Beihefte zum Göttinger Forum für Altertumswissenschaft Herausgegeben von Siegmar Döpp und Jan Radicke Band 9
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Beihefte zum Göttinger Forum für Altertumswissenschaft Herausgegeben von Siegmar Döpp und Jan Radicke Band 9
Jan-Wilhelm Beck Medeas Chor Euripides· politische Lösung Mit einer vergleichenden Betrachtung von 14 weiteren »Medea«-Dramen
Edition
rfJ
Ruprecht
Inh. Dr. Reinhilde Ruprecht e.K.
2. Auflage 2007 Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© Edition Ruprecht Inh. Dr. R. Ruprecht e.K. Postfach 1716, 37007 Göttingen
-
2007
www.edition-ruprecht.de ©Dührkohp & Radicke Wissenschaftliche Publikationen Göttingen
-
2002
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Diese ist auch erforderlich bei einer Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke nach § 52a UrhG. Layout und Satz: Jan-Wilhelm Beck Druck: Digital Print Group, Erlangen ISBN: 978-3-89744-181-1
Dem Herausgeber dieser neuen Reihe
Prof. Dr. Siegmar Döpp zum
60.
Geburtstag
bin ich Dr. Ken Eckstein, Wiss. Ass. am Lehrstuhl I'Or Strafrecht, mich dieses Mal Frau Maria Riska. I.ehrbeauftragle am Institut I'Or Germanistik der Universität Regens burg. Für Korrekturen danke ieh meinem Assistenten I>r. I'eter Csajkas sowie meinen Mitar beitern Rosmarie O"scr und Andrcas Hagmaier.
Filr
j uristische
Beratung
Universilät Regensburg. verpilichtel. Bei der schv.'edischen ':-.tedea' unterstützte
Die 'Medea' des Euripi de s ist ohne Zweifel eine der faszinierendsten,
vielleicht sogar die faszinlerendste der erhaltenen Tragödien aus der grie
chisch-rölllisehen Antike, Von der Forschung mit unermüdlichem Eifer
behandelt ist sie noch immer weit über die engen Grenzen der philologi ,
schen Fachwissenschaft hi naus ein S chauspie l von allgemeinem Interesse und selbst heute regelmäßig auf den Spielplänen der Theater zu finden,
Denn trotz der eigentlich unzeitgemäßen Einkleidung des Stoffes in einen
antiken Mythos hat E urip ides mit der Darstellung einer verlassenen Frau
und zugleich Mutter, die aus Rache
an
ihrem Mann ihre eigenen Kinder
tötet. ein zeitlos wirkendes Drama geschaffen. das selbst in der Gegenwart dieses Jahrhunderts von einer geradezu erschreckenden Aktualität ist. Wieder einmal,
zu l etzt
im AugLlstiSeptember 2000, hatten deutsche Zei
tungen von einem Familiendrama
zu
ber i cht en bei dem ein von seiner Frau ,
verlassener Ehemwlll alls Rache seine sech sj ährige Tochter umgebracht hat.
Nach Angaben eines Sprechers der ermittelnden Staatsanwaltschaft Frank
furt/Oder habe der krankhaft eifersüchtige MaWl, ein gelernter Koch, seine
Frau rur die Trennung bestrafen und an ihrer schwächsten Stelle treffen
wollen, Die Frau war kurz zuvor mit beider Tochter ausgezogen, ja
zu
ei
nem ßekannten regelrecht geflüchtet. Daf3 die Mutter die Tochter mitnahm
und nicht auf sie verzichtet hatte, war tUr die Motivation, für das Ge lin g en der real
vo l
l zogenen
Rache entscheidend
-
die Realität hat hier eine grau
same Bestätigung rur ein unlängst bereits an anderer Stelle untersuchtes
Problem mit der Logik der Euripideischen Racheversion geliefert,l
Methodisch z,T, an diese voraus gegangene Untersuchung anknüpfend,
sei nun ein weiteres Problem der Euripideischen 'Mcdca'-Fassung erörtert,
Es betrifft den Chor und damit einen Teil des Dramas, der gen ßetrachter ohnehin nur eine befremdliche Zutat
-
-
für den heuti
kaum im Zentrum des
Interesses steht.2 Doch da es sich bei der 'Medea' um eine Tragödie noch
aus der Zeit der Blüte des attischen Dramas handelt, Jahre e11tfernt etwa
vom Spätwerk eines Ar i st ophanes mit zu /;IJßt}lIJ.W verkümmerten Chor
partien. war der Chor für ihren Dichter ein unverziehtbarer Teil der InszeI
Euripidcs' 'Medea': Dramatisches Vorbild oder mißlungene Konzeption?, l\A WG 1998,1. Etwa in den ncuen 'Medea'-Sammclbänden \'on ClausslJohnston (1997), Uglione (1997), Gentili/Perusino (2()OO) i�[ der Chor ohne echte Beriicks;ch�iguTig geblieben. Vgl. in er stel'ern lediglich den Beitrag von D. Boedeker ('Becoming Medca'), dort S.136 zu den ,.multiple reactions" des Chores (,.syrn"athy, frustration, horror"),
8
Jan-Wilhelm Beck
nierung und stimmig in d as Ganze einzubinden. Was von Euripides sonst
an Tragö di en erhalten ist, zeigt zur Genüge, daß auch er dazu zumeist be reit und sehr wohl in der Lage war.3 Ganz im Gegensatz zu einer erst später einsel:lenden Mißachtung der Rolle des Chores scheint dieser seit Sopho
kies vereinzelt sogar eine viel engere Anbindung an di e Tragödienhandlung errahren zu haben, da es z.R. gelang, seine Fun ktion auszuweiten und ihn
g lei chsam wie einen vierten Scha u sp i eler auszunutzen:1 Auch in der 'Me dea' des Euripidcs hat der Chor eine ü b er ein bloßes Kommentieren des
hinausgehende Funktion erhalten, w i e die For natürlich längst erkannt hatS und wie es üb erdies ganz offensichtlich ist. Es ist kein ternstchendcr, ausgeschlossener, philo sophierender Chor ohne Handlungsbezug. In dieser Tragödie ist der Chor zum Vertrauten der Protagonistin, also Medeas, geworden. Und eben das ist das Problem, über das die heutige Forschung zu bereitwillig hinweg
Bühnengeschehens weit
schung
in
ihren Analysen
geht. Denn der Chor steht so auf der falschen Seite.
Für die
h�utige
torschung gilt
die Beuneilung allerdings vielfach als schwierig;
vgI.
z.B.
Hose (1990) S.12t". ..im Gcg�nsat... :lU SOllhokles I . .. J mit Ausnahme einiger wichtiger Spc,.ialfragen - nllr wenig Beacbtung gefunden [. . . J Euripides stellt einen Interpreten vor große I'roblenlc·'.
Entsprechend die antike Dramcntheorie, so Aristote!. PoeL. 14S6a [I81I"u; ,(li, X(!I"). IJ, i/,'" IJF.II;;ro;'uppd'·EI. TWV VlrOKpmÖV Kut I";I'WV F.Tml TOll iiJ.OI! Hor. ars I 93IT. acto partis chorus ujJic:iumque uirilei delendat . . . Im Vergleich zu Sopholdcs wird Euripi des jedoch ausdrücklich kriLisiert, so die Forl�etzung bei Aristoteles . . . KU; aV"a,wl'i'w1'01 Jlil lüo;rcp E,lplJrü'y d ... ;' . wo;rrp l,·uIjIOl,).ri. Vgl. z.B. die große Studie VOll Hose (1990191), dort Bd.2 S.SS zusammcnfassend: ,,[ ... ) durchgängiger Handlungsbezllg ( ... ) die Chorlieder keineswegs IlUr lyrische 'Reprisen' [ ... ), [)urch sic erßhrt vielmehr die Handhmg eine thematische Entlastung. [ ...J damit Medeas Situation sowie uic Ii�dcutulig i1U'es HandeIns deutlich erkennbar ist, benötigt sie ein Gegenuber, das 1. wohlgesonnen [ . .. ) ..lurch seine :\-lilleidsbekundungen �lcdeas Ein samkeit betont, 2. [ . . . ) ihre Tatkraft lind ihren 'Heroismus' unterstreicht [ ... ) 3. I . . . J durch seine Mabnredcn ulld Wanlwlgen die Tragik [ . . . J tUr Medea [ ... ) ankündigt. [ . .. J Zugleich ( ... ) Instrument des Dichters, hesLimmte Stillllllllllgen sowohl im Einklang mit der Hand lung als auch im Gegensatz zu ihr zu erzeugen [. . . ) bedeutsame Aspekte der Handlung Iy. risch zu vertiefen [ .. ,] durch Verstllrkwig I ... J durch BreChung," I\ahc;l:u Lcitgleich eilt· standen ist der Aufsatz von van Hrp Taalman Kip (1989) speziell :Ioum Chor in der 'Medca'; vgl. dort z.B. S.281f. ,,Ilet aantal koorlicdcrcn in deze tragedie is uit zonder l ijk hoog. [ ... ) Het kuor verwuh een essenti ele rol in het drama. HeL vormL hel onombeerlijke gehor voor Medea's planen." Noch Mastronarde (1998) S.59 und Schmidt (1999) R252ff. sprechen dagegen \'on ..I'identificazione dei pubblico con iI coro" bzw. vom Chor als .. fiktiveJII Zuschauer". ris
.•.•
11 Der
aus
korinthischen F rauen bestehende Chor kommt nach dem in die
als er Medea hin terszenisch verletzt, verzweifelt u n d dem Wahnsinn nahe klagen hört Situation einfUhrenden Prolog der Amme auf die Bühne,
(V.13 1 ff.l!KÄIIOV IPwvuv. c,,)./xw bt
ßodl'1 Ta:; bvaTllvo/l
KoJ./Jbo.;
...).
Voll
Sympathie und be s onders Sorge ruhlt der Chor mit ihr, will sie trösten und
bittet die Amme, sie
hai /Wi
zu
holen6
(piÄIJV Kt'K/}(LI'TW).
(
• • •
OlMt all vI/boWlt
.
..
1
li).yc:m bev/w.w;;,!
Die Medea, die daraufhin das Haus verläßt, hat
sich absolut in Gewalt. Sie ist ruhig, ge faßt und von Anfang an in der Lage
zu lo gischem Argumentieren (vgl.
V.2l4f. luj /iof . . . orba
drückt all ihren Schmerz, um sieh denen nicht
zu
)'o.p). Sie unter
verschließen, die eigens
ihretwegen hergekommen sind. Es ist eine Medea, die geschickt ihren
Vorteil erkennt, di e sich die Gelegenheit zur Rechtfertigung nicht entgehen
llisscn will (V 2 1 4 t: /ifi /io{ rI Jlf-/ill��m'}' ...) und di e die Sympathie der Frauen, entstanden aus spontanem Mitleid, durch ihre Rede zu vertiefen .
sucht.
Der Zuschauer, der wie der Chor um Medeas wahre Verfassung weiß
(V.36fI arvycl aVTl7v PI, Ti ... OrI/ia!J1(» Ti VI v/ /i� . .. belvi! 'i'UP .. , V.91ft: ... w� TI bpaaeiO/lC1UI! .... V.98tf.), müßte vors i cht ig geworden sein. Von einer solchen Medea i st Verstellung und I ntrige zu befiirchten. Was dann geschieht, ist jedoch gänzlich unerwarte t : Statt den Frauen des feindlichen Landes gegenüber listig, verschlagen zu sein, öffnet sich ihnen un d der zudem die ängstlichen Worte der Amme gehört hat
oe :JraTba; . . ./ bebol1w b'
.
Medea mit völliger Aufrichtigkeit und spricht nach einer langen. logisch aufgebauten Rede schließlich von ihrem Rachewunsch. end dies bleibt nicht die einzige Überraschung: Der Chor, die Ö tlEmtlic hke i t des Landes,
dessen kün ft ige r Herrscher Jason durch die Ilochzcit mit der Tochter Kre
ons werden wird, stimmt der betrogenen , verlassenen Me de a
Amme ist
es
zu.
Nicht ihre
folglich, der Medea ihre Pläne offenbart. In di eser Tragödie
hat vom ersten Epeisodion an der ihr do c h
eigentlich
fremde Chor die Rolle
der Amme, der engs ten Vertrauten Medeas ü b e rnommen. Es ist der Chor und nicht die Anune, der als Medeas ständiger ßegleiter auftritt, der Jason tadelt und schließlich sogar an der Verkündigung des Racheplanes teil
nimmt:
6
Vgl. Hose (1990) S.296 mit der wiChtigen Beobachtung, daU es der Chor ist, der in die sem StUck mit seiner Bitte "den ersten Schritt aus der Situation der vern'/eilelten Untä tigkdl heraus" ma cht und so den Impuls rar den Begiml der Handlung gibt. So ist der Chor von vornherein auch aktiv einbezogen.
Jan-Wilhelm Reck
10
Als Medea am Ende ihrer ersten Rede den Chor um Sti llsch\\'eigen bittet, taUs sie einen Weg 7.ur Rache an JaSDn findet (V.2S9f. ... 1]0/1 TVJlxam,' /IOII).';oo/Jal/ 11" JIOI :ropa;;; TI; wau,,'; r' N;cllpdJ;;! _TIlOl" 0(1''11' Tu)"/)' dl'r/TE((J(lO!�al /o.·/l/C/i)v,I [ ]1 01),,/1 ') - ein scheinbar harmloses Zugeständnis (rwoi'rov Ol�'" ) -, �timmen die Frauen rüekhalllos zu (V.26; 6pdc1(v ni/)' .. . ) und bestätigen Medea sogar selbst in der Rechtmäßigkeit ihres Rachewunsches ( ... h'oilwX; "/ap iKTf{/lY X'XI/I'; eine weitere DestätigWlg folgt mit dem \. Stasimon). Als Medea nach der Begegnung mit Kreon verbannt ist, hat der Chor mit ihr Milleid und macht sic h Ge ; vgl. auch V.43ltl, 642tl: im 1. danken, wo sie nun eine Zutlucht tindet (V.357tl tpEiJ /(Icfo lind 2. Stasimon). t:nd als Medea gezielt ü ber ihre Kaehe nachdenkt und mit Kämpfen. Qualen. . •.
•••
•••
Leichen
und dem Tod durch
drüeklich
Feuer,
Schwert und Gift droht, iSI es der Chor, den sie dabei
alls
(V.365 ... /J;' MKtirl :rm. 377 ... 'IIii.a/) Wld dem sie ihre Motive filr ihr V L'Thahen Kreon gelll..'tIUber erl äut er t (V .368 Ilo/o.·flt; flip ... ) . Im 2. Epeisodion, in der Begegnung Medeas mil Jason be7.ieht der Chor explizit ein weite res Mal gegen den untreuen Ehemann SleUung, ohne freilich bei den Ak teuren BeachlUng zu linden (V.576ff.. . . /)oA'�io; :rp"IItIl'; "'iv ä').'ly'O'· 0.) IJitW/Q ;'päv). Echte Dedeutung als Deistand hai er ersl ",ied�r um linde des 3. El'ei�odions. als Meden nach dem üesl'räeh mit dem Ki;nig von Arhen endgültig ihre Rache planen k ann. Kaum ist Aigeus von der Bühne abgegangen. als �ic frohlockend wieder mit dem Chor spricht (V.764f. '" I·V,· "a;.aVlA·OI .. ., tp;/.at . .. .). In im merhin 47 Versen sel7.t sie ihm detailliert ihre Pläne auseinander (V.772f. iili'l br :ral'ra rtl/J/' ,7m POt.j.EtlJiaTal Aieco' Mxot! bt 11;' :rjJO<; ;,6or;,v i.o;oom;, 79; ,,(AuI). Eine Stellungnahme zur nunmehr �ichcren. grausamen Törung des eigenen Herrschers lind dessen Tochrer gibt es von den korinthischen Frauen nic h t. Und auch mit dcn unschuldigen Kindern scheint der Chor kein Mitleid zu haben. Im kurzen Abschlußgespr,ich ist nur davon die Rede, was der Kindermord ' fIlr Medea bedeuten \\1irde (V.BI6, ... 001' o:rtpl'a Toi.JlljUW;, BIS uv iI' lil' rhO/o 7 dO;'/Cora T'I ;I'V';). Allein mit ihr ist der Chor solidarisch, und so geht es ihm bloß wn sie, wenn er Me dca am Hnde der Szene von ihrem Plan abrät (V.81Iff. ;'Xf;,UP "/liv TOVO' hcoil'(llOar; /./IY/lI'i ur r' ciJ/{IC;'Cll' th'..lol'UQ ... in deullicher Antwort auf Medeas einleitende Worte V.772). Auch wenn der Chor dies V.SI3 mit dem starken Won ö"nvl'bcco wie ein Verbot tormulien - fIlr Mcdca und den Dichter die Gelegcnheit. ihrcn Rachewunsch zu wiederholen wld präzis;'.,.cnd zu erklären -, dringt er nichl ernstlich in Medea und bleibt let"tlich doch erschreckend leil anspricht
nahmslos. Denn es wirl....e mehr als beti'emdlich, wenn die Frauen, Müller von Korinth, in Reak tion auf einen solehcn Raehcplan in ihrem unmiltelbar folgenden 3. Standlied in Strophe und Gegenstrophe zunächst vom Preis Athen� singen, ehe sie im zw�iten Teil ihres Vonrages iiber Medcas dortige Aufnahme nachdenken (V.B46tT.). Wieder ist es nur )'fedea, um die der Chor scheinbar be�orllt ist und derctwegen er vom Kindennor" abrät (V.85Mf. "l'u"I"I' .1pu/Ioch "aß der Chor hier au.drUcklich zu Wort komm I, läßt den Zuschauer nicht vergessen, daß er Medeas V e rslellun g sehr wohl d urc hschaut. Mag Jason auch von Medeas Tränen gerührt sein, die ebenfalls weinenden Korintherinnen wissen es .
besser (V.90M. .. . /Cu; 111; .'rP
Jasons Verblendung, dem die Schuld an dem, was geschehen wird, gegeben ist (V. 1 OOOf. :rpo .i',TI"V al',i,,,,,;). Noch immer ist es ganz allein Medea, der das Mitgefllhl des Chores gilt (V.996f. IleTlWTfVl>/JIII ... "';v iii.y,,;). Ulld WClln Medea später. im 5. F.peis"!!;,,n, m;t sich hadert, ob sie die Kinder wi rkli ch löten sol l - ihr benihmter Entscheidungsmonolog -, erwägt der Chor wie Wlbeteiligt, wie in einem diffizilen wissenschaftlichen Disput (V. I 081 ff. .. . bill .i1'_TTOTt'/XIJI'//IIIt'IIJI' i'iw;'",' Kinder besser
dran sind .
KIU XII/;,
li/J{Ai.a,! ;/).iJ/ll·
w{{m.; ...), ob
Mcnschen
mit oder ohnc
Medea wenigstens jetzt von ihrem Vorhaben abzuhalten. ihr nach Kräften abzW'8ten, einen Versuch die Kinder zu rellen, unternimmt der Chor nicht. Auf die Nachricht vom gräßlichen Tode der eigenen lIerrscherfamilie. reagien er nur auf den Anstalten,
Medeas Chor: Euripides' politische der
Kreusa
Lösung
11
mit einer reichlich kurzen. nicht sehr teilnahmsvollen und eher pl1ichtgemäßen
zugle ich erneut die Reehlmäßigkeit dieser Art der Strafe für Jason bestäti gt (V 1231 rr. r,·lJii<w<;). Von Medca. die sich endgültig cruschicdcn haI. unmittelbar vOr deli' Kindermord sogar ausdrücklich angesprochen (V.1236n: "ii.al. ' ,). Hißt Euripides die h"uen auf ci ne direkte Alllwort an Medea. allt' ein Gespräch. einen lelzlen Versuch v erzi chten ; der Chor singt stuUdesscn für sich (V 125lff. I':' T,l r;: Kui ... ) Kiage. die .
.
.
Es ist offensichtlich, daß der Chor in dieser Tragödi e des Euripides eine
Rolle erhalten hat, die
nur
ein er wirklich engen Freundin oder eben einer
zukommt. Jedesmal, wenn Medea ihre Motive und ihr Rachedenken offenlegt (V.259ff., 364ff 764ff., 1236ff.), ist der Chor präsent. und dies nicht nur, weil er ohnehin mit vorne im Theater steht. Medea spricht ihn mehrfach eigens an und zieht ihn so ausdrücklich ins Vertrauen (V.259, 365, 368, 377. 765. 772f 797. 1236). Es ist jedoch genauso offensichtlich, daß Euripides den Chor damit in eine paradoxe Lage gebracht hat. D en n auch wenn er es anfangs zugesagt hat (V.259fT.... (1/;'171'), ein Chor alls Ko Amme
.•
.•
rintherinnen. der wirklich allf Seilen einer ihnen fremden, einer ihrem Land
und damit die ganze Si tuation in di e sem Drama muß zwangsläufig als realitätsfremd empfunden werden.
schadenden Mörderin schweigt,
Natürlich ist dies auch der F orschung schon seit langem aufgefallen. wie zwei exemplarische Zitate im A bstand von 20 Jahren bclcgcn:7
ladics of Corinlh would realI)' havc 5tood Medca announced her intcnlion tu kill their king an" prinecss an" then her OWll chi ldren. In reallite they would have ta ken steps to have Medea t aken into eustody, or at the ver}' least would ha\'C gone to warn Ihe royal family and Jason. " (Easterlillg 1 1 97 7 1 S.178) .. ll
is highly
unlikcly that these rcspectable
inetl'eclually by when
..In
einer IIillSicht ist das Verhalten dieses
nichl mehr
versländlich:
Es ist
Chores
aber
nacb
unproblematisch, daß der
den Maßstäben der Log ik
Chor Medeas Rache an Jason
da ee keinen Grund hat. el\lo'8S file den treulosen Ehegatten der Freundin Zu elllp, linden. aber ungellhr 600 Verse lang (seit V.376) weiß er, daß Medea sei nen König und dessen Tochter l öt en will. Es wird nie an g edeutet , daß die Frauen Grund zur Feindschaft billigl.
Schon
in dem [ ... ) ersten SllIsimon der Chor Schandlat äussem werde"; Hofmann
(1916) S.18 ,.Es iSl dcr Maugel an e"aJ..ter MOlivierung dieser weilcrgch�"dcn Zuneiguug des Chors getudelt worden. ünd wirklich erscheint eine überzeugende Begründung not wendig I ... J", Phoutrides (1916) S.89 .. Why do Ihe women ofCorinth stand so tirmly by a foreign princess again sl the ir own ruling house?". Für Rohdich (1968) 8.48 iM das Ein verständnis des Chores "um so bemerkenswerter. als die K()rinthcrinnen in ,wei Euripides
zeitlic h am nächsten stehenden Sagenversionen gegen Meden eingestell t waren"; Ohlan der (1989) S,72 ,.Indced. if anylhing, being Korinthians they wOllld be expected to sup portthe princ e ss ami Kre
has fre quent ly come under severe criticism I.. , J on char ges ranging lrom irrele\'ance to against their native city to moral paralysis in thei .. faillu'c 10 imercede on the
Ircachcry
children's b�h,III'·.
12
Jan-Wilhelm Beck
gegen
ihre IIerrscberfamilie bätten od er daß die fre undscha ft :tu Mcd�a i h n�n mehr be· als deren J.eben. Sie nehmen es bin und UDternelunen nichts dagegen. daß Kre on und seine Tochler grausam und hcimtilckisch ermordcl werdCII:' (PaulsclI (1998) S.83)
deutete
Auch im Detail, speziell über das 3., das 5. und das sp äter noch näher zu
betrachtende letzte Chorlied gibt es Kritik, die in der Tat berechtigt ist.
Wiederum exemplarisch zitiert sei eine Stimme der Forschung
V.I081ft::8
zum
5. Lied
..This
chorus is a little surprising 1 ... 1. If we havc in mind Lhc tremcndous �rrccts thai Suphoklcs (lrod\lced wilh his chorus al momems like these. il is a l it t l c c h i ll ing to lind Euripides goin g otT into his stu dy . as h werc. and "·Thing. in anapaests too. on tbe cd
indifferences in the orehestra l(l what was happ�l1il1g p o werfll l weapon in Euripides' armollry; here il is 01 Iiule pllzzling. Thc subject is genuanc to tbc conlcxt. bUI the treatment is nOI; su ch generali zed retl ec ti on break Ihe emotional rhYlhm or Ihc play. WhclI such desperate deeds are afoot. why does Euripides insert Ihis pleasantliUle essay'!" (Kino (31961) 5.192; vgl. auch das Zitat u. Allm.38) von tages 01' being childless. Sueh
on the stage
later became a
Rechtfertigungsversuche, wie sie
die Forschung hierftir bislang vorbringt
(das Lied als klimaktischer Höhepunkt, Kontrast, bewußte Distanzierung,
Relativierung, I ronie oder Vorwegnahme von Medeas künftiger Kinderlo sigkeit),9 wirken ebensowenig iibcr7..cugend wie etwa die Erklärung für die Reaktion des Chores auf Medeas Planung mit dem 3. Slasimon (der Preis Athens als "note of horrifled disbelief" oder im Gegenteil Ausdruck von ..Zuversicht"
und Versuch, Medea mit positiven Gedanken abzulenken).lo
Amim (21886) p.XXlll "das einzigc injedcr HC7.i c h ung schwache StUck". Dongie (1977) S.52 Anm.SO: "The main pari of Ihis Ode [ .. . 1 sccms ralher banal und more Ihan a bit cranky, cOlllribuling lillle 10 dramalic development other than Ihe necessary paus�';, Mc))crmoll (1989) S.62f. "dislinctly affccting [ ...1, but its relevallee to the simation 3t hand is obscur� [ ... ) misplaced ponderings". für Dihle (1976) S.181. (1977) S.15 isl das Lied im Anschluß an Mcdcas i1bcrlicfertcn ElIIschcidulIgslllonolog 9 "ganz und gar unverständlich;' und Zeichen dafür. daß sie ihren Plan aufgegebcn habe. Golden (1971) S.14 ..dim8ctic slatement of the deeply rooted and nearly omnipresent theme or childrcn in Lhc play", Grcdley (1987) S.36f. "i15 applicaliott to Ibc specilics 01" the dramatic action is oblique and its langenlial qualily has Ihe effcel of creating a sense of distance from stage events". MeDermolI (1989) S.63 "poi nted contrast with Medea's unnalural proposal [ .. .1 8y highlighling Ihc contrasl [.. . J quite delibcratcly plucking at lh e audiencc's heartslrings". Für v. Fril:t (1959) S.63 ist es "wunderbar ausgewog<.,n';. für Bretzigheimer (1968) S.213 wird damit die UnerhörLheit des Kindermordes relativiert, für Hose (1991) S.87 ist es ein impliziler IIinweis auf die Folgen der Tat fiIr Medea. 10 1l0fmalUl (1916) S.22 ,Pic beidcn Strophen [ . .. 1. Es isl nieht:tu kugncn: sic ulll_Tbrechcll die Slimmung der Szene", Ph o\ltr ides (1916) S.93f. �We are tempted 10 ask "1th indigna tion whal haw these scntimenls r ... )10 do wilh a mOIher Oll hcr WB)' to slay her cbildrclI? [...) ean we arrislically j ustil)- these verses? 1 . .. 1 The praise of Alhens wo ul d bril!hlCIl :vIedea's hopes; [... ) her dark IhoU8hls might have paled in the light oftenderer feelings". B ongie (1977) 8.50 .,A lmost as if thc womclI of the Cborus cannot face Ibeir own thougths. os if they CatIDot a dmi l the horrors or what Ih"y have juSt hcard. th c)' sing the;r Vgl. daneben z.B. v.
Medeas Chor: Euripides' politische Lösung
13
Angesichts Medeas Racheplanes, der über einen längeren Zeitraum hin ent
steht, angesichts ihrer mehr fac he n lmd z.T. bereits vollzogenen Morde ist es zu spät,
wenn
man
d�m
Chor erst in seinem letzten Lied ein Erreichen
des "limit uftuleration" bescheinigt und eine gewisse Weigerung ("will not admit the necessity [or going further,,).11 Es ist zu wenig, auf "die unter
Frauen übliche Solidarität",12 auf ihr Mitleid
zu
vervveisenlJ und darauf:
daß sich der Chor mit Medea identifiziertl4 - die fremde, aus dem barbari schen Kolchis stammende Frau als griechische ,,prima inter pares'\ Auch unter Korinths Frauen wa ren gewiß :-'fütter!
Vielfach j edoch wird das offenkundige Problem in der Forschung ein
fach übergangen und mit keinem Wort erwähnt. 1 � Man betont stattdessen.
beauti!\JI ode 10 Athens", Hose (1991) S.85 ..durch die Zuversicht des Chores [ . .. J Wr ei· nen Augenblick der Eindl'Uck erweckt, als könne der Kindel'lllord noch verhindert "er den". Wahrend die \!,'Mte cle< Chores rur Musurillo (1966) S.60 .,m�r�ly rh�lOric"l" ,ind.
sieht Schmidt (1999) S.247f. den Chor "nachdrücklich" in Me de a dringen, daIJ sie "von dem Plan des Kindermordes wieder Abstand nimmt". Für \fost ( 1 999) S.20 bereitet die . .specitic relevance to the immediate d.'amatic situatiOn"' keinerlei Schwi�rigl.ciLCTl. Vgl. dagegen >.. H. 1'llio[\ (1969)
S.SS
,.Any group of real women woul
to stop
M.
killing her childrcn: but the Chorus protests onl)' ver)' brielly and ineffecri"ely", van Erp Taalman Kip (1989) S.274 "Natuurlijk verwachtten de toeschouwers dat het koor zou
rengeren
11
U
�
I
1
5
dc dreigendc dood
h.bb.n."
van
dc
kindrrcn [ .. . ]
maar
de
inzct
van het
lied moct hen
Ebentalls ßongie (1977) S.53; Musurillo (1966) S.65 �"'t la st , tor one moment does the
Chorus
lose
sympathy for :vIcde. [ ... ] and they now abandon theil' promise to remain co heroine", Harder (1993) S.394 "der hilfl ose Versuch einer Grup pe. dieses tlllsagbare Geschehen von sich zu schieben, die Verantwortnng auf die höhere Ebene der Götter abzuschieben". Vgl. dagegen jedoch z.H. Knox (1977) 8.217f.. ,Wherc Ihc)' coul<.! ha"c inlcrwncd dccisi,,"l} - Ihe scene in wbich r.kdea emra p s Jason by reib'lleU humility . they remain sil ent"; vgi. auch MuslIl'illo zu Medeas ausdrücklicher Wendung an den Chor V.1236ff. ,,\\11)' daes she ne cd to memion thi,"" Harder
(1993) S.376; zuvor
operative
12
op
ovcn'ompcld
ro
Ihe pathclic
zR Schlesingcr (19M) $.49.
Vgi. z.B. Hose i 1991} S.81f. zum Milgefiihl des Chores, wi� es jeweils das zweite Slro phenpaar des 1. und 2. Stasiruons erkennen la s sen ; in letzterem ,.erwci,t sich der Chor al; noch en gere r fr"und =vledeas, seine auf Mitleid beruhende V�rbindllng LU ihr scheinlnoch intensiver" ("l .. . J "irdmit diesem Mitleid das Verhalten des Chores im weiteren Verlauf des StUckes. in dem er Mede.s ".fordtaten dcc�t o der wcnig;tclIs 1-eine SdlfiLte UmeTnimmt. sit: zu \'l:Thim.lt:m, p!au�ibd'·). Vgl. z.B. l'houtrides (1916) S.89 . ." woman like them", Knex (1977) S.217f. "The chel'Us obviously feel that Medea' s situation mi ght weil be their 0\\'11: as far as the) are con cerned, sh" speaks like and for them.", Segal (1997) S.171 "the COllllnOIl bond oroppr,,�. ,cd womanhood". Das l(llgende Zilat stammt von Rohdich (1968) S.48. Holmann (1916) 5.18 glaubt, daß der Chor Sympathie imm er nur für eine Person ausschließlich zeigen k<1nne und deswegen bis 1um Ende für Medea sein müsse (,.d"e Higenart d�$ euripi deisehen Chors, die uns das Verhalten des Medeachors wenigstens äußerlich - aber nicht psychologisch - erklärlich macht. [... ] Zu Geftihlen für andere Personen ist kein Raum."). Htwa in Hoses ,-weibändiger Chor-Studie (19'1()/91) gibt es keinen Hinw.is auf die be· rechtigte Kritik von Kitte und Easterling. Entsprechend z.D. ßarlow (1995) S.45 ,,Euri·
pid�s made sU"e that Medea', speech tO the wome" llf Corinth ullivcrsaliscd her plight,
",hen shc made common
causc with
thc Oreek
Chorus. It
s.ems to me that the gre�tness 01'
I.n-Wilhelm Deck
1 .J
daß die Gestal tu ng eines Chores in der 'Medea' s chließ l i ch nicht einfach
gewe se n seL I G Und in der Regel gibt man si ch damit zu fri ed en , auf die
Ko n ve ntione n zu veC\veisen (das sog. Schweigegebot) l 7, so wie zuletzt z.B.
Paulsen d en zitierten, von ihm betonten Anstoß sogleich selbst herunter spielt -
"
ein gen ere lles Problem, mit dem d ie attischen Tragiker in ihrer
Behandlung des Chores konfrontiert waren, das Euripides im Gegensatz zu seinen Vorgängern mit einer gcwisscn Nonchalance bchandelt."
Man ist
nur allzu gcrne dazu bercit hinzunchmcn, wenn dabci eine "onontkoombarc
conventi e
in
strij d
mel i edere
V0n11
\lan realisme" steht. 1 8
Ja,
man
w i l l in
der A n l age des Dramas sogar einen gro ßen Vortei l sehen, w i e es Easterling
- trotz i hres ebenfa l l s zitierten eigenen E i nwa n de s - ausdrücklich fortl1 u l i erte: "it is no fundamental fai lure
Oll
Euripides ' part that he abandons
probabi l i ty in his treatment of the chorus. [ ... ] we accept their in acti vity
Lhi s
lies in Euripidcs' skil l in eusuri ng that thc ChOl'us and the audi encc elo i dcJlLi fy pl igh l . - Für Mastro",,,d" ( L 99 8 ) S.73, 78 i sl .s L .digLi�h ,.not.,ol.", dar! sich Frauen nicht mit den ,.interessi speci tici'; ihrer ,.comunita·· i denti fizieren.
p l ay
with h�r 16
17
diese Vgl. z . D . van Erp Taalman Kip (1989) S.�69 "Euripides had weinig mogelij kheden bij her k icz�n von C�n persona voor 7.ij n koor", Ho�e ( 1 990) S.53 mit de m H i nweis auf den ge. sellschatll ichen, kulturellen überwi nden muß. S o 7 umindes t
seit
v.
G egen s a tz,
Wilamowi tz (31 9 1 0)
den der Chor zur fremdländischen TitelheIdin S . 1 85 .,I)er
Zwang
der
griechi�chen Hühne hielt
den Chor I;'st'"; zuletzt entsprechend Mastrom,rde ( 1 998) S . 5 8 . V g l . besonders die aus· ftlhrlichen Kapitel von l Iose ( 1 990) S.287tl., 299ft: mit drei "erschiedenen Typen (die Isulatinn des Chores, d.h. �ei ne Nichlheachtung durch die Akteure, das N i c htwi ssen m i t nachträglicher Entrüstung u n d Di stanzierung, die
Einbeziehung
als M it wi sser e iner ge
rechten Sache). 1 I 0 se fordert expli zit. ..daß der Chor ohn e Schwierigkeiten
nerec hrigkeit
dienenden Plan eingeweiht werden kann. daß ein
i n einen de,'
Plan aher mit verborgen b l e iben muß"; spezi· ' h /\ � er'
Rücksicht auf �ine plausible H andlung.führung d e m Chor zur ' Medea ' si ehe S . 3 02f. "Wenn sich der Chor a nge sic ht s der vagen Pläne ftir e ine bereit erk lärt. Mcdelt mit sei n e m Schweigen zu heU;'n, s o i s t dies unter diesen Bedingungen plausibel. [ . . . ] Ditte um S c h we igen, die h arm l os w i rkt, da e i n vertl'etharc� Ansinnen, das i n des n ur vag..:! angcdcu� tel wird, dam i l geschüizt wcrden solL \ . . . \ Es ist damit bis zu einem gewissen Grad pln\,· ell
prinzi p i e l l nicht ungerechtfertigte H estrafung ausdrück lich
sibeL " Konzentriert ausschl ieß lich auf das I . Epeisodion, ist dabei nichr beachtet. daß dieser Grad i m weiteren Verlauf des StUc k e � aher Uber,chriuen wird. Fc'tgcstc l l l wird
S . 3 1 l lediglich. daß das Schwcigcgcbot spillcr zur Folge haL, daß der Chor als M i tsp i e l e r zurücktritt··. Tatsä chlich j ed o ch ist es eher d i e Amme, die zu rü cktr i t t. Noch V . 1 1 1 6, 1 2 3 6 bezieht Medea den Chor eigens ein; V . 906f. und 1 23 l ff. m e l d et e r s ic h von ,elbst ?U Wort und macht so auch außerhalb von seinen Liedern auf sich aufmerksam. Van Erp Ta.lman Kip ( 1 9S9) S . 2 6 8 ; dorl auch das fo lgende li t a t . VgL ferner · eb enfal l s m i t expliziter Be stätigung von Easterling - McDermott ( 1 989) S . 1 3 3 Anm .38 "The play v.Tight has granted thc Chorus an essent i a l l y passive role in the p l a}'. Thdr assigned function here is to relleet on other's actions, not to act t he msel ves". Für Castellani (\ 989 ) S. I O b ede ut en ","omen as hy,tanders" wie in der 'Medea' l edig l ich ..8 technical advanta ge": vgl. daneben berdt. Hounann ( 1 916) S.23 "Der D ichtcr legt keinen ,,"'crt darauf. die Rolle des C ho rs 1 . . . \ streng durchzuflihren 1 . . . 1 er ist (, .. I nllf mehr technischer Bestandteil •.
1&
d e s Dramas" .
Medeas
Chor :
Euripides' politische Lösung
15
because these women are not at the centre of the play: they are peripheral figures r . . l. The advantages of p rov id in g Medca with a sympathetic and understanding audience within the play far outweigh any l os s of natu ra lism" (zustinunend b estätigt durch van Erp Taa l m ann K ip : ,,))13 koorcon ventie heeft, zeker in deze tragedie, zijn onbetwi stbare voordelen"). Doch damit hätte die Forsch ung bereits selbst ein vernich tendes Urteil über die dramatischen Fähigkcitcn dcs Euripidcs gesprochen . und dies ausgerechnet tur das Stück, das heute als eines seiner größten und sein .,M eisterwerk" .
gilt.
111 Wie im Falle der ein gang s erwähnten ersten Untersuc hung sei hier ebenfalls zunächst auf die R e zepti on des Medea-Stoffes in weiteren Dra men aus Antike und Neuzeit verwiesen. Denn nach wie vor und im ü bri gen nicht nur für die ' Medea' gilt, was Friedrich und Dihle über die Tra gödien anderer formulierten (,.wie Kommentare"). '9 Auch fl.ir das Problem mit dem Euripideisehen Chor ist es in hohem Maße aufsch l ußrei ch , wie spätere Dichter dessen Verhältnis zur Protagonistin gestaltet und beurtei l t haben. So äußert sich der französi sche Dramatikcr Pi crre Corneille im 'Examen' zu seiner eigenen Tragödic ausdrücklich verwundert über d ie Konstellation mit dem Chor bei Euripides : 20 Daß bei so vi elen M i twi ssern Medeas Pläne ohne Verrat geb l ieben sein s�} l I en, i s t ruf i hn rei c h l i c h un -
-
wahrscheinl i ch. Es sind j ed(}ch nicht a l l e i n derart explizite A ussagen heuti
ger Dic hter und d i e von ihnen empfundene Kotwendigkeit zur Variation,
au f die es im fo lgenden ankommt. V i elmehr bewe ist der Ve rgl ei ch mit weiteren Dramen sogar mit schönster Deut l i chkeit, daß Euripides
zu
seiner
ganz spezi e l l en, als problematisch zu empfindenden Version k ein eswegs
gczwungen war.
:9
20
D i h l e ( 1 977) S.5 ..:>licht selten \'ermittelt überhaupt erst die genaue Lektüre eines n acheu ripideischen Uramas hinsicht in spezifische Vorzüge, Schwächen ode r Ei genheiten des curipidcischcn Originals" (ähnlich [ 1 9761 S. 1 75); !'ricdrich ( 1 960) S.67fl'. !'Ur Verg l eiche mit heutigen Dramen seien daneben besonders die Arb e it en v o n Mallinger ( 1 897), v. fritz ( J 959), Zwierlein ( J 978) und Mimoso-Ruiz ( J 982) genannt; filr weitere Literatur siehe Deck ( 1 998) S . I Of. Anm. 1 3 . Alle don angeführten Arbeiten sind auch fUr die hier \·orgc l egte Srud i e durchgesehen. In der Forschung v e rgl i che n wird allerdings zumeist nur di e
Gestalt der Medea und die.be7.0g l i c h di e jeweilige Anlage der Dramen. J )er Chor b isl a ng keine Beachtung erfahren zu hab e n . Zitiert nach P. Comei lle, Th Cä tre complet, Vol . I ,2, Roucn 1 9 8 4 , S . 5 0911". demgegenüber
scheinl
16
J a n- W i l helm Heck
Aus der N e uzeit h er a n zuzi e h en
sind g l e ic h woh l nur verhältnismäßig we und dies trotz ei n er Vielzahl von \{e d ea Dra m en seit dem 1 6. J ahrhundert. Nic h t nur im besond eren Fall d e r Euripideischen ' Medea ' , ru r den modemen Bearbeiter, den Dramatiker wie den Regi s seur, ist d er Chor überhaupt ein P rob l em. Schon in Senecas Tragödien gel egentl i ch oh ne e c hten Handlungsbezug, hat er im w i e derbe lebten Oram a nach antikem Vorb i l d seit der Renaissance fast völli g seine B edeutung verloren . Gerade in den bekannteren Tragödi en ist auf einen Chor zur Gänze verzi chtet. so etwa bei P icrrc Comeille ( 1 6 3 5 ), H i laire Bemard de Requeleyne de Longe pierre ( 1 694), Fri edrich Wi l he1m Gotter ( 1 775), Friedrieh Maximil ian von Klinger ( 1 787), A lphonse Lamartine ( 1 8 1 3 ), Franz Crri l lparzer ( 1 82 1 ), Hans Henny Jahn11 ( 1 9261 1 959) oder lean Anou i l h ( 1 9 4 6) . In diesen und vielen weiteren Stücken h a t Medea i hre Amme als V ertrau te bei sich, wie es a u c h für Euripides ja zu nächs t zu erwarten war. Gegenüber der A n tik e wirkt die Rol l e der Amme z.T. sogar deutl i ch aufgewertet, wenn sie einen eigenen Namen e rhalt en hat, wie z.B. bei C orneille (Nerina), Lamartine (Iphi s e) Longepierre (Rhodope) oder Gri l lparzer (G ora). Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen (de La Peruse [ 1 5 5 3 ] , Glover [ 1 76 1 ]), scheinen Tragödien mit Chor in aufrallig zunehm endem Maße ers t wieder seit den letzten 1 00 Jahren entstanden . Es sind S t ü cke die sich direkt al s Bearbei tung des E uripideischen Dramas geb en (Mendes ( 1 898 ] , J effers ( 1 946], Braun [ 1 959]) bzw. die gezi el t mit diesem spi elen (Kyrklund [ 1 9671, Fo/ Rame [ 1 977]) und z.B . einen anachronistischen Chor mit Euripi d e iseh em G ed ankengu t als Kontrast zu einer ganz modernen Einkl ei dun g des Stoffes nige Stück e,
'
' -
,
,
benutzen (Göncz [ 1 979]).
Für die hier vorgelegte U nte rs uchun g ist der
Vergl ei ch vor al lem m i t den 3 . ) zusammengefaßten Dramen von Int ere s se Denn es ist schon sehr bezeichnend, wenn d i e Rol l e des Chores gerade in den Tragödien abgeändert i st, die gleichsam wie Ü berarbeitungen des Euripideischen Originals wirken lind weniger sel bständige Gestaltun gen des Stoffes sind lind solches :t:.T. auch nicht sein wo l l e n So haben die Tragödien von leITers und Braun eigens einen entsprechenden Untertitel erhalten ( Free ly ad apted from the Medea o f Euripides ' , Tragöd ie nach E u ri p i d es ) . Noch originalgetreuer, z.T. wie Übersetzungen, z.T. l ed iglich i n den Dialogen gestraffi o der erweitert, sind die Vers ione n von Countee C u l l e n ( T he Medea of E uripi d e s. A New Version' ( 1 9 3 5J) und B re ndan Kennel ly ( Eur i pi de s Medea. A New Version' [ 1 99 1 », die in Handlungs und Gedankenfii hrung ohne eigene Änderung geblieben si nd . 2 1 Im folgenzuletztgenannten j ü ngeren unten unter ,
.
-
'
.
'
'
'
'
'
Medeas Chor: Euripides' politische Lösung
17
dem deswegen zunächst a u s gespart seien auch diese später de nn o ch heran ,
gezogen.
Aueh unabhängig frei l i ch von dem h i er 7.U diskuti erenden Problem, schon I1ir sich genommen, eben angesichts der Schwi erigkei ten, die es
heute auf der B ühne mit der Umsetzung des C h ores gi bt, i s t es interessant,
wie spätere Dramati ker mit seiner R o l l e umzugehen wußten . N ach dem Verhältn is des Ch ores zu Mede a h ierzu v i er Typen unterschieden Y
und
der Ä h n l i chkeit zu Euripides seien
1 . ) Bereits die einzi ge w t: i t ere v o l l ständig erhaltene, namhaJle ' Medea'
der Antike zeigt eine ganz andere Konzeption: In ihr gibt es, wie d i e
alls
Forschung allgemein, nicht jedoch auch der Dichter selbst voraussetzt, ei
nen Männe r-Chor aus älteren Korinthern die natürlich auf der Seite Kre o ns Korinths und damit vor a l l em Jasons stehen: 23 Mitgefühl, Tei lnahme ,
,
für Me dea - oder die Kinder
-
empfmden sie nicht; im Gegenteil: Sogar
zweimal wird M e de a von ilmen deutlich angegriffen. Im voraus Kenntnis
von ihren Racheplänen, direkten Kontakt mit Medea haben sie wi e auch der C hor bei La Peruse n i cht:
Doch der Chor bei Ludus ADDBeUS Senee. (2. Hälfte I . Jh. n . ehr. ), so mag es beinahe ist da. weil es ihn nun einmal geben muß. Ohne echte Bedeutung für den übelWie ge nden Teil der Tragödie und ohne sich sel bst als Korinther. M lnner und Greise, zu identifi zieren, weiß der Chur viel fach noch nicht eirunal, was gerade g eschiehl und ergeht sich slatl dessen i n seinen Liedern in eigenen Reflexionen ohne konkreten Bezug und ohne wirkliche schei nen,
21
\\'ar bej I!uripides Medeas RachewUßsch V.26 1 zunächst nur gegen Jason gerichtet (der folgende Vers mit der N ennung au�h vun Kreun und G l auke gi l t als inlerpo l i er t ) , su U illl
Cullen seine sonst auch sprachlich engstens dem I!uripideischen Text fol@ende Medea daß allc einger.c.h lossen sind: ,.tO avenge my der Chor bei Euripi des V . '! 6 7 - und genausu auch bei Cullen - nur die Bestrafung des Gatten als rechtmäßig anerkannt, su ist Kennelly an der entsprechenden Stelle mit der Identifizierung des Chores mit Medeas l.eid sogar no c h einen Schritt weiter gegangen. Denn ohne daß M edea dies bereits verl angt hälte, g� steht der Chor schon \'on sich aus die Tötung auch Kreusas und damit der Tochter des ei genen Kllnigs 7.U: • • 00 as you wi ll. Medea.l for your rel/enge is justl [ . . . ] 11 i s no wonder.! that you would reduee yuur husbandl and the wuman in his bedl to ashes, and Jling these ashesJ wherever the winds may carT)' them.'· 22 � i cht im Darstcllervcrzcichnis mitaufgcfllh rt und auch nicht mit einem dramatischen. vi el mehr mit einem wirklichen Chor verglei chbar, treten b e i Georg Conr.d (Georg von Preussen, 1 870) 2, I im Text als . .Chor" überschriebene, weißgekleidete Mädchen als Ge fol ge Kreusa. auf und singen ein Preislied auf di e Göttin der I .iebe. 3,3 isl der Anfang ih· res Liedes noch einmal aus dem Inneren des Palastes zu hören. �ur ansatzweise einen Chor bi lden bei OaDS OeDDf JahDD ( 1 959) ' S klaven des Hauses' , die an drei Stellen W orte des Knabcnfilhrers wiederho len. 2) Für z.B. v. l'ritz ( 1 959) S . 7 1 ist dies sogar "die aufial lendslc, auf den ersten Blick sicht bare Abweichung von Euripides" , für Hose ( 1 990) S.53 Anm. 1 ..der nächstliegende W eg". hier in ei nl!m Vers nur vage formulieren, so sei l' un Ihuse whu have ",runged me. " HaUe
J8
Jall- W i l h e l m Ikck
R�ilklion auf di<: \'orausgegangenen Szenen. dcas Begegnung mit Kreon
vom
So
singt
cr
in seinem
2. Licu V . 3 0 J rr. nach Me Fahrt über
""ten Seemann, dem ersten Schiff und der ersten
uas Me<:r. Ocr Preis sei Medea gewesen, ein Cbel noch b>rößcr als die Gefahren auf See (V.3 621". maiusqlle In"r; Medea Inalnm,/ ",aces prima digna carina) - cin ueutlicher Angri ff des Chores und d ennoch höchstens indirekt eine B es tä t i g u ng der zuvor von Kre on verkündeten A uswei sung. [n seinem 3. Lied V.579f1 nach uer Begegnung mit Jason und Medeas nur fur sich allein bzw. vor i hrer Amme au�ges[lrochenell1 futcheplan singt der Chor ganz al l gemein vom Haß e in er "erstoLlenen E h drau und s c h i ldert in Anknüpfung an sein 2 . Lied di e IIngliick ti<:hcu Schick�ale anderer Argonauten - genug Rache der G t H ter für die Verletzung des Me�r�s, so dall J a'''11 nun }.u schallen sei (V.596f. , 669). [ m 4 . Lied, V.849 rr. n..ch M cdeas 7.auher;'i.e ne, überlegt der Chor, was sie, die cr vor Zorn rasend sieht. wohl pl anen wird und k ann cs kaum �rwa"en, daß sie das Lanu verläßt ( \' . 8 7 0 'Iuund" "l/el'.1 . / nejalldu Colchi; . . . 1 grt'S .'um melZlque so/ZIel . . . ). Anschließend Jiillt er sich durch einen BOIe'1 ",1m F euert od des Kreon und der Krcusa berichten · das einzige Mal, d a ll die K orin t her an einem Gespriich, wenn auch nur mit einer Nebentigur, bcteiliMt sinu: ein eigent lich wlnötiger Kurzdialog, d a dadurch kein l ängerer. au�führli cher Botenbericht ausgel öst wird. Daß die Ue.chcn�c zur Katastrophe führ t en , erflihI1 der Chor ers[ jetzt (V.883 in illis esse quis POlUiI dolus ? ) . Als Medea dies V.56Kff. .
ihrer Amme und auch all eine
.
V.8 J 7 rc ang ck ümligt I,atte, hatte der Chor es a l so n ich t gehört.
W irk l i ch e inbezogen · und dies iiußers! w1rkung s \' o J 1
- ist er
ledig l i ch am Anfang, als Medea
voll Emsctzen auf der D ühne sein vielleicht hinterszenisch vorgetragenes Hochzeit.lied anhö ren mllß - eine dramati .che llnli.eVUne der S iruat ion. wie sie Ovid zumindest in seinem 1 2 . Heroidenbrief entworfen hat
ManneOl
(V. J 5 J fr.):
sogar im
V i e l l ei c h t
Wechsel von jungen Frauen und
vorgetragen, wie die Forschung vereinzel t vermutet. ruft der Chor
V.56ff.
in einem
den uirgi"eus de"or dcr Braut sowie deli j e tzt glücklichen, angesichts seiner schrecklichen ersten Gauin z itter nden (V. l03f. effrenae .. . c"" iUKü . . . trepidus), von ihr, die e r nllrmchr ungern bcrUhrte ( V. l 04 inuit" . . . d�xlera), be Jreiten Jason ( V . J 02 ereplu., thalami.> Phasidis horridis); ein erster, indirekter Angri ff au f Mcdea, der in einer allgemein geh a l tenen Verwünschung endet (V. 1 J 4f lucilÜ e
Erkennbar v o n beiden. vom l atei ni schen wie VOIll griechischen antiken Drama beein L1ußt gibt sich die Tnogödie des Jean-Uas tier de La PCrus. ( 1 5 5 3 ) . Euripideisch ist z.B. der zu
sätz l i ch eingeführt e Erzieher. Für
den Ch or dagegen
ist
die
Tragödie eher an Sen� c o orientiert.
am Ende der Akte 7.U (vgl. z.H. das I . L i ed mit Senecas 2. lmd z.T. auch 3. Ch orli ed ). Wiederum ohne eig�nc Id entität als korinthische Männer oder Praucn LU gewinnen ist er lediglich am Anfang d es 2 . Denn auch hier konunt der Chor fast nur mit einem abschlie ßenden ! .icd
Wort
und S .
Aktes ins Gespräch
einbezogen,
und d i e s jeweils nur i n � inem k urzen Di alog m i t 1.we i das Geschehen; er ist es. der später
Nebenfiguren: Er und der Erzieher klagen gegenseitig ilber
den D oten fragt und ihm dadurch die Mögli chkeit gib t , die gräßlkhc: N achr i cht /ou verkünden. Wie bei Seneca hat Medea selbst keine Beziehung zum Chor lind wendet si�h ni emab an i hn. A l s sie am Ende des 4. Aktes i hre R ache p l ant, spricht sie zu sich allein. Der Anfang d e s 5.
Aktes zeigt , dall der Chor das W i ssen
ist.
Lied am Ende des 3 .
Ro)'
wie bci
Seneca
nicht
so re c h t
gehiirt
hat und w ied e r ohne echte�
l e d i glich Angst und eine düstere Ahnung scheint der Chor zu haben . so
in seinem
Aktes (,.0 que j e crain que la furie,! Ains qu'elle soit d'icy partie,l Au
Creon face sentir,i
Et a sa li l k ct h s(>n gendre"). Im Lied 3m Ende des 4. Aktes wamt er a u s drück l i ch vor dem Geschenk und beweist damit, daß er n i cht wie
Kreons Tochter immerhin
Euripidcs auf Medeos Seite ist ( .. FiIle a Creon, si tu m ' en croy,1 Le don, bien quc beau. ne Oe la main ennemie,! De crainte quc ne �oit cache/ I . e serpent de venin tachel Dessoubs I ' herbe f1curie." - eine WOl'11 ung eher aufgrund einer unbestimmten Ahnung als echte r Kenm nis). Zuvor a l lerd ings hatte er - anders als bei Selleca - wenig5tens Mitgefilhl erkennen lassen (im 2. Akt wird Medea als ,.Fenune misentble" beklag t , am Ende des J . Liedes g l ücklich ge priesen, wenn sie dem Uricchen n i c ht gefolgt wäre, weml sie sich n icht verliebt hätte, ja wenn bei
l'e�oy/
19
Mcdea� Chor: Euri pid e s ' politisl'he Lösung s i . "111 Tag ihre,' GebuJ'l gestorben wäre die Angriffe des Chores .bei Seneca).
· zugleich eine Art Vcrv"inschung;
gon/. an ders jedoch
Wegen Hcrkunfl, Gesch l echt und Sympathie des Chore s hier mit anzufLihren ist di e sehwe· di�che Tragödie von Willy Kyrkl u n d ( 1 967). Denn auch bei ihm el'greilen die drei korinthi· sehen lIilrgcr, d i e als Chor fii r die Gesellschall a l l gemein 'le hen, wie sel bstverst änd l ich Partei für ihren Jason gegen die aus Mbongo stammende Medea. Sie ist eine Schwarze, eine I'remde wld ilberdies alt. Schon ein halbes Jahr habe sie keinen �exuellen Kontakt mehr mit Jason ge· hab!. ülaukc dagegen, die Neue, sei nett und schOn. Der Chor fordert Medea zu ßegirm des Stückes explizit auf zu gehen, das Land zu verlassen und Jason n i cht im Weg. zu stehen. Angesichts de·r sonstigen Gestal tung sei der Chor diesel' Tragödie jedoch ersl unten unter 4.) zu., anunen m i t dem eines weiteren in die Zeit des 20 . .Iahrhundens versetzten Dramas be trachte l .
2.) Soll dcr Chor dagegen treu, verläßlich und von vom hcrcin auf Me
d c as
Seite sein, ....·äre . hierfii r nur e in c i gene s, d,h. k o l chisches Gefolge zu erwarten. Angesichts d er Überlieferung , nach der :'vIedea nal:h dem Raub des goldenen V l i eses ohne Begleitung, vielmehr Libersliir:.!l aus Kolch i s Hi ehen mußte, ist e i n solcher Frauenchor all erdings kaum denkbar.�4 Doch
bereits in der Antike ist s elbst diese Version gestaltet (Hosidius Geta). Und zumindest von der Zuordnung dcs Chores her ist e s in e in e r Tragödie des
1 8.
Jahrhunderts ähnl i ch, in der Medea ebenfalls ihre eigenen Landsleute.
,.Colchians" und iiberdies "Phaeacians", um sich hat. Zusätzlich aber
gibt
es dort noch einen weiteren, heimi schen C hor ("Corlnthians" sow i e "Thes
salians"), der ganz natür l i ch auf der Seite Kreons i st. So haben beide Par
te ie n ihre Chöre erha l ten , auch wenn die Bühne dadurch viellei l:ht ein we nig rei ch l i ch bevö l ke rt ist:
Di� zwei t e erhal tene lateinische ' Medea'-Tragödie ist ein Cemo des K o dex Salmasianus, ein aus Vergil-Versen und - Versteilen zusammengestückeltes Drama, das wahrsehei'llich aus dem ausgehen"'"n 2. J a h r h un der t n. Chr. von lIosidius Geta stammt. I I i e r fordert ein han ... schriftlich als solcher bezeichneter Chorus Colchidarurn (<'o/cilam", ) seine verzweiteIte lIer rin gleich in se i n em 1 . Lied zur Rache auf (V. 491f. 1I0SIram /lune aecipe ",enlerni uagin,,'1"" eripe je/'/'um! !errQqllc auerle d"h,,'em in ß estäti gung der letzten, drohenden Worte von Iv!•• deas Autlrittsmonolog). �ach dem Gesprlich mi t Kreon h ll r t Medea ähnlich wie einen Akt zuvor bei Scn�ca eine uox dein/u, und wohl auch das d ara u f reagierende. eine düstere Hoch· zei t vorh�rsagende 2. Lie'" des Chores, ohne daß sie dies jedoch beachtet (vgI . lediglich V.143 /lu/gi q u a e " o x perllenil ad aures ). Nach d e m Ge'präch mit Jason heschrei bt der Chor :'vledeas •
•
•
24
Auch flir die ' Medea' des Euripidcs wird dne sukhc l .öswlg in "'er Forschung dis�utiert, doch mit vollem Recht abgel ehnt; vgI. z.B. van E rp Tmllman Kip ( 1 98 9 ) S.269 mil d�1II zuslitzlichen Arg ument, daß ohne ei genen Chor Medeas Isolation als Fremde n och v i e l
deut licher wird, l I ose ( 1 990) 5.55 mit dem Hinwei s dar�uf, daß s�hon die Amme eine Erfindung der Dichter ist, ( 1 99 1 ) S . 8 8 mit der B etonung von Medeas Ein· samke i t als besonderer Funktion des Chores. Schlln inszeniert i st �Iedeas al l ein ige Flucht in Pier Pilolo Pasolinis ' Medea ' · f i l m ( 1 969). Ob�rra.chelld und nicht konsequent jedoch ist es, weml seine � e d e a dann in K o· rinth plötzlich eine IImme haI und mit ihr spricht ",,'ie Medea bei Euripides z . B . V .82 0f. Und es ist die Amme , die die V crse 8 1 1 -8 1 3 ues Euripidcisc hen Chores vorträgt. na chträgl i c h e
:!O
J an- W i l he l m
Heck
Zorn in einem 3. Lied, k omm l danach aber dann niehl mehr zu Worl, so daß die Tragödie ins ge�aml nicht fertig durchgestaltet wirkt. Direkten Kontakt des Chores, Dialoge mit den Perso
n�n d�r Handlun!! giht e" ni c h \ .
Bei Riebard Glonr ( 1 76 1 )
s i n d K ol cher(innen)
e i lten
mil
Meden d e m IIHeh
Korinlh
vorausge
Jason hinterhergefahren. Medea ist ständig von ihrem kolchischen Gefolge und phäaki schen frauen (.,sofl companiolls in a fn i c lioll,t Mc l odi ous daughlers o f I'hacaci a ' s isl;:'") be gleilet; einer aus dem Chor. ein aller Mann und dessen führer (First Cokhian). iSI ihr beson dercr V ertraulcr. Er ist es, der Medea im I . Akt zur Mäßigung ermahnt ( 1 ,1 "Wh)' tö Out Ia ith
ful
coun s e l s arl l hou
deal'? [ . . . )
OllCC mure I warn Ih�c, prince�s, I . . . ) Si L suppliunt
.Iown .").
"r
ist es aber auch, der Medea bei steh l und sogar ihr Gehi l fe sein wil l, als sie im 3. Akt von Kre Oll \\ieder ausgewiesen wird und VOll "vengeance" spricht ( ..This l)'ranl ' s empty threats! Thy vety bteath could dissipate like c l o ud sl [ ... ) ' I too will aid thee. Dy thy father's sister/ I was hehl dcar, hy Circe, pow'rful queen,! Who taug bt me various spe i l s and incantalions.'"). In der tolgenden. z.T. Seneca nachempfundenen Zaubcrszene singl Medea mil ihm im Wechsel. �o d aß der Kolcher bei der Beschwörung der lIekate auch aktiv beteiligt ist. Kurz vor dem Er scheinen
der
Unterwe l tsgöttin schickt sie
ihn
jedoch weg,
so ",ie
zuvor herdis den rest l i c her:
Chor ( Retire. my faithful v irgin s l Who share so kindly in Medea's woes.l I would not pieree your gentie hearts with terror." ): Deim Planen der Rache ist Medea mit Hekate ganz allein. A l s ••
Medea
,
im 4. Akt mit den
Kindern gemeinsam
auf der Hülme i s t , suchl s i e der Kolcher
in böser
Vorahnung wie die Euripideische Amme V.90. 1 0011'. vor ihrer Mutter zu schützen (,.Go - go, children, to the temple;! A void Ihis sight ."). V om Kindermord erfahren der Ko l che r und damit Med�as Chor im S. Akt erst nach der v o l l zogenen Tat. Hr ist genauso geschockt wie dic ande ren (.,1low is thy wisdom exil ' d lrom Ihy breasl [ 1") und muß sich von der in Wahn verta l le nen Medea nun auch noch verhöhnen lassen ("Weep'sl thou, old man? H a ! [ . . . ) Weep, weep, old man r . . . ) ) Obwohl er der engste Beistand Mcdeas zu sein schien, obwohl der kolehischc Chor zwcifclslrei ganz auf der S e i l e Me.leas ist, halle sie rur ihre konkrclcn Rachcwiinschc nicht einmal ihm vertraut. ...
"
.
3 .) Die Euripideische Version mit nur
einem Chor, der
aus korinthischen
und im direkten Gespräch intensiv au f Medea eingehenden Frauen besteht,
ist in zumindest vier neueren
Tragödien
scheiden sind hier jedoch drei Varianten
-
nachgebildet. Weiter zu unter eine nur scheinbar zunächst ganz
dem Euripides entsprechende, sch l i e ß l i ch eigenständige K onzeption (Mcn
des),
ei n wie bei Euripides der Medea rreundl ich gesonnener Chor (Jcffcrs,
Fo/Rame), der
dann ein Chor,
jedoch von der M itte des Dramas an anders reagiert, und der wie bei Euripides :.t:war mil Medea spricht und s o im
Gegensat:.t: zu Seneca an der Handl ung betei ligl ist, der aber wie bei Seneca M ed e a gänzlich ablehnt (Braun):
In der Tragödie von Ca.ulle Meadcs ( 1 898) ziehen zu B e g inn die frauen von Korinlh tan zend und in Feierstimmung aus der Stadt - ein dreifach unterteilter Chor im Hoehzei tszug bzw. drei Chöre, die aus j ungen Mädchen, j ungen Frauen und den Al ten a us Korinth bestehen. Die Mädchen hören Medea hinler der B ühne klagen. Wie bei Euripides erzählt die Amme die Vor geschichte und hat eine schreckliche Vision. Die alten Frauen bitten sie vol ler Dedauern, Me dca '-u hok" (,)c la p l ain� Cl voudrais lui parl.:r"); die j ungen Frauen bckl agen s ie (,Je pl ains [ . . n . Medea komml und spricht mil den frauen soweit ganz wie bei Euripides. Als sie sie bedauern (,),ous a i mons tes douleurs et nous gemi ssons d ' cl les"), be fragt Medca sie nach i hrer Trcue (.,En de plus a ffrcux maUl(. me scri cz- v(IUS fi del es'!"), doch ein Sehwcig egebol oder gar -versprechen gibl es and ers als bei Euripides niehl (.,Nous pleurerons, si tu pleures ," ist die .
-
..
Medeas
eillzi!:e Reaktiun
auf
ehur: Euripides'
Medeas Frage) und ebenso
poli li�ehe
k einen
II
Lö�ung
exp l i zilen Rachewunsch,
nur
unbe
dem Chor mit ihrer Fähigj(eit zu List und Krall zu N iedertracht. Als Kre on :'vkdea ,erbannt. w i rd sic von den jungen Frauen wieder bedauert ( Comme elle doh souffrir , de s'iHre humiliee") und �pricht nach seinem Abgang drohend ',UIII !>alast von J �un. K rc on und Krellsa als geplanten Optern. Med e a redet mit der Amme. nicht zum Chor. der sie dennuch hiirt Wld wie die Amme a u f ihre Rache zu ve rzic hten bittet. Die jWlgen M äd chen er stimmtes Drohen
vor
•.
greilen
sogar ihre
Hlinde, dlleh M edea �lößt si e
I.urück.
Zur Eröffnung des 2 . Akles sin!:en die jungen Mädchen und rrauen wie bei Euripidcs im I . Stasimon davon. daß nun 3u<:h ihr Geschlecht einen guten Namen haben werde. Die alten Frauen abe r wollen von der Amme wissen. ob es stimmt. daß Medea ihren V ater verraten und ihren Bruder getötet habe, und ob sie ihr, wenn es ;;ein müßte. bis zu ihrem Tode dienen wür· deo Anders als bei Euri p i de s geht hier ein Teil des Chores erkennbar auf Distanz ("Done. ju stcmcnt. elle est l ' e ffroi d ' Hade� lui-meme?"). Als d i e Amme davo n spr i c h t . daß s i e B l ut von
sicht, eine zw·dte düstere V i si o n , sind die a l ten Frauen er ( l Iorrellr�"). Die jungen zittern (,,Ab! je tremble!"); die Mädchen wollen mehen (.,I'uyon � ! "). Als M ede a j edoch vorn Tempel der Hekatc auf die Dühne zurückkehrt. scheinbar unendlich glücklich, bewundern die j ungcn Frauen und Mädchen ihrc stra hlende Schönhcit. N ur die Amme ist über ihre Ruhe besorgt. D�r Chur ilitgegen wird durch die Ankunft des Ai
Medeas Muuerhänden !l ießen schrocken
•.
geus abgelenkt.
Nach che. \)oeh sic spricht
der Begegnung mit
ihm spricht
Medea wie bei Euripides über ihre Ra
n i c ht so deutlich wie bei diesem : Es bleibt zunächst bei cinem W unsch Andeutung; es ist noch k e in präzise dargelegter l'lan ("j e puis a prc!scnll Frapper
vull düsterer la vierge impure et I'c.\poux malfaisantl I . . . J agneaux sacrifies . . . que j 'aime !';; zwei Lämmer. um dcren Opferung es zuvor gegenüber Aigeus ging). Und sie spricht erneut zu i hrer Amm e . was d�"II enlS\:hcillendcn Unlcrschied z u Euri pidcs ausmacht. Der Chor sc heint sowei t niclns zu wissen. ni chts zu merken. Die jungen Mädchen und Frauen bewundern Jason, den siolzen, schönen, Arcs-gleichen Helden. der anders als bei Eur i p i des nun zum ersten Mal auftritt. "Per fide ou non"; �r erseheinl ihn�n weder hart no ch bekUm'nert, sUlldern mit Augen \'o l l er I .kbe. Wieder einbezogen ist der Chor erst nach dessen Gespräch mit Medea. Als sie durch die Am me die Geschenkc holcn läßt. fragen d i e alten Frauen direkt nach den Pillnen ihres erbitlerten Grolls. M edea redel a usweichend "om Wert der Ust. läßt dann aber erstm a l s ihre Absicht. die Kinder z u töten, recht deutlich erkennen . A l l e Frauen suchen i h r daraulhin ab,.umlen; die jun gen z.D. empfehlen stattdessen. den L'ndankbaren selbst zu trenen. der noch stolz auf den ßruch !>Cincr Ehe sei - und haben offenbar nichts von Medeas Motiven begriffen. A n l aß tUr den Chor, der j ctzl i mm e r enger auf Mcdea l ugeht, warnend, verhindernd eim:ugrei fen, gibt c� freilich nicht. Anders als bei Euripides folgt nämlich bereits hier ein Entscheidungsmonolog Medea.�, der sie in i h ren Plänen immerhin noch schwankend zeigt. Und wieder anders als bei l::! u ripides kommt es z u eincr zwei te n . nun ganz pri ,alen "egegnung mil J ason, die schei nbar zur V ersöhmmg ruhrt: Auf ein Zeichen Medeas entternen sich die Frauen. Jason verspricht eine IClzte gemeinsame Nacht. Medea haI sich, so sagt sie es seihst, von ihren Rachepl änen losg�sagt ( ,,[ . . . 1 ma furcur abjurce [ .. . J"). Die Amme legt die Geschenke beiseite, Medea run die Frauen des Chores zurück. Doch direkten Kontakt mit dem Chor hat sie \'on nun an nicht mehr.
Im 3. Akt wartet chen und Frauen in
M e dc a mit zWlchmender
Ungeduld auf Jason. während
die jungen
Mäd
der Nachl hei ter, unbekümmerl t anzen. Immerhin voll von unhei lvoller Ahnung sind die Alten. Anlaß einzugreifen aber halte der Chor noch immer nicht. Duch wenn es j etzl zu spllt ist (vgl. dag egen das 4. Epei sodion d es Euripides. das dem Chor Zeit genug
gegeben hälle): Als J ason nicht kommt, läßI Mcdell die Kinder wecken und die G eschenke überbringen; selbst geht sie. um zu Hekate zu beten. Die Frauen bab e n Angst. zittern und schaudern ( �J ' ai peur ! " , .J e Irem ble.", "Un froid fri slo" [ . . . J") und müssen nach ei nem dop pelten Dericht den Tod \'on Kreon und Kreusa beklag�\1. Die Amme warnt vor Kreun� :\tän· nern. hat Angst vor deren Rache an Medeas Söhnen und drängt zur Flucht nach Athen; elll sprechend drängen die Korintherinncn, dic sich von Medea zwar als ,.f'emme atroee;' di stanzie ren. die sie aber doch bedauern. weil ihre Verbrechen so voller Liebe sind (.,1 . . . 1 je plains [ ... 1
22
Jan- Wilhelm
tant d ' amour I . . . ] "
).
Medea läßt die Kind.-r
-
Deck
scheinbar um sie zu rcllen (so i h re Reak tion auf
die Warnung der Amme " S i leur salut t ' importe ! . . . " - "Conduis-Ies dans le temple [ ... J") - in
den
Tempel der Hek ate bringen und ge ht i n der Rollbung auf la50ns Liebe ein letZles Mal in
den Palast, nllr um desillusioniert 'l.urOek l.ukehren unll sich m i t
dcn
Kind...n cinl.usch l i eßen.
D i e Amme versucht vergeblich sie aulzuhalten. Dem Chor bleibt nichts als verzweifelt zu
testi crcn (,.No n ! ne te l evc pas, Solei l ! [ . . . J"
a .. i
Rubinsun
Jerrer.
).
( 1 946) hesteht der
Chor
aus drei F rauen. d i e wie einzelne Akteure
zumeist alleine. nicht als Gruppe sprechen. Sie hören
is
dreadful.
[ ... ) She
[. . .]
pro
Medeas
K lagen, k ommen als Freunde ("iI
we couldn ' t help coming. We are friends of this house and its trouble hurts us
has l i v ed um""s
u.�,
ge aber gezeichnet ( .,3
we ' v e leamed to l ove her") und wenden sich von Anfang an
gen l a son ( ..I hate Jason, who m ade
this
sorrow."). Hereits anfangs ist durch i hre W orte
zugleich Distanz geschaffen und von Medea ein anderes B i l d als bei Euripides - "We Greeks·'). Der Chor spri cht über das al lgemeine G erede u nd nimmt Medea dabei weitmö g l i c h i n Schutz ( "She i s a witeh, but not evil. [ . . . ] They
barbari an woman from !o3vage C o l c h i s"
are sa\'ages, but they have a w i ld wisdom'·). Als Medea auftritt und mit vorsichtiger, verstell ter
SI imme -
(m"liou.• ,md in • inc:�r�) - Offenheit ankündigt ( . 1 sie die !'rauen \'01 1 Argwohn ("She is tcrri blc. Stone with Sione eyes."). Sie bedauern Medea, emptinden Mitleid und gewiß aufrichtige Sym pathie ( .. She is pitiable: she is under great injuries:'). Doch eine Zustimlllung zu Medeas Wunsch nach Rache, eine vö l li ge S o l i d arisierunll wie bei I:!uri pidcs erfolgt in .leffers' Tragödie ni cht: Medea will Blut und droht - zunächst noch versteckt - Juson und Kreon. Die Frauen w e x p l i z i t di.: Regieanweisung
.
.
will show you my nuked heart " ) , beobachten
warnen (,. l)aughter of sorrow, beware . '·). Medea spricht erneut von Blut, und wieder warnen
("Mcdca, bcwarc ! ·'). Ehc Medca deutl icher werden kann, kOlllfsl t Kreon und miß auf den Chor die S it ua t i on (" You huve udmirers, I sec." ). 5 Nach seincm Ab gang dist3nzien sich der Chor ausdrücklich von KreoD ( ..I have seen lhis man' s arrogance ( . . . ] . l l am of Corinth, and J say that Corimhl Is not weil ruled . " - ,.The city where even a wo man, e\'en a foreigner,l Suffcrs unjustly thc rods of powcr/ ls not weil ruled. "). Medea se tzt ein die Frauen
bi lligt voll Zorn
zweites :vIal nachdenklich zu einem Rachewunsch an und wendet s ich dabei auch mehrfach
(.,1 huve a biller hope. \VOmen [ . . . ])". Jetzt aber i st es die Amme, die zu und schließlich auch M e dea ablellkt. ind�-m sie auf einen Gast KrCOlIS als möglichen Helfer hinweist und :vtedea drängt , zu ihm zu gehen. So wird Medeas Rachep l anen wi eder ni cht wirklich ausgesprochen. Als sie ausdrücklich \'Olll Tod ihrer Feinde spricht, ge schieht dies nur wie neb''1Ibei und ;11 Reaktion auf die Worte der Amme (,,11 would bc good to sit here a thousand years and Ihink 01' nothing! BUI the dealhs 01' Ihree persons [ ... J Aller my encrnies are puni5hcd [ . . . ] " 11 sleep:'). Kontakt zum Chor hat Medea dab e i nicht. Und erneut wird ihr Rachedenken unt�rbrochen, nun durch d�n Auftritt Jasuns, auf den sich der Cho r m i t di rekt
an
den Chor
nliehst den Chor
e igenen V orwürfen konzentriert. Nach d e r Begegnung d e r beiden wird Medeas Hall immer beobachtet sie de r Chor v oller Argwohn (, . Whut i s .he d o i ng , that wOlllan,1 Staring lik.. stone, staring?"). Medea spricht Zll sich offen vom Mord mit dem M ..sser oder besser noch mit Gift - es sind Worte wie die V erse 376tl'. des Euripides, die freilich hier erst eine Szene später ).oll llllen und anders als bei Euri pides nicht au den Chor ge r i c h t et sind.
stärker. Wie vorher
Durch
den A u ftri tt
lies
A i geus
hab�n
die I'rauen
!.e i ne
Gel egenheit
nlehr
zu reagieren. Erst
nach Medeas Gespräch mit dem athenischen König wendet der Chor sich beunruhigt an die
Amme ( .. Wh at 2S
i s shc ploning i n her deep m i nd?"), hat aber
noch
keine echte V orstel l ung
vOll
G egen den Wortlaut der amerikanischen Originalausgabe von 1 94 6 ist die Sympathie des C hore s in der deutschen Ü bersetzung der von J. Schandorff herausgegebenen TeXlsamm
1 963) noch weiter verstärkt: Als Kreon \.1edea verbannt, die Frauen bestürzt (,.Oh!"). Als Medea um wenigstens einen Tag Aufschub b e t t el t, Il..hen die I'rauen mit nehcnd ausgestreckten HAnden auf K reon zu und unterstüt zen so ihre Bille. Als \.1edea unmillclbar vor dem Erscheinen des Ai geus deutlich i hr e Mordgedanken offenlegt. sind d i e Frauen erschrocken ("Oh !"). lung ( ' Medea ', München/Wien
reag i eren
Medeas Chor: Euripides' politische
Medeas gräßlichen Plänen (Medea wie
eim: �di 5lraelell eil)'!
Lösung Sharpening
23
i1s
weapuns"). U n d
Me dca läuschen. Me dea wi l l mit ihren Fcinden Frieden �chli cßcn. Der Chor i st CTSlawli (,.Reeon ciled \\; th Ihcm�") und kommt in di e�cm AU nichl wei ter �.u Worl. N ur der Amme ist ni chi recht wohl (..But I am terrilied. I do not know 1 . . . 1" ) . Zillemd bittet sie die Frauen, um Schutz �.u den Göttern zu beten. Im 2. Akt \\; 1 1 :-.1eden den Chor hei ihrer zwe i ten Hegegnung mit Jason nicht in i hrer " !ihe haben - wie im übrigen bei Mendes - und schließt ihn damit ganz ausdrückl i ch aus ihrem V er trauen aus (,.Stand away from me. womenJ W hi l e 1 ma ke my siek peace. "). Als der Chor M e dea davon abrä l , J a son die Kinder �.u gehen (,J >on't g i ve them to h i rn [ . . . ) . V o u havc rduge: take them mere.! Athens is beautitill"), weist sie ihn hetlig zurück ( lliercely] .. B e silent ! " ) . Ihre düsteren W llftC bleiben unverstanden ("his de ar childrenl Are not going to that cit)' but a dar ker city I ... ) "). Dann jedoch, nach Jasons und der K i n der A b gang. frohlockt M e de 3 sogar offen vor dem Chor ( .,Rejoice, women.l Thc gifls ale given; Ihe bait is laid.l [00.) b e ror e my l i u l e wie s o g l e i c h Jason und sogar die Amme lassen s i c h die Frauen v o n der plötzl ich ruhigen
ones! Come h o m e to my hands."). D e r Chor ist entsetzt. E i n e d e r Frauen glaubt, d a ß Medea als M uller 7.um Kindermord l e tztl i ch nicht flIhig sei. Eine andere wi l l wegl a ufen, um alle zu war
(.,1 um siek wilh lerrorJ 1 ' 1 1 r un to the palacc, 1 ' 11 warn Ibem. "), doch Medea schüchterl sie ein ( 1 am afraid 10 go:'). Authalten kÖMe sie nichts, aber leicht werde sie im selben Feuer slerben. I>em erschrockenen Chor hl eibt nur verbaler Widerstand. Auc h ein zweiter Versuch zu entkommen mißlingt ("L�t me go, :-.1cdea ! ! 1 ' 1 1 b e mUle, 1 ' 11 spcak to no one . I caMot b ea r .! Let me 80 to my house !"). Wie verängstigtes V i eh drängen sich die F rauen zusammen. (,,My heart is a shaken cupi Of terror [ . . . )! Lct me f1ee [ . . . ) Let me hide myself [ . . . )''). A l s d i e K i nder mit trohen Gesichtern \\iederkommen, atmen die Fr au en auf ("was all thai fear! A dreum , a nen
.•
dream?·'). Oaml b�r icht�t
ein
Sklave vom grausigen Tod . Der Chor drängt Medea
zur
F lu cht,
spr i ch t mäßigend auf sie ein und will trotz ihrer deutl ichen Worte noch immer ni chl gl a uben,
was a l s nächstes gesehchen w ird (.,Awakc !Vfcdea!1 Awakc from thc ehildren and lied Farlher Ihan Athens I . . . ) n e.: to the worlds end"). Ähnlich ist die l laltung der Frauen im recht kurzen Stück von
e v i l dream . Csteh
Dario Fo
und
up
your
FraDu Rame
(J 97 7), in dcm der Chor eine sogar unverzichtbare Rolle erhalten hat. Alle anderen sind bei
der Hochzeitsfeier, und Mcdea und den
so
besieht das Ganze fast ausschließlich aus einem Gespräch z\\i schen Der später dazukommende JasoD kommt selbst nicbt zu Wort.
KorintheriMen.
Der Chor i st VOll Anfang an deutlich auf Medeas Seile, und dies erkeMt allch Mcdea an. wernl si.: die Chorfrauen \\icdcrh(lU als "my fricnds" , ,my dear friend.... und "my �isters.. anspricht.
Sympathie und Mitgefühl des Chores gehen j edocb nur soweit, \\;e es M edeas erlittenes Un
recht und ihre Kränkung betrifft. B i l l igung ftIr ihren Wunsch nach Auflehnung, nach Rache erhält sie von diesem Chor nicht. I m Gegcntei l , als sic vom K indermnrd spr i c h l , \'crsucht der Chor nach
Kränen einzuschreilen.
Das Drama
beginnt mit I l i lfentfen e i nes zlmächst nicht näher
der Auffurderung
an
identifizierten Sprechers
die Frauen, rasch herbeizuei len (�Hcl p ! Help!
Comc
qui ck I)' )'OU!
IUld
","omen
mit ihren beiden Kindern im l Iaus eingeschlossen und schreie eine Verrackte. Man erken nt rasch, daß es die Chorftlhrerin ist bzw. eine der korinthi"hen Frauen, die vol l Sorge und Mitgefühl für Medea sind. Sie set?en i hr ei genes Schicksal mit dem ihrem gleich und bekwlden Medea so expl izit ihre Solidarität ( . .Don 'tl YOll know t hat wc ' , c suffcrcd thcl same fate ss )'ou and wept thcl same tear s [ . . . ). W c understand you,.! �edea !ri ) . A l s :-.1edea daraulhin endlich erscheint, betont der Chor nach ih ren ersten . . . hurry ! " ). Medea habe sich
und
t(lbe w ie
Worten CflIeut seine Solidarität. Sie h ätten schließlich alle dasselbe naturgegebene Schicksal
(
.•
Ws
just
the
law of I i fe",
the world goes"). Und Medea begirllll die lulterge ("Oh now I sec what you are. V ou ' re! victi m s ! Oh W(I'
. ,That'sl the way
ordnete Rolle der Fra u en zu begrei feIl
men . . . my friends"). Als Medea sodaM - zunächst noch ganz al lgemein - von Auflehnung gegen die Männer und deren G e setl. spricht, mahnt der Chor sof(lrt zur V (Irsicht und bezieht
dies von selbst
auf Kreon
("Rebe!'!
Oh
cardul . . . be eareful,! Mcdca. Don ' t persi sl in offeil' Ask his pardon 1 . . . ( " ). Medea gehl nicht darauf ein
ding/ the King and his law. Appease him./
24
lind
Jan· W i l h e l lll
Heck
C.Us.tetL Listen my fri cnd!oiJ A tcrri blc lhuughl h a s li m u s t murd�r m y children ! l . . . J Y e s , J t ' s whal children . " ) , Der C h o r reagiert auf diese explizite Ankündigung
spricht n Ul l �ogar \' o m K i n dermnrd
b e e n com ingi
into my
h�,ut, my brain. M unler.
I Illusti do, I must Illurder my mit E ntse tze n : :l.fedea muß verl'ückt sei n ! ("Oh! Medea', gone out of her m in d . / "he ' s rav i n g ' Thi, isn't a mother [ . . . ] ..) . KUr7.zeitig gelingt es Mcdea. den C h o r /.u beruhigen. S i e sei n : c h l verrückt, s i e h a b e d i e sen Gedanken wieder und wie der gehabi lind doch immer vertrieben, Der Chor fro h l o ckt ( .,Oh gloJ)' be to 1111 the s aints in; heaven, Med e a ' s s an e ag ain - she' si cOllie to her s enscs [ . . . ]" ). Mcdea j cdoch ,icht kei nen Anlaß für ;wl c h cnthusiastische Freude, (fanl. ru h ig bestätigt sie noch einmal, daß sie nicht verrückt s e i und spri c ht erneue vom Kindennord : S i e se l b st sei ja schon tot. Das e i nzige Leben, das sie noch h a b e, sei da s ihrer Kinder. (..[. . ) 1 am
.
.
,
"
,
•
i n fonnicrt.
Von Anfang an ganz and�rs ist die S timmung dagegen bei Muttias Braun ( 1 959), und dies, obwohl die Amme zu Beginn eigens d i c freundliche Aufnahme durch die Koritlther hervorge· hob�n hatte ( " hatlen sie siel Jelzt gern in ihr"r Stadt und wurden ihnen! Jetzt Jason und Medca lieb"; "gI. bei Euripides V , 1 3 7), Ande r s als bei Euripides oder auch Jeffers und Fo kommen die Frauen bei Braun nicht aus M i t leid rur die l aut klagende \Vlcdea auf die Bühnc. Uie fremde Kolcherin ist ihnen liistig ( "WlI' ist das, will die nie! Ruhig sein? \ViII die immer"" I I inauf und hinab die Straßen/ Medea, un st et . und klagen?"). Cnd d i esem Chor geht es um sich, er hat /I n gst "lI[ :>1 c dea. wie er im einleitenden Gcspräch rni t der Amme auch deut l i ch bC7CUgt (,,Aufscheucht sie uns [ . . .]", "Das besorgt uns, Darum kommen wir her [ . . , ]", "cs l i egt/ Gefahr in ihi''', "d�r Stadt so zum Entsetzen"; "gi, auch s pä t er im Gespräch mit Medea: "Weil d u mir N ot bereitest. b i n ich h i e r" ) . Aus dem, ws, die Chorfrauen miteinander reden, wird klar, daß
Medeas Chor:
25
Euripides ' politi sl'he Lösung
sie M.-deil zmn T�i1 zu dur�hschauen glauben. Auch wenn sic sich frcundlich gehen ("Wir wollen m i t ihr! E i n Gespräch haben a l s Freundinnen" slI",i e gl ei ch darauf: "I)a es m i l I'reund·
schaft bei WIS schwerfällt! Für sie, doch nicht von uns allS, sondern weil sie' si Nicht an ni mm l. ") , ist das Vcrhällllis 7.U i h r und die e rste Begegnung fo lgl ich gespannt und nicht wie in
den anderen Dramen von Sympathie und S o l i dari t ä t , vielmehr von "Argwohn" und " M i ß
tr�uen" geprägt (so explizit auch der Eindruck des Chores von M edeas erstem Auftri tt; vgl. ferner M�deas Ablehnung ..MÜßI i hr immer euch einmischen,! I n was euch ni cht;, angeht ! ·,).
Als sich Medea über ihre Verstoßung durch Jason b ek l agt und ihr Schicksal
nli! dem
vergleicht.
was auch die
weg haben " ) , Medea vert eid igt
( " Diese wullen mi c h
reagierl d e r Chor o l l l l e j edes Mitgeflllll ("Ja. W e i l du b ö s e bi st. "). Als si ch
hauen k!lnftig treffen könnte. wil l der
Ch or das nicht hören ( . Schwei g!"). Es sei ausschließlich Medea. Verhalten, das ein schlimmes Hd.pid schaffe ("So etwas! Wie du da treibst, stiftet das an. [ . . . )! Und wisse : Du machst · s . f)u ha�t das gemacht dann .! 1 J nd e in7jg. we i l du un b e he rrsc ht bist, de s ha l bl Machst du · s."). Medea erkennt, daß ihr ein solches Gespräch nichts bringt und distanzi ert sich von den �raucn . (,.Ich hör dich nicht. Das läuft darauf hinaus,! Daß du mir nicht hilfSi gcgcn meinen .·ci!ld.l Also ,;ag ich. daß du mit dem im Bunde bist. " ) . Ihren Vorwurf; auf der Gegenseite zu stehen,
be�tätigt der Chor ausdrück l i ch und gi b t wieder Medea dafür di e S chuld ("Das muß ich sein, wenn du nicht anders \\irst ."). Medea l a cht lind droht - zunächst no c h g"nz \'er �lcek t ; der Ch"r
reagi ert überlegen ( " I ch warne
b eendet .
d i ch"), ehe der Autlrin Kreons den begi1menden Streit zunächst
In ihrem G e sprä ch mit Mcon wirft Mede " den Korinthcrinncn emcul vor, auf der Seite der < icgner 7.U stehen (,.Ihr Frauen seid mit Kreon, ja, das weiß ich." ). Wieder ",ilI d er Chor nichIs hören und gibt a l lein Medea die Schuld ( ..Verstumme! Wo d enn in deinem Treiben sind! Nicht Zeichen auf Mißliebiges hin,l Welch�T HefUrcht u'lg NOI\\'cndigkeit/ l.chrtcst d u WIS nicht?"). Und jetzt eskali ert der Slre i t sowei t , daß die I'ralUln sclh.1 Medea vertrei ben wollen ( .. Wart, g l ei c h jetzt helf ich mir, ich weis dich aus"); sie wol len si ch sogar auf sie stürzen. Es isl Krcon, der dcn Chor l.urückhält ( ..�ei n ! S c h l ag t sie nicht ! Zurück ! " ). Es ist nur Kreon, der tiir Medea Verständnis hai ( ..Man muß ihr manches nachsehn [ . . . 1", . . Ihr, Frauen von Korinth, sch l i eßt i hre Rede,! Eh ihr sie anne hmt. auf wld seht dnrinnen,! Wenn schon versteckt dort hintet Dro h..ndem:i Es isl Venwei nung [ ... J ."). Trotz verei n zelter Äußefllllgen ( .. Sie dauert mich" ). kann Mcdea vom Chor kaum Sympathie erwarten, und so sieht sie sich gän7.1ich allein" (,.Oh, wie bin ich verJasscn!�). N;lch Kreons Abgang sagt Mcdea der Amme. daß ihr . . RachdufSt stärker" geworden i st. Und si e sagt, daß sie ..den Kreon und d;'; Glaukc! Und Ja80n tot haben" ",i l l - eine Ankündi
gung ganz gemöß der des Euripides V . 3 7 4 f. Bei Braun sagt Medea dies j edoch nur zu ihrer Amme, die sie \\'lIhrend i hrer längeren Rede auch mehrfach direkt anspricht. Die Amme steht dicht neben ihr. W i e de rh o l t hat sie k örper l i c hen Knntakt zu M edea. der sie u.a. "die nasse Stirn abv.'3schen" s ol l ( , 'pack mich um Ellenbogen, stülZ mich, Amme! 1 . . . ]1 Reib mir die Fin·
ger ah [ ... )) " ein deutliches Zei chen fUr die intime �ähe der beiden und vor a l lem dafür, daß Medeas Rachewunsch ni c h t rar fremde Ohren bestimmt ist. So wendet sich Medea zum Ab r.chluß auch direkt an den Chor und nimmt s i ch ganz zurück, um ihre Rache nicht zu gePJhrden 1 ..lhr, hörlet i hr ' s'! W i ßt. es ist n i chts.! Ihr, die i hr ' s hÖflet . denkt, es ist d ie Ohnmacht! [ ... ] . •
Glaubt an
nichts Arges").
Begegnung mit Jason drängen die Chorfrauen Medea ein weiteres M;ol zur Ruhe du gut jetzt"). Dann. wä h ren d des G esprächs mit dem untreuen MalUI, warnen sie die
Vor der
I .. Uml
sei
Verlassene
vor
ihrer verstockten
Haltung
(,.Mcdea,
gleich
"erschließt du
dicbl J eg l i chem Zu
spruch endgültig. Halt ein!"). Und schlicßlich haben sie \\ieder Angst und fo.d�Tn Juson mchr fach und mit großem Nachdruck auf, Medea fortzuschatl'en (.Furcht schnürt mir d i e Kehl e zu. 1 . . . )1 Zaudere, J ason. nicht! Schaff sie fort!" , "Versäum nicht Zeit mit Zagen,! Bis sie den Steinschlag
aufgetürmi
schlossen n i c ht
hat!
1 . . . 1. Künfligcr
Hcrrscher,i
Geh
nichl
geh! Die Gassen Korinths reinigen von Unrat.k).
so scblaff
und so unent
Zweimal hat somit der Chor sogar sel bst Medeas Verbannung gefordert . Und dcnnoch will er sich anschließend tur Medea einsetzen, als sie - im Ocgcnsutz zu Euripides • a uch von j\ i-
Jan·Wilhelm Heck
26
g eus abgdehnt wird. J)�r 3thcni .chc König halle hei �einem Abgang d en Chor sogar expl i?.i t vor Medea gewarnt ("Ihr in Korinth, gebt sehr acht, daß die I'rau ellch! K e in U n recht zuengt , wo ihr eucr Lebtagi Darunter stöhnen miißtet 1 . .. J") . Der Chor versucht trotzdem die h e ima t l u· $;: !I;Iedea I.U trösten und redet besänftigend auf sie ein I " L iebe, es ist ge nug . Tu d i c h heraust Aus s ol ch er Verstrick thei t. 1 . . . ] I)al.u i st a l l e s gut j etzt.! Wir wollen mit Kreon spre c h en.! Daß du hier bl e i b en kannst .! Wir wo ll en dich aufnehmen in unsere Häu�er."). Medea ist trotzil!, der C h or versucht sie 7.U überzeugen (, .s ieh. wenn du nachgäbst, wär das ni cht nur 'weise,! Es wär a uch l i s t i g [ ... ]"). !I;Iedea lenkt daraufh i n ein ("Jetzt bin ich für Frieden"), doch der Chor ist nun vo l l er Argwohn (.�\{edea, mil l eninne im Reden! Wendest du dich um und sprichst an· der�"). Medea nimmt sich vor dem Chor eill zweites Mal ganz zunick ("Und wenn ihr diieh l e l , d;,ß i c h etwa! Versteckten Anschlag p l ane a u f d e n Kreon! Oder die GJauke oder euch, i h r irr· tet.! Und wenn ihr meint, ieh könnt bei allem lügen,! Sag ich, e� ist n i ch t . Und das m uß gcnug sein:'). Oer Chor aber bleibt noch immer skeptisch ("Mich aber verläßt nicht die F urcht,! sie möeht es fal sch meinenl L'nd wir g l ichen lediglich Leuten.! Die eine Drücke bauten dem Feu· e·r :') . Nach der zweiten Beg�glllmg mit J uson ist d�r C h or j edoch erlei .htert und b�zeugl dies v o l l Freude in seinem die Szene beschließenden L i e d ("Kach großem Hassel Freudig begrüßt, Geist des Fri e dens,! Kehr ein in unsere Stadt [. . . ) '"). Bei Euripidc. halle der Chor an der ent· sprechenden Stelle keinerlei Huffnung mehr. Brauns wnä.hst �o vorsi.hliger Chor hat sich dagegen mehrfach von Medea täuschen lassen wie nun zulet zt auch Jason. Von der schreckli· ehen Ra.he ahnt cr nichts, und dks, obwohl cr wic der 7 uschauer Medeas Planen halte mitver· tolgen kÖlUlen. Erst nach der Tal, n ach dem BOlenbericht vom Tod Kreons und seiner Tochter K rcusa. scheinen die Chorfrauen das volle Ausmaß Z\I begreifen. Sie wollen jetzt sogar s el b st Medeu bestrafen (,.Frau, ha st du .0 Sehrccldichcs da! Auf uns gcbrache und nach a l lem Schmä· heni Und Unruhest iflen zulelzli Heuchlerisch Monl, dann wol lenl Wir dich, g l aub das, selbst nclunenl Uud deinen Kopf zerschlagen an dem Stein. " ). Medea sucht alles als Lüge a b z u tun ("U;gc. [ . . . ] Er l ügl. B ri n ge ni cht das unschuldige Dlut! Medeas über euch."). Der Chor hat genug ("Nicht! Zu hartnäck i g ,! (Juten G l a ubens " i c l l c i c h t ,/ Oder zu unbe l e h r b arl W aren wir l a nge vor dir:') und l äßt sich denno c h erneue von Medea beschwatzen ("Wehrl ihr�! [ . . . ) Bc dcnkcI, was! Sie erlebe hat. Kann sein, sie spriche wahr.! Und so entschließen "ir uns, ängstlich und zaudernd,! GeOihrli ches M i t l eid zu üben.").
4. ) Bei e iner wei teren Vari ante steht der Chor sogar gänzlich außerh a l b
des Stückes u n d muß angesi chts der ge wäh l ten Zeit zunächst unpassend und direkt wie ein Anachron ismus wirken. Doch selbst bei Kyrklund und
bei GÖnc7. gibt es einen Chor, obwohl die Handlung in der mo demen Welt
der Gegenwart spielt. Und in b ei d en Dramen wird wört l ich aus der "Medea'
des Euripi des zitiert, so daß das antike Vorbi ld und damit die Kennt n i s des
Mythos m i t seinem schrecklichen Ausgang ror das Publ ikum auch explizit
vorausgesetzt i st.26 In ' M edea
fran Mbongo' von Willy Kyrktuad ( 1 967)
gern bestehende C h o r von Anfang
Lied �6
der M "rgcnrüle.
prci�t
s �in
an
und
zunächst
schönes Korinth
ist
d\.7 aus
dr�i korint hischen Bür·
allein auf der Bühne. Er huldigt mit eintm
und spr icht
Uber Jason,
d e r sich scheiden
.4.h n l i c h i s t es im schwedi schen Kinderdrama ' Medeas B arn ' von Per Ly,a aderlS uzaaac
Ostea ( 1 976): Hi�r
gr u nd für
singt ein
von
der Bühncnhandl ung
ausgeschlossencr C h o r a l s l l ineer.
eine zweite sog . Klassikerebene; als Text vorgegeben sind j e d och nur wenige
Verse in Anlehnung an Euripides V . 1 4 8· I S4, 520f. (benutztes Exemplar: manuskript aus dem V crlag Aueorenagcntur F rankfurt/Main 1 987).
Auffiihrungs·
M cdcas C hor: huri pides' pol itische Lösung
lassen
Daß die Korinth�r ist bereits oben unter
wi l l .
ablehnen.
si�h gcrad�zu auf, I';r spri cht nimmt ihn nicht wahr und geht
m i t ihrer Sympathie 1 . ) erwähnt
Als
auf
d�r S� i t e J asons steh�n und Medea
Medea aullritt,
tolgt
ihr der Chor und dräng t
sie 8n. begrüßt sie ( ..God lllo rgo n , fru Medca·'). doch Medea
ein ra",h weiter. I ) �r ("hor spr i c ht iihcr
sie.
K l at sch. wie mall ihn
all enthalben über :Vledea verb reit et , doch sie sieht und hörl den Chor nicht. Erst als der Chor
immer
näher rüd.l, aggressi ver wird wld s i e d i rekt anr.chreit. reagien s i e e b e n fal l s selu'eiend
und sch i ckt die Bürger weg. Mit Medeas Reakt i on ist d�r Chor freilich nur scheinb .. r als Mit· ,pieIer akzepti ert und einbezogen. Weitere Kontakte. Gespril che g i b t es im folgenden kaum. Nur kurzzeilig und fa5t nur an unbeLleutend en St�lIcn nimmt der Chnr wirkl i c h an der Hand
l ung teil, weM elwa Jason oder :-'1edea Olule
Beachtung zu
finden.
kommentiert
auf �ine
frage
der k orimhi .",hen
Hilrger .ntworten.
d e r Chor wi ederholt das Gehörte un d
während bei der l angem Gespräch. So fordert er
Medea um Beherrschung. Er singt VOll J a son als gelalh; m an weiß nicht .
z.B.
W e i berhelden
singt
mehrfach
fern zu bleiben, wld bittet un d von den Göltem (man weiß
Aphrodite auf�
an was sie denken, auch an Unwichtiges wie kann doch d i e Ant";ol1 nicht hören; man opfert Lien Göllern, g l auht i hnen a l l e s opfer n zu müssen - das Opfer fiir die Götter als UlIlerschied von Mensch und Tier) • all solches i s t von einem Chor durchaus zu erwartCII. Doch als Jason erstmals draußen auf der Terrasse s eines Hauses erscheint - der Schauphl lz des Dramas . , erk l ärt einer der Bürger des Chores, er wo l l e nun Di enstmädchen sein un d ihn und Medea bedienen. Talsächlich schlüpft er eine Zeitlang in diese Rolle u nd holt z.B. eine Z�it ung aus dem H aus. Als das Gespräch der b e i den bei Medeas Verdi ensl�l1 und d�n Ere igni s sen in Mbongo ( K ol c hi s ) angel angt ist. kommt der Chor · der Regieanwei sung nach · in Vo gelkleidern auf die BUhne. Als es um die Tötung von Medeas Bruder gehl, wendet sich der erste Bürger d�s Chore s direkt ans Publ ikum, um diesem mil namenUi",hem Bezug auf Euripi· des die H i lllergründe zu erläutern. Kyrklu nd s Chor gibt so ausdrücklich zu erkennen, daß er schon " on al l e i n weiß, was geschehen wird, ja was geschehen muß. Eine R8che8nkilndigung auf der Bühne braucht di eser Chor nichl. Als Jason auf ein Telephongespräch von G l a uke wartet , weiß der Chor, daß sie ni cht mehr anrut;:n wird. da sie ber�its mit :vfede as Geschenk vor dem Sp iegel sieht. Als Medea die Gesellschaft und dami t dcn C hor rur ihre I'robl"I1 1" ver· alllwortl ich macht - einer d er s e ltenen direkten K011lakte mit dem Chor -, lehnen die drei BUr· ger ihre Verwünschung als unnötig ab. Sie sagen d i rek t . daß sie nichts hören k ÖMen und auch nicht an der Hand l un g t ei lnehmen ( .. V i stär utanmr hand l i ngen") - cin d � ut l i e he r t;nt er�chicd n ic ht, was den Göltern
l Iähncbenblut; man betet zu den Göttern und
zu curipides. Ihre Aufgabe sei es, Medea zu warnen. und �o sucht der Chor sie aufzuha l ten. al s sie zu den K inde", ins Haus wi l l . um ihnen Kakao zu ko chen ( ..Nej ! . . . Medea ! l\ej ! lilie bar nen ! . . . Stanna!"). A uch als J ason gehen wi l l . sucht Cr ihn zum B l eiben :t.U bewegen ( .. St8nIl8. J3son. ( . . . ( Slanna.") - ebenso " �rl:ebli",h, eb(..'ß da die Akteure das nicht h(lren kilmlen. A I .
i m Haus i st und d i e Kinder lötel, singt der Chor u . a . wiederholt d i e entsprechenden l 27 3 t1. der F.uripidcischcn Szcne. Ocr Chor weiß. daß er e i gentlich ei ngreifen müßte Wld denkt dnrüber na ch . Doch er weiß genauso, daß dies nicht s.:i n e A u fgabe isl. Seim: A u fga be sei es. zu vcrsuchen, das Unfaß b ar e zu verstehen, zu sprech en und zu Iröslen, Medea zu
Meden V erse
vera bscheuen und so
die
Korinther,
zu tun, als ob Illun ni chts hört wld nichIS sicht. Denn �eh) jeßlich v.issen ihre Kinder l öt.:n muß : Es se i bereits ihr N ame , der sie ;:ur Kinder
daß Medea
mörderin m acht ; der Chor betont dies g�gen Ende zweima l .
Bei Arpad Göntz
( 1 979) i s t
Mrs.
Made (Medea)
Ja50n.
ge bo rene D e a k . e i n e soeben v o n
Aufführung im Inneren i hrcs Schreibsekretär, ei n em B i edermei er
ihrem ::-'lann geschi ed.:ne Chem i k erin, währen" de r gan7.cn
Wohnzimmers
schrank unLi
zu seh en ·
mit
einer Silzgruppe, einem
weilcren M öheln o ffensichtlich ein H ausha lt der
gehobenen
Mittel schi cht. Kon
Telephon, und so wird sie anste l l e der d i rek t en K o n frontation in Eu ripi des ' 2. und ... . cpeisodion im 2. Akl mit ihrem eh em a l igen MaM telc phonieren; im I . hulle sie ei n en Brief von i h m gcler.cn. E i n dem antiken Vorbild nachem pfun dener Chor ist in einem solchen Szenario, erst recht innerhalb eines Hauses, natürli c h k aum vo rst e l l b a r, und d och hat er filr das Drama eine sogar zweifache Funktion erhalten: Ohne pertakt zur Außenwelt hai Mada Deak durch lIas
2&
Jan- W i l helm Deck
sönlichen Kon l akl zu den Aktenren spricht der Chor mil der Sl h","e '0ll Mrs. Jason sowohl zu Deginn als auch z.T. inner halh der heiden Akte. Für �ada J a son, die gan,. vercinzell auch auf die Worte des Chore s reagiert. isl es dnc Stimme. die wie e i n Traum, eine Erilmerung oder cin G�wi 55C:'" von allen Seiten auf die B ühne drillIlI lind sie und i hre Phantasie g.ewill beeinflußl . F ü r d e n Zuschauer ist a u f diese Weise d er antike Hinl� ..grund d e s in die Modeme versetzten
Schreckliche des Euripideischen Kindermordes schwebl von Anfang Sliick. Denn der Chor bei Göncz läßI wiede"'lolt W orte des Euripides aus d e s s en 'Medea' ertönen, etwa zu Deginn des 1 . Akles aus der I'r(llogs�ene d i e der Amllle über M ed e a s Leid (V. l ff. l. der Mcdea Uber ihren HaU auf ihre eigenen Kinder (V . I 1 3 f. ) oder schließlich BliCh des Chore s ( V . l 3 l f. ) . Und wenn Lier C h or hei Göncz zu Beginn des 2. Akles lIIil den Worlen des Huri p ideischen Chore s ullmittelbar vor dem dortigen K i ndermord über d as G lück von Kinderlos.:n na<.:hu.... ,kl (V. l OS I ff. ), 'wird die düstere Vorahnung, zumal angesichts cnt�prechender Worte von Mada J ason. um$O $tllrker. Überraschend jedoch isl dann das Ende: Mrs. Jason hat ihrem SolUl nichts angetan. Sie muß von der Polizei erfahren. daß er sich so eben mit ihrem Aulo zu Tode gefahren hat. :Wada Deak kann das niehl glauben. Er hatte doch n i dlt e i n m al einen Führers<.:hein! :III i l i h ren ungläubi gen Fragen ("But my son? . . . My son?''} s eh e i m die Tragödic beende!. Der Chor spricht zum Abschluß die bekannten tUnt' S tandard V erse der Euripideisch.:n ' M <.:dca' ( V . 1 4 I S ff. ) , mit deI' a u ch weitere Tragödien des E u rip i des enden . Trotz a l ler durch den Chor h�rgestclllcrl He�.üge zur a nt i ke n Tragödie, trolz einer Rah mung d es Dramas glei chsam dur ch die ersten und letzten W orte des Euri pides scheinl Göncz Schauspieles präsent; das
an droh end über dem
letzllich eine andere
Mcdca-GcsllIll
gewähl t zu haben,
eine moderne, Chem ie-k undige
Medea,
IrOlz ihres W i ssens um Gilie und trotz ihrer zunehmenden clltfremdung von ihrem Sohn, j a d i rekt Haß auf di esen. ihr eig.enes Kind verschont hat. Doch wolltc sie das wirklich? Göncz hai seiner M ed ea/M ada nach derl e i gentlich abschl ieUenden Euripidcisehcn Chorversen sm Ende noch einen Sarz gegeben, und der isl bezeichnend: .,1 sb ou ld hnve done it y�slerday". die
Der Vergleich mit den soeben vorgestel l ten Dramen
zeigt m.E.
auch hier
in der Tat, wie groß das Problem mit der Fassung des Euripides i st. Denn
wiederum haben alle betrachteten Dichter für den Chor eine andere Kon
zeption gewählt: entweder einen Chor, der gänzlich
(Kyrklund.
Göncz)
oder doch weitgehend außerhalb der Handlung steht (Sencca. I J.osidi us Geta, La Peruse, Glover) lind nichts (Seneca,
Glovcr),
zumindest ni chts
Konkretes (Gl over) von Medeas Rache weiß und solches höchstens ahnl
(La Peruse); oder aber einen C h or , der wie bei Euripides einbezogen ist,
mit Medea spricht und sich früher oder später entschieden gegen sie ste l l t
(Jeffers,
FolRame; Braun) bzw. ohne ihr Vertrauen bleibt, den Kontakt zu
ihr verliert
(Mendcs)
un d damit eben fal l s nichts Konkrete s weiß, bi s es fUr
eine Reaktion zu spät ist.
Es ist sehr in teressant zu sehen, wie vor allem Jeffers und Braun, aber
auch Fo/Rame j ewei l s
auf ihre
Weise bemüht gewesen sind. bei der B ear
beitung des Euripideischen Originals den ofrenk undigen Anstoß mit dessen
Chor zu umgehen und eine insgesamt plausible Lösung
zu
schaffen.
So hat
z.B. Jcffers auf Einwände der nachfolgenden Euripides-Forschung gl e i ch-
Mede"s Chor: f'uriphle s ' polilische Liisung
29
sam im Vorgriff reagiert27 Denn um die Solidarität mit der fremden und
von den Korintherri eigentlich abzulehnenden Medea plausibler zu betonen,
läßt er seinen Chor sich a uc h von �e1bsl gegen Kreons Ungt:rechligkt:i ten
stellen , Trot:/: al ler Sympath ien ist d i e Grundhaltung des Chores Medea ge
gen über zunächst di stanziert. Se i n Chor steht 3l1f d er Seite des Rechtes einc Verstärkung dieses schon be i Euripides ange legten El ements�8
hält b i s zur Offenbarung ihrer Pläne
zu
-
-
und
\1edea, weil ihr nachvollziehbar
Cnreeht geschah, nicht weil er sich wie bei Euri p i de s von Medea bereden läßt Cberdi es beweisen beide, Jefl'ers wie Braun, und zudem Mendes, daß
die schrittweise Entwicklung des Rachcplalles durchaus auch ohne die Ein beziehung des Chores m ögl i c h i st:29 fiei Mendes spri cht Medea h auptsäch
lich mit ihrer A mme und n u r e i nmal mit dem C hor über ihre Ruche. Ocr
Chor weiß darum zwar, was geschehen kann . Doch dad ur c h , duB Mcdca
zwcimal . selbst unm itte lbar noch vor dcm Kindcmlord, (echte) J loffnung auf Versöhn ung zcigt, hat die erk lärte Rache tUr den Chor auch zwcimal
und sol ange ihrt: IJedro h l i c h k e i t verl oren, b i s M edea wirk l ich hande l t und rur den Chor mehr als ein entsetzter Kommentar nicht möglich ist. B ei J e f
fers erfo l gen Medeas Drohungen zunächst noch verhüllt u nd d ann nur wie nebenbei ebenfalls im Gespräch mit der Anune, nicht aber auch vor dem Chor. Der ist j edesmal durch den Auftritt anderer abgelenkt und beachtet Medeas Raehewunsch folglich nicht oder l äßt sich wie alle täuschen , Als
er
schließlich weiß, was Medca vorhat und vor ihr mchcn will, schüchtC11 sic
ihn ein
-
wic die Medca bei fo/Rame - und verhindert so cine \Varnung.
Dei Dral.lll kü n d i gt M edea wie bei Euripi des zv... eimal offen ihrt: \1 orde a n , zunächst an J ason, Krt:on und Kreusa, dann an den Kindem . Doch eben fal l s anders a l s bei Euripides spr i cht s i e dabei nicht m i t dem C h or, sondcm n ur im Vertrauen mit ihrer Amme oder mit A i geus . Und 27
28
29
j edesmal
nimmt s i e
Vg1. z.n. das Zitat VOll Pau l se ll o . S. l l f. Völ l i g überzogeIl und ohne .i�dc" V�rständnh sowohl flir die ':\1.de,, ' d�s Euri pid.s und ihre I'robl�me wi� auch Jdr"rs' dadurch zu Recht lIIot iviel1e Eingriffe ist die Kritik VOll Fitts ( 1 94 6) an dem modernen Stück: ,,[ . . . ] hits l�id raid)' "iulcm hands upon his origi nal 1 . . . 1 has com� uu\ ,,;\h som�\hing dis\inc\ly l e ss than line [ ... J. The passion of Euripi des beeomes the C a lifominn vio len e e of "·1 r. Jef fors [ . . . ] Holl ywoodian. [ . . . ] He lacks insi ght and cOlllro1. [ . . . 1 He has c h o sen \() retel l one ur lh\.! grcaL slCJrics or OUT hcritage; hut lhc n:,sull would havc beeil as false if hc hau tn .. ,,"n\ed it all." (Zil iert nach dem Abdru,'k in d.r von I r " Sanderson, E. Zimmennann herausgegebenen ' :-'ledea' -Textsamm lung, B o ston 1 967. S . 3 2 l tl ) Vgl. z. D . Flory ( 1 978) S.69ff. Für Huripi dcs nicht üherzeugend i>t fo l g l i c h ein Rechlfcrtigung,wrsLlch. wie i h n van Hrp Taalman Kip ( 1 989 ) S.268f. gibt : E s sei "essentieel" , bereits in einem hühen Stadium Einblick i n JI.·lede a s P l anung zu erh.llen, da Emot i o n und Spannw\g ni cht dadurch �n\· ständen. daß sich der Zuschauer ",.eh J\'l edeas P l ä nen Iragen murl. s o nde rn d adurch, dull man d ie s e zunehmend präziser hört. Es sei beeind" uckender, wenn sie diese einer Gru pp e von Frauen \Von für Wort ins Ge5icht schl eudere als nUl' eine,' Skl avin. . .
30
Jan-W ilhelm B eck
um den zuhörenden Chor bZ\v. Aigeus zu auch Jason täuschen kaM ( zum Chor ,.Ihr, hörtet ihr ' s '! Wißt, es i st n i chts L . . . I" sowie "end wenn ihr dächtct, daß ich etwa! Versteckten Ansch l ag plane [ . . . ], ihr i rrtet [ . . . 1"; zu A igeus "lch sag. i ch dachte es, i ch will ' s nich t tun". Ähnliches versuch t Medea bei Fo/Rame). i hre P läne sofort wieder zurück,
täuschen, so wie sie druUl
IV Was nun Euripides und seinen Chor betritft, so geschieht es nur z.T.
zu
Recht, weM die Forschung auf die Konvention verweist. Gewiß hat nach antiker Dramentheorie der Chor verschwi egen Anvertrautes zu bewahren. 3o
Und gewi1.l war auch e i n Verrat des
Medea ihn
Chores direkt
gegenüber Jason,
als
im 4. Epcisodion überli sten \'iol ltc, auf der ß ühne so n i cht zu
crwru1cn. J 1 Wie jedoch bek anntlich z. B . mit dem ' I on ' eine weitere Tragö die ausgerechnet de s Euri pides beweist, i st es in EinzeW..i l len durchalls
möglich,
daß ein an ti ker Chor das Schweigegebot bricht
und
damit tätig in
die Handlung, in die fntrige eingreift.n Bei der ' Medea' kommt hinzu , daß dieser Chor in Wirklichkeit noch nicht e inmal durch ein Versprechen ganz gebunden war. Nicht beachtet nämlich wird, daß der Chor Sti l l sc hweigen lediglich auf Medeas F ordemng
zu
Anfang zugestanden hatte, als es noch
allein um Medeas Rache an Jason ging (V_2 S 9 ff./26 7 ) . Als Medea j edoch
dann vor dem Chor V.764fT. endgültig ihre Pläne vorträgt und nun vom Tod Kreons,
Glaukes (zum
zweiten Mal nach V . 3 64ff.) und sogar der Kin
der spricht, ist es nicht mehr der Chor, den sie um Schweigen b i ttet. Ob
zum Abschluß nur an die von ihren Plänen nichts verraten solle, als Frau und wenn s i e es gut m i t ihr meinc (V.822f. i..i';n; bi: W/bh' uo v €)wl (5ct50i') I§t'W II,I wohl
sie
zum Chor g espro ch en hatte, wendet sie sich
ihre Anune,
.;0
31
32
HoT. ars 200 il1e
regal �nrnm issa .
,
Die übliche, a u s der s onstigen Dramenpraxis zu erschließende R ege l d a ß d e r C h o r nur
allei n mit e i ner deI' P e rsonen spdch!, nicht abel' auch am Gespräch VOll '.wei Schauspi� lern tei lnimmt und sich dann auf dn chcr cntrücktes Kommenti eren z u beschränken hat. schli eßt ein unmittelb ares Einwirken auf die D ialoge Me d e n s mit Jason aus. Doch gib: es andererseits Fäl le, wo ein Chor durchaus aktiv w i r d (I. B . Abch)' lo� "Aganll:rnnun\ Euri . pi des ' Hc!cna' , · Herakliden ' ) . ' Ion' V . 666tf. - 695f.1752ff. V g l . zudem d e n Eingriff d e s Chores in d i e Intrige i n der · H elena'. taurisehen ' l p h i ge n i e ' und da?u Hose ( 1 990) S.29� : "Diese l n t "rwntion"n in einer Intrige haben eine Gemeinsamkeit: der Chor begünstigt mit ihnen stets die Schwa chen, auch welill er dafür ein Schwei gegebot brechen muß." Auch Medeas unmündige. unschu l d i ge K i n der härten s o l c h e s verd i e nt I
)vledeas Chor:
fLTCP rppul'd.:;
el�
31
Euripides' P(l1ilisch� I .iisung
bemrora/(; )'Im]
r'
crpv;)Y
S i ch in gleicher Weise eben
fal l s des Chores zu versichern , hat die Mcdea des Euri pi des nicht nötig, o b w ohl ihre Pläne für den Chor neu und von kaum zu ertragender Grau samkeit sind, obwo h l der Rachewunsch nunmehr w e i t das anfangs zuge stand ene
Ziel der Bestrafung Jasons
übertritlt und obwohl nun erstmals
ernstlich geplant und die tatsäch liche Umsetzung der Rache angekündigt
ist . Denn alles vorher vor den Frauen von Korinth Geäußerte w'aren bloße
Wünsche, unbestimm t es P lanen, das der Chor noch ohne weiteres hinneh
men konntc.J4 Erst j etzt V . 764ff., ers t mit der Zu flucht in Athen vor Augen,
wird es wirk l ich ernst !
Daß Medea so vertraulich mit dem C hor spricht, i s t
nicht nur verzeihlich,
es
bis
zu
di esem Punkt
i st für die Tragödi e insgesamt gew i ß sehr wichtig.
Denn das Verständnis, d�iS M edea als Ni chtgriechin, als kolchische Barba
rin selb s t bei denen ti n det , die als Gri echinnen und zudem Korintherinnen i hre Gegner sein müßten, läßt bestens crkennen, wie groß d i e Verletzung zu empfinden ist, dic sic durch J ason hat ertragen müssen. 35 Auch der seit fru
her befreundctc
Ai geus
i s t M edea gegen über gänzl ich positiv und voller
MitgetUhl . Die entsprechende Sy mpathie j etzt sogar des ihr fremden Cho
res steigert für den Zuschauer in gelungener W eise ihr Leid. Doch
so
wie
Aigeus von �edeas Mordplan nichts erfahrt, ja sie vol ler Vorsicht nicht
einnlal se l bst mitnehnlen will, genauso hätte auch der C hor m i t seiner Sympathie nur bi s zu diesem Punkt des Dramas au f M edeas Seite stehen
dürfen, wie es später in dcr Tat bci J eITers
und
FolRame der Fall ist. Euri
p i des ' Medea aber geht zu weit. Sic hätte den Chor nicht bis zuletzt als
Vertrauten ei n be zi ehen müssen. Sie hätte den Chor täuschen k önnen, wie
sie Jason (und sic h eine zeitlang selbst vol ler Hoffnung) täuscht, so wi e es später in der Tat bei B raun (Mendcs) ist. Denn was dann geschieht, M edeas
Rache, ist 33
derart
erschreckend, daß sie
>;
�cnsch l i c h keit ver l i ert. E i n e
von Harder ( 1 993) S.376, nichL gt:nü er nur mir Blick auf das 1. Epei sodion Verfahren" spricht, . .den Chor so zu bi.u.!c", daß er [ . - - 1
Falsch vel'standen u n d a u f d e n C h o r bezogen z . B .
gend
beachtet auch von
Hos�
( 1 990) S.302.
von einem "wohldurchdachtcn
J·l
jede
wenn
ni chl� verrär" , zunkhst korrekt wm 1 . bpcisodion auch Amott (J 982) S.37 "the con" cnti onal oath of s i l e n c e would be rea listi c a l ly i m pl a u s ible if the chorus at thc time of sweuring knew pro eisely the ma gni tude of [he intended crimes [ .. -1 misleads her chorus by a subtly misle.· ding lonnul alion 01' lcrms IV . 25\1ff. J, and liuripidcs cxploits the convcIlcion c l e veri)' withour breaking il"', Hose ( 1 990, si ehe o. Anm. ( 7) .,angesichts d�r vag�T1 I'lä"c". ,,1 I Ur vage angedeutet", doch ohne Beachtung der sp at eren Verse 764lT. Etwas andc'Ts akzCllluiert dagegen z.n. Hose ( 1 99 1 ) S.83, daß die C hor l i e d e r dazu beitra· gen, "dem Z u schauer die figur ,leT Mcd�a und dic MOti ve. die sie 1.U i hrem grauell\'ol len H andeln treiben. plausibel zu machen". Vgl. zudem Ohl ander ( 1 989) S.73 ,.On ly a churus strongly feeling [hst lIlIe des i s j ustitied. i s championing rhe rights o f women scomed as a sort o f vanguanl warri or o f her scx . ....oulrl he incl i ned to agree with her". So
J an· Wilhelm
Beck
Medea, die um ihrer Rache willen sogar ihre Kinder tötet, ist ni cht zu ertra
gen . Das ist
ni c ht
mehr die Medea, die zunächst noch unruhig
e i ne
Zuflucht
brauchte. E ine Medea wie diese, die i hre K in der tötet, i s t mensch l i cher Sphäre entzogen, wi e der überrasch ende Schl uß mi t dem göU lichen Dra ch e nw ag en auch äußerlich dem onstriert. Und das kann auch nicht mehr die Me de a sein, deren Leid die Sympathien al l er, au ch des Chores, an
s ich
zog.
Warum der Chor nicht ei n gre i ft und wenigstens vers ucht zu warnen wie bei J effers und Fo/Rame - und sei es ungehört in einem Lied wie bei La I'eruse -, warum der Ch or n i cht viel stärker klagt, sich ni cht deutl ich d i stam:iert und bis zuletzt mit seinem Schweigen auf Med ea s Seite bleibt/6 ist unver
ständlich und keineswegs al l ein mit dem Verweis auf die Konventionen des antiken Dramas zu e rk l ä ren . Solche Konventi onen hat es zweifellos gege
geb unde n sein. Die Frage ist jedoch, in eine so l che S ituat i on g e dramaturgisch olme j ede Not. Eine Amme ist
ben und ein Chor mag dadurch auch
warum Euripides den Chor in diesem Stück bracht hat, ohne Zwang und
ja
da, der Medea alles, selbst das Schlimmste hätte anvertrauen können . wie
sie nach der Verkündung ihrer Rachepläne dann auch se lbst
i; .Tuvra rap br, (loi Tll Jrumi. XJXuf.ldJa) !
bezeugt (V.82 1
Daß der Chor aus korinth i schen Frauen gleichsam in die Ro l l e der Am
me geschlüpft ist und sel bst nach V . 764ff. treu zu Medea hält, ist im übri
gen noch n i c ht einmal das einzige Problem . Darüber hinaus hat Euripi des
i n der ' M edea' e i n en Chor geschaffen, der bei der Ermordung der Kinder
erschrecken d passiv ;!uzuhören scheint: Wie
der Chor ohne jeden Z weifel
weiß, haI
sich Medea V. 1 2S0
zum
Kindennord in. Haus
zuruckgewgen. Euripides läßt die KorintheriJmen ein weiteres Standlied vortragea . Die Frauen
rufen d i e Erde und
H e l i o s an:
sic
sol lten vor dcr furchtbarca
rat die
Wls e l i ge Frau
ansehen und
auJhal l ca. eine von Racheg�isl�TJI getriebene Erinnye. Eine ernsthafte Bill� an d i e Göller aber ist d ies Dicbt. Der Chor hat kei nen Zweifel daran. was geschehea \\ird. Seiae zweite St r oph e reflektiert über d i e Vergeblichkeit \'on Med ea s Geburt Wld ihre fahrt aus Kolchis, über den
Grund für ihren Zorn uad schlimmea Monl und die gölllich� Vergeltuag für die TÖltmg von Verwandten. D e r Chor singt dies j edoch nur für sich: es ist kein Versuch. mit Medea Kontakt aufzunehmen, sie vom Kiadcnnord abzuschrecken bzw. ihr argumcataliv abzuraten.
nach der Aig.: us·Szene "The d.:ci s i v t: change i n Lhe dru 01' the Chorus" sieht, so gill dies tatsächlich n u r für erste· res. Auch das Chorlied \'.824ff. ist nieht korrekt beschrieben ( .. 1 . . . 1 begins t o withdraw its a l l egiance frolll M�dca"). I)�r Chor bedenkt ledigl i c h die (' o l gen der Tal für Medea lind bittet sie. um i hre r selbst wil len darauf zu \'erzichten. Er gre i tl sie j edoch nicht an und sagt s i ch n i cht von ihr los. weder i m 3. noch im 4. Sta simon. \Jad längst, nicht erst V . I 250 f.. hille der Chor di e (Jüller 11m H i l fc rur d i e Opfer billcn miisscn und darum. Me· dea aufzuhalten. Tretlender ist die F onnulieruag von M ost ( 1 999) S.20. wene er dem C h or in seinem 3. Lied el'Stmals "an emotional distance from her which wi l l increase throughout lhc re'l o f Ihe p l ay " beschdnigl.
:;6 Wenn Conacher ( 1 967) S. 1 9 1 f.
matie action aad in the attitude
M�deas Ch"r: Euripidcs'
33
pol i l i sche UI�Wlg
Da sind aus dem Inneren des Hauses Schreie z u hören (nnch V, 1 270, 1 27 1 f. ) , d i e Schreie Kinder, die auch der Chor deut l i ehst wahrn i m m t (V.1 273 ). Die Frauen zögern und wissen nicht, was sie tun sollen - ins Haus geh en " Den Mord abwehren? So schei nt es ri c ht ig ( V . 1 2 7 S f.l. D i es hören die Kinder im Haus und drängen zur Eile (V. 1 277f.). Eine Ant",,"Ort an d i e Kinder h"l der Chor nicht. Jetzt erstmals - unmittel bar vor der vollzogenen Tat ( V . 1 279f KTE�ET;; im Futur) - ve,.....ü nschl er Mcdca als Fels oder Stein, wenn sie i hre eigenen Kinder IÖI�n wi l l. Und er s i ngt zum Vergleich rur ihre Tat von einem mythiffhen Exempel, \'on 1no, die im gotlge sandlen Wahnsinn ehen fa l l s i hre K inder umgebracht hat . der
.
•.•
J1oi," nai,iJ Xo",I;' l/ai," n'li,11
Xopric;
I fuc)On' l ( O,'IHT/ 1',i/,. '0' in." ijbl/ ;' ru/tCV dPKI1Wl' �i\9(}l';' rtii.llll· ·. ,h, Ii/) ' ,/o{)1I :rlrpo; lj uilia •
1 ::! 70a 1 2 73 1 2 74
1271
1 272 1 275
•
po;. ÜT.C; T/'h" 'W "
01' frchT; lipom" PI poipq, KrEvEi;.
1 2 80
lI..orti1.l
(Text nach van Looy 1 992)
Wieder beweist der Vergleich mit den anderen Dramen - speziell den
Euripidcs-Dcarbeitungen von Robinson Jeffers ( 1 946) und ;vtattias Braun ( 1 959) -, wie unbe rri edigend die attische Original vers ion ist:
reagieren die Frauen des Chores nicht, a l s Medea mit den Kindern ins Haus zur Flucht aufgefordert. hallen versucht sie zu dies abgelehnt und zunächst auf i hrer Itache be standen. Dann aber ist sie weich geworden, als sie auf ihre Kinder blickte. Nie solle ihnen �t was geschehen. Sie habe ein Schwert im l Iaus, um sie zu schÜtzen. Selbst als Medea den einen Sohn den Frauen zeigt� und auf die Ähnlichkeit mil Jason hinweist (" Would you say Ihal this childl Has Jason's eyes? [ ... JI As long a s they live I shall be mixed with him."), schien d er nach "';e vor erschrockene Chor nicht recht, nur mit Vcr�.ögcrung ?.u be grei fen. Es ist d i e Am me. die zur Tür läuft und dagegen hämmert (.No! I\ o ! No . . . ;'). Der Chor merkt noch immer nichls, bricht ab und schweigt ( .. What has happened?! That crOWll of horrors . . . "), bis das S�hreien der Kinder zu hören isl ("MOL her Ai- !"). Erst j el'.l reagiert auch der Chor; a l l e rufcn durcheinander l ..Medea, no ll Prevent he r ! S a ve them li Open the d o o r. " ). Da bereits die Amme vcrgelJlich v ers uc ht han e, ins Haus zu kommen. da a l l e deutlich gehört hanen, wie Medea d en eis;:m�n R i ege l vorschob, i SI körperl i ches Handeln des Chores �.wecklos. Ein K i n d schreit erneut (.,You 've hurt hirn ! The blood. The blood. Oh, MOIher!"). Eine der Frauen versucht Medea ahzulenken ( •.A god is here, Meden, he calls to you, he forbids YOll . . . "). Eine andere hai sich ubgew•.'ndcl und hält sich resigniert die Oh rcn 7.u. Und wicder schreit e i n Kind. Schl ießlich verkündet die Amme das Ende aller l Iotlhung u n d den Vollzug der Tat. Dei Je"ers
und sich einschließt. Sie hallen M edea beruhigen (,,1$ it nOI cnough?"). Medea h al te g�ht
.1'
Segal ( 1 997) S, I 72 ste l l t sprachliche lleztlge zwischen von "cire ularilY and staliei t)''' bc",irken und
e i n Gefiih l
streichen.
V. 1 26 1 -70 und 1 279ff. fest, d i e die
I nakti vität des Chores Wller
3 ,1
Jan-V,' i 1 helm Als os bd Braun
Oeck
zum KinderlUord kOlUmt, a hn l der n unm ehr zu arglnsc. z u vom gräßlichen Tod des K roon uml der Kreusa, hat er sich v on Medea ei n weiteres M a l bereden lassen, Und tl'Otz einer gewis se" Angst (,.äng,� tl ich und zaudernd" ) l äßt er Mede .. voll Mitgdlihl geheIl, als sic ins Haus 7U ihren Kindern wi ll. Einige Frauen beg leiten sie sogar noch bis zum Rande der Biihne. Vom Mord selbst ist anders als bd Euripic.le. nichts zu hören. Schreie der Kinder. Hilferufe gibt es nicht. l-is ist die Amme. die mit einem blut i gen Tuch kommt lind die zwc ite schreckl i che Nach richt bringt. Oie Frauen. die Mcdea bis zum Bühnenrand ge le i t e t hatten, schreicn aur. Andere frauen des Cho\'es erhebcn Anklage ("Aurschrien d a die frauen von Korinth.! D el1n arglos. getriitJlcn B l i c ks hatten sie! Die Auswirkungen Jer Güte ","wartet.! I hnen " 0. . d i e Füße gewor fen wurde.! Ein b l u ti ger Lappen, Sie wareIL' Nicht unschuldig." ). Doch wirk l iche Schuld hat d i eser Chor nicht, d" er erSI nach dcr vo l lzuge"e" Tat vom MOI'd erfahrt un d vorher vö llig ahnungs l o s ist - anders eben als der Chor d�s Euripi dcs (\'gl . bc,,,ndc,, V . 976f. '>1" > iL�ibf; OI)/(in JWI ;raibwl' '(Ja;'/ mj":fTJ . " , V , 1 2 7 1 ft'. iJ.KO(lfI� ßOo. v . . . ). Gewiß hülle Brauns Chor wi � sen körmen. wissen müs�en, WaS \4cJea vorhat. Aber s c h li eß l ic h hat sich auch Jason von Me· dea täuschen lassen, D"Jj s i e so weit gehen wiirde, hat ihr e b e n k e i ner zugetraut . schließlich
gutmütige Chor davon cbenfal l ; nichB. Trotz d e r Nachricht
Eine Entsprechung zur nun
betrachteten Einze lszene enthalten die restli auf die von Me nd es und Kyrklund
chen oben ang e führtc n Dramcn bis
nicht. B e i Mendes versuchen die sch l i e ß lich wie die Amme überrumpelten
Frauen, Medea no ch im letzten M om ent auEmhalten . Sie eri n n ern sie an die s c hönen Spie l e mit den K indem, an die ersten Schreie der Keugcborcnen
lind
bitten
um einen B l itz aus d em Himmel. Die alten Frauen fUh l en sich
machtl os wie in einem b ö sen Traum und rufen nach den GÖllem. Die j un
gcn Frauen rufen nach Me n s ch en ; die Mädchen rufen um H i l fe ("Dieux !",
"l lommes ! ", "Tous ! venez!"), w ie man cs bei Euripides venn i ss e n muß. Die al ten w iln s e h en , die Mauern stürzten cin, als plötzlich Sti l l e e int ri tt . Bei Ky rklu n d reagiert d er Chor mit
eincm
langen k l agenden Lied vo l l e r
Abscheu u n d Verzweiflung und s i n gt wi ederholt dieselben Verse wie der
Chor b e i Euripide s . A nde rs als bei di esem aber hat Kyrkillnds C h or eben falls wiederholt u n d explizit seine RoHe außerhalb der Han d l u ng , der Fikti
o n d er Tragödie klargcsteHt pides
-
-
v i e l leicht sogar e i n e implizite Kritik a n Euri
und seine Kcnntn is von dem Mord nicht durch e i n vertrauliches G e
spräch, sondern eben w ei l er außerha l b der Handlung steht und so ganz ei n fa c h weiß, was geschehen m u ß . Lediglich zu verweisen ist auf das Stilck
von FolRanJe, in dem Euripide s ' Schreie der Ki n de r in Med eas eigener Phant as ie vorwcggenommen sind.
Ergänzend auszuwerten j e d och sind nun zwei w ei tere moderne
Übertra
gun g cn . Denn selbst Countee Cullen ( 1 935) und B re n dan Kennelly ( 1 99 1 )
haben i n i hren a n s on sten bezüglich des Handlungsablaufcs wci testgehend
originalgetreueIl Euripides-V crsioncll eingegriffen:
an
gcrade dieser Stel l e ganz leicht
Medeas Chor: Eu ri pi d e s ' pol i t i sch e Lösung
35
Bei Cullea fehlt e ine Enlspr�chung fü r V. 1 275- 1 27 8 des F.U1;pid�isehell Chure� und damit dessen t:nentschloS5enheit. Ohne Komm entar des aus nurmehr zwei Frauen bestehenden Cho r�s iSI ein kurzer [)ialug d�r Kinder zu hören ([ 1 . 1 ..Mother, Illother, it hurts me so, JOur hand about my neck:' - [2., laughing) "What are yuu �uch a baby for1 Mothcr won'l huri uso Ah'''). dann ein lauter Kinderschrei un d a long silellce. Erst jelzi und damil deutlich nach dem Murd reagieren die beiden Chorfrauen - AI Medeu ·.. ur",r - mit Kritik an einer sol chen Mutter ( .. What horror clouds the air'! What ghasily cry. 1 l is Ihe moaning ur Ihe ehildren wbu die! Du you c a l l yoursc\f a woman. Med.,a? Are you a mo ther?" - "You are neither a woman nor a llIuthcr [ . . . 1"). A uch bei Kennelly sind Schreie dcr Kinder zu hiiren. doch der Rcgicanwei sung nach h l e i bt es b ei bloßen Schreien ( The " hildren (Ire heard will/in). Auf einen Itnged euteten D hl l o g m i t deli Kindern und e i n unschlüssiges Zögern d e s C h o res ist hier eb enfa l ls verzichtet. I I i l terufe und eine direkte Wendung an den C h or wie bei huri p i des g ibt es wi e zuvor bei Mendes, Cullen und Braun nicht und dllmit wiederum nicht dieselbe unmittelbare :-Iotwendigkeil einzugrei fen. Kenel lys C ho r kann folglich passiv bleiben und sich auts Kommentieren beschränken ( The cries. The cries. Lis[cn to the eries. ") .
Auch •.
Der 8 e fund aus der produkti ven Euripides-Rezeption spri c ht ein weite
res
Mal
schon für sich al lein genug
-
durch die A bweichungen der immer
h in fünf praktisch-real istisch d enkenden Dramatiker wird das Pro blem in ihrem Au sgangstext deutlichst unterstrichen. B e züglich der Euripideischen
Szene gibt sich rue Forschung dagege n auch hier - von vereinzelten, scharf JR kritisierenden Aus nahmen abgesehen - in der Regel mit einem l linweis
auf Konventionen im Theater der Antike zufrieden, wie man sie seit
Aischylos nachzuweisen sueht.19 Zusätzlich verm utet ein Tei l der For�8
Vgl . 1. . 8 . Hcltnrcich ( 1 905) S . 6 1 . H i er ist der Dich[er de n dramarurgischen Schwierig keiten, welche di e eigenanige Rol l e des Chors i hm stellle, nuch nicht gerechi geworden. ( ... J ist es ihm ni cht gelungen. die ) . . . J Gebundenheit des Chors an die Orchestra ) . . . ) mit plausi blen Gründen inn erl ich zu motivieren. Für unser G e fOhl bleibt hier ein bedauerli cher Zwiespll l t . .. . KiUu (3 1 96 1 ) S. 1 9 lf I'i fteen wamen o r Corinth sland hy daing nOlhing while Medea murders her children indoors - or rather tbey stand by deliberating ) . . . ) . In meet i ng this i m llrobab i l ity nothing i s gai n ed by saying that the Chorus W'3S a b ody of Ide al Speclators and thai a Grcck audicnce would not CKpect Ihem [0 intcrfcrc. They havc in fa c t always laken part in tbe ac t ion when circumstances s uggested it. ( ... ) �oreover. Euri p i des himself feel s that they shoul d na[ucally i nterfere now. for i f no th ought of dIe pos sible intervention [ . . . J could havc ariscn in the mind of tbc audience. why docs hc go OUI o f his way to suggest that thougbt?". Ell i ot t ( \ 9 69 ) S.98 ,oE. seems to make the unrealism u f thc Chorus' s inaetivi!)' evcn worsc than it n e ed be by making the boy overh ear what i s going o n uutside" , Lesky (3 1 972) S . 3 0 9 "Fasl peinlich wirkt dann [ . . . J d a s Ino-Para digma". Amott ( I 982) S . 3 7 "tbc difficulty is causcd by thc enormity of the planned cri mes", van Erp Taalman Kip ( 1 989) S.279 "Het 'onwaarschijnlijkheidsgehahe' is betrek kelijk hoog", S egal ( 1 997) S. 1 70ff. ,.mo st powcrful climax of vio l ence by boving the child 's cry break into [ . . . 1 a regular choral ude [ . . . 1 difficult for Ihc mud�'Tn s(..'t)sc of veri silllil itude [ . . . J the passive handwringing of 1 279-81 is h ard ly the appropriate response after the chi l drcn have callcd for hclp and particul arly aftcr thc chorus has al rcady 'decided ' [ . . . J'\ Mastronarde ( 1 998) S . 7 7 Arun . 3 4 "molto improvisa c nun vienc giusti ficalaiol• So l . B . van Hrp Taalmann Kip ( 1 989) S.2 79f. Hel koor kan helclllaal niet inlerv e n ieren I . . . J de conventie belctte [ ... ) en het publiek I . . . ) verwachtte dat ol1k niet". H usc ( 1 990) ,
.
39
•
••
3(,
Jall- W i lhelm
Heck
schung, Euripidcs' Chor sei bci den l l i l ferufcn der K i nder auf die Bühnc
gcl aufcn und habe vergeblich versucht, die von Medea in wei ser Voraus si cht versch lossene TUre z u ()ffn en - etwa Ilir Hose und Paulsen die einzig
denkbare U;sung. 40 \1an unterstellt einen solchen Reuungsverslich dem
vollen Zahl41 od er nur zu einem Tei l mit V . 1 2 79 f. , der Rest die Verse 1 2 82ff. ges u ng e n hätte.12 Während andere - und d i es zu Recht - für eine derart tätige Aktion im Text begleitende Hi nwe ise
Chor entweder in seiner worau f
vermi s sen,43 s eh e n einige
Interpreten in den ersten Versen Jasons ei n S ignal Orchestra verlassen haben könnte (V . 1 2 93 ,/J vaiA:e�, ar 'ifof, ' eY-r'I� eOTa,c ort,tl; statt einer übli 41 chen, zu erwartenden einfachen Anrede als [korinthische) Frauen). Noch damr, daß der Chor den gewohnten Platz in der
S.258if. in seinem K apitel 'Das N i ehl-Inszenierbare' (der Ch or a l s Teil einer "aku �ti schen IlIszeni erWlg") mit einer t:llterscheidllllg von drei Typen: I . der Chor auf der Sei l.e de� Oprcrs (Ai schy l os 'Agamemnon", Huripides ' Herak k s ' ) , 2 . aur der Seile des
Täters, womit die NOlwendigkeit zur Hilfelei stung entfällt (Aischylos 'Choephoren' , So phokles 'Elektra ' , curipides ' Il I eklra ' , ' I l ecuba ', ' Orest ' , ' Cyclops') und 3. der ' l l ippo l y tos' mit Phacdras S c l h�lmord als Sonderform. Pöhlmann ( 1 995) S.67f. mit einer noch
feineren Ditlerenzierung in sogar si e b en Typen von dramatischer Konvenlion, die ein Oetreten der Dühne durch den Chor verhindern. Vgl. ferner die B eiträge von Amon ( 1 982), HamillOn ( 1 987) s owi e Musur i l l o ( 1 966. u. Anm. 4 1 ), S egal ( 1 997 ) S . 1 70ff. . ,has
to be aeeepted as
thc dramatic
eonv"'II t ion�,
E aslerling
( 1 997) 5.165 zu 'Agamemnon'
und 'Medea ' , 'Hippolylo ' : ,.scenes [ . . . ) a11 of thern poinledly referring 10 eslabli shed s thealrieal convention and tbus remindin8 tbe spectators that they are watehing a play", :'>1astronarde ( 1 998) 5.77 .,L ' impolcllza I . . . ) IIel l ' impossibi l ilä cOllwllzional c " . Nach Ba 4
0
4!
.1 ).
4
)
H
con ( 1 9 94/95) S . 6ff. i s t der Chor - ohne Bezug allf die 'Medea ' stall b l oß er "artiticial a n i st i c con\'ention'·.
schauer ,,sodal reality"
-
flir den anliken Zu-
Hose (1990) S.260 "In dieser Situation isl cs um einer plausiblen H andlungsCührung wi l l e n nöt i g , d e n Chor etwas unternehmen zu lassen". Paulsen ( 1 998) S . 8 3 f. "Weniger an stößig isl 1 . . . 1 eine auf den ersten B l i c k i rri ti e ren de Szene [ . . . 1. Eis gibt nur eine mögliche Lösung, die wir aber mange l s Regieanweisungcn nichl im Tcxl findcn: Die Choreutcn n e b b s z�U��;i��:lti 9::� � . �f���s;�[�:I� ��: ����::I������ ��" the gates of Jason's
�:S:�l
hOllse when Ihcy hcar I hc chi ldrcn sercum , on ly 1 0 lind the gale, boltcd [ . . . 1 . The Chorus' song. as t he y sl and helplessly olllside, may provoke a smile trom modem a u d i en ces. bUI \liaS sure I}' accepted by G reek stage- convention. "; "gI. ferner Gredley ( 1 987), Hose
( 1 990), Paulscn ( 1 998). So z.B. Murray
( 957) S . 1 36f.
So 7..B. Kaimio ( 1 970)
S . 1 1 4 Anm. 1 "the use of a deliberath'e question does not speak tor
violent act ion", van Erp halman Kip ( 1 989) 8 . 2 8 0 ,.Iijkt tnc l.cer onwaarschij n l ij k " . H ar· der ( 1 99 3 ) S . 3 9 S Anm.325 "Der V er s u ch [ . . . J und dann unverrichteter Dinge auf der Bühne zu bleiben, mUßte sich m.E. aber irgendwie im Texl ni ederschlagen . " Vgl. ferner -
ohne speziellen Bezug zur ' Medea' - T aplin ( 1 97 7 ) S . 1 29 ,,!he Greek tragedians signal Ied all their signi fi c ant stoge directions in lhe words". An ein Verharren d es Chores an seinem P l atz in der Orchestra glauben überdies z.O. auch Lesky (31 972) S . 3 09, ArnOI! ( 1 982) S . 3 9 , v a n Lo"y ( 1 992) a d l oc.
So z.B. Ammendola
( 1 95 1 ) ad loe., Gredl ey ( 1 987) S.39, Hose ( 1 990) S.26 1 Anm. 1 9. V g l . im ilbrigen bereits die Übersetzung von v. Wilamowitz (3 1 9 1 0) "Ihr Frauen dort, ihr stehl d.r
TÜTe nah".
M o dcas Chor:
Euripides' politische Lösung
37
ein weiteres Argument damr glaubt Hose daraus z u gewinnen, daß der Dichter seinen Chor aueh bislang als "gutmütig" gezeichnet habe. Ein fei ges Nichtstun nun an di eser Stel le wäre fii r ihn ein Kontrast, ohn e Sinn und Funktion flir das Stück.45 1' i cht beachtet wird bei alledem jedoch, daß die Situation in den beiden übl i cherweise zusammen mit der 'Medea' genannten griechischen Dramen nicht wirklich verglei chbar und die Darste l l ung des Euripides folgl ich da durch auch nicht zu entschuldigen ist: Im ' A gamemnon ' des A i s eh y lo s - tUr manehe sogar das direkte Vorbil dt6 - hört der Chor V. 1 34 3ff zwar eben falls während der Tat die hinterszenischen Schreie des Opfers . Doeh der nun über ein eigenes Einschreiten diskutierende Chor i st - anders als in der 'Medea' - mit dem Mordszenario überraschend Lind ohne Vorwissen kon frontiert. Da jeder Choreut zunächst einzeln zu Wort kommt und sich fii r eine H i l fe ausspricht, wird in 26 Versen insgesamt so lange erwogen, bis die Tür des Hauses bereits autgeht und die Leiehe sichtbar wird - wiederum anders a l s in der 'Medea ' . So hat der rasche Vol lzug der Tat den zuvor ah nungslosen Chor bei Aischylos vor einem eigenen Eingriff bewahrt. Im 'Hippolytos ' des Euripidcs weiß der C hor von Phaedras Liebe und ihrer Selbstmordabsieh t; sie hatte sich ihm V . 39 1 tl: otlcnbart. Er halte ihr V. 7 1 1 ff. sein Sti llschweigen unter Eid zugesagt und m uß, wenn auc h un gern, ihren Tod hinnehmen (vgl. V . 724, 764 ft'. ). S o erwägt er auch nicht ernsthaft (vg l . besonders V. 784 Ti 0 '; (lli .'fUPCIOI .'pli(1.'WI.O/ I'I;:I! I'Iw .. ), was er tun sol l , a l s die Amme aus dem Haus um Hilfe run (V.776). Im Unter schied zur ' M edea' handelt es sich eben um einen Selbstmord in aus\\'eglo ser Lage, nicht um die Tötung anderer. Denn daß Phaedra zugleich mit ih rem Tod an Hippolytos Rache nehmen wird, ahnt der Chor nicht. Phaedras letzte Wort e V.72 8 ff. waren hier:l;u nicht klar genug; von Phaedras B r i ef ist er genauso überrascht wie Theseus und bekonunt erst j etzt eine sch l i mme Ahnung (V. 866ff.). So ist diese Tragödie von Hose korrekt als ein eigener Typ klassitiziert.47 llinzu kommt, daß der Chor wie beim 'Agamemnon' so ·15
4
6
·17
Ho:se ( ] 990) S.2fiOf .,Was nun szenisch geschieht, ist unsicher. [ . . . ) Ein� F.nlschcidung i n dieser frage ist zugleich eine Entscheidung über d i e Rolle und den C h arakt er des Ch()res, den Eul'ipides für die 'Medea' k()nzipien hat . B lci b��1 die Frauen \'On Korinth gänzlich unLiitig, sn ist i hr Verhalten in der Tat kHiglich. Aber isL das sinnvol l') Euripides würde damit den Chor, den er von dc'T l'arodos an als gutmütig gekelUlzeichnet hatte. kurz vOr
dem Ende des Stückes mit dem Stigma / ,h'aYKaia, wie sie Aristotcks Ladelt. Segal ( 1 997 ) S. 1 73. Siehe 0 . i\nm.3\1. Ebenfalls niellt mit der 'Medea' vergl .i�hb"r iSl die Si tuation im 'He rakIes' : Auch wenn die Grci.c des Chores ohne Zweifel auf der S e i te der bedrohten l'a-
38
J an · Wilhelm
Beck
l ange überlegt, bis dcr Tod eingetreten ist, so daß ebenfal l s korrekt beide Stücke, ' Hippol)1 0 S' und ' Agamemnon ' von Pöhlmann zu einem gemein samen, von der ' M edea ' verschiedenen ersten Typ zusammcngcfaßt sind.48 Dam it aber ist die von Euripides rur scinc ' M edea ' ausgewählte Lösung ohne echte Parallele. Delill tUr dicses Stück tri m in Wirkl ichkeit auch Pöh hnanns zweiter Typ nicht zu : Es ist gerade nicht so, d a ß den Frauen die Entscheidung durch den A u ft r i t t eines anderen abgenommen wäre. Da der Chor noch 1 1 Verse fii r ein mythisches Excmpel Zeit hat, ehe Jason auf die B ühne ei l t (V . l 282- 1 292; zuvor 128 1 KrE I'eie; im Futur!), hat er schon von se l b s t darauf verzi chtet cin7.ugre i fen oder lautstark Unterstützung zu ver langen. N i cht n u r die A lternativen, wie sie die modernen Stücke eines Mendes, JefTers, Braun , Cu llen oder Kennelly bieten, auch die Vielzahl d er von der Forschung sogar typisierten Mögl ichkei ten, die die Bühnenkonvention für cinc solche Situation bereit hält, macht folglich mehr als deutlich, daß Eu ripides seine diskutierte Einzclszcnc so nicht hätte schreiben mü ss en War um näm l ich läßt er seinen Chor nicht in der Tat so l ange überlegen, bis ihm die E n t s c h e idu ng wie im 'Agamemnoll ' oder ' Hippolytos' abgenommcn ist? W arum ruft der Chor nicht selbst um Hilfe, als er vor vcrschl ossener -
-
,
,
.
Türe steht?
Beschränkt n ur auf d en heute noch erhaltenen Text,
w i rd
man leider
n ie m a l s wissen können, wie Euripides seinc Aufführung der ' Medea' 43 1
v. Chr. s e l bs t inszeni ert hat, d.h. ob er scincn Chor tatsächl i ch während des l et?ten Stasimons - auf die Tür zulaufen und V . 1 2 7 5 f. fragend, zwei fel n d. zögerlich oder entschiedcn sprechen l i e ß . Tatsache bleibt l e dig li ch daß im Text von echter, intensiver Rettungsl eistung kaum etwas zu lescn i st. So ist es ge n aus o g u t vorstel lbar, daß sich der Chor mit V. l 27 5 zwar etwas bewegt hat und vielleicht näher an das Haus herangezogen ist, daß er dann j ed och untätig, ohne jcden H i l fsversueh verharrte, was die Worte Jasons für das Pub l i kum gleichsam wie ein ahnungsvoller Vorwurf noch unterstrichcn hätten ein Chor, der dem Hause nahcstcht und doch nicht eingegriffen hat ! 49 -
.
-
sie nicht einzugreifen. da sie dic Tat als gOllgewo l l t begreifen muß· e :;�hly:��y�y� I�:����9���j-�.�2:;e�� d����a��i�n�.;I�� ��ce����·: !:ö����� tur ihn \�e die ' Hekabe' und Ai schylos' ·Perser' zlIm zweiten Typ, b�i dem das UnerWBy·tete [rscheinen eines Schauspi e l ers (Jason) einem tätigen Eingriff des Chores zuvorkommt ("Die Intemi on des Chors, das Bühnenhaus zu b�trl:t,m. läuft [ 1 wegen eines überraschenden Auf· tri tt. ins Leere"; ähnlich Typ 3 ..Aullrill des Opfers" ['Aias', 'Andromache', ' l lekabe']). A u c h iiberlragcn kann das 'Nahestehen' hier gemeint sei n , so wie d e r Chor ja in der Tat milie sind, bra uchen
48
.19
...
erkennbar auf Medcas
Seite sIcht.
,Vledeas Chor : Euripides' polit isch�
Lösung
39
Denn was d i e angebl ich s o n st s o sympathische Guunütigkeit des Chores
betrifft,
so
ist hi er doch eher die umgekehrte F rage zu stellen: Warum sollte
di eser Chor, d er bislang nicht erkennbar tUr die armen Opfer eingetreten
j etzt einschreiten und versuchen, einen Mord zu unter
war, ausgerechnet
binden, dessen Planung er schon längst und ohne großen Wi derspruch hin
genommen hatte ? Es i st e i n Chor, der VOll Beginn an passiv bl e i bt u nd
nicht zum Sch utz der Schwachen eintritt. 5v Es ist ein C hor, d er sich von
cincr frcmdcn Frau, einer Zau berin und Barbarin, ohne weiteres besch wat ihren Worten rege lrecht verfällt5 1 (vgl. hi erz u den aueh in der
zen läßt un d
Forsch ung entsprechend hervorgehobenen Anfang des 1 . Stasimons : M edca als Vorkämpferin weiblicher Rechte ; die D etonung der jctzt ftir das wei b l i c h e Geschlecht kommenden Ehre a l s expl izite B i l l i g ung von Medeas Ra chewunsch - und dies in unmittel barem Ansch l uß an Medeas
l etzte
Äuße
rung VA09 : Frauen als IWK(Ül' "TflVTW lI Tb:TOl'C"r;; (J()rp(OTl1Tat) 1 Es ist
ein
Chor, der wissentlich zwei M orde zuläßt und Medea V. 1 2 36ff. ebenfalls
wissentlich und \-viderspnlchs l os in i hre
l'zjV o..:;rf(m:;
beiden n ächste n
Morde gehen läßt
O1.kiTi . . . I OIiKlTI . . . ).52 Führt man das reale Be i sp i e l vom Eingang d i e s es Beitrages weiter. so wäre ein vergleich (vgL das 4. Stasimon
barer Talbestand nach deutschem Recht eindeutig:
Für
bis Zllm Einsetze n der tatsächlichen nach § 1 .1 & 1 ,6 StGB strafbar (.,l' i c ht aTlzcig� geplanter Stratlaten: W er von dem Vo rha b en oder der i\usrllhrung eines :vI or ,ks. TOlschl"gs [ ... ] :-.u e i n e r Zeit, zu der die Ausftihnlllg oder der Erfolg noch abgc. wendet werden kann, g l a uhhall crilihrt lmd es unterläßt, der Behörde o de r dem Bedroh ten rechtzeitig Anzeige zu machen r . . . ]". Nach § 1 3 8 3 gellUgt es bC'1'eits, wenn die An zeige lIur fahrlässig, n i c ht einmal vorsätzlich unterbleibt). Fiir d a s :-l i chteingrci fcn während der Ausführung e i ner \-Iordtat i s t zusä t zli c h a u f § 1 3 (. .Begehen dm'eh l: nterlassen ") und * 3 2 3 c StGB z u \'CT"cis�n (. .Unterlassene Hi l fe l e i 5t ung"). Hat sich der untätige Tatzeuge j e d o c h bereits mIch § L 3 8 S t G B stralbar gc· m acht. genießt diese Vorschrift Vorrang. die
Zei!
von
d�r
V c rk ündung des Pl anes an
Mordserie macht sich ein Zeuge "I. :-'1itwi s.
Entsprechende
nach
(Arl. 5U 51
Gesetze
im iibrigen
auch
nach heut i gem griechi�chcn Strafrecht. der Verursachung gleichgeste l l t wird
V gI. d age gen die bekannte F onlcrung dos H ora, f'tir das V erhal t en des Chore•• ars 1 96ff. iIle h,mi" jitueal . . ..I el regar iralOS er am er pacar. rumenlis, ! j1/� . . . laudet ' " soluhremi iustitium legesque ... (!/ orel,! ut rt!Jeul miseri,s, ubearjoJ"tuna slIper!>is. VgI. z.B. v . Arnim ( 2 1 �86) p.XV . . Dcr Chor ist durch diese Zauberin wie verhext·" v. Fritz ( 1 959) S . 4 9 .korinthische Frauen des Chores [ . . . l. die �cdea mit Schaudern hewun dem. weil sie sich gegen die ZurUcksetzung ihres Geschlechtes aullelmt"', Knox ( 1 977) S . 2 1 7 "Ihey sing exultlmlly of honor", Bongic ( 1 977) $.41 ,.for a m oment feel a sense a l most of cxul[ation·'. lIarder ( 1 99 3 ) S .368, 391 z u r geradezu ,.enthusi astischen Aufnahme" von :-'-Icd�as Rede durch den Chor. Vgl. dagegen z.B. H ardc:r ( 1 99 3 ) S . 3 80 :tu Medeas Schwanken im cmschei dungsmono log: ..Die lachenden Gesi chter machen si e unsicher. sie wendet ., i e h hilfesuchend an die •
;2
gel len
dem d i e Nichtverhinderung des Erfol g s direkt 1 5 . 23�. 288. 307).
Fra u�n . · ·
Jun·Wilh
40
I\ atürlich ist für ei n antikes Schauspiel n i c ht aktuelles, noch n i cht einmal
attisches Recht des 5. Jahrhunderts
v.
ehr. zugrunde Zll legen .s� Doch un
abhän g i g vom geltenden Recht der A ntik e oder der mythi sl.:hen Zeit der
Medea in einem diesbezüglich problemati sdlen System uhne S taatsan walt
schaft und vom Staat automatisch allfgenommene Strafverfolgung, kann der
V ergleich mit de m , was heute re c h t l i c h bindend festgeschrieben ist in schönster '"'le is e deut l i c h machen, wie sehr Me d e a s Chor nach m ens c hl i chem, natür l i chem Reehtsempfll1den an den schrecklichen Morden mit schul dig ist. Und g en a u dies ist es, ,vorauf es E u ri p i de s m.L ankam. Sch l i eß l ich ist d i e Situation rur den Chor von V . 764 an wie auch für die V. 1 27 1 ff. m i t dem Kurzdialog mit den um Hilfe rufenden Kindem vom D i c h ter völ l i g frei gewählt ! Und so sollte man sich nicht auf den übli chen b l oßen und zwangs l äufig unbefriedigenden H inwe i s auf die K onven t iun en der atti schen Bühne beschränken, sondern tatsächl ich beachten, was die S i tuati on in diesem Stück für den Chor selbst b e de u t e t. Denn hi e ri n l i egt eine mögl iche Erklärung für das besprochene Problem .
v Die von d e r Forsc hung b i sl ang vorgel egte n Interpretationen der Euri pi
de i se h e n ' Medea' sind jedoch selbst
zu einem großen Teil und sogar zwei fach problematisch: Zu sehr beeindruckt von dem zeitlos großen Sto ff, wird die ;Medea' erstens mythi sch viel zu isol iert, d.h. ohne Beachtung der zeit genös s i s ch en Vielzahl von Dramen und weiterer Di ch t u n g gesehen, in der der Mythos eben fal ls gestaltet war. Die heute /loch mehr oder weniger durch Zufall erhal tenen Stücke sind ledigl i ch die "Gattungsreste", w i e es
z.8. Latacz gri1l1g formulicrte,5� und keinesfa l l s Maßstab für die antike
Kenntnis unzähliger Mythenversionen . Dennoch,
ten Gcgenbclcges
aus
schung i st mlln bi sher viel zu sehr a u f E u ri p i d e s
53
5
4
trotz
eines sogar expliz i
der Antike, trotz be grü n d et er Gegenstimmen der F or
als den Erfinder der schok-
Für Versuc.he zu letzterem vgI. z . B . die diesb�züg1 ich unbefriedigenden Arbeiten von '>lead ( 1 94 3 ) , Palt"cr ( 1 957) mit ßezug auf das nürgerrechtsgesetz des Perikles vor im· merhin schon 20 Jahren. so �rslere S. 1 6 "b�urs th� mark of being a protest agai n
Medcas Chor:
..:uripidcs·
41
po l il i schc l . /lsung
kierenden Medea-Mordversion konzentriert. 5 5 Hir die
Beurte i l ung des
Stückes hat dies die fatale Folge, daß dcr B l i c k auf die woh l tatsäc h l i che
Eigenleistung des Dichters verl oren geh1.56 A ls zwei ter 8t:arbeiter und
so
mit ohne N otwendigkeit, die Versi on mit der Mutter als Mördelin i hrer K i n der erstmals logisch
:lU
begründen, hatte Euripides
ganz
andere Mög
I i chkei tcn. Er konnte m i t den Erwartungen sein e s Publikums spielen und im Detail eigene, neue Akzente s e tzen so wie es vor a ll em in dreifacher Hin ,
sicht geschehen ist : 5 1 Bei der Motivation für den Kindermord (V.36tl'.. 1 1 3 ff. die Tötung der Kinder aus Hal.l auf diese, V .790tl'.l8 1 7 aus Rache an Ja5011, V . 1 236ff.
als
Schutz für Medea selbst, um ihren feinden kei.ncn An
griffspunkt gegen sich zu bieten), bei der Gestaltung der C haraktere (staU
des klagenden Weibes, statt der bösen Zauberi n eine gesch ickt agi erende
Frau mit dem männli ch en EhrgcLühl cines A ias; slall des griechi schen Hel d e n Jason ein j ämmerl i cher Opportuni st) und schließlich auch bei der Rol
le, die Euripi des seinem Chor geg e ben hat.
Zweitens ebenfal ls zu isoliert ges e hen wird das Stück, was den B ezu g
auf die Ze i t seiner Entstehung und die aktuelle Ins z enierung zunächst nur
rur den Agon in e inem ganz speziellen Jahr betriffi. Denn gerade nicht als
z ei t l ose Tragödie, wie man sie heute liest und schätzt, ist die ' Medea' ur
sprüng l i c h geschrieben. Zu beachten ist vielmehr, daß die Tragödie von Euri pides als B e itrag für die Großen Dionysien 43 1 v. C hr. gedichtet war
t:in j ä h r l i c h es Theaterfest mit einer ganz anderen Stellu ng als es bei einem
heutigen Stadttheater mit seinen belieb ig wiederholten A u ffiihrungen dt:nk
bar ist: E i n bedcutt:n dt:s auch pol itischt:s Ere i gnis, d.h. ganz im ursprüngl i
chen Sinn des Wortes ein Fest der P o l i s für di e Polis, bei dem üb er d i e
Chöre eben eine große Z a h l v o n B ürgern betei l i gt war. Daß d i es es Fest 55
;6
So z.ll. Segal ( 1 997) S . 1 68f. einleitend tllr se ine Uillersuchung d es oben ebenfalls nä her bemlchlclcn 5. S l asimons; clIlsprechend C I . Möl kr, Vom Chor l i cd bci F.uripidcs. Oiss. Göttingen 1 93 3 , S . I O ; K. Alt, l'nlersuchungen zum Chor bei Ellripides, Diss. Frankfun 1 952, S . 1 5. Vgl. d age gen die H)'pothesis sowie in letzter Zeit die Beiträge von Manuwa ld ( 1 983). Micheli"i (1 989), Reck ( 1 998) m i l WCilCrCr Literatur. Entsprechend jelzt auch Harmuer (2000) mil dc:m le i do:r m i ß l ungenen V ersuch, die Tra gödie der Glauke' und ihren Tod d u reh den von l Ieli o s ererbten und deswegen sc h on von a l le i n tödl ichen Kranz a l s .,gan7. markames Detai l der Handlungsfilhrung" ( S . 3 2 ) und ..speziJisch euripideische Hrfindung" ( S . 5 1 ) hervorl.Uheben. HalTauer hat m i t Geschick selbst ein �otiv erfunden, das nur l ei d er tllr Euripides nicht d i e Bedeutung hat: Zu wenig beachtet i sl "'-um einen die au.�drückl iche und sogar zweim a l i ge A nJ..1lndigung Medeas vor d em Chor, den s i e schließlich über ihre weiteren l'l ä ne auch nicht läuscht ( V .789 Tow;ob" Xp{o(t) 'Pup/laKol;;: bmp",.,aT". 806 ro;\' I.Jlo1111 tpapJldK·ol,). Zum and eren läßl d i e erklä rung. daß wegen der dem Kram: innewuhnendcn Kräne nur Mcdea ulld die K i nder a l � Nachkommen d e s IIe l i os die Gaben gefahrlos berühren könnten, \'.95 1 außer Achl ( . . . '
5'
1<01';1;'·/1' bdip" .'fptJOJfO).lJ)" TH·ti). Zu den bei den cr�tgenann[en
Pun k te n "gi .
zuieizi Manllwald ( 1 9 8 3 ) bzw. Sclunidt ( 1 997 j.
Jan- Wilhelm Beck
n icht nur der Unterhaltung diente. sondern zugleich auch dazu, stolz sich sel bst, Athen, und seinen E influß darzustellen, zeigt b ere its der otlizicllc
Teil am Abend des erstcn fcsttagcs. Aber auch z.B. an zwei Tragödien des
Euripides ist solches noch deutlich zu e rk enn e n , die ' H erak l iden ' und die
' Hiketiden ' , di e di e eigene Stadt A then als Zufl uchtsort für andere i n posi
tivster W e i se zeigen
-
die sog. artirmativc Funktion der Tragödie, m i t der
auch in der 'Medca' das Verhal ten des Aigeus und das auf seinen A u ftritt folgende Pre i s l i ed au f A then
7.U
erk l ären ist. Zudem frei lich ist
zu
beachten,
daß di e beim se I ben Fest neben den Trag ödi en aufge führten Komödien in h a l t l i ch aktue l l bezogen
war e n
und mit der sog. Parabase noch dazu ein
Instrument direkter, aktueller Meinungsäußerung erhalten hatten. Auch für d i e Tragödie sind folglich politisch aktuelle B ezugnahmen denkbar und viel leicht z.T. direkt zu erwarten - als eine Art literarische Spiegelung und
Verarbei tung eines j eweils aktuellen, pol itischen Problembestandes . 58 Denn
es ist gewiß bedeutsam, wenn Euripides Z.Zt. des Peloponnesischen Krie ges gerade nach dcn Ereignisscn um Melos und dcr beginnenden sizi l i sehen Invasion seine 'Troerinn e n ' b7.w. seine ' H ek abe'
hat
-
z ur
A u rtlihrung gebracht
ein myth isches, eventuel l warnendes Abbi ld von griechischer Krie gs
begei sterung bzw. umgekehrt vom groß en Leid, das Krieg zwangsläu fig
mit sich bringt. Zusätzlich
zu
d e n ' Herakliden ' und den 'Hiketiden ' , auf die
man sich l ange als die "political plays" konzentriert hat,59
werden
in
der
neueren Forschung mit zunehmendem Interesse auch viele weitere Tragö dien
auf einen politischen Hintergrund hin untersucht.GO Im Falle des
' Orest' z.B . hat man längst erkannt,
58 59
daß
die für sich genommen etwas ei-
8. Effe: Das Thealer als poli lische Anslal l : Ari Slophuncs' Euripides' ' Schutztlehende ' , in: G. Binder, B . Etfe (Hrsgg . ) : Das amike Thc3lcr, HAC 33, Tricr 1 998, 8.49-68, dort 8.49. So der Titel des Buches \'on Zuntz ( 1 9 5 5 ) mil einer Besprechung nur \'on di�scn b�idcn StOcken. Gregor)' ( 1 99 1 ) behandelt ' Alkest i s ' , ' Hippolytos' , 'Ilekuba', 'llerakles', 'Trocrinnen ' (\'gl . auch 8.6 .,Thal tragcdy posscsscd a politieal componcnl i s now ge n e rall)' acknowledged" J, � �umann ( 1 995 J ' H ekabc ' . 'Phoeni ss�n'. 'Orcs l ' , Iphigcni c ' , • He l e na " ' Iph i geni e Taur . ' , 'Ion ' , ' Hiketiden' , ' I lerakliden ' . Vgl. lerner Meier ( 1 9 8 8 ) , der dcn .. sehr cngcn Zusammenhang zwi schen Tragödic wld Politik" (S . I I ) zum Ausgangspunkt scincs entsprech�nd bcti ldten B uches nimlTl\. Vgl. z. B . C. W . Müller, E ur i pi d e s ' PhilocleIes as a polilical pla)" in: Tragedy, Comedy anti Ihe Polis, hr�g. v . A . H. SomlTlcrSlcin U.8., Bari 1 993, S.24 1 -2 5 2 ; E. Lcfevre, Euripi d e s ' Bak" hai und die polit ische Bedeutung se i nes Spälwerkes, in: Griechisch-römische Komödie und T ragöd i e (Drama Bd.3), hrsg. v. B. Zimmermann, Stullgart 1 995, S . 1 561 8 1 ; W. D. Furley, Zur Aktuali Uil der t:: uri pidei schcn H<..'I'8kkidai, I'hilol ogus 1 39 ( 1 995). S . 76-88; A. J. Podlecki, Had Ihe Anliope of Euripides Pol iticaI Overtones'!. AncW 2 7 ( 1 996). 8. 1 3 1 - 1 46; W. Nicol3i, Zur politischen Tendenz d e r Euripideischen B nkehen. A&A 4 3 ( 1 997), S. 1 09- 1 23 ; J. RuiSIII Hn, C,mtelllporary A l l usions in Eurip i dcs' Trojan Women, SIFC 1 5 ( 1 997), $.38-47. Letztere Formuli crung nach
'Riner'
und
•
6G
43
Medeas Chor: curill i d e s ' politische Lösung
genartige Anl age der Charaktere vor dem Hintergrund des Krieges und der damaligen Sti m m ung zu sehen und d ann d u rc hau s verständlich ist.
Was
d.\gegen die ' Medea ' betrifft, so sche in t sich die Forschung mit po
l i tischen I nterpretat i onen eher zurückzuhalten. Übereinstimmen d wird in
der R egel n ur auf d i e A i geus- Szene und besonders das 3. Chorlied verwie
das m an zumindest g l e ic hwert i g neben ande re l obende Erwähn ungen v. Wilamowitz .,im nach ftihlenden Herzen zu sam men [zu] denken" mit dem Epitaphios des Periklcs; 6 1 ein Lob Ath e n s als Land, d as die Unverletzl ichkeit der Eide wahrt, die Götter ehrt und Schutz, sen,
A thens stellen will, seit
Zuflucht für a l l e b i e te t Man sieht di e erste Strophe wie eine metrische Fas .
sung der berühmten Peri k les-Rede und fin det sprachliche Anklänge an Pin
dars Oden
und
dam i t die Vorstel lung e i ne s "earthly paradise" evoziert.
Ja,
man hält sogar diese Darstel lung Ath ens für "a froa l re as on for the 43 1
production and a l so for the perpetual suceess of this otherwise atavistic 61 H etont wird d ab e i j edoch nur das zeitlos gültige Lob Athcns, das play". ohne echte Aktu a l itä t dem athenischen Nationalstolz schmeichelt und das
nicht auf einen speziel len Anlaß und eine bestimmte Zei t bezogen sein
muß. Darliber hinaus wirkt die fors c hun g
um
wirk l ich aktue l l e Bezüge
nur
ganz vereinzelt bemüht.63 In der um fangreichen B i b l iographie von van
Looy ( 1 992) ist mit A usn ahme e i n er kleinen Notiz von Konishi, der d ie Euripideische Medea mit P er i k lcs kurzen
Au ts at ze s
'
Aspasi a gleichsetzen will,64 und eines
von Gritlero ( 1 972), die 20 Jahre nach dem Buch von
Delebecque ( ' Euripide et la guerre du I'6Ioponnese ' , 1 95 1 ) l e d i gli c h dessen
entsprechendes Kapitel ausgeschrieben hat, keine eigenständige, aktuellen
Fragen gewidmete Studie verzeichnet; zu verweisen ist zudem auf das Buch von G oos se ns ('Euripide et Athen e s , 1 962). Aus den Di skussi onen '
um
das Stück, das immerhin in Korinth spielt, scheint die zei tgenössi sche
P o l i t i k , der Hrueh mit K or inth kurz zuvor, wie ihn bekann t lich Thukydides
zum A uftakt des Pel oponnesischen Krieges sc hil dert weitgehend ausge,
61 62
63
1/ . Wilalllowitz
(' 1 9 1 0) 5. 1 94; vgl.
.ollgs or praise", poet�.
d a neb en
z.B . I'agc
( 1 938)
Musuri llo ( 1 966) S . 6 0 ,.Athens WOll no
tiner
p.VII .,the noblest or her eulogy from any ancienl
Burnett ( 1 973) S . 2 4 .
E x p l i 1. i t poslul i ert Z. U . von Rehm ( 1 989) S . 1 1 4 "The p l a y must have str uck Ihe Alhenian in the spring o r 4 3 1 H.C. wilh spe c i a l force" , Bocdckcr ( 1 99 1 ) S . 1 1 0f. ,,8 trage
audience
dy [ . . . 1 with special relevance to their precarious times at Ihe very oulbrcak or thc I'clo· ponnesiall war" . S fyroeras ( 1 995) S . 1 40ff. �Gi veJl t h e hosti l i ly betweclI t he IWO c i t i e s in
the years before t h e pro d uction 0 1' the play, it woul d bc sirikillil i r there were no point i f, in 1Ilh�r W(>rds, EW'i llides chose 10 l o c ate a traged y in Corimh snd then procecd 10 insu late i t Irum �II I ils histllri cal clln l c x l . cspec i a l ly .illce he wellt out of his way tO i nlro d uc e Alhens in the person of Aegeus." Siehe auch u. Anm . 6 6 . 4 6 Koni shi ( 1 986) S . 5 0 f. , widerlegt VOll Wilk ins ( 1 987) S.SI". -
4-1
.1on- W i l h e lm
B �ck
blendet. Nur ve reinze lt wird hierzu spekuliert, ob Euripides von der poli
tisch aktuell brisariten Lage viel leicht n ich ts gealmt hat oder ohne jedes Int eress e dafür war,
ob er das Verhältnis beider Staaten nicht noch mehr gar "de l i ben.lment" die K orinther un terstützen
b e lasten oder ob er viel l eicht
wo l 1te . 65 Vereinzelt will man die Tragödi e sogar als erste e iner ganzen Rei
he d ie s e s Dichters mit Kritik und Klage tiber den Pc\oponncsisehen Krieg
sehen und sucht dazu
-
in der Regel als bloßer, absch l i eßender und von der
nachfolgenden Forschung nicht w e i t e r berücksicht igter Ausblick eigener I nkrpretati onen - eine j eweils eigene, insgesamt
zu
viel fach ausgedeutete
po liti sche Gesamtilltenti on zu unterstellen: Die ' Me d e a ' als A l legori e, als
Proj ektion u nd
Abbild von Tyrannei, Ve rrat und dem Bruch von V erträgen,
von Harbarentum und notwendiger
Vorsicht
gegenüber s c h e inb ar Schwä
cheren, von der Kotwendigkeit e i n e s behutsamen Umganges miteinander,
von Problemen einer Stadt mit ihren Ko l on i e n und der Tötung j u nger Sol date n ; "" d i e Gegenüberstellung eines äußer s t n egat iv beschriebenen Karinth "5
Delebecque ( Corinthe il la
1 9 5 1 ) S.62 ,.supposer que le po.te " voulu prendre d�liberement 1a partie de veille de l a guerre, et eil I. decha rg eant d u crim e commis contre les enfant s Je "'fedee. auenuer par voie d ' allusion sa responsahilite dans les p " el iminaires du contlit" [ . . . ] CCllC atli tude un supremc e!'t'orl [ . . . ] en montrant [ . . . ] les Corinlhiens ne �ont pas lres
66
coupabl�s".
SO 7.. B. Delehecque ( 1 95 1 ) S.66 "Euripides oppo,e,
en
un conlraste visihle. la conduite
athenienne a cel l e des CorinlhLens", S.72t: "La tragedie enticrc, dans ses idces, ses senti· m e nt s . et jusque dans les elrangetes de sa c Olup os it i o n parait toumir une image de la po l i lique
alh�nienne
i!.
la vei l le de la guerre-. Millloso-Rui7. ( 1 982) S . l 72f. . . I ' image de
I ' i mperialisme ath�nien, le prob leme de la eolunisation 1 . . . .1 le eametere tynmnique de
Cre o n [ . . . ] comme une projeclion detonllee de la tyra nni e de l'Empire alhenien·'. Rehm ( 1 9 8 Y) S . 1 1 4 mit Anm . 5 8 .. Perhaps we are meant to ,ee in J\·' ede a · , infanti cide a mCLOnym
fur lhe uncumin� COn O i c l [ . . . \, lhc murder o f ehil dren 0' a peeul i ar manifestation u f the ' male' art of w"r", McDetmott ( 1 989) 5 . 1 1 7 "a quasi allegorical i nte rpretati on I . . . J. Just as Medea kills her SOllS to spite Jason t"or a fai le d marriage [ . . . 1. Athens was cal lou,ly threalening her young mcn u ff 10 slaughtcr 10 punish Sparta fur a crumbling alliance" . Boedeker ( 1 99 1 ) S . I I 01'. ..The lvfede" demonserates the need 101' great care with language, cspccial l y among 'pO.",. [ . . . ] i l l uslrales how pcrsuasion, oalhs, and rc l alionship 0 1' sup p l i calion and prmeclion c O lllpr i se a uni"erse 0 1' buman expectations", Latacz ( 1 9 9 3 ) S . 2 9 2 \V o I Hc furipidc!-i am Vorahend des. PdoponT1L;:si �ch(:n Kriegcs zeigen, wohin V!,!rrat. V ertragsbruch u>w. führen können'! O der wollte er den N a t i onalstolz kultivieren, indem er zeigte. wozu B arbaren fähig sind?", 51)'roeras ( 1 99 5 ) S , 1 40ff. , ..vledea·s obsession witb (lalh; and their value corresponds eo the contem l'0" a,'Y di�clts,ion aboue th� validit)' of [reali<s [ . . . 1 and retl ec ls Ihe care of the IWO opposing camps to avoid appc ar i n g as lhe lrans grcssin!! p.rl�·. Ano!hcr issuc c cnlral b O l h t u t h c Mcdea [ . . . 1 und 10 its hist orieal comext is Ihe det1nilion of maternity [ . . . J mOlher·chi ld relationship h�lween a city and its colonics [ ... ] lhe languagc o f metaphorical parcmhood" , Schmidt ( 1 ��9) S . 2 6 9 zur .,Orientierung des l Iandelns an den hel dischen NOImen'" und der "b e so nderen politischen Aktual itat dieser Normenkrilik": ..Euripides könnte [ . . . 1 durchaus auch weitere politische ,,
Ziele
"erfolgen, etwa die Stadt in den damals
ri nt h . Megar.
aktuellen A useinandersetzungen m i t
Ku·
oder Aigina, die dem PelopolUlesischen Krieg vorausgingen. zu warnen. nichl die V erdiensIe auch scheinbar i s o l iereer oder wlIergeordneler Parteien ?ti m ißachten
Medeas
Chor:
Euripides'
45
politische Lösung
und des positivst gemalten Athen eines Aigeus als Echo der V Or\vürfe, wie die Athener aktuell erhoben. Denn ebenfalls vereinLelt hat man akri bisch jedes nur erdenklich negativ gegen die Korinther auszuwertende De tail gesammelt/" um Euripides eine mehr oder weniger versteckte Haltung gegen Korinth nachzuwei sen. B etont wird dazu die Zeiclmung Kreons als brutalen, unsympathischen Tyrannen (so z.B. gleich in den Worten der Amme V . 1 1 9ff.), Medeas expl i zite, wiederholtc Abwertung der Korinther als Feinde ( V . 765 , 78 l f. 1 060f. , 1 2 3 8 ( , 1 3 03 f., 1 3 80), .tls notorisch trculo se Sisyphos-Nachkommen (V.404ff. , 1 3 8 1 als "sarcasme antimrinthien ( ... ] appellations injurieuses") und die Verletzung von Recht und GeselL (V.4 l lff. , 439f.). Auch der Chor wird dabei mitgenannt, als Mitwisser und Komplize, doch wirklich ausgewertet wird das nicht:68 Ein Bezug zur sonst in der Forsc hung erkannten Problematik mit dem Chor wird von den pol i tisch ausdeutenden Interpreten nicht hergestellt. Und ebenso wird umge kehrt in den sonstigen Interpretationen zu dieser Tragödie oflenbar nicht erwogen, daß die Gestaltung des Chores in dcr 'Medea' eine politische Di mension h aben, d.h. po l i tisch moti v i ert sein könnte. In den spez i el l dem C h or gewidmeten Studien wie der großen von Hose lind dem Leilgl ei chen Aufsatz von v an Erp Taalman Kip ist j edenfalls auf einen H inwe i s auf sol ches gänzlich verzichtet. Direkte Anspielungen auf zeitgenössi sche Ereig nisse und die A b fassung ganzer Stücke als A l legorien für Vorgänge der Gegenwart sowie ein aktuelles, der Tagespol itik geltendes Ziel werden vielmehr auch allgemein vielfach abgelehnt und z.T. von ihren Interpreten dankenswertenveise sogar selbst relativiert.69 Denn natürlich ist zu bedensie
Undank und D i skriminierung zu Feindschaften zu provozieren, die sie zurückschrecken la���n." I .ediglich innenpoli tisch bcdeut.am i s t die 'Medea' für Mead ( 1 943, o . Anm.53). Dclcbecque ( t 95 1 ) S. 6Jff. .,1es traces suffisamllIent nombrcuscs d ' unc hostil i tc discr�tc, peut-etre, a no s }'eux con t re Corinthe, mais s ürement tres visible pour les s p ectateurs de mars 43 1 . [ ] . L'host i l ite d'Euri p i d e [ . . . ] apparatt done ineontestable"'. V gl . ferner (To"s sens Such. ( 1 962) S . 6 6 ff. , 1 09f. nach Echos des Peloponnesischen Krieges in Einze Iver sen. Ganz anders dagegen noch v . W i lamowitz (3 1 91 0) S . 1 92, .,dass der D i chter ängstl ich verm i eden hat, i rgend etwas wirk l i c h Korinthisches hincim.ubringcn [ . . 1 Furipides m i scht sich nicht in die politi schen Debatten" so".';e zum Chor: "einerl ei. dass er Korintherinnen und
67
vor
diese
durch
nichts mehr
...
.
(oll 69
vorstell t ...
von Delebecquc (1 95 1 ) 8.64 " Lcs Corinthiem ont done une bonne parte de rcspon5abi l i t� dans I�s cfirnes commis par la magi cicnnc··. S . 7 I "SOl1t des complices·'. Grif!"ero ( 1 972 ) 5 . 1 7 4 s on c omplic�s �n el plan" ; anders G oossens ( 1 9 6 2) 8 . 6 7 [ . ] i l innocente les Corinthiens" . Vgl. besonders die Beiträge vun ZUnlZ (195 8 ), Sch\\'ing� ( l 99� ) ; 1cWcrer mit einer Beto nung der Trag ödien als ,.Kunstwerke. die klassisch im Si nne des Exemplarischen sind" ( S . 66): vgJ . z . B . N e umann ( 1 995) 8.29 mit weiterer Li [eratur. Spezi e l l zur ' Medca' vgJ . :"kDermolL ( 1 989) 8 . 1 1 7 . Boedeker 1 1 99 1 ) S , l l I , die ihre o. Anm.66 ziti ene a llego r i sche Deutung sogleich wieder zurücknehmen: .,But su ch a crit ical fabricnt ion would be
Vgl. ledigl ich d i e kurzen Feststellungen
"
..
..
.l an- W i l hc l m
46
ken, daß etwa die anti-korinthischen
Stückes heraus
zu
Ikd
Äußerungen bereits
verstehen sind, da etwas
a n de r e s
aus d er Logik des
als e ine gegen KreOil
und Korinth gerichtete I l al tung von Medea und ihrer Amme wahrlich nicht
zu erwarten i s t . Sn h aben auch di e diesbezüglichen Untersuchungen von Del ebecque bzw. GrilTero und Goossens
-
zu einem großen Teil zu Recht -
in der Forschung danach keine ßeachtung gefunden .
Ein politisches Drama mit einem gezielt gerichteten po l itisch e n Anliegen
und cincm derartigen A n l aß i st Ellripi dcs ' ' Mcde a ' s i e·her nicht. Die Tra gödi e hat k e i n e Staaten und deren Verhal ten un d keine Kriege zum Th ema, sondern das Schicksal einer einze lnen Person . E s ist al lein diese Frau, die im M ittelpunkt steht und pri vat e s Leid erfahren muß . U nd so gehl
es
in die
ser Tragödie au ch nur um die eine verlassene Frau und Mutter, die für das
i hr angetane Unrecht in besonders grau s a mer Weise Rache nimmt. Gewiß
mag die Darstellung der Medea, ihre Klage über das Los d er Frau und ihr
Angriff auf die
gcsehlechtsspczitisehe Rollenverteilung im Athen
des 5 .
Jahrhunderts sozialpol iti sch brisant und insofern über den Mythos hinaus
aktuel l gewesen se i n .
Vor
allem aber
-
und trotz al ler E i n wänd e - ist ni c ht
zu vergessen, daß Euripides dafür einen Ylythos ausgewählt hat, der im Entstehungsjahr zug l e i ch n i c h t ohne politische Brisanz war, da die Tragö
die ausgerec hnet in Korinth spi e l t . Angesichts der mehr und mehr eskalie renden Spannun gen zwischen den Staaten ei n e Versi on aur d i e B i'LIme zu hringen, die di e Korinther ent lastet, die bis zur Tragödi e des ansonsten un bedeutenden Neophron traditionell die Kindesmörder waren , mag man i n
der Tat als w eni g sensibel empfinden. B eweis dafür, daß es d amal s wirk l ich
solche Gedanken gab, ist der von Aelian und den Schol ien bezeugte V or
'Nurt�
ein .'roÄlralh·oo; n; lOi'Oo;
...
nö l' q)/i.oao!pw v, daß sieh Euripides für
die Wahl seiner Fassung mit Medea als der Schu ldigen am Kindermord \ion
den Korinthern sogar mit Geld, mit flinf Talenten, habe bestechen l assen.10 a\Sai lablc [ . . . 1 fOT (l\·cT-intCfpTetali on" bzw.
' ue,od. \ h e Medea a s " s impl e p olilical a lravesr)' o f Euripide.' complex Irage Ebenfalls vorsichtig äußert sich Sfyroera3 ( 1 99 5 ) S . 1 40fr. .,1L may bc aTl exercise in
Tu
.•
a l legoI)' woul d b e a ludicrous oversimpl ili cation,
70
dy·'. futi l i[)" [0 ,,,ullle the exislence o f a '1I1c"age · in Ihe Medea und 1 0 try \0 delennine ils ex act ,untent. We ,an unly puint to paral l e l . between Ihe questions raised in Ihe play and rhe issue s thar were c urren l ar rhe time o f irs produc[jon. [ . . . ] . Wlwcv"r tries \() TC'Un· 'trucr Ihc ex.ct p o l i t ical illlPOTI ur Huripiue s · lIlythologieal t hi nking walks on slipper)' ground, und I d o nol claim 10 exhausl the various p ossibilities:' A e l i a n var . h i 't . 5 . 2 1 . . . f;';pJJritJll " 'P"(1! O/(l;'ZA.(!(I(Ij oo/t1bro)v KO{Jll'iJiwl' ... , S�ho l . M cd . 9 mil ausdrii�kli chem Bezug auf Parrneniskos: . . . cIJ, äpa :civu nUa l'TU i..apwl· :tapa Ko {ll d)io,,' E';p':ti{)'I; ptTa;.-ayo, Til " a",al'li " nih ;rai()u'" >'.Ti TI) v Mtioflltl" . . . Vgl. dazu l . H . Page ( 1 938) p.XXV "There can he 110 d()uht that Euripiucs i ncurrcd b'Taw "ensure [ . . 1. The poel was ohv i ou.'ly open to t h c charge t h a t h i s p l " y was unpatriolic·'. .
Medeas
·1 7
Chor: Euripide s ' polit ische Lösung
Glauben kann man, darf man dieses Gerücht zusammen mit der e inhe ll i g ablehnenden Forschung wohl n i cht Doch wertvoll ist es allemal. eben als Beleg daftir, wie politist:h m an in der Antike selbst st:ht::i n bar hann l osc
Tragödi en ausgelegt hat.7l A l s Tragiker und
Dichter lind nicht Staatsmann,
Oppositi one l l er, Meinungsführer oder Popu l i s t hat
E uripides
für sein
St:hauspicl die mythische Varian te ausgcwählt, dic für ihn die dramati st:h
beste,
die psych o logisch cindruehvol lste \-var, und dies mit vollem R ec h t
,
wie die Rezepti on b i s hcute zeigt: Seit Euripides i s t es die daflir zum Syn onym gewordene M edea, die i hre eigenen Kinder lötet. Ers l heule, i m aus
gehenden 20. Jahrhundert finden
sieh in der Literatur wieder gam: verein zelte Versu che von feministischer Seite, zur Re hab i l itat i on Medeas die ur s p rü ngli c h ere Fassung eines E u me l os ( ' Korinthiaka' ), Parmeniskos und Didymos bzw. Kre ophy l os wieder zu bel eben . i2 Gänzlich unpol itisch war Euripidcs dann aber doch nicht eingestellt. Nicht nur, daß er sich mit dem Preis Athens - ausgerechnet durch Korinther - patriotisch zeigt"!; Zugleich hat er au s politischen Gründen, als Konzessi o n an die aktuel l e e i gene Zeit ein El ement der älteren fassung eingebaut :
Er hai durch se ine gan:l spe:li d l e Version versucht, einen Tei l der Schul d
auch auf d i e Korinther abzuwälzen. Bei ihm tötet Medea die Kinder. Aber bei i hm plant Medea dies ni c ht i nsgeh ei m oder nur zu samm en mit ihrer Amme, wie es zu erwarten wäre. Bei ihm plant Medea vor der korinthi schen ÖfIentlichkeit. D ie Frauen von Ko rinth sind Mitwisser und dadurch mitschuldig und mitbeteiligt ein Chor, den der Dichter im S p iel mit der d ramati sc hen Konvention in ei n e absurde Rolle ge drän gt hat,74 e i n korin t1lischer Chor, der rur e in leicht zu beeindruckendes Volk steht, das sich bereden, aufhetzen läßt von e i n er Frau wie Medea, einer berü cht i gte n Ver brccherin, c i n er Verräterin an ihrem cigencn Vatcr und einer mehrfachen M örderin (Apsyrtos, (> c l i as). Es ist ein Volk, das trculos gegen seine eigene -
'I
Em,prechend Z.ll. $fyrocras ( 1 995 ) $ . 1 4 0 " mo,t probably a fabri calioTl, v·ct [",1 cmblc· matk or thc kind of an,ienl dcbate that sun'oundcd a " ontroversial pl"y" . I iarrauer ( 1 99 9 ) S.20 glaubt dagegen ohll e jeden ß e l e g d e r Kame des berühmten Euripide., sei i n die· "111 Gerücht Icdigli_h /.u einem .,wi l l k ommenen Ersatz" fÜT die Käutli,hkeit eines ande Ten, des Korint hers ElIlucJos !(cwordcn. Vgl. d i e 'neu e ' , unschuldige Yledea von Christa Wolf ( 1 996); vgl. den Aufsatz von Il . l'eichtingeT: Medea Rehab i l itation e i ner K indsmörderin? Zur M cdca - R e zcption m oderncr uCUlsch'prad,igcr Auwrinncn, GB I S (1992), S,205-234, Vgl. auch Delebec que ( 1 95 1 ) S . 7 1 "ce n'esr p as sans malice" . Vgl. Arnotl ( 1 9 7 3 ) S . 5 3 ff. zwar ohlle ßeTücksidll i g ung der ' Medca', doch zum Spiel Jes f'uripi
. •
7)
74
-
-
Jall-WilhcJm Deck Regi erung ist (Kreon ,
Glauke),
das gegen mensch l iches Recht vcrstößt, cin
Volk, das sogar einen Kindermord :Lul äßt !
VI Ob diese Version mit dem Chor als ge lun ge n gelten darf, wird in Athen
jeweils rur sich ent s chie den habeil. Den S iege sp re i s hat E uri nicht errin g en können. Er wurde dritter und damit led ig lich der letzte. Auch die Rezeption durch spätere Dramatiker wirkt wie ein e i n de ut i ges weiteres Urte i l : D ram atisches Vorbild war E uripides in d ie se m Fallc wiederum nicht, nur daß dics j etzt olmc negative \\:'ertung te s t zuste l kn ist. Denn anders als in der vorausgegangcncn U ntcrsuchung zur ver das Publ ikum
pides bekanntlich
feh l ten M otivierung von Medeas Rache geht es hier nicht allcin um eine
Frage der Logi k . F ür die Hewertung des Chores und seiner Rolle ist die Ausgangssi tuation des Dichters mit :LU sehen , di e ml' alle späteren Tragiker
eine gämdich andere war.
Vor dem zeitlichen Hintergrund des tatsächlichen Aufführungsj ahres -
und nur vor die sem , nicht aber auch für ein zeitlos gü lt i ge s Drama - i s t die
Eurip i de i s ch e Vers ion mit dem mitschuldigen C hor für mich ein durchaus gcl ungcner Ansatz. Doeh möglicherweise
Pub l i k um noch n i cht genug. Oder e s war
war
zu
dies dem
zeitgenössischen
subtil, um ric htig gedeutet,
ri chtig gouti ert zu werden. Auf j eden Fall aber sollte von der Forschung auch
für
die Euripideische 'Medea' mit ihrem korinthi schen Chor der zeit
li che Kontext viel
stärker beae·htet werden,
wie es sich e igen t l i c h von s e l b s t
verstcht (vgI . demgegenüber z . B . die obi ge n Zitate "highly u nl i kel y", "nach
den M aßstäben dcr Logi k n icht m e h r verständlich" ,
vgI . die vi e ltache Miß
a(;h t ung des Problems).?5 Und rur mich ist die hier vorgetragene Erklärung,
die auf die Entstehungs:;:eit bezogt!n ist, eben fal l s auf jeden Fall eine
besse
re Lösung, als dem Euripides notgedrungen noch ein we iteres Mal eine
m i ß lungene Konzeption vorwwerfen.
7j
Sid,C o. S . l I rr.
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:Vledeas
.I . - l ! .
Chor:
Euripides'
poJili sch�
51
Lösung
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66.
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Di d
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Medea-Dmmen. Litel'aturwissenschafllichcs
Euripi·
J ahrbuch
19