmann (2005) reveal that the gender gap in entrepreneurship originates before deciding to enter self-employment and even before becoming a nascent entrepreneur. Rather, it becomes salient in the individual’s perception of the difficulty of becoming self-employed, the latter construct largely overlapping with Ajzen’s concept of “perceived behavioral control” (Ajzen 1991) and Bandura’s concept of “perceived self-efficacy (Bandura 1977)”.

330

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

significantly more difficult than men because they operate in highly segregated female-typed occupations such as clerical and assistant jobs (horizontal sex segregation), which apparently do not provide them with sufficient business and management related know-how as well as financial and social capital needed for the transition from dependent employment into self-employment. However, to our knowledge, virtually no studies exist which have explicitly analyzed the impact of gender-specific occupational segregation in self-employment on the performance of women-owned businesses. An important question in this context is whether and in which way the gender-specific occupational sex segregation in self-employment affects the performance and the success of women-owned businesses, and more specifically, the innovative behavior of women entrepreneurs. Before answering this question, another question has to be clarified, i.e. to what extent can the above described pattern of gender-specific occupational segregation in dependent employment be found in self-employment? In other words, is the tendency that women in dependent employment are typically enrolled in “sex-typical occupations” also true for self-employment (Kraus 2003:7)? Confirming the results obtained by Hakim (1998), a German (Lauxen-Ulbrich and Leicht 2002: 49-53) and an Israeli (Kraus 2003:6-7) study show that, on the one hand, the scope of occupational sex segregation in self-employment is not as extensive as in dependent employment.8 However, the most common occupations for self-employed women still refer to jobs that are person- and service-oriented and are performed either in female-dominated (typically “female jobs” include nurses, sales-persons, barbers, beauticians, managers of kindergartens etc.) or integrated occupations (lawyers, consultants, economists etc.). Instead, only a very small proportion of the self-employed women (e.g. in Germany every fifth female selfemployed, in Israel every tenth female self-employed) perform in male-dominated occupations that mainly refer to production, manufacturing and technical jobs, which in turn impart specific know-how (e.g. technical skills, production knowhow) required for the development or implementation of innovations (product, 8

On the one hand, roughly three quarter (73 %) of all German women employees but only one quarter (31 %) of the women entrepreneurs perform in female-dominated occupations. On the other hand, the rate of women’s entrepreneurship is much higher (46,5 % and 22,1 %, respectively) relative to the rate of women employment (17,5 % and 9,4 % respectively) in integrated and men-dominated occupations (Lauxen-Ulbrich and Leicht 2002: 50). Equally, while almost two third of women in Israel employee work in female-dominated occupations (63.7 %), the majority of the self-employed women work in mixed-occupations (55.1 % compared to 27.9 % of female employees). Only 30.4 of the self-employed women operate in female-dominated occupations (Kraus 2003:7). A much higher percentage of the self-employed (14.5 %) are enrolled in male-dominated occupations than of the employees (8.4 %) (ibid.). Despite a similarity in this finding, one has to keep in mind that the definitions of female-, mixed-, and male-typed occupations differ slightly between these two studies. For example, while female-dominated occupations are considered as those with more than 58 % of women in the study by Lauxen-Ulbrich and Leicht (2002:50), they are referred to those with more than 70 % in the study by Kraus (2003:7).

Employment Growth and Firm Innovativeness

331

process or organizational). Summing up, the major proportion of self-employed women is thus located in occupations which are less technical or technology oriented and ‚subsequently‘ are not able to provide women with favorable conditions for the development or implementation of process and product innovations. This argumentation leads us to conclude that Hypothesis 3: Women business owners will be less committed to innovations than men business owners because women predominantly operate in occupations which are less production and above all less technical or technology-oriented.

3.2 Sex Segregation in Fields of Study and Vocational Training Furthermore, gender-specific segregation in the fields of study as well as in vocational or apprenticeship training may also affect women and men firm owner’s commitment to innovations. A unique German evidence states that the gender-specific differences in the self-employment ratios, a phenomenon related to the “gender gap” in self-employment, can be seen as a structural result of the German educational system (Strohmeyer 2003). It has been shown that women’s choices of fields of study differ considerably from those of men in Germany, which later result in women’s lower self-employment rates. More specifically, using German Micro Census Data from 1991 to 2000, Strohmeyer (2003, 2004) demonstrates that typically female fields of study include education and humanities, while typically male fields of study refer to natural sciences and business administration. More precisely, while virtually every third woman (33 %) in Germany studies education and every tenth woman (10 %) chooses humanities as her major, only every tenth man (10 %) majors in education and every 20tenth man (5 %) majors and humanities, respectively (ibid: 10-11). Quite the contrary, women are disproportionately underrepresented in natural sciences, engineering and business administration. The proportion of men who major in natural sciences and engineering (42 %) is three times higher than that of women (14 %). Most interestingly, the likelihood that a female university graduate becomes self-employed depends crucially on her choice of the field of study, a result which is robust after controlling for other determinants of the entry into self-employment. This becomes also evident when looking at the basic descriptive statistics: While 36 % of the medical students later set up their own businesses, only 4.7 % of the students who major in education enter later self-employment (ibid:15). This result has been supported by the idea that “the subject of study provides individuals with specific resources, economic, communicative, and technical know-how, which are strongly related to the individual’s positions in the labor market and the entry into self-employment (ibid: 9).” Applying Strohmeyer’s findings on the gendered differences in the fields of study to the firm owner’s innovative behavior, a further hypothesis can be put forward that the gender-specific choices of fields of study may result in women’s lower commit-

332

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

ment to innovations. More specifically, the idea that fields of study such as humanities and education do not impart know-how and skills needed for the development and the implementation of process and product innovations seems quite plausible. In contrast, men’s higher commitment to innovations may be (at least) partially explained by the stock and the specificity of their human capital, which is gathered in majors strongly related to innovations, such as natural sciences and business administration. Hypothesis 4: Women business owners will be less committed to innovations than men business owners because women choose fields of study (such as humanities or education) which do not impart them the knowledge and knowhow necessary for the development and the implementation of innovations. Quite the contrary, men’s choice of fields of study (such as natural sciences, engineering and business administration) increases the likelihood of becoming engaged in the development or implementation of innovations. Furthermore, we suppose that the gendered differences in vocational or apprenticeship training may differently impact women’s and men’s inclination to innovation. However, an important question is how the choice of vocational training, which takes place in the early years of women’s and men’s entry into career, with 15-18 year old girls and boys choosing fields of study, vocational or apprenticeship training, may impact their behavior as firm owners about twenty years later. Research on the gendered differences in the choice of fields of study and apprenticeship in Germany and their consequences for women’s entrepreneurship is scarce. However, a recent study by Strohmeyer (2005:39-41), which uses the BIBB/IAB survey (1998/1999) as the database, indicates that the majority of the self-employed women in Germany have been trained in either female-typed service- and arts-oriented occupations (“persönliche und künstlerische Berufe”) (27 %) or commercially oriented occupations (“kaufmännische Berufe”) (45 %). That is, women most likely become trained in service- and person-oriented occupations, which are less production- and technology-oriented.9 What occupations do men become trained for? A retrospective analysis by Strohmeyer (2005) shows that the major part of the self-employed men in Germany (61 %) has been trained in production and industrial occupations (“gewerbliche Berufe”), 9

For example, service- and arts-oriented occupations include 10 % of self-employed women who have been trained in health-oriented occupations (“Gesundheitsberufe”), 9 % of selfemployed women trained for as barbers (Friseure), 5 % trained as guests supervisors and personal service providers (“Gästebetreuung, persönliche Dienstleistungen”), 2 % of women trained in educational occupations (“pädagogische, erzieherische Berufe”) as well as (1 %) of women trained in arts (“Gestalterische, künstlerische Berufe”). Furthermore, 19 % out of 45 % of all self-employed women have been trained in commercially-oriented occupations which account for office and administration (“Büro- und Verwaltungsfachkräfte”), 13 % in commercial occupations (“kaufmännische Berufe”) and 9 % as salespersons (“Verkäuferinnen”).

Employment Growth and Firm Innovativeness

333

among them 15 % in construction (“Bauberufe”), 15 % in industrial occupations and locksmith (“Metallberufe, Schlosser”), 11 % in mechanical (“Mechaniker”), 10 % in electrical occupations (“Elektriker”), as well as 7 % in agricultural (“Agrarberufe”) and food occupations (“Ernährungsberufe”) etc.10 Summing up, in contrast to men, who become trained in production and industrial occupations, women typically choose female-dominated service-oriented training fields which are less associated with production and which, most importantly, do not necessarily impart know-how and skills with regard to the development and implementation of technology as well as innovations in the later stages of labor market participation. This argument brings about our next hypothesis which is as follows: Hypothesis 5: Women business owners will be less committed to innovations than men business owners because women (in their earlier stages of life) become trained in occupations which are less production and technology oriented, and which, consequently, do not impart know-how and skills needed for the development and the implementation of innovations in the later stages of their participation in the labor market.

4

Control Variables

Firm Size. There is consistent evidence that employment growth is conversely related to firm size, i.e. small firms are more likely to grow than large ones (Heshmati, 2001, Lessat and Woywode 2001). However, small firms with more than 10 employees grow faster than micro-firms with less than 10 employees. The most prevalent explanation for this finding rests on the lacking potential of micro firms to mobilize resources needed for employment growth such as human and financial capital. It is also a stylized fact that companies led by women start with a smaller size than those led by men (Jungbauer and Gans 1992, Brüderl and Preisendörfer 1996). Firm Age. Younger firms are more likely to achieve significant growth than older firms. This may partly reflect the need of younger firms to achieve minimum efficient scale (MES). Once the MES is achieved, businesses may grow less rapidly because the owner might have no motivation to continue to grow. It can also be traced back to the diseconomies that emerge from the need to employ and manage others (Storey 1994).

10

This finding largely overlaps with the governmental statistics on the distribution of girls and boys across occupations trained for displayed in “The Report on Vocational Training 2003” by the Federal Ministry of Education and Research (Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF) (see pp. 106-108).

334

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Firm Industry. Firm industry has been acknowledged as a central determinant of employment growth (Davidsson et al. 2002). The fact that only a low proportion of women is concentrated in rewarding and growth-oriented sectors, such as professional practice and highly technological branches (Lessat and Woywode 2001), may explain their lower growth. Instead, the bulk of studies has shown that women rather operate in relatively unrewarding, i.e. highly female-typed fields, such as retail sales as well as personal and educational service industries (Kalleberg and Leicht 1991, Lohmann and Luber 2000, Lauxen-Ulbrich and Leicht 2002). Human Capital. The business owner’s human capital, i.e. his or her educational attainment as well as the specific managerial and financial skills are considered as “productive resources” that are highly likely to affect firm employment growth (Penrose 1959, Cooper et al. 1994, Bruederl and Preisendörfer 2000). Many studies have shown that women business owners’ educational attainment is (at least) as good as that of men business owners. On the other hand, research demonstrates that women are less likely to have specific managerial and financial skills and thus less likely to grow (Brush and Hisrich 1988, Strohmeyer and Tonoyan 2004). Time Input. Empirical evidence indicates that time input differs significantly between female and male business owners. Research from the U.S., UK and Germany indicates that women are significantly less likely to invest as much work- and over-time in their businesses as men because of the reconciliation of family and work responsibilities at home (Brush 1992, Hakim 1997, Brüderl & Preisendörfer 2000, Lohmann 2001, Strohmeyer and Lauxen-Ulbrich 2003, Strohmeyer and Tonoyan 2004).

5

Data, Variables and Methods

The database is the BIBB/IAB cross-sectional survey data (1998/1999) on “Acquisition and Application of Occupational Qualifications” which has been collected by the Federal Institute for Vocational Training in collaboration with the Institute for Employment Research. The sample analyzed in this paper includes 3262 selfemployed persons, among them 1055 self-employed women and 2207 selfemployed men. Firm owners were asked retrospectively about the changes in their business performance and business patterns during the last two years before the survey was conducted. Business and personal characteristics refer to the year when the survey was conducted. The questions on the changes in employment level and the implementation or development of innovations were asked in such a way as to provide answers in a discrete form. In the questionnaire, the corresponding question for “employment growth” was as follows: “Please tell me whether or not there was an employment growth in your firm during the last two years.” The question concerning “process innovation” was as follows: “Please tell me whether or not there was an implemen-

Employment Growth and Firm Innovativeness

335

tation or development of new production techniques, machines, materials or new computer programs in your firm during the last two years.” Finally, the question concerning “product innovation” was as follows: “Please tell me whether or not there was an implementation or development of significantly improved products or new services in your firm during the last two years.” An “innovation index” has been computed in an “additive” way so that it subsumes three types of innovative behavior. The index runs from the lowest value “0” to the highest value “2”. Value “0” implies that neither a product nor a process innovation was developed or introduced during the last two years. Value “1” implies that the firm has developed or introduced either a product or a process innovation during the last two years. Value “2” implies that the firm has introduced both kinds of innovations (i.e. process and product) during the last two years. Current occupations were classified using a 3-digit occupational classification (KLdB-92). Totally, 5 groups of occupations have been utilized. The first group refers to “highly female-dominated occupations” which are comprised of 80-100 % women. The second group refers to “slightly female-dominated occupations” which are comprised of 60-80 % women. The third group refers to “mixed or integrated occupations” which are comprised of 40-60 % women. The fourth group refers to “slightly men-dominated occupations” which are comprised of 29-40 % women. Finally, the fifth group refers to “highly men-dominated occupations” which are comprised of 0-20 % women. Occupations trained for, which include both fields of study and apprenticeship training, are classified according to the same scheme applied for the classification of the current occupations (see above). Only those persons which have either graduated from a high school or have done a vocational training have been included in the classification of occupations trained for. The basis of the classification for academics is the field of study. The basis of the classification for non-academics is the type of vocational training. Industrial sex segregation, which refers to the gender-specific distribution over industries, is utilized according to the same principle that was applied for the classification of current occupations (see above). Totally, four types of industries are utilized, namely industries with 80-100 % of women (first), industries with 50-75 % of women (second), industries with 25-50 % of women (third), and, finally, industries with 0-25 % of women (fourth). In the first step, a descriptive analysis of the gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations is performed (Figure 1). Additionally, basic descriptive statistics on the firm and the firm owner’s characteristics such as firm size, firm industry, firm age, the owner’s human capital endowments and working time input are calculated (Table 1). In the second step, a bivariate probit estimation on employment growth is employed, a statistical tool which controls for endogeneity, i.e. a cause-effect problem between employment growth and innovations

336

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

(Table 2). In the third and the final step, probit regressions on the determinants of product and process innovations in women- and men-owned small ventures in Germany are estimated (Table 3 and Table 4). Table 3 subsumes the results of 2 probit regressions on process innovation (Model 4) and product innovation (Model 6), respectively, with current occupations controlled for as main determinants of the “female-male innovation gap”. Additionally, firm and firm owner’s characteristics, which refer to firm industry, firm size and the owner’s time input, are introduced into the regressions as control variables. To find out whether the predictors included into the regression explain the gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations, the gender dummy is included into the regression separately (Model 3 und Model 5). If the gender dummy becomes insignificant, the conclusion is made that the independent variables introduced into the regression could explain the gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations. Table 4 subsumes the results of two probit regressions on process and product innovations, with occupations trained for (i.e. field of study and apprenticeship training) adjusted for as main predictors of the firm owner’s commitment to process and product innovations in models 8 and 10. Besides, firm and firm owner’s characteristics, which refer to firm industry, firm size and the owner’s time input, are introduced into the regression models as control variables. To find out whether the predictors included into the regression have explained gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations, the gender dummy is included into the regression separately (Model 7 and Model 9). If the gender dummy “disappears”, the conclusion is made that the independent variables introduced into the regression models were able to explain the gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations.

6

Empirical Findings

6.1 Descriptive Results Looking at Figure 1, it becomes clear that the likelihood for women to perform product, process, or product and process innovations (jointly) is significantly lower than that for men. More specifically, the likelihood of the implementation or development of process innovations in men-owned firms is almost twice as high as in women-owned firms (42 % vs. 27 %). Differences between female- and maleowned businesses in terms of product innovation are somewhat low, but still significant at a 1 % level (33 % vs. 42 %). Last but not least, product and process innovations (jointly) were introduced in 28 % of the men-owned, but only in 16 % of the women-owned businesses in Germany.

Employment Growth and Firm Innovativeness

Men Business Owners

Product Innovation 42 %

Process Innovation 42 %

Product and Process Innovation (together) 28 %

No Innovation 44 %

337

Women Business Owners

Product Innovation 33 %

Process Innovation 27 %

Product and Process Innovation (together) 16 %

No Innovation 56 %

Source: BIBB/IAB Survey 1998/1999; Own Calculations *All t-tests for gender differences are statistically significant (p < 0.01). The corresponding t-values are -5.1 for product innovation, -9.0 for process innovation, and -8.2 for product and process innovation (jointly)

Fig. 1. Implementation of Product and Process Innovations in Women- and Men-Owned Firms Within the Last Two Years*

The descriptive statistics for the variables and indices of interest are displayed in Table 1. Employment growth occurs significantly less frequently in female-owned businesses than in male-owned businesses. More specifically, it has taken place in 17.5 % of the women-owned firms, which is significantly lower compared to employment growth that has taken place in 22 % of the men-owned firms in Germany. Another descriptive finding is that women own younger firms, a finding that reflects the catching up process of women entrepreneurs during the last decades (see Table 1). Table 1. Descriptive Resulsts on the Characteristics of Women- and Men-Owned Small Firms

Dependent Variables Employment growth (dummy: yes=1) Innovation index (continuous: 0 – 2) Process innovation (dummy: yes=1) Product innovation (dummy: yes=1)

Mean Women Men

Difference-Tests*

0.175 0.597 0.269 0.329

-3.04*** -8.43*** -8.97*** -5.07***

0.219 0.844 0.424 0.420

338

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Table 1. continued Mean Women Men Independent Variables Business Characteristics Number of employees: 1 - 2 employees 3 - 4 employees 5 - 9 employees 10 - 49 employees > 50 employees Branches with rates of females of 75% - 100% 50% - 75% 25% - 50% 0% - 25% Firm age (continuous: in years) Human Capital University degree (dummy: yes=1) Management knowledge(dummy: yes=1) Knowledge of financing (dummy: yes=1) Working hours per week (in hours) Occupational Segregation Current occupation with rates of females of 80% - 100% 60% - 80% 40% - 60% 20% - 40% 0% - 20% Occupations trained for with rates of females of 80% - 100% 60% - 80% 40% - 60% 20% - 40% 0% - 20% Instrument Variables (IV) Research and development (dummy: yes=1) Trying new things (continuous: 1 to 5) Number of observations

Difference-Tests*

Chi2 42.14*** 0.650 0.165 0.107 0.055 0.024

0.520 0.209 0.158 0.089 0.024 Chi2 465.34***

0.125 0.459 0.309 0.107 10.30

0.024 0.227 0.340 0.408 12.30

-5.61***

0.241 0.290 0.290 41.62

0.244 0.366 0.337 52.87

-0.16 -4.36*** -2.73*** -16.91*** Chi2 875.63***

0.180 0.158 0.282 0.287 0.093

0.008 0.039 0.142 0.299 0.513 Chi2 1037.35***

0.356 0.233 0.209 0.163 0.038

0.029 0.096 0.152 0.231 0.492

0.150 2.866 1055

0.247 3.050 2207

-6.79*** -4.76***

Source: BIBB/IAB Survey 1998/1999; Own Calculations

* For continuous and dummy variables a t-test is performed, for multinomial variables a chi-square test is performed

Employment Growth and Firm Innovativeness

339

Although women are almost as likely to have a university degree as men (24.1 % vs. 25.3 %), other aspects of their human capital endowments, such as managerial and financial skills, tend to be significantly lower. 29 % of the female vs. 37 % of the male business owners have management know-how. The picture is not reversed when looking at the financial skills: 34 % of the men, but only 29 % of the women (self-asses to) have profound financial skills. Eventually, time input differs markedly between female- and male-business owners because women invest almost 11 weekly working hours less than men do (41.62 hours vs. 52.87 hours) (see Table 1). 6.2 Bivariate Probit Estimation of Employment Growth and Firm Innovativeness (Controlling for Endogeneity) As pointed out above, a major pitfall that may significantly distort our results is the problem of endogeneity, i.e. the reverse causality between employment growth and innovation. A legitimate criticism is that it is not the innovation that causes the firm growth, but growth itself that leads to the implementation and development of new products, technologies or organizational modifications. To control for endogeneity, a bivariate probit model (Greene 2000) is employed (see Table 2), which simultaneously estimates factors underlying employment growth, on the one hand, and the interdependence between innovation and employment growth, on the other. The owner’s commitment to “R&D” as well as his or her inclination to “try new things” are employed as instrumental variables (IV) because they highly correlate with the innovation index, but not with employment growth. Table 2. Bivariate Probit Estimation of Employment Growth Model 1

Model 2 Employment Growth

Gender Innovation (index)

0.154

-0.031

(2.72)**

(0.44) 0.251 (3.83)**

Firm size 3 - 4 employees

0.950 (11.48)**

5 - 9 employees

1.513 (17.22)**

10 - 49 employees

1.670 (15.91)**

> 50 employees

1.539 (9.27)**

340

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Table 2. continued Model 1

Model 2 Employment Growth

Branches with rates of females of ... 50 - 75%

0.307 (1.52)

25 - 50%

0.421

0 - 25%

0.330

(2.07)* (1.63) Firm age

-0.027 (6.30)**

College degree

-0.013 (0.18)

Management skills

0.183 (2.66)**

Financial skills

0.154 (2.22)*

Working hours per week

0.006 (3.18)**

Constant

-1.010

-2.354

(21.34)**

(10.07)**

Innovation Activity (Instruments) R&D

0.270

Trying new things

0.360

(12.33)** (5.96)** Constant

-0.849 (12.65)**

Observations

3024

3024

Source: BIBB/IAB Survey 1998/1999; Own Calculations

Robust z-statistics in parentheses, * significant at 5 %; ** significant at 1 % Reference categories: sectors with 75 %-100 % women, firm size with 0-2 employees

Looking at the highly significant value of the gender dummy in Model 1, it becomes clear that women-owned businesses are significantly less likely to grow than menowned businesses. Introducing the index for innovation as well as other explanatory variables into Model 2, it becomes evident that the firm owner’s commitment to innovations, i.e. the issue whether the firm implements or develops product innovation, process innovation or product and process innovations (jointly), is strongly positively linked to employment growth. This clearly confirms hypothesis 1 that

Employment Growth and Firm Innovativeness

341

states that more innovative firms are more likely to grow than less innovative firms. Most importantly, when controlling for innovation, the gender dummy becomes insignificant in model 2, which implies that women-owned businesses are less likely to grow than men-owned businesses because the former are less likely to introduce or implement product innovation, process innovation as well as both product and process innovations. The “female-male innovation gap” is thus responsible for the lower employment growth in women-owned businesses. This is a clear support for hypothesis 2. Furthermore, slightly men-dominated sectors with 25-50 % of women favor employment growth. Firm age is negatively related to employment growth implying that younger firms grow faster. Firms with 4-9 employees are more likely to grow than those with 1-2 employees. Additionally, no correlation is found between university education and employment growth. However, employment growth is strongly positively linked to the owner’s managerial and financial skills. Besides, the likelihood that a small venture grows depends on the firm owner’s time input: The higher the owner’s time input, the higher the likelihood that the firm will grow. Because women business owners invest considerably less time than men, their firms are significantly less likely to grow. However, up to this point, the “female-male innovation” gap, i.e. the question why women are significantly less likely to engage in innovation than men remains unexplained. To answer this question, i.e. to utilize the determinants which are responsible for the gender-gap in process and product innovations, several probit estimations are employed. The results of the corresponding regressions are displayed in Table 3 and Table 4. 6.3

Probit Regressions on Firm Owner’s Commitment to Innovations: Current Occupations as Determinants of the Female-Male Innovation Gap

6.3.1 Process Innovation Introducing the gender dummy into Model 3 (b-coeff.= 0.424), significant gendered differences can be observed in the firm owner’s commitment to process innovations (Table 3). More exactly, women firm owners are significantly less likely to develop or implement process innovations than men. What factors are responsible for this outcome? To answer this question, current occupations and control variables (firm industry, firm size, owner’s working time input) are introduced as explanatory factors into Model 4. Comparing the value of the gender dummy in Model 4, which is insignificant (b-coeff.=0.096), it becomes clear that the variables introduced into regression model 4 were able to explain female-male differences in process innova-

342

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

tions. It clearly shows that the gender-gap in process innovation goes partly back to occupational sex segregation, as supposed in hypothesis 3. More specifically, process innovations are highly likely to be developed or implemented in both highly men-dominated occupations, i.e. those with 0-20 % of women, and slightly mendominated occupations, i.e. those with 20-40 % of women. However, integrated (with 40-60 % of women), slightly female-dominated (with 60-80 % of women) and highly female-dominated occupations (more than 80 % of women) seem to be “pitfalls” for innovations. In other words, these occupations tend to provide worse conditions for the development or implementation of process innovation. The same is true for industrial sex segregation. Men-dominated industries are more supportive for the development of process innovations than women-dominated industries. Especially, those men-dominated industries, where the percentage of women does not exceed 50 %, tend to implement process innovations as significantly more frequently than typical women-dominated industries. Furthermore, firm size is also an important determinant of process innovation. The higher the number of employees is, the higher the likelihood that process innovations will be implemented. Since women tend to own smaller firms, they are less likely to implement process innovations. Last but not least, the owner’s time input is also positively associated with the likelihood of the development of process innovations. Because women tend to invest significantly less time in their businesses than men, they are significantly less likely to develop process innovations. 6.3.2 Product Innovation

When introducing the gender dummy into Model 5 (b-coeff.= 0.240), significant gendered differences can be observed in the firm owner’s commitment to product innovations (Table 3). Again, women firm owners are significantly less likely to develop or implement product innovations than men. Moreover, as discovered in the descriptive statistics, it becomes apparent that the gendered differences in the owner’s commitment to product innovations are somewhat lower than those in process innovations: The b-coefficient for product innovation is much lower than the b-coefficient for process innovation (0.240 vs. 0.424). However, why are women less likely to implement product innovations than men? Looking at Model 6, which indicates an insignificant value of the gender dummy (b-coeff. = 0.089), it becomes clear that the gendered differences in product innovations could be explained by the explanatory factors controlled for in this model. Summing up, there is a lot of similarity between the explanatory factors responsible for women’s lower commitment to product and process innovations. Above all, this is the case for the gender-specific segregation in current occupations. This means that self-employed women, who operate in highly female-dominated (with 80100 % of women) and integrated occupations (with 40-60 % of women), tend to implement product innovations much less often than their counterparts performing

Employment Growth and Firm Innovativeness

343

in both highly male-dominated (with 0-20 % of women) and slightly male-dominated occupations (with 20-40 % of women). This clearly supports hypothesis 3. Surprisingly, and in contrast to process innovations, self-employed women who operate in slightly women-dominated occupations (with 60-80 % of women) are slightly more likely to implement product innovations than their counterparts operating in highly women-dominated occupational fields. In contrast to process innovation, industrial sex segregation has only minor effects on the female-male gap in product innovations since only a small effect of mixed industries (with 25-50 % of women) is observable in Model 6. The latter implies that self-employed women operating in mixed industries are slightly less likely to develop or implement product innovations than self-employed women operating in highly female-segregated branches. In the end, the “women-men gap” in product innovation is due to the fact that women run smaller ventures and tend to invest significantly less time in their businesses than men. Table 3. Probit Estimation of Process and Product Innovation (with Focus on Current Occupations) Model 3 Dependent Variable Gender

Model 4

Model 5

Process Innovation

Model 6

Product Innovation

0.424

0.096

0.240

0.089

(8.58)**

(1.55)

(4.98)**

(1.49)

Occupations of the selfemployed with rates of females of 60% - 80%

0.137

0.332

(0.99)

(2.57)*

40% - 60%

0.062

0.108

(0.49)

(0.90)

20% - 40% 0% - 20%

0.408

0.388

(3.34)**

(3.29)**

0.438

0.324

(3.37)**

(2.59)**

344

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Table 3. continued Model 3 Dependent Variable

Model 4

Model 5

Process Innovation

Model 6

Product Innovation

Branches with rates of females of ... 50% - 75%

0.112

-0.191

(0.92)

(1.73)

25% - 50%

0.441

-0.233

(3.60)**

(2.06)*

0% - 25%

0.366

-0.177

(2.85)**

(1.48)

0.174

0.091

Firm size 3 - 4 employees

(2.81)**

(1.49)

0.482

0.224

(6.99)**

(3.30)**

0.723

0.331

(8.13)**

(3.84)**

> 50 employees

0.750

0.404

(4.86)**

(2.73)**

Working hours

0.004

0.006

(2.72)**

(3.97)**

5 - 9 employees 10 - 49 employees

Constant Observations

-0.615

-1.382

-0.441

(14.84)**

(9.36)**

(11.01)**

-0.807 (6.21)**

3250

3164

3243

3157

Source: BIBB/IAB Survey 1998/1999; Own Calculations

Robust z-statistics in parentheses, * significant at 5 %; ** significant at 1 % Reference categories: occupations with 80 %-100 % women, sectors with 75 %-100 % women, firm size with 0-2 employees

6.4 Probit Regressions on Firm Owner’s Commitment to Innovations: Occupations Trained for as Determinants of the Female-Male Innovation Gap While in previous regressions (Table 3, Models 3-6), we were interested in finding out the effects of current occupations on the gendered differences in innovative behavior, we will now focus on the impact of occupations trained for, which include fields of study and apprenticeship training, on the gendered differences in the firm owner’s commitment to innovations (Table 4, Models 7-10). Put another way: We

Employment Growth and Firm Innovativeness

345

want to know whether and to what extent gender-based segregation in occupations trained for, which takes place mostly at the beginning of women’s and men’s career, influences women’s and men’s behavior as firm owners in the later stages of their career. A comparison of the values of the gender dummies in Model 7 and Model 8 shows that the gender gap in process innovations could be explained with the explanatory variables controlled for (Table 4). More precisely, occupations trained for have highly significant effects on the owner’s commitment to process innovations. Our results reveal that the occupations trained for that impede women’s commitment to innovations most are the highly female-dominated ones, i.e. those consisting of 80-100 % of women. In contrast to highly female-dominated fields of study and apprenticeship training, all remaining occupations trained for, i.e. slightly womendominated (with 60-80 % of women), mixed (with 40-60 % of women) as well as both slightly (with 20-40 % of women) and highly men-dominated (with 0-20 % of women) ones show a positive and a highly significant effect on the probability of the implementation of process innovations. Table 4. Probit Estimation of Process and Product Innovation (with Focus on Fields of Study and Apprenticeship)

Dependent Variable Gender

Model 7 Model 8 Process Innovation 0.433 0.081

Model 9 Model 10 Product Innovation 0.228 0.114

(8.45)**

(4.55)**

(1.20)

(1.73)

Occupations trained for with rates of females of 60% - 80% 40% - 60% 20% - 40% 0% - 20%

0.314

0.106

(2.99)**

(1.09)

0.571

0.299

(5.50)**

(3.08)**

0.316

0.026

(3.04)**

(0.27)

0.462

0.120

(4.40)**

(1.22)

346

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

Table 4. continued Dependent Variable Branches with rates of females of ...

Model 7 Model 8 Process Innovation

50% - 75% 25% - 50% 0% - 25%

Model 9 Model 10 Product Innovation

0.050

-0.189

(0.40)

(1.70)

0.431

-0.203

(3.45)**

(1.78)

0.402

-0.122

(3.14)**

(1.04)

0.207

0.115

(3.20)**

(1.81)

Firm size 3 - 4 employees 5 - 9 employees

0.508

0.262

(7.16)**

(3.76)**

0.740

0.350

(8.04)**

(3.94)**

> 50 employees

0.794

0.442

(4.91)**

(2.87)**

Working hours

0.005

0.006

(3.29)**

(4.02)**

10 - 49 employees

Constant Observations

-0.592

-1.454

-0.405

-0.680

(13.74)**

(11.33)**

(9.72)**

(5.81)**

2955

2955

2948

2948

Source: BIBB/IAB Survey 1998/1999; Own Calculations Robust z-statistics in parentheses, * significant at 5 %; ** significant at 1 % Reference categories: occupations with 80 %-100 % women, sectors with 75 %-100 % women, firm size with 0-2 employees

The relationship between occupations trained for and the likelihood of the implementation of product innovation (Model 10) is different from the relationship between current occupations and product innovation observed in Model 6 in one respect. While slightly and highly men-dominated types of current occupations favor the implementation of product innovation most, occupations trained for that encourage the implementation of product innovation most are the mixed ones with 40-60 percentage of women.11

11

The effects of the remaining explanatory variables (e.g. firm size and owner’s time input) on product and process innovations are almost identical to those explained in the previous chapter. Therefore, no detailed descriptions of them will be given here.

Employment Growth and Firm Innovativeness

7

347

Conclusion and Discussion

The main purpose of this study was to examine the patterns and determinants of employment growth in women- and men-owned small ventures in Germany. More specifically, it has set out to explore the gendered differences in the level of employment growth between women- and men-owned businesses in Germany as well as the factors underlying them. The questions analyzed in this paper included the following: Are women-owned businesses less likely to grow than men-owned businesses? If so, what firm- and owner-specific characteristics and what strategic determinants are responsible for the gender gap in employment growth? Examining the causes of lower employment growth in women-owned businesses, previous research has mainly focused either on firm-specific (firm age, firm size and firm industry) or person-specific characteristics (firm owner’s level of human capital, his or her working experience etc.). In contrast to previous research, the main hypothesis of this study was that not only firm- and person-specific characteristics may cause gender differences in employment growth, but also factors related to firm strategy. The firm owner’s commitment to innovations, i.e. the degree to which he or she has implemented or developed product or process innovations (or both) was considered as a major strategic factor of firm growth in this study. More specifically, the idea has been put forward and tested empirically that women-owned businesses are less likely to grow because they are less likely to introduce or develop product and process innovations than men-owned businesses. Our descriptive findings show that women-owned businesses are, indeed, less likely to grow than men-owned businesses. Most importantly, the former are also less likely to implement or develop product or process innovations as well as product and process innovations (jointly). That is, the “female-male innovation gap” becomes already apparent at the aggregated level. Moreover, women-owned firms are, on the average, younger and smaller. Besides, women owners often lack profound managerial and financial skills. Additionally, they tend to invest considerably less time in running and developing their own businesses than their male counterparts. Controlling for endogeneity, i.e. a cause-effect problem between employment growth and innovations, we find that innovation is strongly positively related to employment growth and thus can be considered as its robust explanatory factor. Moreover, the striking result of this study is that the lower employment growth in women-owned small ventures in Germany is due to the fact that women are significantly less likely to engage in the development or implementation of product or process innovations as well as product and process innovations (jointly) than men. Put another way, the “female-male innovation gap”, with women business owners being significantly less committed to innovations than men, results in lower employment growth in women-owned small businesses. This strongly supports the results of Brüderl and Preisendörfer (2000). Furthermore, employment growth is

348

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

positively affected by the level of the owner’s (self-assessed) managerial and financial skills. The better the owner’s business-, and finance-related know-how is, the more likely is employment growth. Because women business owners’ level of (selfassessed) managerial and financial skills is significantly lower than that of men business owners, their firms are less likely to grow. Additionally, employment growth is also positively associated with the firm owner’s time input. The more hours are invested in the firm, the higher the likelihood for employment growth. In this regard, women-owned small firms are less likely to grow since women invest considerably less time in their businesses than men do. Finally, younger and larger ventures (with more than 2 employees) are more likely to grow than older and micro-ventures (with 2 or less employees). Having found that women’s lower commitment to innovations results in lower employment growth of their firms, we were also interested in explaining the causes of the “female-male innovation gap”, i.e. the issue why women are significantly less likely to develop or introduce product and process innovations than men. Two hypotheses have been put forward in this regard. Summing up, it has been suggested that apparent obstacles which deter women’s commitment to innovations may lie in the structural character of their current occupations as well as in the fields of study and apprenticeship training, which they have choosen in the early stages of their career. First, women’s lower commitment to innovations may be due to occupational sex segregation, with women performing in current occupations which are less favorable for the development and implementation of innovations. Second, gender differences in the firm owner’s commitment to innovations may also go back to the gender-specific differences in the choice of fields of study as well as vocational training. Examining the determinants of the firm owner’s commitment to innovations in probit regressions, the hypotheses mentioned above could largely be supported. It appeared, indeed, that the gender-gap in process and product innovations goes (partly) back to the gender-specific segregation in current occupations as well as choices of fields of study and apprenticeship. First, process and product innovations are highly likely to be developed or implemented in both highly men-dominated occupations, i.e. those with 0-20 % of women, and slightly men-dominated occupations, i.e. those with 20-40 % of women. Quite the contrary, integrated (with 60-80 % of women) and highly femaledominated occupations (with more than 80 % of women) do not provide favorable conditions for the development or implementation of process and product innovations. An explanation for these phenomena is that typically women-dominated occupations such as nurses, sales-persons, barbers, beauticians, lawyers and consultants etc., are rather person- and service-oriented (Lauxen-Ulbrich and Leicht 2002, Kraus 2003), but less technically or technologically oriented.12 12

However, this may be one of possible mechanisms of the relationship between “occupational sex segregation” and “female-male innovation gap”. Further research is needed to better highlight the mechanisms underlying this relationship.

Employment Growth and Firm Innovativeness

349

Second, gender-specific choices of fields of study and apprenticeship, with women typically choosing female majors such as education or humanities (Strohmeyer 2003, 2004), results in women’s lower commitment to innovations. In brief, fields of study and apprenticeship that impede women’s commitment to process innovations most are highly female-dominated ones (such as humanities and education), i.e. those consisting of 60-80 % of women. Slightly women-dominated (with 60-80 % of women), integrated (with 40-60 % of women) as well as slightly (with 20-40 % of women) and highly men-dominated (with 0-20 % of women) occupations turned out to be positively and highly significantly related to process innovations. However, the picture is slightly reversed when looking at product innovations. Fields of study and apprenticeship that favor the owner’s commitment to product innovations most are mixed or integrated ones. Summing up, men’s higher commitment to innovations is partially explained by the stock and the specificity of their human capital, which is gathered in majors strongly related to innovations, such as natural sciences, engineering and business administration. Important implications for policy and business consultants, aiming at supporting women business owners to catch up with their male counterparts in terms of firm success, can be drawn from this study. First, it becomes apparent that fostering employment growth in women-owned businesses needs to be closely related to supporting women’s commitment to innovations. How can women entrepreneurs in Germany be encouraged to become engaged in the development or implementation of product and process innovations? As we have seen, the reason why women are significantly less likely to implement or develop product and process innovations is primarily due to women’s structural embeddedness in occupations but not neccessarily in their personal characteristics. More exactly, the gender-specific segregation in current occupations as well as the fields of study and the apprenticeship training cause women’s lower commitment to innovations. Creating business environments where women entrepreneurs grow as rapidly as men entrepreneurs thus presupposes helping and encouraging young girls and women to position themselves in occupations and fields of study (or apprenticeship training) that are not primarily womendominated.

350

Vartuhi Tonoyan, Robert Strohmeyer

8

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Autorenverzeichnis

Almer-Jarz, Daniela A. Mag. Daniela A. Almer-Jarz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Universität Klagenfurt. Sie studierte Soziologie und Bildungswissenschaften an der Universität Graz mit Schwerpunkten empirische Sozialforschung, politische Soziologie und Erwachsenenbildung. Seit 2003 ist sie wissenschaftliche Projektmitarbeiterin an der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung und schreibt ihre Dissertation im Bereich der Teamgründungen und Teamprozesse. Ihre weiteren wissenschaftlichen Interessen liegen in den Bereichen der Genderforschung und der Entwicklung von jungen Unternehmen. Blumberg, Boris F. Boris F. Blumberg ist „Assistant Professor“ für Organization und Strategy an der Universität Maastricht. Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, promovierte er 1997 am Interuniversity Center for Social Science and Methodology (ICS) an der Universität Utrecht mit einer Studie über das Management von R&D Kooperationen. Als Gastforscher verbrachte er mehrere Monate an der University of California at Berkely und der University of Chicago. Gegenwärtig liegen seine Forschungsinteressen unter anderem in den Gebieten Entrepreneurship, soziale Netzwerke und strategisches Management. Er hat in internationalen Fachzeitschriften, wie „Organization Studies“ und „Journal of Mathematical Sociology“ publiziert und ist Mitglied des ‚editorial boards‘ von „International Sociology“. Daneben ist er Mitautor des bekannten Lehrbuch „Business Research Methods“ erschienen bei McGraw-Hill. Breitenecker, Robert J. Mag. Robert J. Breitenecker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung der Universität Klagenfurt. Er studierte Mathematik an der Universität Klagenfurt mit Spezialisierung auf Angewandte Statistik. Seit 2002 ist er Mitarbeiter der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung und schreibt an seiner Dissertation im Bereich der räumlichen Statistik. Seine wissenschaftlichen Interessen liegen neben statistischen Methoden in den Bereichen der Gründungsforschung und der Entwicklung von jungen Unternehmen. Brinckmann, Jan Dipl.-Ök. Jan Brinckmann ist Doktorand am Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement der Technischen Universität Berlin. Dort widmet er sich dem

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Thema Managementkompetenz in jungen Hochtechnologieunternehmen. Daneben gibt er Seminare zum Entrepreneurial Marketing und zur Entwicklung von Geschäftsmodellen. Jan Brinckmann studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hannover und der Universidad de Zaragoza mit den Schwerpunkten Entrepreneurship, Marketing und Unternehmensführung. Er arbeitete für junge Unternehmen in Deutschland, USA, Kenia, Ekuador und Malta. Jan Brinckmann hat verschiedene Auszeichnungen und Stipendien von Institutionen wie dem Deutschen Bundestag, dem American Congress, dem DAAD, der Universidad de Zaragoza und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft erhalten. Zurzeit ist er Visiting Researcher an der Weatherhead School of Management der Case Western Reserve University. Fritsch, Michael Prof. Dr. Michael Fritsch hat Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität (TU) Berlin studiert. Danach Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Promotion und Habilitation an der TU-Berlin. Seit 1992 hat er einen Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik an der TU Bergakademie Freiberg. Darüber hinaus ist er zur Zeit auch Forschungsprofessor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin und am Max-Planck-Institut für Ökonomik – Entrepreneurship, Growth and Public Policy, Jena. Die wesentlichen Forschungsgebiete sind Innovationsökonomik, Entrepreneurship, regionale Entwicklungsdynamik und -strategien sowie die Funktionsweise von Märkten und Marktversagen. Neuere Arbeiten befassen sich insbesondere mit Innovationspolitik und regionalen Innovationssystemen, der Bedeutung von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen für das Innovationsgeschehen sowie mit dem Beitrag von Unternehmensgründungen zur Regionalentwicklung. Fueglistaller, Urs Geboren 1961 in Herisau (Schweiz), ist Prof. Dr. Urs Fueglistaller heute Extraordinarius für Unternehmensführung mit besonderer Berücksichtigung der kleinen dynamischen Unternehmen an der Universität St. Gallen (HSG). Als geschäftsführender Direktor des Schweizerischen Instituts für Klein- und Mittelunternehmen (KMU-HSG) und Direktor des Intensivstudium KMU an der Universität St. Gallen steht er täglich in engem Kontakt mit der Praxis. Durch sein Engagement in Forschung, Aus- und Weiterbildung sowie Engagement in Beratung und Verwaltungsratsmandaten ist ihm der gegenseitige Transfer zwischen Theorie, Forschung und Praxis sehr wichtig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Klein- und Mittelunternehmen, Dienstleistungsmanagement und -kompetenz, Strategisches Management und Unternehmertum. Gemünden, Hans Georg Prof. Dr. rer. oec. habil. Hans Georg Gemünden ist Inhaber des Lehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanagement der TU Berlin. Er leitete vom 1.1. 1988 –

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31.3.2000 das Institut für Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung der Universität (TH) Karlsruhe. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Psychologie in Saarbrücken (Abschluss: Diplomkaufmann) und promovierte dort zum Dr. rer. oec. über das Thema „Innovationsmarketing“. In Kiel habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Informationsverhalten und Effizienz“. Er publizierte mehrere Bücher und zahlreiche Artikel auf den Gebieten Technologie- und Innovationsmanagement, Unternehmensführung, Organisation, Marketing, Personal und Rechnungswesen. Ferner war er stellvertretender und amtierender Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission Technologie- und Innovationsmanagement von 1998-2002. Golla, Stephan Ist seit Sommer 2001 als wissenschaftlicher Assistent beim KfW Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurship der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL (ebs) tätig. Vorab absolvierte Stephan Golla eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Das Diplom erreichte er durch eine Arbeit bei Prof. Dr. Franz Pleschack (ISI) zum Thema Gründungs- und Wachstumsfinanzierung junger Technologieunternehmen. Seine Forschungsschwerpunkte sind innovative Unternehmensgründungen, Academic Entrepreneurship sowie Spin-offs auf Forschungsinstituten. In der Lehre ist Stephan Golla in Business Plan Seminaren und mit der Veranstaltung „Management of Technology Based Firms“ aktiv. Neben seinem Engagement in der Lehre an der ebs initiiert und betreut er verschiedene Forschungs- und Praxisprojekte Grichnik, Dietmar PD Dr. Dietmar Grichnik, geb. 29.11.1968, studierte nach einer Banklehre Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln und an der Pennsylvania State University, USA. Studienabschluss als Diplom-Kaufmann (1995) und als DiplomHandelslehrer (1996) sowie Promotion (2000) erfolgten an der Universität zu Köln. Nach Abschluss der Habilitation (2005) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Ruf an die Private Universität Witten/Herdecke auf den Lehrstuhl für Corporate Finance & Entrepreneurship (Unternehmensfinanzierung und Unternehmensgründung). Neben Forschungsaufenthalten an der Open University in Milton Keynes, UK, am Babson College in Wellesley, MA, USA, und an der Case Western Reserve University in Cleveland/Ohio, USA, Gastdozententätigkeit in MBA-Programmen an der Düsseldorfer Business School und an der Università di Bologna, Italien. Forschungs- und Lehrgebiete: International Entrepreneurship, Entrepreneurial Finance und Corporate Finance, Entscheidungs- und Risikoverhalten von Unternehmern und Venture-Finanziers. Halter, Frank Geboren 1974 in Menziken (Schweiz) ist Frank Halter seit Herbst 2001 als wissenschaftlicher Assistent und Projektleiter am Schweizerischen Institut für Klein- und

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Mittelunternehmen an der Universität St. Gallen (KMU-HSG) tätig. Neben seinem Engagement in der Lehre an der Universität St. Gallen initiiert und betreut er verschiedene Forschungs- und Praxisprojekte. Gleichzeitig promoviert er seit Frühling 2003 an der European Business School (ebs) in Deutschland bei Prof. Dr. Jean-Paul Thommen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Familienunternehmen, Klein- und Mittelunternehmen, Academic Entrepreneurship, Konflikte und Emotionen sowie Strategisches Management. Hisrich, Robert D. Robert D. Hisrich is the Garvin Professor of Global Entrepreneurship and Director of the Center for Global Entrepreneurship at Thunderbird. He is also president of H&B Associates, a marketing and management consulting firm he founded. Professor Hisrich received his B.A. from DePauw University, his M.B.A. and Ph.D. degrees from the University of Cincinnati, and honorary doctorate degrees from Chuvash State University (Russia) and the University of Miskolc (Hungary). Prior to joining Thunderbird, Dr. Hisrich held the A. Malachi Mixon, III Chaired Professor of Entrepreneurial Studies at the Weatherhead School of Management, Case Western Reserve University. Dr. Hisrich was a Fulbright Professor at the International Management Center in Budapest, Hungary in 1989. In 1990-91 he was again named a Fulbright Professor in Budapest at the Foundation for Small Enterprise Economic Development, where he also held the Alexander Hamilton Chair in Entrepreneurship. Dr. Hisrich has held visiting professorships at the University of Ljubljana (Slovenia); the Technical University of Vienna (Austria); the University of Limerick (Ireland); the Graduate School of Business Administration at the University of Puerto Rico; and the Massachusetts Institute of Technology. He has authored or co-authored fourteen books, including Entrepreneurship: Starting, Developing, and Managing a New Enterprise (translated into seven languages and now in its fifth edition) and The Woman Entrepreneur. Dr. Hisrich has written over 200 articles on entrepreneurship, international business management, and venture capital, which have appeared in such journals as The Academy of Management Review, California Management Review, Columbia Journal of World Business, Journal of Business Venturing, Sloan Management Review, and Small Business Economics. He has served on the editorial boards of The Journal of Business Venturing, Entrepreneurship Theory and Practice, Journal of Small Business Management, and Journal of International Business and Entrepreneurship. Besides designing and delivering management and entrepreneurship programs to U.S. and foreign businesses and governments, particularly in transition economies, Dr. Hisrich has instituted academic and training programs such as the university/industry training program in Hungary, a high school teachers entrepreneurship training program in Russia, an Institute of International Entrepreneurship and Management in Russia, and an Entrepreneurship Center in Ukraine.

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Jungwirth, Carola PD Dr. Carola Jungwirth hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München BWL studiert, an der TU Bergakademie Freiberg in Sachsen promoviert und ihr Habilitationsverfahren an der Universität Zürich im Februar 2005 abgeschlossen. Seit April 2005 hat sie eine Lehrstuhlvertretung für den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke inne. Sie hat sich im Rahmen ihrer Habilitation mit der Frage auseinandergesetzt, inwieweit die Humankapitalausstattung eines Venture Capitalisten dessen Strategiewahl bestimmt. Carola Jungwirth ist u.a. Mitglied im SchmalenbachArbeitskreis für Unternehmensführung und Gutachterin für verschiedene deutschsprachige und internationale Zeitschriften. Kay, Rosemarie Dr. Rosemarie Kay studierte nach Abschluss einer Ausbildung zur Industriekauffrau und Betriebswirtin (VWA) von 1983 bis 1989 Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin. Anschließend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig, zunächst an der Forschungsstelle für den Handel Berlin (FfH) e.V., von 1992 bis 1997 am Institut für Management an der FU Berlin, Arbeitsbereich Personalpolitik. Seit der Promotion an der FU Berlin im Jahre 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Forschungsschwerpunkte: Personalpolitik in KMU, Existenzgründung sowie Frauen als Gründerinnen und Unternehmerinnen. Keßler, Alexander Schloss 1999 sein Magisterstudium der Betriebswirtschaftlehre mit den Vertiefungsrichtungen Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien ab und begann seine Tätigkeit als Assistent von Prof. Josef Mugler am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe an der Wirtschaftsuniversität Wien. Gleichzeitig nahm er sein Doktoratsstudium auf, welches er im Dezember 2001 mit der Promotion zum Dr.rer.soc.oec. mit Auszeichnung abschloss. Thema der Dissertation waren „Fördernde und hemmende Faktoren im Unternehmensgründungsprozess in Transformationsstaaten am Beispiel der Tschechischen Republik“. Neben dem im Rahmen der Dissertation vertieften Gebiet „Unternehmertum in Transformationsstaaten“ gehören die Aspekte „Nascent Entrepreneurship“ und „Vergleichende Entrepreneurshipforschung“ zu den aktuellen Forschungsschwerpunkten von Alexander Keßler auf dem Weg zu seiner angestrebten Habilitation. Die Tätigkeit in diesen Forschungsschwerpunkten resultierte in zahlreichen internationalen Konferenzauftritten (G-Forum, RENT, ICSB World Conference, Babson Kauffman Entrepreneurship Research Conference) und mehreren publizierten sowie angenommenen Beiträgen in internationalen Fachzeitschriften (Zeitschrift für Kleinund Mittelunternehmen, Journal of Enterprising Culture, Family Business Review, Entrepreneurship & Regional Development, Zeitschrift für Betriebswirtschaft). Seit

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Januar 2005 ist Alexander Keßler neben seiner Tätigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien auch bei der KMU FORSCHUNG AUSTRIA tätig. Klandt, Heinz Prof. Dr. Heinz Klandt ist seit 1998 Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Entrepreneurship (EUROPEAN BUSINESS SCHOOL, www.ebs.de in OestrichWinkel), einer Stiftung der Deutschen Ausgleichsbank (heute Kreditanstalt für Wiederaufbau) auf Initiative des BMWI. Er ist geschäftsführender Direktor des bifego (betriebswirtschaftliches Institut für empirische Gründungs- und Organisationsforschung: www.bifego.de) sowie Präsident des FGF (Förderkreis GründungsForschung – Entrepreneurship Research: www.FGF-eV.de); Initiator der jährlichen IntEnt-Konferenz „Internationalizing Entrepreneurship Education and Training“ (www.intent-conference.de) sowie der G-Forum Konferenz (www.G-Forum.de). Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln (Dipl.-Kfm. 1974). Nach Tätigkeit in der Wirtschaft, Assistententätigkeit am IfM (Institut für Mittelstandsforschung, Köln-Bonn), am BIFOA (Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Grochla) und am Planungsseminar der Universität zu Köln (Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Szyperski). Mehrjährige selbständige Tätigkeit als Unternehmensberater und Trainer. 1984 Promotion zum Dr. rer. pol. (Aktivität und Erfolg des Unternehmensgründers) an der Universität zu Köln. 1990-1998 Professor/Leiter des Fachgebietes Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung an der WiSo Fakultät der Universität Dortmund. Forschungsschwerpunkte sind Gründerpsychologie, -ausbildung, -assessment, Gründungssimulation und -klima. Koch, Andreas Andreas Koch, Jahrgang 1971, hat von 1993-2000 in Hannover, Tübingen und Rio de Janeiro (UFRJ) Geographie mit den Nebenfächern Stadtplanung, Rechtswissenschaft und Soziologie studiert. Von Mai 2000 bis März 2003 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie für Technikfolgenabschätzung in BadenWürttemberg und bearbeitete mehrere Projekte in den Bereichen Gründungsforschung und Regionale Innovationssysteme. Seit März 2003 ist er Wissenschaftlicher Referent am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen und dort in dem diesem Beitrag zugrunde liegenden DFG-finanzierten Projekt zur Gründungsforschung tätig. In seinem Dissertationsvorhaben forscht Andreas Koch über „Spin-off-Gründungen aus privatwirtschaftlichen Unternehmen: Netzwerke, Innovation und regionaler Strukturwandel“. Konrad, Elmar D. Dr. Elmar D. Konrad studierte an der Universität Karlsruhe (TH) Wirtschaftsingenieurwesen sowie angewandte Kulturwissenschaft. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter baute er am Institut für Angewandte BWL und Unternehmensführung der Universität Karlsruhe den Bereich Entrepreneurship in Lehre und Forschung als neuen Schwerpunkt neben Innovationsmanagement und Organisationsentwicklung

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auf. In seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich mit der Unternehmens- und Gründungsforschung als Beitrag einer Kulturmanagementtheorie sowie den Interdependenzen zwischen Kultur, Kreativität und Innovation. Zudem ist Herr Konrad Lehrbeauftragter am Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft der Universität Karlsruhe für den Bereich Kulturmanagement sowie an der Technischen Universität Berlin für den Bereich Entrepreneurship. Sein kulturelles Engagement zeigt sich durch seine Tätigkeit als Beirat des Vocalensembles Rastatt und des Barockorchesters Les Favorites sowie durch journalistische Tätigkeiten zu Themen der Kulturarbeit und Kulturpolitik. Seit April 2003 ist Herr Dr. Konrad im Rahmen des EXISTProjekts G-DUR für die Leitung des Fachs Unternehmensgründung an der WiSoFakultät der Universität Dortmund verantwortlich. Herr Konrad hat seit 2005 auch die Leitung des von ihm mitbegründeten Steinbeis-Transferinstituts für Communication, Culture & Event Business der Steinbeishochschule Berlin inne. Mueller, Pamela Pamele Mueller studierte Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen FriedrichWilhelms-Universität Bonn. Seit Anfang 2003 ist Pamela Mueller wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Michael Fritsch an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und war Mitarbeiterin im Projekt „Entrepreneurship und Regionalentwicklung“, welches von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Interdisziplinäre Gründungsforschung“ gefördert wurde. Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Wirkung von Unternehmensgründungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und den technologischen Fortschritt, Charakteristika von Unternehmensgründern sowie Technologie-Transfer von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Salomo, Sören o.Univ.-Prof. Dr. Sören Salomo ist Leiter des Instituts für Technologie- und Innovationsmanagement an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz. Zuvor war Prof. Salomo wissenschaftlicher Assistent am Institut für Technologie und Management, Technische Universität Berlin, an der er sich im Dezember 2004 habilitierte. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er sowohl sein Studium der Betriebswirtschaftslehre (Diplom-Kaufmann) als auch seine Promotion abschloss. Im Jahr 2003 war Prof. Salomo Gastprofessor am Rensselaer Polytechnic Institute, Lally School of Management and Technology, Troy, NY. Zudem unterrichtet er in Executive MBA-Programmen der Universidad de Alcalá, Spanien, der Danish Technical University und der Steinbeis Universität Berlin. Im Jahr 2000 erhielt er den Forschungspreis der Esche-Schümann-Commichau Stiftung für hervorragende wissenschaftliche Leistungen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen: Management hoch innovativer Vorhaben, exportorientiertes Innovationssystem von Dienstleistungsunternehmen, Managementkompetenz und Unternehmensentwicklung junger Hoch-Technologieunternehmen. Prof.

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Salomo ist Mitglied der Kommission für Technologie- und Innovationsmanagement im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft sowie der Academy of Management und Mitglied in der Expertenkommission zum Unternehmensrating der DVFA Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management. Schwarz, Erich J. Univ.-Prof. Dr. Erich J. Schwarz absolvierte an der Montanuniversität Leoben das Studium des Gesteinshüttenwesens. Von 1991 bis 1999 war Erich J. Schwarz Univ.-Ass. bzw. a.o.Univ.-Prof. am Institut für Innovationsmanagement an der Universität Graz, Nach der Promotion im Fach Wirtschaftsingenieurwesen im Jahr 1994 erfolgte 1998 die Habilitation für das Fach Betriebswirtschaftslehre. Seit Juni 1999 ist Erich J. Schwarz ordentlicher Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Innovationsmanagement und Unternehmensgründung, an der Universität Klagenfurt. Die Entwicklung und Führung junger, innovativer KMU sowie das Management von Innovationen bilden den wissenschaftlichen Interessensschwerpunkt von Erich J. Schwarz. Stahlecker, Thomas Thomas Stahlecker studierte Wirtschaftsgeographie, Internationale Technische und Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Geographie an der RWTH-Aachen; MagisterArtium 1998. Berufliche Tätigkeiten in der Projektkoordination der Landesinitiative Bio-Gen-Tec NRW e.V. in Köln und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg. Seit Mai 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung „Innovationsdienstleistungen und Regionalentwicklung“ des Fraunhofer ISI. Derzeitige Arbeitsschwerpunkte: Regionale Innovationssysteme, Innovationsnetzwerke, technologieorientierte Unternehmensgründungen, Regionalökonomische Theorien, Innovations- und Technologiepolitik, Wirtschaftsraumanalyse, das Baden-Württembergische Produktions- und Innovationssystem. Strohmeyer, Robert Robert Strohmeyer studied sociology and statistics at the University of Mannheim, Germany. He holds a degree in Sociology in 2000 and in the same year he becomes affiliated with the Institute for Small Business Research at the University of Mannheim (German: Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim) as a research fellow. For about 5 years, he has been working as a researcher at the ifm Mannheim, where he has been involved in various research projects on Small and Medium-Sized Enterprises (SME) and (female) entrepreneurship conducted both on behalf of German ministries and research foundations. His main research interests, on which he has published widely both in German and English, include comparative and longitudinal analyses of the impact of human capital on the probability of entering self-employment and firm performance, female entrepreneurship, ethnic entre-

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preneurship as well as corrupt behavior of entrepreneurs in mature and emerging market economies. Tonoyan, Vartuhi Vartuhi Tonoyan studied economics at the Yerevan State University of National Economy (Armenia) and the Ruhr-University of Bochum (Germany). She holds a degree in Economics with distinction in 1999. In 2001 she becomes affiliated with the Institute for Small Business Research at the University of Mannheim (Germany) as a research fellow. For 4 years, she has been working on different projects concerning corruption and entrepreneurship, female entrepreneurship, networking behavior of entrepreneurs as well as start-ups and Small-and-Medium Sized Enterprises (SME) development in the former Soviet block (with focus on Russia, Trans-Caucasus and Central Asia), Western and Eastern Europe. Additionally, she has been enrolled as a PhD candidate at the Department for International Management at the University of Mannheim. In her doctoral thesis, she focuses on the causes and consequences of corruption for SME making cross-national comparisons between emerging and mature market economies. She speaks and writes fluently in Armenian, Russian, German and English. Walter, Achim Achim Walter begann seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann und einer einjährigen Tätigkeit im Einkauf eines mittelständigen Unternehmens, ehe er an der Universität Karlsruhe (TH) ein Studium zum Wirtschaftsingenieur mit den Schwerpunkten Marketing und Innovationsmanagement aufnahm. Nach Abschluss des Studiums im Februar 1992 war er zwei Jahre als Unternehmensberater im Bereich der Innovationsförderung tätig. Anfang 1994 entschied er sich für Forschung und Lehre. Im Sommer 1997 erfolgte die Promotion an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Karlsruhe (TH) zum Thema „Beziehungspromotoren“. Im Februar 2002 habilitierte er sich mit dem Thema „Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“ an der Fakultät für Wirtschaft und Management der Technischen Universität Berlin. Im Sommer 2002 führte ihn eine Gastprofessur an das Department of International Economics and Management der Copenhagen Business School. Dort beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit Ausgründungen aus Hochschulen (Spin-Offs) und dem Einfluss moderner Informations- und Kommunikationstechnologien auf Geschäftsbeziehungen. Zum 1. März 2003 erhielt er den Ruf an den Lehrstuhl für Gründungsund Innovationsmanagement der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Hier obliegt ihm außerdem die Leitung des Studienkollegs BWL für Studierende anderer Fakultäten der Universität Kiel. Walter, Sascha G. Sascha Walter, geboren 1975 in Hannover, studierte von 1997 bis 2003 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld und International Business an der

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Ecole Supérieure de Commerce de Rennes (Frankreich). Schwerpunkte seines Studiums, das er als Diplom-Kaufmann und Master of Arts in International Business abschloss, lagen in den Disziplinen Wirtschaftsinformatik, Internationales Marketing sowie Personal, Organisation und Unternehmensführung. Während dieser Zeit konnte er durch Praktika und Projektarbeiten Erfahrungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren in China und Deutschland sammeln. Seit 2003 ist Herr Walter von Prof. Dr. Walter betreuter Stipendiat des Graduiertenkollegs „Betriebswirtschaftliche Aspekte lose gekoppelter Systeme und Electronic Business“ an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel. Sein Forschungsinteresse richtet sich auf die Bereiche Entrepreneurship, Electronic Business und Wissenschaftstheorie. Welpe, Isabell Dr. Isabell Welpe schloss 1999 ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität mit dem Diplom an und erwarb 2000 an der London School of Economics and Political Sciences einen Master of Science in ‚European Studies‘. 2003 wurde sie an der Universität Regensburg am Lehrstuhl für Innovations- und Technologiemanagement im Rahmen des BMBF geförderten EXIST HighTEPP Programms zum Dr. rer. pol. promoviert. Zur Zeit habilitiert sie an der Ludwig-Maximilians Universität in München zum Thema Humankapital. Seit 2004 hat sie außerdem einen Lehrauftrag an der Ottovon-Guericke Universität in Magdeburg zum Thema International Technology Marketing. Die wissenschaftlichen Interessen von Isabell Welpe liegen im Bereich Internationales Management und Entrepreneurship Forschung, Humankapitaltheorien und Hochschulmanagement. Einen Schwerpunkt bildet derzeit ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Marina Fiedler, welches den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Betriebswirtschaftslehre untersucht. Werner, Arndt Arndt Werner studierte Volkwirtschaftslehre von 1995 bis 2000 an der Universität zu Köln. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Personalwirtschaftslehre (Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner). Seit 2003 ist Arndt Werner wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Forschungsschwerpunkte: Empirische Gründungsforschung, Arbeitsbedingungen in KMU, F&E-Kooperationen in KMU, innovative Unternehmensgründungen.