Tcj) ytvC1. nenp(o)'t'CUxO-r(o)v = .. der jeweils Besten in jeder Generation"; Plutarch. de lib. educ. 13 (p. 9 b): Die Väter aneU8OVTCt; y<xp TOOt; ncx~aCltt; iv niia~ 't'ciX~ov np(O)TCÜaClt~; PapLips 1.40, 2. 16; 3. 6: np(o)~v = Vorsteher; PapOxyrh XVI, 1983, 3. Weitere Belege bei W. Michaelis. ThWB VI. S.882f. • V gl. Chrysostomus Z. St.: ncxY'rcxxoü ycip laT~ 7tp(;)TOr;- 4'1(0) np(;)TOt;. i;v 'rij ixKAl)" a~ np(;)TOt;, iv 'rij civCltGTciac~ np(;)TOt;' Xl:fCXA~ ycip laT~v' i;v 'rij cX.VCltGTcia" np(;)TOt;_ • Vgl. G. Münderlein. Die Erwählung durch das Pleroma. Bemerkungen zu Kol. I. 19. NTS 8 (1961/62). S.264-276. 7
5226
Lobac, Kol, PhiIcmoo
98
Kolli'
sich 0 31:6c; als Subjekt ergänzen, 7t«v Tb 7tA~P(a)~ot XotTOLx'ijaotL würde dann als Acc. c. Inf. zu fassen sein. Bei dieser Ergänzung wäre eine glatte Verbindung zum folgenden Partizip dP1)v07tOL~aotC; gewonnen 1. Es kann aber auch 7t«V Tb 7tAi)P(a)~ot als Subjekt genommen werden, an das in constructio ad sensum dP1)v07tOL~aotc; angeschlossen wird. Da diese Lösung ohne Einfügung eines nicht genannten Subjekts auskommt, ist ihr vor der anderen Möglichkeit der Vorzug zu geben'. 7t«V Tb 7tAi)pCa)~ot meint nichts anderes als die göttliche Fülle in ihrer Gesamtheit und wird daher in dem kommentierenden Satz 29 als 7t«v Tb 7tAi)P(a)~ot Tijc; 31:6T1)TOC; erläutert. Der Begriff 7tA~p(a)~ota hat in der christlichen Gnosis des zweiten Jahrhunderts eine große Rolle gespielt'. Bei den Valentinianern ist mit dem 7tAi)P(a)~ot die Fülle der aus Gott hervortretenden Emanationen gemeint, von denen Gott unterschieden ist als der ~6voc; aytvV1)TOC;, OU 't'67tOV q(a)v, OU Xp6vov (Hippolyt, Refut. VI, 29, 5). 7tAi)P(a)~ot bezeichnet im Gegensatz zum xtv(a)~ot, dem Entleertsein von Göttlichem (Epiphanius, Haer. 31, 16, 1), die oberste pneumatische Welt in der nächsten Nähe zu Gott, die durch eine Grenze vom Kosmos getrennt ist. Es besteht dpi)V1) xott O'U~q>(a)v(ot 7tc1VT(a)V TWV tmc; 7tA1)PW~OtTOC; otlwv(a)v (Hippolyt, Refut. VI, 32, 1). Die vollkommene Frucht des 7tAi)P(a)~, die von allen Aeonen gemeinsam hervorgebracht wurde, ist Jesus (Hippolyt, ebd. 32, 1 f.; Irenaeus, adv. Haer. I, 2, 6), der als der Erlöser aus der göttlichen Fülle hinabstieg (Hippolyt, ebd. 32, 4). Ziel des Erlösungswerkes aber ist es, daß sich im 7tA~P(a)~ot alles, was pneumatischen Ursprungs ist, wieder zusammenfindet, tv' TO 7tA~P(a)~ot tv apL3-~ij) TEML<:l O'UV1)3-pota~ov (Hippolyt, ebd. 34, 2). Da in der valentinianischen Lehre das 7tAi)P(a)~ot zwar die himmlische Fülle ist, Gott selbst aber nicht zum 7tAi)P(a)~ot gehört, kann dieses Verständnis des Wortes 7tA~P(a)~ot zur Erklärung von Kol119 nichts beitragen. Denn darüber kann kein Zweifel bestehen, daß im Christus hymnus mit dem 7tA~P(a)~ot Gott selbst gemeint ist.
n
I Für diese Lösung entscheiden sich daher zahlreiche Exegeten: Li g h t f 00 t. Haupt. Lohmeyer z. St.; G. Schrenk. ThWB H. S. 739; G. Delling. ThWB VI. S. 30lf.; Muß ne r a. a. O. S. 58 Anm. 89; Feuillet a. a. O. S. 228f. I So auch Abbou. v. Soden. Ewald. Masson. Dibelius·Greeven z. St.; Percy. Probleme. S.76 Anm.22; Käsemann. Aufsätze I. S.42f.; Jervell. Imago Dei. S.222 Anm. 191; Münderlein a.a. O. S. 266; Schweizer. Neotestamentica. S. 294 Anm. 3. a Vgl. Delling a.a O. S.297-304 (mit ausführlicher Literaturübersicht auf S. 297); ferner seien besonders genannt: J. Ge wie ß. Die Begriffe rc):'lPOÜ" und rcA~P(j)jJ4 im Kolosser- und Epheserbrief. in: Vom Wort des Lebens. Festschrift für M. Meinertz. NTAbh Suppl. I. Münster i. W. 1951. S. 128-141; S. Aalen. Begrepet pl:croma i Kolosser- og Efeserbrevet. TTK 23 (1952). S. 49-67; Moule z. St. Zum Begriff rcA~P(j)"CX im Epheserbriefsei besonders verwiesen aufMußner a.a. O. S. 46-64; Schlier. Epheser. S. 96-99 (dort weitere Literaturangaben). , Vgl. die Belege in Lightfoots Exkurs zum Begriff rcAi)P(j)1'« (S.257-273) sowie Delling a.a. O. S.299f.
Kol111
99
Im Sprachgebrauch des spätantiken Synkretismus wird der Begriff 7tA1)pWiJ.ot in verschiedener Weise verwendetl. Einerseits werden Kosmos und Gott unterschieden, wenn es heißt: 0 rap xoaiJ.o<; 7tA~pWiJ.cX tCTrL 'tijc; XotXLote;, 0 8e &eoe; 'rOÜ «rot&oü (Corp. Herrn. VI, 4). Der Kosmos aber, der mit Gott innig verbunden ist, 7tA~pWiJ.cX eCTrL 'tijc; ~wiie; (Corp. Herrn. XII, 15). Daher nennt das Corpus Hermeticum andererseits Gott 'r6)V 6AWV 8Ea7tO't"rjV XotL 7tOL'1)T"1)V XotL 7tot't'epot Xott 7tEPLßOAOV, XotL 7tclV't'ot 6V't'ot 't'Ov lvot, Xott lvot 6V't'ot 't'ov 7tclnot und fährt dann fort: 't'6)V 7tclV't'WV rap 't'O 7tA~pWiJ.ot lv tCTrL xotl. ev E-"L, OU 8Eu't'epoünoe; 't'oü E-,,6e;, «U' «jJ.<ponpwv Me; 6V't'oe; (Corp. Herrn.
XVI, 3). Da also das All-Eine sich nicht verdoppelt, sondern eines ist und bleibt, ist auch das All kein Zweites neben dem Einen, so daß Gott selbst damit das 7tA1)pWiJ.ot ist l • Durch 7tA~pWjJ.ot wird also auf den einen, das ganze All durchdringenden Gott hingewiesen. "Denn er ist unvergänglich, Fülle der Äonen und ihr Vater" (OdSal 711)3. Aus der hellenistischen Umwelt hat die christliche Gemeinde das Wort 7tA~pWjJ.ot aufgenommen 4 , um von Gottes Fülle zu reden, die in dem Einen zu wohnen beschloß6. Damit aber ist der Begriff aus dem Zusammenhang der Kosmologie in den der Soteriologie übertragen worden. Eu80XELV ist im Sprachgebrauch der Septuaginta häufig als Ausdruck für das Wohlgefallen Gottes bezeugt. Er hat Wohlgefallen am rechten Tun und Wandel, nicht aber am bösen und schlechten Werk (~43. 14611 149.)8. Durch EU80XELV wird auch die göttliche Erwählung V gl. Je r v e 11, Imago Dei, S. 221f. Vgl. De11ing a.a. O. S.299: "Hier soll durch die Vokabel offenbar ein Gottesbegriff prä%isiert werden, in dem Gott und Welt ineinander übergehen." II Vgl. W. Bauer, in: Hennecke·Schneemelcher 11, S.585; vgl. ferner OdSal 177 191 36, 41131. Im Evangelium Veritatis wird die Wohnstätte des Vaters als Pleroma bezeichnet (1636 411 431If.); derselbe Ort kann auch "die Ruhe des Vaters" genannt werden (2319). Vgl. H.·M. Schenke, Die Herkunft des sogenannten Evangelium Veritatis, Göttingen 1959, S. 15f. t Aalen a.a. O. S. 57f. will rcAi)P6)!.LOt in der Bedeutung von :tr~W verstehen, .. • I hat sich dabei aber durch das Verbum xOtTOLxijaOtL %U dieser Deutung verleiten lassen (vgl. unten zu S. 100 Anm. 2), die dem Begriff rcAi)P6)!.LOt nicht entspricht. M ü nd e rlein a. a. O. S. 275 ist geneigt, dieser Erklärung zuzustimmen. Dagegen zutreffend De11ing a.a. O. S. 301: "Die Aussagen des Kol. gehen weit über die jüdischen hinaus." V g1. auch die kritische Stellungnahme bei Je r v eil, Imago Dei, S. 222 Anm.191. 1 Vgl. Schweizer, Neotestamentica, S.294 Anm.3: "So ist zu vermuten, daß rcAi)P6)!.LOt ursprünglich im Sinn der hellenistischen Idee der Weltseele verstanden war, für die Gemeinde dann aber den das ganze All durchdringenden Gott meint. Vielleicht steht dahinter ebenfalls die sonst im Hymnus vorhandene Weisheitsterminologie, ist doch die Sophia Gottes die alles durchdringende und durch alles hindurchgehende (Sap. 7,24 [vgl. 1,7], seinerseits natürlich abhängig von den griechischen Vorstellungen der Weltseele)." Doch beweisen läßt sich diese ansprechende Vermutung nicht; denn in LXX findet sich rcAi)P6)!.LOt nur in räumlicher Bedeutung (vgl. D e 11 i n g a. a. O. S. 298), und in den jüdischen Weisheitsspekulationen fehlt der Begriff. • Weitere Belege bei G. Scbrenk, ThWB 11, S.736. 1
t
7·
100
Kol h,
bezeichnet. Von denen, die Gott nicht erwählt hat, wird gesagt: oox e:oa6x'rjaEV tv ClOTO!C; xuptoc; {IlI15h). Ober dem Erwählten aber ruft Gottes Stimme aus: cru e:! /) uMc; (J.ou /) QCl7t'7)We;, tv aOL e:öa6Xl)aCl (Mk 111 Par.). Mehrfach ist auch die Verbindung von Gottes Wahl und seiner Wohnung ausgesprochen. Der Zion ist -ro ~pOC;, Ö e:086x'rjaEV /) &ebc; XClTOtxe:tv h ClÖTij) (~ 6711). Ahnlich- nur steht statt &:ö8oxe:tv hier ExAtyta&Clt;-lautet ~ 131181.: 6Tt e;~ClTO XUptOe; 't7)v l:Lwv, np&:T(aClTO Cl~V dc; XClTOtxtC'tv ClOTij). AGn) ~ XClTcX1tClua(c; (J.ou tEe; Cl[(;lvCl Cl[(;lvOC;, ~8t xClToLxi)aw, 6n npcnacX(J.'rjv ClOTi)V (vgl. auch LXX Jes 818 4910)1. Im Deuteronomium und in der deuter0nomistischen Theologie kehrt ständig der Satz wieder, der Gott Israels habe sich eine Stätte erwählt, an der er seinen Namen wohnen lassen will (LXX Dt 126.11 14ts 161.&.u 261 3BCla 61S 8J'1 u. Ö.)I. Auch in jüngeren Schriften·wird dieser Gedanke wiederholt: Gott hat sich eine Wohnstatt in Israel erwählt t08oxi)aClt; T1)v 86~ClV aou Ev Tij) AClij) aou IaPCl'YlA ~'Y(ClaClt; -rov W1tOV TOÜTOV (3Makk 218; vgl. ferner 2Makk 1486 TestSeb 8! Jos 102r. Benj 64). Indem der Hymnus von Gottes erwählendem Ratschluß spricht, bedient er sich biblischer Sprache 3. Dabei ist nicht an ein bestimmtes Ereignis - die Inkarnation", die Taufe oder die Verklärung Jesu& zu denken, sondern der Satz bezieht sich auf das gesamte Christusgeschehen. tv ClOTij) e:ö86x'rja&:v 1tiiv TO 7tA~pW(.LCl XClToLx~aClL, das eben bedeutet: tv Clt)'t'ij) XClTOLX&:L (Präsens I) 7tiiv TO 1tA~pW(.LCl ~C; &e:6T'r)TOC; aw(J.ClTtX(;lC; (29). In ihm und durch ihn wirkt Gott das Werk der Versöhnung'. 1 Hegermann, Schöpfungsmittler, S. 107 geht zu weit mit seiner Vermutung: "Es ist anzunehmen. daß der Hymnus auf diese Stelle direkt anspielt." • V g1. hierzu die Paraphrase im Targum zu 1 Kön 811: .. Hat es wirklich dem Herrn gefallen. seine Sch 8 khina wohnen zu lassen unter den Menschen, die auf der Erde leben?" Ahnlich im Targum zu Ps 6817: "Es hat dem Wort des Herrn gefallen, seine Schekhlna auf ihm (dem Sinai) wohnen zu lassen." Vgl. Aalen a.a. O. S. 58; Münderlein a.a. O. S. 270; Feuillet a.a. O. S.236-238. • Das betont vorangestellte iv otÜT~ ist mit Xot'toLxijaotL zusammenZunehmen. nicht mit N86x7j<ml. Münderlein, der für diese Verbindung eintritt. sucht seine Auffassung mit der unbegründeten Vermutung zu stützen. es ließe sich eine semitische Sprachgrundlage annehmen (a. a. O. S. 268-270). Kol 2, wird der Satz 1.. durch iv otu't~ Xot'tonUL 7tcXV -rO 7t).~PColJ.lot 'tijc; &e6't'"1j'toc; GColJ.lllt'tLXWC; aufgenommen. !v otu'tci> ist daher zu Xot'tOLXijGotL zu ziehen. • Dieser Gedanke könnte sich durch die vergleichbaren Aussagen des Johannesprologs (Joh 1u) nahelegen. • So Münd e rlei n a. a. O. S. 271 mit Hinweis auf N86xl)CJ« der Himmelsstimme in der Tauf- und Verklärungsgeschichte. • In diesem Satz liegt also genuin urchristliches Kerygma vor. Vgl. Augustins Worte zum Johannesprolog: er habe zwar auch in den Büchern der Neuplatoniker gelesen: Im Anfang war der Logos, durch den Logos ist alles gemacht worden. "Sed quia verbum caro factum est et habitaverit in nobis, non ibi legi." (Conf. VII,9)
Ko11.
101
V.20: Von diesem Werk der Versöhnung handelt der letzte Vers des Liedes 1. Dabei ist, ohne daß es vorher ausgesprochen wurde, vorausgesetzt, daß Einheit und Harmonie des Kosmos eine empfindliche Störung, ja einen Bruch erlitten haben. Es bedurfte daher der Versöhnung, die durch das Christus geschehen gewirkt wurde, um die kosmische Ordnung wiederherzustellen. Durch Christus hat Gott selbst dieses versöhnende Werk vollbracht 2. Das All ist versöhnt worden, indem durch die Auferstehung und Erhöhung Christi 8 Himmel und Erde wieder in ihre durch Gottes Schöpfung bestimmte Ordnung zurückgebracht worden sind •. Nun steht das All wieder unter seinem Haupt', und damit ist kosmischer Friede eingekehrte. Dieser Friede, den Gott durch Christus gestiftet hat 7, schließt das All wieder zur Einheit zusammen und hält die wiederhergestellte Schöpfung in der Versöhnung mit Gott fest 8. 1 Vgl. J. Michl, Die ..Versöhnung" (KoI1,20), ThQ 128 (1948), S.442-462; B. N. Wambacq, "per eum reconciliare ... quae in caelis sunt" (Col 1,20), RBib155 (1948), S. 35-42; W. Michaelis, Die Versöhnung des Alls, Bem 1950, S.24f.; Mußner a.a. O. (S. 95 Anm. 1) S. 69-71; Lyonnet a. a. O. (S. 83 Anm. 6). l\1i chi stellt die Geschichte der Exegese dar und deutet V. 10 im Sinne der erneuten Unterordnung der Engel unter Christus nach der Kenose. Wambacq versteht cbtoxOtTOtllcl~OtL von der Versöhnung der Geseuesengel, die nach 211 entthront sind. Lyonnet erwägt, ob für V.n ebenso wie für Philo, de spec.leg. 11, 192 der Gedanke an das jüdische Neujahrsfest von Bedeutung sei. V gl. dazu oben S.83 Anm.6. I cbroxOtTOtllclaaELY ist nur in christlicher Literatur belegt, vgl. F. B,üchsel, ThWB I, S.259; Bauer Sp.183. Paulus sagt XOtTOtllclO'O'CLY (Röm 510 1Kor 711 2Kor 51ar.), «1toxOtTOtllclaCJCLv steht nur noch Kol 1u und Eph 21•. a Die zweite Strophe steht unter der überschrift der Prädikate ciPX~ und 1tPCI)-roTOXO~ ix T(;)V vcxp(;)v. V gl. Sc h w e i zer, Neotestamentica, S. 298. , Vgl. E. Käsemann, Erwägungen zum Stichwort "Versöhnungslehre im Neuen Testament", in: Zeit und Geschichte, Festschrift für R. Bultmann, Tübingen 1964, S. 48 f.: "Wir haben es hier mit einer Tradition zu tun, die ursprünglich hymnisch-liturgischen Charakters ist, also aus der Doxologie der hellenistischen Gemeinde stammt." 1 CL~ OtUTOV ist nicht als d~ cx&t6v zu lesen und auf Gott zu beziehen (so M ou le z. St. mit Hinweis auf 2Kor 5..), sondern entspricht cU; cxuT6v in V.lI und besagt in Verbindung mit «1tol(cxTCXllcl~cxL .. die überwindung der kosmischen Feindschaft durch die Herrschaft des Christus" (Dibelius-Greeven z. St.). • In darf nicht von 1u her auf die Versöhnung der Menschenwelt gedeutet werden (so Büchsel a.a. 0.), sondern V.II wendet der Verfasser des Briefes den Gedanken der das All umfassenden Versöhnung an, indem er der Gemeinde das Wort von der Versöhnung zuspricht. 7 elp1jv01tOLC'CV wird selten gebraucht; vgl. W. Foerster, ThWB 11, S.418; Ba uer Sp. 451; in LXX nur Pro v 1010. Jes 27& lautet in LXX: 7tOL~aCl)"'CV clp/jV7Jv; Aquila, Symmachus und Theodotion überseuen jedoch: Clp71V07tOL1)acL. Im NT steht das Wort nur hier, doch vgl. Mt 5.: IUlxclpLOL ol clP1jV07tOLOL • Zum kosmischen Frieden vgl. AscJes 111.: .. Und ich sah ihn, und er war im Firmament. . . und alle Engel des Firmamentes und Satan sahen ihn und beteten ihn an." In jüdischen Gebeten findet sich verschiedentlich die Bitte um Frieden .. in deinen Höhen und bei uns und ganz Israel" (Qaddischgebet; vgl. W. Staerk
102
Ko11 ..
Nicht erst am Ende aller Zeitt wie es die Apokalyptik erwartete, sondern schon jetzt ist der Friede im All eingekehrt und das kosmische Erlösungswerk getan (vgl. Phi12101.P. Als Versöhner des Kosmos hat Christus seine Herrschaft angetreten. Weil er Mittler der Versöhnung ist I t darum wird er auch als Mittler der Schöpfung gepriesen 3 , als Herr über das All, über Mächte und Gewalten·. Durch das vom Verfasser des Kolosserbriefes in den Hymnus eingesetzte Interpretament 3Lcl TOÜ «t(.L«TO~ TOÜ O"t'«upoü «Ö't'oü & gewinnt der Gedankengang nun eine neue RichtungS. Eine theologia gloriaet die die Vollendung als schon gewonnen betrachten möchte, wird durch die theologia cruds korrigiert (vgl. 2uI.)? Nicht in einem überweltlichen a. a. O. [So 43 Anm. 5] S. 29-32). Nach b. Ber. 16 b pflegte R. Saphra (um 300) zu beten: .. Es möge Wille vor dir sein, Jahwe unser Gott, daß du Frieden verleihest in der oberen Familie (Engelwelt) und in der unteren Familie (Israel) und unter den Schülern, die sich mit deiner Thora beschäftigen." Vgl. Billerbeck I, S.420. 1 Diese Vorstellung von der kosmischen Versöhnung ist deutlich von gnostischen Gedanken zu unterscheiden. Denn für die Gnosis wäre die Versöhnung von Himmel und Erde undenkbar. Vgl. Schweizer, Neotestamentica, S. 304; ders., ThWB VII, S. 1072 Anm. 474: ..Versöhnung der materiellen Welt mit dem Himmel wäre gerade das Gegenteil der gnostischen Hoffnung." I Zu Lohmeyers Interpretation, der sowohl die Versöhnung als auch den Hinweis auf das Blut des Kreuzes Christi vom Hintergrund des jüdischen Versöhnungstages her verstehen möchte (S. 66-68), ist oben (S. 83f.) schon kritisch Stellung genommen worden. Vgl. auch Gabathuler a.a.O. S. 132f. t Vgl. Maurer a.a. O. S. 89: .. So liegt der Ausgangspunkt für die Verbindung des Christus mit der Schöpfung in dem Verständnis des Erlösers als Ziel aller Geschichte. Für Paulus ist Christus das Ziel aller Wege und Pläne Gottes. Weil aber alles auf ihn hinzielt, darum enthüllt sich von ihm her auch, daß er als das geheime Ziel immer schon am Anfang der Wege gestanden hat." , Wer zu diesem Herrn gehört - darauf zielt der Gedankengang des Hymnus ab -, der ist frei von den knechtenden Mächten und der zwingenden Gewalt des Schicksals. Vgl. Tatian, Orat. ad Graecos 9,2: ~fJ.ciC; 8~ XClt dfJ.ClPfJ.ivt)C; ~CJfJ.lv a:VWUPOL xCll a:vd 1tACl'njT(;)V 8ClLfJ.0V6lV fvoc -rov a:1tAClvij 8Ecm6T-r)V fJ.CtJ4&i)XClfJ.CV xCll ou )(Cl&' dtJ4pfJ.bnjv a:YOfUVOL ToUC; TClu-n,C; VOfJ.o&CTClC; 1tClpnT1JfJ.E&at. V gl. auch E. Sc h w ci zer,
Das hellenistische Weltbild als Produkt der Weltangst, in: Ncotestamentica, S.15-27. I Vgl. oben S. SO. Mit seiner Formulierung schließt sich der Verfasser an die gemeinchristliche Redeweise vom Blut Christi als Hinweis auf den stellvertretenden Tod Christi an, gibt ihr aber durch Hinzufügung von TOÜ O'TClUPOÜ eine paulinische Interpretation. , Vgl. die paulinische Glosse am Ende der ersten Strophe im Hymnus von Phil 2'-11: &acva:TOU 8~ GTatupoü (Phil 2.). 7 Diese Korrektur wehrt allen Versuchen, den Hymnus im Sinne einer natürlichen oder kosmischen Theologie auszuwerten, und ist auch gegenüber einer neuerdings vertretenen Theologie der Ökumene kritisch geltend zu machen. J. S ittle r, ·Zur Einheit berufen', in: Neu Delhi-Dokumente, Witten 1962, S.300-311 stellt zwar zunächst fest: "Gegen diesen Irrtum (sc. der Kolosser), der, wenn er sich durchgesetzt hätte, Christus auf die Ebene bloßer moralischer und geistiger Macht und Hoffnung festgenagelt hätte, löst Paulus eine Art Kettenreaktion vom zentralen Atom her aus, und der hämmernde Ton des Ja pa,,/a ist der Widerhall ihrer Aus-
Koll.
103
Drama, sondern im Sterben Jesu Christi ist der Friede gestiftet worden. Damit wird im Sinne paulinischer Theologie auf das Kreuz als den Ort hingewiesen, an dem die Versöhnung geschehen ist, die im Myoc; 0 't'OÜ a't'OtUPOÜ (IKor 118) bzw. im Myoc; 't'1jc; XCl't'cxAAOtyrjc; (2Kor 519) gepredigt wird. Da das Christusgeschehen alle Welt betrifft, muß auch in allen Landen der Gekreuzigte und Auferstandene als der Herr ausgerufen werden (vgl. 124-29). Wer zu diesem Herrn gehört, der ist XClLv1) x't'(aLC;· 't'cX &'PX,Oti:Ot 7tClp1)A3-ev, t80u yeyovev xOtLVIX (2Kor 517). Wird im Hymnus die universale Bedeutung des Christusgeschehens hervorgehoben, indem seine kosmische Dimension aufgezeigt und von dem Heil für alle Welt unter Einbeziehung der gesamten Schöpfung gesprochen wird, so soll damit keineswegs den Mächten und Gewalten eine besondere Würde und Hoheit zuerkannt werden, als wären sie schon von Anfang an auf das Heil hin angelegt l • Sondern wenn auf die Mächte und Gewalten hingewiesen wird, so geschieht das, um die Botschaft von Christus, der zum Haupt und Herrn über alles gesetzt ist, zu verkündigen. Das bedeutet aber, daß sich erst von den soteriologischen Aussagen der zweiten Strophe her das rechte Verständnis der kosmologischen Ausführungen im ersten Teil des Hymnus erschließt. Das große Schauspiel der Entmächtigung der Gewalten und der Versöhnung des Alls ist allein um der Menschen willen geschehen, denen der durch Christus errungene Friede zugesprochen wird. Dieser Friede aber waltet in dem Bereich, in dem Christus als der geliebte Sohn des Vaters hier und jetzt herrscht - in der Kirche, seinem Leibe, über dem er das Haupt ist'. schwingungen bis in die äußersten Bereiche menschlicher Tatsachen, Ereignisse und Gedanken. Alles wird für Gott in Anspruch genommen, und alles ist christusbezogen." (S. 30t) Doch dann gerät Sittler in direkten Widerspruch zur Theologie des Kolosserbriefes : "Die Schöpfung ist ein Werk Gottes, das Licht ist. Und das Licht des Schöpfer-Gottes fällt auf die Schöpfung und geht in seine Schöpfung ein. Die Welt der Natur kann deshalb der Ort dieses Lichtes sein, das durch Jesus Christus 'kam', weil die Welt trotz ihrer Feindschaft gegen jenes Licht nie ohne das Licht von Gott war." (S. 303) O. Dilschneider, Christus Pantokrator, Berlin 1962 entwickelt seine "Fragmente" einer ökumenischen Theologie von der eigenartigen Voraussetzung her, im Kolosserbrief handle es sich um einen "Spätpaulinismus" (S. 27 f. u. ö.), dessen mythologische Ausdrucksweise durch "transmythologische Interpretation" (S. 57) auf die Erscheinungsformen des Mythus heute bezogen und angewandt werden müßten. Zur Kritik an Sittler und Dilschneider vgl. auch Gabathuler a.a. O. S. 152-167. 177-181; zur Frage einer kosmischen Christologie vgl. ferner W. Andersen, Jesus Christus und der Kosmos, Bad Salzuflen 1963; H. Bürkle, Die Frage nach dem 'kosmischen Christus' als Beispiel einer ökumenisch orientierten Theologie, KuD tt (1965), S. t03-tt5. I Vgl. Lohse, Christusherrschah und Kirche, S.216. I Durch die vorangestellten Verse 11 und 1& sowie durch die folgende Anwendung V.II-II zeigt der Verfasser des Briefes an, in welchem Sinne er den Hymnus versteht und in seiner Auseinandersetzung mit der CPLAOOOCPtct auswerten will. Dabei
104
Koll21-13 111-21
~urprud)
unb ~nrprud) ber t)etTö~nun9
21 ~ud)
eud),bie ibr einft tntJtembtt mart unb Jeinblid)tr ~eJinnung in ben hö[en lUetftn,tI ftt~t bat er eud) Derföbnt in feinem 81eifdJes1eibe burd) ben tob, um eud) btilig, Jel)llos unb untabelig Dor ibm bar~ufteUen, !3menn ibr benn im ~(auben be= barrt, Jeft gegfÜnbet unb unetfd)üttedid), unb eud) nid)t abbringen (a~t Don ber fjoffnung bes ~Dangeliums, bas ibr gebört babt, bas oetfünbfgt ift untet aUer lüeatur unter bem fjimmel, beITen Diener id), 1)au(us, bin. :Mit den Worten XClt ö!J.Ci.; wird neu angesetzt, um der Gemeinde zu zeigen, daß die Botschaft von der alle Welt betreffenden Versöhnung ihr gilt. Aus dem Hymnus 116-20 wird dabei das Stichwort CbtOXClTcx)J.I1~ClL aufgenommen und angewendet: xCll ö~ ••• vuvl 3e tX7tOXClTijUCl~ev (V. Uf.). Die Versöhnung ist durch Christi Tod bewirkt (V. 20: 3La TOÜ Clt!J.ClTO'; TOÜ aTClUPOÜ ClÖTOÜ; V. 22: tv Tij) <16>!J.ClTL 'ti).; <1ClPXO'; ClÖTOÜ 3ta TOÜ &ClVcX.TOU). Der Herrschaft Christi, die nach den Worten des Hymnus alles umgreift, entspricht es, daß die Verkündigung der Frohbotschaft in aller Welt ausgerichtet wird. In Christus ist alles geschaffen worden (V. 18 : tV ClÖTij) btT(<1~ Ta 7tI1VTCl), darum muß das Evangelium tv 7t110] xT(<1et -rn Ö7tO TOV oöpClv6v ausgerufen werden (V. 23). Der Zuspruch der Versöhnung aber schließt den Anspruch ein, im Glauben treu zu bleiben und sich von der tA,7tt.; TOÜ eöClyyeA,(ou nicht abbringen zu lassen (V. 23). V.21: Das verknüpfende Wörtchen XClt leitet zur Auslegung über, die nun an den aus der überlieferung übernommenen Hymnus angeschlossen wird 1. Die Gemeinde wird als das Ziel bezeichnet, auf das das Himmel und Erde umspannende Geschehen gerichtet ist: sie zu versöhnen, die, die fern standen und Gott feind waren, herbeizuholen und auf den festen Grund des Glaubens und der Hoffnung zu stellen. In den erklärenden Worten, in denen der Verfasser des Kolosserbriefes den Hymnus homiletisch auswertet, bedient er sich einer Gegenüberstellung, wie sie in der urchristlichen Verkündigung häufig benutzt wurde: Ihr wart einst - nun aber seid ihr l • Das Wunder der erfahrenen Errettung wird der Verlorenheit, aus der Gott befreit hat, gegenüberist zu beachten, daß die kosmologischen Aussagen nicht weitergeführt werden. Vielmehr werden die Begriffe xcq>tü.i) (V. 18; 210. 1.). a(i)j.LCl (V. 18; 1s. 2•. 17. 11 3111) und lX7tOXClTClllIXOO'C'" (V.IO; V.III.) wiederaufgenommen. um die Versöhnung als die Wirklichkeit zu beschreiben. die die ixxA710lct als den Leib unter seinem Haupt bestimmt. Das den Hymnus durchziehende 7tliv /7tIX'\/TCl klingt im Brief ständig wieder: 7t1X'\/TCl xCll I:v 7tlimv Xp,GT6t; (3u). 1 V g1. ähnlich 213: xCll uj.Llit; "cxpo&; IS'\/TClt;; Eph 21: xCll uj.Lli~ IS'\/TClt; "CXPOUt;; siehe auch Lk 17.: xCll oU 3e. 7tClL3Lov. 7tpoq>i)T7Jt; ulJiLGTOU xA71&'iJcrn. I Vg1. N. A. Dahl. Formgeschichtliche Beobachtungen zur ChristusverkUn· digung in der Gemeindepredigt. in: Neutestamentliche Studien für R. Bultmann. BZNW 21, Berlin 1954 = 11957. S. 5f.; Buhmann. Theologie. S. 107; Conzel· mann, Theologie. S. 108; P. Tachau. 'Einst' und 'Jetzt' im Neuen Testament. Dis!. Göttingen 1968.
KollI]
105
gestellt. Weil aber die Zeit des Unheils durch Gottes wunderbare Tat beendet wurde, darum verpflichtet diese Wende nun zu gehorsamer Treue (vgl. Gal 48f. lKor 69-11 Röm 617-22 76f. 11so Kol 2m. Eph 21-10.11-21 1Pett llu. 210 U. ö.). Was einst war, gilt daher nun nicht mehr. Aber um die Größe dessen, was durch Gottes Barmherzigkeit geschehen ist, zu ermessen, wird die Vergangenheit in Erinnerung gerufen. Einst wart ihr entfremdet - das kann nur von ehemaligen Heiden gesagt werden, nicht von Juden, die Gottes Willen und Gesetz kannten und kennen. Von Gott entfernt sein, heißt: ihm nicht dienen, sondern fremde Götter und Götzen anbeten und daher in Abgötterei und Sündendienst verstrickt sein 1• Darum wird von der heidnischen Vergangenheit gesagt, sie habe in dauerndem- Entfernt-Sein von Gott bestanden 8 • Diese Entfremdung aber bedeutet bewußten Gegensatz zu dem allein wahren Gott, wie ihn ex&poE gegen ihren erklärten Gegner einnehmen·. Dabei ist ex&p6t; als Ausdruck aktiven Verhaltens verstanden 6 • Die Heiden handeln in offener Feindschaft gegen Gott, sowohl in ihrer Gesinnung als auch in ihrem gesamten Verhalten. 8LcXVOLCX ist ein neutraler Begrifft~ der erst durch den jeweiligen Zusammenhang in positiver oder negativer Bedeutung festgelegt wird. In der Septuaginta gibt 8LcXvOtCX meist :l~? 1 «7tczllOTp,oüO'&cn kommt im NT nur noch im Epheserbrief vor. Vgl. Eph 411: cO')(WT1.O'JLb.Io' T7i 8LlXvot~ ~VTf:~, «'"l).).OTPL6)~OL Tij~ t6)ij~ TOÜ &COÜ; Eph 211 ist die Entfremdung auf das Verhältnis zum Gottesvolk bezogen: «'"l).).OTPL6)lLnOL Tij~ 7tOALnL«~ TOÜ 'IO'plX~A XlXt ~noL T6)V 8LCC&1jX6)V Tij~ C7tlXyyu.tlX~. In LXX wird das Wort verschiedentlich gebraucht. V g1. '" 57.: «'"l).).OTPL6l&rjO'IXV 01 ciILIXPT6)Aot «nO IL7)TPIXC;; '" 68,: «7t'J).).OTPL6)lLtvO~ tycv-Ij&rJv TOL~ «8eAlpoL~ ILOU; 3Makk 13: T6)V 7tIXTp(WV 8oYIL«TWV «7t'J).).OTPL6)IL~O~ ; PsSal 1713: iv mOTpL6T7jTL I> q&~~ botTJO'cv imepTJIpClvtcxv, XlXt 'iJ xlXp3L« IXUTOÜ «).).OTpL« «nO TOÜ &coü 'iJ1L6)v. Weitere Belege bei F. Büchsel, ThWB I, S.265f.; Bauer Sp.159. • Durch ~VTIX~ ist «7tTJ).).OTPL6)jdvoU~ verstärkt, .. um das Verharren in dem eingetretenen Zustand noch kräftiger auszudrücken" (Blaß-Debr. § 352). a Gott allein vermag daher die Entfremdung aufzuheben. Die Frommen der Qumrangemeindc sind sich dessen bewußt, daß Gott sie nahe gebracht, d. h. in die Gemeinde geführt hat (lQS XI, 13; ferner lQH XIV, 13f.; XVI, 12 u. ö.). :l.,P wird geradezu zum terminus technicus für die Aufnahme in die Gemeinde (lQS VI, 16. 19. 22; VII, 21; VIII, 18). • Als analoge Formulierungen sind zu vergleichen: Platon, Respubl. 352 b: Der Ungerechte ist den Göttern feind, der Gerechte aber freund; Epiktet, Diss. III, 22, 91: Auf die Frage: O'U er I> .:1LOYCvTJ~ I> IL~ ot6fUVo~ dVIXL aeou~; antwortet Diogenes: >tlXt 7t6)~ •.• O'~ &eoL~ q&~v vOIL(l;w(v); • V g1. Röm 510: qapot ~vn~ XIXT7j).).«YTJfUV Tcj) &ccj); Röm 1 t.. von den ungläubigen Juden: XIXT« ILtv Tb CÜClYYCALOV q&pOL 8,' ÖIL«~; ferner Jak 4.: ~ lciv oöv ~OUATJ&n Ip()..o~ dVIXL TOÜ x60'1L0u, q&~~ TOÜ &EOÜ xlXatO'TIXTIXL. Während Röm 11 .. die Bedeutung .. verhaßt" vorliegt (vgl.: «YCl'"lTOt im selben Satz), ist an den anderen Stellen Cxap6~ als .. feind" zu übersetzen. Vg1. W. Foerster, ThWB II, S. 814. • Epiktet, Diss. III, 22, 20 nennt die 8L«VOLCC die jeweils zu formende GATJ: vüv CILOL GATJ CO'TLV 'iJ CIL~ 8L«VOLCC, w~ Tcj) TCxTOVL T
106
Kolll1.11
wieder (vgl. LXX Gen 821 1717 2446 27f1 348 4526A. Ex 911 283 U. Ö.)l. Im Neuen Testament stehen 8LcX'\IOLCX und xcxp8(cx verschiedentlich nebeneinander, um die Gesinnung und Denkungsart des Menschen zu bezeichnen'. Paulus verwendet das Wort 8LcX'\IOLCX sonst niemals, wohl aber der Epheserbrief, um die Gott feindliche Haltung der Heiden zu beschreiben (Eph 28 418). Von dieser gegen Gott gerichteten Gesinnung wird gesagt, sie habe ihren sichtbaren Ausdruck ev TOi:~ IpyoL~ TOi:~ 7tOVljpoi:~ gefunden. Die Gottlosigkeit führt geradezu zwangsläufig dazu, daß das Tun und Treiben der Menschen böse ist 3 • Daher sieht das Judentum alle Heiden in sittliche Verderbtheit verstrickt. Denn Feindschaft gegen Gott wirkt sich notwendig in bösen Werken aus (vgl. Röm 118-82)·. Diese negative Sicht des Heidentums wird hier aufgenommen Ii, um auf die Vergangenheit hinzuweisen, die nichts anderes war als Gottesferne und Gottesfeindschaft 8 • V. 22: Vor dem Dunkel dessen, was einst war, hebt sich um so leuchtender das Jetzt ab: '\IU'\It 8e «7tOxcx't'ijAACX~&'\I1. Gottes Tat hat die Wende 1 In den Schriften des hellenistischen Judentums findet sich 8L<XVOLIl des öfteren als Wechsel begriff zu xllp8LIl. V gl. z. B. TestRub 53: III "(UvtlixcC;... iv xtlp8~
(.LllXIlVWV1'tlL Xtl1'eX 1'WV civ.&pC:)1t(a)v Xllt 8LeX Tiic; xoa(.L~at:(a)C; nAtlVWaLV IllrrWV npw1'ov 1'ele; 8LIlVOtllC;. Weitere Belege bei J. Behm, ThWB IV, S. 963. Wird LXX Dt 6a geboten Xtlt ciytlrri)at:LC; XUPLOV -rov .&e6v GOU ~ 6AllC; Tiic; xtlp8La:c; aou x«t e~ 6AllC; Tiic; Ijruxiic; aou xcd ~ 6AllC; Tiic; 8uv<X(.Lc4c; aou, so folgt die Aufzählung Mk 1230 in den ersten bei den Gliedern dem Text der LXX, nennt dann aber als drittes und viertes: Xtlt e~ 6AllC; "rijc; 8LtlVoLa:C; aou Xllt ~ 6AllC; Tiic; laxlJoC; aou. Mt 2237 dagegen hat drei Glieder: xtlp8La:, ~UX~, 8L<XVOLtl; Lk 1017 zählt auf: xtlp8La:, ljIux~, lax~, 8LCivoLIX. • Vgl. Lk 111: uncPll'PcXvouC; 8LllvoL~ xtlp8La:c; IllrrWV; Hebr 810: 8L8~ v6(.LoUC; (.Lou alc; rl)v 8L<XVOLIXV tllrrWV, Xllt ent x«p8La:c; Il\rrWV emyp<xljI(a) tllrrO~ (= 'lcp 38Is); vgl.
Hebr 101,; weitere Belege bei Behm a.a. O. S.963f. • V gl. TestAsser 61: Die vom bösen Geist bestimmte Seele e800Aeucml iv inL.&u(.LLIlLC; Xllt ~PYOLC; nOVl)poic;; vgl. ferner TestSeb 97 Gad 31. • Vgl. auch Joh 31. 77: Die IpYIl des ungläubigen x6a(.Loc; sind noVl)pcX. • Der Ausdruck ~PYIl noVl)p<x findet sich sonst nicht in den paulinischen Brieten. • Die vorchristliche Vergangenheit der Gemeinde wird also mit allgemein gehaltenen Wendungen beschrieben, ohne daß irgendeine nähere Kenntnis der besonderen Verhältnisse sichtbar würde. 7 Der Gang des Satzes läuft nicht glatt, da das Objekt cinoxll~UIl~cv an den Anfang von V.1l gestellt ist, um die Gemeinde direkt anzureden. B Ephr (p" 33) haben in cinoxtl1'l)U<xYl)1'C geändert, was D*G it Ir 1al zu cinoXIl1'a:UIlYh1'E:C; abwandeln. Da bei dieser Textfassung die syntaktische Irregularität noch größer ist, haben Lightfoot, Lohmeyer z. St. und C. C. Oke, A Hebraistic Construction in Colossians I. 19-22, ExpT 63 (1951/52), S. 155f. diese Lesart als ursprünglichen Text ansehen wollen. Der mit cinoxll1'l)U<xYl)1'C vorliegende Bruch in der Konstruktion wird von Oke als Hebraismus beurteilt. Tatsächlich aber wird es sich bei dieser Lesart um eine sehr alte Änderung handeln, durch die die an die Gemeinde ge· richtete Anrede verstärkt werden soll. Der bestbezeugten Textfassung ist der Vorzug zu geben: clnoxll~llll~ev HACK f vg sy u. a. V gl. auch 213: x«t U(.LiC; VcxpOOc: 6V1'tlC; ••• OUW:~(a)Ono(llcml u(.Lic; aUv mij).
Kol I .
107
herbeigeführt, er hat die Gemeinde versöhnt 1 • Daher ist durchgestrichen, was gewesen ist, und gilt nur noch die durch die Versöhnung bestimmte Gegenwart (vgl. Röm 321)1. Die Versöhnung ist bewirkt durch Christi 8 Tod (vgl. V.20), den er ev Tij> a6llLotTL 't"Yjt; aotpxot; otUTOÜ erlitten hat. Durch den Zusatz 't"Yjt; aotpx6t; ist der Leib als der physische Körper gekennzeichnet, der dem Leiden unterworfen ist (vgl. 211)'. Damit ist Christi in den Tod gegebener Leib eindeutig unterschieden von der Kirche, die der Leib des erhöhten Herrn ist. Weil er Mensch war wie wir, hat er die Bitterkeit des Todes in aller Furchtbarkeit an seinem Leibe erfahren. Durch diesen Tod aber hat Gott die Versöhnung vollzogen (vgl. Röm 8a), so daß abgetan ist, was einst war, und das VUVL an seine Stelle getreten ist 6 • Der Zuspruch der göttlichen Versöhnung schließt den Anspruch auf das Leben der Versöhnten ein. Gott vollzog die Versöhnung mit dem Ziel, '7totpota't"YjaotL ulL«<; ciYLOUt; Xott &lL6llLOUC; Xott &VeyxA~TOUC; Xot'WI6l'7tLOV otÜToü. clYLOC; und «lL(a)lLOC; dienen in der kultischen Sprache zur Bezeichnung eines für Gott ausgesonderten, fehllosen Tieres, das ihm geopfert werden solll (vgl. Hebr 9a 1Petr 119). Und '7totpota't"YjaotL kann von der Darbringung des Opfers gebraucht werden (vgl. Röm 121)'. Doch an unserer Stelle 1 Subjekt zu ci7toxcxTi)llcx~cv ist Gott. Denn von seinem versöhnenden Handeln sprach der Hymnus (ho). I Zu wvL vgl. Röm 5, 7. 113or. 16•• Eph 213 31 2Tim 110 u. ö. und siehe G. Stählin. ThWB IV. S. 1106f. • NA 1912 pm syP Ir fügen zur Verdeutlichung zu -roü &otvciTOU noch cxu.roü hinzu. • Vgl. 1QpHab IX.2: Der Frevelpriester erlitt .. Rachehandlungen an seinem Fleischesleib" (''''':l n"U:l = Iv T(j) a~lLcxn Tijc; acxpx6c; cxUTOÜ). Z. St. vgl. K. G. Kuh n. 7tCLpcxaIL6C; - clILCXPTLcx - a«p~ im Neuen Testament und die damit zusammenhängenden Vorstellungen, ZThK 49 (1952). S. 216 = The Scrolls and the New Testament, ed. K. Stendahl, New York 1957. S. 107; ferner M. Philonenko. Sur l'expression "corps de chair" dans le Commentaire d'Habacuc, Semitica 5 (1955), S. 39f.; R. Meyer, ThWB VII, S. 109f.; Braun, Qumran I. S.227. Der Ausdruck aWlLcx Tijc; acxpx6c; findet sich ferner Sir 2317: &V&pCll7tOC; 7t6pvoc; h T(j) a~ILCXTL acxpxbc; CXÜToÜ und Hen 102, (ed. C. Bonner [1937]): 1L'il AU7ttLa&c 6TL xcxuß"r)acxv cxl
!jIuJ(cxl UILWV d(c; 4)8ou !LCTeX AU7t"r)C; xcxl oux ci7t"r)vTi)&"r) T(j) a~lLcxTL Tijc; acxpxbe; UILWV h Tjj ~CIlii UlLwV XCXTeX T'i)v 6CJL6T"r)TCX UlLwv. V gI. }. Je re mi as. Beobachtungen zu neutesta-
mentlichen Stellen anhand des neugefundenen griechischen Henoch-Textes. ZNW 38 (1939), S. 122f. 1 Lohmeyer z. St. möchte auch hier eine Anspielung auf den Versöhnungstag finden: .. Es ist auch keine Versöhnung dem jüdischen Glauben möglich. die nicht durch den Tod besiegelt wäre. So folgt denn auch diese letzte Bestimmung nach, die von dem jüdischen Gedanken der Versöhnungsfeier lebt." Zur Kritik vgl. oben S. 83f. • Vgl. z. B. LXX Ex 2937f.: xcxl fCJTCXL -rO &uaLCXaTl)pLov &YLOV TOÜ clyLou' 7tiic; 6 cl7tT6lLCVoe; TOÜ &uaLCXCJT"r)pLou clYLcxa&l)CJf:TcxL. xcxl TCXÜT« iCJTLV, ci 7tOLijacLC; i7tl TOÜ &uCJl4CJT"r)pLou' cilLvouC; hLCXuaLouc;
cilL~ILOUC;
Mo T'i)v
~ILCpcxV
i7tl -rO &uCJl4an,PLOV iv8c>.cxwc;.
VgI. LXX Lev 167: xcxl Ai)IL!jICTCXL TOUe; Mo J(LIL«POUC; xcxl an,acL cxu~ Iv«vn xup(ou. nCXpLaTcxa&cxL/7tCXpCaT"r)XCvCXL findet sich häufig in der Bedeutung: in priesterlichem Dienst vor Gott treten. Es ist Aufgabe des Stammes Levi, 7tCXPCCJTcivotL Iv«vn xupLou (LXX Dt 108 181.7 211; vgI. ferner LXX Num 161 4&a 511 2Chr 6.). 7
108
Kolla.23
ist sicher nicht an das Bild des Opfers gedacht 1. Denn die Adjektive &YLOt; und &'1L6l1L0t; stehen in einer Reihe mit clveyxAll't'Ot;, das nicht im Zusammenhang mit kultischen Aussagen gebraucht wird, sondern besagt, daß jemand ohne lyxAlllLCl ist und daher kein Vorwurf gegen ihn erhoben werden kann l • 1tClpClCTt'7jaClL wird gleichfalls häufig in der Sprache des Rechts verwendet und hat dann die Bedeutung, daß man jemanden vor Gericht stellt (vgl. 1Kor 88 2Kor 4u 112 Röm 1410 2Tim 216). Das Forum, vor dem das Urteil gesprochen wird, ist das göttliche Gericht. Alle müssen wir vor Gottes Richtstuhl erscheinen (Röm 1410), damit er sein Urteil rechtskräftig über uns fällt (Röm 8aaf.). Darauf also zielt Gottes Versöhnungswerk ab, daß die durch Christi Tod Versöhnten untadelig vor ihm dastehen 8. Neben clvtyxAll't'Ot; weisen auch clytot; und &'1L6l1L0t; darauf hin, daß kein Fehl und kein Makel an ihnen gefunden werde (vgL Phil2111 Eph 527 Apk 1411)'. Der volltönende Satz nimmt liturgisch geprägte Formulierungen auf6. Während Paulus den Korinthern gegenüber den Wunsch zum Ausdruck bringt, der Kyrios ßeßClL6lO'eL ÖlLat; t(J)t; ttAout; clverx>.Jrrout; ev T7j ~lLep~ 't'oü xup(ou ~IL(;)V »Illaoü XPLO"t'OÜ (lKor ts), ist hier bei XClTe-,,6l1tLOV' ClUTOÜ weniger an den zukünftigen Tag des Herrn gedacht als vielmehr daran, daß das Leben der Christen sich gegenwärtig vor dem Angesicht Gottes vollzieht und sie daher dem Willen Gottes entsprechend heilig, fehllos und untadelig ihren Wandel zu führen haben. Gottes Versöhnungs tat hat bereits alles gewirkt; die V ollkommenheit ist daher nicht durch eigenes Streben zu gewinnen, sondern als Gottes Gabe zu empfangen und zu bewähren. Es gilt deshalb, die Blicke nach oben zu richten (vgl. 3u.) und der göttlichen Bestimmung gehorsam zu sein, die allein für das Leben der Gemeinde gilt. V. 23: Eine einzige Bedingung, an der sich alles entscheidet, muß erfüllt werden: beim Glauben zu bleiben 7 • t1tL!JhnLV ist mit folgendem Dativ verbunden, der den Grund angibt, auf dem das feste Ausharren unverrückt bestehen so1l8. Durch die 1t(aTLt; ist der Anfang des Christenstandes 1 Wenn die Aussage vom Opfergedanken bestimmt wäre. müßte Gott geradezu die Rolle eines 1L(,,)lLocnc61to~ zugewiesen werden. der die Opfer daraufhin prüft. ob sie untadelig sind. So Li g h t f 00 t z. St. • Vgl. W. Grundmann. ThWB I. S.358f. a V gl. 1aa: fvcx 1tIXpIXOT'Ija(,,)lLcv 1tcXvtIX 4v&p(,,)1toV u)..e,ov Iv XP'O"T~. & Die kultischen Begriffe sind also in übertragenem Sinne gebraucht. V gl. Eph t., wo statt 1tIXpota-rijaGu einfach !lVotL steht: dVCXL i)1L(i~ ciy(ou~ xotl cllL4lLou~ XIXTCV41tLOV
IX,}roÜ. i V gl. Jud 24: cni\aIXL (sc. ulLiit;) Xot't&V~1tLO" -rij~ 86~l)1; IXu.roÜ cllL~lLou~ Iv clYIXAAL«at'. • xotTCV41tLOV findet sich im NT nur noch Eph 1. und Jud 24. 7 Zu d yc vgl. Gal 3.: TOallÜTIX mti&nc dxij; er yc xotl dxij; 1 Kor 15.: Cx~ cl IL~ dxij mUJ'fcUaIXTC; Eph 3.: d yc 1)XoUaotTC. • Zu mL!UvcLv mit folgendem Dativ vgl. auch Röm 61: lm(Uv(,,)1U" T1i cXlLotP~; 1h.: i«v mLIJ.Cvn~ T1i l.P'lO'T6-nJ-n; 1113: iciv IL~ i1tLILc..,(,,)aLv T1i cl1tLO"T~; Phil tt.: ~ 3c btlLc..,CLVT1i GlIpx(; vgl. auch 1Tim4tl.
Kolla
109
gesetzt (vgl. 1,), claran ist unbeirrt festzuhalten. Dann wird das Leben der Gemeinde auf festes Fundament gegründet sein l • Wie ein Haus nur dann Bestand hat, wenn es auf felsigen Grund gebaut ist (Mt 7u-n Par.), so wird die Gemeinde als Gottes Bau von dem Fundament getragen, das ihr unerschütterliche Festigkeit verleiht (lKor 3101. Eph 210 2Tim 219)'. ':'E,lh:(.L&~\t(ö(.LevOt wird durch i8parOL a verstärkt. Die Häufung der Ausdrücke ist durch Aufnahme geprägter Formulierungen entstanden', die in der Paränese und im Gottesdienst ständig gebraucht wurden 5. Sie dienen dazu, der Gemeinde nachdrücklich einzuprägen, daß sie sich nicht vom Glauben und der Hoffnung abbringen lassen darf'. Wie in der einleitenden Danksagung wird neben der 1t(J't't~ die iA1t(~ als der eigentliche Inhalt der Frohbotschaft genannt (vgl. 16)7. Die Hoffnung wird auch hier als das erhoffte Gut verstanden, von dem im Evangelium die Rede ist. Der allerorten gepredigte Christus ist die eA1tk 'Öj~ 8~Yj~ (127), so daß die eA1t~ als das verkündigte Heil bereits die Gegenwart erfüllt. Das Heil, von dem die Gemeinde im Wort des Evangeliums gehört hat (vgl. 161.)8, begegnet nicht anders als in der Verkündigung, die in der ganzen Welt ausgerufen wird'. Während es 16 hieß Ev 1tavt"L Teil x6a(.LCjl (vgl. 1Thess 18), wird hier der Raum, in dem die Frohbotschaft erklingt, als die ganze XT(cn~lO unter dem Himmel beschrieben ll • Die kosmische 1 Zu &CIUALOÜV vgl. K. L. Schmidt. ThWB III. S.63f. &cI-fÜ.LoW ist im AT in zwei Zusammenhingen von besonderer Bedeutung: von Gottes gründendem Schaffen (~8, 23. IOta. LXX Jes 4813 5113.11 u. ö.) und von der Begründung der Gottesstadt auf dem Zion (~ 47, LXX Jes 14.1 4418 Hag 218 Sach 4, 8. u. ö.). Vgl. Lohmeyer z. St. I Das Bild von der Gemeinde als Gottes Bau ist schon im Judentum gern verwendet worden. V g1. 1QS V. 6; VII. 17 f.; VIII, 7 f.; IX, 5 f.; 1QH VI. 25-27; VII,8f. Weitere Belege bei O. Betz. Felsenmann und Felsengemeinde (Eine Parallele zu Mt 1617-1. in den Qumranpsalmen). ZNW 48 (1957). S.49-77. Zur Bezeichnung der christlichen Gemeinde als heiliger Bau Gottes vgl. lKor 3101.17 lTim 311 IPetr ~-10 Mt 1617-11 u. ö. und siehe G. Delling a.a. O. (5.36 Anm. 2) S.306. a Zu i8pcxiot; vgl. E. Stauffer. ThWB II. S.360-362. , V g1. den Partizipialstil : TC&CIUAL(&)(UvOL - fL~ fLCTCXXLVoUfLIVOL. Das verknüpfende l((X( vor fL~ fLCTCXXLYOUfLCYOL fehlt bei p" 33. 5 V g1. 1 Kor 1518: i8pcxLoL y(vca&c. «IL&TCXX(YllTOL; Eph 317: CPPL~(&)jdVOL xcxl TC&cILC>'L(&)jdvOL; Ign Eph 10.: i8pcxioL T7i n(CJTCL; IgnPol 31: cni)&L i8pcxiot;; Polykarpbrief 101: firmi in fide et immutabiles. 1 fLCTCXXLVOÜV steht nur hier im NT. Vgl. J. Schneider. ThWB III. S.719. 1 Vgl. Bornkamm a.a. O. (S. 47 Anm. 3) S.58. Vgl. auch Eph 11.: ~ iAnlt; T~~ x>.ljac(&)~ CXUTOÜ; 4,: Cv fLui i>.n(3L 'tijt; x>.ljaa:(&)t; UILwv. • Vgl. G. Friedrich. ThWB 11. S.730. • Vgl. 1Kor 113 151U. Röm 108. ul. 10 Der Reichstext fügt den Artikel T7i ein. Vgl. Mk 1616: ncian Tjj XT(acL. 11 Der Ort. an dem die Predigt stattfindet. wird meist mit der Präposition Cv angegeben. V gl. Gal 2.: Cv TOLt; l&veaLv; Mt 24u: Cv 6A11 T7i otxolJILCvn; 2611: Cv 6A
110
Kolla
Weite des Christus geschehens, wie sie im Hymnus entfaltet wurde, wird damit auf das aller Welt geltende Evangelium bezogen l • Weil Christus der Herr über alles ist, darum muß in aller Welt die frohe Kunde ausgerufen werden'. Ist der Auftrag zur Mission tv 7tcX
.
KolIK-2.
111
verkündigung aufzuzeigen, so wird hier betont, daß dem Evangelium durch seinen apostolischen Charakter verbindliche Gültigkeit zukommtl. Damit aber ist der übergang zum folgenden Abschnitt gewonnen. Die Kirche lebt vom apostolischen Wort und ist damit an das apostolische Amt gebunden 2.
u 3ef3t freue id) mid) in ben (eiben für eud) unb erfüUe, mas an ben t'rübfalen (~rifti nod) fe~lt, an meinem Sldfd) für feinen (eib, bae ift Me fiird)e; a benn -Diener
bin id) gemorben nad) bem göttlid)en 2lmt, bae mir für eud) übertragm ift, um bQB Wort
112
Koll ••
den Völkern verkündigten Christus (1261.). Darum sucht der Apostel jeden Menschen zurechtzuweisen und zu belehren (h81.); sein ökumenischer Einsatz gilt daher auch den Gemeinden in Kolossae und Laodizea (21-5). Kraft seines Amtes ist er also auch für die ihm unbekannte Gemeinde die für sie zuständige Autorität, von der sie Unterweisung und Stärkung im Glauben empfangtl. V.24: Nüv XClLPCU' - so setzt der Abschnitt einS. Das heißt: Jetzt, wo von dem universalen Heilswerk der Versöhnung die Rede ist, das alle Welt und daher gerade auch die Gemeinde betrifft·. Zu der Botschaft, die aller Kreatur unter dem Himmel verkündigt wird (128), steht das Leiden i des Apostels 8 nicht etwa im Widerspruch. Im Gegenteil, es erfüllt den Apostel mit Freude; denn er trägt es ~nd:p ö(.Lc7)V. Was das bedeutet, wird in der durch XClL angeschlossenen Erläuterung näher ausgeführt: Y-Clt tX.VTClVCl1tAl)PW 't'a ÖaTE:P~(.LClTCl TWV 3)..LlJitCUv 't'oü XpLGTOÜ ~ T1j GexpxL (.LOU U1ttp TOÜ G6>(.LClTO~ ClU't'OÜ, lS taTLV ~ EXxAl)GLCl. Der Ausdruck Ta ÖaTE:P~(.LClTCl 't'WV 3)..LlJitCUV TOÜ XpLGTOÜ 7 kann keinesfalls
so aufgefaßt werden, als bestünde an dem stellvertretenden Leiden Christi 1 Ein Vergleich mit dem Römerbrief liegt nahe: Paulus stellt sich der ihm persönlich unbekannten Gemeinde vor. Doch während im Eingang des Römerbriefes das Apostelamt durch den Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums charakterisiert wird (Röm 11-7). wird im Kolosserbrief das Evangelium durch die Bindung an das apostolische Amt als rechte Lehre ausgewiesen. Vgl. oben S. 110f. t Nüv XIX(P(J) bezeichnet einen gewissen Neueinsatz. der freilich durch den Abschluß von ta3 schon vorbereitet ist. Vgl. 2Kor 7. ITim lu. Durch die Voranstellung von 15~ wird bei DFG die Härte des Obergangs geglättet. Doch diese Variante ist sicher nicht als der Urtext (so Haupt und Lohmeyer z. St.). sondern als eine durch Dittographie (8Lci)(ov~ : ~) entstandene Erweiterung anzusehen. I Zu ta. vgl. W. R. G. Moir. Colossians 1.24. ExpT42 (1930/31). S.479f.; J. Schmid. Kol.l,24. BZ21 (1933), S. 330-344; G. Kittel. Kol.l,24, ZsystTh 18 (1941). S.186-191; B. N. Wambacq, "Adimpleo ea quae desunt passionum Christiin carne mea ... ce (Coll,24), VD 27 (1949), S. 17-22; M. Carrez, Souffrancc et gloire dans les ~pitres pauliniennes. Contribution a l'ex~g~e de Col. 1,24-27, RHPhR 31 (1951), S.343-353; M. Schmid, Die Leidensaussage in Koll,24, Diss. Wien 1956; J. Kremer, Was an den Leiden Christi noch mangelt. Eine interpretationsgeschichtliche und exegetische Untersuchung zu Kol. 1,24b, BBB 12, Bonn 1956; G. le Grelle, La pl~nitude de la parole dans la pauvret~ de la chair d'apr~ Col. 1,24, NRTh 81 (1959), S. 232--250; M. Bouttier, Remarques sur la conscience Apostolique de St. Paul, in: OIKONOMIA - Heilsgeschichte als Thema der Theologie, Festschrift für O. Cullmann, Hamburg 1967, S. 100-108. • vüv ist also nicht auf die Gefangenschaft des Paulus zu beziehen, die erst 43 erwähnt wird, sondern vom unmittelbaren Kontext her zu erklären. I Die 7t1X&1JI'ClTIX des Apostels sind auch 2Kor 1.-7 und Phil 310 erwähnt; vgl. W. Michaelis, ThWB V, S.929-934; E. Kamlah. Wie beurteilt Paulus sein Leiden? Ein Beitrag zur Untersuchung seiner Denkstruktur, ZNW 54 (1963), S.217-232. • H I 81 al syh fügen I'0U zu iv Toi~ 7t1X&1JI'CIO'LV hinzu. 7 Zur Auslegungsgeschichte vgl. die sorgfältige Darstellung bei K re mc r a.a. O. S.5-154.
Koll ..
113
noch ein Mangel, der erst durch den Apostel behoben werden müßte!. Denn wie Paulus mit allen anderen Zeugen des Neuen Testaments die einhellige Überzeugung vertritt, daß im Tode Christi die Versöhnung wirklich und gültig erfolgt ist, ohne daß es irgendeiner Ergänzung bedarfl , so lehrt auch der Kolosserbrief, daß Christus in seinem Sterben und Auferstehen die Sünden weggenommen hat und um seines Kreuzestodes willen alle Schulden vergeben sind (2m.p. Der Begriff &A(o/EL~ TOÜ XPLaTOÜ kann aber auch nicht eine mystische Passionsgemeinschaft bezeichnen, die Christus und die Gemeinde verbindet, so daß durch das Einssein mit dem Herrn das erfahrene Leiden dem ganzen Christusleibe zugute kommt 4. Denn die Mystik ist vom Maß der Zeit gelöst und läßt den Mysten in seinem Gegenüber aufgehen. Der Apostel aber versteht sich als 80ÜAO~ XPLaTOÜ, der als der gehorsame Knecht seines Herrn seinen Dienst zu versehen hat. Auch bliebe unverständlich, wie angesichts einer innigen Leidensgemeinschaft von einem Maß der Trübsale gesprochen werden sollte, zu dessen Erfüllung noch irgendein Mangel bestehen soUte S• Weder von einer mystischen Leidensgemeinschaft noch von einer Einschränkung der Heilsbedeutung des Todes Christi ist die Rede 6. Sondern hinter der Wendung &A(o/EL~ TOÜ XPLaTOÜ, die in den 1 Gegen H. Windisch, Paulus und Christus. Ein biblisch-religionsgeschichtlicher Vergleich. UNT 24. Leipzig 1934. S.236-250. der zu Koll .. bemerkt. Paulus trage die Leiden ab ...die der Christus noch nicht abtragen konnte" (S. 244). • Vgl. Lohse. Märtyrer und Gottesknecht. S.200-203. 1St a a b z. St. weist richtig darauf hin. daß &).Lljlet; TOÜ XPLIn'OÜ nicht die Erlösungstat Christi bezeichnen kann. Denn dafür werden in den paulinischen Briefen die Begriffe Blut, Kreuz. Tod usw. verwendet... niemals aber .Drangsale' (&).LljltL;) oder. was damit gleichbedeutend ist•• Leiden' (7tct&i)lLctTct vgl. 2Kor 1.5; Phil3.10)". , Im Sinn einer Passionsmystik deuten: A. Deißmann. Paulus. Eine kulturund religionsgeschichtliche Skizze. 'Tübingen 1925. S.126f. 142. 157 u. ö.; O. Sc h mit z. Die Christus-Gemeinschaft des Paulus im Lichte seines Genetivgebrauchs. NTF 1,2. Gütersloh 1924. S. 190-196; J. Schneider. Die Passionsmystik des Paulus. Ihr Wesen. ihr Hintergrund und ihre Nachwirkungen. UNT 15. Leipzig 1929; zurückhaltender Dibelius·Greeven z. St. • Vgl. Lohmeyer z. St.: ..Vor allem bleibt in solcher Leidensmystik hier der Ausdruck .Mangel der Leiden Christi' ungeklärt. Denn in dem .mystischen Nach· leiden' ist entweder das ganze Leiden Christi gegenwärtig und .Mangel' in keinem Augenblicke spürbar, oder es bleibt das eigene Leiden des Glaubens von jenem vorbildlichen Leiden Christi geschieden. bleibt aus sich heraus mangelhaft. so lange bis der Tod oder die Parusie alle diese irdischen Mängel nachsichtig ausgleicht. Dann kann auch niemals von einem .Erfüllen' gesprochen werden." Zur Kritik der mystischen Deutung vgl. auch Pe rc y, Probleme. S. t 28-134. • Abwegig ist der Versuch. die Wendung &).LIjICL; TOÜ XpLGTOÜ von gnostischen Voraussetzungen herleiten zu wollen. Schmithals a. a. O. (S.45 Anm.3) S. 63 meint. in christlich-gnostischen Kreisen sei die Lehre vertreten worden • .. daß das erlösende Leiden Christi erst vollständig ist. wenn die einzelnen Seelenträger ebenso gelitten haben wie der Gekreuzigte". Auf diesem Hintergrund sei Koll .. zu verstehen: .. Die .Leidenstheologie' des Paulus ist ein zwar entmythologisierter. aber dennoch deutlicher Nachklang dieser mythisch,:n Grundanschauung." Ebenso ders. a. a. O. (S. 34 Anm. 2) S. 39 f. 210.
8 5226
Lobae, Kol, Philcmoo
114
Ko11"
Schriften des Neuen Testaments nicht wiederkehrt, steht die apokalyptische Vorstellung von den endzeitlichen Trübsalen als Wehen des Messias l • In der jüdischen Apokalyptik werden immer wieder die Katastrophen und Leiden geschildert, die nach Gottes festgelegtem Ratschluß über die Erde hereinbrechen und auch die Gläubigen treffen müssen, ehe die neue Welt Gottes heraufziehen kann I. Kriege, Teurung und Krankheiten werden die Menschen befallen; der Boden wird die Frucht versagen; die Frauen werden nicht mehr gebären; die Ordnung des Kosmos wird durcheinandergeraten. so daß die Gestirne nicht mehr regelmäßig ihre Bahnen ziehen; die Frommen aber werden Verfolgung und bitteres Leid erfahren. Wenn aber die Schrecken auf den Höhepunkt gekommen sind, dann wird die Wende eintreten. Die Leiden der letzten Zeit werden daher auch Wehen des Messias genannt, die der Ankunft des gesalbten Herrschers unmittelbar vorangehen 8 • An diese Vorstellungen der jüdischen Apokalyptik knüpft die endzeitliche Erwartung der christlichen Gemeinde an. Gott hat Maß und Umfang der Trübsale beschlossen und ihnen damit auch ihre Grenze gesetzt (Mk 13191. '" Par.). Die letzten Schrecken können auch mit den Wehen verglichen werden, die über eine schwangere Frau kommen (Mk 138 Par.); denn in den Schmerzen und Leiden kündigt sich bereits die kommende Wende an. Die Bedeutung des apokalyptischen Ausdrucks von den messianischen Wehen wird nun aber in der urchristlichen Enderwartung verändert. Denn die Hoffnung der Frommen gilt nicht einem unbekannten Gesandten Gottes; sondern der Christus, der als der Menschensohn auf den Wolken des Himmels erscheinen soll, ist der Gemeinde bereits bekannt als der gekreuzigte und auferstandene Herr. Die Leiden, die in der letzten Notzeit erduldet werden müssen, werden als Vorboten seiner herrlichen Erscheinung zum Gericht über die Welt und zur Befreiung der Seinen verstanden (Mk 136-17 Par.). Weil es nur durch viele &AL~'L~· Eingang in die ß(l(JLAd(l TOÜ &Eoü gibt (Act 1412), kennzeichnen die &A(~E:~ die Situation der Gemeinde (1Thess 33.7) und können sich die Glaubenden ev T(lLt; &A(~E:(JLV rühmen (Röm 53); denn keine &Ai:~L~ kann sie scheiden von der Liebe Gottes in Christus Jesus (Röm 8S81.). Muß der Apostel ständig &At~E:L~ erleiden (2Kor 1•• 8 2c 417 6. 7. 82.13 Phil 117 4..), so strömt 1 In den folgenden Versen finden sich weitere Begriffe, die gleichfalls apokalyptischer HerJtunft sind: I'ucn1jPLOV - cbtoX&lCpuI'I'Cvov/vüv 3~ ttpClVCPc:Hhj (11); -ro 7tAoih~ ~ 3~71~ TOÜ l'uaTlIptou -rOUTOU (17); I'ucni)PLOV -roü &coü (21); lv ~ 7tciV"r~ ol &1Jo'ClUpol -ri); aocp~ xCll YV~(a)~ cX7t6XPUtpOL (2a). Vgl. Lohse. Chrisrusherrschaft und Kirche, S. 212f. I Reiche Belege bei Billerbeck IV, S.977-986. • Zum Begriff n"IhJ "" ;":1n vgl. Mekh.Ex.16,25 (58b); 16,29 (59a); b. Schab. - •• ": I·" 118a; b. Pes. 118a u. ö.; siehe Billerbeck I, S.950. • Zum Begriff &AiIjlL~ vgl. H. Schlier, ThWB 111, S. 139-148.
KolIK
115
ihm doch gerade in den Trübsalen die wunderbare Kraft des göttlichen Trostes zu ump 'til<; UIL(;)V 7ttXpcxx).~m:6)<; (2Kor 1'-7). Die Bedeutung der Leiden des Apostels, von denen im Kolosserbrief die Rede ist, geht über die der 7ttX87jlLtXTtX, wie sie allen Christen zuteil werden, weit hinaus. Denn er leistet in den Leiden, die ihm widerfahren, einen stellvertretenden Dienst (vgl. auch 2Kor 16), indem er Tel Uanp~ILtXTtX T(;)V &A(~e(alV TOÜ XptO"TOÜ erfülltl. Ump7)lLtX bedeutet das, was fehlt, den Mangel. Dieser kann in der Abwesenheit von Menschen bestehen, denen man sich verbunden weiß (1Kor 1617 Phil2so). Es kann sich aber auch um einen Mangel im Blick auf einen bestimmten Sachverhalt handeln (1Thess 310: Ta UO"TtP~lLtXTtX 'tij<; 7t(Q"Tt6)<; UIL(;)V)'. Der Wortverbindung Ta ÜO"Tep~(J4"t'tX T(;)V &A(~e(alV TOÜ XptaTOü a liegt der Gedanke des endzeitlichen Maßes zugrunde'. Wie Gott der Zeit ein festes Maß gegeben hat (vgl. 4Esra 486'. Ga! 4,) und die Fristen der letzten Not bestimmt hat (vgl. Mk 136-27 Par.), so ist auch das Maß der Leiden, das die Gerechten und l\färtyrer zu erdulden haben, in seinem Ratschluß festgelegt (äthHen 471-' syrBar 3Ot) ... Wenn es erfüllt ist, dann ist das Ende da; dann vergeht der alte Äon und bricht die wunderbare neue Welt an. Doch noch ist es nicht so weit, noch fehlt etwas an den &A(~et<; TOÜ XptO"TOü. Dieses Fehlende erstattet der Apostel durch sein Leiden.
116
KollI.
Durch sein Leiden, das er an seinem Fleisch 1 schmerzhaft erflihrt, trägt der Apostel zur Verkürzung der endzeitlichen Trübsale bei, so daß die zukünftige Herrlichkeit um so eher anheben kanna. Im Zusammenhang des Kolosserbriefes sind die Trübsale Christi nicht mehr im Sinne gespannter Naherwartung verstanden. Der Blick ist nicht auf die Zukunft, sondern auf die Gegenwart bzw. Vergangenheit gerichtet', die durch den kirchengründenden Dienst des Apostels geprägt ist. Wie das Bild der Propheten, das das nachbiblische Judentum entwarf, diese ausnahmslos als verfolgte und leidende darstellte und ihre Würde gerade im Martyrium vollendet saht, so wird auch das Bild des Apostels, das die zweite Generation zeichnet, wesentlich durch den Aufweis seiner Leiden geprägt li • Nach Act 918 ist es bereits von Anfang an über Saulus/Paulus beschlossen, daß er für den Namen Christi leiden muß. Eph 31 wird Paulus Gefangener Christi Jesu für die Heiden genannte. Und die Pastoralbriefe werden als Vermächtnis, das der gefangene Apostel vor seinem Ende der Kirche übergibt, dargeboten (2Tim 18.16r. 29). Gerade in seinem Leiden hat der Apostel sein Amt für die ganze Kirche versehen. Auf diesen Gedanken kommt es auch dem Kolosserbrief an. Das Leiden des Apostels gehört zur einmaligen Würde seines Amtes. Das betont hervorgehobene "Ich" unterscheidet daher Paulus von allen hinzugeordnet werden, so daß sie das Maß der Reichen auffüllen (ti'V't'!X"atn).:'lpoÜVT!XC;); Dio Cassius 44, 48, 2: Man sparte für Caesar an keinem Titel. Was dem einen an Auszeichnung und Machtvollkommenheit abging, wurde durch den Beitrag der anderen in gegenseitiger Ergänzung aufgefüllt (m!XV!XnAl]p~1i); Apollonius Dysco· lus, de syntaxi I, 19; 11, 44: Die Pronomina haben die Aufgabe, das, was dem Sub· stantiv unmöglich ist, zu ergänzen (ti"T!X,,!XnAl]pOüa!X bzw. m!XV!X1tAl]pOüa!XL). Zum Begriff vgl. weiter Delling a. a. O. S. 305; Kremer a.a. O. S. 156- 163. Die Vermutung, "daß Paulus mit dieser Zusammensetzung von nAl]p0ÜV wahrscheinlich eines der gegnerischen Schlagworte aufgreift und umkehrt" (Kremer S. 162), hat keinen Anhalt am Text. 1 Mit a«p~ ist hier "die der Bedrängnis ausgesetzte Leiblichkeit des Apostels gemeint" (E. Schweizer, ThWB VII, S.136). Vgl. i" Tij) a~IL!XT( 1L0t) Ga1617 2Kor 410. I Anders erklärt Kremer a.a. O. S.190-195, der sich der Deutung des Chrysostomus anschließt: Weil der Apostel als SteUvertreter Christi an seiner Stelle steht, kann er an seinem Fleisch erfüllen, was an den &A(~CLC; TOÜ XPLMOÜ noch mangelt. Zur Kritik dieser Auffassung vgl. auch die Rezension von E. Käse mann, ThLZ 82 (1957), Sp.694f. • Das gilt auch für die apokalyptischen Begriffe der folgenden Verse. V gl. oben S. 114 Anm. 1 und Lohse, Christusherrschaft und Kirche, S.212f. , Vgl. H. A. Fischei, Martyr and Prophet, JQR 37 (1946/47), S.265-280. 363-386; H. J. Schoeps, Die jüdischen Propheten morde, in: Aus frühchristlicher Zeit. Religionsgeschichtliche Untersuchungen, Tübingen 1950, S. 126-143; Lohse, Märtyrer und Gottesknecht, S. 66 Anm. 1. I Vgl. Lohse, Christusherrschaft und Kirche, S.213f. • V gl. ferner Eph 313: iv T!Xic; &A(~ca(" 1L0t) U1ttp ulLw" und siehe dazu G. H. P. Thompson, Ephesians 111.13 and 2Timothy 11. 10 in the Light of Colossians I. 24, ExpT 71 (1959/60), S. 187-189.
Koll ... 11
117
anderen Gliedern der Gemeinde!. Indem er erfüllt, was an den Trübsalen Christi noch fehlt, handelt er als 8L«XOVOC; TOÜ e:UClyye:).(OU und damit als 8L«XOVOC; Tljc; hxA7jaLClC;. Die Definition, nach der der Leib, über den Christus das Haupt ist, &ls die weltweite !xxAl)a(Cl bestimmt worden war (118), wird hier wiederholt: u1tep TOÜ aWfLClToc; ClUTOÜ, 6 taTLV ~ tx>V.l)a(Cl. V. 25: Da dieses einzigartige Amt dem Apostel von Gott selbst übertragen worden ist, ist sein Dienst ganz und gar vom Auftrag als der ihn bestimmenden Norm erfüllt. Wiederholt spricht Paulus von der göttlichen X«PLC;, die ihm gegeben ist (Gal29 1Kor 3101510 Röm 16 128.8 1515). Gottes Gnade hat ihn berufen und erweist sich wirksam in seinem Dienst. Von diesem Auftrag, der ihm zuteil geworden ist, kann Paulus auch sagen: olxoVOfL(ClV 1tE:1t(aTe:UfLClL (1Kor 917)1. Ihm kann er sich nicht entziehen, sondern muß ihn gehorsam erfüllen, so daß er wünscht: OG-rWC; ~fLiic; ).o"(Ll:ea&w &v&pW1tOC; c!>c; U1tl)ptTClC; XPLaTOÜ XClt otxov6fLouC; fLUaTl)P(WV &e:OÜ
(1Kor 41). Von demjenigen, der mit der Verwaltung eines Amtes betraut worden ist (vgl. Lk 1611), erwartet man billigerweise, tVCl 1tLa-roC; Ttc; e:upe:&j) (1Kor 411)8. An unserer Stelle wird nicht auf ~v X«PLV -rl)v 8o&e:i:a«v fLOL (Gal29) Bezug genommen, sondern statt des Begriffes X«PLC; steht das Wort olxovofL(ClC, um das Amt des Apostels zu bezeichnen 6 Dabei ist 1 Vgl. Lohmeyer z. St.; Käsemann a.a. O. Sp.695. a Zum Begriff olxo,\/0l'(cx vgl. O. Michel. ThWB V, S. 154f.; J. Reumann. OIKONOMIA = "Covenantll-Terms for Heilsgts{bübJe in Early Christian Usage, NovTest 3 (1959). S. 282-292; ders .• Olxo,\/0l'(cx as "Ethical Accomodation" in the Fathers, and its Pagan Backgrounds, Studia Patristica 111, ed. F. L. Cross. TU 78. Berlin 1961, S. 370-379; ders., OIKONOMIA-Terms in Paul in Comparison with Lucan HeilsgeubübJe, NTS 13 (1966/67), S.147-167. a V gl. J. Re u man n. "Stewards of God ll - Pre-Christian Religious Application of 01 KONOMOS in Greek, JBL 77 (1958). S. 339-349. , Zur Genitivverbindung olxo,\/0l'(cx TOÜ &coü vgl. lKor 1510: iJ Xcip~ TOÜ &coü; Eph 37: Tij~ XciPLTO~ TOÜ &coü Tij~ 8o&dCTl)~ I'0L. • Im Epheserbrief bedeutet olxov0l'(cx dagegen den heilsgeschichtlichen Ratschluß Gottes, der in der Fülle der Zeiten verwirklicht wird (ho: ck; olxov0l'(cx,\/ TOÜ 1t).l)P~ILCXTO~ T(;)V XCXLp(;),\/; 3.: T~ iJ olxo,\/0l'(cx TOÜ I'uaT7lP(OU TOÜ «1tOXCXPUl'l'tvou «,ro T(;)V cxl~,\/6)v iv Tcj) &E(j». Auch das Amt des Apostels ist im göttlichen Heilsplan vorgesehen: rljv olxov0l'(cx,\/ Tij~ X«PLTO~ TOÜ &cOÜ Tijt; 8o&dCTl)~ I'0L ck; ul'ci~ (3a). Da hier X«PLI; vom Amt des Apostels gesagt ist, liegt es nahe, olxo,\/0l'(cx an allen drei Stellen des Epheserbriefes im Sinne des sich verwirklichenden göttlichen Heilsplans zu verstehen. Vgl. Schlier, Epheser. S.147f. zu Eph 3a; Reumann a.a. O. (NTS 13 [1966/67]) S. 164f. Dieses Verständnis darf jedoch nicht aus dem Ephe!lerbrief in den Kolosserbrief eingetragen werden (ge gen Loh me ye r z. St.: liEs ist also der Heilsplan Gottes, der die Geschichte der Welt von allem Anfang zu ihrem vorbestimmten Ziele leitet. Diesen göttlichen Plan zu verwirklichen, ist Paulus mit dem Amt des .Dieners' gegeben."). Reumann a.a. O. S.162f. ist geneigt. sowohl die Bedeutung IIAmt" als auch einen Hinweis auf Gottes Heilsplan für die Verwendung von olxov0l'(cx in Koll .. anzunehmen. Gemeint sei "God·s revealed plan or his plan and the execution thereoP·. Denn "Paul says. I am a minister 'according to the plan of God. the execution of which has been conferred upon me in that which concerns you'" (S. 163).
118
Kolla•.•
freilich nur vom Amt des Paulus die Rede, mit keiner Andeutung werden die übrigen Apostel erwähnt, weder Petrus noch die Zwölf. Paulus ist als der Apostel der Völker der Apostel schlechthin, so daß die aus den Völkern zusammengerufene Kirche an das apostolische Evangelium gebunden ist, wie es ihr Paulus und die von ihm eingesetzten Mitarbeiter verkündigt haben 1. Auftrag seines Amtes ist es, 7t).:llpwacxL -rov A6yov TOÜ &tOÜ. Wie ein vorher festgelegtes Maß mit seinem Inhalt gefüllt wird, so hat der Apostel Gottes Willen und Befehl zu verwirklichen I. Im Rückblick auf sein missionarisches Werk kann Paulus sagen, er habe ci7tb 'IepouacxA-1)1L xcxt XUxAXCvCXL -ro eucxyyeALov TOÜ XPLaTOÜ (Röm 1519). Das Wort Gottes wird erfüllt, wenn es an allen Orten ausgerufen und aller Kreatur unter dem Himmel verkündigt wird (vgl. V.IS)'. Dieser Auftrag, das Wort der Wahrheit wirksam zu Gehör zu bringen, weist den Apostel auch an die Gemeinde in Kolossae und sie an ihn. V. 26: Die Botschaft, die dem Apostel aufgetragen ist, wird nun als jLUaTi)PLOV näher bestimmt. Der Satz bricht jedoch nach der Partizipialwendung plötzlich ab; mit den Worten vüv 3~ bpCXVE:P~ wird dann noch einmal neu angesetzt und erst in V.17 der Inhalt des lLuO"'ri)PLov genannt: der unter den Völkern verkündigte Christus. V.16 liegt - wie schon die Struktur des Satzes erkennen läßt - eine geprägte Formulierung zugrunde, zu der sich manche Parallelen in der urchristlichen Verkündigung finden: D!lS Geheimnis, das einst verborgen war, ist jetzt offenbart worden". Was von Ewigkeit her in Gottes Ratschluß vorhanden, der Einsicht von Engeln und Menschen jedoch nicht zugänglich war, das 1 cL; ulL&'; ist zum Vorhergehenden zu ziehen. V g1. Eph 3.: -rljv obcovolLtcxv -rijc; hoü 'tijc; 8o&etCTl)c; ILOL cL; ujJ4c;. Dibelius-Greeven z. St. nehmen cL; \'!-,-Cic; zum Folgenden, weil 7t),:1lPWOCXL reichlich kurz wirke, wenn man cL; u!-,-Cic; nicht mit 7tA.'1p(i)atlL verbinde. Doch die vergleichbaren Wendungen (Röm 151. und die in der folgenden Anm. 2 genannten Belege) fordern diese Verbindung nicht. • V g1. Kol 411: ßAi1fC T1jv 8Lcxxovtcxv fjv 7tCXpCA.cxßcc; iv xuptct> , Iv« cx\rrij'l 7tAlJpoiC;; Apk 3.: W 'YcXp c6plJu aou lpycx 7tE1tA.'1p(a)JUvcx iv6l1t'LOV ~ &coü I'0u; vom Erfüllen eines Auftrages Act 12u: 7tA.'1p6locxvnc; -rljv 8LCXXOVtcxV; vgl. ferner Act 13aa 14.1 u. ö. Sehr häufig findet sich die Wendung vom Erfüllen der in der Schrift ausgesprochenen Verheißungen; vgl. Mk 14•• Par. Mt 121 2111 1336 21. u. ö. Lk 41124" u. ö. Joh 1311 1711 19••. SI. Weitere Belege bei G. Delling, ThWB VI, S.285-296. I Vgl. R. Asting, Die Verkündigung des Wortes im Urchristentum, Stuttgart 1939, S. 138. • Vgl. Dahl a.a.O. (S.I04 Anm.2) S.4f. Dahl bezeichnet diese Beschreibung des Geheimnisses als Revclationsschema, dessen Leitworte .. von Ewigkeit an vorhanden" - .,jetzt offenbart" sind. Vgl. ferner Buhmann, Theologie, S. 107; D. Lührmann, Das Offenbarungsverständnis bei Paulus und in paulinischen Gemeinden, WMANT 16. Neukirchen 1965. S. 113-140. Ansätze zur Ausbildung dieses Revelationsschemas lassen sich lKor 21-11 erkennen. Seine feste Ausprägung findet es jedoch in liturgischen Formulierungen, wie sie Röm 16111-17 sowie in den Deuteropaulinen vorliegen. Vgl. Conzelmann, Theologie, S.107. XIiPL~OC; ~OÜ
Kol111
119
ist nun kundgetan worden (1Kor 27(.). Gott wird gepriesen um dieser «7tOXcUulJit~ willen, von der es heißt: fJ.uCTn)pEou x.p6vot~ ottwvEot~ (J~(Jt'Y1l!Jbou, cpotv~pw3Mo~ Bi: vüv Btti Tt ypotcp(;lv 7tpoCPl)nx(;lv XotT' t7ttToty1)V TOO &coü EL~ U7tot)(o~v 7t(O'TtW~ d~ 7ttiVTot T« f&vlj yvwpta8ivTo~ (Röm
otlwvEou
1625r.) 1. Weil die Offenbarung alle Welt betrifft, vollzieht sich die Kundgabe des Geheimnisses in der Proklamation der Frohbotschaft an alle Völker (1Tim 318)1. Die Begriffe fJ.u durch das das Geheimnis des endzeitlichen Ratschlusses Gottes bezeichnet wird·. "'Oaot BEL YEV~(J&otL e7t' eax.tiT(a)v T(;lv ~f.LEp(;lv, enthüllt Gott den Sehern; denn er allein ist 6 «7tOXotAU7tT(a)v fJ.u
• a"ac!1lM • M~M"D
,..,:2» ".,:2, "1" .,,~. .,.,:2. V gl. auch t Q H I. 21.
120
Kolls.
Das Geheimnis, dessen Offenbarung die urchristliche Verkündigung bezeugt, betrifft nicht zukünftiges Geschehen, das in Gottes Plan verborgen liegt, sondern die bereits verwirklichte Tat Gottes. Was durch ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, ist nun offenbart und wird im gepredigten Wort bei allen Völkern ausgerufen (Röm 1611M.). Das f.Lu~ PLOV war cX1toxexpuf.L~ov «1tO T6>V OtLWVWV xcd «7tO TWV yevewv. Wenn man cX1t6 durch "vor" übersetzt, müssen die cx[WV&<; und yev&cx( als Mächte und Gewalten verstanden werden, denen die Einsicht in das Geheimnis verwehrt war l • Weit näher liegt es jedoch, für cX1t6 zeitliche Bedeutung anzunehmen I; wird doch auch durch das folgende WV 3& die eingetretene Wende der Zeiten betont. Was von vergangenen Zeiten und Generationen her verschlossen war s, ist nun aufgetan worden' (vgl. Eph 3".91.)6. Mit den Heiligen, die als .Empfänger der Offenbarung genannt werden, sind weder die Engel' noch nur ein begrenzter Kreis von Charismatikern 7 gemeint, sondern die Gläubigen 8 , die «YLOL xcxt 7tL
121
KollH.17
nicht nur einzelnen erwählten Frommen anvertraut, sondern sein Inhalt wird ia der apostolischen Verkündigung bekanntgemacht, in der das Wort erfüllt (he.) und Christus unter den Völkern gepredigt wird (127) 1. V. 27: Gott wollte das Geheimnis den Heiligen mitteilen. Durch yvwp(~€~V (vgl. Röm 1626 Eph 19 36.10 619) wird ~«V€POÜV (V. 26; Röm 162M.) aufgenommen I. Gott wollte bekanntmachen, welches -ro 7tAOÜ-rOt; 'Öjt; 86;1)t;3 -roü lLU
V gl. Röm 1616 f.:
Myye)..~ov
-
xljpuY~et;
cpetvc:pOÜ'\l -
Y"CI)p(~c:~v;
Eph 3a:
EÖetyyc:)..(Cc:a&et~.
• Vgl. R. Bultmann, ThWB I, S. 718. a pU läßt n;~ 86~71~ aus. • Statt TOu-rOU setzen D*G it Ambst TOÜ .&c:oü, K* nur TOÜ. • Vgl. Röm 9 •• : ("et Y"CI)p(an w" n-)..OÜTOV n;~ 86~71~ etÖTOÜ. Kolll7 werden ebenso wie Röm 9.. traditionelle Wendungen benutzt. so daß es nicht notwendig ist. mit Percy, Probleme, S. 50 zu erwägen: .. Hier könnte man aber möglicherweise mit literarischem Einfluß von der RömerbriefsteIle rechnen." Vgl. auch Sanders a. a. O. (S. 119 Anm. 1) S. 39 f. • 1t)..OÜTO~ - an unserer Stelle wie 21 neutrisch ge bra ucht- und 86~et Gottes werden schon im AT häufig zusammen genannt. Vgl. LXX Gen 311. 3BetO' 311 lChr 29.. Esth 1. 10. ljI 111. Prov 31. 811 22. Sir 2417 PsSal 1c. V gl. Loh me ye r z. St. 7 lv TOL~ f&vc:a~" bedeutet "unter den Völkern". Der Ton liegt also nicht darauf. daß nun auch den Heiden das Wort verkündigt wird. Dieser Gedanke wird Eph 3d. entwickelt: Das Geheimnis. das jetzt enthüllt wird, besteht darin, daß die Heiden auYX)..71Pov6~et XetL aUaaCl)~et XetL au~~eTOXet n;~ l7tetyyc:)..(et~ b" XP~aTcj) 'I71aoü 8~cI. TOÜ EÖetyyc).(ou sind (Eph 3.). Hier aber wird hervorgehoben: Christus, der Herr über alles, wird in der ganzen Welt gepredigt. • 6~ ~~" (KCDEKL pm) wird die ursprüngliche Lesart sein, wobei 6~ wegen XPL<JT6~ steht (vgl. Blaß-Debr. § 132,2). Durch 6 ~aTLV (vgl. 31C) soll die Beziehung auf 1t).OÜTO~ bzw. ~uaTljp~o" verdeutlicht werden (p" BAG allatt). 6~ iaT~" ist daher die lectio difficilior. • Vgl. 2Kor 13,: 6TL 'I71C7OÜ<; Xp~~ b" U~L"; Röm 810: d 8l XPLaW~ h ~~LV; Eph 317: xetTo~xiiaetL w" Xp~aWv 8~cX Tij~ 1t(anCl)~ h TetL~ Xetp8(ccL~ u~". In diesem Sinne erklären viele Exegeten. so G. Bornkamm. ThWB IV, S. 827: .. Koll,27 wird der Inhalt des ~uaTljp~o" mit der Formel Xp~aW~ b" U~L" angegeben. d. h. es besteht in der Einwohnung des erhöhten Christus ,in euch', den Heiden." Dibelius-Greeven z. St.: ,,,Christus in euch' bezeichnet die Basis der christlichen Existenz s. Rm 810, wo mit ,Christus' der Ausdruck mIc:Ü~et Xp~C7TOÜ aufgenommen wird." Bieder z. St. fragt, wie das .. Christus in euch" ausgesagt werden könne, wenn doch nach 31 Christus zur Rechten Gottes thront, und antwortet: "Nur so ist Christus in euch, als Hoffnung der Herrlichkeit." Abwegig Wagenführer a. a. O. (S. 77 Anm. 2) S. 96: .. Mit der Formel Xp~aW~ h U~L", die das häufiger uns begegnende U~L~ ("*l~L~) h XPLaTif) umkehrt, drückt PIs die innige Christus-
122
Kolll7.•
der Gemeinde verkündigte Herr (vgl. 2Kor 119: XptaTO~ 'Il)aoü~, Ö ev ulL'i:v 8t' ~~v y.l)PUX&(~)l. Weil der Inhalt des Geheimnisses nichts anderes ist als XPLa-ro~ ev UJL'i:v, darum ist nicht mehr wie in der jüdischen Apokalyptik von einer Mehrzahl von Geheimnissen, die Gottes endzeitlichen Plan betreffen, die Rede, sondern 'wird die Offenbarung des einen lLU~ ptOV verkündigt: Christus, die eA7t~ -rijc; 86~l)~2. Die Hoffnung bezieht sich auf die in der Vollendung offenbar werdende 86~<x (vgl. 3.); ihr Grund und Inhalt ist Christus allein, so daß auch hier der die Gegenwart bestimmende Inhalt der iA7t(~ betont wird (vgl. zu 10), den Gott durch die weltweite Proklamation der Christusbotschaft kundtut. V.28: Obwohl nun nicht mehr im Singular gesprochen wird, ist auch mit dem "Wir" kein anderer als der Apostel gemeint, der den ihm gegebenen Auftrag ausführt. Da er jedoch in Kolossae nicht selbst das Evangelium hat predigen können, sondern dieses durch von ihm legitimierte Boten dorthin getragen wurde (vgl. 171.), sind sie in das "Wir" des Apostels mit eingeschlossen. In V.29 spricht jedoch schon wieder das Ich des Apostels. Damit wird angezeigt, daß von der Autorität des apostolischen Amtes die Rede ist, durch die auch die vom Apostel eingesetzten Mitarbeiter vor der Gemeinde beglaubigt sind. x<X't'<XJ(eUEtV 3 bezeichnet die öffentliche Ansage, die Proklamation, und ist im urchristlichen Sprachgebrauch geradezu zu einem terminus technicus der Missionspredigt geworden: -rov XPLa't'OV X<X't'<xyytuEtV (Phil117f.; vgl. auch Act 178.28) bzw. 't'C> EU<XyytALOV X<X't'<xyytuEtV (1Kor 9u), 't'Ov A6yov 't'Oü &oü x<X't'<xyyeUetv (Act 136 1718) ist sachlich gleichbedeutend mit Xpta-rov Xl)puaaeLv (Phil116 u. ö.) und eü(XyyeA(~Ea&<XL (GaI116). Die allerorten ausgerufene Verkündigung, daß Christus der Herr ist, wird in verbundenheit aus. in der jeder einzelne Christ steht und die damit auch alle zu echter Gemeinschaft führt. Pis sagt nicht Xp~c:rrOt; iv Tj1 lxxA1)c~. da er mystisehen Aussagen eine mehr persönliche Note zu verleihen pRegt. Nach seiner Vorstellung verkörpert jeder einzelne Christ in gewisser Weise die Ekklesia, sofern er in einem mystischen Verhältnis zu Christus steht. ce In gnostischem Sinne will Sc h mit haI s a. a. O. (S. 45 Anm. 3) S. 63 interpretieren: .. Zuerst wird also in rein gnostischer Manier von dem Geheimnis gesprochen. das bisher den Heiden verborgen war ...• nun aber erkannt wird. und dann wird der Inhalt dieser Gnosis zusammengefaßt in dem Schlagwort: .Xp~crtOt; h uJLiv·. Die Verkündigung von Christus als dem im Menschen wohnenden, die Erlösung garantierenden Pneuma-Selbst ist der Inh.lt der im Hintergrund des Kol. stehenden Gnosis schlechthin." 1 Durch iv uJLiv wird iv Toie; I3vEmv aufgenommen. Vgl. Gewieß a .•. O. (S.92 Anm.7) S.12; D.hl a. a.O. (S.l04 Anm.2) S.5; Schweizer. Neotestamentica. S. 327: "The preaching of the gospel to the world, Christ among the gentiles. is according to the following verses. the mystery hidden for ages, now revealed. It is the eschatologieal fuUilment of God's plan of salvation (I. 26f.)." Vgl. auch ebd. S. 302; ferner Lohse, Christusherrschaft und Kirche, S. 213. • V gl. IgnEph 211: iv 'lllco\) XPUJTcj). T1i xo~V;; iAnL8, 'ilJLWV; Magn 11: 'IllCJOü XPUJTOÜ, Ti;c; iAnL3ot; 'ilJLWV; Philad 5.: 'Il)co\) XP~(JToü ••• Tije; xo~vlje; iAnL8~. I Vgl. J. Schniewind. ThWB I, S.68-71.
Koll.
123
mahnender Belehrung erläutert und entfaltetl. vou&tui:v/vo~aLotl finden sich im Neuen Testament nur in paränetischen Zusammenhängen des paulinischen Schrifttums 3. Der Apostel weist die Gemeinde als seine Kinder zurecht (IKor 414), und die Glieder der Gemeinde sollen einander ermahnen und mit hilfreichem Wort beistehen (1 Thess 5111. 14 Röm 1514 2Thess 316). Neben VOU-D-E't'Ei:v wird 8t8cXaxELV gestellt, um die intensive Belehrung in Seelsorge und Unterweisung zu kennzeichnen 4. Nach Kol 316 ist es Aufgabe der ganzen Gemeinde, einander zu belehren und zu ermahnen. Hier aber wird es als Funktion des Apostels beschrieben, die Christusverkündigung durch vou&eu'i:v und 8L8cXc:JXELV auszurichten. Paulus kann wohl gelegentlich davon sprechen, daß er in allen Gemeinden lehre (IKor 417), und unter den vom Geist gewirkten Charismen auch die Gabe der Lehre erwähnen (Röm 127); doch durchweg tritt die Wortgruppe 8L8cXc:JXELV/8L8ot'X-1J in den paulinischen Briefen auffallend zurück. In den Pastoralbriefen dagegen wird die rechte und gesunde Lehre einer falschen Lehre mit Nachdruck gegenübergestellt (ITim 110 2Tim 43 Tit 19 21 U. ö.) und daher auch die Bedeutung des 8L8tiaxELV unterstrichen (ITim 212 411 2Tim 22 Tit 1u). Diese Betonung der Lehre beginnt sich schon im Kolosserbrief abzuzeichnen 6. Es ist nicht nur Sache aller Christen, einander zu ermahnen und zu unterweisen, sondern die Gemeinde wird angehalten, fest bei dem Glauben zu bleiben, xot&w<; e3L8ti'X&rju (27), und daher daran erinnert, daß ihr die rechte Lehre im apostolischen Evan1 Vgl. Schniewind a.a.O. S. 71: .,Dies entspricht nt.licher Grundanschauung: Lehre und überlieferung werden in das Wort, das den Kyrios Christos ,proklamiert', hineingenommen; es muß seiner Natur nach, da es die einmalige ,geschichtliche' Wirklichkeit ,Jesus' kündet, auch Lehre, Mahnung, überlieferung sein. Aber diese Unterweisung nimmt an dem eschatologisch-dramatischen Charakter der ,Botschaft' teil." :I Zum Begriff VOu&cULV vgl. J. Behm, ThWB IV, S. 1013-1016. VOu&cTCLV bedeutet eigentlich. jemandem den Verstand zurechtsetzen, ihn korrigieren und zurechtweisen. In LXX wird es im Sinne von "Vorwürfe machen" • .,schelten" (1 Boca 313). "ermahnen" (Hiob 41). vornehmlich aber ..warnen", .. zurechtweisen". "belehren" gebraucht. Belege bei Behm a.a. O. S. 1014. • Act 2031: !lC1'cX 8ocxpu(o)v VOu-&C1'WV lvoc fxocG't'ov ist Paulus in den Mund gelegt. , Beide Verben stehen häufiger zusammen. Vgl. Platon, Protagoras 323d: ouaEl~ &uILOÜ1'OCL oü81 vou-&cn:, oüa. 3L3«axeL; Respu bl. 399 b: ~ 8L3Otx'ii XOtl vou&tr1Jcnt; Leges 845 b: vou-&c-rljaOtV't'Ot XOtl 3L8«~OtV1'Ot; Dion Chrysostomus. Orat. 32.27: 1'OL~ you-&noüen XOtl 3L8«axouen; Plutarch. de audiendo 15 (p. 46 b): 3LaciaxoV't'o.; XOtl vou&c1'oüV't'o~. Plutarch schreibt dem vou-&nELV die Wirkung der ILE1'«VOLOt zu (Adulator 28 [p. 68f.]; de virtute morali 12 [p. 452c]). Es ist jedoch griechisch gedacht. wenn Lightfoot und Lohmeyer z. St. meinen. auch Kol 1.. ziele VOu&c1'cLV auf I'ET«vOLOt, 8L8«axeLV aber auf 7r(a-n~. Vgl. Behm a.a.O .• S. 1015 Anm.14. I Vgl. K. H. Rengstorf. ThWB 11. S. 149f.: "Erst im Kolosserbrief begegnet 8L8«OXCLV in seelsorgerlich-ethischem Sinne neben VOu-&EULV (1.28; 3.16) ... Erst im Kol(osserbrief) wird der Umschwung sichtbar, und in den Past(oralbriefen) tritt der Begriff 8L3ciaxeLV. treten aber auch die von &8Otax- abgeleiteten Worte sogar stark in den Vordergrund."
124
Kollza
gelium anvertraut worden ist (128). Hat doch der Apostel überall diese Unterweisung vorgenomme~ indem er bestrebt war, jedermann mit dieser Lehre bekanntzumachen. Dreimal wird auf 7t«v't'rt ciV&pCll7tOV als Empfänger der apostolischen Ermahnung hingewiesen, um den wahrhaft ökumenischen Charakter der apostolischen Botschaft hervorzuheben, die in aller Welt verkündigt wird 1. Die apostolische Verkündigung geschieht tv -M<J1l ao
dort weitere Belege. • V gl. 411. wo TCAc~O~ neben 1tE1tA1)pOcpop1) ....ivo~ steht. das Erfülltsein aber vom Verfasser des Kolosserbriefes auf den Willen Gottes bezogen wird. V gl. ferner Lightfoot. Dibelius-Greeven z. St.
Koll •.•
125
• ~Ae~OL XCXL 1te1tA'1lpOtpOP'1l~OL tv 1tCX'l'rt &eA~!LCXT~ TOÜ &eoü (412). Damit wird
an alttestamentlich-jüdische überlieferung angeknüpftl, wie sie in der urchristlichen Paränese aufgenommen und weitergeführt worden ist (vgl. Mt 5'8 Röm 122 Jak 1,.26 32 u. ö.). Es gilt, prüfend zu erkennen, TL TO &~A'1l(.LCX TOÜ &E:oü, TO &.ycx&Ov XCXL eucfpeO"t'ov XCXL 'dAe~ov (Röm 122). Und die Forderung eaea&e oiSv ulUi:t; TÜeLoL ~t; 0 1tcx-djp U(.Lwv 0 OUpcfVLOt; ttM~6t; tO"t'~v (Mt 548) wird erfüllt, wo im Gehorsam gegen den Herrn der Wille Gottes getan wird l • Wer zum erhöhten Christus gehört und seinem Gebot folgt, der wird ttAELOt; E:v XpLO"t'(j) 3 sein. V.29: Der Apostel müht sich, diese Botschaft auszurichten'. X01tLW steht hier nicht von der Handarbeit, die Paulus verrichtet, um sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen (lThess 29 1Kor 412 2Thess 38), sondern von dem mühevollen Wirken desjenigen, der unermüdlich für das Wohl der Gemeinde tätig ist 6 • Zwar stehen auch andere in treuer Arbeit für die Gemeinde (vgl. 1Thess 512 1Kor 1618 Röm 168.12 u. ö.). Hier aber wird nur von der Plage gesprochen, die der Apostel trägt, indem er missionarischen Dienst in aller Welt tut (vgl. Gal 411 1Kor 38 2Kor 65 112s. 27 Phil218). Paulus kann von sich sagen, mpLaa6Tepov CXUTWV 1tcfV't'6lV txo1t(cxacx (lKor 1510). Etwaigem Mißverständnis, als wolle er sich stolz rühmen, beugt er jedoch vor, indem er hinzufügt: oux E:y6l 8e cXlli ~ IcfpLt; TOÜ &E:oü crOv t(.LoE (ebd.). Gottes 8UVCX(.LLt; erweist sich wirksam im Werk seines BotenlI. ncfV't'cx laxu6l tv T(j) tv8uvcx(.LoüV't'E IU bekennt Paulus (Phil41S); denn Gott ist 0 tvepywv ev U(.Li:v TO &eAELv XCXL TO evepyei:v u1tep 'tijt; Eu8ox(cxt; (Phil218). Seine Kraft 7 richtet den Schwachen auf und verleiht Stärke zum Durchhalten 8 • Allein dadurch weiß der 1 Vgl. LXX Dt 1813 3&0' 811 11t.l0 153. U lChr 28. SapSal9. Sir 4417 und siehe Lohmeyer z. St. In den Schriften der Gemeinde von Qumran wird ständig betont. es gelte. ?ac ..~" "'~!l a"~n n~"i1" (1 QS III. 9 f.); vgl. weiter 1 QS 1.8; 11.2; 111.3; IV.22; VIII. 1. 9f.18. 20f. u. ö.; CD 1.21; 11.15; VII.5 u. ö. und siehe Rigaux a.a. o. (S. 119 Anm. 3) S.237-262. I 7tOCpocO'TijO'(o)1UY ist ebensowenig wie 7tOCpOCGTijGOCL (ha) in futurisch-eschatologischem Sinn zu verstehen und auf das Endgericht zu beziehen. Der Ertrag der apostolischen Arbeit soll sich vielmehr im Wandel der Glaubenden zeigen. Daher ist es unzutreffend. h XPLGTci> in forensischem Sinn zu erklären und zu paraphrasieren: .. Damit durch uns(ere Verkündigung) alle Menschen als vollendete vor Christus kommen." So H.-L. Pa ci s i u s. Ober die forensische Deutungsmöglichkeit des paulinischen h XPLCrtci>. ZNW 49 (1958). S. 287. :I Zur formelhaften Wendung h XpLGTci> im Kolosserbrief siehe oben S.38f. , cl/; 6 steUt einen lockeren Anschluß an das Vorhergehende dar. • Vgl. A. v. Harnack. K67tot; (K07tLiiv. Ol K07tL(;lVTet;) im frühchristlichen Sprachgebrauch. ZNW 27 (1928). S.1-10; F. Hauck. ThWB 111. S.827-829. • Zu MPYCLOC/MPYCLG&OCL vgl. G. Bertram. ThWB 11. S.649-651. , Vgl. äthHen 6011: .. gemäß der Macht seiner Stärke". • V gl. auch Kol 211: 8&ofi Tijt; 7t(cnc(o)t; Tijt; hCPYclact; TOÜ &coü; Eph 1u: xocd: 1'iJv
hCPYCLOCV TOÜ XptXTOut; Tijt; l<JXUot; OCUTOÜ; 37: XOtT« 1'iJv hCPYCLOCV Tijt; 8uVtXILCCI)t; OCUTOÜ.
126
Kol lat 21
Apostel sich befähigt, die von ihm geforderte Anstrengung leisten zu können 1. V. 2,1: Weil Paulus seinen apostolischen Auftrag in der weltweiten Verkündigung des Evangeliums erfüllt, darum gilt der Dienst des Apostels der Völker auch der Gemeinde in Kolossae. Zwar hat keine persönliche Begegnung zwischen ihm und der Gemeinde stattgefunden. Sein Einsatz aber ist längst schon auch für sie geleistet worden (&.ywvt~6IUVOt; 129 &.y6>V 21), so daß er sich nun mit persönlicher Anrede ihr zuwenden kann. Durch &i).w ycXP u~t; d8tvClt (vgl. lKor 118) bzw. ou &&w 8e u(Liit; &.YVOE~V (lThess 418 lKor 101 121 2Kor 1s Röm 118 1126) leitet Paulus wichtige Mitteilungen an die Gemeinde ein. Röm 118 folgt auf diese Wendung die nachdrückliche Versicherung an die ihm unbekannte Gemeinde, er habe sich schon oft vorgenommen, zu ihr zu kommen, sei bisher aber an der Verwirklichung dieses Wunsches verhindert worden. An unserer Stelle soll ebenfalls die persönliche Verbindung zu den Empfängern des Briefes hergestellt werden. Darum wird ihnen erklärt, daß der Einsatz·, mit dem Paulus an allen Orten für das Evangelium und die Kirche wirkt, gerade auch den Christen in den Orten des Lykustales gilt, so daß damit bereits eine enge Verbindung zwischen ihnen und ihm geknüpft ist 3 , die nun durch den Brief gefestigt werden soll. Nicht nur den Christen in Kolossae', sondern auch der ihnen benachbarten Gemeinde in Laodizea 5 weiß sich der Apostel verbunden. Beide Gemeinden stehen in engem Kontakt miteinander und werden daher aufgefordert, die ihnen zugesandten apostolischen Briefe untereinander auszutauschen (418). Die akute Gefährdung, vor der der Kolosserbrief warnen möchte (28-28), droht offensichtlich nicht nur einer einzelnen Gemeinde, sondern der Christenheit in der ganzen UmgebungS. Da sie alle die apostolische Lehre hören sollen, wird hier zunächst darauf aufmerksam gemacht, daß 1 cl'Y(a)VL~6IUVot; steht 'hier nicht vom Kampf (IKor 911). sondern von der Anstrengung des Apostels'. Vgl. Dibelius-Greeven z. St.; gegen E. Stauffer. ThWB I. S. 138f. 411 heißt es vom Einsatz des Epaphras für die Kolosser: 7tIlVTOTC cl'Y(a)VL~6IJ.CVoc; unip Ul'(i)v iv -rOtiC; npocnuXOtic;. V gl. V. C. P fi tz n er. Paul and the Agon Motif. Traditional Athletic Imagery in the Pauline Literature. Suppl. to Nov Test 16. Leiden 1967. S. 109f. I cl'Y~v meint nicht etwa das Martyrium (so Lohmeyer z. St.), sondern knüpft an In an und weist auf den Einsatz des Apostels in seinem Werk hin. I Vgl. Gal2a: Von der Wirkung, die die einst in Jerusalem getroffene Entscheidung für die gala tischen Gemeinden hat. sagt Paulus. es sei damals schon darum gegangen. (VOt i) cll~~ TOÜ cUatrru.(ou 8LOtfU(vn 7tpbc; ul'lic;. • udp wird in I'DG al durch das geläufigere ncpt (vgl. Blaß-Debr. § 229. 231) ersetzt. I Eine spätere Nachricht über die Gemeinde in Laodizea findet sich Apk
3U-II. I Da 411 neben den Gemeinden von Kolossae und Laodizea auch die des nahegelegenen Hierapolis erwähnt ist. haben einige Abschreiber an unserer Stelle XOtl -r(i)v iv 'ICpOtnOAcL hinzugefügt (104 pc Iyll).
Ko121.1
127
der Apostel ihnen in treuer Fürsorge zugetan ist. Nicht nur um die Christen, die ihm persönlich bekannt sind, ist er bemüht, sondern gerade auch um diejenigen Gemeindeglieder in Kolossae und Laodizea, die ihm noch nicht begegnet sind 1. Obwohl sie sich von Angesicht zu Angesicht noch nicht gesehen haben I, sind doch Apostel und Gemeinde zu einer Gemeinschaft des Trostes schon zusammengeschlossen. V. 2: Der Apostel wirkt für die Gemeinden, EvOt 1tOCPOtx),:,)&waLY Ott xocp8tOtL OttYrwv. In hebraisierender Redeweise wird das Herz als das Innerste des Menschen, als sein Ich genannt!, das die 1tOtpWll(nc; emptangt (vgl. 4&)'. 1tOtPOtXwi:v kann in den paulinischen Briefen sowohl "mahnen" (lThess 41 2Kor 520 101 Röm 121 Phil4s u. ö.) als auch "trösten" (2Kor 1,.6 27 76.18 U. ö.) bedeuten'. Hier ist nicht an die Ermahnung, sondern an die Tröstung der Herzen gedacht, die durch den Zuspruch des Apostels zur Stärkung der Gemeinde eintreten möchte. In der angeschlossenen Partizipialwendung aufLßLßOta&bm:c;6 ev «Y&:1t1l könnte aufLßLß«~&LV im Sinne von "darlegen", "belehren"7 verstanden werden (vgl. 1Kor 216 Act 921 1988). Dann würde f:.V «Y&:1t1l die Art und Weise der der Gemeinde erteilten Belehrung anzeigen und sie als liebevolle Ermahnung beschreiben 8 • Nun könnten zwar die folgenden Begriffe aUV&aLC; und e1t(~waLC; 1 6GOL OUX UpOtXOt" -ro 7tpOaCll7t6" (.I.ou Cv GOtpxl bedeutet nicht: .. alle. die mich noch nicht gesehen haben", sondern: .. alle, die bei euch sind und mich noch nicht persönlich kennen". 6aoL leitet auch sonst den abrundenden Abschluß einer Aufzählung ein. V gl. Act 4,: ..A""Ot~ {) «PXLCPtU~ XOtt Kcxtoccpcic; xcxt 'ICIlclWljC; xcxt 'A).i~Ot"apo~ xed 6GOL 1)aOtV ~ yivouc; «PXLCPOtTLXOÜ; Apk 1817: xcxt 7tciC; xußf:pvil'r1)~ xcxt 7t1i~ /) btt T67to" 7t)1C1l" XOtt VCX\hOtL xOtt 6GOL 't7J" &clAOtGGOt" ipycl~O"TCXL. a V gl. 1Thess 217: «7tOpcpOt"LG&CvUC; «cp' \'(.1.(;)" ••• 7tPOGW7t'f) oU xcxp8~; 310: c~ -ro t8eL" \'(.1.(;)" -ro 7tpOGCIl7tO"; Gal lu: «YVOOUILf:VOC; Tcj) 7tPOGW7tCf). Zu 7tp6GCIl7to" in der Bedeutung "persönliche Gegenwart" vgl. E. Loh se, Th WB VI, S. 777. - Zur Form 16pOtxOt" vgl. Blaß-Debr. § 83,1; Radermacher, Grammatik, S. 94. 96; Moulton. Einleitung, S. 77. a Vgl. J. Behm, ThWB 111, S.612-616. t Da XOtt 6GOL OUX 16pOtxcx" vorangegangen ist, heißt es CXUT(;)" statt des erwarteten UIL(;)"· • Vgl. O. Schmitz, ThWB V, S.790-798; H. Schlier, Vom Wesen der apostolischen Ermahnung, in: Die Zeit der Kirche, Freiburg 1956, S. 89: .. Die apostolische Ermahnung ist ein besorgter und andringender Zuspruch an die Brüder, der Bitte, Trost und Mahnung zugleich in sich birgt." Vgl. ferner C. J. Bjerkelu n d, Para kalo. Form, Funktion und Sinn der parakalo-Sätze in den paulinischen Briefen. Bibliotheca Theologica Norvegica, Oslo 1967, S. 92. , GU(.I.ßLßOtG&MCIl" (Sl'pm) ist Angleichung an das vorhergehende OtU-r(;)". 7 V gl. z. B. Jamblich, de vita Pyth. XIII, 60: nu&Oty6pOt~ •.• GUI'ßLßcltCll", ~ 8L8OtGXOtl.lCJ 7tcl'mX m:pLyl"nOtL 1'OL~ voüv 'xoUGL"; ferner AristoteIes, Topica VII. 5 (p. 154 a. 35f.); VIII, 3 (p. 158 b. 27) ; VIII, 11 (p. 161 b, 37f.); Philo, rer. div. her. 25: GUTck>.aUat GU'nßlßOtGOt~ d7tf:L"; LX X Ex 411. 11 1811 Lev 10n Dt 4t u. ö. Weitere Belege bei G. Delling, ThWB VII, S. 763. • So versteht die Vulgata: instructi in caritate. In diesem Sinne erklären auch Dibelius-Greeven z. Sr.; ähnlich Spicq a.a.O. (S.46 Anm.3) II, S.202. 204; vgl. Delling a.a. O. S. 764 Anm. 10.
128
Kol22
für diese Erklärung sprechen. Aber au~ßLßcl~ELV wird noch einmal 219 gebraucht und hat dort ohne Zweifel die Bedeutung "zusammenhalten"l. Vom Haupt her wird der ganze Leib durch Sehnen und Bänder versorgt und au~ß~et~6~vov etÜ~EL Tljv etÜ~llaLv TOÜ &EOÜ (vgl. auch Eph 416). Die Liebe wird 31!1 aUv8Ea~o~ n)~ uML6'"lTO~ genannt. Daher wird au~ßLßcl~ELV auch hier "zusammenhalten" heißen. Mit ev ciYcl7t"(l wird dann angegeben, wodurch dieser Zusammenhalt seine Festigkeit gewinnt. Durch die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist, wird die Zusammengehörigkeit der ganzen Gemeinde begründet, erhalten und gestärkt'. In dieser Einheit 3 soll die Gemeinde gelangen el~ 7tä.v 7tAOÜ-rO~ Tl)~ 7tAllPO~OP(~ n)~ auV~aECIl~, d~ t7t(YVCllaLv -rOÜ ~ua't'l)pEou TOÜ &eoü, XPLaTOÜ. Diese voll klingende Wendung hebt wieder die Bedeutung rechter aUvEaL~ und ~(YVCllaL~ für das Leben der Gemeinde hervor (vgl. zu 19,.). Die reiche Fülle' der verstehenden Einsicht wird durch die Verbindung von 7tAOÜ-rO~· und 7tAllPO~op(et mit dem ihnen folgenden Begriff der aUvEaL~ charakterisiert. 7tAllPO~Op(et - das Wort wird nur selten gebraucht und fehlt
in der Septuaginta - bedeutet die höchste Fülle, dann aber auch die Gewißheit·. Von der vollen überzeugung spricht Paulus im Rückblick auf die Antange der Gemeinde in Thessalonich: -rO EU~ALOV ~~wv oux ty~&lj Et~ uILä.C; tv Myep ~6vov, cD.Acl XetL ev 8UVcl~EL xetL 7tVEU~et-rL eXyEep XetL 7tAllPO~OP(~ 7toU7j (lThess h)1. Auch an unserer Stelle ließe sich 7tAllpo~op(et mit "Gewißheit" übersetzen 8. Doch die Verbindung 7tAOÜ-rOC; n)~ 7tAllPO~opEet~ wird besser als Tautologie aufzufassen sein, die die überfülle des Verstehens - 7tä.v steht betont voran I - ausdrücken soll, zu der sich das Leben der Gemeinde entfalten möchte. Der Inhalt, auf den die o-UVEaLC; sich beziehen soll, wird dem parallelen Begriff t7tEYVCllaL~ zugeordnet. 1 Zu dieser gleichfalls seit alters belegten Bedeutung vgl. z. B. Herodot I, 74, 3: Von der Versöhnung ehemaliger Feinde: ol Bc c:ruJL~L~~aCX'r.E:t; CXUTOUt;; Thuky. dides H, 29, 6: ~uve~lßcx(Je Bc Kcxl -rbv nep8lKKcxV Toit; 'A&7JvcxloLt; (= er stiftete einen Vergleich zwischen Perdikkas und den Athenern) ; Platon, Protagoras 337 e: &mrcp unO 8LClLTlJT(;)V 'iJJL(;)v C7UJLßLßCX~6VT(')V ett; TO jdaov. • V gl. Theodoret z. St.: (vlX -rljv XIXTa XPLa-roV CPUA~~(')C7LV C7UJLCP(,)Vtcxv; Deli i n g a. a. O. S. 764; Percy, Probleme, S. 427; ebenso fast alle Exegeten außer den S.127 Anm. 8 Genannten. Das Partizip gewinnt im Zusammenhang optativische Bedeutung. Vgl. Moulton, Einleitung, S.288. I Das verbindende xcx, fehlt bei D* Ambst. & clt; X«v XAOÜTOt; wird von ACpc zu elt; 7tcXV TO 7tAOÜTOt;, von IDpl zu 7t~VTIX (+ -rbv D*) XAOÜTOV abgewandelt. Vgl. auch oben S. 121 Anm. 6 zu 1a7. • V gl. 111: TO XAOÜTOC; Tijt; 8~1lt; TOÜ JLuC7TlJP'ou TOUTOU. • Vgl. Bauer Sp.1330; G. Delling, ThWB VI, S.309. Außerchristlich ist nur die Bedeutung "Gewißheit" belegt. Vgl. PapGießen 87, 25f. (2. Jahrh. n. Chr.): ['t']~v 7tAllPocpo[P'cxv ••• ] irrl TOUTOLt; xcx'; Rhetores Graeci (ed. Ch. Walz [1833]) VII, 108, 3: Crr'PPllJLIX ßEßCXLW(JC(,)t; öv JLETa 7tAllPocpopLcxt; TO 7t~YLOV (das Feste) iJLcpcx'vcL T"ijt; XIXTCXA~~C(,)t;. 7 V gl. auch Hebr 611: rrpOt; -rljv 7tAllPocpopLcx" Tijt; iA7tL8o~. • Vgl. Moulton· Turner S. 211: "conviction which is the result of insight (or intelligence)".
129
Ko121.•
Die Erkenntnis richtet sich auf das Geheimnis Gottes. das er in der Verkündigung des Christus unter den Völkern kundmachen läßt (vgl. 126f.)1. Die knappe Formulierung .OÜ lLU
Glättung des Textes eingefügt: ":'oü TOÜ TOÜ TOÜ ":'oü
4.
lLU<7TYlPLOU lLU
XPtlJ"t'OÜ
TOÜ TOÜ .OÜ TOÜ TOÜ
wird zu
&eOÜ Xotl. Xpt<7TOÜ Cyrill &eoü 1totTPOC; TOÜ XptlJ"t'OÜ R (ohne TOÜ) AC &eoü Xotl. 1totTPOC; TOÜ XptlJ"t'OÜ R3 'Y syb &eOÜ 1totTPOC; Xott TOÜ XptO"t'oü 0208 442 syP &eOÜ Xott 1totTPOC; XOtt TOÜ Xpt<7TOÜ SI'.
*
tv Xpt<7T
pc
verändert:
TOÜ l'UOT7Jp(ou TOÜ &e:oü tv XptO"t'i;l
33 (+
TOÜ
vor tv
XptlJ"t'
ClemAlex. V. 3: Das solus Christus. das eben schon ausgesprochen wurde, wird durch den Relativsatz noch verstärkt. Wie die rechte Erkenntnis der Gemeinde an Christus allein gebunden ist. so sind <70CPLOt und YV(;)<7tc; nur in ihm begründet. 1tcXV't'E:C; läßt keine Ausnahme zu, so daß es ebenso vergeblich wie irrig wäre, außer und neben Christus andere Quellen der 1 Mit der Erkenntnis des göttlichen Geheimnisses gehört die Erkenntnis dcs göttlichen Willens (1.) zusammen. Denn wer Christus als den Inhalt des l'ucn-ljPLov erkannt hat. der ist ihm als dem Herrn Gehorsam schuldig. I Loh me y c r z. St. hält Xpta,oü für eine Randglosse. die schon sehr früh in den Text eingedrungen sei. Doch die handschriftliche überlieferung bietet keinen Anhaltspunkt für diese Annahme. • Vgl. B. M. Metzger, Der Text des Neuen Testaments. Eine Einführung in die neutestamentliche Textkritik, Stuttgart 1966 (= The Text of the New Testament. I ts Transmission, Corruption, and Restoration, Oxford 1964, S. 236-238), S. 240-242.
9 5226 Lohle, Kot, PhilcmOll
130
Erkenntnis aufspüren zu wollen. aotp(<< und yv(;)(nc;, die hier durch den einen Artikel geradezu zu einer Einheit zusammengefaßt sind, werden in der jüdischen Überlieferung des öfteren nebeneinander genannt (LXX Qoh 116-18226712 910 Sir 2118; lQS IV, 3.22; lQH I, 18f.; CD II, 3) und stehen auch zusammen im Lobpreis, den Paulus auf Gottes wunderbares Walten anstimmt: 6> ßci&oc; nAou't'ou XOtt GOcp(<~(J)c; &toü (Röm 1188). Alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis liegen in Christus beschlossen 1, aber sie sind «n6xputpoL 2 • Wie der Hinweis auf einen versteckten Schatz dazu verlockt, alles daranzusetzen, ihn aufzuspüren, so soll auch hier dazu aufgefordert werden, die eine Stätte aufzusuchen, an der die Schätze der Weisheit und Erkenntnis zu finden sind 3 • Die jüdische Apokalyptik spricht häufig vom verborgenen Geheimnis, um werbend zur rechten Erkenntnis einzuladen. Denn unter dem verhüllenden Schleier des Geheimnisses liegt die Gabe, die Gott durch Offenbarung den Erwählten hat zuteil werden lassen'. So wird auch hier auf die Verborgenheit der Schätze aufmerksam gemacht, um den Ort zu bezeichnen, an dem sie zu finden sind. Denn das Geheimnis, das seitÄonen und Generationen verborgen war, ist jetzt den Heiligen Gottes offenbart (126) und wird kundgemacht, indem Christus unter den Völkern verkündigt wird (127). In ihm allein gibt es daher rechte aUveGLC;, enLYV(a)GLC;, Gocpt« und YV(;)GLC;. V. 4: Nun aber wird die Warnung ausgesprochen: Von dem allen ist die Rede Ii, damit die Gemeinde nicht unversehens schön klingenden Worten von Verführern ihr Ohr leiht. nL&OtVOAoytOt ist die Überredungskunst', die hier eindeutig negativ bewertet wird. Durch Vorspiegelungen 1 do(v bezeichnet die Existenz, «7t6XPUCPOL deren Art und Weise. V gl. äthHen 49.: "In ihm (sc. dem Menschensohn) wohnt der Geist der Weisheit und der Geist dessen, der Einsicht gibt, und der Geist der Lehre und Kraft und der Geist derer, die in Gerechtigkeit entschlafen sind." • Zu «7t6xpucpoc; vgl. A. Oepke, ThWB 111, S.962. I Es liegt weder ein Zitat aus dem AT vor nOCh wird eine Anspielung auf eine Stelle des AT beabsichtigt sein. Vgl. LXX Jes 45.: xed BWOCal GOL &1jOClUPO\It; OXOTCLvouc;, «7tOXpucpouc; «opeXTouc; «VO(~Cal GOL; Sir 1": Iv &1jGClupoiC; oocptczc;; ferner Prov 231. t V gl. z. B. äthHen 46.: "Dies ist der Menschensohn, der die Gerechtigkeit hat, bei dem die Gerechtigkeit wohnt, und der alle Schätze dessen, was verborgen ist. offenbart. " I TOÜTO AtyCal bezieht sich auf das eben Gesagte, nicht wie öfter bei Paulus (z. B. Gal 317 1 Kor 1u) - auf das Folgende. Denn es schließt sich ein (vCl·Satz an. Vgl. Joh 5.. : TClÜTCl AtyCal (VCl ü!,cic; OCal3i)TC. ZU (VCl vgl. Moulton·Turner S. 102: "In Col. 2,4 (vQt may be 6nal: I SQY this in order that ... , but equally possible is an imperatival sense: tu Olle • .... Da Paulus sonst gern TOÜTO Be AtyCal sagt. haben CsrD pi ClemAlex Bi auch hier eingefügt. • Vgl. Platon. Theaet. 162e: OX07tcL-rc oöv •.. cl «7toB~coh m&atVoAoy~ TC xCll dx6GL mpl 'njALXOUTCalV ACYOrUvOUC; A6yoUC;; Aristoteles, Eth. Nie. 1,3 (p. 1094b); Pap Lips I. 40. 3. 7: BLeX 7tCL&Cl'lOAOYtczC; TeX clp7tClYMCl l:1lTOÜGL XClTqCLV = .. durch Redekunst suchen sie das Geraubte zu behalten". Das Wort fehlt in LXX und kehrt im NT nirgendwo wieder. Vgl. Bauer Sp. 1303.
ut
KoI2 •••
131
sucht man den anderen zu täuschen. Dieses falsche Spiel wird 7totPIXAOYL~ea&otL genannt 1. Die Gemeinde wird gewarnt, sich durch Schönrederei nicht aufs Glatteis locken zu lassen'. Den rechten Boten des Evangeliums kann man daran erkennen, daß er oux ~v 7tet&o~ ao..oYLt:6jUVOL CClUTOUt;). Das Wort ist außerhalb des NT reichlich bezeugt. V gl. z. B. Dion Chrysostomus. Orat. 11, 108: 'A&1Jvciv 1tCXpcx).oytOCXO&CXL cxuT6v; Epiktet, Diss. II, 20, 7: i~CX1tCXTWOLY u/Lcit; xCll 1tClpcx>..Oyt~OVTClL; PapAmh II. 35. 12 f.: 1tCXpcx>..OYLOcXjUVOt; TOUt; 1tcpl l)/LWY YCCAlpyoUC;; PapMagd 29.5: 1tcxpwA6YLOTCXt!LE; LXX Gen 29.. 31u Jos 9.. Ri 1610. 13. 16 A u. ö.; Bel 7: /L1l8c{t; GE 1tCXpcx).OYL~eO&CAl. V gI. Bau e r Sp. 1230. I Statt /L1l8ctt; heißt es bei i'pm Clem Alex P& j.L1) TLt;. • YcXP stellt die Verknüpfung zum Vorhergehenden her. Es .. begründet. wie Pis als ein den Kolossern Unbekannter. als ein Abwesender solche Worte aus· sprechen kann" (Dibelius-Greeven z. St.). • GcXp~ meint hier in der Bedeutung von o(;)/Lcx die leibliche Existenz; vgI. 1 Kor 5.: «1tWY Ti!) GW/LCXTL, 1tCXPWY 8e Ti!) nvcU/Lcxn; derselbe Gedanke mit anderen Worten IThess 217: «1tOP,CXVLO&eyTCC; ci,' U/LWY ... 1tPOGW1t ou xcxp8'~. Zum formelhaften Charakter der Wendung .. leiblich abwesend - geistlich anwesend" vgl. G. K.rlson. Formelhaftes in den Paulusbriefen. Eranos 54 (1956). S. 138-141; dort weitere Beispiele aus der antiken Briefliteratur. • «llcX leitet den Nachsatz ein; vgl. 1Kor 9. 2Kor 411 Röm 6. u. Ö. und BlaßDebr. § 448.5. • Vgl. E. Schweizer. ThWB VI. S.434 zu lKor 53 und Kol2a: .. Man wird dann auch das 1tVCÜj.Lcx des Apostels hier und Kol 2,5 verstehen als die ihm verliehene Gabe des Gottesgeistes. die seine Vollmacht bezeichnet und auch über seine körperliche Gegenwart hinaus wirkt." VgI. auch Buhmann, Theologie, S. 209; Conzclmann. Theologie. S. 198.202. 7 VgI. Blaß-Debr. § 471.5. • V gI. z. B. Xenophon. Anab. I. 2. 18: l!oüocx -rilv Acxj.L1tp6TljTCX xcxl -riJv TcX~LV TOÜ OTPClTCUj.LCXTOC; i&CXU/LCXGE; Plutarch. de vita Pyrrh. 16: xcxT&8WY TcX~LV TC xcxl ,UACXXcU; xcxl x6Gj.Loy CXÖTWY xCll -rO OXii/LCl Tijt; OTPCXT01tc8cwc; l&cxuj.Lcxoc. • V gI. z. B. 1Makk 914: xcxl ct&v Iou8cxt; ~n BcxxXtallC; xcxl -rO onpCCAlj.LCX Tiic ncxpcj.L~OAijC; lv Toit; &~Loic;. Weitere Belege bei G. Bertram. ThWB VII. S. 609-614.
132
Ko12:;
hier an ein militärisches Bild gedacht sein, als sollte die Gemeinde in Reih und Glied geordnet zur Schlacht bereit sein 1. 't'cl~te; und O"t'ep~f.LCl eines Heeres wären selbstverständliche Voraussetzung für das Handeln von Soldaten, nicht aber besonderer Anlaß zu Freude und Lob l • Auch legt es der Zusammenhang in keiner Weise nahe, daß die Situation einer kampfbereiten Truppe beschrieben werden sollte 3. Beide Begriffe sind daher in allgemeinerem Sinne verwendet. 't'cl~te;· ist der wohlgeordnete Zustand, der die Gemeinde nach der Mahnung des Apostels auszeichnen soll: 7tclV't'Cl Be: euax,ll!J.6v(a)e; XClI. XCl't'~ 't'cl~tv ytvta&CIl (1Kor 14.0). Und ~pe CIlf.LCl 6 meint die Festigkeit, die Stärke, die den Glauben der Gemeinde trägt. 't'cl~te; ist durch das vorangestellte Uf.Lwv als die rechte Ordnung der Gemeinde gekennzeichnet j und auf ~P~f.LCl folgen die Worte 'ti)e; eEe; XptO"t'Ov 7tLO"t'tCIle; Uf.Lwv, um den Abschnitt wirkungsvoll zum Abschluß zu bringen. Der Glaube der Gemeinde ist fest gegründet, weil er sich allein auf Christus richtets. Wird an ihm entschlossen festgehalten, dann kann keine Versuchung die Gemeinde wirklich geIahrden, sondern sie wird stark und fest im Glauben beharren 7 • Das Lob, das der Gemeinde erteilt wird, enthält nicht die Beschreibung einer bestimmten Situation, die dem Briefschreiber genauer bekannt ist (vgl. ls-s). Sondern es ist in allgemeinen Wendungen gehalten und stellt in einem typischen Bild dar, wie eine Gemeinde aussieht, die treu die apostolische Botschaft bewahrt und bei ihr unverrückt stehenbleibt auch dann, wenn ihr eine neue Lehre verlockend angeboten wird. Um diese zu entlarven und abweisen zu können, bedarf es der Einsicht in das rechte Evangelium, wie es der Apostel in der Verkündigung Christi unter den Völkern ausgerichtet hat. Damit aber ist die Basis gewonnen, von der aus nun die Auseinandersetzung mit der falschen Predigt vollzogen werden kann. Denn das apostolische Evangelium stellt die Norm dar, an der jede andere Rede zu messen ist. 1 So mit anderen Lohmeyer z. St.: .. Der Apostel ist ,bei ihnen' wie der Feld .. herr, der vor seinen Soldaten stehen~ die Reihen der Schlacht noch einmal mustert. ce • Vgl. Dibelius-Greeven z. St. • V gl. Ab bott z. St., der mit Recht darauf aufmerksam macht, daß T!i~\C; und aupt6lJ.UX nicht notwendig militärische Bedeutung haben, sondern diese nur jeweils vom Kontext her erhalten. , Vgl. Bauer Sp. 1590f. I Vgl. Bauer Sp.1519. aTEpt6l!LCX kann auch die Feste des Himmels, das Firmament bezeichnen, so z. B. LXX Gen t.-l0 Ez tu-•• Hen 18.; Philo, dc opif. mundi 36; TestNaphth 3 t. I V gl. Phm 5: T1)v 7ttGTLV ~v ~XELC; 7tpOc; Tbv XUPLOV 'Il)aoüv. 7 V gl. 1 Petr 5.: «vTtaTl)'t'E: GTEpEol Tjj 7ttaTEL; Act 161: cxl ~" ow lXXA.lla(cxL
tGTEPEOÜVTO Tjj 7ttGTEL.
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
133
Sprache und Stil des Kolosserbriefes 1 Sprache und Stil des Kolosserbriefes weisen zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den anderen paulinischen Briefen auf. Diese Beziehungen betreffen nicht nur Wendungen und Sätze, die durch die formale Struktur der paulinischen Briefe bedingt sind wie Eingang und Schluß 2, Einführung des von Lob erfüllten Gebetes a, Verknüpfungen zur Einführung lehrhafter Ausführungen und paränetischer Folgerungen' oder die Aufrclhung der Mitteilungen und Grüße 6. Sondern die Berührungen erstrecken sich auch auf die theologische Begrifflichkeit wie die formelhaften Ausdrücke l.v XpLa-rCil (h. 4. 18), l.v xupL~ (318.20 47.17), aö" XpLa-rCil (212.20 31.8), die Ausführungen über die durch die Taufe begründete Christuszugehörigkeit (hsf. 211-16), die Freiheit von der zwingenden Gewalt der Satzungen (214. 201.), die Gegenüberstellung von altem und neuem Menschen (35-17) sowie das Verhältnis von Indikativ und Imperativ in der Paränese (ebd.). Manche Ausdrücke des Kolosserbriefes stellen ausgesprochen paulinische Stileigentümlichkeiten dar', so z. B. abundierendes xcxL nach 314 -roÜ'ro (19; vgl. IThess 213 35 Röm 136 u. ö.), 01 &YLOL OtUorOü (h6; vgl. IThess 31S 2Thess ho), lOtp(~la3OtL = vergeben (21S 318; vgl. 2Kor 27.10 12ts), lv ILtPCL (216; vgl. 2Kor 310 98}7. Den Gemeinsamkeiten, die die Sprache des Kolosserbriefes mit der der anderen paulinischen Briefe aufweist, stehen nun aber beachtenswerte Unterschiede gegenüber. Im Kolosserbrief finden sich insgesamt 34 Hapaxlegomena, die nirgendwo in den Schriften des Neuen Testaments wiederkehren: ltPOOtXOUeLV (16); clpcaxdOt (ho); 6pcx-ro<; (h6); 1tP(a)UUeLV (h8); EtPYJV01tOLC'L" (ho); fLtt'OOtLVC'Lv (hs); clVfOtVOtltAYJpoüv (124); 1tL3otvoAoyLcx (2&); aup~JLOt (26); au).cxY(a)Yc'L" (28); cpv..oaocpLcx (28); &c6't'l)C; (29); a(a)ILOtTLXWC; (29); clmx3uaLC; (2u); lCLp6ypoccpov (214); 1tP0aYjAOÜ" (214); cl7m(36ca~OtL (216 39); veoILYJ"Lcx (216); xOtTOt~PcxßcUeLV (217); eIL~uu CL" (218); 30YILOtT(~CLV (220); cl1t6lPYJaL<; (2ft); l&cA~PYJaxLcx (228); clcpcL3Lcx (228); 7tAYJaIL0vlj (218); Otlax.POAOY(OC (38); ~xU&1Jc; (311); ILOILCPi) (31S); ~POtrxo'LV (316); EUl«purroc; (316); cl~lL''Lv (311); clVTOtlt630aL<; (324); clvclJiL6c; (410); ltOtPYJYop(oc (411). 1 Vgl. E. Th. Mayerhoff, Der Brief an die Colosser, mit vornehmlicher Berücksichtigung der drei Pastoralbriefe kritisch geprüft, Berlin 1838; H. J. Holtzmann, Kritik der Epheser und Kolosserbriefe, Leipzig 1872, bes. S. 104-121; Pe rc y, Probleme, bes. S. 16-66; ders., Zu den Problemen der Kolosser- und Epheserbriefe, ZNW 43 (1950-51), S. 178-193 sowie die Lehrbücher der Einleitung in das Neue Testament. • nCCÜAO~ (bt60''to).o~ X'tA.; X,xPL~ UIJ.L" xccl dp~V1l X'tA. (h-.); ~ X«PL~ J.LC&' ulJ.(;)V (418). 3 EUXCCPLO"tOÜlJ.tv 'tij) &e:ij) ltcc'tpl 'too xupLou ~IJ.(;)V 'lljO'oo XPLO"tOÜ 7t«VfO'tE: ,"pt UIJ.(;)v 7tpoO'tuX61J.tvOL (la). , ~tA(,) yeip ulJ.«~ d8EvCCL (21); OÖV (28. 11 31. 6) u. a. • 6v be:lJ.cVcc 7tpOt; ÜIJ.~ (48); «O'7t«~E'tCCL u!A4~ (410. 11); «O'7t,xO'ccO'&e: (416) u. a.
8 V g1. K ü m me I, Einleitung, S. 246, ferner die ausführlichen Erörterungen über die sprachlichen und stilistischen Beziehungen zu den Homologumena bei Percy, Probleme, S.36-66. 7 Kümmel, Einleitung, S. 246 führt auch 7t«v lpyov ciycc&6v (ho; vgl. 2Kor98 2Thess 217) an; dabei handelt es sich jedoch um einen durch jüdische überlieferung vorgegebene n Ausdruck. Zu ol &YLOL ist zu berücksichtigen, daß 1.. einerseits und 1Thess 313 2Thess ho andererseits unterschiedliche Bedeutung vorliegt. Vgl. oben S. 120 zu 1...
134
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
28 weitere Wörter kommen zwar im übrigen Neuen Testament, nicht aber in den anderen paulinischen Briefen vor l : cX.7tO~i:a.&ocL (15); aUV80UAO<; (17 47); 3uvot(.LoÜV (111); xAljpO<; (112); .&p6vo<; (118); auv~O"t'l)XevotL (117); cX.7t6xpufPo<; (23); 7totpotAoY(~Ea.&ocL (24); t~W(fP~LV (2..); Ö7t~otVT(o<; (214); 8eLY(.LotT(~~LV (215); ~op't'ij (218); axLeX (217); .&Pljax~(ot (218); Xpot~i:v (219); ~u~a.&ocL (221); .&L"("(civcLV (221); lvTotA(.Lot (222); TeX !ve..> (31); XPU7tTeLV (3a); TEML6Tl)<; (3..); 7tAOua(e..><; (318); 1tLXpot(veLV (319); not<; (42); cX.pTUE:LV (46); cX.7tOxp(VEa.&ocL (46); 7t6vo<; (413); lotTp6<; (414). 10 Wörter hat der Kolosserbrief nur mit dem Epheserbrief gemeinsam: cX.7toxotTcxllciaaELV (ho. 12); cX.7tot>..>..OTpLoÜa.&ocL (121); pL~oÜa.&ocL (27); auVE"(EtPELV (212); au~e..>07tou:i:v (218); IXfPlJ (219); otÖ;ljaL<; (219); Ö(.LVO<; (318); OfP.&otA(.L080UAEot (312); cX.V.&pe..>1tciPEaxO<; (3ft). Schließlich werden 15 Wörter zwar im Epheser- und Kolosserbrief sowie im übrigen Neuen Testament verwendet, jedoch nicht in den anderen paulinischen Briefen: otlTELa.&ocL (19); XpciTO<; (111); !fP~aL<; (114); xupL6Tl)<; (118); XotTOLXCi:v (119 29); 3LcivoLot (121); XotTEV6>7tLOV (ln); .&e(.LEALOÜV (123); cX.7teXTl) (28); 86y(.Lot (214); aUv3Ea(.Lo<; (219 314); otÖ~~LV (intr.) (219); ~AotafPlj(.LEot (38); ci>8lJ (318); ,,3ELV (318). Um die Zahl der Wörter, die in den zweifellos authentischen paulinischen Briefen nicht belegt sind, richtig zu beurteilen, muß berücksichtigt werden. daß ein guter Teil der eben genannten Begriffe entweder in dem aus der Überlieferung übernommenen Hymnus (115-80) steht oder aber in der Auseinandersetzung mit der falschen Lehre, die die Gemeinde bedroht (28-23). Daß in diesen Abschnitten manche Wendungen vorkommen, die entweder innerhalb von Zitaten vorgegeben waren oder in der Polemik eine Rolle spielen, ist nicht verwunderlich. Sodann sind den Hapaxlegomena und sonst nicht verwendeten Begriffen 11 Wörter gegenüberzustellen, die außer im Kolosserbrief sonst nur in den anderen paulinischen Briefen bezeugt sind, nicht im übrigen Neuen Testament: [XotVOüv (112); ~3poti:o<; (ha); cX.7t~LVotL (26); auv&«7tTl:a.&otL (211); .&PLot(.LrxucLV (215); Elxlj (218); fPUaLoÜa.&ocL (218); 7tci.&o<; (35); tP~~ELV (311); la6Tl)<; (41); auvotLX(.Lci>..e..>TO<; (410). Zu den im Kolosserbrief verwendeten Dikomposita cX.7tOXotTot>..MaaELV (180. n); cX.VTotvot7tAljPOÜV (12.); cX.1tEX3UEa.&otL (215 39) und «VTot7t68oaL<; (31.) sind Zusammensetzungen wie 1tpOaotVot7tAljpOÜV (2Kor 912 119); au(.L7totpot>..ot(.L~ciV~LV (Gal 21); cX.7toxotpot8oxEot (Röm 819) und t~otveXaTotau:; (Phi! 311) in den anderen Briefen zu vergleichen 2 • Schließlich darf nicht übersehen werden, daß Hapaxlegomena und ungebräuchliche Ausdrücke auch in den anderen paulinischen Briefen in ansehnlicher Zahl vorhanden sind 3. Angesichts dieses 1 Die in ihrer Authentizität umstrittenen Briefe (2. Thessalonicherbrief. Pastoralbriefe) sind hier und im folgenden außer Betracht gelassen. Der Vergleich mit dem Epheserbrief wird jeweils besonders durchgeführt. I Paulus sagt sonst: xcxTcxll.a.aacLv (1 Kor 711 2Kor 511·10 Röm 510); clvcx7t).:'lpoüv (Phil230 u. ö.); ix3Uca-&CXL (2Kor 5.); cl7to8L86vcxL (lKor 73 Röm 2, 1217 137). I Vgl. Percy, Probleme, S. 17f. Zahn, Einleitung I, S. 371 hat zum Vergleich das Material zum Galaterbrief zusammengestellt: Hapaxlegomena sind: clllTJYOPCLV,
ß«axCXLWLV. 8a.XVCLV.
l-&vLX(;)~,
dXCLV,
~7tTUcLV,
i7tL8LcxTa.aacLv, cU7tpoa(a)7tcLv. lou8cxtl';CLV,
lou8cxtx(;)~. ·Iou8cxtaf.L6~. [CJTOPc'Lv. XCXTCXax07tCLV. xcv68o~o~. f.LOpcpoüv. f.LUXTTjpLl';CLV. 6p&o7to. 8CLV. 7tCXTPLX~. 7tCXpcLacxxToc;. 7tCLaf.LoV"l). 7tpoCUotY'Yc).ll';ca&cxL. 7tpo&caf.Llcx. 7tPOXCXAcLV, 7tpOXUpoüv. 7tpOacxvcxT(&ca&cxL. CJTlyf.Lcx. auVTj).LXL(~TTjC;. auvU7tOxp(vEa&cxL. auO'TOLXCLV.
CP&OVCLV. CPPCVCX7tCXTcXV. Folgende Wörter finden sich zwar im übrigen NT. aber in keinem anderen Brief des Corpus Paulinum: clxupoüv. clvcx).laxCLV. «VCXCJTCXTOÜV. civcxT(· &.:a&cxL. clvipxcat)cxL. !V(a)t)EV. cl7tox67tTCLV. 8LCXJLivcLV. iyxp~nLcx. iuu,;at)cxL. MXELV. tvcu-
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
135
Befundes kann das Verhältnis der Sprache des Kolosserbriefes zu der der paulinischen Hauptbriefe nicht einfach nach der Statistik bestimmt werden, indem man lediglich feststellt, wieviele Begriffe neu auftauchen. Es muß vielmehr abgewogen werden, welches sachliche Gewicht den Unterschieden zukommt, die der Wortschatz des Kolosserbriefes im Vergleich zu den anderen paulinisehen Briefen aufweist. Beachtung verdient hier zunächst die Tatsache, daß eine Reihe spezifisch paulinischer Begriffe, die sonst ganz geläufig sind, im Kolosserbrief fehlen, wie cXfLOLPTUx (im Sing.); cl1tOXiAUIjlt<;; 8tXOLtOaUV1j, 8tXOLtOÜV. 8tXOL(CJ)fL«, 8tXOL(CJ)att;; 80xtfLcX~&tv, 80xtfLl), 86xtfLOt;; tAeu&epUx, eA&u&epoüv; t1tOLI(&AUx, btOLl(tAA&a3OLt; xOLttpYcX~&a3«t; xOLuxia3«t, XOLUXl)!J.OL; xotv6t;, XOtVCJ)V(OL; Aot1t6t;; v6!J.0t;; mattuttv; 1te:L&etV, 1t&7to(3l)att;; a~~&tv, aCJ)Tl)pUx; {)1t«X0l). Doch auch in anderen paulinischen
Briefen tauchen bisweilen das eine oder andere dieser eben genannten Wörter gar nicht oder auffallend selten auf. cl1tOXcXAuljltt; wird im 1. Thessalonicher- und im Philipperbrief nicht gebraucht. Im 1. Korintherbrief steht 8tXOLtOaUV1j nur 1so, im 1. Thessalonicherbrief gar nicht. 8tXOLtOÜV wird weder im 1. Thessalonicherbrief noch im Philipper- und 2. Korintherbrief verwendet. Im 2. Korintherbrief wird das Wort v6fLOt; nirgendwo genannt, 1tt<J"t'CUEtV nur 418 in einem alttestamentlichen Zitat. aCJ)Tl)pUx fehlt im Galater- und im 1. Korintherbrief, U1t«xol) im 1. Thessalonicher-, Galater-, Philipper- und 1. Korintherbrief. Kann es also entweder durch Zufall oder durch eine anders ausgerichtete Thematik bedingt sein, daß das eine oder andere Wort in einem Brief nicht erscheint, so bleibt es doch eigenartig, daß gerade in der Auseinandersetzung mit einer gesetzlich bestimmten Lehre, wie sie im Kolosserbrief vorgenommen wird, Begriffe fehlen, die man hier eigentlich erwarten sollte: cXfL«PTUx (Sing.), 8tXOLtOaUV1j, 8tXOttoüv, v6fLOt;,
1tt~tv.
Während die Verwendung theologischer Begrifflichkeit durch das jeweils verhandelte Thema und dessen Gestaltung durch den Autor bedingt ist, wird über den Gebrauch von Wörtern, die nicht zum theologischen Vokabular zählen, kaum durch bewußte Überlegung des Verfassers befunden. Sprachliche Unterschiede in diesem Bereich des Wortschatzes sind daher von besonderer Bedeutung. Paulus redet in seinen Briefen die Leser gern als cl8cA'OYELV, blLCXUT6~. t~C:lLpti:V. t~CX1tOmllf:Lv. t~opU't'TtLV. t1tLTP01tO~. cU.&i(o)~. 'ltpoo6>'uJLtt, XCXTCXYLvwaxCLV, XCXTcXPCX, XPEJLCXO&CXL, JLt't'OL't'L&ivCXL, JLt't'ttOTpicpCLV, JL-/jv, 6JLOLO~, 1tcxLBLaxll. 1tttPCX't'7lPCLV, 1tll>'Lxo~. 1tOp&tLV. 1tPOt8tLV. 1tPOOTL&evCXL, GUJL1tCXpcx>'CXJLßcXVtLV. TCXpcXOOtLV. U1tOOTEAMLV, u1toOTpicptLV, cpcxpJLcxxtLcx, cpopTLov, wBLvtLV. Nur in Briefen, deren Authentizi· tät umstritten ist, kehren wieder: tivcxo't'pocp-/j, t~cxYOPcX~tLv, ~uy6~, JLt0L't'7l~, Otxe:LO~, 1tttPCltLV, OTOLltLtt 't'oü x6oJLou, GTÜ),Ot;. 1 Vgl. E. Schweize r, Zur Frage der Echtheit des Kolosser· und Epheserbriefes, ZNW 47 (1956), S. 287 = Neotestamentica. S. 429. 2 Vgl. Holtzmann a.a. O. S. 107.
136
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
sich nicht im Philipperbrief, ~PIX o~v nicht in den heiden Korintherbriefen. 8L6 steht im Galaterbrief nur 481; 8L6n im 1. Korintherbrief nur 159, überhaupt nicht im 2. Korintherbrief. Die Prüfung des Wortschatzes ergibt somit, daß im Kolosserbrief eine Reihe von Besonderheiten vorliegt. Den Unterschieden, die sich im Vergleich mit den anderen paulinischen Briefen zeigen, lassen sich jedoch mancherlei Gemeinsamkeiten, den Abweichungen vergleichbare Erscheinungen in den anderen Briefen gegenüberstellen. Dieser Befund erlaubt es daher noch nicht, ein Urteil über den bisher erhobenen Sachverhalt abzugeben. Erst wenn zur Untersuchung der verwendeten Begrifflichkeit die der stilistischen Eigenart hinzutritt, wird ein zutreffendes Bild von Sprache und Stil des Kolosserbriefes gewonnen werden können 1. Der Stil des Briefes ist durch eine Reihe charakteristischer Züge ausgezeichnet. Des öfteren werden Ausdrücke miteinander verbunden, die demselben Stamm angehören: iv 7t&.an 8uv&.twL 8UVIX~OUtw"OL (111); XIX'tti -r1)v MpYELIX'I atlYrOÜ 't7)V ivEPYOUJdVlJv !v !~OL bJ 8uv&.twL (129); 7tCPtE't~~ .7tCPL'tO~1i clX,CLPO7tOL~'t''tl (211); IX~EL -djv IXü~llaLv 'toü &e:oü (219). Aus den paulinischen Hauptbriefen lassen sich freilich ähnliche Wendungen anführen: iv -rii x).~acL ~ hA~ (lKor 720); 'to 7tO~PLOV 'tijc; CUAOY(IXC; 8 cUAOYOÜtw" (lKorl016); XIX36>C; 7tIXpe8ooXCIt u~i:v 'ttic; 7tIXp0t86acLC; (lKor 112) '. Wiederholt werden Synonyma zusammengestellt: 7tPOaEUX,6rwvOL xIXl IXhourwvOL (19); c~ 7tocaIXV U7tO~ov1jv xIXl ~po&u~Lxv (111); ciy(ouc; XCltL cl~&>~OUC; XIXt civcyx).~'touc; (122); 'tt3-C~LOO~L xIXl !8PIX'LOL (12a); cl7tO 'tWV IXl&>vwv xIXl cl7tO 'tWV YEVEWV (la6); !ppt~W!JlvOL xatt mOLx080~oU~OL (27); 6pyfjv, &u~6v (3a); 8L8&.axoV'ttc; xIXl vou8uoüV'ttc; (316; vgl. 12a); 1jl1XA~0i:C;, G~voLc;, 4>3IXLc; 7tVEU~'t'LXCltLC; (316); 'ttMLOL XCltl 7tE7tAllPOCPOPllJdvOL (412) 3. Doch kennen auch die paulinischen Hauptbriefe ähnliche Wendungen, z. B. ctc; 7tCiaClV clae~ELIXV XIXt ci3LXlatV (Röm 11a); 18o~IXaIXv XCltl "I)ÖXIXp(a'tllaIXv (Röm 121); lae~&.a~alXv XIXt ~'t'pEuaIXv (Röm 126); cl8LX~, 7tOVlJP~ (Röm 129)'. Besonders auffillig ist die Häufung abhängiger Genitive im Kolosserbrief : iv 'teil A6y~ 'tijc; clA"I)&e:Latc; 'toü eÖ«ne).(ou (16); dc; -r1)v twp(8IX 'toü x).~pou 'tWV «Y(wV (112); dc; -r1)v ~atatAElClV 'toü uloü 'tijc; cly&.1t"I)C; IXIYrOÜ (h8); 8Lti 'toü IXt~-roC; -roü aTIXUpoü IXu-rOÜ (ho); 'tti uanp1jJLClt't'IX 'tW\I 3A(IjI&OO\I 'toü XpuJ'toü (114); 'to 7tAOÜ'\'O<; 'tijc; 3~"I)C; -roü ~Ua'tllp(ou 'toU-rou (ln); c~ 7tCiv 7tAOÜ'\'OC; 'tijc; 7tA"I)POCPOplatC; 'tijc; auWa&CalC; (28); ,~ 17t(yvwaLv 'toü ~Ua'tllp(ou 'toü &coü (22); iv -rii cl7tEX8UaeL 'toü a&>~'to<; 'tijc; aatpxoc; (2u); 8e.« 'tijc; 7t(anw<; 'tij<; hepy&Latc; -roü &oü (212). In den paulinischen Hauptbriefen kann es aher auch heißen: iv ~JdpCf 6pylj<; XIXl cl7tOXIXAUljlew<; 3LXIXLOxpLaLatc; -roü &coü (Röm 26); acppIXyi:8IX 'tijc; 8LXCltLOaUVlJC; 'tijc; 7t(anwe; iv -rii cixpoß~ (Röm 411); aocplClV ••• 'tWV clPXOV't'WV 't'OÜ IX[WVOC; 'tou't'ou (1 Kor 26) 5. Freilich 1 Vgl. Pe rcy. Probleme. S. 18: "Die wirklichen Probleme in bezug auf die Form des Briefes liegen somit ganz auf dem stilistischen Gebiet." I Weitere Belege bei Percy. Probleme, S. 32. I Häufung von Synonymen. insbesondere in Genitivverbindungen. ist in den Schriften der Gemeinde von Qumran vielfach belegt. V gl. z. B. 1 QS XI, 19 f. ; 1QH XVIII. 8; IV, 32: ,n":ll M1:1:l = in der Kraft seiner Stärke; 1QH VII. 17: m:l:l ~S7i1" = stark zu machen durch Kraft. Weitere Stellen bei K. G. Kuhn, Der Epheserbrief im Lichte der Qumrantexte. NTS 7 (1960/61), S. 335 f. Zur Beurteilung der Parallelen aus den Qumrantexten vgl. unten S. 254 Anm. 2. • Weitere Belege bei Percy. Probleme. S.20. t VgJ. Percy. Probleme, S.27.
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
137
treten derartige Genitivverbindungen bei weitem nicht so zahlreich auf wie im Kolosserbrief. Bemerkenswert ist ferner, daß der Kolosserbrief wiederholt Substantive durch h anhängt: T1jv X,cXPLV 't'oü &coü h cü.~Lcf (le); ,,~v ö~v «ycX1t'l)v h 1tVcUlJ4't'L (h); clt; -rljv fUP(8Ot 't'oü xAljpOU 't'wv «yLCIlv h 't'ij) cpCll't'L (h2); xOt't'cl -rljv htpyeLOtV Otu't'oü -rljv MPYOU~V h if.Lol lv 3uVcXfUL (129); vgl. ferner 2..15 3,1. Obwohl sich auch in den paulinischen Hauptbriefen Ausdrücke wie 3LXOtLoaUVlj XOtl clpljVlj XOtl X,OtPcl h 7tVcUf.LOtTL (Röm 1417) oder h 'tii iA7t(3L h 3u"cXlUL mcUf.LOtTOC, &.yLou (Röm 1518) finden, kommen doch derartige Verbindungen im Kolosserbrief besonders häufig vorl. Um Erläuterungen einzuführen, bedient sich der Kolosserbrief gelegentlich der formelhaften Wendung 6 ~<m.v, die auch dann unverändert festgehalten wird, wenn 6 zum Genus des Wortes, das erklärt werden soll, nicht paßt: ömp TOÜ aWf.LOtTOC; Otu..oü, 6 !a't'tV ~ ixxA1laLat (lN); !7tl 7tiimv 3! TOu..Otc; -rljv «YcX1t'l)v, o!a't'LV aUv3eaf.Loc; 'tiic; 't'eAcL6nrrOC; (31'; vgl. ferner 210. 17)3. In den anderen paulinischen Briefen wird dieser Anschluß niemals gebraucht'. Mehrfach bedient sich der Kolosserbrief einer locker angefügten Infinitivkonstruktion finaler oder konsekutiver Bedeutung: 7tCpL7tOt-rr,aOtL «~(CI)c; TOÜ xup(ou (ho); 7tOtpOta'tiiaOt~ öf.LiiC; «yLou~ XTA. (122); 7tA1lPwaOtL TOV A6yOV TOÜ &cOÜ (125); A(x)'ljaOtL TO f.LUaTljPLOV TOÜ XPLa't'OÜ (48) ; el3tvOtL 7tWC; 3e~ Öf.L«t; ivl bcXa't'Cfl «7toxp(vea8'OtL (4s). In den paulinischen Hauptbriefen sind ähnliche Fälle sehr viel seltener, doch sind etwa anzuführen: 7tO~~V 't'cl f.L1) XOt&l)xoV't'Ot (Röm 128); 7tOtpOta'tiiaOtL Tij) XPLa't'ij) (2Kor 112) 5, Im Vergleich zu den anderen paulinischen Briefen fallt vor allem die Eigenart des Satzbaus und der Satzfolge im Kolosserbrief auf. Während in den paulinischen Hauptbriefen der Gedankengang meist wie in der kynisch-stoischen Diatribe bzw. in schriftgelehrten Diskussionen in einem argumentierenden Stil entwickelt wird, ist der Kolosserbrief durch einen liturgisch-hymnischen Stil geprägt. In seinen langen Sätzen greift bisweilen ein Glied in das andere, eine schier endlose Kette von wortreichen Wendungen wird zu einem überladenen Zusammenhang aneinandergereiht 8 • So findet die durch eUx,Otpta't'OÜf.Le\I eingeleitete Danksagung (13) erst in 128 ihren eigentlichen Abschluß; nur durch 8Lcl TOÜ't'O (19) und XOtl Öf.L«t; (bi) sind kleinere Einschnitte markiert. Relativsätze, 1 Sprachliche Parallelen finden sich in den Qumrantexten, so z. B. 1QS XI:2: ":1:1, cp "I~'" tnn = Vollkommenheit meines Wandels mit Geradheit meines Herzens; lQS V. 2: i'1"n:1 = zur Gemeinschaft im Gesetz; vgl. weiter lQS IV. 7f.13; XI,7 und siehe Kuhn a.a.O. S. 337. I Vgl. Percy, Probleme, S. 27-31. • Die handschriftliche überlieferung ist an beiden Stellen nicht einheitlich. Vgl. die Ausführungen z. St. und Percy, Probleme, S. 33f. Zu 1t7 siehe oben S. 121. , Vgl. Moulton·Turner S. 317 zu Ko1314: "Such a soloecism appears nowbere else in tbe Paulines ... Ii Locker angehängte Infinitivwendungen finden sich häufig in den Qumrantexten. V g1. z. B. 1QS 1,1 ff.: 'K (1 f.) ... :mm n'1lt'»' (2) ... :1'i'1K7i (3) .. . K'UW" (4) ... (4) . .. i',:1.," (5) ... mwp" (5) ... n~" ~" (6) .. . n,wp, (7) . . • "I:1i'1" (7) . . . nwp, (7) ... .,mi'1' (8) ... "i'1ni'1" (8) ... :"i'1K" (9) ... K'UW" (10) ... ; 1 QS V, H.: :1W, (1) ... i'''t"i'1'' (1) ... ".,:1i'1' (1) ... n,"i'1' (2). • Zu dieser lockeren Aneinanderreihung von Sätzen ist durchgehend der Stil der Qumrantexte zu vergleichen. V gl. Kuh n a. a. O. S. 335 f.
"r
"""1'
i"""
W'I' '
138
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
eingeschobene Begründungen, Partizipialwendungen und Nebenbemerkungen blähen den Satz auf, so daß seine Form nahezu zerbricht. Auch im zweiten Kapitel wird eine Aussage an die andere locker angeschlossen, so daß ein unförmiges Gebilde von 2s bis 215 entsteht. Zwar sind auch in den paulinischen Hauptbriefen manche Sätze schwer befrachtet und daher kaum zu überschauen (vgl. z. B. Gal 28-5. 6-9 Röm 11-7 26-10. U-16 328-26). Doch unterscheidet sich der Stil des Kolosserbriefes von dem der anderen Briefe durch seinen liturgisch-hymnischen Charakter, der zu volltönender Redeweise, langen Wortverbindungen und aneinandergeteihten Sätzen führt. Da sich der Brief nicht nur im ersten Kapitel (lt2-U. 15-20), sondern auch in anderen Abschnitten (z. B. 29-15) an geprägte Stücke der überlieferung anschließt, ist der liturgische Stil zum guten Teil durch den Einfluß der Tradition verursacht. überdies ist zweifellos die durch die Auseinandersetzung mit der falschen Lehre gegebene Situation nicht ohne Einwirkung auf Sprache und Stil des Briefes gewesen. Dennoch wird man schwerlich sagen können, die stilistische Eigenart des Kolosserbriefes sei ganz und gar durch seinen besonderen Inhalt bedingt und gebe keinerlei Anlaß, die paulinische Verfasserschaft in Zweifel zu ziehen 1. Denn eben jener enge Anschluß an vorgegebene Formulierungen, die sowohl die formale als auch die inhaltliche Gestaltung des Briefes so stark bestimmen, hat berechtigten Anlaß zu kritischen Überlegungen gegeben. E. Th. Mayerhoffhat zum erstenmal die paulinische Abfassung des Kolosserbriefes bestritten und die These vertreten, der Kolosserbrief sei in Nachahmung des Epheserbriefes entstanden, der gleichfalls erst nachpaulinischer Herkunft seil. F. C. Baur und seine Schüler haben den Brief Paulus abgesprochen und seine Abfassung in das 2. Jahrhundert angesetzt 3. H. J. Holtzmann hat die Probleme einer eingehenden Untersuchung unterworfen und zu ihrer Lösung eine komplizierte Hypothese aufgestellt~. Zwar habe Paulus einen Brief an die Gemeinde in Kolossae gerichtet, dieser sei jedoch wesentlich kürzer als das uns überlieferte Schreiben gewesen und habe ursprünglich nur folgende Stücke umfaßt: leb-12. 14-2f. 26-28 22b-8. 7&. 9-11. 15. 17-19. I!2r. 31. 2. f-11. 14-16. 18-25 41. 9. 15-17. Unter Benutzung dieses Briefes sei dann später von einem anderen Verfasser der Epheserbrief geschrieben worden. Der Autor des Epheserbriefes aber habe durch erweiternde überarbeitung dem Kolosserbrief seine jetzige Gestalt gegeben, so daß der Kolosser- und der Epheserbrief in einem wechselseitigen Verhältnis gegenseitiger literarischer Abhängigkeit zueinander stünden. Mit Interpolationen geringeren Umfangs wollte H. v. Soden rechnen, indem er zunächst 1t5-20 210. 15. 18 als nachträglich in den Kolosserbrief eingefügt ansah I» , 1 Pe rcy. Probleme. S. 43 meint... daß die stilistische Eigenart des Kolosserbriefes. verglichen mit den sonstigen Paulusbriefen. ihren Grund ganz in der Eigenart des Briefinhaltes hat. und dieser Inhalt hängt seinerseits offensichtlich mit der Eigenart jener Lage. aus welcher der Brief hervorgegangen ist. zusammen". I Vgl. Mayerhoff a.a. O. (S.133 Anm. 1). 3 Vgl. die übersicht und Darstellung bei H. J. Holtzmann. Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in das Neue Testament. IFreiburg 1886. S. 280-283. , Vgl. Holtzmann a.a. O. (S. 133 Anm. 1). • H. v. Soden. Der Kolosserbrief. JpTh 11 (1885). S.320-368. 497-542. 672-702.
Sprache und Stil des Kolosserbriefes
139
später jedoch nur noch 116b.l1 als sekundären Einschub betrachtete 1. Gegen diese Konstruktionen hat jedoch A. J ülicher mit Recht den grundsätzlichen Einwand erhoben, "daß der Verdacht solcher interpolierenden Bearbeitung gegen den ohne Anstöße und Lücken in ruhigem Fluß verlaufenden Kolosserbrief nicht erhoben worden wäre, wenn man nicht den Epheserbrief daneben hätte" 3. eh. Masson hat gleichwohl noch einmal in modifizierter Gestalt die H ypothese erneuert, ein kürzerer Kolosserbrief, den Paulus selbst geschrieben habe, sei später durch den Verfasser des Epheserbriefes erweitert worden 3. Zum ursprünglichen Kolosserbrief werden gezählt: 11-4. 1r. 2&. 8r. 11 a. lila. 16. 2Or. 33r. 12. 13a. 18-22&.25 41-3a.b. ~-8 •• 9-11la. 14. (1I~.) 11f. Dieser kurze Brief sei später durch den Autor des Epheserbriefes ergänzt worden, um durch den von ihm ausgestalteten paulinischen Kolosserbrief seinem eigenen Werk größere Autorität zu sichern. Doch die Analyse, die Masson vornimmt, ist nicht frei von Willkür. Zusammengehörende Sätze werden zerrissen, ohne daß hinreichend geprüft worden ist, ob und in welchem Umfang durch die Tradition geprägtes Gut aufgenommen und verwendet worden ist. Die Annahme, ein paulinischer Kolosserbrief sei redaktionell aufgefüllt worden, hat daher mit Recht keine Zustimmung gefunden 6 • Sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht ist der Kolosserbrief durchaus einheitlich gestaltet. Die seit mehr als einem Jahrhundert verhandelte Frage, wie sich Sprache und Stil des Kolosserbriefes zu denen der paulinischen Hauptbriefe verhalten, ist nach wie vor offen. Allgemein zugestanden wird, daß der liturgisch-hymnische Stil nicht unbeträchtliche Unterschiede gegenüber Sprache und Ausdrucksweise der paulinischen Hauptbriefe aufweist. Diese Unterschiede sucht man jedoch meist entweder durch die besondere Veranlassung des Briefes Ii oder aber durch die Annahme zu erklären, der paulinische Stil habe sich im Lauf der Jahre gewandelt. Der Kolosserbrief lasse die Spuren langer Gefangenschaft und schwindender Gestaltungskraft des Apostels erkennen 8. Wo man
1
Kommentar z. St.
A. Jülicher-E. Fascher, Einleitung in das Neue Testament, 7Tübingen 1931, S. 134. I Masson hat diese Konzeption in seinem Kommentar im einzelnen durchzuführen versucht. P. N. Harrison, Onesimus and Philemon, AThR 32 (1950), S. 271-274. 281 f. äußert ohne nähere Begründung die Vermutung, Paulus habe während seiner ephesinischen Gefangenschaft einen Brief an die Kolosser geschrieben, der später durch den Verfasser des Epheserbriefes überarbeitet und dabei um 11.-14 2 •. 8-13 erweitert worden sei. , Vgl. W. Bieder, Rezension des Kommentars von Masson, ThZ 8 (1962), S. 137-143; Michaelis a.a. O. (S. 34 Anm. 3) S. 214; Kümmel, Einleitung, S. 245. 249. • So Percy, siehe oben S.138 Anm.1; ähnlich Kümmel, Einleitung, S.245-249. • So Staab S.67: .. Der greise Apostel wird ruhiger, seine Sprache milder, abgeklärter, wortreicher, gewinnender, wenngleich der alte Feuergeist noch immer sichtbar wird, sobald er eine Gefahr für seine Gemeinde wittert (vgl. KoI. 2,8. 16-23; Phil. 3,2). Die erzwungene Ruhe in der jahrelangen Haft und auch die aus den reiferen Jahren sich ergebende Abgeklärtheit seines Wesens lenken seinen Blick mehr I
140
KoI2'-11
sich mit dieser Auskunft nicht zufriedengibt, hat man die Möglichkeit in Betracht gezogen, ein Sekretär des Paulus könne in seinem Auftrag den Brief abgefaßt haben. Daher erklärten sich sowohl die Berührungen mit dem paulinischen Briefstil als auch die nicht unerheblichen Abweichungen. Wie einst Isaak zu Jakob sprach, die Stimme sei die des Jakob, aber die Hände seien die des Esau (Gen 2722), so vernehme man zwar aus dem Kolosserbrief die Stimme des Apostels, die Hände. die die Worte aufzeichneten, seien jedoch nicht die seinen gewesen 1. Wenn aber mit der Möglichkeit gerechnet wird, eine andere Hand als die des Paulus könne dem Kolosserbrief seine Gestalt gegeben haben a. wird es dann nicht weit wahrscheinlicher sein, daß der Verfasser ein Theologe paulinischer Prägung war, der nicht als Sekretär, sondern als selbständig handelnder und entscheidender Autor den Kolosserbrief geschrieben hat? Doch allein aufgrund der Beobachtungen, die Sprache und Stil des Briefes betreffen. kann die Entscheidung über paulinische oder deuteropaulinische Abfassung des Briefes nicht herbeigeführt werden. Diese Frage kann erst beantwortet werden, wenn die Theologie des Briefes der Theologie der paulinischen Hauptbriefe gegenübergestellt und deren gegenseitiges Verhältnis eingehend geprüft worden ist 3 •
2~16
ct1)tiftu83tfu8 ber fjett
-Wie ibt nun O}til'tue 3eJue ben fjetrn angenommen babt, Jo manbelt in ibm, eingfmUr3elt unb erbaut in ibm unb befeftfgt im 01auben, mie ibt gelebrt Jeib, über= ftrömenb oon Danr. 86tl)t au, baß eud) niemanb fange burd) bie 'PbfloJopbie unb leeren ~rug nad) bet flbetliehrung ber menfd)en, nad) ben t'OeItelemenfen unb nid)t nad) (briftue. 11 Denn in ibm mobnt bie ganae Sülle ber 00ttbeft leibbaftig, IOunb ibr reib in ibm ~rfüUte, ber bae fjaupt feber mad)t unb 0ema(t ffti 11 in ibm wurbet ibr aud) befd)nitten mit einer 8efd)neibung, bie nfd)t mit fjänben 1.1orgenommen wirb, burd) bas ~ue3ieben bee S(eifd)eeltibee, burd) bie 8efd)neibung (btiftfi 11 mit ibm wurbd ibr aud) begraben in ber ~aufe; in ibm mutbd ibr aud) mftaufermecft burd) ben 01auben an Me itraft 00Ue8, ber ibn oon ben t'oten aufermecft bat. 13 ~ud) eud), Me 7
als früher in die Tiefe und Weite des Christusgeheimnisses. " Ähnlich wollen P. Feine- J. Behm. Einleitung in das Neue Testament. 'Heidelberg 1950. S. 191 mit dem .,Einfluß langer Gefangenschaft auf Gemüt und Gestaltungskraft des alternden Apostels" rechnen: .. Geschichtlich und psychologisch für Paulus unmöglich kann man Sprache und Stil des Kol. nicht nennen." 1 Vgl. Benoit a.a. O. (S.31 Anm. t) S. 21f.: Der Sekretär, der den Kolosserbrief abgefaßt habe. habe unter direkterem Einfluß des Apostels gestanden als der Sekretär, der den Epheserbrief geschrieben habe. Dieser habe sich an frühere Schreiben, insbesondere den Kolosserbrief, angelehnt. I Zur Kritik der Sekretärshypothese siehe oben S. 34 zu h. a Siehe unten S. 249-257.
141
Ko12a-u
iI)r tot matt in euren 6ünben unb ber lebenbfg gemad)t mit f~m,
UnberdJnftten~eit
euteo jleirdJeo, eud) (,at er
ber une aUe ~bertretungen vergab, 14 ber ben gegen uns lautenben Sd)ulbrdJein auetflgte, meldJer - frart bu E5alJungen - miber une mati unb u l)at i~n meggenommen, ~at f~n ans ffreua ge~e'teti 15 ber Me IDadJte unb 0ema(ten entf(eibete unb fie öJfentUdJ aur 6dJau fleUte, bu übet fie ttiump~ferte in i~m. Eine Gemeinde, die sich an das apostolische Evangelium gebunden weiß, wird rechte überlieferung von falscher Lehre zu unterscheiden wissen. Bevor die Warnung vor der cpLAoaocp(<< ausgesprochen wird, wird darum zunächst noch einmal zum Beharren bei der überkommenen Lehre und zu unerschütterlichem Glauben aufgefordert (281.). Dann aber wird der Gemeinde die Alternative vor Augen gestellt, die eine klare und eindeutige Entscheidung von ihr fordert: X«Ta Ta aTOLXe:i:« TOÜ x6aILou heißt 06 X«Ta XpLmv (2&). Christus wird im Anschluß an den Hymnus 116-20 als der Herr über alle Mächte und Gewalten verkündigt (29f.). Daß die Gemeinde mit ihm längst verbunden und die Entscheidung daher schon gefallen ist, wird dann durch zwei mit &v c1) eingeleitete Sätze dargelegt, die die in der Taufe begründete Christuszugehärigkeit aufzeigen (2w.). 1fit V.IB wechselt das Subjekt: Von Gottes Tat, die die Getauften am Sieg Christi teilhaben läßt, ist nun die Rede (218-16). An der gedrängten Folge der Partizipialwendungen ist zu erkennen, daß in diesen Versen an vorgegebene Formulierungen angeknüpft wird, die nun dem Gedankengang des Kolosserbriefes eingegliedert werden. Ihre genaue Abgrenzung sowie ihre Bearbeitung durch den Verfasser des Briefes wird in der Einzelexegese zu bestimmen sein. V.6: Die verknüpfende Partikel o~v leitet zum folgenden Abschnitt über. Was bisher über die Aufnahme des Evangeliums und über den guten Zustand der Gemeinde ausgeführt worden ist, wird noch einmal mit kurzen Worten zusammengefaßt, ehe dann zum gezielten Angriff gegen die falsche Lehre angesetzt wird. Unbeirrt soll die Gemeinde bei der Botschaft bleiben, wie sie sie angenommen hat. Wie Paulus die Korinther daran erinnert, er habe ihnen überliefert, was er schon empfangen hatte (1Kor 151-6)1, und als den Inhalt der 1tCXp«80aL<; die Frohbotschaft von 1 1tClPClAClILß«VCLV und 1tClPCl8L86vClL (vgl. lKor 1113 Gal 111) entsprechen den rabbinischen Begriffen "~p. und "9~, durch die die übernahme und Weitergabe der Tradition angezeigt wird: .. Mose empfing die Thora vom Sinai und überlieferte sie Josua, und Josua den Altesten und die Altesten den Propheten; und die Propheten überlieferten sie den Männern der Großen Synagoge" (Abhoth 1,1). Vgl. J. Jeremias, Die Abendmahlsworte Jesu, ·Göttingen 1967, S.95-97. Die ur-
142
KoI2 •.
7
Jesus Christus anführt, so hat der Apostel auch die anderen Gemeinden dazu angehalten, kein sogenanntes anderes Evangelium anzunehmen, 7tCXP' Ö 7tCXpe:AOCße:T& (Galts), und zu wandeln, xcx.&wc; 7tCXpe:AOCßt't't 1tCXP' ~(.lwv (1 Thess 41; vgl. 213 1Kor 112 2Thess 36); cl XCXL t(.lOC&tTt XCXL 1tcxptAciße:Te: XCXL ~xouO'cx't't XCXL e:t8nt tv &(.loL, TCXÜTCX 1tpocO'atn (PhiI49). Der Inhalt dessen, was der Gemeinde in der apostolischen überlieferung mitgeteilt ist l , wird hier mit den Worten TOV XPLC'TOV 'IYjO'Oüv -rov XUPLOV angegeben. Damit soll sicherlich nicht auf Sprüche J esu angespielt werden, die der Gemeinde als Anweisungen zum rechten Wandel mitgeteilt worden sind'. Denn im Kolosserbrief wird nirgendwo ein Herrenwort zitiert oder auf die Verkündigung Jesu Bezug genommen. Vielmehr wird auf das Bekenntnis hingewiesen, wie es allerorten in den hellenistischen Gemeinden gesprochen und gepredigt wurde: XUPLOC; 'IYjO'Oüc; XpLC'T6c; (Phil 211; vgl. lKor 123 Röm 109). XpLC'T6c; wurde dabei nicht mehr als Titel verstanden, sondern war mit 'IYjO'Oüc; zu einem Doppelnamen verbunden 3 • Christus Jesus ist der Kyrios - das bedeutet: nicht ein Herr neben anderen, sondern der XUPLOC; schlechthin (vgl. lKor 8I1f.)4. Die Gemeinde hat diese Botschaft angenommen 6 und ist daher zum Gehorsam gegenüber dem Herrn verpflichtet. Damit wird erneut dazu aufgefordert, die rechte Erkenntnis des göttlichen Willens zu bewähren, indem im Handeln und Tun die Weisung befolgt wird: 7te:pmcxTIjO'cxL &~LWC; TOO XUPLOU (ho)6. V. 7: Der Wandel der Gemeinde wird in vier Partizipialwendungen näher beschrieben. Das erste Partizip (&PPL~W(.ltvOL) steht im Perfekt und weist darauf hin, daß die Christen in Christus fest verwurzelt sind, so daß sie nun - davon handeln die folgenden drei präsentischen Wendungen - ihr Leben dem Anfang entsprechend führen werden. Das Bild vom Verwurzelt sein wird von dem des Baus sogleich abgelöst (vgl. zu christliche Tradition wird jedoch nicht mit der Autorität der Namen berühmter Gelehrter verbunden; sondern Paulus nennt die Autorität. von der allein jedes Wort christlicher Lehre seine Gültigkeit bekommt: «nO TOÜ xup(ou (lKor 1113). 1 Vgl. L. Goppelt. Tradition nach Paulus. KuD 4 (1958). S.213-233, bes. S.215; K. Wegenast. Das Verständnis der Tradition bei Paulus und in den Deuteropaulinen. WMANT 8. Neukirchen 1962. bes. S. 121-130. I So O. Cullmann. Die Tradition als exegetisches. historisches und theologisches Problem. Zürich 1954, S.19. I Moulton- Turner S. 167 meinen: "In Col. 2,6 the author reverts to the earlier designation of XPt~ as a tide = Messiah." Da jedoch TOV XUptOV als Hoheitstitel folgt. wird Xpun6c; auch an unserer Stelle nicht mehr in titularer Bedeutung gebraucht sein. • V gl. 2Kor 41: ou r«p Illu1'oUC; xllPuaaolUV cill« XptaTOV 'Il)aoüv XUptOV; ferner Eph 311: iv 1'ijl XptMijl'Il)aoü 1'ijl xup('ll ~I'(;)v. Zum Xuptoc;-Titel vgl. oben S. 44 Anm. 1 zu la. I 1tIlPczAIlI'ß«VlElV bezeichnet auch im Kolosserbrief die Annahme der apostolischen Uberlieferung (gegen Wegenast a.a. O. S.128). • Christologie und Ethik sind damit auf das engste verklammert. An den ersten Teil des Briefes (1.-2..) wird der zweite (31-41) als dessen notwendige Folgerung angeschlossen.
Kol27
143
19s)1. Beide Bilder werden auch sonst gern miteinander verknüpft, um ein festes Fundament zu beschreiben, auf das das Leben der Menschen gegründet wird. So sagt Paulus den Korinthern: &toü YEcilpYLov, &toü otxo8olL~ taTE (1Kor 39) und schließt an das Bild vom Pflanzen und Wachsen - ey~ t~uTeU<1rt, 'A1to)J.,(;)c; bt6TLaEV, cV.AcX ö &tbc; 1)Ö~rtVEV (1Kor 3e) - das des Baus an, der auf dem einzig tragfähigen Fundament errichtet ist, <Sc; &aTLV 'Ill<10ÜC; XPL<1T6c; (1Kor 3101.)2. Und Eph 317 wird vom Leben der Gemeinde gesagt: &V ~yci1t"() EPPL~(s)lLivOL XrtL Te&eILEAL(s)lLivoL. Die Partizipien EPPL~(s)lLtvOL XrtL E1tOLXo8olLouILivoL sind daher eng zusammengefaßt und beide mit dem folgenden &V rtUTii) verbunden. Fester Grund ist allein Christus Jesus, der Herr. Wer darauf steht, wird nicht wanken. Durch xrtl. ~E~rtLOUILEVOL wird der Gedanke der Festigung des Lebens der Gemeinde weitergeführt 3. Der Herr ~e~rtLcil<1EL ulLOO; (1Kor 18). Die Gemeinde wird im rechten Glauben', in dem sie unterwiesen ist, festen Stand haben. 1t(aTLC; meint hier die "lides quae creditur", die als Inhalt der Lehre dargeboten wurde. Dabei wird die Bedeutung der Unterweisung nachdrücklich betont. Denn nur der Glaube, der der apostolischen Lehre entspricht, verleiht die Festigkeit, durch die allen Angriffen getrotzt werden kann (vgl. zu 128). Zum Wandel in dem Herrn aber gehört schließlich hinzu, daß die Gemeinde überströmend reich ist l.v EUl,rtPLaT(~ 11. Unter EUl,rtPLaT(rt ist nicht nur die Danksagung, sondern auch der Lobpreis verstanden, der im hymnischen Bekenntnis zum Herrn angestimmt wird (vgl. zu 112). Gehorsamer Wandel will also von jubelndem und dankendem Gesang begleitet sein (vgl. 3m.), damit jedermann vernehmen kann, wie die Gemeinde ihren Herrn preist, den sie angenommen hat~ um in ihm zu wandeln 11. 1 ~L~oüa&(u, das dabei neben !7toLxo8o/Uia&GlL abgeblaßte Bedeutung annimmt, wird in der antiken Literatur wiederholt auf ein Bauwerk angewendet. Vgl. z. B. Sophokles, Oed. Col. 1591: 680v XcxAxoi~ ßci&pOL<JL yij&cv iPPL~(O),uvOV = .. die mit ehernen Stufen in der Erde wurzelnde Schwelle". Weitere Belege bei Ch. Maurer, Th WB VI, S. 990. • Vg1. ferner OdSaI381.'.: .. Ich aber wurde gefestigt und lebte und wurde erlöst, und es wurden gelegt meine Fundamente durch den Herrn, weil er mich pRanzte. Denn er steckte die Wurzel und begoß sie und gab ihr Festigkeit und Gedeihen, und ihre Früchte sind in Ewigkeit." Vg1. W. Bauer, in: HenneckeSchnee melcher 11, S. 619. Auch in den mandäischen Texten werden verschiedentlich heide Bilder verwendet. V g1. M. Lid z bar ski, Ginza. Der Schatz oder Das große Buch der Mandäer, Göttingen 1925, S. 495,12; 500,9; 536, H. I Zu ßcßGlLOÜV vgl. H. Schlier, ThWB I, S.600-603. • Statt 'rjj nLaTcL (BO. 33 allat) lesen ACI al: iv nLGTCL, lest al ClemAlex: iv Tjj nLOTCL.
I Ba pm schieben iv Glu'rjj (nämlich in der nLGTLI;), aciD· it vg e1 iv GlÖT~ (nämlich in Christus) ein. • Zur Verbindung von Danksagung und Paränese vg1. oben S. 41 f. zu 11 und S ch u be rt, Pauline Thanksgivings, S. 89: "All Pauline thanksgivings have either explicitly or implicitly paraenetic function."
144
Kol2a
V.8: Ein dringender Warnruf soll die Gemeinde zu wacher Aufmerksamkeit anhalten: Gebt acht, seid auf der Hutl Polemische Ausführungen werden von Paulus mehrfach mit der Aufforderung ßAbten: eingeleitet (vgl. Gal5161Kor 891012. 18 Phil32 u. ö.). Es gilt, scharf hinzusehen und nüchtern zu prüfen 1. Seht zu, daß euch niemand fange I 1 au)"cxYCQye'i:v 3 - ein seltenes Wort, das im Neuen Testament sonst nicht gebraucht wird - bezeichnet das Einfangen und Wegführen einer Beutet. Es ist daher nicht nur von Verführung die Rede, sondern ein Ausdruck gewählt, der auf das böse V orhaben derer hinweist, die auf die Gemeinde Einfluß gewinnen möchten. Ihr Name wird nicht genannt; lediglich das unbestimmte nc; macht auf die gefahrvolle Situation aufmerksam (vgl. 216; ferner 1Kor 317 418 1116 1518). Deutlich aber wird gesagt, auf welche Weise man den Plan, die Gemeinde als Beute einzufangen, durchführen will: 8LeX rijc; epLAoaoeptcxc;. Im hellenistischen Sprachgebrauch hat das Wort epLAOaoepLcx durch Anwendung auf alle möglichen Gruppen, Richtungen und Anschauungen eine beträchtliche Ausweitung erfahren. So möchte das hellenistische Judentum von der nichtjüdischen Umwelt als epLAOaoepLcx angesehen werden (4Makk 511; Philo, leg. ad Gajum 156: -M)v 7tci':'PLOV epLAoaoepLcxv; de mut. nom.223). Und Josephus stellt seinen Lesern die Gemeinschaften der Pharisäer, Sadduzäer und Essener als drei Philosophenschulen vor, die innerhalb des Judentums nebeneinander bestanden (Bell. II, 119; Ant. XVIII, 11). Auch andere religiöse Gemeinschaften suchten sich das Ansehen zu geben, epLAoaoepEcx zu vermitteln 5 • Sogar diejenigen, die durch Zauber und Magie verborgene Kräfte zu entbinden wissen, nennen sich Weise und Philosophen. Der Prophet, der mit besonderer Kraft der Erkenntnis ausgestattet ist, wirkt, tvcx epLAoaoepEcx !Jh Kcxt (.LcxyeLcx ~ux.~v ,:,peepn (Stobaeus, fragm. XXIII, 68). Und der durch Weihen erschlossene Zugang zu verborgenen Quellen des Seins wird gleichfalls als Tor zur ept)"oaoepLcx gewertet, so daß -M)v epLAOaoepLcxv (.Lll''laLv epcxEl) 't'Lc; a.v clAl)30üC; "t'eAe'tijc; KCXt 't'WV ~V"t'wv c!>c; clAl)&wc; (.Lua"t'l)pEwv 7tcxpci8oaLV (fheon Smymaeus, expositio rerum math. [ed. E. Hiller, 1878] p. 14). Wie die Philosophie \yon Stufe zu Stufe den Weg zu höherer Erkenntnis bahnt, so wird auch 1 Auf ß>.bre:-rc /.1.-1) folgt der Indikativ des Futurs. um die Gefahr aufzuzeigen. vor der gewarnt wird. Zu /.1.-1) mit folgendem Futur vgl. Blaß-Debr. § 369.2; Moulton. Einleitung. S.280. 304; Radermacher. Grammatik. S. 173. 178. Zur Warnung ß>.Cnt't'C vgl. ferner Mk 136 Par. 131.33. I Die Wortfolge ü/.I.Cit; lO":'otL wird von den Textzeugen ac AD ClcmAlex pt umgekehrt. a Der Anschluß eines Partizips mit Artikel - 6 OUAotY6)y(;)V - entspricht helle· nistischem Sprachgebrauch. Vgl. Blaß·Debr. § 412.4; 474.5; Radermacher. Grammatik. S. 117. , V gl. Heliodor 10.35 (307): Ein Priester sagt über den vermeintlichen Räuber seiner Tochter: oö~ tanv 6 -rilv i/.l.i)v &uyot't'ipot OUAotY6)r7l0otC;; Aristaenetus. Epist. II. 22: iyxCLPOÜ'l't'ot OUAotY6)yijOot, TOV 'ij/.l.&npov otxov. V gl. Bau e r Sp. 1537. I Vgl. Bornkamm. Aufsätze I. S. 143 Anm. 12; ders .• ThWB IV. S. 814-816.
Ko12.
145
durch die Einweihung in die Mysterien Einsicht in die letzten Zusammenhänge des Seins eröffnet. Damit aber wird unter tpv..oaotp(cx die durch geheime Offenbarung erschlossene Erkenntnis des göttlichen Seinsgrundes der Welt verstanden. In dieser Bedeutung ist das Wort offensichtlich auch von jenen Leuten verwendet worden, die ihre Lehre in der Gemeinde zur Geltung bringen möchten. Was sie als tpv..oaotp(cx anbieten, hat mit dem kritischen Denken und urteilenden Erkennen der griechischen Philosophie lediglich den Namen gemeinsam. Ihnen aber wird in ironischer Verkehrung ihres Anspruchs entgegengehalten: Ihre sogenannte tpv..oaotp(cx ist hohl und ohne Inhalt, in Wahrheit nichts als xevYj tX1tcX'nJ 1. Philosophische Erkenntnis wird als Lehre weitergegeben'. Die TraditionS, die von den früheren Philosophen herkommt, muß erneut bedacht werden'. Auch die tpLAoaotp(cx, von der die Mysteriengemeinschaften reden, wird in heiliger überlieferung gewahrt. Bei der Weihe wird dem M ysten der lepo~ A.6'Yo~ mitgeteilt, der als ehrwürdige 1tCXpcX80aL~ Kunde göttlicher Offenbarung gibt. 6 Und durch die Tradition, die für die gnostische Lehre geltend gemacht wird, soll dafür Sorge getragen werden, daß der Ursprung der Lehre geschützt und die Quelle der Offenbarung unverstellt erhalten bleibe'. Uberlieferung, die durch 1 Zur negativen Beurteilung dieser sogenannten CPLAO<JOCP(CC vgl. 4Makk 511. wo der König Antochius das Judentum eine CPAUccPO~ cpLlo<JocpLcc nennt. Eph 5. heißt es: 1Ll)8ct~ ulLcic; cX7rCCTCh6) xcvoi~ A6yo~. I Vgl. G. Delling. ThWB IV. S. 11-13; Wegenast a.a. O. S. 123-126. a V gl. Platon. Theaet. 198 b: xccl Xcc).OÜILCv yc 1tCCPCC8L86VTCC JLlv 8L8cXaxCLV. 1tCCPCCA:x1L~a.VOVTCC 8i 1LCItv&a.VCLV. " Vgl. Aristoteles. de anima 11,2 (p. 412a): 'tcZ I'iv 8i) U7tO 'tWV 1tp6npov 1tCCPCC8e80l'Cvcc 1tcpl ~uxii~ clpl)a&6); Physik IV, 10 (p. 218a): 't( 8'i(J'tlv6xp6vo~xccl't~ccu'toü'iJ ~aL~. 61'0(6)<;; Ix n TWV 1tcxpcc8e80I'cv6)v 48l)A6v i(J'tL'\/. • Vgl. Athenaeus 11. 40d: nAC'TcX~ TC xcc).OÜl'cv 't~ lTL 1'C(~ou~ xccl I'ua. 'tLVO~ lLu<J'tLxij<;; 1tccpcc86ae6)~ lopTcZ~ TWV e~ CCU'tCZ~ 3cc1tcc"lJl'cX't(o)v MxCC; Plutarch. de Iside et Osiride 2 (p. 351f.): tEUl)VLXOV YcZP 'iJ ·Ia~ t(J'tLV xccl 6 Tucp~v 1tO)jI'LO~ (tw) 'tjj &eij> xccl 8L' 4YVOLCC'I/ xccl ci1ta.'tl)v Te'tUcp(o)....evo~ xccl 8LCC<J1tWV xccl cicpccv(~(o)v -rOV lcpOv A6yov. ÖV 'iJ &eo~ GUvcXyeL xccl GUVT(&'Jjm xccl1tccpcc8(86)<JL 'toi~ 'tCAoul'hoL~ (8LcZ) &eL~ae(o)~; Plutarch, de Demetrio 26.1 (p. 200e): ~OUAtrCCL 1tCCpccycv6l'C'\/o~ ~ I'Ul)&ijvccL xccl T7j v Te An 7j v «'It' cc a cc v ci7tO TWV ILLXPWV 4XPL TWV i1t01t'tLXWV 1t cc P cc Acc ~ ci v ; D ittS y111 704 E 12: e[accyccY6>v T7jv TWV lLua'tl)p((o)v 1tCCpCUOaLv; Cicero. Tusc. Disput. I. 13. 29: Reminiscere, quooiam es initiatus. quae tradantur mysteriis; Apulejus. Metamorph. XI.21: Tradi tione m ad instar voluntariae mortis et precariae salutis celebrari. Weitere Belege bei Delling a.a. O. S. 13; Wegenast a.a. O. S. 123 Anm.l. I V gl. Corp. Herm. I. 26: 6>~ 1tcXVTCC 1tCCPCCACC~~V. Die christlichen Gnostiker nehmen für ihre Lehre apostolischen Ursprung in Anspruch. vgl. Ptolemaeus an die Flora V. 10 (Epiphanius. Panarion Haer. XXXIII, 7): ~LoufdvrI 'tij~ ci1to(J'tQ).LXii~ 1tccpcx86(JC6)c;. ~v ix 8LCC80xii~ xccl 'iJl'Ci~ 1tCCPCLAljcpCCI'C'\/ l'E:'tcZ xccl 'tOÜ XCC'l/OV(accL 'lt'cXVTCCC; 'toUc; A6you~ 'tjj TOÜ a(o)-riipo~ 'iJlLwv 8L8ccaxcc).(qt; vgl. ferner Hippolyt. Refut. V.7. 1; VII. 20. 1; Clem.Alex .• Strom. VII. 106, 4. Weitere Belege bei O. Casel. Zur Kultsprache des heiligen Paulus. ALW 1 (1950). S. 38f.; H. v. Campenhausen. Lehrerreihen und Bischofsreihen im 2. Jahrhundert, in: In Memoriam Ernst Loh-
10 5226
Lobsc. Kol, Philcmoo
146 Alter ausgezeichnet ist, gilt also allenthalben als Ausweis für Würde und Heiligkeit der mitgeteilten Erkenntnis - mag diese nun durch Lehre oder aber durch geheimnisvolle Weihen weitergereicht werden. Offensichtlich waren auch die Vertreter jener cpLAoaocpE<x, die in die kleinasiatischen Gemeinden getragen wurde, bestrebt, ihrer Lehre das Ansehen altüberkommener Weisheit zu geben, indem sie sich auf die 7t<Xpc:i8o(m: beriefen, die die unversehrte Weitergabe der göttlichen Offenbarung garantieren sollte. Damit aber steht Überlieferung gegen Überlieferung, Anspruch gegen Anspruch: hier die apostolische Tradition, die die Gemeinde angenommen hat (261.), dort die 7t<xpc:i80aLI; der cpLAoaocpE<x. Doch wenn ihre Vertreter auch behaupten, ihre cpLAoaocpEa beruhe auf ehrwürdiger Tradition, so handelt es sich doch tatsächlich um nichts anderes als 7t<xpc:i8oaLI; 'ri:>v «v&p~7t6)v. Wie die pharisäisch-rabbinische Gesetzeslehre als 7t<xpc:i8oaLI; 'ri:>v «v&p~7t6)V zurückgewiesen wurde (vgl. Mk 78), so wird auch in der Auseinandersetzung mit der cpLAoaocp(<X geltend gemacht, ihre Überlieferung sei von Menschen ersonnen und beruhe nicht auf göttlicher Offenbarung. V on ihrem Inhalt wird in knappen Worten bemerkt: x<X'rOc. 't'cl a-rOLXe:'i:<X 'rot) xoa(J.ou x«t 0\.1 X<X'rcl XPLa-rOV.
~'rOLXe:'i:<x 'roG x6a(J.ou 1 ~OLXe:i:ov hängt mit aToi:xol; = Reihe zusammen und bezeichnet zunächst das Glied in einer Reihe. Diese Bedeutung des Wortes ist seit alters belegt: aTOLXe:i:« sind die in regelmäßiger Ordnung aneinandergereihten Buchstaben I. Dann werden aber unter den aTOLXe!« auch die Grundlagen verstanden, die den tragfähigen Beginn für alles, was darauf aufgebaut werden soll, abgeben. So heißt es bei Xenophon: ()OUML ax07tw(UV, tXp~ci(.LCVOL tX7tO Tij<; 'rpocplj<; &lcrne:p tX7tO -rwv aTOLXe:(
meyer. Stuttgart 1951. S.I.240-249; ders .• Kirchliches Amt und geistliche Voll· macht in den ersten drei Jahrhunderten. BHTh 14. Tübingen 1953. S. 172-176; Wegenast a.a. O. S. 124 Anm. 1. 1 Zum Begriff OTOLXELOV vgl. besonders Dibclius-Greeven S.27-29; Bauer Sp. 1523 und G. Delling, ThWB VII. S. 670-687; dort S. 670 ausführliche Literaturübersicht; ferner: J. Blinzler. Lexikalisches zu dem Terminus d. OTOLXELCX TOÜ x6al'OU bei Paulus. in: Studiorum Paulinorum Congressus Internatio· naHs Catbolicus 1961 H. Analeeta Biblica 18. Rom 1963. S. 429~3. I Vgl. Dionys. Thrax (= Grammatici Graeci 1.3. ed. A. Hilgard [1901]) S. t 97.17 Er.: xcxt 3LcX TOÜTO )jye:L cxincX (sc. 'fcX yp
147
In der Sprache der Philosophen wird O"t'OLXiLOV häufig verwendet, wenn von dem Stoff bzw. den Elementen die Rede ist, aus denen alles gebildet wurde. Platon spricht von den O"t'OLXei:ot, ~ <:)v ~1Ui:<; 'rC au"(X&(~ Xott ~ (Theaet. 201e)1. Und von Zenon wird der Begriff aTOLXCi:ov folgendermaßen definiert: lan 8& O'TOLXCi:OV c; OU 7tp~'t'ou yEyC't'otL -cl YLv6~ Xott e;[<; a lOXot't'Ov «VQt).OC't'otL. Ü"I), 7tÜp, ü8Cs)p und «~p werden dann als die vier Elemente angeführt, aus denen alles besteht (Diogenes Laertius VII, 136f.). Diese Verwendung von aTOLXei:OV, die durch die hellenistische Schulphilosophie weit verbreitet wurde, war auch dem hellenistischen Judentum geliufig 2 • Wo in jüdischen Texten die Begriffsverbindung aTOLXei:ot 't'OÜ x6aIJ.ou vorkommt, sind die Grundstoffe, die Elemente, gemeint, aus denen die Welt gestaltet wurde. Philo sagt, wie die Jahreszeiten periodisch aufeinander folgen, so verhalte es sich auch mit den aTOLXCi:ot -roü x6alJ.ou, die in ihrer Veränderung zu sterben scheinen, in Wahrheit aber in der Veränderung unsterblich sind: die Erde verflüssige sich zu Wasser, das Wasser verdunste zu Luft, diese aber verdünne sich zu Feuer (de aetern. mundi 109f.). Luft, Feuer, Wasser und Erde sind also die aTOLXei:ot otLa&rj't'el otla&Jrroü x6aIJ.ou (rer. diva her. 134), die "tinotpot 't'oü X6G1LOU aTOLXC'i:ot (ebd. 140)8. Im hellenistischen Synkretismus wird die Lehre von den Elementen mythologisiert, so daß die aTOLXei:ot als belebte Geister vorgestellt werden·. In den orphischen Hymnen heißt es: Öo/LrpotV"Yj<; Al&ep, x6aIJ.ou O"t'OLXCi:OY !pLaTOV (5,4), und: ("HrpotLaT') cpy~p, X6aIJ.OLO !J.ipo<;, aTOLXti:OY cXlJ.ClJ.rpit; (66,4). Im Testamentum Salomonis werden später die aTOLXCi:ot als personhafte Wesen dargestellt. Salomo sieht sieben Geister kommen und fragt sie, wer sie seien. Darauf erhält er zur Antwort: ~1J.Ci:t; calUV O"t'OLXCi:ot xoalJ.oxpcl't'opc<; 't'oü ax6't'OUt; (TestSal Si). Eine Schar von 36 Geistern stellt sich dann gleichfalls mit den Worten vor: ~lJ.ci:<; calJ.CV 't'el 't'PLclxOV't'ot 1; O"t'OLXCi:ot, ol xoalJ.oxpcl't'opCt; 't'OÜ axmut; 't'OÜ cx[WYOt; 't'OO-rOU (TestSal 1Ss). Als O"t'OLXt'i:ot werden jedoch nicht nur die Weltelemente, sondern auch die Gestirne bezeichnet', die aus den Elementen bestehen und deren 1 V gl. auch Soph. 252 b: xoct /L7)" xcxt 6aoL 1'oTi jJh <J\JV't'L~CXat. 1'eX miv1'cx, 1'oTi 31 3LClLpOÜGLV, d1't d~ ev xcxl i~ M~ !7ttLPCX du d~ 7t~pCX~ fxov1'oc t7TOLXELCX 8LCXLPOU/LEVOL xcxt bc 1'ou1'Cs)" CJ\)V1'L&ivU~. • V gl. 4Makk 1218: alle Menschen lx 1'(;)" cxVr(;)V ycyov61'~ t7TOLXr;(6)"; SapSal 717: MPYCLCXV t7T0LXe(6)Y; 1911: 1'eX t7TOLXtLCX /Lr;.&cxP/Lo~6ILC"oc; Philo, de Cher. 127: 1'eI dGGcxpcx t7't'0LXCLCX sind die (JA"l, aus der Gott den Kosmos gebildet hat; josephus, Ant.III, 183: 1'« TC CP«PO"rJ bc 1'EGG«Pf.I)" ucpcxv&iv1'cx -rilv 1'(;)'01 G1'OLXelf.l)V cpuat." 3"lAOi. I Nach den Sibyllinischen Orakeln gehört es zu den apokalyptischen Schrecken, daß 1'6n: 87) t7TOLXEioc 7tp67t'cxv1'cx X"lPWGEL x6GI'oU (111, 80f.; vgl. auch 11, 206f.; VIII, 337 f.). 2Petr 310. 11 ist von der Auflösung der G1'OLXELOC durch den vernichtenden Feuerbrand am Jüngsten Tag die Rede. , Vgl. Dibelius-Greeven S.27. Wenn sich nach dem hermetischen Fragment K6p"l K6G/LoU des Hermes Trismegistos (= Fragmente des Stobaeus XXIII, 53-61) die Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde bei Gott über die Menschen beschweren, so liegt eine Personifikation der Elemente zum Zweck dramatischer Veranschaulichung vor. Vgl. H. Schlier, Der Brief an die Galater, Meyer K7, 11 Göttingen 1962, S. 191 Anm.3; G. Delling, ThWB VII, S.676 Anm. 45; H. D. Betz, Schöpfung und Erlösung im hermetischen Fragment "Kore Kosmu", ZThK 63 (1966), S. 180-183. 6 V gl. Ps.·Callisthenes I, 12, 1: 6 Nr:x't'CXVeß~~ xcx1'OC/LC't'p-IjGCX~ ~ oUpcx"to~ 1'(;)" clmp6)v 8p6/Lou~ ••• xcxl auvxAO*CX~ 1'eX xOCJ(LLXi t7TOLXCLCX 't"fi /LCXYLXn 1'qvn Xpw/Lr:vo~ ••• xcx1'oc"o-lJocx~ 1'o~ oöpcxvto~ 3p61'o~ -n;)v XO«rJ1uc(;)v t7TOLxe(f.l)v. 10*
148
Sternbilder die Ordnung des ganzen Kosmos wie auch das Geschick der Menschen regieren. Die zwölf Zeichen des Tierkreises werden daher T,x 3w3exoc G't'OLXCL« genannt (Diogenes Laertius VI,102). Wer den Lauf der Sterne zu erkennen und zu bestimmen weiß, gewinnt dadurch machtvolle Einsicht. Von dem ägyptischen König Nektanebos wird erzählt, er habe über Zaubergewalt verfügt, T,x y,xp X0atLLX,x G't'OLXCLtX ).6y'll 7t!XY't'tX tXÜT<;l U7tCT!XO'acTO (Ps.-Callisthenes I, 1, 3). Und im Pariser Zauberpapyrus IV, 1303 heißt das Sternbild des Großen Bären, das niemals untergeht, Xcx).).LIPcrrtl(C;) 3-d, G't'OLXCLOV !IP&otPTOV (= ZaubPap Bel. I, S. 116). Mit Hilfe zauberischer Künste kann sich der Mensch die Macht der G't'OLXELtX nutzbar machen und überirdische Kräfte entbinden. In das synkretistische Geflecht der Vorstellungen über die G't'OLXELtX Tot; x60'ILou sind auch jüdische Spekulationen über die Zusammenhänge des Kosmos mit eingegangen. Im Judentum wird den Gestirnen zwar keine göttliche Hoheit zuerkannt, wohl aber werden sie mit den Engeln in Verbindung gebracht sei es, daß Engelmächte über die Sterne gebieten, sei es, daß die Gestirne selbst als gewaltige Engelgestalten gedacht werden 1. In apokalyptischer Schau wird dem Seher die Ordnung der Gestirne sichtbar: "Abermals sah ich Blitze und die Sterne des Himmels, und ich sah, wie er (sc. Gott) sie alle bei ihren Namen rief, und [wie] sie auf ihn hörten. Ich sah ... ihren Umlauf nach der Zahl der Engel, und [wie] sie sich untereinander Treue bewahren" (äthHen 43u.). Wie Gott den Engeln seine Weisungen erteilt, so hat er den Gestirnen ihren Lauf vorgeschrieben, daß sie ihre Bahnen ziehen (äthHen 60ut. 6920-2~ u. ö.). Der Seher erblickt voll ehrfürchtigen Staunens den Zusammenhang der kosmischen Ordnung: "Und ich sah daselbst sieben Legionen der Engel, sehr leuchtende und überaus herrliche, und ihre Angesichter glänzend, mehr als die Strahlen der Sonne strahlend ... Und jene machen die Ordnungen und lehren den Lauf der Sterne und die Umkehr der Sonne und die Veränderung des Mondes und die gute Ordnung der Welt, und, die böse Ordnung sehend, machen sie Gebote und Belehrungen und süßlautenden Gesang und jedes preisende Loblied. Dies sind die Erzengel ... Und Engel, welche sind über die Zeiten und Jahre, und Engel, welche über die Flüsse und Meere, und Engel, welche über die Früchte der Erde und über alles Kraut und alle Speise geben jedem Lebewesen; und Engel aller Seelen der Menschen" (slavHen 19[8J 1-.). Engel sind "die Obersten und Herrscher der Ordnungen der Sterne", sie haben Macht über "die Sterne und die Kompositionen der Himmel" (slavHen 4[3]). Während im Judentum Anbetung und Ehre allein dem einen Gott erwiesen werden, verehrt man in der synkretistischen Welt die kosmischen Mächte als göttliche Gewalten: XtXt 7tpOC; TOUC; G't'OLXELOXP!X't'OP«C; AtrC't'tXL &cOUC;, TOUC; 't'WV g).(a)v aTOLXC((a)V !7tL~ßlIx6't'«c; (Simplicius, Comm. in IV libros Aristotelis de caelo 1,3). Den Gestirnen und Kräften, die die Welt bestimmen und erhalten, ist seit alters geopfert und gehuldigt worden. Herodot erzählt von den Persern: s.uOUO'LV 3! ~).('ll TE XtXt ac).~vn xext Yii xtXt 7tUpt XtXt G3tXn XtXt cXVelLOLO'L (I, 131). In hellenistischer Zeit begründet man diese Verehrung mit der Erklärung, der Mensch sei aus denselben Elementen gebildet, aus denen auch der ganze Kosmos gestaltet worden ist 2 • Aus dieser Beziehung ~ischen Mikrokosmos und MakroVgl. Schlier a.a.O. S. 192f.; dort reiche Belege. • Vgl. Philo. de spec.leg. I. 266; weitere Belege bei Dibelius-Greeven S.28.
1
Kol2a
149
kosmos aber folgt: x«l. ße; 't'o !Jh epwe; U7tO -rYje; ep6l't'OcL30üe; ~1JiE6)e; XOL't'cxA«JL~vtrotL, ~ 3, ep6lv1) U7tO -rYje; cUpoe:L30üe; axoije;, oiYr6l xotl ~ 't'WV 6A6lV epuaLC; U7tO auyye:voüe; bepe:(ML XOL't'OLAotIL~vcaSuL 't'Oü A6you (Sextus Empiricus, adv. Mathematicos VII, 93). Wo der Glaube an Gott und Götter schwach geworden ist, da tritt vielfach magische Furcht vor unheimlichen Kräften an seine Stelle. Entweder sucht man insgemein den Göttern der oberen Welt wie auch denen unter der Erde und denen im dazwischenliegenden Bereich gerecht zu werden und sie allesamt anzurufen 1. Oder man hält sich an die Gestirne und Elemente und schwört bei ihnen: 0px(~6l (Jf; "UALOV XOLL l:e:AljYllV xotl 't'WV 7tevu aerrtp6lv 't'oue; 3p6ILouc; epUO'LV U XOLL 7tp6VOLOLV xOLI. 't'a uaaOLpot O"t'OLXe:'i:OL (Vettius Valens vn, 5 [po 293,27])2. Durch die Elemente gelangt der Ruf des Menschen zu Gott empor: aU e:t 0 &e:6c;.
o aoc; !v3-p6l7tOe; 't'otÜ't'OL ~o~ 3La 7tUp6c;, 8L'
cUpOC;, 8La yi)c;, 8La G8OL't'OC;, 8La 1tVCUILot't'OC;, 8La 't'WV X't'LaILcl't'6lV aou (Corp. Herm. XIII, 20). Darum bedarf es nicht nur der
Kenntnis über die Elemente, die Bahn der Gestirne und die Kräfte des Kosmos. Sondern der Mensch hat sich in die kosmische Ordnung einzufügen, indem er den Mächten und Gewalten die schuldige Verehrung erweist und sich den Gesetzen und Vorschriften beugt, die sie seinem Leben auferlegen.
Diese durch synkretistische Vorstellungen geprägte Bedeutung des Begriffs a't'oLXEi:ot 't'oi:) x6aJLou liegt zweifellos in der scharf formulierten Antithese XOL't'a 't'a
~
1 PapLeiden 11, S. 25: i7rLx«xÄOÜ!J.«XL x«X1. CiSX0!J.«XL -riJv -rei..c-riJv ~ ~ol. OUPclVLOL' &eOL um, yijv' ~ &col. i.v !J.tO''l> !J.tpeL xUKÄoUIJ.CV0L.
• Vgl. G. Delling, ThWB VII, S.681f. 3 Vgl. Lohmeyer, Dibeli uso Greeven, Conzelmann z. St.; Bornkamm, Aufsätze I, S. 143f.; Schenke a.a. O. (S. 80 Anm. 5) S.396f. t So Delling a.a. O. S. 685f.; ähnlich Moule z. St.: "'elementary teaching' tcaching by Judaistic or pagan ritualists, a 'materialistic' teaching bound up with 'this world' alone, and contrary to the freedom of the Spirit." Percy, Probleme, S. 156-167 faßt TCi: O''t'OLXCL«X 't'OÜ x60'!J.ou ebenfalls als einen Ausdruck der Kritik durch den Apostel auf, versteht darunter aber Geistermächte, die Elemente vor· christlicher Gottesverehrung waren. Ahnlich M as s 0 n z. St. B 1i n z I er a. a. O. S. 442 sieht 't'ci. O'TOLXCL«X TOÜ x60'!J.ou als Ausdruck abwertender Kritik an, der auf die Größen hinweist, die dem vor· und außerchristlichen Sein das entscheidende charakteristische Gepräge gaben: O'«P~, 1i!J.«XPT(<<X und &«v«XTol;. & Lehrreich ist der Vergleich mit Gal 4 •. " wo die MOLXcL«X TOÜ x60'!J.ou gleichfalls als Engelmächte vorgestellt sind. Sie werden 1. mit i7thpo7tOL und olxov6!J.OL ver· glichen (Gal 41), 2. als fUO'EL !J.1J ~VTCI; &co( (Gal 4.) bezeichnet und 3. als XUPLOL gedacht (Gal 43), die von ihren Verehrern bestimmte Dienste verlangen. V gl. Schlier a.a. O. S.191.
150
KoI2 •.•
daß die Weltelemente eben jene dämonischen Gewalten sind, die ihre Zwingherrschaft über den Menschen ausüben wollen (210.15)1. Dieser Lehre, nach der die CTt'OLX.Er~ TOÜ X60'!LOU das Leben der Menschen bestimmen und ihrem Anspruch Genüge getan werden muß (vgl. 216-2S)', wird die klare Antithese gegenübergestellt: Nur eine Autorität kann zu Recht den Anspruch erheben, als Herr über alles auch der alleinige Herr über Leben und Wandel der Gemeinde zu sein, Christus. Die Gemeinde darf sich daher nicht verleiten lassen, neben ihm andere Autoritäten anzuerkennen. Denn ihr Weg soll ausschließlich unter dem Befehl des Herrn stehen, der ihm Ziel und Richtung weist: X~Ta Xp,aT6v. V.9: Der Aufruf, die Gefahr der falschen Lehre zu erkennen und unbeirrt Christus zu folgen, wird nun näher begründet, indem das "in ihm" aufgenommen und wie ein Leitmotiv in den folgenden Versen wiederholt wird: ev ~ÖTij) wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (V. 9); ev ~UT
"Elementar- oder Gestirngeister" sei in keinem außerchristlichen Text belegt, der mit Sicherheit in vorpaulinische Zeit zurückreicht (so Blinzler a.a. O. S.432439). Denn man wird auch aus späteren Belegen ältere überlieferungen erschließen können, zumal in den apokalyptischen Texten des Judentums die Verbindung der Engel und Gestirnsmächte bereits vorliegt (vgl. auch Gal 41) und der Kontext von Kol 2 die Beziehung CJ'rO'XeLtt TOÜ x6CJ/J.ou = cipXtt1 xtt1 &~ou(JLat, = «yycA.o, zwingend fordert. I XIX-M weist auf diese das Leben bestimmende Gewalt hin. 3 Schille a.a. O. (S. 77 Anm. 2) S. 31-37 behauptet ohne ausreichende Begründung, KoI2'-1' liege ein Erlöser- bzw. Tauflied zugrunde, das aus den Versen •. 10 b. 11 b. 13 b-1I bestanden habe. Dieses Lied habe der Verfasser des Kolosserbriefes übernommen und kommentiert. Daß in unserem Abschnitt überliefertes Gut verwendet wurde, dürfte außer Zweifel stehen. Doch wird man genauer differenzieren müssen. V .•. lOb stellen sicher nicht den Anfang eines Liedes dar, sondern hier liegt kommentierender Anschluß an h'-Io vor. V.ll b ist durch die Auseinandersetzung mit dem Begriff 7tCP'TO/J.lJ veranlaßt. Es bleibt also zu prüfen, in welchem Umfang V.13b-ll überkommenes Gut zugrunde liegt. Vgl. unten zu V_n (S. 159f.). Zur Kritik an Schille vgl. auch Deichgräber a.a. O. (S. 77 Anm. 2) S. 167f.
Ko12.
151
wesen sein. Wo ist die Fülle zu finden, und wie gewinnt der Mensch teil an ihr, um mit göttlicher Kraft durchströmt zu werden? Diese Frage beantwortet der Kolosserbrief mit der polemischen Aussage: Die ganze Fülle der Gottheit wohnt in Christus. Daher kann nur derjenige erfüllt werden, der zu diesem Herrn gehört, der in ihm ist, mit ihm gestorben und auferstanden zum neuen Leben aUv XptOTij>. Unter gar keinen Umständen aber kann der Zugang zum 7tA~PWlLCX durch demütige Verehrung der a't'Otx.e~Cl TOÜ xoalLou und scheue Beobachtung ihrer 8oYlLcx't'Cl gewonnen werden. Durch das an den Schluß des Satzes gestellte Adverb aW(LCl't'LX(;)c;1 wird der Aussage besonderer Nachdruck verliehen'. Während es 119 hieß eü80xYjaev XCl't'OtxljaClt, steht hier das Präsens xcx't'oLxe~, um auf die gegenwärtige Wirklichkeit hinzuweisen. O'W(LCl't'LXWC; soll die Realität der göttlichen Einwohnung anzeigen 5. Wenn der Verfasser das Wort Vgl. H. Kleinknecht, ThWB 111, S.123. Das Wort h6'")~. das nur hier im NT gebraucht wird. ist in der hellenistischen Literatur verschiedentlich bezeugt. Vgl. z.B. Plutarch, de def. orac.10 (p.415 b. c): oü't'6)~ tx iJlv ~v3p~7t6)v e~ ~P6)rtc;. tx 8~ -IjP~6)V e~ 8rt(ILOVrtC; rtt ßd,'t'(ove~ I/roxcxt 1
2
-rljv !LE't'rtßOA~V ArtlLßcivouow. !x 8~ 8rtLlL6v6)v 6A(yrtL IL~ In xp6vCj> 7tollcj) 8L' ~perlj~ xrt&cxp3eiortL 7trtV't'ci7trt<J\ &t:6'")'t'Oc; lLeTtoxov, Weitere Belege bei E. Stauffer. ThWB
111. S. 120 und Bauer Sp. 708. :s Das Adverb (6)lLrt't'LXCl~ bezeichnet im hellenistischen Griechisch die körperliche Leibhaftigkeit. das persönliche Betroffenscin. Vgl. Bauer Sp.1584; Preisi g k e Wb 11, Sp. 567 f. Als Beispiele seien genannt: DittOr 11. 664. 17 f.: ~ ~pyu pLxCl~ ~ (6)lLrt't'LXClc; XOAoto&1jOE't'cn; Preisigke Sb V. 8748. 15: IL~ !ye(J3rtt (J6)lLrtTLXClc;; ferner 8900. 17; Vettius Valens V. 10 (p. 231, 2); VII. 2 (p.269. 28); Plutarch. de def. orac. 26 (p. 424e). , Zu den verschiedenen Erklärungen. die zu (J6)!L«'t'LxClc; vorgeschlagen worden sind, vgl. Moule z. St. Das Problem hat schon die Kirchenväter beschäftigt. Hieronymus deutet im Sinn von .. völlig": nequaquam per partes ut in ceteris sanctis (Comm. in Jes 1 h [MPL 24, Sp. 144]). Augustin versteht corporaliter als ..wirklich" (Epist. 149.25). Hilarius erklärt als ..wesentlich": Si vero. quod est potius. corporaliter in eo manens divinitas naturae in eo Dei ex Deo significat veritatem ... (de trin. VIII, 54). Die griechischen Väter fassen (6)lLotTLXClc; durchweg als .. wesenhaft" auf = oU<J\6)8Cl~. Belege bei Lightfoot z. St. r. Vgl. Dibelius-Greeven z. St.; E. Schweizer. ThWB VII. S. 1075: .. (J(,)lLot'tLxClC; bezeichnet hier also die Körperlichkeit. in der Gott dem Menschen in der Welt. in der er lebt. begegnet. Es bezeichnet also gerade die voUe Menschlichkeit J esu. nicht eine Menschlichkeit. die bloß Hülle für die Gottheit wäre. ce Je r v e 11. Imago Dei. S.223f. möchte von 211 her folgendermaßen erklären: Da 211 oCllLrt synonym mit dx~v stehe. könne man auch 2, (J6)lLrtnxClc; mit dXOVLXCl~ übersetzen. .. Es bezeichnet somit den höchsten Grad der Wirklichkeit." (S. 224) Letzteres ist zweifeUos richtig; doch ist zu beachten. daß der Verfasser des Kolosserbriefes weder 217 noch 2. den Begriff elx~v. sondern eben oCl!L« verwendet - offensichtlich doch. weil ihm gerade an der Betonung des Begriffs oCl!L« gelegen ist.
152
KoI2'.10
aWf.I4'tLXwt; wählt, um diesen Gedanken auszudrücken, so soll dabei zweifellos ein Zusammenhang mit den Aussagen über das aW!Lcx angedeutet werden 1. Weil in Christus die ganze Fülle der Gottheit aW!Lcx'tl.xwc; wohnt, darum ist er die xeepcxAYJ 1tci
weltumspannendes Regiment bereits gegenwärtig ausübt. Wer daher in den Bereich seiner Herrschaft versetzt ist, der ist frei von den Mächten, die im Kosmos walten und den Menschen ihr knechtendes Joch auf-:zwingen wollen. V.10: Daher schließt sich die Folgerung unmittelbar an: Und ihr seid in ihm - nur in ihm I - Erfüllte. Wird der Empfang des Heils hier als Erfülltsein bezeichnet, so liegt darin nicht nur ein Wortspiel vor, das an den vorhergehenden Begriff 1tA1)PW!LCX anknüpft I, sondern in betontem Gegensatz zur Lehre der epLAoaoep(X wird festgestellt: Nicht durch Beugung unter die aTOI.XE!CX -roü x6a!Lou, sondern allein in Christus seid ihr 1tE1tA7JPW!LevOI.3. Während Paulus es sonst als Wunsch und Bitte ausspricht, die Gemeinde möchte mit göttlichen Gaben erfüllt werden', wird hier von der Gegenwart des Heils gesprochen: Ihr seid in ihm Erfüllte! 5 Die Herrschaft Christi über die Mächte, die nach apokalyptischen V orstellungen erst am Ende dieses Äons anheben wird (vgl. Apk 1911-16 u. ö.), wird hier als schon jetzt verwirklicht verkündigte. Er ist ~ xeepcxAYJ 1tcX<TIjC; «ptijt; x(Xt &~oua(cxc; 7. Wiederum wird damit auf den Christushymnus Bezug genommen. Wie in Christus alles geschaffen wurde - e:t-rE .&p6VOL Et-rE xupL6't"'t)ttt; Et-rE «pxcxl dtt e~oua(cxl. (h6) - , so hat in ihm auch alles Bestand (117). Daß er die XEepcxA1) über die Mächte und Gewalten ist 8 , hat Gott offenbar gemacht, indem er am Kreuz Christi die «PXcx( und e~oua(cxL hat zuschanden werden lassen (vgl. 215)'. Vg1. Lohse, Christusherrschaft und Kirche, S.206f. So G. Dclling, ThWB VI, S. 291. I V g1. J. Du P 0 n t, Gnosis. La connaissance r~ligieuse dans les ~pitres de Saint Paul, UCL 11, 40, ILouvain/Paris 1960, S. 422: "C'est en lui que vous avez part au pJero1lla." • V g1. Röm 1513: 6 81 &eO~ Tij~ lA7tE80t; 7tA"IP~OCXL Öl'~ 7tcXC77jt; xcxp&t; xcxt dp7)V'I)t;; Phil hof.: tvcx "rrc elALxpLveLt; xcxl cX7tp6ax07tOL ett; ij!dpcxv Xpurroü, 7te7tA"IP(a)l'tvOL XCXP7tOV 8LXCXLOaUv-r)t; -rov 8LcX 'I"IoOÜ XPLC7TOÜ; 411: 6 81 &c6~ l'0U 7tA"IP~OEL 7t&OCXV Xpdcxv Ul'6>V XCXTcX -ro 7tAOÜTOt; CXUTOÜ lv 8~1l lv XPL<J'fCj) 'I"I00ü. i V gl. Joh h.: bc TOÜ 7tA"IP~l'CXTO~ CXUTOÜ ijl'ELt; 7tcXVTet; lAcXßO~, xcxl XcXPLV cXVTt XcXPLTOt;; Eph 113 311 413. • 6t; lanv ist als ursprünglicher Text anzusehen, da der Relativsatz von Christus handelt. 6 (p"BDG) dagegen stellt eine Angleichung an die Wendung 6 iGTtv (lu 3 ..) dar. 7 Zur Bedeutung der Begriffe cXpxi), i~ouo(cx und XECPcxAi) siehe oben S. 91. 93-95 zu 111 bzw. 111. • Der Verfasser des Kolosserbriefes vermeidet hier den Begriff 06>l'cx, weil er ihn in ekklesiologischem Sinn verstanden wissen will (vg1. 11a. 16). • Da Christus einerseits als die xeq>cxAi) 7tcXC77jt; cXpXiit; xcxl i~ouo(cxt; (210), andererseits als die XEq>CX).i) TOÜ O~l'CXTOt;, Tijt; bcx)."Io(cxt; (ha) bezeichnet wird, hat O. Cu 11 man n, 1
1
Ko1211
153
V.ll: Mit Christus seid ihr - so wird fortgefahren - durch die Taufe längst verbunden. Die Taufe wird hier Beschneidung genannt, von dieser aber zugleich unterschieden als 7tE:PLT0I.Ll) cix.E:Lpo7tof;llTo~. Da im Neuen Testament sonst niemals Taufe und Beschneidung miteinander verglichen werden, der Vergleich aber durch eine deutliche Abgrenzung eingeschränkt wird, legt sich die Vermutung nahe, daß der Begriff 7tE:PLT0I.L4) dem Verfasser des Kolosserbriefes durch die <pr.Aoao
154
Kol2n
Sterben und Vergehen unterworfen ist (vgl. zu laa). Er muß abgestreift werden, wenn der Myste die vergottende Schau und die Erfüllung mit göttlichen Kräften erfahren soll. Vor der Weihe legt der Initiand seine Gewänder ab, nimmt ein reinigendes Bad und wird nach einer fastend verbrachten Vorbereitungs zeit bei der gottesdienstlichen Feier mit heiligen Gewändern bekleidet (Apulejus, Metamorph. XI, 23f.). Dabei erfährt seine Seele die Wiedergeburt als Verwandlung durch göttliche Kraft. Auch da, wo keine Weihe vorgenommen wird, gilt es dem hellenistischen Synkretismus als selbstverständlich, daß der Leib, der aus vergänglicher Materie gestaltet ist, auf der Erde zurückbleiben muß, wenn sich die Seele zu Gott emporschwingt 1. Wo also die m:pL't'olLlJ als «mx3UO'Le; ..00 O'~(.Lcx't'oe; -rile; O'cxpx6e; verstanden wurde, da hatte man sich von der jüdischen Auffassung der Beschneidung weit entfernt und der kultischen Handlung eine Sinndeutung gegeben, die durchaus gnostischer Weltbetrachtung entspricht. Denn gerade darauf kommt es an, der Welt zu entfliehen, die Hülle, die an die Erde bindet, abzutun und den Weg zur himmlischen Heimat freizulegen I. Vor diesem Hintergrund treten die Ausführungen über die christliche Taufe um so deutlicher hervor: Die Beschneidung, mit der ihr beschnitten wurdet, ist nicht mit Händen vollzogen. Als xe~p01tO(1)'t'CX werden im Alten Testament die Götter- und Götzenbilder, die sich die Heiden anfertigen (LXX Lev 261. so Jes 218 219 U. ö.), grundsätzlich negativ beurteilt. Nicht mit Händen gemacht dagegen ist das, was Gott selbst schafft 3 • So wird in Jesu Wort dem mit Händen gebauten Tempel der andere gegenübergestellt, den er binnen dreier Tage «XeLP01to(7j't'ov aufrichten wird (Mk 1458 Par.). Und Paulus spricht von der otxo3o(.L"~ tx &eoü, die er als OtXLCXV «XttP01to(7j't'ov cxlwv~ov tv 't'ore; oopcxvore; bezeichnet (2Kor 51). Wird die Beschneidung, die an den Getauften vollzogen wurde, «XtLP01tOL7j't'OC; genannt, so wird auf Gottes Tat hingewiesen, die ihnen in der Taufe widerfahren ist'. Daher wird in diesem und in den folgenden Sätzen in passiven Formulierungen gesprochen, um anzuzeigen: Gott selbst hat die Wende vom alten zum neuen Leben vollzogen. Das alte Leben, in dem die O'~P~ das 1 V gl. Philo. leg. all. H. 55: lj y.cxt /LcxKpciv I~CI) q>uyoüacx .x7tO .xpcTi)c; 36YjJ.IXm M/LßlivCL.
q>LA6.&eo~
~O~CI)V 7tij~~v
"'UXYj tx8üacx TO aW/L1X xcxt ~IX 't'ou~<j) q>().1X )(/Xt ßcßcxtCl)aw xcxt t~pumv Iv ~O'{~ ~CMtO~
I Vgl. Bornkamm. Aufsätze I. S. 145. Zum gegenseitigen Verhältnis von Mysterien und Gnosis vgl. H. D. Betz. Nachfolge und Nachahmung Jesu Christi im Neuen Testament. BHTh 37. Tübingen 1967. S. 171f. a Das Wort .xxc~P07to(7j't'O~ fehlt zwar in LXX, ist im Griechischen aber seit Herodot bezeugt. V g1. Bau e r Sp. 255. , Aus dem Vergleich der Beschneidung mit der Taufe läßt sich kein Anhaltspunkt zur Beantwortung der Frage, ob die erste Christenheit schon Kinder getauft haben könnte. gewinnen. Anders J. Jeremias, Die Kindertaufe in den ersten vier Jahrhunderten. Göttingen 1958, S.47.
Kol2u.11
155
Handeln des aWlLCl bestimmtel, ist abgetan. Ablegen' des Fleischesleibes aber - so macht nun der Verfasser des Kolosserbriefes geltend - bedeutet keine Verachtung des irdischen Lebens, sondern Handeln im Gehorsam gegen den Herrn: cX1tex8ua«lUvot TOV 7tv"CltOV «v&pO>7tOV aUv TCl~<; 7tp«~EatV ClUTOÜ xClt ev8ua«lUvOt TOV veov TOV cXV(lXCltVOUIUVOV El<; btEyvc.>atv
(391.). Diese rechte Beschneidung, die sowohl von den Praktiken der "Philosophen" als auch vom jüdischen Ritus 3 grundsätzlich unterschieden ist«, ist die 7tEptTOlLl) TOÜ Xpta't'oü&. V. 12: Die Christusbeschneidung aber, die jedes Glied der Gemeinde an sich erfahren hat, ist nichts anderes als das Hineingetauftsein in das Sterben und Auferstehen Christi. Die Formulierung des Satzes schließt sich an Wendungen der urchristlichen Tauflehre an, wie sie auch Röm 641. vorliegen. Die Christenheit glaubt und bekennt, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, daß er begraben wurde und Gott ihn aus dem Tode auferweckt hat (lKor 153-6). Mit diesem Geschehen aber sind wir unlöslich zusammengebunden worden; denn wir sind in der Taufe mit ihm gestorben und in das Grab gelegt worden, so daß das alte Leben abgetan ist. Röm 6 kommt es Paulus darauf an zu zeigen, daß wir daher unmöglich noch im Herrschaftsbereich der cXlLClPTECl leben können. Der alte Mensch ist ja mit Christus gekreuzigt (Röm 66). Wie im Kerygma der Hinweis auf das Grab die Realität des Todes Jesu Christi unterstreicht (lKor 15.), so wird auch hier betont, daß in der Taufe ein wirklicher Tod gestorben wurde. Denn auvET«CPlllLEV o?;v ClÜ't'<jl 8t!l TOÜ ßCl7tT(alLClTo<; El<; -rOv &«VClTOV (Röm 6,). Während man nun aber in manchen Kreisen der hellenistischen Christenheit die Taufe als Übereignung göttlicher Lebenskraft verstanden hat, durch die der Getaufte die Auferstehung Christi an sich erfährt', sagt zwar auch Paulus, daß wir in der Taufe mit Christi
XClT' ElX6vCl TOÜ xT(aClV't'o<; ClUT6v
Sekundär fügt der Reichstext TWV cX.,.UXpTLWV nach TOÜ G6»fLotTOt; ein. s cX1ttx8ulnt; ist Hapaxlegomenon im NT und kommt auch sonst sehr selten vor. Vgl. A. Oepke, ThWB 11, S. 321; Bauer Sp. 165. Das Wort findet sich in nach· paulinischer Zeit erst wieder bei Eusthatius Thessalonicensis, Commentarii in Homeri Iliadem 91, 28. S Zu Praxis und Verständnis der 1tEPLTOfLlJ vgl. R. Meyer, ThWB VI, S. 72-83. • Zum übertragenen Gebrauch des Wortes 1tf:PLTOfLlJ sind die prophetischen Worte von der Beschneidung des Herzens zu vergleichen (Jer 4. 610 911), di~ sowohl in den Schriften der Gemeinde von Qumran (lQS V,4f.26; 1 QpHab XI, 13) als auch von Paulus (Röm 2 ..,.) aufgenommen werden. I Mo u I e z. St. möchte 1tEPLTOfL7) TOÜ XPLGTOÜ als Beschneidung Christi, d. h. seinen Tod (vgl. ta. Röm 7.) verstehen. Doch sieht er selbst die Schwierigkeit, die dieser Deutung im Weg steht: Cv T7j cXTtCXBUGEL TOÜ G6»fLotTOt; Tijt; GotpX~ könnte nur dann auf Christi Tod bezogen werden, wenn diese Bezugnahme durch ein an· schließendes otÜTOÜ angezeigt wäre. H. Sah li n, Die Beschneidung Christi, SymBibl Ups 12 (1950), S. 5-22 interpretiert den ganzen Abschnitt Eph 2n'll vom Begriff der Beschneidung Christi her. I Zur Auseinandersetzung des Paulus mit diesem schwärmerischen Sakraments· verständnis vgl. E. Lohse, Taufe und Rechtfertigung bei Paulus, KuD 11 (1965), 1
156
Ko1212
Sterben und Auferstehen verbunden worden sind. Doch gibt er diesem Gedanken in bezeichnender Weise eine neue Wendung. Das Leben in Christus wird im Glauben gelebt: d 8e cX1te:&«vofUv aUv XpLGTc"il, 1tL<J"t'eUOfU'l iSTL X1lfUv begonnenen Satz mit der Aufforderung: tV
bestimmt von dem in Christi Sterben und Auferstehen einmal und damit ein für allemal gewonnenen Sieg über Sünde, Gesetz und Tod und vollzieht sich im Zeichen der noch ausstehenden Auferstehung der Toten. Wie Röm 6 heißt es auch im Kolosserbrief, wir seien in der Taufe mit Christus gestorben. Doch im Unterschied zu Röm 6 stellt diese Aussage im Gedankengang nur eine kurze Nebenbemerkung dar. Statt des Verbum finitum steht das Partizip; die Worte El<; -rov &«VClTOV finden sich nicht l • Der Nachdruck liegt vielmehr auf dem folgenden Satz: Ihr seid mit ihm auferstanden!1 Im Gegensatz zu Röm 6". wird gesagt 3 , die Auferstehung sei in der Taufe tatsächlich schon geschehen'. Was in der Zukunft sich noch ereignen wird, wird daher im Kolosserbrief nicht die Auferstehung der Toten genannt, sondern das Offenbarwerden des S. 308-324; ferner E. Käsemann, Jesu letzter Wille nach Johannes 17. Tübingen 1966. S. 32 f. 1 Ko1211f. setzen die Ausführungen von Röm 61-n voraus. wandeln sie aber im Sinn gemeinchristlicher Taufauffassung ab. Vgl. Sanders a. a. O. (S. 119 Anm. 1) S.40-42. I Röm 6. heißt es: aLcX TOÜ ßtl7tT(G!J.ClTOC; dc; -rov .&&.VCXTOV; Kol 211 dagegen: iv Tcj) ~tl7tT(G!J.CXTL. pM BD*G pe lesen statt dessen Cv Teil ßtl7tTLG!J.ij). ohne damit den Sinn zu verändern. Das Wort ßtl7tTLG!J.6c; ist weniger gebräuchlich (vgI. Josephus, Ant. XVIII, 117; Mk 7. Hebr 6.910). a Der Unterschied wird in unzulässiger Weise eingeebnet, wenn man Kol2 als authentischen Kommentar zu Röm 6 bezeichnet: so A. Oepke. Urchristentum und Kindertaufe, ZNW 29 (1930), S. 104; zur Kritik vgI. E. Gräßer, KoI. 3.1-4 als Interpretation secundum homines recipientes, ZThK 64 (1967), S. 150. Percy. Probleme, S. 110 sucht den Gegensatz zu Röm 6 zu mildem, indem er die Futura von Röm 6•. I. 8 als logische Futura auffassen will. Dagegen vgI. R. C. TannehilI, Dying and Rising with Christ. A Study in Pauline Theology, BZNW 32, Berlin 1967, S.47-54. • iv lj> )(tl1 GUV7)yiP.&"I)U schließt direkt an iv Tcj) ßtl7tT(G!J.CXTL an, so daß es naheliegen könnte. iv lj> mit ß&.7tTLG!J.tl zu verbinden. V gI. Ab bot t. Hau p t z. St .• ferner A. Oepke, ThWB I. S. 543; Jervell. Imago Dei, S. 233 Anm. 226. Da jedoch das im Zusammenhang mehrfach vorkommende iv lj> sonst stets auf Christus bezogen ist, wird diese Beziehung auch hier anzunehmen sein. V gI. die parallele Wendung in V.n: iv lj> )(tl1 mpu:T!J.-Ij.&"l)U. Eph 2. stehen gleichfalls aUv und iv XPLGTcj) in einem Satz nebeneinander: )(tl1 cruv-l)YCLPtv )(tll cruve:x&..&Latv iv TO~~ E7tOUptlV(OLC; EV XPLGTcj) 'I"I)aoü.
Kol211
157
Lebens, das in der Taufe zuteil wurde und jetzt noch aUv "t'i;) XPL
158
Kol211
auvtTelq>1lIUV CXUTcj> (V.•), aU(.Lq>UTO' yry6vcx(.Ltv Tcj> O(.LOLW(.LCXTL TOÜ 3CXVelTOU CXUTOÜ (V.II), 0 7tcxACX'Ot; i)(.Li:>v clv3pw7tot; auvta't'cxupw3-'1j (V. 6); andererseits
aber wird streng am Futurum des Auferstehens mit Christus festgehalten : au~~ao(.Ltv CXUTcj> (V. 8, vgl. V. 11 : [aU(.Lq>U't'O' Tcj> O(.LO,W(.LCXTL] 'tijt; «vcxaTelatWt; !a6(.Lt&CX) 1. In der Taufe ist unser aw(.Lcx der Herrschaft der cX(.LcxpTLcx entnommen und dem Kyrios unterstellt worden (Röm 68 lKor 618). Gott aber hat den K yrios auferweckt und wird auch uns auferwecken 8LQ: 'tijt; 8uvel(.LtWt; CXUTOÜ (lKor 6u). Schließlich ist bei Paulus auch von der im Leiden erfahrenen Verbundenheit mit Christus die Rede, die der Christ im Mitleiden mit seinem Herrn erfährt (Röm 817). Das Leiden trägt er im Blick auf die zukünftige Herrlichkeit, dessen gewiß, {vcx xcxt auv8o;cxa&i:>(.Ltv (ebd.) S. Im Kolosserbriefwird die Wendung aUv Xpta't'cj> wiederholt gebraucht. Dabei ist jedoch mit Ausnahme von 3. durchgehend von dem in der Taufe schon geschehenen Sterben und Auferstehen mit Christus die Rede: auvTcxq>Met;---GUV'1jyip&1ju (212); auVt~wo7to('1latv U(.Lat; aUv CXUTcj> (218); «7tt&clVtU aUv XP'a't'cj> (220) ; d o~v auV'1jyip&1ju Tcj> Xpta't'cj> (31); Yj ~cu1j U(.Li:>v xhpu7t't'cxt aUv Tcj> Xpta't'(j) !v T(j) &tcj> (33). Da die Aussagen über die Gemeinschaft aUv XPLa't'cj> im Kolosserbrief in so starkem Umfang auf die gegenwärtige Verbundenheit mit Christus bezogen sind, nimmt die Wendung aUv Xpta't'cj> nahezu dieselbe Bedeutung wie die Formel !v XPLa't'(j) an. Denn beide Ausdrücke dienen dazu, die Zueignung des neuen Lebens, das dem Christen in der Taufe zuteil geworden ist, zu beschreiben. Die mit ev CXUTcj> (29f.) bzw. tv (2m.) begonnene Gedankenreihe kann daher durch aUv CXUTcj> (218) fortgesetzt werden, ohne daß ein Unterschied der Bedeutung eintritt. Die ~w~ ist schon da, freilich noch verborgen mit Christus in Gott (33). Doch gTCXV
o XP'a't'Ot;
q>CXVtpw3ij, Yj
~w1j
Yj(.Lwv, T6Tt xcxt U(.LtLt; aUv CXÖTcj>
q>cxvtpw~ata&t
!v 86;n (3.). Der Kolosserbrief ist jedoch weit entfernt davon, in einen schwärmerischen Enthusiasmus zu verfallen nach der Parole «Vela't'cxaLv f)8'1l ytyoWvcx, (2Tim 218)3. Denn mit Christus auferweckt sein bedeutet nichts anderes, als Vergebung der Sünden zu haben (l13f. 218)4. Die Auferweckung mit Christus ist Wirklichkeit allein 8LQ: 'tijt; 7t(
I
Kol 21J. 13-15 TOU &YE(pCXVTO<; CXlrrOV
Ex 1 VEXp(;)V (212). Der Glaube aber hält sich
159 an
die
Botschaft: Gott hat Christus von den Toten auferweckt (IThess 4a lKor 15s-5 2Kor 515 Röm 1s,. 4241. 109 U. ö.). Gottes &VepYELcx, die ihn aus dem Tode erweckte, ist die 86~cx TOÜ 1tcxTp6<; (Röm 64), ist seine 8UVCX~L<; (lKor 614)2. Wo der Kraft Gottes, die sich im Evangelium wirksam erweist (vgl. lKor 118 Röm l1SI.), Raum gegeben wird, da schafft sie neues Leben. Dieses neue Leben aber beschreibt der Kolosserbrief als Auferwecktsein mit Christus und ruft dazu auf, den alten Menschen abzutun und den neuen Menschen anzulegen, der nach dem Willen seines Schöpfers lebt (3:11.).
V. 13: Mit V. IS wird neu eingesetzt, wie schon der Wechsel des Subjekts vom "Ihr" zum "Er" erkennen läßt 3 : Gott hat euch, die ihr tot wart, lebendig gemacht mit ihm. Dieser Satz ist in herkömmlichem Predigtstil gehalten, in dem die einstige Vergangenheit der durch Gottes Tat begründeten Gegenwart gegenübergestellt wird. In V.1S0 spricht dann das "Wir" der bekennenden Gemeinde: x,cxpLacX.lLEV0t; ~~~v 1tcX.VTCX TeX 1tCXPCX1tTW(.LCXTCX. Die Häufung der Partizipien (x.cxpLacX.lLEVo<;, &~cxAE(~CX<;, 1tpOal)Awacx<;, ~1tEx8uacX.~vo<;, &pLcx~ßEuacx<;) deutet darauf hin, daß den Versen 180-15 überlieferte Wendungen zugrunde liegen. Die auffallend große Zahl sonst ungebräuchlicher Wörter und Ausdrücke bestätigt die Annahme, daß der Verfasser des Briefes sich vorgegebener Formulierungen bedient hat. Hapaxlegomena im Neuen Testament sind X,ELp6ypCXqlOV (V.14), 1tpOal)AOÜV (V. 14) und ~1tE)(8UEa&cxL (V. 15 ; vgl. 39). &~cxAdqlELV (V.t,,; vgl. Act 319 Apk 36 717), U1tEVCXVT(Ot; (V. 10&; vgl. Hebr IOn) und 8ELY~CXT(~ELV (V. 16; vgl. Mt 119) kommen in den paulinischen Briefen sonst nicht vor, &pLcxfLßEUELV nur noch 2Kor 210&. Die Redeweise von der Vergebung der Sünden entspricht urchristlicher Gemeindetheologie, nicht dem paulinischen Sündenbegriff (vgl. 114). Der Begriff 86YfLcx, der im Corpus Paulinum lediglich Eph 215 wiederkehrt, ist, wie die Frage TL ••• 80y~cxT(~Ea&E (290) zeigt, in der Auseinandersetzung mit der qlLAOaOqlLCX von Bedeutung gewesen. Um der Polemik willen ist er daher vermutlich in den übernommenen Zusammenhang eingefügt worden. Der Abschnitt wird durch die Worte &v cxuTi;) abgeschlossen; damit wird das Thema des ganzen Abschnitts noch einmal aufgenommen (vgl. &v CXÜTi;) bzw. ~v 1
XPLCJTci).
160
KoI213-16
Die Verse 180-16 lassen sich folgendermaßen gliedern: V.1Se
V.u
V.llJ
XOtpta&./U'lOe; ~ILLV 7t&.VTOt Ta 7tOtPOt7tTWILOtTOt, e~OtAe:E~Ote; TO xOt~' ~ILWV XttpoypOt
a
Thematisch steht das Bekenntnis zur Sündenvergebung voran. V.1" beschreibt die Vernichtung des XttpoypOt<pov, V. 16 den Triumph über die Mächte und Gewalten. In beiden Versen ist das in der Mitte stehende Verbum finitum durch zwei Partizipien eingerahmt. Auf Grund der oben genannten Beobachtungen zu Sprache und Stil des Abschnittes darf mit hoher Wahrschdnlichkeit angenommen werden, daß in V. U-16 ein in hymnischen Wendungen gehaltenes Bekenntnisfragment vorliegt, das der Verfasser des Kolosserbriefes aufgenommen hat, weil es den für ihn wesentlichen Zusammenhang von Sündenvergebung und Triumph über die Mächte und Gewalten zum Ausdruck bringt!. Darum hat er die für ihn entscheidende Aussage des Bekenntnisses (vgl. 1u21Sa 318) an den Anfang gestellt. Die Worte TOLe; 80YILClatv wird er in V. u eingefügt haben, um hervorzuheben, daß mit der Vergebung der Sünden auch jeglicher Anspruch der aTOtXtLOt 1'00 xoalLou zunichte geworden ist. Damit aber wird noch stärker hervorgehoben, daß die beiden Aussagenkreise unlöslich zusammengehören: Am Kreuz Christi ist die Handschrift ausgelöscht, am Kreuz Christi sind die Mächte und Gewalten entmachtet worden. Wo darum Vergebung der Sünden ist, da ist Freiheit von den cipXOt( und ~oua(Ott, da ist Leben und Seligkeitl Euch, die ihr tot wart, hat er lebendig gemacht mit ihm I Diese an die Gemeinde gerichtete Anrede l weist wie der vorhergehende Zusammenhang auf die in der Taufe geschehene Auferweckung aUv OtUTi;). Unter dem Tod wird nun jedoch nicht das Gestorbensein mit Christus verstanden, sondern die ganze vorchristliche Zeit gilt als Todverfallenheit 3 • 1 Zu Schilles (a. a. O. [So 77 Anm. 2] S.31-37) These eines V.1-16 zugrunde liegenden Taufliedes vgl. oben S. 150 Anm.3 und die Kritik von Deichgräber a.a. O. (S. 77 Anm. 2) S. 167f., der jedoch für V.ne-Ii mit der Möglichkeit rechnet, daß hymnisches Gut aufgenommen worden sein könnte; vgl. ferner Wengst a.a. O. (S. 77 Anm. 2) S. 181-189, der für V.n-lI eine durchgehende Vorlage annehmen möchte, die mit xed ~V1'cx<; 'i)(L«<; (nicht: U(L«<;) vcxpou<; begonnen und aus je drei Dreizeilern (V. 13. U.16) bestanden haben soll. t Zum predigtartigen Einsatz xcxl u(Lii<; vgl. In: xcxl u(Lii<; non: ~V1'cx<; cim"jllo't'PLO(LivOU<; xcxl vcxpoö<;. Zur Gegenüberstellung von Einst und Jetzt vgl. S. l04f. a Zuvcxp6<;vgl. R. Buhmann, ThWBIV,S. 89~98;fernerA.Fe uillct,Mortdu Christ et mott du chretien d'apres les epitres pauliniennes, RBibl66 (1959), S. 481-513.
Ko12u
161
v&xp6e; wird also in übertragenem Sinn verstanden 1. Diese Verlorenheit war verursacht 't'oi:e; '7trtprt7t't'w(.Lrta~vl xrtt T7i «xPOßUa't'LCf -riie; aapxoc; U(.L6>v. '7trtpc17t't'tIl(.La 3 ist die Tat des Menschen, durch die er gegen Gottes Gebot verstößt. Paulus nennt Adams Ungehorsam, durch den die ä:(.Lap't'Lrt
Eingang in die Welt gewann und zur Herrschaft gelangte (Röm 512), '7tap~1t't'(a)(.La (Röm 51r»-1S. 20). Ebenso aber bezeichnet er die schuldhaft begangenen übertretungen, durch die alle Menschen sich gegen Gott auflehnen, als 1tapa1t't'w(.La't'a (Gal 61 2Kor 519 Röm 518). In der urchristlichen Verkündigung heißt es, Christus sei dahingegeben worden 8~Q: 't'Q: '7trtpa7t't'w(.La't'rt ij(.L6>V (Röm 42r»), aber auch, er sei gestorben u1tep 't'(;)V ä:(.Lap't'L(;)v ij(.L(;)v (lKor 15s). Es liegt daher kein Bedeutungsunterschied zwischen 1taprt'7t't'6>(.La't'a und ä:(.Lrtp't'taL vor. Die im ständigen Ungehorsam vollzogene Empörung kennzeichnet das Leben derer, die ohne Christus sind. Sie leben in der Unbeschnittenheit' ihres Fleisches, das heißt: Sie sind Heiden und gottlos. Wo die a~p~ das Leben regiert, da kann es nichts anderes geben als Sünden und Tod 6 • Doch was einst war, das gilt nun nicht mehr. Die «xpoßua't'ta, an die die Heidenchristen erinnert werden, ist durch die 1tepL't'o(.L~ «XeLP01tOLYj't'Oe; (2u) beseitigt worden. In der Taufe ist die Wende vom Tod zum Leben vollzogen worden; Gott hat euch 8 lebendig gemacht mit ihm (vgl. 212)7. Das aUv rtu't'cj) wird noch einmal mit starkem Nachdruck hervorgehoben 8 : Ihr seid mit Christus verbunden, lebendig gemacht mit ihm'. Darum ist der Tod überwunden und das Leben gewonnen, das es nur dort - da aber in reicher Fülle - gibt, wo Gemeinschaft mit Christus ist. 1 V gl. Lk 15... 11: OUTO~ 0 ul6~ lLOU vcxpb~ ~ xat civi~7jacv, das heißt: ijv ci7tOACI)AW~ xat cöpc&tj. Zum übertragenen Gebrauch von vcx~ vgl. auch Apk 31: ~VOlL« fxc~~ 6T~ ~1i~, xat vcxp~ cl; ferner Jak 217''': Die 7t(UTL~, die keine fpya hat, ist vcxp«. 1 Dativus causae, vgl. Blaß·Debr. § 196. Vor Toi~ 7tapa7tT~lLaaLV fügen pU AC$l'DG pm, vor T1i clxpOßUUTLcJ D*G it iv ein. 1 Vgl. W. Michaelis, ThWB VI, S.170-173. • «xpoßuaT(a dient bei Paulus häufig zur Bezeichnung der Heiden. V gl. Gal 27 5. 616 1 Kor 7uf. Röm 2"'17 3ao 4.-11; ferner Eph 211. Vgl. K. L. Schmid t, ThWB I, S. 226f. 6 V gl. Theodor von Mopsueste z. St.: ciXPOßUUT(aV MocÜ&a ou -rljv TOÜ a~lL«TO~ ACrCL, cill' &cmcp 7tCPLTOlL~v -rljv cicpa(pccnv txciMacv Tij~ &V'IlT6T7jTO~, OGTCI)~ cixpoßUUT(av -rO 7tCpnuLa&aL In -rljv &V'IlT6T7jTa. • An das .. Wir" in V.lI c. 141 a gleichen pUB 1 69 al an, indem sie schon hier 'ijJLä~ schreiben. 7 Paulus verbindet die aUv-Komposita mit dem Dativ, ohne das aUv zu wiederholen. V gl. Röm 6,: auvCT«CP7jlLCV o~v aUTij); 6a: eNlLCPUTOL ycy6vaJLCV Tij) 6lLO~~lL«TL; 6,: au~i)a0!LCV aÖTij). V g1. auch Kol 213: auVTacpmc~ aUTij). Doch an unserer Stelle (213) wird eNV wiederholt: auvc~CI)o7toblaCV üJ.L&~ auv aUT~. • Eph 2a wandelt zur Bekenntnisaussage ab: xat 6VTa~ 'ijlL~ vcxPoU~ TOL~ 7tapa7tT~lLacnv cruvcl;CI)o7to(7jorJ T~ XpLUT~. • cru~CI)07tOLCLV steht nur hier und Eph 2a; in den paulinischen Briefen heißt es sonst stets ~CI)07tOLCLV: Gal311 1 Kor 1511. ,.... 2Kor 3, Röm 417 811.
n
5226
Lohse. Kol. Philemoo
162
KoI213. U
Denn - so bekennt die Gemeinde - er hat uns l alle Sünden vergeben. Die 7tCXPCX1tT6l(.Lcx't'cx, die das Leben vor und ohne Christus zum Tod werden ließen, sind ausnahmslos vergeben I. Gott hat die Schuld erlassen 8 und die Urkunde, auf der sie verzeichnet stand, vernichtet. V. 14: Zum Beweis bestehender Verpflichtungen stellt der Schuldner mit eigener Hand die Schuldurkunde aus·. Im Judentum ist das Verhältnis des Menschen zu Gott verschiedentlich als das eines Schuldners gegenüber seinem Gläubiger beschrieben worden. So verglich R. ~Aqibha Gott mit einem Krämer, der ausleiht und alle Beträge, die er abgegeben hat, auf einer Schreibtafel verzeichnet. Jeder, der borgen will, kommt und leiht sich aus. Wie der Krämer dann durch Eintreiber zurückholen läßt, was ihm zu zahlen ist, so fordert Gott durch die Engel von den Menschen, was sie ihm schuldig sind. Nach den Eintragungen, die auf der Tafel stehen, wird gerechtes Gericht gehalten (Abhoth TII, 16). Gott wird darum im Gebet Abhinu Malkenu angerufen: "Unser Vater, unser König, lösche aus durch deine große Barmherzigkeit all unsere Schuldbriefe. "5 Gottes Zusage aber lautet: ty6l d(.LL ty6l d(.LL 0 l~cxAdtcxt ou (.L~ (.LV1)O'&1jO'O(.LCXL (LXX Jes 4326). Dieses aus dem Schuldrecht stammende Bild ist bei dem Hinweis auf das Xetp6ypcx<pov vorausgesetzt. Es wird daher nicht auf einen Mythus angespielt, nach dem der mit der Hand ausgestellte Schuldschein das Dokument eines Schuldvertrages ist, den der Mensch mit dem Teufel abgeschlossen und durch den er sich für die Leistungen, die der Satan ihm erweisen sollte, zur Hingabe des Lebens in Sünde und Tod verpflichtet hat 8 • Weder vom Teufel noch von einem Vertrag, den der Mensch mit 1 Das i1!Liv des Bekenntnisses verändern LP 69 al f vg zu u!Liv. um an die Anrede von V.na anzugleichen. • Xotpt~ccr.&(XL bedeutet hier wie 313 "vergeben" (v gl. 2Kor 21. 10 1213: Xotptcretcr~ !L0L rljv «8LXtotV Tet~V). nicht "schenken" (vgl. Gal 311 t Kor 211 Röm 8n Phil h. 2.). Vgl. Bauer Sp. 1733f. Die Wendung Xotpt~Ccr.&otL TIX 1tetpet1tTW!LetTot findet sich sonst nicht in den paulinischen Briefen. 21 Zu Xetpt~ecr.&otL in schuldrechtlicher Bedeutung vgl. Philo. de spec. leg. 11. 39 von dem Erlassen der Schuld im siebenten Jahr: TIX 8civeLot lß86!L~ heL Toit; 6!L0'PUÄOLC; XetPL~O!Ltvcuv; Lk 7u: !L~ !x6VTCUV et\)''t'wv «1t08oüVetL «!L'P0TtPOLC; !xetptcretTO; 7 u: cj) -rO
1tAeiov !xetptcrot'tO.
• V gl. Polybius 30. 8. 4: b.rrx6JUVOL YIXP XetTIX 1tp6crCU1tOV unO TWV l8tcuv XtLpoypli'Pcuv; DittSyUI 11. 742. 50f.: xot1 o[ 8e8otvtLx6n:t; TIX mJ!LßOAot Ta. n: VetUTLXIX xet1 XetTIX xeLp6ypet'Pet xet1 XetTIX 1tetpot.&ijxett;. In LXX findet sich XCLp6ypet'POV nur Tob 53 96: xot1 ~8cu)(ev otUTci"> ..0 XCLp6ypet'P0v. Weitere Belege bei Bauer Sp. 1741 und Deißmann. Licht vom Osten, S.281-284. • Vgl. Staerk a.a. o. (S.43 Anm. 5) S. 28. Vgl. auch Tanchuma 'S (140b): Rabbi (t 217?) hat gesagt: "Wenn ein Mensch sündigt, verzeichnet Gott über ihn den Tod; tut der Mensch Buße. so wird die Schrift aufgehoben (d. h. für ungültig erklärt); tut er nicht Buße, so bleibt das Aufgezeichnete als wahrhaftige (gültige) Schrift." Weitere rabbinische Belege bei Billerbeck III, S.628. • Von diesem Mythus sprechen einige Kirchenväter in ihrer Erklärung z. St. Belege bei G. Megas, Das XCLp6ypot'POV Adams. Ein Beitrag zu CoI213-11, ZNW 27
Ko12 ..
163
ihm eingegangen war, ist die Rede. Das XELP6YP(lcpov gibt vielmehr über die Schuldverfallenheit des Menschen vor Gott Auskunft. Sein Zeugnis aber spricht gegen uns, wie sowohl durch -ro xcx&' ~~(;)v als auch durch a ijv U7tEV(lVTI.OV ~~tv ausdrücklich festgestellt wird l • Unverbunden steht mitten im Satz Tote; 86Y~(lO'Lvl. Mit den 86Y~(lTot sind nicht Bestimmungen eines Gnadenerlasses 3 gemeint, sondern verpflichtende Satzungen, so daß durch TOLe; 86Y(.LCXO'LV angegeben wird, wodurch das XELPOYP(lcpov gegen uns spricht·. Man könnte daher TOLe; 86Y~CXO'LV unmittelbar mit dem vorhergehenden XELP6YP(lcpov zusammennehmen und in Gedanken ein Partizip Y&yPCX~l!EvOV ergänzen 5. Da dieses jedoch nicht im Text steht, haben andere Ausleger TOLe; 86Y~(lO'LV zu TO XCX&' ~l!(;)v gezogen 8 • Es läßt sich aber auch Tote; 86Yl!(lO'LV mit dem folgenden Relativsatz verbinden 7 • Dann gibt dieser an, wodurch das XELp6ypotcpov seine Feindschaft gegen uns wirksam werden lassen konnte; Tote; 86Yl!(lO'LV steht betont voran, um den Rechtsgrund (1928). S. 305-320. der XELp6YPClqlO" auf den Teufelspakt beziehen möchte. Ebenso Lohmeyer und Bieder z. St. F. J. Dölger. Die Sonne der Gerechtigkeit und der Schwarze. Eine religionsgeschichtliche Studie zum Taufgelöbnis. Liturgiegeschichtliche Forschungen 2. Münster i. W. 1918. S. 129-141 meint. das Kreuz werde als Tp6xClLO" vorgestellt. an dem zum Zeichen des Triumphes über den Feind (= den Teufel) seine Waffen (= XELp6YPClqlO" als Urkunde über den Pakt) befestigt wurden. Doch .. das ist eine Kombination von Hypothesen, die sich wegen ihrer Unsicherheit nicht besonders empfiehlt" (Dibelius-Greeven z. St.). Lohmeyer z. St. sucht seine Deutung durch folgende Erklärung zu stützen: Er setzt einen Punkt hinter TOLe; 86Y/LClCJL" und läßt mit 6 einen neuen Satz beginnen: .. Was uns feind war. ja. das hat er weggeräumt. das an das Kreuz genagelt. co Der Vers soll dann in .. dunkel andeutenden Worten" von einem Feind der Menschheit sprechen. Gott aber hat Christus gekreuzigt und mit ihm den ärgsten Feind der Menschen. Doch 6 ist eindeutig auf XtLp6YPClqlO" bezogen und kann unmöglich als Anfang eines neuen Satzes angesehen werden. 1 Durch die zweimalige Betonung des feindlichen Charakters des XELP6YPClqlO" wirkt der Satz überladen. Dem Ausdruck -rO XCl&' ~fJ.<;)" XtLp6YPClqlO" ist durch a ~" \mEVClVT(o" ~/LL" eine interpretierende Verdeutlichung hinzugefügt worden. (Vgl. auch Schille a.a. O. [S.77 Anm.2] S.33: .. Die Zeile 'die uns entgegenstand' in V.14 erweckt den Eindruck einer Glosse.") Doch wird der ganze Satz - einschließlich des Relativsatzes a~" UxtVClVT(O" ~fJ.L" - dem Verfasser des Kolosserbriefes bereits vorgelegen haben. da er ihm seinerseits durch die Worte TOLe; 86y!LClCJL" eine neue Akzentuierung gibt. Vgl. oben S. 159f.; zu uxtVClVT(Ot; siehe unten S. 164 Anm. 7. • Moule z. St. sagt mit Recht: "The dative TOLe; 86YfJ.ClCJL" is problematic." Zur Geschichte der Auslegung vgl. E. Best. A Historical Study of the Exegesis of CoI2.14. Diss. Gregoriana. Rom 1956. ferner die übersicht bei Masson z. St. 3 So Bengel z. St.: decreta gratiae. t Eph 211 ist klarer als Kol 2.. formuliert: -rO" v6/Lo" T<;)" mo)..<;)" lv 86yfJ.IXCJL" XClTlXpy+,CJClt;.
• So Lightfoot. Abbou. Haupt z. St.; zuletzt Larsson a.a. O. (S.85 Anm. 1) S. 85. e So z.B. Dibelius-Greeven z. St. mit der Begründung. -rO XCl&' ~/L<;)" entbehre sonst einer Inhaltsbestimmung. 7 Zur Begründung dieser Erklärung vgl. Percy. Probleme. S. SSf.
164
Kol2lt
dafür hervorzuheben, daß die Handschrift gegen uns zeugtl. Wenn jedoch -wie oben (siehe S.159f. zu 218) dargelegt-angenommen werden kann, daß dem Satz ein überkommenes Bekenntnisfragment zugrunde liegt, dann wird der Hinweis auf die 86Y!La.Ta. auf den Verfasser des Kolosserbriefes zurückzuführen sein, der seine Vorlage kommentierte, indem er mitten in den Satz TO~C; 86Y!La.ow einfügte', um zu sagen: Kraft der Satzungen ist das x,tLp6ypa.c:pov gegen uns 3 • Die Gebote Gottes werden im hellenistischen Judentum auch seine 86Y!La.Ta.' genannt 5 • Die Befolgung von 86Y!J.a.Ta., die als gesetzliche V orschriften das Leben und Handeln der Menschen genau regeln, forderte auch die Lehre der "Philosophen" von ihren Anhängern (vgl. 2201.)8. Diese Satzungen aber - so wird nun gegen diese Lehre geltend gemacht gehören zur Vergangenheit, die Gott endgültig abgetan hat. Jene 86Y!La.Ta. gaben geradezu die rechtliche Handhabe dafür, daß wir in Schuld verfangen waren, die wir nicht einzulösen vermochten? Während nach Auffassung des Judentums Gott nur dann einen Schuldbrief tilgt, wenn sich Verdienste und Verschuldungen die Waage halten 8, bekennt die christliche Gemeinde, Gott habe alle Sünden vergeben und die gegen uns zeugende Schuldurkunde ausgelöscht·, so daß sie uns nicht mehr vorI Zur proleptischen Stellung vor dem Nebensatz vg!. z. B. Ko1411: notijotXu ... xtX1 -rlj" (sc. im(JT()A:~") lx AtXo8txc((xt; (V(X xtX1 UIULt; ci"tXYV(;)Te:. Weitere Belege bei Percy. Probleme. S. 88 Anm. 43. 1 Vg!. Röm 3.. -.. : Paulus übernimmt einen judenchristlichen Bekenntnissatz und interpretiert ihn. indem er zwischen die zusammengehörigen Worte LAtXOTi)PtO" ~ -rcjl tXUTOü tX(l'tXTt mit Nachdruck 8ta ntOTe:6)t; hineinsetzt. Vg!. Lohse. Märtyrer und Gottesknecht. S. 149-154. 1 M ass 0 n z. St. sieht TOLC; 86yl'tXOLV als Einfügung an. schreibt diese jedoch dem Verfasser des Epheserbriefes zu. der einen ursprünglich kürzeren Kolosserbrief bearbeitet haben soll. Zu dieser Hypothese vg!. oben S. 139. , Zum Begriff 86yl'IX. der im NT noch Eph 211 sowie Lk 21 Act 16,177 vorkommt, vgl. G. Kittel. ThWB 11. S.233-235. 1 Vgl. 3Makk h: T(;)" ntXTp(6)" 80Yl'flT6)"; }osephus. contra Apionem I, 42 sagt vom Alten Testament: n«cn 8. oUl'fPUTO" ion cü8Uc; lx np6l't'1)t; yMOC6)t; 'Iou&dott; W "Ol't~Ct" tXu-ra .&coü 86YI'tXTtX XtX1 TOUTOtt; il'.uvctv xtX1 ump GtÖ'r(;)". cl 8~ot• .&vijOXCLV ij~6)t;; Philo. de gig. 52: 6p~t; 6Tt oö8i: 6 ciPXtcp~ A.6yot; ~8ttXTptßCtV cid xtX1 hOXOA.fl~Ct" -rOLt; cly(Ott; 86YfA.tXot 8U"fl!LC"0t; 48cttX" IOXYJXC'tI civa nciv't'tX XtXtpO" npOt; cxUT« fPOtT«". V gl. ferner 4Makk 101; }osephus. Ant. XV. 136; Philo. leg. alle I. 54f. I Paulus und die Deuteropaulinen sprechen sonst niemals von 86YI'IXTtX (Eph 211 wird von Kol 2" abhängig sein). Da die Frage Tl .•. 80Yl'tXTt~e:O&c (210) auf die Satzungen der fPtA.ooofPttX anspielt. wird der Begriff 86Yl'tX-rtX durch die Auseinandersetzung mit der falschen Lehre vorgegeben sein. 7 UTrEVtX"TtOC; steht im NT nur noch Hebr 1017. in LXX verschiedentlich zur Bezeichnung von Feinden: Gen 2217 2410 Ex lto 157 2317 u. ö. • In diesem Fall .. reißt Gott eilends einen Schuld brief von den übertretungen weg. so daß die Verdienste die Waagschale sinken lassen" und damit das übergewicht gewinnen (j. Pea 1, 16b. 37). Vgl. Billerbeck 111. S.78f. • V gl. Act 3 .. : n~ W i~rxhtcp&ijVtXt UI'(;)" TI%<; liP.tXPT((xt;; Apk 31 steht i~cW:tfPe:t" vom Auslöschen des Namens. so daß kein Rechtsanspruch mehr besteht; Apk 717 21& vom Wegwischen der Tränen. so daß alles Leid fort ist.
Kol2a.ll
165
gehalten werden kann l • Er hat nicht nur die Schuld getilgt, sondern auch das xe~poyplXcpov fortgenommen'. Was weggetan ist, das hat alle Gültigkeit verloren 3 • Die völlige Vernichtung des XetpoyplXcpov aber ist erfolgt, indem Gott es an das Kreuz geheftet hat·. Das schuldrechtliche Bild wird nicht weiter ausgeführt, sondern nun wird in Worten des urchristlichen Bekenntnisses gesprochen 6 (vgl.Joh 120.86; ferner lJoh 36 lPetr 224)8. Gott hat die Urkunde getilgt, indem er sie an das Kreuz anschlug. Weil Christus an unserer Statt an das Kreuz geheftet wurde, ist die Schuld endgültig vergeben 7 • Damit aber ist die vorangestellte Bekenntnisaussage XlXpLaclJLeVO~ ~!L~v 1tclv't'lX 't'cX 1tIXPIX1t't'~!LIX't'1X erläutert: Um Christi willen hat Gott uns alle Sünden vergeben. V. 1S: Am Kreuz Christi hat Gott nicht nur das XeLpoyPlXcpov vernichtet, sondern auch über die &PXIXE und ~~ouaEIXL triumphiert. Das selten gebrauchte Medium &7teX8uea&ot~8 bedeutet "sich ausziehen", "ablegen" (mit Akkusativ der Sache, so 30: &7teX8uacl!Levo~ -rov 1tcxAlX~OV &v3-pc.lmov). Doch kann das Medium auch in aktivem Sinn verwendet werden; dann steht es in der Bedeutung von "entkleiden"9. Die Frage, Vgl. Lohse, Märtyrer und Gottes knecht, S.156-158. CXtPELV ix idaou ist nicht als Latinismus (de medio tollere) anzusehen (vgl. BI a ß - D e b r. § 5,3 b), sondern war im Griechischen durchaus üblich, so z. B. BG U H, 388, 2, 23: clpov TCXÜTCX (sc. Geräte) ix TOÜ IL[ t]a[ou]; Plutarch, de curiositate 9 (p. 519 d): cxtpouaLv h idaou xcxl cbroxpU7t"t'OUaLV; Epiktet, Diss. IH, 3, 15: CXIPE ix idaou = cbr6ßcx).c. a V gl. 1 Kor 51: tvcx cip&i) ix idaou UIL6)V; 1QS H, 16: .,'N "l!l ',::I 1,nZ) n'::Il'; 2Thess 27: 1L6vov 6 xcxttx(r)v &pTL l(r)~ bc ILtaou ytvlJTCXL; Mt 13.. : ol &YYEAOL ••• ciq>OPLOÜCJLV TOU~ 7r0VllPOUC; ix idaou T6)V 8LXCX(r)V. , Deißmann, Licht vom Osten, S.282f. meinte, das Partizip 7rpoov ist nicht die Rede. Das aus dem Schuldrecht genommene Bild wird sofort wieder verlassen und ist für 7rpoov = Christus folgern mit der Begründung: "for the body of Christ, nailed to the cross, does in some sense represent humanity's guilt" (Moule z. St.). Vgl. auch o. A. Blanchette, Does the Cheirographon of Col2,14 represent Christ himself?, CBQ 23 (1961), S. 306-312. Eher ließe sich denken, daß auf den Brauch angespielt wird, "den T(TAOC; mit der Schuld des Delinquenten ans Kreuz zu heften (Me lStt) .. (Dibelius-Greeven z. St.). • Vgl. A. Oepke, ThWB H, S.319; Bauer Sp.165. • Vgl. Blaß-Debr. § 316,1. 1 I
166
Ko1216
welche der beiden Möglichkeiten hier vorliegt, entscheidet sich daran, welches Subjekt zu (X1ttx8uO'cl~voc; zu ergänzen ist. Die Auffassung, Christus sei Subjekt der Aussage, war in der alten Kirche verbreitet l und wird auch in neuerer Zeit von manchen Exegeten vertreten. Die lateinischen Väter setzen freilich in ihrer Erklärung eine Ergänzung bzw. Änderung des Textes voraus, nach der Christus das Fleisch abgelegt habel. Die griechischen Väter dagegen halten den überlieferten Text fest und sagen, Christus habe die Mächte und Gewalten des Bösen abgestreift 3• Eigentümlich bleibt bei dieser Erklärung der Gedanke, daß Christus jemals mit den «PXIX( und e~ouO'(IXL bekleidet gewesen sein sollte. Er müßte dann schon mit einem fremdartigen Gewand - nämlich den Gewalten des Bösen - angetan gewesen sein 4.. Bei seiner Himmelfahrt hätte er dann dieses Gewand abgestreift und damit den Sieg über die Mächte davongetragen. Dieser Gedanke käme den Vorstellungen des gnostischen Mythus nahe, nach denen der Erlöser bei seiner Auffahrt das Leibgewand abstreift und den Seinen den Weg zum Himmel bahnt 6. Gegen diese Interpretation ist jedoch einzuwenden, daß von V.1ft zu V.l5 kein Wechsel des Subjekts vorliegt 8 • Mit Recht sehen daher die meisten Exegeten Gott als Subjekt des ganzen Zusammenhangs an 7 • Er hat am Kreuz Christi die Mächte und Gewalten zuschanden werden lassen. «7tex8UO'cllLEVOC;, 1 Belege bei Lightfoot und Lohmeyer z. St. 2 TAl: APXAl: _ THN l:APKA. a Vgl. Lightfoot z. St. • Dieses Gewand ließe sich mit dem Hemd vergleichen, das in das Blut des von Herakles getöteten Kentauren Nessus getaucht. dadurch vergiftet und dann Herakles gereicht worden war. So erklärt Lightfoot z. St.: "The powers of evil, which had dung like a Nessus robe about his humanity. were torn off and cast aside for ever." Vgl. auch Moule z. St. I Den gnostischen Erlöser-Mythus hat vor allem Käse mann, Leib Christi, S. 139-144 (Aufsätze I, S.45f.) zur Erklärung des Verses herangezogen: Der Erlöser habe bei seiner Auffahrt die Mächte und Gewalten abgelegt, nämlich "den von den dämonischen Archonten tyrannisierten Adamsleib" (Aufsätze I. S.46). Wie er sich der CJtip~ entkleidet hat, so sollen auch die Seinen ihm folgen und die i7rtx8uCJLC; "t'OÜ CJw!L(X"t'oc; 'tijc; CJ(Xpxoc; vornehmen (Leib Christi, S. 139 f.). Doch abgesehen von dem überaus verwickelten Problemkreis von Ursprung und Alter des gnostischen Erlöser-Mythus (vgl. C. Colpe. Die religionsgeschichtliche Schule. Darstellung und Kritik ihres Bildes vom gnostischen Erlösermythus. FRLANT 78, Göttingen 1961) ist zu fragen. ob nach Kol 211 Christus wirklich mit den IipX(XL und ~~OUCJLocL bekleidet gewesen sein sollte. Daß diese mit dem CJW!LCl 'tijc; CJ(Xpxoc; identifiziert werden könnten. ist weder angedeutet noch zu erschließen. • Vgl. Dibelius-Greeven z. St.; Larsson a.a.O. (S.85 Anm.1) S.90 Anm. 1. Wenn man Christus als Subjekt annehmen will. muß man die abschließende Wendung IN ClU"t'cj) entweder auf"t'ij) CJ"t'(Xupcj) beziehen (so Lightfoot z. St. unter Hinweis auf Eph 211: 8L« "t'OÜ CJ"t'(Xupoü; Moule z. St.) oder als IN (Xu"t'ij) lesen. Da iv CXÖTcj) aber in den vorangehenden Versen wiederholt verwendet wurde. kann es auch am Ende von""V.11 nicht anders als in V. '-li erklärt werden. 7 Vgl. Lohmeyer, Dibelius-Greeven. Masson, Conzelmann z. St.; R. Buhmann. Neues Testament und Mythologie. in: Kerygma und Mythus I. ed. H. W. Bartsch. IHamburg 1951. S.42.
Kol216
167
das also in aktiver Bedeutung zu fassen ist, besagt dann, daß er sie entkleidet 1 und ihrer Würde gänzlich beraubt hat S• In hymnischen Worten preist die Christenheit den Sieg über die cXpX(l( und e~ouO'((lt (vgl. Phi! 29-11 lTim 316 Hebr 19-14)s. Hatten sie Christus ans Kreuz gebracht, so hat Gott sie eben am Kreuz in ihrer Ohnmacht bloßgestellt (vgl. lKor 26-8)·. Daß er sie ihrer angemaßten Würde entkleidet hat, macht er öffentlich kund, indem er sie zur Schau stellt und zum Gespött werden läßt 6. Indem ihre vernichtende Niederlage aller Welt gezeigt wird, wird die unendliche überlegenheit Christi demonstriert'. Die Mächte und Gewalten sind besiegt und können darum denen nichts mehr anhaben, die zum Sieger gehören 7• Im Triumphzug führt Gott die entmachtetena.pX(l( und e~ouO'((lt aufs, um damit die Größe des Sieges offenkundig zu machen 11. Sie sind ohnmächtige Gestalten, die dem Menschen weder helfen noch von ihm Huldigung und Verehrung fordern können.Weil ihre Zeit vorüber ist, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als dem Sieger zu huldigen 10. 1 A. Oepke, ThWB 11, S.319 und Bauer Sp. 165 schlagen die übersetzung ..entwaffnen" vor; aber es ist nicht notwendig, an Waffen zu denken. Die Mächte und Gewalten werden ausgezogen und damit der Lächerlichkeit preisgegeben. Vgl. Lohmeyer z. St.; H. Schlier, ThWB 11, S. 31 Anm. 2. 2 Vgl. Evang. Nicodemi 11, 7 (= Act. Pilati B,23; ed. C. v. Tischendorf [1853] p. 329): Der Hades fragt den Satan: 8L<X 1toL«v «vciYX"lv ~xov6(.L"lO'cc~ O'TCCUP(a)~ijVotL -rov ßCCO'LA&« Tijt; 86;"l~ e~ -ro l:A~iv ~8e Xott h8üO'otL 'i)(.L«<;; vgl. F. Scheidweiler, in: Hennecke-Schneemelcher I, S.351. 3 V gI. ferner: Od Sal 223'6: "Er, der zerstreute meine Feinde und meine Gegner; er, der mir Macht gab über die Feinde, so daß ich sie lösen kann; er, der niederwarf durch meine Hände den siebenköp6gen Drachen." VgI. W. Bauer, in: Hennecke - Schneemelcher 11, S. 602. • Ein verknüpfendes xccL fügen pe. B vor l:8eLY(.LciTLO'ev ein. Falls XlXt ursprünglich ist - was angesichts der guten Bezeugung denkbar erscheint - , würde der Satzbau dem von V. 14b genau entsprechen: xccl ccu-ro ~PXf:V. 6 8eLY(.LcxTLt;eLv wird selten gebraucht, im NT nur noch Mt 1.. in der Bedeutung "bloßstellen". V gI. ferner Asc Jes 313: ~v yap 6 BeALap l:v &u(.Lij) 1tou'ij) (l:)7tl 'HO'otLcxv cXTtO Tijt; (6pci)0'E:(a)t; xcct «,ro TO(Ü 8eL)y(.LCXTtcJ(.LOÜ 6TL (l:)8eLY(.LcinO'ev -rov (l:)ot(.LCC~Ä. Weitere Belege bei Schlier a.a.O. S. 31f.; Bauer Sp. 342. • Vgl. H. Schlier, ThWB V, S.882. 7 V gI. Severian von Gabala z. St.: Xott TL<; TOOT(a)V 6 8eLY(.LCCTtO'(.L6t;; 6Tt cXO'&evEO'TepoL T(;)V cXV&p6)1t(a)V yey6vccO'LV, 6n 1totTOÜVTCXL, 6TL U1t' CXUT(;)V l:(.L1tCCLt;OV't'CICL l:v Tij) 6v6(.Lccn TOÜ xupLou. • ~ptot(.LßeUeLV bedeutet hier und 2Kor 21C - den beiden einzigen Stellen im NT, an denen das Wort erscheint - "im Triumphzug aufführen". Vgl. G. Delling, ThWB 111, S. 159f.; Bauer Sp.719. 2Kor 21C ist Gott gleichfalls Subjekt der Aussage: Er führt in seinem Triumphzug den Apostel mit. • V gI. Horaz, Epist. I, 17, 33: captos ostendere civibus hostes. 10 VgI. Bornkamm, Aufsätze I, S. 46: " ... wie auch der Kolosserbrief nicht sagt: die Mächte sind beseitigt, sondern: sie sind entwaffnet, eingefügt dem Triumphzug Christi als Besiegte (Kol 211); wie in einem Triumphzug die Unterworfenen, die hinter dem Sieger herziehen, noch alle sichtbar sind und gerade durch die Mächtigkeit ihrer Erscheinung die Größe des errungenen Sieges bekunden müssen, so sind die «pxcxt und l:~OUO'tccL noch da, nur tragen sie für die Glaubenden keine Waffen mehr und verherrlichen so den Sieg Christi. ca
168
Kol2lt-t3
. gehoben: In I.v «irrc';) -
so wird am Ende des Abschnittes noch einmal hervorihm hat Gott über die Mächte und Gewalten triumphiert, in ihm ist der Sieg erfochten, der Triumph gewonnen l • Damit aber ist der Gedankengang wieder zu der entscheidenden Frage zurückgeführt, die der Gemeinde gestellt ist: ob es neben und außer Christus noch irgendeinen anderen Weg gibt, um göttlicher Fülle teilhaftig zu werden. Verehrung der O"t'OLXeL« 't'OÜ xO<JI!OU, Unterwerfung unter die Mächte und Gewalten - so sagen die "Philosophen". Diesen Forderungen stellt der Kolosserbrief die Losung "solus Christus" entgegen. In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig - in ihm seid ihr Erfüllte - in ihm wurdet ihr beschnitten mit der Beschneidung, die nicht mit Händen gemacht ist - in ihm wurdet ihr auch mitauferweckt durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Die Entscheidung ist daher schon gefallen. Denn in der Taufe sind die Getauften in den Herrschaftsbereich des geliebten Gottessohns versetzt. Daher gehen sie die Mächte und Gewalten nichts mehr an, sondern für sie gilt: Christus allein - und niemand und nichts außer und neben ihml'
216-28
Das <Enbe bel 6af3ungen
60 foU nun ni,emanb eud) rlef)ten betreffs <EfJen unb ~rfnren ober ~fnJief)tlief) einee 8eftee ober neumonbes ober 6abbat~s; 17 bae fft nur 6ef)atten bes ~ufünf· tigen, ber Leib aber fft ~~rfftf. 18 niemanb foU euef) Derbammen, ber fief) in i)ienft= bereitfef)aft unb t)ere~rung ber <Engel gefäUt, mie er fie bei ber IDeibe gefef)aut bat, grunb(oe aufgeblafen Don feinem frbffef)en 6inn, 19 unb ber lief) nid)t an bae fjaupt ~alt, Don bem ber ber gan~ Leib, burd) 6e~nen unb 13änber oerJorgt unb 311Jammenge~alten, mäef)ft im IDad)stum (!Sottee. 20 IDenn ibr nun mit
1 tv cx\n~ ist weder auf XCLp6ypClcpo" (so V. So den z. St.), das ja nach V.1& abgetan ist, noch auf-;cj) OTClUPcj) (so Lightfoot, Haupt, Masson, Moule z. St.), sondern auf Christus zu beziehen: so mit vielen Exegeten Lohmeyer, Di beli us ·Greeve n, Conzelmann z. St.; Buhmann a.a. O. (S. 166 Anm. 7) S.42. I Vgl. Käsemann a.a. O. (S.152 Anm.9) S.359: "Der Brief selber ant· wortet auf die gestellte Frage mit dem Solus Christus. Weder verbinden die Mächte mit dem Christu8, noch können sie von ihm trennen. Von ihnen läßt sich einzig sagen, daß sie als ehemalige Weltherrscher durch den Christus entmächtigt sind, der als eschatologischer X00f.L0xP«-;6)P das Regiment der Welt und das Heil der Seinigen allein in Händen hält."
Ko1218-t3 23
169
Das bat 3mar ben 2luf Don Wefsbeft fn Jelbftermobltem 1tult, DienftbereitrdJaft
llnb 6trenge gegen ben leib, bod) mit ~bre ~at es nfd)ts 3U tun unb bfent nur 3ur
6ättigung bes 8(efrd)ee.
Ist am Kreuz Christi der Triumph über die Mächte und Gewalten errungen worden, ist er das Haupt über alle Mächte und Gewalten, dann sind alle, die zu ihm gehören, frei von dem Zwang, der von den aTOLlE!ot TOÜ x6aILou ausgeht und Unterwerfung in der &PYlcrxe:(ot T&V a.yyt)..wv fordert. Sie dürfen sich daher nicht von denen beeindrucken lassen, die sich ihnen gegenüber mit ihren Erfahrungen brüsten und voller Anmaßung ein abschätziges Urteil abgeben wollen (V. 18-te). Im Gegenteil: Wer mit Christus gestorben ist, der ist den Weltelementen abgestorben. Ihn gehen daher die 36YILotTot und ihre Weisungen nichts mehr an. Er braucht sich nicht um Vorschriften zu bekümmern, die ihm dieses und jenes untersagen, sondern ihm sind die Dinge der Welt als Gottes Gaben zu freiem Gebrauch gegeben (V.So-2S). Der in scharfer Polemik gehaltene Abschnitt .ist durchzogen von Anspielungen auf Lehre und Schlagworte der cptAoaocp(ot. Dadurch werden die Sätze schwer verständlich; denn im einzelnen ist nicht immer sicher zu unterscheiden, welche Worte den Gegnern entrissen sind, um sie nun im Angriff gegen sie zu kehren, und welche Wendungen vom Verfasser selbst formuliert wurden. Schlag auf Schlag erfolgt die Zurückweisung des überheblichen Anspruchs, den die "Philosophen" in der Gemeinde geltend machen möchten, indem mit ihren eigenen Begriffen die hohle Nichtigkeit ihrer cptAoaocp(ot aufgewiesen wird. V. 16: Niemandem steht das Recht zu, sich hochmütig zum Richter über die anderen zu erheben, weil sie nicht gewisse Satzungen befolgen. Wieder wird durch das unbestimmte TL<; auf die Gefährdung aufmerksam gemacht, die der Gemeinde droht (vgl. V.8). Dabei ist an "jemanden" gedacht, der seinen Standpunkt innerhalb der Gemeinde durchzusetzen sucht als das allein der rechten Erkenntnis entsprechende Verhalten. Er scheut sich nicht, sich über die anderen erhaben zu dünken und diejenigen, denen es an der entsprechenden Einsicht in die Notwen~gkeit der 36YILotTot fehlt, höhnisch zu kritisieren 1 • Dieses im Gefühl der überlegenheit gefällte Urteil bezieht sich zunächst auf ßp&aL<;s und 7t6atc;8, Essen und Trinken'. Aus der Forderung der a.cpEt3(ot TOÜ aWlLotTOC; (V.2S) V gl. Röm 14.: 6 Bi 1.1.7) la-tH(a)v -rOv la-tHoVTcx 1.1.7) XPLWT(a). Statt xcxt (p"B 1739 syP) lesen (lfDG al ~. • V gl. Röm 1417: OU ycip ia-rLV ij ßcxawtcx TOÜ &COÜ ßp(;)a~ xcx1
1 I
7t6(JL~;
1Kor 8.:
7tCpt -rije; ßpwac(a)<; oöv T(;)V C18(a))'o&UT(a)V. • ßp(;)aL~ und n6a~ sind von ßp(;)I.I.CX (v gl. lKor 3. 61. 8•. 11 103 Röm 1411) und n6I.1.CX (vgl. lKor 10.) = .. Speise und Trank" zu unterscheiden. Zu ßp(;)IJ.CX/ßp(;)CJLI; vgl. J. Behm. ThWB I. S.640-643; zu n6I.1.CX/n6aL<; L. Goppelt. ThWB VI.
S.145-148.
170
Kol211
folgt, daß man sich bestimmter Speisen enthalten soll (vgl. V.Il; ITim 4s: (btexea3-ocL ßP6l!J.cX't'6lv). Die Vorstellung, daß durch Askese und Fasten der Mensch der Gottheit dienen, ihr näher kommen oder sich auf den Empfang einer Offenbarung vorbereiten könnte, war in der alten Welt weit verbreitet 1. So enthält man sich vielfach des Fleischgenusses und nimmt nur die Speisen zu sich, die die Erde hervorbringt 2, meidet aber auch Wein und berauschenden Tranks. Die Gründe, die zu solcher asketischen Lebensweise führen, sind sehr verschiedener Art. Den einen verbietet der Glaube an die Seelenwanderung den Genuß von Fleisch, andere folgen bestimmten Reinheitsvorstellungen, und manche sind von einem dualistischen Weltverständnis geleitet, das sie zu asketischer Lebensweise veranlaßt. Die Satzungen, deren Befolgung von jener
Nach ihren Weisungen hat der Mensch zu leben und sich daher auch hinsichtlich· der heiligen Tage ihrem Gebot entsprechend zu verhalten. Werden als diese Zeiten eop-dj, veo!J.1)vL« und acXßß«'t'(l5 aufgeführt, so sind damit drei Begriffe genannt, die in dieser Zusammenstellung auch im Alten Testament wiederholt zur Kennzeichnung der für Gott ausgesonderten Tage dienen 8 • Doch die Forderung, Fest, Neumond und Sahbath zu halten, wird hier nicht von der Thora her begründet, nach der der Sabbath Israel zum Zeichen seiner Auserwählung aus den Völkern gegeben ist. Sondern die Tage müssen um der a-rOLXet(l 't'Ot) x6a!J.ou willen beachtet werden, die den Lauf der Sterne lenken und daher auch die Ordnung des Kalenders genau vorschreiben'. Der Mensch ist durch 1 Material bei Lietzmann, Römer, S.114f.; G. Bornkamm, ThWB IV, S. 66-68; J. Behm, ThWB IV, S. 925-935. I V gl. Apulejus, Metamorph. XI, 28: inanimis contentus cibis; Philosttat. Vita Apollonii 1,8: T«t; ll'lJNxou~ ßp~a&t~ ~ Ol)TC XCl&Clp«t; xClt 'tOv voüv 7tClXUVOUa~ 7tClPll't'ijaClTo, TPClrlll'ClTCl 8e xClt ).cXXClVCl laL't'&ho, XCl&ClPeX clVCl' cpcXax(o)v, 67t6aCl ~ yij Clu-rlj 8t8(o)a,. • Philostrat a. a. 0.; Euseb, Hist. Eccl. 11, 23. 5 vom Herrenbruder Jakobus: otvov xClt a(X&pCl oux l7tteV ouae Il'ljIuxov IcpClY&V. • lv !dP&' wird formelhaft verwendet in der Bedeutung .. in Sachen von" • .. hinsichtlich", so z. B. Plutarch, Consolatio ad Apollonium 4 (p. 102e): lv U7tO&ij)(7J~ IJipc,; Philo, det. pot. ins. sol. 5: lv IJiPEL A6you; vgl. auch 2Kor 310: lv 't'OUTCfl T l'epCL; 93: lv 't' !dptt TOUTCjl. Weitere Belege bei Ba uer Sp. 1001. Ii Der Plural TeX acißßCl't'Cl wird sehr häufig in singularischer Bedeutung verwendet. Vgl. E. Lohse, ThWB VII. S. 7. 20. • Vgl. LXX Hos 213 Ez 4517 lChr 2331 2Chr 23 313; ferner Jub la; Tosefta Berakhoth 311; Justin, Dial. 8,4. 7 Ober den Zusammenhang zwischen den Engeln und Gestirnsmächten einerseits und den heiligen Zeiten andererseits ist auch in der Apokalyptik und in der Gemeinde von Qumran nachgesonnen worden. Belege bei Schlier a.a. O. (S. 147 Anm.4) S.204-206. Doch im Judentum bleibt die Beachtung der heiligen Zeiten
.uv
Kol211-17
171
Geburt und Schicksal den Weltelementen unterworfen und muß ihnen dienen in peinlicher Befolgung asketischer Speisevorschriften und besonderer Zeiten l • Die aus jüdischer Überlieferung entnommenen Begriffe, deren die V jUJ..J..6V't'CI>v, nicht aber die Wirklichkeit selbst. Der Gegensatz von äußerer Erscheinung und allein wirklichem Wesen, wie er in der platonischen Philosophie gelehrt wurde 5, ist in hellenistischer Zeit immer wieder bedacht und beschrieben worden. Wahres Sein eignet den Ideen, nicht den Schatten, die sie in diese Welt hineinwerfen und die sich unserer sinnlichen Wahrnehmung darbieten. Die einander gegenübergestellten Begriffe sind meist axtcX und dx~v 8. Anstelle von e:lx~v kann jedoch auch aWlLoc Ausdruck des Gehorsams gegenüber dem Gesetz Gottes. des Herrn der Welt. In der synkretistischen cpv.oaocp(ot aber hat die Innehaltung der Tage und Zeiten einen grundsätzlich anderen Charakter - nämlich den der Verehrung der Weltelemente, die in dieser Weise von einem Juden unmöglich vorgenommen werden konnte. Es trifft daher nicht zu. wenn man in der cpLAoaocptot einen Ausläufer der Lehre der Qumrangemeinde sehen will. So hat W. D. Davies, Paul and the Dead Sea ScroIls: Flesh and Spirit, in: The Scrolls and the New Testament, ed. K. Stendahl, New York 1957, S. 167f. sowohl in den asketischen Regeln wie auch in der Verehrung der Mächte und Gewalten deutliche Anklänge an verschiedene Aussagen der Schriften von Qumran wiederer kennen wollen. Ahnlieh hat auch P. Ben 0 i t, Qumrän et le Nouveau Testament, NTS 7 (1960/61), S. 287 gemeint, die Beschneidung, die genaue Befolgung der Spcisegebote und des Festkalenders sowie die Spekulationen über die Engelmächte stimmten durchaus zu den Auffassungen der frommen Juden, die am Ufer des Toten Meeres lebten. Von einem Gesetzesradikalismus, wie er in der Gemeinde von Qumran vertreten wurde, ist aber in der CPLAOaocp(ot nicht die Rede; der Begriff v6!LoC; fehlt überhaupt in der Auseinandersetzung, die der Kolosserbrief vorzunehmen hat. Vgl. auch Braun, Qumran I, S. 228-232 und unten S. 188f. I Vgl. Lohse a.a. O. S. 3t. a Vgl. Lohse, Christologie und Ethik, S. 157f. 3 V gl. die Lehre des Elchasai, der seine Anhänger anwies, den Sabbath zu halten, weil der Sabbath einer der Tage sei, die des Laufes der Gestirne wegen mit ängstlicher Scheu sorgsam zu beobachten seien (Hippolyt, Refut. IX.16,2f.). Vgl. auch E. Lohse, ThWB VII. S. 34. ist mit den meisten Zeugen zu lesen, Ö (BG it Marcion) als Angleichung an 6 la'nv (1., 31&) zu beurteilen. 6 Vgl. das berühmte Höhlengleichnis bei Platon, Respubl. 514a-518b. • So z. B. Hebr 101: l:XLIZv y~p q(a)" 6 v6!LoC; 'rW" IUU6V'r(a)" ciyot&w", OUX oturlj" 't7J" ctx6"ot 'rW" npotY!L«'r(a)"; vgl. auch 81.
,«
172
Ko1217
stehen, um im Unterschied zur schattenhaften die wahre Realität zu bezeichnen. So handelt Philo von der allegorischen Auslegung und führt aus, der Wortlaut der Gottessprüche gleiche dem Schatten der Körper (ax~~ T~VtU; ~alXVd aCll/La.TCIlv), die durch den Wortlaut veranschaulichten Bedeutungen aber glichen den tatsächlich vorhandenen Gegenständen (TeX Uq>taTWTot cXA'l3d~ 7tpa.Y!LotTot) (de conf. ling. 190). Die 0'X~a. verhält sich zum aW/Lot wie das /L(/L'l/Lot zum «PXe't'U7tOt; (de migr. Abr. 12). Josephus berichtet, wie Archelaus, der Sohn Herodes d. Gr., von Augustus die Bestätigung der ihm vom Vater vermachten Herrschaft zu erhalten suchte. Dabei begegnete er dem Vorwurf, in Wirklichkeit die Entscheidung des Caesars nicht abgewartet zu haben. Denn tatsächlich habe er bereits als König zu regieren begonnen und erscheine nun in Rom ax~eXv otE't"1)a6/Lt'Vot; ~ota~),t(ott;, ~t; ~p7totat'V totUTcjl TO aW/Lot (Bell. II, 28). Der Schatten ist nur Schein, das aW/Lot aber ist die Wirklichkeit 1. Dieses Verhältnis von Abbild und Urbild hat vermutlich auch in der Lehre der q>tAoaoq>(ot eine Rolle gespielt. Es ist möglich, daß man dort etwa auf folgende Weise argumentiert hat: die 3-P'lO'XtEot TWV «Y'YtACIlv und die Befolgung der 86Y/LotTot stelle das Abbild dar; das 7tA~PCIl!Lot aber sei das Urbild, zu dem man nur über das Abbild im Gehorsam gegenüber den a't'O~XtLot TOt) x6a/Lou Zugang gewinnen könne l • Vom Kolosserbrief aber wird die Gegenüberstellung von ax~a. und aw~ polemisch gegen die q>tAoaoq>(ot geltend gemacht und dabei als Gegensatz verstanden, der durch die Wende der Zeiten bestimmt ist. Die in den 86Y/LotTot niedergelegten Forderungen stellen nichts anderes als die ax~eX TWV /LtAA6V't'CIlV dar. Wie Adam -rU7tOt; Tot) /LeAAoV't'Ot; war (Röm 514) und das Gesetz nur den Schatten TWV /LtAA6V't'CIlV «yot&wv, nicht aber die wahre Gestalt der Dinge hatte (Hebr 101), so wird im Zeichen der in Christus eingetretenen Erfüllung sichtbar, daß die Satzungen lediglich Schatten der zukünftigen Dinge sind, TO Be aW/Lot TOt) Xp~a't'ot). Weil die Wirklichkeit allein bei Christus ist, darum haben die schattenhaften Erscheinungen jede Daseinsberechtigung verloren s. Da die allein wahre Realität, vor der die Schatten weichen müssen, hier nicht durch tlxwv, sondern aW/L~ beschrieben wird, kommt es offensichtlich dem Verfasser des Kolosserbriefes wieder auf diesen Begriff an: Christus ist die xtq>cxA~ TOt) aW/Lot,,:,ot;, das heißt aber: 1ijt; eXxA'la(ott;. An der Wirklichkeit, die allein bei Christus ist, bekommt daher nur derjenige teil, der als Glied am Christusleib 1 V gl. ferner Philo. de post. Caini 112: l;c).)..&' TO(VUV iPI'''lvcUf:TClL GXLtX. TWV 7tcpl (J{;)JI.Cl xCll lx~ a.yCl&{;)V. ci Tij) lIVTL GXL«~ oU8~ 3LCl!PipCL. aUI'ßOAOV; de decal. 82; de plantatione 27: ou GXL~ a.ll&. T~ a.PXnU7tOUC;; ferner de somn. I. 206; leg. all. 111, 96: GXLcXv ••• 1) clxwv; ferner 111. 99-103. V g1. auch S. Sc h u lz. GXLtX. Th WB VII.
S.398f. t Vgl. Conzelmann z. St.: .. Offenbar sehen die Gegner in ihren liturgischen Begehungen die Abbildung des Ewigen im Irdischen." a V gl. Severian von Gabala z. St.: tA&6VTO~ o~v TQÜ (J~JI.ClTO~ mpLT'ri) 1) GXLtX.
KoI217.18
173
am Haupt festhält (219) 1. Damit sind für ihn die Schatten völlig bedeutungslos geworden und haben die 86ylJoot't'ot, auf die die überheblichen Anhänger der J..6VT(,)V wird den Satzungen nicht etwa bedingte Autorität zuerkannt. weil sie gleichsam Verheißungscharakter besaßen. Sondern es wird das Ende der Satzungen aufgewiesen. die als Schatten vergehen müssen. nachdem die Wirklichkeit erschienen ist. - Abwegig ist der Vorschlag von I. A. Mo i r. Rezension von The Bible Socities' Greek New Testament. NTS 14 (1967/68). S. 142: "Since there appears no satisfactory explanation of the GXL6./awlLa. antithesis at Col 11. 17. perhaps we could repunctuate with the stop after ILC>J..6VT(,)V and link the aWlLcx with the following verb?" a Vgl. Bauer Sp. 809. , Vgl. weiter zu 316 und siehe E. Stau ff er. Th WB I. S. 636. I Theodoret z. St. • Vgl. Demosthenes. Orat. 21.93: l:Tp6.T(')Va. ö~ MCLBtou X<XTa.ßpa.ßCU&CvTa.; Vettius Valens IX.7 (p. 344.28-30): Boxei Be xa.&~~ 6pWILCV 'iJ yij Xa.Ta.ßpa.ßMLV TWV AOL7tWV inexouO'<x a.ürl) Tel n6.VT<X ~ np6rovo~; Preisigke Sb 4512 B. 57: xa.Ta.ßeßpa.ßcuiLivoL = verurteilt (vgl. Preisigke Wb I. Sp.744). 7 Percy. Probleme. S. 169 dagegen möchte die ganze Wendung als kritische Bemerkung auffassen: .. Niemand möge euch des Heils berauben. der an etwas so Niedrigem wie Selbstquälerei und Verehrung der Engel - worauf ja doch die ganze Frömmigkeit der Irrlehrer hinausgeht - Gefallen hat." Diese Erklärung scheitert jedoch schon an dem Begriff Ta.7tCLVOCPPO~. Vgl. unten S. 174 Anm. 4. • Unter eingehender Berücksichtigung der exegetischen Diskussion hat F. O. Frands. Humility and AngelicWorship in Co12: 18. StTh 16 (1962). S. 109-134 den Satz auf dem Hintergrund asketisch· mystischer Frömmigkeit erklären wollen. Seine Studie wird im folgenden besonders zu berücksichtigen sein.
174
Kol2u
in der Bedeutung "sich gefallen in" ähnlich dem hebräischen ~ TI]~ zu verstehen sein 1. Dann wird angegeben, worin sich der Anhänger der q>tAOaoq>(Cl voller Stolz gerallt. Da das Wort &p"t)axdot in dem in V.23 erwähnten Begriff l:~AO&p"t)ax(Cl wiederkehrt und dort den selbsterwählten Kult bezeichnet, wird auch hier &eAc.>v auf die willentlich getroffene Wahl zu beziehen sein, mit der man sich für Lehre und Praxis der q>LAoaoq>(Cl entschieden hat 2 • Man verurteilt die anderen, indem man sich in TCl7tELVOq>poaUVlj und &p"t)axeLCl T(;)V a.yyeAc.>v gefällt 3 • Mit beiden Begriffen werden Stichworte der Gegner aufgenommen. Daher kann TCl7tELVOq>pOaUVlj hier nicht die Demut bezeichnen, die 312 neben anderen Tugenden des Christen aufgeführt wird (vgl. auch Phi! 23 Eph 42). Gemeint ist vielmehr die Erfüllung bestimmter kultischer Vorschriften, auf die auch V. 23 mit den Worten l:v l:&tAO&p"t)ax(~ KClt Tot7tELVOq>pOaUVJl angespielt wird c. Da hier wie dort Tot7tELVOq>poaUVlj neben&p"t)axe:ECl steht, wird nicht von einer Gesinnung, sondern von einem kultischen Verhalten gesprochen. Nun kann TCl7tELVOq>pOaUVlj auch wie hebräisch n'l~J.:I das Fasten bedeuten li, doch muß das Wort keineswegs auf diesen Sinn eingeengt werden. Es zeigt die willige Dienstbereitschaft an, mit der man die kultischen Forderungen erfüllte. Denn diese gebietet die &p"t)axe:ECl T(;)V a.yyeAc.>v, die Verehrung der Engel, die den Lauf des &tAeLV ev entspricht vielfach hebräisch :!lI ft'Jn ; vgI. IB(lo 18u 2B(lo 15.. 3BQto I -= ., 10. lChr 28. 1jI1111 14610; TestAsser 1.: ,«\I O~\I '1J ljIux~ &c).n ev )«(l).cj). VgI. Light. foot. Haupt. Lohmeyer. Moule z. St.; G. Schrenk. ThWB HI. S.45 Anm. 13; Percy, Probleme, S. 145-147; Bauer Sp.702; Francis a.a. O. S. 113f. I. Heikel, KoI. 2,16--18, ThStKr 107 (1936), S.464f. ändert ohne einleuchtende Begründung eEAON zu eEION. 1 Dibelius-Greeven z. St. fassen &t).(o)v adverbial in der Bedeutung "gern" und nehmen es mit xoc't'oc~poc~euC':'(o) zusammen: ,.Es darf euch keiner geflissentlich verurteilen." Zu &c).(o)\I = gern, absichtlich vgI. auch A. Fridrichsen, eEAON CoI218, ZNW 21 (1922), S. 135-137; H. Riesenfeld, Zum Gebrauch von 0EMl im Neuen Testament, Arbeiten und Mitteilungen aus dem neutestamentlichen Seminar zu Uppsala I, Uppsala 1936, S. 1-8; Blaß-De br. § 148,2. a ev fehlt bei N*. Es liegt kein Anlaß vor, Konjekturen wie ev i&C).O't'OC1tELVO· fPpoaUvn (Hort), i).&~\1 oder &c).(o)v vorzunehmen. V gl. Ab bot t z. St. • Diese Bedeutung liegt 311 zweifellos nicht vor, so daß 218. 13 ein Begriff aus der Lehre der fPL).OOOfPL(l aufgenommen ist. Gegen Percy, Probleme, S.169. VgI. oben S. 173 Anm.7. 5 Hermas, Vis. III, 10, 6; Sim. V, 3, 7; Tertullian, de jejun. 12. Vgl. Percy, Probleme, S.147-149. Francis a.a. O. S.114-119 hebt diese Bedeutung mit Nachdruck hervor, um dann zu erklären: Durch das Fasten bereitet man sich auf ekstatisch· mystische Erfahrungen vor. Damit geht er jedoch über die aus dem Text von Ko121' erhebbaren Aussagen hinaus. , Diese erfüllt man um so eher, als Gott selbst unerreichbar fern zu sein scheint. V g1. Theodoret z. St.: TOC1tEL\lOfPP0aUvn 8ij&&v XCXP71ILCvOL, )(ocl ).CyOVTE~ ~~ ci6pOCTO~ 6 TWV 6).(o)v &c6~, ci\lCfPLXT6~ TE )(cxl ciXCXTci).711tTO~, )«(ll 1tPOcrljXtL 8Lei: TWV ciyyt).(o)v ~v &docv clrUvCLCXV 1tPCXYILCXTEUEO&OCL. 1
Ko1218
175
Kosmos und daher auch die Wege des Menschen bestimmen l • Ihnen beugt sich der Mensch, indem er den vorgeschriebenen Kult verrichtet und die ihm auferlegten Satzungen erfüllt 2. Von diesem Kult, auf den sich 't'cx7te~vov a.rreACJ.>v beziehen, handelt auch der kurze Relativsatz cl MPCXXEV E(J.ßCX't'clCJ.>V. Diese wenigen Worte sind allerdings in ihrer Kürze so schwer verständlich, daß man verschiedenartige Änderungen des Textes vorgeschlagen hat. Da man den Anhängern jener Lehre nicht zugestehen wollte, daß sie wirklich visionäre Erfahrungen gehabt haben, ist in manchen Handschriften eine Negation eingefügt worden: Tatsächlich haben sie gar nichts gesehen 3 • Der Kolosserbrief treibt jedoch seine Polemik nicht von der unhaltbaren Voraussetzung aus, es könne bei Heiden und Häretikern keine Ekstase oder Gesichte geben. In der Annahme, der überlieferte Text könne nicht in Ordnung sein, haben manche Exegeten geistreiche Konjekturen vorgenommen 4. Diese Vorschläge gehen jedoch alle von der Auffassung aus, der kurze Relativsatz müsse eine gegen die V abzuweichen!». 1 Das Wort &PTlaxEUx (vgl. Act 266 Jak l ..r.) kann bono oder malo sensu gebraucht werden und erfährt seine nähere Bestimmung aus dem jeweiligen Kontext. VgI. K. L. Schmidt. ThWB 111. S. 157f. t Neben TCl7n:LVOq>pOaUvTj muß auch &p"lJCJXE(cx T(;)" ciyyCA(a)" ein kultisches Verhalten bezeichnen. Der Zusammenhang fordert daher zwingend die von fast allen Exegeten vertretene Erklärung im Sinne des Genitivus objectivus. Frands a.a. O. S. 126-130 ist dagegen - wie früher schon Zahn. Einleitung I. S. 333f.für die Erklärung als Genitivus subjectivus eingetreten: Der Myste wird entrückt und nimmt am himmlischen Gottesdienst der Engel teil. Frands hat recht, wenn er geltend macht, Verehrung der Engel sei innerhalb des Judentums nicht denkbar (vgl. Percy, Probleme, S. 149-155). Doch will der synkretistische Charakter der
176
Ko1218 'EIA-~CX'tWtLVl
bedeutet "hineingehen", "betreten" - einen Ort, eine Stadt, ein Heiligtum oder ein Land'. tlA-~CX't'eutLv kann dann aber auch heißen "an etwas herantreten, um es zu erforschen"3. Wenn dieser Sinn an unserer Stelle vorliegt, würde zu erklären sein: Was er geschaut hat, sucht er zu erforschen. Er bemüht sich, fragend einzudringen in das, was er in der Ekstase gesehen hat 4 • Diese übersetzung bleibt jedoch etwas blaß und gewinnt nur ein wenig Farbe, wenn man den Drang nach Erkenntnis als Motiv, das die Anhänger der <pr.AoO'o
Ko1218
177
Kreisen jener <pr.AOao
Percy, Probleme, S. 170-174 wendet sich in scharfer Kritik gegen Dibelius, sieht sich dann aber außerstande, einen brauchbaren Gegenvorschlag zur Erklärung zu machen, und zieht sich auf Lightfoots Konjektur Ottwp~ XEVEILßOtTE:UCI)V zurück. Unentschieden Masson z. St.: "Aucune des interpretations proposees n'est satisfaisante. " 1 Vgl. S. Ei trem, EMBATETO. Note sur Col Col. 2, 18 StTh 2 (1948), S. 93: "'EILßOt't'EOELV, 'l'entree solenelle', se rHere au rituel auquelle consultant de l'oracle avait i se conformer!' Vgl. weiter Casel a.a. O. (S. 145 Anm. 6) S. 40-44; Bauer Sp.504. S. Lyonnet, L'Epitre aux Colossiens (CoI2,18) et les mysteres d'Apollon Oarien, Bibi 43 (1962), S.417--435 meint, llLßOtTMLV sei zwar als ein Ausdruck aufgenommen, der in den Mysterien gebraucht wurde, Paulus habe das Wort aber in der Bedeutung .. durchforschen" polemisch gegen die Irrlehrer verwendet. 2 Anders erklärt Funds a.a. O. S. 119-126, indem er sich auf eine Bemerkung von W. Bousset (Die Himmelsreise der Seele, Archiv für Religionswissenschaft 4 [1901], S. 273 = Darmstadt 1960, S. 83) beruft, der die Aussage von Kol 218 im Zusammenhang mit der Vorstellung von der Himmelsreise der Seele erklären wollte: Durch Fasten auf ekstatische Erfahrungen vorbereitet, betrete die Seele die himmlische Sphäre, um am Gottesdienst der Engel teilzunehmen. Vgl. auch A. D. Nock, Tbe Vocabulary of the New Testament, JBL 52 (1933), S. 132f. zu lILßOtTMLv: "It may indicate some claim to special knowledge obtained on a visionary entry into heaven." Zwar kann Frands eine Reihe von Belegen aus der Apokalyptik anführen, in denen von der Entrückung der Scher in den Himmel die Rede ist (S. 119-126). Aber an keiner der aufgezählten Stellen steht CILßOt~LV. Kol211 ist überdies in keiner Weise angedeutet, daß an eine Entrückung der Seele in den Himmel gedacht sein sollte. • Grammatisch ist ! i6pOtXEV an TOt1ttLVOCPPOaW-tj und .&Pl)GXEVx anzuschließen unbeschadet des verschiedenen grammatischen Genus der Bezugsworte. V gl. 3,: 8L' ! (= die in V.I aufgezählten Laster) lpXtTOtL i) 6pr7I TOÜ .&eoÜ. Anders bezieht Fridrichsen (a.a. O. [So 174 Anm. 2]), indem er mit dem Folgenden verbindet: .. grundlos eingebildet auf das, was er geschaut hat bei seiner Einweihung". Vgl. auch Blaß-Debr. § 154. • Dibelius hat früher die Auffassung vertreten (Aufsätze H, S. 62f.),! c6potlml sei Objekt zu CILßOtTE:UCI)V: .. betretend, was er geschaut hat". Dem Mysten seien zuerst die heiligen Symbole gezeigt worden bzw. er habe eine vorbereitende Vision gehabt. Dann aber habe er betreten. was er zuvor geschaut hatte (vgl. Apulejus, Metamorph. XI, 27). Doch Dibelius hat sich später mit Recht für die oben dargelegte Auffassung entschieden. Für diese Erklärung spricht einmal das Tempus des Partizips CILßOtUUCI)v; ..auch legt der formale Parallelismus zu 21' es nahe, den Relativsatz ebenso wie dort auf die vorher erwähnte Praxis der Irrlehrer zu beziehen, also in unserem Fall auf ,Demut' und Engelkult" (Dibelius-Greeven z. St.). 12 S226 LobIe, Kol, Philemoo
178
KoI21•. 18
deutet, daß dem M ysten, an dem die Weihe vollzogen wird, die Schau kosmischer Zusammenhänge widerfahrt, so daß er die Verehrung der cnoLxe~« TOÜ x6a/Lou auch in sinnlicher Erfahrung erlebt und vollziehtl. Trotz der knappen, abrupten Form, in der die Worte T«7teLvocpp0aUV1), &pllaxd« T(;)V clyyeA(J)V und ci MpCXKtV t/Lß«wJ(J)v aneinandergereiht werden, ist doch deutlich zu erkennen, daß man nicht nur eine bestimmte Lehre propagiert, sondern zur Verehrung der «yyeAoL und der cnoLxe~« TOÜ x6a/Lou auch kultische Handlungen vollzogen hat'. Lehre und kultische Praxis der cpLAoaocpE« verleihen ihren Anhängern das Gefühl stolzer überlegenheit. Polemisch wird diese überheblichkeit als cpuaLoüa&«L charakterisiert. ~ yv(;)aL<; cpuaLo~ (1Kor 81), ihre Anhänger sind 7tt:CpuaL(J)/LbioL (1Kor ss; vgl. weiter 418f. 2Kor 12so), indem sich einer über den anderen erhebt (vgl. 1Kor 46). Diese Aufgeblasenheit ist verursacht von dem voü<; 't'"ijc; a«px6c;8. Sinnen und Trachten sind ganz und gar von der aclp~ beherrscht. Was man voller Stolz "Erfülltsein" nennt, das ist in Wahrheit nichts als aufgeblähte Hohlheit und gänzlich unbegründetes Gefühl erhabenen überschwangs'. V. 19: Die Alternative X«Ta Ta cnoLxe!« TOÜ x6a/Lou oder X«Ta XpLa't'6v (28) läßt keine Möglichkeit eines Kompromisses zu. Wer der cpLAoaocpE« anhängt, der kann nicht zugleich an Christus als der XECPcxJ..~ über die Mächte und Gewalten festhalten 6 • Und jeder Christ, der meint, sich jener Lehre zuwenden zu sollen, muß sich darüber im klaren sein, daß er in eben diesem Augenblick das Haupt losläßt, das allein der Herr ist 8 • Darauf aber kommt alles an, daß man unbeirrt zur XECPcxJ..~ gehört? Denn allein vom Haupt her empfangt der ganze Leib Kraft und Leben 8. Durch Sehnen und Bänder wird er vom Haupt her versorgt und zusammengehalten. Das Bild, das hier verwendet wird, entspricht antiker Phy1 Vgl. Apulejus, Metamorph. XI,23: Per omnia vectus elementa remeavi, nocte media vidi solem candido coruscantem lu mine, deos inferos et deos superos accessi coram et adoravi de proxumo. I Vgl. ferner L. Cerfa ux, L'influence des 'Mysteres' sur les ~pitres de S. Paul aux Colossiens et aux Eph~siens, in: SacrPag 11, Bibi EThL 13, Paris/Gembloux 1959, S.373-379. I V gl. -ro cpp6VJ)1L« 'Ti)c; aClpx6c; (Röm 87). • Vgl. Bornkamm, Aufsätze I, S. 144 Anm. 14. i Zu xCl1 ou statt des beim Partizip erwarteten xCl1,.,.-I) vgl. Blaß-Debr. § 430,3; Moulton, Einleitung, S. 366. • Zu XPClTCL" in der Bedeutung "an etwas festhalten" vgl. Mk 7a: XpClTOWTCC; rlj" 7tClpli30a", TCl" 7tpcaßu-rCp(o),,; Apk 213: XPClTCLC; -ro 6,,0,.,.1i ,.,.ou; 2 ..f.: XPClTOÜVTCXC; -ri)" 8L8ClXi)" BClAd,.,. ..• XPClTOÜVTClC; rlj" 8L3ClXi)v TCl" NLxoAa;tTCl". Weitere Belege bei W. Michaelis, ThWB 111, S.910f.; Bauer Sp.887. Den Gegensatz bildet «cpLhatL: LX X Cant 3.: txpliT"l)aCl ClÜ-rOv xCl1 oux «cp-l)a(o) Clu-ro". 7 Zu xccpa;).-I) vgl. zu 11. und 210 und siehe H. Sc h li er, Th WB 111, S. 679-681. • t~ oö statt ~ ~ ist constructio ad sensum. da natürlich an Ouistus als das Haupt gedacht ist. D* syb fügen XPLCJT6" nach rlj" XCCPClA-I)" ein.
Kol211
179
siologie: «
180
Kol2u-tl
am Haupt festhalten kann, daß man als Glied am Christusleib zur &xx!':1ja(1X als dem Ort seiner gegenwärtigen Herrschaft gehörtl. V. 20: Gilt die Voraussetzung - und sie ist in der Tat gültig -~ daß alle, die mit Christus gestorben sind, auch den aTOLXELCl 't'OÜ xoallou abgestorben sind, dann ist der Gedanke geradezu abwegig, sich Satzungen auferlegen zu lassen. Denn in der Taufe ist der Christ mit Christus in den Tod gegeben (vgl. zu 212)2, so daß er nun ganz zu seinem Haupt gehört und daher alles andere, was einen Herrschaftsanspruch erheben könnte~ jegliches Recht auf ihn verloren hat. Die Weltelemente sind zwar noch da, aber sie können und dürfen den Christen nichts mehr angehen (vgl. zu 2s). Ist er ihnen doch weggestorben, so daß er endgültig von ihnen geschieden ist!. Wie aber könnt ihr dann - so fragt der Kolosserbrief euch verhalten w<; ~(;)V't'E<; &'11 xoall~? Gemeint ist damit, daß man sich von der Welt ganz und gar bestimmen läßt, im alten Wesen, dem man gestorben ist, verharrt. Denn sonst wäre es nicht möglich, daß man sich unter Satzungen beugen würde, wie sie die aTOLXELIX 't'oü xoallou fordern, mit denen der Christ nichts mehr zu schaffen haben kann'. Offenbar hat die . • Paulus verbindet sonst cX7to-&vnOXELV mit dem Dativ, vgl. Gal 218: iyw YcXP 8LcX V6l'OU v61' cXm&cxvov; Röm 6.: cX7te:&eXvo(UV Tij «I'CXpT(q;. Durch cX7to.&vnOXELV cb6 wird die durch den Tod verursachte definitive Trennung hervorgehoben. Vgl. Röm 7.: wvt 8. xcx'"lpyij&7)(UV «ne TOÜ WI'OU, cX7to&cxv6vnc iv <j) XCXTCLX61't:&CX. • 80YI'CXTll;cLV bedeutet "eine Meinung bzw. einen Lehrsatz aufstellen", .. einen Beschluß festsetzen", .. ein Edikt erlassen" (LXX Dan 211 Esth 3. 2Makk 10.). Vgl. Bauer Sp.399; G. Kittel, ThWB 11, S.233-235. Das Passiv hat die Bedeutung "sich Vorschriften machen lassen". Vgl. Blaß-Debr. § 314 und siehe t Kor 6,: cX8LXcLo&cxL = "sich Unrecht tun lassen"; ferner: ßCX7M'tl;CO&CXL = "sich taufen lassen".
Kol2n
181
eine verschärfende Karikatur jener gesetzlichen Forderungen darstellen 1. Die apodiktische Form wird jedoch der Art jener Gebote entsprechen. «7tTea&CXL und &LYYc1vELv sind ihrer Bedeutung nach kaum zu unterscheiden I. Während &LYYc1veLv das Berühren bezeichnet 3, kann «7tTea&cxL einen etwas stärkeren Ausdruck darstellen: etwas anfassen, um es zu besitzen'. Natürlich ist es nicht die Meinung der Vertreter der (j)r.Aoao(j)'cx gewesen, man dürfe schlechterdings nichts anrühren 5 • Ihre 86yfLCX't'cx werden vielmehr bestimmte Tabuvorschriften enthalten haben, die die Berührung für unrein erklärter Gegenstände oder verbotener Nahrung betrafen I. Es wird streng untersagt, von solchen Speisen und Getränken zu kosten 7 • Die asketischen Taburegeln schreiben genau vor, was man genießen darf, was nicht 8 • Durch den Zaun, der mit dem "du darfst nicht" aufgerichtet ist, wird der Bereich abgegrenzt, den zu betreten dem Asketen versagt ist". Darum hat er in besorgter Aufmerksamkeit die für ihn aufgestellten 1 V gL Chrysostomus z. St.: 6pcx 7r(;)~ cxu't'oU~ x(o)J.LCfl8ei, MlJ .(HY1l~, J.LlJ &~1l, I'~ Y&Ua'fl, &>~ l'eY«A(o)v ""'V(;)V ci7r&X61'&Vo~. I Vgl. LXX Ex 1911: llpooiXeTc ecxuToi~ TOU ciVCXßijVCXL d~ -ro 6po~ xcxl ~hyciv TL CXUTOU. 7rii~ 6 «~« J.L cv 0 /; TOU 6pou~ &CXV«TCfl 't'&Mu-rljcnL. • VgL auch Hebr 1118 1220. , V gl. 1 Kor 71: YUVCXLX~~ I'lJ &7r't'CO&cxL. Kol 211 wird jedoch nicht angedeutet, daß sexuelle Fragen in der CPLAOOOCP(CX eine Rolle gespielt haben sollten, wie R. Leaney, Colossians 11.21-23. (The usc of 7rp6~), ExpT 64 (1952/53), S.92 annimmt. Zum Verbot der Ehe durch gnostische Lehrer vgL 1Tim 43: x(o)Au6V't'(o)v YCXI'CLV, ci7rixeo&CXL ßP(o)I'«T(o)V. I Wenn man wie Bau e r Sp. 204 erwägt - &7r't'&O&CXL mit "anfassen", "etwas essen" übersetzt, könnten die drei Verbote eine Antiklimax darstellen: Du sollst nicht essen, nicht genießen, nicht berühren I Da abcr keine Objekte genannt sind, bleibt doch fraglich, ob &7r't'CO&CXL auf die Bedeutung "essen" eingeengt werden darf. I Lukian von Samosata erzählt von Leuten, für die die Taube im Unterschied zu anderen Vogelarten tabu war, xcxl ~ ciixov't'c~ &~(O)V't'CXL, tvcxyit~ ixc(vllv Tljv ~J.LEPllV do(v (de Syr. dea 54). Versehentllche Berührung löst also Verunreinigung aus. Vgl. Be tz a. a. O. (S. 48 Anm. 4) S. 32. Vergleichbare Vorschriften, die die Berührung von Unreincm untersagen, sind auch dem Judentum nicht fremd. VgL z. B. Tamidh 1,4: "Man rief ihm (dem morgens die Asche vom Brandopferaltar entfernenden Priester) zu: Hüte dich, daß du kein Gerät berührst, bevor du nicht deine Hände und Füße aus dem Becken gewaschen hast." Weitere Belege bei Billerbeck 111, S. 629. V gL auch 2Kor 617: xcxl ciXCX&«PTOU J.LlJ &7r't'&0~. 7 ZU y&UCO&CXL vgL J. Behm, ThWB I, S. 674-676. • VgL jüdische Speisegebote und insbesondere die Vorschriften der Nasiräer. denen der Genuß von Wein und starkem Gctränk untersagt ist (Num 6a). So heißt es Makkoth 111, 7f.: "Wenn ein Nasiräer den ganzen Tag hindurch Wein getrunken hat. so macht er sich nur einmal (der Geißelung) schuldig. Rief man ihm aber (sooft er trinken wollte) zu: Trinke nicht, trinke nicht I und er trank (trotzdem), so macht er sich für jedes einzelne Trinken schuldig. Wenn er sich einen ganzen Tag hindurch an Toten verunreinigt hat. so macht er sich nur einmal (der Geißelung) schuldig. Rief man ihm aber zu: Verunreinige dich nicht, verunreinige dich nichtl und er verunreinigt sich (trotzdem), so macht er sich für jeden einzelnen Fall schuldig." VgL Billerbeck 111, S.629. • Auf den asketischen Charakter weist auch der Begriff cicpCL8(cx a61I'CXT~ (V. n) hin. Vgl. H. v. Campenhausen. Die Askese im Urchristentum, Tübingen 1949.
182
Ko1211-13
Verbotsschilder zu beachten: Du darfst nicht anfassen - auch nicht kosten - ja nicht einmal berühren I V. 22: Die Dinge aber - so heißt es in einer kurzen kritischen Anmerkung - , deren Berührung oder Genuß durch die Tabuvorschriften untersagt ist, sind dazu da, daß der Mensch sich ihrer bedient. Gott hat sie ausnahmslos (7t~VTcxl) dazu bestimmt, daß sie durch den Gebrauch des Menschen verzehrt werden 1 • Daher ist es nur recht, daß man sie nutzt 2 und verbraucht 3 , statt in falscher Gesetzlichkeit Gottes gute Gabe zu verkennen. Was aber jene Lehrer den Menschen aufladen wollen, das geht in Wahrheit allein auf Gebote und Lehren der Menschen zurück. Ein Anklang an LXX Jes 2918 ist in dieser polemischen Wendung nicht zu überhören : ~ci'n)v 3~ aißoVTcx( lU 3L3ciaxovn:<; MciA~cxTcx &v&pW7tCa)v xcx13L3cxaxcxAtcx<;. Dieses Schriftwort wird auch Mk 77 par. Mt 159 in der Auseinandersetzung mit der Gesetzlichkeit der Pharisäer zitiert und ist offensichtlich wiederholt in der Diskussion mit Vertretern gesetzlicher Frömmigkeit angeführt worden. Der Verfasser des Kolosserbriefes greift dieses Argument aus der überlieferung auf', ohne daß es als Schriftzitat angeführt wird, und macht es nun gegen die gesetzliche Praxis geltend, wie sie von jener cptAoao..oyot ~cj)<x yeYCW'llfA.M q>U01.xeX c~ &),.c.>ULV xot1 q>&opciv. V gl. Blaß-Debr. § 145,1. I cl7t6Xp,,01.~ meint nicht den abusus, sondern den usus. Vgl. Plutarch, Aetia Romana 18 (p. 267 e): Xot(pCLV Toti~ TOLotUTotL~ cl7t0xp'ljOf:01.; Dionysius Halicarnassensis, Ant. Rom. I, 58, 5; PapStraßburg I, 35, 6. V gl. Bau er Sp. 202. I V gl. Theodoret z. St.: E~ x67tpoV YeXp 47totVTot JUTotßcill.cTotL. • V gl. auch Tit 11.: fA.iI 7tPOMxOVTC<; ·Iou8ot'Cxoi~ fA.U&0~ XCl1 MoAoti~ clv&p~7tc.>v. 6 V gl. Ga! 4" 511 Phil 37. • Vgl. Conzelmann z. St. zum ganzen Abschnitt V.lI-la: .. Dieser Abschnitt kann nicht übersetzt werden; man kann den Sinn nur gerade ertasten und dann versuchen. ihn in Anlehnung an den griechischen Wortlaut einigermaßen wiederzugeben."
Kol2a
183
die Schwierigkeiten, die der Vers aufgibt, darauf zurückführen wollen, daß eine alte Textverderbnis vorliegen müsse l , und durch Konjekturen und Ergänzungen eine verständliche Fassung des mutmaßlichen Urtextes rekonstruieren wollen 2. Doch keiner dieser Versuche kann sich auf ein Zeugnis aus der handschriftlichen überlieferung stützen. Diese hat vielmehr die schwer verständliche Wortfolge nahezu einhellig festgehalten 3 • Man wird sich daher die Exegese nicht dadurch erleichtern dürfen, daß man sich einen Text zurechtmacht, der verminderte Schwierigkeiten enthält. Wie aber ist dann der Aufbau dieses rätselhaft erscheinenden Satzes zu bestimmen? Dibelius-Greeven meinen, Paulus habe ursprünglich schreiben wollen: ~ tG't'LV 1tcXV't'cx elt; ~&opav 'r1i ci1tOxp~O'eL, oux tv 't'LlJon 't'LVL 1tPOt; 1tAllO'lJoov1jv 't'lic; Gcxpx6c;, habe dann aber in V.llllb. IIS. eine längere Parenthese dazwischengesetzt, die zu der Frage 't'L 80YlJocx't'L~eO'& eine Kritik nachtraget. Auf diese Weise entstünde jedoch ein recht verschachtelter Gedankengang, die Parenthese wäre von V. lIor. getrennt und der mutmaßlich beabsichtigte Satz V.IIII •. Hab weit auseinandergerissen. B. Reicke sucht den Satz anders zu gliedern, indem er ~'t'tVcX eO"t'Lv mit dem Schluß 1tPOt; 1tAllO'lJoov1jv 't'lic; O'cxpx6c; zusammennimmt und alles, was dazwischensteht, in Parenthese setzt: ~TLVcX tG't'LV - A6yov ~ l.xoV't'cx O'o~(cxc; tv t&Ao&pllax(~ xcxt 't'cx1tetvo~poaUvn xcxl ci~et8(~ O'~lJocx't'oc;, oux
tv 't'tlJon 't'LVt O'CXpX6C;6. Damit werden aber die Worte ~'t'tvcX tG't'LV -
1tPOt; 1tAllO'lJoov1jv 't'lic; A6yov fllv lxoV't'cx X't'A.
voneinander getrennt, ohne daß überzeugend begründet werden könnte, warum eine Zwischenbemerkung eingeschoben sein sollte C. F. D. Moule versteht oux ev 't'LlJon 't'Lvt 1tPOt; 1tAllO'lLovY)v 't'lit; O'cxpx6c; im Sinn von "but are of no value in combating sensual indulgence", räumt jedoch ein: "This verse is by common consent regarded as hopelessly obscure - either 1 V gl. Hau p t z. St.: .. Die Worte entziehen sich jedem Versuch eines befrie· digenden Verständnisses. so daß man nur annehmen kann. daß hier eine uralte Verderbnis des Textes vorliegt." I Vgl. die im Apparat des Nestle-Textes genannten Konjekturen: Eb. Nestle wollte den Dativ IifPCl8~ in den Nominativ IifPCL8tcx ändern und also lesen: Kcxt IifPC:L8tcx a~JLCX't'o~ O\)K iv TLlLn TWl 7tpbc; 7tAlIaILO~Y ~ acxpK~. Einen neuen Satz wollte auch v. Dobschütz (vgl. Nestle. App.) mit IifPCL3tcx beginnen lassen: IifPCl3tcx a~lLIX't'oc; OUK ivTtlLlI TLYt 7tpO~ 7tAlIaILO~Y Tijc; acxpK~. B. G. Hall. Colossians 11.23. ExpT 36 (1924/25). S. 285 nimmt mtA71alL0aU"1IY als ursprünglich an. Die Askese .. is of no value to the forgetting of the ßesh". P. L. Hedley. Ad Colossenses 2.....3•• ZNW 27 (1928). S. 211-216 wollte eine Zeile. die vermutlich ausgefallen sei. ergänzen: [Xpija&e OöY cxUTOi'C;. m'] ooK h TLlLn ••• Doch wenn ein glattlaufender Satz. wie man ihn durch Konjekturen gewinnen möchte. wirklich der Urtext gewesen wäre. bliebe unverständlich. wie es zu der Fassung in der gesamten handschriftlichen überlieferung gekommen sein sollte. 3 Nach TCX7tCLYOfPP0aU-nJ fügen G it sy" TOÜ Y~ ein; p" B 1739 m Ambst lassen das Kcxt vor IifPCt3~ fort. • Dibelius-Greeven z. St. I B. Reicke. Zum sprachlichen Verständnis von KoI2.23. StTh 6 (1952), S.39-53.
184
Kol2a
owing to corruption or because we have lost the clue."l Nachdem schon E. Lohmeyer beobachtet hatte, hier seien Schlagworte der Gegner aneinandergereiht und die ironische Antwort des Paulus werde ihnen ebenso in Formeln gegenübergestellt 3, hat G. Bornkamm darauf aufmerksam gemacht, daß sich im Kolosserbrief mehrfach Aufzählungen von je fünf Begriffen finden. Die Glieder des alten Menschen sind 1topvdcx, cXxcx&cxpaf.cx, 1tcX&o<;, !1tt&U~LCX xcxx~, 1tAEOVE;LCX (36) bzw. opyTj, &u~6<;, XCXXLCX, ~Acxaep1J!J.f.cx, CXtax,POAOYf.CX (38), die des neuen Menschen aber a1tAIJ:rxVCX otx·np!J.oü, XP1Ja-W't'1J<;, 't'CX1tEtVOeppOaUV1j, 1tpcxC't'1J<;, !J.cxxpO&U!J.f.cx (312). Dann aber könnte auch in dem Satz V.23 eine Reihe von fünf Begriffen vorliegen: !&e:AOQ.' " ~(' ' '1t1\1Ja!J.oV1J ' I . ' 't'1-J<; acxpxo<;, , Vp1JaxtCX, -.CX1tEWOeppOGUV1j, CXepEtOLCX aw!J.cx't'o<;, 't't!J.1J, die ursprünglich in der Lehre der eptAOaoep(cx ihren Platz gehabt hat 3 • Die Worte 1tpo<; 1tA1Ja!J.ov~v -.7j<; acxpx6<; stellen zweifellos eine polemische Wendung dar, die vielleicht an den für die
:I
Kol2u
185
Vorsilbe e&eAO- könnte zum Ausdruck bringen, daß dieser Kult selbstgemacht und aus eigenem Willen gewirkt ist 1. Dann würde eine polemische Umkehrung eines von den "Philosophen" anders verstandenen Wortes vorliegen 2. Wahrscheinlicher aber ist es, daß ebenso wie die beiden folgenden Wörter 't'CX1teLVo~p0aUV1j und cX~eL8(cx a~tLcx't'o~ auch e&eAo&pY)cndcx einen von den Gegnern gebrauchten Ausdruck darstellt 8 • Voller Stolz rühmen sie sich dessen, daß sie sich in willentlichem Entschluß für den von ihnen verrichteten Kult entschieden haben'. Diesen selbsterwählten Kult versehen sie in 't'CX1teLVo~p0aUV1j (vgl. zu 21S), der Haltung steter Dienstbereitschaft. Das selten gebrauchte Wort cX~eL8(cx, mit dem die Vertreter der ~LAoao~(cx die von ihnen propagierte Lebensweise bezeichneten, meint das harte, schonungslose Verhalten 6 und weist in Verbindung mit a(;)ILcx auf die asketische Strenge hin, wie sie nach den 86YILcx't'cx geboten ist 8 • Durch Fasten und Enthaltsamkeit sucht man sich bereitzumachen zum Empfang göttlicher Fülle. Doch das alles miteinander ergibt nicht mehr als nur einen Schein von ao~(cx. Auch die 't'LIL~, die sie für sich in Anspruch nehmen, kann ihnen nicht zuerkannt werden. In den Mysterienreligionen wird mit't'LtL~ die Erwählung und Vergottung bezeichnet, die dem Mysten widerfährt'. Aber das eben wird ihnen bestritten: Was sie treiben, verdient mitnichten, 't'LIL~ genannt zu werden. Im Gegenteil, es hat in keiner Weise etwas mit Ehre zu tunS. Gesetzliche Praxis - auch und gerade dann, wenn sie asketische Lebens1 Zu ~&CAO&P"lGX(Ot. das vor Paulus nicht bezeugt ist, sind Bildungen wie t&EAO8L8«GXOtAOC;, Ue:A680UAOC;, t&EAOXOtXCL" zu vergleichen. V g1. BI a ß - D e b r. § 118,2 I Vg1. Lohmeyer z. St.: .. Einem kolossischen Schlagwort, etwa «yye:Ao&P"lGXEtOt nachgebildet, um diesen Dienst als Menschenwerk, nicht als Gottesforderung zu perhorreszieren" = .. Willkürdienst" . Bau e r Sp. 432: .. selbstgemachte Religion". Reicke a.a. O. S.46: .. Ein kritischer, herabwürdigender Ausdruck ist nach dem vorhergehenden A6yo" tatsächlich zu erwarten." I Vg1. Dibelius-Greeven z. St.; Bornkamm, Aufsätze I, S.l44 Anm.15. • Vgl. Apulejus, Metamorph. XI, 21: ad instar voluntariae mortis; Corp. Herm. XIII, 7: '&CA"lOO" xOtl y("nOtL. & Vg1. Ps.-Platon, De6nitiones 412d: cicpCL8(Ot tv XP~OEL xOtl tv x-rljOEL ouotOtc;; Lukian, Anachoris 24: 't'W" o(o)(.t«'t'(o)" ciCPCL8cL"; ferner Plutarch, Amatorius 18 (p. 762e); vg1. Ba uer Sp. 248. • V g1. 1Tim 43: x(o)Au6V't'(o)" YOt(.tEL", ci7tqCO&OtL ßP(o)(.tCl't'(o)". 7 Vg1. z. B. ApuJejus, Metamorph. XI, 21: perspicua evidentique magni numinis dignatione; 22: te feHcem, te beatum, quem propitia voluntate numen augustum tantopere dignatur. Vgl. Reitzenstein, Mysterienreligionen, S.252254; Bornkamm, Aufsätze I, S.151f.; J. Schneider, ThWB VIII, S.178. Reicke a.a. O. S. 47-51 möchte dagegen 't'L(.t~ als die zu erweisende Ehre, die Rücksichtnahme verstehen (vgl. lThess 4. lKor 1213f. Röm 1210 137). Bei dieser Interpretation tritt jedoch die Polemik, die sich eines von den Gegnern gebrauchten Begriffes bedient, nicht recht hervor. 8 Vgl. Lohmeyer z. St.: .. Das Wörtchen ,gewisse' zieht auch alle behauptete Würde ins Triviale und Lächerliche hinab; es ist eben nur ,irgendwelche', keine besondere Ehre."
186 haltung fordert - führt letztlich nur 7tpOC; 7tAYjC7JLOvljV n)C; C7cxpx6c; 1. Hinter dieser kritischen Bemerkung verbirgt sich offenbar das Schlagwort vom "Erfülltwerden", das als das Ziel aller Bemühungen um Verehrung der aTOLleLCX TOÜ X6C7JLOU hingestellt wurde. Was jedoch tatsächlich bei dem allen herauskommt 2 - so wird polemisch argumentiert - , ist nichts weiter als Sättigung 3 des Fleisches. Damit wird noch einmal der Gegensatz scharf herausgehoben'. Während jene tpL>..oC7otplcx vorgibt, durch die .&pYjC7Xelcx TWV clY'Y~A(')V, Dienstbereitschaft und Askese würde der Mensch das Ziel, mit göttlicher Kraft erfüllt zu werden, erreichen, bleibt in Wirklichkeit der Mensch auf diesem Wege gesetzlicher Frömmigkeit und Praxis nur bei sich selbst, der C7cXP; verhaftet, elx-Y) tpUC7LOUJLtVOC; U7tO TOÜ voOc; n)c; C7CXPXOC; CXOTOÜ (218).
Die Lehre der tpLA0C70tp(CX 5 Aus den kurzen Zitaten und Schlagworten, die der Kolosserbrief innerhalb der Unterweisung der Gemeinde anführt, lassen sich die Grundzüge jener Lehre, die die Gemeinde zu gefahrden droht, mit einiger Sicherheit rekonstruieren. Durch die <pr.AoaoEL8~ 06lI-LCCTOC;). • Zu EtvOtL 7tpO<; vgl. Joh 114: OtÖTl) 'i) cio.&CvELOt OUX IOTLv 7tpbc; .&ciVOtTOV. • Zu 7tAll0I-L0vlj vgl. Antiphanes bei Athenaeus I, 28f.: tv 7tA1)0I-L0vn y«p KU7tpl.l;, iv s~ TOL<; XCCX6)<; 7tpciOOOUOLV OOX Iveonv 'Aq>poStTl) ßPOTOLC;. Weitere Belege bei Bauer Sp. 1335: .. Sättigung", Kol 213: .. zur Befriedigung des fteischlichen Sinnes". 4 Die Frage, wie 7tpb<; 7tA1)OI-LO~V -rij<; occpx6c; zu verstehen sei, hat schon der altkirchlichen Exegese viel Kopfzerbrechen bereitet. V gl. Theodor von Mopsueste z. St.: ciocctpl<; ILCv lOTlV. Zur alt kirchlichen Auslegung vgl. G. D e Bi n g, Th WB VI, S. 133f.: Man faßte meist o&p~=(6)I-LOt und deutete 7tA1)0I-L0vlj als die Stillung des natürlichen (nicht sündigen) Verlangens. Das würde heißen: Die Anhänger der q>LAOooq>tcc gewähren dem Leib nicht die ihm nach Gottes Willen gebührende Ehre. Diese Deutung scheitert jedoch daran, daß o&p~ nicht mit o~cc gleichbedeutend, sondern in malam partem gebraucht ist. • Vgl. die Exkurse bzw. Einleitungen der Kommentare, besonders Lightfoot, S.71-111; Dibelius-Greeven, S.38-40; ferner: M. Dibelius, Die !sisweihe bei Apulejus und verwandte Initiations-Riten, SAH 1917 = Aufsätze ß, S.30-79; Percy, Probleme, S.137-178; G. Bornkamm, Die Häresie des Kolosserbriefes, ThLZ 73 (1948), Sp. 11-20 = Aufsätze I, S. 139-156; W. Bieder, Die kolossische Irrlehre und die Kirche von heute, ThSt 33, Zürich 1952; S. Lyonnet, L'~tude du milieu litt~raire et l'ex~g~e du Nouveau Testament. § 4. Les adversaires de Paul a Colosses, Bibi 37 (1956), S. 27-38; den., St. Paul et le gnostidsme: la lettre aux Colossiens, in: Le Origini dello Gnosticismo, ed. U. Bianchi, Leiden 1967, S. 538-561; Hegermann. Schöpfungsmittler, S. 158-199; J. Gewieß, Die apologetische Methode des Apostels Paulus im Kampf gegen die Irrlehre in Kolossä, BuL 3 (1962), S.258-270; H. -M. Schenke. Der Widerstreit gnostischer und kirchlicher Christologie im Spiegel des Kolosserbriefes, ZThK 61
Die Lehre der
qlLAQaOqltCl
187
(28), soll rechte Erkenntnis und Einsicht vermittelt werden 1. Diese beziehen sich auf die O"t'OLXC'i:ot TOÜ x6afLou (28.110), die als Engelmächte (218) und kosmische Gewalten (210.16) vorgestellt werden. Nur dadurch, daß der Mensch sich in huldigender Verehrung zu ihnen in das rechte Verhältnis setzt, kann er Zugang zum 7tAl)pCI>!J.IX (29) gewinnen und göttlicher Erfüllung teilhaftig werden (210). Wie die Beziehung der O"t'OLXC'i:ot 't'OÜ x6afLou zum 7tAl)pCI>!J.IX gedacht ist, wird freilich nicht recht deutlich - ob die Mächte als Repräsentanten der göttlichen Fülle angesehen werden oder aber als gefährliche Gewalten, die den Weg zum 7tAl)PCl>fLot versperren und erst freigeben, wenn ihnen die gebührende Achtung bezeigt wird 2. Jedenfalls kann der Mensch nur dann vom göttlichen 7tAl)PCl>fLot durchströmt werden, wenn er sich in der &pl)axdot TWV «yytACI>V den Engeln und Mächten dienstbar erweist. Zu dieser Tot1tCLVOeppOaUvtj erklärt er sich in willentlichem Entschluß bereit (e&cA03pl)axtot 22s), indem er den Engeln in kultischer Verehrung huldigt (218) und gehorsame Befolgung dessen, was ihm auferlegt wird, verspricht. Er kehrt sich in asketischer Lebensweise von der Welt ab (<<1ttx3\)~ TOÜ aWfLotTO~ -rii~ aotpx6~ 211; «epcL3tot aw!J.IX't'O~ 228), achtet auf die ausgesonderten heiligen Tage und Zeiten (216) und befolgt die Vorschriften, Speise und Trank, die ihm untersagt sind, weder zu genießen noch zu berühren (216. IU). Damit richtet er sich nach den Gesetzen, die als Ordnung des Makrokosmos auch die Regeln für den Mikrokosmos des menschlichen Lebens vorschreiben, und unterwirft sich ihnen in demütiger Dienstbereitschaft. Diese Lehre, in der Erkenntnis und gesetzliche Praxis eng miteinander verbunden sind, trägt ausgesprochen synkretistischen Charakter. Weil die kosmischen Mächte Gewalt über das Schicksal der Menschen haben, werden sie verehrt. Über dem All thront die eine Gottheit, die als das 7tAl)PCl>fLot die Fülle in sich begreift. Indem die epr.Aoaoeptot in strenger Gesetzlichkeit die Innehaltung ausgesonderter Tage und die Befolgung von Speisegeboten verlangt, hat man auch einen bedeutenden Beitrag jüdischer überlieferung aufgenommen s. (1964). S.391-403; W. Foerster. Die Irrlehrer des Kolosserbriefes, in: Studia Biblica et Semitica, Festschrift für Th. Vriezen, Wageningen 1966, S.71-80. 1 V gl. die Begriffe aOqltCl (h. IS 23. 13 311 41); aUvcaLC; (1. 21); YVWOLC; (2.); btyvCll(J1.c;/ C7tLYLVwaxc", (le .•. 10 21 310). I Vgl. E. Käsemann, RGGI 111, Sp.1728: .. Die Anschauungen der Häretiker sind nur fragmentarisch zu erschließen. Werden die Mächte verehrt, weil sie als gefährlich gelten oder weil sie die himmlische Fülle repräsentieren?" Sc h e n k e , a. a. O. S. 392-399 sucht einen negativen Charakter des Engelkultes aufzuzeigen, um den gnostischen Gehalt der q1LAOaOqltoc zu begründen. Doch die Möglichkeit, daß die CJTOLXCLCl TOÜ x6al'OU als Repräsentanten des 1tA1)pCIlI'Cl gegolten haben, kann nicht ausgeschlossen werden. So meint Bor n kam m, man habe die CJTOLXcLCl als göttliche Elemente verstanden: .. Offenbar besagt die häretische Lehre, daß in den CJTOLXCLCl TOÜ x6al'ou das 1tAlJpCIlI'Cl der Gottheit wohne, wie aus der deutlich polemisch und antithetisch formulierten Wendung Kol 2. 6TL Cv ClÖTcj> XClTOLXCL 1tciv -ro 1tAlJPCIll'at Tijc; &c6't1jTOC; aCllJ.LOtTLXwC; (vgl. h.) erhellt." (Aufsätze I, S. 140, vgl. S. 146) Keinesfalls können dagegen mit Schenke a.a. O. S. 397f. die CJTOLXCLCl TOÜ x6al'OU mit den Archonten der Gnosis gleichgesetzt werden. 1 Da in Kleinasien und insbesondere auch in den Städten des Lykustales eine starke Judenschaft ansässig war (vgl. oben S.37), wird durch sie der jüdische Beitrag der synkretistischen q1LAOCJOqltoc vermittelt worden sein. Die Zauberpapyri
188
Die Lehre der q>IoAOCJOq>tcx
Die 86YIJ4't'cx werden aber nicht als Zeichen des Gehorsams gegen den Gott Israels verstanden, der sein Volk als die Gemeinde seines Bundes aus allen Völkern ausgesondert hat, sondern sie sollen der Unterwerfung unter die !"('"(SAOt, «PlCX( und i~oua(cxt Ausdruck geben, denen der Mensch durch Herkunft und Schicksal unterstellt ist. Daher können die Anhänger der q>r.AOCiOq>(CX weder als Essener 1 noch als Schüler der Qumrangemeinde 2 noch als Vertreter bezeugen zu ihrem Teil, in welchem Umfang jüdische Namen und Begriffe in den spätantiken Synkretismus aufgenommen wurden. Und in der christlichen Gnosis des 2. Jahrh.s sind in starkem Maße Einflüsse jüdisch-heterodoxer Vorstellungen wirksam geworden. Daß synkretistische Einflüsse vor den Schranken des Judentums nicht halt machten (vgl. oben S. 153 Anm. 1 zu 211), geht auch aus kürzlich bekannt gewordenen Texten aus Qumran hervor. Das Fragment 4QCry läßt erkennen, daß es in der Gemeinde von Qumran die Anschauung gab, das Sternbild, in dessen Zeichen der Mensch geboren werde, bestimme auch darüber, wie seine äußere Gestalt - ob kräftig oder zart - gebildet wird und wie sich sein Anteil am Licht zu dem an der Finsternis verhält. Vgl. J. M. Allegro, An Astrological Cryptic Document from Qumran, JSS 9 (1964), S.291-294; J. Starcky, Un texte messianique aram~en de la Grotte 4 de Qumrän, in: M~morial du Cinquantenaire de l'hcole des langues orientales anciennes de l'lnstitut Catholique de Paris, Paris 1964, S. 51-66; J. Carmignac Les Horoscopes de Qumrln, RQum 5 (1965/66), S. 199-217; J. Licht, ~K ~~ an-"n:1 ~'" '3) :1-'''":1' T~"O a.... i"~ (:1,,:1" -':1'~ n:l, Tarbiz 35 (1965/66), S. 18-26; M. D e lc 0 r, Recherches sur un horoscope en langue h~bralque provenant de Qumdn, RQum 5 (1965/66), S. 521-542. In manchen Kreisen des Judentums hat man also die Vorstellung geteilt, daß der Weg des Menschen bereits vor seiner Geburt von den Gestirnen vorgezeichnet werde. Zum Problem des Synkretismus auf dem Boden des Judentums vgl. ferner den wichtigen Hinweis von M. S mi th, Goodenough's Jewish Symbols in Retrospect, JBL 86 (1967), S. 60f.: "Margolioth's recovery of 'Sefer ha Razim' (The Hebrew edition is now in the press in Israel), however, has given us a Hebrew text, written by a man steeped in the OT and the poetry of the synagogue, which yet contains prescriptions for making images and prayers to pagan deities, including Helios, who are conceived as gods subordinate to Yahweh". 1 Auf die Essener hat Ligh tfoot in seiner gelehrten Abhandlung hingewiesen, dabei allerdings nicht unbedingt einen unmittelbaren Zusammenhang behaupten wollen: "But indeed throughout this investigation, when I speak of the Judaism in the Colossian Church as Essene, I do not assume a precise identity of origin, but only an essential affinity of type, with the Essenes of the mother country." (S. 92f.) I Nach Bekanntwerden der Texte aus Qumran ist verschiedentlich die Vermutung ausgesprochen worden, es könnte ein Zusammenhang zwischen der Lehre der Qumrangemeinde und der q>LAOCJOq>(cx des Kolosserbriefes bestehen. Außer den oben (S. 170 Anm. 7) genannten .Äußerungen von Davies und Benoit vgl. auch A. R. C. Leaney, 'Conformed to the Image of His Son' (Rom. VIII. 29), NTS 10 (1963/64), S. 478: "It is striking that the tradition of men, which is according to this-wordly elements, is coupled with 'philosophy' (11. 8) and the elements of it are such as found at Qumran (il.16-18)." Mit starken jüdischen Einflüssen, möglicherweise auch aus Qumran, rechnet auch Lyonnet a.a. O. (S. 177 Anm. 1) S.429-432. Vgl. ferner S. Zedda, 11 carattere gnostico e giudaico dell' errore colossese nella luce dei manoscritti del Mar Morto, RivBibl5 (1957), S.31-56; E. Yamauchi, Sectarian Parallels: Qumran and Colossae, BiblSacr 121 (1964), S. 141-152; F. M. Cross, Die antike Bibliothek von Qumran, Neukirchen 1967, S. 183f. Gegen solche Vermutungen ist jedoch einzuwenden, daß in Qumran allein die rigoristische Forderung des ungeteilten Gehorsams gegenüber dem Gesetz
Die Lehre der cpv.oaocptcx:
189
jüdisch-häretischer Propaganda 1 angesehen werden. Sie bieten vielmehr eine aus verschiedenen Elementen zusammengesetzte Lehre, die ihrer Betonung der Erkenntnis sowie ihres die Welt verneinenden Charakters wegen als gnostisch oder - wenn man vorsichtiger urteilen will - vorgnostisch bezeichnet werden kann 3. Gnostisches Weltverständnis tritt auch in dem Streben nach Erfüllung mit göttlicher Kraft sowie in der aufgeblasenen überheblichkeit derer in Erscheinung, die meinen, solche Erfüllung erfahren zu haben und Weisheit und Erkenntnis zu besitzen. Der Kult, wie ihn die Anhänger der
190
Die Lehre der CPv.ooocpt«
Wahrscheinlich haben diejenigen, die sich dieser Lehre gegenüber aufgeschlossen zeigten 1 , gemeint, wie man nach damals allgemein anerkannter Auffassung durchaus mehrere Weihen empfangen und gleichzeitig verschiedenen Mysteriengemeinschaften angehören konnte, so sei es auch für einen Christen ratsam, die ihm dargereichte Erkenntnis nicht zurückzuweisen und die erfüllende Kraft nicht zu verschmähen, die ihm durch die q)LAOaocp(cx angeboten wurde. Sicherlich wollte man dabei den christlichen Glauben nicht preisgeben, wohl aber zu diesem einen zusätzlichen Schutz hinzugewinnen. Denn die in der Taufe zugesprochene Vergebung der Sünden schien keine hinreichende Sicherung gegenüber den kosmischen Gewalten und den Mächten des Schicksals zu gewähren. Wie man freilich das Verhältnis der Mächte und Gewalten zu Christus zu bestimmen suchte, geht aus der Polemik des Kolosserbriefes nicht eindeutig hervor. Aber ZVieifellos hat man nach einer dem synkretistischen Charakter der cpL>.oaocp(cx entsprechenden Synthese gesucht - etwa in der Weise, daß nur durch demütige Verehrung der Engelmächte sich der Weg zu Christus auftut, der jenseits der Mächte und Gewalten thront'. Wer ihnen huldigt und die gesetzlichen Vorschriften befolgt, wird nicht nur vor den schädlichen Wirkungen, die von den cipxcx( und ~oua(cxL ausgehen, sicher sein. Sondern allein auf diesem Wege wird auch der Zugang zur göttlichen Fülle erschlossen. Die Erkenntnis von der auf diese Weise hergestellten Synthese zwischen Christusglauben und Verehrung der Weltelemente erfüllte ihre Anhänger mit dem Gefühl, die wahre Einsicht gewonnen zu haben und den anderen Christen überlegen zu sein a. der .,judaistischen Bewegung in Kolossae" hat dagegen E. Me y er, Ursprung und Anfänge des Christentums 111, Stuttgart/Berlin 1923 = Darmstadt 1962, S. 488f. vorgetragen: Der in der Apostelgeschichte erwähnte Evangelist Philippus habe sich - wie Papias von Hierapolis berichtet (Euseb, Hist. Eccl. 111, 39,9) - mit seinen Töchtern in Hierapolis niedergelassen und so liege .. die Vermutung nahe, daß sein Auftreten in Hierapolis, das dann auch auf die Nachbarstädte übergriff, mit der judaistischen Bewegung in Kolossae in Verbindung steht; die Berufung auf Offenbarungen paßt recht gut zu der prophetischen Begabung seiner Töchter". 1 Mit Dibelius-Greeven S. 38 ist zu unterscheiden "zwischen den außerhalb der christlichen Gemeinde zu Kolossae stehenden Führern jener cpLAoaocptot (28), d. h. des c:nOLXEL'ot.Kults, und den durch ihre Propaganda gewonnenen Gliedern der Christengemeinde". Vgl. auch Dibelius, Aufsätze H, S. 56; ferner Foerster a.a.O. S. 72f., der freilich die Gegner für Judcn einer den Essenern verwandten Richtung hält, die "außerhalb der Gemeinde zu suchen sind" (S. 72). • Vgl. Bornkamm, Aufsätze I, S. 140f., der meint: .,Der mythologische und christologische Ausdruck dicser Lehre dürfte darum der gewesen sein, daß die Gegner die c:nOLXEL'ot TOÜ x6al'OU selbst als (6)l'ot Christi bzw. als seine Glieder, und Christus als Inbegriff der WeJtelemente verstanden." (S. 141) Schenke a.a. O. S.398 urteilt: .,Die bekämpften Gnostiker verehren nämlich auch Christus, und zwar als Erlöser. Das wird im Brief nicht gesagt, weil es als ganz selbstverständlich gilt." Der Text gibt für eine so eindeutige Behauptung jedoch keinen sicheren Anhalt. Es läßt sich nur behutsam mutmaßen, wie der Christus glaube der Anhänger der cpv.oaocptot ausgesehen haben könnte. a Sektiererische Gruppen, die ähnlich wie die cpv.oaocpt« des Kolosserbriefes die Verehrung eines höchsten Wesens und einen gesetzlich bestimmten Dienst vertraten, hat es noch im 4. Jahrh. n. Chr. in Kleinasien gegeben. Zur Sekte der log. Hypsistarier vgl. Bornkamm. Aufsätze I. S. 153-156.
Die Lehre der
cpr.AOGOCP(Cl
191
Der Gemeinde, auf die diese !pLAoao!p(cx Einfluß zu gewinnen sucht, hält der Kolosserbrief in aller Schärfe vor Augen, daß eine derartige Synthese schlechterdings ausgeschlossen ist. Wer sich der !pLAoao!p(cx anschließt, der verliert Christus. Die Entscheidung lautet: entweder XCXTeX TeX a't'O~XELat TOÜ x6a(Lou oder XotTeX Xp~a't'6v (28). Wer sich zur demütigen Beugung unter die Weltelemente bereiterklärt, hat damit das Haupt losgelassen, von dem doch der Leib allein Leben und Kraft empfängt (211). Mag er auch wähnen, durch die neu gewonnene Erkenntnis über die anderen hinausgehoben zu sein, sich stolz aufblähen und hochmütig von oben herab Urteile abgeben. In Wahrheit ist es nichts anderes als der vo~ njc; aotpxOc; cxu-roü (218), der ihn erfüllt und ihm seinen Stolz eingibt. Was ihn Erfüllung zu sein dünkt, wird in seiner nichtigen Leere und inneren Hohlheit alsbald offenkundig werden. Er dient den Schatten, die längst haben weichen müssen, da sie von dem Licht, das alles durchflutet, vertrieben sind. In Christus und nirgendwo sonst wohnt 7tCiv TO 7t~~PCJ)(Lot njc; &6nrroc; aCJ)ELcxTLx(;)t; (29). In ihm allein gibt es Erfüllung; denn er ist die X&!ptX),:~ 7tcXCJ1)C; cipiijc; xtXt ~oua(otc; (210). Seine Herrschaft aber übt er gegenwärtig aus als das Haupt seines Leibes, der !~lJaLot. Nur in der Zugehörigkeit zur Kirche als dem Christusleib kann man daher an Christus als dem Haupt festhalten. Wer auf ihn getauft, mit ihm gestorben und auferweckt ist (2111.110), det ist damit auch den a't'o~Xe:i:cx TOÜ x6a(Lou ein für allemal abgestorben, so daß es für ihn keine Bedrohung durch Schicksalsmächte mehr gibt und die Weltelemente keinerlei Anspruch mehr ihm gegenüber geltend machen können (2IIOr.). Er ist befreit vom Zwang, den Dingen der Welt in ängstlicher Scheu, die sich nach Tabuvorschriften zu richten hat, zu begegnen. Denn Speise und Trank sind zum Verbrauch bestimmt und sollen als Gottes gute Gabe dankbar angenommen werden. Dem dualistischen Weltverständnis der !p~~oao!pLot wird nicht mit einer christlichen Metaphysik geantwortet, sondern der geschichtlich begründete Gegensatz entgegengestellt: Der gekreuzigte, auferstandene und erhöhte Christus ist der Kyrios, neben dem es keine anderen Herren mehr geben kann. Während die !pLAoao!pLot nur Eingeweihten und Einsichtigen ihre esoterische Tradition weiterreicht, ist die Proklamation des Kyrios an alle Welt und jedermann gerichtet. Christus wird unter den Völkern verkündigt. An seinem Kreuz ist der Schuldschein, der gegen uns zeugte, vernichtet worden (214). Gott hat uns alle Sünden vergeben (218). Vergebung der Sünden zu haben aber bedeutet, auch von den Mächten und Gewalten frei zu sein, die am Kreuz Christi zu Spott und Schande geworden sind (216). Wer auf Christus getauft ist, der ist in den Herrschaftsbereich des geliebten Gottessohnes versetzt, der als der Kyrios das Regiment über alleWelt und das Heil der Seinen in Händen hältbefreit zum neuen Leben bekennenden Gehorsams. Daher gilt: EE oöv au'nlr~p&rrrc T<j) Xp~a't'<j), TeX «VCJ) ~lJ't'CL't'C, 00 0 XpLaT6c; !a't'LV I.v 3c~c4 TOÜ .&coü XtX&1}fLCVOC;· Ti «VCJ) !pPOveL-re, (LlJ TeX bd njc; yljt; (3u.)l. 1
Vgl. Bultmann. Theologie. S. S02f.
11• .paröntttrd1er "UeU:
.Die !ierrrd1aft
l11)tnn i~t nun mit \t~tiftua aufenDedt reib, ro trad)tet nad) bem, maa broben ift, mo \t~riftua ift, Jiqenb ~ur "ed)ten 00ttea. 2 "id)tet ben Sinn auf baa, maa bro= ben ift, nid)t auf baa, maa ouf (fr~n ift. 3 nenn i~r rrib geftotben, unb euet !eben ift tlerborgen mit \t~riftue in 00tt. 4 tuenn ~dftua, unret !eben, offenbat mirb, bann merbet aud) i~r mit i~m offenbar merben in fjerrlid)feit. Der paränetische Teil des Briefes wird durch eine Folgerung eingeleitet, mit der auf das Vorhergehende zurückgegriffen wird: d o?)v auVYjyep&1jT& (V. 1; vgl. 212: O'UVYjyep&1jTe); cX7te&cXve-re YcXP (V. 8; vgl. 212: auvTcxcpm&c; CXUTi;); 220: cX7te&cXV&Te). Dabei wird zwar nicht mehr auf Schlagworte der falschen Lehre Bezug genommen, wohl aber ist die sachliche Auseinandersetzung durchaus noch im Blick behalten. War bisher ausgeführt worden, daß die Zugehörigkeit zum auferstandenen und erhöhten Christus Freiheit vom Zwang der Mächte und Gewalten bedeutet, so wird nun das neue Leben derer, die mit Christus auferstanden sind, als gehorsamer Wandel beschrieben, der sich im Herrschaftsbereich des K yrios vollzieht. Damit wird entfaltet, was in den ersten beiden Kapiteln verschiedentlich bereits kurz gesagt worden war: Rechte Weisheit und Erkenntnis treten in der Erfüllung des göttlichen Willens in Erscheinung (19-11). In die ßCXCrLAe;(CX TOÜ utoü njc; cXYcX1t1lC; CXUTOÜ versetzt sein heißt, dem Herrn über das All unterstellt sein (112-20). Die empfangene Versöhnung will im e7tL!JlveLv T1j 7t(aT&L und im unverrückten Festhalten an der tA7tLc; TOÜ &UCXYY&A(OU angeeignet und bewahrt werden (121-28). ~nc; o?)v 7tCXP&AcXß&T& TOV XPL
Kol31
193
V.1: Der übergang zur Paränese 1 wird durch o~v bezeichnet (vgl. Röm 121 Eph 41); damit wird an den bisher entwickelten Gedankengang angeknüpft: Ihr seid mit Christus zum neuen Leben auferweckt worden 1I Gottes eschatologische Tat ist schon geschehen, er hat aus dem Tod zum Leben gerufen. Dieses Leben ist freilich nicht als göttliche Fülle und Kraft der Unsterblichkeit übereignet. Sondern aus der geschehenen Zueignung des Heils wird der Aufruf zur gehorsamen Aneignung abgeleitet: -reX «vw 3 ~1jT&;;T&. Mit der Wendung -reX «vw, die in den paulinischen Briefen nicht wiederkehrt, ist die himmlische Welt gemeint, in der ~ «vw 'Ie:pouatV.~lL ist (Gal 416), aus der die «vw xAlia~ kommt (Phil 31')'. Wie schon von der tA7tE<; gesagt worden war, sie liege in den Himmeln für die Glaubenden bereit (h), so ist auch hier in räumlichen Vorstellungen gedacht 6. Die Blicke sollen hinaufgehoben werden, um dem Wandel der Christen klare Richtung zu verleihen. Dem Suchen und Streben ist damit sein Ziel vor Augen gehalten, dem ~1jT&;;v' der Weg gewiesen. Nach droben, das heißt: dorthin, wo Christus ist, der zu Gott erhöht ist und zu seiner Rechten thront 7. Mit der Partizipialwendung wird eine bekenntnisartige Aussage aufgenommen, die im Anschluß an Ps 1101 formuliert worden ist 6 • Die messianische Verheißung, daß Gott den Gesalbten auf den Ehrenplatz zu seiner Rechten setzen werde, ist in der Auferstehung und Inthronisation Christi in Erfüllung gegangen (vgl. Mk 1286 Par. 1461 Par. Act 28. lKor 1516 Röm 8,. Eph lso Hebr!s. 18 81 10ur. 122). Im Aufblick nach droben bekennt sich die Gemeinde zu 1 Zum Abschnitt 31-& sei verwiesen auf P. Th. Camclot, Ressuscith avec le Christ, VieSp 84 (1951), S. 353-363; F. W. Grosheide, KoI3,1-4; 1Petr 1,~5; 1)03,1-2, GThT 54 (1954), S. 139-147; F. ). Schiene, "Suchet, was droben ist I", GuL 31 (1958), S. 86-90; E. Gräßer, Ko13,1-4 als Beispiel einer Interpretation secundum homines recipientes, ZThK 64 (1967), S. 139-168. 1 Daß dieser Satz über die paulinischen Aussagen von Röm 6 hinausgeht, ist oben zu 211 (S. 155-157) gezeigt worden. Vgl. Rcitzenstein, Mysterienreligionen, S. 269; Gräßer a.a. O. S. 148 und siehe unten S. 195 Anm. 3. a Zum Gebrauch des Artikels vor !V6) vgl. Moulton-Turner S. 14. &Vgl. weiter ) oh 811: UJULt; ix TWV X«T6) im, ty6> ix TWV !v6) cl/L(, und siehe F. Büchsel, ThWB I, S.376f. Zur Gegenüberstellung von oberer und unterer Welt im rabbinischen Schrifttum vgl. die Belege bei Billerbeck I, S.395. 977; 11, S. 116. 133. 430f. t Zu den hellenistischen Voraussetzungen der Gegenüberstellung von irdischer und himmlischer Welt, unten und oben, vgl. Schweizer a.a. O. (S.90 Anm.2) S. 145-155. • Vgl. H. Greeven, ThWB 11, S. 894-896. 7 icnLv ist nicht mit xcx&i]fLCVot; zur conjugatio periphrastica zu verbinden, sondern durch ein Komma vom Partizip zu trennen. • Durch das Zitat der Bekenntnisformulierung zeigt der Verfasser des Briefes an, daß er mit dem Satz TeX. !v6) f;TjTCLTC aussagen will, was das christliche Bekenntnis enthilt: Christus ist über die Mächte erhöht und zur Rechten Gottes inthronisiert. Wer zu ihm gehört, der ist daher zum neuen Leben befreit. Vgl. auch Gräßer LL O. S. 156-158.
13 5226 LoIue. Kol, PbiJemoo
194
ihm als dem Christus, den Gott in sein herrscherliches Amt eingesetzt hat. Mitten in dieser Welt sind daher die Seinen schon mit der himmlischen Welt verbunden; denn das Haupt ist droben, und die Seinen halten an ihm fest, indem sie sich von allem, was nach unten ziehen möchte, befreit wissen. V.2: Mit den Worten 't'a. &vw cppovei:'t'e wird der Aufruf ein zweites Mal ausgesprochen und dabei cppovei:v an die Stelle von ~l)'t'ei:v gesetzt. cppovei:v bezeichnet das Denken und Trachten l , von dem das Handeln geleitet werden soll. So ermahnt Paulus, lL~ u1tepcppovei:v 1totp' a 8ei: cppovei:v (Röm 128), und hält die Gemeinde dazu an, tVot 't'o ot,ho cppo-nj't'E (Phil 22) bzw. 't'Oü't'o cppoveL't"e: ev ulLi:v a xotL ev Xpr.O"t"cfl 'Il)croü (Phil25). Indem zum nüchternen cppove:i:v aufgefordert wird, ist jeder Art von schwärmerischem Enthusiasmus gewehrt. Die rechte Erkenntnis Gottes will im sachgemäßen Prüfen dessen, was als sein Gebot hier und jetzt gilt, vollzogen werdenS. Dieses cppove:i:v ist geleitet von der civotxot(vwcrr.~ 't'oü v06c; (Röm 122) und empfängt seine Bestimmung von oben. Dorthin soll der Sinn gerichtet sein; denn dort ist die Heimat der Glaubenden (Phil320f.). Daher wird '"t.a. &vw durch die negative Abgrenzung genauer bestimmt: lL~ 't"a. E1tL 'tijc; yll~. Das bedeutet jedoch keineswegs, daß die Christen dieser Welt entrückt sind 3 • Sie sollen vielmehr bedacht sein auf 't"Q: &vw und so den Alltag im Gehorsam gegenüber dem Kyrios gestalten. Darum ist ihr ~l)'t"e:i:v und cppove:i:v nach oben gelenkt und darf nicht mit schwerem Gewicht nach unten gezogen werden, wo der Mensch in seinem ungehorsamen Sinnen und Treiben gefangengehalten wird (V.n.). V.3: Was einst war, das gilt nun nicht mehr. Das alte Leben ist ein für allemal durch den Tod, der mit Christus gestorben wurde, abgetan. Bestimmende Wirklichkeit ist allein das Leben, das durch Gottes schaffende Macht zuteil geworden ist. Dieses Leben ist gegenwärtig; denn Gott cruve:~W01to(l)cre:v UlLiC; crUv otö't"cfl (218). Doch die ~w~ ist nur da Wirklichkeit, wo sie 8~a. '"i~ 1t(cr't"ew~ angenommen und geführt wird (212). Damit ist die schwärmerische Vorstellung, als wäre das Heil in ungebrochener Fülle sichtbar vorhanden, der Tod bereits verschwunden und die Auferstehung der Toten schon geschehen (2~im 218), entschieden abgewehrt·. Das alte Leben ist mit dem Tod, der mit Christus gestorben Vgl. Bauer Sp. 1712f. • Vgl. Bornkamm. Aufsätze H. S. 136: Wahre Erkenntnis .. bedeutet immer zugleich die rechte Klugheit auch im Blick auf die Situation des Menschen vor Gott und das nüchterne. vernünftige Prüfen. was vor Gott und dem Nächsten ,gut und wohlgefällig und vollkommen' ist (Röm 12.)". I Die Gnosis dagegen lehrt. daß das wahre Selbst des Menschen in die himmlische Welt aufsteigt. die übel beim Aufstieg durch die Sphären abstreift und so zu seiner eigentlichen Bestimmung gelangt. Vgl. Corp. Herrn. I. 25f. • Paulus sagt niemals. die Christen seien bereits mit Christus auferstanden. Der Christ ist mit Christus gestorben und geht der zukünftigen Auferstehung ent1
Ko133 ...
195
wurde, zu Ende, so daß die Vergangenheit keinen Anspruch mehr stellen kann. Die ~W1j aber, die Gott in der Auferstehung mit Christus schuf, ist und bleibt ganz an Christus gebunden und wird daher nicht in die Verfügung des Menschen gegeben 1. Er hat die ~CI)lj nur da und dort, wo er mit Christus lebt, seinem Herrn gehorsam ist und ihm vertraut 3. Wenn hier statt O1JV1jyep&1ju (V. 1) «7te.&cXve-u gesagt wird, so soll damit angezeigt werden, daß die Vollendung noch nicht erfüllt ist, sondern noch in der Zukunft liegt 3 • Die ~CI)lj ist verborgen mit Christus in Gott, den Blicken der Menschen entzogen und kann nicht greifbar vorgewiesen werden. Sie wird vielmehr als eschatologische Gabe im Glauben empfangen und festgehalten im Aufblick nach droben'. V.4: Was jetzt verborgen gegenwärtig ist, soll dereinst offenbar werden 6, wenn Christus erscheinen wird. q>Clvep(J,)&YjvClL ist hier nicht wie 126 von der schon geschehenen Offenbarung gesagt (vgl. auch Röm 3111 1626 ITim 316 1Petr 120), sondern von der Parusie, bei der der Schleier fortgezogen wird, so daß in hellem Licht erstrahlt, was jetzt vor unseren Augen verhüllt ist 8 • Auf die Parusie Christi, von der sonst im Kolossergegen, um dann allezeit bei dem Herrn zu weilen. Die paulinische Paränese ist daher nicht durch den Blick nach oben bestimmt, sondern ruft zum Gehorsam in der Erwartung des Kommenden auf. H. Köster, The Purpose of the Polemic of a Pauline Fragment (Philippians IU), NTSt 8 (1961/62), S. 329 hebt den Unterschied zum Kolosserbrief in scharf formulierter Gegenüberstellung hervor: "This fundamental exhortation (sc. Kol 311.) refers to the theological presupposition 'if you are risen with Christ' (lU. 1) - apresupposition which would have been as unacceptable to Paul as the exhortation itself." Der Kolosserbrief bleibt jedoch darin der paulinischen Theologie verbunden, daß er eine schwärmerische Ausdeutung des OUVl)ycp.&ljn: 't'~ XPLG't'~ ausschließt. Denn 'iJ l;CI)'i) UILW" xCXPU7t't'<XL cru" 't'~ XPLG't'~ I;." 't'~ &c~. Vgl. auch Tannehill a.a. O. (S. 156 Anm. 3) S. 47-54. 1 Der Begriff der l;CI)-q, mit der die Gabe des Heils schlechthin gemeint ist, ist von den Aussagen OUVl)yeP.&'1l't'c/a.7tc.&«"en; her verstanden. Das Verständnis der gegenwärtigen l;CI)-q, wie es an unserer Stelle vorliegt, kommt dem johanneischen Begriff der l;CI)-q sehr nahe. Paulinisch ist jedoch der ausdrückliche Vorbehalt, daß das Leben noch verborgen sei mit Christus in Gott. Erst wenn Christus, 'iJ l;CI)'i) 'iJlLw", offenbar wird, 't'6't'e )(<x1 ulLcL~ cru" <xu't'~ fP<x"epCl).&-qaea&e IN B~ll (V.•). Vgl. auch Gräßer a.a. O. S.160-166. I Dieser Sachverhalt kann nicht als Mystik bezeichnet werden. Gegen D i b eli us - G reeven z. St.: "Das neue Leben, dessen Kräfte der Mystiker schon spürt, ist in der Gegenwart nur latent vorhanden." 3 "Aber es ist bezeichnend, daß unser Verfasser eben nicht wie Paulus apokalyptisch von der Totenauferstehung spricht, sondern absolut von der t:CI)-q als der eschatologischen Gabe schlechthin." (Gräßer a.a. O. S.161) • Vgl. Bornkamm, Aufsätze I, S.46: .. Die Glaubenden haben das ihnen geschenkte neue Leben nirgend anders als in Christus ... Haec vita non habet experientiam sui, sed fidem (L u t her); der Getaufte ist nichts als ein Glaubender und Hoffender." • Vgl. R. Buhmann, ThWB 11, S.867. • V gl. auch 2Kor 510: 't'OÖ~ ya:p 7t«VT<X~ 'iJj.L&~ fP<X"CPCl)&7j"<XL BeL IIL7tpoa&cv -roü ß-IJwx't'OC; 't'oG XPLG't'OÜ.
13-
196
Ko13.
brief nicht die Rede ist, wird mit einer überlieferten Wendung hingewiesen (vgl. 1J oh 218 38: icXv cp«vepw&jj) 1, an die ein kurzes Bekenntnis angeschlossen wird: 6T«V 0 XPLcrrO<; cp«vepw&jj, ~ ~w1j ~(.Lwv. Zwar ist die Lesart ~ ~ XpLO"t'ij>, die bereits durch die Taufe begründet ist und das Leben der Christen erfüllt, wird dann ev 36~1j, in nicht endender Herrlichkeit, ihre Vollendung erfahren. Dient der Hinweis auf die Parusie, der aus der urchristlichen überlieferung übernommen ist, dazu, das Jetzt vom Dann der sichtbaren Offenbarung zu unterscheiden, so liegt der Ton der Aussage doch auf dem aUv Tij> XPLO'Tij>, in dem das Leben der Christen gegründet ist. Zwar befindet sich Christus droben und die Seinen wandeln auf Erden. Da sie aber mit ihm gestorben und auferweckt sind, sind sie jetzt schon mit dem himmlischen Herrn zu unlöslicher Gemeinschaft verbunden. Weil sie ihm zu eigen gehören, ist bereits über ihren Weg und ihr Ziel entschieden: TeX ~vw ~ljTei:Te - TeX ~vw tppove!n. Doch das Leben derer, die mit Christus auferstanden sind, ist noch verborgen; darum bedürfen sie des ermahnenden Zuspruchs, durch den sie im Festhalten am Evangelium bestärkt und zur Bewährung im Wandel angehalten werden. Dabei dient nun die räumliche Unterscheidung zwischen TeX ~"W und TeX btt 'tij<; yljc; dazu, das Entweder-Oder der Entscheidung zu verdeutlichen, die den gehorsamen Wandel ständig bestimmt. Im Sterben und Auferstehen aUv Tij> XPLO"t'ij> ist diese Entscheidung schon in bindender Gültigkeit gefallen; deshalb ist im Handeln der Glaubenden nichts anderes zu tun, als den alten Menschen, der mit Christus schon gestorben ist, abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen, den Gott geschaffen und in der Auferstehung mit Christus ins Leben gerufen hat.· 1 In dem Satz 6TOtV b Xp'GTOt; qlOtVCP(j)&ij liegt ein Nachklang urchristlicher Eschatologie vor. Vgl. Bornkamm a.a. O. (5.47 Anm. 3) 5.61. I Zur Formulierung .. Christus unser Leben" vgl. Phil 111: i",ot 'YclP TO ~7jv Xp'cn6t;; 1Joh 511: {) fX(j)v TOV utov fxE' -rljv ~(j)7jv; IgnEph 7.: Christus iv &OtV«T~ ~(j)1j 4l.1I&c.v7j; 3.: ·IlIGOÜt; Xp,a-r6t;. TO «8,«XP'TOV 'iJ,,(;)v ~7jv; Smyrn 41: ·IlICJOÜt; Xpun6t;. TO 4l.lI&c.wv 'iJ,,(;)v ~7jv; Magn h: ·IlIGOÜ Xp'a-roü. TOÜ a'cl7tOtVTOt; 'iJ",(;)v ~7jv. I A läßt aUv OtÜTcil aus. • Christliche Ethik ist daher ..eine Ethik. die aus dem gnädigen Handeln Gottes die Folgerung im Vollzug der Lebensführung zieht" (W. Na u c k. Das oöv- paränetieum. ZNW 49 [1958]. S. 134f.).
Ko13&-17 36-17
~febt
197
ben neuen ffienfd}en anl
60 tötet nun Me itMfcf)en 0Hebet, Un3ud)t, Untein~eit, Leibenfd)aft, böfe 0ier unb Me fjabfud)t, Me 0ötJenMenft ift; • um fold)et Dinge millen fommt ber iorn 00ttes. 1 Dann feib aud) i~t einft gemanbelt, als i~t nod) badn lebtet. 83e13t aber legt aud) i~t bas aUes ab, iorn, 0dmm, 80s~eit, (arterung, Sd)ma~tebe aus eurem munbe. Oaelügt einanbet nid)t; 3ie~t ben arten menfd)m aue mit feinen ~aten, 10 unb 3ie~t ben neuen menfd)en an, bet etneuert mi tb iUt <Erfenntnie nad) bem aUbe feinee 6d)öpfets, 11 mo nid)t me~t 0ded)e unb 3ube ift, aefd)nei·bung unb Unberd)nftten~eit, aatbat, Sfyt~e, jteier, Tonbem aUee unb in aUen
1.
Die Aufforderung Ta &vw ~1jTEi:-re - Ta &vw cPPOVEi:-re wird in der Reihe der folgenden Imperative entfaltet: vexpwacxTE (V. 6), cbt6&ea&e (V. 8), !L~ ~EU8Ea&e (V. 9) und cX1tex8UatX!LEvOL (V.e) geben negative Abgrenzungen, denen erst mit xcxt ev8UatX!LEVoL ••• (V. 10) die positive Bestimmung gegenübergestellt wird. Die Paränese ist weithin in traditionellen Aufzählungen und Wendungen gehalten und nimmt nirgendwo auf bestimmte Gemeindeverhältnisse Bezug. Das überlieferte Gut aber ist durch interpretierende Bemerkungen auf die Thematik des ganzen Briefes bezogen worden: Weil die Glaubenden in der Taufe mit Christus gestorben sind (212r. 33), lautet ihre Aufgabe: v&Xp~acx-re (V. 6). Die cX1tex8uaL!; TOÜ a~!LCXTo<; T7j<; acxpx6<; (211) wird im cX1t&X8uEa&cxL des alten Menschen vollzogen (V. 10). Diesem aber korrespondiert das Anlegen des neuen Menschen, der erneuert wird d<; e1t(yvwaLv XCXT' E[x6vcx TOÜ xT(acxVTo<; cxuT6v (V. 11). Die Fortführung der Paränese legt positiv dar, was es heißt, den neuen Menschen anzuziehen (h8uatX!L&VOL V.I0 - ev8uacxa&e oöv V.n). Daher wird nach den bei den Lasterkatalogen (V.5. 8) nun ein Tugendkatalog angeführt, dessen Aufzählung durch die Aufforderung cXvEX6!LEVOL cXAAl)AWV xcxl. :x.cxpL~6!LEVOL tcxUTOi:<; (V.18) erläutert wird. In der Liebe gelangt das Leben der Gemeinde zu seiner vollkommenen Gestalt (V. 14). Das Leben, wie es sich in der Gemeinde als dem Ort der Herrschaft Christi entfaltet, wird dann als Friede (V. 15), dankender Lobpreis (V. In), Annehmen und Bezeugen des Wortes in Lehre und Lied (V.1S) sowie Wirken im Namen des Kyrios Jesus (V. 11) beschrieben. Dabei sind die drei Verse durch die
198
Ko13,
Stichworte &ux,apLO''t'Ot (V.16), tv x,apLTL (V.16) und &ux,cxPtO"t'OüV't'&<; (V.17) miteinander verbunden: Bei allem, was sie tun, stimmen die, die EV €VL O'~~CXTL zusammengehören, den von Dank erfüllten Lobpreis an. v. 5: Tötet also, das heißt: Laßt den alten Menschen, der in der Taufe schon gestorben ist, tot sein: OUTWC; XCXI. u~~c; AOy(~&O'3-& €CXUTOUC; dvcxt VEXPOUC; ~ Tjj ci~CXpT(~ ~(;)V't'CXC; 8e Tij> 3-&ij> EV XPLO'Tij> 'I"tJO'oü (Röm 611); '7tCXPCX<J"djO'CXT& ecxu't'ouc; Tij> 3-&ij> wO'Et EX V&XPWV ~(;)VTCXC; (Röm 613; vgl. auch Röm 810). Das in der Taufe erlittene Sterben mit Christus soll nun angeeignet werden 1 , indem die !JlA"tJ Ta E'7t1. 't"ijc; yYic; getötet werden. Mit seinen Gliedern handelt der Mensch, indem er sie entweder als O'7tAet cX8LXLCXC; der ci~CXPTLCX unterstellt oder aber als O'7tACX 8LXCXLOaUV1jC; Tij> 3&~ (Röm 618). Je nachdem, wen er als Herrn über sich hat, sind seine Glieder entweder Sklaven der cXxcx3cxpO'(cx und cXVO~LCX oder gehorsame Knechte der 8LXCXtOaUV"fj (Röm 619). Doch wenn nun dazu aufgefordert wird, die ~tA"tJ2 Ta E'7t1. 't"ljc; yYic; zu töten und als diese dann fünf verschiedene Laster genannt werden, so können mit den !JlA"tJ kaum die leiblichen Glieder des Menschen gemeint sein 3. Sondern offensichtlich wird an eine vorgegebene Ausdrucksweise angeknüpft. Nach iranischen Vorstellungen sind die Glieder des Menschen seine guten oder bösen Taten, aus denen sein himmlisches Selbst gebildet und damit sein jenseitiges Geschick entschieden wird'. Da in der iranischen Überlieferung jeweils fünf gute und fünf schlechte Taten angegeben werden, wird die Fünfzahl, die im Kolosserbrief sowohl den beiden Lasterkatalogen (36.8) als auch der Reihe der Tugenden (312) zugrunde liegt, auf das Pentadenschema zurückzuführen sein, nach dem schon in der iranischen Anthropologie die Taten als Glieder des Menschen aufgezählt wurden 1). Dem Verfasser des Kolosserbriefes wird jedoch schwerlich der Mythus von den beiden kosmischen &v3-PW'7tOL, die jeder fünf Glieder haben, vor Augen gestanden 1 Paulus verwendet in diesem Zusammenhang sonst nicht das Verbum vcxpo;;v. Röm 813 steht hvot't'oüv: e:t 8t 7tVcU!,ot't'L 't'!X<; 7tP«~EL<; 't'o;; O~!,ot't'oc; 8-otvot't'om. In vexpoüv wirkt jedoch sicherlich der paulinische Gebrauch von "EXp6C; in bezug auf die Taufe nach. Vgl. R. Buhmann. ThWB IV, S.898f. a AtDG pilatt Ir fügen U!'W" ein und gleichen damit an den paulinischen Sprachgebrauch an. Vgl. Röm 613. 11: 't'!X !'tAl) u!'wv. I So möchte mit anderen J. Horst, ThWB IV. S. 570 erklären, "daß auch hier die Glieder gemeint sind. die die konkrete, tätige, unter der Sünde stehende Leiblichkeit ausmachen". Masson z. St. dagegen schlägt unter Berufung auf Blaß· Debr. § 147,2 vor, 't'!X !'tAl) als Vokativ zu fassen und von den Christen als Gliedern am Christusleib zu verstehen. Doch diese Erklärung wäre "Dur dann möglich. wenn der Kontext sich ausgesprochenermaßen im Bildkreis Haupt-Leib-Glieder bewegte" (Dibelius-Greeven z. St.). • Vgl. R. Reitzenstein, Das iranische Erlösungsmysterium, Bonn 1921. S. 152-163; ders .• Mysterienreligionen, S. 265-275; Dibelius-Greeven. Conzelmann z. St. I Vgl. Bornkamm, Aufsätze I. S. 151.
199
haben 1 • Ihm sind vermutlich die religionsgeschichtlichen Zusammenhänge überhaupt nicht bewußt gewesen, sondern er übernahm eine traditionelle Ausdrucksweise über falsches und rechtes Verhalten und bediente sich des vorgegebenen Fünferschemas, um in der Paränese die dem Christen aufgegebene Entscheidung zu verdeutlichen I. Die Worte (!l~) TeX btt njc; yjic; (38) werden wiederholt, indem nun zum Töten der !ltA1j TeX btL njc; ylic; aufgerufen wird. Der Mensch kann sich von seinem Tun nicht distanzieren, sondern ist mit diesem so sehr verwachsen, daß seine Taten ein Stück von ihm selbst sind. Nur durch den Tod, in dem das alte Selbst stirbt, kann deshalb der Weg zum neuen Leben aufgetan werden. Was im einzelnen unter dieses Todesurteil tallt, wird in der folgenden Reihe von fünf Begriffen beschrieben. Die Aufzählung der Laster ist nicht durch die Situation veranlaßt, in der sich die angeredete Gemeinde befindet, sondern in der überlieferung vorgegeben 3 • Werden geschlechtliche Sünden, Habgier und Götzendienst angeführt, so handelt es sich um die Laster, die vornehmlich der Jude dem Heiden vorhält'. Zuerst wird die 7tOpve:(oc genannt, der illegitime Geschlechtsverkehr, der stets nachdrücklich verboten wird (vgl. 1Thess 48 Ga1519-21 1Kor 510r. 691. 2Kor 1221 Eph 58 1Tim 19r.). Ebenso wird Gal 519 die 7tOpve;(oc als erstes der lpyoc njc; crocpx6c; erwähnt; 1Thess 48 wird eingeschärft, ,:1 = et8(1)'OAatTp(ac. Es wird der Zusammenhang von geschlechtlichen Sünden, Besitzgier und Götzendienst betont. CD IV, 17-19 liegt aber weder eine Fünferreihe noch eine genaue Entsprechung - 7t«&OI; fehlt I - vor. Vgl. auch Braun, Qumran I, S.232. • Die jüdische Polemik argumentiert: Die Heiden sind Götzendiener und daher in alle Laster verstrickt (vgl. SapSal13-14). Auf die Voraussetzungen hellenistischjüdischer Apologetik, die hinter den neutestamentlichen Tugend- und Lasterkatalogen sichtbar werden, hat Easton a.a.O. aufmerksam gemacht. 1 I
,S
200
Kol311
üblich war, wird in du christlichen Unterweisung uneingeschränkter Gehorsam gegenüber dem Verbot der 1topveLcx verlangtl. Diese Forderung wird durch die Hinzufügung von cXxcx&cxpaLcx noch unterstrichen·. cDtcx.&cxpaLcx steht häufig mit 1topveLcx zusammen und bezeichnet die sittliche Unreinheit, das unsittliche geschlechtliche Verhalten (vgl. 1Thess 4? Gal519 2Kor 1211 Röm h, Eph 5a. 6)3. Wie die 1topveLcx ist die cXxcx&cxpatcx ein lpyov 'tij<; acxpx6<; (Gal5l9), das mit dem Wandel im Geist unvereinbar ist·. An dritter Stelle folgt 1tcl&oC;, ein spezifisch griechischer Begriff, durch den der Stoiker das eigentliche Versagen des Menschen beschreiben würde, der sich von den Affekten bestimmen läßt und zur «1tcl&LCX unfiihig ist li • In der urchristlichen Paränese wird 1tcl&oC; jedoch nicht in stoischer Bedeutung verwendet, sondern zur Bezeichnung der schändlichen Leidenschaft (vgl. 1Thess 45 Röm las), die zur geschlechtlichen Ausschweifung hinreißt'. Das folgende Wort t1tt.&u!L{CX 7 ist durch das Adjektiv XCXX~8 in negativem Sinne charakterisiert als der böse Trieb, die schlechte Begierde, die enL&u!L{cx acxpx6c; (Gal51S), der die Menschen im Ungehorsam gegen Gott folgen (vgl. Gal5u Röm 1u 618 771. 131fo)', Das fünfte Glied ist von den vorhergehenden durch xcxt und den Artikel, der auf den anschließenden Relativsatz hinweist 10, ein wenig abgehoben. Neben den geschlechtlichen Sünden und dem bösen Begehren wird die 1tAtOVE#CX als besonders arge Sünde gekennzeichnet l l • Vor dieser Gefährdung wird - auch in katalogartigen Aufzählungen (vgl. Mk 729 Röm 129 Eph 5a) - immer wieder eindringlich gewarnt: epUAclaaea& «no 1tcl
KoI3 •.•
201
q)LACXPYUP(ot 'l'tpO<; E(3C1lAot ö31j"fEL, 6't'L &v 'l'tA&.vn 3L' «pyup(OU 't'OU<; I.L~ ~V't'ot<; &tou<; OVOI.L&.~OU(JL (I'est ud 191)1. Der kritischen Bewertung, die die
y)
J
'l'tAe:OVe:~(ot
schon in der jüdischen Paränese erhielt I, entspricht auch der kurze Relativsatz, mit dem auf die Folge hingewiesen wird, die sich unausweichlich mit der 'l'tAe:OVE~(ot einstellt: ~'t'L<; ~a't'LV ~ d3C1lAOAot't'p(ot. Der Mensch kann nur einem Herrn dienen - Gott oder dem Mammon (Mt 6u par. Lk 1618)3. Hat er sein Herz an den Besitz gehängt, so betet er Götzen an und verleugnet den allein wahren Gott. Ein 'l'tAEOVtx.'t'1jC; ist daher ein d3C1lAOA&''t'P1j<; (Eph 55). Obwohl im Zusammenhang des Kolosserbriefes nicht mehr vom Gegensatz zu den Lastern der Heiden die Rede ist, wird die überlieferte Warnung vor der d3C1lAOAot't'p(ot festgehalten'. Wenn auch geschlechtliche Vergehen und böses Wollen den Menschen Gott entfremden und den Götzen zutreiben können, so wird doch auf die Gefahren der 'l'tAe:OV~(ot besonders eindringlich hingewiesen, weil sie so eng mit der e:13C1lAOAot't'p(ot zusammenhängt 6 • V.6: Gott aber wird das alles' strafen und dem verdienten Urteil zuführen. Wie mehrfach am Ende von Lasterkatalogen auf das zukünftige Gericht hingewiesen wird (vgl. 1Thess 4S-6 1Kor 510r. 69 Röm h8-s2), so wird auch hier daran erinnert, daß um der bösen Taten der Menschen willen Gottes Zorngericht kommt. Mit der op..,.r, ist nicht ein Affekt Gottes gemeint - angesichts der vielen Laster der Menschen müßte ihn zorniges Aufwallen schon längst gepackt haben I Die op..,.r, ist vielmehr Gottes 1 Vgl. die negative Qualifizierung des 1":'1 in den Schriften der Gemeinde von Qumran. Mit Gewalt und Lüge streben die Gottlosen, die Kittäer und der Frevelpriester nach 1":'1 (1QpHab VI. 1; VIII. 11f.; IX.5f.; 1QS X,19; XI. 2 u. ö.). Die Glieder der Gemeinde aber verzichten auf eigenen Besitz und bringen ihre Habe in den 1":'1, der für die Gemeinde als ganze verwaltet wird, mit ein (1 QS I. 12f.; 111.2; V. 2f.; VI. 17-19.22 u. ö.). I Vgl. auch den scharfen Tadel gegen die Geldgier bei Philo. de spec. leg. I, 23-27; weitere Belege aus den Schriften Philos bei Delling a.a.O. S. 270. • Direkte Abhängigkeit vom Wort Jesu. wie sie mit anderen Delling a.a.O. S.271 vermutet. ist kaum anzunehmen. Die Bewertung der 1r).eo~Lct schließt sich an die im Judentum und Urchristentum allgemein vertretene Beurteilung an. Vgl. die Belege bei Billerbeck 11, S. 190; 111. S.606f. • Easton a.a.O. S.6 vermutet, ursprünglich habe der Katalog die C186lAOM'tptcx als sechstes Glied aufgeführt. Da die Kolosser jedoch einer Warnung vor Götzendienst nicht bedurften, habe Paulus den Götzendienst nur noch im Nebensatz genannt. Die Annahme. die Liste sei ursprünglich sechsgliedrig gewesen, ist jedoch unwahrscheinlich (vgl. oben S. 198 zum Fünferschema). Sicher aber ist der im Relativsatz ausgesprochene Gedanke, 1r).eo~tcx und e186lAOAcxTPtcx hingen auf das engste zusammen. aus der Tradition übernommen worden. • Vgl. auch Polykarpbrief 11,2: Si quis non se abstinuerit ab avaritia. ab idolatria coinquinabitur et tamquam inter gentes iudicabitur. qui ignorant iudicium domini. In Lasterkatalogen wird häufig die C186lAOA.cxTPtcx genannt. Vgl. Gal 510 lKor 5101. 6. 107. U Eph 5. IPett 4. Apk 2la 2211 und siehe F. BUchsel. ThWB 11. S.377. • 8L' 4 bezieht sich auf die in V.I genannten Laster. Die Lesart 8L' 6 (D· G) ist eindeutig sekundär.
202
Ko131-s
Zorngericht (vgl. 1Thess 110216)1, das über alles sündige und böse Treiben der Menschen hereinbricht und Heiden und Juden vor seine Schranken fordert (Röm 11s-320)1. V. 7: Einst lebten auch die Glaubenden in solchen Lastern!. Durch die Worte x<X1. UlL€i:<; wird die traditionelle Aufzählung auf die Leser angewendete und an ihre vorchristliche Vergangenheit erinnert. Sie wandelten 6 in bösem Tun, lebten in schändlichem Treiben' und waren tot in ihren Sünden (vgl. 218 Eph 2u.). Doch was einst war, ist nun endgültig durchgestrichen und durch den Tod erledigt, der in der Taufe mit Christus gestorben wurde. Daher ist an die Stelle des Einst das Jetzt getreten, das fortan allein Gültigkeit hat. V. 8: Darum wird dem, was einst das Leben ausmachte, gegenübergestellt, was nun zu geschehen hat (vgl. 1211.)7: alles abzulegen, was einst in böser Gesinnung und schlechtem Tun des alten Menschen geschah s. Der Imperativ cl7t6&a& entspricht der paulinischen Taufparänese: cl7tOS.WlJ.t&« o~v 't'a ep"(<x 't'oü ax6't'out; (Röm 1312; vgl. Eph 4f1 1Petr 21). Die Laster, die abgetan werden sollen, werden abermals in einem fünf Glieder umfassenden Katalog aufgeführt, der aus der überlieferung herrührt. Durch die wiederholte Anrede x<XL ulJ.ti:t; wird den Lesern gezeigt, was sie im Gegensatz zu ihrer Vergangenheit jetzt zu tun haben. Die Sünden, die abgelegt werden sollen, betreffen zornige Leidenschaft, böse Gesinnung und schlechte Nachrede, durch die das Verhältnis zum Mitmenschen vergiftet und zerstört wird. Wer seinem Bruder zürnt, lvox,ot; eO''t'<Xt -r7i xp(att (Mt 521) 9. Darum soll der oPrYl abgesagt werden 10 und mit der opril auch der S.ulJ.6<;, die leidenschaftliche Wut, verschwinden Vgl. G. Suhlin. ThWB V. S.422-448. In Anlehnung an Eph 5, fügen ~fG pllat sy ein: tnt TOU~ utoo~ Tii~ «1tEL.&Cta~. Doch die lectio brevior. wie sie pU B d sa OemAlex EphrAmbst bezeugen, bietet zweifellos den ursprünglichen Text. s tv oI~ ist von den in V.6 genannten Lastern gesagt. Wenn man aber am Ende von V. I mt 't'oo~ utoo~ Tlj~ cinEL.&c(Ot~ liest. würde l:v oIe; auf die utot Tii~ cimL.&e(Qt~ zu beziehen sein. e Vgl. Vögtle a.a.O. S. 19; Jervell, Imago Dei. S.235. 6 Zu 1tEPL1tOt't'ELV (= vgl. oben S. 59 zu ho. I Durch tv 't'Ou..OL~ (stG pm: tv OtUToi~) wird abermals auf die Laster zurückverwiesen. 7 V. 7. 8a sind in chiastischer Ordnung einander gegenübergestellt: tv oIe; (a) xed ul'ci~ (b) 1tCPLE1tOt-rljOOt't'e (c) 1tOTE (d)' wvt Be (d) cin6.&EO&c (c) XOtt öl'Ei~ (b) T~ ncXVTOt (a). Vgl. Tachau a.a.O. (S. 104 Anm. 2) S. 126. • Auch Hebr 121 Jak 121 1Petr 21 steht «noT(&co&OtL mit nä.~/nä.v zusammen. "Das Objekt des Ablegens ist stets als etwas Ganzes gekennzeichnet. es geht um die gesamte sündige Natur. die dabei bezeichnet werden soll." E. Kamlah, Die Form der katalogischen Paränese im Neuen Testament, WUNT 7, Tübingen 1964. S.183. • Der 6pril entspricht tI'IDK "'3j:' im Lasterkatalog 1QS IV, 10. Vgl. Wibbing a.a.O. S. 93. 10 Zur negativen Beurteilung des menschlichen Zorns im NT vgl. Stählin a.a.O. S. 420-422. 1 I
1"m
Kol3s .•
203
(vgl. Eph 431). Zwischen opyfj und &u(J.6t; besteht kein sachlicher Unterschied 1 • Der Zornesgrimm gehört zu den epycx 't'lj<; O'cxpx6t; (Gal519f.), die es in der Gemeinde Jesu Christi nicht mehr geben darf (2Kor 1220). Mit ihnen soll auch jede Art von Bosheit verschwinden, die das Zusammenleben der Menschen verdirbt (lKor 58 1420 Röm la9 Eph 431)2. Schlechte Gesinnung äußert sich in böser Rede. Das W ort ßACXO'~7jIL(cx, das in Lasterkatalogen mehrfach erscheint (vgl.. Mk 722 Par. Eph 431 lTim 6. 2Tim 32), meint die Lästerung, mit der bewußt die Unwahrheit gesagt wird 3. Das aber darf der Christ unter keinen Umständen tun; deshalb gilt das Gebot: 1L"'l8evcx ßACXO'~l)(.Urv (Tit 32). Damit aber ist auch die CXLax,POAOY(CX', jede Art von schmähender Rede aus dem Munde des Menschen, untersagt'. Da in der Taufe das Einst dem Jetzt weichen mußte, soll und muß diese schon gefallene Entscheidung nun gehorsam verwirklicht werden. Darum: Legt auch ihr das alles ab I V. 9: Die Reihe der Imperative wird durch f.l.Yj ~e:U8e:0'&e8 e:t<; tlAA1)AOUt; fortgeführt und damit an die eben genannten Begriffe ßACXO'~7jIL(cx und cx.tax,POAOytCX angeknüpft. Innerhalb der christlichen Gemeinde hat allein die Wahrheit das Wort 7 • Durch e:tt; tlAA1)AOU<; soll keineswegs gesagt werden, gegenüber den Außenstehenden komme es nicht so genau auf die rechte Rede an; es wird vielmehr auf den unmittelbaren Lebensbereich verwiesen, in dem der Christ steht und sich zu bewähren hat. Hier hat er im täglichen Umgang mit den Brüdern der Forderung unbedingter Wahrhaftigkeit zu entsprechen. Der Bezug auf die Taufe wird durch cx,te:x8uO'cXlL&VOL und Ev8uO'cX(.UVOL nachdrücklich hervorgehoben 8. Da beide Partizipien im Aorist stehen, könnten sie das vergangene Geschehen der Taufe bezeichnen, an dem nun die Gegenwart orientiert werden soll, und also als echte Partizipien angesehen werden'. Weit näher liegt es jedoch, sie in der Reihe der AufVgl. F. Büchsel, ThWB III, S. 167f. • Vgl. W. Grundmann, ThWB III, S.483-485. Der Xotx[ot entspricht »'I' im Lasterkatalog 1QS IV, 11. Vgl. Wibbing a.a.O. S. 94. a Vgl. H. W. Beyer, ThWB I, S.620-624. Zu ß).ota'P'1l!L[ot ist O~D'''Tl 'J'IW' 1QS IV, 11; CD V, 12 zu vergleichen. Vgl. Wibbing a.a.O. S.93. • Das Wort ist Hapaxlegomenon im NT (vgl. Bauer Sp.49) und erfährt durch den Katalog von Zungensünden, die Jak 31-11 aufgezählt werden, eine Veranschaulichung. i G aeg Ambst fügen die Worte !Li) &x7topwea&(a) hinzu. • pU setzt nach!L~ den Konjunktiv: ljIeU8'1la&e. Vgl. Blaß-Debr. § 364,3. 7 Gott kann nicht lügen (vgl. Hebr 618); deshalb darf es auch der Christ nicht (v gl. Gal lao 2Kor 1131 Röm 91 1Tim 27 u. ö.). 8 Zu 3.-11 ist besonders zu verweisen auf Käse mann, Leib Christi, S. 147-150; Ehester a.a.O. (S. 86 Anm. 2) S. 156-164; Jerve11, Imago Dei, S.231-256. • So Abbott, Masson z. St.; Ch. Maurer, ThWB VI, S. 644 Anm.5; Je r v e 11, Imago Dei, S. 236; O. Me r k, Handeln aus Glauben. Die Motivierungen der paulinischen Ethik. Mar Th St 5, Marburg 1968, S. 205. Joüon a.a.O. S.186f. sieht ci7tEX8ua«!UVoL und iv8ua«!Lt:VoL als dem Imperativ 1
204
Ko13.
forderungen gleichfalls als Imperative aufzufassen, geht doch JL1) ~tU8Ea&e voran (V. 9) und folgt ihnen der Aufruf ev8uacxa&t (V. 111) 1. Die Parallele Eph 4u vertritt eindeutig die imperativische Auflösung: lv8Uacxa&cxt I -rov XCXtvOV clv&pw7toV -rov XCXTeX &tov xTLa&Mcx und folgt damit dem Gebrauch von ev8UEa&cxL im Zusammenhang der Taufparänese: ev8uacxa&t -rov XUPLOV •I'ljaoüv (Röm 13a); ev8ua6lJLE&cx 8c TeX 67tACX TOÜ cpw..ot; (Röm 1312) 8. Das Dikompositum cX7tEX8UEa&CXL findet sich nur im Kolosserbrief (vgl. 2u) und nimmt hier interpretierend den Begriff cX7t~8uatt; TOÜ a6lJLCXTot; 't"Yjt; acxpx6t; (2u) auff'. Sonst steht meist cX7tOTL&ta&cxL im Gegensatz zu ev8uEa&cxL, das häufiger in paränetischen Zusammenhängen erscheint (vgl. 1Thess 58 Gal327 Röm 1312. a Eph 4240 6u. a). Das Bild vom Ablegen und Anziehen eines Gewandes war in der alten Welt verbreitet und wurde in den Mysterienreligionen zur Deutung des mit der Initiation bewirkten Geschehens verwendet. So wird in der Schilderung, die Apulejus in den Metamorphosen über die Isisweihe gibt, berichtet, daß der Myste in der Weihehandlung zwölfmal bekleidet wird und ein Gewand empfiingt, das mit Tierbildern geschmückt ist'. Durch das Anlegen der Gewänder wird er geheiligt, das bedeutet: Er wird mit den Kräften des Kosmos erfüllt und erfährt eine physisch-substantielle Veränderung an sich, durch die er göttlicher Lebenskraft teilhaftig wird'. In gnostischen Texten wird das Bild vom Anlegen bzw. Empfangen des Gewandes als Ausdruck für die Verwirklichung der Erlösung verstanden, die sich vollzieht, indem der Mensch in die göttliche Welt aufgehoben und mit deren Licht und Kraft durchströmt wird 1. Wenn Paulus sich des Bildes vom Ablegen und Anziehen bedient, so beschreibt er damit weder eine seinshafte Veränderung des Menschen noch die Freilegung eines göttlichen Kernes, der nun zu voller Entfaltung cbt6&ea&e (V. a) untergeordnet an, so daß sie geradezu präsentische Bedeutung er-
halten. Das Ablegen und Anziehen ist ein Akt, der das ganze Leben hindurch währt. 1 Zur Verwendung des Partizips in imperativischer Bedeutung vgl. oben S. 66 Anm.1 zu 111, ferner die Erklärung bei Lightfoot z. Sr. und Larsson a.a.O. (S. 85 Anm. 1) S. 197f., der freilich die Partizipien als Conjuncta-Partizipien auffassen möchte. t Bzw. tv8uGela&c p.IB*KK 69 allat sy ClemAlexP&. • V gl. ferner 1Thess 5.: tv8ua.«lv TOU &EOU; 6a: tv8uaV 4v&p
Kol 3•. 10
205
gelangt und den Menschen zum Besitz des Heils kommen läßt. Sondern es wird der Herrschaftswechsel veranschaulicht, der in der Taufe stattgefunden hat. Der Getaufte ist in den Herrschaftsbereich Christi hineingestellt worden und darum zum gehorsamen Wandel in seinem Leben gerufen, so daß er des mahnenden Zuspruchs und der tröstenden Stärkung auf seinem Wege bedarf. Daher muß neben die Aussage lSaoL rcXp e[<; XpLa-rOV tß«1tTLa&-tju, XpLa-rOV tVE8ua«a3-&: (Gal3a'l) der Aufruf treten: wcX evaua«a3-&: 't'ov XUPLOV 'I71aoüv XpLa't'6v (Röm 1314), durch den der Christ aufgefordert wird zu tun, was schon geschehen ist, anzunehmen, was durch Gott an ihm getan ist, um nun im Gehorsam das in der Taufe ihm zugeeignete neue Leben zu ergreifeni. Abzulegen ist der alte Mensch, der - darin wird das Bild nahezu gesprengt - nicht nur als ein Gewand dem Menschen anhaftet, sondern der er selbst ist. Er muß in den Tod gegeben werden, weil 0 1t1XA«LO<; ~1L(;)v rtv&P(j)1tO<; auVE:a't'«up~&-tj (Röm 66)1. Da er schon gestorben ist, soll er nun abgetan sein 3 aUv 't'«i:<; 1tpcl~E:aLV «o't'oü', mit seiner Weise des Handelns und Tuns (vgl. Röm 81S), wie sie in den Lasterkatalogen beschrieben worden war. V. 10: Anstelle des alten Menschen aber soll der Vto<; rtv&pW1to<; angezogen werden 5. VtO<; meint hier im Gegensatz zu 1t1XA«L6<; nichts anderes als x«w6c;;'.Wo einer tv XPLa't'ij) ist, da istx«LvYJ x't'LaLC;; (Gal61& 2Kor 511). Gottes 1 Vgl. Bornkamm. Aufsätze I. S.34-50. I Zum Gebrauch von 1t'cxML6~ bei Paulus vgl. H. Seesemann. ThWB V. S. 715f. 8 Vgl. lKor 57: Weil mit dem Opfertod Christi das eschatologische Passahfest schon begonnen hat. darum ist es hohe Zeit. TTjv 1t'cx),(uQ:v tUjLllV auszufegen. • Zum Begriff 1t'p«~~ vgl. Ch. Maurer. ThWB VI. S. 643-645. I Es ist wichtig... feststellen zu können. daß zu dieser eigentümlichen Konzeption keine Parallelen in außerchristlichen Quellen gefunden worden sind" (J ervell. Imago Dei. S.240). Aus der Gnosis (vgl. Käsemann. Leib Christi. S. 147 f.) kann das Bild nicht abgeleitet werden. Denn in gnostischen Texten .. gibt es nicht und kann es auch nicht geben eine Vorstellung von einem alten und einem neuen Menschen. Denn der innere Mensch. die Pneuma·Eikon im Menschen. ist der Anthropos schlechthin" (J ervell. Imago Dei. S.241). Das Judentum kennt die Erwartung. daß am Ende der Tage Glanz und Herrlichkeit. die durch Adams Fall verlorengingen, wiederhergestellt werden sollen (Belege bei Bi 11 erb eck I. S. 11), nicht aber die Gegenüberstellung von altem und neuem Menschen. Vgl. auch R. Scroggs, The last Adam. Philadelphia 1966. S. 29-32. 54-58. Kamlah a. a. O. (S. 202 Anm. 8) S. 204 weist auf den idealen und den irdischen Menschen bei Philo hin. Doch kommt diese Vorstellung sicher nicht als direktes Vorbild für die paulinische Gegenüberstellung von altem und neuem Menschen in Betracht, zumal bei Philo keinerlei eschatologischer Bezug vorliegt. Vgl. auch Merk a.a. O. (S. 203 Anm. 9) S. 206. • Vgl. Eph 41,: lv8UGCXCJ&CXL -rov XCXLWV clV&pCal1t'OV. Wenn Kol310 vio~ statt XCXL~ steht. so liegen vermudich lediglich stilistische Gründe vor. da das Partizip -rov MXCXLVOUjLEVOV unmittelbar folgt. Vgl. auch lKor 57, wo viov ql6pcxjLCX der 1t'cxMt\O: tUjLll gegenübergestellt wird. Zu vio~ clv&pCal1t'O~ vgl. J. J eremias, ThWB I, S. 366f.; J. Behm. ThWB IV. S. 899-903; R. A. Harrisville, Tbe Concept of Newness in the New Testament, JBL 74 (1955). S. 69-79.
206
Ko131D
eschatologische Neuschöpfung wird hier in Anlehnung an Gen laSI. beschrieben - freilich nicht durch ein ausdrücklich angeführtes Schriftzitat, sondern durch übernahme katechetischer Tradition, in der auf Gen 1261. zurückgegriffen wurde l • Dabei ist nicht wie Gal327 und Röm 13u vom Anziehen Christi die Rede, sondern es wird zum Anlegen des veot; &v&pW1tOC; aufgefordert, der nach der elxwv l des Schöpfers, die kein anderer als Christus ist (vgl. h5), gebildet ist und sich erneuern muß eLC; e1t(yvw(Jw. Die in der Taufe vollzogene Neuschöpfung wird also in der ständigen cXVClXCx(VWC7LC; verwirklicht: 0 faw ~IL(;)v (sc. &v&pW1tOc;) cXVClXCltVOÜ"t'ClL ~ILepqt XClt i)ILepqt (2Kor 418)3. Der neue Mensch ist XCl"t" etX6VCl "t'OÜ x"t'(aClV"t'oc; ClÜ"t'6v geschaffen'. Während es Röm 829 von der zukünftigen Vollendung heißt 00c; 1tpoCyvw, XClt 1tPOWptaev auILjJ.6PCPOUC; e!vClL 'tiic; elx6voc; "t'OÜ u[oü ClÜ"t'OÜ, ist hier die Ebenbildlichkeit bereits als gegenwärtige Wirklichkeit beschrieben. Diese ist jedoch dem auf Christus Getauften nicht als ein fester Besitz zu eigen gegeben, sondern sie stellt ihn unter den Auftrag, das Bekenntnis zu Christus als der dxwv "t'OÜ &eoü im Wandel zu bewähren 6 • Durch das Partizip -rov cXVClXCltVOUILevov wird der Nachdruck auf die Paränese gelegt. Wie der alte Mensch samt seinen Praktiken zu verschwinden hat, so soll der neue Mensch erneuert werden im Vollzug der ihm aufgegebenen Verpflichtung zum Gehorsam. Die E1tLyvwatc; 8, zu der der neue Mensch gelangt, begreift, welches Gottes Wille und Gebot ist (vgl. 19)7. Der Vgl. J ervell, Imago Dei, S. 232. Zum Begriff Etx~V siehe oben S. 85-87 zu 11•. 3 Erneuert wird nicht der alte Mensch bzw. der Urmensch, sondern der in der Taufe geschaffene neue Mensch. J ervell, Imago Dei, S. 244f. weist daher mit Recht Käsemanns Interpretation ab: .. Der Sinn des ,Erneuerns' wird deutlich, wenn man daran denkt. daß die Eikon ja der gefallene Urmensch ist. Sofern der Urmensch zugleich Erlöser ist. wird er zur echten Eikon Gottes erneuert und hat nun das Wissen um Gott und um sich selbst als .innerer Mensch'. der zugleich der alles in allem erfüllende Christus ist." (Käsemann. Leib Christi. S. 148) Weder grammatisch noch sachlich kann das Partizip ciVotKCXWOU!LE"OV mit -rOv 7tcx).otthv cfv&p(o)7toV verbunden werden. Vgl. J ervell. Imago Dei. S. 244 Anm. 254. , Die Bezeichnung Gottes - denn Gott. nicht Christus ist gemeint (vgl. J ervell. Imago Dei. S. 249; Larsson a.a. O. [S.85 Anm.1] S. 205f.) - als b K't(acxt; entspricht traditioneller Redeweise (1Kor 11, Röm 1.. Eph 210 3, 1Tim 43 u. ö.). Vgl. G. Delling. Partizipiale Gottesprädikationen in den Briefen des Neuen Testaments, StTh 17 (1963). S. 25. Die Wendung ist hier jedoch nicht auf die erste Schöpfung (so W. G. Kümmel. Das Bild des Menschen im Neuen Testament, A ThANT 13. Zürich 1948. S. 39; Me r k a. a. O. [So 203 Anm. 9] S. 207), sondern auf die Erschaffung des neuen Menschen bezogen. • Vgl. Jervell. Imago Dei. S. 248-250; J. Behm. ThWB III. S. 455: .. Der Christ soll neuer Mensch werden. wie Christus der neue Mensch ist." • dt; bdYV(o)G\v steht hier absolut wie Phil le: (Vot i) ciYcX7t1) ulI-Clv bL II-«).).ov Kotl !-LIDov 7tEpLaaEUll bI t7tLyv~
2
Kol 310. 1l
207
alte Mensch besaß diese Erkenntnis nicht 1, der neue Mensch aber soll leben und wandeln, wie es dem Willen des Schöpfers entspricht. v. 11: In der Gemeinde Jesu Christi ist aufgehoben, was in der Welt - die freilich noch da istl - die Menschen voneinander trennt. Unter denen, die zu Christus gehören, oux ~VL 'Iou8ot'i:01; ou8e "EAJ.:1)V, oux fVL 80ÜAOl; ou8e EAEU&EPOI;, oux fVL &paEv xott &ljAU· 1tclVUI; ycXp Uj.LE'i:1; Erl; Ea-rE Ev XPLcrt'ej) 'Il)aoü (Gal 328). Denn ~ILE'i:1; 1tclVUI; E~ lv aWILot eßot1t't'La&l]ILEV, d't'E 'Iou8ot'i:oL d't'E "EJJ..l)VEI;, E('t'E 80ÜAOL EhE EAeU&ePOL (lKor 1218). Von der in der Taufe begründeten Einheit in Christus handelt auch die hier angeführte Reihe, in der der Überlieferung entsprechend zuerst Griechen und Juden genannt werden!; dabei steht freilich im Unterschied zu Gal328 und lKor 1213 "Elll)v voran 3. Der Jude weiß sich als Glied des erwählten Gottesvolkes von den Heiden geschieden, deren hervorragende Vertreter die Griechen sind; das Evangelium aber ist an alle gerichtet, 'Iou8ot(~ TE 1tpw-rOV Xott "Elll)VL (Röm 116; vgl. weiter lKor 122-u. 1082 Röm 29f. 39 1012 Act 141 18, 1910.17 2021)·. Denn in Christus gilt weder die Grenze, die durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Völkern gezogen ist, noch die Unterscheidung zwischen Israel und den Heiden 6 • Daher haben auch 1tEPL-rOIL~ und «XPOßUcrt'Lot ihre Bedeutung verloren 8 ; OGTE ycXp 1tEPLTO(.L~ TL Ecrt'LV oG't'E cXXPOßUcrt'Lot, cXAAcX XotLvl) x-rLaLI; (Gal 61&F. ßclpßotPOI; und LXU&rjI;, die in der Reihe folgen, sind nicht mehr als Antithese, sondern als aufzählende Fortführung der Reihe nebeneinandergestellt. Der ßcipßotPOI; ist der Nichtgrieche 8; aber der Gegensatz zwischen Griechen Ehester a.a. O. (S. 86 Anm. 2) S. 162 bemerkt richtig. daß die Verbindung von Ebenbildlichkeit und Ethik von jüdischen Voraussetzungen her zu verstehen sei. 1 V gl. Eph 417f.: ILlJxCTL UlLii<; m:pL7t<xniv x<x&~<; x<Xl TCt f&v7j 7UpL7t<XTti tv JLOC't'<XL6't'lJTL
TOÜ voO<; <Xtm';)v. iOX(J)TLOlLbJOL -rTi 8t<Xvo(~ ~V't'e<;. cbrlJ).).OTPL(J)lLbJoL Tij<; l;;(J);;<; TOÜ &EOÜ. 8tCt Ti)v «YVOLGlV Ti)v oöo<xv tv <xÜToi<;.
1 Der Gegensatz zwischen Griechen und Juden beschäftigt den Kolosserbrief sonst nicht. Zu 1tt:PLTOILTj/«xPOßUOT(<X ist 211.13 zu vergleichen. Die Erwähnung von Barbaren und Skythen steht ebenfalls ohne jede Verbindung zur Gedankenführung des Briefes. Zu aoü>..o<;/~p~ vgl. die an die Sklaven gerichtete Ermahnung (311-16). Die Reihe ist also zweifellos aus der Tradition übernommen worden. Vgl. auch Klein a.a.O. (S. 34 Anm. 2) S. 195. 3 Die Adressaten des Briefes sind. wie auch hier erkennbar wird (vgl. 111 f. 213). Heidenchris ten. , D*G it vg l stellen «pcn:v x<Xl &;;>..u (v gl. GaI3 ..) an die Spitze des Katalogs. 6 Zu "E).).lJv bei Paulus vgl. H. Windisch, ThWB 11, S. 509-514; zu 'lou8<xio<; bei Paulus vgl. W. Gutbrod, ThWB 111, S.382-384. I ZU «XPOßUOT(<X vgl. K. L. Schmidt, ThWB I, S.226f.; zu 1tt:PLTOILTj vgl. R. Meyer, ThWB VI. S.82f. 7 V gl. ferner Gal 5, 1 Kor 711 Röm 216-., 4,-11. Die Gegenüberstellung 1tEPLTOILTj/ «xpoßuOTLx ist sicherlich traditionell und wird jedenfalls im unmittelbaren Kontext nicht ausgewertet. V gl. K 1ein a. a.O. S. 195; gegen Je r v eil, Imago Dei, S. 251 : .,Der Verfasser hat die Formel aufgegriffen, nutzt sie jedoch für seine besonderen Zwecke aus. ce 8 Vgl. H. Windisch, ThWB I, S. 544-551. Th. Hermann, Barbar und Skythe. Ein Erklärungsversuch zu Kol 3,1 t, ThBI 9 (1930), Sp. 106f. führt Belege dafür an,
208
Kol3u
und Barbaren ist in der christlichen Gemeinde aufgehoben 1. Die Skythen werden als besonders fremdartige Vertreter der Barbaren angeführt, von denen man sagte: ßpcxIU 't'(;)v ~PLWV 3Lcx(j)&po~ (J osephus, contra Apionem II, 269)1. Mit den Unterschieden, die in der Welt die Menschen voneinander scheiden, ist schließlich in der christlichen Gemeinde auch der Gegensatz der sozialen Stellung überwunden. Ob Sklave oder s Freier - das wird besonders nachdrücklich betont - , hier gilt nur die XCXLvt) x't'LaLC:; in Christus. 0 yap ev xup( x)':ll.&etc:; 3oüAoe:; tX7ttMU&epOC:; xup(ou eG't'(v' O(.l.OLWC:; 0 eMu&epoc:; xAYj.&ete:; 30üA6c:; eG't'Lv XPLG't'OÜ (1 Kor 728)'. Dabei wird nicht von einer natürlichen Gleichheit aller Menschen 6 oder von einer alle Menschen verbindenden Sittlichkeit' gesprochen. Sondern Menschen ganz verschiedener Herkunft sind durch die Zugehörigkeit zum einen Herrn zur Einheit in Christus zusammengeschlossen. Zwar leben sie auch weiterhin in den Bezügen, die in der Welt gelten, als Griechen oder Juden, Freie oder Sklaven. Aber die Unterschiede, die die Menschen voneinander trennen, sind da aufgehoben, wo der Leib Christi ist und seine Glieder zur Gemeinschaft miteinander verbunden sind. daß Bocp~ocpLoc gelegentlich zur Bezeichnung der Somaliküste und eines Teils Athiopiens dient. so daß dann hier ein Gegensatz .. Südvolk/Nordvolk", vielleicht auch .. Weißfarbige/Schwarzfarbige" vorliegen könnte. Doch es bleibt wenig wahrscheinlich, daß ß«P~ocpof;, nachdem -Ellljv vorangegangen ist, ein bestimmtes Volk und nicht den .. Nichtgriechen" bezeichnen sollte. Vgl. Windisch a.a. O. S. 550. 1 Vgl. Röm 1u: "EllljoLv TE xocL ~ocP~«poLf; ... OtpEL~"t'lJf; dILL. Die Bezeichnung ß«P~OCPOf; findet sich ferner 1 Kor 1411 Act 28•.•. I Die Skythen werden im NT sonst nicht genannt, doch siehe 2Makk 4&7 3Makk 71 und vgl. O. Michel, ThWB VII, S.448-451. Die Erwähnung des Namens ~xu.&1)f; ist sicher nicht .. in der Besonderheit der kolossischen Verhältnisse begründet" (so Michel a.a.O. S. 450), sondern gehört zu der aus der überlieferung übernommenen Aufzählung. a AD*G pc fügen xocL zwischen 80ü)..Of; und ~AW&tpOC; ein, um die Gegenüberstellung zu verdeutlichen; vgl.: '"Ell'1lv xocL 'Iou8(Xi~; 1'ttPLTOI'~ )«XL cixpo~\JOT(oc. • Vgl. K. H. Rengstorf. ThWB 11. S.274-276; H. Schlier, ThWB 11, S.498. I Zum stoischen Gedanken der natürlichen Gleichheit aller Menschen vgl. Seneca. Epist. 31, t t: Animus •.. rectus, bonus. magnus ... tarn in equitem Romanum quam in libertinum quam in servum potest cadere. Quid est eques Romanus aut libertinus aut servus? nomina ex ambitione aut iniuria nata. In der Himmelsstadt, die Lukian, Ver. hist. 11, 32-35 beschreibt, besteht vollständige Gleichheit unter ihren Bürgern: -ro 8~ XcLpwv fj XpdTTWV fj c\mocTpL8'11c; fj &yewiJf; fj 80ü).01; fj iAcUa&poc; 0081 6)..wc; clVIXL fj )lyccr&cxL h T'j; ,roAtL. V gl. Be tz a. a.O. (S. 48 Anm. 4) S.95f. t In dem freilich erst im 10. Jahrh. n. ehr. abgefaßten (vgl. H. L. Strack. Einleitung in Talmud und Midrasch, IMünchen 1920. S. 220) - Seder Elijjahu rabba 10 (ed. Friedmann. Wien 1902) heißt es: .. Ich rufe Himmel und Erde zu Zeugen an, daß sowohl der Heide als der Israelit, sowohl der Mann als das Weib. sowohl der Knecht als die Magd durch sittliche Handlungen in den Besitz des heiligen Geistes kommen können." Vgl. G. Klein. Der ilteste christliche Katechismus und die jüdische Propaganda-Literatur, Berlin 1909. S. 73; Dibelius-Greeven z. St.
209
Kol311
Mit den Worten illa 1 7trXvrll Xlll ev 7tCio'LV XpLa-roe; wird dem7 was in der Welt die Menschen voneinander scheidet7 die neue Wirklichkeit7 die in Christus gilt7 gegenübergestellt. Nicht erst von der zukünftigen Vollendung 7 in der Gott alles in allem sein wird (1Kor 1528)7 sondern bereits von der gegenwärtigen Christus herrschaft kann gesagt werden, sie eröffne die Fülle des Heils, so daß Christus alles in allem ist I. Seine Herrschaft umgreift alles (vgl. 116-20). In ihm ist daher die Einheit der neuen Menschheit begründet, die 7ta.vree; ete; !v a(;)1L1l getauft wurden (1Kor 1218) und darum ete; ev XpLaTcj) 'Illaoü (Gal328) sind 3 • Die Entfaltung des Imperativs durch Rückgriff auf den Indikativ7 wie sie in der Paränese des Kolosserbriefes vorliegt, entspricht durchaus paulinischer Theologie'. Auf der einen Seite wird in indikativischen Aussagen auf die schon geschehene Zueignung des Heils hingewiesen: OUVlJ'Ytp3?jTe Tcj) XPLa't'cj) (31); cX7te.s-rXvne (3a); Gott hat den neuen Menschen geschaffen (310); in der neuen Schöpfung ist nicht "Ellllv xlll 'Iou31li:oe;, 7tepLTOlLl) XIlL cixpoßua't'LIl, ßrXpßllpOe;7 ~xu3?je;7 3oo).0e;, D.eU&poe;, cXlla 7trXvrll XIlL ev 7tCiaLV XpLa't'6e; (311)6. Weil das gilt7 darum wird nun zum Vollzug dessen aufgerufen, was Gott bereits vollzogen hat: Ta liv'-l ~1l't'Ei:'t'E (31); Ta liv'-l cppovei:'t'E, IL~ Ta trcl. nje; iijc; (32); vexpwall't'E oi5v Ta ~).ll Ta e7tl nje; iije; (35); cX7t6.3-ea.3-e (38); IL~ ~eU3ea.s-e ete; cXll~).ouc; (39); cX7tex3uarXfLEVoL -rov 7t«AIlLOV Iiv&p'-l7tov .•. xlll ev3uarXILEVoL 't'Ov vtov (391.); ev3ualla&e oi5v (312). 1 BstDG pi stellen vor 1teXvTCX den Artikel TeX. I V gl. 1 Kor 15.. : (Vat ti 6 ~t; 1teXVTat iv 1t<Xac.v; Eph 113: 1tA~PCI)I"CX TOÜ TIX 1teXvTat h 1t<X<JLV 1tAljPOU~ou. Die Frage, ob lv 1t<x<JLV maskulinisch oder neutrisch zu ver-
-ro
stehen sei, ist nicht zu entscheiden. Von hl'IO her würde sich neutrisches Verständnis nahelegen. Vom unmittelbaren Kontext her ließe sich aber auch maskulinische Auffassung rechtfertigen: In allen, die iv XPL<JTijl sind - woher sie auch kommen - . ist Christus. Der Verfasser des Kolosserbriefes will mit dem vollklingenden Ausdruck auf die alles umfassende Christusherrschaft hinweisen. Daher kommt es ihm nicht auf die Unterscheidung - ob maskulinisch oder neutrisch - an. Vergleichbare Formeln aus der hellenistischen Umwelt sind oben S.91 zU h. angeführt. a A. Wikenhauser. Die Kirche als der mystische Leib Christi nach dem Apostel Paulus. IFreiburg i. B. 1940. S. 163 möchte von mystischer Einheit sprechen. zu der die Gläubigen und Christus zusammengeschlossen sind: .. Die Formel ,Christus ist alles und in allen' (Kol 3.11) identifiziert fast die Christen mit Christus ... Christus ist ,alles' (d: 1teXvTCX). insofern er als der mystische Christus alle Erlösten in sich faßt, und er ist .in allen'. insofern er als ihr innerer Mensch. als das .Gottwesen' in ihnen, ihr neues Lebensprinzip darstellt. ce Es bleibt jedoch bei aller Betonung des Einsseins in Christus das Gegenüber zwischen den Glaubenden und ihrem Herrn streng gewahrt. Daher trifft der Begriff Mystik den Sachverhalt nicht. V g1. oben S. 195 Anm. 2 zu 3a. , Vgl. Bornkamm. Aufsätze I, S.34-50. Der Abschnitt 31-11 weist Berührungen mit verschiedenen paulinischen Tauftexten auf; er setzt also paulinische Tradition voraus. Sanders a.a.O. (S.119 Anm.1) S.42f. nimmt literarische Abhängigkeit vom Römerbrief. den Korintherbriefen und vom Galaterbrief an. V g1. dazu unten S. 255 f. I V g1. auch 313: XatPt~6I"CVOL iCXUTOit; ••• xcx&wt; Xctl 6 x6pLot; qlXp(<JCXTO ul"iv OGTCI)t; xlXl u(.Ldt;. 14 5226 Lohte, Kot, Phllemon
210
Ko13u.u
Wird in den indikativischen Sätzen auf die in der Taufe schon geschehene Wende vom Tod zum Leben zurückgeblickt, so weisen die imperativischen Aufforderungen vorwärts zur Verwirklichung des neuen Lebens derer, die mit Christus auferstanden sind. Während jedoch Paulus im Römerbrief sagt, in der Taufe seien wir der Sünde gestorben, 1'00 lLljxtrt BOUMUe:LV ~lLaC; T7j «WtP1'~ (Röm 66), heißt es im Kolosserbrief: «1te3«VtTC aUv XPLeTt'ij) «7tO TWV aTOLle(oov TOÜ x60'lLOU (210). Von der knechtenden Gewalt der «WXPTf.Ot, deren Herrschaft wir durch die Taufe entrissen worden sind, ist aber nicht die Rede l • Paulus verbindet im Römer- und im 1. Korintherbrief die Gottebenbildlichkeit mit der zukünftigen Auferstehung der Toten (IKor 15.9 Röm 829). Nach dem Kolosserbrief dagegen ist in der Taufe der neue Mensch xOt1" dx6vOt TOÜ XT(O'OtV't'OC; OtÖ't'6v geschaffen (310)1. Die Auferstehung mit Christus ist schon geschehen; das Leben aUv XPLaTij) ist schon da - freilich nicht als verfügbares Eigentum, sondern als Gottes neue Schöpfung, die ständig erneuert wird zu Erkenntnis und gehorsamem Vollzug seines Willens. Den neuen Menschen anzuziehen, bedeutet daher: 'EvauO'OtO'3e o15v, ~C; !xAexTOt TOÜ 3eoü clYLOL XOtt 'iJYOt1tlj~OL, rmMyx.vOt O[XTLPlLOü, lP"I)a-ro't'l)1'Ot, TOt1ttLVOCPPOaUV"I)V, 1tpOtO't'lj1'Ot,
lLOtxpo3ulLf.OtV (311).
V. 12: Die Aufforderung EVauO'OtO'3e wird durch o15v als Folgerung aus der vorangegangenen Reihe der Ermahnungen eingeführt und von diesen durch eine Anrede der Leser leicht abgehoben: ~c; Mex1'ot TOÜ a 3eoü ist nicht als ein Vergleich gemeint, als gälte es, den himmlischen Erwählten gleich zu werden', sondern die Gemeinde wird als das erwählte, heilige und geliebte Volk Gottes angesprochen. Wie Israel von Gott als sein Eigentum ausgesondert worden war (Dt 4S7 77 Ps 3312 u. ö.) und die Gemeinde von Qumran sich als die Schar der Auserwählten verstand', so heißt es nun von der christlichen Gemeinde: ü!U~c; Be yhoc; Mex-rov, ßOtO'L>..eLov lcPcl1'tuILOt, !3voe; clYLOV, >-OtOe; etc; 1tepL1tof."I)O'LV (1 Petr 29). Die Glaubenden, die aufgrund der Taufe dem Herrn zu eigen sind, sind die txAtX1'Ot koü (Röm 8SS)I. ZU txAex1'Of. sind die Parallelbegriffe <XYLOL 1 Im Kolosserbrief fehlt auch der Hinweis darauf, daß das 1tVCÜ1L1X den Wandel des Christen bestimmt. 7t'nÜ1L1X steht nur 1a 21, mEulLlXTtx6t; nur t. 311. Vom 7tEpL7tIXTdv Iv 7M:~ILIXTL bzw. XIXTcX meülLlX ist nicht die Rede. V gl. dagegen Gal 5": cl
!:wILEV mWlLIXTL,
mWlLlXTL xlXl OTOLxwILEV.
Vgl. J ervell, Imago Dei, S. 236 Anm. 232. • Der Artikel fehlt in AD*G pc. • So nach Lohmeyer z. St., der ixAEXTO( auf die himmlische communio sanc· torum und damit auf die !YYE).OL beziehen möchte. wt; soll aber nicht etwa eine Distanz (= wie), sondern vielmehr die Identität feststellen (= als). • Vg1. 1QpHab X, 13: "die Auserwählten Gottes"; V, 4: "seine Auserwählten"; 1QH XIV, 15: "deine Auserwählten"; 4QpPs37 11, 5: "die Gemeinde seiner Auserwählten" . • Vg1. ferner Mk 1310.•1. 11 Par. Mt 2018 v.1. 221. Lk 187 Röm 1613 2Tim 210 Tit 11 1Petr 11 und siehe G. Schrenk, ThWB IV, S. 186-197; Delling a.a.O. (S. 36 Aom. 2) S. 305. 1
Kol311
211
und 1 ~"(CX7tIJ!JlvOL als Attribute hinzugefügt'. Die von Gott Geheiligten a werden zum «"(Lcxa!J.6c; gerufen (lThess 48). Sie haben Gottes Liebe als sein erwählendes Handeln erfahren' und sollen daher nun in der cX"(tX7t1) den anderen Menschen begegnen'. Waren oben zweimal fünf Laster genannt, die mit dem alten Menschen verschwinden müssen (V. 5. 8), so werden nun in einer katalogartigen Reihe fünf Tugenden aufgezählt, die angezogen werden sollen. Dabei wird der Ton nicht auf eine bestimmte Gesinnung 8 , sondern auf das Tun gelegt, in dem der neue Mensch sich zu erkennen gibt. Dazu ist er freilich nicht aus eigenem Vermögen, sondern allein aufgrund der ihm zuteil gewordenen Erwählung, Heiligung und Liebe Gottes fähig. Die fünf Begriffe, die das Wirken des neuen Menschen beschreiben, dienen alle an anderen Stellen dazu, das Handeln Gottes oder Christi zu bezeichnen 7: otx"np(.LoE steht Röm 121 und 2Kor 18 vom Erbarmen Gottes. Von seiner XPllO"t'OTIjC; ist Röm 24 1122 Eph 27 Tit 3. die Rede. Phil28 heißt es: Christus tTCX7te(v{J)O'ev ecxu-rov; auf die 7tpcx~TIjC; TOÜ XPLO"t'OÜ weist der Apostel 2Kor 101 hin 8. Gott übt (.Lcxxpo&u(.LEcx mit den Menschen (Röm 24 922 U. ö.). Im Anlegen der Tugenden, die ausnahmslos Frucht des Geistes sind, tritt daher die Erneuerung in Erscheinung, die der von Gott geschaffene neue Mensch zugleich erfährt und vollzieht. An erster Stelle wird das liebevolle Erbarmen 8 genannt 10, an zweiter die XPllO'TOTIjt;, die Güte, in der man anderen Menschen begegnet (vgl. 1 xe%t fehlt in B pe. I Vgl. O. Procksch. ThWB I. S.108. 3 Zu «YLOt; vgl. oben S. 35f. zu h. • Röm 17 stehen nebeneinander a.YClml"roit; ~coü. x).7j'roi~ cXY(OL~; vgl. ferner Eph 1.r.: i~d.t~Cl'rO ~1L&t; iv ClUTCj> 7tpO XCl'rClßOAij~ x6alLou. ctvClL ~IL&~ cXY(ou~ XCll a.lLwlLout; XClTEVW7tLOV ClUToÜ. ~v a.ycX7t71 7tpOop(aCl~ ~IL&~ dt; ulo~ca(Qtv 8LcX 'I7jaoü XPLaTOÜ cl~ Clu'r6v. i)YCl7t7jlLnOL heißt es nur noch 1Thess I. 2Thess 211 Jud 1. sonst stets a.YCl7t7j'rot 11 Vgl. E. Stauffer. ThWB I. S.49. • Die rechte Gesinnung. die als solche auch abgesehen von der Tat verdienstvoll wird, wird in vergleichbaren Katalogen der Stoa betont. Vgl. Epiktet. Diss. H. 22,36: laTClL ... 'rCj> IL~ 6lLot~ 7tClV'rt cX7tAWt;. 'rOÜ 8' a.voILO(oU a.ve>mx6t;. 7tP~Ot; 7tpO~ ClU-rOV. ~lLepOt;. auYYVCo>ILLXb~ 6l~ 7tpOt; a.yvOOÜV'rCl. 6lt; 7tpOt; 8LCl7tt7t'rOV't'Cl 7tCpt 'rWV ILCY[aTCo>v' oü8evl XClAc7t6t;. Kynisch-stoische überlieferung ist auch in den Tugendkatalogen aufgenommen. die Lukian von Samosata in seinen Schriften anführt. Vgl. Betz a. a.O. (S.48 Anm.4) S. 206-211. 7 Vgl. Lohmeyer z. St.; Jervell. Imago Dei. S.252f.; Larsson a.a.O. (S.85 Anm.1) S.210-220. Merk a.a. O. (S.203 Anm.9) S.210 macht mit Recht darauf aufmerksam. man dürfe die Aussage von 311 .. nicht mit dem Gedanken der Nachahmung oder Vorbildlichkeit Gottes oder Christi für die Gläubigen belasten". Es wird vielmehr der durch Gottes Tat eröffnete neue Lebensraum beschrieben. in dem der Glaubende existieren soll. I Vgl. auch Mt 11 .. : 7tPCl~~ cllLL XCll 'rCl7tCLvb<; -r7i XClp8~. • Zu oumplL6t; vgl. R. Bultmann. ThWB V. S.161-163. 10 Vgl. Phil21: cl 'r~ anMyxvCl XCll olxnplLot H. Köster. ThWB VII. S.557 vermutet zu Ko1311: .. Diese Formulierung ist wohl kaum ohne literarische Abhängigkeit von anMnVCl XCll ObCTtPILO( Phil2.1 entstanden." anMyxvCl otx'rLPILOÜ läßt sich aber auch als Parallelbildung zu anMyxvCl i)jo~ (TestSeb 73) er14·
212
Ko13u. u
Gal522 2Kor 66 Eph 27)1. Es folgt die 't'Ot7tE:LVOCPpoaUVll 3 , in der einer zum anderen hinaufsieht und keiner auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen bedacht ist (vgl. Phil2ar.). In der 7tpOt~'t"Y)~3 hilft einer dem anderen zurecht (vgl. Gal61)4, kraft der ~OtXpo&U~(OtII vermag er mit langem Atem zuzuwarten und Geduld zu üben (vgl. lu)l. Alle fünf Begriffe zeigen an, wie der Christ dem Mitmenschen gegenübertreten soll. Er soll darauf verzichten, sich selbst zu behaupten und den eigenen Vorteil zu wahren, und sich ganz dem Nächsten öffnen, der seiner verstehenden Bereitschaft und helfenden Tat bedarf. V.13: Daß es auf die rechte Tat der Christen ankommt, wird noch einmal durch die angefügten Partizipien clve:x6lJ.E:VOL und x.OtpL~6lJ.E:VOL unterstrichen, die die Reihe der Imperative fortsetzen 7 • Dabei wird nicht auf eine bestimmte Gemeindesituation angespielt 8 , sondern es wird eine Mahnung ausgesprochen, die allgemein in jeder Lage für das Zusammen1eben in der Gemeinde Gültigkeit hat: einander' zu ertragen 10 und Vergebung zu üben, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen l l klären (vgl. Köster a.a.O. S.557 Anm.51). Im Tugendkatalog der Gemeinderegel von Qumran ist tI"~n, :1" (IQS IV. 3) zu vergleichen (vgl. Wibbing a. a. O. [So 199 Anm. 3] S. 105). in den Katalogen von Eph 431 und 1 Petr 3. das Adjektiv dScm),cxyx"oe;. 1 V gl. auch Eph 481: y("ea&e 8~ E~ clUi)).oue; XPlIa1'O(. Zum Begriff XPlI01'61'llC; vgl. L. R. Stachowiak. Chrestotes. Ihre biblisch-theologische Entwicklung und Eigenart. Studia Friburgensia NF 17. Freiburg/Schweiz 1957. bes. S. 91f. 98-102. • Vgl. W. Grundmann. ThWB VIII. S. 22-24. Zu 't'CXTtELVOqlp0aU"lI und Ttpcx61'7)e; vgl. MU17 m, (IQS IV. 3). Eine genaue Parallele zum Tugendkatalog lQS IV. 3 (vgl. Wibbing a.a.O. S.104) liegt jedoch nicht vor. Es differiert nicht nur die Reihenfolge der aufgezählten Begriffe. sondern es fehlt auch 1 QS IV das Bild vom Anziehen des neuen Menschen... Die Parallele bleibt also im allgemeinen Rahmen spät jüdischer Paränese-Inhalte und entbehrt des Typischen." (Braun. Qumran I. S.233) I Vgl. F. Hauck/S. Schulz. ThWB VI. S. 645-651. , V gl. ferner Gal 511 1Kor 411 Eph 4. 2Tim 216 Tit 3 •. • Vgl. J. Horst. ThWB IV. S. 377-390. , V gl. ferner Gal 511 2Kor 6, Eph 4. 2Tim 3104•. V gl. auch tI"I)K 1 QS IV. 3; Wibbing a.a.O. S. 104. 7 Zur imperativischen Bedeutung der Partizipien vgl. oben S. 204 zu cXTtex8UOcX!LEVOL (V.I) und ev8uacX!Lf:VOL (V.lO). • Es ist also nicht an Auseinandersetzungen gedacht. die der qlLAOaOql(1X wegen in der Gemeinde geführt worden sind. Kap. 2 zeigt. daß die falsche Lehre abgewehrt. nicht etwa geduldet werden soll. I Zum Wechsel von cXUi),(!)" zu icxu't'Oic; vgl. Xenophon. Memor. 111. 5. 16: cl""t'l
,"M
°
°
~ 1'OÜ ou"Epyei" ilX u l' i C; 1'cX OU!L'PCpO"1'cx. ~pecX~ouoLV cX),), i), LC; XlXl ql&O"OÜOL" i cx Ul' i C; !Liillo" Tj 7t'pOC; «UOLe; clv&p~7t'OLe;... xlXL TtPOIXLPOÜ"1'CXL !L«Uo" oG't'(!) xep81X(Ve:LV clTt' cl),),i),(!)v Tj ouV(!)qle),oMEe; CXU1'OUe;; Lk 2311: 1'&1" cX>.Ai)).(!)v ••• TtpOC; IXÜ1'OUC;;
°
siehe auch Blaß-Debr. § 287. 10 Zu clvcXEa&cxL vgl. H. Schlier, ThWB I, S.360f. 11 Das Wort !LO!L'Pi) (vgl. W. Grundmann. ThWB IV. S.576-578) kommt selten und nur in poetischem Sprachgebrauch vor. Vgl. Aristophanes. Pax 664: cXxouacx&' ulLEiC; ~v Ivcxcx !LO!Lqli)v IXEL; Euripides. Orestes 1069: lv ~ Ttp(;)1'cX aOL
Ko1311.u
213
hat. Denn wie der Herr euch vergeben hat, so sollt auch ihr einander vergebenl Mit dem )(l&~t;-Satz wird eine Wendung aus der Unterweisung der Gemeinde aufgenommen 1 und auf das Handeln des Herrn verwiesen, das für die Glaubenden Grund und Richtung ihres Tuns bestimmtlI. Der Kyrios ist Christus', nicht Gott; doch ist dabei nicht an Jesu Erdenwirken gedacht, in dem er sich der Verlorenen annahm und ihnen die Vergebung der Sünden zusprach. Sondern der K yrios ist der erhöhte Herr, der an seinem Volk handelt". Durch die Taufe ist die Vergebung der Sünden zuteil geworden (213). Die in der Taufe empfangene Vergebung aber befreit zur Bereitschaft, nun auch in der Gemeinde dem anderen nicht nachzutragen und nachzurechnen, wenn er Anlaß zur Klage und Beschwerde gegeben hat. V.14: Die ciycX1t"1) übertrifft alles andere, was der neue Mensch anzulegen und zu tun hat (vgl. 1Kor 13 Röm 138.10). Darum 6 wird sie aOy8ta!J.ot; 'tljt; 't'tAtL6't"'7l't'ot; genannt. aOv8ta!J.ot; bedeutet die Verbindung von Getrenntem, das nun zur Einheit zusammengebracht wird 8 • Es könnte daher daran gedacht sein, daß die Liebe als das vollkommene Band 7 alle anderen Tugenden zur organisatorischen Einheit zusammenschließe 8. Dieser Gedanke ist jedoch im Zusammenhang der neutestamentlichen ILOI.UP~V fX6l. In LXX findet es sich nicht, im NT nur an unserer Stelle. 0* setzt statt dessen JL&IL~LV, G 6Prllv ein. 1 Vgl. Oahl a.a.O. (S. 104 Anm. 2) S.6f. • V gl. Röm 157f.: ÄLO 7tP017AGlqJ.ß«VE17.&e clll~AOut;, xex&cat; xext 0 XPLa-rOt; 7tP017EA«ßETO l)l.I.cit;; ferner Eph 431 52. 14. 11. 8 Cstpl sy ClemAlex verdeutlichen sachlich richtig durch XPL~; K* dagegen bietet &E6t;; 33 arm Aug haben .&eOt; iv XPL17T(j> (vgl. Eph 481). Merk a.a. O. (S. 203 Anm. 9) S. 211 meint, man werde nicht an Christus, sondern an Gott denken müssen. Ooch diese Auffassung kann nicht mit dem Hinweis auf 110 begründet werden, da dort mit dem >
214
Kol3u.lll
Aussagen über die Liebe nirgendwo vertreten 1 und wird auch hier nicht vorliegen '. Da der Begriff TC'...AEL6TYjt; durch den Artikel angeschlossen ist, wird der Genitiv nicht qualitativ, sondern final aufzufassen sein, so daß er die Folge bzw. den Zweck angibt 3 • Dann wird die Liebe als das Band verstanden, das zur Vollkommenheit führt'. Sie bindet die Glieder der Gemeinde, die in der Einheit des <1WIL~ XPLCJ"t'OÜ leben", zusammen und schafft so die -rtML6TYjt; in der Gemeinschaft des einen Leibes·. V. 15: Die Paränese mündet in den Friedenswunsch, wie er wiederholt in den paulinischen Briefen in der Zuversicht ausgesprochen wird, daß Gott die Bitte erhören wird und daß die e;[p~V1) 'rOÜ &toü ~ \J'1tEP&xOU<1ot 7tOCVT~ VOÜV
'!lj<10Ü (Phil4'1; vgl. ferner 1Thess 528 Gal616 2Kor 1311 Röm 1620 Phil49
2Thess 316). Dieser Friede wird hier mit dem singulären Ausdruck ij E[p~V1) 'rOÜ XPLCJ"t'OÜ 7 benannt, zu dem sich jedoch einige vergleichbare Wendungen anführen lassen. So sagt der johanneische Christus zu den Jüngern: Etp~V1)v cX
UACLOV i7toL71ac, SLOP&OU\LeYOV S' tPYtlCO\LeYOV Xtl~ qlLALotv.
Ttli~
ntlp' cXU:QA6)V
inLXOupltlL~ Xtl~
cXVTLS6acO'L, XOLv6)vLIXV
11 Den Gedanken der Einheit betont die Variante Tij~ !v6T7lTO~ D*G it. die jedoch von Eph 413 her sekundär in die Textüberlieferung eingedrungen ist. • Käsemann. Leib Christi, S.151 möchte die cXYcl7t7J als den die Tugenden zusammenfassenden Aion bestimmen. Dagegen mit Recht Dibelius-Greeven z. St.: Diese Erklärung "kann nicht damit begründet werden, daß cXYcl7t7JV noch von ~8Uatla&e abhänge und also ebenso ,angezogen' werden solle wie der Christus selbst. Das gleiche würde nämlich von O'7tM"(XVtl OlxTLPI'OÜ, XP71aWnJTIX XTA. gelten, denen Käsemann jedoch nicht die gleiche Bedeutsamkcit zuerkennt". 7 Der Reichstext gleicht an Phil 47 an: -I) clp-qV"l) 'nIÜ .&coü.
Kol311
215
"herrschen", "walten"l. Soll die Elp~Yrl TOÜ XPLaTOÜ in den Herzen regieren, so ist nicht an die Innerlichkeit des Seelenfriedens und der Stimmung des Herzens gedacht. Sondern in hebraisierender Redeweise ist mit der x«p8L« das Innerste des Menschen gemeint, der Sitz seines Empfindens, Denkens und Wollens '. Der ganze Mensch also wird vom Frieden Christi erfaßt 3, so daß die EtP~Vlj TOÜ XPLaTOÜ geradezu den Bereich darstellt, in dem er als der neue Mensch existiert. In diesen Raum des Friedens hat die Berufung, die sie durch das Wort des Evangeliums getroffen hat, die Glaubenden hineingeführt. Sie leben ev evt' O'6l/L«TL, in der Kirche, die als der Leib Christi der Ort der gegenwärtigen Herrschaft des erhöhten Herrn ist (vgl. 118. U)6. Die Aufforderung x«t EUXcXPLaTOL' Y(VEO'&& zielt nicht lediglich darauf, daß die Menschen dankbare Gesinnung empfinden und diese im Gebet zu Gott aussprechen möchten. Sondern die Gemeinde soll Dank sagen, indem sie preisend und lobend sich zu Gott bekennt', der sie aus der Gewalt der Finsternis errettet und in den Herrschaftsbereich seines geliebten Sohnes versetzt hat (lulf.). Im Bereich des einen O'c;)/L«, d. h. in der exxAljO'(<<, soll die EUX«PLaTL« laut werden, indem der hymnische Lobpreis angestimmt wird, durch den Christus als E[X~V TOÜ &EOÜ TOÜ aopcXTou und Herr über alles verherrlicht wird (115-20)8. 1 ßpcxßeUeL" bezeichnet ursprünglich die Tätigkeit des Schiedsrichters und ist seit Euripides bezeugt, in LXX nur SapSal 1011 von der Weisheit als Schiedsrichterin. An unserer Stelle ist nicht gemeint, daß der Friede "allen Streit schlichtet" (so E. Stauffer, ThWB I, S. 636), sondern daß er in den Herzen der Glaubenden herrscht. In der Bedeutung "entscheiden", "leiten" steht ßPCXßeUeL" bei Philo, vita Mosis I, 163: 'E1teL8'i) TOtWV 1tCXP' b6VT(J)" lAcxßc T-ij" ciPX~'" ßpcxlkUovroc; xcxl17nwUovroc; TOÜ .&coü. Spricht Philo von der ciA~&eLcx ßpcxßMuacx (rer. div. her. 95), so ist die entscheidende Funktion der Wahrheit gemeint. Vgl. ferner PapMasp 11, 67151, 221-223 (6. Jahrh. n. Chr.): 8LxCXtCX 8[LCX&]~~[l'l] •.. [une] 'I(l'lao)ü TOÜ x(upt)ou x(cxl) &(e)oü "ilJLW" ßpcxßeuoJLhl'l xcxl [cpU).CXTTOJLMJ]. I Vgl. J. Behm, ThWB IH, S. 614-616. I iv Tcxie; xcxp8tcxLe; UJLW" wird in V.18 durch iv uJLi" fortgesetzt. Vgl. W. F oerster, ThWB 11, S. 412: Der Friede erscheint Kol311 "wie eine Macht •. " die im Menschen herrscht, ... wie ein Bereich, in dem der Gläubige geschützt ist". , ivL fehlt in pu B 1739. I Vgl. auch oben S. 151f. 179(. zu 2 •. u. 1 Das Adjektiv tUX«PLaTOC; wird selten gebraucht, in LXX nur Pro v 1118 (yuvi) tUX«PLaTOC;), im NT nur hier. Vgl. Bauer Sp. 650. 7 Vgl. Schlier, Epheser, S. 249: "xcxl tUX«PLaTOL yL"ca.&c. Das heißt hier nicht nur: seid dankbar, sondern: seid Dank·Sagende." • V gl. R 0 bin s 0 n a. a. O. (S. 68 Anm. 6) S. 225: "Die Stelle Col 311 wird mit einer Art überschrift eingeführt V.llb: xcxl tUXciPLaTOL yt"ea.&c, die eben an IThess 511 erinnert, und sie schließt V.17b mit tUXCXPLaTOÜVTcC; TCj) .&cij) 1tcxTpl 8L' CXÜTOÜ. Nach dem Vorbild von 111 tUXCXPLaTOÜVTcC; Tij) 1tcxTpL ist dieser Schluß als eine Anspielung an die in dieser Gemeinde geläufige Abart der Hodajot.Formel zu sehen. So kann man an hand der Begriffe für Danksagung das Singen von 311 mit 1111. verbinden und dadurch in den Strom der Danksagung im Frühchristentum stellen."
216
V. 16: Rechte Danksagung, zu der V.16b anhält, geschieht im Hören und Bedenken des Wortes und in den von der Gemeinde zur Ehre Gottes gesungenen Liedern. Statt 0 Myor, (48), 0 Myor, -roü &e:oü (126) bzw. Myor, Xup(OU (1Thess 416 2Thess 31)1 heißt es hier - dem in V.16 gebrauchten Ausdruck ~ etp~vll -roü XPLO"t'OÜ entsprechend - 0 Myor, -roü XPLO"t'OÜ. Dieses Wort ist das eua.yytALov -roü XPLO"t'OÜ (Gal 17 1Kor 918 2Kor 218 u. ö.), das &V -rij} My~ 'tijr, clAll&e:(a.r, -roü eua.yyeA(ou zur Gemeinde gekommen ist und bei ihr Boden gewonnen hat (hf.). Diese Botschaft soll in ihrer Mitte heimisch sein. Wie die Weisheit in Israel Bleibe fand (Sir 24&) und der Geist Gottes in den Glaubenden wohnt (1Kor 318 Röm 89.11)1, so soll der Myor, -roü XPLO"t'OÜ in reicher Fülle in der Gemeinde Platz haben und seine Wirkung entfalten. Diesem vom Geist getragenen Walten des Wortes soll das Verhalten der Gemeinde entsprechen, indem sie lehrend und ermahnend das Wort bedenkt und auslegt 3 • BLBcXoxeLV und vou&e-rei:v', die 128 als Tätigkeit des Apostels genannt waren, sind nicht an ein bestimmtes Amt gebunden, sondern werden von den Gliedern der Gemeinde kraft der ihnen verliehenen Charismen ausgeübt (1Kor 1228 14116). Die Worte &V 7tcXO] aofP(~ werden mit den Partizipien BLBcXoxov-rer, xa.t vou&e-roüv-rer, zu verbinden sein; sie betonen erneut das nüchterne, auf praktische Bewährung gerichtete Verständnis der Weisheit&. Kraft der vom Geist gewirkten aofP(a. begreift die Gemeinde, welches Gottes Wille ist (191.), weiß sie, daß in Christus 7tcXv-rer, OL &1jaa.upot 'tijr, aOfPLa.r, xa.L YV6>Ge(J)r, 1i7t6xpufPOL sind (2a) , versteht sie zu entlarven, was nur Myov aOfPLa.r, hat (228), und findet sie den Weg, wie sie recht wandeln soll (46). Der Verkündigung und Auslegung des Wortes antwortet die Gemeinde in dem von ihr angestimmten Gesang'. Als o/a.AILO( werden häufig die alttestamentlichen Psalmen bezeichnet (Lk 20"2 24", Act 120 1388). In der Gemeinde ist die Gabe des Geistes lebendig, in neu formuliertem Lobgesang dem dankenden Jubel Ausdruck zu geben, der gleichfalls o/a.AIL6r, genannt werden kann (1Kor 14116). ullvor, ist der festliche Lobgesang (LXX Jes 4210 1Makk 1361 Act 1626 Hebr 218), B~ das Lied, in dem Gottes Taten gepriesen und verherrlicht werden (Apk 59 143 158)1. Die drei 1 Vgl. die übersicht bei G. Kittel. ThWB IV. S. 115f. Die Varianten:'gleichen an die geläufigen A.usdrücke an: 6 )..6yoc;; TOÜ xupLou K* I ClemAlex; 6 )..6yoC;; TOÜ ·fh:oü AC* 33 al. I V gl. auch die Wendung i) hotxoüacdv ilLOL cXlLQtPTLQt (Röm 717) und siehe O. Michel. ThWB V. S. 137f. • Die angeschlossenen Partizipien stehen hier wieder in imperativischer Bedeutung. Vgl. oben S. 66 Anm. 1 zu 111 sowie S. 204 Anm. 1. 212 Anm.7 zu 3".11. , Zu beiden Begriffen siehe oben S. 123 zu h •. i V gl. Sir 1910: xQtL h TtIXCT(j ao!pLqt TtoblatC;; v6lLou. • Eph 511 werden die beiden Teile unseres Verses zusammengefaßt. indem AcxAOÜVTeC;; sofort auf den Gesang bezogen wird: )..(X)..OÜVTEt; CotUToLC;; IjIQtAlLoLC;; xQtL GILVOLC;; xccL ~QtLC;; 7tVCUILGl't'tXQtLC;;. eJöOVTeC;; xQtL IjIlXlloV't'Et; Ti) )(Qtpa~ UILWV Ti;> xupL~. 7 Vgl. Schlier. Epheser. S.247.
Ko131'
217
Begriffe ~aA(.Lo(, G(.LVOL und ~cx( 1 lassen sich nicht deutlich voneinander abgrenzen I; sie beschreiben miteinander die Fülle des vom Geist getragenen a Gesanges'. Heißt es von diesem Gott& dargebrachten Gesang, er solle tv 'tcx!<; XCXp8(CXL<;6 U(.L6lV angestimmt werden, so soll wie in V.15 mit der hebraisierenden Wendung angezeigt werden, daß nicht nur der Mund sich öffnen, sondern der ganze Mensch vom lobenden Gesang erfüllt sein so1l7. Die Worte tV -r7i X,IfPL'tL sind nicht "mit Anmut" zu übersetzen und als nähere Charakterisierung zu den vorhergehenden Begriffen zu ziehen 8 ; denn die Lieder sollen schwerlich unter ästhetischen Gesichtspunkten bewertet werden. Eher könnte tv -r7i X,IfPLTL als ein Hinweis auf die dankerfüllte Gesinnung verstanden werden', in der die Gemeinde ihre Lieder singt. Doch dieser übersetzung steht der Artikel hindernd im Wege, der die X,IfPLC; als Gottes Gnadenerweis bestimmt, von (A)i pm verbinden die drei Wörter jeweils durch XIXL miteinander. • Versuche, die drei Begriffe genauer zu differenzieren, sind immer wieder unternommen worden. V gI. z. B. Gregor von Nyssa, In Psalm. 11, 3: IjIIXA!J.be; !Jlv y«p 1
ECfTLV iJ BL~ TO\) bpy«vou TO\) ILOUCfUCO\) ILCAct>8L1X, ci>8~ 8e iJ 8L~ CfT61LIXTOe; YLVOIL&v1J TO\) ILtAoUe; IUT~ TWV PllILIXTCJ)V ExcpwVllCfLe; ••• öILVOe; Be iJ mL TOLe; un«PXouCfLV iJlLLV «YIX&OLe; «VIXTL&ILtvll Tcj) -kcj) WCPllILLIX. Siehe auch Ligh tfoot z. St. Doch eine sichere Unterscheidung
der drei Begriffe ist nicht möglich. VgI. J. Kroll, Die christliche Hymnodik bis zu Klemens von Alexandria, in: Verzeichnis der Vorlesungen an der Akademie zu Braunsberg im Sommer 1921, S. 4f.: .. Was versteht man unter christlichem Hymnus? Schon gleich bei dieser Frage beginnen die Schwierigkeiten. Im Kolosserbriefe spricht Paulus an einer bekannten Stelle von IjIIXAJLoL, ÖILVOL und ci>8IXL nveulLlXTLxlXL, Worte, die danach der Epheserbrief wiederholt. Was soll hier Hymnus neben den beiden anderen Begriffen bedeuten? Wie sollen die drei sich voneinander unterscheiden? Das ist eine Streitfrage, die seit Hieronymus bis in die neuesten Tage immer wieder erörtert worden ist, ohne daß sie eine endgültige Lösung gefunden hätte. Wir stehen diesen miteinander verbundenen Termini ratlos gegenüber. ce VgI. Robinson a.a. O. S. 224; ferner G. Delling. ThWB VIII. S. 502: .. Daß sich 1jl1XA1L6e; und öILVOe; auf gattungs mäßig unterschiedene Texte bezögen. ist nicht erkennbar." I nvwlLlX't'LXIXLe; ist der Sache nach auf alle drei Begriffe zu beziehen. , Beispiele solcher Lieder bieten hymnische Texte wie Phil2,-u Kol ha·lo lTim 31 •. VgI. G. Delling. Der Gottesdienst im Neuen Testament. Berlin/Göttingen 1952. S.81-88. i KoI311 ist also noch nicht von carmina die Rede. die Christo quasi deo gesungen werden. VgI. Plinius d. J .• Epist. X, 96. 7. - Der Reichstext (I pm) ändert nach Eph 511 zu Tcj) xupL'Il; p" tritt vermutlich mit den ägyptischen Zeugen für Tcj) &ecj) ein. e I SI' pm ClemAlex wandeln zum Singular 't'fi xlXp8L~ ab. 7 V gI. Theodoret z. St.: Tb Be 'I:v TIXLe; xlXp8L1XLe;' «V't'L TO\) 'IL~ 1L6vov Tcj> CfT61LIXTL'. , So in Luthers übersetzung: .. in geistlichen lieblichen Liedern". Liest man mit {)I pm I:v X«PLTL ohne Artikel, so könnte diese übersetzung in Betracht gezogen werden. Die von p" BD· G al ClemAiex bezeugte Fassung I:v 't'fi X«PLTL wird jedoch als Urtext anzusehen sein. t V gl. Mo u I e z. St.: "On the whole, the easiest sense, at any rate, is •gratefully singing' ...... Zu x«pLe; in der Bedeutung .. Dank" vgl. Bauer Sp. 1737.
218
Ko1318.17
dem die Glaubenden leben l • Durch h 1'1j XclPLTL wird an das sola gratia erinnert, das allein das Christsein begründet und ihm den Raum schafft, in dem es existieren und sich entfalten kanna. Darum wird Gott gepriesen; denn er hat die Glaubenden bevollmächtigt zur Teilhabe am Los der Heiligen im Licht (ha). V.17: Mit einer alles zusammenfassenden Aufforderung wird geschlossen. 1t«v lS TL eclv steht in semitisierender Ausdrucksweise 3 voran und wird dann durch 1tclV't"CX wieder aufgenommen. Dadurch wird nachdrücklich betont, daß schlechthin alles, was die Glaubenden tun, ev Öv6ILCXTL xup(ou 'IllO'Oü' geschehen soll6. Mit dieser urchristlichen Wendung (vgl. lKor 5, 611 Phil210 U. ö.) wird das ganze Leben der Christen unter den Gehorsam gegenüber dem Herrn gestellt'. Was sie auch reden oder handeln, stets haben sie sich in Wort und Tat zu ihrem Herrn zu bekennen 7. Das an den Anfang gestellte Wort 1t«v wird durch ev A6y~ ~ 1 Vg1. G. P: son Wetter. Charis. Ein Beitrag zur Geschichte des ältesten Christentums. UNT 5. Leipzig 1913. S. 77f.; Dibelius-Greeven z. St. I Zum absoluten Gebrauch von xapL~ vg1. KoI418: iJ xapL~ IU&' ÖIL(;)v; GaI5.: Tii~ xapLTo~ t~rn~ocxTC; vgl. ferner 2Kor 411. a Vg1. K. Beyer. Semitische Syntax im Neuen Testament 1.1. StUNT 1. Göttingen 1962. S. 169. Vg1. auch Blaß-Debr. § 466.3. • XUPLO~ 'Iljooü~ heißt es auch lKor 5. 111. 123 Röm 10.; an anderen Stellen XUPLO~ 'Iljao~ XpLcn6~ (Phil211 Röm 13.. u. ö.). Statt xup(ou 'Iljooü bieten an unserer Stelle K*pc vg C1 : xup(ou 'IljoOÜ XPLOTOÜ; ACD*G: 'Iljooü Xpunoü. • V g1. Sir 47. von David: tv 7rcxVTl fpyCJl CXÖToÜ f8wXEV t~oILO).6YllOLV Ilyt't> Ö~tOT't> {l'IjILCXTL 86~ljt;; Abhoth H.12: .. R. J ose (der Priester. um 100 n. Chr.) sagte .•• Alle deine Taten sollen geschehen im Namen Gottes c'l~v1 cv1" (d. h. im Hinblick •- T - I auf Gott oder um Gottes willen)." (Billerbeck HI. S.631) Der fromme Jude spricht täglich bei jeder Gelegenheit. die Anlaß zum Dank gegen Gott bietet. eine Berakha, mit der er sich lobend zum Gott Israels bekennt. • Die Wendung tv 6v6ILCXTL xup(ou 'Iljooü (XpLOTOÜ) wird zwar verschiedentlich in bezug auf die gottesdienstliche Versammlung (1 Kor 5.) bzw. die Taufe (1 Kor 611) gebraucht, deutet deshalb aber keineswegs notwendig auf .. die Situation des Kultes" (Schlier. Epheser. S. 248) hin. Wie 7raVTCX anzeigt, wird vielmehr das ganze Leben der Christen in den Blick genommen. Vgl. auch H. Bietenhard. ThWB V. S. 273: .. Das ganze Leben des Christen steht unter dem Namen Jesu. ce 7 W. He i t müll er ... Im Namen Jesu. ce Eine sprach- und religionsgeschichtliche Untersuchung zum Neuen Testament. speziell zur altchrisdichen Taufe. FRLANT 2, Göttingen 1903. S. 68 bemerkt dazu: ,.Alles was ein Christ thut, jede Lebensäußerung des Christen soll sich vollziehen unter Nennung. Anrufung des Namens des Herrn Jesu." Dieses Anrufen, das das Tun begleitet, kann im Gebet geschehen (vg1. Heitmüller a.a.O. S. 70). aber auch im Ausrufen oder Bekennen . .. Die Christen sollen also bei allem Thun und Sagen den Namen des Herrn Jesus irgendwie gebrauchen, nennen. Nach dem näheren Zusammenhang haben wir uns dieses Nennen genauer als ein dankendes, dankbar frohes Nennen, Ausrufen oder auch Bekennen vorzustellen." (Heitmüller a.a.O. S. 260) G. Delling. Die Zueignung des Heils in der Taufe, Berlin 1961. S. 54: .. Sachlich differiert die Wendung .im Namen' in Kol. 3,17 nicht sehr von l'schem: in der Beziehung auf das Herrsein Jesu (der seine Herrenstellung eben durch das Heilsgeschehen in Kreuz und Auferstehung gewonnen hat) geschieht alles Tun der Christen."
Ko1317
219
EV ~PY xocl 7tocTpl -riJv CUXOCPLO't'tocv 8,' ocÜ't'oü, CP'1lotv, clvoc7telL7rCU, 1'1) 8LIX T(;)V «yyeA6)v. Doch hier liegt sicher keine Polemik gegen die von der CPLAooocptoc vertretene .&P'1laxctoc T(;)V «yyeA6)V vor. Vor allem aber spricht gegen diese Erklärung, "daß die Formel 'durch Christus' nirgends in Verbindung mit Verben des Bittens auftritt" (A. Oepke, ThWB 11, S. 68). Die Wendung "durch Christus" bringt vielmehr "die konstitutive Bedeutung Christi für den gesamten Christenstand höchst prägnant zum Ausdruck" (Oepke a.a.O.). Vgl. auch W. Thüsing, Per Christum in Deum, NTAbh NF 1, Münster 1965, S. 164-237, wo jedoch nur auf die Aussagen der paulinischen Hauptbriefe, nicht auf die des Kolosser- und Epheserbriefes eingegangen wird. • Die Wendung 8L« Xp'O't'oü hat jedoch keinen mystischen Sinn (gegen Dibelius-Greeven z. St.). 7 Durch 8L« XPLO't'OÜ wird iv bv6ILOCT' xuptou 'I'1lOOü aufgenommen. Vgl. Eph 510. wo es heißt: CÜXOCPLOTOÜV't'C~ 7ttiVToU imcp 7ttiVT6)V iv bv6lLoc't', TOÜ xup(ou -Ij1L(;)V 'IllOOÜ XPLO't'OÜ (Kol 317: 8,' ocÜ't'oü) Tijl &E<j> xocl 7toc't'Pt.
220
Die Haustafeln
318-41
Die fjQuetafel
18 J~r jrauen, feib ben männem untertan, mie 28 Jid) 1d)i
Die Haustafeln
221
In der zeitgenössischen popularphilosophischen Unterweisung gab es ein festes Schema, in dem die Pflichten aufgeführt wurden, denen ein verantwortungsbewußter Mensch zu entsprechen hatte. So schildert Polybius das vorbildlicheVerhalten des Attalus in seinem Familienkreis und sagt: a(a)!ppoveaTot't'ot fJh i~(a)aE Xot! O'EILWrot't'ot 7tPOt; ruVotLXot Xot! mvot, 8l.E!poA~e 8e -rljv 7tPOt; 7tcX.V't'ott; 't'ou~ CJUIL~lOUt; Xot! !p().OUt; 7t(aTLV (XVITI, 41, 8f.). Einen ausführlichen Katalog sittlicher Belehrungen bieten die Exzerpte des Hierokles bei Stobaeus: vom Verhalten gegenüber den Göttern, dem Vaterland, den Eltern, den Brüdern, den Verwandten, zur Arbeit, zur Ehe und zu den Kindern 1. In verschiedenen Abwandlungen kehrt dieses Schema in der allgemeinen Morallehre der Stoa wieder'. So sagt Epiktet, ein rechter Schüler möchte zu ihm sprechen: &!A(a) 8' 6>~ EÖO'E~l)t; Xot! !pLA6aoq?ot; Xot! i7tLILEAl)t; et8tvotL 't'( IJ.OL 7tPO~ &o~ taTL xot37jxov, 't'( 7tp~ YOVcLt;, 't'( 1tPOt; ci.8tA!pO~, 't'( 7tPOt; -rljv 1tot't'pt8ot, 't'( 1tPOt; ~tvout; (Diss. II, 17, 31). In der ethischen Unterweisung ist dann zu entfalten, was jeweils als das Xot3-ijxov gegenüber den Göttern, Eltern, Freunden, dem Vaterland und den Fremden zu gelten hat: xcx&1)xoV't'ot !Jh oöv e!votL 6aot A6yO~ otlPEL 1tOLELV, 6>t; qEL 't'o YOWL~ 't'L~, «8eA!po~, 1tot't'pt8ot, CJUIL7t&pL!ptpea&otL !p().o~ (Diogenes Laertius VIT, 108). In stoischer «'t'otpot~tot wird man das Rechte zu finden und zu befolgen wissen: 1J.E't't1 't'wv XOLV(a)VWV 't"tIpoüV't'ot 't'~ O'ltaELt; 't'~ 't'E !puat.x~ XotL btL3trOUt;, ..ov ul6v, 't'ov 1totUPot, 't'ov «8tA!p6v, 't'ov 1tOA(TllV, 't'ov &.v8pot, -rljv ruVotLXot, 't'ov yd't'ovot, 't'ov aOvo8ov, 't'ov &.PlOV't'ot, 't'ov «PX6jW1ov (Epiktet, Diss. TI, 14, 8). Jedermann hat zu bedenken, welches die ihm in seinem Stand zugewiesene Aufgabe ist, und wird dazu die rechte Anleitung durch die Philosophie bekommen, quae dat propria cuique personae praecepta nec in universum componit hominem, sed marito suadet quomodo se gerat adversum uxorem, patri quomodo educet liberos, domino quomodo servos regat (Seneca, Epist. 94, 1)8. Dieses Schema sittlicher Unterweisung hat das hellenistische Judentum aus der antiken Popularphilosophie übernommen und es nach geringen Veränderungen in der Lehre der Synagoge verwendet'. Statt von der Verehrung Manne unterzuordnen, in: Verbum Dei manet in aeternum, Festschrift für O. Schmitz, Witten 1953, S. 136. 141 Anm. 24; ders., Mann und Frau im Urchristentum, in: Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen 12, Köln/Opladen 1954. S. 24f. 32). Es muß vielmehr zwischen den ethischen Weisungen. die in der Umwelt ausgebildet wurden. und deren übernahme und neuen Motivierung durch die christliche Gemeinde unterschieden werden. Als eine genuin christliche Bildung. die in Aufnahme des im AT und Judentum ausgebildeten Gottesrechts entstanden sei. möchte Schroeder a.a. O. S.79-107 die neutestamentlichen Haustafein erklären. Zur Kritik vgl. unten S. 224 Anm. 1 und Merk a.a. O. S.215f. 1 Vgl. die Inhaltsangabe bei Weidinger a.a.O. S.27-33. • Vgl. das bei Dibelius-Greeven S. 48-50 und Weidinger a.a.O. S. 34-0 39 zusammengestellte Material. 3 Zur ethischen Belehrung in der hellenistischen Popularphilosophie vgl. weiter A. Dihle. Die goldene Regel. Eine Einführung in die Geschichte der antiken und frühchristlichen Vulgärethik, Studienhefte zur Altertumswissenschaft 7, Göttingen 1962. , Im palästinischen Judentum und insbesondere in der rabbinischen Literatur finden sich keine Haustafeln. Daube a.a.O. (S. 66 Anm. 1) S.90-105 handelt unter der überschrift .. Haustafeln" über die Bedeutung des imperativisch gebrauch-
222
Die Haustafeln
der Götter wird nun vom Gehorsam gegenüber dem einen Gott gesprochen, dessen Gebote zu befolgen sind. Im Lehrgedicht des Ps.-Phokylides werden nacheinander die Pflichten aufgeführt, die in der Ehe, in der Aufzucht und Erziehung der Kinder, im Verhältnis zu Freunden und Verwandten sowie in der Behandlung der Sklaven zu erfüllen sind (175-227). Philo von Alexandria leitet aus dem Gebot, die Eltern zu ehren, eine Vielzahl darin eingeschlossener Gebote ab, nämlich 't'ou<; btt npeaßÜTcx~ xcxl vtOL<; «v<xyPCX
Die Haustafeln
223
An dem Abschnitt Kol 31&-41 - der iltesten christlichen Haustafel - lißt sich deutlich ablesen, in welcher Weise übernahme und Verchristlichung der ethischen Belehrung erfolgt ist. Nicht nur die einzelnen Mahnungen, sondern auch der Hinweis auf das Schickliche und allgemein Gültige entsprechen der hellenistischen Morallehre (WI; civijxcv 318; &UcX.ptcnov 320; -ro 8(X«LOV x«l -rljv ta6't'Y)-r« 41). Doch die Weisungen sind nun durch die Wendung ~ xup( mit einer völlig neuen Begründung versehen, so daß es heißt: WI; civijxcv lv xup( (318); -roiYro 'YcX.p tÖcipta-rov lanv ~ xup( (320); es wird an die Gottesfurcht erinnert (322), das Handeln als Wirken WI; -rij) xup( betrachtet (323), auf sein vergeltendes Urteil hingewiesen (32.,. 41) und aufgefordert: -rij) xup( XPLcnij) 80uMUttt (324). Ist der Inhalt der Weisungen weithin aus der Umwelt übernommen worden, so bedeutet doch das als Begründung hinzugefügte ev xup( nicht lediglich eine formelhafte Wendung, die nur zur Verchristlichung des überlieferten Gutes dientl. Sondern alles Leben, Denken und Handeln der Glaubenden wird der Herrschaft des Kyrios unterstellt. Mit den Worten ev xup( ist zugleich ein kritisches Prinzip gegeben, um darüber befinden zu können, welche ethischen Weisungen für die Gemeinde als verbindlich anzusehen sind. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind das Feld, auf dem der Christ den Gehorsam gegenüber dem Kyrios bewährt, indem er in der ci'YcX.7t'Y) handelt 2 • Der Inhalt der einzelnen Sätze ist durch die damaligen Verhiltnisse bedingt. Sie bieten weder zeitlos gültige Gesetze noch verleihen sie einer bestimmten Gesellschaftsordnung unverlierbare Würde. Im Wandel der Zeit ändert sich auch das allgemeine Urteil über das, was sich schickt und gebührt. Christliche Paränese aber hat unwandelbar die Forderung einzuprägen, dem K yrios gehorsam zu sein. Wie dieser Gehorsam jeweils konkret zu verwirklichen ist, wird jedoch stets neu zu prüfen und zu entscheiden sein a.
Nacheinander werden zunächst Frauen und Männer, dann Kinder und Väter und schließlich Sklaven und Herren angeredet. Jeweils wird der untergeordnete Teil zuerst angesprochen, um ihn zum U1tOT«laaea&otL bzw. U7trlXOUELV zu ermahnen. Dann aber werden die übergeordneten an ihre Verantwortung erinnert, die sie gegenüber den Menschen, die ihnen eignet sich zum Beispiel im U7r(XKOUELV gegenüber den Eltern oder den irdischen Herren (Kol 3,20 und 3,22) und also innerhalb der irdischen Ober· und Unterord· nungen." 1 So Weidinger a.a.O. S.51; vgl. dagegen Schroeder a.a.O. S.154f.; Schrage a.a.O. S.202. • Eph 511-6. werden in derselben Reihenfolge wie Kol 311-41 Frauen, Männer. Kinder, Väter. Sklaven und Herren angesprochen; aber den Mahnungen wird eine ausführliche christologische Begründung (Eph 511'33) und der Hinweis auf die Schrift (Eph 6.,.) hinzugefügt. a Vgl. Conzelmann S. 153: "Diese Tafeln bieten nicht eine zeitlose .christ. liehe' Ethik. Sie setzen die damaligen gesellschaftlichen Ordnungen und Anschau· ungen voraus. Die Gültigkeit liegt vielmehr in den Voraussetzungen. aus welchen diese bürgerlichen Sätze übernommen werden. Wer diese Anweisungen mechanisch in die heutige Sozialordnung übertragen wollte. würde sie in Wirklichkeit nach Sinn und Inhalt völlig verändern und würde ihre theologische. nämlich eschatologische Voraussetzung kraß verkennen. Das zeigt sich sogleich an der ersten Forderung. der Unterordnung der Frauen. Diese bedeutete damals einfach das Einhalten einer selbstverständlichen gesellschaftlichen Stellung. des Schicklichen."
224
Ko1318
anvertraut sind, zu bewähren haben. Die Weisung, die Untergeordneten sollten sich fügen, kann und darf daher nicht mißverstanden oder gar mißbraucht werden. Sind die einen zum Gehorsam verpflichtet, so werden die anderen angehalten, sich in die Lage der Untergeordneten hineinzuversetzen, "passiv" zu denken und sich vom Gebot der Liebe leiten zu lassenI. V. 18: Die Frauen 2 sollen sich ihren Männern 3 unterordnen. Damit wird von ihnen verlangt, sich der allgemein geltenden Ordnung entsprechend zu verhalten 40 • Es wird also weder eine spezifisch christliche Forderung an sie gerichtet Ii noch zu einer freien Entscheidung aufgerufen 8 • Sondern die Frauen sollen sich ihren Männem fügen (vgl. 1Kor 143, Eph 522-2' Tit 26 1Petr 31)7, weil es sich so gehört 8. Was sich ziemt, 1 Die Mahnungen werden in Form von Imperativen gegeben. Deshalb kann aber nicht von apodiktischem Gottesrecht gesprochen werden (gegen Schroeder a.a. O. S. 95) - schon gar nicht mit Berufung auf das Zitat aus dem Dekalog Eph 6.,. (so Schroeder a.a. O. S.92f.). Denn die Haustafel des Epheserbriefes stellt eine Erweiterung der kürzeren Haustafel im Kolosserbrief dar. Diese bezieht sich aber nicht aufSätze heiligen Rechtes aus der alttestamentlich-jüdischen überlieferung. I In LXX wird der determinierte semitische Vokativ durch den Nominativ mit Artikel wiedergegeben. Vgl. M. J ohannesaohn, Der Gebrauch der Kasus und der Präpositionen in der Septuaginta I, Diss. Berlin 1910, S.14f. Doch ist die Anrede im Nominativ mit Artikel auch im Griechischen durchaus möglich. Vgl. Blaß-Debr. § 147,3. 3 L pm fügen la(o~ vor cXv8pcXaLv ein (vgl. Eph 511), D* G it sy hängen UlLWV an. t V gl. Plutarch, praecepta coniugalia 33 (p. 142d): U7to'tcX't'touacxL (sc. cx[ yuVCXLXf:~) rap !cxud~ 'tOLC; cXv8pcXaLv i7tCXLVOÜV'tCXL, xpcxnLv 8i ßouA6lLevcxL lLillov 'twv XPCX'tOUlL&v6)V cXaxYJlLovoüaL; Ps.-Callisthenes I, 22, 4: 7tp~7tOV rcXp ian -ri)v YUVCXLXCX 'tcj) cXv8pt u7to'tcXa(JEa&cxL. 11 So nach Rengstorf La.O. (Festschrift für O. Schmitz), S. 132. • E. K ä h I er, Die Frau in den paulinischen Briefen, unter besonderer Berücksichtigung des Begriffes der Unterordnung, Zürich/Frankfurt a. M. 1960 möchte u7to'tcXaaca&cxL als .. den freien Akt der Anerkennung der Ordnung, die durch das Wort Gottes in Jesus Christus gegeben ist" verstehen (S. 156). Das u7to'tcXaaca&cxL werde aufgrund innerster Einsicht freiwillig vollzogen ... Wo immer u7to'tcXaaca&CXL steht, ist jedweder Zwang ausgeschlossen. ce (S. 179) .. Der Mensch als Mann oder Frau, Kind, Sklave oder Staatsbürger wird immer neu zu der Entscheidung hinsichtlich der Unterordnung aufgerufen. ce (S. 201 f.) In den Mahnungen zum l>7to'tcXaaca&cxL ist jedoch weder von Entscheidung noch von freiwilligem Vollzug die Rede, sondern es wird die Anerkennung der bestehenden Ordnung verlangt. 7 Diese Forderung darf nicht mißverstanden werden, als sollte die Würde der Frau herabgesetzt werden. Durch u7to'tcXaaca&cx, wird allgemein das Verhältnis von Ober- und Unterordnung bezeichnet: n~acx ~ux'ij i!;oua(cxLC; u7tcpcxouacxL~ \mo'tcxaaia&6) (Röm 131). Christus wird Gott, der seine Xf:CPCXAl) ist (1 Kor 113), untertan sein: cxu-roc; 6 ulOc; u7to'tcxyi)ac'tcxL 'tcj) U7tO'tcX~CXV'tL cxÖ'tcj) 'ta 7tcXv'tcx (1 Kor 15.1). Fordert Paulus das u7to'tcXaaca&cxL der Frauen gegenüber ihren Männern (lKor 143t), so weiß er doch um die Einheit aller in Christus: oux IvL 'Iou8cxLoc; oö8c -EllYJv, OUX IvL 8oü).oc; oö8, ncu&cpo~, OUX IvL clpacv xcxt &ijAU' 7tcXVUC; rap UlLELC; ctc; ~(J'tc I;v XPLO'tcj) 'IYJooü (Gal 3.1). • Vgl. G. Delling, ThWB VIII, S.44; J. Foster, St. Paul and Wornen, ExpT 62 (1950/51), S.376-378; H. Baltensweiler, Die Ehe im Neuen Testa-
.uv
KoI318.18
225
ist durch Sitte und Tradition festgelegt l • Die verpflichtende Begründung der Aufforderung zum ö7tO't'cXaaea&otL wird jedoch erst durch die hinzugefügten Worte ev xup(~ gegeben. Schließt sich der Inhalt der Mahnung an die allerorten geltenden Regeln des Verhaltens an, so wird nun darauf hingewiesen, daß die Innehaltung der als recht erkannten Ordnung von den Gliedern der Gemeinde als Ausdruck ihres Bekenntnisses zu Christus als dem Herrn vollzogen werden soll. Denn es gibt keinen Bereich menschlichen Lebens, in dem sie ohne ihren Herrn leben könnten I.
V. 19: Die Frauen wurden zum Ö7tOTcXaae:a&cxt gegenüber den Männern angehalten; die Männer aber werden nun angewiesen, ihre Frauen 8 zu lieben. Ihnen wird verwehrt, sich überheblich zu gebärden oder erhaben zu dünken. Sie sind für ihre Frauen verantwortlich und haben mit ihnen in der c1ycX'7t'r) als der allein rechten Verhaltensweise zusammenzuleben'. Einer Begründung bedarf dieser Befehl nicht 5 ; denn das Gebot der qcX'7t'r) gilt schlechthin'. Negativ gewendet bedeutet das: fL~ 7tLXpCX(veak 7tPOt; CXUTcXt;7. Den Hinweis, man solle seiner Frau nicht gereizt ment. Exegetische Untersuchungen über Ehe. Ehelosigkeit und Ehescheidung. AThANT 52. Zürich 1967. S.210-217. 1 -rO cMjxov ist das Geziemende. die Pflicht. Vgl. Bauer Sp. 131; H. Schlier. Th WB I. S. 361. Der Ausdruck wird aus der hellenistischen Popularphilosophie über die hellenistische Synagoge in die christliche Paränese Eingang gefunden haben. Vgl. Aristeasbrief 227: -rO XOt&ijxov; Ps.-Phokylides 80: XCl&ijXCL (vgl. auch H. Schlier. ThWB 111. S. 440-443); Eph 5.: ! oUx livijxcv. Das Imperfekt civijxcv steht statt des im klassischen Griechisch gebräuchlichen Präsens und weist auf das hin. was als geziemend gilt. Vgl. Blaß-Debr. § 358.2; Moulton-Turner S. 90. S Galt damals das U7tOTcXCJCJCCJ'&ClL der Frauen als durch Sitte und Herkommen geboten. so kann doch diese Weisung. die die Gesellschaftsordnung der Antike voraussetzt, ebensowenig wie das Verhältnis von Sklaven und Herren als zeitlos gültiges Gesetz betrachtet werden. Es ist vielmehr zu beachten. wie sich jeweils die Ordnung menschlichen Zusammenlebens wandelt. und aufs neue zu prüfen. in welcher Weise der Christ den Gehorsam gegenüber dem Kyrios in den Ordnungen der Welt zu vollziehen hat (vgl. oben S. 223). I D. G it vg C1 setzen U"'WV hinzu. • In den Haustafein wird dagegen den Frauen nicht die ciycitn]. sondern stets das U7tOTcXCJ(JECJ'&CXL aufgegeben. Tit 2. jedoch heißt es. die jungen Frauen sollten dazu angehalten werden. cpLAciv3pouC; dVCXL. i Zu der knappen Weisung. die Frauen zu lieben. wird Eph 521-u eine ausführliche christologische Begründung hinzugefügt. • Die vorchristliche Antike kennt zwar die Begriffe ciycx1tä.v/ciycitn] (vgl. Me r k a. a. O. [So 203 Anm. 9] S. 216 Anm. 114). aber in den Haustafeln der hellenistischen Umwelt kommen sie nicht vor. 7 7tLxpcxtVCCJ.&cxL in ethischem Zusammenhang findet sich im NT nur an dieser Stelle. ist jedoch in dieser Bedeutung seit Platon durchaus gebriuchlich. Vgl. Bauer Sp. 1303. Vgl. sonst Apk 811 U)er. und W. Michaelis. ThWB VI. S. 122125. 15 5226 Lobae. KoI, Pbi1cmoa
226
Kol31H1
oder zornig begegnen l , wird ein einsichtiger Mann befolgen 2 • Hier aber wird nicht nur ein guter Rat erteilt, sondern die Forderung lL~ 7tLXpOCLvea&e ist Ausdruck des Liebesgebotes, das den Wandel der Christen bestimmt'. V. 20: Den Kindern' wird befohlen, den Eltern in allen Dingen gehorsam zu sein. Der Gehorsam ist Vater und Mutter in der ihnen geschuldeten Unterordnung zu erweisen (vgl. 322 Eph 61.6)6. Zur Begründung wird gesagt, das sei eliclpea-rov; damit wird ursprünglich an das gedacht sein, was jedermann recht erscheint'. Durch €v xup(~ wird jedoch wiederum angezeigt, wie in der Gemeinde der Begriff des Wohlgefälligen zu verstehen ist'. Der Herr gebietet, und sein Befehl will ohne Widerrede befolgt sein 8 • V. 21: Haben die Kinder beiden Elternteilen zu gehorchen, so tragen doch die Väter besondere Verantwortung. Sie haben achtzugeben, daß 1 Vgl. b. Babha Mezi'a 59a: .. Rabh (t 247) hat gesagt: Immer sei der Mensch vorsichtig. daß er sein Weib nicht kränke; denn da ihre Träne (bald) sich findet, ist die Ahndung ihrer Kränkung nahe" (vgl. Billerbeck III, S. 631); Plutarch, de cohibenda ira 8 (p. 457 a): 1rpO<; yUvrtl4 8141rtxprt(VOVTrt; Hermas, Mand. X, 2, 3: 1rtxpcdvcCJ&rtt als Wirkung der b~uxoÄ(rt. I 1rp6<; nach 1rtxprttvcCJ&rtt. das in LXX und bei Philo nicht belegt ist...deutet vielleicht an, daß auch eine nicht durch die Ehefrauen veranlaßte. sondern anderswie entstandene 1rtxptrt nicht an ihnen ausgelassen werden soll" (Michaelis a.a.O. S. 125 Anm. 16). • Vgl. Schrage a.a.O. S. 260: ..Alle Bezüge und Ordnungen der Welt werden für den Christen Raum und Rahmen liebenden Verhaltens und erfahren durch diese Unterstellung unter das Gesetz Christi oft genug eine tiefgreifende Verwandlung." , '"XVOV bezeichnet .. das Kind unter dem Gesichtspunkt der Abkunft" (A.O e p k e. Tb WB V, S. 637) und kann auch vom erwachsenen Kind gesagt werden (Belege bei G. Delling, Nun aber sind sie heilig, in: Gott und die Götter, Festgabe für E. Fascher, Berlin 1958, S. 84-93; ders., Lexikalisches zu mvov. Ein Nachtrag zur Exegese von I. Kor. 7,14 in: ..... und fragten nach Jesus", Festschrift für E. Barnikol, Berlin 1964, S.35-44). Hier ist jedoch sicherlich an Kinder im heranwachsenden Alter gedacht, die noch von den Eltern erzogen werden (vgl. Eph 6.: hTpicpEU rtÖTci [sc. Ta ,"XVrt]). I U1rrtKOUCLV entspricht U1rOTciCJ(JE:CJ&rtt und bringt die Forderung unbedingter Unterordnung zum Ausdruck. Vgl. 1Petr 3I1f.: rtl !lytrtt "(1JVrtLxE<; ••• U1roTrtCJCJ6"cVrtL TOL<; latOt<; civBpciCJtv. ~<; :Ecipprt U1rTjxouCJ&V Tijl 'Aßprtci". War den Frauen gesagt: U1rOTcXCJCJECJ~ (V. 11), so werden Kinder und Sklaven zum U1rrtXoUELV (V. 10. I.) angehalten. Vgl. G. Kittel, ThWB I, S. 224f. • V gl. D i be li u s - G re e v e n z. St.: CU«PCCJTOV gilt .. offenbar als fixierter gesellschaftlicher Wert". 7 Da es nicht wie man eigentlich erwarten sollte und wie 81 al ClemAlex (vgl. Eph 510) den Text tatsächlich bieten - Tijl xuptc!> (vgl. Moulton-Turner S. 263), sondern h xuptc!> heißt, liegt hier offensichtlich christliche Umprägung einer allgemein gebräuchlichen Wendung vor. Vgl. Weidinger a.a.O. S. 51; Dibelius-Greeven z. St. Zu EÜcipECJTO<; = was Gott wohlgefällt vgl. 2Kor 5. Röm 121 1418 Phil 411 Eph 510 (EÜciPECJTOV Tijl xup(C!». I Eph 611. wird zur Begründung auf das göttliche Gebot, Vater und Mutter zu ehren, verwiesen.
KoI321. D
227
sie die Kinder nicht reizen oder herausfordern 1, damit sie nicht mutlos und scheu werden 2 • Worin sie den Mut verlieren könnten, ist nicht gesagt; aber offensichtlich ist an das Zusammenleben von Kindern und Eltern gedacht, das nicht durch unbedachtes oder unbeherrschtes Verhalten der Väter beeinträchtigt werden so1l3. v. 22: Die ersten vier Sätze der Haustafel waren in äußerster Kürze gehalten; nun aber wird ein längeres Wort an die christlichen Sklaven gerichtet'. Die Frage, wie sich die in Christus geschenkte Freiheit zu der 80UAE:L<X verhält, in der die Sklaven ihren irdischen Herren weiterhin zu dienen haben, mußte beantwortet werden (vgl. lKor 7u-a,)6. Die Sklavenparänese kann daher nicht auf Sätze überlieferter Morallehre zurückgreifen, sondern wird als spezifisch christliche Unterweisung neu formuliert. Den Sklaven, die Christen geworden sind, wird gesagt, daß sie die irdische Knechtschaft als die ihnen bestimmte Ordnung anzuerkennen und ihren irdischen Herren in allen Dingen' zu gehorchen haben. Als ot X<XTcX acipx<x xUptOt werden sie von dem einen K yrios unterschieden, dem die Sklaven als Glieder der Gemeinde zu eigen gehören. Der Gehorsam, den sie ihren irdischen Herren zu erweisen haben, soll echt sein und nicht &v Ö~&~fLo8oUA(<Xt<; 7 geleistet werden. Mit diesem Wort, das 1 lpE&t~ELV steht im NT nur noch 2Kor 91. dort bono sensu vom ermunternden Beispiel. Vgl. Bauer Sp. 610. Zu ipE&t~cLV in der Bedeutung .. herausfordern", "erbittern" vgl. Epiktet, Enchiridion 20: Mit 6'tcxv oöv l pe& t an a~ 'tL~ werden die vorhergehenden Worte 6 AOL8op(;)v ~ 6 't\)1t't6)V aufgenommen. - Statt ipdH~ETC heißt es in Anlehnung an Eph 6. in tl D*GKL pm: 7tCXpopy(~C't'E. 1 «&uIULV ist Hapaxlegomenon im NT, kommt jedoch in LXX häufiger (z. B. Dt 28 •• lBcxa 1.r. 1511 2Bcxa 6.) vor und ist seit Aeschylus belegt. Vgl. Bauer Sp. 42. Zum hellenistischen Sprachgebrauch vgl. PapAmh 11, 37, 7: 1.I.i) «&U/.I.CL; PapGießen I, 79, 3, tl: oua[ct]~ «&UI.I.CL 7t6)ULV x'"il.l.cx; 14f.: «~I.I."I)[aouaL]. 8 Eine positive Weisung, wie sie dann Eph 6. gegeben wird. fehlt. Doch wird das Fehlen dieser Mahnung nicht .. mit der Erwartung des baldigen Endes" zu erklären (Dibelius-Greeven z. St.). sondern durch die knappe Formulierung der Sätze bedingt sein. Zu den Pflichten. die den Vätern nach der hellenistischen Morallehre eingeprägt werden. vgl. die Kapitelüberschrift bei Stobaeus. Anthol. IV. 26: 67toto~ 'tLVCC~ xpi) dVCCL 'toU~ 7tCCT~PCX~ 7tcpl Tci: 't~xvcx. )«Xl 6TL cpuaLXl) 't,~ civeiyxl) cil.l.cponpo~ ct~ 8,ei&eaLv eiye,. Jüdische Texte führen ausdrücklich das Verbot der Kindesaussetzung auf: Ps.-Phokylides 185; Philo. de spec.leg. III. tlO; Josephus. contra Apionem 11. 202; Barn 196 als christliche Mahnung. • Fast ohne Ausnahme bringen die Kommentatoren die ausführliche Sklavenparänese mit dem Vorfall des Onesimus in Verbindung. Zwar wird Ko14. der Name des Onesimus genannt; über sein Geschick wird jedoch kein Wort verloren. Es besteht daher keine Veranlassung. Ko13111-u mit dem Philemonbrief unmittelbar zu verknüpfen. Wohl aber stellt dieser Brief ein anschauliches Beispiel dafür dar. daß es in den christlichen Gemeinden eines besonderen Wortes an die Sklaven dringend bedurfte. 6 V gl. weiter Eph 6&-. 1 Petr 218-16. , XCXTci: 7teincc fehlt in p"81 pc. 7 Der Singular 6cp&ccAl.I.08oUA(qc ist stark bezeugt (p"BADG al). wird jedoch als Angleichung an den Eph 6. gebrauchten Singular anzusehen sein.
15*
228
Kol3u.13
außerhalb des Neuen Testamentes nicht bezeugt ist, ist ein Dienst gemeint, der nicht der Sache wegen oder um Gottes willen geschieht, sondern nur in der Absicht getan wird, in die Augen zu fallen l • Die cX.,,&poo7tcipeaxol. 2 aber rechnen nur mit den Menschen und ihrer Macht, nicht jedoch mit Gott 3 • Vor solcher unaufrichtigen Verhaltensweise sollen sich die christlichen Sklaven hüten und ihren Herren l" cX7tAO'n)TI. XOtpa(Ot~ dienen'. Das Herz als das Innere des Menschen, das sein Denken und Handeln bestimmt 6 , soll schlicht und lauter sein. Dann wird auch alles, was er tut, nicht von falschen Hintergedanken geleitet sein, sondern in der Furcht Gottes geschehen. Die alttestamentliche Wendung <po~&i:a&OtI. Tb" &&0" (LXX Ex 117. 111 Lev 19u. 8S 2517 ~ 54so u. ö.) wird auch im Neuen Testament häufig gebraucht (Lk 18s., Act lOs. 2S. 86 1316. S8 1Petr 217 Apk 1118 147 196). Mit den Worten <po~OUIL&"OI. Tb" xUpl.o"e wird hier nicht wie im Alten Testament (LXX Lev 1481 19u ~ 14, 212, u. ö.) und Apk 15, auf Gott, sondern auf Christus hingewiesen. Er ist der Herr, und seinem Wort ist Folge zu leisten. "Den Herrn fürchten" wird als Leitsatz christlichen Verhaltens genannt', der von allen zu befolgen ist, insbesondere aber den Sklaven zeigt, wie sie ihren täglichen Dienst willig tun und dem himmlischen Herrn zu Ehren verrichten können. V. 23: Daher kann die allgemeine Regel, alles, was in Wort oder Werk getan werde, solle im Namen des Kyrios Jesus geschehen (317), nun auf das den Sklaven gebotene Verhalten angewendet werden 8. Was ihnen aufgetragen ist, sollen sie von ganzem Herzen' tun in dem 1 Vgl. K. H. Rengstorf, ThWB 11, S.283; Blaß-Debr. § 115,1; Bauer Sp. 1188. Vgl. Theodoret zu Eph 6.t. (MPG 82, Sp. 552): 6cp&cV.1L080uÄclczv 8e XoWL -rljv oux l~ !:t).LXPLVOÜt; xcxp8~ 1tpoo,epOlLiV'l)v &cPCX1tClctv, cill&: Tc'j> OXi)ILCXTL XCXP6lOlLiV'I)v. • civ&p6l1tcipeaxo~ findet sich in LXX q, 52. PsSal 47.8.1.; im NT nur noch Eph 6.; ferner 2Clem 131. Vgl. Bauer Sp. 134. I Vgl. W. Foerster, ThWB I, S.456. , Vgl. Diodorus Siculus V, 66, 4: -rljv «1t).6't'ljTCX 'tiit; q,uxij~; TestRub 41; Sim 4.: iv «1t).6't'ljTt q,uxijt;; lChr 2917; SapSal 11: iv «1t).6't'ljTL xcxp8lct~; TestLev 131: l~ 6)."l~ 'tii~ xcxp8lcxc; ... iv «1t).6't'ljTt. Vgl. O. Bauernfeind, ThWB I, S. 385f.; C. Spicq, La vertu de simplicit~ dans l'Ancien et le Nouveau Testament, RSPhTh 22 (1933), S. 1-26; Bauer Sp. 169f. t Zu xcxp8lcx vgl. oben S. 215 zu 311. I p"SPpm d vg C1 schließen sich an den geläufigen biblischen Ausdruck an und schreiben &c6v statt xuptov. 7 Vgl. Bultmann, Theologie, S.562. I Der Reichstext sucht genauer an 317 anzugleichen, indem er den Vers gleichfalls mit Xcxl1tCiv 6 TL beginnen läßt. • bc q,uxij~ (vgl. Eph 6.) entspricht bc xcxpalcx~. V gl. Mk 1230 (Par.): xcxt ciycx1t'ljcn~ xUPLOV -rov &c6v oou l~ 6)."l~ Tij~ xcxp8lett; oou xcxt ~ 6)."l~ 'tii~ q,uxijc; oou XTA. In der alttestamentlich-jüdischen Paränese finden sich an vielen Stellen vergleichbare Wendungen, so z. B. LXX Prov 1117: Tii q,uxii CXÖTW ciycx80v 1tOI.CL civ1jp iÄci)IL6lV; Sir 6•• : iv 1tcian q,uxii oou; 7.. : iv 6).n c}uxii oou; ferner 144 1911 3711 u. Ö.
Kol3u
229
Wissen, daß sIe ihren Dienst dem K yrios 1 und nicht den Menschen erweisen I. V.24: Denn der Kyrios wird über jedes Werk urteilen. Darum dürfen auch die Sklaven nicht vergessen, daß sie vom Kyrios 3 Urteil und Vergeltung empfangen werden. Der Begriff ~V't'cx7t68oaLt;, der im Neuen Testament nur an dieser Stelle vorkommt, wird wie ~V't'cx7t68olJ.cx meist sensu malo gebrauchtc. Hier wird jedoch nicht auf das göttliche Strafgericht, sondern auf die Vergeltung verwiesen, die in der xAllPOV0IJ.(cx besteht'. In den Himmeln liegt das ewige Erbteil' schon bereit (vgl. h.27 31-4). Niemand wird sich dieses kostbare Gut durch Ungehorsam verscherzen wollen; wer aber im Gehorsam sein Werk verrichtet, der wird die xAllPOV0IJ.(cx empfangen. Darum: Ti;> xup(~ Xpurri;> 80UAe:UE't'E. Dieser kurze Satz ist nicht als Aussage 7, sondern als Aufforderung zu verstehen, die den Imperativ tpytf~Ea&e (V.23) aufnimrnt 8• Christus ist der Kyrios 8 ; wenn aber der Sklave in Treue seinem irdischen Herrn dient, so ist er damit dem einen K yrios gehorsam, der der Herr über alles ist. 1 ß~ steht häufig beim Partizip. um anzuzeigen. im Blick worauf bzw. im Gedanken woran etwas geschieht... Dasselbe c::a~ steht auch in der Verkürzung. bei der das Ptz. verschwindet: z.D. C 3.23." (Blaß-Debr. § 425.4) I A al OemAlex fügen in Anlehnung an Eph 67 hinter T~ xup(
230
Kol315--41
v. 25: Falls
jemand diese Weisung mißachten wollte, wird er an das eherne Gesetz erinnert: Wer unrecht tut l , wird den verdienten Lohn für seine Tat empfangen. Denn er wird genau die Strafe bekommen, die dem entspricht, worin er sich vergangen hats. Wem soll nun aber dieser schlechthin gültige Satz gelten? Es wäre möglich, ihn auf den Herrn des Sklaven zu beziehen; dann würde er vor Unrecht gewarnt und der Sklave getröstet, falls sein Herr schlecht an ihm handeln sollte 8. Da die x.up~o~ aber erst 41 angeredet werden, liegt es näher, V. 21:1 noch zu den an die Sklaven gerichteten Worten zu zählen·. Wenn sie sich gegen ihre Herren vergehen, werden sie von Gott zur Rechenschaft gezogen werden. Sie sollen nicht meinen, als arme Sklaven würden sie sich nicht zu verantworten brauchen oder mildernde Umstände zugebilligt bekommen. Vor Gottes Gericht gibt es kein Ansehen der PersonIi: Weder werden die Herren bevorzugt, noch wird der Sklave ungestraft gegen Gottes Gebot verstoßen dürfen 8 • Gott vergilt Sklaven und Herren, die vor seinem Richtstuhl erscheinen müssen, in gerechtem Urteil nach ihren Taten 7 • V. 4,1: An die Herren wird nur ein kurzes Wort gerichtet. Es wird damals nur wenige Christen gegeben haben, die über größeren Besitz verfügten und Sklaven besaßen. Daher bedarf es keiner langen Ausführungen über das Verhalten der x.up~o~. Von ihnen wird nicht verlangt, die Sklaven zu entlassen 8 ; wohl aber werden sie dazu angehalten, ihre 1 «8L>ceiv ist das Verstoßen gegen das Recht. das rechtswidrige Handeln. V gl. G. Schrenk. ThWB I. S. 157-161; Bauer Sp. 33f. t Der Satz entspricht genau dem ius talionis. Vgl. E. Käsemann. Sätze heiligen Rechtes im Neuen Testament. NTS 1 (1954/55) S.248-260 = Aufsätze 11. S.69-82. 3 Eph 6. werden die XUPLOL angehalten. die Sklaven anständig zu behandeln. c:t86n~ 6't'L xQ:t Q:u't'wv xQ:t Öll-wv Ö xupL6~ lG't'LV l:v oUpQ:voi~. xQ:t 'lrPOG(a)'lrO),1]II-IJItlX OU)( IG't'LV 'lrIXP' IXU-rcjl.
'Vgl. Schrenk a.a.O. S. 160 Anm.11; Masson z. St. Lightfoot z. St. meint - schwerlich mit Recht -. V.tI sei sowohl an die Sklaven als auch an die Herren gerichtet. , Das Substantiv 'lrPOG(a)'lrO),1]II-IJItlX ist im Anschluß an die alttestamentliche Wendung 7tp6G(a)'lrOV ).Q:II-ß«veLv gebildet worden. Es ist zwar erst im NT belegt. möglicherweise aber schon im hellenistischen Judentum gebräuchlich gewesen. V g1. E. Loh se. ThWB VI. S. 780f. • GI it vg C1 fügen in Anlehnung an Eph 6. 'lrlXpci -rcjl .&e:cjl hinzu. 7 Vgl. Abhoth H. 14: uR. El'azar (b. "Arakh. um 90 n. Chr.) sagte: Wisse. vor wem du dich mühst. und wer dein Arbeitgeber ist"; 11. 16: uR. Tarphon (um 110) sagte: Dein Arbeitgeber ist treu. daß er dir den Lohn für deine Arbeit bezahlt. (Aber wisse. daß die Auszahlung des Lohnes an die Gerechten der Zukunft angehört). " 8 Es zeugt von ungeschichtlichem Denken. wenn man deshalb Paulus und das Urchristentum tadeln wollte; so G. Kehnscherper. Die Stellung der Bibel und der alten christlichen Kirche zur Sklaverei. Halle 1957. Vgl. dazu die Kritik der Rezensenten: H. v. Campenhausen. ZKG 69 (1958). S. 328f. und E. Fascher. ThLZ 85 (1960). Sp. 521-524. Zum ganzen Problemkreis vgl. H.-D. Wend land. Artk. Sklaverei und Christentum. RGGI VI. Sp. 101-104; H. GÜlzow. Kirche und Sklaverei in den ersten zwei Jahrhunderten. Diss. Kiel 1966.
Ko141
231
Pflichten gegenüber den ~OÜAOL gewissenhaft zu erfüllen. Jeglichem Mißbrauch ihrer Rechte wird gewehrt und befohlen, daß sie den Sklaven zu gewähren haben, was recht und billig ist. Die gegenseitige Beziehung von ~(XottOV und la6't"Yl'.; ist in der Morallehre der popularphilosophischen Unterweisung immer wieder bedacht worden 1. Jedermann weiß daher, was unter diesen Begriffen als Norm sittlichen Handelns zu verstehen ist. Für Christen aber gewinnt der Grundsatz von Recht und Billigkeit ganz neue Bedeutung; denn sie haben dem Kyrios über ihr Handeln Rechenschaft abzulegen. Ihm sind daher die Herren dafür verantwortlich, wie sie die Sklaven behandeln. Denn auch über ihnen steht der Herr im Himmel 2. Damit aber hat das Verhältnis von Herren und Sklaven eine grundlegende Wandlung erfahren. Wissen beide darum, daß sie dem einen Herrn Gehorsam schuldig sind, so ist ihnen auch das rechte Maß für den Umgang miteinander gegeben 3 • Durch die Reihe der nüchternen Mahnungen, die in der Haustafel zusammengefaßt sind, wird der Gemeinde gezeigt, wie jeder Christ an dem Platz, an dem ihn die xA~aLC; getroffen hat (vgl. 1 Kor 720-2-1), den Gehorsam gegenüber dem K yrios, dem er zu eigen gehört, zu bewähren hat. Sind alle einer in Christus (vgl. 311), so daß hier weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau ist (vgl. Gal3!8 1 Kor 1213), so sind sie durch die Liebe als dem aUv~E:a!LOC; Tijc; 'tl:M:t6n}-roc; aneinander gebunden und aneinander gewiesen. Doch diese in Christus begründete Einheit darf nicht mißverstanden werden, als dürften die in der Welt nach wie vor vorhandenen und gültigen Unterschiede im Rausch der Begeisterung übersprungen oder eingeebnet werden. Der Christ hat vielmehr eben an der Stelle, an der er steht, 1 Aristoteles, Topica VI, 5 (p. 143a) definiert die 8LX(XLOaUV7j als ~tLv ta6'"l"r0~ 1tOLll"rLx'1jv ~ 8L(XVEIJ.1l"rLx'1jv -roü (aou. Lysias, Orat. 11, 77 sagt vom Tode: oön ycip TOue; 1toV7jPoU~ lnn:popci, oön TOU~ &.Y(X&oU~ &(xUlJ.tX~EL, ~))..' (aov e(Xu't'Ov n(Xp~XEL ncxaw.
Plutarch, quaestiones convivales VIII, 2,2 (p. 719 b) erörtert das Verhältnis von 8LX(XLOaUV7j und la6't"1Jt;. Philo handelt ausführlich über die la6'"l~ (rer. div. her. 141206) und bezeichnet sie als 1J.~'t"1JP 8LX(xLOaUV7j~ (de spec. leg. IV, 231). Zu 8tX(XLOV
vgl. G. Schrenk, ThWB 11, S. 189f.; zu la6'"le; G. Stählin, ThWB III, S.355f. t Es wird wieder in räumlich bestimmten Vorstellungen gedacht. Der Herr ist droben und sieht, was auf Erden geschieht. - JtDG pm it lesen den Plural oöp(Xvoi~ (vgl. h: tv Toie; oöp(Xvoi~). 3 Vgl. Schrage a.a.O. S. 266: "Die Liebe verzichtet auf ihr Recht, nicht auf das Recht. Der Christ selbst wird allen Recht und Billigkeit zukommen lassen (Kol 4,1), er wird aber für sich selbst die Liebe immer über das Recht stellen. So gewiß also die bestehenden gesellschaftlich-sozialen Gefüge und rechtlichen Ordnungen nicht annulliert werden, so werden sie doch auch nicht als starre Institutionen sanktioniert, sondern im Licht der Liebe kritisch geprüft, verwandelt, zurechtgerückt und in Bewegung gebracht, und dort, wo sie nicht zur Verwirklichung und Praktizierung der Liebe dienen, wird auf sie verzichtet. Dadurch erweist sich die Liebe nochmals als die auch den schöpfungs mäßigen Normen überlegene, ja schlechthin höchste Norm christlicher Lebensführung. ce
232
Ko14t-e
dem Gebot des Herrn zu folgen und danach zu handeln. Es wird kein Programm einer neuen SoziaIordnung entworfen, aber die verwandelnde Kraft der Liebe soll das Verhältnis der Menschen zueinander bestimmen. Indem sie in der «ytX1n) handelt, hat die Gemeinde in der Wirklichkeit des Alltags des Herrn würdig zu wandeln und alles, was sie tut, im Namen des Kyrios Jesus zu tun - Gott zu Lob und Ehre.
48-8
!d3te mQ~nungen
2 fjaItd an am eebet, macf)t babef mft i.)anffagung; I bettt 3u91ef<:(J au<:(J für une, bai eott une efne tür für ba.s Wort auftue, bae ~e~efmnfe (~rlftf 3U Jagen, um beJJentmfUen f<:(J fa gebunbm bin, • bamit f<:(J es funbma<:(Je, mit {cf) 1l2ben muß. 5 tuanbelt in roeie~eft gegen ·bie braufien; fauft Me 6eit aue. • ~uer Wort Jef aUe3eit t)oU ~nmut, mit 6aI3 gtmü~t, bafi f~r mffit, mie i~r einem febm 3U antmorten ~abt.
In lockerer Folge schließen sich einige Mahnungen an, die wieder an die ganze Gemeinde gerichtet sind. Dabei wird zunächst der Zusammenhang, der durch die Haustafel unterbrochen worden war, wieder aufgenommen. Wurde 317 mit den Worten e:UXCXpLcrt'OÜVUt; 1"<7> .&e:i;l 7tcx't'pt 8L' cxUTOÜ geschlossen, so wird nun erneut zu treuem Gebet aufgefordert, YPl)yopOÜVUt; ev cxu-rn (sc. beim Gebet) ev e:öXCXPLcrt'(~ (42). Wenn die Gemeinde betet, soll sie fürbittend des gefangenen Apostels gedenken, damit er das ~Ucrr1jPLOV TOÜ XpLaToü offenbar machen kann (V. sr.). Den Versen 2-4, die zu Gebet, Danksagung und Fürbitte anhalten, folgen in den letzten bei den Versen Hinweise über das Verhalten gegenüber den Außenstehenden: in Weisheit zu wandeln, die Zeit auszukaufen (V.r,) und in rechter Rede jedem, der sich fragend an die Gemeinde wendet, Antwort zu erteilen (Y.6). Dieser Gedankenfolge liegt vermutlich ein in der Tradition vorgegebenes Schema zugrunde, wie es auch Mk 411 Par. sichtbar wird: Den Jüngern ist das ~Ucrr1jPLOV 't"Yjt; ~cxar.AeLcxt; 't'OÜ .&e:OÜ gegeben, EXe:LVOLt; 8e TOLt; lE:CI) EV 7tCXPCX~OACXLt; TeX. 7tcXVTCX y(Ve:TCXL. Der Begriff ~Ucrr1jPLov ist seinem Inhalt nach ganz von der Christologie her bestimmt: Christus ist als das offenbar gemachte Geheimnis zu verkündigen (vgl. 126r.). Dem missionarischen Gedanken, den der Kolosserbrief hervorheben möchte, entspricht es, daß er nicht bei der Feststellung stehenbleibt, den l~CI) sei das ~Ucrr1jPLOV verhüllt. Das Verhalten der Gemeinde soll vielmehr auf die, die draußen stehen, Rücksicht nehmen, damit sie durch den l:v ao
Ko141.a
233
v. 2: Zu tteuem Gebet wird aufgerufen. Diese Mahnung gehört zum festen Bestand der Gemeindebelehrung und wird daher in der Paränese wiederholt eingeprägt (vgl. Röm 1212 Act 1a 242. '6 6, u. ö.)1. Mit nicht nachlassender Beharrlichkeit will Gott angerufen werden (vgl. Lk 181-8)1. In solchem Gebet 3 wird die Gemeinde auf der Wacht sein. Das Partizip YPYJyopoüvn:c; schließt sich als selbständige Aufforderung an'. Beten ist die rechte Art und Weise, in der die Wachsamkeit geübt wird'. Der Aufruf zum YPYJyopei:v wird hier nicht durch den Hinweis auf den Tag des Herrn begründet, der unvermutet plötzlich hereinbrechen wird (vgl. 1Thess 56 Mk 138". Par. Mt 2518 u. Ö.)I; er beschreibt vielmehr die Haltung der Glaubenden schlechthin. Allezeit sollen sie wachen und beten; ihr Gebet aber soll ständig von Dank und Lob erfüllt sein, durch das sie preisend Gott rühmen (vgl. 1u 27 315.17)7. V.3: Wann immer die Gemeinde Gott anruft, darf sie die Fürbitte für den Apostel nicht vergessen 8• Er betet unablässig für sie (ls. 9); darum soll auch sie für ihn die Hände zu Gott erheben. Wird wie 1Thess 525 vom '7tpoml,ea&otL '7te:pl ~~(;)v gesprochen, so weist das "Wir" auf den gemeinsamen Auftrag zur Verkündigung hin, der dem Apostel und den anderen Boten des Evangeliums erteilt ist. Da im folgenden gleich wieder zum Singular zurückgelenkt wird (8L' 8 8~8e:~otL; tVot q>otve:p~a(a», ist jedoch auch hier mit mpt ~~(;)v kein anderer als der Apostel gemeint, dem Gott die &upot TOÜ A6you öffnen möchte. Von der Tür, die ihm aufgetan worden sei, spricht Paulus 1Kor 169 und 2Kor 212 und denkt dabei daran, daß seine Predigt auf seiten der Hörer offene Bereitschaft gefunden hat (vgl. auch Act 1427). Hier dagegen ist gemeint, daß es dem gefangenen Apostel überhaupt wieder ermöglicht werden möchte, die Verkündigung auszurichten 11. Als deren Inhalt wird das ~UO"'rijPLov TOÜ XPLO"t'OÜ 10 genannt; 1 An 7tPOCJXotPTCPCLV wird das Objekt im Dativ angeschlossen. Vgl. PapAmh 11. 65. 1. 2f.: Tii totUT(;)V 'YE(a)P'Y(~ 7tpoCJXClpnpcLv; PapLondon 111.904,24-27: tv[ot] ••• Tjj 7tPOG['1lxou]
234
Die Gefangenschaft des Paulus
dabei ist f.LucrrljPLOV geradezu als terminus technicus für die christliche Heilsbotschaft verstanden (vgl. 12a 22)1. Um ihretwillen 2 muß der Apostel Leiden und Gefangenschaft erdulden, wie es den Boten Jesu Christi bestimmt ist (vgl. Eph 6191.). Aber Gott weiß, wie trotz Gefangenschaft und Bedrängnis die Tür für den ungehinderten Lauf des Wortes aufgestoßen werden kann. V.4: Er möge es fügen, daß der Apostel das Geheimnis Christi offenbar mache, wie er davon reden muß. Als Gottes zwingendes Gebot liegt auf ihm die Pflicht, das Wort weiterzusagen (vgl. 1Kor 916). Für dieses Ausrufen ist hier nicht wie sonst vom xa.:ra.yyeU&LV (1Kor 21), Aa.A&!V (lKor 27) oder &Üa.yy&A(~&O'&a.L (Eph 38), sondern vom epa.vepoüv des f.LUcrrljPLOV die Rede. Zwar wird sonst wiederholt gesagt, das Geheimnis sei offenbar gemacht worden (126 Röm 1626 1Tim 31a), und damit auf Gottes Offenbarung hingewiesen; niemals aber braucht Paulus sonst epa.vepoüv, um seine Verkündigung zu beschreiben. Wird hier mit diesem Wort die apostolische Predigt bezeichnet, so wird sie als Kundgabe der göttlichen Offenbarung in ihrer einzigartigen Bedeutung hervorgehoben. Durch sein Leiden und durch seinen Dienst am Wort wirkt der Apostel für die ganze Kirche (12.".). Das eine ist für sie so notwendig wie das andere. Daher wird auch kein Wort der Klage über die Gefangenschaft verloren. Die Gemeinde aber soll darum bitten, daß Gott dem apostolischen Wort freien Lauf gewähre. Dieses Wort muß unter allen Umständen gesagt werden (vgl. ha-28); und für das Gelingen dieses apostolischen Auftrags soll sich die Gemeinde mitverantwortlich wissen. Die Gefangenschaft des Paulus Seit den Tagen der alten Kirche hat man sich darum bemüht, die Frage zu beantworten, wo sich der Apostel befand. als der Kolosserbrief geschrieben wurde. Der Brief sagt nicht mehr, als daß Paulus um des Geheimnisses Christi willen gebunden sei (481.), daß sich Aristarch als sein Mitgefangener bei ihm befinde (410) und daß die Gemeinde seiner Gefangenschaft gedenken möchte (418). In diesen Sätzen ist aber keine Bemerkung darüber enthalten, an welchem Ort Paulus gefangengehalten wurde. Die später zum Brief hinzugefügte subscriptio behauptet: eyPcXIPl) cX7tO c PWIJ.llC; 8~a Tux,(xou xocl 'ÜVl)a(IJ.ou (KL al). Danach soll Paulus während der römischen Gefangenschaft das Schreiben an die Kolosser diktiert und an die Gemeinde abgeschickt haben. Zwar liegt Rom von Kolossae weit entfernt, aber nicht zu weit, als daß nicht ein Bote zur Gemeinde hätte reisen und die Verbindung zwischen ihr und dem Apostel hätte herstellen können. 1 In dieser Bedeutung wird f.l.uGT'Ijp~o" vornehmlich in den Deuteropaulinen gebraucht. V gl. Eph 611: (YCC f.l.0~ 8o.&fi A6yo~ h Ii"o(~c~ TOÜ en6f.1.at'r~ f.l.OU. iv 1tatppl')alcF 'Y"6)p(aat~ -ro f.l.uGT'Ijp~ov -roü mYYCA(ou; 1Tim 3,: -ro f.l.uGT'IjPLOV 1ij~ 1t(an6)~; 311: -ro 1ijc; eüacßcLlX~ f.l.UGT'ljPLOV. Vgl. G. Bornkamm, ThWB IV, S.828. • BG lesen 8L' 6" und weisen damit auf XP~CJ'roü hin.
Die Gefangenschaft des Paulus
235
Neben Rom ist auch Ephesus als Ort genannt worden, an dem Paulus im Gefängnis gelegen habe, als er an die Gemeinde in Kolossae schrieb. Im marcionitischen Prolog zum Kolosserbrief heißt es: Apostolus iam ligatus scribit eis ab Epheso 1. Nun ist zwar weder in den paulinischen Briefen noch in der Apostelgeschichte expressis verbis von einer ephesinischen Gefangenschaft des Apostels die Rede. Paulus weist jedoch den Korinthern gegenüber darauf hin, daß er wiederholt Gefangenschaft habe erdulden müssen (2Kor 1128); und während seines langen Aufenthaltes in Ephesus hat er schweres Leid erfahren (lKor 1582). Man wird daher mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, daß er dort auch für kürzere Zeit ins Gefängnis geworfen worden ist 2 • Wenn der Kolosserbrief in Ephesus geschrieben worden wäre, müßte er vor dem 2. Korinther- und dem Römerbrief, vielleicht auch vor dem 1. Korintherbrief verfaßt worden sein. Eine so frühe Entstehung des Briefes muß aber als schlechterdings ausgeschlossen bezeichnet werden, da der Kolosserbrief seiner Theologie wegen unbedingt nach den paulinischen Hauptbriefen angesetzt werden muß-. Einige Exegeten haben vorgeschlagen, Caesarea als Abfassungsort für den Kolosserbrief in Betracht zu ziehen'. Diese Hypothese hält jedoch genauerer Prüfung nicht stand. Zwar wäre bei dieser Datierung der Kolosserbrief nach den großen Gemeindebriefen geschrieben worden. Aber die Angaben des Kolosserbriefes stimmen in keiner Weise mit dem Bericht der Apostelgeschichte überein. Im letzten Abschnitt des Briefes werden Tychikus, Onesimus, Aristarch, Markus, Jesus Justus, Epaphras, Lukas und Demas als Gefährten des Apostels genannt, die sich bei ihm befinden (47-1'). Keiner dieser Namen wird in den Kapiteln der Apostelgeschichte erwähnt, die die Gefangenschaft des Paulus in Caesarea beschreiben (Act 232s-2682). Es läßt sich überdies kaum vorstellen, daß es in der kleinen Hafenstadt Caesarea genügend Raum für die missionarische Wirksamkeit eines so großen Mitarbeiterkreises gegeben haben solltes. Weder Ephesus noch Caesarea kommen daher als Abfassungsort in Betracht, wohl aber könnte Rom der Ort gewesen sein, an dem Paulus gegen Ende seines Lebens den Kolosserbrief verfaßt haben könnte 8. 1 Vgl. E. Preuschen, Analecta. Kürzere Texte zur Geschichte der Alten Kirche und des Kanons 11, Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichdicher QueUenschriften I, 8, I'fübingen 1910, S. 87. . I VgI. insbesondere A. Deißmaon, Zur ephesinischen Gefangenschaft des Apostels Paulus, in: Anatolian Studies presented to Sir W. M. Ramsey, Manchester 1923, S. 121-127; ders., Licht vom Osten, S. 20H.; ders. a.a.O. (S. 113 Anm. 4) S. 15-17; W. Michaelis, Die Gefangenschaft des Paulus in Ephesus und das Itinerar des Timotheus. Untersuchungen zur Chronologie des Paulus und der Paulusbriefe, NTF 1,3, Gütersloh 1925; ders. a.a. O. (S.34 Anm. 3) S.215-218 (dort sind auf S. 218 weitere Vertreter dieser Auffassung genannt). 3 Vgl. Kümmel, Einleitung, S.249f. • Diese These wurde vor allem vertreten von Haupt S. 4-6; Lohmeyer S.14f.; Dibelius-Greeven S.52; M. Dibelius-W. G. Kümmel, Paulus, Sammlung Göschen 1160, 'Berlin 1964, S.127. 134f. Ii V gI. K ü m me I, Einleitung, S. 250. • Wenn die paulinische Verfasserschaft angenommen wird, muß der Kolosserbrief während der römischen Gefangenschaft verfaßt worden sein. V gl. E. K äse mann, .A.rtk. Kolosserbrief, RGG' 111, Sp. 1728: .. Die Datierung des Briefes steht
236
Die Gefangenschaft des Paulus
Doch mit dieser traditionellen Ansicht, die von vielen Exegeten geteilt wird 1, sind keineswegs alle Probleme gelöst. In den Mitteilungen und Grüßen des Kolosserbriefes werden fast ohne Ausnahme dieselben Namen angeführt wie im Philemonbrief. Sollte auch dieses kleine Schreiben in Rom entstanden sein? Der entlaufene Sklave Onesimus hätte eine lange und gefahrvolle Reise bis Rom überstehen müssen, ehe er dort beim Apostel Zuflucht fand. Phm 22 bittet Paulus um Bereitstellung eines Quartiers für einen Besuch, den er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft bei Philemon machen möchte. Röm 1524.28 aber schreibt er, er wolle von Rom nach Spanien reisen. Nun mag Paulus während seiner Gefangenschaft seine Pläne geändert haben; es bleibt jedoch recht fraglich, ob der Philemonbrief wirklich in Rom entstanden ist. Was seine Theologie betrifft, so besteht keinerlei Anlaß, ihn an das Ende der paulinischen Briefe zu setzen. Es läßt sich vielmehr mit guten Gründen annehmen, daß er während einer Gefangenschaft in Ephesus geschrieben wurde. Dorthin konnte Onesimus in wenigen Tagereisen gelangen, und von dort konnte Paulus rasch an den Herrn des Sklaven die Bitte überbringen lassen, Onesimus als christlichen Bruder wieder anzunehmen. Empfiehlt es sich mithin, für den Philemonbrief Ephesus als Abfassungsort anzusehen 2 , so kann doch der Kolosserbrief aus den oben genannten Gründen keinesfalls schon zu einem so frühen Zeitpunkt entstanden sein. Daß Paulus der Autor des Philemonbriefes ist, wird mit Recht nicht bezweifelt. Es sind jedoch eine Reihe von Gründen geltend zu machen, die die paulinische Verfasserschaft des Kolosserbriefes zweifelhaft erscheinen lassen'. Die übereinstimmungen in den Grußlisten der beiden Briefe wären dann darauf zurückzuführen, daß der Verfasser des Kolosserbriefes den Philemonbrief gekannt und benutzt hat'. Durch einen Vergleich mit dem Philemonbrief kann dann aber keine Antwort auf die Frage nach dem Abfassungsort des Kolosserbriefes gewonnen werden. Die Entstehungsverhältnisse der beiden Briefe müssen vielmehr unabhängig voneinander erörtert werden. Zwar wird die Gefangenschaft des Paulus dreimal im Kolosserbrief erwähnt (48.10.18); aber es fehlt jeglicher Hinweis, der eine anschauliche Vorstellung von der Lage des Apostels vermitteln könnte. Der Brief sagt lediglich, daß der Apostel leidet und gebunden liegt. Paulus hatte den Philemon- und den Philipperbrief im Gefängnis geschrieben. In nachpaulinischer Zeit verallgemeinerte man diese SituatiQn und stellte sich den Apostel als ständig leidend vor. Während er gefangen gehalten wird, spricht er seinen Gemeinden und seinen Mitarbeitern durch Briefe sein Wort zu. Dieses typische Bild wird schon im Kolosserbrief mit wenigen Strichen angedeutet und ist dann sowohl im Epheserbrief (Eph 31) als auch in den Pastoralbriefen (2Tim 18. 161. 29) vorausgesetzt. So wird der Apostel als im Leiden vollendeter Zeuge des Evangeliums darunter der Alternative: Wenn echt, um des Inhalts und Stiles willen so spät wie möglich, wenn unecht, so früh wie denkbar." 1 Vgl. Percy, Probleme, S.467-474; Moule S.21-25; Kümmel, Einleitung, S.250. 252 (dort sind weitere Vertreter dieser Auffassung genannt). I V g1. weiter S. 264. I Vgl. hierzu den zusammenfassenden Exkurs .. Die paulinische Theologie im Kolosserbrief" S. 249-257. • Zur näheren Begründung vgl. unten S. 2~248.
Ko14&
237
gestellt 1, der als Offenbarer des Geheimnisses Christi in seinem Leiden das Zeichen unantastbarer Beglaubigung vorweist 2.
V. 5: Die Gemeinde soll €v aocp(~ wandeln. Mit dieser Aufforderung wird noch einmal das auf praktische Bewährung ausgerichtete Verständnis der Weisheit betont. In rechter Erkenntnis weiß man, was Gottes Wille ist, und folgt diesem in treuem Gehorsam (vgl. 19,. 128 2s 316). Wer sein Leben in solcher aocp(cx führt, die von allem, was nur den äußeren Anschein von Weisheit besitzt (22s), grundlegend unterschieden ist, wird sich nicht wie die Anhänger spekulativer Weisheit auf einen engen, abgeschlossenen Kreis zurückziehen. Er wird vielmehr in allem Tun und Handeln darauf bedacht sein, daß das von Gott offenbar gemachte lJ.ucrdjPLOV TOÜ XPLO"t'OÜ bezeugt wird. V on den Außenstehenden wird die Gemeinde kritisch betrachtet, ob ihr Wandel glaubwürdig erscheint oder nicht. ol l~(a) werden diejenigen genannt, die nicht Christen sind (vgl. lThess 4111 lKor Sm. Mk 411)3. Wie werden sie über das Verhalten der Gemeinde urteilen?' Daran müssen die Christen denken und sich ihrer hohen VerpHichtung bewußt sein: <X7tp6ax07tOL KCXL 'Iou8cxLoL<; y(vEa3-e KCXL tlE)).'l)aLV KCXL -r7i txxA1Ja(~ TOÜ &e:oü (lKor 1082)6. Kauft die Zeit aus - lautet die folgende Mahnung, die unverbunden angeschlossen wird e• Unter dem KCXLp6<; ist hier nicht der bestimmte Zeitpunkt7 , sondern der Zeitraum verstanden, der mit allen sich bietenden Möglichkeiten voll ausgenutzt werden soll. Der KCXLp6~ ist weder als heilsZur Exegese von lu vgl. oben S. 112-117. 1 Wenn die Entstehung des Kolosserbriefes nicht auf Paulus, sondern einen später schreibenden Pauliner zurückgeführt wird, besteht keine Veranlassung, an Rom als Abfassungsort festzuhalten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird vielmehr der Verfasser des Briefes im Kreis paulinischer Theologen in Ephesus zu suchen sein. V gl. unten S. 253-257. a Diese Bezeichnung entspricht dem rabbinischen Begriff C'l~3"J:I::r = die, die draußen stehen; diejenigen, die einer anderen religiösen Gemeinschaft angehören. Belege bei Billerbeck In, S.362; vgl. auch J. Behm, ThWB 11, S.572f. und W. C. van Unnik, Die Rücksicht auf die Reaktion der Nicht-Christen als Motiv in der altchristlichen Paränese, in: Judentum - Urchristentum - Kirche, Festschrift für J. Jeremias, BZNW 26, Berlin 1960 = 11964, S.221-234. " V gl. Theodoret z. St.: 1L1l8cILltXv, qlllolv, MOre; 7rp6q1tXOLV 8l8oTC ß>,a.ßlle;, 7ra.v't'tX Ö7r~P Tije; tXUT(;)V 1L1lXtXV«o&c a(o)'t'llpl«e;. I V gl. Eph 111: B>J7rCTC o~v IipXLß(;)e; 7r(;)e; 7rCpL7rtXTCr't'C, IL~ ~e; claOqlOL ci).A' ~e; aOqlol; ferner Sent. 16 aus den Sprüchen des Sextus (ed. H. Chadwick, The Sentences of Sextus, Text and Studies 5, Cambridge 1959, S. 14): "Biete dich der Welt nicht tadelnswert dar." Vgl. G. Delling, Zur Hellenisierung des Christentums in den "Sprüchen des Sextus", in: Studien zum Neuen Testament und zur Patristik, Festschrift für E. Klostermann, TU 77, Berlin 1961, S. 215f. • Das Partizip steht wieder in imperativischer Bedeutung. V gl. oben S. 233 Anm.4. 7 So z. B. Gal 6t: XtXLpej> ycip 18~ .&cploOILCV IL~ hc>.OOIJ.CVOL; 1 Pett 11: iv XtXLpej> laxa.'t'«t>; 5.: iv XtXLPCj). Zum BegriffxtXLp6c; vgl. G. Delling, ThWB IU, S. 456--465. 1
238
KoI4,...
geschichtlich ausgezeichnete Zeit charakterisiert!, noch wird auf die Kürze der zur Verfügung stehenden Frist verwiesen s. Sondern es wird eine Lebensregel ausgesprochen) die schlechthin gültig ist 3 : jeden Tag) den Gott schenkt) dankbar und fröhlich hinzunehmen' und die Zeit) die einem gegeben ist) nicht leer verstreichen zu lassen 5 • V. 6: Zum Abschluß heißt es) das Wort) das die Christen reden) solle allezeit &'1 X,OCPL't'L gesprochen werden. XOCPL<; könnte auch hier in der Bedeutung "Gnade" gebraucht sein (vgl. 316). In der Auskunft) die die Christen Außenstehenden über ihren Glauben geben) würde sich dann geradezu die göttliche Gnade den Hörern darbieten 8 • Da aber auf EV X,OCPL't't die Worte clACl't'L ~p't'U!Levo<; folgen) wird sich die Formulierung des Satzes an eine allgemein gebräuchliche Redewendung anlehnen 7. Dannwird durch tv X,OCPL't'L angezeigt) daß die Rede lieblich sein sollS) mit Salz gewürzt (vgl. Mk 9491. Mt 518)9. Inwiefern diese geläufige Beschreibung eines treffenden Wortes 10 nun gerade vom A6yo<; der Christen gelten soll) 1 Gegen O. Cullmann, Christus und die Zeit. Die urchristliche Zeit- und Geschichtsauffassung. ·Zürich 1962, S. 53f. 201f. t So geschieht es lKor 711: 6 XotLpO~
XotLpOV lxoJ.Le:v, ipYIX~~J.LE&ot -tO ciYot&6v.
a Vgl. Seneca, Epist. 1,1: Tempus ... coUige et serva. , Zur Formulierung vgl. LXX Dan 2.: XotLpOV uJ.Le:i~ i~otyop«~E:'te:; dort besagt freilich der Ausdruck: Ihr sucht Zeit zu gewinnen. Vgl. F. Büchsel. ThWB I, S. 128. t~otYOP«~ELV hat hier die Bedeutung "intensives Kaufen, ein Kaufen, das die vorhandenen Möglichkeiten ausschöpft" (Büchsel ebd.) - nicht jedoch "freikaufen" oder "ablösen" bzw. "zufriedenstelIen", als erhöbe der böse xotLp6<; .,grimmige Anforderungen (lKor 7.29-32). die es zu befriedigen gilt" (Bauer Sp.537). Ii Eph 518 wird zur Mahnung i~otyopot~6J.Le:vOL -tOv XIXLp6V der Hinweis hinzugefügt: lITL otl ij!JlPIXL 7t0V7lPott dow. Der Gebrauch des Wortes xotLp6~ in Kol411 und Eph 518 entspricht also dem Bild. das sich auch aus der Verwendung anderer eschatologischer Begriffe ergibt. Vgl. oben S. 47.155-159.193-196 zu h 211 31", Die Naherwartung ist zurückgetreten; es wird nicht in zeitlich, sondern in räumlich bestimmten Vorstellungen gedacht. 8 So nach Haupt z. St. 7 Vgl. Dibelius-Greeven z. St. • Zu tv XIiPLTL in der Bedeutung .,lieblich" vgl. Paulusakten PapHamb (cd. e. Sc h m i d t [1936]) p. 3,13: e:toijÄ&e:v 7toti<; Ädotv EUEL8lj<; tv X«PLTL. • Zu «Äot~ vgl. F. Hauck, ThWB I. S. 229. 10 Es lassen sich sowohl hellenistische als auch rabbinische Belege anführen. Vgl. Plutarch. de garrulitate 23 (p. 514f): XIlpLV TLvei 7totpIXaxculi~ovTE~ ciU~ÄoL~ wcme:p «Äal Toi~ A6yot~ tcp"lMvouat Tl)V 8totTptßljV XIXl Tl)v 7tp«~tV (dabei wird freilich nicht vom Würzen der Worte mit Salz gesprochen, sondern es heißt. daß die Menschen durch die Rede wie mit Salz den Gegenstand zu würzen suchen, mit dem sie sich gerade beschäftigen; vgl. Moule z. St.); Plutarch. quaestiones convivales V, 10.2 (p. 685a): xLv8uve:uouat yeip ol «Ae:~ T(;)V &U(J)v ö~wv ~ov dVotL xIXl fj8uaJ.LIX, 8LO xIXl 'xlipLn~' lVtOL 7tpoalXyope:UouaLv IXUTOU~. ÖTt Tii~ TPOcpij<; -tO civIXyxotiov ij8u 7tOtOÜaLv; siehe auch q uae-
stiones convivales V. 10,4 (p. 685e.f).Aus der rabbinischen Literatur sei genannt: b. Ber. 34a Bar.: ., Wer vor das Vorbeterpult tritt. der soll sich weigern (vorzutreten), und wer sich nicht weigert. der gleicht einer Speise, in der kein Salz ist. Wenn cr sich aber über Gebühr weigert. so gleicht er einer Speise, die das (übermaß von)
Ko147-18
239
wird erläutert, indem der herkömmlichen Charakterisierung eine spezifisch christliche Bestimmung hinzugefügt wird: Jedem, der sich fragend an die Gemeinde wendet, soll man die rechte Antwort zu geben wissen (vgl. 1 Petr 315)1. Daher darf die Rede der Christen nicht fad, sondern muß gewürzt und richtig gewählt seins. Dann wird die ao
47-18
mitteilungen unb 0rüfie
Wie e8 mir gebt, mirb eud) t'yd)iPue, bet geHebte amber unb tttue Diener unb mitPned)t in bem fjettn, betid)ten; 8 eben ba~u fd)icfe id) i~n ~u eud), bamit ibr erfabd, mie es uns gebt, unb er eure fjer~en tröJ'te, 11 ~uJammen mit ~neJfmus, bem treuen unb geliebten 8ruber, ber 1'0n eud) ift; fie merben eud) aUes betid)ten, mie tß ()ier fte1)t. 10 ~e grüßt eud) ~rlftard), mein mitgefangener, unb marPus, ber t)dter bes 13arnabae - Jeindmegen 1)abt ibr fd)on ~ufträge erbaUen; menn er ~u eud) Pommt, ne1)mt (1)n auf - 11 unb JeJus, genannt Juftus; bitTe finb bie ein~igm mitarbeitet am neid) 00ttee aue ber 8erd)neibun9i fie Jinb mit ein t'roft gemorben. 1!~s gtÜßt eud) ~papbtas, ber 1'0n eud) ift, ein 6P[al'e (~dfti Jefu, ber fid) aUe~eft für eud) einfef3t in feinm 0ebdm, 'baß ibr 1'0UPomrmn bafte1)t unb erfüUt feib 1'0n aUem, maa 00ttee WiUe ift. 18 nenn id) be~euge ibm, baß er l'ie[ mübe um eud) bat unb um Me in !aobi~ea unb fjietapo(f8. 1. ~s gtÜßt eud) !ufas, bet geHebte ~~t, unb nemas. lG 0rüfit Me 8rüber in !QDbi~ea unb flympba unb ibte fjausgemefnbe. 18 Unb menn bieJer 8tief bei eud) l'edefen frt, bann forgt bafür, baß er aud) fn ber 0emefnbe ber !aobi3ener l'edefen mirb, unb baß fbr aud) ben aue !aobi~ea l'erleft. 17 Unb Jagt ~em ~rd)ippus: ~d)te auf beinen nfenft, ben bu im fjerrn empfangen baft, baß bu il)n etfüUft. 18 Der 0ruß mit meiner, bes 'Pau(us, eigener fjanb. 0ebenht meiner 8anbe. nie
Wie in allen paulinischen Briefen stehen Mitteilungen (V. 7-9), Grüße (V. 10-15) und kurze Anweisungen (V. 16-17) am Ende des Briefes. Mit dem eigenhändig geschriebenen Schlußgruß, der Bitte, der Bande des Apostels zu gedenken, und dem Gnadenwunsch (V. 18) wird der Brief abgeschlossen. Salz verdorben hat"; Traktat Sopherim 15.8: .. Die Thora gleicht dem Salz." Weitere Belege bei Billerbeck I. S. 232-236; H. S. 21-23; HI. S. 631. 1 Vgl. Abhoth H. 14: .. R. EI cazar (b. cArakh. um 90 n. ehr.) sagte: Sei eifrig darauf bedacht. die Thora zu lernen. und wisse. was du den Freidenkern antworten magst." Vgl. Billerbeck IH. S.765; dort weitere Belege. 1 Vgl. Mk 960: lXE't'E h elXu'rotC; «AIX; IgnMagn 101: «Ata&rj't'E h IXU'rcjl (sc. XpLa'rcjl). a V gl. Photius von Konstantinopel z. St.: &O'1tep oöv oua~ 'r(;lv a(;llLlX 'rpEq>6V'rCllV axe80v XCIlptC; «AIXTOC; ~8UVEL xlXi el.c; 'rpoq>l}V WXUlLoV liVIX8t8o'rIXL. OU'rCllC; 6 8L8IXGXIXALXOC; A6yoc;
o -rijv YUXl}V 'rpeq>CIlv. IXv lLl} ~ X«PL'rL ~p'r\ltdvoc;. oün: ~pe~eL OÜ'rE civIX8o&1jae'rIXL.
Ko147
240
v. 7: Vom persönlichen Ergehen des Apostels wird nicht gesprochen; darüber werden die Boten, die zur Gemeinde reisen, berichten 1. Ta X<XT' E~ meint wie Phillts Eph 621 u. ö. die Lage, in der Paulus sich befindet 3 , und wird im folgenden durch Ta 7te:pt Y)!J.&" (V. 8)8 und Ta &8e: (V. 9) wieder aufgenommen. Tychikus', der sich auf den Weg nach Kolossae machen soll, wird Act 20, als ein aus Asien stammender Begleiter des Paulus auf der Kollektenreise erwähnt. Eph 621 wird er mit denselben Worten wie an unserer Stelle der Gemeinde empfohlen und 2Tim 4Ul Tit 312 gleichfalls als Bote des Apostels genannt. Er wird nicht nur wie alle Glieder der Gemeinde als ci.Y<X7tl)TOt; ci.8e:Acp6C; (vgl. 12) bezeichnet, sondern darüber hinaus als 7tLa-roC; 8LcXXO"OC;. Der 8Lcbeovoc; ist nicht Inhaber eines festen Amtes in der Gemeinde, sondern jemand, der einen bestimmten Dienst leistet. Ob Tychikus diesen an den Gemeinden oder aber an Paulus erwiesen hat Ii, wird nicht gesagt. Es wird aber hervorgehoben, daß er sich als treuer und zuverlässiger 8 8LcXXOVOC; bewährt hat (vgl. lThess 32). Sein Dienst betrifft nicht etwa untergeordnete Aufgaben, sondern er tut letztlich nichts anderes als der Apostel. Daher wird er diesem wie Epaphras (vgl. 17) als aU,,80UAOC; an die Seite gestellt. Durch die Wendung E" xup(~, die der Sache nach auch mit ci.8e:Acp6C; und 8LcXXOVOC; zu verbinden ist, wird darauf hingewiesen, daß er als Christ am Werk ist. V.8: Ihn schickt' der Apostel zur Gemeinde mit dem Auftrag, ihr Bericht zu geben 8 • Denn sie soll wissen, wie es um Paulus steht'. Tychikus hat nicht nur Nachrichten zu überbringen, sondern auch als Mitknecht des Apostels die apostolische Lehre der Gemeinde einzuprägen, indem er sie 10 tröstet ll und ermahnt (vgl. 22). 1 yvc.>p(m:L wird in V .• durch yvc.>p(aoucnv wieder aufgenommen. Durch yvc.>pl~eLv wird auf wichtige Mitteilungen hingewiesen (vgl. Gall11 lKor 123 1St 2Kor 81 u. ö.). • Ta: )(atT' i(d ist eine gebräuchliche Wendung zur Bezeichnung der Situation, in der man sich befindet. V gl. z. B. Herodot VII. 148: Ta: xatT' tc.>u.ou~; Diodorus Siculus I, 10.6: tv TOL~ xat~' ~(.Lii~ ~'t'L Xp6vOLt;; lEsr 917: .a: xat.a: TOU~ ~v8patC;; Tob 10,: Ta: xatTa: GE; Act 2421: Ta: )«X~' U(.Lii~; 25u: Ta: xatTa: TOV I1atÜA.OV. V gl. Mo u lt 0 n· T ur· ner S. 15; Schlier. Epheser. S. 306. I Trotz des Plurals ist also nur von der Situation des Apostels die Rede. • Der Name Tychikus ist verschiedentlich auf Inschriften bezeugt. V g1. Bau e r Sp.1645f. 1 V gl. Act 19.. : 800 TWV 8I4XOVOUVTc.>V atUTcj). • Zu m~ in der Bedeutung .,zuverlässig" vgl. oben S. 38. 54 zu 11 und 17. 7 lm(.L1JIcz ist Aorist des Briefstils. V g1. Phm 12. • d~ atUTO TO TOÜTO weist also zurück auf yvc.>pl
xcll1tatp<XX«)Jan T~ )«Xp8L«~ UI1W"'. UI1WV steht in hebraisierender Redeweise (v gl. oben 5. 215 zu 3111.) statt ul'ii~. V gl. 2.: (Vat 1totp«Xll)&wcnv cxl xotp8lotL Ul1w",.
Ta: mpl
~(.LWv
10 T~ )«Xp3L«~
11
Vgl. Bjerkelund a.a.O. (5.127 Anm. 5) S.92.
Kol4t.l0
241
v. 9: Tychikus soll von Onesimus 1 begleitet werden, der als treuer und geliebter Bruder (vgl. 12), nicht aber als 3L«XOVO<; und aUV30UAO<; bezeichnet wird. Ober seine Person wird lediglich bemerkt, er stamme aus Kolossae 2 • Kein Wort wird darüber verloren, daß der Sklave Onesimus seinem Herrn davongelaufen war und diesem durch Paulus wieder zurückgeschickt wurde (vgl. Phm 10--12). Da die Namen, die im letzten Abschnitt des Kolosserbriefes genannt werden, enge Berührungen mit dem Philemonbrief aufweisen, ist anzunehmen, daß es sich um ein und denselben Onesimus handelt 3 • Doch der V orfall, der sich mit seiner Flucht und der durch Paulus veranlaßten Heimkehr zugetragen hat, interessiert hier nicht'. Beide, Tychikus und Onesimus, werden gemeinsam im Auftrag des Apostels zur Gemeinde kommen, ihr die Botschaft des Apostels überbringen und erzählen, in welcher Lage er sich befindet 6. Die Grußliste ist ihrem Umfang nach nur mit Röm 16 zu vergleichen'. Die lange Reihe von Namen soll offensichtlich dazu dienen, mit der Gemeinde engere Verbindung herzustellen. Zunächst werden einzelne Männer aus der Umgebung des Apostels genannt, die der Gemeinde bereits bekannt sind (V.1o-a), dann trägt der Apostel Grüße auf (V. 15-17). Im Unterschied zu Röm 16 treten also seine Mitarbeiter stärker in den Vordergrund. V. 10: Auf das Prädikat «CI'1t«~E't'Ott folgen drei Namen, als erster der des Aristarch 7 , der auch Phm 24 erscheint und in der Apostelgeschichte als Begleiter des Paulus auf der Kollektenreise (Act 1929 20.) und auf der 1 Der Name Onesimus erscheint häufig auf Inschriften, oft auch als Sklavenname, so z. B. Claudius Galenus, de optima doctrina liber 1 : 'Ovi)OtILO~ 6 IIAouTcXpxou 80ÜAO~. Weitere Belege bei Bauer Sp. 1129f. a Zu der Wendung 6 t~ UIL(;)V vgl. 411: 'E1t<Xqlp~~ 0 i~ ulL(;)V; Röm 1610r.: TOU~ tx T(;)V 'APL<JTOßOUAOU ••• ToUC; bt T(;)V N<Xpx(ooou; Phil 411: ot Cx Tljc; K<X(o<Xpoc; obd<xc;. a Calvin z. St. äußert Bedenken: Vix est credibile hunc esse servum illum Philemonis, quia furis et fugitivi nomen dedecori subiectum fuisset. Ganz ungewiß ist es. ob der hier genannte Onesimus mit dem bei Ignatius erwähnten Bischof Onesimus in Ephesus identisch sein könnte (IgnEph Ja 21 6a). V gl. auch S. 262 Anm.1. , Es braucht nicht taktvolle Rücksichtnahme zu sein, derentwegen davon nicht gesprochen wird (so Dibelius-Greeven z. St.). Dem Verfasser des Kolosserbriefes war wohl der Name des Onesimus wichtig, nicht aber seine Lebensgeschichte. Für ihn ist allein von Bedeutung, daß er aus Kolossae stammte, so daß mit seinem Namen die Verbindung mit der Gemeinde bekräftigt wird. • G ergänzt zu TeX c':)8e - vielleicht in Anlehnung an die lateinische Oberlieferung - 1tP<XTT6ILEV<X. • Es ist umstritten, ob Röm 16 Bestandteil des nach Rom gesandten Briefes war. Vgl. Kümmel. Einleitung, S. 225-229 (mit ausführlichen Literaturangaben und sorgfältiger Prüfung der verschiedenen Ansichten). Doch selbst wenn Röm 16 ursprünglich nach Ephesus gerichtet war und zusammen mit einer Abschrift von Röm 1-15 der Gemeinde überbracht wurde, so hat doch zum Römerbrief, den man in Ephesus kannte und studierte, auf jeden Fall die Grußliste hinzugehört. 7 Der Name 'Ap(<JT<Xpxoc; war weit verbreitet. Vgl. Bauer Sp. 211.
16 5226 Lohte, Kol, Philemoo
242
Ko141o. U
Fahrt nach Rom (Act 27s) erwähnt wird. Als Mitgefangener 1 befindet er sich in der Umgebung des Paulus'. An zweiter Stelle steht der Name des Markus, des Vetters 8 des Barnabas'. Es wird also Johannes Markus gemeint sein, der aus Jerusalem stammte (Act 1212. 1111), mit Barnabas und Paulus reiste, sich dann von Paulus trennte (Act 1318 1537. 89), später aber wieder Mitarbeiter des Paulus (Phm 24 2Tim 411) und dann auch des Pettus (lPett 518) gewesen ist. Die Gemeinde habe seinetwegen schon Aufträge erhalten. Wenn er kommt, möge man ihn gut aufnehmen. Es wird nicht gesagt, von wem jene tV't'OAOtt erteilt wurden; vermutlich nicht vom Apostel, da es dann kaum einer Wiederholung bedürfte, sondern von anderer Seite. Deren Weisung wird nun durch die für Markus ausgesprochene Empfehlung bestätigt 6. V. 11: Jesus, der auch Justus heißt, wird als dritter aufgeführt. In der hellenistisch-römischen Welt trägt er nicht den jüdischen Namen 'lYJaoüc;8, sondern nennt er sich Justus 1• Uber ihn sind keine weiteren Nachrichten erhalten 8. Von diesen drei Männem wird bemerkt, sie seien die einzigen Judenchristen, die dem Apostel als Mitarbeiter am Reich Gottes treu geblieben sind. Die ßOtO'~AdOt 'roü &toü wird als formelhafter Ausdruck genannt, dessen Bedeutung abgeschliffen ist, so daß der eschatologische Charakter des Begriffes nicht mehr hervortritt I. In der knappen Feststellung klingen von fern die harten Auseinandersetzungen nach, die Paulus um das Gesetz, das in Christus als Hei1sweg abgetan ist (vgl. Röm 10,), hat führen müssen. Manche haben sich vom Apostel abgewandt, diese drei Judenchristen aber haben bei ihm ausgeharrt und stehen 1 I
Phm 23 wird nicht Aristarch, sondern Epaphras cruVotLXIL«)..6)TOC;; genannt. cruVotLXIL«)..6)'roC;; bezeichnet jemanden, der die Gefangenschaft teilt (v gl Röm
167 Phm 23). Das Wort könnte freilich auch in übertragener Bedeutung gebraucht sein: einer, der wie Paulus Gefangener Christi ist. Vgl. G. Ki ttel, ThWB I, S. 196f. Da cruvotL'XIL!lA.6)TOt; jedoch ohne weitere Erklärung steht (XpLaTOÜ o. A.), liegt es am nächsten, das Wort im eigentlichen Sinne zu verstehen. • «VEI!IL6t; bezeichnet den Vetter, nicht den Neffen. Vgl. Bauer Sp. 131. , Der Name des Bamabas ist als bekannt vorausgesetzt. V gl. Gal 21. I. 13 1 Kor 9. Act 4.89.7 1111.30 u. ö. Zu den Namen Miipxoc;; und Botpvotßiic; vgl. Bauer Sp. 973 und 265. i Zu solcher Empfehlung ist Act 1817 zu vergleichen. 8 Zum Namen 'Il)aoüc;; vgl. W. Foerster, ThWB 111, S.284-294. 7 Es wurde damals von vielen Juden auch ein hellenistisch-römischer Name angenommen, der ihrem hebräischen bzw. aramäischen Namen ähnlich war. V gl. oben S.33 zu h. Der Name Justus wurde häufiger von Juden geführt. Vgl. Act 113 187 und siehe Bauer Sp. 751. • Wenn man der ansprechenden Konjektur von Zahn, Einleitung I, S.321 folgt, wäre Phm 23 statt 'l'I')O'Oü der Name 'I'I')aoÜt; zu lesen. Vgl. auch Foerster a.a.O. S. 286 Anm. 18 und unten S.288 Anm.2. • Vgl. K. L. Schmidt, ThWB I, S.589, der darauf aufmerksam macht, daß trotz des Ausdrucks cruvEPYOt kein Synergismus vorliegt. Phm 24 heißt es nur ol cruVEpYOt ILOU. Zu cruvepy6c; vgl. 1Kor 3, 2Kor lu 813 Röm 163.11 Phi12. 43 Phm 1 und G. Bertram, ThWB VII, S.869-875.
KoI4u.12
243
mit ihm in demselben Dienstl. Daher sind sie ihm ein rechter Trost geworden'. V. 12: Einen besonderen Gruß läßt Epaphras der Gemeinde sagen. Er ist ihr von Anfang an verbunden (vgl. 171.) und gehört auch jetzt zu ihr. War er in der einleitenden Danksagung des Briefes dem Apostel als «YCX7tl)TOt; aUV80UAOt; ~l!(;)v an die Seite gestellt worden (17), so erhält er hier das Ehrenprädikat 80ÜAOt; XPL<JTOÜ 'I7jaoü (vgl. Phil 11). Als gehorsamer Knecht seines Herrn steht er in dessen Dienst und übt diesen auch in der räumlichen Entfernung ständig für die Gemeinde aus, indem er sich fürbittend für sie einsetzt (vgl. 21)8. Der Inhalt seines Gebetes lautet, die Gemeinde möge vollkommen dastehen (vgl. 12s 27 lKor 1568) und erfüllt sein von allem, was Gottes Wille ist«. Vollkommenheit ist auch hier als Gehorsam gegenüber Gottes Gebot verstanden (vgl. 128)6. Das selten gebrauchte Verbum 7tA7jpocpopei:a&cx~ 8 könnte die Bedeutung "überzeugt sein" haben; dann wäre gemeint, die Gemeinde möge über alles, was Gottes Wille ist, volle Gewißheit erlangt haben (vgl. Röm 421 145)7. Wahrscheinlicher ist es jedoch, daß 7tA7jpocpopei:a&cxL hier an die Stelle des mehrfach erwähnten 7tA7jpoüa&cx& tritt (vgl. 19.19 29.10). Dann wird in der Formulierung der an Gott gerichteten Bitte noch einmal an die Auseinandersetzung mit der cpLAoaocp(cx erinnert. Nicht durch spekulative Erkenntnis kosmischer Zusammenhänge, geheimnisvolle Weihehandlungen und Verehrung der Weltelemente erlangt der Mensch Zugang zum 7tAl)P(a)l!CX. Sondern indem die Glaubenden an Christus als dem Haupt über alle Mächte und Gewalten festhalten, sind sie ev CXUTij) 7tE1tA7jp(a)JdVOL (29f.) und erkennen sie, was Gottes Wille ist (hf.). So allein 1 Die Formulierung ist etwas umständlich geraten. Man hat den Eindruck. als sei ursprünglich beabsichtigt gewesen. ol6vTEC; h< 1rEPLTO"YjC; auvEpyoL zu schreiben. und als sei dann OUTOL ,,6VOL noch hinzugefügt worden. V gl. Hau pt. D i bel i u s Greeven z. St. Jedenfalls erhalten die Worte OUTOL 1l6VOL nun eine starke Betonung: Sie sind dabei geblieben. die anderen nicht. s 1rocP7lyopLoc findet sich sonst nicht im NT. doch siehe 4Makk 511: rlJv cpll.liv.&PCIl1rOV 1rocP7lyopLocv; 61: TOC!C; TOÜ 't'Upliwou 1rOCP7lyopLocLC;; Plutarch. de exilio 1 (p. 599 b):
BE! Be -rov 1rOCpa: T(;)V cp(ACIlV xocl T(;)V ß07l.&ouV't'CIlv A6yov 1rOCP7lYop(ocv tIvOCL ,,~ auv7lYoptocv TOÜ AU1rOÜnoc;. Oft ist auf Grabinschriften von der 1rocP7lyopLoc die Rede. so z. B. EpigrGraec 204.12: c!lc; ae 1rOCP7lyop(7lv xciv cp.&L~oLaLv IXCll; ferner 261.19; 502.4; Pap Oxyrh I. 115. 11: 1rOCP7lYOpe:!'t'E ouv l:ocu't'OUc;. Weitere Belege bei Bauer Sp.1243. • «YCIlvL~6"EVOC; steht hier wie 21 nicht vom Kampf. sondern von der Anstren-
gung. dem Einsatz. der für die Gemeinde geleistet wird. Vgl. oben S. 126 zu h.21. • Statt des zweifellos ursprünglichen aToc.&Yjn (p"BK*1912 pc) lesen ACSfDG pm a't'Yj-re. I 327 al iin. 1rf:1rA7lpocpoP7l"ivOL wird von pu sr pm durch das geläufigere 1rE1rA7lPCIllltvoL ersetzt. I Zur Bestimmung des Begriffs T~).e:LOC; siehe oben S. 124 zu 1ae. I Vgl. G. Delling. ThWB VI. S. 307f. Zum Substantiv 1rA7lpocpop(oc siehe oben S. 128 zu 2•. 7 Vgl. Dibelius-Greeven. Moule z. St.
244
Ko1412-15
können sie daher als UAe:LOL festen Stand haben, daß sie ganz und ungeteilt erfüllt sind EV 7tOCVTL .&e:A~!LOCTL 't'oG .&e:oi)l. v. 13: Epaphras wird ausdrücklich bezeugt, daß er sich unermüdlich für die Gemeinde müht 2 • Warum er 7tOAUV 7tOVOV für sie hat, wird nicht angedeutet. Hat es Schwierigkeiten gegeben, die dazu führten, daß er für längere Zeit das Feld hat räumen müssen? Sollten die Auseinandersetzungen um die fPLAoaOfP(oc die Ursache dafür gewesen sein, daß er sich zurückziehen mußte? Kein Wort wird darüber gesagt, sondern nur ein hervorragendes Zeugnis für Epaphras ausgestellt, das ihn auch in den Nachbargemeinden in Laodizea und Hierapolis 3 als bevollmächtigten Vertreter des Apostels beglaubigt (vgl. hr.)4. Epaphras hat offensichtlich in allen drei Gemeinden gewirkt. Er setzt sich auch weiterhin für die ganze Kirche im Lykustal ein, zumal die Gefährdung, die von der fPLAoaofP((X ausging, nicht nur eine einzige Gemeinde, sondern die Christenheit im weiteren Umkreis betroffen haben wird. V.14: Als Grüßende schließen sich Lukas und Demas an. Lukas li wird auch Phm 24 und 2Tim 411 als Mitarbeiter des Paulus erwähnt, jedoch nur hier als 0 [oc't'po<; 0 cX.YOC7t1)'t'6<;8. Doch liegt auf dieser Bezeichnung keinerlei Betonung, so daß sie weder einen Rückschluß auf ärztliche Hilfe, die Lukas dem Apostel habe zuteil werden lassen, noch auf den Ort, an dem dieser sich befindet, zuläßt'. Demas (vgl. Phm 24)8 ist der letzte in der Reihe derer, die der Gemeinde Grüße auszurichten haben'. V. 15: Nun erst spricht der Apostel seine eigenen Grüße aus, zunächst an die Gemeinde in Laodizea (vgl. V.n), obwohl sie noch einen besonderen Brief erhält, dann an Nympha und die Hausgemeinde, die sich bei ihr ver1 Zu !v nach 7tE7tAlJPOcpoPlJtJ.t-JOL in der Bedeutung .. erfüllt mit" vgl. BlaßDebr. § 172. I 7t6vov steht in den ägyptischen Zeugen und ist eindeutig als Urtext zu erkennen. Die Varianten setzen an die Stelle dieses Wortes. das sonst im Corpus Paulinum nicht gebraucht wird. geläufigere Ausdrücke: D*G: x67tov; 104 1912 pc: 7t6-&ov; 33 pc (f sy): ~iiAOV; 6 1739: «y(;lv«. I Zur Schreibung !v 'Iep«7t6ML bzw. ev 'hp" ll6Ae:L vgl. Blaß-Debr. § 115.2. • Zur Lage der drei benachbarten Gemeinden vgl. oben S. 36-38 zu ta. I Zum Namen Aouxci<; vgl. Bauer Sp. 949. • 6 «y«7tlJ't6<; fehlt nur in einigen Minuskeln (33 pc). 7 Lukas ist nicht etwa wie ein Leibarzt um Paulus bemüht. Keineswegs läßt sich aus seiner Erwähnung auf Caesarea als Aufenthaltsort des Paulus schließen. weil nach dem Bericht der Apostelgeschichte deren Verfasser (= Lukas) sich bei Paulus in Caesarea befunden haben sollte. Loh me ye r vollführt eine Rechnung mit lauter Unbekannten. wenn er z. St. bemerkt: .. Lukas hat Paulus auf der letzten Reise nach Jerusalem wie zwei Jahre später auf der nach Rom begleitet; so wird er auch seine Gefangenschaft in Cäsarea geteilt haben." • Zum Namen AlJtJ.cit; (vielleicht eine Kurzform von AlJtJ.~'tPLO<;. vgl. BlaßDebr. § 125.1) vgl. Bauer Sp. 354. • Demas wird noch einmal 2Tim 410 genannt: AlJtJ.cit; ycip tJ.C iyxcxUAL7tEV «y«n-Ija«<; -rov wv «[(;lv«.
Kol4u.lt
245
sammelt. Ob bei dem Gruß an Nu(.L erst nachträglich eingefügt wurden (Eph 11), zu denken sei. Um dem Mangel abzuhelfen, hat man später aus Sätzen, die man anderen Paulusbriefen entnahm, einen sog. Laodizenerbrief zusammengestückt. Vgl. den ausführlichen Exkurs bei Lightfoot S.272-298; ferner Hennecke-Schneemeicher 11. S.80-84, W. Foerster. Artk. Lao· dicenerbrief. RGGI IV. Sp.231.
246
Die Grußlisten im Philemon- und Kolosserbrief
V. 17: Eine besondere Mahnung soll Archippus 1 ausgerichtet werden. Phm 2 wurde Archippus 0 aua-rPCl't'L6>'n)C; ij(.Lwv genannt. Woran bei der 8LIlXOV(Cl gedacht ist, die er übernommen hat und treu erfüllen soll, ist nicht mehr auszumachen. Weder von der Funktion eines Diakons 2 noch von der Sammlung einer Kollekte 8 oder gar der Angelegenheit des entlaufenen Sklaven Onesimus' ist auch nur mit einer Andeutung die Rede. Die Grußlisten im Philemon- und Kolosserbrief Nahezu alle Namen, die im letzten Abschnitt des Kolosserbriefes erscheinen, sind auch im Philemonbreif erwähnt 6 : Ko14
Phm 2
-
Xlll 'ApXbt1t<j> , 't'c:> aua't'pCl't'pLCa)'t'?)
17
'ApX(7t1tCJl
~J,Lc;)V
'OvljaLJ,LOV 9 aUv 'ÜVlJaEJ,L<j> T<j'> 7tLa't"<j'> Xllt -rov 7tOU aOL ~XPlja't'OV vuvt 8e XCll aot XClt , 6c; !a't"LV ~ UJ,Lc;)V iJ,Lot cGXPlja't'OV 'Aa7t~~E't'ClL UJ,L«c; 28 'Aa7t~~E't'Cl( cn 12 'E7tIlCPP«c; 'E7tClcpP«C; t~ UJ,Lc;)V, ö auVIlLXJ,L~Ca)-roC; 80ÜAOC; XPLa't"OÜ 'Iljaoü J,L0U 'Iljaoü(c; ?) 11 'Iljaoüc; Ar(6JL'V~ 'Ioüa't"oc; 10 MiipxoC; 24 M«pxoc; /) civttJitoC; Bllpvll~ii ,Ap(a't'atpI°C; 10 ' Ap((J't'atPI°C; Ö auvIlLX~Ca)T6c; J,L0u u. ~ljJ,L«C; ~ljJ,LiiC; Aoux«c; u. AouxiiC; /) tCCTPOC; /)
101.
o
o
"ApX L7t7tOc; ist als Eigenname häufig bezeugt. VgL Bau e r Sp. 224. 8LCXXO"(CX bezeichnet die Dienstleistung, nicht die Ausübung des Diakonenamtes. Vg1. H. W. Beyer, ThWB 11, S.88. a Gegen Michaelis a.a. O. (S.34 Anm.3) S. 152-154, dessen zeitlicher Ansatz des Kolosserbriefes unhaltbar ist. V g1. oben S. 235. • Gegen J. Knox, Philemon among the Letten of Paul, INew York/Nashville 1959, der den Philemonbrief als ein an Archippus gerichtetes Schreiben ansehen möchte. Mit der 8LCXXO"tcx soll dann der Inhalt der Bitte gemeint sein, die Paulus im Philemonbrief ausspricht. Vgl. unten S.261f. I Wie Phm 1 wird auch Kol 11 Timotheus als Mitabsender genannt. 1
I
Die Grußlisten im Philemon- und Kolosserbrief
247
Wie im Philemonbrief werden auch im Kolosserbrief Archippus und Onesimus außerhalb der eigentlichen Grußliste genannt. Onesimus soll als Begleiter des Tychikus nach Kolossae reisen (49). Phm 2 wird Archippus als Mitempfänger des Briefes und als auO"t'POt't'PLW'n)t; aufgeführt; im Kolosserbrief aber steht sein Name ganz am Ende: Er soll ermahnt werden, die 8LCtXovEat, die er im Herrn übernommen hat, treu zu erfüllen (417). Die Namen, die sich in der Grußliste des Phllemonbriefes finden (Phm 23f.), kehren ohne Ausnahme Ko1410-1' wieder l • Während jedoch Phm 23 Epaphras als auVOtLXlLciACJ>'t'ot; bezeichnet wird, ist nach Kol410 Aristarch ein Mitgefangener des Apostelsi. Phm 23f. werden im übrigen lediglich die Namen aufgeführt und wird von allen gesagt, sie seien die auvcpyoL des Paulus; Kol 410-1' dagegen ist außer bei Demas zu jedem Namen noch eine Bemerkung hinzugefügt: Epaphras gehört zur Gemeinde von Kolossae, er ist Sklave Christi Jesu (41JI.); Jesus heißt auch Justus (411); Markus ist der Vetter des Barnabas (411), Lukas der geliebte Arzt (41'). Von Aristarch, Markus und Jesus Justus wird gesagt, sie seien die einzigen Judenchristen, die als auVEpyot E~ -rljv ()atawLOtV TOÜ &Eoü treu geblieben sind (411). Da in den beiden Grußlisten so weitgehende übereinstimmungen vorliegen, müssen zwischen heiden Briefen nahe Beziehungen bestehen. Diese wären rasch erklärt, wenn beide Schreiben zur seI ben Zeit entstanden sind. Doch während der Philemonbrief ohne Zweifel von Paulus geschrieben worden ist, erheben sich starke Bedenken, Paulus auch für den Autor des Kolosserbriefes zu halten s. Wenn daher der Kolosserbrief von einem Paulusschüler abgefaßt worden ist, dann muß dieser den Philemonbrief gekannt und benutzt haben'. Jedenfalls ist aus dem Vergleich der beiden Grußlisten zu ersehen, daß der Phllemonbrief vor dem Kolosserbrief geschrieben worden sein muß 5 • Seine knappe Grußliste hat im Kolosserbrief eine erhebliche Ausweitung erfahren, indem sie um Nachrichten und Daten aus dem Kreis der Mitarbeiter des Apostels bereichert wurde. Während Paulus Röm 16 eine lange Reihe von Namen einzelner Gemeindeglieder aufführt und ihnen Grüße sagt, aber erst am Schluß einige Grüße anderer Männer erwähnt (Röm 1621-25), sind es im letzten Kapitel des Kolosserbriefes die Gehilfen des Apostels, die Grüße an die Gemeinde ausrichten. Dann erst folgen Grüße des Apostels (Kol 416-18). Seine Mitarbeiter haben das Werk des Apostels fortzusetzen; daher ist von ihnen ausführlicher 1 Die Reihe wäre ganz vollständig, wenn man sich der Konjektur Zahns anschließt und Phm 23 'IlJao~ statt 'IlJaoü liest. Vgl. oben S.242 Anm. 8 zu 411. Ohne Parallele im Philemonbrief sind nur die Namen des Tychikus (47r.) und der Nympha (416). I Dieser Wechsel könnte bedeuten, daß verschiedene Mitarbeiter nacheinander die Gefangenschaft des Apostels geteilt haben. Wenn aber cruvOtLXII.!l).(,)'t'oc; in übertragenem Sinn verstanden wird, könnte einmal der eine, einmal der andere als ein Mitgefangener (Christi?) bezeichnet worden sein. Doch vgl. oben S. 242 Anm. 2 zu 410. I V gl. unten S. 253-257. • Wenn wirklich beide Briefe zur gleichen Zeit geschrieben wurden, warum wird dann im Philemonbrief mit keinem Wort auf die Gefährdung durch die q>LAoaoq>tOt aufmerksam gemacht? Weit wahrscheinlicher ist es, daß zur Zeit der Abfassung des Philemonbriefes dieses Problem noch nicht akut war. I V gl. die bewährte Regel, daß der kürzere Text als der ältere anzusehen ist.
248
Ko14J8
die Rede und werden sie der Gemeinde als vom Apostel legitimierte Diener des Herrn empfohlen. Tychikus ist nicht nur ein geliebter Bruder, sondern auch ein 7tLCM'O~ 8L~XOVO~ xrtl aUv8ouAoC; ~ xup(~ (47), begleitet von Onesimus, 't'<j'> 7tLCM'<j'> XQ:L ci.YQ:1t'YJT<j'> ci.8e:A (49). Aristarch ist ö cruvQ:LX~CJ)T6c; ILOU (410). Die MOAQ:(, die des Markus wegen ergangen sind, werden ausdrücklich bestätigt (410). Aristarch, Markus und Jesus sind treue cruVe:pYOL e:t~ rljv ~Q:aLAe:(Q:v TOÜ -3-e:oü (411). Epaphras steht als 80ÜAOC; XPLCM'OÜ 'IlIaoü allezeit in unermüdlichem Einsatz für die Gemeinden (4121.). Und Archippus wird noch einmal daran erinnert, auf die 8LCltXOV(Q: achtzuhaben (417). So dienen die Mitteilungen und Grüße sowie die mit ihnen verbundenen Angaben über die einzelnen Mitarbeiter des Apostels dem Verfasser des Kolosserbriefes dazu, dieses sein Schreiben als apostolisches Wort auszuweisen und zugleich die namentlich genannten Männer als treue Diener und Helfer des Apostels den Gemeinden zu empfehlen 1. Indem er die Grußliste des Philemonbriefes benutzt und diese anschaulicher ausgestaltet, trägt er dafür Sorge, daß sein Brief als Äußerung des Paulus Gehör findet. Darum verbindet er mit den Grüßen die Aufforderung, mit der Gemeinde in Laodizea die Briefe auszutauschen (416), damit seine Botschaft als apostolisches Wort rasch in Umlauf kommt und bei den Gemeinden verbreitet wird I.
V. 18: Der Schluß des Briefes enthält nur wenige Worte. Es entsprach allgemeinem Brauch, einem Brief, der diktiert worden war (vgl. Röm 1622), die letzten Worte mit eigener Hand hinzuzufügen 3 • Daher heißt es hier wie Ga1611 1Kor 1621 und 2Thess 317, der letzte Gruß sei von Paulus selbst geschrieben. Noch einmal wird dazu aufgerufen, die Gemeinde solle der Bande des Apostels gedenken (vgl. 43). Diese Mahnung zum (J.'n)(J.OVEUELV (vgl. 1Thess 29 2Thess 25) bezieht sich auf das gesamte Werk des Apostels, das er in seiner Verkündigung und in seinem Leiden für die ganze Kirche tut (vgl. 1241.). Dessen soll sich die Gemeinde bewußt sein, sich zu ihm bekennen· und darum seine Autorität anerkennen (vgl. Phm 9)5. Der Gnadenwunsch, durch den der einleitende Gruß wieder aufgenommen wird (12), ist in formelhafter Knappheit gehaltene, kürzer 1 Grußliste und Nachrichten können daher nicht als Beweis für die paulinische Verfasserschaft des Briefes geltend gemacht werden. (Anders G. Schille, Die urchristliche Kollegialmission, AThANT 48, Zürich 1967, S. 52-54.) Denn einem später schreibenden Verfasser mußte dann gelegen sein, durch Angaben über einzelne Personen und nähere Mitteilungen die Autorität seines Schreibens zu stärken. Zum Problem vgl. Dibelius·Conzelmann a.a. o. (S.47 Anm. 4) S.96f. I Auch der sog. Laodizenerbrief wird durch die Aufforderung in Umlauf gebracht: Et facite legi Colosensibus et Colosensium vobis (V. 10). a Vgl. Deißmann, Licht vom Osten, S. 137f. • I.I.VlJl.I.0VEU&LV bedeutet nicht nur .. sich erinnern", sondern zugleich .. sich bekennen". Vgl. O. Michel, ThWB IV, S.685-687. I Vgl. Moule z. St.: "Tbe reference to 'bonds' is not chiefly a matter of pathos but of authority." • Spätere Abschreiber haben noch ~1.I.i)v hinzugefügt (iD pi lat sy). KL al bemerken in einer abschließenden subscriptio: typ~q>1) ~nO • P~I'1)C; 8L« TuXlxou XiXt ·OV1)all'ou.
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
249
als in allen anderen Paulusbriefen mit Ausnahme der Pastoralbriefe (vgl. 1Tim 621 2Tim 422 Tit 315; ferner Hebr 1325). Von Gottes X,cXPL<; allein ist die Gemeinde getragen; daher ist das letzte Wort ein Hinweis auf das sola gratial.
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie Einer Gemeinde, die sich an ihr Bekenntnis gebunden weiß, macht der Verfasser des Kolosserbriefes klar, was dieses Bekenntnis für Glauben und Lehre der Kirche sowie für Leben und Wandel der Glaubenden bedeutet. Daher stellt er an den Anfang seines Briefes den Christushymnus, der der Gemeinde bekannt sein wird, und entwickelt dann die Folgerungen, die sich aus dem Bekenntnis für eine Gemeinde ergeben, die dem apostolischen Wort treu bleiben, falsche und rechte Lehre, scheinbare und wahre Weisheit unterscheiden und dem Gebot ihres Herrn gehorsam sein will. Dabei werden in reichem Maße überlieferte Wendungen und Sätze herangezogen, um im Rückgriff auf die Tradition die Gemeinde in der Wahrheit des Evangeliums zu unterweisen. Der spekulativ ausgerichteten Weisheit und Erkenntnis, wie man sie in Kreisen der sogenannten !pr.Aoaocp~ vertritt, wird die aus palästinischer überlieferung herrührende praktische Orientierung der ao!p~ und t1t(yvwaLC; entgegengehalten, um das Streben nach Erkenntnis höherer Welten durch die Bindung an den Willen Gottes zu korrigieren (hf. 28.23 310.16). Statt mysterienartige Weihehandlungen zu vollziehen, wird in der Kirche die gemeinchristliche Praxis der Taufe geübt, die als Sterben und Auferstehen mit Christus verstanden wird (211-13). Wie der Christ das neue Leben, zu dem er mit Christus auferweckt wurde, verwirklichen soll, wird ihm gezeigt, indem durch den Kontrast der Tugend- und Lasterkataloge dargestellt wird (35.8.12), daß der alte Mensch abgelegt, der neue aber angelegt werden muß (310). In der Haustafel, deren Inhalte weitgehend hellenistischer Popularphilosophie entnommen sind, wird dann veranschaulicht, wie sich der Wandel tv xup(Cjl in tätigem Gehorsam zu vollziehen hat (318-41). Das übernommene Gut, dessen sich der Verfasser des Kolosserbriefes an vielen Stellen bedient, ist dem leitenden Motiv untergeordnet, das den Brief vom Anfang bis zum Ende durchzieht: Christus ist der Herr über alles - über die Mächte und Gewalten, aber auch über den Alltag des Christen. Auch in den paulinischen Hauptbriefen wird des öfteren auf das gemeinchristliche Bekenntnis und traditionelle Formulierungen Bezug genommen. So verweist Paulus im Eingang des Römerbriefes auf das Evangelium, zu dessen Verkündigung er als Apostel berufen wurde (Röm ls-.), schließt den ausführlichen Schriftbeweis für die Glaubensgerechtigkeit mit dem Hinweis auf das Bekenntnis zum sühnenden Sterben und Auferstehen Christi (Röm 425) und erinnert die Korinther zu Beginn der Auseinandersetzung über die Auferstehung der Toten an den gemeinsamen Glauben an den gekreuzigten und 1 V g1. Photius von Konstantinopel 2. St.: X«PLTOC; Elc; 'Y«XP civ 1tOL-IjoOL &V&P6l1tOC; &vcu X«PLTOC;;
-ro
O~VCXL 8ioVTCXL. Tl
250
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
auferstandenen Christus (1Kor 15s-6). Wohl kann Paulus Worte der Schrift eingehend exegesieren. um die Wahrheit seiner Evangeliumspredigt darzulegen, und greift er auf Sätze gemeinchristlichen Bekenntnisses zurück, um den Gemeinden zu zeigen, daß er ihnen nichts anderes gebracht hat als die von allen Christen verkündigte und geglaubte frohe Botschaft. Doch was diese Predigt bedeutet. führt er aus. indem er seine Gedanken in der ihm eigenen Sprache und Terminologie entwickelt und damit den Inhalt des Evangeliums neu auszusagen versteht. Im Kolosserbrief dagegen fehlen eine ganze Reihe von charakteristischen Begriffen paulinischer Theologie wie tX!LCXPTUx (Sing.). vO!LOe;, acxTIu..Ux. 8LXCXLOaUVl). 7t\~ELV u. a. An ihre Stelle ist eine viel stärker durch die Tradition bestimmte Redeweise getreten, in der mit geprägten Worten und Wendungen die Gültigkeit des Bekenntnisses begründet und erläutert wird 1. Die Christologie des Kolosserbriefes wird im Anschluß an den Christushymnus entfaltet, der Christus sowohl als den Erstgeborenen vor aller Kreatur bezeichnet. in dem das All geschaffen wurde und seinen Bestand hat. als auch den Erstgeborenen aus den Toten nennt. durch dessen Kreuzesblut die kosmische Versöhnung gestiftet wurde (h6-20). Nicht von dem Sieg Christi über die zwingende Macht von Sünde, Gesetz und Tod ist die Rede, sondern von dem Triumph über die kosmischen Gewalten. Am Kreuz hat Gott die &pxcxl und ~~OU(J(CXL entmachtet, sie zur Schau gestellt und im Triumphzug aufgeführt (216). Der erhöhte Christus ist das Haupt über alle Mächte und Gewalten (210) und wird als Herr über alles unter den Völkern verkündigt (127). In seinen Herrschaftsbereich sind die Glaubenden schon versetzt worden (ha). In diesen Sätzen wird der weltweite Horizont des Christusgeschehens aufgewiesen. Auch in den anderen paulinischen Briefen wird mit der ganzen Christenheit bekannt. Gott habe Christus erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß sich im Namen Jesu alle Kniee beugen sollen - derer, die im Himmel, die auf Erden und die unter der Erde sind - und alle Zungen bekennen sollen: Herr ist Jesus Christus - zur Ehre Gottes des Vaters (Phil 29-11). Mag es im Himmel und auf Erden viele sogenannte Götter und sogenannte Herren geben. 1iÄ)..' ~!Li:v ELe; /) .&coe; /) 7tcx't"f)p, ~~ 00 Ta 7tcivTCX xcxt ~!LEi:e; cte; cxÖ't'6v, xcxt EIe; XOpLOe; 'I'l(Joüe; XpL!L«'t'\xwe; (29) und er sei die XECPocAY) 7ttlO'l)e; &px7je; xcxt e~ou(J(CXC; (210). Nicht erst am Ende des apokalyptischen Geschehens wird Christus als der Herr über alles eingesetzt werden. Sondern bereits jetzt führt der erhöhte Christus das Regiment (116-80 2s,. 311. 11). Eben deshalb ist dem Völkerapostel der Auftrag zur weltweiten Mission erteilt. Weil Christus zur Rechten Gottes thront (31), 1 Es ist für Paulus charakteristisch, daß er .. im Zuge seiner Briefe seine theo· logischen Gedanken vor seinen Lesern und Hörern sozusagen immer erst entstehen läßt, während im Col ..• von Anfang an mit geprägten und festen Anschauungen und Vorstellungen operiert wird" (Bornkamm a.a. O. [S.47 Anm.3] S.63).
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
251
muß er als der K yrios proklamiert werden, damit jeder Mensch in aller Weisheit unterwiesen und vollkommen dargestellt werde in Christus (1271.). Mit der Christologie ist die Ekklesiologie auf das engste verknüpft: Christus ist die xe!pOtA~ 't'OÜ C'W!U1't'O<;; das aber bedeutet: 'tlj<; ~xx).:llC'(Ot<; (h8). Christus ist Herr über alles, aber der erhöhte Herr übt sein Regiment über alle Welt aus als das Haupt seines Leibes, der die Kirche ist (12.). Weder wird damit an das stoische Bild vom lebendigen Organismus mit den vielen verschiedenen Gliedern angeknüpft noch wie Röm 12 und 1Kor 12 die Einzelgemeinde mit einem Leib und der Vielfalt seiner Glieder verglichen. Sondern der kosmologischen Aussage, Christus sei die xe!pOtA~ 't'OÜ C'w!L«'t'o<;, gibt der Verfasser des Kolosserbriefes eine neue Wendung, indem er die Kirche als den Ort bezeichnet, an dem Christus seine weltweite Herrschaft hier und jetzt verwirklicht l . Die b.xAljC'l« ist daher das Gottesvolk in aller Welt, das Gott aus der Gewalt der Finsternis befreit und in die ß«C'tM(cx 't'oi) uloü 'tlj<; ciY(l7tlj<; «o..oü versetzt hat (ha). Zugleich aber wird die örtliche Gemeinde, ja sogar die kleine Hausgemeinde mit demselben Wort ~XxAljC'(<< bezeichnet (4161.). Denn der weltweite Christusleib tritt als der Bereich der Herrschaft des Christus überall da in Erscheinung, wo die Heiligen und gläubigen Brüder in Christus sind (h), die durch die Liebe als das Band der Vollkommenheit zusammengeschlossen sind (3u), in der gottesdienstlichen Versammlung den Lobpreis anstimmen (31e) , an Christus festhalten, wie sie ihn in der apostolischen Überlieferung empfangen haben (261.), und in Weisheit ihren Wandel führen (46). So wird der urchristliche Kirchenbegriff, den Paulus in seinen Briefen aufgenommen hat, im Kolosserbrief in den Zusammenhang einer wahrhaft ökumenischen Theologie hineingestellt I, indem die Kirche als der die Welt umspannende Leib Christi bestimmt wird, der als C'w!L« seiner xe!pOtA~ untergeordnet ist 8 • 8LOCXO"O<; der weltweiten b.xAljC'(cx ist der Apo s tel, der im Leiden und in der Predigt des Evangeliums h 7tocG1l X't'(cnL T7i Ö7tO 't'o" oUp«V6" (ha) sein ihm von Gott übertragenes Amt versieht (h.). Er muß das von Gott enthüllte Mysterium in aller Welt verkündigen, indem er Christus unter den Völkern predigt (hef. 4af.). Jerusalem und die Zwölf werden nicht erwähnt, Paulus ist der eine Apostel schlechthin, der Apostel der Völker. Außer seiner apostolischen 8L«XO"l« wird überhaupt kein anderes Amt genannt. Verkündigung und Unterweisung sind nicht auf einen Kreis von Amtsträgern begrenzt, sondern alle Glieder der Gemeinde haben einander zu ermahnen und zu belehren (316). In dieser Auffassung stimmt der Kolosserbrief mit den paulinischen Hauptbriefen überein, in denen zwar gelegentlich neben dem Apostel auch Lehrer, Propheten und Diener am Wort erwähnt werden, gleichzeitig aber die Lehre als Auftrag der ganzen Gemeinde beschrieben wird, den jeder Christ kraft des ihm verliehenen Charisma erfüllen darf und soll. Die Pastoralbriefe setzen dagegen eine feste Ordnung der Amter von m(axo7tot, 7tpcßmpot und 8tOCxovot voraus; und der Epheserbrief führt Apostel, Propheten und Evangelisten, Hirten und Lehrer als diejenigen auf, denen Christus die Verkündigung des Wortes anvertraut hat, 1
Vgl. oben S. 95f. zu 111.
a Vgl. E. Schweizer, Gemeinde und Gemeindeordnung im Neuen Testament,
AThANT 35, Zürich 1959, S. 94-96. 3 V g1. Loh se, Christusherrschaft und Kirche, S. 204-207.
252
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
um die Heiligen zum Dienst zu bereiten und den Leib Christi zu erbauen (Eph 4ur.). Im Kolosserbrief aber wird die Gemeinde nicht an eine bestimmte Ordnung des Amtes und der Ämter gebunden 1, sondern allein an das apostolische Wort, durch das der Apostel seinen Dienst ausführt. Dieses Wort wurde als die rechte Lehre durch die beglaubigten Boten des Evangeliums den Gemeinden gebracht und ist bei ihnen heimisch geworden (15-8). An dieser Botschaft soll die Gemeinde unentwegt festhalten (261.). Denn an der apostolischen überlieferung hat sie den festen Anhaltspunkt, um falsche Lehre und arglistige Verführung abwehren zu können. Die Gemeinde wird daher auf das überlieferte Wort verpflichtet, wie es dem apostolischen Amt aufgetragen ist und von ihm ausgerichtet wurde, so daß Bekenntnis und Apostolat einander zugeordnet sind und eines nicht ohne das andere begriffen werden kann-. Dieser Betonung der apostolischen Lehre entspricht es, daß die Eschatolog i e im Kolosserbrief in den Hintergrund tritt. Die Erwartung, der Herr werde bald kommen. ist geschwunden. Zwar ist davon die Rede, Christus werde dereinst erscheinen (34), und wird die Hoffnung als Inhalt der Predigt und des Glaubens erwähnt (16. 28. 27). Aber unter der eA1t(1; ist nun das Hoffnungsgut verstanden, das in den Himmeln schon für die Glaubenden bereitliegt (16). An die Stelle der hoffenden Erwartung, die der zukünftigen Erfüllung der göttlichen Zusage entgegenharrt, ist ein räumlich bestimmtes Denken getreten. Der Kairos ist nicht mehr der Zeitpunkt, dem sich die Glaubenden voller Sehnsucht entgegenstrecken, sondern der Zeitraum, den es auszukaufen gilt (46). Wie der Begriff der 1t(crrLI; die Bedeutung der "lides quae creditur" annimmt (27; vgl. auch 128), so wird auch die eA1tEt; als "spes quae speratur" verstanden. Während bei Paulus die Hoffnung auf den Glauben gegründet ist (vgl. Röm 418), ist im Kolosserbrief die eA1tEt; geradezu zum Inhalt des Evangeliums geworden, das allerorten verkündigt wird 3 • Infolge des Zurücktretens der Eschatologie hat das Verständnis der Taufe eine nicht unwesentliche Veränderung erfahren. Paulus sagt im Römerbrief, in der Taufe seien wir der Sünde ein für allemal gestorben, so daß wir ihr nicht mehr zu dienen haben. Der getaufte Christ lebt im Glauben an den auferstandenen Herrn und ist von der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten erfüllt (Röm 61-11). Der Kolosserbrief aber spricht nicht nur davon, daß wir in der Taufe mit Christus gestorben und mit ihm begraben worden sind. sondern setzt hinzu: Ihr seid mit ihm auferstanden (212); Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht (218); ihr seid mit Christus auferweckt (31). Die Auferstehung zum neuen Leben ist schon erfolgt. so daß das zukünftige Geschehen nicht mehr Auferweckung der Toten, sondern Offenbarwerden des Lebens genannt wird, das schon zuteil geworden ist und noch cruv XPLcrrcjl !v -rcjl &ccjl verborgen ist (38). Der Bedeutungsgehalt der formelhaften Wendungen !v XPLcrrcjl und cruv XPLcrrcjl rückt daher eng zusammen. Denn durch cruv XPLO"Tcjl 1 Vgl. Schweizer a.a. O. S. 96: "Den Gefahren:die in Kolossae aufgetaucht sind. wird von der Sache her. nicht durch Rückgriff a"uf .Ämter und Ordnung begegnet." Vgl. auch Lohse. Christusherrschaft und Kirche. S.215. I Vgl. Käsemann. Aufsätze I. S.49. a Vgl. Bornkamm a.a. O. S.56-64. bes. S. 64; Conzelmann. Theologie, S.344-346.
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
253
wird auf das in der Taufe zugeeignete neue Leben mit Christus hingewiesen, das im Wandel tv Xp~O"t'cj) in Erscheinung tritt. In der Paränese wird dazu aufgerufen, den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen, TOV civcxxcx~vO\)!WIov EtC; t7t(yvwa~v XCXT' Etx6vcx TOÜ xT(acxVToc; cxÖ't'6v (310). Dabei ist der Imperativ streng auf den Indikativ bezogen, um die Verwirklichung der ~w~ derer zu beschreiben, die mit Christus auferstanden sind. Während aber Paulus im Römerbrief sagt, wir seien der Sünde gestorben, TOÜ ~l)xeTL 8o\)Ae:Ue~v ~~iit; -r?i cX(J.CXpT(~ (Röm 66), heißt es im Kolosserbrief: cim3-civE't'E crov XPLO"t'cj) ci7to TWV O"t'O~XE(')V TOÜ x6a~o\) (KoI220). Ist bei Paulus der Wandel der Glaubenden ausgerichtet auf die zukünftige Auferstehung der Toten, so wird im Kolosserbrief die Paränese durchgehend im Rückgriff auf die Taufe entfaltet. Die Auferstehung mit Christus ist schon geschehen, das Leben crov XPLO"t'cj) ist schon da; darum gilt nun: d ouv GUVl)ytp8-tj't'E Tcj) XPLO"t'cj), TeX !vw ~l)'t'EL't'E - TeX !v(') rpPOveL't'E (311.)1. Zwar trägt die Gedankenführung des Koiosserbriefes durchaus paulinische Züge; doch die Unterschiede, die gegenüber der Theologie der paulinischen Hauptbriefe bestehen, sind nicht zu übersehen. Diese treten keineswegs nur in der Auseinandersetzung mit der !pr.AoaorpLx auf, sondern finden sich auch in den Abschnitten, die frei von Polemik sind. Das Vorkommen andersartiger Begriffe und Wendungen kann deshalb nicht einfach dadurch erklärt werden, daß man sie auf die aktuelle Veranlassung, durch die sie bedingt seien, zurückzuführen sucht. Es hat sich vielmehr ein tiefgreifender Wandel der paulinischen Theologie vollzogen, der in allen Teilen des Briefes abzulesen ist und zu neuen Formulierungen in der Christologie, der Ekklesiologie, dem Apostelbild, der Eschatologie und dem Verständnis der Taufe geführt hat l • Daher kann Paulus 1 Vgl. Köster a.a. O. (S. 194 Anm. 4) S.329 Anm. 2: "There is not a single instance in the genuine epistles of Paul in which the resurrection of the Christians in the past or present is referred to as the basis of the imperative. On the contrary, the resurrection of the believer remains a future expectation, or it is contained in the imperative itself, that is, it is oo1y present in thc dialectical demand to walk in the newness of life." 2 Das damit gestellte Problem wird nicht gelöst, sondern nur verdeckt, wenn man den Kolosscrbrief als ein Werk des alternden Paulus bezeichnet, der seine Theologie fortentwickelt habe und nun sein Denken um das Geheimnis des göttlichen Heilsplanes kreisen lasse. So A. Wikenhauser, Einleitung in das Neue Testament, 'Freiburg 1961, S.298f.; L. Cerfaux, Le Christ dans la tMologie de saint Paul, Lectio Divina 6, ·Paris 1954, S. 314 = Christus in der paulinischen Theologie, Düsscldorf 1964, S. 257: .. Die Gefangenschaftsbriefe bezeichnen in Liturgie und Theologie eine höhere Stufe der Offenbarung und Erkenntnis, und zwar in Richtung auf die johanneische Theologie." V g1. auch ders., En faveur de l'authenticite des epitres de la captivite. Homogenite doctrinale entre Ephesiens et les grandes epitres, in: Litterature et Theologie Pauliniennes, Recherches Bibliques 5 (1960), S. 60-71; ders., Le Chretien dans la theologie paulinienne, Paris 1962, S. 472-494: Der Kolosser- und Epheserbrief stellen die letzte Phase der paulinischen Theologie dar und geben gleichsam eine Zusammenfassung ihrer Themen. Die Theologie der beiden Briefe .. est comme le point d'arrivee d'un mouvement qui commence l se dessiner dans les grandes epitres ..• Le progr~ consiste dans un enrichement du theme de la revelation, avec ses deux poles, le mystcre de la sagesse de Dieu et sa connaissance par les chretiens" (S. 492). Hatte
254
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
weder als direkter noch als indirekter Autor des Kolosserbriefes angesehen werden 1. Sondern ein paulinisch geschulter Theologe hat den Brief in der Absicht verfaßt, das Wort des Apostels in der Situation zu Gehör zu bringen, die mit dem Auftreten der "Philosophen" in den kleinasiatischen Gemeinden entstanden war. Wie Paulus durch Briefe Verbindung mit den Gemeinden hielt, so war auch für seine Schüler der Brief die gegebene Form, um verbindliche Stellungnahmen und Äußerungen den Gemeinden zur Kenntnis zu bringen. In Briefen lag das Vermächtnis des Apostels vor, das im Kreis seiner Schüler bewahrt und sorgf"altig studiert wurde. Wenn der Kolosserbrief mehrfach auf die rechte Lehre und überlieferung hinweist (16-8.28.88 Zar. 316 u. ö.) und an vielen Stellen überlieferte Wendungen und liturgische Formulierungen aufnimmt I, so setzt er eine paulinische Schultradition voraus. Diese wird in Ephesus als dem Mittelpunkt der paulinischen Mission in Kleinasien ihren Ort gehabt haben und im Kreise der Schüler des Apostels gepflegt und weiterentwickelt worden sein 8 • War das Formular durch die paulinischen Briefe vorgegeben, so fand der Verfasser des Kolosserbriefes im Philemonbrief eine Reihe von Namen und Daten vor, die er übernehmen und um Nachrichten aus dem Kreis der Mitarbeiter des Apostels erweitern konnte'. Da der Empfänger des PhilemonH. Sc h li e r einst den Standpunkt vertreten, der Kolosser- und der Epheserbrief unterschieden sich "wesentlich von den paulinischen Briefen" (a.a.O. [So 97 Anm.6] S.39 Anm.1), so meint er nun, den Epheserbrief als Alterswerk des Apostels erklären zu können, das Paulus gegen Ende seines Lebens geschrieben habe (Epheser, S. 27f.). Vgl. dazu die Kritik Käsemanns, Aufsätze H, S. 255f.: "Bei Sc h li e r enttäuscht die Billigkeit des Arguments, Altersweisheit verursache solche Modifikationen (sc. von der paulinischen Theologie zu der des Kolosserund Epheserbriefes). Denn damit wird, um nicht mehr zu sagen, Entscheidendes in der ursprünglichen Botschaft und Theologie des Paulus verkürzt und bagatellisiert. " 1 Als eine Verlegenheitslösung mutet die Auskunft an, ein Sekretär des Paulus habe in seinem Auftrag den Brief abgefaßt, so daß auf seine Hand die Abweichungen in Sprache und Stil, aber auch in der sachlichen Argumentation zurückzuführen seien. So Benoit a.a. O. (S. 31 Anm. 1) S. 21 f. Vgl. auch oben S. 140. • Siehe den Exkurs "Sprache und Stil des Kolosserbriefes" S. 133-140. Die Tatsache, daß sich im Kol08serbrief eine Reihe auffallender Parallelen zu Sprache und Stil der Qumrantexte aufweisen lassen (vgl. oben S. 136f.), ist hier von besonderem Gewicht. Hymnische Prosa, liturgische Wendungen und lehrhafte Formulierungen sind hier wie dort durch eine Schultradition bedingt, die der schriftlichen Fixierung der überlieferung vorangegangen ist. An direkte Abhängigkeit des Kolosserbriefes von den Qumrantexten ist sicher nicht zu denken. Doch könnte die hellenistische Synagoge das Bindeglied sowohl für die übernahme bestimmter Vorstellungen (vgl. oben S.75 Anm. H.) als auch für die Einwirkung vergleichbarer Erscheinungen in Sprache und Stil darstellen. I Zum Problem einer paulinischen Schultradition vgl. H. Conzelmann, Paulus und die Weisheit, NTS 12 (1965/66), S.231-244, bes. S.233f. Die Entstehung der deuteropaulinischen Schriften setzt eine solche Schultradition voraus. Es ist jedoch eine andere (hier nicht zu erörternde) Frage, ob man auch in den zweifellos authentischen Briefen - wie Conzelmann zu bedenken gibt - bereits Spuren einer paulinisehen Schule erkennen kann. , V gl. oben S. 246-248.
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
255
briefes in Kolossae gewohnt haben wird, ist vermutlich auch die Wahl der Adressaten durch das Vorbild des Philemonbriefes bedingt. In der kleinen Stadt Kolossae wird es nur eine kleine Gemeinde gegeben haben; und es ist ungewiß, ob nach der Erdbebenkatastrophe des Jahres 60/61 n. Chr., durch die die Orte des Lykustales schwer getroffen wurden, Kolossae überhaupt wiederaufgebaut wurde und eine Gemeinde dort geblieben ist l • Jedenfalls aber hat der Verfasser des Kolosserbriefes nicht nur die Verhältnisse einer kleinen Gemeinde vor Augen, sondern er entwirft ein typisches Bild vom Leben einer christlichen Gemeinde. Sein Brief ist daher für einen größeren Leserkreis bestimmt, um die kleinasiatische Christenheit zu belehren, wie sie sich gegenüber der Bedrohung durch den Synkretismus in rechtem Gehorsam gegen ihren Herrn verhalten soll. In den paulinischen Gemeinden und im Kreise der Schüler des Apostels sind seine Briefe immer wieder gelesen und studiert worden, vor allen anderen der Römerbrief. In wie starkem Maße die paulinische Schultradition gerade durch den Römerbrief geprägt wurde, ist an vielen Stellen des Kolosserbriefes deutlich zu erkennen I. Der klare Aufbau des Briefes, in dem auf den lehrhaften der ermahnende Teil folgt, liegt dem Kolosserbrief wie dem Römerbrief zugrunde (Röm 1-11. 12-15[16] KoI1-2. 3-4; vgl. auch Eph 1-3. 4-6). Beide Schreiben sind an Leser gerichtet, die den Apostel nicht persönlich kannten. Die Christen in Rom werden als ciYOt1t'1(rot &coü, xA-rrt'ot !YLOL, nicht als bxA'rjatcx angeredet (Röm 17), die Kolosser !YLOL XOtl 1tuJTol ci8dcpoL genannt (Kol b). Steht ein judenchristliches Bekenntnis im Eingang des Römerbriefes (Röm 1sr.), so wird an den Anfang des Kolosserbriefes ein hymnisches Christusbekenntnis gestellt (KoI116-20). Wie Röm 1&-16 wird auch im Kolosserbrief nachdrücklich auf den apostolischen Auftrag, das Evangelium unter den Völkern zu verkündigen, verwiesen (Kol 16-s. U-89) und dadurch zugleich erklärt, daß der Apostel auch für die Gemeinde, die er nicht persönlich kennt, die zuständige Autorität ist. Von der in der Taufe begründeten Verbundenheit des Christen mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi ist sowohl Röm 61-11 als auch Ko12u-18 die Rede. Der Imperativ der ethischen Forderung ist auf den Indikativ der Heilszusage bezogen (Röm 61-U Kol36-u). Der Inhalt der Paränese wird weitgehend im Rückgriff auf überliefertes Gut entfaltet (Röm 12-13 Ko131-46). Schließlich dient die Grußliste am Ende der Briefe dazu, die Beziehungen zur Gemeinde zu festigen (Röm 16 Kol47-1S). Wie zum Römerbrief so bestehen auch mancherlei Beziehungen zwischen dem Kolosserbrief und den anderen paulinischen Briefen. Im Galaterbrief heißt es, daß der Christ, der seinem Herrn gehört, sich nicht den cia&cvlj XOtl 1t't'CIlXOC O"t'OLXELOt beugen kann und darf (Gal49; vgl. Kol2s. 20). Weil Christus uns vom Fluch des Gesetzes befreit hat (Gal 318), darum können dessen Satzungen nicht mehr zwingende Gewalt für den Christen haben (Ga! 48-10 u. ö.; 1 Vgl. oben S.37f. In den Sendschreiben der johannesapokalypse wird die Gemeinde von Kolossae nicht genannt. Da jedoch nur sieben Gemeinden aufgeführt werden (Apk lu 2-3). ist daraus keine sichere Schlußfolgerung zu ziehen. I Beziehungen zu den paulinischen Hauptbriefen hat Sanders a.a. O. (S. 119 Anm. 1) S. 28-45 richtig beobachtet. diese jedoch zu einseitig auf literarische Benützung zurückführen wollen.
256
Der Kolosserbrief und die paulinische Theologie
vgl. Kol220r.). Im 1. Korintherbrief ist die Weisheit dieser Welt der Torheit der Kreuzespredigt gegenübergestellt, um Christus als Gottes Weisheit zu verkündigen (lKor hS-Sl; vgl. Kol2s u. ö.), und im 2. Korintherbrief werden der Auftrag des Apostels und die 7t<x.&1jlL<X't'<X -roü XPLa't'OÜ, die er um der Gemeinden willen trägt (2Kor 13-7; vgl. Kol 12.,), hervorgehoben. Mancherlei Aussagen, die Sätzen des Kolosserbriefes vergleichbar sind, finden sich auch im Philipperbrief. Hier wie dort liegt der Apostel im Gefängnis (Phil h. lS. 17; vgl. Kol4a. 10. 17), wird die Gemeinde zur Freude gerufen (Phil31 44 U. ö.; vgl. Kollll), zur rechten Weisheit und Erkenntnis aufgefordert (Phil19; vgl. Kolls u. ö.), an den hymnischen Lobpreis des Werkes Christi erinnert (Phil 26-11 Kol h5-2O) und auf die überlieferung verpflichtet, wie sie ihr durch das Wort des Apostels anvertraut ist (Phil4s; vgl. Kol26). Aus den genannten Beispielen 1 geht eindeutig hervor, daß der Verfasser des Kolosserbriefes mit den Grundthemen der paulinischen Theologie wohlvertraut ist. Diese Vertrautheit hat er durch das gründliche Studium der paulinischen Schultradition erworben. Die Briefe des Paulus sind ihm zweifellos bekannt; aber er schreibt nicht unter ständiger Benützung der anderen Briefe, um aus ihnen Einzelheiten zu übernehmen. Sondern er antwortet auf die Herausforderung, die durch die <pr.Aoao
Der Kolosserbrief und die pauJinische Theologie
257
gestorben ist, so wird nun dargelegt, daß der Christ in der Taufe den aToLleLIX x6afLou gestorben ist. Er gehört Christus, der der Herr über alles ist, zu eigen, so daß ihn die Mächte und Gewalten nichts mehr angehen. Indem der Verfasser des Kolosserbriefes der Gemeinde den weiten Horizont der Heilswirklichkeit erschließt, die das Bekenntnis zu Christus umfaßt, bindet er sie an die verpflichtende Kraft des Bekenntnisses 1. Wo Christus als der Herr geglaubt und bekannt wird, wo von ihm Vergebung der Sünden empfangen wird, da ist Leben und Seligkeit I. Denn der in aller Welt verkündigte Christus ist nicht nur die iA1t~ T7jt; 86;ljt; (1117), sondern auch ~ ~(a)~ ~fLWV (34)8.
TOÜ
Vgl. Bornkamm, Aufsätze II, S.200. Die Betonung der gegenwärtigen ~Ca)lJ stellt in der Tat eine gewisse Nähe zur johanneischen Theologie dar. Vgl. oben S. 195 Anm. 1. I In der altkirchlichen Literatur ist der Kolosserbrief zuerst bei Irenaeus sicher bezeugt: Et iterum in epistola quae est ad Colossenses ait: 'Salutat vos Lucas medicus dilectus' (adv. Haer. III, 14, 1). Für die Folgezeit vgl. Clemens Alexandrinus, Strom. I, 15, 5; Origenes, contra Celsum 5,8. Im Kanon Muratori wird der Kolosserbrief unter den paulinischen Briefen aufgeführt: ad Colossenses quarta. Keiner der Anklänge, die sich in den Schriften der apostolischen Väter und bei Justin finden, kann mit Sicherheit als Zitat erwiesen werden. Es handelt sich ausschließlich um Berührungen, die formelhafte Wendungen betreffen. Vgl. Ign TraU 5.: 6PCXTcX Tf: xcxl ci6pCXTCX (vgl. Kol 11.); Röm 58: 't'6)V 6PCXT6)V xcxl ciopliTCa)V (vgl. ebd.); Smyrn 61: TeX brouplivLCX ••• 6pCXTO( Tf: xcxl ci6pCXTOL (vgl. ebd.); Eph 10.: ~8PCXLOL T1j 1t(
XPLO'TOt; 1tPCa)'t'6TOxOt; 1tcXO'7)t; XT(oe;Ca)t; Clv.
17 5226 LobIe. Kai, Philemon
.Der ~tief an ..lJbllemon
Ginleitung 1. Der Empfänger des Briefes Paulus hat seinen Brief an Philemon gerichtet, den er seinen Geliebten und Mitarbeiter nennt. Mitempfänger des Briefes sind die Schwester Apphia, der Mitstreiter Archippus und die Gemeinde, die sich im Hause des Philemon versammelt. Da der Kolosserbrief von Onesimus (Kol49) und Archippus (KoI417) ausdrücklich bemerkt, daß sie zur Gemeinde von Kolossae gehören, wird anzunehmen sein, daß auch Philemon, aus dessen Haus der Sklave Onesimus entlaufen war, in Kolossae wohnte. Philemon war offensichtlich ein begüterter Mann, der durch die Begegnung mit Paulus - mit dem er in Ephesus zusammengetroffen sein könnte Christ geworden ist (V.19). Er hat der Gemeinde sein Haus als Stätte der Versammlung zur Verfügung gestellt (V.s) und den Heiligen tätige Liebe erwiesen (V.r,. 7). Vielleicht war Apphia, deren Name neben dem seinen genannt wird, seine Frau. In welchem Verhältnis Archippus zu ihm stand, bleibt ungewiß. Nach J. Knox 1 soll nicht Philemon, sondern Archippus der Herr des Onesimus und daher auch der Empfänger des Briefes gewesen sein. Zu dieser These gelangt Knox, indem er von der Voraussetzung ausgeht, der Philemon- und der Kolosserbrief seien zur selben Zeit geschrieben worden. Da es sehr unwahrscheinlich sei, daß der Kol 416 erwähnte Laodizenerbrief verlorengegangen sei, könne man vermuten, mit jenem Schreiben sei kein anderes als unser Philemonbrief gemeint. Onesimus stammt nach Kol 49 aus Kolossae, ebenso auch Archippus, dem die Gemeinde ausrichten soll, er möge seine 8tcxxov(X erfüllen (KoI417). Nach Kol 416 soll der Laodizenerbrief der Gemeinde in Kolossae übersandt werden. Philemon, dessen Name zu Beginn des Briefes steht, müsse daher ein angesehenes Glied der Gemeinde in Laodizea gewesen sein. An ihn habe Paulus zunächst den Brief geschickt, damit er ihn nach Kolossae weitergeben und seine Autorität bei Archippus einsetzen sollte, 1 J. Knox. Philemon among the Letters of Paul. A New View of its Place and Importance. Chicago 1935.I New York/Nashville 1959; ders .• Philemon and the Authenticity ofColossians. JR 18 (1938). S. 144-160; vgl. schon J. Pommier. Autour du billet i Phil~mon. RHPhR 8 (1928). S. 180f. Zur Auseinandersetzung mit Knox vgl. P. N. Harrison. Onesimus and Philemon. AThR 32 (1950). S.268294; H. Greeven. Prüfung der Thesen von J. Knox zum Philemonbrief. ThLZ 79 (1954). Sp.373-378; W. Schmauch. EKL Irr. Sp. 183; Kümmel. Einleitung. S.251f.
262
Einleitung
um auf die Erfüllung der apostolischen Bitte zu dringen. Mit der 8tctxov(ct, an die Archippus mahnend erinnert werden soll (Kol 417), sei nichts anderes gemeint als der Dienst, um den ihn der Apostel in der Angelegenheit des Onesimus bittet 1. Zur Begründung dieser Auffassung werden von Knox die Aussagen des Kolosser- und des Philemonbriefes in willkürlicher Weise miteinander vermengt. Doch weder bietet der Philemonbrief auch nur den geringsten Anhaltspunkt, ihn mit dem Kol416 erwähnten Laodizenerbrief in Zusammenhang zu bringen, noch kann aus Kol417 herausgelesen werden, die 8LctXovEct des Archippus gelte seinem Verhältnis zu Onesimus. Aus dem Eingang des Philemonbriefes geht in keiner Weise hervor, daß nicht Philemon, sondern Archippus der Herr des entlaufenen Sklaven Onesimus sei. Werden neben Philemon Apphia, Archippus und die Hausgemeinde als Mitempfänger des Briefes aufgeführt, so ist doch zweifellos allein der an erster Stelle genannte Philemon gemeint, wenn der Apostel dann im Singular den Empfanger des Briefes anredet (V. 2.•)1. Die Hypothese von Knox bricht zusammen, wenn man - wie es methodisch geboten ist - das Schriftstück zunächst aufgrund seiner eigenen Aussagen zu erklären sucht, ehe man andere Dokumente zum Vergleich heranzieht 8. Der Philemonbrief selbst gibt keinerlei Veranlassung zu der Vermutung, Archippus statt Philemon als den Empfänger des Briefes anzusehen. 1 Knox knüpft an diese Darstellung der Entstehungsverhältnisse des Philemonbriefes eine weitere Hypothese, die er durch Verbindung höchst unsicherer Vermutungen gewinnt (a. a. O. S. 91-108: The Historical Importance of Philemon): Onesimus habe dafür gesorgt, daß der kleine Philemonbrief des Paulus nicht verlorenging; er sei später Bischof in Ephesus geworden und habe dort eine Sammlung der Gemeindebriefe des Apostels veranstaltet. Hier schließt sich Kno.IC an Goodspeed an, nach dessen Auffassung der Epheserbrief an erster Stelle der Sammlung der Paulusbriefe gestanden hat (E. J. Goodspeed, The Meaning of Ephesians, Chicago 1933; ders., The Key to Ephesians, Chicago 1956). Es sei Onesimus, dem Bischof in Ephesus, zu danken, daß der Epheserbrief an diesen hervorragenden Platz in der Reihe der Apostelbriefe gelangte. (Harrison a.a. O. S.290-294 stimmt dieser Hypothese von Knox weitgehend zu.) Ob aber der von Ignatius erwähnte Bischof Onesimus (IgnEph 13 21 6.) mit dem Onesimus des Philemonbriefes identisch war, muß ganz ungewiß bleiben. Berührungen mit dem Philemonbrief, die Knox in den Kapiteln 1-6 des Epheserbriefes des Ignatius aufweisen will (a.a.O. S. 99-103), gehen nicht über Anklänge oder gemeinchristliche Wendungen hinaus. Sie können keinesfalls beweisen, daß Ignatius aus dem Philemonbrief zitiert und damit hervorheben will, der Bischof von Ephesus sei eben jener Onesimus, der vor Jahrzehnten seinem Herrn entlaufen war und für den der Apostel Paulus sich verwendet hatte. Zur Kritik vgl auch Moule S. 14-18. • Vgl. unten S. 267f. zu Phm 2. • Diese Regel muß unter allen Umständen eingehalten werden - unabhängig von der Frage, ob der Kolosserbrief als paulinisch oder deuteropaulinisch angesehen wird. Entscheidet man sich für die letztere Ansicht. so fallen ohnehin sämtliche Voraussetzungen, von denen Knox ausgegangen ist, dahin.
Einleitung
263
2. Der Anlaß des Briefes Paulus schreibt an Philemon, weil er für seinen Sklaven Onesimus Fürsprache einlegen will. Welche Grunde diesen zur Flucht veranlaßt haben, wird nicht gesagt. Ein Sklave, der sich selbst die Freiheit genommen hatte, konnte in einem Heiligtum Asyl finden 1 oder versuchen, in der Großstadt unterzutauchen und dort durch Bettel und Diebstahl sein Dasein zu fristen. Wurde er ergriffen, so mußte er zu seinem Herrn zurückgebracht werden. Dann wartete erneut das Geschick der Sklaverei auf ihn, es konnte ihm aber auch weit Schlimmeres widerfahren. Denn der Eigentümer durfte ihn nach seinem Gutdünken strafen, er konnte ihn weiterverkaufen oder, wenn er wollte, sogar töten. Onesimus hatte beim gefangenen Apostel Zuflucht gesucht. Sicherlich war er nicht von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden. Denn dann wäre es Sache der Behörden gewesen, ihn zu seinem Herrn zuruckzubringen l • Vielleicht hatte er im Hause seines christlichen Herrn den Namen des Apostels gehört und war nun zu ihm geeilt, um bei ihm in seiner Ratlosigkeit Hilfe zu erhalten. Paulus hatte sich seiner angenommen, ihn zum christlichen Glauben bekehrt (V.I0), ihn lieb gewonnen und sich seines treuen Dienstes erfreuen können (V.n). Doch konnte und durfte er ihn nicht bei sich behalten. Darum sendet er ihn zu Philemon zurück und gibt ihm den Brief mit auf den Weg, durch den er sich bei seinem Herrn für ihn verwendet, damit er als ein geliebter Bruder empfangen (V.16), ja wie der Apostel selbst aufgenommen wird (V.17). Paulus verzichtet darauf, Philemon einen Befehl zu geben oder eine bestimmte Forderung - etwa die, Onesimus die Freiheit zu schenken - geltend zu machen. Er stellt es vielmehr Philemon anheim, wie er entscheiden wird; nur bindet er ihn an das Gebot der Liebe, in der er zu handeln hat.
3. Der Aufbau des Briefes Auf den Eingangsgruß (V.l-S) folgt die Danksagung (V.4.-7), die zum Hauptteil des Briefes überleitet (V.7). In diesem trägt der Apostel seine Bitte für Onesimus vor (V.8-20). Wenige Sätze, Grüße und der Gnadenwunsch bilden den Abschluß des Briefes (V.21-21i). In seinem Brief an Philemon hat sich der Apostel an das Formular gehalten, das er in allen Briefen verwendet hat. Neben seinen Namen 1 Zur Lage, wie sie nach dem geltenden Recht gegeben war, vgl. E. R. Goodenough, Paul and Onesimus, HThR 22 (1929), S. 181-183; ferner P. J. Verdam, St. Paul et un serf fugitif. Etude sur l'~pitre i Phil~mon et le droit, in: Symbolae ad Jus et Historiam Antiquitatis Pertinentes, J. C. van Oven dedicatae, Leiden 1946, S. 211-230; zum Asylrecht vgl. H. Gülzow, Kirche und Sklaverei in den ersten zwei Jahrhunderten, Diss. Kiel 1966, S.204--209. I Vgl. Th. Preiss, Vie en Christ et ~thique sodale dans l'Epltre i Phil~mon, in: Aus sources de la tradition chr~tienne, Festschrift fur M. Goguel, NeuchAtel/Paris 1950, S. 173 = La Vie en Christ, Neuchltel/Paris 1951, S.67.
264
Einleitung
setzt er den des Timotheus als Mitabsender und führt nicht nur Philemon, dem der Inhalt des Briefes gilt, sondern auch Apphia, Archippus und die Hausgemeinde als Mitempfänger auf. Ihnen allen gilt der Gruß am Eingang (V.a) und Schluß (V.26) des Briefes. Es handelt sich daher nicht um ein reines Privatschreiben I - ohnehin übersteigt die Länge des Briefes den sonst üblichen Umfang eines Privatbriefes! - , sondern um eine verbindliche Botschaft des Apostels. Obwohl Paulus darauf verzichtet, seine amtliche Titulatur anzugeben, rechnet er darauf, daß man sein Wort achtet und gehorsam befolgt (V.Il). Er wendet sich daher nicht nur an Philemon, sondern zugleich an die mit ihm genannten Personen, damit die ganze Gemeinde das apostolische Wort vernehme und darauf bedacht sei, daß der heimkehrende Onesimus in die von der Liebe getragene Gemeinschaft der Brüder aufgenommen werdes.
4. Die AbjilIJIIflg du BriefeI Paulus ist gefangen (V. I. 91. 18. 221.)C, hofft jedoch, in absehbarer Zeit die Freiheit wiederzuerlangen. Der Brief enthält keinerlei Angaben über den Ort, an dem der Apostel festgehalten wird. Manche Exegeten folgen der traditionellen Ansicht, daß Paulus sich in Rom befinde 11; andere sehen Caesarea als Abfassungsort an e• Beide Städte sind jedoch von Kolossae recht weit entfernt, so daß man sich schwer vorstellen kann, wie ein entlaufener Sklave einen so weiten Weg unbehelligt zurückgelegt haben sollte. Überdies würde Paulus, wenn er in Rom oder Caesarea im Gefängnis lag, kaum einen Besuch in Kolossae für die nächste Zeit in Aussicht gestellt haben. Deshalb wird anzunehmen sein, daß Ephesus die Stadt war, in deren Gef"angnis Paulus den Onesimus kennenlernte. Hier hat er in der Mitte der fünfziger Jahre den Brief an Philemon geschrieben 7 • 50 nach J. Müller·Bardorff. RGGI V. 5p. 331f. I Der Philemonbrief ist um mehr als die Hälfte länger als der vergleichbare Brief Plinius d. J. an 5abinianus. Zu diesem vgl. unten 5. 274f. I Vgl. U. Wickert. Der Philemonbrief - Privatbrief oder apostolisches Schreiben? ZNW 52 (1961). 5.230-238; ferner Preias a.a. O. S. 172 (= S. 66): "Dans le corps du Christ les affaires personnelles ne sont plus priv~es." • Zur Ansicht der Exegeten. die 8iCJjJ.LO~ XPLCJTOÜ ·Il'lCJOü in übertragener Bedeutung verstehen wollen. siehe unten 5. 266 Anm. 3. • 50 Lightfoot 5.310f.; Vincent 5.161f.; Bieder 5.5; Percy. Probleme. 5.467--474; Moule 5. 24f. t 50 Haupt 5.5; Dibelius-Greeven 5.52.102; Lohmeyer 5.172. 7 V gl. oben 5. 234-236 zu Kol 4. und die dort genannten Arbeiten von Deißmann und Michaelis. ferner Friedlich 5.189; L. Kh. Jang. Der Philemon brief im Zusammenhang mit dem theologischen Denken des Apostels Paulus. Diss. Bonn 1964. S.7 und Harrison a.a.O. 5.271-274. Zur Auffassung. die Harrison in diesem Zusammenhang über die Entstehung des Kolosserbriefes vertritt. siehe oben 5. 139 Anm.3. 1
Einleitung
265
Der Philemonbrief ist von Anfang an als paulinischer Brief anerkannt worden; er findet sich schon im Kanon des Marcion 1 und ist auch im. Kanon Muratori verzeichnet. Die alte Kirche hat den Brief zwar nicht sonderlich beachtet, weil er sich mit Fragen des Lebens in dieser Welt befaßt und "de minimis non curat evangelium"l. Aber da die paulinische Abfassung unbestritten war, blieb ihm sein Platz im Corpus Paulinum erhalten. Lediglich F. C. Baur und die Tübinger Tendenzkritik haben die paulinische Verfasserschaft in Zweifel gezogen. Der Philemonbrief wolle in romanhafter Darstellung veranschaulichen, wie in nachpaulinischer Zeit in den christlichen Gemeinden die Sklavenfrage geregelt worden sei a. Diese Auffassung hat mit Recht keine Zustimmung gefunden und wird heute von niemandem mehr vertreten·; liegt doch im Philemonbrief weder die Einkleidung einer Idee noch eine allgemein gültige Regelung der Sklavenfrage vor, sondern vielmehr die Fürsprache des Apostels angesichts einer konkreten Situation, in der durch Entscheid und Tat der ciyci7O) geholfen werden muß. "Dille Epistel zeygt eyn meysterlich lieblich exempel Christlicher liebe. Denn da sehen wyr, wie S. Paulus sich des armen Onesimos annympt und yhn gegen seynen herrn vertrit, mit allem das er vermag, vnd stellet sich nicht anders, denn als sey er selbs Onesimus, der sich versundigt habe. Doch thut er das nicht mit gewalt odder zwang, als er wol recht hette, ßondern eussert sich seynes rechten, damit er zwingt, das Philemon sich seynes rechten auch vertzeyhen muß. Eben wie vns Christus than hatt gegen Gott dem vatter, alßo thut auch S. Paulus fur Onesimo gegen Philemon. Denn Christus hat sich auch seynes rechten geeussert, vnd mit lieb vnd demut den vatter vbirwunden, das er seynen zorn vnd recht hat mus sen legen, vnd vns zu gnaden nemen, vmb Christus willen, der also ernstlich vns vertrit, vnd sich vnser so hertzlich annympt. Denn wyr sind alle seine Onesimi, so wyrs glewben."6 1 Vgl. Tertullian, adv. Mare. V, 21: Soli buic epistolae brevitas sua profuit, ut falsarias manus Marcionis evaderet. I Vgl. Lightfoot S.314f. In der syrischen Kirche wurde der Philemonbrief teilweise als unpaulinisch übergangen oder abgelehnt. V gl. K ü m me I, Einleitung, S.369. I Vgl. Kümmel, Einleitung, S.252. • H. J. Holt z man n, Der Brief an den Philemon, kritisch untersucht, ZwTh 16 (1873), S.428-441 urteilt ähnlich wie über die Entstehung des Kolosserbriefes (vgl. S. 138): ein von Paulus verfaßter Philemonbrief sei später durch einen Einschub in den Versen t-t vom Redaktor des Kolosserbriefes überarbeitet worden. I M. Luther, Vorrede auff die Epistel sanct Pauli zu Philemon (zur Septemberbibel 1522), in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Deutsche Bibel 7, Weimar 1931, S. 292.
1). 1-3 ~in9Qn969rufi 1 'Pau[ue, 0e'angener (~rfftf jeTu, unb t"fmot~eue, ber amber, an 'P~Uemon, unTeren 0eIiebten unb mitarbeiter, 2 unb ~pp~fa, Me 6cf)mefter, unb ~rcf)fppue, unT'2un mitftre1ter, unb Me 0emefnb·e fn beinern fjauTe: a0nabe Tef mft eucf) unb Stiebe Don 00tt unTerem t:)ater unb bem fjerrn jeTue (~rfftu8.
Im Eingang werden, wie es dem Formular der paulinischen Briefe entsprichtl, nach Angabe des Absenders und Mitabsenders der Adressat und seine Mitempfänger genannt. Ihnen allen gelten Gruß und Gnadenwunsch. V. 1: Zu seinem Namen fügt Paulus keine amtliche Titulatur hinzu; er bezeichnet sich weder als cbr60"t'oAOt; noch als 80ÜAOt; XPLO"t'OÜ, sondern lediglich als 8~alLLot; XPLO"t'OÜ 'Il]aoü ' • Damit wird gleich zu Beginn des Schreibens auf die Situation hingewiesen, in der sich der Apostel befindet. Er liegt tv TO~t; 8e:alLO~t; TOÜ e;ÖcxYYe:A(ou (V. 18) und versteht seine Gefangenschaft als das Geschick, das dem Boten des Evangeliums eben um dieses ihm erteilten Auftrags willen beschieden ist 8 • Der Bote des Kyrios muß leiden wie sein Herr, dem er zum Gehorsam verpflichtet ist. Daher bestimmen letztlich nicht die äußeren Umstände, sondern allein Christus Jesus, in dessen siegreichem Triumphzug Gott den Apostel mit aufführt (2Kor 2u), den Weg, den Paulus zu gehen hat. Sein Leiden aber, das er im Dienst seines Herrn zu erdulden hat, läßt ihn mit um so größerem Gewicht zur Gemeinde sprechen'. Obwohl er auf jede Hervorhebung seiner apostolischen Autorität verzichtet, wird doch bereits mit den Worten 8~alLtOt; XptaTOü 'Il]aoü angedeutet, daß das Schreiben nicht lediglich als Privatbrief betrachtet sein will, sondern eine Botschaft enthält, die die Empfänger zum Gehorsam gegenüber dem apostolischen V gl. oben S. 32f. zu Kol h. 322 und 605 gleichen mit 8OÜAOr;. D* mit ci1t6o-rOAOr; an die Titulatur der anderen Paulusbriefe an. I Reitzenstein. Mysterienreligionen, S.214 möchte 8eo1LLOr; XPLOTOÜ ·IlJooü vom Sprachgebrauch der Mysterienreligionen her erklären. Vor der Einweihung unterwarf sich der Myste einer Haft (XCZToxij; vgl. XCZ-rCxEL" Phm 13), in der er Ge· fangener der Kultgottheit war. Paulus verstehe sich dementsprechend im Gefängnis als 8io1LLOr; seines Herrn, der auf die Vereinigung mit ihm warte (vgl. Phil1u). Die Annahme. es liege eine Anknüpfung an Mysterienterminologie vor. wird jedoch weder durch den Begriff 3eo1LLOr; noch durch den Kontext gestützt. V gl. D i be li u sGreeven z. St. und G. Kittel, ThWB 11, S. 42. , V gl. Eph 31: lych IIczüAor; 6 3eo1LLOr; -rOÜ XPLO-rOÜ 'IlJooü U1t~p TCl" t.&vCl,,; 41: lych 6 3eo1LLOr; tv xup(~; 2Tim 1a: 1Li) o~" t1tCZLoxu"&;ir; ••• i~ -ro" 8io1LLO" CZÜTOÜ (sc. 1 I
TOÜ xup(ou).
Phm 1. 2
267
Wort verpflichtet 1. Auf den amtlichen Charakter des Briefes weist auch die Angabe eines Mitabsenders hin. Als bewährter christlicher Bruder (vgl. 2Kor 11) steht Timotheus dem Apostel zur Seite. An der Gestaltung des Briefes ist der Mitabsender jedoch nicht beteiligt 2 • Das Schreiben ist von Paulus allein verfaßt. Daher spricht er von V.4 an im Singular und nennt dann noch zweimal seinen Namen (V. 9. 19), ohne den des Timotheus zu erwähnen. Der Empfänger des Briefes heißt Philemon 3 • Er wird zunächst mit dem Ausdruck liyot7tl)T6~ bedacht. Verwendet Paulus dieses Wort auch sonst zur Charakterisierung der Adressaten (Röm. 17) und in der Anrede der Gemeinde (lKor 1014 1558 2Kor 71 1219 Phil212 41), so liegt hier auf dieser Bezeichnung besonderer Nachdruck. Schon im Eingang des Briefes wird Philemon daran erinnert, daß er in der Gemeinschaft der gegenseitigen Liebe steht (vgl. V.5. 7. 9. 16). Die liyoc7tl), in der er als Christ lebt und die er tätig erweist, wird er daher auch einem Sklaven, den der Apostel «3e:Aq:>OV «yot7tl)TOV nennt (V.la), nicht versagen dürfen 4. Philemon wird darüber hinaus als Mitarbeiter des Apostels angeredet 5. Wie die in der Grußliste des Briefes aufgeführten Männer (V.24) ist auch er als tätiges Glied der Gemeinde am gemeinsamen Werk beteiligt, das Evangelium im Wort und in der Tat der Liebe zu bezeugen. V. 2: Neben Philemon werden Apphia und Archippus sowie die ganze Hausgemeinde als Mitempfiinger des Briefes genannt. Ihre Namen werden aufgeführt, weil es sich in der Angelegenheit, von der der Apostel zu reden hat, nicht nur um eine persönliche Frage handelt, die allein mit Philemon auszumachen ist. Der Entscheid, den es zu treffen gilt, geht vielmehr die ganze Gemeinde an. Apphia ist als 1i3e:Acp~e Christ wie Philemon 7. Da ihr Name dem des Philemon unmittelbar folgt, darf man vermuten, daß sie seine Gattin ist 8 • Die Hausfrau hatte täglich mit den Vgl. Wickert a.a. O. (S. 264 Anm. 3). • V gl. oben S. 34 zu Kol h. I Zum Namen des Philemon vgl. Ovid. Metamorph. VIII. 631; weitere Belege bei Lightfoot S. 303f.; Zahn. Einleitung I. S.326f. , Schon durch die Bezeichnung Tc'j) ciYCXm'jTc'j) - D* Ambst fügen ci8EACPc'j) hinzu ist also Philemon als Adressat des Briefes kenntlich gemacht. an den sich der Apostel des entlaufenen Sklaven Onesimus wegen wendet. Zur Auseinandersetzung mit der anders lautenden Hypothese von Knox vgl. oben S.261f. I Zu ouvEpy6c; als Bezeichnung von Mitarbeitern des Apostels vgl. ferner 1Thess 3. 2Kor 8n Röm 163 .•. 11 Phil211 43 Ko1411. I Der Reichstext gleicht an die Bezeichnung des Philemon an. indem er ciycxm'jTfl bietet (R pI syP). Beide Lesarten sind von vgC1syb Ambst zu ci8EAcpjj ciycxm'jTfi verbunden worden. 7 Der Name 'Ancptcx ist häufig bezeugt (v gl. Lightfoot z. St.; Zahn, Einleitung I. S. 327); er findet sich auch auf einer antiken Grabinschrift für eine Apphia aus Kolossae (vgl. Dibelius-Greeven S.1U Beilage 6): 'EpILCic; ·A[n]cpLci8L. Tjj t8tqt yuvcxud. Tjj Tpucp(J)voc .&uYCXTpt. YEvEL KOAOCJ<TIjvfi, [ILv7)IL]71C; Ivcxcx. CIG III. 4380 kl • I Vgl. Theodoret z. St.: Paulus ... marito •.. iungit uxorem. 1
268
Phm2
Sklaven umzugehen. Darum hat auch sie ihr Wort abzugeben, wenn es sich darum handelt, einen entflohenen Sklaven wieder aufzunehmen. Von Archippus, dessen Name l dem der Apphia folgt, heißt es, er sei
2
Phm3.4-7
269
V.3: Der Gruß ist in den Worten gehalten, mit denen Paulus stets im Briefeingang der Gemeinde Gnade und Friede wünschtl. Nicht nur Philemon, sondern der ganzen Gemeinde, die das Wort des Apostels vernehmen soll, wird dieser Gruß entboten.
1).
'-7 nanffagung unb 8ütbittt
Jd) banh meinem 00tt aUe~eit, menn id) beiner gebmfe in meinen 0ebeten; id) bod), mie bu liebe unb 0lauben an ben fjettn 3eJus ~~tiftus unb fur aUe fjeUigen ~aft; emöd)te bein ~teU am 0lauben mirrram t1)etben in <Erhnntnis aUes 0uten, bas in uns ifi, auf ~til'tus ~in. 7 Denn id) ~atte Diel Sreube unb t'roJ't an bein er liebe, meU Me fje~m ber 1)eUigen burd) Md), amber, erqui
5
~Öte
Der Dank, mit dem sich Paulus am Anfang des Briefes betend an Gott wendet, wird durch e:UXrtPLOTc;) 't'cj) &e:iji I-L0U eingeleitet. Es schließt sich das Zeitadverb nclV't'O't'E an, das durch I-Lve:(rtV aou nOLOO(.LE:Voc:; erd 't'c;)v npoae:uX6)v I-L0U erläutert wird. Durch eine zweite Partizipialwendung wird der Grund, der den Apostel zum Dankgebet veranlaßt, angegeben. Er hat gute Nachrichten über Liebe und Glauben des Empfängers erhalten (V.4: cXXOOCl.)V x't'A.). Es liegt in diesen Versen also die ausführlichere Fassung der Danksagung vor, die sich ähnlich auch in anderen Briefen des Apostels findet (vgl. IThess ls-5 Phills-ll Kolla-s u. Ö.)I. Ihre Struktur ist in der knappen Formulierung der Verse besonders deutlich zu erkennen 3 • Die Fürbitte, die stets eng mit dem Dankgebet verknüpft ist, beginnt mit dem lS7tCl.)c:;-Satz in V.8. Zwar fehlt ein entsprechendes Verbum, durch das die Fürbitte eingeführt würde (npoaEUX0I-LEVOC:; o. ä.; vgl. Phil1e Kolla.9 u. ö.). Aber aus dem Vergleich mit dem Aufriß der Danksagung in den anderen paulinischen Briefen ergibt sich eindeutig, daß durch lSnCl.)C:; der Anfang der Fürbitte bezeichnet ist 4 • Sie bezieht sich darauf, daß der Glaube des Philemon sich weiterhin tätig erweisen möchte. Damit aber wird die Oberleitung zum eigentlichen Gegenstand des Briefes gewonnen, indem in V. 7 noch einmal auf die Liebe, die Philemon den Heiligen erzeigt hat, mit besonderem Lob verwiesen wird'. V g1. oben S. 39 f. zu Kol h. • V gl. oben S. 41f. zu Kol h. I Vgl. Schubert, Pauline Thanksgivings, S. 12. • Vgl. Dibelius-Greeven z. St.: Paulus wird aus I'vcL«v 7rOLoU~ im T(;)V 7rpocnuX(;)v I'0U ..ein 7rpoacOxo!,«, oder ähnliches herausgefühlt" haben, .. an das sich der 67r(o)~-Satz anschließt". • Nicht nur das Wort ciYcX7n) (v gl. V.I., .•. I.), sondern eine Reihe weiterer Ausdrücke, die in der Danksagung gebraucht sind, kehren im folgenden wieder: 7rpocnuX(;)v (V. 4-V.II); XOL'IICI)VLct (V. I -V. 17); cXylX~v (V ....V. 1.); Tel cm>.cXnv« (V. 7V. 11. 10); mm7rIXUTIXL (V.,-V.IO); cl8c>.q.i (V. 7-V.n). Die Danksagung und der 1
270
Phm4.5
V.4: Wie die Beter in den alttestamentlichen Psalmen (vgl. ~ 38 58 212 u. ö.) sagt Paulus betend "mein Gott" (vgl. Phil 18). An Gott, nicht an einen Menschen, ist der Dank dafür gerichtet, daß Philemon sich als Christ recht verhalten hat 1 • Denn Gott hat Liebe und Glauben gewirkt, daher gebührt ihm allein aller Dank. Diesen stattet der Apostel1tocv't'OTe ab, das heißt: immer dann, wenn er im Gebet des Philemon gedenkt. Entsprach es hellenistischem Briefstil, den Empfänger dessen zu versichern, daß man treulich an ihn denke', so weiß Paulus sich den Gemeinden und ihren einzelnen Gliedern nah verbunden, indem er ihre Namen vor Gott nennt 8 • Im Gebet aber wird jedes Gedenken zum Dank und zur Fürbitte. V. 5: Paulus hat gute Nachrichten über das Verhalten des Adressaten empfangen, die ihn veranlassen, Gott Dank zu sagen'. Der Inhalt dessen, was er vernommen hat, wird als die ci:yoc1t1j und die 1t(CTt'L~ des Philemon kurz angegeben. Wird sonst stets der Glaube, dem die Liebe entspringt, an erster Stelle genannt 6, so steht hier die ciyoc1t1j vor der 1t(CTt'L~8. Vom Glauben heißt es, er habe das Bekenntnis zu Jesus als dem Kyrios zum Inhalt (vgl. Röm 109)7. Die formelhaft gehaltene Aussage über den Glauben aber ist umschlossen von den Worten über die Liebe, die Philemon d~ 1tclV't'(l~ 't'ou~ cXY(OU~8 erzeigt hat. Durch die betonte VoranHauptteil des Briefes sind auf diese Weise eng miteinander verbunden. Vgl. Knox a. a.O. S.22. 1 Zur Danksagung in der Einleitung hellenistischer Briefe vgl. oben S.4Of. zu Kolla. I Vgl. z.B. BGU II, 632, 3-6 (= Deißmann, Licht vom Osten, S.150): Der Soldat Apion schreibt an seine Schwester Sabina (2. Jahrh. n. ehr.): 1tpO fL~ 1t«VTColV e:GXOfLotL Ge: uytotL"e:LV, xotl 'y~ ydtp exö-dl~ uytotLV[Col]. M"(cx,, GO\) 7tOtOUf.LCV~ 7texpdt Toi~ [iv]&«8e: &e:oi~ ••• • Vgl. O. Michel, ThWB IV, S.682. , Dibelius-Greeven z. St. weisen darauf hin, daß sich ..cXxOUColV oder Ahnliches zur Begründung des Dankes gegen Gott ... bei Paulus 80nst nur in Briefen an ihm unbekannte Gemeinden" findet (Kol 1, Eph 116; vgl. ferner Röm h). Nach Kolossae, wo Philemon und seine Hausgemeinde gewohnt haben werden, ist Paulus nicht gekommen. Aber Philemon wird dem Apostel an anderem Ort vermutlich Ephesus - begegnet sein, da er durch ihn für den chrisdichen Glauben gewonnen wurde (V. 11). Aus der Verwendung des Wortes «xOOe:LV läßt sich also nicht folgern, Philemon sei dem Apostel persönlich unbekannt gewesen. Anders Greeven a.a.O. (S. 261 Anm. 1) Sp. 376: .. So wird auch Phm 5 ci.xouCol" hier als Zeichen dafür anzusehen sein, daß bisher kein persönliches Band zwischen Paulus und dem eigentlichen Briefempfänger bestanden hat." 6 Vgl. oben S. 45f. zu Koll". • D 69 1739 al syP kehren die Reihenfolge zu der üblichen Ordnung -riJv 7t(GTtV xexl -riJ" ci.Y«1nIv um. 7 Zum Hoheitstitel xUPL~ vgl. oben S. 44 Anm. 1 zu Kol la. Der Inhalt der 7t(GTLt; ist hier nicht wie gewöhnlich durch e:lt;, sondern durch 1tpOt; angeschlossen (v gl. IThess 18: 1) 7t(ant; UfL(;)" 1) 1tpOt; -dl" &c6,,). Mit cl<; wird dagegen auf die Personen verwiesen, denen Philemon seine ci.Y«1nI zuwandte. • Zu ci.y«1nI El<; vgl. 2Kor 2. Röm 5. 2Thess la Ko11" Eph la. Der Wechsel der Präpositionen geschieht ..for mere stylistic variation" (Moulton-Turner
Phm 5.6
271
stellung der «ycl1t'rJ ist also eine chiastische Anordnung entstanden 1. Mit der 1tta-t'LC; wird auch ihr Grund und Gegenstand angegeben; dann erst wird mitgeteilt, daß allen Heiligen die «ycl1t'rJ des Philemon galt 2. Auf diese Weise erhält der Hinweis auf die «ycl1t'rJ besonderen Nachdruck 3 • Da die «ycl1t'rJ hier ganz im Vordergrund steht, ist neben Liebe und Glauben von der Hoffnung nicht mehr die Rede. Denn es handelt sich nicht um die Bewährung der tA7ttc;, sondern der «ytX1t'rJ, die allen Heiligen, also allen Christen, erwiesen wird' - nicht nur denen, mit denen man in Haus und Familie zusammenlebt, sondern allen Gliedern des Volkes Gottes. V. 6: Die Danksagung geht unmittelbar in die Fürbitte über 6 , die KOLVCIlvtCX "tijc; 7ttCTt'eCllC; des Philemon möge sich auch in Zukunft wirksam erzeigen. KOLVCIlVtCX bedeutet daher hier nicht die Gemeinschaft, sondern die Teilhabe'. Philemon hat am gemeinsamen Glauben teil 7, und dieser sein Glaube soll tätig sein als die 7tLa-t'LC; 8L' «Y(l7tljC; ivepyou(dvrj (Gal 56), indem er erkennt, welches Gut dem Glaubenden geschenkt ist und nun in tätiger Liebe in Erscheinung treten so1l8. Dabei wird zunächst auf die t1ttYVCll(1LC; hingewiesen 9 , durch die der Glaube zum Handeln angehalten S.256). Innerhalb eines Satzes wechselt Paulus gern im Gebrauch der Präpositionen. um der Aussage mehr Farbe und Nachdruck zu verleihen. Vgl. z. B. Röm 330: lx ntan6)~ - 8LOt Tij~ ntenE:6)C;: Gal 21': 8LOt n(GTE:6)t; XPLCJTOÜ 'I71GOÜ - lx n(cm;6)C; XpLGTOÜ. 1 Zum chiastischen Aufbau, den Haupt z. St. freilich bestreiten möchte, vgl. besonders Lightfoot, Vincent, Lohmeyer, Moule, Friedrich z. St.: ferner R. Bultmann. ThWB VI, S.213 Anm.277: Blaß-Debr. § 477. Spicq a.a. o. (So 46 Anm. 3) H, S. 265-269 bezweifelt, daß eine chiastische Ordnung vorliege und argumentiert: .. Conformement a la theologie paulinienne, il ne faut pas dissocier nten~ et ciyci1t7J ..• La foi et la charite s'adressent au Christ comme a leur objet propre ... mais leur activite conjugee 'aboutissent' au prochain." (So 266f.) I Die Worte dc; nmOt~ '\"oUc; cXy(ou~ sind also nicht mehr mit -ri)v n(enL" zu verbinden. n(enLC; müßte sonst schon in der Bedeutung ..Treue" verstanden werden. Paulus kann zwar gelegentlich nLenLC; von der Treue Gottes sagen (vgl. z. B. Röm 33). In Verbindung mit ciyci1t7J aber bedeutet nLenLc; stets Glaube. I Der durch die chiastische Stellung entstandene Ausdruck ist folgendermaßen aufzulösen: -rljv ciyci1t7J", 1)" qeLC; el~ nciVTOt~ '\"oU~ cXyLo~, XOt1 -rlj" ntcm.v, i'jv lxE:~ np~ -rov XUPLO" 'I71aoü". Vgl. Lohmeyer z. St. • Zu eiYLOt; als Selbstbezeichnung der Christen vgl. oben S. 35f. zu Kolla. I Zur Gliederung vgl. oben S. 269. Der 6n6)~.Satz ist also weder von IJ.veLcc" nOLoufUVo~ (so Lightfoot z. St.) noch von 1)" lxe~ (so Haupt z. St.) abhängig, sondern gibt den Inhalt der Fürbitte an. • Vgl. H. Seesemann, Der Begriff KOINONIA im Neuen Testament, BZNW 14, Gießen 1933, S. 79-83: F. Hauck. ThWB III, S. 80S. Zur Bedeutung XOLv6)"Lcc = Teilhabe vgl. 1 Kor 1011: XOLV6)vtOt 't'OÜ G~IJ.Ot'\"o~; 17: ix M~ !pTOU ~ofUV: vgl. weiter V.lI.lOt. 7 V gl. Phil 11: be1 Tjj XOLV6)V(~ UIJ.(i)" ele -ro EÖOtyyiALO". • V gl. R. B u 1tm a n n, Th WB I, S. 707 f.; Chrysostomus z. St.: el XOL"6)W~ cl, !p1)Gt, XOtTOt 'tij" nLcm.v, XOtl XetTOt TOt 4ll« 6!pe().c~ XOLV6)VcLV. • Zum Begriff ~n(YV6)GL~ vgl. oben S. 56-58 zu Kol h.
272
Phm6
wird, und dann der Inhalt der Erkenntnis mit den Worten 7t~<;
n
1 An dieser schwer verständlichen Wendung ist in der handschriftlichen Oberlieferung viel geändert worden: G al vg C1 fügen Ipyou hinter 1r1XVT6~ ein (vgl Kol 110: iv 1rClV1'llpy'tl ciYCl&ij»; AC lassen TOÜ aus; pi. KG P 33 69 pm lat sy setzen UlLlV an die Stelle von 'iJILLv, um auch hier die Form der Anrede beizubehalten. Das von ACRD al bezeugte 'iJlLlV wird jedoch als ursprünglich anzusehen sein, da es aus der Anrede des Kontextes herausfällt und von Paulus gewählt ist, weil er sich mit den Empfängern in der einen 17dYV(J)m.~ verbunden weiß. I Erkenntnis des Guten bedeutet nach jüdischem Verständnis Erkenntnis des göttlichen Willens. V g1. lQS IV, 26: [»"1 :l'O n»,?; lQSa I, 10f.: [:l'Ol ,n»':l; ferner lQS 1,2: :l'OM mW»[?l. • Zu -ro ciyCl&Ov bei Paulus vgl. ferner Gal61 2Kor 510 Röm 210 57 711.11 911 12•.•. 11 133 1411. , V gl. Kol t.: ~v bt(YV(J)(J\v TOÜ &c).:I)IL<X-ro~ ClUTOÜ. I PRDG pllat sy fügen 'I7Iooüv hinzu. • Dann würde man vor c~ XpLcn6v den Artikel 'f'jj bzw. -roü erwarten. Da die Ausdrucksweise dieses "most obseure verse in this letter" (Moule z. St.) äußerst knapp und schwer verständlich ist, versuchen alle Exegeten, den Sinn durch Paraphrase zu ertasten. Loh m e y e rs Wiedergabe ist jedoch zu allgemein gehalten: "auf Christus. Er ist Inbegriff aller Herrlichkeit, auf den alles Erkennen und Wirken des Glaubens gerichtet bleibt, so lange es sich noch in Zeit und Raum regt." D i beli us-Greeven z. St. erläutern: "Die von Philemon schon erlangte Gemeinschaft des Glaubens mit Christus (I Cort.) möge durch fortschreitendes sittliches Wachstum zu einer immer engeren Verbundenheit mit Christus (c~ XpLCn6v) führen." Percy, Probleme, S. 125 will cl~ XpLcn6v auf die unmittelbar vorhergehenden Worte beziehen und übersetzt: "die Erkenntnis alles Guten bei uns und in Beziehung auf Christus". Die Bedeutung von c~ XpLcn6v kommt dann der von iv Xpunif) gleich. Der Glaube des Philemon solle dadurch wirksam werden, daß leine Erkenntnis dessen, was er als Glaubender in Christus besitzt, vertieft wird. Doch die Begründung, wegen des vorangegangenen h 'iJILL" habe Paulus c~ XpLcn6v statt iv XPLa"t'ij> gesagt, um eine stilistische Abwechslung in den Satz hineinzulegen, überzeugt nicht.
»"
Phm 6.7
273
in der Erkenntnis des Guten, das Gott uns hat zuteil werden lassen, handelt, zur Ehre Christi geschehen solll. Dabei wird Paulus schwerlich auf Christus als den Richter hinweisen wollen, vor dessen Richtstuhl wir alle einst erscheinen müssen'. Denn wie in V. 11 nur von «Ycl7t"t) und 7t(aTt<;, nicht aber von der eA7t(<; die Rede war, so ist auch hier weder auf die zukünftige Vollendung noch auf das Gericht der Blick gerichtet, sondern allein darauf, daß der christliche Glaube in der Liebe sichtbar wird und werden muß. V.7: Bisher hat Paulus in Worten, die auf jeden rechten Christen angewendet werden könnten, vom Verhalten des Philemon gesprochen. Nun aber läßt er erkennen, daß er von einer bestimmten Tat erfahren hat, durch die Philemon der Gemeinde geholfen hat. Diese Nachricht habe ihm X,cxpav s 7toll~v xcxl 7tCXPclul)O'Lv gebracht'. Ähnlich schreibt Paulus auch den Korinthern von der Freude (2Kor 7,) und dem Trost (2Kor 77), die ihm widerfahren seien, i7tl 3e T1j 7tCXPCXXAl)O'tL ~lL&V 7ttpLO'O'OT~P~<;
lL«AAOV ex,clpl)lLtV t7tl T1j x,cxp~ TETOU, 5TL «vCX7t&7tCXUTCXL TO mWlLcx CXUTOÜ (2Kor 718). x,cxPcl und 7tCXPclxAl)O'L<;6 sind dem Apostel in reichem
Maße aus der Liebestat des Philemon' erwachsen. Paulus führt nicht aus, worum es dabei gegangen ist. Er sagt lediglich, durch Philemon seien Ta O'7tAclyx.VCX T&V cly(~V «VCX7t&7tCXUTCXL. Mit Ta O'7tAclyx.VCX bezeichnet Paulus den ganzen Menschen, sofern er als Christ Zuneigung und Liebe von Mensch zu Mensch wirksam werden läßt und erlahrt (vgl. 2Kor 612 715 Phills 21)1. Durch den Ausdruck Ta O'7tAclyx.VCX weist Paulus darauf hin, daß die «ytOt in der Tiefe ihres Empfindungsvermögens erquickt worden sind 8. Durch die Zuwendung seiner Liebe hat Philemon die brüderliche Gemeinschaft gestärkt; darum wird er als Bruder noch einmal angesprochen. Hat er durch seinen persönlichen Einsatz die Herzen der anderen Christen mit tiefer Freude erfüllt, so wird er sich der Bitte des Apostels, der für Onesimus als Ta &lLa O'7tAclyx.VCX eintritt, nicht verschließen: «vcl7tcxua6v lLou Ta O'7tAclyx.VCX tv XPLaTij) (V. 20)'. 1 Vgl. 2Kor 111: 6•8i ßC(ktL(;)V -Ij1L(i~ aUv UILLV clc XpLmv; 11a: '"i~ cin).6'"1TO~ [xcxt '"i~ ciyv6'"1'tO~] '"i~ clc XpLmv; Röm 161: cXncxpx~ '"i~ •Aa~ clc XpL<J"C'6v. I So Wickert a.a.O. (5.264 Anm. 3) 5.231: .. Bei clc XpLmv Phlm 6 dürfte also der Gedanke an den Richter mitschwingen." a P5t al ändern xcxptiv in XcXpLV. • D *pc setzen statt ~axov den Plural ~axOILCV; t al sy bieten: fxOlLcv. i Zu ncxptix).'rlaL~ vgl. o. Schmitz. ThWB V. 5.795 z.St. und Schlier a. a.O. (5. 127 Anm. 5) S. 75: ..Am Substantiv ncxptix).'rl(JL~ freilich haftet der Gedanke des tröstenden Zurufs fester als der der Ermahnung und der Bitte." • Zu ~n( in der Bedeutung ..wegen" ...aus" vgl. Bauer Sp. 568f. 7 Vgl. H. Köster. ThWB VII, 5.555. 1 Vgl. Köster ebd. Zu cXvcxncxucLv bei Paulus vgl. 1Kor 1611: cXvcncxuacxv 'YelP w ilLOV mcülLcx xcxt "C'O UIL(;)V. • Köster a.a.O. stellt mit Recht fest: .. Das häufige Vorkommen des Wortes (sc. 'tel crn>.tirxvcx) in diesem kleinen Briefe ist bezeichnend für den persönlichen Einsatz des Paulus in dieser Angelegenheit." 18 5226 LobIe. Kol. Philemoo
274
Pbm8-20
t). 8-10
8ürfprad)e für Cneftmue
Darum, obmo~l id) in (~riftue "oUee lled)t l)abe, bfr ~u gebieten, mae fid) gebü~rt, 8 bitte icf} bod) lieber um ber (iebe millen. i)a icf) ber nun bin, 'Paulue, ein alter mann, nun aber aud) ~fangener (~rlftf JeJu, 10 bitte id) bid) für mein fiinb, bae id) in ben ßanben ge~tugt ~abe, ~neJimus, 11 ber bfr rinrt unnütJ mar, nun aber bir unb mir Je~r nütJUd)i 11 ben icf} Mr fd)iete, i~n, bas I,eifit mein eigenes fjer~. 13 Jcf} moUte i~n bei mir be~aIten, bamft er mir an beiner Statt in ben ßanben bes ~Dangeliume biene, .. aber o~ne bein ~in"errtanbnis moUte id) nicf}te tun, bamit beine gute ~at nicf}t aue 3mang, Jonbem fteimillig gerd)e~e. 15 Denn "ieUeicf}t irt er beebalb eine 3eft[ang "on Mr getrennt morben, bamit bu i~n emig mieberbiittert, " nicf}t mebr ale 8na"en, Jonbem als einen, ber "iel me~r als tin ePlaoe irt - ale geliebten ßruber, beJonbers für mid), um Jo mebr aber für bid), Jomo~( im 81tifd) ale aud) im fjerrn. 17 Wenn bu micf} nun ~um 0enoJJen bart, Jo nimm i~n auf mie micf}. 18 Wenn er Md) gefd)iibfgt ~at ober bir etmae fd)ulbet, bae JttJe mir auf Me necf}nung - 18 id), 'Paulue, fcf}reibe ee mit eigener fjanb, icf} miU ee be~a~(en -, um Mr nicf}t ~u Jagen, bafi bu aud) bfd) felbrt mir fdJulbfg birt. zoJa, ßruber, {cf} möcf}te beiner frob merben im fjerm. <Erquide mein fjer3 in
War ein Sklave entlaufen, so konnte steckbrieflich nach ihm gesucht werden l • Gelang es, ihn zu ergreifen, dann mußte er zu seinem Herrn zurückgebracht werden, der ihn nach seinem Ermessen bestrafen konnte. In solcher Lage war die Fürsprache eines Mannes, der mit dem Herrn bekannt oder befreundet war, für den Sklaven von größter Bedeutung. So schreibt Plinius d. J. an einen gewissen Sabinianus 2, um sich bei ihm 1 Ein derartiger Steckbrief ist PapPar 10 (UPZ 121) erhalten (aus der Mitte des 2. Jahrh.s v. ehr.): In Alexandria wurde öffentlich angeschlagen, einem gewissen Aristogenes sei ein Sklave namens Hermon entlaufen. Dann werden Merkmale. an denen er erkannt werden kann. angegeben: Er ist Syrer, stammt aus Bambyke. 18 Jahre alt, von mittlerer Größe. Es folgt die AufZählung besonderer körperlicher Kennzeichen. die Angabe, daß er drei Mnaieia (Goldmünzen) hat. zehn Perlen und einen Eisenring. sowie der Hinweis, er sei mit einem Mantel und mit einem Untergewand bekleidet. Für denjenigen. der ihn ergreift und zurückbringt bzw. der anzeigt. daß er in einem Tempel Zuflucht gesucht hat, wird eine Belohnung ausgesetzt. Wer zweckdienliche Angaben machen kann, soll das bei der Behörde des Statthalters tun. Zusammen mit diesem Sklaven ist auch der Sklave Bion. der dem Kallikrates gehört, entflohen. Er wird gleichfalls kurz beschrieben. ebenso wird eine Belohnung für seine Ergreifung ausgesetzt (Text bei Di beli us- Greeven S. 11 H.; Text. übersetzung und Erläuterung des Dokuments bei Moule S. 34-37). I Plinius d. J., Epist. IX. 21: C. Plinius Sabiniano suo S. Libertus tuus. cui suscensere te dixeras. venit ad me advolutusque pedibus meis tamquam tuis haesit. Flevit multum. multum rogavit. multum etiam tacuit, in summa feeit mihi 6dem paenitentiae. Vere credo emendatum. quia deliquisse se sentit. Irasceris, seio. et irasceris merito. id quoque scio; sed tunc praecipua mansuetudinis laus. cum irae causa iustissima est. Amasti hominem et. apero. amabis: interim suffieit. ut exorari te sinas. Licebit rursus irasei. si meruerit, quod exoratus excusatius faeies. Remitte aliquid adulescentiae ipsius, remitte lacrimis. remitte indulgentiae tuae. Ne torseris illum, ne torseris etiam te; torqueris enim, cum tam lenis irasceris. Vereor. ne vi-
Phm8-20
215
für einen libertus zu verwenden, der ihm entflohen und zu Plinius gekommen war, von Reue erfüllt ist und nun fürchten muß, sein Herr werde ihm bitter zürnen. Plinius räumt ein, Sabinianus habe volles Recht zum Zorn. Doch er hält ihm vor Augen, daß der Sanftmut um so höheres Lob gebührt, je mehr Anlaß zum Zürnen besteht, und bittet, er möge vergeben. Dabei möge er bedenken, wie jung der libertus sei und daß er viele Tränen über seine Tat vergossen habe. Die Bitte, den schuldigen, aber reumütigen libertus freundlich aufzunehmen und ihn nachsichtig zu behandeln, wird noch einmal wiederholt, um ihr Nachdruck zu verleihen. In einem späteren Brief dankt Plinius dem Sabinianus dafür 1 • daß er seiner Bitte Folge geleistet und den libertus nicht im Zorn empfangen, sondern sich versöhnlich gezeigt hat 2 • Auch Paulus tritt für einen entlaufenen Sklaven ein. Doch er sagt nicht, sein Herr möge die stoische Tugend der Sanftmut an den Tag legen und Milde walten lassen, sondern er spricht ihn auf Liebe und Glauben des Christen an. Der Apostel wählt seine Worte mit Bedacht und gestaltet den Aufbau des Hauptteils so, daß der Adressat behutsam an den Inhalt der Bitte herangeführt wird 3 • Zunächst schickt er eine kurze Beschreibung der Situation voran (V. 8-12). Ehe er den Namen des entflohenen Sklaven nennt, spricht er von ihm als seinem Kind, das er in den Banden gezeugt habe (V. 10), und hebt damit hervor, wie lieb und wert er ihm ist. Dann blickt Paulus zurück (V. 13-18), indem dear non rogare, sed cogere, si precibus eius meas iunxero: iungam tamen tante plenius et effusius, quanta ipsum acrius severiusque corripui destricte minatus nunquam me postea rogaturum. Hoc illi, quem terreri opportebat. tibi non idern; nam fortasse iterum rogabo, impetrabo iterum: sit modo tale, ut rogare me, ut praestare te deceat. Vale. (Vgl. auch Dibelius-Greeven S. 111.) 1 Plinius d. J., Epist. IX, 24: C. Plinius Sabiniano suo S. Bene fecisti. quod libertum aliquando tibi carum reducentibus epistulis meis in domum, in animum recepisti. Iuvabit hoc te: me certe iuvat. primum quod te tam tractabilem video, ut in ira regi possis. deinde quod tantum mihi tribuis. ut vel auctoritati meae pareas vel precibus indulgeas. Igitur et laudo et gratias ago; simul in posterum moneo. ut te erroribus tuorum, etsi non fuerit. qui deprecetur, placabilem praestes. Vale. (Vgl. auch Dibelius-Greeven S.l11.) I Aus dem 4. Jahrh. n. Chr. ist der Brief eines christlichen Priesters in Hermupolis an einen christlichen Offizier im Fajjum erhalten, in dem er für einen desertierten Soldaten bittet: 'Y'v6OXLV cn &tA(J). XUptc. n[ept] ll<XUA(J) TOÜ O'Tp<XTL6"n) mpt Tijc; !puyi;c;. auVX(J)pijcn <XUTOÜ TOÜT(J) -ro &ß<x~ = .. Wissen lassen möchte ich dich. Herr. ü[ber] den Soldaten Paulus. über seine Flucht. Vergib ihm doch dieses eine Mall" PapLondon 11. 417. 5-8; vgl. Deißmann. Licht vom Osten. S. 183-188. I Aus der Einsicht in den planvollen Aufbau des Hauptteils zieht Lohmeyer die Folgerung. der Abschnitt sei in poetisch gehaltenen Zeilen gestaltet: .. Diese Sätze und Zeilen sind aramäisch gedacht. aber griechisch gesprochen." (S.183) Vgl. auch P.-L. Couchoud. Le style rhythm~ dans l'~pltre de Saint Paul a Phil~ mon, RHR 96 (1927), S.129-146, der den ganzen Brief als eine Komposition aus acht Strophen zu acht Zeilen darstellen möchte. Paulus schreibt zweifellos in wohldurchdachten Wendungen. von einer poetischen Gestaltung des ganzen Abschnittes kann jedoch keine Rede sein. 18-
276
Phm 8.9
er erwähnt, wie Onesimus zu ihm gekommen ist und bei ihm Zuflucht gesucht hat. Da er den christlichen Glauben angenommen hat, schickt Paulus ihn dem Philemon zurück ouxtrL ~c; 80ÜAOV cXAAa 07ttp 80ÜAOV, «8d (V. 20). V.8: Durch 8L6 1 wird eine lockere Verknüpfung mit der vorangegangenen Danksagung hergestellt'. Der Apostel könnte von dem ihm zustehenden Recht Gebrauch machen und gebieten, was sich schickt. Mit 7tcxpPllat/X ist die Offenheit gemeint, in der Paulus Menschen gegenübertrittS. Diese Freimütigkeit gründet in der 7tCXPPllaL/x, die er Gott gegenüber hat (vgl. 2Kor 312 Phil 130). Weil er sich in unverhüllter Offenheit Gott zuwenden darf, kann er auch Menschen in aller Freiheit und Unerschrockenheit begegnen. Wird durch 7tCXpPllatcx bisweilen angezeigt, daß das Verhältnis zu anderen Menschen von Offenheit im Sinne von Zuneigung bestimmt ist, so kommt hier die Bedeutung von 7t/XPPllaLcx der von il;ouatlX nahet. Paulus hätte das volle Recht, Befehle zu erteilen. Und über eine t7tL'tIXyl), die kraft apostolischen Rechtes ergeht, wäre kein weiteres Wort zu verlieren, sondern ihr ist als bindender Weisung unbedingt zu gehorchen (vgl. 1Kor 7e. 26 2Kor 88 Röm 1628)6. Der Apostel könnte daher auch in der Angelegenheit, derentwegen er an Philemon schreibt, einfach -ro civljxov e anordnen. Der Hinweis auf das, was sich gebührt, meint hier nicht das allgemein geltende moralische Gebot, sondern die Pflicht, die dem Christen aufgegeben ist. Woran dabei konkret gedacht ist, ergibt sich aus dem Folgenden. Seinem Sklaven Onesimus gegenüber wird Philemon zu tun haben, was sich für einen Christen schickt. V. 9: Aber der Apostel will die Befolgung seines Wortes nicht erzwingen, sondern er möchte, daß Philemon in freiem Entscheid die Tat der Liebe ausführt. Darum sagt Paulus, er wolle ihn lieber bitten 7 8LtX rljv Vgl. Bauer Sp. 394; Blaß-Debr. § 451,5. 1 Vgl. J. T. Sanders, The Transition from Opening Epistolary Thanksgivings to Body in the Letten of the Pauline Corpus, JBL 81 (1962), S. 348-362, bes. S. 355. 8 Vgl. Bauer Sp. 1250; H. Schlier, ThWB V, S. 881f. , Vgl. Schlier a.a.O. S. 881. Ii Vgl. G. Delling, ThWB VIII, S.37. Das Verbum mLT«a(J'f;LV kommt bei Paulus sonst nicht vor; bei den Synoptikern bezeichnet es mehrfach den machtvollen Befehl Jesu, mit dem er den Dämonen gebietet. Vgl. Mk 117 Par. 9111 Par.; Lk 811; ferner Mk 617.8. Lk 1411 Act 231; vgl. auch IgnRöm 4.: OU1 6>C; IHTpoc; xcxl nctü)..OC; 8LctT«a(JOl'ctL ulliv. ixcivOL ci7t6<JTO)..OL, iy~ XctT«XPLTOC;' WiVOL b..cU&cPOL, iy~ 8c j.dxPL WV 8oiMoc;. • Zum Begriff vgl. oben S. 224f. zu Ko131' und H. Schlier, ThBW I, S.361. 7 .. Daß 7tctpctxwiv, auch wo es mahnen meint, den Ton der Bitte hat, zeigt Phm 8f., wo es von brLT«a(J'f;LV ausdrücklich unterschieden wird und als AusAuß der 1
Phm9
277
&.yOC1t'Ylv. Damit wird weder auf die Liebe des Apostels noch auf die des Philemon Bezug genommen 1, sondern schlechthin auf die &.yOC1tl) ver-
wiesen, in der Christen einander begegnen und miteinander umgehen 3. Mit dieser Ankündigung seiner Bitte verbindet Paulus einen Hinweis auf die Situation, in der er sich befindet. Das voranstehende Wort TOtOÜTOt.;3 wird zunächst durch den Namen ßotü).,oc; erläutert, an den sich dann die Bezeichnung als 7tpeaßu't7)C; anschließt. 7tpeaßu't'ljt.; könnte in der Bedeutung "Gesandter" und damit als Ausdruck der Paulus verliehenen Vollmacht verstanden werden. Um diese Wiedergabe zu rechtfertigen, bedarf es nicht der Konjektur zu 7tpeaßeu't"ljt.;'; denn auch 7tpeaßIYn)t.; wird gelegentlich vom Boten und Gesandten gebraucht (vgl. 2Makk 118' LXX 2 Chr 3231 B 1Makk 1422 1517 .)Ii. Wenn man 7tpeaßu't'ljt.; auf das Amt des Apostels bezieht, würde Paulus hier geltend machen, daß er als Gesandter Christi· spricht (vgl. 2Kor 520)7. Aber der Apostel hatte soeben ausdrücklich versichert, er wolle auf seine 7totPP11a(ot, in der er befehlen könnte, verzichten. Daher gibt Paulus mit seiner Bemerkung, er sei ein 7tpeaßu't7)t.;, einen Hinweis auf sein Alter 8. Nicht seine apostolische Autorität setzt er ein, sondern als gealteter Mann spricht er zu Philemon 9 • Oberdies hat Liebe erscheint." O. Schmitz, ThWB V, S. 792 .Anm. 166; vgl. ferner oben S. 127 zu Kol2a; Bjerkelund a.a.O. (S.127 .Anm. 5) S.188: ,,7tOCPOCXcxA(;) kommt dann bei Paulus zur .Anwendung, wenn die Frage der .Autorität kein Problem darstellen darf und der .Apostel sich an die Glieder der Gemeinde wie an seine Brüder wenden kann in dem Bewußtsein, daß sie ihn als .Apostel anerkennen wollen. Diese .Aufforderung drückt also eine gewisse Zuversicht des Paulus gegenüber der betreffenden Gemeinde aus." 1 So Dibelius-Greeven z. St.: "im Vertrauen auf des Philemon in 7 erwähnte Liebe". 2 Vgl. Wickert a.a.O. (S.264 .Anm.3) S.236 .Anm.16: "Die gemeinsame Liebe drängt zum Bitten." a 't"OLOÜ't"O~ wv = "der ich nun einmal bin". ~c; "führt die Eigenschaft einer Person, Sache, Handlung u. a. ein. auf die es im Zusammenhang ankommt". Bau e r Sp. 1774; ders. Sp. 1625: .Auf 't"OLOÜTOC; .. folgt ~t; = in meiner Eigenschaft als". V g1. z. B. 1 Kor 310: ~t; aoqlO~ fipXLTcx't"CIlv. t Vgl. Lightfoot, Haupt z. St. 6 Vgl. G. Bornkamm. ThWB VI. S. 683 .Anm. 2. I Vgl. auch Eph 610: imip o~ (sc. das Evangelium) 7tpea[XuCll I;v cXAuaEL; Ign Smyrn 111: .&e07tpEaßEu-rljc;. 7 Vgl. Lightfoot. Haupt, Lohmeyer, Moule z. St.; ferner Wickert a.a.O. S.235; Kümmel, Einleitung, S.251. • Mit 7tpEaßlrnjc; wird von Ps.-Hippokrates. 7tEpt iß8o!,ci8C1lv (bei Philo, de opif. mundi 105) die sechste der sieben Altersstufen des Menschen beschrieben, die zwischen civ-/jp und Y&PCllV liegt, d.h. das 49.-56. Jahr. Nach Hippokrates, Aphorismi IH, 30f. bezeichnet 7tpEaßU'"l~ die letzte Stufe in der Folge der Lebensalter des Menschen. Vgl. F. Boll, Die Lebensalter, Neue Jahrbücher für das Klassische Altertum 31 (1913), S. 89-145, bes. S. 114-118. Ein Rückschluß auf das genaue Lebensalter des Paulus ist aus dieser Stelle nicht zu gewinnen. Vgl. DibeliusGreeven z. St. • So erklären u. a. Vincent, Dibelius-Greeven, Friedrich z. St.; ferner Bornkamm a.a.O. S. 682f.
278
Phm 9.10
er als 8caILtOi; XptaTOÜ '!-tlaoü (vgl. V.l) teil an der Schwachheit und Niedrigkeit Christi, um dessentwillen er leidet!. Wenn er nun auf sein Alter und seine Gefangenschaft aufmerksam macht, so darf er darauf rechnen, daß Philemon seinen Worten die schuldige Achtung erweisen wird. V.10: Noch einmal nimmt Paulus das Wort 7tapax~(;) auf (vgl. V.9) und gibt nun auch den Gegenstand seiner Bitte an. Sie betrifft' sein Kind, das er in der Gefangenschaft gezeugt hat a• Erst auf diese Versicherung, wie eng der Apostel sich ihm verbunden weiß, folgt der Name des Onesimus'. Dieser war also Sklave eines christlichen Herrn, selbst aber noch nicht Glied der Gemeinde gewesen. Als er sich dann nach seiner Flucht an Paulus gewandt hatte und bei ihm geblieben war, war er Christ geworden. Diese Tatsache stellt Paulus voran, ehe er den Namen angibt, an den Philemon sicherlich nicht gern erinnert wird 6. Doch er kann ihm nun nicht mehr grollen, wenn der Apostel von Onesimus als seinem ttxvov spricht. Paulus bezeichnet sich gelegentlich als Vater der ganzen Gemeinde, weil er sie in Christus Jesus gezeugt hat (vgl. lKor 416; ferner Ga! 419), und sagt, Timotheus sei sein 't'Cxvov ciyamj'rov xal 7tt
Phm 10.11
279
mon (V.le), der einst gleichfalls durch Paulus zum Glauben an Christus geführt wurde (V. 19)1. V. 11: Mochte Onesimus früher für seinen Herrn ein unbrauchbarer Sklave gewesen seins, jetzt ist er ein anderer geworden', der dem Apostel und auch Philemon wahrhaft nützlich ist'. Die Worte &:x.pYjaTov/eGxpYjaToV 5, durch die dieser Gegensatz beschrieben wird, klingen an Xpta-r6c; an; denn Xp~a-r6c; wurde gleichlautend mit XPYja-r6c; ausgesprochen'. Durch die Hinwendung zu Christus als dem Herrn hat sich dieser Wandel vollzogen, so daß nun durchgestrichen ist, was einst war, und allein die Gegenwart, die durch die Christuszugehörigkeit des Onesimus bestimmt ist, Gültigkeit besitzt 7• Das wird auch Philemon bestätigen, in dessen Augen Onesimus einst clXPYjaTOC;8 war, nun aber als WX(»la't'oc; gelten wird. Zwar kann Paulus für diesen Wandel zunächst nur sich selbst als Zeugen angeben, aber er stellt doch dem e(.Lo( das ao( voran. Denn Philemon wird sich selbst davon überzeugen, daß Onesimus ein anderer geworden ist. 1 'Ov-IjenJ.Lov, T6v non GOL XTA. steht nicht mehr im Genitiv, wie man nach nEpl TOÜ iJ.LOü TCxvOU erwarten sollte. Es liegt also Attraktion an den Relativsatz Sv iyMTjaOt XTA. vor. Vgl. Moule z. St. • Phrygische Sklaven galten weithin als unbrauchbar. Belege bei Lightfoot S. 310 Anm.2. I Das vor ao( stehende XOt( wird von ACID pm it syb ausgelassen, ist aber durch lC* G 33 al vg syP hinreichend bezeugt. , Zum Anschluß durch den Artikel T6v nod GOL clXPllaTOV XTA. vgl. Radermaeher, Grammatik. S. 116: "Ein folgendes Attribut oder eine Apposition wird durch den Artikel fester an das Bestimmungswort gebunden, das selbst nicht notwendig den Artikel haben muß." I Vgl. Platon. Respubl. 411 a: xp-IJenJLov l~ «Xp-IJaTOU ••• btO(llGEV. Ein vergleichbares Wortspiel ist auch von den Rabbinen überliefert: "Gleich einem. der einen Sklaven kaufen wollte. Er sprach zu dessen Herrn: Ist dieser Sklave. den du verkaufen willst. von schlechter Art l"O".,ni'lCi' (= XOtxi! tdpcent;) oder von guter Art rO".,l'''i' (= XOtAi! Ot(pcc:nt;)? Er antwortete ihm: Er ist von schlechter Art. und darum verkaufe ich ihn." Ex. r. 43 (99c). vgl. Billerbeck IH. S.668. Auf den Gegensatz clXPllaTOt;/eGXPllaTOt; wird mehrfach im Hirten des Hermas hingewiesen: Vis. HI. 6, 1: oux Etatv C~XPllaTOL dt; olxo3oJ.L7)v ••• ; HI. 6, 2: clXPllaTO( denv; 111. 6. 7: 6," mAoIYrcLt;. clXPllaTOt; ~. vüv 31 eGXPllGTOt; er ••• CÖXPllaTOL y(vca&c Tij) &cij); Mand. V. 1. 6: 'iJ J.LOtXpo&uJLl« ••• c~XPllaT6t; iGTL 't'ij) xup(Cjl ••• 'iJ 31l>~uxoA(Ot ••• clxPllaT6t; iaTLv. • V gl. Justin. Apol. I, 4. 1: bc TOÜ XOt't'l)yopouJLnou 'iJJL(;)v l>v6J.LOtTOt; XPllaT6TIX't'OL un«PXoJ.Lcv; I, 4, 5: XpLaTLOtVol yap dVOtL XOt't'l)yopouJLl:k' -ro 31 XPlla-rov J.LLaciakL oö 3lxIXLOV. Vgl. auch Athenagoras. Supplicatio pro Christianis 2; Tertullian. Apol. 3.5: "Christianus" vero, quantum interpretatio est. de unctione (sc. Xpic:nt;) deducitur. Sed et cum perperam "Chrestianus" pronuntiatur a vobis - nam nec nominis certa est notitia penes vos - . de suavitate vel benignitate (sc. XPllaT6't'l)t;) compositum este , Zum Gegensatz .. einst" - "jetzt" in der urchristlichen Predigt und Unterweisung vgl. oben S. 104f. zu Kol1.ll.. • Epiktet, Diss. I. 19, 19 erwihnt einen Schuster-Sklaven dea Epaphroditus, Sv 3Lck -ro clXPllaTO'\/ Cr'\/IXL m&All
280
Phm 12. 13
V. 12: Der Apostel schickt! ihn zu seinem Herrn zurückt. Damit erfüllt er, was das Recht gebietet 3 • Aber Paulus sendet Onesimus an Philemon mit der ausdrücklichen Versicherung, eben dieser Sklave" sei so viel wie sein eigenes Herz 6. Wenn Onesimus zu seinem Herrn zurückkehrt, dann wird es sein, als käme der Apostel selbst zu ihm'. Wie könnte er dann dem Sklaven vorenthalten, was er dem alternden und leidenden Paulus schuldig ist?' V. 13: Mit kurzen Worten kommt Paulus nun auf die Vorgänge zu sprechen, die sich vor der Abfassung seines Briefes und der Rücksendung des Onesimus zugetragen haben. Gern wollte 8 er ihn bei sich behalten'. Denn Onesimus leistet ihm treue Dienste und könnte sie auch weiterhin 1 ci.VC1tefLIjICl ist Aorist des Briefstils, vgl. oben S. 240 Arun. 7 zu Ko14s. ci.vbtefLljICl bedeutet nicht, Paulus schicke ihn hinauf, wie man jemanden zum zuständigen Gerichtshof sendet, damit sein Fall dort entschieden werde. So meint Knox a. a.O. Kap. 1, Paulus wolle Onesimus behalten, er schicke ihn aber über Philemon zu Archippus, damit dieser als sein Herr die Angelegenheit entscheide. Doch a.vClnEfLncLV hat hier zweifellos die Bedeutung .. zurückschicken". V g1. Lk 237.11.16 Act 2511. • Der Satz ist in den Handschriften nicht einheitlich überliefert: Nach GOL fügen D*it vg c1 syP cru SE ein, statt GOL lesen PfG pI vg C044 cru SE. An das Ende des Satzes setzen CID (69 al) pllat sy npOGAClßoü... Diese Lesart entstammt offenbar dem Wunsche, den Inhalt der Bitte - von dem wir erst 17 hören - schon hier ausgesprochen zu finden." (Dibelius-Greeven z. St.) • Zu den entsprechenden jüdischen Rechtsvorschriften vgl. Billerbeck III, S. 668-670. Zur Sache siehe auch oben S.263. • Die Konstruktion Sv - Clo-roV ließe sich als Semitismus verstehen (vg1. Mk 784: "(U~ ••• ~ ctxcv -ro &uyciTpLov Cl&rije;). Denn im Hebräischen folgt auf das Relativum -,n im Satz stets noch ein Personalpronomen oder ein Suffix. Wahrscheinlich -:., aber ist ct&rov gesetzt, um das Relativpronomen noch einmal aufzunehmen und dann fortzufahren: Wenn ich ihn schicke, so schicke ich damit mein eigenes Herz. Vg1. Moule z. St. I Die Bedeutung Ta. <J7tA«nVCl = "Kind", für die zu Unrecht bisweilen Philo, de ]osepho 25 angeführt worden ist (vgl. H. Köster, ThWB VII, S.553), kann hier nicht in Betracht kommen. Vgl. Lightfoot z. St. Denn oben ist Onesimus bereits mvov genannt worden, Sv iy~GCl Cv Toie; SCGfLoic; (V. 10). • Vgl. Köster a.a.O. S. 555. 7 Zu dieser Fürsprache, die Paulus für Onesimus einlegt, vg1. das Empfehlungsschreiben PapOsl 55 (2./3. ]ahrh. n. Chr.): ~LOyMjc; IIu&Cly6p~ Ti;> ci.VSCAcpi;> XCl(pCLV. "IGth E>E(a)VCl -rov nClpci30~ov -rov ci.vcxSLS6v-rcx GOL TCXÜT« fLou Ta. ypci/l/lCXTCX obu:i6v fLoU ~v-rcx xcxl OXEGLV ci.SCACPLX7)V fxOVTCl np6c; fLc. K(l).(;)c; o~v noLijGELe;, ci.8eAqlt, TOÜTOV öno3c~«fLCV~ ~t; av !fLE. Vgl. Bjerkelund a.a.O. (S. 127 Anm.5) S.121f. • ißOUA6fL7]V drückt den tatsächlichen Wunsch aus, auf dessen Erfüllung Paulus aber verzichtet: Ich "wollte eigentlich, tue oder tat es aber nicht" (B laß - 0 e b r. § 359). • Zwar kommt XClUxCLV auch als terminus technicus im Zusammenhang der sakralen Asylrechtspftege vor, in der die xcxToxij bedeutet, daß die Gottheit den Eintretenden mit Beschlag belegt. Doch: "II~c; ifLClu-roV XCXUxCLV kann im Zusam· menhang des Paulus-Briefs zweifellos nur heißen 'bei mir behalten'" (L. 0 e le kat, Katoche, Hierodulie und Adoptionsfreilassung, Münchener Beiträge zur Papyrusfonchung und Rechtsgeschichte 47, München 1964, S.7f.).
Phm 13-15
281
anstelle des Philemon 1 , der zweifellos gleichfalls gern dem Apostel helfen würde, erfüllen. Aber wenn er auch das Recht hätte, als Apostel diese Dienste in Anspruch zu nehmen I, und sie gerade in der Gefangenschaft, die er um des Evangeliums willen leiden muß s, nötig brauchte, so will Paulus doch unter keinen Umständen der Entscheidung vorgreifen, die nur Philemon als der rechtmäßige Herr seines Sklaven flillen kann. V. 14: Ohne sein Einverständnis· will der Apostel nichts tun. Denn Philemon soll sich nicht gezwungen, sondern freiwillig zur guten Tat entschließen. Spricht Paulus hier von -ro ciYI1&6v aou, so wählt er wieder einen recht allgemeinen Ausdruck, durch den der Empfänger des Briefes nicht auf die Ausführung einer genauen Anweisung festgelegt, sondern zum Wirken der Liebe ermutigt wird, die den rechten Weg, auf dem das Gute verwirklicht werden kann, wohl zu finden weiß (vgl. V.s: ev btLYV6>atL 7tl1v-rO<; &YI1&OO TOÜ ~v ~(.L!v et<; XpLaT6v)5. Das aber kann nicht geschehen, wenn Philemon durch Zwang genötigt würde, gegen seinen eigenen Willen zu handeln; sondern nur aufgrund einer frei getroffenen Entscheidung kann die Liebe tätig werden I. Darum soll auch der geringste Anschein vermieden werden, als wollte Paulus vorwegnehmen, was allein Sache des Philemon sein kann 7 • V. lS: Im Rückblick auf die Flucht des Onesimus drückt Paulus sich behutsam aus und gibt zu bedenken, vielleicht 8 sei er eben deshalb auf 1 \)1t'~P aoü heißt: .,stellvertretend für dich". In antiken Papyrus briefen findet sich häufig u7t'ep «Ö'roü, das ein Schreiber, der für einen Analphabeten schreibt, zum Zeichen der Stellvertretung setzt. Vgl. Deißmann, Licht vom Osten, S. 285 Anm.2. I V g1. Act 13,: dxov 8! xcd 'I(a)ciwljv u7t'1/ptnjv; Phil 211 nennt Paulus Epaphroditus, der zur Gemeinde von Philippi gehörte und bei ihm weilte, UIL(;)V 8! ci7t'6G't'OAOV XIXt AIEL"rOUpy6v 't'ij~ Xpe(Ct~ ILOU. Er hat sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt, (VIX ciVIX' 7t'A"I)pWCT(j -ro UIL(;)V ua''t'ip"I)ILIX 't'ij~ 7t'~ ILIE AEL"rOUpyLIX~ (Phil 230). 3 Vg1. oben zu V.l und IgnTrall 121: 7t'IXPCtxetAiE'L ulLiit; "ra. 8talLa. ILOU, & fvClUV 'I "l)aoü XPLG't'OÜ mpLlPcp(a). , Vg1. R. Bultmann, ThWB I, S. 717f.; Bauer Sp. 323f. Zu dieser Bedeutung von YVWIL"I), die in Papyrustexten häufig belegt ist (vgl. Preisigke Wb I, Sp. 301), vgl. z. B. PapOxyrh X, 1280, 4-6: 6ILOAOY(;) Cxoua~ XlXt cxU&ccLpt"rCf) YVWlLll auv· n.&'La&IXL ILE 7t'pbt; at ... , -ro ciYIX&6v aou: Durch den Artikel wird das Adjektiv substantiviert. Vg1. Blaß-Debr. § 263 und Moulton-Turner S. 13; siehe auch V.I: -ro cXviixov. • Zum Gegensatz 1L'iJ &l~ XCtTa. civa.YX"l)v - cillci XCtTa. exouaLov vg1. Thukydides VIII, 27, 3: XCt&' CxouaLCtv (sc. YVWIL"I)V), ~ 7t'«VU yc civa.YXll; ferner 1Petr 5.: 1L'iJ ciVIXYXIX' aTWt; cilla. lxoua((a)~; zu XIXTa. ixouaLov - das Wort ixouato~ findet sich sonst nicht im Corpus Paulinum - vgl LXX Num 15.: x!X&' exouaLov; Hebr 10.. : CxouaL(a)t;; Pap Oxyrh XII, 1426, 14: bouaLq: yvwlLll; PapLips 1,26, 5f.: 6ILOAOYOüJLIEV [exo]uaLq: xCtl IX[Ö)&IXLPCTCf) XlXt cilLE[TIX]VO-l)TCf) yvwlLll 8Lll[p]lja&cXL 7t'pb~ [i)IXU"rO~; zu PapOxyrh X, 1280, 4f. siehe oben Anm. 4. 7 Deshalb ist hier < vor XIXTa. civciYX"l)v gesetzt. Vgl. Plinius d. J., Epist. IX, 21: Vereor, ne videar non rogare sed cogere. Vg1. oben S. 274 Anm. 2. • "ra.XCt hat hier die Bedeutung "vielleicht". Vg1. Xenophon, Anab. V, 2, 17; Röm 57 und Bauer Sp. 1596.
282
Phm 15.16
kurze Frist 1 von Philemon getrennt worden, damit er ihn nun auf ewig wieder bekommt. Mit der passiven Wendung ixwp(a&lj wird geradezu angedeutet, daß hinter diesem für Philemon zunächst so ärgerlichen Vorgang Gottes verborgene Absicht stehen könnte. Denn nun soll er ihn erhalten', um nicht mehr von ihm geschieden zu werden. Hatte die Trennung nur von kurzer Dauer sein sollen, so wird das neue Verhältnis auf ewig währen 8 • V.16: Philemon und Onesimus stehen einander nun als Brüder in Christus gegenüber. Onesimus wird daher für seinen Herrn weit mehr als ein Sklave sein'. Nennt der Apostel ihn
soll das neue Verhältnis des Herrn zum Sklaven bezeichnet werden. das in der Bruderschaft in Christus begründet ist und nicht wieder aufgehoben wird. Er ist jetzt nicht mehr .. res seines Herrn"... die er nach römischer Rechtsauffassung war" (M er k a. a. O. [5. 203 Anm. 9] S. 227). • Zur Wendung OUxi"rL ~C; 800).0" dUck \)7rip 8oü)'ov vgl. v. Soden z. St.: ..~C; drückt die subjective Auffassung des Verhältnisses aus. ohne die objective Form desselben in Frage zu stellen ... die Linie von I Kor 710-" (ist) also nicht überschritten. " I ILciAumx ist hier als Elativ in der Bedeutung .. besonders" gebraucht und kann daher durch 7r6CJ't) ILCillov gesteigert werden. • Vgl. Seneca. Epist. 47.10: Vis tu cogitare istu~ quem servum tuum vocas. ex eisdem seminibus ortum eodem ftui caelo. aeque spirare, aeque vivere. aeque mori. Tam tu illum videre ingenuum potes quam ille te servum. 7 Der Ausdruck iv CJIlPXt Xllt iv XUpt'll (= .. als Mensch und als Christ" [D i bel i u s Greeven z. St.]) findet sich nur hier bei Paulus. Vgl. Conzelmann. Theologie, S. 195.
Phm 16-18
283
fahren. Mag es auch naheliegen, daß Philemon Onesimus die Freiheit schenktl, so kann ihm doch der Apostel anheimstellen, wie er entscheidet. Gebunden aber ist Philemon unter allen Umständen an das Gebot der Liebe, deren erneuernde Kraft in der brüderlichen Gemeinschaft mit dem heimkehrenden Sklaven wirksam wird. V.17: Nun erst' bringt Paulus die Bitte vor, Philemon möchte Onesimus aufnehmen, wie er den Apostel empfangen würde. Dabei geht Paulus davon aus, daß eine enge Verbundenheit zwischen ihm und Philemon besteht und er den Apostel zum xOLv(a)v6~ hat. XOL'Y(a)VO( sind Partner, die gemeinsame Interessen verfolgen oder als Genossen an demselben Unternehmen beteiligt sind 8. Nennt Paulus sich XOLV(a)~, so ist weder an geschäftliche Angelegenheiten noch allein an freundschaftliche Beziehungen gedacht, sondern ihre XOLV(a)V(Cl gründet in der zutiefst verbindenden Zugehörigkeit zum einen Herrn, die zu gemeinsamem Handeln in Glaube und Liebe zusammenschließt·. Aufgrund dieser Verbundenheit spricht Paulus nun seine Bitte aus, in der er nicht nur ein gutes Wort der Fürsprache für Onesimus einlegt 5, sondern sich geradezu mit ihm identifizierte. Was Philemon ihm an Liebe erweisen wird, wird gelten, als würde es dem Apostel selbst zugewandt. V.18: Freilich, es muß in Ordnung gebracht werden, was an Schaden entstanden war. Wenn Onesimus seinen Herrn geschädigt hat oder ihm etwas schuldig ist, so will der Apostel für ihn eintreten. Damit braucht nicht gesagt zu sein, daß der Sklave bei seiner Flucht seinem Herrn etwas entwendet hat. Denn nicht erst durch einen Diebstahl, sondern schon allein dadurch, daß er davonlief, hatte er den Besitz des Philemon beeinträchtigt. Was dabei an Verlust entstanden ist, das mag Philemon dem 1 In den Mysterienreligionen wurde die Auffassung von der Gleichberechtigung aller Menschen vertreten. Daher galt der Sklave, der dieselben Weihen empfangen hatte wie sein Herr, nicht mehr als Sklave, sondern er blieb als freier Mann bei seinem bisherigen Herrn. Vg1. P. Seidensticker, Lebendiges Opfer, NTAbh XX, 1-3, Münster i. W. 1954, S. 15 Anm. 33. • .. Nach Zwischenbemerkungen bezeichnet o~v die Rückkehr zum Hauptthema" (Blaß-Debr. § 451,1). • Vgl. Lightfoot z. St.: .. Those are XOLVCI)VO(, who have common interests, common feelings, common work." V g1. z. B. PSI IV, 306. 3: npoCJ(LAllIPCvOtL T[ ••• ]97)'1 XOLVCI)WV l~ tqou; PapAmh 11. 92,18f.: oUX I~CI) 8~ X[O]LVCI)WV oö8~ ~(a-&LOV; 11. 100. 4: npOa(A.ci)~ o~ noLi)CJC~, ci8I:ACPi. TOÜ'roV uno8c~
284
Phm 18.19
Apostel auf die Rechnung setzen 1. Hatte Paulus eben schon mit dem Ausdruck )(ol.VCJ)v6~ ein Wort von juristischer Bedeutung gebraucht, so bedient er sich jetzt erneut einer Wendung, durch die rechtliche Verpflichtungen beschrieben werden. Er bietet an, die unbezahlte Schuld auf seinem Konto verbuchen zu lassen 3. Philemon wird wissen, daß der Apostel über keinen irdischen Reichtum verfügt, und daher verstehen, was er meint, wenn er sich bereit erklärt, den Verlust zu übernehmen. V. 19: Mit eigener Hand 3 stellt Paulus die Erklärung aus, er wolle für den Schaden aufkommene. Durch diese Schuldverschreibung, die in V.lta in einer Parenthese mitten in den Zusammenhang hineingestellt ist, verpflichtet er sich, den etwa geforderten Schadensersatz zu leisten 6 • Will man aber schon von Schuld sprechen - so wird in V.19b an den in V.18 ausgesprochenen Gedanken angeknüpft - , dann könnte Paulus auch eine Gegenrechnung aufmachen 8 und Philemon daran erinnern, daß er ja in der Schuld des Apostels steht'. Denn durch ihn 8 ist er für 1 Nicht ill6YEL (Stpl; vgl. Röm 5n), sondern ill6yot lesen die ältesten Textzeugen. I Zu illoyIXCI) (bzw. illoytCl) = "aufs Konto setzen" vgl. PapStraßb I, 32, 9 f.: 86't'CI) A6yov, Tl otÖTij) &cpdA[E]n:L xotl noü notptoxEV, tVot O(JTCI)C; otu't'cj) ivAon.&ii = "Er soll eine Rechnung darüber (sc. über einen Pflug) ausstellen, was ihm geschuldet wird, und (mit einer Angabe darüber,) wohin er geliefert hat, damit so die Abrechnung mit ihm erledigt werden kann." BGU 1,140,28-33: TotUTl)V v-ou"tijv SCI)PE«v xotl To'Le;
aTpotn~TotLC; ilLOÜ xotl TOLC; OUETpcxvO'LC; EÖYVCl)CJT6v aE nOLijaotL 8djaEL, OUX fvEXot TOÜ 80XELV ILI!: otÖTOLC; ivAOYELV, enAd: tVot To6T~ XpClVTotL, id:v cXyvoClaL; PapGrenf 11, 67, 16-18: ivTEü&E[V] 8! lOXEc; imep cXpotßClvoc; [TOÜ] 1L7) illoyou~[o]u q[oh (8potXlLcXc;).
Vgl. ferner Bauer Sp.500; H. Preisker, ThWB 11, S.514f.; G. Friedrich, "AlLotPT(ot oux tllOYELTotL Röm. 5,13, ThLZ 77 (1952), Sp. 523-528. a fypotlj/ot ist Aorist des Briefstils. Die Parenthese V .18 a ist sicherlich eigenhändig geschrieben worden. Ob der übrige Brief diktiert wurde (so Dibelius-Greeven z. St.) oder aber gleichfalls von Paulus selbst niedergeschrieben wurde, ist nicht mehr auszumachen. « cXnoT(vELV = "die Schuld begleichen" ist wiederum ein juristischer Terminus. Vgl. PapOxyrh 11, 275, 24-28: In einem Lehrlingskontrakt wird vereinbart: 6aotc; S' id:v iv TOUTCj) cXTotXT1)O"f) (sc. der Lehrling) -IJlLtpotc; htl Tele; taote; otu-rov notpt~ETotL [1Lr:]Td: -rov xp6vov 7) cX[no]uLaIXTCI) i;XcXa[T]1)C; -IJlLtpotC; cXpyup(ou [Sp]CXXIL7)v lL(otV. Für jeden Tag, den der Lehrling seine Arbeit versäumt, wird sein Vater also eine SilberDrachme zu entrichten haben. I Rechtlich handelt es sich bei dieser Erklärung des Apostels um eine private Interzession. Vgl. O. Eger, Rechtsgeschichtliches zum Neuen Testament, Rektoratsprogramm der Universität Basel für das Jahr 1918, Basel 1919, S.44. • Zu tVot 1L7) ),i-yCl) vgl. 2Kor 9.: tVot 1L7) AtyCl)!LEV. "Der Redner stellt sich, als übergehe er etwas, was er tatsächlich doch erwähnt." (Blaß-Debr. § 495,1) 7 V.nb ist zu übersetzen: "um dir nicht zu sagen, daß du auch dich selbst mir schuldig bist". Haupt und J ang a. a.O. (S. 264 Anm. 7) z. St. dagegen wollen interpungieren: tvex 1L7) )jyCl)' (JO( (sc. ill6yot). Vgl. auch Blaß.Debr. § 495,1. Doch "diese Verbindung nimmt dem unzweifelhaften Ernst der Haftungserklärung das Gewicht". Lohmeyer z. St. • Es besteht daher ein Verhältnis gegenseitiger Schuldverpßichtung (vgl. Röm 1587). Zu npoaocpdAELC; vgl. PapPar 26,44-46: xotl T(Vot npOC; Tlvote; xp6vouc; npoa-
Phm 19. 20
285
den christlichen Glauben gewonnen worden l • Die Rede von der Schuld bleibt damit nicht mehr im Bereich juristischer Verbindlichkeiten, sondern wird als übertragene Ausdrucksweise benutzt, um das Verhältnis zu beschreiben, in dem Philemon zum Apostel steht 2 • Er wird begreifen, daß man hier nicht mehr Schuld gegen Schuld aufrechnen kann. Gottes Barmherzigkeit, durch die er einst Christ geworden ist, ist auch Onesimus zuteil geworden. Ihn hat er daher als christlichen Bruder aufzunehmen und jede Regung des Zorns, mag sie auch noch so berechtigt sein, zu vertreiben. V.20: Zur BekräftigungS seiner Bitte fügt Paulus einen letzten Satz hinzu, in dem er Philemon noch einmal als Bruder anredet und den Wunsch ausspricht, er möchte seiner recht froh werden in dem Herrn 4 • Paulus verwendet dabei einen nahezu formelhaften Ausdruck 5 ; aus ovcx(fLl)v ist daher weder ein Wortspiel mit dem Namen des Onesimus herauszulesen e, noch zu entnehmen, der Apostel erwarte, daß Philemon seinem Sklaven die Freiheit schenke, damit er bei Paulus bleiben und ihm dienen könne. Philemon wird an die a:YcX7tl) erinnert, in der er selbst finden wird, was als das Rechte zu tun ist und wie er den Apostel froh machen kann. Die bestehende soziale Ordnung, in der es Herren und Sklaven gibt, wird nicht angetastet? Wohl aber wird darauf hingewiesen, daß in Christus das Verhältnis der Menschen untereinander grundlegend erneuert ist, so daß Sklave und Herr einer in Christus sind (Ga13a8 1Kor 721-24 1218). An das Ende der beiden kurzen Sätze von V.ao stellt Paulus darum die Wendungen &v )(Up(~ und &v XPLa't'ij)8. Der Kyrios (o)cpdA7)"t'IXL XlXt
a 7tPOaocpdM~
unO
'r(vCa)v, mlXVlX"(XcXCT(I Otü"t'oU~ cX7t080ÜVIXL lJILiv;
PapHibeh 63,14f.:
ILOL.
1 V gl. oben S. 270 Anm. 4 zu V.I. I D* fügt am Ende von V.l. ev XUpt'tl ein. I VlXt dient zur Bekräftigung der Aussage. V gl. Phil 43: VlXt ep(o)"t'w XlXt Gi. Weitere Belege bei Bau e r Sp. 1054 f. • 6vlXtIL7)v ist einer der seltenen Optative im NT. Vgl. Radermacher, Grammatik, S.165; Blaß-Debr. § 65,2. 384; Moulton, Einleitung, S.308: "der einzige eigentliche Optativ im N. T., welcher nicht die dritte Person ist". I Vgl. Bauer Sp. 1130. Der Optativ 6vlXtIL7)V findet sich sechsmal bei Ignatius: Eph 2. Magn 2 121 Röm 5. Pol 11 6•. • Vgl. Blaß-Debr. § 488,1 b: "Mit dem Namen des Sklaven Onesimus macht P(aulus) kein Wortspiel, obwohl er 6vlXtIL7)V (hier allein) gebraucht (Phm 10); höchstens könnte sich der Empfänger nach 'Ovi)cnILov - !XP7)G"t'Ov lot. das nahegelegte Wortspiel selber machen." 7 Zur ebenso unsachlichen wie unbilligen Kritik. die man deshalb an Paulus geübt hat, vgl. oben S. 230 Anm. 7. Zur Frage Sklaverei und Urchristentum vgl. K. H. Rengstorf, ThWB 11, S.264-283, bes. S. 272-276; H. D. Wendland, Artk. Sklaverei und Christentum, RGGI VI, Sp. 101-104; H. Gülzow, Kirche und Sklaverei in den ersten zwei Jahrhunderten, Diss. Kiel 1966 (mit ausführlichen Literaturangaben). • lai vg setzen auch an den Schluß des Satzes ev xuptCj).
286
Phm 20. 21-25
gebietet, daß alle, die in Christus eins sind, einander in der cXyci1t"rl begegnen 1. Darum bittet Paulus noch einmal, Philemon möge sein Herz erfreuen in Christus. Hatte er die Danksagung mit den Worten geschlossen, durch die Liebestat des Philemon seien -r« aTtAcirxva. -r(;)v ciY((a)v cXva.7tt7ta.U't'a.L (V.7), so nimmt der Apostel zum Schluß des Hauptteils diese Wendung noch einmal auf, indem er der Erwartung Ausdruck gibt, Philemon werde ebenso nun auch das Herz des Apostels erquicken. Damit gibt er ihm zu verstehen, er sei dessen gewiß, daß er seiner Fürsprache folgen und Onesimus aufnehmen wird, als käme der Apostel selbst zu ihm.
1). 11-16 ~brd){ufi
unb 0rüfie
Jm t)ertrauen auf befnen 0e~orfam fd)refbe fd) Mr; fd) mefß, baß bu me~r tun mfrJl, als fcl) fage. !! iuglefcl) aber benite für micl) gaftHcl)e ~ufna~me Dor; benn fcl) ~o"e, boß icl) bonf eunr 0ebete eucl) mf,ebergefcl)enft merbe. la ~s grüßt bicl) ~pop~ras, mein mitg,efongener in ~dftus ;efus, IC ffiorfus, ~riJlard), Demas, !ufos, meine mitarbeiter. !6 j)ie 0nabe bes fjerm ;efus
Mit wenigen Sätzen bringt Paulus den Brief zum Abschluß. Auf die Versicherung, Philemon werde gewiß tun, was recht ist (V.al), folgt die Ankündigung eines Besuches des Apostels (V.22). Eine kurze Grußliste (V.asr.) und der Gnadenwunsch (V.26) stehen am Ende. V. 21: Paulus hat Philemon eine Bitte vorgetragen und bewußt darauf verzichtet, kraft seines Amtes einen Befehl zu erteilen. Gleichwohl haben die Worte des Apostels nicht unverbindlichen Charakter, sondern binden den Empfänger des Briefes an das Gebot der Liebe. Daher darf Paulus fest darauf rechnen, daß seine Bitte erfüllt wird. Dieser Zuversicht gibt er am Ende noch einmal mit der Versicherung Ausdruck, er habe im Vertrauen auf den Gehorsam des Philemon geschrieben. Gründet dieses Vertrauen im gemeinsamen Glauben I, so wird die U7ta.xo~ die allein angemessene Antwort sein, die der Adressat auf das Wort des Apostels geben kanna. Es wird also nicht in sein Belieben gestellt, ob er sich zum Handeln in der Liebe bereitfinden will oder nicht', sondern er wird zum 1 Vgl. Preiss a.a.O. (S. 263 Anm. 2) S. 171-179 bzw. S. 65-7:;. I Vgl. Buhmann, Theologie, S. 324: .. Auch das Vertrauen, das er (sc. Paulus) auf die Gemeinde setzt (GI 5, 10; 2. Kr 1, 15; 2,3; vgl.auch 8,22) oder auf seinen Freund (Phm 21), wird man als aus seiner 7t(a-w; Bießend verstehen dürfen, zumal es Gl5,10 als ein 7tC7to,Hva, lv xup(ctl ••• charakterisiert ist." I U7tcxxo1j vom Gehorsam gegenüber dem Wort des Apostels auch 2Kor 711 1011.; ferner Phi1211; vgl. Buhmann, Theologie, S.308; vom Gehorsam des Glaubens: Röm 11 51' 61. 1511 1611 ... ; vgl. Conzelmann, Theologie, S. 193. • Dibelius-Greeven z. St. geben U'ltOtxo1j mit "Bereitwilligkeit" wieder. Dagegen mit Recht Wickert a.a.O. S.233.
Phm21-23
2137
Gehorsam gegenüber dem apostolischen Wort verpflichtetl. Paulus aber ist überzeugt, daß er mehr tun wird, als was I er ihm gesagt hat. Auch hier vermeidet es freilich der Apostel anzudeuten, worin dieses "mehr" bestehen könnte 8 • Mit keinem Wort ist davon die Rede, ob dem Sklaven die Freiheit geschenkt werden sollte'. Es bleibt Philemon überlassen, auf welche Weise er die ciyci1t1l seinem heimkehrenden Bruder gegenüber wirksam werden lassen will. V.22: Paulus fügt hinzu 6, Philemon möge ihm Quartier bereiten, damit er bald bei ihm einkehren kann. Durch die Ankündigung seines Besuches verleiht der Apostel seiner Fürsprache für Onesimus einen gewissen Nachdruck. Denn er wird selbst kommen und sich davon überzeugen, was geschehen ist. Paulus hofft zuversichtlich, bald aus der Gefangenschaft entlassen zu werden. Wann und wie das sein mag, hängt allein von Gottes Entscheid ab, durch den er den Gemeinden wiedergegeben wird'. Der Fürbitte der Gemeinde, die für den gefangenen Apostel zu Gott fleht 7 , kommt daher große Bedeutung zu. Denn das Rufen der Gemeinde dringt zu Gott und kann bewirken, daß die Bande gelöst werden und der Apostel die Freiheit erhält. Darauf ist seine Hoffnung gerichtet, nicht um seiner selbst willen, sondern um der Gemeinden willen, bei denen er sein möchte 8 • V. 23: Durch Grüße', die er auszurichten 'hat, sucht der Apostel die Verbundenheit mit Philemon zu festigen. Die Reihe der Namen, die ausnahmslos im Kolosserbrief wiederkehren lo, wird durch Epaphras eröffnet, der auVIXLXlLcXACU't'6c;11 lLOU ev XPLCTt'(j) genannt wird. Während er im 1 Zu den Phm 20f. verwendeten Begriffen vgl. 2Kor 713·11:
ciV(1t7~t~CXUTCXL
-ro
7tVCÜJLCX CXÜTOÜ (sc. TlTOU) ci~o ~cXVT(o)V Ul'wv .•• xcxl TQ: CJ1't'AcXYXVCX CXUTOÜ 1tCpLCJCJOnp(o)~ c~ uj.I4~ ~CJTLV ciVCXI'LI'''1laxOI'EvOU -MJV ~cXVT(O)V ul'WV U~ cx x 0 ~ v. ~ 1LC'rQ: ~ßou xcxl Tp6I'OU iac~cxCJ&e cxÖT6v. V g1. auch oben S. 273 zu V. 7. • Statt! lesen ~D pm latt syP 6.
a Harrison a.a.O. (S.261 Anm.1) S. 276-280 nimmt Gedanken von Knox a.a.O. auf und meint. Paulus habe erwartet. Philemon werde Onesimus freigeben und zu ihm zurückschicken; Philemon habe dann diese Erwartung erfüllt. Davon steht jedoch nichts im Textl • Dibelius·Greeven z. St.: .. Die juristische Seite der Sache ist überhaupt nicht in Sicht." Vgl. H. Greeven. Das Hauptproblem der Sozialethik in der neueren Stoa und im Urchristentum. NTF IU. 4. Gütersloh 1935. S.52-55. • Zur Verwendung von !I'CX .. zur Bezeichnung des zeitlichen Zusammenfallens zweier Handlungen" (Bauer Sp. 83) vg1. Blaß-Debr. § 425.2. • Zu XCXPLCJ&1jCJOI'DtL vg1. Test] os 1.: iv cpu).cxxn ~1'''Iv. xcxl I> CJ(o)-MJp qCXplT(o)CJC !LE. iv 8f:CJI'OL~. xcxl lAuCJt 1'1:. 7 Zur Fürbitte der Gemeinde für den Apostel vg1. 1Thess 515 2Kor 111 Röm 1510 Phil 11. 2Thess 31. • V g1. : u~v - UI'LV I • Statt ciCJ1't'cX~CTCXL setzt der Reichstext wegen der Mehrzahl der folgenden Namen den Plural ciCJ1't'cX~OVTCXL. 10 Zur Gegenüberstellung der Grußlisten des Philemon- und Kolosserbriefes vgl. oben S. 246-248. 11 Zum Begriff auVCXLXl'cXA(O)'t'O~ vgl. oben S. 242 zu Kol410.
288
Phm23-25
Kolosserbrief als Gründer der Gemeinde in Kolossae bezeichnet wird (Kol 17f. 412f.), heißt es hier von ihm, daß er die Gefangenschaft des Apostels teiltl. Mit hoher Wahrscheinlichkeit darf angenommen werden, daß an zweiter Stelle der Name des Jesus zu lesen ist, von dem auch Ko1411 die Rede ist'. V.24: Markus 3, Aristarch ' , Demas 6 und Lukas' werden als Mitarbeiter des Paulus (vgl. Kol 4u) aufgeführt. Im Unterschied zu der weit ausführlicher gehaltenen Grußliste des Kolosserbriefes fehlen weitere Angaben zur Person der Genannten. Nur die Tatsache, daß sie dem Apostel als Mitarbeiter zur Seite stehen, wird erwähnt. Indem die auV&:pYOL des Paulus den auv&:py6c; Philemon (V.l) grüßen, heben sie die Gemeinschaft hervor, die sie als Gehilfen in demselben Werk verbindet. V. 25: Der Gnadenwunsch, mit dem der Apostel Philemon und seine Hausgemeinde zu Beginn des Briefes gegrüßt hat, wird am Ende noch einmal ausgesprochen 7 • Er gilt auch hier der ganzen Gemeinde, die mit Philemon Wort und Bitte des Apostels vernimmt. Statt IU&' uf.Lwv ist wie Ga! 618 und Phil 428 der vollere Ausdruck lU't'cl 't'oü 7tV&:Uf.LCl't'OC; uf.Lwv gewählt 8 • Die Gemeinde lebt aus dem Gnadenerweis Gottes und wird nur dann Bestand haben, wenn die X<XPLC; 't'oü XUptOU 'I"tJaoü XPLa't'OÜ bei ihr bleibt. 1 Kol 410 wird dagegen Aristarch cru"GUx!Ui).6)'to~ des Paulus genannt. Das Wort cru"otLX",ti).6)'to~ ließe sich auch in übertragener Bedeutung verstehen = einer, der wie Paulus Gefangener Christi ist (v gl. oben S. 242 Anm. 2). Da jedoch Paulus wiederholt im Philemonbrief auf seine 3cG",ol hinweist (V.l.tf.l3), liegt es näher, auch cru"otLX",ci).6)'tO~ im eigentlichen Sinne zu fassen als Bezeichnung des Gefährten, der beim gefangenen Apostel weilt. a Paulus gebraucht im Philemonbrief sonst nicht die Wendung lv XPLG't(jl,bIGOü, sondern sagt lv XPLG't(jl (V. I. 10) bzw.lv XUpl'tl (V.II.ao). Vgl. E. Amling, Eine Konjektur im Philemonbrief, ZNW 10 (1909), S. 261f. Vermutlich ist der letzte Buchstabe des Namens 'IlIGO~ infolge eines Versehens ausgefallen. Vg1. Zahn, Einleitung I, S. 321 und siehe oben S. 242 Anm. 8 zu KoI411. Der Name Jcsus ist jcdoch zur Zeit der Abfassung des Philemonbriefes sicherlich noch nicht als .. nomen sacrum" bewertet und deshalb gemieden worden. Vg1. E. Dinkler. Signum Crucis. Aufsätze zum Neuen Testament und zur Christlichen Archäologie, Tü bingen 1967, S. 30 Anm. 15. a Vgl. oben S. 242 zu Ko1410. 1 Vg1. oben S. 241f. zu Ko1410. 11 V g1. oben S. 244 zu Kol 411. • V g1. oben S. 244 zu Kol 411. 7 Nach xup(ou fügen ACiD pllat syP ij",(;)" ein; lCC~llat sy setzen ein abschließendes til'lj" an das Ende. Später hinzugefügte subscriptiones geben Daten an, die teils aus dem Brief erschlossen (so hinsichtlich der Empfänger des Briefes und des Sklaven Onesimus), teils aus der Tradition übernommen sind (so die Angabe ~yptiCPll cX7tO 'Pwl'lIC; LPal). Nach 42(390) soll Onesimus später in Rom als Märtyrer gestorben sein. I 7tVCÜl'ot ist dabei in anthropologischem Sinn gebraucht. Daher liegt kein Bedeutungsunterschied gegenüber dem kürzeren Ausdruck JLC&' UI'(;)" vor. Denn .. 7tVCÜl'ot UI'(;)" meint in den Schlußgrüßen (GI6,18; PhiI4,23; Phm 25) genau dasselbe wie u""ic; (lTh 5,28)" (E.Schweizer. ThWB VI, S.433). Vg1. auch Bultmann. Theologie, S.207; Conzelmann. Theologie, S.202.
Seit Erscheinen dieser Erklärung des Kolosser- und des Philemonbriefs sind zu beiden Briefen zwei neue Kommentare vorgelegt worden, auf die in einem kurzen Nachwort hingewiesen sei. In der Reihe des Regensburger Neuen Testaments hat J. Ernst die Briefe an die Philipper, an Philemon, an die Kolosser und an die Epheser ausgelegt (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1974). Und der neu begründete Evangelisch-katholische Kommentar zum Neuen Testament (EKK) ist mit den Bänden von P. Stuhlmacher, Der Brief an Philemon (Benziger Verlag/Zürich-Neukirchener Vcrlag/Neukirchen 1975) und E. Schweizer, Der Brief an die Kolosser (ebda. 1976) eröffnet worden. Was zunächst den Philemonbrief angeht, so wird übereinstimmend die Hypothese gutgeheißen, dieses kleine Schreiben des Apostels sei während seiner ephesinischen Gefangenschaft "etwa 53-55 n. Chr." (Stuhlmacher S. 21) entstanden. Zur Problematik der Sklaverei wird - so führt Ernst aus - zwar kein Reformprogramm entwickelt. "Das umwälzend Neue ergibt sich vielmehr aus der Mitte der christlichen Verkündigung. Die Gleichheit aller Menschen ist nicht nur Folge der einen menschlichen Natur, sondern die notwendige Konsequenz aus der Unterordnung aller unter den einen Herrn Jesus Christus. Er hat Herren und Sklaven freigemacht zum ,Gehorsam Christi'." (S.124). Stuhlmacher nimmt in seiner Kommentierung den Ertrag der bisherigen Exegese des Phm. auf und bezieht sich dabei vielfach zustimmend auf diesen Kommentar. Mit Recht wird das Schreiben nicht als "apostolisches Manifest zum Thema der Sklaverei", sondern als "ein persönlich gehaltener, eindringlich argumentierender Brief der Fürsprache für den entlaufenen Sklaven Onesimus" beurteilt (S. 57). Zu seinem Verständnis ist die Bestimmung des paulinischen Freiheitsbegriffs wesentlich, der im Phm. auf den vorliegenden Fall angewandt wird. Dabei kann Paulus offen lassen, ob Philemon den Onesimus als Bruder wieder annimmt, ihn aber weiterhin Sklave sein läßt - oder ob er ihn dem Apostel zurückgibt und ihm die Freiheit schenkt. Denn die christologische "Verankerung der paulinischen Position" relativiert die weltlichen Maßstäbe (S. 48). Ober diesen Consensus der Exegeten möchte Stuhlmacher jedoch noch einen Schritt hinausgehen und meint annehmen zu können, Onesimus sei tatsächlich freigelassen worden. Dafür soll zunächst Kol 47-9 sprechen (S. 57) - ein kaum zwingendes Argument! Denn bei der Erwähnung des Onesimus in Kol 49 ist dem Verfasser des Kol offensichtlich nur der Name des Onesimus wichtig, er ist aber nicht an der Lebensgeschichte des entI ~ 6228 LohM, ][01. PblIemon
290
Anhang
laufenen Sklaven interessiert und macht über sie keine Angaben. Sodann wird aruanglich nur vorsichtig, dann aber zuversichtlicher behauptet, Onesimus sei mit dem gleichnamigen späteren Bischof von Ephesus identisch (S. 19. 54. 57) - eine unbeweisbare Annahme (vgl. oben S. 241 Anm. 1; 262 Anm. 1). Und schließlich wird 1 Kor 721 herangezogen und folgendermaßen wiedergegeben: "Du bist als Sklave berufen? Laß dich das nicht anfechten I Falls du aber doch freikommen kannst, mache um so mehr daraus"; bzw. "nimm diese Gelegenheit erst recht (im Dienste Christi) wahr." (S. 45). Stuhlmacher will aus dieser Exegese folgern, Paulus sei für die Freiheit des Sklaven eingetreten - selbst auf das Risiko enthusiastischer Mißdeutung hin (S. 69). Damit wird jedoch 1 Kor 721 zuviel an Beweislast aufgebürdet. Mit der weitaus überwiegenden Zahl der Exegeten ist der Satz vielmehr so zu verstehen, daß Paulus den Sklaven dazu anhält, auch dann, wenn er frei werden könne, erst recht dabei (d. h. bei der Sklaverei) zu bleiben. Denn nicht auf die bürgerliche Freiheit kommt es an, sondern allein auf die Freiheit in Christus. Der Apostel denkt und redet sowohl 1 Kor 7 als auch im Phm in der kritischen Distanz zur Welt, die allein der christliche Glaube eröffnet und durchhalten läßt. Mit Recht wird von Stuhlmacher als Leitmotiv der paulinischen Argumentation im Phm hervorgehoben: "Fundament der Äußerungen des Apostels und des ihn mit Philemon und dessen Hausgemeinde verbindenden Glaubens ist das Evangelium von der rechtfertigenden, in und durch Christus zu einem neuen Leben führenden Gnade Gottes." (S. 66). Die theologische und schriftstellerische Eigenart des Kolosserbriefe.r wird von J. Ernst deutlich herausgearbeitet und dabei auf die Unterschiede gegenüber traditionell-paulinischen Elementen aufmerksam gemacht. Die paulinische Christologie sei in der des Kol jedoch nicht verdrängt, sondern überlagert worden (S. 143). Die Entwicklung zur Lehre, zur Tradition und zum fixierten Glaubensgut werde vor dem Hintergrund der kolossischen Umtriebe verständlich, zumal das Nachlassen der Parusieerwartung eine gewisse Rolle spielte (S. 144). Das Ergebnis lautet: "Der Kolosserbrief benutzt zwar die paulinische Terminologie, aber das theologische Gesamtverständnis hat sich doch so sehr gewandelt, daß die gleichen Begriffe einen neuen Sinn erhalten." (ebda.). Welche Folgerung\!n sind aus diesem "Zusammentreffen von paulinischen und nichtpaulinischen Elementen" (S.150) zu ziehen? Der Annahme, der Kol könne eine Fälschung sein, wird widersprochen und vermutet, noch zu Lebzeiten des Apostels habe sich in seiner unmittelbaren Umgebung eine Schultheologie entfaltet, aus der dann der Kol hervorgegangen sei (S. 152). Lassen sich aber mit dieser Hypothese die Unterschiede zwischen der Theologie des Kol und der Protopaulinen hinreichend verständlich machen? Als weit wahrscheinlicher wird es gelten müssen, daß der Kol nicht mehr zu Lebzeiten, sondern bald nach dem Tod des Apostels abgefaßt worden ist.
Anhang
291
Ähnlich wie Ernst sucht auch Schweizer jenes eigentümliche Verhältnis zwischen paulinischen und nachpaulinisch anmutenden Aussagen im Kol zu erklären. Da seines Erachtens g~gen eine nachpaulinische Abfassung zunächst die Tatsache spricht, "daß Kolossä nach 61 n. Chr. zerstört und nur in unbedeutendem Maße wieder besiedelt zu sein scheint" (S. 23), sucht er nach einer Lösung, nach der die Entstehung des Briefes noch zu Lebzeiten des Apostels denkbar sein könnte. Die Grußliste 47-18 trägt seines Erachtens authentische Züge, so daß die "eher nebenbei zugefügten Charakterisierungen der Gegrüßten und Grüßenden als Empfehlungen von Paulusschülern" nicht verständlich werden (S.24). "Eine derart raffinierte Fälschung ausgerechnet bei einem Brief, der noch in nächster Nähe zu Paulus ... anzusetzen wäre", bliebe unbegreiflich (ebda.). "Ist der Brief demnach weder paulinisch noch nachpaulinisch, was ist er dann? Die Grenzen zwischen Echt und Unecht können nicht mehr mit gleicher Strenge gezogen werden, wie noch vor einigen Jahrzehnten." (S. 25). Die Antwort auf diese Fragen sucht Schweizer in dem Vorschlag zu finden, Timotheus, der Kol 11 als Mitabsender genannt ist, habe im Auftrag des Paulus zu seinen Lebzeiten den Brief abgefaßt. Da der Apostel durch seine Haft daran gehindert war, der Gemeinde zu schreiben, habe sein Schüler an seiner Stelle zur Feder gegriffen. Freilich sei "die Verfasserschaft des Timotheus nicht zu beweisen, sondern höchstens Wahrscheinlich zu machen" (S. 27). Immerhin aber lasse diese Annahme verständlich werden, warum der Verfasser des Kol "weithin in theologischen Gedankengängen und im Stil des Paulus" lebt (S. 26), "aber gerne auch traditionelle Elemente wie den Hymnus und dessen liturgische Einführung oder die Haustafel aufgenommen" habe (S. 26f.). Für die Entstehung des Briefes wird dann wie für den Phm die ephesinische Gefangenschaft des Paulus als die wahrscheinlichste Situation angenommen (S. 28). Mit dem Namen des Timotheus ist jedoch lediglich ein Vorschlag zur Diskussion gestellt, der nicht mehr als eine bloße Vermutung sein kann. Zu fragen bleibt, ob wirklich die Abfassung des Kol in die frühe Zeit Mitte der 50er Jahre angesetzt werden kann. Zurücktreten der Eschatologie, Fortentwicklung der Christologie, Ausführung der Ekklesiologie und Ausgestaltung der Paränese, u. a. durch die Haustafel, widersprechen der Annahme so früher Entstehung. Sowohl in der Einzelexegese als auch in der Gesamtinterpretation, wie Schweizers Kommentar sie entwickelt, spielt diese Vermutung hinsichtlich der Abfassung und Entstehungszeit des Briefes praktisch keine Rolle. Mit Recht wird hervorgehoben, daß in der Forschung der letzten Jahre an drei Punkten neue Einsichten für das Verständnis des Kol gewonnen wurden: hinsichtlich der religionsgeschichtlichen Bestimmung der im Kol verhandelten Problematik; im Blick auf die Herkunft der ethischen Weisungen, insbesondere der Haustafel, aus dem Hellenismus und dem hellenistischen
292
Anhang
Judentum und schließlich in der Unterscheidung von Tradition und Redaktion beim Hymnus 116-20 (S. 215). Gerade diese Unterscheidung ist für den ökumenischen Dialogt zu dem der EKK einen Beitrag leisten möchtet von Belang. Denn die nüchterne Erkenntnis der Zweischichtigkeit der Aussagen in 112-23 bewahrt vor schwärmerischen Konstruktionen. Die Aussagen des Hymnus mit ihrer nhochfliegenden Anschauung" sind als vorgegebene Tradition zu verstehen t die der Schreiber des Briefes kritisch aufnimmt (S.204f.). nDie Erkenntnist daß Sprache auf verschiedenen Ebenen lebt und z. B. im Lobgesang anders formulieren muß als in der Lehre'\ führt zum rechten Verständnis der hymnischen wie der lehrhaften Aussagen. Eine Lehre von der Allversöhnung kann sich nicht auf den Kol gründen. Wohl aber giltt daß "die Gemeinde in ihrem Lobgesang gar nicht anders kann als Gott immer wieder an seine unbegrenzte Gnade zu erinnern und damit alle und alles in ihr Loben und Bitten einzuschließen" (S. 205). Die Bestimmung des religionsgeschichtlichen Hintergrunds sowie die Analyse des BriefeSt wie sie von Schweizer vorgenommen werden, decken sich weithin mit der Sicht, wie sie in diesem Kommentar dargelegt wurde: daß der Kol in eine Zeit hineinspricht, die von Weltangst umgetrieben wurde (S. 217)t der Verf. aber mit der Gemeinde darin völlig einig ist, daß man dieser Weltangst nicht anders als so begegnen kann, daß man im Danklied die Hoheit Jesu Christi preist und damit von dem spricht, "der der Herr der Schöpfung und der Neuschöpfung ist" (S. 218). Deshalb aber ist den Christen asketischer Rückzug aus der Welt verwehrt. Denn "daß in der Tat alle Welt Christus gehört, kann also nur recht gedacht t gesagt und bekannt werden t indem man ihn Herr werden läßt in dieser Welt" (S.220).
Griechische Wörter a.YClM<; 272. 281 &.ya:;rivJiya.mj 45f. 53f. 74. 127f. 213f.
225. 267. 270f. 273. 277. 282 «yyeAoL 174-178 &YLO<; 35f. 71. 107f. 120. 210f. &.ywvtCea.&ClL!iYwV 125 f. &.8eAql6<; 35. 38. 240. 282 ClrfLCl 10U. Clt-rda&ClL 56 &.xpoßua·rtCl 161. 207 a.).:1j'&tLCl 49. 51 cXfLClP'dx 75-77 &fLwfLo<; 107f. &.VCXXClLVOÜV 206 &.vEyxAll't'O<; 107 f. &.v-IjxeLv 224 f. 276 «v.&pwr:o<; 204 f. a.v't'ClVCl1tAllPOÜV 115 f. &vw 193f. a.6pCl't'0<; 85 f. a.1tCl)J,o't'pLoüa&ClL 105 cX1teX8Uea&Clt/cX1tEx8uat<; 153-155.
165167. 203-205 cX1to&vf.axew 180. 194 f. a.1tOxCl't'ClUa.aaeLv 101 f. 106 f. &.r:oxda&Clt 47 f. a.1tOXP'~>1tTEtv 118-120 a.1tOAU't'pwaL<; 75 f. a.1tOT(&taI}Clt 202 ciptaxdot 60 f. a.px-lj 91. 97. 152. 167 Clu~a.veLV/Clu~a.vea&Clt/Cl~llat<; 50. 61f. 179 Clu,:,6c; 84. 90. 150. 159 f. 168 &q>eat<; 75-77 &.XetP01totll't'O<; 154 ßa.1tnalLot 155-159 ß&.pßClPO<; 207 f. ßClatAdCl 73 f. 242 yvwat<; 129 f. YPllyopeLv 233 8r:tYILClTtCew 167 8ialLtOC; 266. 278 8tClXOveLv/8LClXOV(Cl 246. 280f.
8ta.xovo<; 54. 11 O. 117. 240. 251f. 8t&.votCl 105 f. 8t8ciaxeLv/8t8ClX-lj 123f. 143. 216 8(XCltO<; 231 80YIL~'t'(Ceal)cxt/86YILCl 86~cx 63 f. 122. 196
164. 180 f.
80ÜAO<; 208. 227 f. 230 f. 243. 282 f. 8uvcxILoüv/8UvClILL<; 63 l8pcxio<; 109 cl}eAol)pllaxix 185 d8wAOACl"t'ptCl 201 dxwv 85-87. 206 dp~vll
33. 39 f. 214 f. 269
dpllv01toteiv 101 f. txxAllatot 35f. 95f. 117. 244f. 251. 268 txAex-:-6c; 210 "EUllv 207 tA1ttc; 46-48. 109. 122. 252 CILßClTEUtLV 176-178 iv8ueal)Clt 205 f. 210 ivepyeia&cxt /ivipyetot 125. 158 f. iv XpLa't'cj> 38f. 46 c~Clyop&.Cea&ott 237 f. c~ClAr:Eq>r:tv 164 c~ouatCl 72-74. 91. I~w 237
152. 167
t1ttYLvwaxetv/c1ttyvwat<; 52. 56-58. 128f.
206f.272f. t1ttILEVr:LV 108 l!pyov 6U. 106 eUCXyytALOV 48 f. 109 r:U&.pea"t'oc; 226 eü8oxr:iv 99 f. eUxcxptaTEiv/euXCXptaTtCl
143. 219. 233. 269f. eoXeiPlaToc; 215 ix&p6c; 105f. ClI't'Eiv 193 Cw-lj 196 &civotTOC; 107 &iAll!Lot 33. 57 f. 243 f. &I:ILCALOÜV 109 &>.tljltc; 112-117 &plJaxetCl 173-175
40-44. 67-69.
294
Register
&pLotIJ.ßE~LV
167
lxotvoüv 69 f. ·Iou8oti'0c; 207 taoT"llC; 231 XotLPOC; 237 f. xotp8Lot 127. 215. 217. 228. 240 XotP1tOql0PEi'v 50. 61 f. Xot":'otßpotßEUELV 173 Xot"t"otYYEAAELV 122 f. Xot":'&XELV 280 XEqlotA1) 93-95. 152. 178-180 XAllpov0IJ.Lot 229 XA~POC;
70f.
XOLVCIlvLot/XOLVCIl'J6C; 271. 283 X01tLä.V/X01tOc; 125
7tpoaXotp"t"Epe:iv 233 1t PCIl"t"EUeLV 97 7tPCll"t"OTOKOC; 87 f. 97 p~a&otL
CJcip~
72
107. 116. 153-155. 178. 186
CJXLI1 171 f. CJXOTOC; 73 ~xU&7)C;
208
CJoqlLot 57-59. 124. 130. 216. 237 a7tÄ~yxvot
211. 273. 280. 286
CJTotUPOC; 102f. 165 CJ"t"Ep &CIl IJ.ot 131f. CJTOLXELot 146-150. 180 CJU~CIlO1tOLEi'v
161
CJuÄotywyerv 144
x6aIJ.0C;
auIJ.ßLßI1~~LV
X"t"L~ELV/x"t"t(nc;
auvotLXIJ.ciAWTOC; 242. 288 aUv8ECJIJ.0C; 179. 213 f. aUv80uÄoc; 53 f. 240 auvEydpELV 155-159. 193 auvEPYOC; 242. 267. 288 aUve:CJLC; 57-59. 127f. CJ'JVeCJT"IlKEvotL 92 a1JVd,qlECJ&otL 155-158 CJ'JV XPLCJ":'C:) 157f. 160f. 180. 193-196.
49f. 146-150 87-92. 109f. 205-207 XUPLOC; 44. 142. 230f. 270 A6yoc; 48f. 216. 238f. !-lotKpo.l}uIJ.Lot 64. 211f. (.LotV&!1VELV 53 IJ.E.l}La"t"civotL 73 IJ.Eptc; 70f. IJ.Ua"t"1JpLov 118-122. 129. 233f. VEKPOC; 97. 159-161 V&OC; 205f. VOu-&E"t"E LV 123 f. 216 otKov0IJ.Lot 117 f. ÖV0IJ.ot 218f. 6py1) 201-203 7t11&7)IJ.ot 112 7totAotLOC; 204 f. 1totp!180aLC; 144-146 7t:XPotKotAELV/1totpcixA7)aLC; 127. 240. 273. 276-278 1totpotÄotIJ.ßciVELV 141 f. 7totpci1t"t"CIl~ot 161 f. 7tiXpLa-ra,VotL 107 f. 124 1totpPllatCl 167. 276 7tä.c; 30. 55. 84. 90f. 104. 128. 209. 249 7tot"t(1)p 43f. 69f. 219 7tEpL1tot"t"ErV 59. 142. 202 1te:PL"t"&IJ.VCLV/1te:PL"t"0IJ.1) 153-155 7t(a"t"LC; 45f. 109. 132. 143. 158f. 270f. 1tLa"t"oc; 38. 54. 240 1tÄljpoüV/r.Ä1)pCllIJ.ot 56. 98f. 118. 150-152 1tÄ7)P0qlope:i'a&otL/7tA7)Pl)ql0p(ot 128. 243 1tÄ7)aIJ.0vl) 186 1tVCÜIJ.ot 54 f. 131. 288 1tVEUIJ.ot"t"LXOc; 57. 59. 216f. 7tpcaßu"t""t)c; 277 7tpoacuxca&otL/7tpOaEux1) 44. 56. 233. 243. 270
127 f. 179
252f. 93-96. 107. 117. 153f. 171f. 178f. 185. 215
GCIIJ.ot
CJWIJ.otTLXWC; 151 "t"ci~LC;
131 f.
-rot7te:WOqlp0aUv7) 174f. 185. 211f. T&AELOC; 124f. 243f. -re:i.E:LOT"t)C; 213 f. "t"LIJ.1) 185 uloc; 74 ÜIJ.VOC; 216f. imotxoue:w/U7totxo1) 226 f. 286 f. u1tcvotn(oc; 164 U7t0IJ.0vl) 64 \mOT!1Gae:a&cu 224 f. UCJT&P7) IJ.ot 115 qlotVCpoüv 119 f. 195 f. 233 qlLAOCJOql(ot 144-146. 186-191 qlPOVe:LV 194 qlUCJLOÜCJ&otL 178 qlwC; 71-73 Xot(pELV 112. 131 Xotpci 67 f. 273 Xotp(~ECJ&otL
159. 162
XciPLC; 39. 51. 217 f. 238. 269 XCLpoypotqlov 162f. ~otAIJ.Oc; 216 f. ~1) 216f.
Register
295
Sachregister Apokalyptik 114-116. 119. 152. 195f. Apostolat 33f. 110-118. 25tf. Askese 170f. 182f. 185f. Auferstehung 155-159. 160f. 193-196 Briefformular 32f. 254. 263 f. 266 Caesarea 235. 264 Christologie 74f. 77-103. 121 f. 129f. 150 -152. 165-168. 193-196. 206-209. 229. 250f. Danksagung 40-42. 269 Einst-Jetzt 104. 118f. 202. 279 Ekklesiologie 95f. 116f. 244f. 251 Ephesus 235 f. 256. 264 Eschatologie 46-48. 113-116. 193-196. 237 f. 242. 252 Ethik 142f. 192. 197. 206f. 220-224 Fürbitte 44. 55f. 233. 271. 287 Gefangenschaft des Paulus 233-237.264. 277f. Gesetz 164. 169f. 180-182 Gnosis 83. 97-99. 145. 147-149. 153f. 166. 187-189. 194. 204f. Grußlisten 246-248. 287 f. Hausgemeinden 244f. 267f. Haustafel 220-224 Hierapolis 37 f. 244 Hymnus 77-85. 159f. 21M. Indikativ/Imperativ 209 f. Interpolationen 138f. Iran 93. 198f. 213 Irrlehre 186-191 Judentum, hellenistisches 41. 61. 64f. 83. 92. 94. 153. 164. 22tf. 254 Kalender 170 Kolossae 36-38 Kreuz Christi 102f. 165 Kult 153f. 176-178 Laodizea 37 f. 126 f. Laodizenerbrief 245. 261 f. Lehre 123f.
Lobpreis 67-69 Mission 109f. 12tf. 125. 233f. Mitabsender 34 f. 266f. Mysterien 119. 145. 153f. 176-178. 185f. 189. 204f. 266. 278. 283 Offenbarung 118-121. 195f. Opferterminologie 107 f. Paränese 58. 192. 197 f. 206. Parusie 195 f. Pentadenschema 184. 198.202. 211 Philosophie 144-146. 186-191 Platon 86. 92f. 123. 130. 145. 147. 171. 213 Popularphilosophie 89. 147.220-222.231 Praeexistenz 85-88 Predigt 109 f. 160 Qumran 36. 5tf. 57. 59. 61. 63f. 67. 69-73. 75f. 90. 105. 107. 109. 119. 125. 130. 13M. 155. 170f. 188f. 199. 201-203. 210. 212. 254. 272 Rum 234-236 Rechtsterminologie 108. 283f. Schöpfung 85-92. 205 f. Schöpfungsmittler 86-92 Schultradition 138. 249-257 Sekretärshypothese 34. 140. 254 Sklaven 208. 227-231. 263. 274-286 Spcisegebote 169f. 181 f. Sprache und Stil 133-140. 254 Stoa 88 f. 92. 95. 200. 211. 220-226. 274 f. 282 Synkretismus 147-149. 187-190 Taufe 74-76. 153-159. 180. 205-208 Tradition 53. 64f. 67. 78f. 141 f. 199. 202. 211 f. 220-224. 252f. Trias Glaube/Liebe/Hoffnung 45f. Valentinianer 98. 115 Vergebung der Sünden 76. 160-162 Versöhnung 101-103. 106f. Weisheit 86-88