Frühe Neuzeit Band 152
Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext Herausgegeben ...
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Frühe Neuzeit Band 152
Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Martin Mulsow und Friedrich Vollhardt
Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen
Die Asiatische Banise Historisch-kritische und kommentierte Ausgabe des Erstdrucks (1689) Herausgegeben von Werner Frick, Dieter Martin und Karin Vorderstemann
De Gruyter
ISBN 978-3-11-023414-5 e-ISBN 978-3-11-023415-2 ISSN 0934-5531 %LEOLRJUD¿VFKH,QIRUPDWLRQGHU'HXWVFKHQ1DWLRQDOELEOLRWKHN Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen 1DWLRQDOELEOLRJUD¿HGHWDLOOLHUWHELEOLRJUD¿VFKH'DWHQVLQGLP,QWHUQHWEHU http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/ New York Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhalt Die Asiatische Banise . . . . . . . . . . . . . . . . . Widmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser . . . . . . . . . . . Der Asiatischen Banise Erstes Buch . . . . . . . . . . . . Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Asiatischen Banise Anderes Buch . . . . . . . . . . . Tod und Untergang des unglue ckseligen Kae ysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich . . . . . . . . . . . Der Asiatischen Banise Drittes Buch . . . . . . . . . . . Trauer- und Abschieds-Rede der sterbenden Banise . . . . . Die Handlung Der listigen Rache . . . . . . . . . . .
Anhang: Aus der neuen ganz verbesserten Auflage von 1764
. Den geneigten Lesern . . . . . . . . . . . . . . . . . Scandors Bericht über die Niederlage und Flucht der Peguaner im Krieg gegen Ava . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschreibung der Prinzessin Higvanama und des Bösewichts Chaumigrem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Higvanamas Klage um ihren angeblich verstorbenen Verlobten . . Beschreibung der Prinzessin Banise . . . . . . . . . . . . Reaktion des Boten aus Martabane auf seinen eigenen Bericht . . Der statt Prinz Zarang zum Kampf mit Balacin angetretene Riese und ihr Duell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ehediskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Scandors Überlegungen, wie Chaumigrem überlistet und Banise befreit werden könnte . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 5 9 11 35 91 169 177 330 387 407
456 456 458 459 460 463 464 464 466 471
Inhalt
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A) Editionsbericht
. . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ausgaben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts . . . . . 2. Textausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts . . . . . . 3. Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Ausgabenbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . 5. Zu den Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . a) Zur Erstausgabe . . . . . . . . . . . . . . . b) Zu den Folgedrucken . . . . . . . . . . . . . c) Zu den Bearbeitungen des 18. Jahrhunderts . . . . . d) Zu den Bearbeitungen und Editionen des 19. und 20. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . II. Anlage der Neuausgabe . . . . . . . . . . . . . . . 1. Text und Varianten . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zum Variantenapparat . . . . . . . . . . . . . . 3. Generelle Änderungen in der überarbeiteten Auflage von 1764 (Sigle K) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Zur typographischen Gestaltung und deren Umsetzung . a) Typographie . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Paginierung und Silbentrennung . . . . . . . . . 5. Verzeichnis der typographischen Besonderheiten und deren Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Verzeichnis der korrigierten Druckfehler . . . . . . . 7. Verzeichnis der korrigierten Schreibweisen von Eigennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
473 475 475 476 477 478 504 504 504 508 511 515 515 516 517 521 521 523 523 524 526
B) Nachwort und Kommentar . . . . . . . . . . . . . . 529 I. Zum Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Struktur und Gattungstypus . . . . . . . . . . . 2. Fürstenspiegel, Enzyklopädie und Unterhaltungsroman 3. Stil und Sprache . . . . . . . . . . . . . . . 4. Skizze der Forschungsgeschichte . . . . . . . . . II. Materialien und Kommentaranlage . . . . . . . . . 1. Das Banise-Portal . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verzeichnis der historiographischen Quellen . . . . . a) Reisebeschreibungen . . . . . . . . . . . . b) Historiographische Sammelwerke . . . . . . . . c) Religionskundliche Schriften . . . . . . . . . 3. Zu den historiographischen Quellen und ihrer Verarbeitung im Roman . . . . . . . . . . . . 4. Verzeichnis der poetischen Prätexte . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
531 532 533 535 536 541 541 542 542 544 545
. .
545 548
Inhalt
5. Zu den poetischen Prätexten und ihrer Verarbeitung im Roman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Zu den Illustrationen . . . . . . . . . . . . . . a) Die Illustrationen der Erstausgabe . . . . . . . . b) Die Illustrationen der Quellen und ihre Beziehungen zur Asiatischen Banise . . . . . . . . . . . . . . 7. Zum Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
551 554 554 557 560
Stellenkommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562 Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 681
Die Asiatische Banise
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Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn / Hn. Johann Georgen Erb-Printzen der Chur / und Hertzogen zu Sachsen / Jue lich / Cleve und Berg / Land-Graffen in Thue ringen / Marggraffen zu Meissen / auch Ober- und Nieder-Laußnitz / Gefue rsteten Graffen zu Henneberg / Graffen zu der Marck / Ravensberg und Barby / Herrn zu Ravenstein. e Meinem Gnadigsten Herrn.
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DUrchlauchtigst-Grosser Printz! 15
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Ein Himmel-hoher Geist / e e Den das Verhangniß hat zur Majestat gebohren / Den selbst der Sternen-Printz / ein Bild der Goe tter heist / Den GOtt zum Abila des Regiments erkohren: e Der wird durch Muh und Kunst der Menschen nicht erweckt. Die hohe Bildungs-Krafft der Mutter aller Sachen / Hat diesen Helden-Stern beflammt und angesteckt / Eh man den zarten Leib sieht in den Windeln lachen. Zeigt uns nun die Geburt der Seelen kleinen Sitz / So spielt die Tugend-Gluth bereit mit tausend Flammen. Auch in der Wiegen strahlt der Sinnen hoher Blitz / Und ieder spricht: So muß ein Held von Helden stammen. e Wenn ietzt des Lowen Frucht so Nacht als Mutter bricht / So schauet man mit Lust die nassen Locken schue tteln. e Wodurch er Muth und Art der Lowen stellt ans Liecht. e e Alcides lasset sich noch in der Wiege rutteln / So reisset er mit Lust den Schlangen-Balg entzwey. Eh die bemue hte Kunst / das Gold durch Schmeltzen scheidet / So blitzet dessen Glantz durch Schlacken / Ertzt und Bley. e Es strahlt der Diamant / eh ihn der Kunstler schneidet. 20 beflammt] bestimmt B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 10 Herrn zu Ravenstein] neue Zeile etc. etc. K.
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Widmung
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Und also siehet man die Fue rsten-Rose blue hn / Wenn Blat und Farbe sich noch in der Knospe zeiget: e Wie sich Verstand und Geist von Kindheit auff bemuhn / e Biß Jahr’ und Weißheit selbst den Atlaß ubersteigt. e Alsdenn laßt Julius auff einem Erden-Ball Mit Buch und Schwerdte sich in beyden Hae nden schauen.1 e Durch welche Stutzen wird der Printzen hoher Fall e Verhindert / und das Land laßt sich in Friede bauen. Es muß der blancke Stahl / der Waffen heller Glantz / e e Der Printzen Ancker seyn / des Fursten Hoheit schutzen. e Helm / Schwerdt u. Stucke¯-Knall / erwirbt den Sieges-Krantz / e Und ein gerechter Krieg kan mehr als Friede nutzen / e Der sich nur voll Verdacht in unsre Grantzen spielt. e Doch wird so Strahl als Stahl vergebens sich bemuhen / e Wo nicht Gesetz und Rath der Waffen Hitze kuhlt; Und wo nicht Kunst und Recht im Fue rsten-Garten blue hen. Wenn Weißheit und Verstand das kluge Schwerdt regiert / So kan Tiberius die frechen Feinde schlagen.2 Wenn Weißheit und Verstand des Printzen Scheitel ziert / So muß auch blosse Furcht die Welt in Harnisch jagen: Ob gleich Philippens Fuß Madrit niemals verlae ßt.3 Und also kan ein Printz auch in dem Zimmer siegen / e e Ihn fuhrt des Ruhmes Schiff nach Nord / Ost / Sud und West. Vor seines Namens Blitz muß Feind und Neid erliegen. Ein Printz / der sich der See des Herrschens anvertraut / Und der Gelehrten Schaar zu Ruder-Knechten wehlet / e Der schifft mit Ruhm / wo man des Herculs Saulen schaut / Und hat den sichern Port der Ehren nie verfehlet. Durchlauchtigst-Grosser Printz! Hier schweiget Reim und Kiel / Weil dessen Armuth sich zu viel hat unternommen; Er wil mehr / als er schreibt: er schreibt nicht / wie er wil / Und seine Ohnmacht rufft: Demosthenem laßt kommen! Er unterwindet sich ein Cronen-fae higs Bild / e Und Gotter-gleichen Geist / in etwas vorzustellen: e Den Pallas mit der Milch der Weißheit hat erfullt / Dem sich die Tapfferkeit als Freund wil beygesellen. Des Vaters Helden-Art / der Mutter Tugend-Glut /
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cum lemmate: Ex utroqve Cæsar. Tacit. lib. 2. Annal. Saav. Embl. 84.
21 Philippens] Philippus C, D, E, F, G, H, I, J, K.
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Widmung
Hat sich genau in dir / du grosser Printz / verbunden. Es qvillt / es flam ¯¯ t / es brennt / das theure Sachsen-Blut / e Das sich zum vierdten mal hat ruhmlichst eingefunden / e Im Namen / welcher langst mit Diamantner Schrifft / Den Sternen einverleibt. So kan ein Held nicht sterben / Wenn GOtt / Natur und ER ein solches Denckmal stifft / Das in gevierdter4 Zahl die Tugend pflegt zu erben. Es jauchtzt das frohe Land / der treue Unterthan e e Laßt sich mit Nectar-Kost der sussen Hoffnung speisen: Die Hohe Raute sey befreyt vom Todes-Zahn / Weil noch der werthe Stock kan Printz und Zweige weisen. Minervens heller Schild wirfft einen Wunder-Strahl / Auff das Palladium / das unser Sachsen kennet: Weil ein so grosser Printz in der Gelehrten Zahl / Mehr als ein Phosphorus am Tugend-Himmel brennet. Bellona leget sich den Blitz der Waffen an / e Und wil durch Helden-Art dem Printzen sich vermahlen. Denn weil des Dritten Ruhm besiegt der Sternen Bahn / e So kan unmoglich es ihr bey dem Vierdten fehlen. Selbst Cypris / welche ward aus Flut und Saltz gezeugt / Koe mmt auff der Cimber-See in Muscheln hergefahren / (Weil sich Magnet und Held stets nach dem Norden neigt:) e Und ist bemuht nach Wunsch ein hohes Paar zu paaren. So wird von GOtt und Welt ein grosser Printz geliebt / Den Weißheit und Verstand / und Tapfferkeit bezieren. Dem selbst der gelbe Neid diß holde Zeugniß giebt: e e Man konne nichts / als Gnad und Sanfftmuth an Ihm spuhren. Daß nun Banise sich darff in das Heiligthum / Und den geweihten Ort der irrdschen Gottheit wagen: Diß schafft / Durchlauchtigster! Dein hoher Gnaden-Ruhm. Denn wie die ferne Welt muß rue hmen / loben / sagen: Daß gegen Sclaven auch DEIN Gnaden-Oele flammt / Der Sanfftmuth Ampel brennt: So lehrt mich Ruhm und Gue te / Daß schlechter Weihrauch nicht von Goe ttern wird verdammt: Drum nah’ ich mich getrost mit Demuths-vollem Schritte. Es sencket sich mein Knie vor Deinen Altar hin. e e Banise fleht: Laß sie durch gnadiges Beschutzen / Vor Mißgunst sicher seyn. Ach lasse zum Gewinn Der Augen Gnaden-Strahl auff mich / mich Aermste / blitzen.
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Virtutes qvatuor Cardinales.
14 Gelehrten Zahl] gelehrten Zahl K.
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Widmung
Schau nicht die Wue rdigkeit des schlechten Werckgens an / Die Unvollkommenheit hat solches aufferzogen. e Der Sonnen Majestat zeucht von der Erden-Bahn e Den Dunst / und schafft daraus die schonsten Regenbogen: e Und ein Durchlauchter Blick vergottert Werck und Kiel / Das seinem Wesen nach nur Finsterniß verdienet. Zwar Neid und Einwurff spricht: Es sey nur allzu viel / e Banise habe sich hierdurch zu viel erkuhnet: e Daß ihr geringes Blat die Sternen ubersteigt / Zu Grossen Printzen tritt / in schlechtem deutschen Kleide / e Vor denen Svada sich / als uberwunden / neigt: e e So fuhrt die Hoffnung doch mich zu der sussen Weide: Daß zwar der Sonnen Glantz der Cedern Pracht anblickt / Und hohe Tannen meist das holde Liecht geniessen: Doch wird ein niedrig Reiß zugleich dadurch erqvickt / Wenn ihrer Strahlen Macht den gantzen Wald umbschliessen. e Das Perlen-reiche Meer verschmahet keinen Fluß / Der doch nur Wasser zinst / in seine Schooß zu nehmen. Corinth’ entschuldiget den wohlgemeynten Schluß / Philippi grossen Sohn / als Bue rger auffzunehmen; Mit diesem: daß sie nie erwehntes Bue rger-Recht / Als nur dem Hercules / iemanden angetragen. e e Hier unterfanget sich ein unterthan’gster Knecht / Mit beßrer Folgerung und Grunde diß zu sagen: Man habe ja vor mir kein Opffer noch gesehn / Das sich nach Wue rden Dir / Durchlauchtigster / vergleichet. e Und also wirst DU nicht diß Wenige verschmahn / e Was Dir Dein Sclave hier in Demuth uberreichet: e Weil grosse Printzen offt nur Wasser hat vergnugt / e Das eine treue Hand geschopfft. Ja selbst mein Hertze / Das mehr als diese Schrifft zu Deinen Fue ssen liegt / Zue ndt dieses Opffer an / als eine treue Kertze / Die nach Vermoe gen wue nscht / gleich andern / vor Dein Heil / In Unterthae nigkeit zu sterben und zu brennen. Wird mir ein Funcken nun von Deiner Huld zu theil: e So werd ich biß zur Grufft mich unterthanigst nennen
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Eurer Chur-Printzl. Durchl.
Leipzig / den 16. Augusti Ann. 1688. e Treu-gehorsamst- und demuthigst-ergebener Knecht H. A. v. Z. U. K.
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Nach Standes-Gebue hr Geehrter Leser!
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ENdlich erkuhnet sich meine Asiatische Banise / als eine unzeitige Frucht seichter Lippen / unter der Presse hervor zu wagen / und sich auff dem Schau-Platz der Schrifft-eckeln Welt vorzustellen; der angenehmen Hoffnung lebende: daß / une geachtet vieler Mißgunstigen / (derer ich eine ziemliche Bataillon wider den Jenghien Bassa ins Feld stellen wolte /) welche nicht ermangeln werden / diese e Blatter durch alle Prædicamenta durchzuziehen / sich dennoch viel honette Gee muther finden werden / die dieses mein wohlmeynendes Unterfangen mehr loben e als schelten / und aus dem Wil len erkennen werden: was ich mir wunschte / in e der That wurcklich zu leisten. Ich kan mich zwar mit der Unwissenheit nicht e entschuldige¯ / was vor ein gefahrliches Unternehmen es sey / sich der scrupuleusen Welt durch Schrifften zu offenbaren / angesehen solche ohne diß mit so vielen e e e gelehrten Sachen in allen Wissenschafften dermassen angefullet / ja uberhauffet ist / daß fast keine Verbesserung zu hoffen: Den¯och wird diese Indianische Princeßin verhoffentlich passiret werden / wenn sie gantz gerne bekennet / daß sie keinen locum in denen Actis Eruditorum meritire; zugleich aber beweglichst bittet / sie mit einem ungleichen Judicio Otiosorum zu verschonen; Angesehen sie sich nur in einem schlechten deutschen Kleide / nicht aber im Harnisch / wodurch e e sie einige Begierde zu fechten andeuten mochte / vorstellet. In solcher Blodigkeit e e hat sie sich bil lich unter die machtige¯ Schutz-Flugel d e s D u r c h l a u c h t i g s t e n e e C h u r - P r i n t z e n s z u S a c h s e n / dessen beruhmte Sanfftmuth und hohe Gue e tigkeit auch in Asien erschollen / demuthigst begeben / und um gnadigste Bee schirmung wider alle Pfeile der gifftigen Mißgunst fußfallig geflehet. e e Hier solte ich nun ferner bemuhet leben / alle besorgende Einwurffe / welche e e e ich bereits anzuhoren bemußiget worden / grundlich zu widerlegen: bevoraus die e e Catonianische Meynung / ob waren die Romainen schlechter Dings unnutze e Schrifften: Allein ich verlasse mich auf die Gutigkeit des Geneigten Lesers / und e e ubergehe alles mit Stillschweigen. Denen ungegrundeten Hassern aber der Helden-Schrifften / und andern Ubel-Gesinneten rathe ich dienstfreundlich / dieses e e e geringfugige Werckgen / welches sich nur als eine unwurdige Auffwarterin der e e heutig-vortrefflichen Romanen aufgefuhret / beyseite zu legen / und ein nutzlicher e Buch nach seiner Caprice zu ergreiffen / aus welchem er beweisen konne: Dicatur in eo, qvod non dictum sit prius.
3 hervor zu wagen] sich hervor zu wagen H, I, J. e
32 Dicatur] Dici H, I, J.
1 Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser] Die Vorrede wird in der K komplett ersetzt. Text s. Anhang: Den geneigten Lesern.
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Vorrede
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Den Inhalt der wenigen Blatter belangende / so sind es mehrentheils warhafftige Begebenheiten / welche sich zu Ende des funffzehen hunderten Seculi bey der e e grausamen Veranderung des Konigreichs Pegu / und dessen angrentzenden Reichen zugetragen haben: Wobey zugleich ein wolgesinnter Leser die wundersamen e Gewohnheiten und Gebrauche der Barbarischen Asiater / bey Heyrathen / Bee e grabnissen und Kronungen / welche ich / nebst der Historischen Warheit / mit Fleiß aus denen gelehrten Schrifften des nie genung gepriesenen Francisci, Saarens / Schultzens und Balby Reise-Beschreibungen / Rogeri Heydenthum / Rossens Religionen / und andern curieusen Schriften colligiret / verhoffentlich nicht sonder e Anmuth bemercken wird. Und wie ich mich moglichst beflissen / alle unartige und e e argerliche Redens-Arten ausserst zu meyden / auch niemanden mit Fleiß zu touchie ren / (es sey denn / daß sich iemand getroffen fande / da ich versichere / es sey von e ungefehr geschehen) also verhoffe um so viel eher / aller ubeln Meynung ente ubriget zu bleiben. Des Styli und eingestreueten Barbarismi wegen / werde ich verhoffentlich zu perdonniren seyn / wenn ich sage: daß ich hierinnen den eigentlichen End-Zweck der Romanen / die deutsche Sprache zu erheben / nicht so genau beobachtet habe: weil ich mich viel zu wenig erachtet / unserer werthen Mutter-Sprache den wenigsten Zierrath durch mich zu ertheilen: Zudem auch der Inhalt sich mehr einer Historischen Beschreibung / als Helden-Gedichte gleichet: Dahero ich durch e vergebene Bemuhung die Armuth meiner Zunge nicht verrathen / sondern mich e durchgehends einer leichten und gewohnlichen Redens-Art bedienen wollen. Solte aber dem Geehrten Leser die Vollkommenheit deutscher Sprache zu sehen belieben / so wird ehestens der unvergleichliche Arminius nebst seiner Durche lauchtigsten Thusnelda, d e s w e i t b e r u h m t e n u n d v o r t r e f f l i c h e n D a n i e l C a s p a r v o n L o h e n s t e i n s / sein Verlangen sattsam stillen. e En fin; Ich bitte nochmals / diese Schrifft nicht nach Wurden / sondern nach dem wohlgemeynten Absehen de meliori zu judiciren / und mir durch geneigtes e Auffnehmen meiner Banisen fernere Gelegenheit geben: daß ich kunfftig meine e Danckbarkeit hiervor / noch durch zwey unterschiedene Bemuhungen der strebenden Feder / welche durch ihre Benahmungen: H e l d e n - L i e b e d e r S c h r i f f t / u n d D i a r i u m H i s t o r i c o - P o e¨ t i c u m , den Inhalt sollen zu vere e e stehen geben / kuhnlich darzulegen / moge Ursach haben. Denen ubeldeutenden e Momis und Zoilis aber setze ich den Wahlspruch eines hohen Ordens wohlbedachtig entgegen: Honni soit, qui mal y pense. VALE.
1 Den Inhalt] kein neuer Absatz B, C, D, E, F, G, H, I, J. gelegenheit zu geben F, G, H, I, J.
29 Gelegenheit geben]
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Der Asiatischen Banise Erstes Buch.
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BLitz / Donner / und Hagel / als die rachenden Werckzeuge des gerechten Hime mels / zerschmettere den Pracht deiner Gold-bedeckten Thurme / und die Rache e e der Gotter verzehre alle Besitzer der Stadt: Welche den Untergang des Koniglichen e e Hauses befordert / oder nicht solchen nach euserstem Vermogen / auch mit Dare e e setzung ihres Blutes / gebuhrend verhindert haben. Wolten die Gotter! es konten e meine Augen zu Donner-schwangern Wolcken / und diese meine Thranen zu e grausamen Sund-Fluthen werden: Ich wolte mit tausend Keilen / als ein Feuere werck rechtmassigen Zorns / nach dem Hertzen des vermaledeyten Blut-Hundes werffen / und dessen gewiß nicht verfehlen: Ja / es solte alsobald dieser Tyranne / e e sammt seinem Gotter- und Menschen-verhaßten Anhange / uberschwemmet und e e hin gerissen werden: Daß nichts / als ein verachtliches Andencken uberbliebe. Doch / Ach! wie irre ich? Was rede ich? Solte wohl solche Rache ohne Unterscheid e und ohne einiges Bedencken vollzogen werden? Wo bliebe denn die uberirrdische Banise? Um derentwillen einig und allein der Himmel noch die abscheulichste e e e e e Straffe uber Pegu zurucke halt / und welche das gutige Verhangnis noch sonder e e Zweiffel von dem gantzen Kayserlichen Stamme wird ubrig / ach! wer weiß? ob nicht in der Hand eines grausamen Besitzers / gelassen haben: um so viel mehr die e geschlagenen Gemuther der fast entseelten treuen Unterthanen wieder aufzurichten / und zuerinnern: Es sey noch ein Stern verhanden / welcher leicht wiederum e zu einer Sonne werden konte: Wenn man ihm aus ietziger Finsternis zu seinem e vorigen Glantze verhulffe. Auff! derowegen / Printz von Ava! Erinnere dich dese jenigen / womit du Banisen verpflichtet bist / und wisse: daß du die gluckselige e e Besitzung einer so himmlischen Schonheit nicht eher wurdig geniessen kanst: du e habest dich dann durch wurckliche Rache an ihren Feinden sattsam um sie verdient gemacht. e Ach! aber / was schwermest du noch weiter / ungluckseliger Printz! Erinnerst e du dich nicht / daß du zwar ein Konig vom Stande / doch nicht vom Lande / bist? e Ein ohnmachtiger Printz / welchen das Leben seines unbarmhertzigen Vaters aller e Mittel beraubet hat / seine innigst-geliebteste Banise von Schande und Tod mache tigst zu befreyen. Ich wundsche mir den Tod / wenn ich bedencke: wie ich ihr in ietzigem Zustande nicht mehr / als einer ihrer geringsten Sclaven / zu rathen oder zu helffen vermag: Und wie hingegen auch der wenigste Verzug zu ihrem und e meinem hochsten Nachtheil gerathen kan. Jedoch / kan ich ihr nicht mit meinem 10 mit] mir H, I, J. G, H, J.
10 Keilen] keulen C, D, E, F, G, H, I, J, K.
4–5 gerechten Himmels] Himmels K.
31 welchen] welcher
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Der Asiatischen Banise
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Leben dienen: so soll sie doch mein Tod von dem Tyrannen befreyen. Ich will in die Burg / mich mitten unter die Feinde wagen / ja / so bald ich mich dem Morde e e Konige dermassen genahert habe / daß ich ihn werde erreichen konnen / diese e e meine Faust mit seinem morderischen Blute farben / und seinen schwartzen e Geist / als ein hollisches Rach-Opfer / der brennenden Finsternis zuschicken. Mit
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solchen verzweiffelten Worten ließ sich Balacin vernehmen: als ihm bey e aufgehender Sonne der Glantz / derer auff der Kayserlichen Burg mit pue rem Golde gedeckten Thurme / die Augen blendete / und er von einem e e e Hugel die grosse und prach tige Stadt Pegu ubersehen konte: Nachdem er die gantze Nacht durch / bloß allein von tausend widerwae rtigen Gedancken e begleitet / geritten / und sein ermudetes Pferd in die Weide geschlagen / e sich aber selbst / um seine Ruh-bedurfftige Glieder in dem bethauten Grase zuerquicken / auf seinen Mantel geleget hatte. Allein bey Endigung der e letzten Worte ersahe er drey verwegene Bramaner / mit entblosten Sebeln / aus einem Strauche hervor gesprungen kommen / welche ihn so fort mit entsetzlichen Geberden anschrien: Und du bist der einige Verrae ther / welchem e
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das rechtmassige Verfahren unsers machtigsten Kaysers mißfallen / und sich / als e ein Sclave / in Fesseln rachen will? Halt / dein Kopff soll uns tausend Pesos gele ten! So fort wurde Balacin von ihnen ohne ferneres Wortwechseln uberfal-
5 Kupfer (Abb. 2)
len / daß er kaum aufspringen / und den ins Graß gelegten Sebel ergreiffen konte. Weil sich aber zu allem Unglue cke ein Riemen ue ber das Gefae sse geschlungen hatte / vermochte ihn Balacin nicht auff den ersten Zug zue e entblosen: Dahero er von dem einen Bosewicht einen ziemlichen Hieb in die lincke Schulter bekam / daß sein Himmel-blauer Rock in kurtzer Zeit mit Blute gefae rbet war. Doch der Himmel / welcher diesen tapffern Printzen noch zu etwas groe ssern auffbehalten / als daß er von so schnoe der Faust e liederlich verderben solte / gab Gnade / daß er bald seines Sebels machtig e e ward / und im andern Streich den Thater so ungestum an den Hals zeichnete / daß er gleich zur Erden stue rtzte. Hierauf ersahe der Printz sein Vore thel / und sprang / um den Rucken zuversichern / an einen Baum: Da sich e denn diese Schelmen uber den Tod ihres Mit-Gesellen dermassen ereyfferten / daß sie gleichsam als blind und rasend einzulauffen sich bemue heten. Dahero sich auch einer den vorgehaltenen Sebel des Printzen unter der lincken Brust dermassen einlieff / daß er todt davon niedersanck / und den e vorgesetzten Streich nicht vollziehen konte. Es wurde aber unsern Balacin e e noch ein grosserer Unfall betroffen haben / wenn nicht das Verhangnis e selbst vor ihn den Streich ausgenommen hatte. Denn als er den Sebel nicht so geschwinde / wie es die Noth erfoderte / aus dem Leibe des Eingelauffenen ziehen konte / versuchte der Dritte durch einen grausamen Hieb / 21 ein] sein C, E, F, G, H, I, J, K. 27 verderben] umkommen K.
34 dermassen einlieff] einlief K.
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den Tod seiner Cameraden zu rae chen / und holte demnach aus allen Krae fften aus / dem Printzen den Kopff zu spalten: Welches ihm auch richtig e e gelungen ware / wenn nicht ein treuer / und uberhangender Ast den Streich e e aufgefangen hatte. Denn als der Morder vor Raserey den Ast nicht bemerckte / hieb er so grimmig hinein / daß er nicht allein den Sebel muste stecken lassen: sondern auch / als Balacin hiedurch seinen Sebel wieder zu gewinnen / Zeit bekam / von selbten einen schweren Streich in die Achsel empfing / daß er so fort / wo er nicht den andern beyden gleich werden e wolte / das Reißaus spielen muste: Wiewohl er leicht wurde einzuholen gewesen seyn / wann nicht Balacin so wohl wegen der fernen Reise / als e auch ziemlichen Verwundung dermassen ermudet / daß er vor Ohnmacht in das Graß nieder sanck / und sich in ziemlicher Weile nicht zu entsinnen e e wuste / in was vor elenden Zustande und gefahrlichem Orte er ware. e Als nun der verwundete Printz fast bey einer Stunde gantz entkrafftet gelegen hatte / erholte er sich endlich in etwas wiederum / und bemerckte von fernen einige redende Stimmen. Dahero er sich nicht unbillich eines fernern Uberfalls besorgte / und deßwegen einen sichern Ort / allwo er nur e e etliche Stunden der hochst-benothigten Ruhe pflegen / und so dann des e Himmels Schickung mit Gedult erwarten konte / zu suchen bedacht war. In e solcher Entschliessung bemuhte er sich zu erheben. Als er sich aber kaum auff einen Schenckel steuerte / fiel er vor grosser Schwachheit / so ihm der e grosse Verlust des Geblutes verursachte / wieder dahin. Weil aber die Stime men sich naherten / versuchte er sein euserstes / auf allen Vieren diesen gefae hrlichen Platz zu verlassen: indem er sich befue rchtete / der Entrissene e e e e e mochte ein grosseres Ungluck uber ihn herbey fuhren: Derowegen kroch er voller Mattigkeit und Furcht bey dreyhundert Schritte fort / bis er an einen breiten Fluß gelangte / welcher ihm Hoffnung und Flucht benahm. Nachdem er aber ein starckes Gerae usche hinter sich vernahm / entschloß er / sich e dem sandichten Ufer anzuvertrauen: Welches / ob es zwar ziemlich erhohet war / dennoch etliche Schritte breit truckenen Sand unter sich zeigete / und von einigen Bae umen beschattet wurde. Dannenhero er sich / so viel seine Schwachheit zuließ / sanffte am Ufer herunter ließ / alwo ihm das Glue cke e e eine weite Hole unter den Wurtzeln der Baume / die das reissende Wasser unterwaschen hatte / darbot sich derer in dieser Gefahr zu bedienen. Wele che angenehme Gelegenheit er willigst ergriff / und sich nach Vermogen eilends darein verbarg: indem er bereits einige Personen auff dem hohen e Ufer also reden horte: Hae tten wir unser Vorhaben eine Stunde eher beschleue
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nigt / wir hatten den fremden Vogel auf Stucken zerreissen konnen. Immittelst
4 vor] von J.
10 wegen] gegen B, C, D.
10 fernen] fernern K. e e Stucken] in Stucken K.
28 entschloß er / sich] entschloß er sich, sich K.
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lasset uns fleissig suchen / wer weiß / ob nicht der Fund die Muhe belohnet. Welchem der andere antwortete: Er kan nicht ferne von hier seyn: Weil er e e gleichfals sein Theil bekam / daß er unmoglich weite Sprunge wird haben machen e konnen. Unterdessen lasset uns unsere entseelte Cameraden dem Ufer dieses e Flusses anbefehlen / derselbe mag sie bey anwachsendem Wasser hinfuhren / wo e e ihr Grab bestimmet ist. Bekommen wir aber den morderischen Verrather / so soll e er ihnen ein grausames Schlacht-Opfer werden. Hiemit sturtzten sie die zwey
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vom Printzen entleibte Corper vom Ufer auf den Sand / daß sie gleich vor e die Hole zu liegen kamen / und giengen mit harten Bedrohungen davon. e Solches sahe und horte Balacin alles an. Weil ihn aber die Wunde sehr e schmertzte / und er des Schlaffes sehr benothiget war: als reiß er den Saum e e von seinem Japanischen Rocke / verhullte die Wunde / so viel moglichen / e daß nur das Geblute gestillet wurde / wickelte sich in den Mantel / welchen er nebst den Sebel wohl bedachtsam mit sich genommen hatte / und e schlieff also vor hochster Mattigkeit ein. In solcher Ruhe verharrte er bis an e spaten Abend / da bereits der Mond mit vollem Liechte aufgegangen war / vermittelst dessen er das Silber des rauschenden Flusses / und zugleich die zwey Leichen auff dem Sande ersehen konte. Hier kan sich ein furchtsames Hertze die entsetzlichsten Vorstellungen einbilden / welche auch der Hertze e hafftigkeit selbst eine Furcht einzujagen vermogen: Eines Theils qualte den Printzen die Wunde / und zugleich der Hunger / welchen er in zweyen Tagen durch stetes Reisen und Fasten erwecket hatte. Andern Theils sahe er sich von der Nacht / die ein Schrecken an sich selbsten ist / an ei nem so unbekanten schrecklichen Orte ue berfallen. Die vor der Hoe le liegende / und e e mit Sand und Blut besudelten Corper aber / deren ieder so ein graßliches Gesichte zeigete / als ob er drohete / sich auch im Tode an dem Printzen e e noch zu rachen / vermehrten das naturliche Entsetzen. Ja was noch abscheulicher war / so befand er neben sich in der Hoe le unterschiedene andere Leichen / welche vor zwey Wochen der tyrannische Chaumigrem bey dem e jammerlichen Blut-Bade in Pegu in den angelauffenen Fluß werffen lassen / und so dann das Wasser in diese Hoe le gefue hret hatte / worinnen sie nach getrocknetem Ufer waren liegen blieben: und schiene es / als ob ein todtes Element diesen Blut-Hund an Barmhertzigkeit ue bertreffen / und die e Todten mit einem Begrabnis versehen wollen. In solcher abscheulichen Todten-Gesellschafft befand sich nun der armselige Printz: Wiewohl sole ches seinen Augen wegen der Finsternis wohl wurde verborgen geblieben e seyn / wenn er nicht / als er seinen Sebel zu suchen bemuhet war / und also um sich greiffende / statt des Sebels / bald eine eiß-kalte Hand / bald einen 4 lasset uns] lasset E, F, G, H, I, J, K. Schand B, C, D, E, F, G, H, J. 11 als reiß er] so riß er K.
11 reiß] rieß/riß C, E, F, G, H, I, J. e
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25 Sand]
15–16 an spaten Abend] an den spaten Abend K.
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Kopff voll Haare / und andere bereits vermoderte Menschen-Glieder / in e die Hand bekommen hatte: Welches ihm dermassen entsetzlich vorkam / daß er fast seiner Schmertzen vergaß / und nach ergriffenen Sebel und Mantel auff allen Vieren sich eilend nach dem Ausgang der Hoe len begab: alda er sich / um seinen elenden Zustand recht zu betrachten / und mit sich zu rathe zu gehen / was und wie er ferner seine Sache anstellen / und wohin er sich bey so eiteler Nacht wenden wolte / auf seinen zusammengerollten Mantel setzte. Denn in der furchtsamen Hoe len die gantze Nacht zu bleiben / wolte er lieber den Tod erwehlen: zumahl der Mond den Untergang e draute. Ihr Goe tter! hub er bey sich selbsten an / so mue ssen mich auch durch
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euer ungerechtes Schicksal die Todten verfolgen und angstigen / nachdem die e e Lebendigen euren Befehl / mich in das Grab zu sturtzen / nicht vollbringen konnen. Ist dieses die Ruhe / deren ihr mich durch euren Priester zu Pandior versichern e lassen? Doch solte mir dieses Elend eine Erfullung eurer Zusage seyn: wenn ich nur e e wuste / daß hiedurch der himmlischen Banisen im geringsten geholffen wurde. e e Ja / konte ich ihre Befreyung und Sicherheit befordern: ich wolte mich gern als ein e Todter diesen Todten beygesellen. Verhasten Gotter! Ich sehe es wohl / daß ihr meinen Untergang beschlossen habt: ich bitte euch aber um euer vermeinten e Gerechtigkeit willen: ihr wollet mein Leben versparen / biß die erzurnten Bramaner e e mich zerfleischen / u. ihren von mir ermordeten Konig an mir rachen werden: damit ich also durch meinen Tod der Englischen Banisen einen ersprießlichen e Dienst leisten kon¯e.
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Unter solchen Sterbens-Gedancken wurde unser Printz von einem herab-springenden Tyger nicht wenig erschrecket / welches die Leichen gewittert / und alsobald aufs grausamste in die Coe rper hinein fraß. Solchem aber zu zusehen / erachtete der Printz nicht vor rathsam / aus Furcht / es e mochte die Todten verlassen / und die Lebendigen suchen. Dannenhero wagte ers getrost / als er seinen Vorthel an dem heiß-hungrigen Thiere / welches bloß auf seine Speise Achtung gab / ersahe / und wolte ihm mit entbloe stem Sebel einen spaltenden Streich ue ber das Haubt versetzen: verfehlte aber solches zu besserm Glue cke / und hieb ihm die rechte Tatze / welche es in das Fleisch eingeschlagen hatte / glat hinweg: daß es also / indem es nach ihm zu springen vermeinte / auf die Seite fiel / und er es nach vielen Hieben u. Stichen vollend hinrichte¯ konte. Solches erkennete e e Balacin als ein gutes Vorzeichen / woruber er ein innerliches Vergnugen e e empfand / und in diese Worte heraus brach: Verzeihet mir / gutigsten Gotter! wo mir etwa allzu grosse Ungedult solche Worte abgedrungen / welche zu eurer e Beleidigung gereichen konnen. Denn wo Schmertz und Verzweiffelung den Sitz e nehmen: da muß Gedult und Vernunfft offters hindan stehen. Schauet vielmehr e mein Elend / und lasset ab / Konigliches Blut zu verfolgen / und mich ferner zu e qualen. Lasset das bereits vergossene Blut von Pegu genung seyn / die Glut eures e allzu feurigen Zornes auszuloschen / und machet mich zu einem Werckzeuge / e e wodurch Pegu gerettet / der Kayser gerochen / und die Princessin erloset werde.
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Ja lasset dieses Tyger ein beglucktes Vorbild seyn: daß auch der Tyranne durch e meine Faust auff solche Art fallen musse. Vor ietzo aber zeiget mir verirrten e Printzen Weg und Steg / wie ich aus dieser Morder-Grube meinen Fuß ziehen / e e und wohin ich mich / meinen Vorsatz glucklich zu vollstrecken / wenden moge.
Ehe er aber solche Andachts-volle Seuftzer endigte / hoe rte er abermal einen Laut redender Persohnen ue ber sich. Und ob ihm solches gleich Anfangs einen Schrecken beybrachte / hielt er sich doch / so weit es die Sicherheit erlaubte / ausser der Hoe le / um desto besser alle Reden zu bemercken: Welche er denn in folgenden Worten vernahm: Und auff wen solte sich wohl e
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unsere Hoffnung grunden? Der Kayser ist todt: Die Princessin ist verlohren: Der e Printz von Ava kan / und sein Vater der Konig / will uns nicht helffen / in dem er vermeinet zu schwach zu seyn; nicht bedenckende / daß eine ge rechte Sache / e und des Himmels Beystand / mehr als zehn Armen auszurichten vermoge¯. Mein e Vater / fiel ihm der andere in die Rede / regierten nur die Gotter den Printzen e von Ava / daß er seiner Pflicht gegen unsere Prinzeßin ingedenck ware / und sich e e in geheim zu uns verfugte: ich versichere / es wurden so viel tausend treue e Peguaner / welche ihr Blut und Vermogen / zur Rache ihres unschuldigst-ermore deten Kaysers / willigst aufzuopffern bereit seyn / auf seine Seite treten / daß er e e e keiner andern Hulffe benothiget seyn wurde. Ich weiß nicht / mein Sohn / hub der erstere an / was ich mir vor Gedancken von dem Printzen fassen soll? Ich habe e bereits vor sechzehen Tagen einen schleunigen Bericht von dem jammerlichen e Zustande des Kayserlichen Hauses / und der eusersten Gefahr seiner Prinzeßin / nach Ava abgesendet / welchen er auch / wie ich vernehme / richtig erhalten / und e gleichwohl siehet und horet man nichts von seiner Verrichtung / da doch iedweder Augenblick der trostlosen Prinzessin den endlichen Untergang drohet. Jedoch wird er seine edele Pflicht bedencken / und auf grausamste Rache bedacht seyn. Hier-
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e uber erseuffzete der Printz so tieff / daß sie auch solches auf dem Ufer vernehmen konten / welches ihnen eine entsetzende Verwunderung verursachte / und dem Talemon diese Worte heraus lockte: Ich halte davor / daß e
auch die stummen Baume durch solche Tyranney beweget werden / und ihr Mitleiden durch deutliche Seuffzer zu verstehen geben wollen. Als aber der
Printz solches Seuffzen wiederholete / konte sich Talemon nicht enthalten / weil er eine nothleidende Person in der Nae he vermuthete / etwas lauter zu forschen / ob iemand vorhanden / welcher Hue lffe benoe thiget wae re. Auf solche e Nachfrage entschloß sich Balacin / welcher solches vor eine Gottliche Schickung annahm / zu antworten / und sagte: Wer ihr auch seyd / von Goe ttern e
oder Menschen an diesen Ort begleitet / erbarmet euch uber eine Person / derer e e Gemuthe verwundet / und der Leib beschadiget ist. Ponnedro / also nennete e sich der jungere / ward durch solche Stimme dermassen bewegt / daß er
14 regierten] regieren G, H, I, J, K.
18 seyn] sey I, J.
5–6 einen Laut redender Persohnen] einige laut redende Personen K.
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sich alsobald am Ufer herunter ließ / und hefftigst erschrack / als er bey e Monden-Schein die todten Corper und das niedergehauene Tyger erblickte; der Printz aber ermunterte ihn mit diesen Worten: Entsetzet euch nicht / mein e
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Freund / vor diesem heßlichen Anblick. Diese zwey entseelten Morder haben nach meinem Leben unverschuldeter Weise getrachtet: der Schutz des Him ¯¯ els aber hat e e sie der Scharffe meines Sebels ubergeben / wiewohl ich zugleich einen Theil e e meines Geblutes ihrer Mord-Begier aufopffern mussen. Weil ich denn nun schon so lange an diesem einsamen Orte / von allen Menschen entfernt / und in meinem e e e Blute hier liegen mussen / da ohne Zweiffel diese Hole mein Grab seyn wurde / so bitte ich euch um des Himmels willen / wo ihr ja von dem Anhange des Tyrane e nischen Kaysers seyd / durchstosset mein Hertz / und befreyet Leib und Gemuthe von Qvaal und Schmertzen. Seyd ihr aber aus dem Geschlechte der Menschen / e e und aufrichtige Peguaner / so erbarmet euch uber den / welchen der bekummerte Printz von Ava an alle getreue Peguaner zu ihrem besten abgeschicket hat. Von wem? fragte Ponnedro gantz begierig. Vom Printzen Balacin / antwortete er selbst / welcher / seine geliebte Prinzeßin zu retten / sich bald in Person einstellen e wird. Ach! rieff Ponnedro seuffzende / zum rachen / aber nicht zum retten. Wie e e so? fragte der besturtzte Printz / ist Banise bereit geschandet / oder vielleicht gar todt? Es ist ietzt nicht Zeit / hiervon zu reden / antwortete Talemon. Begebet e euch nur mit uns nach jenem Schlosse / und geniesset allda benothigte Ruhe und e Speise: Morgen soll euch alles zur Gnuge entdecket werden. Ob nun zwar solche
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Unge wißheit unserm Printzen hochst beschwerlich vorkam / so folgete er ihnen doch endlich mit sachten Schritten / biß in das nahgelegene Schloß / da sie ihn nach geschehenem Eintritt durch eine hohe Wendel-Stiege / welche ihm wegen der Wunde schmertzlich zu steigen war / in ein finsteres Gemach fue hreten / auch ihn / so bald er hinein getreten / verliessen / und e die Thur hinter ihm zuschlossen. Hier war der Printz abermahl in tausend Sorgen und Aengsten / und wuste nicht / ob er Freunden oder Feinden sich vertrauet hatte. Das Gemach schiene gantz schwartz zu seyn / und nach eroe ffnetem Fenster sahe er einen steilen Felsen hinunter / dessen Thal voller Bae ume und Strae ucher stund / darinnen einige Woe lffe entsetzlich heuleten / welche unangenehme Music etliche Eulen mit ihrem SterbeGeschrey vermehreten / daß unserm Printzen die Haare zu Berge stunden / und nicht anders vermeynte / er wae re aus einer Moe rder Grube ins Grab gerathen. Als er nun in solcher Furcht und Sorge fast zwey Stunden verharret / kam ein alter Mann mit einer Laternen hinein / welcher ihn mit folgenden Worten seiner Angst entledigte: Verzeihet mir / mein Freund / daß ich euch so lange einsam gelassen / und nicht so wohl euern Magen mit Speise / e als auch den muden Leib mit einem geruhigen Lager / versehen habe. Inmittelst e lasset mich euere Wunde gebuhrend auswaschen und verbinden / nehmet ein e wenig Speise zu euch / und ruhet so dann ohne Furcht und Bekummerniß. Die e e Gotter verlohnen es euch / antwortete der Printz / daß ihr so sorgfaltig vor e meine Gesundheit und Beruhigung seyd. Inzwischen wolte ich wunschen / euren
43 seyd] sey B, D.
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Nahmen zu wissen: angesehen mir die Sprache vorkommt / als ob ich die Person e kennen wurde / wenn ich sie bey mehrerm Liechte betrachten solte. Es ist euch e solches nicht nothig zu wissen / wiederredete der Alte. Ich will mich schon e offenbahren / wenn ich das Glucke haben werde / den wehrten Printzen von Ava in Person zu bedienen. Mit diesen Worten langte er das Liecht hervor / und
erleuchtete durch zwey angezue ndete Lampen das gantze Gemach: vermite e telst deren der Printz den Alten vollig erkannte / und ihm gantz entzuckt um den Halß fiel. Ach Talemon! rieff er / mein allerwehrtester Talemon! wiee wohl hat mich der Himmel versorget / daß er mich zu euch gefuhret hat! Der alte e Talemon erschrack anfangs hefftig hieruber / endlich aber / wie er den e Printzen sahe / fiel er vor ihm nieder / und kußte dessen Knie / sagende: O e
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ihr Gotter! was vor eines Gluckes wurdiget ihr mich? Ist es moglich / Durchlauchtigster Printz / daß es seine hohe Person ist? oder wollen mich nur die Geister e e affen / u. meine Augen betrugen? Der Printz / welcher sich wegen seiner
Wunde allzuhefftig beweget hatte / ermahnte ihn / solche Freud- und Ehren-Bezeigungen zu versparen / bis zu gelegener Zeit: Und weil er wuste / daß er sich auff die Wunden-Cur wohl verstund / bat er vor allen Dingen / nach der Wunde zu sehen / und ihn zu verbinden. Welches Talemon fleissig verrichtete / und als er den Printzen mit Speiß und Tranck sattsam erqvicket / bereitete er ihm ein solches Lager / worauff er besser / als in der Todten-Hoe le / ruhen konte: wue ndschte ihm so dann eine gute Nacht / und begab sich auch zur Ruhe. e Es wurde aber kaum die Annaherung der Sonnen durch einige LiechtStrahlen bemercket; Als der muntere Talemon ihr zuvor kam / das Lager verließ / und sich in seinen Garten verfue gte / alda aufs fleissigste zu sorgen: Wie so ein hoher Gast wue rdig und sicher moe chte bewirthet / bevoraus aber ihm der schmertzliche Verlust seiner Princessin auff solche Art hinterbracht werden / daß noch einige Hoffnung die Verzweifflung hindern koe nne. Wegen der Sicherheit nun / hielt er vor rathsam / bey dem Vorgeben eines Hoff-Junckers von Ava zu beruhen: Das andere aber wolte er bey erster Nachfrage mit zweiffelhaffter Rede beantworten / bis voe llige Besserung seiner Wunde sich verspue ren liesse. Als aber wae hrenden Nachsinnens das angenehme Welt-Auge / in dem springenden Wasser eines in den Garten stehenden Kunst-Brunnens artige Vorstellungen machte / und solches den Talemon erinnerte / nach zusehen / ob den Printzen der Schlaff verlassen / e e e und ob er was benothiget ware: eilte er zuforderst seiner Frauen / der Hase e sana / zu / und ermahnte sie / etwas von einem Fruhstucke zu verfertigen / e e e welches zugleich starckte und sattigte: weil sich der gestrig-spate Gast etwas
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26 bevoraus aber] bevor K. 28 werden] wurde K. Hoff-Junckers] des Hofjunkers K.
28 einige] eine K.
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ue bel auf befae nde. Da denn gedachte Hassana / theils aus angebornem weiblichen Vorwitze / theils aus Antrieb ihrer Pflege-Tochter Lorangy / nicht unterließ / fleissigst nachzuforschen: Wer doch erwehnter Gast seyn mue ste? Welche er aber mit der im Garten ersonnenen Antwort befriedigte. Hiere auff gieng er gantz leise nach des Printzen Zimmer / und erofnete die e e Thure in moglichster Stille: in willens / die annoch-brennenden Nachte Lampen ihres Ammtes zu erlassen / und auszuloschen. Als er nun unfern dem Lager kam / bemerckte er / daß sich des Printzen Mund bewegte / auch / nach etlichen tieffgeholten Seufftzern / diese Worte im Schlaffe vorbrachte: Banise muß auch im Tode leben / und ich sterbe lebendig. Worauff er gantz sanffte wieder eingeschlaffen schien. Indem aber Talemon durch eilende Unvorsichtigkeit eine Lampe herunter stieß / wachte der Printz e e e uber solchem Getose auf / und wundschte / so bald er den Talemon ere blickte / ihm einen begluckten Morgen / zugleich danckende / daß er ihn e von einem schweren Traume entlediget hatte / welcher ihn nicht unbillich e bekummerte / und ein schmertzliches Nachdencken verursachte. Talemon war begierig / solchen Traum zu wissen: Dannenhero solchen Balacin folgender Gestalt erzehlete: Es ist mir die unvergleichliche Banise vor wenig Stun-
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den erschienen: Da ich bemerckte / wie sie mir mit thranenden Augen und rine genden Handen zuwinckte / und mich / weil sie mit vielen grimmigen Elephanten e umgeben war / gleichsam um schleunige Hulffe aufs beweglichste anflehete. Als e ich mich nun bemuhete die Elephanten mit viel schmeichelnden Worten / und e vorhaltendem Futter / zu besanfftigen: erwischte ich die Princessin bey der Hand / und schien es / als ob wir durch eine sanffte Lufft denen Elephanten aus den e e e Augen gefuhret wurden. So hoch mich nun diese vermeinte Besitzung vergnugte / e so hefftig ward ich besturtzt / als mich dauchte: wie mir durch eine starcke e e Flamme die Princessin von der Hand geraubet wurde. Da ich ihr nun mit klage lichen Geberden nachfolgete / und sie wehmuthigst suchte / erblickte ich sie zwar e wiederum: muste aber mit bekummerten Augen ansehen / wie mich ein breiter e Fluß verhinderte / zu ihr zu kommen: und ob ich mich gleich bemuhte / solchen zu e e uberschwimmen / so wurde ich doch von vielen entsetzlichen Crocodilen zurucke e gehalten / welche mir mit auffgesperrten Rachen den Tod draueten. In solcher Angst habt ihr mich nun erwecket / und mich schleunigster Andacht erinnert / die e e e erzurnten Gotter anzuflehen / daß sie alle uble Deutung verhindern / und mich mit e e erwundschter Hulffe beseligen wollen. Aber / ach mein Talemon / entdecket mir doch aufrichtig / in was vor einem Zustande ich meine wehrte Princessin wissen e soll? Talemon entfarbte sich / und erinnerte mit kurtzen Worten / vor ietzo
nur seiner Gesundheit zu pflegen / und den vorhin matten Leib durch
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1 ubel auf befande] ubel befande K. 11 eingeschlaffen] einzuschlafen K. 26 ward] e war K. 30 zu ihr zu kommen] ihr nachzukommen K. 30–31 solchen zu ubere schwimmen] uber solchen zu schwimmen K. 35 beseligen] erfreuen K.
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ue briges Sorgen nicht ferner zu schwae chen. Solches aber betrue bte den Prine tzen um so viel mehr / daß er im Bette auffuhr / und mit klaglicher Stimme fragte: Talemon! ich beschwere euch bey dem Geiste / der ohne Zweiffel entseelten Banise saget mir: Ist die Princessin todt oder lebendig? Welche Worte von einer solchen hervor scheinenden Verzweiffelung be gleitet worden / daß sich Talemon kaum erholen / und also beantworten konte: Ey was todt ! hat
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es doch dem Printzen diesen Augenblick getraumet / daß Banise noch lebet; Und solcher Traum giebet meiner Wissenschafft Beyfall / ein mehrers zu wissen / ist vor e e dißmal nicht notig: es sey dann: daß einige Großmuth die Empfindligkeit dampffe. e Lebet nur Banise noch / wiederredete Balacin / so herrschet eine großmuthige Hoffnung / und dieser feste Entschluß / in mir / sie mit meinem Blute zu retten und e e zu rachen. Ein solcher Vorsatz ist Ruhms wurdig! war Talemons Gegen-Rede; denn ich muß bekennen: wir leben alle so weit in der Ungewißheit / daß wir e zwar / leider! wissen / und mit Augen angesehen haben / wie das gantze Kaysere e liche Haus von Pegu / nebst dem Kayser Xemindo, erbarmlich hingerichtet worden: allein / ob die Princessin sich in der Zahl der Lebendigen oder Todten befinde; e e solches beruhet in der angenehmen Hoffnung: daß die Gotter viel zu gnadig sind / ein solches Bild der Vollkommenheit verderben zu lassen. Inzwischen sorge er nur e vor seine Gesundheit / vertraue den Gottern / und wisse / daß sie auch vom Tode e erretten konnen. Es wird noch heute mein Sohn / welcher aus tyrannischer e Heucheley Ober-Hoffmeister des Kayserlichen Frauen-Zim ¯¯ ers ist / und mich diesen e Nachmittag besuchen wird / bessere Nachricht hiervon geben konnen.
Auff solche Worte blieb der Printz gantz unbeweglich liegen / und ließ durch die geschlossenen Augen einige Thrae nen hervor fliessen / welche den Talemon bewegten / ihn noch ferner auffzumuntern: Durchlauchtigster Printz! es hat mich Selbter vorhin bey dem Geiste der Banisen beschworen / ihr Leben oder Tod zu entdecken. Was hindert aber mich: daß ich dessen zweiffele e muthige Seele gleichfals bey dem / annoch in dem schonen Leibe wohnenden e e Geiste der uberirrdischen Princessin beschwere: sich allen schadlichen Kummers zu e entschlagen / Leib und Gemuthe heilen zu lassen / und alsdenn auf ihre Rache und e Rettung bedacht zu seyn. Ich bin versichert / die Gotter werden uns inzwischen mit e e so gewundschter Nachricht erfreuen: daß wir die groste Ursache haben werden / e e ihnen vor den sussen Lohn unserer Muhe gnungsam zu dancken. Solches Ein24
reden vermochte den Printzen so weit; daß er versprach / biß zu gewisserer e Nachricht von ihrem Zustande / sein Gemuthe zu beruhigen / und in zwischen mit Gedult den Ausgang der besten Hoffnung zu erwarten. Nach e sothanen Versprechen / losete Talemon das Band der Wunden auff / und e ersahe mit Vergnugen / wie sich solche so wohl gesetzet und gereiniget
15 Xeminelo Df. in A] Xemindo I, K. 22 wird] will K.
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hatte: Dahero that er ein wenig Sand von dem 5Wund-Steine aus Peru in die Wunde / gab ihm auch hiervon etwas in warmen Wein ein / und band den e Schaden / mit Versicherung / in acht Tagen vollige Bewegung zu erlauben / wieder zu. e Nach dieser Verbindung wurden einige starckende Sachen von der Hase sana und ihrer Pflege-Tochter uberbracht / welche den Printzen / als einen e ihres Standes / empfiengen: Hassana aber stellete sich uber ihre Gewonheit sehr freundlich an; ob sie gleich sonsten / als des Talemons vierdte Ehefrau / durch steten Wider-Sinn ihrem alten Ehe-Herrn die allgemeine Lehre gab: e
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Es sey nichts gefahrlicher / als eine offt wiederholte Ehe; weil man nothwendig e sich einmal verbrennen musse: wann man die Flammen zu offte versuchen wil.
Lorangy ließ sich hingegen den ersten Anblick des Printzen dermassen entzue nden: daß man die Buchstaben der Liebe gantz deutlich in ihren e Augen lesen kunte. Allermassen sie sich sehr geschafftig um den Printzen e erwiese / und sich angenehm zu machen / dergestalt bemuhete / daß es dem e Printzen leicht war / etwas mehrers / als eine haußliche Auffwartung dare aus abzunehmen. Sie war sonst von gemeiner Schonheit / mehr lang und starck / als wol gewachsen / blasser Farbe / verliebter Augen / etwa 24. Jahr e alt / und endlich einer Standes-gleichen Liebe noch wol wurdig: Ausser / daß man einigen Mangel / des sonst dem Frauenzimmer anstae ndigen Verstandes / an ihr verspue hrte: indem sie die Flammen ihrer Begierde durchaus e nicht verbergen / noch sich in allzu hefftiger Liebes-Bezeugung maßigen kunte. Und solches ließ sie auch hier dermassen mercken: daß es schiene / als ob sie durch des Printzen Gestalt gantz bezaubert wae re. Dennoch aber ließ sie hierinnen einen Funcken ihres Verstandes / in Urtheilen der Liebe / so weit blicken / wenn man saget / daß sie in der Wahl ihrer Liebe nicht geirret habe. Denn / zu geschweigen des hohen und ihr unbewusten Standes / so war er eine wolgewachsene / mehr lang als kurtze Person. Sein Haupt war mit Castanien-braunen / und von der Natur gelockten Haaren umgeben. Er hatte schoe ne grosse und graulicht-blaue Augen / woraus nichts als Anmuth und ein hoher Verstand blitzte. Dem schoe nen / wiewol itzt etwas blassen Munde / stund ein freundliches Lachen und Reden ue ber die massen wol an; und aus der wol gestalten / in der Mitten etwas erhae benen Nase / kunte man dessen Großmutigkeit erkennen. Seine freye und e ungezwungene Anstandigkeit der Geberden / wolte immer seines Standes e e Verrather seyn. In Summa: Leib / Verstand und Gemuthe war mit einer solchen Vollkommenheit begabet / daß seine Person die Abbildung eines 5 Ist ein schwartzer Felß / mit weissen Steinen untermenget / in der Landschafft de los Conchucos: Welcher alle Wunden / wenn er klein zerstossen gebrauchet wird / an Menschen und Viehe heilet. Besiehe ferner hiervon Francisci Kunst- und Sitten-Spiegel p. 258.
14 Allermassen] Indem K.
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vollstae ndigen Printzens sattsam vorstellen kunte. In solche Leibes- und e Gemuths-Gaben war nun Lorangy nicht unbillig verliebt / und hatte hierinnen mit einer Princessin etwas gemeines / daß sie gleichfalls ihre Liebe / wiewol mit Unterscheid des Irrthums / einem Printzen wiedmen wolte. Dieser Irrthum verleitete sie so weit / daß sie / ihre Aufwartsamkeit zu bezeugen / durch oe ffters zu rechte Ziehen des Hauptkue ssens sich dermassen e zu ihm buckte / daß es schiene / als ob sie ihre Lippen auff des Printzen e Mund legen / und ihn gar kussen wolte. Allein der Printz / welcher das Kleinod beliebter Keuschheit seiner Tugend-Crone angehefftet / und iederzeit vor allen unordentlichen Begierden mercklichen Abscheu getragen e hatte / wurde hieruber dermassen ungedultig / daß er fast seines Zustandes e vergessen / und eine Verschonung anbefohlen hatte: wann nicht indem die e Ankunfft des Ponnedro ware berichtet worden; worue ber Hassana und Lorangy das Zimmer verliessen. Talemon aber gieng seinem Sohne ente gegen / vermeldete ihm des Printzen Anwesenheit / und fuhrte ihn hinein: da er sich alsobald dem Printzen ehrerbietig nahete / die Hand kue ssete / und also anredete: Durchlauchtigster Printz! Die Freude ue ber dero hohen Ge-
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genwart und die innigste Begierde / vor dero Konigliches Wolseyn zu sterben / halten einen angenehmen Wettstreit in mir. Inmittelst zwinget mich meine e Pflicht / gehorsamst auffzuwarten / um gnadigsten Befehl / worinnen ich dienen soll / anzunehmen. Werthester Ponnedro / antwortete der Printz / es ist mir leid: daß ihr mich nicht in dem Stande findet / worinnen ich eure bekandte Treue e e vergelten / und solche nach Wurden belohnen konte. Ich wil aber inzwischen hoffen: es werde die fremde Herrschafft / oder vielmehr Tyranney nicht etwan e e e auch euer Gemuthe entfremdet / noch verandert haben. Allergnadigster Herr / e wiederredete Ponnedro / wann ich nicht wuste / daß ich in meinem Zustande / e e wegen in Handen habenden Gelegenheit / mehr / als sonsten / dienen konte: so wolte ich von Stund an mein Ammt ablegen / mit eigener Faust den tyrannischen Chaumigrem auffopffern / und mich in dero Schutz und Dienste begeben. Auff solche Art aber versichere ich / bey Verlust des ewigen 6Niba: daß dieser ietzige e Dienst / welchen ich dem Tyrannen leisten muß / bloß zur Gelegenheit argster Rache / wegen so vielen vergossenen Bluts / angesehen sey. Ich zweiffele nicht an eurer Treue / werther Freund / war des Printzen Gegen-Rede: Allein die wune derliche Anstalt eures Kaysers befremdet mich nicht wenig / daß er gleichwol
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Die Peguaner glauben drey Oerter nach diesem Leben: als nemlich: den Ort der Pein und Marter / den Ort der fleischlichen Wollust / und den Ort der Seligkeit / welchen sie e Niba nennen. Wer nun in das ewige Niba kommen wolle; der musse zu erst vorermeldete Oerter besuchen und ausstehen. Roger. Heydenthum pag. 775–776. 19 Wettstreit] wetterstreit C, D. F, G, H, I, J, K. 9 beliebter] geliebter K.
31 bloß zur Gelegenheit] zur Gelegenheit B, C, D, E,
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denen gebornen Peguanern / welche er / durch grausamste Blutsturtz- und Vere e wustung ihres Vaterlandes / zum todtlichen Haß wider sich gereitzet hat / dene noch solche Ehren-Aemmter / und zwar gleichsam mit denselben den Schlussel e seines Lebens und Vergnugung anvertrauet. Solches darff sich mein Printz gar nicht befremden lassen / gab ihm Talemon hiervon Nachricht / denn nachdem e der Bluthund von Brama gantz Pegu eingenommen / den Kayserlichen Stam ¯¯ grausam ausgerottet / und alle Grossen des Reiches mehrentheils umgebracht und e verstossen hatte: Wie dan¯ auch ich den Schlussel / als bekandter Reichs-Schatze meister / ablegen / und mich in diesen einsamen Stand begeben mussen / bloß e den Gottern danckende / daß mir das Leben und dieser Auff- und Unterhalt zur Beute gelassen worden: so kunte er sich leicht die Rechnung machen / sein Name e wurde allen Peguanern ein Haß / und seine Person ein Fluch seyn. Uber solche e e e vergallte Gemuther aber glucklich zu herrschen / hielte er vor rathsam / durch eine und andere Wolthat die abgewendeten Hertzen sich wiederum zuzuneigen: Weße wegen er dann zuforderst allenthalben / ob sich gleich niemand einiges Verbrechens schuldig wuste / eine allgemeine Verzeihung ausruffen ließ. Uber das bee e ruffte er die Sohne der entleibten und verstossenen Vater nach Hofe / theilte die vornehmsten Ehren-Aemmter unter sie aus / und stellete sich gegen iedweden e e dermassen freundlich an / als ob er niemals einig Was ser betrubet hatte. Auff solche Art nun ist auch mein Sohn zu dieser hohen Ehre gelanget / daß er Obere e Hoffmeister uber das Kayserliche Frauenzimmer geworden ist. Und / O wolten die e e e Gotter! die Princeßin Banise ware unter seiner Hand / sie wurde bald ihren Prine tzen kussen / und solte noch einmal soviel Blut vergossen werden. Ach schmertzliches Erinnern! rieff Balacin / Jammer-volles Andencken! treuester Ponnedro / e lebet Banise? oder heisset mich ihr Tod sterben? Nicht sterben / gnadigster e Herr! antwortete Ponnedro / sondern rachen. Denn – – – Weh mir! fiel ihm der Printz in die Rede / Banise ist todt. So machet denn / O ihr grim¯¯igen Goe tter / doch ein Ende / einen vorhin halb entseelten Menschen mit fernerer Qvaal zu e belegen. Nunmehro soll mich auch nichts abhalten konnen / mir selber das alle e gemeine Ende alles Unglucks zuzufugen. Entdecket mir nur zuvor mit kurtzen Worten / auff welche Art mir die himmlische Banise im Tode vorgegangen sey / e e damit ich desto behertzter sterben / und ihr folgen konne. Gnadigster Herr! fuhr Ponnedro fort / sie lassen sich [durch] so wenige Worte nicht in solche Vere zweifelung sturtzen / indem es ja noch nicht klar / daß die Princeßin todt ist. Und e e solte ja das grausame Verhangniß so unbarmhertzig verfahren haben / so wurde e des Printzen Tod dem Feinde mehr zur Ergotzligkeit / als zur Rache dienen. Solte e sie aber / mehrer Vermuthung nach / noch am Leben seyn / wen wurde alsdenn dessen Todesfall am empfindlichsten betreffen / als die armselige Princeßin? Ihr
35 so wue rde] wue rde G, H, I, J. 1–2 grausamste Blutstue rtz- und Verwue stung] ein grausames Blutbad und Verwue stung K. e 13 vergallte] aufgebrachte K. 23–24 schmertzliches Erinnern] schmerzliche Erinnerung K.
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haltet mich nur umsonst mit vergebenen Worten auff / antwortete der verzweiffelnde Printz. Verhindert mich nur nicht / derjenigen nachzufolgen / wele e che mir den Tod susse macht. Ich sterbe / und befehle den Gottern die Rache.
Hiermit sprang er als rasende von dem Lager auf / in willens / sich des an e der Wand hangenden Sebels zu bemachtigen / und den eingebildeten Tod sich selbst zu beschleunigen: sie fielen ihm aber alsbald in die Armen / und e brachten ihn mit grosser Muhe wieder ins Bette / da ihn der alte Talemon e etwas harter anreden muste: Wie? vormals tapfferer Printz / sagte er / ist es e
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moglich / daß ein zweiffelhaffter Zufall den sonst großmuthigen Geist besiegen e e konne? Eine solche Verzweiffelung stehet nur niedrigen Gemuthern an. Wer zum e e e Scepter gebohren ist / der muß sich uber keinen Unfall andern: Und Großmuthige keit ist der Printzen hochste Zierde. Dahero muß man auch in diesem Fall den e Muth nicht sincken lassen / sondern sich auff die Hoffnung eines bessern grunden. Heisset dieses dem vorigen nachleben: als er seiner Princessin versprach / sein ihr e gewiedmetes Leben zu ihrem Besten moglichst zu erhalten? Wie wird solches ins e kunfftige bey ihr zu verantworten seyn / wenn sie wird Rechenschafft der Liebe fodern? Grausame Verhinderer meiner Ruhe! hub endlich der Printz an / so wollet ihr mir denn verwehren / die geschworne Treu biß in den Tod zu beobache ten? Nicht wir / antwortete Ponnedro / sondern die Pflicht / gnadigster Herr / e e womit er der Princeßin verbunden / halt ihm die Hand zurucke. Diese Verzweife lung hat die Ungewißheit zum Grunde / und mochte eine Mutter schmertzlichster Reue auch nach dem Tode seyn. Ich sage ja nicht: die Princessin sey todt; sondern nur: daß man nicht wisse / wie / oder wo ihr Zustand und Auffenthalt sey? Solches nun zu erkundigen / und sie zu retten / ist ein tapfferes Hertz und kluger Geist e e hochst vonnothen. Ein verzweiffelter Muth aber / ja ein todter Printz / wird sie e e noch hefftiger betruben / und gewiß in den ietzt ungewissen Tod stur tzen. Auf derowegen / tapfferer Printz! er verbanne allen Zweiffel-Muth / und traue sichere lich denen Gottern: so wird gewiß dessen Hoffnung von ihnen mit einem ere e wundschten Außgange beseliget werden. Ihr trostet mich mit erdichteten Worten / wendete der sorgsame Printz ein / und wollet mir es nur verheelen / was e e das ungutige Schicksal an Banisen verubet hat: Hiedurch aber vermehret ihr nur meine Qval / und ich schwere euch: ihr sollet alsdenn viel zu wenig seyn / meinen Tod zu verhindern. Durchlauchtigster Printz! war des Ponnedro fernere GegenRede. Sie geben dero hohen Vernunfft nur noch so viel Raum / und glauben denen Worten / welche von dero ergebensten Diener ohne einigen Verdacht der Unwarheit vorgebracht werden. Ich schwehre bey der vorbittenden Krafft 7des 7
Fotoko ist ein Abgott in Pegu / von gemischten Ertz gegossen. Dieser Abgott hat / e ihrer Meynung nach / den hochsten GOtt / Duma, durch sonderbare Vorbitte dahin ver-
34 noch] doch J. 4 als] ganz K. 17 Verhinderer] Feinde K. e e 25 vonnothen] notig K. 28 dessen] ihre K.
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24 erkundigen] erforschen K.
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Fotoko, daß weder mir noch fast einigen Menschen in Pegu bekandt sey / wo die Princeßin hingekommen / ob sie lebendig oder todt / gefangen oder entgangen sey? Man sahe wol ein enthalsetes Weibsbild bey drey Stunden auff dem Marckte liegen / welches von dem Abaxar und allen Soldaten / vor die entseelte Princeßin ausgegeben ward: Alleine / wen nur die Natur mit einiger Vernunfft begabet e hatte / der kunte aus den starckern Gliedmassen leicht abnehmen / daß ein Sclae e vischer Corper in der Princeßin Kleidung stecken muste. Solches Vorgeben wurde e ¯¯ en: Hierdurch aber sind wir nun von einigen Unverstandigen vor bekandt angenom in einen kummerhafften Zweiffel versetzet / daß wir nicht wissen / wo unsere Princeßin geblieben sey / und ob man sie unter den Todten oder Lebendigen suchen solle? Die starcke Muthmassung aber ihres Lebens dienet uns zum Troste / und eine tapffere Hoffnung versichert uns gewisser Erlangung des verlohrnen Kleinods. Ach / treuesten Freunde / sagte hierauff der Printz / diesen Schaden kan fast kein Pflaster / weder der Gedult noch Hoffnung / heilen. Denn in der e Liebe muß man stets das schlimmste hoffen / und alsdenn den Gottern dancken / wann das beste erfolget. Und wenn alle Welt verzagte / hub endlich Talemon an / so muß doch ein Printz nicht kleinmue thig werden / sondern er soll auch so gar e e alles Ungluck eher uberwinden als fliehen. Es behalte derowegen mein Printz auch e e in diesem Fall ein bestandiges tapfferes Gemuthe / und lasse sich von den Droe hungen kunfftigen Unfalls nicht schrecken: Denn unterweilen heben uns die Wellen aus einem sinckenden Schiffe / und werffen uns in ein anders / welches e e glucklich in Hafen lendet. Ja einem solchen Hertzen ist der Himmel gunstig / und e lasset nicht geschehen / daß es in seiner Hoffnung zu schanden werde. Derowegen / so bilde man sich gewiß ein / die Princeßin sey annoch im Leben / und e e bemuhe sich auserst / ihren Zustand zu erforschen. Nach dessen Erfahrung ein kluger Geist und tapffere Faust viel verrichten kan; ja es wird unfehlbar die e e e e Eroberung dieser Schonen alle Bemuhung versussen / und sothane Bestandigkeit e e e belohnen. Hatten aber ja die Gotter es uber das unschuldige Blut verhangen / daß e e sie auch durch diesen Kayser-Morder gefallen sey / so soll nicht nur der Printz / sondern auch ich und mein Sohn / getrost ihr im Tode nachfolgen / iedoch nicht e e eher / biß ieder seine Faust mit dem morderischen Blute des Tyrannen besprutzet habe. Worzu ich nicht nur meinen Arm / sondern auch mein altes Haupt willig darstrecken wil. Eure Klugheit / erholte sich Balacin / trautester Talemon! ist e e krafftig / auch die todten Steine zu bewegen / und spuhre ich hieraus nicht so wol euren Verstand / als auch eure gegen mich tragende Treue. So versichere ich euch e denn / eurer Lehre gemaß mich zu verhalten / gedultig zu leiden / getrost zu hoffen / und aller Widerwertigkeit mit tapfferem Muthe entgegen zu gehen.
mocht / daß allen Seelen / welche an die dunckeln Oerter verwiesen waren / Gnade wiederfahren ist. Roger. Heydenth. p. 795. 3 sey] seyn C, D. 20 schrecken] abschrecken B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 21 sinckenden] stinckenden F, G, H, J. 25 zu erforschen] zuforschen G. 28 ja] je G, H, I, J, K.
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Inzwischen rathet nur / auff was Art und Weise man hinter das Geheimniß der e verborgenen Princeßin kommen moge? Hierzu kan uns niemand dienlicher seyn / antwortete Ponnedro / als Abaxar / Ober-Hauptmann der Kae yserlichen Leibe wacht / welcher den grausamen Befehl an der Princeßin vollziehen mussen. Dieser e Abaxar nun soll / der heimlichen Sage nach / etwas hohers / als er sich ausgiebt / e und bey den Zerstorungen so vieler Reiche unbekandter Weise gefangen worden e seyn / sich aber kluglich verbergen / und durch sein Wolverhalten in des Chaumigrems Gnade / und zu dieser Ehrenstelle gelanget seyn. Wie nun aber der e heimli che Groll / vielleicht wegen Beraubung seines Vermogens und schmertzlicher Hinrichtung der hohen Seinigen / billich an¯och im Hertzen schwebt: Also wird e er auch in geheim auff moglichste Rache nebst uns bedacht seyn. Auff meinen Zweck aber zu kommen: so hat erwehnter Abaxar iederzeit eine sonderbare e Freundschafft zu mir gesucht / welche ich mit heimlicher Vergnugung an ihn auch e ¯¯ en / und in meines Vaters Bekandtschafft gebracht. offters mit mir heraus genom Inzwischen lassen wir uns nicht das geringste von der Muthmassung seines hohen Standes mercken / sondern machen uns gleichsam gantz vertraulich und gemein mit ihm / so gar / daß wir auch bereits etwas von der Liebe zwischen der Princeßin von Pegu / und dem Printzen von Ava / gegen ihn erwehnet haben: Welches er e e e sehr auffmercksam angehoret / und ein hefftiges Mitleiden hieruber spuhren lase sen. Diesen Abaxar wil ich morgen heraus vermogen / und ihn bedeuten / es sey ein Vornehmer vom Avanischen Hofe in geheim ankommen / um einige Gewißheit von der Princeßin Zustande einzuziehen. In welcher Meynung man ihn so weit e erhalten kan / daß er auch ungescheuet in dieses Zimmer darff gefuhret / und von e dieser Sache / so viel als nothig / mit ihm geredet werden. Diesen Vorschlag / sagte Balacin gantz freudig / haben euch ohne Zweiffel die Goe tter eingegeben / und kan ich kaum das morgende Liecht erwarten: Weil ich gleichsam einen Streit e e ungewisser Furcht und angenehmer Hoffnung in meinem Gemuthe verspuhre: e worinnen es scheinet / als ob das letztere den Sieg behalten wurde. So gehet e demnach unter dem Schutz der Gotter / lasset euch mein Anliegen befohlen e e seyn / und seyd versichert / Ava sey noch machtig genug / eure muhsame Treue sattsam zu vergelten. Worauff denn Ponnedro ehrerbietigst Abschied nahm /
und sich wieder nach Hofe verfue gte. Der alte Talemon aber wolte sich e inzwischen um fernere Auffwartung bemuhen / und nahm einen Abtritt / weil er nunmehro den Printzen vollkommen beruhiget sahe. e Nach dessen Entfernung schaute Balacin mit hochstem Verdruß die Hase sana und Lorangy das Zimmer betreten / welche sich denn gantz freymuthig zu ihm naheten / und ihm mit vielerley Fragen verdrießlich fielen. Die e Lorangy aber schiene dermassen von der Liebe uberwunden zu seyn / daß 19 auffmercksam] mercksam B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 26 Streit] Schritt B, C, D, E, F, G, H, J. 28 behalten] erhalten B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 5 als er sich ausgiebt] als er sich ausgiebt gewesen K. 35 schaute] sahe K.
31 ehrerbietigst] ehrerbietig K.
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ihr oe ffters die hellen Thrae nen Wangen-ab rolleten. Endlich erkue hnte sich e Hassana nach dessen Stand und Vermogen zu forschen / und zu fragen: Ob e auch in Ava der Adel beruhmt sey? und von welchem Geschlechte er sich e e e e ruhme? nebst angehangter Versicherung / es wurde zu eignem Glucke dienen / wann er sich hierinnen offenhertzig erwiese. Der Printz antwortete hierauff: Ich erkenne so unverdientes Anerbieten mit verpflichtetem Dancke: sehe
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aber hieraus weder vor sie / noch vor mich / kein Glucke / ob sie schon wissen e solten / daß dero Herr aus sonderbarer Barmhertzigkeit einen unbegluckten Hoffe Bedienten von Ava auffgenommen hat / welchen mehr das Glucke / als einiger e e Stand oder Reichthum befordert hat. Und diese Wolthat werden ihm die Gotter e vergelten / weil ich ausser meiner wenigen Besoldung nichts im Vermogen habe / mich wircklich danckbar zu erweisen. Ich muß gestehen / hub hierauf Lorangy an / daß ich das Verhae ngniß selbst nicht wenig beneide / indem es euch nicht so e e viel Glucke als Schonheit ertheilet hat. Jedoch versichert euch / daß ihr hier / nach e uberstandenem Sturm / in den Hafen eurer Wolfarth angelandet seyd. Balacin stellete sich / als ob diese Reden zu hoch vor ihm wae ren / und sprach: Mein e gantzes Glucke beruhet in der Hoffnung / und die Hoffnung im To de. Ein solcher e Mensch / wendete Hassana ein / darff in dem Fruhling seiner Jahre nicht vom e Winter reden / welches vielmehr einem verzweiffelten / als tapffern Gemuthe anstehet. Und mein Freund / setzte Lorangy dazu / versichert euch nochmals / e daß / ob euch gleich das Glucke hasset / dennoch die Menschen lieben. Wie solten mich die Menschen lieben / versetzte der Printz / da sie doch die Qvellen meines e Unglucks sind. Ich schwere / wiederredete Lorangy / daß ich euch allen Mene e schen / ja dem Verhangniß selbst zu Trutze / meiner Liebe wurdigen wil. Wer in die Sonne siehet / antwortete Balacin / der blendet seine Augen: Und wer den e e Schluß des Himmels hemmen wil / der sturtzet sich ins Verderben. Einfaltiger Mensch! vertrat Hassana der Lorangy Stelle / der gewiß sehr jung aus der e Liebes-Schule entlauffen ist. Freylich ist es ein grosses Ungluck / wer die Sonne e seines Gluckes nicht erkennen kan. Inzwischen lasset euch bedeuten / und wisset / e e daß gegenwartige meine Pflege-Tochter / welche bereits vornehme Bemuhungen e um ihre Huld unkrafftig gemacht hat / dennoch anietzo freywillig entschlossen ist / den Ancker eurer Gewogenheit in das Meer ihrer Gegen-Liebe versencken zu e lassen. Ich sichere euch / daß alsdenn euer Wolfahrts-Schiff durch lauter Gluckse und Liebes-Winde soll fortgetrieben werden. Der sich einfaltig stellende Balacin versetzte hierauff: Nachdem ich zweymal unglue cklich zur See gewesen bin / so stellet mir ietzo iedweder Gedancke einen Schiffbruch vor. Alberes Gee e schopffe / fuhr die ungedultige Lorangy herauß / wie hat sich doch Schonheit e e mit Einfalt so unrecht vermahlen konnen? Ich liebe euch / und begehre / wie-
1 Wangen-ab rolleten] von wangen-ab rolleten C. von wangen abrolleten E, F, G, H, I, J. 13 beneide] verneide G, H, I, J, K. 1 Wangen-ab rolleten] von den Wangen herabrolleten K.
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derum von euch geliebet zu werden. Diß erfordern die Gotter / fuhr Balacin in seiner verstellten Einfalt fort / daß ich sie beyderseits / als meine Wolthae terinnen lieben soll. So ist euch auch / sagte Lorangy / der Unterscheid der Liebe allerdings bewust. Ich vermeyne – – – Bey diesen Worten kam Talemon wieder e zurucke / und ersahe aus des Printzen verwirreten Gesichte / daß ihn die Gegenwart seines Frauenzimmers nicht allzu angenehm mochte gewesen e seyn. Hierinnen ward er umb ein grosses bestarcket / als ihn der Printz e fragte: Warum er seine Wiederkunfft so verzogert hae tte? Welches er so fort beantwortete: Die natue rliche Liebe / und die ae usserste Noth eines armen Men-
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schen / welcher in dem Strome bereits mit Tod und Wellen kampffte / hat mich e angetrieben / ihn retten zu lassen: Welche Bemuhung solchen Verzug verursachet e hat. So werden wir also / fieng die vor Zorn gluende Hassana an / zwey undanckbare Fremdlinge unter unserm Dache haben. Indessen komme Lorangy / e und lasse uns bedacht seyn / zu erweisen / wie eine verachtete Liebe todtlichen e Haß bringen konne. Nach welchen Droh-Worten sie sich eylends aus dem
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Zimmer begaben / und die Thue r mit solchem Ungestue m hinter sich zuschmissen; Daß es wae re zu wue ndschen gewesen / es hae tten damals aller boe sen e
Weiber Kopffe darzwischen gestecket.
Wie sich nun Balacin dieser beschwerlichen Gesellschafft entlediget sahe / fragte er den Talemon / ob ihm die errettete Person gantz unkae ntlich sey? e Mehr als zu bekandt / Gnad. Herr! antwortete Talemon. Es ist der getreue
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Scandor / welcher bald sein Leben im Wasser verlohren hatte. Wer? Scandor? fragte der sich verwundernde Printz. Was solte doch wol seine Ankunfft bedeuten / indem ich ihm ja befohlen / Ava nicht eher zu verlassen / er habe denn e gewisse Nachricht von mir / wo ich mich offentlich auffhielte. Daß er aber von hier e einige Gewißheit haben solte / solches scheinet unmoglich zu seyn. Ich weiß nicht / antwortete Talemon / was ihn hieher bewogen habe. Daß er aber den Printzen hier suchen solte / ist nicht zu vermuthen. Indessen wil ich ihn wol warten / und zu sich selber kommen lassen: sonder Zweifel ist seine Ankunfft nicht ohne wichtige Ursachen. Seyd doch bedacht / erinnerte ihn Balacin / daß er wieder zu recht / und zu mir ins Zimmer / ohne einige Nachricht meiner Gegenwart / gebracht werde. Solches fleißig ins Werck zu richten / ließ sich Tale-
mon bald angelegen seyn: Und als er den Scandor sattsam getrocknet / erqvicket / und gantz ermuntert hatte / nahm er ihn bey der Hand / und e fuhrte ihn in des Printzen Zimmer / in welchem er kaum etliche Schritte fortgesetzet / und den Printzen auff dem Bette ersehen hatte / als er mit e vollem Schreyen zurucke sprang: O ihr Goe tter / rieff er / errettet mich von diesem Zauber-Orte. Talemon / ihr alter Hexen-Meister / ihr verblendet meine e Augen. Mit welchen Worten er zur Thur hinaus reissen wolte: Als ihn aber
5 ersahe] er sahe K. 32–33 Solches fleißig ins Werck zu richten / ließ sich Talemon bald angelegen seyn] Talemon ließ sich bald angelegen seyn solches fleißig ins Werk zu richten K. 34 gantz ermuntert] widerum neu belebet K. 39 hinaus reissen] hinausfliehen K.
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Talemon beym Arme zurue cke hielte / und ihm der Printz zuredete / kam er e endlich mit zitterndem Fusse wieder zurucke / wiewol ihn das zauberische Mißtrauen noch nicht allerdings verlassen hatte: indem er Talemon stets ansahe / und zu ihm sagte: Talemon / ich beschwere euch bey den sieben e
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Elementen / eroffnet mir meine Augen / oder gewehret mir meinen Printzen und e Herrn in leibhafftiger Gestalt. So nahert euch nur / antwortete Talemon / und e fuhlet / ob nicht dieser Zauber-Geist Fleisch und Bein habe. Als ihm nun der
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e Printz ferner zurieff / fiel er auff die Knie / kußte ihm die Hand / und e e sprach: Ach Gnadigster Herr! ist es moglich / daß ich sie hier / und zwar in e
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solchem bettlagerigen Zustande antreffen soll. Ich bin noch nicht allerdings vere sichert / ob ich etwan traume oder sonst eine andere Person in dero Gleichheit antreffe. Nein / nein! mein Scandor! redete ihm der Printz ein / ich bin es e freylich selber / und muß beklagen / daß / da ich in eyfrigster Bemuhung / meine Princessin auszuforschen / leben solte / ich hier mit verwundetem Leibe und e e krancken Gemuthe des Lagers huten muß. Was bedeutet aber deine unanbefohlene Herkunfft? Ist etwan zu Hause noch was mehr vorgefallen / welches mein e e e Elend vergrossern konte? Gnadigster Herr! antwortete Scandor / meine Verrichtung ist von solcher Wichtigkeit / daß ich um Erlaubnis bitten muß / mich ein wenig verschnieben zu lassen. Denn gewiß / ich bin in solcher Gefahr gewesen / e daß ich nunmehr glaube / ich sey von den Gottern zu einem lufftigen Tode versehen; weil sie mich vor dißmal nicht den Klauen der furchtsamen Wassere Nymphen ubergeben wollen. Versichert / ich sahe bereit ein Hauffen schuppichte Posten unter dem Wasser lauffen / welche die Fische zusammen beruffen / und e auff eine Mahlzeit einladen solten / wobey ich das vornehmste Gerichte hatte seyn e e mussen. Wie nahe mir nun der Tod musse gewesen seyn / ist hieraus abzunehe men / wenn ich sage: daß ich schon wie die Hechte auf dem Rucken zu schwime men begunte: welches denn meinen Glauben bestarckte / daß ich kein Frauenzimmer sey / als welches von der schamhafftigen Natur bey dergleichen nassen e e Fallen dazu versehen / daß sie iederzeit dem Wasser den Fordertheil des Leibes e e gonnen / und auf dem Gesichte schwimmen mussen. Kurtz: ob ich gleich die Beschaffenheit meiner Todes-Angst / und drauff erfolgenden Rettung / welche ich e e den Gottern / und dem ehrlichen Talemon / zu dancken habe / außfuhrlicher e erzehlen wolte / so ist es mir doch unmoglich; weil mich damals mein Wasserscheuer Geist gantz verlassen hatte / und sich erst wieder einstellte / als ich bereits e hier auf dem Schlosse in truckener Warme lag / da ich denn alle Men schen vor e Fische ansahe / nicht anders meinende: ich lage noch in der feuchten Herberge / und solte ietzt den Braten meines Lebens anschneiden lassen. Nachdem ich mich e aber gantz unangebissen fuhle / so bin ich nun nichts mehr besorget / als um mein
5–6 gewehret ... in leibhafftiger Gestalt] stellet ... in leibhaftiger Gestalt dar K. 7 Fleisch und Bein] Fleisch und Beine K. 19 verschnieben] verschnauben K. 20–21 versehen] bestimmt K. 22 Versichert] Seyd versichert K. 36 meinende: ich e lage noch in der feuchten Herberge] meynte, als daß ich noch in der feuchten Herberge e lage K.
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Pferd / welches mich in diß Ungluck gebracht / und hernach leichtfertiger Weise verlassen hat. Bey diesen Worten wurde ihm angedeutet / sein Pferd sey in e
den Schloß-Hoff gelauffen kommen / ware bereits wohl eingestallet / und e brachte man hier das Felleisen / welches ziemlich benetzt / nur noch an e e einen Riemen gehangen hatte. Dieser Bericht stellte den Scandor in hochste e Vergnugung / daß er auch sein Pferd nicht sattsam loben konte / und vore e gab: diß Pferd sey unschatzbar / denn wenn es seinen Herrn verlohre; so e e fragte es so lange nach / biß es ihn wieder gefunden hatte. Hierauff eroffe nete er das Fell-Eisen / langete einige Brieffe hervor / und uberreichte sie dem Printzen mit folgenden Worten: Allergnae digster Herr! hier nehmen sie / e
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von der Hand ihres geringsten Dieners / zwey Konigreiche an. Was schwarmest e du? antwortete Balacin. Ich halte das Spruchwort wird wahr an dir: Alle Freyer / Narren und Trunckene sind reich. Nein / wiederredete Scandor / der Innhalt dieser Brief fe wird mich solchen Verdachts entledigen. Welchen zu vernehmen /
der Printz gantz begierig das Paqvet erbrach / in dem ersten Brieffe die Unterschrifft seiner geliebten Frae ulein Schwester / Higvanama ersahe / und mit sonderbahrer Regung folgenden Innhalt darauß laß:
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Durchlauchtigster Printz! e e e ICh weiß nicht / ob ich in meinem Gemuthe einer ubermassigen Freude / oder e Traurigkeit / den Vorzug gonnen soll? Angesehen mich zu diesem Kindliches Andencken / zu jenem aber Schwesterliche Zuneigung / verbindet. Weil aber der e e vaterlichen Liebe von den Gottern anbefohlen ist / die Wohlfarth ihrer Kinder e genau zubeobachten; solcher Vorsorge aber / ich Ungluckselige / mich nie von e e e meinem Vater ruhmen konnen: als achte ich davor / es sey mir von den Gottern e e wohl erlaubet / mich mehr uber den nunmehro bluhenden Wohlstand meines innigst-geliebtesten Printzens / als Bruders / zu erfreuen: als jenes zu betrauren / und alles Leid mit unserm unartigen Vater zu verscharren. Denn wie das unere forschliche Verhangnis / als ein unfehlbarer Aug-Apffel der Gottheit / nicht iederzeit seinen Diamante nen Schluß / denen Menschen durch Blitz und Sturm / sone dern auch offters durch erfreuliche Sonnen-Blicke will zu verstehen geben; also hat es demselben auch vor ietzo beliebet / auf einer Seiten den Trohn von Ava in einen Sarg / und dessen Crone in einen Cypressen-Krantz zu verwandeln; ich will sagen: I. Maj. unsern Herrn Vater durch einen schleunigen Todes-Fall / vor kurtzer Zeit / aus dieser Welt in die unsichtbare Hohe zu erheben: Andern Theils aber / die e Crone von Ava durch rechtmassige Folge auf das Haubt des Erb-Printzens zu e setzen / welcher denn von allen getreuen Avanern mit hochstem Verlangen erwartet / das starcke Regiments-Ruder aber immittelst durch meine schwache
34 Hohe] Hoe he B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 5–6 stellte den Scandor in hoe chste Vergnue gung] erweckte dem Scandor das hoe chste e Vergnugen K. 6 sattsam] genug K. 14 solchen Verdachts entledigen] von solchen Verdacht freysprechen K.
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Hand / zu Verhutung alles unordentlichen Wesens / so lange gefuhret wird / biß e e e mich der tapfere Arm zu kunfftiger Majestat / durch erwundschte Gegenwart / e dessen uberhebet. e Wie thorlich es auch gehandelt sey / ich will nicht sagen / von einem Vater / sondern insgemein von uns sterblichen Menschen / wenn wir uns unterfangen e wollen / den unwiedertreiblichen Schluß des Himmels ohnmachtig zu hintertreiben / solches wird aus beygelegtem leicht zu ermessen seyn. Denn E. L. sollen e wissen / daß kurtz vor I. M. des Koniges Tode einige Abgesandten aus Aracan Audientz gesuchet / und auch erhalten / deren Verrichtung aber dermassen gee heim gehalten worden / daß weder ich / noch die Reichs-Rathe / nicht das geringe e e ste davon erforschen konnen. Nachdem aber die Gotter den Konig / als einen e e grossen Stein vieler Verhinderungen unsers Gluckes / aus dem Wege geraumet / e e so ist deren Verrichtung in dem Konigl. Cabinet gefunden und eroffnet worden / e welches auch so fort / als eine sonderbahre Glucks- und Freuden-Post durch e unsern treuen Scandor hiemit uberschicket wird: mit unmaßgeblicher Bitte / sich e schleunigst nach Ava zu erheben / die Vaterl. Crone aufzusetzen / und die andere e nicht zu versaumen. Inmittelst habe ich so fort einige Gesandten nach Aracan gesendet / selbtes Reich bey wohlgefaßten Gedancken zu erhalten / sie des Printzen zu versichern / und das beste vor uns an selbigem Hofe zu beobachten: welches alles vor die Wohlfahrt meines innigst-geliebtesten Bruders geschiehet / von dessen treu-Ergebensten Schwester Higvanama, Princessin von Ava.
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Ihr Gotter! hub der Printz an / wie versuchet ihr mich / und setzet mich in einen sorgsamen Zweiffel / ob ich euch dancken / oder wegen Verzugs so langsamer e e e Hulffe / schelten soll? Als ich mit machtiger Hand den Fall des Konigl. Baums von e e Pegu / auf welchen mein Vergnugen bluhte / verhindern und erhalten solte / e wurde mir der Arm durch meinen unbarmhertzigen Vater dermassen verkurtzet / daß ich nur von weiten mit nassen Augen zusehen / und mein Schicksal verfluchen e muste. Anietzo aber / o wunderliche Gotter! seyd ihr allzufreygebig / und gebet mir ein gedoppeltes Schwerd in die Hand / da ich dasjenige verlohren / was ich e mehr als gantz Asien schatze. Inmittelst soll mir dieses das Geheimniß wegen der Crone von Aracan besser entdecken. Mit welchen Worten er auch dieses Siegel e
erbrach / und zuforderst den Titul ersahe:
24 Verzugs] vorzugs I, J, K. e
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4 thorlich] thoricht K.
30 dasjenige] derjenige F, G.
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Dem Hochmachtigsten Konig und Herrn / Dacosem / Hn. von e dem guldnen Hause / Besitzer des rothen Elephantens / und Beherrscher des grossen Reichs Ava! e
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Großmachtigster Konig / Gnadigster Herr!
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DIe machtige Hand / welche Cronen sturtzet / und Scepter zerbricht / welche den e e e Fursten auff den Thron setzet / und gekrohnte Haupter in den Sarg leget / hat e auch / leider! an unserm Purpur erwiesen / wie leicht dessen hohe Rothe in eine e blasse Todten-Farbe / und dessen Gewandt in einen Sterbe-Kittel konne verwandelt werden. Denn als verwichnen Neu Monden ietzigen Jahres 8Pramadi unser e e e allermachtigster Konig und Herr Vedam / Konig von Aracan und Boaxam / Herr e e von dem guldenen Hause / und von dem weissen Elephanten / Besitzer uber alle e grosse Reiche in Bengala etc. als eine muhsame Reichs-Sonne in dem Staatse Himmel unsers Reichs und Geheimen Raths offentlich erschien / durch seinen e e krafftigen Einfluß und Gegenwart die Gemuther der Rathenden beseelte / und e e e alles zu krafftiger Wurckung zubringen bemuhet war: Als welches eine der vore e e nehmsten Tugenden gekronter Haupter ist: so uberfiel unsere Augen eine dermassen hefftige Finsterniß / welche wir noch mit Blute beweinen: in dem das e e blosse Verhangniß durch eine¯ gahlingen Schlag I. M. des Lebens und uns alles Trostes und Hoffnung beraubte. e e e Wie nun der todtliche Abgang eines so gutigen und Ruhms-wurdigen Hauptes e billich vor eine hohe Straffe der Gotter zu achten: so dancken wir doch der e e erzurneten Gottheit / daß sie uns noch mit der angenehmen Hoffnung u. Willkuhr e beseliget / als ein Wahl-Reich den schmertzlichen Verlust durch ein anderes gue tiges Haupt zu ersetzen. Und daß wir in solcher Wahl nicht fehlen mogen / hat bereits auff unsere Verordnung und eigenen Antrieb iedweder treuer Unterthaner e e den gnadigen Himmel sehnlich angeflehet / und den Gottern geopffert. Daß nun e auch solches Gebet erhoret worden sey / schliessen wir feste hierauß / wenn unser e ¯¯ en auff den Durchlauchtigsten Erb-Printzen von einmuthiger Sinn und Wahl-Stim e Ava / Printz Nautier Balacin gefallen / welcher durch seine unschatzbare Tugenden e und Tapfferkeit sich in allen Gemuthern der Aracaner dermassen befestiget hat / daß auch nur dessen hoher Ruhm iedweden begierig gemacht hat / unter der Regierung und Schutz eines so tapffern Printzens zu leben / und die Crone von Aracan auff sein Haupt zu setzen. Wann denn sothaner hohen Zuversicht die e e Ermanglung einigen Konigl. Erbens beyfallet; Als ergehet an I. K. M. unser und des
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18 gahlingen] gahlichen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 8 Sterbe-Kittel] Sterbekleid K. (Df.?) K.
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28 Erb-Printzen] Printzen I, J, K.
22 Willkuhr] Freyheit K.
29 Nautier] Natier
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gantzen Reichs unterthanigst-gehorsamstes Flehen und Bitten / sie geruhen gnae digst / dero hocherwehnten Printzen unserm Staats-Corper zu einem hohen e e e Haupte zu vergonnen / unsern Thron mit dero Konigl. Geblute zu besetzen / und e e e uns durch schleunige Gegenwart unserer kunfftigen Majestat begluckt zu machen. e e e Großmachtigster Konig / wir versichern I. M. mit unverfalschtem Hertzen / daß ein ieder / auch von den geringsten Unterthanen des Reichs / begierig ist / sein Gut e und Blut vor die Wolfahrt des Preißwurdigsten Printzens auffzusetzen; Und werden sich einer vor alle / und alle vor einen gegen denselben mit verpflichtestem e Gehorsam und Respect dermassen zu erweisen wissen / wie es die Wurde dieses e e Reichs und das Konigliche Blut erfordert: Ja wir werden uns auch begluckt achten / wann wir unsere Danckbarkeit vor ein so werthes Pfand gegen das Reich Ava e e durch eine angenehme Verbundniß in der That werden erweisen konnen: Wie wir e uns denn unausgesetzt bezeigen werden / als E. und Unserer kunfftigen K. M. e unterthanigst gehorsamste e e Reichs-Rath und Stande des machtigen Reichs Aracan.
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Wunderliche Gotter / hub der Printz seufftzende an / mit einer Hand setzet ihr mir zwey Cronen auff / und mit der andern raubet ihr mir die dritte / welches die Crone meines Lebens / und dannenhero jenen weit vorzuziehen ist. Allein / ich versichre euch / eure Schmeicheley ist viel zu wenig / daß sie den anderwertigen Verlust im geringsten ersetzen / oder mich von eyffrigster Nachforschung meiner e Princeßin abhalten konne. Denn jenes ohne dieses ist mir eine gesaltzene Speise ohne Tranck. Ja ich werde mich keiner Crone anmassen / vielweniger mich euch mit dem geringsten Dancke verpflichtet achten / biß ich in einer Hand den Scepe e ter / mit der andern meine Princeßin / zum Throne fuhren konne. Geschiehet e dieses nicht / so soll der Sarg mein Thron / und das Grab mein Konigreich werden. e Gnadigster Herr / redete ihm hier Talemon ein / es ist allzu ein unzeitiger e e Verdacht / wo nicht ein Trutz / womit man die gutigen Gotter beleget / und e e erzurnet: ja es ist ein Zeichen mercklicher Unge dult / welche das Hertz betrubet / e e und alle gute Anschlage verstoret. Gedult ist die lincke Hand der Tapfferkeit / e e welche endlich von der rechten mit einem erwundschten Ausgange bekronet e wird. Billich sind I. M. den Gottern tausendfachen Danck schuldig / daß sie nune mehro so ansehnliche Mittel erlanget / entweder die Princeßin mit machtiger e Hand zu retten / oder mit grausamster Art zu rachen. Wer Geld hat / fiel ihm Scandor in die Rede / kan leicht Schae tze suchen / und wer viel Hunde hat / kan e leicht Hasen fangen. Mit zwey- oder dreymal hundert tausend Mann laßt sich e e e noch wol ein Wild ausspuhren und fangen / welches den Jager vergnugen / und
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22 konne] konte C, E, F, G, H, I, J, K. 8 auffzusetzen] aufzuopfern K. Art] auf grausamste Art K.
27 allzu ein] ein allzu E, F, G, H, I, J, K.
28 beleget] beschuldiget K.
34 mit grausamster
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seine Einbildung befriedigen kan. Ach zu spat / zu spat / mein Scandor / antwortete ihm der Printz / wo ein Wild in der Hunde Gewalt ohne einen Retter e verfallt / da ist Hoffnung und Leben verlohren. Wenn aber / wendete Scandor ein / das Wild nur unter solche Hunde gerae th / welche mehr rahmen / als gefae nge lich seyn / so lasset sich das Leder noch wol gebrauchen. Du redest mir zu hoch / sagte der Printz / inmittelst wollen wir noch einige Tage zusehen / auff deine e e Abfertigung bedacht seyn / und der Gotter Hulfe erwarten. 56
Nach Endigung dieser Worte ließ sich Ponnedro mit dem Abaxar bey dem Printzen anmelden / wiewol dieser in der Unwissenheit wegen des Printzen Person gelassen ward; Weil ihm auch der Printz / in Bedeutung e eines Bedienten / von dem Printz Balacin sehr gelobet worden / verfugte er sich alsbald nach geschehenem Eintritt zu ihm / und redete ihn folgender Gestalt an: Mein Freund / ich trage sonderes Mitleiden / sowol vor eure Person / e
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welche mir durch gegenwartige Freunde sonderlich geruhmet worden / als auch e vornemlich wegen eures Printzens / welcher wol eines bessern Gluckes nebst e e seiner liebsten Princeßin ware wurdig gewesen / wenn nicht der Himmel bißweilen auch so gar die Tugend unverschonet liesse: Der Printz sahe so fort etwas hohes aus des Abaxars Angesicht / und antwortete ihn gantz beweglich: Ich sage Danck / mein Herr Ober-Hauptmann / vor sothanes Mitleiden / welches ich gegen e meinen Printzen werde hochzuruhmen wissen. Wo ja aber noch einige Seele in diesem Reich verhanden ist / welche sich des armen Printzen trostlosen Zustand e einiger massen zu Hertzen gehen lasset / so versichere ich / es werde solches nicht nur der Himmel zu vergelten / sondern auch mein Printz / als ein nunmehro e e machtiger Beherrscher zweyer Konigreiche / dermassen zu erwiedern wissen / wie es ein solcher verdienet hat / welcher das schmertzliche Verlangen seines Here tzens / durch Entdeckung moglichster Wissenschafft / von dem Leben oder Tode e der Princeßin / in etwas besanfftigen wird. Wie? redete Ponnedro ein / ist der e Konig von Ava todt? Ja / antwortete Scandor / nicht nur todt / sondern der Printz e e Balacin ist auch gekronter Konig von Ava und Aracan / welches letztere Reich bey e e gleichfalls todtl. Hintritt ihres Koniges / unsern Printzen zur Crone ver- und erlane get hat. Weh dir / grausamer Chaumigrem, hub Abaxar an / nunmehro durffte die gerechte Rache des Himmels auffwachen / und das unschuldig-vergossene Blut auff deinen Kopff kommen. Und ob ich gleich ein gezwungener Diener von diesem Tyrannen bin / so wisset doch / mein Freund / daß mich die Rache zum Sclaven / und die Noth zum Knechte gemacht hat. Ja ich versichere euch bey dem
11 von] vor B, C, D, E, F, G, H, I, J.
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28 Scandro Df. in A] Scandor C, E, F, G, H, I, J, K.
6 deine] ein (Df.?) K. 17 unverschonet] unbelohnt K. 26 Wissenschafft] Nachricht K.
24 erwiedern] belohnen K.
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Qviay Vogarem,9 als machtigen Beschutzer der Bedrangten / daß ich mich wolte e e gluckselig schatzen unter dem tapffern Printzen von Ava wider diesen Bluthund zu e fechten / und mein Leben zu Dienst der schonen Princeßin von Pegu auffzue e opffern. Konte ich nun so begluckt seyn / eine und die andere angenehme Nache richt von dem Leben dieses Lobwurdigen Printzen und Princeßin zu vernehmen / e e so wurde ich alsdenn auch nicht ermangeln / so viel als moglich / beyzutragen / e e was zu des Printzen Vergnugung gereichen mochte. Welche Worte den Printzen
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gantz aus sich selber brachten / daß er fast seine Verstellung vergessen / und sich selbst verrathen / wann nicht Talemon sich alsbald begriffen / und e gesagt hatte: Den Anfang hiervon wird Scandor am besten verrichten koe nnen / e
welches den¯ bey diesen ohne diß mußigen Stunden mit dero allerseits Erlaubniß e gar fuglich geschehen kan. Als nun solches von allen beliebet ward / setzten
sie sich um des Printzen Bette herum / und Scandor fieng folgender Gestalt an zu erzehlen:
Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama.
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ES wird niemand so gar ein Fremdling in den Asiatischen Begebenheiten e e seyn / dem nicht die mehr tadel- als lobwurdige Regierung des Konigs von Ava / Dacosem, meines Prin tzens Herr Vater / in etwas bekandt seyn wird: bevoraus / wie er eine grosse Ursache des jae mmerlichen Untergangs von e Pegu gewesen sey. Dieser Dacosem hatte eine Tochter des Koniges von Bengala zur Gemahlin / mit welcher er zwey Printzen und eine Princeßin zeugete / wovon der ae lteste Printz gleichsfalls den Namen seines Herrn e e Vaters / Dacosem / fuhrete; Der jungere / als mein gebietender Herr / Balacin / die Princeßin aber Higvanama, genennet ward. Weil er nun gerne vor ieden Printzen eine Krone gewue ndschet hae tte / Ava aber nicht zulae nge lich seyn wolte: als warff er ein sehnsuchtiges Auge auff das Reich Pegu / e welches sein leiblicher Bruder / als Kayser beherrschete / und nach dessen e Tode den ungluckseligen Printzen Xemindo / als einigen Erben und Besitzer des grossen Reichs Pegu / hinterlassen hatte. Solches stach nun unsern alten Dacosem gewaltig in die Augen / und wolte das Siammische Recht e e einfuhren / krafft dessen kein Sohn succediren konne / so lange ein Bruder e e verhanden ware. Weßwegen er denn auch der Cronung zu Pegu nicht beywohnen / vielweniger die Lehens-Pflicht gleich andern Lehen-Koe nigen ab-
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Roger. p. 813.
1 als] als den K.
3 zu Dienst] zum Dienst K.
9 begriffen] besonnen K.
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legen / noch einige Lieferung der Præsenten erstatten wolte / welches er doch zuvor seinem Bruder gethan / angesehen Ava iederzeit ein Lehn von Pegu gewesen. Uberdas liesse er auch den Jubelen-Handel sperren / und gantz nichts in Pegu abfolgen. Solches alles wolte dem Xemindo nicht e anstandig seyn: Dannenhero er alsobald Gelegenheit suchte / dem alten Herrn Vetter im Harnisch eine Visite zu geben / ließ seine Armee zusame e men rucken / und zog mit dreymal hundert tausend Mann nach den Grantzen von Ava / indem er es vor viel besser hielte / sein Pferd an einen fremden / als eignen Zaun / zu binden. Dacosem verließ sich inzwischen e auff eine heimliche Verbundniß / die er mit etlichen hohen Bedienten von e Pegu auffgerichtet / besonders mit dem Xenimbrun / Vice-Konig von Brama / welcher auch in geheim seinen Bruder Chaumigrem, mit etliche tausend Mann nach Ava geschickt hatte: Und ob solches zwar eine gar e e e unzulangliche Hulffe wider so einen machtigen Feind war / dennoch war e e unser alter Dacosem dermassen hieruber vergnugt / daß er dem Chaumigrem nicht gnugsam Ehre zu erweisen vermochte. Kurtz hierauff lieff die schreckende Post zu Ava ein / es habe Xemindo mit einer gewaltigen Armee die e e Grentzen bereits auf zwantzig Meilen uberschritten / und durffte wol sein e Haupt-Qvartier in Ava nehmen wollen. Woruber Dacosem hefftig erschrack / die Armee eylend zusammen zog / und den ae ltern Printz Dacosem hierue ber zum Feld-Marschall setzte / iedoch solte Chaumi grem ue ber alles ein wachendes Auge haben. Mein Printz war damahls im 15. Jahre / und e achtete es sich vor die hochste Schande / eine solche Gelegenheit / wobey er die Probe seiner Tapfferkeit ablegen koe nte / zu versae umen. Derowegen e hielt er instandigst bey dem Herrn Vater an / daß er ihn endlich mit diesen selbstschmeichelnden Worten erließ: Nun / so zeuch hin / mein Sohn / und hilff
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deinem Bruder eine Krone erwerben / damit du die von Ava nicht theilen durffest.
Untergab ihn auch so fort gleichfals der Auffsicht des Chaumigrems, wele cher diesen kunfftigen Stein des Anstosses gewiß bey dieser guten Gelee e genheit wurde aus dem Wege geraumet haben / wenn er das bevorstehende e gewust hatte. Chaumigrem / und zwar eben dieser ietzige Kae yser und Tyrann von Pegu / begab sich hierauff mit unsern zweyen Printzen nach der Armee / und rue ckte schleunigst ins Feld / weil Xemindo nur noch acht Meilen von Ava stund. Hier durfften sie nun nicht lange den Feind suchen / und weiß ich am besten / wie mir damals zu Muthe war / als der ich unter meines Printzen Leib-Wacht ein Hellebardierer war. Denn wir Soldaten vermeinten / uns noch etliche Wochen vor unserm Ende lustig zu machen / 9 Zaun] Zaum B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. I, J. e
25 instae ndigst] instae ndig B, C, D, E, F, G, H, e
10 eine heimliche Verbundniß / die] ein heimliches Verbundnis, das K. e 16–17 schreckende Post] schrechende [!] Nachricht K. 18 uberschritten] betreten K. 18 wol] wol gar K. 28 Untergab] Uebergab K.
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und uns des Landes zu erkundigen / wo es am besten zu fressen und zu e sauffen ware: Allein wir waren kaum 2. Tage marschiret / so kamen unsere Leute Partheyen-weise gelauffen / als wenn das Graß unter ihnen brennte / e und berichteten mit tieffen Athem-holen / der Feind stunde nur noch eine e Meile von uns. Welches uns gantz unglaublich vorkom ¯¯ en ware / wenn nicht e fast ein ieder ein blutig Zeugnis vorgelegt hatte. Solches lernte unsere Herren Generales ein wenig behutsamer seyn / daß sie sich nunmehr auf Kundschafft legten / und die Armee besser zu sammen zogen: denn es lagen damals wohl noch tausend Mann um Ava herum / die erst auff das Gewehr warteten / welches von Malboa aus dem Zeughause solte gebracht werden. e e Ich vergaß nun aller Gedancken / und hatte man mich mogen hundert mal e Scandor nennen / so hatte ich nicht gewust / ob es ein Man¯es-Nahme gee wesen / oder ob es mich angienge? Ja ich wunschte wohl hertzlich / gar ein e e Madgen zu seyn / so dorffte es noch eher ohne sonderliches Blutvergiessen ablauffen. Denn ich meinte Wunder / was es vor eine herrliche Sache um das Soldaten-Leben sey; Allein ich hatte mein Tage noch keinen Feind e gesehen / und zitterte schon / als ich ihn nur nennen horte. Inmittelst kam e mein Printz auf einen schonen Castanien-braunen Hengste daher gerennt / e und unterstund sich uns allen ein Hertze einzusprechen / gleich als ware er e langst bey der Erfahrung in die Schule gangen. Die Angst vermehrte sich aber um ein grosses / als das Geschrey kam / der Feind kae me in voller Schlachtordnung angezogen / und wolte es auff ein Haupttreffen ankome e men lassen. Da erhub sich nun ein grausames Getummel / es wurde uberall Lermen geblasen / und geschlagen / die Generals-Persohnen rennten bald hie bald dort hin / und schrien / daß sie gantz schwartz wurden / da sie sich doch selbst nicht hoe rten. Der Feind hatte auch einige Feld-Stue cke auf einen e e e Hugel gepflantzet / und begruste uns mit etlichen Salven / daß uns Horen u. Sehen vergieng. Und hier verließ mich nun die Courage auf einmal / daß ich auf der Stelle umkehrte / und mich zur Bagage begeben wolte. Allein ich wurde hierue ber so ungestue m zur Rede gesetzet / daß mein Rue cken geschworen hae tte / es kae men einige Pillen vom Berge geflogen. Ob es nun zwar nur ein verkehrtes Gewehre war / so preßte es mir doch / weil ich meine Hertzhafftigkeit nicht bekennen wolte / diese in der Eil ersonnene Entschuldigung aus / ich wolte nur den Muster-Schreiber mein Testament e aufsetzen lassen / weil ich doch wohl sehe / es muste gestorben seyn: ich e e wurde aber beym Arme so ungestum wieder in das Glied gefuhret / daß ich e e anfieng / meinen Geist den Gottern zu befehlen. Was nun das groste Vere e sehen von unserm neuen Feld-Herrn war / so waren alle Stu cke zurucke blieben / mit dem Befehl / erst inner 4. Tagen zu folgen / weil man wegen 3 brennte] brenne C, E, F, G. e
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6 vorgelegt] aufgewiesen K. 13–14 gar ein Madgen] ein Madgen K. Tagen] innerhalb vier Tagen K.
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ue bler Kundschafft den Feind nicht so nahe vermuthet hatte. Inmittelst e vermehrten sich die feindlichen Stucke dermassen / daß es schien / als solte Himmel und Erden einfallen. Und dieses Schiessen verursachte / daß wir unsern Vortheil und das geraume Feld verlassen / und uns auff tausend Schritte zurue cke ziehen musten: Bey welchem Rue ck-Marsche ich hertzlich erfreuet wurde / in Meinung / es wue rde so biß in Ava hinein wae hren / da ich denn gewiß nicht der Letzte zum Thore wolte gewesen seyn / und freute ich mich schon / wie mich meine liebe Mutter aus dem gefae hrlichen Kriege so e e sehnlich empfangen wurde. Allein wie ich das entsetzliche Wort horte: Setzt euch / schließt die Glieder! macht das Gewehr fertig! so vermeinte ich nicht e anders / es hatten mich zehn Kugeln getroffen: ja ich konte mein Gewehr nicht mehr regieren / und war dermassen verwirret / daß ich meinen Prine tzen / welcher voller Feuer vor unserm Hauffen hielte / gantz angstlich e fragte: Gnadiger Herr / sollen wir auch Feuer geben? da wir doch nichts als Spiesse und Sebel hatten: Welches denn unsern Printzen zu hefftigen Lachen bewegte / worue ber ich mich oe ffters gewundert / daß er bey solcher e Gelegenheit / da auch wohl die grosten Helden zum erstenmal gezittert / e habe lachen konnen. Mit solcher Frage hatte ich meinen Neben-Cameraden gleichfals dermassen irre gemacht / daß er mich um einen Spanner ansprach / da wir doch gleiche Gewehr hatten. Meine Person aber zu verlassen / so erhub sich erst das Treffen durch kleine Hauffen / da bald dieser / bald jener / unten lag / biß es endlich zur vollkommenen Schlacht ausbrach / und mein Printz kaum die Zeit erwarten konte / daß er angreiffen solte. Wir wurden aber / ehe wir uns versahen / selbst angegriffen; denn Chaumigrem that den Angriff mit der Reuterey / und wurde so fort von der Menge des Feindes geschlagen. Als ihn nun Printz Dacosem mit den Elee e e phanten gebuhrend secundirte / fuget es das Unglucke / daß diese beyde Vettern / Xemindo und Dacosem einander selbst begegneten / und einen Streit um die Crone Pegu persoe hnlich antraten. Erst brauchten sie Rohr und Pfeile gegen einander: worinnen sich Xemindo aber von dem Dacosem weit ue berlegen sahe; und dannenhero sein Schwerd / welches ihm der Stadthalter von Goa, Luigi di Taida, verehret hatte / entbloe ßte / daß also ein ernstes Faust-Gefechte unter ihnen entstund / da inzwischen die Elephanten / wele che diese Konigliche Fechter trugen / gleichfals nicht feyerten / sondern einander feindselig zusetzten / biß des Xemindo Elephante einen Zahn verlohr / und daher voller Grimm und Schmertzen auf den andern einstue rmte. Wodurch Xemindo Gelegenheit bekam / unserm Printzen einen 14 Feuer] ferner H. e
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1 ubler Kundschafft] schlechter Kundschafter K. 3 einfallen] besturmt werden K. 4 geraume] weit K. 6 in Meinung] in der Meynung K. 6 biß in Ava] bis Ava K. e e 14 Gnadiger] Gnadigster K. 29 antraten] wagten K. 32 ernstes] hiziges K. e 36–37 einsturmte] losrennete K.
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toe dtlichen Stoß zu versetzen / und ihm zugleich des Lebens / und aller e Hoffnung zur Krone / zu berauben. Dacosem sturtzte nicht so geschwinde e e vom Elephanten / als der fluchtige Soldate dem Feinde den Rucken zukehrte / gleichsam als wenn mit ihrem Printzen auch ihre Tapfferkeit gute e e e Nacht gabe; da sie doch vielmehr durch solchen klaglichen Fall hatten zu grausamster Rache sollen angetrieben werden. Allein da halff kein Ruffen / Bitten / Drohen noch Schlagen / sondern ein ieder rannte / als ob ein Wettlauffen nach Ava angestellet wae re. Hierdurch nun wurde der gantze Schwarm vom Feinde auff unsern Hals gezogen; und muß ich gewiß sagen / wir hielten uns zu Fusse dermassen / daß die Reuter einen weiten Vorsprung thaten / ehe der Feind ohne Verhindernis nachhauen konte. Hier e erzeigte nun unser Printz Balacin ungemeine Proben seiner kunfftigen Tapfferkeit / und machte mich hierdurch so behertzt / daß / als ich nur warm worden / ich dermassen grausam um mich hieb und stach / daß ich e mich noch uber meine damahlige Tapfferkeit verwundere. Endlich aber / als der Feind uns allzu hefftig zusetzte / trennte er unsere Glieder / und wir geriethen dermassen ins Handgemenge / daß wir offt nicht wusten / ob wir e Feind oder Freund traffen. Ich meines Theils hielt mich / so viel moglich / e e e bey meinem Printzen / da mir denn das gutige Glucke die erste und schone Gelegenheit gab / mich bey demselben in sonderbahre Gnade zu setzen. Denn es kam ein grosser baumstarcker Indianer gelauffen / und versetzte dem Pferde meines Printzen mit einem Spiesse einen dermassen gewaltie gen Stoß / daß es so fort ubern Hauffen / und meinem Printzen auf den Leib fiel; Weil nun von so hefftigem Stosse der Schafft am Spiesse zerbrochen / als griff der ungeschickte Kerl zum Sebel / und wolte hier auch den letzten Zweig des Koe niglichen Stammes abhauen. Allein es beseligten mich e die Gotter mit einer tapfern Begierde / meinem Printzen / so bald ich das Pferd fallen / und den Feind mit blossem Sebel ue ber ihm sahe / schleunigst e beyzuspringen; ich sprang uber etliche Leichen weg / und kam gleich zu rechte / als der Indianer den Sebel aufgehoben / und den Streich recht auff des Printzen Halß gerichtet hatte. Hier ergriff ich nun meinen Spieß zu beyden Hae nden / und stieß ihn dem feindlichen Gesellen unter den rechten Arm / welchen er aufgehoben hatte / hinein / daß er den Sebel entfallen e ließ / nieder sturtzte / und die schwartze Seele sammt dem Blute ausblasen e muste. Weil nun hier nicht lange zu saumen war / so riß ich den Printzen e unter dem Pferde hervor / woruber mir ein plumper Kerl einen ziemlichen Streich ue ber den lincken Arm versetzte / daß ich mich sattsam prue ffen e konte / ob ich auch mein eigen Blut sehen konte. Inzwischen ward der e Printz auf ein ander Pferd / und aus dem Gedrange gebracht. Nach dem 6 angetrieben] angefeuret K. 10–11 einen weiten Vorsprung thaten] weit vorsprenge e ten K. 19 schone] schonste K. 22–23 dermassen gewaltigen] so heftigen K. 23 so e e fort] augenblicklich K. 26 beseligten] starkten K. 37 mich sattsam pruffen] die Erfahrung anstellen K.
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aber der Feind uns weit ue berlegen war / und die Reuterey nebst dem FeldMarschall Chaumigrem uns durch die Flucht verlassen hatten; so waren wir e e ohne Anfuhrer / daher denn ein ieder seine Fusse um Rath fragte / und sich e e so viel moglich / dem feindlichen Sebel zu entfliehen / bemuhete. Ich selbst vermeinte an ermeldter Helden-That gnugsam verrichtet zu haben / sahe mich derowegen nach meinem Printzen um / und eilte ihm dermassen nach / daß ich nicht wuste / ob Feind oder Freund hinter mir war. Nach einer Stunde erreichte ich einen Wald / und schae tzte ich mich nunmehr sicher zu seyn / satzte mich nieder / und verband meine Wunden / so gut ich e ¯¯ el vernahm / hielte ich konte. Als ich aber von weiten ein starckes Getum ferner nicht vor rathsam / mich noch einmal in die Gefahr zu begeben / dahero ich mich auf den Weg machte / und des andern Tages gantz matt und krafftlos vor den Thoren zu Ava anlangte / woselbst ich viel meiner Cameraden antraff / welche durch die Flucht ihr Leben gerettet hatten. Es e kamen auch deren noch stundlich zu gantzen Trouppen in voller Unordnung gelauf fen / von denen man das Ende der Schlacht / und den grossen Verlust der Unsrigen / gnungsam vernehmen konte. In Summa / die Schlacht war verlohren / drey und zwantzig tausend der Unsrigen wurden e vermißt / und es war alles in hochsten Sorgen und Furcht / wenn der Feind kommen / und uns gar in Ava besuchen moe chte. Welches denn auch gewiß geschehen wae re / wenn nicht in wae hrender Schlacht dem Kae yser von Pegu e e die gefahrliche Nachricht ware hinterbracht worden / was massen dessen Stadtverweser in Brama / vorerwehnter Xenimbrum / in dessen Abwesen sich einen grossen Anhang gemacht / Brama eingenommen / und ietzt im vollen Marsche nach Pegu begriffen wae re / um sich daselbst zum hoe chsten Haupte des grossen Reichs zu machen / welchen fernern Verlauff sie beyderseits besser wissen werden / als wir / die wir damals noch gnung an den eignen Wunden zu heilen hatten. Ich fahre nur fort in unsern eignen Angelegenheiten / die sich nach solchem Verlust erzehlter Schlacht ferner ereigneten. Chaumigrem war fast mit den ersten in die Stadt gekommen / und hatte persoe hnlich diese leidige Nachricht dem Koe nige hinterbracht / welcher hierue ber dermassen bestue rtzt worden / daß er so fort die Stadt
8 schae tzte ich mich] schae tzte mich B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 3–4 daher denn ein ieder seine Fue sse um Rath fragte / und sich so viel moe glich / dem e e feindlichen Sebel zu entfliehen / bemuhete] einjeder verließ sich auf seine Fusse und war e e so viel moglich, dem feindlichen Sebel zu entfliehen, bemuhet K. 11 ferner nicht] nicht K. 12–13 dahero ich mich auf den Weg machte / und des andern Tages ... vor den Thoren zu Ava anlangte] machte mich dahero auf den Weg und legte des andern Tages ... vor den Thoren zu Ava an K. 13 meiner] von meinen K. 15–16 Trouppen e e in voller Unordnung] Hauffen in der großte Unordnung K. 19 hochsten Sorgen] e aussersten Schrecken K. 20 besuchen] aufsuchen K. 23 Abwesen] Abwesenheit K. 26 machen] erheben K. 31 leidige] traurige K.
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verlassen / und sich nach Malbao begeben wollen / wann ihn nicht Chaue e migrem getrostet / und durch schrifftlichen Beweiß versichert hatte: es e e konne der Kayser von Pegu solchen Sieg nicht verfolgen / indem sein Bruder Xenimbrum bereits Brama zum Abfall bewegt / erobert / und die Hand e e nach der volligen Crone ausgestrecket hatte / welche zu retten / er nothe wendig sich eilend zurucke wenden / und die Glut seines eignen Hauses e e dampfen musse. Solches sein Vorbringen ward durch fernere Kundschafft e e bestatiget / welche den schleunigen Ruck-Marsch des Feindes / und daß er e gleichwie in voller Flucht die Grentzen von Ava verlassen hatte / voller e Freuden verkundigte. Hierdurch nun machte sich Chaumigrem zu einem e Abgotte bey dem Konige; Und welcher zuvor durch Unverstand den CronErben und die Schlacht verlohren hatte / dieser muste anietzo der eintzige e e Erhalter des Konigreichs genennet werden. Und gewiß / wo einige Verrae therey kan gut gesprochen werden / so waren diese zwey ungerechte Bruder e e rechte Schutzengel des Konigs Dacosem / ausser deren Hulffe er gewiß e einen strengen Lehns-Herrn an dem Xemindo wurde gefunden haben / angesehen Ava so gut als verlohren schien / und nicht die geringste Anstalt e zu einiger Gegenwehr zu spuhren war. e Hier mag nun Chaumigrem in dem Schosse des Konigs ruhen / und ich will etwas von mir gedencken / in was vor Angst ich aber mal des dritten Tages nach der Schlacht gerieth / als mir angedeutet ward / ich solte nebst e andern vor unserm Befehlshaber erscheinen / und zuforderst meinen Nahmen von mir geben. Ich vermeinte nun nicht anders / denn es wue rde die gewoe hnliche Kriegse Straffe an mir wegen meines Außreissens verubet / und ich mit einem schimpfflichen Lufft-Arreste belegt werden; wiewohl ich stets daran gee dachte / wo es ja an ein hencken gienge / so muste nothwendig der Rang beobachtet / und unser Feld-Herr Chaumigrem / welcher zum ersten das Feld scheute / oben an logirt werden / alsdenn wolte ich mich gerne neben ihm auffknue pffen / und auch im Tode eine dermassen hohe Mine blicken lassen / daß mich iedweder Fremder vor einen Unter-Feld-Herrn ansehen und respectiren mue ste. Mit solchen selbst-schmeichelnden Todes-Gee dancken verfugte ich mich nach dem hohen Marckte / allwo ich den gane tzen Rest von der uberbliebenen Leib-Wacht meines Printzens ohne Gewehr antraff / da doch keiner dem andern die Ursache ihrer Zusammenkunfft zu sagen wuste; wiewol einige ihre Einbildung vor gewisse Wahrheit e e ausgeben wolten / sie waren von dem Chaumigrem angegeben / als hatten e sie nicht allerdings ihre Pflicht in wahrendem Treffen beobachtet / deß6 wenden] ziehen K. 11 welcher zuvor] der, welcher zuvor K. 14 gut gesprochen] e e e gebilliget K. 24 wurde die] wurde alsdenn die K. 25 verubet] vollzogen K. e 28 zum ersten] zuerst K. 38 nicht allerdings ihre Pflicht in wahrendem Treffen e e beobachtet] ihre Pflicht wahrendem Treffen nicht treu erfullet K.
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wegen denn Kriegsrecht ue ber sie solte gehalten werden. Solches vermehr te meine vorhin dem Chaumigrem gehae ssige Gedancken dermassen / daß ich e e zum offtern diesen Seufftzer zu den Gottern in geheim abschickte: e
Ihr Gotter! soll ich unverhofft Mein Leben schliessen in der Lufft; e So soll mich dieser Tod nicht krancken / Laßt Chaumigrem nur bey mir hencken.
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Wegen der Andacht aber / erblickte ich mit sonderlicher Gemuths-Aendee rung meinen Printzen / welcher in gelbem Habit / als der gewohnlichen Indianischen Trauer-Farbe um dessen Herrn Bruder / auf einem schoe nen Rappen daher gesprenget kam / und sich vor unsern Troupp setzte / da er denn alsobald begierig sagte: Es solte derjenige / welchem er bey vorgegane genem Treffen sein Leben zu dancken hatte / ungescheut hervor treten / e e und fernerer gnadiger Verordnung gewartig seyn. Solches vernahm ich mit freudigster Bestue rtzung / und weil mich mein Gewissen versicherte / ich e e hatte hierdurch keine Henckens- sondern Beschenckens-wurdige That begangen / als maßte ich mich einer sonderbahren Hertzhafftigkeit an / und trat mit einem / meiner Einbildung nach / sonderbar-heroischem Gesichte hervor / sagende: Durchlauchtigster Printz / daß ich zu Rettung dero hohen Lee
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bens ein unwurdiger Werckzeug gewesen / solches ist vielmehr der gutigen Schie ckung unserer Gotter / welche meine Faust regieret / als etwa meinem geringe e schatzigen Vermogen zu zuschreiben. Hierauff fragte mein Printz mit einer e
gantz gnadigen Mine nach meinem Nahmen und Stande / welche Frage ich e mit kurtzem Berichte vergnugte: Man nennet mich Scandor / und bin aus dem alten adlichen Geschlechte der Frenojamer entsprungen / es wohnet mein Vater e nicht unfern von Ava / welcher mich denn nach Landes-Art best-moglichst erzoe gen hat. Als er aber nach sechsjahrigem Witber-Stande sich mit der falschen e e Einbildung geschwangert befande: es konne dessen Wirthschafft ohne einem e weiblichen Befehlshaber nicht sattsam versorget werden: So verknupffte er sich e e mit dem gefahrlichen Liebes-Bande der eckeln Jugend / und legte eine gluende Kohle in sein Eh-Bette / unbesorgt / ob nicht der Schnee seiner grauen Haare bey
9 Wegen der] Wehrender E, F, G, H, I, J. K. 31 eckeln] edeln C, E, F, G.
9 sonderlicher] sonderbarer E, F, G, H, I, J,
e 9 Wegen der] Wahrend dieser K. 10 in gelbem Habit] in gelber Kleidung K. e 15 gewartig seyn] erwarten K. 16 versicherte] ue berzeugte K. 18 als maßte ich mich einer sonderbahren Hertzhafftigkeit an] so nahm ich eine sonderbare Herzhaftigkeit an K. 19 sonderbar-heroischem] besonders heroischen K. 25 kurtzem Berichte e e vergnugte] kurzen Worten beantwortete K. 27 unfern] weit K. 27 best-moglichst] e so gut er konte K. 28–29 mit der falschen Einbildung geschwangert befande] die e falsche Einbildung machte K. 30 verknupffte] fesselte K.
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solcher Glut schmeltzen / oder gar fremde Nachtsteiger den Wachsstock ihrer e e Begierde bey diesem vermeinten Eigenthum anzunden mochten. Kurtz / er nahm eine junge Dame von 17. Jahren / welche ihn beherrschte und mich verfolgte. Ob e mich nun zwar mein Vater / als sein einiges Kind / der vaterlichen Huld sattsam geniessen ließ / so wurde ich doch deren durch stetes Verleumden bald beraubet: e den¯ / indem sie wol wuste / wie wol es der Katzen thue / wen¯ man ihren Rucken streicht; also brachte sie endlich durch vieles Liebkosen zu wege / daß eine eine e gebildete Vergnugung / die vaterliche Liebe / und mich in Krieg verjagte. Worinnen ich nun unter dero Befehl bey sechs u. dreysig Monaten gestanden / mein Zug und Wache wohl versehen / und mich als ein getreuer und rechtschaffener Sole e date iederzeit verhalten habe. Bitte so dann unterthanigst / mein gnadigster Herr e e zu verbleibe¯. Solche Freymuthigkeit gefiel meinem Printzen uber die Mas-
sen / und als er zugleich mein Wolverhalten aus dem Munde meiner Officirer vernahm / war es ihm um so viel desto angenehmer / daß ich von e gutem unverfalschten Adel war. Dannenhero er denn mich mit einhelliger Bewilligung meiner Cameraden zum Hauptmann der sae mtlichen Compage nie vorstellete / und mir unwurdigst die hohe Gnade anthat / daß ich als Hof- und Cammer-Juncker auch bey Hofe einen freyen Zutrit haben e e mochte. Ob ich mich nun wol ausserst entschuldigte / und mein Unvere e mogen vorschutzte / wie ich mich / bevoraus in das gefae hrliche Hoff-Leben / nicht wue rde zu schicken wissen / so war es doch alles vergebene e Bemuhung / indem mir mein Printz zu gehorsamen aufferlegte / auch so fort eine anstae ndige Summa Geldes auszahlen ließ / wodurch ich mich bestens auskleiden / Bediente annehmen / und mich als einen unschuldigen Hoffmann auffue hren kunte. Vor solche unvermuthete hohe Gnade ließ ich es zwar an unterthae nigster Dancksagung nicht ermangeln / und kunte ich mich in meine Hauptmanns-Stelle noch ziemlich finden / zumalen ich und mein Lieutenant erfahrne Soldaten waren. Allein / was den Hoff anlangte / da muß ich biß diese Stunde noch ein Schue ler bleiben; (vid. Fig. 1.) Am e allermeisten hutete ich mich vor der gemeinen Hoff-Pest / ungemessener Einbildung / und befliß mich / durch anstae ndige Demuth / mir iederman / er mochte ein Hof- oder Land-Mann seyn / zu verpflichten; aus Ursachen / weil ich nicht unbillig besorgte / es moe chte diese ungemeine Gnaden-Sonne 1–2 gar fremde Nachtsteiger] gar fremde zuweilen E, F, G, H, I, J. 1–2 fremde Nachtsteiger den Wachsstock ihrer Begierde] fremde zu weilen das glime e mende Feuer ihrer Begierden K. 5 stetes Verleumden] bestandige Verlaumdungen K. 11 Bitte] Ich bitte K. 14 desto angenehmer] angenehmer K. 15 er denn] er K. 17 unwue rdigst] Unwue rdigsten K. 21–22 war es doch alles vergebene Bemue hung] war e doch alle meine Bemuhung vergebens K. 22 zu gehorsamen aufferlegte] die Pflicht e e des Gehorsams einschae rfte K. 23 anstandige Summa] betrachtliche Summe K. 24 bestens] wohl K. 24 unschuldigen] rechten K. 26 und kunte ich] konte mich e auch K. 30 ungemessener] ubertriebener K. 32 zu verpflichten; aus Ursachen] verbindlich zu machen K.
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einen schae dlichen Nebel des Neides ue ber mein Haupt zusammen ziehen / e und ich etwan in solcher Finsterniß auff dem schlupfferichen Eise der e Herren-Gnade gar fallen. So ich mir nun durch unnutze Hochmuth iedere e e man verhaßt gemacht hatte / so wurde ich in solchem Fall von den Hohern verstossen / und von den Geringern wolverdienter massen wiederum verachtet werden. In Summa / ich ward ue ber alles Verhoffen ein vornehmer Kriegs-Bedienter / und wider meinen Willen ein Hofmann. Es kam mir aber die sonderliche Gnade meines Printzens trefflich zu statten / indem er mich gar zu seinem Vertrauten machte / weil ihm meine Verschwiegenheit und lustiger Humeur trefflich wol gefiel / wodurch meine Fehler bedecket / und der Mangel ersetzet wurde. e Ich uberkam auch einen freyen Zutritt von allem denjenigen ein leibhafftiger Zeuge zu seyn / was ich ferner erzehlen werde. Chaumigrem bee festigte sich inzwischen dermassen in der Koniglichen Gnade / daß Printz Dacosem gar leicht vergessen ward / gleichsam als ob er in Chaumigrems Person wiederum lebendig worden wae re / ja / er wurde in gewissen Dingen auch gar meinem Printzen vorgezogen / angesehen sich Dacosem in der e e Vaterlichen Liebe ohne diß gar wol zu massigen wuste / wie er solches sattsam gegen die Princeßin Higvanama / die er doch iederzeit sein liebstes Kind zu nennen pflegte / mercken ließ. Diese Princeßin war nun sowohl am Stande / als an Schoe nheit und Tugend die Crone in gantz Ava / ihres Alters e im 17. Jahre / und von so angenehmen Wesen / daß Nherandi, Koniglicher Erb-Printz aus Siam / gewiß hierinnen nicht irrete / als er vor einer JahresFrist / unsern Hof besuchende / sich durch sie fesseln lassen / und es vor ein hohes Glue cke achtete / als er ihre Gegen-Huld / und den Vae terlichen Willen / voller Vergnue gung / mit sich nach Siam nehmen kunte. Welche Liee bes-Vollziehung auch bereits geschehen ware / wenn nicht erwehnte e Kriegs-Flamme solches verhindert hatte / zumal / weil Xemindo und e e Higvero / Konig in Siam / in genauem Bundniß stunden. Chaumigrem / e welcher die Gewalt hatte / auch unangemeldet in das Konigl. Cabinet zu gehen / nahm sich ebenfalls einsten die Freyheit / in den Koe niglichen LustGarten zu gehen / und ob zwar der Gae rtner ihm hierinnen nicht bald willfahren wolte / mit Vermelden / es sey die Princeßin hinein gegangen / e und hatte / um ihre Einsamkeit zu suchen / auch so gar ihr Frauenzimmer e in den aussern Garten-Zimmern hinterlassen; so wurde doch / dessen une e geachtet / der treue Gartner vor seine Nachricht mit dem Prugel belohnet / e und der Garten mit Gewalt eroffnet. Welchen Tumult die Princeßin / we1 schae dlichen] finstern K. 3 Herren-Gnade] Gnade der Grossen K. 3 unnue tze] e e e thorichten K. 6 uber alles Verhoffen] wider alle Hoffnung K. 12 uberkam] erhielte K. 12–13 leibhafftiger] lebendiger K. 22 so angenehmen Wesen] solcher Artigkeit K. 22 Koe niglicher] der koe nigliche K. 25 ihre Gegen-Huld] ihr Bildniß K. e 26–27 Liebes-Vollziehung] Vermahlung K. 33 Vermelden] der Entschuldigung K. 35 hinterlassen] gelassen K. 37 Tumult] Tumult aber K.
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gen Groe sse des Gartens / nicht vernehmen koe nnen. Als nun der ungeschickte Chaumigrem in den Garten gekom ¯¯ en / und die Princeßin nicht e gesehen / ist er getrost nach denen begrunten Gallerien hingegangen / gleich als ob er durch seine Gegenwart der Princeßin eine sonderbare e e Freude erwecken wurde. Und ist dessen unverschamtes Wesen um so viel mehr hieraus abzunehmen / indem er die Princeßin sein Tage nicht gesee e hen hatte. So bald er sich der Gallerie genahert / horet er von weiten eine Laute spielen / welches er vor die Princeßin erachtet / und sich dannenhero e gantz unvermerckt dermassen hinan verfuget / daß er iedes Wort vernehe men / auch dero Geberden seitwerts genau bemercken konnen / als sie e gleich mit entzuckender Anmuth und Stimme folgende Arie, durch die Lufft nach ihrem geliebtesten Printzen Nherandi seufftzende abgeschickt / und in die Laute / welche sie von einem Portugiesen Wunder-wol gelernet / absunge:
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1. Mein Hoffen stirbt / mein Kummer lebt / Der Ancker meiner Ruh ist nun zerbrochen. Mein Schicksal / das beyn Sternen schwebt / Hat wider mich diß Urthel ausgesprochen: Der Liebe sue sser Schertz Soll fesseln zwar dein Hertz / Doch ferne Huld bringt Zweifel-vollen Schmertz. 2. Ich bin vergnue gt / und unvergnue gt / Wenn ich an jenen Blick und Blitz gedencke / Durch den mein Hertze ward besiegt: e Um welchen ich abwesende mich krancke. Zwar meine Liebes-Pflicht / Erinnert mich / und spricht: Wo Liebe blue ht / da wae chst kein Zweiffel nicht. 3. Doch meine Lieb ist allzu zart; e Das Auge kan ein Staub empfindlich ruhren. Die Furcht ist reiner Hertzen Art: Ein fremder Blick kan offt den Geist verfue hren.
11 Stimme] reizender Stimme K. ausnehmenter Geschicklichkeit K.
13 in die] nach der K. 13 Wunder-wol] mit 27 abwesende] Abwesende K.
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Das Leben wird versue ßt / Wo man beysammen ist / e Und Gegenwart die holden Lippen kußt. 4. Indessen soll die treue Glut Biß in das Grab in meinem Hertzen brennen / e Wo dir mein Furchten unrecht thut: So wirst du doch hieraus mein Feuer kennen. Die Hoffnung soll allein Nunmehr mein Zucker seyn / Ich weiß: Der Himmel wird mich bald erfreun. e e Bey diesen Worten sprang Chaumigrem mehr mit narrischen als anstandigen Geberden hervor / und schrey mit vollem Halse: Chaumigrem stellt sich ein / lachte auch hierauff mit vollem Halse dermassen / als ob er die e artigste Sache vorgebracht hatte. Hierauff stund er stille / und sahe die Princeßin mit solchen Blicken an / daß sie vielmehr Ursache hierue ber zu e lachen als zu erschrecken gehabt hatte. Die Princeßin aber erschrack / daß ihr die Laute ins Graß fiel / und sie gantz unbeweglich sitzen bliebe / biß endlich Chaumigrem in diese Worte heraus brach: Schoe nste Princeßin / sie
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vergebe mir / daß ich mir die Ehre der ersten Auffwartung selber genommen / und e ihr deutlich zu verstehen gebe / wie hoch es mich erfreuen wurde / wenn der e Inhalt dieses Liedes auff mich gerichtet ware. Als sich nun die Princeßin wieder in etwas erholte / antwortete sie mit zornigen Blicken: Herr Graff / wer hat e e ihm die Kuhnheit erlaubet / derer sich auch Konigliche Personen wider meinen e Willen nicht unterfangen durffen? Chaumigrem / welcher sich / weiß nicht
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was / vor ein freundlich Gesichte eingebildet hatte / angesehen er noch nicht mit so hohem Frauenzimmer umgegangen war / erschrack anfangs e hieruber / iedoch antwortete er alsobald mit sonderbarem Ubermuthe: Wem e
des Koniglichen Herrn Vaters Cabinet und Hertze unverschlossen ist / der darff e auch dessen Tochter ungescheuet besuchen. Entfernet euch / unverschamter e e Graff / sagte sie mit erhitztem Gemuthe / und wisset / daß die Vaterliche Gnade der Tochter zu keinem Nachtheil gereichen kan. Mit diesen Worten e verwieß sie den besturtzten Chaumigrem / welcher sich dessen nimmere mehr versehen / sondern vielmehr in der Einbildung gelebet / es muste e iederman seine Gunst vor eine Gnade schatzen. In solchen Gedancken
12–13 anstae ndigen] unanstae ndigen C, E, F, G. 24 derer] der C, E, F, G. deren I, K.
13 schrey] schrie C, E, F, G, H, I, J.
13 schrey mit] schrie aus K. 19 heraus brach] ausbrach K. 25–26 weiß nicht was] ich weis nicht was K. 26 eingebildet hatte / angesehen] eingebildet, weil K. 34 gelebet] stunde K.
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stellete er sich zugleich die anmuthigen Geberden / und verwunderliche e e Schonheit / welche er wahrenden Singens sattsam betrachtet / vor Augen / e und befand sich dermassen geruhret / daß er nicht anders als rasende zu seyn schiene / wann er betrachtete / wie ihn so etwas angenehmes verwundet und zugleich verstossen hatte. Und daß ich nicht irre / so koe nnen meine Herren unschwer hieraus abnehmen / wie wenig es Wunder gewesen sey / daß sich ein solcher Barbarischer Mensch durch so kurtzes Anschauen habe entzue nden lassen / wann ich ihre Person nach meinem schlechten e e e Verstande moglichst beschreibe: Sie war einer anstandigen Lange / sehr wol e gewachsen / ihr Haupt war mit Kohl-schwartzen naturlichen Locken bedecket / wie denn auch die Zierrath ihrer grossen Augen durch schmale Augbraunen um ein grosses vermehret ward. Die reine Haut gab die blauen Adern lieblich zu erkennen / zudem waren die Rosen-gleichen Wangen e gleichsam beschamt / gegen die etwas erhabenen Corallen-Farbene Lippen / unter welchen sich ein wolgebildetes Kinn / schneeweisser Hals / und / (ach ich werde selbst verliebt /) alabasterne Berge der Liebe anmue thigst zeigeten. Die Hande waren dermassen beschaffen / daß / wer sie mit e den artigen Fingern so kunstlich auff der Laute spielen sahe / nichts ane e ders / als selbte zu kussen / wunschen konte. Mit einem Worte / ausser der Princessin Banise getraue ich nicht / in gantz Asia ihr Gleichniß zu finden. Solche Schoe nheit ward durch einen Gold / in blau gewue rckten / Rock treffe lich erhaben / zumal die Diamanten hauffig durch die schwartzen Locken blitzten / und auch wohl leblose Blumen hiedurch konten bewegt werden. Allein was vor reitzende Ursachen zu einiger Gegen-Liebe an den Chaue migrem zu finden waren / das werden meine Herren / welche ihn taglich e sehen / besser im frischen Gedachtnis haben / als ich von langer Zeit her e e erzehlen kan. Weil er sich aber doch konte geandert haben / so muß ich nur dessen damahlige Gestalt beschreiben: Er war gantz klein von Person / und hatte der Rue cken mit dem Schenckel einen Vergleich getroffen / sie wolten e e einander in der Krumme nichts nachgeben. Sein bis an den Gurtel reichendes und braunrothes Haar / war hingegen so aufrichtig / schlecht und gerecht / als wenn es auf einen Fiedelbogen gespannet / und statt des Hartzes mit Speck bestrichen wae re / welches einen trefflichen Wieder-Glantz e e bey der Sonne gab. Der Kopff war von einer ungewohnlichen Grosse /
4–5 verwundet] verwundert J. 6 wenig] ewig B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 25 werden] weder B. 26–27 her erzehlen] herzehlen B, C, D, E, F, G, H, I, J. 32 gerecht] recht I, J, K. 1–2 verwunderliche Schoe nheit / welche er wae hrenden Singens sattsam] bewundernse e e e wurdige Schonheit, welche er wahrend des Singens entzuckend K. 6 unschwer] leicht K. 12 vermehret ward] erhoben wurde K. 13 lieblich zu erkennen] zu erkennen K. 17 dermassen beschaffen] so zierlich gebildet K. 20 ihr Gleichniß] ihres gleichen K.
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iedoch das Gesichte lang / und schmal / sehr hager und mit einer solchen grossen Nase besetzt / daß es schien / als ob der Kopff ein kleiner Anhang e e von der Nase ware / welche noch darzu durch so eine unanstandige e Krumme verstellet war / daß sie wie ein Sebel / dessen Spitze gleich auff die e Unter-Lippe traff / uber dem Maule hieng / die Augen stunden tieff im e Kopffe / deren Augapffel man vor den ue berhangenden rothen Augbraunen e nicht wohl erkennen konte: von welcher Farbe auch ein dunner Bart um e die Angel-weite Lippen gesaet stund: und wundert mich nur / daß ihn die e Princessin nicht von fernen mercken konnen / indem sein Athem so durche dringende war / daß er den Feind gar wohl damit aus dem Felde hatte jagen e e e konnen / wenn er nicht mit den Stucken gerauchert / und den Stanck dae e durch vertrieben hatte. Von was vor hohen Farben er musse gewesen seyn / ist hieraus zu schliessen: daß / weil er gleich in die Hoff-Trauer und zwar in schwartz-gelb gekleidet war / man das Kleid nicht von dessen Haut unterscheiden konte: in Summa / es war ein recht Crocodil der Liebe / und eine Mißgeburt der Affection. Was thae t aber der verliebte Bucephalus ferner? er gieng die Gallerie etliche mahl auf und ab / und wuste nicht ob Zorn oder e Scham die Oberhand behalten solte. Endlich trostete er sich doch wiee derum / und vermeinte / er hatte es vor dißmal nicht recht angefangen / sie wae re vielleicht mehr ue ber die Verstoe hrung ihrer verliebten Gedancken / als ue ber dessen Gegenwart erzue rnt gewesen; Derowegen wolte er die Entdee ckung seiner Liebe zu anderer Zeit besser anbringen. Woruber er dermassen e e entzuckt schien / daß er sich allbereit in verliebten Minen ubte / und in dem Grase seltzame Stellungen machte / biß er sich endlich einem gewissen Baume nahte / welcher aus Mexico dahin versetzet war / und 10Quamochitl genennt wird. Dieser Baum ist an allen Aesten und Zweigen wie auch an dem gantzen Stamme mit Stacheln besetzet / welche Stacheln / wenn man sie anrue hret oder drue cket / mit solcher Gewalt und Krachen heraus plae tzen / als wurden sie aus einem Geschoß getrieben. Diesen Baum nun stellte e sich diese vor Liebe blinde Seele nicht anders vor / als hatte er durch neue e Liebes-Anschlage seine Higvanama dahin gebracht / daß er voe llige Gewalt sie zu umarmen / ja gar zu kue ssen hae tte: Dannenhero drue ckte er seine finstere Augen zu / und umfieng erwehnten Baum mit solcher Brunst / daß es nicht zu verwundern war / wenn sich auch ein lebloses Holtz vor ihm entsatzte / und durch hefftiges Krachen und Stechen ihm zu verstehen gab / 10
Francisci Staats-Garten p. 812.
11 gerae uchert] gereichert B, D. til B, C, D, E, F, G, H, I, J.
23 Minen] meinen C.
25 Quamochitl] Quamoch-
14 man] daß man K. 25 Baume nahte / welcher ... versetzet war] Baume, welcher ... e e versetzet war, naherte K. 33 solcher Brunst] solchen Entzuckungen K. 35 entsatzte] e entsetzt hatte K.
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mit was vor Anmuth er mit seinem Liebes-Vortrage bey der Princessin e wurde ferner empfangen werden. Der Schrecken und Schmertz zwang ihn / e e hierauff / etliche Schritte zurucke zu springen / und hefftig auf den Gartner e zu schelten / gleichsam als ob er der Natur gebieten konte / wie sie der verliebten Narren schonen solte. Nachdem er aber gleichsam aus einem Traume ermuntert schien / gieng er von diesem empfindlichen Holtze weg / und legte sich in den Schatten eines andern Baumes / um sein verliebtes Elend in genauere Betrachtung zu ziehen; allein auch hier wurden seine Gedancken durch das Anschauen empfindlichst verstoe hret: denn es hatte ihm sein wahrsagendes Verhae ngniß abermal unter den in Ava gleichfals unbekanten Baum / 11Hoitzmamaxalli, oder auff deutsch den Horntrae e genden Baum / gefuhret. Dieser Baum ist mit Blattern gleich den Tamae e rinden belaubet / mit gelben Blumen uberzogen / und lasset so wohl an den e e Aesten als auch am Stamme hauffige Horner / welche allerdings den Oche senhornern gleichen / hervor gehen; wie solches ferner ein gelehrter Eue ropaer von unsern Gewae chsen beschreibet. Hier erzue rnte sich Chaumigrem dermassen aufs neue / daß er gehling auffsprang / und mit dem Sebel alle e unschuldige Horner / die er erlangen konte / mit diesen erhitzten Worten herunter hieb.
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So will ich die Rae uber / die Diebe belohnen / e Die meiner mit Hornern nicht wollen verschonen. Ich schwere: wo etwan dergleichen geschicht: So hol mich der Hencker / ich leide das nicht. 25
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e e Nach solcher entsetzlichen Horner-Schlacht steckte er den muden Sebel e ein / und gieng mit solchen gravitatischen Schritten nach der Garten-Thue re zu / als ob er dem Actae on ein Horn abgerannt hae tte / daß auch ein Gae rtnere Junge / welcher versteckter Weise solches alles gesehen / gehoret / und here e nach meinem Printzen erzehlt / sich nicht enthalten konnen / uberlaut zu e lachen. Als er nun zur Garten Thure ausgetreten / ersahe er noch ein hinterstelliges Mae gdgen von der Princessin Frauenzimmer / welche er zu e sich beruffte / und ihr einen schonen Rubin verehrte / mit Bitte / ihn ihrer Princessin bestens zu befehlen / und sie seiner innigsten Liebe zu versie chern / welches Geschencke dieses Magdgen begierigst annahm / und ihm
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24 So hol mich der Hencker] So sey man versichert B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 9 empfindlichst] empfindlich K. 15 hervor gehen; wie solches ferner] hervorragen, wie solchen deutlicher K. 30–31 ausgetreten, ersahe er noch ein hinterstelliges] hine e ausgegangen, sahe er noch ein zuruckgebliebenes K. 34 begierigst] mit der großten Freude K.
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mit diesen Worten danckte: Hievor versichere ich ihn meiner Gegen-Liebe. Welche Worte er aber gantz unrecht verstand. Folgenden Tages ließ ihn der e Konig zur Tafel ersuchen / welches er aber durch den Vorwand einiger e e e Unpaßligkeit abschlug / wodurch der Konig sich dermassen betrubt erzeigte / als ob die gantze Wohlfarth von Ava an einem Faden hinge / ja mein Printz sagte oe ffentlich / er hae tte ue ber den Tod seines Sohnes Dacosem nach e der Schlacht nicht solches Leidwesen / als uber die verstellte Kranckheit e e dieses Menschens / spuhren lassen. Wie denn also fort zwey Konigliche e Leib-Aertzte sich zu ihm verfugen / und die Beschaffenheit des zugee stoßenen Unfalls genau untersuchen mussen / nebst angehengter Versicherung / solte auch die Helffte der Crone dessen Gesundheit wiederbringen e e konnen / es solte nicht gesparet werden. Solches gnadige Anerbieten machte sich Chaumigrem bald zu nutze / und fertigte die Aertzte wiederum e e ab / ließ vor die hohe Konigl. Gnade unterthanigsten Danck abstatten / e und zugleich berichten / es wurde alle angewandte Artzney vergeblich seyn / so lange das Gemue the mit Schwachheit behafftet wae re / welches e niemand / denn I. Maj. heilen konte. Inmittelst erstaunte der gantze Hoff / e e uber die ungemessene Gnade / derer ein solcher unwurdiger Mensch genoß. e Der Printz sahe sich in vaterlicher Gnade hindan-gesetzt / die Princessin muste gleiches besorgen / die Grossen des Hoffes / wolten sie sich anders befestiget wissen / musten ihm fast Koe nigl. Ehre erweisen: ja so gar die e e Reichs-Rathe musten seinem Eingeben den Vorzug gonnen / daß auch viel e e vermeinten / es gehe durch ubernaturliche Kunst zu. Mein Printz aber besuchte indessen die Princessin Higvanama fleissig / welche voller Betrue bnis ue ber die sparsame Nachricht von ihrem geliebten Printzen Nherandi war / also / daß mein Printz gnungsam zu troe sten hatte / ob er wohl zur Zeit nicht viel von diesem Leiden empfunden. Eines Tages ward mir durch einen unbekandten Laqueyen ein Schreiben eingehae ndiget / mit e fleissiger Bitte / solches schleunigst der Princessin zu uberantworten / wore e uber ich hochst erfreuet ward / nicht anders vermeinende / denn ich werde die Princessin mit einer angenehmen Post von ihrem Printzen erfreuen. Weswegen ich mich denn so fort nach Hofe und in das Frauenzimmer
32 Frauenzimmer] frauenzimmergemach B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 3 ersuchen] bitten K. 4–5 betrue bt erzeigte] zu betrue ben schien K. 8 also fort] sogleich K. 11–12 solte auch die Helffte der Crone dessen Gesundheit wiederbringen e e konnen / es solte nicht gesparet werden] wenn man auch die Halfte der Crone zu dessen e Gesundheit aufopfern wurde, so solte nichts gesparet werden K. 16 mit Schwachheit behafftet] durch Kummer beunruhiget K. 18 ungemessene] ausserordentliche K. e e e 22 seinem Eingeben den Vorzug gonnen] seinen Anschlagen den Vorzug einraumen K. e 27 nicht] noch nicht K. 29 fleissiger] der instandigen K. 29 schleunigst] schleunig e e K. 29 uberantworten] uberreichen K. 30 nicht anders vermeindende / denn ich e werde] und meynte, ich wurde K.
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verfue gte / durch welches ich um ein gnae diges Gehoe r bey der Princessin anhalten ließ / weil ich einige / verhoffentlich angenehme Verrichtungen e abzulegen hatte. Ich ward hierauff alsbald in dero Zimmer erfodert / ale wohin ich mich verfugte / und mein Compliment / so viel / als es von einem e halbjahrigen Hoffmann konte erfodert werden / vorbrachte / zugleich auch ermelden Brieff mit tieffster Reverentz ue berreichte / nebst dem Berichte: es e sey mir selbter von einem unbekandte¯ Menschen uberantwortet worden / e solches gebuhrende zu bestellen / und hoffe ich / hierdurch mich in dero e Gnade zu setzen. Die Princessin nahm solches mit gnadiger Hand / u. gantz erfreutem Gesichte / von mir an / trat an ein Fenster / und erbrach dieses. e e Allein / da sie etwas hiervon gelesen / O ihr Gotter / in was vor Besturtzung und Erstaunen gerieth ich / als die Princessin den Brieff anspie / zur Erden e warff / und mit Fussen trat / zugleich aber mich mit diesen freundlichen Worten anredete: Und du / verfluchter Hund / darffst dich unterfangen / mir von e
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einer ewig-verbannten Person solche Sachen einzuhandigen / welche wurdig waren / mit dem Hencker beantwortet zu werden. Hiervon solte gewiß an dir der Anfang gemacht werden / wenn ich nicht des Printzen verschonte. Inmittelst lasse e dich nicht gelusten / vor meinem Angesichte mehr zuerschei nen / sonsten soll dein Kopf auf dem Rumpffe wackeln. Nach welchen harten Worten sie sich in
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ihr Cabinet begab / und mich gantz ausser mir selbsten ließ. Ich hielte es hierauf nicht vor rathsam / vor der Hoe le einer erzue rnten Loe win lae nger zu verziehen / sondern verließ das Zimmer / und gieng mit so leisen Tritten e vom Schlosse / als wie ein Pfau / welcher seine Fusse betrachtet hat. Ja ich sahe mich immer fleissig um / ob nicht einer von der loe bl. Bue ttel-Geselle e schafft mich zurucke und auf einen Trunck Eisen-Kraut-Wein laden wurde. e Nachdem ich aber ungehindert das Schloß auff dem Rucken hatte / begege nete mir zu allem Glucke der Vogel / von welchem ich den Brief empfange¯ hatte / denselben setzte ich alsobald zur Rede / wer sein Herr wae re? worauff er mir gantz trotzig antwortete: er wae re sein eigen Herr. Hierauff erwischte ich meinen Stock / und sagte: so mag dein Herr der ae rgste Schelm seyn / und mit diesen Worten schlug ich aus allen Krae fften auff ihn zu / daß er lauter Lufft-Sprue nge that / und in solcher Angst kein Wort mehr / als Chaumie grem / aufbringen konte. Hieraus merckte ich schon / in welcher Muntze e e dieses Geld geschlagen war / ich stellte mich aber / als wuste oder verstunde ich ihm nichts / und sagte bey Endigung dieses Stock-Ballets zu ihm: Sage deinem Herrn / er sey wer er wolle / die Princessin wolte ihn durch den Hencker e antworten / und dich neben ihn auffknupffen lassen. Ich aber begab mich zu e e meinem Printzen / wartete ihm auf / und stellte mich hochst betrubt an /
3–4 erfodert / alwohin ich mich] berufen, wohin ich mich auch K. 8 hoffe ich] ich hoffete K. 8–9 mich in dero Gnade zu setzen] mir dero Gnade zu erwerben K. 10–11 dieses. Allein / da] denselben. Allein, kaum hatte K. 12 anspie] fehlt in K. 18–19 sonsten soll dein Kopf auf dem Rumpffe wackeln] sonst wird es gewiß deinen Kopf kosten K. 34 oder] und K.
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dessen Ursache der Printz auf vieles Fragen nicht erfahren konte / biß er mir bey Vermeidung seiner Ungnade aufferlegte / ich solte es ihm entdecken. Darauf faßte ich einen Muth / und brachte es auf das beweglichste vor / wie mich einer von des Chaumigrem Leuten / den ich nicht gekennet / so schae ndlich betrogen / indem er mir einen Brieff an die Princessin eingehae ndiget hae tte / und weil ich nicht anders vermeinet / er wue rde in geheim von India kommen seyn / weil sonst alle Posten von Siam geleget waren / so hae tte ich ein angenehmes Boten-Brod zu erhaschen verhofft / und erzehlte ferner den gantzen Verlauff / mit angehengter Bitte / in solcher Unschuld e mein gnadiger Herr zu seyn / und mich sothaner unverdienten Ungnade e bey der Princessin zuentledigen. Weil ich nun auch in der hochsten Angst e gleichwohl so bedachtig gewesen / und den Brieff / welchen die Princessin e weggeworffen / wieder auffgehoben und eingestecket hatte; als ubergab ich e das ungluckliche Papier meinem Printzen / welcher mich so fort vor unschuldig hielt / weil der Titel in Siammischer / der Inhalt aber in Peguanischer Sprache gestellet war / und laß er folgende Worte der Uberschrifft: 91
Der Durchlauchtigsten / unvergleichlichen Sonnen in Ava / e e Higvanama / Princessin des Großmachtigsten Koniges / Dacosem / Beherrscherin der Liebe / und einigem Leitsterne meiner Seelen. C i t o` .
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Der Inhalt klapte gantz verwirret / und zwar dergestalt: e
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Schonste Princessin! e e e ICh weiß nicht / ob ich die Gotter / als den Ursprung ihrer uberirrdischen Schonheit / oder dero angenehmen Geist / welcher mich durch anmuthigste Geberden e versteinerte / die Qvelle meines Jammers nennen / und mich uber ihre Grausamkeit beschweren soll. Ich will nicht gesund hier in meinem Siechen-Bette liegen / e wo ich nicht bey Henckerholen geschworen hatte / als ich sie im Garten lauteniee e e ren sahe / es ware ein Gespenst / indem unmoglich solche Entzuckungen von e e einem blossen Menschen herruhren konnen. Princessin / ich will versincken / wo ich nicht von derselben Stunde an bey mir beschlossen / selbte mit meiner Liebe zu e e beseligen. Ich versichere sie / daß Himmel und Holle / meinen Vorsatz zu storen / e e e viel zu ohnmachtig sind. Durch mich soll ihr Haubt erhohet / und sie gluckselig e werden. Sie befehle nur / schonster Rubin meines verliebten Hertzens / welches
7 sonst] damals K. 7 geleget] gehindert K. 8–9 erzehlte ferner] erzehlte K. 16 laß er] laß K. 22 klapte] klingt K. 22 dergestalt] also K. 25 durch] durch die e K. 32 beseligen] beglucken K.
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von denen neunen / dem Reich Pegu unterworffenen Konigreichen / ihr am besten e anstehet / so will ich als ein Blitz mich dahin begeben / die Stadte verbrennen / das e e Land verwusten / und die Crone desselben Reiches zu dero Fussen legen; denn ich versichere / ob zwar Venus mir im Gesichte sitzet / so herrschet doch Mars im Hertzen. Ich liege hier / als ein armer Wurm / aus blossem Erschrecken vor dero e verstelltem Eiver / mit welchem sie mir bey erster / von den Gottern versehenen / Zusammenkunfft im Garten so entsetzlich vorkam: Die Zuentbietung aber ihrer e Gnade und Versicherung ihrer Liebe wird meine Gesundheit eher befordern als e e das starckste Vomitiv der Konigl. Leib-Aertzte. Es reisset mich hefftig im lincken Schenckel / wobey sich auch ein Durchfall befindet; allein ihre Huld kan mich heilen / und allen Schmertzen vertreiben. e Was den Willen ihres Konigl. Herrn und Vaters anbelanget / davor lassen sie e e mich sorgen. Es wird ihm die hochste Freude und ihr die groste Ehre seyn / wenn e e man sie eine Gemahlin des allgemeinen Erlosers und Sieges-Fursten von Ava e e e be grussen wird. Adieu / meine kunfftige Vergnugung! Und wo es nicht zu ablee gen / so wird dero persohnliche Besuchung in meiner Schwachheit vor ein sonderbahres Liebes-Zeichen von mir erken¯et werden. Dero e Liebenswurdiger Chaumigrem.
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Mein Printz wuste nicht / ob er lachen oder sich hierue ber erzue rnen solte / doch bezwang er sich in so weit / daß er in diese Worte heraus brach: Es hat e
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der Hochmuth / Unverstand und Grobheit ein Verbundnis in diesem Menschen e gemacht / das Reich Ava / mich und meine Fraulein Schwester aufs empfindlichste e zu beleidigen. Weil es aber scheinet / es habe der Hochmuth den hochsten Gipfel e seiner Vollkommenheit erreichet / und Hoffart gemeiniglich vorm Fall kommt / so e e lasse ich mich trosten / daß dessen Untergang vor der Thur ruhet / und dieser muß e erfolgen / solte er auch durch meine Hand befordert werden. Du aber / Scandor / bist unschuldig / und lasse es dir zur Warnung dienen / daß du bey Hofe nicht allem vorgebrachten glaubest und trauest / vielweniger solches ohne genauste e Untersuchung denen Hohern hinterbringest. Ich will inmit telst auff deine Ause sohnung bedacht seyn / und kanst du mir nur in einer halben Stunden folgen / biß ich dich werde erfodern lassen. Vor solche Gnade stattete ich verpflichtesten
Danck ab / und verharrte nach diesem bis zu der vom Printzen anbefohlnen e Zeit in dem Zimmer. Hier uberlegte ich nun den gantzen Handel in meiner
1 neunen] neuen C, D, E, F, G, H, I, J, K. J. zu abgelegen D.
15–16 zu ablegen] abzulegen C, E, F, G, H, I, e
6 erster] der ersten K. 6 versehenen] verhangten K. 15–16 ablegen] entfernt K. e e e 21 heraus brach] ausbrach K. 22 Verbundnis] Bundnis K. 25 vorm Fall kommt] vor dem Falle hergehet K. 29 allem vorgebrachten] allen Nachrichten K. 31 kanst du mir] du kanst mir K. 34 den gantzen Handel] die ganze Begebenheit K.
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Einfalt / und ließ es mir zu sonderbarem Troste dienen / daß ich nicht der Ungeschickteste an unserm Hofe allein war / sondern an Unverstand und e e e Unhoffligkeit von dem Koniglichen Augapffel weit ubertroffen wurde. e Denn meine Staats-Faute ruhrte aus einer Unwissenheit / welche noch zu entschuldigen war / jene aber aus einem unverantwortlichen Hochmuthe her: und also hatte ich / wie im Außreissen / also auch in der Unhoe ffligkeit einen treuen Cameraden an dem Chaumigrem. In solchen Gedancken war fast eine Stunde verflossen / da ich mich meines Printzens Befehl erinnerte / auffs schleunigste nach Hofe zu eilen / allwo ich mit flue chtigem Gesichte erfahren muste / daß bereits einige Nachfrage nach mir geschehen e ware / welche auch indem wiederholet / und ich in der Princessin Zim ¯¯ er beruffen ward / dahin ich mich mit zitterndem Fusse begab / und bey dem e ersten Hineintritt mit einem klaglichen Fußfall um Verzeihung meines Fehlers anhielt. Die Princessin aber befahl mir mit diesen trostreichen Worten auffzustehen: Es hat bereits Ihr Liebden der Printz deine Unschuld mir
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sattsam vor Augen gestellet / als soll hiemit meine Ungnade gegen dich auffgee haben seyn / iedoch mit ernster Verwarnung / dich kunfftig in Uberantwortung solcher Brieffe besser in acht zu nehmen / und zum wenigsten den Boten so lange e e anzuhalten / biß er wiederum gebuhrend abgefertiget werde. Hier schuttete ich
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nun wiederum einen gantzen Sack voll Danck-Complimenten aus / die ich nach meinem Vermoe gen vor so hohen Persohnen zu verantworten gee traute / und versicherte / ich hatte den schlimmen Bothen / als ich ihn wieder angetroffen / dermassen abgefertiget / daß sein Herr leichtlich hieraus wue rde abgenommen haben / wenn man den Sack schlue ge / so meinte e man den Esel. Indem nun mein Printz / welchem ich vor so gnadige Vore e e sorge meiner Versohnung demuthigst die Hand kußte / der Princessin zu gefallen noch einen und andern Einfall von mir heraus locken wolte / so ließ sich Mangostan / Ober-Cammer-Herr des Koe nigs bey der Princessin als ein Abgeordneter von dero Herrn Vater anmelden / welcher alsobald vorgelassen / und von der Princessin bey dem Eingange mit geziemender Anstae ndigkeit empfangen ward. Und als dergleichen auch von dem Printzen ver richtet war / brachte Mangostan so fort Koe nigl. Ansinnen vor: Wie daß e
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e entsetzte / daß sie etliche Schritte zu rucke wich / und mit etwas harter
28 Mangostan] Mongostan C, E, F, G. e
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neml. Kon. Maj. die Princessin Konig- und Vaterlicher Gnade versichern liesse / e welche sie auch um ein grosses vermehren wurde / wenn sie dem Chaumigrem / e e als welchem das gantze Konigl. Haus hoch verpflichtet ware / einen freyen Zutritt und Besuchung erlauben wolte. Uber welches die Princessin sich dermassen
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2 war] ware K. 3–4 ubertroffen wurde. Denn meine Staats-Faute] ubertroffen wurde. Denn mein Staatsfehler K. 12 ward] wurde K. 14 anhielt] bat K. 20 voll] von K. 23 leichtlich] leicht K. 32 Ansinnen vor: Wie daß] Ansuchen vor; Wie K. 34 auch] e noch K. 36 wolte] wurde K.
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Stimme antwortete: Wie nun? hat der Koe nig / mein Herr Vater / vergessen / daß e
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ich eines Koniges Tochter / und eines Konigl. Erb-Printzens versprochne Braut bin / und will er mir zu Schimpffe unsers hohen Hauses zumuthen / mich mit einem solchen Schandfleck der Natur gemein zu machen / welcher vielmehr Schimpf als Ehre verdienet hat. Die Schlacht hat er durch Unerfahrenheit verlohren / durch e uble Aufsicht hat er das Reich seines Cron-Printzens beraubet / und wo ja Vere e ratherey einiger Verbindligkeit wurdig ist / so hat man solches vielmehr seinem Bruder Xenimbrun / als ihm zu dancken. Doch er habe sich so hoch verdient e gemacht / als er wolle / so ist er doch noch lange nicht wurdig genung / eine e Konigl. Princessin zu bedienen. Durchlauchtigste Princessin / wiederredete Mangostan / die Koe nigliche Gnade ersetzet dessen Unwue rdigkeit. Doch ohne Nache theil des Konigl. Hauses / fuhr die Princessin fort. Ich frage euch mein Herr Mangostan / auf euer Ehre und Pflichten / ob mir eine solche Erniedrigung ane standig oder zurathen sey. Nicht zielet hier mein Absehen auff dessen Stand / als e e welcher an und vor sich selbst offters ein wurdiger Anfang zur Crone gewesen: e Untugend aber kan auch den Konigl. Thron erniedrigen. Und diese hat gleichsam ihren Sitz in dem Chaumigrem erwehlet / in ihm / sage ich / halten alle Laster ihre e gewohnliche Zusammenkunfft / wie solches der gantze Hoff / ich will nicht sae gen / das gantze Reich / einhellig bezeugen wurde / wo anders ohne Scheu e durffte geredet werden. Daß sich nun I. M. mein Herr Vater / ich weiß nicht e wodurch / die Augen verblenden lassen / das ist Mitleidens wurdig: daß aber sehende Augen auch verdunckelt werde¯ solle¯ / solches ist Jam ¯¯ erns werth / und e laufft wider meine Natur. Endlich so sey auch Chaumigrem / wer er wolle / ich will e ihn in unverdienten Wurden lassen / so ist es doch gemeinem Frauen-Zimmer eine e unanstandige und nachtheilige Sache / wenn sie / indem die rechte versprochen / mit der lincken Hand fremde Besuchungen annehmen. Nun aber werden die Finsternissen der Sonnen viel genauer durch das Fern-Glaß der politischen Welt e bemercket / als etwan eines gemeinen Sterns: wie viel mehr wurde diese verhaßte e Gemeinschafft von mir im gantzen Reiche beredet / und durch das geschwatzige e Geruchte mit vielen Vermehrungen meinem verlobten Printzen zu Ohren gebracht werden. Als wollet ihr nur I. M. meinen Kindlichen Kuß und Respect vermelden / e und Selbten zugleich unterthanigst ersuchen / die Ehre seines Kindes dem Verlangen eines Fremden nicht nachzusetzen / sondern vielmehr mir von dergleichen
8 Xenimbran Df. in A] Xenimbrun E, F, G, H, I, J, K. 10–11 Mangostan] Mongostan C. 12 frage euch] frage I, J, K. 31 Kuß] gruß C, D, E, F, G, H, I, J, K. 4 gemein zu machen] zu beflecken K. 14 Nicht zielet hier mein Absehen] Mein Absehen zielet hier nicht K. 17–18 halten alle Laster ihre gewoe hnliche Zusammenkunfft] haben alle Laster ihre ruhige Herrschaft K. 20 weiß nicht] weis K. 22 Jam ¯¯ erns werth] zu bejammern K. 26–27 Nun aber werden die Finsternissen der Sonnen] Denn die Finsternissen der Sonnen werden K. 29 beredet] beurtheilet K. 30–31 meinem verlobten Printzen zu Ohren gebracht werden] zu meinem verlobten Prinzen sich ausbreiten K.
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vaterlich abzurathen. Daß diese Antwort / sagte Mangostan hierauf / eine fale sche Auslegung einigen Ungehorsams bey dero Herrn Vater verursachen mochte / e solches befurchte ich gar sehr. Solte es aber in Gnaden vermercket werden / so e ware wohl unmaßgeblich zu rathen / man liesse bey sothaner Beschaffenheit eine Verstellung die eigenen Affecten in etwas beherrschen / und erlaubte / dem Befehl des Herrn Vaters zu Ehren / eine kurtze Besu chung: welche doch so eingerichtet e e werden konte / daß Chaumigrem solche nicht mehr verlangen wurde / wenn er e e e weniger Vergnugen / als er suchet / gefunden hatte. Und kein verstandiger Mensch / redete hier mein Printz ein / wird euch in keinem Verdacht einiger Gewogenheit gegen dem Chaumigrem haben / welcher dessen Gestalt / Thun u. e e Wesen nur in etwas weiß. Hieruber schien die Princessin etwas besanfftiget zu seyn / und sagte: Wer Tugend liebt / der muß auch den falschen Schein der Laster meiden: kan ich aber hierdurch I. M. dem Herrn Vater einigen Gefallen erweisen / und mein geliebter Herr Bruder / will mir hierinn treulichst rathen / so soll dem verhaßten Menschen eine kurtze Gegenwart erlaubet seyn. Nach wel-
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cher Einwilligung Mangostan sofort seinen Abschied und Abtritt nahm / die Princessin aber fiel meinem Printzen beweglich umb den Hals / und sagte: Sehet / allerwehrtester Herr Bruder / in was vor Hochachtung eure Person e
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bey mir beruhet / daß ein blosses Einreden mehr bey mir gilt / als ein Konigl. e e Befehl. Denn bloß eurem Einrath gemaß habe ich solche gefahrliche Besuchung nachgegeben; ich lebe aber der Schwesterlichen Zuversicht / es werde mich Printz Balacin nicht verlassen / sondern unvermerckt von allem dem / was bey dieser e e gezwungenen Zusammenkunfft vorgehen mochte / ein gegenwartiger Zeuge seyn. Mein Printz antwortete mit sonderbahrer Bewegung: Liebste Schwester / wisset / daß mein Leben an eurer Seele hanget / und daß meine Ehre und e euer Ruhm genau zusammen verknupffet sind; Dannenhero versichere ich / daß e e ich gantz gerne diesem beywohnen wolte / wenn ich nicht befurchtete / er durffte meine Abwesenheit mit in die Bedingungen setzen wollen. Daß sich Chaumigrem e hieruber nicht zu beschweren habe / wiederredete die Princessin / so sollen e diese Tapeten verhindern / daß er euch nicht sehen konne. Solte ich mich aber von e seiner bekanten Unhoffligkeit allzu sehr beleidiget finden / so wird mein geliebe e tester Bruder bey Anhorung des Wortes: Es ist genung / vernehmen konnen / wie e e e nothig dessen Gegenwart u. die Verstorung unsers Gesprachs sey. Ich gehorsame als ein treuer Bruder / antwortete der Printz / und verpflichte mich durch dieses e e bruderliche Zeichen eines ungefarbten Hertzens. Worauff sie mit diesem Vere
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laß / daß des Chaumigrems Ankunfft bey Zeiten solte verstandiget werden / e einander kussende verliessen. Als wir unser Zimmer beschritten / muste ich von meinem Printzen eine straffende Lehre annehmen / daß es sich
3 vermercket] aufgenommen K. 9 keinem] einem K. 19 beruhet / daß ein blosses Einreden] stehet, daß ein bloses Wort K. 20 Einrath] Vorschlage K. e 21 nachgegeben] zu gegeben K. 36 verstandiget] berichtet K.
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nemlich nicht gezieme / bey den Hoe hern lae nger auffzuhalten / wenn sie in e einem und andern nothwendigen Unterredungen begriffen waren / sone e e dern gebuhrenden Abtritt zu nehmen: es wurde sich auch solche Erklarung e dieses Hofe-Texts um ein ziemliches verlangert haben / wenn nicht unterschiedliche Vornehme des Hofes ihre Auffwartung bey dem Printzen abgeleget hae tten / bey derer Ankunfft ich alsobald nach des Printzen Lehre e meinen Abtritt nehmen wolte / er ruffte mich aber zurucke / und erinnerte e mich / ich solte meinen Gehorsam biß zu nothiger Zeit versparen. Hier erfuhr e ich nun den Zustand des Chaumigrems umstandlich / und wie er von dem e Konige selbst besuchet worden / welches gewiß eine solche Gnade / daß sie e e ihm wegen seiner Unwurdigkeit von iedweden muste mißgonnet werden. Bey dieser Besuchung nun hat sich der listige Fuchs sehr kranck angestellt / und mit vielen Worten bezeuget / wie er viel geruhiger sterben wolte / wenn er e
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nur dem Konige noch einige angenehme Dienste erweisen / und seinen Vorsatz e bewerckstelligen konte / indem er sich feste vorgesetzet / einige tausend Mann bey I. M. außzubitten / und bey ietziger Ver wirrung in Pegu in das Reich Andesa e einzufallen / selbtes wegen heimlichen Verstandnisses leicht zu erobern / und e e dessen Crone zu freyer Willkuhr I. M. zu uberliefern. Solches waren nun dem e e Konige hefftige Stacheln des Ehrgeitzes gewesen / daß er hieruber gantz e vergnugt den Chaumigrem umarmet / und mit diesen verpflichteten Worten den Zweck seines Verlangens berue hret hat. Allerwerthster Chaumigrem / e
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einige Grund-Seule dieses Reichs / nimmermehr werden die gutigen Gotter dieses zulassen / daß ich eines solchen Freundes durch den Tod solte beraubet werden / an welchem der Ruhm meiner Crone hanget. Ich bitte euch um des GOttes der e Ewigkeit willen / entdecket mir euern Gemuths-Kummer / damit selbter geheilet / e und der Leib erhalten werde. Ich schwere euch bey dem Gott der tausend Gotter / die Helffte meines Reichs soll zu eurer Artzney angewendet werden. Lasset euch e derowegen rathen und helffen / werdet gesund / vollfuhret euer tapfferes Vore haben / und versichert euch / daß ich mich alsdenn um ein Cronen-wurdiges Gemahl vor euch bewerben will. Hierdurch wurde Chaumigrem dermassen
gerue hret / daß er gantz ausser sich selbst war / und durch viele Ermunterungen des Koe niges kaum konte dazu gebracht werden / daß er mit tieffem Seufftzen heraus brach: Ach wae re ich mit dieser Hoffnung beseliget / ich due rffte e
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mit versicherter Gunst einer Cronwurdigen Gemahlin meinen Sebel außziehen / e e und mir eine Crone erobern / so ware mein Gemuthe beruhiget / und meine
1 lae nger] sich lange C, E, F, G, H, I, J, K. 5–6 abgeleget] gemacht K. 8 noe thiger] bequemerer K. 13 viel geruhiger] ruhig K. e e e 18 Willkuhr I. M. zu uberliefern] Beherrschung Ihro Majestat zu unterwerfen K. e e 20 verpflichteten] verbindlichsten K. 21 beruhret hat] erofnete K. 23 eines solchen Freundes durch den Tod] einer solchen Freude durch den Tod eines solchen K. e e e 27 angewendet] aufgeopfert K. 33 ware] wurde K. 33 beseliget / ich durffte] ere quicket, durfte ich K.
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Tapfferkeit solte mich ihrer bald wurdig machen.
Diese dunckele Worte konten e dem Konige noch keinen Verstand erofnen / weswegen er denn begierigst nachforschte: Wie? tapferer Chaumigrem / ist etwan eine verborgene Liebe / die e
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euer Gemuthe fesselt; entdecket sie uns ungescheuet / es soll euch gerathen e e werden / und solte alle Welt ihre Hulffe versagen. Chaumigrem sahe den Konig sehnlichst an / und sagte mit schwacher Stimme: Ach! I. M. zwingen mich nicht hierzu / indem sie selbsten mir diejenige Artzney versagen werden / die mich e e e bloß dem Tode entreissen kan. Der Konig saß hieruber in besturtzten Ge-
dancken / und wuste nicht / ob er schweigen / oder ob er in seinem Anhale ten fortfahren solte? endlich brach er in diese nachdruckliche Worte heraus: 104
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Chaumigrem / entdecket euer Anliegen! Euch soll geholffen werden / und solte e auch mein Kind zum Opfer dienen. Diese Rede sturtzte den Chaumigrem von
dem Lager zu des Koe niges Fue ssen / welche er umfaßte / und mit innigstem Seuftzen diese Worte entfallen ließ: Ach / Gnae digster Herr / mein Blut ist viel zu e
wenig / ein solches gnadiges Anerbieten auch nur im geringsten danckbar zu erkennen. I. M. sind der rechte Artzt / und aus ihrem geheiligten Munde fleust die rechte Artzney meiner Seelen. Higvanama / ach / Higvanama / ist die Feindin e e meiner Ruhe / in ihren Augen ruhet mein Tod und Leben. Großmachtigster Konig e e e und Herr / ich geniesse unwurdigst dero uberflussige Gnade; allein ohne der Printzessin Gunst ist mir dieser Zucker nur Galle / und dero versagte Huld wird e mich bald aus I. M. Augen rucken. Derowegen hanget mein Wohl und Weh an I. M. Lippen / sie bitten / sie ermahnen / sie befehlen / so wird Higvanama / wil sie anders den Ruhm Kindlichen Gehorsams haben / folgen / und mich in das Parae e dieß erwundschter Vergnugung versetzen. Bey dieser Entdeckung ließ der e e Konig einige Besturtzung mercken / demnach hub er den Chaumigrem sanffte von der Erden / und sagte zu ihm: Ihr begehret etwas hartes / trauter
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Chaumigrem / ja ihr verlanget etwas / welches in meinen Krafften nicht mehr stehet. Higva nama ist nicht mehr in dem Zustande / worinnen sie ihr Hertze einem e andern schencken konne: mit einem Worte / Higvanama ist eine verlobte Braut e e des Printzen von Siam. Wie? Gnadigster Konig und Herr / redete hier Chaumigrem ein / wolten sie wohl ein so wehrtes Kind ihrem Feinde goe nnen? Stehet nicht Siam mit Pegu im Bunde / und solten nicht viel tausend Siammer unter des e Xemindo Anfuhrung wider I. M. Wohlfarth gestritten haben? solches ist von einer
22 sie bitten / sie ermahnen / sie befehlen] sie bitten, ermahnen, sie befehlen B, C, E, F, G, H, I, J. e
2–3 keinen Verstand erofnen / weswegen er denn begierigst nachforschte] nicht befriedigen, er forschete deswegen begierig nach K. 5 solte] solte auch K. 6 sehnlichst] mit Sehnsucht K. 6 zwingen] zwingen sie K. 14 entfallen ließ] sprach K. 19 unwue rdigst] unwue rdig K. 21–22 aus I. M. Augen rue cken. Derowegen hanget mein Wohl und Weh an I. M. Lippen] den Augen Ihro Majestae t entreißen. Mein Wohl e und Weh hanget von Ihro Majestat Lippen ab K. 22 sie bitten / sie ermahnen / sie befehlen] werden sie bitten, ermahnen, befehlen K. 25 demnach] darauf K. 26 trauter] geliebter K.
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Konigl. Weißheit nicht zuvermuthen. Chaumigrem hat recht / wiederredete der e Konig / allein durch jener Bund lae sset Higvanama ihren Bund nicht brechen. Hierzu lassen sie mich rathen / antwortete Chaumigrem / und befehlen nur e e e vermoge Konig- und Vaterlicher Gewalt / daß mir bey der Princessin ein freyer Zutritt erlaubet werde / so will ich bald erweisen / daß das leichtsinnige Frauenzimmer entferntes Metall nicht achte / wenn sie nahes Gold mercken. Und alsdenn nach erworbener Gunst soll Higvanama nicht eher mein Lager betreten / sie e e habe denn zuvor einen Konigl. Thron bestiegen. Es sey also / endigte der Konig e diese Besuchung / bemuhet euch besten Fleisses sie zu gewinnen / an meiner Gnade und Einwilligung soll nichts ermangeln. Worauff er bemeldten Mango-
stan so fort befehlichet hatte / der Princeßin das Vorerzehlte zu hinterbringen. Wenig Tage darauff erhielt mein Printz durch eigene Post unterschiedene Briefe aus Siam / von dem Printzen Nherandi / welchen zugleich ein e e e mit guldenem Leder uberzogenes Paqvet beygefuget / und die Uberschrifft an die Princeßin Higvanama gestellet war. Hierdurch ward mein Printz hoe chlich erfreuet / weil er wol wuste / was vor ungemeine Freude er bey e e seinem innigst geliebten Fraulein erwecken wurde. Er schickte mich so fort nach der Princeßin / um ihr seine Ankunfft zu hinterbringen / welche sich im Garten finden / und den Printzen dahin ersuchen ließ. Weil nun mein Printz keinen Zeugen dieser Zusammenkunfft verlangete / so nahm er mich / als seinen unwue rdigst-vertrauten Diener / nur allein mit sich / und e verfugte sich alsobald in den Garten / woselbst ihn die Princeßin mit einem dermassen anmuthigen Kusse bewillkommete / daß mir auch nur durch blosses Gedencken der Mund voll Wasser lae ufft. Denn gewiß / ihre Schoe nheit hatte sich an diesem Tage um ein hohes vermehret / gleichsam als ob ihr die angenehme Zeitung von ihrem Printzen ahnte. Sie hatte sich in e grun und Silber gekleidet / und waren iederzeit die schwartzen Locken mit Diamanten reichlich durchflochten: also daß ihre Pracht einen ungemeinen Wett-Streit mit dero blitzenden Augen verursachten. In Summa / dergleie e chen Schonheit war mir damals noch nie vorgekommen / daß ich offters e dem Chaumigrem recht gab / wann nur auch seiner seits etwas Wurdiges wae re verhanden gewesen. Allein wieder auff ihre Person zu kommen / so
7 nicht eher mein Lager] mein lager nicht eher I, J, K. geliebten C, E, F, G, H, I, J, K.
17 innigst geliebten] innig-
3 Hierzu lassen sie mich rathen] Davor lassen sie mich nur sorgen K. 3 befehlen nur] befehlen sie nur K. 8 Es sey also / endigte der Koe nig diese Besuchung] Es antwortete der Koe nig K. 10 ermangeln] ermangeln, und hiermit nahm er Abschied K. 11 das e e Vorerzehlte] diese Nachricht K. 15 gestellet] gerichtet K. 16 hochlich] hochst K. 19 finden / und den Printzen dahin ersuchen] befand, und den Prinzen dahin einladen K. 21 unwue rdigst-vertrauten] unwue rdigsten vertrauten K. 24 blosses Gedencken e der Mund voll Wasser laufft] das blosse Andenken die angenehmsten Empfindungen erwecket 25 gleichsam] gleichfalls K.
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merckte sie bald aus des Printzens munterm Gesichte / daß sein Hertze e etwas angenehmes vorzubringen hatte / derowegen ihr erstes Nachforschen war / was den Printzen zu solchem muntern Wesen veranlassen moe chte? Welches er mit lachendem Munde beantwortete: Ein Postillon der Liebe wird ja nicht sauer aussehen. Was vor ein Postillon / fragte die Princeßin gantz begierig / ich vermeyne nicht / daß Scandor sich wieder wird einen Brieff haben einschwatzen lassen. Nein / meine Hertzens-Schwester / wiederredete der Printz / e e e sondern ihr solt eure Liebe verandern. Was? verandern? antwortete sie angstig /
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nicht eher / biß die Gotter mein Leben in den Tod verwandeln. Chaumigrem / wolte der Printz fortfahren. Was / Chaumigrem? fiel ihm die Princeßin in die Rede / qvae let mich ja nicht mit diesem ewig verhasseten Namen / sondern ente decket doch / worinnen die Veran derung meiner Liebe bestehen soll. Hierinnen soll sie bestehen / antwortete der Printz / daß sich eure zweifelhaffte Furcht in gewisse Zuversicht verwandeln / und die Versicherung des Geliebten euch hierzu e verbinden soll. Ach werthester Bruder / bat sie seufftzende / qvalet doch mein e e vorhin geplagtes Gemuthe nicht ferner / sondern erklaret mir eure dunckele Reden / welche mich mehr verwirren als unterrichten. Auff welches bewegliche e
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Ersuchen sich mein Printz nicht langer enthalten kunte / ihr das verguldete Paqvetgen / welches ich unter meinem langen Ober-Rocke verborgen trug / zu ue berreichen: Welches bey Lesung der Uberschrifft eine solche Bestue rtzung und Freude in ihr verursachte / daß die Farbe der Wangen sich nach e der Stirn zogen / und also dem gantzen Gesichte eine angenehme Rothe e verursachte. Endlich erbrach sie das vollige Paqvet mit bebender Hand / und laß zufoe rderst folgende Zeilen ab:
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Durchlauchtigste Princeßin! e e DIe hochste Freude / schonste Higvanama! so mir Zeit meines Lebens begegnet / ist / daß ich sie gesehen: Die tieffste Traurigkeit aber / daß ich sie nicht mehr se he. Zu Ava ist alle meine Lust verblieben / statt deren ich hier in India tausend Verdruß erdulden / und empfindlichst empfinden muß: Wie der schmertzliche Verlust einer e angenehmen Sache die Freude einer steten Gegenwart weit ubertreffe. Jedoch versichere ich / daß ein einiger Gedancken an sie mir mehr Anmuth / weder alles e e e e Ungluck in der Welt Betrubniß zufugen konne. Ja eben die itzige Stunde / da mich e e ihre Abwesenheit krancket / wolte ich mit den allerzartsten Schooß-Kindern des e Gluckes nicht vertauschen. Diese behertzte Entschliessung / bey so wichtiger Ure sache zu trauren / uberredet mich / daß ihre Rede nicht falsch gewesen / als sie e sagte: Sie hatte mir ihr Hertz gegeben. Denn gewiß / daferne ich kein anders / als e e e e das meinige hatte / wurden mich so viel widrige Anstosse leicht uberwinden.
1 merckte sie bald] bemerkte sie alsbald K. 2 ihr erstes Nachforschen] dieß ihre erste Frage K. 5 aussehen] sehen K. 6–7 einschwatzen] anschwatzen K. 8 ae ngstig] e mit bebender Stimme K. 24 laß zuforderst] las K. 29 empfindlichst] schmerzlich K. e 29 schmertzliche] traurige K. 31 weder] als K. 32 zufugen] erwecken K. e e 37 Anstosse] Anfalle K.
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Sonder Einbusse der Warheit: Es ist wol ein seltzamer Zufall / an einer eintzigen e Person / alles / was die Welt schones hat / antreffen / dieselbe zugleich schauen und lieb gewinnen: ihrer auch ja so bald / als man in ihre Liebe kommen / wiee derum verlustig werden. In gleichem Augenblicke sein Glucke lachen und weie nen / scheinen und verschwinden sehen / und in solcher Zeit-Kurtze beydes zu jauchtzen und klagen befugt seyn. Dieses sind die Gedancken / womit ich die e e schmertzende Abwesenheit mir etlicher massen versusse / und hertzlich wunde sche / durch dero Englische Gegenwart alles Andenckens uberhoben zu seyn. e Inmittelst wird die unschatzbare Higvanama ihre beschworne Treue ebenfalls auff e den Felß der Bestandigkeit gebauet haben / als wie ich Seelen-innigst versichere / daß ich sey biß in die Grufft dero Ewig-getreuester Nherandi, Printz von Siam.
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Durch welche Versicherungen sich dieses glue ckselige Blat unzehliche Kue sse e e von diesem schonen Munde zuzog / und ward ihr Vergnugen um ein merckliches vermehret / als ihr der Printz / welcher indessen das Paqvet durchsuchte / eine darinnen gefundene Arie ue berreichte / welche sie / weiln e deren Melodie darzu gesetzet war / mit entzuckender Stimme folgender e Gestalt zu meines Printzens sonderbarer Vergnugung absange: 1. MEin Schicksal nehret mich mit Flammen / Und raubt das Oel der reinen Glut / Es wil mich sonder Schuld verdammen / Und presset manche Perlen-Fluth Aus dem entfernten Augen-Paar / Das mir ein Brand und dir ein Zunder war. 2. Der Himmel scheint mir selbst zuwider / Ob gleich sein Einfluß mich beseelt / Er leget meine Hoffnung nieder / Und hat den Schmertzen mir verheelt. e Der auff so Zucker-susse Lust / e Gantz unverdient qvalt mein und deine Brust.
1 Einbusse] Verlust K. 3 in ihre Liebe kommen] ihre Liebe erworben K. 5 Zeite e Kurtze] Kurze der Zeit K. 7 etlicher] weniger K. 9 Treue ebenfalls] ebenfalls K. e e 10 Seelen-innigst] aufrichtig K. 13 sich dieses gluckselige Blat] diesem gluckseligen Blat K. 14 zuzog] mitgetheilet wurden K.
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3. e Was sonsten Aug und Ohr entzucket / Der Anmuth holder Liebes-Schertz / Bleibt wohl von mir unangeblicket / Es glae ntzt mein Stern nur Norden-werts. So lang ich dessen bin beraubt / Hab ich dem Hertzen keine Lust erlaubt. 4. Wil ich in Wae ldern mich bemue hen / Zu suchen meiner Seelen Ruh / So seh ich deinen Namen blue hen: Es winckt mir Higvanama zu / e e Und ist den Baumen eingepragt / Durch meine Hand wird dieser Schmertz erregt.
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5. Das schnelle Rauschen heller Flue sse / e Hat meinen Geist zwar offt ergotzt / e e Jetzt mehrt es nur die Thranen-Gusse / Wenn meinen Fuß das Ufer netzt. Es rufft der Wiesen bunter Klee:
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Entfernung bringt Verliebte¯ grostes Weh.
6. Indessen soll mich ewig zieren e Die Crone der Bestandigkeit. Man soll der Palmen Wachsthum spue hren / Durch schwere Last entfernter Zeit. Und meine Grabschrifft soll diß seyn:
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Die reinste Glut bedecket dieser Stein.
Nach abgesungener Arie zog der Printz ein gue ldenes mit grossen Perlen e e gleichsam uberschneites Schmuck-Kastgen hervor / welches die Princeßin / e wegen verborgener Kunst-Eroffnung kaum auffzumachen wuste / biß ein grosser Saphir / welcher unter den Perlen hervor spielete / sanffte geschoben ward / da das Kae stgen zu ihrem grossen Erschrecken jehling auffe sprang / und ihr erlaubte ein paar Armbander mit Wunder-spielenden Diamanten herauß zu nehmen / nebst einem Peguanischen Haupt-Schmucke / 2 sonsten] sonder F, G, H, I, J, K. 32 unter] unter ein K.
33 Erschrecken] Schrecken K.
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dessen Blitz und Pracht fast Koe nigliche Wue rde zu ue bertreffen schiene. Was aber der Princeßin am angenehmsten war / das war des Printzen von Siam Bildniß in einer mit kostbaren Diamanten versetzten Capsul / welche auff beyden Seiten sehr artig geae tzet / und auf dem Deckel dieses Sinnen bild vorgestellet war: Es zeigte sich bey true ber Nacht eine Sonnen-Wende / welche ihren Blumen-Kopff nach der Erden hieng / ue ber ihr ließ sich durch die Wolcken ein Stern blicken / nebst dieser Uberschrifft:
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Ich hasse fremdes Licht. 10
Ausserhalb an dem Boden aber hatte des Kue nstlers Hand einen fliegenden e Pfeil vorgebildet / welcher sich gleichsam vor Mudigkeit nach der Erden senckete / mit dieser Beyschrifft: Weil mir das Ziel gebricht.
Als nun dieses alles von der Princeßin eine geraume Zeit gantz entzue ckt betrachtet worden / brach sie endlich in diese Worte heraus: e
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Treuester Nherandi / werthester Printz! verzeihe mir das bißweilen geschopffte e Mißtrauen wegen deiner bestandigen Liebe / worzu mich dein so langes Stillschweigen veranlasset. Doch wen die Liebe mit gleichen Fesseln beleget hat / der e wird wissen / wie die groste Furcht mit der treuesten Liebe verbunden sey. Die e Gotter wissen es / mit was Sorgen ich die Ruhe gesuchet / und mit was Kum ¯¯ er ich iederzeit das Liecht der Sonnen auffgehen gesehen. Ihr seyd allzu besorgt gewesen / redete hier der Printz ein / indem die beschuldigte Wanckelmuth sich e mehr bey dem Frauenzimmer / als de nen standhafften Mannsbildern verspuhren e e e last. Und hatte Printz Nherandi mit mehrerm Recht einiges Mißtrauen schopffen e konnen / dessen er doch mit keinem Worte gedencket. Ach schweiget / HertzensBruder / antwortete die Princeßin / das Frauenzimmer und die Liebe ist ein e zartes Wesen / und wollen auch dahero zartlich mit sich umgegangen wissen. Was aber zart ist / das erfordert desto mehr Auffsicht / auch sich vor dem geringsten e e Fehler zu huten / ja ich wolte sonder Muhe behaupten / daß das Frauenzimmer im e Lieben viel vollkommener sey / als das Mannliche Geschlechte. Denn ein Mannsbild bildet sich ein / es sey ihm in der Ferne alles erlaubet / und achtet sich eine Sonne zu seyn / von welcher auch andere Sterne ohne einige Verminderung Liecht e e e e und Vergnugung schopffen konten. Ein Frauen-Bild hingegen bemuhet sich auch in der Ferne / durch einsames Wesen erst recht beliebt bey dem Geliebten zu machen / und achtet ieden Blick vor einen Ehebruch. Ja wenn ein leichtsinniges e Manns-Hertz abwesende seinen Hunger auff fremden Lippen sattiget / so lassen e wir indessen unsere Seelen Durst leiden / da es doch ihnen eben so wohl anstune de / daß sie solche unberuhrte Lippen / wie sie von denen hinterlassenen Liebsten
18 sey] seyn C.
36 Seelen] seele E, F, G, H, I, J, K.
4 geae tzet] gezieret K. 6 ihren Blumen-Kopff] ihr erhabnes Haupt K. 7 nebst] mit K. 10 vorgebildet] gebildet K. 21 redete hier] redete K. 26 auch dahero] dahero auch K. 32 Frauen-Bild] Frauenzimmer K.
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erfodern / mit zurucke brachten. Und weil dieses eine allgemeine und bekandte Sache ist / so ist uns ein sorgsamer Argwohn nicht zu verdencken. Ich gebe es zu / antwortete der Printz / daß des Frauenzimmers Geblue te mit mehr Flammen begeistert / und dahero desto verliebter. Nicht verliebter / mein Bruder / fiel ihm hier Higvanama in die Rede / sondern nur reiner und vollkommener in der Liebe. Denn wie die Liebe einen Unterscheid kennet / und sich gleichsam in zwo Strassen theilet / deren eine zur Tugend / die andere aber zur Unreinigkeit und Lastern leitet. Also gebe ich es gar gerne zu / daß wir auf der erstern etwas e emsiger fortwandeln; Denn die Liebe ist eine Schwachheit des Gemuthes / und e also von schwachen Werckzeugen keine Starcke zu vermuthen. Inzwischen bee stehet doch unser Ruhm hierinnen / daß wir eher fahig sind / uns der Lastere Strasse zu entschlagen / als die Manns-Bilder / deren sich fast keiner ruhmen kan / daß er nie die verbotenen Wege der Liebe gewandelt habe. Den Unterschied der Liebe / beantwortete mein Printz / wisset ihr sehr wol zu nennen / aber der Un terschied der Liebhabenden wird gar hindan gesetzet. Denn so wenig diß e letztere von den Mannern ein gewisser Schluß ist / so wenig wird man sich bereden lassen / es sey iedwedes Frauenzimmer Sonnen-rein / da sie doch iedere zeit dem Monden zu vergleichen seyn / welchem von den Sternkundigen viel e Flecken beygeleget werden. Ja es liesse sich dieser Satz gar leichte durch hauffige e e e Exempel umstossen / wenn nicht das geschwatzige Geruchte auch offters in der e Printzen Cabinete nachfolgte. Man schauet ja hin und wieder viel schone Bilder / welche der Him ¯¯ el mit sattsamen Verstande begabet / daß sie die Liebe wol zu unterscheiden wissen: Dennoch siehet man sie viel begieriger den Neben-Weg der Liebe lauffen / als iemals ein Mann thun kan. Wer locket aber die unschuldigen e Manner-Hertzen mehr auff solchen Weg / als eben diese Syrenen? Und kan man also das Frauenzimmer nicht so gar Engel-rein abbilden / als sie es haben wollen / und sich vorstellen. Bey den Rosen sind Dornen / fieng die Princeßin hierauff an / ja auch die Sternen sind nicht von gestirnten Mißgeburten befreyet: Wie e solten sich nicht auch offters Teuffel denen reinen Geistern beygesellen / und vor e e Engel ausgeben; So auch alle Engel-rein waren / so wurde Keuschheit keine seltzame Tugend / sondern ein gemeines Wesen genennet werden. Freylich ist es e zu beklagen / ja mit blutigen Thranen zu beweinen / daß unser Asiatisches Frauene zimmer fast mehr Cometen / als reine Sterne blicken lasset; da eine bereits durch e das Band der Liebe gebundene Venus den Wechsel dermassen liebet / daß offters e die sammtlichen Planeten nicht gnugsam sind / sie durch ihren Einfluß zu stillen. Und brennet ja noch wo ein reines Liecht / welches sich keine Laster-Wolcke wil e e e schwartzen lassen / so heissen dessen Strahlen einfaltig / und muß offters von den
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18 Sternkundigen] Sternkundigern B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
22 daß] da G.
4–5 ihm hier] ihm K. 26 Engel-rein] Engel rein (Df. ?) K. 36 keine] von keiner K. e e 37 heissen] nennt man K. 37 muß offters] ofters muß es K.
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andern einen verdrießlichen Gegenschein erdulden. Wenn aber ein solcher Stern Raum und Gelegenheit bekommt / mit den Strahlen reiner Liebe zu spielen / e e alsdenn ist meine Meynung erfullet / daß dessen Glantz und Bestandigkeit viel hefftiger / reiner und vollkommener sey / als des vornehmsten Planetens der Wechsel-liebenden Manns-Bilder. Ich muß / erwiederte der Printz / Beyfall geben / weil meine Meynung auch vor bekandt angenom ¯¯ en wird; Und schliesse selbst / daß ein tugendhafftes Frauenzim ¯¯ er die reine Pflicht der Liebe viel genauer beobachtet / als einig Mannsbild / weiln sich solche iederzeit mehr Freyheit anmassen. Indessen verbeut uns die Ermangelung eines unpartheyischen Richters e e fernern Streit / es ware denn / daß Scandor durch kurtze Eroffnung seiner Gee e dancken den Ausschlag der Sachen thate. Gnadigster Herr / fielen meine Worte / bey dieser Materie haben die Gedancken mehr Freyheit als die Worte / daß es also viel sicherer ist zu schweigen / als sich bey dem rachgierigen Frauenzimmer durch unzeitiges Urtheilen in verhaßte Gefahr zu setzen. Zu dem bin ich so alber / daß ich die Liebe nur nach ihrem Namen / nicht aber nach ihrem Wesen e kenne. Ja sie wurde mir gantz unbekandt seyn / wen¯ ich nicht die kurtze Zeit / in welcher ich dero hohe Gnade genossen / solche Dinge gesehen / daß ich nicht weiß / ob man die Liebe einen Engel oder eine Mißgeburt nennen soll. Die eine faltige Warheit ist die beste / redete mir die Princeßin ein / so rede demnach deines Hertzens Meynung ohne einige Besorgung / von dem Unterscheid der Liebe. Durchlaucht. Princeßin / erwiederte ich / sie haben diese wichtige Sache schon dermassen wol entschieden / daß mein geringes Erachten ein tadelhaffter e e e Uberfluß seyn wurde. Damit ich aber nicht einiges Ungehorsams durffte bezuchtiget werden / so gestehe ich gar gerne / daß ich keiner andern Meynung bißher gewesen / als die Liebe sey ein vollkommenes Laster / weil ich aller Orthen keine e andere Wirckung verspuhret / als daß sie lediges Frauenzim ¯¯ er vor der Zeit in Ehestand gebracht / oder auch verheyrathete Personen dahin veranlasset / daß sie e e stets bemuhet gewesen / eines dem andern ein harmicht Schmach-Alter auffzue bauen / und dergleichen tausendfaltige Greuel mehr / welche auch von der Einfalt e selbst verfluchet werde¯. Wen¯ ich nun nachgefraget / wo solches alles herruhre / so ist mir geantwortet worden: Von der Liebe. Ja diese Liebe hat so gar eine neue e Sprache erfunden / wie die Beutelschneider / denn wenn ich sahe / wie offters sich die Lippen verirreten / und nach fremder Lufft schnappeten / oder wie man durch e e e Wincken / Hande-Drucken / auch wol gar durch brunstiges Umfangen einander e Geheimnisse offenbahrete / so nennete man diß Freundligkeit / wolanstandige e Geberden; welche sich aber dessen enthielten / die wurden einfaltig und unvere e e standig genennet; ja was die Priester unserer Gotter offentlich vor Ehebruch schelten / das wird durch gehends eine Galanterie geheissen. In Summa / die Liebe
19 mir] nur G. 8 einig] ein K. 19 mir] mich K. 19 demnach] denn nach K. 22 entschieden] entscheiden K. 22 Erachten] Urtheil K. 23–24 bezue chtiget] bestrafet K. e 28 harmicht] elendes K. 38 eine Galanterie geheissen] als eine Galanterie verehret K.
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ware mir ewig verhaßt geblieben / wenn ich nicht an Ihrer Hoheit nunmehr den e e Unterschied selber bemercken konte / wie rein und unverfalscht ihr Liebes-Weyhe rauch / welchen sie ihrem Printzen angezundet haben / gegen den andern heße lichen Brunst-Opffern hervor leuchte. Ich ware hierinnen fortgefahren / wann
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e e nicht / indem ein Gartner eilend ware gelauffen kommen / und die verdrießliche Ankunfft des Chaumigrems angekue ndiget hae tte / wie er alsobald unangemeldet seinen Eintrit in den Garten nehmen wollen / weiln er in den Gedancken stehe / die Princeßin abermals allein anzutreffen. Solches aber habe der Gae rtner durch Schliessung des Garten-Thores verhindert / und solches zuvor gehorsamst hinterbringen wollen. So hoch nun die Prine e e ceßin zuvor erfreuet und vergnuget war / so besturtzt schiene sie hieruber zu seyn / daß sie sich fast anfangs nicht erhohlen kunte / endlich meinen Printzen ersuchte / ihr zu rathen / ob sie ihrer widrigen Neigung folgen / e und ihm allen Zutritt verwehren / oder dem Koniglichen Befehl nachleben / und seine verhaßte Gegenwart auff kurtze Zeit vertragen solte. Mein Printz aber rieth ihr / sich einer klugen Verstellung anzumassen / durch kaltsinniges Bezeigen ihn von fernerer Besuchung abzuschrecken / und also dem Willen des Koe nigl. Herrn Vaters ein Genue gen zu thun. Allein wird nicht hierdurch / wendete die Princessin vor / mein Printz abwesend beleidiget? Mit nichten / antwortete der Printz / sondern ihr werdet vielmehr hiedurch zu
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wege bringen / daß auch die Feinde von eurer Bestandigkeit werden zeugen / und e e eure Liebe ruhmen mussen. So sey es denn / entschloß sie sich hierauff / inmittelst werde ich mich auf den Beystand eines tapffern Printzens und treuen e Bruders zuverlassen wissen / wenn ja der unverschamte Mensch die Grentzen e e gebuhrender Ehrerbietung uberschreiten wolte / denn man weiß nicht / worzu e einen der Hochmuth offters verleitet. Auff derowegen / mein Geist / und hilff mir so wol dieses Unthier bestreiten / als auch den Sturm verhaßten Anbringens e e ritterlich abschlagen. Du aber / befahl sie dem Gartner / eroffne das Thor / und vermelde unsere Einsamkeit. Worauff sich der Printz nebst mir in eine dicht-
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e belaubte Gallerie begab / die Princessin aber verfugte sich nach einem Spring-Brunnen / welcher unferne von uns spielte / so / daß wir nicht allein die Geberden genau bemercken / sondern auch ihre Worte wohl verstehen konten. Das ue brige Frauenzimmer ward / wie zuvor / be fehlichet / ihre Vergnue gung bey den Blumen zu suchen. Nach weniger Zeit sahen wir den Chaumigrem mit hohen Tritten seinen Eintritt nehmen / da er sich denn alsbald nach der Princessin wendete / und sich derselben mit solcher Ehr-
4 Ich wae re] Ja ich wae re E, F, G, H, I, J, K. F, G, H, I, J, K.
4–5 wann nicht / indem] wann nicht C, E, e
14 verwehren] erstatten K. 24 zuverlassen wissen] verlassen konnen K. 25 wolte] solte K. 27 Anbringens] Vorhabens K. 35 Tritten seinen Eintritt nehmen] Schritten einhertreten K.
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erbietung nahte / daß es schien / als ob er mit der Nase an die Erde gewache sen ware / weil iedweder Schritt mit einer tieffen Neigung begleitet wurde. Die Princessin aber hatte sich auf den Fuß des Spring-Brunnens gesetzt / und stellte sich / als ob sich ihre Gedancken in das Lust-Spiel der springenden Flut dermassen vertieffet hae tten / daß sie sonst nichts mehr beobachten koe nte; deßwegen sie denn den Kopff auff ihren Arm lehnte / und gantz e unbeweglich sitzen blieb / ob sich gleich Chaumigrem dermassen genahert hatte / daß er sie auch allbereit anzureden begunte. Da wir denn das Gee sprache folgender Gestalt gar wohl vernehmen konten / und zwar waren dieses des Chaumigrems erste Worte: Wie so einsam und betrue bt / Schoe nste e Princessin? Wer von vergnugten Gedancken begleitet wird / antwortete sie hierauff / der ist nicht einsam / und die Vergnue gung verstattet keine Traurigkeit. e e Dennoch / erwiederte er / lasset sich einiges Betrubnis gar deutlich aus dero e Englischen Angesichte lesen. Wo ja / sagte sie / einiges Betrubnis verhanden / so wird die Ursache billich dem zugeschrieben werden / welcher mich in solchen e angenehmen Gedancken verstoret. Chaumigrem fuhr fort: Das wollen die Goe tter nicht / daß ich ein Zerstoe rer e der Anmuth seyn solte; vielmehr wolte ich wundschen / daß ich sothane vere gnugte Gedancken verursachen / und mich in dero verliebtes Andencken eine schliessen konte. Higvanama erwiederte: weil keine Vergnue gung so vollkommen ist / welche nicht von einiger Unlust begleitet werde / so kan er leicht auch in meine Gedancken kommen. Chaumigrem gab zurue cke: Solches wird mich mehr vergnue gen / als ein e Paradieß / und solches Andencken ubertrifft die Hoheit des Himmels.
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Hier hae tte sich mein Printz fast durch Lachen verrathen / indem die verliebte Einfalt nicht verstund / wohin die Unlust zielte. Inmittelst fuhr Chaumigrem fort: Es wird aber / Schoe nste Princessin / meine unterthae nigste Auffware
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tung nicht ubel gedeutet werden / wenn ich vor allen andern / als ein genau verbundner Freund und Diener dieses Hoffs / zu allererst mein sonderbahres Beyleid / wegen des Unfalls / welcher dero hohe Person am meisten betrifft / schule digst zu bezeugen / bemuhet lebe. Was vor einen Unfall? fragete die Princessin gantz begierig: Ich will nicht hoffen / daß der Herr Graff noch darzu ein Une glucks-Bote seyn wird. Ehe ich der erste Anbringer / erwiederte Chaumigrem / eines noch unbewusten Trauer-Falls seyn wolte / so will ich lieber schweigen / und e e diese verhaste Zeitung zu uberbringen / einem andern gonnen. Hierdurch aber / e horten wir die Princessin reden / werde ich um so vielmehr beleidiget / nachdem ich durch Selbten in kummerhafften Zweiffel / und durch dessen nunmehro
6 sie denn den] sie den C, E, F, G, H, I, J, K. 8 begunte] im Begriff war K. 14 lesen] entdecken K. 16 verstoe ret] stoe ret K. 26–27 die verliebte Einfalt] der Verliebte K. 30–31 Beyleid / wegen des Unfalls] Mitleiden, wegen des traurigen Falls K. 32 lebe] bin K.
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unzeitiges Stillschweigen in sorgsame Ungewißheit versetzet werde. So soll dero Befehl / antwortete Chaumigrem / gehorsamst vollzogen werden / wenn ich durch denselben gezwungen berichte / wie vor zwey Tagen ein Courier auß Siam e e die betrubte Zeitung von todtlichem Hintritt des tapffern Printzens Nherandi / e gebracht / und hierdurch / so wohl dero Konigl. Herr Vater / als auch der gantze e Hoff / in sonderbahres Leidwesen gesturtzet worden. Und dieses / fragte die e Princessin mit fluchtigen Augen und erblaßten Lippen / solte mir mein Herr e Vater verschwiegen haben? Solches wird I. M. horten wir Chaumigrem ere wiedern / kluglich verbergen / und zu gelegener Zeit erst hinterbringen wollen / e e damit dero Gemuth durch allzu geschwinde Nachricht nicht zu hefftig betrubt e werde. Ich beklage mein Ungluck / daß ich solche Vorsichtigkeit unterbrechen / e und der erste Trauer-Bothe seyn mussen / welches dero strenger Befehl verursachet hat. Inmittelst weil ich weiß / daß durch diesen Verlust ein ziemlich Antheil e ihres Hertzens verlohren gangen / als bin ich kommen / mein ungefarbtes Beyleid e e zu bezeugen / und Seelen-innigst zu wundschen / daß die Gotter diesen erblaßten Stern durch eine Sonne ersetzen wollen.
Hier wurde mein Printz anfangs selbst in etwas bestue rtzt / als er sich e e aber erholte / und die Umstande genau uberlegte / so konte er sich nicht e gnugsam uber die Arglistigkeit dieses verliebten Feindes verwundern / und erwarteten wir mit Verlangen / wie solche erdichtete Zeitung von der Princessin wue rde auffgenommen werden. Diese nun konte sich anfangs nicht allerdings begreiffen / indem auch nur die blosse Erinnerung von ihrem e e geliebten Printzen machtig gnung war / sie in betrubtes Nachsinnen zu setzen. Derohalben saß sie eine weile mit niedergeschlagenen Augen gantz unbeweglich / ausser / daß man einige Wangen-ab rollende Thrae nen verspue ren konte. Wie aber ihre himmlische Schoe nheit mit einem vollkome menen Verstande iederzeit vermahlet war / also merckte die kluge Princessin alsbald / worauff solch listiges Vorbringen zielte / dannenhero sie sich im Gemue the / nicht aber in betrue bten Geberden fassete / und sich anstellte / e als ob sie allem vollkommenen Glauben zustellte / auch gantz wehmuthig e fragte: Mein Herr Graff / er betrube mich nicht ohn Ursach / sondern entdecke mir e die Warheit. Durchlauchtigste Princessin / erwiederte Chaumigrem / die Gotter 15–16 diesen erblaßten Stern] durch diesen erblaßten Stern B, C, D. 17–18 er sich aber] er aber sich B, C, D, E, F, G, H, I, J. 21–22 nicht allerdings] allerdings nicht B, C, D, E, F, G, H, I, J. e e 6 sonderbahres Leidwesen gesturtzet] das tiefste Leidwesen versetzet K. 10 betrubt] e e betrubt und niedergeschlagen K. 14 ungefarbtes Beyleid] redliches Mitleiden K. 15 Seelen-innigst] von Herzen K. 19 Arglistigkeit] Verschlagenheit K. 21–22 nicht allerdings begreiffen] gewiß nicht faßen K. 23 Nachsinnen] Nachdenken K. e 24–26 gantz unbeweglich / ausser / daß man einige Wangen-abrollende Thranen vere e spuren] gleich einer unbeweglichen Saule, daß man einige von dem Wangen herabrole lende Thranen entdecken K. 28 listiges Vorbringen] Listige Antrag K. 29 anstellte] stellete K.
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wollen das nicht zugeben / daß ich dero hohe Person durch einige Unwarheit e beleidigen solte. Inmittelst wundsche ich / daß mein Vorbringen / durch bald e e e ausbrechende Hoff-Trauer / nicht moge bekrafftiget / und der betrubte Fall allzu wahr erfunden werden. Un¯ weil man einen Zweifel in meine Worte setzen will / so sollen diese Zeilen von dem sterbenden Printzen zwar stumme Zeugen meiner e Warheit / zugleich aber eine herbe Vermehrung ihres Betrubnisses seyn. Mit e
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welchen Worten er einen Brieff hervor zog / den er ausgab / als hatte ihn e solchen der Courrier mitgebracht / und er ihn von dem Konige erhalten. Wie wir aber hernach erfahren / so hatte Chaumigrem einen / von dem Printzen Nherandi erlasse nen / Geheim-Schreiber auff seine Seite durch Geld gebracht / welcher sich unterstanden / des Printzen Hand nachzumahlen / und diesen Brieff zu verfertigen. Die Princessin kunte sich anfangs wiederum in diese listige Verwirrung nicht finden / angesehen sie auff dem Titel-Blate einige Gleichheit von ihres Printzen Schreib-Art erblickte / da sie ihn denn mit zitternder Hand erbrach / und diese Worte daraus laß:
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Schonste Princessin! e e ES scheinet / als ob mich der Himmel nicht wurdig gnung achten wolte / kunffe e tiges eine solche uberirrdische Schonheit in dero Englischen Person zu besitzen: dannenhero er mir nicht allein durch harte Schwachheit meine Gestalt entzogen / sondern auch gleich den sterbens-begierigen Geist zu sich abfordern will. Mit kurtzem: ich sterbe / u. nehme durch ein bereit gebrochenes Adjeu entfernten Abschied / von der liebgewesenen Higvanama. Weil nun der Todes-Zwang unsere Liebe trennet / so wird sie nach angebohrner Klugheit meine kalte Stelle durch e einen wurdigen Nachfolger zu ersetzen / und mich lebenslang in dero guten Andencken zu erhalten wissen / als der Princessin von Ava Treu-gewesenen Nherandi.
Zugleich war diese Abschieds-Arie beygefue get.
7 welchen] diesen B, D. 13 diese] die B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. senen] Treu gewesener E, F, G, H, I, J, K.
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e 1 wollen das nicht zugeben / daß] wurden mich mit ihren gerechten Zorn verfolgen, e e wenn K. 3 bekrafftiget] bestatiget K. 4 erfunden] befunden K. 4 einen Zweifel in meine Worte setzen will] an meinen Worten zweifelt K. 6 herbe] unangenehme K. 8 er ihn von] von K. 9–11 von dem Printzen Nherandi erlassenen / Geheim-Schreiber auff seine Seite durch Geld gebracht] von des Prinzen Nherandi geheimen Schreiber e durch Geld auf seine Seite gebracht K. 16 laß] herlas K. 19 uberirrdische] himmlische K. 21–22 Mit kurtzem] Kurz K. 23 Todes-Zwang] Tod K.
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1. Ich sterbe; e Weil das Verhangniß spricht: Daß diese Glut verderbe / So lesche Flamm und Liecht. Ich sterbe. 2. Ich sterbe. Des Lebens Balsam schwindt / Die Grufft ist Thron und Erbe / Der Adern Qvell gerinnt. Ich sterbe. 3. Ich sterbe. e Hier kommt der letzte Kuß / Es schmeckt das Scheiden herbe / Wenn man sich trennen muß. Ich sterbe. 4. Ich sterbe. Nun hast du freye Macht / Die ich wie du erwerbe. Princessin / gute Nacht. Ich sterbe.
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e e e Solche scheinbare Vorstellung hatte ein leichtglaubiges Gemuthe leicht e besiegen konnen / wenn nicht die Princessin ihre kluge Vernunfft zu rathe gezogen / und ihres Printzen wahrhaffte Handschrifft gegen diesen Betrugvollen Zeilen gehalten hae tte: da sie nicht allein einigen Unterscheid der Hand / sondern auch die ungleiche Zeit bemerckte / indem der falsche e Brieff fast acht Tage alter war / als das letztere / mit vorerwehnten LiebesGeschencken begleitete / Schreiben. Ob nun zwar die Princessin durch soe thanes vernunftiges Nachsinnen augenscheinlich erkennen kunte / wie arglistig Chaumigrem sie zu hintergehen suchte / so konte sie sich doch nicht zwingen / daß sie bey so traurigem Andencken / ob sie es gleich falsch e befand / dennoch mit einigen Thranen ihre reine Liebe zu erkennen gab / welche ihr aber zu angenommener Verstellung / als ob sie es glaubte / artig
17 Wenn] Wann B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
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zu statten kommen: dahero sie in diese betrue bte Worte heraus brach: e
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Ungluckliche Higvanama! verlassene Princessin! so mustu denn nur allein das Ziel e e der unbarmhertzigen Gotter seyn / nach welchem sie alle Pfeile des Unglucks e e richten / und schlagt nur ihr Blitz immer auf eine Stelle? Grausames Verhangnis! wie verwandelstu die Crone meiner Hoffnung in einen Zypressen-Krantz / wenn e mein werthster Printz / statt wolverdienten Purpurs / in einen Sterbe-Kuttel gee hullet wird. Ach Nherandi / mein Leben! Nherandi mein Liecht! du Seele meiner Seelen! Es schweben meine Lebens-Geister schon um deinen Schatten / weil mein Lebens-Schiff nothwendig scheitern muß / nachdem du als mein Ancker zerbrochen bist. Doch ach! Liebster Printz! was beweget dich zu diesem Zweifelmuth / daß du mir die Freyheit nach deinem Tode erlauben wilst / deine kalte Stelle mit einem andern zu ersetzen? Nein / nein englischer Printz / wahre Liebe trotzet den e Tod / und ihre Fackel brennet auch in dem Sarge; ja die Liebe ist das ewig-wahe e e rende Feuer / welches viel Kunstverstandige anzuzunden sich vergebens bemuhet e haben. Die Liebe / welche die Gotter mit den Menschen und die Erde mit dem Himmel verbunden hat / wird zwar durch des Todes Pfeil verwundet / aber nicht e e e getodtet / ihre Glut wird nicht ausgeloscht / es mogen auch die Winde der stere benden Zufalle rasen / wie sie immer wollen. Derowegen soll auch dir / nunmehro unsterblicher Printz / meine unsterbliche Liebe gewiedmet / und dieser irrdische e Leib ein ewiges Opffer der gottlichen Keuschheit seyn und verbleiben. Ja ich will e meine Gelubde vor einen brennen den 12Devveta leisten / daß meine Seele in e unverruckter Treue deine Seele begleiten / und mein Leib / biß zu gesetztem Lebens-Ziel / in steter Einsamkeit / sein Auge vor fremder Liebe bewahren soll.
Diese Worte waren lauter stachlichte Dornen in Chaumigrems Hertzen / also daß man seinen Verdruß aus dem finstern Angesichte leichte erkennen konte / wiewohl er solche Gemue ths-Bewegungen moe glichst zu verbergen trachtete / und der Princessin mit diesen Worten einzureden sich unterfieng: Wie? Schoe nste Princessin! soll die Sonne ihres berue hmten Verstandes in einem Todten-Meere untergehen? und will sie das Liecht hoher Vernunfft bey den e ¯¯ erSterbenden anzunden? Nein / das verstattet dero weltbekante Tugend nim e mehr / und dero Vernunfft / welche als ein Bleymaaß iedes Meer zu ergrunden e vermag / rath ihr viel ein anders / als daß sie solte eine todte Liebe lebendiger e Anmuth vorziehen. Denn es wurde der Himmel / statt verhoffter Belohnung der
Devvetaes heist bey denen Asiatischen Voe lckern Goe tter / und halten sie das Feuer auch vor einen Devveta, bey welchem sie ihre Eyde ablegen und schweren. Roger. Heydenthum p. 184.
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1 heraus brach] ausbrach K. 11 mit] durch K. 16 des Todes Pfeil] die Todespfeile e K. 17 ihre Glut] ihr Blut K. 17–18 Winde der sterbenden Zufalle] tobenden e Sturme der traurigen Schicksale K. 27 trachtete] suchte K. 27 einzureden] zuzue e reden K. 28 beruhmten] durchdringenden K. 30 weltbekante] ruhmliche K. e e 31–32 als ein Bleymaaß iedes Meer zu ergrunden vermag / rath ihr viel ein anders] mit e scharfen Augen alle Finsternissen durchdringet, lasset uns was anders hoffen K.
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Treue / eine scharffe Rechnung wegen anvertrauten Schatzes sothaner Schonheit e fodern / wenn sie dessen Werth gleich ungenutzten Eisen durch den Rost verzehe ren liesse. Vergrabne Schatze / und ein Qvell / welcher in den Sand versincket / e e wird von durfftigen Handen und durstigen Lippen verflucht / weil sie denen Menschen / ihren von dem Himmel gewiedmeten Nutzen / verweigern. Wir musten
uns gleichwohl ue ber diese Reden des Chaumigrems hoe chlich verwundern / wenn wir sonst dessen vorgedachte Reden und ungeschickte Schriften dargegen hielten / deren Unfoe rmligkeit wir einer hefftigen Liebes-Wue rckung zuschreiben musten. Denn wo die Liebe raset / da strauchelt der Verstand / e ja der klugste Mann wird zum Narren. Von dieser Verwunderung aber zogen e uns der Princessin Worte bald ab / als wir sie so reden horten: Diese Grue nde
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sind viel zu schwach / den festen Vorsatz zu hindern / den¯ wohl dem / welcher seine Klugheit in dem Sarge suchet / und das Gold seines Verstandes auff den Probierstein der Sterbligkeit streichet. Gewiß aus dieser Mitternacht scheinet die Sonne / und wer in dieser Lebens-See seine Augen stets nach der Baare richtet / dem muß die Tugend wie ein heller Pharos leuchten: Zu dem achte ich davor / daß e wie die Gotter unserm Leben nur ein Ziel / nemlich den Tod / also auch das e Verhangniß unserer Liebe nur ein Ziel gesetzet habe: welches so es uns der e e Himmel aus den Augen rucket / wir dennoch im Hertzen behalten / und die vollige Geniessung biß ins ewige Niba versparen / uns aber desselben inmittelst durch e keine fremde Wahl unwurdig / noch dem / in das gestirnte Buch des Himmels eingeschriebnen / Rathschluß / widerstreben sollen. Denn wo einmahl reine Liebe e durch den Tod betrubet wird / da ist die Keuschheit der beste Schatz in der Welt / und alle Liebe ist alsdenn nur ein Irrwisch / dessen Glantz von unreinen Seelen entspringet. Durchlauchtigste Princessin / erwiederte Chaumigrem / sie geneust zwar des Nectars der Liebe / aber nur aus einem leeren Becher: sie kan zwar das Wesen der Liebe in etwas vormahlen / worinnen sie aber bestehe / solches weiß sie nicht zu sagen. Derowegen lasse sie die Todten ihre Todten begraben / sie e aber / als eine Gleichheit der vollkommensten Gottin / liebe die Lebenden / und versichere sich / wo sie einmal auff die rechte Spur der Liebe gerathen / sie den e Wegweiser kussen werde. Mit Printz Nheranden / antwortete die Princessin / e fallt mein Stern ins Grab / und aus ser diesem Lichte erwehle ich die Finsterniß: ja
2 ungenue tzten] ungebrauchten K. 5 gewiedmeten] bestimmeten K. 5 verweigern] versagen K. 6 hoe chlich] sehr K. 8 Unfoe rmligkeit wir einer hefftigen Liebes-Wue rckung] Ungeschicklichkeit wir einem wue tenden Liebesfeuer K. 9 strauchelt] taumelt K. 10 zum Narren] ein Thor K. 12 hindern] zernichten K. 14–15 scheinet die Sonne] strahlet die Sonne hervor K. 15 in dieser Lebens-See] in diesem Schauplatze des Lebens K. 16 achte] halte K. 18 welches so] so K. 19 aus den Augen rue cket] e e unsern Augen entfuhrt K. 22 widerstreben] widersetzen K. 23 betrubet] entehrt K. e 24 Irrwisch] fluchtiger Irrwisch K. 25–26 geneust zwar des Nectars] schmeckt zwar den Nectar K. 27 vormahlen] abbilden K. 30 sich] sie sich K. 30 auff die rechte e Spur der Liebe gerathen] den reitzenden Weg der Liebe betreten K. 31 kussen] danke bar kussen K.
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mein Geist soll nunmehro nur mit seinem eignen Schatten buhlen. Meine Seele e soll aus seiner Asche Lust schopffen / und sein Tod soll alles / was in mir Liebe e heist / vertilgen. Denn wo Hertz und Lufft trube ist / da wird Sonne und Brunst dunckel. Nicht so / Durchlauchte Higvanama / redete Chaumigrem ferner ein / wo Sterne schwinden / da gehet die Sonne auff / und Nherandi Anmuth ist e hundert Seelen eingepflantzet / welche sich eben so wohl ihrer Liebe wurdig e machen konnen. Der Himmel selbst zehlet sie nunmehro durch den Mund des sterbenden Printzen loß von aller Pflicht / wodurch sich verliebte Hertzen verbine e e e den / und ist schon vergnugt / uber die zwey jahrige Bestandigkeit / welche sie ihrem noch lebenden Printzen erwiesen hat / ja er will sie nunmehro durch einen e angenehmen Liebes-Wechsel bekronen / wo nicht verbessern. Denn wie die Sonne e e bald diesen bald jenen Stern kusset / und sich auch der Mond bemuhet durch e e offtere Veranderung seiner Gestalt dem Himmel durch sein einfaches Licht keinen e e Eckel zu erwecken; also glaube sie nur / uberirrdische Princessin / daß keine grossere Anmuth / denn in dem Wechsel der Liebe / gefunden werde. Der Sonnen / widerlegte die Princessin / schreibet man Finsternissen zu / und dem Monden leget man Flecken bey / eine keusche Seele aber soll bedencken / daß sie ein e Spiegel der reinen Gottheit sey / welcher sich durch kein lustern Auge beflecken lasse. Ich aber bin dem Printzen Nherandi mit Leib und Geist biß in die dunckele Grufft verpflichtet: und wie ich biß daher in keuscher Liebe und reiner Anmuth e seiner Person bestandig geblieben; also soll auch hinfort in der rauhen Schale der Einsamkeit die Keuschheits-Perle gezeuget und ernehret werden / biß mich der Tod / als das Ende der Natur / dem unvergleichlichen Nherandi / der Unsterbligkeit nach / beygesellet.
Biß hieher hatte die Princessin ihre verstellte Person so wohl gespielet / daß wir selbst nicht wusten / ob es Ernst oder Schertz / indem sie solche Worte mit so anmuthiger Traurigkeit vorbrachte / daß man fast zu einigem Mitleiden beweget wurde. So artig sie nun ihren falschen Beyfall vorzubringen wuste / so kue nstlich entdeckte Chaumigrem seine Hertzens-Meie nung / daß / wem nicht seine Anschlage zuvor bekandt waren / bißher e unmoglich aus seinen Reden etwas gewis ses schliessen konte / biß endlich die verliebte Ungedult hervor brach / und er sich mit folgenden Worten etwas deutlicher / wo nicht allzu deutlich / zu erkennen gab: Das Verhae ngniß e aber / sagte er / und dero Koniglicher Herr Vater befiehlt / sie soll lieben. Ich weiß zwar wohl / versetzte die Princessin / wie man den Schluß des Himmels verehren soll: allein hier kan ich keinen Befehl noch Anlaß zur Liebe vermercken / wenn
2 aus seiner Asche Lust schoe pffen] an seiner Asche sich belustigen K. 3 vertilgen] verbannen K. 3–4 wo Hertz und Lufft true be ist / da wird Sonne und Brunst dunckel] e gleich wie trube Wolken den Glanz der Sonn verdunkeln: so wird auch, traurige Schicksale das Feuer der Liebe gestoe ret K. 5 schwinden] funkeln K. 11 bekroe nen / e e e wo nicht verbessern] becronen K. 14 uberirrdische] gottliche K. 21 der rauhen Schale] den rauen Gefilden K. 24 beygesellet] beygesellen wird K. 26 Schertz] e Scherz ware K.
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er mir dasjenige / was ich lieben soll / raubet / und dadurch das Gesetze der Liebe auffhebet. Mein Herr Vater aber kan mir hierinnen nicht befehlen / weil seine e Crone dem Verhangnisse / und sein Scepter der Liebe selbst unterworffen ist. Zu e dem lasset sich meine Liebe durch keinen Befehl zwingen / so lange kein liebense wurdiger Nherandi verhanden ist / welchem ich doch nur ein freywilliges Liebese Opffer bringen wurde. Ist gleich kein Nherandi verhanden / brach endlich Chaumigrem herauß / so ist doch noch wohl der tapffere Chaumigrem einer Prine e e cessin wurdig. Ob sie sich nun zwar uber solche Freymuthigkeit nicht wenig e e entrustete / so faßte sie sich doch moglichst / und beantwortete es glimpflich mit diesen Worten: Es sey Chaumigrem wer er wolle / so wird doch Nhe-
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randi / dessen Tapfferkeit mir weit besser bekandt / ewig mein Hertz besitzen: e dem erwehnten tapffern Chaumigrem aber will ich sein anderwertiges Vergnugen e nicht mißgonnen. Hierauff nun liesse Chaumigrem seiner großsprechenden e
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Hochmuth den Zugel vollig schiessen / als er mit veranderter Stimme heraus fuhr: Und diese Vergnue gung wird sie ihm auch goe nnen mue ssen. Dem tapffern
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Chaumigrem / welcher durch seinen Bruder neun Cronen bestreiten last / um sie auff sein Haupt zu setzen / und alsdenn von allen denjenigen Rache zu fodern / welche anietzt seine Liebe kaltsinnig hindansetzen. Ja ich / ich bin die rechte Hand e e und die Stutze dieses Konigreichs / vor mir zitterte Xemindo / und als ich ihm nur e e den Rucken / geschweige das Angesichte kehrte / ward er feldfluchtig. Ich habe in e dem Blute der Feinde biß an die Knie gestanden / und mein Arm erstarrte uber der e e e Niedermetzelung so vieler kuhnen Peguaner / deren offters ihrer funffe zugleich e die grausame Wurckung eines Lantzen-Stosses von mir empfunden haben. Die e e Stuck-Kugeln / welche gleich denen Mucken im Sommer Hauffen-weise durch meine Haare flogen / ermunterten meinen vorhin heroischen Geist zu desto e grosserer Tapfferkeit: und wo ich nur meine blitzende Augen hinwendete / da e fleheten mich die kniende Feinde mit Thranen um ihr Leben an; ja ich glaube nicht / daß ein Winckel auff Erden sey / in welchem nicht mein Nahme erschollen / e e und aufs glorwurdigste angebetet werde. So gar / daß ich befurchte / man e e mochte Abgotterey mit mir treiben / und mein Bild statt eines Kriegs-Gottes anbeten: dieses allein / welches noch wie nichts gegen dem / was ich vere schweige / zu rechnen / ist mehr als wurdig / daß sothane ungemeine Tapfferkeit e mit wurcklicher Gegenhuld einer Princessin / vor dero Wohlfarth sie angewendet e worden / belohnet werde. Der Herr Graff entruste sich nur nicht / antwortete e ihm die Princessin mit verachtlichem Gesichte / indem ich erzehlter Tapfferkeit gantz unwissend bin / auch niemals von dem tapffern Chaumigrem etwas e e gehoret habe / ausser / als unsere ungluckselige Trouppen verwichener Zeit von
7 doch noch wohl] doch wohl E, F, G, H, I, J, K. e
11 besser] mehr K. 14 als er mit veranderter] da er mit widriger K. 20 kehrte / e e ward er feldfluchtig] zeigte, war er fluchtig K. 31 anbeten] verehren K. 35–36 ich e erzehlter Tapfferkeit gantz unwissend bin] seine preiswurdige Heldenthaten mir ganz unbekannt sind K.
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dem Xemindo / durch uble Anfuhrung ihres mir unbewusten Feld-Herrns / geschlagen worden / und sich Hauffen-weise vor diese Vestung reiterirten / da ere e sahe ich unter andern Heldfluchtigen / einen in gantz-verguldten Harnisch versteckten Reu ter / daher ren¯en / welchem Furcht und Schrecken aus den Augen sahe / zumal er in der Angst die Sturmhaube verlohren hatte; diesen liesse ich mir vor einen Chaumigrem bedeuten: daß es aber der tapffere Chaumigrem gewesen e sey / solches kan ich nicht glauben. Den soll der Blitz ruhren / fuhr er im Zorn e heraus / welcher mich so ubel angedeutet / und wolte mir die Princeßin dessen Namen kundig machen / so schwere ich / er solte durch einen Streich meines e e machtigen Sebels in tausend Stucke zergliedert werden. Allein auf dem Zweck e unsers Vorhabens endlich zu kommen / so wisse sie / Princeßin / daß des Konigl. Herrn Vaters ernstlicher Wille und Befehl ist / die Stelle des erblichenen Printzen e von Siam mit meiner / der Liebe nicht unfahigen Person zu ersetzen / und ihr e e e Hertze dem zu wiedmen / welcher sie kunfftig als ein machtiger Konig wird zu lieben wissen. e e Hochmuthige Einfalt! erwiederte die Princeßin / auch Sclavische Gemuther e suchen im Lieben ihre Freyheit / und ich als eine freygeborne Konigl. Princeßin soll e mich zwingen lassen / einen Sclaven der Laster zu lieben. Unverschamter Graff / e schamet euch in euer Hertze / daß ihr euch unterstehet / mit so handgreifflichen e Lugen mir den Tod meines ge liebten Printzen einzubilden / von welchem ich doch e vor zwey Stunden erst schrifftliche Versicherung seines Lebens und bestandiger Liebe erhalten: Daß ihr also nothwendig mit eurem erdichteten Vorgeben zu e schanden werden musset. Welche Worte sie mit Vorzeigung des rechten Brie-
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fes begleitete / und den Chaumigrem nicht wenig schamroth machte. Wie aber den Hochmuth gemeiniglich eine unverschae mte Tollkue hnheit begleitet / also sagte er gantz verzweiffelt: Printz Nherandi sey todt oder lebendig / so e
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wil ich doch das Wort des Koniges von Ava erfullet wissen / welcher mir versprochen / seine Tochter solle mich lieben. Widrigen Falls soll dieses Land durch e meine Waffen uberschwemmet / und alles Frauenzimmer in gantz Ava meiner e e verachteten Liebe auffgeopffert werden. Ja das Konigl. Blut soll lange nicht kraffe tig genung seyn / meine Rache nur im minsten zu kuhle¯ / Printz Nherandi aber soll e im gluenden Ofen seinen unzeitigen Eintrag der Liebe bereuen. Hier kunte mein
Printz kaum die Losung von der Princeßin erwarten / als er solche freche e Droh-Worte anhoren muste: Jedennoch hielt ihn der Princeßin Antwort e e noch etwas zurucke / welche wir folgender Gestalt horeten: Hue tet euch / Herr Graff / und mißbrauchet nicht meine Gedult: Denn ob zwar eure Vermessenheit e was anders verdienet hatte / so giebet man euch doch noch Bedenckzeit / die
3 Heldflue chtigen (Df.?)] feldflue chtigen E, F, G, H, I, J. B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
12 erblichenen] verblichenen
2–3 ersahe] sahe K. 3 Heldflue chtigen (Df.?)] Flue chtigen K. 8 mich so ue bel angee deutet] mir so ubel nachredet K. 31 Rache nur] Rache K. 32 bereuen] beseufzen K.
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rasende Begierde zu dampffen / sonsten wird man euch lehren / mit Koniglichen e Personen gebuhrend umzugehen. Auch die gantze Welt ist zu wenig / fuhr er gantz rasende fort / meine Liebe zu hindern: Und meine Macht zu bezeugen / so raube ich diesen Kuß mit Gewalt von ihren Lippen. Worauff er die Princeßin e hochst vermessen anfiel / daß sie kaum diese Worte: Es ist genung / Printz Balacin / schreyen kunte. Allein / ehe sie noch solche Losungs-Worte ge-
endiget hatte / war mein Printz dem Chaumigrem schon auff dem Halse / und stieß ihn mit der Hand so unsanffte von der Princeßin hinweg / daß er gestreckt auff den Rue cken fiel / und sich lange nicht besinnen kunte / was vor ein Zufall ihn zu dieser Niederlage gezwungen hatte. Endlich / als er meinen Printzen erkandte / sprang er wiederum auff / und fuhr ihn mit diesen Worten an: Verwegener Printz / diese Schmach soll euch gereuen / und
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indem ihr den Aug-Apffel eures Vaters beleidiget / und mich an meiner vorgee setzten Vergnugung verhindert / so schwere ich bey allen Furien / mich an euch e und der unempfindlichen Higvanama zu rachen. Zu erweisen aber / was Chaue e migrem gelte und vermoge / so sollen Gotter und Menschen mich nicht an meinem Vorsatze hindern. Nach welchen Worten er wiederum als rasende
auff die Princeßin zulieff / und schiene es als wolte er zu Sturme lauffen / e nicht weiß ich / ob er die Princeßin kussen / oder sich gar an ihr vergreiffen wolte. Dieser Sturm aber wurde ihm heßlich abgeschlagen / denn mein Printz antwortete ihm kurtz und sagte: Du unverschae mter Cujon bist meines e Sebels nicht wurdig / womit er ihm zugleich mit der Hand ein solches accidens in das Angesichte warff / daß die Nase durch solchen Aderschlag eine blutige Empfindligkeit zu erkennen gab. Hierauff sprang Chaumigrem zurue cke / entbloe sete seinen Sebel / und rieff seinen Leuten zu / welches sechs verwegene Kerlen waren / sie solten zuhauen / und ihres Herrn Ehre retten. Diese kue hne Gesellen nun durfften sich unterstehen / nebst ihrem Herrn / gesammter Hand auff einen Koe niglichen Printzen / in seiner Burg und e e Vaterl. Residentz / mit blossen Sebeln einzusturmen. Weßwegen denn mein e Printz gleichfalls gezwungen wurde / seinen Sebel zu zucken / dem ich mich treulich beygesellte / und also unser zwey sich gegen sieben in einen ungleichen Kampff einliessen. Wie nun mein Printz durch seine Tapfferkeit sich des einen Feindes durch einen Gurgel-Hieb entledigte / und einen andern durch Beraubung der rechten Hand zum Gefechte untue chtig 28 gesammter] mit gesamter C, D, E, F, G, H, I, J, K. e 2 gantze Welt] Welt K. 6 schreyen] ausrufen K. 8 unsanffte] nachdrucklich K. 17 als rasende] rasend K. 18 schiene es] es schien K. 19 nicht weiß ich] ich weis nicht K. 20 heßlich] empfindlich K. 21 bist] du bist K. 22–23 ein solches accidens in das Angesichte warff / daß die Nase durch solchen Aderschlag eine blutige Empfindligkeit zu erkennen gab] einen solchen Streich in das Gesichte gab, daß das Blut gleich einen Strom von seinen Gesicht herab rollete K. 29 einzustue rmen] loszustue rmen K. 31 unser zwey sich] unsere zwey K. 33 entledigte] befreite K. 34 Beraubung] Abhauung K. 34 Gefechte] Fechten K.
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machte / also dummelte ich mich auch rechtschaffen unter diesen Schelmen herum / und gedachte / Haben dich die Goe tter in verwichener Schlacht unter so viel tausend Feinden erhalten / so werden dich auch diese wenige nicht e fressen. Welches mir auch dermassen gluckte / daß ich dem einen / welcher 5
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hefftig auf mich loß gieng / mit dem blancken Linial einen solchen rothen Strich ue ber das Gesichte zog / daß er vor Blut nicht mehr sehen kunte / und e fast todt zur Erden fiel: wiewol ich von einem andern hier uber die lincke e Hand zur Rache gezeichnet wurde / welches mich / wiewol zu spat / lehrete / ich solte / wenn es an ein Hauen gienge / nicht die lincke Hand e vorwerffen / sonst wurde man auff den Schild geklopfft. Chaumigrem hielte sich indessen frisch hinter seinen Leuten / seine Tapfferkeit durch hefftiges Zuschreyen ersetzende. Und ob zwar so wohl der Printz als ich e bemuhet waren / dem Haupte dieses Streits eine verdiente Schlappe anzue hangen / so wuste er doch so behende hinter seinen Vorfechtern herum zu e e e e springen / daß man geschworen hatte / er gabe einen Seil-Tantzer ab. Wahrenden Kampffes war das Frauenzimmer nach dem Garten-Thore gelauffen / und hatte die Burg-Wache herzu geruffen / von welcher denn in zwantzig Mann starck bald her zu eyleten / und mit verkehrtem Gewehr uns dermassen entsetzten / daß Chaumigrem und seine Leuten im Augenblicke ihre Sebel verlohren / und sich ungeachtet vieles Widerredens / gefangen geben musten: Da sie denn der Printz in den Thurm / biß auff e fernere Verordnung / zu fuhren befahl. Wie sich nun Chaumigrem gantz Ava zu Feinden gemacht hatte / also empfand er auch bey dieser Gelegenheit den wircklichen Haß der Soldaten / indem fast ieder Schritt mit einem Rippen-Stoß begleitet ward. Allein / was Wunder? Chaumigrem war unter so unanstae ndiger Begleitung kaum hundert Schritte von dem Garten gee e langet / so kamen uber funfftzig bewehrte Mann / welche auff des Koniges Befehl nicht allein den Chaumigrem mit seinem Anhange auff freyen Fuß stellten / sondern auch die Wacht dargegen in gefae ngliche Hafft einzogen. Wie hefftig solches meinen Printzen verdroß / und wie unbillig solches von einem Vater / ja von einem Monarchen verfahren war / dieses ue berlasse ich dero reifferem Nachdencken. Was wolten wir thun? Wir musten an der trocknen Rache / welche Chaumigrem von der Wache empfangen hatte / vergnue get seyn / und mein Printz verfue gte sich voller Verdruß nach seinem e Zimmer. Morgens darauff wurden so fort die Reichs-Rathe beruffen / als ob e e ein grosser Feind verhanden ware / welchen der Konig den gestrigen Streit entdecket hatte / mit Begehren / ersprießlichen Rath zu ertheilen / auff was
1 auch rechtschaffen] hitzig K. 11 frisch] tapfer K. 11–12 seine Tapfferkeit durch hefftiges Zuschreyen ersetzende] und unterstue tzte seine Tapferkeit durch heftiges Zuschreyen K. 13 eine verdiente Schlappe] ein empfindliches Denkmal K. 21 sie e e denn] sie K. 29 gefangliche Hafft einzogen] gefanglichen Verhaft nehmen musten K. 34 nach] in K. 35 ob] wenn K. 37 ersprießlichen] einen heilsamen K.
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Art und Weise solche Uneinigkeit moe chte beygeleget / und der Printz mit e Chaumigrem versohnet werden. Chaumigrem hatte dieses kaum erfahren / e e so war er ungescheut vor den Konig und die Rathe getreten / hatte mit hochtrabenden Worten und vielen Unwarheiten die Ursache gestrigen Kampffes vorgebracht / und gebeten / weiln ihm der erwiesene Schimpff unmoe glich zu ertragen wae re / man wolte ihm erlauben / seine Sache wider e e den Printzen durch einen Zweykampff auszufuhren. Ob nun zwar die samte e lichen Rathe diesem unanstandigen Begehren durchaus widersprochen / so war doch die rasende Gewogenheit gegen den verhaßten Chaumigrem in e e des Konigs Hertzen dermassen eingewurtzelt / daß er sich nicht entblodete / das Leben seines einigen Erb-Printzens / und die Wolfahrt des gantzen Reichs auff die Spitze zu setzen / und an einen stockfremden Menschen zu e wagen: Deßwegen ihm denn der Konig Vollmacht ertheilete / seine Sache e nach eigenem Begehren auszufuhren. Noch selbigen Tages wurde meinem Printzen von diesem verwegenen Menschen durch einen Bramaner folgende Ausforderung eingehae ndiget: 146
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Printz von Ava! e WO eure Faust so tapffer den Sebel zu fuhren / als verwegen einen Feldherrn zu e beschimpffen ist / so werdet ihr euch morgen fruhe vor dem Schloß-Thore ohne andere Waffen / als Sebel und Schild einfinden / und allda der grausamsten Rache e e von meiner Hand gewartig seyn. Solches geschiehet auf Konigl. Befehl und Erlaubniß / und es erwartet Euer Chaumigrem. Verfluchte Raserey! Unartiger Vater! redete der Printz hierauff zu sich selbst / e e ist dieses wol iemals in gantz Asien erhort worden / daß ein Konigl. Printz / auch in e dem Schoosse seines Vaters / vor Schimpff und Uberfall nicht konne gesichert e e seyn / ja daß ein gebohrner Konig einem fremden und nichtswurdigen Menschen blutige Rechenschafft von eigener Hand geben soll? Blitz und Schwefel auf deinen e verdam ¯¯ ten Kopff / du frevelhaffter Bosewicht / ich kenne bereits die Zuneigung der getreuen Avaner / welche auff mein blosses Wincken viel eher bey tausenden e ihr Leben auffopffern / als einen Blutstropffen von mir nehmen lassen wurden. Diese wil ich dir vorstellen / und von diesen magst du deine vermeynte Rache e e nehmen. Doch nein! solte mir dieses wol anstandig seyn / mich fremder Hulffe zu
8 widersprochen] widersprachen E, F, G, H, I, J, K. e
20 allda] also E, F, G, H, I, J, K. e
6 wolte] solte K. 8 diesem unanstandigen Begehren] dieser unanstandigen Forderung K. 10 entbloe dete] scheuete K. 12 stockfremden] fremden K. 13 Deßwegen] Dee rowegen K. 20–21 der grausamsten Rache von meiner Hand gewartig seyn] die grausamste Rache von meiner Hand erwarten K. 22 Euer] euch K. 24 zu] mit K. 25 Asien] Asia K. 28 von eigener] durch eigene K. 30 tausenden] tausend K.
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bedienen / und zwar gegen einen solchen Feind / dessen Tapfferkeit in den Fuse sen / und der Muth auff der Zungen beruhet. Weil ihn denn mein Vater wurdig erkennet / mit einem Printzen zu fechten / so sey es denn. Gehe demnach hin / wendete er sich zu dem Bramaner / und sage deinem nae rrischen Herrn / ich e wolle mir endlich die Muhe nehmen / und ihn um meines Vaters willen die Ehre e e gonnen / daß er von meiner Faust sterbe / ob er wol des Henckers Bemuhung e e verdienet hatte. Folgenden Morgen verfugte sich mein Printz nebst mir
gantz allein nach dem bestimmten Platz / hatte einen Viol-braunen Rock / e seinen Verdruß anzudeuten / angezogen / und eine rothe Feld-Binde darue ber gebunden. An der Seiten hieng ihm ein mit Turckoissen reichlich versetzter Sebel / und den lincken Arm beschwerte ein hell-polirter Schild. Als e e wir uns dem Platze genahert hatten / sahen wir den blutdurstigen Vater an einem Fenster liegen / welcher bey widrigem Erfolg sich gar wol getraute / den blutigen Tod seines Sohnes mit anzuschauen. Es war ein Creyß von zwei tausend bewehrten Soldaten geschlossen / welches mehr auff die Sicherheit des Chaumigrems / als Beschue tzung des Printzens / angesehen war. Bey unserer Ankunfft wurde der Creyß geoe ffnet / und wir ehrerbietig eingelassen / alles aber gieng mit so einer ungemeinen Stille zu / als wenn iedes / e vor Verlangen nach der Sachen Ausgang / verstummet ware. Wir funden noch keinen Feind vor uns / dahero denn der Printz voller Verbitterung fragte: Wo denn der kue nfftige Erbe von Ava bliebe? er wue rde gewiß bey dem e
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Konige zuvor ein Fruhstuck einnehmen / damit er desto bessere Kraffte habe / den e Avanischen Stamm auszurotten. Nachdem man aber angedeutet / man hatte 25
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noch keine Nachricht von seiner Ankunfft / setzte sich mein Printz auff die blosse Erde / und erwartete voll brennenden Zorns seines Feindes. Es vergiengen inzwischen mehr als zwey Stunden / daß man nichts feindseliges merckte noch sahe. Endlich nach so vergeblichen Harren / kam ein kleiner Mohr in den Creyß gelauffen / welcher dem Printzen ein Brieffgen einhae ndigte / dieses Innhalts: Printz! e e NAchdem uns die gutigen Gotter in einen solchen Zustand gesetzet / daß wir e nicht vor nothig erachten / durch eine¯ Zweykampff unsere Person / woran nunmehro der halben Welt viel gelegen / in einige Gefahr zu setzen: Als wollet ihr euch nur kurtze Zeit ge dulden / da wir als ein Blitz euch heimsuchen / und durch viel hundert tausend Sebel den angethanen Schimpff und Verachtung an euch e und eurer stoltzen Schwester / grausamst rachen wollen. Gegeben Ava / im ersten Jahr unserer Regierung / an einem Succeravvaram. e Chaumigrem, Konig von Brama.
18 so einer] einer so F, G, H, I, J, K.
20 Verbitterung] Bitterung B, C, D, E, F, G, H, I.
2 auff der Zungen] auf Zunge K. 8 gantz allein nach] nach K. Erbitterung K. 29 dieses Innhalts] mit diesem Innhalt K.
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An den Koe nig aber hatte er zugleich einige Zeilen eingeliefert / welche wir hernach folgenden Innhalts gewesen zu seyn erfuhren: e
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Großmachtiger Konig und Herr! DEr unvermuthete Todes-Fall unsers Bruders Xeminbrun ruffet uns eilend von hinnen zu der Bramanischen Crone / welche uns / durch wolgelegten Grund e unsers Bruders / auch bald den Thron von Pegu verspricht. Nun waren wir zwar E. L. vor bißher genossene Freundschafft ziemlich verbunden / wenn sie nicht dero e eigene Kinder einiger Vergeltung unfahig machten: Massen wir uns vielmehr feste e vorgesetzet / den von Printz Balacin erlittenen Schimpff dermassen zu rachen / daß auch das Kind in Mutterleibe den Tag be weinen soll / an welchem mich die eigensinnige Higvanama verachtet hat / und ist uns nur leid / daß wir E. L. hiere durch beleidigen sollen. Wir sind deßwegen heute fruh auff bestellter Post nach Brama gangen / und wird Printz Balacin vergebens der Ehre / mit uns zu streiten / erwarten. Ava am Succera-vvaram. e Chaumigrem, Konig von Brama.
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Wie? hub mein Printz uberlaut an / als er dieses gelesen / ist nun so gee e schwinde aus einem Barenheuter ein Konig worden? Doch hat ein verzagter e e Tyrann offt besser Glucke / als das tapfferste Gemuthe. Inzwischen wird mir ein iedweder braver und treuer Avaner das Zeugniß geben / daß ich mehr gethan / als e mir gebuhret / des Feindes erwartet / und mit ihm zu schlagen begierig gewesen bin. Hierauff erhub sich von allen Anwesenden ein Freuden-Geschrey und
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tausendfaches Glue ckwue ndschen / ja es fehlete nicht viel / daß nicht einige e e Schmach-Reden wider den alten Konig geflogen waren / wenn sich nicht mein Printz eiligst in sein Zimmer / von dar aber nach der Princeßin bee geben hatte / welche ihn mit unglaublicher Freude und Schwesterlicher Liebe empfieng / daß ich nicht weiß / ob die Liebe unter Geschwister hoe her e steigen konne / als welche ietziger Zeit dermassen erfroren / daß fremde Personen ihre Liebe viel hitziger / als Brue der und Schwestern / erzeigen / ja e wo heutiges Tages drey Geschwister sind / so bemuhet sich das dritte / wie e es die andern zwey in einander hetzen moge. Allein wieder auff unsere Erzehlung zu kommen / so ward dieser Triumph bald wieder in ein Trauren e verkehret / denn es war Chaumigrem dem Konige dermassen ans Hertze gewachsen / daß er vermeynte / unsinnig zu werden / als er aus vorerwehntem Briefe seinen Abzug vernommen. Und dieses wirckete eine solche Raserey in ihm / daß er alsobald meinem Printzen andeuten ließ / er solte Hof
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3 Großmachtiger] Großmachtigster K. 7 sie] uns K. 18 das tapfferste Gemuthe] der tapferste Held K. 25 unglaublicher] unglaubiger K. 27 erfroren] erstarrt K. 30 in einander hetzen] gegen einander aufbringen K.
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und Reich ein gantzes Jahr lang meiden / die Princeßin aber solte sich e gleiche Zeit des vaterlichen Angesichtes enthalten. Ob nun zwar die Reichse Rathe / wie auch der gantze Hoff hefftig hierwider waren / ja es sich gar zu e einem Auffruhr schicken wolte / so drang doch Konigliche Gewalt durch / e und dieser harte Befehl ward dem Konigl. Geschwister hinterbracht. Worauff mein Printz gantz bestue rtzt antwortete: Wie? Ist denn so gar alle Liebe e
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und Gnade in dem vaterlichen Hertzen des Koniges erloschen / daß er auch die Wolfahrt seiner Kinder hindan setzen / und sich durch deren Verlust einen ungee wissen Feind versohnen wil. Ha Tyranne! verhaßter Va- ter / welch Tyger jagt seine e Jungen von sich / oder welcher Drache verlast seine Frucht? Und mein Vater wil mich als einigen Erben seiner Crone / ja / als sein erstes Pfand der Liebe / ohne e einige Ursache in fremdes Elend jagen? Jedoch die Tugend findet uberal ihr e e Vaterland / u. mein Vater ist viel zu schwach / ob er gleich ein machtiger Konig ist / das Absehen des Himmels zu hintertreiben. Ich verlasse dieses Reich / nicht aber die Hoffnung / mich einst meinen verleumderischen Feinden auf dem Thron von Ava erschrecklich zu zeige¯. Und wie mir der gantze Hoff das ungeheuchelte Zeugniß geben kan / daß ich niemals im geringsten die Grentze Kindlichen Gee horsams gegen meinen Herrn Vater uberschritten habe; also wil ich auch zum e Uberflusse durch diesen meinen Abschied erweisen / wie begierig ich sey / Vatere e lichen Befehl zu erfullen / um durch solchen Gehorsam mir die Gotter geneigt zu machen.
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Die betrue bte Higvanama war indessen in eine Ohnmacht gesuncken / also daß sie mein Printz nebenst ihrem Frauenzimmer kaum wiederum ermuntern kunten. Unglue ckliche Higvanama / hub sie endlich nach langem Stillschweigen an / so solst du nun die andere Helffte deines Hertzens vollend e
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verlieren / nachdem du das eine Theil fast zwey Jahr entbehren mussen. Soll ich den / welcher nicht mein Bruder / sondern mehr als mein Vater gewesen / von mir e scheiden lassen? Worzu nutzet mir denn mein Leben? Grausamer Vater! Sind denn alle Wolcken leer / und heget ihre Finsterniß keinen Blitz mehr in sich / e e solche Greuel-That zu rachen? Doch wil ich mich nicht durch Ungedult verfuhren e lassen / der Gotter Gesetze wegen kindlichen Gehorsams zu beleidigen: Sondern e mein reines Blut soll den harten Fehler des Vaters versohnen / und ein Dolch soll e der bedrangten Seelen freye Lufft machen / daß sie ungescheut umb ihren liebe sten Nherandi / und werthesten Balacin schweben moge. Ja ich schwere / Hertzens-Bruder / daß die erste Stunde eures Verlusts / die letzte meines Lebens seyn soll. Nein / liebste Schwester / redete ihr mein Printz ein / diß ist nicht die
25 deines] meines C, E, F, G. e
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4 doch] doch die K. 5 dem Konigl. Geschwister] der koniglichen Familie K. 9 Ha] e e e Ja K. 14 Absehen] Verhangnis K. 20 die Gotter] die Huld der Gotter K. e 23 wiederum] wieder K. 25 vollend] vollig K. 30 Greuel-That] Schandthat K. e e 30 verfuhren] verleiten K. 31 beleidigen] beleidigen, und die Fuhrungen zu tadeln K.
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rechte Bahn / worauff wir wandeln sollen. Ich meines Theils achte dieses vor ein Geringes / daß mir das verhassete Anschauen dieses Hofes benommen wird / ob mich zwar die Schwesterliche Abwesenheit hefftig schmertzen wird. Inzwischen e e bin ich versichert / daß der gutige Himmel zu seiner Zeit alles andern / und die ietzt e verwirreten Sachen in erwundschten Stand versetzen werde: Worauff sie etwas
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besae nfftiget zu seyn schiene / und von ihrem Frauen Zimmer ein silbern e e Kastgen foderte / nach dessen Auffschliessung sie dem Printzen drey ubere aus kostbare Kleinodien mit diesen Worten uberreichte: Trautster Bruder / nehmet hier von eurer ewig-treuen Schwester ein geringes Andencken hertzlicher e Liebe / und verubelt mir es nicht / daß ich mich so geschwinde in euern Abzug e schicken lerne / weil mir gleichsam mein Geist ins Ohr saget / es werde kunfftiges e e Glucke uns voller Vergnugung wieder vereinigen. Ziehet hin / gedencket an mich! e e die Gotter begleiten euch. Mein Printz konte sich gleich ihr der Thranen
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nicht enthalten / daher er ihr vor sothanes Andencken mit einem hertzlichen Kuß danckte / und zugleich nassen Abschied nahm. Weil nun auch die Zeit uns des Scheidens erinnert / als werde ich das ue brige / doch mit dero Erlaubniß / bis morgen versparen / da ich noch seltzamere und verwirrtere e Zufalle erzehlen will. e e Abaxar danckte hofflich vor so geneigte Muhwaltung / und bezeigete e e sonderbahre Vergnugung uber dieser Erzehlung / dannenhero er versprach / morgendes Tages / wo es anders seine Verrichtungen zuliessen / e e wieder zu erscheinen / und mit hohem Verlangen das ubrige anzuho ren. Nach genommenem Abschiede ließ sich der Printz nochmaln verbinden / genoß ein wenig Speise / und legte sich vollend zur Ruhe. Tages darauff / als Talemon seiner Gewohnheit nach bey aufgehender Sonne seinen Garten besuchen / und vor seines hohen Gastes Wohlfarth sorgen wolte / vernahm e er ein hartes Wort-Gesprach zweyer Weibes Personen / dannenhero er dem Schall folgete / und seine Frau und Pflege-Tochter folgender Gestalt reden hoe rte: Was? sagte Hassana / soll man sich in seinem eignen Hause von den fremden Lumpen-Hunden verachten lassen? du siehest es ja vor Augen / wie e e verachtlich er dich halt / und wie wenig mein Vorsprechen bey ihm gilt. Frau Mutter / erwiederte Lorangy / die Liebe ist wie ein Tyger / welcher sich eher e e durch Glimpff / als mit gewaltsamen Fesseln bandigen last. Sie wird mit gelinden e e e Safften am ersten eingeflosset. Die Zeit wird und kan alles andern. Ein Pfahl wird nicht auff einen Stoß in die Erde gebracht / also wird sich der liebe Mensch meine verliebte Noth wohl endlich lassen zu Hertzen gehn. So wohltestu wohl / versetzte Hassana / dem weiblichen Geschlechte zu ewigem Schimpffe / um Ge-
31 Vorsprechen] versprechen C, E, F, G, H, I, J. 1 ein] etwas K. 3 die Schwesterliche Abwesenheit] liebste Schwester, eure Abwesene heit K. 8 Trautster] Theurester K. 10 und verubelt es mir nicht] sehet es nicht mit e ungeneigten Augen an K. 11 ins Ohr saget] saget K. 12 voller Vergnugung] vere e gnugt K. 15 nassen] thranenden K.
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genhuld bittliche Ansuchung thun? Pfuy schame dich! das Bitten und Flehen e kommt den Mannsbildern zu. Und ob wir noch so verliebt in unsern Hertzen seyn / e so sollen wir uns doch stellen / als ob wir unempfindlich waren. Hiedurch erfahren e e wir / ob es eine bestandige oder Flatter-Liebe sey? Ist es auf Bestandigkeit angee sehen / und hat sich einer einen Narren an dir gefressen / so entlaufft er dir nicht / und du kanst ihn endlich / nach solcher Probe / den Zweck seines Verlangens wohl erreichen lassen; ist es aber / nach heutiger Welt-Art / nur auff eine kurtze Wollust angefangen / so wird er nach sothaner verstellten Weigerung bald ablassen / und e dich uberall vor die Keuschheit selbsten ausschreien / ob du es gleich am wenigsten bist. Und dieses ist eine nothwendige Regul vor uns Frauenzimmer / welches Profession von der Liebe zu machen suchet / die du auch in acht nehmen must. Frau Mutter / antwortete Lorangy / ich begehre zwar keine Profession von der e Liebe zu machen / welches sonst gar eine verdachtige Art zu reden ist / allein / daß e ich nicht solte verliebt seyn / wenn mir das Verhangniß ein feines Gesichte in den Weg stellet / das kan ich nicht leugnen. Und eben dieser junge Fremdling / er sey / e wer er sey / hat mich der massen verwundet / daß ich furchte / wo nicht das e Pflaster ehlicher Liebe darauff geleget wird / es dorffte auff eine verbothene Cur naus lauffen. Wer die Tochter haben will / setzte ihr Hassana entgegen / der halte es mit der Mutter; Nachdem aber dieses nicht geschiehet / und mir iederzeit e das verachtlichste Gesichte zugekehret wird; als wirst du zu wenig seyn / meinen Vorsatz zu hindern. Ich will noch heute nach Hoffe lauffen / und meinen Alten e e verrathen / daß er verdachtige Fremdlinge aus Ava beherberget: hierdurch rache ich meine Schmach / und kan mit Gelegenheit auch meines Alten loß werden. Ach Frau Mutter / fiel ihr Lorangy gantz unbeweglich in die Rede / wo ihre Adern einen Blutstropffen in sich hegen / welcher mir nur etwas gewogen ist / so erbarme sie sich der armen Lorangy / welche sich lebendig verscharren / und ihr e Elend auch nach dem Tode bejammern wurde. Sie weiß ja selbst / wie starck das e e susse Gifft der Liebe sey / und hat deren Wurckung so wohl gegen den bewusten Hoff-Juncker / als auch den Portugisischen Cammerdiener / sattsam empfunden. Ach so trage sie doch auch Mitleiden mit meiner Jugend / und gedencke / daß e e mich die Gotter rachen / sie auch im Alter mit verliebten Hertzen belegen / und e e dabey unglucklich machen konnen. Denn mein endlicher Vorsatz ist entweder zu e sterben / oder meine Liebe zu vollfuhren. Du kanst nach dem Hertzen greiffen / fieng die Alte endlich an / und ich gestehe es gerne / daß ich mich durch das e e susse Andencken voriger Liebe gantz verjungt befinde. Ich gebe dir Beyfall / und e verspreche dir Krafft meiner alten Liebe moglichen Beystand. Nur siehe zu / daß du nicht alleine liebest / sondern auch geliebet werdest / wovon du doch noch nicht
22 beherberget] herberget E, F, G, H, I, J, K. 10 welches] welche K. 11 suchet] suchen K. 14–15 in den Weg stellet] vorstellet K. 16 sey] wolle K. 16–17 das Pflaster ehlicher Liebe darauff geleget wird] die eheliche Liebe diese Wunde heilet K. 18 naus] hinaus K. 31 belegen] erquicken K.
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das geringste Zeichen abnehmen konnen. Ach ja / liebe Frau Mutter / trostete sich Lorangy / ich habe es sattsam verspue hret / daß sein Gemue the durch meine Anmuth so sehr / als der Leib / verwundet sey. Massen er alsobald / als er mich nur erblickte / tieff seufftzete / und mir gantz sanffte die Hand druckte. Ein verliebtes e Hertze / wiederredete die Alte / halt ieden Sonnenblick vor einen Sommertag; e allein nimm dich in acht / und wisse / daß ich dich aus Erfahrung lehren konne. e e e e Der fluchtige Mercur ist offters denen Mannern ins Hertze gepragt. Das Gegene e wartige kussen sie / und das Entfernte meinen sie. So alber sind wir theils / wenn wir einer guten Mine gewahr werden / so bilden wir uns ein / es sind lauter Stricke / welche uns und sie verbinden. Ein falscher Schwur ist uns so gewiß / als e tausend Eyde. Ein gemahltes Funckgen kan uns in volle Flamme setzen / daß wir auf den Hochzeit-Schmuck bedacht seyn / ehe noch von einiger Bewilligung geredet worden / wir werden offters vor der Zeit allzu treuhertzig / und lassen uns e e fangen / ehe der Jager auff die Jagd zeucht. Ja was das argste / den ersten Betrug / der uns mit gespielet worden / nennen wir einen Zufall: den andern ein e Ungluck / und lassen kaum den dritten vor eine Warnung gelten. Ich bin zu e hochstem Leidwesen mehr als sechsmal dergestalt angelauffen / daß man mit mir / wie mit einem versaltzenen Brey umgegangen / welchen ieder / wenn er ein e paar Loffel davon genossen / stehen lassen: Hier wolte der alte Talemon nicht e e langer zuhoren / sondern gieng seufftzende davon / begab sich aber bald nach des Printzen Zimmer / den er wachende befand / und nach Anere e wundschung eines begluckten Morgens nach dem Zustande seiner Gesundheit forschete / welche denn nach dieser Ruhe mercklich zuzunehmen schien. Als er auch nach der Wunde sahe / befand er dieselbe dermassen / daß er seinen Haus-Mitteln eine sonderbahre Krafft zuschreiben muste. Worauff er den Printzen ferner anredete: Gnae digster Herr / wo iemals der Rath
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eines alten und treuen Dieners gegolten hat / so bitte ich nicht ubel zu deuten / wenn ich / nicht ohne Ursache / erinnere / sich gegen meine Frau ehrerbietig / und gegen meine Pflege-Tochter verliebt anzustellen: widrigen Falles stehet uns ein grosser Unfall vor. Wie? antwortete der Printz / solte ich mich wohl auff solche e unverantwortliche Art und Weise an meiner him ¯¯ lischen Banisen versundigen? das e sey ferne! So sind wir des Todes / wiederredte Talemon / denn die Gotter haben e die Sunden meiner Jugend durch meine ietzige Ehe gerochen. Ich habe mit Ente setzen angehoret / wie meine Frau entschlossen / des Printzen Anwesenheit / ob e zwar in unbekandter Person / dem Kayser zu entdecken / welches Vorhaben aber e meine Pflege-Tochter durch vorgeschutzte Liebe hintertrieben / iedoch mit diesem e e Bedinge / wenn sie in ihrer Liebe gegen den Printzen glucklich ware. Der Himmel
21–23 und nach Anerwue ndschung eines beglue ckten Morgens nach dem Zustande seiner Gesundheit forschete] und nach dem zustande seiner gesundheit forschete C, E, F, G. 8 und das] das K. 8 So alber sind wir theils / wenn] So aber sind wir, theils so K. e e 18 versaltzenen] gesalzenen K. 21 befand] fand K. 27 ubel zu deuten] ungnadig aufzunehmen K.
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wird ja / hub der Printz hierauff an / einmal mude werden mich zu verfolgen / und nicht auch schwache Weibes-Bilder wider mich erwecken. Ich glaube – – – –
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Hie mit traten Hassana und Lorangy hinein / wodurch der Printz so erschrecket ward / daß ihm der Angst-Schweiß ausbrach. Talemon aber e wurde zu mehrem Unglucke von seiner Frauen benachrichtiget / es sey iemand aus Pegu angelanget / der ihn sprechen wolte. Weswegen er durch seinen Abschied den Printz voller Angst hinterließ / welcher ihn beweglich bat / den faulen Scandor aufzuwecken / und ihm zu befehlen / schleunigst aufzuwarten. Als nun diß erbare Frauen-Zimmer solche erwue ndschte Gee e legenheit / ihre Liebes-Geschaffte vollend auszufuhren / ersahe / bediente sich die Alte deren bald mit diesen Worten: Mein Freund / wie habt ihr heinte
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geruhet / hat euch nicht etwa ein guter Traum / durch Vorstellung einer Person / e welche meiner Tochter ahnlich siehet / empfindlicher gemacht. Der Printz konte e
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sich kaum fassen / diese narrische Frage zu beantworten / dahero er zuvor eine kurtze Bedenckzeit nahm / und endlich sagte: Mein unbeglue ckter Zustand erlaubet nicht / mir etwas angenehmes einzubilden / vielweniger vorzustellen. Inzwischen habe ich hohe Ursache der wehrten Frau Mutter / als welche e Ehren-Benahmung sie billich um mich verdienet / unterthanigst zu dancken / vor e die unverdiente Gnade und Wohlthat / welche ich unwurdigst unter dero Dache e geniesse / und trage das Vertrauen zu dero Gute / sie werde die Erwiederung / biß e zu kunfftiger Gelegenheit / ausgesetzt verbleiben lassen. Hierdurch vermeinte e e nun der bedrangte Printz sie auff andere Reden zu fuhren / und die verdrießlichen Liebes-Erinnerungen zu hintertreiben; allein durch diese Liebkosungen / welche der Printz mit einer sonderbahren Anmuth vorzubringen wuste / wurde die Alte viel freymue thiger / und die Jue ngere desto verliebter. Dahero die Hassana Anlaß nahm / folgender Gestalt zu antworten: e
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Werther Freund und lieber Sohn! ihr thut gantz wohl / daß ihr einige Erkantligkeit e e gegen eure Wohlthater verspuren lasset / und sind wir auch allerseits begierig / nicht allein euch alle Annehmligkeit zu erweisen / sondern auch gar in unsere Freundschafft auff und anzunehmen / wenn ihr nur nicht euch selbst in Lichten e stehen / noch uns durch Ungehorsam betruben / und zu widrigen Gedancken e bringen wollet. Da seyn die Gotter vor! versetzte der Printz / daß ich mich e sothaner Wolthat durch vorsetzliche Fehler unwurdig machen solte: sondern ich
1 hub] fieng K. 17–18 welche Ehren-Benahmung sie billich um mich verdienet] welchen Ehrennamen sie billig verdienet, meinet wegen K. 19–20 Wohlthat / welche ich unwue rdigst unter dero Dach geniesse / und trage] Wohlthaten welche ich unwue rdigster in dero Behausung geniesse, und habe K. 20–21 Erwiederung / biß zu] Vergeltung bey K. 21 ausgesetzt verbleiben lassen] gewiß erwarten K. 21 vermeinte] meynte nun K. 22 Reden] Gesprae che K. 22–23 die verdrießlichen Liebes-Erine nerungen] den verdrießlichen Liebes Antrag K. 25–26 verliebter] entzuckter K. 26 Anlaß] Gelegenheit K. 28 allerseits begierig] alle bereit K. 29 Annehmligkeit] Ehre K. 30–31 nicht euch selbst in Lichten stehen] euch selbst nicht Hindernisse setzet K. 32 bringen] reitzen K. 33 Fehler] Vergehungen K. 33–1 sondern ich wue rde e e e e mich vielmehr begluckt achten] ich wurde mich vielmehr vor glucklich schatzen K.
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wurde mich vielmehr begluckt achten / wenn mir wegen ietzigen Unvermogens / e e einiger Anlaß zu wurcklicher Vergeltung / an die Hand gegeben wurde. Diese e
Worte setzten unsere verliebte Lorangy in solche Vergnugung / daß sie sich nicht enthalten konte / des Printzen Hand zu fassen / und ihre Brunst / e durch ziemliches Drucken / sattsam an den Tag zu legen. Endlich als ihre Liebe und Glut gleichsam aus den Augen brandten / loe ste sie ihre Zunge und redete den Printzen an: Wolten die Goe tter / diese Worte hae tten ihren e
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Ursprung aus einem verliebten Hertzen genom ¯¯ en / so wurdet ihr gluckselig und e e ich vergnuget seyn. Gewiß / das Glucke selbst giebet euch Anlaß / euer Bestes zu bedencken. Denn hier / ich bin zu schwach / es zu verheelen / brennet Lorangy / e und ihr Gemuth erwehlet euch zu ihrem Abgott / dem sie Weyrauch ergebenster e Liebe begierig anzuzunden verlanget. Erweget demnach den Brand meiner Seelen / und bedencket die Pflicht / womit iedes Mannesbild dem Frauenzim ¯¯ er vere e ¯¯ ermehr bunden ist. Der Printz hatte sich sothaner freyen Erklarung nim
versehen / derowegen er sich um so viel weniger in solcher Eil auf eine geschickte Antwort bedencken konte / bis ihm endlich diese Ausflucht beyfiel: Schoe nstes Frae ulein! ich kan kaum glae uben / daß sich dero Tugend so tieff
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erniedrigen / und eine unwurdige Person mit ihrer Liebe beseli gen solte. Inmittelst wird zwar diese hohe Gnade mit unsterblichem Dancke von mir erkennet; allein e e ich beklage zugleich mein Ungluck / daß mich eine anderwartige Verbindung in e Ava sothaner Liebe unfahig machet. Wer sich in die Zeit schicket / vertrat Hassana der Lorangen Stelle / der wird vor klug geachtet / und wo das Verhae ngniß die Hand im Spiele hat / da muß man sich in die Zeit schicken. Mein Freund / ihr e must gedencken / daß ihr ietzt in Pegu / und nicht in Ava seyd. In Pegu / sage ich / e e e wo euer Gluck und Ungluck bluhen kan. Zwar meine Tochter hat sich ziemlich weit vergangen / daß sie / als ein Frauenzimmer / gantz verkehrter weise ihre Liebe selbst verrathen / und sich einem fremden Mannsbilde gleichsam angetragen: e Allein die hefftige Wurckung der Liebe / und die feste Hofnung / zu euch / daß ihr e dieses viel eher vor eine wahre Probe ungefarbter Huld / als einige Leichtsinnigkeit e erkennen werdet / entschuldiget sie / und verspricht uns eine gewierige Erkantlige keit von eurer Person. Ich sehe meine Wohlfarth bluhen / erwiederte mein
14 hae tte] hatte C, D, E, F, G.
16–17 beyfiel] einfiel B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
2 einiger Anlaß] einige Gelegenheit K. 2 an die Hand gegeben] dargeboten K. 4–5 fassen / und ihre Brunst / durch ziemliches] ergreiffen, und ihre Gluth der Liebe durch sanftes K. 5–6 ihre Liebe und Glut] das Liebesfeuer K. 6 brandten / loe ste sie ihre Zunge] brannte, unterbrach sie das Stillschweigen K. 9 ich vergnue get] vergnue get K. 9 euch Anlaß] uns die angenehmste Gelegenheit K. 10 Denn hier] Denn K. e 10 brennet Lorangy] es brennet Lorangy fur Liebe 11 ergebenster] der aufrichtigsten K. 12 den Brand] die Wunden K. 18–19 beseligen solte. Inmittelst wird zwar] e beglucken solten. Doch wird K. 26 gantz verkehrter weise] wieder die Gewohnheit K. 29 einige] eine K. 30 verspricht uns eine gewierige] versprecht uns eine angeneme K.
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Printz / wenn mich nicht ein theurer Eyd / welchen ich meiner Geliebten in Ava e e gethan / zurucke hielte. Daß man / versetzte Hassana / Eyde thut und Gelubde e
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halt / ist gantz ruhmlich / wenn es nur in unserm Vermogen stehet / solche zu e halten. Allein die Liebe last sich weder durch Eyd noch Gesetze binden. Und wo e sonst ein ieder bemuhet leben soll / Treu und Glauben zu halten / so ist es ihm doch in Liebes-Sachen erlaubet / auch mit Eyden zu spielen. Welcher Aberglaube / antwortete hierauff der Printz / hat ihnen diß eingepflantzet / daß man im Lieben das Gewissen hindansetzen solle? Gewiß / wo das Garn der Liebe nicht aus reiner Unschulds-Seide gesponnen wird / da fressen sich unfehlbar die Motten des e e Unglucks ein. Drum stellet man dieses Fallbret nur vergebens auff. Hieruber e
wurde die Alte gantz ungedultig / wo nicht erzurnt / indem sie sich vernehmen ließ: So achtet ihr dieses vor ein Unglue cke / wenn euch diejenige / e
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welche bereits viel Sturme der Liebe abgeschlagen / ihrer Huld wurdiget. Und da e euer ietziger Zustand es doch erfodert / daß ihr euch um bestandige Freundschafft e e e bewerbet / so durfft ihr noch eine entfernte Ungewißheit gegenwartiger Schone heit vorziehen: Pfuy! schamet euch solcher Undanckbarkeit! Besinnet euch deme nach in kurtzem eines bessern / oder wisset / daß ver schmahte Liebe Haß und Tod e e im Kocher fuhre. Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer / und ließ ihre
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Pflege-Tochter gantz allein bey dem Printzen. Hier suchte nun Lorangy alle moe glichste Liebes-Reitzungen hervor / welche nur ein Frauenzimmer angenehm / und ein Manns-Hertze empfindlich machen koe nnen: die Augen e schienen gleichsam als gebrochen / und die ungemeine Rothe ihrer Wane gen verriethen den starcken Brand ihrer Seelen / welcher in dem Geblute e steckte / und die sichtbarn Adern auff Stirn und Brust in die Hohe triebe. Die Armen zitterten / und die Knie senckten sich zur Erden / auff welchen sie des Printzen Hand faßte / und ihn durch diese bewegliche Rede gantz aus sich selbst setzte: Ach Allerschoe nster / und ohne Zweifel von den Goe ttern mir e
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zugewiedmeter Engel! Wie lange soll doch die verlassene Lorangy den Fruhling e e ihrer Jahre mit Seuftzen zubringen? Wenn wird mir doch die langst gewundschte e e Ruhe durch deine Gegen-Gunst gewahret werden? Es ist ja unmoglich / daß den e e Tempel dieser Schonheit ein steinerner Abgott besitzen konne! Den Marmel bezwinget der Regen / und der Diamant wird durch schlechtes Blut erweichet; dein e Hertze aber will sich einem Ambosse vergleichen / welcher sich nur durch Schlage e e verhartet: ie mehr nun mein Hertze klopffet / ie eiserner wirstu. Ach ungluckliche Lorangy! so muß dich dein eigen Feuer verzehren. Ich brenne / ach / ich brenne! e und wo du / mein Augentrost / mir keine Rettung wiederfahren last / so muß ich
32 schlechtes Blut] solches schlechtes blut C, D, E, F, G. selige B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
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34 unglue ckliche] unglue cke
5 bemuhet leben] sich bemuhen K. 6 Liebes-Sachen] Liebeshandeln K. 8 Garn] e e Netz K. 17–18 Haß und Tod im Kocher fuhre] mit Haß und Tod bewafnet ist K. e e 20 moglichste] mogliche K. 28 zugewiedmeter] zugeschickter K. 30 GegenGunst] Gegenliebe K. 34 eiserner] unempfindlicher K.
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das Land der Todten betreten. Mein Hertze schwitzet Blut / und meine Augen sind e nasse Zeugen / daß Lorangy ohne Gegen-Liebe sterben musse. Schau doch / du e Abgott meines Hertzens / wie mich die milden Gotter auch nicht so gar aller Liebe e unwurdig gemacht haben. Sind gleich meine Augen keine Sonne zu nennen / so lassen sie sich doch noch wohl denen Sternen vergleichen. Meine zwar blasse e Wangen zeugen eine gemassigte Glut an / welche durch kein fremdes Oel soll e e e e genahret werden. Die Lippen werden durch offters Kussen den Scharlach ubertreffen / und meine Haare haben wohl eher verliebte Seelen gefesselt; Ja diese e Brust bezeuget / daß die Gotter meinen Leib zu keinem wilden Manne versehen haben. Wilstu nun den reinen Trieb der Natur hemmen? Wie / wilstu deine Augen von mir wenden? Lasse mich doch das Ziel deines Anschauens seyn / schaue doch / wie mein Hertze kochet / und wie meine Seele nach dem Labsal lechzet / e welches aus deiner Anmuth qvillt. Ich will dir / mein Engel / die Hande unterlee gen / ja meine Seele soll sich dir auffopffern. Ich wundsche / daß noch hundert e Hertzen in mir waren / so solten sie alle in Liebe gegen dich zerrinnen / und sich in e e deine Seele einflossen. Ach wilstu mich durch Schweigen betruben / unempfindliche Seele? die todten Felsen antworten ja denen Fragenden durch ein Echo / und e e du wilst mich Trostlose keiner Antwort wurdigen. Der Printz lag hieruber fast
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wie entzuckt / und wuste sich aus solcher Verwirrung gantz nicht zu finden. Eines theils wunderte er sich ue ber ihre ungemeine Hefftigkeit der Liebe / welche sie zu dieser Kue hnheit veranlassete / ihre Gedancken so ungescheut zu offenbahren / und mit so verliebten Geberden vorzutragen / als ob sie e e e langst bey der Liebe ware in die Schule gegangen. Andern theils fuhlte er e einiges Mitleiden / und wundschte ihr auff solche Art geholffen zu seyn / womit ihr gedienet / und sein Gewissen nicht beflecket / vielweniger sein hoher Stand benachtheiliget werden moe chte. Wie sie nun nach eigner Erinnerung nicht so gar ungestalt war / daß nicht ein leichter Vogel an diesem Leime hae tte koe nnen kleben bleiben / zumahl sich ihr eine ungewoe hnliche e Anmuth beygesellte; so war sich uber unsers Printzen ungemeine Tugend um so vielmehr zu verwundern / daß er sich so klue glich bezwingen konte / nicht allzu verliebt anstellen / und auch ihr nicht alle Hoffnung benehmen wolte. Derohalben er ihr denn einen freundlichen Blick und diese Antwort ertheilte: Wertheste Lorangy / ich bin der Liebe nicht wue rdig / womit ihr mir
12 und wie meine] und meine B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. verliebten B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
22 mit so verliebten] mit
1 schwitzet Blut] ist verwundet K. 9 zu keinem wilden Manne versehen] keinem wilden Manne bestimmt K. 11 Anschauens] Blicks K. 12 dem Labsal] der Erquickung K. 15 zerinnen] fließen K. 18–19 fast wie] wie K. 19 gantz] gar K. e e e 22–23 ob sie langst bey der Liebe ware in die Schule gegangen] wenn sie langst die Schule der Liebe besucht K. 26 benachtheiliget] beschimpfet K. 28–29 sich ihr e e eine ungewohnliche Anmuth beygesellte; so war] mit ihr eine ungewohnliche Anmuth e e vergesellschaftet war: so mußte man K. 30 kluglich] heldenmuthig K.
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unverdient zugethan seyd / und erblicket hieraus nicht ungefehr einige Schickung e e der Gotter: weswegen ich denn thorlich handelte / wenn ich diesem allzuhefftig e wiederstreben wollte; zumahl ich nicht laugnen kan / daß sich durch eure Anmuth e hin und wieder einige Funcken der Gegen-Liebe in mir entzundet haben / welche e e gewiß zu ihrer Vollkommenheit gelangen mochten / wo es anders der Gotter Wille ist / so man nur solche Liebes-Glut durch das Oel der Vorsicht / ich will nicht e sagen / Vollziehung keuscher Liebe treulich unterhalt. Denn ich sichere / daß ich e e eurenthalben eine solche Schonheit verlassen muste / welche sich mit der euren e gar leicht in einen Wettstreit einlassen konte. Diese nun hindan zu setzen / und e eure Liebe zu erfullen / erfodert Klugheit / damit nicht vor der Zeit solches in Ava e kund / und wir an unserer Liebe verhindert wurden. So ist denn vor allen Dingen e nothig / daß vorietzo auch der geringste Verdacht / welchen unsere einsame Zusammenkunfft nicht unbillich erwecken kan / vermieden werde. Dannenhero erwartet der Zeit / meidet mein Zimmer / liebet in der Stille / und versichert euch / e daß den Schluß des Himmels nichts zu hintertreiben vermoge. Ach armselige e e Lorangy / antwortete sie darauff mit thranenden Augen und ringenden Hane den / so hastu das Todes-Urthel aus dem Munde desjenigen vernehmen mussen / von dem du das Leben gehoffet hast. Wehe mir / ich bin verlohren! ach ich kenne allzuwohl den Verzug kaltsinniger Hertzen / welche die Zeit zum Mantel ihres e Hasses gebrauchen / zumahl iedweder Verzug denen Verliebten eine Hollen-Pein ist. Man weiß ja der Liebe Macht / wie sie tausend Mittel habe / ihr Recht zu e beschleunigen; hingegen / wo ihr nicht gerathen wird / so ist sie auch fahig / e unsern Geist zu verkurtzen. Diese auff Verzweifelung zielende Worte preßten
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unserm Printzen einen Angst-Schweiß nach dem andern aus. Endlich fand er sich doch gezwungen / ihr Begehren etwas genauer zu untersuchen / und zu sagen: Liebste Lorangy! ihr werdet hieraus ein sattsames Zeugnis meiner Liebe e
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gegen euch verspu ren / wenn ich billiche Vorsorge vor eure Ehre trage / und mich e e e befurchte / so iemand uns alleine antraffe / es mochte euch nicht wenig Nachtheil bringen. Und weil mir euer Begehren noch nicht allerdings bekandt ist / auch in so e kurtzer Zeit mich nicht darauff werde entschliessen konnen / so entdecket mir e euren Vorschlag in aller Kurtze / und erwartet alsdenn in einigen Tagen mein e e reifferes Bedencken hieruber / welches gewiß zu eurer Vergnugung ausschlagen e soll. Es ist zu spat / antwortete Lorangy hierauff / an einigen Auffschub zu gedencken / wo nicht zugleich mein Leben mit der Sonne untergehen soll. Denn e sehet meinen festen Vorsatz / solte ich ja unglucklich in meiner Liebe seyn / so soll dieses Messer meine Brust durchgraben / und die Rache soll mit meinem Blute angeschrieben werden. Heget ihr aber einen Blutstropffen in euch / welcher mich eurem Vorgeben nach etwas liebet / und gehet euer Vorwand / wegen einiges
1 erblicket] es blicket K. 21 der Liebe Macht] die Macht der Liebe K. 27 billiche e e e Vorsorge] billig Sorge K. 27–28 mich befurchte] befurchte K. 32 eurer Vergnue gung] euren Vergnugungen K. 35 ich ja] ich K. 36 durchgraben] durchbohren K. 37 Blutstropffen] Blutstropfen der Liebe K.
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Verdachts unserer offenen Zusammenkunfft / von Hertzen / so beschwere ich e e euch bey allen Gottern / daß ihr mir erlaubet heinte noch bey nachtlicher Zeit / e e wenn alles in der Ruhe liegt / euch durch Hulffe des Haupt-Schlussels zu besuchen / und den letzten Spruch meines Lebens oder Todes von euren Lippen zu e holen. Niemals ware der Printz in grossern Aengsten gewesen / zu dem ihr
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nunmehro statt der Liebe die Verzweifflung aus den Augen sahe. Dannenhero muste er sich in dieser Noth etwas entschliessen / und zu ihr sagen: e
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Sehet / bestandige Lorangy / daß ihr kein Mißtrauen in mich setzen durffet / so will ich morgen zu Nacht euer in diesem Zimmer erwarten / weil diese Nacht e Talemon bey mir zu bleiben versprochen; Allein ihr musset mir angeloben / ohne e Licht zu erscheinen / nicht viel zu reden / und euch so viel als moglich stille zu e verhalten / damit nicht iemand sothane verdachtige Zusammenkunfft mercken e moge. Wodurch die verzweiffelte Lorangy gantz wieder zu sich selbst kam /
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alles getreulich zu halten versprach / und mit einem Kusse / welchen der e Printz unmoglich verwehren konte / endlichen Abschied nahm. Nach ihrem Abtritt stellte sich Scandor ein / und erwiese durch sein mattes Wesen / e daß er noch nicht allerdings ausgeschlaffen hatte / weswegen ihm denn der Printz einigen Verweiß gab. Er aber wendete zu seiner Entschuldigung vor / e e daß er die uberflussigen Feuchtigkeiten / welche er im Flusse eingeschlucket / noch nicht verdauen koe nte / welche ihm denn oe ffters den Kopff so beschwerten / daß er nothwendig schlaffen mue ste / wolte er anders bey unverrue ckter Vernunfft bleiben. Nach wenig Stunden stellte sich Abaxar versprochener massen gleichfalls wieder ein / mit dem Bericht / daß sich der Kae yser in ein nahe bey Pegu gelegenes Holtz auff die Jagd begeben / und ihn fernerer Auffwartung ue berhoben hae tte. Als sich nun auch nachgehends Talemon und Ponnedro einfunden / ersuchte der begierige Abaxar den Printzen gantz freundlich / seinem Bedienten anzubefehlen / daß er doch die angenehme LebensBegebenheiten des Printzen von Ava fortsetzen / und durch dessen Erzehe e e lung sein Gemuthe vergnugen mochte; weil er ein sonderliches Verlangen den Anfang der Liebe zwischen dem Printzen und der Banisen zu vernehmen true ge. Ob nun zwar solches dem Printzen schwer vorkam / solchen Erinnerungen / welche ihm nichts anders / als ein trauriges Andencken verursachen konten / beyzuwohnen: dennoch wolte er dem Abaxar / als 23 Nach wenig Stunden] kein neuer Absatz C, E, F, G, H, I, J, K. 4 den letzten Spruch meines Lebens oder Todes] das letzte Urtheil meines Todes K. 5 zu dem] indem K. 6 sahe] blitzte K. 7 in dieser Noth etwas entschliessen] entschließen K. 7 zu ihr] ihr K. 9 morgen zu Nacht euer] in der morgenden Nacht euch K. 12 sothane] diese K. 18 einigen] einen K. 30–32 Verlangen den Anfang e der Liebe zwischen dem Printzen und der Banisen zu vernehmen truge. Ob nun zwar] Verlangen hatte den Anfang der Liebe zwischen den Prinzen und der Banisen zu vernehmen. Ob nun K. 32 solchen] diesen K. 34 dennoch wolte er] wolt er dennoch K.
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einer vermuthlich-hohen Person nicht gerne entfallen / sondern befahl dem Scandor / seinem Begehren nachzuleben / und alles / was ihm wissend e ware / zu erzehlen. Demnach setzte er sich abermals etwas abseits / und erzehlte die
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Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. WIr sind gestern bey dem traurigen Abschiede des Printzen von seiner e geliebten Fraulein Schwester / der Princeßin Higvanama / geblieben: Nun e wenden wir uns zu unserer Zurustung und Abreise von Ava. Mein Printz / als welcher meiner Treue und Hertzhafftigkeit sattsam versichert war / erwehlte mich aus sonderbaren Gnaden vor allen andern zu seiner Bediee nung / und zugleich nur funff wolgesetzte Klepper zur Reise / nebst zwey e Reitknechten / welche er alle wol ausrustete / sich aber ließ er ein kostbar Indianisch Kleid verfertigen / welches ich hernach bey Erzehlung von dessen Gebrauch beschreiben wil. Das vornehmste Bedencken bey unserer Reise / war die Frage / Wohin? Und ob ich gleich meinem Printzen fast alle Winckel der Welt her erzehlte / so war ihm doch kein Ort gelegen / in welchem er sattsames Vergnue gen zu haben vermeynte. Seine meiste Begierde stund dahin / sich in Kriegs-Dienste einzulassen / es war aber damals in Asien eine solche friedsame Zeit / daß ein Soldate gar nicht fortkommen kunte. Und unsert wegen wolte auch niemand keinen Krieg anfangen. e Wolten die Gotter! hub der Printz an / der unruhige Chaumigrem liesse sich in e
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einigen Krieg mit seinen Nachbarn ein / so hatte ich erwunschte Gelegenheit / die e an meinem Hn. Vater begangene Zauberey zu rachen. Was aber nun anzufangen? 25
Hierauff gaben mir sonder Zweiffel die Goe tter in Sinn / dem zweiffelhafften Printzen folgenden guten Rath zu ertheilen: Gnae digster Herr / sagte ich / man soll zwar in allen Dingen die Vernunfft fleißig zu rathe ziehen / allein wo e e diese nicht zulanglich ist / da ist wol der beste Weg / den Rath der Gotter anzu-
21 keinen] einen I, J, K. 1 entfallen] entgegen seyn K. 2 wissend] bekannt K. 3 abseits] seitwae rts K. 5–6 Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins] Liebes- und Lebensgeschichte des Prinzen Balacin K. 10 meiner] von meiner K. 11 sonderbaren Gnaden] besonderer Gnade K. 12 wolgesetzte] gute K. 14–15 bey Erzehlung von dessen Gebrauch beschreiben] beschreiben K. 16–17 fast alle Winckel der Welt her erzehlte / so war ihm doch] alle Winkel der Welt erzehlte, so war ihm auch K. 19 einzulassen / es war aber] zu begeben; es war K. 20 friedsame] ruhige K. 24 Was] Was ist K. 27 in allen e Dingen die Vernunfft] die Vernunft in allen Dingen K. 28–1 den Rath der Gotter e e anzuflehen] die Gotter um Weisheit und Anschlage anzurufen K.
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flehen. Wollen wir nun unsers Vorhabens gewiß seyn / so ware meine unvore greiffliche Meynung / wir erwehleten uns einen gewissen Gotzen-Tempel in- oder ausser Landes / verrichteten allda unsere Andacht / und erwarteten sodenn eines e Gottlichen Ausspruchs / nach welchem wir am sichersten unsere Reise anstellen e konten. Dieses Eingeben gefiel dem Printzen sehr wohl / dannenhero wir
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morgenden Tages noch vor auffgehender Sonnen unsere Reise antraten / mit dem Vorsatz / uns gegen Mittag zu wenden / und den ersten Tempel zu besuchen. Als wir nun nach drey tae giger Reise / den wegen seines Goe tzene e Tempels beruhmten Grantz-Flecken / Pandior, erlanget hatten / entschloß e sich mein Printz / hier zu verziehen / und den fernern Weg bey den Gottern zu erforschen. Ich muste mich so fort nach dem obersten Talipon oder Priester begeben / dessen Behausung mir unfern des Tempels gewiesen e wurde. Daselbst klopffte ich sachte an / erschrack aber uber alle massen / als e e die Thur / nur durch blosses Anruhren / mit einem starcken Knalle auffe sprang / und ich eine dustere Stimme vernahm:
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Ein Frommer darff die Schwellen uberschreiten: Wer unrein ist / entferne sich beyzeiten.
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Diese Worte machten mich so bestue rtzt / daß ich kue rtzlich mein gantzes e e Leben durchlieff / ob ich mich einiger Todt-Sunde schuldig wuste. Jedennoch dachte ich / wo du nur von lauter Frommen wilst besucht seyn / so wirst du selten in menschliche Gesellschafft kommen due rffen. Ich sahe nichts als lauter Finsterniß in dem Hause / biß ich endlich von fernen ein Liecht schimmern sahe; da befahl ich mich den Goe ttern / gienge getrost e hinein / und fuhrte mich ein langer Gang zu einem Zimmer / welches offen e stund / und von drey angezundeten Lampen erleuchtet wurde. Als ich in dieses hinein trat / sahe ich mir einen langen Mann entgegen kommen / e welcher weder auf dem Kopffe noch im Angesichte einiges Harlein hatte / sondern gantz kahl beschoren war / und kleidete ihn ein langer / mit rother Erde gefae rbter Rock / dessen Ermel biß auff die Fue sse hiengen: Diesen hielte ich nun nicht unbillich vor den rechten Priester; Derowegen ich mich einiger Andacht anmassete / und mich gantz demue thig vor ihm nieder5 koe nten] koe nnen B, C, D, E, F, G, H, I, J. 9–10 entschloß sich] entschloß B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 16 Schwellen] Schwelle B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 27 Angesichte] gesichte E, F, G, H, I, J, K. 29 biß auff] auf B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1–2 unvorgreiffliche] unmaßgebliche K. 5 Dieses Eingeben gefiel dem Printzen sehr wohl] Dieser Einfall gefiel dem Prinzen sehr K. 6 morgenden Tages] den morgenden e Tag K. 12 unfern des Tempels] nicht weit von dem Tempel K. 15 dustere] sanft K. 19–20 Jedennoch] Jedoch K. 26 Mir einen langen Mann] einen langen Mann mir K. 30–31 mich einiger Andacht anmassete] einige Andacht annahm K. 31–1 vor ihm niederwarff] niederwarf K.
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warff / biß er mich anredete: Du / der du unsere Gottheit ehrest / entdecke e ungescheut dein Anliegen. Woruber ich mir alsobald ein Hertze fassete / und ihm antwortete: Du grosser Talipon der unsterblichen Gottheit / laß es dir ge5
fallen / daß einige verirrete Fremdlinge aus fernen Landen durch deinen Mund den e e rechten Weg und Zweck ihres Vorhabens erfahren mogen: Hievor soll den Gottern e e e so Andacht als Opffer gewahret werden. Hieruber fieng er uberlaut an zu
lachen / daß ich nicht wuste / wie ich mich hierbey verhalten solte. Endlich richtete er mich auff / und fertigte mich mit diesen Worten ab: Gehe hin / 10
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mein Sohn / und entdecke deinem Herrn / dem Printzen Balacin von Ava / daß er e thorlich handele / wo er sich vor der allwissenden Gottheit verbergen wolle. Vermelde ihm ferner / daß / wie wir hier die Gottheit des Apalita,13 als einen e e machtigen Beystand der Reisenden / verehren / also wurde um so viel eher sein e e e Verlangen er fullet werden. Inmittelst soll er maßig und nuchtern um Mitternacht nur selbander erscheinen / und sich auff Gebet und Opffer gefaßt machen. Ich e wuste nicht / wie mir geschahe / als ich den Printzen nennen horte / und e furchte mich nicht wenig / er mochte auch meine Gedancken errathen; e denn ich gedachte / das hat dir wol der Teuffel gesagt. Hier saumte ich nun e nicht lange / sondern verfugte mich alsbald zu dem Printzen / welcher durch diese Nachricht nicht wenig erfreuet wurde / und kaum die Mitternacht erwarten kunte. Als nun das helle Monden-Liecht mitten am Himmel stund / und sich iedwedere Seele zur Ruhe begeben hatte / verfue gte sich der Printz in aller Stille nach der Varelle oder Tempel des Apalitæ. e Dieses war nun von aussen ein steinern Gebaude / wie ein Thurm gebauet / e auff dessen Spitze ein kupfferner Apffel ruhete: Sonst schiene sie auswendig e e gleichsam auff Blatter-Art verguldet / und mit Eisenwerck wol versehen. Indem wir dieses betrachteten / kam der Talipon / welcher die Varelle ere e offnete / und uns mit gebuhrender Andacht hinein zu treten befahl. Als wir hinein getreten / war es anfangs stockfinster darinnen / es wurde aber der gantze Tempel durch ein verborgenes Feuer gleichsam im Augenblicke dermassen erhellet / daß wir nicht wusten / wie uns geschach. Dieser Tempel nun war inwendig rund / und gantz vergue ldet / daß auch der Widerschein des Liechtes unsere Augen blendete. Gegen den Auffgang stund ein e erhabener Altar / auff diesem aber der Gott Apalita / in der Grosse und Gestalt eines Menschen / von purem Golde / welcher auff dem Haupte mit e einer Crone und vielen Edelgesteinen hauffig gezieret war. An der Stirne
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Von diesem Apalita siehe Roger. Heydenthum p. 795.
7 hierbey] dabey B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. J, K. 35 und] von E, F, G, H, I, J, K.
17–18 nun nicht] nicht C, D, E, F, G, H, I,
2 ich mir] ich K. 5 moe gen] wollen K. 6 gewae hret] geweihet K. 14 selbander] e allein K. 21 stund] glanzte K. 24 sie] es K. 25 versehen] gezieret K.
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saß ihm ein Rubin / so groß als eine Pflaume / und zu beyden Seiten hingen e sehr schone Saphire. Um den Leib / von der lincken Schulter an biß zu der e e lincken Huffte / war er mit einem guldenen / und mit vielen Edelgesteinen e besetzten Gehencke umgeben. Vor dieser prachtigen Gottheit fielen wir e andachtig nieder / und verrichteten unser Gebet / biß der Priester den Printzen aufforderte / ihn zum Opffer ermahnete / und bey dem Arme einige Stuffen hinauff zum Altar begleitete. Daselbst legte der Printz mit tieffer Ehrerbietung eines von den kostbaren Kleinodien / welches ihm die Princeßin Higvanama mit gegeben / auff den Altar: Worue ber sich das e ¯¯ e aus dem gantze Bild hefftig erschutterte / und zugleich eine liechte Flam e Altar hervor schluge / welches der Priester vor ein gnadiges Wolgefalle¯ e ausdeutete. Hierauff fuhrte er den Printzen dreymal um den Altar / und nach diesem zu einem an der Seite des Altars stehenden Bette / in welches er ihn legte / er selbst aber fiel vor dem Altare nieder / und verrich tete mit vielen Murmeln und wunderlichen Geberden seine Andacht. Indessen muste ich kniende verharren / welches mich sehr sauer ankam. Als nun der Talipon sein Gebet verrichtet hatte / langete er unter dem Altar eine e Schachtel hervor / und farbete daraus des Printzen Angesichte / wodurch er so verstellet war / daß nicht nur die Farbe / sondern auch so gar die Gesichts-Linien verae ndert schienen / und ich ihn nicht zu erkennen vermochte. Nach diesem gab er ihm eine Wurtzel in den Mund / von welcher der Printz gantz unempfindlich ward / und in einen tieffen Schlaff fiel. Hernach legte er einen weissen Zeddul auff den Altar / erlaubte mir auffzustehen / und mich auff den Fuß des Altars zu setzen. Nach welchem der Priester gleichsam als todt darnieder fiel / und ohne eintzige Bewegung liegen blieb. Hier begunten mir die Haare zu berge zu stehen / und ein e kalter Schauer uberlieff meinen gantzen Leib / denn zu dem / daß mein Printz feste schlieff / der Priester aber todt zu seyn schiene / verwandelte sich auch vorerwehntes Liecht in eine solche Finsterniß / daß ich nichts als eine kleine blaue Flam ¯¯ e auf dem Altar hin und her fahren sahe. Was mir damals vor wunderliche Gedancken einkamen / wue rde mir schwer fallen zu erzehlen. Denn weil ich diesem Gottesdienste niemals beygewohnet / hielte ich alles vor Zauberey / und trug nur Sorge vor mei nen Printzen / welchen ich gerne auffgewecket hae tte / wenn mich nicht des Priesters Verboth / daß e e ich mich nicht von der Stelle rucken solte / hiervon abgehalten hatte. Als e nun diese furchtsame Stille meinem Beduncken nach mehr als eine Stunde
2 lincken] rechten E, F, G, H, I, J, K.
16 mich] mir H, I, J, K.
1 saß ihm] saß K. 8 welches] welche K. 12 ausdeutete] auslegte K. 26 begunten mir die Haare zu berge zu stehen] stunden mir nun die Haare zu Berge K. e 27 uberlieff] durchdrang K. 27 zu dem] ausser K. 30 fahren] blitzen K. 33 trug e nur Sorge] war nur besorgt K. 35 rucken] bewegen K.
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gewae hret hatte / erschreckte mich auffs hefftigste ein starcker Knall / als ob e es ein Donnerschlag ware; Worauff es in der gantzen Varelle wieder so helle e als zuvor ward. Der Abgott schutterte sich abermal / daß die Erde unter mir zu beben schiene / und zugleich richtete sich der Priester auff / welcher sich e e nach dem Printzen verfugte / ihn durch blosses Anruhren auffweckte / und [uns] beyden ein Stillschweigen aufferlegte. Ich schwehre / daß ich damals nicht wuste / ob es der Printz war / so hatte ihn der Talipon verstellet; Als er ihn aber mit einigen Blae ttern wieder abriebe / ersahe ich mit Freuden die vorige Gestalt meines Herrns. Hierauff nahm der Priester den Zeddul vom e Altar / legte ihn zusammen / und ubergab ihm denselben nebenst zwey Schachteln und diesen Worten: Die gnae dige Gottheit hat deine Andacht und reichliches Opffer angesehen: so gehe denn hin in Frieden. Dieser Zeddul / welchen du bey untergehendem Monde¯ lesen sollst / wird dir Weg und Steg zeigen / und dir offenbahren / was du zu wissen verlangest. Die zwey Schachteln aber e e handigen dir zugleich durch mich die milden Gotter ein / aus deren einer du dich verbergen / aus der andern aber wiederkommen kanst. Solche bewahre auffs beste / denn es kommt die Zeit / da du durch Verstellung Liebe und Reich zu e e erhalten suchen mochtest. Darauff fielen wir nochmals nieder / und verfug-
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ten uns alsdenn eilende nach unserer Behausung. Was nun hierbey das verdrießlichste war / so durfften wir vor Untergange des Monden kein Wort gegen einander reden / wiewohl ich in des Printzen Gesichte einiges Vere gnugen und sehnliches Verlangen ersahe / ich aber kunte nichts als brummen / biß endlich gegen den Morgen der Mond gute Nacht gab: Da denn der Printz zum ersten das Stillschweigen brach: O ihr Goe tter! hub er an / Ist es euer Ernst / oder beliebet euch so mit uns sterblichen Menschen zu schertzen. e Ich weiß nicht / ob ihr durch Verstohrung meiner Ruhe meinen Vorwitz bestraffen / oder meine Andacht belohnen wollet. Denn / ach Himmel! was vor eine e e e uberirrdische Schonheit hat sich denen Gemuths-Augen im Schlaffe vorgestellet: Ihr blosses Anschauen hat mich entgeistert / und das Andencken setzet meine Seele in empfindlichste Flammen. Ach treuester Scandor / wo dieses nur ein e blosser Traum ohne erfullende Bedeutung gewesen ist / so gestehe ich gantz e e gerne / daß ich keinen Augenblick langer zu leben / sondern nur in das schone
30 treuester] getreuester C, D, E, F, G, H, I, J, K. K. e
31 gantz] gar B, C, D, E, F, G, H, I, J, e
1–2 ob es ein Donnerschlag ware] ob ein Donnerschlag das ganze Haus erschutterte K. 3 schue tterte] bewegte K. 5 blosses Anrue hren] Anrue hren K. 11 und] mit K. 12 reichliches] redliches K. 15 hae ndigen] ue bergeben K. 15 milden Goe tter ein] e e gnadigen Gotter K. 16 wiederkommen] wieder erscheinen kanst K. 17 Verstellung Liebe und Reich] Verstellung und Liebe ein Reich K. 21 gegen einander] miteinander K. 22 ersahe] entdeckte K. 24 brach] unterbrach K. 28 vorgestellet] dargestellt K. 29 entgeistert] entzue ckt K. 30 in empfindlichste] in die empfindlichsten K. e e 31 erfullende Bedeutung] glucklichen Erfolg K.
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Niba auffgenommen zu werden begehre / allwo sich ausser allem Zweiffel diese e e Gotter-gleiche Schonheit auffhalten muß / und ich nur durch stetes Anschauen e e e e mich zu vergnugen wundsche. Gnadigster Herr / redete ich hier ein / Traume sind Schatten / und ein kluger Geist achtet ihre Anmuth nichts / wie auch ihr e Schrecken keine Furcht in uns erwecken soll. Ach schweig / unverstandiger Scandor / verwieß mir der Printz / ein anders ist eine Fantasie / welche aus einem e besorgten Hertzen ihren Ursprung nimmt / und die Geister verfuhret; ein anders ist e hingegen eine Gottliche Offenbahrung: Denn diese vorgestellte Anmuth hat mir e im Schlaffe etwas mehrers eingepraget / als daß ich sie wachende so bald vergessen solte. Ja ich schwere / dieses Bild soll mir nim ¯¯ ermehr aus meinem Hertzen e gerissen werden. Ich wil alle Ecken der Welt durchreisen / und die Schonheit e ¯¯ el antreffen. Als suchen. Bin ich hierinnen unglucklich / so wil ich sie doch im Him
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ich des Printzen starcke Einbildung merckte / erkandte ich meinen Fehler / daß man solchen Herren nicht allzu sehr Widerpart halten soll: Derowegen ich ihm endlich Beyfall gab / und nur erinnerte / den Aus spruch der Gottheit aus dem Zeddul zu ersehen / vielleicht ließ sich erwue ndschte Nachricht e hiervon finden. Diesem zu Folge nahm er den Zeddul mit begierigen Hane den hervor / und laß daraus die mit guldenen Buchstaben gesetzte Schrifft: Zeuch hin / betrue bter Printz / dir wincket Pegu zu / e Errette deinen Feind aus seines Feindes Handen: Es wird ein fremdes Bild / so Aug als Liebe blenden: Doch endlich findet man die eingebildte Ruh. Schau! dein Vergnue gen liegt in Schrecken / Furcht und Ketten: e Drey Kronen mussen erst die vierdte Krone retten. e Das Opffer kronet dich als einen Talipu.
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O Wunder-volles Geheimniß! rieff der Printz / Aus diesen Worten bluhet meine e Hoffnung / daß ich meine Schonheit in Pegu finden werde. Auff / auff / Scandor / e e laß uns fort eilen / denn die Gotter weisen uns selbst den Weg zu unserm Glucke.
Allein / dieses wolte mir nicht in Kopff / daß / da ich die gantze Nacht gewachet / und in Furcht und Sorgen zugebracht hatte / ich so ungeruhet mich auff das Pferd werffen / und dem in einen Schatten verliebten Printzen folgen solte. Derowegen ich mich entschuldigte / und bat / nur ein paar
6 uns Df. in A] aus B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
28 Weg zu] Weg J.
1 begehre] wue nsche K. 1–2 sich ausser allem Zweiffel diese Goe tter-gleiche Schoe ne e heit auffhalten] ohne allen Zweifel diese gottergleiche Schonheit wohnen K. 8 vorgestellte] verstellte K. 10 Ja ich] Ich K. 10 soll mir] soll K. 11 gerissen] ausgeloe scht K. 11 Ecken] Grae nzen K. 11 die] diese K. 14 Widerpart halten] e e widersprechen K. 17–18 Handen hervor] Handen K. 21 so Aug als Liebe] dein Aug e e und Liebe K. 22 eingebildte] langst gewunschte K.
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Stunden auszuruhen / und also denn die Reise anzutreten / welches auch endlich beliebet ward. Als uns nun das auffgehende Sonnen-Liecht erinnerte / unsere Reise zu bewerckstelligen / war der Printz der erste / welcher sein Lager verließ / und die Pferde fertig zu machen befahl. Wir begaben uns ingesammt auff die Reise / und musten uns wohl in acht nehmen / weil wir ein ziemlich Theil des Reichs Brama / worinnen Chaumigrem als e Konig regierte / durchreisen musten / ehe wir die Grentzen von Pegu ere reichen kunten. Wie uns nun auff dieser vierzehen-tagigen Reise nichts e sonderliches begegnete / welches ich einiger Erzehlung wurdig achte; also e wurden wir nicht wenig erfreuet / da wir von einer kleinen Hohe die e e e prachtige Stadt Pegu erblickten. Und solches war auch hochst von nothen / daß sich diese Reise endigte / weil unsere Pferde die Begierde unsers verliebten Printzen sattsam empfunden / indem sie abgemattet waren / daß sie sich fast mit uns zur Ruhe legen wolten. Als wir etwan tausend Schritte fortgeritten waren / verlohren wir Pegu aus unserm Gesichte / und gelangten in das bekandte Tyger-Holtz / welches lustige Wae ldlein oe ffters die Koe nige von Pegu auff die Jagd locket. Wir hatten solches kaum erreichet / so e vernahmen wir von fernen ein starckes Schreyen / und zugleich ein Getummel / als ob ein harter Streit vorgienge. Wie nun meines Printzen Tapfferkeit bißweilen auff einen Vorwitz hinaus lieff / also wendete er sich gleich / ungeachtet meines Widerrathens / nach dem Schalle dieses Getue mmels / da wir denn nach kurtzer Zeit einen ungleichen Kampff zu Gesichte bekamen. Denn es hatten sich drey Indianische Ritter zu Fusse an einen dicken Baum / um ihren Rue cken in Sicherheit zu haben / gelehnet / vor ihnen e lagen uber zwantzig Leichen und todte Pferde / welche ihnen noch zur Brustwehre wider funfftzehen verwegene Rae uber zu Pferde dienen musten. Es schiene / als ob es in kurtzer Zeit mit diesem Kampffe zu Ende lauffen moe chte / wo denen drey bedrae ngten Rittern nicht eilende Hue lffe wiedere e fuhre / massen sie nicht allein verwundet / sondern auch weit ubermannet waren. Mein Printz hielte sich alsobald verpflichtet / denen Nothleidenden beyzuspringen: dahero er in Eil abpacken / und sich die auff alle Fae lle mitgenommene Sturm-Haube reichen ließ. Wie er nun iederzeit unter seinem langen Rocke mit einem leichten Brust-Harnische verwahret war / also hieng er an den lincken Arm seinen Schild / und in die rechte Faust e nahm er eine scharffe Lantze / welche er iederzeit mit sich fuhren ließ / uns andern aber befahl er abzusteigen / die Pferde anzubinden / und mit unserm Gewehr getrost zu folgen. Halt / ihr verwegene Rae uber / schrie sie der 12 diese] die B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 also denn] alsdenn K. 2–3 erinnerte] erweckte K. 3 bewerckstelligen] vollziehen K. 6 ein ziemlich Theil] einen ziemlichen Theil K. 22 zu Gesichte bekamen] entdeckten K. 27 lauffen] kommen K. 29 massen] indem K. 30 alsobald] also K. 36 befahl er] befahl K.
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Printz noch von weitem an / ist das Rittermae ßig gefochten / wenn die Menge ihrer Gewalt miß braucht? Auff diese Worte kamen als im Blitz ihrer drey auff e den Printzen angerannt / und weil sie nur blosse Sebel in der Hand fuhrten / so faßte der Printz mit der Lantzen den einen so wohl / daß er im e Augenblick hinter dem Pferde lage / und sich im Sande krummte. Weil aber die andern beyde herzu eilten / und der Printz nicht Platz hatte / e wegen Mudigkeit des Pferdes sich mit der Lantze zu wenden / muste er sie fahren lassen / und den Sebel ergreiffen. Was hier vorerwehnte SturmHaube vor Dienste leistete / wiese die tieff-eingehauene Narbe in dem e e Stahl sattsam auß. Ich lieff alsobald nach dem gefalleten Rauber / zog ihm e die Lantze aus dem Leibe / und bemuhte mich so lange / biß ich noch einen von meines Printzen Bestreitern herunter langte / welchem ich denn unter dem rechten Arm so wohl einfuhr / daß das Eisen oben am Halse auf der lincken Achsel wieder ausgieng / und er sich gleich seinem Cameraden im Sande zu todte sturbe. Indessen wurde der Printz mit dem dritten durch einen Sebelstoß auch fertig / daß er die Lantze wieder zur Hand nehmen / und nach dem rechten Kampff-Platze eilen konte / alwo sich bereits die Zahl der wenigen vermindert hatte / indem gleich einer zu Boden fiel / als e mein Printz dessen Tod durch einen grausamen Lantzen-Stoß rachete / und sich mitten unter diesen feindseligen Hauffen einmengete. Weil nun dessen Pferd von einer so fernen Reise sehr mue de war / und darzu eine tieffe Hals-Wunde empfangen hatte; als war es hohe Zeit / daß ich mit unsern e beyden Dienern herzu eilete. Diese waren nun auch in keiner ubeln Schule gewesen / und konten mit ihren Wurff-Spiessen dermassen wohl zu rechte kom ¯¯ en / daß nicht allein der Printz / welcher mit dem Pferde stue rtzte / e glucklich errettet / sondern auch ihrer drey mit dem Leben bezahlen musten. Indessen hatten sich die beyden Ritter am Baume / von welchen sich der Streit abgezogen / in etwas erholet / wiewohl das Blut an etlichen Orten hervor rieselte / und fingen dessen ungeachtet nach euserstem Vermoe gen wiederum an / uns beyzustehen. Weil wir ihnen nun an der Zahl fast gleiche waren / an Tapfferkeit aber sie weit ue bertraffen / so muß ich zwar bekennen / daß die Rae uber gantz verzweiffelt fochten / und durch ihre Wut sattsam bezeigeten / wie viel ihnen an dem Tode der beyden Ritter gelegen e war. Nachdem aber einer nach dem andern herunter sturtzte / so nahmen e e endlich die ubrigen funffe die Flucht / welche zu verfolgen die Pferde zu e e matt / und unsere Kraffte zu schwach waren. So bald nun dieser gefahrliche e Kampff geendiget / und man von allen fernern feindlichen Anfallen gesie chert war / sanck einer von den zwey uberbliebenen Rittern wegen heffti12 Bestreitern herunter langte] Feinden herunter stieß K. 13 einfuhr] faßte K. 14–15 und er sich gleich seinem Cameraden im Sande zu todte sturbe] und, gleich seinem Cameraden, im Sande seinen Geist aufgab K. 20 einmengte] herumschlug K. 23–24 in keiner ue beln Schule gewesen] vortrefflich geue bet K. 28 abgezogen] entfernt e K. 29 rieselte] rollte K. 34 war] ware K.
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ger Verwundung in Ohnmacht / der andere aber / aus welchem man wegen seines Majestae tischen Ansehens / kostbaren Kleidung / und den mit Smaragden reichlich-versetzten Sebel etwas vornehmes schliessen konte / fiel auff seine Knie / und danckte den Goe ttern vor diese wunderbare Errettung / inzwischen daß wir den in Ohnmacht Gesunckenen wieder in etwas ermuntert / und so viel moe glich zu rechte gebracht hatten. Hierauff trat ietzt e e ermeldter Ritter zu meinem Printzen / und umfieng ihn mit hochstanstane digen Geberden und diesen Worten: Nechst denen Gottern so dancke ich auch euch / tapfferer Frembdling / daß ihr euch / durch die verborgene Hand der Gotte heit / so willig zu eine¯ kraftigen Werck-Zeuge meiner Errettung habet wollen gebrauche¯ lassen. Eurer Tapfferkeit bin ich mein Leben schuldig / u. ausser eurer e e e e Hulffe hatte ich ohne Zweifel ein todtes Opffer dieser Verrather werden mussen. So entdecket mir demnach euer Suchen in diesem Lande / weil ich doch an euerer e Kleidung sehe / daß euch Pegu nicht gezeuget habe / saget mir kuhnlich / womit e euch kan gedienet werden / es soll alles geschehen / was eure Vergnugung ere e fullen kan. Mein Printz begegnete ihm mit nicht minderer Hoffligkeit / und antwortete: Tapfferer Ritter / es wue rde einiger Beystand un vonnoe then gewesen e e seyn / wenn nicht offters die Tugend der Menge weichen muste. Und weil mich e e e e den¯ die gutigen Gotter zu so erwundschter Gelegenheit hergefuhret / so ist ihre e Gnade um so viel grosser / als mein Verdienst desto geringer. Wo ja aber meine e wenige Hulffe in einige Betrachtung gezogen wird / so bitte ich nichts mehr / als e mich in beharrliche Gewogenheit einzuschliessen / mich an dem Kayserlichen Hofe e in Pegu bekandt zu machen / und zuforderst mir zu entdecken / wem meine schwache Faust zu Diensten gestanden habe? Dieses alles / erwiederte jener / ist e viel zu wenig / eure treue Dienste / die ihr in Beschutzung meines Lebens angewendet habet / nur in etwas zu belohnen: doch den Anfang einiger Danckbarkeit / durch Willfahrung eurer geringen Bitte / zu machen / so wisset / daß ihr eine e solche Helden-That verrichtet habet / wovor euch der Kayserl. Hoff / auff ewig e e verbunden ist. Wisset demnach / daß als der Kayser ofterer Gewohnheit nach / diesen Wald als ein Liebhaber der Jagd durchstriche¯ / u. zwar nur in weniger Gesellschaft von acht Persone¯ / welche hier gestreckt liegen / u. als treue Leute ihr e e Leben vor ihren Konig aufgesetzet haben / sich etliche zwantzig verwegene Raue e e ber unterstehen durffen / den Kayser samt seinen Leuten verratherischer Weise zu
12 todtes Opffer] Todes-Opffer B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 23 zufoe rderst mir zu entdecken] zu entdecken B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 30 durchstriche¯] durchstreichen B. e e 3 reichlich-versetzten] reichlich besetzten K. 12 Verrather] Morder K. 13 euer Sue chen] die Absicht eurer Reise K. 14 kuhnlich] frey K. 15 Vergnue gung] Hofnung K. e e 22 mich in beharr16 minderer] geringer K. 17 unvonnothen] nicht nothig K. e liche Gewogenheit einzuschliessen / mich an dem Kayserlichen Hofe] mir dero beharre e liche Gewogenheit zu gonnen, und dem kayserlichen Hofe K. 28 Kayserl. Hoff] Kaye e ser K. 29 als] da K. 29 ofterer Gewohnheit nach] nach ofterer Gewonheit K. e 33 unterstehen durffen] unterstanden K.
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uberfallen / und sich euserst zu bemuhen / durch den Tod des Xemindo ihren e e verdammten Zweck zu erreichen. Wie aber die Gotter ihre Hand meist uber die e e Gekronten haben / also habet ihr durch eure Mannheit den Kayser von Pegu in meiner Person vom Tode errettet / und ihn aufs neue gebohren. Damit ich nun e e e meine Danckbarkeit nach Wurden konne spuren lassen / so entdecket mir gleichfals euren Nahmen / und Zustand; ich schwere bey der Krone dieses Reichs / eure e e ietzt verubte That soll euch mit einem Konigreiche belohnet werden. Wie wir
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e uber diesen Bericht theils erschreckt / theils erfreuet wurden / ist leicht zu e erachten / und bildete sich mein Printz damals feste ein / der Gotter Auße spruch wolte hier bereits den Anfang seiner Erfullung machen / in welcher e e e sie so fortfahren wurden / biß er die Braut und das Glucke in Armen hatte / e e indem wir von der Princessin von Pegu vorlangst viel gehoret hatten. Allein e wie schlecht diese Meinung eingetroffen / solches mussen wir noch anietzo e mit Thranen beklagen. Doch wieder auff voriges zu kommen / so warff sich e e der Printz / nebst uns / als er vernahm / daß es der Kayser selbst ware / e e alsobald ehrerbietigst zu dessen Fussen / und antwortete: Groß machtigster e
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Kayser und Herr / ich bitte demuthigst / unsere Unwissenheit vor eine gnugsame e Entschuldigung gelten zu lassen / daß wir nicht so fort unsern allerunterthanigsten Respect besser in acht genommen haben: inmittelst sehe ich / daß dieses ein e e e blosses Werck der Gotter sey / wenn meine geringschatzige Hand den grosten e Monarchen der Welt vom Tod und Verratherey errettet hat. Ich begehre dennoch e nichts / als bloß die hohe Kayserliche Gnade. Und wie mich E. M. in der Person e e Pantoja / eines Sohnes des Erb-Fursten in Tannassery / und Vasallen des Konigs in e Siam / wissen sollen; also versichere Seelen-innigst / daß ich es mir vor das groste e e Glucke in der Welt rechnen wurde / wenn ich vor dero hohe Wohlfarth mein e Leben auffopffern solte. So sind wir Bunds-Genossen / erwiederte der Konig / e und bin euch mit desto grosserer Gnade gewogen / weil aber fernerer Uberfall zu e e besorgen seyn mochte / so lasset uns diesen unglucklichen Ort verlassen / und in e bessere Sicherheit begeben. Indem nun des Kaysers Pferde bey diesem
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Kampffe alle geblieben waren / so befahl er uns / unsere Pferde herbey zubringen / wovon er dem Kae yser mit hoe fflichen Worten eines anbot / und sich auff das andere setzte / deme wir zu Fusse nach folgten. Ehe die Diener aber diesen Befehl verrichteten / sahe mein Printz / daß sich noch einer von e e den Raubern regte / weil nun der Kayser noch selbst nicht wuste / wo diese e e e Verratherey herruhrete / so verfugte er sich zu demselben / und kehrete ihn um / setzte ihm auch die Lantze an die Brust / und stellete sich / als wolte er
5 spue ren lassen] zu erkennen geben K. 3 Mannheit] mae nnliche Tapferkeit K. e e 15–16 vernahm / daß es der Kayser selbst ware / alsobald] vernahm K. 19–20 ein blosses Werck] eine blose Schickung K. 20 geringschae tzige] geringe K. 21 vom Tod e e und Verratherey] von Tod und Mordern K. 21–22 dennoch nichts / als bloß die hohe] demnach nichts, als die K. 24 wissen sollen; also versichere Seelen-innigst] kennen werden, so versichere von Herzen K. 33–34 von den] von K.
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ihn vollend hinrichten. Hertz und Haupt aber war noch frisch / derowegen hub er unvermuthet an zu reden: Haltet inne / ruffte er / und hoe ret zu erst e
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mein letztes Bekantniß mit geneigten Ohren an / weil doch nicht eher meine Seele e diesen Corper verlassen kan / sie habe denn zuvor entdecket / was vor ein Befehl e e e mich in diß Unglucke gesturtzet habe. Auff diese Worte eilete der Kayser gantz begierig herbey / und redete ihn selber an: So sage denn / du boßhafftiger e Rauber / welch Mord-Befehl hat dich zu dieser Verwegenheit angetrieben? verschweige ja nichts / denn ausser diesem soll dein Leben biß zu grausamster Marter e verschonet werden / welches annoch einige Gnade zu hoffen hat. Der Rauber e
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entsetzte sich hefftig uber dem harten Anspruch des Kaysers / und brach in diese Klage heraus: Ach wehe mir! verflucht sey die Stunde / da ich mich zu e
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diesem Morde verleiten lassen. Ich bitte E. M. um aller Gotter willen / diese unverantwortliche Beleidigung einer ster benden Seelen zu verzeihen. Ich und diese meine Mitgesellen / deren die meisten ihren alzugelinden Lohn empfangen / e sind gebohrne Bramaner / und durch Befehl unsers grausamen Koniges Chaumigrems / welcher iedem hundert Bizen Goldes zu geben versprochen / darzu vere anlasset worden / daß wir I. M. als deren offtere und einsame Besuchung dieses Waldes verkundschaffet war / hier verwarten / und um das Leben bringen solten. e e Wie ich nun hieruber eine hertzliche Reue trage / also sterbe ich nun vergnugt / e e e nachdem ich diesen bosen Anschlag ruckgangig / und E. M. noch am Leben e schaue. Nach welcher Bekantniß ihm der Printz die Lantze durchs Hertze
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stieß / wiewohl es der Konig lieber gesehen / daß man durch sein Leben ein e e mehrers aus ihm gebracht hatte. Dieses Schelmstucke des Chaumigrems verursachte nun eine gemeine Verwunderung und Fluch / und wir eileten ohne ferneres Sae umen nach Pegu: da uns denn / so bald wir den Wald auf den Rue cken hatten / bey zwey tausend Mann entgegen kamen / weil bereit e e e einiges Geruchte in der Stadt erschollen / als ob der Kayser in Gefahr ware. Hiedurch waren wir in volle Sicherheit gesetzet / und zogen unter tausend frolockenden Zuruffen der Peguaner in die Stadt ein / woselbst alsobald auff hohen Befehl meinem Printzen ein schoe ner Pallast / nechst dem Schlosse / eingerae umet ward / welchen wir auch so fort bezogen / und darinnen einen ungemeinen Uberfluß von kostbahren Haußrath / und aller Beqvehmligkeit antraffen. Noch selbten Abend ward eine Leibwacht von funffzig Mann vor unsere Thue re gestellet / welche in zwey Reihen sich e e langsthin auff die Erden setzten / und ihre Rustung vor sich auff Stangen e e hiengen. Ingleichen erschienen zwolff Konigl. Bedienten in langen weissen e e Rocken mit goldnen Binden / welche Konigl. Befehl hatten / unsern Prin15 grausamen Koe niges] grausamen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. G, H, I, J, K.
37 Befehl] befehle E, F, e
8–9 zu grausamster Marter verschonet] zur grausamsten Marter verlangert K. 10 Anspruch] Zuruf K. 11 heraus] aus K. 18 verwarten] erwarten K. 21 schaue] e e erblicke K. 23 Dieses Schelmstucke] Diese Schandthat K. 25 ferneres Saumen] fernern Aufenthalt K.
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tzen zu bedienen. An Speise und Tranck fehlete es auch nicht / und lebten e wir in so erwundschtem Zustande / daß wir es ewig begehrten. Folgenden e e e Morgen ubersendete der Kayser unserm Printzen zehn schone Pferde / so gut sie nach hiesiger Landes-Art unter den besten kunten ausgelesen werden / nebst zweyen grossen und wohlgeputzten Elephanten / um / wie er zugleich vermelden ließ / den gestrigen Verlust des Pferdes in etwas zu e e ersetzen. Diesen waren zugleich gnugsame Warter und Futter beygefuget / e e welche der Konig als leibeigen mit gab. Das beste aber / welches ein Kame e e 14 merling uberbrachte / waren tausend Bizen guldene Muntze / daß sich also der Printz sehr wohl / und Stands-mae ssig auffue hren konte. Inmittelst e verlangte der Printz sehr nach Hofe / wohin aber ohne Kayserlichen Befehl niemand kommen durffte / und muste in diesem Verlangen auch mein Printz drey Tage verharren / nach deren Verfliessung ihm endlich angee e deutet ward / der Kayser verlange ihn zu sehen. Da wir denn nicht saumten / sondern uns also fort in das Schloß begaben / und weil mich der Printz vor einen vornehmen Edelmann aus Tannassery ausgegeben hatte / so e durffte ich bey solcher Gelegenheit allenthalben gegenwartig seyn. Als wir e e nun unter die fordersten Bogen des Eingangs gelanget waren / horten wir e zwolff silberne Trompeten blasen / welches ein Zeichen war / daß es nunmehr dem Kae yser gelegen sey / Verhoe r zu ertheilen. Derowegen wir uns in den innern Hoff verfue gten / und einige Stuffen nach dem hohen Saal gee e fuhret worden. Dieser Ort war ziemlich weit und hoch / uber die massen e ¯¯ elblau gemahlet. Er saß auff einem mit Edelgeschon vergoldet / und him steinen versetzten Throne / sein Haupt ward von einer vierfachen Krone bedecket / eine iede Crone aber ruhete auff besondern Stae nglein / und stellte dannenhero eine ziemliche Hoe he vor. Auff der rechten Hand saß der Erb-Printz Xemin / und auff der lincken stunden einige hohe Bedienten / worunter auch gegenwae rtiger Herr Talemon / als damaliger Reichs-Schatzmeister war. Als wir nach Gebrauch mit dreymaligem Fußfall unsere Ehre erbietung verrichtet / ruffte der Kayser meinen Printzen zu sich / reichte ihm die Hand zum Kusse / und befahl ihm / auff die oberste Staffel des Thrones zu sitzen / worauff er eine weitlae uftige Rede an die sae mmtl. Anwesenden hielt / meines Printzen Tapfferkeit gewaltig heraus strich / und e e ihnen allerseits zu Gemuthe fuhrete / was vor Danck man ihm schuldig e e ware: Nach kurtzer Antwort aber meines Printzen / erhub sich der Kayser 14
Ein Bizen wieget 2. Pfund / 5. Untzen Gold / Venedischen Gewichts.
6 gestrigen] geringsten B, C, D, E, F, G, I, J.
17–18 wir nun] wir C, E, F, G, H, I, J, K.
6 gestrigen Verlust des] geringsten Verlust eines K. 8–9 Kae mmerling] Kammerdiener K. 19 blasen] erschallen K. 21 einige] auf einigen K. 24 versetzten] besetzten K. 25 bedecket] gezieret K.
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von dem Thron / nahm den Printzen bey der Hand / und fue hrte ihn in ein geheimes Zimmer / welchen niemand / als Printz Xemin / folgen durffte. e e Hier hatte ihn nun der Kayser / wie mir der Printz hernach alles ausfuhrlich erzehlte / abermahls mit beweglichen Worten angeredet: Mein werthster 5
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Pantoja / ich weiß es nicht allein / sondern habe es auch sattsam erfahren / wie verbindlich ihr euch gemachet habet: ja ich weiß es mehr als wohl / daß die e Danckbarkeit der Tugend beste Zierde sey / und wo diese den Scepter fuhret / da e e konne nichts als Seegen und Wolfarth bluhen. Daß nun diese Tugend den Ruhm e eines gekronten Hauptes um ein grosses vermehre / solches will ich allerdings an e e euch erful let wissen. Nach welcher Rede er an eine Thure geklopffet hatte /
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aus welcher so fort eine schone Princessin / von unterschiedenen Frauene Zimmer begleitet / gekommen war / welche der Kayser bey der Hand gee nommen / und dem Printzen mit diesen Worten zugefuhret hatte: Hier nehe
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met / tapfferer Furst / dieses Kleinod unsers Hofes / von meiner Hand / als ein e hohes Zeugniß wahrer Danckbarkeit: und wie das Konigreich Cambaya / Tannase sery um ein grosses ubertrifft / so nehmet es mit dieser Princessin zu einem Heyrath-Gut an. Jedoch daß ihr unserm Reiche einverleibet und getreu verbleiben e e moget. Der Himmel segne euch / und die Gotter verleihen / daß durch beydere e seitige Erkantligkeit / ein stetes Wohlergehen bluhe. Mein Printz hatte hier e nicht gewust / ob ihm abermals traumte / oder ob es in der Wahrheit so geschehe / und weil er sich nicht alsobald fassen koe nnen / hat er sich auff die Knie gesetzet / und geantwortet: Es ist zuviel / Großmae chtigster Kae yser und
Herr / es ist zu viel / daß diese Schuldigkeit / wozu mich meine Pflicht und der e e Gotter Vorsehung getrieben hat / zugleich mit einer Crone und einer so schonen e Princessin / meines theils unwurdigst / soll belohnet werden. Und weil ich nicht e geschickt bin / mich bey solcher Eil in ein so grosses Glucke zu finden; als bitte ich e E. M. in Unterthanigkeit / mir einige Tage Frist zu erlauben / worinnen ich mich e e besser fassen / und dieses hohe Gnaden-Geschencke mit gebuhrender Erkantlige keit annehmen konne. So einen hohen Dienst ihr mir erwiesen / waren des e Kaysers Gegenworte gewesen / so einen grossen Gefallen werdet ihr mir auch e erzeigen / wenn ihr diese meine danckbare Gnade alsofort gebuhrend erkennet / und von meiner Hand annehmet. Worauff sich mein Printz nicht ferner zu
widersprechen getrauet / dannenhero er / nicht wissende / wie ihm gee e e schahe / sich der Princessin genahert / ihre Hand gekusset / und sie kurtz e angeredet: So nehme ich dan¯ dieses hohe Glucke von der Hand eines so grossen e
Monarchens mit Freuden an / und wie ich nicht zweiffele / es werde dero Schone e heit sich dem Kayserlichen Willen gleichformig erzeigen / also befehle ich mich in dero Gunst / und E. M. Gnade / welche Worte sie mit nichts als einigen e
Thranen beantwortet / und auf des Xemindo Befehl ihn mit ihrem Bildniß e
3 hernach] nachher K. 9 vermehre] vermehret K. 25 meines theils unwurdigst] an e e mir Unwurdigsten K. 26 Eil] Verwirrung K. 37 sich dem Kayserlichen Willen e e gleichformig erzeigen] den kayserlichen Gesinnungen ahnlich seyn K. 37 befehle] empfehle K. 38 Gunst] Gewogenheit K.
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beschencket hatte / Printz Xemin aber hatte das Zimmer gar verlassen. Mittages musten wir bey der Taffel bleiben / wobey sich auch Printz Zarang von Tangu befand / welcher sich eine ge raume Zeit an diesem Hofe aufgehalten / dessen Ursache bey folgender Erzehlung soll erwehnet werden. e Als ich nun in oberwehntem Verhor-Saal eine geraume Zeit auffgewartet / sahe ich endlich meinen Printzen mit gantz verwirrten Gesichte wieder in den Saal treten / welches mich denn nicht wenig verwunderte / vielmehr aber betrue bte. Wir wurden aber bald hierauff in ein ander Zimmer gefue he ret / in welchem die Taffel in etwas von der Erden erhohet / gedecket war / und befand sich Xemin und vorerwehnter Zarang Printz von Tangu darinnen. Dieser letztere stellete sich sehr freundlich gegen meinen Printzen an / e e wunschete ihm Glucke / so wohl wegen der Errettung als auch der reichlichen Belohnung. So angenehm sich aber Zarang zuthat / so murrisch stellete sich hingegen Xemin / also / daß er auch meinen Printzen nicht e einigen Wortes wurdigte / sondern seine Verachtung mercklich bezeigete. Worein wir uns gantz nicht zu finden wusten / und meinte ich nicht ane ders / er zurnete / daß man seinen Herrn Vater errettet / und ihm die Hoffe nung zur Crone geraubet hatte. In solche Verwirrung wurde ich noch tiefer e e gesturtzet / als der Kayser vorige Princessin bey der Hand ins Zimmer begleitete / und sie meinem Printzen zufue hrete. Welches mich vollends in tiefste Verwunderung setzte / weil ich noch nicht wuste / was vorgegangen war. Der Printz sahe bestue rtzt aus / sie aber verrieth ihr Mißvergnue gen e e e durch hauffige Zahren / biß wir endlich nach Morgenlandischer Art auff kostbare Teppichte uns zur Tafel niedersetzten / wobey ich gleichfals meinen Rang unten an beobachtete. Dieses war nun eine seltzame Mahlzeit / wobey mehr Gemue ths-Bewegungen / als Speisen / zu sehen waren: wiewohl e auch an diesen ein sattsamer Uberfluß vorhanden. Der Kayser sahe stets meinen Printzen / und die Princeßin / welche bey einander sassen / mit bekue mmerten Augen an / mein Herr saß voller betrue bten Gedancken / die e Princessin vergoß mehr Thranen / als sie Speise zu sich nahm / und Xemin / welcher der Princeßin gegen ue ber saß / gab sein sonderbahres Anliegen durch stetes Seufzen zu erkennen. Ja wenn nicht Zarang / welcher am vergnue gtesten zu seyn schien / ein und das andere mal meinen Printzen e e auffzumuntern gesucht hatte / so ware alles in solcher Stille zugegangen / weder bey so einer vornehmen Gesellschafft nicht zu vermuthen gewesen. 18 solche] solcher E, F, G, H, I, J.
20 in] in die E, F, G, H, I, J, K.
7–8 wenig verwunderte / vielmehr aber betrue bte] sowohl in Verwunderung setzte, als e auch ein Misvergnugen erweckte K. 12 der] wegen der K. 13 angenehm] freundlich K. 13 zuthat] bezeugte K. 15 einigen] eines einzigen K. 15 bezeigete] entdeckte K. 18–19 In solche Verwirrung wurde ich noch tiefer gestue rtzet] Solche Verwirrung wurde noch vermehret K. 25 unten an] in der untersten Stelle K. 27 sattsamer] reicher K.
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Ich hingegen / als aller Dinge unwissende / sahe diesem Schauspiel voller Verwunderung zu / und hat mich der Weg von Pandior biß nach Pegu nicht e so verlanget / als ich damals das Ende der Mahlzeit wunschte / um meinen e Printzen bald allein zu sprechen / in Hoffnung / er wurde mir diesen Zweife e fels-Knoten aufflosen. So bald nun die Tafel aufgehoben / schutzte mein e e Printz einige Unpaßligkeit vor / und verfugte sich ohne einige Weitlae ufftigkeit nach seinem Pallast. So bald er das Zimmer betreten / warff er Sebel und Rock von sich / und gieng eine geraume Zeit voller Gedancken auff und ab / daß ich mich also nicht erkue hnen durfte / ihn durch einiges begieriges Nachfragen zu beunruhigen / biß er endlich von sich selbst anfieng zu reden: O ihr betrieglichen Goe tter / hub er an zu klagen / ist dieses die
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vorgestellte Schonheit / die ihr nur im Traume zu zeigen / nicht aber im Leben e e darzustellen vermoget. Ist dieses die beruhmte Princessin von Pegu? Ist dieses die e e e e schone Tochter des Konigs Xemindo / von dero uberirrdischen Schonheit das e Geruchte fast gantz Asien begierig gemacht hat / sie zu sehen? O so darff sich e meine Schwester vor begluckt achten / daß sie dieser gar gerne den Lorbeer aus e e e der Hand reisset. Hattet ihr nicht meinen Geist durch eine traumende Schonheit e e e verunruhiget / so hatte ich einfaltig geliebet / und mich gluckselig geachtet / daß e e e e ich so bald eine Braut mit einem Konigreich uberkame: ja ich hatte nicht gewust / e e e e worin¯ die wahre Schonheit bestunde. Allein / nachdem es mir unmoglich fallt / das in dem Tempel zu Pandior erschienene Bild aus meinem Hertzen zu reissen / so ist e es mir auch unmoglich etwas anders zu lieben / was nicht jene vollkommene Gleichheit meinen Augen vorstellet. Auf derowegen / mein Scandor / hier ist nicht e e langer Zeit zu warten / weil der Gotter Rath auff was anders zielen muß / welches zu suchen und anzutreffen / mein Geist nicht eher / denn in dem Grabe / ruhen wird. Dieses war mir nun eine gantz unangenehme Zeitung / indem ich
mich auch in meinem Vaterlande nicht zu verbessern wuste. Derowegen forschete ich erst / was in dem innern Zimmer vorgegangen war / wornach ich denn mein Einreden richtete. Gnae digster Herr / sagte ich / wie koe nnen sie 5 So bald] So bald als F, G, H, I, J, K. fehlt in C, E, F, G.
13 Ist dieses die berue hmte Princessin von Pegu?]
1 als aller Dinge unwissende] bey allen diesen Dingen unwissend K. 1 voller] mit K. 2–3 hat mich der Weg von Pandior biß nach Pegu nicht so verlanget / als ich damals das e e Ende der Mahlzeit wunschte] wunschte das Ende des so langen Weges von Pandior bis nach Pegu nicht so sehnlich, als das Ende dieser Mahlzeit K. 4–5 mir diesen Zweiffels-Knoten auffloe sen] mein, von Furcht und Hofnung unruhiges Gemue th, durch eine e Nachricht beruhigen K. 5 schutzte] gab K. 9–10 begieriges Nachfragen] Nachfragen K. 12 ihr] ihr mir K. 14 dero ue berirrdischen] deren himmlischer K. 15 fast gantz Asien begierig] ganz Asien aufmerksam K. 17 ihr nicht] ihr K. 18 verunrue e e higet] beunruhiget K. 18 gluckselig] glucklich K. 19 eine Braut mit einem Konige e e e reich uberkame] mit einer Braut und mit einem Konigreiche beschenckt wurde K. 21 Tempel zu] Tempel K. 21 reissen] verbannen K. 22–23 jene vollkommene Gleichheit meinen Augen vorstellet] jenem vollkommenen Bilde gleich ist K. 29 mein Einreden] meine Vorstellungen K.
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sich den Schatten eines Traumes so feste einbilden? Vielleicht haben die Gotter e e durch die traumende Schonheit / welche dieser Princeßin abgehet / das anhane ge¯de Heyrathsgut / als das Konigreich Cambaya / bedeuten wollen: angesehen e eine Crone in aller Menschen Augen das schonste Gesichte weg sticht. Den¯ jene e e ist bestandig und machtig genung / sich selbst zu erhalten / diese aber kan durch ein geringes Fieber verzehret werden. Zu dem muß ich doch auch gestehen / daß e diese Princeßin / meiner Einfalt nach / noch wol liebens wurdig sey. Ach / ant204
e wortete der betrubte Printz / welcher sich indessen auff das Bette geworffen hatte / sie ist nur ein Schatten gegen jenem Traume. Denn wie jener Alaba-
sterne Stirne durch die liechten Locken umb ein grosses erhaben ward: also e mißfallen mir an dieser nicht wenig die rothlich-scheinenden Haare / welche nicht e selten einen bosen Sinn verrathen. Und wie jenes Angesichte durch eine runde e Gestalt seine anmuthige Vollkommenheit darstellete: also uberschreitet dieses e e durch einige Lange die Grentzen der Schonheit. Ihre Augen sind zwar mehr schwartz als blau / iedoch sind sie nur wie ausgeleschte Kohlen / bey denen sich e kein Schwefel der Liebe entzunden kan. Ihre Lippen sind zwar Corallen ohne e e Magnet / und ihre Wangen ein mit Rosen allzu hauffig uberstreutes Feld. In e Summa / es mißfallet mir etwas an ihr / welches ich selber nicht verstehe noch e sagen kan. Ihre Freundligkeit ist mir zuwider / und ihr Schonstes komt mir vere drießlich vor / ob ich sie gleich nur kurtze Zeit betrachten konnen. Weßwegen ich den¯ lieber alle Cronen entbehren / ja sterben / ehe ich mir das Heyraths-Band zu e einer Sclaven-Kette machen wil. Diesem krafftigen Einwurffe und festem 205
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Vorsatze befand ich mich damals zu schwach / gnugsam zu widerstehen: Da hero es mir sehr gelegen war / als sich der General Rangustan / und gegenwae rtiger Herr Talemon / damaliger Reichs-Schatzmeister / anmeldeten / welche der Printz alsobald vor sich ließ. Dieser Rangustan war nun eben derjenige Ritter / welchem wir nebst dem Xemindo das Leben erhalten hatten / dahero er noch den Arm in einer Binde tragen muste / u. sich an unterschiedenen Fleisch-Wunden nicht allerdings wolauff befand. Dieser legte bald anfangs eine Dancksagung vor erwehnte Lebens-Rettung ab / und erhub abermals meines Printzen Tapfferkeit biß an den Himmel / daß ihm auch endlich der Printz hierinnen Einhalt thun muste. Der Herr Talemon aber besuchte uns Amts halber / indem ihm unsere Verpflegung von dem Kae yser anbefohlen war. Und weil er bey wae hrender Auffwartung ue ber 16 ohne] doch ohne C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 feste einbilden] fesseln und verwirren lassen K. 2 abgehet] fehlet K. 3 bedeuten] andeuten K. 4 weg sticht] nicht achtet K. 6 verzehret] verunstaltet K. e e 11–12 nicht selten einen bosen Sinn] oft eine bose Gesinnung K. 14 einige] eine ungewoe hnliche K. 16 Schwefel] klimmendes Feuer K. 19 ihr Schoe nstes komt] ihre Mienen kommen K. 20 nur] nur eine K. 21 entbehren] mißen K. 21 ehe ich] als K. 22 machen wil] zu machen K. 24 gelegen] angenehm K. 29 allerdings wolauff] auf das beste K. 30 legte] stattete K.
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der Mahlzeit die sonderbare Verwirrung meines Printzen gleichfals bemercket hatte / so ware er begierig / dessen Ursache zu vernehmen / welches ihm aber der Printz nicht eher entdeckte / biß Rangustan nach Hofe erfordert / und Talemon also bey uns allein gelassen wurde. Dieser kunte sich nun nicht enthalten / alsobald den Printzen anzureden: Wie? nunmehro e
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Konig von Cambaja / kan ein so machtiges Konigreich und so eine schone Braut e e e nicht machtig genung seyn / ein betrubtes Gemuthe auffzurichten? Oder ist e e e hieraus unsers Großmachtigsten Kaysers Danckbarkeit noch nicht genug zu spuhe ren? Mein Printz horete diese verweißliche Frage mit gedultigen Ohren an / beantwortete sie aber dergestalt: Mein Herr Schatzmeister / ich erkenne mich e e freylich dieser Princeßin unwurdig / und hatte mich dessen nim ¯¯ ermehr versehen / e daß ich durch meine geringe Dienste / nicht so wol einen Koniglichen Thron besteigen / als auch eines so grossen Monarchens Eydam werden solte. Allein / e saget mir von Grund eures Hertzens / ob mein Betrubniß zu tadeln sey / wenn ich e keine Gegen-Liebe verspure / u. von dem Cron-Printzen mit schelen Auge¯ angesehen werde? Wie nun solcher Liebes-Zwang nur iederzeit Wermuth im Munde / e und Eckel im Hertzen mit sich fuhren wird / also scheinen mir aus des Printzen e Gesichte lauter gefahrliche Cometen / deren Bedeutung erst nach des Herrn Vae e ters Tode auff meinen Kopff fallen mochte. Talemon verspurte des Printzen
Irrthum / iedoch wolte er sich nach Art kluger Hofe-Leute nicht allzu geschwinde bloß geben / sondern hub einen weitlae ufftigen Discours von der Landschafft Tannassery an / also / daß mein Printz genung zuthun hatte / e gebuhrende Antwort zu geben. Denn weil er in seiner Jugend Siam durchreiset / und sich auch einige Zeit an dem Hofe zu Tannassery auffgehalten hatte / so wuste er mehr zu fragen / als mein Printz zu antworten. Ja als Talemon fortfuhre / nach der Stamm-Linie der Tannasserischen Regenten zu forschen / gab mir der Printz einen Winck / diesen Discours zu unterbrechen. Ich saß selber wie ein Feuer / und wuste in der Angst nichts zu sagen / als daß ich fragte: Ob der Herr Schatzmeister auch eine feine Gemahlin e e ¯¯ t dem Herrn diese Frage in Sin¯? antwortete er lachelnde: ich will hatte? Wie kom nicht hoffen / daß diese Frage einige Bedeutung nach sich ziehen werde. Nach diesem verließ er mich / und wendete sich wieder zum Printzen / welcher sich schlaffende anstellte. Als er aber nach einer halben Stunde die Augen wieder aufschlug / verfolgte ihn Talemon mit dieser Rede: Gnae digster Herr / sie verzeihen meinem Vorwitz / welcher vielleicht zu ihrem besten angesehen ist. Ja ich sage / daß es dero eigne Wohlfarth erfodert / mich in die Zahl derer vertrauten Diener auffzunehmen. Sie vermercken es demnach in hohen Gnaden / e wenn ich zwar aus deren angebohrnen Majestat eine hohe Person muthmasse:
4 erfordert] gefordert K. 9 verweißliche] spitzfue ndige K. 16 solcher LiebesZwang] solche erzwungene Liebe K. 17 fue hren wird / also scheinen mir aus] fue hret, so stellen sich mir, in K. 18 Cometen] Cometen dar K. 19 auff meinen Kopff fallen e e e mochte] in eine traurige Erfullung gehen mochten K. 31 einige Bedeutung nach sich e ziehen werde] eine Bedeutung haben solte K. 33 schlaffende] schlafrig K. 35 angesehen ist] abzielet K.
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allein daß sie ein Printz aus Tannassery seyn solten / solches dero Wissenschafft verneinen / und mir heimlichen Beyfall geben lasse. Denn mir einig und allein an e diesem Hofe ist bekant / wie der letzte ungluckliche Printz Pantoja in Tannassery von seiner boßhaften Stieffmutter mit Gifft vergeben worden / in Meinung ihrem e sechs jahrigen Sohne den Thron vorzubehalten / welcher aber nach 2. Jahren im Tode folgete / und also der gantze Stamm / biß auff den alten Vater / mit welchem auch die Hofnung zu einigen Erben zu Grabe gehet / abgegangen ist. e e Dahero so unmoglich / als sie nun ein Printz von Tannassery seyn konnen / so gewiß und unfehlbar schliesse ich / daß sie aus wichtigen Ursachen an diesem Hofe ihren hohen Stand verdecken / und sich unbekandter Weise aufhalten wollen. Wie nun solches bisweilen eine kluge Staats-Vorsicht erfodert / also ist es e zugleich hochnothig / sich ingeheim aufrichtige Freunde zu schaffen / welche aus Erfahrung in deren Angelegenheiten mit Rath und That dienen / und ihre Ane e e schlage ersprießlich befodern konnen. Wollen nun E. M. in meine wenige Person / e welche bereits in Konigl. Diensten 32. Jahr getreu gewesen / einiges Vertrauen e e setzen / so gelobe ich alle / iedoch meinem Kayser unschadliche / Treue und e Aufrichtigkeit. Ja ich schwere bey allen Gottern und verspreche an Eydes statt / nicht allein deren Stand in geheim zuhalten / sondern auch E. M. in ietzigem verwirrten Zustande dermassen treulich beyzustehen / und solche Geheimnisse zu e entdecken / welche sie hoch nothwendig wissen mussen / daß ich mich dessen lebenslang um E. M. werde zu erfreuen haben. Hier fand sich nun der Printz
dermassen betreten / daß er theils anfangs verstummte / theils auch sich e uber die Klugheit des Talemons verwundern muste / und indem er sein hohes Betheuren hoe rte / auch iederzeit eine sonderbahre Zuneigung gegen e diesen Mann in sich verspuhrt hatte / so brach er endlich in diese Worte heraus: Weil ich mich denn durch eure Klugheit verrathen sehe / so traue ich eurer
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Auffrichtigkeit. Wisset demnach / daß ich ein Kron-Printz aus Ava bin / welchen e die Grausamkeit des Vaters / und die Boßheit des Bramanischen Koniges Chaumigrems / welcher sich eine geraume Zeit an selbtem Hofe aufgehalten / gee zwungen hat / sein Glucke durch Verstellung anderwerts zu suchen / und wie mir e e die Gotter zu Pandior nach Pegu gerathen / und mir allda meine Vergnugung e versprochen / so bin ich nicht wenig besturtzt / wenn ich deren Außspruch auf e widrige Art erfullet sehe. Denn ihr solt ferner wissen / nunmehro vertrauter e Talemon / daß ich mein Vergnugen nicht in Land und Leuten suche / als welches
1–2 solches dero Wissenschafft verneinen / und mir heimlichen Beyfall geben lasse] solchem kan ich ohnmoe glich Beyfall geben K. 2 mir] mir ist K. 4 vergeben worden / in Meinung] hingerichtet worden, damit K. 5 den Thron vorzubehalten] der e Thron zu Theil werden mochte K. 5 im] ihm im K. 7 zu Grabe gehet] verschwune den K. 8 so unmoglich / als] wie unmoe glich es ist daß K. 11 es] es doch K. e e e e 12 hochnothig] hochst nothig K. 16 gelobe ich alle / iedoch meinem Kayser une schadliche] verspreche ich alle, meinem Kayser unbeschadete K. 18 deren Stand in geheim] dero Stand verborgen K. 19 dermassen treulich] so K. 22 betreten] verwirret K. 26 heraus] aus K. 30 anderwerts] in fremden Gegenden K. 33 sehe] sehen muß K.
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mir die Gotter nach meines Vaters Tode an dem machtigen Konigreiche Ava e sattsam stillen werden: sondern es haben mir die Gotter in dem Tempel Pandior e eine Schonheit im Traum vorgestellet / und mich solche zu suchen angereitzet / e daß ich mir nicht getraue / langer diese Zeitligkeit zu geniessen / wo nicht eine e e e Gleichheit dieses nachtlichen Gesichtes sich von mir finden last. Großmachtigster Printz / antwortete Talemon hierauff ehrerbietigst / ich erkenne ihren Irre thum / und mercke ihr Mißvergnugen: so haben sie sich denn die Helffte gerathen / indem sie mir den wahren Zustand ihrer hohen Person entdecket. Die e Princessin nun / womit unser Kayser seine Danckbarkeit zu bezeigen vermeinet hat / ist nicht dessen Tochter / wie der Printz in den irrsamen Gedancken stehet / sondern eine Princessin von Savady / welches Land als ein Lehnreich von Pegu verwichener Jahre der Tyrann von Brama / als des Chaumigrems Bruder mit taue send drey hundert Schiffen zu Wasser belagert / eingenommen / den Konig gefangen / und diese Princessin verjaget / welche so dann ihre Zuflucht zu unserm Hofe genommen / und sich einige Zeit als eine Gespielin / der Durchlauchtigsten e Banisen / Erb-Princessin von Pegu / hier auffgehalten hat. Diesen Bericht horte
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mein Printz mit auffmercksamen Ohren an / und wurde begierig / durch e vieles Fragen alle Umstande zu wissen. So ist dieses nicht die schoe ne Princessin 20
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von Pegu / von welcher gantz Asien zu sagen weiß? Nein / diese ist es nicht / antwortete Talemon / ja hier unter der Rose / sie ist nicht ein Schatten gegen e jenem Liechte zu rechnen: und weil sie sich gar selten sehen lasset / ausser wen¯ es e der Kayser ihr Herr Vater befiehlet: so hat es auch heute gefehlet / daß sie nicht bey der Tafel erschienen. Hier muste nun Talemon ihre gantze Gestalt be-
schreiben / welches den Printzen in solche vergnue gte Verwunderung setzte / e daß er uberlaut ausrieff: O ihr gue tigen Goe tter / vergebet mir das in euch gesetzte Mißtrauen / welches die Ungedult / als aller Verliebten stete Begleiterin / in mir e verursachet hat. Diese / ach ja diese Schonheit ist es / an welcher ihr eure Bile dungs-Kunst erweisen / und mit eurem Meisterstucke gegen mich prangen wole len. Wie artig wisset ihr eure Worte zu erfullen? Es wird ein fremdes Bild so Aug als Liebe blenden: lautete der verdeckte Ausspruch / ach so lasset doch auch das e e folgende seine gluckliche Erfullung erreichen / wenn ihr versprechet / ich solte endlich die Ruhe finden. Allein / fuhr er fort / den Talemon zu fragen / wie daß sich denn der Printz Xemin so widersinnisch anstellet / wie wird denn derselbe durch mich beleidiget? Hierunter stecket / antwortete Talemon / ein sonderbahres Geheimniß. Denn erwehnter Printz hat sich in die Princeßin von Saavady
11 Sarady Df. in A] Savady B, C, D, E, F, G, I, J, K.
30 Liebe] hertze I.
2 sattsam stillen] befriedigen K. 10 irrsamen] irrenden K. 13 belagert] angegriffen K. 18 wissen] erfahren K. 22 hat es auch heute gefehlet / daß sie] ist es auch die Ursache warum sie nicht heute K. 29–30 so Aug als Liebe] dein Aug und Liebe K. 32–33 wie daß sich denn] Was ist es denn, daß sich K.
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unsterblich verliebet / und gehet mit dem festen Vorsatz schwanger / sie dermaleins auff den Thron von Pegu neben sich zu setzen / welchem aber der Wille des Herrn Vaters durchaus nicht beypflichtet / weil sie vors erste eine Vasallin von Pegu ist / vors andere / sich Pegu mit Siam durch eine Heyrath des Printzens mit der e e Princessin Fylane verbinden soll. Dieses gedencket nun der Kayser kluglich hintere trieben zu haben / wenn er die Princessin von Saavady anderwerts vermahlet / und dem Sohne alle Hofnung / sie zu erlangen / raubet. Wie / fragte mein Printz / e solte sie wohl so thorlich handeln / und den Thron von Pegu ausschlagen? Warum e stellet sie sich denn so be trubt an / da sie weder mich noch den Verlust des e Printzen von Pegu beweinet? Die Gemuther der Menschen / erwiederte Talemon / sind unterschiedlich / indem manches die Liebe Cron und Thron vorzeucht. e Und dieses thut fast die Princessin von Saavady / indem sie sich vergnugter einbildet / den geringern Thron von Tangu zu besitzen / weil die Person des Printzen Zarang ihre Augen und Hertz dermassen eingenommen / daß sich auch die gantze e e Welt vergebens bemuhen wurde sie von dieser Liebe abzuziehen. Wiewohl ihre Unempfindligkeit gegen dem Xemin sattsam gerochen wird / indem sie gleichfals e von dem Zarang keiner Gegen-Liebe gewurdiget wird. Und was verhindert / fragte mein Printz ferner / denn den Zarang an solcher Gegen-Liebe? Die e schone Princessin von Pegu / antwortete Talemon. Uber welchen Worten mein
Printz dermassen erschrack / daß er gantz aus sich selber zu seyn schiene / und wue rde er eine neue Klage angestimmet haben / wenn nicht Talemon e e fortgefahren / und ihn getrostet hatte: Er liebet sie heftig / sagte er: so un-
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glucklich aber Printz Xemin gegen die Princessin von Saavady / und hingegen diese e e gegen den Printz Zarang ist / so unglucklich / ja weit unglucklicher ist Za rang gegen unsere Princessin Banise. Denn ob ihm gleich die Gnade und Gewogenheit e e unsers Kaysers nicht wenig zu statten kommt / so ist doch ihr nicht so wohl seine e Person / als auch seine viele Untugende¯ / die er durch Hochmuth / Ruhmratigkeit / e e vieles Sauffen / und auch kundbaren Unzucht offters mercken last / dermassen zuwider: daß sie lieber eine Schlange als dessen Gegenwart erdulden kan: wiee wohl sie der vaterliche Befehl zwinget / sich von ihm bedienen zu lassen. Sie e wendet zwar vor / weil Tangu auch ein Lehnreich von Pegu ware / warum sie weniger als ihr Bruder / Printz Xemin / solte geachtet seyn / welchem die Liebe e gegen die Princessin von Saavady deswegen untersaget wurde / weil sie eine e e e Vasallin ware. Nun ware ja Zarang auch ein Vasall: warum wurde es ihr denn nicht
24 den Printz Zarang ist] den Printz Zarang H, I. den Printzen Zarang J, K. 1 gehet mit dem festen Vorsatz schwanger] hat den festen Vorsatz K. 2 setzen] erheben K. 11 unterschiedlich] verschieden K. 11 vorzeucht] dem andern vorziehet K. 13 Printzen] Prinzen von K. 14 eingenommen] geblendet K. 16–17 gleichfals von dem Zarang keiner Gegen-Liebe gewue rdiget wird] gleichfalls Zarang keiner Gee e genliebe wurdiget K. 27 auch] vielmehr K. 27 Ruhmratigkeit] Ehrsucht K. 28 kundbaren] offenbare K.
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erlaubet / sich dem Kayserlichen Willen gleichfals gemaß zu bezeigen? Allein der e e Kayser schutzet solche Staats-Ursachen vor / welche auf eine blosse Zuneigung gegen den Zarang auslauffen / daß auf solche masse die arme Princessin nicht e e wenig geqvalet wird. Und also haben sie das gantze Ratzel unsers verliebten Hofes e aufgeloset / nach welchem sich denn mein Printz richten / und sich meiner wenigen / doch getreuen Dienste dabey versichern kan. Ist das nicht ein verwirrtes Liebes-Spiel / hub mein Printz hierauff an / da so viel Personen lieben / zugleich e hassen / und doch keines vergnuget wird. Ja was verwunderlicher / so werde ich e e auch in dieses Spiel mit eingeflochten: helffet derowegen ihr gutigen Gotter / daß ich in diesem Kampffe den besten Krantz davon trage. Inmittelst werdet ihr / mein werthster Talemon / bedacht leben / alles was vorgehet / mir genau zu hintere bringen. Ich versichere euch vollige Gnade und reiche Belohnung. Nach einigen e e Tagen ward uns von dem Kayser Erlaubniß zugeschicket / unsere Vergnue gung in dem Kayserlichen Lust-Garten zu suchen / welches denn meinem Printzen sehr angenehm war / weil er von dem Talemon berichtet ward / daß die Princessinnen denselben oe ffters besuchten. Dannenhero / als wir e eines Tages verstandiget worden / daß sich Xemindo mit denen Princessine e nen im Garten befinden wurde / legte mein Printz einen von grunen Atlaß e e mit Golde reichlich durchwurckten Rock an / setzte einen kunstlich-gewundenen Bund / an welchen einige Federn von dem Sinesischen SonnenVogel / durch ein kostbares Kleinod gehefftet war / auff sein Haupt: der rech ten Brust hieng er der Princeßin von Saavady Bildniß an / und seinen mit Diamanten reichlich versetzten Sebel vermittelst einer gue ldenen Ketten um den Leib / welches ihn dermassen ansehnlich machte / daß es anders unmoe glich war / ein Frauenzimmer muste sich in ihn verlieben. Hierauff verfue gten wir uns nach dem Garten / welcher zur Seiten des Schlosses / und in drey Theile abgetheilet war. Die erste Abtheilung stellete einen gewaltig-schoe nen Baum-Garten vor / welcher einem anmuthigen Luste walde nicht unahnlich war / in dessen Mitten gab es einen Teich / auff welchem Schwanen / Reiher und Enten herum schwammen. Die andere Abtheilung bestund in einem Zier- und Lust-Garten / in demselben war alles anzutreffen / was die Natur und Kunst hervor zu bringen fae hig war.
21 war] waren C, D, E, F, G, H, I, J, K. 27 und in] in C, E, F, G, H, I, J.
22 hieng er der] hieng der E, F, G, H, I, J.
e e 3 masse] Weise K. 4 geqvalet] gemartert K. 8 vergnuget wird. Ja was verwundere licher] ein Vergnugen empfindet. Ja was noch mehr zu bewundern K. 10 den besten Krantz] die beste Crone K. 13 zugeschicket] ertheilt K. 15 berichtet ward] Nache richt erhielt K. 17 verstandiget worden] benachrichtigt wurden K. 17–18 denen Princessinnen] der Princeßin K. 19 mit] und K. 21–22 der rechten] an die rechte K. 23 versetzten] besetzten K. 24 ansehnlich machte] zierte K. 28 gewaltig-schoe nen] e schonen K. 29 gab es einen] war ein K. 31 Zier- und Lustgarten] zierlichen Lustgarten K.
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Hier sprang ein kue nstliches Wasser / dort blue hte ein rares Gewae chse / und war alles in so verwunderliche Ordnung eingetheilet / daß ich nicht glaube / daß seines gleichen in Asien mehr sey. Welches denn um so vielmehr zu bejam ¯¯ ern / daß dieser herrliche und recht Koe nigl. Lust-Garten e sonder Zweifel bey verwichenen allgemeinen Landverderben wird zerstoret worden seyn. Das dritte Theil dieses Gartens war mit einer hohen Mauer abgesondert / hinter welchem einige fremde Thiere aufbehalten wurden. Als wir nun den Baum-Garten be treten / und dessen zierliche Pflantzung der Bae ume betrachteten / indem immer eine Reihe Pomerantzen- Liemoe e nien- Dattel- und Oel-Baume / nebst andern fremden Gewachsen / weche sels-weise gesetzet waren / so horten wir zur Seiten eine Person singen / e welche durch ihre beweg- und klagliche Stimme ihr hefftiges Leiden satte sam zu erkennen gab / da wir bey Annaherung folgende Worte vernahmen:
1. Gute Nacht / ihr harten Sinnen / Gute Nacht / du Felsen-Hertz. Soll mein Hofnungs-Wachs zerrinnen? Ist mein Lieben nur dein Schertz? Ey so will ich dir beyzeiten / Eine gute Nacht andeuten. 2. Diamanten mue ssen springen / e Wenn sie schlechtes Bocks-Blut kuhlt: e Und ein Tyger last sich zwingen / Daß es mit dem Menschen spielt. Hier muß Diamant und Tyger / Dich erkennen als Besieger.
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3. Stahl muß weichen / Gold muß fliessen / Wenn es nur die Glut beseelt: e Und durch offteres Begiessen / e Wird der Stein leicht ausgehohlt. Aber du wilst dich erweisen / Mehr zu seyn als Stein und Eisen. 26 es] er B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
33 leicht] gleich B, C, D, E, F, G, H, I, K.
2 verwunderliche] bewundernswue rdige K. 4 bejam ¯¯ ern] bedauern K. 6 mit einer hohen] durch eine hohe K. 11 zur Seiten] auf der andern Seite K. 12 beweg- und e e klagliche] klagliche K. 12–13 sattsam] deutlich K.
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4. e Du verachtest meine Thranen / Du verlachest meine Treu: Ich darf niemals fast erwehnen / Wie mein Geist entzue ndet sey. Also koe nnen selbst die Zeiten / Nicht den harten Sinn bestreiten. 5. e Wider das Verhangniß leben / Ist den Menschen nicht erlaubt: Harte Eichen widerstreben / e Biß der Blitz die Harte raubt. e e Darum hute dich / du Schone / e Daß die Reue dich nicht krone. 6. Zwar ich will dich gerne goe nnen / Dem / dem du dich zugedacht: Wirst du dich verbessern koe nnen / Sag’ ich willig gute Nacht! Doch wenn es dich wird gereuen / Wird der Himmel mich erfreuen. Welche letztere Worte von einem tieffen Seufftzer begleitet / und wir in sorgsames Nachdencken versetzet wurden: wer doch immermehr solche Abschieds-Gedancken hegete. Solches aber zu erfahren / und aufzupassen / hae tte uns moe gen vor einigen Vorwitz ausgedeutet / und als Fremden verue belt werden / dahero wir uns so fort zurue cke / und nach dem innern Garten begaben / und weil kurtz hernach Printz Xemin hinter uns folgete / so e e muthmaßten wir bald / daß er die betrubte Stimme musse gewesen seyn. Weßwegen denn mein Printz sagte: Armseliger Printz / ich meines theils wue n17 Dem / dem] Dem, den F, G, H, I, J. K.
23 immermehr] immer B, C, D, E, F, G, H, I, J,
e 17 dem du dich] den du dir K. 24 hegete] hegen mochte K. 24 aufzupassen] e e zuforschen K. 25–26 verubelt] ubel aufgenommen K. 29–4 Armseliger Printz / ich e e meines theils wunsche dir von Hertzen die Vergnugung / welche du in Besitzung der Princeßin von Saavady zu haben vermeinest / ich schwere dir / keinen Eintrag zu thun / e e sondern wurde mich vielmehr begluckt und verpflichtet achten / wenn ich durch dich e e einer solchen verdrießlichen Liebe uberhaben wurde.] Armseliger Prinz, ich meines e e Theils wunsche ihnen von Herzen das Vergnugen, welches sie im Besitz der Princeßin e von Saavady zu haben vermeynen, ich schwore ihnen, keinen Eintrag zu thun, sondern e e wurde mich vielmehr begluckt und verpflichtet achten, wenn ich durch sie einer solchen e e verdrießlichen Liebe uberhoben seyn wurde K.
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sche dir von Hertzen die Vergnugung / welche du in Besitzung der Princeßin von Saavady zu haben vermeinest / ich schwere dir / keinen Eintrag zu thun / sondern e e wurde mich vielmehr begluckt und verpflichtet achten / wenn ich durch dich einer e e solchen verdrießlichen Liebe uberhaben wurde. Unter diesen Reden gelangeten
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221 Kupfer (Abb. 5)
wir in den Lust-Garten / worinnen unsere Augen so viel zu sehen vor uns fanden / daß wir vermeinten / in ein irrdisch Paradieß zu kommen. Wir sahen niemand in dem Garten / muthmasseten doch / daß sie sich wol vor der Sonnen-Hitze in denen bedeckten Spatzier-Gae ngen auffhalten wue rden. Als wir aber fast die Mitten / allwo ein herrliches Lust-Haus stund / erreichet hatten / wurden wir die Princeßin von Saavady hinter uns gewahr / e welche wir im Vorbeygehen wegen vieler Auffmercksamkeit ubersahen / und weil sich Printz Xemin bereits bey ihr einge funden / so wolte mein Printz nicht erst wieder umkehren / sondern stellte sich an / als sae he er sie e nicht / dahero wir uns iemehr und mehr unter die erhabenen Gewachse begaben / hinter welchen wir sie / sie aber nicht uns / bemercken kunten. Hier sahe ich nun mit Lust / mein Printz aber mit sonderbahrem Mitleiden e zu / wie sich der arme Xemin vergebens bemuhte / ihre Gunst nur durch ein geringes Zeichen zu erlangen. Ihre Augen waren von ihm abgewandt / und ob er sich gleich stets mit Reden zu unterhalten schien / so erhielte er doch keine Antwort / sondern sie stellte sich / als ob sie mehr Achtung auff die Blumen / als seine Worte gae be / dahero sie denn nur durch Singen ihre e vertieffte Gedancken zu erkennen gab. Als sie sich aber uns naherten / e verfugten wir uns weiter nach einem langen und offenen Spatzier-Gang / welchen wir auszugehen erwehlten. Wir hatten kaum zehn Schritte fortgesetzet / so erhub sich ein hefftiges Geschrey hinter einem kleinen RosenGepue sche / in kurtzem aber sahen wir zur Seiten den Kae yser / und den Printz Zarang nebst unterschiedenen Frauenzimmer voller Schrecken und Angst lauffen / daß wir also nicht wenig erschracken / indem wir keine Ursache solcher ae ngstlichen Flucht sahen oder wusten. Wir wolten gleiche fals umkehren / und den Kayser entgegen eilen / ihm auf allen Nothfall beyzustehen / siehe o wun derliches Schicksal des Himmels! so lieff uns die schoe nste Schoe nheit voller Angst und Schreyen entgegen / weil sie ein grausames Panterthier / welches aus Nachlae ssigkeit des Thier-Gae rtners durch ein Gatter gerissen / und also in den Lust-Garten gekommen war / vere e folgte. Mein Printz ware entzuckt stehen geblieben / wenn ich ihn nicht e eilend erinnert hatte / die Princessin in so augenscheinlicher Lebens-Gefahr zu retten. Worauff sich mein Printz ermunterte / und ihr mit blossem Sebel entgegen eilte. Wie er denn zu hoher Zeit ankam / indem das grim19 sich] sie C, D, E, F, G, H, I, J, K. 4–5 gelangeten wir in den Lust-Garten] langeten wir in den Lustgarten an K. 7 doch] aber doch K. 25–26 einem kleinen Rosen-Gepue sche] einigen kleinen Rosengebue schen K. 30 allen] den K. 38 hoher] rechter K.
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mige Thier bereits die Tatze hinten in ihren Rock eingeschlagen / und zur e Erden zu reissen bemuhet war. Der Printz wuste in der Angst nicht / ob er e hauen oder stechen solte / derowegen er einen Stoß nach dem Thiere fuhrete / welcher in ein Auge gerieth / und ihm so hefftig schmertzte / daß es e die Princeßin verließ / um diesen Stoß an meinem Printzen zu rachen / und ihn so grausam anfiel / daß es ihm den Bund vom Kopfe riß. Ich lief demnach auch herbey / meinen Herrn zu retten / ehe ich aber herzu kam / hatte er ihm bereits durch einen gewaltigen Hieb das Haupt gespalten / daß es todt zur Erden stue rtzte. Indessen lag die schoe ne Blume / die Princeßin / sage ich / in dem Grase in einer tieffen Ohnmacht / dahero mein Printz alsobald den blutigen Sebel wegwarff / und sich neben sie auff die Knie setzte / auch durch sanfftes Schue tteln sie zu ermuntern trachtete. Hier lag e e nun die Rose / welche alle Schonheit des Gartens ubertraff / mein Printz verwendete kein Auge von ihr / und sagte heimlich: Diß ist der Goe tter Schoe ne heit / die sie mir zu Pandior gewiesen. Endlich hatte es nicht viel gemangelt / e daß nicht der Printz neben sie ins grune Graß gesuncken wae re / so sehr e hatte ihn Liebe / Verwunder- und Besturtzung eingenommen. Endlich eilte e der Kayser / Zarang und das Frauen-Zimmer / gantz erschrocken herbey / und vermeynten nicht anders / weil der Schweiß des Panthers hin und wieder das Graß gefae rbet / die Princessin sey bereits erwue rget / und nur ihr Tod gerochen worden: dannenhero sich ein solches Zeter-Geschrey erhub / daß es weit erschallete. Xemindo fiel neben sie nieder / Printz Zarang stund als ein Stock / Xemin und die Fr. von Saavady kamen endlich auch dazu / mein Printz saß unbeweglich / und hatte seine Augen an ihre Wangen gehefftet / ja das Frauen-Zimmer beweinte sie als todt / und ich glaube / dieses unnoe thige Trauer-Geschrey hae tte noch nicht seine Endschafft ere reicht / wenn ich ihnen nicht den gantzen Verlauff berichtet hatte / wie die Princessin nur vom Erschreckniß in eine Ohnmacht gerathen / und gantz unbeschae diget wae re / worauf sie sich allerseits wieder zu fassen begunten. e e Der Kayserliche Herr Vater hub sie mit thranenden Augen auff / und legte sie meinem Printzen in die Schoß / welcher dahero noch entzue ckter / und mehr einem Bilde als einem Menschen gleich wurde. Als sie nun mit koe stlichem Balsam bestrichen / und durch frisches Wasser etwas erqvicket war / schlug sie die holdseligen Augen auf / und wuste nicht / wo sie war. End1–2 und zur Erden] und sie zur erden E, F, G, H, I, J, K. e 3–4 fuhrete] wagte K. 5–6 und ihn] ihn K. 15 gewiesen] im Traume abgebildet worden K. 16 sie] ihr K. 17 hatte ihn Liebe / Verwunder- und Bestue rtzung eingee e nommen] hatten sich Liebe, Verwunderung und Besturzung seines Herzens bemachtiget e K. 21 Zeter-Geschrey] furchterliches Geschrey K. 22 weit erschallete] den ganzen Garten durch schallete K. 22 sie] ihr K. 23 ein] ein unbeweglicher K. 28 Erschreckniß] Schrecken K. 28 gerathen] gesunken K. 29 fassen begunten] e beruhigen schienen K. 32 gleich] ahnlich K.
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lich / als sie sich etwas mae chtiger befand / richtete sie sich vollend auff / und setzte alle Anwesende in eine ungemeine Freude. Printz Zarang aber ließ seine Eyfersucht aus den Augen blicken / da es ihm doch eben so wohl freygestanden / sich auff dergleichen Art um die Princeßin verdient zu e machen / wenn es seine furchtsame Tapfferkeit zugelassen hatte. Nachdem e es sich nun vollig mit der Princeßin gebessert hatte / betrachteten sie ins gesamt den grausamen Panther / welcher auch noch im Tode entsetzlich war / weswegen sich denn der Kae yser zu meinem Printzen wendete / und ihn mit der freundlichsten Umarmung also anredete: Allerwerthester Pan-
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toja / so haben euch denn die Gotter hergeschicket / mein Leben zu erhalten / und dieses mein liebstes Kind mir auffs neue wieder zu schencken? wodurch ihr mich e e zu freyer Bekantniß zwinget / daß / ob mir zwar die Gotter ausser der Unsterblige keit alles moglich zu machen / erlaubet / mir es dennoch an vollkommener Danckbarkeit ermangeln will / womit ich euch diese unvergleichlichen Heldene Dienste sattsam belohnen konne. So nehmet denn von mir diesen Kuß / und von e e der Princeßin Banise eine mundliche Dancksagung / als ein Zeichen hochster e Danckbegierigkeit an: ja weil ich nichts ersinnen kan / womit Pegu seine Erkante ligkeit konne darthun / so solt euch eine freye Bitte erlaubet / und solche auch mit e der Helffte meiner Crone gewehret werden. Nach diesem erofnete die himmlische Banise ihre Rosen-Lippen / und sagte zu meinem Printzen: Tapfferer e Pantoja! ob ich mich zwar nicht wenig beschamt finde / daß ich einem fremden Manns-Bilde in den Armen befunden worden / so wird doch solche Scham durch e euer hohes Verdienst gantzlich getilget / und wie ich euch lebenslang vor meinen e e Erloser halten werde / also habet ihr euch auch aller anstandigen Gnade von mir zuversichern. Diese Zuckerworte wurffen meinen Printzen zu der Erden /
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daß er mit den verliebtesten Geberden den Saum ihres Rockes kue ste / und mit schwacher Stimme antwortete: Großmae chtigster Kae yser / Uberirrdische e
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Princeßin! Ich als ein geringes Werckzeug der Gotter bin viel zu unwurdig / soe e thaner hohen Gnade / womit mich dero hohe Freygebigkeit uberschuttet. Ich habe gethan / was meine Pflicht erfodert / und worzu mich der innerliche Trieb / in dero e e Diensten zu sterben / anfuhret. Ich bitte nichts mehr / als ein gnadiges Auge / und freyen Zutritt / so wird mir iederzeit die Wohlfarth dieses hohen Hauses auf meine Seele gebunden seyn. Worauff ihm die Princessin ihre Hand zum Kusse / als e
ein Zeichen hoher Gnade / darreichte / und nebst dem Kayser den Garten 15–17 von der Princeßin Banise eine mue ndliche Dancksagung / als ein Zeichen hoe chster e Danckbegierigkeit an] von der Princeßin Banise als ein zeichen hochster danckbegierigkeit an C, E, F, G, H, I, J. e
1 vollend] vollkommen K. 15 von der Princeßin Banise eine mundliche Dancksagung als ein Zeichen hoe chster Danckbegierigkeit] von der Princessin Banise als ein Zeichen e hochster Dankbegierde K. 21 finde] befinde K. 22 befunden worden] liege K. e 23 euer hohes Verdienst] eure hohen Verdienste K. 24 Erloser] Schutzengel K. e e e e 27 Uberirrdische] Himmlische K. 29 uberschuttet] uberstromet K.
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verließ. Von dieser Stunde warff Zarang einen toe dtlichen / doch unverschuldeten Haß / auff meinen Printzen / und verlohr sich bald hernach zugleich aus dem Garten. Printz Xemin aber / nebst der Princeßin von Savady / und dem andern Frauenzimmer / blieben zurue cke / und wolten e e bey den Blumen ihre geangsteten Kraffte wieder erholen: als mein Printz voller Gedancken sich nach einer Gallerie begab / in welcher er seiner e Liebe vollig den Zaum wolte schiessen lassen / daher ich ihn denn nicht e verstoren / sondern allein lassen wolte. Ich gieng indessen gleichfals meinem Willen nach / und betrachtete das Peguanische Frauenzimmer / welches mich zu sich rieff / und mich in ihre beliebte Gesellschafft mit auffnahm. So angenehm mir nun dieses war / so verdrießlich hingegen fiel mir die Gauckeley / wel che sie als Lust-Spiele zu ihrer Zeit-Vertreibung anfiengen / und mich hierzu mit einschlossen / biß mich endlich eine von diesem e Frauen-Zimmer erledigte. Diese / weil ich nicht ubel gekleidet / auch noch sonst ansehnlich gnung war / hatte sich vielleicht vorgenommen einen Fuchs der Liebe nach mir zu schiessen / dannenhero sie mich bey der Hand e ergriff / und unter dem Vorwand / daß sie erwehnten Spielens auch ubere e e drussig sey / mich zu einem und andern Lust-Brun¯en fuhrte. Wahrenden e Gehens fuhrte sie allerhand Reden gegen mich / welche aber alle auff eine Nachforschung wegen eigentlichen Zustandes meines Printzen hinaus lieffen: als ich aber meinem Bedue ncken nach auf alle Fragen richtig geantwortet hatte / fragte sie zuletzt auch nach meiner Beschaffenheit. Hier zog ich nun mein grosses Messer hervor / und schnitt solche Lufft-Streiche von meinem vornehmen Adel / stattlichem Vermoe gen und grosser Gnade meie nes Printzen / daß sich das Wasser in denen Spring-Brunnen hatte hemmen e e e mogen. Sie horte mit sonderbahrer Vergnugung zu / und erzehlete mir e zugleich aus eigner Bewegniß ihren Zustand mit solchen reichen Umstane den / daß fast alles mit dem meinigen uberein traff / und ich leicht mercken e kunte / wie Speck und Butter zusammen kom ¯¯ en waren. Der Endzweck ihres Discurses aber lieff auff eine Liebe zwischen uns beyden hohen Personen hinaus; indem sie sich nicht scheute zu sagen / wie sie den ersten Augenblick / als sie mich gesehen / eine Gelue bde gethan / mich ihrer Liebe wue rdig zu machen. Ob mir nun zwar nichts weniger in Sinn gekommen war / e als daß ich eine solche heßliche Schonheit lieben solte: so dauchte es mich 32 mich] und J. 2–3 hernach zugleich] hernach K. 7 wolte schiessen] suchte schießen zu K. 12 Gauckeley] Gauckeleyen K. 12 ihrer Zeit-Vertreibung] ihrem Zeitvertreibe K. 13 mit einschlossen] einluden K. 14 erledigte] befreyete K. 16 Fuchs] Pfeil K. 22 zuletzt auch] zuletzt K. 23 schnitt solche Lufft-Streiche] erzehlte ihr solche Dinge e e K. 25–26 hemmen mogen] mogen bewegen K. 27 eigner Bewegniß] eignem Ane trieb K. 29 wie Speck und Butter zusammen kom ¯¯ en waren] daß zwey Auffschneider zusammen gekommen waren K.
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doch sehr ersprießlich vor meinen Printzen zu seyn / wenn ich mich mit iemand von seiner geliebten Princeßin Frauen-Zimmer bekandt machte. Denn / sie nicht zu lieben / war dieses die Ursach / daß es zu beklagen ist / wenn die verliebtesten Hertzen oe ffters mit den heßlichsten Angesichtern begabet seyn. Sie war endlich dem Wachsthum nach gut gnung: allein wie ihr Gesichte vermittelst breiter ue berhangender Stirne und spitzigen Kinnes einen rechten Triangel machte / also war sie so unvergleichlich mager / daß ich vermeinet hae tte / es wae re unmoe glich / daß sie vom Fleisch und Blut e einige Anfechtung haben solte. Ja ihr Angesichte hatte einen Mahler zu e Vollkommenheit seiner Kunst verhelffen konnen / angesehen er die Vere tieffungen aus denen Gruben ihrer gedorrten Wangen / die Schattierung aber aus ihren Farben / da sich gelbe in schwartz-braun verlohr / sattsam e e lernen konnen. Durch Beschreibung des ubrigen will ich meinen hochgee ehrten Zuhorern keinen Eckel erwecken. Das beste an ihr war / daß sie bey der Princeßin Banise sehr wohl gelitten und in sonderbahren Gnaden stund. Welches mich denn auch veranlaste / sie meiner Gegen-Liebe zu versichern / wodurch sie mir eines und anders von ihrer Princeßin entdeckte / und zwar / wie sie so sehr mit der verdrießlichen Liebe des Zarangs gee e e plaget wurde / nach deren Erlosung sie taglich seufzete! Nach diesen Unterredungen sahen wir uns nach unsern Hoe hern um / da wir denn niemanden / als den Printzen Xemin voller Gedancken bemerckten / von welchem sich die Princeßin von Savady verlohren hatte: endlich kam auch mein Printz wieder hervor / welcher auf den Xemin zugieng. Ich verließ meine neue Liebe / und wendete mich nach meinem Herrn / welchen ich den e Printz Xemin also anreden horte: Wie so betrue bt? Gnae digster Herr / ist dieser e e schone Garten nicht so fahig / ihre Gedancken zu befriedigen? Worauf aber e Xemin ein hohnisches und zugleich saures Gesichte machte / auch diese e unanstandige Gegen-Antwort ertheilte: Es ist vor einen Fremdling zu viel / sich e um unsere Gedancken zu bekummern. Ob nun zwar mein Printz solcher Ante wort nicht sonders gewohnt war / so wuste er sich doch kluglich in die Zeit zu schicken / dahero er denn gantz glimpflich versetzte: Wenn aber sothaner e
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Kummer aus erge benstem Gemuthe und wohlmeinender Aufrichtigkeit seinen e Ursprung nimmt / so kan solcher nicht verubelt werden. Worauff ihm der Printz e den Rucken zukehren / und nur mit dieser kurtzen Antwort / verunruhiget
2 von seiner] seiner K. 3–5 dieses die Ursach / daß es zu beklagen ist / wenn die e verliebtesten Hertzen offters mit den heßlichsten Angesichtern begabet seyn] war die e Haßlichkeit ihres Angesichtes, die Ursache; Ja, es ist zu beklagen, daß die verliebtesten Herzen oe fters mit den hae ßlichsten Angesichtern verunstaltet sind K. 7 unvergleichlich e mager] mager K. 10 verhelffen] dienlich seyn K. 11 gedorrten] verdorren K. e 12 gelbe] das Gelbe K. 20 Hohern] Herrschaften K. 21 voller] in tiefen K. 24 Liebe] Geliebte K. 30 nicht sonders] nicht K. 31–32 sothaner Kummer aus e ergebenstem] Kummer, aus redlichem K. 33 nimmt] hat K. 33 verubelt] getadelt K. 34–1 verunruhiget uns nicht ferner / und schweigt] beunruhiget, ihn K.
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uns nicht ferner / und schweigt /
abfertigen wolte. Dieses empfand aber mein Printz nicht wenig / wendete sich ihm nach / und redete ihn ferner an: Ich
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weiß nicht / mein Printz / wie ich so gar unverdient in dessen Ungnade gerathen e e bin? Wie mir nun solche gantz unertraglich fallt; also bitte gehorsamst / so einige Verleumdung mich angegeben / mir solches in Gnaden zu offenbahren / und e e alsdenn meine gerechte Vertheidigung gutigst anzuhoren. Keine Verleumdung / erwiederte Xemin / sondern ihr selbst reitzet mich zu diesem Zorne / denn ihr solt wissen / daß so lange die Princeßin von Savady in euerm Hertzen und auff der e e Brust henget / ich mich euserst bemuhen werde / euren Untergang zu befordern. Wollet ihr nun meiner Gewogenheit theilhafftig seyn / so verbannet diese Prine ceßin aus euerm Hertzen / und gebet mir das Bildniß / welches euch der Kayser e mein Herr Vater gegeben hat / wieder / so sollet ihr euch alsdenn / uber mich zu beschweren / keine Ursach haben. Hier sahe mein Printz die Worte des
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Talemons erfue llet / daß Xemin von dieser Saavaderin gefesselt sey: weil er aber zuvor aus seinem Singen verstanden / als wenn er selbst diese Liebe verlassen wolte / so hae tte er sich nimmermehr eingebildet / daß dessen Gunst noch so feste an ihr kleben solte. Mein Printz antwortete demnach: Ob ich zwar nicht sagen will / daß ich die Princeßin von Savady aus meinem Hertzen verbannen wolte: so befinde ich es meiner Ehre doch nicht vor rathsam / e das Bildniß / welches mir von der Hand eines so grossen Kaysers anvertrauet worden / schlechter dings hinzugeben: bittet dannenhero / meinen Gehorsam e auff andere Art zu probiren. Ich rathe / antwortete Xemin drauende / daß ihr e mein Begehren ohne ferneres Weigern erfullet / widrigen Falles wird euch die e Scharffe meines Sebels bessern Gehorsam lehren. Hierdurch ward nun das
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Band der Gedult bey meinem Printzen fast zerrissen; iedoch wolte er es noch mit Worten versuchen / ob er den Xemin auf andere Gedancken brine e gen mochte / indem er sich befurchte / so wohl den Kayser als die Princeßin e e hochst zu beleidigen / so er sich einiger Thatligkeit wider diesen Printzen unterfienge / dannenhero sagte er: Printz von Pegu / erinnert euch euers Stan-
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des / und lasset euch die Liebe zu keiner unanstandigen That verleiten: denn ihr solt wissen / daß ihr eine Person vor euch habet / welche euch an hohem Stande / weniger am Hertzen / ein Haar breit weichet. Sehet hier ist das Bildniß / welches
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4 solche] solches E, F, G. H, I, J, K.
4 einige] eine F, G, H, I, J, K.
21 bittet] bitte C, E, F, G,
1–2 empfand aber mein Printz] verdroß aber meinen Prinzen K. 2 wendete sich ihm nach] er wendete sich daher zu ihm K. 3 gerathen] gekommen K. 5 mich angegeben] die Ursache davon ist K. 8–9 in euerm Hertzen und auff der Brust henget] euch liebet K. 10 theilhafftig seyn] gewue rdiget werden K. 20 eines so grossen] e eines K. 22 probiren] versuchen K. 27 sich befurchte] besorgte K. 28 hochst] e empfindlichst K. 28–29 sich einiger Thatligkeit wider diesen Printzen unterfienge] e e einige Gewaltthatigkeiten gegen den Prinzen wagen wurde K. 31–32 euch an hohem Stande / weniger am Hertzen / ein Haar breit weichet] euch sowol an hohem Stande, als auch an Macht gleich ist K.
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er zugleich von der Brust nahm / welches zwar mit keiner sonderlichen Andacht von mir verehret wird: so lange aber ein warmer Blutstropffen in mir schwebet / soll es mir durch keine Gewalt entfremdet werden. Denn ein edles e e Gemuthe und tapffere Faust / last sich nichts nehmen. Xemin knirrschte hiere auff mit den Zahnen / und sagte: Ha! verwegener Mensch / darfstu dich unterstehen / einen gebohrnen Erb-Printzen von Pegu zu trutzen? Ob ich nun zwar e gnugsame Mittel hatte / dich auf andere Art abzustraffen / so will ich doch der e unvergleichlichen Princessin von Savady zu Ehren / mir die Muhe der Straffe selbst e nehmen / und erweisen / daß du dieses Bildnisses nicht wurdig seyst. Indessen soll es an diesem Rosen-stocke unserm Kampfe zusehen / und dem siegenden Theile als eine Belohnung zufallen. Dieses bewilligte mein Printz alsbald / und hieng 232
es an einen unfern einer Gallerie stehenden Rosenstock. Kaum hatte er e e dieses verrichtet / so sturmte Xe min bereits mit entbloßten Sebel auf ihn e ein / daß sich mein Printz genothiget befand / tapffere Gegenwehre zu e thun. Hier kampfften nun zwey so grosse Printzen aus gantz widriger Regung: meines Printzen Sebel regierte die Ehrsucht / dem Xemin aber die e Liebe / und beyde kampfften um ein Bildniß / welches jener nicht wolte / und dieser nicht solte lieben. Endlich / als sie einander allzu hefftigen Ernst e erwiesen / und die zunehmende Verbitterung einen ubeln Ausgang weissagte / wobey allem Ansehen nach Xemin seine allzu treue Liebe mit seinem Blute wue rde versiegelt haben; so sprang unversehens die Princeßin von Savady aus der Gallerie hervor / hinter deren Verdeckung sie den Ursprung e dieses Kampfs angehoret / und alles bemercket hatte / riß ihr Bildniß von dem Rosenstocke / steckte es ein / und sprach mit verae chtlichen Geberden:
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Haltet ein / unbesonnene Printzen / ihr bemuhet euch vergebens / um eine Sache / e worzu keiner berechtiget / noch das geringste davon entraumet worden ist. Sparet euer Blut / biß ihr bessere Gewißheit von euer Liebe habet / und seyd versichert / e daß keiner von euch beyden mich zu lieben fahig seyn soll. Hiemit verbarg sie 233
sich im Augenblick wiederum / und hinterließ der streitenden Parthey ein verwirrtes Nachsehen. Die Printzen senckten die Spitzen ihrer Sebel zur Erden / und sahen einander beschae mt an: endlich brach Xemin zum ersten das Stillschweigen / und schrie ihr gleichsam nach: Fahre hin du stoltze Seele! e
und wisse / daß dein Verfahren ruhmlich sey / indem du dich derjenigen Liebe / e derer du nicht wurdig bist / selbst enteuserst. Verflucht seyn demnach die verlohr-
11 als eine] zur C, E, F, G. 1 welches] das K. 3 entfremdet] entrissen K. 4 nehmen] rauben K. 6 zu trutzen] Trotz zu bieten K. 8–9 der Straffe selbst nehmen] nehmen, dich selbsten abzustrafen K. 12 unfern] nicht weit K. 14 ein] loß K. 14 tapffere Gegenwehre] tapferen Widerstand K. 15–16 Regung] Gesinnung K. 18–19 sie einander allzu hefftigen Ernst erwiesen] als ihr Kampf hitzig wurde K. 26 entrae umet] eingerae umet e K. 34 enteuserst] entschlagst K. 34 seyn] sind K.
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nen Stunden / die ich in Bemuhung / deine nunmehr verhaßte Gegen-Gunst zu e erwerben / vergebens angewendet habe. Euch aber / an Leib und Gemuthe e tapfferer Pantoja / bin ich ewig verpflichtet / daß ihr mich zu rechtem Erkantniß meines verliebten Irrthums gebracht habet. Ich erkenne eure Tugend noch mehr eure Klugheit / daß ihr euch nicht habt durch diese Syrene fangen lassen. Vere zeihet mir demnach meinen Fehler / und versichert euch / daß kunfftige Freundschafft von nun an diese Beleidigung ersetzen soll. Mit welchen Worten er den
Sebel wegwarff / und meinen Printzen freundl. umarmete. Mein Printz e bezeigte hingegen sein versohntes Hertz und Freundschafft-begieriges Gee muthe mit den verpflichtesten Worten / und wurden also die vertrautesten Freunde. Welches recht wunderlich zu sehen war / daß zwey verbitterte Hertzen / deren ieden des andern Tod suchte / gleichsam im Augenblicke einander kue ßten / und sich zu genauster Freundschafft verbunden. Nachdem sich nun diese neue Hertzens-Freunde sattsam umarmet hatten / foe derte Xemin eine Gelubde von meinem Printzen / der Princeßin von Savady auff ewig zu vergessen / auch sich nimmermehr um ihre Liebe zu bewerben / welches denn mein Printz mit willigem Hertzen eingieng / und e es aufs hochste betheuerte / sie nimmermehr zu lieben. Und hiemit nahe men sie Abschied von einander. Wir verfugten uns alsobald wieder nach e unserm Pallast / alda uberlegte mein Printz allererst die wunderlichen Zufae lle / welche er innerhalb etlicher Stunden gehabt. Indem ich ihn zugleich e etlicher massen entkleidete / vermißte er seiner Fraulein Schwester / der Higvanama / Bildniß / welches sie ihm bereits vor etlichen Jahren gegeben / und er stets am Halse zu tragen pflegte. Hierue ber bekue m ¯¯ erte sich mein Printz nicht wenig / bevoraus / weil hinter der kleinen Platte des Bildes gezeichnet stund: zu stetem Andencken ihrem werthsten Bruder / Balae cin / Printzen von Ava. Higvanama. Welches / daß es ihn verrathen wurde / er e e nicht unbillig besorgete. Die Vergnugung aber / welche er uber Erkae ntniß e seiner von den Gottern vorgezeigten Princeßin empfand / hieß ihn dieses Kummers bald vergessen / und in diese Worte heraus brechen: O ange nehme
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stes Verhangniß! begluckter Tag! an welchem mir die Sonne meines Lebens aufs e neue aufgegangen ist. Nunmehro bin ich genesen / und die wahrhaftigen Gotter e e haben mein Hoffen gesegnet. Ach uberirrdische Schonheit! deren Glantz die
2 angewendet] aufgeopfert K. 2–3 an Leib und Gemue the tapfferer] tapferer K. 6 kue nfftige] ewige K. 11–13 Welches recht wunderlich zu sehen war / daß zwey verbitterte Hertzen / deren ieden des andern Tod suchte / gleichsam im Augenblicke e einander kußten / und sich zu genauster Freundschafft verbunden] Welche bewundernse wurdige Begebenheit! Zwey verbitterte Herzen, deren jedes des andern Tod suchte, kue ssen im Augenblicke einander, und machen ein ewiges Band der Freundschaft K. e 18 hochste] eiligste K. 20 wunderlichen] wunderbaren K. 22 etlicher massen] etwas K. 27–28 Welches / daß es ihn verrathen wue rde / er nicht unbillig besorgete] Er e besorgte nicht unbillig daß dieses verrathen wurde K. 30 in diese Worte heraus brechen] er brach in diese Worte aus K. 33 mein Hoffen] meine Hoffnung K. e 33 uberirrdische] himmlische K.
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Sterne ubertrifft / und sich durch kein Gleichniß beschreiben last. Es erhellet nur e eine Sonne den Himmel / und die Erde heeget nur einen Phonix / also ist nur eine e Gottheit in Asien / welche anbetenswurdig ist / so lasset mich demnach / o ihr e Gotter / ihr Priester werden. Ich muste hierinne in allem meinem Printzen
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Beyfall geben: denn gewiß / ich glaube / daß derjenige eine vergebene Arbeit thun wue rde / welcher in Asien sich eine gleiche Schoe nheit auszue e suchen bemuhen wolte. Ich selbst wurde gantz verblendet / als nach uberstandner Ohnmacht der Purpur wiederum ihre Wangen bekleidete: ja es e e kam mir fast unglaublich vor / daß eine solche Schonheit von sterblichen e Menschen konne gezeuget werden. Ihre Geberden hatten so ein hohes und e e Majestatisches Ansehen / daß man sie unmoglich / ohne in hohen Ehren zu e halten / und sich uber dieselbe zu verwundern / ansehen konte. Sie hatte ein so freyes und leutseliges Wesen / daß / ungeachtet ihrer mit einspielenden Ernsthafftigkeit / die sie stets im Gesichte behielte / in allen ihren Reden e e und Thun nichts als lauter Freundligkeit und hochste Anmuth zu spuren war. Die Sonnen ihrer Augen spielten mit solchen Blitzen / wodurch auch e stahlerne Hertzen wie Wachs zerfliessen musten. Und wenn sie die schwartzen Aug-Aepffel nur einmal umwendete / so musten alle Hertzen brennen / und die Seelen / welche sie nur anschauten / in volle Flammen gesetzet werden. Ihre lockichten Haare / welche um ihr Haupt gleichsam mit Wellen spielten / waren etwas dunckler als weiß / und dienten zu rechten Stricken / einen Printzen in das Garn der Dienstbarkeit einzuschlingen. Ihre Lippen / welche einen etwas aufgeworffenen Mund bildeten / beschae mten die schoe nsten Corallen / und bedeckten die wohlgesetzte Reihen e der Zahne / welche die Orientalischen Perlen verdunckelten: ob man sie zwar so wohl in Reden / als in Lachen / wenig konte zu sehen bekommen. Die Wangen stellten ein angenehmes Paradieß vor / in welchem Rosen und Lilien zierlich untereinander blue heten / ja die Liebe schiene sich selbst auf dieser weichen Rosen-Saat zu weiden. Die wohlgesetzte Nase vermehrte die e Proportion des schonen und runden Angesichts um ein grosses. Der mehr lang als kurtze Halß / welchen der Adern subtiles Wesen zierlichst durchflochte / war nebst der andern Farbe ihrer Haut / so weit es die Wohlanstae ndigkeit zu sehen erlaubte / so wunderschoe n / daß ich nicht glaube / daß
19 Flammen] flamme C, E, F, G. e 2 einen Phonix / also ist nur eine] eine K. 11–12 in hohen Ehren zu halten / und sich e uber dieselbe zu verwundern] die groe ste Ehrerbietung und ae usserste Verwirrung K. 13 mit einspielenden] anstae ndigen K. 14 sie stets im Gesichte behielte] stets aus e ihrem Gesichte leuchtete K. 15–16 zu spuren war] blicken ließ K. 16 Blitzen] Strahlen K. 21 spielten] floßen K. 21–22 dienten zu rechten Stricken / einen Printzen in das Garn der Dienstbarkeit einzuschlingen] gleichsam Seile zu fesseln K. 23 aufgeworffenen] erhabenen K. 29 wohlgesetzte] wohlgebildete K. 31 subtiles Wesen zierlichst] subtile Zierlichkeit K.
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auch der kae lteste Winter ihrer Purpur-Roe the / welche sich mit der schneee weissen Farbe artlich vermischte / einigen Abbruch thun konte. Ihre e wohlgebildeten Hande luden durch ihre zarte Finger / und weisse Haut / e e iedweden Mund zu einem demuthigen Hand-Kussen: und daß ich den e e geballten Schnee mit Stillschweigen ubergehe / so darf ich an die ubrigen e Theile des Leibes / welche doch meinen unwurdigen Augen verborgen e blieben / nicht einmal gedencken / wo ich mir nicht selbst die groste Qvaal verursachen will. Dieses war nun ein ziemlicher Gegensatz / wenn ich meine verliebte Eswara betrachtete. Endlich / so schien es / als ob sie sich e wenig um einigen Zierath oder Schmuck bekummerte / in dem sie sich e nicht allzu kostlich gekleidet / sondern ihren wohlgewachsenen Leib einem e e gleichfals grun und guldenen Leib-Rocke / wie mein Printz aus wunderlicher Schickung trug / anvertrauet hatte / ausser daß durch die Haare einige e e e blitzende Diamanten spielten: ja ihre naturliche Schonheit war ihr groster Schmuck / nicht zwar / daß ihr / wenn sie angeputzt gewesen / nicht alles ue ber die massen wohl angestanden / wo nicht gar ihre Schoe nheit vermehret e e hatte; sondern sie verließ sich auf ihre schone Bildung / und begehrte nichts von der Kunst zu entlehnen. In der Geschicht-Erzeh lung aber fort zu fahren / so stellte sich der ehrliche Herr Talemon zu rechter Zeit wieder bey uns ein / und brachte zur erfreulichen Zeitung / daß Printz Zarang / wegen seiner Zaghafftigkeit / die er bey vorgegangener Gefahr erwiesen / zieme lich aus des Koniges Gnade gefallen: indem er in der Flucht gleichsam der e erste gewesen / und so wohl den Kayser als seine geliebte Princeßin im e Stiche gelassen: hingegen ware Printz Pantoja am gantzen Hofe beliebt / e e und von ihm etwas Grosseres gemuthmasset / auch wurde von allen davor gehalten / daß sein Suchen an diesem Hofe etwas sonderliches hinter sich e e haben muste / weil er sich so sehr bemuhte / sich aufs euserste um das e Kayserliche Haus verdient zu machen. Und schiene es / als ob die Goe tter e mit im Spiele waren / daß er sein Gesuchtes finden / und den Zweck seiner e Liebe vor andern erreichen durffte. Uber diesen Trost-Worten fiele mein Printz dem Talemon um den Hals / und kue ßte ihn vor lauter Freuden / sagende: Werthster und vertrautester Talemon! Euch habe ich es zu dancken / e
daß ich mich wegen eurer getreuen Nachricht in alle Falle schicken / und mein e bestes beobachten konnen: und diese Treue will ich auch mit meinem Blute
15 daß ihr] daß B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e 2 artlich] artig K. 4–5 Hand-Kussen: und daß ich den geballten Schnee mit Stille schweigen ubergehe / so darf ich an die] Handkusse ein: ich ue bergehe die marmornen e Hohen mit Stillschweigen, und der K. 7 nicht einmal] will ich nicht einmal K. 8 verursachen will] erwecke K. 8 Gegensatz] Abschlag K. 9 so schien] schien K. 12–13 wunderlicher] wunderbarer K. 20 zur erfreulichen] eine erfreuliche K. 26 sonderliches hinter] besonders auf K. 27 sich so sehr bemue hte] so sehr bemue het sey K. 34 bestes] Bestes habe K.
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vergelten. Fahret nur fort / und stehet mir ferner mit gutem Rathe bey / ob es rathsam / daß ich meinen rechten Stand entdecke / oder ob solches noch zur Zeit zu verschweigen sey? Es ist besser / riethe Talemon / noch zur Zeit zu schweigen: e es ware denn / daß uns der Nahme von Tannassery wegen Ungleichheit gegen e e dieses Kayserl. Haus nachtheilig ware / oder sonst eine andere Gelegenheit hierzu e veranlasse. Genung ist es / daß ihr euch dem Kayser verbindlich / und die Princeßin e geneigt gemachet habet / welches alles einen glucklichen Fort- und Außgang e e e unsers verliebten Vorhabens bedeutet. Ich hatte diesem langer zugehoret / e wenn ich nicht durch einen kleinen Mohren ware nach Hofe beruffen e e worden. Da ich denn bald merckte / daß meine schone Eswara mich wurde fodern lassen: hierinnen befand ich mich auch nicht betrogen / denn indem mich dieser kleine Mohr durch die Schloß-Pforte nach einer Stiegen / und e dieselbe hinauff fuhrte / fiele mir die Eswara um den Halß / und versetzte mir einen solchen Kuß / welcher noch durch blosses Andencken ein Auffstoß bey mir verursachet: denn weil ihr viel Heimligkeiten der Liebe in dem Magen mochten verfaulet seyn / so empfand ich aus ihrem Halse einen e solchen Geruch / welcher auch die 15Japoneser zum Abfall hatte zwingen e e konnen. Hieruber erschrack ich nun nicht wenig / sie aber lachte so freunde lich / daß man den wenigen Vorrath ihrer Zahne gar deutlich sehen konte / welche einer alten Mauer mit Schieß-Scharten nicht unae hnlich schienen. Ich stellte mich so freundlich / wie eine todte Katze / welche noch bey e e ihrem Abschiede die Zahne weiset / und erfreute mich uber ihrer Gegenwart / fragte auch zugleich nach ihrem Begehren / welches in nichts als einem hertzlichen Verlangen mich zu sehen bestund: endlich fue hrte sie mich in ein sauber Zimmer / und setzte sich neben mich auf ein niedriges Bette. Da sich denn / wie bey Verliebten pfleget / hunderterley Gelegenheit zu reden fand / unter andern fragte sie nach meinem Printzen / welchen ich in Einsamkeit verlassen zu haben berichtete. Sie fragte ferner / ob mein e e Printz nicht ein Bildniß vermissete? Hieruber errothete ich / und schwieg stille. Sie aber fuhr fort / und sagte: verberget es nur nicht vor mir / mein Engel: und bey diesen Worten versetzte sie mir wieder einen solchen Schmatz / daß mir Hoe ren / Sehen und Riechen vergieng / und mir der balsamirte Geiffer ins Maul lieff. Ich ließ es meinem Printzen zum besten so dabey bewenden / als e ich sie ferner reden horte: Ich will es euch im Vertrauen / doch bey angelobten
Stillschweigen / vertrauen / daß eine von unsern Cammer-Jungfern im Grase ein e Bildniß einer schonen Princeßin gefunden / dessen Verlust sie alle euerm Herrn 15
Von den grausamen Martern der Christen in Japon besiehe Francisci Kunst- und Sitten-Spiegel pag. 1148.
37 in] zu C, E, F, G, H, I, J, K. 6 die] der K. 8 bedeutet] verspricht K. 13 versetzte] gab K. 14–15 Auffstoß] e reitzendes Vergnugen K. 18 sie aber] sie K. 26 bey Verliebten pfleget] Verliebte pflegen K. 31 Schmatz] Kuß K. 35 vertrauen] sagen K.
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zuschreiben: dieses Bildniß hat sie bald meiner Princeßin uberbracht / welche aus einiger dabey gestellten Schrifft etwas anders von eurem Herrn urtheilet / und e dahero gerne Gewißheit davon haben mochte. Hier raffte ich nun meinen e
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Printz zusammen / und zwang mich euserst / sie uber Vermogen zu charese siren: ich nahm sie in die Arme / und redete sie gantz liebauglende an: e e Allerschonster Engel! sagte ich mit hochster Unwarheit / ich erkenne dieses als e
eine Probe ungefarbter Liebe / daß mich mein Kind solcher Geheimnisse wurdiget / woran mir und unserer Liebe viel gelegen ist: sie entdecke mir doch ferner / e e ob auch meinem Herrn einige Gefahr hieraus zuwachsen konne / wenn ja uber e e Verhoffen diß Bild ein Verrather ware. Ey Possen / was Gefahr? erwiederte Eswara / meine Princessin! (ich beschwere euch aber bey unserer Liebe / solches e auch eurem Herrn nicht zu entdecken) wundschet / daß ihr Lebens-Erretter eine e solche Person ware / wie es das Bildniß fast zeuget / alsdenn hoffet sie von dem e verhaßten Zarang / wie von dem Panther / erloset zu werden: ja ich wol te schwee ren / ihm alle Gegen-Liebe zu verschaffen. Wie angenehm mir dieses zu horen
war / so hertzlich wue nschte ich / daß es mein Printz bald wue ßte. Ob ich nun e zwar gerne fortgefahren und noch ein mehrers aus ihr gebracht hatte / so ließ sie sich doch die Liebe zu sehr einnehmen / welche sie gantz auf andere e und mir hochstwidrige Reden brachte / daß ich nicht wuste / was sie eigentlich hierunter verstehen wolte / iedoch ihr Absehen von weiten wohl merckte / also daß ich wue ndschte / aus lauterm Abscheu / wiederum bey meinem Printzen zu seyn. Wie ich nun in solchen Aengsten war / begab sie e e sich ungefahr an ein Fenster / that einen lauten Schrey / und erschreckte mich aufs euserste / als sie sagte: Da schlage der Hencker drein / hier koe mt mein e e Teuffel. Ich fragte sie nun angstiglich / wer es den¯ ware? da entdeckte sie e e mir / es ware ihr Mann / welcher Ober-Elephanten-Warter wae re. Und also erfuhr ich / daß mein lieber Engel eine verheyrathete Person sey / welches mich theils erfreute / theils bekue mmerte. Drauf sagte sie: Hier ist nicht lange wartens / verberget euch um des Himmels willen / sonst bin ich des Todes. Wiese mir auch hierauff einen mit einem [Teppich] biß auf den Boden bedeckten Schranck / unter dessen holen Fuß ich mich verstecken solte. Auff solches bewegliche Zureden / da sie mir gar Todes-Ge fahr vor Augen stellete / ließ ich mich endlich bewegen / und verbarg mich auff allen Vieren unter diesen Teppich. Ich hatte mich kaum eingelagert / so kam der gute Mann e zur Thure hienein / welcher sie alsobald anfuhr / und sagte: Du alt-frae nckische Kuppel-Hure / wo hastu den fremden Kerlen hingesteckt / welchen dir der e kleine Mohr zu deiner Leichtfertigkeit herholen mussen. Sag es bald / oder du und e dein Bosewicht sollt meinen Elephanten zu einem Futter dienen. Wie mir da das
4 Printz] muth E, F, G, H, I, J, K. e
9 uber] wider K. 25 sie nun] sie K.
30 Teppich] fehlt in A, B, D.
13 zeuget] zeigte K. 18 zu] so K. 21 lauterm] blosem K. 29 Wiese] Sie wiese K. 34 eingelagert] gelagert K.
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Hertze klopfte / lasse ich einen andern davon urtheilen / welcher sein Gewissen / in diesem Fall / mehr als ich / beschweret befindet. Was / hub sie gantz trotzig an / siehestu mich vor eine solche gemeine Person an / welche sich e
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von der Strassen andere Leute zu ihrer Bedienung wurde holen lassen / als ob ich e nicht Aufwartung von den Hoffleuten zu Hause gnung hatte. Derowegen so siehe zu / ob du auch deine Reden verantworten kanst / und gedencke / daß ich dich so e geschwinde wieder von deinem Elephanten-Dienste bringen kon¯e / als ich dich dazu gebracht habe. Er aber wolte mit dieser Entschuldigung nicht zu frieden seyn / sondern sagte: Deines Redens ungeachtet / so muß ich doch sehen / e e wer in meinen Hauß-Frieden storen will. Es ist heutiges Tages eine verdachtige Sache / um eine Frau / welche weiß / daß zwey Steine besser mahlen / als einer:
und nach diesen Worten begunte er ue berall herum zu suchen. Wae hrenden Suchens nun wuste Eswara vor Angst nicht / was sie thun solte: und weil hin und wieder einige Jagd-Hunde auff dem Boden lagen / welche in ihrer Unschuld ihrer Ruhe pflegten / nahm sie einen Stecken / und wolte sie aus dem Zimmer jagen / ob sie zwar dessen keine Ursache wuste. Die Hunde aber furchten sich ihre Beqvehmligkeit zu verlieren / und wolten nicht aus dem Zimmer / sondern suchten hier und dar / die Winckel zu ihrer Sicherheit. Endlich wolte sich auch ein grosser Reckel / welcher scheckicht war / unter den Teppich / worunter ich stack / verbergen: als er aber etwas lebendiges / welches seiner Art unae hnlich war / vermerckte / hub das Raben-Aaß an zu bellen / und setzte mich in die euserste Hertzens-Angst. Ob ihn nun zwar Eswara suchte abzutreiben / ließ er doch nicht ab / sondern brachte die andern Hunde zugleich mit an / daß sie ingesamt mit bellen e und turnieren meinen Posto besturmten / auch endlich den Teppich mit e ihren Zahnen anfielen / herunter rissen / und also meine arme Gestalt e entdeckten. Hier saß ich nun / wie eine Ganß uber den Eyern / und wuste nicht ob ich beten oder fluchen solte. Siehe da / fieng endlich der Mann an /
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Herr Schwager / hat er in meinem Teiche fischen wollen / und last sich selber fangen? Sucht er mich zu einem Hirschen zu machen / und die Hunde sehen ihn vor einen Hasen an? Nur hervor / die Elephanten sollen ein artig Ballet mit euch tantzen. Ich wuste hierauff nichts zu antworten / denn ob ich gleich ein gut e
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Gewissen hatte / so war doch der ausserliche Schein verrathen / und hatte ich mich nicht / ihr zu folge / verkriechen sollen. Endlich als ich sahe / daß e e es nur ein kleines und durres Mannchen war / so vermeinte ich noch wohl mit ihm auszukommen / begab mich demnach aus meinem Lager hervor /
10 in] mir C, D, E, F, G, H, I, J, K. 25 Posto] posten C, E, F, G, K. e e durres] kleines durres E, F, G, H, I, J, K.
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9 so muß] muß K. 12 diesen Worten] diesen K. 21 vermerckte] merckte K. 22 Hertzens-Angst] Angst K. 24 an] sich K. 27 wie eine Ganß ue ber den Eyern] e entdeckt K. 33 verrathen] verdachtig K. 35 noch] doch K.
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und machte mich zum Abzuge fertig. Weil ich aber merckte / daß er nach e e seinen Knechten ruffen wolte / welche mich leicht hatten einholen konnen / so faßte ich eine kurtze und gute Resolution / nahm den herunter gerissenen Teppich / ue berfiel hiemit das kleine gute Mae nnchen / und wie e ckelte ihn so feste hienein / daß er ohne der Frauen Hulffe unmoglich wieder heraus konte. Hiemit sprang ich nach dem Ausgange des Zimmers / e e und nahm meinen Abschied so fluchtig / als ob mich noch die verratherie schen Hunde verfolgten / biß ich unsern Palast glucklich wiederum erreichte. Wie das liebe Paar ferner mit einander ausgekom ¯¯ en ist / solches habe ich nicht erfahren. So bald ich nun wieder bey meinem Printzen e angelangt / er zehlte ich ihm die artige Begebenheit / nach allen Umstane den / welche er denn hefftig belachte / und sich innigst vergnugt befande / als ich ihm auch das entdeckte / was mir Eswara von der Princeßin wegen des Bildnisses vertrauet hatte. Dahero sich mein Printz feste einbildete / er e e e e sasse bereits dem Glucke im Schooße / und konte unmoglich herausfallen. e Weil wir auch auf morgenden Tag von dem Kayser zu einem Schiff-Feste / welches sie Sapan Donon nennten / eingeladen wurden / so konte mein e Printz kaum den Morgen erwarten / nicht so wohl die Pracht des Kaysers / als bevoraus die Sonnen-gleiche Banise / seinen Augen vorzustellen. Der erwue ndschte Morgen brach an / da sich denn mein Printz auf das beste heraus schmue ckte / und seinen kostbaren und unvergleichlichen Sinesischen Rock anlegte: dieser war von einem sonderlichen Zeuge / in welchen e e e e die wunderschonen Federn des Konigs-Vogel aus Sina kunstlich eingewure cket waren / welche wegen ihrer bunten Schon- und Seltenheit dem Golde e weit vorgezogen werden / die Knopffe darauff waren von gediegenem Golde / deren ieden ein grosser Diamant zuspitzte. Vorn herunter ue ber die e Lange des Rocks giengen auf iedweder Seite einer qveer Hand breit geschlagene / und mit kue nstlichen Gelencken versehene / Gold-Platten / welche dermassen reichlich mit Diamanten versetzet waren / daß man sie fast / ohne Verletzung der Augen / nicht ansehen konte. Ein Asiatischer und auf sonderbahre Art gewundener Bund bedeckte sein Haupt / woran das von Higvanama mitgegebene Kleinod hieng / und an dem Sebel konte man gleichfals vor den hae uffigen Diamanten fast nicht erkennen / von was vor e e e Materie das Gefaß und die Scheide gemacht ware: also daß dieser Konigl. e Schmuck meinen Printzen sattsam verrieth / er sey etwas hohers / als eines e kleinen Konigs aus Tannassery Sohn. In solcher Pracht setzten wir uns zu e Pferde / und begaben uns vor die Stadt / alda an dem Flusse des Kaysers zu e erwarten / und dessen prachtigen Auffzug anzusehen. Was hier vor ein 12 und sich] und B, C, D, E, F, G, H, I, J. 4 kleine gute] kleine K. 11 die] diese K. 12 hefftig] sehr K. 23 Sina] Siam K. 26 zuspitzte] erleuchtete K. 27 giengen] hiengen K. 32 mitgegebene] gegebene K. 33 von] aus K.
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Zulauff des Volckes war / als wir durch die Stadt ritten / ist nicht zu beschreiben / und konte ich mir einbilden / daß dieses Volck entweder mich oder meinen Printzen bewunderten. Als wir nun eine halbe Stunde vor der Stadt bey dem Flusse angelanget waren / sahen wir ein groß Theil des Wassers mit kleinen Schiffen bedecket / welche meistentheils vergoldet / und mit vielen bunten Flaggen und Segeln von Atlaß gezieret waren / das e denn ein vortrefflich schones Ansehen machte / indem zugleich die Sonne e diesen Aufzug mit anschaute. Vor allen andern fiel das grosse Konigs-Schiff e in die Augen / welches des Kaysers Herr Vater noch hatte ma chen lassen. Dieses war aus- und inwendig reichlich und starck vergoldet / und mit so e vielen kunstlichen Blum- und Schnitzwercke ausgezieret / daß wir uns e nicht gnugsam daruber verwundern konten. Die Segel waren von roth- und gelben Damast / alle Stricke aber von rother Seide mit Golde durchflochten. Es war ziemlich lang / iedoch etwas enger / als es sonst Proportion e halber hatte seyn sollen. Auff ieder Seite waren hundert und funfftzig Ruder / welche hinunter bis an die Breite starck verguldet waren. Die e Ruderer sassen auff beyden Seiten / und ubten sich indessen mit vielen hine und wiederfahren / biß zu des Kaysers Ankunfft. Ein ieder hatte ein besonder kurtzes Ruder in der Hand / mit welchem sie das Wasser fein zugleich an sich zu ziehen / und dem Schiffe dermassen geschwinde fort zu helffen wusten / daß fast kein Pfeil geschwinder fliegen kan / zumahl keiner sein Ruder eher aus dem Wasser hub / als der andere / welches denn eine sondere und wunderbahre Augenlust war. In der Mitten stund ein verdecktes Haußgen / mit unterschiedenen Fenstern gezieret / und hatte einen ziemlichen Umfang. Als wir dieser Lust eine weile zugesehen / hoe rten wir durch das ferne Getue mmel und Blasen der Trompeten / daß der Kae yser ankae me / dannenhero sich alles im Augenblick in Ordnung begab / und solche Ankunfft erwartete. Wir blieben am Ufer unfern des grossen Schiffs halten / iedoch daß wir keine Hinderung verursachten. Nach weniger Zeitverfliessung erblickten wir den Vorzug / welcher in 3. Ordnungen bestand / und zwar in dem ersten die mit den Lantzen / nachmals die Schue tzen mit FeuerRoe hren / und dann die mit Schwerdtern und Schilden; mitten zwischen diesen Hauffen giengen einige gewapnete Elephanten. Hinter dieser Orde nung folgete Printz Xemin auf einem schonen schwartz-braunen Hengste mit verwunderlicher Pracht / worauff die vornehmsten Herren des Reichs e und Hofes / ingleichen alle Kriegs-Obersten und Hauptleute in schoner 31 dem] der C, D, E, F, G, H, I, J, K. 6 das] welches K. 19 fein zugleich] zugleich K. 22–23 eine sonder- und wunderbahre Augenlust] ein wunderbares Schauspiel der Augen K. 26 Trompeten] Trome peten, das Gerucht K. 29–30 Zeitverfliessung] Zeit K. 30 Vorzug] Aufzug K. e 32 Schilden] Schilden bewaffneten K. 35 verwunderlicher] bewunderens wurdiger K. e e 36–1 schoner Ordnung zogen] schonster Ordnung folgten K.
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Ordnung zogen. Nach diesem giengen zwar rothe Elephanten mit Gold und Seyden reichlich gezieret / denen vier weisse folgeten / welche mit Golde und Edelgesteinen fast bedeckt waren. Diese hatten uber ieden Zahn ein Futteral von gediegenem Golde / dichte mit Rubinen versetzt / welches e e ihnen ein prachtiges Ansehen machte. Hierauff kam der Kayser selbst auff e einem erhabenen / und aus einem Stucke gemachten Triumph-Wagen / mit e einem kostbaren / und gantz verguldetem Himmel. Dieser Wagen ward von e acht schonen Hermelinen gezogen / deren Zeug Carmosin und Gold war / e neben denen Pferden gingen viel Hauptleute / welche Stricke in Handen e hatten / und sich an stelleten als ob sie den Wagen ziehen hulffen. Sein e Haupt ward von keiner Crone / sondern mit grossen Perlen eines unschatzbaren Werthes bedecket. Auff ieder Seiten hieng ein Rubin / biß an die e e Ohren / deren Grosse ieder zwey Datteln ubertraff. Es hieng ihm auch eine e e Schnure der kostlichen Edelgesteine von dem Halse biß an den Gurtel / deren Glantz die Augen blendete. Der vielen Rubinen / Diamanten / Schmaragden und Saphieren zu geschweigen / die er hin und wieder an sich e truge. Neben ihm saß statt der Kayserl. Gemahlin / welche vor zwey Jahren e ¯¯ lische Banise / welche gestorben / das unschatzbare Kleinod Asiens / die him e sich / ihrer Gewonheit nach / nicht sonderlich ausgeschmucket / sondern nur einen schneeweissen Rock angeleget hatte / welcher / wie auch die fliegenden Locken mit einigen vortrefflichen Diamanten beworffen war / deren Blitz aber / gegen ihre Augen und Englischer Gestalt / gleichsam zu verdunckeln schiene. Hinter diesen kam auff einem gleichsfalls kostbaren Wagen die Princeßin von Savady gefahren / deren Seite Printz Zarang von e Tangu besaß; und kunte man des Zarangs Mißvergnugen und der Princeßin e beangstigte Liebe / beyden aus den Augen lesen. Diesen folgete das ue brige Frauenzimmer nach / unter welchen ich die holdselige Eswara erblickte / welche mich seufftzende anblickte / nicht weiß ich / ob sie hierdurch ihre Liebe oder ihr Straffe von dem Manne / welchen ich ihr hertzlich goe nnete / andeuten wolte. Zuletzt beschlossen zweyhundert Soldaten zu Fusse den gantzen Auffzug. Dieser Zug gieng nun gleich auff das prae chtige Schiff zu / wenn aber die foe rdersten an das Ufer kamen / schwenckten sie sich nach der rechten Hand von dem Wasser ab / daß also die hintersten / biß auff den e Kayser / an den Fluß gelangen kunten. Als nun Printz Xemin meinen Herrn ersahe / stieg er von dem Pferde / welches mein Printz gleichsfalls e e that / und sich recht bruderlich umarmeten / biß der Kayser ankam / welchen der Printz mit zur Erde geschlagenem Angesichte gleichsam anbetete. 29 welchen] welche C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
1 zwar] zwey K. 4 versetzt] besetzt K. 11–12 eines unschatzbaren Werthes] von e unschatzbarem Werthe K. 21 beworffen] gezieret K. 22 gegen ihre] von ihren K. 22–23 zu verdunckeln schiene] verdunklet wurde K. 25 besaß] saß K. 37 geschlagenem] gebeugtem K.
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Wie ihm aber der Kae yser zuwinckte / verfue gte er sich an den Wagen / und e kussete seine Hand. Die Princeßin Banise verwendete indessen kein Auge von meinem Printzen / welches ich genau bemerckete / und ließ solche Blicke schiessen / die etwas feuriges anzudeuten schienen / wiewol sie sich so angenehm hierinnen zu mae ßigen wuste / daß man billich nur muthmassen durffte. Der Kae yser erlaubte zugleich meinem Printzen das Koe nigl. Schiff zu betreten / und solte er die Princeßin von Savady hinein begleiten. Welchen Befehl mein Printz gehorsam verrichten muste / und war es gut / daß Xemin solches mit anhoe rte / sonst hae tte er wae hnen moe gen / mein e e Printz ware meineydig worden. So bald der Kayser vom Wagen gestiegen / e e fielen alle Anwesende nieder / huben die Hande dreymal empor / und kuse e seten die Erde / welches die gewohnliche Ehre eines Kaysers von Pegu ist. Hierauff begab sich der Xemindo vermittelst eines kleinen Schiffes nach dem Haupt-Schiffe / welchen Printz Xemin nebst der Banisen begleiteten. e Mein Printz aber fuhrete die Princeßin von Savady / welches ihm Zarang gerne erlaubte / in einem Schiffe / worein sich Zarang nebst mir gleichsfalls begab / und geschach diese Uberfahrt auf unserm Schiffe mit solcher e e Stille / daß / wenn der Wind so stille gewesen ware / wir unmoglich abe stossen konnen. Als wir nun allerseits das grosse Schiff betreten / auch alle Anwesende sich in die andern Schiffe begeben hatten / so fuhren wir unter dem Schalle vieler Trompeten und anderer unzehlicher Instrumenten freue digst dahin / und nach Macaon / allwo dieses Schiff-Fest jahrlich begangen wird. Gegen den Abend bekamen wir erwehnte Stadt zu Gesichte / welches eine ziemliche Festung zu seyn schiene: Und als wir uns derselben genae hert e hatten / empfieng sie uns dermassen mit Stucken / daß sich der Fluß gleichsam von dem schrecklichen Knallen schwellte / und man eine geraume Zeit die Stadt vor hefftigem Dampffe nicht sehen kunte. Nachdem wir aber angelendet / wurden wir mit gros sem Freuden-Geschrey des Volckes angenommen / und so fort ein ieder in der Stadt angewiesen / wo er biß zu folgendem Morgen seine Beqvemligkeit haben solte: Dahin wir uns denn verfue gten / und also mein Printz / auch nur des blossen Ansehens / von seiner Princeßin wenig genoß. Folgenden Morgen begaben wir uns nach dem Palast des Kae ysers / welcher / wie fast alles andere / gleichsfalls ause und inwendig mit Golde gezieret / und mit lustigen Garten umgeben war. e Aus diesem Pallaste verfugten sich alle hohe Personen nach einem andern / e welcher an den Fluß gebauet war / in welchem der Kayser nebst denen
18–19 abstossen] anstossen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
1 ihm aber] ihn K. 9 wahnen] denken K. 22 Macaon] Macon K. 22 begangen] e e gefeyert K. 24 ziemliche] schone K. 25 dermassen mit Stucken / daß sich] mit solchen Donnern der Canonen daß K. 26 schwellte / und man] bebte, und fast K. e 28–29 angenommen] begrusset K. 36 gebauet] angelegt K.
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Princeßinnen sich an die Fenster begaben / und diesem Schiffs-Feste zusahe. Solches bestund nun hierinnen / daß alle Vornehme des Hofes / und wem es beliebte / auff den kleinen Schiffen die Wette renneten / da denn ein ieder selb-ander das Ruder regieren muste. Wer nun zum ersten an den Palast unter des Kae ysers Fenster kam / der trug den Preiß davon / und bekam von der Princeßin Banise einen gue ldenen Krantz / die nechsten aber e einen silbernen / und so fort an. Welche aber zurucke blieben / die wurden e ziemlich durchgezogen / der letzte aber hatte von dem samtlichen Frauene zimmer ein blosses Tuch zu gewarten. Solchen guldnen Krantz von der e schonen Princeßin Hand zu erlangen / bewegte meinen Printz / daß er sich e unterfieng / diesem Wettstreite beyzuwohnen / welches dem Kayser sehr wohl gefiel / und dannenhero die andern Printzen ihm nachfolgeten / deren ieder sich ein Schiff erwehlete. Mein Printz nahm mich zu sich / und e e ermahnete mich zu auserster Darstreckung meiner Kraffte / mit Versprechen dreyßig Bizen Goldes / wo wir den Preiß erlangten: Und legte er einen andern Rock an / ich aber warff meinen gar weg / um desto geschickter zum Rudern zu seyn. Als wir uns nun alle zu Schiffe begeben / und eine gleiche e Linie qver uber den Strom gemacht hatten / wurde das Zeichen mit 24. e e silbernen Trompeten gegeben. Was nun da vor eine angstliche Bemuhung auff allen Seiten zu sehen war / solches ist unbeschreiblich / wiewol mich meine hefftige Arbeit nicht viel umsehen ließ. Ob uns nun zwar etliche Schiffe fast bey zwantzig Schritten zuvor gekommen waren / so schickten es e e doch die gutigen Gotter / daß sie an einander fuhren / und sich dermassen verwirreten / daß wir Zeit genung hatten / seitaus zu fahren / und einen weiten Vorsprung zu nehmen / welcher uns denn dermassen zu statten kam / daß der Hinterstelligen Bemue hung nur vergebens war / und wir e gantz glucklich unter der Princeßin Banisen Fenster zu erst ankamen / welche mein Printz mit einer tieffen Neigung beehrte. Der nechste hinter uns war Printz Xemin / nach diesem aber Printz Zarang / welcher vor Verdruß gantz blind zu seyn schiene / und mit solcher Gewalt an die vorgesetzten Ziel-Pfae le anlieff / daß er rue cklings ins Wasser fiel / und mit Mue he muste errettet werden: welches denn die Princessin von Savady dere massen erschreckte / daß wir einen lauten Schrey von ihr horen kunten. Als e nun alle Schiffe angelanget / stiegen die Printzen ans Land / die ubrigen
6–7 aber einen] einen E, F, G, H, I, J, K. 7 Welche aber] Welche E, F, G, H, I, J, K. 17 Rudern] ruder E, F, G, H, I, J. 17 begeben] begaben C, E, F, G, H, I, J, K. 2 hierinnen] darinnen K. 4 selb-ander] selbst K. 7 fort an] fort K. 9 blosses] schlechtes K. 14 Darstreckung] Anstrengung K. 15 Und legte er] Er legte K. e 18 mit] durch K. 25 nehmen] machen K. 26 Hinterstelligen Bemuhung nur vere gebens war] hintersten Bemuhungen nur vergebens waren K.
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Schiffe aber wiederholten ihr Rennen noch zu unterschiedenen malen. Die e e Printzen legten sich allerseits an / und verfugten sich nach dem Kayser / um e die ausgestellten Preisse zu empfangen / iedoch mit ungleicher Vergnue gung: Denn als mein Printz mit einem guldenen / Printz Xemin aber mit e einem silbernen Krantze von der schonen Hand der Princeßin Banisen bekroe net ward / erhielte Zarang nur von der Hand der Savaderin einen e e glasernen Blumen-Topff mit Blumen gefullet / welchen er zwar annahm / iedoch denselben / gleich ob es aus Versehen geschehen / unachtsam auff e die Erden fallen ließ / daß er in tausend Stucken zerbrach: wodurch er sein e Mißvergnugen sattsam zu verstehen gab. Nach diesem wendete er sich bald zu der Princeßin Banise / welche dessen Rede / so viel ich anmerckte / e iederzeit mit einer Rothe / und gantz verdrießlich-scheinende / beantwortete. Mein Printz stund von ferne / und sahe mit tieffster See len-Empfindung zu; ja so offte nun Zarang ihre Hand zum Munde fue hrete / sie zu e e kussen / so offte empfand sein Hertz einen todtlichen Stich. Endlich erblickte ich an der Princeßin das verlohrne Bildniß der Higvanama / welches sie auff ihre lincke Brust gehefftet hatte. Dieses entdeckte ich so bald bey e e erster Gelegenheit meinem Printzen / woruber er sich nicht wenig entfarbete / iedoch nach Art der Verliebten alles zu seinem besten ausdeutete. Inzwischen wurde alles zu einem Kae yserlichen Panqvete angeschicket / welches auff einem grossen Saale / der fast mit Crystall ue berzogen war / solte gehalten werden. Wir wurden in kurtzem durch der Trompeten Schall e zur Mahlzeit beruffen / und muste auff Kayserlichen Befehl mein Printz wiederum die Princeßin von Savady nach dem Saal begleiten / welches er endlich so weit willig verrichtete / als er nur sahe / daß die Princeßin Banise nicht von dem Zarang / sondern von ihrem Bruder dem Xemin gefue hret e wurde. Welches ein Zeichen Kayserlicher Ungnade gegen den Zarang war / dessen Ursache uns Talemon schon entdecket hatte. Wir wurden auff den mit kostbaren Tapeten belegten Boden zur Taffel gesetzet / und zwar oben der Kae yser / einige Schritte von dessen lincken Hand saß die Princeßin Banise / neben ihr aber wurde doch Zarang gesetzt / um / meines Erachtens / ihn nicht all zu sehr vor den Kopff zu stossen / welche beliebte Stelle er auch mit sonderbarem Hochmuth einnahm / und meinem Printzen e nichts als verachtliche und saure Blicke mittheilte. Zur rechten Hand des e Kaysers wurde der Cron-Printz Xemin / neben den die Princeßin von Sa6 bekroe net] gekroe net B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 25 nur] nun C, D, E, F, G, H, I, J. 35–1 Princeßin von Savady] Princeßin Savady B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2 legten sich] landeten K. 3 ausgestellten] bestimmten K. 14 nun] nur K. 22 kurtzem] kurtzer Zeit K. 25 als er nur sahe] weil er sahe K. 28–29 wurden ... zur Taffel gesetzet] setzten uns ... zur Tafel K. 29–30 und zwar oben der Kae yser] der Kayser nahm die oberste Stelle ein K. 30 von dessen lincken Hand] davon K. 34 mittheilte] zuschickte K.
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vady / und alsdenn mein Printz gesetzet / welchen auff beyden Seiten eine ziemliche Reyhe der vornehmsten Herren folgeten. Ob ich nun zwar auch e an diese Taffel genothiget wurde / so wolte doch ich lieber meinem Printz auffwarten / um desto genauer alles zu bemercken / welches mir endlich zugelassen ward. Bey dieser Mahlzeit nun wurde die herrlichste Music gehoe ret / welche sich Chor-weise an unterschiedenen Ecken vernehmen e ließ: So stelleten sich auch nach hiesiger Landes-Art unterschiedene Tane e tzerinnen und Possen-Spieler ein / damit alle Sinnen wol ergotzet wurden. e Der Schirasser Wein / welcher jahrlich in ziemlicher Menge aus Persien nach Hofe verschrieben wird / gienge ziemlich starck herum / und erhitzte e e e sowohl die Kopffe / als die Gemuther. Es war aber nichts geschafftiger / als e die Augen der schonsten Banisen und meines Printzen / welche einander unzehlich mal im Anschauen begegneten / und sich hierdurch iederzeit e e beschamt zurucke und niederschlugen. Unser verliebter Zarang aber ließ sich den Wein dermassen schmecken / daß hierdurch / ungeachtet voriger Beschae mung / seine Liebe gleichsam wieder auffgewae rmet ward / also daß e er der schonen Princeßin sehr beschwerlich fiele / indem er ihr entweder / e ob sie gleich der Speise geniessen wolte / die Hande raubte / oder ihre Achseln mit seinem Kopffe beschwerte / und was dergleichen verliebte Possen durch trunckene Liebe mehr begangen werden. Ja endlich schue ttete er ihr gar ein Geschirre mit Wein auff den Halß / wodurch er bey der e Princeßin ein erschrockenes / bey dem Kayser ein saures Gesichte / bey meinem Printzen aber ein heimliches Frolocken erweckte. Damit nun die allgemeine Freude durch diese Grobheit nicht moe chte verstoe ret werden / so wurde es endlich in ein Stillschweigen hiervon verwandelt. Wie aber nichts vergae nglicher ist / als die Welt-Freude und Ergoe tzliche keit des Zeitlichen: also wurde man dieses auch gerne nachgegeben haben / wenn die Zeit nur noch zur Zeit zu Vollziehung dieser Kae yserlichen Lust e e e erlaubet hatte. Denn / als der Kayser in voller Majestat seine Pracht ere e wiese / und seine Vergnugung durch alle ersinnliche Ergotzligkeit / welche e e das Glucke einem solchen Monarchen gonnet / suchte / ja niemand von den Anwesenden an einige Hinderung gedachte / siehe / so kam ein Courir aus Pegu / welcher einen andern aus dem Koe nigreich Martaba ne / und zugleich diese erschreckliche und betrue bte Zeitung mit brachte / daß Chau-
28 wenn die Zeit nur noch zur Zeit zu Vollziehung] wenn die zeit nur noch die vollziehung E, F, G, H, I. 4 bemercken] merken K. 6 welche sich] welche K. 6–7 vernehmen ließ] erschallete K. 12 schoe nsten] schoe nen K. 13 im Anschauen] in den Blicken K. 20 trunckene] eine von Wein erhitzte K. 25 es] alles K. 28 wenn die Zeit nur noch zur Zeit zu Vollziehung] wen die zeit nur noch die vollziehung K. 29 als] als sich K. e e 31 gonnet] schenket K. 32 Hinderung] Mißvergnugen K.
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migrem / Koe nig von Brama / unverwarnter Sache selbtes Reich mit einer e e gewaltigen Armee uberzogen / die Haupt-Stadt Martabane durch Verrae e e therey erobert / und den Konigl. Stamm erbarmlich umgebracht hatte. e e e Weil nun der erwurgete Konig / Chambainha / ein Eydam des Kaysers war / e e indem er sich die alteste Princeßin von Pegu vor sieben Jahren vermahlen e e lassen: als wurde der gantze Hof hieruber ungemein besturtzt. Die Music e schwieg im Augenblick stille / alle Tantzer wurden abgeschaffet / und ein e ieder ließ sein hertzliches Beyleid aus den Augen blicken. Ausser dem Kaye ser sahe man eine ungemeine Großmuthigkeit an / welcher auch den Ubere bringer dieser unglucklichen Post vor sich kommen / und sich den Verlauff e des kurtzen / doch jammerlichen Krieges vor unsern Ohren erzehlen ließ. Eur. Maj. hub er an / gehorsamste Folge zu leisten / so berichte in Unter-
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thanigkeit / daß ich ein geborner Martabaner und treuer Unterthaner meines e e liebgewesenen Konigs bin / welcher mich auch seine Konigl. Gnade sattsam empe finden lassen / indem er mich gewurdiget / einen Hauffen von drey tausend Mann e zu Roß zu commandiren; Dahero ich denn so unglucklich gewesen / daß ich al les e e mit meinen Augen ansehen mussen / woruber mein Hertze noch blutet. E. M. wird es sattsam bekandt seyn / wie der Haupt-Rebelle Chaumigrem / eingebildeter e e Konig von Brama / iederzeit einen todtlichen Haß gegen I. Maj. getragen / wegen tapfferer Bestraffung / womit I. M. dero gerechteste Rache an seinem gleichfalls e rebellischen Bruder ausgefuhret / und ihn den verdienten Lohn bey dieser Stadt Majao vor einem Jahre ertheilet. Solche Niederlage hat nun diesen Bluthund aus seinen Winckeln wieder hervor gezogen / dessen Frevel sich nicht allein untere standen / den unrechtmaßigen Besitz von dem Reiche Brama / als ein Erb-Recht und Cron-Folge zu behaupten / sondern auch gar mit Bedrohung vermeynter Rache an dem heiligen Haupte I. M. zu vergreiffen. Weiln er aber sich nicht getraute / dero gerechteste Waffen / oder die Peguanische Tapfferkeit zu versue e chen; als wolte er an den Schwachern seine Grausamkeit ausuben / umb nicht so e wohl sich an diesem hohen Kayserl. Hause wegen naher Anverwandschafft meiner e e e entseelten Konigin zu rachen / als auch seine Macht zu verstarcken: Deßwegen er e einige Zeit her unterschiedene hochst- unbilliche Foderungen an das Reich Mare tabane gethan / welche ihm allemal großmuthig von unserm tapffern / und eines e e e bessern Gluckes wurdigen Konige abgeschlagen worden. Dahero der Tyranne durch solche Verweigerung sich wol berechtiget erachtete / einen unvermutheten
26 an dem] sich an dem C, E, F, G, H, I, J, K. e e 1 unverwarnter Sache] ohne einige Kriegserklarung K. 7 Tantzer wurden abgee schaffet] Tanzende stunden vor Besturtzung unbeweglich K. 8 sein hertzliches Beyleid] ein hertzliches Misvergnue gen und Mitleyden K. 8–9 Ausser dem Kae yser sahe e man eine ungemeine Großmuthigkeit an] Aber an dem Kayser sahe man allein nur eine ungemeine Großmue thigkeit K. 16 Roß] Pferd K. 16 unglue cklich] unglue ckselig K. 17 mein Hertze noch blutet] in meinem Herzen noch die traurigsten Bilder schweben K. 22–23 diesen Bluthund aus seinen Winckeln wieder hervor gezogen] dieser Bluthund wieder in sich erneuert, so daß K.
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Krieg anzufangen. Ich sage recht / unvermuthet / indem wir des feindlichen Eine falles nicht eher gewahr worden / als biß es das fluchtige Land-Volck in unsern e Festungen mit Schaden bekrafftigte / daß der Feind in vollem Anzuge sey. Es e wurde so bald bey finsterer Nacht eilender Befehl an alle Kriegs-Haupter gesene det / unverzuglich mit ihren Trouppen sich nach der Haupt-Stadt Martabane zu begeben / und sich da zusammen zu ziehen / weil man doch wol sahe / daß der grausamen Macht des Feindes / welche in viermal hundert tausend bewehrter Mann bestund / nicht zu widerstehen war; dannenhero man das gantze Land muste Preiß geben / und den Ausgang dieser schnellen Fehde auff einen Haupte e e streich ankommen lassen. Unsere Volcker ruckten zwar in moglichster Eyl herbey / e und formirten ein schones Lager von achtzig tausend Mann. Allein was war diese e geringe Macht gegen des Feindes wutende Gewalt; Denn dieser kam als eine rauschende Fluth daher / und zog auff das Hertz des Reichs / wil sagen / auf e Martabane an. Dessen Grausamkeit kunten wir nun in der Konigl. Burg bey e Nachtzeit mit feurigen Buchstaben an dem Himmel lesen / indem man uber hundert Feuer zehlete / mit welchen der Tyranne seine Wut gegen die verlassenen e Hutten der armen Martabaner ausließ. So bald der Morgen angebrochen / begab e e sich unser Heldenmuthiger Konig selbst ins Lager / nachdem er Stadt und Burg e wol besetzt / und seine Gemahlin und Kinder denen Gottern anbefohlen hatte. Er e e stellete uns so fort wegen Annaherung des Feindes kluglich ins Feld / und dehnete unsere Schlacht-Ordnung dermassen weit aus / daß es schiene / als ob wir dem e Feinde allen Vorthel benommen hatten. Um den Mittag sahe man den Feind von ferne als einen grossen Wald mit einem dicken Staube daher rauschen / welcher e uns auch mit einem erschrocklichen Geschrey dermassen anfiel / als ob er geson¯en e ware / uns auf einmal zu verschlingen. Allein wir empfiengen ihn dergestalt / daß wir in kurtzem Meister des Feldes waren / indem er wegen allzu grosser Unorde nung bald das Feld rau mete. So hoch uns nun dieses erfreuete / so sehr wurden wir erschrecket / als wir durch unsere Kundschafft benachrichtiget wurden / es e waren nur die Vor-Trouppen in funfftzig tausend Mann starck von uns geschlagen worden. Zudem hatten wir bey diesem blutigen Anfange bey zehen tausend Mann e e eingebusset / da hingegen auch bey funf und zwantzig tausend feindliche Leichen e das Feld bedecketen. Nach diesem Siege ruckten wir wieder in unser Lager / um des Feindes Vorhaben folgenden Morgen zu erwarten. Dieser kam abermals mit e der volligen Macht angezogen / und griff uns dergestalt auff allen Seiten an / daß e innerhalb drey Stunden / ungeachtet aussersten Widerstandes / fast alle nieder-
2 als biß es] bis das K. 3 bekrae fftigte] versicherte K. 4–5 an alle Kriegs-Hae upter gesendet] allen Kriegshae uptern ertheilt K. 9 muste Preiß geben] Preiß geben K. 9 dieser schnellen Fehde] dieses schnellen Ueberfalls K. 10 lassen] lassen mußte K. e 12 wutende Gewalt; Denn dieser] zahlloses Heer; Denn dieses K. 16 Feuer zehlete / mit] Oerter in vollen Flammen erblickte, an K. 26 des Feldes] von dem Schlachtfelde K. 27 rae umete] rae umen muste K. 28 Kundschafft] Kundschafter K. 30 blutigen Anfange] ersten blutigen Auftritte K. 33 Vorhaben] Angrif K. 33–34 mit der] mit K.
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gemacht / unser Konig gefangen / und kaum drey tausend der Unsrigen in die Stadt entkommen waren. Was dieses vor eine entsetzliche und grausame Schlacht gewesen / kan Eur. Maj. hieraus abnehmen / wenn ich berichte / daß der Feind e e e wegen Menge der Todten in funff Tagen sich nicht der Stadt nahern konnen / e obgleich taglich ihrem Bericht nach sechs tausend Mann die Todten einscharren e e mussen. Als die Wahlstatt in etwas geraumet / und der Feind trucknen Fuß se tzen kunte / hub er so bald eine ernste Belagerung an / welche aber in nichts als in e e einem stetswahrenden Sturm bestund / indem er sechs Tage und Nachte iedwedes e mal mit funfftzig tausend Mann grausam sturmen ließ. Ob wir nun zwar unser werthes Haupt verlohren hatten / und in des Feindes Hand wusten / so liessen wir doch nichts von unserer Treue und Tapfferkeit erwinden / womit wir uns unserm e verlohrnen Konige noch verbunden zu seyn erachteten / indem wir ieden Sturm e e dermassen ritterlich abschlugen / daß die Walle vom feindlichen Blute uberal e gefarbet waren / und der Feind wegen dessen Schlipfferigkeit keinen festen Fuß mehr setzen kunte. Was wir nun durch unsere Tapfferkeit wider solche Gewalt e erhalten / dieses verlohren wir durch ewig verdam ¯¯ te Verratherey in einer Nacht / dessen Urheber bloß dem gerechten Himmel bekandt ist. Denn als der Feind seinen Kopff grausam zerstossen / und doch nicht viel damit ausgerichtet hatte / e e ließ er endlich von diesem sechs tagigen Sturme abblasen / und fuhrte die zieme e e lich-geschwachte Armee zurucke. Worauff wir voller Freuden uns auch zur nothigen Ruhe begaben; wiewohl wir durch fleißige Wachten alle Posten wohl besetzet liessen. Als wir aber am sichersten zu seyn vermeyneten / erscholle das erschreckliche Geschrey / der Feind sey schon in der Stadt / und sey durch das Wasser-Thor hinein gedrungen. Ob nun zwar ein ieder nach den Waffen griff / so war es doch vergebens / weil Schrecken und Finsterniß uns verwehrete / zusammen zu kom ¯¯ en / und also musten wir gantz zerstreuet des traurigen Morgens erwarten. Dieser war kaum angebrochen / so erhub sich ein solch grausames e e Wuten / Wurgen und Niederhauen / dergleichen in Asien wol nie mag geschehen e seyn. Ein Theil / und zwar die wenigsten / worunter auch mich das Gluck oder e vielmehr das Ungluck schloß / wurden gefangen genommen: Ein Theil flohe der e e e e Koniglichen Burg zu / wiewol zu hochstem Ungluck des Konigl. Hauses / denn der Feind drang sich zugleich mit hinein / und verfuhr doch so weit gelinder / daß er e e der Konigin / ihrer Kinder / des sam ¯¯ tlichen Frauenzimmers und einiger grossen e e Herren verschonete / und sie nur gefanglich annahm. Wie nun diesen wutenden
10 wusten] musten F, G, H, I, J, K.
32 so weit] weit C, E, F, G.
1–2 in die Stadt entkommen waren] die Stadt erreichen konten K. 3 wenn ich bee 11 nichts von richte / daß] weil K. 4 konnen] konnte K. 7 ernste] ernstliche K. unserer Treue und Tapfferkeit erwinden / womit wir uns] unsern Muth nichts und Tapferkeit verschwinden, wozu wir K. 16 ewig verdam ¯¯ te] eine gottlose K. 18 seinen Kopff grausam zerstossen] mit einem schrecklichen Verlust unsere Stadt bee e sturmet K. 23 Geschrey] ruchte K. 24 hinein gedrungen] eingedrungen K. e e e 28 geschehen] gehort worden K. 30–31 der Koniglichen Burg zu] zu der koniglichen e Burg K. 32 gelinder] gelind K. 34 gefanglich annahm] gefangen nahm K.
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Hunden ihre Faust an dem Blut-trieffenden Schwerdte fast erstarrete / huben sie e an die herrliche und schone Stadt niederzureissen / in willens / sie der Erden e gleich zu machen / welchem der mit schweren Ketten belegte Konig mit blutendem Hertzen zusehen muste. Was ich aber zuvor von einiger Gelindigkeit gegen die im Schlosse hohen Gefangene gemeldet / solches war nur ein kleiner Auffschub ihrer verteuffelten Tyranney zu nennen. Denn als auch die andere Nacht verschwunden / sahe man die Sonne gantz blutig auffgehen / und schiene dere massen traurig zu seyn / gleichsam als ob sie sich selbst betrubte / eine solche nie e erhorte Grausamkeit mit anzuschauen. Nachdem wir wenigen Gefangene in das Feld gestellet worden / sahe man drey tausend Mann mit Spiessen und Musqveten e daher kommen / welche hundert und viertzig Kern-schone Weibes-Bilder / deren e iedesmal vier und viere zusammen gebunden waren / unter sich fuhreten / bey iedweder Kuppel aber gieng einer von den Bramanischen Priestern oder Talee grepos / welche sie trosten / und einen Muth zum Sterben machen solten. Unter e e solchen betrubten Hauffen leuchtete die schone Nhai Canato als eine Sonne unter den Sternen hervor / welche ietzt in dem Todten-Meere untergehen sollte; Und e weil sie von so hohem Kayserl. Stam me entsprossen war / so schiene es / als ob e der Tyranne ihr auch im Tode einige schuldige Ehre erweisen wolte / indem zwolff e e Thurhuter / mit silbernen Kolben auff den Achseln / vor ihr her traten. Zur Seiten wurden ihre vier Kinder / als zwey Printzen und zwey Princeßinnen von so viel e e e Mannern auff Pferden gefuhret. Das ubrige Frauenzim ¯¯ er war alles von hohem e e Stande / und der Martabanischen Fursten Weiber und Tochter / deren Gesichter e alle dermassen schone waren / daß sie unter den abscheulichen Hauffen ihrer e Fuhrer und Henckers-Knechte wie die Sonnen-Strahlen unter den schwartzen e Wolcken hervor leuchteten. Man erblickte an ihnen das zarteste Wesen / und spielten die vor Angst erblasseten Rosen ihrer Wangen noch mit solcher Anmuth / e daß auch die Steine hierdurch hatten sollen erweichet werden / angesehen alle e e zwischen funfftzehen u. funff und zwantzig Jahren ihre schone Jugend mit einer schmertzlichen Todes-Art verwechseln musten. Dieser vor Augen stehende e e schmahliche Tod / und erbarmliche Unbilligkeit pressete einen Seufftzer und Zetter-Geschrey nach dem andern heraus / worbey diese schwache / doch holdselige Creaturen / fast iedesmal in eine Ohnmacht fielen. Ob nun zwar viel andere e Weiber / welche ihnen das Geleite gaben / ihnen allerhand Starckunge¯ und Confect reicheten / so kunten und wolten sie doch nichts kosten / sintemal die Bite terkeit des Todes alle Sußigkeit in Wermuth verwandelte. Hinter diesem armseligen Frauenzimmer folgeten 60. Grepos oder gemeine Priester / ie zwey und zwey
36–1 ie zwey und zwey nach einander] je zwei nach einander B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
3–4 blutendem] wehmuthigen K. 6 verteuffelten] unmenschlichen K. 15 solchen e betrubten Hauffen] solchen K. 20 so viel] viel K. 22–23 deren Gesichter alle dere e massen schone] die alle von solcher vortrefflichen Bildung K. 27 sollen] konnen K. e e 30–31 Zetter-Geschrey] furchterliches Geschrey K. 31 holdselige] liebenswurdige K.
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nach einander / welche mit niedergeschlagenen Angesichtern in ihren Buchern e lasen / und zum offtern rieffen: H E r r / d e r d u v o n k e i n e m a n d e r n / w e der von dir selbsten / das Wesen hast / richte unsere Wercke / e d a m i t s i e d e i n e r G e r e c h t i g k e i t g e f a l l e¯ m o g e n . Worauff andere antworteten: H E r r / v e r l e y h e / d a ß d i e s e s a l s o g e s c h e h e / a u f f d a ß w i r e die reichen Gaben deiner Verheissung wegen unserer Sunden nicht verlieren.
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Was nun das erbae rmlichste Ansehen gab / das waren vier hundert kleine Kinder / welche hinter den Priestern in einer langen Reyhe daher lieffen: Diese waren unterwerts des Leibes gantz bloß / hatten Stricke um ihre e e Halßgen / und weisse brennende Wachs-Kertzen in ihren Handen. Darauff marchirte die Bramanische Wache mit Spiessen und Musqveten: Diesem e nach folgten hundert Elephanten / und uber das eine grosse Menge Volcks zu Roß und Fuß / daß also zwey tausend Reuter / zehen tausend Fußvolck / e e und zwey hundert Elephanten diese betrubte Ausfuhrung begleiteten / des e ubrigen Volckes aber war keine Zahl. Mit diesem ansehnlichen Auffzuge e e e giengen diese Konig- und Furstliche Engel / welche einer gluckseligen Une sterbligkeit wurdig gewesen / durch das Feld nach dem erschrecklichen Richt-Platz zu / allwo ein und zwantzig Galgen ihrer erwarteten. So bald man daselbst angelanget / machten sich zu Pferde etliche Herolden hervor / welche ue berlaut ausrufften: Jedermae nniglichen sey diß Blut-Urthel kund / wele
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ches der lebendige GOtt verhangt / der da wil / daß gegenwartige hundert und viertzig Frauen sterben / und in die Lufft geworffen werden sollen: Alldieweil aus e e ihrem Rath und Anstifften ihre Manner und Vater rebelliret haben. Dieses wurde e
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nun vorgeschutzet / weil der Bluthund das Konigreich Martabane als LehnReich von Brama wissen / und uns zu Vasallen haben wolte. Dieses Urthel war kaum ausgeschrien / so erhub sich von den Gerichts-Beamten und Henckers-Knechten ein so abscheu- und due sterlich Geschrey / daß einem die Haare zu Ber ge stunden: Und hiermit griffen die Hencker die Verurtheilten an. Was man nun hier vor ein jae mmerliches Schreyen und Weinen anhoe ren / und vor hertzbrechende Geberden sehen muste / wie sie einander um den Halß fielen / und mit tausend Thrae nen von einander Abschied e nahmen / solches wird mir niemand verublen / wenn ich / als der ich es mit 25 als] als ein C, D, E, F, G, H, I, J, K. 10 unterwerts des Leibes] am Unterleibe K. 19 ihrer erwarteten] auf sie warteten K. e 21 uberlaut ausrufften] und sagten K. 23 Alldieweil] dieweil K. 27 ausgeschrien] ausgesprochen K. 28 abscheu- und due sterlich] abscheuliches K. 30 nun hier] nun K. 31 hertzbrechende] traurige K. 33–1 solches wird mir niemand verue blen / e wenn ich / als der ich es mit angesehen / vor ubriger Wehmuth fast nicht mehr reden kan] ach! mein ganzes Herz wird von Wehmuth und Mitleiden durchdrungen, wenn ich an dieses fue rchterliche Schauspiel gedenke, und meine Zunge, kan vor den traurigen Bildern, die sich in meiner Seele darstellen, diese grausame Thaten nicht weiter schildern K.
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angesehen / vor ue briger Wehmuth fast nicht mehr reden kan. Zugleich e hemmeten ihn auch die Thranen die Rede / daß er eine ziemliche Weile schweigen muste / und wir ihme fast alle Gesellschafft leisteten / ausser der Kae yser / welchem man nur dann und wann einen Tropffen abfallen sahe. e e Als sich nun dieser betrubte Unglucks-Bothe in etwas wieder erholet / fuhr er also fort: e Unsere werthe Konigin steuerte sich inzwischen auff eine alte Frau / e und war vor unaussprechlichen Betrubniß schon mehr als halb todt. Ehe die andern aber sich von den unbarmhertzigen Henckern wegschleppen liessen / wolte gleichwohl eine von diesen armseligen Damen im Namen ihrer e e aller / der Konigin zuvor noch die unterthanige Ehren-Pflicht erzeigen / und die letzte gute Nacht sagen; Derowegen sie sie denn auff folgende Art / e wiewol mit schwacher und klaglicher Stimme / anredete: Durchlauchtigste e
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Frau! Nachdem wir anietzt in dem Stande demuthiger Sclavinnen zu der betrubten e e Woh nung des Todes hintreten / so trostet ihr / als die schone Rosen-Crone une serer Haupter / uns mit eurem anmuthigen Gesichte / auff daß wir mit desto e e leichterm Kummer diesen geangsteten Leib verlassen / und vor der machtigen Hand des gerechten Richters erscheinen / zu dem wir / um unendliche Rache e dieser uns angethanen unbilligen Schmach mit bethranten Augen schreyen wole e len. Die hochbeangstigte Konigin antwortete hierauff erstlich mit einem
klae glichen Blick / und einem solchen Angesichte / darein der Tod allbereit den ersten Entwurff seiner Gestalt gemacht hatte / hernach mit folgender leisen Stimme: Nehmet nicht so bald Abschied / liebste Schwestern / sondern helffet mir vor diese kleine Kinder tragen. Aber das liessen die eylenden e Scharffrichter / die mit ihrem Konige die Barmhertzigkeit gemein hatten / e nicht zu / welche unter wehmuthigstem Ach und Weh / Winseln und Rache Geschrey alle diese schone Leute erwischten / und ohn einiges Verschonen sie an zwantzig Galgen erbae rmlichst auffhencketen / und zwar an iedweden e e sieben / was aber noch das argste war / so wurden sie bey den Fussen auffgehenckt / weßwegen sie denn unter schmertzlichem Seufftzen erst in
3 ihme fast alle Gesellschafft leisteten] mit ihm fast erstaunt schwiegen K. 4 welchem man nur dann und wann einen Tropffen abfallen sahe] von dessen Wangen e e nur dann und wan eine Thrane herab rollte K. 7 werthe Konigin steuerte] von Furcht e e matte Konigin, stutzte K. 8 vor] wegen K. 8 schon mehr als] schon K. e 10–11 ihrer aller] aller K. 12 denn] dieselbe K. 13 schwacher und klaglicher] e e bebender K. 14 zu der betrubten] und in die betrubte K. 18 zu dem wir / um unendliche] den wir, zur unendlichen K. 19–20 schreyen wollen. Die hochbeae nge stigte] auffordern wollen. Die betrubte K. 21 Angesichte] Gesichte K. 22 Gestalt] e furchterlichen Gestalt K. 23 leisen] zitternden K. 24 vor] vorher K. e e e 24 eylenden] blutdurstigen K. 26 wehmuthigstem] wehmuthigen K. 26–27 Rache e Geschrey alle diese schone Leute erwischten] Todengeschrey, alle diese Schonen mordbegierig ergriffen K. 30 Seufftzen] Winseln K.
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einer Stunde in ihrem Blut erstickt waren. Hiernechst galt es der Koe nigin / e welche von vier Frauen nach dem Galgen gefuhret ward / daran sie mit e grossester Hertzens-Qvaal ihre Kinder solte zappeln sehen / welches ihr weit mehr als der eigene Tod zu Hertzen gieng. Der Rolimmunay / als ein grosser Heiliger redete ihr fleißig zu / wie sie den Tod unerschrocken leiden solte. Indessen foderte sie ein wenig Wasser / nahm es in den Mund / und e e sprutzte es uber ihre vier Kinder / deren iedes sie nach einander auff die Armen nahm / ihnen einen Abschieds-Kuß nach dem andern auff den e Mund druckte / mit so inbrunstiger Bewegung / daß einem Tyger darvon e e e die Augen hatten ubergehen mogen. Endlich brach sie in folgende KlagWorte herauß: Ach / meine Kinder / die ich auffs neue in dem Eingeweide meiner
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Seelen gebohren / wie wolte ich mich so hoch beglucket achten / wann mir e erlaubet ware / euer Leben durch einen tausendfachen Tod zu erkauffen! Alsdenn e wurde ich alle Furcht / darinnen ihr mich / und ich euch sehe / verlassen / und von diesen grausamen Henckern den Tod so willig erwarten / als gerne ich werde vor dem HErrn aller Dinge / in der Ruhe seiner him ¯¯ lischen Wohnung erscheinen.
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Diß gesagt / ließ die betrue bte Koe nigin ihre Augen auff den Nachrichter schiessen / welcher allbereit die zwey kleinen Printzen gebunden hatte / und sagte zu ihm: Sey nicht so unbarmher tzig / daß du meine Kinder vor meinen Augen umbringest. Richte mich erst hin / und schlage mir die letzte Gunst nicht ab / die mein sterbender Mund von dir begehret. Mit diesen Worten risse sie die
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Kinder wieder zu sich / umfieng / druckte und hertzete sie / und gab ihnen e e tausend Scheidungs-Kusse / so lange / biß sich der gutige Himmel selbst e uber sie erbarmete / und ihr Seele und Athem benahm / ehe sie den Hene e cker-Strick fuhlete. Also sanck sie unter den Handen der Frauen / auff welche sie sich steurete / todt darnieder. Wie der Hencker dieses erblickete / sprang er behende hinzu / raffte und henckete sie geschwinde auff / hernach die vier andern Frauen / und endlich zu ihrer Rechten die zwey jungen Printzen / zur Lincken aber die zwey kleine Princeßinnen. Hier sanck zugleich die Princeßin Banise ue ber der traurigen Erzehlung des schmertzlichen Todes ihrer Frauen Schwester in eine starcke Ohnmacht / also / daß sie fast nicht wieder zu ermuntern war / und sie dannen-
1 erstickt waren] erstickten K. 1 galt es der] gieng es an die K. 3 groe ssester Hertzens-Qvaal] groe stem Mitleiden K. 3–4 ihr weit] sie noch K. 4 zu Hertzen gieng] schmertzte K. 5–6 wie sie den Tod unerschrocken leiden solte] sie solte dem Tod e unerschrocken entgegen gehen K. 9–10 daß einem Tyger darvon die Augen hatten e e e e ubergehen mogen] daß ein Tyger dadurch hatte konnen bewegt werden K. 11–12 auffs neue in dem Eingeweide meiner Seelen gebohren] geboren K. 13 tausendfachen] grausamen K. 15 als gerne] als K. 17 Diß gesagt / ließ] Da sie diß gesagt, richtete K. 17–18 Nachrichter schiessen / welcher allbereit] Nachrichter, welcher bereits K. e 20 Gunst] Bitte K. 24 ihr Seele und Athem benahm] sie plotzlich dahin sterben ließ e K. 26 steurete] stutzte K. 28–29 jungen Printzen / zur Lincken aber die zwey kleine Princeßinnen] kleinen Princeßinnen K.
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hero in ein ander Zimmer muste getragen werden. Die Thrae nen hae uffeten e sich auch bey allen Zuhorenden dermassen / daß man statt vorigen Jauchtzens und Musicirens / nichts als Klagen und weinendes Kluchzen vernahm / welches denn eine erbae rmliche Verae nderung des menschlichen Zue e standes war. Der großmuthige Kayser aber fuhr fort zu fragen / wie es e ferner und bevoraus mit dem Konige abgelauffen sey? wovon er folgenden e Bericht erstattete: Dieses erbarmliche Mord-Spiel erweckete in Freund und Feinden ein ungemeines Trauren / welches endlich in eine Verbitterung und Auffruhr ausschlage¯ wolte / indem Chambainha / der ein Sohn und e rechtmaßiger Erb-Printz des Reiches Brama war / dessen Herr Vater nach eignem hohen Bewust durch des Tyrannen vorigen Bruder / den Xenimbrum gleichfalls des Reiches und Lebens beraubet worden; Derowegen e e wachte die alte und naturliche Liebe der Bramaner gegen ihren rechtmaßigen Herrn in etwas wiederum auf / u. ließ es sich allerdings zu einem e gefahrlichen Auffruhr an. Hierzu halff nicht wenig das grausame Zeterund Klag-Geschrey der unglaublichen zuschauenden Menge / wovon auch die Erde erzitterte / und kam es so weit / daß hundert und zwantzig tausend e Mann ins Feld ruckten / und sich der Tyrann in die Burg begeben muste; e wiewol dieser lobliche Eyffer bald wiederum erkaltete / und mit der einbrechenden Nacht gae ntzlich gestillet ward. Unter diesem schae ndlicherwue rgeten Frauenzimmer sind drey Jungfern gewesen / die das MordKind vorhin zu heyrathen begehret gehabt; weil er aber damals noch in e e dem Grafl. Stande von ihren Eltern abschlagige Antwort bekommen / hat er seine grausame Liebe mit dem Stricke gerochen. e e Zu Verhutung aber ferneren Auffstandes ließ der tuckische Hund dem e gefangenen Konige noch in derselbigen Nacht einen schweren Stein an den e Hals hencken / und in das tieffe Meer werffen / in welcher jammerlichen Todes-Art ihm noch sechtzig vornehme Herren / welche alle der erwue rgee e e e ten Frauen Vater / Manner und Bruder waren / betrubte Gesellschafft e e leisteten. Dieses ist nun der blutige / und Thranen-wurdige Untergang e unsers Hochpreißlichen Konigl. Hauses / wowider wir armen Leute nichts ferner vermoe gen / als den gerechten Himmel und E. M. mae chtigste Waffen e um brennende Rache und Hulffe anzuruffen. 9 der ein] ein E, F, G, H, I, J, K. 1–2 Die Thrae nen hae uffeten sich auch bey allen Zuhoe renden dermassen] Alle Zuhoe rende e zerflossen gleichsam in Thranen K. 2–3 vorigen Jauchtzens und Musicirens] voriges Jauchen [!] und Musiciren K. 3 und weinendes Kluchzen vernahm] Weinen und Seufzen hoe rte K. 4 erbae rmliche] traurige K. 4–5 menschlichen Zustandes] vorigen e Vergnugens K. 11 Bewust] Bewustseyn K. 14 wiederum] wieder K. 15–16 Zeterund Klag-Geschrey der unglaublichen zuschauenden Menge] Klaggeschrey der unzae hligen Menge der Zuschauenden K. 17 kam es so weit] so weit kam K. 21–22 das e Mord-Kind] der Mordbrenner K. 22 gehabt] hatte K. 25 der tuckische Hund] diee e e ser Menschenfeind K. 30 Thranen-wurdige] bejammernswurdige K.
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Hiermit endigte dieser Mensch seine traurige Erzehlung / worauf der e e e e hochst-betrubte Kayser die Hande in einander schlug / und mit Seufftzen sagte: Wie unerforschlich ist doch der Schluß des Himmels? Diesem schenckt er
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einen Lorbeer-Krantz / und jenem einen Hencker-Strick. Hier hebet er einen eme e por / und dort sturtzet er den andern zur Holle. O Himmel! wie hat es deine e Gerechtigkeit zulassen konnen / daß der Gerechte untergangen / und der Gotte lose erhaben ist? Daß sich der Scepter in einen blutigen Morder-Stal / der Thron in e einen schwartzen Sarg / und die Crone in ein Rad des wandelbaren Glucks vere wandelt hat? Ach Nhai Canato / meine werthe Tochter! haben mich die Gotter deßwegen mit dir beschencket / daß sie mich auff diese harte Probe stellen e wollen / wenn ich mein liebstes Kind soll am Galgen sterben sehen. Mochte nicht e e das tapfferste Gemuthe weichmuthig gemacht werden / wenn es sein Fleisch und e Blut unter des Henckers Hand wissen soll. O unertragliches Leid! O Schmertz / e welchem kein Schmertz zu vergleichen! Vermaledeyter Wuterich! Verdammter e Chaumigrem! Ist dieses iemals erhoret worden / daß man gegen zarte WeibsPersonen so abscheulich verfahren hat? Verdam ¯¯ ter Hund! kunte dich nicht die e e e Schonheit welche auch Tyger bezwinget / uberwinden? kunte dich das jammerliche Schreyen und Weinen der zarten Angesichter nicht bewegen? ja / kunte nicht e die Unschuld der kleinen Kinder / und ihr Koniglicher Stamm einiges Mitleiden in e dir erwecken? Gewiß / die Gotter sind bißweilen allzu ungerecht gegen uns Mene schen / indem sie einer solchen Greuel-That / wovon die Sonne errothet / ohne e Empfindligkeit zusehen kon nen. Ach mein Kind / mein Trost! mein Ancker / welcher mir zu einer Schiffbruchs-Klippe wird! Ach daß ich doch mit dir in die Erden solte verscharret seyn / weil mir nunmehro das Leben doch nur ein steter Tod seyn e e wird. Großmachtigster Kayser / redete ihm hier mein Printz ein / dieser hohe e Trauer-Fall / welcher dero Hertz verwundet / betrubet meine Seele / und ihr Jammer ist meine Qvaal; Derowegen wird mir erlaubet seyn / zu sagen / nicht allein / e wie man dem Verhangniß sich gedultig unterwerffen / sondern auch / wie man e e e das unschuldige Blut auffs grausamste an dem verdam ¯¯ ten Morder rachen moge. e Hierzu aber dienet ein ubriges Klagen und Trauren am wenigsten / welches dem e Feinde vielmehr zur Ergotzung dienet / wenn er siehet / wie er uns auff das e e empfindlichste geruhret habe. Zwar die Gotter haben denen Menschen eine son-
1 dieser] der B, C, D, E, F, G, H, I, J.
18 kunte nicht] kunte dich nicht B, D, H.
1 dieser Mensch] der Bote K. 1 woraus Df. in A] worauf K. 2 mit Seufftzen] e seufzend K. 8–9 verwandelt hat] verwandelt K. 12 weichmuthig] weich K. e 13 wissen soll. O unertragliches Leid] siehet: O Leiden K. 16 Hund] Unmensch K. e 18 Angesichter] Seelen K. 21 einer solchen Greuel-That / wovon die Sonne errothet] eine solche Grausamkeit, wovor die Sonne sich verfinstert K. 23 Schiffbruchs-Klippe wird] Klippe wird an welcher ich scheitern soll K. 24 steter] bestae ndiger K. 25 hier e e mein] mein K. 28 gedultig] nicht allein gedultig K. 30 ubriges] bestandiges K. e 32 geruhret] gemartert K.
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derbare Liebe gegen ihre Kinder eingepflantzet / also daß ihnen nichts empfindlichers / als deren Verlust / wiederfahren kan: Allein auch ein wildes Thier greifft e e e den Rauber seiner Jungen behertzt an / und versaumt durch ubrige Wehmuth e keine Gelegenheit sich zu rachen. So nehmen denn E. M. dero gerechteste Waffen e zur Hand / als das beste Mittel / welches die Gotter zur Rache geschaffen / e e vergiessen statt ubriger Thranen das schwartze Blut der Feinde / und ruhen nicht e e eher / biß des Morders Kopff in einem Morsel zerstossen / und die verhaßten e Anstiffter dieser Mordthat denen Entseelten ein blutiges Rach-Opffer seyn mogen. e Ach trautester Pantoja / erwiederte der Kayser / ihr habt recht / doch wie bald e e kan der fehlen / welchen die Gotter nach eurem eignen Gestandniß auff das empfindlichste angreiffen. Hierdurch muß auch ein Amboß / geschweige ein e e menschliches Hertze gekrummet und weich gemacht werden / wo der Ungluckse Hammer so gar harte hinschlagt. Die Glut der Rache / versetzte mein Printz / e kan alles wieder gerade machen / und diese Wunden konnen nicht anders / denn mit dem Blute des Tyrannen geheilet werden. Ich schwere es bey der ewigen e Gottheit / daß / wo mir nicht durch einen Fall das Leben verkurtzet wird / ich dermaleinst noch mit eigner Hand die grausamste Rache von diesem Frauene Morder nehmen wil. Zarang hatte bißher gantz unbeweglich gesessen / und
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kein Zeichen einiges Beyleides von sich spuhren lassen. Inmittelst weil sein Reich mit Brama grae ntzte / und er daher nicht wenig zur Rache beytragen kunte / so wolte er hier im True ben fischen / und sich diesen Jammer-Fall so e e weit zu nutz machen / daß er nunmehro den vorhin beangsteten Kayser zwingen wolte / ihm die Princeßin Banise nicht allein selbst anzutragen / sondern auch wue rcklich zu ue berliefern. Welches alles er sattsam zu erkennen gab / wen¯ er sich nicht scheute / den Todt-Feind von Pegu Angesichts des Kae ysers zu rue hmen und zu sagen: Dieses Ungewitter habe ich nicht allein e
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langst uber Martabane zuvor gesehen / sondern sehe es auch bereits uber Pegu e herrauschen / wo nicht durch Klugheit und angrantzende Verbindung diesem e Ubel beyzeiten begegnet wird. Chaumigrem ist ein kluger Konig / vorsichtig in e e e e Anschlagen / und so begluckt als tapffer in deren Ausfuhrung. Es hatten sich E. e e e Maj. vielmehr bemuhen sollen / vorlangst diesen Helden-muthigen Nachbar zu e einen Freund und Bunds-Verwandten zu machen / so hatte er vielleicht nicht e e Ursache gehabt / sich so grausam zu rachen. Diese Worte mochten den Kayser e
gnung durchs Hertze schneiden / weil er aber solches kluglich zu verbergen 19 ein Df. in A] sein B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. F, G, H, I, J, K. 30 und so] und B, C, D.
25 Angesichts] ins Angesicht B, C, D, E,
2 deren Verlust / wiederfahren kan] der Verlust derselben ist K. 4 gerechteste] gerechte K. 6 Feinde] mordbegierigen Feinde K. 8 Rach-Opffer] Rauchopfer K. e e e 10 fehlen] unglucklich seyn K. 10 Gestandniß] Zeugniß K. 11 angreiffen] zuche e e e tigen K. 12 gekrummet] erschuttert K. 13 harte hinschlagt] empfindlich schlagt K. e e 14 gerade] gut K. 19 Beyleides] Mitleidens K. 30 begluckt] glucklich K. 30 deren] der K. 31 diesen] einen K. 34 schneiden] dringen K.
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wuste / als antwortete er gantz glimpflich / iedoch mit einer ernsthafften e Majestat: Und dieses koe nte uns gerathen werden / uns mit einem Haupt-Rebele
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len / welcher das Unsrige boßhaffter Weise an sich gebracht / und unrechtmaßig e besitzet / noch in Freundschafft und Bundniß einzulassen. Nimmermehr soll dieses e e von einem großmuthigen Hertzen erhoret werden / daß es Freundschafft bey einem Drachen / und Artzney bey einer Spinnen suchen soll. Und ob auch diese e e Freundschafft gut ware / wiewol einem versohnten Feinde nimmermehr zu trauen e e e ist / so lasset es doch die Gottliche Gerechtigkeit nicht zu / daß wir durch Hulffe der Feinde unsern Zweck erlangen: vielmehr wird uns der Himmel straffen / wenn e wir einer so Welt-kundigen Auffruhr durch die Finger sehen wolten. Man muß straffen / wen¯ man kan / und nicht wenn man wil / antwortete Zarang gantz e e hohnisch / und weil er denn nicht auffhorete / die Tapfferkeit und Große e muth des unwurdigen Chaumigrems auff das hochste heraus zu streichen / e und hierdurch den betrubten Xemindo noch mehr schmertzlichst zu beleidigen / als kunte mein Printz sich nicht enthalten / ihm folgenden Einwurff zu thun: Es mue ste sich / sagte er / denn der moe rderische Chaumigrem in kurtzer
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Zeit so sehr verandert haben / indem ich sonst mit meinen Augen gesehen / wie e e das Spruchwort wahr sey: Die grossesten Tyrannen sind die verzagtesten Hertzen. Denn als er in Ava von dem Printzen selbiges Reiches eine derbe Ohrfeige bekam / e so brauchte er zwar sechs Vorfechter / die gebuhrende Rache aber ist er demselben biß ietzo schuldig geblieben. Und ob sich zwar auff dessen Ausforderung der e Printz anerbot / personliche Rache von sich nehmen zu lassen / und sich dannene hero an bestimten Ort zu angesetzter Zeit verfugete / so war doch Chaumigrem wie ein Haase bey der Drummel durchgegangen / daß also gantz Ava ein schlechtes Hertz und geringe Tapfferkeit in dem Chaumigrem urtheilte. Wer weiß / vertheidigte ihn Zarang ferner / was ihn vor wichtiges Bedencken hiervon abgehalten / zudem beruhet auch nicht die Tapfferkeit in einem solchen Privat-Gefechte / sondern verdunckelt vielmehr den Glantz unserer Hertzhafftigkeit / weil sonst mancher Musqvetierer eher den Titul eines Tapffern / als eine Generalse e Person verdienen wurde / Ursach / weil sich jener offterer vor der Spitze gezeiget / und mit seines gleichen einen Zwey-Kampff gewaget / als dieser. Allein die wahre e Tapfferkeit lasset sich in hertzhafftiger Klugheit eines Feld-Herrn / und tapfferer
2 koe nte] konte C, E, F, G.
29 eher den] den B, C, D. ehe den E, F, G, H, I, J, K.
5 erhoe ret] gehoe ret K. 6 Spinnen suchen soll] giftigen Spinne suchen sollte K. e e 7 gut] nutzlich K. 10 einer so Welt-kundigen Auffruhr durch die Finger sehen] einem e so weltbekannten Aufruhr nicht rachen K. 14 mehr schmertzlichst] mehr K. 16 thun] machen K. 17 so sehr] sehr K. 20 Rache] Satisfaction K. 21 schuldig] noch schuldig K. 22 Rache von sich nehmen zu lassen] Satisfaction zu geben K. 25 in dem Chaumigrem urtheilte] von dem Chaumigrem hoffte K. 26 wichtiges Bedencken] wichtige Dinge K. 30 Ursach / weil] weil K. 32 in] aus K. e e e 32–1 tapfferer Ausfuhrung eines Helden-muthigen Anschlages spuhren] tapfern Ause e fuhrung einer heldenmuthigen Absicht, erkennen K.
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Ausfuhrung eines Helden-muthigen Anschlages spuhren; Und daß solche Chaue migrem sattsam besitze / indem er die Eroberung eines gantzen Konigreiches so e e hertzhafft in kurtzer Zeit zu Ende gebracht / solches wird kein Verstandiger lauge nen konnen. Diese Reden machten meinem Printzen die Stirn ziemlich e e warm / iedoch wolte er dessen fernere Erklarung horen / indem er sagte: So es ja einem solchen Praler nicht zu viel ist / eine Ohrfeige zu verschmertzen / und die Tapfferkeit bloß in dem Felde zu erkennen ist / so muß ich als ein lebendiger Zeuge gestehen / daß keine verzagtere Memme / als eben der Chaumigrem / kan e gefunden werden. Denn als er im Treffen vor Ava die Armee als unwurdiger e Feld-Herr wider S. M. von Pegu anfuhrete / und durch seine Unwissenheit den Cron-Printzen auff die Schlachtbanck lieferte / so war er der erste / welcher durch e e unnothige Flucht das gantze Heer in Unordnung / und zu einer schadlichen Nachfolge brachte. Daß nun diese ietzige schleunige Eroberung geschehen / solches ist e e e nicht ihm / sondern zuforderst denen erzurneten Gottern / welche ihn als eine e zuchtigende Ruthe gebrauchen / hernach aber der unbeschreiblichen Menge / womit er einen so kleinen Hauffen bekrieget / zuzuschreiben; Und wo ja ein unredlicher Uberfall eine Tapffer keit zu nennen ist / so ist traun Chaumigrem der e e Tapfferste in gantz Asien. So aber auch dieses nicht ware / sondern er hatte durch e rechtmaßige Gewalt und eigene Tapfferkeit diesen Sieg erhalten / wie es doch e nichts weniger ist / so verdunckelt doch der unerhorte Mord an dem unschuldigen Frauenzimmer solches alles dermassen / daß er vielmehr den Titul eines unehre e lichen Morders und schandlichen Bluthundes / als eines tapffern Soldatens / e verdienet hat; worinnen mir gewiß auch ein iedwedes tapfferes Gemuthe wird e e mussen Beyfall geben. Gemach / gemach / hub Zarang gantz entrustet an zu antworten / ihr seyd gewiß in einer ue blen Schule erzogen worden / daß ihr nicht e bescheidener von hohen Hauptern zu reden wisset. Und weil euch die Verante wortung eurer Reden zu schwer fallen mochte / als hielte ich euer Schweigen vor e e sehr nothig. Woruber sich denn mein Printz dermassen ereyfferte / daß ich
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nur immer sahe / wenn er nach dem Sebel greiffen wurde / hiervon hielte e ihm aber so weit die hohe Gegenwart des Kaysers ab / daß er nur dieses sagte: Verflucht sey derjenige / welcher die betrue bte Majestae t durch Erhebung ihrer Feinde noch ferner beleidiget. Und weil ihr der erste seyd / der mir das Schweigen auffleget / so wil ich meine Meynung von dem unredlichen Chaumi-
2 Koe niges Df. in A] Koe nigreichs B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. D, E, F, G, H, I, J.
13 ietzige] ietze B. ietzt C,
e 3 zu Ende gebracht] ausgefuhret K. 8 keine verzagtere Memme] kein so furchtsamer Hase K. 13 nun diese ietzige schleunige Eroberung] aber diese jetzige Eroberung so schleunig K. 17 unredlicher] hinterlistiger K. 17 traun] gewiß K. 20 weniger e e ist] weniger K. 20 an dem] des K. 22 schandlichen] verabscheuungswurdigen K. e e 23–24 iedwedes tapfferes Gemuthe wird mussen Beyfall geben. Gemach / gemach] ein e jedweder tapferer Held wird Beyfall geben mussen. Nicht so hitzig K. 27 zu] so K. 30 aber so weit] aber K.
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grem gegen euch behaupten. Seyd ihr nun ein ehrlicher Printz / welcher sich mit keinem Rebellen gemein zu machen begehret / so werdet ihr mir morgen zu Pegu mit eigener Faust Rechenschafft von euren Worten geben: Wohin ich euch denn e mit I. Maj. Vergunstigung zu einem Sebel-Kampff auff Leib und Leben wil ausgee fordert haben. Weil sich denn Zarang ungeachtet des Kaysers an meinem
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Printzen auff der Stelle vergreiffen wolte / als gebot ihm Xemindo Friede mit diesen Worten: Verwegener Printz / wie lange sollen wir euren Hochmuth e
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anhoren / und wenn werdet ihr auffhoren / uns empfindlichst zu beleidigen? Behauptet demnach morgen eure Sache / oder meidet unsern Hoff. Womit Zae
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rang den Saal verließ; Wir aber / nebst dem Kayser / begaben uns alsofort e samtlich zu Pferde / und ritten / ungeachtet der einbrechenden Nacht / nach Pegu. Zugleich bemerckten wir an dem heitern Himmel einen ente setzlichen Comet-Stern / welcher seinen Stral recht uber Pegu stellete / e e woruber so wohl der Kayser / als auch wir / uns nicht wenig entsetzten. Wie wir um Mitternacht vor Pegu anlangeten / und zu dem Thore einritten / stue r tzete der Kae yser auff ebener Erde / ob wir gleich Schritt vor Schritt ritten / mit dem Pferde / daß ihm das Blut hae uffig zur Nasen heraus floß / e e welches denn alles von uns ubel gedeutet / u. leider allzuwahr erfullet worden. Als der Morgen angebrochen / u. die Sonne bereits einige Stunden die Stadt Pegu beleuchtet hatte / verfue gte sich mein Printz abermal / wie in Ava / bloß mit Sebel und Schild versehen / an den Ort / welcher unfern des e Schlosses auf einem grunen Platze mit Pallisaden umschrenckt war. Der e Kayser selbst sahe durch ein verborgen Fenster zu / und die Menge der Zuschauer verwehrte uns fast den Eintritt. Nach Verfliessung einer halben Stunde meldete sich ein Baum-starcker Ritter an / und begehrte in den Schrancken eingelassen zu werden / welches ihm aber abgeschlagen ward / und muste er sein Anbringen ausser dem Platze sagen / welches hierinne bestunde; Weil sein Gn. Herr / als der Printz von Tangu nicht vor rathsam erachtet e
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hatte / sich personlich in die Gefahr zu begeben / deren er sich wegen Kayserl. Ungnade besorgete: gleichwohl aber die verwegene Ausforderung nicht ungee e e anthet hatte konnen hingehen lassen: als ware er zugegen / seines Printzen Ehre e zu schutzen / und zu erweisen / daß seine Sache gerecht sey. So bald dieses der
1 Seyd ihr nun ein ehrlicher Printz] So ihr nun ein ehrlicher Printz I, J, K. die E, F, G.
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e 4 Vergunstigung zu einem Sebel-Kampff] Erlaubniß, zu einem Gefechte K. 6 Xemindo] Xemin K. 8 anhoe ren] mit Misvergnue gen anhoe ren K. 8 empfindlichst] empfindlich K. 13 Comet-Stern] Cometen K. 13 stellete] ausbreitete K. 17 floß] e stromte K. 19 worden] worden ist K. 20 beleuchtet] erleuchtet K. 21 versehen] bewaffnet K. 21–22 unfern des Schlosses] nicht weit von dem Schlosse K. 22 umschrenckt] eingeschlossen K. 26 Schrancken] geschlossenen Creiß K. 27 Platze] Kampfplatze K. 29 zu begeben / deren er sich] zusetzen, die er K. 30–31 ungeanthet] unbelohnt K.
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Kae yser erfuhr / ließ er meinem Printzen zuentbieten / weil der rechte Gegner nicht erschiene / so wae re es demnach gantz unnoe thig / sich mit einem andern einzulassen. Welches aber mein Printz durchauß nicht eingehen wolte / sondern vorwendete: Er wolte des Kae ysers Hoheit und seine Ehre e
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gegen iedweden handhaben / derowegen er in Unterthanigkeit bate / ihm zu e erlauben / die Sache auszufuhren / welches ihm endlich zugelassen ward: Und
also trat dieser schwartze Ritter hinein / welcher eine¯ Schild an dem lincken Arm fue hrete / womit sich mein Printz gantz hae tte bedecken koe nnen. Der e e Sebel war gleichfalls von so ungleicher Lange / daß sich mancher wurde e bedacht haben / ehe er seinem Feinde einen solchen Vorthel eingeraumet e hatte. Dessen ungeachtet / verließ sich mein Printz auff seine Hurtigkeit und gerechte Sache. Diesem nach sahe er seinen Feind mit einem ernste hafften Lachen uber zwerch an / und nachdem er vermeynte / daß es Zeit sey / ihn anzugreiffen / gieng er mit starcken Schritten / geraden Leibe und funckenden Augen auff ihn loß / und schlug dergestalt auf ihn zu / daß er bald seinen Fehler wegen Ubereylung merckete / und sich dannenhero in e e etwas zurucke zog. Jener hingegen veranderte vor Zorn seine gantze Gestalt / und stellete sich / als ob er meinem Printzen durch blosse Geberden einen Schrecken einjagen wolte. Das Feuer stieg ihn ins Gesich te / die Haare stunden gen Berge / die Stirne runtzelte sich zusammen / und alle seine Adern bleheten sich auff / bald schnaubete er vor Grimm / bald hielt e e er den Athem wieder zuruck / und bisse die Zahne so grausam zusammen / e e daß ihm der Jascht die Lippen bedeckte; ja / er fuhrte solche gewaltige Streiche auff meinen Printzen / daß ich iedesmal besorgte / er wue rde ihn mitten von einander hauen. Und empfand also mein Printz sattsam / was er vor einen starcken Feind vor sich habe / welchem nichts als die Geschwindigkeit mangelte. Mein Printz brachte inzwischen das erste Versehen reiche
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22 wieder zuruck] zuruck B, C, D, E, F, G, H, I, J. e e 1 zuentbieten] berichten K. 2 gantz unnothig] unnothig K. 5 handhaben] verfeche ten K. 9 ungleicher] ungewohnlicher K. 11 Hurtigkeit] Geschwindigkeit K. 12 Diesem nach sahe er] Er sahe also K. 13 zwerch] die Achsel K. 13 vermeynte / daß] meinte K. 14–15 geraden Leibe und funckenden] aufgerichtetem Leibe und 19–25 Das Feuer blitzenden K. 16 seinen Fehler wegen] seine Schwae che und K. stieg ihn ins Gesichte / die Haare stunden gen Berge / die Stirne runtzelte sich zusammen / und alle seine Adern bleheten sich auff / bald schnaubete er vor Grimm / bald hielt er den Athem wieder zurue ck / und bisse die Zae hne so grausam zusammen / daß ihm der e e Jascht die Lippen bedeckte; ja / er fuhrte solche gewaltige Streiche auff meinen Printzen / daß ich iedesmal besorgte / er wue rde ihn mitten von einander hauen] Das Feuer durchglue hete sein Gesichte, die Haare stiegen empor, die Stirne faltete sich, die Adern schwollen auf; bald schnaubte er vor Wuth, bald schien er Athem loß, knirschte mit den e e Zahnen und die Lippen schwollen vor Geifer; ja er fuhrte solche gewaltige Streiche auf e meinen Prinzen, daß ich besorgte, er wurde ihn mit jedem Streiche mitten von einander hauen K. 27 mangelte] fehlte K. 27–1 das erste Versehen reichlich] sein erstes Versehen bald K.
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lich wieder ein / indem er seinen Feind sich satt abarbeiten ließ: hingegen nahm er alle Hiebe / theils durch seine Hurtigkeit / theils durch seinen e e stahlernen und Spiegel-glatten Schild aus / indem er bald in die Hohe sprang / bald sich zusammen schmiegete / nachdem es die Nothdurfft seie ner Sicherheit erforderte. Endlich muste mein Printz besorgen / es mochte seinem Feinde unter so vielen Streichen einer gerathen / wodurch er wol e e e gar den Sieg verliehren durffte; als begunte er ihm etwas naher einzurue cken / und indem jener einen starcken Streich nach dem Kopffe fuhrete / warff mein Printz den Schild vor / und that zugleich einen gewaltigen Hieb / welcher auch so wol geriethe / daß des Feindes rechtes Knie gantz e e gespalten ward. Und dieses war hochst nothig / indem ihm der feindliche Streich den Arm dermassen erschellt hatte / daß er den Schild fallen zu e lassen gezwungen ward. Als nun der starcke Gegner zur Erden sturtzte / e e schaumete er vor Eyfer wie ein wildes Schwein. Mein Printz aber saumete e nicht / sondern ergriff den Schild hurtig / sturmete / weil jener keine Gnade begehrete / desto muthiger auff ihn ein / und versetzte ihm unterschiedene Wunden / deren aber keine ihn wehrloß machen kunte / biß ihm e endlich ein krafftiger Streich durch das Haupt fuhr / wodurch er Geist und e Sebel verlohr / und also meinem Printzen der vollige Sieg zu theil ward. e Hieruber entstund nun ein solches allgemeines Jubel-Geschrey / als ob hierdurch Chaumigrem selbst erlegt wae re. Ja / die Peguaner verehrten meie nen Printzen mit so hauffigen und wunderlichen Geberden / daß wir kaum das Schloß erreichen kunten. Ich muste des Entleibten Schild und Sebel hinter meinem Herrn hertragen / welcher alsobald vor den Kae yser gelassen e wurde / dem es mein Printz mit diesen kurtzen Worten zun Fussen legte: So e e mussen alle Feinde des Reichs Pegu gesturtzet werden! Xemindo umhalsete ihn e e auffs brunstigste / und fuhrte ihn abermals in ein besonder Zimmer / daß ich wieder nichts zu sehen noch zu hoe ren bekam / biß mir der Printz sein e zugestossenes Gluck erzehlte. e Allerwerthester Pantoja / hatte ihn der Kayser angeredet / es scheinet / als e
ob die Gotter diesem Reiche zum besten etwas sonderliches durch euch be-
1 abarbeiten] arbeiten C, E, F, G, H, I, J.
14 sae umete] schae umete G, H, J.
e 1 satt abarbeiten] mude toben K. 2 nahm er alle Hiebe] wich er allen Hieben K. 4–5 schmiegete / nachdem es die Nothdurfft seiner Sicherheit erforderte] krue mmete, nachdem es die feindlichen Streiche erforderten K. 6 gerathen] gelingen K. 7–8 als e e e begunte er ihm etwas naher einzurucken] er gieng etwas naher auf ihn los K. e 8 indem] indem ihm K. 8 nach dem Kopffe fuhrete] an den Kopf versetzen wollte K. 10 geriethe] gelunge K. 11 ward] wurde K. 12 erschellt] erschue ttert K. 16 ein / und] los K. 18 durch das Haupt fuhr / wodurch er Geist] das Haupt spaltete, wodurch e er Muth K. 19 meinem Printzen der vollige Sieg zu theil ward] mein Prinz, als e volliger Sieger alleine auf dem Kampfplatze stund K. 22 wunderlichen] uns unbee kannten K. 23 Entleibten] erlegten K. 25 es] sie K. 27 brunstigste] liebreichste K. 27 besonder] geheimes K.
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schlossen hatten / indem wir euch so viel Gutes zu dancken haben / daß es am e e Vermogen fehlet / solches mit wurcklicher Vergeltung zu ersetzen. Und ob wir e zwar vermeynet / euch durch Zufuhrung der Princeßin von Savady einige Vere gnugung zu verschaffen / so befinden wir doch / daß es scheinet / als ob deren e Annehmung mehr eine Hofligkeit / als wahre Liebe verursachet habe. Derowegen e sind wir nicht wenig bekummert / indem wir nicht wissen / auff was Art euch e konne einige Vergeltung angenehm gemacht werden / woran uns denn gleichfalls die Unwissenheit eures wahren Zustandes mercklich verhindert. Denn ihr solt wissen / daß wir euch nicht vor einen Printzen aus Tannassery halten / sondern vor e einen Printzen des Reichs Ava / welches ein von euch verlohrnes Bildniß bekrafftiget. Derowegen entdecket uns ungescheuet / ob wir in unserer Muthmassung irren oder nicht. Lasset euch dieses nicht abschrecken / daß uns euer Vater zieme lich zuwider / ich wil nicht sagen / ein Nahrungs-Oel gegenwartiger Rebellion gewesen / sondern versichert euch / daß ihr die Fehler eures Herrn Vaters reichlich e ersetzet habet. Dannenhero durffte euch diese Offenbarung ein grosses zu eurer e e e Vergnugung beytragen. Ob nun zwar mein Printz hieruber sehr besturtzt
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worden / so hatten ihn doch die letzteren Versicherungen wiederum auffe gerichtet / daß er sich entschlossen / des Kaysers Worten zu trauen / und sich folgender Gestalt zu offenbaren: Großmae chtigster Kae yser und Herr! wen¯ e
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ich dero hohen Gnade und unvergleichlichen Tugend nicht versichert ware / daß e sie die Missethat eines ungerechten Vaters die Unschuld eines Kindes nicht wurde e entgelten lassen / so truge ich billiches Bedencken / mich demjenigen zu offene baren / welcher die Rache in Handen hat; Nachdem ich mich aber verpflichte / e e e nicht allein nach ausserstem Vermogen die Vaterliche Scharte wiederum auszue wetzen / sondern auch vor die hohe Wolfarth dieses Kayserl. Hauses mein Leben e auffzusetzen / so lebe ich der festen Zuversicht / es werde dero Kayserl. Gnade nicht vermindert werden / ob ich schon bekenne / daß ich warhafftig ein Printz / und zwar der nechste zur Crone von Ava bin / welchen ein unbarmhertziger Vater e e e vertrieben / und die gutigen Gotter seine Vergnugung in Pegu zu suchen gerae then haben. Der Kayser hatte meinen Printzen durch einiges Stillschweigen
etwas bekue mmert / iedoch durch folgendes Anreden bald wieder ermuntert: e
Werthester Printz! wahr ist es / euer Vater hat uns nicht wenig betrubet / ja er hat sich nicht als ein naher Vetter und Bluts-Freund / sondern als ein geschworner Todt-Feind gegen uns erwiesen / welches uns aber iedoch keines weges verhin-
2 ersetzen] belohnen K. 4 verschaffen] machen K. 5 verursachet] erwecket K. 7 Vergeltung angenehm gemacht] wue rdige Belohnung ertheilet K. 10–11 bee e krafftiget] bestatiget K. 13 ein Nahrungs-Oel] eine Quelle K. 14 versichert euch] seyd versichert K. 14 reichlich] durch euren Heldenmuth, reichlich K. 15 euch diese Offenbarung] diese Entdeckung K. 21–22 nicht wue rde entgelten lassen] wue rden bestrafen K. 24–25 Scharte wiederum auszuwetzen] Vergehungen wiederum zu verbessern K. 26 auffzusetzen / so lebe ich der festen Zuversicht] aufzuopfern: so habe ich e auch festen Hofnung K. 27 nicht vermindert werden] sich nicht gegen mich andern K. e 31 folgendes Anreden bald wieder] folgende Anrede bald wiederum K. 32 betrubet] beleidiget K. 34 erwiesen] bewiesen K.
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dert / euch mit aller Gnade und Wolthat zu uberschutten; Angesehen ihr den harten Fehler eures Vaters mit reichem Wucher ersetzet / und uns dahero nicht allein zu einer allgemeinen Verzeihung / sondern auch zu einer genauern Verbindung bewogen habet. Denn euch soll es gantz Ava zu dancken haben / daß es e e e kunfftig von aller Bothmaßigkeit des Peguanischen Throns befreyet / die hochste e und unbeschrenckte Gewalt allein haben / und dessen Konige niemand als die e Gotter vor ihre Ober-Herren erkennen sollen. Ja eure hohen Verdienste bewegen uns auch / euer muthmaßliches Absehen gut zu heissen / und durch ein festes Liebes-Band Pegu und Ava zu verbinden / wodurch der alte Haß getilget / und e beyde Reiche in bluhendem Wolstande erhalten werden sollen. Sehet / mein e e Printz / und saget / ob wir erkantlicher seyn konten / indem wir unser Liebstes / ja unser Fleisch und Blut das Opffer eines Danck-begierigen Hertzens seyn lassen / in e Hoffnung / das Reich Pegu werde eurem tapffern Arme noch kunfftigen Wolstand zu dancken haben. Diese Worte hatten meinen Printzen dermassen aus sich e e selbst gesetzet / und entzucket / daß er nicht gewust / wie ihm geschahe / e e oder womit er seine innerste Hertzens-Vergnugung sattsam ausdrucken e e mochte. Endlich war er vor dem Kayser niedergefallen / hatte dessen Knie e umfasset / gekusset / und mit schwacher Stimme geantwortet: Allergnae dige
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ster Kayser und Herr / dessen Tugend und Gutigkeit hoher ist / als sie von mir kan e erkennet oder begriffen werden! Ich weiß nicht / ob mich die Gotter abermals e e durch einen sussen Traum vergnugen / oder das im Tempel zu Pandior angee nehme Schlaff-Gesichte erst erfullen wollen. Denn E. M. sollen wissen / daß / ehe e ich noch das werthe Pegu gesehen / ich zuvor die Gotter zu Pandior sehnlichst / um den Ausgang meiner Reise zu zeigen / ersuchet / da sie mir die vortreffliche e Gestalt der uberirrdischen Princeßin von Pegu im Schlaffe gezeiget / mich aber biß auff diese Stunde in verwirreten Nachden cken gelassen haben. Solte ich nun nach e e e dero hohen Worten dieses unerforschlichen Gluckes fahig werden / womit konte ich alsdenn diese unaussprechliche Gnade im geringsten erwiedern? Denn ob ich auch ein tausendfaches Leben vor iedweden Peguaner / geschweige vor E. M. e auffsetzte / so reichete es doch noch lange nicht / an dem schonen Verdienst / e welchen mir E. M. zuerkennen. Ich opffere mich demnach mit Leib und Gemuthe / e e e und allem / was mir die Gotter ietzt und kunfftig gonnen werden / zu ewigen
24 da] daß C, E, F, G, H, I, J. 2 mit reichem Wucher] reichlich K. 8 gut zu heissen] zu billigen K. 8 festes] unzertrennliches K. 9 verbinden] vereinigen K. 11 Printz] Prinz, das ist meine Gnade K. 13 noch kue nfftigen Wolstand] einen noch kue nftig blue henden Zustand K. 14 aus] ausser K. 16 womit er seine innerste Hertzens-Vergnue gung] wie er seine angenehme Empfindungen K. 22 Schlaff-Gesichte] Traumgesicht K. 24 um] um e mir K. 24 da] die K. 25 uberirrdischen] himmlischen K. 27 unerforschlichen] unerwarteten K. 28 erwiedern] vergelten K. 30–31 so reichete es doch noch lange e e nicht / an dem schonen Verdienst / welchen mir E. M. zuerkennen] so ubertrift doch das e e gottliche Geschenk, von einer Ew. Majestat, meine Verdienste sehr weit K.
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Diensten vor E. Maj. und dessen Kayserlichen Hauses Wohlergehen. Und ob ich e mich zwar eines solchen himmlischen Schatzes im geringsten nicht wurdig ere e kenne / so flehet doch mein verlangendes Hertz um gnadigste Erfullung dero hohen Versprechens. Haben wir hier den rechten Zweck getroffen / hatte der e e Kayser lachelnde geantwortet / und kunte die Princeßin von Savady nicht solchen Danck herauß pressen? Inmittelst verziehet hier / und verberget euch hinter diese Tapeten / wir wollen die Princeßin herruffen lassen / da ihr denn unsern e e Vortrag und ihren Entschluß selbst mit anhoren konnet. Diesem zu gehorsamster
Folge hatte sich der Printz verstecket / und in kurtzem durch einen kleinen Ritz der Tapete diese Sonne in dem Zimmer auffgehen sehen / welche der e e Kayser bey der Hand an ein Fenster gefuhret / und sie mit lauter Stimme / e also / daß es mein Printz sattsam verstehen konnen / angeredet hatte:
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Liebste Tochter / ihr werdet meine Vaterliche Gewogenheit und Gnade bißher e sattsam verspuhret / und darauß erkennet haben / wie ich iederzeit als ein treuer e Vater vor eure Wolfahrt gesorget / umb euch zu vergnugen / damit ich nicht e e solchen Schmertzen / als an der Konigin von Martabane erleben moge / wovor e e e mich die gutigen Gotter in Gnaden behuten wollen! Nachdem es aber an dem / e daß ihr wol wisset / wie beharrlich euch Zarang / der Printz oder vielmehr Konig von Tangu bißhero bedienet / und eure Liebe gesuchet hat. Diesem nach hat er e auch noch heute bey mir / als eurem Vater / instandigste Ansuchung um Vollziee hung dieser Liebe thun lassen. Weil nun der betrubte Zustand unsers Reiches / und die androhende Gefahr des Feindes erfordert / sich der Freundschafft des Hauses von Tangu zu versichern; als habe ich den Gesandten nicht anders / denn mit e e e einem willfahrigen Entschluß / abfertigen konnen. Diesem euch nun gleichformig zu bezeigen / ist mein Begehren / und werdet ihr hiedurch ein merckliches Zeie chen kindlichen Gehorsams spuhren lassen. Die Princeßin war hiedurch gantz
erstaunet und erblasset / also / daß sie auch die Wand fassen und sich daran lehnen mue ssen / da sie denn eine gute weile kein Wort geredet / sondern e sich nur bemuhet / durch bewegliches Ansehen dem Herrn Vater zu einigem Mitleiden zu bewegen. Als sie aber der Herr Vater zu entschliessender 8 mit] nicht G. 1 Wohlergehen] Wohlergehen auf K. 3 flehet] bittet K. 8–9 zu gehorsamster Folge] gehorsamst zu folgen K. 9–12 und in kurzem durch einen kleinen Ritz der Tapete diese Sonne ... auffgehen sehen / welche der Kae yser ... an ein Fenster gefue hret / und sie mit lauter Stimme / also / daß es mein Printz sattsam verstehen koe nnen / angeredet hatte] in kurzem, durch einen kleinen Ritz der Tapete, die Sonne ... aufgehen zu e sehen. Der Kayser fuhrte sie ... an ein Fenster und sagte mit lauter Stimme, so, daß es mein Prinz deutlich verstehen konnte, zu der Princeßin K. 17–18 dem / daß] dem ist, e wie K. 24–25 gleichformig zu bezeigen] folgsam zu erzeigen K. 27–28 fassen und e sich daran lehnen mussen] ergreifen muste K. 29 bewegliches Ansehen] bewegliche Minen K. 30–2 entschliessender Antwort angemahnet / war sie endlich gar vor ihm auff die Knie gesuncken] einer entschliessenden Antwort ermahnete, sank sie ihm auf die Knie K.
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Antwort angemahnet / war sie endlich gar vor ihm auff die Knie gesune e cken / hatte dessen Hand mit Thranen gekusset / und endlich also geantwortet: Allergnae digster Herr und Vater! ich weiß wohl / daß sich mein kindlicher
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Gehorsam biß ins Grab erstrecken soll / ja ich bin bereit / solchen mit meinem e e Blute zu bestatigen: allein / wo dessen Hertze einen vaterlichen Blutstropffen e gegen mich heget / wo ein fußfalliges Kind Erbarmungs-werth ist / wo meine e e e Thranen einen Marmel erweichen konnen / ja wo meine Seufftzer den vaterlichen e Geist nur etwas bewegen konnen / so bitte ich / so flehe ich / mich eher zu einem Opffer / als zu einer Braut des Zarangs zu bestellen / ich wil eher seinen Sebel / als e e seine Lippen kussen / weil mich der Tod mehr / als sein Purpur ergotzen soll. Was e hat ihn euch aber so verhaßt gemacht? hatte der Kayser gefragt. Ach / E. M. war ihre Antwort gewesen / erwegen doch / ob dieser zu lieben sey / welcher e e sich gleich denen Bestien fast stundlich in argsten Lastern besudelt / und der seine e e Brunst taglich durch frischen Wechsel zu kuhlen trachtet. Seine Hochmuth vere wandelt sich offters in Grobheit / und kan hierdurch auch der gemeinsten Seelen e einen Eckel erwecken. Ja es mißfallet mir dessen gantze Person dermassen / daß e ich spuhre / wie dieser Haß durch einen Einfluß des Himmels entspringet / welchem ich nicht widerstehen kan noch wil. So bin ich demnach versichert / es e werde dessen vaterliches Hertz ein gehorsamstes Kind nicht so empfindlich bee truben / sondern vielmehr wissen / daß er mehr Schmertzen an mir / als an meiner e e entseelten Schwester erleben wurde. Und gleichwol / hatte der Kayser erwiedert / weiß ich euch nicht besser zu versorgen. Wir sind zwar allerseits dem e Pantoja sehr verpflichtet / allein das kleine Tannassery ist euch nicht anstandig / e und daß ein Konig von Siam eine freye Princeßin beherrschen solle / solches ist uns e nachtheilig. Derowegen entlediget mich meines Kummers / Gnadigster Herr Vae e ter / hatte sie versetzet / so es ja die Gotter beschlossen hatten / daß meine e Blumen nicht in der Knospe verbluhen / noch in dem Grabe verwelcken sollen / so ist doch dieses gegen selbten mein geheimer und freyer Entschluß / eher den e Printzen aus Tannassery in einer belaubten Hutte / als den Zarang auff einer e e Koniglichen Burg zu lieben. Denn er ist ja der / welcher verhutet / daß ich nicht zu
13 und der] und B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2–3 endlich also geantwortet] antwortete also K. 4 erstrecken] nicht verlassen K. e 5–6 dessen Hertze einen vaterlichen Blutstropffen gegen mich heget] in dero Herzen noch ein vae terlicher Blutstropfen gegen mich wallet K. 6 Erbarmungs-werth] noch einer Erbarmung werth K. 7 Marmel] Marmor K. 10 weil mich der Tod mehr / als e e sein Purpur ergotzen soll] mich soll der Tod mehr, als sein Purpur, ergotzen K. e e 13 argsten Lastern besudelt / und der] den argsten Lastern besudelt, und K. 14 frischen Wechsel zu kue hlen trachtet] frische Abwechslungen zu kue hlen sucht K. e 15 gemeinsten] niedrigsten K. 16 es mißfallet mir dessen gantze Person] dessen e e ganze Person mißfallt mir K. 17 spuhre / wie] merke, daß K. 20 Schmertzen] traurige Begebenheiten K. 25 entlediget mich meines Kummers] befreyet mich von e e meinem Kummer K. 29 belaubten Hutte] [s]chlecht belaubten Hutte K. e e e 29–30 einer Koniglichen Burg] einem prachtigen Thron K. 30–1 welcher verhutet / e daß ich nicht zu einer unzeitigen Wayse geworden] der Schutzengel meines verehrungse wurdigen Vaters K.
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einer unzeitigen Wayse geworden / er ist es der mein Leben errettet / und unsere Ehre gegen den verhaßten Zarang vertheidiget hat. Zudem bin ich versichert / daß e er einer hohern Ankunfft ist / als er vorgiebet; und liebe ich das Bildniß seiner e e e Fraulein Schwester / welches mir das Gluck in die Hand gefuhret / hertzlich / also daß ich hieraus einen hohen Bruder urtheile. Ich ruffe diese stumme Tapeten zu Zeugen an / daß ob ich zwar dem Pantoja nicht mit Liebe / dennoch mit einer sondern Zuneigung / aus einem verborgenen Antrieb / zugethan bin. Weil ihr e denn / war des Kaysers Erwiederung gewesen / die stummen Tapeten zu Zeue gen eurer Liebe anruffet / so mogen sie auch antworten. Ich werde euch etwas e verlassen / und befehle euch / denen Tapeten gutige Antwort zu ertheilen. In
welcher Verwir rung er so wol die Princeßin / als den verborgenen Printzen gelassen hatte / der in solcher Angst gewesen / daß er bekennete / es sey vor seinem Feinde zu erscheinen ein Kinderspiel zu achten / gegen diesem / da man einer Person begegnen soll / derer Mund unser Tod und Leben auff der e e Zunge fuhret. In solchem Zweiffel nun hat die schone Princeßin vermeynet / e sie ware in sicherster Einsamkeit: Dannenhero sie ihren Gedancken den e Zugel ziemlich schiessen lassen / und durch ihre Rede mit sich selbst dem Printz noch etwas Bedenckzeit gelassen. Verwirreter Zustand! hatte sie der e Printz reden horen / in welchen mich mein Herr Vater versetzet hat! Eines theils e
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betrubet er mich mit dem unanstandigen Zarang / andern theils hat mich dessen Mund mit dem tapffern und unfehlbar Printzen von Ava erfreuet / welchen zu lieben mir die Tugend befiehlet. Was soll ich aber aus des Herrn Vaters dunckeln Worten nehmen? Ich werde mich ja nicht in leblose Tapeten verlieben sollen? Doch / wie ich sie vormals zu Zeugen angeruffen / so kan ich es ihrer Verschwiegenheit wohl entdecken / daß mich noch der Printz von Ava von der verdrießlichen e Liebe des Zarangs befreyen soll. Zu diesem Entschluß treibet / mich / ihr Gotter wissets / keine geile Brunst / sondern die Tugend und die Noth. Denn wie ich die Rosen der Wollust iederzeit aus dem Garten meines Hertzens gereutet / also habe ich hingegen die Lilien der Keuschheit hinein gepflantzet. Wil ich nun diese zu einem reinen Opffer wiedmen / so zwinget mich die Noth / und zugleich ein innerlicher Trieb / einen tugendhafften Pantoja / statt des Laster-vollen Zarangs zu e einem keuschen Gartner zu erwehlen / welcher – – – Diese Worte / wie sie e meinen Printzen entzuckt / also hatten sie ihn auch gantz behertzt gee e macht / daß er sich endlich erkuhnet / als den Gartner vorzustellen: Uber
2 Zudem bin ich] Ja ich bin K. 3 einer hoe hern Ankunfft] von einem hoe hern Stande K. e e 3 liebe ich] ich liebe K. 4 das Gluck] ein besonderes Gluck K. 4–5 also daß ich hieraus einen hohen Bruder urtheile] daraus ich einen Bruder von hoher Geburt sch[l]iesse K. 7 sondern] besonderen K. 7 Antrieb / zugethan] Triebe gewogen K. 9 etwas] einen Augenblick K. 10 denen Tapeten gue tige Antwort zu ertheilen] von den Tapeten gue tige Antwort zu erwarten K. 15–16 vermeynet / sie wae re in sicherster] e geglaubt, sie ware in der sichersten K. 26 befreyen] erretten K. 27 keine geile e Brunst] kein sinnloser Trieb K. 28 gereutet] ausgerottet K. 34 als den Gartner e vorzustellen] sich als den Gartner darzustellen K.
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dessen Erscheinung die Princeßin dermassen erschrocken / daß sie einen lauten Schrey gethan / und nach dem Fenster gelauffen war. Als nun e Schrecken und Scham die schone Purpur-Farbe ihrer Wangen umb ein e grosses vermehrte / und ein anmuthiges Zeugniß ihrer zuchtigen Schamhafftigkeit gegeben / oder vielmehr angedeutet hatten / daß der Printz noch dermaleins ihre Vollkommenheiten und keusches Hertze / als die edele e sten Schatze der triumphirenden Natur / fur Lieb- und Leibeigen besitzen e wurde / also war mein Printz eine gute weile mit seinen Augen an den ihrigen gehefftet verblieben / deren Magnet / als zwey hell-funckelnde Nord-Sterne / ihn gantz an sich gezogen hatten; Endlich aber hatte doch mein Printz auff den Knien das Stillschweigen zu erst gebrochen / und gesagt: Schoe nste Princeßin! Die Goe tter sind meine Zeugen / daß mich nicht einiger Vorwitz / noch allzu wenige Hochachtung gegen dero himmlische Person zu diee e ser Kuhnheit verleitet / wenn ich so frey dero Einsamkeit verstore / und mich unterfange / so ungescheut den durch ihre Gegenwart geheiligten Ort / zu bee treten. Der gnadigste Befehl von Ihr. Maj. dero Herrn Vater ist hierinne die Richte schnur meines unterthanigsten Gehorsams gewesen. Solte ich aber wegen allzu e genauer Beobachtung dieses angenehmen Befehls gesundiget / und durch diese Verwegenheit dero Tugend zu sehr beleidiget haben / so wil ich diesen Fehler e auch mit meinem Blute bussen. Die Princeßin hatte hierauff eine ziemliche
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Weile stille geschwiegen / und dadurch meinen Printzen abermahls nicht e wenig bekummert gemacht / endlich aber doch folgender Gestalt geantwortet: Tapfferer Pantoja! wann ich mich nicht wegen Errettung meines Lebens e
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euch verpflichtet wuste / und euch nicht Kayserliche Gnade dieses Unterfangen e e e verstattet hatte / so muste ich beken¯en / daß dieses ein hochst straffbares Begine e nen ware / wodurch ihr euch unterstundet / meine Tugend und Gedult auf eine harte Probe zu setzen. Nachdem aber dieses mein Herr Vater sonder Zweiffel wohl e e wird uberleget haben / und ich also mein ubriges Bedencken nur hindan setzen muß: So soll euch nicht allein dieses vergeben / sondern auch erlaubet seyn / dem jenigen / was mein Herr Vater euch befohlen hat / nachzukom ¯¯ en. Weiln nun
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mein Printz in den Gedancken gestanden hatte / es wue rde der Kae yser bereits diese wichtige Sache mit ihrer Genehmhaltung abgehandelt haben / als war er umb so viel desto behertzter zu Entdeckung seines schmertzlichen Anliegens geworden / indem er gesagt: Durchlauchtigste Princeßin! Dero hohe e
Erlaubniß zwinget mich zu einer Bekantniß / welche ich sonst wohl verschwiegen / e e und in mein Grab mit genommen hatte. Ich bekenne aber mein Unvermogen / e daß ich zu schwach / wil nicht sagen / zu blode sey / etwas zu entdecken / woe e e durch ich biß in Himmel konne erhaben / auch biß zur Hollen gesturtzet werden /
6 Vollkommenheiten] Vollkommenheit B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 7 Lieb- und Leibeigen] leibeigen K. 9 verblieben] geblieben K. e kuhnen Entscheidung K. 25–26 Beginnen] Verfahren K.
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es ware denn / daß eine nochmahlige Versicherung aus dero holdseligen Munde e e mich so weit starckte / es solte nicht so wohl erlaubt / als auch gnadigst aufgenommen werden. Ich beschwere euch / Printz Pantoja / hatte sie hierauff geantwortet / daß ihr euch frey entdecket / und mich glue ckselig machet / wenn ich e durch einige Hulffe in eurem Anliegen die Pflicht meiner Danckbarkeit in etwas e e bezeigen konne. Hier / sagte mir mein Printz / ware er mit solcher Bangig-
keit des Hertzens befallen worden / als immermehr ein Mensch in letzten Zue gen erfahren koe nte. Er hae tte sein Vornehmen bey sich auf tausenderley e e Art uberleget / und doch geschlossen / es muste bey diesem Endschlusse e verbleiben. Nachdem er aber nach einem so muhsamen Streite sich ohne e e Zweiffel wurde sehr betrubet haben / wenn er so gute Gelegenheit / welche e e er Zeit seines Lebens nicht wieder erlangen mochte / aus blosser Blodigkeit e e solte aus Handen haben gehen lassen / als hat er dieser gefahrlichen Nachfolge mit diesen endlichen Worten zuvor kom ¯¯ en wollen: Hochwertheste Prine
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ceßin! Weiln ich es mir denn vor die hochste Ehre schatze / meine Pflicht iederzeit durch gehorsame Folge zu bezeugen: So breche demnach die Kette meiner schwachen Zunge / und bekenne aus innerstem Grunde seines Hertzens / daß e Balacin / Printz von Ava / bereits mit dem einen Fusse das Grab beruhre / wo ihn e nicht die uberirdische Leutseligkeit der him ¯¯ lischen Banisen vom Tode errettet. e e Denn wie die Sonne auch abwesende wurcket / un¯ man den unsichtbaren Gottern e e die meisten Opffer gewahret; also schwere ich / daß mich dero Schonheit auch in e der Ferne verwundet / und die Strahlen ihrer Tugend entzundet haben. Die Begierden haben durch dero hohes Lob auch von weiten als ein Zunder Glut gefane gen / welche aber nunmehro durch den Blitz gegenwartiger Krafft vollkommene Flammen zeigen. Hemmet sie nun nicht / unvergleichliche Banise / diese Brunst / e e e und lasset die brennende Sonne sich nicht in ein guldnes Licht susser Gegen-Huld e verwandeln / so muß Balacin zu Asche werden. Ich erkuhne mich nunmehro ungescheut zu sagen: Ich bin verliebt. Banise ist die Sonne / ich ihre Wende: Sie ist e e mein Nord-Stern / ich ihr Magnet. Schonste Vollkommenheit! Mein gluendes e Hertz zundet ihr den Weyrauch reinester Liebe an / und ich schwere / auch mein e getreues Leben auffzuopffern. Weil nun der Gotter Tempel dem offen stehen /
13 aus] aus den B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
31 stehen] stehet C, D, E, F, G, H, I, J, K.
e 2 nicht so wohl] sowol K. 7–8 letzten Zugen] der letzten Stunden des Todes K. 9 geschlossen] geurtheilet K. 13–14 Nachfolge mit diesen endlichen] Folge mit diesen letzten K. 16–17 So breche demnach die Kette meiner schwachen Zunge] Unter ich breche demnach mein bisheriges Stillschweigen K. 17 seines] meines K. 19 ue berirdische] die besondere K. 21 gewae hret] weihet K. 22–24 Die Begierden haben durch dero hohes Lob auch von weiten als ein Zunder Glut gefangen] Alle meine e e Leidenschaften, sind durch dero preißwurdige Schonheit in Bewegung gesetzt worden K. 24–26 vollkommene Flammen zeigen. Hemmet sie nun nicht / unvergleichliche Banise / diese Brunst / und lae sset] zu vollkommenen Flammen ausschlagen. Schlaget sie e nicht darnieder unvergleichliche Banise, und lasset ja K. 28 ich ihre Wende] ihre Strahlen bezaubern mein Hertz K.
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welcher sie zu verehren suchet: so eroffne sie demnach ihr himmlisches Heilige thum der Seelen / und verschmahe nicht das flammende Opffer ihres ewige gewiedmeten Balacins. Die Princeßin hatte hierdurch ihr sonderbares Erro304
then sattsam zu verstehen gegeben / daß sie sothaner Liebes-Entdeckung nicht vermuthen gewesen; nachdem sie aber sonder Zweiffel wohl bedacht gehabt / wie sie sich selbst unwissende verrathen habe / so hat sie endlich e durch folgende Antwort meinen Printzen in nicht geringe Vergnugung e gesetzet: Es ist etwas ungewohnliches / daß sich eine Princeßin / welche die Liebe fast noch nicht zu nennen weiß / solte so bald gefangen geben / und gantz Asien wird mich eines Fehltritts beschuldigen / wenn ich einem frembden Printzen auf e erstes Ansuchen die Hand reichte: Als wurde Printz Balacin den Ruhm sonderbarer e Klugheit verdienen / so er die Flammen seiner Liebe mit Gedult maßigte / und mit e e dieser Versicherung vergnugt lebte / daß die Gotter mit der Zeit sein Verlangen e e wohl erfullen werden. Wie nun der Printz mit Vergnugung ersehen / daß e
Worte leget zwar dero keusche Tugend in ihren Mund / und giebet ihr den Rath / sich als eine Sonne der Vollkommenheit / vor allen Finsternissen einiger Nachrede / e zu huten. Allein es ist ein grosser Irrthum / wo man meinen Brand eine jehlinge e e e Glut nennen wil. Die Flammen haben mir vorlangst die Gotter selbst angezundet / und von derselben Zeit an brenne ich / ja ieder Tag hat meinem Schmertzen frisch e e e Oel eingeflost. Ich habe ihrer Schonheit schon vorlangst einen Tempel in meinem e Hertzen gebauet / welches mich erst diese gluckselige Stunde entdecken heist. e Zudem wird mir dero eigene hohe Vernunfft begluckt zu statten kommen / wenn sie erwegt / mit was auffrichtigem Hertzen und Darstellung meines Lebens ich e mich vor die hohe Wohlfahrt dieses hohen Hauses bemuhet / und wie auch durch e e fernern Verzug dem Zarang konte Gelegenheit zu Ausfuhrung verzweifelter Ane schlage gegeben werden: Ja ich wil nichts sagen von dem drohenden Chaumie grem. Sollen nun diese Vernunfft-Schlusse etwas gelten / ach so erfreue sie doch den vor Liebe fast entseelten Balacin mit einer solchen Entschliessung / woraus e e e eine allseitige Vergnugung entspringen konne. Es ist unnothig / hatte hierauff
7 geringe] geringer F, G, H, J.
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¯¯ en wurde / so hat er umb so viel behertzter seine Liebe nicht ubel aufgenom solchen guten Anfang verfolget und gesaget: Allerschoe nste Princeßin! diese
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14 werden] werde B; wue rden F, G, H, I, J, K.
e e e 3–4 ihr sonderbahres Errothen] ihre Rothe, welche ihre Wangen durchstromte K. 4–5 sothaner Liebes-Entdeckung nicht vermuthen gewesen] diese Liebesentdeckung nicht vermuthete K. 7 Vergnue gung] Ferne K. 10 wird] wue rde K. 11 erstes] das e erste K. 11 Als] und K. 11 sonderbarer] besonderer K. 13 vergnugt lebte] sich befriedigte K. 15–16 hat er ... verfolget] wagte er ... zu verfolgen K. 17 dero keusche Tugend in ihren] die keusche Tugend in dero K. 19 jehlinge] flammende K. 21–22 meinen Schmertzen frisch Oel eingefloe st] in meine Wunden frisches Oel gegossen K. 22–23 vorlae ngst einen Tempel in meinem Hertzen] lae ngstens einen Tempel K. e e 24 Vernunfft begluckt] Vernunft, glucklich K. 25 was auffrichtigem Hertzen und Darstellung] mit welchen aufrichtigen Hertzen und Aufopferung K. 31 eine allseitige e e Vergnugung] ein gemeines Vergnugen K.
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die Princeßin etwas freymue thiger versetzet / meine Glut zu verbergen / wovon e
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mich in dieser Stunde auf den hochsten Gipffel des angenehmsten Gluckes gee stellet: Dannenhero bitte ich in tieffster Demuth / das hochst angenehme Werck / e e wie es erwundscht angefangen worden / also auch gnadigst zu vollziehen / und e e e durch dero vaterliches Macht-Wort vollig zu bestarcken. Hierauff hatte der
Kae yser die Princeßin bey der Hand genommen / sie dem Printzen zugefue he ret / und mit diesen Worten ubergeben: So ue berreichen wir euch demnach /
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Wie hier dem Printzen / als sie ihm zugleich die Lilien-Hand zum Kusse e e e uberreichet hat / musse zu Muthe gewesen seyn / solches uberlasse ich ane dern / welche diese Vergnugung empfunden haben / zu reifferm Nachdencken. Gnug / wenn ich des Printzen Worte erzehle / daß ihm vor Freue den Horen und Sehen vergangen / und er ihre Hand an seinen Mund e druckende / fast unbeweglich sitzen blieben / biß endlich der Kayser das Zimmer wiederum betreten / und die Princeßin gefraget: Was die Tapeten e beschlossen hatten? Da denn endlich der Printz wieder zu sich selbst gekommen / und die Beantwortung durch folgende Worte auff sich genommen hatte: E. M. ue berhoher Verstand hat freylich die Stummen redend gemacht / und e
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Balacin bereits die Flammen sattsam gespuret hat. Ich mercke der Gotter gutiges e Verhangniß / welches mir heimlich befiehlet / den jenigen zu lieben / welcher sich e e hochst verpflichtet hat: Und / einer unanstandigen Liebe vorzukommen / so sey ihm hiermit das jenige zur Danckbarkeit gewiedmet / was er selbst dem grossen Panther aus den Klauen / und dem Tode aus dem Rachen gerissen hat.
Printz von Ava / den letzten Antheil unsers Hertzens / und versichern euch / daß e e wir nicht fahig sind / etwas hohers und angenehmers / zur Bezeigung unsers e Danck-begierigen Gemuthes / zu schencken. Erkennets demnach vor ein sonderliches Gnaden-Geschencke / und erwiedert solches mit treuer Auffrichtigkeit und e moglichstem Beystande wider unsere Feinde. Wir haben uns um euret willen einen nicht geringen Feind an dem Printzen von Tangu gemacht / welches denn bey ietzig-weit aussehenden Zeiten eine geringe Staats-Klugheit ist / eure bekandte e Tapfferkeit aber verspricht uns / solchen Verlust reichlich zu ersetzen. Die Gotter e beseeligen euren verliebten Vorsatz / und erfullen eure Hertzen mit angenehmster e Lust. Der Himmel lasse aus diesem Sonnenschein nimmermehr einen schadlichen e e Blitz fahren / und verwandele alle Cometen in Glucks-Sterne. Wie nun das Kussen
1 versetzet] ersetzet B, C, D, E, F, G, H, I, J. 4 hoe chst verpflichtet] verpflichtet B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 32 nimmermehr] nimmer C, E, F, G, H, I, J, K. e 4 Und / einer] einer K. 11 Horen und Sehen vergangen / und er ihre] bey nahe alle Sinnen verliessen, und er, ihr die K. 16 ue berhoher] erhabener K. 25 Danck-begierigen] dankbaren K. 26 erwiedert] vergeltet K. 27 willen] wegen K. e 31 beseeligen euren verliebten Vorsatz] beglucken euren Vorsatz K. 31 angenehmster] angenehmer K. 32 aus diesem] auf diesen K. 33 verwandele] verwandelte K.
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der Kern / ja die Seele der Liebe ist / also versiegelt diesen heiligen Bund mit einem e festen und sussen Kusse. Wie gehorsam diesem angenehmen Befehl mein 308
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Printz nachgelebet / ist hieraus abzunehmen / wenn sich dieser einfache Kuß dermassen vielmal verdop pelt hat / daß man fast neue Ziffern erdencken mue ssen / wenn man sie alle hae tte nachzehlen sollen. Hierbey aber hatten die Goe tter abermal ein Vorzeichen kue nfftiger blutigen Trennung geben wollen / indem der Princeßin / als sie dero Herrn Vater statt kindlicher Dancksagung die Hand kue ssen wollen / drey Bluts-Tropffen unversee e hens aus der Nasen auff des Kaysers Rock geschossen / woruber sie sich e allerseits nicht wenig betrubet / und sothane angenehme Zusammenkunfft e zu meines Printzen hohen Mißvergnugen desto eher geendiget hatten. So bald wir nun unser Qvartier betreten / machte mich mein Printz zu seinem e e Liebes-Vertrauten / und erzehlte mir mit hochstem Vergnugen / wie weit e e e e die gutigen Gotter ihren Ausspruch erfullet hatten. Diesem nach dauchte meinen Printzen dieser Hof ein Him ¯¯ el zu seyn / in welchem nichts denn sein ewiges Wohl ohne einiges Verhindern wohnen mue ste. Die Vergnue gung sahe ihm aus den Augen / und iedwede Geberde stellete ein Liebes-Zeichen vor. Ja seine Liebe kunte so wenig ruhen / als ein zartes Kind / welches e nicht schlaffen / noch sonder Thranen allein bleiben kan. Seine Gedancken und Reden mochten vor den Leuten herum schweiffen / so weit sie immer wolten: Der Mittel-Punct ihres Zieles blieb doch allezeit die schoe ne Banise. Ihr Name war ihm ein Zucker in Ohren / und gemeinig lich bey dem andern oder dritten Worte fuhr er ihm aus dem Munde. Sein Hertze wohnete mehr in ihr / als in unserm Pallaste / so gar / daß allerdings Wildfremde ohne Mue he daraus urtheilen kunten / wie hefftig verliebet und empfindlich verwundet er sey. In solcher innigsten Vergnue gung bildete er e e sich offters ein / es ware nur ein Traum / welcher durch ein unangenehmes Auffwachen verschwinden / un¯ ihn in vorige bekue m ¯¯ erte Nachforschung e versetzen wurde / angesehen ihm fast eben so im Tempel zu Pandior zu e Muthe gewesen. Ja / er hielte es manchmal vor eine Unmogligkeit / daß es ihr Ernst gewesen sey / und er sich einige gewisse Hoffnung hierauf machen due rfte / welches gleichsam fae hig wae re / auch die Goe tter zu vergnue gen. In solchem verliebten Zweiffel entschloß er sich einsten / ihr eine schrifft2 festen] reitzenden K. 2 diesem] diesen K. 3 nachgelebet] befolget K. 3 wenn] weil K. 9 geschossen] herabfielen K. 10 sothane] diese K. 13 Liebes-Vertrauten] Liebesrath K. 14–15 Diesem nach dauchte meinen Printzen dieser Hof ein Him ¯¯ el zu seyn / in welchem nichts denn] Mein Prinz sahe diesen Hof als einen Himmel an, in e welchem nichts als K. 16–17 Die Vergnugung sahe ihm aus den Augen / und iedwede Geberde] Freude strahlte aus den Augen, und jedweder Gesichtszug K. 21 ihres Zieles blieb doch allezeit] seines Ziels blieb doch K. 22 ein Zucker in] eine Belustigung der K. 24–25 allerdings Wild-fremde] Fremde K. 25–26 hefftig verliebet und empfindlich verwundet er] er so heftig verliebet und seine Seele empfindlich verwundet K. e e 31 einige] eine K. 32 gleichsam fahig] fahig K. 33–1 ihr eine schrifftliche Versicherung abzufordern] von ihr eine schriftliche Versicherung zufordern K.
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liche Versicherung abzufordern / wodurch er sich iederzeit in seiner Hoffe nung befestigen / und allen Zweiffel-Muth durch offteres Uberlesen vere jagen konte. Dannenhero stellete er mir eine verschlossene Schrifft zu / welche mir doch vorhero zu lesen erlaubet war / in welcher er nicht allein seine innigste Liebe wiederholte / und um dero Gegen-Liebe anhielte / sondern auch / weil er vermeynte / es koe nte nicht fehlen / solch hohes e e Glucke wurde ihm von vielen beneidet / und dahero durch heimliche Verleumdung bey seiner Princeßin verhaßt gemacht werden / beweglichst um Bestae ndigkeit anhielte / und letztens eine schrifftliche Versicherung ihrer Gegen-Huld verlangete. Meinem wenigen Behalt nach flossen ohngefehr diese gebundene Worte:
HIer koe m ¯¯ t ein kleiner Brieff / durch Liebe stylisiret / e e Und legt sich / schonstes Kind / zu deinen Fussen hin / e Ich schwere / daß diß Blat nichts falsches in sich fuhret / Besondern iedes Wort umschrenckt der treuste Sinn. e Der Worter schlechte Pracht entspringt aus frommen Kiele / Die Dinte schreibt zwar schwartz / doch ist das Hertze weiß. Er setzet reine Treu sich nur zum keuschen Ziele / Kurtz: Dessen Absehn ist ein grue nes Myrthen-Reiß. Bewundre nicht / mein Kind / mein allzu kue hnes Schreiben / e Den Ausspruch hat ja selbst dein schoner Mund gethan / e Es stunde bloß bey mir untreu und treu zu bleibe¯; Drumb nehm ich billich mich des holden Urthels an. Dein reines Tugend-Gold beleget mich mit Ketten / Und deiner Schoe nheit Macht schliest mich in Fessel ein / Woraus mich nichts / als nur der blasse Tod soll retten / Und die Erloe sung soll bloß in dem Grabe seyn. Erlaube / Engels-Bild / dich nunmehr frey zu lieben / Dem / der sein gantzes Sich dir auffgeopffert hat. Ein heimlich Schicksal hat mich zu dir her getrieben / Und meine Freyheit hemmt des Himmels hoher Rath. Wilst du nun / Schoe nstes Kind / die reine Glut verdammen / Und wil dein harter Sinn dem Schicksal widerstehn? So strafft der Himmel dich mit gleichen Liebes-Flammen / Den¯ seiner Rache kan kein Sterblicher entgehn. 19 Er] Es E, F, G, H, I, J, K.
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27 retten] tren¯en E. e
2 Zweiffel-Muth] Zweifel K. 5 innigste] brennende K. 7 beneidet / und] misgonnet, und er koe nnte K. 9 letztens] zuletzt K. 10 Gegen-Huld] Gegenliebe K. 10–11 Meinem wenigen Behalt nach flossen ohngefehr diese gebundene Worte] Nach e e meinem wenigen Gedachtniß waren diese poetische Gedanken, ohngefahr der Inhalt des e e Briefes K. 28 Erlosung] Erfullung K.
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Ach lasse meine Glut dir nicht zuwider fallen. e Mein Engel / gonne mir beliebte Gegen-Huld. Ich sichre / sonder Ruhm / mein Lieben soll vor allen / Des Vorzugs fae hig seyn / wie bey Metallen Gold. Wil gleich der gelbe Molch des Neides mich beflecken / Stue rmt gleich ein Natter-Maul mit Lue gen auf mich ein: Doch soll das Silber-Kleid der Unschuld mich bedecken / Und die Bestae ndigkeit soll ihre Schande seyn. e e Nicht traue / Schoe nes Bild / verdammten Laster-Tucken / Nur glaube / was mein Mund so heilig dir verspricht: e Laß ferner nun kein Netz des Zweiffels dich berucken / So lieb ich deinen Geist / biß mir das Hertze bricht. Was wil ich aber viel von meinem Feuer sagen? Wer weiß / ob Gegentheil auch etwas Flammen hegt. Die Fessel werden nur vielleicht von mit getrage¯ / Da Sie hingegen doch das Gold der Freyheit trae gt. e Jedennoch wil ich nicht so etwas ubels hoffen / e e Ob solte Grausamkeit mit Schonheit seyn vermahlt. Denn hat des Himmels Schluß mit Liebe mich getroffen / So trau ich seiner Gunst / er hab auch dich erwehlt. Darumb erlaube mir / mich deinen Knecht zu nennen / Nimm an das treue Hertz / das sich dir eigen giebt. Und lasse Gegen-Huld mit gleicher Flamme brennen / So wisse / daß die Glut selbst Stern und Himmel liebt. Wil mich nun deine Gunst ins Buch der Liebe schreiben: Ach so erfreue mich durch eine Gegenschrifft. Und lasse biß ins Grab / mich Dein / dich Meine bleiben: So hat der Himmel selbst diß Liebes-Werck gestifft. Dieses zu ue berbringen wurde ich befehlichet / worzu ich durch Hue lffe meiner alten Liebe / der Eswara / auch leicht gelangete / welche mir in kurtzem wiederum eine kleine versiegelte Schrifft einhae ndigte / solche e e meinem Printzen / statt erwundschter Antwort zurucke zu bringen. Dieses e verrichtete ich eiligst / und erfreute meinen Printzen hierdurch auffs hochste / welcher es so bald erbrach / und fast iedes Wort mit einem Kuß beehrte. Den kurtzen Innhalt erfuhr ich hernach folgender gestalt:
20 dich] die I, J, K. e
3 sichre] sage K. 30 Liebe] Geliebten K. 32 statt erwundschter] als eine angenehme K. 35 erfuhr ich hernach folgender gestalt] war folgender K.
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EIn Brieff / von deiner Hand / erfreuet und betrue bet / Die / deren Geist und Hertz von dir ja Flammen fae ngt: Die / welche dich fast mehr / als ihre Seele liebet / Und ihrer Sinnen Schiff nach deinen Augen lenckt. Ich bin erfreut / wenn mir dein Kiel von Liebe schreibet / Betrue bt / wenn Zweiffelmuth fast iede Sylbe rue hrt; Da doch die Zuversicht des Liebens Zucker bleibet: Wie daß denn Balacin mich auff die Probe fue hrt? Jedoch die Liebe ist ein etwas zartes Wesen / Ist sie gleich Ertz: Die Furcht macht sie zur Mertzen-Blum. Genung / wenn Balacin soll diese Worte lesen: Banis’ ist ihm verpflicht / als Schatz und Eigenthum. e Und dieses wiederholete er zum offtern dermassen / daß er fast aus sich e e selbsten zu seyn schiene: Ich halte auch darvor / er ware in solcher Verzue ckung noch langer verharret / wenn ihm nicht die Ankunfft des Talemons verstoe hret hae tte. Dieser brachte die leidige Zeitung / wie der Tyranne e Chaumigrem dem Kayser einen Krieg / umb den Tod seines Bruders Xee e e e nimbruns zu rachen / an gekundiget hatte; Gleich als ob ein Konig / so er e einen seiner Unterthanen / uberwiesenen Auffruhrs wegen / abgestraffet / e einem andern hiervon Rechenschafft zu geben / verbunden ware. Derohalben wurde mein Printz zugleich durch diesen in den geheimen Kriegs-Rath e erfordert / da er seine verliebte Gedancken andern / und dem Talemon folgen muste / welches er auch willigst verrichtete / und alle Gelegenheit suchte / sich dieses herrlichen Kleinods von Pegu recht wue rdig zu machen. Weil ich nun befehlicht war / im Palast zu verbleiben / als vertrieb ich meine Zeit sehr wohl durch das Fenster / indem ich des Talemons Vorbringen durch einen starcken Tumult nicht wenig bestae rcket sahe. Denn was e vor Getummel von Soldaten / Pferden / und Elephanten auff denen Gassen e und dem Marckte war / solches ist unbeschreiblich; und sahe ich uber e zwantzig Lauffer mit offenen Befehlen aus dem Schlosse lauffen / welche die weit entlegene Armee zusammen beruffen solten; Ja es war eine solche e Verwirrung / daß ich nicht anders meynte / der Feind hatte schon Pegu e berennet / da er doch noch uber siebentzig Meilen von dannen war. Als ich diesem Wesen bey zwey Stunden zugesehen / kam mein Printz gantz tieffsinnig wieder nach Hause / und kunte ich in langer Zeit nichts von ihm erfahren / biß er mir endlich nur dieses eroe ffnete / daß wir in drey Ta gen eiligst auffbrechen / und uns wieder nach Ava wenden wue rden. Welches
11–12 Genung / wenn Balacin soll diese Worte lesen: Banis’ ist ihm verpflicht / als Schatz und Eigenthum] fehlt in K. 14–15 Verzue ckung] Entzue ckung K. 16 leidige Zeitung / wie] traurige Zeitung, daß K. 25 verbleiben] warten K. 26 durch das] bey e e dem K. 26–27 Vorbringen] Nachricht K. 29 sahe] uberall sahe K. 33 noch uber] noch K.
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mich hefftig erschreckete / und in die falsche Meynung setzte / es hae tte irgend Zarang meinem Printzen einen Stein ins Bret geworffen / und seine Liebe verhindert. Endlich aber erfuhr ich / daß meinem Printzen in dem Kriegs-Rath wae re zugemuthet worden / weil man sich durch Vergebung der Princeßin auff Seiten gegen Tangu / in nicht wenige Unsicherheit gesetzet / hingegen durch diese Heyrath die Crone Ava dem Reiche Pegu hoch vere e bunden gemacht hatte; Als solte sich mein Printz personlich nach Ava e verfugen / seinem Herrn Vater diese Bindung hinterbringen / und um wircklichen Beystand wider den rebellischen Chaumigrem anhalten. Hine gegen solte der Konig von Ava aller Lehn-Pflicht erlassen / und mit der unumschrenckten Gewalt eines Reichs erfreuet werden. Wie nun theils e meinem Printzen die Begierde dieses Kayserliche Hauß zu retten / theils die innigste Liebe / und der schleunige Verlust so angenehmster Gegenwart sonderlich anfochte: und mit einem Worte / Ehre und Liebe einen hefftigen Wett-Streit in ihm verursachten / so ließ er doch endlich der Ehre die Oberhand / in Betrachtung / daß solche seine Gewogenheit gegen die Prine ceßin desto mehr bekrafftigen / und seiner Liebe einen grossen Vortheil e verschaffen konte. Inmittelst gebrauchte er diese wenige Zeit dermassen / daß ich / ausser gegen die Nacht-Zeit / indem daß ich mit Einpacken und e e moglichster Zubereitung zu bevorstehender Reise beschafftiget war / meinen Printzen nie zu sehen bekam; Dannenhero ich auch von diesen verliebe ten Zusammenkunfften keine Nachricht ertheilen kan: Genung / wenn ich e sage / daß dieses hohe Paar mit so reiner und brunstiger Liebe begeistert gewesen / als es dero beyderseitige Tugend und Schoe nheit immermehr ere e fodern konnen. Nunmehro aber brach das betrubte Liecht an / da sich die Hertzen trennen / und ein trauriger Abschied die Gemue ther empfindlichst e e ruhren solte. Es waren auff Kayserlichen Befehl dreyhundert tapffere Reuter nebst gnugsamen Pferden und Reise-Kasten uns zugeordnet / welche eines Theils bereits vor der Pforte uns auffwarteten. Dannenhero mein Printz mit schwerem Hertzen das Lager verließ / sich ankleidete / und so fort nach Hofe verfue gte / woselbst er zufoe rderst von dem Kae yser gebue hrenden Abschied genommen / welchem ich gleichfalls nicht beygewohnet / und dahero von meines Printzen geheimen Verrichtungen nichts sagen kan. Nach diesem verfue gte er sich nach dem Frauenzimmer / und erlaubte mir
2 einen Stein ins Bret geworffen] die Princeßin abtrue nnig gemacht K. 8 Bindung] Verbindung K. 9 anhalten] ansuchen K. 11 eines Reiches erfreuet] seiner Reiche begnadiget K. 13 innigste] treueste K. 13 so angenehmster] der so angenehmen K. 14 mit einem Worte] kurz K. 16 Oberhand / in Betrachtung / daß solche seine Gewogenheit] die Herrschaft, indem solche, seine Gewogenheit K. 17 bekrae fftigen] befestigen K. 19 indem daß] in dem K. 25 Liecht] Morgenlicht K. 28 gnugsamen] e einer hinlanglichen Anzahl K. 28 zugeordnet] gegeben K. 29 der Pforte uns auffe warteten] dem Tohre auf uns warteten K. 31 verfugte] gieng K.
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unwue rdigst / diesem traurigen Abschiede persoe nlich beyzuwohnen. Wir wurden alsobald in der Princeßin Zimmer eingelas sen / welche wir auff e einem Stule in solcher erbarmlichen Gestalt vor uns sitzend fanden / daß e e die Unbarmhertzigkeit selbst zu einigem Mitleiden hatte mussen beweget e werden. Die schonen Haare waren zu Felde geschlagen / ein dunckel-gelber Atlaß verhue llte den schoe nen Leib / und gab zugleich die innerste Traurige e keit ihres Hertzens zu erkennen; Die hauffigen Thranen schienen einen Theil der vorigen Anmuth weggeschwemmet zu haben / und das Englische e e Haupt war von der lincken Hand / als einer Marmor-Saule / unterstutzet. e Durch solchen traurigen Anblick ward mein Printz dermassen geruhret / daß er nichts weiter vermochte / als sich vor ihr auff die Knie zu setzen / e und dero rechte Hand eine geraume Zeit an den Mund zu drucken / gleichsam / als ob diese Wehmuth ein Stillschweigen verursachte. Endlich nach etwas getrockneten Wangen stieß sie mit halbgebrochener Stimme diese e klagliche Worte heraus: So stehet es denn / O grausames Verhae ngniß / nicht zu
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andern / daß ich das jenige / was meine Seele seinem eigenen Leben vorzeucht / so schleunig entbehren soll? Und ist der Schluß unwidertreiblich / daß sich mein Hertze theilen / ja meine Seele sich selbst verlassen muß? Mein Hertze bricht mir / die Augen verdunckeln / und ich befinde mich nicht geschickt / diesen Verlust e leben dig zu ertragen. Ein ferneres vorzubringen / verboten ihr die hauffigen
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Thrae nen / biß sich der Printz in etwas erholete / und beweglichst antwortete: Liebste / wertheste / schoe nste Princessin! Ihre Thrae nen sind meine Wehe
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muth / und dero Klage betrubet mich biß in den Tod / ja was meinen Augen an Wasser gebricht / das ersetzet mein Hertze durch Blut. Ich soll scheiden / ja ich muß scheiden! weil mich unsere Feinde zwingen. Ich sage recht unsere Feinde / e weil ich sie kunfftig vor keine andere / als auch meine erkennen werde / indem e auch ihr Blut viel zu schwach ist / meine bestandige Liebe zu hintertreiben. Ich e muß scheiden! aber / ach ihr Gotter! nicht auff ewig! Und wo ich mich einiges
19 befinde] finde C, E, F, G, H, I, J, K. e
28 einiges] eines C, E, F, G. e
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1 unwurdigst / diesem traurigen Abschiede personlich beyzuwohnen] Unwurdigsten ein Zuschauer dieses traurigen Abschiedes zu seyn K. 3–4 solcher erbae rmlichen Gestalt vor uns sitzend fanden / daß die Unbarmhertzigkeit selbst] so trauriger Gestalt vor uns erblickten, daß die unbarmherzigste Seele K. 5 waren zu Felde geschlagen] lagen zerstreut auf ihrem gebeugten Haupte K. 7–8 schienen einen Theil der vorigen Anmuth weggeschwemmet zu haben] hatten einen Theil der vorigen Anmuth weggeschwemmet K. 14 getrockneten] ausgetrockneten K. 15 stehet] ist K. 16 daß ich] daß K. 17 so schleunig entbehren] mir schleunig entrissen werden K. 17 unwidertreiblich] unverae nderlich K. 18 sich selbst] selbst diesen, schon halb erstarrten Leib K. 18 bricht mir] klopfet K. 20 lebendig] standhaft K. 20 Ein ferneres vorzubringen / verboten ihr] Mehreres zu sagen verboten die K. 21 beweglichst] beweglich K. 22 Ihre] Dero K. 23–24 was meinen Augen an Wasser gebricht / das ersetzet mein Hertze durch Blut] ja meine Augen weinen nicht Wasser, sondern mein Herze blutet K.
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Trostes von meiner schonen Princeßin versichern darff / so geruhe sie doch diese e e e e Thranen / welche mein Hertze durchdringen / zu maßigen / und durch uberflußige Traurigkeit mich nicht sterben zu lassen. Grausamer Printz / erwiederte sie wehe muthigst / ihr redet wider euch selbst / daß ihr meine Thrae nen verhindern / und mir nicht erlauben wollet / solches schmertzliche Scheiden schmertzlichst zu bee e jammern. Denn diese Thranen sind die besten Zeugen ungefarbter Treue / und wo ihr diese zu hemmen suchet / so verbietet ihr mir / euch zu lieben. Ich bin / versetzte mein Printz / erwehlte Princeßin / biß in das Grab hiervor verpflichtet / e e es wurde mich aber mehr erfreuen / wenn mein Abzug mit grosserer Hertzhaffe tigkeit als Wehmuth ertragen wurde / iedoch ohne einigen Abgang unserer geschwornen Liebe. Zu dem / liebste Princeßin / was wolte sie denn thun / wenn sie mich vor sich in einem Sarge liegen sehen / und mir die letzte Pflicht erweisen e e solte. Allein hiedurch wurde die betrubte Princeßin empfindlichst geruhe ret / daß sie mit lauter Thranen sagte: Ach unbarmhertziger Printz / womit e e drauet ihr mir / und mit was vor ungluckseliger Vorbedeutung wollet ihr mein Elend und Jammer vermehren? Ich weiß ohne diß nicht / was es ist / das eine so e sonderbare Traurigkeit in meinem Hertzen erwecket / und mir ein Ungluck vorbildet / welches ich noch zur Zeit nicht begreiffen kan. Solte es nun ja an ein Sterben gehen / so werde ich viel eher dem Tode zum Schlacht-Opffer dienen e mussen / als ihr / der ihr euch in die Sicherheit begebet / und gar leicht eurer getreuen Princeßin bey der Wiederkunfft / als einer Leichen / den letzten Kuß e e gewahren durfftet. Hiedurch hatte sich die Princeßin sattsam an dem Prine e tzen gerochen / indem er sich hauffiger Thranen nicht ferner enthalten e kunte / wiewol er sich nicht wenig schamete / und selbe zu verbergen suchte. Worzu dienet es / hub er nach einigem Stillschweigen an / uns selb-
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sten zu fernerer Betrubniß Anlaß zu geben / da wir doch bereits in solchen e Schmertzen versetzet worden / daß er / ausser dem Tode / unmoglich kan vere e e grossert werden. Ich bin vielmehr kommen / weil mir das Verhangniß / dero Kayserl. Herr Vater / die Wolfahrt dieses Reichs / ja meine Liebe / womit ich mich der e schonsten Seelen in der Welt verpflichtet weiß / es so befiehlet / demjenigen auff eine Zeit lang den Abschieds-Kuß zu ertheilen / welches ich ausser diesem nicht e eher / denn mit dem Leben entbehren wurde. Mit der gewissen Versicherung / daß / wie die Hoffnung das einige Labsal aller Schmertzen ist / also auch eine
8 erwehlte] auserwehlte C, E, F, G, H, I, J, K. e e e 5 Scheiden schmertzlichst] Scheiden K. 2 uberflußige] eine entkraftende K. 10 einigen Abgang] einige Entkrae ftung K. 13 Allein hiedurch] Hierdurch K. 14 mit lauter] unter einem Strohme von K. 17 sonderbare Traurigkeit in meinem e Hertzen erwecket] empfindliche Traurigkeit mein Herz besturmet K. 19 Schlachte Opffer] Opfer K. 24 nicht wenig schamete / und selbe] sehr schae mete, als ein Held zu weinen, und selbige auch K. 26 Anlaß zu geben] noch mehr zu erwecken K. 27 daß er] der K. 29 die] und die K. 32 Leben entbehren] Tode verlassen K. 33 das einige Labsal] die einige Erquickung K.
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gluckliche Wiederkunfft uns ietzige Wehmuth ziemlich verweisen werde / daß wir e e nicht besser unser Vertrauen gegen die Gotter / durch grossere Standhafftigkeit erwiesen haben. Uber das soll dieser Abschied und diese Abwesenheit ein vollkommenes Zeugniß unserer innigsten Liebe seyn: Ob mir zwar iedwede Minute zu einem Jahre gerathen / und lauter ungedul tiges Sehnen nach der Wiedersehung e e meines Augen-Trostes / gebahren wird. Lebet wohl! Gute Nacht! Die betrubte
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Princeßin wolte den Printzen noch nicht verlassen / sondern verfolgte ihre wehmue tige Klage mit diesen Worten: Ach verziehet / mein Printz / und goe nnet 10
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noch eine Viertelstunde eure Gegenwart derjenigen / welche vor Wehmuth fast zu e e sterben vermeynet. Denn ich versichere / das scharffste Messer wurde mit geringerem Schmertzen mein Hertze durchschneiden / als das schmertzhaffte Wort / e e Lebet wol! und kein Donnerschlag wurde in meinen Ohren harter erschallen / als e die unverhoffte gute Nacht! Mein Printz / welcher moglichst eylte / diesen e traurigen Abschied zu endigen / und sich selbst vor Betrubniß nicht zu e e lassen wuste / kußte ihre Hand mit thranendem Munde / und sagte: Ach e
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schonste und wertheste Princeßin! sie glaube / daß kein Gifft meine Seele so e qvalen / noch keine Galle mir so bitter seyn kan / als dieses Scheiden: Wie aber e e derjenige / welcher an den sussen Port seiner Liebe glucklich anlenden wil / die Großmuth zu einem steten Compaß haben muß; Also bilde ich mir ein / daß / wo e ich einer so vortrefflichen Schonheit / wie ich in dero Englischen Person angee e e troffen / wurdigst geniessen wil / ich mich allem Ungluck großmuthigst widersetzen / standhafft widerstehen / durch alle Widerwertigkeit dringen / und doch e endlich in dero Arme kommen musse. So begreiffe sie demnach / und lasse die vorgebildete Freude / welche bey ehestem Wiedersehen unsere Hertzen beseligen e wird / ietzigen Wehmuths-Kummer ubertreffen / so wird sie sehen / wie eine e e e großmuthige Hoffnung das Ungluck selber trotzen konne. Hierdurch schiene e
die Princeßin etwas besanfftiget zu seyn / dahero sie denn meinen Printzen anmuthigst kue ssete / und mit beweglichsten Worten den letzten Abschied nahm: So fahret wol / mein Printz / mein Engel / mein Leben / fahret wohl / und 21 großmue thigst] großmue thig E, F, G, H, I, J, K.
23 sie] sie sich C, E, F, G, H, I, J, K.
e e 1 ziemlich verweisen werde] suß und angenehm machen wurde K. 4 innigsten] unzertrennlichen K. 4–5 jedwede Minute zu einem Jahre gerathen] jedweder Augenblick zu einem Jahre werden K. 6 gebae hren] erwecken K. 9–13 zu sterben vere e meynet. Denn ich versichere / das scharffste Messer wurde mit geringerem Schmertzen mein Hertze durchschneiden / als das schmertzhaffte Wort / Lebet wohl! und kein Donnerschlag wue rde in meinen Ohren hae rter erschallen / als die unverhoffte gute Nacht] sterben muß. Glaubt es mein Prinz das Wort: Lebet wohl! verwundet mich mehr als wenn ein kalter Stahl mein Herz durchbohrte. Und dein unverhoftes: Gute Nacht ist als ein Donner vor meinen Ohren K. 17 dieses Scheiden] dieser Abschied K. 18 den e e sussen Port] dem angenehmen Hafen K. 22 widerstehen] uberwinden K. 23 Arme e kommen musse. So begreiffe sie] arme, als den Hafen der Anmuth, kommen mue sse. So e begreifen sie sich K. 24–25 beseligen wird / ietzigen Wehmuths-Kummer ubertrefe e fen] beglucken kan, jetzigen Kummer uberwinden K. 29 fahret] lebet K. 29 fahret] lebet K.
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bedencket / daß ihr etwas hinter euch gelassen / welches sich durch langes Abe seyn selbst verzehren wurde. Fahre wohl / liebster Schatz / den mich die Liebe du e zu nennen zwinget! Fahre wohl / weil es doch muß geschieden seyn. Die Gotter e e fuhren und begleiten dich! Es musse lauter Sicherheit auff allen Wegen wachsen / wo du nur deinen matten Fuß hinsetzen wirst: Wo du dein Haupt hinlegest / da e e umschatte dich der Gotter Schutz; Ja es mussen alle deine Tritte zu Rosen werden. e Fahre wol! Welches letztere Wort sie mit einem brunstigen Kuß auf des
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Printzen Lippen versiegelte. Wodurch denn mein Printz gezwungen ward / diß kurtze Adjeu darzu zu setzen: So lebe demnach auch wol / unschae tzbarer Engel / und vergiß nicht deßjenigen / dessen innigste Liebe auch in der Aschen e brennen wird. Gute Nacht / liebste Banise / lebe wol / schonste Princeßin! Ich scheide dem Leibe nach von Pegu / und hinterlasse dir doch mein Hertze zu einem e unverfalschten Liebes-Pfande. Versichere dich / daß mein Schatten / ja mein Geist Tag und Nacht dich begleiten / und um dich schweben werde. Lebe wohl! Der e Himmel lasse dich keine rauhe Lufft beruhren / und erhalte dich gesund / biß ich e dieses Zimmer wieder frolich beschreiten / und die Rosen auf deinen Lippen bree e chen konne. Lebe wohl! Wie nun der Schluß durch unzehliche Kusse ge-
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macht / und mein Printz mit einigen kostbaren Kleinodien / wie auch ich mit einem Saphir-Ringe beschencket wurde / so eilte mein Printz gleichsam gantz daumelnde aus dem Zimmer / und begab sich nach dem Pallast / allwo unterschiedene Grosse vom Hofe auffwarteten / um von meinem e Printzen gebuhrenden Abschied zu nehmen / welche er aber gantz kurtz und voller Gedancken beurlaubte / sich nebst uns allen zu Pferde begab / und in vollem Galoup mit thrae nenden Augen Pegu verließ. Und dieses ist auch leider! das letzte mal gewesen / daß sie mein Printz gesehen. Hier wendete sich der Printz um / und hae tte sich in sothaner schmertzlichen Erinnerung fast verrathen / indem er seinen Augen nicht mehr zu gebieten
15 lasse dich keine rauhe Lufft berue hren / und erhalte dich gesund] lasse dich gesund C, E, F, G. 1–2 langes Abseyn] lange Entfernung K. 2 Fahre] Lebe K. 3 Fahre] Lebe K. 4 allen] deinen K. 7 Fahre] Lebe K. 9 diß kurtze Adjeu] diese traurigen Abschiedsworte K. 10 nicht deßjenigen / dessen innigste] deßjenigen nicht, dessen feurige K. 12 doch] aber K. 13–14 Versichere dich / daß mein Schatten / ja mein Geist Tag und Nacht dich begleiten / und um dich schweben werde] Sey versichert, mein Schatten, ja mein Geist, wird sich Tag und Nacht begleiten und um dich schweben K. 15 lasse dich keine rauhe Lufft berue hren / und erhalte dich gesund] treibe von dir alle Stue rme des e e Unglucks und beglucke dich mit Gesundheit K. 16 beschreiten] betreten K. 16 auf] von K. 17–19 Wie nun der Schluß durch unzehliche Kue sse gemacht / und mein Printz mit einigen kostbaren Kleinodien / wie auch ich mit einem Saphir-Ringe bee e schencket wurde / so eilte mein Printz] der Schluß wurde durch unzahlige Kusse gemacht, und meinem Prinzen schenkte sie einige kostbare Kleinodien, wie auch mir einen Saphirring. Mein Prinz eilte K. 21 allwo] wo K. 21 auffwarteten] schon warteten K. 23 beurlaubte] befriedigte K. 23 begab] setzte K.
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vermochte / dannenhero Scandor seine Erzehlung moe glichst verkue rtzte / und sie durch folgende Worte endigte: e Nachdem wir nun nach einiger Zeit glucklich in Ava angelanget / so e bildete sich mein Printz nichts fester ein / denn er wurde ein angenehmer e e Gast seyn / und durch gutes Vorbringen sich Koniglicher und Vaterlicher e Gnade wiederum wurdig machen. Wie denn auch in der gantzen Stadt eine e ungemeine Freude uber unsere Ankunfft entstund. Allein was uns zum e ersten ein ubles Zeichen gab / war / daß nicht allein niemand bey dem Printzen eine Willkom ¯¯ ens-Besuchung ablegen durffte / sondern auch so gar e keine Verordnung / unsere mitgebrachte Geleits-Volcker zu verpflegen / ertheilet wurde / welche zwar von den Inwohnern willig und gerne aufgenommen / und von ihnen reichlich versorget worden. Nach zwey Tagen / als wir etwas ausgeruhet hatten / ließ sich der Printz bey dem Herrn Vater endlich anmelden / welcher auch den Ober-Reichs-Schencken abfertigte / e und an statt einer Vaterlichen Bewillkommung / ihn mit einem harten Verweiß / wegen Ubertretung des Gebots / inner Jahr und Tag nicht wieder zu kommen / ansehen ließ. Ob nun zwar mein Printz die Ursache seiner Wiederkunfft beweglichst vortragen ließ / und alles dasjenige that / was e einem tapffern Printzen und treuen Liebhaber gebuhrte / so handelte doch e der Konig so unbesonnen / und ließ uns anbefehlen / uns so lange / ohne iemands Besuchung / inne zu halten / biß dem Koe niglichen Befehl ein e Gnugen geschehen / und das Jahr verflossen sey. Ja / wir sahen unser Hauß mit zweyhundert Mann umringet / welche uns ungescheut bewachen / und allen Ausgang verwehren musten. Wie nun meinem Printzen damals zu Muthe war / solches ist daraus abzunehmen / daß er sich gae ntzlich vorsetzte / mit blossem Sebel auszufallen / und durch solche Gewalt die Wache e so lange zu zwingen / biß sie ihn niedermachete. Welches ich aber vernunfftig widerrieth / in Betrachtung / daß die Wache nicht nach dessen Tode / sondern nach der Person trachten wue rde / wodurch denn der ohne diß e e e rasende Konig zu noch grosserer Unbesonnenheit mochte angetrieben / und e durch sein ferneres Ungluck die arme Princeßin wohl gar in Tod gestue rtzet werden. Also sassen wir nun bey zwey Monat lang / daß uns auch alle Zusammenkunfft mit der Princeßin Higvanama verwehret wurde. Endlich 32 bey zwey] zwey C, D, E, F, G. 4–6 denn er wue rde ein angenehmer Gast seyn / und durch gutes Vorbringen sich Koe nige e licher und Vaterlicher Gnade] der wurde als ein angenehmer Freund aufgenommen werden, und durch seine gerechte Sache sich der koe niglichen und vae terlichen Gnade K. 16 inner] binnen K. 17 ansehen] abweisen K. 18 beweglichst] beweglich K. e 21 iemands Besuchung] einen Besuch anzunehmen K. 21–22 Befehl ein Gnugen geschehen] Befehl K. 26 auszufallen] einen Ausfall zu versuchen K. 27 biß sie ihn niedermachete] daß sie ihn selber niederhauen solten K. 28 in Betrachtung / daß] indem K. 30 angetrieben] angereitzt K. 31–32 in Tod gestue rtzet werden] ihren e e besturzten Geist aufgeben mußte K.
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lieff die grausame und blutige Zeitung ein / wie inzwischen Chaumigrem gantz Pegu erobert / und den Kae yserlichen Stam ¯¯ ausgerottet habe. Was ich nach diesem mit dem Printzen ausgestanden / ist unbeschreiblich / indem ich ihn zwey Tage fast stets ohnmae chtig unter meinen Hae nden gehabt habe / und da dessen elender Zustand nach Hofe berichtet ward / kam endlich Befehl / die Wache solte uns verlassen / und der Printz auff freyem Fuß gestellet seyn. Ob uns nun zwar diese Befreyung nunmehr viel zu langsam zu statten kam / so erholte sich doch mein Printz in etwas; Und wie er sich in seinem groe sten Leidwesen iederzeit des Goe ttlichen Ausspruchs zu e e e Pandior feste getrostete / und es vor unmoglich hielte / daß die Gotter e e einem Tyrannen erlauben wurden / solches ihr Ebenbild zu todten: So bee fehlichte er gegenwartigen seinen vornehmen Bedienten nach Pegu zu eilen / und in geheim der Sachen wahre Beschaffenheit zu erkundigen / bevoraus / ob seine werthe Princeßin noch lebte / wiewol er mit lauter e verzweiffelten Anschlagen zu rathe gieng. Vor vierzehen Tagen aber schicke ten es die gutigen Goe tter / daß / als der Koe nig Dacosem die Princeßin Higvanama seine Tochter / ungeachtet sie dem Printzen von Siam vere e sprochen / dennoch an einen / ihr gantz unanstandigen Fursten aus Ava / mit Gewalt verheyrathen wolte / und deßwegen der ersten Zusammenkunfft / wobey sonder Zweiffel die Vollziehung dieses Zwanges geschehen sollen / beywohnte / der alte Koe nig sich in dem Truncke hefftig ue bernommen / und folgenden Morgens todt im Bette gefunden worden. Hierdurch e wurde nun die Princeßin Higvanama erloset / und mein Printz ein gewale e tiger Monarche; Und ware zu wundschen / die gue tigen Goe tter hae tten ire gendwo die schone Banise vor meinen Printzen auffbehalten: Angesehen ihm zugleich das Reich Aracan / durch Hintritt des Koe nigs zugefallen / und er nunmehro dem Peguanischen Blut-Hunde sattsam gewachsen ist / seine Princeßin mit viel hundert tausend Sebeln mae chtigst zu erloe sen.
8 zu statten kam] erfolgte K. e Vermahlung K.
20 die Vollziehung dieses Zwanges] dieser erzwungene
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HIermit beschlosse Scandor seine Erzehlung: Abaxar aber erseufftzete tieff / und sagte: Gewiß / ich empfinde ein innigstes Mitleiden gegen den tapfe
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fern Printzen Balacin / welcher traun eines bessern Gluckes wurdig gewesen / e nachdem ihn aber die Gotter mit einer doppelten Crone beschencket / so wird er vielleicht desto eher alles zugestossenen Ungemachs / wo nicht gar der bereits vor verlohren-geachteten Princeßin vergessen / und sich nach anderwertiger Vere e gnugung umsehen konnen. Ihr irret / werthester Freund / fiel ihm Balacin ins Wort / denn ihr sollt wissen / daß sich der Printz gae ntzlich entschlossen / ausser e der Princeßin Cron und Scepter zu verlassen / durch eigenhandige Rache an dem Tyrannen seinen Tod zu suchen / und also seiner Banisen im Tode zu folgen. Das e wollen die Gotter nicht / erwiederte Abaxar / daß ein so tapfferer Printz sterben e solte; und wil ich gerne mein moglichstes beytragen / zu erforschen / ob die Princeßin noch am Leben sey. Ja wer weiß / ob ich nicht die ersprießlichste Nache richt hiervon ertheilen konte. Ja freylich / versetzte Talemon / denn eben der Herr Ober-Hauptmann wird wissen / wie er dem grausamen Mord-Befehle des e e e Kaysers nachgelebet habe. Abaxar errothete uber diesen Worten / iedoch erholte er sich bald wiederum / und sagte: So sey es denn / ich wil zu dieses e unbekandten Printzens Vergnugung / welchen ich bereits in meinem Hertzen hoch e achte / meine Wissenschafft / ja mein gantzes Vermogen beytragen. Und weil es e heute zu spat ist / und mein Amt mich zur Auffwartung ruffet / so werde ich e morgen nach Mogligkeit wiederum auffwarten / und gewiß nicht unangenehme Dinge offenbahren / weil ich versichert bin / daß ich bey vertrauten Freunden mein e e Hertze wohl ausschutten moge. Mit diesen Worten nahm er freundlichen
Abschied / und hinterließ den Printzen in tausend Gedancken / indem er aus des Abaxars Reden sich viel gutes wahrsagete. Als sie nun alle / biß auf den Scandor / des Printzen Zim ¯¯ er verlassen hatten / und der Printz eine ziemliche Weile des Abaxars Worte bey sich ue berleget hatte / fiel ihm die mit der Lorangy gehaltene Abrede ein / welche ihn denn gantz von vorigen Gedancken abzog / und in kummerhafftes Nachdencken versetzte / wie er sich doch dieses nachtheiligen Versprechens ohne Gefahr entledigen moe chte. Endlich nach vielen Rathschlae gen fiel ihm
21 welchen] welche C, D, E, F, G.
23 spae t ist] spae te B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
4 erseufftzete] seufzete K. 6 traun] gewiß K. 8 Ungemachs / wo nicht gar] Ungee e mach, der vielleicht K. 9–10 anderwertiger Vergnugung] einem anderen Vergnugen K. 10–11 ins Wort / denn] in die Rede K. 22 meine Wissenschafft / ja mein gantzes e e e Vermogen] alles K. 25–26 mein Hertze wohl ausschutten moge] meine Gedanken e wohl erofnen darf K. 28 wahrsagete] versprach K. 34 entledigen] befreyen K.
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ein / ob nicht Scandor ins Mittel treten / und dieser Sache durch eine Heye e rath erwunscht abhelffen konte. Solches ihm nun vorzubringen befahl er dem Scandor / sich vor das Bette zu setzen / und durch einigen WortWechsel den Verdruß seiner Gedancken zu stoe ren / da ihn denn der Printz sofort anredete: Mein Scandor / wir befinden uns beyderseits am frembden Orte /
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und dazu in Feindes Lande / da wir nichts mehrers als guter und wahrer Freunde e e benothiget seyn: Nun halte ich davor / es sey keine hohere Freundschafft / als die eheliche / worzu du leichte gelangen / und mir und dir dadurch in allen bevore e e e stehenden Zufallen beforderlich seyn kontest. Gnadigster Herr / erwiederte Scandor / ich weiß nicht / wie sie auf diese Gedancken gerathen: Wenn mir nicht dero e hoher Sinn bekandt ware / so wolte ich meynen / ihr Rath gienge dahin / ich solte mir einen Nagel einschlagen / woran sie bißweilen ihren Haupt-Bund hengen e konten. Nein / versetzte der Printz / mein Scandor / es hat gar nicht diese tadelhaffte Meynung / sondern ich bin bedacht / dir zu rathen / und mir zu helffen / auf eine solche Art / welche ein gutes Absehen hat / derowegen wirst du e e die Sache wohl uberlegen / und dich aller Gnade dabey von mir versichern. Gnae digster Herr / war Scandors Antwort / die Zeiten sind gefahrlich / und die vielen e e e Beyspiele gekronter Haupter schrecken mich von dem Verlangen solcher Wurde. e e Solte ich nun meines bißgen Korns halben eine eigene Muhle bauen / so furchte e e ich immer / es mochten die Nachbarn frembde Getreyde aufschutten / und wild e Wasser meine Rader treiben. Dieses halte ich nun nicht vor rathsam / ob ich mir e zwar in allem zu gehorsamen vorgenommen habe. Narrischer Mensch / redete e ihm der Printz ein / eine ubele Meynung kan ja nicht allen nachtheilig seyn / e indem eine Schwalbe keinen Sommer machet. Vielmehr wirst du dir zu Gemuthe e e e fuhren / was vor tagliche Anmuth ein schones Weibsbild sey / und wie dir alle Morgen / wenn du erwachst / gleichsam die Sonne im Bette aufgehet: denn die e e Schonheit ist ja ein Brunn der Wollust / aus welchem die Augen Vergnugung / und e das Hertze lauter Anmuth schopffet. Wie soltest denn du der eintzige seyn / welcher diese Himmels-Kost mit eckeln Lippen verachten wolte? Gantz recht / antwortete Scandor / die Schoe nheit ist freylich ein solcher Gast / welchem viel e tausend Opffer der lusternden Augen gewiedmet werden. Allein wo ich mich e auch diese bethoren liesse / wer ersetzte mir denn den Schaden / wenn ein Fiee ber / oder Pocken / oder hundert andere Zufalle das feine Fleckgen verderbten / und mir hernach diese Bett-Sonne eine stete Finsterniß vorstellete: Zudem ist es e e ein wurmstichig Wesen umb die Schonheit / denn wie die schonsten Kirschen am meisten von den Vogeln verfolget / und wo sie nicht stets durch ein fleißiges Auge e e bewachet / gar leicht angebissen werden; also befurchte ich auch / man mochte
2 abhelffen] abschelffen C, E, F. 12 mir] mit G, H, I, J, K. E, F, G, H, I, J, K. 24 eine] keine F, G.
17 war] war des B, C, D,
11 hoher Sinn] hohe Gesinnung K. 18 solcher] nach solcher K. 24–25 wirst du dir e e zu Gemuthe fuhren] denke daran K. 34 Bett-Sonne] Sonne K. 35 wurmstichig e Wesen] hinfallliges Guth K.
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mir in diesem Fall nichts neues machen / sondern gleichfalls mit einem Turckischen e Bunde zieren / wie die Ochsen tragen / denn schone Weiber sind Irrwische / die e verfuhren die Leute bey Tag und Nacht. Du bist einem Thiere zu vergleichen / e welches seine langen Ohren vor Horner ansiehet / war des Printzen ferneres Einreden / so ja aber eine ungewisse Furcht solche Anmuth in dir verbannet / so e nim dir eine etwas ungestalte / welche dir vor ubriger Besuchung sattsame e e e Sicherheit schaffen wird. Auch dieses last sich horen / gnadigster Herr / erwiederte Scandor / denn eine heßliche Frau ist wie ein Fleischerstock / welcher nicht e gestohlen wird / ob er gleich Tag und Nacht vor der Thure stehet; Allein hierdurch e thue ich mir selbst das grosseste Unrecht / indem ich mir solche Waare gekaufft e e hatte / welche andere Leute verachtet haben / und muste ich eine solche Larve e stets vor mir sehen / da ich des Kussens vor Eckel nicht gedencken wil. Ich achte e mich aber auch deßwegen nicht allzu sicher; denn wie ein ungestalter Leib offters e ein unartiges Gemuthe / und ein heßliches Gesichte mehrentheils ein verliebtes e e Hertze andeutet / so muste ich besorgen / zumahl wenn ich sie unmoglich lieben e e e konte / es mochte sich doch wohl ein niedriges Gemuthe in meine Freundschafft eindringen / und solte es auch mir zum Verdruß geschehen. Ich gebe dir endlich e hierinnen Beyfall / verlangerte der Printz diese Unterredung; diesem aber nun vorzukom ¯¯ en / so heyrathe eine Wittbe / welche nicht allein ihren Verstand durch e die Jahre erreichet / sondern auch bereits die Jugend-Hitze abgekuhlet hat / denn e es heist: die Alten / die besten. So ware es eben / versetzte Scandor / als wenn e der gute Morgen zur Mitternacht kame. Denn wo sich die Ungleichheit des Alters e befindet / da wil gemeiniglich das Alter die Jugend beherrschen. Diß traffe mir nun sehr schlimm ein / daß ich meine jungen Tage einer Alten verpflichten / und meine bißher unbefleckte Jugend in solche Gefahr verbotener Gerichte setzen solte / e e wenn mir irgend zu Hause / wie es nicht anders seyn konte / fur der schlechten Hauß-kost eckelte. Nein / davor bedancke ich mich. Geitz / Argwohn / Eyfer / e Zanck / sind die taglichen Speisen / welche eine alte Frau ihrem jungen Manne e e vorsetzet. Die Zufriedenheit des Gemuths ist des Menschen sein groster Reiche thum; diese aber wurde ich schwerlich bey solcher Heyrath antreffen. Sonderlich e wurde mich dieses am meisten schmertzen / wenn mir bey Hochzeiten / Spaziere e Fahrten und dergleichen Zusammenkunfften andere Manner meines Alters mit e e ihren schonen jungen Weibergen begegneten / und ich kame da mit meinem e alten verdrießlichen Muttergen von sechzig Jahren aufgezogen / vor deren Eifere e sucht ich keine Schonheit anblicken durffte. Es ist ein widerwertiges Ding umb e e einen bosen Kauff / denn die Waare ruckt ihrem Herrn allzeit seine Thorheit auff.
1 sondern] sondern mich C, E, F, G, H, I, J, K. e e 4–5 ferneres Einreden] fernere Antwort K. 10 das grosseste Unrecht] die grosseste e Quaal an K. 12 des Kussens vor Eckel nicht gedencken wil] nie mit Anmuth kue ssen e wurde K. 16–17 in meine Freundschafft eindringen] eindringen K. 23 mir] bey e e e mir K. 29 sein groster] groster K. 36 Waare ruckt ihrem Herrn allzeit seine Thorheit auff] schlechte Waare zeugt allezeit von der Thorheit des Kaufmannes K.
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Kan man sich aber ja woran eine stetswahrende Reu erkauffen / so geschiehts gewißlich durch eine ungleiche Heyrath / welche einem seine Unbedachtsamkeit bey Tag und Nacht / Tisch und Bette / in Stube und Cammer / im Hause und auf e der Gasse / furwirfft und vor Augen stellet. Zudem ist ein solches Weib / wie das e viertagige Fieber / welches man nicht eher / denn im Tode / loß wird. Denn ob e e man gleich dencken solte / ein altes Weib konne wegen ihres Alters unmoglich lange leben / so begehre ich doch diesem nicht zu trauen / denn die alten Weiber e haben gar ein zahes Leder / und geben uns offt eher / als wir ihnen / das Geleite zum Grabe. Daß es nun auch eine Witwe dazu seyn sol / darauf antworte ich nichts als dieses: Eine Jungfer / wie ich wil: Eine Witwe / wie sie wil / und die schon e e e zwey Manner gehabt hat: Hute dich / mein Pferd schlagt dich. Du bist allzu nachdencklich / war des Printzen Wieder-Rede / und weil ich auch hierinnen deiner Meynung nicht so gar entfallen kan / so gebe ich es zu / und riethe dir e e vielmehr / ein fein junges Madgen / welches sich durch eine stille Frommigkeit beliebt machen kan / zu deiner Ehe auszusuchen. Und dieses schiene mir nicht sonderlich entgegen zu seyn / antwortete Scandor / wenn nicht nur dieser Verdruß mit unterlieffe / daß ich erst etliche Jahre gleichsam ihr Hoffmeister seyn / e und sie ziehen muste / da ich doch noch in der Ungewißheit lebte / wie diese e Zucht geriethe. Sonst ist wohl eine Jungfer / oder Fraulein / wie sie heutiges Tages wollen getaufft seyn / am besten zu heyrathen / welche man am leichtesten erlangen kan / weiln sich iedweder Vater nichts daran zu erhalten getrauet / e indem sie unter die Sachen gehoren / wovon das Recht saget: Quæ servando e servari non possunt; Jedennoch ist auch ein allzustilles Wesen oder Frommigkeit nicht allemahl zu loben / angesehen solches von andern vor eine Einfalt und e Blodigkeit ausgeleget wird / und ist auch solches nicht iederzeit dem Manne e anstandig / welcher bißweilen durch einige Beredsamkeit seines lieben Weibes nicht wenig ergetzet wird; vielweniger aber ist solcher Stille iederzeit zu trauen: e Denn zu dem / daß nach dem bekandten Spruchwort / stille Wasser tieff zu seyn e pflegen: so treten sie offters in der stillesten Weise darneben / und verhoffen / der Mann werde solchen Fehltritt in das Register ihrer Einfalt eintragen / ob er gleich e e hernach die Feder uber das Ohre stecken muste. Ja ich wil hier nicht behaupten / e daß ein Frauenzimmer / es sey so still / oder so fromm / als man es nur wunde schen moge / sich doch bißweilen unterstehe / nach dem Regiment zu streben / und des Scepters zu gebrauchen / sonderlich wenn Cammer-Sachen auszutragen
16 nicht nur] nur nicht C, E, F, G, H, I, J, K. 4 fue rwirfft] entdecket K. 5 im Tode] durch den Tod K. 10 nichts als dieses] dieses K. 12 Wieder-Rede] Antwort K. 13 so gar entfallen] gantz wiedersprechen K. e e 25–26 ist auch ... anstandig ] auch ... anstandig ist K. 27 solcher Stille] solchen stillen e Wesen K. 28 zu dem] ausserdem K. 29 so treten sie offters in der stillesten Weise e e darneben / und verhoffen] uber schreiten sie ofters die Bahn der Keuschheit, und hoffen e K. 34 des Scepters zu gebrauchen] das Scepter zu fuhren K.
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seyn. Erlaubet man ihr nun solches / so verwehnet man sie / thut man es nicht / so darff sie einem wol vorwerffen / man habe sie nicht lieb / und zwinget uns durch e e ihre verstellte Traurigkeit / daß man sie zu ergotzen wiederum herrschen last. Denn wer ein Weib nimmt / der bilde sich nur ein / sie werde das Regiment haben / es geschehe gleich heimlich / mit Gewalt / oder Bittweise. Und also ist auch selbst e in der From ¯¯ igkeit und Jugend keine Sicherheit zu finden. So suche dir eine mune tere und beschwatzte / rieth ihm der Printz ferner. Da kame ich recht an / e widerredete es Scandor / daß ich mir eine klugere / als ich selbst wae re / beye e gesellete. Die konte mich zu einer Gemse machen / welche ihre eigene Horner nicht sehen kan. Allzu munter ist fast wilde / und ein zu hurtiges Pferd wirfft e seinen Reuter leicht ab / womit mir nicht sonderlich gedienet ware. Die Beredtsamkeit stehet zwar einem Frauenzimmer gar fein an / so lange sie nicht mit dem e e Mißbrauch Schwesterschafft machet / indem sie offters nicht fahig sind / durch beredte Umschweiffe ihre heimliche Liebe zu entdecken / ja wol gar dunckele e Worte / Zeit und Ort verbotener Zusammenkunffte zu benennen / daß der arme e Man¯ dabey sitzet / und mit horenden Ohren taub seyn muß. Mercket er auch gleich durch angeborne Klugheit etwas davon / so weiß doch ihre arglistige Zunge solche Worte vorzubringen / wodurch dessen Verstand verdunckelt / und er in den Wahn gesetzet wird / er habe seinen keuschen Schatz auch durch den geringsten Argwohn beleidiget. In solcher irrsamen Meynung wird er keine Zusammenkunfft ohne seine Haus-Ehre besuchen / welche sich denn solcher Gelegenheit sehr wohl e zu bedienen weiß / bevoraus / wo sie auff diesem Wein-Meer ein anstandiges Schiff bemercket / welches seinen Ancker in fremden Grund zu werffen suchet: Da wird sie den trunckenen Mann durch tausend verschmitzte Liebkosungen dahin zu bereden wissen / wie er seiner Gesundheit schonen / den Trunck meiden / und e e sich zur Ruhe begeben solte / sie wurde / wenn ihn der Schlaf uberfallen / schleunige Gesellschafft leisten. So bald nun der treuhertzige Mann folget / und sich e e durch solche Sirenische Worte in Schlaff bringen lasset / so traumet ihn den¯ nicht e unbillich / als ware seine Frau zur Taube worden / welche sich unter lauter Stoße e Vogeln befande / solche aber zu retten / verhinderten ihn die vielen Hauptbeschwerungen. Wenn er aber erwachet / so zwinget ihn die Unwissenheit an dieser gewissen Warheit zu zweiffeln. Ich wil hier gleichfalls nicht deßjenigen Miße brauchs der Beredtsamkeit gedencken / wodurch dem Manne offters grosse e Feindschafft auff den Halß gezogen wird / wenn ein solcher ungezaumter Mund fast keinen Menschen vor dem Fenster kan unberedet vorbey paßiren lassen: und solches vor eine treffliche Art der galanten Welt achtet / wenn sie von dieser und jener Person fast iede Geberde / Rede und Kleidung durchzuhecheln weiß / und
8 widerredete es] wiederredete I, J. 2 sie] man K. 4 werde] werden K. 4 haben] haben wollen K. 7 beschwatzte] beredte K. 8 widerredete es] antwortete K. 8–9 beygesellete] zugesellete K. e e 19 gesetzet] erhalten K. 20 irrsamen] irrenden K. 13 nicht fahig] fahig K. 21 sehr] gar K.
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sich in allen Stucken vor viel vollkommener schatzet / ob gleich das schwartze von e den weissen redet. Also werde ich auch verhoffentlich in diesem Stucke Beyfall erlangen. Dem sey wie ihm wolle / that ihm der Printz Einhalt / sie sey nun alt / verliebt / heßlich / krumm oder lahm / so werden doch alle Gebrechen durch Geld verbessert. Geld machet den Mann / und wer dieses hat / der darff reden / wann e e andere schweigen mus sen. Weil du nun so gar furchtsam bist / so wuste ich dir e nicht besser zu rathen / denn daß du eine reiche Frau heyrathest. Denn gerath sie e e dir / so ist das Glucke doppelt / schlagt dir aber deine Hoffnung an ihrer Person e fehl / so kanst du dich doch an ihrem Gelde erhohlen / und alles Vergnugen e darinnen finden. Ja wohl / Gnadigster Herr / beantwortete solches Scandor / ein reiches Weib ist leicht zu ernehren: Zudem ist dieses eine Grund-Regul der heue tigen Welt / daß ein Pfund Gold im Heyrathen / einen Centner Tugend uberwiegen muß: Aber wehe dem / der ein Weib aus Liebe zum Gelde / und nicht zur Person nimt. Denn zu geschweigen / wie offt ein solches geitziges Auge durch den Nebel des pralenden Vorwendens verblendet wird / daß er zwar den Sack bee e komt / wie es aber ums Geld stehe / hernach mit seinem Schaden erfahret; So ist die Ehe doch schon halb verdorben / ob gleich Geld die Menge vorhanden ist. Den¯ e e e ein Pferd / welches seine Starcke weiß / lasset sich keinen Menschen zaumen: und e eine Frau / welche ihr Vermogen kennet / wird vielweniger einem Mann einer e e Spannen breit einraumen / wodurch er sich als Herr bezeigen konne: Also wird er mit dem er sten Hochzeit-Tage / wo nicht eher / sein Sclaventhum betreten / und e ein steter Befehl wird die Richtschnur seines Lebens seyn. Ja es ware besser / ein e Mann ohne Geld / als so viel Geld ohne Mann zu seyn. Hier wurde ich recht e e erfahre¯ / daß das Weiber-Regiment die alteste Monarchie sey / und hier wurde ich e e alles vorerzehlte Ungemach auff einmal tragen mussen. Nein / da behuten die e Gotter! Du wunderlicher Mensch / wolte ihn der Printz ferner bereden / so e iedweder das Heyrathen in solche genaue Betrachtung ziehen wolte / so muste die Welt untergehen. Denn nachdem ich dir fast alle Beschaffenheiten des Frauenzimmers vor- du sie aber insgesammt ausgeschlagen / so ist nichts mehr vor dich e ubrig / als eine Arme / welche durch Armuth gezwungen wird / dich zu lieben / dir e zu dienen / und sich als ein treues Weib in allen Stucken zu verhalten. Diese wird e dir verhoffentlich am besten anstandig seyn. Wo Mangel und Armuth Hochzeit machen / wendete Scandor ein / da ist Hunger das erste Kind. Wo nun der Mann e e arm ist / und die Frau kein Geld hat / da kan unmoglich eine gewundschte Ehe e e erfolgen. Denn ist sie gleich schone / so heist es / von der Schon heit isset man
4 Geld] gelb E, F. 1 vor viel vollkommener] vollkommener K. 3 that ihm der Printz Einhalt] antwore tete ihm der Prinz K. 6 so gar] gar zu K. 11 ernehren] nahren K. 15 Nebel] Schimmer K. 20 bezeigen] zeigen K. 21 sein Sclaventhum betreten] seine Sclaverey antreten K. 22 steter] herrschsue chtiger K. 24–25 hier wue rde ich alles] alles K. 28 untergehen] absterben K. 32 verhoffentlich] vermuthlich K. 35 erfolgen] zu erwarten seyn K.
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nicht. Ist sie fromm und tugendhafft / darauff lehnt mir kein Mensch einen Bissen e Brodt. Ist sie gleich haußlich / so haben wir nichts / woran sie ihre gute Wirthe e schafft erweisen konne. In Summa / die Sache laufft auff ein verzweiffeltes Wesen e hinaus / da der Mann zu einem Widder worden / welchem die Horner vor die Augen gewachsen sind / und er sie doch nicht davor halten muß: welches das e groste Elend vorbildet. Du redest nicht anders / fiel ihm der Printz ein / als ob du bereits in einem un¯ dem andern bey der Erfahrung in die Schule gegangen e e warest. Ob ich gleich / versetzte Scandor / den Gottern sey Danck! solches noch e nie erfahren / so versichere ich doch / daß dergleichen hauffig in der Welt vorgee e het / und wurde ein iedweder Mensch / dem ich es erzehlen wurde / noch ein mehrers beyzutragen wissen. In Summa / ein Weib ist ein nothwendiges Ubel / e eine naturliche Anfechtung / eine einheimische Gefahr / und ein lustiger Schade. e So dir ja alle diese Vorschlage / hub endlich der Printz an / so gar zuwider sind / e e so mochte ich gerne wissen / ob du hierin¯en auch einen Entschluß fassen kontest / wen¯ ich solches / als eine Probe deiner Treue gegen mich / von dir erfor derte.
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Scandor wurde hierue ber gantz flue chtig / endlich erholte er sich aber mit diesen Worten: Gn. Herr / mein Vorsatz ist zwar iederzeit gewesen / den Krantz
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meiner Jugend mit in das Grab zu nehmen: Wo aber einige Treue gegen einen so grossen Herrn durch eine geringe Heyrath kan bewiesen werden / so wolte ich e e mich wol unterfangen / das alteste / heßlichste / boßhaffteste und armste Weib in e gantz Asien auffzusuchen / und mich dadurch den Gottern so weit angenehm zu e machen / daß sie nach diesem Leben meiner gewiß verschonen wurden / weil ich e e die Holle sattsam auff Erden gehabt hatte. Dem Printzen gefiel dieser Entschluß sehr wohl / dahero er dem Scandor die Hand reichete / u. sagte: Siehe da / mein Scandor / ich verspreche dir zehen tausend Pesos zum Heyrath-Gute / e wenn du die Tochter hiesiges Hauses zu deinem kunfftigen Ehegemahl erwehlest.
Scandor kue ßte zwar des Printzen Hand / doch wuste er sich in langer Zeit nicht zu fassen / indem er antwortete: Ich wue rde auch dieses vor eine geringe e
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Probe meiner Treue / und mich vor ein sehr grosses Geschencke unterthanigst e verpflichtet achten / wenn ich nur einige Gelegenheit erlangen konte. Denn ich e habe ein sonderliches Gesprache vernom ¯¯ en / worinnen ich der Lorangy unrechte Liebe sattsam verstanden: Sie liebet eine Person / welche ihre Liebe vor sehr e e e ungeraumt halten wird. Ja ich habe dabey horen mussen / wie die alte Hassana e einen Anschlag durch einen verdam ¯¯ ten Liebes-Trunck machen durffen / welches
6 vorbildet] vorgebildet B, C, D. 20 boßhaffteste] boßhaftigste B, C, D, E, F, G, H, I, J, e K. 33 ungeraumt] ungereimt C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 lehnt] borget K. 3 erweisen] versuchen K. 6 redest nicht anders] redest K. e 7–8 bereits in einem un¯ dem andern bey der Erfahrung in die Schule gegangen warest] e e e in der Schule der Erfahrung kein Jungling mehr seyn mochtest K. 10 wurde] solte K. e 11 beyzutragen wissen] beytragen konnen K. 15 Treue] Tugend K. 20 unterfangen] wagen K. 21 so weit] so K. 23 gehabt] gedultet K. 33 Ja ich] e e Ich K. 34 machen durffen] ausfuhren will K.
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ich aber gebuhrend werde zu entdecken wissen. Ich kenne schon die Person / erwiederte der Printz / indem mich die Lorangy lange mit ihrer verhaßten Liebe e geqvalet hat. Du solst aber wissen / mein Scandor / daß sie noch heute gantz e verzweiffelt gewesen / und wolte ich nicht etwas argers besorgen / so habe ich ihr e versprechen mussen / morgen auf die Nacht ihr zu erlauben / mich zu besuchen. e e Wie mir nun solche Besuchung hochst unanstandig ist / also wirst du dir durch e e treuen Rath einen noch gnadigern Herrn an mir machen. Gar recht / gnadiger Herr / antwortete Scandor / dieses war der Lorangy Einwenden auf der alten e Hassana verzweiffelten Anschlag / daß sie Erlaubniß hatte / morgen zu Nacht e dessen Zimmer zu besuchen. Woruber sich die Alte nicht wenig erfreut anstellte / e e e und vermeynte / wenn dieses geschahe / so hatte sie in ihrer Liebe volligen Sieg e erlanget. Denn sie solte sich nur bemuhen / daß ihr ein Theil des Lagers eingee e raumet wurde / so wolte sie bald mit einem Talegrepen hinter ihr her seyn / und e sie beyderseits im Bette auff ewig verbinden lassen. Daß nun mein gnadigster Herr versichert sey / ich wolte mich auch an die Stelle ihres Todes legen / so ist diß mein fester Entschluß / morgende Nacht der Lorangy hier zu erwarten / und ihre Stelle e zu vertreten. Es lauffe nun ab / wie es wolle / so lassen sie mich nur vor das ubrige e sorgen. Treuester Scandor / versetzte der Printz / ist diß moglich / daß du mir zu e Liebe deine Wolfarth hindan setzen wilst? Ja / gnadigster Herr / antwortete Scandor / ich bin bereit vor sie zu sterben / geschweige ein solches Glue cke und Reichthum anzunehmen. Nun so sey es denn / war des Printzen letzte Antwort / ich versichere dich aller Gnade und reicher Belohnung. Inmittelst wirst du diese Nacht bey mir verharren / und den Morgen erwarten. Nach geendigter Rede und
alsdenn genossener Speise begab sich der Printz zur Ruhe / und verlangete mit Schmertzen nach dem anbrechenden Tage / umb von dem Abaxar fernere Nachricht seines Lebens und Sterbens zu erhalten. Dieser stellete sich e nun folgenden Tages fruh wiederum ein / mit dem Bericht / daß sich der e Kayser in geheimen Rath ver fue get hae tte / und verhoffte er / selben gantzen Tag von aller Auffwartung befreyet zu seyn. Diesem nach ließ der Printz ebenfalls den alten Talemon erfordern / welchen Scandor folgender gestalt anreden muste: Ich habe gestern und vorgestern dero Ohren mit meiner unfoe rme
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lichen Erzehlung nicht wenig belastiget: Nun wolte ich wundschen / von dem Herrn Talemon fernere Nachricht zu erhalten / wie es nach unserm Abzuge zu e Pegu ergangen / und auff was Art ein so schleuniger Untergang dieses machtigen
3 sie] ich B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 6 unanstae ndig] unangenehm K. 8 Einwenden] Einwendung K. 12–13 daß ihr ein e e e Theil des Lagers eingeraumet wurde] einen Theil des Lagers zu bemachtigen K. e 15 mich auch an die Stelle ihres Todes legen] auch fur sie den Tod ausstehen K. 16 morgende] die morgende K. 23 verharren] bleiben K. 24 verlangete] wartete K. 25 nach dem] auf den K. 26 und Sterbens] oder Todes K. 28 selben] densele ben K. 30 erfordern] fordern K. 31–32 unformlichen] langen K.
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Reiches erfolget sey. Diesem nach wird der Herr Ober-Hauptmann diese gantze Erzehlung beschliessen / und uns mit erfreulicher Nachricht von der Princeßin an die Hand gehen. Wie nun dieser Vortrag allerseits vor bekandt angenommen 5
ward / so setzte sich ieder an den vorigen Ort / und Talemon hub seine Erzehlung folgender Gestalt an:
Tod und Untergang des unglue ckseligen Kae ysers Xemindo, sam ¯¯ t dessen Printzen und gantzem Reich. e
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ICh unterfange mich einer Sache / welche ich sonder Vergiessung hauffiger e e Thranen nicht auszufuhren getraue. Ehe und bevor ich aber diesen letztern ob e zwar kurtzen doch blutigen Krieg erzehle / so muß ich zuforderst mit wenigem e e gedencken / was unsern verblichenen Kayser und Herrn zurucke gehalten / daß er e e e den machtigen Sieg vor Ava nicht verfolgen / vielweniger Ava belagern konnen.
So ist nun zu wissen / daß / ehe noch dieser Krieg zwischen uns und dem e Konige Dacosem angienge / sich nicht wenig Verratherey in unserm Reiche e ereignete: wiewol Xemindo glucklich war / daß er noch vor dem Feld-Zuge die meisten Verrae ther ertappet / u. nach Verdienst abstraffen konte. Une e e glucklich aber zugleich / daß ihn der groste Verrather unentdecket verblieb. Dieses war nun Xeminbrun / ietzigen Tyrannens leiblicher Bruder / wele chen der Kayser aus sonderbaren Gnaden zum Stadthalter in Brama gemacht hatte. Dieser untreue Hund wuste seine Sachen dermassen klug und heimlich zu fue hren / daß er unvermerckt diese beyde nahe Vettern / unsern e e Kayser und den Konig von Ava in einander hetzte / und also er eintzig und allein der rechte Urheber des Krieges zwischen Pegu und Ava / welchen Scandor vorgestern erzehlet / gewesen ist. Solches blieb fast dem gantzen Reich Pegu verborgen / und ob er gleich seinen Bruder Chaumigrem mit sechs tau send Mann in geheim dem Koe nige von Ava zu Hue lffe schickte / so e ward doch deren Zug nicht anders bemercket / als solten sie unserm Kayser bey dem Feld-Zuge zu Diensten stehen. So bald aber unser Xemindo mit einer tapffern Armee dieses Reich verlassen / und das feindliche Land be-
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4 ward] wurde K. 4–5 hub seine Erzehlung folgender Gestalt an] fieng folgendere e massen zu erzehlen an K. 6 Tod] Der Tod K. 6 ungluckseligen] unglucklichen K. 7 gantzem Reich] des ganzen Reichs K. 8 unterfange mich einer] getraue mich an eine K. 9 getraue. Ehe und bevor] gedenke. Ehe K. 13 So] Es K. 14 angienge / sich nicht wenig] ausbrach, viele K. 15 ereignete] entdecket wurde K. 15 glue cklich] so glue cklich K. 16 die meisten Verrae ther ertappet / u. nach Verdienst] sich der meisten e e Verrather bemachtigte, und sie nach Verdienste K. 17 zugleich] war es zugleich K. 17 unentdecket] verborgen K. 19–20 gemacht] setzt Df. in K. 20 Hund] Mensch K. 20 dermassen] so K. 22 in einander hetzte] gegen einander aufbrachte K.
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treten hatte / so ließ die Verrae therey gar bald an dem Xeminbrun ihre e Klauen mercken. Inner acht Tagen rieff ihn gantz Brama vor einen Konig aus / und die rebellischen Bramaner zogen ihm mit Hauffen zu / daß er mit fue nffmal hundert tausend Mann sich unterstehen durffte / in das Reich e e Pegu wurcklich einzufallen / sich nicht anders als der argste Feind anzue stellen / und Macao zu belagern: welchen Ort er einbekam / gegen selben e einen gantzen Tag die rasende Hand seiner Soldaten wuten / und alsdenn e sich ihm die Uberbliebenen / als einen Kayser von Pegu die Huldigung e leisten ließ. Printz Xemin / welchem indessen der Kayser das Reich zu e verwalten hinterlassen hatte / wurde nebst uns allen nicht wenig besturtzt / zumalen der Feind sich an die Hauptstadt zu machen drohete. Wir schickten eine¯ Courier nach dem andern nach der Haupt-Armee / wir kunten aber e in drey Wochen keine Antwort erhalten / daß wir uns also in aussersten e Nothen befunden / zumal als wir endlich die feindlichen Hauffen vor unsern Mauern sahen. Printz Xemin that / was einem tapfferen Printzen zustunde / und gieng mit sechtzig tausend Mann dem Feinde entgegen / e welche aber sehr ubel zugerichtet / das Thor von Pegu wieder suchten: e e e Dannenhero moglichste Anstalt zur aussersten Gegenwehr das nothigste war. In zwey Tagen sahen wir uns vollkommen belagert / also / daß auff drey Seiten niemand weder aus noch einkommen kunte. Der Rebelle Xeminbrun ließ uns alsobald auffordern / der Anbringer aber wurde mit eie nem Stricke bedrohet / wo er wieder kame. Welches wir an dem WestenThor durch einen grausamen Sturm bald empfunden / daß solches den Tyrannen hefftig muste verdrossen haben. Wie nun dieser Sturm ritterlich ab geschlagen wurde / ließ er gegen Sue den noch viel grausamer anlauffen / welcher von Mittage / biß tieff in die Nacht / bey Mondenschein wae hrete. Aber auch dieser Anlauff war vergebens / und schien es / daß sich der Feind
13 in] alle C, E, F, G, H, I, J, K.
20 Rebelle] rebellische B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
1 ließ] ließ sich K. 1–2 ihre Klauen mercken] merken K. 3 zu / daß er] entgegen, e daß er es K. 4 sich unterstehen durffte] wagen konnte K. 5–6 argste Feind anzue stellen / und] argsten Mordbrenner anzustellen K. 6 einbekam] eroberte K. e e 7 wuten] wuteten K. 11 sich an die Hauptstadt zu machen] die Hauptstadt zu bee sturmen K. 12 Haupt-Armee] Hauptarmee ab K. 13–14 ae ussersten Noe then befunden] ae usserster Gefahr befanden K. 14 Hauffen] Partheyen K. 15 sahen] herume e schwarmen sahen K. 16 zustunde] zukam K. 17 sehr ubel zugerichtet / das] geschlagen, auf das K. 17 wieder suchten] zueilten K. 18–19 moe glichste Anstalt ... das noe thigste war] das noe thigste war, moe glichste Anstalt ... zu machen K. 19 belagert] e e eingeschlossen K. 21 Anbringer aber] Trompeter K. 22 kame] kommen wurde K. 24 muste] mochte K. 25 grausamer anlauffen] einen grausamern Angrif thun K. 26 tieff in die] in die sinkende K. 26 wae hrete] fortdauerte K. 27 Anlauff] Sturm K. 27–1 daß sich der Feind hefftig hierdurch mochte abgemattet] daß der Feind dabey sehr mochte gelitten K.
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hefftig hierdurch mochte abgemattet haben. Tages darauf gegen Abend e e erhielten wir die froliche Zeitung / daß nicht allein unser Kayser einen herrlichen Sieg wider Ava erhalten / selbigen Cron-Printz mit eigener Hand entleibet / sondern auch mit der sae m ¯¯ tlichen Armee im Begriff wae re / uns zu e entsetzen. Und weil auff den dritten Tag sie sich wol getrauten / vollig e e e anzunahern / als solten drey Stuck-Schusse die Losung seyn / nach wele chem Xemindo den Feind im Rucken angreiffen wolte / und solten wir alsdenn durch einen starcken Ausfall auch das unsrige darbey thun. Wie e e sicher der Feind hierbey gewesen / und wie ubele Kundschafft er musse gehabt haben / kunten wir leicht hieraus schliessen / daß / als er zwey Tage ausgeruhet / er den Tag / an welchem wir Entsatz hofften / einen HauptSturm vorzunehmen / gesonnen war. Und dieses bewerckstelligte er so fort e durch einen ungemeinen Anlauff / welcher uns nicht wenig besturtzt machte / angesehen wir noch nichts von unserer Armee sahen / und wir e gleichwol ziemlich geschwachet waren. Ja es schiene / als ob der Feind bey dem Westen-Thore den Meister spielen wue rde / weßwegen sich denn Printz e e Xemin mit zwey tausend tapffern Soldaten personlich dahin verfugte / und e e den Feind ritterlich zurucke hielte. Endlich sahen wir die Sturmenden e e e e plotzlich zurucke weichen / und horten zugleich die frolichen LosungsCarthaunen knallen: worauff sich der Feind von der Stadt zurue cke zog / und ins freye Feld stellete. Printz Xemin sae umete gleichfals nicht / und lase e funfftzehen tausend Man¯ der bravesten Leute aus / ließ die verschutteten e e Thore eroffnen / und / als sich die Haupt-Armee in volliges Treffen eingelassen / fiel er wie ein Loe we zum Sue den-Thore hinaus / und gieng dem e Feinde in den Rucken. Wie grausam auff bey den Seiten gefochten wurde / massen wir von den Thue rmen und Mauren besorgte Zuschauer waren / ist nicht zu beschreiben. Endlich gegen den Abend sahen wir des Xeminbruns Haupt-Fahne fallen / nach welchem in kurtzen der Feind auszureissen begunte. So bald wir nun den Feind in voller Flucht sahen / wurden alle e e Thore eroffnet / und was nur beritten war / dem fluchtigen Feinde nache geschicket / biß endlich nach volligem Siege die untergehende Sonne den Abzug bedeutete. Folgendes Tages wurde Beute gemachet / und die geblie5–6 sich wol getrauten / voe llig anzunae hern] wol wagen wue rden, sich voe llig der Stadt zu e 6 Stue ck-Schue sse] Canonenschue sse K. 8 starcken] hitzigen K. nahern K. 13 ungemeinen Anlauff] hitzigen Angrif K. 16 den Meister spielen] eindringen K. 18 hielte] schlug K. 19–20 die froe lichen Losungs-Carthaunen knallen] das freudige e Donnern der Loosungscarthaunen, als die Botschafter unserer Errettung, uber unsre Stadt erschallen K. 21–22 lase funfftzehen tausend Man¯ der bravesten Leute aus] zog aus der Armee, funfzehen tausend Mann der tapfersten Soldaten K. 23 in voe lliges Treffen] ins Haupttreffen K. 24 gieng dem] dem K. 26 massen] indem K. 26 besorgte] bange K. 26–27 ist nicht zu beschreiben] kan ein jeder leicht errathen K. 28 fallen] sinken K. 28–29 auszureissen begunte] flohe K. 30 dem] wurde dem K. 32 Abzug bedeutete] Verfolg des Sieges hinderte K. 32 wurde Beute gemachet] e e machte man Beute K. 32–1 gebliebene Corper] erschlagenen Corper wurden K.
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bene Coe rper beerdiget / deren man feindlicher Seiten auff hundert und e dreyßig tausend Mann zehlete / da wir kaum funff und viertzig tausend e vermißten. Des andern Tages zog unser sieghaffter Kayser in herrlichstem Triumphe / als ein doppelter Uberwinder / in die Stadt / und zierte diesen Einzug vor andern der Elephant / auf welchem der Erb-Printz von Ava / Dacosem / gesessen / als er von dem Xemindo entleibet worden. Dieses e Thier / welches merckwurdig / gieng gantz traurig herein / ließ den Schnae bel biß zur Erden hengen / und vergoß ordentliche Thranen / wie ein Mensch / ja / es hat in funffzehen Tagen nicht das geringste fressen wollen. Noch angenehmer und herrlicher war des Ertz-Rebellen Xeminbruns auff eine Lantze gestecktes Haupt / welches ihm in der Schlacht abgehauen e worden. Und mit dem Leben dieses Verrathers endigte sich auch dieser Krieg / biß auff die Ankunfft des Chaumigrems / welcher Ava verlassen / e und sich vor einen Konig in Brama auffwarff / worzu wir wegen gee schwachter Armee eine Zeitlang stille seyn musten / weil wir nicht wusten / was wir uns gegen Ava zu versehen hatten. Dieses wae hrete auch so lange / e biß der jammerliche Martabanische Krieg vorgieng / und noch in Gegenwart Printz Balacins der Krieg wider Brama von uns erneuert wurde. Wie nun damals erwehnter Printz Balacin Pegu verlassen / und was sich nach diesem zugetragen / solches wird nunmehr der vornehmste Zweck meiner Erzehlung seyn. Was die Princeßin anbelanget / so hat man sie nach des Printzen Abzuge fast nie zu sehen bekommen / sondern sie hat sich stets e in stiller Einsamkeit aufgehalten / und das bevorstehende Ungluck gleiche sam zuvor beweinet. Der Kayser immittelst / als ein tapfferer Herr / war e mit nichts als Kriegs-Sachen beschafftiget / und hatte inner vierzehen Tagen eine Armee von sechsmal hundert tausend Mann wieder beysammen / e welche er vor der Stadt taglich mustern ließ. Als auch die schreckliche Zeitung eingelauffen / Chaumigrem sey mit neunmal hundert tausend Mann bereits in Pegu eingebrochen / beschloß der Kae yser / dem Feinde behertzt entgegen zu gehen. Dannenhero besetzte er die Stadt auffs beste / ließ die Princeßin / welche hoe chst-klae glichen Abschied nahm / zurue cke / der Printz aber muste mit zu Felde gehen / und verließ uns also zwischen Furcht und Hoffnung. Daß ich es nun kurtz mache / innerhalb vier Tagen erfuhren wir die jae mmerliche Zeitung / daß eine grausame blutige Schlacht zwischen beyden Heeren vorgegangen / worinnen die Unsrigen nothwene e dig der Menge weichen mussen / der Printz sey geblieben / und der Kayser e gar verlohren worden. Was solches vor eine Besturtzung durch die gantze 1 feindlicher Seiten] feindlicher Seits K. 6 entleibet] erlegt K. 12 Leben] Tode K. e 16 gegen Ava zu versehen] von Ava zu befurchten K. 17–18 in Gegenwart Printz Balacins] bey dem Daseyn des Prinzen Balacins K. 26 beysammen] versammlet K. 27 mustern] in Waffen ue ben K. 34 erfuhren] erhielten K. 34 jae mmerliche] traurige K. 34 blutige] und blutige K. 37 gar verlohren worden] werde gar vermißt K. 37 durch die gantze] in der ganzen K.
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Stadt verursachte / ist nicht zu sagen. Das Geschrey so vieler tausend Seelen verursachte fast einen Wiederschall biß an die Wolcken / ein iedes suchte e sich zu verbergen / und sahe doch keinen Feind. Die Reichs-Rathe versam ¯¯ leten sich alle in der Burg / um einen ersprießlichen Rath zu suchen / wie doch solchem verwirreten Zustande abzuhelffen sey. Allein Furcht und Angst hatten ihre Zungen gebunden / und ihre Hertzen gefesselt / daß es e schiene / als ob sie Stillschweigens halben waren zusammen kommen. Ja was uns am meisten verwirrete / das war der Unter-Feldherr Qvendu / dem e der Kayser die Stadt anvertrauet hatte. Dieser wolte niemals mit seiner e Sprache heraus / und die Verratherey blitzte ihm aus den schelmischen Augen. In solchem Zustande kam ein Bramaner mit einer weissen Fahne vor die Stadt / und forderte solche im Namen des Chaumigrems auff / mit e Bedrohung / wo man ihm die Stadt nicht ohne Bedingung alsbald eroffe e e nen / den Kayserlichen Schatz und Frauenzimmer vollig aushandigen / und e e ihn als Kayser von Pegu annehmen wurde / so solte kein Stein auff den andern gelassen / und auch des Kindes in Mutterleibe nicht verschonet werden. Hier war nun guter Rath seltzam: Ein Theil schrie / das andere und e zwar die meisten / wolten die Thore geoffnet haben / und schien es auch e e endlich / ob wurde der verratherische Qvendu mit seinem Anhange die Oberhand behalten. Hierauff entstund auff der Burg unter dem Frauenzimmer das jae mmerlichste Schreyen und Wehklagen / ja die Princeßin war fast nicht zu ermuntern / so hefftig setzten ihr die Ohnmachten zu / und kunte e e ich mich unmoglich langer bey ihnen auffhalten / derowegen ich mich auff den Schloß-Thurm begab / um eine sichtliche Kundschafft von dem Feinde einzuziehen. Solche erhielt ich mehr als zuviel / indem ich / so weit meine Augen sahen / kein Feld / sondern eitel Elephanten / Pferde / Wagen / Gezelter und Soldaten sahe: Und weil wegen innerlicher Unruhe die Stadt noch nicht eroe ffnet war / so ließ Chaumigrem alle Anstalt zu einer graue samen Belagerung machen. Weil aber dem Feinde unsere Verwirrung sattsam bekandt war / als unterstund er sich / uns durch Schrecken zu erobern / welches ihm auch gar wol gelunge. Denn er ließ die voe lligen Stue cke / welche er in grosser Anzahl mit sich fue hrte / und von vielen Elee phanten und Puffeln gezogen wurden / in einer langen Reihe vor das OstenThor pflantzen / und zugleich die gantze Armee theils in eine Schlacht / theils in eine Sturm-Ordnung stellen. Hierauff hatte der Tyranne befohlen /
18 wolten] wollen F, G, H. 2 einen Wiederschall] ein trauriges Echo K. 4 ersprießlichen Rath zu suchen] weisen e Anschlag zu fassen K. 6 gebunden] gelahmt K. 6 daß] und K. 9 anvertrauet] zu vertheidigen anvertrauet K. 10 den] seinen K. 17 guter Rath seltzam] alles ohne e e Trost K. 26–27 Gezelter] Zelter K. 28–29 grausamen Belagerung] furchterlichen e e Belagerung K. 31 auch gar wol] auch K. 31–32 volligen Stucke] grossen Canonen K.
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alle Trummeln und Paucken zu rue hren / und zu schlagen / ingleichen e musten die Trompeten / Horner und Pfeiffen insgesamt mit einstimmen. e Die gantze Armee erhub ein entsetzliches Feld-Geschrey / und die Stucken e wurden alle zugleich wider die Stadt geloset / daß es schiene / als ob Hime mel und Erden in einander fallen wolte. Als nun ein jammerliches WehGeschrey durch die gantze Stadt mit einstimmete / so kan ich nicht glaue e ben / daß etwas entsetzlichers und erschrecklichers konne gehoret oder gee sehen werden / davon auch den tapffersten Helden die Haare hatten e mussen zu Berge stehen. Das Hertz in meinem Leibe schlug nicht so sehr vor Angst und Entsetzen / als der starcke Thurm von dem grausamen Knale e len des Geschutzes erschutterte / und das Himmel-schallende Geschrey bee e taubte mir fast die Ohren. Noch unter wahrendem Feld-Geschrey sahe ich leider! den Feind gantz schwartz durch die Thore eindringen / und sich in die Gassen vertheilen: wiewol dieser Einbruch bald verhindert wurde / weil e der Tyranne die Stadt nicht wolte plundern lassen: Dannenhero geschahe nichts ferner / als daß ein Oberster mit zwey tausend Mann nach der Burg e sich begab / und das Kayserliche Frauenzimmer / nebenst der Princeßin Banise / und derer von Savady / gefangen nahm. Solchem Jammer begehrte ich nicht beyzuwohnen / indem meine Gegenwart doch nicht die geringste Gewalt auffzuhalten vermochte: Dan¯enhero blieb ich auf dem Thurme sitzen / biß gegen den Abend / da ich mich sachte herunter begab / in Meynung / mich unter dem gemeinen Volcke zu verbergen. Allein ich hatte e kaum die unterste Staffel beruhret / so wurde ich von einer Schildwache erkannt / und so fort von andern gefangen angenommen. Ob ich mich nun zwar zu verleugnen suchte / so war ich doch schon durch andere Gefangene verrathen / dannenhero ich auff Befehl des Obersten nach der Princeßin e e Zimmer gefuhret wurde / um sie zu trosten / weil sie aus Verzweifelung ihren Tod suchte. Diese fand ich unter dem andern Frauenzimmer / wie eine Sonne unter den Sternen / welche fast unterzugehen schiene. Das Hertze wolte mir brechen / als ich ihre Schenckel und Armen mit gue ldenen Fesseln und Ketten muste beleget sehen / da hingegen die Princeßin von Savady nur silberne trug / das ue brige vornehme Frauenzimmer aber alles
2 mit einstimmen] erschallen K. 3 Stue cken] Canonen K. 4 wider die Stadt geloe set] auf die Stadt abgebrannt K. 5 in einander fallen wolte] sich bewegten K. 5–6 WehGeschrey] Klaggeschrey K. 6–7 mit einstimmete / so kan ich nicht glauben] erschallte, so glaube ich nicht K. 7 erschrecklichers] schrecklichers K. 8–9 den tapffersten Helden die Haare hae tten mue ssen zu Berge stehen] die tapfersten Helden furchtsam hae tten darnieder sinken mue ssen K. 10 Entsetzen] Schrecken K. e 11 erschutterte] bebte K. 11 Himmel-schallende] bis im Himmel erschallende K. 28 suchte] befoe rdern wolte K. 29 Sonne unter den Sternen] verfinsterte Sonne unter den blassen Sternen K. 29–30 Das Hertze wolte mir brechen] Mein Herz bebte K. e 30 Schenckel und Armen mit] Fusse und Arme unter K. 31 muste beleget sehen] zittern sahe K.
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war mit seidenen Stricken gebunden. Als ich mich der Princeßin genahet / e schlug sie ihre Augen auff / sahe mich mit erbarmlichsten Blicken an / und sagte mit halb-gebrochenen Worten: Ach Talemon / erbarmet euch eurer vorhin e
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gebietenden Princeßin / und stosset einen Dolch in meine Brust / um die beangstigte Seele von bevorstehender Schmach zu erretten / welche sich mein Hertz erschrecklicher als einen hundertfachen Tod vorstellet. Ich wuste hierauff vor Schmertzen nichts / als diese trostlose Worte zu sagen: Durchlauchtigste Prine ceßin! Man suchet umbsonst Hulffe bey einem halb-todten Menschen / indem ich e e selbst Hencker und Sebel kussen wolte / wenn nur der Tod vor fernern betrubten Anblicken meine Augen schliessen wolte. Ach verfluchte Tyranney! fuhr die Prine ceßin unter tausend Thranen fort / da man auch die Auffenthaltung des Lebens zur neuen Folter machet / und uns verhindert zu sterben / wodurch wir unsere e Ruhe suchen. Allein / das ist mein Trost / daß die Seele tausend Ausgange weiß / diesen sterblichen Leib zu verlassen: Und weil ich weiß / daß ihr die Vollziehung e e meines Vorsatzes erleben werdet / so bemuhet euch moglichst / meinem liebsten e Printzen die letzte gute Nacht aus diesem sterbenden Munde zu uberbringen / und ihn zu versichern / daß die Blume meiner Keuschheit / und Liebe gegen ihn / auch in dem Grabe Wurtzel fasse. Als nun meine feindselige¯ Begleiter sahen / e
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daß ich statt Trostes sie nur mehr betrubte / fuhrte¯ sie mich wieder hinweg; Und weil der Oberste erfahren / daß ich Reichs-Schatzmeister wae re / so befahl er mir im Namen seines Koe niges / die Schlue ssel und ein richtiges e Verzeichniß aller Schatze von mir zu stellen. Ob ich nun zwar meine Pflicht e vorschutzte / so halff es doch nichts / sondern man drohete mir mit grausamster Pein / dannenhero ich vermeldete / wie so wol die Schlue ssel als das e e weitlaufftige Schatz-Verzeichniß in solchem Tumult ware verlohren gangen / e e e sie wurden wol den gewohnlichen Hand-Schlussel der Soldaten bey sich e e e fuhren / und sich begnugen lassen / wenn ich die Behaltnisse des Schatzes e anzeigete. Womit sie denn sehr wol vergnuget waren / als ich ihnen nur e e etliche Gewolber wiese / und die unterirrdische Schatz-Gruffte in meiner Pflicht beruhen ließ. Nach diesem wurde mir erlaubet / frey in der Burg herum zu gehen / iedoch hatte die Wache Befehl / mich nicht vor das Burg-Thor zu lassen. Ingleichen wurde mir auch alle Besuchung der Princeßin untersaget / daß ich sie also das letzte mal gesprochen. Indessen
9 vor fernern] fernern B, C, D. 16 diesem] meinem C, D, E, F, G, H, I, J, K. 18 Als nun] Als B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 18 feindselige¯] feindselige C, D, E, F, G, H, I, J, K. e e e 2 erbarmlichsten] erbarmlichen K. 9 vor] von K. 11 Auffenthaltung des] Verlangerung meines K. 12–13 zu sterben / wodurch wir unsere Ruhe suchen] durch den e Tod Ruhe zu suchen K. 13 Ausgange] Wege K. 18 Wurtzel fasse] wachse K. 21–22 und ein richtiges Verzeichniß aller Schae tze von mir zu stellen] zu ue berliefern, und e ein richtiges Verzeichniß aller Schatze zu machen K. 24 vermeldete] sagte K. e 25 gangen] gegangen K. 29–30 Schatz-Gruffte in meiner Pflicht beruhen ließ] Schatzkammern ihnen nicht entdeckte K. 33 gesprochen] gesprochen hatte K.
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kunte ich alles bemercken und erfahren / was in und ausser der Burg vorgieng. Endlich wurde mir doch erlaubet / unter gnugsamer Auffsicht den e Konigl. Einzug des Chaumigrems mit anzuschauen / dieses geschahe erst nach zwey Tagen / da er Morgens vor die Stadt kam. Bey dem OstenThore / welches sonst Cabanbainhe genen¯et wird / empfiengen ihn sechs tausend Priester der zwoe lff Secten / so in diesem Koe nigreiche zu finden e sind. Einer unter ihnen / Namens Capizundo / thate das Wort / und redete ihn also an: Gelobet und gesegnet sey der HErr / der warlich von iedermann e
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davor musse erkannt / und dessen heilige Wercke / die durch seine Gottliche e e Hande geschehen / mussen durch die Klarheit der Nacht bezeuget werden. Gelobet sey er / daß ihm durch die Wercke der unendlichen Macht / die ihm angee e nehm sind / beliebet hat / euch uber alle Konige / die auff Erden herrschen / zu erheben. Und dieweil wir davor halten / ihr seyd sein Mitgenoß / so bitten wir / e daß ihr der Sunden / die wir wider euch begangen / nicht mehr gedencket / damit e eure betrubte Unterthanen auff die Zusage / so sie von E. M. erwarten / sich e e konnen zufrieden geben. Darauff knieten funff tausend Grepos zur Erden / 361
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e baten ihn gleichfalls mit erhabenen Handen um Verzeihung / und redeten ihn mit verwirreter Stimme an: Herr und Koe nig / verleihet Friede und Verzeie
hung wegen des begangenen Ubels / uns und allem Volcke in diesem Konigreich e Pegu / damit sie aus Furcht ihrer Missethaten / die sie offentlich vor euch bekene e nen / nicht verunruhiget werden. Der Konig schien uber solche Demuth gantz
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e vergnugt / und versprach ihnen die Verzeihung eydlich / bey dem Haupte des heiligen Qviay Novandels. Auf diese Zusage fiel alles Volck auffs Angesicht zur Erden / und schrien: GOtt gebe euch lange Jahre Glue ck / eure e
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Feinde zu uberwinden / damit ihr derselben Haupter unter eure Fusse treten e moget.
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Wie schmertzlich mir diese Worte der schmeichelnden Pfaffen und des unbestae ndigen Volckes durch das Hertze giengen / solches kan sich ein ieder treuer Diener / welcher begierig ist vor seinen Herrn zu sterben / leichtlich e vorstellen. Ja hier sahe man ein rechtes Beyspiel des wanckenden Pobels / e wie wenig sich auff dero bestandige Treue zu verlassen sey. Den / welchem sie zuvor als ihrem rechtmae ßigen Kae yser fast Goe ttliche Ehre erwiesen hatten / verfluchten sie anietzo / einem Tyrannen zu Liebe / welcher doch e sowohl ein Unterthan / als sie alle war. Sie gaben dieses als Sunde und e e Verbrechen an / daß sie ihrem Kayser / Eyd und Pflichten gemaß / gehore sam und getreu gewesen / und errotheten nicht / vor des Bluthundes Ohren
3 anzuschauen / dieses geschahe] anzusehen. Dieser erfolgte K. 4 die Stadt kam] der e e Stadt ankam K. 7 thate] fuhrte K. 13 sein Mitgenoß] ein Freund von ihm K. e 14 Sunden] Vergehungen K. 16 koe nnen zufrieden geben] beruhigen koe nnen K. 21 verunruhiget] ein Opfer deiner Gerechtigkeit K. 22 Verzeihung eydlich] Freyheit e K. 29 begierig ist] bereit ist K. 31 sich auff dero bestandige Treue zu verlassen sey. e Den] auf dero Bestandigkeit und Treue zu bauen sey. Denn K.
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oe ffentlich zu ruffen: Verflucht sey Xemindo / welcher uns zu solchem Ungehore e sam verleitet. Ihre Wangen farbeten sich nicht einmal uber diese Lasterhaffte Liebkosung / weil die Schand-Flecke alle zusammen traffen / und keinem eine absonderliche Roe the anstrichen: Hergegen weil die Beschimpfung unzertheilet allein auff eine Person angesehen war / so wurde auch das innerste Marck der Seelen viel durchdringlicher angegriffen. Ja so Ehre als Schamhafftigkeit schiene aus ihrem Hertzen verbannet zu seyn; Und sahe man hier den Unterscheid hoher und niedriger Gemue ther / weil jene viel e eher sterben wurden / als sich in ihrer Unschuld schuldig geben. Ich fahre nun fort / mit kurtzem das fernere Beginnen dieses neuen e Kaysers und gewaltsamen Bluthundes zu beschreiben: Denn als ietzt ere zehlte Scheltens-wurdige Schmeicheleyen vorbey waren / ward zu einem Freuden-Zeichen auff allerhand Instrumenten gespielet / und der Grepos Capizundo setzte dem Chaumigrem eine kostbare Crone von Gold und e Edelgesteinen auffs Haupt / in Gestalt einer Bischoffs-Mutze / welche sie aus dem Regalien-Zimmer geraubet / und / welches mir die Goe tter zeugen e mussen / nicht aus meiner Hand empfangen haben / wie mir zwar zugemuthet ward. In dieser Crone begab er sich mit hochmue thigen Geberden / e welche eine Majestat vorstellen solten / auf einen grossen Elephanten / der mit Golde gewaffnet war / rings um ihn her giengen viertzig Trabanten mit grossen silbernen Keulen. Vor sich her ließ er allen Raub der Elephanten e und Wagen / samt dem Bildniß des uberwundenen Xemindo / welches ere barmlich anzusehen / und an eine dicke eiserne Kette gebunden war / neben viertzig Fahnen / die auff der Erden vor ihm her geschleppet worden / fue hren. Alle seine Hof-Leute und Bedienten folgeten zu Fusse / und trugen vergue ldete Sebel auff den Achseln. Hinter diesen kam die Leibwache von sechs tausend Pferden und drey tausend streitbaren Elephanten mit fremden Thue rmen / ingleichen viel andere Leute mehr zu Roß und Fuß in unzehliger Menge. Nach diesem blieb er sieben und zwantzig Tage in der Stadt / und ließ unterdessen die ue brigen Festungen / die es noch mit dem Xemindo hielten / und noch nichts von dessen Uberwindung wusten / erobern. Ingleichen
9 in ihrer] ihrer C, D, E, F, G, H, I, J.
21 Keulen] Ketten H, I, J, K.
2 verleitet] angefue hret K. 3–4 die Schand-Flecke alle zusammen traffen / und keie e nem eine absonderliche Rothe anstrichen] ihr abtrunniges Herz schon gegen den Kayser kalt war K. 5 unzertheilet allein] allein K. 6 innerste Marck] Innerste K. 6 durchdringlicher] empfindlicher K. 6 so] so wohl K. 8 hoher und niedriger] erhaben und niedrig denkender K. 9 sich in ihrer Unschuld schuldig geben] selbst ihre Unschuld zu verleugnen K. 10 das fernere Beginnen] die fernere Anstalten K. 12 Scheltens-wue rdige] vermaledeyte K. 17–18 mir zwar zugemuthet ward] sie mir zwar zumutheten K. 18 begab] erhob K. 20 mit Golde gewaffnet war] von Golde e glanzte K. 20 giengen] umgaben ihn K.
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schrieb er viel hoe fliche Briefe an die Inwohner solcher Festungen / nennete sie bißweilen Kinder seiner Seelen / und verziehe ihnen alles / was sie wider ihn begangen / gleichsam als ob sie an Beobachtung ihres Ey des / und geschworner Treue / eine grosse Sue nde begangen hae tten. Diese vere e e e e schmitzte Hofligkeit betrog alle Stadte / Stande und Furstenthumer / daß e sie sich nach einander ihm ergaben. In wahrender Zeit aber / welches hoch zuverwundern / besuchte er niemals das gefangene Frauenzimmer / vielweniger ließ er die Princeßin oder iemand davon vor sich kommen / welche inzwischen / wie ich vernahm / in steter Traurigkeit verharrete. Wae hrender Zeit unterließ er auch nicht / den entflohenen Xemindo durch viel ausgee schickte Reuter auffzusuchen: Und diese Spur-Hunde funden endlich / ach e e leider! den ungluckseligen Kayser an einem Orte / Fauclen genannt / und brachten ihn mit grossen Freuden vor den Tyrannen / welcher den / der ihn gefunden / alsobald zu einem Herrn von dreyßig tausend Ducaten Eine e e kom ¯¯ ens machte. Diesen ergriffenen Kayser fuhreten sie an Halß und Hane den mit eisernen Fesseln und Ketten beleget / vor den hochmuthigen Ubere winder / welcher den armen Printzen so fort mit diesen hohnischen Worten e e anredete: Seyd mir willkommen / Kayser von Pegu! Ihr moget diese Erde wol e
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kussen / die ihr hier sehet / denn ich versichre euch / daß ich allbereit meine Fusse e e darauff gesetzet habe / daraus zu spuren / wie gunstig ich euch sey / weil ich euch eine Ehre erweise / deren ihr euch wol nim mermehr vermuthet habt / daß ihr e e nemlich die Erde kussen durffet / welche ich betreten habe. Als aber hierauff der e trubselige Xemindo die Augen nur stets niederschlug / und gantz keine Antwort gab / fuhr der sieghaffte Bluthund fort / ihn ferner zu verspotten: e Was ist das? sagte er / erschrickst daruber / daß du dich in solchen Ehren siehest /
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oder wie soll ichs verstehen / daß du mir so gar nicht auff meine Frage antwortest?
Solche schimpfliche Reden giengen endlich dem hoch-bekue mmerten Xemindo dermassen zu Hertzen / daß er sich nicht enthalten kunte / folgender Gestalt zu antworten: Wann / sagte er / die Wolcken des Himmels / die Sonne / der Mond und andere Gestirne / welche ihre zum Dienst des Menschen von GOtt e gewiedmete Pflicht nicht mit Worten / sondern die reichen Schatze der hohen e e Allmacht / durch schreckliches Donnern und Blitzen naturlicher Weise verkundigen
7 niemals] niemahl B, C, D, E, F, G, H, I, J. H, I, J, K.
32 schreckliches] erschreckliches E, F, G,
2 verziehe] vergab K. 4 geschworner] zugeschworner K. 6 ihm] an ihn K. 6 hoch] sehr K. 9 vernahm / in steter Traurigkeit verharrete] vernommen, immer traurig und misvergnue gt war K. 14 zu einem Herrn] ein Geschenk 14–15 Einkom ¯¯ ens machte] machte K. 15 ergriffenen] gefangenen K. 19 allbereit] bereits K. e e e 20 spuren] schliessen K. 23 trubselige] betrubte K. 23 gantz] gar K. 24 siege haffte Bluthund] Bluthund K. 24 verspotten] spotten K. 27 hoch-bekummerten] e betrubten K. 28 zu Hertzen] nahe K. 31 gewiedmete Pflicht] bestimmte Wirkune e e e gen K. 32–1 verkundigen und erklaren] verkundigten und erklarten K.
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und erklaren / denen / die mich hier / in diesem Zustande / worinnen ich vor dich e gebracht worden / sehen / ja wann sie / sage ich / die innerliche Betrubniß und e e den grossen Schmertzen konten andeuten / den anietzo meine Seele fuhlet / so e wurden sie vor mich antworten / und die Ursache anmelden / warum ich bey e e gegenwartiger Be schaffenheit / darein mich meine Sunden gesetzet / so stumm befunden werde. Und gleich wie du von dem / was ich rede / als mein Gegen-Part e und Feind / nicht urtheilen kanst / also schatze ich mich nicht vor verpflichtet / dir dermassen zu antworten / wie ich sonst wol vor dem grossen HErrn des Himmels / e e der mich ohne Zweiffel mit grosserer Gnade und Barmhertzigkeit ansehen wurde / thun wolte. Inzwischen soll doch mein unschuldiges Recht dich besiegen / ob gleich mein Leib auff der Folter lieget. Nach diesen Worten sanck er nieder /
fiel zur Erden auf sein Angesicht / und bat zweymahl nach einander umb e ein wenig Wasser. Dieses ihm nun zu gewahren / und sein Hertzeleid desto e mehr zu vergrossern / befahl der verfluchte Tyrann / daß ihm solches Wase ser die schone Princeßin Banise selbst bringen solte. Das Hertze blutet mir noch / wenn ich mir die betrue bte Gestalt dieses schoe nen Frae uleins in Gedancken vorstelle / welche zwischen einigen Henckers-Knechten ein Gee schirr voll Wasser mit gefesselten Handen und sachten Schritten brachte. So bald sie aber hinzu kam / fiel sie vor ihm nieder / umbarmete ihren lieben Herrn Vater mit kindlichster Inbrue nstigkeit / kue ssete dreymahl sein Angesicht / und sprach mit thrae nenden Augen und benetzten Wangen: Ach Herr e
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Vater! mein Herr! mein Konig! ich bitte umb der getreuesten Liebe willen / die ich allezeit zu ihm getragen / und er gleichfalls gegen mir dessen gehorsamstes Kind bezeiget hat: Er lasse sich doch gefallen / mich also mitzunehmen / wie ich hier in seinen Armen liege / damit ich ihn bey diesem traurigen Gange mit einem kalten Trunck Wasser labe / weiln mir die Welt verweigert / auf andere Art meine schuldige Kindes-Pflicht zu erweisen. Dieses alles geschahe auf dem Marckte in
Anschauung vieler tausend Mensche¯ / inmittelst / daß sich der Tyranne in etwas von diesem traurigen Anblick entfernet hatte / vielleicht befue rche tende / es mochte einige Wehmuth den grausamen Vorsatz besiegen. Auf vorerwehnte Trauer-Worte wolte Xemindo der Princessin antworten / er vermochte aber nicht / solches zu bewerckstelligen / indem ihn hieran die grosse vae terliche Liebe verhinderte / und dermassen von hertzlichem Be-
2 sage] wie C, E, F, G.
24 bezeiget hat] hat B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
e 4 anmelden] entdecken K. 5–6 stumm befunden 2 Betrubniß] Wehmuth K. werde] sprachlos bin K. 6 Gegen-Part] Verfolger K. 10 mein unschuldiges Recht] meine Unschuld K. 18 sachten] langsamen K. 20 Inbrue nstigkeit] Wehmuth K. 21 benetzten] fliessenden K. 23 ihm] ihnen K. 25 seinen] dero K. 25 ihn] ihe nen K. 28 Anschauung] Ansehung K. 29–30 befurchtende] aus Furcht K. 31 vorerwehnte Trauer-Worte] diese traurigen Worte K. 32 vermochte aber nicht] e e war aber zu schwach K. 33–1 dermassen von hertzlichem Betrubniß ubernommen e e ward] eine tiefe Betrubniß sich seines Herzens bemachtigte K.
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true bniß ue bernommen ward / daß er in eine tieffe Ohnmacht fiel / und eine e geraume Zeit darinnen verharrete. Woruber etliche grosse Herren / wie auch ich selbst / weil wir zugegen waren / dermassen beweget worden / daß uns aus natue rlichen Mitleiden die Thrae nen in die Augen stiegen. Aber wir e e wusten nicht / daß uns das Ungluck am nachsten war / denn der Tyrann nahm solches auch von fernen in acht / und weil wir alle aus Pegu waren / e deutete er unsere Thranen anders aus / und befahl / ohne alle Gnade und e Verlierung einiger Zeit / uns die Kopffe herunter zu schlagen. Ob wir nun zwar insgesampt aufs beweglichste hiervor baten / und unsere Unschuld bezeugeten / so wurde doch keines einigen andern / als meine Einwendung e angenommen / indem ich vorgab: Mein Leben wurde S. M. viel ersprieße e licher seyn / als mein Tod / indem die vollige Nachricht der Kayserlichen e Schatze bey mir beruhete. Und dieses zwang mir die Todes-Furcht aus / e e indem ich uber vorige noch andere Schatze entdeckte / welche ich sonst e e wohl wurde verschwiegen haben. Jedoch trostete ich mich damit / daß es nicht alle / viel weniger die besten waren. Ob ich nun zwar wiederumb entlediget ward / so musten doch die andern / welche nur das geringste Zeichen ihres Beyleids von sich blicken lassen / insgesampt dem Sebel herhalten / nachdem sie der Bluthund zuvor mit grausamen Geberden angeredet: Weil ihr mit eurem Kae yser Xemindo so grosses Mitleiden habt / so spatzieret
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ein wenig voraus / und bestellet ihm das Qvartier / da er euch denn die ietzt bezeigte Gewogenheit reichlich vergelten wird. Dieses Mord-Spiel war kaum 369
e geendiget / so verdoppelte sich des Wuterichs Grausamkeit dermas sen / daß er zur Stunde befahl / die holdselige Princeßin / das getreue Kind / auff e dem Rucken ihres Vaters / den sie umhalsete / nieder zu sebeln. Welches warlich mehr als eine Bestialische Wuth und abscheuliche Grausamkeit war / daß dieser unmenschliche Tyrann und greuliche Unhold / die menschliche / von der Natur selbst eingepflantzte / Treue und Liebes-Neigungen / so unmenschlicher Weise verhindern wolte. Dieser grausame Be-
1 fiel] dahin sank K. 4 in die Augen stiegen] in den Augen stunden K. 6 von e fernen] auch in der Ferne K. 8 Verlierung] Verlust K. 8 die Kopffe herunter zu schlagen] enthaupten zu lassen K. 11–12 ersprießlicher] nue tzlicher K. 13 zwang] preßte K. 14 vorige] die vorigen K. 16 besten] reichsten K. 17 entlediget ward / so musten] frey ward, so wurden K. 18–19 lassen / insgesampt dem Sebel herhalten] liessen, ohne Ansehen der Person hingerichtet K. 22 Gewogenheit] Liebe K. 24 zur Stunde] den Augenblick K. 25 umhalsete] umarmte K. 25–1 Welches warlich mehr als eine Bestialische Wuth und abscheuliche Grausamkeit war / daß dieser unmenschliche Tyrann und greuliche Unhold / die menschliche / von der Natur selbst eingepflantzte / Treue und Liebes-Neigungen / so unmenschlicher Weise verhindern e wolte. Dieser grausame Befehl betraff nun gleich gegenwartigen Hn. Hauptmann] Welche thierische Wuth und abscheuliche Grausamkeit, die selbst die Natur verabscheuet! Der Grausame ue berwindet selbst einen Tieger an Wuth, und verbannet die Regungen e der Menschlichkeit aus seinem Herzen. Die Ausfuhrung dieses grausamen Befehls wurde e nun gleich den gegenwartigen Herrn Hauptmann aufgetragen K.
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fehl betraff nun gleich gegenwae rtigen Hn. Hauptmann / welcher sich nicht e saumen durffte / solches zu vollziehen / dannenhero er mit blossem Sebel e e und zehen Mann von der Leibwache sich an den betrubten Ort verfugte. e Hier vergieng uns nun allen Horen und Gesicht / und wendete iedwedes die e Augen ab / ein solches unerhortes / und der Natur zuwider scheinendes Urthel vollziehen zu sehen. Kurtz / wir bemerckten nichts mehrers / als daß die Princeßin aus unsern Augen kam / da wir alle vermeynten / sie habe bereits den unbarmhertzigen Stahl gekue sset: wiewohl wir eines andern e verstandiget worden / als bey seiner Wiederkunfft ihn Chaumigrem mit rauhen Worten anfuhr / und fragte / warum er nicht seinen Befehl auff oe ffente lichem Marckte alsobald vollzogen hatte? Was sie befohlen / antwortete er / ist bereits geschehen. Inmittelst habe ich nicht sonder Bedacht sol ches in meinem e e Hause vollziehen lassen / weil ich besorget / es mochte die Gemuther der Pee guaner allzu hefftig bewegen. Ob nun zwar der Tyranne sein Mißvergnugen
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e ferner wolte zu verstehen geben / so schiene er doch wieder begutiget zu e e seyn / als der enthalsete Corper in seiner gewohnlichen Kleidung / auff offenen Marckte vor iedermanns Augen hingeworffen ward. Welcher ere schreckliche Anblick die besturtzten Peguaner dermassen bewegte / daß e sie / um ihr Betrubniß zu verbergen / sich im Augenblick verlohren / und man keinen Menschen aus Pegu mehr auff dem Marckte ersehen kunte. Xemindo aber ward unterdessen in ein hartes Gefae ngniß gefue hret / und starck verwachet. Folgenden Morgen wurde in allen Strassen ausgeruffen / e e das Volck solte sich herbey finden / anzusehen die todtliche Ausfuhrung des e e ungluckseligen Xemindo / vormaligen Kaysers zu Pegu. Solches ließ der Tyrann deßwegen thun / damit ihnen die Einwohner / wenn sie ietzo den Xemindo sterben sehen / hinfue hro keine Hoffnung machen due rfften / ihn e zum Kayser wiederum zu erlangen / sintemal ihm wol bewust / daß sie /
22 verwachet] bewachet C, D, E, F, G, H, I, J, K.
27 erlangen] verlangen C, D, F, G, H.
e 2 solches] solchen K. 4 vergieng uns nun allen Horen und Gesicht / und wendete iedwedes] verliessen uns alle Sinnen, und wendete jedweder K. 5–6 und der Natur zuwider scheinendes Urthel] Urtheil, davor die Natur erstaunt K. 6 nichts mehrers] nichts K. 7–10 vermeynten / sie habe bereits den unbarmhertzigen Stahl gekue sset: wiewohl wir eines andern verstae ndiget worden / als bey seiner Wiederkunfft ihn Chaumigrem mit rauhen] meynten, sie sey bereits ein Opfer des unbarmherzigen Stahls geworden: wiewol wir anders berichtet wurden, als ihn Chaumigrem bey seiner Wiederkunft mit harten K. 11 alsobald] augenblicklich K. 12 Bedacht] Vorsicht K. 14 bewegen] aufgebracht werden K. 15 begue tiget] beruhigt K. 16 enthalsete] ente hauptete K. 20 ersehen] sehen K. 23–24 herbey finden / anzusehen die todtliche e e e Ausfuhrung des ungluckseligen Xemindo / vormaligen Kaysers zu Pegu] einfinden, die e Hinrichtung des unglucklichen Xemindo, vormaligen Kayser zu Pegu, mit anzusehen K. e 25 ihnen] sich K. 26 sterben sehen] hinrichten sahen K. 27 erlangen] erwarten K. 27 bewust] bewust war K.
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ungeachtet oe ffentlicher Schmeicheley / dennoch im Hertzen solches e e wundschten: Angesehen Xemindo sehr wohl und loblich regieret hatte; e Hingegen war dieser ein Auslander / welcher einen solchen Tyrannen zum Bruder gehabt hatte / der fast keinen Tag hingehen lassen / an welchem er e e nicht biß funffzehen hundert Menschen erwurget hatte: manchmal war e auch diese Zahl auff vier biß funff tausend gestiegen / daß sie um der e e allerliederlichsten Ursache willen ihre Kopffe lassen mussen. Diesen Morgen ließ der Tyrann mich vor sich fordern / und begehrte von mir eine e e auffrichtige Bekantniß aller bewusten Schatze / darbey er mir grosse Gnade versprach / widrigen Falls aber / wo ich das geringste verschwiege / mir den e argsten Tod drohete. Diesem nun zu Folge / that ich was ich kunte / weil ich doch die Schickung des Himmels vor Augen sahe / und niemanden wuste / dem ich sie zum besten verschweigen solte / iedoch habe ich meinem Gee e wissen zwey unterirrdische und mehr als Konigl. Schatze vorbehalten / e welche ich dem Printzen von Ava / wo die Gotter ihre Gnade hierzu verleihen wollen / zugedacht habe. Nach diesem stellete mir der Tyrann freye Wahl / ob ich seine Gnade ferner bey Hofe suchen / oder mich auff mein Land-Schloß hieher begeben wolte: welches letztere mir denn eine der e frolichsten Zeitung zu vernehmen war / und es so fort mit hohem Dancke annahm. Wiewol ich nicht sonder Sorgen meinen Sohn zurue cke lassen muste / welchen wie bewust / hernach Chaumigrem zum Hofemeister ue ber das Frauenzimmer gesetzt hatte. Unter des sen Hand auch die Princeßin von Savady nebst vielen andern gethan worden. Auff den allerunglue ckseligsten Xemindo aber wieder zu kom ¯¯ en / so ward selbiger ungefehr um zehn Uhr aus dem Kercker herfue r geholet / wobey ich folgende Ordnung bemerckte: Vor ihm her marchirten durch die Gassen / da man ihn durche e bringen solte / viertzig Reuter / die in ihren Handen Lantzen fuhreten / um das Volck auff die Seite zu schaffen. Hinter diesen kamen eben so viel mit blossen Schwerdtern in der Hand / welche ue berlaut ausruffte¯ / das Volck / welches nicht zu zehlen war / solte Platz machen. Nach denen kamen funffzehen hundert Bue chsen-Schue tzen / mit brennenden Lunten / welche man Tixe Lakoo / oder Vorlae uffer des Koe nigl. Zorns zu nennen pfleget: Hierauff e sahe man hundert und sechtzig Elephanten mit ihren Thurmen auff den e Rucken / welche alle mit seidenen Teppichen behangen waren. Dieser giene gen funffe neben einander / und machten zwey und dreyssig Glieder. e Hinter denen folgeten funfftzig Mann / ebenfalls funffe im Gliede / zu Pferde / welche schwartze blutige Fahnen trugen / und mit starcker 1 oe ffentlicher] der oe ffentlichen K. 5 hae tte] hatte K. 7 ihre Koe pffe] ihr Leben K. 9 bewusten] mir bekannten K. 11 ae rgsten] grausamsten K. 19 zu vernehmen war] war K. 19 hohem] verbindlichsten K. 21 bewust] bekannt K. e 26–27 durchbringen] durchfuhren K. 28 schaffen] treiben K. 34 waren. Dieser] e waren, prachtig einhertreten. Von diesen K.
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Stimme ausrieffen: Daß diese Elende / die des Hungers Sclaven / und durch e
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Mißgunst des Glucks stets verfolget wurden / horen solten / den Ruff und Gee e schrey des machtige¯ Zorn-Arms / so wi der diejenige exeqviret wurde / die ihren e e e Kayser erzurnet / damit das Schrecken der aufferlegten Straffe ihrem Gedachtnisse tieff eingewurtzelt bleibe. Nach diesen Herolden folgeten funffzehen hundert
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andere / mit rothen Kleidern / welches ihnen ein schreckliches Ansehen e e gab. Diese sprachen auff den Klang von funff Glocklein / womit sie gar geschwinde klingelten / nachfolgende Worte mit einer so traurigen Stimme / e daß die / so es horten / zum Weinen beweget wurden: Dieses strenge Gerichte 10
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wird geheget durch den lebendigen Gott / den HErrn aller Warheit / und des e e heiligen Leibes / daran die Haare unserer Haupter die Fusse sind / derselbe wil / e e daß man todten soll den Xemindo / welcher sich dem grossen Konige von Brama widersetzet / und dessen Staat und Recht angefochten hat. Auff solches Ause ruffen antwortete ein gewisser Hauffe Volcks / so im Gedrange vor der gantzen Menge herlieff / daß einem das Hertz davor erzitterte: Ohne alle e
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Barmhertzigkeit musse derjenige sterben / der eine solche Sunde begangen hat. e
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Folgends marchirten funff hundert Bramaner zu Pferde / und nach dene selben wiederum so viel zu Fusse / unter welchen etliche in ihren Handen e blosse Degen und Schilde fuhreten / die andern aber mit Pantzern und Brust-Harnischen versehen waren. Mitten unter diesen erblickte man den betrue bten Xemindo / welcher auff einer magern / nichts werthen / verschmachteten Schindmehre saß / und den Scharffrichter / auff dessen Ache seln sich seine Hande steuren musten / hinter sich hatte. Dieser armselige Printz hatte ein so zerrissenes und zerlumpetes Bettel-Kleid an / daß ihm allenthalben die Haut dadurch schien. Uberdas trug er zu groe sserer Verspottung eine stroherne Crone / welche auswendig mit Muschel-Schalen / so auff einen blauen Faden gezogen / wie auch das eiserne Halsband / statt der Perlen / besetzet war. Ob man ihn nun gleich in so schmae hlicher Gestalt darstellete / und sein Gesichte fast keinem lebendigen Menschen mehr e ahnlich sahe / so leuchtete doch aus seinen Augen / wen¯ er dieselben empor hub / ein Majestae tischer Blick herfue r / der von seiner Beschaffenheit und hohem Stande ein stattsames Zeugniß gab / wie sehr ihm auch das Unglue ck und die Tyranney seines Feindes verstellet hatte: Und in seinen Blicken ließ e e sich eine besondere mit Majestat vermengte Sanfftmuth spuhren / welche 3 Zorn-Arms] Zorn K. 4 aufferlegten] an ihm zu vollziehenden K. 6 schreckliches] e 8 Stimme] Stimme aus K. 10 geheget] vollzogen K. furchterliches K. 15 erzitterte] zitterte K. 17 Folgends] Darauf K. 20 versehen] verpanzert K. 21–22 einer magern / nichts werthen / verschmachteten Schindmehre] einem magern und verschmachteten Pferde K. 23 hinter sich] zu einer ansehnlichen Begleitung K. 25 die Haut dadurch schien. Uberdas] seine Haut durchschimmerte. Ueberdiß K. 30 ae hnlich sahe / so leuchtete] war, so leuchteten doch K. 31 ein Majestae tischer Blick e e e herfur / der von seiner Beschaffenheit] majestatische Blicke herfur, die, von seiner Großmuth K. 32 gab] ablegten K.
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alle diejenigen / so ihn ansahen / zum Weinen bewegte. Rings um diese Leibwacht / damit er umbgeben war / ritten tausend Mann zu Pferde / mit vielen Elephanten untermenget. Dergestalt paßirte der gesamte Auffzug durch die zwoe lf vornehm sten Strassen der Stadt / woselbst eine unzehlbare Menge Volcks gleichsam gepfropfft auf einander stund / und gelangete endlich auff eben die Strasse / allwo er vor etlichen Wochen in unbeschreiblicher Pracht wider diesen Tyrannen aus- und zu Felde gezogen. O e
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wunderliches Verhangniß! O veranderliches Gluck! O Spiegel-glattes Eiß der Herrschafft! da sich die Crone in einen Cypressen-Krantz / und der Scepter in einen e blutigen Morder-Stahl verwandelt. Hier sehen wir / wie vergebens wir arme Mene schen bemuhet sind / wenn wir uns unterstehen / den Schluß zu meiden / wele chen das Verhangniß in das Himmels-Buch mit solchen Ziffern / welche nur die e Gotter verstehen / eingeschrieben hat. Dieser / welcher vor kurtzen Tagen als ein Uberwinder in Hoffnung auszog / seinen Feind zu suchen / der hat ihn allzu zeitig gefunden / und muß als ein Sclave in Fesseln einher ziehen. Auff dessen Winck vorhin viel tausend Augen warteten / der hat ietzo nicht Macht einem Buben zu befehlen: Ja welche ihn zuvor als einen Gott anbeteten / diese sahen ihn mit e halb-eroffneten Augen ohne einige Ehrerbietung an. Doch wollen wir zu dem 376
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e Ende dieser Schmach schreiten / weil es mir die Wehmuth nicht langer erlau bet / dieses Elend auch nur in Gedancken anzuschauen. Die groe ste Schmach so ihm angethan ward / und wohl am meisten / ja ae rger als der e e Tod selbst / krancken mochte / war ein unverschamter Backenstreich / so ihm ein schlimmer Henckers-Knecht versetzte. Denn als sich Xemindo mit einem Portugiesen in ein Gesprae ch eingelassen / und unter andern Worten diese fallen ließ: Ich muß gestehen / wann es GOTT gefiehle / moe chte ich ietzo
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noch eine Stunde leben / um zu bekennen / die Vortreffligkeit des Glaubens / welchem ihr andern zugethan seyd. Dann nachdem ich vormals davon habe reden e e e horen / so ist euer GOTT allein der wahre / u. alle andere Gotter sind Lugner. Ob
nun zwar solche Rede nicht wenig harte lautete / so hatte doch niemand e diesem verdammten Bosewichte / einem Henckers-Knechte / die Macht gegeben / hierinnen Richter zu seyn / noch diesem betrue bten Herrn mehr zu betrue ben / indem er ihm eine so harte Maulschelle auff Anhoe rung dieser e e Worte gab / daß ihm das Blut zu der Nasen heraus sturtzete / welches hochst
3 untermenget] vermischt K. 3 paßirte] erfolgte K. 5–6 gelangete endlich auff] reichte endlich an K. 6 allwo] wo K. 7 aus- und zu] zu K. 8 wunderliches] e 11 meiden] ae ndern K. wunderbares K. 8 Spiegel-glattes] schlupfriges K. 12–13 in das Himmels-Buch mit solchen Ziffern / welche nur die Goe tter verstehen / eingeschrieben hat] und die unendlichen Einsichten der Goe tter festgesetzt haben K. 14 in Hoffnung auszog] auszog K. 14 zu suchen] aufzusuchen K. 15 Fesseln] Fesseln gezwungen K. 16 warteten] sahen K. 19 Schmach] Schandthat K. 19 es mir] mir K. 20 Elend] traurige Schauspiel K. 21 und] und ihn K. 23 schlimmer] mordbegieriger K. 25 fallen] fahren K. 27 andern zugethan seyd] bezeuget K. e e 31 mehr] noch mehr K. 33 heraus sturtzete] herausstromte K.
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erbae rmlich anzusehen war / an einem / der noch vor drey Wochen einer von e e e den machtigsten Konigen in der gantzen Welt / und ein Beherrscher uber so e e viel hundert tausend Seelen war: Der großmuthige Kayser aber vertrug e solches mit hochster Gedult / indem er nur diese Worte drauff sagte: Mein 5
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Freund! laß mich mit diesem Blute Nutzen schaffen / auf daß dir nichts abgehe / e e sondern du mein Fleisch darinne backen und rosten konnest. Unter so viel e
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tausend verkehrten Gemuthern aber hielt sich doch noch ein tapfferes Hertze auff / welches ungeachtet eyfferigster Nachforschung biß ietzo unerkant / sein Name aber in das Buch der getreuen Helden eingetragen e verblieben ist. Dieser kunte die dem vorhin unbegluckten Xemindo angethane Beleidigung durchaus nicht vertragen: Dannenhero er als ein Blitz aus dem Hauffen hervor brach / und den frechen Henckers-Buben mit einem Wurff-Spieß durch und durch rannte / daß der Spieß in ihm stecken e blieb / und er todt zu des Xemindo Fussen fiel. So geschwinde diese Rache e vollzogen war / so hurtig wuste sich dieser treue Racher wiederum unter e dem Hauffen zu verbergen / daß alle angewandte Muhe ihn auffzusuchen / e nur vergebens war. Diese That war des elenden Herrns letzte Vergnugung e auff dieser Welt / welche ihn dermassen bewegte / daß er einige Thranen e fallen ließ / und sagte: Tapffere Seele / wer du auch seyst / wolten die Gotter / es e
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ware allen meinen Unterthanen gleiche Treue und Tapfferkeit eingepflantzet gewesen / es solte mich dieser Jammer nicht betroffen haben. Inmit telst hast du e e verdienet / daß du mit ewigen Lorbeeren gekronet werdest. Hiermit fuhrte man
ihn weiter fort / biß an den Gerichts-Platz / da ihn das Leben so zu verlassen schien / daß er fast auff nichts mehr Achtung gab. Zuletzt stieg er eine hohe Gerichts-Bue hne hinauff / die fue r ihn insonderheit gebauet war / und der Chirca oder Ober-Gerichts-Vorsteher laß ihm ue berlaut von einem hohen Stul sein Urthel vor / dieses kurtzen Inhalts: Der lebendige Gott unserer e
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Haupter / der grosse Herr uber die Cronen / befiehlet / daß Xemindo soll hingee e e richtet werden / als ein Zerrutter der Volcker auff Erden / Morder des Xeminbruns / und Todt-Feind des Volckes von Brama. Nach solchem Ausspruch gab er
mit der Hand ein Zeichen / worauff der Hencker alsobald das Haupt in einem Streiche weg schlug / welches er dem Volcke zeigete / und den Leib in acht Stue cke zertheilete. Das Eingeweide und die ue brigen innern Theile
24 eine] auf eine C, D, E, F, G, H, I, J, K. e 2–3 uber so viel] so vieler K. 3 vertrug] ertrug K. 6 sondern] und K. 7 aber hielt sich] fand sich aber K. 8 Hertze auff] Herze K. 9–10 eingetragen verblieben] angeschrieben K. 12 brach] sprang K. 17 nur vergebens] vergebens K. 21 dieser Jammer] dieses traurige Schicksal K. 23–24 Gerichts-Platz / da ihn das Leben so zu verlassen schien / daß er fast auff nichts mehr Achtung gab] Richtplatz, da er fast ohne alle Empfindung und halb todt zu seyn schien K. 25 insonderheit] besonders K. 27 dieses kurtzen Inhalts] welches von diesem kurzen Inhalte war K. 29 ein Zerrue tter] eine Geissel K.
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des Leibes legte man gantz besonders und allein / und bedeckte sie mit einem gelben Tuche. Also ließ man den zerschnittenen Leib biß zu der e Sonnen Untergang liegen / da sie denn eine unsagliche Menge Volcks besahe / biß umb drey Uhr / nach Mittage. Nachmals / als sich das Volck satt e gesehen / und das Getummel ein wenig gestillet / auch zu dem Ende etliche gewisse Personen zu Pferde / dem Volcke bey hoher Straffe stille zu seyn e e e geboten / da ward mit einem Glocklein funff mal nach einander gelautet / e e auff welches Zeichen zwolff Manner in schwartzen mit Blut besudelten e e Rocken / mit verhulleten Angesichtern / und silbernen Kolben auff ihren e Schultern / aus einem hierzu absonderlich zugerichteten holtzernen Hause / e e so ungefehr funff oder sechs Schritte von dem Blut-Geruste stund / hervor e traten. Denen folgeten zwolff Heydnische Ober-Priester oder Talegrepos / nechst diesen erschien des Tyrannen Vetter / Pocasser / ein dem Ansehen e nach hundert jahriger Greiß / eben / wie alle die andern / in gelben Trauere e Habit. Rings um ihn her giengen zwolff kleine Kinder / die gar kostliche Kleider und zierliche Beile auff den Achseln trugen. Wie dieser Alte an den e e Ort / wo der zerstuckte Corper lag / kommen / kniete er dreymal nach e einander zu der Erden / und redete wegen seines Vettern / des Konigs von e Brama / den gemetzelten Corper mit ehrerbietig-scheinenden / doch recht hoe hnischen Worten an: O du heiligstes Fleisch / sagte er / Lobwue rdigstes Blut! Ich bitte dich / vernimm die Rede meines Mundes mit geneigten Ohren / auff daß e e e die in dieser Welt an dir verubte Missethat moge ausgesohnet werden. Dein e Bruder Oretenau Chaumigrem / Printz von Bra ma / lasset durch mich / deinen Sclaven / dich bitten / im Fall er dich beleidiget / so wollest du ihm solches / ehe e dann er von dieser Welt scheidet / verzeihen / hingegen alle seine Konigreiche in e Besitz nehmen; Massen er dir solchen Titul daruber abtritt / und davon nicht das geringste zu behalten gewillet ist. Durch mich / seinen Sclaven / bezeuget er / diese seine Ubergabe geschehe freywillig / damit die Klage nicht vor GOttes Ohren e gelangen moge / welche du etwan droben im Himmel wider ihn anstrengen e e mochtest. Hiernechst verheisset er / die dir zugefugte Unbilligkeit solcher gestalt e e zu bussen / daß er auff der Pilgerfarth dieses zeitlichen Lebens / uber dieses dein e Reich Pegu nur Wachter und Hauptmann seyn / und selbiges von dir zur Lehen empfangen wolle. Wie er dann dir hiermit den Eyd der Treue leistet / dem / was du ihm aus dem Himmel wirst gebieten / iederzeit auff Erden getreulich nachzulee ben / und zwar mit dieser Bedingung / daß du ihm mogest zu seinem Unterhalt
20 heiligstes] heiliges C, E, F, G, H, I, J, K. 2 zerschnittenen] zertheilten K. 3–4 da sie denn eine unsae gliche Menge Volcks bee sahe / biß umb drey Uhr / nach Mittage] welcher von einer unsaglichen Menge Volks, bis um drey Uhr Nachmittags, besehen wurde K. 7 da ] so K. 10 absonderlich] besonders K. 15 gar] sehr K. 17 zerstue ckte] zertheilte K. 17 kommen] kam K. e 26 Massen] indem K. 26 daruber] davor K. 27 gewillet] gesonnen K. 29 anstrengen] anstimmen K.
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von allen dem / was von den Zollen einkomt / nur Allmosen reichen / weil ihm sehr wohl bewust / daß ihm anderer gestalt die Besitzung des Reiches nicht erlaubet ist / die Meni Grepos auch sonsten weder drein willigen / noch ihm in seiner e e letzten Stunde die Sunden vergeben wurden. Hierauff vertrat einer aus den 5
e furnehmsten Priestern des Entleibten Stelle / und trieben gleichsam wie ein Gauckelspiel mit dem todten Coe rper / indem er diese Antwort ertheilte: e
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Nachdem du deine Mißhandlung bereuest / und in gegenwartiger offentlicher Versamlung mir Abbitte thust: wohlan! so sey dir hiermit alle Verzeihung von mir e gerne und willig ertheilet / und als dem kunfftigen Hirten meiner Heerde / dieses e e mein Konigreich uberlassen / mit angehengter Bedingung / daß du dein bee e schwornes Versprechen unverbruchlich haltest; widrigen Falles wurde solches eine e so schwere Sunde seyn / als legtest du ietzt ohne Erlaubniß des Himmels auffs neue Hand an mich.
Wie der Pfaffe diese Worte geendiget / hub alles Volck frolockende an zu e schreyen: Gott verleihe solches! Inzwischen verfugte sich der Pfaffe nach dem hohen Stul / von welchem zuvor das Blut-Urthel war verlesen worden / und rieff dem Volcke ferner also zu: Schencket mir zur Nahrung meiner e
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Seelen einen Theil der Thranen eurer Augen / um der angenehmen Zeitung wile e len / die ich euch verkundige / daß nemlich hinfuhro dieses Land nach Got tes e willen soll unserm Kayser Chaumigrem verbleiben / und er solches nimmermehr e wieder erstatten durffe: Dannenhero ihr / als from ¯¯ e und getreue Knechte wohl e e ¯¯ te befugt seyd / hieruber euch frolich zu bezeige¯. Hierauff schrie der gesam Hauffe mit erschrecklicher Stimme: Gelobet seyst du Herr! Nach allen ge-
endigten Heucheleyen und Spott-Reden trugen die Priester die Stue cke des e zertheilten Leibes mit grosser Ehrerbietung von dem Trauer-Geruste hinab / e zu einem von kostlichem Holtze gemachten Feuer / wurffen alles Fleisch e mit dem Eingeweide hinein / und liessen es brennen / wurgeten darneben viel Hammel und andere Thiere zum Opffer / dem hingerichteten Kae yser zu Ehren. Dieses Feuer brannte die gantze Nacht durch biß an den hellen e Morgen / da sie die uberbliebene Asche des verzehrten Leichnams in eine silberne Kiste sammleten / mit einer sehr grossen Anzahl Leichen-Begleiter / von mehr denn zehntausend Priestern in den Tempel unsers Abgottes / des Gottes der tausend Goe tter genannt / trugen / und allda in einer vere e guldeten Capelle in ein sehr prachtiges Grab beysetzeten. Und dieses war e e e das jammerliche Ende dieses lobwurdigsten Kaysers / welchen nicht so e e e wohl seine Schuld / als das ungutige Verhangniß gesturtzet hat. Als ich nun 4 wue rden] werden C, E, F, G; wurden H. viel] viel C, E, F, G, H, I, J, K.
13 Hand] band C, E.
27–28 darneben
2 anderer gestalt] anders K. 3 Meni Grepos] Mini Grepos K. 8 mir Abbitte] Abe bitte K. 11 haltest] erfullest K. 12 Erlaubniß] den Willen K. 22 befugt] bereche tigt K. 22 euch frolich zu bezeige¯] eure Freude zu bezeugen K. 25 hinab] herab K. e 28 Hammel] Schaafe K. 30–31 eine silberne Kiste] ein silbernes Kastgen K.
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dieses alles mit trockenen Augen und blu tenden Hertzen mit anschauen mue ssen / suchte ich Erlaubniß der versprochenen Gnade zu geniessen / und mich hieher auf mein Land-Schloß zu begeben / allda ich in willens war / das bedrae ngte Hertze zu entledigen / und meinem entseelten Kae yser ein e e e tagliches Thranen-Opffer zu gewahren. Allein ich fand mich sehr betrogen / indem mir der Tyrann andeutete / ich mue ste noch einen Feldzug mit thun / und ein Zuschauer seiner Gerechtigkeit seyn. Was mir dieses vor eine erschreckliche Post war / ist leicht zu ermessen / und durffte ich mich nicht erkue hnen / meine Bitte zu wiederholen. Kurtz: Die Armee wurde zusammen gezogen / und der Zug ward gleich auf Prom eingerichtet. In selbtem e e e Reiche herrschte eine Konigin / als Vormunderin ihres dreyzehen-jahrigen e e Printzens / nachdem ihr Herr / der Konig / verstorben / und der alteste Cron-Printz verlohren war / daß niemand noch diese Stunde weiß / wo er hin kommen. Weil nun damahls der Herr Ober-Hauptman¯ auf Befehl zue rucke bleiben / und die Burg besetzen muste / als kan ich selbten / weil er nicht zugegen gewesen / zugleich eine und die andere Nachricht von diesem Zuge ertheilen. Unsere Armee bestund in siebenmahl hundert tausend e Mann und zwolffhundert Schiffen / mit welcher entsetzlichen Macht wir inner vierzehen Tagen vor der Stadt Prom an langeten / und alsobald eine wirckliche Belagerung zu Wasser und Lande aufs grausamste angestellet / das Schloß aber fue nff gantzer Tage entsetzlich beschossen ward. Des seche e sten Tages sandte die Konigin einen mehr als hundertjahrigen Talegrepos e mit einem kostlichen Geschencke heraus / dem sie auch volle Macht / einen Frieden zu schliessen / mitgegeben hatte. Dieser ue berreichte von seiner e e Konigin dem Tyrannen ein demuthiges Schreiben / folgenden Inhalts: e
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Grosser und machtiger Herr / welcher in dem Hause des Glue e ckes mehr begunstiget wird / als alle Konige des gantzen Erde e bodens. Krafft von ausserster Starcke / Wachstum des gesale tzenen Meeres / da hinein alle andere kleine Bache fliessen. e e Schild / voll von schonen Bild-Spruchen / Besitzer des allere e grosten Staats / in dessen Thron seine Fusse ruhn / mit einer e e hochst-verwunderlichen Majestat.
ICh armes Weib / Nhay Nivolan / Regentin und Vormunderin meines unmundigen e Sohnes / werffe mich vor euch mit thranenden Augen nieder / und mit solcher e
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3 mich hieher] mich K. 3 allda] da K. 4 entledigen] befreyen K. 5 gewae hren] weihen K. 7 dieses] diese K. 8 Post] Nachricht K. 8 ermessen] erachten K. 10 der Zug ward gleich auf Prom eingerichtet] gieng gleich auf Prom los K. 14 hin kommen] hingekommen K. 15 selbten] selbsten K. 17 Zuge] Feldzuge K. 20 angestellet] vornahmen K. 21–22 Des sechsten Tages] Am sechsten Tage K. 24 mitgegeben] ertheilet K. 25 folgenden Inhalts] welches folgenden Inhalts war K. e e 29 hinein alle andere kleine Bache] alle andere kleine Bache hinein K.
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Ehrerbietung / die man euch zu geben schuldig ist: demutigst bittende / ihr wollet doch wider meine Schwachheit den Sebel nicht in die Hand nehmen / zumal ihr e wisset / daß ich nur ein Weib / das ausser den Thranen keine andere Waffen hat / e e e womit ich das zugefugte Leid GOtt klagen konne / dessen Gottlicher Natur es e e gemaß ist / daß er durch seine Barmhertzigkeit den Menschen zu Hulffe komme: Vor dem sich auch die / welche in dem tieffen Hause des Rauches wohnen / e e e furchten / und vor einen so machtigen Herrn erzittern mussen. Ich bitte / und beschwehre euch / daß ihr mir das meinige nicht nehmet / in Betrachtung / daß solches / wie ihr wisset / ein so geringes ist / daß ihr durch dessen Besitz nicht e e grosser / noch durch die Entbehrung geringer werden konnet. Gleich wie im Gegentheil / daferne ihr euch gegen mich barmhertzig erzeiget / eine solche e e gnadige Handlung euch ein so grosses Ansehen bringen konne / daß allerdings die e e e kleinen Sauglinge von den weissen Brusten ihrer Mutter ablassen / und euch mit den reinen Lippen ihrer Unschuld loben werden. Zu dem werden alle Einwohner meines Landes / als auch die Fremden an diese mir erwiesene Gnade gedencken / e ich selbst wil es auf alle Begrabnisse der Todten stechen und graben lassen / auf e daß nicht allein die Lebendigen / sondern auch die Todten euch dancken mogen / e wegen einer Sache / die ich so instandig und in tieffster Demuth von euch bitte. e Der heilige Avemlachim / der euch dieses Schreiben uberliefert / so ich selber e geschrieben / hat vollkom ¯¯ ene Gewalt / im Namen meines unmundige¯ Sohnes mit euch zu handeln / u. alles / was billig seyn wird / zu schliessen: auch so gar wegen des Tributs und Huldigung / welchen ihr uns auffzulegen belieben werdet / und e das mit solcher Bedingung / daß euch hingegen moge gefallen / uns in dem Besitz unseres Hauses zu lassen / damit wir in versicherter Warheit unsere Kinder auferziehen / und die Frucht von unserer Arbeit / zur Nahrung und Unterhalt der armen Unterthanen dieses elenden Fleckens / welche euch dienen werden / einsamlen / e und ich samt ihnen in demuthigster Ehrerbietung / in allen euch beliebenden e Sachen uns gebrauchen lassen mogen. Nhay Nivolan.
Diese bewegliche Zeilen laß der Tyranne zwar / nahm die Geschencke an / und bewilligte einen Stillstand / biß alles geschlossen wae re: Dessen ungee achtet aber ließ er doch rings umher alles verwusten / und die Inwohner niederhauen. Daher der alte Priester seine Falschheit leicht mercken kunte / und deßwegen um Erlaubniß anhielte / wieder in die Stadt zu kehren / wele ches ihm / nachdem er sich 5. Tage im Lager auffgehalten / vergon¯et ward / e mit der Anforderung an die Konigin / daß sie ihm ihre Schae tze /
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13 Mutter] Mutter B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 16 graben] eingraben K. 26–27 einsamlen / und] und K. stattet wurde K. 36 Anforderung] Bedingung K.
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Unterthanen u. Koe nigreich abtreten / hingegen dieser Verlust durch ein e e ander Mittel ersetzet werden solte. Welches aber der Konigin nicht anstane dig seyn mochte / indem sie lange verzog / sich hierauff zu erklaren / sone dern vielmehr alle Anstalt zu moglichster Gegenwehr machte. Wie der e Tyranne dieses sahe / daß er vergeblich auff eine Antwort wartete / starckete er sein Lager / ließ eine grosse Anzahl Sturmleitern verfertigen / und seinen Soldaten andeuten / daß sie sich inner drey Tagen zum Sturme fertig halten solten. Wie nun alles in Bereitschafft war / wurden die Mauren mit solchem abscheulichen Geschrey bestue rmet / daß es schiene / als wenn e Himmel und Erde in einander gemenget ware: ja der Streit war so grausam / daß in kurtzer Zeit die Lufft voll heller Flammen / der Erdboden aber von dem Blut der Erschlagenen gantz durchweichet worden war / wobey der Blitz der Schwerdter und Spiesse stets die Augen blendete / welches dermassen grausam anzusehen war / daß ich vermeynte / in Ohnmacht zu e sincken. Mein Gebet war inzwischen stets zu den Gottern gerichtet / daß e sie der bedrangten Stadt beystehen / und sie aus der Hand dieses Tyrannen e e e erretten mochten / welches auch vor dieses mal gnadigst erhoret wurde. e Denn als dieser Sturm sechs Stunden lang gewahret hatte / und der Bluthund vernahm / daß sich die Festung so tapffer wehrte / hingegen die Seinigen gantz abgemattet wurden / so ließ er die Stue rmenden durch hundert und zwantzig tausend Mann der besten Leute abloe sen / welche den e Sturm erneuern musten. Dieser andere Anfall wahrete biß in die Nacht / e ehe zum Abzuge geblasen wurde / ungeachtet vielen Einrathens. Er wue e tete / ja rasete fast vor Verdruß / daß ihm sein Vorhaben solte ruckgangig gemacht werden: Denn Er hatte geschwohren / er wolte entweder diese Nacht in¯erhalb der Mauer schlaffen / oder es solten alle Hauptleute / wele e che nicht verwundet waren / ihre Kopffe springen lassen. Dessen aber ungeachtet / ob sich gleich der Sturm biß 2. Stunden nach Mitternacht / gleich als der Mond diesem Blut-Wesen sein Liecht entziehen wolte / verzog / so muste doch der Fruchtlose Streit geendiget / und das Zeichen zum Abzuge gegeben werden. Dieser Sturm hatte vier und zwantzig tausend Man¯ unser Seits gefressen / und befunden sich noch ue ber diese dreyßig tausend hart e verwundet / deren / wegen ubler Wartung / noch viel drauf giengen. Solches verursachte eine starcke Pest in unserm Lager / daß ue ber 80000. Man¯ e hinfielen / welche alle denen Vogeln zur Speise hin geworffen worden. Wie
1–2 hingegen dieser Verlust durch ein ander Mittel ersetzet werden solte] dieser Verlust solte ihr durch ein ander Mittel ersetzet werden K. 3–4 sondern vielmehr alle Anstalt] e e und ernstliche Anstalten K. 5–6 starckete] verstarkte K. 10 in einander gemenget e ware] zitterten K. 11 voll heller Flammen] durch die hellen Flammen gleichsam erleuchtet K. 14–15 vermeynte / in Ohnmacht zu sincken] in Ohnmacht zu sinken e schiene K. 20 abgemattet] matt K. 27 ihre Kopffe springen lassen] ermordet were den K. 29 diesem Blut-Wesen] dieser blutigen Schaubuhne K.
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nun der Tyrann betrachtete / daß ihn dieser Sturm so theuer angekommen / wolte er seine Leute solcher gestalt nicht mehr wagen / sondern ließ eine e hohe Batterie aufwerffen / die zwey Klafftern hoher als die Stadt-Mauer e war. Auff diese ließ er achtzig Canonen fuhren / mit welchen er innerhalb neun Tagen den mehrern Theil der Stadt zu Grunde schoß / und / der Uberlae uffer Bericht nach / vierzehn tausend Mann in der Stadt umbrachte. e Dieses mochte wohl der armen Konigin allen Muth vollend benehmen / insonderheit weil wir Kundschafft hatten / daß nur noch sechs tausend e gesunder Leute zu ihren Diensten stunden. Darum hatte sie ihren Rath versamlet / in welchem sie beschlossen / sich insgesamt mit dem Oele / aus der Lampen des Gottes der Feld-Schlachten / Qviay Nirandel zu salben / e sich demselben zu befehlen / und die schadliche Batterie anzugreiffen / mit dem festen Vorsatz / entweder zu siegen oder zu sterben. Zum Obersten hatte sie ihren Vetter den Manica Votau erwehlet. Diesen Rathschlag empfunden wir in der That mehr als zu hefftig: Denn als wir auff vorige Nachricht uns der Sicherheit allzu sehr anvertrauten / ja / der Name des e Feindes iedweden verachtlich fiel / und dannenhero nicht allein die Wache ten ubel bestellet / sondern auch fast alle in der Ruhe begraben waren: so fiel erwehnter Manica mit den sechs tausend Mann / bey finsterer Nacht durch zwey Pforten auff erwehnte Batterie aus. Was nun hier vor eine Verwirrung war / das ist unmoe glich zu sagen. Es wurde zwar alsobald Lere men im gantzen Lager / und die verwirreten Hauffen nach Mogligkeit in der Finsterniß zusammen gezogen: Allein weil sich der Feind in 2. Theile getheilet / un¯ gleich auff das Koe nigl. Gezelt zueilete / so war die Verwire rung desto grosser / weil kein Hauptmann wuste / wo er seine Leute ane fuhren / oder wem er widerstehen solte. Der Chaumigrem selbst war in blossen Schlaf-Kleidern zu Pferde kommen / und schrie auff seine Leute / sich wohl zu verhalten / da man doch weder Feind noch Freund kante. Niemand sahe seinen Feind eher / biß er ihn fue hlte / und todt vor ihm e nieder sanck. Mit einem Wort / dieser Nachtliche Einfall war so erschrecklich / daß er an Grausamkeit vorigen Sturm zu ue bertreffen schien. Die Erde erbebete unter meinen Fue ssen / wegen des hefftigen Getue mmels so vieler tausend Mann und Pferde: Das Geschrey schallte biß in die finstern Wolcken hinein / und das Winseln und Wehklagen der Sterbenden / welche
10 sich insgesamt] sich C, E, F, G, H, I, J, K.
19 mit den] mit E, F, G, H, I, J, K.
1 angekommen] zu stehen gekommen K. 2 wagen] aufopfern K. 5 mehrern] mehe resten K. 6 umbrachte] todtete K. 7–8 vollend benehmen / insonderheit weil wir Kundschafft] benehmen, besonders weil wir Nachricht hatten K. 9 zu ihren Diensten stue nden] dienen koe nten K. 17 fiel] war K. 18 Ruhe begraben] Ruhe K. 19 fiel] wagte K. 20 aus] einen Ausfall K. 26 war] hatte sich K. 27 kommen] gesetzt K. 30 Einfall] Ausfall K. 30–31 erschrecklich] schrecklich K. 31 zu] weit zu K.
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so unvermuthlich fallen musten / durch drang dem / der es anhoe rte / Seel und Marck. Solches Entsetzen wurde nicht wenig vermehret / als das Elephanten-Lager in Brand gerieth / wodurch nicht allein die Elephanten das Feuer scheueten / und ausrissen / sondern auch die Unordnung um ein grosses vermehrten / indem sie mit erschrecklichem Gebrue lle herum raseten / und alles / was ihnen vorkam / mit ihren Rue sseln und Fue ssen zermalmeten und zertraten. Hier musten wir nun einen neuen Krieg mit den Elephanten anheben / und sie fae llen / wie man kunte. Dieser Brand aber e offnete uns allererst die Augen / indem wir den Feind schon auff der e grossen Batterie fleißig arbeiten sahen / welcher nicht allein die Stucken schon alle vernagelt hatte / sondern auch bereits selbe zu schleiffen begunte. Worauff sich alles zusammen zog / um den rasenden Feind abzutreiben: Allein sie stritten gesamter Hand so tapffer / ja gantz verzweiffelt / daß sie die Ankommenden der Unsrigen alsobald in die Flucht schlugen / und so lange die andern auffhielten / biß die Batterie in Grund niedergerissen / und alle Stue cke verderbet waren. Nach welcher Helden-That sie e sich fechtende zurucke / und wieder in die Stadt begaben / da sie doch nicht mehr als sieben hundert Mann verlohren hatten. Hingegen war unser Tyranne selbst mit einer Lantze in die Schulter verwundet / der oberste FeldHerr Xoram war geblieben / und mit ihm funfftzehen tausend Man¯. Ja was noch mehr / sie hatten acht hundert Bramaner und viertzig Elephanten gefangen mit in die Stadt genommen. Dieser Verlust schmertzte den Chaumigrem dermassen / daß er solchen kurtzum den Hauptleuten beymessen wolte / und alle diejenigen / welche damals die Wache gehabt hatten / in e zwey tausend Mann niederhauen ließ. Auff dieses Nacht-Stucke hielten sich e die Belagerten zehen gantzer Tage stille / und liessen uns Zeit / wohl zu bedencken / Was vor eine gefae hrliche Sache es um die Sicherheit im Kriege sey / wie man seinen Feind nicht verachten solle / und wie alle Macht und Gewalt seine umschrenckte Masse habe. Denn alle Verachtung bringt Sicherheit / Sicherheit e Gefahr / und diese den Tod. Ja die Verachtung des Feindes ist eine Vorlaufferin der Niederlage / welches wir vor dißmal mit unserm Blute bezeugen kunten. Wo e aber Gefahr von aussen / und Verratherey von innen blitzet / da muß auch die e e starckeste Festung ihre Thore eroffnen. Dieses empfand auch die tapffere Stadt
1 unvermuthlich] unmuthlich G, H, I, J. 20 mit ihm] mit C, E, F, G, H, I, J. 29 umschrenckte] unumschrenckte C, F, G, H, I, J, K. e 1 unvermuthlich] unvermuthet K. 8 anheben / und sie fallen] anfangen, und sie e todten K. 9 allererst] erst K. 11–12 selbe zu schleiffen begunte] dieselben weg zu e fuhren im Begrif war K. 13 stritten] stritten mit K. 13 ja gantz] und so K. 14 der] von den K. 17 begaben] zogen K. 17 doch nicht] nicht K. 23 kurtzum] Streich K. 24–25 in zwey tausend] zwey tausend K. 25 dieses Nacht-Stue cke] diesen e e nachtlichen Ausfall K. 30 eine Vorlaufferin der] ein Zeichen einer gewissen K. e 32 blitzet] eine Festung besturmt K.
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Prom. Denn es wurde die Festung so wohl zu Krieges- als Friedens-Zeiten von vier Hauptleuten regieret / deren einer ließ sich entweder die Furcht / oder sein Schelmisches Hertz bereden / daß er sich mit un serm Tyrannen in heimliche Handlung einließ / und versprach / die Stadt zu ue berliefern / wo e er in seinem Amte friedlich gelassen / niemand von den Seinigen beschae e diget / und uber das zu einem Stadthalter von Anseda / im Konigreich Pegu e gelegen / gemacht wurde. Welches ihm alles versprochen ward. Hingegen e e e machte dieser Bosewicht seine Verratherey werckstellig / und eroffnete drey Stunden nach Mitternacht die Pforten. Worauff der Tyranne solche Graue samkeit erwieß / wie er in dergleichen Fallen zu thun gewohnet war. Die Stadt wurde geschleiffet / die Inwohner ausgerottet / und niemand vere e schonet. Die Konigin mit ihrem minderjahrigen Printzen wurde gefangen / e e ihre Schatze geraubet / die Kirchen und andere herrliche Hauser auff den Grund niedergerissen / und was nur einige Tyranney bedeuten kunte / wurde nicht unterlassen. Ja alles geschahe mit solcher Grausamkeit / daß es ihm kein Mensch einbilden kan / er habe es denn mit seinen Augen / wie e ich / angesehen. Denn der Bluthund wolte wegen Verlust so vieler Volcker e fast vor Zorn zerbersten / und sich dannenhero durch Verubung solcher e Greuel rachen. Nach diesem blutigen Untergang der Stadt zog er im Triumph durch die auf seinen Befehl eroe ffnete Mauer. So bald er in des jungen Koe nigs Hof kam / ließ er sich als einen Koe nig von Prom kroe nen / und den jungen Printzen / welchen er des Reichs beraubet / so lange die Croe nung e e e wahrete / auf den Knien liegen. Dieser betrubte Printz hub seine Hande empor / als wolte er einen Gott anbeten / schlug auch offtmahlen sein Haupt zur Erden / und kue ssete dem Tyrannen die Fue sse / welcher ihn doch iederzeit verae chtlich zurue cke stieß. Hernach stieg er auf eine Schaubue hne / e von welcher man einen grossen Marckt ubersehen konte / und befahl / daß man alle kleine Kinder / so auf den Gassen hin und wieder in ihrem Blute lagen / zusammen tragen / auf Stue cken zerhacken / solches zarte Fleisch mit Reiß und Gras vermengen / und seinen Elephanten zur Speise vorwerffen solte. Ingleichen brachte man darnach auf den Schall der Trommeln und Trompeten mehr als hundert Pferde / die alle mit geviertheilten Mae nnern e und Weibern beladen waren / diese ließ er ebenmaßig klein hacken / und in 14 was nur] was B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. I, J, K.
29 zerhacken] zerhauen B, C, D, E, F, G, H,
2–4 deren einer ließ sich entweder die Furcht / oder sein Schelmisches Hertz bereden / daß er sich mit unserm Tyrannen in heimliche Handlung einließ] von denen einer sich entweder durch die Furcht, oder durch sein treuloses Herz ue berwinden ließ, daß er mit unseren Tyrannen eine heimliche Unterhandlung anstellte K. 5 friedlich gelassen] e gelassen K. 7 gelegen / gemacht] erhoben K. 7–8 Hingegen machte dieser Bosee e wicht] Dieser Bosewicht machte also K. 13 auff] bis auf K. 14 bedeuten] befordern e e K. 16 ihm] sich K. 18–19 Verubung solcher Greuel] Ausubung solcher Grausamkeiten K. 29 auf] und auf K.
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ein dazu gemachtes Feuer werffen. So hoe re demnach auf / du Mordkind der e
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Hollen / und laß ab / die Schand-Hande ferner im Blute zu waschen! Doch nein! ie mehr eine Bestie Menschen-Blut genossen / ie begieriger wird sie / dessen noch e mehr zu verschlingen! Dieses verdammte Mord-Aaß ließ auch die Konigin 395
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herbey bringen / welches eine Dame von sechs und dreißig Jahren / weisser und schoe ner Gestalt war / welche / wie ich mich berichten lassen / des Tyrannen Bruder Xeminbrun / als er nur noch Stadthalter gewesen / von e ihrem Herrn Vater / dem Konige von Ava / gleichwie Chaumigrem die e holdselige Higvanama / zur Ehe begehren durffen: Wie aber dazumahl der e Konig von Ava bey besserer Vernunfft gegen seine Kinder gewesen / also hat e er sie ihm auch abgeschlagen. Solche verjahrte Schmach nun seines Bruders / als auch seine eigene Korb-Schande an der Princeßin Higvanama zu e e rachen / ließ er / daß ich diesen Jammer mit fluchtigen Worten beschreibe / e e dieses schone Bild nackend ausziehen / durch die gantze Stadt fuhren / biß e aufs Blut geisseln / und endlich durch allerhand Marter erbarmlich hinrichten; was aber noch unerhoe rter war / so ließ er den jungen Printzen lebendig e an den entseelten Corper seiner Frau Mutter binden / mit Steinen beschweren / und also ins Wasser werffen. Den folgenden Tag beschloß er dieses Mord-Spiel durch Hinrichtung dreyhundert Edelleute / welche er an Pfae le binden / und gleichfalls in den Strohm werffen ließ. Dem Verrae ther hielt er zwar sein Wort / und bestae tigte ihn in der verlangten Stadthalterschafft / nahm ihn auch bey dem Auffbruch nach Pegu mit sich; als wir aber unterwegens in der Festung Meleytay angelanget / ließ er ihm den verrae therischen Kopff vor die Fue sse legen / welches wohl die einige lobwue rdige Verrichtung seines gantzen Lebens war; oder es lehrte ihm vielmehr die bekandte Regul: Die Verrae therey solle man lieben / und den Verrae ther e e hassen / hierinnen / wie man solche Vogel belohnen musse. Nach diesem e zog er in grossem Triumph wieder zurucke und in Pegu ein / welchen zu e beschreiben ich vor unnothig achte; ich aber erhielt endlich Erlaubniß / mich / nachdem meine Augen vor so vielen Blutvergiessen fast brechen wolten / hieher auf diese Landwohnung zu begeben / und solche blutige Begebenheiten biß ins Grab zu beweinen. Indessen habe ich die empfundene Wehmuth fast niemahls sonderlich erwehnet / angesehen keine Zunge noch Feder fae hig ist / solchen Jammer / welchen ich innerlich er14 nackend ausziehen] ausziehen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. E, F, G, H, I, J, K.
26 Regul] Regel B, C, D,
e e 3–4 ie begieriger wird sie / dessen noch mehr zu 2 Schand-Hande] Mordhande K. e verschlingen! Dieses verdammte Mord-Aaß] desto mehr durstet sie darnach! Dieser vere dammte Mordgeist K. 5 bringen] fuhren K. 9 begehren due rffen] haben wollte K. e 10 bey besserer Vernunfft] vernunftiger K. 11 nun seines] seines K. e e 24–25 lobwurdige Verrichtung] lobenswurdige That K. 27 hierinnen] hieran K. e 28 zurucke] ab K.
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dulden mue ssen / auch nur im geringsten auszudrue cken. Solte ich nun hierbey etwas vergessen / oder mein Herr Abaxar wegen der Princeßin etwas ersprießliches zu erinnern haben / so werde ich mich nicht allein gerne weisen lassen / sondern auch mit innigstem Seelen-Verlangen einige ere e wundschte Nachricht von unserer Englischen Princeßin anhoren. Solches nun zu beantworten / nahm Abaxar folgender Gestalt auf sich: Mein Herr Talemon! Ich / nebst diesen werthen Frembdlingen / erkennen uns e verpflichtet / vor die sonderbare Muhwaltung / die er in trauriger Erzehlung dieser blutigen Begebenheiten angewendet / indessen erkenne ich die sonder- und wune derbaren Gerichte der strengen Gottheit sattsam / in Untergang des Konigreichs e e Prom. Ich beseuffze der Konigin Tod / und beweine des Printzen Fall: Die Gotter e werden es kunfftig zu schicken wissen / daß dieses uhralte Stamm-Reich wieder e durch einen rechtmaßigen Thron-Besitzer dermahleinst beherrschet werde. Was e aber die Princeßin von Pegu anbelanget / welche ich freylich zu erwurgen grausamen Befehl empfieng / so wil ich aus heimlicher Hochachtung des werthen Printzen von Ava diese erfreuliche Nachricht ertheilen / in zuversichtlicher Hoffnung / es werde dieses mein Vorbringen in dero Hertzen begraben seyn / viel e weniger deßwegen durch sie mir eine todtliche Ungelegenheit zugezogen werden. So bald / sage ich / als ich den Befehl vernommen / wie bereits Talemon e e erzehlet / verfugte ich mich sofort mit entblostem Sebel / durch einen blutigen e Streich die holde Seele von der mir annoch unbekandten schonen Wohnung zu trennen. Aber / ach Himmel! indem ich meine Faust zum Schlage auffhub / sahe mich dieses Eng lische Bild mit einem so anmuthigen und beweglichen Blicke an / e daß ich / gleichsam vom Blitze geruhrt / erstarret / und mit auffgehabener Hand e vor ihr stehen blieb. Ihre durchdringende Schonheit und die benetzten RosenWangen verwundeten mich weit mehr / als ich ihr zu thun gedachte: und ich ließ e mich alsobald durch meine Gedancken uberreden / auch durch meinen Tod ihr Leben zu erhalten. Was solte ich hierbey thun? Kaum kunte Abaxar diese e
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Worte endigen / so erhub sich in dem Schlosse ein ungemeines Getummel / welches unsere redende Gesellschafft nicht wenig erschreckte. Dannenhero Scandor sich so fort aus dem Zimmer begab / dessen Ursache zu erforschen. Worauff er alsobald mit der leidigen Nachricht zurue cke kam: Es sey das 32 leidigen] ledigen G, H, I, J. e
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8 sonderbare Muhwaltung / die er in trauriger] sonderbare Bemuhung, die sie bey dieser traurigen K. 9 Begebenheiten angewendet] Begebenheiten K. 9 sonder- und] ue bere nommenen K. 11 Fall] schandliches Ende K. 13 Thron-Besitzer] Thronfolger K. 14 anbelanget] anlanget K. 14–15 grausamen] den grausamen K. 18–19 eine toe dtliche Ungelegenheit zugezogen werden. So bald / sage ich / als ich den Befehl vere e nommen] ein todtlicher Haß zugezogen werden konne. So bald, als ich den Befehl erhielt K. 20 Sebel] Sebel dahin K. 25 durchdringende] reizende K. 26–27 ließ mich alsobald durch meine Gedancken ue berreden] faßte also bald die Entschliessung K. 30–31 Dannenhero Scandor sich so fort aus dem Zimmer begab] Scandor begab sich so fort aus dem Zimmer K. 32 leidigen Nachricht] Nachricht K.
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gantze Schloß mit Soldaten umsetzet / ohne daß man wue ste / was ihr Bee gehren ware. Der Printz / nicht anders meynende / denn es sey auf ihn e gemuntzt / und dem Chaumigrem verrathen worden / sprang aus dem e Bette / warff seinen Japanischen Rock um sich / und gurtete seinen Sebel mit diesen Worten um sich: So soll der Bluthund nimmermehr die Seele des 399
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lebendigen Printzen von Ava in seine Gewalt bekommen / und dieser Sebel soll mir einen blutigen Tod von meinen Feinden erzwin gen. Welche unbedachte
Worte dem Abaxar die Augen eroe ffneten / daß er den Printzen sehen und erkennen kunte / dannenhero er ihn also anredete: Durchlauchtigster Printz / ich bitte mit kurtzem um Vergebung / wegen unterlassener Ehrerbietigkeit gegen dero hohe Person / worinnen mich meine Unwissenheit entschuldigen wird. Ine e zwischen schwere ich bey allen Gottern / daß ich mich eher in Stucken zerreissen / e als ein Haar von dero Haupte krummen lassen wil. Was nun ihre Foderung sey / wil e ich personlich vernehmen. Nach welchen Worten er das Zimmer verließ / und
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e sich herunter zu den Soldaten verfugte. So bald er sich aber denselben e genahert hatte / trat ein Hauptmann hinzu / und foderte den Sebel von e e ihm / im Namen des Kaysers / bey dessen Uberlieferung der ungluckselige e Abaxar in Ketten und Fesseln geschlossen / und also nach Pegu gefuhret ward. Weil nun Talemon von erwehntem Hauptmann versichert wurde / er hae tte keinen ferneren Befehl / etwas von ihm zu fodern! als legte sich zwar das Schrecken bey allen / das Mitleiden aber mit dem Abaxar wurde so e wohl bey dem Printzen als samtlichen hefftig hiedurch erwecket: Noch mehr wurde in dem Printzen ein grosses Verlangen / die Ursache erwehnter Gefangenschafft zu wissen / entzue ndet: Und wie er sich durch letztere unausgefue hrte Erzehlung des Abaxars nicht wenig getroe stet befand / also bildete er sich nunmehr feste ein seine geliebte Princeßin sey noch im Leben. Warum aber Abaxar so unvermuthet die Fessel kue ssen mue ssen / solches e soll hernach weitlaufftig entdecket werden: inzwischen wenden wir uns zu e der verliebten Lorangy / und dem geangsteten Printzen. Die Sonne begunte bereits ein Theil ihrer Strahlen in die See zu verbergen / als die Gluth der Lorangy erst rechte Flammen fieng / welche durch Herannae herung der e Zeit / in welcher sie den erwunschten Ausgang ihrer Liebe verhoffte / ungemein vermehret wurden. Die alte Hassana hatte bereits zwey Pfaffen in ihrer Kammer verborgen / und Lorangy kunte kaum die Stunde erwarten / in welcher sie den Fuß in das Lager ihres geliebten Fremdlings setzen solte. Jedwede Minute dauchte ihr ein Monat zu seyn / und alle Augenblick sahe e sie durchs Fenster / wenn die Nacht / als eine Schutz-Gottin der Verliebe e ten / anbrechen wurde. Der Printz qvalte sich indessen mit Furcht und
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2 denn] als K. 9 kunte] konnte K. 24 entzundet] erweckt K. 26 im] am K. e 29 entdecket] erzehlet K. 30 begunte] fieng an K. 37 dauchte] dunkte K.
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Hoffnung auffs ae usserste / mit Furcht / wie sein Anschlag mit Lorangy e ablauffen / mit Hoffnung / daß des Abaxars Gefangniß etwas gutes bedeue ten wurde. Wegen dieses wuste ihm Talemon sattsamen Trost einzusprechen / wegen jenes aber war Scandor so behertzt / daß er dem Printzen auff hundert Arten einen Muth machte / und ihn versicherte / es solte nach eigenem Verlangen ablauffen. Indessen daß sich der Printz mit Talemon e unterredete / verfugte sich Scandor nach dem Frauenzimmer / zu sehen / ob e e er von ihren fernern Anschlagen nichts erfahren konte. Hier war nun Scane dor ein hochst angenehmer Gast / Lorangy wuste ihn seines Herrn wegen dergestalt zu liebkosen / daß er sich im Ernst bestrickt fand / und sich e heimlich vor gluckselig achtete / wenn er ein Besitzer dieser Freundligkeit e e seyn konte. Endlich war nun das bißher verhaßte Tages-Liecht gantzlich verschwunden / und die Finsterniß versprach gnugsame Sicherheit zu ihe rem Anschlage. Weil nun die listige Hassana besorgete / Scandor durffte / weil er nechst an des Printzen Zimmer lag / allzu sachte schlaffen / und dahero einige Verhinderung verursachen / so muste Lorangy den besten e und starckesten Wein in geheim hervor langen / und solchen dem Scandor e e vorsetzen / in Meynung / er wurde durch dessen hauffige Geniessung in e e desto starckern Schlaf versencket werden. Da sich denn Lorangy erkuhnte / seines Herrn Gesundheit ihm fleißig zuzutrincken / und ob sie sich zwar allezeit die Helffte verschonte / so schien es doch / als ob sie sich vorgenommen / den Wein um guten Muth zu bevorstehendem Wercke anzusprechen. e Wie nun der Wein ein sonderbarer Liebes-Balsam ist / also verspurte man e hier auch nicht wenig dessen starcke Wurckung; indem Scandor sich dere e massen entzundet befand / daß er fast die Trunckenheit seine Zunge ubermeistern lassen / biß er endlich an den Printzen gedachte / und sich nach e dessen Zimmer verfugte. Dieser erschrack nicht wenig / als er den Scandor daumeln sahe / und sich dahero einen ue blen Ausgang wahrsagte / als er e aber vernommen / wer ihn so fleißig zum Truncke ermahnet hatte / merckete er bald ihre Arglistigkeit. Unterdessen hielt er den trunckenen Scandor noch eine gantze Stunde auff / in Meynung / ihm durch die Zeit ein wenig den Rausch zu vermindern / welches auch nicht vergebens war / und kam Scandor ziemlich wieder zu sich selbsten; Worauff ihn der Printz mit bekue mmerten Hertzen verließ / und ihn beweglich ermahnete / bey Vermeidung ewiger Ungnade / die Sache nicht zu verderben / noch durch Une vorsichtigkeit einen ublen Ausgang zu verursachen. Welches Scandor feste e angelobete / und sich sehr vergnugt stellete. Die lauschende Lorangy hatte e den Printzen kaum des Scandors Gemach betreten horen / und das ausgee loschte Liecht in dem Zimmer bemercket / so lieff sie mit vollen Freuden-
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3 sattsamen] krafigen K. 17 langen] bringen K. 18 hauffige Geniessung] haufigen Genuß K. 22 anzusprechen] anzurufen K. 28 wahrsagte] vermuthete K.
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Sprue ngen nach der Frau Kuppel-Mutter / welche sie entkleidete / und wie e e e eine Braut / welche ihrem Brautigam zu erster Ent bluhmung soll zugefuhret werden / gantz weiß anzog. Inmittelst schickte sich der nunmehr recht e verliebte Scandor voller sussen Hoffnung und angenehmer Gedancken / auch zur Ruhe / machte sein Lager zu rechte / und weil er solches zum Hae upten etwas zu niedrig befand / legte er des Printzen Japanischen Rock e unter den Kopff / leschte die Lampe aus / und legte sich in der Gotter Namen nieder / denen er / iedoch mit schwacher Stimme / folgendes Nacht-Liedgen opfferte:
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1. HIer koe mt Scandor / der Goe tter Affenspiel / Und leget sich nieder: Der jenen Tag ins tieffe Wasser fiel / Der singet ietzt Lieder / Und preiset der Goe tter verborgene Macht / Daß sie ihn an den weichen Ort gebracht. 2. Hier liegt Scandor / doch nicht mehr in der Fluth / e Und traget Verlangen / Daß jenes Kind / zu stillen seine Glut / Bald komme gegangen. Es zappelt das Hertze des Leibes an mir / Und wue nschet stets: Ach wae r ich bald bey dir. 3. Hier ruht Scandor / und weiß von keiner Ruh / e e Ihn qvalet das Platzgen. e So bald er druckt die matten Augen zu / So kue ßt er sein Schae tzgen. e Wenn aber das Schlaffen die Augen verlaßt / So find ich nichts / als nur ein leeres Nest.
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4. Hier weint Scandor um seine Jungferschafft / Mit lachendem Munde. Er opffert dir der Jugend erste Krafft / Nach heiligem Bunde / e
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2 Entbluhmung] Entbluhung F, G, H, I, J, K. J, K.
6 zu niedrig] niedrig C, D, E, F, G, H, I,
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Er sorget und zweiffelt / und wue nschet dabey: Daß / gleich wie er / Lorangy Jungfer sey.
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5. Hier singt Scandor / und rufft die Goe tter an / Doch seiner zu schonen / Daß er der Last nicht werde zugethan / Unsichtbarer Cronen. e Er hat ja das Naschen sein Tage verhohnt / e Darum so bleibt er billich ungekront. 6. Doch fleht Scandor: wo ich ja sonder Schuld / Den Orden soll mehren / e So gebt mir doch / ihr Gotter nur Gedult / Auch andre zu lehren: Daß ietzo die Hue lffe der Ehlichen Mue h Genennet wird: Es sey Galanterie. 7. Nun rufft Scandor! Lorangy komm / mein Schatz! Und laß dich betrue gen. Ich mache dir im Hertz und Lager Platz / Mich an dich zu schmiegen. e So wird / man / wirst du mich nicht heinte verschmahn / In Jahres-Frist / drey junge Narren sehn. Worue ber endlich Scandor mit einem tieffen Seufftzer einschlieff. Der Printz e horte dieses mit inniglichen Lachen / und wartete mit Verlangen / wenn Lorangy kommen / und wie sie ihre Sachen angreiffen wue rde / da er unterdessen keinen Schlaff in seine Augen kommen ließ. Diese kam erst nach Verfliessung einer Stunde in ihrem weissen Nacht-Habit / eroe ffnete die e e Thur in aller Stille / und stellete sich zu den Fussen des schlaffenden Scandors / welcher seine sanffte Ruhe durch ein hefftiges Schnarchen zu verstehen gab. Wie nun eine hefftige Liebe von steter Ungedult begleitet e wird / also begehrte sie nicht sein Auffwachen zu erwarten / sondern fuhlte mit der Hand nach dessen Kopffe / um ihn durch einen Kuß zu ermuntern. e Als er aber durch solches Beruhren erwachte / und der Wein den Wirbel 14 andre] andere B, D; andern E, F, G, H, I, J, K. C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
31 steter] bestandiger K.
24 einschieff Df. in A] einschlieff B,
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noch nicht allerdings verlassen hatte / kunte er sich in der Eyl nicht ente e sinnen / wo er ware / oder wo er lage? Und als er die weisse Gestalt der Lorangy vor sich sahe / auch sich zugleich die Heffte der Spangen von dem zum Haupte ge legten Japanischen Rocke in seinen Haaren dermassen feste verwickelt hatten / daß / wenn er sich auffrichten wolte / ihn die Schwere des Rockes wieder nieder zog; so meynte er nicht anders / er sey mit Gespensten umgeben / und der Teuffel habe ihn schon beym Kopffe. In welcher Meynung er sich nicht wenig bestae rcket fand / als er besanne / wie er e sich nicht so gar auff guten Wegen befande. Dahero er durch ein starckes Schreyen sein Schrecken dermassen bezeugete / daß ihn die ebenfalls erschrockene Lorangy kaum befriedigen kunte. In was vor Angst nun der Printz hierdurch gesetzet ward / ist unschwer zu vermuthen: Angesehen der unbesonnene Scandor gar leicht das gantze Wesen verderben / und sich e e selbst bey der Lorangy hatte verrathen konnen. Die verwirrete Lorangy aber fiel ihm endlich umb den Halß / hielt ihm den schreyenden Mund mit beyden Hae nden zu / und verhinderte hiedurch selbst die benoe thigte Erkae nte ligkeit / biß endlich Scandor wieder zu sich selbsten kam / und uber sein Erschrecken erschrack / auch sich so fort faßte / und seine geliebte Lorangy in aller Stille umarmete. Diese ersuchte ihn bald anfangs wegen vorgeschue tzter Nacht-Kae lte um einen kleinen Raum in dessen Lager / welches Scandor abermals in moe glichster Stille zuließ / auch / so er gleich zu reden e gezwungen ward / solches gantz sachte verrichtete / daß un moglich ein Unterscheid der Stimme kunte bemercket werden. Mit einem Worte / Scandor bemue hete sich ae usserst / den vorigen Fehler einzubringen / indem er auch nicht unterließ / die Haare / welche ziemlich von dem Printzen unterschieden waren / unter eine Schlaff-Mue tze zu zwingen / und also durch e e Hulffe der Dunckelheit sich in allem dem Printzen gleichformig zu machen. Kaum hatte er dieses verrichtet / und sich wiederum nach Beqvemligkeit gelagert / so eroe ffnete sich die Thue re / durch welche die alte Hassana zu erst mit einer blinden Leuchte hinein trat / hinter ihr folgeten zwey Pfaffen / und nach diesen schlossen zwey gewaffnete Kerlen mit blossen Schwerdtern in der Hand den Reihen / welche die Thue re hinter sich zue machten. Scandor sahe dieses alles mit zitterndem Hertzen an / und wunschete sich weit darvon / denn er vermeynte / wo er sich den Priestern e e zeigen solte / so wurde es sonder Zweiffel uber die unrechte Person ausgee hen. Lorangy aber / als sie dessen Furcht merckete / trostete ihn auff das 7 und] oder E, F, G, H, I, J, K. 3 Heffte] Helfte K. 5 verwickelt] gewickelt K. 8 besanne] bedachte K. 10 bezeugete] bezeigete K. 12 unschwer zu vermuthen] fast nicht zu glauben K. 13 das gantze Wesen] den ganzen Streich K. 17–18 sein Erschrecken] seine unbesonnene Furcht K. 22 sachte] leise K. 24 einzubringen] zu verbessern K. 26 eine] seine K.
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anmuthigste / mit angehengter Nachricht / daß / wo er nur in der Fr. Mute ter Begehren / und in ihre Liebe willigen wurde / er ausser aller Gefahr sey. Der besorgte Scandor steckte den Kopff unter die Ober-Decke / und versicherte mit leiser Stimme die Lorangy / er sehe wol den Ausgang der Sachen / und wae re er zu allem erboe thig und bereit / er bae te um der Goe tter willen / ihm nicht mit der Leuchte zu nahen / noch ihn zu einiger sichtlie chen Vorstellung zu veranlassen / indem er sonst vor Scham sterben muste / e ja er wurde das Gewehren dieser ersten Bitte vor ein unfehlbares Zeichen e ihrer Liebe erkennen. Als nun die Lorangy sahe / daß er befurchteter mase sen sich ihrer Liebe nicht hefftiger widersetzte / so war sie hieruber ungee mein vergnugt / versprach ihm solches mit einem Kuß / und erwartete der e Frau Mutter Annaherung mit Verlangen / welche sich mit der Leuchte vor e e das Bette begab / und solche eroffnet hatte / wenn nicht die Lorangy durch e stetes Bedeuten gewincket hatte / daß die Sache nach Wunsch lieffe / und e man bey dieser dunckeln Zusammenkunfft keines Liechtes benothiget e ware. Hassana setzte zwar endlich die Leuchte beyseite / iedennoch trat sie mit einer angemasten Ernsthaftigkeit und Unwissenheit vor das Bette zu e ihren Fussen / und sagte: Siehe da / du schoe nes Paar / lasset ihr euch hier als die
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Kinder der Finsterniß betreten / und darff sich so ein Fremdling erkuhnen / mein Hauß zu entehren? Ist dieses der Danck vor bißher erwiesene Wolthat und Bee e herbergung? Und du lusterne Seele / Lorangy / stehet das einem Fraulein wohl an / sich bey Nachtzeit zu fremden Manns-Bildern zu legen / und dir und uns allen e einen solchen Schandfleck in unser Geschlecht zu machen? Pfuy! schamet euch e e beyderseits in eure Hertzen! Ihr hattet verdienet / daß ich euch anietzo erwurgen / und zu einem Schauspiel morgen zu dem Fenster heraus hencken liesse / ja ich e e hatte Ursache / wunderlich mit euch zu verfahren / wen¯ ich den Eyffer uber die Vernunfft herrschen liesse: In Betrachtung aber eurer zarten Jugend / welche sich e e die Wollust wie ein weiches Wachs leicht einpragen lasset / und der Leitung ihrer hitzigen Begierden blind hin folget / wie auch der starcken Liebe / welche iederzeit e eine Schwachheit des Gemuthes / und ein Fehler der Jugend gewesen ist; so trage e ich vielmehr ein sonderbares Mitleiden mit euch / und bin anietzo bemuhet / nicht allein vor Schimpff und Schande euch zu bewahren / sondern auch den Anfang eurer Liebe durch Priesterliche Hand zu vollziehen / und euch auff ewig zu vere e binden. Werdet ihr solche meine Mutterliche Vorsorge mit gebuhrendem Danck e erkennen / euren Willen ohne einige Ausflucht dem meinigen gleichformig machen / und augenblicks den Schandfleck eurer Ehre durch die geistl. Hand abe waschen lassen / so solt ihr mehr als mutterliche Gnade ge niessen / und eurer Wolfarth kein Ende sehen. Solte aber dieses Sonnen-helle Verbrechen etwan mit e e einiger Beschonigung oder Ausflucht zu bemanteln gesuchet / oder auch meinen e
6–7 einiger sichtlichen] einer sichtbaren K. 8 das Gewehren] die Erfullung K. e 9–10 befurchteter massen sich] sich K. 23 unser Geschlecht zu machen] unserm e Geschlecht anzuhangen K. 29 blind hin] blindlings K. 36 augenblicks] Augenblicklich K. 38 Sonnen-helle] offenbare K.
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festen und wolgemeynten Entschluß im geringsten widersprochen werden / so schwere ich bey allen Furien / diese Schande soll mit eurem Blute durch diese e Schwerdter getilget und gebusset seyn. Auff welche Worte sich zu iedweder
Seite des Bettes ein Pfaffe / und einer mit einem blossen Schwerdte begab / die Hassana aber fuhr in ihrer Rede fort / und fragte gleichsam die Lorangy zu erst um ihre Bewilligung. Lorangy / sagte sie / mein iederzeit liebgewesenes und gehorsames Kind! entdecke mir ungescheuet / ob du es gestehest / daß du e e e dich die Liebe bethoren / und zu dieser nachtlichen und verdachtigen Zusammene kunfft hast verleiten lassen: Und ob du dich bey mir wieder auszusohnen ente e schlossen seyst / durch ein rechtmaßiges Ehe-Verbundniß deine Ehre zu retten? Ja / von Hertzen / antwortete Lorangy. Hierauff wendete sie sich zu dem
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Scandor / welcher sich verstelleter Weise aus Furcht vor den blossen Schwerdtern fast gantz unter die Ober-Decke verborgen hatte / damit ja e kein Zeichen einiges Verdachts mochte erblicket werden / und re dete ihn gleichfalls an: Noch zur Zeit / werther Fremdling! erkennet ihr gleichfalls euer
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Verbrechen / und die gegen dieses Hauß erwiesene Undanckbarkeit. Wollet ihr e aber auch dieses Laster ersetzen / euch der Ehre unserer beruhmten Freundschafft e theilhafftig / und dieses mein liebstes Kind durch Priesterliche Hand verbundlich machen / so soll alles in Vergessen gestellet / und eure Bewilligung durch ein deutliches Jawort von euch erwartet seyn. Welches Scandor mit einem leisen Ja
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beantwortete / und zwar so leise / daß gleichsam Lorangy der Wiederschall e seyn / es unter dem Bette hervor holen / und der Mutter vollig entdecken e e muste. Auff diese gewunschte Erklarung hieß sie die Bewaffneten einen Abtritt nehmen / sie aber setzte sich auff einen Stul / und weil sie sonder Zweiffel zuvor auff glue cklichen Fortgang dieser Heyrath allzu viel Bescheid gethan / so gab sie das ue brige durch die Ober-Pforte ihrer Weiblichen Beredtsamkeit in ziemlicher Menge wieder von sich / angesehen sie ohne dieß eine ziemliche Liebhaberin ue briges Trunckes war. Die Pfaffen / welche gleichfalls ihre nasse Freygebigkeit mochten genossen haben / daumelten e hin und wieder / also / daß Scandor von diesen wol ware unerkennet blieben / wenn er nicht ein scharffes Auge von der Lorangy befue rch tet hae tte. Weil aber auch diese vor Liebe blind zu seyn schiene / so hatte er desto e e weniger Sorge wegen seiner Erkantniß vonnothen. Inmittelst befahl die erleichterte Fr. Mutter denen Pfaffen ihr Amt zu verrichten / und sich nichts verhindern zu lassen. Welches sie auch so fort bewerckstelligten / und mitten in dem Zimmer ein kleines Feuer zubereiteten / welches Homam e genennet / und vom Holtze des Baums Ravvasitton angezundet wird. Dieses
12 vor den] der C, E, F, G. 14 einiges] eines C, E, F, G, H, I, J, K. 19 Vergessen] vergessenheit E, F, G, H, I, J, K. 26 Ober-Pforte] quer-pforte C, D, E, F, G. 19 gestellet] kommen K. 20 seyn] werden K. mochte genommen haben K.
25–26 Bescheid gethan] zu sich
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Feuer ist ein Zeuge der Ehe / ue ber welches die Pfaffen einige Gebete sprae che¯. Hernach nahm iedweder Bramin oder Pfaffe drey Hande voll Reiß / und gaben sie dem Scandor und der Lorangy / welche solchen einander auff ihre Hae upter werffen musten / welches denn dem Scandor trefflich ungee legen war / weil er sich vor dem Wiederschein des angezundeten Feuers / e e als vor einem Verrather / furchtete. Nach dieser Verrichtung musten sie die e Fusse aus dem Bette strecken / und solche von dem Pfaffen waschen lassen / worzu Hassana / als der Braut Mutter / Wasser auffgoß. Hierauff nahm Hassana der Lorangy Hand / und legte sie dem Scandor in seine Hand / mit diesen Worten: Ich habe weiter nichts mehr mit dir zu thun / und ue bergebe sie e e euch. Worauff beyde Hande von einem Pfaffen durch ein Schnurgen / e woran ein guldenes Haupt eines Abgottes war / welches Ta li genennet wird / zusammen gebunden wurde. Dieses Tali oder Schnue rgen nun machet / so bald der Knoten zu ist / das Band der Ehe feste / und ausser diesem e e Tali ist die Ehe unkrafftig. Als hierauff noch einiger Segen und Glucke wundsch uber beyderseits neue Eheleute gesprochen worden / leschten sie das Feuer wieder aus / und verliessen diese beyde in einsamer Finsterniß / e welche wir auch in ihrer Folgerung ein Weilgen nicht verstohren wollen. Hassana vermeynte nun durch ihre Klugheit den Krantz von allen listigen Weibern darvon zu tragen / und bildete sich ein / als ob sie einen grossen Fisch gefangen hae tte / begab sich in solcher Einbildung zu Bette / und erwartete mit halb-schlaffenden Augen des anbrechenden Morgens. e Der Printz aber / welcher iedes Wort deutlich vernehmen konnen / dane e ckete den Gottern innigst / daß sie diese Gefahr so gnadig abgewendet / und e e diese listige Verstellung mit erwunschtem Fortgange beseliget hatten: Bat e auch zugleich um einen glucklichen Ausgang der Sache / und legte sich auff e des Scandors Lager zur Ruhe. Kaum hatte die Morgenrothe den Auffgang e der Sonnen verkundiget / so verließ Hassana ihr Lager / weckte ihren Liebsten / wie auch die entschlaffenen Pfaffen und andere / so viel ihrer in dem Schlosse waren / auff / und foderte sie in ein Zimmer zusammen / welche wegen grossen Verlangens / ihr Vorhaben zu erfahren / willigst erschienen. Hier entdeckte sie nun dem Talemon und andern ihre nae chtliche Verrichtung mit sonderbaren Worten: Liebster Eh-Schatz / sagte sie / sae mtliche Ane
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wesende! Daß der beste Kern hochster Weißheit nicht allzeit bey klugen Mane nern / sondern vielmehr in dem Gehirne vernunfftiger Weiber beruhe / solches e muß ich / sonder Ruhm / durch meine eigene Person beweisen. Ich entrothe mich e e nicht zu sagen / daß / wo hundert Manner nicht zu rathen vermogen / da sey eine
4 trefflich] sehr K. 20–21 einen grossen Fisch gefangen] den großen Printzen gefese selt K. 22 des anbrechenden Morgens] den anbrechenden Morgen K. 23 konnen] e e konnte K. 25 beseliget] begluckt K. 33 Eh-Schatz] Gemahl K. 33 samtliche] e e hochzuehrende K. 34 der beste Kern hochster] die hochste K. 35 dem Gehirne] den e e e Kopfen K. 35 beruhe] zu suchen K. 36 beweisen] bestatigen K. 36 entrothe] scheue K. 37 nicht] nichts K. 37 sey] ist K.
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witzige Frau klug genug / ihren Zweiffel durch ersprießlichen Beyrath und Ane schlag sattsam auffzulosen. Diesem nach muß ich euch nur klagen / wie sich unsere Lorangy / welche sonst iederzeit ein Spiegel der Keuschheit / und ein Ebenbild meiner Tugend gewesen / gleichwol sich auf das Eyß der Liebe gewaget / und darauff nicht wenig geglitten / nemlich / sie hat sich die annehmliche Gestalt unsers fremden Gastes dermassen gefallen lassen / daß sie sich nicht gescheuet / e hinter mein Wissen und Willen ihre Liebe demselben bey nachtlicher Weile zu offenbaren / und ihn auff seinem Lager heunte zu besuchen. Daß nun diese Zusammenkunfft ohne einigen Nach theil ihrer Ehren solte abgelauffen seyn / e solches wird kein Verstandiger / geschweige dieser / welcher die Macht der Liebe empfunden / davor halten. Was war nun hierbey zu thun? Ein hitziger Mannse Kopff wurde alsobald mit Eisen und Stahl solche heimliche Liebe bestrafft haben / e weil er in Eyl kein ander Mittel / die Ehre seines Hauses zu retten / wurde gewust e haben. Was that aber die kluge Hassana? Sie nahm den von den Gottern verliee henen Verstand zusammen / schickte bald nach diesen zwey Ehrwurdigen Brae minen / und begab sich in aller Stille / nebst gegenwartigen zwey Hausknechte¯ / e welche mit blossen Schwerdtern benothigte Furcht einjagen musten / nach dem e Schlaff-Zimmer. Hier fanden wir nun das liebe Paar in eingebildeter Vergnugung gar sanffte ruhen / und weil sie sich dermassen betreten sahen / so fleheten sie e mich um Gnade an / und ubergaben alles meinem Willen. Wie nun dieser Ehrene Verlust nicht anders denn durch eheliches Verbundniß kunte ersetzet werden / als ließ ich sie so fort durch das heilige Tali binden / und sie alsdenn als rechte Ehleute das Recht der Liebe vollziehen. Daß auch diesem also sey / und es auff begebene den Fall an nothigen Zeugen dieser Heyrath nicht ermangele / so werden nicht e allein gegenwartige Braminen und Haußknechte / als lebendige Zeugen sich iederzeit erkennen: sondern ihr werdet euch allerseits belieben lassen / mir zu folgen / und die Warheit meiner Worte aus dem Augenschein erkennen. Talemon
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wuste nicht / ob er wachte oder schlieffe / oder ob seine Frau gar mit einiger Zauberey umgienge. Wie? sagte er bey sich selbst / solte sich der so tugende
haffte Printz so schandlich vergangen haben? oder ist er gar durch einige Gewalt beleidiget und gezwungen worden / welches mir doch seine bekandte Hertzhafftigkeit und ungezwungene Großmuth gewaltig widerspricht. Solches nun desto
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gewisser in Erfahrung zu ziehen / so verfugte er sich mit seiner Frauen und e samtlichen Anwesenden nach des Printzen Zimmer / in welches sie unverhindert hinein traten. Wie Scandorn damals mochte zu Muthe seyn / als er e solte erkant werden / solches ist nicht wohl furzustellen / als wer etwan auff 5 geglitten] gelitten B, D. 1 ersprießlichen Beyrath und] einen heilsamen K. 3 Spiegel] Beyspiel K. 7 hinter] e e e ohne K. 7 nachtlicher Weile] Nacht K. 12 Eisen und Stahl] Schlagen und Gefange e e niß K. 18 in eingebildeter Vergnugung] bey dem zartlichsten Vergnugen K. e 19 dermassen betreten] uberrascht K. 23–24 begebenden] den K. 36 ist nicht wohl e furzustellen] kann man sich nicht wohl vorstellen K.
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fast gleiche Arth iemals ertappet worden. Weil aber die verhangenen Fenster den Einbruch des Morgen-Liechts noch ziemlich verhinderten / so wurde er nicht alsobald erkennet. Guten Morgen / hub die alte Hassana an / e
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was hat dem Herrn Sohne getraumet? vielleicht vom Kriege. Wie ist aber derselbe abgelauffen? und welchem Theile soll man den Sieg zuschreiben. Wertheste Frau e e Mutter / erkuhnete sich endlich Scandor zu antworten / ich bin uberwunden / e e theils durch Vergnugung: theils durch allzu grosse Gutigkeit derselben / daß sie e e mich eines so angenehmen Gluckes haben wollen fahig / und mich hiervor ewig e verpflichtet machen. Weil nun ihr die Stimme etwas veranderlich vorkam / e
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als befahl sie / die Fenster zu eroffnen / wodurch den¯ der neue Brautigam von allen vor den Scandor erkennet und angesehen wurde. Hier lag nun der ehrliche Scandor / und wendete sich mit verliebten Augen nach seiner vertrauten Lorangy / welche aber vor grossem Erschrecken / so bald sie ihn recht angeschauet / in blossem Hemde aus dem Bette sprang / und sich e hinter einige Tapeten versteckete. Hassana ward dermassen besturtzt / daß sie sich ohn einiges Wortsprechen auff den Stul / vor welchem noch ihre e Gegenwart zu verspuren war / niedersetzte / und eine geraume Zeit mit starren Augen sitzen blieb. Talemon begab sich zu dem Scandor / und setzte e ihn zur Rede / was ihn bewogen hatte / ein solches nachtheiliges Gauckelspiel anzufangen: Dieser entdeckte ihm hierauff heimlich die gantze Sache / vom Anfange biß zum Ende / wodurch er gantz begue tiget ward / und sich zu seiner Frauen mit diesen Worten wendete: Ist dieses nun der treffliche e
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Beweiß Weiblicher Klugheit? und sind dieses die Fruchte deines uberklugen Anschlages / daß du dich mit sehenden Augen verblenden lassen. Von dieser Weiße heit halte ich nicht viel / besondern ich wurde dich vor viel gescheider achten / e wenn du zu geschehenen Sachen das beste reden / und dich kluglich begreiffen e e wurdest / daß nichts von den Gottern ohngefehr geschehe. Zudem ist auch dieser e Mensch unserer Pflege-Tochter wol wurdig / als welcher ihr am Geschlechte und e Stande nichts nachgiebet / am Vermogen aber weit vorgehet. So fasse dich deme e e nach / und gonne ihm sein Glucke / welches du ihm selbst zugefuhret / und er mit Danck erkennet. Inmittelst hatte sich Scandor unvermercket in des Printzen
Japanischen Rock geworffen / also / daß er bekleidet auffstehen kunte / dannenhero er sich so fort nach der Hassana wendete / und vor ihr auff die Knie mit folgenden Worten fiel: Wertheste Frau Mutter! wo iemals ein gehore
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samster Sohn von einer gutigen Mutter was erlangen konnen / so bitte ich ine e e standigst / mir dasjenige / was mir die Gotter nicht mißgonnen / zu erlauben / und versichert zu leben / daß ich Lebenslang die jenige Hand / welche mir meine e e e innigst-geliebte Lorangy zugefuhret und ubergeben / ehrerbietigst kussen werde. e Was zugefuhret? fuhr ihn Hassana an / ihr werdet mich vor eine Kuplerin e
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1 ertappet] auf dem Wege der Liebe ist ertappet K. 8 fahig] wurdig K. 18 sitzen] e e wie ein Klotz sitzen K. 23–24 deines uberklugen Anschlages] deiner geruhmten Weise e heit K. 26 dich] die K. 27 wurdest] mochtest K. 29 weit vorgehet] sie weit e ubertrift K. 33 nach] zu K.
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ausschreyen. Nein / liebste Frau Mutter / versetzte Scandor / sondern die Gotter e e e haben sie mir durch ein gutiges Verhangniß zugefuhret. Ich bitte aber nichts e e mehr / als dero heintige Bekrafftigung nicht allein gultig / sondern auch stetse e wahrend und geneigt verbleiben zu lassen. Womit er zugleich ihre Hand kus-
sete / und / weil sie sahe / daß es nicht zu endern stund / sich endlich durch solche Schmeicheleyen bewegen ließ / daß sie auffstund / und sagte: Der
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Gotter Wille sey mein Wille: Verhaltet euch nur / wie sichs geziemet / so soll mir auch dieser Irrthum gefallen. Nach welchen Worten sie der Lorangy ihre
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Kleider hinter die Tapeten brachte: Und als sie in geheim mit ihr geredet / e und verstanden / daß sie endlich wol zu frieden ware / weil sie es vor eine e sonderliche Schickung des Him ¯¯ els hielte / angesehen alle personliche Liebe e eine Einbildung ware / derer Wirckung doch auff eine Gleichheit hinaus e e lieffe: So brachte sie sie endlich hervor / fuhrte sie mit hauffiger Schame e Rothe zu dem Scandor / und ubergab sie ihm nochmals mit den freundlichsten Worten / welcher sie auch mit verpflichtestem Dancke annahm. Als nun der Printz mit erfreuetem Hertzen den guten Ausgang mit anhoe rte / so wagte er sich endlich hervor / und setzte die Hassana und Lorangy fast in e eine neue Besturtzung durch den Eintritt ins Zimmer / welche ihn anzureden nicht vermochten. Der Printz aber kam ihnen zuvor / und sagte: Wertheste Freundinnen / sie werden keinen Widerwillen wegen vorgegangenen Irrthums auff mich werffen / welchen ich / weil ich bereits verheyrathet / mit gutem Vorbedacht also angestellet. Damit sie aber ein Zeichen meiner sonderlie e e chen Vergnugung uber diese getroffene Heyrath von mir sehen mogen / so were den sie dieses Wenige mit erkantlichem Hertzen von mir annehmen / und sich e dabey versichern / daß dieses Verbindniß gewiß zu allerseitiger Vergnugung ause schlagen wird. Womit er zugleich einen schonen Ring der Lorangy an den
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e Finger steckete / der Hassanen aber ein zierliches Kleinod uberreichte / e e woruber sie noch besturtzter wurden / und etwas Vornehmes aus dessen Person wegen sothaner Freygebigkeit schlossen / dahero sie beyderseits vor Scham kein Wort vorbringen kunten / weil sie wohl wusten / daß der Printz um ihren Anschlag vollkommene Wissenschafft hatte. Talemon vertrat hierauff ihre Stelle mit gebue hrendem Dancke: Scandor aber fue hrete seine neue Liebste voller Vergnue gung aus dem Zimmer / und verliessen den Printzen. Von dieser verwirreten Hochzeit wenden wir unsere Augen nach dem hartgefangenen Abaxar / welcher bey seiner Ankunfft in Pegu in ein tieffes e Gefangniß geleget ward. Dessen Ursach nun genauer zu erkundigen / sich e e Talemon nach Pegu verfugte / und daselbst umstandlichen Bericht von seinem Sohne empfieng; solches verhielt sich aber folgender Gestalt: Wie e Abaxar vorerzehlter massen sich die Schonheit der Princeßin dermassen
8 gefallen] in Vergessenheit kommen K.
26 wird] werde K.
36 tieffes] finsteres K.
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hatte bezaubern lassen / daß er nicht allein gleichsam vor ihr erstarret / e sondern auch den Mord-Befehl an ihr eigenhandig zu vollziehen nicht vermocht / so fasset er in der Eyl einen kurtzen Entschluß / wendete vor / es sey allzu schae ndlich / eine Kae yserliche Princeßin vor den Augen der noch e e nicht gekuhlten Peguanischen Gemuther hinzurichten / und befahl / sie in e sein nechst gelegenes Hauß zu fuhren / und in dem innern Hofe den Befehl an ihr zu vollstrecken. So bald sie dessen Hauß betreten / ließ Abaxar eine Sclavin in ihrer Lebens-Groe sse herzu fue hren / welche der Princeßin Kleider e anlegen / und den Kopff im Augenblick verlieren muste: den Corper aber e dieser ungluckseligen Sclavin ließ er ohne Kopff auff offenen Marckt hinwerffen / welchen ieder man vor die entseelte Princeßin hielte: Die Princeßin wurde inmittelst in einem geheimen Zimmer verwahret / biß die e e Gotter einige Sicherheit verleihen wurden / sie an einen unbesorgten Ort zu e fuhren. Erwehnte Sclavin aber hatte noch eine Schwester im Leben / welcher der Tod ihrer so nahen Freundin dermassen zu Hertzen gieng / daß sie der Princeßin daher entsprossene Lebens-Rettung wenig oder gar nichts behertzigte / ob sie gleich nicht allein von dem Abaxar frey gesprochen / sondern auch ansehnlich deßwegen beschencket worden. Weil nun unter e des Tyrannen Frauenzimmer ein Fraulein von Anseda dem Abaxar mit ungemeiner Liebe zugethan war / und doch nicht das geringste Zeichen einiger Gegen-Liebe geniessen kunte / so war ohne diß ihre halb-verzweiffelte Liebe auff eine harte Rache bedacht gewesen. Hierzu bekam sie ere e wunschte Gelegenheit / als sie durch den verratherischen Mund der Sclavin das Leben und den Auffenthalt der Princeßin Banise vernahm / und gab sie derselben einig und allein die Hinderung ihrer Liebe Schuld: Weßwegen sie den¯ solches alsobald dem Rolim entdeckete / und dadurch sich sattsam zu e rachen verhoffte. Dieses schlug ihr auch nicht fehl / indem es der Rolim auff eine sonderbare Art vorzubringen wuste / wodurch die Verrae therin verborgen bliebe. Denn wie die groe sten Tyran nen iederzeit mit der groe sten Furcht umgeben sind / und sie auch ein rauschendes Blat in den Argwohn einiger Drohung ziehen: Also war auch Chaumigrem hierinnen nicht wenig sorgsam;
Dannenhero suchte er sich nach so grausamen Mord-Thaten wiederumb beliebt zu machen / bevoraus war er begierig / die Gemue ther zu erfore e e schen / und was vor Urtheile ins gemein uber sein Beginnen gefallet wurden. Solches verhoffte er zum Theil aus dem Ponnedro / welchen er sich e vermeynte verbundlich gemacht zu haben / zu erfahren / und ließ ihn eben an diesem Tage / an welchem Abaxar den Printz Balacin besuchte / in den
31 sorgsam] gehorsam E, F, G. 13 unbesorgten] sichren K. 16 entsprossene] erhaltene K. 17 behertzigte] achtete K. 19–20 mit ungemeiner Liebe zugethan war] ungemein liebete K. 22 bedacht gewesen] gewesen K. 32 so grausamen] den grausamsten K.
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hohen Rath / in welchem sich zugleich der Rolim / und der Bramanische Feldherr Martong befand / erfodern / gegen welche Chaumigrem seine Tye e e ranney mit weitlaufftigen prachtigen Worten zu beschonen / und die Ursache solcher blutigen Staats-Befestigung zu entdecken wuste. Wir meynen / hub er an / daß / wo unsere Wolfahrts-Lilien am besten blue hen sollen / man
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nothwendig die Felder mit des Feindes Blute dungen / und wo wir unser Reich befestigen wollen / man die Stuffen zum Throne durch feindliche Leichen bauen e musse. Dieser vom Blut annoch rauchende Sebel / womit er zugleich seine Hand an den Sebel legte / giebet der tapffern Faust satt sames Zeugniß / wie e erwunscht nunmehro das Verlangen eines Thron- und Cronbegierigen Hertzens e e von ihr erfullet sey. Brama nennet uns seinen Erb-Herrn / Pegu kusset uns als Uberwinder / Siam und Ava erzittern vor diesem siegreichen Stahl / ja gantz Indien e e windet bereits Lorbeer-Krantze / uns als einen Beherrscher gantz Asiens / fußfallig e e e zu beehren / so bald nur unser machtiger Fuß die Grantzen beruhren wird. Solchen herrlichen Sieg nun hat unsere Tapfferkeit / die Sicherheit aber und Erhaltung e e des eroberten Throns die hochst-benothigte Unbarmhertzigkeit zuwege gebracht. e Denn euch / O ihr Gotter / dancken wir billich / daß ihr unser Hertze von Stahl / und unsere Seele unempfindlich erschaffen habet. Gewiß / die Bestraffung des e Reiches Martabane / die rechtmaßige Ausrottung des Peguanischen Stammes / e und die letztere Rache an der Stadt Prom ist uns die schonste Augen-Lust / und das Wehklagen der Alten ein erfreulicher Spott gewesen. Ja es kunte uns auch so e gar nichts die Schonheit so vieler Weiber und Jungfrauen / vielweniger das Winseln und Schreyen der kleinen Kinder bewegen / daß wir uns vielmehr die Beschleunigung ihres Todes deßwegen gereuen lassen / weil wir unsern Augen die Vere gnugung an ihrer Qvaal allzu geschwinde entzogen haben. Welches warlich eine e recht Konigliche Großmuth zu nennen ist. Diese Staats-Regul hat uns der Himmel eingepflantzet / daß man eine Crone zu erwerben / oder einen Thron zu erhalten / e e e seine Zahne in das vaterliche Hertze setzen / und auch der mutterlichen Brust nicht e e e verschonen musse. Ja / seine Hande in der Bruder Blut zu waschen / sey eine ersprießliche Nothwendigkeit. Hier muß man die Barmhertzigkeit bey den Tygern suchen / und die Gnade bey unsern Nachbarn / den 16Batacchi, entlehnen. Mord /
Im Koe nigreich Dacin sind Voe lcker / Batacchi genennet / welche Menschen-Fleisch fressen / die ihre alte Eltern schlachten / und nebst denen erbetenen Nachbarn verzehe e ren. Der Konig braucht sie an statt der Hencker / welche den armen Sunder todtschlagen / Hae nde und Fue sse abhauen / mit Saltz und Pfeffer bestreuen / und also auf fressen. Balby, pag. 97.
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22 nichts] nicht B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. pag. 79 C, E; p. 79 F, G. e
25 haben] hae tten C, E, F, G.
36 pag. 97]
2 erfodern] fordern K. 3 beschonen] bekleiden K. 5 Wolfahrts-Lilien] Wohlfahrtslinien K. 9 sattsames] ein sattsames K. 14 beehren] ehren K. 21 erfreulicher e Spott] erfreuendes Schauspiel K. 21–22 so gar] sogar K. 30 ersprießliche] nutzliche K.
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Brand / Galgen / Spieß und Schwerdt sind die besten Thron-Stutzen. Ein todter Hund und ein entseelter Feind haben gleiche Macht zu beleidigen. Jedoch / were the Getreuen! solt ihr nicht wehnen / als ob dieser Ruhm rechtmaßiger Rache etwan aus einem allgemeinen Haß gegen dieses Reich Pegu seinen Ursprung e nahme: Nein / keines weges / sondern wir wissen uns gar wol zu bescheiden / daß e bey anfangender neuen Regierung eine durchgehende Gutigkeit erfordert werde / welches wir auch ziemlich vermeynen / erwiesen zu haben / wenn wir viel eingee borne Peguaner / in Beforderungen hoher Aemmter / andern vorgezogen / ja unter andern euch / Ponnedro / unser liebstes Frauenzimmer anvertrauet haben. Lasset euch dieses bewegen / die auffgehende Sonne anzubeten / und der untergangenen zu vergessen: so soll unser Gnaden-Strahl das Reich Pegu in ere e e wunschten Wolstand und Frieden setzen. Inmittelst eroffnet uns doch freymuthig e e e eure Meynung / ob wir das Schwerdt auff einige andere Art hatten fuhren konnen e oder sollen? und ob uns nicht der Titul eines edlen und großmuthigen Uberwine e ders mit Recht gebuhre? Diese gefahrliche Frage zu beantworten / solte nun
Ponnedro auff sich nehmen / welcher sich aber mit diesen kurtzen Worten loßzuwickeln vermeynte: Unue berwindlichster Monarche! Ge ringe Sterne koe n-
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nen nicht von der Sonnen ein Urtheil fallen / und denen Menschen ist es nicht e erlaubt / die Gotter zu tadeln. Allein er fand sich ziemlich betrogen / indem ihm Chaumigrem noch ferner mit diesen Worten zusetzte: Durch bessere e e Entdeckung eures Gemuths geschiehet unserm Befehl ein Genugen. Ponnedro e war Zeit seines Lebens nicht in grossern Aengsten gewesen / und weil er e sich nicht hierauf unverfanglich zu antworten getraute / so versuchte er nochmal durch eine demue thige Entschuldigung / sich zu entledigen / indem er sagte: Die unterthae nigste Pflicht / welche mir verbeut / einige unzeitige
Meynungen beyzubringen / wird meinen Ungehorsam entschuldigen / und meine schuldigste Ehrerbietung leget mir den Finger auff den Mund. Aber auch dieses
wurde nicht angenommen / sondern vielmehr Chaumigrem zu diesen harten Worten veranlasset: Ihr werdet durch euer ferneres Verweigern unser gnae 30
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diges Begehren in einen zornigen Befehl verwandeln. Denn wir begehren ause drucklich von euch zu vernehmen / was ihr und das Reich Pegu von unserm e Verfahren vor Gedancken und Meynungen schopfft. Wir versichern euch / es soll alles in Gnaden aufgenommen werden. Als nun Ponnedro sol chen Ernst sahe /
und wohl wuste / wie wenig mit dem Tyrannen zu schertzen wae re / so fassete er endlich einen Muth / und gab folgende Antwort: Großmae chtigster e
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Kayser und Herr! Der Gotter Gerechtigkeit ist unerforschlich / und also bemuhet man sich nur vergebens / dem Geheimnisse des Wunder-vollen Schicksals nach-
10 auffgehende] angehende C, E, F, G. e
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1 Thron-Stutzen] Stutzen des Throns K. 3 wehnen] glauben K. 6 anfangender] e dem Anfang der K. 20 noch ferner] ferner K. 21 eures Gemuths] eurer Gedanken e K. 22 nicht] nie K. 24 zu entledigen] loß zu machen K. 32 schopfft] heget K. 37 dem] die K.
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zugrublen: warum es dem grossen GOtt der tausend Gotter gefallen hat / den so e e alten und machtigen Kayser-Stamm von Pegu in den Sand eines blutigen Vergessens zu verscharren / und die Stelle des verblaßten Sternes mit einem hellen und tapffern Jove zu ersetzen. Weil denn E. M. Befehl an mich ergehet / gleichsam des e Reichs Gedancken zu eroffnen; so ist zwar solches wegen bekandter Unwissenheit e ein unmogliches Wesen / indessen aber zwinget mich doch schuldigster Gehore sam / diß / was die auffrichtige Muthmassung erlaubet / kurtzlich anzudeuten. Wir e Peguaner haben iederzeit das Gebot der Gotter / welches uns anbefiehlet / die vorgesetzte Obrigkeit zu ehren und zu lieben / in hohen Ehren und genauer Beobachtung gehalten; Dahero wir denn auch der blutig-untergegangenen Sone nen die nechste Ehre nach den Gottern gewiedmet / und unser Gut und Blut vor e dero Wohlfarth dargestrecket haben. Nachdem es aber den Gottern beliebet hat / e diesen Staats-Horizont durch ein ander hohes Liecht zu erleuchten / so konnen wir nicht anders / wo wir wahre Nachbarn der Weißheit seyn wollen / verfahren / als e daß wir der genossenen Warme im besten gedencken / und die auffgehende Strahlen anbeten. Zuversichtlichster Hoffnung lebende / unsere hohe und neue Reichs-Sonne werde uns dermassen zu bestrahlen wissen / daß wir mehr Ursache / e e e dero erwarmende Sanfftmuth zu ruhmen / als uber allzu grosse Hitze zu klagen haben werden. Welche wolgesetzte Meynung dem Chaumigrem sehr wol
gefiel / und zwar dermassen / daß er den Ponnedro auff die Achseln klopffte / und zu ihm sagte: Wir lassen uns dieses gnae digst gefallen / und
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werden dieses Reich iederzeit mit reichlichen Gnaden-Strahlen zu erhellen wissen / so lange uns kein Nebel des Ungehorsams oder Widerspenstigkeit zu einiger Finsterniß Gelegenheit geben wird. Inzwischen / fuhr der Wissens begierige Chaumigrem fort / moe chten wir wissen / weil wir gleichwol bey Eroberung e dieses Reichs keinen Umgang nehmen konnen / uns des Schwerdts und Feuers / so wol gegen Herr als Unterthan zu bedienen / ob nicht etwan dieses bey dem e Volcke einen Haß wider uns mochte verursachet haben / und ob wir auch ein e zuversichtliches Vertrauen im Fall der Noth in sie setze¯ durfften. Ponnedro hatte
bereits einen bessern Muth gefasset / dan¯enhero er auch bald mit dieser Antwort fertig war: Gn. Hr. und Kae yser! Es weiß schon ein ieder / wenn sich e
grosse Herren rauffen / daß die Unterthanen ihre Haare darzu hergeben mussen / e e e e und wenn gekronte Haupter Nusse auffbeissen wollen / so muß es mit den Zahnen der Unterthanen geschehen. Auch diese Antwort wurde von dem Chau-
4 Weil denn E. M. Befehl an mich ergehet] fehlt in B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 14 wahre] nahe I, J, K. 26 uns] und G, H, J. 30 bessern Muth] Muth B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e e 2 Kae yser-Stamm] kayserlichen Stamm K. 1 nachzugrublen] zu ergrunden K. 2–3 eines blutigen Vergessens] einer blutigen Vergessenheit K. 7 anzudeuten] anzuzeigen K. 12 dargestrecket] aufgeopfert K. 13 hohes] hoe heres K. 16 Zuversichtlichster Hoffnung lebende] und in zuversichtlichster Hofnung leben K. 22 wissen] suchen K. 26 keinen Umgang nehmen] nicht vermeiden K.
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migrem gnae dig angenommen / wiewol er nichts mehr als dieses darauf antwortete: Wir verstehen schon eure Meynung. Von diesem nun kam er mit e dem Rolim zu reden / und begehrte auch seine Meynung hieruber zu vernehmen / wenn er ihn also anredete: Alter Vater / ihr werdet als ein gewied5
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meter Ober-Priester der Gottheit dieses Reiches / uns auffrichtigst entdecken / worinnen wir zu viel oder zu wenig gethan / und welcher Grund zu den Seulen dieses Throns zu erwehlen sey? Diese weit aussehende Frage zu beantworten /
wolte anfangs der Rolim in einiges Bedencken ziehen / iedennoch ließ er sich endlich mit diesen etwas weitschweiffigen Reden vernehmen: Ich e wunschte zwar / sagte er / mit der Beantwortung dieser hochwichtigen Frage verschont zu bleiben / angesehen solche besser im Staats-Cabinet als in der Sae cristey kan und soll erortert werden: Zumal auch ein Geistlicher Rath in Politie schen / ich wil nicht sagen Geistlichen Sachen / bey unsern Hoflingen mehr Spott und Verachtung / als schuldige Folge nach sich ziehet: Jedoch mein Gewissen zu e befreyen / so muß ich meine Gedancken ungescheut eroffnen / und bekennen / e daß E. M. nichts anders denn eine feurige Ruthe der Gotter sey / womit dieses e e Reich um seiner Sunden willen heimgesuchet / und der ungluckselige Stamm des e Xemindo gantzlich ausgerottet worden. Solches nun wolle E. M. ja nicht eigner Macht noch Tapfferkeit zuschreiben / sondern vielmehr wissen / daß GOTT und e e e das Verhangniß dieses Schwerdt oder Ruthe / als machtige Hande / regieren. Die e Worte in dem abgefasseten Urthel zu Martabane / welche sagen: Jedermanniglie chen sey kund diß Blut-Urtheil / welches der lebendige GOtt verhanget / ente decken offentlich / wer es sey / der diese grausame Schlachten eurer Hand erlaue bet. Xemindo wurde sich gewiß bey vorigem Zustande nichts haben nehmen e lassen: Und schiene es vor Menschlichen Augen unmoglich zu seyn / daß er durch e die anfangs schwach-scheinende Waffen von Brama dermassen solte gesturtzet / ausgerottet / und so Reichs- als Lebens-verlustig gemacht werden. Xemindo / ja e Xemindo / das ungluckselige Beyspiel aller Regenten / ist der Spiegel / welchen die e Zeit und das Verhangniß E. M. vorhalten / sich darinnen wol zu besehen / und zu e bedencken: Das Gluck sey eine Tochter des Schicksals / umb welche man zwar e e freyen / nicht aber sich vermahlen konne. Denn wer die ewige Bewegligkeit der e Winde stillen / den Monden mit der Hand begreiffen / und das wandelbare Gluck zum Stande bringen wil / der thut einerley und verlohrne Arbeit. Zu dem ist keine e e e Art des Gluckes dem Unbestande mehr unterworffen / als die gekronte Glucke e seligkeit / wo eine gahlinge Erhohung vorhanden / auff welche gemeiniglich eine
1 angenommen] aufgenommen K. 6 den Seulen] der Aufrechterhaltung K. e 8 iedennoch] jedoch K. 10 hochwichtigen] host wichtigen K. 12 kan und soll ere e ortert werden] erortert werden kann K. 14 Folge] Verfolgung K. 21 sagen] so e e lauten K. 31 vermahlen] mit derselben vermahlen K. 31 ewige Beweglichkeit der] e ewigbeweglichen K. 32 begreiffen] fassen K. 32–33 wandelbare Gluck zum Stande bringen] flue chtige Glue ck erjagen K. 33 einerley] eine K. 34 dem Unbestande] der e e e Unbestandigkeit K. 35–1 gahlinge Erhohung vorhanden / auff welche gemeiniglich e e e e eine gahe Sturtzung erfolget] baldige Erhohung gemeiniglich mit einem jahen und e plotzlichen Umsturz verbunden ist K.
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gahe Sturtzung erfolget. Ihr. Maj. stellen sich zu einem klugen Sinnen-Bilde vor Augen das Thier Hyæna oder Vielfraß / welches an den Todten-Beinen naget / unversehens aber von einem grausamen Drachen ergriffen und verschlungen wird / welchen Drachen zuletzt der Himmel durch einen Strahl verzehret: so werden sie nach angeborner Scharffsinnigkeit die Deutung leicht zu errathen / e e e und sich vor deren Erfullung weißlich zu huten wissen: Soll nun solches kluglich ins Werck gerichtet werden / so muß man weder eine durchgehende Dienstbarkeit / e e vielweniger eine vollige Freyheit einfuhren. Vor allen Dingen muß man zusehen / e daß man sich weder verhaßt noch verachtlich mache. Den Haß kan man von sich lehnen / wenn man die angefangene Strengigkeit in eine schleunige Gnade und e e Gute verwandelt / die Gemuther durch allerhand Wolthaten an sich ziehet / un¯ der Unterthanen Schweiß und Blut nicht allzu begierig an sich saugt / sondern e e e vielmehr ihnen einen Theil erlaßt. Fur der Verachtung aber kan man sich huten / e wenn man manniglich zu verstehen giebet / wie daß man sich dißfalls weder e e e e verfuhren noch betrugen lasse / sondern vielmehr in Rathschlagen verstandig / e und in Vollziehung wichtiger Sachen bestandig sey.
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Welche etwas freymue thige Rede den Chaumigrem einiger massen verdroß / und dannenhero es auf widrige Art auslegte / sagende: Wol! Eure e
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Meynung pflichtet der unsrigen bey / und weil uns die Gotter einmal zur Ruthe dieses Reichs erkohren / so wollen wir unser Straff-Amt auch redlich verrichten / so e lange dieser Arm den kalten Stahl in der Peguaner Blute erwarmen kan. Durchaus ist dieses meine Meynung nicht / erwiederte der Rolim / sondern es ist vielmehr e e den Gottern zu dancken / daß sie nunmehro die vollige Eroberung dieses Reichs e durch dero Armen glucklich vollbringen lassen. Und nachdem der Xemindische e e Stamm durch vollige Ausrottung sattsam gezuchtiget worden / so ist forthin der e Gotter ernstlicher Befehl / nach so grausamer Bestraffung des Hirtens der armen e e Schaafe zu verschonen. Woruber wollen denn I. Maj. das Scepter fuhren / wenn sie sich selbst der Unterthanen berauben / und das Schwerdt in eignen Adern e e wuten lassen wollen. Alle Herrschafften / darinnen man allzu viel Scharffe braue chet / bestehen nicht lange. Denn welchen man zu viel furchten soll / den hasset man / und welchen man schon hasset / der solte viel lieber todt denn lebendig seyn. Wo Recht ist / da muß auch Gnade seyn: Diese beyden zieren einen Monarchen / wie Sonn und Mond den blauen Himmel / und hierdurch kan er nur den e e Gottern am nechsten kommen. Verflucht sey aber die allzu grosse Gutigkeit / e erwiederte Chaumigrem gantz zornig / welche den eignen Fall befordern kan.
28 eignen] eignem I, J; eigenem K.
28 Adern] Andern B, D, G, H; lande I, J, K.
9–10 von sich lehnen] schwae chen K. 14 mae nniglich] jedermann K. 16 bestae ndig] e standhaft K. 20 verrichten] verwalten K. 22–23 es ist vielmehr den Gottern zu e dancken] man muß es den Gottern verdanken K. 35 Fall] Umsturz K.
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So schneide und brenne man den¯ so lange / biß der Staats-Corper frisch Geblute e e e von sich giebet. Beyde mussen gemaßiget seyn / wolte ihn der Rolim besanftigen / doch hat die Gnade den Vorzug / wo etwa ein Uberfluß solte begangen werden. Zudem ist auch ein Regente an die Gesetze gebunden / daß er nicht allenthalben frey zu verfahren hat. Durch welche Worte sich Chaumigrem
ziemlich beleidiget fand / und dannenhero seine Ungedult deutlich mercken ließ. Vermaledeyet sey das Gesetze / hub er an / welches die Macht e
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eines freyen Koniges einzuschrencken sich bemuhet. Ratio Status ist die eintzige Richtschnur grosser Herren / und hat die Gerechtigkeit zur Stieff-Schwester. Der 10
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Rolim wolte iedennoch sein geistliches Ansehen behaupten / und hielt ihm ungescheut das Widerspiel. Dem gekroe nten Haupte / fuhr er ferner fort / stehet es sehr wol an / wenn es seinen Scepter nach dem Wincke der Gesetze und e e Rechten fuhret. Denn / wo sich ein Reich in beglucktem Wolstande befinden soll / so muß Herr und Unterthan denen Rechten verpflichtet seyn; Ob zwar iedes in e umschranckter Masse. Ratio Status aber ist hingegen die verdam ¯¯ te Rathgeberin / daß man weder Vater noch Mutter / weder Kinder noch Geschwister / weder Treu e noch Glauben / weder Gottliches noch Weltliches Gesetze verschonet / sondern durch List / Falschheit und Tyranney alle Rechte unterdrucket / die Unterthanen ins e Elend sturtzet / sich aber selbst ein erschreckliches Ende auff den Halß zeucht. Was Rechte? Was Treu und Glauben? endigte Chaumigrem diese Rede / welche ihm gar nicht anstae ndig war / wenn wir durch solche Gelegenheit dem Volcke das Schwerdt in die Hand geben / uns den Halß zu brechen / so seyd ihr e alsdenn viel zu unvermogend / uns zu helffen. Darum antwortet nach unserm e Willen. Hier nahm sich nun der Rolim Gelegenheit / die von der Fraulein
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von Anseda entdeckte Heimligkeit zu hinterbringen / welches er aber auff dunckele Art vorzubringen bemue het war / indem er sagte: Weil denn I. M. um e
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die Sicherheit ihres Staats allzu sehr bekummert seyn / und sie ein treues Beyrae then von meiner Politischen Unvermogenheit erfodern / so sehe ich wol aus dem e e Liechte eines reiffern Nachdenckens / nach dem durch der Gotter Verhangniß der e gantze Mannliche Stamm von Xemindo dermassen seinen Untergang empfunden / daß auch nicht ein einiger mehr verhanden sey / auff welchen das unwillige Volck e e e einig Absehen haben konte / wie es hochst von nothen sey / sich auch durch den Tod eines Frauenzimmers den Weg zur vollkommenen Sicherheit zu bahnen. Weil
nun diese Rede dem Chaumigrem zu dunckel schien / als begehrte er eine
14 Unterthan] Unterthanen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 3 etwa ein Uberfluß solte begangen] etwan auf einer Seite das Maas sollte ue berschritten K. 5 zu verfahren] zufahren K. 10–11 hielt ihm ungescheut das Widerspiel] antwortete ihm ungescheut das Gegentheil K. 14 denen Rechten verpflichtet seyn] nach e den Rechten handeln K. 15 umschranckter Masse] seiner Art K. 22 den Halß zu e brechen] uns zu todten K. 23 Darum antwortet] Antwortet also K. 28 Politischen e Unvermogenheit] schwachen politischen Einsicht K. 30 empfunden] gefunden K.
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deutlichere Erklae rung hiervon / welches iedoch der Rolim nicht viel klae rer von sich gab. Ich meyne / sagte er / des Xemindo Stamm muß auch in dem Weiblichen Geschlechte nicht verschonet werden. Denn die Princeßin / welche bey e Lebenszeit rechtmaßigen Anspruch zur Crone haben / auch durch ihre Gegenwart e e die Gemuther des Volckes an sich ziehen kan / muß dennoch / ihrer Schonheit ungeachtet / ein Opffer der Unbarmhertzigkeit und des Todes seyn. Als nun
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Chaumigrem hieruber ziemlich ungedultig wurde / und ihm anbefahl / e seine Gedult nicht langer zu mißbrauchen / so brach er endlich mit diesen Worten herauß: Getreue Rae the sind eines Fue rsten Fern-Glae ser / wodurch er das e
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jenige in Erfahrung und zu Gesichte bekomt / was sonsten wohl seinen Augen e ver borgen bliebe. So wisse demnach I. M. daß Fraulein Banise / des Xemindo e e e jungste Princeßin / uber welche doch ein todtlicher Spruch geschehen / annoch im e Leben / und in dieser Stadt heimlich verborgen sey. Das wollen die Gotter e nicht! hub der entrustete Chaumigrem an / daß sich einige Creatur unterstehen solte / unserm Befehl im geringsten einigen Abbruch zu thun. Entdecket uns alsobald bey eurem Gewissen / wer sich durch dieses frevele Beginnen / als ein e Feind des Kaysers erzeiget. Es ist mir / entdeckte der Rolim ferner / mit des e Abaxars Untergange nicht gedienet: ich hatte auch solches bey einem ewigen Stillschweigen bewenden lassen / wenn mich nicht mein Gewissen / und die hohe e Treue / womit ich Ihr. Maj. verpflichtet bin / hierzu angetrieben hatte / daß ich e gezwungen sagen muß: Abaxar ist der Princeßin Lebens-Erhalter. Hieruber ente rustete sich nun Chaumigrem dermassen / daß er fast zu rasen schiene: Wo e ist die Bestie? rieff er voller Wuth / wo ist der Ertz-Verrather? Alsobald Martong schaffet ihn bey Verlust eures Kopffes nach Verfliessung einer Stunden hieher.
Worauff er sich in das innere Zimmer begab / dem Rolim / Ponnedro und andern aber anbefahl / biß auff des Abaxars Ankunfft zu verziehen. Hier sendete nun Martong vier hundert Mann nach dem Schlosse des Talemons / und ließ den Abaxar gemessenem Befehl nach in Ketten und Banden herzu hohlen: Welcher auch nach verflossenen Stunden angemeldet / und vor des Tyrannen Augen gebracht wurde. Du schelmischer Verrae ther! fuhr ihn Chaumigrem an / so bald er ihn nur ansichtig wurde / ist nicht der Befehl an dich ergangen / die Tochter des bestrafften Xemindo gleichfalls hinzurichten? E. M. Befehl / antwortete Abaxar mit unerschrockenem Angesichte / ist so schleunig von mir vollzogen worden / daß ich mit eigner Hand den Sebel durch den e Alabaster-Halß schluge. Zudem ist ja der enthauptete Corper von so viel tausend e Augen offentlich beschauet / und die todte Princeßin bejammert worden / daß ich
11 Frae ulein] das Frae ulein C, D, E, F, G, H, I, J, K. die] ist G.
14 einige] eine H, I, J, K.
23 ist
4 haben] hat K. 10 in Erfahrung und zu Gesichte] zu sehen K. 15 im geringsten einigen Abbruch zu thun] nicht zu vollstrecken K. 21 Lebens-Erhalter] Schutzengel K. 28–29 herzu hohlen] herbeyholen K. 31 ihn] seiner K.
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also dieses Vorgebrachte mit Recht eine geistliche Unwarheit nennen kan. Der Rolim redete ihm zu / und sagte: Abaxar / gebet der Warheit die Ehre / und e
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gestehet es bey zeiten / vielleicht kan durch eine reuige Bekantniß die Pforte der e e e Kayserlichen Gnade noch eroffnet werden. Alsbald entdecke / wutete Chaumie grem ferner / du verteuffelter Bosewicht / auff was vor eine Verrae therey der so boßhafftige Verzug meines Befehls sein schlimmes Absehen habe / damit du e alsdenn noch die Ehre haben kanst / von Kayserlicher Hand niedergesebelt zu werden. Als sich nun Abaxar dermassen betreten / und von dem Rolim e
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verrathen sahe / hielte er ferneres Laugnen nur vor unnothig / dannenhero e e er mit tapffermuthigen und ernsten Worten dieses Bekantniß vorbrachte: e
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Meinen Tod werden die Gotter an dir verdam ¯¯ ten Pfaffen rachen: Vor das une schuldige Blut der unvergleichlichen Princeßin aber zu bussen / scheinet auch die e Holle mit aller ihrer Qvaal zu wenig vor dich zu seyn. So sollen demnach I. Maj. ein e e freymuthiges Bekantniß von mir zu gewarten haben / und wissen / daß ihre Lee e bens-Erhaltung mir die Betrachtung ihrer uberirrdischen Schonheit abgezwungen. e Ihre blitzende Augen zerschmeltzeten die Scharffe des Sebels / und ihre ungee meine Anmuth raubeten mir alle Kraffte / den Befehl zu vollziehen. Derowegen ich einer Sclavin von meinen Leuten das Leben nehmen / und sie statt der Princeßin auff den Marckt werffen lassen: Sie aber habe ich in meinem Hause unter e dem Schutz der Gotter verborgen gehalten / aus keinen andern Ursachen / als ihr e schones Leben zu erhalten / und verhoffentlich mich selbst bey I. M. dadurch angenehm zu machen. Ich bin willig / auff 17Japonische Art meinen Bauch vor I. M. e Augen eigenhandig auffzuschneiden / woferne nur solches zu Erhaltung dieser e Schonen einigen Beytrag thun kan. Chaumigrem wolte vor rasendem Zorne e fast zerbersten / und fehlete nicht viel / er hatte den Abaxar im Zimmer niedergesebelt / wo ihm nicht der Rolim vernue nfftigen Einhalt gethan e hatte. Inmittelst ließ er seinen Grimm durch folgende Worte und grausamen Befehl ausdue nsten: Daß nicht alsobald tausend Hencker erscheinen / und
dir verfluchten Hund den verdammten Lohn durch Pech und Schwefel ertheilen. Darffst du vermaledeyter Erd-Wurm dich dessen unterstehen / dem strengen Bee fehl unserer geheiligten Majestat boßhafftig zu widerstreben? Ein Tod ist viel zu wenig / auff dieses Verbrechen / du solst hundert Arten davon empfinden.
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Ist bey den Japonern eine Art der Lebens-Straffe / welche sich es vor eine grosse Gnade und Ehre halten / wann sie sich selbst mit einem Messer den Bauch kreutzweise auffschneiden due rffen. Je behertzter sich nun einer hierinnen bezeiget / ie groe ssern Ruhm hat er davon. Happel. Rel. Cur. Thom. I. p. 146. 26 Einhalt] inhalt E, F, G, H, I, J.
28 erscheinen] erschienen H, I, J.
6 sein schlimmes Absehen] seine schlimme Absicht K. 8 dermassen betreten / und e e von] von K. 10 ernsten] ernsthaften K. 15 uberirrdischen] gottlichen K. 19 lase sen] ließ K. 26 niedergesebelt] niedergehauen K. 26 vernunfftigen Einhalt] vere e nunftige Vorstellungen K. 28 ausdunsten] austoben K. 30 Erd-Wurm] Mensch K.
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Al sobald lasset ihn noch harter mit Ketten und Banden belegen / und ihn in dem e abscheulichsten Gefangnisse das grausamste End-Urtheil seines Lebens erwarten. e e Nach diesem verfuget euch eilend mit gewaffneter Hand nach des Verrathers Hause / und lasset keinen Hund drinnen leben: Vor allen Dingen zerreisset die e junge Natter / und den gifftigen Uberrest des Xemindischen Ottergezuchts in e tausend Stucke / den Kopf bringet uns zum Zeugniß eines bessern Gehorsams hieher. Welches der Unter-Feld-Herr Martong zu verrichten / auff sich nehe men muste. Und so ward der ungluckselige und getreue Abaxar in das e e grausamste Gefangniß hingefuhret / welches alles / ja die vor Augen schwee bende grausame Todes-Art ihm nicht so zu Hertzen gieng / als der jame merliche Untergang der schonen Princessin. Er versuchte den Martong auff e unterschiedene Art / zu einiger Barmhertzigkeit zu bewegen / und bemue hete sich auserst / die Vollstreckung des grausamen Befehls nur noch in e etwas auffzuziehen / ob nicht die Gotter des Tyrannen Hertze erweichen e mochten / daß er sie nur zuvor zu sehen begehrte: Allein Martong spiegelte sich an des Abaxars Fall / und eilte sonder einige Antwort mit ihm ins e Gefangniß. Dem Ponnedro drang der Banisen Tod durch das Hertze / und als sich niemand / ausser dem Rolim / mehr bey dem Chaumigrem bee fand / kunte er sich unmoglich enthalten / der armseligen Princeßin durch einige Vorbitte zu statten zu kommen / und solte es auch sein Leben kosten. Dannenhero er sich auch mit demue thigsten Geberden nae herte / und den Tyrannen also anredete: E. M. erlauben ihrem geringsten Diener / dieses wenige
beyzutragen / daß ich aus blosser Liebe zur Warheit und mit verpflichtetem Here e e tzen sagen durffe / es sey zwar das Kayserliche mir unwurdigst anvertraute Frauenzimmer ein Himmel voller Sternen: Allein durch den Tod der unvergleiche lichen Banisen wurde die Sonne untergehen. Chaumigrem stund hierauff et-
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was in Gedancken / und ein tieffes Nachdencken schien seine Zunge zu binden: Endlich antwortete er dem Ponnedro / sagende: Hue tet euch / Ponnedro / daß dieses Vorbringen nicht aus einer alten Gewogenheit gegen vorige e Herrschafft herruhre / sonst werden wir euch dem Xemindo zur Auffwartung in jenes Leben nachschicken. Mein Kopff soll der Zungen Vorwitz bezahlen / war Ponnedro mit der Antwort bald fertig / wenn nicht I. M. eine dreyfache Ere e fullung meiner Worte in den schonen Augen erblicken wird. Der Rolim gab e
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indessen mit eini gem Kopffschutteln sein Mißvergnugen zu verstehen / so gar / daß er endlich in diese Worte heraus brach: Getreue Rae the sollen den Aertzten gleichen / welche dem Krancken nicht alles / was ihm beliebt / sondern e was dessen Gesundheit befordert / darreichen sollen. Dieser Rath aber des Pone e e e nedro scheinet verdachtig / ja hochst gefahrlich zu seyn. I. M. lassen um der Gotter willen die Vernunfft hier gelten / und bedencken / daß der Vorwitz / die vere
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5 gifftigen] schandlichen K. 14 auffzuziehen] zu verzogern K. 23 beyzutragen] vorzubringen K. 26 untergehen] von diesen Sternen untergehen K. 28 binden] fesseln K. 32 bald fertig] bereit K. 33 wird] werden K. 35 heraus brach] ausbrach K. 39 gelten] sich beherrschen K.
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meynte Schonheit zu sehen / einen solchen strengen Gifft mit sich fuhre / welcher e durch die Augen in das Hertz dringen / und die gantze Majestat verderben kan. e Denn durch das Anschauen beherrschen die schwachen Weibsbilder die starcksten e e Manner / ihr Flehen und Bitten sind Gebote / ihre Thranen wilde Wasser / welche den Dam ¯¯ des besten Vorsatzes durchdringen / und ihre Seufftzer sind SturmWinde / denen auch der unbeweglichste Colossus nicht widerstehen kan. Die e Augen sind die Verrather unserer Freyheit. Es ist ein kurtzes Ding um einen e Augenblick / hat aber ein langes und gefahrliches Aussehen / wen¯ es zur Unzeit e geschicht. Zugeschweigen / wie unanstandig es einem so grossen Printzen sey / e e e wenn er zwar viel Volcker / nicht aber sein Gemuthe beherrschen konne. So e e lassen denn E. M. den Wurm in der Ferne todten / ehe er in der Nahe verletzen kan. Nach diesen Worten schiene Chaumigrem im Hertzen gleichsam mit
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sich selbst zu kampffen / und die Begierden hielten mit der Ehrsucht einen e gewaltigen Streit / wodurch denn Ponnedro in groste Angst versetzet ward / e weil er nicht unbillig besorgete / des Rolims vielvermogender Ein- und e Blut-Rath mochte die Oberhand erhalten. Endlich trugen doch die Begierden den Sieg davon / welchen er durch diese Worte zu verstehen gab: Gleiche
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wol mussen wir erfahren / ob Ponnedro die Warheit gesaget habe. Eilet deroe wegen / Ponnedro / ehe ihre Hinrichtung unsern Befehl erfullet hat / und lasset sie e Angesichts hieher bringen. Dem Ponnedro hatte kein angenehmer Befehl
aufferleget werden koe nnen: Dannenhero er Fuß-fae llig vor so gnae diges Auffe nehmen seiner Worte danckete / und in vollen Sprungen seinen Gehorsam erwieß. Der Rolim aber fand sich hierdurch nicht wenig beleidiget / dannenhero er mit diesen Worten seinen Abtritt nahm: So nehme ich gebue hren25
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den Urlaub von E. M. indem ich kein Zeuge derjenigen Thorheit seyn mag / welche e e ein Weibesbild in eines Kaysers Gemuthe erwecken kan. Ich erinnere aber zuletzt / e e e nur wol zu be dencken: ie schoner der Molch / ie starcker und gefahrlicher sey auch der Gifft. Nach dessen Abschied sich Chaumigrem gantz einsam be-
fand. In solcher Einsamkeit verneuerte er vorigen Begierdens-Kampff / und e uberlegte des Rolims Warnung auffs genaueste / pflichtete auch selbtem / so weit es die Staats-Klugheit erfoderte / willig bey / so bald es aber an die Vorstellung ihrer Schoe nheit kam / so hieß es nach jenes gelehrten Poetens wahren Beschreibung:
1 Schoe nheit] Schoe ne K. 1 strengen] durchdringenden K. 2 die gantze Majestae t verderben] eure Majestae t verwunden K. 5 durchdringen] durchwue hlen K. 15–16 Ein- und Blut-Rath] Bluthrath 19 ihre] ihr durch ihre K. 19 erfue llet hat] e 20 Angesichts hieher] vor uns K. 21 aufferleget] ertheilet K. erfullet K. 23 erwieß] bewies K. 23 fand sich] war K. 25 Urlaub] Abschied K. 25–26 welche ein Weibesbild] die ein Frauenzimmer K. 26 erwecken] anrichten K. 29 Begierdens-Kampff] Kampf der Leidenschaft K. 33 wahren Beschreibung] wahrer Schilderung K.
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Wahr ists / die Schoe nheit ist Achillens Spieß und Schwerdt / Die einen Telephur verletzt und wieder heilet / e e Die Schonheit ist ein Gifft / das todtet und ernehrt / e Ein Blitz / der Ruhe stort / und Unmuth doch zertheilet. e e e Ein Brand / der Stadte tilgt / und Lander doch erhalt / Ein Pfeil / der Wunden macht / und gleichwol Lust erwecket / Durch sie ward Troja grauß / doch Rom das Haupt der Welt: Ein Wein / der Wermuth ist / und doch wie Zucker schmecket. 447
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Ja freylich / hub er endlich zu sich selbsten an / Treuester Rolim / solte dein Rath e e mit beyden Handen ergriffen werden / wenn nicht bereits ein gefahrlicher Aue genschein das vorhin Felsen-gleiche Hertz dermassen eingenommen hatte: daß Ehre und Liebe schon damals einen harten Kampff-Platz in meiner Seelen hielten. e e Die Gotter wissen es / wie mir zu Muthe war / als ich den todtlichen Ausspruch e uber dieses Bild ergehen liesse / welches mich auch von ferne mit seinen Strahlen e entzundete / und durch seine Blicke mehr beleidigte / als es einem Monarchen zu e erdulden anstandig ist. Doch erhielt die Ehre damals den Sieg / und wolten die e e e Gotter / der treulose Abaxar hatte sein unzeitiges Erbarmen eingestellet / so ware e ihre Seele zur Ruhe / und mein Geist in unwissender Vergnugung geblieben. Allein / da ich sie / als die einige Unruhe meiner Seelen / noch am Leben wissen e e e soll / so furchte ich sehr / es mochte die Liebe den Lorbeer / und ihre Schonheit e den Sieges-Crantz uber einen Monarchen / davon tragen. Jedoch wird auch die Engel-gleiche Princeßin den Vortrag meiner Liebe mit willigem Hertzen annehe men? Wird sie auch demjenigen einen holden Blick gonnen / wel chen sie im e Hertzen als einen Morder ihres Vaters / und einen Hencker aller ihrer Verwandten / ja als einen geschwornen Feind ihres Geschlechts ansiehet? Wird sie mich e auch einiger Gegen-Liebe wurdigen / oder nur ihr Ohre zu Entdeckung meiner Flammen ertheilen. Ach schwerlich! Denn die Natur gehet aller Liebe vor. Halt derowegen inne / tapfferer Chaumigrem! was wilst du deine Gunst einer verfluchten und abgesagten Feindin wiedmen / und einem Crocodile schmeicheln? Was wilst du deinen Thron durch eine so verhaßte Brunst beflecken? Es heget ja dieses e e e e grosse Reich so viel schone Sterne / welche es sich vor das hochste Glucke schae tzen / wenn sie sich bey meinen Strahlen warmen / und von meiner Sonnen ihr
2 Telephur] Telephus C, E, F, G.
29 und einem] uns einem G.
9 hub] sagte K. 9 selbsten an] selbsten K. 10–11 Augenschein] Schimmer K. e 11 eingenommen] bezaubert K. 14 Bild ergehen liesse] gottliche Bild that K. e e 15 entzundete] anzundete K. 15 als es] als K. 17 eingestellet] unterlassen K. e e 18 unwissender Vergnugung] Unwissenheit einer solchen Schone K. 21 den Siegese Crantz] die Siegeskrone K. 22 Engel-gleiche] engelschone K. 25 ansiehet] ansehen muß K. 26 ihr Ohre] ihre Ohren K. 27 ertheilen] darbieten K. 27 gehet aller e e Liebe vor] uberwindet alle Liebe K. 29 Crocodile] schadlichen Feinde K. 30 Brunst] Liebe K.
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Liecht empfangen durffen. Doch ach / vergebene Worte! so wolte ich reden / e wenn ich sie nie gesehen hatte. So bald ich mir in etwas die von ferne nur erblickte Rosen-Wangen / die ob zwar benetzten / doch voller Anmuth blitzende Augen / e den wolgesetzten Leib / mit einem Worte / die vollkommenste Schonheit / vore e stelle / so werde ich gleichsam vom Blitze geruhret / und der todtliche Befehl e verwandelt sich in lauter susse Liebes- und Lebens-Worte. So tadle denn gantz e Brama und Pegu diese Flammen: Gnug / daß ich thue / was mir gefallt / und daß e ich in einem solchen Stande lebe / welcher von andern keine Erklarung leidet. Allein / wohin? Chaumigrem! wohin? wo bleibet die Ehre? wo bleibet deine Sicherheit? wo bleibet des Reiches Nutzen / welchem die Wollust billich weichen e muß? durch der Princeßin Erhebung kriegen die mißgunstigen Peguaner Lufft und e Gelegenheit / ihr boses Absehen zu bewerckstelligen / und sich des Bramanischen Jochs zu entledigen. Zudem ist bereits Gifft und Haß in ihrem Hertzen gegen mich / durch grausames Verfahren gegen ihr Hauß / ohne allen Zweiffel dermassen tieff eingewurtzelt / daß ich sie und einen gereitzten Drachen mit gleicher e Sicherheit umfassen werde. Doch nein! von einer schonen Seelen ist dieses nicht e zu vermuthen. Banise wird sich bekehren. Denn die Liebe ist machtig genung / e allen Vorsatz des Frauenzimmers einzureissen. Und also / O ihr Gotter / wird e Chaumigrem geqvalet. Schauet / wie Furcht / Liebe und Ehre in meiner Brust e kampffen / weil ich den rechten Zweck verfehlet habe. Doch soll die Liebe die Oberhand behalten. Banise soll leben? Was leben? ihr Leben ist mein Todt / ihre Liebe mein Untergang. Ihre Gegenwart aber soll hierinnen den Ausschlag geben. e Bezwinge dich derowegen / du sonst unuberwindliches Hertze / und lasse mehr e Grausamkeit als Liebe gegen diese Sirene spuren.
Nach so langem Seelen-Streite wurde ihm die Ankunfft der Princeßin bedeutet / welche auff dessen Befehl so fort in das Zimmer von dem Mare tong und Ponnedro begleitet wurde / da denn ihre Anmuth und Schonheit / so langen Leidwesens ungeachtet / annoch / wo nicht vermehret / doch in seiner Vollkommenheit zu seyn schiene. Die hae uffig fliessenden Thrae nen vermochten nichts von ihrer Wangen-Zierde wegzuschwemmen / und ihr holdseliges Wesen setzte den Chaumigrem in eine so tieffe Betrachtung / daß er sie eine geraume Zeit nicht anzureden vermochte. So muß sie / schoe ne Feindin / fieng er endlich an / diejenige seyn / welche durch ihr Leben meinem e e Willen widerstehet. Die Princessin hingegen bemuhete sich auffs ausserste / 1 vergebene] vergebliche K. 3 ob zwar] zwar K. 4 wolgesetzten] wohlgebildeten K. e 6 Liebes- und Lebensworte] Liebesworte K. 8 Erklarung leidet] Rechenschaft fordern kann K. 11 kriegen] bekommen K. 11–12 Lufft und Gelegenheit] Gelegenheit K. 12–13 sich des Bramanischen Jochs zu entledigen] das Bramanische Joch von sich zu werfen K. 13 Gifft] Rache K. 14 grausames] das grausame K. 16 umfassen] umarmen K. 18 allen Vorsatz] alle gefae hrlichen Anschlae ge K. 18 einzureissen] niederzureissen K. 21 soll leben?] soll leben! K. 25 Seelen-Streite] Kampfe seiner Leidenschaften K. 26 bedeutet] gemeldet K. 29 seyn] prangen K. 32 vermochte] im Stande war K.
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durch hefftigste Zorn-Blicke / sich nicht allein ihm verhaßt zu machen / sondern auch durch viele Schelt-Worte den Tyrannen dahin zu zwingen / e daß er an ihr den Todes-Befehl moge vollziehen lassen. Weder den Goe ttern / hub sie thrae nende an / noch dir / du Blut-begieriger Tyrann / vielweniger dem Abaxar / welcher mir wider meinen Willen das Leben gefristet / erkenne ich mich e e mit dem wenigsten Dancke verpflichtet. Denn ich schatze dieses vor die hochste e e Straffe der Gotter / daß ich mit meinen Augen den Verrather meines Vaterlandes / e den Hencker meiner Freunde / und den Morder meiner Landes-Leute sehen / mich e e aber nicht nach Wunsche an ihm rachen soll. Hatte der Himmel doch noch ietzo e e dem Ponnedro das harteste Unglucke unterwegens begegnen lassen / ehe er den e e e e Todes-Streich auff mich zurucke ziehen kunte; so ware ich hochst vergnugt gee storben / und konte dich bereits in der Ewigkeit / nebst meinen werthen Eltern / e bey den Gottern / als einen Tyrannen anklagen / und sie um grausamste Rache e wider dich anruffen. Sie bemuhet sich vergebens / erwiederte Chaumigrem mit bereit entflammten Hertzen / holdselige Princeßin / durch ihre harte Worte mich zu einiger Ungedult oder Zorn zu bewegen. Sie geust vielmehr Oel in das e bereits lodernde Liebes-Feuer / indem auch diese Entrustung ihre Anmuth um ein e grosses vermehret. Ach wolten die Gotter / fuhr die ungedultige Banise fort / e e e e ich konte eine lebendige Holle vorstellen / so wolte ich mich gluckselig schatzen / e e wenn ich durch deinen Untergang / du Bluthund / die susse Selbst-Rache before e e dern konte. Allein weder diese noch andere Schmahe-Worte waren machtig
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genung / seine Glut zu dampffen / welcher sich nunmehr auff das empfinde lichste geruhret befand / und sich feste entschlossen hatte / ihrer Liebe in kurtzem durch Bitten oder Gewalt / theilhafftig zu werden. Dannenhero er ihr eine kurtze Bedenck-Zeit mit diesen Worten ertheilete. Weibliche Ge-
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muther sind leicht in Harnisch zu jagen. Ich habe aber gute Hoffnung / der Abend werde mir gewehren / was der Morgen verweigert hat. Ich wil ihr sechs Tage e Bedenck-Zeit erlauben / so wol der ersten Hitze einige Ausflucht zu gonnen / als e e auch wol zu uberlegen / ob nach verschwundener Hoffnung aller Hulffe / des e Kaysers Haß oder Liebe zu wehlen sey. Inzwischen binden wir euch / Ponnedro / e e diese Schone auff eure Seele / lasset das schonste Zimmer zu ihrer Wohnung / und e Konigliche Auffwartung zu ihrem Dienste bestellen. Nach sechs Tagen hoffen wir dasjenige gutwillig zu geniessen / was sie ietzt vermeynt / uns nimmermehr zu e erlauben: denn die Zeit kan alles andern. Mit welchen Worten er ihnen den
Rue cken zukehrete / und das Zimmer verließ. Ponnedro nahm hierauff die e vertraute Auffsicht mit Freuden an / trostete die Princeßin mit den beweglichsten Worten / und suchte ein solches Zimmer auff der Burg zu ihrer e Beqvemligkeit aus / welches nicht allein unterschiedene Ausgange hatte / e sondern auch zu Ausfuhrung eines und des andern Anschlages sehr beqvem war. e
e
3 den Todes-Befehl moge] das Todesurtheil mochte K. 5 gefristet] geschenket K. e e 19 gluckselig] glucklich K. 27 gewehren ] schenken K. 27 verweigert] versaget K. 28 Ausflucht] Zeit K. 31 diese] die K.
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Die schoe ne Princeßin hatte kaum das Zimmer als ein freyes Gefae ngniß betreten / so hatte sie Ponnedro mit Hinterlassung seines Dolches etwas e e verlassen / in welcher Einsamkeit sie denn ihrer Wehmuth den Zugel vollig e schiessen ließ / und den Dolch / aus ubeln Vorsatz / in ihre Hand nahm: So muß ich euch / redete sie mit benetzten Lippen / O ihr wertheste Seelen meiner e
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Anverwandten / auch wider meinen Willen die ewige Gluckseligkeit mißgonnen / e als die ihr bereits in der gestirnten Ewigkeit eure vollkommene Vergnugung erreichet / mich aber / mich Elende / in der Angst-Grube dieser Welt / der Himmel e e weiß / zu was noch vor Unglucke hinterlassen habt. Ach hatte ich doch zugleich e der bekummerten Seelen durch einen verborgenen Dolch einen rothen Ausgang gesucht / als mir der Tyranne nicht zwar aus Barmhertzig keit / sondern zu Vere mehrung meiner Hertzens-Qvaal / erlaubte / den ohnmachtigen Geist meines stere benden Vaters durch ein Glaß Wasser zu erqvicken: so ware ich an dem Ort der e e Ruhe / und durffte keiner fernern Raserey eines Tyrannens gewartig seyn / und es e e hatte sich meine kindliche Pflicht auch im Tode dem Vaterlichen Geiste beygesele e let. O ich Verlassene! Ach ich Elende! die ihr hochstes Glucke in einem schleunigen e e Tode suchen muß. Auff derowegen bedrangte Banise! das wundersame Verhangniß giebet dir nicht ohngefehr diesen Dolch in die Hand. Lasse dich die Todes Larve e nicht schrecken. Bloden Augen ekelt nur vor dem Tode / und verwehnte Lippen wollen nicht Aloe kosten. Ich sehe doch wol / daß der Himmel keine frembde e Hand mit meinem Blute besprutzen wil: so dancke ich ihm um so viel desto mehr / e daß er dennoch meiner Faust und diesem dienstfertigen Stahl die Macht uberlase e e sen hat / den Kercker des geangsteten Leibes zu eroffnen / und die geqvalte Seele e in erwundschte Freyheit zu setzen. So komme denn / du edler Dolch / und sey das e e e Werckzeug einer tapffermuthigen Erlosung: Denn ein ruhmlicher Tod ist doch die beste Bahn zu unserer Freyheit. Nach welchen Worten sie ihre Brust auffriß /
und durch einen toe dtlichen Stoß sich des Lebens berauben wolte. Ponnedro aber trat gleich / als geruffen / zur Thue re hinein / und wie er ihr verzweiffeltes Vorhaben bemerckete / sprang er hinzu / und begriff ihre Faust / mit welcher sie bereits den Dolch zum Stosse gefaßt hatte. Sie halte zurue cke / e Gnadigste Princeßin / schrie er ihr zu / denn Großmuth und Verzweiffelung e
konnen nicht in einer Seele beysammen wohnen. Sie lasse die Vernunfft herre schen / und verbanne solche unanstandige Todes-Gedancken. Denn sein eigener Hencker werden / und des Feindes verschonen / ist eine Frucht der Thorheit;
18 dir] mir C, E, F, G. 4 Hand] Hae nde K. 7 gestirnten] anmuthigen K. 7 Vergnue gung] Glue ckseligkeit K. 8 Angst-Grube] Unruhe K. 11 gesucht] gemacht K. 12 Hertzens-Qvaal] Quaal K. e 14 keiner fernern] kein ferner Zuschauer der K. 14 gewartig seyn] seyn K. e e 14–15 es hatte sich meine kindliche Pflicht] ich hatte mich K. 18 Todes Larve] e Todesfurcht K. 19 verwehnte] lusterne K. 21 desto mehr] mehr K. e e 25 tapffermuthigen] heldenmuthigen K. 29 begriff] griff K.
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Womit er ihr den Dolch aus der Hand / und wieder zu sich nahm. Wie / e untreuer Ponnedro / sahe sie ihn mit zornigen Augen uber die Achseln an / e
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kanst du wol deine rechtmaßige Erb-Princeßin geschandet sehen? Hat nicht mein Vater um dich und dein Geschlechte so viel verdienet / daß du seiner Tochter viel e eher beforder- als hinderlich fallen sollst. Eben durch diese Verhinderung / erwiederte Ponnedro / belieben sie meine Treue zu erkennen / mit was vor Pflichten e ich ihr als dem letzten Zweige des / umb gantz Pegu hochst-verdienten Stammes e noch verbunden lebe. Denn ihr Todes-Fall wurde dem Tyrannen eine schlechte Rache / vielmehr eine hertzliche Freude seyn. Wenn nunmehro sein Verlangen e e e erfullet / und er sich in volliger Sicherheit sehen wurde: Des Elephanten Fall e e erdrucket seinen Feind zugleich mit: Hier aber wurde das letzte Liecht und einige Hoffnung des gantzen Reichs verleschen / da doch nicht der geringste Feind durch e e e ihren Tod untergehen wurde. Wo so viel tausend Manner-Hande / war ihr Eine wenden / nichts auszurichten vermogen / da kan billich eine schwache WeiberFaust nichts anders thun / als vor Wehmuth den Dolch in eigene Brust begraben. O unbesonnener Zweiffel / versetzte Ponnedro / welcher aus einer verwirreten Seee e len entspringet: gleichsam / als wenn diß etwas unerhortes ware / daß ein e e schwach Weibes-Bild mehr / als tausend Manner-Hertzen / verrichtet hatte. Sie e versichere sich / daß / wo Erd und Holle nichts vermag / bloß die List eines Frauene e e zimmers auch selbst die Unmogligkeit uberwinden konne. Diese Reden verwirren mich vielmehr / antwortete Banise / als daß sie mir einigen Unterricht geben e solten. Ich weiß nicht / ob es moglich sey / einige Hoffnung zur Rache und Thron e e schopffen zu durffen / und ob es auch rathsam sey / einem feindlichen Bedienten e zu trauen. Dieses Mißtrauen merckende / bemuhete sich Ponnedro eyffee rigst / ihr solches zu benehmen: Es musse mich / schwur er / die Gottheit mit ewiger Straffe belegen / wo einige Schlange der Untreue in meinem Hertzen wohnet: Sie wolle es / gebietende Princeßin / vielmehr vor eine unfehlbare Schie e e e ckung der Gotter achten / daß der Kayser mich / als eine hochst verdachtige Person mit solchen wichtigen Verrichtungen beleget / wodurch sich leicht ere e e wundschte Gelegenheit ereignen konte / dem Reiche zu helffen / und das Kaye 18 e serliche Blut zu rachen. Ich beschwere euch bey der Zukunfft unserer funfften
Die Peguaner glauben: Die Welt sey allbereit von vier Goe ttern regieret worden / welche alle dahin wae ren: der fue nffte Gott aber sey noch nicht angekommen / nach dessen Hintritt die gantze Welt verbrennen werde. Alex. Ross. pag. 141.
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1 Hand] Hand riß K. 5 fallen] seyn K. 8 Todes-Fall] Tod K. 13 Mae nner-Hae nde] Helden K. 13–14 ihr Einwenden] ihre Einwendung K. 15 begraben] graben K. 17 diß etwas] dieses was K. 19 versichere sich] seyn versichert K. 19 Erd und e Holle nichts vermag] niemand in der Welt etwas ausrichten kan K. 24 Dieses Miße trauen merckende / bemuhete sich Ponnedro] Ponnedro, der dieses Mißtrauen merkte, bemue hete sich K. 25–26 mit ewiger Straffe belegen / wo einige Schlange der] ewig e strafen, wo eine K. 27 unfehlbare] deutliche K. 28–29 mich / als eine hochst e e verdachtige Person mit solchen wichtigen Verrichtungen beleget] mir, als einer hochste verdachtigen Person, solche wichtige Verrichtungen aufgetragen K. 30 ereignen] zeigen K.
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Gottheit / redete ihn die gleichsam erwachende Banise an / daß ihr euch zu e e e e dieser unerlaßlichen Sunde ja nicht verleiten lasset / eine vorhin hochst-unglucke selige Princeßin noch ferner zu betruben / sondern wo euch der Himmel mit dem ge ringsten Mitleiden beseliget hat / so ertheilet mir einen ersprießlichen Rath / wie ich Leben und Ehre retten / und meine Sicherheit in den Armen meines e geliebten Printzens von Ava suchen und finden moge. Wo die Gefahr zu Pferde sitzet / redete Ponnedro ferner / da muß guter Rath freylich nicht auf Steltzen e gehen. Weil sich aber dieses hochwichtige Werck nicht erzwingen lasset / so wird e eine kluge Verstellung eine¯ erwunschten Anfang machen. Sie haben sattsam e e e e e verspuret / wie entzundet der Kayser durch dero Schonheit sey. Solches beduncket mich ein Traum / redete Banise ein. Ponnedro bedeutete sie aber bald / sagende: Die allzu grosse Wehmuth und Rachgier haben ihre Augen verdunckelt / e daß sie solches nicht beobachten konnen. Sie setzen aber kein Mißtrauen in mein e e Vorbringen / und wissen / daß solches Feuer gleichfalls von dem gutigen Verhange e e niß der Gotter herstamme. Sie lasse demnach alle ubrige Hartigkeit gegen dem e Kayser fahren / und stelle sich gegen ihn dermassen an / daß er mehr Ursache zur e e Liebe / als Grausamkeit haben moge. Dieß scheinet aber gefahrlich / wendete die besorgte Princeßin ein / denn solte der Tyrann meine Verstellung vor bekandt e e annehmen / so wurde er zu volliger Geniessung der Liebe eylen / bey deren e Verweigerung aber wol gar sich einiger Noth-Zucht unterfangen durffen / so e wurde ich doch alsdenn mit befleckter Seele sterben / da ich anietzo denen e e e e Gottern einen reinen Geist opffern konte. Gottliche Hulffe und eigener Verstand / erwiederte Ponnedro / muß hierinnen den besten Rath ertheilen / wie man auff e alle Weise und Wege der Sachen Auffschub zu wege bringen / un¯ des Kaysers e e Hitze mit erdachten Schein-Grunden / wo nicht leschen / doch auffhalten moge. e Ich nehme solches endlich an / war der besanfftigten Princeßin Gegen-Rede / und bitte die Gottheit / daß sie dem schweren und wichtigen Vorhaben ein e erwunschtes Ende geben wolle. Inmittelst soll die Verweigerung der Liebe ausser der Ehe die erste Ablehnung der Hitze seyn. Welches ihm Ponnedro sehr wol gefallen ließ / und ihr einen sonderbaren Trost ertheilete. Doch / redete Ponnedro noch ferner / habe ich noch eines und zwar etwas noe thiges zu erine nern / welches eine starcke Mitwirckung zu erwunschter Vollziehung des gantzen e e e Werckes seyn konte; Nemlich / daß sie bey dem Kayser bemuhet lebe / bey erster
3–4 euch der Himmel mit dem geringsten Mitleiden beseliget hat] noch ein Zug des Mitleidens in eurer Seele wohnet K. 4 ersprießlichen] nue tzlichen K. 6–8 Wo die Gefahr zu Pferde sitzet / redete Ponnedro ferner / da muß guter Rath freylich nicht auf e Steltzen gehen] fehlt in K. 9 sattsam] deutlich K. 10–11 beduncket mich ein Traum] kommt mir wie ein Traum vor K. 11–12 sagende] indem er sagte K. 12 Rachgier] Rache K. 12 verdunckelt] verblendet K. 13–14 mein Vorbringen] meinen Antrag K. 15 Hae rtigkeit] Unempfindlichkeit K. 19 voe lliger Geniessung] voe lligen Genuß K. 23–24 auff alle Weise und Wege der Sachen Auffschub zu wege e e e e e bringen] in allen Fallen die Sache verzogern K. 25 auffhalten moge] maßigen konne K. 26 Gegen-Rede] Antwort K. 29 ihm] sich K. 30 sonderbaren] angenehmen e e e K. 33 bemuhet lebe] sich bemuhen mochten K.
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Gelegenheit Gnade / Erlassung und vorigen Ehren-Stand vor den / um ihr Leben e gefangenen Abaxar / auszuwurcken. Ich werde auch hierinnen nichts ermangeln e lassen / antwortete Banise. Worauff endlich Ponnedro sie nicht langer auffhalten wolte / und sagte: Großmue thige Princeßin! weil ich dero tapfferes Ente schliessen wider alle Falle mit Freuden vernehme / so schliesse ich nicht allein der e e Gotter Gegenwart / und dahero glucklichen Erfolg hieraus / sondern ich kan ihr auch nicht ferner verheelen / was massen der treue Printz Balacin bereits sich auff des Talemons Schlosse eingefunden / um so wohl vor dero Wolfarth zu sorgen / e e als auch vornehmlich sie aus der Hand dieses Wuterichs zu erlosen. Er ist nune e mehro ein machtiger Konig / weil sein Herr Vater gestorben / und ihm auch die e Crone von Aracan zugefallen. Ob er sie nun zwar mit gewaffneter Hand machtigst e befreyen konte / so wil er doch zuvor durch eine beqveme List sich ihrer Person versichern / und alsdenn der Rache wider diesen Tyrannen freyen Lauff lassen. Hilff Himmel! traumet mir? hub die erfreuete Princeßin an / ich weiß nicht / ob e e ich wache? Trautester Ponnedro / solte es wol moglich seyn / daß mir in so truber e Nacht des Unglucks ein solches Liecht des Heyls / an meinem Printzen auf gehen solte? Doch / ach / solte es wol ein vergebner Trost seyn. Der Himmel straffe mich nicht / versicherte Ponnedro / mit solcher Verwegenheit / daß ich sie durch einige Unwarheit beleidigen solte. Er ist verhanden / und wird sein Leben wagen / e e sie in veranderter Gestalt zu kussen. Nun schmeltzet mein Hertze / fuhr Banise e fort / und die Seele krieget Flugel / ja ich vergoe ttere mich gantz / daß ich meinen Printzen / meinen Schutz-Engel / so nahe wissen soll. Du wirst demnach / treuester e Pon¯edro / selbtem eine kleine Schrifft uberbringen / und dir meine Wolfarth nebst ihm treulich anbefohlen seyn lassen. Nachdem sie nun solche verfertiget / und e dem Ponnedro uberreichet / nahm er ehrerbietigsten Abschied / machte e alle benothigte Anstalt zu ihrer Bedienung / und suchte Gelegenheit / auff etliche Stunden den Printzen zu besuchen. Welches ihm auch die Abwesenheit des Chaumigrems erlaubte / und er sich so fort auff einem flue chtigen Klepper nach seines Vaters Wohnung begab. So bald er daselbst abe gestiegen / verfugte er sich ohne andere Besuchung nach des Printzen Zimmer / welchen er auff einem Stule / seinen Vater vor ihm sitzen / und den Scandor neben ihm stehend fand. Ponnedro hatte kaum die Schwelle betreten / so ruffte ihm der Printz mit wehmue thiger Stim ¯¯ e entgegen: Ach e Ponnedro! soll ich sterben oder leben? Wo eine schone Princeßin lebet / antwor-
8 um] nun F, G. ster H, I, J, K.
23 ue berbringen] bringen E, F, G.
33 wehmue thiger] wehmue thig-
e e 4–5 tapfferes Entschliessen] tapfere Entschliessung K. 5 Falle] Anfalle K. 6 Gegenwart] Beystand K. 7 verheelen / was massen] verbergen, wie K. 11 Hand mae chtigst] Hand K. 12 beqveme List] List K. 13 der] die K. 13 freyen Lauff e e lassen] gebrauchen K. 20 veranderter Gestalt] ganz andern Umstanden K. e 20 schmeltzet] zerfliesset K. 21 krieget Flugel] erhebt sich K. 32 fand] antraf K.
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tete Ponnedro / da darff ein geliebter Printz an keinen Tod gedencken. Haltet e mich nicht auff / fuhr der betrubte Printz fort / und entdecket es mit besserm e
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Grunde / als Talemon / welcher besorgliche Unwissenheit aus Pegu uberbracht hat / was ich zu hoffen habe. Ponnedro erwiederte: Die Princeßin lebet / und der Printz soll auch leben. Sie lebet / und zwar in vermeyntem Wolstande / allein der e geringste Zeit-Verlust kan sie unglucklich machen. Dieser Brieff von ihrer Hand e e wird meinen Worten nothige Erklarung thun. Womit er den von der Princeßin e
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anvertrauten Brieff ehrerbietigst uberreichte. So bald er nun aus der Ubere schrifft seiner Princeßin wahre Schreib-Art erkennete / kussete er solche e Zeilen inbrunstig / und sagte: Ach angenehmste Zeilen / deren Schrifft nicht e
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irrdische Augen / sondern Sonnen zu lesen wurdig sind. Dieses Pfand bekrafftie get / was mir der guldene Ponnedro gesaget hat. Wohlan / es sey gewaget / ich erbreche den Brieff / umb bey diesem Zucker der Galle nicht zu entwohnen.
Worauff er das Siegel eroe ffnete / und folgende Worte darauß laß: 15
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Werthester Printz! DEssen nahe Gegenwart ist die Ursache meines Lebens / ausser welcher ich bereits e e die Grufft erkieset hatte. Indessen bin ich vergnuget / wenn mein Englischer Printz in solchem Zustande lebet / wie es meine Wolfarth erfordert / ob mich gleich die e e eiserne Hand des wilden Unglucks fast erdrucken wil. Wo mich vor Verlauff des e vierdten Tages eine kluge Hand befreyet / so werde ich erweisen konnen / wie e e kein Ungluck die Pfeiler der Liebe einzuaschern vermocht habe. Ausser diesem e werde ich zwar sterben / iedoch eine unbefleckte Seele und unverbruchliche Treue mit ins Grab nehmen. Lebet wohl / und errettet diejenige / welche einen Fuß im Sarge / und ihr Hertze bey ihrem Printzen hat. Banise. Wehe mir! rieff der seufftzende Printz / die Zeit ist zu kurtz / und ich bin e verlohren! Ach! so ist denn kein bestandiger Sonnenschein mehr zu hoffen / und muß ein ieder Stern zum Cometen werden? Zwar der jenige solte sich wol vor e e e keinem Ungewitter mehr furchten / welchen der ungutige Himmel schon offters e durch harte Blitze versehret und betrubet hat: Allein wo er zugleich mit den Keulen seines Zorns spielet / da muß auch der festeste Grund erzittern. Wie so e zweiffelhafftig? Gnadigster Herr / redete ihm Talemon ein / der Zweiffel ist kein e Zeichen eines großmuthigen Hertzens. Bey so gestallten Sachen muß man den e e Gottern vor der Princeßin Leben dancken / sie aber nicht durch Ungedult erzur-
1 geliebter] liebenswue rdiger K. 3 besorgliche Unwissenheit aus] keine gewisse Nache e e richt von K. 7 meinen Worten nothige Erklarung thun] meine Worte aufklaren K. e e 10 inbrunstig] freudigst K. 17 die Grufft erkieset] das Grab erwahlet K. e e 21 einzuaschern vermocht habe] zu erschuttern im Stande gewesen K. 24 Sarge] e e e Grabe K. 29 ungutige] zornige K. 30 betrubet] geruhret K. 31 Keulen] Strahlen K. 32 zweiffelhafftig] furchtsam K.
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nen. Hier aber muß man Gedult und Großmuth herrschen lassen. Jene erleichtert e das Unglucke / diese aber ist der Anfang aller wichtigsten Dinge / durch welche e e auch die Unmogligkeit selbst bekrieget und besieget wird. Das Glucke ist rund / e e vollfuhrte Ponnedro diese Rede / und gewinnet offters das Ansehen / als wenn e alles verlohren / und kein Mittel dem Ubel zu begegnen mehr vorhanden ware. e e Wenn man aber desselben Umstande großmuthigst betrachtet / so verkehret es e e sich offters dergestalt / daß / gleich wie es zuvorhero den Untergang gedrauet / es e hernachmals zu unserm besten ausschlagt / darum nur getrost / so lange ein e e Patient den geringsten Athem noch von sich spuren lasset / so lange hat ein behertz ter Artzt noch Hoffnung zu des Menschen Leben. Ein kluger Rath und behender Anschlag kan der schweresten Sache / und also auch hier / am besten rathen. Ach verschonet mich mit vergebener Hoffnung / fiel ihm der in diesem e Fall etwas kleinmuthige Printz in die Rede / denn sie in so kurtzer Zeit mit e e Gewalt zu erretten / lasset die Unmogligkeit nicht zu / weil viel hundert tausend e Mann hierzu erfodert werden. List scheinet zu gefahrlich / weil deren mißlingene e der Ausgang nur ihren und viel anderer Unschuldigen Tod befordern mochte. Den e Chaumigrem aber zu einer gutlichen Abfolge zu behandeln / ist so vergebliche e Arbeit / als ob wir einen Mohren zu waschen / und unser ewiges Gedachtniß in die e e See zu schreiben / bemuhet waren. Die Bedingung aber / welche sich der Tyranne e nach verflossenen 4. Tagen vorbehalten hat / mochte ich doch gerne wissen. Ponnedro erstattete folgenden Bericht: Die durchdringende Schoe nheit der Princeßin hat auch dieses Tyger-Hertz bezwungen / dannenhero er von dem Gifft e eingesogener Liebe fast zu borsten vermeynet. Und weil sich bey erster Zusammenkunfft die Princeßin vorsichtiger Weise sehr ungeberdig stellete / als hat er ihr e e funff Tage Bedenck-Zeit eingeraumet / nach deren Verfliessung er sonder Zweiffel e e e seine hefftige Liebe verfolgen durffte / wo nicht der Gotter Hulffe eine gee e wunschte Errettung verschaffet. Dem Bedrangten aber zu helffen / hat der Himmel mehr als ein Mittel. Zwar einige Gewalt durch unsere schwache Hand anietzo e e e vorzunehmen / ist eine Arbeit der Caninichen / eine Lowen-Hole zu sturmen: den e Bluthund zu einiger Gute zu bewegen / scheinet gleichfalls Diamanten mit Fingern e zu zerreiben: eine von dem Himmel gesegnete List aber / hat offters Stahl in Gold e verkehret. Ich bin unschlußig / redete Talemon ein / welcher Meynung ich bey-
3 bekrieget] angegriffen K. 3–4 rund / vollfue hrte Ponnedro diese Rede] unbestae ndig, e endigte Ponnedro diese Antwort K. 5 Ubel zu begegnen] Ungluck zu entgehen K. 6 verkehret] kehret K. 7 dergestalt] dergestalt um K. 9 spue ren lae sset] hauchet K. 10–11 Ein kluger Rath und behender Anschlag kan der schweresten Sache] Eine kluge und eilfertige Entschliessung kan in den schweresten Sachen K. 11–12 am besten rathen] die besten Dienste leisten K. 12 vergebener] eitler K. 14 weil] wie K. 15 zu gefae hrlich] gefae hrlich zu seyn K. 15–16 mißlingender] unglue cklicher K. 21 durchdringende] reitzende K. 22 bezwungen] besieget K. 24 vorsichtiger e e Weise] aus guter Vorsicht K. 29 ist eine Arbeit der Caninichen / eine Lowen-Hole zu e e e e sturmen] ist; als wenn Caninichen eine Lowenhole sturmen wollten K. e 30–31 gleichfalls Diamanten mit Fingern zu zerreiben] ohnmoglich; aber K. e e 31 gesegnete List aber / hat offters] gleichsam geschenkte List hat ofters K.
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pflichten soll. Einige Gewalt vorzunehmen / solches ist nur mit Stillschweigen zu e e ubergehen: durch List sie diesen Raub-Klauen zu entfuhren / scheinet eine Sache e zu seyn / welche fast dem Verhangniß trotzet / worzu uns einige Ungewißheit den e Segen des Himmels verweigert. Den sichersten Weg schatze ich hierinnen zu e seyn / wenn man sich bemuhete / durch verstellete Schrifften / als ob sie aus Ava e e e kamen / dem Wuterich mit beweglichen Grunden die Unschuld der Princeßin vor Augen zu stellen / u. um deren Erlassung und Abfolge freundlich anzuhalten. O blosser Schatten vergebener Hoffnung! widerlegte es der Printz / welchen bey e voriger Grausamkeit weder das bewegliche Flehen der Alten / das jammerliche e e Zuruffen der angenehmsten Schonheiten / noch das erbarmliche Schreyen der kleinen Kinder / in Summa / das unbeschreibliche Mord-Elend so vieler tausend unschuldigen Menschen nicht im geringsten zu bewegen / noch einige Seele zu erretten vermocht / den wird viel weniger ein todter Buchstabe zu einiger Vere nunfft noch Erbarmung bringen. Nein / nein / wir wurden hier nur Pfeiler in die See bauen / und bey der Natter Gunst suchen. Viel sicherer und tapfferer wird e dieses seyn / daß ich mich in die Burg / und so nahe an den Bluthund verfuge / daß e diese Hand seine morderische Brust erreichen kan. Alsdenn wil ich einen scharffen Dolch in das Laster-volle Hertze stossen / und hernach auch des grausamsten e Todes gewartig seyn: wenn nur aus meinem Blute die Wohlfarths-Rose der Prine ceßin bluhet. Dieser Anschlag ist zu hitzig / erwiederte Ponnedro / ich wil nicht e sagen / verzweiffelt. Denn solte gleich des Tyrannen Tod erfolgen / so ware doch e dessen Anhang durch den Ver lust ihres Hauptes noch lange nicht so unkrafftig gemacht / daß nicht vielmehr die Princeßin zugleich in andere und noch viel e e e e grausamere Hande gerathen konte. So ware der Printz verlohren / dessen mache tige Reiche verwayset / und der Princeßin nichts geholffen. Inmittelst / wendete er sich zum Scandor / habe ich aus vorigen Erzehlungen nicht einen unebenen e e Verstand geurtheilet / welcher bey so gahlingen Fallen billich mit in den Rath gezogen wird. Kan selbter nun einen ersprießlichen Beytrag thun / so wird er sich e e dem Printzen gnadig / uns aber verbindlich machen. Scandor zuckete die Ache seln / und naherte sich mit diesen Worten: Wo solche Galeren das Meer der Weißheit beschiffen / da muß mein Jagt-Schiffgen des Unverstandes billich die Segel streichen. Wo aber / versetzte ihm Talemon / die Galeeren auff verbore e gene Klippen stossen / da mussen sie scheitern: ein Jagt-Schiff aber streichet uber e e hin. Ich kan es nicht laugnen / fiel der Printz in die Rede / daß ich offters in
2 diesen Raub-Klauen] diesem Wue tterich K. 4 verweigert] versaget K. 4 schae tze] achte K. 4 zu] diesen zu K. 11 Mord-Elend] Mordgeschrey K. 13–14 Vernunfft] e e vernunftigen Entschliessung K. 14–15 Pfeiler in die See] Schlosser in die Luft K. 15 sicherer und tapfferer] sicherer K. 16 und so] so K. 16 verfue ge] wage K. e 18–20 des grausamsten Todes gewartig seyn: wenn nur aus meinem Blute die Wohle farths-Rose der Prinzeßin bluhet] den grausamsten Tod erwarten; wenn nur mein Blut e die Wohlfahrt der Princeßin befordern kan K. 26–27 nicht einen unebenen Verstand e e geurtheilet] eben keinen so schlechten Verstand bemerket K. 27 gahlingen] plotzlichen e e K. 28 ersprießlichen Beytrag] vortheilhaften Vorschlag K. 33 uber] daruber K.
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andern / ob zwar nicht so wichtigen Geschafften / einen nicht undienlichen Rath von dir vernommen. Zudem muß man in wichtigen Vorhaben sich mehr als eines e Raths bedienen: so dir nun die Gotter einen Einfall verleyhen / so melde ihn e e ungescheut. Gnadigster Herr / antwortete Scandor / ich habe bereits meine funff Sinnen auff das Rathhauß meines Gehirns zusam ¯¯ en gefordert / und mit ihnen e e wohl uberleget: ob hier List oder Gewalt den Vorzug haben konne. So haben sie mir insgesamt meine Thorheit ziemlich verwiesen / daß ich des Wortes Gewalt e auch nur erwehnet habe. Denn ob zwar nicht zu laugnen / daß Ava und Aracan e mit vereinigter Macht gar leicht den Tyrannen auch zu einer Fußfalligen Abbitte e e zwingen konten: so mochte ich doch gerne den Mantel / auff welchem eine so e e machtige Armee inner drey biß vier Tagen solte hergefuhret werden / noch vor der Hinfarth meiner Seelen sehen. Wir aber / insgesamt / und ob ich gleich meine Frau e e zur Gehulffin mit nehme / sind viel zu schwach / auch nur das forderste Burge e e Pfortgen zu eroffnen. Und wenn ein Elephanten-Junge / wer da? ruffte / so moche ten wir uns immer wieder zu Hause wunschen. Der jenige aber / welcher das Wort e e List im Munde fuhrete / der schiene bessern Beyfall zu uberkommen. Die List / sage ich / wird hier mehr / als alle unsere Gewalt ausrichten. Solche kan nicht e e anders / denn durch eine kluge Entfuhrung ausgeubet werden / welche mein e gnadigster Herr gantz leichte selbst bewerckstelligen kan. Ja es kan selbter ungee e scheut die Princeßin in Person sprechen / kussen / und erwunschte Abrede nehe men / wie / wenn und wohin sie folgen soll? Scandor / schwarmest du? redete ihm der Printz ein / schertze nicht / sondern schweige vielmehr. Hier ist keines Schertzes zu gedencken / erwiederte Scandor / und wird mir iedweder Beyfall e e geben / wenn ich den Sack meiner Anschlage nur werde ausgeschuttet haben. Es e beliebe doch der Printz mit seinen Gedancken zurucke nach Pandior zu lauffen / und des Priesters Worte zu hohlen / als wir die Gottheit des Apalita um Rath in unserer Reise ersuchten. Auch dieses ist uns ohne dein Erinnern bewust / sagte der Printz. Wissen sie auch / fuhr Scandor fort / wie uns der Talipou zwey Schachteln mit gab. Worzu dienet diese Erinnerung / redete ihm der Printz abermal ein / du suchest nur deine Boßheit in der Weitlae ufftigkeit zu verbergen.
5 ihnen] ihm J. 2–3 sich mehr als eines Raths bedienen] mehr als einen zu Rathe ziehen K. 3 melde] e ¯¯ en entdecke K. 4–6 meine funff Sinnen auff das Rathhauß meines Gehirns zusam gefordert / und mit ihnen wohl] nach meinen schwachen Einsichten K. 6–8 So haben sie mir insgesamt meine Thorheit ziemlich verwiesen / daß ich des Wortes Gewalt auch nur erwehnet habe] allein mit Gewalt durchzudringen, scheinet die Klugheit nicht zu rathen K. 10 moe chte ich doch gerne den Mantel / auff welchem] kan ich nicht einsehen, wie K. 11 inner] unter K. 12 Seelen sehen] Seelen K. 15–16 Der jenige e e aber / welcher das Wort List im Munde fuhrete / der schiene bessern Beyfall zu ubere e kommen. Die List] ein listiger Streich aber mochte von einem glucklichern Erfolge seyn. e e Dieser wird K. 21 folgen] gefuhret werden K. 24 den Sack meiner Anschlage] e e meine Vorschlage K. 24 ausgeschuttet] vorgetragen K. 25 lauffen] denken K. 26 zu hohlen] sich zu erinnern K.
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Es ist zu erbarmen / hub Scandor hierauf an / daß wir Menschen in Gottlichen e e e Sachen / ob sie gleich unsere hochste Wolfarth befordern konnen / so gar nache e laßig seyn. Die letztern Zeilen / welche ich von der Princeßin uberbrachte / werden e e dem Gedachtnisse weit besser eingepflantzet seyn / als der treue und hochste e e ersprießliche Rath der sorgfaltigen Gotter. Damit aber gegenwartige Herren / nach e etwas deutlicherm Bericht / mir desto eher beypflichten konnen: so werden sie wol in meiner vorigen Erzehlung / als ich der Besuchung des Tempels zu Pandior erwehnte / sich zu entsinnen wissen / wie ich bey Abfertigung des Priesters zweyer e Schachteln gedachte / welche er uns mit diesen Worten uberreichte: Diese zwey e e Schachteln handigen dir die Gotter ein / aus deren einer du dich verbergen / aus e der andern wieder kommen kanst. Diese bewahre auffs beste / denn es komt die Zeit / da du durch Verstellung Liebe und Reich zu erhalten suchen wirst. Solte nun nicht die benennte Zeit ietzt vorhanden seyn / in welcher Liebe und Reich in e Gefahr stehet / und wir Ursache hatten / durch List und Verstellung solches zu erhalten. Ich habe den Printzen verstellet gesehen / daß ich ihn selbst nicht erkant habe. Solte er nun nicht / vermittelst solcher Farbe / die Princeßin besuchen / und e alles nach Willen bewerckstelligen konnen? Diesen Rath / war des Ponnedro e Einrede / schatze ich vor einen Einfluß des gue tigen Himmels / und halte ich dieses e e Mittel vor so krafftig / als wenn ich bereits die schone Princeßin in voller Freyheit e e ihren geliebten Printzen kussen sahe. Inzwischen holte Scandor die eine
Schachtel herzu / und verstellete den Printzen in kurtzem dermassen / daß sie fast den Scandor vor einen Zauberer ausschreyen wolten. Als er aber e dem Printzen / vermittelst der Blatter aus der andern Schachtel / seine vorige Gestalt wieder gegeben hatte / zogen sie solches in hoe chste Verwune derung. Der Printz lobte des Scandors kluges Einrathen uber die massen / und versprach ihm solche Gnade / als er sich immermehr wue nschen kunte. Mein liebster Scandor / redete ihn der Printz an / es scheinet / als wenn die e
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Gotter durch dich redeten / indem du nicht allein durch diese Erinnerung meinem e e e ¯¯ en bist / sondern auch einen erwunschten Anfang zu Gedachtniß zu Hulffe kom unserm Vorhaben gemacht hast. So gebrauche dich denn des himmlischen Einflusses zu meinem besten noch ferner / und ersinne eine kluge Art / wie man die Princeßin beyzeiten errette. Auch dieses wird sich wohl thun lassen / antwortete
22 sie] ich G, H, I, J, K. G, H, I, J.
22 wolten] wolte H, I, J, K.
26 immermehr] immer C, E, F,
e 4 dem] in dero 4 besser eingepflantzet] lebhafter K. 4–5 hochst-ersprießliche] e e e hochstvortheilhafte K. 5 sorgfaltigen] gutigen K. 5 nach] nach einem K. 18 Einrede] Antwort K. 18 einen Einfluß] ein Geschenk K. 18 halte ich] halte K. e 19 in voller Freyheit] frey von Fesseln K. 24–25 zogen sie solches in hochste Vere wunderung] wurden sie in die hochste Verwunderung gesetzt K. 25 kluges Einrathen] e kluger Anschlag K. 26 solche Gnade / als er sich immermehr wunschen kunte] seine Gnade und eine reichliche Vergeltung K. 30 gebrauche] bediene K. 30–31 Einflusses] Beystandes K. 31 eine kluge Art] einen klugen Anschlag K.
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Scandor / und wird die Zeit die beste Rathgeberin seyn. Man mache sich indessen
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auff gute und fluchtige Pferde gefaßt / und lebe bedacht / auff was vor Art man sie unvermerckt aus ihrem Zimmer nach der Tyger-Pforte bringe. Diß scheinet ein schweres Unterfangen zu seyn / wendete Ponnedro ein / weil eine doppelte e e e Wache vor der Thure / welche zur Freyheit helffen konte / gesetzet ist. Was ware e diß vor eine List / erwiederte Scandor / wenn man nicht 1000. Augen betrugen e e konte. Es fallet mir gleich diesen Augenblick etwas bessers ein / welchem ich fleißiger nachdencken / und alsdenn / wenn es vollkommen ausgearbeitet ist / e vollig entdecken will. Wolan! Liebster Scandor / ermunterte ihn der Printz / e eine konigliche Gnade wird deine Treue vergelten. Inmittelst wehrtester Pone e nedro / werdet ihr mir behulfflich seyn / daß ich die Princeßin wurcklich zu sehen e bekomme. Der gegebene Anschlag wird alle Muhe erleichtern. Gantz wohl / erwiederte Ponnedro / solches wird aber nicht eher / als ue bermorgen geschehen e e konnen / weil sie der Kayser zu fleissig besuchet. Damit wir aber bessere Zeit gewinnen / so soll die Princeßin noch umb einige Tage Auffschub anhalten: alse e denn werden die Gotter unser Vor haben mit erwundschtem Segen beseligen.
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Nach welchen Worten Ponnedro zugleich Abschied nahm / sich wieder e nach der Burg zu seiner anvertrauten Princeßin verfugte / und sie durch e ertheilte Nachricht ihrer Abrede in hochste Freude setzte. Weiln aber die Princeßin von Saavady / das Frae ulein von Anseda / und etlich ander Frauenzimmer ihr als Gespielinnen zugeordnet waren / so war dem Prinzen e eine Verstellung umb so viel desto nothiger: dannenhero er sich nebst dem Scandor entschloß / sich bey verstelltem Angesichte / als Portugiesen / anzukleiden / und mit allerhand Wahren sich auff der Burg bey dem Frauenzimmer anzugeben. Welcher Anschlag zugleich dem Ponnedro durch den Talemon hinterbracht wurde / welcher es der Princeßin entdeckte / und sie dadurch ein hertzliches Verlangen trug / diesem Portugiesen was abzukauffen. Talemon muste zugleich vor etliche 1000. Ducaten werth kostbare Wahren einkauffen / welche in zwey Kauff-Fae ßgen eingeschlagen / und hernach von dem Prinzen und Scandor getragen wurden. Als nun der angenehme / doch sorgsame Tag erschienen / strichen sich der Printz und Scandor mit offterwae hnter Farbe so wohl das Gesichte / als Hae nde und Haare auffs fleissigste an / legten ihre dazu bestellte Portugisische Kleidung an / hingen ieder ein Fae ßgen auff den Rue cken / und traten also in der e Hassanen Zimmer / welche sich hefftig zu erzurnen begunt / daß solche e e e fremde Gesellen sich so unverschamter weise erkuhnen durfften / ihr Ge-
2 lebe bedacht / auff was vor Art] sey bedacht, wie K. 3–4 ein schweres Unterfangen] eine schwere Sache K. 7–8 welchem ich fleißiger nachdencken] welches ich fleißiger e e 8 ausgearbeitet] ausgedacht K. 16 beseligen] beglucken K. uberdenken K. e e 22 desto nothiger] nothiger K. 27 dadurch ein hertzliches] dabey ein großes K. e 27 diesem] diesem liebenswurdigen K. 28 Ducaten werth] Dukaten K. 31 sorgsame] furchtvolle K. 33 fleissigste] beste K. 35 begunt] schiene K.
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mach zu betreten. Ob nun zwar Scandor ihr einige Wahren anbot / so konte e sie ihn doch nicht erkennen / sondern schalt und schmahte auffs hefftigste. Scandor wolte sie noch besser auff die Probe setzen / sagende: er hae tte eine e
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vortreffliche Gallen-Tinctur, welche gleich nach dem Gebrauch eine bose Frau e e e besanfftigen konte. Allein hiedurch hatte Scandor sich bald in Ungelegen-
heit gesetzet / indem sie vor Zorn viel weniger sehen / oder ihn erkennen e konte / sondern sie schrie auff ihre Knechte umb Hulffe / welche sich auch e so fort mit ziemlichen Prugeln in der Hand dienstfertig einstellten / und ihrer Frauen in so vermeinter Gefahr beystehen wolten. Der Printz hatte sich bey zeiten wieder entfernt / und Scandor befand sich alleine in solcher e e Gefahr / daß die Knechte bereits fuhlten / ob es sein eigen Haar ware / weil e e er aber zu seinem Glucke einige Blatter bey sich hatte / womit er sich in e e hochster Eyl / und unter ziemlicher Verhinderung der groben Gehulffen / etwas abreiben / und seine Gestalt einiger massen entdecken konte: so e schrie er / weil er den Ernst fuhlte / er sey ja vom Hause / und hae tte sich nur verklei det. Als nun Hassana den Knechten inne zu halten befahl / erkannten sie ihn endlich / und ließ ihn mit fernerm Zusprechen verschonen. Lorangy aber / welche inzwischen auch war herbey gekommen / wolte es noch nicht e e glauben / daß diß ihr lieber Scandor ware / biß er sich des Anstrichs gantzlich befreyte / und eine ungemeine Verwunderung verursachte / womit er sich doch so heßlich verstellen koe nte. Denn dieses scharffe Wesen verzog so gar alle Gesichts-Bildungen / daß sich / nebst der Farbe auch die Aehnlige keit verlohr. Als nun ein Gelachter darauff erfolgte / begab sich Scandor wieder nach dem Prinzen / welcher ihn nicht wenig / wegen empfangner Hand-Ehre / auslachte: nachdem er sich aber wiederum verstellet / giengen sie mit einander der Stadt zu / und verfue gten sich alsofort vor die Burg. e Scandor wolte gleich zu gehen / allein er ware abermahls unter unbarme hertzige Fauste gerathen / wenn nicht Ponnedro dazu gekommen wae re / welcher der Wache Ruhe gebot. Der Printz redete den Ponnedro alsobald e auf Portugisisch an / ihm doch zu einem guten Handel behulfflich zu seyn / er wolte es mit einer Danckbarkeit zu erwiedern wissen. Ponnedro sahe sie beyderseits an / und erkennte sie zwar an ihren Stimmen / die Personen aber deuchteten ihn unmoe glich diejenigen zu seyn / welche sie seyn solten. Solcher Zweifel verur sachte ein langes Stillschweigen / und eine genauere Betrachtung bey dem Ponnedro / ie fleißiger er sie aber anschaute: ie weniger konte er die geringste Muthmassung nehmen / daß es der Printz seyn
14 abreiben] arbeiten F, G, H, I, J. e
13 Gehulffen] Gesellen K. 14 abreiben] abwischen K. 15 den Ernst] ihre gewaltige Hand K. 17 fernerm Zusprechen] fernern Complimenten K. 19–20 des Ane e strichs gantzlich befreyte] von der angestrichenen Farbe ganzlich reinigte K. 25 Hand-Ehre] harten Ehre K. 31 erwiedern] vergelten K. 36 nehmen] haben K.
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solte. Diesen Zweifel ihm nun zu benehmen / redete ihn der Printz ferner an: Mein Herr / er zweiffele nicht an guter Wahre / er hat mir auff TalemonsSchlosse wol eher was davon abgekaufft. Wodurch sich endlich Ponnedro bereden ließ / daß er nicht ferner zweifelte / sondern sie etwas verziehen e ließ. Ponnedro verfugte sich alsbald zu der Princeßin / und bedeutete ihr in geheim des Printzen Gegenwart / nebst beygefue gtem Unterricht / daß sie e sich die gantz unerkantliche Verstellung nichts irren lassen / besondern e den / welcher sich des Redens enthalten wurde / vor ihren geliebten Printz e erkennen solte. Die Princeßin entdeckte es alsobald dem samtlichen Frauenzimmer / wie einige Portugiesen mit seltzamen Wahren verhanden e waren / welche sie zu feilem Kauffe antragen liessen: so ihnen nun was zu kauffen beliebte / so solten sie eingelassen werden. Wie nun hierauff eine allseitige Bewilligung erfolgte / ging Ponnedro hin / sie herauf zu holen. e Als er sich aber mit seinen Portugiesen dem Zimmer genahert hatte / vere e nahmen sie mit hochstem Schrecken / wie daß Chaumigrem gegenwartig e ware: welcher zwar dieser Tage ei ne Lust-Reise vorgenommen / solche aber unversehens eingestellet / und in eine verliebte Besuchung verwandelt hatte. Ponnedro verbarg den Printzen alsobald zwischen eine gedoppelte e Wand / welche ihm wegen ihrer Schwache alle im Zimmer gesprochne e Worte / zu seinem Schmertzen / zu horen erlaubte. Er aber / Ponnedro / verfue gte sich gleichsam zur Auffwartung ins Zimmer / und sahe / wie das e samtliche Frauenzimmer entwichen war. Wie nun die Princeßin unwissende nicht ferne von der Wand / welche ihren Printzen bedeckte / in tieffsten Trauer-Gedancken / auf einem Stule saß / so ging Chaumigrem anfangs sonder einige Anrede eine geraume Zeit in dero Zimmer auff und ab / endlich aber verfue gte er sich nach der Princeßin / und redete sie mit diesen freundlichen Worten an: Wie so betrue bt / meine Schoe ne / wenn werden uns die
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benetzten Wangen trockene Rosen / und die traurigen Augen froliche Sonnen e e gewahren? Wenn der Himmel sein Ziel / antwortete die betrubte Banise / und mein Elend seine Endschafft wird erreicht haben. Chaumigrem erwiederte: e Denen Monarchen hat der Himmel auch die Macht ertheilet / daß sie ein ungue e e tiges Verhangniß verbessern / und die Betrubten erfreuen konnen. Ich weiß nicht / versetzte Banise / ob bey so unersetzlichen Scha den und Betrue bniß ein so krae ffe tiges Pflaster moge gefunden werden / welches mein Hertz heilen / und mich e e vergnugen konne. Ich sichere Sie / fuhr Chaumigrem fort / daß die Sonne ihres e e Gluckes anietzo am hochsten stehe / und sie sich im Paradieß befinden soll / wo ihr nur nicht vor eignem Wolstande eckelt. Solch Paradieß / war ihre Gegen-
5 bedeutete] deutete K. 6 beygefue gtem Unterricht] beygefue gter Warnung K. e e e 18 hatte] hatte K. 23–24 tieffsten] tiefen K. 31–32 ungutiges] ungluckliches K. e e 33–34 ein so krafftiges Pflaster] eine so kraftige Arzeney K. 34 mein] mein verwundetes K. 36–37 sie sich im Paradieß befinden soll / wo ihr nur nicht vor dem eigenen e Wolstande eckelt] sie im Paradies leben sollen, wo sie sich nicht selbst ihr Glucke hindern werden K. 37–1 Gegen-Rede] Antwort K.
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Rede / kan mir von dessen Hand nicht anders / als durch einen schleunigen Tod e gewahret werden. Denn wo man einen Wald auszurotten bedacht ist / da pflegt e man keiner jungen Stamme zu verschonen: und wo man sich einen geschwornen e Todt-Feind von Vater und Mutter nennet / da wird auch eine ungluckliche Tochter e e den Antheil solchen Hasses empfinden mussen. Ach schonste Banise / hub hierauff der grausam Verliebte an / sie qvae le nicht meine Seele mit dergleichen e e Vorwurffen. Ich gestehe es / daß ich dero Schonheit durch solche / von der Staatse Sucht abgezwungene Grausamkeit / hochst beleidiget habe. Ich versichere mich e e aber / es werde eine so gutige Seele den schonen Leib besitzen / welche bey e e verspurter Reue alle Mißhandlung vergessen / und mich mit angenehmster Erfullung meines Wunsches beseligen wird. Biß hieher hatte der lauschende Printz
womit ein gefesseltes Frauenzimmer einen solchen Monarchen / welchem die e e e e e Vergnugung selbst zu Fuße fallt / vergnugen konne / so wuste ich doch nicht / e worinnen solche Erfullung beruhen solte? O beliebte Frage! O schwere Antwort! fielen Chaumigrems Worte dem Printzen in die Ohren; der / welcher e e niemahls die hochste Gefahr gescheuet / traget anietzo ein furchtsames Bedencken / einem schwachen Weibes-Bilde seine Liebe zu entdecken / ich wil nicht sagen / ihn zu lieben anzubefehlen. Mit einem Worte: Chaumigrem brennet / und e erkieset Banisens Liebe zu Kuhlung seiner Flammen. Der ietzige Stand / war der Princeßin Einwenden / meine Niedrigkeit ist viel zu wenig / dessen Hoheit zu e vergnugen. Mein Glantz / beantwortete er solches / kan den vorgewendeten Schatten zur Sonnen machen. Eingewurtzelter Haß verbannet die Liebe / wendete sie ferner ein. Chaumigrem antwortete: In meiner Seele herrschet Brunst e und Flamme / welche allen Haß nunmehro verzehret hat. Die bedrangte Banise e suchte alles hervor / was nur einzuwerffen moglich war / sich der verhasseten Liebe zu entledigen / und ihm zu erweisen / wie unmoe glich es sey / ihn zu lieben. Dannenhero fuhr sie fort / und sagte: Es lae sset auch mein e
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durchdringendes Betrubniß nicht zu / dessen begierige Seele durch einen frolichen e e Blick zu ergotzen / weil ich meine Augen zu steten Thranen gewiedmet habe. 35
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mit einiger Vergnue gung zugehoe ret / wie wohl die Princeßin ihm seine e Grausamkeit vorgehalten: Als er aber von einer angenehmen Erfullung e schwatzen horte / so schien es als ob der Verdruß seinen Einzug bey ihm e hielte / dannenhero horte er mit sonderbaren Auffmercken die fragende Banise also ferner reden: Wo ja in dieser Welt noch etwas zu finden wae re /
Allein diese Worte waren viel zu schwach / den heissen Vorsatz im gering1 dessen Hand] dero Hae nden K. 8–9 versichere mich aber] bin aber versichert K. 9 besitzen] bewohnen K. 10 verspue rter Reue alle Mißhandlung] Zeichen einer aufrichtigen Reue alle Vergehungen K. 14 schwatzen] reden K. 14–15 der Verdruß e e seinen Einzug bey ihm hielte] das Mißvergnugen sich seiner ganzen Seele bemachtigte K. 15 sonderbaren Auffmercken] besonderer Aufmerksamkeit K. 18 zu Fuße fae llt] dienet K. 19 beliebte] angenehme K. 20 fielen] erschalleten K. 20 dem Printzen e in die] in des Prinzen K. 24 erkieset] erwahlet K. 28–29 Brunst und Flamme] die Liebesflamme K. 33 dessen] dero K.
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sten zu stoe ren / deßwegen er ihr auch bald mit dieser Antwort begegnete: e
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Schonstes Kind! Saltzicht Wasser beflecket die Schonheit. Etwas vergangenes un¯ e unwiederbringliches aber zu beweinen / ist ein Zeichen nicht wohl uberlegter e Klugheit. Sie erfreue sich vielmehr / wann ihr der grosse Beherrscher des grosten e Theils von Indien seinen Purpur anzeucht / und ihr sein Hertz opffert. Der groste Rebell und Bluthund in Indien / hub der ungedultige Printz in geheim gegen dem Scandor an / welcher seinen Purpur in unschuldigem Blute gefae rbet hat. Ehe e du aber dein Hertz opfferst / muß zuvor meines geopffert seyn. Er hatte noch
mehr geredet / wen¯ ihn nicht der Princeßin Stimme zu fernerm Auffe mercken angemahnet hatte: Zu dem / sagte sie / ist ja die Kae yserliche Burg
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vorhin ein Himmel / mit schonsten Sonnen bezieret / deren iede mich als einen e geringen Stern verdunckelt. Einem solchen Herrn aber mussen gestirnte Kertzen / und nicht schlechte Irr-Liechter zu Bette leuchten. Sich selbst zu verachten / widerlegte ihr Chaumigrem auch dieses / ist eine Art der Demuth: Wer nicht ihre e Schonheit als ein vollkommenes Wesen betrachtet / den muß die Natur der Augen beraubet haben. Ach keine / keine reichet ihr den Schatten / dieser Himmel wird nur durch sie erhellet. Ich erkenne mehr als zu wohl / wie der fruchtreiche Herbst e ihre Brust / und der anmuthige Fruhling ihre Lippen beseelet. Weil sich auch der e Sommer in volliger Pracht auff den Rosen-Wangen zeiget: Wie kan doch der verdrießliche Winter im Hertzen wohnen. Ich sichere / daß tausend Sonnen ihrer e e e e Schonheit Fuß-fallig werden mussen. Es ist Bedenckens-wurdig / redete ihm die Princeßin gantz sittsam ein / schlechtes Glaß vor Diamanten zu erwehlen. e Welches I. M. wohl zu uberlegen belieben / damit die Ver nunfft nicht einst diß vor e e e Thorheit schelten moge / was ietzt die Ubereilung vor Vergnugung halt. Hier
meynte der Printz / es habe sich die Princeßin zu weit vergangen / daß sie / ob zwar sehr dunckel / ihm bereits einige Hoffnung zur Liebe gemacht / gleichsam als ob sie nach reiffer Uberlegung des Wercks ihn einiger Huld vergewisserte. Allein die kluge Banise wuste wohl / wie man einen Tyger zae hmen / und sich bey Gelegenheit dessen Klauen entreissen solte. Chaumigrem fuhr unterdessen fort / und sagte: Die Sache ist mehr als wol erwogen. e
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Ihre Schonheit ist mir schon dermassen ins Hertze gepfropfft / daß auch der groste e Sturm diese Wurtzel nicht versehren kan: Ach! so betrube sie uns doch nicht e e e e ferner durch ungegrundete Einwurffe. So schone Augen / Lippen und Bruste e haben die Gotter gewiß nicht umbsonst erschaffen: sondern vielmehr / daß sie nur e e e wurdig seyn sollen / ein Konigliches Hertz zu vergnugen. Ach! so schaue doch / e Englische Seele / wie mein Angesicht gluhet / und wie mein Geist nach den Rosen e lechzet / welche auff ihren Lippen bluhen. Ja diese Liebe ist so hefftig / daß auch fernerer Verzug meinen Tod beschleunigen kan. Wie solte sich diejenige / setzte sie
2 Saltzicht] Salzigtes K. 11 bezieret] gezieret K. 12 gestirnte] leuchtende K. 18 beseelet] anmuthig gemacht K. 21 werden] dienen K. 21 Bedenckens-wue rdig] e e e e denkwurdig K. 22 sittsam] gelassen K. 24 vor Vergnugung halt] als ein Vergnugen e ruhmt K. 31 gepfropfft] gepflanzt K. 32 versehren] ausreissen K. 38 fernerer] der fernere K.
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solcher Liebes-Versicherung entgegen / ungefae rbter Liebe bereden lassen / de-
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rer Entseelung doch so hefftig verlanget / und derjenige mit Ketten und Tod belee get wird / welcher mein Leben erhalten hat. Ach wolten die Gotter! antwortete der begierige Chaumigrem / die him¯¯lische Banise wolte die abgezielte Befreyung e des Abaxars vor eine wahre Probe meiner brunstigen Liebe erkennen: so solte e e e Abaxar diese Stunde zu ihren Fussen fußfallig vor seine Erlosung dancken. I. M. e werden mich / hub sie hierauff an / durch solche Wolthat an meinen Wolthater sonderlich erfreuen / und mir Ursach geben / dero verliebten Vorbringen einiger e massen beyzupflichten. Diese weitlaufftige Versicherung setzte den Chaue migrem in sothanes Vergnugen / daß er alsobald dem Ponnedro zuruffte / und sagte: So eilet denn / Ponnedro / nach ae usserstem Vermoe gen: Eroe ffnet Gee
fangniß und Ketten / und stellet den Abaxar nach Befehl der Princeßin auff freyen ¯¯ er verließ / und Fuß. Welches gehorsamst zu verrichten / Ponnedro das Zim 15
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durch solche Einsamkeit ihm Gelegenheit gab / von der Princeßin mit diesen Worten einen Kuß zu begehren: Hievor / sagte er / begehre ich nichts mehr / als durch einen Kuß das Honig ihrer Lippen zu kosten. Es ist genung / sagte der ungedultige Printz / und wolte zugleich diese Angst-Stelle verlassen: Scandor aber hielt ihn zurue cke / sagende: Gnae d. Herr / wir sind nicht in dem
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Garten zu Ava / da wir dem verwegenen Chaumigrem mit Ohrfeigen abfertigen e konnen: sondern wir sind arme Portugiesen / welche so lange / als man nicht mit e e Gewalt nach der Waare greiffet / in der Gute handeln mussen. Der Printz ließ e
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sich endlich begutigen / als er der Princeßin abschlagige Antwort vernahm:
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I. M. enthalten sich annoch allzu hitziger Ubereilung: indem zu Bezeugung wahrer Liebe mehr als eine Probe erfodert wird. Inmittelst beklage ich doch / daß diese e gnadigste Willfahrung noch lange nicht den Zweck begehrter Gnade erreichet habe: indem Abaxar der eintzige Erhalter meines Lebens / vielmehr mich undanckbar zu heissen / und zu verfluchen / als mir einigen Danck abzustatten / Ursache hat: Weil die Beraubung seiner Ehren-Stelle ihn viel schmertzlicher / als Kercker und Tod vorkom ¯¯ en wird. So lebe denn Abaxar in vorigen Ehren / erwiederte der e willfartige Chaumigrem / meine Ungnade soll den betreffen / welcher sich e einigen Vorwurffs erkuhnen wird. Die besorgete Banise gab ihren Zweiffel folgends zu erkennen / indem sie sagte: Das Kae yserliche Ver sprechen ist ein e Zucker im Munde / dessen Erfullung aber erfreuet das Hertze. Solchen wuste Chaumigrem durch hohe Betheurung bald abzulehnen: Bey dem Leben der unsichtbaren Gottheit / schwur er / und der geheiligten Crone von Brama / soll e Abaxar noch heute bey unserer Taffel erscheinen / und vorigen Ehren-Stand vollig e wiederum bekleiden. Nunmehro aber wird sie ja / schonster Abgott meines Here e tzens / erlauben / daß ich meiner Vergnugung in etwas den Zugel schiessen lasse /
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1 ungefarbter Liebe bereden lassen] ungefarbte Liebe hoffen K. 2 doch] man doch K. e 4 begierige] verliebte K. 8 Vorbringen] Antrag K. 9 beyzupflichten] Gehor zu e e e geben K. 10 zuruffte] rufte K. 18 Gnad.] Gnadigster K. 25 Willfahrung] Erfullung K. 32 folgends] durch folgendes K.
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und den sussen Thau ihrer Lippen beruhre. Womit er sich abermal / sie zu e e kussen / naherte. Nun ist es Zeit / sagte der empfindliche Printz / nimmermehr e e lasse ich meine Princeßin auch nur zu einem Kusse nothigen. Gnadigster Herr / e that ihm Scandor Einhalt / wir werden durch solche Kleinigkeiten den Haupte Zweck verrucken. Gesetzt auch / es lieffe ein Kuß mit unter / so wackelt deßwegen e ja nicht flugs der Krantz. Das ist ein Wahn des Pofels / antwortete der Printz: eine keusche Liebe aber soll auch im geringsten unbeflecket seyn. Hier legte
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ihnen auch diesesmal der Princeßin ferneres Reden ein Stillschweigen auff. e
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I. M. lassen sich die Gedult besanfftigen / horten sie sie reden. Denn ob ich gleich e e dieses zu ruhmen hochst Ursache habe / daß I. Maj. das vermeynte Gold meiner e e e e e Schonheit hoher schatzen / als es wurdig ist / und so gnadigst in mein Begehren gewilliget haben / so werde ich zwar meinen Geist hiervor zu dessen Dienst wiedmen / iedoch nur so weit / als es Tugend und Vernunfft erlauben. Welche
ungleiche Weigerung aber dem Chaumigrem fast einigen Verdruß erwecken wolte / den er auch durch diese Worte sattsam zu verstehen gab:
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Fursten ist alles erlaubet / weil ihre Fehler der Purpur bedeckt. Jedoch weiß ich nicht / was ein so kaltsinniges Bezeigen vor eine Bedeutung nach sich ziehen soll. e e Ich wunsche des Auffzugs entubriget zu seyn. Dahero die Princeßin in nicht
geringen Aengsten sich befunde / und fast nicht mehr Worte ersinnen kunte / wodurch sie weder den Tyrannen zur Ungedult / noch dem Printzen zu einigem Mißtrauen Anlaß geben moe chte: Ihr kluger Verstand aber legte ihr folgende Worte in den Mund: Großmae chtigster Kae yser und Herr / die Goe tter
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wissen es / daß die Verweigerung solcher Liebe aus keinem Vorsatz / vielweniger e aus einiger Verachtung entspringet: als die ich vielmehr ein so hohes Glucke mit e e beyden Handen ergreiffe / und ihn / nachdem mich die Gotter aller Hoffnung beraubet / und mich Verlassene trostloß gemacht haben / im Hertzen Schatz und e e Herr heisse / weil ich es dem Verhangniß ferner zu widerstreben / vor hochst unbillich achte. Es wissen aber I. M. daß doch gleichwol mein Ursprung mit e e Kayserlichen Ahnen glantzet / und mein Vater Cronen trug. Ob ihn nun gleich das e e e Verhangniß deren beraubete / so ist er doch als ein Kayser dem Geblute nach e gestorben / und hat mich Elende / als eine Kayserliche Tochter hinterlassen. So e e erwegen demnach I. M. ob es mir anstandig und ihm ruhmlich sey / daß ich als e Furstin sclavische Laster begehen / und mich als eine Hure unterwerffen solte / die e doch nur Ehre als ihren Braut-Schatz / und Tugend vor ihr Reichthum halt. Meine e Wehmuth verdoppelt sich / wenn ich mir dessen Ansinnen zu Gemuthe ziehe. Ein e verborgener Trieb entzundet mich / das muß ich gestehen / und ein innerlicher e ¯¯ liche / Zug heisset mich lieben / das kan ich nicht laugnen. Allein auff so verdam
24 aus einiger Verachtung] Verachtung B, C, D, E, F, G, H, I, J. 5–6 so wackelt deßwegen ja nicht flugs der Krantz] so ist deswegen ja nicht gleich der Kranz verlohren K. 11 Begehren] Verlangen K. 24 als die] da K. 25 ihn] ihnen K. 26 Schatz] meinen Schatz K. 32 ihm] ihnen K. 34 als] vor K. 35 dessen Ansinnen] dero Antrag K.
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und Princeßinnen unanstandige Art der Liebe / mich beflecken zu lassen / solches e verhindere der Himmel durch meinen Tod / welchen ich selbst zu befordern behertzt genug bin. Dem Chaumigrem verlangete hefftig / die eigentliche 5
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Meynung ihrer Rede zu vernehmen / und warff ihr diese verpflichtete Worte ein: Ich sterbe vor Verlangen / bald zu vernehmen / wohin doch dero e weitlaufftige Reden zielen. Auch mein Leben soll zu ihrem Opffer dienen. Welche e e gnadige Versicherung sie sich bald ferner nutze zu machen wuste / und ihre e Rede verfolgete: Ist ja / sagte sie / des Kaysers Liebe so brue nstig / und dessen Vorgeben kein Fall-Bret erdichteter Brunst / so beliebe er zu entdecken: Warum er e uns nicht durch den Tempel ins Bette fuhret. Oder deutlicher zu sagen: Warum e machet er sich nicht meiner durch ordentliche Vermahlung theilhafftig. Bin ich ihm e e zu heßlich? Warum beschweret er sich den¯ / daß ihn meine Schonheit entzunde? Bin ich ihm zu arm? so hat er sich meines Heyrath-Guths bereits selbst angemase set. Daß also diese Heyrath und meine rechtmaßige Wiedererstattung eine Vere e e sohnung der Gotter wegen allzu harter Grausamkeit seyn konte: wodurch das e Reich in Ruhe / und dessen Person / durch solche Eroberung der Gemuther / in e e erwunschte Sicherheit gesetzet wurde. Ist nun solcher Vortrag / welcher aus einer verliebten Seele entspringet / angenehm und beliebt: so sollen alsdenn dem e Kayser / die ersten Rosen meiner Liebe zu samlen / mit Freuden erlaubet seyn. e Solte aber dessen Zweck auff andere und mir hochst nachtheilige Art zu erlangen e gesuchet werden: so wird zwar der Kayser mein Hertze / nicht aber den Willen e brechen / mir zwar mein Leben / aber nicht die Ehre / rauben konnen. So viel
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Worte / so viel Schwerdter jagte sie dem Printzen durch das Hertze / welcher sich vor Eyffersucht nicht mehr bergen kunte. Ha / knirschte er mit den e Zahnen bey sich selbst / ungetreue Banise! solte es moe glich seyn / daß du noch e
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ein Hertze zu verschencken hattest. Auff / Balacin / sturme in das Gemach hinein / und opffere den Tyrannen zur Rache ihres Meineydes / vor ihren Augen. In
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welchem verzweiffelten Vorsatz er sich hervor zu begeben gesinnet war. Scandor aber zog ihn bey dem Ermel abermals zurue cke: Sie bedencken doch / sagte er / ihren Zustand / und erwegen des Ponnedro Worte / welcher diese e
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Reden der Princeßin eingeflosset hat / um den Tyrannen in einen sussen Liebese Schlaff zu wiegen / damit er durch susse Hoffnung bewogen / ihr noch einige Frist ertheile. Der Printz erkandte bald seinen Fehler / und straffte sich selbst mit diesen Worten: Schae me dich / unbesonnener Balacin / die Himmel-reinen Flame men deiner Princessin durch falsches Mißtrauen zu schwartzen. Die Eyffersucht / welche auch Lilien beflecket / hat mich zu dieser Thorheit verleitet / und diese ist e e ein Trieb hochster Liebe. Weil nun diese Entrustung nicht so gar ohne alles
Gepolter abgehen kunte / als hatte Chaumigrem / solches zu bemercken / 4 verpflichtete] verpflichte B, C, D.
10 sagen] sachen C.
7 nue tze zu] zu Nutze K. 9 Brunst] Liebe K. 16 dessen] dero K. 25 Zae hnen bey e sich selbst] Zahnen K. 28 gesinnet] im Begriff K. 34–35 Flammen] Flammen der e Liebe K. 35 schwartzen] beflecken K.
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seine Rede unterbrochen / iedoch hub er bald wiederum an / der Princeßin vorgebrachte Rede zu beantworten: Ich schae me mich / sagte er / der unbee
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wusten Kalte bey so hefftigen Liebes-Flammen / und ruhme ihre Tugend / welche e mich um so viel mehr entzundet / daß ich entschlossen / noch diesen Tag den e Grund-Stein ihrer Wohlfarth und meiner Vergnugung durch Braminische Hand zu legen / damit nicht mein loderndes Hertze solches Versehen / durch die Pein e e langer Gedult / bussen musse.
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Wie nun die Princeßin durch diese Worte in hoe chste Bestue rtzung gesetzet wurde / so kunte sie sich lange Zeit nicht fassen / auch diesen Sturm der eilfertigen Liebe abzuschlagen. Dennoch siegete ihr Verstand / und ein e kluges Vorwenden kuhlete diese Hitze in etwas. So wisse demnach / mein e Herr / verlangerte sie diese Unterredung mit verstellten Liebes-Geberden /
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und wo es mir nunmehr erlaubet ist / zu sagen: Mein Schatz! daß mein entflam ¯¯ e tes Hertze gantz entzuckt den Weyrauch beliebter Gegen-Liebe auff den Altar e e seiner Seelen streuet / und sich diese Gluth in mir [nicht] langer verbergen lasset. e Sie schlaget zu Mund und Augen heraus / weil mein Geist von Liebe und Lust e gleichsam uberschwemmet wird. Diese Worte erregten einen neuen Streit des
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Zweiffels und der Eyffersucht in des Printzen Seele / welcher sich in diese Verstellung durchaus nicht zu schicken wuste / und dahero vor Ungedult zu boe rsten meynte: Doch wurde er auff vorige und bessere Gedancken wiederum gebracht / als er der Princeßin Meynung durch Fortsetzung ihrer Rede vernahm. Mir fae llet zwar / fuhr sie ferner fort / iedweder Verzug hierin-
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nen auffs schmertzlichste / und wunsche sothane Liebes-Beschleunigung auffs hefftigste: ich muß aber hierbey die Gedult in etwas gelten lassen / welche mir e e billich diesen Einwurff thut: Ich wurde mir / wenn ich bereits / da der Vaterliche e Corper vor wenig Tagen noch Blut geschwitzet / in das Braut-Bette steigen wolte / bey allem Volcke einen Haß / und von der Welt ein ungleiches Urthel verursachen. So beliebe denn / mein Augen-Trost / unsere hefftige Liebe mit einiger Gedult zu e bekronen. Denn die Liebe ist von Natur feurig / drum soll man auch mit ihr / wie
2–3 der unbewusten] unbewusten B, C, D, E, F, G; unbewuster H, I, J, K. 13 erlaubet e e ist] erlaubet B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 15 langer] nicht langer C, D, E, F, G, H, I, J, K. 24 hierbey] hierue ber I, J. 27 von] bey F, G, H, I, J, K. e 11 kluges Vorwenden] kluger Vorwand K. 11–12 mein Herr] Ew. Majestat K. 15 seiner] ihrer K. 19–20 zu boe rsten meynte] fast bersten wolte K. 20 vorige und bessere] bessere K. 23 sothane Liebes-Beschleunigung] diesen Genuß der Liebe K. 24–27 hierbey die Gedult in etwas gelten lassen / welche mir billich diesen Einwurff thut: Ich wue rde mir / wenn ich bereits / da der Vae terliche Coe rper vor wenig Tagen noch Blut geschwitzet / in das Braut-Bette steigen wolte / bey allem Volcke einen Haß / und von der Welt ein ungleiches Urthel verursachen] billig mir noch dieses Bedenken mae e chen: Daß, wenn ich jetzo, da der vaterliche Korper vor wenig Tagen erst enthauptet worden, das Brautbette besteigen wolte, ich allem Volke einen Haß, und bey der Welt ein e ungleiches Urtheil erwecken wurde K. 28 Augen-Trost] Geliebter K. 28–29 mit e einiger Gedult zu bekronen] noch einige Geduld zu verstatten K.
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mit dem Feuer behutsam umgehen. Wer allezeit / war die ungedultige GegenAntwort / in der glatten Welt seine Schritte nach der Schnur einrichten wil / der darff nur das Gehen gar einstellen. Diese Furcht ist nur vergebens: Denn alles / e e e was gekronten Hauptern beliebet / das haben die Gotter erlaubet. Wer aber darff sich unterfangen / ihr Verfahren zu beurtheilen. Die gantze Welt siehet auff einen e Fursten / redete ihm Banise ferner ein / und schreibet man nur die Finsternissen der Sonnen auff / wenn man gleich die Verleschung gemeiner Liechter mit Stille schweigen ubergehet. Ach mein Engel! hub der entflammte Chaumigrem an / e Verzug ist Hollen-Pein. Entweder ich muß sterben / oder mein Recht der Liebe an e der unvergleichlichen Banise ausfuhren / und solches sollen auch die Geister der e e e Hollen nicht hintertreiben konnen. Eben diese Flammen / antwortete die beange stigte Banise / qvalen mein Hertze / und ich bin nicht weniger begierig / unsere e Liebe vollkommen zu machen. Es gonne mir aber / mein Herr und Schatz / nur e noch drey Tage Frist / worinnen ich mich recht fassen konne / so wohl dem Volcke e die wahre Beschaffenheit meiner Verheyrathung gebuhrend beyzubringen: als e auch dieses hohe Glucke mit bedachtsamer Seelen und brennenden Hertzen zu umfassen. Diese so angenehme Worte besiegeten endlich den verliebten Willen / daß er einwilligte / und sagte: Ob zwar diese drey tae gige Frist eine e e drey tagige Hollen-Qvaal verursachen wird / so wil ich doch auch hierinnen dem e e Befehl meiner Gottin nachleben / und die unfehlbare Vergnugung alsdenn ere e warten. Inmittelst lebe sie bemuhet / wie sie alle unnothige Traurigkeit verbane nen / und ihren Ergebenen mit frolichen Armen und lachenden Lippen umfangen e moge. Worauf er mit einem Hand-Kuß die Princeßin und das Zimmer zu
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grosser Freude des Printzen verließ / welcher fast vor Verlangen sterben wolte / mit der Princeßin gleiche Unterredung zu pflegen. Ja / ja / vergnue ge e dich nur in Gedancken / redete Banise ihm nach / die Gotter sollen dir statt e
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meiner / einen Schatten in die Arme gewahren. Ach aber / der kalte Schweiß e e befallt meine Glieder / wenn ich an die Kurtze der Zeit / und an die hefftige Brunst des Tyrannen gedencke. Ach Ponnedro / redete sie den gleich eintretenden Ponnedro an / in drey Tagen muß ich sterben oder erloe set seyn. Nicht sterben / e nicht sterben / Gnadigste Princessin / antwortete Ponnedro / der Himmel kan e offt in einem Augenblicke mehr gewahren / als man in vielen Jahren kaum gehoffet hat. Inmittelst wird es selbter nicht entgegen fallen / den beliebten Portugiesen einzulassen. Welches sie von Hertzen bewilligte / und Ponnedro den e Printzen herein fuhrete. Dieser fiel alsbald bey seinem Eintritt aus innig-
2 in der glatten Welt seine Schritte nach der Schnur einrichten] seine Schritte nach der Meßschnur abmessen K. 3 ist nur] ist K. 7 auff] zum Andenken auf K. 9 mein e Recht der Liebe] mein Liebestrieb K. 10 ausfuhren] erreichen K. 16–17 mit bedachtsamer Seelen und brennenden Hertzen zu umfassen] recht zu bedenken, um mich dessen recht wue rdig zu machen K. 17–18 verliebten Willen] Verliebten K. e e 20 nachleben] gehorchen K. 25 zu pflegen] anzustellen K. 27 gewahren] wune schen K. 32 gewahren] thun K. 33 selbter] ihnen K. 33 den] die K.
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ster Bewegung vor der Princeßin nieder / ihre Hand zu kue ssen / welche sie ihm aber anfangs verweigerte / und nicht glauben wolte / daß dieses der verstellete Printz sey. Endlich aber auf Zureden des Ponnedro / und eigene Versicherung des Printzen / stellete sie ihnen Glauben bey / und ließ es e e geschehen / daß er ihre Hand mit thranenden Augen kussete / und sie also anredete: Ach / innigst geliebteste Princeßin! so soll ich Sie in solchem Zustande e
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antreffen / welchen mein Hertz langst mit blutigen Thranen beweinet / und mich gezwungen hat / aus hertzlicher Liebe Scepter und Krone zu verlassen / und mich in diese geringe Tracht zu verbergen: um meine hohe Braut nicht allein zu sehen / e e sondern auch mit meinem Blute zu erlosen. Er hatte ferner geredet / wenn ihn
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nicht des sammtl. Frauenzimmers Ankunfft auffzustehen / und seine Worte abzubrechen gezwungen hae tte. Scandor redete alsbald mit verae nderter Stimme die Ankommenden an / und ermahnete sie ihnen abzukauffen: e e Sehet da / schone Fraule / sagte er / und legte zugleich seinen Krahm aus / e
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kauffet etwas von schonen frischen Wahren / welche wir erst mit Leib- und e e Lebens-Gefahr aus Europa geholt / und solche gerne vornehmen Handen gonnen e wolten. Diese Point d’ Espaigne kommt von Pariß aus Sachsen / und ist dermassen e e e wohl genaht / daß man Flohe drinne fangen konte. Sie kostet 30. Ducaten / und e e wird um 50. gelassen. Narrischer Mensch / redete ihn die Fraulein von Anseda an / man wird ja nicht mehr geben / als das Bieten fodert. Uberkluges Frae ulein / antwortete Scandor / 50. Thaler ist ja weniger als 30. Ducaten. Nein / wie gefae lt e ihr euch / sagte sie / und schwieg mit beschamten Wangen darauff stille. e Scandor aber redete fort. Sie gonnen uns ihr Geld vor andern / und versichern e sich / daß in gantz Pegu wir die besten Waaren bey uns fuhren. Hier sind treffliche e e e e Saphire / womit man sich ein gehaßiges Gemuthe verbinden kan. Gnadiges Fraulein / redete er die Princeßin von Saavady an: Sie kauffen was davon / lassen ihr Bildniß darin einfassen / und geben es derjenigen Person / die sie zu lieben gedencken: ich wil die gantze Waare verlohren haben / wo er sie nicht dermassen e lieb gewinnen wird / als sie es fast selbst nicht zu thun vermochten. Die Prin-
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ceßin fand sich in etwas getroffen / dahero eine anmuthige Rothe ihre Stirn bezog / nachdem sie es aber vor eine ohngefehre Rede hielte / wolte sie sich dieses Anerbieten zu nue tze machen / und sagte: Ich nehme den Ruhm eurer
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Waare vor bekandt an / und verspreche euch vor iedes Stucke tausend Ducaten / so sie diese Wirckung erreichen / daß mich derjenige / welchem ich sie geben e e e werde / lieben musse. Ja gnadiges Fraulein! antwortete Scandor / was ich gesagt
3 eigene] einige B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. darein fassen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
20 Bieten] beten F. e
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27 darin einfassen]
4 stellete] legte K. 9 verbergen] hullen K. 14 Fraule] Fraulein K. 17 Espaigne] Espagne K. 18 drinne] darinnen K. 20 Uberkluges] Erlauben sie K. 21 ist] sind K. 24 in gantz Pegu wir] wir in ganz Pegu K. 25 verbinden] zum Freunde machen K. 26 Sie kauffen] Kaufen sie K. 31 ohngefehre] leichtsinnige K.
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habe / das wird geschehen: Nemlich / daß die geschenckten Saphire / nicht aber e dero Person / werden geliebet werden. Konnen sie sich aber zugleich einige e Gegen-Liebe damit erkauffen / so ist meine Waare desto Ruhms-wurdiger. Das ist e e e was hertziges / antwortete das Fraulein / und ubergieng alles ubrige mit einem verbitterten Stillschweigen. Scandor aber redete noch ferner: Schoe nes e Frauenzimmer / sie treten herzu / und kauffen / weil der Marckt noch wahret / denn solche Waare wird ihnen gewiß nicht alle Tage vor Augen kom men. Sie wehlen sich was aus / und versichern sich / daß ich ohne Geld mit mir handeln lasse. So bald er dieses gesaget / trat eine vorwitzige Dame aus dem Frauenzimmer hervor / und ergriff ein paar Ohrgehencke / sagende: Weil man hier e ohne Geld handeln darff / so werden mir diese Ohrgehencke trefflich anstandig seyn. Scandor aber nahm sie ihr mit diesen Worten wieder: Bey dem Handel e e e verlange ich freylich kein Geld: Allein ich befurchte / mein Fraulein mochte bey der Bezahlung / da ich alsdenn erst Geld haben muß / einen leeren Beutel haben.
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Wodurch sie sich nicht wenig beleidiget fand / und sich wieder unter die andern verbarg. Endlich wolte auch die gelbe Eswara an dem Scandor zum e e e Ritter werden / und die offtere Beschamung auff einmal rachen: Dannenhero nahm sie einen Persianischen Teppicht zur Hand / besahe ihn / und sprach: Die Numer ist von Ardebil / und das Gemae chte von Pegu. Scandor aber e verursachte ein jahlinges Stillschweigen bey ihr / als er ihr antwortete: Sie hat recht / meine Frau / der Teppicht ist von Pegu / aber nicht aus ihrem Zimmer / e sonst hatten ihn die Hunde zerrissen. Wie wunderlich sich die drey Farben
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schwartz / roth und gelbe vermischten / solches kunte man in der Eswara Gesichte bemercken / als welche den Teppicht gantz sachte niederlegte / und sich nicht mehr sehen ließ. Hierdurch nun hatte sich Scandor fast alle verschlagen / daß sie ihn gantz allein stehen liessen. Doch er lockete sie e ziemlich wieder herbey / als er sich ruhmete / eine sonderbare Europae ische e
Schmincke zu haben / womit alle verfallene Schonheit wieder zu bringen / ja das e e Alter fast zu verjungern ware. Hier wurde Scandor von allen / ausser der 30
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e e Princeßin von Saavady / welche sich an eigener Schonheit vergnugen kunte / und der Eswara / die sich aus Scham nicht wolte sehen lassen / gleichsam belagert. Scandor aber hielte sie eine lange Weile durch vieles Rue hmen von dieser Schoe nheits-Salbe auff. Ja / sagte er / dieses herrliche Oel
ist von so vortrefflicher Tugend / daß auch nur ein Tropffen davon / nicht nur dem e Gesichte seine Rosen / und den Handen ihre Lilien / sondern auch dem gantzen
23 in der] in C, E, F, G, H, I, J, K. 3 Ruhms-wue rdiger] kostbarer K. 4 hertziges] besonders K. 5 verbitterten] erbite terten K. 7–8 Sie wehlen] Wahlen sie K. 8 versichern sich] seyn versichert K. 9–10 Frauenzimmer] Zimmer K. 20 verursachte ein jae hlinges Stillschweigen bey ihr] brachte sie bald zum Stillschweigen K. 22 wunderlich] wunderbar K. e 26 verschlagen] Kauferinnen vertrieben K. 27 ziemlich] endlich K. 28 zu bringen] darzustellen K.
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Leibe seinen befleckten Marmor wiederum gantz rein und zart ersetzen kan. Die e sinnichten Wangen / kupffernen Nasen / und runtzlichte Stirnen weiß es dermase e e sen zu verandern / daß sich die Schonheit selbst uber ihr Ebenbild verwundern muß. Es reiniget alle trieffende Augen / und so man es alle Abend drey Stunden e e vor der Sonnen Aufgang fein trocken in einem Loffel Wein einnimmt / so wurde e e der hundertste schweren / diese Jungfer / oder Fraulein wolte ich sagen / hatte e e sein Tage keinen ubelriechenden Athem gehabt. In Sum ¯¯ a / es ist das funffte e Wesen der Schonheit / und wer solches hat / der besitzet einen trefflichen Schatz.
Das sae mtliche Frauenzimmer bat ihn hierauff mit den beweglichsten Worten / doch eine Eintheilung zu machen / damit iedwede etliche Tropffen e davon bekommen mochte. Ein Theil lieff nach dem Geld-Beutel / in Hoffe e nung / die andern zu ubersetzen / damit sie den meisten Theil bekahme. e Andere traten vor die Spiegel / und examinirten ihre Schonheit / welcher e e e Ort des Angesichts der Schonheit am meisten benothiget ware. Ja etliche baten gar den Scandor in geheim / dieses Oel ihnen doch nur allein zu goe nnen: Denn sonst wue rde es ja keine Seltsamkeit nach sich ziehen / wenn e iedwede mit einem glatten Spiegel auffgezogen kame. Endlich versamleten sie sich insgesamt wieder um den Scandor / und ermahneten ihn eyffrigst / e ihnen solches Oel zu zeigen / und vor ihr Geld zu uberlassen. Als er aber ihren Eyffer sahe / bat er sie / ihm zuvor diese wenige Frage zu beantworten: Ob dieses nicht eine unverantwortliche Sue nde gegen die Goe tter / und eine
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¯¯ el grosse Thorheit vor den Menschen ware / wenn sich ein vorhin von dem Him e e mit Schonheit sattsam begabtes Angesichte durch die Kunst noch schoner zu e machen / unterstunde? Welches sie alle zugleich bejaheten. Nun weiß ich / fuhr er fort / daß nicht eine von ihnen dieses von mir leiden wue rde / daß ich sie e heßlich nennete / sondern iedwede wird sich eine eingebildete Schonheit beylegen / und solte es auch der arme Spiegel entgelten / daß dessen falsches Glaß das e sonst wohlgebildete Gesichte verstellete. Nachdem sie ja nun alle schone seyn / so e e begehen sie / laut eigenem Gestandniß / eine grosse Thorheit und Sunde / daß sie e die Gotter meistern / und sich verbessern wollen. Dannenhero ihnen auch dieses e Oel ein Uberfluß seyn wurde. Mit welchen Worten er wieder einzupacken begunte. Das begierige Frauenzimmer aber rieffe ihm zu / er solte ihnen nur e das Oel verkauffen / sie musten es freylich gestehen / daß sie das Armuth der e e e Schonheit sehr druckte / dahero solte er ihrer Durfftigkeit mit dem Oel zu statten
25 dieses von] von B, C, D, E, F, G, H, I, J. 2–3 weiß es dermassen zu verae ndern] kann es dermassen verae ndern K. 7 sein] ihr K. e 10 eine] eine solche K. 11–12 in Hoffnung / die andern zu ubersetzen] die andern im e Biethen zu ubertreiben K. 16 keine Seltsamkeit nach sich ziehen] nichts besonders seyn K. 19 vor ihr] vor K. 20 wenige] einzige K. 22 vor] von K. 23 sattsam e begabtes] geziertes K. 25 nicht eine von ihnen dieses von mir leiden wurde / daß] e e keine gleichgultig seyn wurde, wenn K. 28 Nachdem] Da K. 32 begunte] anfieng K.
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kommen. Scandor lachte / und sagte: Hatte ich das / was sie selbst bekennen / e e zuvor gesagt / ich glaube / man hatte mir einen gnadigen Staup-Besen ertheilet / da mir denn gewiß die heßlichste den ersten Streich geben sollen. Nun aber sage e e ich / daß es viel eine grossere Narrheit ist / die Gotter / welche uns durch heßliche e Gestalt nicht allen Augen / wegen bewuster innerlichen Lusternheit / wollen beliebt machen / zu trotzen / und das verstellte Wesen unserer Haut durch einige e Kunst zu beschonen. So wenig ein Elephant auff dem Seile tantzen / und ein alt e Weib ihre Haut wie eine Schlange abstreiffen / und sich verjungen kan: so wenig / e e ja so unmoglich ist es auch / daß ein greulich Gesichte schon gemacht werden e e e konne. Es gehet zwar an / daß man die Haut Muller-massig bestreuet / und die Lippen nebst den Wangen mit rother Narren-Salbe und Krebsscheeren beschmieret: Allein zu dem / daß es nach wenigen Stunden verschwindet / und eine viel heßlichere Larve / als sie die Natur erfordert / darstellet: so ist es auch eine allzu augenscheinliche Sache / welche den Leuten gar zu leichte in die Augen / und e e hernach nicht unbillich auff die Zunge fallt. Ware also mein wohlgemeynter Rath / e man behielte seine Gestalt / und danckete den Gottern / daß sie uns nicht blind / oder schielende / werden lassen: wohl erwegende / daß aus einem geschminckten Angesichte / nichts gewissers / als ein falsches und Laster- begieriges Hertze zu e schliessen sey. Was aber mein kostliches Schminck-Oel anbelanget / so habe ich dessen Beschreibung in einem Buche / welches ich noch von meiner Groß-Mutter Schwester Sohns-Tochter bekommen habe / gelesen: So bald ich nun in Europa komme / wil ich fleißig darnach fragen / und durch dessen Uberbringen dero e allerseitiges Vergnugen stillen. Was vor Ehren-Titul nun dem Scandor seine
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Haare einbuderten / das empfunden die gedultigen Ohren am besten. Diese hieß ihn einen Narren / jene einen Bae renheuter / und die dritte wolte ihn gar ins Loch stecken lassen. Biß sich ihm endlich die Princeßin von Saavady e e wiederum naherte / und einige Saphire an sich erhandelte. Wahrenden dieses wunderlichen Handels / hatte sich die Princeßin mit dem verstellten Printzen in ihr innerstes Cabinet begeben / unter dem Vorwand / ihm einige Diamanten zu zeigen / von deren Art er ihr noch unterschiedene schaffen solte. So bald sie solches betreten / und nicht mehr an des Printzen Person zweiffelte / redete sie ihn alsobald an: Ach mein werthester Printz! die Zeit ist kurtz / und die Sache / wovon ich reden soll / ist wichtig: Derowegen ich denn nicht gesonnen bin / ihn durch viel Versicherungen / meiner sattsam bekandten Liebe / auffzuhal ten. Ich sage diß / daß ich durch verstelltes Liebkosen den e Tyrannen auff drey Tage gezahmet / in welcher kurtzen Zeit er seine Banise retten
3 heßlichste] Heßlichsten K. 12 zu dem / daß es nach wenigen Stunden verschwindet / und] es verschwindet nach wenigen Stunden, und stellet K. 13 darstellet: so] dar: e e ja K. 14–15 und hernach nicht unbillich auff die Zunge fallt. Ware also mein wohle e gemeynter] fallt. Es ware also mein wohlmeynender 17 schielende / werden lassen: wohl erwegende / daß] schielend gebohren, da K. 21 in] nach K. 23–24 seine e e Haare einbuderten] verfolgten K. 27 erhandelte. Wahrenden] handelte. Wahrend K.
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oder sterben lassen muß. Er entdecke mir nur ungescheut / ob es moglich sey / e e meine Erlosung auff einige Art vorzunehmen. Hat ihn aber das Verhangniß aller Mittel beraubet / mich Trostlose aus der Hand meines Verfolgers zu retten / so e erlaube er mir / daß ich hier vor seinen Augen mit desto grosserm Muthe sterbe / e damit er ein Zeuge meiner unbefleckten Liebe und bestandigen Treue seyn / un¯ e e mir den Ruhm mit in das Grab geben musse: Eine iede keusche Seele musse mein e Beyspiel lieben. Nein / schonste Princeßin! antwortete ihr der Printz / es ist nicht e nothig / den Stahl auff eigene Brust zu kehren: sondern viel besser / wenn solcher bey vorfallender Noth zu Rettung ihrer Ehren wider den Tyrannen gewendet e e wurde. Jedoch wird dieses ausserste Mittel verhoffentlich nicht zu ergreiffen seyn: e e weil uns die Gotter noch nicht allen Beystand versaget haben. Die Erlosung e e e beruhet in der Flucht / und ihr Glucke grunet in frembder Lufft. Doch furchte ich / e e es werde die rauhe Wuste dero zarten Fussen sehr be schwerlich vorkommen / e e und die gewohnte Gemachligkeit wird sich einem schnellen Rosse nicht fuglich anvertrauen lassen. Ach schweige er / antwortete die halberfreute Princeßin / hier ist nicht nach dem Willen zu fragen / sondern es heist: Ich muß. Ich folge / wo e man mich hinfuhret. Ich wil mit ihm die verbrannten Mohren besuchen / ja auch e e die kalten Nord-Lander / wo sich die weissen Baren auffhalten / nicht ausschlae gen / denn solte mich gleich der Himmel zu ihrer Kost versehen haben / so wurde ich doch viel sanffter in seiner Schoß sterben / als hier in verhaßtem Purpur leben. e e Allerschonste Princeßin! Treuste Seele / versetzte der entzuckte Printz / ist es e e wohl moglich daß eine so vollkommene Schonheit auch eine vollkommene Tue gend beseelet. So wisse sie denn / mein Engel / daß es nothig seyn wird / sich auff einen starcken Schlaff-Trunck gefaßt zu machen / welcher auff benennte Zeit des Feindes Brunst in einen harte¯ Schlaf verwandeln kan. Dessen Kleidung kan so denn das scharffsichtige Auge der Wache leicht betriegen: und wenn sie die so e e genan¯te Tyger-Pforte glucklich erreichet hat / so werden uns einige fluchtige e e Rosse aus dieser Gefahr entfuhren / und ein begluckter Ausgang wird unsere e e Muhe kronen. Diese saure Reise wird mich ihr / und sie mir verbinden / die Noth wird unser Stab / und die Liebe unser Liecht seyn: biß wir die Grentzen von Ava e erreichen / und alsdenn dem Tyrannen Trutz bieten konnen: Wohl! Liebster Schatz / erwiederte Banise / ich nehme dieses schwere Werck willigst auf mich / und weil Behutsamkeit das meiste hiebey thun muß / so werde ich und er solches e e mit dem Ponnedro noch fleißiger uberlegen. Ich wunsche von Hertzen / schon in e e e der grosten Wusten zu seyn. Adieu! Mein Engel! auff zwey Tage. Wir mussen
5 ein] mein B, C, D.
7 antwortete ihr] antwortete B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
8 auff eigene Brust zu kehren] durch die eigene Brust zu stoßen K. 9 gewendet] e e gebraucht K. 12 furchte] befurchte K. 19 ihrer Kost] ihrem Opfer K. 20 seiner Schoß] seinem Schooß K. 22 eine so] eine K. 24 benennte] bestimmte K. e e 29 kronen] bekronen K. 29 saure] beschwerliche K. 32 willigst] willig K. 34 fleißiger] reifer K.
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anietzo durch Eilen dem Verdachte vorkom ¯¯ en / und uns wieder denen andern e beygesellen. Worauff sie ihn kussende beurlaubte / und gleichsam mit ihm
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handelnde wieder in das Zimmer trat. Als nun Scandor wieder eingebackt hatte / verliessen die verliebten Portugiesen das Zimmer / nebst der Burg / und begaben sich eilends nach des Talemons Schloß / allwo er dem Talemon alles entdeckte / was die letzte Abrede mit der Princeßin gewesen / e e und wie eine schleunige Flucht das euserste Mittel ihrer Erlosung ware. e Dannenhero als die Sache nochmals in Gegenwart des Ponnedro wohl ubere leget wurde / machte der Printz alle Anstalt zu dieser fluchtigen Reise. Er kauffte sechs Persianische Klepper / welche sich mit den Hirschen in einen e Wettlauff einlassen durffen: deren drey solten vor der Tyger-Pforte zum ersten Auffsitze bereit stehen / die andern drey aber solten vier Meilen von Pegu an einem gewissen Ort auffwarten / damit durch Abwechselung die e e Flucht beschleuniget wurde. Was sonst hierzu nothig war / muste Scandor fleißig herbey schaffen / die eingekaufften Wahren aber schenckte der Printz der Hassanen und Lorangen / welche ue ber solcher Freygebigkeit so e e e besturtzt wurden / daß sie eine mundliche Dancksagung zu thun unfahig waren. e e Hierauff kam nun der von dem Chaumigrem langst-erwunschte Tag / e an welchem er sich feste einbildete / die jenige Vergnugung zu geniessen / derer er sich einig und allein nur wue rdig schae tzte. Es verdroß ihn nichts hefftiger / als daß er nicht auch der Sonnen zu befehlen hatte / um ihr alsdenn zu gebieten / desto geschwinder zu lauffen / und den Tag zu endigen. Ja er konte nicht die hereinbrechende Finsterniß erwarten / sonder e seine Princeßin zu sehen. Er verfugte sich in ihr Zimmer / und forschete / an welchem Orte sie das Tali verlangete. Weiln sie aber diese Braminische e Verknupfung nicht rathsam dauchte: So wendete sie vor / eine engere Vere bundniß liesse ihr Zustand noch nicht zu: inmittelst wue rde den noch ihr Zimmer dem Kae yser offen stehen. Welches dem Chaumigrem umb so viel e angenehmer zu horen war / und mit hefftigster Zwang-Gedult die Nacht erwartete. Der Printz sae umete seines Ortes hingegen auch nicht / alle benoe thigte Anstalt zu machen / damit ja nichts in einem so wichtigen Wercke e versehen wurde. Diß einige Hinderniß wolte noch die Sache schwer mae chen / wie nemlich die Tyger-Pforte zu eroffnen sey. Hierzu fand sich nun e die erwundschte Gelegenheit / daß die Braminen, oder Priester / welche den e e Kayser mit der Princeßin verknupfen sollen / nicht durch das Burg-Thor / sondern durch erwehnte Pforte / solten eingelassen werden: zu welchem e Ende solche eroffnet ward. Nachdem aber nach widrigem Entschluß sol38 Nachdem aber] neuer Absatz in B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 vorkom ¯¯ en] entziehen K. 10–11 welche sich mit den Hirschen in einen Wettlauff einlassen due rffen] welche mit den Hirschen einen Wettlauf wagen konnten K. 24 hereinbrechende] einbrechende K. 30 hefftigster Zwang-Gedult] heftiger Geduld K.
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chen zurue cke zu bleiben anbefohlen ward / wurde auch diese Pforte wieder zu schliessen ins Vergessen gestellet: welches der Printz als eine besondere e e Schickung der Gotter auffnahm / und sich einen erwundschten Ausgang versprach. So bald nun die Nacht durch ihre Schatten-Decke alle Sicherheit versprach / begab sich der Printz sonder verweilen mit den bestellten Pferden vor die Pforte. Chaumigrem hingegen bemue hte sich gleichfals vor der e Liebes-Pforte anzuklopfen: Dannenhero er auch / sich gantz sicher schatzende / die Wachten zu vermindern gebot. Banise hatte indessen das in gantz Indien bekan¯te Kraut Dutroa19 in Wein abgekocht / dasselbe als einen e lieblichen Tranck zubereitet / und stellete solchen in einem guldenen Gee schirre zum Dienste des Kaysers vor sich. Chaumigrem gieng voller vere gnugten Hoffnung dem Zimmer seiner Geliebten zu / welche er auch ziemlich wohlgemuth vor sich fand. Sie stellete sich sehr freundlich an / und e setzte ihn in solche Flamme / welche ihr fast schadlicher / als ersprießlich / e e e hatten seyn mogen. Allerschonster Engel / redete er sie an / ist dieses die e
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angenehmste Stunde / worinnen ihr Glucke / und meine Vergnugung bluhen soll: so lasse sie ja keinen Zeit-Blick vorbey gehen / in das Paradiß der Wollust zu e e schreiten. Weil es die Wunderhand / antwortete sie / der Gotter also fuget / e mich dem Kayserlichen Willen zu unterwerffen / so werde ich gehorsamst folgen. Nachdem ich mir aber durch die Hand des Leib-Artztes einen Gesundheits-Tranck zubereiten lassen / welchen ich ietzt geniessen / und auf dessen Gebrauch eine Stunde ruhen sol / so werden mir I. M. wohl erlauben / daß ich nur noch eine Stunde Zeit dessen Begehren unterbreche. Der ungedultige und vor Liebe fast blinde Chaumigrem ergriff so fort den Becher mit diesen Worten: Die Gee sundheit wird um ein grosses befodert werden / so ich es selbst auff dero Wohle ergehen austrincke / und hingegen unserer Flamme keinen Auffschub gonne.
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Worauff er diesen Tranck begierigst in sich schue ttete: auch sich so bald erheben / und die Rosen der Wollust suchen wolte: aber im Augenblick 19
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Dutroa wachst als ein gemeines Kraut in Ost-Indien auff dem Felde / wann man dasselbe in Getrae ncke oder Speise einnimt / so verae ndert sich der Mensch / daß er entweder einschlae fft / oder sich nae rrisch stellt / da er nichts sehen / erkennen oder verstehen e kan / es geschehe auch in seiner Gegenwart / was es wolle. Welches zwolff biß vier und e e zwantzig Stunden wahrt / ehe der Mensch wieder zu sich selbst komt / es sey denn / daß man ihm die Fue sse bald mit kalten Wasser wasche. Dessen bedienen sich oe ffters die e unkeuschen Weiber in Ost-Indien / vermittelst dessen sie Angesichts ihrer Manner die unsichtbare Schmach pfropfen. Linschott. part. 4 c. 7. 22 werden mir] werden B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2 ins Vergessen gestellet] vergessen K. 4 ihre Schatten-Decke] ihre Schatten K. e e 7–8 schatzende] schatzte, und K. 12 dem Zimmer seiner Geliebten zu] zu dem Zimmer seiner Geliebten K. 13 wohlgemuth vor sich] freudig K. 14 Flamme] Flame men K. 17 Zeit-Blick] Augenblick K. 22 I. M.] Ihro Majestat K. 26 und hingegen] und K. 29 wann] wenn K. 32 es] da K. 35 Angesichts] im Angesicht K.
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erreichte der Tranck seine Wue rckung. Er sanck wieder zurue cke / lachte eine kurtze Zeit / und gerieth endlich in einen solchen tieffen Schlaff / daß er mehr todt als lebendig zu seyn schiene. Die Princeßin solches ersehende / verließ eilende ihren Sitz / wickelte etwas von Kleinodien zusammen / zog dem unempfindlichen Liebhaber seinen langen Rock aus / und sich an / setzte dessen Schlaffbund auff / und vergaß nichts / was sie als den rechten e Kayser konte vorstellig machen. Hierauff trat sie behertzt aus dem Zimmer / wiewohl sie das Angesichte moe glichst verbarg. Die Wache thae t ihr als e e dem Kayser mit niedergeschlagenen Hauptern tieffe Ehrerbietung / wele ches sie an benothigter Auffmercksamkeit desto mehr verhinderte: Sie aber e gieng mit langsamen Schritten nach dem Kayserlichen Zimmer. So bald sie die Wache aus den Augen verlohr / wendete sie sich nach einer kurtzen Stiegen / welche sie auff eine lange Gallerie leitete. Als sie diese ungehine dert geendiget / fuhrte sie der Weg zwischen etlichen Mauern gerade der Tyger-Pforten zu / welche zu erreichen / sie ihre Schritte verdoppelte / und ihren geliebten Printzen froe lichst vor derselben antraff. Der Printz konte sich vor Freuden nicht fassen / viel weniger einbilden / daß es seine werthe e e Princeßin ware. Scandor aber ermahnte ihn / sich nicht zu saumen / viel weniger an ihrer Person zu zweiffeln: sondern solte sie nur angreiffen / so wue rde er an ihrem Fleisch und Blute wohl fue hlen / daß es kein Geist wae re. Dannenhero stieg sie selbst ohne weitlae ufftiges Reden frisch zu Pferde / e e e und trat also im Nahmen der Gotter die gefahrliche Flucht mit Vergnugen e e an. Indessen reise nur hin / du vergnugtes doch ungluckliches Paar / reise getrost: bilde dir aber nicht ein / daß die hurtigen Schenckel deiner Rosse schneller denn das Unglue cke sey / welches doch geschwinden Luchsen vorlae ufft. Ziehet hin / der Himmel begleite euch / und zeige euch die rechte Bahn: doch verfehlet nicht der rechten Strasse. Indem nun der Schlafftrunckene Chaumigrem die gantze Nacht in hoe chster Unempfindligkeit zugee bracht / und die Wurckung des Krautes seine Endschafft erreichet hatte: begunte er endlich bey hoher Sonnen die Augen auffzuschlagen. Er wuste aber noch nicht / ob er wachte oder noch trae umte? Entkleidet sahe er sich / Banise hatte sich seinen Augen entzogen / eine allgemeine Stille nahm das Zimmer ein: ja er stellete sich gar einige Bezauberung vor. Endlich verließ er seinen Ruh-Platz / hieng einen Weiber-Rock umb sich / und ruffte auff die Wache: statt deren sich aber Ponnedro gehorsamst einstellte / und nach e dessen Verlangen forschete. Wo ist die Princeßin? fragte er gantz besturtzt. Deren Gegenwart / antwortete Ponnedro / wird I. M. sattsam empfunden haben. Schertzet nicht / Ponnedro / wiederredete Chaumigrem / sondern saget e
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alsbald / wo die Zauberin sey. I. M. haben mich heinte meiner Auffsicht uberhoben / versetzte Ponnedro / und so folgbar auch fernerer Verantwortung. Ich
3 Die] Da die K. also K.
3 ersehende] sahe K.
4 eilende] sie eilend K.
40 so folgbar]
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habe sie I. M. in die Armen geliefert / vor das ubrige werden sie selbst gesorget e haben. Sie hat mich bezaubert / fuhr der Kayser fort / und mich durch einen Trunck aller Sinnen beraubet. Auff / durchsuchet alle Zimmer / und verschonet auch das naheliegende Frauenzimmer nicht. Allein / es war alles Suchen vere
gebens / die Princeßin irrete bereits in Waldern herum. Die Wache berichtete / wie sie / ausser dem Kae yser / niemand aus dem Zimmer gehen sehen / e aus welchen Umbstanden er den Betrug zu mercken begunte: Endlich auch e hieran gar nicht mehr zweiffelte / als ihm die Eroffnung der Tyger-Pforte hinterbracht wurde. Hier verwandelte sich dessen Grimm in eine Raserey:
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Blitz / Brand / Schwefel / Bley und hundert Hencker sollen diese Schmach rachen / e rieff er / gantz wutende in dem Gemach herum lauffende / und ihr alle solt es e e mit euren Halsen bezahlen / daß ihr dieses Hollen-Kind entreissen lassen. O verfluchte Falschheit! O verdamte Arglist! Ein schwaches Weibes-Bild darff sich ere e e kuhnen / einen so machtigen Kayser schimpfflichst zu entkleiden / und / indem er e e nach ihr greifft / ihm den blossen Schatten zu gewahren. O Rolim / Rolim! hatte e e Chaumigrem gefolget / so ware der Kayser unbeschimpffet blieben. Ach freylich kan ein schlimmer Stamm keine gute Zweige tragen: Vermaledeyet sey die Hand / welche auch die Wurtzel verschonet hat.
Nach welchen Worten er halb bloß nach seinem Gemach lieff / und in solcher Wuth seinen Sebel holte / welchen auch so fort etliche von der Wacht toe dtlich empfinden musten. Ponnedro hatte sich so weit unsichtbar gemachet / und also solte das unschuldige Frauenzimmer die blutige Reihe treffen: welche sich aber auffs beste verriegelten / und also dem ersten Zorne entgiengen: wiewohl hernach ue ber funfftzig Weiber ue ber die Klinge springen musten. Als aber der Feld-Herr Martong / der Rolim / und einige andere hohe Personen sich einfunden / und den wue tenden Chaumigrem moe glichst e besanfftigten: Befahl er alsobald / es solten zwey tausend der Best-berittenen auffsitzen / der flue chtigen Princeßin nachsetzen / und sie todt oder lebendig e liefern. Welcher aber ohne sie / sich einiges Ruck-kehrens unterstehen e wurde / der solte den Verlust seines Kopffes empfinden. Wir wollen aber einen kleinen Vorsprung thun / und unseren verliebten Flue chtlingen in etwas nachgehen. Diese befunden sich nun in einem bee kummerten Zustande: indem die Dunckelheit der Nacht ihnen die Strasse geraubet hatte: und da sie sich gegen den Morgen wenden sollen / waren sie gegen Mitternacht auff einen unbekandten Weg gerathen. Als ihnen aber 27 besae nfftigten] besae nftigen B, G, H; besae nftiget I, K. 11 herum lauffende] herum K. 12 entreissen] entfue hren K. 15 zu gewae hren] in e e die Arme zu liefern K. 23 sich aber] sich K. 29 sich einiges Ruck-kehrens] zuruckzukommen sich K. 30 den Verlust seines Kopffes empfinden] das erste Opfer seines gerechten Zorns seyn K. 32 befunden] befanden K. 33–34 die Dunckelheit der Nacht ihnen die Strasse geraubet hatte] sie durch die Dunkelheit der Nacht die Strasse verlohren hatten K.
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der anbrechende Morgen-Schimmer ihren Irrthum entdeckte / wendete e sich zwar der Printz der Morgenrothe entgegen: Allein hierdurch hatten sie so wohl den frischen Pferde-Wechsel verfehlet / als auch ihre Rosse bereits sehr abgemattet. Eine breite Strasse fue hrte sie in einen dicken Wald / welchen sie gleich aus vor sich nahme¯: Und als sie fast den Mittag erreichet / siehe / so befanden sie sich / zu ihrem hoe chsten Leidwesen / in dem bekandten Tyger-Holtze / welches der Printz aus dem Orte / wo er vorm Jahre den unglue ckseligen Xemindo vom Tode errettet / leicht bemerckete. Wehe uns / rieff die Princeßin / die Goe tter haben noch was Grosses ue ber uns verhangen. Welche Worte sie kaum geendiget hatte / so hoe rten sie die Menge der e schallenden Wald-Horner / gleichsam als ob sie ein Wild zu fangen ausgee zogen waren. Der Printz wehlete sich so fort einen ungebahnten Weg / und befahl dem Scandor / mit der Princeßin frisch nachzufolgen: Welches Scane e dor zwar aus allen Krafften zu thun sich bemuhete: Allein die Mattigkeit e der Pferde wolte ihnen fast allen Dienst auffkundigen. Ach Scandor / rieff die Princeßin / wir sind des Todes! als sie bereits von fernen ue ber zwantzig e Reuter erblickte. Und damit ihr Unstern ja desto heller scheinen mochte / e so sturtzte zugleich der Princeßin Pferd / dermassen / daß sich Scandor e nicht unbillig eines grossen Schadens / welchen die Princeßin mochte empfunden haben / besorgete. Der Printz nicht anders meynende / denn sie folgeten ihm hurtig nach / eilete / so sehr sein Pferd vermochte / und sahe sich auch nicht einmal umb / biß er sie gantz aus dem Gesichte verlohren hatte. Unterdessen saß die erschrockene und Trostlose Princeßin auf den harten Baum-Wurtzeln / und sahe ihre Verfolger von weiten sich heran e nahern. Scandor wuste sich auch nicht zu rathen / dannenhero ließ er sein Pferd lauffen / und setzte sich zur Princeßin / sagende: Ich kan mir nicht weiter helffen. Hier wollen wir sitzen bleiben / und uns vor zwey Haasen ausgee ben: weil es nun im Geheege ist / so werden sie uns wol ungebruhet lassen. Ach e schertzet nicht / sagte die fast ohnmachtige Princeßin / sondern gebet mir e euren Sebel her / damit ich die geangstete Seele befreyen / und dem Tyrannen e e e nichts / als einen blutigen Corper gewahren konne. Ach ich armseliges Kind! e warum bin ich doch gebohren worden / nachdem ich aus einem Ungluck ins andere fallen / und doch den Tod nirgend finden soll. Mein Printz hat mich verlassen / meinen Feind sehe ich vor Augen / alle Flucht ist mir benommen / und
5–7 als sie fast den Mittag erreichet / siehe / so befanden sie sich / zu ihrem hoe chsten Leidwesen / in dem bekandten Tyger-Holtze] kamen zu ihrem hoe chsten leidwesen in das bekannte tyger-holtz E, F, G, H, I, J, K. 5–6 sie fast den Mittag erreichet / siehe / so befanden] fehlt in C. e
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9 verhangen] verhanget K. 12 ungebahnten] ungebanten K. 15 allen Dienst auffe e kundigen] alle Anschlage vereiteln K. 20–21 nicht anders meynende / denn sie folgeten ihm hurtig nach] der nicht anders meynte, als daß sie ihm hurtig nachfolgeten K.
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keine Seele nimt sich mei ner an. O daß doch mein Elend die stummen Baume e bewegen konte / daß sie mich in ihre Gesellschafft auffnehmen / und augenblicks in einen Lorbeer-Baum / gleich der Daphne verwandelten / so wolte ich mich e e e selbst mit Lorbeer-Blattern kronen / und uber die Keuschheit triumphiren.
Indessen waren die feindseligen Verfolger fast herbey gekommen / welche voller Freuden abstiegen / und sie sonder einiges Wortsprechen beyderseits gefangen nahmen. Scandor hatte zwar schlechte Lust hierzu / und wolte die benoe thigte Ruhe vorschue tzen / allein eine stae rckere Hand warff e e ihn mit Gewalt auff sein Pferd / und also wurde die hochst-ungluckselige e Princeßin zurucke / und unter dem Zulauff vieler tausend Personen / in e Pegu eingefuhret. Der eilfertige Printz sahe sich endlich nach seiner fole genden Liebe um / und ersahe ihren Verlust mit hochstem Schrecken: Er e wandte bald ein / und eilte seinem Huffschlage nach zurucke / allein / ie e e weiter er sich ruckwerts begab / ie naher sahe er sich dem verhaßten Pegu / e die Princeßin aber zu erlangen / war eine Unmogligkeit / weil sie bereits e von tausend gewaffneten Handen umgeben war. Weil nun das Pferd sehr e mude war / stieg er ab / band es an / und durchsuchte zu Fusse das gantze e Holtz / ob er nicht das jenige antreffen konte / was er mit so grosser Sorgfalt biß hieher gebracht hatte. Er wendete seine Augen allenthalben ume her / er gab durch Schreyen und Pfeiffen vielfaltiges Bedeuten: allein ein trauriger Wiederschall jagte Stimme und Hoffnung zurue cke. Weil er auch e niemand von den Verfolgern mehr verspurte / so schloß er schmertzlichst / e sie musse in ihre Raub-Klauen gerathen seyn. Hier wolte Verzweiffelung und Großmuth einen gefae hrlichen Wett-Streit in seiner Seele antreten: e Wie / nachlaßiger Balacin! sagte er zu sich selbst / ist wol dieser schmertzliche
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Verlust iemand anders beyzumessen / als dir? Haben dir die Gotter deßwegen ein e so werthes Kleinod uberantwortet / daß du es aus deinen Augen lassen / und nur auff eigene Sicherheit bedacht seyn soltest? O verfluchtes Schicksal! Bin ich denn e nur allein das Ziel / nach welche¯ das Unglucks-Wetter alle seine Keile richtet. O verhaßtes Sonnen-Liecht / kuntest du uns nicht einen Theil deiner Strahlen diese Nacht verleihen / damit wir nicht auff diesen Irrweg und in solche Wehmuth e gerathen durffen? Ach wehe mir! Ich bin die einige Ursache / daß Banise verlohren e ist. Allein / solte auch dein Arm so machtig gewesen seyn / deine Princeßin aus der e e Hand so vieler Jager zu erretten? Jedoch hattest du zu Bezeugung deiner wahren
18 mit so] mit B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 12 Liebe] Prinzeßin K. 12 ersahe] er sahe K. 13 ein] um K. 13 seinem Huffe e e schlage nach zurucke] zurucke K. 18–19 Sorgfalt] Gefahr K. 20 vielfaltiges Bee deuten] vielfaltige Zeichen K. 21 Wiederschall] Wiederhall K. 22 schloß er schmertzlichst] machte er den Schluß K. 23 in ihre Raub-Klauen gerathen] eine Beute e der Feinde geworden K. 24 antreten] anfangen K. 27 uberantwortet] anvertraut K. 28 eigene] deine eigene K. 31 verleihen] schenken K. 31 solche Wehmuth] ein e e e solches Labyrinth K. 34 Jager zu erretten? Jedoch hattest du zu Bezeugung] Rauber zu e retten? doch hattest du zum Zeugniß K.
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Liebe dein Blut vor ihren Augen auffopffern / und vor ihre Wohlfahrt sterben e sollen. Was ware ihr aber mit meinem Tode gedienet gewesen / wenn sie hingegen e im Leben / dem Tyrannen in Armen / und von aller Welt verlassen geblieben ware. Auf derowegen mein Geist / und erkenne diese Verblendung vor eine Schickung e der Gotter / welche dein Leben vor die Princeßin sparen wollen. Den¯ gewiß / e e lebendig hatten auch die Hollen-Geister sie nicht sollen aus meinen Armen reissen: Nachdem ich mich aber in der Freyheit und in dem Zustande befinde / daß / wo e e kluge List fehl schlaget / ich solche durch tapffere Gewalt ersetzen konne: so wil e ich keinen Augenblick saumen / die von dem Himmel geschenckten Zepter ere greiffen / gantz Pegu mit Blut und Brand uberschwemmen / und mich nicht eher e versohnen lassen / biß die Himmlische Banise mit unbeflecktem Leibe und Gee e e muthe meiner Macht uberliefert wird. Die Gotter stehen dir / wertheste Banise / e e indessen bey / verhindern des Tyranen unkeusche Anschlage / und beschutzen dein Leben. Mit welchen Worten er sich wieder zu Pferde / und nach dem e
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Orte der geruheten Klepper begab / vermittelst derer er in moglichster Eil den geradesten Weg nach Ava fortsetzte. Wie wird aber die eines bessern e e Gluckes wurdige Banise in Pegu empfangen? Schlecht genung. Chaumigrem hatte indessen den Rolim nicht von sich kommen lassen / welchem e forthin bessere Folge zu leisten / er sich gantzlich entschlossen. So bald nun die Gefangenschafft der Princeßin angekue ndiget ward / wurde er hoe chst erfreuet. Und ersuchte den Rolim alsobald um treuen Rath / was er mit e dieser fluchtigen Natter / wie er sie nennete / vornehmen solte? I. Maj. erfordern e abermal / antwortete der Rolim / ein ungefarbtes Beyrathen / welches vielleicht
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wiederum mit ungleichen Gnaden mochte aufgenommen werden. Ich trage zwar e sonderbares Mitleiden mit dessen entflam ¯¯ ten Gemuthe / welches das hefftige Wesen der Liebe gantz eingenommen: iedoch sorge ich auch zugleich vor ihr Heil. So schlagen I. M. doch dessen Rath nicht so gar in Wind / welchen die Erfahrung e e langst als redlich geprufet hat: ja der auch seines Blutes vor dero Wolfarth nicht e e schonen wurde. Ich weiß mich zwar von allen grossen Gutern arm / in diesem aber reich / daß niemals mein Hertz das Gifft der Wollust geschmecket habe. Denn die e Liebe ist eine Fantasie / und ein ungewisser Zweck. Es fuhlet zwar ein ieder ihren
21 alsobald um] um B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
31 fue hlet] fue hret C, E, F, G, H, I, J.
e 2 sie hingegen] sie K. 7 in der Freyheit und in] in K. 8 kluge List fehl schlaget] Klugheit nichts ausrichten solte K. 8 tapffere Gewalt ersetzen koe nne] tapferen Muth ersetzen will K. 9 sae umen / die] vorbey lassen, den K. 12 Macht] Hand K. e 19 forthin bessere Folge zu leisten] mehr zu folgen K. 23 ein ungefarbtes Beyrathen] einen aufrichtigen Rath K. 24 ungleichen Gnaden] ungleicher Gnade K. 25 sonderbares Mitleiden mit dessen entflam ¯¯ ten Gemue the] großes Mitleiden mit dero entbranntem Herzen K. 26 Wesen] Feuer K. 27 welchen] der durch K. e 28 geprufet hat] erfunden worden K. 28 seines Blutes] sein Blut K. 28–29 nicht e schonen] willig aufopfern K. 29 weiß] bin K. 31–1 ungewisser Zweck. Es fuhlet zwar ein ieder ihren Aetna-gleichen Brand / iedoch weiß sie keiner mit ihrem Namen e recht zu nennen] Irrwisch, der uns auf Irrwege und in unendliche Labyrinthe fuhret K.
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Aetna-gleichen Brand / iedoch weiß sie keiner mit ihrem Namen recht zu nennen. e Sie ist blind: und dennoch siehet sie scharffer als ein Luchs. Sie bauet ihren Thron in die Hertzen / und ist doch ein unbegreiffliches Wesen. Ich weiß auch gar wol / daß sich die Liebe durch Klugheit nicht binden lasse. Denn ein Vogel siehet den e e Leim / und die Mucke das Liecht / dennoch laßt sich jener kirren / und diese verbrennet sich selber / das schnelle Rehe schauet das Garn / und der Schiffer kennet die Fahrt der Ancker-losen See: Doch kan jenes das Sehen nicht klug / noch diesen die Gefahr verzagt machen. So rennet auch der / der da liebet / sichtbar in das Verderben / indem er nur zwey Hafen vor sich siehet / entweder die Wollust oder den Tod. Wie nun diesen zu meiden / jene allerdings zu fliehen ist / also e e sichere / daß nichts mehr schadlich / als die Wollust den Gemuthern. Gegen die geharnischten Armeen darff sich unser Alter nicht so auff Gegenwehr gefast e machen / als gegen die Wollust / welche uns in ihr Garn zu locken / mit sussen e e Kornern streuet. Sie wincket uns mit Engel-Augen / und gewahret uns den Abe e grund der Hollen. Wer nun sothane Wollust uber windet / der thut mehr / als wer e seinen Feind in den Siegs-Wagen einspannet: indem Hercules eine weit grossere Helden-That begienge / da er beym Scheide-Wege die Tugend erwehlete / und die e Wollust verließ / als er an Riesen / Schlangen und Lowen erwiesen hat. Nun diese e Tugend mussen auch I. M. erkiesen / wo sie ihren Namen dem Sonnen-Zirckel e wollen einverleibet wissen. Eine Hand voll Ehre uberwieget tausend Centner Wole lust. Sie lassen diese Schonheit durch den Tod verstellen / so wird die Vergessene heit eine erwunschte und sichere Ruhe wiederbringen. Denn es ist hohe Zeit / daß e man den Tyger erwurge / wenn er die Klauen in unsere Kleider einsetzet / ehe er e uns mit den Zahnen vollend zerfleische. So sey es denn / antwortete Chaumigrem / lasset das schoe ne Unthier eintreten / und den Todes-Spruch aus unserm e e Munde anhoren. Welches sobald erfolgete / und trat diß schone Bild unter
der unbarmhertzigen Last eiserner Ketten nebst dem Scandor vor das grausame Gesichte des Kae ysers. Wie so flue chtig? Schoe ne Zauberin! redete er sie mit e verachtlichen Augen an. Wie so grausam? Blut-durstiger Tyrann / erwiederte
22 erwue nschte und sichere] erwue nschte B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 3 Hertzen] Herzen auf K. 3 weiß] weiß es K. 5 kirren] fesseln K. 7 Fahrt] e 11 sichere / daß nichts mehr schae dgefahrliche Fahrt auf K. 10 diesen] dieses K. e e lich / als die Wollust den Gemuthern] bin ich vollig ue berzeugt, daß nichts den Gemue e e e e e thern schadlicher, als die Wollust K. 13–14 mit sussen Kornern] susse Korner K. e e e 14–15 gewahret uns den Abgrund der Hollen] fuhrt uns dem Abgrund der Hoe llen entgegen K. 16–17 in den Siegs-Wagen einspannet: indem Hercules eine weit groe se e sere Helden-That begienge] uberwindet. Hercules bewieß eine weit großere Heldenthat e K. 19 erkiesen] erwahlen K. 19–20 dem Sonnen-Zirckel wollen einverleibet wise sen] unsterblich machen wollen K. 21 verstellen] aus dem Wege raumen K. 25 eintreten] hereintreten K. 25 den Todes-Spruch] das Todesurtheil K. 26 sobald] e e gleich K. 26 trat diß schone Bild] diß schone Bild trat K.
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die Princeßin. Ich verfluche meine Unbedachtsamkeit / daß ich nicht statt des e
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unschadlichen Krauts Dutroa, den starckesten Gifft in den Tranck eingemischet e e habe / so hatte ich mich gerochen / und durffte nicht diese Sclavische Ketten tragen. So hat die Schlange noch nicht ihr Gifft verlohren? redete ihr Chaumigrem ein. Lasset doch sehen / ob so ein Heldenmue thiges Hertz die gifftige Brust e besitze. Die Todes-Qvaal soll diese Stimme bald verandern. Diß eben such ich / erwiederte die Princeßin / denn du verfluchter Hund solst wissen / daß ich dir zu trutz mein Leben verachte. Reiche mir nur einen Dolch her / so solstu sehen / wie e behertzt mein Blut diese Ketten besprutzen soll. Rasende Banise / versetzte er / so e lassest du dich eine tadelhaffte Verzweiffelung dermassen beherrschen / daß du die Grufft dem Throne / und ein Hencker-Beil dem Zepter / ja die grausamste e Marter einer Kayserlichen Liebe vorzeuchst. Bedencke dich wohl / unbesonnene e Princeßin / und wisse / daß verschmahete Gunst Haß und Tod bringe. Wohl! antwortete Banise / lasse nur deine Zunfft-mae ßige Gesellschafft / die HenckersBuben ankommen! lasse sie Pech und Schwefel herbringen / und siedendes Oel e uber den gantzen Leib fliessen. Ja / du kanst zu deiner Lust selbst zugreiffen / und mir das Marck aus den Beinen pressen: Doch wisse / daß ich weit lieber gee e schmoltzen Ertz als deine Lippen kussen wil. Fuhret die rasende Seele beyseite / e befahl Chaumigrem / und gonnet ihr wenige Stunden / wieder zu sich selbst zu kommen. So bald nun dieses geschehen / redete er den Rolim an: Ich weiß e e nicht / ob diß zauberische Bild mich auff naturliche Art entzundet hat: Denn ob ich mir zwar die Beschleunigung ihres Todes auch durch meine Hand vorgenommen / so erstarrete doch mein Arm / und das Hertz bebete / als ich nur einen Blick auff sie geworffen. Ihr steinhartes Hertze und verbitterte Worte solten mich wol bee wegen / auch die Unschuld selbst zu ermorden: Allein auch unter den truben Wolcken ihres Gesichtes / drang ein solcher Anmuths-Blitz in mein Hertze / daß ich fast entgeistert schiene. Ach grausame Banise! welche ein Arimaspischer Wolff e mit Gifft und Blute muß gesauget haben. Ihr kaltes Hertze muß auch das Eyß aus e Zembla ubertreffen / weil mein heisses Bitten weder vormals / noch mein flammendes Begehren ietzund solches zu schmeltzen vermochte. Rathet derowegen / e treuester Rolim / rathet / wie der Kayser zu retten / und seine brennende Unruhe zu stillen sey. Diesen alten Greiß / den Rolim / hatte nun / ich weiß nicht
was vor eine heimliche Regung betroffen / daß / indem er die Banise noch e niemals gesehen / vielweniger dero Schonheit in einige Betrachtung gezoe gen / er fast mit dem Kayser in gleiches Fieber zu gerathen schiene: Dan-
1 verfluche] verfluchte F, G, H, I, J, K. 30 solches zu] zu B, C, D; es zu] E, F, G, H, I, J, K. 32 Diesen alten Greiß] neuer Absatz in B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 6 besitze] bewohne K. 12 vorzeuchst] vorziehest K. 13 bringe] nach sich ziehe K. e 14 Zunfft-maßige] treue K. 14–15 Henckers-Buben] Henkersknechte K. 17–18 geschmoltzen] schmelzendes K. 24 und] und ihre K. 27 entgeistert] entseelt K. 30 schmeltzen] erweichen K.
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nenhero er alle Gedancken ihres Todes vergaß / und bloß auff ihre Erhaltung bedacht war. Weil denn I. M. antwortete er dem Chaumigrem / sich so
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gar nicht getrauen den Fesseln der Liebe zu entgehen / ja bereits solchen Verlust dem Leben gleich achten: so wil ich mich auch hierinnen als ein treuer Diener e erweisen / und mich bemuhen / die verstockte Princeßin durch mein Ansehen und e e Beredsamkeit so weit zu vermogen / daß sie endlich vernunfftmaßig sich des e e Kaysers Liebe erwehlet / und den eingewurtzelten Haß durch eine bestandige e Liebe vertilgen lasse. Vergonnets mir nur I. M. so getraue ich mir wohl / ihr die e Liebes-Pillen erwunscht einzubringen. Angesehen sie nur noch ein Kind ist / das e noch in Schalen stecket / und ein Baum / auff welchem der Kutzel noch nie e e gebluhet hat. Ich aber wil ihr schon durch susse Lehren die Knospen auffthun. Ach werthester Va ter / umarmete ihn Chaumigrem / auff euch beruhet das Heyl e meiner Seelen. Thut / was ihr saget / und versichert euch / wo ihr diese Schone besieget / so soll mir zwar Banise in Armen / der Rolim aber im Hertzen liegen. Ich e e e wunsche / sagte der Rolim hierauf / so begluckt als muhsam zu seyn. Womit
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er zugleich sich nach dem Zimmer verfue gte / worinnen die armselige Banise gefangen saß: so bald er aber solches betrat / befahl er im Namen des e Kaysers / sie aller Ketten zu entledigen / worauff er die weinende Princeßin anredete: Schoe nste Princeßin! sie hem¯¯e den Lauff ihrer Thrae nen / und versichere e
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sich / daß sie / wenn sie wil / ein Paradieß hier schmecken konne. Ich komme hier e als eine Biene / welche Klee suchet / und vor ihren Kayser sorget: dessen Mund so e sehr nach ihr lechset. Der Blitz ihrer Augen hat ihn entzundet / und ich sehe selbst / wie anmuthig der Scharlach ihren Mund / und der Purpur ihre Wangen e decket. Hier brennet lebendiger Schnee / und dort qvillt Zinober: Und diese Schone e e e heit ist wurdig / einen Kayser zu vergnugen. Ehrwurdigster Vater / erwiederte die Princeßin / ich betaure / daß ihr mich mit bloe den Augen ansehet: nachdem ich e aber eures hohen Verstandes sattsam vergewissert bin / so bitte ich wehmue thigst / doch der gesunden Vernunfft einigen Platz einzuraumen / und zu erwee e e gen: ob es moglich sey / den Morder der Seinigen / und den Rauber seines e Vaterlandes mit verliebten Augen noch anzusehen. Ware dieses nicht ein Zeichen e hochster Leichtsinnigkeit / ja ein vollkommenes Merckmahl eines lasterhafften und e geilen Gemuthes / wenn ich mich die Lippen / welche kurtz zuvor das Todese e Urthel uber meinen Vater ausgesprochen / kussen / und die Hand / welche noch e von dem warmen Blute der lieben Meinigen rauchet / beruhren liesse. Es ist zwar
8 vertilgen] ausrotten K. 8–9 die Liebes-Pillen erwue nscht einzubringen] den Liebese e antrag angenehm beyzubringen K. 10–11 der Kutzel noch nie gebluhet hat] noch nie e Fruchte der Liebe gewachsen K. 11 Knospen auffthun] Liebe erwecken K. 13 versichert euch] seyd versichert K. 14 im] am K. 15 beglue ckt als mue hsam zu e e seyn] glucklich zu seyn, als ich dieses zu erreichen suche K. 20 hier schmecken konne] e fur sich hier finden wird K. 21 ihren] den K. 21–22 Mund so sehr nach ihr lechset] Herz sich so sehr nach ihr sehnet K. 24 decket] bekleidet K. 24 brennet] leuchtet K. e 25 vergnugen] erfreuen K. 27 eures hohen Verstandes sattsam vergewissert] von eue rem hohen Verstande sattsam uberzeugt K. 32 ich mich] ich K.
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wohl gethan / fiel ihr der Rolim in die Rede / und hochstloblich / den Tod der e Seinigen zu betrauren / ja auch / wenn uns die Gotter die Gewalt verliehen / e solchen auffs grausamste zu rachen. Wo aber dieses ermangelt / so sehen wir e daraus / wie sich der Himmel die Rache selbst vorbehalten / und wir unvermoe gende Menschen uns indessen gebuhrend in die Zeit schicken sollen. Dieses ist e e eine Art der grosten Klugheit / und wurde sich hiedurch die Princeßin einen Krantz e ewigen Ruhmes winden: wenn sie allen Haß bey diesem unveranderlichen Zue stande hindan setzte / und sich durch Ein willigung in des Kaysers verliebtes Bee gehren gleichsam in den vaterl. Thron einsetzte. Werthster Rolim / war der Princeßin Gegenrede: dieses ist eine Staats- aber keine Tugend-Regul. Mich wue rde e e ich zwar einiger massen vergnugen / wo ja diß eine Vergnugung zu nennen ist / wenn uns iedweder Tritt / ein blutiges Andencken der werthen Eltern vorstellet: e hingegen aber wurde ich mir auch zugleich ein solches Schand-Mahl bey allen e Volckern anbrennen / welches meinen Ruhm verfinsterte / und meine Tugend e begrube / denn die Tugend kan uns nur vergottern / und so lange ich diese im e e Hertzen fuhle / ist mir Thron und Krohn verhaßt. Ja wenn uns auch / bemuhte sich der Rolim ferner / ausser diesem unsere Freyheit und Leben erlaubet e wurde / daß wir unser Leben in stiller Einsamkeit zubringen / und nicht vielmehr e e e Marter und Tod / welches der Kayser drauet / ausstehen durfften. Auch dieses / versetzte Banise / jaget mir keinen Schrecken ein / denn die Eigenschafft der e Tugend gleicht den Palmen / welche durch die unterdruckende Last nur desto e e krafftiger werden. Sturm / Ungluck und Hertzeleid ist die beste Lust der Tugend / Angst ist ihre Mutter / und Elend ihre Amme. Ja alle ihr Schmuck bestehet in e Thranen / Blut und Asche. Es schneide und brenne der Tyranne / wie er wil / so werde ich doch durch Stahl und Feuer so rein als Gold und Diamant werden. Ich e e muß ihren Engel-hohen Sinn ruhmen / erwiederte der Rolim / und mich uber e e e dero Standhafftigkeit verwundern. Allein ie hoher ich solches schatze und ruhme: e ie grossers Mitleiden muß ich mit dero Untergang haben. Ihre Tugend muß ein e e e Rolim loben / und dero Schonheit ein Kayser lieben: So erbarme sie sich doch uber
6 sich] sie C, E, F G.
19 dieses] dieser B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
e e 1 wohl gethan] ruhmlich K. 2 betrauren] beweinen K. 6 wurde sich hiedurch die Princeßin] die Princeßin wue rde sich hierdurch K. 8–9 verliebtes Begehren] Liebesantrag K. 12 werthen] treuen K. 13 ich mir] ich K. 13 Schand-Mahl] verabscheue ungswurdiges Denkmal K. 14 anbrennen] aufrichten K. 15 begrube] verdunkelte K. 15–16 ich diese im Hertzen fue hle] diese in meinem Herzen wohnet K. 16 Thron und Krohn] Kron und Thron K. 21–24 unterdrue ckende Last nur desto krae fftiger e werden. Sturm / Ungluck und Hertzeleid ist die beste Lust der Tugend / Angst ist ihre Mutter / und Elend ihre Amme. Ja alle ihr Schmuck bestehet in Thrae nen / Blut und Asche. Es schneide] niederdrue ckende Last desto hoe her empor steigen. Sturm und Une e gluck hebt die Tugenden empor, traurige Schicksale und Prufungen erzeugen sie, und stellen sie im reinen Glanze dar. Es morde K. 26 ihren Engel-hohen Sinn] ihre erhabene Gesinnung K. 26–27 mich ue ber dero Standhafftigkeit verwundern] dero Standhaftigkeit bewundern K. 28 muß ich mit dero Untergang haben] habe ich mit dero Untergang K.
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sich selbst / und losche nicht selbst die herrliche Fackel ihres Lebens vor der Zeit e aus. Sie beraube doch nicht gantz Asien einer solchen Schonheit / womit die e e ubrigen Theile der Welt schwerlich prangen konnen. Sie rathe sich selbst / und e e zahme den Lowen durch Sanfftmuth und Liebe. Ach trautester Rolim / antwortete e sie mit entzuckenden Geberden / redet mir nicht ferner vergebens ein. Ich kan / e ich soll / ich will den Chaumigrem nicht lieben: sondern wo ja mein Trutz bussen / e und die Schuld meiner naturlichen Liebes-Pflicht den Tod verdienet hat / so soll e e mein unentweiheter Leib mit Freuden die scharffesten Sebel farben. Wollet ihr e e aber euch / als ein Vater / uber diejenige erbarmen / welche euch vor des Kaysers e e e Hertze / und ihren Engel halt / werdet ihr / sage ich / nach Vermogen / dem Kayser e e die schwarmende Begierden vernunfftig ausreden / so soll euch mein Hertze ewig verpflichtet seyn / und der Him ¯¯ el wird euch vor solchen heiligen Dienst ewiges Heil e zulegen. Mein Kind / hub der halb entzundete Rolim an / diß ist eine Bitte / e e welche von der Unmogligkeit besieget wird. Denn wer sich des Kaysers Brunst zu e e dampffen unterstehen wil / der geust nur Oel ins Feuer / und Wasser auff gluende e Steine. Doch weil ich ihre Wolfahrt der meinen gleich schatze / so wil ich thun / e was mein Vermogen erlauben wird / ja ich wil auch mit meiner Gefahr vor sie handeln / und reden / was mir Beredtsamkeit und List eingeben wird. Jedennoch e stehet es nicht zu rathen / daß man blosser Dings alle Liebe dem Kayser versage / sondern ein so wichtiges Werck der Zeit anbefehle. Solche aber zu gewinnen / so e e wende man eine Gelubde vor / wie sie nicht eher in des Kaysers Begehren eine e ¯¯ erlichen Verlust der Ihrigen sechs Monat in willigen konne / sie habe denn den jam e dem Tempel Conqviay des Gottes der tausend Got ter / wo ihres Vaters Gebeine ruhen / beweinet: So nun ihr Wille meinem wohlmeynenden Rathe beypflichtet / e so eile ich / den Kayser hierzu zu bereden. Solches war der Princeßin / welche
aus keuscher Einfalt des alten Rolims Absehen nicht merckete / hoe chst e angenehm: weil bey solchem Erfolg ihr Printz Zeit und Raum bekame / sie e mit Gewalt zu erlosen: Der Tempel aber stund ihr so weit wohl an / weil sie e in selbtem vor dem Kayser wohl gesichert war / indem solchen niemand / ausser dem Rolim / betreten durffte. Inzwischen war dem Chaumigrem des Scandors Gesichte ziemlicher massen bekandt vorgekommen: dannenhero er solchen in dem innern Burg-Hofe vor sich bringen ließ / und ihn so bald
29 gesichert] versichert C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 die herrliche Fackel] das edle Licht K. 5 vergebens] vergeblich K. 7–8 soll mein e unentweiheter] will ich meinen unentweiheten K. 8 die] den K. 8 farben] darbiee e ten K. 11 die schwarmende Begierden vernunfftig ausreden] diese thoe richten Leidenschaften durch vernue nftige Vorstellungen dae mpfen koe nnen K. 12–13 ewiges Heil e e zulegen] ewig belohnen K. 14 von der Unmogligkeit besieget wird] unmoglich ist K. e 14 Brunst] Liebe K. 17 mein Vermogen erlauben wird] in meinem Vermoe gen ist K. 18 handeln / und reden] reden K. 19 stehet] ist K. 19 blosser Dings] schlechtere e dings K. 21 wende man eine Gelubde vor / wie sie nicht] wende sie ein Gelubde vor, e vermoge welches sie K. 26 Absehen] Absicht K.
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vor den Scandor erkandte. Siehe da! redete er ihn an / du sauberer Vogel e
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deines Herrn! fuhret dich die Rache in unsere Gewalt? Entdecke alsobald / aus wessen Antrieb du diesen Menschen-Raub zu begehen / dich unterstanden hast. Scandor antwortete behertzt: Ich bin ein Diener meines Herrn / dem nicht nache e zugrublen gebuhret / ob der Befehl seines Herrn recht oder unrecht sey. Ich e e e gehorsame / und wenn er mir befohlen hatte / die Burg zu sturmen / so ware ich e mit der Nase wider die Mauer gelauffen / und hatte ich ein bluti ges Zeichen e meines Gehorsams sollen zurucke bringen. So hat es dir dein Herr befohlen? redete Chaumigrem weiter: Wo ist aber derselbe? Er ist heute / antwortete Scandor / auff der Post vorbey gegangen / und hat mich mit dem Fell-Eisen e zurucke gelassen. Dein Printz ist selbst zugegen gewesen? fragte er gantz verwundernde / und hat wohl selbst diesen Raub begehen helffen? Warum hat er e uns aber nicht die Ehre seiner Gegenwart gonnen wollen / fragte er ferner mit e hohnischen Geberden. Weil der Postilion nicht warten wolte / erwiederte Scandor / er wird sich aber eine eigne Mue he machen / I. M. zu besuchen / welches in e kurtzem geschehen durffte. Indessen / versetzte Chaumigrem / solst du vor der Stadt in freyer Lufft deines Herrn erwarten / indem wir dich dem Stricke anvere trauen wollen. Von der Hand eines Kaysers zu sterben / war Scandors Einrede / achte ich vor eine grosse Ehre: und durch mich werden hernach auch die Raben e e e von des Kaysers Gnade zeugen konnen. Worauff ihn der Kayser wieder an
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seinen Ort zu fue hren befahl. So bald Chaumigrem sein Zimmer betrat / wartete ihm der Rolim bereits auff / welchen er alsbald anredete: Was bringt ihr uns / mein Rolim / e e Vergnugung oder Pein? Die Zeit kan alles andern / antwortete der Rolim / Ein e e e Baum fallt nicht durch einen Schlag. So lasset sich / hub der Kayser an / das
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Felsen-Hertze nicht bewegen / O Himmel! und schlagt sie des Kaysers Liebe trutzig e in Wind? Nein! versetzte der Rolim / sie ruhmet diejenigen selig / welche einen e e e solchen Kayser zu lieben fahig sind. So stosset sie denn / fragte er ferner / solche e e e Seligkeit mit Fussen von sich: Ist das moglich / daß sich ein grosser Furst von einem e schwachen Weibes-Bilde soll abhenckern lassen? Des Nachts lasset sich ihr zauberisch Bild im Traume umarmen: Des Tages knie ich als ein Sclave seufftzende vor e ihr / und den¯och kan ich durch solche Hollen-Pein nicht ihre Gunst erlangen. Soll e e e ich denn nun ihrentwegen unvergnugt sterben. Großmachtigster Kayser / bee muhete sich der Rolim ihm einzureden / Holtz / das bald Feuer fae ngt / hae lt nicht lange Kohlen. Der Hunds-Stern / welcher fast die halbe Welt durch Hitze verzehret / hat nicht lange Frist zu brennen. So hoffe ich auch / es werde Zeit / e Witz und Vernunfft den gahlingen Seelen-Brand in E. M. leschen. Ich muß es
4–5 nachzugrue blen] nachzuforschen K. 6 gehorsame] folge K. 6–7 wae re ich mit e e der Nase wider die Mauer gelauffen / und hatte ich] hatte ich meinen Kopf zuerst an der e Mauer wollen aufopfern, wenn ich auch gleich K. 8 sollen] hatte sollen K. 15 eine e eigne Muhe machen] die Freyheit nehmen K. 30 abhenckern] martern K. 37 den e e gahlingen Seelen-Brand] die fluchtige Hitze K.
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selber gestehen: auch schlechte Blumen gefallen bißweilen unsern Augen: Allein / wo ich urtheilen kan / so stehet Banise dem Chaumigrem nicht an. Ach / leider! seufftzete der Trostlose / diß ist kein Pflaster vor meine Wunden. Die Seiffe der Verachtung ist zu wenig / ihr Bildniß aus meinem Hertzen zu tilgen. Wie e e mag euch doch nun die Gottin verachtlich vorkommen / welche euch zuvor durch den ersten Anblick zu einem Beyfall meiner Liebe bewegen kunte. Der Rolim erwiederte: Des Menschen Vorwitz fae llt bißweilen auff nichtswue rdige Dinge: und ein geringes Liecht / welches man zu erst ersiehet / kan unsere Augen verblenden. e Nachdem ich aber ihre Schonheit etwas genauer betrachtet: so schwere ich / daß e ihre Schonheit bey weitem nicht so vollkommen ist / als sie sich im ersten Anblick e vorstellete. Die Augen sind zwar schone / doch ohne Strahlen / welche ein Hertz e entzunden sollen. Ihre Lippen scheinen mehr von einer Einfalt / als Anmuth bee seelet zu seyn. Die Bruste sind zwar Schneeberge / iedoch ohne Flammen. Die e e Wangen sind mit einer unanstandigen Rothe beschrencket / und ihre gantze e e e Gestalt versichert uns / es ware leicht eine grossere Schonheit anderswo zu finden. e Ach schweiget Rolim! redete ihm der Kayser ein / denn auch dieses / was ihr e e als Mangel auffsetzet / entzucket meine Augen am meisten: denn ihr / als ein e Feind der Wollust / wisset nicht von der Schonheit zu urtheilen. Was vor ein e e grausames Verhangniß aber hat mir dieses Liebes-Gifft eingeflosset / daß ich brennen und verbrennen muß? Auff derowegen! ich wil erweisen / daß Zwang und Tod eine verachtete Liebe begleiten. Weil denn / hielt ihn der Rolim auff / I. M. ausser ihrer Liebe zu sterben vermeynen: so habe ich mit gutem Vorbedacht anfangs ihre endliche Bewilligung verschweigen wollen: Nachdem aber keine andere Artzney als ihre Gegen-Huld hier anschlagen wil: so wisse I. M. daß sie sich e nunmehr entschlossen / dem Verhangnisse / welches ihr selbst zuwider scheinet / e e e nicht ferner zu widerstreben / sondern den Kayser ihrer Liebe wurdig zu schatzen. e e Sie verbannet allen Haß / und wil den Kayser als ihren Eheschatz willig kussen. e Weil aber das bittere Andencken der ertodteten Freunde stete Wehmuth in ihr e e kochet / und ihre verborgene Glut noch stets zurucke halt / so bittet sie um der e Liebe willen / womit ihr der Kayser zugethan zu seyn / vorgiebet / ihr doch nur zu e erlauben / daß sie der Natur und kindli chen Liebe gemaß / die Ihrigen sechs e Monat lang beweinen / und dann hernach mit desto fahigerm Geiste I. M. lieben e e e und vergnugen konne. Einfaltiger Rolim / stellete ihm Chaumigrem entgegen / e ist euer Verstand zu wenig / den Sinn dieser Arglistigen zu erforschen? Konnet ihr nicht mercken / was vor einen Gifft diese Schlange unter dieser sechs Monatlichen
1 unsern Augen] Augen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 4 Seiffe der Verachtung] Verachtung K. 4 tilgen] verbannen K. 8 verblenden] blenden K. 11 vorstellete] darstellete K. 12–13 beseelet zu seyn] zu zeugen K. e 14 beschrencket] durchflossen K. 15 es ware] daß K. 15 finden] finden sey K. 17 auffsetzet] aussetzet K. 20 Zwang] Gewalt K. 21 begleiten] verfolgen K. e 28 bittere] traurige K. 29 kochet] nahret K.
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Trauer-Zeit verborgen halt? die uns in sechs Tagen hintergangen / und schimpflich e betrogen hat / wird in sechs Monaten noch eine weit grossere List bewerckstele e ligen / und die Klugheit selbst ubermeistern konnen. Nein! I. M. versetzte der Rolim / diesen Argwohn uns allen zu benehmen / bittet sie um Erlaubniß / ihre e Trauer-Zeit in dem mir anvertrauten Tempel des Gottes der tausend Gotter zue zubringen / aus welchem sie nicht eher / denn in des Kaysers Armen schreiten wil. e I. M uberlegen es wohl. Es ist ein billiches Begehren / wodurch ihr Gewissen e e e befriediget / und der Kayser vergnuget werden kan. Ausser diesem ist sie gantzlich entschlossen / sich selbst durch den Tod eine ewige Trauer-Zeit / und hierdurch I. Maj. eine stete Wehmuth zu verschaffen. Wer wil sie aber mir / fragte der besorgte Chaumigrem / hernach in die Arme liefern? Oder wer wil mich ihrer e Liebe versichern / daß nicht ein abermaliger Betrug / welcher den ersten ubere e treffen mochte / darunter verborgen sey. Derselbe Burge / antwortete der Rolim / wil ich seyn. Der wohl-verwahrte Tempel / und die stete Einsamkeit verbietet e ihr alle Flucht / und machet mich so kuhne / daß ich verspreche / sie selbst in I. M. Bette zu liefern / und sie mit Segen zu belegen. Hierdurch werden I. M. erweisen / e wie sie machtig gnung sind / ihre Begierden zu beherrschen / die Princeßin aber e wird dieses zu desto grosserer Gegen-Liebe verbindlich machen. So sey es denn / e entschloß sich der Kayser / Rolim / ich binde sie auff eure Seele: und wisset / daß ihr mir mit eurer Heiligkeit und Leben davor hafften sollet. Lasset sie aber alsobald in den Tempel begleiten / damit sie nicht durch frisches Anschauen das e Feuer meines Verlangens noch hefftiger entzunde. Ihren Mitgefangenen aber sey zu wahrer Bezeugung meiner gegen sie tragenden Huld zugleich die Freyheit e geschencket. Wie nun der erfreuete Rolim unterthanigst im Namen der e Princeßin gedancket / verfugte er sich so bald zu der Princeßin / hintere brachte ihr seine begluckte Verrichtung / und fue h rete sie mit ihrer Vergnue gung in seinen Tempel / allwo sie in ein Zimmer / welches fast einer Capellen ae hnlichte / eingeleget / und ihr niemand als die Eswara zugegeben wurde. In dieser Zelle wollen wir sie eine zeitlang ihren elenden Zue stand beweinen lassen / und inmittelst unser Gemuthe nach Ava senden. Scandor hatte seine Freyheit kaum erlanget / so verließ er Pegu / und eilte seinem Printzen nach / welchen er zu Ava glue cklich antraff / und e durch die sechs Monatliche Frist vor die Princeßin hochst erfreute. Weil e ihm nun die Zeit sehr edel zu seyn dauchte / und iedwede Stunde hoher e denn Gold schatzte: Als beruffte er in aller Eil den Reichs-Rath und Vore nehmsten des Reichs gen Hofe: welche / in Meynung ihren Printz zu kronen / sich allerseits gehorsamst einstelleten. So bald sie aber in einem
7 ein billiches Begehren] eine billige Bitte K. 3 ue bermeistern] bethoe ren K. 13 Derselbe] Der K. 14 ich] ich selber K. 16 belegen] begleiten K. 20 davor e e e e e hafften] dafur Burge seyn K. 26 begluckte] gluckliche K. 26–27 ihrer Vergnue e e e gung] ihrem aussersten Vergnugen K. 28 ahnlichte / eingeleget] ahnlich war, einquartiert K. 33 sechs Monatliche] Nachricht von der sechs monatlichen K. 36 gen] nach K.
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grossen Saal versamlet waren / hielt er in Person eine weitlae ufftige und wohlgesetzte Rede an sie / in welcher Er ihnen die viel und unbillich zugefue gte
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Schmach / so er von seinem Vater / und so folgbar als ein Vertriebener / an e frembden Orten erdulden mussen / beweglichst vorstellete: Und wie er sich iee dennoch eyfferigst bemuhet / den kindlichen Gehorsam iederzeit zu beobachten: e Weswegen ihn auch die Gotter gesegnet / daß er nicht allein die Crone von Ava e auffsetzen / sondern auch den Thron von Aracan besteigen konte. Weil er sich e e e e aber zu schwach / wo nicht zu untuchtig befande / zwey solche machtige Volcker e zu beherrschen / welche beyderseits eine stete Gegenwart erfoderten: Als ware er e mit ihrer allseitiger Genehmhaltung gewillet / seine Fraulein Schwester / als eine / e ihres hohen Verstandes wegen / wohlbekannte Princeßin / ihnen als Konigin vorzustellen / indem Ava / als ein Erb-Reich gar wohl ein Weibliches Ober-Haupt e e e erdulten konte. Solches wurde er nicht allein gnadigst zu erkennen wissen / e sondern auch das Wahl-Reich Aracan dermassen mit Ava verknupfen / daß sie in e e e stetem Wohlstande leben konten / und sich vor keiner auswartigen Gefahr furche ten durfften. Weil nun die Princeßin durchgehends fast beliebt und in son-
derbarer Hochachtung war / so baten sie umb wenige Stunden Bedencke zeit / weil sich gleichwol einige unruhige Kopfe dawider setzten: welches ihnen auch bewilliget ward. Nachdem aber die meisten Stimmen dem Printz beyfielen / so erfolgete endlich eine allgemeine Bewilligung / welche sie so fort dem Printzen zu sonderbarer Vergnue gung hinterbringen liessen. e Der Printz verfugte sich in der Princeßin Gemach / und bote ihr mit e bruderlicher Inbrue nstigkeit die Krone von Ava an / welche sich hierue ber nicht wenig entsetzte / und sich kaum konte bereden lassen: daß ein Bruder auch mit Kronen so freygebig seyn koe nte. Als er aber sie voe llig bedeutete / sie auch durch einige Abgeordnete von den Reichs-Stae nden zur Crone ersuchet ward: wuste sie sich nicht danckbar gnung gegen dem Printzen anzustellen. Folgenden Morgen wurde ein hohes Gerue ste auff dem Marckte e Platz auffgerichtet / welches mit Gold-durchwurckten Teppichten hauffig behenget war. Auff diesem lag die Crone unter einen Himmel auff einem Tische. Umb 9. Uhr kam der Printz / fue hrte die Princeßin bey der Hand / und wurde von allen Grossen des Hofes und Reiches / wie auch vielem Frauenzimmer begleitet. So bald sie das Gerue ste erreichet und bestiegen e hatten / fragte der Printz die gesammten Reichs-Stande zu dreyen mahlen / e
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ob sie zu frieden waren / daß die Princeßin Higvanama als ihre Erb-Konigin gee e e kronet wurde. Als nun hierauff ein uberall-schallendes Ja erfolgte: nahm der
Printz die Krone mit eigner Hand / und setzte sie der Princeßin mit diesen Worten auff: So setze ich ihr denn / wehrtste Schwester / die Krone von Ava im e
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Nahmen der Gotter auf: Und zwar erstlich als ein Konigliches Regierungs-Zeichen:
3 Schmach] Beleidigung K. 3 so folgbar] als K. 10 gewillet] entschlossen K. e 13 erdulten] haben K. 25 bedeutete] uberzeugte K. 26 zur] zur Annehmung der K. 27–28 dem Printzen anzustellen] den Prinzen zu bezeugen K.
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welches sie ieder zeit ihres hohen Amtes erinnern: Vors andere / als ein bruderliches Liebes-Zeichen: wobey sie iederzeit ihres treu-ergebensten Bruders gee e e dencken soll. Als nun alle ubliche Kronungs-Gebrauche dabey vorgegangen: 5
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erhub sich ein ungemeines Freuden-Geschrey unter dem gantzen Volcke / e und wurden drey Tage hierauff in hochsten Freuden gefeyert. So bald auch der Printz alles in gute Ordnung und Verfassung / seiner Frae ulein Schwester zum besten gesetzet: verließ er stillschweigende Ava / und begab sich nach Aracan / allwo er mit unsae glichen Frolocken des sae mtlichen Volckes e e e empfangen ward: als welches vorlangst nach einem rechtmaßigen Konige e geseufftzet: weil es der schweren Regierungs-Art einiger Reichs-Rathe e e gantz uberdrußig war. e e So bald er nun von den anwesenden Reichs-Rathen und samtlichen e e Volcke gebuhrend empfangen worden: begab er sich so fort nach der Konigl. Burg. Und nachdem der Vortrag wegen Annehmung der Krone geschehen: e wurde solches von dem Printzen gnadigst und willigst angenommen: dannenhero gleichfalls nach wenig Tagen zur Kroe nung geschritten wurde / zu e welcher alle Unterthanen des Reichs / so wohl Manner als Weiber / welche e uber sechzehn Jahre waren / erscheinen musten. Da man denn das Volck zu e Wasser und Lande hauffig herzukommen sahe. Alle Grossen erschienen in e ihrem prachtigsten Habit / mit koe stlichen Schiffen / Dienern und Sclaven / so / daß die Menge nicht zu zehlen war. Als nun der Tag der Kroe nung e endlich erschienen / sahe man vor dem koniglichen Schlosse / welches mite e ten in der Stadt liegt / alle Platze gekehret und geschmucket / und mit e hocherhabnen Schaubuhnen gezieret. Eine grosse Menge Soldaten stunden e im Gewehre / umb alle Unordnung zu verhindern / damit der Konig von e e allen mochte gesehen werden. Endlich kam S. Konigl. Maj. unter dem Schalle der Trompeten / Schalmeyen / Paucken und Trommeln aus seinem Pallast auff einem weissen Elephanten geritten / bekleidet mit den koe ste lichen Asiatischen Kleidern / mit Perlen / Kleinodien und unschatzbarn e e e Edelgesteinen gezieret. Seinen Turckischen Bund uberdeckte eine konige e liche Krone / welches seine Majestat prachtigst vermehrete. Er saß in einem Gezelte / welches auff den Rue cken des Elephanten erbauet war: Auff dessen Genicke ein Aracanischer Edelmann saß / welcher die ungeheure Bestie e regierte. Dieser Elephant war mit kostlichen und gestickten Decken be-
28–29 koe stlichen] koe stlichsten C, E, F, G, H. I, J, K.
31 prae chtigst] prae chtig C, D, E, F, G, H, e
2 ihres treu-ergebensten Bruders] an ihren treuergebensten Bruder K. 15 gnadigst und willigst] gnae digst K. 17 Mae nner als Weiber] mae nnlichen als weiblichen Gee schlechts K. 19 herzukommen] herzueilen K. 20 ihrem prachtigsten Habit] ihren e prachtigsten Kleidern K. 21 so / daß] daß K. 22 erschienen] anbrach K. e e 30 Seinen] Ueber seinem K. 30 uberdeckte] glanzte K. 32 auff] an K.
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hangen / und gieng / abgerichteter massen / mit langsamen Schritten fort: e damit er dieses grossen Konigs Ehre und Herrligkeit an diesem Ta ge vere e e grossern mochte. Uber dem Haupte des Koniges wurde durch einige Edele leute / ein uberaus kostbarer Sonnen-Schirm getragen: Viel ansehnliche Staats-Leute aber / nebst einigen Aracanischen Helden gingen mit ihren Waffen zu Fusse um den Koe nig. Worauff ein vornehmer Mohren-Printz e e nebst dem grosten 20Sicken des Reichs auff einem kostlich-gezierten Elephanten / mit vielen Dienern und Trabanten folgeten. Nach diesem ritten e e Mann fur Mann / alle hohe Personen des Konigreichs / ordentlich nach einander / auff Elephanten / und wurden gleichfals von Spielleuten / Diee e nern und Beylauffern begleitet. Niemals hat man eine grossere Pracht an Kleidern / Gold / Silber und Edelgesteinen / als zu der Zeit gesehen / ja / e meine Feder ist zu schwach / diesen Majestatischen / und unvergleichlichen e e Koniglichen Auffzug / der Gebuhr nach zu beschreiben. Hier sahe man Sebel / Helleparthen / Lantzen / Pfeile / Bogen / Assagyen und dergleichen Gewehr / in unbeschreiblicher Menge. Die Sonnen-Schirme / Fahnen und Wimpel / wodurch der Auffzug herrlicher gemacht ward / nebst den Mue sicalischen Instrumenten / waren unzahlbar. Die Aracanischen Talpooys / oder Priester / nebst den Musicanten schlos sen den Reihen. Die Mauern des Koe niglichen Pallasts / Mae rckte und Strassen nach dem Schlosse zu / sahe man an beyden Seiten mit tapfern Soldaten / in Lieberey / und in weisse Baumwollen-Leinwand gekleidet / mit blossen Sebeln / Picken und e e Assagyen / in den Handen / besetzet / damit der Konigliche Auffzug / ohne e verhinderliche Unordnung / geendiget werden mochte. Auff solche Weise e e e zog der Konig durch alle furnehme Strassen und Platze der grossen HauptStadt Aracan / so / daß er von viel tausend Menschen zugleich konte gesee hen werden. Worauf er auf einer / mit Golde fast bedeckten Buhne die Krone empfieng / und ihm von den Unterthanen der Eyd der Treue abgeleget wurde / welches von allen Ecken mit grossem Frolocken / und vermischtem Geschrey geschahe. Als dieses verrichtet / wurden unter dem Klange der Pfeiffen / Trompeten und Paucken / alle Stue cke auff den Stadtund Schloß-Mauern geloe set: zugleich sahe man allerhand Kunst- und Freue e den-Feuer / worinnen die Aracaner alle Ost-Indische Volcker ubertreffen / e angezundet und in die Lufft fliegen: welcher Auffzug endlich mit abere e e mahliger Losung der Stucken geendiget wurde. Diese Kronung war kaum
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Sicken sind Reichs-Rae the. vid. Scultet: Reise-Beschreibung p. 95.
5 Aracuischen Df. in A] Aracanischen C, D, E, F, G, H, I, J, K. e
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26 konte] konte C, D. e
10 Spielleuten] Music K. 14 der Gebuhr nach] wurdig K. 21 Lieberey] prachtiger Montur K. 24 verhinderliche Unordnung / geendiget] Unordnung vollzogen K.
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geendiget / so bemue hte er sich / wie in Ava / alle Unordnungen genau zu e untersuchen und abzuschaffen / die gekranckten Gesetze zu verbessern / e und durch Erlassung der schweren Anlagen sich die Gemuther des Volcks zu verbinden. Bevoraus hub er die zwey harten Gewohnheiten der regierenden e e e e Konige gantzlich auf: Krafft deren sich ein Konig nur alle funff Jahr einmahl von seinen Unterthanen durffte sehen lassen: ingleichen / daß er seine Schwester ehlichen muste: Ursache / weil Adams Sohn auch seine Schwester zum Weibe genommen habe. Und nachdem auch diese heilsame Vorsorge rue hmlichst vollbracht worden / schrieb er eine allgemeine Zusame e menkunfft der Reichs-Stande aus. Als nun diese hauffig gehorsamst ere schienen / und begierig waren / ihres neuen Konigs und Herrn Ansinnen zu e erfahren / ließ er sie alle in den fordern Schloß-Platz zusammen kommen: e der Konig aber stellete sich an einen etwas erhabenen Ort / von welchem er e wohl kunte gesehen und gehoret werden / und redete sie folgender Gestalt an: Getreuste Reichs-Sassen: Wie wir eure sonderbare Zuneigung aus der an uns vollzogenen Wahl sattsam erkennet haben: Also versprechen Wir uns zuversichte lichst eine durchgehende reine Treu und unterthanigen Gehorsam von euch: Versichern uns auch zugleich dabey / daß ihr / wie es getreuen Unterthanen e e gebuhret / vor die Wohlfarth eures Ober-Herrn / und dessen Schmach zu rachen / e e euer Gut und Blut nicht verschonen wurdet: welches wir iederzeit gnadigst zu erkennen / und ein gleiches vor euch zu leisten / wissen werden. In solcher Zue versicht konnen wir euch nicht bergen / was massen annoch bey Leben unsers Herrn Vaters / mildesten Andenckens wir nicht allein von dem damahligen Grafen Chaumigrem / ietzigen Tyrannen von Pegu / zu unterschiedenen mahlen empfinde lichst beleidigt / ja von unserm vaterlichen Hofe gar verjaget worden: sondern e e e auch / wie wir uns mit des großmachtigsten Kaysers Xemindo in Pegu Fraulein e Tochter / der Princeßin Banise wurcklich verlobet haben: welche / als eine uns e rechtmaßig versprochene Braut / erwehnter Tyrann / aus unkeuschem Trieb / zue e rucke halt / und sich des gantzen Reichs Pegu / dessen Crone wir uns nunmehro / vermittelst dieser hohen Heyrath / anzumassen haben / gewaltsamer Weise bee e machtiget hat. Wir wollen dieses zu eurer reiffern Erwegung uberlassen / wie e e e nothig es sey / nach dem bekandten Spruchworte beyzeiten zu loschen / wenn des e Nachbars Hauß brennet. Denn dieser herschsuchtige Tyrann wil nach einer alle gemeinen Monarchie uber gantz Asien streben / und wird so folgbar nicht un-
15 Getreuste Reichs-Sassen] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 15 Wie wir] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 16–17 zuversichtlichst] zuversichtlich B, C, D, E, F, G, H, I, J. 7 ehlichen] heyrathen K. 7 Ursache] aus dem Grunde K. 8–9 diese heilsame Vore sorge] die Staatsangelegenheiten K. 10 hauffig gehorsamst] gehorsamst K. e 11 Ansinnen] Befehl K. 15 Reichs-Sassen] Reichsstande K. 17 reine Treu] Treu K. 19 Schmach] Beleidigungen K. 20 nicht verschonen] gerne aufopfern werdet K. 34 so folgbar] folglich K.
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terlassen / auch dieses Reich mit seinen Raubklauen anzutasten. Weil nun dieses alles solche dringende Beweg-Ursachen sind / welche nicht so wol zu Beschirme als wurcklicher Bekriegung dieses allgemeinen Feindes / zwingende Anleitung e geben: Als fragen wir euch / tapfere Aracaner! ob ihr den Angriff eines so mache e tigen Feindes mit laßigen Handen erwarten / euch beraubet / eure Weiber gee schandet / und die Kinder vor euren Augen denen Elephanten zur Speise hingee worffen sehen: oder solchem vielmehr tapfermuthig vorkommen / und den Feind e in seinem eignen Lager auffsuchen wollet. Begehret ihr nun die Fruchte des edlen e Friedens vollkommen zu geniessen / so konnet ihr euch deren nicht anders als e durch eine Tapferkeit / welche im Kriege bluhet / theilhafftig machen. Denn um e e des Friedens willen wird das Schwerd gefuhret / un¯ ein offentlicher Krieg ist e e besser / als ein besorglicher Frieden: ja ein verdachtig- und machtiger Nachbar ist schlimmer / als ein offenbahrer Feind. Wie wir uns aber wohl zu bescheiden wissen / was vor eine schwere Sache es um den Anfang eines Krieges / und wie e e solcher zwar in der Men schen / der Ausgang aber desselben in der Gotter Handen sey: So haben wir solches mit gutem Vorbedacht / und reiffer Uberlegung / zue e forderst mit Zuziehung der jenigen / welche ihr Vaterland und Ehre hoher / als sich selbst lieben / vornehmen / und euch hieher bescheiden wollen: So wol uns euers getreuen Beystandes zu versichern / als auch euren Rath / wie und auff was Weise e e solche schwere Sache anzufangen / mit gnadigen Ohren anzuhoren. Wie nun
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eine stue ndige Unterredung der Sicken und des sae mtlichen Adels / wegen dieser Wichtigkeit gehalten worden / antwortete im Nahmen ihrer aller / e e Korangerim / ein Vetter des vorigen Koniges / und vornehmste Furst unter e den Reichs-Standen. e
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Großmachtigster Konig von Aracan / Tipara / Chacomas / Jangoma / und Bene e galen / Herr von Pegu! Wir in tieffster Unterthanigkeit treuergebenste Stande und e e Unterthanen dieses Reichs / statten gegen E. Konigl. Maj. demuthigst-gehorsame e sten Danck ab / nicht so wohl vor die bereits gnadigst-erwiesene Reichs-vaterliche Vorsorge / in Erhalt- und Verbesserung unserer Grund-Gesetze / und daher-sprose e senden heiligen Gerechtigkeit: sondern auch vor ietztermeldte hochst-ruhmliche e Sorgfalt / dieses unser werthes Vaterland vor den Mordklauen unsers verdachtigen e e Nachbars machtigst zu beschirmen: auch das Reich Pegu / welches die Gotter nebst dessen Princeßin E. M. von Rechtswegen gewiedmet / mit dieser Krone zu vereinbaren. Wann wir nun denn wohl wissen / und mit gellenden Ohren die e e Grausamkeit des wutenden Chaumigrems gehoret / wie er Brama mit Auffruhr
14 es um] um C, E, F, G, H, I, J. 20 Wie nun] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 26 Wir in] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 1 mit seinen Raubklauen anzutasten] anzutasten K. 3–4 zwingende Anleitung geben] wichtige Ursachen sind K. 4 ihr] wir K. 7 tapfermue thig] heldenmue thig K. e 21 stundige Unterredung] Unterredung von einer Stunde K. 22 Wichtigkeit] wichtigen Sache K. 29 Erhalt-] Erhaltung K. 31 den Mordklauen] dem Einfall K. 35–1 Auffruhr behauptet] Sturm erobert K.
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behauptet / Martabane geschleiffet / Pegu verwustet / Prom zerstoret / und wie e gewisse Zeitung einlauft / seine Unrechts-volle Faust auch nach Siam ausstrecket: e so erinnern wir uns zugleich unserer unterthanigsten Pflicht und Gehorsam / womit wir in aller Treue I. M. verbunden: krafft dessen wir Guth und Blut / Leib und Leben vor dero hohe Wohlfarth / und unser liebes Vaterland auffsetzen e sollen. Weil aber nach I. M. eignen Gestandniß ein Krieg von uns angefangen / nicht aber nach Willen geendiget werden kan / und der jenige / welcher den e Harnisch anlegt / sich so wenig ruhmen soll / als der / welcher ihn ablegt: so thun e e e e I. M. hochst-loblich / daß sie nechst den Gottern auch ihre getreuste Stande zu e Rathe zie hen wollen. Wie nun diese solches nochmahls mit unterthanigstem Dancke erkennen: also sind sie bereit / vor I. M. und ihres lieben Vaterlandes Wohlfarth / ihr euserstes dran zu setzen / und ihren Sebel nicht anders / als nach erlangten Siegen / mit Ruhm und Ehren wieder einzustecken. Bitten aber zugleich e in Unterthanigkeit / ihren treugemeinten Rath so weit gelten / und / dero Waffen desto gerechter zu machen / durch eine ansehnliche Gesandschafft / so wohl die e e Princeßin / als dero Erbreich Pegu / in hoflichster Gute / abfodern zu lassen. Wil e solches alsdenn der Tyrann abschlagen / und uns durch solche unrechtmassige Verweigerung ein billiches Nachdencken verursachen: so heben wir das Recht e e auff / und den Sebel an unserer Seiten / welcher alsdenn den machtigen Konig von Aracan / und den von Brama tapfer entscheiden soll.
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Solches rue hmliche Entschliessen vergnue gte den Koe nig dermassen / daß e er nicht unterlassen konte / mit freymuthige¯ Worten ihre treue Tapfferkeit e e offentlich zu erheben / und sie hochster Gnade zu versichern. Und wie wir e e uns / beschloß er / euer wohlbedachtiges Einrathen gnadigst gefallen lassen: so e
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ubergeben wir euch zu fernerem Bedencken / wie nothwendig es sey / die Wafe fen zu ergreiffen / ehe noch der Krieg angefangen wird. Dahero es sehr nothig seyn wird / sich in volle Verfassung zu setzen / damit im fall der Weigerung durch e diese Gesandschafft der Krieg zugleich angekundigt / und so fort der Feind in e seinem Lande angegriffen werde / welches ingleichen von den gesamten Stan-
den beliebet / und ein gewisser Ausschuß erwehlet wurde: durch welche die Art und Weise / Geld / Volck / Lebens- und alle zum Kriege gehoe rige Mittel / solten herbey und angeschaffet werden. Als nun dieses alles zu des Koe niges hoe chster Vergnue gung ausgeschlagen war / und er sich in eigner hoher Person vor solche treue Zuneigung bedancket hatte / fragte er sie insgesamt nochmals mit diesen Worten: So ist es / getreuste und tapfere Aracaner / eure ernstliche Meinung / euch bey erfol-
2 ausstrecket] ausgestrecket B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2 Unrechts-volle] ungerechte K. 5–6 auffsetzen sollen] aufopfern wollen K. e e e e e 9 I. M. hochst-loblich] Ihro Majestat hochst ruhmlich K. 20 tapfer entscheiden] une e terscheiden K. 21 Solches ruhmliche Entschliessen] Solcher ruhmliche Entschluß K. e e 21 dermassen] so K. 24 euer wohlbedachtiges Einrathen] euren wohlbedachtigen Entschluß K.
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gender Weigerung / als Feinde des Chaumigrems zu erklaren? Worauff der samte e liche Adel ihre Sebel entblosten / und mit einmuthiger Stimme: Es lebe e e e unser großmachtigster Konig Balacin / und alle seine Feinde mussen durch diese Sebel sterben! ihre Einwilligung bezeugeten. 552
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Folgende Tage wurden mit lauter Kriegs-Bereitschafften zugebracht / und auff alle Plae tze der Stadt rothe Blut-Fahnen ausgestecket. Der Koe nig e e selbst versaumte niemahls personlich dem Kriegs-Rathe beyzuwohnen: Und wurden vor allen Dingen die Gesandten erwehlet / welche nach Pegu gehen / und selbtes Reich / nebst der Princeßin / von des Chaumigrems e e Handen fodern / widrigen falls ihm so bald den Krieg ankundigen solten. Zu welcher schweren Verrichtung vorerwehnter Korangerim / erwehlet / und ihm Karangeri / der dritte Reichs-Rath zugegeben wurde. Welche so fort ihre Abfertigung erhielten / und den Chaumigrem vor der belagerten Stadt Odia suchen musten: woselbst wir sie bald anzutreffen vermeinen. e Inmittelst versicherte sich der Konig der Portugiesen / welche sich in Aracan wohnhafftig gemacht / als deren Tapfferkeit ihm wohl bewust. Ine e gleichen wurde in hochster Eyl eine unsagliche Menge Pferde aus Pegu und Bengala verschrieben / weil deren fast keine in Aracan zu finden seyn. Die e e Elephanten wurden gerustet / die Volcker zusammen gezogen / und um ein grosses vermehret / und / in Summa / nichts unterlassen / was zu einem weit aussehenden Kriege / wider einen mae chtigen Feind / noe thig war. e Wir verlassen auff kurtze Zeit das Waffen-bemuhete Aracan / und schie cken die Feder nach Pegu / welches gleichfalls mit seinem Kayser auch die e Friedens-volle Zeiten verlohren hatte. Denn / wie herrsch-suchtige Gemue ther e
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von keiner Vergnugung wissen: indem ihre Begierden sich keine gewisse Grantzen vorschreiben lassen / und dahero wie der Krebs stets weiter um sich fressen: also e
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war auch Chaumigrem noch nicht vergnugt / daß er aus einem durfftigen Grafen ein gekroe nter Kae yser worden / sondern gantz Pegu war dem weiten e e e Rachen seines Land-Hungers kaum ein Fruhstucke. Dahero er ein lusternes Auge auff seine Nachbarschafft herum warff / und Siam zum ersten Bissen erwehlete / unter dem Vorwand Politischer Betrachtung / daß die Menge seiner Soldaten immerdar in der Ubung zu halten wae ren / damit ihre e Tapfferkeit nicht verwelcke / oder der Mußiggang ihnen Anlaß zu einiger
14 vermeinen] vermeynten C, D, E, F, G, H, I, J.
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25 sich] sich in E, F, G, H, J.
2 Stimme] Stimme riefen K. 4 sterben! ihre Einwillligung bezeugeten] sterben K. e 9 gehen] abgehen K. 5 Kriegs-Bereitschafften] Kriegsbeschaftigungen K. 16 wohnhafftig gemacht / als] wohnhaft niedergelassen, und K. 16 bewust] bekannt e e war K. 25 Vergnugung] Ruhe K. 25 gewisse Grantzen] Grenzen K. 28–29 war e e dem weiten Rachen seines Land-Hungers kaum ein Fruhstucke] konnte seine Herrschsucht kaum befriedigen K. 30 herum warff] warf K. 31 Vorwand Politischer Bee trachtung] politischen Vorwand K. 33 verwelcke] mude werden
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Auffruhr gae be. Diesem nach ersonne er eine beqveme Gelegenheit / unter e dem Schein einigen Rechtens / den Konig von Siam zu bekriegen. Es liessen e sich nemlich unterschiedene Konige in Asien damals Herren des weissen e Elephantens schelten / als nemlich der Konig von Bengala / Ava / Aracan / Siam und auch Pegu. Der Besitzer aber des weissen Elephantens war damals Koe nig Higvero in Siam / welcher sich dieses Tituls allein mit Recht e anmassen kunte. Solchen aber / als ein Zeichen hochster Gewalt / wolte ihm Chaumigrem nicht ver statten: sondern unterstund sich wol gar / durch eine uhralte / doch falsche Zeit-Rechnung das Reich Siam / als ein Lehne bares Stucke von Pegu anzugeben. Dannenhero sendete er so fort eine e unansehnliche Gesandschafft nach Siam ab / und begehrte von dem Konige e Higvero / nicht so wohl ihm alsbald den weissen Elephante¯ auszuhandige¯ e und zu uberschicken / sondern auch sich als ein Vasall von Pegu / mit e Lehns-Pflichten einzustellen. Wie ungereimt und hochst unbillich solches e Anfordern dem Konige in Siam nun vorkam / so fertigte er doch diese schlechte Gesandten mit einer abschlae gigen / doch gantz hoe flich- und wohle gegrundeten Antwort / wiederum ab. Nach welcher Verweigerung sich Chaumigrem sattsam berechtiget ere achtete / Siam mit Gewalt zu bekriegen / und sich unterwurffig zu machen. e Dahero er denn eine entsetzliche Macht von 21zwolffmal hundert tausend Mann in kurtzer Zeit zusammen brachte. Solche bestunden nun [aus] zwey e mal hundert tausend zu Pferde / die ubrigen aber alle zu Fusse / welche in drey Theile gesondert waren. Die ersten in hundert und funffzig tausend starck / waren mit Musqveten / welche so gut als in Europa / versehen: zweymal hundert tausend trugen Lantzen von vollen und starcken Rohren / welche oben mit einem spitzigen Eisen beschlagen waren: Die ue brigen e fuhrten nur Schild und Schwerdt: Solche Schwerdter waren drey Viertel Ellen lang / einer qver Hand breit / und ohne Spitzen / das Gefae ß gleichete denen Cortelassen / und schnitten nur auff einer Seiten / die Schilde aber e waren drey Hande breit / und sechse lang von gedoppelten Leder gemacht / und mit einer hellen und schwartzen Mixtur / Archiran genannt / gehae rtet. Von welcher Materie auch ihre Sturm-Hue te / welche allerdings den Euroe e e paischen gleichen / gemacht waren. Das Geschutz ließ er meistens zurucke / weil er einen sonderlichen Abgang an hierzu geschickten Personen vere spurte / indem er sich die Portugiesen durch Verhinderung ihres Handels 21
Balby setzet gar funffzehen mal hundert tausend Mann.
1 gae be. Diesem nach ersonne] geben moe chte. Also erdachte K. 2 einigen Rechtens] einiger Gerechtigkeit K. 4 als nemlich] nemlich K. 8 wol gar] gar K. 10 anzugeben] anzusehen K. 12 nicht so wohl] sowol K. 14–15 solches Anfordern] solche Anforderung K. 18 Verweigerung] unerwarteten Antwort K. 23 Theile gesondert] Hauffen getheilt K. 25 Rohren] Roe hren K.
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gantz abspenstig gemacht hatte. Dahero nur hundert und zwantzig groß e und kleine Stucke mit zu gehen befehlichet waren / welche von grossen e e liecht blauen / und an Grosse den Elephanten fast gleichenden Buffeln gezogen worden. Solche vertraute er etlichen gewissen Mohren von Bendala / welchen doch / als Fremden / wenig zu trauen war. An denen Elephanten vermerckete er den groe sten Mangel / weil ihm die meisten und streitbaresten vor Prom in dem verzweiffelten Ausfalle drauff gangen waren / also / daß er deren nicht mehr denn acht hundert Stue cke kunte mit zu e e Felde neh men. Weil er aber kunfftig deren mehr benothiget zu seyn erachtete / als stellete er noch vor dem Auffbruche eine grosse Elephanten-Jagt an / wobey alle Feld-Herren und Kriegs-Obersten der gantzen Armee erscheinen musten. Diese Jagt aber war folgender Gestalt angestellet: In der neuen Stadt Pegu war auf einem geraumen Platz bey dem Thor e ein weiter Schrancken / mit starcken holtzernen Seulen eingefasset / zwischen welchen ein Mensch den Elephanten leicht entwischen / nicht aber von ihm verfolget werden kunte. Hierauff wurden zwey hundert Elephanten-Weiblein / welche zu dieser Jagt abgerichtet / und auch das Anreden e verstunden / heraus gefuhret / und in einen grossen Wald / welcher drey Meilen von Pegu gelegen / und mit wilden Elephanten gleichsam besetzt ist / gelassen. Diese Weiblein wurden zuvor an gewissen Orten mit einem besondern Oele bestrichen / welches durch starcken Geruch die wilden an sich zu locken pfleget. So bald nun die Elephanten durch solches Oel zur e Begierde gereitzet waren / begunten sie sich hauffig denen Weiblein zu e nahern. Diese aber als schon abgerichtet / wichen gleichsam vor ihnen der Stadt zu / da jene in solcher Brunst als blind folgeten / und keinen Menschen scheueten / ob selbte gleich Hauffen-weise die Weiblein anmahneten / was sie thun solten. Nachdem sich indessen die Elephanten vermehreten / und iedwedes Weiblein seinen Begleiter hatte / wurde dem Volcke e e ein Zeichen mit Jagt-Hornern gegeben / sich zurucke zu halten / um die e Elephanten an ihrer Heimfuhrung nicht zu hindern. Als die wilden Elephanten an das Thor gelangeten / begunten sie alle zu stutzen: gleichsam / als wenn sie es zuvor ue berlegen wolten / ob es rathsam sey / daß sie ferner folgeten. Endlich aber liessen sie sich doch ihre Begierden verleiten / und giengen / in Hoffnung wohl wieder einen Ausgang zu finden / mit langsamen Schritten biß in die verschlossenen Schrancken hinten nach. Wie sie 2 gehen] geben C, E, F, G, H, I, J, K. einen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
3 liecht blauen] leicht-blauen B. e
2 befehlichet] befohlen K. 13 geraumen] geraumlichen K. Raum K. 14 eingefasset] umzae unet K. 23–24 begunten e e Weiblein zu nahern] eilten sie haufig zu denen Weiblein K. e e 25 als blind] blind K. 32 zuvor uberlegen] uberlegen K. folgeten] ferner zu folgen K.
28 seinen]
14 weiter Schrancken] e sie sich hauffig denen 24 der] nach der K. 32–33 daß sie ferner
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nun sae mtlich in den Schrancken waren / wurden die Gatter durch darzu verordnete Leute hinter ihnen niedergelassen / und also aller Ausgang vere e wehret. Die Weiblein verfugten sich wiederum in ihre Stande / und wurden e e gleichfalls von den Jagern mit Fall-Thuren verschlossen. So bald sie sich nun von den Weiblein verlassen sahen / merkten sie erst / wie sie gefangen / und ihrer Freyheit beraubet waren: Dahero sie denn grausam anfiengen zu e e e wuten / und alle ihre Starcke zu versuchen / ob sie sich konten mit Gewalt e einen Ausgang machen: Da denn die Jager und andere Leute Zeit hatten / sich aus den Schrancken zu machen / wo sie nicht den rachgierigen Elephanten ein blutiges Opffer ihrer Freyheit werden wolten / indem sie solchen biß an die Seulen nachlieffen / und wenn sie nicht nachfolgen kunten / so grimmig in die dicken Pfosten einhieben / daß die Zae hne zerbrachen. Endlich huben sie insgesamt an zu heulen / weinen und wehklae e gen / und sich nicht anders / als hochst-bekummerte Menschen anzustele len / welches bey drey Stunden wahrete / und mit sonderbarer Anmuth und Mitleiden anzusehen / und zu hoe ren war. Als sie aber dermassen ermue det / e daß ihnen der Schweiß uber den gantzen Leib herab lieff / steckten sie ihre e Russel in die Erde / und brachten alsdenn eine solche Menge Wasser aus e dem Leibe hervor / daß sie mit ihren Sprutzen alle um den Schrancken e stehende Zuschauer hauffig benetzeten / welches denn denen Jae gern / welche sich beyzeiten entfernet / das groe sseste Gelae chter verursachte. Nachdem man sie nun gleich den zahmen einsperren wolte wurden die Weiblein e wieder herauß gelassen / welche die wilden aufs neue brunstig machen / und sie zum Folgen anreitzen musten. Diese abgerichtete Weiblein giengen bald wieder in ihre Stae nde / und wurden aus denselben wieder in andere gelassen. Die folgenden wilden aber musten sich in solchen versperren e lassen / und also vollend gefangen geben. Diese Stande waren nicht e e grosser / als daß eben ein solches Thier nur fuglich Raum haben kunte. In e denselben wurden sie angebunden / da sie vor Traurigkeit in funff Ta gen weder essen noch trincken wolten / biß sie gantz matt / und endlich gleich den andern zahm wurden. Welches geschwinde Zahm-werden mehrentheils daher rue hret / weil kein Thier in der Welt zu finden / welches dem Menschen am Verstande so ein Nachbar / und dessen Rede so wohl zu e e verstehen / fahig ware. Ja es hat das Ansehen / als mangele ihm nichts / e denn die Rede. Dieses Thier nun ist das nutzlichste Wesen der Asiatischen 6 waren] wae ren K. 13–14 huben sie insgesamt an zu heulen / weinen und wehklagen / und sich nicht anders / als hoe chst-bekue mmerte] fiengen sie alle fue rchterlich zu schreyen und zu heulen an, und sich wie hoe chst bekue mmerte K. 21 verursachte] erweckte K. 27 Diese] Die K. 30 essen noch trincken] fressen noch saufen K. e e 33–35 so ein Nachbar / und dessen Rede so wohl zu verstehen / fahig ware. Ja es hat das Ansehen / als mangele ihm nichts / denn die Rede] so nahe kommt, und dessen Zeichen e so wohl zu verstehen, fahig ist, als diese Elephanten. Ja es scheinet, es mangele ihm e e nichts, als die Sprache K. 35 nutzlichste Wesen] nutzlichste K.
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Kriege / indem vier starcke Mae nner in voller Rue stung sich darauff enthalten / und mit ihren Lanzen / Musqveten und Bogen dem Feinde gewaltigen e e Abbruch thun konnen. Hingegen ist ihre Haut so ducke / daß sie keine e Kugel noch Pfeil durchdringen kan / ausser bey den Schlaffen und Augen / e woselbst sie leicht zu beschadigen sind. Wie nun diese Elephanten-Jagt denen e
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lusternen Welt-Hertzen / die sich durch das Geilheits-Oel gleichfalls bethoren lassen / und ihren Sirenen / welche von dem Teuffel in den Wald dieser Welt ausgelassen worden / in den Schrancken der Unzucht / ja endlich gar in den engen e e e Hollen-Stall / woselbst die Fall-Thur der Ewigkeit allen Ruck-Weg verweigert / e blind folgen / ein feines Vorspiel zeiget: also wenden wir unser Gemuthe auff
die Blut-Jagt / welche Chau migrem in Siam anzustellen beschlossen / und dahero seinen Auffbruch beschleunigte. e Er wolte zuforderst die Princeßin Banise noch einmal im Tempel besuchen / und einen Abschieds-Kuß hohlen: welches aber der Rolim / theils e durch vorgeschutzte Heiligkeit des Orts / theils durch andere kluge Bewegungen / zu der Princeßin hoe chsten Vergnue gen / hintertrieb. Als nun der Tag zum Auffbrechen erschienen / begab sich Chaumigrem / gleichsam im Triumphe / auff einem mit Gold und Edelgesteinen bedeckten Elephanten / ein blosses Schwerdt in der Hand haltende / aus der Stadt: so bald er sich aber dem Lager / vor welchem die gantze Armee auff Anordnung des Feld-Herrn Martong in voller Schlacht-Ordnung hielt / genae hert hatte / wurde er mit einem solchen Feld-Geschrey empfangen / daß die Erde bebete. Endlich / als diese Ordnung wieder zertrennet / und ieder zum Fortzuge fertig war / wurde das Zeichen mit den Trompeten gegeben: worauff sie nach eingetheilter Ordnung zu marchieren begunten. Den Vorzug hatte Soudras / der Bramanische Feld-Herr / mit dreyßig tausend zu Pferde und e siebentzig tausend zu Fuß. Den Mittel-Zug fuhrete Chaumigrem selbst / vorher zogen dreyßig tausend Mann mit Lanzen / denen folgeten die Elephanten / und hinter denen der Tyrann / welchen Abaxar mit der Leibwacht und viel andere Fue rsten und Grossen begleiteten. Darauff kam Bartrouherri / Oberster ue ber die Stue cke / als General-Feld-Zeugmeister /
2 Bopen Df. in A] Bogen C, E, F, G, H, I, J, K. e
8 den] die E, F, G, H, I, J, K.
e e 1–2 enthalten] erhalten K. 6 lusternen Welt-Herzten] wollustigen Gemuthern K. 6 das Geilheits-Oel] ihre Geilheit K. 7 den Wald dieser] die K. 8 worden] werden e e e K. 8–10 in den engen Hollen-Stall / woselbst die Fall-Thur der Ewigkeit allen Rucke Weg verweigert / blind folgen / ein feines Vorspiel zeiget] dem ganzlichen Verderben, bis sie am Rande des Todes stehen, blindlings entgegen eilen, der Ewigkeit allen Rue ckweg e verweigern, blind folgen, ein feines Vorbild ist K. 11 Blut-Jagt] blutige Schaubuhne K. 15–16 Bewegungen] Entschuldigungen K. 21 in voller] in K. 23 Ordnung] Schlachtordnung sich K. 23–24 Fortzuge] Aufbruch K. 25 eingetheilter] vorgeschriebener K. 25 begunten. Den Vorzug hatte] anfiengen. Den Vortrapp fue hrte K. e e 27 Den Mittel-Zug] die Hauptarmee K. 31 die Stucke] das Geschutz K.
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seiner Geburt nach ein Mohr aus Bandala / welcher sich das Geschue tze / e und die darzu gehorigen Munition-Wagen in verwirreter Ordnung nache e e fuhren ließ. Hinter den Stucken kamen funff und dreyßig tausend zu Rosse / und alsdenn achtmal hundert tausend Mann zu Fusse / welche wiee derum mit funff und dreyßig tausend Reutern beschlossen wurden. Endlich folgete der Nachzug / welchen der Feld-Herr Martong fue hrete / und in hundert und funfftzig tausend zu Fusse und funffzig tausend zu Pferde bestund / bey welchen die sae mtliche Bagage in viel tausend mit Pue ffeln bespanneten Wagen bestehende / sich auffhielt. Mit dieser erschrecklichen e Macht zog er denen Grantzen von Siam zu / und zwar in so guter Ordnung / daß allezeit die Hauffen / so des ersten Tages voran gezogen / des andern Tages folgen / und die letzten seyn musten. Als er aber die feindlichen e Grantzen erreichet / ließ er unterschiedliche Hauffen zu Pferde in das Land e voran gehen / und alles mit Mord und Brand erfullen. Martong / als sie noch drey Tagereisen von der Hauptstadt Odia waren / ward mit zweymal hundert tausend Mann befehlichet / den Vorzug zu nehmen / und den e Konig von Siam zur Ubergabe auffzufor dern: welches auch dieser gehorsamst verrichtete / und so schleunig vor Odia anlangte / ehe noch das flue chtige Land-Volck einige gewisse Nachricht von dem Anzuge des Feindes berichten koe nnen. Wie sich nun Koe nig Higvero eines schweren Krieges mit Pegu besorget hatte / so war zwar bereits gleichfalls alles in Waffen / und e solche Anstalt gemacht / als es die Kurtze der Zeit erlaubte: Weil aber ein so e geschwinder Einfall ohne vorhergehende Kriegs-Ankundigung von Seiten Siams nicht vermuthet worden / als waren die Siammer gar nicht gefaßt / dem Feinde im Felde zu begegnen: Und ob zwar Printz Nherandi bey hundert und achtzig tausend Mann zusammen gebracht / und vor die Stadt gezogen hatte / so waren sie doch der Peguanischen Macht bey weitem nicht gewachsen. Mit dieser ungleichen Macht hatte Printz Nherandi unfern der Stadt ein Lager geschlagen / in dem Begriff / noch mehr Voe lcker e an sich zu ziehen / und alsdenn den Feind auch von den Grantzen abzuhalten. Allein Martong kam denen Siammern zuvor / und so er fleißige
1 Bandala] Bendala E, F, G, H, I, J, K. 12 Als er aber] neuer Absatz in B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 25 Printz Nherandi] Nherandi B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e e 9 auffhielt] befand K. 9 erschrecklichen] furchterlichen K. 10 denen Grantzen von Siam zu] nach den Grenzen von Siam K. 14 voran gehen] streifen K. 14 Martong / als] Als K. 15 ward] ward Martong K. 16 Vorzug] Vortroupp K. 18 verrichtete] befolgte K. 20 Wie sich] wie K. 21 besorget] befue rchtet K. e 21 bereits gleichfalls] bereits K. 24 gefaßt] machtig genug K. 25 im Felde zu begegnen] entgegen zu gehen K. 26 vor] sich vor K. 28–29 unfern] nicht weit von K. 29 geschlagen / in dem] aufgeschlagen, und war K. 31–1 so er fleißige Kundschafft auff den Feind geleget hae tte / so hae tte] wenn er sich fleißiger nach den feindlie e e chen Umstanden erkundiget hatte: so wurde K.
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Kundschafft auff den Feind geleget hae tte / so hae tte er die Siammer / welche e aus Sicherheit die Wachten gleichfalls maßig bestellet hielten / gar leicht e e uberrumpeln / und sie in die Pfanne hauen konnen. Dieses Siammische Lager aber wurde ihm nicht eher / als durch einige Vor-Troup pen entdecket / welche iedoch bereits von den Siammern ersehen / und als Feinde erkennet waren. Dahero Printz Nherandi die Augen oe ffnete / und durch fleißige Kundschafft den Zustand des Feindes erfuhr. Martong stutzte hierauff / und erkannte seinen Fehler / weil es aber nicht zu ae ndern war / und e er vernahm / wie der Printz Nherandi personlich das Lager commandirte / e schickte er einen hochmuthigen Bramaer mit zwantzig Pferden begleitet / e nach dem Lager / solches und gantz Siam im Namen seines Kaysers auffzufordern. Als solcher vor dem Lager angelanget / und den Printzen zu sprechen begehrte: Ließ er ihn in einem Gezelte / nahe bey dem Eingange des Lagers / damit der Bramaer die Beschaffenheit des Lagers nicht genauer betrachten konte / vor sich: Dieser / so bald ihm das Gezelt bedeutet worden / sprang er vom Pferde / und befahl seinen Leuten / in dem Lager seiner zu warten: Er aber begab sich mit hochtrabenden Schritten nach dem Gezelte / in welchem er den Printzen / nebst unterschiedenen hohen e Kriegs-Hauptern / stehende fand. Er trat sonder grosse Ehrerbietung hinein / und fieng mit bedecktem Haupte an zu reden: Ich / als ein Abgeordneter
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des allgemeinen Uberwinders / und Kaysers von Pegu / erscheine vor dem Printzen Nherandi von Siam / und begehre im Na men meines Oberhaupts zu wissen / ob e die bißher erlaubte Gnaden-Zeit von dem Konige Higvero / zu Betrachtung seiner Wolfarth / und Erinnerung seiner Pflicht / sey angewendet worden. Diesem nach e e so fordere ich im Namen des Hochsten und Großmachtigsten der gantzen Welt / e e e Oretenau Chaumigrems / Kaysers in Pegu un¯ Brama / Koniges aller Konige: den e Konig Higvero / die Stadt Odia und gantz Siam auff: daß sie sich mit Leib / Weib / Gut / Blut und Kindern ihm ergeben / und sich ohne fernern Zwang als gehorsame und Pflicht-schuldige Unterthanen ihm unterwerffen. Wird nun Higvero sich mit seiner Gemahlin und Kindern / und mit ihm gantz Odia / alsobald zu Fusse auffe machen / den weissen Elephanten an der Hand zufuhren / und dem anziehenden e Grimme des Kaysers durch einen Fußfall begegnen: so soll dieses Land und Stadt e e mit angedroheter Verwustung verschonet / und Higvero / als ein Vasall / Konig e bleiben. Bey dessen Verweigerung aber / so solt ihr wissen / daß erwehnter Kayser
16 sprang er] sprang E, F, G, H, I, J, K.
21 erscheine] erschien H, J.
e e 3 uberrumpeln / und sie] haben uberrumpeln, und K. 5 ersehen] wahrgenommen K. 6 Printz Nherandi die Augen oe ffnete] der Prinz Nherandi wachsam wurde K. 10 Bramaer] Bramaner K. 14 Bramaer] Bramaner K. 15 bedeutet] gezeiget K. e 19 Kriegs-Hauptern] Officiers K. 19 fand] antraf K. 22 Oberhaupts] Herrn K. 24–25 Diesem nach so fordere] Diesemnach fordere K. 27 Leib / Weib] Leib K. 28 Kindern] allen Einwohnern K. 28 fernern Zwang] fernere Gewalt K. 31 anziehenden] entbrannten K. 32 begegnen] zu besae nftigen suchen K. 34 so solt] sollt K.
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mit einer so entsetzlichen Macht im Anzuge ist / daß auch dessen Rosse das um e Odia fliessende Wasser auszusauffen vermogen / wodurch das Volck trocknes e Fusses gehen / und die Stadt einnehmen kan. Alsdenn soll der Konig sterben / und seine Kinder in die Fessel geschlagen werden. Alles was nur lebet / soll dem Sebel herhalten / und die Kinder sollen in dem Blute ihrer Eltern ersauffen. Kein Stein soll auff dem andern liegen bleiben / und die Glut soll ein rauchendes Merckmahl e Kayserlichen Zorns aus der Stadt machen. So fertige man mich denn bald ab / e durch Ja oder Nein / indem uns solches gleich gultig seyn wird. Der Printz wolte
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vor Ungedult zerspringen / und so es ihm die Wohlstandigkeit des Krieges e erlaubet hatte / so wolte er ihm das trutzige Wort mit dem Sebel vorm Maule weg schneiden. Er fertigte ihn aber / ihn nur nicht mehr anzusehen / mit dieser rauhen Antwort ab: Du verwegener Kerl / ich glaube dein Tyranne e
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habe unter seiner gantzen Armee keinen Unhofflichern und Grobern finden kone e nen / welcher an Buffel / und nicht an Menschen / geschweige an Konigliche Personen solte abgeschicket werden. Die Rache aber von dir zu nehmen / soll ins e freye Feld gesparet werden. Inzwischen sage deinem Kayser / daß er nicht als ein e e Konig / sondern als ein Tyrann und Meuchel-Morder gehandelt habe / indem er e e unverwarnter Sa che / ohne eintziges rechtmaßiges Befugniß ein freyes Reich / welches ihm nichts / als Pulver / Bley / und Sebel schuldig ist / anzugreiffen sich unterstehet. Indessen soll er nur heran nahen / und den Lohn seiner Tyranney von e e der Gotter Hand empfangen. Welcher großmuthigen Antwort sich der Brae
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maer nicht versehen hatte / dannenhero er mit verachtlichen / doch grausamen Gesichte sich unterstund zu drohen: So werde ich mir bey meinem e
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Kayser die Gnade ausbitten / daß ich mit diesem meinem Sebel euch in Stucken e zerhauen durffe. Mit welchen Worten er zugleich die Hand an den Sebel
legte / und halb auszog: nicht weiß ich / ob nur damit zu drohen / oder sich e gar einiger Thatligkeit zu unterfangen. Hier dauchte es dem Printzen sattsam Zeit zu seyn / seinem Eyffer freyen Zaum zu lassen / dannenhero er mit entbloe stem Sebel auff den Bramaer zusprang / und so einen gewaltigen e Streich nach dessen Halse fuhrete / daß der Kopff nur noch an etlichen Adern und der Haut behangen bliebe / womit er todt zur Erden stue rtzte. 1 Anzuge] Auffzuge B, D. e 1 so entsetzlichen] furchterlichen K. 4 geschlagen] geleget K. 4–5 dem Sebel herhalten] durch das Schwert sterben K. 6 rauchendes Merckmahl] ewiges Denkmal des K. 7 aus der Stadt machen] in dieser Stadt aufrichten K. 9 die Wohlstae ndigkeit des Krieges] das Kriegsrecht K. 10–11 wolte er ihm das trutzige Wort mit dem Sebel e vorm Maule weg schneiden] wurde er diese gebieterischen Worte mit dem Schwerdte belohnet haben K. 11–12 ihn nur nicht mehr anzusehen / mit dieser rauhen] mit e e dieser harten K. 18 unverwarnter Sache] ohne eine gewohnliche Kriegserklarung K. e 21–22 Bramaer] Bramaner K. 22 hatte] hatte K. 26 nicht weiß ich / ob] ich weiß e e nicht, ob er K. 27 einiger Thatligkeit zu unterfangen] Gewaltthatigkeiten damit ause zuuben, wagen wolte K. 27–28 sattsam] rechte K. 28 Eyffer] gerechten Eifer K. 29 Bramaer] Bramaner K.
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Der Printz aber befahl / ihn aus dem Zelte zu schleppen / und seinen Leue ten zu ubergeben / mit angehengter Verwarnung / sich alsobald aus dem e e Lager zu packen / oder gleichen Verlusts ihrer Kopffe gewartig zu seyn. e e Welche sich denn nicht saumeten / den Corper auff ein Pferd legten / und e e sich spornstreichs zurucke nach ihren Volckern begaben. Wie sich nun der Printz den auff diesen Blitz erfolgenden Donnerschlag e leicht einbilden kunte: als entschloß er sich mit Genehmhaltung der samtlichen Kriegs-Obersten dem Feinde zu begegnen / und ihn anzugreiffen / e e ehe die Macht des Kaysers heran ruckete: Worauff das gantze Lager auffe e geboten / und die Volcker ins freye Feld gefuhret / zugleich alles in Schlacht-Ordnung gestellet / und dem Feinde mit langsamen Zuge entgee gen gerucket wurde. Als sie sich aber etwan auff zwey tausend Schritte e einem grossen Walde genahert hatten / sahe¯ sie den Feind durch das Gee pusche / wie eine wilde Fluth / daher gerauschet kommen. Der Printz befahl alsobald stille zu halten / und verbesserte die Ordnung nach Gelegenheit des Ortes / und indem er vermerckte / daß der Feind fast ue ber die Helffte das freye Feld erreichet hatte / befahl er dem Siammischen FeldHerrn Padukko, mit funffzig tausend Mann loßzubrechen / welches er auch willigst verrichtete / und in den noch nicht recht gestellten Feind dermase sen einsturmete / als ob er den Sieg allein darvon tragen wolte. Welcher Anfall ihm auch so weit glue ckte / daß er den Feind biß an den Wald zurue cke schlug / und ihn die Erschlagenen fast verhinderten / weichende den Feind zu ver folgen. Weil sich aber der Feind auff allen Seiten aus dem Walde ins Liechte begab / so fehlete nicht viel / Padukko wae re mit den Seinigen umringet und niedergesebelt worden / indem er sich aus hitzigem Grimm so weit mit dem Feinde eingelassen hatte / daß ihm bey heran nahender e Macht des Feindes aller Ruckweg benommen war. Solchem nun vorzukommen / zumaln sich der Feind aus dem Walde sehr verstae rckete / brach der Printz endlich mit der gesamten Macht loß / da denn Padukko gar zeitlich Lufft bekam / und sich auffs neue wieder setzen kunte. Der Printz erwieß sich ungemein tapffer / und ein iedweder Siammer bemue hete sich eyffrigst / einem solchen Helden-mue thigen Vorgae nger behertzt nachzufolgen: zudem kunte sich auch wegen Enge des Ortes der Feind nicht wenden /
22 verhinderten] verhindert H, I, J, K. H, I, J, K. e
22 weichende den] den weichenden E, F, G, e
3 packen] begeben K. 3 ihrer Kopffe gewartig zu seyn] ihres Lebens zu erwarten K. 5 ihren Voe lckern] ihrer Armee K. 8 zu begegnen] entgegen zu gehen K. e 9–10 auffgeboten] befehliget K. 12 gerucket] gegangen K. 14 gerauschet kommen] rauschen K. 15 stille zu halten] Halte zu machen K. 16 vermerckte] bemerkte K. 19 willigst] augenblicklich K. 20 einstue rmete] eindrang K. 20 darvon tragen] erfechten K. 21 Anfall] Angriff K. 27 benommen] abgeschnitten K. e 29 zeitlich] bald K. 32 behertzt] der sein konigliches Leben wagte, beherzt K.
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noch einigen Vortheil des Raumes gewinnen. Derowegen erfolgte desselben e e endliche Niederlage / die sich ungemein wurde vergrossert haben / wenn e nicht der Wald ein groß Theil der feindlichen Peguaner bedecket hatte: welche / so bald sie den Verlust des Feldes von ihren weichenden Cameraden verstanden / sich alsobald auff die Flucht begaben / und also denen Geschlagenen gnugsamen Raum zur flue chtigen Folge machten. Ob nun zwar der hitzige Printz den Feind zu verfolgen / eyfferigst riethe / so wolte doch solches der vorsichtige Padukko nicht gestatten / sondern hielt vor rathsam / sich an dem erhaltenen Siege begnue gen zu lassen: weil man nicht e wuste / wie starck der Feind noch seyn / oder sich wol gar in einen Hinterhalt setzen / und das durch Tapferkeit erhaltene Feld im Walde / durch List e e wieder abjagen mochte. Ja man ware noch nicht durch gewisse Kundschafft e versichert / wie weit die Haupt-Armee entlegen ware / welcher man durch e e hitzige Nachfolge leicht in die Hande gerathen konte / und also den Sieg e e e mit gedoppeltem Verlust bezahlen muste. Zudem ware es nothig / die wee nigen Volcker zu sparen / biß sie bey anderer Gelegenheit dem Feinde e sichern und bessern Abbruch thun konten. Als nun solcher Rath von allen Kriegs-Obersten gebilliget / auch endlich von dem Printzen beliebet ward / e e so wurden die Nachsetzenden zurucke / die ubrigen aber zusammen beruffen: Und nachdem man den Feind genungsam geschlagen / und vor ihm gesichert zu seyn vermeynte / wurde die Helffte der Armee wieder in e Schlacht-Ordnung gestellet / umb dem Feinde gebuhrend zu begegnen / e welcher sich etwa unvermuthet wieder setzen / oder verstarcket haben / e und also noch einmal sein Heil versuchen mochte: Der andern Helffte e wurde zu plundern erlaubet / iedoch / daß die Beute alsdenn gleich getheilet werden solte. Hiebey nun wurden ue ber drey und achtzig tausend todte e Peguaner gezehlet / da doch der Printz nicht uber sechzehen tausend vermissete. Daß also dieses ein ansehnlicher Sieg wue rde gewesen seyn / wenn e der Verlust so wohl die Haupt-Armee / als nur den Vorzug betroffen hatte. e e Nach gehaltener Plunderung zog sich die gantze Armee zurucke ins Lager / allwo die Beute getheilet / und hernach das Lager geschleiffet ward / damit sich der herannahende Feind dessen nicht zu einigem Vortheil bedienen moe chte. Die Voe lcker aber wurden alle in die Stadt gefue hret / weil e ausser denen funfftzig tausend Burgern / welche auff ihre eigene Kosten in e e Kriegs-Zeiten dem Konige dienen / und ihre Stadt beschirmen mussen / keine andere Besatzung vorhanden war. Welche wir indessen alle Anstalt e zur aussersten Gegenwehr machen lassen / und statt des blitzenden Sebels e den fluchtigen Martong mit unserer Feder verfolgen wollen. 2 endliche] gae nzliche K. 5 verstanden] merkten K. 7 riethe] ermahnte K. 9 an] mit K. 9 begnue gen zu lassen] zu begnue gen K. 11 das durchTapferkeit erhaltene Feld] den durch Tapferkeit erfochtenen Sieg K. 12 wieder abjagen] wiederum aus den e Handen reissen K. 13 entlegen] entfernt K. 18 gebilliget] bewilliget K. 29 so wohl] mehr K. 29 Vorzug] Vortroupp K. 30 gehaltener] geschehener K.
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Wie nun Chaumigrem nur noch eine halbe Tagereise zurue cke / und des e Padukko Muthmassung nicht vergebens war: also erreichten die fluchtigen Peguaner gar zeitig ihre Sicherheit / und setzten durch das blutige Zeugniß ihres Verlusts die gantze Armee in nicht geringes Schrecken / den Chaumigrem aber in solches Wue ten / daß er alsobald den ersten Anbringer mit eigener Hand niedersebelte. Den Feld-Herrn Mar tong ließ er unverhoe rter e Sache in Ketten und Banden schlagen / und also hochst schimpflich der e Armee nachfuhren: welches ihm hernach mehr geschadet / als wenn die e e gantze Armee geschlagen ware. Die ubrigen Peguaner / welche dem Siammischen Sebel durch die Flucht entgangen waren / musten gleichfalls ihren sonst tapffern Feld-Herrn hinter der Armee ohne Gewehr begleiten / und e aus dem gefahrlichen Vorzuge in den schimpfflichsten Nachzug gerathen. In solchem Grimm beschleunigte der Tyrann seinen Anzug auff Odia / und e schwur / solche Niederlage auffs grausamste zu rachen. Der Feld-Herr Soudras muste deßwegen mit siebentzig tausend Reutern voraus gehen / und die Stadt dermassen berennen / daß er alle Pae sse und Wege verlegte / und was ausser der Stadt war / gefangen nahm. Zwey Tage darauff folgte die gantze Armee nach / welche Chaumigrem Angesichts der Vestung in eine zierliche Ordnung stellete / und sich nach diesem in Person die Befee stigung der Stadt zu erkundigen / erkuhnete. Diese Stadt Odia nun / auch India / von theils gar Siam genannt / liegt zehen Meilen von dem Meere in e e einer schonen Flache / eine treffliche Handel-Stadt / und wird von dem e Flusse Menan / welcher seinen Ursprung aus dem beruhmten See Chiamay e e nimmet / uber hundert Meilen das Land durchstrohmt / und sich unweit Odia ins Meer ergeust / als eine Insul umflossen / dessen Breite auf ieder Seite zwey Rohr-Schue sse breit. Sie ist ohngefehr drey Frantzoe sische Meilen im Umkreiß / und legte ihrem Feinde eine starcke Mauer entgegen / welche nach alter Art mit trefflichen Bollwercken versehen ist. Das Koe nigliche Schloß ist mit einer Mauer von der Stadt abgesondert / iedoch innerhalb der Stadt / und ist wegen seiner Pracht ein Asiatisches Wunderwerck zu nennen. Erwehnter Fluß Menan durchschlae ngelt die Stadt zu acht mahlen / und schaffet hierdurch selbter so wohl ein zier- als nue tzliches Ansehen / e welches durch tausend Gotzen-Tempel trefflich vermehret wird.
5 solches Wue ten] solche Wuth K. 5 Anbringer] Bothen K. 7 schlagen] legen K. 12 aus] nach K. 12 in den] den K. 12 gerathen] ausmachen K. 19 und sich ] und K. 20 der Stadt zu erkundigen] dieser Stadt in Augenschein zu nehmen sich K. 21 von] wovon K. 24 nimmet] hat, der K. 25 auf] sich auf K. 26 breit] erstree cket K. 32–33 schaffet hierdurch selbter so wohl ein zier- als nutzliches Ansehen / welches] dienet sowol zur Zierde, als auch zu einer guten Vertheidigung, welche Zierde K. 33 trefflich vermehret] noch mehr erhaben K.
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Als nun der Chaumigrem alles genau in Augenschein genommen / und e die meiste Verhinderung durch den Strohm des Flusses gespuhret hatte / e ließ er zuforderst ein weites und geraumes Lager abstechen / in welchem e sich die Armee fuglich enthalten / und einer so langwierig-scheinenden e Belagerung abwarten konte. Weil er aber die Stadt auff beyden Seiten e anzugreiffen vor nothig erachtete / so ließ er den Soudras mit fue nff mal e hundert tausend Mann auff die andere Seite ubersetzen. Ingleichen wurden zehen tausend Mann befehlichet / den Strohm auffwerts zu gehen / alle Schiffe und Fahrzeug anzuhalten / und solche herunter nach der Stadt zu e e treiben: Wel ches auch so wol gluckte / daß uber tausend sechs hundert allerhand Fahrzeug / worunter nicht wenig beladene Kauff-Schiffe aufgetrieben worden. Solche ließ er ausladen / hingegen meistens mit Sand / Erd e und Steinen fullen / und an die seichtesten Oerter des Flusses vor die Stadt e fuhren / da sie alle versencket / und der Lauff des Strohms mercklich verhindert wurde. Ob nun zwar die aus Siam hefftig bey dieser Arbeit mit ihrem Geschue tze auff den Feind loß donnerten / so geschahe doch den Peguanern der wenigste Schaden / weil zu dieser Verrichtung lauter gefangene Siammer / welche bey dem Einfall auff dem Lande weggenommen / e gebraucht worden / welche meistens jammerlich ersauffen musten. Durch diese Hemmung nun des Strohms wurde der Fluß nicht wenig auffgeschwellet / also daß er den Soudras mit Verlust etlicher tausend Mann aus e e seinem Lager trieb / und er mit hochster Muhe und Gefahr sich wieder e e e heruber / und in das etwas hoher-gelegene Lager disseits verfugen muste. e Inzwischen wurden unterschiedene Geschutz-Stellungen verfertiget / von welchen so wol das Schloß als auch vornehmlich die Schiffe / welche in den innern Einflue ssen der Stadt lagen / Tag und Nacht hefftig / wiewohl wegen Unerfahrenheit der Mohren / meistentheils fruchtloß beschossen wurden. Zu voe lliger Ausfue llung des Strohms wurde gleichfals weder Mue he noch Fleiß gespahrt: indem tae glich ue ber 200000. Mann Sand / Steine / Holtz und e andere fullende Materien herzu schaffen / und in den Fluß werffen musten / wodurch endlich ein Damm von tausend Schritten breit durch den Fluß biß an die Mauer der Stadt hinan gemacht / der Strohm gantz auff die andere Seite gedae mmet / und daselbst alles weit und breit ue berschwemmet
13 seichtesten] leichtesten I, J, K. 16 geschahe doch] geschahe B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 19 meistens] meistentheils B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e 2 Verhinderung durch den] Schwierigkeiten an dem K. 2 gespuhret] entdeckt K. e 3 ließ] so ließ K. 3 geraumes] geraumliches K. 4 enthalten] erhalten K. 9 anzuhalten] aufzuhalten K. 20–21 wurde der Fluß nicht wenig auffgeschwellet] e e schwoll der Fluß nicht wenig auf K. 22 seinem] dem K. 22 hochster] großter K. e e e 23 verfugen] zuruckziehen K. 24 Geschutz-Stellungen verfertiget] Batterien errichtet e e K. 26 Einflussen] Canalen K. 30 herzu] herbey K. 32 hinan gemacht] aufgee e fuhret K. 33 gedammet] gelenket K.
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wurde. Die Siammer feyreten zwar indessen nicht / sondern thaten durch e ungeheures Schiessen / als auch unterschiedene Ausfalle zu Wasser bey der Nacht mercklichen Abbruch: Allein sie waren zu schwach / einer solchen Menge zu widerstehen: denn wo einer von dem Feinde blieb / da wurde so bald dessen Stelle durch zwey biß drey frische Soldaten ersetzet: und konten sie also solches Werck nicht verhindern / biß es zu seiner Vollkommenheit e gelanget / und biß an ihre Mauern gefuhret war. Mit wie vielen Blute nun dieses neue Werck eingeweihet wurde / ist leicht hieraus zu schliessen / weil die Siammer alle ihre Macht dran strecketen / so wol den Damm an ihrem Ufer wegzureissen / als auch den Feind e e allen Uberzug / und der daherruhrenden Gelegenheit des Sturmens zu vere wehren: hingegen spahrte Chaumigrem keine Volcker / den Damm zu behaupten / und die Siammer dermassen einzuschliessen / daß sie ihm nicht ferner verhinderlich seyn koe nten. Ob er nun zwar unsae glich viel Volck e hiebey verlohr / indem der Damm von beyden Seiten der Stadt mit Stucken konte bestrichen werden: so erhielt doch endlich die Menge die Oberhand / und musten die Siammer nicht allein weichen / sondern auch zusehen / wie e der Feind ihnen unter die Stucken kam / und sich auf dem festen Lande vor der Stadt eingrub; Als nun der Tyrann seinen blutigen Zweck erreichet / machte er alle Anstalt / die Stadt mit Sturme anzugreiffen: weil ihn hieran kein Graben verhinderte. Dannenhero ließ er viel Sturm-Breter zurichten / e welche dermassen verfertiget waren / daß sie auff Radern an die Mauern gebracht werden / und darauff sechs Mann neben einander lauffen konten. Diesen ersten Sturm ließ er von hundert und funffzig tausend Mann anlauffen / iedoch dermassen / daß nur iederzeit funffzig tausend Mann lieffen / die andern aber ausruhten / und diese alsdenn entsetzten. Hiebey e musten die bestellten Mohren mit ihrem Geschutz gleichfals hefftig auff die Stadt schiessen: welche aber entweder aus Unwissenheit / oder mit Vorsatz / den Ihrigen mehr hinder- als foe rderlich waren / indem sie die e Stucke alle zu niedrig richteten / und die Kugeln ziemlichen Raum unter den stue rmenden Peguanern machten. Weil sich nun zugleich die Siammer unbe schreiblich wehreten / indem sie nicht allein auff der Mauer wie Mauern stunden / sondern auch durch hae uffig-gestreute Fußangeln den Feind e mercklich verhinderten und beschadigten: Als muste endlich nach siebene stundigen Gefechte Chaumigrem zum Abzuge blasen lassen. Die meiste Verhinderung in diesem Sturm / war der listige Anschlag des Padukko 11 der daherrue hrenden] die daher rue hrende C, E, F, G, H, I, J, K. H, I, J, K.
23 werden] wurden
9–10 dran strecketen] daran wagten K. 10 wegzureissen] niederzureissen K. e 11 Uberzug] Uebergang K. 11 des Sturmens] zu einem Sturm K. 19 blutigen] mordbegierigen K. 24–25 anlauffen / iedoch dermassen] thun, jedoch so K. e 26 entsetzten] abloßten K. 29 hinder-] hinderlich K.
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gewesen / indem er alles Oel und Fett / zusammen bringen / schmeltzen / e e und solches hauffig auf die angelegte Sturmbreter schutten lassen. Hiedurch wurden solche dermassen schlipferich und glat / daß kein fester Fuß darauff zu setzen war / sondern der anlauffende Feind gleiten und fallen muste. Welcher aber fiel / der verfiel zugleich in den Tod: indem ihnen nichts als rollende Balcken / Steine / heiß Wasser / Kugeln und Pfeile entgegen kamen / die wenigsten aber erlangten die Ehre / daß sie kunten mit dem Sebel von der Mauer abgehalten werden. Chaumigrem vermeinte zu bersten / als ihm sein so wohl ersonnener Anschlag zu Wasser wurde / und wuste nicht / wen er beschuldigen solte. e Weil er aber unter der gantzen Armee kein nutzlicher Haupt / als den e Martong wuste: so brachte solches diesem die Erlosung / vorige Gnade und Ehren-Stand. Solches nahm dieser mit verstellter Freude und Dienst-Vere pflichtung an / doch ließ er die / allen edeln Gemuthern angebohrne Rache / wegen unverdienter Schmach / in seinem Hertzen glimmen: weil aber solche hier brennen zu lassen keine Gelegenheit vorhanden / als ließ er solche noch zur Zeit in der Asche ruhen / und verrichtete alles / was einem e e tapfern Soldaten anstandig war. Ob nun zwar hin und wieder einige Sturme e verrichtet wurden / so erwiese doch das Kriegs-Glucke / wie es den Siammern nicht so gar ungeneigt wae re: indem die Peguaner iederzeit die Mauern mit ihrem Blute fae rben / und dennoch weichen musten. Ingleichen erwiesen die Siammer sonderlich ihre Tapferkeit in unterschiedenen Ause e e fallen / unter welchen insonderheit ein nachtlicher Ausfall zu ruhmen. e Denn indem der Feind bemuhet war / unferne der Mauer eine solche Ere hohung zu verfertigen / von welcher er gleichsam auch die Strassen der Stadt mit Mußqveten und Pfeilen bestreichen koe nte: Und dannenhero eine grosse Menge der arbeitenden Soldaten sich Tag und Nacht dabey auffhalten musten: erkue hnte sich Printz Nherandi dieses Werck in Person zu stoe e e ren / dahero auch Zeit ihrer Arbeit kein Stuck auff sie geloset wurde. Tages e vorhero aber wurde alles Geschutz auff denselben Ort gerichtet / und der Printz erwehlete sich drey tausend Reuter / und fue nff tausend Fuß-Volck. Als nun die Finsterniß Stadt und Lager bedecket hatte / und sich die Wolcken von den vielen Wach-Feuern erroe theten / begab sich der Printz in aller Stille mit den Reutern aus der Stadt / das Fußvolck aber verlegte er hinter sich an einen Paß-Weg nach der Stadt. Nachdem er etwan auff e etliche hundert Schritte sich dem sichern Feinde genahert hatte / gab er ein 1 alles] das B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 5 Welcher aber] Welcher B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 9 bersten] bue rsten C, E, F, G, H, I, J. 2 die angelegte] die K. 9 vermeinte zu bersten] raßte vor Grimm K. 16 brennen zu e lassen] auszulassen K. 17 was] was von K. 18 anstandig war] gefordert werden e e konnte K. 23 zu ruhmen] besonders glucklich war K. 24 unferne] nicht weit von K. 34 verlegte] stellte K.
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gewiß Losungs-Zeichen denen in der Stadt / worauff die von allen Seiten e e des Tages gerichtete Stucke auff den Feind geloset worden / da denn der e Feind nicht unbillich einem gestoreten Bienen-Schwarm zu vergleichen war: massen ein ieder in verwirrtem Schrecken hin und her lieff / und sich e doch in die Ursach des Schreckens nicht finden konte / obgleich die todtlichen Pillen eine ziemliche Menge in den ewigen Schlaff geleget hatten. e Der Printz ließ ihnen nicht viel Bedenck-Zeit / sondern sturmte dermassen in sie hinein / daß sie nicht wusten / wider wen sie ihre Gegenwehr riche ten / oder sich schliessen solten. Das Schwerd des hitzigen Printzen wutete indessen immer fort / der Feind aber hielt endlich die Flucht vor eine Nothwendigkeit / welches / so bald es der Printz merckte / ließ er die Fuße e e volcker zugleich anrucken / und in die Lauffgraben einfallen: wodurch der Feind in allgemeine Flucht nach dem Damme gebracht wurde / den der Printz mit der Reuterey dermassen verfolgete / daß derer viel in das Wase ser gesprengt und ersaufft wurden. Das Fußvolck aber arbeitete indessen fleißig an der Niederreissung vorerwehnter Erhoe hung und Lauffgrae ben / e e zogen etliche Stucke mit sich nach der Stadt / die ubrigen aber wusten sie / auff Eingeben der Portugiesen / meisterlich zu vernageln und zu verderben. In solchem Lermen wurde das gantze Lager jenseit des Dammes munter / und so bald Chaumigrem den gefae hrlichen Zustand seiner Voe lcker vernommen / schickte er ihnen zehen tausend Reuter entgegen und zu Hue lffe / welche denn mitten aus dem Damme den Lauff der siegenden Waffen hemmten / dannenhero der Printz vor diß mal gnung Ehre eingeleget zu haben vermeinte / und sich dergestalt zurue cke zu ziehen wuste / daß der e e Feind leichtlich sehen konte / wie er mit unuberwundenem Gemuthe das e e Feld raumte. Dieser frische Entsatz aber drangte doch den Printzen dere e massen / daß es hochstnothig war / den Stand des verlegten Fußvolcks zu erreichen / welche alsobald den verfolgenden Feind durch eine nachdrue cke e liche Salve zurucke hielten / der auch / weil er im finstern die Starcke der Siammer nicht wissen konte / stutzte / und sich in das vor der Stadt verlassene Lager begab / biß solches wiederumb besetzet / und mit aller Nothdurfft vor fernern Ausfae llen / und Bedeckung vor dem Geschue tze / welchen e Fehler sie mit ihrem Schaden bemercket / versehen war. Ware nun dieser e Ausfall so wohl bey Tage mit dergleichen glucklichen Erfolg geschehen / e e e daß der Printz mit einer grossern Macht hatte konnen entsetzet werden / so
4 verwirrtem] Verwirrung und K. 6 Pillen] Kugeln K. 6 geleget] versenkt K. 11 welches / so bald] sobald K. 13 in] in eine K. 17 zogen] nahmen K. 18 Eingeben] Anrathen K. 19 In solchem] Durch solchen K. 19 munter] den e e feindlichen Ausfall gewahr K. 21 und zu Hulffe] zur Unterstutzung K. 22 aus] bey e e K. 27 Stand] Standort K. 35–2 entsetztet werden / so hatte es einen gefahrlichen e e e Wettstreit umb die Eroberung des Dammes setzen durffen] unterstutzt werden, so wurde gewiß der Prinz den Damm behauptet haben K.
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hae tte es einen gefae hrlichen Wettstreit umb die Eroberung des Dammes e setzen durffen. e Hier wollen wir gleichfals die bedrangten Siammer im Blut und Dampff verlassen / und nach Pegu eilen / umb die einsame Princeßin in ihrem Tempel zu besuchen / welche / ausser dem Rolim und der Eswara niemand umb sich / diese letztere aber umb so viel mehr Freyheit hatte / daß sie im Tempel aus und ein / und andern Verrichtungen nachgehen durffte. Diese Princeßin nun achtete sich in solcher einsamen Sicherheit ue ber die massen e e vergnugt / und vermeinte / an dem Chaumigrem ihren grosten Feind verlohren / hingegen an dem Rolim ihren besten Freund gefunden zu haben. Was aber das Absehen der Freundschafft des Rolims bißhero gewesen / e solches konte sie mit neuer Besturtzung aus des Rolims verliebter Bezeigung und folgenden Reden leichtlich ermessen. Denn / als Chaumigrem e den Zug nach Siam bereits vor einigen Wochen angetreten / verfugte sich der Rolim / in Abwesenheit der Eswara / einstmals zu der Princeßin / in ungewoe hnlichem Schmucke / und redete sie mit verliebten Augen und Hertzen folgender gestalt an: e
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Schonste Princeßin! Dero Schonheit zwinget mich zu reden / und die Pflicht / womit sie mir wegen Befreyung der Gewalt verbunden / befiehlet ihr / mich e e geneigt anzuhoren. Ihre Schonheit / sage ich / zwinget mich / die jenige vor selig e zu preisen / welche GOTT in die zarte Seide geschickter Glieder eingehullet hat: e weil ihr durchdringender Blitz auch nicht der Gotter verschonet / und dahero ihre e e Priester derselben opffern mussen. Ihre Schonheit / sage ich nochmahls / welche e e als ein Meisterstucke des Himmels den Kayser gefesselt / und den Priester gebune e den hat / glantzet prachtiger als Diana in dem gestirnten Reiche / und kein Sterblicher kan ihre blitzende Augen vertragen. Der Schnee ihrer Wangen machet den e Alabast zu nichte / ihr kluger Mund besieget Corallen / und ihr Haar beschamet e e e e e die Morgenrothe. Die Lilien-zarten Hande wunschen die Gotter zu kussen / und indem ein verliebter Wind die Segel meiner Sinnen auff das unbeschiffte Meer ihrer Marmel-Brust hintreibt / so erblicke ich gleichsam die Venus in zweyen Muscheln schwim ¯¯ en / wo lauter Anmuths-Milch umb die Rubinen gerinnet. Das Uhrwerck der geraden Schenckel zieret den Diamantnen Rock / und der gantze e e Tempel-Schmuck wird durch den wohlgewolbten Leib verhonet: kurtz: der gantze
3 Dampff] Kampf K. 8 nun achtete sich] war nun K. 10 gefunden zu haben] zu finden K. 17 Hertzen] entbranntem Herzen K. 19 der] von der K. 20–21 die jenige vor selig zu preisen / welche GOTT in die zarte Seide geschickter Glieder eingehue llet hat] sie vor glue cklich zu preisen, da sie die Goe tter mit himmlischer Schoe nheit beschenkt K. 27 ihr kluger Mund besieget Corallen] fehlt in K. 28 Lilien-zarten Hae nde wue nschen die Goe tter] Goe tter wue nschen die lilienzarten Hae nde K. 29–30 Wind die Segel meiner Sinnen auff das unbeschiffte Meer ihrer Marmel-Brust hintreibt] Trieb meine Augen auf ihre Marmorbrust anheftet K. 31–32 Anmuths-Milch umb die Rubinen gerinnet. Das Uhrwerck der geraden Schenckel] Anmuth um dero Wangen lacht. Die artige Stellung und Bildung K. 33 Tempel-Schmuck] Schmuck K. e e 33 verhonet] erhohet K.
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Erd-Kreyß erstaunet uber solchen Wunder-Gaben / und preiset denjenigen selig / e welchen ein solcher Engel labet / und welcher den Hafen seiner Vergnugung bey e solcher Schonheit findet. Was ist es denn nun Wunder / daß meine Heiligkeit e e derjenigen verliebt zu Fusse fallt / welcher die Gotter selbst ihre Opffer wiedmen. e Sie wird mir erlauben / schonstes Kind / daß ich die Maßke verdeckter Worte e ablege / und offentlich bekenne / wie ich der Gottheit Priester / und zugleich ein e e Opffer-Knecht ihrer uberirrdischen Schonheit sey. Wie sie mich nun als den Grundstein ihrer Wohlfarth wohl zu betrachten hat: also versehe ich mich geneigter e e e Gegenhuld und erwunschter Vergnugung von ihrer Gute / versichernde / daß sie diese Danckbarkeit zu einem Engel machen werde. Die Princeßin / welche
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nicht wuste / ob Schertz oder Ernst diese Rede begleitete / blieb anfangs unbeweglich sitzen / und sahe den alten verliebten Pfaffen mit Verwune derungs-vollen Augen und Gemuthe an. Ich weiß nicht / war endlich ihre Antwort / Heiligster Vater: ob dieses bey meinem ietzigen betrue b ten Zustande zu e
loben oder zu schelten ist; daß man eine vorhin bekummerte Princeßin auff eine e so scharffe Probe ihrer Tugend zu setzen sich bemuhet / welche mich doch iederzeit auch in Todes-Gefahr begleitet hat. Jedoch dieser harten Probe ungeachtet / so versichere ich euch / daß mich meine Tugend sattsam lehret / wie weit ich e e euer heiliges Amt verehren / und eure ehrwurdige Person als meinen Erloser und e Vater lieben soll. Dem Rolim war diese ungleiche Auslegung nicht anstan-
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dig / und vermeynte dannenhero / er habe seine Liebe allzu dunckel vorgestellet / daher er sich etwas freyer und deutlicher heraus zu lassen entschloß. Englische Banise! sagte er / es ist keine Probe ihrer Tugend / sondern ihrer
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Danckbarkeit. Es ist kein verstellter Schertz / sondern ein verliebter Ernst / welcher e mich bey Betrachtung ihrer him ¯¯ lischen Schonheit zwinget / meines Amtes und Alters ungeachtet meine Brunst zu entdecken / und frey zu bekennen: daß Bae nisens Schonheit das heilige Ansehen dermassen verblendet hat / daß er numehr ein frembder Priester eines verborgenen Heiligthums zu seyn begehret. Princeßin! e ich liebe sie / und wo die Rose ihres Wohlstandes bluhen soll / so wisse sie / daß e solche auff den Grund meiner Liebe musse gepflantzet werden. Ich lodere / ich e brenne / ich sterbe: wo nicht die unvergleichliche Schonheit den jenigen in ihre Arme nimt / welche ihn magnetischer Weise an sich zeucht. Wie er nun solches
3 ist es] ist B, C, D, E, F, G, H, I, J. 5–6 verdeckter Worte ablege] meinen Worten abziehe K. 7 Opffer-Knecht] Knecht K. e e 8–9 also versehe ich mich geneigter Gegenhuld und erwunschter Vergnugung von ihrer e e Gute / versichernde] so hoffe ich geneigte Gegenhuld von dero Gute, und bin versichert e K. 10 zu einem Engel machen] durch eine vergnugende Liebe erweisen K. 11 Rede begleitete] Worte begleiteten K. 13 Augen und Gemue the] Augen K. 15–16 eine so] eine K. 23–24 ihrer Danckbarkeit] es soll ihre Dankbarkeit seyn K. 26 Brunst] verborgene Glut K. 27 das heilige Ansehen] mich K. 27 er] ich K. 28 begehret] e e wunsche K. 29 die Rose ihres Wohlstandes] ihr Gluck K. 32 zeucht] ziehet K.
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mit so verliebtem Eyfer / als immermehr von der jue ngsten Glut zu hoffen / vorbrachte / zweiffelte die Princeßin nicht mehr an dessen wahrhaffter e Verliebung / dahero sie umb so viel desto besturtzter war / weil sie wohl e wuste / in was Ansehen der Rolim so wohl bey dem Kayser als gesamten e Volck stunde / und wie er leicht ihr Schande und Tod zuwege bringen konte: dahero sie abermal ihre Beredsamkeit hervor suchen muste: und ihm ihre e Schonheit auszureden anfangs sich unterstund: Ehrwue rdigster Vater / redete sie ihm ein / ich will nicht hoffen / daß ein bloe des Auge werde Ursache haben / e
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sich uber meine unschuldige Gestalt zu beschweren. Solte aber ja ein Funcken der e Schonheit / dessen Vorgeben nach / an mir zu erblicken seyn: so ist solcher viele mehr von den Gottern als eine Tugend-Fackel / nicht aber als ein Irrwisch geiler e e Luste angezundet worden: worbey wir ihre Allmacht / nicht aber unsere Brunst / e e betrachten sollen. Zu dem muß die Schonheit mit der Tugend feste verknupffet seyn / und ihr Liecht wie der Mond von der Sonnen empfangen: ausser diesem ist e sie nur ein stummer Betrug / und ein Leitstern zu den Sunden / ja ein rechtes Aaß / e e welches nur den Raub-Vogeln gefallt / und Raben an sich locket. Schon und from seyn / stehet selten bey einander / und die Tugend trifft nicht allezeit mit der e Gestalt uberein: diejenigen irren aber sehr weit / welche ein wohlgebildetes Gee sichte ohne Tugend unter die Schonheit rechnen / die doch nur ein Comet zu nennen ist / dessen Strauß iederzeit auff ein neues Unheil deutet; ja ein Abgott / e welchem statt Weyrauchs / stinckend Hartz angezundet wird. Zu dem beruhet die e Schonheit mehr in einer blossen Einbildung / als wahren Beschaffenheit / denn e e was einem ieden gefallt / das nennet er schon: und ich versichere euch / daß ihrer e e e e viel das jenige / was ihr an mir lobwurdig schatzet / auffs hochste tadeln wurden. So sey es demnach ferne / daß sich eure heilige Weißheit durch Einbildung und falsches Wesen solte verblenden lassen. Ich will hier nicht gedencken der ungee e meinen Veranderung / womit die Schonheit am meisten stets bedrohet wird. Bald wird sie durch das scharffe Schwerdt der Sorgen / bald durch die Sichel der Zeiten / endlich wohl gar durch den grimmigen Pfeil des Todes dermassen bestritten / und verstellet: daß man in kurtzem ein allgemeiner Eckel der verliebten e Welt muß genennet werden. Kurtz: ich stelle euch ihre Verganglichkeit und eie gendliches Wesen mit jenem singenden Europaer also vor:
3 desto bestue rtzter] bestue rtzter B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
9 Solte] Wolte C, E, F, G.
1 immermehr von der jue ngsten Glut] nimmermehr von dem ersten jugendlichen Feuer e K. 2–3 wahrhaffter Verliebung] wahrhaftiger Liebe K. 4 was] was fur einem K. e e 4 als] als dem K. 5 konte] konne K. 7 auszureden anfangs sich unterstund] zuwider zu machen K. 10 solcher] solche K. 15 rechtes] todtes K. 16 den Raub-Vogeln e e gefallt] die Raubvogel suchen K. 20 dessen Strauß iederzeit auff ein neues Unheil deutet] der jederzeit neues Unglue ck bedeutet K. 28 das scharffe Schwerdt der] nae gende K. 28 Sichel der] fluchtigen K. 29–30 bestritten / und verstellet: daß man] e zerstort und verunstaltet, daß man sie K. 30 ein allgemeiner] einen allgemeinen K. 31 muß genennet werden] nennen muß K. 32 also vor] vor K.
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WAs ist sie? als der Zeit gemeines Gauckelspiel / Nichts als ein kurtzer Wahn / ein ungewisse Wahre / Die auf uns selber stirbt / und uns gebraucht zur Bahre / Ein Zeug / der unsrer Haut nicht Farbe halten will. Kein reines Spiegel-Glaß kriegt eher boe se Flecken / Kein Stern last sich so bald die true ben Wolcken decken: e Kein ungelegter Schnee verstaubt und schmiltzt so leicht. Ein Blitz wird nicht so bald vergehen und verstreichen / Und so geschwinde wird die Rose nicht erbleichen / e Als Schonheit der Gestalt aus unsern Augen weicht.
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Und werdet ihr / ehrwurdiger Vater / eurer hohen Vernunfft so viel Raum ertheie e len / daß keine unanstandige Phantasie bey euch Platz gewinnen konne. Ich werde e euch iederzeit mit solcher Liebe zugethan verbleiben / als es eure Wurde und e meine Tugend erfodert und erlaubet. Der alte Schimmel-Kopff war uber den
schlechten Fortgang seiner Liebe hoe chst mißvergnue get / welches er mit vielen Kopff-Schue tteln zu erkennen gab. Sie irret / Princeßin / war dessen Gegen-Rede / wenn sie sich selbst verachten / und mir die scharffen Augen
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meiner Vernunfft mit dem Schleyer der Einbildung verbinden wil. Ich wunschte e zwar / daß ihre Schonheit niemals in meine Augen / vielweniger ins Hertze kome e men ware: Nachdem es aber der Himmel so gefuget / daß sie unter meiner Hand e den Tempel bewohnet / so erkenne ich es vor eine Schickung der Gotter / durch e deren Verhangniß ich sie vor einen Engel halten muß / welcher Verlangen im e Gemuthe / Entsetzen in den Augen / un¯ Begierde im Hertzen erwecket. So widerstrebe sie nun nicht dem Schlusse der Gottheit / welche keine weltliche Person e e ihrer Schonheit wurdig achtet / sondern wil / daß der oberste Priester des Heiligthums die Erstlinge ihrer Blumen brechen soll / und ihm hierdurch ein fleischliches Jubel-Jahr aus zuschreiben / gar wol erlaubet sey. Durch solche Freyheit seiner
Reden befand sich zwar die keusche Princeßin dermassen gerue hret / daß sie e e bey hoherer Gewalt solchen Frevel auch mit dem Tode wurde gerochen haben: Weil sie aber die Noth als Tugend muste gelten lassen / so befliß sie
4 unsrer] unser B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 5 boe se] keine I, J, K. 6 last] lae st B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 17 sich selbst] sich B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 11 eurer hohen] eure hohe K. 11–12 viel Raum ertheilen] brauchen K. e e 12 unanstandige Phantasie bey euch Platz gewinnen] rasende Phantasie dieselbe uberwinden K. 13 mit solcher Liebe zugethan verbleiben] lieben K. 14 SchimmelKopff] Greiß K. 15 hoe chst] sehr K. 17–18 mir die scharffen Augen meiner] meine K. 18 dem Schleyer der Einbildung verbinden] einer Einbildung blenden K. 19 in e e meine] meine K. 19–20 ins Hertze kommen ware] mein Herze gefesselt hatte K. 20 Hand] Aufsicht K. 23 Entsetzen] Reitz K. 23 Begierde] Liebe K. 24 dem Schlusse] der Schickung K. 26 brechen] abbrechen K. 27 auszuschreiben] zu feyern K. 27–28 Freyheit seiner Reden] freye Worte K.
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sich ferner einer gezwungenen Freundligkeit / in Hoffnung / ihn von solchem verhaßten Vorsatz durch kluges Einwenden abwendig zu machen. e Dahero sie sich durch folgende Worte ferner bemuhete: Heiliger Vater! Wie 5
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schicket sich dieses zusammen / ein Rolim der reinen Gottheit / und zugleich ein Priester unreiner Liebe zu seyn? Wird nicht das gantze Heiligthum beflecket / e wenn geile Brunst im Hertzen sitzet? Die Gotter erfodern zu ihrem Dienste nicht e e nur reine Hande / sondern auch keusche Hertzen: ich aber wurde mich ewiger e e e Verdammniß wurdig schatzen / wenn durch mich die Gotter solten beleidiget und e erzurnet werden. Ach schlechter Einwurff / antwortete der Rolim hierauff / so e e musten die Opffer / welche von den Gottern geschaffen / und durch der Priester e Hand geopffert werden / den Gottern auch ein Greuel seyn: Und der Wein ist deßwegen denen Weltlichen verboten / weil er nur allein von den Priestern gee e truncken zu werden wurdig ist. Solte nun deßwegen die Heiligkeit der Gotter e vermindert werden / wenn ihre Priester eine von der Gottheit erschaffene Schone heit / welche an sich selbst ein Heiligthum und Ebenbild der Gotter ist / vor andern e nicht so wohl ihrer Lust / als bevoraus denen Gottern / welchen sie dienen / auffopfferten. Das sey ferne. Zu dem weiß man die Macht der Liebe / welche Tempel und Altar hindan setzet / und sich weder an Gesetze noch Heiligthum e binden lasset. Es haben mich Rabbinen versichert / daß vor langen Zeiten ein e e Konig in Palæstina,22 welcher an Weißheit die Weißheit selbst zu ubertreffen geschienen / viel Gold aus diesen Landen / welche vorhin Ophir geheissen / abe e holen lassen. Dieser weise Konig / ob er gleich an Heiligkeit dem Judischen HohePriester vorgegangen / so habe er sich doch die Liebe auch im hohen Alter dere massen fesseln lassen / daß er die Gottheit hindan gesetzet / und die Schonheit zu e seinem Abgott erwehlet hat. Solte der Gebrauch einer Schonheit denen Priestern e e unzulaßig seyn / so wurde sich es der Samorin in Calicut vor keine so grosse Ehre e andachtigen halten / wen¯ der vornehmste Bramin seine Gemahlin eines e 23 Beyschlaffes wurdiget. Wer wolte es demnach mir tadeln / wenn ich auff dem e Eise / wo vorhin weise Konige gar gefallen sind / nur ein wenig gleite. So koste sie e doch den Zucker meiner wurdigen Liebe / und versichere sich / daß / wo ja dieses e ein Versehen zu nennen ist / solches viel leichter bey den Gottern wieder zu e e versohnen sey / als wenn sie sich ein Welt-Auge anblicken liesse. Hier hatte nun 22
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Franc. Trauer-Saal dritter Theil. p. 998. Aloysius Cadamastus c. 71. Navigat. ad terras ignotas.
34 c. 71] cap. 71 B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 von] an K. 2 Vorsatz durch kluges Einwenden abwendig zu machen] Vorsatz durch e kluge Vorstellungen zu verhindern K. 3 durch folgende Worte ferner bemuhete] folgender Worte bediente K. 6 Brunst im Hertzen sitzet] Liebe das Herz bewohnet K. e 14 vermindert] entehret K. 22 dem] den K. 8 schatzen] achten K. e e 23 vorgegangen / so] ubertroffen K. 26 unzulaßig] nicht erlaubt K. 26 sich es] es e e K. 28 mir] an mir K. 30 den Zucker meiner wurdigen] meine wurdige K. 32 ein e Welt-Auge anblicken] durch einen weltlichen Herrn bethoren K.
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die Princeßin lieber ihren Verdruß in etwas mercken lassen / dannenhero sie nicht unterlassen wolte / ihm durch Vorhaltung seines Alters sein ungereimtes Beginnen zu verweisen. Es sey nun / alter Vater / hub sie an / eure
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Liebe Ernst oder Schertz / verboten oder erlaubet / so werdet ihr euch doch wohl zu bescheiden wissen / daß der jenige / welcher sein beschneytes Haupt noch mit e Venus-Myrthen zu bekrantzen suchet / nur Feuer in dem Schnee / und im Winter Rosen suchet. Und wie sich ein bleyerner Liebes-Pfeil der Alten / gar nicht nach e e e dem guldnen Ziel grunender Jugend richten lasset / also weiß ich nicht / ob ich e zuviel rede / wen¯ ich sage: es verdiene meine Jugend ein grosseres Mitleiden / als e daß man sie mit einem nach dem Grabe schmeckenden Kusse qvalen wolte. Weil ich mir auch Lebenslang die Lehre / wie man das Alter in Ehren halten solle / wohl beybringen lassen / so erachte ich nicht vor rathsam / den jenigen wie einen e e Brautigam zu lieben / welcher meiner Jugend besser vor einen Ehrwurdigen Vater dienen kan. Die Liebe der Alten ist mit Recht ein kalter Brand zu nennen / welcher e zugleich gefahrlich und verdrießlich ist / und schicket sich vorgesagter massen / wie ein zerbrochener Pfeil zum Ziele. Ob ich nun zwar dieses nicht zu einiger e Beleidigung des Ehrwurdigen Alters wil beygebracht haben: so wird doch mein e e Vater die Unmogligkeit unserer Liebe hieraus leicht schliessen konnen. Der alte e
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Rolim vermeynte uber solchen Vorwurff zu borsten / iedoch machte er sich dennoch Hoffnung / seinen Zweck zu erlangen / wenn er ihr auff diesen Einwurff / welchen er lae ngst vermuthet / widerlegte. Ist dieses / antwortete er hierauff / ein Zeichen der bißher gerue hmten Tugend / daß sie eine leichtsin-
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nige Jugend dem klugen Alter vorziehen wil: und belieben ihr nur die jungen e Jahre / welche durch ein glattes Maul un¯ weiß-rothliche Haut ihr schlechtes Alter und noch schlechtere Vernunfft andeuten? Gewiß / ein schrecklicher Irrthum! e e Was ist doch fluchtiger / weder diese Blumen-Lust / deren man nach etlichen KußMonaten bald genug / mit den Jahren aber so viel als ietzund von mir hat. Diese Narcissen aber meines Haupts / sind etwas tieffer in die Erden gewachsen / mit e e Koniglichen Namen beschrieben / und sind zu dem Krantze ihrer vorigen Wurde e e e und Wolfahrt hochst nothig. Sie sey versichert / daß durch diese Liebe der hochste e Grad des Gluckes sich ihr zueignen wird / und sie wird es dem Himmel dancken /
25 schrecklicher] erschrecklicher E, F, G, H, I, J, K. 2–3 sein ungereimtes Beginnen zu verweisen] seine rasende Liebe zu bestrafen K. e e 7–8 ein bleyerner Liebes-Pfeil der Alten / gar nicht nach dem guldnen Ziel grunender e e Jugend richten lasset] die Liebe eines Alten gar nicht fur ein junges Frauenzimmer e schicket K. 13–14 meiner Jugend besser vor einen Ehrwurdigen Vater dienen kan] e von meiner Jugend eher als ein ehrwurdiger Vater verehret werden koe nnte K. 15–16 schicket sich vorgesagter massen / wie ein zerbrochener Pfeil zum Ziele] wird, wie ein zerbrochener Pfeil, nie das Ziel erreichen K. 17 beygebracht] gesagt K. e 20 auff] auch K. 24–25 ein glattes Maul un¯ weiß-rothliche Haut ihr schlechtes Alter e und noch schlechtere] einen glatten Mund und weiß rothliche Wangen ihr schwaches Alter und die noch wachsende K. 26 Blumen-Lust] Blumen K. 30 daß durch] daß e e K. 31 des Gluckes sich ihr zueignen] ihres Gluckes seyn K.
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daß sie sich so wol durch mich berathen hat. Durch mich / sage ich / der ich meines hohen Amtes und Ansehens zu geschweigen / die gantze Welt gesehen / e Frost und Hitze / Gutes und Boses ausgestanden / dessen Leben ein Auszug vieler Erfahrung / und der recht mit Vernunfft zu lieben weiß. Es solte mich sehr jame mern / wen¯ eine solche Schonheit einem jungen Lecker solte zu theil werden / der e nach Art der heutigen Jugend seine blinde Lust bussen / und alsdenn sie nicht ferner zu verehren wissen solte. Denn die Liebe zwischen jungen Leuten ist wie die e sussen Schleckereyen / deren man bald einen Eckel isset / indem sie anfangs zwar wohl schmecken / und doch weder den Leib neh ren / noch die Gesundheit ere halten konnen. Alt und Jung / das speiset am besten / und schicket sich fein auff einander / wie nach dem Essen das Confect. Denn der Alten Thun bleibet doch e e auff Bestandigkeit gerichtet / und wissen ihre Sachen kluglicher anzugreiffen / e e e weder ein junger Klugling. Die Rathschlage der Alten unterstutzen die Wohlfarth e e gantzer Lander und Cronen / warum nicht auch das Glucke und Gedeyen einer jungen Princeßin? Alter Soldaten Kriegs-Rath verrichtet mehr / weder die Spiesse e e und Sebel junger Waghalse. Ein alter Fechter behalt allemal noch einen Streich e zurucke. Darum soll man sich zu den Alten halten / und von ihnen lernen. Wer sich e bessern wil / muß mit einem umbgehen / der besser und kluger ist / weder er / e denn von seines gleichen hat man sich geringer Besserung zu getrosten. Zu dem ist auch mein weisses Haar kein gewisser unfehlbarer Beweiß des Alters / angesehen es vielen in der Natur ist / daß sie zeitig grau werden. Mich betreffende / hat e mich die Sorge meines schweren Amtes mit solchem Schnee uberstreuet. Solten aber auch die Jahre hieran Schuld seyn / so hoffe ich vielmehr / sie werde es vor e eine grosse Ehre und Triumph schatzen / daß sich auch die weisen Greisen den Netzen ihrer Anmuth und Huld willig darstellen und gefangen geben / da man e e doch sonst ins gemein davor halt: Ein alter Fuchs sey ubel zu fangen. Und also kan e e ich es nicht langer verbergen / offentlich zu bekennen / wie das Eiß meiner Jahre e e vor der Sonnen ihrer Schonheit gantz zerschmoltzen / und was fur Unruhe mir die Liebe durch sie erwecke / in den Zeiten / darinnen mir freylich die Ruhe am e e nothigsten ware. Mit einem Worte: ich bin verliebt / und weiß auff diesen Schaden kein ander Pflaster / als diejenige selbst / so mich verwundet hat. Darumb ente schliesse sie sich / meine Schone / zu ihrem besten / meinem Verlangen und unser
23 es] es sich B, C, D, E, F, G, H, I, J. 1 berathen hat] in so glue cklichen Umstae nden siehet K. 8 Schleckereyen] Speisen K. e 11 das] der K. 11–12 der Alten Thun bleibet doch auff Bestandigkeit gerichtet] die e Alten sind in ihren Handlungen bestandig K. 13 weder] als K. 14 Gedeyen] Wohlfahrt K. 15 verrichtet mehr / weder] richtet mehr aus, als K. 16 Waghae lse] Helden e K. 18 weder] als K. 19 geringer Besserung zu getrosten] wenig zu versprechen K. 21 Mich betreffende] Was mich betrift K. 25 Huld] Schoe nheit K. 25 gefangen geben] fangen lassen K. 26–27 also kan ich] ich kann K. 27–28 das Eiß meiner e Jahre vor der Sonnen] daß ich, als ein Greiß, vor dem Glanze K. 28–29 fur Unruhe mir die Liebe] mir die Liebe vor Unruhe K.
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beyder Vergnugen gemaß. Schamet euch! wolte hier die halb erzurnete Prine e ceßin ihm begegnen / als die verstellete Eswara die Thur des Zimmers eroffe
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nete: Indem solche nun den Rolim erblickete / wolte sie wieder zurucke gehen / die Princeßin aber ruffte ihr zu / sie solte im Zimmer bleiben / e dahero sie mit verhulltem Gesichte hinein trat / und durch ihre Gegenwart die fernere Unterredung verstoe rete / daß der Rolim gantz mißvergnue gt sich e in den ausern Tempel begab. Ich sage hier nicht ohne Ursach / die verstellte Eswara / weil solches nicht Eswara / sondern Zarang der Printz von Tangu war. Denn dieser Printz hatte sich der Liebe gegen die Princeßin Banise so wenig begeben / daß er vielmehr nach fleißig erhaltener Kundschafft sich e e e in geheim nach Pegu verfugte / und sich allda ausserst bemuhete / nur die e Princeßin personlich zu sprechen. Und nachdem er eigentliche Nachricht e von ihrem betrubten Zustande und einsamen Auffenthalt erhielte / so versicherte er sich selbst / es werde ihm nunmehro die Princeßin willig folgen / e e und ihre Liebe wurde ihm statt der Danckbarkeit vor solche Erlosung auffgeopffert werden. So hoch ihn aber die sonderbare Heiligkeit des Teme pels / welcher / damit ihn kein fremder Fuß beruhre / iederzeit mit tausend e Mann / nach Anzahl der Gotter bewachet wurde / erschreckete / so sehr erfreuete ihn die Auffwartung der bekandten Eswara / welche leicht zu sprechen war / weil sie tae glich vorerzehlter massen im Tempel aus und eingehen durffte. Diese nun / als er ihr sein hertzliches Verlangen / die Princeßin zu sehen / entdecket hatte / wuste ihm anfangs die Gefahr dere massen vorzustellen / daß er fast der Unmogligkeit einen Platz in seinem e e Hertzen eingeraumet hatte: So bald aber Zarang durch einige Saphire und e e einem Beutel voll Golde seinen Worten zu Hulffe kam / so veranderte auch e Eswara ihre Sprache / und bezeigte / wie durch einen guldnen Schlue ssel auch die Felsen zu eroe ffnen wae ren. Dannenhero / als sie einen Tag Bedenck-Zeit gebeten hatte / gab sie endlich diesen listigen Anschlag / er solte sich in ihre Kleider verbergen / und also durch ihre Gestalt mit verhue lltem Gesichte / womit sie bereits zu dem Ende unterschiedene mahl durch die Wache aus und ein gegangen / die Wae chter verblenden / koe nte er alsdenn der Princeßin Zimmer / welches sie ihm wohl bedeutete / glue cklich erreie chen / so wurde er wohl zu reden wissen / was ihm Zeit und Liebe in den e Mund legen wurde. Dieses wurde so fort von dem verliebten Printzen e beliebet / dannenhero er alle benothigte Anstalt zu einem schleunigem Abzuge machte / sich in der Eswara Kleider warff / und in solcher Gestalt e dem Tempel zueilte. Nachdem er nun glucklich und unerkennet durch die Wache gekommen / gieng er mit gleichen Schritten durch den Tempel nach e e der bedeuteten Thure / allwo er denn nach deren Eroffnung / wie vor ere
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2 ihm begegnen] ihn abweisen K. 7 ausern] außersten K. 9 sich der Liebe] die Liebe K. 10 begeben] verbannt K. 20 vorerzehlter] erzehlter K. 37 dem Tempel zueilte] zu dem Tempel eilte K. 39 bedeuteten] angezeigten K.
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wehnet / den Rolim / zu seinem hoe chsten Erschrecken / unvermuthet antraff. Nachdem aber der Rolim das Zimmer verlassen / fassete Zarang ein e Hertze / und gab sich mit entblosetem Gesichte der Princeßin zu erkennen. e Welche hierdurch aufs neue in solche Besturtzung gerieth / daß sie vor Angst und Entsetzen nicht zu reden vermochte: dahero er das Stillschweigen zu erst brach / sich vor ihr auff die Knie setzte und sie folgender Gestalt anredete: Allerschoe nste Princeßin! wo iemals ein biß in den Tod getreuer Sclave
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von seinem Halsherrn wegen einigen Verbrechens Gnade und Verzeihung zu gewarten hat: so werde ich mich deren anietzo auch billich aus dero holdseligen e e Munde zu getrosten haben. Kein Vorwitz / sondern die inbrunstige Liebe / welche alle Gefahr / auch den Tod / verachtet / und die getreuste Vorsorge / welche ich zu e der Zeit / da Ehre und Leben der schonsten Princeßin auff der Spitze ruhet / vor sie trage / haben mich in diese Kleider / und vor dero Englisches Angesichte zur Erden geworffen. Ich bin kommen / sie / werthste Banise / aus der Hand eines grausae e men Wuterichs zu erretten / und mich der jenigen Liebe / um welche ich langst so e sehnlich geseufftzet / dadurch vollkom ¯¯ en wurdig zu machen. So ertheile sie demnach ihrem gewiedmeten Knechte einen beliebten Blick / u. ermuntere ihn / durch ihre Liebe / daß er das angenehme Werck ihrer Befreyung / desto behertzter u. geschwinder antrete. Die Princeßin konte sich hierauff nicht entschliessen / e ob sie ihn mit harten oder sanffte¯ Worten von diesem gefahrlichen / u. theils verhasseten Vorsatz ableiten solte: doch / in Betrachtung / daß sein Vorbringen nicht so gar ue bel gegrue ndet / und er sich gleichwohl um ihrent willen in solche Gefahr des Lebens begeben hatte / erachtete sie es vor billicher zu seyn / ihn mit freundlichen Worten abzumahnen / dahero sie zu ihm sagte: Mein Printz von Tangu! Wo ich mich nicht einiger Undanckbarkeit
schuldig erkennen wil / so muß ichs gestehen / daß ich euch nicht wenig verpflichtet bin / indem ihr auch mit Gefahr eures Lebens und Hindansetzung eures e Reichs so treulich auf meine Freyheit bedacht seyd. Nachdem aber die Gotter e schon einmal ihr Mißfallen uber selbst genommener Freyheit erwiesen / und mich e dadurch angemahnet / ihrer rechten Hulffe zu erwarten: als bin ich des festen e Entschlusses / denen Gottern gehorsame Folge zu leisten / und mich so lange in e dem Kercker zu schmiegen / biß sie mir selbst Thor und Riegel eroffnen / und mir e die guldene Crone der Freyheit auffsetzen werden. Zarang / welcher sich nichts e weniger / als dieser Weigerung versehen / erstaunte gantz hieruber / und wolte durch scharffes Ansehen ihren Ernst oder Schertz erkundigen. Als er
20–21 u. theils] theils C, E, F, G, H, I, J. 4 gerieth] gesetzt wurde K. 8 Halsherrn] Herrn K. 12 ruhet] stehet K. e 19 antrete] ausfuhre K. 21 ableiten] abrathen K. 23 sie es] sie 29–30 erwiesen / und mich dadurch angemahnet / ihrer rechten] bewiesen, und mir dadurch zu erkennen gegeben, ihre rechte K. 30–31 des festen Entschlusses] vest entschlossen K. 32 zu schmiegen] aufzuhalten K. 35 erkundigen] erforschen K.
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aber in ihrem unverae nderten Angesichte lauter Ernst verspue rte / kunte er sich nicht enthalten / sie ferner zu der Flucht zu bereden. e e Wie? Schonste Banise! sagte er / ist die ses moglich / daß von einer freygebornen Seelen ein beschlossener Raum der edlen Freyheit solte vorgezogen were den? Der Adler sehnet sich nach der unbeschrenckten Lufft / und der Lowe e seufftzet in dem Kefichte: Wie solte denn sie die Freyheit / welche alle Schatze der e Welt besieget / und sich ihr antragt / so leichtsinnig ausschlagen? Sie reitze doch e nicht die Gotter durch solch verzweiffeltes Entschliessen wider sich / und bee dencke / daß / wie sie niemals unmittelbar sich denen Menschen hulffbar erweisen / also sie auch mich zu einem Werckzeuge ihrer Wolfarth und Freyheit ausere sehen haben. Die Gotter / sage ich / haben auch mich hierzu durch gewisse Mittel e angetrieben / nemlich durch die Liebe / welche wie ein Chamaleon alle Farben annimt / wenn sie nur dem Geliebten hierdurch zu rathen weiß. Ach so verspiele e e sie doch keine Zeit / und befordere die angebotene Flucht. Es ist zu gefahrlich / e wendete die Princeßin ein / ja ein Werck der Unmogligkeit. Keine Unmoe glige keit / war Zarangs Gegen-Rede / denn den Gottern und der Liebe ist nichts e unmoglich. Ich habe bereits solche Anstalt zur Flucht gemacht / daß uns auch ein schnelles Tyger nicht einholen soll. Hier verberge sie sich in Eswarens entlehnte e Kleider / und gehe ungescheuet mit verhulletem Gesichte durch die Wache. Ich wil e inzwischen mit diesem Dolche den alten Rolim zu einem todtlichen Stillschweigen e nothigen / mich gleichfalls der heiligen Kleidung bedienen / und unter dem Schutz der Gottheit getrost folgen. O verzweiffelter Anschlag! antwortete die Princeßin hierauff / sollen die Goe tter solche Flucht segnen / so muß kein geweihtes Blut die e Bahne besprutzen. Dem sey aber wie ihm wolle / und ob alles nach Wundsch e hinaus lieffe / so ist doch das Lose-Geld vor solche Freyheit allzu kostbar / indem e ich meine Keuschheit hier retten / und anderswo einbussen soll. Solte aber gleich e das Absehen auff ein reineres Verbundniß gerichtet seyn / so stehet doch dieses e im Wege / daß ich mich nicht mehr vergeben / noch meine Liebe theilen konne. e Dan¯enhero wil ich viel lieber in Gedult anderwertige Hulffe erwarten: Der Printz e von Tangu aber wird vergnugt seyn / wenn ich mich selbten mit solchem Dancke e vor diese Vorsorge verpflichtet achte / als es Ehre und Tugend zulasset. Dem
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Zarang war mit solcher Dancksagung alleine nicht sonders gedienet / dannenhero er seinen Zweck gantz verrue cket sahe. Unem pfindliche Princee e ßin! redete er sie ferner an / so konnen denn auch die Zeiten und das Ungluck / welche sonsten Ertzt und Marmor bezwingen / ihr Hertze nicht entsteinern? Ist
32 mit solcher] mit B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. B, C, D, E, F, G, H, I, J.
33 Unempfindliche] Unempfindlichste
e 5 unbeschrenckten] freyen K. 7 antragt] darbietet K. 8 solch verzweiffeltes Entschliessen] solchen verzweifelten Entschluß K. 9 sich denen Menschen hue lffbar] den e Menschen Hulfe K. 13–14 verspiele sie doch keine Zeit] lasse sie doch keine Zeit vorbey gehen K. 14 Flucht] Gelegenheit zur Flucht K. 32 sonders] sonderlich K. 35 entsteinern] erweichen K.
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denn meine Liebe so gar verhaßt / daß sie nur iederzeit mit verstopfftem Ohr und e e stahlernem Gemuthe soll angenommen werden? O so weiß ich nicht / ob ich mich e der Wehmuth ergeben / oder die Gotter umb Rache anflehen soll? Gewiß / eine e solche Harte kan nicht unbestraffet bleiben / indem der Himmel selbst mit mir Mitleiden haben / und ihr dermaleinst solches Unrecht empfindlichst vorstellen wird. Die Princeßin empfand auf dieses bewegliche Vorbringen / welches sie e
nicht anders / als auff Tugend gegrundet zu seyn vermeynte / fast einiges e Mitleiden / daher sie ihn mit diesen Worten trostete: Mein Printz / ich wolte e
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euch gerne ein Beyleid gonnen / wenn ich nicht auch nur durch solches ein e anderweitiges Band verletzte. Jedoch wo ihr euch keine thorichte Liebe blenden e e lassen / noch die Grantzen einiger Erbarkeit uberschreiten wollet / so wird euch e meine Hofligkeit niemals ein keusches Unterreden / auch bey bessern Zeiten einen e hoflichen Schertz versagen. Ja ich schencke euch als eine Freundin meine Gunst / wornach ihr so ein hefftiges Verlangen traget. Zarang deutete dieses alles zu
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seinem besten aus / und setzte sich selbst in lauter Vergnugung: ja er kunte sich nicht enthalten / ihre Hand zu kue ssen / welches sie ihm endlich auch erlaubte / in Hoffnung / ihn durch solche linde Pflaster zu heilen / und zu gesunder Vernunfft zu bringen. Allein diese erlaubete Freyheit wurde in geilem Verstande von ihm angenommen / und er unterließ nicht / seine verhaßte Funcke durch folgende Worte zu verrathen: Ich kue sse ihre Klugheit / e
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schonster Engel / und den wolbedachten Schluß / welchen sie gnadigst gegen mich gefasset. Weil aber die Rosen ohne Mittheilung ihres Geruchs und der e erstickte Ambra wenig Nutzen schaffen: So wird sie mir / gutigste Banise / nicht e e verublen / wenn ich umb ein wurckliches Merckmal ihrer Huld von ihren Lippen bitte. Denn wie kan ein zartes Kind der Mutter Liebe versichert seyn / wen¯ sie nicht e dasselbe bißweilen kussen wolte? Die Princeßin fand sich hierdurch nicht e wenig beleidiget / iedoch verbarg sie noch ihr Mißvergnugen / und sagte nur dieses zu ihm: Haltet eure Lust im Zaum / und verstattet eurer Begierde doch e
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nicht so den Zugel / indem ihr wissen sollet / daß ich bereit so gut als vermahlet e e bin. Das ist gantz unschadlich / verrieth er seine unzuchtige Gedancken fere ner / denn es konnen viel Schwane in einem Flusse baden / da doch dessen Flut im e wenigsten gemindert wird. Bezaumet eure Lippen / redete ihm die Princeßin e mit etwas harterer Stimme ein / und gebet euch nicht so gar bloß. Mich e wundert / daß ihr euch durch thorichte Brunst auf solche tolle Reden verleiten
20 Funcke] funcken E, F, G, H, I, J. e 2 stahlernem] unempfindlichem K. 6 dieses bewegliche Vorbringen] diese bewegliche Vorstellung K. 9 euch gerne ein Beyleid goe nnen] mit euch gerne Mitleiden haben K. 20 verhaßte Funcke] lasterhafte Neigung K. 20 ihre Klugheit] sie K. 21 den e e wolbedachten] freue mich uber den weisen K. 23 sie mir] sie K. 24 verublen] e ungnadig aufnehmen K. 25 Mutter Liebe] Liebe seiner Mutter K. 28 Lust] Neie e gung K. 30 ist gantz unschadlich] schadet nichts K. 30 er seine unzuchtige] der e Unzuchtige seine K. 31–32 im wenigsten] nicht K. 33 so gar] so K.
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lasset. Heisset dieses toll / versetzte Zarang / was uns die Natur befiehlet? Die e Natur / erwiederte Banise / wil nicht / daß man die Ehe zerrutten soll. Die Ehe bleibet unzertrennet / war Zarangs Einwenden / ob man gleich andere liebet. Wehe dem / antwortete Banise / welcher durch solche Liebe Ergerniß verursachet. Ey / die Liebe ist vielerley / wolte sich Zarang rechtfertigen / man muß in e e e den Grantzen bleiben. Ja / erwiederte Banise / wer auff die Grantzen komt / der wil sich auch ins Land wagen. Dieser Einwurff thut mir nichts / fieng endlich Zarang an / gnug / daß ich sie lieben / und das jenige mit Gewalt nehmen muß / was sie mir so lange vorenthalten hat. Mit welchen Worten er mehr als halb
verzweiffelt nach einem Kusse schnapte. Die Princeßin aber stieß ihn mit e diesen Worten zurucke: Unverschae mter Printz! welcher Wahnwitz verblendet e
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euch / daß ihr euch wurcklich unterstehen durffet / eine versprochene Braut / ich e wil nicht sagen / Kayserliche Princeßin / mit verbotener Liebe zu beleidigen. Zae rang besann sich zwar so bald / und wolte diesen Fehler mit Worten buse e e sen / indem er sagte: Schonste Gottin / sie verzeihe dem – – Ja / wenn ich Gottin e ware / fiel sie ihm in die Rede / so wolte ich Blitz und Bley auff eure Verwee
Rolim bewegten / sich wiederum in das Zimmer zu verfue gen: Da er denn alsobald die falsche Eswara erkennete / und solche auffzufangen / die Wache herbey ruffen wolte: Zarang aber war ihm zu hurtig / indem er zu erst die Thue r erreichte / und solche von aussen verriegelte / daß er in solcher Verstellung ungehindert wieder nach Hause gelangete / wiewol er sich einiger Gefahr besorgete / und Pegu noch selbigen Tages verließ. Inzwischen e wolte sich Eswara / als welche des unglucklichen Ausschlages noch unberichtet war / wieder zu der Princeßin begeben / welche zu erst die verriegelte Thue r eroe ffnete: so bald sie aber der Rolim ansichtig wurde / verwieß er ihr diese Verrae therey mit hefftigen Schelt-Worten / ließ sie alsobald gefangen nehmen / und als sie ohne Zwang ein freyes Bekae ntniß that / wurde sie / indem sie durch fremden Tritt die Heiligkeit des Tempels entweihet / jae mmerlich gesebelt. Der Princeßin aber wurden nunmehro zwey beeydigte Frauen zugegeben. In welcher Einsamkeit wir sie / nach diesen e zwey hefftigen Liebes-Sturmen / wollen ruhen lassen / und mit unserer e
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genheit regnen lassen / und das unzuchtige Hertze in tausend Stucke zerreissen. So fahret denn hin / ergrim ¯¯ te Princeßin / antwortete der beleidigte Zarang / in eurer stoltzen Meynung / iedoch sollet ihr noch sattsam erfahren / was eine vere zweiffelte Liebe im Schilde fuhre. Welche harte Worte und starcke Reden den
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2 zerrutten] zerstoren K. 12 wurcklich unterstehen] unterstehen K. 12 versprochene] verlobte K. 13 verbotener] einer lasterhaften K. 16–17 ich Blitz und Bley e e auff eure Verwegenheit regnen lassen / und das unzuchtige Hertze in tausend Stucke zerreissen] ich mit Blitz und Donner eure Verwegenheit belohnen K. 19–20 was eine e verzweiffelte Liebe im Schilde fuhre] daß ein verzweifelter Liebhaber Leben oder Tod suche K. 25 gelangete] kam K. 27–28 des unglue cklichen Ausschlages noch unbee richtet war] den unglucklichen Ausgang noch nicht erfahren K. 32 tritt] Besuch K. e 33 gesebelt] nieder gesebelt K. 35–1 mit unserer Feder einen Ruck-Flug] unsere Augen K.
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Feder einen Rue ck-Flug nach dem Lager vor Odia nehmen / allwo wir die Aracanischen Gesandten vor uns finden werden. e Diese hatten sich einige Tage zuvorhero gebuhrend bey dem Chaumigrem anmelden lassen / welcher ihnen mit dieser Antwort begegnet war: Es 5
solte ihm angenehm seyn / wenn sie lebendige Zeugen der grausamen Rache / e e welche er von dem Konige in Siam nehmen wurde / seyn wolten. Inmittelst / als e
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sich erwehnte Gesandten dem Lager genahert hatten / schickte ihnen Chaumigrem einige Grossen mit drey tausend Pferden entgegen / und ließ e sie sehr prachtig in das Lager begleiten. Die Gesandten sassen auff zwey wohlgeputzten Elephanten / welche ihnen gleichfalls entgegen geschicket waren: Ihre eigene Begleitung aber / welche aus hundert u. viertzig Aracanern bestunde / muste vor den Gesandten herreiten. Bey solchem Einzuge ließ Chaumigrem alle Stue cke loe sen / und mit blasen der Trompeten e ein grausames Feld-Geschrey erthonen: zugleich aber auch aussprengen: es e liesse der Konig von Aracan einen Bund wider Siam und alle Bramanische Feinde durch diese Gesandten antragen: umb / wie er hoffte / die Siammer desto eher zur Ubergabe zu zwingen. Als nun die Gesandten in ein herrliches Gezelte eingelagert / und ihre Leute umb sie herumb verleget waren / ließ sie Chaumigrem alsobald durch den Feld-Herrn Martong willkom ¯¯ en e heissen / auch noch selbten Abend koniglich bewirthen. Wobey sich viel Großen des Reichs von Pegu als auch Kriegs-Hae upter einfunden / welche Befehl hatten / so wol durch starckes Zutrincken / als auch sonsten sich e euserst zu bemuhen / damit sie noch vor der Audientz die Ursache ihrer Ankunfft erfahren moe chten. Weil man aber zu dieser Gesandschafft die e Klugsten des Reichs genommen hatte: ihren Leuten auch bey Straffe des schmertzlichsten Todes alle verdae chtige Gemeinschafft mit den Peguanern e verboten war: als war ein ieder vergebens bemuhet / auch nur ein Wort hiervon zu erschnappen. Die Gesandten hielten indessen umb schleuniges Gehoe r an: welche aber ue ber acht Tage auffgehalten worden / ohne daß man ihnen die geringste Hoffnung zu einiger Audientz gab. Denn Chaumigrem vermeinte / Odia zuvor zu erobern / dahero er mit grausamer Gewalt diese Zeit ue ber fast Tag und Nacht stue rmen ließ: weil aber die tapffern Siammer e e fast unuberwindlich zu seyn schienen / musten die Sturmenden iederzeit mit blutigem Verlust die Mauern verlassen; Als nun die Zeit denen Gesande ten allzu lange fallen wolte / hielten sie noch einmal um Gehor an / mit e Betrohung sie wurden sonst ihre Verrichtung schrifftlich hinterlassen / und e wieder davon ziehen mussen. Worauff sich endlich Chaumigrem ent9 sie] sich G. e
1 nehmen] richten K. 3 zuvorhero] zuvor K. 14 erthonen] machen K. e 18 eingelagert] gefuhret K. 19–20 willkom ¯¯ en heissen] in Empfang nehmen K. 22 sonsten] durch andere Mittel K. 27 war] hatten K. 34 blutigem] unersetzlie chem K. 35 fallen wolte] wahnte K.
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schloß / ihnen einen Tag / sie zu hoe ren / anzuberaumen. Weil er aber des festen Vorsatzes war / die Stadt Angesichts der Aracanischen Gesandten zu erobern / und sich dadurch in ein schreckliches Ansehen bey ihnen zu setzen: ließ er Tages zuvor noch einen entsetzlichen Sturm auf die Festung e wagen / in welchem es schien / nicht als ob er willens ware / im Triumphe hinein zu reiten / sondern auff einem gantzen Strohm von Blute hinein zu e schiffen. Er trieb selbst mit entblostem Sebel die Seinigen zum Sturme / und hieb zuweilen vor Grimm die Weichenden mit eigner Hand nieder. Es e schien / als wolte er dißmal die Stadt erobern / solte gleich alles daruber zu e e Boden sincken / und er / vermittelst einer Brucken von lauter Leichen uber die Mauern schreiten. Allein / zu geschweigen der inner lichen klugen Gegen-Befestigung / womit sie ihre Mauern mehr als verdoppelt hatten / so erwiesen sich die Belagerten dergestalt / gleich als ob ihnen der Platz / wie e einer Schnecken die Schale / angewachsen ware. Ihre Mauern speyten e Dampf und Feuer von sich / und die Schutzen aus Tannassery gaben aus ihren gewiß-zielenden Roe hren einen Bley-Regen nach dem andern so hae uffig / daß die Feinde von ihrem eignen Blute durch und durch genetzt e wurden. Den großten Verlust in diesem Sturme / muste Abaxar an seinem Orte / der ihm mit zehen tausend Mann zu behaupten angewiesen war / empfinden. Denn als dieser muthige Held in Angesicht des Tyrannen sich unter die foe rdersten stellte / auch am ersten die Hoe he der Mauer erreichte / e und mit eigner Faust ein Peguanisch Fahnlein darauff steckte / welchem die andern frisch nachfolgeten: gaben die listige Siammer willig die Flucht / und lockten den Feind bey fue nff tausend starck / welche in voller Hoffnung des eroberten Sieges hinter ihnen eindrungen. Nachdem es aber die Belagerten Zeit dauchte: liessen sie vermittelst einiger Abschnitte starcke und verborgene Gegatter vorschiessen / wodurch die Hintersten an der Nachfolge verhindert / die Foe rdersten aber gae ntzlich abgeschnitten wurden. Worauff es denn an ein greuliches Metzeln ging / also / daß nur Abaxar mit ungefehr funfftzig Mann gefangen und lebendig erhalten wurde. Die Ausgeschlossenen aber wurden theils zwischen den Mauern niedergemacht / theils ue ber die Mauern dermassen wieder zurue cke gejaget / 1–2 des festen Vorsatzes war] den vesten Vorsatz hatte K. 2 Angesichts] in Gegenwart K. 3 ein schreckliches Ansehen bey ihnen] in Schrecken und Verwunderung K. e 10–14 uber die Mauern schreiten. Allein / zu geschweigen der innerlichen klugen Gegen-Befestigung / womit sie ihre Mauern mehr als verdoppelt hatten / so erwiesen sich die Belagerten dergestalt / gleich als ob ihnen der Platz / wie einer Schnecken die Schale / angewachsen wae re] die Mauern ue bersteigen. Allein, der innerlichen weisen Gegenanstalten zu geschweigen, so fochten die Belagerten so tapfer, daß sie, wie ein Mann, Leben und Todt gleich achteten, um als unsterbliche Helden entweder zu siegen oder zu sterben K. 16 Bley-Regen] Kugelregen K. 17 von] in K. 17–18 durch e und durch genetzt wurden] gleichsam schwommen K. 21 Hohe der] hohe K. 23 gaben die listige] so gaben die K. 26 Zeit dauchte] bequeme Zeit schiene K. 29 es denn an] denn K. 29 ging] angieng K.
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daß sie / in Hoffnung ihr Leben zu retten / Hals und Bein brachen. Also e hatte endlich auch dieser blutige Sturm / welcher uber drey und zwantzig tausend Mann gefressen hatte / nach zehen Stunden / ein auff Seiten der Belae gerer / unglue ckliches Ende. Jedoch konte diese rothe Fluth bey dem Chaumigrem den Willen / Odia weiter mit Macht zu versuchen / nicht ausloe schen: sondern ie mehr sich das Glue cke / oder vielmehr die Streitbare keit der Belagerten / mit tapfferster Gegenwehr bezeigete / desto verstocke ter beharrete er in seiner Eigensinnigkeit: ja ie grossern Schaden ihm der e muthige Feind zufugte: ie heisser entbrannte in ihm die Begierde / sich zu e rachen. Ehe er aber was weiters wider Odia vornehmen ließ / wolte er zuvor die Aracanischen Gesandten abfertigen / damit sie nicht fernere Zeugen e seines blutigen Verlusts seyn mochten: dannenhero er sie abermals auff e wohlgezierten Elephanten herzu holen / und alles auf das prachtigste anstellen ließ. Uber funfftzig tausend Mann der Best-bewehrtesten musten in e vielfacher langen Ordnung von des Kaysers / biß an der Gesandten Gezelt stehen / durch welche die Aracaner durchziehen musten. Nachdem sie etwan zwey hundert Schritte von diesem Gezelte / welches wie eine kleine Festung von dem Lager abgesondert / und mit auffgeworffener Erde umschantzet war / angelanget / begaben sie sich von den Elephanten herunter / und gingen mit ihren Leuten unter Begleitung der jenigen / welche sie abholen mue ssen / biß an den foe rdersten Eingang: bey welchem vier Personen stunden / die ieden Gesandten bey den Armen faßten / und sie sole e e cher Gestalt mit Zurucklassung der andern Aracaner vor den Kayser fuhrten. Dieser saß nun auff einem erhobenen und mit Golde reichlich gezierten Throne in einer vollen Kriegs-Rue stung: auff beyden Seiten stunden vier und zwantzig der vornehmsten Kriegs-Hae upter / zu dessen Fue ssen aber e sassen unterschiedene Reichs- und Kriegs-Rathe. Den Thron umbgaben zwey hundert Trabanten mit silbernen Kolben. Die Decke aber des Gezeltes war von blauen Goldenstue ck / in welches Sonne / Mond und Sterne kue nste e e lich eingewurcket waren: und die ubrige Pracht schien mehr ein koniglicher Hoff / als ein Feld-Lager zu seyn. So bald nun die Gesandten nach dreymaliger Ehrbezeigung sich dem Throne nahten / wurden sie ermahnet / mit bedecktem Angesichte auff den Knien ihre Werbung vorzubringen / welches sie aber durchaus nicht eingehen wolten / sondern Ko rangeri fieng alsobald folgender Gestalt an zu reden:
3 gefressen hatte] gekostet K. 4–6 diese rothe Fluth bey dem Chaumigrem den e Willen / Odia weiter mit Macht zu versuchen / nicht ausloschen] den Chaumigrem das Blut so vieler Peguaner nicht bewegen, Odia weiter mit Gewalt nicht anzugreifen K. 6–7 Streitbarkeit] Tapferkeit K. 7 tapfferster] heldenmue ther (Df.?) K. 8 in seiner Eigensinnigkeit] auf seinem eigensinnigen Entschluß K. 13–14 anstellen] zurichten K. 19 den] dem K. 33 Werbung] Antrag K. 34 eingehen] thun K.
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Daß man / o Konig von Brama / niemals mit den jenigen / welches uns die e e e Gotter an Stand und Vermogen ertheilen / vergnugt und zu frieden sey / solches e ist eine allgemeine Wurckung verderbter Natur / welche zu Bedeckung ihrer Schanden iederzeit den geflickten Mantel des verdam ¯¯ lichen Ratio Status entlehnen muß. Und wie uns dessen Xenimbrun / voriger Stadthalter von Brama ein klares Beweißthum giebet / also sehen wir anietzo in des Chaumigrems Person e einen frischen Nachfolger. Nun sind wir nicht deßwegen von unserm Großmache tigsten Konige und Herrn der Reiche von Aracan abgesendet / daß wir die gewaltsame Eroberung von Brama und Martabane untersuchen sollen: ob solche e durch einiges Recht oder blosse Herrschsucht / oder / welches am fuglichsten zu e e e sagen / aus unerforschlichem Verhangniß der erzurnten Gotter geschehen sey / e welches wir an seinen Ort / und zu des Uberwinders kunfftiger Verantwortung vor der Gottheit gestellet seyn lassen: sondern es zwinget unser hohes Ober-Haupt ein e rechtmaßiges Mitleiden und die heilige Ge rechtigkeit / uns seine Diener / als e e gnugsam bevollmachtigte Gesandten / an den Konig von Brama abzufertigen / und die gefangene Princeßin Banise / als eine versprochene Braut des grossen e Konigs von Aracan / nebst ihren / durch unberechtigte Gewalt / eroberten ErbReichen von Pegu / aus seiner Hand unversehret wieder abzufodern. Wird nun e diesem billigen Begehren Chaumigrem gebuhrend nachleben / die Princeßin unter sicherm Geleite unbeleidigt / nebst dem bißher gewaltsam-besessenen Reiche e Pegu abtreten / und ausantworten: so soll ihm das Konigreich Brama und Martabane willig gelassen / und alle wohlverschuldete Rache wegen des unschuldigen e Blutes Xemindo / wider ihn gantzlich eingestellet verbleiben. Bey unbefugter Verweigerung aber wird das Schwerdt ein unpartheyischer Richter seyn / und die Rache wird Brama biß an das euserste Theil der Erden verfolgen. Chaumigrem
verstellte seine Geberden ue ber diese Anfoderung dermassen / daß man den funckenden Grimm gleichsam aus den Augen blitzen sahe. Ob nun zwar dem Bramanischen Ober-Kriegs-Rath die Beantwortung im Nahmen des Kae ysers gebue hret hae tte / selbter auch bereits durch Auffstehen sich hierzu geschickt machte: so konte doch der ergrim ¯¯ te Chaumigrem seine Gedult nicht so weit verlae ngern / sondern antwortete den Gesandten selbst mit grauser Stimme: Es ist zwar etwas unerhoe rtes / einen freyen Kae yser / welchen 14–15 als gnugsam] gnugsam B, C, D, E, F, G, H, I, J. 25–26 Chaumigrem verstellte] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 32 grauser] grausamer F, G, H, I, J, K. 32 Es ist zwar] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 4 geflickten Mantel] ungerechten Vorwand K. 6 Beweißthum] Zeugniß davon K. 7 frischen] eifrigen K. 17 ihren] ihrem K. 17–18 Erb-Reichen] Erbreiche K. 18 unversehret] mit Ersetzung alles Schadens K. 21 ausantworten] ausliefern K. 22 wohlverschuldete] wohlverdiente K. 22–23 des unschuldigen Blutes] der une schuldigen Hinrichtung K. 23 gantzlich eingestellet verbleiben] vergessen werden K. e 25 das euserste Theil] die aussersten Grenzen K. 27 funckenden] blitzenden K. e e 27 blitzen] leuchten K. 30 Gedult] Ungedult K. 31 weit verlangern] lange bandigen K.
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man das Haupt der Erden nennet / unter den glantzenden Waffen seiner siegreichen Macht mit solchen unbesonnenen Forderungen beschwerlich zu fallen: ane e gesehen der Konig von Aracan vielmehr mein Schwerdt / als ein Vasall kussen / und nicht damit drohen solte: Dannenhero auch ihr wegen eurer Verwegenheit e desselben Scharffe zu erst erfahren soltet: Weil uns aber das allgemeine Recht der e e Gesandten / und die Jugend eures Koniges vorbittlich in die Armen fallet / und e den wolverdienten Streich zurucke zeucht / so ziehet ohne einiges Verweilen wieder hin / beschreibet ihm unsere Gewalt / und hinterbringet ihm unsern Zorn / e welcher ihn / wo nicht Bekehrung erfolget / wie Siam treffen durffte. Inmittelst e soll er vergnugt leben / daß er Aracan unter unserm Schutz und Lehn-Rechte e geruhig besitzen moge. Die Princeßin soll ihm auch / so bald wir Pegu im Triumph e erreichet haben / ubersendet werde¯ / iedoch nicht eher / biß auch die Stall-Buben e ihre Lust sattsam mit ihr gebusset haben: alsdenn soll sie in einem Huren-Kleide e e ihrem Brautigam willig uberliefert werden. So entfernet euch denn Angesichts aus Gezelt und Lager / und wisset / daß auch die Macht des Himmels unsern Vorsatz nicht endern soll. Als nun die Gesandten diese wohl vermuthete Antwort mit
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verdrießlichen Ohren angehoret / trat endlich Korangeri ohne einige Weite laufftigkeit oder Ehrerbietung hervor / und redete den Chaumigrem folgender Gestalt an: Weil demnach euch / ihr vom unschuldigen Blute trieffende e
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Bramaer / nicht mit dem edeln Frieden gedienet ist: so raubet / mordet / schandet / senget und brennet nach eurem Belieben und Wohlgefallen: Es sey aber e e euch und eurem Konige hiermit von wegen und im Namen des Großmachtigsten e e Koniges Balacin / und seiner samtlichen Reiche ein offentlicher und blutiger Krieg e e angekundiget / in welchem ihr euer unrechtmaßiges Vorenthalten und Blutvere giessen in eignem Blute bußen sollet. Nach welchen Worten beyde Gesandten
ihre vorhin mit Blut gefae rbte Sebel entbloe sten / und solche in aller Gegenwart vor den Thron hinwurffen / sich auch alsobald aus dem Gezelte begaben / nach schleunigern Einpacken das Lager verliessen / und ihre Rue ckreise wieder antraten. Chaumigrem wolte fast rasend werden / und so er e e nicht von den Seinigen ware auffgehalten worden / so hatten die Gesandten e e den Friedens-Bruch mit ihrem Blute bestatigen mussen. 18 den Chaumigrem] Chaumigrem E, F, G, H, I, J, K. 19 Weil demnach] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 25 Nach welchen Worten] neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 28 schleunigern] schleunigen C; schleunigem E, F, G, H, I, J, K. 4 und nicht] als K. 6–7 vorbittlich in die Armen fae llet / und den wolverdienten e e e Streich zurucke zeucht] aus Großmuth zuruck halt, den wohlverdienten Zorn eines beleidigten Kaysers empfinden zu lassen K. 7–8 einiges Verweilen wieder hin] einigen Aufschub wieder nach Hause K. 8 und hinterbringet ihm unsern Zorn] kue ndigt ihm unsern Zorn an K. 9 Bekehrung] eine Vorbitte K. 9 treffen] verzehren K. e e e 11 geruhig besitzen moge] ruhig besitzen durfe K. 10 vergnugt] zufrieden K. 11–12 wir Pegu im Triumph erreichet haben] wir in Pegu im Triumphe einziehen K. 13 mit] an K. 14 Angesichts] augenblicklich K. 19 demnach euch] euch also K. 25 in] mit eurem K.
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Es hatten erwehnte Gesandten kaum die Thore zu Aracan erreichet / so wuste bereits iedwedes Kind von dem Kriege wider Pegu zu lallen: ja auch die schwachen Weibesbilder wolten ihr Leben vor die gefangene Princeßin auffopffern / und die Felder umb Aracan wurden in kurtzem mit Waffen bedecket: indem die Wachsamkeit des tapffern Koe nigs / und die unermue dete Treue der gehorsamen Unterthanen die Zeit dermassen edel machten / e daß es schien / als ob die Gotter selbst Hand anlegten. In welchem Eyfer wir e die bemuhten Aracaner in etwas wollen beharren lassen / und wieder zue rucke nach Siam lauffen. Nachdem nun zwey gantzer Monat unter stetem Gefechte verstrichen / und sich die Peguaner an Odia ziemlich das Maul zerfallen hatten: Chaue migrem auch ein gefahrliches Wetter von Aracan her besorgte: als fing die Ungedult an ihn zu erhitzen / daß er desto hefftiger auff die gewaltsame Eroberung drang / ie ferner die Hoffnung war. Inzwischen machten sich die e tapf fern Siammer zu moglichster Gegenwehr gefasset / weil sie sich wohl einbilden konten / daß ein offt wiederholter Schlag allzeit gefae hrlicher e e wurde. Es wurde aber / indem gantz Odia mit Dampf und Blut erfullet und e umbringet war / auch das konigliche Hauß zu mehrerm Leidwesen mit einer hohen Trauer-Wolcke verdunckelt: indem unversehens die Seele der jue ngsten Princeßin von Siam / Salagramma / ihren Leib und die beae ngstigte Burg verlassen hatte. Welche Entseelung dem Koe nige / besonders der e e Konigin / als ihres einig-wehrtsten Kindes / hochstschmertzlich fiel. Weil e sich demnach bey deren Verbrennung sonderliche Zufalle ereigneten / wele che bey folgender Geschichts-Erzehlung nothig zu wissen sind: als wird der e e gunstige Leser ein gedultiges Auge nachgesetzter Leich-Bestattung vergone nen / und hieraus die Heydnischen Gebrauche der Asiatischen Indianer ersehen. So bald die Sonne ihre Strahlen dieser Trauer-Handlung gewiedmet hatte / sahe man auff dem weiten Platze vor dem Schlosse fue nff hohe e e und von starcken Mastbaumen auffgerichtete Thurme / von welchen der mittelste etwan dreyßig / die andern aber / welche ins Gevierdte umb den mitlern herum stunden / zwantzig Klafftern hoch waren. Diese waren alle dermassen kue nstlich gebauet / und mit Gold und gemahltem Laubwercke so artig gezieret / daß es allen Anschauenden Lust und Verwunderung brachte. In der Mitten des groe ssern Thurms stund ein mit Gold und Edelgesteinen fast bedeckter Altar / sechs Fuß hoch von der Erden / auff wel2 iedwedes Kind] jedermann K. 2 lallen] reden K. 7 Hand anlegten] sein Vorhaben beglue ckten K. 8 beharren lassen] lassen K. 8–9 zurue cke nach Siam lauffen] einen Blick zurue ck nach Siam thun K. 11 das Maul zerfallen] geschwae chet K. 14 ferner die Hoffnung war] ungewisser die Hofnung wurde K. 18–19 mit einer hohen] durch eine finstre K. 21 Welche Entseelung] Welcher Todt K. 25–26 ein e gedultiges Auge nachgesetzter Leich-Bestattung vergonnen / und] uns seine Aufmerksamkeit zu schenken, um K. 27 ersehen] kennen zu lernen K. 32 dermassen] so K. 33 allen] bey allen K. 34 brachte] erweckte K.
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chen die entseelte Princeßin / in einem von feinem Golde Daumens-dicken Sarge gesetzet war: worinnen sie nicht lag / sondern gleichsam mit gefale tenen Handen / und nach dem Himmel gerichteten Angesichte betende / e e und auffgerichtet saß: Ihr Haupt bedeckte eine kostliche guldene Crone: e e und die ubrige Kleidung war von guldenen Ketten / und Diamantnen Kleinodien recht Koe niglich zusam ¯¯ en gefue get: also daß man aus dem Leie chen-Schmuck die Liebe der Eltern sattsam spuren konte. Hierauf kame¯ die vornehmsten Mandaryns nebst ihren Frauen in gantz weisser Kleidung / nur von feiner Leinwand / welche weder durch Gold / oder andern Zierrath beleget war. Diese bestreueten nun die Verstorbene mit den traurigsten Geberden / als welches die letzte Ehre / mit eigener Hand voll Blumen / e e und andern kostlichen Rauchwerck. Nach diesem wurde die Leiche von dem Altar genommen / und auff einen erhabenen Thron oder vielmehr e Triumph-Wagen mit Gold uberzogen / gebracht / und daselbst allen Grossen des Reichs gewiesen. Auff welches Erblicken alle vornehme Frauen auf das jae mmerlichste zu heulen und schreyen begunten / und dadurch ihre empfindlichste Traurigkeit moe glichst zu erkennen gaben. Nach diesem e Wehklagen wurde der Thron von einigen Staats-Mannern gantz langsam nach dem Orte / wo die Leiche dem Feuer solte geopffert werden / hingezogen: welchen obgemeldete Mandarynen und Frauen in guter Ordnung betrue bt folgeten. Zufoe rderst ritte Printz Nherandi auff einem schoe nen jungen Elephanten in gantz weiß gekleidet / sein Angesichte entdeckte eine tieffe Traurigkeit / die brennenden Augen aber verriethen bald die feurige Begierde / sich wieder auff die Mauern und dem Feinde behertzt entgegen zu stellen. Nebenst ihm ritten auff beyden Seiten zwey vornehme junge Mandarynen auf Elephanten / deren ieder / wie auch der Printz / einen langen seidenen Flor / welcher an den Sarg angemacht war / gleichsam als ob sie den Thron zoe gen / in der Hand hatten. Zu ieder Seiten des Wagens e oder Throns giengen vierzehen Konigl. Kinder zu Fuß / gleichfalls in weisse e Leinwand gekleidet / deren iedwedes einen grunen Zweig in der Hand e trug / und durch bitterliches Weinen ihr Betrubniß mit niedergeschlagenen Augen sattsam bezeigeten. Auff dem Wege / welchen diese Trauer-Gesellschafft durchwandeln muste / waren zu beyden Seiten etwa zwantzig Klafftern von einander / unterschiedliche Schau-Bue hnen auffgerichtet / auff
2 lag] lang B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
20 Mandarynen] Bandarynen H.
1 Golde] Gold und K. 7 sattsam spue ren] entdecken K. 9–10 Zierrath beleget] e 11–12 als welches die Zierrathen verschonert K. 10 bestreueten] begleiteten K. letzte Ehre / mit eigener Hand voll Blumen / und andern koe stlichen] und bestreueten e ihren Leib mit allerhand Blumen und kostlichem K. 14 gebracht] gestellet K. 15 gewiesen. Auff welches Erblicken] gezeiget. Auf welchen Anblick K. 16 begunten] anfiengen K. 22 in gantz] ganz K. 31 bitterliches] bitteres K.
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welchen die Mandarynen vom gemeinen Staat sassen / und iederzeit / so bald die Leiche vor sie kam / eine grosse Menge allerhand Kleider unter das gemeine Volck auswurffen. Andere streueten Pomerantzen / deren theils mit Ticols24 theils mit Maser25 gefue llet waren / wodurch so ein hefftiger Zulauff des Volckes entstund / daß durch den grossen Gedrang acht Personen der Koe niglichen Leiche gleich gemacht wurden. Nachdem sie nun vor dem Trauer-Altar angelanget / wurde die Leiche unter einer beweglichen Music von vielerley Instrumenten / durch die groe ssesten Mandarynen vom Wagen abgehoben / und mit tieffster Ehrerbietigkeit auff den Altar gesetzet. Die Leiche aber wurde mit viel Sandel- und Agor-Holtze umlegt / e und zugleich vielerley Rauchwerck / an Specereyen / wohlriechenden e e Krautern und Balsam geworffen. Worauff sich die Konigl. Kinder nebst den e Mandarynen wendeten / und wieder nach dem Koniglichen Schlosse begaben. Die Frauen aber blieben bey der Leiche / weil solche noch zwey Tage ohne Flam ¯¯ en stehen solte. Diese sassen Tag und Nacht umb den Altar herumb / mit so lautem Klag-Geschrey und Weinen / daß sich zu verwundern war / wie sich ein Frauenzim mer wider ihren Willen / angesehen es den wenigsten ums Hertze war / zu solcher Wehmuth zwingen / und so e e klaglich geberden kunte. Wiewol sie auch hierzu sich nicht wenig genothiget befanden: Denn es waren gewisse Weiber bestellet / welche die jenigen / welche nicht gnugsam weineten / mit Stricken dermassen zue schlugen / daß sie offters vor Schmertzen warhafftig schreyen und weinen e musten. Neben erwehnten kostbaren Thurmen war eine treffliche Schaue buhne etwas davon aufgerichtet / mit sehr dicken und vergue ldten Papier e bedecket / auff welcher die grossesten Pfaffen des Reichs / und rund umher auff Tonnelen noch andere / in unglaublicher Menge sassen / die insgesamt e ihr Gebet vor die Verstorbene verrichteten. Aus andern zwantzig Thurmen e e aber / welche von Bambus sehr zierlich erhohet / mit starcken verguldeten e Papier / gleich der Schau-Buhne bekleidet / und in einer Ordnung neben einander gesetzet waren / wurden beyde Abende / nach untergangener Sonnen biß an den Morgen / koe stliche Feuerwercke angestecket. Alle diese Zurue stungen nun und deren Unkosten belieffen sich auf fue nf tausend 26Catti 24 25 26
Ein Ticols ist ein Stue ck fein Silber von ein und ein Drittel Gue lden. Maser gilt halb so viel. Fue nff tausend Catti machen sechs tausend mal tausend Gue lden.
21–22 zuschlugen] zerschlugen I, K. I, J, K.
30 untergangener] untergange der C, E, F, G, H,
6 gleich gemacht] zertreten K. 16–17 sich zu verwundern war / wie sich ein] zu bewundern war, wie K. 17 angesehen] da K. 18 zu] sich zu K. 18 und so] so K. 19–20 sich nicht wenig genoe thiget befanden] nicht wenig genoe thiget waren K. e 24 etwas] in einiger Entfernung K. 25 grossesten] vornehmsten K. 27 verrichtee ten] zu den Gottern schickten K. 31 angestecket] abgebrannt K.
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Siams Silber / ohne die gue ldenen und silbernen Bilder / worunter zwey e e gantz guldene / funfftehalb Fuß hoch / und zwey Dau men dicke waren: welche zu Ehren der verstorbenen Princeßin in dem Haupt-Tempel des e Reichs / als ein kunfftiger Raub des Feindes / auffgesetzet wurden. Nach verflossenen zweyen Tagen wurde die endliche Verbrennung des Leichnams mit grossem Geprae nge / unter dem Klange vieler Instrumenten / e vorgenommen / da denn der Konig mit eigner Hand durch eine Fackel den e Brand anzundete: wodurch nicht allein der kostbare Schmuck / sondern e auch der guldene Sarg verbrennet / und zu nichte gemacht wurde. Welches e ¯¯ er-Brandes ein klagliches Vorspiel des in etlichen Tagen erfolgenden Jam e der gantzen Stadt war. Hierbey begab sich nun dieser merckwurdige Fall / e daß man / indem nach verloschenem Brande die Asche und uberbliebenen e Gebeine in einen guldenen Krug zur Beysetzung gesammlet worden / ein e e Stucke blutiges Fleisch / in der Grosse eines Kinder-Haupts / gantz unvere e sehret liegen fand: Woruber der Konig / welcher abermals mit eigner Hand die Gebeine / zu Bezeugung vae terlicher Liebe samlen helffen / hefftig ere schrack / und den dabey stehenden Sabartibam um sein Beduncken fragte / was dieses bedeutete? Sabartibam / welcher dieses vor eine Zauberey hielt / wolte nichts anders sagen / als S. M. wue rden die Bedeutung wohl selbst leichte e lich ermessen konnen. Der Konig schien vor Schrecken gantz aus sich selbst zu seyn / und sagte: Nun befinde ich in der That / dasjenige warhafftig zu seyn / woran ich lange gezweifelt habe / nemlich / daß meiner Tochter mit Gifft vergeben sey / und ruffet mich dieses rohe Fleisch noch um blutige Rache an. Worauff
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er sich alsobald ins Schloß verfue gte / und noch dieselbe Nacht alles Frauene zimmer / welches der Princeßin bey Leben auffgewartet / gefanglich einziehen ließ: Der folgende Tag ward gleichfalls mit Gefangen-Nehmung aller derjenigen / welche auch bereits vor einem Jahre nur mit der Princeßin umgegangen waren / zugebracht. Hierauff sahe man ein abermaliges jae m ¯¯ erliches Vorspiel der blutig-folgenden Eroberung. Denn der Koe nig blieb dabey / seine Tochter sey durch Gifft hingerichtet worden / ohne daß man die wenigste Gewißheit hievon haben / oder iemand beschuldigen kunte. Solches aber genauer zu erforschen / wurde diese grausame und betrue gliche e Untersuchung ins Werck gestellet. Der Konig ließ unterschiedene Mandarynen und Herren / unter dem Vorwand wichtiger Berathschlagung nach e Hofe ruffen: als sie aber erschienen / alle ins Gefangniß werffen / wodurch e viel unschuldige und meistens grosse Personen / sowohl Manner als Frauen / in die Hafft geriethen. In dem Schloß-Zwinger wurden hierauf 8 Brand] Scheiterhauffen K. 9 verbrennet / und zu nichte gemacht] verbrannt und in Staub verwandelt K. 10 Vorspiel] Zeichen K. 11–12 dieser merckwue rdige Fall / e e daß man] ein merkwurdiger Zufall, daß K. 16 helffen] half K. 17 sein Beduncken] e e seine Gedanken K. 36–37 Manner als Frauen / in die Hafft geriethen] mannlichen als weiblichen Geschlechts, gefangen gesetzt K.
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etliche seichte Loe cher zwantzig Fuß weit ins gevierdte ge macht / und voll Holtz-Kohlen gelegt / welche durch hierzu bestellete Soldaten angefeuert e wurden. Die Beklagten fuhrte man mit gebundenen Armen herbey / welche man nicht eher loß machte / biß sie in den verschlossenen Creyß der Soldaten eingetreten waren. Nach diesem setzte man ihre Schenckel in ein Gefae ß heiß Wasser / damit die Hae rte der Fußsohlen weich gemacht wue rde / welches etliche Sclaven mit Messern abschaben musten. Wie nun dieses geschehen / wurden sie von einigen Pfaffen zu einer freywilligen Bekae nte e niß angemahnet / weil sie aber solches bestandig laugneten / wurden sie e beschworen / und den Soldaten ubergeben. Diese zwungen nun die armen e e Menschen mit blossen / und zuvor biß auffs Blut geschabten Fussen uber die in voller Glut liegenden Kohlen zu lauffen: Nach welchem heissen e Lauffe man iedwedem die Fusse besahe / welche nun verletzt waren / die wurden vor schuldig gehalten / und wiederum gebunden. Es war aber kein einiger / welcher unverletzt geblieben war / ob gleich deren ein Theil mit verwunderlicher Geschwindigkeit durch das Feuer flohen. Etliche fielen gar darein / kunten sie nun heraus kriechen / so waren sie zwar vom Feuer / nicht aber vom Tode errettet / blieben sie aber liegen / so mochten sie e jammerlich verderben: indem keinem / bey hoher Straffe einige Handreichung zu thun / erlaubet war: daß auff solche Weise unterschiedene lebendig braten und verbrennen musten. Unferne hiervon stunden etliche Elee phanten / welche in Siam iederzeit des Henckers Stelle vertreten mussen. Welche nun / und zwar alle / vor schuldig erkennet wurden / die band man an einen Pfahl / und legte sie vor die Elephanten. Wenn nun der Elephant an einen dieser bedeutenden Missethae ter angefue hret ward / gieng er etliche mal mit grausamen Brue llen umb ihn herum / endlich fassete er ihn mit e e dem Russel / warff ihn mit Gewalt in die Hohe / und fieng ihn mit den e scharffen Zahnen durch den Leib wieder auff / von welchen er den Coe rper e schuttelte / und mit den ungeheuren Tappen dermassen zertrat / daß ihm e das Eingeweide heraus sprang. Die zerschmetterten Corper wurden nach einer grossen Gruben geschleiffet / und da hinein geworffen. Weil sich nun die Zahl der so jae mmerlich hingerichteten Personen mercklich vermehe e rete / als wurde der Boden uberal von dem hauffigen Menschen-Blute dere e massen gefarbet und glatt gemachet / daß auch die Henckermaßigen Ele3 Armen herbey] Armen I. e
1–2 voll Holtz-Kohlen gelegt] mit Holzkohlen angefullt K. 2–3 angefeuert wurden] glue hend gemacht werden mußten K. 5 Schenckel] Fue sse K. 9 angemahnet] ere mahnet K. 12–13 Nach welchem heissen Lauffe man iedwedem die Fusse besahe] e darauf besahe man jedwedem die Fusse K. 16 verwunderlicher] verwunderungsvoller e K. 16 flohen] eilten K. 18–19 mochten sie jammerlich verderben] mußten sie e jammerlich sterben K. 19–20 einige Handreichung zu thun] herauszuhelfen K. e e 22 Stelle] Amt K. 25 angefuhret] gefuhret K.
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phanten keinen gewissen Tritt mehr thun kunten. Dieses war nun die gemeine Straffe. Die andern musten noch schmertzlichere Todes-Arten empfinden / denn ein Theil wurden auff dem Wege / wo man am meisten zu gehen pflegte / in die Erde biß an den Hals eingegraben / und ein iedweder / der vorue ber gieng / muste sie bey Leibes-Straffe anspeyen. Unterdessen durffte sie niemand toe dten / vielweniger ihnen einen Trunck e Wasser reichen / oder die geringste Gute thun / biß diese armselige Menschen von der Sonnen halb gebraten / vor Durst verschmachteten. Tausendmal baten sie um die grosse Gnade ihres Todes. Allein die Tyranney hatte e e ihre Ohren verstopffet / und musten also uber tausend Personen erbarmlich e e umkommen. Man hielte davor / diese Tyranney des Koniges ware nicht so e wohl auff die Gifft-Mischer / als auff den Adel angesehen / weil dem Pobel e ein grosser Gefallen geschahe / und sich dadurch der Konig freyere Hand machte. Ob nun gleich Printz Nherandi auffs beweglichste seinen Herrn e Vater von solcher Tyranney abzufuhren trachtete / mit Vorstellung / wie man solch Blut-Vergiessen wider den Feind verspahren solte / und wie e e leicht man den allbereit entbrannten Zorn der Gotter / zu ausserstem Une tergang des Reichs noch hefftiger vermehren konte. Allein der Tugendhaffte Printz wurde mit einer so unangenehmen Antwort abgefertiget / daß er sich entschloß / Tag und Nacht auff der Mauer zu bleiben. So stecke demnach / grausamer Higvero / dein Mord-Messer wieder ein / und bedencke / daß die Rache dieses unschuldige¯ Bluts bereits vor dem Thore ruhe. Was sage ich ruhe? vielmehr wa che / weil der Feind bereits den Sebel auff deinen Halß wetzet / und in wenig Tagen eine solche Rache vollstrecken e wird / dergleichen in Asien niemals erhoret worden. Doch ich rede mit Steinen / ja ich giesse nur Oel ins Feuer / welche Flamme auch die une schuldige Princeßin Fylane betreffen solte. Diese war des Koniges leibliche / doch von der ersten Gemahlin erzielte Tochter / eine leibliche Schwester des tapffern Printzen Nherandi / und muste iederzeit den gewoe hnlie chen Haß ihrer Stief-Mutter / als ietzigen Konigin / sattsam empfinden. Wie aber dergleichen Personen allgemeine Probier-Steine kindlicher Gedult zu seyn e pflegen: und diese Wurtzeln insgemein allen Safft vaterlicher Gunst denen NebenZweigen zu entziehen trachten: Also muste auch hier die fromme Princeßin e
unschuldig entgelten / was der Tod an ihrer Stieff-Schwester verubet hatte. 9 baten sie] baten H, J. e 7 Gute thun] Erleichterung machen K. 9–10 die Tyranney hatte ihre] der Tyranne hatte seine K. 12–13 dem Poe bel ein grosser Gefallen geschahe] der Poe bel sich freuete K. 15 mit Vorstellung] indem er ihm vorstellete K. 18 vermehren] reitzen K. 21 Mord-Messer] Mordschwert K. 22 ruhe] auf dich warte K. 23 ruhe? vielmehr wache / weil der] warte, vielmehr der K. 24 wetzet] setzet K. 24 vollstrecken] e ausuben K. 30 sattsam] bey allen Gelegenheiten K. 31–32 zu seyn pflegen] seyn K. e e 32 allen Safft vaterlicher] alle vaterliche K.
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Hierzu kam nun die verliebte Rache vorerwehnten Sabartibams / welcher e als ein vornehmer Reichs-Furste ehemals sich umb ihre Liebe beworben / e derselben aber nicht theilhafftig werden konnen: Weil er denn dieses vor e e eine erwunschte Gelegenheit / seine vergebene Liebe zu rachen / hielt / e e e verfugte er sich so fort zu der Konigin mit diesem falschlichen Berichte: Er habe noch bey Lebezeiten der Verstorbenen / die Princeßin Fylane sich zu e e unterschiedenen malen bekla gen horen / wie die jungere Princeßin nicht e allein mehr Ehre und Liebe von dem Koniglichen Herrn Vater / als sie / e genosse / sondern auch sie hierdurch in nicht geringe Verachtung durche gehends gesetzet wurde: Dahero sie ein Auge aus dem Kopffe verlieren wolte / wenn dieser Hinderungs-Stein ihres Ansehens aus dem Wege gee e e e raumet ware. Aus welchen verdachtigen Worten leichtlich eine verdachtige e e Folge konte geschlossen werden. Die Konigin empfieng / als ein guter Zune der / diese Funcken gar bald / und vertrostete / ein grosses Feuer hieraus zu e e machen: Dahero sie sich in das Gemach des betrubten Koniges / mit zere streueten Haaren und thranenden Augen begab / und ihm diese erdichtete Muthmassung dermassen scheinbar vorbrachte / daß es nicht allein der e Konig glaubete / sondern auch ohne Betrachtung seines Fleisches und Blue tes / vielweniger ihres hohen Standes / befahl / die ungluckselige Princeßin mit silbernen Ketten zu binden / und nebst ihrem Frauenzimmer zur Feuer-Probe zu fue hren. Diese Zorn-Glut wuste die arge Stieff-Mutter dergestalt zu unterhalten / daß sie um ein grosses vermehret wurde / als sie ferner vorbrachte: Die Princessin Fylane habe bey Ausfue hrung der Entseelten e
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iederzeit gelachelt / ob gleich gantz Odia sein Bey-Leid durch Thranen bezeuget e hatte. Woran doch nicht ein lasterhaffter Vor satz / sondern ihre angebohrne
holdselige Freundligkeit Schuld war. Zu verwundern ist es / wie sich ein e e e Vaterliches Hertze durch fremdes Fleisch / sein eigenes Geblute konne lassen verhaßt machen: Allein hier muste die Verwunderung den Finger auff den Mund legen / weil oe ffters / ob zwar ein ehelicher / doch unordentlicher 29 ehelicher] ehrlicher C, E, F, G, H, I, J. e
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5 diesem falschlichen Berichte] dieser erdichteten Nachricht K. 9–11 in nicht gee ringe Verachtung durchgehends gesetzet wurde: Dahero sie ein Auge aus dem Kopffe verlieren wolte / wenn dieser Hinderungs-Stein ihres Ansehens] mit Verachtung durche gehends angesehen wurde: dahero sie nicht eher ruhen wolte, bis dieser Feind ihrer Gnade K. 13–15 empfieng / als ein guter Zunder / diese Funcken gar bald / und e vertrostete / ein grosses Feuer hieraus zu machen] nahm diese Gelegenheit mit Freuden e e auf, und versprach ihm, die Sache bey dem Konige recht gefahrlich anzubringen K. 18–19 Betrachtung seines Fleisches und Blutes / vielweniger ihres hohen Standes] zu bedenken, daß sie seine Tochter und von so hohem Stande K. 21 Diese Zorn-Glut] Diesen Zorn K. 22 daß sie] daß er K. 24 Bey-Leid] Mitleid K. 25 ein lasterhaffe ter Vorsatz] eine verubte Schandthat K. 26 Zu verwundern ist es] Es ist zu bewundern e e e K. 27–28 Geblute konne lassen verhaßt machen] Herze gleichsam konne verwunden K. 28–29 Verwunderung den Finger auff den Mund legen] Vernunft schweigen K. 29–1 ob zwar ein ehelicher / doch unordentlicher Begierdens Rauch] obzwar redliche doch unordentliche Begierden K.
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Begierdens Rauch die Flamme natue rlicher Liebe ersticket. Hier hatte nun eine boßhaffte Stieff-Mutter den Zweck ihres Hasses erreichet / und der e e scheltens-wurdige Sabartibam erblodete nicht / seine unbefugte Rache e auch mit so zarten Blute zu kuhlen. Der Tag hatte kaum dem ungewissene e hafften Vater die Ruhe verstohret / so befahl er / die betrubte Princeßin nebst ihrem Frauenzimmer / vorerzehlter massen / durch das Feuer zu leie ten: Und damit ja keine Unbarmhertzigkeit unterlassen wurde / so hielt die e ungerechte Konigin beweglich an / dem Sabartibam die Vollziehung dieses e grausamen Befehls auffzutragen: worein der verblendete Konig bald willigte / und jener diese Verrichtung mit Freuden auff sich nahm. Wiewohl solches alles in solcher Stille vorgenommen ward / daß Printz Nherandi nicht das geringste davon erfuhr. Nachdem aber dieses zarte Bild durch das Feuer getrieben worden / befand man / wie leicht zu erachten / die e Schenckel erbarmlich zugerichtet und verbrennet: Das andere Frauenzime mer / ob gleich keines unbeschadiget davon kam / wurde doch vor une schuldig erklaret / und loßgelassen: Die Princeßin ward so fort dem hohen Gerichte der alten Mandarynen vorgestellet / welche ihr mit Bedrohung e e e argster Marter zuredeten / wie sie diese schandliche That in der Gute bee kennen / und hernach die Beschleunigung des Rechtens gewartig seyn solte. Die trostlose Fylane vermochte vor hae uffigen Thrae nen kein Wort vorzubringen / und schmertzte sie nicht so sehr das Feuer / als die grausame e Schmach / welche ihr aus verbittertem Hasse einer vergalleten Stieffe Mutter / und gehaßigen Liebhabers / unschuldigst zugefue get worden. e e Gerechten Gotter! hub sie endlich mit wehmuthigster Stimme / und gen Himmel gerichteten nassen Augen an / die ihr Hertzen und Gemue ther zu
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erforschen pfleget; zehlet diese meine Thranen / und lasset euch meine Seufftzer / welche ihren Ursprung aus meiner Seele nehmen / befohlen seyn. Schauet / wie diese Burg ein Schauplatz geworden ist / wo man nichts als Unschuld verbrennen e siehet. Gerechter Himmel! hore meine Wehmuth / weil mir das stumme Leid Rede und Zunge bindet. Die brennende Glut hat den Leib noch lange nicht so schmertze lich / als die schwartze Flam ¯¯ e der Verleumdung / mein Hertze beruhret / denn wo e e dieses Feuer in den Palasten brennet / da muß auch das guldene Bild der Unschuld
25 Gerechten] Gerechte C, E, F, G, H, I, J, K. e 1 ersticket] erstickten K. 3 erblodete] scheuete sich K. 4 mit so] an einem K. e e 5 verstohret] gestoret K. 6–7 zu leiten] gehen zu lassen K. 19 Beschleunigung des Rechtens gewae rtig seyn] gerechte Strafe einer solchen Schandthat erwarten K. 21 vermochte] konnte K. 21–22 vorzubringen] vorbringen K. 23 verbittertem] e e erbittertem K. 23 vergalleten] erzurneten K. 26–27 zu erforschen pfleget] erfore schen konnet K. 28 ihren Ursprung aus meiner Seele nehmen] aus einer reinen Seele entspringen K. 30–31 das stumme Leid Rede und Zunge bindet] die tiefe Wehmuth e e e Sprache und Zunge lahmet K. 32 beruhret] verwundet K. 33 guldene] edle K.
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schmeltzen. Ob ich nun zwar von dem heiligen Angesichte der Gotter / und eurer Gegenwart / O ihr Richter / mich auch der geringsten Missethat nicht schuldig geben kan / auch ausser einer erbosten Stieffmutter / und einem verbitterten Liebhaber / niemand wider mich zeugen oder beschuldigen kan; so wird mir doch nunmehro das Leben ein Ekel und Verdruß seyn: Dannenhero ich mich viel lieber zu dieser ungeschehenen That freywillig bekennen / und den darauff gesetzten Tod gedultig leiden wil. Ich gestehe diesen Mord / und bitte nun nichts mehr / als umb die Beschleunigung meines Todes / damit ich nur nicht der Welt zu Spotte e e langer leben durffe. Durch diese Rede wurden viele der alten Mandarynen so
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sehr zum Mitleiden bewogen / daß wo ihnen nicht des Konigs Grimm vor e e Augen gestanden hatte / sie leichtlich Mittel zu der Princeßin Erlosung e wurden gefunden haben. Doch die Furcht kehrete ihre Hertzen von diesem e guten Vorsatze ab: und hinterbrachten sie dem Konige ihre freywillige e Bekantniß. Wie solches der tyrannische Vater vernommen / befahl er alsobald dem Sabartibam / einen Holtzstoß zubereiten zu lassen / auff welchem die true bselige Fylane ihre Unschuld auch in der Glut bewae hren solte. Des Koe niges Befehl war nicht so bald geschehen / so waren inner wenig Stune den / auff Anordnung der Konigin / alle Zubereitungen fertig / und wurde mit ihrer Hinrichtung umb so viel desto mehr geeilet: weil das Geschrey kam / wie der Feind einen allgemeinen Haupt-Sturm wolte anlauffen lassen. Diese Verbrennung nun desto ansehnlicher zu machen / befahl die e vermeinte vaterliche Gnade / den Abaxar nebst funffzig Mit-Gefangenen bey dem Feuer zu opffern / und sie ihr / nach Heydnischer Meinung / zur Auffwartung in jene Welt nachzuschicken. Welche denn noch eher / als die Princeßin / zu dem Holtz-Stosse hingeschleppet wurden. In kurtzem sahe man die betrue bte Princeßin / zwischen vier Frauensbildern mit vielen Sole daten umbgeben / aus dem Schlosse / unter schweren Ketten in so erbarme e licher Gestalt / gefuhret kommen: daß auch die Steine zu Mitleiden hatten e sollen beweget werden: Der Konig aber war von seiner schmeichlenden e Gemahlin dermassen eingenommen / daß er auch nicht erblodete / den Tod e dieses seinen schonen Kindes in Person anzusehen: dannenhero er sich
4 wider mich zeugen oder beschuldigen kan; so wird] fehlt in B, D, E, F, G, H, I, J. 1 schmeltzen] geopfert werden K. 3 verbitterten] rachgierigen K. 4 zeugen oder beschuldigen kan] mich habe K. 9 Rede] standhafte Rede K. 11 gestanden] geschwebet K. 15 Holtzstoß] Scheiterhaufen K. 17 nicht so bald geschehen] kaum gegeben K. 19–20 desto mehr geeilet: weil das Geschrey kam / wie] mehr geeilet, weil die Nachricht kam, daß K. 20–21 wolte anlauffen lassen] wagen wolte K. 22 nebst] nebst noch K. 23 bey dem Feuer zu opffern] dem Feuer aufzuopfern K. 24 Auffwartung] Gesellschaft K. 25 Holtz-Stosse] Scheiterhaufen K. 26 Frauensbildern] Frauenspersonen K. 28 kommen] bringen K. 30 er auch nicht erbloe dete] er sich auch nicht scheuete K.
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nebst der Gemahlin / auff einen unfern gesetzten kleinen Thron verfue gte / diesen Jammer unempfindlichst mit anzusehen. Sabartibam vertrat indessen die Stelle eines fleißi gen Henckers / indem er so wohl alle Anstalt zum Opffer der Gefangenen / als auch zum Brande / mit eyfrigster Bemue hung machte. Als nun die barbarische Stieffmutter die Princeßin / in jae mmerlichsten e Anblicke / ihren Tod erwarten sahe: wurde sie zu noch grosserer Grausame e keit / durch ihr boses Gemuthe / angefeuert / daß sie auch sagen durffte:
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Weil diese Morderin meinem Kinde auch nicht die Ruhe ihres Fleisches in der e e Asche gonnen wollen / also / daß sonder Zweifel aus Zauberey ein Stucke in e e seinem Blute liegen mussen: so ist es hochstbillig / daß man sie zwinge / sich e ebenfalls ein solches Stucke Fleisch aus ihrem Leibe mit eigner Hand zu schneiden / und ins Feuer zu werffen. Wie solches die vorhin elende Princeßin e
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horte / befiel sie ein rechtmassiger Grimm / welcher ihr diese Worte in den Mund legte: Ha / Blut-begierige Bestie! du bist zwar eine Henckerin meines Leibes / aber doch noch viel zu wenig / meinen Willen zu zwingen / oder mein e e Gemuthe zu beherrschen. Die erschreckliche Schlange des hollischen Rauchhauses e e wird deine Drauung an dir erfullen / und dich statt meines Vaters mit schwartzen e Geistern vermahlen. Ob ich nun zwar von aller Welt verlassen bin / und mich derjenige / welcher mir das Leben gegeben / statt dessen den Tod gewehret: so e e will ich doch auch sterbende die vaterliche Hand kussen / und die kindliche Liebe nicht im geringsten beleidigen. Dieser Wangen-abrollende Angst-Schweiß aber soll ein herber Zeuge meiner reinen Unschuld seyn: ja meine Unschuld soll siegen / und Mutter und Hencker verlachen / wenn schon mein unbeflecktes Blut in dem e e Feuer zischen wird. Ihm / wehrtster Herr Vater / wunsche ich / daß die Gotter diese That vergessen / und die Rache von dessen Haupt abwenden wollen. Ich sterbe als ein unschuldig-gehorsames Kind. Dir aber / allerliebster Bruder Nherandi / der du noch meinen Todt erst mit innigstem Jammer erfahren solst / sage ich die letzte gute Nacht / und schicke dir durch die Lufft den letzten Abschieds-Kuß. Mit
welchen Worten sie sich zu dem heissen Antritt beqvemen wolte. Es war aber unmoe glich / daß hier die Natur auch solte zur Stieffmutter werden: 19 mich] mir C, E, F, G, I, K. 1 unfern gesetzten] ohnweit davon aufgebauten K. 2 unempfindlichst] mit tyrannischer Unempfindlichkeit K. 3 so wohl alle Anstalt] sowol K. 4 mit eyfrigster Bemue hung] die besten Anstalten K. 7 Anblicke] Aufzuge K. 8 durffte] konte K. e e 13 elende] beangstigte K. 14 befiel sie ein rechtmassiger] gerieth sie in einen rechte maßigen K. 14–15 in den Mund legte] auspreßte K. 17 des hoe llischen Rauchhauses] der Hoe lle K. 18–19 mit schwartzen Geistern vermae hlen] unter die Zahl der e hollischen Geister versetzen K. 20 gegeben] gegeben hat K. 21 Liebe] Ehrfurcht K. 22 Wangen-abrollende] von den Wangen herabrollende K. 23 herber] trauriger K. 24–25 in dem Feuer zischen] ein Opfer des Feuers seyn K. 26 abwenden wollen] abwenden K. 30 heissen Antritt beqvemen] aufgerichteten Scheiterhaufen nae hern K. e 31 zur Stieffmutter] uberwunden K.
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indem endlich dem Koe nige die Thrae nen aus den Augen drungen / und das brechende Hertze diese Worte unter einem tieffen Seufftzer heraus stieß: e
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Ach! wolten die Gotter / es unterstunde sich iemand deine Unschuld zu behaupten / so wolte ich leicht zum Beyfall zu bewegen seyn. Da ihn denn zugleich ein
hefftiger Angst-Schweiß ue berfiel: und ob zwar das moe rderische Hoe llenKind Sabartibam bereits den Stoß anzuzue nden begunte / befahl doch der e e Konig / noch etwas inne zu halten. Wahrenden diesen Trauer-Spiels stand e nun Abaxar / unfern des Konigl. Thrones / in Ketten und Banden / und e e hatte uber der Schonheit der Princeßin / welche wie ein Liecht / welches e ietzt zu loschen beginnt / die meisten Strahlen von sich warff / fast seinen eigenen Todes vergessen. Sein Helden-Muth konte sich nicht zwingen / e e e e wehmuthige Thranen uber den erbarmlichen Anblick der Fylane zu une terlassen: und hatte er gerne einen hundertfachen Tod erduldet / wenn e e e solcher nur das Leben der schonen Princeßin hatte retten mogen. Weil er nun so nahe dem Throne stund / daß er das seufftzende Verlangen des Koe nigs gar wohl vernehmen konte: so ermunterte er sich dermassen / daß er durch hefftiges Schwirren seiner Ketten alle Anwesende zu auffmercken e bewog: dahero er nach sothaner Stille sich gegen den Konig wendete / und e e ihn also anredete: Die Gotter haben meine Ohren eroffnet / daß ich den
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Wunsch / welcher aus einem mitleidigen Vater-Hertzen geqvollen / wohl vernehe e men konnen. Weil ich denn dieser schonen Princeßin ihrer Unschuld wohl versie chert bin / so hindert mich die betrugliche Feuer-Probe gar nicht: daß / weil andere e e Mittel volligern Beweises anietzo gebrechen / ich erbotig bin / unter Bedeckung eines Schildes mit einem festen Stabe in der Hand / ihre unfehlbare Unschuld / wider einen iedweden / er sey bewaffnet wie er wolle / behaupten und vertheie digen will. Ob nun zwar die Konigin viel Einwendens machen wolte / so war e doch dieser Vortrag dem Konige angenehm / und Sabartibam wolte vor Eyfer bersten / daß er sich in seiner blutigen Rache solte verhindert sehen / weil ihm aber Abaxars Erbieten sehr verae chtlich vorkam / und solches einzugehen / vor ein leichtes Entschliessen hielt: als erbot er sich nur mit einem Sebel in der Hand dem Abaxar zu begegnen. Dannenhero zu ieder-
5 und ob] ob B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 25–26 behaupten und vertheidigen will] zu behaupten und zu vertheidigen I, K. 26 Ob nun zwar] neuer Absatz in B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e e 6 Stoß anzuzunden begunte] Scheiterhauffen anzuzunden im Begriff war K. e e 7 Wahrenden diesen Trauer-Spiels] Wahrend diesem Trauerspiel K. 8 unfern des e e e Konigl Thrones] nicht weit von dem konigl. Throne K. 10 zu loschen beginnt] ause e loschen will K. 11 zwingen] uberwinden K. 12–13 zu unterlassen] fliessen zu lassen K. 14 moe gen] koe nnen K. 17 Schwirren seiner] Gerae usch mit seinen K. 17 zu auffmercken] zur Aufmerksamkeit K. 20 geqvollen] geflossen K. 21 dieser schoe nen e Princeßin ihrer Unschuld] von der Unschuld dieser schonen Prinzeßin sehr K. e e 23 volligern Beweises anietzo gebrechen] den volligen Beweis anjetzo nicht verstatten K. e e 28 Eyfer] Grimm K. 30 vor ein leichtes Entschliessen] fur einen fluchtigen Entschluß K.
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mans Vergnue gen Abaxar / so bald aller Ketten benommen / auff freyen Fuß gestellet / und mit begehrten schlechten Waffen versehen ward. Die Princessin stund inzwischen als in einem Traum / und konte sich nicht einbilden / daß einiger Mensch gue tiger / als ein Vater seyn solte / iedoch bedung e sich Abaxar zuvor dieses aus / daß sein Sieg die Princeßin gantzlich bee freyen / und die ihr zugedachte Glut des erlegten Feindes Corper verzehren e solte. Welches auch so fort von dem Konige bewilliget / und den Mane darynen / als vorigen Rich tern / beschworen ward: Sabartibam schaumete inzwischen wie ein Eber / und weil es sich in etwas verzog / hieb er vor Ungedult und Zorn in den Holtz-Stoß. Abaxar aber verließ sich auff die e e e e Hulffe der Gotter / und auff seine ungemeine Starcke / welche die Grosse e des Leibes weit ubertraff. Alle Anwesende schickten in geheim ihre Seufftzer vor den Abaxar Himmel-an: und niemand ausser der lasterhafften e Konigin wolte auch nur mit einem ersprießlichen Wunsche den Sabartibam beystehen. Hierauff nun stellete sich Abaxar in ein beqvemes Lager gegen seinen Feind / welcher ihn alsobald im ersten Streich von einander zu e e spalten vermeinte / und mit solcher Ungestum auff ihn einsturmte / daß e man auch die Boßheit der Konigin / an des Abaxars Schilde erkennen konte: indem sie in geheim einen solchen losen Schild reichen lassen / welcher auff den andern Streich den Sebel weichen und zerspringen muste: dannenhero Abaxar nicht rathsam erachtete / viel Feder-lesens zu machen: e e sondern einen Streich auff den Rucken / welcher doch flachlings gerieth / e auszuhalten / dahero er mit gebucktem Leibe / den vor Zorn rasenden Sabartibam / dermassen unterlieff / daß er mit ihm ue bern Hauffen fiel. Hier e hatte Abaxar den Sieg bereit in Handen / indem er mit der lincken Hand des Sabartibams Faust / worinn er den Sebel hielt / begriff / mit der Rechten ihm aber dermassen die Gurgel beklemmte / daß ihm der Athem und alle Krafft entging / und er also auch leicht den Sebel ihm auswinden konte / womit er ihm im Augenblick ue ber die Gurgel fuhr / und mit einem Schnitte ihn vollend des Lebens beraubte / worauff er ihm das Haupt herunter sebelte / und solches auff den Knien vor der Princeßin Fue ße legte. Es war kaum verrichtet / so war die Lufft von einem allgemeinen Freuden-Geschrey des jauchzenden Volcks erfue llet / zugleich aber stue rmete e Printz Nherandi / welcher dieses spat erfahren / mit drey tausend Mann e auff den Platz / umb seine geliebte Schwester zu retten: hatte aber der e tapffere Abaxar nicht ihren Tod auff diese Art hintertrieben / so wurde der 36 hintertrieben] hintertreiben B. 1 so bald aller Ketten benommen] sobald alle Ketten abgenommen K. 2 begehrten] den verlangten K. 4 einiger] ein K. 10 Holtz-Stoß] Scheiterhauffen K. e e 17 solcher] solchem K. 17 einsturmte] lossturmete K. 24 unterlieff] auf den Leib e e e kam K. 24 ubern] uber den K. 28 ihm auswinden] aus den Handen drehen K. 36 hintertrieben] verhindert K.
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Printz allzuspae t angelanget seyn: welcher mit gleichen Schritten auff die Princeßin zueilete / ihr die Ketten abnehmen / und sie unter der Verwahe rung der treuen Volcker ließ. Nach diesem vergaß er ziemlich seiner kinde lichen Ehrerbietung / indem er sich nach dem Konige und seiner Gemahlin mit diesen Worten umwendete: Unartiger Vater! verdammte Stieff-Mutter! Ist e
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dieses in gantz Asien erhoret worden / daß man aus vergalltem Angeben eines e e unverschamten Weibes / sein eigen Fleisch und Blut / ich will nicht sagen Konige liche Princeßin / dem Hencker uberantwortet / und sich nicht anders geberdet / e als ob man in groster Sicherheit lebte / da man nur in eignen Adern nach Belieben e e wuten mochte. Pfuy der Schande! welches auch von den Menschenfressern nicht e wird gebilliget werden / als welche die feindlichen Corper fressen / der Ihrigen aber verschonen. Kommet nur mit mir auff die Mauern / und schauet / wie der e e Feind den Sebel wetzet / und die Zahne auff uns blocket / so wird euch der Blut-Durst leicht vergehen. Ich muß mit diesen tapffern Leuten Tag und Nacht in Hitze und Frost / unter den sausenden Kugeln und Pfeilen ohne Speise und Ruhe zubringen / und unsere Seelen dem Feinde vor die Stadt opffern: Ihr aber hine gegen wollet auch den Feind an Grausamkeit ubertreffen / und da nur der Feind e gegen Feinde kampfet / so verschonet ihr auch der Freunde nicht. Ich habe alle bereit den Stiffter dieses Mord-Spiels erfahren / sahe er die Konigin mit ergrimmten Augen an / und wo ich nicht meines Hauses und meines Sebels / welchen ich nicht mit eines so vermaledeyten Weibs Blute beflecken will / verschonte / so solte die Schmach meiner Schwester mit eurem Blute abgewaschen e e werden. Worauff der Konig nebst ihr / aus Scham des bloden Gewissens /
alsobald den Platz verliessen: Abaxar aber erzehlete dem Printzen alle Bee e gebenheit umbstandlich / worauff der Corper des Sabartibams dem Volcke e e ubergeben ward / welcher in tausend Stucke zerhackt / auff den Holtz-Stoß geworffen / und zu Pulver verbrennet wurde: die Princeßin aber wurde unter der Hand des Abaxars in einem Pallast von fue nffhundert Mann bee e wacht / damit ihr ferner nichts ubels begegnen mochte. Welche Zeit denn e e Abaxar dermassen wohl anwendete / daß Fylane wunschte / Abaxar mochte e zu Cronen gebohren / und also ihrer Liebe wurdig seyn. Kurtz / Abaxar hatte sich so weit bloß gegeben / daß die Princeßin Gelegenheit verlangte /
21 Weibs Blute] Weibs-Blute B; Weibes Blute C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 gleichen] hurtigen K. 3 der] seiner K. 3–4 seiner kindlichen] seine kindliche K. e 5 umwendete] wendete K. 6 vergalltem] einem boshaften K. 8 geberdet] bezeiget K. 9 in eignen Adern] gegen sich selbst K. 10 Pfuy der Schande! welches auch] O schandbare That! welche auch K. 12 verschonen] schonen K. 16 die Stadt opffern] der Stadt aufopfern K. 18–19 allbereit den Stiffter dieses Mord-Spiels] bereits den Anstifter dieses Mordgerichts K. 21 so vermaledeyten] vermaledeyten K. 22 Schmach] Beschimpfung K. 22 abgewaschen] gerochen K. 23 ihr] der Koe nigin e K. 23 bloden] aufgewachten K. 24–25 Begebenheit] Gelegenheiten K. 26 Holtz-Stoß] Scheiterhaufen K.
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in allem des Abaxars keuschen Begehren nachzuleben / welche verliebte Reden vorzubringen der enge Raum untersaget / und der begierige Leser wohl selbst wissen wird / was er vor Worte in dergleichen Begebenheit gebrauchen wolte. Wir lassen nun unsere Feder abermals zum Uberlae uffer werden / welche sich aus der Stadt in des Feindes Lager begiebt; Diesen treffen wir nach e e einer zwolff-tagigen Ruhe in einem muntern Zustande an / und Chaumigrem flammte vor Begier / nach schleuniger Eroberung: welche Hoffnung ihn auch nicht fehlen ließ. Denn keine Stadt in der Welt kan ihren Wae llen und e
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Mauren / waren sie auch gleich von lauter Eisen / so viel zutrauen / daß sie der e e Unuberwindligkeit vergewissert ware: zumal wen¯ sie von keinem Entsatze weiß / e e und ihr entweder alle Zufuhr benommen ist / oder ein Ehrsuchtiger und blutdurstiger Tyrann / der Menschen-Blut und Wasser in gleichen Preiß stellet / ihr mit e grosser Gewalt zusetzet / und mit seiner Menge allen Widerstand ubertrutzen kan. Denn Chaumigrem wolte viel lieber seine Armee / weder seine Ent-
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schliessung / zu schanden gehen lassen. Sein Leben und Wille galt ihm e e gleich viel / und darum aller seiner Volcker Kopffe desto weniger. Zu dem Ende foderte er alle seine Generals / Obersten und Hauptleute zusammen / und gab ihnen zu verstehen: Wie dieser Ort ihm so feste an das Hertze gee
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knupfft ware / daß er viel lieber sterben / als mit Schimpff davon abweichen wolte. e Darum stehe ein- vor alle mal der Entschluß unumbstoßlich: noch einen Haupte Sturm zu wagen / und darinnen sein Leben / entweder heldenmuthig auffzuopffern / oder anders nicht / denn mit Triumph in die Stadt einzuziehen. Niemand
durffte diesem brue llenden Loe wen widersprechen; aus Furcht / die Sprache e gar druber zu verlieren. Dahero sie bald darein willigten / und nur umb einen Tag Frist baten: nach welchem sie ihre euserste Krae ffte / zu endlicher Eroberung der Stadt / anwenden wolten. Worauff alles / was nur Bogen und Sebel zu fue hren vermochte / sich zum Sturme gefast machen muste. 25–26 umb einen] einen C, E, F, G, H, I, J, K. 1 Begehren nachzuleben] Verlangen zu gehorchen K. 5–6 lassen nun unsere Feder e abermals zum Uberlauffer werden / welche sich aus der Stadt in des Feindes Lager begiebt; Diesen] wollen nun wieder einen flue chtigen Blick in das feindliche Lager thun, und die Feinde in ihren Beschae ftigungen betrachten; Diese K. 8 schleuniger] der schleunigen K. 9 ihn] ihm K. 9 fehlen ließ] fehl schlug K. 10 lauter Eisen] e e e Eisen und Felsen K. 10–11 der Unuberwindligkeit vergewissert ware] unuberwinde lich waren K. 11 von keinem Entsatze weiß] keinen Entsatz hoffen kann K. 12 benommen] abgeschnitten K. 13 in gleichen Preiß stellet] gleich achtet K. e e 14 ubertrutzen] endlich doch uberwinden K. 15 viel lieber] lieber K. 15–16 weder seine Entschliessung / zu schanden gehen lassen] aufopfern, als die Belagerung mit Schimpf und Schande aufheben K. 17 aller] achtete er aller K. 19 verstehen] ere e kennen K. 19–20 dieser Ort ihm so feste an das Hertze geknupfft ware / daß er viel e lieber sterben / als] die Eroberung dieses Orts ihm viel lieber als sein Leben ware, da er K. 20 abweichen wolte] abziehen solte K. 21 stehe] sey K. 24–25 die Sprache gar e druber] sein Leben K. 26 zu endlicher] zur K.
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Als nun der blutige Tag angebrochen / an welchem es schien; ob wolten e die Gotter / wegen des nechst-unschuldig-vergossenen Bluts / Rache von Odia fodern: muste sich die gantze Armee in Schlacht-Ordnung stellen / welche Chaumigrem in eigner Person zu Pferde rings umb besichtigte. Hierauff forderte er abermals alle Kriegs-Hae upter in einen Kreiß zusammen / und redete sie mit diesen Worten an: Ihr meine Feld-Herren / Obersten /
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Hauptleute / und alle andere / welche die Gotter unter meinen Gehorsam gesetzet haben! Gedencket nicht / daß ich heute diesen Sturm endigen werde / ehe und e bevor dieser hartnackigte Ort erobert worden. Ich bin hier mit dieser grossen Armee / entweder zu siegen / oder zu sterben; und ihr alle solt auch gleichen Entschluß fassen. Ich bin entschlossen / die Obersten und Hauptleute / so ihre e Pflicht nicht beobachten werden / mit eigner Hand zu erwurgen: die Geringern e aber durch sich selbst / oder durch die Feinde / todten zu lassen / und alsdenn e hernach mich selbst meines Lebens zu berauben: damit man nicht sagen konne: e Chaumigrem sey von andern uberwunden worden. Denn es findet zwar derjenige / welcher in guten Wercken stirbet / alles wohl nach seinem Tode bestellet: e e ¯¯ t / wird noch viel gluckseliger in aber der / welcher vor seinem Feinde umbkom e dem Niba seyn. Ihr meine Vater / (also nenne ich die Alten /) und ihr meine e Bruder / die ihr meiner Jahre / und aus einerley Zeuge mit mir gemacht seyd! lasset uns ein Werck verrichten / welches dem Qviay Gvatur, unserm grossen Kriegese e Gotte / verbinden moge: daß er bey den Gottern unser Vorsprecher sey / und vor e alle dermaleinst sagen konne: dieses sind die Helden / die vor den grossen Ruhm der Peguanischen Gottheit gestritten haben. Auch daß man in unserm Vaterlande e von uns reden moge / daß wir / um in der andern Welt Ruhe zu erlangen / keine e Unruhe in dieser Welt gescheuet haben. Hierzu aber zu gelangen / ist nothig / daß e e man arbeite / und keine Gefahr furchte. Und warum soltet ihr euch furchten? Ich glaube nicht / daß iemand von euch so verzagt sey. Solte ich aber sehen / daß einer oder der andere nicht willig an den Streit gehet / so will ich denselben mit eigner Hand niedersebeln.
Wie nun alle Umherstehende solches anhoe reten / rue hrten sie mit der Hand die Erde an / und antworteten einhellig: Sie wae ren bereit / den Willen Sr. Maj. zu vollbringen. Worauff das gesammte Fuß-Volck / so viel auff dem festen Lande / zwischen der Stadt und dem Flusse / Raum hatten / von den e ¯¯ gefue hbeyden Feld-Herren / Martong und Soudras / uber den breiten Dam ret wurde / denen Chaumigrem selbst / ungeachtet des grausamen Schiessens aus der Stadt / mit der Reuterey nachfolgete / und iedwedem Obersten seinen Posten / wo er anlauffen solte / anwiese; also / daß die Stadt an allen 27 aber sehen] sehen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2 nechst-unschuldig] unschuldig K. 16 Wercken stirbet / alles wohl nach seinem e e Tode bestellet] Beschaftigungen stirbet, alle Gluckseligkeit nach seinem Tode bereit K. 17 noch viel] noch K. 19 ihr meiner Jahre] in meinen Jahren K. 19 Zeuge] Erde K. 25 Unruhe] Arbeit K. 37 anlauffen] angreifen K.
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Orten zugleich solte angegriffen werden. Das Fußvolck aber wurde von allen Seiten mit der Reuterey umbringet / welche sich / im Fall der Noth / e auch zum Absteigen musten gefast halten. Wie nun wahrender Stellung / e e die Belagerten unsaglichen Schaden durch Schiessen zufugten / und ein Blitz nach dem andern gantze Glieder wegschlug / so eilte Chaumigrem umb so viel desto mehr / und befahl die Losung mit dem gesammten Gee e schutze zu geben / welches denn mit einem vielfaltigen Donnerschlage den erschrecklichen Anfang machte / dessen Grausamkeit durch das Blasen und e e Ruhren der samtlichen Feldspiele / wie auch das entsetzliche Geschrey der Anlauffenden / dermassen vermehret wurde / daß es schien / als ob die e Lufft zu enge werden wolte / ein solches Gethone zu ertragen. Hier geschahe nun ein solcher Sturm / dergleichen man in den Asiatischen Geschichten nicht leichtlich finden wird. Es gieng alles mit so unglaublicher Gewalt zu / daß es schien / als wolte alles in den ersten verwirrten Klumpen der Welt zerfallen / und das unterste oben gekehret werden. Die Lufft wurde anfangs von einem Pfeil-Regen gantz vertunckelt / iedoch e aber durch den Blitz der Mußqveten und Stucke bald dermassen erleuche tet / daß die blancken Sebel uberall einen rothen Schimmer von sich gaben. Wiewohl endlich der hefftige Dampff / Stadt und Volck dem Gesichte der Zuschauenden entzog / da man nichts mehr / als das Geschrey der Fechtenden / und das jae mmerliche Wehklagen der Sterbenden hoe ren kunte. Chaumigrem rennte inzwischen / als unsinnig / auff einem schwartzen Hengste herum / und unterließ nichts / was einem Siegs-begierigen Haupte anstund. Hier trieb er die Hintersten mit scharffen Worten und strengen e Ermahnungen an die Mauer: dort hieb er die Weichenden eigenhandig e nieder / und wutete bißweilen dermassen / als ob er sich selbst bekriegen wolte. Die Stirne runtzelte sich / biß in die Augen / die Haare streubten sich / die Nasenloe cher wurden weit und groß / und die Lippen geschwollen vor Eyfer. Er knirschte mit den Zae hnen / und schnaubte / wie ein ergrimme ter Lowe. Seine Stimme / so hefftig und durchdringende sie zuvor gewesen / so rauh und heiser ward sie endlich / daß sie viel mal keinen Laut mehr geben wolte; und wenn er gleich etliche Worte zusammen brachte / so stammelte doch die Zunge dermassen / daß er nur halb-gebrochene Worte vorbrachte: ja er wuste zuletzt selbst nicht / was er vor Zorn redete / als er die Seinigen an unterschiedenen Orten heßlich geputzt weichen sahe / wel-
1 angegriffen] bestue rmt K. 3 gefast] bereit K. 3 wae hrender] wae hrend der K. 6 desto mehr] mehr K. 10–11 ob die Lufft zu enge werden wolte / ein solches e Gethone zu ertragen] wenn Himmel und Erde vom Geschrey und Donnern der Kanonen erbebte K. 22 als] wie K. 28 die Nasenloe cher wurden weit und groß] das ganze Gesicht brannte vor Wuth K. 30 so] die so K. 30–31 sie zuvor gewesen / so] zuvor gewesen, wurde so K. 31 ward sie endlich / daß sie] daß er K. 32 wolte] konte K. 35 heßlich geputzt] grausam verwundet K.
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che er aber iedoch so bald durch Frische entsetzen ließ. Endlich wurde der e tapffere Printz Nherandi / durch eine Lantze / in die rechte Brust / gefahre lich verwundet / der kuhne Feld-Herr Padukko aber wurde gleichfalls e durch harte Verwundung zum Fechten untuchtig gemacht: dahero sich der e Printz in der Fylanen Pallast fuhren ließ / woselbst ihnen der verliebte Abaxar alle Sicherheit versprach. e Nachdem nun ein Portugiese / die unerfahrnen Stuckmeister des Chaumigrems / gegen hohe Besoldung / gelehret hatte / wie sie nicht allein das e e Geschutze wohl stellen / sondern auch die gluenden Kugeln gebrauchen solten / auch zur Probe die in der Stadt liegenden Schiffe in Brand schoß: so e entfiel endlich denen ermudeten Siammern dermassen der Muth / daß sie die Kronen ihrer Fahnen gegen den Feind senckten / und sich ergeben wolten. Allein die erbitterten Peguaner stellten sich hierzu taub und blind / e und nachdem die Siammer / aus Ermangelung ihrer Haupter / zu weichen e begunten / wurde endlich Odia auff allen Seiten mit sturmender Hand erobert. Hier solte ich zwar Feder und Zunge eines Beredten entlehnen / den Jammer der eroberten Stadt zu beschreiben: es wird aber gnug seyn / wenn ich sage: daß alle Arten der Grausamkeit damals in Odia zu sehen waren. e e Konig Higvero fluchtete mit seiner Gemahlin in das Schloß / als aber auch durch dieses die gewaltsame Hand des ergrimmten Soldaten brach: e ergriffen sie beyde einen Gifft-Becher / truncken solchen ohne Weitlaufftigkeit aus / und sturben neben einander; daß sie also erstarret von den Soldaten gefunden / ihre Coe rper aber von ihnen nicht im geringsten beleidiget wurden. Was aber von Silber und Gold anzutreffen war / solches muste alles der Raubsucht / zur Ergoe tzligkeit ihrer gehabten Mue he dienen. e e Und also starb dieser machtige Konig durch Gifft / welcher nur aus blossem e Argwohn des Giffts / uber tausend unschuldige Seelen hingerichtet hatte / e und aus gifftiger Muthmassung seines eignen Geblutes nicht verschonen e wolte. Die jenige aber / welche aus gifftigem Hasse andere zu stur tzen suchte / muste durch einen Gifft-Kelch Leben und Laster endigen / und ein blasses Zeugniß der goe ttlichen Rache gegen alle ungerechte Stieffmue tter e seyn / welches uns diese Warnung hinterlast:
33 welches] welche I, K.
33 uns] und I.
1 entsetzen] abloe sen K. 7 Stue ckmeister] Ingenieurs K. 8 hohe Besoldung] gute e Belohnungen K. 16 zwar] zwar die K. 18–19 zu sehen waren] ausgeubt wurden K. e e e e 20 Konig] Der Konig K. 26 der Raubsucht / zur Ergotzligkeit ihrer gehabten Muhe e dienen] eine Belohnung fur den durch Blut und Wunden erfochtenen Sieg seyn K. e 29 gifftiger] bloßer K. 29 seines eignen Geblutes] seiner eigenen Prinzeßin K. 31 Leben und Laster] ihr lasterhaftes Leben K. 32 blasses] lebendiges K.
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GOtt zahlet zwar nicht tae glich aus: Doch ist er keinem ie was schuldig blieben / e Sein langsam Zorn druckt gar in Grauß Und sein Gemerck ist in Metall geschrieben. 5
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Inmittelst begunte sich das Feuer / der in Brand geschossenen Schiffe heffe tig zu mehren: denn es brandten uber sechzig Schiffe / welche / ob sie wohl mitten im Wasser stunden / dennoch einen gantzen Hauffen Flammen biß an die Wolcken von sich gaben. Diese Flammen / so durch einen starcken Wind fortgetrieben wurden / wendeten sich gegen die Stadt / und sahe man dieselben im Augenblicke von einem Ort zum andern fahren. Denn es flogen die Seile / und alle Segel der Schiffe / brennende in der Lufft / und e fielen Funcken-weise auff alle umbliegende Hauser. Weil nun der siegende e e Feind mit Morden / Raube¯ und Schanden alle Hande voll zu thun hatte / die erschrockenen und besiegten Siammer aber / nur auff vergebene Lebens-Rettung / und deßwegen auff kein Loe schen bedacht waren: so nahm die Glut dermassen zu / daß auch selbst die ergrimmten Feinde darue ber stutzen musten. Mitten unter diesen hell-leuchtenden Flammen stieg ein dicker Rauch hervor / welcher wege¯ seiner Dunckelheit den Schrecken dieses schrecklichen Brandes noch hefftiger vermehrte / und weil die grosse Menge der Funcken wie ein feuriger Hagel oder Schnee auff die Stadt wieder herab fiele / so war solches desto entsetzlicher anzusehen / ja der e Rauch uberzog die Stadt zu unterschiedenen malen dermassen / daß sich der helle Tag in eine abscheuliche Mitternacht versteckte; und indem sich die Sonne gantz unter den dick-schwartzen Dampff verbarg / so schien es / als wenn die Nacht etliche Stunden zu frue h eingebrochen wae re. Niemand hae tte wissen koe nnen / wohin er fliehen sollen / wenn nicht bißweilen die Flamme durch den Rauch geschlagen / und das erbae rmliche Wehklagen der e e Verbrennenden die andern gewarnet hatte / zurucke zu bleiben. Begaben e sich aber die guten Leute an einen von der Flamme noch unberuhrten Ort / e so funden sie das fressende Schwerdt / welches gleichfalls so grausam wue tete / als ob das Feuer mit lauter Menschen-Blute solte geloschet werden. e e Unterweilen fielen die Giebel der Hauser uber die Gassen / und verscharre e ten die Menschen in einem gluenden Grabe. Offtmals fielen die Hauser e einwarts / und schien die Flamme begraben zu seyn / welche aber doch hiedurch nur mehr Nahrung bekam / desto erschrecklicher wieder hervor zu brechen. Die Riegel und Balcken krachten und sprungen dergestalt von e e einander / daß Boden und Wande herunter / und uber einen Hauffen fielen. 5 begunte] vermehrte K. 5–6 hefftig zu mehren] heftig K. 17 stutzen] furchtsam seyn K. 20–21 auff die Stadt wieder herab fiele] die Stadt bedeckte K. 23 abscheuliche] fue rchterliche K. 23 versteckte] verwandelte K. 32 Unterweilen] e Bisweilen K. 33 in einem gluenden Grabe] unter Schutt und Steinen K. e 34 begraben] erloscht K.
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Zuweilen zue ndete ein brennendes Hauß das neben ihm stehende unten / e e oder in der mitten an. Hier sturtzten gantze Dacher herunter / dort kamen e brennende Stucke mit einem harten Winde in die Gassen geflogen: ane e e derswo erschutterte der Grund vom Falle der niedersturtzenden Thurme. Ja e e man wurde diese greuliche Schlage / dieses abscheuliche Donnern und Poltern / Knistern und Knastern noch vielmehr und weiter gehoe ret haben / wenn nicht solches das Mord- und Zeter-Geschrey der Jungen und Alten / so theils die Flammen / theils den Sebel fue hlten / gedae mpffet hae tte. Die e e Feder wurde endlich ermuden / den Jammer auff allen Seiten zu beschreiben: denn was die Flamme verschonte / das wurde von den unbarmhere tzigen Bramanern mit Mord un¯ Todschlag dermassen erfullet / daß das Blut e e durch die trockenen Gassen gleichsam stromte. Hier sahe man die Corper der Alten und Jungen / auff entsetzliche Weise hingerichtet / in ihrem Blute liegen / und kunte man fast keinen Fuß fortsetzen / daß man nicht e auff Leichen wandelte: ja die Gassen schienen mit abgehauenen Kopffen / Armen / Schenckeln und halbgebratenen Leibern gepflastert zu seyn. Dort klebte noch an den Mauern das verspritzte Gehirn der unschuldigen Kinder / welche die verteuffelten Uberwinder zerschmettert hatten / und die e e e e Sauglinge lagen noch den erwurgten Muttern an ihren kalten Brusten / saugeten statt Milch das geronnene Blut in sich / und lalleten / winselten und schrien so erbae rmlich / daß die Steine darue ber hae tten springen moe gen. Nun verlohr sich der Tag / aber nicht die entsetzliche Glut / welche ihre e Grausamkeit erst recht zu erkennen gab. Denn auch die hochsten und weitentlegensten Berge dadurch so helle gemacht wurden / daß man sie bey finsterer Nacht deutlich erkennen kunte / und der Himmel war mit einer feuer-rothen Morgen-Roe the gantz bedecket. Denn die erschreckliche e Menge der Feuerflammen / so sich von vielen niedersturtzenden Orten erhuben / weniger oder mehr / nachdem sie eine Materie / so sie unterhielte / antraffen / schienen wegen des starcken Windes / welcher dieselbe umbtriebe / und von dem sie bißweilen zusammen geblasen / bald wieder von einander gestoe bert wurden / als ob sie mit einander um die Ehre strit-
10 Flamme verschonte] Flammen verschonten I, K. F, G.
10 verschonte] verschonet C, E,
e e 3 harten] starken K. 4 Grund vom Falle der niedersturtzenden Thurme] Umsturz e e steinerner Thurme die Erde, daß die Erde unter ihren Fussen wankte K. 5–6 Donnern und Poltern / Knistern und Knastern] Donnern K. 9 wue rde endlich ermue den] wird mue de K. 10–11 den unbarmhertzigen Bramanern] dem unbarmherzigen Bramaner K. e 11 erfullet] verfolgt K. 16 gepflastert] gleichsam gepflastert K. 18 verteuffelten] tyrannischen K. 21 darue ber hae tten springen moe gen] gleichsam bebten K. 23 zu e erkennen gab] furchterlich machte K. 24 dadurch so helle gemacht wurden] wurden dadurch so helle gemacht K. 26 gantz bedecket] umzogen K. 27 sich von] aus K. e e 28 erhuben] ausbrachen K. 31 gestobert] zerstort K.
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ten / welche unter ihnen am meisten die Stadt verderben und beschae digen e e konte. Man sahe auch mitten in den Flammen noch einige Hauser und Kirchen / die dem Feuer einigen Widerstand thaten / und gleich sam um ihre Rettung erbae rmlichst fleheten / weil man ihrer Schoe nheit und unvere meidlichen Untergangs wegen / das hochste Mitleiden mit ihnen haben muste. Mit einem Worte: Dieses erschreckliche Element des Feuers legte drey Theile der herrlichen Stadt in die heisse Asche: welches denn so ein erbae rmlicher Anblick war / daß sich niemand eines grausenden Mitleidens enthalten kunte. e Endlich ergriff gegen den Morgen die unersattliche Flamme auch das e Konigliche Schloß; Da denn niemals die Flamme greulicher geflackert e hatte / als da allhier die hohen Thurme liechterloh brannten. Es schiene / e als wenn der Brand sich uber die Wolcken erheben / und dem Himmel drohen wolte. Welches so erschrecklich anzusehen war / daß endlich selbst e das stahlerne Hertz des Chaumigrems schmeltzen muste: Dannenhero er durch allgemeinen Ruff der Trompeten bey Leib- und Lebens-Straffe / alles e fernere Wurgen oder Beleidigen verbieten ließ. Welchem Verbot so schleunig nachgelebet wurde / daß in einer Stunde fast kein feindseliger Arm in e gantz Odia mehr zu sehen war / und sich nunmehr das arme uberbliebene Volck sicher in dem unversehrten Theile der Stadt auffhalten kunte / weil ausser den jenigen / welche Thor und Mauer besetzet hielten / alle ins Feld e rucken musten. Hierauff wurden sech zig tausend Mann befehlicht / den Brand zu leschen: welche dieses mit solcher Geschwindigkeit verrichteten / daß inner zwey Stunden keine Flamme mehr zu sehen war / weil die Stadt / wie vor erwehnt / von acht maliger Durchstroe hmung des Flusses Menan gnungsam mit Wasser versehen war / und die Leschenden zugleich solchen e Eyfer erwiesen / daß das Feuer uber funffzehen hundert seiner Verhinderer fraß. Die Burg wurde die Helffte noch erhalten / und zugleich die zwey Leichen des Koe niges Higvero / und seiner Gemahlin. Nachdem sich nun / nach unersetzlichem Verlust / Mord und Brand geleget hatte / war Chaumigrem darauff bedacht / wie er alles in moe glichster Eyl in gute Ordnung setzen / und dem androhenden Wetter von Aracan begegnen moe chte. Weil aber der verwundete Printz Nherandi / nebst der Princeßin Fylane / durch treue Auffsicht des Abaxars / so wohl von dem Grimm der e e Feinde / als auch der wutenden Flamme / glucklich errettet / und noch vor
7 herrlichen] herrlichsten G, H, I, J, K. e 1 und] oder K. 7 heisse Asche] Asche K. 8 grausenden] wehmuthigen K. e 11–12 geflackert hatte] gewutet K. 14–15 selbst das] das K. 15 schmeltzen] sich erweichen K. 17 Beleidigen] Anstecken K. 17 Welchem] Welches K. 18 nache e gelebet] befolgt K. 19 uberbliebene] ubergebliebene K. 27 Verhinderer] dazu befehligten Soldaten K. 30 geleget] geendiget K. 31 gute Ordnung] Ordnung K.
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dem Brande in Sicherheit ausser der Stadt gebracht worden: so musten sich e e diese ungluckselige Personen dem widrigen Verhangnisse nur gedultig beqvemen / und sich als Gefangene dem Uberwinder ergeben; welches / so Nherandi bei vollstae ndigen Krae fften gewesen / nimmermehr geschehen e ware. Hierauff ließ der Tyrann eine allgemeine Verzeihung und Gnade ausruffen / wodurch er die versteckten Siammer wieder herbey brachte / e e von welchen er sich / als einen Konig von Siam / kronen ließ. Zuvor aber hielten die Grund-getreuen Siam ¯¯ er beweglichst um Erlaubniß an / ihrem e entseelten Konige die letzte Ehre zu bezeigen / und nach Siammischen Gebrauch zu verbrennen. Welche Treue dem Tyrannen sehr wohl gefiel / und dahero solches desto leichter zugab. In kurtzem versammleten sich hierauff etliche tausend Priester / welche e e beschlossen: Man solte ohne fernere Gebrauche / den Leichnam des Konie e ges / weil die Konigin bereits ohne Weitlaufftigkeit die Glut empfangen / beyzeiten verbrennen / ehe solcher durch das eingenommene Gifft allzu sehr angegriffen / und zu einiger Fae ulniß gebracht wue rde: Denn / wofern e dergleichen geschehen solte / so wurde die Seele / laut ihrer Lehre / nicht selig werden. Darum richteten sie einen Hauffen von allerhand wolriechenden e Holtze auff / legten den Corper drauff / steckten das Holtz mit Feuer an / und verbrenneten solchen also / unter erbae rmlichen Heulen und Wehklagen des Volckes. Hernach wurde die Asche in einen silbernen Kasten gethan / e in ein / nach Mogligkeit ihres Zustandes / wolgeziertes Schiff gesetzet / und unter Begleitung von viertzig Seroos oder Schiffen / die voller Talegrepos waren / den Fluß abwerts gefue hret. Darzu kamen noch viel andere von dem Brande ue berbliebene Schiffe / alle mit Volck und Stue cken besetzet. Weil auch ihr vornehmster Tempel von der Glut errettet worden: als kunten e e sie uber hundert Barqven noch mit ihren Abgottern besetzen / deren theils e wie Schlangen / Crocodile / Lowen / Tyger / Kroe ten / Fleder-Mae use / Voe e gel / Bocke / Hunde / Katzen / Elephanten / Geyer / Habichte / Raben und andere Thiere anzusehen / und alle so wohl gemacht waren / als ob sie lebeten. Dieser Goe tzen Gesichter waren alle in der Trauer mit Seide bedecket. In einem andern grossen Schiffe aber sahe man den Koe nig aller e e Abgotter / die Schwelg-Schlange des tieffen Rauch-Hauses. Dieses Gotzen-Bild hatte die Gestalt einer erschrecklichen Schlangen / so dicke / als ein grosses Faß / und in neun Ringe geschlungen / mehr denn hundert Spannen lang / mit empor haltendem Kopffe. Aus den Augen / Kehlen und Brust kamen 5 eine allgemeine Verzeihung und Gnade] einen allgemeinen Pardon K. 6 versteckten] verkrochenen K. 6 brachte] lockte K. 8 Grund-getreuen] getreuen K. 11 zugab] erlaubte K. 14 empfangen] verzehret K. 17 laut] nach K. 21 gethan] gesammelt K. 27 theils] einige K. 30 anzusehen] geschildert waren K. 30 wohl e 31–32 in der Trauer mit Seide bedecket] mit gemacht] kunstlich verfertiget K. e e Trauerseide umhullet K. 33 des tieffen Rauch-Hauses] der Holle K. 36 empor haltenden Kopffe] aufgerichtetem Haupte K. 36 Kehlen] Halse K. 36 kamen] stiegen K.
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schreckliche Feuer-Flammen hervor / also / daß sich iederman vor diesem Ungeheuer entsetzen muste. e e Darneben war auff einem Geruste / so drey Klafftern hoch / und kostlich e e e e gebauet war / ein sehr schoner funff jahriger Knabe mit Perlen / guldenen e Ketten und kostlichen Edelgesteinen / welche noch aus dem verborgenen Schatze des Heiligthums waren / gantz bedecket / und mit Flue geln und Haaren von Golde / wie die gemahlten Engel bezieret. Diß Kind hatte einen kostbaren Sebel in der Hand / damit anzudeuten / als ob es ein Engel e e vom Him ¯¯ el ware / den GOtt gesandt hatte / diese grosse Menge der Teuffel e zu fangen / damit sie nicht des Koniges Seele raubten / ehe sie in ihre obere e Ruhestatt kame. Als nun alle diese Schiffe in ihrer Ordnung bey einer Pagode / Namens Quiay Poutar, kamen / stiegen sie ans Land / und nahe e men zugleich die Konigliche Asche / nebst allen Gotzen-Bildern und dem e Knaben / mit sich heraus. Darauff zundeten sie alle diese Bilder an / und e e machten ein so grausames Getose mit Stucken / Glocken / Trommeln und Trompeten / daß es schiene / als ob sie das Getue mmel des Sturmes wieder vorstellig machen wolten. Da nun die Flamme auffgieng / war es anders e nicht / als eine warhafftige Holle anzusehen / und wurden in kurtzer Zeit e alle Bilder / Schiffe / und was sonst drinne war / gantz eingeaschert. Also e muste das Feuer / so wohl der Stadt / als dem Konige allenthalben zu Grabe leuchten / und wolte fast eine allgemeine Gegenwart bey den Siammern gewinnen. Nachdem nun dieses alles verrichtet war / begaben sie sich zu Fusse wieder zurue cke in ihre noch stehende Hae user: da sie den folgenden gantzen e Tag mit geschlossenen Thuren und Fenstern innen blie ben / und durffte e sich niemand offentlich sehen lassen / ausser etliche arme Leute / die bey e e nachtlicher Weile / mit ungewohnlichen Heulen und Weheklagen / ein Allmosen begehrten. Folgenden Tages oe ffneten sie wiederumb Thue r und e e Fenster / samt ihren ubrigen / mit Tapezereyen moglichst-gezierten Pagoden / vor welchen Taffeln mit allerhand Rauchwerck auffgerichtet waren. Hernach kamen sonderliche Mae nner zu Pferde / in weissen Damask gekleidet / auff allen Strassen / und rufften nach dem Klange eines absonderlichen Seytenspiels / folgende Worte oe ffentlich aus: O ihr betrue bten Ine
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wohner des Konigreichs Siam / die ihr die harte Zorn-Hand GOttes sattsam erfahren! Mercket / mercket auff das jenige / was man euch von GOttes wegen ansagt / e und preiset alle seinen heiligen Namen / mit reinen und demuthigem Hertzen: e Denn die Wercke seiner Gottlichen Gerechtigkeit sind groß. Legt euer Leid ab / kommt aus euren Wohnungen hervor / darinnen ihr verschlossen seyd / und lob-
28 sie] sich B. 16 Getue mmel] Andenken K. 17 vorstellig machen] bey sich erneuern K. 21 leuchten] begleiten K. 32–33 absonderlichen] dazu bestimmten K. 35 ansagt] sagt K. 37 euer Leid] eure Traurigkeit K. 38–1 lobsinget von der] besinget die K.
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singet von der Gutigkeit eures GOttes / dieweil er euch einen neuen Konig gee geben hat / der ihn furchtet / und ein Freund der Armen ist. Als nun diese e
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Ermahnung geschehen / horte man viel Seytenspiele sonderbarer Personen / die zu Pferde sassen / und in weissen Atlaß gekleidet waren. Darauff alle Umstehende mit zur Erde geschlagenen Angesichte / erhabenen Hae nden und weinender Stimme rieffen: Wir stellen die Engel des HErrn zu unsern Anwalten / daß sie stets den HErrn vor uns preisen. Alsdenn giengen alle e Siammer aus ihren Hausern hervor / mit verstelleten Freuden gleichsam tantzende / auff die Kirche Quiay Fanarel / oder des Freuden-Gottes zu / e e woselbst sie einen sussen Geruch raucherten: Die Armen aber opfferten e Fruchte / Reiß und anders / zu Unterhaltung der Priester. Als nun diesen e e Tag zugleich der Konig gekronet war / ließ er sich durch die gantze Stadt in grosser Pracht sehen / wornach er sich ins Lager begab. Nachdem nun durch eine schreckende Post aus Pegu / die gewisse Nache richt einlieff / wie daß der Konig von Aracan mit einer gewaltigen Armee im Anzuge sey / so wohl das Reich Pegu / als auch die gefangene Princeßin Banise / durch gewaffnete Hand dem Chaumigrem abzufordern: als stellete e er schleunige Musterung an / und befand / daß diese Belagerung uber dreymal hundert tausend zu Fusse / und funfftzig tausend zu Rosse der Seinigen gefressen hatte: wiewohl in der Stadt auch ue ber zweymal hundert tausend Seelen / welche Schwerdt und Feuer auffgerieben / vermisset wurden. Dessen ungeachtet / erlaubte er nur der Armee drey Tage auszuruhen / alsdenn sie sich zum Rue ckzuge nach Pegu solten gefaßt machen. Soudras aber wurde alsobald voran nach Brama geschickt / eine neue Armee zuzurichten / und solche nach Pegu zu fue hren. Printz Nherandi aber nebst der Princeßin / wurden noch als Gefangene / unter der Hand des Abaxars verwahret: welcher sie denn dermassen wohl zu verhalten wuste / daß sie keinen groe ssern Freund hae tten finden koe nnen. Und diß war der e e e krancke Printz auch hochst benothiget / weil sich seine Wunde sehr gefahrlich anließ / durch fleißige Vorsorge aber des Abaxars / und getreue Wartung der Princeßin / bald zur Besserung gebracht ward. Doch schmertze ihn diese Seelen-Wunde noch hefftiger / da er den vierdten Tag sein Koe nigreich
27 verhalten] verwahren E, F, G, H, I, J, K. J.
30–31 Wartung] warung G; warnung H,
3 sonderbarer] besonderer K. 7 Anwalten] Vorbittern dar K. 8 verstelleten Freuden] verstellter Freude K. 11 anders] andere Dinge K. 15 wie daß] daß K. 17 abzufordern] zu entreissen K. 19–20 Rosse der Seinigen gefressen] Pferde von den Seinigen gekostet K. 22 alsdenn] damit K. 23 solten gefaßt machen] solte bereit e e halten K. 25 zuzurichten] anzuwerben K. 28 war] hatte K. 29 hochst benothie e get / weil sich] hochstnothig, weil K. 30 anließ] schien K. 31 bald zur Besserung gebracht ward] sich bald besserte K.
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mit dem Rue cken / als ein gefangener Sclav ansehen / und sein Vaterland e verlassen muste. Die Hoffnung aber / welche ihm schleunige Erlosung vere sprach / trostete ihn so weit / daß er nicht eher / biß ausser Siam / auff die Gelegenheit seiner Flucht bedacht war. Inzwischen wuste Abaxar seine in geheim verlobte Fylane dermassen zu bedienen / und wohl in acht zu nehmen / daß sie sich auch in ihrem Gefae ngniß glue ckselig schae tzte / und mite e e ten in ihrem Unglucke vergnugter / denn zuvor im Vaterlichen Schloß und Schoosse war.
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Der Asiatischen Banise Drittes Buch. DAß vorige Post aus Pegu mit der Warheit allerdings ue bereinstimmig gee wesen / solches erhellete sattsam hieraus / als Chaumigrem bereits das Koe nigreich Martabane / durch welches er seinen Ruck-Zug nehmen muste / e e mit Aracanischen Trouppen erfullet / und alle Passe besetzet fand: Indem e Balacin mit funff mal hundert tausend Mann / in Chaumigrems Abwesen / e in Pegu eingefallen war / und weil das Land gantz von Waffen entblosset / e bereits unterschiedene Festungen und Stadte / ohne einigen Widerstand eingenommen hatte. Und so Balacin noch vor des Chaumigrems Ankunfft e e e alsobald vor die Haupt-Stadt Pegu gerucket ware / so hatte eine schleunige e Eroberung ihme gar leicht den Sieges-Krantz uber gantz Pegu ertheilen e mogen. Wie aber das gue tigste Haupt auch nicht von Verrae thern verschonet bleibet / also war es auch hier ergangen / indem von unterschiedenen StaatsBedienten eyfferigst widerrathen worden / daß man nicht alsobald das e Hertz angreiffen / sondern nur alle Adern verrennen solte / so wurde es von sich selbst verbluten. Welchem unseligen Rathe Balacin folgete / und den Feld-Herrn Chatigan mit hundert tausend Mann durch Pegu in Martabane einbrechen ließ / welchem so fort auch die Haupt-Stadt Martabane ohne Schwerdt-Streich zufiel / und dahero Chaumigrem einen schweren Durchzug haben solte. Allein der listige Fuchs nahm einen Umweg / und eilete e e nach ausserstem Vermogen auff Pegu zu. Welches / als es Balacin erfuhr / e e ihm erst die Augen eroffnete / und dannenhero der vollige Zug der Arae canischen Armee / ob zwar viel zu spat / nach Pegu eingerichtet ward. Denn Chaumigrem war ihnen bereits zwey Tage zuvor gekommen / und hatte ihnen den festen Paß Abdiara vor der Nase abgeschnitten. Welches ein e grosses Versehen des Chatigans gewesen / daß er uber den Paß Abdiara Pegu vorbey gegangen / solchen Paß unbesetzet / und also dem Feinde ledig stehen lassen. Welches alles endlich dem Koe nig Balacin solchen Verdruß erweckte / daß er funffzehen verdae chtige Hae upter gefae nglich einziehen / e und auff die Folter bringen ließ: da sie denn insgesammt die starcke Wure ckung des Bramanischen Goldes vorschutzeten / und sich dahero wegen 4 mit der] mit K. 5 als] da K. 7 fand] antraf K. 8 in Chaumigrems Abwesen] e e e wahrend Chaumigrems Abwesenheit K. 9 Waffen entblosset] Vertheidigern entbloßet e e e war K. 13 Sieges-Krantz] Siegeskrone K. 14 mogen] konnen K. 14 das gutigste Haupt] der gue tigste Regent K. 15 war es auch hier ergangen] gieng es auch hier K. e e 17 Adern verrennen] Passe und Zugange besetzen K. 17–18 es von sich selbst verbluten] die Hauptstadt von selbst zur Uebergabe gezwungen K. 18 unseligen] unglue cklichen K. 21 zufiel] eingerae umet wurde K. 25 eingerichtet ward] erfolgte K. 27 ihnen den] sie von dem K. 27 vor der Nase abgeschnitten] abgeschnitten K. 29 ledig] offen K. 33 und sich] und K.
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solcher Gelbsucht die Haupt-Ader am Halse musten schlagen lassen. Dese e sen ungeachtet / uberwand die Konigl. Groß muth des Balacins alle Beschwerligkeiten / und setzte sich vor / seine Anschlae ge nicht mehr auf die
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Vielheit der Rathenden / sondern nur auff wenig Getreue zu grunden. 5
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Inmittelst begieng Scandor eine sonderbare Helden-That: Denn indem ihm sein Koe nig auff sein bittliches Ansuchen zwey tausend Frey-Reuter e untergeben / damit dem Feinde allen Abbruch nach eignem Belieben moglichst zu thun; so gieng er iederzeit mit diesen untergebenen Reutern vore aus / und war nicht unglucklich / so wohl in Kundschafften als auch in Einbringung vieler Gefangenen. Unter andern erhielt er von einigen Gefangenen gewisse Nachricht / was massen dreyhundert mit Pulver beladene e Wagen / unter Begleitung sechs tausend Mann von Macaon nach Pegu in e wenig Tagen solten gefuhret werden. Auff diese machte er alsobald einen Anschlag / und weil er bey dem Schlosse des alten Talemons / durch den sonst verhinderlichen Fluß / vor diesem mit eigner Gefahr / einen Furth erfunden hatte: als gieng er nach drey Tagen bey anbrechendem Abend mit e seinem Hauffen dahin / und weil die grosse Durre den Fluß noch seichter e gemacht hatte / so setzte er glucklich hindurch: Und wie ihm Weg und Steg wohl bekandt war / worzu der Mond sein Liecht reichlich ertheilte / also rue ckte er in das offt erwehnte Tyger-Holtz / weil er sich we gen des nahgelegenen Feld-Lae gers vor Pegu / im freyen Felde sehen zu lassen / nicht getrauete. Als er nun an die Macaonische Strasse gelanget / und mitten in dem Walde eine geraume Wiese antraff / stellete er sich auff derselben / weil der Weg gleich ue ber den grue nen Weg gieng. Indessen lieff die Gewiße heit ein / wie daß der Feind in vollem Anzuge ware / weilen sich bereits die Vortrouppen mercken liessen. Dannenhero vertheilete er seine Leute in e drey Hauffen / und versteckte sie an 3. Orten im Geholtze / mit gegebenem Befehl / wie sie sich verhalten / und in gewisser Ordnung angreiffen solten. In kurtzem darauff kam der Vorzug des Feindes zum Vorschein / und weil die Wagen noch etwas zurue ck blieben / setzten sie sich in vier tausend starck auf diesem Platze / in willens den Weg zu versichern / biß die Wagen hindurch wae ren. Als nun diese herbey kamen / brach Scandor mit sieben hune dert Pferden hervor / und setzte mit graßlichem Geschrey unter die sichern Peguaner / welche dahero sich anfangs ziemlich trennen liessen; nachdem 1 Gelbsucht die Haupt-Ader am Halse musten schlagen lassen] Geldsucht mit dem Tode bestraft wurden K. 4 Vielheit der Rathenden] vielen Rathgeber K. 5 sonderbare] besondere K. 6 bittliches Ansuchen] Ansuchen K. 7 untergeben] anvertraut K. 8 iederzeit mit] mit K. 9 war nicht unglue cklich] zwar jederzeit mit einem glue cklichen Erfolg K. 10 Gefangenen] Gefangenen und Beute K. 11 was massen] daß K. 13 machte] wagte K. 14 Anschlag] listigen Streich K. 23 geraume] große K. 24–25 Gewißheit] gewisse Nachricht K. 26 mercken] sehen K. 27 gegebenem] gemessenem K. 29 Vorzug] Vortrapp K. 31 willens] der Absicht K. 31 versichern] besetzen K.
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sie aber die ungleiche Macht vermerckten / setzten sie sich bald wieder / e und nothigten den Scandor / daß er ihnen den andern Hauffen muste in der Seiten einbrechen lassen / wodurch der Feind gantz verwirret ward / und nicht wuste / wie er sich wenden / oder wider wen er fechten solte. Endlich hatte Scandor die sae mtlichen Trompeter zu dem letzten Hauffen gestellet / welche / alle zugleich blasende / dem Feinde in den Rue cken einfielen / und diesen zeigete erst der Feind sein Mißtrauen / daß er sich in die Flucht begab. Inmittelst sebelte Scandor tapffer hinter ihnen drein / und verjagte sie so weit / als es Nacht und Sicherheit erlaubte. Hierauff packte er die e Wagen an / welche alle mit Buffeln bespannet waren: und weil es schon um Mitternacht / ließ er sie so geschwinde / als diese Thiere kunten fort getrieben werden / nach obbemeldtem Furthe treiben. Er aber gieng mit e zwolff hundert Pferden / nachdem er mehr nicht / denn hundert und sechs und funfftzig Mann verlohren / hinter ihnen her / um sie zu bedecken. Also e e kam er glucklich wieder uber den Fluß: und war diese verwegene That dem e Glucke zuzuschreiben / daß er sich mit so wenig Koe pffen unter eine solche e herum liegende Armee wagen / und eine so langsame Beute wegfuhren e durffte / da er doch in vier Meilen keinen Ruckenhalt oder Entsatz zu hoffen hatte. Balacin / als er gegen den Mittag seinen Scandor mit der Beute ankommen sahe / verwunderte sich ue ber alle Massen / wegen solcher Kue nheit / und rue hmete seine Tapfferkeit. Nachdem aber das Pulver abgee laden war / befanden sich uber funffzig Wagen mit Golde beladen / welches e gleich dem Pulver in Tonnen eingeschlagen war / und uber zwey Millionen e betrug. Der Konig selbst wurde nicht wenig hierue ber erfreuet / und e schenckete dem Scandor und seinen Leuten funff Wagen voll Goldes hiervon: wodurch sie dermassen aufgemuntert wurden / daß sie lieber alsobald e noch einen Streich gewaget hatten / wenn es der Schlaf / welchen sie viere tzig Stunden in steter Bemuhung entrathen mue ssen / zugelassen hae tte. Nach wenig Tagen wurde durch abermalige Gefangene / welche Scandor eingebracht / vor gewiß berichtet / daß Chaumigrem mit sieben mal hundert tausend Mann zu Roß und Fuß / und vier tausend Elephanten ue ber den Paß Abdiara gienge / in willens / die Aracaner mit Gewalt anzugreiffen. Welches fast ein allgemeines Schrecken verursachet hae tte / wenn nicht Balacin / als ein kluges Haupt / die Zahl des Feindes alsobald um ein grosses e vermindern lassen. Indessen war dem Konige von Aracan nicht allerdings e wohl zu Muthe / weil er sich in allem nicht uber vier mal hundert tausend
1 Macht vermerckten] Stae rke merkten K. 5 zu dem] zum K. 7 sein Mißtrauen] seine Furcht K. 9 packte] griff K. 11 Mitternacht] Mitternacht war K. 15 That] e e e Ausfuhrung K. 16 Kopffen] Truppen K. 18–19 keinen Ruckenhalt oder Entsatz zu e e e e hoffen hatte] keine Unterstutzung zu hoffen K. 21 Kunheit] kuhnen Ausfuhrung K. 31 Roß] Pferd K. 32 willens] der Absicht K. 34 ein kluges Haupt] ein kluger Feldherr K. 36 er sich] er K.
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Mann starck wuste / da hingegen der Feind fast mit gedoppelter Macht im Anzuge war. Wie dem allen aber / so achtete er doch seine gerechte Sache e viel hoher / als noch eine Armee / dannenhero er so fort mit den vornehme sten Kriegs-Hauptern zu rathe gieng / und mit denselben feste beschloß / dem Feinde keinen Fuß breit zu weichen. Weil aber bißweilen eine kluge List den groe sten Sieg erlanget / also war des weisen Korangerims Rath e allen sehr angenehm: indem er mit vielen Beweiß-Grunden darlegte: wie
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nothig es sey / bey so ungleicher Menge sich der List zu bedienen / und dem Feinde einen solchen Schrecken einzujagen / wodurch seine Ordnung getrennet / und die Menge durch Furcht zur Flucht gebracht werde. Denn / sagte er / mit offenbarer Gewalt durch den Feind brechen / und ihn aus dem Felde zu treiben / e sich bemuhen / kan ein iedweder tapfferer Soldate: aber mit Vorthel / un¯ ohne e e sonderliches Volck-Verlieren das Feld erhalten / ist der klugsten Kriegs-Haupter Eigenschafft. In einer viertel Stunde richtet ein verschmitzter General offt mehr e aus / weder ein tollkuhner Wagehalß im gantzen Jahr. Wer seines Feindes Trutz e sich zu einem zweiffelhafften Treffen verleiten lasset / da ihm der Sieg durch einen e e e nahern Weg konte zu theil werden / der ist / als ein Verachter des Sieges / der e Uberwindung nicht werth / und hat / so es hernach mißlinget / nicht dem Glucke / e sondern seiner Tollkuhnheit die Schuld beyzumessen. Verstand und Geschwindigkeit thun / wie in allen Sachen / also auch im Kriege / das beste. Was viel tausend Ge harnischte verlohren haben / das gewinnet eine eintzige Erfindung zuweilen im Augenblick wieder. Solches nun auch hier zu bewerckstelligen / rieth er ferner / e sey zum schadlichen Schrecken / und schreckenden Schaden keine beqvemere Sache / als das blitzende Pulver / dessen man anietzo durch Scandors Tapfferkeit e einen grossen Uberfluß hatte. Solches solte man an einen gewissen Ort verbere gen / wo man vermeynte / daß der Feind ansetzen wurde. So nun solches alsdenn e e durch ein lauffendes Feuer angestecket wurde / so konte der darauff erfolgende Schlag leicht die halbe Unordnung setzen / und der Sieg auch durch blosses Schrecken erhalten werden.
Dieser Anschlag wurde allerseits beliebet / und hierzu schleunige Anstalt gemacht. Es war aber ein sehr grosses und weites Feld / welches nicht 25 gewissen Ort] Ort E, F, G, H, I, J, K. 26 solches alsdenn] solches E, F, G, H, I, J, K. 27 ein lauffendes] einlauffendes E, F, G, H, I, J. 28 halbe] halbe armee E, F, G, H, I, J, K. 1 wuste] war K. 2 Wie] Bey K. 2 so achtete] achtete K. 4 zu rathe gieng] einen Kriegsrath hielt K. 5–6 eine kluge List] ein kluger Streich K. 6 erlanget] bringet K. 7 darlegte] bezeugte K. 8 bey so] bey K. 11 Gewalt] Macht K. 13 Volck-Verlieren] Volk zu verlieren K. 13–14 der klue gsten Kriegs-Hae upter Eigenschafft] eine e Kunst der klugsten Kriegeshelden K. 14 verschmitzter] kluger K. 15 Wer seines Feindes Trutz] Wer K. 19 die Schuld beyzumessen] beyzumessen K. 21 Erfindung] List K. 23 sey] daß K. 23–24 keine beqvemere Sache] kein bequemeres Mittel K. 26 ansetzen] angreiffen K. 27 erfolgende] erfolgte K. 28 Unordnung setzen] die Luft sprengen K. 30 allerseits] von allen K.
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zu ue bersehen war: auff demselben nahm Balacin vor Ankunfft des Feindes den beqvemsten Platz ein. Nachdem man aber leicht wissen kunte / woher e der Feind kom ¯¯ en / und wohin er sich setzen und stellen wurde / so wurde an e einem ebenen Orte eine grosse Eroffnung / 600. Schritte lang / 150. Schritte bereit / und etwa 3. Ellen tieff in die Erde gemacht / dieselbe mit dem eroberten Pulver ziemlich starck ue berschue ttet / hernach aber mit Erde / e Stein und Rasen dermassen wiederum erfullet und bedecket / daß man fast keine Spur / vielweniger einigen Argwohn mercken kunte. Aus dieser e e Grube gieng eine mit Zunder angefullte Rohre unter der Erden biß in das Aracanische Lager / welche dermassen verwahret war / daß sie kein Gee e tummel zu zerrutten vermochte. e Inmittelst / nachdem sattsame Kundschafft von des Feindes machtigem Anzuge eingelauffen war / wurde bey Leib und Lebens-Straffe bey der Armee verboten / weder auff Partey zu gehen / noch sich zu weit zu wagen / damit niemand gefangen / und dieser Anschlag des lauschenden Pulvers verrathen wue rde. Damit aber solches noch weniger Verdacht geben e mochte / dehnete Balacin seine Schlacht-Ordnung so weit aus / daß die Pulver-Grube von der Aracanischen Reuterey gantz bedecket wurde / und zwar aus diesen Ursachen: Weil offtmals der Feind die Elephanten / welches Thier die Pferde nicht vertragen koe nnen / gegen die Reuterey wendet / so wue rden die feindlichen Elephanten die groe sseste Unordnung verursachen / wenn das Pulver unter sie geriethe: welches hernach der e e Ausgang bekrafftigte / daß dieses sehr wohl ausgesonnen ware. Nachdem nun Balacin diesen Vorthel hatte / daß er das Feld meistentheils vor dem Feinde einnehmen / und es sich nach Belieben beqvem machen kunte: so fue hrte er die sae mtliche Armee aus dem Lager / und stellete sie mit Beyrath des erfahrnen Korangerims und tapffern Ragoa / Aracanischen Unter-Feld-Herrns / dermassen / daß es nur anfangs eine allgemeine Eintheilung der Voe lcker zu seyn schiene / welche so wohl im Fall der Noth in vollkom ¯¯ ener Ordnung fechten / als auch bey beobachtetem Vorhaben des Feindes ohne Unordnung getrennet / und verae ndert werden kunte. Als nun die Sonne fast die Hoe he des Himmels erreichet hatte / sahe man Osten-werts / von Abdiara her / einen dermassen grossen Staub auffsteigen / daß er fast die Wolcken zu bedecken schiene / welches denn ein un3 wohin er sich setzen und stellen] wo er seine Stellung nehmen K. 4 Eroe ffnung] Mine K. 6 ue berschue ttet] angefue llt K. 7 erfue llet und bedecket] bedecket K. 8 vielweniger einigen Argwohn mercken] davon entdecken K. 10–11 Getue mmel zu e e e zerrutten vermochte] Schuttern zu zerrutten im Stande war K. 14 auff Partey zu gehen] recognosciren K. 15 lauschenden] verborgenen K. 16 geben] erwecken K. 17 Schlacht-Ordnung] Armee K. 22 das Pulver unter sie geriethe] die Mine unter ihnen springen wue rde K. 23 ausgesonnen wae re] ausgedacht war K. 26 sae mtliche] e ganze K. 27 Beyrath] Anrathung K. 28 dermassen] so K. 32 kunte] konnte K.
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fehlbares Zeichen des feindlichen Anzugs war: Dannenhero denn ein alle gemeiner Lermen entstund / und sich iedweder an seinen Ort verfugte. Balacin / nebst einigen hohen Generals-Personen / ließ sich eyffrichst angelegen seyn / alle Unordnung zu verhue ten / dannenhero er / vermittelst einiger frischen Pferde / die gantze Armee durchrennete / und iedwedem Hauffen / so viel es Zeit und Gelegenheit erlaubte / einen tapffern Muth e zusprach: welche insgesamt durch ein starckes Waffen-Gerausche und FeldGeschrey / ihre Begierden zum Fechten anzeigeten. Weil auch einige Tage e e zuvor bereits aller Vorthel abgesehen / und viel Geschutz-Erhohungen vere fertiget waren / so wurden die Stucken / deren eine grosse Anzahl / alsoe bald auffgefuhret: Und weil solche durch lauter erfahrne Portugiesen gehandhabet wurden / so waren sie den ungeschickten Mohren des Chaue e migrems weit uberlegen. Wiewohl Chaumigrem kein Geschutze mit genommen hatte / indem er vermeynte / die Aracaner nur so trocken auffzureiben. Allein er wurde den Betrug seiner Meynung bald innen / als er von dem Aracanischen Geschue tz-Donner bey erster Annae herung dermassen e e empfangen wurde / daß die Verwirrung des lincken Flugels / die schadliche e e Wirckung durch zeitiges Fluchten bald verrathen hatte. e Inmittelst hatte sich die feindliche Ordnung in zwey gespitzte Flugel getheilet / gleichsam / als ob sie die Aracaner zu umringen gesonnen wae ren / also / daß der Kern von außerlesenen Bramanern in gevierdter Ordnung das Mittel hielten / bey welchen sich Chaumigrem in Person befand. e Die Reuterey aber erstreckte sich auff beyden Flugeln / daß sie / obgemeldter massen / einer Scheeren gleicheten / und waren die Elephanten dem rechten Flue gel zugegeben. Korangerim / welcher vorhin ein tapfferer Feld-Herr gewesen / wegen Schwachheit des Alters aber nicht mehr fechten kunte / merckte gar bald des Feindes Arglistigkeit / wie er sich auff seine Macht verliesse / und sie gleichsam mit auffgesper reten Rachen zu verschlingen trachtete. Diesem nun vorzukommen / wurde in Eil die Aracanische Ordnung gantz verae ndert / und musten sich die Flue gel / welche in Reuterey / mit untermengtem
14 trocken] trucken B, C, D, E, F, G, H, I, J.
31 in] aus E, F, G, H, I, J, K.
7 Waffen-Gerae usche] Gerae usche mit den Waffen K. 8 ihre Begierden zum Fechten e e anzeigeten] ihren Muth zu fechten bezeugeten K. 9 Geschutz-Erhohungen] Batterien K. 10 Anzahl] Anzahl war K. 12 gehandhabet] gestellet K. 14 so trocken] sogleich K. 15 den Betrug seiner Meynung bald innen] bald eines andern ue berzeugt K. e 16 dem Aracanischen Geschutz-Donner] den Aracanischen Kanonenkugeln K. 19 Ordnung] Armee K. 23 erstreckte sich] stund K. 24–25 einer Scheeren gleicheten / und waren die Elephanten dem rechten Flue gel zugegeben] einem offenen Trie e angel ahnlich waren, und die Elephanten stunden auf dem rechten Flugel K. 27 des Alters] und Alter K. 28 Arglistigkeit] List K. 30 Ordnung] Schlachtordnung K.
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Fußvolcke bestunden / weit ausdehnen: Das Mittel der Armee aber / spitzte sich / in Form eines Kegels / vornen zu / und zielte gleichsam auff des e Feindes Trennung. Damit auch / vorerwehnter Gestalt / der Feind mochte sicher gemacht / und auff die Falle gelocket werden / so wurden zwar die e e fordersten Hauffen alle in einer Gleichheit uber die Pulver Grube gestellet / iedoch hinter iedweden eine solche gnugsame Weite gelassen / auff welcher sie sich bey verstelltem Weichen wieder setzen / und an die Hintersten in einer Linie schliessen kunten. Wie nun die Aracanische Reuterey meist auff den lincken Flue gel unter Anfue hrung des Ragoa gestellet war / also vermeynte ihnen Chaumigrem einen gewaltigen Rang abzulauffen / wenn er ihnen die Elephanten entgegen setzte. Als nun also beyde Heere in voller Schlacht-Ordnung gegen einander e e hielten / setzte sich Balacin in einem blau- und guldnen Kuraß auff einen e schonen Apffel-grauen Hengst / und wehlete sich zu seinem Leib-Schutz sechs hundert tapffere Aracaner / und vier hundert handfeste Portugiesen / deren letzteren noch etliche tausend bey der Armee waren / und denen e e wilden Aracanern Helden- maßig vertraten. Weil sich nun der Feind saumete / den Angriff zu thun / indem er wegen abscheulicher Menge nicht so hurtig sich stellen kunte: so ließ Balacin nochmals die gesam ¯¯ ten KriegsHae upter vor sich fodern / und redete sie in geschlossenem Creysse vor der Schlacht also an: Tapffere Helden! unverzagte Hertzen! Dieses ist der Tag / welcher uns mit der einen Hand Tod und Schande / mit der andern Ehr und Leben darbietet / und uns e die freye Wahl laßt / nach welchem wir greiffen wollen. Weil ich denn des festen Vertrauens lebe / es werde dieses jenem von euch allen vorgezogen werden: so erweiset euch demnach heute / als solche Leute / welche ihre Ehre dem Leben gleich achten / und den Sieges-Krantz mit eigenem Blute zu bepurpern / begierig e seyn. Wir haben einen machtigen Feind vor uns / dessen Krieg in Mord-Lust e beruhet / die Ursache aber des Krieges ist mit grausamster Ungerechtigkeit erfule let. Hingegen fuhret die Gerechtigkeit unser Schwerdt mit eigener Hand. Ist nun diese auff unserer Seiten / wie wir alle mit dessen gewisser Versicherung den Sebel e e e e entblossen konnen / so haben wir gewißlich von den Gottern Hulffe und Beystand e zu hoffen. Und wo nun diese hulff reiche Hand anlegen / da kan weder Himmel
8 schliessen] anschliessen K. 10 gewaltigen Rang abzulauffen] großen Schaden zu thun K. 14 seinem Leib-Schutz] seiner Leib-Garde K. 17 Helden-mae ßig vertraten] an Heldenmuth weit ue bertraffen K. 18–19 abscheulicher Menge nicht so hurtig sich] der zahllosen Menge sich nicht so hurtig K. 22 Hertzen] Aracaner K. 22–23 mit e der einen Hand] auf der einen Seite K. 23 mit] auf K. 23 darbietet] vorhalt K. 24–25 des festen Vertrauens lebe] das veste Vertrauen habe K. 26 erweiset] beweiset K. 27–28 gleich achten / und den Sieges-Krantz mit eigenem Blute zu bepurpern / begierig seyn] vorziehen, und die Siegeskrone mit ihrem Blute zu erfechten suchen K. 28–29 dessen Krieg in Mord-Lust beruhet] der nur Mord und Verderben suchet K. e 29–30 mit grausamster Ungerechtigkeit erfullet] die grausamste Ungerechtigkeit K. 33 anlegen] gebrauchen K.
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noch Erde / weder die Gewalt der Menschen / noch die Starcke der Elephanten etwas ausrichten. Denn der / so ihnen das Wesen gegeben / kan auch ihnen die Macht benehmen. So saget demnach euren Unterhabenden / daß sie sich nicht vor der Menge der Feinde entsetzen sollen. Denn die Menge der Waffen versichert nicht das Hertze / e sondern eine gerechte Sache / tapfferer Entschluß / und die Gottliche Gnade. e e Fuhret ihnen zu Gemuthe die Tapfferkeit ihrer Vorfahren / und wie sie sich an den e ererbten Sieges Zeichen und Ruhm ihrer Vor-Eltern / nicht sollen begnugen lassen / sondern vielmehr bedacht seyn / ihnen heute gleich zu werden / wo nicht zu e ubertreffen. Stellet ihnen vor den Verlust des heutigen Tages: Denn solten wir e durch unnothige Zaghafftigkeit dem Feinde weichen / ja ihm gar den Sieg durch e allzu grosse Liebe unsers Lebens in die Hande spielen / so wird es doch nur e vergebens seyn / dem feindlichen Schwerdte zu entfliehen / und es wurde scheie nen / als ob dieser Platz nicht so gut mit Ehren zu sterben ware / als jener / den e e man erst durch schandliche Flucht erreichet hatte. Der Blutbegierige Tyrann e e e e e wurde sie biß in ihre Hutten verfolgen / selbige uber ihren Kopffen anzunden / e e ihre Weiber vor ihren Augen schanden / und die Kinder an den Wanden zere ¯¯ ers / und die schmettern: ja ein schmertzlicher Tod wurde das Ende ihres Jam e hochste Schande die Frucht ihrer Flucht seyn. Hingegen bildet ihnen ein den unbeschreiblichen Nutzen heutiger Sieges-Erlangung. Auff diesen Stunden beruhet Ehre und Wohlfahrt des gantzen Reichs Aracan. Dieser Sieg machet uns ein so e e e machtiges Reich unterwurffig / welches sich wohl ehmals gelusten lassen / den Scepter von Aracan zu entwenden / und einen Sclavischen Tribut von uns zu e fodern. Reichthum und Vermogen werden uns die entseelten Feinde so reichlich e mittheilen / daß die Armuth auch bey dem armsten ein Frembdling seyn wird. Die Sicherheit wird uns wieder nach Hause begleiten / und / nachdem wir von den Unsrigen mit Freuden empfangen worden / uns in unsern Wohnungen bewachen. e e Was aber uber diß alles gehet / ist die unsterbliche Ehre / fur welche gantz Asien e e zu enge seyn wird: Ja / nachdem ihr mit den im ¯¯ er-grunenden Blattern ewigen e e Ruhms bezieret worden / wird euch solcher auff seinen Flugeln weiter fuhren / als e wo sich der weisse Beer im Schnee waltzet. Ich will euch insgesamt dermassen e vorgehen / daß ihr sehen sollet / wie auch ein gekrontes Haupt sein Leben nichts
4 So saget demnach] kein neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 25 auch bey] bey F, G, H, I, J.
19 Frucht] furcht G, H, J.
e 2–3 auch ihnen die Macht benehmen] sie auch ohnmachtig machen K. 5 versichert nicht das Hertze] schenken uns keinen Muth und Sieg K. 7 den] dem K. 9 wo nicht] ja K. 10 vor den Verlust des heutigen Tages] den Verlust des heutigen Tages vor K. 11 unnoe thige] unanstae ndige K. 14 Ehren] Ehren auf demselben K. 19 bildet ihnen ein] stellet ihnen K. 20 heutiger Sieges-Erlangung] des heutigen Sieges vor K. e 23 zu entwenden] an sich zu reissen K. 25 die Armuth auch bey dem armsten ein e Frembdling seyn wird] der Aermste dadurch reich und glucklich werden kann K. e 29 zu] viel zu K. 31–32 euch insgesamt dermassen vorgehen] heldenmuthig vorangehen K.
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achte / wenn es an die Ehre gehet. Folget mir nach / fechtet ritterlich / und wisset: daß dieses Feld ein Schau-Platz unserer Ehren seyn wird. e
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Diß gesagt / verfugten sich alle Obersten und Hauptleute / iedweder e nach seinem Trouppe / und hinterbrachten diese tapffermuthige Rede den e Ihrigen / welche hieruber ein abermaliges Feld-Geschrey / zu Bezeugung ihrer Tapfferkeit / dergestalt erschallen liessen / daß auch die ue ber die Are mee fliegenden Vogel gantz betaubt / als todt hernieder fielen. Hierauff e begunten die Aracanischen Stuck-Kugeln dermassen sich unter die Feinde e zu wagen / daß gantze Glieder aus den hintersten hervor rucken / und die e Stellen der Erschlagenen wieder fullen musten. Dannenhero erachtete e Chaumigrem nicht vor rathsam / langer unter dieser donnernden Gefahr zu e stehen / indem die Portugiesen so gewiß in ihrer todtlichen Kunst waren / e e e daß iedwede Kugel von der Hohe / bey den Kopffen der Fordersten ane schlug / und biß zu den Fussen der Hintersten durchdrang / wodurch ein e e unsaglicher Verlust der Volcker entstund / und eine endliche Unordnung zu besorgen war. Welchem vorzukommen / Chaumigrem Befehl ertheilte / e mit dem lincken Flugel den Feind anzugreiffen. Welches auch so bald e willigst verrichtet ward / denn sich die Peguaner erklarten / lieber zu stere e e ben / als langer unter den Stucken zu stehen. Weil aber der rechte Flugel e e auff Aracanischer Seiten hauffig mit Bengalischen Rohr-Schutzen durchflochten war: so lieffen die Peguaner auff einen hefftigen Stumpff / daß sie bald die Hitze ihres Anfalles erkalten liessen / und sich nach der ersten Salve zum weichen beqvemten. Nachdem sie aber von den Aracanern unverfolgt blieben / setzten sie sich wieder / so gut sie konten / wiewohl die e Spitze des Flugels ziemlich abgebrochen schien. Als nun Chaumigrem sahe / daß er auff dieser Seiten nicht viel auszue richten vermochte / befahl er den rechten Flugel / nebst den Elephanten e anzufuhren / worauff es denn etwas hitziger auff beyden Theilen hergieng: e indem der lincke Aracanische Flugel seinem Rechten / die Ehre / den Feind e e zum Weichen zu bringen / nicht allein gonnen wolte. Allein die Wute der 20–21 durchflochten war] durchflochten C, E, F, G, H, I, J. 1 an die] um die Krone der K. 2 ein] ein ewiger K. 3 Diß gesagt] Kaum hatte er e e 6–9 die ue ber die Armee dieses gesagt, so K. 4 tapffermuthige] heldenmuthige K. fliegenden Vogel gantz betae ubt / als todt hernieder fielen. Hierauff begunten die Aracanischen Stue ck-Kugeln dermassen sich unter die Feinde zu wagen] daß auch das ganze e e Feld davon erthonte. Hierauf wurden die Aracanischen Stucke auf die Feinde abgebrannt e e K. 10 fullen] ausfullen K. 11–12 dieser donnernden Gefahr zu stehen] diesem Feuer auszuhalten K. 14–15 ein unsae glicher Verlust der Voe lcker entstund / und eine e e e endliche] eine unsagliche Menge der Volker darnieder geschlagen wurde, und eine ganze liche K. 18 denn] indem K. 19 den Stucken zu stehen] dem Feuer der Kanonen e auszuhalten K. 21 lieffen] kamen K. 21 hefftigen Stumpff] gefahrlichen Posten K. 22 die Hitze ihres Anfalles] ihren hitzigen Anfall K. 25 abgebrochen] zerstreut K. e 30 Wute] Wuth K.
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Elephanten trieb sie endlich zurue cke / also / daß sie nicht allein weichen / e sondern auch mit zehen tausend Lantzen verstarcket werden musten. Weil e denn bey diesem Verlauff der vorgewichene Peguanische Flugel wiederum ansetzen kunte / als wichen die Aracaner mit Fleiß / welchen Balacin mit dem Corpo folgete / um sich iederzeit in gleicher Linie zu halten. Chaumigrem verstund dieses Weichen unrecht / und legte es vor eine Furcht e aus / dahero er mit der gantzen Macht nachzudrucken begunte. Weil auch die Elephanten / verlangter massen / das Pulver-Feld betreten hatten / so e wurde dem Zunder im Lager beyzeiten Feuer gegeben: nachdem aber solcher etwas zu langsam eingerichtet war / als musten demnach die Aracaner eine grausame Gewalt / wo nicht gar die Gefahr des Feld-Verlusts / ausstehen. Denn nachdem Chaumigrem mit der gesammten Macht / als eine e Fluth daher rauschte / und so nahe an die Aracaner ruckte / daß sie einane der nunmehro fast mit den Handen erreichten / konte es nicht anders seyn / denn daß sie die Sebel zur Hand nahmen / und durch solches Handgemenge ein grausames Blut-vergiessen erregten. Hier fochte nun Mann vor Mann / und hielten einander die Spitze des Sebels und der Lantze ins Gesichte. Es war keiner auff beyden Seiten so e e verzagt / der sich dessen hatte entschlagen konnen / sondern es muste sich ein ieder / auch wider Willen / seiner Haut wehren. Am schae rffsten aber gieng es auff dem lincken Flue gel Aracanischer Seiten her: indem die wilden Elephan ten die Reuterey fast verjaget hatten; daher Balacin die Portugiesen eilende nebst die Bengaler stellete / welche die Reuter wiederum zum Stande brachten. Nach diesem erhub sich nun auff allen Seiten das blutigste Gefechte / und fochten alle mit unverwendetem Fusse / Hand gegen Hand / als ob iedweder einen absonderlichen Kampf anzugehen hae tte. Es e konte keiner seinen Platz verandern / er machte sich denn durch den Tod seines Feindes einen Raum / da er doch nicht weiter / als nur einen Schritt fortsetzen konte / so fand er einen frischen Feind vor sich. Es konten auch die Verwundeten nicht aus dem Treffen weichen / weil sie den Feind von fornen / und die Ihrigen von hinten her hatten / welche ihnen zugleich auff allen Seiten zu Halse waren. Balacin gieng allein ungemein tapffer vor /
32 allein] allen F, G, H, I, J, K. 7 nachzudrue cken begunte] anzurue cken suchte K. 8 verlangter massen / das Pulvere Feld] die Pulvermine K. 9 dem Zunder im Lager beyzeiten Feuer gegeben] der Zune der im Lager bey Zeiten angezundet K. 9–10 solcher] solches K. 10–12 demnach die Aracaner eine grausame Gewalt / wo nicht gar die Gefahr des Feld-Verlusts / ausstehen] die Aracaner einen grausamen Widerstand aushalten, wo nicht gar den Verlust e des Sieges befurchten K. 16 Blut-vergiessen erregten] Blutbad anrichteten K. 23–24 zum Stande] in Ordnung K. 24 erhub sich] hub K. 25 Gefechte] Gefecht an e K. 25–26 mit unverwendetem Fusse / Hand gegen Hand] so tapfer und einmuthig K. 30 weichen] gebracht werden K. 32 zu Halse waren] zusetzten K.
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indem er allenthalben wie ein Blitz durchbrach / und so grimmig um sich hieb und stach / daß ihm ein ieder willigen Platz machte. Deme dann die Portugiesen ungescheut folgeten / und sich gleichfalls sattsamen Raum machten. Ob sich nun zwar auch ein ieder Aracaner so tapffer erwieß / daß ein iedweder / wo er stand / niederfiel / und dem Feinde keinen Schritt einrae umte: so due rfften doch endlich die Elephanten mit ihren Rue sseln den Sieg zu sich gerissen haben: indem keine Rohr-Kugel auff dem harten Felle hafften wolte: dan nenhero die Portugiesen alles Geschue tze auf diesen unvernue nfftigen Feind richten musten; welches ungemeine Wue rckung that / und einig und allein den Sieg auff feindlicher Seite verhinderte. Denn wenn so eine Haupt-Pille ein solches Thier schnellete / so ließ es sich nicht e e e mehr regieren / sondern kehrte mit groster Ungestum zurucke / und begab sich ins freye Feld / da es niederfiel und starb: biß endlich die Glut des e glimmenden Zunders erwunschter massen das Pulver erreichte / welches e e e sich im Augenblick uber und uber entzundete / und mit einem so entsetzlichen Knallen und Donnerschlage hervor brach / daß das Erschue ttern der Erde einem ziemlichen Erdbeben nicht ungleich war. Da sahe man mit erschrecklicher Verwunderung die ungeheuren Elephanten in der Lufft e fliegen / welche nebst denen Steinen und anderer Rustung / nicht wieder e an ihren Ort / sondern auff ihr eigen Volck zurucke fielen / und deren sehr viel erschlugen. Der grausame Dampff ue berzog das gantze Heer des Chaumigrems wie eine Wolcke / daß keiner den andern sehen kunte. Und dieser e einige Schlag schlug auch dem Chaumigrem den bereits in Handen habenden Sieg aus der Faust. Denn zu geschweigen der schrecklichen Verwirrung / so die Elephanten verursachten / welche sich alsobald zerstreuten / alles / was ihnen vorkam / zertraten / und in den zur Seiten ge legenen Wald lieffen / woselbst sie die Thue rme an den Bae umen zu stue cken zerbrachen / und die Soldaten / so darinnen sassen / zu boden warffen: so ue berfiel auch die gantze Armee des Chaumigrems / welche den Ursprung dieses / aus der Erden entstehenden Donner-Wetters / nicht wusten / ein so allgemeiner Schrecken / daß sie Hand und Hertze sincken liessen / und ein ieder seine Sicherheit in der Flucht zu suchen trachtete. Hierdurch bekamen die Aracaner bald gewonnen Spiel / und fielen den Feind noch viel grimmiger an: diese vertheidigten sich zwar noch etwas mit der Faust / endlich aber erwehlten sie insgesamt / bey ietzt sinckender Sonne / die Flucht / und hinterliessen den sieghafften Aracanern das Feld. Der erfreute Balacin verfolgete sie mit aller Macht / biß an den Paß e Abdiara / allwo erst der Feind die groste Niederlage leiden muste: weil die 4 zwar auch] zwar B, C, D, E, F, G, H, I, J. 4 erwieß] bewieß K. 12 groe ster] groe stem K. 13 es] es denn K. 27 zu] in K. e 30–31 allgemeiner] allgemeines K. 33 bald gewonnen Spiel] einen noch großern Muth K.
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Flue chtenden nicht alle zugleich durchdringen konten / und die Hintersten e nothwendig in der Aracaner Hande verfielen. Was nun gebohrne Peguaner waren / deren wurden so viel / als bey solcher Gelegenheit geschehen kan / gefangen angenommen: die Bramaner aber musten ohne Unterscheid dem Sebel herhalten; worue ber die Aracaner endlich so ermue deten / daß ihnen die Faust am Sebel erstarrete; weil solches Metzeln biß nach Mitternacht / e zu Untergang des Mon den / wahrete / welcher durch seine Entfernung allen Unterscheid zwischen Feinden und Freunden benahm / und ihnen einen Stillstand / biß zu anbrechendem Morgen-Liechte / auferlegte. e e So bald nun die Morgenrothe uber die fern-entlegene Berge spielte / so war weit und breit / ausser den Fußstapffen / nichts von dem Feinde zu e e ersehen / weil er den nachtlichen Schatten fleißig zu Hulffe genommen hatte: worauff Abdiara ohne einigen Widerstand eingenommen und besee tzet wurde. Hier ließ nun Balacin die ermudete Reuterey ausruhen / und e erwartete mit Schmertzen den Nachzug der Fuß-Volcker / welche sich mit Beute-machen / und Aufhaschung der Elephanten / etwas verspae tet hatten. e Denn Korangerim befahl ihnen / sich der Elephanten zu bemachtigen: von e denen sie aber keinen einigen wurden bekommen haben / wenn ihnen e e nicht einer von denen Gefangenen darinnen ware behulfflich gewesen / e e e und zwar dermassen / daß sie uber funff hundert Stuck fiengen / welche Korangerim mitnahm / und den Koe nig dahin beredete / daß er von dem an e iederzeit solche Thiere im Kriege gebrauchete. Nach diesem herrlichen Siege / hielt Balacin nicht vor rathsam / dem geschlagenen Feinde viel Zeit zu lassen: sondern hielt alsobald / nach 24. stue ndiger Ruhe / eine General-Musterung / in wel cher er zwey und funfftzig tausend zu Roß / und hundert und fue nff und dreyßig tausend zu Fusse vermissete: daß also dieser Sieges-Krantz viel blutige Dornen zeigete / ehe er sich die Rose der voe lligen Uberwindung abbrechen ließ. Der Feinde e wurden uber zwey hundert und viertzig tausend auf der Wahlstadt gezehlet / und bey hundert und achtzig tausend verlohren in der Flucht ihr Leben / ohne die Gefangenen / deren sich ue ber 50000. Peguaner freywillig unterstelleten / und das Aracanische Heer auf zwey mal hundert und drey und sechtzig tausend Mann verstae rcketen. Weil solche Macht aber noch e lange nicht zulanglich war / eine solche Haupt-Belagerung / wie Pegu ere foderte / vorzunehmen: so wurde eilend zurucke nach Aracan gesendet / um so wol diese freudige Sieges-Post denen daselbst sich befindenden Reichse e Rathen und Standen zu hinterbringen / als auch noch hundert und funfftzig e tausend benothigte Mannschafft abzufodern / welche ihren Zug eiligst nach 1 Flue chtenden] Flue chtigen K. 2 verfielen] fielen K. 4–5 musten ohne Unterscheid dem Sebel herhalten] wurden ohne Gnade niedergehauen K. 5 ermue deten] mue de e e e e wurden K. 19 ware behulfflich gewesen] behulflich gewesen ware K. 20 dermassen] so K. 21 dem] hier K. 32 unterstelleten] anbothen K. 36 diese] die K. 38 abzufodern] zu befehligen K.
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Pegu einrichten solten. Indessen gienge Scandor mit seinen Freyreutern biß an das feindliche Lager vor Pegu / welches er in solche Verwirrung e brachte / als ob die gantze Macht der Feinde vorhanden ware: indem bereits e ein solcher Schrecken ihre Gemuther beseelet hatte / daß auch der blosse Name / Balacin / eine durchgehende Furcht erweckte. Als sie aber endlich die Schwachheit des Scandors merckten / so hatte er hohe Zeit / wieder e seinen Abtritt zu nehmen / weil sie ihm sonst etwas ubels zugedacht hatten. Nachdem sie sich aber / ihn zu verfolgen / nicht getrauten / kam er endlich mit ziemlicher Beute davon. So bald nun Scandor dieses berichtete / daß der Feind vor der Stadt ein e Feld-Lager geschlagen hatte: muste alsobald Ragoa mit dreyßig tausend zu Roß / und funffzig tausend zu Fusse bey eitler Nacht auffbrechen / und dem e Feindlichen Lager zuziehen / Balacin aber folgete mit dem Geschutze / und der gantzen Macht hernach. Ragoa sahe bey auffgehender Sonnen das Lager von fernen liegen / welches sich von Pegu an / biß an einen grossen Wald erstreckte / dannenhero er sich auff die lincke Hand nach dem Walde schlug / wodurch er gantz verdeckt / biß fast an das Lager kam. So bald aber die Peguanischen e Wachen / indem sie seiner ansichtig wurden / Lermen machten: that auch Ragoa zugleich den Angriff mit zwantzig tausend Mann. Weil nun der Feind vermeinte / es wae re nur abermals so eine verlohrne Partie / wie zuvor Scandor gewesen: so begunten sie sich anfangs tapffer zu wehren / und wolten durchaus keinen Eintritt in ihr Lager verstatten: in welcher Sicherheit und Meinung auch das meiste Lager verblieb / und nur einige tausend Mann zur Gegenwehre stelleten. Nachdem sich aber die ue brige Macht der Aracaner / so wohl Reuter als Fußvolck / aus dem Walde hervor begab / und sich in dem weiten Felde weit ausdehnete / auch das Fußvolck zugleich das Lager bestue rmte: entstund ein Geschrey / der Feind stue nde mit der gantzen e Macht vorm Lager. Weil nun Furcht und Schrecken annoch alle Gemuther e beherrschte: so erhub sich abermal ein allgemeines Fluchten nach der Stadt; und / indem niemand das Lager zu beschue tzen / bedacht war / so kam es die Aracaner leicht an / solches mit stue rmender Hand zu erobern / da sich denn e ein solches Metzeln und Wurgen von neuen erhub / daß das gantze Lager e mit Blute befeuchtet wurde: indem uber hundert und zwantzig tausend 1 einrichten] richten K. 4 Gemue ther beseelet] Herzen eingenommen K. 7 Abtritt] Rue ckmarsch K. 7 ihm sonst etwas ue bels zugedacht hatten] ihn sonst ue bel belohnt e haben wurden K. 12 Roß] Pferde K. 12 eitler] dunkler K. 12–13 dem Feindlichen Lager zuziehen] auf das feindliche Lager losziehen 14 hernach] nach K. 22 begunten sie sich anfangs] fiengen sie anfangs an sich K. 23 Eintritt] Einfall K. 23–24 Sicherheit und Meinung] Meynung K. 24 verblieb] in Ruhe blieb K. 25 zur Gegenwehre stelleten] ihnen entgegen geschickt wurden K. 26–27 hervor begab / und sich] hervorzog, und K. 30 Flue chten] Fliehen K. 31–32 kam es die Aracaner leicht an] war es den Aracanern leicht K. 32 da sich] da K. 33 erhub] angieng K. e e 34 befeuchtet] gleichsam uberstromet K.
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Mann die Stadt nicht erreichen konten: Also war die mae chtige Armee von 700000. Mann in wenig Tagen zerschmoltzen. e Als nun gegen den Mittag Balacin mit der ubrigen Armee nachfolgete: sahen erst die Pegu- und Bramaner mit Schmertzen ihren Irrthum: dahero sie sich theils vor Scham / theils vor Grimm nicht zu lassen wusten / und bald anfangs mit starcken Ausfae llen sich zu rae chen suchten. Hier fanden nun die Aracaner ein wohlbestelltes Lager: da sie nicht allein zu dessen Befestigung keine Hand ferner anlegen / noch sich um einige LebensMittel bekue mmern durfften; sondern auch mit so reicher Beute versehen wurden / daß es schien / als ob die Stadt ihren Uberfluß dem Lager anvere e trauet hatte. Balacin / als er sahe / wie die gottliche Rache sich wider den e Chaumigrem zu ermuntern schiene / faßte dahero einen tapffermuthigen e e Entschluß / der Aracanischen Hulffe unerwartet / eine wurckliche Belagee rung anzufangen. Dannenhero er das Lager gegen die Stadt gebuhrend erweitern / auch so fort Pegu von der Mitternacht- und Abend-Seite berennen ließ. e e Es wird aber nothig seyn / die Stadt Pegu kurtzlich zu entwerffen: Solche ist nun in zwey Theile getheilet / deren das eine die Alte / das andere Theil e die neue Stadt benennet wird. Die Alte stimmet den Gebauden nach mit e e dem Namen uberein / welche sehr alt / weitlauffig und groß sind / iedoch ohne einige sonderliche Befestigung. Die Neue aber / welche auch wegen e des Kayserlichen Sitzes die vornehmste ist / lieget an einem der allerlustigsten Orte / unter dem 16. Grad / und zwar gegen Mitternacht. Sie ist in das Gevierdte gebauet / und mit einer sehr starcke¯ Mauer umfangen / durch welche vier Thore gehen / also / daß iedwede Seite gegen Osten / Westen / Sue den und Norden ein Thor zeiget. Diese Mauer wird von einem sehr breiten und tieffen Wasser- Graben umgeben / welcher durch die Crocodile so unsicher gemacht wird / daß dem Ufer niemals zu trauen ist: indem solche ungeheure Thiere sich zu dreyßig Schuhen lang darinnen auffhalten / da fast kein Tag vergehet / daß nicht einige Menschen von ihnen gefressen werden. Dennoch werden solche Bestien von diesen thoe richten Leuten so hoch gehalten / daß sie nicht im geringsten beleidiget / sondern noch dazu verehret werden / weil sie glauben / welcher Mensch von einem Crocodile erwue rget wue rde / dessen Seele fue hre von Mund auff gen Himmel. Es sind diese Thiere so arglistig / daß / wenn die Leute des Tages mit ihren e Geschirren kommen / Wasser zu schopffen / sie sich unter den Schilff vere e bergen / die Armseligen alsdenn bey den Fussen oder Handen erwischen / e und sie also mit sich unter das Wasser schleppen: da sie solche Corper in ihre 5 zu lassen wusten] fassen konnten K. 12–13 tapffermue thigen Entschluß / der Arae e canischen Hulffe unerwartet] heldenmuthigen Entschluß, vor der Ankunft der frischen Armee aus Aracan K. 17 entwerffen] beschreiben K. 18 ist nun] ist K. 22–23 allerlustigsten] lustigsten K. 24 umfangen] umringt K. 34 von] von dessen K.
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Hoe len tragen / und nicht eher verzehren / biß sie gantz verfaulet und vere modert sind; Denen Elephanten aber / welche taglich in diesem Wasser e e baden / thun sie nichts / weil sie sich vor ihrer Grosse entsetzen. Die Kayserliche Burg stehet mitten in der Stadt / und ist gleichsam eine sonderliche e Festung / mit Graben und zwey Thoren von der Stadt abgesondert: ausser daß ein langer steinerner und gewoe lbter Gang / biß an die Sue den-Mauer der Stadt gehet / und sich daselbst durch die so genannte Tyger-Pforte einen Ausgang machet. Balacin bemue hete sich indessen mit den vornehmsten Krieges-Hae uptern fleissigst / alles aufs genauste zu erkundigen: wie starck die Mauern / e e e Thurme und Thore waren? wie man die heimlichen Ausfalle entdecken / e sich davor versichern; und wie man das Lager vor des Feindes Geschutze e e bedecken konne? Ob die Graben morastig oder kißlich / und wie solche von e dem Ungeziefer der Crocodile zu reinigen waren? Ingleichen / ob man die e e Schwache oder Starcke der Mauer zu erst angreiffen solle? Ob die Brustwehren von Stein / Erde oder Holtz / und was mehr dergleichen noe thiges e Bedencken in solchen Fallen erfodert wird: indem Balacin wohl wuste: daß
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eine Festung zu erobern und einzunehmen / mehr auff der Gewalt und Geschicke ligkeit / als auff dem Glucke beruhe: ja / er hatte es bereit mehr als zu reifflich e
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erwogen / und sich diese Rechnung beyzeiten gemacht: daß Pegu zu belagern / und sich dessen zu bemae chtigen / ein solches Vorhaben sey / das ihm e e viel Muhe / Unkosten und blutige Arbeit verursachen wurde: welche grosse Beschwerligkeiten er alle mit standhafftem Entschluß / wohlgefaßtem Rath / reiffem Gemue the und gnungsamer Stae rcke ue berwinden muste / wo er anders die Ehren-Palmen seines Sieges zu vollkommnem Wachsthum bringen / und sich die schoe ne Banise / zur Belohnung seiner mue hsamen Tapfferkeit zueignen wolte. Indem nun das gantze Lager im Begriff war / der Belagerung einen wue rcklichen Anfang zu machen: entstund an der Mittags-Seite in der alten Stadt Pegu ein hefftiger Lermen / welcher auch so fort das gantze Lager in die Waffen brachte: indem eine starcke Armee zu Roß und Fuß der alten Stadt zuzog: ohne / daß es Feind noch Freund wuste / ob es Feind oder Freund wae re? So bald aber dieses unbekante Krieges-Heer sich der alten e e Stadt naherte: besturmte es solche dermassen / daß man dieselbe in einer e Stunde mit Mord und Brand erfullet sahe. Folgenden Tages befestigten diese frembde Sieger / zu iedermans Verwunderung / die alte Stadt auff e solche Art / daß man ihren Sinn / Pegu gleichfalls zu belagern / leichte 4 sonderliche] starke K. 10 fleissigst] fleißig K. 3 entsetzen] fue rchten K. e e 13 kißlich] kießicht K. 15 Schwache oder Starcke der] schwache oder starke K. 16–17 noe thiges Bedencken] noe thige Anstalten K. 17 wird] werden K. 25 EhrenPalmen] Palmen K. 26 sich die] die K. 27 zueignen] gewinnen K. 28–29 der e e Belagerung einen wurcklichen Anfang zu machen] einen wurklichen Anfang der Belagerung zu machen K.
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daraus abnehmen konte. Dem Koe nige Balacin war nicht allerdings wohl zu Muthe / indem er sich gegen Pegu noch lange nicht starck genung befand: e sonst hatte er alt Pegu wohl selbst zuvor weggenommen: solte er nun etwan e einen gefahrlichen Nachbar an die Seite bekommen / so hielt er sich viel zu e schwach / seine Macht zu theilen; dannenhero er den Aracanischen Hulffse e e Volckern Adlers-Flugel anwunschte. e Wer nun diese unersuchte Mitgehulffen waren / solches wurde dem besorgten Balacin bald / durch einige Abgeordnete von selbigem Heer / ent decket. Diese legten folgende Werbung ab: Es liesse nemlich Printz Zarang von Tangu sich erkundigen: Aus welcher Macht / oder aus was Ursachen sich e e Balacin unterfangen hatte / den Kayser von Pegu zu bekriegen? da er doch wohl e e e wuste / wie er sich zuvor hatte bemuhen sollen / ihn / als einen alten Feind / zu e e dampffen / und alsdenn unverhindert das Verlangte zu suchen. Nun wuste er sich e zwar wohl zu entsinnen / welcher gestalt sich Balacin / bey dem bluhenden Wohlstande des Xemindischen Hauses / einige vergebene Gedancken / wegen der Prine e ceßin Banise / machen durffen: welche / daß sie mochten erloschen seyn / und er e sich nicht etwan ihrentwegen mit einer solchen Macht vor Pegu bemuhet habe / e e er gantzlich verhoffte: indem erwehnte Princeßin der eintzige Magnet ware / e welcher das Eisen seiner Waffen vor diese Stadt gezogen hatte / des festen Vore satzes / entweder zu sterben / oder sie zu erwerben. Solte aber ja / uber Verhofe fen / diese das unrechte Absehen der Aracanischen Waffen seyn: so ware er zwar e machtig genug / sie mit Gewalt von solchem Vorhaben abzuhalten; und zu lehren / wie die Liebe keine Neben-Buhler leide; weil aber hieraus dem Feinde ein e e grosser Vortheil erwachsen durffte: so wurde ein Zwey-Kampff diese Sache am besten entscheiden. Dannenhero fodere er Balacinen / zwischen beyde Armeen in e voller Rustung / auff Leib und Leben aus / da denn der Fall des Uberwundenen e dem andern den Sieg und die Princeßin uberlassen und zuerkennen solte.
Balacin nahm solches auff eine Stunde Bedenck-Zeit an / und weil er nicht vor rathsam hielt / weder diesen verzweiffelten Vorschlag einzugehen / noch ihn durch harte Antwort / bey so schwachem Zustande der Armee / Anlaß zu einigem gefae hrlichen Unternehmen zu geben / als ließ er ihm wieder zu entbieten: Daß es / vors erste / denen Waffen an ihre¯ Ruhme e
ziemlich nachtheilig ware / so man solche bloß umb eines Frauenzimmers willen wider den Feind gebrauchte: Dahero liesse er den Printz von Tangu versichern /
1 nicht allerdings] aber nicht K. 5–6 den Aracanischen Hue lffs-Voe lckern Adlerse e e e e Flugel anwunschte] sich die Aracanischen Hulfsvolker wunschte, daß sie bald zu seiner e e e Hulfe und Unterstutzung ankommen mochten K. 9 legten folgende Werbung ab] brachten folgenden Antrag vor K. 10 was] was fue r K. 11 unterfangen] unterstane den K. 15 vergebene] vergebliche K. 16 machen durffen: welche] gemache[t] e e e hatte: Er wolte aber wunschen und hoffen K. 18 er gantzlich verhoffte: indem] indem K. 19 das Eisen seiner] seine K. 19–20 des festen Vorsatzes] mit dem festen Vorsatz e K. 20 uber] wider K. 21 das unrechte Absehen] die ungerechte Absicht K. 23 leide] dulde K. 32 zu entbieten] sagen K.
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daß ihn ausser diesem noch viel hohere Ursachen hieher getrieben hatten / welche ihm zu entdecken / er vor bedencklich hielte. Was die Ausforderung anlangete / e so wurde er keine Ursache an seiner Tapfferkeit zu zweiffeln / sondern wohl erfahren haben / wie er dessen Abgeordneten in Pegu / mit eigner Hand des Zweye e e Kampffes gewurdiget / und ihm begegnet hatte. Vorietzo aber ware er in dem Zustande / da er nicht anders / denn sich mit etliche hundert tausend Mann im Felde e e herum zu schlagen / gewohnet ware. Wegen der Princeßin / so konte er nicht e e laugnen / wenn er die Stadt eroberte / daß er sich dieselbe Beute / vermoge der e e e Kriegs-Raison / zueignen wurde. Wurden aber die Gotter dem Printzen von Tangu e e hierinnen den Vorzug gonnen / so mochte er sich gleichfalls ihrer anmassen.
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Ob nun zwar diese tapffermuthige Antwort dem Zarang nicht allerdings e anstandig war / so ließ er sich doch den falschen Vorschlag belieben / daß der jenige / welcher die Stadt zu erst eroberte / auch die Princeßin unter die Beute zehlen solte. e Hier wollen wir diese zwey Lowen den Tyger bestreiten lassen / und uns nach dem Printzen Nherandi umsehen / wo dieser in solcher Unruhe gee blieben sey? Erwehnter Printz war in wahrendem Heraus-Zuge nach Pegu e vollig gesund worden / dahero ihm denn seine Gefangenschafft desto beschwerlicher fiel / und / nachdem er von der Princeßin / seiner Schwester / und dem treuen Hue ter Abaxar / abgesondert war / welche nach Pegu in die Burg zur Verwahrung geschicket worden: so war ihm dieses eine unertrae ge liche Seelen-Pein / also gleichsam / durch die Augen der Wachter gebunden / den Feinden seines Reiches zufolgen. Dannenhero er sich ae userst bemue hete / einen und andern / dem seine Obsicht anvertrauet war / auff seine Seite zu bringen: welches ihm endlich / weil zumal bey solcher Kriegs-Verwirrung nicht sonderliche Achtung mehr auff ihn gegeben wurde / auch gelunge / daß er durch vieles Versprechen vier Bramaner bewegte / mit ihm durch / und nach Siam zu gehen. Sie verwandelten demnach ihre Kleider / und verliessen noch auff den Martabanischen Grae ntzen gegen Pegu das Bramanische Lager. Weil nun / wie vor erwehnet / Martabane bereits durch den Aracanischen Feld-Herrn meistens erobert und besetzet war: als funde der Printz bald seine Sicherheit / indem er sich dem Chatigan zu erkennen gab / und von demselben freudigst an- und auffgenommen wurde. Von hieraus sendete er alsobald geheime Boten nach Odia / und andern Siammischen Orten / denen er seine Freyheit hinterbringen / und sie ihrer Pflicht und Treue erinnern ließ. Wo sie nun das Bramanische e e Joch vom Halse werffen / und ihn / als rechtmaßigen Erben / vor ihren Konig erkennen und annehmen wolten: so wolte er in kurtzer Zeit mit dreyßig tausend e e Mann erscheinen / und den vaterlichen Erb-Sitz mit Gewalt / durch ihre Hulffe e
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8–9 der Kriegs-Raison] des Kriegs-Gebrauchs K. 11 tapffermuthige] heldenmuthige e K. 13–14 unter die Beute zehlen] sich zur Beute wahlen K. 22 Seelen-Pein] Pein K. 32 funde] fand K.
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behaupten.
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Denen Siammern war dieses ein angenehmer Thon in ihren Ohren / deßwegen sie ihrem Printzen tausend freudige Willkommungen entgegen schickten / und um Beschleunigung der versprochenen Gegenwart beweglichst anhielten. Ja ihre Freude kunten sie so wenig bergen / daß es bald die von dem Chaumigrem hinterlassene Besatzungen mercketen / und sich dahero nichts gutes trae umen liessen / weil durch das gantze Reich nur hundert tausend Mann vertheilet waren / welche wider diese Flut der erbitterten Siammer ein viel zu schwacher Damm waren. Nherandi sae umete hierauff nicht / sondern gieng mit zwantzig tausend Aracanern / wele che ihm Chatigan untergab / auff Siam zu: so bald er aber nur die Grantzen erreichet hatte / erregte sich ein solcher Zu- und Aufflauf / daß er sich in wenig Tagen mit zweymal hundert tausend Mann umgeben sahe. Mit diee e ser Macht ruckte er vor alle Stadte des Reichs Siam / die er auch alle e eroffnet / und vom Feinde entlediget fand / weil die Besatzungen entwichen / und sich gar verlauffen hatten. Das einige Odia wolte sich sperren / indem Chaumigrem fue nff und dreyßig tausend Bramaner hinein geleget hatte / weil er denen Peguanern nicht allerdings trauen durffte. Nachdem aber Nherandi ihnen hefftig droe hen ließ / die Burger schafft sich auch zu einem allgemeinen Aufflauff / wider die fremde Besatzung / rue stete: als nahmen sie einen Accord willig an / wodurch sie sich bey dem heiligen Feuer verpflichten musten / in Jahr und Tag ihrem Herrn wider keinen Feind zu dienen / sondern sich geraden Fusses nach ihrem Vaterlande / und darinnen zur Ruhe zu begeben. Worauff diese Besatzung aus / und Nherandi mit unbeschreiblichem Jauchtzen e und Frohlocken des Volckes einzog: Da er sich denn alsobald kronen ließ / nachdem er innerhalb zehen Tagen das gantze Reich / fast ohne Schwerdtschlag / wiederum erobert hatte. Nachdem nun auch die gewisse Zeitung von dem angefangenen Kriege zwischen Pegu und Aracan einlieff: so rue e stete sich Konig Nherandi in Eil / denen Aracanern mit einer fliegenden e Armee von hundert und funfftzig tausend Mann zu Hulffe zu gehen / und e sich hierdurch an dem Chaumigrem zu rachen. Zu welchem Ende eilends etliche tausend Wagen angeschaffet wurden / alles / was zu einem fliegenden Lager noe thig wae re / zu verfue hren. Er nahm nicht mehr denn dreyßig e e e e Stucke Geschutze mit sich / und das Konigliche Rust-Hauß in Odia / wele ches der Brand noch verschonet hatte / muste eine grosse Menge Rohre / 14 Besatzungen] besatzung E, F, G, H, I, J. 2 Willkommungen] Wue nsche K. 5 Besatzungen] Besatzung K. 6 trae umen liessen] besorgten K. 10 untergab] anvertrauete K. 11 Zu- und Aufflauf] Zulauf K. e 14 entlediget] entblosset K. 18 allerdings] sehr K. 23 Fusses] Weges K. 23 und darinnen zur Ruhe] zu K. 27 Zeitung] Nachricht K. 30 gehen] kommen K. e 32–33 einem fliegenden Lager] einer fliegenden Armee K. 33 zu verfuhren] nache zufuhren K.
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Schilde / Pfeile / Bogen und Sebel hervor geben. An Pulver mangelte es auch nicht; weil hier zu Lande der Salpeter sehr wohlfeil ist / also / daß die e Siammer kein Kriegs-Zeug von entlegenen Orten herbey zu schaffen nothig e haben / sondern andern noch wol aushelffen kon¯en. Hierbey haben sie e e Mannliche und tapffere Hertzen / sind nicht tollkuhn / sondern sehr arglistig auf Partheyen / dabey zwar etwas langsam / doch vorsichtig in Felde Zugen und Schlachten. Indem nun also halb Asien in erschrecklichen Kriegs-Flammen stunde / welche der Gottlose Chaumigrem mit seiner verdam ¯¯ ten Regiersucht angee e zundet hatte / hielt es die junge Konigin von Ava vor ein Zeichen grosser e Undanckbarkeit / wenn sie nicht bey solcher Gelegenheit ihr erkantliches e e Gemuthe / gegen ihren werthesten Bruder Balacin / wurcklich erzeigete: Dannenhero sie sich gleichfalls mit einem leichten Heer von dreyßig tausend zu Rosse / und siebentzig tausend zu Fusse gefast machte / das Lager e vor Pegu zu verstarcken. Weil nun die Entlegenheit ihr zu eilen gebot / als e saumete sie sich nicht / in eigener Person auffzubrechen / und den geraden e Zug Sud-werts nach Pegu zu nehmen. Welche wir auff dem Wege verlassen / und sie bald in Ketten und Banden wieder finden wollen: nachdem wir e zuvor die Peguanischen Mauern ubersprungen / und den verliebten Zustand des Chaumigrems und Rolims betrachtet haben. Es begunte Chaumigrem allgemach gegen die Princeßin zu erkalten / weil ihn theils der Rolim von dero Anschauen beweglichst und arglistig abgehalten / daß also die Zeit ihr Bildniß aus seinem Hertzen ziemlich vertilget hatte: theils weil der schmertzliche Verlust der Schlacht sein Gee muthe dermassen eingenommen hatte / daß die Liebe vor Verdruß fast keinen Platz mehr darinnen finden kunte. Wie aber der ungerechte Neid e dasjenige / was er nicht haben kan / auch andern nicht gonnen wil: also war er e eyffrichst dahin bemuhet / sie um das Leben zu bringen; welches aber der e Rolim iederzeit krafftigst hintertrieb / in der Hoffnung lebende / es werde e endlich die Princeßin seine Treue erkennen / und solche mit wurcklicher Liebes-Geniessung belohnen. In welcher Meynung er sich abermals zu der Princeßin verfue gte / und sein abermaliges Ansuchen etwas schae rffer wiederholte. Princeßin / sagte er / es ist nun nicht mehr Zeit / sich mit eingebildeter Keuschheit / und vermeynter Tugend zu beschirmen / sondern sie muß einmal die Augen
18 wieder finden] finden C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 hervor geben] hergeben K. 5–6 arglistig] listig K. 9 Gottlose] große K. 13 mit einem leichten Heer] ein leichtes Heer K. 14 Rosse] Pferde K. 14 gefast machte] e e ausrue stete K. 15–16 als saumete] saumete K. 18 wollen] werden K. e e e 19 ubersprungen] ubergangen K. 21 begunte] schien K. 21 allgemach] allmahlich K. 25 eingenommen] niedergeschlagen K. 29 Hoffnung lebende] Hofnung K. e 31 Liebes-Geniessung] Liebe K. 32 scharffer] ernstlicher K.
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eroffnen / und denjenigen / welcher ihre Schande und Tod verhindert / mit verliebe e ten Blicken betrachten. Der Kayser hat seine Liebe in todtlichen Haß verwandelt / e e e und so mein Ansehen nicht im Wege stunde / so hatte er sie langst in tausend e e Stucke zerfleischen lassen. Wil sie nun einem schmahlichen Tode entgehen / so e beqveme sie sich meinem verliebten Willen / und wisse / daß das grune Holtz von e e e dem durren leichter konne entzundet werden / als von seines gleichen. Sie bee fordere ihre Wohlfarth / rette ihr Leben / und stille mein Verlangen! Weil er nun
dieses mit sehr frechen und nachdencklichen Geberden vorbrachte / so wurde die Princeßin / durch innerlichen Tugend-Eyffer dergestalt zu heffe tigem Zorne bewegt / daß sie solches unverschamte Ansinnen mit diesen e harten Worten beantwortete: Schame dich ins Hertz / du alter stinckender Geile
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heits-Bock! Sollen die Gotter durch deine unzuchtige Scheinheiligkeit dermassen beleidiget werden? O so schlage doch der Blitz deinen grauen Schedel entzwey! Ist dieses wohl iemals von einem solchen alten Bufieß / geschweige einem gee weiheten Ober-Priester der Gottheit / erhoret worden? Darumb schweige / und e beunruhige mich nicht ferner! Denn du und der Kayser solt wissen / daß ich eher e mein Eingeweide um einen gluenden Pfahl wil winden / ja mich lebendig in einen Ameiß-Hauffen verscharren lassen / ehe ich das geringste / was Zucht und Tugend e e beleidiget / eurem ver maledeyten Willen entraumen wil. Solte ja aber der Kayser mit Gewalt meinen Willen zu brechen suchen / so soll dieses Messer meine Seele e von aller Schande befreyen / und meinen todten Corper eurer Tyranney hinterlassen. O unbesonnenes Weibes-Bild! antwortete der Rolim mit verzweiffelten Geberden / so bist du den¯ / du schwaches Wesen / dermassen verblendet / daß du auch deine Ohnmacht nicht erkennen kanst. Mißbrauche derowegen meiner Gedult nicht ferner / oder ich wil dir zeigen / was vor eine begeisterte Krafft in e meinen Armen und Lenden stecke. Woruber sich die Princeßin dermassen
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e ereyfferte / daß ihr die Thranen aus den Augen drungen / und ihn mit diesen Worten bedrohete: Entferne dich / du unzue chtiger Hund! oder dieses e
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Messer soll dich lehren / wie du einer Kayserlichen Princeßin begegnen solst. Verzweiffelte That! hub der Rolim an / darff sich wohl ein sterblicher Mensch e unterstehen / auff einen geheiligten Ober-Priester das Messer zu zucken? Diese Frevelthat muß mit der Ehre bezahlet werden. Worauff er sie gantz verwegen e anfiel / ihre beyde Armen begriff / und seine alten Kraffte dermassen gee brauchte / daß sie seiner Starcke weichen / und zur Erden fallen muste. Ob e sie nun zwar in solchen Aengsten beweglich umb Hulffe ruffte / so war doch der Ort von aller Menschen Ohren dermassen entfernet / daß sie ohne
19 entrae umen] einrae umen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 2 betrachten] erfreuen K. 4 zerfleischen] zerreissen K. 5 sich] sich nach K. 9–10 zu hefftigem Zorne bewegt] zum Zorne gereitzt K. 11–12 Geilheits-Bock] geiler Bock K. 12 dermassen] so empfindlich K. 14 Bufieß] Greis K. 20 brechen] e e uberwinden K. 27 ereyfferte] erzurnte K. 33 beyde Armen begriff] beyden Arme grif K.
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eigene Hue lffe ungezweiffelt den schmertzlichen Verlust ihrer Ehren wue rde e haben erdulden mussen. Als er aber zu Vollziehung seines verdammten Willens / nothwendig die eine Hand befreyen muste / bekam sie Gelegenheit / das Messer in die befreyte Faust zu nehmen / welches der Rolim vor rasender Brunst nicht merckte. Mit diesem fuhr sie ihm unter der rechten Brust hinein / daß die Spitze im Hertzen stecken blieb / und er fast im Augenblick mit dem Blute die schwartze Seele von sich stieß. Hier sahe nun zwar die Princeßin ihre Ehre gerettet / der Leib aber solte dieses bue ssen. Denn als kurtz nach verbrachter Ehren-Rettung / die zugegebenen Frauen in das Zimmer traten / und den Rolim in seinem Blute / die Princeßin auch damit gantz bespritzet stehen sahen / fiengen sie ein entsetzliches Zeter-Geschrey an / und lieffen in der Stadt als unsinnig e herum / den Mord ihres grossen Rolims allen zu verkundigen. Worauff e allenthalben ein solch Getummel entstunde / als ob der Feind bereits die e e Mauern uberstiegen hatte. Es versammleten sich alsobald viel tausend Menschen um den Tempel herum / also / daß die von Chaumigrem dahin e geschickte Reichs-Rathe / die Sache zu untersuchen / kaum durchzudringen vermochten. e Als nun diese den blutigen Corper des Rolims erblickten / und zugleich die Princeßin / mit unerschrockenem und ernsthafften Angesichte / auff einem Stule sitzen sahen / hub der erste alsobald an zu reden: Welches
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Unmensch hat sich unterstehen durffen / dieses heilige Blut zu vergiessen? Keine Menschliche / vielweniger eine Weiber-Hand / hat diese Greuel-That verrichten e konnen. Gewiß / ein hundertfacher Tod wird viel zu wenig seyn / dieses grausame e Verbrechen nur im wenigsten zu bussen. Ein tausendfacher Tod / fiel ihm hier die Princeßin in die Rede / soll mir ertrae glicher seyn / als der geringste Verlust e meiner Ehren. Forschet nur nicht lange nach dem Thater: denn hier ist die Faust / e und das Messer / mit welchem kein heiliger Priester / sondern ein Ehren-Schane der / und alter Bosewicht nach Verdienst ist abgestraffet worden. Denn ihr solt e wissen / daß auch der Kayser / so er sich solcher Gewaltthat / wie dieser alte e abgestochene Bock / unterfangen hatte / nichts anders / als Tod und Stich von mir e solte zu gewarten haben. O hochste Verzweiffelung! war des andern Rede / O e e abscheuliche Verblendung! die dir kei ne guten Gotter konnen beygebracht hae ben / daß eine so heilige Liebe solte des Todes wurdig seyn. Doch wirst du deine e e Thorheit bald mit Blut beweinen mussen. Worauff der Corper des Rolims auff-
gehaben / und in die Vor-Halle des Tempels gesetzet; die Princeßin aber dermassen mit Ketten beschweret wurde / daß sie unter solcher Last kaum e e fortzuschreiten vermochte / und in ein besonder Gefangniß gefuhret.
1 eigene] einige K. 3 befreyen] frey haben K. 7 stieß] gab K. 21 Welches] Welcher K. 32 gewarten] erwarten K. 35 beweinen] bezahlen K. 38 in ein bee e e e sonder Gefangniß gefuhret] man fuhrete sie alsdenn in ein besonderes Gefangnis K.
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In was vor Wue rden nun die Person des Rolims bey den Peguanern mue sse e e gewesen seyn / solches ist leicht aus den prachtigen Umstanden der Verbrennung und Wahl eines neuen Rolims zu ermessen. Chaumigrem machte selbst in Person alle Anstalt zu folgendem Leich-Begae ngniß / und die vom e Blut gesauberte Leiche wurde auff eine erhabene Buhne geleget / welche mitten auff dem Marckte darzu auffgerichtet / mit Flor bekleidet / und mit e drey Himmeln von geblumten Atlas bedecket war. In der Mitten sahe man e einen Thron / zu dem man auff zwolff Staffeln steigen muste / welcher / wie ein Grab zugerichtet / und mit vielem Gold und Edelgesteinen bezieret war. Aussen herum stunden viel silberne Leuchter und Feuer-Pfannen / e darinnen man allerley Rauchwerck brannte / weil der Leichnam wegen grosser Hitze / bereit zu riechen begunte. Solcher wurde die gantze Nacht von sechs tausend Pfaffen / als Bicos, Grepos, Menigrepos, Taligrepos, und e Gvimons bewachet / welche ein unaussprechliches Wehklagen verfuhreten. Zwo Stunden nach Mitternacht kahm aus der Kirchen Qviay Figrau / das ist / des Gottes der Son¯en-Stae ublein / ein Reihen / von mehr denn fue nff hundert nacketen Kindern / welche an dem Halse / und mitten um den e Leib / mit Stricken und Ketten gebunden waren. Auff ihren Hauptern trug e iedes ein Bundlein Holtz / und in der Hand ein Messer / sungen auch zugleich in zweyen Choren einen so traurigen Thon / daß sich die Zuhoe rer des Weinens nicht wohl enthalten kunten. Unterdessen sprach einer von den beyden Choren: Du / der du die Gue ter des Himmels besitzest / laß uns nicht als Gefangene in dieser Pilgramschafft! Darauff ihm der andere Chor antwortete: Auff daß wir uns mit dir in den Gue tern des HErrn erfreuen! Darnach fielen e sie alle vor dem Geruste / auff welchem die Leiche stund / nieder / und ein e Grepos / der uber hundert Jahr alt war / kniete zugleich / hub seine Hae nde gen Himmel / und that im Namen dieser Kinder einen Vortrag; Darauff ihm ein ander Grepos / im Namen des Verstorbenen / also antwortete: Dieweil es GOTT beliebet / mich durch seinen heiligen Willen aus der Erden zu erschaffen: so hat es ihm auch gefallen / mich wieder zu Erde werden zu lassen. e Ich befehle euch / meine Kinder! daß ihr diejenige Stunde furchtet / in welcher uns die Hand des HErrn in die Wag-Schale seiner Gerechtigkeit stellet. Darauff alle andere mit grossem Geschrey antworteten: Der hoe chste HErr / der in der Sonnen herrschet / wolle nicht ansehen unsere Wercke / auf daß wir von der e Straffe des Todes erloset werden.
Nachdem nun diese kleine Kinder abgezogen waren / kamen andere von e e zehen biß zwolff Jahren / mit langen Rocken von weissen Atlaß angethan / e e e welche mit guldenen Ketten an den Fussen / und vielen kostlichen Klein30 zu] zur H, I, J.
32 Darauff] Worauff B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
3 ermessen] erkennen K. 5 gesauberte] gereinigte K. 12 begunte] anfieng K. 14 verfue hreten] anstimmten K. 19 sungen] sangen K. 32 stellet] geleget K. 37 angethan ] bekleidet K.
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odien um den Halß beleget waren. Diese / da sie dem Entseelten grosse Ehrerbietung erwiesen hatten / giengen sie rings um das Grab herum / und fochten mit blossen Sebeln: gleichsam als ob sie die Teuffel vertreiben wolten; wobey sie zugleich ue berlaut sprachen: Weichet ihr Verfluchten in den e
Abgrund des Rauch-Hauses / allda ihr zu einer ewigen Straffe / ohne Auffhoren e sterben / und doch nimmermehr ersterben werdet kon¯en / damit ihr das strenge e Gerichte des hohen HErrns bezahlen musset. Darauff giengen sie ab / nachdem 703
sie mit einem starcken Geheule so viel zu verstehen gegeben hatten / wie daß nunmehro die Leiche von der Teuffel Gewalt / die vorhin von ihnen e e belagert gewesen / allerdings erloset und befreyet ware. Alsden¯ folgten sechs und zwantzig von den vornehmsten Taligrepos / so e alle uber achtzig Jahr alt / und in viol-braunen Damask gekleidet waren / e e e denen zwolff Thurhuter mit silbernen Kolben vortraten. Da nun diese das e Grab zum vierdten mal mit grosser Ehrerbietung berauchert hatten / fielen sie alle auff ihre Angesichter zur Erden nieder / und redete einer von ihnen den entleibten Rolim also an: Wofern die Wolcken des Himmels unser Betrue be
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niß den Thieren des Landes sagen konten / so wurden diese gewißlich ihre Weide e verlassen / und uns so wohl deinen gewaltsamen Tod / als auch unsere auserste e Wehmuth beweinen helffen. Oder sie wurden dich O Herr / bitten / daß wir mit dir e in dieses traurige Hauß eingehen mochten / da wir dich nun alle sehen / und doch von dir nicht gesehen werden: dieweil wir nemlich einer so grossen Gnade nicht e e e wurdig sind. Damit aber diß Volck in dir getrostet werden moge / ehe denn das Grab deinen Leichnam vor uns verbirget: so zeige uns zuvor die ruhige Freudige keit / und die annehmliche Vergnugung deiner Ruhe / damit sie alle aus dem schweren Schlaffe / darein sie die Finsternissen des Fleisches verwickeln / aufgewecket werden / und wir elende Menschen eine Anreitzung bekommen / dir e nachzufolgen / und dich in unserm letzten Athem des Lebens in dem frolichen Hause der Son¯en zu sehen. Hierauff antwortete alles Volck mit grossem Schreyen: Der HErr beweise uns diese Gnade!
Folgends machten die zwoe lff Trabanten mit ihren Kolben einen Weg durch das drae ngende Volck: Worauff man aus einem Hause / zur rechten Seiten des Leichen-Gerue stes / vier und zwantzig koe stlich-gekleidete Jue nglinge hervor kommen sahe / die gleichfalls viel Gold un¯ Edelgesteine um den Halß trugen: welche / als sie in zwey Reihen vor dem Grabe nieder
3 die Teuffel] teuffel C, D, E, F, G, H, I, J, K. 29 Schreyen] Geschrey E, F, G, H, I, J, K.
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22 diß] das B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
e e 1 beleget] ausgezieret K. 4 uberlaut] laut K. 5 des Rauch-Hauses / allda] der Hollen, wo K. 6 ersterben werdet] werdet ersterben K. 7 giengen sie] giengen K. 10 allerdings] vollkommen K. 13 denen] vor denen K. 13 vortraten] giengen K. 16 unser] unsere K. 26 Anreitzung] Reitzung K. 27 Athem] Augenblick K. 30 Folgends] Endlich K.
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gekniet waren / sehr lieblich musicirten / und sungen ihrer zween drein / e denen stets funff andere antworteten: Welches denn alle Umstehende zu e e hauffigen Thranen bewog / so gar / daß etliche von den Vornehmsten sich e grosse Gewalt anthaten / und mit den Kopffen wider die Staffeln des Gee rusts lieffen. Was noch erschrecklicher war / so opfferten sich sechs junge Grepos von Adel selbst auff / und soffen aus einem gue ldnen Geschirr / das auff der Taffel stund / einen sonderbaren gelben Safft / welches ein so starcker Gifft war / daß sie von Stund an todt zur Erden nieder fielen. e Durch diese That wurden diese Teuffels-Martyrer unter die Heiligen gee zehlet / und wegen solcher Gluckseligkeit noch sehr geneidet. Ihre Leiber e aber nahm man alsobald / und verbrannte sie in einem von kostlichem Holtze angelegten Feuer. e Des andern Morgens entbloste man den Trauer-Thron / und wurden die e e kostlichen Stucke von demselben abgenommen: die Himmel aber / samt e den Tapezereyen und Fahnlein blieben dabey: und alsdenn steckten sie mit lautem Schreyen / vielen Seufftzen / und klingendem Seitenspiele das e Feuer im Trauer-Gezelte an / besprengten es auch zum offtern mit wohlriechenden Feuchtigkeiten / biß sich das verbrandte Fleisch in Asche verwandelte. Also wurde der todte Rolim durch Feuer verzehret / und welcher in der Brunst gestorben / der muste in der Glut sein Begrae bniß finden. Der Kae yser / und alle Grossen vom Hofe / wurffen unterdessen viel gue ldene e e Stuck und kostliche Kleinodien ins Feuer / welche samt dem Leichnam und Gebeinen verbrandten. Folgenden Tages frue h / da die Asche zu kue hlen begunte / kam Chaumigrem / samt allen Grossen wieder an den Ort der verbrennten Leiche / in ei ner Ordnung mit allen Grepos einhergegangen / unter denen hundert und dreyßig mit silbernen Rauch-Fae ssern / und vierzehen mit gue ldenen Bischoffshue ten versehen waren. Sie hatten lange Kleider von gelber Seide e an: die andern aber / siebenzehn tausend an der Zahl / (woraus die Grosse der Stadt zu ermessen /) waren mit gelben Dafft / und Leinwandnen OberRoe cken bekleidet. Da sie nun alle an erstbesagte Brand-stelle gekommen / stieg ein alter Talegrepos auff einen erhabenen Stul / und hielt eine weitlae uffige Rede an das Volck / deren Anfang in einer Lob-Rede des Verstorbenen bestund / darinnen sein Leben gewaltig heraus gestrichen ward: Umb e
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denen Europaern nichts nachzugeben / noch ihnen den Ruhm allein zu lassen / daß nur sie ihre Todten im Tode zu erheben / und mit verschonter Warheit mehr
14 abgenommen] angenommen J. e
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1 sungen] sangen K. 10 geneidet] beneidet K. 24 zu kuhlen begunte] kuhl wurde e K. 30 ermesssen] erkennen K. 30 Dafft] Taffent K. 31 Brand-stelle] Brand-state K. 36–1 mit verschonter Warheit mehr im Grabe zu versprechen wissen / als das e e Leben gewahret hat] ihre Tugenden weit uber die Wahrheit anzupreisen gewohnt sind K.
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im Grabe zu versprechen wissen / als das Leben gewahret hat.
Hernach kam er e e von den Kaysern zu reden / darunter er die guten ruhmte / die bosen aber e greulich lasterte. Wobey er denen Unterthanen dermassen das Wort redete / e daß Chaumigrem bey der Asche des Rolims schwur / so fern ihn die Gotter e dißmal aus seiner Feinde Hand erretteten / so wolte er mit solcher Gute e regieren / daß gantz Pegu ihm ein ewiges Leben wunschen solte. Hierauff sammlete man die Asche zusammen / und theilte sie / als ein grosses Heiligthum / in vierzehen gue ldene Becken / davon Chaumigrem e selbst eines auff sein Haupt setzte / die ubrigen trugen die vornehmsten Grepos. Die Asche wurde in angefangener Ordnung unweit von dannen in e e die schone Kirche Qviay Doco / oder zum Gott der Betrubten auf Erden / in ein Grab / das nechst bey der Erden gemacht war / gebracht / und allda beygesetzet. Solches Grab wurde nachmals mit zwey silbernen und einem e kupffernen Gegitter eingefasset / und hieng man an drey eiserne Stangen / e so qver uber die Kirche giengen / zwey und viertzig silberne Lampen / eine iede von zehen biß zwoe lff Liechtern / an silbernen Ketten auff. Die Staffeln e aber / welche in das Grab giengen / wurden mit sechs und dreyßig Kastlein voll Rauchwercks / von Aloe-Holtz / Benjoin / und Ambra besetzt. Mit dieser Beysetzung wurde der gantze Tag zugebracht / und ließ man gegen den Abend viel Vogel / welche man mehr als in drey tausend Kefichten dahin gebracht hatte / loß: sintemal die Peguaner davor halten / es wae ren so viel Seelen der Verstorbenen / welche in die Leiber dieser Vogel gefahren / und biß daher darinnen auffbehalten worden. Diese solten nun / nachdem sie frey gelassen / des Rolims Seele in jenem Leben bedienen / und ihr Gesellschafft leisten. Uber diß theilte man viel Almosen unter die Armen aus / biß indessen die Nacht herbey kam / da sich denn Chaumigrem wieder in e die Burg verfugte / das Volck aber sich nach und nach verlohr / und also dieser traurigen Handlung ein Ende gemacht wurde. Tages darauff ließ der Kae yser allen Priestern anbefehlen / die Wahl eines neuen Rolims in ihr Gebet zu schliessen / zu welcher er neuntzig Grepos erwehlte. Als aber diese ue ber solcher Wahl nicht einig werden kunten / verminderte er solche Zahl biß auff neune / welche inner vier und zwantzig Stunden einen achtzig jae hrigen Mann / Namens Mouchan, aus der Stadt Digum, mit einhelliger Stimme zum Rolim ernenneten. Chaumigrem e e schiene uber dieser Wahl hochst erfreuet zu seyn / dahero er denn so bald e seinen Stieff-Bruder nebst dem grosten Adel nach seiner Behausung schickte / und ihn abhohlen ließ / welchen er vor dem Tempel des Gottes e
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26 in] an H, I, J. 10 unweit von dannen] nicht weit davon K. 17 giengen] fue hrten K. 20 Vogel / e welche] Vogel, welcher K. 21 davor halten ] glauben K. 26 in] auf K. 28 dieser traurigen Handlung ein Ende gemacht wurde] diese traurige Handlung sich endigte K.
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der tausend Goe tter entgegen kam / sich vor ihm neigte / und dreymal die e e Erde kussete: Der neue Rolim aber hub ihn von der Erden auff / und ruhrte e e mit der Hand des Kaysers Haupt an / welches er sich vor die groste Ehre achtete / indem er ihm zugleich / als er kniete / dreymal auff das Haupt bließ / da denn alles Volck zur Erden fiel. Darauff setzte man den neuen Rolim auff einen gue ldenen / und mit kostbaren Perlen besetzten Stuhl / e und trug ihn nach dem Tempel zu. Rings um ihn her giengen zwolff Kinder e e e in gelben Atlaß gekleidet / mit Huten von geblumten Zeuge / und fuhrten e e guldene Zepter in ihren Handen. Vor und hinter ihm folgten alle anwee sende Herren des Reichs / unter dem Klange vieler Seiten-Spiele / der Kaye ser aber schatzte es sich vor eine Ehre / daß er zu Fusse neben ihm hergehen durffte. Als er nun an den Tempel gelanget war / durffte er vor grosser Heiligkeit e e die Erde nicht mit den Fussen beruhren / sondern Chaumigrem trug ihn e selbst auf seinem Rucken biß in den Tempel / allda ein herrliches Gezelt von gelben Atlas auffgerichtet war. Nachdem er sich nun daselbst auff e einem kleinen guldnen Bette nieder gelassen / stellete er sich / als ob er todt e e ware: Da denn alle Grepos / nachdem ein Glocklein zum dritten mal geklungen / vor sich zur Erden niederfielen / und also bey einer halben Stunde liegen blieben: Die Umstehenden aber hielten zum Zeugniß ihrer Traurigkeit die Hae nde vor die Augen / und sprachen ue berlaut: HErr / ruffe
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diesen deinen Diener wiederum zu einem neuen Leben / damit wir einen haben / e e der fur uns bitte. Drauf nahmen sie ihn / wickelten ihn in ein Stuck gelben 25
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Atlaß und brachten ihn mit einem traurigen Gesange zu Grabe / da sie denn ihn / nachdem sie dreymal um den Tempel gegangen / in das hiezu gemachte / mit schwartzen Flor bedeckte / und mit Todten-Koe pffen umgebene Grab hinunter liessen. Alsdenn sprachen sie etliche Gebete / und zogen eine grosse Glocke an / welcher alle Glocken in der Stadt antworteten / daß von solchem Gethoe ne die Gassen erbebeten. Nachdem dieses Gelae ute e auffgehoret / stiegen zwey Talegrepos von hohem Ansehen / und in ihrem Gesetze wohl-erfahrne Mae nner / auff zween / mit Tue rckischen Teppichten koe stlich-bekleidete Stue hle / und erklae rten von denselben dem Volcke / was e e diese Gebrauche vor heimliche Deutungen bey sich fuhreten: Zugleich e e e thaten sie einen weitlaufftigen Bericht / von dem unglucklichen Tode des alten / und Erwehlung des neuen Rolims / dessen Tugenden und Eigene schafften sie vortrefflich zu ruhmen wusten. Da nun die vorige grosse e Glocke abermal angezogen ward / stiegen sie herunter / stiessen ihre Stule um / und verbrannten sie. 11 es sich] sichs E, F, G, H, I, J, K. e
13 an] in H, I, J, K.
23 in ein] ein in J.
9 ihm] ihnen K. 13 gelanget] angelanget K. 6 besetzten] geschmuckten K. e e 15 allda] wo K. 33 bey sich fuhreten] haben solten K. 34 thaten] gaben K.
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Nachdem alles wieder stille worden / sahe man aus der nechsten Kirche einen grossen Umbgang von lauter kleinen Kindern / so alle / zum Beweiß ihrer Unschuld / in weissen Dafft gekleidet waren / hervor kommen / welche viel Kleinodien umb den Halß / gue ldene Ketten an den Fue ssen / vere goldete Wachs-Kertzen in den Handen / und mit Gold und Edelgesteinen e reichlich-besetzte Hute auff ihren Hae uptern trugen. Mitten innen sahe e e man einen Kasten / mit einem guldnen Stucke bedecket / und rings um her e e e mit viel guldnen Rauchfassern behangen / welche einen lieblichen Geruch e von sich streueten. Dieser Kasten wurde von zwolff Kindern getragen / die andern Kinder aber spielten auff allerhand Seitenspielen / und baten GOtt / daß er doch diesen Verstorbenen zu einem neuen Leben aufferwecken wolle. Als sie nun an den jenigen Ort kamen / da der Rolim lag / satzten sie den Kasten nieder / und da der Deckel abgenommen wurde / stieg ein kleiner Knabe von sieben Jahren gantz nackend heraus / welcher von hinten dermassen mit Gold und Edelgesteinen bedecket war / daß man seinen blossen Leib fast nicht sehen kunte. Er hatte Flue gel von Golde / und eine e kostliche Krone auff dem Haupte. Die jenigen / so um ihn her stunden / knieten alsobald nieder / und rieffen: O du Engel / der du um unserer Seligkeit
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willen vom Himmel gesandt bist / bitte fur uns / wenn du dich zu rechter Zeit e e wieder in den Himmel verfugest. Der Kayser selbst nahm dieses Kind mit
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grosser Ehrerbietung auff seine Armen / und brachte es zur Seiten des Grabes / allda solches / indem alle auff ihren Knien lagen / und die Priester e e den Rolim schon zum funfften male berauchert hatten / den Todt-scheie nenden also anredete: Du / der du in Sunden und Unreinigkeit des Fleisches empfangen bist! GOtt sendet mich / dir anzudeuten / daß du dich zu einem neuen Leben erwecken / welches ihm angenehm sey / und iederzeit die Straffe seiner e machtigen Hand vor Augen haben sollest / damit du in dem letzten Athem deines Lebens nicht strauchelst / wie die Kinder der Welt; und daß du von Stund an e e auffstehest / weil es von dem Grosten der Grosten also beschlossen ist. Folge mir! Folge mir! Folge mir! Worauff Chaumigrem dieses Kind wieder auff seine
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Arme nahm / der Rolim aber stund gantz verzue cket auff / fiel dem Kinde zu Fusse / und sprach: Ich nehme diese neue Gnade von der Hand des HErrn an / und verpflichte mich / daß ich biß in den Tod ein Vorbild der Demuth / und der Geringste unter den Seinigen seyn werde: damit die Menschen der Erden nicht in dem Uberflusse vergehen. Alsdenn wurde abermal eine Glocke gezogen / auff deren Schall zum andern mal alles Volck nieder fiel / und sprach: Gesegnet seyst du HErr / um so einer grossen Gnade willen! Hier erschalleten nun wie-
22 die] den E, F, G, H. 2 einen grossen Umbgang] eine große Reihe K. 3 Dafft] Taffent K. 6 Mitten innen] Mitten K. 9 streueten] gaben K. 16 nicht] gar nicht K. 19 du dich] du K. e e 27 dem letzten Athem] den letzten Augenblicken K. 20 verfugest] fahrest K. e e 31 verzucket] entzucket K.
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derum alle Glocken / die Stue cken aber wurden umb die gantze Stadt scharff e e auff den Feind geloset / daß die Mauern erschutterten. Nach Verrichtung alles des jenigen / wurde der Rolim in den neuen Stul gesetzet / und von den vornehmsten Herren in die Kae yserliche Burg gee tragen. Der Kayser folgete abermals zu Fusse nach / solche Demuth und Andacht hatte ihm die Noth gelehret / und trug einen koe stlichen Hauer auff der Achsel. Als er diese Nacht in der Burg geruhet / wurde er in gestriger Gestalt / doch ohne des Kae ysers Gegenwart / auff den Marckt getragen / alda er von vielen Menigrepos / welche in steter Einsamkeit e leben / empfangen wurde. Diese nun / uber etliche tausend starck / giengen e mit blossen Fussen daher / und hatten schwartze Matten um den Leib / zum Beweiß / daß sie die Welt gantz verachteten. Sie trugen Hirnschalen und Todten-Beine auff dem Haupte / dicke Stricke um den Halß / und hatten ihre Angesichter mit Kothe beschmieret. An ihren Stirnen war diese Schrifft angehefftet: Koth! Koth! siehe nicht an deine Niedrigkeit / sondern auff
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die Vergeltung / die GOtt denen jenigen versprochen hat / welche sich demuthigen / ihm zu dienen. Diese wurden nun von dem Rolim sehr freundlich
empfangen / worauff sie alle nieder fielen / und einer von ihnen mit strengen Anblicke den Rolim also anredete: Der jenige / von dem du nun so e
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grosse Gnade empfangen / daß du der Oberste uber alle diejenigen worden bist / die auff Erden wohnen / gebe / daß du so fromm und heilig lebest / damit ihm alle e deine Wercke angenehm seyn mogen. Gleichwie die Unschuld der jenigen Kinder / welche schweigen / wenn ihnen die Mutter ihre Brust darreichet. Darauff
die andern alle mit einer due stern Stimme / und lautem Geschrey antworteten: Das gebe der hohe Herr / durch seine mae chtige Hand. Als er nun in dieser Gesellschafft fort zog / kam er an den jenigen Ort / wo des verstorbenen Rolims Asche beygesetzet war. Da neigte er sein Angesichte zur Erden / und redete mit einer klae glichen Stimme / gleichsam den Entseelten folgender Gestalt an: Der jenige / so ue ber der Sterne Schoe nheit e
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herrschet / mache mich wurdig / daß ich euer Sclave seyn moge / damit ich in dem Hause der Sonnen / darinnen ihr euch ietzt belustiget / zu einem Fuß-Hader der e e Sonnen werden moge. Denn solcher massen werde ich zu so einem kostlichen Diamante werden / mit welchem aller Welt Reichthum nicht wird zu vergleichen seyn. Die Menigrepos antworteten hierauff: Masiran fatypan, das ist / GOtt gebe es: diesem nach nahm er eine Kette / die auff dem Grabe lag / als ein e
kostliches Heiligthum um seinen Halß / und schenckte zu einem Almosen e e sechs silberne Lam pen / zwey Rauch-Fasser / und sieben Stucke Viol-braunen Damast. Da er nun von diesem Grabe in seinen Palast gekommen war / 32 zu so] so zu B, C, D, E, F, G, H, I, J. 18–19 strengen Anblicke] ernsthaftem Angesichte K. massen] solchergestalt K.
19 so] solche K.
32 solcher
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warff er etliche Hae nde voll Reiß zum Fenster hinaus / der von dem e knienden Volcke mit offenen Handen auffgefangen wurde. Nachdem also e auch dieses Werck / welches in die drey Stunden gewahret hatte / geendiget e war / lautete man zum dritten mal die grosse Glocke / und wurde also diese Wahl beschlossen. Hierauf wurde der neue Rolim zum ersten mal in den Reichs-Rath nach Hofe beruffen / in welchem alsobald Chaumigrem diese Sache abzuhandeln vorlegte: Welcher Gestalt der grausame Mord des vorigen Rolims an der Princeßin e
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sattsam abzustraffen sey / damit nicht die bereits hefftig-erzurneten Gotter / zu e endlichem Verderben des Reichs mochten angereitzet werden. Welches zu be-
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antworten der Rolim / wegen erst-habender Stim ¯¯ e / willig auff sich nahm / und mit beweglichen Worten den elenden Zustand des Reichs vorstellig machte: e
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ingleichen wie die Gottheit / durch bißher verubte grausame Tyranney / dermase sen beleidiget worden ware / daß der Untergang des Reichs nicht unbillich zu e besorgen stunde. Bevoraus schiene es / als ob der grosse Gott des Krieges / e e Car covita, seinen Zorn am hefftigsten uber Pegu ausschutten wolte / indem die e e vorhin so gluckseligen Waffen des Kaysers / anietzo nicht allein das Reich Siam / e Martabane / und die Schlacht bey Abdiara verlohren hatten / sondern sich auch e e dermassen in einer Stadt musten einschliessen lassen / daß sich der Kayser nicht e e mehr einer unbeschrenckten Gewalt ruhmen konte. Solche Zorn-Glut nun zu e e dampffen / wurde das Blut einer unbefleckten Keuschheit am angenehmsten seyn: welche aber allenthalben zu finden / ein so schweres Werck sey / als ob man weisse Tyger suchen wolte. Nachdem nun die Princeßin ihre Ehre und Keuschheit e e so grausam vertheidiget hatte: so ware hieraus ihr reines Wesen zu schliessen / e und wurde dahero ein solches unbeflecktes Blut / als ein Opffer / die unfehlbare e e e Versohnung auswurcken. Diese Worte waren kaum den Blut-schaumenden Lippen des grausamen Rolims entfallen / so schrien sie alle: Diese Meynung e e e hatte einen Gottlichen Ursprung / und wurde die schone Princeßin von allen /
als ein reines Opffer des Gottes Carcovita, beliebet und erwehlet. e Der Rolim ließ alsobald durch einen Grepos der ungluckseligen Prine ceßin ihren Opffer-Tod ankundigen / und darzu einweihen / nebst der Bedeutung / wie sie sich hierzu geschickt / und wue rdig machen solle / vor die Wohlfarth ihres Vaterlandes ihr Blut zu vergiessen: Zu welcher Bereie e tung ihr ein und zwantzig Tage Zeit eingeraumet wurden. Welche Ankune digung sie mit standhafftem Gemuthe / und diesen Worten auffnahm: Gar wohl! ich werde mit Freuden sterben / wen¯ die Ehre mein Leichen-schmuck und die Tugend mein Grab-Stein seyn soll. Worauff sie in ein sonderes Zimmer
35 und] und diesen C, D, E, F, G, H, I, J. 3 in die] beynahe K. 4 diese] die K. 8 Welcher Gestalt] Wie K. 9 abzustraffen] zu bestrafen K. 15 stue nde] wae re K. 26 auswue rcken] auszuwirken im Stande sey K. 35 standhafftem] standhaftigem K. 35 und] und mit K. 37 sonderes] besonderes K.
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gefue hret / und daselbst auffs beste in acht genommen wurde / in welchem sie ihre Zeit mit Fasten / Beten und Weinen zubrachte / und sich als ein unschuldiges Opffer mit verwunderlicher Andacht selbst einweihete. Dieses Opffer wird dem Kriegs-Gott Carcovita, jae hrlich dermassen geleistet / daß in den Kirchen reine Jungfrauen ernehret werden / die sich zu einem versprochenen Opffer mue ssen auffbehalten lassen / welche in solcher Hochachtung leben / daß / wenn sie ihre Eltern oder Freunde besuchen / alles mit grosser Ehrerbietung und Anbeten geschehen muß / indem sie ihre Toe chter / als heilige und himmlische Menschen / bittlich ersuchen / sie wollen doch ihrer eingedenck verbleiben / wenn sie vor ihrem grossen e GOtte erscheinen wurden. Darum bringen sie ihnen auch allerhand Speise / und andere Dinge zum Opffer mit. Zu dem Opffer aber nimmt man nun / auff den gefae lligen Tag / eine von diesen geweiheten Jungfern / welche von den Palpas / oder Kriegs-Priestern / halb nackend auff einen Marmel-Stein / der vor dem Altar des Abgottes stehet / gesetzet wird; und wenn so wol der Jungfrau als dem Abgotte gnugsam mit Weihrauch gerae ue chert worden / so erwurgen sie solche in Beyseyn ihrer Eltern: welche fleißig Achtung geben / ob sie auch recht todt sey / damit sie nicht eine zweye fache Marter ausstehen durffe. Hierauff schneiden sie mit einem Steine / welcher so scharff als ein Scheermesser ist / den erwue rgeten Leichnam auf / reissen das Hertze heraus / werffen es dem Abgott ins Angesichte / und verbrennen es; Welche Asche sie hernach mit Wasser anfeuchten / und den e e Abgott damit besprengen: Das ubrige aber von dem Corper wird mit wolriechendem Holtze verbrannt. An etlichen Orten wird das Fleisch gar von den Priestern gefressen. Ein solches jae mmerliches Opffer solte auch dieses tugendhaffte Wundere Bild der Schonheit werden: worzu sie sich auch dermassen wohl zu bereiten wuste / als ob sie kue nfftig ihrem geliebten Printzen die Rosen ihrer Zucht e opffern solte. In welcher Andacht wir sie eine geraume Zeit nicht verstoe e ren / und einen Flug wieder uber die Mauern in die feindlichen Lager thun wollen. Diese waren nun aufs eyffrigste bemue het / sich der Mauer zu nae hern / und einen beqvemen Grund zu verfertigen / worauff man fussen / und e einen Sturm antreten konte. Bevoraus ließ sich Zarang solches am hefftigsten angelegen seyn / und Tag und Nacht so gewaltig auff die Stadt loß e donnern / als wolte er sie bloß mit dem Geschutze erobern. Er war aber e e zugleich / durch unermudeten Fleiß der Tanguter / dermassen uber den e Graben gerucket / daß er sich bereits unterstehen durffte / zuweilen anlauf3 verwunderlicher] besonderer K. 4–5 dermassen geleistet] so gebracht K. 7 leben] stehen K. 17 Beyseyn] Gegenwart K. 26–27 Wunder-Bild] Bild K. 27 dermassen wohl zu bereiten] so wohl zuzubereiten K. 28 Zucht] Keuschheit K. 30 Flug] Blick K. 33 Grund zu verfertigen] Ort zu suchen K. 33 fussen] vesten Fuß setzen K. 34 antreten] wagen K.
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fen zu lassen. Und that ihm hierinnen der Dampff / welcher auff der Mittags-Seite von der Stadt durch den Graben biß in das Feld gieng / nicht wenigen Vortheil: indem die Peguaner denselben nicht gnugsam besetzt hatten. Unserm Balacin war indessen nicht wohl bey der Sache / indem er vor Ankunfft der Aracanischen Voe lcker sich nichts unterfangen kunte / auch nicht wolte. Dahero er sich gantz stille in seinem Lager verhielt / damit die Belagerten ihre Macht wider das Tangutische Lager wenden / und des Zarangs wue tendes Vorhaben desto besser dae mpffen koe nten. Ja er e sahe mit Lust zu / wie sich Zarang schwachte; dahero er sich eine gewisse Rechnung machen kunte / wie er auff begebenden Fall beyden gewachsen e seyn konte / daß ihm doch die beste Beute bliebe. Inzwischen hatte sich Higvanama durch schleunigen Marsch dermassen e genahert / daß sie verhoffte / in wenig Tagen ihren werthen Bruder in dem e Lager vor Pegu zu kussen / und ihre Danckbarkeit mit hundert tausend tapffern Leuten abzustatten. Vor welcher eingebildeten Freude sie fast nicht zu ruhen vermochte / und dannenhero durch starcke Tagereisen die Voe lcker e nicht wenig ermudete. Hier aber werden wir ein abermaliges Beyspiel der Unvollkommenheit Menschlicher Freude vor uns sehen. Denn als sie bee reits durch einigen Umweg die verhasseten Grantzen von Brama hinter sich geleget / und zu Carpa ihr Lager geschlagen hatte / von welchem Orte sie nur noch eine Tagereise biß nach Pegu zu zehlen wuste: Da ue berlegte sie mit tausend Freuden / wie sie durch eine Verstellung das Aracanische Lager erschrecken / und sich hernach mit beliebter Anmuth zu erkennen geben wolte. Nach welchem Entschluß sie dem Mangostan / ihrem erwehlten e Feld-Herrn Befehl ertheilte / wie er die Volcker etwas ausruhen lassen solte / weil sie erst des andern Tages bey Abend-Zeit das Lager vor Pegu erreichen wolte. Dieses alles aber war dem Bramanischen Feld-Herrn / Soudras / welchen Chaumigrem bereits von Siam aus nach Brama / um mehr Volck zu pressen / geschicket hatte / verrae therischer Weise durch einen Mohren entdecket: Worauff er alsobald mit dreymal hundert tausend Mann ihr auff dem Fusse nachgieng / und sie bey Carpa in aller Sicherheit / ohne sonderlich-bestellte Wachten antraff. Weil ihm denn nun auch die Nacht zu statten kommen wolte / ließ er bey scheidender Tunckelheit das schlaffende Lager mit einem erschrecklichen Anfalle dergestalt auffwee e cken / daß viel Kopffe verlohren giengen / ehe sie die Augen eroffneten. Ob 1 Dampff] Damm K. 9 schwae chte] selbst entkrae ftete K. 10 begebenden] erfolgenden K. 11 bliebe] zutheil werden koe nne K. 12 durch] durch den K. 15 tapffern Leuten abzustatten] tapferer Leute in der That zu bezeugen K. 16 zu ruhen vermochte] ruhen konte K. 17 nicht wenig] sehr K. 19–20 hinter sich geleget] verlassen K. 21 zu zehlen wuste] thun mußte K. 26–27 das Lager vor Pegu erreichen] in dem Lager vor Pegu ankommen K. 29 pressen] werben K. 30 entdecket] ente e decket worden K. 33 scheidender Tunckelheit] Abenddammerung K. 35 Kopffe e verlohren giengen] getodtet wurden K.
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nun wol alsobald durch das gantze Lager Lerme¯ ward / und sich ein ieder e nach Mogligkeit zur Wehre stellete / so war es doch wegen der Unordnung e e und der zertheilten Kraffte unmoglich / dem Feinde einigen Widerstand zu thun. Ja die erschrockenen Avaner wusten nicht einmal / wer ihr Feind e e ware. Higvanama selbst sprang in Schlaf-Kleidern auff ihr gewohnliches e Leib-Roß / einen schonen Persianischen Hermelin / und bezeigete sich bey solcher Gefahr / aller Weiblichen Natur zuwider / als eine ungemeine Heldin / indem sie etliche tausend Mann an sich zog / und dem nechsten Einbruch der Feinde dergestalt begegnete / daß sie alsbald auff flue chtige Gedancken geriethen / und die Avaner allbereit / weil ihnen des Feindes weit e uberlegene Macht unbewust war / ein Sieges-Geschrey erschallen liessen / in Meynung / als ob es nur eine starcke Parthey gewesen. Als ihnen aber Soudras mit funfftzig tausend der Best-bewehrtesten begegnete / verkehrten sich diese Palmen in Cypressen / und die treuen Avaner wurden / une geachtet ihrer unbeschreiblichen Gegenwehr / weil sie durchaus ihre Konigin nicht verlassen wolten / dermassen niedergemetzelt / daß Higvanama sich kaum mit dreyhundert Mann umgeben sahe / als sie auff ihre eigene e Flucht bedacht war. Allein diese Gedancken waren zu spat / indem nicht e e allein Mangostan mit der ubrigen Armee bereits auff fluchtigem Wege begriffen / und das gantze Lager verlohren war / sondern Soudras / als er des Hauptes Gegenwart vergewissert / stue rmete dergestalt auff ihr ein / daß e er sie / nachdem ihr der treulose Sebel / mit welchem sie eigenhandig unterschiedene erleget / vor der Faust abgesprungen / selbst gefangen bekam: welchem sie sich auch ergeben muste. Diese schoe ne Koe nigin wurde bald / Asiatischen Gebrauch nach / mit silbernen Ketten beleget / und auff einen Elephanten gesetzet / von welchem sie mit thrae nenden Augen / die e biß in Tod getreuen Avaner entkleiden / plundern / und aller Kostbarkeiten berauben sehen muste. Hier saß nun die armselige Koe nigin gebunden / welche vor wenig Tagen ein grosses Reich beherrschte / und noch vor etlichen Stunden hun dert tausend Koe pffe zu ihrem Winck stehen hatte. Ja die sich nicht sattsam an der sue ssen Hoffnung vergnue gen kunte / wenn sie ihren liebsten Bruder mit e einem Schwesterlichen Hertz-getreuen Kusse umfassen wurde / die muß
10 vllbereit Df. in A] allbereit B, D; bereit C, E, F, G, H, I, J. 21 ihr] sie E, F, G, H, I, J, K. 25 silbernen Ketten] Ketten B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. e 9 begegnete] empfieng K. 9–10 fluchtige Gedancken geriethen] die Flucht bedacht waren K. 10 vllbereit Df. in A] bereits K. 14 diese] die K. 21 des Hauptes Gegenwart vergewissert] gewisse Nachricht hatte, daß Higvanama selbst unter diesem e Haufen ware K. 25 Asiatischen Gebrauch nach] nach Asiatischer Gewohnheit K. e 25 beleget] beschwert K. 31 Kopffe zu ihrem Winck stehen hatte] Mann zu ihrem Befehle stunden K. 33 Hertz-getreuen] getreuen K.
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sich ietzt / als Sclavin / in die Arme ihres Feindes werffen / und die prae che e tige Last / wil sagen / silberne Fessel kussen. Doch / großmuthige Higvanama! lasse nur die Gedult des Geistes Pflaster werden / und wisse / daß du in kurtzem das Verhae ngniß loben und rue hmen wirst. e e Denn was geschicht? Die Schickung der Gotter fuhret indessen den e Printz Nherandi / nunmehro Konig in Siam / mit seiner oberwehnten e Macht gewunscht heran. Indem er aber seinen Zug gleich auff Pegu zuzunehmen entschlossen ist / befindet er sich wegen Auffschwellung des e Flusses / welcher die Schiffart nach Macao befordert / dermassen verhindert / daß er drey Meilen Nordwerts / dem Fluß entgegen / und bey dem e Paß Abdiara / bey welchem vormals die ungluckliche Schlacht des Chaue migrems geschehen / und mit Aracanern wohl besetzet war / ubergehen muste. Denn ob zwar Pegu disseits des Haupt-Stroms gelegen war / so hinderte doch ein auffgeschwellter Arm hiervon des Nherandi Uberzug / also daß er nothwendig diesen Umweg nahm. Hier ließ Nherandi die Voe lcker sich einen Tag erfrischen / und besahe die Wahlstatt / worauff sich Balacin einen so herrlich- und blutigen Sieg vor weniger Zeit erhalten e hatte: da er sich denn nicht genung uber die wunderliche List des Korangerims / und der entsetzlichen Gewalt des Pulvers / verwundern kunte. Indem er aber nebst dem Feld-Herrn Padukko / (welcher bey Eroberung von Odia sich in einem Priester-Kleide unter den Geistlichen enthalten /) e diesen mit Blut gedungeten Kirch-Hoff besichtigte / und sich alles genau von einigen Aracanern erzehlen und bedeuten ließ / werden sie von fernen einiger flue chtigen Reuter gewahr / welche sich endlich dermassen vere mehrten / daß sie einer kleinen Armee nicht unahnlich schienen. Nherandi verließ also fort den Platz / und ließ in Eil zu Pferde blasen: Padukko aber ließ gleichfalls Lermen schlagen / als ob ein feindlicher Einbruch zu besorgen wae re / also / daß die Siammische Armee in kurtzem in freyem e Felde / und zum Schlagen fertig stund. Als nun die fluchtigen Avaner der Siammischen Schlacht-Ordnung gewahr wurden / erschracken sie noch hefftiger / und begunten auff der Seite durchzugehen. Welche Furcht aber Nherandi bald merckte / und ihnen einige reitende Trouppen nachschickte / welche sich erkundigen musten / was sie vor Volck wae ren? Da e e endlich die leidige Zeitung zurucke gebracht wur de / daß es fluchtige 34 leidige] ledige H, J. 2 wil sagen] die K. 3 des Geistes Pflaster werden] deinen Geist beruhigen K. 7–8 zuzunehmen] zu nehmen K. 14 Uberzug] Uebergang K. 15 nahm] nehmen mußte K. 16 sich einen Tag erfrischen] einen Tag ausruhen K. 16 worauff sich] worauf K. 17 erhalten] erfochten K. 18 wunderliche] wunderbare K. 21 enthalten] verborgen K. 26 also fort] augenblicklich K. 26 zu Pferde blasen] die Reuterey durch ein Zeichen versammlen K. 29 fertig] bereit K. 31 begunten] e fiengen an K. 33 was sie vor Volck] von was fur einer Armee sie K. 34 leidige e Zeitung] betrubte Nachricht K.
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Voe lcker von der geschlagenen Armee der Koe nigin von Ava wae ren / und wie e sie ihnen / in der Gewalt des Feindes gefanglich nachfolgete. e e Als nun Mangostan / nach erfreulicher Erkantniß des Koniges von e Siam / alles umstandlich entdeckte / wie hinterlistig sie von den Bramanern e e ¯¯ ete Nherandi auffs hefftigste / und befahl waren uberfallen worden / ergrim dem Mangostan / die Flue chtigen auffzusammlen / und sie in eine absonderliche Ordnung zu stellen. Welches denn auch so wol angieng / daß sich die Siammische Armee folgenden Tag mit fue nff und sechzig tausend Avae nern verstarcket sahe / aus welchen man den Verlust leicht abnehmen kan. Mit dieser wolgefaßten Macht gienge Nherandi dem Soudras behertzt entgegen / iedoch richtete er den Zug sehr langsam ein / weil ihm doch der e Feind begegnen muste. Ja er hatte seiner wohl gar erwarten / und die e Seinigen ausruhen lassen konnen / so es Eyffer und Liebes-Verlangen gee stattet hatte. Hier durffte er nun seinen Feind nicht lange suchen: indem ihm gegen den Mittag bereits dessen Vortrouppen begegneten / welche Padukko alsbald ue bern Hauffen warff / und dahin zwang / daß der Nachzug des Feindes aus ihrem Blute / seine Ankunfft ersehen kunte. Soudras / als sonst ein tapfferer Soldat / merckte wohl / was ihm vor eine Nuß zu beissen e wurde vorgeleget werden / iedennoch erwehlte er einen ehrlichen Tod / statt schae ndlicher Flucht / zu welcher er sich auch nicht beursachet sahe / weil er im vorigen Treffen ue ber zwantzig tausend Mann nicht eingebue sset e hatte. Nur bekummerte ihn dieses / daß es mehrentheils junge Leute / und e noch Schuler im Kriege waren / die er wider diesen wohlversuchten Feind anfue hren solte. Weil es nun schiene / als ob ihm die Siam ¯¯ er nicht viel Zeit e e lassen wurden / so stellete er in moglichster Eil die Seinigen in Ordnung / der gefangenen Higvanama aber ordnete er tausend alte Bramaner zu Fusse e zu / mit hartem Befehl / ohne die Konigin nicht vor seinem Angesichte zu erscheinen. Nherandi hingegen vergesellte sich mit dem Mangostan / und nahm gleichfalls tausend handfeste Siammer zu Pferde zu sich / ue berließ e dem Padukko die vollige Anordnung / und setzte sich vor / nicht eher zu ruhen / biß er seine innigst-geliebteste Higvanama / welche er in zweyen Jahren nicht gesehen / erloe set hae tte. Er selbst thae t mit seinem Hauffen auff der rechten Seiten des Feindes den Angriff / welchem die Avaner tapffer 1–2 wie sie ihnen / in der Gewalt des Feindes gefae nglich nachfolgete] daß ihnen der Feind eiligst nachsetzte K. 6 auffzusammlen] zu sammlen K. 6–7 absonderliche] besondere K. 13 Liebes-Verlangen] brennendes Verlangen K. 15 ihm gegen] gegen den K. 15 begegneten] auf ihn stiessen K. 16 zwang] brachte K. 17 ersehen] muthmassen K. 18–19 was ihm vor eine Nuß zu beissen wue rde vorgeleget werden / iedennoch] daß er einen wichtigen und beherzten Feind, der Tod oder Sieg suchte, vor e e sich hatte, jedoch K. 20 beursachet] berechtiget K. 22 bekummerte ihn] furchtete er K. 22 es] er K. 23 waren] unter seinem Befehl hatte K. 24 als ob] daß K. 26 der gefangenen] gegen die gefangene K. 26 ordnete] stellte K. 27 hartem] dem strengen K. 28 vergesellte] vereinigte K. 31 innigst-geliebteste] geliebteste K.
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folgeten / und / nachdem sich die Bramaner gleichfalls erwiesen / wie sie nicht ungerochen fallen wolten / entstund ein so blutiges Gefechte / als ob iedweder den Tod suchte. Nherandi rasete gleichsam unter den Bramanern herum / und suchte die jenige mit Schmertzen / um derer willen ihm auch sein Leben geringschae tzig war. Statt ihrer aber begegnete ihm / zu eignem Unglue cke / der e bemuhete Soudras / welcher gleich einen frischen Hauffen an den Feind e fuhren wolte. Nherandi erkennete ihn alsofort / und als sich Soudras nicht wenden wolte / schrie er ihn an: Halt Stand / du Frae ulein-Rae uber / und gieb e
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meinem Sebel Rechenschaft / wohin du die Konigin von Ava gefuhret hast? Ich bin e kein Rauber / antwortete Soudras / sondern ein rechtschaffener Soldate / wele cher alle Feinde seines Kaysers ohne Unterscheid verfolget. Du seyst wer du wollest / erwiederte der ergrimmete Nherandi / so fodere ich sie doch von e e deinen Handen. Nach welchen Worten er wie ein Blitz auff ihn einsturmete /
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und den Soudras zu einer ernsten Gegenwehr bereit fand. Allhier nun zitterte die Erde unter den Fue ssen ihrer Rosse / und schiene / als ob sie der Staub / welcher sich Hauffen-weise um sie erhub / gantz bedecken wolte. e Nherandi fuhrte bald anfangs einen so starcken Streich nach des Soudras Haupt / daß er ihm den vorwerffenden Schild gantz entzwey spaltete: Hingegen traff ihn Soudras so gefae hrlich auff den Helm / daß er ihm ein Stue ck vom Feder-Busche weg hieb / und fast taumelnde machte. In solcher schae dlichen Bemue hung verharreten sie dermassen / daß ihre Pferde Athem loß / und von dem warmen Schaum gantz weiß wurden. Weil sich nun Nherandi schae mete / daß ihm sein Feind solchen unvere mutheten Widerstand that / so gebrauchte er sich neben seiner Starcke diese List / und stellete sich / als wolte er abermals nach des Soudras Kopffe schnellen: Indem nun Soudras den zertheilten Schild vorwarff / sich zu bedecken / versetzte ihm Nherandi eine tieffe Wunde in die lincke Schulter / daß das Blut hae uffig die Waffen fae rbete. Ob nun zwar dieser Streich nicht allerdings unvergolten blieb / indem Nherandi in die rechte Seite eine ziemliche Fleisch-Wunde empfieng / so betraff doch dem Soudras dieser Unfall / daß sein Pferd ue ber etliche todte Coe rper strauchelte: als er ihm aber
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8 nicht] gleich C, E, F, G, H, I, J.
27 sich] und sich C, E, F, G, H, I, J. e
2 fallen] ihr Leben lassen K. 5 ihm] er K. 5–6 geringschatzig war] nicht achtete K. 7 bemue hete] geschae ftige K. 7–8 an den Feind fue hren] gegen den Feind anfue hren K. 8 alsofort] gleich K. 8–9 nicht wenden] wenden K. 14 einstue rmete] losstue rmete K. 15 zu einer ernsten] zur ernstlichen K. 19 vorwerffenden] vorhaltenden K. 20 so e e e e gefahrlich] gefahrlich K. 21–22 solcher schadlichen Bemuhung verharreten sie] solchem hitzigen Gefechte hielten sie sich K. 27 schnellen] einen Streich versuchen K. 27 sich] um sich K. 31 betraff] traf K. 31 dem] den K. 32 strauchelte] stolperte K.
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allzu geschwinde helffen wolte / rue ckte er es gar ue bern Hauffen. So bald e nun Soudras fiel / druckten die bißher zuschauenden Bramaner loß / und e wolten ihren Feld-Herrn erretten. Allein die Siammer wolten ihrem Konige den Sieg nicht nehmen lassen / dahero sie sich bald einmischten / und ein solches hitziges Gefechte anfiengen / als ob hierdurch der Streit zwischen beyden Armeen solte geschlichtet werden. Nachdem aber die Bramaner zu weichen begunten / sprungen einige Siammer von den Pferden / nahmen den fast ohnmae chtigen Soudras gefangen / und fue hrten ihn aus dem Gee drange hinter die Armeen. e So bald Soudras weggefuhret war / so schiene es / als ob ein grosser e e Baum gefallen ware / durch welchen alle Baume / so unter und neben ihm e e gestanden / niedergeschlagen wurden: Denn es bemuhete sich iedweder e Bramaner / denen Feinden ihr Gesichte zu entziehen / und diese unglucke e liche Statte zu verlassen. Welches sich denn Padukko sehr wohl nutze zu machen wuste / mit der gantzen Macht auff die Weichenden loßgieng / und den lincken Flue gel von dem Mittel trennete / wodurch das gantze feindliche Heer auff die Flucht gebracht wurde / welche Mangostan mit viertzig e tausend Reutern verfolgen muste. Der lincke Flugel aber / so da greulich e eingebusset hatte / war dermassen umringet / daß sie alle ihre Gewehr wegwarffen / und um Qvartier rufften: welches ihnen auch Nherandi alsobald ertheilete. Denn er / als ein tapfferer / doch bescheidener Held / begehrte nicht wider wehrlose Leute zu fechten. Ja ob er gleich mitten in dem e e hitzigen Gefechte das Ansehen hatte / als ob er fur Grausamkeit wute und e tobe / und daß sein Grimm durch nichts / als Blut und Tod konne gestillet e werden: so ist doch gewiß / daß sich niemand des Sieges maßiger zu gee e brauchen wuste / als er / indem er keines weges uber muthiger wurde / also / daß man wol sagen kunte: Er habe seinem Zorne die Waffen genommen / so bald er seinen Feind wehrloß gemacht.
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Unter diesem Hauffen befand sich nun die fast entzue ckte Higvanama / e welche auff ihre Erlosung mit Freuden wartete / und nicht anders vermeynete / als daß Balacin ihr so erwue nscht zu Hue lffe erschienen sey. Ob sie auch gleich lauter Siammer um sich sahe / welche sie der unanstae ndigen Pracht
12 niedergeschlagen] wiedergeschlagen B.
22 er] es B, C, D, E, F, G, H, I, J.
2 drue ckten] rue ckten K. 2 loß] an K. 6 geschlichtet] entschieden K. 7 begunten / sprungen] anfiengen, sprangen K. 9 Armeen] Armee K. 12–13 iedweder Bramaner] jedweder K. 13 ihr Gesichte zu entziehen] aus dem Gesichte zu weichen K. 14 nue tze] zu Nutze K. 16 dem Mittel] den mittelsten K. 17 auff] in K. 18 da greulich] entsetzlich K. 20 Qvartier rufften] Pardon baten K. 21 ertheilete] gab K. e 21 bescheidener] großmuthiger K. 28 gemacht] gemacht hatte K. 29 fast ente zuckte] vor Freuden fast ausser sich selbst gesetzte K. 30–31 vermeynete] meynte K. e e 31 erschienen] gekommen K. 32 der unanstandigen Pracht] von den unanstandigen Fesseln K.
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befreyeten / so stund sie doch in den Gedancken / solche Voe lcker wae ren nur von dem Balacin / ihrer Tapfferkeit wegen angenommen / oder Nherandi e e habe sie ihm zu Hulffe geschicket. In solcher Uberlegung naherte sich Nherandi / und sprang / ungeachtet der schmertzenden Wunde / hurtig vom Pferde: welchem die Princeßin mit offenen Armen entgegen eilte / und ihn / weil die bereits eingebrochene Abend-Dem ¯¯ erung ihr die eigente e liche Erkantniß verhinderte / als einen lieben Bruder inbrunstig / und mit e diesen Worten kussete: Ach trautester Seelen-Bruder! so setzet ihr mir nun die e
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Krone von Ava noch einmal auff? Ja / was noch weit hoher zu schatzen ist / so e e schencket ihr mir die guldene Freyheit. Ihr erloset mich aus feindlicher / und bindet mich mit freundlicher Hand dermassen / daß ich auch mein Leben zu einem e e wurdigen Schuld-Opffer viel zu wenig achte. Doch nehmet die treuen Kusse von Schwesterlichen Lippen / als wahre Zeugen an / daß ich mich von einem werthen e Bruder uberwunden erkenne / und mich in diesen angenehmen Liebes-Fesseln / als eine Sclavin ewiger Treue / euch ergebe. Nherandi merckte zwar wohl den
beliebten Irrthum / iedoch weil ihm die Zucker-Speise von ihren Lippen so e wohl schmeckte / so trug er Verlangen / noch langer Taffel zu halten / und e wolte sich noch ferner vor einen lieben Bruder kussen lassen. Indem er aber besorgte / es werde seine Sprache den Printzen von Siam vorstellen / so wolte er zuvor / ehe er sich durch Reden verrieth / noch einige Kue sse ernden / welches er mit so hoe chster Entzue ckung bewerckstelligte / daß er sich e e diese Stunde vor den Gluckseligsten der Welt achtete / weil er diese Fruchte ewig sammlen solte. Die unschuldige Princeßin wolte dem verliebten Bruder die danckbaren Lippen nicht entziehen / indem sie sich ihm viel zu verbunden schae tzte; endlich aber brach er sein vergnue gtes Stillschweigen / und sagte: Allerwertheste Higvanama! Ich bin – – – Hier sprang die erschrockene Princeßin mit lautem Schreyen zurue cke / und wuste nicht / wo sie sich vor Scham lassen solte? Der Printz aber verfolgte seine Rede / und sagte: Ob ich zwar nicht /
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schonste Princeßin / ein Bruder bin / so wird sie doch verhoffentlich die Ehre und e e e das Glucke ihrer Erlosung einem Printzen nicht mißgonnen / welcher so lange Zeit die geschworne Treue heiligst beobachtet / und seine Liebe diesen Tag mit seinem Blute / wo nicht mit seinem Tode versiegelt hat. Mit welchen Worten er in eine e tieffe Ohnmacht hin sanck: weil durch hefftige Gemuths-Bewegung sich e e die Seiten-Wunde dergestalt eroffnet hatte / daß das Blut hauffig hervor e e rieselte / und ihm durch uberflußigen Abgang die Lebens-Geister entzog. Hier bedachte sich Higvanama nicht lange / ob sie Liebe oder Scham solte
36 Abgang] Ausgang B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
36 entzog] zog F, G, H.
2 angenommen] in Sold genommen K. 3 solcher Uberlegung] solchen Gedanken K. 8 trautester Seelen-Bruder] geliebtester Bruder K. 16 Zucker-Speise] liebliche Speise K. 20–21 ernden] einerndten K. 28 lassen] verbergen K. 29 verfolgte seine Rede] setzte seine Rede fort K.
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herrschen lassen / sondern diese muste jener weichen / indem sie mit zitternden Armen und weinenden Augen / ihren Printzen auffzurichten / sich e bemuhete / auff die Erden setzte / und ihn gar auff ihre Schooß legte: Da denn so bald die Leib-Aertzte und Feldscherer herbey geholet / und der halb-todte Nherandi wieder zu sich selbst gebracht ward / wobey doch die linde Hand / und die angenehme Lagerstatt sonder Zweiffel die groe ste e e e Wurckung thaten / und alle andere Starckungen weit ubertraffen. e Wie er nun endlich die Augen eroffnete / und seine Higvanama beweglichst anschaute / gleichsam als ob er einiges Mitleiden von ihr foderte / e e e ge wahrte sie ihm solches reichlich durch hauffige Thranen / und folgende Worte: Wie? Mein erwehlter Printz! wil er sterben / da die Seinige zu leben e
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anfanget? Wil er die jenige so schleunig wieder verlassen / die eine zweyjahrige e e e e Hollen-Pein durch Abwesenheit ausstehen mussen? Ach so ware ich ja weit gluckseliger / wenn ich mich auch mit einem Dolche unter den dicksten Hauffen der e ergrimmeten Feinde gewaget / und einen ruhmlichen Tod von ihrer gereitzten e e e Hand empfangen hatte / damit die spate Nach-Welt sagen konte: Higvanama hat durch Tapfferkeit und nicht durch Wehmuth ihr Leben verlohren. Denn er nehme e e dieses / als ein wahres Zeugniß groster Liebe von meinen betrubten Lippen an: daß die erste Stunde seines Todes / die letzte meines Lebens seyn soll. Worauff sie
sich vor reiner Gluth nicht enthalten kunte / in Gegenwart aller Umstehenden / ihm einen sanfften Kuß zu ertheilen: Welcher das krae fftigste Seelen-Labsal war / wodurch sich der Geist dergestalt ermunterte / daß er sich auffrichten / und ein gedoppeltes Echo vorstellen wolte / so aber die Aertzte wiederriethen / und ihn in Begleitung der Princeßin / nach einem auff der e Wahlstatt auffgerichtetem Gezelte fuhren liessen / woselbst er sich so fort zur Ruhe begab. Die Princeßin aber ließ neben solches noch ein Gezelt vor sich und ihr Frauenzimmer aufschlagen / weil sie Wohlstae ndigkeit halber ihn diese Nacht verlassen muste. Das grosse Welt-Auge hatte kaum das blutige Feld bestrahlet / so war die muntere Higvanama schon bemue het / ihres Printzen Ruhe zu erforschen / welcher denn durch Versicherung erholter Krae ffte / ihr sorgendes Verlangen stillete. Weil sie nun auff den verfolgenden Mangostan warteten / so erlaubte ihnen die Zeit sattsam / eine verliebte Erinnerung des vergangenen Leid- und Freuden-Wechsels / gegen einander anzustellen / und sich nach verzogenem Ungewitter an der Liebes-Sonne / wie keusch-Ent6 linde] lincke F, G, H, I, J, K. 15 gereitzten] siegenden K. 17 Wehmuth] Traurigkeit K. 21–22 Seelen-Labsal] e Labsal K. 27–28 Wohlstandigkeit halber ihn] ihn des Wohlstands halber K. 29 Das grosse Welt-Auge hatte kaum] Kaum hatte die Sonne K. 30 ihres Printzen Ruhe] die Umstae nde ihres Prinzen K. 31 Versicherung erholter Krae ffte] Versicherungen einiger Besserung K. 33–34 des vergangenen Leid- und Freuden-Wechsels] der vergangenen abwechselnden freudigen und traurigen Schicksale K.
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flammte pflegen / wiederum zu wae rmen und zu ergoe tzen: woran sie aber e nach einigen Stunden / durch den zuruck kommenden Mangostan verhine e dert wurden / da denn die Haupter eine allgemeine Plunderung erlaubten. e Nach dieser wurde der Zug wieder zuruck nach Abdiara eingerichtet: Mane e gostan aber muste mit seinen muden Volckern einen Tag stille liegen / und den Nachzug halten. Folgenden Tages gelangeten sie mit sinckender Sonnen vor dem Aracanischen Lager an / und verursachten / weil sie die eroberten Fahnen in denen foe rdersten Hauffen fue hren liessen / einen hefftigen Lermen durch das gantze Lager: Zumal Ba lacin bereits einige Nachricht von des Soudras e Anzuge bekommen hatte. Als sie nun von der aussersten Wache erblicket / und alsobald vor Feinde erkennet wurden / gaben alle Schildwachten durch das Lager Feuer / worauff alle Wachten rundum ins Gewehr kamen: Die e Volcker zu Roß und Fuß wurden so fort in Ordnung gestellet / die Gassen e e und Eingange mit Wagen geschlossen / und das Geschutze sahe den vermeynten Feind mit offenem Rachen an. Wie aber Nherandi solchen Ernst e e sahe / ließ er sich begnugen / und dem Konige von Aracan durch einige e Trompeter ihre Ankunfft verstandigen. Welchen aber Balacin nicht trauen / sondern die Stiffter dieses Lermens selbst sehen wolte; indem er sich nicht unbillich eines Martialischen Betrugs befue rchtete. Weßwegen denn Nherandi nebst der Higvanama und etwan funfftzig Pferden auff tausend Schritte voraus ritten / denen Balacin in gleicher Anzahl begegnete. Als sie nun einander erkennet hatten / sprungen sie allerseits / einander zu bewillkommen / von den Pferden: Und wil ich hier der Feder ein Stille schweigen aufferlegen / weil sie / alle Vergnugungen / Freundschafftse Kusse und hertzliche Worte vorzustellen / nur ihre Unvermoe genheit vere e e rathen wurde. Genung / daß ich sage: sie zogen hochst vergnugt und voller Freuden in das Lager / und wurden mit Loßbrennung der Stue cke / erschallendem Feld-Spiele / und durchgehendem Freuden-Geschrey dermase sen herrlich empfangen / daß gleichsam die Wolcken einen frolichen Wiee derschall erthonen liessen.
3 wurden] worden B, C, D, E, F, G, H, I, J. E, F, G, H, I, J.
11 von] vor G, H, I, J.
22 ritten] ritt C,
4 eingerichtet] gerichtet K. 6 halten] machen K. 7 mit] bey K. 9 denen] dem K. 13 kamen] traten K. 14 Roß] Pferd K. 16 offenem Rachen] ergrimmten Augen K. 16 solchen Ernst] solche ernstliche Anstalten sahe K. 18 verstae ndigen] melden K. 19 er sich] er K. 20 eines Martialischen Betrugs] eine Kriegslist K. 23 sprungen] sprangen K. 24–25 Und wil ich hier der Feder ein Stillschweigen aufferlegen] hier e muß ich die Feder niederlegen K. 26–27 nur ihre Unvermogenheit verrathen] zu schwach seyn K. 28 Loßbrennung] Abfeuerung K. 29–30 dermassen herrlich] so freudigst K.
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Die Siammer aber und Avaner musten diese Nacht den Himmel ihr Gezelte seyn lassen / biß sie folgenden Tag ihr Lager dem Aracanischen e anhangig machen / und die Morgen-Seite / biß an die alte Stadt gegen e Mittag / einnehmen kunten. Weil nun auff solche Art die taglich-erwartene e e den Aracanischen Hulffs-Volcker / wegen Mangel des Raums / im Rucken e e des Lagers wurden bleiben mussen / so wurde einhellig beschlossen / dem e Printzen von Tangu einen Abzug rathen zu lassen: widrigen Falls wurde man ihm mit Gewalt zu verstehen geben / wie zwey Hunde an einem e Knochen sich durchaus nicht vertragen konten. Diesem aber kam eine sonder- und wunderbare Begebenheit / durch die Princeßin von Savady zuvor / von welcher bald fernerer Bericht erstattet werden soll. Was nun die Fortsetzung der Belagerung anbelanget / so hatte Balacin / aus bereits erwehnten Ursachen / bißher keine sonderliche Gewalt gegen e e die Stadt verspuhren lassen / ausser daß man sich der Starcke der Mauer e durch das Geschutze ein wenig erkundiget / und zugleich die Zeit mit Weg fangung der schae dlichen Crocodile / aus dem Graben zugebracht hatte. Denn diese Thiere waren dermassen gefae hrlich / daß sie sich auch erkue hnen durfften / manchen guten Kerl von dem Lande wegzuhohlen / und auch die Schildwachen anzugreiffen. Derowegen Korangerim abermals eine nutzbare List erson¯e / sie gleich den Wallfischen zu fangen. Er ließ starcke eiserne Hacken machen / welche an lange und dicke Seile befestiget waren. Weil nun dieses Ungeziefer verfaultes Fleisch / vor seine beste e Speise hielt / so wurden solche Aeser / deren es in Lagern gnungsam giebet / an den Hacken / und also ins Wasser geworffen. Ehe fast solcher Koe der das Wasser erreichet / so war es schon neben den Hacken von einem solchen ungeheuren Thiere verschlucket / worauff denn alsobald viertzig biß e funfftzig starcke Manner an dem Seile ziehen / und diß widerstrebende Thier auff das Land zwingen musten: Da es endlich / iedoch nicht ohne grosse Gefahr und Mue he / auff den Rue cken gebracht / und durch den Une e ter-Leib ertodtet wurde. Denn das schuppichte Rucken-Fell verachtete alle Waffen / und waren die Kugeln nur wie Spreu. Durch diese Mittel wurden ue ber achtzig solche Thiere erleget / und in die Erde verscharret. Ingleichen
29 grosse Gefahr] Gefahr C, E, F, G, H, I, J, K. 2–3 dem Aracanischen anhae ngig machen] mit dem Aracanischen vereinigten K. 4 einnehmen kunten] umringen konten K. 7 rathen] anrathen K. 8–9 mit Gewalt zu verstehen geben / wie zwey Hunde an einem Knochen sich durchaus nicht vertragen koe nten] zeigen, daß zwey verliebte Prinzen gewiß nicht mit gleichem Glue cke um eine e e 10 sonder- und wunderbare] wunderbare K. Schone fechten wurden K. e 14 verspuhren] brauchen K. 15 ein wenig erkundiget] versucht K. e e 17–18 erkuhnen durfften] erkuhnten K. 20 erson¯e / sie gleich den Wallfischen] erdachte, sie wie die Wallfische K. 22 dieses Ungeziefer] diese Thiere K. 28 zwingen] ziehen K.
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wusten sich auch die Portugiesen in ihrer Kunst an diesen unvernue nfftigen e e Feinden meisterlich zu uben / indem sie mit den Feld-Stucken / so bald sich ein solches Thier jenseit dem Ufer blicken ließ / solche so wohl zu e erreichen wusten / daß sie einen grossen Gestanck nach ihrem Tode uber das Wasser zur Rache schickten. Der groe ste Verlust / welchen Balacin sonderlich bedauerte / war / daß e der tapffere Scandor in einem Ausfalle gefanglich in die Stadt gezogen worden. Denn als er seine Lorangy von Talemons Schlosse ins Lager abgeholet / und sie nach so langer Zeit das erste mal wiederumb gesehen hatte / wurde er ihr so schleunig geraubet / daß die Kriegs-Bedienten gnungsam an e ihr zu trosten hatten. Nherandi aber wuste hierinnen wohl zu rathen / indem er den gefangenen Soudras vorstellete / welcher alsobald / ungeachtet der Ungleichheit eines Feld-Herrns / gegen einen Befehlshaber der Frey-Reuter / gegen den Scandor auszuwechseln beschlossen ward / und dem Chaumigrem ein angenehmer Wechsel war / indem er den Scandor wegen seiner lustigen Eine falle / als einen blossen Narren betrachtete: worinnen er sich aber sehr betrog. Denn ob gleich bißweilen ein lustiger Geist seine geschickten Einfae lle in
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Gesellschafft anzubringen sich bemuhet / so kan doch wohl Schertz und Klugheit e e beysammen stehen / daß er also nur von der un verstandigen Welt vor narrisch gehalten wird. Dieses zu behaupten / war des Scandors Ankunfft dem Haupt-
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e Zwecke dieser Belagerung nothiger / als ob Chaumigrem selbst gefangen e e ware. Denn er brachte den gefahrlichen Zustand der Princeßin mit sich / und wie nur noch vierzehen Tage zwischen ihrem Leben und Tode wae re. e e Als sich nun Balacin hieruber ausserst entsetzte / und in die tieffste SinnenVerwirrung gerieth / wurde er doch bald wiederum durch einen Brieff / e welchen Abaxar dem Scandor in geheim einhandigen lassen / und durch folgenden Inhalt mercklich auffgerichtet:
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Großmachtigster Konig und Herr! e e ICh schatze mich beglucket / daß ich die Zeit erlebet habe / worinnen ich E. M. und e der unvergleichlichen Banisen angenehme und hochst ersprießliche Dienste leisten kan. Banise soll sterben! ja was noch erschrecklicher ist / Banise soll dem Teuffel geopffert seyn. Allein mein Blut soll eher vergossen / als ihr nur eine Ader verletzet e e werden. Weil ich nun in diesem Vorsatze durch hohere Hand gestarcket werde / so e e soll die Art und Weise dieses gefahrlichen An schlages kunfftig bey dem NordenThore durch einen bepfeilten Brieff entdecket werden. Inzwischen unter-
9 sie] sich H. 17–18 sehr betrog] betrog K.
27–28 durch folgenden Inhalt] folgenden Inhalts war K.
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lassen Eur. Maj. nichts / was eine schleunige Eroberung gewahren kan / welches e noch sicherer / als unsere Anschlage scheinet. Ich versichere meine Treue / und bin Ew. Maj. Gewiedmester Diener. 5
Die Unterschrifft war mit Fleiß aussen gelassen worden. e
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Diesem Berichte gemaß / war nun Abaxar mit dem Feld-Herrn Martong in vertrauliche Bekandtschafft gerathen / als bey welchem der in Siam / vom Chaumigrem angethane Schimpff nunmehro zu bluten begunte / und weil e diese Rach-Begier durch ein billiches Mitleiden / gegen die schone Banise e e mercklich vergrossert wurde: so waren sie beyderseits bemuhet / noch mehrere Freunde zu ihrem Beystande sich in geheim zu verbinden: welches die e Gotter dermassen segneten / daß sie sich inner drey Tagen einen starcken e Anhang / wiewohl in hochster geheim machten. Nach Verlesung aber erwehnten Briefes / wurde alsobald im Kriegs-Rath beschlossen / die Stadt mit allem Ernst anzugreiffen / und weder Gut noch Blut zu spahren: Zu welchem Vorsatz die hohen Hae upter / durch den froe e lichen Bericht des Anzugs der Aracanischen Hulffe desto hefftiger angee e feuert wurden. Alsobald gieng Befehl zu Erfullung der Graben alle benothigte Anstalt zu machen / welches so fleißig ins Werck gerichtet wurde / daß man innerhalb acht Tagen trockenes Fusses an die Mauern gelangen kunte. Denn es wurde von so viel tausend Hae nden das nahegelegene Holtz e e e e fast gantzlich ausgerottet / mit unsaglicher Muhe und Gefahr in die Graben e geworffen / und alsdenn mit Sand / Erden und Steinen auffs beste erfullet / welches denn manchen Kopff kostete: indem ein Kugel-Regen nach dem andern von den Mauern blitzte. Dessen ungeachtet / kunte doch diese Arbeit durch keine Gewalt hintertrieben werden / indem durch kluge Anstalt des Korangerims solche Blendungen gemacht wurden / dahinter die Arbeitenden ohne Gefahr fortfahren kunten. Wae hrender Bemue hung der Aracaner / sahen sie eines Tages alt Pegu in vollem Brande stehen / welches die Tanguter verlassen / und sich in aller Stille unsichtbar gemacht hatten / dessen Ursache niemand zu errathen vermochte / und mit Ungewißheit von iederman bewundert wurde. Die Ursache und Beschaffenheit aber dieses schleunigen Abzugs / war e die bestandig-brennende Liebe der Princeßin von Savady / gegen den e unerkantlichen Printzen Zarang. Diese / ob sie zwar wohl wuste / daß er nicht ihrentwegen vor Pegu so hart anklopffte / war doch auff alle Weise bedacht / wie sie ihren geliebten / doch harten Printzen nur noch einmal 32 bewundert] verwundert B, C, D, E, F, G, H, I, J. 8 begunte] anfieng K. klopffte] viel wagte K.
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13 in hochster geheim] ganz in Geheim K.
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sehen / und durch bewegliches Vorhalten ihrer Liebe / einiges Feuer in ihm e e anzunden mochte / worzu sie sich gewisse Hoffnung gemacht hatte. Solches e nun am fuglichsten ins Werck zu richten / nahm sie einen verzweiffelten e Entschluß / entweder in ihrer Liebe glucklich zu seyn / oder zu sterben. Da sie denn vornemlich dahin trachtete / wie sie nur einen Brieff in des Zarangs Hae nde sicher lieffern koe nte. Die Gelegenheit aber des Schlosses benahm ihr alle Hoffnung hierzu / indem die Burg nicht allein / wie vorgemeldet / mitten in der Stadt lag / sondern auch iederzeit mit einer starcken und genauen Wacht besetzet war. Aus diesem nun zu kommen / ersanne sie e diese List / und wendete vor / sie konte sich mit der stoltzen Princeßin von e Siam / welche Ponnedro durch Einraumung eines beqvemen Zimmers / zu ihrer Nachbarin gemacht hatte / nicht allerdings vertragen; indem sie e gleichsam unter den Ketten einige Hochmuth gegen sie spuren liesse / und e e e nicht bedachte / daß sie das Ungluck in gleichen Stand gesetzet hatte. Als nun diese Klage vor den Chaumigrem kam / erlaubte er der Princeßin von Savady die Burg zu verlassen / und sich eine Wohnung in der Stadt nach eignem Belieben / iedoch unter gnugsamer Wacht zu erwehlen. Welches ihr die erfreulichste Gnade von der Welt war / und sich so fort ein Hauß an der Mauer gegen das Tangutische Lager erwehlete / welches / weil es denen e e Geistlichen zustund / vor der Gefahr des feindlichen Geschutzes / aus Gutigkeit des Zarangs gnungsam gesichert war. Von diesem Hause kunte sie e Alt Pegu / und das gantze Lager ubersehen / und ihr Vorhaben um so viel beqvemer vollziehen. Sie entschloß sich demnach / diesen Vogel durch solche Beeren zu kirren / welche er verlangte / ich wil sagen / ihm mit verstellter Hand einen Brieff im Namen der jenigen / welche er warhafftig liebete und suchte / zuzuschicken / und folgenden Inhalts einzurichten: Mein Printz! e e ICh empfinde die Straffe der Gotter allzu sehr / womit sie meine Hartnackigkeit / e die ich eurer treuen Liebe iederzeit erwiesen / rachen wollen: und zwar dergee stalt / daß es scheinet / als ob der Trost menschlicher Hulffe allgemach verschwine e den wolte. Ich habe zwar durch eigenhandige Hulffe meine Keuschheit wider den e unverschamten Rolim genungsam vertheidiget: Hingegen bringet mir dieses den e Tod / und ich soll zu einem grausamen Opffer der erzurnten Gottheit in wenig e Tagen dienen. Eure getreue Waffen scheinen die Gotter fast stumpff zu machen / e und der Printz von Aracan bezeiget durch seinen schlafferigen Ernst / daß er der
9 genauen] genauern B, C, D, E, F, G, H, I, J. 12 nicht] sich nicht C, E, F, G, H, I, J, K.
10 koe nte sich] koe nte C, E, F, G, H, I, J, K. e
6 Gelegenheit] Beschaffenheit K. 13 einige] einigen K. 18 erfreulichste] hochste K. 26 und folgenden Inhalts] und in folgenden Inhalt K. 30 allgemach] endlich K. 33 zu einem grausamen] ein grausames K. 34 dienen] werden K. 34 stumpff] unempfindlich K.
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Gefahr weichen / seine Liebe hindan setzen / und seine Ohnmacht bekennen e e muste. In solchem Zustande solte ich mich zwar scheuen und schamen / nune mehro den jenigen um Rettung anzuflehen / welchen ich im begluckten Wohle e stande nicht eines geneigten Blickes wurdigen wollen. Eure tugendhaffte Bestane digkeit aber versichert mich einer unveranderlichen Liebe / welche diese Fehler alle bedecken / und ins Vergessen stellen wird: ja dieses Vertrauen machet mich so e kuhne / daß ich eine Probe eurer Treue von euch fordern darff / ob solche Liebe e auch auff Bestand gegrundet sey? Denn ihr solt wissen / tapfferer Printz / daß folgende Mitternacht euch der Feind durch einen scharffen Ausfall besuchen wird: e Weil ich denn meinen Tod auff bessere Art / als durch schmahliches Auffopffern / zu suchen entschlossen bin: Als habe ich die Treue der Wache dergestalt an mich e erkaufft / daß sie mich in Mannli cher Kleidung / in ihre Gesellschafft auf / und in e diesen Ausfall mit nehmen wollen. Ist nun eure Liebe ungefarbet / und euch mit meiner Gegen-Huld / und deren vollkom ¯¯ enen Geniessung / etwas gedienet: so bedeutet mir durch ein auffgestecktes Tuch / an welchen Ort ich mich / so bald ich e e in meine Freyheit gerathen / wenden / und eurer liebreichen Hulffe gewartig seyn e soll. Die Gotter segnen unsern Anschlag / und ich ersterbe Eure treue Banise / Princeßin von Pegu.
Diesen Brieff wickelte sie um einen Pfeil / und schoß ihn ue ber den Graben gegen das Lager / welcher Angesichts ihrer von einigen Soldaten auffgee haben / und unwissende / warum? zu ihren vorgesetzten Hauptern gebracht wurde / durch deren Hand es vor den Printzen gelangete / welcher nach Verlesung dessen / der leichtglae ubigen Liebe allzu viel Raum ertheilte / e und den Brieff unzehlich mal kussete. Der Befehl gieng alsbald dahin / ein weisses Tuch auf der lincken Hand des Ausfalles zu stecken / und sich im ue brigen durchgehends auff einen schleunigen Auffbruch gefast zu machen: e e Weil er die Schalen dem Konige von Aracan gerne gonnen wolte / wenn er e nur den Kern genossen hatte. Ob nun zwar solches iederman hoe chst-vere wunderlich vorkam / so durffte sich doch niemand erkuhnen / nach der Ursache zu fragen: sondern des Printzen Befehl / Ich wil / erfoderte einen gleich-lautenden Gegen-Hall: Ich wil.
5 diese] die C, E, F, G, H, I, J. e e 2 muste] musse K. 3–4 Wohlstande] Zustande K. 6 ins Vergessen stellen] ewig vergessen K. 8 Bestand] Standhaftigkeit K. 11–12 an mich erkaufft] auf meine Seite gebracht K. 15–16 ich in meine Freyheit gerathen] ich meine Freyheit erhalte e K. 16 gewartig seyn] erwarten K. 17 ersterbe] bleibe ewig K. 21 Angesichts] vor ihren Augen K. 23 es] er K. 23 gelangete] kam K. 24 Verlesung] Lesung K. e e 29–30 hochst-verwunderlich] hochst wunderbar K. 32 gleich-lautenden Gegen-Hall: Ich wil] schleunigen Gehorsam K.
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Die Princeßin von Savady hatte das Zeichen weisser Treue kaum fliegen e e gesehen / so wurde sie mit innigsten Freuden dermassen uberschuttet / daß sie an den ungewissen Ausschlag / des verzweiffelte¯ Unterfangens / nicht zu gedencke¯ vermochte. Demnach foderte sie 3. Soldate¯ von ihrer Wache zu sich ins Zim ¯¯ er / u. redete sie dergestalt an: Tapffere Mae n¯er! Ich glaube / daß
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eure Großmuth auch iederzeit mit einem billigen Mitleiden gegen ein ungluckseliges Frauenzim ¯¯ er wird vergesellschafftet seyn. Mit einem Frauenzim ¯¯ er / welches den Tod suchet / u. ihr in meiner Person vor euch sehet. Wan¯ mir den¯ die Tyranney e des Kaysers auch zu sterben verweigert / so ist mir das Leben umb so viel mehr e e verhaßt / und wundsche ich nichts mehr / als eure Gluckseligkeit / die ihr gnuge same Gelegenheit habet / solches mit einem ruhmlichen Tode zu verwechseln. e e Schencket mir demnach ein Theil solcher Gluckseligkeit! Erbarmet euch uber e mich / und nehmet mich kunfftige Nacht bey gesetzte¯ Ausfall in eure Gesellschafft / so soll dieses alles / was ihr hier an Kostbarkeiten schauet / als eine verdiente Erbschafft vor euer Mitleiden / euch anheim fallen.
Ob nun zwar diese Worte nicht sonderliches Beyleid in diesen rostigen Hertzen zu erwecken schienen / so waren doch die stummen Zungen des verhandenen Goldes und Edelgesteine dermassen beredt / daß eine schleue nige Bewilligung der begehrten Sache einen erwunschten Ausschlag gab. e Die Nacht / auch endlich die Mitternacht ruckte herbey / da sich die behertzte Princeßin in gemeine Soldaten-Kleider warff / ihre Haare in eine Sturm-Haube zwang / und sich in solcher Verstellung denen andern / welche sich zum Ausfalle bereits zusam ¯¯ en gezogen hatten / getrost beygesellete. Die Pforte des heimliche¯ Ausfalles war kaum eroe ffnet / so drang sie mit den e e e fordersten hindurch / und gelangte glucklich uber den Graben. Als aber auff gegebene Nachricht der Princeßin / die Ausfallenden heßlich empfane e gen wurden / und es sich gefahrlich anließ / daß die Ausgefallenen gantze lich abgeschnitten wurden / so vermeynte die Princeßin von Savady nicht e e rathsam zu seyn / der Nachtl. Gefahr langer beyzuwohne¯ / welches auch ihr Absehen nicht gewesen / sondern sie schlug sich alsbald auf die lincke Hand nach dem aufgesteckten Zeiche¯ / woselbst sie eine zierliche Sae nffte ihrer wartende fand / worein sie sich geschwind setzte / und von tausend Reutern begleitet / dahin flog. Wie nun der Ausfall auff Seiten der Belagerer glue cklich abgelauffen war / und Zarang die angenehme Nachricht erhielte / wie die vermeynte Banise bereits in Sicherheit gebracht wae re / schiene er so
1 Zeichen weisser Treue] Zeichen K. 2 mit innigsten Freuden dermassen ue berschue ttet] dermassen in Freude gesetzt K. 3 Unterfangens] Vorhabens K. 4 gedencke¯ vermochte] denken im Stande war K. 15 euer Mitleiden] eure Liebe K. 15 anheim fallen] zu Theil werden K. 16 sonderliches Beyleid] besonderes Mitleiden K. 16 rostigen] unempfindlichen K. 18 dermassen beredt] im Stande K. 19 der bee gehrten Sache] des Verlangens K. 20 ruckte] kamen K. 23 beygesellete] zugesellete K. 31 woselbst sie] woselbst K. 31–32 ihrer wartende fand] auf sie wartete K.
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vergnue gt zu seyn / als ob ihm das gantze Reich Pegu zugefallen wae re. Er selbst machte alle Anstalt zu einem sichern Auffbruch / und folgte auff den e Tag mit funff hundert leichten Reutern / nebst einigen hohen GeneralsPersonen / der werthen Beute nach / welche er aber / weil er mit ihr zu e eilen befohlen / erst des dritten Tages an den Martabanischen Grantzen erreichte. e Er hatte kaum die reisende Sanffte von fernen erblicket / so gab die Liebe ihm / und er dem Pferde dermassen die Sporn / daß er sie in kurtzem einholte / und stille zu halten befahl. Weil nun Zarang ein kostbares e Frauen-Kleid in die Sanffte legen lassen / so hatte sich dessen die Princeßin wohl zu bedienen gewust / und es angelegt. e Als nun einige vornehme Kriegs-Haupter / welche ermeldeter massen e den eilenden Printzen begleiteten / die Sanffte umgeben hatten / und mit Schmertzen die jenige zu sehen verlangten / umb derer willen gantz Pegu in Waffen war / auch der Printz selbst vor verliebter Ungedult den Verzug nicht erwarten kunte: so stieg endlich die nunmehro hoe chst-beae ngstigte Princeßin / mit bebendem Fusse und zitterndem Hertzen hervor / und warff sich alsobald mit diesen klae glichen Worten vor des Printzen Fue sse:
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Ach mein Printz! erbarmet euch uber ein schwaches Wesen / welches der Macht e ausserster Liebe nicht zu widerstehen vermocht. Sehet / hier lieget eine Princeßin / welche sich euch und der Liebe gefangen giebet / und Leben oder Tod von eurer Hand und Lippen erwartet. Ach verzeihet / verzeihet! Werthester Printz! der e grund-getreuen Princeßin von Savady / den Ruhms-wurdigen Betrug / womit sie e euch zu gewinnen / und sich zu retten vermeynet. Lasset euch doch meine Thranen erweichen / und diese heisse Fluth das zaubernde Bildniß der Princeßin von e Pegu aus dem Hertzen tilgen / welche euch selbst durch die Unmogligkeit vorente e halten wird. Betrachtet doch mit gesundern Vernunffts-Augen die Fuß-fallige e e Savadianerin / wie ihre Gestalt wohl ehemals fahig gewesen / auch Kayserliche e Printzen zu bestricken / und wie offters der seufftzende Printz von Pegu bloß um e eurent willen von mir verstossen worden. Ach gonnet mir doch die beliebten Strahlen eurer Augen / und lasset euch diese unsterbliche Treue zu der geringsten Gegen-Liebe bewegen.
Zarang kunte sich nicht entschliessen / ob er diese Begebenheit vor einen Traum / oder als ein warhafftiges Begeben halten solte. Er sahe sie mit e starrenden Augen an / schlug die Hande in einander / und eine verbitterte Betrachtung hemmete seine Zunge. Endlich als er an der Gewißheit dieses Betrugs nicht mehr zweiffelte / redete er sie mit grim ¯¯ igster Verstellung an: Ha! verteuffelte und Betrugs-volle Syrene! Bilde dir nur nicht ein / daß dein
11 und es] und C, E, F, G, H, I, J, K.
35 starrenden] starren C, E, F, G, H, I, J, K.
1 ob ihm] ob K. 1 zugefallen] erobert K. wahrhafftiges Begeben] eine wahrhaftige K.
11 bedienen] gebrauchen K.
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schmeichelndes Vorbringen meine Zorn-Rache verhindern werde. Diese Schmach / und dieser unverantwortliche Schimpff / den du mir durch verdam ¯¯ te List vor allen e e Volckern erwiesen hast / kan auch mit deinem Blute nicht versohnet werden; und e sollst du auff dieser Stelle der himmlischen Banisen ein unwurdiges Opffer were den. Worauff er den Sebel entbloste / und ihre treue Liebe mit einem
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blutigen Zuge wue rde belohnet haben / wenn nicht erwehnte Anwesende e ihm in die Arme gefallen / und ihm das wunderliche Verhangniß / und die e ungemeine Bestandigkeit der getreuen Princeßin beweglichst vor Augen e gestellet hatten. Als sie nun den beharrlichen Haß vermerckte / und sich e aller Hoffnung beraubet sahe / ließ sie der Verzweiffelung den volligen e e Zugel schiessen / entbloste ihre Brust / und fassete einen verborgenen Dolch mit diesen Worten zur Hand: So schaue demnach / unbarmhertziger Tyranne / wie dieses verspritzte Blut auff ewig um Rache wider dich schreyen / und e e dein unerweichliches Hertze Tag und Nacht vor den Gottern verklagen soll. Ruhme dich nur nicht / Diamantene Seele! daß dich eine Princeßin biß in Tod geliebet / un¯ um dieser Liebe willen ihre Brust durchbohret habe: denn dieser Stich wird mir durchs Hertze / dir aber durch die Seele dringen / mir kurtze Schmertzen / und dir ewige Qvaal verschaffen: weil dich mein blutiger Geist auch biß ans Ende der Welt e verfolgen / stundlich vor deine¯ Augen schweben / und dir deine Grausamkeit e vorrucken soll. Worauff sie den Stoß zu vollziehen vermeynte / welches aber
die Hand eines wohlmeynenden Soldatens verhinderte. Als sie nun der Printz in so beweglicher Gestalt vor sich knien sahe / die e Alabaster-Haut der eroffneten Brust betrachtete / und einer sonderbaren Anmuth in dem gewiß liebens-wue rdigen Wangen-Felde gewahr wurde: e brach ihm endlich das Hertz / daß er diese seltzame Bestandigkeit erkennete / den Sebel weg warff / und sie mit diesen Worten aufhub: Ich gebe e
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mich gefangen / schonste Princeßin / un¯ beken¯e / daß ich dieser Schonheit u. e e e Liebe nicht wurdig bin / womit mich die gutige Schickung der Gotter beselige¯ wil. e Treueste Seele! sie wende den Dolch auff dieses mein unerkantliches Hertze / und vollstrecke die wohlverdiente Rache auff meiner Brust. Ich habe geirret / und den
15 nur nicht] nicht C, D, E, F, G, H, I, J. 1 Zorn-Rache] Rache K. 3 erwiesen] angehae nget K. 7 wunderliche] wunderbare e K. 9 beharrlichen Haß vermerckte] unversohnlichen Haß merkte K. 10–11 ließ sie der Verzweiffelung den voe lligen Zue gel schiessen] ue berließ sie sich der Verzweifelung K. 12 zur] in die K. 14 dein unerweichliches] das unempfindliche K. 15 eine] deine K. 20 zu vollziehen vermeynte] vollziehen wolte K. 21 wohlmeynenden] redlichen K. 23–26 einer sonderbaren Anmuth in dem gewiß liebens-wue rdigen Wangen-Felde gewahr wurde: brach ihm endlich das Hertz / daß er diese seltzame Bestae ndigkeit erkennete / den Sebel weg warff / und sie mit diesen Worten aufhub] eine sonderbare e Anmuth in den gewiß liebenswurdigen Wangen entdeckte: ließ er sich endlich erweie chen, und bewunderte die besondere Bestandigkeit, warf den Sebel weg, und hob sie mit e diesen Worten auf K. 27 beken¯e] erkenne K. 28 beselige¯] beglucken K. 30 vollstrecke] vollziehe K. 30 auff] an K.
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Schluß des Himmels widerstrebet; Darum dancke ich der ewigen Gottheit / daß sie e mich diesem Augenblick zur Erkantniß gebracht hat: bey welcher Gottheit ich denn / in Gegenwart dieser Getreuen / wil geschwohren haben: daß die Princeßin e von Savady die Krone von Tangu vor ihre Bestandigkeit / und mein Hertz / als ein e stetes Danck- und Suhn-Opffer ewiger Liebe / soll zugewarten haben.
Worauff er sie inbrue nstig kue ssete / und sie unter freyem Himmel vor e allen Augen zur Konigin von Tangu / und seine liebwerthe Gemahlin ere e e klarete: Daruber die Princeßin dermassen vergnuget ward / daß sie gleiche e falls eine offentliche Dancksagung auf den Knien / wegen so erwunschten e Ausgangs ihrer Liebe / zu den Gottern und ihrem Printzen abschickte. Als e auch die samtliche Armee / welche sich auff sechs und zwantzig tausend e Mann vor Pegu vermindert hatte / angelanget / fuhrte er sie im Triumphe e e in Tangu ein / ließ sie kronen / und sich Koniglich beylegen. Da sie denn e e lange Jahre in groster Zufriedenheit und Vergnugung beysammen gelebet / und unterschiedene tapffere Zeugen ihrer Liebe erzielet haben. Denen Poeten aber wurde hierdurch Anlaß gegeben / allen bestae ndigen e und keusch-verliebten Seelen diesen Trost- und Lob-Spruch der Bestandigkeit zu ertheilen:
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Bestae ndigkeit besteht / ob schon die Erde kracht / Und durch die schwartze Nacht entbrannte Strahlen dringen / e Ein treuer Sinn last sich nicht Blitz noch Don¯er zwingen: Die feste Liebe bleibt / wenn schon die stoltze See / Den Grund-erboosten Schaum biß an die Sterne schmeisset / Und Segel / Mast und Baum in Saltz und Wasser reisset / Sie dringt durch Sturm und Wind / durch Abgrund und durch Hoe h. Biß endlich GOtt zu rechter Zeit Selbst kroe net die Bestae ndigkeit. e
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Wir lassen hier den vergnugten Zarang den Savadischen Gurtel losen / und e verfugen uns wieder in das Aracanische Lager vor Pegu / woselbst wir statt lieblicher Kue sse donnernde Carthaunen spielen / und statt der Myrthen / die Mauren von Pegu mit blutigen Zypressen umgeben schauen. Denn Tages nach des Printzen von Tangu Abzuge / kam die erwue ndschte Hue lffe e e aus Aracan glucklich an / welche die getreuen Stande des Reichs mit funff-
1 widerstrebet] widerstanden K. 3 wil geschwohren haben] schwoe re K. 5 Danckund Sue hn-Opffer] Dankopfer K. 5 zugewarten] zu erwarten K. 6 inbrue nstig] liebe e reich K. 13 sich Koniglich beylegen] ein konigliches Beylager halten K. 15 tapffere Zeugen] Helden als Denkmale K. 16 Denen Poeten aber wurde hierdurch Anlaß gegeben] Die Poeten nahmen hierbey Gelegenheit K. 17 keusch-verliebten] keuschen K. 30 verfue gen uns] eilen K. 31 spielen] hoe ren K. 32 schauen] sehen K. e e e e 33 erwundschte Hulffe] lange gewunschte Hulfsarmee K.
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tzig tausend Mann vermehret / und also zweymal hundert tausend außere lesene Mannschafft ihrem Konige zugeschickt hatten. Diese bezogen so fort das alte Lager / die Printzen aber nahmen die alte Stadt ein / und machten sich solche zu einem beqvemern Auffenthalt / weil der Brand einen Theil verschonet hatte: iedoch hofften sie bald in Neu-Pegu bessere Beqvemligkeiten zu haben. Weil nun die Tanguter die Bahn zum Stue rmen sehr wohl gemacht hatten / so ließ der erhitzte Balacin fast keinen Tag vergehen / an welchem er nicht in eigner Person die Voe lcker zum Stue rmen antrieb / e wiewol ihre Muhe hierinnen nichts anders ausrichtete / als daß sie ihren e Ruhm mit rothen Buchstaben denen Mauern einverleibten. Das Geschutze muste Tag und Nacht blitzen / die unbeweglichen Mauern zu bewegen / daß sie doch einen freyen Eintritt erlauben wolten. Allein die verzweiffelte e Tapfferkeit der Bramaner / und die stete Gegenwart des beangstigten Chaue migrems / machten alle gewaltsame Anschlage fruchtloß. e Als aber die Zeit biß auf drey Tage verflossen / da die schone Princeßin den rauhen Opffer-stein betreten solte / fand man in dem Norden-Lager einen mit Papier umwundenen Pfeil / welcher alsbald dem Balacin eingee handiget wurde. Diesen entwickelte er mit zitternder Hand / weil er die Schreib-Art des Abaxars wohl kennete / und laß folgendes daraus: e
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Allergnadigster Konig und Herr! JEtzund setzet die liebreiche Princeßin einen Fuß ins Grab / und der Strick / wele cher ihren Schwanen-Hals henckermaßig umschlingen soll / ist verfertiget. Ihre stumme Gefahr aber / und das hertzliche Mitleiden heisset uns eilen / und auff e e machtige Rettungs-Mittel bedacht seyn / weil sie aus der Hand eines machtigen Feindes soll errettet werden. In dreyen Tagen wird das blutige Opffer vollzogen / e e und die Losung aller Stucken wird alsdenn den traurigen Bericht erstatten / wie die e tugendhafteste Seele den schonsten Leib verlassen habe. Doch trauen I. M. den e Gottern / und dem getreuen Abaxar / und versichern sich / daß nebst dem General e e Martong und Ponnedro uber siebenzig tausend Peguaner in diesem Staats-Corper e e ein gefahrliches Ge schwure sind / welches / wo es auffbrechen solte / dem Chaue migrem den unfehlbaren Tod gewahren wird. I. M. Gegenwart in unbekandter /
4 einen] ein K. 6 haben] finden K. 10 mit] gleichsam mit K. 11 muste Tag und Nacht blitzen] donnerte Tag und Nacht K. 12 daß sie doch einen freyen Eintritt erlauben wolten] damit sie einen Eingang in die Stadt finden moe chten K. 13 stete] e bestandige K. 19 kennete] kannte K. 21 JEtzund setzet] Jetzt ist K. 21 einen Fuß ins Grab] im Begriff, einen Fuß ins Grab zu setzen K. 22 Schwanen-Hals] alabasternen Hals K. 23 stumme Gefahr] Gefahr K. 26 Bericht erstatten] Augenblick ankue ndigen K. 28 versichern sich] seyn versichert K. 29–31 in diesem StaatsCoe rper ein gefae hrliches Geschwue re sind / welches / wo es auffbrechen solte / dem Chaue migrem den unfehlbaren Tod gewahren wird. I. M. Gegenwart] in dieser Stadt eine e e gefahrliche Zusammenverschwo rung angerichtet, welche, wo sie ausbrechen solte, dem e Chaumigrem den gewissen Tod verspricht. Die Gegenwart Ihro Majestat K.
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und nach des Ponnedro Bericht / Portugisischer Gestalt / wurde das Werck ere e wunscht befordern helffen: welche zu erlangen / ich E. M. morgen umb sechs Uhr in einem Ausfalle / als gefangen abholen wolte / wenn sie durch rothe Kleidung e sich erkantlich machen werden. Die Anordnung des alsdenn nothwendigen Haupt-Sturms wird der bekandten Tapfferkeit des Printzen von Siam wohl anzuvertrauen seyn. Ich schliesse und erwarte.
Jedwedes Wort bedauchte den Printzen ein Donnerschlag zu seyn / weil aber Zeit und Noth keinen Verzug erstattete / als ließ der Angst-volle Balacin noch selbte Stunde Higvanama / Nherandi / Padukko / Korangerim / Mangostan und Ragoa zu sich erfordern / und begehrte ihre rathsame Meynung ue ber dieses wichtige Begehren des Abaxars zu vernehmen. Ob sie zwar nun alle widriges Sinnes waren / und sich / nicht ohne guten Vorbedacht / e gar einer listigen Verratherey besorgeten: so trauete doch Balacin der / durch Scandorn versicherten Auffrichtigkeit des Abaxars / und entschloß sich / diesem Begehren nach zuleben. Als sie ihm nun solches nicht zu widerrathen vermochten / bewilligten sie endlich darein / und wurde nune mehr die Art und Weise eines allgemeinen Haupt-Sturms zur Gnuge abgehandelt. Balacin erwehlte sich seinen getreuen Scandor zum Geferten dieses bedencklichen Unterfangens / und als die Morgenroe the kaum angebrochen / verstellten sie sich gewohnter massen mit den Fae rbe-Blae ttern / daß sie von iederman vor unerkae ntlich gehalten wurden. Indem sie sich aber der Higvanama zum Schertz zeigen wolten / kam der Bericht / wie sich der Feind durch einen Ausfall eingestellet / und sich sehr feindselig erzeigte: Dannenhero Balacin einen guten Pantzer unter den Rock legte / eine SturmHaube auffsetzte / und sich also nebst dem Scandor in rother Kleidung / unter die Fechtenden einmischte. Weil nun Abaxar diesen Ausfall in Person e commandirte / so befahl er seinen Leuten / diese zwey Roth-Rocke / welche greulich hauseten / anzupacken und auffzufangen / welches diese Verstellten / als ob sie ihres Gewehres beraubet wae ren / endlich geschehen / und sich gefangen in die Stadt fue hren liessen: da sie denn Abaxar vor zwey 8 erstattete] verstattete C, E, F, G, H, I, J. Verstellten] die bestellten G, H, I, J, K.
26 sich also] also G, H.
29–30 diese
1 Gestalt] Kleidung K. 7 bedauchte den Printzen ein Donnerschlag zu seyn] war dem Prinzen ein Donnerschlag K. 10–11 erfordern / und begehrte ihre rathsame Meynung ue ber dieses wichtige Begehren] fordern, und verlangte ihre Meynung ue ber diese wichtige Nachricht K. 12 und sich] und K. 13 einer listigen] eine listige K. e 15 diesem Begehren nachzuleben] dieses Verlangen zu erfullen K. 16 bewilligten] so e willigten K. 17–18 zur Gnuge abgehandelt] beschlossen K. 19–20 bedencklichen e e Unterfangens] gefahrlichen Vorhabens K. 21 gewohnter] gewohnlicher K. e e e 21 Farbe-Blattern] Farbeblattern K.
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Portugisische Haupt-Leute ausgab / und unter dem Vorwand eines starcken e Lose-Geldes / sie dermassen zu verwah ren wuste / daß wegen Menge der Gefangenen / sie des andern Tages leicht vergessen waren. e Worauff Abaxar unterschiedene geheime Zusammenkunffte anstellete / welchen Ponnedro und Martong beywohneten / und sich daselbst mit einem Eyde verbunden / die Princeßin von diesem grausamen Tode zu bee freyen / und den tyrannischen Chaumigrem zu sturtzen. Damit nun Balacin e unvermerckt dem Opffer beywohnen konte / so wurde beschlossen / den Rolim durch Geschencke dahin zu bewegen / daß er ihn unter die Zahl der e Palpas oder Talipous auffnehme: weil nun der jungste Priester iederzeit das e e Opffer erwurgen muste / als wurde Leben und Tod der Geliebten desto freyer in seiner Hand beruhen. e Nachdem nun auch Balacin den Gottlichen Ausspruch zu Pandior bey e e sich wohl uberlegte / wie alle Begebenheiten mit demselben so wohl ubere ein gestimmet / wie er dem Kayser Xemindo / als damaligen Feind von Ava / aus seines Feindes Chaumigrems Hae nden errettet / wie das fremde Bild der Princeßin von Savady ihn verblendet / endlich doch eine vergee bene / und eingebildete Ruhe seiner Liebe in der Banise gefunden hatte. e Wie ferner seine Princeßin / als sein einiges Vergnugen / in Ketten / in Schrecken und Furcht des Todes lae ge: wie drey Kronen / Ava / Aracan und Siam / die Krone von Pegu zu erretten bemue het wae ren: wie / sage ich / alles dieses so genau erfue llet worden / daß nichts ermangele / ohne daß ihn e das Opffer als einen Talipou oder Priester krone. Weil nun dieser Anschlag e hierauff zielte / als wurde Balacin im Gemuthe dermassen gestae rcket / daß e e e er feste davor hielt / es konte zu endlicher Erfullung der Gottlichen Ware heit / nicht anders / denn begluckt ausschlagen: dahero er umb so viel e freudiger einwilligte / und dem Abaxar ein kostbares Kleinod einhandigte / umb dadurch bey dem Rolim eine Priester-Stelle zu erkauffen. Abaxar verfue gte sich so fort nach dem Rolim / und bedeutete ihn / wie e e daß er einen nahen Anverwandten habe / welchem die Gotter in wahrender e e Belagerung auf sonderbare Art das Leben erhalten hatten / dahero er eine Gelue bde gethan / zur schuldigen Danckbarkeit sein ue briges Leben zum Dienste der Gottheit / und zwar / weil er ein Soldate gewesen / des Carcovitæ zu wiedmen / und darinnen zuzubringen. Weil aber der Rolim kome e mendes Opffer vorschutzete / welche Verrichtung sich der ietzige jungste e e e e Priester / weil es ihn zu einer grossern Wurde fahig machte / nicht wurde 3 vergessen] zu vergessen B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 31 Belae gerung] Belagerung B, C, D, E, F, G, H, I, J.
21 sage] sagte G, H, I, J.
6 verbunden] verbanden K. 10 Talipous] Talipons K. 12 beruhen] stehen K. e e e 21 zu erretten bemuhet waren] erretten wurden K. 23 Talipou] Talipon K. 24 im] in seinem K. 29 bedeutete ihn / wie] sagte ihm K. 31 eine] ein K. 34–35 kommendes] das kommende K.
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nehmen lassen / und ihn dahero ersuchte / nach dem Opffer-Tage sein Begehren zu wiederholen / da ihm willigst solte gewillfahret werden: so muste Abaxar eine andere Beredtsamkeit hervor suchen / und ihn durch die gue ldene Zunge des Kleinods / welches der vermeynte Freund als eine Beute in Siam solte erobert haben / dahin bereden / daß er versprach / sein Ansehen hierdurch zu behaupten / und diesem neuen Priester zu Verriche tung dieses Opffers behulfflich zu seyn. Abaxar nahm solches zu Dancke e an / und hinterbrachte dem Balacin den glucklichen Fortgang ihrer Sachen e mit Freuden: nur beklagten sie / daß der betrubten Princeßin / wegen allzu e starcker Wache / auch nicht ein Winck von ihrer vorhabenden Erlosung e ertheilet werden kunte. Diesem nach fuhrte Abaxar den Printzen zu dem Rolim / gegen den er sich dermassen fromm und heilig zu bezeigen wuste / e daß der Rolim den ausserlichen Schein vor den andern Priestern hoch zu e e e ruhmen wuste / und er so dann mit gewohnlichen Gebrauchen zum OpfferPriester in dem Tempel Carcovitæ eingeweihet / auch ihm zugleich der Opffer-Strick / nebst dem steinern Messer / zu bevorstehendem Opffer eine e e gehandiget wurde: woruber sein Gemuthe sich dermassen bewegte / daß es auch der Rolim merckte; weil er es aber vor eine Zagheit hielte / so sprach er ihm auff gut Henckerisch ein Hertze ein. Und hiermit endigte das schwindende Sonnen-Liecht auch diesen Tag / welchen die trostlose Banise ihren letzten zu seyn erachtete. Balacin aber vermochte die gantze Nacht keinen Schlaff in seine Augen zu bringen / sondern es schwebete nur die gefesselte Princeßin in seinem Gemue the / und die bekue mmerten Gedancken / wie es mit dieser gewaltsamen Erloe sung ablauffen wue rde / verstatteten ihm keine Ruhe. Endlich zeigete sich das Liecht / an welchem das letzte Blut vor die e Wohlfarth des Peguanischen Kayserthums solte vergossen werden. Gantz Pegu erseufftzete in geheim / so offt es sich das traurige Schlacht-Opffer ihrer Erb-Princeßin vor Augen stellete / und dieser Tag schiene einer der berue hmtesten in den Asiatischen Geschicht-Bue chern zu seyn. Weil nun dieses Opffer des Morgens muste verrichtet werden / so war die Kae yserliche Mißgeburt des Chaumigrems in Person bemue het / alles auffs prae chtigste in e solcher Ordnung anzustellen / wie es die Wurde des sonderbaren Opffers erforderte. Er war willens / alle Gassen mit gedoppelter Mannschafft zu besetzen / und sich dadurch zugleich eine sichere Augen-Lust zu schaffen: e Allein der geschafftige Feind zwang ihn / daß er statt der Gassen die Mauren wohl besetzen muste: weil sich das gantze Lager regete / und Angesichts e der Belagerten sich zu einem allgemeinen Sturm rustete. 7 zu Dancke] mit Dank K. 13–14 zu rue hmen wuste] rue hmen muste K. 18 Zagheit] Zaghaftigkeit K. 21–22 vermochte die gantze Nacht keinen Schlaff in seine Augen zu bringen] konnte die ganze Nacht nicht schlafen K. 22 nur] nichts als K. 23 in seinem Gemue the] vor seinen Augen K. 28 erseufftzete] seufzete K. 37 weil sich das gantze Lager regete / und Angesichts] weil das ganze Lager in Bewegung war, und im Angesicht K.
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Nherandi erwiese sich hier als ein ungemeiner Kriegs-Stern / welcher seine Gegenwart auff allen Seiten strahlen ließ / und sich denen Feinden als ein Blut-bedeutender Comete zeigete. Er ordnete in eigener Person den Sturm an / und legte eine gewaltige Probe seiner Kriegs-Erfahrenheit hierinnen ab. Auff die Norden-Seite stellte er die erste Armee der Aracaner / welche er selbst anzufue hren sich vornahm. Gegen Morgen setzte sich die Helden-gleiche Higvanama vor / dieselbe Seite mit ihren Avanern zu bestue rmen / zu welchen noch dreyßigtausend Aracaner stossen musten / weil sie in der Carpanischen Schlacht sehr vermindert waren. Vom Abende her e drauete Padukko mit seinen Siammern entweder zu siegen oder zu sterben: e e Mangostan aber wurde denen neuen Hulffs-Volckern aus Aracan vorgestellet / umb mit ihnen sein Heil an der Mittags-Seite zu versuchen. Weil nun Mangostan auf dieser Seite den Vortheil wegen besagten Dammes hatte / und die Mitternachts-Seite gleichfalls eine ziemliche Oeffnung zeie gete / so wurde das Geschutze nur von Osten und Westen her / als grausame Ungewitter / gegen die Stadt gerichtet / und alles dermassen wohl angeordnet / daß zu einer schleunigen Eroberung nichts mehr / als der Angriff / e e konte erfodert werden / ob auch gleich von innen alle Hulffleistung ware versaget worden. Als nun bey angebrochnen Frue hstunden die Glocken zu bevorstehendem Fest-Opffer angezogen wurden / und ihr trauriger Schall die Annae herung e der Todes-Gefahr einer hohen Per son ausser der Stadt verkundigte / wure den zur Stunde die Volcker aus allen vier Lagern gegen die Stadt in schoe nster Ordnung angefue hret / da iedes Lager etliche tausend hohe Leitern / auf welchen drey Personen neben einander anlauffen konten / vor sich hertragen ließ / welches die von den Siammern gefangene Bramaner verriche ten musten / zur Rache / wegen gleichfalls mißbrauchter Hulffe der armen Siam ¯¯ er vor Odia / in Versenckung der Schiffe. In solcher Gestalt warteten sie mit hoe chstem Verlangen auff das versprochene Zeichen / und gaben / e ihre Begierde zu fechten / durch ein offteres Feld-Geschrey sattsam zu e erkennen / wiewohl sie uber drey Stunden mit hoe chster Ungedult hierauff warten musten / indem Chaumigrem diese wichtige Sache mit groe ster Vor-
6 sich vornahm] vornahm C, E, F, G, H, I, J.
18 ob auch] ob C, E, F, G, H, I, J, K.
1 ein ungemeiner Kriegs-Stern] einen ungemeinen Kriegshelden K. 2 strahlen ließ] zeigte K. 3 ein Blut-bedeutender Comete zeigete] einen Held darstellte, der Tod oder Sieg suchte K. 6 anzufue hren sich vornahm] anfue hren wolte K. 7 Helden-gleiche Higvanama vor] heldenmue thige Higvanama K. 10 drae uete] drohete K. e e 11–12 Mangostan aber wurde denen neuen Hulffs-Volckern aus Aracan vorgestellet] Dem Mangostan aber wurden die neuen Hue lfsvoe lker aus Aracan anvertraut K. 18 alle e e Hulffleistung] aller Beystand K. 20 Fruhstunden] Morgenstunden K. 21 angezogen] gezogen K. 23 zur Stunde] augenblicklich K. 29 versprochene] zu erwartende K.
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sicht vorzunehmen vermeynte / und zufoe rderst alle moe glichste Anstalt zu Beschirmung der Stadt machte / auch bey Lebens-Straffe allen Peguanern und Inwohnern der Stadt verboten wurde / sich nicht auff der Gassen / viel weniger bey dem Opffer sehen zu lassen. Den Tempel des Carcovitæ muste Abaxar mit viertausend Man¯ in dreyfacher Reihe umbziehen lassen / und die Reuterey wurde in allen Gassen e vertheilet. Der Rolim war inzwischen gleichfalls aufs euserste bemuhet / den Tempel herrlichst zu zieren / und weil die armselige Prin ceßin diese tyrannische Gnade erlanget / daß sie / weil es ein ungewoe hnliches Opffer / auch die Opffer-Gebrae uche in etwas verae ndern / und nach ihrem Belieben e einrichten mochte / so wurde eine herrliche Music dabey angestellet / und e nichts unterlassen / was ein Kayserliches Opffer zieren konte. e e Der Tempel war langlich-rund / mit verguldetem Ertz bedecket / und e e hatte zwolff Thuren von polirter Arbeit. Inwendig war er mit weissen e e Marmel durchaus gesetzet / und so kunstlich in einander gefuget / daß es e schien / als ob der gantze Tempel nur aus einem Stuck gehauen wae re. Die e Fenster waren von dem schonsten Crystall gemacht / durch welche der Tag e mit vermehrtem Lichte hinein drang / und doch den Augen nicht schadlich war. Der Boden war mit bunten Jaspis gepflastert / und rings um den Tempel stunden hundert Alabasterne Sae ulen. An dem Ende des Tempels gegen Morgen sahe man den Kriegs-Goe tzen Carcovita in einer schrecklichen / ja teuflischen Gestalt. Der Leib war wie ein Mensch gebildet / ine gleichen die Hande / deren rechte er auf der Brust / die lincke auf dem lincken Knie liegen hatte / weil er sitzende vorgestellet war. Das Angesichte gleichte einem alten Mann mit grossen Hoe rnern / zwischen welchen noch zwey kleinere sassen. Die Fue sse waren auf Bocks-Art bereitet / und zwey Flue gel hiengen ihm auf dem Rue cken. Das erhabene Gestelle / worauf er saß / war von grue nen Jaspis / mit ausgegrabener und erhobner Arbeit von e e Golde / aufs kunst- und kostlichste gezieret. Vor diesem Gestelle oder Altar stund nun der bunte Marmel / auf welchem das abscheuliche Opffer verrichtet wurde. Etwan zwantzig Schritte dem Abgott gegen ue ber war ein von sechs Staffeln erhoe hter Thron / mit gestickten Teppichten behangen / auf
9 weil] wie C, E, F, G, H, I, J, K. 13 lae nglich-rund] lae nglich- und G, H; lae nglich und I, J, K. 14 von] mit C, E, F, G, H, I, J, K. 15 Marmel] marmor I, K. 15 gesetzet] besetzet E, F, G, H, I, J. 27 hiengen ihm] hiengen C, E, F, G, H, I, J, K. 1–2 zu Beschirmung] zur Vertheidigung K. 6 umbziehen] besetzen K. 6 allen] alle e K. 9 erlanget] erlangte K. 11 einrichten mochte] einrichteten K. 11 angestellet] e e aufgefuhret K. 15 gesetzet] ausgeschmuckt K. 21–22 schrecklichen] erschrecklie e e chen K. 25 gleichte] war K. 25 Hornern] Hornern ahnlich K. 26 bereitet] gee bildet K. 27 Gestelle] Geruste K. 29 Vor diesem Gestelle oder] Bey diesem Altar K. 30 Marmel] Marmor K.
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welchem das tyrannische Mord-Kind / Chaumigrem / sitzen / und seine e Augen-Weide an dem jammerlichen Tode der unschuldigen Princeßin sehen wolte. Zwo Stunden nach der Sonnen Aufgang verfue gte sich Chaumigrem / e von vielen grossen Staats- und Kriegs-Hauptern begleitet / auf einem Elephanten nach dem Tempel / allwo Abaxar mit dreyßig Trabanten / welche e silberne Barthen fuhrten / den Thron umbgeben muste / auff welchen er sich / nachdem er eine und andere Anstalt selbst betrachtet hatte / mit e grostem Hochmuth setzte / weil er des festen Glaubens war / durch dieses e e Opffer wurde Carcovita versohnet / der Feind fast ohne Waffen verjaget / und sein Thron durch dieses Blut befestiget werden. Als sich nun der Rolim nebst neuntzig Priestern gleichfalls eingestellet hatte / wurden zum letzten mahl die Glocken angezogen / auf deren Gethoe ne die hitzigen Aracaner alsobald angelauffen wae ren / wenn sie nicht e Nherandi durch ernstes Befehlen hiervon abgehalten hatte / da sie den¯ wie ergrim ¯¯ te Tyger die besetzte Mauren ansahen / und von denselben gleiches e Blickes gewurdiget wurden. Nach dem Klang der Glocken aber wurde die Princeßin Banise / unter Begleitung [von] hundert Pfaffen / nach dem e e Tempel zugefuhret. Sie war Koniglich gezieret / und zu Bezeigung ihrer Reinigkeit in gantz weissen Atlaß gekleidet; eine Krone von Perlen bezierte das zu Felde geschlagene Locken-Haar / und ein Diamantner Gue rtel umbe e e gab die wohlgesetzten Lenden. Fusse und Hande waren mit starcken guldenen Ketten gefesselt / und in solcher traurigen Pracht kam sie in den Tempel. Balacin stund bey dem Opffer-Steine / und stellete sich sehr geschae fftig / ja recht Blut-begierig an; so bald ihm aber das schoe ne Opffer in die Augen strahlte / fiel ihm Strick und Messer aus der Hand / ja er hatte e von nothen / alle seine Großmuth und tapffern Geister zusammen zu fordern / damit er in gleichem Wesen bleiben / und zu Ausfue hrung dieser e wichtigen Sache gnugsam geschickt seyn mochte. Die Priester stellten sich in einer langen Reihe auf beyden Seiten des Abgotts / da denn der Rolim mit einem goe ldnen / die andern aber mit silbernen Rauchfae ssern dergestalt dem Abgott zu Eh ren zu rae uchern begunten / daß der gantze Tempel mit wohlriechendem Dampff erfue llet wurde. 7 muste] musten B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 1 das tyrannische Mord-Kind] der tyrannische K. 9 des festen Glaubens war] vest e glaubte K. 13 angezogen] gezogen K. 13–14 Gethone] Schall K. 15 ernstes Befehlen] einen ernstlichen Befehl K. 17 Klang] Schall K. 19 zugefue hret] gefue hret K. 19 Bezeigung] Bezeugung K. 21 zu Felde geschlagene] angenehme K. e 26–29 hatte von nothen / alle seine Großmuth und tapffern Geister zusammen zu fordern / damit er in gleichem Wesen bleiben / und zu Ausfue hrung dieser wichtigen Sache e gnugsam geschickt seyn mochte] mußte sich zwingen, seine Großmuth und Geist gleiche sam aufzubieten, damit er in guter Verfassung bliebe, um zur Ausfuhrung dieser wichtigen Sache gnugsam geschickt zu seyn K. 32 begunten] anfiengen K.
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Wae hrenden Rae ucherns fieng eine sanffte und durchdringende Music von fernen an zu spielen / in welche nachfolgende Arie / auf der Princeßin Begehren / welche sie selbst gesetzet hatte / mit traurig-beweglichsten Stimmen abgesungen wurde: 1. SOllen nun die grue nen Jahre / Und der Unschuld Perlen-Kleid / Auf die schwartze Todten-Bahre / In die dunckle Ewigkeit? e Soll mein Blut die Erde farben? Soll Banise nicht mehr seyn / Und so jae mmerlich verderben? Himmel! das ist Seelen-Pein! 2. Meine Jugend heist mich hoffen / Weil die vollen Rosen stehn: Und mein Fuß betritt die Stuffen / Welche nach dem Grabe gehn. Stern und Himmel rufft vergebens: Suche Flammen in dem Schnee / Weil die Sonne meines Lebens Sincket in die Todten-See.
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3. Statt verhoffter Liebes-Blicke e Kusset mich der blasse Tod / e Und der Tugend bestes Glucke Ist nur Jammer / Angst und Noth. Gold und Cronen solt’ ich erben / e Ja ein Kind der Gotter seyn. Aber / ach! so soll ich sterben / Und betreten Grufft und Stein.
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4. Doch getrost! das Licht der Tugend Blitzet auch durch Tod und Nacht. 20 dem] den B. e
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1 Wahrenden Raucherns] Wahrend dem Rauchern K. 1 durchdringende] wohlklingende K. 2 spielen] erschallen K. 2 welche] welcher K. 3 gesetzet] aufgesetzet K. e 3 traurig-beweglichsten] traurigen und beweglichsten K. 6 SOllen nun die grunen] e Soll der Fruhling meiner K.
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Es ist Schoe nheit / Stand und Jugend / Was den Tod dir bitter macht. Dieses sind nur falsche Sterne / Und ein Glantz der Eitelkeit: Spreu und Schalen sonder Kerne / Welche schwinden mit der Zeit.
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5. Tugend kan den Tod versue ssen / Hoffnung zuckert Gallen ein. e Weil wir alle sterben mussen / Will ich nicht die letzte seyn. Es wird meine reine Seele Reissen durch die Sterbligkeit / e Und entgehn des Grabes Hole Zur gestirnten Ewigkeit.
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6. e Zwar mein Printz wird sich betruben / e Weil mein Fall die Liebe stort: Doch ein keusch-gesinntes Lieben Wird durch keinen Tod versehrt. Ihre zarte Wurtzel dringet Auch biß in die kalte Grufft: Wenn sich Geist und Seele schwinget Durch die blau-gewoe lckte Lufft.
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7. Nun die Zeit befiehlt zu scheiden / Und mein Stunden-Glas zerbricht. Ich soll Tod und Messer leiden / Es verdunckelt Aug’ und Licht. Dieses ist die letzte Stunde. So vergeht der Jugend Pracht! Wort und Sylb’ erstirbt im Munde. Welt und Printz zu guter Nacht!
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e e Diesem allen horte die großmuthige Princeßin gantz behertzt / und mit einem solchen Angesichte zu / in welchem man statt der Furcht eine ernst-
13 Reissen] Wandern K. 18 Weil] Wenn K. Dieses alles K. 35 zu] an K.
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22 kalte] kuhle K.
34 Diesem allen]
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haffte Freundligkeit und solche Anmuth erblickte / welche selbst die Steine zu durchdringen schien. Der sonst unbewegliche Printz konte sich der e Thranen nicht enthalten / indem er kein Auge von der Princeßin wendete / e e e und sich uber ihre Standhafftigkeit hochlich verwunderte. Ja er wunschte / daß nur bald die Zeit verflossen / und die Stunde des Opffer-Wechsels vorhanden wae re. Nach geendigtem Singen wurden die Ket ten von dem e e e schonen Opffer-Lam ¯¯ gen abgenommen / und unter stetem Rauchern des e Rolims vor den Abgott gefuhret / von welchem sie ihr Englisches Angesichte ab- und dem Chaumigrem / nebst allen Anwesenden zuwendete / da sie zugleich mit ungemeiner Hertzhafftigkeit und unerschrockener Stimme folgende Rede vom Tode hielt:
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Trauer- und Abschieds-Rede der sterbenden Banise.
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SO ja etwas erschreck- und entsetzliches kan oder mag genennet werden / wovor die Helden zittern / die Starcken beben / und die Tyrannen erschrecken; ja wo e e etwas zu finden ist / welches die Gottlosen von der Sunde noch etwas zurucke halten kan / so ist es gewiß das blasse Reich des Todes / und dessen Furchterweckende Betrachtung. Der Tod / sage ich / das Erschrecklichste alles Schrecklichen / welcher alles zerbricht / was seinen Ursprung von der Erde nimmt / und was nur die Geburt an die Sonne stellt; welchen auch die wilden Thiere un¯ gifftigste e Schlangen zu scheuen pflegen / und die menschliche Natur vor ihren grosten Feind erkennet / wider den sie bey allen Aertzten Entsatz / und diesen ab scheue lichen Grabes-Wurm moglichst abzuhalten sucht. Ja der Tod / welcher mir ietzt die Eiß-kalte Hand reichet / ihm auf einer blutigen Bahn zu folgen. Gewiß / wen¯ wir den Tod mit unsern Vernunffts-Augen etwas genauer betrachten / so scheinet es / e e als ob unserer Natur allzugrosse Gewalt angethan wurde / und die erzurnte Gotte heit denen Menschen etwas aufferleget hatte / welches menschlicher Schwache e heit zu ertragen unmoglich ware. Allein / so wir den Kern kosten / und die Schalen e e verwerffen / so befinden wir / daß unsere groste Gluckseligkeit im Tode beruhe. Es e wurde uns das Gallen-bittere Leben noch viel herber schmecken / so wir kein Ende e unserer Noth / viel weniger eine Verbesserung wusten. Nicht wolle iemand weh1 welche selbst] welche B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 4 und sich ue ber ihre Standhaffe tigkeit hochlich verwunderte] fehlt in C, E, F, G, H, I, J, K. 8 den] dem C, E, F, G, H, I, J. 1 erblickte] entdecken konte K. 5 des Opffer-Wechsels] der Aufopferung K. 9 abund dem Chaumigrem / nebst allen Anwesenden zuwendete] abwendete, und sich zu dem Chaumigrem und allen Anwesenden kehrte K. 13 etwas erschreck- und entsetzliches] was schreckliches und fue rchterliches K. 15 noch etwas] noch K. 16 blasse] stille K. 21 Entsatz] Hue lfe suchet K. 22 Grabes-Wurm moe glichst abzuhalten sucht] e Feind unsers Lebens zu verbannen bemuht ist K. 23 Eiß-kalte] kalte K. 28 beruhe] zu finden K. 29 Gallen-bittere] bittere K. 29 herber schmecken] empfindlicher K. e e 30 wusten] zu hoffen hatten K.
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nen / als ob mich die Noth lernte das Leben verachten / weil ich den Tod vor e e e Augen sahe / und mir selbten / als eine Sache / welche nicht zu andern / susse e vorzustellen mich bemuhete. Nein / keines weges; sondern ich versichere / daß ich mich in der Todes-Betrachtung mehr / als im Spiegel Lebens-lang / beschauet e e habe / indem ich ein wahrer Zeuge des Gluckes und Unglucks bin. Ich meines Orts halte davor / daß der allgemeine Wunsch einiger Lebense e Verlangerung bloß aus einer unzeitigen Liebe des Lebens herruhre / welche sodann den Tod verhaßt macht / und denselben auf das greulichste vorbildet; so wir aber den Ursprung solcher Liebe untersuchen wollen / so wird die Qvelle aus dem Irdischen entspringen. Was aber irdisch sey / solches sehen und erfahren wir in e e e unserm irdisch-gesinnten Leben taglich. Bilden wir uns ein / die hochste Glucke seligkeit beruhe in Cron und Thron / und der Zepter konne nur unser Leben e versussen / so betriegen wir uns hefftig. Denn / ach! daß es nur die Welt glauben e wolte! iede Crone und Fursten-Hut ist ein Joch / dessen Gold schwerer als Bley zu e e ertragen ist. Die Diamanten sind spitzige Pfriemen / welche gekronten Hauptern e e e ihre Ruhe verstoren; die Perlen bedeuten Thranen / un¯ die schutternden Rubinen e e sind geronnen Blut / welches offters aus den Adern des gekronten Knechts hervor e qvillet. Weh mir / daß ich meinen Herrn Vater zu einem klaglichen Beyspiel vore e stellen muß! Suchen wir unsere Lebens-Versussung an den Hofen der Printzen / so begeben wir uns zur Herbst-Zeit auf eine See / welche uns durch verborgene e e e e Klip pen und Sand-Bancke einen taglichen Schiffbruch drauet. Ja die Vergnugung ist nirgend weniger / denn hier / zu finden / weil stetes Mißtrauen und Furcht e iedweden Schritt begleiten: Und ruhmet sich gleich einer in dem Schooß der Gnaden zu sitzen / so kan doch ein unzeitiges Wort oder Geberde tausend Done ner-Keile aus dieser Gnaden-Wolcke ziehen / welche sein Glucke im Augenblick zerschmettern. Hier weinet offt das Auge bey lachendem Hertzen / und ein Todte Feind schmucket sich mit Freundschaffts-Larven: ja die Liebe des Nechsten wird zu Hofe ein Ungeheuer / und diese Tochter der Natur eine Mißgeburth der Welt. Hier muß man allen Blicken einen Kapzaum anlegen / dem jenigen am meisten heue e cheln / welcher uns am meisten unterdruckt / und auch die schandlichsten Gee brechen als Tugenden ausstreichen / daß also / da wir offt die grosten Sclaven e seyn / wir uns doch aus stoltzer Einbildung Herren zu seyn beduncken. Viel wee e niger kan und soll uns Reichthum / als die guldene Folter-Banck des Gemuths / e noch einig scheinbares Glucke oder Ehre das Leben dermassen beliebt machen / e daß wir den Tod so gar hassen / und ein ewiges Leben dieser Zeitligkeit wunschen
2 sae he] sehe C, E, F, G, H, I, J. K.
6 Ich meines Orts] kein neuer Absatz in E, F, G, H, I, J,
1 wehnen] meinen K. 4 Lebens-lang / beschauet] beschauet K. 13 hefftig] sehr K. e e e 15 ertragen] tragen K. 16 verstoren] storen K. 21 drauet] androhet K. 23 begleiten] verfolget K. 24 Gnaden] Ruhe K. 29 Kapzaum] Zaum K. e e 31 ausstreichen] ruhmen K. 32 beduncken] einbilden K. 34 dermassen] so K.
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solten. Es muß ieder bekennen / daß er sich offters uber die Lange der Zeit e e e beschweren musse / und dahero bemuhet er sich / solche nach Moglichkeit zu vertreiben / ja gleichsam zu verjagen / und bekennet also auch wider seinen Willen den Verdruß der Zeitligkeit. e Nun dieser Fessel / womit das Gemuthe an das Irdische sich verbindet / ist e e meine Seele gleichfalls gantz befreyet / und kusse ich vielmehr dieses guldene Licht / an welchem ich das Joch der Eitelkeit ablegen / und mich denen Sternen beygesellen soll: Ja ich achte das eitele Wesen dieser Welt nicht mehr einiger e Gedancken wurdig. Denn wer wohl schlaffen wil / der muß auch die Kleider ablegen / und wer wohl zu sterben verlanget / der lege das Irdische von sich. Der e Tod ist nicht so schrecklich / als man sich einbildet / und wer sich davor furchtet / e oder die Verlangerung des Lebens allzuhefftig suchet / der muß so gottloß seyn / e daß er Ursach hat / sich vor der Verdam ¯¯ niß zu furchten; das jenige Leben aber / welches stets mit solcher Todes-Furcht und Gewissens-Angst umbgeben / ist kein Leben / sondern nur eine Marter zu nennen. Wohl sterben ist nichts anders / als e e der Gefahr ubel zu leben / und fernerm Ungluck entfliehen / und doch empfinden e ihrer viel den grosten Abscheu vor der Trennung des Leibes und der Seelen: ich e aber wil behertzt eine bose Stunde vor ein gutes Jahr / und einen wenigen e Schmertz vor eine ewige Freude ausstehen. Und also sterbe ich mit hochstem e Vergnugen / weil mich die Tugend lehret / wie man sich bezwingen / und durch e den Tod dahin kom ¯¯ en musse / wo ein beperlter Rock der Ewigkeit meine Schultern bedecken wird. Wird gleich der Drat meiner zarten Jugend zerschnitten / und bleibet Kron und e e Zepter zurucke / so wird doch meine Seele in dem glantzenden Niba auch Sonne e und Sternen an Klarheit ubertreffen. Muß gleich der artige Bau meiner Glieder zerbrechen / und der Purpur meiner Wangen und Lippen mit Todten-Farbe bestrichen werden / so bin ich doch versichert / daß an meinem Geiste solcher Verlust wird tausendfach ersetzet werden. Ich weiß zwar / daß viel getreue Here tzen ihre Thranen mit meinem Blute vermischen wolten / wenn nicht ein Damm der Grausamkeit ihren Lauff hemmete: Allein glaubet / daß mir dieser Trauer-Stein e e angenehmer / weder der Thron zu seyn beduncket: Und ware es demnach gantz e unnothig / daß ihr meine Asche mit eurer Wehmuth beflecken woltet. Ein von e e ¯¯ t nur Lastern befreyter Geist lasset sich den Tod nicht schrecken / denn dieser kom
12 so gottloß] gottloß C, E, F, G, H, I, J. 14 mit] in C, E, F, G, H, J. 16 fernerm e e Ungluck] fernern gluck H, J. 23 Wird gleich] kein neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K. 5 Nun] Von kein neuer Absatz in K. 7–8 mich denen Sternen beygesellen] in das Reich der Ruhe versetzt werden K. 8–9 einiger Gedancken] einiges Andenkens K. 16 ue bel] unglue cklich K. 18 wenigen] kurzen K. 23–24 Drat meiner zarten Jugend e zerschnitten / und bleibet Kron und Zepter zurucke] Faden meines jungen Lebens abgeschnitten, und muß ich Krone und Scepter missen K. 26 zerbrechen] zerfallen K. e 31 weder der Thron zu seyn beduncket] als der Thron sey K. 33 befreyter] freyer K.
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bloden Augen heßlich vor / und verwehnte Lippen wollen nicht Wermuth schmee e cken. So erkenne ich mich demnach dem Kayser hochst verpflichtet / indem er mir hierdurch eine solche Gunst bezeiget / daß ich seine vorige Schatten-Liebe anietzo vor eine helle Sonne erkennen muß: wenn er mir durch den Tod ein solches Geschencke ertheilet / welches mich weit mehr / als keine irrdische Liebe vere e gnuget. Ich werde in kurtzem mit verneuerten Lippen die besten Freunde kussen / und ich sehe bereits / werthester Herr Vater / sein mit tausend Sternen beflammtes e Angesichte durch die blaue Lufft glantzen. Ich schaue im Geist / wie mir die liebste e Frau Mutter aus der Ewigkeit zuwincket / und mich mit lachelndem Munde ihrer e e Vergnugung versichert. Ach seligste Schwester! die du auff unerhorte Art am e e Galgen ersticken mussen / ich sehe gantz entzuckt / wie umb deinen Hals / statt des verdammten Hencker-Strickes / Diamanten / und deine vier kleine Todes-Zeugen / wie die Morgen-Sterne umb dich schimmern. Ja / liebsten Freunde! ich e erblicke schon mit sterblichen Augen eure vergotterte Gestalt / und wie ihr Arme e und Hande ausstrecket / mich zu euch zu ziehen. e Ach aber! was vor ein Angst-Schweiß befallet meine bereits erkalteten Gliee der / und welche Wehmuth heisset mich die letzten Thranen vergiessen? Mein e e Hertze schwitzet Blut / und ein bleicher Jammer besturmet mein Gemuthe. Allein / e nicht mein sterbendes Ungluck / nicht der Verlust von Kron und Zepter / oder daß ich den Purpur mit einem Sterbe-Kittel vertauschen soll / verursachet diese Schmertzen: sondern das empfindlichste Andencken meines liebwerthesten Printzen Balacins / beunruhiget meine Seele. Ach liebster Printz! in was vor eine e Thranen-See wird dein Hertz verschlagen werden / wenn diese Trauer-Post in deinen Ohren erschallen wird: Deine Banise / dein Schatz / ja deine versprochene Braut ist todt / und ihr getreues Blut klebet noch in Pegu an dem Opffer-Steine. e Nunmehro wirst du nicht mehr die Zucker-Frucht reiner Kusse von meinen Lippen e e ernden konnen / und der Fruhling unserer keu schen Liebe hat sich in einen kalten Todes-Winter verwandelt / welcher einen Frucht-geniessenden Herbst nicht eher / als in den Sternen-Auen verspricht. Ach getreuester Balacin! wie wird dein Hertz e e klopffen / und deine Großmuth mit Thranen uberschwemmet werden: wenn man dir nach erfolgter Eroberung / den geringen Rest meines verbrennten Leibes in
14 eure vergoe tterte] vergoe tterte C, E, F, G, H, I, J. E, F, G, H, I, J, K.
16 Ach aber] kein neuer Absatz in
3 Gunst bezeiget] Gnade erweiset K. 5 keine] eine K. 7 beflammtes] prangendes e e K. 8 liebste] treueste K. 9–10 ihrer Vergnugung] ihre Gluckseligkeit K. 11 ersticken] deinen Geist aufgeben K. 15 euch zu ziehen] umarmen K. 16 befae llet] ue berfae llet K. 17–18 Mein Hertze schwitzet Blut / und ein bleicher Jame e e mer besturmet mein Gemuthe] Ich schwitze Blut, und ein todtender Schmerz durchdringet meine Glieder K. 23 verschlagen werden] gleichsam versinken K. 25 klebet] rauchet K. 26 Zucker-Frucht reiner] angenehme Frucht meiner K. 27–28 hat sich in einen kalten Todes-Winter verwandelt] hoe rt mit diesen traurigen Tagen auf K. 29 Sternen-Auen] seligen Auen K. 31 geringen] geringsten K.
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einem engen Geschirre zeigen wird! In noch tieffere Traurigkeit und Mitleiden aber wirst du versetzet werden / wenn du erfahren wirst / wie ich meine dir geschworne Treue biß in Tod unbefleckt erhalten / und unserer Liebe eine keusche Seele auffgeopffert habe. So lebe demnach wohl / erwehltes Hertze! Lebe wohl / und empfange diesen Abschieds-Kuß durch die Lufft. Ich sichere dich / die Flamme e soll nicht so hefftig meinen Leib umfangen / als wie meine Asche in der Bestane digkeit gegen dich noch gluen soll. Ja wenn sich das Wort im Blute netzen / und e der Tod auch das Lallen verbieten wird / so sollen doch die Seufftzer noch hauffig nach dem Himmel und zu dir fliegen. Gute Nacht / mein Printz! der Himmel segne e e deine Waffen / und gonne dir so viel gute Jahre / als ich bose Stunden habe zehlen e e mussen. Gu te Nacht! Meine zu bevorstehendem Todes-Kampffe benothigte Großmuth verbeut mir / ferner an dich zu gedencken / und erlaubet mir / nur noch einmal zu sagen: Die letzte Gute Nacht! Indessen getrost / mein Geist! und lasse dich nichts irren / ob dich gleich ein zitterndes Grauen anfechten / und dir die Vernunfft deine Jugend / und das letzte e Anschauen der Welt vorstellen wil. Gedencke / es musse seyn / der Himmel habe es also beschlossen / daß dein reines Blut ein rother Zeuge der Keuschheit seyn solle. Wer heute stirbt / der darff nicht morgen sterben. Nun gute Nacht! Zeit und e Wehmuth erlaubet nicht ferner die Tugend zu ruhmen / und das Leben zu verachten. Ich sage; Gute Nacht / weil ich die lange Todes-Nacht antreten / und mich e euren Augen auf ewig entziehen soll. Es ist genung / ich bin vergnugt / wenn ich weiß / daß ob ich gleich vergehe / dennoch mein Name bleiben werde. So komme e denn / angenehmer Tod! und vermahle mich mit dir. Du Himmlische Gottheit aber / laß dir meinen Geist zu geheiligter Hand befohlen seyn / und lasse ihn statt e ietziger Galle / die susse Himmels-Kost schmecken. Lasse ihn bald dahin gelangen / wo er das gestirnte Heer viel tausend Meilen unter sich sehen / und alle Tyranney und Eitelkeiten dieser Welt getrost verlachen kan. Verwechsele meine e Kummer-Dornen mit einer Rosen-sanfften Lufft / und bekrone mein Haupt mit einer Sternen-Krone / so werde ich mit Lust sterben / wenn alle Welt mir diese Grabschrifft stellen wird:
*†* Weil Banise Tod und Laster besieget hat / so ist sie eine Nachbarin der Sonnen geworden.
3 in] in den E, F, G, H, I, J.
14 Indessen getrost] kein neuer Absatz in E, F, G, H, I, J, K.
1 einem engen Geschirre] einer engen Urne K. 7–8 sich das Wort im Blute netzen / und der Tod auch das Lallen verbieten wird] auch die letzte Todesangst meine stammelnde Worte unterbrechen solte K. 15–16 dir die Vernunfft deine Jugend / und das letzte Anschauen der Welt vorstellen] dich die Vernunft durch deine Jugend, und durch das letzte Daseyn in der Welt muthlos machen K. 17 rother] ewiger K. 19 erlaubet] erlauben K. 22 vergehe] sterbe K. 22 bleiben] unsterblich seyn K.
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Nach welchen Worten sie sich mit etwas erblasseten Wangen und wane e ckendem Fusse / dem traurigen Opffer-Steine naherte / und allda des morderischen Strickes mit bereits geschlossenen Augen erwartete. Balacin aber stund unbeweglich vor ihr / und schiene / als ob er vor Zorn / Wehmuth und Liebe gantz versteinert wae re. Ob ihn nun zwar der Rolim zu unterschiedenen malen seines Amtes erinnerte / so verzog er doch dermassen / daß ihm endlich Chaumigrem selbst zuruffte: Es ist dein unzeitiges Erbarmen 781
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vergebens! Verrichte dein Amt / und vermeide deine Straffe. Du wirst des Mordens besser gewohnt seyn / antwortete der ergrimmete Printz / grausamer Bluthund! Derowegen so komme nur selbst her / und verrichte dieses Henckere e maßige Opffer. Worauf er alsobald in moglichster Eil mit denen bey sich e e habenden Blattern sich erkantlich machte / welches aber weder die halbtodte Princeßin / noch der vor Zorn rasende Chaumigrem bemerckete. Die e e Pfaffen aber / welche diese Veranderung sahen / schlugen alle die Hande e e e uber den Kopffen zusammen / und schrien mit graßlicher Stimme: Verrae e e e therey! Verratherey! Verratherey! Welches Geschrey den Kayser dermassen verwirret machte / daß er dessen Bedeutung nicht merckete / sondern im Grim ¯¯ vom Throne auffsprang / nach dem Printzen lieff / und ihm den Strick aus der Hand reissen wolte / in willens / die Princeßin mit eigner e Hand zu erwurgen. Balacin aber kam ihm hurtig zuvor / und warff ihm selbst den Strick um den Halß / risse ihn zu Boden / und versetzte ihm mit e dem scharffen Opffer-Steine und diesen Worten einen todtlichen Stoß in die lincke Brust: Siehe / du Bluthund! so muß man den Teuffeln / und nicht den e Gottern opffern! Chaumigrem aber kunte vor Schrecken nichts / als das wieder-schallende Wort / Verrae therey / vorbringen. Wie nun solches die anwesenden Bramaner ersahen / stue rmeten sie eine muthig mit blossen Sebeln auff den Printzen: Abaxar aber / welcher so wohl die Trabanten / als auch die um den Tempel gestellten Voe lcker / zu seinem e Winck bereit wuste / thate den rachgierigen Bramanern einen blutigen Einhalt / und entstund ein so hartes Gefechte in dem Tempel / daß das Blut auff dem glatten Jaspis-Boden Strom-weise dahin flosse: Ja die Goe ttliche
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Rache schickte es dermassen / daß der todtlich-verwundete Chaumigrem / wele cher sich so offte mit unschuldigem Blute besudelt / sich in dem hauffigen Blute e brullende herum weltzen / und mit Ach und Weh seinen schwartzen Geist der e flammenden Holle zuschicken muste. Der Printz ergriff indessen die gantz e
erstarrete Princeßin / und setzte sie auf den erhoheten Altar des Abgottes / e e damit ihr der allenthalben wutende Sebel nicht einiges Leid zufugen 15 den] dem E, F, g, H, I, J. e
15 Koe pffen] Kopf C, E, F, G, H, I, J, K.
2–3 des morderischen Strickes mit bereits geschlossenen Augen erwartete] auf den e morderischen Strick mit bereits geschlossenen Augen wartete K. 15 mit] alle mit K. 19 willens] der Absicht K. 29 wuste] gestellet hatte K. 30 Einhalt] Widerstand K. 31 dem] den K.
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moe chte. Hierauff drungen die ae ussersten Voe lcker mit grossem Geschrey: Es lebe Princeßin Banise! in den Tempel / und hieben im Grimm alles nieder / was nur eine Bramanische Ader regte: wodurch der Tempel-Streit seine Endschafft erreichte. Indem aber / vorerwehnter massen / die Princeßin ihre Trauer-Rede geendiget hatte / und das Opffer indem verrichtet werden solte / so war e e be reits das Zeichen zu Losung der Stucke gegeben / welche denn um die gantze Stadt mit so entsetzlichem Donner geloe set wurden / daß Hae user und e Tempel erbebeten. Solcher Knall hatte sich kaum in den Lufften verlohren / so wurde von der Ost- und Westen-Seite so grimmig geantwortet / daß e e auff beyden Seiten eine dreyßig-klaffteriche Eroffnung die grausame Wurckung zeigete. Nach diesem gienge der Sturm auff allen Seiten dergestalt an / daß es schiene / als ob sich die Menschen unterstehen wolten / den Himmel mit der Erden zu vereinigen. Die Bramaner fochten als verzweife felte Leute / und die Sturmenden wolten von nichts / als Sterben oder e Siegen horen. Die Todten verhinderten die Lebendigen / und das schlipffee rige Blut verursachte denen Anlauffenden ein gefahrliches Gleiten. Als aber e der tapffere Abaxar die erste Probe seiner Treue abgeleget / uberließ er dem Printzen zu Beschirmung der Princeßin tausend Mann: Ein tausend Mann musten in allen Gassen ausruffen: Es lebe die Princeßin Banise! auff welches aus allen Hae usern ein hundert tausend faches Echo erfolgete. Mit zwey tausend Mann eilte er dem Norden-Thore zu / allwo er bereits den General Martong mit denen Bramanern wegen Behauptung des Thores / in vollem Kampff begriffen fand: da er als ein Blitz durchdrunge / und das Thor mit Gewalt auffhauen ließ. Solches war kaum eroe ffnet / so drungen die Aracaner als eine dicke Wolcke hinein / und erfue lleten alle Gassen mit Blut und e e Tode / iedoch wurden die Hauser verschonet. Nherandi kam mit den fordersten hinein / und traff auff dem Marckte den Padukko mit den Siammern zu hoe chster Verwunderung an / welcher auff seiner Seiten die Mauren e mit Gewalt erstiegen hatte. Worauff denn inner zwey Stunden alles uber e und uber gieng / und wurde / was nur einen Bramanischen Namen fue hrete / niedergehauen. Wo lassen wir aber die entzue ckte Banise / nebst ihrem hoe chst-vergnue gten Printzen? Diese kunte sich durchaus nicht fassen noch begreiffen / e sondern die Todes-Angst wolte sie uberreden / sie habe bereits den Tod e uberstanden / und habe sie die Gesellschafft ihres Printzen in dem Niba e angetroffen. Als indessen das blutige Getummel in etwas gestillet / und sie
9 Knall] Klang E, F, G, H, I, J, K. 1 drungen] drangen K. 11 dreyßig-klaffteriche] dreyssig klafterweite K. 24 durchdrunge] durchdrang K. 30 inner] drey K. 35 wolte sie ue berreden] war so groß, daß sie glaubte K. 36 die Gesellschafft ihres] ihren K.
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einiger massen / gleichsam aus einer tieffen Ohnmacht / wieder zu sich e selber kommen war; fiel sie von dem Altar zu des Printzen Fussen / und sagte mit schwacher und beweglichster Stimme zu ihm: Ach Englischer Bae
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lacin! lebe ich / oder bin ich todt? Schlaffe ich? Traumet mir? Oder sind dieses solche Begebenheiten / die sich noch in der unterirrdischen Welt zutragen? Ach ist e es moglich / daß ich durch deine Hand aus der Gewalt des Todes gerissen e e worden? Bethoren mich meine Augen / daß ich den Morder meiner Eltern / den e Feind meiner Keuschheit / und den nach meinem Blute durstenden Tyrannen in e e seinem Blute vor mir liegen sehe? Wie konnen sich denn die Dorner so gee e schwinde in Rosen / und die Holle in ein Paradieß verwandeln? Ich kusse die e hulffreiche Hand / und bin wie vor bereit / mein Blut vor diese Treue zu vergiessen. e Ach konte ich doch mein Hertz aus dem Leibe reissen / und solches als ein freudiges Danck-Opffer vor deinen Augen verbrennen. Statt dessen aber sey dir / werthester Engel / Geist / Leib / Hand / Mund / Brust und Liebe hievor aufgee opffert. Balacin hub sie von der Erden / und antwortete: Allerschonste Prine ceßin! Sie erhebe nicht mein schwaches Verrichten allzu hoch / weil die Starcke e von den Gottern entsprossen / und ich ohne diß dero Wohlfarth mit meinem Blute e e e e verbunden bin. Ich erstaune selbst uber der plotz- und glucklichen Veranderung / e worinnen die Gottheit ihre machtige Hand im Spiele hat / und mercke ich aus dem e Getummel / daß auch die Stadt bereits in unserer Hand sey.
Indem sie aber noch ein und anders / ihre Vergnue gung zu bezeugen / vorbrachten / traten Nherandi und Higvanama / nebst andern hohen Pere e sonen in ihren Blut-besprutzten Rustungen in den Tempel. Was nun hier e e vor Empfang- und Gluckwunschungen vorgiengen / ja wie sich die beyde Princeßinnen / Banise und Higvanama / welche das erste mal einander kennen lernten / so inbrue nstig und mit vielen Thrae nen einander umare e e meten / solches wurde dieses enge Papier der wohlstandigen Kurtze berauben / und vielmehr einen Eckel erwecken. Weil aber dieser schoe ne Tempel e nunmehro / gleich einer Morder-Grube voll Blut und Leichen lag / und e diesen Vergnugungen einen abscheulichen Gegen-Stand hielt: als verliesse diese hohe Gesellschafft den entweihten Tempel / und verfue gten sich nach der gleichfalls eroberten Burg. Als nun zugleich von denen Generalen ein allgemeiner Stillstand der Waffen in der Stadt geboten / und denen Soldaten die Gassen / nicht aber
17 dero] vor dero E, F, G, H, I, J, K. 2 von] vor K. 17 entsprossen] mir mitgetheilet worden K. 18 der ploe tz- und glue cke e e e lichen] die plotzliche und gluckliche K. 23 Blut-besprutzten] mit Blut besprutzten K. e e 27–28 dieses enge Papier der wohlstandigen Kurtze berauben / und vielmehr einen e Eckel erwecken] ich nicht lebhaft und ruhmend genung zu schildern im Stande seyn K. e 30 Vergnugungen einen abscheulichen Gegen-Stand hielt] hohen Personen ein abscheulicher Anblick war K. 34 geboten] befohlen K.
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die Hae user zu plue ndern erlaubet worden / so ward die Stadt mit Aracanern e e e e besetzt / die ubrigen Volcker aber wurden wiederum in die Lager gefuhret / und ihnen reichliche Verpflegung / welche ein treuer Soldate auch verdienet / verschaffet. Zu Hofe aber wurde fleißig Rath gehalten / wie aller fernern Verwirrung abzuhelffen / und alles in vorig-erwue nschte¯ Zustand zu setzen wae re. Weil demnach durch hohe Vermae hlung der Princessin Banise / e e die Konigliche Krone des Reichs Pegu auff des Konigs von Aracan Haupt gesetzet werden muste: als wurde durch vier Herolden unter dem Schall der Trompeten und Paucken in der Stadt folgendes ausgeruffen:
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Demnach es durch die gutige Schickung der Gottheit / und Tapfferkeit des e e Großmachtigsten Koniges von Aracan / nebst dessen hohen Bundes-Verwandten e dahin gediehen / daß unsere Allergnadigste Erb-Princeßin vom Tode / und dieses e e bißher unbegluckte Kayserthum Pegu aus der gewaltsamen Hand des tyrannie e schen Chaumigrems glucklich errettet worden: So geziemet zuforderst iedwedem e e getreuen Peguaner / den Gottern / als dem Ursprunge unsers Heils / Fuß-falligen Danck abzustatten. Denn ihr solt wissen / daß nunmehro der allgemeine Feind der e e Natur / der schadliche Krieg / gantzlich soll auffgehoben / und der edle Friede e eingefuhret werden. Heute sollen sich alle Sebel in Pflugschaaren / die Spiesse in e Egen / und die Lantzen in Wein-Pfale verkehren. Der Friede soll unsere Mauren besitzen / und die Sicherheit soll vor iedem Hause ihre Fahne aufstecken. Nun soll der Pflug getrieben / Handel und Wandel fortgesetzet / und die Handwercke vor die Hand genommen werden. Was vergraben und verborgen gewesen ist / soll e e herfur gezogen werden / und durch alle Hande gehen. Die Felder sollen fruchtbar e e gemacht / die Stadte gezieret / und mit Reichthum erfullet werden. Die bißhero schweigenden Gesetze / und die schlaffende Gerechtigkeit / soll hingegen ihr e Schwerdt wiederum ergreiffen / und nur die Laster bekriegen. Die Vater / welche bißhero wider den Lauff der Natur ihre Kinder begraben haben / sollen nunmehro von ihren Kindern in Frieden zur Ruhe gebracht werden. Der Adel soll nunmehro vor dem gemeinen Volcke erkennet / alle Verwirrung abgethan / und alles in friedliche Ordnung gesetzet werden. Es soll auch zugleich eine allgemeine Verzeihung gegen die jenigen / welche sich allzu sehr nach dem Lauffe der Zeiten gerichtet / und wider ihre Pflicht sich mit Worten oder Wercken / an unserer e Allergnadigsten Erb-Princessin / oder dero hohen Eltern / mildesten Andenckens / vergriffen haben / ergehen / und solches Verbrechen todt und ab seyn / auch e dessen nimmermehr gedacht werden: wo fern ein kunfftiges gehorsames Wohl-
15 als dem] dem C, D, E, F, G, H, I, J, K. e e e 1 ward] war K. 5 vorig-erwunschte¯] vorigen erwunschten K. 18 eingefuhret] wieder hergestellet K. 19–20 unsere Mauern besitzen] auf unsern Mauren wohnen K. 20 ihre] die K. 22 vergraben] begraben K. 29 vor] von K. 30 gesetzet] gebracht K. 30–31 Verzeihung gegen die jenigen] Gnade denen K. 34 ergehen / und solches e Verbrechen todt und ab seyn] angedeihen. Soll K. 35–1 ein kunfftiges gehorsames e e Wohlverhalten / diese Fehler zu bussen] einen kunftigen Gehorsam diese Fehler zu verbessern K.
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verhalten / diese Fehler zu bussen / bemuhet seyn wird. Weil nun alle diese edle e e Fruchte des Friedens / uns von der Hand des tapffern und unuberwindlichen e Koniglichen Heldens von Aracan / mit Darsetzung seines Gutes und Muthes ertheilet worden; Als hat unsere Durchlauchtigste Erb-Princessin solche allgemeine Wohlthat / statt unser dermassen zu erkennen gewust / daß sie ihre Liebe und sich selbst ihm hiervor ergeben / und auffgeopffert: Also und dergestalt / daß aus e e diesem edlen Friedens-Wercke / zugleich eine hochst-ersprießliche Vermahlung e e entspringet / und der Thron unsers allergutigsten Kaysers Xemindo / mit einem e e hochst-anstandigen Regierungs-Haupte nunmehro besetzet worden: welcher diee sen Frieden nicht allein erworben hat / sondern auch machtigst erhalten wird. e Zu dessen Kronung inner drey Tagen soll geschritten werden. Friede! Friede! Friede!
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Welches mit einem wiederschallenden Freuden-Geschrey allenthalben e beantwortet wurde / indem man in allen Ecken und Winckeln ruffen horte: e
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Es lebe der unuberwindliche Kayser Balacin / mit seiner unvergleichlichen Banisen! 790
Unterdessen versammleten sich alle Fue rsten des Reichs / und weil sie noch vor der Kroe nung alles / was sie zu suchen oder zu erinnern hatten / vorbringen musten / so wurde solche noch einige Tage verschoben. Nachdem aber Balacin unter andern Fue rstlichen Tugenden vornemlich die Danckbarkeit beobachten wolte / so ließ er den Martong und Abaxar vor sich kommen / und gab ihnen freye Wahl / sich vor ihre unersetzliche Treue e e eine freye Gnade zu erwehlen / wodurch sie sich vor ihre Muhe vergnugt e e befinden konten: Worauff denn Martong unterthanigste Ansuchung that / e
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daß er das auffruhrische Reich Brama mit zweymal hundert tausend Mann zuche tigen / und im Namen I. M. von Pegu einnehmen durffte; Da er denn / so ihm die Stadthalterschafft anvertrauet / seine Pflicht besser / als Xenimbrun / in acht nehe e men wurde. Welches ihm so fort / mit Darreichung einer guldenen Ketten /
woran ein schweres Kleinod von Diamanten hieng / bewilliget wurde. e Abaxar aber trat mit hoherm Ansehen hervor / und sagte: Weil mir es denn
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erlaubet ist / meine schuldige Muhwaltung mir gleichsam selbst zu vergelten / so begehre ich weder Gold noch Kleinod / weder Macht noch Reichthum / sondern e e etwas / welches uns die Gotter in die Armen werffen / wen¯ sie uns vergnugen wollen. Ich bitte umb dasjenige / was ich mit Darsetzung meines Lebens erworben habe / und mich mit Einwilligung des Geschenckes wohl berechtiget darzu finde.
3 Darsetzung] Aufopferung K. 3–4 ertheilet] geschenket K. 5 unser dermassen] e e unserer so K. 6 Also und dergestalt] dergestalt K. 8 allergutigsten] Allergnadigsten e e e K. 10 machtigst] machtig K. 22 unersetzliche] unschatzbare K. e e e 23–24 erwehlen / wodurch sie sich vor ihre Muhe vergnugt befinden konten] erbitten, e wodurch ihre heldenmuthige Treue reichlich belohnet werden solte K. 24 unterthae nigste Ansuchung that] unterthae nigst bat K. 26 ihm] man ihm K. e e 27 anvertrauet] anvertrauete K. 30 mir es] es mir K. 31 Muhwaltung] Bemuhung e e K. 33 in die Armen werffen] schenken K. 33 vergnugen] beglucken K. 34 Darsetzung] Aufopferung K.
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Ja ich bitte / Großmachtigster Kayser und Herr / sie geruhen gnadigst / bey dem e e Konige von Siam krafftigst vorzubitten / daß er es sich gefallen lasse / wenn die e schone Princeßin Fylane mein Verlangen stillet / und der Lohn meiner Treue wird. 5
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Worauff er etwas stille schwieg / und allen hohen Anwesenden ein stille schweigendes Verwundern / wegen solcher kuhnen Bitte / verursachete. Er aber fuhr fort / und sagte: Durchlauchtigste Gesellschafft! Sie tadeln nicht zu zeitig mein hohes Begehren / sondern wissen / daß ich nicht mehr Abaxar / ein e e Bedienter eines unwurdigen Tyrannen / sondern der ungluckselige und verlohrene e geschatzte Printz Palekin von Prom bin / welchen das Ungluck gezwungen hat / unter einen Tyrannen mehr Liebe und Freundschafft / als einer boßhafften Stieffe Mutter zu suchen: Wiewohl solches / den Gottern sey Danck / ersprießlich gerathen / und zu meinem besten ausgeschlagen ist. Damit sie nun meines Vorbrine gens desto besser gesichert seyn moge¯ / so wil ich mich durch das / von der Natur eingepregtes Schwerdt-Zeichen rechtfertigen. Worauff er seinen rechten Arm
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e entblossete / und ein Mahl / wie ein Schwerdt gestaltet / auffwiese. Weil auch von diesem Schwerdt-Mahl nach der Geburt dieses Printzen / gantz e Asien erfullet / und solches iederman bekandt war / also wurde desto weniger an der Gewißheit seines Herkommens gezweiffelt / dannenhero er in seiner Rede fort fuhr: Wie mich nun / sagte er / das gue tige Verhae ngniß auch zu e
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Kronen gebohren hat / also verhoffe ich / dieser schonen Belohnung nicht so gar e unfahig zu seyn. Es ist ihnen ohne mein Erinnern bekandt / wie mich der Haß meiner Stieff-Mutter / Nhay Nivolan / welche ihrem Sohne die Krone von Prom auffzusetzen bedacht war / dermassen verfolgete / daß ich meines Lebens nicht e versichert war: Worzu noch dieses kam / daß diesen Haß eine gewohnliche Ungnade des Vaters begleitete / welcher mich nicht wol mehr vor seinen Augen e erdulden kunte. Weil ich mich nun taglich einer Gifft-Mischung besorgen muste / so hielt ich mein Leben vor eine Beute / welches zu erretten ich mein Vaterland gar e e verließ. Ich wandte mich hierauff nach Martabane / allwo ich mich uber funff e Jahre als ein Graff auff gehalten / und in solcher Zeit solche verwunderliche Zufalle e e erfahren mussen / welche zu erzehlen / einige Tage Zeit darzu erfordert wurden. Als nun der allgemeine Untergang von Martabane erfolgete / so habe ich mich e zwar als ein Haupt uber zehen tausend Mann / wider den Chaumigrem nach e e solcher Krafft und Vermogen / die mir die Gotter verliehen / tapffer gebrauchen e lassen: Weil es aber schiene / als ob dieses Reiches Fall in einem hohern Rath
2 krae fftigst vorzubitten] vorzubitten B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 12 ausgeschlagen] angeschlagen C, E, F, G, H, I, J. 32 wider den] wider E, F, G, H, I, J, K. 2 wenn] durch K. 3 mein Verlangen stillet / und der Lohn meiner Treue wird] meine Treue zu belohnen K. 5 verursachete] erweckte K. 13 gesichert] versichert K. e e 18 seines Herkommens] seiner Herkunft K. 24 gewohnliche] ungewohnliche K. 26 erdulden] leiden K. 26 ich mich] ich K. 26 einer Gifft-Mischung] einen Gifttrank K. 30 darzu erfordert] erfordern K. 33 solcher Krafft] Kraft K. 33–34 gebrauchen lassen] angewendet K. 34 dieses Reiches Fall in] der Umsturz dieses Reiches von K.
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beschlossen worden / so habe auch ich damals nebst vielen andern erliegen / und e mich gefangen geben mussen. Nachdem nun Chaumigrem / ich weiß nicht was e vor sonderbares / aus meiner Bemuhung in der Schlacht bemercket / so wurde er mir wider seine Gewonheit dermassen geneigt / daß er mir nicht nur die Freyheit e schenckte / sondern auch einige Volcker anvertraute; Und weil er mein ferneres Wohlverhalten sahe / so untergab er mir gar seine Leib-Wache. Wodurch er mir e denn die gewundschte Gelegenheit ertheilte / der Durchlauchtigsten Banisen und diesem Reiche einige angenehme Dienste zu erweisen. Weil denn nun die lange same / doch gerechte Rache des Himmels / die Krone von Prom der Kron-suchtie gen Stieff- Mutter entrissen / als wird die hohe Gerechtigkeit des gekronten Obere Hauptes von Pegu solche ins kunfftige wohl zu vergeben wissen / damit ein e e verjagter Printz wiederum das rechtmaßige Erbe erlangen moge. Darff ich nun der e e in meinem Hertzen unschatzbaren Princeßin von Siam die verbundene Hand kuse sen / so achte ich meine Muhe allzu reichlich belohnet / und das bißherige Elend dergestalt ersetzet zu seyn / daß ich die Himmlische Schickung mit ewigen DanckOpffern verehren werde.
Balacin / Higvanama und Nherandi nebst allen Grossen erstarreten e gleichsam uber diesem Vorbringen / und weil eine stete Muthmassung die e e Gemuther bißhero gefesselt hatte / daß Abaxar von hoherer Art entsprossen e seyn muste / auch das bewuste Schwerdt-Mahl dieses bekrae fftigte: so wurde solches von allen vor beglaubt und warhaftig angenommen / und der nune mehrige Palekin / als ein Koniglicher Printz beehret und empfangen. Nherandi aber holte seine Schwester / die Princeßin Fylane / unvermerckt herbey / fue hrte sie bey der Hand ins Zimmer / und dem Printzen von Prom mit diesen Worten zu: Weil es demnach billich ist / tapfferer Printz / daß man die
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Tapfferkeit nach Verdienst belohne / so wil ich nicht erst bemuhet seyn / das e jenige / was diesen Ehren-Namen verdienet / von euch anzufuhren; indem es auch e bereits die lallenden Kinder in Pegu zu ruhmen wissen: sondern euch hiermit den verlangten Danck-Preiß / welchen ihr bereit in Siam mit Darsetzung eures Lebens e euch zugeeignet habt / von treuer Hand uberreichet und geschencket haben. Der Himmel befestige dieses Band / und lasse die Rosen eurer tugendhafften Liebe e e bluhen / biß sie ein spater Reiff des Todes zum Welcken zwinget. Balacin legte diese Worte bey: Und weil mir / Werthester Printz! durch euren getreuen Beye stand ein Kayserthum / ja was noch mehr ist / eine unvergleichliche Liebe zu theil
1 erliegen] unterliegen K. 4 geneigt] gewogen K. 6 untergab er mir gar seine e e Leib-Wache] vertrauete er mir gar seine Leibwache an K. 7 gewundschte] erwunschte e e K. 12 das rechtmaßige Erbe] die rechtmaßige Erbschaft K. 14 allzu reichlich] reichlich gnung K. 15–16 ewigen Danck-Opffern] ewigem Dank K. 18 diesem e Vorbringen] diesem Antrag K. 22 beehret] koniglich geehret K. 29 Danck-Preiß] Dank K. 29 Darsetzung] Aufopferung K. 30 zugeeignet] erfochten K. 32 ein spae ter Reiff des Todes zum Welcken zwinget] der Tod abbrechen wird K. 32–33 legte diese Worte bey] setzte diese Worte hinzu K. 34 eine unvergleichliche] ein unvergleichliches Pfand der K.
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worden / so empfanget von meiner Hand die Krone von Prom / welche ihr und eure Nachkommen zu ewigen Lehn von mir tragen sollet. Der Himmel lasse den Thau seines Segens auf eure Liebs-Verbindung fliessen / und erwecke solche Zweige durch euch / welche dem tapffern Stamme allerdings nacharten. So werde auch ich mich / redete Higvanama / als eine Blume in den Krantz der Danckbarkeit mit einwinden lassen / weil ich diejenige Freundschafft / so mein allerwerthester Bruder genossen / vor mein Antheil rechne. Und nachdem mich nun e der gutige Him ¯¯ el gnungsam gesegnet hat / wenn er mir meinen liebsten Printzen Nherandi / und so folgbar die Siammische Krone geschencket hat; So begehre und verlange ich ein mehrers nicht / und setze euch hiermit die Krone von Ava / als ein e e e angrantzendes Reich / welches ihr besser / als das entlegene Siam schutzen kone net / auff euer Haupt / wunschende / daß der Himmel selbst eure Flammen e e starcken / und sie durch keinen Schmertzens Wind besturmen lassen wolle. Wor-
auff ihm die Princeßin Banise eine kostbare Krone auffsetzete / und Palekin nicht wuste / was er vor Freuden sagen / oder vor Worte zu einiger DanckAbstattung vorbringen solte / biß ihn seine geliebte Fylane mit einer wohle gesetzten Danck-Rede vertrat / und sich diese hoch-vergnugte Gesellschafft zur Taffel erhub. Nach auffgehabener Taffel ließ sich der alte Talemon anmelden / welchem Balacin biß an die Thue r des Gemachs entgegen gieng. Dieser bat die hohe Gesellschaft / eine kleine Mue he sich nicht verdriessen zu lassen / und ihme nachzufolgen / welchen Gang er ihnen wohl bezahlen wolte. Jedoch wolte er niemanden mehr erlauben mit zu gehen / ausser Balacin / Nherandi / Palekin / Banisen / Higvanama und Fylanen. Da er sie denn vermittelst einer Lampen funffzig Staffeln unter den Burg-Thurm / und zu einer wohl-verwahrten Thue re fue hrte / welche zu eroe ffnen / sie insgesamt e Hand anlegen musten. Nach deren Eroffnung sie in zwey unterirrdische e Gewolber eintraten / worinnen sie aber wegen Tunckelheit nichts erkennen e kunten. Weil aber Talemon eine Flasche Oel mit genommen / so zundete er e zwantzig grosse / und gantz guldene Lampen an / vermittelst deren ihnen allen ein solcher Schatz von Gold und Edelgesteinen in die Augen blitzte / daß sie es vor Zauberey hielten / und sich nicht zu begreiffen vermochten. Endlich hub der alte Talemon an / und sagte: Sehet / Allergnae digster Kae yser e
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und Herr! sehet und beschauet das wurckliche Pfand meiner unterthanigsten Treue! Nehmet / Durchlauchtigste Banise / diese reiche Erbschafft eures erblasseten Herrn Vaters / von der Hand eines alten / und biß in Tod getreuen Dieners / welcher lieber sterben / als diesen Schatz den Raub-Klauen des Chaumigrems
31 allen] allein B, C, D, E, F, G, H, I, J. 4 durch] aus K. 4 allerdings nacharten] wue rdig sind K. 9 so folgbar] folglich K. e e 12 wunschende] und wunsche K. 15–16 Danck-Abstattung] Dankbarkeit K. 23 mehr erlauben] erlauben K. 36 in] in den K.
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entdecken wollen. Hiedurch wird die erschopffte Reichs-Kammer keinen Mangel e klagen durffen. Ich aber begehre nichts hiervor / als dero hohe Gnade / und eine geruhige Lebens-Beschliessung. 798
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Worauff ihm Banise auffs holdseligste danckete / Balacin aber ihn nebst seinem Sohn Ponnedro / nach reichlicher Beschenckung / in ihrem Schatzund Hoffmeister-Ammt bestae tigte: und nachdem sie mit erstaunender Verwunderung alles betrachtet hatten / Balacin auch denen Anwesenden unschae tzbare Verehrungen that / verliessen sie diese verborgene Kostbarkeie ten. Banise aber befahl / eine Million Goldes zu vermuntzen / und unter die Armen zu vertheilen. e Folgenden Tages wurde mit gewohnlicher Pracht der kluge Korangerim als Rolim erwehlet / weil der vorige in dem Tempel-Gefechte nebst sechzig Pfaffen niedergehauen worden. Scandor aber bekleidete den Platz eines e e Ober-Hauptmanns uber die Kayserliche Leib-Wache / und wurde iedermann / welcher sich durch Treue und Tapfferkeit verdient gemacht / nach Wue rden beschencket / und mit Ehren-Aemmtern versehen. e Endlich brach der Tag der Kronung an / welche in freyem Felde zwischen den Lagern angestellet wurde: Dahin sich alle Printzen / nebst der e gantzen Hofstatt verfugten. Der neue Rolim brachte den Printzen Balacin / nebst der Princessin Banisen auff eine hohe Schau-Bue hne von Steinen auffgerichtet / auff welche man ue ber eine Brue cke / mit Aschenfarbnen Tuche e bedecket / ge hen muste. Hierauff ruffte einer von denen Reichs-Rathen e uberlaut: Jetzo erfodere es die Noth / und des Reichs bestes / wiederum ein neues Haupt zu erwehlen. Dabey zeigte er dem Volcke eine grosse Keule mit drey e glantzenden Spitzen / und hub solche empor / das Volck aber hielt sich hierbey gantz stille. Darauff offenbarte er / wer zu erwae hlen sey? und stellete ihnen zugleich den Printzen vor / welcher auff einen Stein treten muste. Da denn erwehnter Reichs-Rath noch ferner dessen Rechtmae ßigkeit zur Krone e erklarte / seine Tugenden nach Verdienst erhub / und zugleich begehrte: e Wer etwas dawider einzuwenden hatte / der solle sich gestellen. Das Volck aber schrie hingegen: GOTT hat ihn gesegnet / und zu unserm Kae yser erkohren. Worauff sich eine ungemeine Stille bey einer Viertel Stunde lang ereignete / um zu erwarten / ob iemand etwas zu klagen habe. Nach dieser Stille e fiengen alle Lager an mit Trompeten / Paucken und Schalmeyen zu spielen. Worauff der Rolim dem Balacin eine bleyerne Krone auffsetzte / ein Beil in die Hand gab / und zugleich einen weissen Mantel / welcher reichlich mit Gold und Perlen gestickt war / umlegte; und ihn folgender Gestalt anredete:
30 gestellen] stellen H, I, J, K. 17 in] im K.
30 solle] solte K.
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Sehet nunmehro / Großmachtigster Kayser! worzu euch das getreue Volck e von Pegu erwahlet hat / und was sie euch vor ein hohes Pfand / nemlich ihre Erb-Princeßin und Krone anvertrauen. So nehmet zugleich diese Lehren meines Mundes / als das kostbareste Geschencke / mit geneigtem Hertzen an. Urtheilet alles / wie es an sich selber ist / und vermindert oder vermehret keinesweges durch Zuneigung die Gerechtigkeit / dessen euch dieses Beil erinnert. Lasset den Zorn niemals die Vernunfft beherrschen: denn der Zorn ist eine Motte / welche den e Purpur verderbet. Fliehet den Neid / als einen selbst eignen Morder / weil dieser e e mit nichten einem Fursten anstehet / sondern nur ein Laster niedriger Gemuther ist. Im Reden seyd vorsichtig / denn die Zunge ist ein Werckzeug / wodurch das e e Gemuthe erkennet wird; Ja der Fursten Worte sollen / weil sie von iedem erwogen e werden / zuforderst wohl auff der Wageschale der Bedachtsamkeit abgewogen e e seyn. Die Lugen bemuhet euch / durch fleißige Erforschung der Warheit / an das e e Liecht zu bringen / und den Lugner zu beschamen. Haltet dieses vor gewiß / daß e die Laster eines Fursten mit tausend Augen bemercket werden: ja der Vorwitz ist e das Fern- wo nicht Vergrosserungs-Glaß / wodurch auch die geringsten Finstere nisse der Regierungs-Sterne auffgezeichnet werden. Denn was sind die Fursten e anders / als irrdische Planeten / in welchen sich die Gottliche Sonne der Gereche tigkeit zur Regierung des Erdbodens ausbreitet? Den guten Namen haltet hoher / als das Leben / denn dieser ist eine Fackel / welche auch im Tode brennet. Sehet e zu / ob euer Thun und Lassen mit der Vor-Eltern ruhmbaren Verfahren ubereine e stimme / und so gleich solches sich befande / so sollt ihr euch doch bemuhen / e e euch auch uber diese / durch die zwey Flugel der Tugend und Tapfferkeit / zu e schwingen. Gedencket / daß euch diese Krone von der Hand des hochsten GOttes e ertheilet werde / und daß ihr auch solche den Nachkommen hinterlassen musset. e Erinnert euch / daß der Zepter ein gutes / zugleich aber auch ein betrugliches e Wesen sey. Vor allen Dingen aber befestiget eure Majestat durch die Gesetze mit e e Gerechtigkeit: Denn das Gesetze ist eine schweigende Majestat / und die Majestat ein redendes Gesetze. Diesem allen nun soll die Gottseligkeit / wie das Gold dem Silber vorgehen: Denn in derselbigen bestehet des Reiches Feste / und die Hoffe nung aller Siege. Fallet euch etwas ungemeines und schweres vor / so berathet euch mit den Gelehrten / und verachtet solche nicht: Denn die Weißheit ist des e ¯¯ t aber diese Tugend ab / da Reichs Ancker / und ein Compaß der Fursten. Nim e lieget die Seele der Regierung in letzten Zugen. Ja durch diese werdet ihr die e e e Krone und das Ansehen erhalten. Im Gluck und Ungluck seyd unveranderlich: e e e Denn wer mit dem Glucke sein Gemuthe andert / der bekennet / daß er dessen e nicht wurdig sey / sondern hoffet und harret: so wird euch aus den Dornen der e e Widerwertigkeit eine Rose des Gluckes bluhen: und so ihr aus zweyen Ubeln das e beste erwehlet / so werdet ihr mit allen Winden fahren. Bemuhet euch / daß ihr e von allen geliebet und gefurchtet werdet: Denn die Liebe der Unterthanen ist die e e e beste Festung / und die Furcht eine Stutze der Majestat. Die geheimen Anschlage eures Hertzens vertrauet euch allein / und lernet die Klugheit von der Schlange / e welche durch offtere Wendung ihren Lauff unwissende macht. Verlasset euch
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nicht allzusehr auff eure Majestat / sondern gedencket allezeit / daß ihr konnet e hintergangen werden. Denn ein Mensch ist das unbestandigste Thier / welchem niemals zu trauen. Ja ein Hoffmann schrei bet die Wolthaten in Wachs / die Schmach in Marmel / und was er andern gutes erwiesen / in Ertzt. Dahero schlaffet unter euren Leuten mit offenen Augen / weil sich offt die Heucheley unter den e e Mantel der Tugend verstecket. Liebet getreue Rathe / und befordert die Alten: e e Denn ein Furst / welcher so viel reden und horen muß / solte billich von lauter Augen und Ohren zusammen gesetzet seyn. Weil nun aber solches nicht seyn e kan / so ist es nothig / daß er sich anderer gebrauche. So ihr was mit Recht zu erlangen suchet / so brauchet Rath und Waffen / und betrachtet stets / daß / wo die Reiche nicht vermehret werden / solche abnehmen. Wenn ihr nun etwas mit gutem Bedacht beschlossen habet / so sehet zu / daß das Ende mit dem Anfange e e wohl ubereinstimmet / und vollziehet solches in moglichster Eil. Beschweret die getreuen Unterthanen nicht mit allzu grossen Aufflagen / und bedencket / daß dieses kein Hirte / sondern ein Tyranne ist / welcher sich nur selbst weidet / und den armen Schaafen das Futter entzeucht. Handel und Wandel erhaltet / als die e Angeln des Reiches / in welchem die Thur des Reichthums auf- und zugehet; und wie solcher durch Friede am besten unterhalten wird / also suchet selbigen durch Stahl oder Gold / und fanget keinen Krieg an / als nur den Frieden zu erlangen / e welches denn offters mehr durch Rath / als Waffen geschiehet. Endlich gedencket / daß / wo ihr diesem meinen wohlmeynenden Einrathen Folge leistet / e ein stetes Wohlergehen / und ewiger Nachruhm solchen Gehorsam bekronen wird.
Nach dieser Rede brachte man ihm ein Gefae sse von Smaragd / darinnen e e die Asche des ersten Kaysers von Pegu war / woruber er schweren muste / diesem allen nachzukommen. Hierauff ward ihm die bleyerne Krone nebst dem Mantel abgenommen / und die Princeßin Banise setzte ihm mit eigner Hand ein Bonnet von Carmesin-golden Stue ck / mit einem gue ldnen Krantz / und einer mit Edelgesteinen besetzten Spitzen vornen an / auff das Haupt. e Ferner legte ihm der Rolim einen Turckischen Rock / mit weissen Hasene Fellen gefuttert / um / wobey er ihn erinnerte / wie solches Futter die gebue hrende Auffrichtigkeit seines Lebens vorbildete. Ja / wie die bleyerne Krone Maß und Gewichte in allen Dingen zu halten erinnere: also ziele der e Stein / worauff er gestanden / auff die Bestandigkeit seines Thuns. Die Aschen-Farbe aber stellete ihm seinen Todt vor Augen / und daß er sich im e Leben einen ewigen Namen machen solle. Hierauff fuhreten ihn drey e e Fursten ins Lager / allwo dieser neue Kayser speisen wolte. Der Falcada aber / als unterster Reichs-Rath / gienge vor ihm in einem weissen Kleide e her / und hatte ein gulden Beil in der Hand / wobey er stets ruffte: GOTT / e und nicht das Volck hat ihn erwehlet. Wo nun der Kayser vorbey gieng / fielen e alle zur Erden: die andern aber kusseten einander / zu Bezeugung ihrer e
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2 unbestandigste] unbestandige K.
4 Marmel] Marmor K.
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Freude / die Achseln. Auff dem Felde / und um das Lager stunden viel e bunte Hutten / in welchen Taffeln zugerichtet waren / worauff das Volck e speisete. Denn alles Volck wurde auff des Kaysers Unkosten gespeiset / und nahmen einen unglaublichen Platz ein / wiewohl dennoch alles mit guter Art und Ordnung zugienge. Nach diesem allen entschlossen sich die Kae yser- und Koe niglich-Verlobten / weil ihre Liebe mit lauter Waffen umgeben gewesen / und sie mit so vielem Blute bestae tiget und erhalten worden / so wolten sie auch insgesammt solche unter den Waffen vollziehen. Dannenhero in dem Nordene Lager die prachtigste Anstalt zu diesem dreyfachen Beylager gemachet / e und vier Konigliche Gezelte auffgeschlagen wurden / unter deren einem sie das Tali empfangen solten / in denen andern aber solte das fue nffte Wesen der Liebe geschehen. Solches alles wurde auch mit unbeschreiblicher Pracht und Herrligkeit vollzogen. e Als nun die spate Nacht einen Auffbot zur allgemeinen Ruhe / und diesem Freuden-vollen Tage ein sehnliches Ende machte / begaben sich der e e Kayser Balacin mit der Princeßin Banise von Pegu; Nherandi / Konig von e Siam / mit der Princeßin Higvanama von Ava / und Palekin / Konig von Prom / mit der Princeßin Fylanen von Siam in ihre Ruh-Gezelter: Worinnen e
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die mit so vielen Dornen bißher verwahrete Rosen mit groster Vergnugung gee brochen / und alles Ungemach mit einem sussen Ach-Geschrey der leidenden e Princeßinnen erwunscht geendiget wurde.
Indessen waren die muntern Generals-Personen / Padukko / Mangostan / Martong / Ragoa und andere bemue het / wie sie diese bemue hete Hele den durch eine anmuthige Schuldigkeit beehren mochten: welches sie denn gar artig durch eine wolgesetzte Nacht-Music bewerckstelligten / indem sie durch solche einen Streit zwischen der Venus und dem Kriegs-Gotte vorstellig machten / und dahero die Musicalische Ordnung dermassen eintheilten / daß jene / auff Seiten der Liebes-Goe ttin / in Lauten / Harffen und andern anmuthigen Seyten-Spielen / nebst einer lieblichen Stimme von zwoe lff Portugiesischen Knaben: Diese aber / auff Seiten des Kriegs-Gottes / in Trompeten / Paucken und andern Feld-Spielen / nebst einer rauhen doch angenehmen Stimme von zwoe lff erwachsenen Portugisen / bestunde. e Als nun der Mond umb Mitternacht die silbernen Horner einzog / und e e e dem nachtlichen Schatten vollige Gewalt einraumete / sahe man statt dessen / Lager und Feld mit viel tausend hellen Pech-Fackeln erleuchtet: Worauff Trompeten und Paucken ein Lufft-schallendes Freuden- und Siegese Zeichen erthonen / das gesammte Lager aber ein solches Feld-Geschrey erschallen liessen / daß bey der stillen Nacht Lufft und Berge durch einen e e gedoppelten Wiederschall ihr Mit-Vergnugen mit groster Anmuth bezeu35 statt] an statt C, D, E, F, G, H, I, J. 39 Nacht Luft und Berge] nacht-lufft und berge C; nachlufft die berge D, E, F, G, H, I, K.
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geten / welchen ein erfreulicher Stue cken-Donner dermassen antwortete / e e daß man vermeynte / es wurde anietzt die Lufft viel scharffer und freudiger davon durchdrungen / als wenn ieder Knall Mord und Todtschlag bedeutete. Wodurch die mue den Verliebten / wie leicht zu erachten / von der bee durfftigen Ruhe gantz wieder ermuntert wurden / den anmuthigen SiegesStreit der Liebes-Goe ttin mit dem Mavors desto auffmercksamer zu bemercken. Als nun hierauff die Seyten-Spiele abwechselten / hoe rte man den Kriee ges-Gott / unter dem Schall gedampffter Trompeten / folgender Gestalt singen: 808
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Mars.
Victoria! So sieget Helm und Stahl! e Es liegt der Feind gestreckt zu meine¯ Fussen. e Es steht entzuckt der Sternen blasse Zahl: Diana neigt sich meine Faust zu kue ssen. Der Himmel beehrt mich mit blitzenden Keilen / e Weil schwirrende Sebel die Luffte zertheilen. Hierauff that ihm der Venus Anhang / unter der Seyten Anmuth / folgenden Einhalt:
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Venus.
Victoria! so sieget meine Hand: e Es muß der Feind zu meinen Fussen fallen. Die Fessel sind ein zartes Liebes-Band / e Und Blicke sind die starcksten Feuer-Ballen. Wodurch ich in diesem vergnue gendem Kriege / e Selbst Printzen / und Gotter und Sclaven besiege.
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Triumph! Triumph! der Feind giebt schnoe de Flucht. Es tritt mein Fuß auff warme Feindes-Leichen / Gold / Ehr und Furcht / ist meines Sieges Frucht / e Die Holle muß erschrecken / fallen / weichen: e Vor Morsern / und blitzenden Donner-Carthaunen / Wenn Mauern zerspringen / und Wolcken erstaunen. Venus.
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Triumph! Triumph! der Feind kußt meinen Fuß: Ein weicher Thron muß meine Wahlstat werde¯. 3 durchdrungen] durchdringen E, F, G, H, I, J, K.
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Offt fae llt ein Held durch einen Wechsel-Kuß. Es fesseln ihn anmuthige Geberden. Denn reitzende Lippen und blitzende Sterne / Besiegen die Helden auch oe ffters von ferne. 5
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Mars.
Verwegnes Weib! schau diesen blancken Stahl / Erschrickst du nicht vor meiner Waffen Schim ¯¯ er? Es ist mein Ruhm durch blasser Helden Zahl e Erhoht / biß an das blaue Sternen-Zimmer. e Entweiche! sonst mochte mein zornig Erhitzen Auff deine Verwegenheit krachen und blitzen. Venus.
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Verwegnes Haupt! schau diese Marmor-Brust. Erstaunst du nicht vor diesen Mund-Rubinen? Es ist dir ja mehr als zu wohl bewust / Wie deine Schaar der Helden mich bedienen. e Entweiche! sonst mochten die Rosen der Wangen Dich endlich / als Fessel der Liebe / selbst fangen. Mars.
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So schaue denn der Waffen strenge Macht / Entbloe sset bald der Sebel krumme Menge. e e Hort / wie bereit der Stucken Donner kracht: e Senckt auf den Feind der Piqven scharffe Lange. Laßt Kugeln / Granaten / Schwerdt / Pfeile / Musqveten / Die kae mpffenden Feinde zerschmettern und toe dten. Venus.
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So schaue denn der Liebe starcke Krafft! Ihr Augen spielt mit tausend Reitzungs-Flam ¯¯ en. Du Rosen-Mund / ihr Purpur-Wangen / schafft / Daß iede Glut von eurer Glut muß stammen. Erhebt euch ihr Ballen / mit euren Corallen: e So mussen auch Printzen zu Fusse mir fallen. Mars.
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Ich bin besiegt! Hier liegt das Schwerdt. Ach / Venus / ach! laß Gnade wiederfahren; Weil mir dein Blitz durch Seel und Adern fae hrt. 8 Helden Zahl] Heldenzahl B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
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Es kan sich wohl ein Held mit Liebe paaren. e Ich kusse die Venus / und liebe die Waffen / Ich wache zu Felde / im Lager zu schlaffen. Venus.
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Io! Triumph! Die Venus hat gesiegt. Ein ieder Printz muß mir diß Zeugniß geben / Der ietzund selbst in meinen Armen liegt / e Wo Kuß und Lust und susse Seufftzer schweben: e e Ich konne Printz / Helden und Gotter besiegen / Weil Mavors sich selber in Ketten muß schmiegen.
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Endlich stimmten beyde Choe re mit groe ssester Anmuth zusammen / und sungen folgende letzte Verse: Mars und Venus.
1. Ruhe du Klee-Blat der tapffersten Helden / Ruhet und schlaffet / ihr habet gesiegt! Wenn ihr erwachet / so sollt ihr vermelden / e Ob euch mehr Venus, mehr Mavors vergnugt. e e Schencket uns Fruchte des nachtlichen Sieges / e Weil euch nicht storet das Schrecken des Krieges. 2. Himmel / ertheile den flammenden Segen! e Hor uns als Knechte der Schlaffenden an! Lasse den Segen in kurtzem sich regen: Stue rtze / was Liebenden schae dlich seyn kan.
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»Lasse den Nord-Stern sich nimmer betruben / »Wenn sich die Printzen in Kronen verlieben. 812
Im Augenblick endigte sich die volle Music / und erhub sich zugleich auff kluge Anordnung in allen Lagern eine solche Stille / als von so viel tausend Menschen nicht leicht kunte vermuthet werden: damit die stille Ruhe desto eher in den hohen Gezeltern ihren Eintritt nehmen / und unsere Helden e und Heldinnen in sanfften Schlaff bringen konte. e Als nun folgenden Morgen unsere erwehnte Liebes-Helden bey spater Sonnen die weiche Wahlstatt verlassen hatten / warteten die Portugiesen 14ff. 1.–2.] keine Strophennummerierung in C, E, F, G, H, I, J. 12 sungen] sangen K.
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unterthae nigst auf: und weil ihnen ein freyer Handel durch das gantze Reich e zugelassen worden / baten sie um allergnadigste Erlaubniß / ihre Dancke barkeit durch eine Theatralische Handlung / nach Europaischer Art / in der e Burg vorstellen zu lassen: worzu sie nach gnadigster Bewilligung / die hohen Personen insgesamt einluden / welche sich dannenhero aus dem Lager nach der Burg erhuben / und allenthalben mit unsae glichem Freuden-Geschrey auf- und angenommen wurden. Nach gehaltener Mittags-Taffel verfue gten sie sich sae mtlich nach dem hohen Saal / allwo die Portugisen einen e prachtig-kostbaren Schauplatz aufgerichtet hatten / auf welchem sie mit e e hochster Vergnugung aller Anwesenden / angesehen solches etwas unere hortes in Asien /
Die Handlung Der listigen Rache / oder Den Tapffern Heraclium /
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folgender Massen vorstellig machten. Die Personen des Schauspiels waren folgende:
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Heraclius, Sohn des Heracleonas, verliebt in Theodosiam. Phocas, Tyrann zu Constantinopel. Mauritius, der vom Phoca gefangene Kae yser. Theodosia, eine von dem Kae yser Martiano entsprossene Princeßin / verliebt in Heraclium, und in einem geheimen Orte auff der Constantinopolitanischen Burg sich auffhaltende. Honoria, des Kae ysers Mauritii Tochter / verliebt in den Printz Siroe¨. Siroe¨, Eltester Printz des Persischen Monarchens Cosroe¨s. Emilianus, des Phocas Favorit. Priscus, des Heraclii Vetter und vertrauter Freund. Arconte, ein Persianischer Fue rst und Unterthan des Koe nigs Cosroe¨s, in Gee stalt eines Schaffers. e Aspasia, der Theodosia alte Saug-Amme. Idreno, der Honoria Diener. 17 waren folgende] waren E, F, G, H, I, J, K. e
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12–16 Die Handlung Der listigen 9 prachtig-kostbaren] prachtigen kostbaren K. Rache / oder Den Tapffern Heraclium / folgender Massen vorstellig machten] folgende Handlung vorstellig machten. Die Handlung der listige Rache; Oder der tapfere Heraclius K.
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Die Verwandlungen des kunstreichen Schauplatzes stelleten sich folgender Gestalt vor: In der Ersten Handlung:
Die Kae yserliche Stadt Constantinopel. Der Theodosia Zimmer. e Ein grosses Feld / mit sehr vielen Leichen erfullet / nebst etlichen aus dem e e benachbarten Geburge entspringenden Wasser-Bachen. Des Phocas Gemach / in Gestalt eines Himmels.
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In der Andern Abhandlung:
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Ein Hirten-Hae ußlein mit einem Gepue sche. Eine Grotte / nebst einer Fontaine, aus welcher man den Palast mit einer kostbaren Stiege siehet. e Ein Gefangniß an dem Meere / nebst einem alten und hohen Thurme. Ein Lust-Wald an dem Strande des Euxinischen Meers / nebst einer Hoe le auf der einen Seite / und einem verschlossenen Hirten-Hae ußlein in der Ferne.
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In der Dritten Abhandlung:
Die Kae yserliche Burg. Ein Lust-Garten mit Statuen und Fontainen. e Des Kaysers Constantini warmes Bad / mit Wasser-spritzenden Bildern. Der Kae yserliche Saal. e Ingleichen stelleten sie zwey schauwurdige Ballete vor / als nemlich: e Der erdichteten Gotter / und e Der Jager mit allerhand wilden Thieren. Wie sich nun der gnugsam-erhellete Schauplatz oe ffnete / stellete solcher in einem kue nstlichen Perspectiv die Kae yserliche Stadt Constantinopel mit e e groster Anmuth vor. Indessen / daß sich alle Augen und Gemuther in ihrem e lustigen Prospect ergotzeten: wurde die Application dieser ferneren Handlung / auff des Reichs Pegu vergangenen Zustand / folgender massen in e eine hochst-bewegliche Music abgesungen: 816
1. e MOrd-erfulltes Pegu weine / e Doch / statt Thranen / lauter Blut / Weil auch selbst die harten Steine e Fuhlen deines Henckers Wuth.
1 stelleten] stellen C, E, F, G, H, I, J, K. I, J, K.
3 Handlung] Abhandlung B, C, D, E, F, G, H,
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Deine schone Morgen-Rothe e Schwartzt ein blutiger Comete. Xemindo dein Gemach e Fullt Weh und Ach. 5
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2. e Blasse Fursten-Geister irren / Durch die Blut-bespritzte Stadt / Und die Todten-Fessel schwirren / Wo ein Printz gewohnet hat. Frauen / welche Cronen erben / e Mussen an dem Galgen sterben. Die Kinder folgen nach. Mord / Weh und Ach! 3. Letzter Zweig von Pegens Stamme / e Laß dich kronen die Gedult. e Dampffe die verdammte Flamme Durch der Tugend keusches Gold. e Durch dich soll noch Pegu bluhen / e Weil sich Printz und Himmel muhen. Chaumigrem! dir folgt nach / Mord / Weh und Ach!
Nach geendigter Music erschiene Phocas auff einem mit Elephanten bespanneten Triumphs-Wagen umgeben / mit dem Roe mischen KriegsHeere / unter dem Schalle der Trompeten und Paucken. Emilianus ließ den gefesselten Kae yser Mauritium hinter ihm herfue hren / da sich denn Phocas e mit einer hochmuthigen Baß-Stimme folgender Gestalt singende vernehmen ließ: SO liegt Mauritius besiegt zu meinen Fue ssen. e e Nun wird das Glucke selbst mein Schwerdt bedienen mussen. e Ich ruhme mich zu seyn / mehr als ein irdisch Gott: Weil ich umb meinen Thron in Asche / Staub und Koth e e Fußfallig liegen schau / besiegte Volcker-Schaaren / e Die meiner Majestat vorhin zuwider waren. e Schreibt meinen Namen bald ins Buch der Gotter ein / Den¯ alle Welt soll mir mit Opffern zinßbar seyn. Besiegtes Asien! Du must gelehret werden: Daß Jupiter ein Gott des Him ¯¯ els / ich der Erden. 31 irdisch] irrd’scher K.
33 schau] seh K.
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So mustu Demuths-voll berue hren meinen Fuß / Weil mich dein harter Sinn / als Gott verehren muß. Es schallet mein Triumph durch Paucken und Trompeten / Biß zu der blauen Burg / daß sich die Sterne roe then. Denn hab ich Asien zur Sclavin mir gemacht / So hat der Goe tter Schluß auch diß mir zugedacht: e Daß meiner Scheitel Glantz der Rom’sche Lorbeer ziere / e Und auch der Romer Volck erstaunende verspue re: e Es musse Mavors selbst hier vorgebildet seyn / e Wo man des Phocas Bild atzt Ertz und Marmel ein. e Diß Eisen-Labyrinth fuhrt dich ins Haus der Sclaven / Dich Thracisch Ungeheur: mich in den Sieges-Haven. e Dein krummer Rucken muß mein Sieges-Bogen seyn. e So fahret im Triumph Augustus wieder ein. Zweyter Aufftritt.
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Zu ietzterwehnten Personen kommen Heraclius und Priscus in Fesseln geschlossen. Heraclius (im Verborgnen.) Ihr Goe tter! was ist diß? Prisc. Ach was ist hier verhanden. e Maur. Weil ich mich wider Gott zu kampffen unterstanden / Den tollen Riesen gleich: so schickt sein blitzend Arm Auff mich den Donner-Keil. Ach Himmel dich erbarm! Du Him ¯¯ els-Koe nig bist gerecht / un¯ dein Gerichte. Phoc. (von dem Wagen steigende / und auff den Mauritium tretende.) So wird der Feinde Rath durch meine Macht zu nichte. Der wider mich zuvor so Schwerdt als Schild ergriff / Und den verdammten Stahl auff mich vergebens schliff: Der liegt nunmehr besiegt / entkroe nt zu meinen Fue ssen / Den¯ wer Gott Jupitern beleidigt / der soll wissen / Daß ihn nach Billigkeit verdienter Don¯er trifft. Maur. Treuloser Hund! nicht du hast diesen Sieg gestifft: e e Die blinde Gottin nur hat mich dir ubergeben / Die vieler Printzen Haupt / wenn sie beyn Sternen schweben / e Vom Gipffel ihrer Macht in tieffsten Abgrund sturtzt. e Die eben hat auch mir so Thron als Ziel verkurtzt. Phoc. Darff der Verrae ther noch verdammte Wort ausschue tten? e e Kan diß die Gegenwart des Kaysers nicht verhute¯? Auf / ihr Trabanten auf! ergreifft den Frevler bald / e Und ubergebet ihn der Bestien Gewalt. 4 daß] da B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 9 vorgebildet] abgebildet K.
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Emil. Hier muß die Billigkeit sich selbst gefangen geben / Daß / welchen stets besaß in seinem gantzen Leben e Die argste Grausamkeit / er auf des Charons Kahn e Auch hingerissen wird durch grim ¯¯ er Lowen Zahn. Heracl. Kan diß Heraclius auch wol geschehe¯ lassen? Soll so ein grosser Printz durch Bestien erblassen? e Halt inne / Wuterich! und hemme deinen Zorn / Wo deine Seele ja zur Grausamkeit gebohrn / Daß nichts als Mord und Blut dein Hencker-Hertz kan speisen / e So kehre wider mich dein grim ¯¯ ig Morder-Eisen. e Nur laß diß edle Haupt des Kaysers unversehrt / Das du Tyranne selbst / als Sclave hast verehrt. e Maur. Vergonne / tapffrer Freund / alleine mir zu sterben / e e Es soll mein Blut allein das dustre Grab-Mahl farben. Phoc. Wer bist du toller Mensch / der andre rette¯ wil / Und sich aus falschem Wahn selbst kue rtzt sein Lebens-Ziel. e Heracl. Mein Ungluck wolte mich im freyen Felde straffen. Mein Frey-seyn ward umschrenckt durch fremde Macht der Waffen. Kurtz: es sey dir genug: ich bin des Phocas Feind. Phoc. Daß nicht bald Strick und Stahl die frevle Zung umzae unt. Wir haben keinen so verzweiffelt reden hoe ren. e Geschwinde / wer uns wil als Gott u. Kayser ehre¯ / Und wer sich nennt getreu / der werffe diesen Hund Vor Loe w’ und Tyger hin / daß der verdam ¯¯ te Mund e Bald musse nach Verdienst so Gifft als Seel ausblasen / Den¯ weil diß schoe ne Paar in gleiche¯ Lastern rasen: So treffe billich sie auch gleiche Straff und Pein / Und ihr Gelue cke soll im Tode gleiche seyn. (Indem Mauritius von den Soldaten ergriffen / zugleich auch Heraclius zu dem bestim ¯¯ ten Tode solte gefue hret werden / fiel Priscus dem Phocas zu Fusse / also redende:) Prisc. Halt / grosser Kae yser / halt den Mord-Befehl zurue cke! e Schau / dieses zarte Kind verdient ein besser Glucke. e Denn eure Majestat soll wissen / daß diß Bild / e Das sich in diese Last des Helmes hat verhullt / e Des Kaysers Tochter sey. Ein Rest von denen Zweigen Mauritii, der sich hier muß in Ketten beugen. Phoc. (Heraclium betrachtende.) e e Wie? Traumt mir wachende? Soll diß wohl moglich seyn? 4 Auch] Ach C, D, E, F, G, H. 4 grim ¯¯ er] grimmger K.
15 rette¯] tretten B, C, D, E, F, G, H, I, J.
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Ach ja! mich blendet schon der Schoe nheits-volle Schein. e Wie huldreich glantzet sie in diesem hellen Stahle / e Mein Hertz entzundet sich von ihrer Augen Strahle. Wohlan! Mauritium begrabe dieser Thurm / e An dessen Grunde sich kuhlt ab der Welle¯ Sturm. Befreyet dieses Bild von Ketten / Band u. Eisen / Und laßt sie in der Burg ins beste Zimmer weisen. Du aber / schoe nes Kind / indessen sey bemue ht / e Daß lauter Anmuths-Klee auff Lipp und Wangen bluht. Dritter Aufftritt.
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Heraclius, Priscus, die Soldaten von ferne. e Prisc. Gib nach / vertrauter Freund! und laß dich Fraulein nennen / e Verlaugne dein Geschlecht: daß Atropos nicht trennen / So Leib als Seele kan. Heracl. Das ist nicht wohl bedacht. Soll ich ein Sclave seyn der weichen Weiber-Tracht? Prisc. Wer sich mit Purpur wil der wahren Weißheit schmue cken / e Der lebe nur bemuht / sich in die Zeit zu schicken. e Weil Phocas Unzuchts-voll in dich entzundet ist. Wie leichte kans geschehn / daß dich die Freyheit kue ßt. e Heracl. Soll dieses ja die Bahn zu meinem Glucke brechen / So folg ich deinem Rath. Der Himmel wird mich rae chen. Ich lege Stahl und Last der schweren Waffen ab / Und folge dem Crystall / der mir Gesetze gab / Wie das zerstreute Haar in Ordnu¯g sey zu bringe¯: Die Schmincke soll mich itzt zu einer Farbe zwinge¯ Die selbst die Liebe liebt. Es soll / wie sichs gebue hrt / Statt Helmes / Haar und Haupt mit Blumen seyn geziert. Doch hat Heraclius sich gleich verstellen mue ssen: Muß gleich ein Weiber-Rock ein Mae nner-Hertz umschliessen: So zeiget dennoch stets mein frisches Angesicht: Es ae ndre sich das Kleid / iedoch das Hertze nicht.
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(Heraclius sang folgender massen:) 1. OB Hercul schon / der grosse Wunder-Held / In eine Frau aus Liebe sich verstellt / Und Omphalen den Rocken hilfft umwinde¯: Doch wird man ihn stets einen Hercul finden.
5 An] In K.
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2. Es mag sich auch Achillens Tapfferkeit e Aus Liebes-Brunst verhulln ins Weiber-Kleid: Doch dieses wird sein Ansehn nicht vertreiben / Achilles wird wohl ein Achilles bleiben.
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Der Theodosia Zimmer. (Theodosia mit einem Dolche in der Hand / e Aspasia sie zuruck haltende.) Theod. Lasst mich! ich habe mir zu sterbe¯ vorgenom ¯¯ en. Den¯ heute stirbt das Reich. Der letzte Tag ist kom ¯¯ en. Mein Abgott ist nun hin / erstarret und verblasst: Nun hat mein blasser Geist auch weder Ruh noch Rast / Biß er durch Dolch und Tod sich gleichfalls wird ererben Das Elisae er Feld. Last mich! ich wil nun sterben. Aspas. Princeßin! Frae ulein! ach! was dient der Zweiffelmuth? Sie dencke / wie ein Stoß dem Fleisch offt wehe thut. Mein Kind / sie fasse sich / und lasse sich bedeuten / Sie lasse Witz u. Geist die Traurigkeit bestreiten / Un¯ werffe von sich hin / so Dolch / als Tod u. Grab. Sie trockne / Engels-Bild / die schoe nen Augen ab. Sie lege sich zurecht den Schatz verwirrter Haare / Der durch die sanffte Lufft vorhin zerstreuet ware / Man schaut / wie Lock und Gold mit angenehmster Lust / e Sich schertzend hat gesellt zur Schnee-geburgten Brust. Wir armen Menschen sind ohn dem von kurtzem Leben / Man darff nicht erst durch Trotz den Parcen Anlaß geben. Theod. Weil mit Heraclio mein Hoffen gantz verschwindt / Weil ich kein Hertze mehr in meine¯ Brue sten find / e Und er / mein Schatz / ist todt / so end’ ich auch mein Qvalen: e Ich wil mich ihm / mein Liecht / auch sterbende vermahlen. Mich soll der Seufftzer Wind durch Lethens Wasser ziehn / Und meine Treue soll in Grufft und Grabe blue hn. e Es soll die reine Brust so Blut als Treue farben. Laßt mich! Aspas. Sie halte doch! Theod. Laßt mich! ich wil nun sterben.
12 verblasst] erblaßet B; erblaßt, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 11 Den¯] Dann K.
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Funffter Aufftritt.
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Theodosia. Aspasia. Emilianus. Emil. (ihr den Dolch aus der Hand reissende.) Halt inne / schoe nstes Bild! zurue cke Dolch und Hand! Es ist der schwache Zorn vergebens angewandt / Zu toe dten diese Brust. Hier muß der Tod selbst weichen: e e Wo man voll Anmuth spurt / der Schonheit Liebes-Zeichen. e Asp. Wie zu gelegner Zeit kommt dieser Cavalier? Theod. Raubt man gleich diesen Dolch / so fehlet es doch mir e An tausend Mitteln nicht / das dustre Grab zu finde¯. Emil. Sie lasse Furcht und Angst / und allen Zweiffel schwinden. e Sie trockne den Crystall der schonen Augen ab / Der ihres Hertzens Schmertz ein nasses Zeugniß gab. e e Der grosseste Monarch von Ost / West / Sud’ und Norden / e Ist ihrer Anmuth Knecht / der Schonheit Sclave worden / Weil er ihr Faden-Gold des Hauptes hoe her hae lt / Als selbst das Kae yserthum / mehr als die halbe Welt. Aspas. Hier muß Princeßin bald der Schmertz verbannet werden. e e Was kan begluckter seyn / als Kayserin auf Erde¯? Gewiß / wo Phocas nur Aspasien begehrt: So sey ihm heute noch die Jungferschafft gewae hrt. e Theod. Nein! nein! bemuht euch nicht. Das Schmeicheln ist verlohren. Ich habe meine Treu der Aschen auch geschwore¯. Weil meine Liebes-Pflicht nicht hemmt der Todes-Raub: So acht ich Scepter / Cron und Kae yserthum als Staub. Emil. Weil Cronen des Geblue ts die gue ldnen Haare zieren: e e So lasset ein Monarch die Glut der Liebe spuren. e Der sonst auch Konigen nur zu gebieten pflegt: e Wunscht heute noch zu sehn / was diese Flamm erregt. e e Aspas. Die Haare des Gelucks zu fassen / muht sich ieder. e Sie greiffe zu: es fleugt / und kommt nicht morgen wieder. Theod. (vor sich.) Mein Hertze / sag’ es mir. Worzu entschließ ich mich? Ist dieser Rathschluß auch vor oder wider dich? Es heist verstellte List mich gantz entzue ndet stellen: So fae hrt nach Rach und Wunsch mein Moe rder zu der Hoe llen / e (zu Emil.) Vermelde / tapffrer Held / dem Kayser meine Huld / Versichre ihn dabey / daß seiner Liebe Sold e Mein Hertze selber sey. Es such’ ihn zu vergnugen: Es sey besiegt: weil er den Erdkreiß kan besiegen. e
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28 Konigen] Konigin B, C, D, E, F, G, H, J. 24 der] des K.
37 ihn] ihm K.
36 Huld] hold C, E, F, G, H, I, J.
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Emil. Ich eile / was ich kan / bald in der Burg zu seyn / e Mit dieser Liebes-Post den Kayser zu erfreuen. Sie kom ¯¯ / und lasse nichts an Huld und Anmuth fehlen. Verzug u. Warten pflegt die Liebenden zu qvae le¯. Aspas. Wolan! so sey durch Lachen volle Lust / Der Mund-Rubin erhoe ht. Die Marmor-Brust Die vormals offt / gleich als entgeistert / schiene / Sey unverhofft die schoe nste Freuden-Bue hne. Sie hasse / was unter die Todten man zehlt / Weil lebende Seelen Cupido nur wehlt. Sechster Aufftritt.
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Theodosia. So wird dein Schatten recht / mein Schatz / durch mich gerochen / Und meine Treue wird im minsten nicht gebrochen: Wenn unter Ros’ und Klee / so Dorn als Natter steckt / Und wenn ein Zucker-Mund die Gall im Hertzen deckt. Man soll die Lippen zwar als einen Him ¯¯ el nennen: e Im Hertzen aber soll Gluth / Rach und Holle brennen. e Bereite dich demnach / du Angst-erfulltes Hertz / Verwandle Tod u. Stich in einen Liebes-Schertz. Laß deine Freundligkeit zu einer Larve dienen / Und dein Gesichte spieln mit holden Einfalts-Mine¯. Alsdenn ergreifft die Hand den Rach-beflammten Stahl / Und schickt den Moe rder hin in Acherontens Thal. e Der Liebes-Himmel pflegt sich offters zu verkehren / In Wolcken / welche Blitz und Donner-Keil gewae hren. So sterbe denn der Hund / der mir das Leben raubt / Der nur bey iedem Blick / Blut / Tod und Morden schnaubt. Diß / sag ich / zu vollziehn / soll nur mein Hertze brennen. Der Anmuth Paradieß soll man mein Antlitz nennen. Bald aber soll die Gluth in Blut verkehret seyn / e Und ich wil Hollen-gleich die Rach als Feuer speyn. Siebender Aufftritt. e
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(Ein grosses Feld / erfullet mit sehr vielen Leichen des geschlagenen e Kriegs-Heeres des Kaysers Mauritii, nebst etlichen / aus dem benachbarten Gebirge entspringenden Wasser-Bae chlein.)
29 nur] mir G, H, I, J, K. 22 spieln] spiel K.
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Honoria, als ein Soldat. Siroe¨, in Gestalt eines Mohren / liegende unter dem Hauffen der getoe dteten und halb-todten Soldaten. Idreno. Honoria singende: 1. e e BLinde Gottin! Falsches Glucke! Die du stehst auff Fall und Flut: e e Wofern deine Morder-Tucke e Qvalen wil mein Hertz und Blut: So wirst du Blitz / Pfeil und Degen / Nur umsonst auff mich bewegen. 2. e Rase / tolle Gottin! rase! e Draue mir mit Angst und Noth. Du bist eine Wasser-Blase. Ich verlache Pein und Tod. Ja auch unter tausend Leichen / Wil ich deinem Trutz nicht weichen.
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Idreno (koe mmt gelauffen.) e Flieht / flieht / Princeßin / flieht! die Volcker sind geschlagen / Und wo ihr euch verweilt / so muß man euch beklagen / Wen¯ Bisantz Sclaverey euch in die Fessel schlae gt. Flieht! wo ihr Furcht und Scheu vor Phocas Rasen hegt. Von fernen hoe r’ ich schon der Waffen Mord-Getue mmel. Honor. Wohin verberg ich mich? Ach rette mich / O Himmel! Wir sind vergebens nur auff unsre Flucht bedacht / Weil Waffen und Soldat uns ue beral bewacht. Ach werthster Siroe¨! den ich und Pers’ anbeten / Als Erben ihrer Cron! ach solt ich nur betreten / Dein Koe nigliches Schloß. Es mue ssen Roß und Mann / e So viel der schnell’ Euphrat benetzt umgrantzen kan / e Bald ungesaumt / u. zwar zu meine¯ Dienste¯ stehe¯: e Sie musten auf den Winck vor mich zu Felde gehen. e Es muste Schild und Schwerdt den Feind zur Rache ziehn. Idren. Wo man der Tyranney des Schicksals wil entfliehn / e e So mussen wir Verstand u. alle Sin¯en scharffen / e
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29 mussen] musten C, D, E, F. e
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33 muste] musse K.
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Das wohl bekante Kleid und Waffen von uns werfen. Es dient zu unsrer Flucht nichts / als ein fremdes Kleid / Den Anfang mach’ ich selbst. Hier ist nicht Wartens-Zeit. Honor. So wil ich Schwerdt und Schild mit Thrae nen von mir legen / Bey dieser Helden-Schaar / die bloß um meinet wegen Verlohren Geist und Blut. So rath ich meiner Flucht / Daß mich in fremder Tracht kein Feind als Feindin sucht. Idren. Princeßin / schaut sie hier den todten Mohren liegen / e Es kan in dieser Flucht uns dessen Rock vergnuge¯ / Honor. Daß man sich alsobald dem braunen Mohren nah’. Idren. Er dient recht wol vor sie. (Idreno wil ihn entkleiden) Sir. Honor’, Honoria! e Honor. Hilff Him ¯¯ el / was ist diß? Wie / daß ich mich entfarbe? Wer rufft mir Ohnmachts-voll. Sir. Honoria! ich sterbe. Honor. Ein halb-verbrochnes Wort nennt meinen Namen hier. Die Stim ¯¯ e lautet schwach. Wie ist es? Trae umet mir? Idren. Auch ihre Gegenwart / Princeßin / kan das Lebe¯ Und Lebens-Geister selbst den Todte¯ wiedergebe¯. Hier dieser / welchen uns Egypten sehen ließ / Ist / dessen schwartzer Mund die Sterbens-Wort ausbließ. Sie schau / wie sich der Geist entreist den Liebes-Ketten. e Honor. Es heischt die Frommigkeit / die Sterbenden zu retten. Sir. Barmhertz’ger Krieges-Held! du seyst auch / wer du seyst: Wofern der Himmel dir die Gnade noch erweist / Honoriam zu sehn / Honoriam die Schoe ne / So sprich: daß Siroe¨n die Ewigkeit bekroe ne / Und daß in dieser Schlacht / der / der sie mehr geliebt / Als selbst sein eigen sich / den treuen Geist aufgiebt. Honor. Was wollt ihr Goe tter doch noch ue ber mich beschliessen? Wer that dir Fall und Tod des Siroe¨ zu wissen? Er schweigt. Erweck ihn doch / er ist in Schlaff versenckt. Idren. Er hat die Stimme schon der andern Welt geschenckt. Honor. Hol eilend Wasser her aus jenem rothen Bache / Versuch es / wie du kanst: Gib Rath zu dieser Sache / Wie man den schwachen Geist / der durch die Lippen dringt / e In seinen schwartzen Sitz des Corpers wiederbringt. Ach! ist mein Trost / mein Schatz / mein Abgott nun verblichen? Ist nun mein Leben selbst von dieser Welt gewiche¯ / So eilt mein Hoffnungs-Schiff dem Todes-Hafen zu / e Und meine Seele sucht der Elisaer Ruh. Es kan das Schicksal mir nichts hae rteres versetzen. 21 Liebes-Ketten] leibes-ketten I, J, K.
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Idren. Itzt wil ich sein Gesicht mit frischem Wasser netzen. Sir. Wer rufft mich in die Welt? Wer bringt den Geist in mich? e Idren. Was Wunder seh ich hier? der Mohr verandert sich. Der Rabe wird ein Schwan. Hier wil sich was verheelen. Honor. O Himmel! seh ich nicht den Abgott meiner Seelen? Der seiner Wangen Liecht mit fremden Wolcken deckt / e Und mir die hochste Lust mit dieser List erweckt. Sir. Honoria! Honor. Mein Schatz! Ach was muß ich erblicken? e ¯¯ ter Pfeil. Idren. Ich wil mich eilend schicken / Ein hochst-verdam Zu ziehn den krummen Stahl aus der verwundten Schooß. Princeßin / seyd erfreut / der Schade¯ ist nicht groß. Honor. Mein Seelgen! Sir. Werthstes Hertz! Hon. Schatz / lasse dich umfassen. e Sir. Dich / Gottin / wird mein Arm auff ewig nicht verlassen. e e Idren. Man hort der Waffen Klang / es nahert sich der Streit: e Verspart das Kussen nur biß zu gelegner Zeit. e e e In jenem Walde last sich Rauch und Hutte spuhren / e e Allwo ein Schaffer wohnt. Dahin wil ich sie fuhren: Da wird man euch / mein Printz / ein schlechtes Lager streun / Und diese schoe ne Hand wird eure Aertztin seyn. Die wird den Schaden wohl in Schooß und Hertzen heilen. e Honor. Er lehne sich auff mich / mein Schatz / wir mussen eilen. Sir. Du meiner Hoffnung Zweck! Wie selig ist der Tag / Da ich in deine Schooß mein Hertze sencke¯ mag! Die Wund’ ist schon geheilt: Mein Lieben ist beglue cket. Honor. Weil es der Himmel hat / mein Engel so geschicket / Daß mich dein Arm umfasst / daß mich dein Hertz umschließt: So sag ich: daß mich heut das groe ste Glue cke kue ßt.
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Des Kae ysers Gemach stellet sich in der Gestalt eines Himmels vor. Heraclius, als ein Frauenzimmer. Es muß der blinde Gott den Auffzug selbst belachen / e Wenn ich aus Manner-Haar muß Weiber-Locken machen: Die in dem Hertzen Peitsch’ und Scorpionen seyn. e Hull ich gleich meinen Leib in Frauen-Kleider ein: Muß sich mein Angesicht gleich einer Venus stellen / e So soll ein ieder doch diß Urtheil von mir fallen: Ich sey / den Krae fften nach / ein andrer Krieges-Gott. 4 sich] ich F, G, H, I, J, K. 24 deine] deinem K.
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Mars wohn’ in meiner Brust. Ich wue nsche mir den Todt! e Was traumt mir? Bin ich klug? Cupido selbst verlachet e e Die Wehmuths-Thranen / wenn er uns entzundet machet / e Zugleich gantz unbegluckt. Die Straff ist allzu scharff: Daß ein vermummtes Kleid mein Frey-seyn fesseln darff. Jedoch erwecket diß die allerschae rffsten Plagen / Und mein entflam ¯¯ tes Hertz muß dieses nur beklagen: Daß Theodosia ihr Sonnen-Paar entzeucht / Und aus den Augen mir / nicht aus dem Hertzen weicht. e Du kleiner Liebes-Printz! bey dem man Hulffe findet: e Besanfftige die Brunst / die meine Seel empfindet. e Verwunde doch zugleich den schonen Gegentheil; Wo nicht / so mache mich von Lieb’ und Hoffen heil. e Jedoch wenn ich nur darff die holden Lippen kussen / Wird Theodosia mich zu belohnen wissen. Wenn ihr Verletzen wird der Seelen Zucker seyn / e e So schreib ich mich ins Buch der hochst-Begluckten ein. e e e Wo mich der susse Blitz erwunschter Liebe ruhret. (Theodosia erscheinet.) Was vor ein holder Strahl wird aber hier gespue ret / Der dieses Dach erhellt? ich seh das Sternen-Paar. Was Sternen? Es ist die / die meine Sonne war. e Schaut ihren Fursten-Gang / wie sie die Schenckel reget / e Wie Majestatisch sie der Schritte Wechsel trae get. e e Ihr Glantz beschamet selbst der Morgen-Rothe Pracht / e Und ihrer Wangen Schnee hat mich entzuckt gemacht. Was vor ein neuer Stern geht aber ihr zur Seiten? Was vor ein Unstern muß wohl meinen Schatz begleiten? Hier wil ich mercksam seyn. Besorgte Liebe sieht e Mehr / als wenn Argos sich mit tausend Augen muht. Neunter Aufftritt.
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Theodosia. Emilianus. Aspasia. Heraclius im Verborgenen. Theod. Ein kurtzer Hoffnungs-Glantz durchstrahlet ietzt mein Hertze. Doch / ach! vergebne Lust! Ich hoffe zwar / mein Schmertze / e Den wurde selbst die Zeit in Nectar-Kost verkehren. Der Him ¯¯ el aber weiß / ob er diß wird gewae hren. e e Den¯ ob mich schon der Tod des Lebens uberhube / e e Daß ich mich endlich selbst in Thran’ und Fluth begrube: e So wurde doch kein Mensch in gleichem Jammer stehn. 12 Verwunde] Verwundre F, G, H, I , J. 25 Glantz] Gold B, C, D, E, F, G, H, I, J. 32 im Verborgenen] (im Verborgenen.) B, C, D, E, F, G, H, I, J.
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Kurtz: mein verliebter Geist muß jae mmerlich vergehn. Emil. Sie schau den Himmel an / und die vermum ¯¯ te Stae rcke / Des Griech’schen Jupiters. Sie nehme diese Wercke Der Kunst / als Wunder an. Hier wird die Majestae t e e Des grossen Kaysers bald / als eine Morgenroth / Bey tausend Ampeln sich in Gold und Purpur zeigen / Und als ein grosser Gott aus diesen Wolcken steigen. Princeßin / heute wird ihr Glue cke vorgestellt: e Wen¯ ihr das grosse Reich der Welt zu Fusse fallt. e e Der Kayser kusset sie / sein Hertze steht ihr offen. Heracl. vor sich.) Die Treue wird verletzt. Was soll ich ferner hoffen? Aspas. Princeßin / sie gesteh’ / ob nicht viel besser ist e e Ein solch Vergnugen: als wenn man die Todten kußt. Theod. Welch’ ein erleuchte Flam ¯¯ erhellt den Scheiter-Hauffen? Ich wil dem Phoca selbst entgegen willig lauffen. Heracl. Betrue gende Siren! Theod. Es weiß der grosse GOtt / Wie ihn mein Hertze haßt. Mich dringt so List als Noth. e e e Aspas. Es mussen Lilien um ihre Schlaffe grunen! e Das Kayserliche Bett’ umstreu ich mit Jesmine¯. Heracl. Ich wil im Phlegethon die Fackeln zue nden an: Daß ich dem schoe nen Paar zu Bette leuchten kan Als eine Furie. Es sollen Feuer-Schlangen / Statt Rosen / Dorn und Blitz / so Bett als Haupt umfangen. Asp. Durch welchen Donner wird die hohe Burg erfue llt? e Die Wolcken offnen sich. Theod. Was vor ein Wunder-Bild?
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Zehender Aufftritt.
(Der Himmel eroe ffnet sich unter Donner und Blitzen / allwo in der Gestalt des Jupiters auff einer helleuchtenden Wolcken Phocas erscheinet / umbe geben mit vielen erdichteten Gottern / welche sich auff unterschiedlichen e Lust-Gerusten durch den gantzen Schau-Platz ausbreiten.) Phocas. Theodosia. Emilianus. Aspasia. Heraclius im Verborgenen. Phocas sang in der Lufft folgendes: 1. IHr Sterblichen! erschrecket nicht / Ob meinen Donner-schwangern Liecht! e e Schaut / Jupiter, den tausend Gotter kussen / e Wil itzund euch auf diesem Platz begrussen. 839
2. e Setzt alsobald Altare auff! Bringt Opffer mit geschwinden Lauff!
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Steckt Weihrauch an! Pflantzt guldne Lorbeer-Reiser! e e Weil euch bestrahlt der Kayser aller Kayser.
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Heracl. Es hat die Hoffart mehr als Menschlich zugenommen. e e Des Kaysers Thorheit ist auffs allerhochste kommen. Er sey selbst Jupiter: diß bildet er sich ein: Doch das Gehirn wil nicht Minervens Ursprung seyn. Phoc. (sich auff die Erde lassende / und sich der Theodosia nahende.) Des Donners Krafft verschwindt: Die rauhen Winde schweigen: Der heitre Himmel wil sein blaues Antlitz zeigen. Schau / wie auff meinen Winck der Blitz zu folgen weiß: Komm / Juno / kom ¯¯ / mein Schatz! Komm her zu mir / und schleuß Mich deiner Seelen ein. Heracl. Mein Hertze wil zerspringen: Theod. Daß deiner Strahlen Macht mein Hertze kan durchdringen: Versichert dich mein Mund. Ich folge dir / mein Schatz! Heracl. Hierzu verschwiegen seyn / ist ein verdammter Satz. Phoc. Komm / laß den Zucker-Thau von deinen Lippen fliessen / Auff meinen matten Mund. Heracl. Eh soll der Tod dich kue ssen. e e Emil. Der Zufall ist begluckt / der Furste¯ auch erfreut. Aspas. Und wo die Liebe herrscht / da ist die schoe nste Zeit. e Phoc. Ach Gottin! eile doch / dich in den Arm zu legen / Der mehr als mae chtig ist / die Goe tter zu bewegen. e Jetzt hat das Glucke sich zur Sclavin dir gemacht / Und unter deinen Fuß die Kugel selbst gebracht.
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(Indem Phocas die Theodosiam umfassen und kue ssen wil / fae llt ihm Heraclius in die Armen.) Vorerwehnte Personen. e Heracl. Halt / grosser Kayser! diß kan nimmermehr geschehen; Und diesen Greuel soll mein Auge nicht ersehen: Daß eine Griech’sche Frau den Kae yser-Thron besteigt / Die sich bald Helena, bald wie Megæra zeigt. Theod. Wie? wil sich schon der Schlaff mit meinen Augen gatten? Was hem ¯¯ t mir das Gesicht? Es ist ein Traum / ein Schatten! e Aspas. Wie? bin ich auch recht klug? Heracl. Mich nimmt der Kayser ein: e e Ich weiß / er lasset mich des Vorzugs fahig seyn. Mich / die ich Tochter bin des Kae ysers: Und von Ahnen / Die sich nicht durfften erst den Weg zur Crone bahnen. Theod. O Himmel! dieses ist Heraclius, mein Schatz. Aspas. Ihr Labsal. Phoc. Schoe nstes Kind! Sie gebe fernern Platz e Der Klugheit / welche sie pflag vormals zu bekrone¯. Theod. Beherrscher dieser Welt! Es soll mich nicht verhoe hnen:
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Wenn mir gleich dieses Bild so Hertz als Kae yser raubt. Ich muß gestehn / nachdem mir ist zu sehn erlaubt / e e Wie Morgenroth und Sonn im Antlitz sich vermahlen: e e Daß sie auch wurdig sey / als Kayserin zu wehle¯. e Emil. Beliebte Hofligkeit! Aspas. Die nicht vermuthet ward. Phoc. Es ist vonnoe then: daß ihr Klag und Trauren spart. e Es soll euch beyderseits des Kaysers Liebe weiden. Heracl. Es kan so Lieb’ als Thron nicht Neben-Buhler leiden. e Phoc. Was das Verhangniß wil / und was mein Wollen spricht: Diß wisset / daß es auch kein Donner nicht zerbricht. Ich wil mich ietzo recht als Jupiter erzeigen: e Mein goldner Regen soll die Danaen besteigen / Und Ledens glatte Schooß kue ß ich gleich einem Schwan; So sind sie wol vergnue gt. Herbey / Emilian! e e Emil. Mein Kayser! Phoc. Lasse sie / Gottinnen unsrer Zeiten / e e Ins Kaysers Zimmer bald auffs prachtigste begleiten / e Ihr schonen Augen ihr! stellt alles Trauren ein: e Heut wird des Kaysers Hertz umb euch zertheilet seyn. e Aspas. Nun ist es Zeit / daß ich die schlaffe Brust entschnure / e Und zeige / wie auch ich recht weisse Schenckel fuhre. Denn weil er alle ja zu seiner Lust begehrt / e So ist vielleicht vor mich ein Platzgen auch geleert.
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Zwolffter Aufftritt.
Phocas singt folgende Worte: 1. e JEde Nymfe / iede Gottin / bleibet meine Lust und Freude / e Jedes Antlitz / iede Bruste / werden meiner Augen Weide. Ich bin gleichsam eine Motte / die bey iedem Liecht sich findt / e Und ein Phœnix, dessen Asche wird von aller Glut entzundt. 843
2. Es kan mein verliebtes Hertze einem Proteus sich vergleichen / Welcher ieder zu Gefallen an sich nim ¯¯ t der Liebe Zeichen. Doch es bringet Ruhm und Ehre / wen bald die / bald jene labt / e e Weil der nackte Liebes-Schutze auch mit Flugeln ist begabt.
Hierauff wird diese Abhandlung mit einem zierlichen Ballet von acht e Gottern beschlossen. 13 Ledens] Lethens B, C, D, E, F, G, H, I, J. 35 wen] wenn K.
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Der andern Abhandlung Erster Aufftritt.
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Ein Hirten-Hae ußgen mit einem Gepue sche. Arconte in Gestalt eines Schae ffers. e e Arc. Ihr schonen Tannen ihr! ihr hohen Walder-Riesen! Die ihr das Alterthum durch hundert Jahr erwiesen: Ihr seyd von dem / was sonst die Seelen qvae lt / befreyt. Bey gue ldnen Dae chern wohnt nur Laster / Haß und Neid. Beliebte Einsamkeit! indem die Sorge¯ schwinde¯ / e So kan mein Hertze mehr Vergnugung bey dir finden; Als in der Perser Burg / wo meiner Jugend Lauf Und Freyheit gantz verdarb. Hier blue ht sie wieder auff. e Ach / Cosroe¨s, Tyrann! daß nicht die Sonn’ errothet! e Du hast mir meinen Sohn aus Mord-Begier getodtet. Der Vater / welcher doch das minste nicht gethan / Muß in das Elend ziehn. Ach / Cosroe¨s, Tyrann! e Allein / was vor ein Glantz der Waffen wird gespuhret / e Um diesen Wald / den doch Bellona nie beruhret. Die Sicherheit wohnt selbst in diesem tunckeln Hayn / Doch hinter diesem Strauch wil ich verborgen seyn. (Er verstecket sich.)
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Siroe¨, gefuhret von der Honoria. Idreno. Arconte im Verborgenen. Sir. Es scheint zwar deine Hand / die selbst den Schnee besieget / Ein kaltes Eiß zu seyn: doch wae rmet und vergnue get / Sie mehr als Flamm und Gluth: weil sie zurue cke rieff / Die Seele / welche schon mit Charons Nachen lieff Ins Elisae er Feld. Mein Leben ward erstattet: Als sie mich wie ein Liecht des Prometheus umbschattet. e e Arc. Ihr Gotter / was ist diß? Der Persen altster Printz. Zugleich ein Frauen-Bild. Ja / warlich / ja / sie sinds. Honor. Nunmehro bin ich gantz mir selbst geraubet worden: Durch Fessel deiner Haar tret ich in Frauen-Orden. Doch solche Bande hat mein Hertze stets begehrt: e Drum wird ihm billich auch der holde Wunsch gewahrt. e Und diß Gefangniß schafft in mir so grosse Freude¯ / e Als fast die Unschuld selbst in Ketten konte leiden. Arc. In Warheit / ja / er ists: ich kenne sein Gesicht: e Ich kenne die Gestalt. Arconte, saume nicht! 4 in] ist G, H.
5 hohen] holden F, G, H, I, J.
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Wolan! ich wil anietzt gerechte Rach’ ausue ben / Weil ihn der Himmel selbst zur Straffe hergetrieben. e e Idren. Herr / geht nicht ferner fort. Ein Schaffer kommt herbey / Der diesen Wald bewohnt. Wer weiß es / wer er sey? 846
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Dritter Auftritt.
Arconte. Vorerwehnte Personen. e e Arc. Und welch Gestirne fuhrt euch her / ihr Martis-Sohne / e e Allwo man nie gehort der Waffen Mord-Gethone? Honor. Sey gutes Muths / mein Freund! du bleibest unversehrt. e Durch diese Waffen wird die Ruhe nicht gestort. Sir. Es hat der dicke Wald uns Weg und Steg benommen / e So / daß wir gantz verirrt in dieses Grune kommen. Arc. Mein Herr / begebt euch nur in jenes kleine Hauß e Und ziehet ungesaumt die schweren Waffen aus. (abseits) So kan ich besser euch die letzte Oelung geben. Honor. Es deckt offt grober Sand die Wein-erfue llten Reben: Und einen hohen Geist verbirgt geringe Tracht. e Arc. Wo nicht mein Aug umwolckt des Irrthums falsche Nacht / So hab ich ihn / mein Herr / gesehe¯ bey dem Koe nig / Der Persen / auff der Burg. Sir. Er kennet mich ein wenig. Arc. Ich bin des Cosroe¨s geborner Unterthan / e Und kam gantz unversehns bey diesen Waldern an / Vom Vaterland entfernt. Hier kan ich frey regieren / Mich selbst und meine Schaf. Hier lae ßt sich alles spue hren / Was uns ergoe tzt. Ja selbst der Him ¯¯ el ist geneigt. Honor. So hat denn diesen Mann das Persen-Land gezeugt? Idren. Des Himmels Schicksal hat ihn zu uns hergeschicket. Sir. Ich bin des Koe nigs Sohn; und schae tzte mich beglue cket: e Wenn ich aus diesem Wald dahin geleitet war / Allwo der Tyger-Strohm benetzt der Parthen Heer. Arc. Es reget sein Befehl die Schenckel und die Sinnen. e So bald die Sonne wird der Welt ihr Auge gonnen: Daß nur das Liecht erlaubt zu sehen auff den Weg: So soll euch Mund und Hand bedeuten Weg und Steg. e Indessen wil euch ietzt so Ruh als Schlaff gebuhren: Ein unbekandte Bahn soll euch schon morgen fue hren e In euer Konigreich. (abseits) Es wird von mir gemeynt / Des Todes finstres Land. Sir. Ihr seyd mein bester Freund.
22 kam] komm B, C, D, E, F, G, H, I, J, K.
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Siroe¨. Honoria. Arconte. e Idren. Mein Schaffer / last uns gehn / doch nicht auff sanffte Decken / e Die uns Egypten schenckt. Nein / nein / wir mussen strecken Der Glieder matte Last auff Graß u. Kieselstein / Und ein verworrner Strauch muß unsre Decke seyn. e (Er gehet in die Hutte.) Honor. Die Armuth muß mir selbst bey dir zu Zucker werden / Sir. So komme denn / mein Schatz / und Engel dieser Erden. Honor. Nimm du nur / holdes Liecht / den Vortritt in das Hauß / Ich folge willigst nach. Nun schlag ich alles aus. e Es mag das Glucke mir so Cron als Thron entreissen: e Durch euch / ihr Augen-Paar / kan ich gluckselig heissen. (Hierauff singen beyde im Hinein-Gehen folgende Verse:)
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1. GRosse Venus, sey geneigt / Weil sich eine Ruhstatt zeigt / e e Die auff Krauter-reichen Kussen / e Uns die Schmertzen soll versussen.
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2. Dieser Pfeil ist ja beliebt / Der im Tod das Leben giebt; e Und zugleich / indem er krancket / Auch ein heilsam Pflaster schencket. e
Funffter Aufftritt.
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(Eine unterirrdische Grotte / nebst einer Fontaine / woraus man den Pallast mit einer kostbaren Stiege siehet.) Theodosia. Aspasia hernach. Theod. Du feuchtes Felsen-Kind! du angenehmer Bach! Der gleichsam uns entwirft ein allzeit nasses Ach! Der / wenn sein Silber stets zermalmet zwischen Steinen / Aus Beyfall traurig ist / vor Wehmuth scheint zu weinen. Verbirg auff kurtze Zeit dein fliessendes Crystall / e Dort hinter jenen Strauch. Hor’ an der Seufftzer Schall / Und meiner Seelen Schmertz’ / mein Angst-erfue lltes Stoe hnen / e e Dein klaglichs Lispeln sey vermischt mit meinen Thranen. Aspas. Wil sie ohn Unterlaß ihr eigner Hencker seyn? 18 sich] sie B, C, D, E, F, G, H, J.
36 mein] mit E, F, G, H, I, J.
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Der Asiatischen Banise
Und stellt sie nimmermehr das herbe Klagen ein? Theod. So soll / ich Aermste / nicht genungsam Ursach haben / e Zu seuffzen? Ja ich muß in Thranen mich begraben. Als eine / welche liebt / u. nur den Schatten kue ßt: Von dem / der allbereit / als Schatz / verblichen ist. Ich schau in fremder Art zwar an¯och sein Gesichte. e Aspas. Es stehet der Vernunfft die Kummerniß im Liechte. Das Schicksal und der Stahl hat seinen Fall gestifft: e Und wer den Todten-Fluß schon einmal uberschifft / e Der kehret in das Reich des Lebens nicht zurucke. Theod. Ich ken¯e mehr als wol der Auge¯ holde Blicke. e Aspas. Ey / ey / was glaubet sie? Gesetzt / es ware diß e Ihr Schatz Heraclius: Er wurde sich gewiß In dieser weichen Tracht so schimpflich nicht verstellen / e Vielweniger als Braut zum Kayser sich gesellen. Theod. In welches Labyrinth hat sich mein Geist verwirrt? e Diß Wunder hat mich gantz besturtzet und verwirrt. Es kan Cupidens Hand nicht so viel Pfeile zimmern / Nicht kan die heitre Nacht mit so viel Sternen schimmern / Die See zehlt nicht so viel des Sandes / als mein Geist Nur Schmertzen hegt. Aspas. Sie schau: wie sich ihr Phœbus weist.
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Sechster Aufftritt.
Theodosia. Aspasia. Heraclius. iedes vor sich. e Heracl. Dort ist die Untreu selbst. Theod. Mein Abgott laßt sich sehen. Heracl. Ihr Sternen! warum laßt ihr dieses doch geschehen / Daß mir diß harte Bild so wohl gefallen muß / Indem sie von mir nimmt den rauhen Abschieds-Kuß. Theod. Wo mich ein Irrthum nicht der schwachen Augen blendet / So hat Heraclius sein holdes Liecht gewendet Auff meine Finsterniß. Ach ja! sein schwartzer Schein Der Augen / bildet mir zwey helle Sonnen ein. e Heracl. Sie schaut mich emsig an. Die Untreu kan gewahren / e Daß sie sich muß in Stein / als uberzeugt / verkehren. Aspas. Sie faß’ ihr einen Muth. Was hat sie so erschreckt? e Des Hertzens Meynung sey nur kuhnlich ihm entdeckt. Theod. Diana wolle mir der Liebe Waffen leihen! e Sie / schonste Dame / wird mir hochgeneigt verzeihen: Daß sich mit ihrer Zier mein Augenschein verbindt. e e Ihr himmlisch Antlitz hat den sussen Wahn entzundt: e Es sey das holde Bild der Seelen uberblieben / 16 verwirrt] verirrt B, D, E, F, G, H, I, J, K.
40 holde] hohe C, D, E, F, G, H, I, J.
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Das Theodosia auch in der Grufft muß lieben. Heracl. Syrene voll Betrug! Es ist mir wol bekandt / e Wie Theodosia dem Kayser sich verbandt. Und also scheint es nun: Der alte Liebes-Orden / Die vor-beseelte Glut sey Dampff und Nebel worden. Theod. Ach nein! Heracl. Ach nein! gewiß / sein unverworffner Geist / Beeyffert aus der Grufft / was Phocas itzt geneust. Und darum wird er auch sich als Megæra stellen / Wenn er erscheinen wird mit Fackeln aus der Hoe llen. Wenn als ein Schatten er sie stets verfolgen muß / e Zu rachen seine Treu. Theod. Diß ist Heraclius. e Heraclius, mein Liecht! Mein Hertz! laß dich versohnen. e e Heracl. Was schwarmt / was redet sie? Wil man mich noch verhohnen? Bin ich Heraclius, der sich der gantzen Welt e Hat ruhmlichst dargethan / als wie ein Krieges-Held / Der ihrent wege¯ pflag großmue thigst zu verachte¯ e Gefahrligkeit und Todt in so viel grossen Schlachten / e Warum verandert sie so schleunig Hertz u. Treu? Sie schone mich vielmehr mit solcher Heucheley. Theod. Ach hoe re mich doch an! Heracl. Ich halte das vor Sue nde. Sie mache / daß zugleich so Lieb’ als Namen schwinde e e Des Phocas. Theod. Hore doch / ach hore / meine Sonn! Asp. Seht / wie das Hertze bren¯t gleich einen Acheron. Heracl. Sie wisse / daß sie noch ein mehrers hat verschuldet / Und daß die Liebe nicht die Neben-Buhlschafft duldet. Ein klares Beyspiel wird am Himmel selbst gespue rt: Wo eine Sonne nur / ein Jupiter regiert. (Er gehet zornig ab.)
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Siebender Aufftritt. 30
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Phocas. Theodosia. Heraclius. Aspasia. Die Kae yserlichen Trabanten. (Phocas dem Heraclio begegnende / nimmt ihn bey der Hand.) Phoc. Ihr Augen / die ihr sonst von holden Flammen glimmet / e ¯¯ t es / daß ihr euch anietzt so sehr ergrim ¯¯ et? Wie kom Wie daß dein Sonnen-Liecht sich in Cometen kehrt? Kan / wo sich Lieb und Glut im Angesichte nehrt / Auch eine Seele sich mit Grausamkeit vermae hlen? Theod. Was vor ein neuer Schmertz wird meine Sinnen qvae len? Heracl. Gerechter Zorn entspringt aus einem edlen Muth. Ich sichre / daß mein Hertz zu diesem nim ¯¯ er ruht / Daß meines Kae ysers Huld sich andre Schoe nheit wehlet. 16 pflag] pflegt K.
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Phoc. Beliebte Eyffersucht! Theod. So sey ihm die vermae hlet / e e Großmachtigster Monarch! Ich uberlasse sie. e e Phoc. Ich bitte / schones Bild / sie spare diese Muh. e Sie spare diese Muh / mich ferner zu verbinden / e Des Kaysers Klugheit soll ein sanfftes Mittel finden: Das ein beliebtes Band auff eure Wunden sey. e Ich muß es zwar gestehn: der Wollust kuhler Weg e e Kuhlt mich zu hauffig ab. Der Liebes-Nectar qvillet e e Zu hauffig. Meine Brunst wird uber Durst gestillet. Der Sternen holde Schaar stellt sich gedoppelt ein / e Um unsre Majestat. (zum Heraclio) Sie meyde Qvaal und Schein / e e Was ihre Seele kranckt. Sie lasse sich begnuge¯ / Wen¯ sie als Herrscherin den Phocas kan besiegen. e Der seine Fessel kußt. Sie gebe sich zur Ruh / e Mir / als Alcides, kommt / ja dieses billich zu. Daß von sie beyden ich Ompheden mir erwehle / e Und mir die andre selbst / als Iole vermahle. Asp. Wie daß sich Phocas mehr als Hercules vermißt? e e Denn wo er voller Brunst fast iede Schonheit kußt / e Wo er mit allen wil die susse Arbeit theilen / So braucht er warlich mehr / als tausend guter Keulen. Phoc. Die Sorge sey verban¯t / weil heute Juno lacht / Die Anstalt werde bald zu einer Jagt gemacht. Wo das Euxiner-Meer mit seinen blauen Wellen. e Des Waldes Ufer netzt. Ich wil das Wild selbst fallen. e e Dort sollt / ihr Schonen / mich / als Jagerinnen / lehrn / e Ob mehr ein schones Aug / als Waffen / kan versehrn. Es wird Diana selbst der Waffen Anmuth schae rffen / e Und ein beliebtes Wild dem Jager unterwerffen. Heracl. Diß wird der Seelen Gifft / statt Liebes-Zucker streun. Theod. Und diesem Hertzen wird die Wollust Marter seyn. Phoc. Ich bin vergnue gt: Nur folgt ihr holden Nymfen beyde. Heracl. zum Leide. Wir eilen allerseits / und gehen hin zum Leide. Theod. Phoc. zur Freude.
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Achter Aufftritt.
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Phocas. Emilianus. e e Emil. Unuberwindlichster! Wir mussen eilend schaun / e Das zitternde Gebau des Reiches auffzubaun. Egypten hat das Schwerdt auff unsern Halß geschliffen / 7 Weg] wein H, I, J, K.
32 Nur] nun C, E, F, G, H, I, J.
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Es hat der Waffen Last aus Liebe schon ergriffen: Aus Liebe / die es stets Mauritio geschenckt. Die Noth erfodert es / daß man die Waffen lenckt / Auff Nilens Wunder-Strom. Man dae mpfft die Crocodile / Durch eilende Gewalt bey ungeschwelltem Nile / Der Kae yser schaffe nur / daß der Tyranne stirbt / Und daß sein Ancker gleich dem Lebens-Schiff verdirbt. Phoc. Wir wollen diese Brunst in erster Flamm erstecken / So sterbe Mauritz denn! Laßt ihm den Schluß entdecken e Durch Hencker / Beil und Blut. Jedoch weil mich entzundt Honoria mein Liecht: Honoria sein Kind / So werde mein Befehl / den Vater auff die Bahre Zu bringen / bald vollbracht: Doch / daß sie nichts erfahre / Laß im Gefae ngniß-Thurm durch der Trabanten Hand / Gleich / als von ungefehr / erwecken Flamm und Brand. So mag der Boe sewicht in Asche sich verkehren; e Und dem Vulcano sich zum Opffer selbst gewahren: Es sterbe / wer mich Gott und Herr nicht nennen wil! Er sey der Lufft geschenckt zu ihrem Gauckelspiel! (Er singet:)
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e
LAß immer tolles Gluck dein Rasen auff mich gehn! Ja laß den Himmel selbst in vollen Flammen stehn! e e Du wirst / O Narrin / dich nur selber hier bethoren: Den¯ mich / als einen Gott kan keine Macht versehren. 25
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Neundter Aufftritt.
(Ein Gefae ngniß nebst einem Vorhae ußgen / bey welchem zwischen grausamen und spitzigen Felsen in dem Meere ein alter Thurm stehet.) Der gefesselte / und von den Soldaten ausser dem Thurme bewahrte Mauritius, Emilianus, so kurtz hernach erscheinet. Mauritius. So wil der Marmor-Schluß des Schicksals nicht verschonen / e e Auch keine Majestat; und sturtzt es auch die Cronen? e So gehts! wo nur das Gluck als Herrscherin regiert: e Wo man zum Grunde nur die blinde Kugel fuhrt. e Wer seiner Flugel Macht wil allzu hoch ausbreiten / Der fae llt gefae hrlicher / und kan viel eher gleiten / e Als der / der mehr vergnugt auff fester Erden wohnt. e e Die Cedern ruhrt der Blitz / wenn er die Straucher schont. e e Die Ketten / welche mich zur Straffe mussen drucken: In welche sich / ach Schmertz! mein schwacher Fuß muß schicken: Die schreiben in den Sand die nachgesetzte Schrifft; Die mich / und insgesam ¯¯ t gekroe nte Hae upter trifft:
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Es ist des Glue ckes Art die Enderung zu lieben: Es hat sich keine¯ noch als Eigenthum verschriebe¯. e Wer sich des Morgens schaut bekront / u. oben an / e Der wisse / daß sich viel vor Abends andern kan. Emil. Trabanten! es ist Zeit / die Stunden sind verflossen. Er hat bereits genung der frischen Lufft genossen. e e Geht / fuhrt ihn wieder hin / wo er die Fessel kußt / e Und seyd bemuht / daß ihr den Thurm ja wohl verschließt. Maur. So ist / O Him ¯¯ el mir nicht so viel Erde blieben e Von meinem Kayserthum / worauff ich nur verschnieben / Worauf mein matter Fuß ein wenig ruhen darff? e e Ihr Gotter / todtet mich! Das Urtheil ist zu scharff. e (Er wird in den Thurm gefuhrt.) e e Emil. Geht / eilt ihr Hencker / fort! erfullet eure Hande / e Mit Fackeln / Pech und Gluth / ergreiffet Schwefel-Brande / Und steckt den alten Thurm mit schnellen Flammen an / Biß man die Asche nur davon erkennen kan. Diß Feuer soll zugleich Mauritium begraben / Die Asche soll der Wind zu seinem Spiele haben. Denn wer nur Dampff und Rauch in seinem Hertzen hegt: Der ist auch wue rdig / daß er Glut zu Lohne trae gt.
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(Er singet folgender Massen:)
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1. e PAlaste sind ein rechtes Meer / Wo stets die tollen Wetter rasen. Wo das Pech-schwartze Neides-Heer / e Und tausend Unglucks-Winde blasen. Es bilde sich nur keiner ein / Allhier im sichern Port zu seyn. 2. Wer dieser See / wenn ihre Fluth / e Am allerschonsten spielt und schimmert / Zu schnell vertrauet Seel und Guth / Dem wird die Bahre stracks gezimmert. Hier / hier sieht man Charybden stehn / Wo Cronen auch zu Grunde gehn.
29 Allhier] Allein C, E, F, G, H, I, J, K. 35 hier sieht] siehet K.
31 dieser] die G, H, J; der I, K.
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Zehender Aufftritt.
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(Der Thurm stehet in voller Flamme.) e Der in der Mitten des Thurms stehende / und sich ins Meer sturtzende Mauritius. Maur. Weil Himmel / Erd und Welt sich wider den verschwohren / Den selbst das Elend hat zum Ungelue ck geboren: e So gonn’ / O Jupiter des Meeres / mir die See! e Daß sie zu Hulffe mir den Flammen widersteh. e (Er sturtzet sich vom Thurme ins Meer.) Eilffter Aufftritt.
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Nae chtliche Begebenheit. e (Ein Lust-Wald an dem Ufer des Euxinischen Meeres / nebst einer Hole e auff einer Seiten / und einem verschlossenen Hirten-Haußlein in der Ferne.) Arconte mit einem blossen Dolche in der Hand. Arc. Alecto! Furie! Du Goe ttin schwartzer Hoe llen! Du wollest deinen Zorn den Geistern beygesellen; e Die mir Plutonis Reich zur Rach’ und Hulffe schickt: Du / die du Schlangen mir ins Hertze hast gedrue ckt. Hier meynet Siroe¨ der Ruhe zu geniessen: Doch soll er schlaffende sein faules Blut vergiessen. e Eroffne seine Brust! Auff meine rechte Faust! Stoß zu! sey unverzagt! Wie aber / daß mir graußt; Ein’ unbekandte Macht hat mich mir selbst genommen. Wohin bistu durch Zorn / Arconte, doch gekom ¯¯ en? Was denck und thu ich doch? der dir sein Leben traut / Und der auf deine Treu / mehr als auf Felsen baut. Dein Printz / dein Koe nig soll so Blut als Geist verlieren / e e Durch deine Morder-Hand? Der Himmel wolle ruhren / e ¯¯ ermehr Den Mord-erfullten Sinn! Er lasse nim Die grause That geschehn / daß dieses Blut-Gewehr / Ein Unschuld-volles Hertz im Schlaffe soll durchgraben: Und daß der jenige solt einen Namen haben / e Den selbst der Him ¯¯ el haßt. Solt’ ich Verrather seyn / e Der Scheitel / Haupt und Haar sonst krantzt in Lorbeern ein? (Er wirfft den Dolch weg.) Weg! weg! entferne dich / vermaledeytes Eisen! Es ist des Schicksals Spruch / du sollst dich nicht erweisen / Als eine Dienerin verdammter Grausamkeit. e Denn tapffern Seelen ist auch ubles Wollen leid. 18 zur] zu K.
34 ich] der K.
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Sie koe nnen nimmermehr unedle Laster ue ben. Allein / wen hat doch mehr der Him ¯¯ el hergetrieben? e Die / welche Waffen trug / hullt sich in schlechte Tracht / e e Als eine Schafferin. Wer hatte diß gedacht? e
Zwolffter Aufftritt.
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Honoria, bekleidet als eine Schafferin. Arconte. e Die Morgenrothe begin¯et zu schimmern. e e Honor. Die Morgenrothe glantzt mit liechten Rosen-Haaren / e Der Sonnen-Wagen kommt vom Ganges hergefahren: e Mit der verschwundnen Nacht schlafft das Gestirne ein / Die Nachtigal erwacht / und wil beschae fftigt seyn. e e Das neue Tagesliecht aufs schonste zu begrussen. e e Ich / die ich mich anitzt aus Noth verhulle¯ mussen / In dieses schlechte Kleid / wil meine¯ hohen Stand Verbergen: daß er sey dem Sieger unbekandt. Wo wird man aber nun den alten Schae ffer spue hren? Es ist sehr hohe Zeit uns in die Burg zu fue hren / e Wo Haupt und Konig wohnt. Arc. Sie schau / ich bin bereit / Der sich zu ihrem Dienst auffwae rtigst anerbeut. e e Doch was vor ein Geschrey betaubet mein Gehore? e Mich dunckt / als wenn es sich ie mehr und mehr vermehre. e Der Hunde Bellen stim ¯¯ t mit ein. Es nahert sich / Daß auch der Wald erschallt. Honor. Was seh / O Himmel / ich?
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Dreyzehender Aufftritt.
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(Phocas mit einer Menge Jae ger umgeben / verfolget mit einem Spiesse in der Hand einen grossen Bae ren.) Honoria. Arconte. Idreno, so hernach erscheinet. e e Phocas (den Bar todtende.) Dein Rasen ist umsonst! du Bestie must sterben. Es soll dein rother Schweiß die grue ne Erde fae rben. Du hast dich meinem Stahl vergebens widersetzt: Besondern dich vielmehr zur Straffe selbst verletzt. e e Allein / was blendet mich bey fruher Morgen-Rothe? e e e Ein schones Ungeheur. Indem ich Baren todte / e So fallet mir ins Garn ein so beliebtes Wild / Das noch viel schoe ner ist / als das gestirnte Bild. Arc. Hier dienet keine Flucht / man muß die List erwehlen. e Phoc. Wie kan die Liebe sich dem Augen-Blitz vermahlen. Und wer ist dieses Bild? Arc. Ach Herr / sie ist mein Kind. Phoc. Ey / was? du alter Narr! das Alter macht dich blind.
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Sie hat als Goe ttin sich gelassen von dem Throne e Des Himmels / daß sie hier in diesen Waldern wohne. e Honor. Ihr Gotter! wo er mich erken¯t / so ists geschehn. e Phoc. Ein solches Liecht muß Wald und Finsternis verschmahn. e Ich wil: daß alle Welt so Opfer als Altare Auf Diamantne¯ Thron der Goe ttin hier gewehre. e Honor. So hoher Ehren ist ein Schaffer-Kind nicht wehrt / Die dieses rauhe Holtz zur Wohnung nur begehrt. Phoc. Es kan mein hohes Wort sie Sternen gleich erheben. e ¯¯ t.) Ich Elends-voller Mensch / was werd ich hier erleben? Idreno kom e Diß ist der Kayser selbst. Was sol ich ferner thun? Arc. Durchlauchtigster Monarch! Er wolle doch geruhn In Gnaden mir diß Kind / den Antheil meines Leibes / Des Vaters Augen-Trost / die Blume meines Weibes / e Zu gonnen: Daß sie mir die Augenlieder schleust: Wenn Lachesis den fast verzehrten Faden reist. Phoc Ich bin Gott Jupiter! du kanst nicht Vater bleiben. e Du wirst des Kaysers Wort vergebens hintertreiben. Trabanten! alsobald begleitet ins Gemach Des Kae ysers / dieses Kind. Idren. Mein Schmertz ist tausendfach. Phoc. Ihr schoe nen Augen ihr / wo Blitz u. Liebe stralet / Die ihr der Liebe Sold mit Anmuths-Blicken zahlet. e Wen¯ euch zu kussen mir einmal erlaubt wird seyn: e So fahret Phocas leicht in Wollust-Hafen ein. (Er gehet ab.) Idren. Ich unbeglue ckter Mensch / mein Leben muß verschwinden: e Weil wider diesen Fall / sich last kein Mittel finden. Es ist zu unverhofft. Honor. Wo werd’ ich hingefue hrt? e Ihr Gotter! wo mein Hertz sein ander Sich verliert: So leb’ ich ohne Seel / so sterb ich sonder Leben. (Sie wird abgefue hrt.) Idren. Ich muß vor grosser Angst dem Tode mich ergeben. Arcont. Ich eile: daß es nur bald Siroe¨ erfahr. Idren. Statt Lauffens wue nsch ich mir das schnellste Flue gel-Paar. Vierzehender Aufftrit.
Siroe¨ koe mmt aus dem Hirten-Hae ußgen. Idreno und Arconte von weiten. Sir. Wenn Phae¨ton erwacht / muß sich das Gold der Sternen / Und Lunens Silber-Horn verblassen und entfernen. Allein Cupido stellt mir Stern und Augen vor / Vor welchen Phœbus selbst so Glut als Glantz verlohr. 6 Diamantne¯] Diamanten B, C, D, E, F, G, H, I, J.
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Ein Strahl von meiner Sonn kan jenes Liecht beschae men: e Daß es beschamte Flucht muß hintern Wolcken nehmen. e Begierde meiner Brust! Ach warstu eilend da! Wo find’ ich dich / mein Schatz! Komm / komm / Honoria! Entdecke doch / mein Liecht / dein liebliches Gesichte / Und mache jenen Glantz Aurorens selbst zu nichte / e Durch deine Gegenwart. Die schonen Augen sinds / Wornach mein Hertze lechst. – – –
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Funffzehender Aufftritt.
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Siroe¨. Arconte. Idreno. [Arc.] Ach weh / mein werthster Printz! Idren. Ach Herr / Honoria¯ hat Phocas weggeraubet. e Sir. Wie? traum’ ich wachende? Wird diß auch wohl geglaubet? Wie? bleibt sie ohne mich? Ich folge was ich kan / Und greiffe Phocam selbst gleich einem Tyger an. Ich will auf diesem Platz mit Zae hne¯ ihn zerreissen / e Den rauberischen Hund. Doch / ach! was soll diß heissen? Mein Rasen ist umsonst! der Schmertz verblendet mich. Ich bin nicht bey mir selbst. Ach Phocas, schae me dich! Arc. Das Leben hab’ ich ihm schon einmal wieder geben / Nun wil ich ihn zugleich auf seinen Thron erhebe¯. Es wird ein grosser Muth durch keine Raserey Des Glue ckes unterdrue ckt. Es rieth mir Huld und Treu; Die ihm mein Hertze schenckt: Daß Phocas dieses glaubte / Es sey Honoria mein Kind / das er mir raubte / Und daß ich Vater sey. So fue hrt er sie davon. Was schadets? Wenn ihr euch auch nennet meinen Sohn. So koe nnet ihr durch mich in schlechtem Hirten-Kleide / Gar bald in Bysantz seyn. Idren. Ich sterbe fast vor Freude! Wenn der verdam ¯¯ te Hund durch solche kluge List Sich wird betrogen schaun: Wen¯ er den Schatten kue ßt. Sir. Ach Hoffnung / laß mich nicht! Laß mich die Sonne schauen / Kan ich so Gold als Haar auf den beblue mten Auen / Der Wangen nur ersehn / so mag mein Lebens-Liecht In stetem Kercker seyn. Ach Hoffnung / laß mich nicht!
33 als] und F, G, H, I, J.
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Theodosia. Aspasia. (Es ziehen sich allenthalben schwartze Wolcken zusammen / welche den Himmel ue berschatten.) Theod. Wie wann der Wolcken Dampff den Himmel finster machet / Und seine Sonne raubt / ob gleich Aurora lachet / Wenn Liecht und Tag erscheint: So wird durch Angst und Schmertz / In tieffste Nacht gestue rtzt das vor vergnue gte Hertz. e Aspas. Man wird / Princessin / sich vergebens nur bemuhen / Der Regen-schwangern Lufft im Walde zu entfliehen. (Es wetterleuchtet starck) e Ihr Gotter! welcher Blitz steigt Osten-werts empor / e Es stellet Flam ¯¯ und Gluth fast eine Holle vor. e Theod. Hier unter diesen Baum und Blatter-vollen Eichen / Als derer Gipffel fast die Wolcken kan erreichen / Soll unsre Zuflucht seyn. Ihr grue ner Arm beschue tzt / Wenn gleich des Himmels Grimm auf Erden kracht und blitzt. e (Sie fluchten sich unter eine Eiche / worauff unter Windes-Brausen und Blitzen ein starckes Donner-Wetter kam.) Siebenzehender Aufftritt.
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Heraclius mit einem Wurff-Pfeile in der Hand / dem Wetter entfliehende / Theodosia und Aspasia im verborgenen unter der Eiche. Heracl. Ihr Furien der Lufft! ihr Winde hem ¯¯ t das Wue ten / e e Verschont den grunen Creiß der Erden zu beschutten / e Mit strenger Gluth und Fluth. In dieser Holen muß / Dem Wetter ich entfliehn. Aspas. diß ist Heraclius. Theod. Ach meine Sonn’ ist diß! schau doch / die Winde schweigen / So bald die Blicke sich der holden Augen zeigen. Es glae ntzt das Himmel-Blau / die schwartze Wolcke weicht / So bald mein Abgott nur den dunckeln Wald erleucht. (Der Himmel klae ret sich aus.) Achtzehender Aufftritt.
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Heraclius. Mauritius. Honoria und Aspasia im Verborgenen. e e (Heraclius verfolget Mauritium, so aus einer Hole gekrochen kommt.) e Heracl. Halt Bestie! Du wirst vergebens dich bemuhen / Der Faust und meinem Zorn dich flue chtig zuentziehen. Ihr Himmel / was ist diß? Maur. Halt an / Amazonin! e Erbarm dich: weil ich alt und ungluckselig bin. Heracl. Diß ist Mauritius. Wie ist er doch entkom ¯¯ en / 31 aus] auf K.
37 diß] das K.
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Aus Thurm und Finsterniß? Wer hat ihm abgenommen Der Ketten kalte Last? Maur. Du seyst auch / wer du seyst / e e Ob man dich Jagerin gleich dieser Walder heist: e Betrachte meinen Stand / des Schicksals Wunder-Falle / e e Wie grausam es sich auch gekronten Hauptern stelle. Mir / den so Reich als Welt vor GOtt und Kae yser hielt / e Mir / dessen starcke Faust hat Ost und West erfullt / e Mir / dessen blosser Winck den starcksten Feind erschrecket: Bleibt so viel Sandes nicht / der meine Asche decket. Heracl. Mein nasses Augen-Saltz bejammert diesen Fall / e Aspas. O Himmel! dieser ist des Gluckes Wunder-Ball! e Heracl. Glorwurdigster Monarch! muß diß mein Aug’ ersehen / e e Daß der Tyrannen Macht die Majestaten schmahen / e Und unterdrucken darf. Verkehrtes Gauckelspiel! e e Des Unglucks Raserey wehlt Kayser auch zum Ziel. Ich bin Heraclius. Theod. Nun wird mein Geist erqvicket. e Heracl. Ob mich mein Kayser gleich in Weiber-Tracht erblicket: So hat sich doch mein Muth in minsten nicht gelegt. e Weil aber ietzt sein Knecht ein groß Verlangen tragt / e Zu wissen: auff was Art sein Fuß die Freyheit busset: So sag er: wie er itzt die schnelle Flucht begrue sset. Maur. Mit was vor Lust umfaß’ ich seine rechte Hand / Eh Atropos zerstickt mein schwaches Lebens-Band. Den¯ diese Hand hat selbst der Him ¯¯ el auserkohren / e Zu rachen meine Schmach. Mein Frey-seyn ward gebohren / Durch angestellte Glut / die jenen Thurm ergrieff / Worinn mein matter Leib in Kett’ und Banden schlieff. Es meinte Phocas mich durch Flammen zu verderben / e Was solt ich Aermster thun? So jammerlich zu sterben / Entsetzte sich mein Geist. Es rieth Verzweifelung / Daß ich mich rettete durch einen hohen Sprung / In die begraste See. Hier kunt ich recht verspue hren / e e Der Gotter hohe Gunst. Die Wellen musten fuhren / Mich jenem Ufer zu. Ich war gantz naß u. feucht / e Und habe fast entseelt hier diese Hol’ erreicht. e Allein mein Ende wird des Lebens nun verspuret / e Indem die Seele schon die blassen Lippen ruhret: Drum / eh sie noch ergreifft des Todes kalter Zahn / So nehm er diß Geschenck von einem Bettler an / e Der vorhin Kayser hieß. – – – e
8 Mir / dessen blosser Winck den starcksten Feind erschrecket] fehlt in I. 9 Asche e e decket] Asch bedecket B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 35 Hol’] holl C, D, E, F, G, H, J.
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(Er giebet ihm das / aus seiner Brust hervorgezogene Kae yserliche Siegel.) e Heracl. Diß ist der Kayser Siegel. e Maur. Ich sichere / diß sey der rechte Wohlfarths-Hugel / e e Auf welchem er sich bald erhoht als Kayser schaut: Denn heute wird ihm Thron und Hoheit anvertraut. Es ist des Himmels Schluß / der Goe tter ihr Geschicke. e e Diß Zeichen hem ¯¯ t die Flucht der Volcker: bringt zurucke Mein gantz zerstreutes Heer. So fahr ich freudigst hin. e e Theod. Wo dieser Kayser wird / so werd’ ich Kayserin. e e Heracl. Mein Kayser / Konig / Herr! Er wolle sich beqvemen / e Und die behorte Ruh in meinen Armen nehmen. Hilff Himmel! er verblast! Er athmet! ach er stirbt! e Aspas. Ist diß die susse Frucht / die uns der Thron erwirbt. e Theod. Ich wolte mich bereit zu seiner Hulffe finden: e Wenn Furcht und Zweiffelmuth nur nicht im Wege stunden. e Heracl. Wo fuhrt mein schwacher Arm die wehrte Leiche hin? Weil ich von Wach’ und Feind im Wald’ umgeben bin. e Indessen soll den Leib die dunckle Hole decken: e Bis bessre Mittel wird so Gluck als Zeit erwecken / Die letzte Todten-Pflicht nach Wue rden ihm zu thun: Denn welcher Cronen trug / sol auch als Kae yser ruhn. e (Er leget die Leiche in die Hole.) e Theod. O harter Schicksals-Schluß! Elende Trauer-Buhnen! Es muß ein enger Ort zum Leichen-Topffe dienen / Der Aschen / die zuvor in Purpur muste blue hn / Und der die weite Welt fast allzu enge schien. e Heraclius (aus der Hole gehende:) Nun lasse dir mein Hertz zu neuen Helden-Thaten / Des Kae ysers letztes Wort und dieses Siegel rathen. So Waffen / Blitz als Schwerdt sol meine Speise seyn / So fae hrt Heraclius in Port der Ehren ein. (Er singet folgender massen:) 1. AUf! meine Sinnen / auf! hurtig zum Streiten! e e Marspiter muß euch durch Schwerdter erhohn / Und in den Tempel der Ehren begleiten! Wo tausend Lorbeern und Palmen stets stehn. e Jetzt musse Himmel und Erden erschallen / e e Durch der Bellonen hochst-ruhmliches Knallen.
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15 nur] mir K.
33ff. 1. – 2.] Strophenzählung fehlt in K.
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Der Asiatischen Banise 2. Waffne / Gradivus, mein eifriges Hertze / Lege mir selber den Pantzer ietzt an. Daß der Tyranne mit grausamsten Schmertze / Falle durch mich in Proserpinens Kahn. e Auf / meine Sinnen / auf hurtig zum Kampfen / e e Last uns den Wuttrich zerschmettern und dampfen.
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Neunzehender Aufftritt.
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Theodosia. Aspasia. e Theod. Betrubtes Augen-Licht! die Sonne holder Freuden Klae rt deinen Himmel aus. Es schwindet alles Leiden / So Marter / Pein als Schmertz: indem ich wieder fand; e Die Schonheit / welche mich Heraclio, verbandt. Aspas. Princessin / muß sie nicht den Beyfall selbst erheben / Daß ein begrautes Haupt den besten Rath kan geben: Denn sie bedencke doch: Hae tt’ ein verdammter Stahl / e e Den schonen Leib entseelt: so ware sie der Zahl Der Geister einverleibt; die als Gespenster irren / Durch Hoe lle / Lufft und Welt / wo Kroe t’ und Schlangen girren. e Sie hatte Huld und Glantz des Schatzes nie erblickt / Und seine Gegenwart wae r’ ewig abgestrickt. e Wer nicht bestandig ist / der wird sich nicht erqvicken / e Bestandigkeit allein kan ieden Geist beglue cken. (Hierauf singet Theodosia folgendes:)
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1. SEy nun zu frieden / o mein beklemmtes Hertz! Laß von dir fliehe¯ den eisen-harte¯ Schmertz. Dein unbewegliches Verlangen / e Wird nun den sussen Lohn empfange¯.
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2. e Denn eine Seele / die nur um Hulffe rufft / e Last Venus niemals versincken in der Gruft. e Sie reisset sie aus allen Nothen / Und kehrt in Son¯en die Cometen.
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25ff. 1. – 4.] Strophenzählung fehlt in K.
Drittes Buch
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3. e So bald ich werde empfinden dieses Gluck / Und mich nicht fesseln mehr wird der Sorgen-Strick: e So wil / mein Engel / mit viel Kussen / e Ich dir die bittre Zeit versussen.
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4. Kurtz: meine Seele / es bleibet doch dabey: e Daß treue Liebe der schonste Sieger sey. Und daß in Demant sey geschrieben: Wer Lorbeern sucht / muß ewig lieben.
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Hierauff ward mit einem zierlichen Jae ger-Ballet auch diese andere Handlung beschlossen.
Der dritten Abhandlung
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Erster Aufftritt. 15
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Die Kae yserliche Burg. Phocas. Phoc. Laß / Venus, deinen Rath / des Zweiffels mich entbinden / Drey Scheiter-Hauffen sinds / die meine Seel’ entzue nden. Drey Spitzen sencken sich in Brust und Hertzen ein / Und von drey Gratien muß ich gefesselt seyn. Und dennoch weiß sich nicht mein Hertze zu entschliessen / e e Welch Gotter-Bild ich soll von diesen dreyen kussen. e Und welches Haupt noch soll bekronen Lieb’ und Thron. So scheint die Liebe mir zu seyn ein Gerion, e Der mit drey Kopffen spielt / mich desto mehr zu plagen. e Allein ich Thorichter / was hab’ ich wol zu klagen? Muß nicht diß grosse Reich mir zu Gebote stehn? e Wenn nur der Kayser winckt / so kan mir nichts entgehn. e e Es strahlt mein Kayserthum mit so viel schonen Augen / e Daß nur der Kayser darff so Lust als Liebe saugen / Aus Wangen / Brust und Schooß / wo / wie und wenn er will? Befehl und letzter Zwang ist seiner Bitte Ziel. e Doch schaut: die Schonheit will hier ihren Eintritt nehmen: e e Die selbst die Gottin kan von Amathunt beschamen. 28 nur] nun K.
34 A mat hunt Df. in A] Amathunt C, D, E, F, G, H, I, J, K.
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Der Asiatischen Banise
Die sich ins Finsternis der Wae lder hat gewagt; e Und derer Augen Blitz den Jager selbst erjagt. Zweyter Aufftritt.
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Honoria, als eine Princessin bekleidet. Phocas. die Pagen und Trabanten. Honor. So ist mein Hoffnungs-Liecht verdunckelt / ja verschwunden! e Mein schon entgeistert Hertz zahlt grause Todten-Stunden. Die Glut Cupidinis verzehret meine Treu. Phoc. Ach sie verstelle nicht der Wangen holden May / e In eine Winter-Nacht. Ich kan das Glucke binden / Sie kan ein festes Rad durch mich an Selbtem finden / e Das sie zum Throne hebt. Honor. Ich ware mehr erfreut: e Wenn mein verwirrtes Haar mit Blumen war umstreut / Womit mein Vaterland / als Edelsteinen pranget: Als wenn des Purpurs Last um meine Schultern hanget. Phoc. Daß einen Bauren-Geist ein schoe ner Leib umgiebt / e Der schlechte Blumen mehr / als Kayser-Kronen liebt: e Scheint wider die Natur. Doch / zeugten sie gleich Walder / e e So werde sie gefuhrt in Kayserliche Felder / Wo Blum’ und Garten-Lust / Geruch und Aug’ ergetzt: Und wo die Silber-Fluth den reinen Marmor netzt. e Aus deren Thranen kan sie meine Lieb’ erkennen: Und sich als Schue lerin des stummen Wassers nennen. Wenn sie ersehen wird zu angestellter Zeit; Mit Anmuth und Verdruß / den Kunst- und Wasser-Streit. Wie das zertheilte Naß sich muß beschliessen lassen / Wie es sich muß im Schoß des rauhen Steines fassen. Und wie die stete Flut die hae rtsten Steine zwingt / e Daß eine Thranen-See durch Ritz und Marmor dringt. (Er gehet ab.) Honor. Vermaledeyter Hund! du findest dich betrogen: Ich bin dem Tyger-Thier weit mehr als dir gewogen. Wie man diß Wasser sieht / lebendig / klar und rein / So werd’ ich allzeit keusch und unbeflecket seyn. Der Himmel mag auff mich so Blitz als Keile schicken: Jedoch Bestae ndigkeit soll stets mein Hertze schmue cken. Wenn Phocas voller Brunst einst wird zu scheitern gehn: e So wird bey Siroe¨n mein Haupt bekronet stehn.
11 an] am K.
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Drittes Buch
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Dritter Aufftritt.
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Heraclius. Priscus. e Heracl. Die Sphæra meines Glucks ist dieses rundte Wesen: Mein schwacher Zustand ist durch dieses Gold genesen. e Das Schicksal ist versohnt: es soll so Reich als Land / Durch mich gesetzet seyn in vor-beglue ckte¯ Stand. e Nim hin / vertrauter Freund! diß Kayserliche Zeichen: Das ich von dem empfieng / der ietzo wolt’ erbleichen: Und als Monarche starb: ob er gleich Bettler schien. e Verfuge dich alsbald mit diesem Siegel hin; Wo Constantinus sich mit den zerstreuten Schaaren / Der Goe tter Schickung nach / mit Flucht und Furcht muß paaren. Vermeld’ ihm: Wo er bald das Volck in Waffen stellt / e e e Und sie von Flucht und Furcht erwunscht zurucke halt; e e Daß er mir Hulffe leist’ / u. zwar in hochster Eile: So werd ein grosses Theil des Reiches ihm zu theile. Prisc. Ein Renn-Thier / welches selbst den Morgen-Wind besiegt / e Und dessen schneller Lauf die Lufft fast uberwiegt / e Das soll mich an den Ort der treuen Volcker bringen. Ihr Himmel / lasset Wunsch und Thaten wohlgelingen! Heracl. Nun wird mein rechter Grimm in vollen Flammen stehn / e e Wodurch der Wuterich hochst-schmertzlich soll vergehn / Wolan! es ist nicht Zeit hier lange zu verbleiben / Man muß diß Ungeheur aus Reich und Welt vertreiben. (Theodosia von fernen.) Doch / welche Schoe nheit hat die Sinnen mir verstrickt! e Welch Anmuths-Strahl hat Geist und Seele fast entzuckt? Schaut! Theodosia! soll ich mich ihr entdecken? Nein / nein / wer selber pflegt die Treue zu beflecken / Dem wird nach Billigkeit gebrochen Lieb und Huld. Ach aber / solt ich nicht nach ihrer Augen Gold / Als Adler fliegen zu? Nein / nein / die Liebe leget An Hertz und Schenckel Bley. – – – – Vierdter Aufftritt.
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Theodosia. Heraclius. Emilianus im Verborgenen. Theod. – – – – Wo sich das Auge reget / e Das wie ein heller Stern im Schonheits-Himmel sitzt / Da schaut mein Hertze / wie ein reiner Pharos blitzt
17 selbst] fast F, G, H, I, J.
28 mich] mir C, D.
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Der Asiatischen Banise
Von ferne / welcher ihm in Liebes-Hafen wincket. Dem Hertzen / welches gleich Leandern fast versincket / e In einer Thranen-See. Schaut / was mein Geist begehrt / e Das wird durch diesen Blick nach Wunsche mir gewahrt. e Heracl. Ich muhe mich verstellt / die Falsche zu verachten. Theod. Ihr Goe tter! soll ich denn nur iederzeit betrachten e Mit Schmertzen und Verdruß das schone Augen-Paar / Durch deren Blitz mein Geist offt wie entgeistert war. Ihr holden Liechter ihr! Lasst eure Strahlen schiessen / Auff mein halb-todtes Hertz. Wo nicht / so sollt ihr wissen / Daß mein gewisser Tod durch gleiche Straff und Pein / e Euch krancken soll. Heracl. Mein Geist soll unbeweglich seyn. e Bemuhe dich / mein Hertz / die Marter zu ertrage¯. Theod. Ach welche Grausamkeit! Heracl. Welch Schmertzen! welche Plagen! Theod. (Heraclium hinten beym Rocke fassende.) Ach mein Heraclius! mein Schatz! erbarme dich! Verbanne Zorn und Haß! Komm / komm / umfasse mich! Ach neige dich zu mir / ich falle vor dir nieder / Und bitte: Gib mir das geraubte Hertze wieder. Heracl. Schaut! wie die Zirce noch so kue nstlich heucheln kan. Theod. Mein Schatz / Aurora stieg auff ihre Rosen-Bahn / Dictinna war bereits vor jener Pracht erblichen / Als ich ihm heimlich war im Walde nachgeschlichen: Da sah ich voller Lust / wie er sich unverzagt Das grosse Kae yserthum durch Jagen hat erjagt. Heracl. Ich bin nunmehr entdeckt durch ihre Liebes-Flammen. Ich muß Verdacht und Zorn als Uberfluß verdammen. Weil ich durch Eyffersucht in Nacht und Irrthum fiel: Als ich der Majestae t unrechtes Liebes-Ziel Auff sie gerichtet sah. Die Treue war verschwunden / Und Theodosia schien anderwerts gebunden. Theod. Wie kan Heraclius so hoe chst empfindlich seyn? Ich schwere: Wort und Huld war ein verstellter Schein / e Wodurch ich dermaleinst Tyrannen wolte sturtzen / e Und Phocas Leben selbst zu meiner Rache kurtzen. Emil. (im Verborgenen.) Der Him ¯¯ el hat mich selbst an diesen Ort gestellt: e Daß sein Gesalbter nicht durch schwache Weiber fallt. 4 Blick] blitz B, C, D, E, F, G, H, I, J. 6 nur] nun K.
32 gebunden] verbunden B, C, D, E, F, G, H, I, J.
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Drittes Buch
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Heracl. So soll die tapffre Faust geschae rffte Waffen tragen / Auff Phocas schwartze Brust. Ich selber wil mich wagen. Emil. Ich wil Alcides seyn / so stirbt die Schlangen-Art. Heracl. Zu einer Helden-That wird keine Zeit gespart. e e Indessen lasse dich / du schonster Engel / kussen / Laß deine zarte Hand durch meine Faust umbschliessen. Das Schicksal schencket dir das Kleinod dieser Welt / Und hat dir Cron und Thron im neuen Rom bestellt. (Er gehet ab.) Emil. Schaut diese Bestien! Hoe rt die verfluchten Weiber! Noch heute soll man sehn / wie die verhassten Leiber In einer See voll Blut zu Grunde sollen gehn. e e Wer kan der Majestat des Kaysers widerstehn? (Er gehet ab.)
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(Theodosia singet:)
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NUn furcht’ ich ferner nicht Cupidens Liebes-Strahl / e Ich kusse seinen Pfeil / sein sanfftes Wunden-Mahl. e Auff / Theodosia! wofern du recht wilst kussen: So must du dich alsbald in strenge Waffen schliessen. e
e
Funffter Aufftritt.
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(Ein Lust-Garten mit Statuen und Wasser-Fae llen.) Phocas. Phoc. Hier wo des Frue hlings Hand den Winter ue berwindet / Wo Flora ihren Krantz von tausend Blumen bindet: Wo nasses Silber rauscht durch das begrue nte Graß! Daselbst koe m ¯¯ t Phocas hin / von Liebe matt und laß. e Cupido leitet mich zu diesen dustern Zweigen / Die sich zu meiner Lust als einen Schatten zeigen. O angenehmste Lufft / die du dich ietzt bewegst / Und voller Anmuth stets die gue ldne¯ Federn regst! Erzehle meine Qvaal dem unentflam ¯¯ ten Hertzen / e Das mich entzundet hat. Sprich / daß ich sie mit Schmertzen Anbete / biß ins Grab. Doch was vor sanffte Ruh Schliest Aug’ und Sinnen mir durch stilles Rauschen zu? (Er setzet sich zu einem Brunnen.) Komm / komm / du sue sser Schlaff / begrabe meine Sorgen / Streu deine Federn aus / u. lasse doch biß morgen e Die schweren Seuffzer ruhn. Komm / Morpheus, drucke mir
3 stirbt] sterb K.
6 Faust] vest K.
27 leitet] leidet K.
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Der Asiatischen Banise
Die mue den Augen zu / und schaffe / daß sich hier / Mein Liecht und Augen-Trost im Traume mir erzeige. (Er schlummert ein.) Sechster Aufftritt. 887
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Der schlaffende Phocas. Mauritii Geist mit einem Schwerd in der Hand. e Maur. Schlaffst du / gottloser Hund! Nicht dencke / daß ich schweige / Weil die Gerechtigkeit des hoe chsten GOttes wacht: e Schau an / wie uber dir die Rache blitzt u. kracht. Du wirst den strengen Pfeil der Straffe nicht vermeiden: In deinem Blute solst du Tod und Marter leiden. Ich bin ein blasser Geist / der Feuer / Zorn und Stahl e e e In beyden Fausten tragt. Der dich mit argster Qvaal / e So lang’ als Atropos dir noch das Leben gonnet / Belegen wird. Ja wen¯ sich Leib und Seele tren¯et; So wil ich in der Grufft auch dir ein Teuffel seyn / Wenn sich dein Mord-Geist senckt in Schwefel-volle Pein. So / so wird nach Verdienst der Himmel auff dich blitzen: So wirst du voller Angst im Schwefel-Pfule schwitzen. Ermuntre / Moe rder / dich! Auf / auf / die Rache flammt! Du bist mit Leib und Seel in Ewigkeit verdam ¯¯ t. Phoc. Wer stoe ret meine Ruh? Wer bist du / Geist der Hoe llen? e e Was vor ein Urtheil darffst du uber Phocam fallen? e Wie? was verkundigst du / daß Phocas sterben muß? Was? soll mein Reich vergehn? Maur. Ich bin Mauritius, Der als ein Schatten-Bild wird ewig um dich schweben / Der dich verfolgen wil / so lange du wirst leben. Noch heute scharrt man dich Tyrannen in die Grufft. Phoc. Pack dich / du Ungeheur / in deine Todten-Klufft! Wo nicht / so wil ich dir so Strass’ als Wege weisen. (Er wil nach dem Geiste stechen / welcher aber verschwindet.)
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Siebender Aufftritt.
Honoria. Phocas. e Honor. (dem Kayser begegnende.) e Nur wende / Grausamer / auff mich dein Morder-Eisen. Durchstosse meine Brust. Phoc. Der Himmel wolle nicht / Daß dieser Stahl auff dich / mein Engel / sey gericht.
35 Phoc. Der Himmel] Der himmel G, H, I, J. 34 Nur] Nun K.
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Drittes Buch
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Ich wil auff bessre Art dir Brust und Schooß verletzen / e ¯¯ en setzen. Und dich u. mich vergnugt in volle Flam (Er wil sie umarmen.) Honor. Weg! weg! Verfluchter Hund! Phoc. O hoe chst-verdam ¯¯ ter Wahn! Itzt schaue / was ein Printz nach seine¯ Willen kan. (Er wil sie ue berwae ltigen.) Achter Aufftritt.
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Phocas. Honoria. Emilianus. e e Emil. Unuberwindlichster! Es mussen Schwerdt und Waffen / e Verratherey und List bald nach Verdienste straffen. Honor. Fleuch / fleuch / Honoria! Halt dich nicht lae nger auf! e (Sie laufft davon.) Phoc. Unfreundliche / wohin? Halt! Hemme deinen Lauff! e Allein die Grausame will mich im minsten horen. e e Und du hast dich erkuhnt des Kaysers Lust zu stoe ren? Vor diesen Frevel soll dein Kopf und Leben stehn. Emil. (Reicht dem Phocas kniende das Schwerdt.) Mit Freuden wil ich hin ins Land der Todten gehn / Und von des Kae ysers Hand / als hoe chst beglue ckt erkalten / Woferne durch mein Blut die Crone wird erhalten. Phoc. Wer darff sich unterstehn / auff diese Helden-Brust / e Zu scharffen sein Gewehr? Ist dir es denn bewust? Emil. Selbst Theodosia benebenst der Honoren, Die haben auff sein Haupt untreulich sich verschworen. Es ist noch diesen Tag des Kae ysers Tod bestimmt. Phocas. Das Rasen fue rcht ich nicht / das nur von Weibern koe mmt. Laß bald Honoriam die warmen Bae der schauen / e e Die Constantinus ließ hochst prachtig aufferbauen. e e Da wil ich mich vergnugt auff ihren Lippe¯ muhn / e e Und meine Rache soll auf Schoos und Brusten gluhn. e Emil. Ich eile / solches bald gehorsamst zu erfullen: e Phoc. Nun mag sich Phœbus in die Schoos der Thetis hullen: e In kalten Wassern brennt die starckste Liebes-Glut. Noch heute wil ich sehn / wie Lieben sanffte thut.
e
4 hochst-verdam ¯¯ ter] hoch-verdammter C, D, E, F, G, H, I, J. 33 In kalten Wassern] Ihr kalten Wasser K.
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Der Asiatischen Banise Neundter Aufftritt.
Theodosia in Harnisch und Waffen singet folgender Gestalt: 1. WUndert euch nicht / daß ich Waffen ergriffen / e Daß sich der Helm meiner Scheitel vermahlt: Daß ich die Klinge gantz grim ¯¯ ig geschliffen: Daß ich den Harnisch vor Atlas erwehlt. e Nicht nur Gradivus fuhrt don¯ernde Keile / e Sondern auch Cypripor todtliche Pfeile. 891
2. Umb meinen Engel mich recht zu verbinden / Umb meine Liebe zu bringen ans Liecht: Muß sich der Pantzer umb meine Brust winden / Und der Stahl seyn meinen Armen verpflicht. Hurtig / mein Hertze / du wirst triumphiren / Weil dich Dione und Marspiter zieren. 3. Auff! auff! zun Waffen! der Bluthund muß sterben! Auff! auff! zun Waffen! Hier stehet der Held. Dieses Schwerdt soll mir die Krone erwerben / e Welche mehr glantzt als Diespiters Zelt. Laß dich / Heraclius / nur nicht verlangen: Phocas soll bald seine Straffe empfangen.
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Zehender Aufftritt.
Theodosia. Aspasia. Aspas. Wo hat der Liebes-Schwarm sie endlich hingefue hret / e Daß sie statt Purpurs Pracht / Schwerdt / Helm und Kuraß zieret? e Mich deucht: Cupido kan durch schoner Augen Brand / Durch einen holden Blick / durch eine Lilgen-Hand / e e Weit grossre Thaten thun / mehr Hertzen uberwinden: e Als wenn ein gantzes Heer sich last im Felde finden. e Gewiß: ein schwartzes Liecht / ein schones Wangen-Feld / Bezwinget Helden auch / und fesselt alle Welt.
8 don¯ernde] Donner und B, C, D, E, F, G, H, I, J, K. 3ff. 1. – 3.] Strophenzählung fehlt in K.
14 seyn] sey K.
16 dich] mich K.
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Drittes Buch
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Theod. Ich habe mir zur Lust den Pantzer umgeleget: Wozu Constantius, mein Bruder mich beweget: Mein Bruder / dessen Winck die gantze Krieges-Macht / Von Ponto und Bithyn zu folgen ist bedacht. Von diesem solst du diß durch diese Zeilen wissen: Daß / eh die Sonne noch wird Gold und Wellen kue ssen / e Er in die Kayser-Burg eindringen / und den Thron / Durch mich besetzen will. So blue ht die Kae yser-Kron / e Und Theodosia kommt unverhofft zum Reiche. e Noch heute siehst du mich gekronet oder Leiche. e Aspas. Gewiß / der Anschlag zielt auff todtliche Gefahr; e Und wird der Kayser sie in dieser Tracht gewahr: e e So durffte Mord und Todt den Vorwitz schwerlich bussen: e Theod. Verstellte List soll ihn leicht zu betrugen wissen. Ich sage Schertz und Lust wirfft mich in dieses Kleid / Zu fue hlen durch die Last der Waffen Unterscheid. e Jedoch / wer last sich hier in Hirten-Kleidern finden?
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Eilffter Aufftritt. 20
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Theodosia. Aspasia. Arconte. Siroe¨. Idreno. Als Schae fer bekleidet. Theod. Sagt mir / welch Schicksal heist euch dieses unterwinden: Daß ihr so ungescheut betretet diese Bahn? e Arcont. Ich bin ein Baurischer und armer alter Mann. Ein Vater jener Magd / aus deren holden Augen / Monarchen oe ffters auch den Liebes-Nectar saugen. e Durch deren Blick das Hertz dem Phocas ward geruhrt / e Daß er mir dieses Kind im Walde hat entfuhrt. Aspas. So wird man euch gewiß des Mae dgens Vater nennen / e e Durch deren Schonheit selbst der Kayser muste brennen. Arc. Ach tapffrer Krieges-Held! Erbarmt euch meiner Noth / Und schaffet / daß ich noch / eh mich der blasse Tod In seine Klauen faßt / mein Kind zu sehen kriege / e Und vor de¯ Ende mich nur noch einmal vergnuge. e Theod. Mein Freund / du hast dich nicht vergebens her bemuht: Weil deine Tochter man hier gleich erscheinen sieht. e Idren. Sie ists / ich kenne sie. Arc. O susse Freuden-Stunden! Sir. Nun hab ich meinen Schatz erfreulichst wiederfunden.
15 Schertz] schmertz E, F, G, H, I, J. H; Ich als I, J, K. 1 umgeleget] angeleget K. gekleidet K.
19 Als] als ein I, J, K.
8 will] wird K.
22 Ich bin] Ich ein F, G,
12 dieser] solcher K.
19 bekleidet]
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Der Asiatischen Banise
Theod. Komm fort / Aspasia! Aspas. Ich folge diese Bahn / e Weil offters der Verzug uns schmertzlich schaden kan. Theod. Ermuntre dich mein Hertz! du wirst dich bald erfreun / Weil Phocas wil ein Knecht der Bauer-Mae gde seyn. Und als ein geiler Bock bedienet schlechte Ziegen: So wird mein Arm wohl auch die Bestie besiegen.
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Zwolffter Aufftritt.
Honoria. Siroe¨. Arconte. Idreno. e Honor. Mein Konig / Printz und Schatz! Sir. Mein Engel / Hertz und Leben! Honor. Mein Arm umfasset ihn. Sir. Mein Hertz muß sie umgeben. e Honor. Durch deine Gegenwart wird mir der Schmertz versust. e e e Sir. Ich lebe hochst-begluckt / wenn mich mein Engel kust. Arc. Die Ohnmacht schmecket wohl / wo man solch Labsal findet. Idren. Ich sichre / daß ein Kuß die Ohnmacht ue berwindet. Arc. Allein was seh ich dort? Idren. Weh uns / der Kae yser koe mmt! Arc. Auweh! nun sind wir hin.
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Dreyzehender Aufftritt.
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Jetzt ermeldte Personen. Phocas. die Pagen und Trabanten. Phoc. – – – – Euch ist der Tod bestimmt: Weil ihr in Gegenwart des Kae ysers Frevel ue bet. Arc. Wo Ihre Majestae t noch diese Schoe ne liebet. So wird ihr Vater auch noch in Genaden seyn. Und diß ist Adimir, mein Sohn. Phoc. Ich geh es ein / e Daß er als Bruder darff der Schwester Lippen kussen / Allein / wer dieses sey / das will ich gleichfals wissen: Idren. Was sag’ ich? Arc. Dieser ist Dorilbo, auch mein Sohn / e e Der Jungste meiner Frucht / der Liebe susser Lohn. e Phoc. So konnt ihr beyden euch nur in die Burg erheben. Du Alter solst verziehn. Arc. Was wirds / O Himmel / geben? Honor. Was sol mein Hoffen seyn? Idren. Kommt Printz! Sir. Ach / sol ich gehn? e e Ja / ja mein Schweigen sol das Reden uberhohn. Die Augen sollen statt der stillen Zunge lallen / Und eine Thrae nen-Bach soll statt der Worte fallen. Phoc. Mein Schae ffer / wisse diß / daß meiner Majestae t / e e Das hochste Glucke selbst zu steten Diensten steht e e Und das Verhangniß richt in meinen starcken Handen / Ich kan den Erden-Kreiß nur nach Belieben wenden. 21 Weil] Daß K.
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Drittes Buch
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Und dennoch ist dein Kind zu meinen Seufftzern taub: Sie achtet meine Huld / die Goe ttlich ist / wie Staub. Du aber / schaffe: daß sie sich so fort beqveme / Und diese Brunst mit Lust von einem Kae yser nehme / Wo nicht: so soll sie bald / eh noch die Nacht bricht ein / Bey meiner Statuen ein blutig Opffer seyn. (Er gehet weg.)
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Vierzehender Aufftrit. 10
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Arconte. Honoria. Honor. Und warum blitzet nicht des Himmels strenge Rache? Verzeucht noch Jupiter von seinem Sternen-Dache / Mit Donner / Flamm und Gluth zu spielen auff den Hund / Der Ehr’ und Leben raubt / die Seele mir verwund. e Arc. Es kan die Großmuth offt den grosten Sturm besiegen / Und sie / Princessin / kan sich selbst und uns vergnue gen: Ein Stoß von ihrer Hand kan dieses Reich befreyn / Und unser Leben wird als neu gebohren seyn. Sie berge Zorn und Haß / und zwinge die Geberden: Biß sie von Phocas wird voll Brunst umarmet werden: e Alsdenn so kusse er den Todt an ihrer statt. Honor. Hier ist die Grausamkeit der allerbeste Rath. Hierauff sang sie also:
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1. WOlan! wolan! der Schluß ist fest gemacht: Diß Unthier soll durch meine Faust vergehen. e Der Wutrich fall ins Grabes schwartze Nacht. e Mich aber soll der Keuschheit Lilg’ erhohen!
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2. Mein Siroe¨! Mein Engel und mein Kind! e Versichre dich / der Himmel wird uns rachen. Versichre dich: ich sey recht treu gesinnt / e Und daß kein Sturm wird meine Flam ¯¯ en schwachen.
22 Hierauff sang sie also] (Hierauff sang sie also:) B, C, D, E, F, G, H, I, J. 19 von] vom K.
23ff. 1. – 2.] Strophenzählung fehlt in K.
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Der Asiatischen Banise Funfzehender Aufftritt.
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(Des Kae ysers Constantini warmes Bad mit Vorhae ußgen / und Wasserspritzenden Statuis.) Emilianus. Heraclius. Emil. Sie schaue / schoe nes Bild des Marmels hohe Stae rcke / Auff welchem prae chtigst ruhn der Kue nste Wunderwercke. Dort steht ein altes Bild. Hier springt die Silber-Fluth / In einem Alabast / und kue hlet Lufft und Muth. e Man hort des Wassers Fall mit feuchter Stimme klagen: e Heracl. Der Himmel-gleiche Bau last dieses von sich sagen: Daß er nur Thorheit sey. Der Hoffarts-volle Witz / Der Menschen bauet viel / und denckt / weil ieder Blitz e e e Der Augen naher fallt dem Furcht-erfullten Grabe: Daß er durch diesen Bau sich nun verewigt habe. Sechzehender Aufftritt.
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Emilianus. Heraclius. Phocas. e e e Emil. Der grosse Kayser kommt! Heracl. Ihr Gotter! steht mir bey. Phoc. Mein Abgott! Heracl. Ihm / mein Herr / steht nunmehr alles frey. Mein Kae yser darff nunmehr ein holdes Urtheil fae llen. e Emil. Wie kan Verratherey sich doch so freundlich stellen! Phoc. Geh bald / Emilian! Die Pforten zu versehn / Mit Waffen sonder Zahl. Heracl. Was wird mir nun geschehn? Phoc. Du wirst / mein Engel / dich nunmehro bald entkleiden / Und deinen Kae yser hier auff tausend Rosen weiden. Hier / wo Crystallen selbst vor Liebe fliessend seyn / Heracl. Ihr Goe tter! stellet euch zur Hue lffe schleunig ein. Phoc. Wie? was verweilet sie mein Wollen zuerfue llen? e e Heracl. Mein Furst / er wolle doch sich gnadigst lassen stillen: e Biß Nacht und Schatten wird den Himmel uberziehn. e Alsdenn so will ich mich aufs euserste bemuhn: Des Kae ysers steiffe Brunst im Lager abzukue hlen / Phoc. Auff ferneren Verzug wird sie vergebens zielen. Heracl. Nun fehlet treuer Rath. Phoc. Sie mach / sie mache fort / e Heracl. Daß ich gehorsam sey / befiehlt des Kaysers Wort. e Es musse dieses Kleid den zarten Leib verlassen: (Hier warf sie ein Theil der Frauen-Kleider von sich.) Damit mein nackter Arm ihn besser kan umfassen. Phoc. Wohl! wohl! so komme denn / du Goe ttin dieser Zeit / Laß mich in deiner Schooß erregen Lust u. Streit.
8 Lufft] lust C, D, E, F, G, H, I, J.
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Drittes Buch
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Heraclius lae st den Rock fallen / worunter er gantz gewaffnet erschien / seine Hand auff des Phocas Mund legte / und mit der andern e ein verborgnes Schwerdt entbloste / sagende:) e Heracl. Du must / verfluchter Hund / von meinen Handen sterben! Ich bin Heraclius, der Thron und Kron zu erben Vom Himmel ist bestimmt. Der Moe rder ist gefae llt! Wie aber ist es nun / Heraclius, bestellt? Des Bades Pforten sind bewahret mit Soldaten. Doch soll mir dieses Schwerdt zur Flucht und Sache rathen. Nur frisch / mein Geist! wo man Gefahr vor Augen schaut: Da hat der Tapfferkeit vorm Tode nie gegraut. Siebenzehnder Aufftritt.
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Theodosia kae mpfende mit Emiliano. Priscus. Heraclius. Theod. Ergieb dich meiner Hand! Prisc. Du Bestie! must weichen. Emil. Ich bin besiegt / hier ist mein Schwerd das Sieges-Zeichen. Heracl. Ihr Goe tter! was ist diß? Theod. Wie stehts? ist Phocas todt? Heracl. Ja / ja / nunmehro ist verschwunden alle Noth. e Der Unzuchts-volle Hund must’ in den Wassern sterben / e Theod. Mich dunckt / ich seh’ ihn schon Tarpejens Lorbeern erben. Die voller Ehrsucht nun auf seinem Haupte stehn / Und ihn / Heraclius, nach Wue rden zuerhoe hn. e Heracl. Und auf was Art bin ich durch sie erloset worden? e Theod. Es gieng so schwer nicht her die Morder zu ermorden. Denn als Constantius, der unbezwungne Held / e Der / dem die Tapferkeit fast selbst zu Fusse fallt / Mit seiner Waffen Macht durch Erd’ und Kluft gedrungen / Und mir in dieser Noth zu Hue lffe beygesprungen: So drang er neben mir / und Priscum durch das Thor: Und schaffte / daß die Wacht so Blut als Muth verlohr. e Nachdem nun dieser Ort durch unser Schwerdt erfullet / Mit vielen Leichen ist: Emilian gestillet / e Und uberwunden war: so ward das Thor gesprengt: Und so hab’ ich / mein Schatz / das Leben ihm geschenckt. Heracl. So muß man billich dich ins Sieges-Buch einschreiben. Theod. Dich oben in die Zahl der Helden einverleibe¯. Heracl. Un¯ also kue ß’ ich dich / als ein’ erworbne Braut. e Theod. Weil dich als Brautigam mein Aug’ und Hertze schaut. e e Heracl. Nun kuß’ ich diese Brust / durch die ich uberwinde. e Theod. Nun kuß’ ich diesen Mund / durch den ich Leben finde.
34 So] Wo C, E, F, G, H, J.
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Heracl. Theod.
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O Freuden-volles Liecht! O hoe chst beglue ckter Tag! e e Daran sich unser Hertz hochst-ruhmlich freuen mag. (Sie gehen / einander unarmende / ab.) Achtzehender Aufftritt.
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Honoria. Siroe¨. Honor. Auf! was verweilet er? Ich will mein Blut vergiessen: Eh / daß mich Phocas soll in seine Armen schliessen. e Es treffe meine Brust ein todtliches Gewehr. e Ich sterbe mehr vergnugt. Auff! was verweilet er? e Sir. Ihr Gotter! solt’ ich wohl die holde Brust verwunden? In welcher nichts mein Geist als Anmuth hat gefunden. e Es hat / mein Engel / mich Megæra nicht gesaugt / Vielweniger hat mich ein Tygerthier gezeugt. e Honor. So wil er mich der Glut des Phocas ubergeben? e Sir. Nein! ihr Bestandig-seyn kan diesem widerstrebe¯. Honor. Ich werde mich umsonst durch Schmeicheley bemue hn / Aus des Tyrannen Brust Begierd’ und Brunst zu ziehn. Sir. So ist / O Himmel! nun dein Siroe¨ verdorben! Honor. Wer als ein Opffer nur der Ehren ist gestorben / Dem schencket Fama selbst den Krantz der Ewigkeit / Und seines Nahmens Liecht verdunckelt keine Zeit. Sir. So Lieb als Eyffersucht / was wollt ihr mir erlauben? Soll ich Geist / Seel’ und Liecht dem schoe nen Engel rauben? Nein / nein / mein Hertze / nein! Der Donner schmettre den / e Der dir mit Vorsatz last das minste Leid geschehn!
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Neunzehender Aufftritt.
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Honoria. Siroe¨. Idreno. Arconte. Aspasia hernach. Idren. Der Himmel / Lufft und See und Erde soll sich freuen. Die halbe Welt erschallt durch starckes Jubel-Schreyen. Arc. Durchlauchter Printz / es wird der Himmel selbst erfue llt / Durch eine Helden-That / die allen Kum ¯¯ er stillt. e e Es hat Heraclius hochst-ruhmlich sich gerochen / Weil er den geilen Wanst des Phocas durchgestochen / Den Leib entseelet hat. Honor. Ist der Tyranne todt? Sir. O Freuden-reiche Post! Nun hat es keine Noth. Aspas. Jetzt jauchtzt / ietzt springet man / ietzt muß man froe lich lachen. e e Weil mit dem Kayser wil mein Fraulein Hochzeit machen. Und weil man Uberfluß auff allen Ecken schaut / So lauff ich mitten durch / als eine Neben-Braut. 36 muß] kann K.
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Honor. Wir haben diese Post mit Freuden angenommen. Idren. Man sieht Heraclium schon im Triumphe kommen. e e Arc. Man hort des Kaysers Ruhm durch der Trompeten Schall. Sir. Und daß er doppelt sey / bezeigt der Wiederhall. e (Hier ward eine Music nebst einer Symphonie von Trompeten gehoret.) Zwantzigster und letzter Aufftritt.
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Heraclius und Theodosia in Kae yserlichem Habit. Honoria. Siroe¨. Arconte. e Idreno. Aspasia. Eine grosse Menge Griechisch- und Romischer Cavaliere / Haupt-Leute / Pagen / Trabanten und Soldaten. e (Das gantze Chor stimmet folgenden Gluckwunsch an:)
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Es leb’ Heraclius! Er leb! Er leb! Er lebe! Daß Theodosia sich stets nebst ihm erhebe!
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Heracl. Ihr / Theodosia, gebue hrt die Kae yser-Krone. e e e Theod. Und er / mein Kayser / ist hochst-wurdig / daß ihm lohne e Ein guldner Sternen-Krantz. Denn was die Tugend giebt / Ist werth / daß man es mehr als Kae yser-Kronen liebt. e e Honor. Großmachtigster Monarch! Hier liegt zu seinen Fussen / e Die / die Mauritium als Tochter kunte kussen. Die von des Kae ysers Hand mit Thrae nen was begehrt / e e Das mich gluckselig macht / den Kayser nicht beschwert. Heracl. Sie bitte / was sie wil / ich wil es ihr versprechen / e Und solt es auch den Thron / und Cron und Scepter schwachen. Honor. Hier dieser / den er ietzt als einen Hirten sieht / Hat als ein Erb-Printz sich aus Persen her bemue ht. Der Wahlstatt Trauer-Feld entdeckte mir sein Leben / Als fast die Seele schien am Gaumen nur zu kleben: Da hab ich ihm beglue ckt die Geister wiederbracht / e Hingegen hat er mich so weit begluckt gemacht / Durch einen Wunder-Fall / daß er mich innigst liebet / Und nebst dem Hertzen mir auch seine Krone giebet. Aspas. Der Ausgang ist erfreut. Arc. Glue ckselig der Beschluß. e Sir. Verzeihe / grosser Furst! Was ich ietzt bitten muß. Daß uns erlaubet sey / die Hertzen zu verbinden / e Wenn man die Fackeln wird zu Hymens Fest anzunden: Wenn ietzt Heraclius mit Theodosia Beglue ckt erfue llen wird das lae ngst-versprochne Ja. e Heracl. Schaut / wie der Himmel spielt! Er laßt das minste fehlen / e e Was unsern Geist vergnugt. Er lasse sich vermahlen / Mein Printz / Honoriam, an seine werthe Hand. Sein Haupt bekroe ne stets so Palm’ als Diamant. 8 Griechisch-] Griechischer K.
37 das minste] auch gar nichts K.
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Honor. So leb’ ich ihm / mein Schatz / zu steter Treu verbunden. Sir. So sey um unser Haupt ein Myrten-Krantz gewunden. e (Sie kussen einander.) Heracl. Mein Schatz und Kae yserin! Sie schaue doch beliebt / Wie jene Sonne lacht / und tausend Kue sse giebt. Weil dieses Sternen-Paar so Glut als Lust geniessen: e So laßt sie billich auch die holden Strale¯ schiessen Auf mein entflam ¯¯ tes Hertz. So schwindet Furcht und Nacht / Und alles hat die Gunst des Him ¯¯ els wol gemacht. (Beyde singen zusammen.) e
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GLuck zu! Gluck zu! so siegt Bestandigkeit! So kan Cupido uns den Ehren-Krantz bereiten! e So konnen wir mit Ruhm in Hymens Bette schreiten / e Und legen an das schonste Purpurkleid.
Theodosia.
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Heraclius! mein Abgott / sey gegrußt! So lange Titan wird durch Lufft und Wolcken gehen / Wird Theodosia dir stets zu Dienste¯ stehen. e Heraclius! mein Abgott sey gekußt.
Honoria.
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Mein Siroe¨! mein Engel sey gegrußt! e e So lange Venus wird den guldnen Pol erhohen / Wird auch Honoria dir stets zu Diensten stehen. e Mein Siroe¨! mein Engel / sey gekußt!
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(Diese beyde zusammen.)
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Io! Triumph! Nun ist das Labsal da! e e Nun konnen wir vergnugt die Hochzeit-Lieder singen / e Wohl diesen / die den Sturm des Unglucks stets bezwingen: Wie Theodos und die Honoria!
(Alle Anwesende singen zu dreyen malen:)
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Es leb’ Heraclius und Theodosia! Zugleich auch Siroe¨ mit der Honoria!
Und mit diesem vollstimmigen Glue cks-Wunsche endigte sich dieses wohlabgelauffene Schau-Spiel. Nach geendigter Vorstellung / worue ber sich alle hoe chst vergnue gt erzeigeten / eileten alle Zuschauende zur Ruhe. e
e
14 schonste] schone B, C, D, E, F, G, H, I, J. 12 Ehren-Krantz] Lorbeerkranz K.
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Folgende Zeiten aber erinnerten unsere Gekronten / daß iedes Reich seines Haupe e tes Gegenwart hoch von nothen hatte: Dahero das schmertzliche Wort / S c h e i d e n / auff die Bahn gebracht wurde. Als nun iede Armee nochmaln e gemustert / und durchgehends reichlich beschencket worden: nahmen diese Kaye e ser- und Konigliche Personen mit beweglichsten Worten / brunsti gen Umarmune e gen / groster Versicherungen ewiger Freundschafft und thranenden Augen von e einander Abschied / und zog iedweder Konig mit seiner so theuer-erworbenen e e e Gemahlin und bey sich habenden Volckern / unter dreymaliger Losung aller Stue cken um Pegu / nach seinem Reiche: Den tapffern Balacin bey seiner schonen e e e e e Banisen / als einen machtigen Kayser und begluckten Kayserin / in hochster Vere e gnugung hinterlassende: welche das Reich Aracan dem Kayserthum Pegu / iedoch als ein freyes Reich / einverleibten / und dem Himmel Lebenslang dancketen / vor e ein so erwunschtes
E N D E.
9 bey] nebst E, F, G, H, I, J, K. 6 und] mit K. dankten K.
e
11 hinterlassende] zurucklassend K.
12 Lebenslang dancketen]
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Anhang: Aus der neuen ganz verbesserten Auflage von 1764
Den geneigten Lesern!
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Jederzeit haben Kenner des Geschmacks dieienigen Romanen mit Beyfall aufgenommen, die uns sowohl die traurigen und angenehmen Schicksale e der Sterblichen, als auch die furchterlichen Folgen der Laster, und erfreuenden Wirkungen der Tugend, in angenehmen Geschichten auf eine lebhafte, rue hrende und tugendhafte Art vorgetragen. Und nie werden auch e Romanen von der Art ihren Werth bey denen verliehren, die vernunftig und mit Geschmack zu denken gewohnt sind. Sie stellen uns Personen auf, die das Glue ck bis auf den hoe chsten Gipfel der Ehre, Hoheit und des Ruhms er hoben, die aber ein widriges Schicksal bis zum Staube erniedriget. Sie zeigen uns Lieblinge der Tugend, die durch sie glue cklich ia unsterblich geworden. Und welcher Freund der Tugend, der diese Geschichte lieset, lae ßt sich nicht zu einer edlen Nachahmung anfeuern? Sie schildern uns Sclaven der Laster, die sich als Sinnlose von dem wilden Strom der Leidenschaften hinreißen, und unendlichen Thorheiten, ia selbsten dem Vere e derben, entgegen fuhren lassen. Und wo ist noch ein edles Gemuth, das nur e noch einige Funken der Tugend nahret, welches nicht diese Feinde der e Tugend und ihrer eigenen Gluckseligkeit verabscheuen solte? Urtheilen sie selber, hochzuverehrende Leser, ob die Asiatische Banise des Herrn von Ziglers und Kliphausen, die 1738. von neuen im Drucke erschienen, von dieser Art sey? Der allgemeine Beyfall, womit sie bey Lesern von Geschmack aufgenommen worden, hat sie schon lange, als ein gutes Muster eines gesunden und tugendhaften Romans, unter den Teutschen empfohe len. Und ohnerachtet man den schwulstigen Stil, und den bisweilen schlecht gerathenen Ausdruck mit Recht daran getadelt; so hat doch die Geschichte selbst was Edles, Erhabenes, und Lehrreiches an sich, die diese kleinen Fehler verdunkeln, die man aber auch in der neuen Ausgabe ause zurotten gesucht hat. Die Banise erhebet sich weit uber die Talandrischen Possen, und Thue ringische und Sae chsische Robinsone, die eben so abgeschmackt geschrieben, wie die Felseninsel, bis zum Eckel gelogen haben. Die Banise liefert uns meistentheils wahrhaftige Begebenheiten, welche sich zu Ende
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des funfzehenden Jahrhunderts, bey denen wunderbaren und grausamen e e Veranderungen des großen Konigreichs Pegu, und denen angrenzenden Reie chen zugetragen, deren Inhalt gewiß merkwurdig und lehrreich ist. Es e treten darinnen Helden auf die Schaubuhne, die, durch ihren unerschroe e ckenen Muth, alle traurige Anfalle und selbst ihre Feinde siegreich uberwunden, sich aber noch mehr durch ihre erhabene Tugenden, davon sie, bey e allen Begebenheiten nachahmungswurdige Beyspiele gegeben, unsterblich gemacht; und gewiß tugendbegierigen Lesern edle, erhabene, und tugende e hafte Gesinnungen einfloßen konnen. Es werden auch grausame Helden, e oder vielmehr Tyrannen aufgefuhret, die durch Mord und Grausamkeit gegen ihre Ueberwundene, und durch ihre unmenschliche Leidenschaften, denen sie als elende Sclaven gedienet, sich zu Feinden des menschlichen Geschlechts und selbst zum Abscheu der Natur gemacht; deren unglue cklichen Ausgang, und den traurigen Erfolg ihrer Thorheiten gewiß den Leser aufmerksam machen wird. Was vor ein edles Bild der Keuschheit wird uns nicht in der Person der Banise gezeichnet, die sowohl durch ihre Tue genden, als auch durch ihre unuberwindliche Keuschheit eine siegreiche e Heldin uber sich selbst geworden; und unter vielen ihrer schwachen Mitschwestern, wie eine reine Sonne unter den nur schwach und dunkel scheinenden Sternen, pranget. Nie werden die Leser in der Banise mit wollue stigen und unflae tigen Liebesgeschichten unterhalten, die ein tugendhaftes Herz verwunden, und bey e e jungen Lesern ein wildes Feuer der Liebe anzunden oder ernahren. Jederzeit sind dergleichen Geschichte, durch geschickte Wendungen, vermieden, oder auf eine tugendsame Art vorgetragen worden. Die besonders merkwue rdigen Gewohnheiten der Asianer, bey ihren Vermae hlungen, Begrae bnise sen, Kronungen und Gottesdienst, die mit besonderm Fleiß aus reinen Quellen, und glaubwue rdigen Schriften, sowohl aus des Franciscus, Saarens, Schulzens und Balby Reisebeschreibungen, als auch aus Rogers Heidenthum, und Rossens Religionen ent lehnet sind, werden gewiß die Leser, nicht ohne Nutzen und Vergnue gen, unterhalten. In gegenwae rtiger Auflage dieser Banise sind verschiedene erhebliche Vere anderungen gemacht worden; Wie selbsten die geneigten Leser aus Vergleichung beyder Ausgaben leicht entdecken werden. Schon in der 1sten Auflage hatte sich der Verfasser in der Vorrede wegen der unteutschen Ausdrue cke, die bisweilen vorkommen, entschuldiget. Und es ist an dem, e e sowohl die gewahlten Ausdrucke sind nicht allezeit nach dem Geschmack in der hochteutschen Sprache, als auch die Schilderungen und Charactere sind nicht allezeit lebhaft, erhaben, und der Sache und dem Gegenstande e gemaß abgefasset worden; welche Fehler wohl den damaligen Zeiten zue zuschreiben sind. Man hat also in dieser Ausgabe solche, so viel die Kurze der Zeit bey dem schon angefangenen Abdrucke verstatten wollen, abzu-
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helfen gesucht. Es sind nicht allein alle unserer teutschen Sprache unane e e standige Ausdrucke ausgerottet; sondern auch manche niedrige pobelhafte e Ausdrucke weggelassen; manche Schilderungen angenehmer, lebhafter und erhabener, doch ohne Nachtheil der Geschichte selbst, gezeichnet worden. Solten aber die geneigten Leser noch einige anstoe ßige Ausdrue cke und kleine Zue ge und Schilderungen bemerken, welche ihre Ohren beleidigten, e und einer andern Einkleidung wurdig gewesen: so werden sie die Gewogenheit haben, es so wohl der Geschichte selbsten, die ohne Nachtheil der Deutlichkeit nicht nach Wunsche, als nur von dem Verfasser selbsten, gee e e e andert werden konnen, als auch der Kurze der Zeit, die keine ganzliche Umarbeitung verstatten wollen, zuzuschreiben. Sie, geneigte Leser, werden vielmehr das Edle, Lehrreiche und Tugendhafte in der angenehmen Geschichte selbsten zum Hauptgegenstande ihrer Aufmerksamkeit machen, und ihr edles Herz darnach tugendhaft zu bilden suchen.
Scandors Bericht über die Niederlage und Flucht der Peguaner im Krieg gegen Ava (vgl. oben, S. 39,39–40,14)
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Nachdem aber der Feind uns weit ue berlegen war, und die Reuterey nebst dem Feldmarschall Chaumigrem uns durch die Flucht verlassen hatte; so e e waren wir ohne Anfuhrer, einjeder verließ sich auf seine Fusse und war so e e viel moglich, dem feindlichen Sebel zu entfliehen, bemuhet. Ich selbst vermeynte an ermeldeter Heldenthat gnug verrichtet zu haben, sahe mich derowegen nach meinem Printzen um, und eilte ihm dermassen nach, daß e ich nicht wuste, ob Feind oder Freund hinter mir ware. Nach einer Stunde e erreichte ich einen Wald, und schatzte mich nunmehro sicher zu seyn, satzte mich nieder, und verband meine Wunden, so gut ich konnte. Als ich aber e von Weiten ein starkes Getummel vernahm, hielt ich nicht vor rathsam, mich noch einmal in die Gefahr zu begeben, machte mich dahero auf den Weg und legte des andern Tages ganz matt und kraftloß vor den Thoren zu Ava an, woselbst ich viele von meinen Cameraden antraf, welche durch die Flucht ihr Le ben gerettet hatten.
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Beschreibung der Prinzessin Higvanama und des Bösewichts Chaumigrem (vgl. oben S. 46,35–48,16) In solchen Gedanken stellete er sich zugleich die anmuthigen Geberden, und bewundernswue rdige Schoe nheit, welche er wae hrend des Singens ente e zuckend betrachtet, vor Augen, und befand sich dermassen geruhret, daß er nicht anders als rasend zu seyn schien, wann er betrachtete, wie ihn so etwas angenehmes verwundet und zugleich verstossen hatte. Und daß ich nicht e irre, so konnen meine Herren leicht hieraus abnehmen, wie ewig es Wunder gewesen sey, daß sich ein solcher barbarischer Mensch durch so kurzes e Anschauen habe entzunden lassen, wann ich ihre Person nach meinem e e schlechten Verstande moglichst beschreibe: Sie war von einer anstandigen e e Lange, sehr wohl gewachsen, ihr Haupt war mit kohlschwarzen naturlichen Locken bedecket, wie denn auch die Anmuth ihrer grossen Augen durch schmale Augbraunen um ein grosses erhoben wurde. Die reine Haut gab die blauen Adern zu erkennen, zudem waren die rosengleichen Wangen e gleichsam beschamt, gegen die etwas erhabenen corallenfarbene Lippen, unter welchen sich ein wohlgebildetes Kinn, schneeweisser Hals, und, (ach e ich werde selbst entzuckt,) alabasterne Berge der Liebe anmuthigst zeigee ten. Die Hande waren so zierlich gebildet, daß, wer sie mit den artigen e Fingern so kunstlich auf der Laute spielen sahe, nichts anders, als selbige zu e e kussen, wunschen konte. Mit einem Worte, ausser der Prinzeßin Banise getraue ich nicht, in ganz Asia ihres gleichen zu finden. Solche Schoe nheit ward durch einen Gold in blau gewirkten Rock treflich erhoben, zumal die e Diamanten haufig durch die schwarzen Locken blitzten, und auch wol leblose Blumen hierdurch konten bewegt werden. Allein, was vor reitzende Ursachen zu einiger Gegenliebe an den Chaumigrem zu finden waren, das e werden meine Herren, welche ihn taglich sehen, besser im frischen Gee dachtnis haben, als ich von langer Zeit her erzehlen kan. Weil er sich aber doch koe nte geae ndert haben, so muß ich nur dessen damalige Gestalt bee schreiben: Er war ganz klein von Person, und hatte der Rucken mit den e Schenkeln einen Vergleich getroffen, sie wolten einander in der Krumme e nichts nachgeben. Sein bis an den Gurtel reichendes und braunrothes Haar, war hingegen so aufrichtig, schlecht und recht, als wenn es auf einen Fiedelbogen gespannet, und statt des Harzes mit Speck bestrichen wae re, welches einen treflichen Wiederglanz bey der Sonne gab. Der Kopf war von e e einer ungewohnlichen Grosse, jedoch das Gesichte lang und schmahl, sehr hager, und mit einer solchen grossen Nase besetzt, daß es schien, als ob der Kopf ein kleiner Anhang von der Nase wae re, welche noch dazu durch so e e eine unanstandige Krumme verstellet war, daß sie wie ein Sebel, dessen e Spitze gleich auf die Unterlippe traf, uber dem Maule hieng: die Augen e e e stunden tief im Kopfe, deren Augapfel man vor den uberhangenden rothen
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Augbraunen nicht wohl erkennen konte: von welcher Farbe auch ein due ne ner Bart um die angelweiten Lippen gesaet stund, und wundert mich nur, e daß ihn die Prinzeßin nicht von Fernen merken konnen, indem sein Athem so durchdringend war, daß er den Feind gar wohl damit aus dem Felde e e e e hatte jagen konnen, wenn er nicht mit den Stucken gerauchert, und den e e Gestank dadurch vertrieben hatte. Von was vor hohen Farben er musse gewesen seyn, ist hieraus zu schliessen, daß, weil er gleich in die Hoftrauer, und zwar schwarzgelb gekleidet war, daß man das Kleid nicht von dessen Haut unterscheiden konte: in Summa, er war ein recht Crocodill der Liebe, und eine Mißgeburt der Affection.
Higvanamas Klage um ihren angeblich verstorbenen Verlobten (vgl. oben S. 70,31–73,24)
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Ob nun zwar die Princeßin durch solches vernue nftige Nachsinnen a[u]genscheinlich erkennen konte, wie arglistig Chaumigrem sie zu hintergehen suchte, so konte sie sich doch nicht zwingen, daß sie bey so traurigen Andenken, ob sie es gleich falsch befand, dennoch mit einigen Thrae nen ihre reine Liebe zu erkennen gab, welche ihr aber zu angenommener Verstellung, als ob sie es glaubte, wohl zu statten kam, dahero sie in diese Worte ausbrach: Unglue ckliche Higvanama! verlassene Princeßin! so must du denn e nur allein das Ziel der unbarmherzigen Gotter seyn, nach welchem sie alle e e Pfeile des Unglucks richten, und schlagt nur ihr Blitz immer auf eine Stelle? e Grausames Verhangnis! wie verwandelst du die Crone meiner Hofnung in einen Cypressencranz, wenn mein werthester Prinz, statt wohlverdienten Purpurs, in einen Sterbekittel gehue llet wird. Ach Nherandi, mein Leben! Nherandi mein Licht! du Seele meiner Seelen! Es schweben meine Lebensgeister schon um deinen Schatten, weil mein Lebensschif nothwendig scheitern muß, nachdem du als mein Anker zerbrochen bist. Doch ach! Liebster Prinz! was beweget dich zu diesem Zweifelmuth, daß du mir die Freyheit nach deinem Tode erlauben wilst, deine kalte Stelle durch einem andern zu ersetzen? Nein, nein, englischer Prinz, wahre Liebe trotzet dem Tod, und ihre Fackel brennet auch in dem Sarge; ja die Liebe ist das ewig wae hrende Feuer, welches viel Kunstverstae ndige anzuzue nden sich vergebens e e bemuhet haben. Die Liebe, welche die Gotter mit den Menschen und die Erde mit dem Himmel verbunden hat, wird zwar durch die Todespfeile e e e verwundet, aber nicht getodtet, ihr Blut wird nicht ausgeloscht, es mogen auch die tobenden Stue rme der traurigen Schicksale rasen, wie sie immer wollen. Derowegen soll auch dir, nunmehro unsterblicher Prinz, meine
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unsterbliche Liebe gewidmet, und dieser irdische Leib ein ewiges Opfer der e e gottlichen Keuschheit seyn und verbleiben. Ja ich will meine Gelubde vor e einen brennenden27 Deweta leisten, daß meine Seele in unverruckter Treue deine Seele begleiten und mein Leib, bis zu gesetztem Lebensziel, in steter Einsamkeit sein Auge vor fremder Liebe bewahren soll. Diese Worte waren lauter stachlichte Dornen in Chaumigrems, Herzen, also daß man seinen Verdruß aus dem finstern Angesichte leichte erkennen konte, wiewol er solche Gemue thsbewegungen moe glichst zu verbergen suchte, und der Prine cessin mit diesen Worten zuzureden sich unterfieng: Wie? schonste Princeßin? Soll die Sonne ihres durchdringenden Verstandes in einem todten Meere untergehen? und will sie das Licht hoher Vernunft bey den Sterbenden anzue nden? Nein das verstattet dero rue hmliche Tugend nimmermehr, und dero Vernunft, welche mit scharfen Augen alle Finster nissen durchdringet, lae sset uns was anders hoffen, als daß sie solte eine todte Liebe e lebendiger Anmuth vorziehen. Denn es wurde der Himmel, statt verhofter Belohnung der Treue eine scharfe Rechnung wegen anvertrauten Schatzes solcher Schoe nheit fordern, wenn sie dessen Werth gleich ungebrauchten e Eisen durch den Rost verzehren ließe. Vergrabene Schatze, und eine Quelle, e e welche in den Sand versinket, wird von durftigen Handen und durstigen Lippen verflucht, weil sie den Menschen ihren von dem Himmel bestimmeten Nutzen versagen. Wir musten uns gleichwol ue ber diese Reden des Chaumigrems sehr verwundern, wenn wir sonst dessen vorgedachte Reden und ungeschickte Schriften dargegen hielten, deren Ungeschicklichkeit wir einem wue tenden Liebesfeuer zuschreiben musten. Denn wo die Liebe raset, e da taumelt der Verstand, ja der klugste Mann wird ein Thor. Von dieser Verwunderung aber zogen uns der Princeßin Worte bald ab, als wir sie so e e reden horeten: Diese Grunde sind viel zu schwach, den vesten Vorsatz zu zernichten: denn wohl dem, welcher seine Klugheit in dem Sarge suchet, und das Gold seines Verstandes auf den [] Probierstein der Sterblichkeit streichet. Gewiß aus dieser Mitternacht strahlet die Sonne hervor, und wer in diesem Schauplatze des Lebens seine Augen stets nach der Bahre richtet, dem muß die Tugend wie ein heller Pharos leuchten. Zudem halte ich davor, daß die Goe tter unserm Leben nur ein Ziel, nemlich den Tod, also e auch das Verhangnis unserer Liebe nur ein Ziel gesetzet haben, welches, so e es der Himmel unsern Augen entfuhret, wir dennoch im Herzen behalten, e und die vollige Genießung bis ins ewige Niba versparen, uns aber desselben e unterdessen durch keine fremde Wahl unwurdig, noch dem, in das gestirnte Buch des Himmels eingeschriebenen Rathschluß, widersetzen sollen. Denn wo einmal reine Liebe durch den Tod entehrt wird, da ist die Keuschheit 27 Dewetaes
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heist bey denen Asiatischen Volkern Gotter, und halten sie das Feuer vor e einen Deweta, bey welchem sie ihre Eide ablegen und schworen. Roger. Heidenthum p. 184.
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der edelste Schatz in der Welt, und alle Liebe alsdenn nur ein flue chtiger Irrwisch, dessen Glanz von unreinen Seelen entspringet. Durchlauchtigste Princeßin, antwortete Chaumigrem, sie schmeckt zwar den Nectar der Liebe, aber nur aus einem leeren Becher, sie kan zwar das Wesen der Liebe in etwas abbilden, worinnen sie aber bestehet, solches weis sie nicht zu sagen. Derowegen lasse sie die Todten ihre Toden begraben, sie aber, als ein Bild e der vollkommensten Gottin, liebe die Lebendigen, und versichere sie sich, wo sie einmal den reitzenden Weg der Liebe betreten, sie den Wegweiser e e dankbar kussen werde. Mit Prinz Nheranden, antwortete die Princeßin, fallt e mein Stern ins Grab, und ausser diesem Lichte erwahle ich die Finsternis, ja mein Geist soll nunmehro nur mit seinem eignen Schatten buhlen. Meine Seele soll an seiner Asche sich belustigen, und sein Tod soll alles, was in mir Liebe heist, verbannen. Denn gleich wie true be Wolken den Glanz der Sonn e verdunkeln: so wird auch, traurige Schicksale das Feuer der Liebe gestoret. Nicht so, durchlauchte Higvanama, redete Chaumigrem ferner, wo Sterne funkeln, da gehet die Sonne auf, und Nherandi Anmuth ist hundert Seelen e e eingepflanzet, welche sich eben sowol ihrer Liebe wurdig ma chen konnen. Der Himmel selbst zehlet sie nunmehro durch den Mund des sterbenden Prinzen los von aller Pflicht, wodurch sich verliebte Herzen verbinden, und ist schon vergnue gt, ue ber die zweyjae hrige Bestae ndigkeit, welche sie ihrem noch lebenden Prinzen erwiesen hat, ja er will sie nunmehro durch einen e angenehmen Liebeswechsel becronen. Denn wie die Sonne bald diesen bald e e e e jenen Stern kusset, und sich auch der bemuhet, durch oftere Veranderung seiner Gestalt, dem Himmel durch sein einfaches Licht, keinen Eckel zu erwecken; so glaube sie nur, goe ttliche Princeßin, daß keine groe ssere Anmuth, denn in dem Wechsel der Liebe, gefunden werde. Der Sonnen, versetzte die Princeßin, schreibt man Finsternissen zu, und dem Monde legt man Flecken bey; eine keusche Seele aber soll bedenken, daß sie ein Spiegel e der reinen Gottheit sey, welcher sich durch kein lustern Auge beflecken lasse. Ich aber bin dem Prinzen Nherandi mit Leib und Geist bis in die dunkele Gruft verpflichtet, und wie ich bis daher in keuscher Liebe und reiner Anmuth seiner Person bestae ndig geblieben; also soll auch hinfort in den rauen Gefilden der Einsamkeit die Keuschheitsperle gezeuget und ere nahret werden, bis mich der Tod, als das Ende der Natur, dem unvergleichlichen Nherandi, der Unsterblichkeit nach, beygesellen wird.
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Beschreibung der Prinzessin Banise (vgl. oben, S. 122,4–123,8) Ich muste hierinne in allen meinem Prinzen Beyfall geben: denn gewiß, ich e glaube, daß derjenige eine vergebene Arbeit thun wurde, welcher in Asien e e sich eine gleiche Schonheit auszusuchen bemuhen wolte. Ich selbst wurde e ganz verblendet, als nach uberstandener Ohnmacht, der Purpur wiederum ihre Wangen bekleidete: ja es kam mir fast unglaublich vor, daß eine solche e e Schonheit von sterblichen Menschen konne gezeuget werden. Ihre Gebere den hatten so ein hohes und majestatisches Ansehen, daß man sie unmoe ge e lich, ohne die groste Ehrerbietung und ausserste Verwirrung ansehen konte. e Sie hatte ein so freyes und leutseliges Wesen, daß, ungeachtet ihrer anstandigen Ernsthaftigkeit, die stets aus ihren Gesichte leuchtete, in allen ihren Reden und Thun nichts als lauter Freundlichkeit und Anmuth blicken ließ. Die Sonne ihrer Augen spielte mit solchen Strahlen, wodurch auch stae hlerne Herzen wie Wachs zerfliessen musten. Und wenn sie die schwarzen e Augapfel nur einmal umwendete, so musten alle Herzen brennen, und die See len, welche sie nur anschaueten, in volle Flammen gesetzet werden. Ihre lockichten Haare, welche um ihr Haupt gleichsam mit Wellen floßen, waren etwas dunkler als weis, und gleichsam Seile zu fesseln. Ihre Lippen, e e welche einen etwas erhabenen Mund bildeten, beschamten die schonsten e Corallen, und bedeckten die wohlgesetzten Reihen der Zahne, welche die orientalischen Perlen verdunkelten: ob man sie zwar sowol in Reden, als in Lachen wenig konte zu sehen bekommen. Die Wangen stellten ein angenehmes Paradieß vor, in welchem Rosen und Lilien zierlich unter einander e bluheten, ja die Liebe schiene sich selbst auf dieser weichen Rosensaat zu e weiden. Die wohlgebildete Nase vermehrte die Proportion des schonen und runden Angesichts um ein Grosses. Der mehr lang als kurze Hals, welchen der Adern subtile Zierlichkeit durchflochte, war, nebst der andern Farbe e ihrer Haut, so weit es die Wohlanstandigkeit zu sehen erlaubete, so wune e derschon, daß ich nicht glaube, daß auch der kalteste Winter ihrer Purpure rothe, welche sich mit der schneeweisen Farbe artig vermischte, einigen e e Abbruch thun konte. Ihre wohlgebildete Hande, luden durch ihre zarte e Finger und weiße Haut jedweden Mund zu einem demuthigen Handkusse ein: ich ue bergehe die marmornen Hoe hen mit Stillschweigen, und der ue brie gen Theile des Leibes, welche doch meinen unwurdigen Augen verborgen e blieben, will ich nicht einmal gedenken, wo ich mir nicht selbst die groste Quaal erwecke.
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Reaktion des Boten aus Martabane auf seinen eigenen Bericht (vgl. oben, S. 138,26–139,4) 207
Dieses Urtheil war kaum ausgesprochen, so erhub sich von den Gerichtsbeamten und Henkersknechten ein so abscheuliches Geschrey, daß einem die Haare zu Berge stunden: Und hiemit griffen die He[n]ker die Verure theilten an. Was man nun vor ein jammerlich Schreyen und Weinen ane horen, und vor traurige Geberden sehen muste, wie sie einander um den e Hals fielen und mit tausend Thranen von einander Abschied nahmen, ach! mein ganzes Herz wird von Wehmuth und Mitleiden durchdrungen, wenn e ich an dieses furchterliche Schauspiel gedenke, und meine Zunge, kan vor den traurigen Bildern, die sich in meiner Seele darstellen, diese grausame e Thaten nicht weiter schildern. Zugleich hemmeten ihn auch die Thranen die Rede, daß er eine ziemliche Weile schweigen muste, und wir mit ihm fast erstaunt schwiegen, ausser der Kayser, von dessen Wangen nur dann e und wan eine Thrane herab rollte.
Der statt Prinz Zarang zum Kampf mit Balacin angetretene Riese und ihr Duell (vgl. oben S. 146,19–148,26)
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Als der Morgen angebrochen, und die Sonne bereits einige Stunden die e Stadt Pegu erleuchtet hatte, verfugte sich mein Prinz abermals, wie in Ava, e blos mit Sabel und Schild bewaffnet, an den Ort, welcher, nicht weit von e dem Schlosse auf einen grunen Platze, mit Pal lisaden eingeschlossen war. Der Kayser selbst sahe durch ein verborgen Fenster zu, und die Menge der Zuschauer verwehrete uns fast den Eintritt. Nach Verfliessung einer halben Stunde meldete sich ein baumstarker Ritter an, und begehrte in den geschlossenen Creiß eingelassen zu werden, welches ihm aber abgeschlagen ward, und muste er sein Anbringen ausser dem Kampfplatze sagen, welches e hierinne bestund: Weil sein gnadiger Herr, als der Prinz von Tangu, nicht e e vor rathsam erachtet hatte, sich personlich in Gefahr zusetzen, die er wegen kayserlicher Ungnade besorgete: gleichwohl aber die verwegene Auffore e e derung nicht unbelohnt hatte konnen hingehen lassen, so ware er zu gegen, e seines Prinzen Ehre zu schutzen, und zu erweisen daß seine Sache gerecht sey. So bald dieses der Kayser erfuhr, ließ er meinen Prinzen berichten: weil e e der rechte Gegner nicht erschiene, so war es demnach unnothig, sich mit einen andern einzulassen. Welches aber mein Prinz durchaus nicht eingehen wolte, sondern vorwendete: Er wolte des Kaysers Hoheit und seine Ehre gegen jedweden verfechten, derowegen er in Unterthae nigkeit bate ihm zu
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erlauben, die Sache auszufue hren; welches ihm endlich zugelassen wurde. Und also trat dieser schwarze Ritter hinnein, welcher einen Schild an den e e e linken Arm fuhrete, womit sich mein Prinz ganz hatte bedecken konnen. e e e Der Sabel war gleichfals von ungewohnlicher Lange, daß sich mancher e wurde bedacht haben, ehe er seinem Feinde einen solchen Vortheil eingee e raumet hatte. Dessen ungeachtet verließ sich mein Prinz auf seine Geschwindigkeit und gerechte Sache. Er sahe also seinen Feind, mit einen ernsthaften Lachen, ue ber die Achsel an, und nachdem er meynte es Zeit sey, ihn anzugreifen; gieng er mit starken Schriten, aufgerichtetem Leibe und blitzenden Augen auf ihn los, und schlug der Gestalt auf ihn zu, daß er bald e seine Schwache und [] Uebereilung merkte und sich dannenhero in etwas e e zuruck zog. Jener hingegen, veranderte vor Zorn seine gantze Gestalt und stellete sich, als ob er meinem Prinzen, durch blose Geberden einen Schree cken einjagen wolte. Das Feuer durchgluhete sein Gesichte, die Haare stiegen empor, die Stirne faltete sich, die Adern schwollen auf; bald schnaubte er vor Wuth, bald schien er Athem loß, knirschte mit den Zae hnen und die e Lippen schwollen vor Geifer; ja er fuhrte solche gewaltige Streiche auf e meinen Prinzen, daß ich besorgte, er wurde ihn mit jedem Streiche mitten von einander hauen. Mein Prinz empfand also sattsam, was er vor einen starken Feind vor sich habe, welchem nichts als die Geschwindigkeit fehlte. Mein Prinz brachte daher sein erstes Versehen bald wieder ein, indem er e seinen Feind sich mude toben ließ; hingegen wich er allen Hieben theils e durch seine Hurtigkeit, thei[l]s durch seinen Stahlernen und Spiegelglatten e Schild, aus, indem er bald in die Hohe sprang, bald sich zusammen krue mmete, nachdem es die feindlichen Streiche erforderten. Endlich muste mein e Prinz besorgen, es mochte seinem Feinde unter so vielen Streichen einer e gelingen, wodurch er wol gar den Sieg verlieren durfte; er gieng etwas e naher auf ihn los, und indem ihm jener einen starken Streich an den Kopf versetzen wolte, warf mein Printz den Schild vor, und that zugleich einen gewaltigen Hieb, welcher auch sowol gelunge, daß des Feindes rechtes Knie e e ganz gespalten wurde. Und dieses war hochst nothig, indem ihm der feinde liche Streich den Arm dermassen erschuttert hatte, daß er den Schild fallen e zu lassen gezwungen war. Als nun der starke Gegner zur Erde sturzte, e e schaumete er vor Eifer wie ein wildes Schwein. Mein Prinz aber saumte e nicht, sondern ergriff den Schild hurtig, sturmete, weil jener keine Gnade begehrte, desto muthiger auf ihn los, versetzte ihm unterschiedene Wunden, deren aber keine ihn wehrlos machen konte, bis ihm endlich ein krae ftiger Streich das Haupt spaltete, wodurch er Muth und Sae bel verlohr, e und also mein Prinz, als volliger Sieger alleine auf dem Kampfplatze stund. e Hieruber entstund nun ein solches allgemeines Jubelgeschrey, als ob hiere durch Chaumigrem selbst erleget ware. Ja die Peguaner verehrten meinen e Prinzen, mit so haufigen und uns unbekannten Geberden, daß wir kaum e das Schloß erreichen konten. Ich muste des erlegten Schild und Sabel, als
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die erfochtenen Siegeszeichen, hinter meinem Herrn hertragen, welcher alsobald vor dem Kayser gelassen wurde, dem sie mein Prinz mit diesen e e kurzen Worten zum Fussen legte: So mussen alle Feinde des Reichs Pegu gestue rtzet werden!
Ehediskurs (vgl. oben S. 170,2–175,12)
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Solches ihm nun vorzubringen, befahl er dem Scandor, sich vor das Bette zu setzen, und durch einigen Wortwechsel den Verdruß seiner Gedanken zu stoe hren, da ihn denn der Prinz so fort anredete: mein Scandor, wir befinden uns beyderseits an fremden Orte, und darzu in Feindes Lande, da wir nichts mehrers, als guter und wahre[r] Freunde benoe thiget seyn, nun halte ich e davor, es sey keine hohere Freundschaft als die eheliche, worzu du leicht gelangen, und mir und dir dadurch in allen bevorstehenden Zufae llen bee e e forderlich seyn kontest. Gnadigster Herr, antwortete Scandor, ich weis nicht, wie sie auf diese Gedanken gerathen: wenn mir nicht dero hohe Gesinnung e bekant ware, so wollte ich meynen, ihr Rath ginge dahin, ich solte einen Nagel einschlagen, woran s[i]e bisweilen ihren Hauptbund hae ngen koe nten. Nein, versetzte der Prinz, mein Scandor, es hat gar nicht diese tadelhafte Meynung, sondern ich bin bedacht, dir zu rathen, und mir zu helfen, auf eine solche Art, welche eine gute Absicht hat, derowegen wirst du die Sache wohl ue berlegen, und dich aller Gnade dabey von mir versichern. Gnae digster e Herr, war des Scandors Antwort, die Zeiten sind gefahrlich, und die vielen e e Beyspiele gecronter Haupter, schrecken von dem Verlangen nach solcher e e Wurde. Solte ich nun, meines bisgen Korns halben, eine eigene Muhle e e bauen, so furchte ich immer, es mochten die Nachbarn fremde Getraide e e aufschutten, und wild Wasser meine Rader treiben. Dieses halte ich nun nicht vor rathsam, ob ich mir zwar in allem zu gehorsamen vorgenommen e e habe. Narrischer Mensch, redete ihm der Prinz an, eine uble Meynung kan ja nicht allen nachtheilig seyn, indem eine Schwalbe keinen Sommer machet. Vielmehr denke daran, was vor tae gliche Anmuth ein schoe nes Weibsbild sey, und wie dir alle Morgen, wenn du erwachest, gleichsam die Sonne e im Bette auf gehet: denn die Schon heit ist ja ein Brunn der Wollust, aus e e welchem die Augen Vergnugung, und das Hertze lauter Anmuth schopfet. Wie solltest den[n] du der einzige seyn, welcher diese Himmelskost mit e eckeln Lippen verachten wollte? Ganz recht antwortete Scandor, die Schone heit ist freylich ein solcher Gast, welchem viel tausend Opfer der lusternden Augen gewidmet werden. Allein, wo ich mich auch diese bethoe ren liesse, wer ersetzte mir denn den Schaden, wenn ein Fieber, oder Pocken, oder e hundert andre Zufalle das feine Fleckgen verderbten, und mir hernach
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diese Sonne eine stete Finsterniß vorstellete? Zudem ist es ein hinfae lliges e e Guth um die Schonheit: denn, wie die schonsten Kirschen am meisten von e den Vogeln verfolget, und, wo sie nicht stets durch ein fleisiges Auge bee e wachet, gar leicht angebissen werden; so befurchte ich auch man mochte mir in diesem Fall nichts neues machen, sondern mich gleichfals mit einem e e turckischen Bunde zieren, wie die Ochsen tragen; denn schone Weiber sind e Irrwische, die verfuhren die Leute bey Tag und Nacht. Du bist einem e Thiere zu vergleichen, welches seine langen Ohren vor Horner ansiehet, war des Prinzen fernere Antwort; so aber eine ungewisse Furcht solche Anmuth in dir verbannet, so nimm dir eine etwas Ungestalte, welche dir, e e vor ubriger Besuchung, sattsame Sicherheit schaffen wird. Auch dieses last e e e sich horen, Gnadigster Herr, versetzte Scandor, denn eine haßliche Frau ist, wie ein Fleischerstock, welcher nicht gestohlen wird, ob er gleich Tag und e e Nacht vor der Thure stehet; allein hiedurch thue ich mir selbst die grosseste e Quaal an, in dem ich solche Waare gekauft hatte, welche andere Leute verachtet haben, und mue ste ich eine solche Larve stets vor mir sehen, die e e ich nie mit Anmuth kussen wurde. Ich achte mich aber auch deswegen e nicht allzusicher; denn wie ein ungestalter Leib ofters ein unartiges Gee e muthe, und ein haßliches Gesichte mehrentheils ein verliebtes Herze andeutet: so mue ste ich besorgen, zumal, wenn ich sie unmoe glich lieben koe nte, e e es mochte sich doch wol ein niedriges Gemuthe eindringen, und solte es auch mir zum Verdruß geschehen; Ich gebe dir endlich hierinnen Beyfall, e verlangerte der Prinz diese Unterredung; diesem aber vorzukommen, so heyrathte eine Wittbe, welche nicht allein ihren Verstand durch die Jahre erreichet, sondern auch bereits die Jugendhitze abgekue hlet hat, denn es e heist: Die alten, die besten. So ware es eben, versetzte Scandor, als wenn der e gute Morgen zur Mitternacht kame. Denn wo sich die Ungleichheit des Alters befindet, da will gemeiniglich das Alter die Jugend beherrschen. Diß trae ffe bey mir nun sehr schlimm ein, daß ich meine jungen Tage einer Alten verpflichten, und meine bisher unbefleckte Jugend in solche Gefahr e verbotener Geruchte setzen solte, wenn [m]ir irgend zu Hause, wie es nicht e anders seyn konte, fue r der schlechten Hauskost ekelte. Nein, davor bedanke e ich mich. Geitz, Argwohn, Eifer, Zank, sind die taglichen Speisen, welche eine alte Frau ihrem jungen Manne vorsetzet. Die Zufriedenheit des Gee e e muths ist des Menschen groster Reichthum: diese aber wurde ich schwere lich bey solcher Heyrath antreffen. Sonderlich wurde mich dieses am meisten schmertzen, wenn mir bey Hochzeiten, Spatzierfahrten und dere e gleichen Zusam menkunften, andere Manner meines Alters, mit ihren schoe nen jungen Weibergen begegneten, und ich kae me da mit meinem Ale ten verdrießlichen Mutt[e]rgen von 60. Jahren auf gezogen, vor deren Eie e e fersucht ich keine Schonheit anblicken durfte. Es ist ein wiederwartiges e Ding um einen bosen Kauf, denn die schlechte Waare zeugt allezeit von der e Thorheit des Kaufmannes. Kan man sich aber ja woran eine stets wahrende
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Reue erkaufen, so geschihts gewislich durch eine ungleiche Heyrath, welche einem, seine Unbedachtsamkeit bey Tag und Nacht, Tisch und Bette, in Stube und Cammer, im Hause und auf der Gasse entdecket und vor Augen stellet. Zudem ist ein solches Weib wie das viertae gige Fieber, welches man nicht eher denn durch den Todt, loß wird. Denn ob man gleich denken solte, e e ein altes Weib konne wegen ihres Alters unmoglich lange leben, so begehre e ich doch diesem nicht zutrauen, denn die alten Weiber haben gar ein zahes Leder, und geben uns oft eher als wir ihnen, das Geleite zum Grabe. Da[ß] es nun auch eine Wittbe dazu seyn soll, darauf antworte ich dieses: Eine e Jungfer, wie ich will; eine Wittwe, wie sie will, und die schon zwey Manner e e gehabt hatte: hute dich mein Pferd schlagt dich. Du bist allzu nachdenklich, war des Prinzen Antwort, und weil ich auch hierinnen deiner Meynung nicht ganz wiedersprechen kan, so gebe ich es zu, und rathe dir vielmehr, e e ein fein junges Madgen, welche sich durch eine Stille Frommigkeit beliebt machen kan, zu deiner Ehe auszusuchen. Und dieses schiene mir nicht sonderlich entgegen, zuseyn antwortete Scandor, wenn nur nicht dieser Verdruß mit unte[r]liefe, daß ich erst etliche Jahre gleichsam ihr Hofmeister seyn, und sie ziehen mue ste, da ich doch noch in der Ungewisheit lebte, wie e diese Zucht geriethe. Sonst ist wol eine Jungfer oder Fraulein, wie sie heutiges Tages wollen gescholten seyn, am besten zu heyrathen, welche man am leichtesten erlangen kan, weil sich jedweder Vater nichts daran zu erhalten getrauet, indem sie unter die Sachen gehoe ren, wo von das Recht saget: Quae servando servari non possunt; Jedennoch ist auch ein allzu stilles Wesen oder Froe mmigkeit nicht allemal zuloben, indem solches von andern e vor eine Einfalt und Blodigkeit ausgeleget wird, und auch solches nicht e jederzeit dem Manne anstandig ist, welcher bis weilen durch einige[] Bee redsamkeit seines lieben Weibes nicht wenig ergotzet wird; vielweniger aber ist solchem stillen Wesen jederzeit zu trauen; denn ausserdem, daß, nach dem bekannten Sprichwort, stille Wasser tief zu seyn pflegen; so ue ber e schreiten sie ofters die Bahn der Keuschheit, und hoffen, der Mann werde solchen Fehltritt in das Register ihrer Einfalt eintragen, ob er gleich hernach die Feder ue ber das Ohr stecken mue ste. Ja, ich will hier nicht behaupten, daß ein Frauenzimmer, es sey so still, oder so fromm, als man es nur e e wunschen moge, sich doch bisweilen unterstehe, nach dem Regiment zu e streben, und das Scepter zufuhren, sonderlich wenn Cammersachen ause zutragen seyn. Erlaubet man ihr nun solches, so verwohnet man sie, thut man es nicht, so darf man einem wohl vorwerfen, man habe sie nicht lieb, e und zwinget uns durch ihre verstelte Traurigkeit, daß man sie zu ergotzen e wiederum herrschen last. Denn wer ein Weib nimmt, der bilde sich nur ein, sie werde das Regiment haben wollen, es geschehe gleich heimlich, mit e Gewalt, oder bittweise. Und also ist auch selbsten in der Frommigkeit und Jugend keine Sicherheit, zu finden. So suche dir eine muntere und beredte, e rieth ihm der Prinz ferner. Da kame ich recht an, antwortete Scandor, daß
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ich mir eine klue gere, als ich selbst wae re, zugesellete. Die koe nte mich zu e einer Gemse machen, welche ihre eigene Horner nicht sehen kan. Alzu munter ist fast wilde, und ein zu hurtiges Pferd wirft seinen Reuter leicht ab, womit mir nicht sonderlich gedienet wae re. Die Beredsamkeit stehet zwar einem Frauenzimmer gar fein an, so lange sie nicht mit dem Miße e brauch Schwesterschaft machet, in dem sie ofters fahig sind, durch beredte Umschweife ihre heimliche Liebe zu entdecken, ja wol gar durch dunkele Worte, Zeit und Ort verbotener Zusammenkue nfte zu benennen, daß der e arme Mann da bey sitzet, und mit horenden Ohren taub, seyn muß. Merket er auch gleich durch angebohrne Klugheit etwas davon, so weis doch ihre arglistige Zunge solche Worte vor zu bringen, wodurch dessen Verstand verdunkelt, und er in den Wahn erhalten wird, er habe seinen Schatz auch durch den gerinsten Argwohn beleidiget. In solcher irrenden Meinung wird er keine Zusammenkunft ohne seine Hausehre besuchen, welche sich denn solcher Gelegenheit gar wohl zu bedienen weis, besonders wo sie auf diesen Weinmeer ein anstae ndiges Schiff bemerket, welches seinen Anker in fremden Grund zu werfen suchet da wird sie den trunkenen Mann durch tausend verschmitzte Liebko sungen dahin zu bereden wissen, wie er seine Gesundheit schonen, den Trunk meiden, und sich zur Ruhe begeben solte, e e sie wurde, wenn ihn der Schlaf uberfallen, schleunige Gesellschaft leisten. So bald nun der treuherzige Mann folget, und sich durch solche sirenische e e e Worte in Schlaf bringen lasset, so traumet ihm denn nicht unbillig, als ware e seine Frau zur Taube worden, welche sich unter lautern Stoßvogeln befae nde, solche aber zu retten, verhinderten ihn die vielen Hauptbeschwerungen. Wenn er aber erwachet, so zwinget ihn die Unwissenheit an dieser gewissen Wahrheit zu zweifeln. Ich will hier gleichfalls nicht desjenigen e Misbrauchs der Beredsamkeit gedenken, wodurch dem Manne ofters grosse Feindschaft auf den Halß gezogen wird, wenn ein solcher ungezae umter Mund fast keinen Menschen vor dem Fenster kan unberedet vorbey paßiren lassen: und solches vor eine vortrefliche Art der galanten Welt achtet, wenn sie von dieser und jener Person fast jede Geberde, Rede und Kleidung e e durchzuhecheln weis, und sich in allen Stucken vollkommener schatzet, ob gleich das Schwartze von den Weißen redet. Also werd ich auch verhoffente lich in diesem Stucke Beyfall erlangen. Dem sey wie ihm wolle antwortete e ihm der Prinz, sie sey nun alt, verliebt, haßlich, krum oder lahm, so werden doch alle Gebrechen durch Geld verbessert. Geld machet den Mann, und wer dieses hat, der darf reden, wenn andere schweigen mue ssen. Weil du nun e gar zu furchtsam bist, so wuste ich dir nicht besser zu rathen, denn daß du e e eine reiche Frau heyrathest. Denn gerath sie dir, so ist das Glucke doppelt, e schlagt dir aber deine Hofnung an ihrer Person fehl, so kanst du dich an ihrem Gelde erhohlen, und alles Vergnue gen darinnen finden. Ja wol gnae digster Herr, beantwortete solches Scandor: ein reiches Weib ist leichte zu nae hren: Zu dem ist dieses eine Grundregul der heutigen Welt, daß ein
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Pfund Gold im heyrathen einen Centner Tugend ue ber wiegen muß: Aber wehe dem, der ein Weib aus Liebe zum Gelde, und nicht zur Person nimmt! Denn zu geschweigen, wie oft ein solches geitziges Auge, durch den Schimmer des prahlenden Vorwendens, verblendet wird, daß er zwar den Sack e e bekommt, wie es aber ums Geld stehe, hernach mit seinem Schaden erfahret; so ist die Ehe doch schon halb verdorben, ob gleich Geld die Menge e e vorhanden ist. Denn ein Pferd, welches seine starke weis, lasset sich keinen e e Menschen zaumen, und eine Frau, welche ihr Vermogen kennet, wird viele weniger ihrem Manne einer Spannen breit einraumen, wodurch er sich als e Herr zeigen konne: Also wird er mit dem ersten Hochzeittage, wo nicht e eher, seine Sclaverey antreten, und ein herrschsuchtiger Befehl wird die e Richtschnur seines Lebens seyn. Ja es ware besse[r], ein Mann ohne Geld, e als so viel Geld ohne Mann. Hier wurde ich recht erfahren, daß das Weiber e Regiment die alteste Monarchie sey, und alles vor erzehlte Ungemach auf e e e einmal tragen mussen. Nein, da behuten mich die Gotter! Du wunderlicher Mensch, wolte ihm der Prinz ferner bereden, so jedweder das Heyrathen in solche genaue Betrachtung ziehen wolte, so mue ste die Welt absterben. Denn nachdem ich dir fast alle Beschaffenheiten des Frauenzimmers vorgeschlagen, du sie aber insgesamt ausgeschlagen: so ist nichts mehr vor dich ue brig, als eine arme, welche durch Armuth gezwungen wird, dich zu lieben, e dir zu dienen, und sich als ein treues Weib in allen Stucken zu verhalten; e diese wird dir vermuthlich am besten anstandig seyn. Wo Mangel und Armuth Hochzeit machen, wendete Scandor ein, da ist Hunger das erste Kind. Wo nun der Mann arm ist, und die Frau kein Geld hat, da kan unmoe glich eine gewue nschte Ehe zu erwarten seyn. Denn ist sie gleich, e e schon, so heist es, von der Schonheit isset man nicht. Ist sie fromm und tugendhaft: darauf borget mir kein Mensch einen Bissen Brodt. Ist sie gleich hae ußlich, so haben wir nichts, woran sie ihre gute Wirtschaft vere e suchen konne. In Summa, die Sache lauft auf ein verzweifeltes Wesen e hinaus, da der Mann zu einen Widder worden, welchem die Horner vor die Augen gewachsen sind, und er sie doch nicht davor halten muß, welches das groe ste Elend vorbildet. Du redest, fiel ihm der Prinz ein, als ob du in der e e Schule der Erfahrung kein Jungling mehr seyn mochtest. Ob ich gleich, e versetzte Scandor, den Gottern sey Dank! solches noch nie erfahren, so e e versichre ich doch, daß dergleichen haufig in der Welt vorgehet, und wurde ein jedweder Mensch, dem ich es erzehlen solte, noch ein mehrers beytragen koe nnen. In Summa, ein Weib ist ein nothwendiges Uebel, eine natue rliche Anfechtung, eine einheimische Gefahr, und ein lustiger Schade.
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Scandors Überlegungen, wie Chaumigrem überlistet und Banise befreit werden könnte (vgl. oben S. 235,29–236,30) e
Scandor zuckete die Achseln, und naherte sich mit diesen Worten: Wo solche
Galeeren das Meer der Weisheit beschiffen, da muß ein Jagdschifgen des Unverstandes billig die Segel streichen. Wo aber, versetzte ihm Talemon, die e Galeeren auf verborgene Klippen stossen, da mussen sie scheitern; ein Jagde schiff aber streichet daruber hin. Ich kan es nicht leugnen, fiel der Prinz in e e die Rede, daß ich ofters in andern, ob zwar nicht so wichtigen Geschaften, einen nicht undienlichen Rath von dir vernommen. Zudem muß man in e wichtigen Vorhaben mehr als einen zu Rathe ziehen: so dir nun die Gotter e einen Einfall verleihen, so entdecke ihn ungescheut. Gnadigster Herr, ante wortete Scandor, ich habe bereits nach meinen schwachen Einsichten ubere legt: ob hier List oder Gewalt den Vorzug haben konne; allein mit Gewalt durchzudringen, scheinet die Klugheit nicht zu rathen. Denn ob zwar nicht zu leugnen, daß Ava und Aracan mit vereinigter Macht gar leicht den Tye e rannen auch zu einer fußfalligen Abbitte zwingen konten: so kan ich nicht e einsehen, wie eine so machtige Armee unter drey bis vier Tagen solte e hergefuhret werden, noch vor der Hinfahrt meiner Seelen. Wir aber inse e gesammt, und ob ich gleich meine Frau zur Gehulfin mitnahme, sind viel e e e zu schwach, auch nur das forderste Burgpfortgen zu erofnen. Und wenn ein e Elephantenjunge, wer da? rufte, so mochten wir uns immer wieder zu e e e Hause wunschen. Ein listiger Streich aber mochte von einem glucklichern Erfolge seyn. Dieser wird, sage ich, hier mehr, als alle unsere Gewalt ause richten. Solches kan nicht anders, denn durch eine kluge Entfuhrung ause e geubet werden, welche mein gnadigster Herr ganz leichte selbst bewerkstelligen kan. Ja es kan selbiger ungescheut die Prinzeßin in Person spree e chen, kussen, und erwunschte Abrede nehmen, wie, wenn und wohin sie e e gefuhret werden soll? Scandor, schwarmest du? sagte der Prinz, scherze nicht, sondern schweige vielmehr. Hier ist keines Scherzes zu gedenken, versetzte Scandor, und wird mir jedweder Beyfall geben, wenn ich meine e Vorschlage nur werde vorgetragen haben. Es beliebe doch der Prinz mit e seinen Gedanken zurucke nach Pandior zu denken, und des Priesters Worte sich zu erinnern, als wir die Gottheit des Apalita um Rath in unserer Reise ersuchten. Auch dieses ist uns ohne dein Erinnern bewust, sagte der Prinz. Wissen sie auch, fuhr Scandor fort, wie uns der Talipon zwey Schachteln mitgab? Worzu dienet diese Erinnerung, sagte der Prinz abermals zu ihm: du suchest nur deine Bosheit in der Weitlae uftigkeit zu verbergen.
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A) Editionsbericht
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I.
Überlieferung
1. Ausgaben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Die Erstausgabe der Asiatischen Banise – zugleich der einzige autorisierte Druck – erschien mit der Verfasserangabe »H. A. v. Z. U. K.« 1689 unter dem Titel Die Asiatische Banise Oder, Das blutig- doch muthige Pegu Dessen hohe Reichs-Sonne bey geendigtem letztern Jahr-Hundert an dem Xemindo erbaermlichst unter- an dem Balacin aber erfreulichst wieder auffgehet. Wele e chem sich die merckwurdigen und erschrecklichen Veranderungen der benachbarten Reiche Ava, Aracan, Martabane, Siam und Prom anmuthigst beygesellen. Alles in Historischer / und mit dem Mantel einer annehmlichen Helden- und Liebes-Geschichte bedeckten Warheit beruhende. Diesem fueget e sich bey eine / aus Italianischer in Deutsch-gebundene Mund-Art / ubersetzte Opera / oder Theatralische Handlung / benennet: Die listige Rache / oder Der Tapffere HERACLIUS bei Johann Friedrich Gleditsch in Leipzig. Ein Manuskript oder andere handschriftliche Vorstufen der Druckfassung sind nicht überliefert. Dem Erstdruck folgten im 18. Jahrhundert zehn weitere Ausgaben.1 Die zweite Auflage erschien 1700, vier Jahre nach Ziglers Tod, unter dem Titel Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer e Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diesem fuget e e sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius bei Thomas Fritsch in Leipzig. Aus dessen Haus stammen auch die Folgeauflagen von 1707 (zwei Drucke), 1716 und 1721. Ein weiterer, im Leipziger Messkatalog von 1713 (Ostermesse) angekündigter »Neuer Druck« ist nicht überliefert. Da alle übrigen Ausgaben des Romans sich in mehreren Exemplaren erhalten haben, ist anzunehmen, dass die Ankündigung des Neudrucks ohne Folgen blieb und zwischen 1707 und 1716 keine weitere Auflage erschien.2 Ab 1728 wurde die Asiatische 1 2
Weiterführende Informationen zu den verschiedenen Drucken finden sich unten in den Abschnitten I. 4: Ausgabenbeschreibungen sowie I. 5: Zu den Ausgaben. In den einschlägigen Bibliographien wird kein Druck der Asiatischen Banise von 1713 aufgeführt. Eine Ausnahme bildet nur Hugo Hayn und Alfred N. Gotendorf: Bibliotheca Germanorum Erotica & Curiosa. Verzeichnis der gesamten deutschen erotischen Literatur mit Einschluß der Übersetzungen, nebst Beifügung der Originale. Bd. VIII (V–Z). München 1914, S. 646; allerdings ist dort – anders als bei den anderen Ausgaben – kein Exemplar nachgewiesen.
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Editionsbericht
Banise von Christoph Gottfried Eckart in Königsberg verlegt, der insgesamt vier Auflagen des Romans publizierte (1728, 1733 und zwei verschiedene Drucke von 1738). 1764 erschien ebenfalls in Königsberg, nun aber bei J. H. Hartungs Erben und J. D. Zeise, unter dem seit der zweiten Auflage gängigen Titel eine »Neue ganz verbesserte Auflage«.3 Eine weitere, allerdings nur wenige Seiten umfassende empfindsame Neufassung der Banise wurde 1788 in Riga unter dem Titel Balacin Kayser von Pegu gedruckt.4 Zum dritten Mal bearbeitet wurde der Roman um 1800 von Karl von Lohbauer. e Die Zwey Bruchstucke aus einer angefangenen Umarbeitung der Banise wurden postum 1813 publiziert.5
2. Textausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts Auf literarhistorisches Interesse stieß die Asiatische Banise schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1829 wurde eine mit längeren Zitaten angereicherte Nacherzählung des »Ersten Buchs« in die »von einem Verein von LiteraturFreunden« herausgegebene Bibliothek des Romantischen und Romanhaften aller Zeiten und Völker aufgenommen.6 Ein erster vollständiger Nachdruck 3
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Die bei Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2. verb. u. wesentlich verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuchs der Barockliteratur. Bd. 6, Stuttgart 1993, S. 4332–4343, aufgeführte »neue und verbesserte Ausgabe« von 1753 hat sich bisher nicht nachweisen lassen. Da in diesem Jahr die vierte Auflage von Johann Georg Hamanns Fortsetzung der Asiatischen Banise erschien, im Katalog zur Leipziger Ostermesse Zigler als deren Autor genannt und der Druck verschiedentlich mit einer der zahlreichen Ausgaben von Ziglers Banise zusammengebunden wurde, steht zu vermuten, dass Johann Georg Theodor Gräße: Das siebzehnte Jahrhundert in seinen Schriftstellern und Werken auf den verschiedenen Wissenschaften und schönen Künste. Leipzig 1853, S. 255; ders.: Tre´sor de livres rares et precieux ou nouveau dictionnaire bibliographique. Bd. 6/2. Dresden 1867, S. 515, auf dessen Recherchen sich sämtliche Bibliographien zu Zigler stützen, hier ein Fehler unterlaufen ist, der seither tradiert wurde. Ein Exemplar des Drucks in Händen gehabt zu haben, behauptet allein Hans Kuhnert Kettler: Baroque Tradition in the Literature of the German Enlightenment 1700–1750. Studies in the determination of a literary period. Cambridge [1943], S. 100–102, allerdings ist dieses weder in seiner Monographie noch in den elektronischen Katalogen der British Library und der britischen Universitätsbibliotheken nachgewiesen. Da sich Kettler ansonsten auf die auf den älteren Bibliographien basierenden Angaben von Martin Pistorius: Heinrich Anshelm von Ziegler und Klipphausen. Sein Leben und seine Werke, Leipzig 1928, stützt, kann auch hier ein Fehler nicht ausgeschlossen werden. Balacin Kayser von Pegu. Ein Asiatischer Roman, neu umgearbeitet nach Heinrich Anselm von Ziegler und Klipphausen. (Probe einer Umarbeitung der Banise, von Hrn. Sch–cht.) In: Bibliothek der Romane. Hrsg. von Heinrich Ottokar Reichard. Bd. 15. Riga 1788, S. 258–272. Karl von Lohbauers zerstreute Blätter. Nach seinem Tode hrsg. von Ludwig Pflaum. Stuttgart 1813, S. 256–270. Die asiatische Banise. Skizze nach Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen, und Johann George Hamann. In: Bibliothek des Romantischen und Romanhaften
Überlieferung
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des Romans erschien 1883 in der Reihe Deutsche National-Litteratur.7 Der von Felix Bobertag herausgegebenen Edition lag die dritte Ausgabe von 1707 zugrunde. 1965 legte Wolfgang Pfeiffer-Belli ebenfalls auf der Basis der Ausgabe von 1707 und unter Heranziehung des Erstdrucks eine graphisch modernisierte Leseausgabe des Romans vor. Eine historisch-kritische Edition der Asiatischen Banise, die den Text des Erstdrucks wiedergibt und kommentiert, blieb dagegen ein Desiderat. Diese Lücke soll die vorliegende Ausgabe schließen.
3. Siglenverzeichnis A B C D
E F G
H
I
J
7
Die Asiatische Banise / Oder Das blutig- doch muthige Pegu […]. Auffgesetzet von H. A. v. Z. U. K. Leipzig: Gleditsch, 1689. Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig: Fritsch, 1700. Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig: Fritsch, 1707. Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Der vierte Druck. Leipzig: Fritsch, 1707. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig: Fritsch, 1716. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig: Fritsch, 1721. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig / Königsberg: Eckart, 1728. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig / Königsberg: Eckart, 1733. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder bluthiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig / Königsberg: Eckart, 1738. Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder bluthiges doch muthiges Pegu […]. Leipzig / Königsberg: Eckart, 1738. aller Zeiten und Völker. Hrsg. von einem Verein von Literatur-Freunden. Berlin 1829, S. 5–60. Asiatische Banise. Von Heinrich Anshelm von Zigler. Nebst Proben aus der Romanprosa des 17. und 18. Jahrhunderts. Hrsg. von Felix Bobertag. Berlin u. Stuttgart 1883 (Deutsche National-Litteratur, Bd. 37: Zweite schlesische Schule II).
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Editionsbericht
K Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise, oder blutiges doch muthiges Pegu […]. Neue ganz verbesserte Auflage. […] Königsberg/Leipzig: Hartung 1764.
4. Ausgabenbeschreibungen Ausgabe A Beschriebenes Exemplar UB Potsdam, Signatur: RSz 82, 1/2. Für die Beschreibung fehlender oder beschädigter Seiten wurden die Mikroverfilmung des Exemplars der Yale University Library (Yale University Library collection of German baroque literature; reel 411, no.1330a) sowie die Exemplare der ULB Darmstadt, Signatur: 41/4926 und der HAB Wolfenbüttel, Signatur: Xb 6559 herangezogen. Format 8°. [8] Bl., 910 Seiten. Titelblatt Die Asiatische Banise / Oder Das blutig- doch muthige Pegu / Dessen hohe Reichs-Sonne bey geendig-tem letztern Jahr-Hundert an dem Xemindo erbae rmlichst unter- an dem Balacin aber erfreulichst wieder auffgehet. Welchem sich die merckwue rdigen und er-schrecklichen Verae nderungen der benachbar-ten Reiche Ava, Aracan, Martabane, Siam und Prom, anmuthigst beygesellen. Alles in Historischer / und mit dem Mantel einer annehmlichen Helden- und Liebes-Geschichte bedeck-ten Warheit berue hende. Diesem fuget sich bey eine / aus Italianischer in Deutsch-gebune dene Mund-Art / ubersetzte Opera / oder Theatrali-sche Handlung / benennet: Die listige Rache / oder Der Tapffere HERACLIUS. Auffgesetzet von H. A. v. Z. U. K. Leipzig / Verlegts Johann Friedrich Gleditsch / ANNO M. DC. LXXXIX. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Paginierung des Widmungsgedichts beginnt auf dessen zweiter Seite. Auf den fünf folgenden Seiten Paginierung in der Mitte mit wechselnden Blumenmotiven in Verzierung. Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte und in Klammern, S. 329 und 659: Seitenzahl in der Mitte in runder Klammer in Verzierung.
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Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx, Yy, Zz, Aaa, Bbb, Ccc, Ddd, Eee, Fff, Ggg, Hhh, Iii, Kkk, Lll Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Lll, Lll2, Lll3, Lll4, Lll5, (Lll6-Lll8 unbez.) Kustoden fehlende Kustoden: fol. 5v, 8v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: S. 79/80: Inn- / Inhalt; 89/90: wolle / wollte; 108/109: he/ / he.; 185/186: gleich / gleich/; 249: stellten/ / stelleten/; 260/261: unbil / unbilliche; 279/280: beß- / boßhaffter; 312/313: Darum / Darumb; 349/350: tapffern / tapfferen; 363/364: des / des/; 385/386: auff / auf; 400/401: den / dem; 432/433: wird/ / gen wird/; 496/497: darein / darin; 503/504: ten / ten.; 535/536: chem / chen; 626/627: e gen/ / gen horen/; 840/841: Mich / Mich/; 857/858: Maur. / Mauritius.; 884/885: Er / (Er; 890/891: 2. Um / 2. Umb; 905/906: Das / (Das Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: Erstes Buch. ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner sind in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede ist immer durch größere Drucktype markiert. Anreden und Unterschriften in Briefen, Sentenzen und Überschriften sind in größerer Type gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 856 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 24, 28, 33, 51, 57, 83, 85, 131, 177, 195, 239, 425, 441, 457, 543, 554, 589, 590, 619, 620 typographische Symbole: S. 780: * † * Buchschmuck Leisten: fol. 6r, S. 1
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Editionsbericht
Vignetten: S. 328, 910 große Initialen: fol. 3r, 6r, S. 1, 329, 659 kleine Initialen: S. 47, 51, 58, 91, 108, 110, 127, 146, 148, 149, 310, 314, 347, 384, 403, 463, 586, 739, 743, 755, 767, 770, 808, 816, 817, 823, 829, 838, 842, 848, 857, 859, 874, 876, 885, 890, 898, 908 Illustrationen nach S. 4: Balacins Kampf mit den Räubern. Kupferstich pag. 5 zugeordnet. nach S. 64: Kampf zwischen dem Kaiser von Pegu und dem Prinzen von Ava. Kupferstich pag. 65 zugeordnet [fehlt im beschriebenen Exemplar; nachgewiesen in den übrigen o. g. Exemplaren]. nach S. 142: Balacins Kampf gegen Chaumigrem und seine Leibwache. Kupferstich pag. 142 zugeordnet. nach S. 220: Balacin rettet Banise vor dem Panther. Kupferstich pag. 221 zugeordnet [fehlt im beschriebenen Exemplar; nachgewiesen in den übrigen o. g. Exemplaren]. nach S. 636: Zweikampf zwischen Abaxar und Sabartibam. Kupferstich pag. 636 zugeordnet. nach S. 698: Banise ersticht den Rolim. Kupferstich pag. 698 zugeordnet. nach S. 748: Entführung der Prinzessin von Savady. Kupferstich pag. 748 zugeordnet. nach S. 764: Balacin tötet Chaumigrem. Kupferstich pag. 764 zugeordnet. Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer e fol. 3r Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … e r fol. 6 Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 58,20 Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 174,1 Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 329,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 347,21 Tod und Untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 659,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 813,1 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 843,9 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 877,1 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 910,14 ENDE.
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Besonderheiten des Exemplars der UB Potsdam, Signatur RSz 82, 1/2 Widmungsgedicht: fol. 4r/v: Seite beschädigt, daher Textverlust ab fol. 4r, Z. 19, und fol. 4v, Z. 17. Haupttext: S. 755 und 756 fehlen. Illustrationen zu pag. 65 (Kampf zwischen dem Kaiser von Pegu und dem Prinzen von Ava) und pag. 221 (Balacin rettet Banise vor dem Panther) fehlen.
Ausgabe B Beschriebenes Exemplar HAB Wolfenbüttel, Signatur: Xb 2525 Format 8°. [8] Bl., 800 Seiten. Am Schluss zwei leere Blätter. Titelblatt Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diesem fue get sich bey eine aus dem Italiae nischen ue bersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. [Vignette: Pegasus] LEIPZIG / bey Thomas Fritsch. 1700. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Paginierung des Widmungsgedichts beginnt auf dessen zweiter Seite. Auf den fünf folgenden Seiten Paginierung in der Mitte mit einem in Klammern gesetzten Kreis in Verzierung. Paginierung der Vorrede nur auf deren erster Seite, dort in der Mitte mit einem Blumenmotiv in Verzierung. Auf den folgenden Seiten keine Paginierung. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte und in Klammern, S. 575: Seitenzahl in der Mitte in runder Klammer in Verzierung. fehlende Seitenzahlen: S. 90, 94, 251, 255, 423 [unpaginierte Seite]. doppelte Seitenzahlen: S. 92, 96, 249, 253. falsche Seitenzahlen: S. 72 statt 172, 191 statt 319, 428 statt 462, 429 statt 463, 580 statt 508, 604 statt 640, 276 statt 726.
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Editionsbericht
Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx, Yy, Zz, Aaa, Bbb, Ccc, Ddd Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Ddd, Ddd2, Ddd3, Ddd4, (Ddd5–Ddd8 unbez.) falsch: Aaa3 (Aaa4) unbez.: Yy4 Kustoden fehlende Kustoden: fol. 5v, 8v, S. 555 Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8r/v: Weißheit. 8 / Weißheit nach; S. 491/492: maner/maer; 531/532: das/daß; 537/538: ihr/ihm; 748/749: das/daß Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise. rechts: Erstes Buch. ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 752 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 21, 25, 29, 44, 49, 73, 74, 113, 153, 169, 208, 372, 385, 399, 442, 471, 481, 512, 513, 538, 540 typographische Symbole: S. 683: *†* Buchschmuck Leisten: S. 1 Vignetten: S. 286, 574, 711, 800 große Initialen: fol. 3r, 6r, S. 1, 287, 575 kleine Initialen: S. 40, 43, 50, 80, 95, 96, 110, 126, 129, 150, 270, 273, 302, 335, 352, 403, 510, 647, 651, 661, 672, 675, 706, 714, 715, 722, 727, 736, 740, 746, 753, 755, 768, 770, 778, 782, 789, 798
Überlieferung
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Illustrationen keine Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer Titelblatt fol. 2r fol. 2v leer Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn … fol. 3r fol. 6r Vorrede: Nach Standes-Gebue hr Geehrter Leser! e [fol. 8r/v] Neue Bucher 1,1 (nach Leiste) der Asiatischen Banise Erstes Buch. 50,6 Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 150,5 Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 287,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 302,18 Tod und Untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 575,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 712,1 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 741,5 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 770,23 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 800,19 ENDE.
Ausgabe C Beschriebenes Exemplar UB Heidelberg, Signatur: Waldberg 1276 RES Format 8°. [8] Bl., 720 Seiten. Titelblatt Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diesem fue get sich bey eine aus dem Italiae nischen ue bersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. [Vignette: Pegasus] LEIPZIG / bey Thomas Fritschen. 1707. Titelkupfer The´atre d’amour
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Editionsbericht
Paginierung Paginierung des Widmungsgedichts beginnt auf dessen zweiter Seite. Auf den fünf folgenden Seiten Paginierung in der Mitte mit Kreisen in Verzierung. Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte und in Klammern. Falsche Seitenzahlen: S. 92 statt 91, 194 statt 164, 358 statt 338, 601 statt 611, 604 statt 614, 603 statt 615. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx, Yy Bogensignaturen (a), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Yy, Yy2, Yy3, Yy4, Yy5, (Yy6-Yy8 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 5v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz / Der; 26/27: denn / denn,; 122/123: die / zeit; 165/166: nun / nun,; 197/198: wenn / wen; 223/224: Printz / abermahl; 261/262: allzu- / allzu sicher; 279/280: vers / verzweiflung; 280/281: chern / chern,; 290/291: de / der; 333/334: unter / untergegangenen; 354/355: auff / auffriß; 409/410: pale e men/palmen,; 432/433: und, / und also; 474/475: außer- / ausserste; e 519/520: ren / get waren; 536/537: jenige/jenige,; 577/578: erkant-/ e erkanntlichen; 611/612: sen / sen,; 612/613: ihreu / ihren; 615/616: les / les/; 626/627: bleyerne / die bleyerne; 656/657: I. Ihr/ IJr; 661/662: Ach / Ach,; 680/681: Idr. / Idren. Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in anderer bzw. größerer Type gesetzt.
Überlieferung
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Haupttext: Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Eigennamen und Anreden sind großgeschrieben, ansonsten nur Kleinschreibung. Anreden und Unterschriften in Briefen, Sentenzen und das »Sterbelied« des Nherandi (S. 102–103) sind in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 673 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 21, 25, 29, 42, 47, 69, 105, 140, 154, 188, 333, 344, 356, 395, 420, 429, 457 (2 Fußnoten), 480 (2 Fußnoten), 481 typographische Symbole: S. 608: * † * Buchschmuck Leisten: fol. 6r, S. 1 Vignetten: S. 633, 720 große Initialen: fol. 3r, 6r, S. 1, 258, 512 kleine Initialen: S. 40, 42, 48, 75, 88, 89, 102, 116, 118, 119, 137, 243, 246, 271, 301, 316, 360, 454, 576, 579, 588, 601, 630, 636, 637, 643, 648, 657, 660, 666, 676, 689, 690, 698, 703, 709, 718 Illustrationen keine Gliederung leer fol. 1r fol. 1v Titelkupfer Titelblatt fol. 2r fol. 2v leer Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn … fol. 3r r Vorrede: Nach Standes-Gebue hr Geehrter Leser! fol. 6 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 48,14 Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 137,12 Lieb- und Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 258,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. 271,27 Tod und Untergang des unglue ckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 512,1 Der Asiatischen Banise drittes Buch. 634,1 Libretto: Die Handlung Der Listigen Rache … 661,8 Der andern abhandlung Erster Auftritt. 691,1 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 720, 17 Ende
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Editionsbericht
Ausgabe D Beschriebenes Exemplar Staatsbibliothek zu Berlin, Signatur: Yu 8523 Format 8°. [8] Bl. 784 Seiten. Titelblatt Herrn Henrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diee e e sem fuget sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. Der vierte Druck. [Vignette: Pegasus] LEIPZIG / bey Thomas Fritschen. 1707. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Paginierung des Widmungsgedichts beginnt auf dessen zweiter Seite. Auf den fünf folgenden Seiten Paginierung in der Mitte mit einem in Klammer gesetzten Kreis in Verzierung. Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte und in Klammern, S. 580: Seitenzahl in der Mitte in runder Klammer in Verzierung. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mn, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx, Yy, Zz, Aaa, Bbb, Ccc Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Cc, Cc2, Cc3, Cc4, Cc5, (Cc6-Cc8 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 5v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz / Der; 8/9: hand/hand/; 26/27: denn / denn/; 48/49: todt/todt/; 65/66: Kriegse e /kriegs-; 373/374: thatte / hatte; 429/430: fleis- /fleißig; 500/501: bey- / wohl beybringen; 605/606: den / denjenigen; 647/648: ste/ / muste/; 657/658: 7 Nun / 7. Nun; 666/667: Weil / *†* Weil; 743/744: Idreno. / Idreno koe mmt; 758/759: Schaut / Schaut!
Überlieferung
487
Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: Erstes Buch ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Abgesehen von Eigennamen und Bezeichnungen Kleinschreibung. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Anreden und Unterschriften in Briefen, Sentenzen und das »Sterbelied« des Nherandi (S. 110–111) sind in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 736 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 21, 25, 29, 44, 49, 73, 74, 113, 152, 167, 205, 363, 376, 389, 431, 459, 469, 499, 500, 524, 526 typographische Symbole: S. 667: *†* Buchschmuck Leisten: fol. 6r, S. 1 Vignetten: S. 695, 784 große Initialen: fol. 3r, 6r, S. 1, 281, 560 kleine Initialen: S. 40, 43, 50, 80, 94, 96, 110, 125, 128, 148, 265, 268, 296, 328, 344, 394, 497, 631, 635, 645, 656, 659, 690, 698, 699, 706, 711, 720, 724, 730, 739, 752, 754, 762, 766, 773, 782 Illustrationen keine Gliederung: leer fol. 1r fol. 1v Titelkupfer Titelblatt fol. 2r fol. 2v leer e fol. 3r Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … e Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! fol. 6r 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 50,6 Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 148,25 Lieb- und lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen.
Editionsbericht
488
281,1 296,3 560,1 696,1 725,5 754,23 784,20
Der Asiatischen Banise anderes Buch. e Tod und untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. Der Asiatischen Banise Drittes Buch. Libretto: Die Handlung der listigen Rache … Der andern Abhandlung Erster Auftritt. Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. ENDE.
Ausgabe E Beschriebenes Exemplar UB Göttingen, Signatur: 8 FAB VI, 1933 Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diee e e sem fuget sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. LEIPZIG / bey Thomas Fritschen. 1716. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Paginierung des Widmungsgedichts beginnt auf dessen zweiter Seite. Auf den fünf folgenden Seiten Paginierung in der Mitte mit einem in Klammern gesetzten Kreis in Verzierung. Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte in Verzierungen und Klammern; S. 261, 521: Seitenzahl in der Mitte in Verzierungen und Klammern. falsche Paginierung: S. 395 statt 364, 395 statt 365. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx
Überlieferung
489
Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Xx, Xx2, Xx3, (Xx4 unbez.) Kustoden fehlende Kustoden: fol. 5v, S. 658 Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz, / Der; 88/89: Solan- / Solang; 101/102: Ich / 1. Ich; 104/105: fodern/fodern,; e e 134/135: todtes- / todes-urtheil; 160/161: auflosen / aufflosen; 168/169: chet,/sprechet,; 284/285: pein / pein,; 314/315: hielt / hielte; 401/402: lich/lich,; 531/532: zaghaf- / zaghafftigkeit; 603/604: ben: / ben;; 605/606: cke / lincke; 615/616: stricks / strickes; 620/621: reichliche / rreichliche; 681/682: Er / (Er Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Bis auf Eigennamen und Titel durchweg Kleinschreibung. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Fremdworte sind in Antiqua gesetzt, Fußnoten kursiv und in Antiqua. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sowie längere Abschnitte direkter Rede sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in Briefen und Sentenzen sind in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Fremdworte sind z. T. in Antiqua gesetzt. In den Fußnoten sind sowohl Fremdworte als auch Eigennamen in Antiqua gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 typographische Symbole: S. 615: *†* Buchschmuck Leisten: fol. 6r, S. 1
490
Editionsbericht
Vignetten: S. 520, S. 696 große Initialen: fol. 6r, S. 1, 261, 521 kleine Initialen: fol. 3r, S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, S.641, 642, 645, 649, 654, 657, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695 Illustrationen keine Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer e fol. 3r Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … e r fol. 6 Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 46,1 Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 137,27 Lieb- und lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 261,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 275,7 Tod und untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 521,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 639,10 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 657,19 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 676,29 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 696,24 ENDE.
Ausgabe F Beschriebenes Exemplar UB Leipzig, Signatur: 8° BST.792 Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diesem fue get sich bey eine aus dem Italiae nischen ue bersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. [Vignette: Pegasus] Leipzig / bey Thomas Fritschen. 1721.
Überlieferung
491
Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Widmungsgedicht und Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte und in Klammern, S. 261, 521: Seitenzahl in der Mitte in runder Klammer in Verzierung. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Xx, Xx2, Xx3, (Xx4 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 4v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz, / Der; e 101/102: Ich / 1. Ich; 104/105: sodern / fodern,; 160/161: auflosen / auffe losen; 229/230: strich / streich; 256/257: wodurch / Wodurch; 284/285: pein/pein,; 313/314: hielt / hielte; 341/342: zwar/zwar,; 401/402: lich/lich,; 406/407: sen / sen,; 632/633: ihr/hr; 681/682: Er/(Er Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Eigennamen und Anreden sind großgeschrieben, ansonsten nur Kleinschreibung. Briefe, Gedichte und Reden werden in kleinerer, Anreden in anderer Type gesetzt. Anreden und Unterschriften in Briefen und Sentenzen sind in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt.
492
Editionsbericht
Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen.. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 typographische Symbole: S. 615: *†* Buchschmuck Leisten: fol. 5r, S. 1 Vignette: S. 520 große Initialen: fol. 5r, S. 1, 261, 521 kleine Initialen: fol. 3r, S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, 641, 642, 645, 649, 654, 657, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695 Illustrationen keine Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer e fol. 3r Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … e fol. 5r Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 46,1 Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 137,27 Lieb- und lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 261,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. 275,7 Tod und untergang des unglue ckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 521,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 639,10 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 657,19 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 676,29 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 696,24 ENDE.
Ausgabe G Beschriebene Exemplare UB Freiburg, Signatur: TM 2008/1197; ULB Halle, Signatur: AB 37 12/h, 12 (1); Bibliothek der Franckeschen Stiftungen Halle, Signatur: 56 G 22
Überlieferung
493
Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Wahrheit beruhende. Diee e e sem fuget sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. Leipzig, verlegts Christoph e e Gottfried Eckart, Buchhandler in Konigsberg. 1728. Titelkupfer The´atre d’Amour. Fehlt im Exemplar der UB Freiburg, vorhanden in den Exemplaren der ULB Halle und der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen Halle. Paginierung Widmungsgedicht und Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte in Verzierungen und Klammern, S. 261, 521: Seitenzahl in der Mitte in runder Klammer in Verzierung. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx Bogensignaturen (a), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.) … Xx, Xx2, Xx3, (Xx4 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 4v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz, / Der; 47/48: da, / damahls; 63/64: mir / mir,; 101/102: Ich / 1. Ich; 104/105: e e fordern / fordern,; 160/161 auflosen / aufflosen; 177/178: war / war,; 229/230: strich /streich; 256/257: wodurch / Wodurch; 284/285: pein / pein,; 313/314: hielt / hielte; 338/339: laubt /laubt,; 341/342: zwar / zwar,; 401/402: lich / lich,; 406/407: sen / sen,; 452/453: schlies- / schiessen; 603/604: ben; / ben:; 629/630: noth- / noth,; 681/682: Er / (Er Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine
494
Editionsbericht
Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Bis auf Eigennamen und Titel und einige zufällige Ausnahmen (z. B. S. 3, Z. 27: Kopff; S. 111, Z. 18: Land; S. 652, Z. 21: Seel) durchweg Kleinschreibung. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Fremdworte sind in Antiqua gesetzt, Fußnoten kursiv und in Antiqua. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sowie längere Abschnitte direkter Rede sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in Briefen und Sentenzen sind in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Fremdworte sind z. T. in Antiqua gesetzt. In den Fußnoten sind sowohl Fremdworte als auch Eigennamen in Antiqua gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 typographische Symbole: S. 615: *** Buchschmuck Leisten: fol. 5r, S. 1 Vignette: S. 520 große Initialen: fol. 5r, S. 1, 261, 521 kleine Initialen: fol. 3r, S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, 641, 642, 645, 649, 654, 657, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695 Illustrationen keine Gliederung fol. 1r leer fol. 1r Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer e fol. 3r Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … e r Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! fol. 5
Überlieferung
1,1 46,1 137,27 261,1 275,7 521,1 639,10 657,19 676,29 696,24
495
(nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. Lieb- und lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. Der Asiatischen Banise anderes Buch. e Tod und untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. Der Asiatischen Banise Drittes Buch. Libretto: Die Handlung der listigen Rache … Der andern Abhandlung Erster Auftritt. Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. ENDE.
Ausgabe H Beschriebenes Exemplar UB Greifswald, Signatur: 524/Kl.Nstr. 1806 Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Wahrheit beruhende. Diesem fue get sich bey eine aus dem Italiae nischen ue bersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. Leipzig, verlegts e e Christoph Gottfried Eckart, Buchhandler in Konigsberg. 1733. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Widmungsgedicht und Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oben in der Ecke oberhalb der Leiste, ausgenommen S. 1: Seitenzahl oberhalb der Zierleiste in der Mitte in Verzierung und in Klammern; S. 261 und 521: Seitenzahlen oberhalb der Leiste in der Mitte in runder Klammer und Verzierung. Falsche Paginierungen: S. 147 doppelt, 148 fehlt; 159 statt 259; 721 statt 271; 221 statt 321; 612 statt 512; 848 statt 648. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx
496
Editionsbericht
Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Xx, Xx2, Xx3, (Xx 4 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 4v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: fol. 8v /S. 1: Blitz / Der; 63/64: mir / mir,; 101/102: Ich / 1. Ich; 256/257: wo- / Wodurch; 284/285: pein / pein,; 313/314: hielt / hielte; 338/339: laub / laubt,; 341/342: zwar / zwar,; 401/402: lich / lich,; 406/407: sen / sen,; 477/478: te/te,; 569/570: woh / wohl; 603/604: ben; / ben:; 617/618: zeit- / zeigete; 654/655: 2. Setzt / Setzt; 681/682: Er / (Er Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Eigennamen und Anreden sind großgeschrieben, ansonsten nur Kleinschreibung. Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Kommata anstelle von Virgeln. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in Briefen und Sentenzen in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 typographische Symbole: S. 615: * * * Buchschmuck Leisten: fol. 5r, S. 1 Vignette: S. 520 große Initialen: fol. 3r, 5r, S. 1, 261, 521 kleine Initialen: S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, 641, 642, 645, 649, 654, 657, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695
Überlieferung
497
Illustrationen keine Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer Titelblatt fol. 2r fol. 2v leer Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn … fol. 3r r Vorrede: Nach Standes-Gebue hr Geehrter Leser! fol. 5 1,1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 46,1 Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 137,27 Lieb- und lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 261,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 275,7 Tod und untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 521,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 639,10 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 657,19 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 676,29 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 696,24 ENDE.
Ausgabe I Beschriebenes Exemplar Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: P.o.germ. 1672 Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise / Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Wahrheit beruhende. Diee e e sem fuget sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapfere Heraclius. Leipzig, verlegts Christoph e e Gottfried Eckart, Buchhandler in Konigsberg. 1738. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Widmungsgedicht und Vorrede nicht paginiert.
498
Editionsbericht
Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oberhalb der Leiste; ausgenommen S. 1: keine Paginierung; S. 261, 521: Verzierungen in der Mitte, Paginierung rechts. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Xx, Xx2, Xx3, (Xx4 unbez.) Kustoden fehlende Kustoden: fol. 4v, S. 173 Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: S. 4/5: auf / aufgefangen; 34/35: zu / zurecht; 63/64: mir / mir,; 89/90: gliche / liche; 101/102: Ich / 1. Ich; 104/105: fordern / fordern,; 121/122: bahn / bahn,; 135/136: schrie- / schreiben; 159/160: se / ser; 175/176: sach / sache; 194/195: cken / cken,; 207/208: Eur / Eur.; 256/257: wo- / Wodurch; 259/260: schaf / schaffenheit; 284/285: pein / pein,; 326/327: der / der,; 341/342: zwar/zwar,; 365/366: get, / get hat; 401/402: lich / lich,; 406/407: sen / sen,; 447/448: e e wuste / wuste,; 477/478: te / te,; 496/497: daß / daß,; 501/502: bam / bam,; 563/564: und / Und; 571/572: wesen / wesen.; 603/604: ben; / ben:; 617/618: zeit- / zeigete; 660/661: Der / Der,; 672/673: Her. / Heracl., 676/677: Drey- / Drey; 681/682: Er / (Er; 692/693: Deu / Den; 693/694: Honor / Honor. Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Eigennamen und Anreden sind großgeschrieben, ansonsten nur Kleinschreibung. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner und auf Lohenstein sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in anderer, Überschriften und Sentenzen in größerer Type gesetzt.
Überlieferung
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Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 Typographische Symbole: S. 610: †††; S. 615: *** *** *** Buchschmuck Leisten: fol. 5r, S. [1] Vignette: S. 520 große Initialen: fol. 2r, 5r, S. [1], 261, 521 kleine Initialen: S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, 641, 642, 645, 649, 654, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695 Illustrationen keine Gliederung leer fol. 1r fol. 1v Titelkupfer Titelblatt fol. 2r fol. 2v leer Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn … fol. 3r r Vorrede: Nach Standes-Gebue hr Geehrter Leser! fol. 5 [1],1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 46,1 Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. 137,27 Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. 261,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 275,7 Tod und untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. 521,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 639,10 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 657,20 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 676,28 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 696,24 ENDE.
Ausgabe J Beschriebene Exemplare WLB Stuttgart, Signatur: L XVI 961 R (Titulatur und Widmungsgedicht); HAAB Weimar, Signatur: 14,4:68; LB Mecklenburg-Vorpommern, Signatur: Ob V 5,22325; UB Freiburg: TM 2008/1196 (Vorrede und Text)
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Editionsbericht
Format 8°. [8] Bl., 696 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise Oder blutiges doch muthiges Pegu / In Historischer und mit dem Mantel einer Helden- und Liebes-Geschicht bedeckten Warheit beruhende. Diee e e sem fuget sich bey eine aus dem Italianischen ubersetzte Theatralische Handlung / benennet: Der tapffere Heraclius. Leipzig, verlegts Christoph e e Gottfried Eckart, Buchhandler in Konigsberg. 1738. Titelkupfer The´atre d’Amour. Fehlt in den Exemplaren der UB Freiburg und der WLB Stuttgart, vorhanden in den Exemplaren der HAAB Weimar und der LB Mecklenburg-Vorpommern. Paginierung Widmungsgedicht und Vorrede nicht paginiert. Paginierung des Haupttexts und des Librettos: Seitenzahlen abwechselnd rechts und links oberhalb der Leiste; ausgenommen S. 1: keine Paginierung; S. 261, 521: Verzierungen in der Mitte, Paginierung rechts. falsche Paginierung: S. 645 statt 663. Bogenzählung a, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt, Uu, Xx Bogensignaturen (a unbez.), a2, a3, a4, a5, (a6–a7 unbez.), A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.) … Xx, Xx2, Xx3, (Xx4 unbez.) Kustoden fehlende Kustode: fol. 4v Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: S. 4/5: auf / aufgefangen; 38/39: lau- / lange; 63/64: mir / mir,; 85/86: sen, / sen.; 101/102: Ich / 1. Ich; 104/105: fodern / fodern,; 153/154: hat / hatd; 256/257: wo- / Wodurch; 284/285: pein / pein,; 326/327: der / der,; 341/342: zwar / zwar,; 342/343: ter- / ter; 401/402: lich / lich,; 406 / 407: sen / sen,; 447/448: wue e ste / wuste,; 477/478: te / te,; 571/572: wesen / wesen.; 603/604: ben; / ben:; 617/618: zeit- / zeigete; 654/655: 2. Setzt / Setzt; 660/661: Der / Der,; 681/682: Er / (Er Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine
Überlieferung
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Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: An den Leser. rechts: An den Leser. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Bis auf Eigennamen und Titel durchweg Kleinschreibung. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Widmungsgedicht und Vorrede: Allusionen auf den Gönner sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Fremdworte sind in Antiqua gesetzt, Fußnoten kursiv und in Antiqua. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sowie längere Abschnitte direkter Rede sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in Briefen und Sentenzen in anderer Type gesetzt. Überschriften sind größer gesetzt. Fremdworte sind z. T. in Antiqua gesetzt. In den Fußnoten sind sowohl Fremdworte als auch Eigennamen in Antiqua gesetzt. Libretto: Eigennamen, Sprecher und Namensnennungen recte, auf S. 664 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 3v, 4r, S. 20, 23, 27, 40, 45, 67, 68, 104, 140, 155, 191, 337 (fortgeführt S. 338), 349, 361 (fortgeführt S. 362), 401, 427, 436, 464, 487, 488 typographische Symbole: S. 610: † † †; S. 615: *** *** *** Buchschmuck Leisten: fol. 5r, S. [1] Vignette: S. 520 große Initialen: fol. 3r, 5r, S. [1], 261, 521 kleine Initialen: S. 38, 40, 46, 73, 87, 88, 101, 116, 118, 137, 275, 305, 366, 429, 431, 586, 589, 598, 610, 636, 641, 642, 645, 649, 654, 657, 660, 665, 666, 675, 676, 681, 684, 688, 695 Illustrationen keine Gliederung leer fol. 1r fol. 1v Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer Widmungsgedicht: Dem Durchlauchtigsten Fue rsten und Herrn … fol. 3r e r Vorrede: Nach Standes-Gebuhr Geehrter Leser! fol. 5 [1],1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch.
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46,1 137,27 261,1 275,7 521,1 639,10 657,19 676,28 696,24
Lebens-geschichte Printz Balacins und der Princeßin Higvanama. Lieb- und Lebens-Geschichte Printz Balacins und der Princeßin Banisen. Der Asiatischen Banise anderes Buch. Tod und untergang des unglue ckseligen Kaysers Xemindo, samt dessen Printzen und gantzem Reich. Der Asiatischen Banise Drittes Buch. Libretto: Die Handlung der listigen Rache … Der andern Abhandlung Erster Auftritt. Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. ENDE.
Ausgabe K Beschriebenes Exemplar WLB Stuttgart, Signatur: D.D.oct.14026–2 Format 8°. XVI, 672 Seiten. Titelblatt Herrn Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen Asiatische Banise, oder blutiges doch muthiges Pegu, in einer unter einer Helden- und Liebesgeschichte verdeckten historischen Wahrheit, Nebst dem tapfern e e Heraclius als einer aus dem Italianischen ubersetzten Theatralischen e Handlung. Neue ganz verbesserte Auflage. Mit allergnadigstem Privilee gio. Konigsberg und Leipzig, verlegts sel. J. H. Hartungs Erben und J. D. Zeise 1764. Titelkupfer The´atre d’amour Paginierung Widmungsgedicht nicht paginiert. Vorrede: paginiert ab fol. 6v, dort Beginn mit 12. Haupttext und Libretto: Paginierung abwechselnd rechts und links oberhalb des Texts; Ausnahme: S. [1]: nicht paginiert. Falsche Paginierung: S. 952 statt 652. Bogenzählung )(, A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, X, Y, Z, Aa, Bb, Cc, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Ii, Kk, Ll, Mm, Nn, Oo, Pp, Qq, Rr, Ss, Tt
Überlieferung
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Bogensignaturen [)( – )(2 unbez.)], )(3, )(4, )(5, [)(6 – )(7 unbez.], A, A2, A3, A4, A5, (A6–A8 unbez.), B, B2, B3, B4, B5, (B6–B8 unbez.), C, C2, C3, C4, C5, (C6–C8 unbez.), … Tt, Tt2, Tt3, Tt4, Tt5, (Tt6-Tt8 unbez.) Kustoden Unterschiede zwischen Kustode und Textanschluss: S. 8/9: ter / ter!; 34/35: e e stimmt / stimmt,; 47/48: horte / horete; 56/57: Vater / Vater,; 65/66: ihn / ihm; 82/83: gekom- / kommen; 125/126: hae lt / hae lt,; 146/147: nichts / nichts,; 155/156: baya / baya,; 160/161: reitzet / reitzet,; 180/181: len / len,; e e 188/189: sers / sers,; 194/195: zuruck / zuruck,; 237/238: E / Es; 244/245: viel / vielmehr; 275/276: Erden / Erden,; 277/278: len / len,; 308/309: Hier / 1. Hier; 346/347: Quaal / Quaal,; 359/360: gen / klugen; 428/429: zelte / zelte,; 481/483: hauffen / haufen; 500/501: waren / waren,; 507/508: ten / sie; 666/667: Arc. / Arcont. Typographie Kolumnentitel Widmungsgedicht: keine Kolumnentitel Vorrede (Normalfall): links: Vorrede. rechts: Vorrede. Kolumnentitel Haupttext (Normalfall): links: Der Asiatischen Banise rechts: erstes Buch. ganzer Text: Eigennamen sind in anderer Type, Fremdworte sind in Antiqua gesetzt. Anstelle von Virgeln werden Kommata verwendet. Widmungsgedicht: Allusionen auf den Gönner sind in anderer, z. T. auch in größerer Type gesetzt. Haupttext: Direkte Rede wird nicht markiert. Briefe, Gedichte und Reden sind in kleinerer, Anreden und Unterschriften in anderer, Sentenzen und Überschriften in größerer Type gesetzt. Libretto: Eigennamen sind in Antiqua gesetzt, Sprecher kursiv, Namensnennungen recte, auf S. 547 in Kapitälchen. Fußnoten: fol. 4r, 4v, S. 19, 22, 26, 39, 43, 65, 66, 100, 135, 149, 183, 326, 337, 349, 387, 413, 421, 449, 472, 473 Buchschmuck Leisten: fol. 6r, S. [1] Vignetten: S. 16, 250, 504 (Poseidon), 622 große Initialen: fol. 3r, 6r, S. [1], 251, 505 kleine Initialen: S. 36, 39, 44, 71, 84, 85, 97, 111, 114, 132, 264, 294, 353, 415, 417, 568, 572, 580, 590, 592, 598, 604, 618, 625, 626, 629, 632, 638, 640, 643, 648, 649, 656, 657, 662, 664, 668, 672 Illustrationen keine
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Editionsbericht
Gliederung fol. 1r leer fol. 1v Titelkupfer fol. 2r Titelblatt fol. 2v leer e fol. 3r Anrede: Dem Durchlauchtigsten Fursten und Herrn … r fol. 4 Widmungsgedicht: Durchlauchtigst Großer Prinz! … fol. 6r Vorrede: Den geneigten Lesern! [1],1 (nach Leiste) Der Asiatischen Banise Erstes Buch. 44,21 Lebensgeschichte Prinz Balacins und der Princeßin Higvanama. 132,20 Liebes- und Lebensgeschichte des Prinzen Balacin und der Princeßin Banise. 251,1 Der Asiatischen Banise anderes Buch. e 264,27 Der Tod und Untergang des ungluckseligen Kaysers Xemindo samt dessen Prinzen und des ganzen Reichs. 505,1 Der Asiatischen Banise Drittes Buch. 623,1 Libretto: Die Handlung der listigen Rache … 640,23 Der andern Abhandlung Erster Auftritt. 658,7 Der dritten Abhandlung Erster Auftritt. 672,45 ENDE.
5. Zu den Ausgaben a) Zur Erstausgabe Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei der Erstausgabe der Asiatischen Banise um den einzigen autorisierten Druck des Romans und zugleich um die einzige Ausgabe zu Lebzeiten des Autors. Von den Folgeauflagen unterscheidet sich die Erstausgabe durch ihren ausführlichen Titel, die Monogrammierung des Verfassernamens, den etwas großzügigeren Satzspiegel, die typographische Differenzierung zwischen direkter und indirekter Rede und die eigens für diese Ausgabe angefertigten und einzelnen Seiten zugeordneten Illustrationen, die in keiner der insgesamt zehn Folgeauflagen enthalten sind. b) Zu den Folgedrucken Die Folgedrucke der Asiatischen Banise erschienen alle postum und weichen in unterschiedlichem Maße voneinander und von der Erstausgabe (Sigle A) ab. Diese bildet die Vorlage für die zweite Auflage von 1700 (Sigle B). Für die späteren Drucke wurden mehrfach wohl verschiedene Ausgaben
Überlieferung
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als Textgrundlage herangezogen, wobei offenbar meist mehrere Setzer parallel und mit zum Teil unterschiedlichen Vorlagen an einer Ausgabe arbeiteten. Ein eindeutiges Stemma zu erstellen und die Ausgaben nach ihrer Abhängigkeit voneinander zu siglieren, ist daher weder sinnvoll noch hinlänglich sicher möglich. Daher wurden die Folgeauflagen der Chronologie entsprechend sigliert. Die Druckfolge der beiden Ausgaben von 1738, auf die im Folgenden noch näher eingegangen wird, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, die Siglierung erfolgt hier anhand von Indizien. Allen Ausgaben gemeinsam ist das Titelkupfer (The´atre d’Amour). Dass die zweite Auflage des Romans der Erstauflage im Hinblick auf Text, Orthographie und Typographie am nächsten steht, liegt auf der Hand. Anders als in den restlichen Folgedrucken sind in B die Sätze wie in A durch Virgeln gegliedert. Die satztechnisch vergleichsweise aufwendige typographische Differenzierung zwischen direkter und indirekter Rede wurde dagegen nicht übernommen. Dies gilt auch für die nachfolgenden Ausgaben, in denen zudem die Virgeln durch Kommata und Semikola ersetzt werden. Auch deswegen wird die Zuordnung der Vorlagen ab der dritten Auflage (Sigle C) zunehmend schwierig. Filiationen lassen sich daher nur anhand von Varianten und Druckfehlern erschließen, wobei auffällt, dass die Überlieferung des Romans bis zur letzten überarbeiteten Ausgabe von 1764 (Sigle K) weitgehend stabil bleibt. Beim Satz der dritten Auflage (Sigle C) wurde offenbar auf die beiden bereits vorliegenden Ausgaben A und B zurückgegriffen. Die Hauptvorlage scheint jedoch B gewesen zu sein, wenngleich sich auch Belege dafür finden, dass zusätzlich ein Exemplar von A herangezogen wurde. So heißt es im ersten Buch in A »Mit welchen Worten« (A: S. 126, Z. 24), in B »Mit diesen Worten« (B: S. 110, Z. 5) und in C wieder »mit welche¯ worten« (C: S. 101, Z. 28). Sehr viel häufiger sind allerdings Übereinstimmungen der Varianten zwischen B und C wie z. B. die Formulierung »mit Schand und Blut« (B und C: S. 8, Z. 10) anstelle des ursprünglichen »mit Sand und Blut« (A: S. 8, Z. 10) oder das Fehlen der Worte »Weil denn E. M. Befehl an mich ergehet« (A: S. 428, Z. 14–15) in B und allen weiteren Drucken einschließlich K. Die vierte Auflage (Sigle D), die noch im gleichen Jahr wie C erschien, basiert ebenfalls primär auf B. Bis einschließlich S. 80 faksimiliert D sogar den Satz von B8, erst ab S. 81, die in D eine Zeile mehr enthält als in B, unterscheiden sich die beiden Ausgaben zunehmend. Weitere Belege für den Rückgriff auf B sind das Vorhandensein der Frage »Ist dieses die bee ruhmte Princessin von Pegu?« (D: S. 173, Z. 16), die in B, aber nicht in C enthalten ist und das Fehlen der Zeilen »zeugen oder beschuldigen kann, so wie mir« (A: S. 630, Z. 9–10) in B und allen Folgedrucken außer C. Zudem 8
Der Satz von C und D ist dagegen nur bis einschließlich S. 32 identisch.
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Editionsbericht
ist die Fußnote zu den bei Balbi erwähnten kannibalischen Batacchi (A: S. 425) wie in B mit der Angabe »pag. 97« (B: S. 372; D: S. 363) korrekt paginiert, während in C irrtümlich »pag. 79« (C: S. 333) angegeben wird. Da C im selben Jahr und im selben Verlag erschienen war und den Setzern mit großer Wahrscheinlichkeit zur Verfügung stand, wurde aber gelegentlich auch diese Ausgabe beim Satz von D als Vorlage herangezogen. So findet sich in beiden Ausgaben anstelle des Wortes »Wettstreit« (S. 27, Z. 12) die Verballhornung »wetterstreit« (C und D: S. 24, Z. 15) und bei der Schilderung von Balacins Krönungszug durch Aracan wird in beiden Ausgaben anstelle des Indikativs »konnte« (S. 544, Z. 12) der grammatikalisch e falsche Konjunktiv »konnte« (C: S. 521, Z. 25; D: S. 460, Z. 27) gebraucht. Ganz neu gesetzt und gestaltet ist dagegen die fünfte Auflage (Sigle E). Die Vorlage dieses Drucks war, obwohl eine jüngere Ausgabe vorlag, unverkennbar C. Indizien dafür sind zahlreiche Übereinstimmungen in den Varianten wie z. B. die falsche Paginierung in der oben erwähnten Fußnote (C: S. 333; E: S. 338) sowie das Fehlen der in B und D enthaltenen oben zitierten Frage nach der berühmten Prinzessin von Pegu. Die Ausgabe E ist auch insofern bemerkenswert, als sie das erste Glied einer in der typographischen Umsetzung konstanten Überlieferungskette darstellt, die zugleich von dem Versuch zeugt, den Text stabil zu halten. Die nachfolgenden Auflagen F, G, H, I und J sind zwar jeweils neu gesetzt, von minimalen Abweichungen abgesehen faksimilieren sie aber den Satz von E. Allerdings bauen die Ausgaben nicht zwangsläufig auf dem jeweiligen Vorgängerdruck auf. Zwar ist E eindeutig die Vorlage für F, auf der wiederum der Druck mit der Sigle G basiert. Exemplarisch für die zahlreichen Varianten, die die Verwandtschaft dieser Drucke belegen, seien hier die »stinckenden schiffe« (F, G, H, J: S. 28, Z. 24) angeführt, die die ursprünglich »sinckenden Schiffe« (A: S. 35, Z. 10) ersetzen. Obwohl diese unfreiwillig komische Lesart sich auch in H (und J) fortsetzt, ist G jedoch nicht die alleinige Vorlage von H. Interessant ist hier das Wiederauftauchen der Frage nach der berühmten Prinzessin von Pegu. Diese fehlt, wie oben ausgeführt, in E und den satzidentischen Ausgaben F und G. Ab H ist die Frage wieder in den Text integriert (H: S. 161, Z. 12–13). Um das seit E etablierte Satzbild beizubehalten, wird der zusätzliche Text durch den engeren Satz der nachfolgenden Zeilen sowie eine Zusatzzeile am Seitenende aufgefangen. Obwohl H primär auf G basiert,9 wurde demzufolge beim Satz auf den Erstdruck zurückgegriffen und der fehlende Text wieder in den Roman aufgenommen. Dies wird auch durch die Eliminierung eines wei9
Dass G und nicht eine der früheren satzidentischen Ausgaben die unmittelbare Vorlage für H war, belegen noch weitere Varianten, die erst ab G tradiert werden. So wird z. B. aus der Redewendung »ich solte mir einen Nagel einschlagen« (A: S. 331, Z. 26) ab G die weniger sinnreiche Formulierung »ich sollte mit einen nagel einschlagen« (G, H, I, J: S. 263, Z. 8–9).
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teren Fehlers bestätigt: Ab B wird der aus Mexiko nach Pegu verpflanzte Baum »Quamochitl« (A: S. 83, Z. 28) fälschlich »Quamochtil« (B: S. 73, Z. 14) geschrieben, in H dagegen wieder korrekt »Quamochitl« (H, I, J: S. 67, Z. 16). Zudem wird, wie oben bereits ausgeführt, die Fußnote zu den in Balbis Reisebericht geschilderten kannibalischen Sitten der Batacchi in C, der darauf basierenden Ausgabe E und deren Folgeausgaben F und G fälschlich mit der Seitenzahl 79 (E, F, G: S. 338) angegeben. Ab H wird wieder korrekt auf S. 97 verwiesen (H: S. 338). Bemerkenswert an den im Satz fast identischen Ausgaben ist schließlich, dass sie trotz der optischen Gemeinsamkeiten aus zwei verschiedenen Häusern stammen. Die Ausgaben E und F erschienen bei Fritsch in Leipzig, die Ausgaben G, H, I und J bei Eckart in Königsberg. Während die Drucke jeweils neu gesetzt wurden, wurde offenbar immer die gleiche Platte für den Druck des Titelkupfers verwendet. Ob Eckart dieses von Fritsch erwarb oder das Motiv nachstechen ließ, ist nicht bekannt, sicher ist jedoch, dass er für die letzten Ausgaben des Romans 1738 auf eine sehr abgenutzte Platte zurückgriff.10 Die Ausgaben von 1738 werden in einigen Bibliographien nur einfach aufgeführt,11 obwohl es sich tatsächlich um zwei zwar weitgehend identische, aber doch differente Drucke handelt. Dies wird an kleinen, aber signifikanten Unterschieden im Satz der Vorrede deutlich. Dazu kommen unterschiedliche Zierleisten auf S. 1, verschiedene Vignetten auf S. 520 – eine mit Blumenranken gezierte stilisierte Muschel in I und ein Blumenkorb in J – und mehrere Varianten, die nur in I, nicht aber in J enthalten sind. Welche der beiden Ausgaben zuerst gedruckt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, die etwas moderner anmutende Typographie von J legt jedoch die Vermutung nahe, dass dieser Druck der jüngere ist. Die primäre Vorlage für I war H. Die dort integrierten, oben erläuterten Korrekturen von Fehlern früherer Nachdrucke setzen sich in I fort. Einige Varianten deuten aber auch hier darauf hin, dass neben H auch ein Exemplar des Erstdrucks vorlag. Anders als in den übrigen Folgedrucken steht in I nämlich korrekt »sand und blut« (I: S. 7, Z. 25–26), während in den übrigen Ausgaben mit Ausnahme von A immer von »Schand und Blut« die 10
11
Die Titelkupfer der beschriebenen Exemplare sind von mangelhafter Druckqualität. Bestätigt wird dieser Befund von Metzler, der in seiner Dissertation den in der Österreichischen Nationalbibliothek befindlichen Druck beschreibt. Vgl. hierzu Stefan Metzler: Feder und Schwert. Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausens »Asiatische Banise« als Problem adliger Schreibtätigkeit. Diss. masch. Wien 1999, S. 100, Anm. 198. Gräße (1853), S. 255; ders. (1867), S. 51, und Bobertag (Einleitung zur BaniseAusgabe von 1883, S. VI) führen nur eine Ausgabe aus dem Jahr 1738 auf. Hayn und Gotendorf, S. 646–647, verzeichnen dagegen zwei Drucke, ebenso Pistorius, S. 23. Dünnhaupt, S. 4335, verweist zwar auf die beiden letztgenannten Bibliographien, listet aber selbst nur einen Druck von 1738 auf.
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Rede ist. Während diese Korrektur noch auf das Sprachgefühl des Setzers zurückgeführt werden könnte, deutet der Rückgriff auf die ursprüngliche Formulierung »Streit ungewisser Furcht« (A: S. 38, Z. 7; I: S. 30, Z. 31–S. 31, Z. 1), die in den übrigen Ausgaben »schritt ungewisser furcht« lautet, unübersehbar auf das Vorliegen der Erstausgabe beim Satz von I hin. Anders als H scheint A aber nur sporadisch als Referenztext gedient zu haben. Die Hauptvorlage für J auszumachen ist dagegen nicht möglich, denn die Belege sprechen gleichermaßen für H und I. So teilt J mit H zahlreiche in I fehlende Varianten wie »die ledige zeitung« (H, J: S. 574, Z. 15) anstelle von »die leidige Zeitung« (A: S. 724, Z. 28). Zugleich enthält die Ausgabe aber auch viele Lesarten, die in I erstmals auftauchen wie »nahe nachbarn der weisheit« (I, J: S. 340, Z. 18–19; K: S. 328, Z. 27) statt »wahre Nachbarn der Weisheit« (A: S. 429, Z. 5–6). Wahrscheinlich griffen die Setzer parallel auf beide Ausgaben zurück, die aufgrund des vermutlich zeitnah vorausgegangenen Drucks von I leicht verfügbar waren.12 Die Erstausgabe A spielte beim Satz von J dagegen keine Rolle. c) Zu den Bearbeitungen des 18. Jahrhunderts Die überarbeitete Ausgabe K basiert eindeutig auf dem mit I siglierten Druck von 1738. Ob der anonyme Herausgeber diese Ausgabe ausgewählt hat – mögliche Argumente wäre ihre partielle Orientierung am Erstdruck oder ihre relative Aktualität – oder rein zufällig darauf zurückgriff, ist nicht zu bestimmen. Wie die oft willkürlich zusammengebundenen Exemplare der Asiatischen Banise und ihrer Fortsetzung belegen, wurden die Drucke aus den verschiedenen Jahren eher undifferenziert rezipiert. Da der Herausgeber in seiner Vorrede explizit davon spricht, dass die Banise »1738. von neuen im Drucke erschienen« sei,13 ist anzunehmen, dass er mit dem neuesten Druck des Romans zu arbeiten glaubte. Übereinstimmungen zwischen den Varianten von I und K gibt es trotz der editorischen Eingriffe zur Genüge. So sind auch in K, ebenso wie in A und I, die Leichen der von Balacin getöteten Räuber nicht mit »Schand und Blut«, sondern mit »Sand und Blut« bedeckt (K: S. 7, Z. 20), während Chaumigrem in K, ebenso wie in I (und J), bei der Eroberung von Siam nicht die »seichtesten Oerter des Flusses« (A: S. 573, Z. 5), sondern nur die »leichtee sten orter des Flusses« (I, J: S. 451, Z. 15–16; K: S. 436, Z. 28–29) mit Steinen auffüllen lässt. Weitere Beispiele ließen sich anführen. 12
13
Eventuell wurde beim Satz noch eine weitere frühere Ausgabe der Asiatischen Banise verwendet, denn in J wird, ebenso wie in den Ausgaben B, C, D, E, F, und G der mexikanische Baum »Quamochitl« fälschlich »Quamochtil« geschrieben (J: S. 67, Z. 16). Dieser Fehler kann aber auch auf den Setzer zurückgehen. Vorrede zu K, S. 12.
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Interessanter als die identischen Lesarten sind jedoch diejenigen, die K von den früheren Ausgaben unterscheiden. Am auffälligsten ist die »Den geneigten Lesern« gewidmete Einleitung, die die bisher von wenigen Varianten abgesehen unverändert tradierte, an den »Nach Standes-Gebue hr geehrte[n] Leser« gerichtete Vorrede ersetzt. In der deutlich an ein empfindsames Lesepublikum adressierten Vorbemerkung nennt der anonym bleibende Herausgeber von 1764 die Gründe seiner Bearbeitung: Da man e »den schwulstigen Stil, und den bisweilen schlecht gerathenen Ausdruck mit Recht« getadelt habe und da die »Schilderungen und Charactere […] e nicht allezeit lebhaft, erhaben, und der Sache und dem Gegenstande gemaß abgefasset worden« seien, stelle die überarbeitete Ausgabe des Romans den Versuch dar, die an sich lesenswerte Geschichte dem Zeitgeschmack anzupassen. »Es sind nicht allein alle unserer teutschen Sprache unanstae ndige e e Ausdrucke ausgerottet; sondern auch manche niedrige pobelhafte Ause drucke weggelassen; manche Schilderungen angenehmer, lebhafter und erhabener, doch ohne Nachtheil der Geschichte selbst, gezeichnet worden.«14 Die zu diesem Zweck vorgenommenen Änderungen beschränken sich auf die sprachliche Ebene, inhaltliche Eingriffe wurden nicht vorgenommen. Allerdings kommt die sprachliche Überarbeitung einer sittlichmoralischen Zensur zuweilen nahe. So darf die über die verschiedenen Annäherungsversuche des Bösewichts Chaumigrem erzürnte Prinzessin Higvanama dessen Brief nicht mehr anspeien, ehe sie ihn mit Füßen tritt (vgl. A: S. 88, Z. 18–19), sondern nur noch zu Boden werfen (K: S. 69, Z. 2). Sprachlich ist ihre Reaktion ebenfalls zurückhaltender. Während Higvanama in der Originalfassung Scandor mit den Worten »sonsten soll dein Kopf auf dem Rumpfe wackeln« (A: S. 89, Z. 1–2) weitere Botendienste untersagt, heißt es in der überarbeiteten Fassung zwar gleichfalls warnend, aber weniger salopp »sonst wird es gewiß deinen Kopf kosten« (K: S. 69, Z. 11). Generell werden umgangssprachliche Wendungen und Redensarten deutlich reduziert, was sich vor allem in den Passagen niederschlägt, in denen Balacins Diener Scandor eine größere Rolle spielt. Der Ehediskurs zu Beginn des zweiten Buches (K: S. 253–261) und Scandors Überlegungen dazu, wie der verliebte Chaumigrem überlistet werden könnte (K: S. 357–358), verlieren dabei deutlich an Komik.15 Die Eingriffe des anonymen Herausgebers haben zudem zur Folge, dass die intertextuellen Referenzen auf die dem Bearbeiter vermutlich unbekannten schlesischen Barockdichter nicht mehr erkennbar sind. So wird aus der Lohenstein-Paraphrase »Meine Seele soll aus seiner Asche Lust schoe pffen / und sein Tod soll 14 15
Ebd., S. 12 u. 15. Diese und andere ausgewählte Passagen aus K sind im Anhang unserer Textedition abgedruckt.
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alles / was in mir Liebe heist / vertilgen. Denn wo Hertz und Seele true be ist / da wird Sonne und Brunst dunckel« (A: S. 134, Z. 3–7; Prätext: Ibrahim Sultan) in K eine allgemeine Totenklage: »Meine Seele soll an seiner Asche sich belustigen, und sein Tod soll alles, was in mir Liebe heist, verbannen. e Denn gleich wie trube Wolcken den Glanz der Sonn verdunkeln: so wird e auch, traurige Schicksale das Feuer der Liebe gestoret.« (K: S. 102, Z. 23–28) Dass »Brunst« durch »Liebe« ersetzt wird, ist kein Zufall. Auch im weiteren Verlauf des Texts werden eindeutige affektive Äußerungen immer wieder durch moralisch unanfechtbare Formulierungen ersetzt. Die ›empfindsame Dämpfung‹ manifestiert sich auch in dem konsequent durchgeführten Austausch von Superlativen, die bis auf wenige Ausnahmen durch Positive ersetzt werden.16 Das Vorgehen des ungenannten Bearbeiters lässt sich anhand der in der Vorrede enthaltenen Angaben und des Vergleichs mit I relativ gut erschließen. Gleich zweimal in der nur sechs Seiten umfassenden Vorrede ist von der »Kue rze der Zeit, die keine gae nzliche Umarbeitung verstatten wollen«, die Rede; der Zeitmangel wird durch den »schon angefangenen« Abdruck erklärt.17 Vermutlich überarbeitete der Herausgeber von K ein entweder aufgebundenes oder durchschossenes Exemplar von I, wobei er die meisten Varianten wohl direkt in den Text hineinschrieb. Dieses Verfahren führte wiederholt zu unvollständig durchgeführten Korrekturen; z. B. werden bei den durch andere Formulierungen ersetzten, aus mehreren Worten bestehenden Inquit-Formeln häufig nur die zugehörigen Präpositionen ausgetauscht, ohne dass das Objekt des Satzes diesen grammatikalisch angeglichen würde. So heißt es in A korrekt »redete ihm der Printz ein« (A: S. 44, Z. 13), in K dagegen »redete ihm der Prinz an« (K: S. 24, Z. 20). Während solche kleineren Fehler für handschriftliche Korrekturen in I sprechen, sind längere Varianten wie die oben zitierte Neuformulierung der Totenklage entweder dem aufgebundenen Exemplar beigelegt oder auf den leeren Seiten des durchschossenen Exemplars notiert worden. Die mit Korrekturen versehenen Seiten und Ergänzungen gingen wahrscheinlich unmittelbar an den Setzer, eine Fahnenkorrektur scheint nicht erfolgt zu sein. Sehr viel stärker bearbeitet ist das 1788 in Reichards Bibliothek der Romane erschienene Fragment Balacin Kayser von Pegu. Ein Asiatischer Roman, neu umgearbeitet nach Heinrich Anselm von Ziegler und Klipphausen.18 Welcher Druck der empfindsam überformten Probe einer Umarbeitung der Banise zugrundeliegt, ist nicht zu erkennen. Auch der Verfasser der Neufassung, ein Herr »Sch–cht«, kann nicht mit Sicherheit identifiziert 16
17 18
Zur Verzeichnung der Varianten von K s. die Erläuterungen zum Aufbau des Variantenapparats sowie die nachfolgende Liste der generellen Änderungen. Die Superlativ-Positiv-Wechsel werden einzeln verzeichnet. Vorrede zu K, S. 16 u. 15. Wie Anm. 4.
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werden. Eventuell handelt es sich um Wielands Schwiegersohn Johann Salomo Gottlieb Schorcht (1762/63–1792), der sich in den 1780er Jahren vor allem als Übersetzer literarisch betätigte und seine Publikationen mehr als einmal mit »Sch–rcht« zeichnete.19 Die empfindsame Neufassung der Asiatischen Banise »stellt den gelungenen Versuch dar, den hundert Jahre alten Roman dem Geschmack und den Konventionen einer Zeit anzupassen, ›wo alles darauf angelegt ist, die Natur zu belauschen‹.«20 Wie sehr die fragmentarische Umarbeitung der Banise den »Konventionen empfindsamer Erzählprosa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts« entspricht, hat Volker Meid bereits 1978 herausgearbeitet. So wird Balacins berühmte Fluchrede, mit der der Roman in medias res beginnt, durch einen »empfindsame[n] Natureingang in mittlerer Stillage [ersetzt], mit dem ein Gegenbild zur düsteren seelischen Verfassung des Prinzen geschaffen wird«.21 Neben dem vor allem von Salomon Gessner geprägten Topos von der ›Feier der Natur‹, der allgemeinen Subjektivierung, der an Ossian gemahnenden rhythmischen Prosa und dem Primat des empfindsamen Erzählers, dessen einfühlsame Beschreibungen die dramatischen Monologe des Helden ersetzen,22 ist hier vor allem erwähnenswert, dass in der Balacin Kayser von Pegu überschriebenen Neufassung aus der bis dahin titelgebenden Banise eine Prinzessin Sulmanai wird.23 Eventuell sollte in der vermutlich nicht komplett ausgeführten Bearbeitung die mit dem Namen Banise verknüpfte Assoziation eines schwülstigen und unrealistischen Barockromans24 vermieden und eine von der überkommenen Auffassung der originalen Banise unabhängige Bewertung der empfindsam überformten Geschichte ermöglicht werden. d) Zu den Bearbeitungen und Editionen des 19. und 20. Jahrhunderts Um 1800 wurde die Asiatische Banise erneut bearbeitet. Autor der gleichfalls fragmentarischen Neufassung war Karl von Lohbauer (1777–1809). Die Zwey Bruchstuecke aus einer angefangenen Umarbeitung der Banise er19
20 21 22 23
24
Zu Johann Salomo Gottlieb Schorcht s. den Kommentar zur anonymen Bearbeitung der Asiatischen Banise (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/schorcht). Volker Meid: Ziglers ,Asiatische Banise‘ 1689 und 1788. Zur Wirkungsgeschichte des Barockromans. In: Argenis 2 (1978), S. 327–340, hier S. 329. Ebd., S. 330. Ebd., S. 331. Wie Anm. 4, hier S. 267ff. Auch Balacins Vertrauter Talemon muss sich umtaufen lassen, allerdings kann bei der Variante »Taleman« bzw. »Talemann« (beide S. 272) ein Lesefehler des Setzers nicht ausgeschlossen werden. Zur negativen Bewertung der Asiatischen Banise durch die Literaten des 18. Jahrhunderts s. Dieter Martin: Barock um 1800. Bearbeitung und Aneignung deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts von 1770 bis 1830, Frankfurt/Main 2000 (Das Abendland. 26), S. 404–405.
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schienen allerdings erst nach seinem Tod in einer von einem Freund veranstalteten Sammlung nachgelassener Schriften. Ob Lohbauer eine vollständige Bearbeitung des Romans plante, ist nicht bekannt. Beide Bruchstücke lesen sich wie der Beginn einer solchen, wobei das erste der beiden Fragmente eine stilistisch interessante Neufassung und das zweite einen mit dem Vorlagetext nur lose verknüpften Banise-Roman erwarten lässt. Ebenso wie in der empfindsamen Version von »Sch–cht« fehlt in Lohbauers erstem Fragment Balacins Fluchrede. Statt dessen setzt seine Banise mit einer in italienischen Stanzen gehaltenen Schilderung jener Szenerie ein, in der sich Balacin nach dem Kampf mit den Räubern befindet, nämlich in der von Leichen angefüllten Flusshöhle. Während bei »Sch–cht« ein leuchtender Morgen mit der trüben Stimmung des Helden kontrastiert, schafft Lohbauer mit der an die aktuelle Schauerliteratur gemahnenden e e Evokation der »dustre[n] Uferhohle«, die von jedem »mit grau’ndurchbebter Seele« vorbeieilenden Wanderer gemieden werde, den passenden Kontext für Balacins Klagen über seine desolate Situation. Nach nicht ganz zwei Seiten bricht die epische Dichtung ab, die Handlung wird jedoch – nun in Prosa – bis zur Rettung des Prinzen durch Talemon (hier Telamon) und Ponnedro weitergeführt. Im Gegensatz zum versepischen Beginn wird die Darstellung nun zunehmend dramatisiert. Erzeugt wird dieser Eindruck einerseits durch ausführliche, eng an der Vorlage orientierte Monologe und Dialoge, andererseits aber auch durch ein ›miterlebendes‹ Erzählen, das in dramatischen Situationen wie Balacins Kampf mit dem Tiger vom epischen Präteritum ins vergegenwärtigende Präsens wechselt. Auch das zweite Bruchstueck beginnt mit der Schilderung einer düsterschrecklichen Naturszene. Während Ziglers Balacin eingangs Blitz, Donner und Hagel nur verbal heraufbeschwört, gehen diese hier real auf sein alter ego nieder. Nachdem der Held nur knapp dem Tod entgangen ist, findet er Aufnahme bei Lorangy und ihrer Mutter Hasanna, die mit ihren Urbildern nur noch die Namen gemein haben. Zählen Lorangy als törichte Verliebte und Hassana als Kupplerin und lasterhafte Ehefrau des alten Talemon zum komischen Personal von Ziglers Roman, geben Lohbauers Frauengestalten ihrem unerwarteten Gast an Edelmut in nichts nach, was die unmittelbare Hinwendung des Helden zu Lorangy plausibel erscheinen lässt. Erzähltechnisch ist das zweite Fragment weniger interessant als das erste, da Lohbauer hier auf einen versifizierten Eingang verzichtet und sich weitgehend in einem distanzierten narrativen Modus übt. Dass Lohbauer eine Neubearbeitung der Banise für notwendig hielt, kann als weiterer Beleg für die gängige Auffassung gewertet werden, der Roman sei stilistisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Diese Haltung manifestiert sich auch in der »Vorerinnerung« der 1829 anonym in der Bibliothek des Romantischen und Romanhaften erschienenen Nacherzählung des ersten Buchs: »Heut ist dieses Werk der ungeheuren Breite und des
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enormen Schwulstes wegen, der darin herrscht, kaum mehr lesbar; gleichwohl ist die auf historischem Grunde ruhende Fabel nicht schlecht, die Charakterhaltung nicht übel und das Ganze nebenbei mit einigen lyrischen Gedichten ausgeschmückt, wie sie der moderne Dichter nicht zarter machen würde. Auch sind die darein verwebten Schilderungen der Sitten und Gebräuche einiger hindostanischer Völker nicht ohne Werth«.25 Das Ziel der Herausgeber – eines »Verein[s] von Literatur-Freunden« – war offenbar ein Gesamtüberblick über Ziglers Banise und ihre Fortsetzung von Johann George Hamann. Die in der »Vorerinnerung« und am Ende der Zusammenfassung angekündigte Nacherzählung des zweiten Buchs26 erschien allerdings nicht. Die Vorlage der durch ausführliche Zitate angereicherten Nacherzählung ist schwer auszumachen. Anhaltspunkte liefern hier nur die eingangs lobend erwähnten und darum auch in der Zusammenfassung vollständig zitierten lyrischen Einlagen, deren Varianten Rückschlüsse auf die verwendete Ausgabe erlauben. Mit ziemlicher Sicherheit können die frühen Drucke der Banise (A, B, C, D, E) sowie die drei letzten Auflagen (I, J, K) ausgeschlossen werden. Welche der verbleibenden Auflagen (F, G, H) die konkrete Vorlage war, lässt sich anhand der in der Zusammenfassung enthaltenen Zitate jedoch nicht feststellen, da die Verse wenige Varianten enthalten und die Prosazitate sprachlich der Nacherzählung angepasst wurden. Die erste vollständige Neuedition des Romans erschien 1883 in der von Joseph Kürschner herausgegebenen Reihe Deutsche National-Litteratur. Der Einleitung des Herausgebers Felix Bobertag zufolge steht die Banise in diesem Reihenwerk stellvertretend für die »nach allen wesentlichen Seiten sehr ausreichend vertretene[] Gruppe von Prosadichtungen«.27 Ansonsten werden der Roman und sein Autor recht knapp abgehandelt. Neben einer kurzen Skizze der historischen Hintergründe des Romangeschehens ist vor allem Bobertags Begründung dafür bemerkenswert, dass seine Edition nicht auf der Erstausgabe, sondern auf einem nicht autorisierten Folgedruck basiert. Dass er kein Exemplar des Erstdrucks beschaffen konnte, wertet Bobertag »als Beweis der großen Nachfrage nach dem Roman«, wegen der »es nicht möglich gewesen ist, eine ältere Auflage als die von 1707, die unserem Texte zu Grunde liegt, aufzutreiben«.28 Seine Edition basiert daher auf der hier mit der Sigle C versehenen dritten Auflage, deren Titelkupfer und Titelblatt er dem Neudruck voranstellt. Den Text gibt er seiner Vorlage 25 26 27 28
Wie Anm. 5, hier »Vorerinnerung«, S. 3–4. Ebd., S. 4; Haupttext, S. 69. Einleitung zu: Asiatische Banise. Von Heinrich Anshelm von Zigler [...]. Hrsg. von Felix Bobertag (wie Anm. 6), S. V. Ebd., S. VI.
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getreu in konsequenter Kleinschreibung und originaler Orthographie wieder, Fremdwörter werden ebenso wie dort in Antiqua gesetzt. Die Seitenumbrüche der Ausgabe von 1707 werden dagegen nicht verzeichnet und nur am Ende von größeren Texteinheiten (Widmungsgedicht, Vorrede, 1. und 2. Buch) ohne weitere Erklärung übernommen. Vom Autor eingefügte Fußnoten werden einheitlich mit einem typographischen Symbol (*) und ggf. auch durch ergänzende Verweise auf die Zeilenzählung markiert. Die raren Wort- und Sacherläuterungen werden ausschließlich durch Zeilenangaben zugeordnet. Bei der 1965 in der Winkler-Reihe Die Fundgrube erschienenen, von Wolfgang Pfeiffer-Belli veranstalteten Edition der Asiatischen Banise handelt es sich um eine reine Leseausgabe. Gemäß der Angabe »Vollständiger Text nach der Ausgabe von 1707 unter Berücksichtigung des Erstdrucks von 1689« handelt es sich bei dem edierten Text um eine Kontamination der Erstausgabe mit einem Folgedruck, wobei diesem sogar der Vorrang vor der editio princeps eingeräumt wird. Nicht angegeben ist, ob es sich bei der Ausgabe von 1707 um die dritte oder die im gleichen Jahr erschienene vierte Auflage handelt. Da letztere auf dem Titelblatt eindeutig als »Der vierte Druck« ausgewiesen ist, ist anzunehmen, dass Pfeiffer-Belli sich primär auf die nicht gesondert markierte dritte Ausgabe bzw. deren in zahlreichen Bibliotheken verfügbaren Neudruck von 1883 stützt. Wie dieser bietet auch die Edition von Pfeiffer-Belli trotz des vorangestellten Titelblatts der Erstausgabe »eine textgetreue Wiedergabe der Ausgabe von 1707«. Allerdings wurde »für fragliche Stellen oder mögliche Versehen des Setzers der Erstdruck von 1689 zum Vergleich und zur eventuellen Berichtigung herangezogen«.29 Zudem wurde der Text »bei Wahrung des Lautstandes orthographisch leicht modernisiert«,30 d. h. einige ältere Schreibweisen (z. B. th in »Thurm«, h in »verlohren«) wurden der aktuellen Rechtschreibung angepasst. Dies gilt auch für die Groß- und Kleinschreibung von Hauptwörtern sowie die Zusammenschreibung von heute noch in der gleichen Bedeutung existierenden Komposita. Alte Wortformen und die für den Satzrhythmus wichtige »Ziglersche Zeichensetzung«31 wurden beibehalten und die direkte Rede »der bessern Übersichtlichkeit halber in Anführungszeichen gesetzt«.32 Die ohnehin unterschiedlichen Seitenumbrüche der 29
30 31
32
Wolfgang Pfeiffer-Belli: Zum Text dieser Ausgabe. In: Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen: Asiatische Banise. Vollständiger Text nach der Ausgabe von 1707 unter Berücksichtigung des Erstdrucks von 1689. München 1965, S. 485. Pfeiffer-Belli: Nachwort, ebd., S. 484. Pfeiffer-Belli: Zum Text dieser Ausgabe, S. 485. Allerdings ist fraglich, wie sehr die Zeichensetzung der Ausgabe von 1707 Ziglers Vorgaben entspricht, da in der Erstausgabe die Sätze noch durch Virgeln untergliedert sind und erst ab der dritten Auflage Kommata und Semikola verwendet werden. Ebd., S. 486.
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Erstausgabe und des Nachdrucks von 1707 wurden in der Leseausgabe nicht berücksichtigt. Auch die von Bobertag spärlich hinzugefügten Wort- und Sacherläuterungen fallen weg. Teilweise werden sie durch das ausführliche Nachwort ersetzt, in dem Pfeiffer-Belli die historischen Hintergründe des Romans und die Biographie seines Autors beleuchtet.
II. Anlage der Neuausgabe 1. Text und Varianten Die historisch-kritische Edition der Asiatischen Banise legt anders als die bisher erschienenen Ausgaben den Erstdruck von 1689 zugrunde. Transkribiert wurde das Exemplar der UB Potsdam (Signatur: R Sz 82 1/2); ergänzend wurden die Mikroverfilmung des in der Bibliothek der Yale University (USA) befindlichen Exemplars (Yale University Library collection of German baroque literature; reel 411, no.1330a) sowie das Exemplar der UB Darmstadt (Signatur: 41/4926) herangezogen. Da der in der UB Potsdam befindliche Druck nicht alle Illustrationen enthält,33 werden das Titelkupfer, das Titelblatt und die Kupferstiche zur Erstausgabe nach dem Exemplar der UB Darmstadt reproduziert. Obwohl die Erstausgabe des Romans die einzige zuverlässige Textquelle bietet, geht die vorliegende Ausgabe der Asiatischen Banise über einen kommentierten Neudruck der editio princeps hinaus und verfolgt parallel zum autorzentrierten historischen Ansatz das Ziel einer kritischen rezeptionsorientierten Darstellung. Dementsprechend folgt der Text in Orthographie, Syntax, Interpunktion und Typographie ausschließlich dem Erstdruck. Die editorischen Eingriffe beschränken sich auf die im Folgenden dokumentierte Korrektur offensichtlicher Druckfehler und die Normierung der in der Erstausgabe mitunter variablen typographischen Auszeichnungen.34 Im kritischen Apparat werden die semantisch bedeutenden Varianten sämtlicher vollständigen Folgedrucke verzeichnet.35
33 34
35
Vgl. hierzu oben die I. 4: Ausgabenbeschreibungen, Ausgabe A. Zum Umgang mit den typographischen Auszeichnung des Erstdrucks vgl. das »Verzeichnis der typographischen Besonderheiten und deren Umsetzung« sowie die zugehörigen Erläuterungen. Zur Auswahl der Varianten s. den nachfolgenden Abschnitt »Zum Variantenapparat«.
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Die rezeptionsgeschichtliche Bedeutung der Nachdrucke, deren Besonderheiten hier erstmals systematisch erfasst werden, kann kaum überschätzt werden. Dass die Asiatische Banise im 18. Jahrhundert im doppelten Sinn zu einer Erfolgsgeschichte wurde, lag auch an ihrer dauerhaften Präsenz auf dem Buchmarkt. Die andauernde Popularität und weite Verbreitung des Romans manifestierte sich in einer Vielzahl von deutschsprachigen Wirkungszeugnissen36 sowie Übersetzungen ins Schwedische, Niederländische, Französische und Russische.37 Auf welchen Vorlagen diese beruhen, lässt sich anhand der vorliegenden Editionen von Bobertag und Pfeiffer-Belli nicht feststellen. Für die genauere Untersuchung der produktiven Rezeption des Romans sind daher gerade die bisher nicht dokumentierten Varianten der Nachdrucke von entscheidendem Interesse.
2. Zum Variantenapparat Dargestellt werden die Varianten mit Hilfe eines unter dem Text stehenden lemmatisierten Einzelstellenapparats, in dem die semantisch bedeutenden Varianten der späteren Ausgaben verzeichnet werden. Gründe für diese Einschränkung sind die variable Orthographie des 17. und 18. Jahrhunderts und die Tatsache, dass beim Satz der verschiedenen Auflagen stets mehrere Setzer am Werk waren, so dass die Schreibweise einzelner Wörter auch innerhalb einer Ausgabe variiert. Dies gilt bereits für die Erstausgabe, deren Setzer ohne erkennbares Prinzip »Princessin« einmal mit ss und einmal mit ß schreiben. Ab der dritten Ausgabe sind die Ausgaben mit Ausnahme von Satzanfängen und Eigennamen konsequent in Kleinbuchstaben gesetzt, die letzte Ausgabe differenziert wieder zwischen Groß- und Kleinschreibung. Auch die Interpunktion wird modernisiert. So werden die Virgeln ab der dritten Auflage durch Kommata und Semikola ersetzt. Da die Verzeichnung aller solcher rein graphischen Varianten einer Vervielfältigung des Texts im Apparat gleichgekommen wäre, werden die durch Druckkonventionen und die leicht differierende Graphie der verschiedenen Setzer bedingten Varianten nicht aufgenommen. Berücksichtigt sind somit nur diejenigen Abweichungen, die auf der Ebene des Wortes, der Syntax und der Semantik liegen. Druck- und Lesefehler der auf den Erstdruck folgenden Auflagen werden nur dann vermerkt, wenn diese Rückschlüsse auf die Filiationen der verschiedenen Ausgaben zulassen. 36 37
Vgl. hierzu die umfangreiche Liste der Rezeptionszeugnisse im Banise-Portal (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/baniserezeption). Zu den verschiedenen Übersetzungen vgl. die betreffende Seite des Banise-Portals (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/baniseuebersetzt).
Anlage der Neuausgabe
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Die mit diesem Verfahren angestrebte Übersichtlichkeit, die neben den rezeptionsgeschichtlich relevanten Varianten die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ausgaben sichtbar werden lässt, ist auch der Grund für die Aufteilung des Variantenapparats in zwei horizontal geschichtete Ebenen. In der oberen Ebene werden nur die Varianten der zweiten bis zehnten Auflage der Asiatischen Banise (Sigle B–J) und die aus diesen in die letzte, überarbeitete Ausgabe von 1764 (Sigle K) übernommenen Änderungen verzeichnet. Druckgraphisch abgesetzt, werden darunter ausschließlich diejenigen Varianten verzeichnet, die K von den früheren Ausgaben unterscheiden. Auch hier wurden nur die semantisch relevanten Varianten berücksichtigt, während die übrigen Varianten in der nachfolgenden Liste genereller Änderungen pauschal verzeichnet sind. Dass es unser Apparat daher nicht erlaubt, die Ausgabe K zu rekonstruieren (ein in jeder Hinsicht vollständiger Variantenapparat, der einem solchen Anspruch hätte genügen wollen, hätte eine große Fülle redundanter Informationen gehäuft und die auch aus Benutzersicht interessanten Varianten zum Verschwinden gebracht), ist umso leichter zu rechtfertigen, als diese letzte vollständige Ausgabe des 18. Jahrhunderts im Banise-Portal vollständig digitalisiert vorliegt.38
3. Generelle Änderungen in der überarbeiteten Auflage von 1764 (Sigle K) Typographische Änderungen –
– – –
Im Widmungsgedicht werden Anreden an und Referenzen auf den Widmungsträger im Gegensatz zu den früheren Ausgaben typographisch nicht hervorgehoben. Eigennamen werden stets in anderer Type gesetzt. Keine Nasalstriche, m und n werden sowohl nach Vokalen als auch bei Doppelkonsonanten ausgeschrieben. Modernisierte Interpunktion.
Grammatisch-morphologische Änderungen In Verbformen des Präteritum wird häufig ein e eingefügt, z. B. »ere holete« statt »erholte«. Bei »Glucke« etc. wird das auslautende e dagegen eliminiert, ebenso bei Partizipien (»rasend« statt »rasende«). – Anreden in der 3. Person Singular werden in die 3. Person Plural übertragen.
–
38
URL: http://digilib.ub.uni-freiburg.de/copyright.php?ppn=285113437.
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A, S. 33, Z. 2: er verbanne allen Zweiffel-Muth K, S. 26, Z. 4: sie verbannen allen Zweifelmuth – Einzelne Sätze werden aus dem Plusquamperfekt ins Präteritum transponiert. e e A, S. 145, Z. 6–9: so war er ungescheut vor den Konig und die Rathe getreten / hatte mit hochtrabenden Worten und vielen Unwahrheiten die Ursache gestrigen Kampffes vorgebracht / und gebeten K, S. 111, Z. 7–10: so trat er ungescheuet vor den Koe nig und die Rae the, und brachte mit hochtrabenden Worten und vielen Unwahrheiten die Ursache des gestrigen Kampfes vor, und bat A, S. 299, Z. 28 – S. 300, Z. 2: Endlich aber hatte doch mein Printz auff den Knien das Stillschweigen zu erst gebrochen / und gesagt: K, S. 230, Z. 4–5: Endlich aber brach doch mein Prinz, auf den Knien, das Stillschweigen zuerst, und sagte: – In der EA und den späteren Ausgaben werden Dativ und Akkusativ noch relativ undifferenziert gebraucht; in der Ausgabe von 1764 werden diese Stellen überarbeitet, wobei meist statt des (aus heutiger Sicht grammatikalisch korrekten) Dativs der Akkusativ gebraucht wird. A, S. 7, Z. 28: bey anwachsendem Wasser K, S. 6, Z. 24: bey anwachsenden Wasser Änderungen der Lexik Inquit-Formeln – »erwiederte« und andere Inquit-Formeln werden häufig durch »versetzte«, z. T. auch durch »antwortete« ersetzt. Im kritischen Apparat werden die Varianten der Inquit-Formeln nur dann aufgeführt, wenn sie semantisch bedeutsam sind. A, S. 17, Z. 12: wiederredete der Alte K, S. 14, Z. 6: versetzte der Alte A, S. 117, Z. 23: erwiederte der Printz K, S. 90, Z. 17–18: versetzte der Prinz A, S. 124, Z. 7: erwiederte Chaumigrem K, S. 95, Z. 9: antwortete Chaumigrem – Die Partizipialform »sagende« wird durch »und sagte« ersetzt. A, S. 72, Z. 24–25: und trat mit einem / meiner Einbildung nach / sonderbar-heroischen Gesichte hervor / sagende
Anlage der Neuausgabe
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K, S. 56, Z. 6–8: und trat mit einem, meiner Einbildung nach, besonders heroischen Gesicht hervor, und sagte »redete … ein« in der Bedeutung von ›anreden‹ wird durch »redete … an« ersetzt. Mitunter wird die Flexion der zugehörigen Pronomina in K nicht den Änderungen angeglichen oder die finale Präposition »an« weggelassen. A, S. 118, Z. 21–22: redete mir die Princeßin ein K, S. 91, Z. 7: redete mich die Princeßin an
–
A, S. 105, Z. 6: redete hier Chaumigrem ein K, S. 81, Z. 15: redete hier Chaumigrem Präpositionen – »sonder« wird i. d. R. durch »ohne« ersetzt. A, S. 43, Z. 4: sonder Zweifel K, S. 33, Z. 19: ohne Zweifel –
»als« (in der Bedeutung von ›also‹) sowie »also« werden i. d. R. durch »so« ersetzt. A, S. 72, Z. 22–23: als maßte ich mich einer sonderbahren Hertzhafftigkeit an K, S. 56, Z. 5–6: so nahm ich eine sonderbare Herzhaftigkeit an A, S. 74, S. 4: also brachte sie K, S. 57, Z. 5: so brachte sie – »angesehen« als Präposition wird i. d. R. durch »indem« ersetzt. A, S. 291, Z. 11–13: Angesehen ihr den harten Fehler eures Vaters mit reichem Wucher ersetzet K, S. 223, Z. 22–23: Indem ihr den harten Fehler eures Vaters reichlich ersetzet –
»sothane« und verwandte Formen werden i. d. R. durch »solche« und verwandte Formen ersetzt. A, S. 162, Z. 24: daß ich mich sothaner Wohlthat durch vorsetzliche Fehler K, S. 124, Z. 11: daß ich mich solcher Wohlthat durch vorsetzliche Vergehungen – »inmittelst« wird i. d. R. durch »unterdessen« ersetzt. A, S. 346, Z. 19–20: Inmittelst wirst du diese Nacht bey mir verharren K, S. 264, Z. 2: Unterdessen wirst du diese Nacht bey mir bleiben
520
Editionsbericht
– »inner« wird i. d. R. durch »innerhalb« ersetzt. A, S. 348, Z. 8: Inner acht Tagen K, S. 266. Z. 2: Innerhalb acht Tagen – »dannenhero« wird i. d. R. durch »dahero« ersetzt. A, S. 175, Z. 21–22: Dieses Eingeben gefiel dem Printzen sehr wohl / dannenhero wir morgenden Tages K, S. 133, Z. 29–30: Dieser Einfall gefiel dem Prinzen sehr, dahero wir den morgenden Tag Artikel – Als Artikel gebrauchtes »denen« wird i. d. R. durch »den« ersetzt. A, S. 168, Z. 10: antworten ja denen Fragenden K, S. 128, Z. 14: antworten ja den Fragenden Nomen auf »-ung« – »die Vergnue gung« und »die Besuchung« werden i. d. R. durch »das e Vergnugen« bzw. »der Besuch« ersetzt, Artikel und Adjektive werden entsprechend angepasst. e e A, S. 93, Z. 1–2: meine kunftige Vergnugung e e K, S. 72, Z. 11: mein kunftiges Vergnugen e
e
A, S. 345, Z. 16–17: solche Besuchung hochst unanstandig e K, S. 263, Z. 8: solcher Besuch hochst unangenehm Verben – »sichern« in der Bedeutung von ›sich versichern‹ wird i. d. R. durch »versichern« ersetzt; üblicherweise steht diese Wendung in der 1. Person Singular. A, S. 169, Z. 21: Denn ich sichere K, S. 129, Z. 17: Denn ich versichere Adjektive – »sonderlich« wird i. d. R. durch »besonders« ersetzt. A, S. 76, Z. 2: die sonderliche Gnade K, S. 58, Z. 22–23: die besondere Gnade Adverbien – Nicht temporär gebrauchtes »bevoraus« wird i. d. R. durch »besonders« ersetzt. A, S. 59, Z. 2: bevoraus / wie er eine grosse Ursache K, S. 44, Z. 27: besonders, wie er eine große Ursache
Anlage der Neuausgabe
521
Pronomen – »dessen« in der Anrede wird i. d. R. durch »dero« ersetzt. e A, S. 296, Z. 15: dessen vaterliches Hertz e K, S. 227, Z. 14: dero vaterliches Herz –
»selbte« und verwandte Formen werden i. d. R. durch »selbige« und verwandte Formen ersetzt. e A, S. 81, Z. 22: als selbte zu kussen e K, S. 63, Z. 9: als selbige zu kussen Eigennamen – »Martabane« wird i. d. R. durch »Martabana« ersetzt.
4. Zur typographischen Gestaltung und deren Umsetzung a) Typographie Die Grundschrift der Banise-Erstausgabe (und aller Folgeauflagen) ist die Fraktur. Die Grundschrift der Neuedition ist die Antiqua. Diese Entscheidung wurde mit Blick auf moderne Lesegewohnheiten getroffen. Bei der Umsetzung von der Fraktur in die Antiqua wurde angestrebt, die typographischen Besonderheiten der Editionsvorlage in einem sinnvollen und adäquaten Maße zu berücksichtigen. Dabei bietet sich »eine Verbindung standardisierter deskriptiv-druckanalytischer Verfahren […] mit einer sich dem historischen Befund annähernden Nachbildung typographischer Differenzqualitäten […] als zweckmäßige editorische Lösung« an.39 Übernommen werden daher vor allem strukturell und semantisch bedeutsame Hervorhebungen, z. B. von Fremdwörtern. Diese werden in der Erstausgabe in Antiqua gesetzt und in der Neuausgabe durch Kursivierung optisch vom restlichen Text abgesetzt. Flexionen von Fremdwörtern, die in der Editionsvorlage durch eine Mischung von Antiqua- und Fraktursatz ausgewiesen werden, werden analog kursiv und recte gesetzt (Bsp. touchiren). Die durch größere Type markierte direkte Rede wird in der vorliegenden Ausgabe in serifenloser Schrift gesetzt. Auf Anführungszeichen, wie sie Pfeiffer-Belli in seiner Leseausgabe von 1965 verwendet, wurde verzichtet, da diese im 17. Jahrhundert noch unüblich waren oder etwa zur Hervorhebung von Sentenzen gebraucht wurden. Auch sonst versucht die Ausgabe der Editionsvorlage weitestgehend zu entsprechen. So werden Nasalstriche grundsätzlich nicht aufgelöst und die Umlaute ä, ö und ü wie in der Erst39
Annika Rockenberger / Per Röcken: Vom Offensichtlichen. Über Typographie und Edition am Beispiel barocker Drucküberlieferung (Grimmelshausens Simplicissismus). In: editio 23 (2009), S. 21–45, hier S. 44.
522
Editionsbericht
ausgabe der Banise mit übergestelltem e geschrieben. Auch die im Anschluss an die »Trauer- und Abschieds-Rede der sterbenden Banise« verwendeten typographischen Symbole werden unverändert übernommen. Ausschließlich drucktechnisch bzw. durch die Druckkonventionen bedingte typographische Besonderheiten werden hingegen nicht übertragen.40 Dazu gehören der kleinere Satz des Widmungsgedichts und des letzten Absatzes der »Vorrede«, die sich durch die Größe des Druckbogens erklären lassen sowie der für barocke Drucke typische, semantisch aber bedeutungslose Wechsel der Typengröße bei den Szenenangaben im Libretto. Die in kursiver Antiqua gesetzten Fußnoten des Widmungsgedichts werden in der Neuedition ebenso wie die recte in Antiqua gesetzten Fußnoten des Haupttexts kursiviert und die in der Editionsvorlage willkürlich und ohne System verwendeten Fußnotenzeichen systematisiert. Vereinheitlicht werden auch die in der Erstausgabe in unterschiedlichen Schriftgrößen gesetzten Anreden und Unterschriften in Briefen. I/i und J/j werden in der Erstausgabe nur in der Kleinschreibung unterschieden. Die Transkription folgt hier der Erstausgabe; bei Großschreibung wird der Aussprache entsprechend zwischen I und J differenziert (Bsp.: »Jede«, »Itzt«). Die im Fraktursatz üblichen s-Formen werden in der Neuedition zur üblichen Antiqualetter vereinheitlicht. Die typographischen Besonderheiten der Erstausgabe (insbesondere große Type für wörtliche Rede) werden im Apparat nicht berücksichtigt, da diese in den Folgeausgaben in der Regel nicht realisiert werden. In den Lemmata des Kommentars werden dagegen Schrifttypenwechsel und Kursivierungen übernommen, während Initialen oder Überschriften typographisch nicht umgesetzt werden. Zitate aus historischen Quellen und literarischen Prätexten sind analog zur Transkription der Asiatischen Banise ausgezeichnet. Druckfehler in diesen (im Kommentar zitierten) Texten werden korrigiert und entsprechende Eingriffe in den Text durch eckige Klammern kenntlich gemacht. Die Unterscheidung von I und J erfolgt ebenso wie im Haupttext gemäß der Aussprache, Ausnahmen bilden nur die aus den Dramen von Lohenstein und Hallmann zitierten Passagen, die nach den historisch-kritischen Werkausgaben wiedergegeben werden. Die unterschiedlichen Formen des Fraktur-s und die bei Doppelkonsonanten verwendete r-Ligatur (z. B. in »Herr«) werden nicht umgesetzt.
40
Diese werden auch in der Exemplarbeschreibung nur summarisch erfasst. Auf eine detaillierte Beschreibung der Materialialität der Erstausgabe und ihrer variablen, aber nicht bedeutungstragenden typographischen Details wurde verzichtet, da sie als Digitalisat im Internet verfügbar ist (URL: http://digilib.ub.uni-freiburg.de/copyright.php?ppn=313140979).
Anlage der Neuausgabe
523
b) Paginierung und Silbentrennung Die ursprüngliche Silbentrennung wird in der Regel nicht übernommen, da diese lediglich drucktechnisch bedingt ist. Ausnahmen bilden nur Trennungen, die mit Seitenumbrüchen zusammenfallen sowie durch Zeilenumbrüche bedingte Trennungen von Komposita wie »Sonnen-rein« oder »Carmesin-golden«. Da hier die Trennstriche eventuell auch als Bindestriche fungieren, werden sie beibehalten. Seitenwechsel der Erstausgabe werden im Text durch senkrechte Striche markiert; die originalen Seitenzahlen werden in der Marginalie angezeigt. Die auf konkrete Seiten der Erstausgabe bezogenen Illustrationen werden im Anhang abgedruckt, die Verweise finden sich in den Marginalien zu den betreffenden Seiten. In Quellentexten, die im Kommentar zitiert werden, sind die Seitenumbrüche durch senkrechte Striche, bei längeren Zitaten durch in eckige Klammern gesetzte Seitenzahlen markiert. Illustrationen werden nicht gesondert verzeichnet.
5. Verzeichnis der typographischen Besonderheiten und deren Umsetzung Erstdruck 1689 (Sigle A)
Neuedition
Fraktur
Antiqua (Walbaum)
Antiqua
Kursive
kursive Antiqua (Markierung der Sprecher im Dramensatz)
Kapitälchen
kursive Antiqua (Fußnoten zur »Vorrede«)
Kursive
größere Schrift zur Markierung der direkten Rede sowie zur Hervorhebung einzelner Vokabeln und Sentenzen
Grotesk (Frutiger)
besonders große Schrift zur Hervorhebung einzelner Vokabeln, Überschriften, Sentenzen, Briefanreden und -unterschriften und direkter Rede innerhalb der Figurenrede
Sperrung
Kapitälchen
kursive Kapitälchen
Initialen
halbfett
Überschriften
größere Schrifttype, Zentrierung
Editionsbericht
524
6. Verzeichnis der korrigierten Druckfehler Seite, Zeile 8,17 8,41 12,26 21,2 23,33 38,18 45,11 46,1 47,29 50,9 54,9 57,7 60,1 62,24 67,21 77,28 77,31 80,6 85,11 89,3 95,6 96,6 96,26 99,2 100,14 100,16
Original
Korrektur
Perleu-reiche
Perlen-reiche
H. A. v. Z. U. K e
Faust hiervon
sich so
sich [durch] so
konnen entzuckender versußt getrofffen Aertze allw ruffe Sie Die Crone Fust Vaeer
konnen entzue ckender versue ßt getroffen Aertzte allwo ruffte sie eingerückt Die Crone Higvanama Fuß Vater
anch
auch
Higvanama
Worten! Mein Freund e
langnen
e
Worten: Mein Freund e
laugnen
und beyden
und [uns] beyden
uns
aus
rieff der Printz! Aus denn beklagen Doch e antwortete! Großmachtigster
rieff der Printz / Aus den beklagen. Doch
e
100,19 101,2–5
H. A. v. Z. U. K.
Faust hiervvn
Kayser inmmittelst
Haltet inne / ruffte er / und e horet zu erst mein letztes Bee kantniß mit geneigten Ohren an / weil doch nicht eher e meine Seele diesen Corper verlassen kan / sie habe denn zuvor entdecket / was vor ein Bee fehl mich in diß Unglucke gee sturtzet habe.
e
e
antwortete: Großmachtigster Kayser inmittelst e Haltet inne / ruffte er / und horet e zu erst mein letztes Bekantniß mit geneigten Ohren an / weil doch e nicht eher meine Seele diesen Corper verlassen kan / sie habe denn zuvor entdecket / was vor ein Bee e fehl mich in diß Unglucke gesturtzet habe.
Anlage der Neuausgabe 103,35–38
108,12 109,23 117,22 125,29–31
129,18 134,5 142,1 143,19 145,2 148,13 148,30 159,9 185,4–5 186,6 199,24 200,32 207,24 210,7 219,27 220,3 221,23 222,22–23 222,35 222,36 223,11 223,36 239,20 244,16 246,15 251,17 266,21 275,21–22 278,2 289,15 294,2
So nehme ich dan¯ dieses hohe e Glucke von der Hand eines so grossen Monarchens mit Freuden an / und wie ich nicht zweiffele / es werde dero Schoe nheit e sich dem Kayserlichen Willen e gleichformig erzeigen / also befehle ich mich in dero Gunst / und E. M. Gnade / auf richtige erschienen: Hier muste
auch auch Wiese mir auch hierauff einen mit einem biß auf den Boden bedeckten Schranck / gesterben e altiste woraus ein e
525
So nehme ich dan¯ dieses hohe e Glucke von der Hand eines so grossen Monarchens mit Freuden an / und wie ich nicht zweiffele / es e werde dero Schonheit sich dem e e Kayserlichen Willen gleichformig erzeigen / also befehle ich mich in dero Gunst / und E. M. Gnade / aufrichtige erschienen.
Hier muste auch Wiese mir auch hierauff einen mit einem [Teppich] biß auf den Boden bedeckten Schranck / gestorben e alteste worauf sein e
Koniges
Konigreiches
Gegener angerede ihrer ihrer Beschimffung er gaben gle ch
Gegner angeredet ihrer Beschimpfung ergaben gleich
aussem
aussen
einschieff
einschlieff
ungeschenet Reichs- als Lebens verlustig verschlungengen e unvermogen Wo ist die Bestie /? enthaupte bejammert worden! daß ich verdam ¯¯ teu
ungescheuet Reichs- als Lebens-verlustig verschlungen e unvermogend Wo ist die Bestie? enthauptete bejammert worden / daß ich verdam ¯¯ ten
Car. befreyte! Und
Cur. befreyte / und
Fehle e sich diese Gluth in mir langer vere bergen lasset schie lende verachte
Fehler e sich diese Gluth in mir [nicht] lane ger verbergen lasset schielende verachtete
bestunden nun zwey mal hundert tausend Bopen einsmals Vorhaltug
bestunden nun [aus] zwey mal hundert tausend Bogen einstmals Vorhaltung
Editionsbericht
526
e
298,20 321,16 330,12 340,15–16 346,37 361,10 370,3 373,25 384,18
todtlichen
todtlichen
Pfeil Regen Haupt Stadt ensetzlichen
Pfeil-Regen Haupt-Stadt entsetzlichen
rechmaßigen
e
rechtmaßigen
vllbereit bließ kue ssete, Der unter Begleitung hundert Pfaffen
allbereit ließ e kussete. Der unter Begleitung [von] hundert Pfaffen
394,20 408,27 415,9 426,38 433,9 434,11 434,26 443,16 448,17 450,2 451,3 452,19–20
bereis
bereits
Anmuh mau verbiudt erheben? Ach weh fuhrt
Anmuth man verbindt erheben. [Arc.] Ach weh e fuhrt
nichts
nicht
Auweh? nun sind wir hin. e e Vorhaußgen e enbloste Wer als ein Opffer nur der Ehren ist gestorben. Dem schencket
Auweh! nun sind wir hin. e Vorhaußgen entbloe ste Wer als ein Opffer nur der Ehren ist gestorben / Dem schencket
e
7. Verzeichnis der korrigierten Schreibweisen von Eigennamen Seite, Zeile
Original
Korrektur
439,34
A mat hunt
Amathunt Amathunt ist der Hauptsitz der Venus auf Zypern. Den Setzern der Erstausgabe und der folgenden Ausgaben war diese Anspielung offenbar nicht geläufig. In der überarbeiteten Auflage von 1764 (Sigle K) ist der Fehler korrigiert.
270,5
Aracuischen
Aracanischen Bei dem Adjektiv Aracuischen handelt es sich vermutlich um einen Druckfehler, denn einige Zeilen tiefer wird vom dem Eigennamen Aracan das näherliegende Adjektiv Aracanischen abgeleitet, während der Setzer hier offenbar den Buchstaben a vergaß und das n kopfstehend in den Satz einfügte.
346,31
Martaban
Martabane Das Land und die Stadt werden sonst immer Martabane genannt, Martaban ist offenbar ein Druckfehler.
Anlage der Neuausgabe
527
134,13
Matabaner
Martabaner Bei der abweichenden Schreibweise Matabaner handelt es sich um einen Druckfehler.
280,26
Oretenan
Oretenau Der Beiname des Chaumigrem wird im Text einmal Oretenau und einmal Oretenan geschrieben. In der von Zigler benutzten Quelle, Happels Relationes Curiosae, heißt der Tyrann Oretenau Chaumigrem. Die Variante Oretenan ist vermutlich auf einen Satzfehler zurückzuführen.
382,10
Paducko
Padukko Der Name des siamischen Feldherrn wird üblicherweise mit kk geschrieben, bei der Variante mit ck handelt es sich um einen Druckfehler.
109,11
Sarady
Savady Bei der Prinzessin von Savady wechselt die Schreibweise zwischen Savady (27 Nennungen) und Saavady (14 Nennungen). In der Edition werden diese Schreibweisen, die sich auch in den späteren Auflagen wiederfinden, nicht angeglichen und lediglich die vermutlich graphologisch bedingte, vielleicht auch auf ein Versehen des Setzers zurückzuführende Variante Sarady korrigiert.
182,18
Savadi
Savady Der Namen Savady bzw. Saavady (s. o.) wird grundsätzlich mit y geschrieben, die einzige Variante mit i wird daher entsprechend korrigiert.
34,28
Scandro
Scandor Scandor wird nur einmal als Scandro identifiziert; es handelt es sich vermutlich um ein Versehen des Setzers.
454,22
Syroe¨
Siroe¨ Der Name des persischen Prinzen wird üblicherweise mit y geschrieben, bei der Variante mit i handelt es sich um einen Druckfehler.
92,11; 93,3; Talipon 93,26; 94,17; 95,7
Keine Korrektur. Bei der Variante Talipon handelt es sich offenbar um einen graphologisch bedingten Fehler des Setzers. Ab dem Orakelspruch, wo sich die Bezeichnung bzw. der Name Talipu auf zu reimt, wird konsequent die Schreibweise Talipou verwendet. In den späteren Ausgaben setzen sich der Fehler und seine stillschweigende Korrektur im bzw. nach dem Orakelspruch fort.
Editionsbericht
528 20,15
Xeminelo
Xemindo Xemindo wird nur ein einziges Mal falsch geschrieben, wobei die Lesart Xeminelo vermutlich durch Ziglers verlorene Handschrift erklärt werden kann, da sich in der deutschen Schreibschrift die Buchstaben d und el bei flüchtiger Schreibweise durchaus ähneln.
55,8
Xenimbran
Xenimbrun Bei der Variante Xenimbran handelt es sich offensichtlich um einen Druckfehler. Im Text wird abwechselnd Xenimbrun (5 Nennungen) und Xeminbrun (8 Nennungen) geschrieben. Bei der zweiten Variante, die an die Namen Xemin und Xemindo angelehnt ist, handelt es sich vermutlich um ein Versehen des Setzers. In den Quellen lautet der Name Xenimbrun; da die Schreibweise Xeminbrun häufiger vorkommt, werden die beiden Varianten nicht angeglichen.
B)
Nachwort und Kommentar
531
I.
Zum Werk
Die Asiatische Banise (1689) war einer der erfolgreichsten deutschen Barockromane und der bekannteste deutschsprachige Roman vor Goethes Werther (1774). Verfasst wurde der barocke Bestseller von dem sächsischen Adligen Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen, der mit der Banise sein erstes großes Werk vorlegte. Obwohl Zigler in seinem kurzen Leben – er starb im Alter von 36 Jahren an einem Lungenleiden – sehr produktiv war und noch eine zweifach aufgelegte Sammlung von ›Helden-Briefen‹ (Helden-Liebe der Schrifft Alten Testaments, 1691 und 1700), zwei polyhie storische Werke (Taglicher Schau-Platz der Zeit, 1695 und 1700; Historisches Labyrinth der Zeit, postum 1701) sowie ein Opernlibretto verfasste, wurde er vor allem als Autor der Asiatischen Banise berühmt.1 Der Erstausgabe folgten neun weitere Auflagen und drei Bearbeitungen, die zweite und dritte blieben allerdings Fragment. Zudem wurde die Banise vor allem im 18. Jahrhundert ausgesprochen produktiv rezipiert. Gleichwohl hielt sich die Forschung dem Roman gegenüber merklich zurück, was auch auf das Fehlen einer zitierfähigen Edition zurückzuführen sein dürfte. Zwar erschienen bereits 1883 und 1965 Neudrucke des Romans, diese bieten aber nicht den Text der Erstausgabe, sondern den eines postumen Nachdrucks.2 Eine historisch-kritische und kommentierte Ausgabe des Romans, welche die rezeptionsgeschichtlich bedeutsamen späteren Auflagen berücksichtigt und seine Quellen eingehend erschließt, blieb jedoch ein Desiderat.
1
2
Zur Biographie Ziglers s. das Internetportal zur Asiatischen Banise (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/baniseautor) sowie Gerhart Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2. verb. u. wesentlich verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuchs der Barockliteratur. Bd. 6. Stuttgart 1993, S. 4332–4343; Wolfgang Pfeiffer-Belli: Nachwort zu: Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen: Asiatische Banise. Vollständiger Text nach der Ausgabe von 1707 unter Berücksichtigung des Erstdrucks von 1689. München 1965, S. 473–484; Hans-Gert Roloff: Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen. In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von Harald Steinhagen u. Benno von Wiese. Berlin 1984, S. 798–818. Vgl. oben Abschnitt A) I. 5: Zu den Ausgaben.
532
Nachwort und Kommentar
1. Struktur und Gattungstypus Die Asiatische Banise bildet den »Gipfel des höfisch-historischen Romans und zugleich den Übergang zum unterhaltenden Abenteuerroman«.3 In vieler Hinsicht ist sie die Quintessenz des heroischen Barockromans, wie er in der deutschen Literatur von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig, Daniel Casper von Lohenstein, Philipp von Zesen und anderen Schriftstellern gepflegt wurde: Im Mittelpunkt steht ein heroisches Paar, dessen wechselvolles Schicksal in mehreren, teils episodisch dargestellten, teils mit der Haupthandlung verflochtenen Nebenhandlungen gespiegelt wird. Nachdem die idealen Helden ihre Prüfungen mit Bravour bestanden und damit dem Leser die Tugenden eines barocken Souveräns wie in einem Fürstenspiegel vor Augen geführt haben, wird die Restitution der von der Vorsehung bestimmten Ordnung mit einem (Hochzeits)Fest prachtvoll gefeiert. Obwohl die Banise sämtliche Komponenten des höfisch-heroischen Romans enthält, ist sie ungleich weniger komplex als die Werke der Zeitgenossen. So ist sie für einen Barockroman ungewöhnlich kurz. Der von Zigler in seiner »Vorrede« lobend erwähnte Arminius von Daniel Casper von Lohenstein umfasst in der im Quartformat gedruckten Originalausgabe über 3000 Seiten. Die beiden umfangreichen Teile des Romans sind in jeweils neun Bücher unterteilt. Dagegen besteht die Asiatische Banise aus nur drei Büchern, die in der Erstausgabe auf 910 Oktavseiten Platz finden. Die relative Kürze des ausgesprochen spannend geschriebenen Romans dürfte zu seiner dauerhaften Popularität maßgeblich beigetragen haben. Zudem ist das Personal überschaubar. Während in der Aramena (1669) des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig rund 200 Personen auftreten, kommt Zigler mit ca. 50 handelnden Personen aus. Am Ende des Romans verheiraten sich bei Anton Ulrich insgesamt 29 Paare, bei Zigler dagegen nur drei. Die Reduktion von Umfang und Personal auf ein überschaubares Maß führt zu einer engeren Verzahnung der Nebenhandlungen mit der Haupthandlung. So spiegelt sich das ideale Paar Banise und Balacin in den gleichfalls heldenmütig liebenden fürstlichen Paaren Higvanama und Nherandi sowie Fylane und Abaxar. Negative Gegenentwürfe bieten die Episoden um Prinz Xemin von Pegu, die Prinzessin von Savady und den Prinzen von Tangu sowie die burlesken Liebesgeschichten von Balacins Diener Scandor. Infolgedessen gerät die Haupthandlung – anders als etwa im Asiatischen Onogambo von Eberhard Werner Happel, der zu den Vorlagetexten der Banise gehört – nie aus dem Blickfeld des Erzählers und damit auch dem des Lesers. 3
Gerhart Hoffmeister: Transformationen von Ziglers Asiatischer Banise: Zur Trivialisierung des höfisch-historischen Romans. In: The German Quarterly 49 (1976), H. 2, S. 181–190, hier S. 181.
Zum Werk
533
Dies wird durch den Aufbau des Romans begünstigt. Dem Schema des heliodorischen Romans entsprechend, beginnt dieser in medias res mit dem vielzitierten Monolog des Prinzen Balacin: »Blitz / Donner / und Hagel / als die rae chenden Werckzeuge des gerechten Himmels / zerschmettere den e e Pracht deiner Gold-bedeckten Thurme / und die Rache der Gotter verzehre alle Besitzer der Stadt […]«. Nach einer auf diese Fluchrede folgenden blutigen Auseinandersetzung ist der im Kampf verwundete Held genötigt, sich auf dem Schloss eines Freundes zu erholen, wo er für die meisten Anwesenden inkognito bleibt. Während seiner mehrtägigen Rekonvaleszenz erzählt sein Diener Scandor zuerst die Lebensgeschichte Balacins und seiner Schwester Higvanama sowie anschließend die »Liebes- und LebensGeschichte des Printzen Balacin und der Princeßin Banisen«. Mit Ende des ersten und längsten Buches ist Balacins nachgeholte Vorgeschichte in der Handlungsgegenwart angekommen. Nachdem dessen Gastgeber Talemon zu Beginn des zweiten Buches noch die weitere Geschichte der Prinzessin Banise und ihres Vaters beigesteuert hat, enden mit der überraschenden Verhaftung des Hauptmanns Abaxar die Binnenerzählungen und epischen Rückblenden. Im restlichen Verlauf des zweiten Buchs werden die Geschichten um Banise, Balacin und das übrige fürstliche Figurenpersonal weitergesponnen. Verbunden werden die einzelnen Episoden durch die Aktivitäten des machthungrigen Tyrannen Chaumigrem. Indem im zweiten Buch alle Handlungen – bis auf die Geschichte der Prinzessin Banise – zu einem vorläufigen Ende gebracht werden, wird das Finale im dritten Buch vorbereitet. In diesem werden mit dem gleichzeitigen Zug der verschiedenen Herrscher gegen das von Chaumigrem regierte Pegu sämtliche Handlungsstränge geographisch und erzählerisch zusammengeführt. Nach dem triumphalen Sieg Balacins und seiner Verbündeten und der Rettung der bereits todgeweihten Prinzessin Banise heiraten die drei Heldenpaare. Ihre Hochzeit wird mit der Aufführung einer Festoper gefeiert, deren Handlung die des Romans noch einmal spiegelt.
2. Fürstenspiegel, Enzyklopädie und Unterhaltungsroman Ebenso wie die übrigen Vertreter des höfisch-historischen Romans ist die Asiatische Banise mehr als nur eine erfundene Geschichte. Dies geht bereits aus dem ausführlichen Titel hervor, der die Handlung als auf »Historischer / und mit dem Mantel einer annehmlichen Helden- und LiebesGeschichte bedeckten Warheit beruhende« ankündigt. In der Terminologie Sigmund von Birkens ist die zwar fiktive, aber auf realen Ereignissen basierende Geschichte um die peguanische Prinzessin Banise und ihren treuen Prinzen Balacin ein ›Geschichtgedicht‹.4 Der eher freie Umgang mit den 4
Vgl. das von Siegmund von Birken verfasste Vorwort zur Aramena (1669) des
534
Nachwort und Kommentar
Quellen, die dem Roman ein authentisches exotisches Kolorit geben, zeigt sich auch in den größtenteils erfundenen Figuren, anhand derer die erwünschten Tugenden und zu meidenden Untugenden von Herrschern exemplarisch dargestellt werden. Dabei sind die Figurendarstellung und ihre Funktion untrennbar mit der Staatslehre des Barock und der ihr zugrundeliegenden Weltordnung verbunden. Wie Werner Frick in seiner Studie zur Schicksalssemantik im deutschen und europäischen Roman dargelegt hat, organisiert sich die Asiatische Banise »in allen Verzweigungen des abenteuerlichen Geschehens und auf allen Ebenen ihrer Thematik, nach einem einzigen, die Vielfalt der Erscheinungen grundierenden ordo-Ideal: p r i v a t im Verwirrspiel eines höfischen Theatrum amoris, in der amourösen Kombinatorik des Zueinanderfindens, Getrenntwerdens, Heiratens fürstlicher Paare; ö f f e n t l i c h - p o l i t i s c h im Umsturz einer kontinentalen Friedensordnung durch einen illegitimen Ursupator und in der triumphalen Restauration von ›pax et iustitia‹; m e t a p h y s i s c h in der geschichtsteleologischen Deutung der turbulenten empirischen Erscheinungswelt sub specie providentiae, aus dem Blickpunkt niemals gefährdeter, sondern a priori garantierter und determinierter Heilsordnung.«5 Neben seiner didaktischen Funktion als barocker Fürstenspiegel kann der Roman in gattungstypischer Manier auch als Nachschlagewerk für asiatische Geschichte, Sitten und Gebräuche verstanden werden, wenngleich die Asiatische Banise weit weniger lehrhaft auftritt als ihre Vorgänger,6 deren Autoren die geschilderten Besonderheiten mitunter sogar durch eigene Register nachwiesen.7 Trotzdem steht auch die Asiatische Banise, wie der ausführliche, auf die »Veränderungen der benachbarten Reiche Ava, Aracan, Martabane, Siam und Prom« rekurrierende Untertitel zeigt, in der Tradition der gleichermaßen auf Belehrung und Unterhaltung ausgerichteten Barockromane. Die in der Banise enthaltenen Schilderungen exotischer Sitten und Gebräuche wurden noch im frühen 19. Jahrhundert als informativ und lehrreich gewürdigt.8
5
6 7
8
Herzog Anton Ulrich von Braunschweig, in: Texte zur Romantheorie I (1626–1731). Mit Anmerkungen, Nachwort und Bibliographie von Ernst Weber. München 1974, S. 78–91, hier S. 81–82. Werner Frick: Providenz und Kontingenz. Untersuchungen zur Schicksalssemantik im deutschen und europäischen Roman des 17. und 18. Jahrhunderts, Tübingen 1988 (Hermea. 55), Bd. 1, S. 31–32. So werden etwa in Happels Asiatischem Onogambo im Rahmen einer lehrreichen Binnenerzählung sämtliche persischen Könige aufgezählt (S. 80–96). Der von Zigler geschätzte Arminius von Lohenstein enthält ein ausführliches, 79 Seiten umfassendes »Verzeichnue ß der fue rnehmsten in dem Arminius und der Thusnelda befindlichen Sachen und Personen«. Vgl. die »Vorerinnerung« zu: Die asiatische Banise. Skizze nach Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen, und Johann George Hamann. In: Bibliothek des Romantischen und Romanhaften aller Zeiten und Völker. Hrsg. von einem Verein von Literatur-Freunden. Berlin 1829, S. 4.
Zum Werk
535
Der große und dauerhafte Erfolg der Asiatischen Banise ist indessen darauf zurückzuführen, dass es sich trotz der didaktischen Konzeption um einen spannend erzählten Roman handelt. Neben dem für die Figuren wie für die Leser erst retrospektiv zu durchschauenden Handlungsverlauf mit seinen zahlreichen überraschenden Glückswechseln ist hierfür vor allem das exotische Kolorit bestimmend, das nicht nur völkerkundlich interessante Fakten vermittelt, sondern auch farbenprächtige Schilderungen fremder Bräuche gestattet. Das exotische ›Setting‹ gibt dem Autor zudem die Möglichkeit, einzelne Passagen wie die Beschreibungen von Feldschlachten nach Gutdünken auszumalen und so die Grausamkeit des Tyrannen Chaumigrem zu betonen. Kontrastiert werden diese ausgesprochen blutigen Passagen mit komischen Einlagen, die stets um Balacins gewitzten Diener und Gefährten Scandor kreisen. Die Episoden um Scandor, Eswara, Hassana und Lorangy bieten – analog zum Aufbau der Dramen William Shakespeares, die Zigler allerdings nicht gekannt haben dürfte – dem Leser immer wieder ›comic relief‹. Das damit intendierte befreiende Gelächter wird auch durch die dauerhafte Präsenz der Vorsehung begünstigt. Auch wenn das Orakel dem Leser über lange Strecken ebenso unverständlich bleibt wie dem darin angesprochenen Prinzen Balacin, steht das gute Ende der Geschichte von vornherein außer Zweifel. Die prachtvoll gefeierte Hochzeit der Prinzenpaare und der abschließende Ausblick auf ihre gerechte und glückliche Regentschaft können uneingeschränkt als märchenhaft bezeichnet werden.
3. Stil und Sprache Das Lehrreiche, Informative und Unterhaltende wird in der Asiatischen Banise in einer vergleichsweise einfachen Sprache vorgetragen. Trotz seiner expliziten Bewunderung für Daniel Casper von Lohenstein, aus dessen Werken Zigler wiederholt zitiert, orientiert er sich nicht am hohen Stil des e schlesischen Barockpoeten, sondern schreibt in einer »leichten und gewohnlichen Redeweise«.9 Die gemäßigte Stilhöhe manifestiert sich in der sparsamen Verwendung von Fremdwörtern und dem weitgehenden Verzicht auf Stilfiguren des genus grande. Ausnahmen bilden hier nur die Paraphrasen aus den Werken der schlesischen Barockdichter, die aus barocken Versatzstücken bestehenden Schilderungen von Personen, topische Situationen wie Liebeserklärungen und Affektäußerungen, bei denen Zigler auf gängige Formeln und Wendungen zurückgreift. Allerdings löst er seine versifizier9
Vorrede, vgl. S. 10,19.
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Nachwort und Kommentar
ten Vorlagen meist in Prosa auf und senkt sie dadurch stilistisch ab. Auch die Passagen, die der Autor aus den verschiedenen historiographischen und religionskundlichen Quellen übernommen hat, sucht er seinem mittleren Stil anzupassen. So eliminiert er hier umständliche Erläuterungen seiner Vorlagen und forciert beispielsweise durch die Verwendung fremdsprachiger Würdentitel das exotische Element. Als ganz ›barocker‹ Dichter geriert sich Zigler nur in dem mit mythologischen Anspielungen durchsetzten Widmungsgedicht und in der Vorrede, in der er sich unter Verwendung zahlreicher Topoi als poeta doctus präsentiert.
4. Skizze der Forschungsgeschichte Die bibliographische Erschließung von Ziglers Werk begann bereits im 19. Jahrhundert. Grundlagenarbeit leistet hier Johann Theodor Gräße, auf dessen Verzeichnisse allerdings auch die seither durch die einschlägige Literatur geisternde, nie gedruckte »Neue, ganz verbesserte Auflage« von 1753 zurückzuführen ist.10 Ergänzt wurden Gräßes Angaben durch weitere Nachweise in der Banise-Ausgabe von Felix Bobertag,11 in Goedekes Grundrisz zur Geschichte der Deutschen Dichtung12 und in der Bibliotheca Germanorum Erotica & Curiosa von Hugo Hayn und Alfred N. Gotendorf.13 Deren Darstellung liegt der in der Dissertation von Martin Pistorius (Jena 1928) enthaltenen »Bibliographie der Werke Zieglers mit ihren Fortsetzungen, Nachahmungen und Bearbeitungen«14 zugrunde, die erst 1993 durch den letzten Band von Gerhart Dünnhaupts Personalbibliographien zu den Drucken des Barock15 ersetzt wurde. Dünnhaupt, der sich auf die oben genannten älteren Bibliographien stützt, übernimmt allerdings auch deren Fehler. Eine korrigierte Bibliographie der Asiatischen Banise ist Teil der vorliegenden historisch-kritischen Edition.16 10
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Johann Georg Theodor Gräße: Das siebzehnte Jahrhundert in seinen Schriftstellern und ihren Werken auf den verschiedenen Wissenschaften und schönen Künste. Leipzig 1853, S. 255; ders.: Tre´sor de livres rares et precieux ou nouveau dictionnaire bibliographique. Bd. 6/2, Dresden 1867, S. 515. Vgl. oben Abschnitt A) I. 2: Textausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts. Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung. Bd. 3: Vom dreißigjährigen bis siebenjährigen Kriege. 2., ganz neu bearb. Aufl. Dresden 1887, S. 259, Nr. 51. Hugo Hayn / Alfred N. Gotendorf: Bibliotheca Germanorum Erotica & Curiosa. 3., ungemein vermehrte Aufl. Bd. 8. München 1914, S. 645–647. Martin Pistorius: Heinrich Anshelm von Ziegler und Klipphausen. Sein Leben und seine Werke. Leipzig 1928, S. 20–42, zur Asiatischen Banise s. S. 21–31. Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2. verb. u. wesentlich verm. Aufl. des Bibliographischen Handbuchs der Barockliteratur. Bd. 6. Stuttgart 1993, S. 4332–4343. Vgl. oben die Abschnitte A) I. 1: Ausgaben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, und
Zum Werk
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Außerhalb von bibliographischen Nachschlagewerken fand die Asiatische Banise im 19. Jahrhundert relativ wenig Beachtung. Zwar erschien bereits 1829 eine Zusammenfassung des ersten Buches,17 den ungenannten Herausgebern ging es aber mehr um eine leserfreundliche Darstellung der Geschichte als um eine literarhistorische Bewertung des Romans. 1866 setzte sich Leo Cholevius erstmals wissenschaftlich mit der Asiatischen Banise auseinander. Die in der Sammlung Die bedeutendsten deutschen Romane des siebzehnten Jahrhunderts enthaltene Zusammenfassung, der »Einige[] Hinweise[] auf die Beschaffenheit dieses Romanes« sowie zwei Textbeispiele folgen, markiert aber kaum mehr als einen bescheidenen Beginn der ZiglerForschung.18 Noch der Wiederabdruck der dritten Auflage des Romans in der Reihe Deutsche National-Litteratur ist primär darauf zurückzuführen, dass die Asiatische Banise eine quantitativ überschaubare Exponentin des höfisch-historischen Barockromans ist. Der erste Beitrag zur Banise in einem germanistischen Fachorgan erschien 1890 in der Zeitschrift für deutsche Philologie. Aus heutiger Sicht ist Georg Müller-Frauensteins mit persönlichen Geschmacksurteilen durchsetzter Aufsatz Über Ziglers Asiatische Banise allerdings nur noch von historischem Interesse.19 Zu einer wissenschaftlich ergiebigen Auseinandersetzung mit dem Roman kam es erst im 20. Jahrhundert. Hier ist vor allem die erwähnte, nur in Auszügen gedruckte Dissertation von Martin Pistorius Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen. Sein Leben und seine Werke mit besonderer Berücksichtigung der »asiatischen Banise« nebst ihrer Fortsetzung, ihren Nachahmungen und Bearbeitungen zu nennen, mit der der Verfasser 1925 in Jena promoviert wurde.20 1933 folgte Erika Schöns detaillierte Untersuchung zum Stil der Asiatischen Banise.21 Nachdem sich 1936 Paul Hultsch mit der Rolle des Orients in der Deutschen Barockliteratur auseinandergesetzt hatte,22 erschien 1940 mit Wolfgang Pfeiffer-Bellis Monographie Die Asiatische Banise. Studien zur Geschichte des höfisch-historischen Romans in Deutschland23 die erste und bis heute unübertroffene Darstellung des Romans im Kontext der zeitgenössischen Literatur. Neben einer inten-
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A) I. 3: Siglenverzeichnis sowie die entsprechende Seite im Banise-Portal (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/banisehistorisch). Vgl. oben Abschnitt A) I. 2: Textausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts. Leo Cholevius: Die bedeutendsten deutschen Romane des siebzehnten Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur. Leipzig 1866, S. 152–175. Georg Müller-Frauenstein: Über Zieglers Asiatische Banise. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 22 (1890), S. 60–92 und 168–213. Ein Teilabdruck der Dissertation erschien 1928 in Jena, die vollständige Dissertation ist im dortigen Universitätsarchiv nicht auffindbar. Erika Schön: Der Stil von Zieglers Asiatische Banise. Diss. Phil. Berlin 1933. Paul Hultsch: Der Orient in der deutschen Barockliteratur. Diss. Phil. Breslau 1936. Wolfgang Pfeiffer-Belli: Die Asiatische Banise. Studien zur Geschichte des höfischhistorischen Romans in Deutschland. Berlin 1940.
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Nachwort und Kommentar
siven Auseinandersetzung mit den Paratexten, insbesondere dem Widmungsgedicht, hat Pfeiffer-Belli vor allem Quellenarbeit geleistet, die von Zigler in seiner Vorrede und seinen Fußnoten erwähnten Schriften identifiziert, ausgewertet und die intertextuellen Beziehungen zwischen dem Roman und seinen historiographischen und literarischen Prätexten aufgezeigt. Zudem ist Pfeiffer-Belli der erste, der sich – wenn auch nur überblickshaft – mit Johann George Hamanns Fortsetzung der Asiatischen Banise befasst hat. Dieser widmete sich im Rahmen seines Kapitels über »Ziegler in the Eighteenth Century« bisher nur noch Hans Kuhnert Kettler, der 1943 eine ausführliche Studie über barocke Traditionen in der deutschen Aufklärungsliteratur publizierte.24 Anschließend geriet die Banise jedoch wieder aus dem Blickfeld der Forschung, wenn man von der stilgeschichtlich vagen Studie Der schauspielerische Stil des deutschen Hochbarock, beleuchtet durch Heinrich Anshelm von Zieglers ›Asiatischer Banise‹ von Elisabeth Schwarz absieht.25 Auf neues Interesse stieß die Asiatische Banise wieder seit den 1960er Jahren. Die Auseinandersetzung mit dem Roman beförderte nun auch die von Pfeiffer-Belli 1965 publizierte Leseausgabe, die den bis dahin nur in zeitgenössischen Ausgaben und einem einzigen, seinerseits bereits historischen Nachdruck vorliegenden Text wieder allgemein zugänglich machte. Im Zentrum der Forschung standen vor allem erzähltechnische Aspekte.26 1971 legte Eva Maria Schramek mit ihrer unveröffentlichten Dissertation über Die Komposition der ›Asiatischen Banise‹ von H. A. von Ziegler und Klipphausen27 die erste systematische Studie zu Aufbau und Erzählstruktur des Romans vor, zwei Jahre später folgte Lilith Eva Schuttes Arbeit über Stilebenen in Ziglers ›Asiatischer Banise‹.28 Mit Einfluss- und Wirkungsfragen befassten sich in einschlägigen Beiträgen Volker Meid, Gerhart Hoffmeister und Gerhart Dünnhaupt.29 Der Autor Zigler wurde erst 1984 von 24
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Hans K. Kettler: Baroque Tradition in the Literature of the German Enlightenment 1700–1750. Studies in the determination of a literary period. Cambridge [1943], S. 95–120. Elisabeth Schwarz: Der schauspielerische Stil des deutschen Hochbarock, beleuchtet durch Heinrich Anshelm von Zieglers ,Asiatische Banise‘. Diss. Phil. Mainz 1956. Paul Hankamer: Deutsche Gegenreformation und deutsches Barock. Die deutsche Literatur im Zeitraum des 17. Jahrhunderts. 3. Aufl. Stuttgart 1964; Herbert Singer: Der deutsche Roman zwischen Barock und Rokoko. Köln 1963; Adolf Haslinger: Epische Formen im höfischen Barockroman. Anton Ulrichs Romane als Modell. München 1970; Jürgen Mayer: Mischformen barocker Erzählkunst. Zwischen pikareskem und höfisch-historischem Roman im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. München 1970; Hans Geulen: Erzählkunst der frühen Neuzeit. Zur Geschichte epischer Darbietungsweisen und Formen im Roman der Renaissance und des Barocks. Tübingen 1975. Diss. masch. Wien 1971. Diss. Phil. University of Oregon 1973. Gerhart Dünnhaupt: Das Œuvre des Erasmus Francisci (1627–1694) und sein Ein-
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Hans-Gert Roloff in einem fundierten Beitrag zu dem von Harald Steinhagen und Benno von Wiese herausgegebenen Sammelband Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts angemessen gewürdigt.30 1988 stellte Werner Frick mit seiner Studie über die Schicksalssemantik im deutschen und europäischen Roman des 17. und 18. Jahrhunderts die Asiatische Banise in den Kontext der zeitgenössischen Machtdiskurse und wies sie zugleich als politisch hochaktuellen Kommentar zur absolutistischen Staatsform aus.31 Weiteren Aspekten des Romans widmeten sich Peter Rau, der sich in seiner umfangreichen Arbeit über die Liebeskonzeption des deutschen Romans im 17. und 18. Jahrhundert auch mit der Asiatischen Banise befasste,32 und Irmgard Wirtz, die den Roman als Beispiel galanter Affektinszenierung interpretierte.33 Die jüngste Einzelstudie zur Asiatischen Banise hat Stefan Metzler mit seiner unveröffentlichten Dissertation über Zigler und das Problem adliger Schreibtätigkeit vorgelegt. Bemerkenswert an der nur in wenigen österreichischen Bibliotheken greifbaren Arbeit sind neben den lesenswerten Analysen des Romans die Kapitel zu den von der Forschung ansonsten wenig beachteten Paratexten und Illustrationen.34 Eine weiterführende Untersuchung des Titelkupfers der Asiatischen Banise findet sich in Jutta Breyls Studie Pictura loquens – Poesis tacens.35 Mit der
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fluß auf die deutsche Literatur. In: Argenis 2 (1978), S. 317–322; Volker Meid: Absolutismus und Barockroman. In: Der deutsche Roman und seine historischen und politischen Bedingungen. Hrsg. von Wolfgang Paulsen. Bern und München 1977, S. 57–72; ders: Ziglers ,Asiatische Banise‘ 1689 und 1788. Zur Wirkungsgeschichte des Barockromans. In: Argenis 2 (1978), S. 327–340; Gerhart Hoffmeister: Transformationen von Zieglers ,Asiatischer Banise‘. Zur Trivialisierung des höfisch-historischen Romans. In: German Quarterly 49 (1976), S. 181–190; ders: The European Novel in Seventeenth Century Germany: A Decade of Research (1970–80). In: German Baroque Literature. The European Perspective. Hrsg. von Gerhart Hoffmeister. New York 1983, S. 295–315. Hans-Gert Roloff: Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen. In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von Harald Steinhagen und Benno von Wiese. Berlin 1984, S. 798–818. Werner Frick: Providenz und Kontingenz. Untersuchungen zur Schicksalssemantik im deutschen und europäischen Roman des 17. und 18. Jahrhunderts. 2 Bde. Tübingen 1988 (Hermea. 55), Bd. 1, S. 25–73. Peter Rau: Speculum amoris. Zur Liebeskonzeption des deutschen Romans im 17. und 18. Jahrhundert. München 1994, S. 134–180. Irmgard Wirtz: Galante Affektinszenierung im spätbarocken Roman. Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausens Asiatische Banise. In: Der galante Diskurs. Kommunikationsideal und Epochenschwelle. Hrsg. von Thomas Borgstedt und Andreas Solbach. Dresden 2001, S. 331–345. Stefan Metzler: Feder und Schwert. Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausens »Asiatische Banise« als Problem adliger Schreibtätigkeit. Diss. masch. Wien 1999. Jutta Breyl: Pictura loquens – Poesis tacens. Studien zu Titelbildern und Rahmenkompositionen der erzählenden Literatur des 17. Jahrhunderts von Sidneys »Arcadia« bis Ziglers »Banise«. Wiesbaden 2006 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. 44).
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Nachwort und Kommentar
Wirkungsgeschichte des Romans haben sich in den letzten Jahren Bernhard Jahn, Dieter Martin und Karin Vorderstemann auseinandergesetzt.36 Detaillierte Arbeiten zu den zahllosen, erst in jüngster Zeit erschlossenen Rezeptionszeugnissen zur Asiatischen Banise liegen bisher nur wenige vor, stellvertretend seien hier Michael Mauls Beiträge über eine Opernfassung des Romans und deren musikalische Gestaltung genannt.37
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Bernhard Jahn: Das Libretto als literarische Leitgattung am Ende des 17. Jahrhunderts. Zu Zi(e)glers Roman »Die Asiatische Banise« und seinen Opernfassungen. In: Die Oper am Weißenfelser Hof. Hrsg. von Eleonore Sent. Rudolstadt 1996 (Weißenfelser Kulturtraditionen. 1), S. 143–169; Dieter Martin: Barock um 1800. Bearbeitung und Aneignung deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts von 1770 bis 1830. Frankfurt am Main 2000 (Das Abendland. 26), S. 402–423; Karin Vorderstemann: Artikel »Gute Nacht, ihr harten Sinnen«; Artikel und ausführlicher Kommentar zur Liedgeschichte von »Sollen nun die grünen Jahre«. Beide in: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. Für das Deutsche Volksliedarchiv hrsg. von Eckhard John. In Zusammenarbeit mit Michael Fischer, Nils Grosch, Waltraud Linder-Beroud und Tobias Widmaier. URLs: http://www.liederlexikon.de/lieder/ gute nacht ihr harten sinnen/; http://www.liederlexikon.de/lieder/sollen nun die gruenen jahre/. Michael Maul: Zur mitteldeutschen Rezeption von Händels italienischen Opern und Kantaten vor 1715. In: Händel-Jahrbuch 53 (2007), S. 131–160; ders.: Barockoper in Leipzig (1693–1720). 2 Bde. Freiburg 2009 (Voces. 12, 1 u. 2).
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II. Materialien und Kommentaranlage 1. Das Banise-Portal Das Banise-Portal (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/ banise), das parallel zur Arbeit an der historisch-kritischen Edition in Zusammenarbeit mit der UB Freiburg eingerichtet wurde, bietet neben allgemeinen Informationen zum Roman, zur Biographie seines Autors und einem Verzeichnis der einschlägigen Sekundärliteratur eine Übersicht der zeitgenössischen Drucke, der späteren Editionen und der verschiedenen Übersetzungen des Romans. Die wichtigsten Dokumente – darunter die Erstausgabe der Asiatischen Banise, die letzte, überarbeitete Ausgabe des Romans und zwei Fragment gebliebene Bearbeitungen – sind als Digitalisate über das Portal zugänglich. Neben den verschiedenen Ausgaben sind alle bekannten Quellen, Vorlagen und Prätexte des Romans erfasst. Diese sind – ergänzend zur vorliegenden Printausgabe – als Teildigitalisate hinterlegt. Damit werden der Forschung die meist nur in wenigen Bibliotheken verfügbaren historiographischen und religionskundlichen Quellen des Romans sowie weitere rare Vorlagen und Prätexte dauerhaft zur Verfügung gestellt. Vor allem dokumentiert das Banise-Portal aber die bisher nur teilweise aufgearbeitete breite Rezeption des Romans vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Zu erwähnen sind hier besonders die gleichfalls als Digitalisat verfügbare Fortsetzung der Asiatischen Banise (1724) von Johann George Hamann, die ihrerseits mehrfach übersetzt wurde, die verschiedenen Dramatisierungen des Romans, darunter mehrere Operntextbücher, die Dokumentation seiner literaturtheoretischen Diskussion und die zahllosen Anspielungen auf die Banise in der Literatur und in Briefen. Der Großteil dieser Rezeptionszeugnisse ist als Digitalisat, Transkription oder Volltext über das Portal zugänglich.
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Nachwort und Kommentar
2. Verzeichnis der historiographischen Quellen1 a) Reisebeschreibungen Balbi Siebender Theil der Orientalischen Indien: darinnen zwo unterschiedliche Schiffarten begrieffen. Erstlich Eine Dreyjae hrige Reyse Georgij von Spielbergen Admirals […] welche An. 1601. auß Seeland nach den Orientalischen Indien abgefahren / und […] An. 1604. wider in Seelandt ankom[m]en / darinnen seine gantze Reyse / und was im fue r Abentheuer auff e e derselben begegnet / wie dann auch die machtige¯ Konigreich Matecalo e e unnd Candy, sampt ihren prachtigen Konigen / Sitten und Ceremonien / e verzeichnet und beschrieben. Zum andern ein Neunjarige Reyse eines Venetianischen Jubilirers / Casparus Balby genannt / sampt allem / was ime auff derselben von 1579. biß in 1588. begegnet und widerfahren / neben e e Anweisung aller Zollen / Gewichten / Massen und Muntzen deren man sich e von Alleppo auß biß ins Konigreich Pegu zu gebrauchen […] / Auß Niederlae ndischer und Italianischer Spraach beschrieben Durch M. Gotthardt Arthus und andere der Historien Liebhaber. Alles mit zierlichen Kupffere stucken gezieret und an Tag gegeben / durch Johann Theodor und Johann e Israel de Bry Gebruder. Frankfurt am Main: Becker, 1605. Cadamustus Aloysius Cadamustus (Archangelo Madrignano interprete): Navigatio ad terras ignotas. In: Simon Grynaeus: Novvs Orbis Regionvm Ac Insvlarvm Veteribvs Incognitarvm, una` cum tabula cosmographica, & aliquot alijs consimilis argumenti libellis, quorum omnium catalogus sequenti patebit pagina. Basel: Hervagius, 1532. Caron/Schouten Francojs Caron / Joost [Jodocus] Schouten: Wahrhaftige Beschreibungen e e zweyer machtiger Konigreiche / JAPPAN und SIAM. Benebenst noch vielen andern zu beeden Koe nigreichen gehoe rigen / Sachen; welche im Vore e bericht zu finden. Alles aus dem Niederlandischen ubersetzt / und mit e e Kupferblattern geziert. Denen noch beygefugt Johann Jacob Merckleins e Ost-Indianische Reise / welche er im Jahr 1644. loblich angenommen / und e e im Jahr 1653. glucklich vollendet. Samt einem volligen Register. Nürnberg: Endter, 1663. 1
Vor dem detaillierten Titel ist jeweils der im Kommentar gebrauchte Kurztitel angegeben. – Mit der Ausnahme der Reiseberichte von Linschoten und Pinto können Digitalisate der für die Asiatische Banise relevanten Seiten über das Banise-Portal im Internet eingesehen werden: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/ quellenvorlagen.
Materialien und Kommentaranlage
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Linschoten Jan Huygen van Linschoten: Iohan Hugonis Lintscotani Navigatio in Orientem, item regna, portus, flumina apparentiae, habitus moresque Indoru & Lusitanorum pariter in Oriente degentium accurate proponuntur. Addita sunt paßim D. Paludani Annotationes. Frankfurt am Main: Richter, 1599. Pinto e Ferna˜o Mendes Pinto: Wunderliche und merckwurdige Reisen Ferdinandi Mendez Pinto: welche er innerhalb ein und zwanzig Jahren durch Europa, Asia, und Africa, und deren Koe nigreiche und Lae nder; als Abbyssina, China, Japon, Tartarey, Siam, Calaminham. Pegu, Martabane, Bengale, Brama, Ormus, Batas, Queda, Aru, Pan, Ainan, Calempluy, Cauchenchina und andere Oerter verrichtet; darinnen er beschreibet wie ihme zu Wasser und Land zugestossene grosse Noht und Gefahr; wie er nemblich sey dreyzehnmal gefangen genommen und siebenzehnmal verkaufft worden; auch viele faltigen Schiffbruch erlitten habe: dabey zugleich befindlich eine gar e e genaue Entwerffung der Wunder und Raritaten erwehnter Lander; der e Gesetze, Sitten, und Gewonheiten derselben Volcker; und der grosse Macht e und Heeres-Krafft der Einwohner. Nun erst ins Hochteutsche ubersetzet e und mit unterschiedlichen Kupferstukken gezieret. Amsterdam: Boom, 1671. Saar Johann Jacob Saar: Ost-Jndianische Funfzehen-Jae hrige Kriegs-Dienst, Und Wahrhaftige Beschreibung, was sich Zeit solcher funfzehen Jahr, von Anno Christo 1644. biß Anno Christi 1659. zur See und zu Land […] begeben habe, am allermeinsten auf der […] Insul Ceilon […]. Nürnberg: Tauber, Felsecker, 1662. Schultze Walter Schultze van Harlem: Ost-Jndische Reyse: Worin erzehlt wird Viel e gedenckwurdiges / und ungemeine seltzame Sachen / bluhtige See- und e Feld-schlachten / wieder die Portugisen und Makasser; Belagerungen / Bee e e e sturmungen / und Eroberungen vieler furnehmen Stadte und Schlosser; e Wie auch Eine eigendliche Beschreibung der furnehmsten Ost-Indischen e e Landschaften / Konigreiche / Jnseln und Stadte; Jhre Gesetze / Sitten / Ree e ligion, Kleidung; Jtem: der Tiere / Fruchte und Gewachse / &c.; zugleich e e e Eine ausfuhrliche Erzehlung / was sich in der gefahrlichen Zuruckreise nach Holland / zwischen den Ost-Indischen Retour-Schiffen / und den Ene gellandern / im Jahr 1665. in der Stadt Bergen in Norwegen / wie auch in e der Nord-See / merckenswurdiges zugetragen hat / Alles beschrieben durch Mster Walter Schultzen, von Harlem Nebenst noch Dem gefae hrlichen Schiffbruch des Jagt-schifs / ter Schelling genant; Von Frantz Janß. von der Heyde / aufgezeichnet. Mit vielen kunstreichen Figuren geziert. Und aus
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Nachwort und Kommentar
dem Niederlae ndischen ins Hochteutsche ue bergesetzet durch J. D. […]. Amsterdam: Meurs; Sommern, 1676. b) Historiographische Sammelwerke Francisci: Schau-Buehne e e Erasmus Francisci: Die lustige Schau-Buhne von allerhand Curiositaten: e darauf Viel nachdenckliche Sachen, sonderbare Erfindungen, merckwurdige Geschichte, Sinn- und- Lehr-reiche Discursen, auch zuweilen anmuthige Schertz-Reden und Erzae hlungen, fue rgestellet werden; Bey Freundlicher Sprachhaltung aufgerichtet und erbauet von Etlichen vertrauten guten e Freunden; Samt beigefugtem Register / Beschrieben durch Erasmus Francisci. Nürnberg: Endter, 1663. Francisci: Traur-Saal Erasmus Francisci: Der Hohe Traur-Saal, oder Steigen und Fallen grosser Herren: Fue rstellend, Aus allen vier Welt-Theilen, unterschiedlicher hoher Stands- Staats und Glue cks-Personen wunderbare und traurige Verae ndrungen, so in den nechsten anderthalb hundert Jahren, und zum Theil bey e e heutigen unsren Laufften, sich gefuget. Deren etliche Aus andren Sprachen e e ubersetzt; doch allhie, mit unsrer Teutschen Mutterzunge, etwas umstandlicher, richtiger, lehrreicher und voe lliger, ausgesprochen und erzehlet: Etliche aber Vermittelst gantz eigner Ausarbeitung allein an das Licht gesetzt, Und mit zwiefachem, wiewol kurtzem, Register versehen / durch Erasmus Francisci. Nürnberg: Endter, 1665. Francisci: Lust- und Stats-Garten Erasmus Francisci: Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust- und e Stats-Garten: Mit einem Vorgesprach Von mancherley lustigen Discursen; In Drey Haupt-Theile unterschieden. Der Erste Theil Begreifft in sich die e e edelsten Blumen / Krauter / Baume / Meel- Wasser- Wein- Artzney- und e e Gifft-gebende Wurtzeln / Fruchte / Gewurtze / und Specereyen / in OstIndien / Sina und America: Der Ander Theil Das Temperament der Lufft und Landschafften daselbst […]. Der Dritte Theil Das Stats-Wesen / Polie e cey-Ordnungen / Hofstate / Palaste […]. Nürnberg: Endter, 1668. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel Erasmus Francisci: Neu-polirter Geschicht- Kunst- und Sitten-Spiegel auslae ndischer Voe lcker: fue rnemlich Der Sineser, Japaner, Indostaner. Javaner, Malabaren, Peguaner, Siammer, Peruaner, Mexicaner, Brasilianer, e Abyssiner, Guineer, Congianer, Asiatischer Tartern, Perser, Armenier, Ture cken, Russen, und theils anderer Nationen mehr: welcher, in sechs Buchern, sechserley Gestalten weiset […] / Dem Schau-begierigem Leser dargestellt von Erasmo Francisci. Nürnberg: Endter, 1670.
Materialien und Kommentaranlage
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Happel: Relationes Curiosae I,1; I,2; II e e Eberhard Werner [Guerner] Happel: E. G. Happelli großte Denkwurdigkeiten der Welt oder sogenannte Relationes curiosae: worinnen dargestellet und nach dem Probier-Stein der Vernunft examiniret werden die vornehmsten physicalische, mathematische, historische und andere merckwue rdige Seltsahmkeiten. 1. Theil: Hamburg: Wiering 1683; II. Tom des Ersten Theils: Hamburg: Wierung 1684; 2. Theil: Hamburg: Wiering, 1685. c) Religionskundliche Schriften Roger Abraham Roger: Offne Thue r zu dem verborgenen Heydenthum: oder warhaftige Vorweisung deß Lebens und Sittens, samt der Religion und Gottesdienst der Bramines auf der Cust Chormandel, und denen herumliegenden Lae ndern; Mit kurtzen Anmerkungen, Aus dem Niederlae ndischen ue bersetzt. Samt Christoph Arnolds Auserlesenen Zugaben, Von dem Asiatischen, Africanischen, und Americanischen Religions-Sachen, so in XL. Capitel verfasst […]. Nürnberg: Endter, 1663. Ross Alexander Ross: Der ganzen Welt Religionen: Oder Beschreibung aller Gote tes- und Gotzendienste, wie auch Ketzereyen, in Asia, Africa, America und Europa, von Anfang der Welt, biß auff diese gegenwertige Zeit / In Englischer Sprache beschrieben von […] Alexandro Rossaeo. Und in die Hochdeutsche Sprache ue bergesetzt von Alberto Reimaro, Lubec. Durchgehents e e mit schonen Kupfferstucken verzieret. Amsterdam: Nosche, 1668.
3. Zu den historiographischen Quellen und ihrer Verarbeitung im Roman Zigler, der in seinem kurzen Leben wahrscheinlich nie über die Grenzen des Kurfürstentums Sachsen hinaus kam, hat sich für das exotische Kolorit seines »asiatischen« Romans auf eine Vielzahl von Quellen gestützt. Dieses Verfahren entsprach der zeitgenössischen Dichtungsauffassung und den Interessen des Publikums. Mit den ausführlichen Quellenzitaten wies der Autor sich als poeta doctus aus und bot seinen Lesern neben der spannenden fiktiven Handlung lehrreiche Schilderungen exotischer Sitten und Gebräuche sowie einen Schnellkurs in asiatischer Geschichte. Das reale historische Fundament des Romans wird schon in der »Vorrede« besonders hervorgehoben:
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Nachwort und Kommentar
Den Inhalt der wenigen Blae tter belangende / so sind es mehrentheils warhafftige Begebenheiten / welche sich zu Ende des funffzehen hunderten e e Seculi bey der grausamen Veranderung des Konigreichs Pegu / und dessen angrentzenden Reichen zugetragen haben: Wobey zugleich ein wolgesinne ter Leser die wundersamen Gewohnheiten und Gebrauche der Barbarie e schen Asiater / bey Heyrathen / Begrabnissen und Kronungen / welche ich / nebst der Historischen Warheit / mit Fleiß aus denen gelehrten Schrifften des nie genung gepriesenen Francisci, Saarens / Schultzens und Balby Reise-Beschreibungen / Rogeri Heydenthum / Rossens Religionen / und andern curieusen Schriften colligiret / verhoffentlich nicht sonder Anmuth bemercken wird.2 Die Belehrung des Lesers ist ein erklärtes Ziel und wird von Zigler im Kontext eines ausführlichen Quellenzitats auch als solches genannt: »Weil e sich demnach bey deren Verbrennung sonderliche Zufalle ereigneten / wele che bey folgender Geschichts-Erzehlung nothig zu wissen sind: als wird der e e gunstige Leser ein gedultiges Auge nachgesetzter Leich-Bestattung vergone nen / und hieraus die Heydnischen Gebrauche der Asiatischen Indianer ersehen.«3 Für deren exakte Schilderung hat er die verschiedensten Werke herangezogen, die von der Belesenheit des Autors zeugen: Reisebeschreibungen, »gelehrte Schrifften« wie die des ungemein produktiven Erasmus Francisci und religionskundliche Darstellungen. Dabei ist die Liste der »curieusen Schriften« keineswegs vollständig. Nur in einer Fußnote nachgewiesen sind Eberhard Werner Happels Relationes Curiosae, während die Reiseberichte von Francojs Caron und Joost Schouten nicht einmal erwähnt werden. Dafür zitiert Zigler in seinen Fußnoten gelegentlich Werke, die er nur durch die Sammelwerke von Francisci und Happel kannte. Bei diesen handelt es sich auffälligerweise um lateinische Werke, nämlich Aloysius Cadamustus’ Navigatio ad terras ignotas (1532) und Jan Huygen van Linschotens Navigatio in Orientem (1599). Der damit suggerierte Rückgriff auf die Zigler nachweisbar unbekannten Originalwerke ist umso bemerkenswerter, weil dieser des Lateinischen durchaus mächtig war, wie zwei in dieser Sprache verfasste Schulreden belegen.4 Offenbar wollte er mit den zwar inhaltlich, nicht aber sachlich korrekten Verweisen das Bild des poeta doctus untermauern, das er in der Vorrede von sich entworfen hatte. Die Quellen sind inhaltlich weniger scharf zu trennen als die oben genannten Kategorien vermuten lassen. Tatsächlich können nur die Reiseberichte als relativ geschlossene Textgruppe betrachtet werden, da es sich hier meist um inhaltlich unabhängige Berichte aus verschiedenen Epochen 2 3 4
Vorrede zur Asiatischen Banise, vgl. S. 9,34–10,7. Vgl. S. 306,22–27. Vgl. die Bibliographie von Ziglers Werk bei Pistorius, S. 21.
Materialien und Kommentaranlage
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und Gegenden handelt. Allerdings stützten sich auch die Verfasser von Reiseberichten gelegentlich auf die Schilderungen anderer Reisender. Im Original lagen Zigler folgende Werke vor: Die Reisebeschreibung des venezianischen Juweliers Gasparo Balbi (deutsch 1605), Johann Jacob Saars Ost-Jndianische Funfzehen-Jaehrige Kriegs-Dienst (1662), die von Francojs Caron und Joost Schouten verfasste Wahrhaftige Beschreibungen zweyer e e machtiger Konigreiche / JAPPAN und SIAM (1663) und Walter Schultze van Harlems Ost-Jndische Reyse (1676). Den Reisebericht von Fernando Mendez Pinto, eine der zentralen Quellen des Romans, hat Zigler dagegen nur indirekt rezipiert. Die Vermittlung der Zigler nicht zugänglichen Quellen erfolgte vor allem durch die Schriften des mit besonderem Lob erwähnten Erasmus Francisci, der unter anderem Pintos Reisebeschreibung ausgewertet hatte. Von den zahlreichen umfangreichen Werken dieses Autors hat Zigler vier nache e weislich herangezogen: Die lustige Schau-Buhne von allerhand Curiositaten (1663), den Hohen Traur-Saal, oder Steigen und Fallen grosser Herren (1665), den Ost- und West-Indischen wie auch Sinesischen Lust- und StatsGarten (1668) und den Neu-polirten Geschicht- Kunst- und Sitten-Spiegel e e auslandischer Volcker (1670). Neben diesen hat Zigler auch auf die ersten Bände von Eberhard Werner Happels Relationes Curiosae (Bd. I,1, 1683; Bd. I,2, 1684; Bd. II, 1685) zurückgegriffen. Da beide Autoren sich auf dieselben Quellen – wie vor allem die genannten Reiseberichte – stützen und Happel für seine Darstellung gelegentlich auch Franciscis Werke heranzieht, ist es nicht immer möglich, Ziglers tatsächliche Vorlage auszumachen. In diesem Fall wird in unserem Stellenkommentar grundsätzlich die älteste Quelle zitiert und auf die übrigen potentiellen Vorlagen verwiesen.5 Wenn die Quelle zweifelsfrei zu identifizieren ist, wird auf die Nennung von Parallelstellen in anderen von Zigler rezipierten Werken verzichtet und nur der Vorlagetext wiedergegeben.6 Dieses Vorgehen gilt auch für die beiden religionskundlichen Werke, die e Zigler in seiner Vorrede nennt: Abraham Rogers Offne Thur zu dem verborgenen Heydenthum (deutsch 1663) und Alexander Ross’ Der ganzen Welt Religionen (deutsch 1668). Vor allem Roger bedient sich für seine umfassende Abhandlung ausführlich bei den Verfassern von Reiseberichten, namentlich Pinto, den er nach der holländischen Übersetzung von 1652 zitiert.7
5
6 7
Die Quellentexte, auf die konkret mit Band- und Seitenzahl verwiesen wird, sind über das Banise-Portal zugänglich. URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/quellenvorlagen. Für eine Liste der Fundstellen s. Pfeiffer-Belli (1940), S. 50–52. e Diese Ausgabe verwendete neben Roger auch Erasmus Francisci für seine Schau-Buhne und den Traur-Saal. Vgl. Pfeiffer-Belli (1940), S. 31.
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Nachwort und Kommentar
Obwohl die Quellen eine weitgehende Rekonstruktion der historischen Ereignisse erlauben,8 hat Zigler sich nicht streng an seine Vorlagen gehalten, sondern diese stark gerafft9 und den Erfordernissen seiner glücklich endenden Geschichte um das Prinzenpaar Banise und Balacin angepasst. Auch das heroische Paar selbst hat der Autor seinen Quellen sehr frei nachgebildet. Balacin, dessen Name Zigler vermutlich von dem Ort Balatini abgeleitet hat, ist das literarische Gegenstück des namenlosen »Printzen e von Nautir, Sohn des Konigs von Ava« (Francisci: Lust- und Stats-Garten, S. 1578b; Happel: Relationes Curiosae I,1, S. 163a), der den Quellen zufolge mit der von dem bramanischen Tyrannen ermordeten Prinzessin von Pegu verlobt war. Hierin erschöpft sich die Überlieferung. Banise, die mit dieser gleichfalls namenlosen peguanischen Prinzessin einige grausige Erlebnisse teilt, wird in letzter Minute durch den fiktiven Hauptmann Abaxar vor deren Schicksal bewahrt. Ihr Name ist nur scheinbar exotisch: Tatsächlich handelt es sich um ein Anagramm des Namens Sabine und damit um eine versteckte Huldigung des Autors an seine Ehefrau.10 Auch die übrigen auf historischen Vorbildern basierenden Figuren entwickeln im Roman ein Eigenleben jenseits der Quellen, wobei vor allem der Bösewicht Chaumigrem mit den negativen Eigenschaften und Untaten einer ganzen Dynastie von Tyrannen ausgestattet wird.11 Die meisten Figuren sind jedoch fiktiv und lediglich mit teils aus den Quellen übernommenen, teils erfundenen klangvollen exotischen Namen versehen. Die ursprüngliche Bedeutung des Namens und dessen Kontext spielen dabei keine Rolle.
4. Verzeichnis der poetischen Prätexte Hallmann: Antiochus und Stratonica e Die Merckwurdige Vater-Liebe Oder Der vor Liebe sterbende ANTIOCHUS Und die vom Tode errettende STRATONICA / Von Johann Christian Hallmann Erfundenes und in Hoch-Teutscher Poesie gesetztes TrauerFreuden-Spiel. In: Johann Christian Hallmanns Trauer-, Freuden und e e Schaffer-Spiele nebst einer Beschreibung aller Obristen Hertzoge uber das gantze Land Schlesien. Breslau: Fellgiebel, 1684. 8 9 10
11
Die tatsächlichen Ereignisse in und um Pegu hat Pfeiffer-Belli (1940), S. 32–45, anhand der o. g. Werke sowie weiterer historischer Quellen zusammengefasst. Vgl. Pfeiffer-Belli (1940), S. 44. Vgl. Pfeiffer-Belli (1965), S. 473. Zu dem Anagramm inspiriert wurde Zigler vermutlich durch Eberhard Werner Happels Roman Der asiatische Onogambo (1673), dessen Heldin Therragam ihren Namen Happels Verlobter Margaretha verdankt. Zu Happel s. Theo Schuwirth: Eberhard Werner Happel (1647–1690). Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte des siebzehnten Jahrhunderts. Diss. Marburg 1908, S. 25 und 79. Pfeiffer-Belli (1940), S. 57.
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Hallmann: Theodoricus Veronensis e e Die Gottliche Rache / Oder der Verfuhrte THEODORICUS VERONENSIS, Von Johann Christian Hallmann Erfundenes und in Hoch-Teutscher Poesie gesetztes Trauer-Spiel. In: Johann Christian Hallmanns Trauer-, Freuden und Schae ffer-Spiele nebst einer Beschreibung aller Obristen Hertzoge ue ber das gantze Land Schlesien. Breslau: Fellgiebel, 1684. Hallmann: Urania Johann Christian Hallmann Siegprangende Tugend Oder Getrewe URANIA. Pastorell. In: Johann Christian Hallmanns Trauer-, Freuden und e e Schaffer-Spiele nebst einer Beschreibung aller Obristen Hertzoge uber das gantze Land Schlesien. Breslau: Fellgiebel, 1684. Hallmann: Unueberwindliche Adelheide e e e Die Schaubuhne des Gluckes Oder die Unuberwindliche ADELHEIDE. e Aus dem Italianischen von Johann Christian Hallmann Ubersetztes und vermehrtes Freuden-Spiel. In: Johann Christian Hallmanns Trauer-, Freuden und Schae ffer-Spiele nebst einer Beschreibung aller Obristen Hertzoge e uber das gantze Land Schlesien. Breslau: Fellgiebel, 1684. Hallmann: Heraclius e Die listige Rache Oder der tapffre HERACLIUS. Auß dem Italianischen e Von Johann Christian Hallmann ubersetztes Schau-Spiel. In: Johann Chrie stian Hallmanns Trauer-, Freuden und Schaffer-Spiele nebst einer Bee schreibung aller Obristen Hertzoge uber das gantze Land Schlesien. Breslau: Fellgiebel, 1684.12 Happel: Asiatischer Onogambo Eberhard Werner Happel: Der Asiatische Onogambo. Darin Der jetzt-regierende grosse Sinesische Kayser XUNCHIUS. Als ein umbschweiffender e Ritter vorgestellet / nachst dessen und anderer Asiatischer Printzen LiebesGeschichten und ritterlichen Thaten / sampt deren Beschaffenheiten / Ordnung ihrer Regenten / und deren vornehmsten Thaten etc. kue rtzlich mit e eingefuhret werden. Durch Eberhardt Guerner Happell. Hamburg: Naumann, Wolff, 1673.13
12
13
Hallmanns Werke sind greifbar in Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Hrsg. von Gerhard Spellerberg. Berlin und New York 1975–1987. Der Sammelband von 1684, der Zigler mit großer Wahrscheinlichkeit vorlag, steht als Digitalisat im Internet zur Verfügung (URL: http://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/ 312671563/). Ein Teildigitalisat ist über das Banise-Portal im Internet zugänglich (URL: http://freimore.uni-freiburg.de/receive/DocPortal document 00015223).
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Nachwort und Kommentar
Hoffmannswaldau: Helden-Briefe Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau: Helden-Briefe. Leipzig/Breslau: Fellgiebel, 1680.14 Lohenstein: Agrippina Daniel Casper von Lohenstein: Agrippina. Trauerspiel. Breslau: Fellgiebel, 1665. Lohenstein: Epicharis Daniel Casper von Lohenstein: Epicharis. Trauer-Spiel. Breslau: Fellgiebel, 1665. Lohenstein: Ibrahim Sultan Daniel Casper von Lohenstein: Ibrahim Sultan. Schauspiel auf die glue cke e e seligste Vermahlung beyder Rom. Kayser- wie auch zu Hungarn und Boe e heim Konigl. Majestaten / Herrn / Herrn Leopolds und Frauen / Frauen Claudia Felicitas Ertzherzogin von Oesterreich aus allerunterthae nigster Pflicht gewiedmet von Daniel Caspern von Lohenstein. Leipzig: Kanitz, 1673. Lohenstein: Blumen Daniel Casper von Lohenstein: Blumen. Breslau: Fellgiebel, 1680.15 Lohenstein: Cleopatra Daniel Casper von Lohenstein: Cleopatra. Ein Trauerspiel. Breslau: Fellgiebel, [2. Fassung] 1680. Lohenstein: Sophonisbe Daniel Casper von Lohenstein: Sophonisbe. Trauerspiel. Breslau: Fellgiebel, 1680.16 14
15
16
Als reprographischer Nachdruck leicht greifbar in der von Franz Heiduk herausgegebenen Werkausgabe: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau: Gesammelte Werke. Hrsg. von Franz Heiduk. Bd. I: Deutsche Übersetzungen und Getichte, Teil 2. Hildesheim 1984. Lohensteins Gedichtsammlung Blumen ist als reprographischer Nachdruck in der von Gerhard Spellerberg herausgegebenen Sammlung Lyrica (Tübingen 1992, S. 5–478) sowie als Digitalisat im Internet verfügbar (Exemplar der HAB Wolfenbüttel, Signatur: LO 5143 [1]; URL http://diglib.hab.de/wdb.php?/dir=drucke/lo–5143–1s). Agrippina (1665) und Cleopatra (Fassungen 1661 und 1680) sind in der entstehenden historisch-kritischen Lohenstein-Ausgabe erschienen (Daniel Casper von Lohenstein: Sämtliche Werke. Abteilung II: Dramen. Bd. 1.1 u. Bd. 2.1. Hrsg. von Lothar Mundt. Berlin und New York 2005ff.), Cleopatra (1680) zudem in einer von Volker Meid herausgegebenen Ausgabe (Stuttgart 2008). Einen Wiederabdruck der Erstausgabe der Sophonisbe (1680) hat Rolf Tarot besorgt (Stuttgart 1970), die Sammlung Blumen ist als reprographischer Nachdruck in der von Gerhard Spellerberg zusammengestellten Sammlung Lyrica (Tübingen 1992) zugänglich. Ein Digitalisat der Erstausgabe des Ibrahim Sultan (1673) kann im Internet eingesehen werden (Exemplar der HAB Wolfenbüttel, Signatur Lo 4° 166, URL: http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/ lo–4f–166).
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Saavedra Diego de Saavedra Fajardo: ABRIS Eines Christlich-Politischen PRINe TZENS / In CI. Sinn-Bildern vnd mercklichen Symbolischen Spruchen / Gestelt von A. DIDACO SAAVEDRA FAXARDO, Spanischen Ritter / etc. Zuvor auß dem spanischen ins Lateinisch: Nun in Teutsch versetzet. Köln: Münch, 1674.17
5. Zu den poetischen Prätexten und ihrer Verarbeitung im Roman Neben historiographischen und religionskundlichen Quellen hat Zigler auch aus poetischen Werken zitiert und diese als Vorlagen für seinen Roman benutzt. Dabei handelt es sich mit Ausnahme der Embleme-Sammlung von Diego de Saavedra Fajardo (deutsch 1674) um Werke schlesischer Barockdichter. Anders als die Zitate aus den historischen Quellen, die größtenteils in der Vorrede sowie in einigen Fußnoten nachgewiesen werden, hat Zigler die intertextuellen Referenzen auf seine Schriftstellerkollegen nicht markiert. Lediglich auf Saavedras Embleme wird in einigen Fußnoten verwiesen, ansonsten verzichtet er auf entsprechende Nachweise. Ausnahmen bilden nur zwei lyrische Einlagen, bei denen Zigler sich zur Bestätigung des vorher Gesagten auf die Verse anderer Poeten beruft, deren Namen er allerdings verschweigt. Die zahllosen Prosa-Paraphrasen aus den Werken anderer Autoren werden hingegen überhaupt nicht markiert. Von den zitierten Dichtern nennt Zigler namentlich zudem nur den von ihm besonders verehrten Daniel Casper von Lohenstein, dessen elaborierten Stil er in der »Vorrede« gegen seine sprachlich vergleichsweise simple Asiatische Banise herausstreicht: »Solte aber dem Geehrten Leser die Vollkommenheit deutscher Sprache zu sehen belieben / so wird ehestens der unvergleichliche e Arminius nebst seiner Durchlauchtigsten Thusnelda, d e s w e i t b e r u h m t e n u n d v o r t r e f f l i c h e n D a n i e l C a s p a r v o n L o h e n s t e i n s / sein Verlangen sattsam stillen.«18 Allerdings wird ausgerechnet der gepriesene Arminius in der Banise nicht zitiert. Die zahlreichen intertextuellen Anspielungen, mit denen der Roman durchsetzt ist, zeugen von Ziglers umfassender Kenntnis der zeitgenössischen Literatur und von seiner Fähigkeit, diese produktiv zu verarbeiten. Die Werke anderer Autoren dienten ihm als stilistische und strukturelle Vorlagen. Vor allem waren sie aber Textquellen, Steinbrüche für Formulierungen, die Sprache und Stil in hohem Maße prägten und mit dafür verant17 18
Ein Teildigitalisat ist über das Banise-Portal im Internet zugänglich (URL: http://freimore.uni-freiburg.de/receive/DocPortal document 00017153). Vorrede zur Asiatischen Banise, vgl. S. 10,20–23.
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Nachwort und Kommentar
wortlich sind, dass die Asiatische Banise als Quintessenz des höfisch-heroischen Barockromans erscheint. An erster Stelle ist Saavedras Embleme-Sammlung Abbild eines christlich-politischen Printzens zu nennen. Das 1674 in deutscher Übersetzung erschienene Sammelwerk ist zwar kein zeitgenössischer und nur im weiteren Sinne ein poetischer Text – es handelt sich vielmehr um eine Kompilation topischer Bilder und zugehöriger Erläuterungen. Die darin enthaltenen Embleme, die sich sämtlich auf die Aufgaben und Pflichten eines Fürsten beziehen, boten jedoch eine ideale Vorlage für einen Roman, der sich in zeittypischer Weise zugleich als unterhaltsames Werk wie auch als Fürstenspiegel lesen lässt. Dementsprechend nimmt Zigler nicht nur wiederholt Bezug auf einzelne Embleme, sondern zitiert auch die einzelnen damit verbundenen Sinnsprüche und Erläuterungen und entwirft so das Bild eines idealen Herrschers. Mehr als strukturelles Muster denn als Textquelle diente auch der einzige Roman unter Ziglers literarischen Prätexten: Eberhard Werner Happels Asiatischer Onogambo (1673). Obwohl Zigler ein weiteres Werk Happels, die Relationes Curiosae (1683ff.), in einer Fußnote erwähnt, hat er den intertextuellen Bezug auf den Onogambo nicht markiert. Aus Happels Roman hat Zigler den in medias res-Beginn des heliodorischen Romans mit der großen Fluchrede des Helden und die anagrammatische Verschlüsselung des Namens der Heldin übernommen; die weiteren intertextuellen Referenzen fallen weniger ins Gewicht.19 Als reiner Vorlagetext sind Christian Hoffmann von Hoffmannswaldaus Helden-Briefe (1680) zu nennen. Das Buch lag Zigler nachweislich vor; direkt daraus zitiert hat er allerdings nur ein einziges Mal und zwar aus der »poetischen GeschichtRede« Die erleuchtete Maria Magdalena. Von zentraler Bedeutung waren für Zigler die Gedichte und Dramen von Daniel Casper von Lohenstein. Die Zitate aus Gedichten entstammen sämtlich der Sammlung Blumen (1680), die Paraphrasen aus Dramen aus den folgenden Werken: Agrippina (1665), Epicharis (1665), Ibrahim Sultan (1673), Cleopatra (2. Fassung, 1680) und Sophonisbe (1680). Neben der Häufigkeit und Ausführlichkeit, mit der Zigler aus den genannten Werken abschreibt, ist vor allem die moralische Zensur bemerkenswert, die er in der Banise walten lässt. Die Protagonisten von Lohensteins in der römischen Antike oder im Orient angesiedelten Dramen sind von Machthunger und körperlichen Begierden getrieben und überschreiten im Affekt wiederholt die Grenzen des Schicklichen. Zigler, dessen Romanheldin sich immerhin gegen einen verliebten Tyrannen, einen lüsternen Verehrer und einen zur 19
Vgl. Karin Vorderstemann: Eberhard Werner Happels Roman »Der asiatische Onogambo« (1673) als Prätext für Ziglers »Asiatische Banise« (1689). URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/happelonogambo.
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Vergewaltigung bereiten Oberpriester zur Wehr setzen muss, hat gerade aus solchen emotional und verbal aufgeladenen Szenen ausführlich abgeschrieben. Seine Prosa-Paraphrasen brechen jedoch immer dort ab, wo Lohensteins Figuren ihre Wünsche und Begierden allzu deutlich zu artikulieren beginnen. Die ›moralische Dämpfung‹ betrifft auch die Passagen, die Zigler aus den in der Sammlung Blumen enthaltenen Helden-Briefen übernimmt. Moralisch unverfängliche Verse werden dagegen unzensiert paraphrasiert. Neben Lohenstein zitiert Zigler noch einen weiteren barocken Dramatiker, nämlich Johann Christian Hallmann. Aufgrund der Auswahl der Zitate kann mit großer Sicherheit angenommen werden, dass Zigler folgender Druck zur Verfügung stand: Johann Christian Hallmanns Trauer-, Freue den und Schaffer-Spiele nebst einer Beschreibung aller Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien (1684). Neben vereinzelten Zitaten aus e Siegprangende Tugend Oder Getrewe URANIA, Die Gottliche Rache / Oder e der Verfuhrte THEODORICUS VERONENSIS, Die Merckwuerdige VaterLiebe Oder Der vor Liebe sterbende ANTIOCHUS Und die vom Tode ere e e rettende STRATONICA und Die Schaubuhne des Gluckes Oder die Unuberwindliche ADELHEIDE ist vor allem ein Werk zu erwähnen, das Zigler – ohne Hallmann als dessen Autor zu nennen – vollständig in die Asiatische Banise integriert hat: Die listige Rache Oder der tapffre HERACLIUS. Die Handlung des auf einem Libretto von Nicolo´ Beregani basierenden Stücks spiegelt das Romangeschehen und wurde deshalb als Festoper unverändert in das glückliche Finale integriert.20 Zigler hat lediglich die Prosadialoge des Originals in Alexandriner umgesetzt und die bereits im Vorlagetext enthaltenen mitunter holprig gereimten Arien etwas geglättet. Gleichwohl wirkt das Libretto im Roman auch stilistisch als Fremdkörper. Ziglers Kenntnis der zeitgenössischen Literatur, ihrer Bilder, Topoi und sprachlichen Wendungen schlägt sich zudem in mehreren Passagen nieder, für die zwar keine konkreten Vorlagen nachzuweisen sind, die aber als typisch für die spätbarocke Dichtung gelten dürfen. Beispiele dafür sind die stereotypen Beschreibungen der beiden Prinzessinnen Banise und Higvanama, bei denen Zigler den traditionellen Schönheitskatalog abzuarbeiten scheint. Auch für die »Trauer- und Abschieds-Rede der sterbenden Banise«, in der diese die Nichtigkeit des irdischen Daseins thematisiert, greift Zigler in die barocke Requisitenkiste, um die Vergeblichkeit des menschlichen Strebens zu illustrieren.21 Neben den aus der barocken Hochliteratur ent20
21
Zur Bereganis Libretto s. Dorothea Schröder: Zeitgeschichte auf der Opernbühne. Barockes Musiktheater in Hamburg im Dienst von Politik und Diplomatie (1690–1745). Göttingen 1998, S. 148–149. Pfeiffer-Belli (1940) nimmt an, dass das die »Trauer- und Abschiedsrede« nach dem Vorbild von Lohensteins Erleuchtetem Hofmann gestaltet ist (S. 100–101). Auf der strukturellen Ebene stimmen die beiden Texte nicht überein. Da beide Autoren hier
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Nachwort und Kommentar
nommen Versatzstücken finden sich in der Banise auch schwankhaft-pikareske Elemente, etwa in Scandors burlesken Liebesgeschichten,22 sowie eine Vielzahl gängiger Sprichwörter und Redewendungen, die Zigler vor allem Balacins humorvollem Diener und Gefährten Scandor, mitunter aber auch dem Prinzen in den Mund legt.
6. Zu den Illustrationen a)
Die Illustrationen der Erstausgabe23
Die Illustrationen zur Asiatischen Banise stammen bis auf das Titelkupfer von dem Zeichner E. Andre-Sohn, gestochen wurden sie von Johann Christoph Böcklin (*1657 Augsburg, †1709 Leipzig). Über den Zeichner, dessen wenig inspirierte Vorlagen Gustav Könnecke in seinem Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur über den Verfall der deutschen Illustrationskunst klagen ließen,24 ist nichts bekannt. Von dem Leipziger Kupferstecher Johann Christoph Böcklin sind dagegen mehrere Stiche überliefert, darunter ein Porträt des Dichters Christian Weise. Alle Kupfer zur Banise sind mit dem Namen des Zeichners und des Stechers bzw. deren Initialen signiert, rechts oben der Erstausgabe entsprechend paginiert und so den betreffenden Szenen zugeordnet.25 Abb. 1: Titelkupfer »Theatre d’amour« Das Titelkupfer stammt als einziges Bild nicht von Andre-Sohn und Böcklin. Im Hinblick auf die französische Überschrift und Beschriftung der verschiedenen Allegorien ist »eine Übernahme des Bildes aus einem anderen Kontext wahrscheinlich«,26 eine konkrete Vorlage hat sich bisher jedoch nicht identifizieren lassen. Ob Zigler das Kupfer kannte und gezielt seinem Roman voranstellte oder sein Verleger Johann Gleditsch in Ermangelung eines eigens für die Banise entworfenen Titelkupfers auf ein vermutlich aus Frankreich stammendes Motiv zurückgriff, ist nicht bekannt.
22 23 24
25
26
einen beliebten barocken Topos ausgestalten, gibt es inhaltliche Parallelen, intertextuell sind diese aber nicht von Bedeutung. Adolf Haslinger: Epische Formen im höfischen Barockroman. Anton Ulrichs Romane als Modell. München 1970, S. 177. Druckvorlage: Exemplar der ULB Darmstadt: 41/4926. Gustav Könnecke: Bilderatlas zur Geschichte der Deutschen Nationallitteratur. Eine Ergänzung zu jeder Deutschen Litteraturgeschichte. Nach den Quellen bearbeitet. 2. erg. Aufl. Marburg 1912, S. 196. Eine Ausnahme bildet nur die letzte Illustration, die einem »Vorgriff auf die Handlung« gleichkommt, da auf dieser Tafel zu sehen ist, »was erst sechzehn Seiten später geschieht.« (Metzler, S. 101). Breyl, S. 206.
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Das Bild selbst hat in der Forschung für Diskussionen gesorgt, da die geschlechtliche Identität der in der Mitte thronenden Gestalt nicht ganz eindeutig ist. Trotz der androgynen Darstellung handelt es sich vermutlich um eine Darstellung der Venus.27 Für diese Annahme spricht, dass die Liebesgöttin ein brennendes Herz in der linken Hand trägt und auf den Stufen ihres Thrones Amor sitzt. Flankiert wird das Götterpaar von Allegorien der Tugenden und Laster, links »Esperance«, »Patience« und »Constance« und rechts »Faussette«, »Jalousie« und »Desespoir«. Diese bilden »ein Spalier, das den Weg desjenigen säumt, der den Thron der Venus zu erreichen strebt. Wer diesen Weg bereits genommen hat, lassen am Boden liegende Kopfbedeckungen erkennen. Von der Kaiser- und Königskrone, den Kronen von Prinz, Fürst und Herzog, dem Turban des orientalischen Herrschers über den Helm des Kriegers, den Bischofs- und den Doktorhut bis hin zu den federverzierten Kappen und Filzhüten der wohlhabenden Bürger und des einfachen Volkes ist alles vertreten, kein Stand ist ausgeschlossen.«28 Bezüge zwischen Titelkupfer und Roman gibt es viele, exemplarisch sei hier die verzweifelte Liebe der Prinzessin von Savady zum Prinzen Zarang erwähnt, die die eifersüchtige Hofdame zu einem Täuschungsmanöver inspiriert und sie, als dieses zu scheitern droht, den Tod suchen lässt. Die Parallelen zwischen der topisch »mit zerzaustem Haar, verzerrtem Gesicht und entblößter Brust«29 dargestellten »Desespoir« und der verzweifelten Prinzessin, die sich im Roman und der zugehörigen Illustration das Messer an die nackte Brust hält, sind unübersehbar. Abb. 2: Balacins Kampf mit den Räubern Wie im Roman beschrieben (S. 12–13), steht Balacin mit dem Rücken zu einem Baum. Der über ihm hängende Ast hat den Säbelhieb des letzten der drei Räuber aufgefangen, der nun waffenlos die Flucht ergreift. Am Boden liegen die Leichen seiner von Balacin erschlagenen Gefährten, im Hintergrund sind der Fluss, an dessen Ufer sich Balacin später verbergen wird, und die Stadt Pegu zu sehen. Abb. 3: Kampf zwischen dem Kaiser von Pegu und dem Prinzen von Ava Die Kampfszene (S. 38,26–39,2) basiert unübersehbar auf der Balbis Reisebeschreibung als Kupfer Nr. XVIII bzw. Figur 6 beigegebenen Darstel27
28 29
Pfeiffer-Belli (1940), S. 148; Rau, S. 136; Breyl, S. 204. Metzler hält die Interpretation der »eindeutig männlichen Gestalt auf dem Thron […] bei Betrachtung des Erstdrucks [für] unhaltbar« (S. 100). Seiner Auffassung nach steht das Bild zeichenhaft für den Machtdiskurs im Roman (S. 100–101), während Rau das Titelkupfer als Hinweis auf die »Gewalt der Affekte« und ihre Bedeutung für den Roman (S. 136) auffasst und Breyl das Bild im Hinblick auf die verschiedenen Liebesgeschichten interpretiert (vgl. Breyl, S. 207–208). Breyl, S. 204. Ebd., S. 205.
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Nachwort und Kommentar
lung »Schlacht zwischen dem König von Pegu und dem von Auua« (s. Abb. 14). Ebenso wie in der Vorlage wird der Sieg des durch seine hohe Krone kenntlich gemachten peguanischen Herrschers dargestellt, dessen Gegner leblos auf dem Rücken seines Elefanten liegt. Rechts und links der beiden Kontrahenten befinden sich ihre Heere, die sich, abgesehen von zwei Soldaten im Vordergrund des Bildes, völlig passiv verhalten. Die Schlacht findet, ebenso wie in der Bildvorlage, in einer hügeligen Landschaft statt; im Hintergrund ist die Stadt Ava zu erkennen. Abb. 4: Balacins Kampf gegen Chaumigrem und seine Leibwache Für den Kampf Balacins gegen Chaumigrem und seine »sechs Kerle« (vgl. S. 76–77) gibt es hingegen keine Bildvorlage. Balacin, erkennbar an seinem mit einem Federbusch geschmückten Helm, droht dem bereits entwaffneten Chaumigrem mit dem Schwert die Kehle durchzuschneiden, während von links dessen Leibwache herbeistürmt. Balacins Mitstreiter Scandor befindet sich außerhalb des Bildes, auf ihn deutet nur ein rechts in das Bild hineinragender erhobener Säbel hin. Die Szene ist im Park des Palasts von Ava zwischen düsteren Bäumen angesiedelt, die sich in der Mitte zum im Hintergrund gelegenen Königspalast öffnen. Von dort kommt ein Trupp mit Spießen bewaffneter Soldaten. Abb. 5: Balacin rettet Banise vor dem Panther Im Mittelpunkt der eigens für den Roman (vgl. S. 114–115) entworfenen Illustration steht der prächtig gekleidete Prinz Balacin mit erhobenem Säbel, links von ihm bäumt sich der tödlich getroffene Panther auf, aus dessen gespaltenem Kopf Blut fließt, während rechts von ihm Banise ohnmächtig dahingesunken ist. Im Hintergrund ist ein im französischen Stil angelegter Garten mit zwei prächtigen Brunnen, hohen Bäumen und einem Lusthaus zu sehen, auf der Mittelachse naht die erschrockene Hofgesellschaft. Abb. 6: Zweikampf zwischen Abaxar und Sabartibam Die Darstellung des Zweikampfs zwischen Abaxar und Sabartibam ist ebenfalls nur durch den Romantext (S. 317) inspiriert. Auf der linken Seite des Bildes stürmen die beiden Kontrahenten mit erhobenen Säbeln aufeinander ein. Beobachtet werden sie von der am linken Bildrand auf dem Scheiterhaufen an einen Pfahl gebundenen Prinzessin Fylane und dem Königspaar, das rechts von den Kämpfern auf einer bis in die Bildmitte ragenden Bühne unter einem Baldachin sitzt. Umrahmt wird das Geschehen von schwer bewaffneten Soldaten, die einen Kreis um Kämpfer und Zuschauer bilden. Im Hintergrund sind zur königlichen Burg von Odia gehörende Gebäude zu sehen. Abb. 7: Banise ersticht den Rolim Bei der in verzweifelter Gegenwehr den Rolim erstechenden Prinzessin Banise handelt es sich gleichfalls um ein eigens für den Roman (vgl.
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S. 349–350) entworfenes Kupfer. In einem düsteren Tempel mit hohen Gewölben und vergitterten Fenstern fällt das einzige Licht auf das im Kampf begriffene Paar. Die dunkel gekleidete Banise setzt dem durch ein Gewand mit weiten Ärmeln und eine Mitra als Priester ausgewiesenen Rolim das Messer an die Brust. Der lange weiße Bart des lüstern nach Banise greifenden Geistlichen deutet auf dessen hohes Alter hin. Abb. 8: Entführung der Prinzessin von Savady Die Darstellung der Prinzessin von Savady, die sich als Banise aus Pegu hatte entführen lassen und sich angesichts des über diesen Streich erzürnten Prinzen Zarang erstechen will (vgl. S. 376), ist an den topischen Darstellungen der Verzweiflung orientiert.30 Zarang und sein Gefolge, die in der linken Bildhälfte stehen, blicken den Betrachter an, während ein Soldat der vor ihrer Sänfte knienden Prinzessin in den Arm fällt und so ihren Selbstmord verhindert. Weitere Soldaten sowie zwei Pferde beobachten das Geschehen. Die ländliche Umgebung wird durch Grasbüschel im Vordergrund sowie einen die Szene überragenden Baum markiert. Das glückliche Ende der Szene wird durch den bereits am Boden liegenden Säbel Zarangs angedeutet, der sich im nächsten Moment der Prinzessin zuwenden wird. Abb. 9: Balacin tötet Chaumigrem Die Bildvorlage für die Tempelszene (vgl. S. 392) war unverkennbar die Darstellung der Opferzeremonie in Rogers Offner Thuer zu dem verborgenen Heydenthum (Abb. 20). Anders als dort steht aber nicht die zur Märtyrerin erkorene Banise, sondern ihr Retter Balacin im Mittelpunkt. Dieser ersticht im Vordergrund des Bildes den Tyrannen Chaumigrem, dessen Krone symbolträchtig bereits am Boden liegt. Die am linken Bildrand hinter Chaumigrem postierten Soldaten beobachten das Geschehen. Banise, die bekleidet und angekettet hinter Balacin steht, scheint nicht wahrzunehmen, was vor sich geht, während die hinter ihr versammelten Priester die Hände über den Köpfen zusammenschlagen. Über allem thront im Bildhintergrund in einer Kuppel der mit diabolischen Zügen versehene Abgott Carcovita.
b) –
Die Illustrationen der Quellen und ihre Beziehungen zur Asiatischen Banise Kupfer zum Reisebericht von Gasparo Balbi31
Abb. 10: Jagt der Elephanten zu PEGV Die Beschreibung der Elefantenjagd (S. 276,13–277,31) hat Zigler wörtlich aus der deutschen Übersetzung von Balbis Reisebeschreibung übernommen. Der zugehörige Kupferstich war ihm sicher bekannt. 30 31
Vgl. auch das Titelkupfer (Abb. 1) und dessen Erläuterung. Druckvorlage: Exemplar der ULB Halle: OB 3172d 4o 7.
Nachwort und Kommentar
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Abb. 11: Deren von PEGV weiß zutragen Die in Pegu gebräuchlichen Sänften werden in der Asiatischen Banise nicht beschrieben. Die Darstellung der verschiedenen kleinen Schiffe dürfte Zigler jedoch bei der Schilderung des Schiffsfests Sapan Donon (S. 128) und dem dabei veranstalteten Wettrudern (S. 131–132) vor Augen gestanden und seine gelegentlich über die historischen Quellen hinausgehenden Beschreibungen inspiriert haben. Abb. 12: Hoffhaltung deß Koe nigs in PEgu vnd wie er zur Audientz sitzet Balacins Audienz bei Xemindo, dem König von Pegu, wird im Roman ausführlich geschildert (S. 102). Die Beschreibung des Thronsaals, der Sitzbzw. Stehordnung der Würdenträger und der Krone des Herrschers entnahm Zigler dabei Balbis Reisebericht. Bemerkenswert ist besonders die hohe, mehrstöckige Krone, die der König von Pegu auf sämtlichen Kupfern und auch auf den Illustrationen zur Asiatischen Banise trägt. e
e
Abb. 13: Wie der Konig zu PEGV etliche Verrather Exequiren lest Die Krone des Königs von Pegu kommt auf diesem Kupfer besonders gut zur Geltung. Die unterhalb des Bildes beschriebene Hinrichtung von Verrätern hat Zigler in die Asiatische Banise übernommen und in die Geschichte um König Higvero von Siam integriert. Die dort beschriebenen Foltern und Strafen (S. 309–310) finden sich teilweise in der Illustration zu Balbis Reisebericht. e
Abb. 14: Schlacht zwischen dem Konig von Pegu und dem von Auua Das Kupfer bildet, wie oben ausgeführt, die Vorlage für die der dargestellten Szene entsprechende Illustration zum Roman (Abb. 3). Während die Darstellung dort jedoch weitgehend statisch ist und die Bewegung sich fast ausschließlich auf die kämpfenden Herrscher konzentriert, sind in der Vorlage beide Heere in voller Aktion. Abb. 15: Fest deß Koe nigs in PEGV Zigler schildert in Anlehnung an seine Quellen ausführlich den festlichen Aufzug des Königs bei einem traditionellen Fest (S. 128–129). Das Kupfer bei Balbi gehört dabei zu den potentiellen Vorlagen. e
Abb. 16: Andere Fest deß Konigreichs Pegu Die Illustration des Schiffsfest Sapan Donon dürfte ebenso wie das als Abb. 11 wiedergegebene Kupfer Zigler bei seiner Schilderung der Festlichkeiten inspiriert haben (S. 128).
Materialien und Kommentaranlage
559
– Kupfer zu Happels Relationes Curiosae I,232 Abb. 17: Der Unglückliche König Auf dem großen Kupfer, das im Original gefaltet und gesondert eingebunden ist, werden die Untaten des Tyrannen von Brama – das Vorbild für Ziglers tyrannischen Chaumigrem – simultan dargestellt. Die Abfolge kann mit Hilfe der dem Bild vorangehenden und folgenden Schilderungen nachvollzogen werden. Nachdem Cambainha, der König von Martabane, vergeblich die Portugiesen, d. i. Diego Suarez und dessen Soldaten, um Hilfe gebeten hat, wird sein Reich von dem bramanischen Tyrannen erobert und er selbst ertränkt. Seine Frau, die Königin Nhai Canato, wird gemeinsam mit ihrem Gefolge und ihren vier Kindern hingerichtet, rechts von ihr hängen bereits mit dem Kopf nach unten ihre Hofdamen. Nach der Einnahme von Martabane zieht der Tyrann weiter nach Pegu, das er gleichfalls erobert und dessen König Xemindo er wie oben rechts dargestellt hinrichten und anschließend verbrennen lässt. Bis auf Diego Suarez und seine Leute finden sich alle in dem Kupfer dargestellten Personen und Ereignisse in der Asiatischen Banise wieder (S. 139–141, 193 u. 195). – Kupfer zu Schultze van Harlems Ost-Indischer Reise33 Abb. 18: Der König von Aracan Die Schilderung des Königs von Aracan hat Zigler aus Schultzes Reisebericht übernommen. Dort wird die Pracht des Königs bei seinem alle fünf Jahre stattfindenden Festzug durch die Hauptstadt ausführlich beschrieben. Das seltene Ereignis ist sogar auf zwei Kupfern dargestellt. Das erste ist eine »Nahaufnahme« des Königs von Aracan und seiner Begleiter, die sich mit Schultzes bzw. Ziglers Beschreibung deckt (vgl. S. 269–270). Abb. 19: Krönungszug durch Aracan Das zweite Kupfer, eine doppelseitige Tafel, zeigt oben den gesamten Festzug des Königs mit seinem Gefolge und unten eine Audienz des Königs. Diese wird in der Banise nicht weiter geschildert, dort werden nur die von Balacin nach seiner Krönung getroffenen Anordnungen erwähnt (S. 269–271). – Kupfer zu Abraham Rogers Offner Thuer zu dem verborgenen Heydenthum34 Abb. 20: Menschenopfer im Tempel des Corcovita Der bei Roger nach S. 804 eingefügte Kupferstich eines unbekannten Künstlers zeigt sehr viel dramatischer als die an ihm orientierte Illustration 32 33 34
Druckvorlage: Exemplar der ULB Halle: Af 5718 148 a. Druckvorlage: Exemplar der SUB Göttingen: Bibl-Klammer 221. Druckvorlage: Exemplar der ULB Halle: Hb 2889 804a.
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Nachwort und Kommentar
zur Asiatischen Banise die blutige Opferzeremonie, die im Roman der Titelheldin bevorsteht. Unter dem Standbild des Corcovita, einer für europäische Augen an den Teufel erinnernden Götterstatue, wird eine unbekleidete Jungfrau von einem durch eine Art Mitra gekennzeichneten Priester mit einem Strick erwürgt, während ein barhäuptiger Priester schon das Messer ansetzt, um dem Opfer das Herz aus der Brust zu schneiden, und ein weiterer durch eine Mitra ausgewiesener, etwas erhöht stehender Priester ein Weihrauchgefäß über dem Opfer hin- und herschwenkt. Die übrigen im Tempel versammelten Personen verhalten sich passiv und betrachten gespannt, aber ruhig die grausige Szene.
7. Zum Kommentar Da die Banise in sprachlicher Hinsicht vergleichsweise geringe Verständnisschwierigkeiten aufweist, werden Wort- und Sacherläuterungen nicht getrennt. Die in Einzelfällen für den modernen Leser nötigen Ausführungen zum Lautstand, etwa bei »Jubelen« statt »Juwelen«, und zur Bedeutung einzelner Wörter oder Wendungen, etwa bei »einen Fuchs schießen (= sich erbrechen)«, sind daher, ebenso wie die Erklärung mythologischer Referenzen und anderer erläuterungsbedürftiger Begriffe, in den lemmatisierten Stellenkommentar integriert. Die wesentliche Aufgabe des Kommentars besteht im Nachweis der von Zigler benutzten historiographischen und religionskundlichen Quellen.35 Diese werden jeweils knapp identifiziert und ggf. erläutert. Im Anschluss daran werden die für den Roman relevanten Passagen nach den originalen Vorlagen zitiert. Offenbare Druckfehler werden korrigiert und die Korrekturen durch eckige Klammern kenntlich gemacht.36 Auch die in den Quellen enthaltenen Kupfer, die Zigler bzw. dem Illustrator der Erstausgabe als Vorlage dienten, werden im Kommentar nachgewiesen. Die Kupferstiche zur Erstausgabe, die Bildvorlagen und weitere Zigler bekannte und für den Roman relevante Abbildungen sind im Anhang dieser Edition wiedergegeben. Außer den Quellentexten enthält der Kommentar Auszüge aus den literarischen Vorlagen und Prätexten des Romans. Diese werden ebenfalls kurz erläutert, kontextualisiert und anschließend in originaler Orthographie wiedergegeben. Da es sich bei den zitierten Texten meist um in 35 36
Zu den Quellen s. o. die Abschnitte II. 2 und 3. Teildigitalisate der Quellen sind über das Banise-Portal im Internet zugänglich (URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/quellenvorlagen). Zum Banise-Portal s. o. Abschnitt II. 1.
Materialien und Kommentaranlage
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historisch-kritischen Ausgaben oder als Reprint vorliegende Werke barokker Autoren handelt, wurde auf die begleitende Online-Publikation in der Regel verzichtet. Ausnahmen bilden nur Rara wie Eberhard Werner Happels Roman Asiatischer Onogambo (1673) und die Emblem-Sammlung von Diego Saavedra de Fajardo (1674), die als Teildigitalisate im Banise-Portal hinterlegt sind. Kommentiert werden nur die Originaltexte Ziglers sowie in Ausnahmefällen seine literarischen Quellen. Hier ist besonders das gegen Ende des Romans eingefügte Libretto Die Handlung der listigen Rache oder der tapffere Heraclius von Johann Christian Hallmann zu erwähnen, in dem sich viele Referenzen auf die griechisch-römische Mythologie finden. Soweit sich diese dem heutigen Leser nicht mehr unmittelbar erschließen, werden sie im Stellenkommentar kurz erläutert. Auf einen weiterführenden Sachkommentar der aus historiographischen Quellen übernommenen Passagen wird dagegen verzichtet, da Zigler hier nicht auf die klassische Bildung seiner Zeitgenossen referiert, sondern auf den Reiz des Unbekannten und Exotischen.
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Stellenkommentar 5,4
Johann Georgen] Zigler widmet sein Werk dem zukünftigen Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg IV. (1668–1694; Regierungszeit: 1691–1694). e 5,15 Verhangniß] Schicksal. 5,17 Abila] Gebirgsstock, der als eine der beiden Säulen des Herkules galt. In Ziglers Widmungsgedicht der erste Verweis auf den antiken Tugendhelden, mit dem er seinen Adressaten vielfach vergleicht. 5,24 Auch in der Wiegen] Eine ähnliche Wendung findet sich in der Embleme-Sammlung Abris eines Christlich-Politischen Printzens von Diego de Saavedra Fajardo, die Zigler in der 1674 erschienenen deutschen Übersetzung vorlag: DIE tapfferkeit des gemue hts erzeiget sich gar in der VViegen. Saavedra, S. 10v, Nr. 1. e 5,26 Wenn ietzt des Lowen Frucht] Die Vorstellung des neugeborenen Löwen, der seine Locken schüttelt, findet sich in der Erläuterung zum ersten Emblem in Saavedras Sammlung: Der junge Loe w / so bald er an deß tages liecht kombt / besicht er seine klawen / vnd in dem er seine feuchte e e e halßlocken außschuttet / erzeiget er gleichsa¯ sein Konigliches gemuht / e vnd ubet sich zum streit. Saavedra, S. 3. e 5,29 Alcides lasset sich] Das Bild des Schlangen zerreißenden Herkules in der Wiege ist das erste Emblem in Saavedras Sammlung: In der wiegen e kan der Ruhm / Lob vnd Ehr / eines dapfferen gemuhts / nit verborgen bleiben. Hat nit Hercules sein Kinderbeht mit zerreissung der Schlangen geziehret vnd namhafft gemacht? Also daß seine dapfferkeit von dem tag an das glue ck gue nstig gespue hret / vnd sich gerue stet den pfeilen deß neides zu widerstehen. Saavedra, S. 2. e 5,31 Eh die bemuhte Kunst] Auch hier stützt sich Zigler auf die Erläuterung e zum ersten Emblem in Saavedras Sammlung: dan gewiß die furtrefliche e geburt der Natur / die thut sich selbst herfur / wie man in denen une polirten Diamanten oder vngeschmoltzenen Goldartzt steinen sihet / welche ob sie wol wilt vnd rauh anzusehen / gleichwol ihren verborgee nen Glantz / vnd hohen werth herfur scheinen lassen. Saavedra, S. 3. 6,4 Atlaß] Gebirge im Nordwesten Afrikas, hier als vergleichendes Sinnbild besonderer Höhe und geistiger Größe. e 6,5 Alsdenn laßt Julius] Zigler paraphrasiert hier eine Passage aus der Embleme-Sammlung des Saavedra: Von Iulio Cæsare wird geschrieben / das er von denen bildhaweren / also hatt wollen gestaltet vnnd gebildet werden / nemblich auff einer weld kugel stehend / in der eine hand
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einen degen / in der anderen aber ein buch haltend / mit disen beygesetzten spruch ex utroque Cæsar. Saavedra, S. 45. 6,17 Wenn Weißheit und Verstand] Zigler bezieht sich hier auf die Darstellung eines klugen Herrschers in Saavedras Embleme-Sammlung: Tie berius ruhmbte sich durch brieffe so er an Germanicum geschrieben e [Fußnote 1: Tacit. lib. 2; Annal.] daß er von dem Kayser Augusto einmahl ins Teutsche Land geschickt worden / da er mehr mit dem verstand alß Macht außgericht. Er pflegte es auch nicht anderst zu machen / nach dem er zu der Kae yserlichen Wue rde gelanget / vornemblich in beschue tzung der abgelegenen Landtschafften / vnd wiederholte solches offt / sprechendt [Fußnote 2: Idem lib. 6. Annal.] Was weit abgelegen ist / das mue sse mit raht vn¯ geschwinder list gerichtet werden; vnd die Waffen weit von dannen halten. Saavedra, S. 971. 6,21 Ob gleich Philippens Fuß] Die Vorlage dieses Verses bildet, wie in der Fußnote angegeben, die Erläuterung zum 84. Emblem in der Sammlung des Saavedra. In der ausführlichen Erklärung des auf S. 968 abgebildeten Emblems zu dem Sinnspruch Es geschehe allezeit mehr mit rath als e gevvalt (S. 12v) heißt es: Ein Furst / wird vielmehr auff einem besondern e gelegenen gemach außrichten / alß in dem freyem Felde; Konig Philippus der Andere ist keinsmahls auß Madrid kommen / vnd hat doch die Welt in furcht vnd gehorsam erhalten. Er hat sich vielmehr mit seiner Weißheit alß macht forchtsam gemacht. Die macht welche sich der Listigkeit gebraucht / die ist fast vnendlich. Saavedra, S. 972–973. 6,25 Ein Printz / der sich der See] Die Metapher von der Regentschaft als Seefahrt findet sich auch bei Saavedra in den Erläuterungen zu den Emblemen Nr. 28 (S. 302) und Nr. 36 (S. 371–376). e 6,27 wo man des Herculs Saulen schaut] Als die Säulen des Herkules werden die Felsen von Gibraltar identifiziert, die in der Antike als unüberwindliche Grenze galten (non plus ultra). Zigler bezieht sich hier jedoch nicht auf den konkreten geographischen Ort, sondern auf die Vorstellung von Herkules als Vorbild herrscherlicher Tugend, die seit Karl V. und dessen Wahlspruch »Plus ultra« mit den Säulen des Herkules verknüpft war. 6,32 Demosthenem] Athenischer Staatsmann des 4. Jhs. v. Chr., gilt als der bedeutendste griechische Redner. e 6,35 Den Pallas mit der Milch der Weißheit hat erfullt] Zigler überträgt hier die aus der christlichen Ikonographie bekannte Lactatio – das Wunder der Nährung des Heiligen Bernhard von Clairvaux aus der Brust der Gottesmutter – auf Pallas Athene, die griechische Göttin der Weisheit. 7,3 zum vierdten mal] Zigler huldigt hier dem zukünftigen Kurfürsten Johann Georg IV. 7,10 Hohe Raute] Anspielung auf den Rautenkranz, der sich über das Wappen der sächsischen Kurfürsten zieht.
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Stellenkommentar
7,12 Minervens] Römische Göttin des Krieges. 7,13 Palladium] Statue, die den Schutz einer Stadt garantiert. 7,15 Phosphorus] Der helle, lichtbringende Morgenstern Venus. 7,16 Bellona] Römische Kriegsgöttin. 7,18 Dritten] Johann Georg III. von Sachsen (1647–1691; Regierungszeit:
1680–1691), der wegen seiner Kriegsbegeisterung auch der »Sächsische Mars« genannt wurde. 7,19 Vierdten] Johann Georg IV. von Sachsen, der Adressat des Widmungsgedichts. 7,20 Cypris] Von der Insel Zypern abgeleiteter Name der Venus. 7,21 Cimber-See] Meer bei der kimbrischen Halbinsel (heute Jütland), vermutlich ist die Ostsee gemeint. 7,40 Virtutes qvatuor Cardinales] Zigler huldigt seinem Widmungsträger, indem er diesem und seinen drei Vorgängern die vier Kardinaltugenden Klugheit (prudentia), Mäßigkeit (temperantia), Tapferkeit (fortitudo) und Gerechtigkeit (iustitia) zuschreibt. 8,10 schlechtem] schlichtem, einfachem. 8,11 Svada] Römische Göttin der sanften Überredung. 8,17 Das Perlen-reiche Meer] Zitat aus der Widmung von Daniel Casper von Lohensteins Drama Agrippina: Daß Tempel und Altar nicht schlechten Weyrauch verschmehen / das Purper-Corall- und Perlen-reiche e Meer auch die geringsten Bache in ihre Schoos aufnehme / wenn sie schon nichts als Wasser zinsen. Lohenstein: Agrippina, [Widmung], S. 3v–4r. 8,19 Corinth’ entschuldiget] Zitat aus der Zuschrifft von Daniel Casper von Lohensteins Drama Ibrahim Sultan: Die Corinthier entschuldigten die e e Kunheit ihres dem grossen Alexander angebothenen Bugerrechtes: sie e hatten es vorhero niemanden / als dem Hercules angetragen. Lohenstein: Ibrahim Sultan, Zuschrifft, S. 4r. 8,25 Man habe ja] Zitat aus der Zuschrifft von Daniel Casper von Lohene steins Drama Ibrahim Sultan: daß fur mir noch keiner Ew. Kae yser- und e Konigl. Majest. ein so grosses Geschencke geliefert / welches nicht ebene e falls fur einen solchen HERRN zu unwurdig gewest. Lohenstein: Ibrahim Sultan, Zuschrifft, S. 4r–4v. 8,29 Weil grosse Printzen] Zitat aus der Zuschrifft von Daniel Casper von e Lohensteins Drama Ibrahim Sultan: daß mehrmahls grosse Konige sich an einer Hand voll Wasser / wie GOTT an einem Lothe Weyrauch vere gnuget. Lohenstein: Ibrahim Sultan, Zuschrifft, S. 4v. 9,6 Jenghien Bassa] Pfeiffer-Belli, S. 67, vermutet in diesem einen türkischen Feldherrn der Zeit. 9,7 Prædicamenta] Formen öffentlichen Geredes. 9,7 honette] ehrbare. 9,11–12 scrupuleusen] bedenklichen, zweifelhaften.
Erstes Buch 9,14 9,15 9,16 9,16
Indianische] indische. passiret] akzeptiert. locum] Platz, Ort. Actis Eruditorum] Die
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Acta Eruditorum, 1682 in Leipzig von Otto Mencke gegründet, waren die erste wissenschaftliche lateinischsprachige Zeitschrift im deutschen Sprachraum und enthielten u. a. Auszüge aus neuen Schriften und Rezensionen. 9,16 meritire] verdiene. 9,17 ungleichen] ungerechten. 9,17 Judicio Otiosorum] Urteil der Müßigen. e 9,19 Blodigkeit] Schüchternheit. 9,26 Catonianische Meynung] Marcus Porcius Cato Censorios (234–159 v. Chr.), auch Cato der Ältere oder Cato der Zensor genannt, war ein römischer Schriftsteller, Geschichtsschreiber, Schriftsteller und Staatsmann. 184 v. Chr. wurde er in das Amt des Zensors gewählt, das er dem römischen Historiker Cornelius Nepos zufolge mit großer Strenge ausübte. 9,28 Helden-Schrifften] Die höfisch-historischen Romane des späten 17. Jhs. 9,32 Caprice] Laune, Neigung, Geschmack. 9,32–33 Dicatur [. . .] prius] In diesem soll gesagt werden, was früher nicht gesagt worden sein mag. 10,2 zu Ende des funffzehen hunderten Seculi] Zigler meint vermutlich das späte 16. Jahrhundert, allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass er das Geschehen zeitlich in größere Ferne verlagert. Die Datierung ist wahrscheinlich auf die 1605 aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzte Reisebeschreibung des Venezianers Balbi zurückzuführen, der von 1579 bis 1588, also im ›cinquecento‹, in Pegu und den umliegenden Königreichen unterwegs war. Die in den Roman integrierten Kriege um Ava, Martabane und Pegu fanden alle im 16. Jahrhundert statt und werden in einigen Quellen auch entsprechend datiert. Die im dritten Buch beschriebene Krönung des Königs von Aracan stammt dagegen aus einem Reisebericht des 17. Jahrhunderts. Vgl. Pfeiffer-Belli, S. 33–45. 10,4–5 Francisci, Saarens / Schultzens und Balby Reise-Beschreibungen] Zu Ziglers Quellen vgl. B) II. 2: Verzeichnis der historiographischen Quellen. 10,10 Anmuth] Vergnügen. 10,15 Styli und eingestreueten Barbarismi] Der Stil der Asiatischen Banise ist, wie auch in der Vorrede ausgeführt, für einen historischen Barockroman ausgesprochen schlicht. Mit den Barbarismi sind die zahlreichen aus den Quellen übernommenen Eigennamen und Bezeichnungen indischer Sitten und Gebräuche gemeint, die zum exotischen Kolorit des Romans maßgeblich beitragen. 10,12–13 werde ich verhoffentlich zu perdonniren seyn] wird mir hoffentlich verziehen werden.
566 10,20 Helden-Gedichte]
Stellenkommentar
Unter Helden-Gedicht versteht Zigler kein lyrisches Werk, sondern einen Roman, der sich bestenfalls teilweise auf historische Begebenheiten stützt. Die Bezeichnung »Gedicht« für Schriften dieser Art ist typisch für die Zeit und nicht als Gattungsbezeichnung misszuverstehen. Auch Siegmund von Birken nennt den höfisch-historischen Roman Die durchleuchtige Syrerinn Aramena (1669–1673) des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig in seiner programmatischen Vorrede ein Geschichtgedicht. 10,21 vergebene] vergebliche. e 10,24 Arminius] Der Roman Großmuthiger Feldherr Arminius oder Herrmann / Als Ein tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit / Nebst seiner Durchlauchtigen Thusnelda In einer sinnreichen Staats-Liebesund Helden-Geschichte Dem Vaterlande zu Liebe Dem deutschen Adel e aber zu Ehren und ruhmlichen Nachfolge in zwey Theilen vorgestellet von dem von Zigler verehrten und in der Asiatischen Banise häufig zitierten schlesischen Barockdichter Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) erschien ebenso wie die Banise 1689 bei Johann Friedrich Gleditsch in Leipzig. 10,28 de meliori] auf das Beste. 10,28 judiciren] beurteilen. 10,31–32 H e l d e n - L i e b e d e r S c h r i f f t ] Ziglers Helden-Liebe der Schrifft Alten Testaments. In sechzehn anmuthigen Liebes-Begebenheiten / Mit e Beygefugten curieusen Anmerckungen / Poetischen Wechsel-Schrifften, in der in der Form von in Alexandriner-Gedichten gehaltenen Briefpaaren die heroische Liebe ausgewählter Paare des Alten Testaments geschildert wird, erschien 1690 bei Moritz Georg Weidmann in Leipzig. e 10,32 D i a r i u m H i s t o r i c o - P o e¨ t i c u m ] Bei Ziglers Taglichem SchauPlatz der Zeit / Auff welchem sich Ein iedweder Tag durch das gantze Jahr mit seinen merckwue rdigsten Begebenheiten / so sich vom Anfange der Welt / bis auff diese ietzige Zeiten / an demselben zugetragen / vorstellig machet handelt es sich um ein polyhistorisches Sammelwerk, in dem für jeden Tag des Jahres weltgeschichtlich bedeutsame Ereignisse geschildert werden. Das umfangreiche Werk erschien 1695 in zwei Teilen bei Johann Friedrich Gleditsch in Leipzig. 10,34 Momis und Zoilis] Momos ist die griechische Personifikation der Kritiksucht und gilt als Inbegriff des Nörglers. Der griechische Sophist Zoilos (4. Jh. v. Chr.) kritisierte Fehler und Widersprüche in Homers Epen. 10,36 Honni soit, qui mal y pense] »Verachtet sei, wer Arges dabei denkt.« Wahlspruch des 1348 gegründeten Hosenbandordens (The Most Noble Order of the Garter), des höchsten englischen Ordens. 10,37 VALE] Lebe wohl. 11,4–12,5 BLitz / Donner / und Hagel [. . .] Finsternis zuschicken] Das Vorbild von Balacins Eingangsmonolog ist der Beginn des 1673 erschienenen Romans
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Der Asiatische Onogambo von Eberhard Werner Happel: MUß ich dann immerdar der jenige allein seyn / den man umb seiner guthertzigen Auffrichtigkeit willen verfolget? Muß ich nur darumb gebohren seyn / damit ich nur zum verwerfflichen Ball des unsteten Glue cks diene? und mit einem Wort / muß ich darumb leben / daß ich e nicht sicher lebe? O Himmel! Hierauff schwieg der betrubte Onogambo still / und ruhete auff seinem Arm ein wenig: die Unruhe seines Gemue ths hatte ihn dergestalt auß sich selber gebracht / daß er dieser Ruhe e nicht lange fahig seyn kunte. Aber meine allerliebste Therragam, fieng er bald wieder an / euch zu gefallen lebe ich / sonsten hetten mich 100. e e Sabel schon vorlangst zerfleischet; auff euren Befehl fliehe ich / sonsten were ich lieber in den Todt gegangen / doch ihr habts befohlen / darumb kan meine Flucht nicht unehrlich seyn; Ach Elende! Therragam ich verlasse euch / und weiß nicht / ob ich euch mein lebtag wieder sehe / ach diese Entscheidung ist doch allzu schmertzhafft / Mahomet! Mahoe e met! ich meinte du warest machtig gnug mein ehrliches Vorhaben zu e bestatigen / hab ich dich nur deßwegen zu ehren angefangen / daß mirs e ubel außschlage / O du schwacher Prophet! O Gleißnerey! damit du die e Leute verblendest! wolan dann / so wil ich mich rachen / so lange ich e e meinen Sabel fuhren kan / Dir / O du greulicher Verleumbder Neverguel, e will ich ein solches Blutbad vorbehalten / daran du den erzorneten Onogambo erkennen solt / und wann mir auch gleich der Himmel selbst zu e wieder were / so will ich denselben erstlich sturmen / damit auff Erden e e mein Zorn desto erschrocklicher sey. Hute dich Mahomet, daß du mir e nicht selber in die Hande gerahtest; Gantz Persien muß zu nichte gemacht / und mit Feuer und Schwerdt so lange verfolget werden / biß e man nichts mehr als die bloße Stelle davon ubrig sihet. Ich wil hinziehen / und ein solches Volck auff die Beine bringen / davon das gantze Reich erzittert / mein Sae bel soll nicht auffhoe ren Blut zu vergiessen / biß e ich entweder todt / oder mein Fraulein wieder gefunden habe / O wolte e GOtt / ich hette nur anjetzo das Gluck / den Neverguel zu sehen / und solte er auch mit hundert Tausent Mann kommen / so solten dieselbe alle miteinander nicht mae chtig genug seyn / meinem Zorn / und dessen e Gewalt zu wiederstehen / in hundert Stucken wolte ich ihn zerhacken / dieweil er mir solch ein Hertzenleid verursachet / sein Hertz wolte ich ihm aus dem Leibe reißen / und denen Fischen im Meer zu fressen geben / damit es in Abgrund versue ncke / und nicht mehr / als viel zu e unwurdig / an das Tags-Liecht komme / dieweil es sich unterstanden / der Edlen Therragam zuwieder zu seyn. Gantz Turkestan muß mit Freuden sehen / wie durchdringend sein Onogambo sey / und Persien soll die e e e Kraffte seines Zorns mit hochstem Schaden erfahren. Ach betrubt ist e meine Seele! ach verliebt ist sie! Onogambo wird verschmahet / und zum Thor hinauß gewiesen; O Blitz / Hagel / Donner und Erdbeben! O ihr
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Stellenkommentar
allermae chtigsten Krae ffte der Natur / kommet mir zu Hue lffe! und helfe fet / daß Neverguel gedampffet werde! Happel: Asiatischer Onogambo, S. 1–2. Auf den Modellcharakter von Onogambos Fluchrede hat zuerst Paul Hultsch in seiner Dissertation Der Orient in der deutschen Barockliteratur (Breslau 1938, S. 53) hingewiesen. Zu den weiteren intertextuellen Bezügen zwischen den beiden Romanen s. Karin Vorderstemann: Eberhard Werner Happels Roman »Der Asiatische Onogambo (1673) als Prätext für Ziglers »Asiatische Banise« (1689); URL: http://portal.uni-freiburg.de/ndl/forschung/banise/happelonogambo. 12,6 Balacin] Der Name Balacin ist historisch nicht belegt und vermutlich von dem Ort Balatini abgeleitet. Vgl. Balbi, S. 69 und Pfeiffer-Belli, S. 55. 12,18 Pesos] Der Peso, eine spanische und spanisch-amerikanische Münze, war seit 1537 in Gebrauch und spielte im 17. Jh. für den Handel mit Indien und dem Fernen Osten eine große Rolle. Hier steht der Peso stellvertretend für eine exotische Währung, im weiteren Verlauf des Romans wird er nicht mehr erwähnt. e 12,21 Gefasse] Vgl. DWB, Bd. 4, Sp. 2128: »eigentlich die stelle wo man ihn [den Säbel] faszt und die zum schutz der hand besonders zugerüstet ist.« 13,21 steuerte] stützte. e 13,22 Geblutes] Blutes. 14,27–28 Ja was noch abscheulicher war] Die Toten, die nicht beerdigt, sondern nach der Schlacht in den Fluss geworfen werden, werden auch in Pintos (wohl nicht als direkte Vorlage dienenden) Reisebericht erwähnt: die Todten nicht mitgerechnet / welche in den Fluß geworffen wurden / weil sie nicht so bald kunten begraben werden. Pinto, S. 34. 15,8 furchtsamen] furchteinflößenden. 15,21 Englischen] engelhaften. 18,32–33 das angenehme Welt-Auge] die Sonne. 18,36–37 Hassana] Der Name Hassana ist vermutlich von der nach Hassan benannten Sekte der Hassanisten abgeleitet. Vgl. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel III, S. 974a. 20,3 beschwere] beschwöre. 21,1–2 Dahero that er ein wenig Sand [. . .] Wein ein] Zigler folgt, wie in der Fußnote angegeben, der (wesentlich ausführlicheren) Darstellung bei Francisci: Hie kan ich nicht vorbey / zu gedencken eines Peruanischen Felsens / in dem Lande de los Conchucos. Derselbe ist schwartz; aber mit weissen e Steine¯ so artlich unterloffen / als ob sie die Kunst darinn versetzt hatte: e und selbige Steine dienen / zu Wund-Schaden / und mancherley Kranckheiten; ja! sind gleichsam an Statt einer / mit allerhand Medicamenten wol eingerichtete¯ / Apothecken. Alle Wunden / beydes an Menschen und e e Viehe / werden damit geheilt: imgleichen die Durchbruche und Flussig-
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keite¯ deß Leibes; wie nicht weniger die Beschwerlichkeit deß Harnens. e Darum bricht man sie / mit grossen Hauffen / heraus / und verfuhrt sie / e in andere Lander. e e e Damit man aber je die Gute der wolthatigen Natur handgreifflich moge e e e spuren: so lasst sie alsobald / an Statt der ausgebrochenen / frische herfur e wachsen. Welche Vermehrung und Wiederersetzung aber / an dem ubrie gen schwartze¯ Theil dieses Felsens / sich nicht erweiset. Man stosset sie klein zu Pulver / und nimmt sie / in Wein zu sich. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel I, S. 258a. 22,35–38 Die Peguaner glauben [. . .] pag. 775–776] Die von Zigler angegee bene Stelle lautet im Original: Sie halten auch dafur / daß / nach diesem Leben / drey Ort vorhanden: Das eine der Pein und Marter; das andre / der fleischlichen Wollust; das dritte / der Zunichtmachung welche sie e Niba nennen. Sie melden uberdiß / daß die Seelen so lang an den itzte bemeldten Oertern verbleiben / biß sie wurdig seyen / in dem Niba aufgenommen zu werden. Roger, S. 775–776. 24,36–25,1 Ich schwehre bey der vorbittenden Krafft des Fotoko] Die Paginierung der Fußnote ist inkorrekt. Im Original lautet der Bezugstext: Ferner / so haben sie in Pegu noch einen andern Abgott / welchen sie (gleichwie in China und Japon) Fotoko nennen / von gleicher Hoe he / als die andern sind; aber von unterschiedenem Ertz / so nemlich von Bley e und Kupfer ineinander gemengt / davon sie ihre Muntz machen. Sie sprechen / dieser Abgott habe durch sein Gebet ihren Duma bewogen / und fue r alle / fue rnehmlich aber fue r die Seelen / grosse Gnade erlangt / die in dunkle und finstere Oerter verwiesen waren. Roger, S. 797–798. e 26,20 vermogen] Hier im Sinne von »bitten« oder »bringen« verwendet. Transitiv gebraucht bedeutet »vermögen« im 17. Jh. »macht haben über etwas« und wird – so wie hier – üblicherweise »mit dem persönlichen accus. ohne weiteren zusatz« gebraucht. Vgl. DWB, Bd. 25, Sp. 883. 27,8 sonderbarer] besonderer. 29,19 verschnieben] verschnaufen, ausruhen. 29,20 einem lufftigen Tode] Tod durch Erhängen. 30,29 Diamantenen] festen, unerschütterlichen. 30,32 Cypressen-Krantz] Die Zypresse gilt seit der Antike als Baum der Trauer und des Todes. 31,7 E. L.] Euer Liebden. 31,8 I. M.] Ihro Majestät. 32,1 D a c o s e m ] Den Namen Dacosem entnahm Zigler aus Happels Relationes Curiosae I,2, S. 148; dort ist es der Namen eines martabanischen Würdenträgers. 32,9 Denn als [. . .] Pramadi] Das Jahr Pramadi ist entweder das Jahr 1639 oder 1641. Zum Jahr Pramadi und zum Briefanfang Im Jahr Pramadi, nach dem Neumond vgl. Roger, S. 125 u. 126: Im Jahr Pramadi, etc. [. . .]
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Stellenkommentar
Ich hab auch befunden / daß das Jahr 1641. von ihnen mit diesem Nahe men genennet worden. [. . .] [. . .] Deß Koniges Brief / dessen oben gedacht / im Jahr 1639. fieng also an: Im Jahr Pramadi, nach dem Neumond. 32,10 Vedam] Zum Namen Vedam vgl. Roger, S. 4; dort ist Vedam der Name eines Gesetzbuchs. e 32,10 Konig von Aracan und Boaxam] Zum Titel des Aracanischen Herrschers e vgl. Roger, S. 7, Fußnote h: Ich / der sehr Hochmachtige (oder / Allere e e machtigste) Konig von Aracaon, Boaxam; Herr von dem guldenen e Haus / und von dem rothen und weissen Elipha[n]ten; Gebieter uber alle grosse Reich in Bengala. e 32,12 muhsame] bemühte, fleißige. 32,12 Reichs-Sonne] Die Vorstellung, dass der Fürst die Sonne seines Reichs ist und dieses durch sein Tun beleuchtet, findet sich auch im Untertitel des Romans. Zigler greift hier auf ein bekanntes, auch in Emblemata-Sammlungen vertretenes Bild zurück. 32,28–29 Erb-Printzen von Ava / Printz Nautier Balacin] Der Name des Prinzen Nautir von Ava taucht in Ziglers Quellen zweimal auf, nämlich im dritten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten (S. 1578b) und im zweiten Buch des ersten Teil von Happels Relationes Curiosae (S. 163). In beiden Quellen heißt es gleichlautend, dass die Tochter des Königs von Pegu vor e dessen Niederlage mit dem Printzen von Nautir, Sohn des Konigs von Ava, verlobt gewesen sei. 33,35–36 wer viel Hunde hat / kan leicht Hasen fangen] Von dem Sprichwort »Viel Hunde sind der Hasen Tod« abgeleitetete Sentenz. 34,4 rahmen] Der weidmännische Ausdruck umschreibt die Aktivität von Jagdhunden, die das gejagte Tier zu stellen versuchen. Vgl. DWB, Bd. 14, Sp. 68. e e e 35,1 Qviay Vogarem, als machtigen Beschutzer der Bedrangten] Die Paginierung der Fußnote ist korrekt. Bei Roger wird »Quiay Vogarem« als »Gott deß Beystands« definiert. Vgl. Roger, S. 813. 35,9 begriffen] besonnen, gefasst. 35,25–27 Weil er nun gerne [. . .] das Reich Pegu] Zum Interesse des Königs von Ava an Pegu vgl. Francisci: Traur-Saal III, S. 1013–1014: Als der e Konig von Ava / dessen Reich nicht am Meer / sondern besser ins Land hinein / gegen Mitternacht / gelegen / und so wol an Pegu / als Tangu und Aracam / stieß / solches alles hoe rete: rochen ihm die Reichthue mer e der Peguinischen Schatze in die Nase: Und wie immer ein neidischer Hund den andern / von dem Bein / wegzubeissen pflegt; gedachte er / dieselbe dem Einnehmer wieder zu entziehen. Welches ihm denn eine leichte Sache daugte: weil er merckte / daß der langwierige Krieg diese e e Konige gegeneinander abgemattet. Darum beschloß er / den Konig von e Tangu, als welcher den besten Rogen / und grosseste Brocken / gezogen
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(denn der zu Aracam hatte sich mehrentheils / mit dem Lande / und e weissen Elephanten / davon ihm der Titel eines Ertz-Konigs zugefallen / befriedigen lassen) mit einem starcken Kriegsheer anzugreiffen: der festen Einbildung / imfall er / aus solchem Schiff-Bruche des Peguinischen Stats mehr nichts erfischete / zum wenigsten doch die noch nicht e abgeholete Schatze unter seine Gewalt z[u] bringen. e 35,31 das Siammische Recht einfuhren] Zum siamischen Erbrecht vgl. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1512b: Betreffend die Nachfolge e am Reich und koniglicher Regierung; so erheische¯ zwar die Reichse e e Satzungen / daß / nach todlicher Hinfahrt deß Konigs / dessen altester Bruder zur Herrschafft erhabe¯ werde; oder / wenn dieser nicht vorhanden / deß Koe nigs ae ltester Sohn; und / nach diesem / seine Brue der / nach e der Ordnung ihres Alters / so lange / biß derselben keiner mehr ubrig. e Alsdenn tretten erstlich die Sohne deß Bruders / welcher anfangs geherrschet / zur Reichs-Succession. 35,33–36,11 Weßwegen er denn auch [. . .] auffgerichtet] Die Beweggründe des Krieges zwischen Pegu und Ava hat Zigler aus Franciscis Lust- und Stats-Garten übernommen. Franciscis Schilderung basiert auf Balbis Reisebericht, dessen deutsche Übersetzung von 1605 dem Autor mit großer Wahrscheinlichkeit gleichfalls vorlag. Den Formulierungen nach zu schließen, hat Zigler jedoch nicht auf das Original, sondern auf dessen Neufassung bei Francisci zurückgegriffen. Außer bei Balbi (S. 78 und 83) wird der Krieg zwischen Ava und Pegu noch im ersten Teil von Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel, S. 157a, erwähnt, als direkte Vorlage für Zigler kommt diese Fassung aber nicht in Betracht. e Damaliger Konig zu Ava` ist deß von Pegu seines Vatters Bruder gewest / und den¯och dabey sein Unterthan: hat sich aber unterwunden / diesen seines Brudern Sohn aus dem Reiche zu vertreiben / und sich hingegen in dasselbige einzusetzen: unter dem Fue rwand / er wae re dessen / seines e e e altern Koniglichen Herkommens halben / wurdiger / denn jener. Weie gerte sich demnach / bey der Kronung dessen von Pegu zu erscheinen / und demselben zu huldigen / wie sonst andren Lehn-Koe nigen und Hertzogen oblag. Ja / er verzoch nicht allein mit seiner eigenen Ankunfft und Gegenwart; sondern auch mit Lieferung der Præsenten und Edele gesteinen: ohnangesehen solche doch dem vorigen Konige / als seinem Bruder / von ihm erstattet waren. Uberdas ließ er auch den gantzen Juwelen-Handel sperren / und keinem Kauffmann aus Pegu das geringste zukommen. Auf daß er nun dem von Pegu desto mae chtigern Gegene stand mochte thun: stifftete er / mit einigen particular Personen am e Hofe zu Pegu / eine heimliche Verbundniß. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1527b–1528a. 36,3 Jubelen-Handel] Jubelen ist der Lautstand des 17. Jahrhunderts, die Schreibweise »Juwelen« setzte sich erst später durch.
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Xenimbrun] Zum Namen Xenimbrun vgl. Francisci: Lust- und StatsGarten III, S. 1533,a sowie Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 151. Bei Zigler wird der Name abwechselnd Xenimbrun und Xeminbrun geschrieben. Bei der zweiten Variante, die an die Namen Xemin und Xemindo angelehnt ist, handelt es sich vermutlich um ein Versehen des Setzers. 36,12 seinen Bruder Chaumigrem] Zur Verwandtschaft Chaumigrems mit dem König von Brama vgl. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 159. Dort ist von Chaumygrem, des erschlagenen Koe nigs halb Bruder die Rede. 36,26 erließ] entließ. 37,6 lernte] lehrte. e 37,26 Feld-Stucke] Kanonen. 37,28 Courage] Mut. 37,29 Bagage] Rüstzeug. 37,31 Pillen] Kanonkugeln. 37,32 verkehrtes] umgekehrtes. 37,34 Muster-Schreiber] Vgl. DWB, Bd. 12, Sp. 2769: »musterschreiber ist derjenige, so von der bezahlherrn wegen sampt dem commissario und musterherrn, bei der musterung ist, und das gegenregister helt.« 38,19 Spanner] Hilfsmittel bei der Ladung von Schusswaffen. 38,20 Gewehr] Bewaffnung. 38,26–39,6 Als ihn nun Printz Dacosem [. . .] angetrieben werden] Welche Quelle Zigler für seine Schilderung des Zweikampfs zwischen dem Erbprinzen von Ava und dem Kaiser von Pegu genutzt hat, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei feststellen, da sich die potentiellen Vorlagen – Balbis Reisebeschreibung sowie die in Franciscis Lust- und Stats-Garten (III, S. 1528a) und Kunst-und Sitten-Spiegel (I, S. 158a–158b) enthaltenen Auszüge aus diesem Text – kaum unterscheiden. Hier wird daher die älteste der potentiellen Quellen zitiert: e Darauff thaten die Hauptleute jhr bestes / vnd brachten in wenig Tagen auß einer vnd der andern Statt mehr / als dreymahl hundert tausent e Mann zuwegen / lagerten und losierten dieselbige allesampt ausserhalb der Statt / und ließ sich der Koe nig zehen Tag hernach auff einem allenthalben mit Goldt verdeckten / vnd mit Edelgesteinen gezierten Elephanten sehen / bereyt vnd freudig in Krieg zu ziehen / mit einem Schwerdt / auff vnsere weise gemacht / welches jhm der Vice Re oder Statthalter zu Goa, Luigi di Taida, genan¯t / als ein besonder Present verehret hatte. Die weisse Elephanten aber ließ er in der Statt: Er ward aber durch die Vrschlichten zu Bette geworffen / jedoch baldt wiederumb gesundt / bee gab sich mit dem Konig von Auua` in Kampff / also daß beyde Heer still e hielten / vnd die beyde Konig allein mit einander zu thun hatten / ohn e etliche der Konige Quardi, die forderten einander auch Mann vor Mann zum Streit / biß es zu einer gantzer Schlacht wardt: Und wiewol die
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beyde Koe nige eine gute weil mit einander gestritten: als erstlich mit den Rohrn / nachmahls mit den Pfeylen / vnd endtlich mit den Klingen oder e Wehren / vnd ein jeder seinen muglichen Fleiß anwendet / kondten sie e doch einander nichts anhaben / biß des Konigs von Pegu` Elephant an dem rechten Zan Schaden litte / dieweil er jhm von dem andern außgerissen warde / das schmertzet jhn dermassen / daß er den andern in e grossem Grimm anlieff / welches den¯ ein Vrsach war / daß der Konig e e von Pegu` seines Vettern endtlich machtig ward / vnd jhn ertodtet / er aber ward in einem Arm ein wenig verwundet / vnnd fiel in dessen sein e Elephant todt unter jhm nieder / derowegen denn der Konig Noht halben absteigen / vnd sich auff seines entleibten Wiedersachers setzen muste. Als solches dessen von Auua` Kriegsvolck ersahe / daß jhr Herr vnd e e Konig deß Streits vnten gelegen vnd ertodtet ward / liessen sie in der Schlacht auch nach / vnd ergaben sich dem andern von Pegu` auff Gnad [. . .]. Balbi, S. 84 (s. Abb. 14). 42,10–11 in gelbem Habit / [. . .] Trauer-Farbe] Gelb als Trauerfarbe nennt Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 166, 167. 42,25–26 dem alten adlichen Geschlechte der Frenojamer] Scandor verdankt seinen Geschlechternamen dem Berg Frenojama in Japan, der in mehreren der von Zigler benutzten Quellen erwähnt wird. Als Vorlage kommen Francisci: Lust- und Stats-Garten II, S. 1060a, Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel III, S. 1025a und Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 207 in Betracht. 42,28 Witber-Stande] Witwerschaft. 43,1 Nachtsteiger] Vgl. DWB, Bd. 13, Sp. 217: »bergmännisch ein steiger, der während der nachtschicht die aufsicht führt.« 43,1 den Wachsstock] die Kerze. 43,24 auskleiden] einkleiden, ausstatten. 43,29 (vid. Fig. 1.)] Ob Zigler hier auf eine nicht ausgeführte Abbildung oder eine Bildquelle verweist, ist nicht bekannt. Die Embleme-Sammlung des Saavedra, auf die er im Widmungsgedicht und gegen Ende des Romans in der Thronrede des Oberpriesters zurückgreift, kommt nicht in Betracht. e e 48,11 mit den Stucken gerauchert] mit den Kanonen geschossen. 48,13–14 in die Hoff-Trauer und zwar in schwartz-gelb gekleidet] Zu gelb als Farbe der Trauer s. die Anm. zu S. 42,10. 48,16 Bucephalus] Bucephalus war das Pferd Alexanders des Großen, das bis zu seiner Zähmung durch den jugendlichen Prinzen vor seinem eigenen Schatten davonrannte. »Bucephalus« bedeutet »Ochsenkopf«. 48,25–26 welcher aus Mexico dahin versetzet war / und Quamochitl genennt wird] Im ersten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten wird der Baum Quamochitl als Fruchtkrachender Baum bezeichnet. Die Beschrei-
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bung entstammt allerdings der im Lust- und Stats-Garten vorangehenden Schilderung eines anderen Baumes: I. Der Mexicanische Krach-Baum Quauhtlatlatzin. Solchen Namen hat man diesem Baum zugeeignet / um seiner seltsamen Art willen: weil seine Frucht / wen¯ sie zeitig / bey etlichen Hohlkeelen e und Fugen / mit solchem Ungestum und Krachen voneinander berstet / e und herfur platzet / daß sie sehr weit davon fleucht; nicht anders / als e e wurde sie vom eine¯ K[ri]egs-Geschutze ausgespeyet. [. . .] II. Ein andrer Fruchtkrachender Baum / mit Namen Quamochitl. e Selbiges ist ein stachelichter Baum / welcher Laub tragt / wie die Granaten [. . .]. Francisci: Lust- und Stats-Garten I, S. 812a. 49,10–15 den in Ava gleichfals unbekanten Baum / Hoitzmamaxalli] Franciscis Schilderung liest sich folgendermaßen: III. Der West-Indianische Hornbaum. Dessen Nam lautet / in Mexicanischer Sprach / Hoitzmamaxalli, oder e der Horntragende Baum. Er belaubt sich mit gleiche¯ Blattern / wie die e e e e Tamarinden-Baume: wird mit gelben Blumen geschmuckt: tragt Hulsene e oder Schoten-Fruchte / die man geniesse¯ kan; un¯ danebe¯ Horner / so de¯ e Ochsen-Hornern sehr gleich / un¯ so wol an den Aeste¯ un¯ Zweigen / als e e an dem Stam ¯¯ / hauffig herfurgehen. Francisci: Lust- und Stats-Garten I, S. 812b. Zudem findet sich auf dem vorgebundenen Kupfer Nr. XXIX eine Abbildung der Blätter und der Rinde des Baumes. e 49,15–16 Ein gelehrter Europaer] Erasmus Francisci, der Verfasser des Lust- und Stats-Gartens, aus dem Zigler verschiedentlich zitiert. e 49,27 Actaon] Der griechische Held Actäon beobachtet die Jagdgöttin Diana beim Baden. Zur Strafe wird er von ihr in einen Hirsch verwandelt und anschließend von seinen eigenen Hunden gejagt und zerfleischt. 51,23 wie ein Pfau] Scandor zitiert hier ein Emblem, in dem die Schönheit des Pfaus mit der Häßlichkeit seiner Füße kontrastiert wird. Während der Pfau voller Stolz sein Rad schlägt, erblickt er seine Füße und lässt aus Scham den stolz aufgestellten Schwanz fallen. Das Emblem ist ein Sinnbild für menschliche Schwachheit. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 809. e 51,24–25 Buttel-Gesellschafft] Trupp von Häschern. 51,25 einen Trunck Eisen-Kraut-Wein] Hier wohl als Euphemismus für »Kopf abschlagen« oder »erschießen« zu lesen. Eisenkraut wurde in der Schmiede dem Löschwasser zugegeben, um das Eisen härter zu machen und spielte damit auch bei der Herstellung von Waffen eine wichtige Rolle. e 51,26 auff dem Rucken] im Rücken, hinter mir. 52,21 C i t o` ] lat. schnell, eilends.
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klapte] Vgl. DWB, Bd. 11, Sp. 961: »dem mehr musikalischen klingen steht klappen gegenüber als das kurze, stumpfe, klanglose tönen, z. B. von holz; gläser klingen beim anstoszen, zinnerne kannen, blecherne becher klappen nur; auch ein falsch gehaltnes glas klappt nur.« »Klappen« wird auch auf weniger gelungene Verse angewendet (vgl. ebd., Sp. 962). e 53,25 Hoffart gemeiniglich vorm Fall kommt] Scandor greift hier auf eine schon aus mittelhochdeutschen Dichtungen bekannte sprichwörtliche Wendung zurück. 54,4 Staats-Faute] Staatsfehler, hier in der Bedeutung von »großer Fehler« gebraucht. 54,16–17 auffgehaben] aufgehoben, vorbei. 55,26–28 Nun aber werden [. . .] Sterns] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Dort warnt die Mutter des von seinen Affekten beherrschten Titelhelden Kiosem ihren Sohn davor, seine Macht für seine Liebesangelegenheiten zu missbrauchen: e Der gantze Welt-Kreiß sieht auf eines Fursten Fall. e Man forscht mit scharffem Aug’ und durch gehohlt Chrystall Der Sterne Flecken auß; Man schreibt ins Buch der Zeiten Der Sonnen Finsterniß auch / die der andern Seiten Der Welt nur sichtbar sind. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 205–209. e 57,26 Gott der tausend Gotter] Zum Gott der tausend Götter vgl. Roger, S. 737–738: Die Capell deß Abgotts Tinagogo, deß Gottes der tausend Goe tter. 62,25–26 Man soll der Palmen Wachsthum [. . .] Zeit] Die durch eine Last beschwerte Palme galt als Sinnbild der die Widerstände überwindenden Geduld. 63,4 Sinnenbild] Die Verwendung von Sinnbildern bzw. Emblemata war im Barock sehr beliebt. Nherandi erweist sich mit dieser galanten und in modischer Form vorgebrachten Liebeserklärung als Ideal eines im Umgang mit Worten wie mit Waffen gleichermaßen versierten Prinzen. e 63,5 Es zeigte sich bey truber Nacht eine Sonnen-Wende] Die Sonnenwende bzw. der Heliotrop, der sich der Sonne zuwendet, ist ein Symbol treuer Liebe. e e 63,29–32 Denn ein Mannsbild [. . .] schopffen konten] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, die ausschließlich weltliche Gedichte enthält, findet sich u. a. eine Sammlung von Heldenbriefen historischer Gestalten, darunter eine Rede / Der sich / umb die boe sen Lue ste zu fliehen / mit einem glue henden Brande e sich todtenden Maria Coronelia, die der Welt entsagt und ihrem Ehemann in den Tod folgt: e Denn was ist Mannern nicht verstattet in der Ferne? e Was gleich ein Weib beschwartzt / geht ihnen leichtlich hin.
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Stellenkommentar
Sie achten Sonnen sich / von denen alle Sterne e Ohn’ ihre Minderung / Licht und Vergnugung ziehn. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 59, 21–24. 63,34 und achtet ieden Blick vor einen Ehebruch] s. die vorige Anmerkung: e Wenn ich in Einsamkeit hier durstende verschmachte / Und ieden e geilen Blick fur einen Ehbruch achte. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 60, 3–4. 64,25 Syrenen] In der griechischen Mythologie sind die Sirenen weibliche Fabelwesen, deren betörender Gesang die Schiffer anlockt und sie in den Untergang stürzt. 64,31 seltzame] seltene. 65,15 alber] einfältig. e 65,28 harmicht] elend, trist. 71,7–10 Ach Nherandi [. . .] zerbrochen bist] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Cleopatra. Analog zu Higvanama, die den angeblichen Tod Nherandis betrauert, beklagt Cleopatras Ehemann Marcus Antonius den vermeintlichen Tod der ägyptischen Königin: Nun muß dein Lebens-Schiff schnur-stracks zu Grunde gehn / e Nun dieser Ancker nicht hat konnen feste stehn. Cleopatra mein Licht! Cleopatra mein Leben! Du Seele meiner Seel’! umb deinen Schatten schweben Die Lebens-Geister schon Lohenstein: Cleopatra, III 543–547. e 71,20–21 Ja ich will meine Gelubde vor einen brennenden Devveta] Bei Roger findet sich auch Higvanamas Treueschwur, dort steht er im Kontext der e Witwenverbrennung: ([. . .] oder vor dem Feuer / welches sie auch fur einen Devveta halten) daß sie den Mann nicht verlassen wollen; sondern ihre Seele soll seine Seele biß in den Tod begleiten. Hierzu in der Fußnote: Diß / scheinet / haben die Bramines von den Chaldeern oder Pere sianern entlehnet / so der Meinung waren / das Feuer ware ein Gott; und dieneten auch demselbigen / als einem Gott: Diese aber / dieweil sie dasselbige nur fue r einen Devveta halten (welche Devvetaes sie eigentlich e e fur keine Gotter halten / [. . .] ) scheinen besser bey der ersten Meinung / belangend den Gottesdienst deß Feuers / zu verbleiben / als die Pere sianer; und meistentheils alle Volker in Asien. Roger, S. 184–185. 71,28–29 soll die Sonne [. . .] untergehen] Das Bild der ins Meer sinkenden Sonne war nicht nur im Barock ein beliebtes Sinnbild des Todes. Zigler verwendet es in der Asiatischen Banise auch noch in Banises Sterbelied e Sollen nun die grunen Jahre (S. 385,21–22). 72,9 wo die Liebe raset / da strauchelt der Verstand] Die Unvereinbarkeit von Liebe und Verstand bzw. Vernunft ist sprichwörtlich und auch in dem Reim »Liebe und Verstand gehen selten Hand in Hand« überliefert.
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72,13–14 das Gold seines Verstandes auff den Probierstein der Sterbligkeit streichet] Mit einem Probierstein oder Prüfstein kann der Reinheitsgrad von
Edelmetallen bestimmt werden, indem das zu prüfende Metall so über den Probierstein gerieben wird, dass es eine metallische Spur hinterlässt, die anschließend mit den Spuren von sogenannten Probiernadeln verglichen wird. Die Wendung »etwas auf den Prüfstein bringen« steht seit der frühen Neuzeit sprichwörtlich für die empirische Überprüfung eines Sachverhalts. 72,16 Pharos] Der Leuchtturm von Alexandria in Ägypten, eines der sieben antiken Weltwunder. 72,20 Niba] Vgl. die Anm. zu S. 22,35–38. 72,28 Derowegen lasse sie die Todten ihre Todten begraben] Sprichwort nach Matth 8, 22: Aber Jhesus sprach zu jm / Folge du mir / vnd las die Todten jre todten begraben (Luther-Übersetzung, Ausgabe letzter Hand, 1545). 72,31–73,4 Mit Printz Nheranden [. . .] Brunst dunckel] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Die verwitwete Sisigambis weist zu Beginn des Schauspiels Ibrahims Liebe zurück. Zigler beschränkt sich bei seiner Referenz auf den stichomythisch gestalteten Dialog zwischen Sisigambis und Ibrahim auf die Argumente der Bedrängten: Mit Amurathen fiel mein Stern schon in die See. [. . .] Mein Geist fleucht neues Liecht / und buhlt mit seinem Schatten. [. . .] e In seiner Asch und Gruft schopft meine Seele Lust. [. . .] Sein Tod vertilgt in mir / was Brand und Eitel heisst. [. . .] e So Sonn’ als Brunst verraucht / wo Hertz und Luft ist trube. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 9, 11, 13, 17, 19. 73,13 dem Himmel durch sein einfaches Licht] Zitat aus Lohensteins Cleopatra. In der vierten Abhandlung des Dramas rechtfertigt die mit Marcus Antonius verheiratete ägyptische Königin ihre Zuwendung zu Augustus mit dem Argument, dass die Liebe den Wechsel liebe: Daß nicht ihr einfach Licht des Himmels Eckel sei. Lohenstein: Cleopatra, IV 564. 73,15–19 Der Sonnen [. . .] beflecken lasse] Möglicherweise ebenfalls ein (bislang nicht identifiziertes) Zitat aus der von Zigler fleißig ausgeschriebenen schlesischen Barockdichtung. Zu einer vergleichbaren, von Zigler an anderer Stelle zitierten Passage s. die Anm. zu S. 55,26–28. 73,21–22 der rauhen Schale [. . .] werden] Das hier bemühte Bild stützt sich auf einen realen Vorgang in der Natur: Eine Perle entsteht durch das Eindringen eines Sandkorns in eine Auster, die daraufhin um den störenden Fremdkörper Perlmutt bildet. Um an die so entstandene Perle zu gelangen, muss die Auster aufgebrochen und getötet werden.
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Stellenkommentar
74,12 anderwertiges] anderweitiges. 75,2 reiterirten] zurückzogen. 76,14 Furien] Weibliche Rachegeister der griechischen Mythologie. 76,21 Cujon] Das derbe Schimpfwort kam im Dreißigjährigen Krieg auf und
bedeutet »Lumpenhund« oder »Hundsfott«. Vgl. DWB, Bd. 2, Sp. 640. accidens ins Gesicht warf] einen solchen Schlag (zu lat. accidere = vorfallen, sich ereignen, befallen). 77,5 blancken Linial] Euphemismus für blank(gezogen)en Säbel. 77,13 Schlappe] Niederlage. 77,19 entsetzten] halfen, zu Hilfe kamen. 77,33 trocknen Rache] Vgl. hierzu DWB, Bd. 22, Sp. 740: »›trockne schläge‹ u. dergl. als terminus der älteren rechtssprache bezeichnet körperliche züchtigungen, auf die kein blut flieszt.« 78,12 stockfremden] wildfremden, völlig fremden. 79,37 Succeravvaram] Den Wochentag Succera-varam bzw. Succra-vvaaram, der dem Freitag entspricht, nennt Roger, S. 123. 82,34–35 Ein Pfahl [. . .] gebracht] Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Die Kupplerin Sechierpera versucht den von Ambre abgewiesenen Sultan zu beruhigen und von seiner Leidenschaft für Ambre abzubringen: Die Ramme stoe ßt den Pfal auf einmal nicht in Grund. Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 367. 83,18–19 Wer die Tochter [..] Mutter] Sprichwörtliche Redewendung (Simrock, Nr. 10340–13343). 84,4–5 Ein verliebtes Hertze [. . .] Sommertag] Sprichwörtliche Redewendung. e 84,7 Der fluchtige Mercur] Der geflügelte römische Gott Merkur fungiert als Bote der anderen Götter und ist zugleich der Gott der Händler und Diebe. 86,31–87,1 mein Printz] Richtig müsste es an dieser Stelle der Printz heißen, da sich diese Passage nicht in einer Binnenerzählung, sondern im Erzählertext findet. Als mein Printz wird Balacin wiederholt in den Binnenerzählungen seines Dieners und Gefährten Scandor apostrophiert, die einen großen Teil des ersten Buches ausmachen. Ob der Fehler auf den Autor oder auf den Setzer zurückzuführen ist, lässt sich nicht mehr feststellen. In den Folgeausgaben wurde die Formulierung unverändert übernommen. 87,2–10 Daß man [... ] Fallbret nur vergebens auff] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Ibrahim dringt ins Schlafzimmer der verwitweten Sisigambis ein und versucht erfolglos, sie von ihrem Entschluss abzubringen, ihrem verstorbenen Ehemann treu zu bleiben: e Ibrah. daß man Gelubde leiste Wenn sie nur leistbar sind / heischt Tugend / schaffet Ruhm. Das Lieben aber hat diß Recht und Eygenthum: e Daß kein Gelubde nicht auch kein Gesetz es bindet. Denn hier schafft die Natur / und die Vernunfft verblindet Durch der Begierden Rauch. Sonst sol ein jeder zieln 76,22–23
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Auff Glauben / aber hier mag man mit Eyden spieln. Sisig. Welch Aberglaube bannt vom Lieben Ehr und Eyde Und des Gewissens Trieb? Wo nicht auß Unschulds-Seyde Das Garn der Liebe wird gesponnen / fressen sich Die Unglue cks-Motten ein. Drumb stelle man auff mich Nicht dieses Fall-Bret auf. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 124–135. e e 87,17–18 daß verschmahte Liebe [. . .] fuhre] Zitat aus Lohensteins Ibrahim Sultan (s. die vorige Anmerkung). Ibrahim bedroht die widerstrebende Sisie e e gambis: Verschmahte Liebe fuhrt im Kocher Haß und Tod. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 158. 87,31–34 Den Marmel [. . .] eiserner wirstu] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, die ausschließlich weltliche Gedichte enthält, findet sich u. a. eine Sammlung von Heldenbriefen historischer Gestalten, darunter ein Briefwechsel über die e Liebe Zwischen Konig Petern dem Grausamen / in Castilien / und Johanna Castria des Diego Haro Wittib. In einem Brief an seine Gemahlin Blanca von Borbon wirft König Peter dieser mit topischen Bildern Gefühlskälte vor und rechtfertigt so seine Abwendung: e Was muh’ ich mich den mehr? den Marmel zwinget Regen / e Mein Seuffzen aber legt dir nur mehr Harte zu. e e Ein Amboß hartet sich nur von den Hammer-schlagen; Je mehr mein Hertze klopft / je eiserner wirstu. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 41, 11–14. 87,32 der Diamant wird durch schlechtes Blut erweichet] Die Vorstellung, dass Diamanten allein durch Bocksblut erweicht und damit zerstört werden können, wird zuerst in Plinius’ Naturalis Historia festgehalten und bis ins 18. Jahrhundert tradiert. Vgl. Friedrich Ohly: Diamant und Bocksblut. Zur Traditions- und Auslegungsgeschichte eines Naturvorgangs von der Antike bis in die Moderne. In: Wolfram-Studien III (1972), S. 72–186, hier S. 74. 88,8–17 Ja diese Brust bezeuget [. . .] durch ein Echo] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Der von seinen Affekten beherrschte Ibrahim umwirbt Ambre, die Tochter des Mufti. Die folgenden Zitate entstammen derselben Szene: 88,8–13 Ja diese Brust bezeuget [. . .] Anmuth qvillt] Mein Kind / Mund / Augen / Brust e Bescheiden selber dich: daß sie zu wilden Stammen GOtt nicht erkieset hat. Wilstu den Trieb denn hemmen / Durch welchen die Natur auch Fels- und Hecken reg’t / Die Crocodile kirr’t / und Hold in Drachen heg’t? e Sie saufzet / sie erblaß’t / sie schauet auf die Erden! Laß unser Antlitz doch dein Ziel des Anschau’ns werden!
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Laß’ unsern Mund an sich den sue ssen Athem zih’n / e e Den deine Keh’l auslaß’t! Schau unser Antlitz gluh’n / e Schau / wie diß Hertze koch’t / wie unser Seele lachset / e Nach Labsal / das allein auf deinen Lippen wachset / Auß deiner Anmut kwill’t! Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 412–423. 88,13–15 Ich will dir / mein Engel [. . .] Liebe gegen dich zerrinnen] e
Ich wil die Hande dir / mein Engel / unterlegen / Wie einem Papegoy nur Zucker geben ein / Ja meine Seele selbst sol deine Speise seyn. e e Ich wunschte: daß in mir noch hundert Hertzen waren / Mehr Seelen walleten / mehr Flammen zu gebehren Und Liebe gegen dich. Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 466–471. e
88,16–17 Ach wilstu mich durch Schweigen betruben [. . .] durch ein Echo]
Antwortestu uns nicht? Die Felsen denen doch Empfindligkeit gebricht / Antworten Fragenden mit hellem Wieder-Schalle. Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 423–425. 92,9 Pandior] Während die Beschreibungen des Rolims und des Tempels aus e Abraham Rogers Offner Thur zu dem verborgenen Heydenthum entnommen sind (vgl. hierzu die folgenden Anm.), ist die Herkunft des Namens Pandior nicht bekannt. Da der bei Roger beschriebene Tempel im Reich Pegu steht, Balacin aber einen Tempel im Grenzland von Ava aufsucht, hat Zigler den Ort Pandior und seinen Namen vermutlich erfunden. e 92,27–29 welcher weder auf dem Kopffe [. . .] Fusse hiengen] Für die Beschreibung eines Priester vgl. Roger, S. 776: Dieselbigen aber haben weder auf dem Kopf / noch im Angesicht / einiges Hae rlein; sondern es muß alles abgeschoren / und kahl seyn. Sie tragen lange Kleider / mit e Ermeln / die / biß auf die Fusse / reichen. 93,11 Apalita] Laut Roger, der seinerseits Vincent Le Blancs Reisebericht zitiert, befindet sich der Tempel des Apalita in Pegu: Allda ist eine grosse Anzahl derjenigen Abgoe tter / im Unterhof deß fue rstlichen Zimmers; welche alle von feinem Gold / mit Cronen / die mit Edelgesteinen gee ziert [. . .]; und unter andern einer von sehr wunderbarer Hohe; welchen Abgott sie Apalita nennen / der den Pilgramen / samt all denjenigen / die durch die Welt reisen / beystehen. Niemand komt in seine Kirche / der ihm nicht ein Geschenk mitbringe; welches dann zu Unterhaltung e ihrer Priester / die gewohnlich Weiber und Kinder haben / angewendet wird. Roger, S. 795. 93,22–25 Varelle oder Tempel [. . .] versehen] Für die Beschreibung eines e Tempels von außen vgl. Roger, S. 776: Sie ehren auch sonderbare Gebaue / so Varelle genennet werden [. . .]. Sie sind aus Stein und Kalch gemacht /
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und mit guldnen Blae ttern verguldt: Oben auf sind sie mit Eisenwerk e versehen / und mit einem kupfernen Hut / oder Apfel / geziert / der e umgeben ist mit Glokklein; darein die Edelgesteine / und andere Dinge / so man darzu geschenkt und verehret hat / gehenket werden. 93,30–35 Dieser Tempel [. . .] gezieret war] Bei der Beschreibung des Tempelinneren und des Götzenbildes stützt Zigler sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Beschreibung in Rogers Heydenthum: Zur rechten Hand / bey der Elephanten-Stallung / komt man zu einer e schonen / verguldten Capell / welche zimlich hoch ligt / also daß man zehn Stapfeln darzu hinauf steigen muß; und ist solche gegen den Aufe gang erhohet / als ein Altar / auf welchem ein guldnes Bild steht / in der e Grosse eines Menschen / mit einer guldnen Cron auf dem Haubt / mit e Edelgesteinen hauffig geziert; an der Stirn hat es einen Robin / so groß e als eine Pflaum / und zu beeden Seiten sehr schone Saphiren; zu oberst ist es mit Rubinen / und andern Gesteinen versetzt; um den Leib / von der linken Schulder an / biß zu der rechten Hifft / mit einem guldnen Gehae ng / und Edelgesteinen (wie oben) geziert. Roger, S. 778. Eine fast gleichlautende Beschreibung des Tempels und des Götzen findet sich in Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel III, S. 1028b– 1029a; nur geringfügig abweichende Schilderungen sind zudem in Balbis Reisebericht, S. 81 und Franciscis Lust-und Stats-Garten III, S. 1520a, enthalten. 96,25 Talipu] Zum Wechsel der Schreibweisen Talipon, Talipu und Talipou s. A) II. 7: Verzeichnis der korrigierten Schreibweisen von Eigennamen. 100,23 Pantoja] Den Namen Pantoja hat Zigler aus dem dritten Teil von Franciscis Traur-Saal (Ordnungs-Register, S. 1v) übernommen. Dort wird als achte Erzählung die Geschichte von Antonio Pantoja / ein Spannischer Edelmann / in Peru (S. 180–198) angekündigt. 100,23 Tannassery] Das Reich Tannassery und dessen Zugehörigkeit zum e Königreich Siam ist erwähnt in Gefahrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Anhang zu Schultze), S. 62b. 101,16 Bizen] Zur Währung Biza vgl. Balbi, S. 95: ALle Wahren / so man in e dem gantzen Konigreich Pegu`, wie gleichsfalls auch in der Statt zuuerhandeln pflegt. Werden in eben der Wage abgewogen / in welcher sie e auch die Muntzen wiegen / vnd heist das Gewicht / welches sie dargegen legen / Biza, ist einerley Metalls mit d’Gaza, vn¯ thut ein jede Biza 100. ticcali. e 102,22–26 Dieser Ort [. . .] ziemliche Hohe vor] Die Audienz beim Kaiser von Pegu wird sowohl in Balbis Reisebericht als auch in Franciscis Lustund Stats-Garten (S. 1520b) geschildert. Auf welche Vorlage Zigler sich stützte, ist nicht sicher zu bestimmen. Hier wird die ältere der beiden potentiellen Quellen wiedergegeben: e e e Der Ort / an welchem der Konig Verhor gibt / ist vber die massen schon /
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Stellenkommentar
gantz vergue ldet / vnd Himmelblaw gemahlet / vnd in dem er die Leute e e jetzundt verhort / hat er ein ventolo oder Windtwadelein in der Handt / e e welches er statigs beweget. Hinder jhm stehen 4. kleine Sohne der Soldaten / welche er zu seinem Willen gebrauchet / vor jhme / die den e jenigen / so vor [d]em Konig zu thun haben / seine Antwort anzeigen / wie gleichsfalls auch jm derselbigen Begeren. Auff der lincken Handt e hat er seine Schatzmeister / vnnd auff der rechten / den Fursten / seinen e Sohn auff einem Thron / wie zuuor gemeldet. Zu den Fussen seines e Throns stehen die Furnembste seines Hoffs / als bey vns die Hertzoge / Marggraffen / Graffen / Ritter / Hauptleut vnd andere fein nach der Ordnung / vnd nach eines jeden Standt. Auff dem Haupt hat er / der Koe nig / ein vbergue ldte vierfache Cron / an e welcher ein jedes Theil auff seinem besondern Stanglein beruhet / also e daß sich die gantze Cron sehr weit von dem Haupt in die Hohe erstreckt: e e e Sie ist weiß / verguldet / vnd mit schonen guldenen Trasen / welche fast lang herab hangen / gezieret. Balbi, S. 80. 102,26 Auff der rechten Hand] Bei der Audienz beim König von Pegu sitzt der Erbprinz rechts vom Herrscher. Als Vorlage kommen erneut Balbis Reisebericht (S. 80, s. die vorige Anmerkung) und Franciscis Lust- und Stats-Garten III (S. 1520b) in Betracht. 102,27 Xemin] Den Namen Xemin hat Zigler aus Happels Relationes Curiosae I,2, S. 148 entnommen; dort handelt es sich allerdings um eine Amtsbezeichnung. Ein Xemin ist ein Statthalter. 103,15 Cambaya] Das Reich Cambaya hat Zigler vermutlich erfunden. In den Quellen ist von einer Stadt Cambay (Roger, S. 665) bzw. Cambaja e (Francisci: Schau-Buhne I, S. 84; Lust- und Stats-Garten II, S. 975b) die Rede, die im Königreich Gusuratta in Westindien liegt (vgl. Francisci: Lust- und Stats-Garten II, S. 975b). 104,3 Tangu] Das Reich Tangu erwähnt Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 151. 105,26 Zeitung] Nachricht, Neuigkeit. 106,14–15 Ihre Augen sind zwar mehr schwartz als blau] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, die ausschließlich weltliche Gedichte enthält, findet sich u. a. eine Sammlung von Heldenbriefen historischer Gestalten, darunter ein Briefwechsel über die Liebe Zwischen Koe nig Petern dem Grausamen / in Castilien / und Johanna Castria des Diego Haro Wittib. In einem Brief an Johanna Castria beschreibt König Peter seine Gemahlin Blanca von Borbon als gefühlskalt und reizlos: Es solln ja wol Corall seyn der Gemahlin Lippen; Kein Liebreitz / kein Magnet begeistert aber sie. e Laßt sich nun Stahl nicht ziehn von unbeseelten Klippen /
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Wer schilt: daß ich an ihr mich nicht zu kleben mue h’? Die Augen sind zwar schwartz / doch ausgeleschte Kohlen / e Von denen Schwefel sich selbst nicht entzunden kan. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 31, 11–16. e
108,4–5 in Meinung ihrem sechs jahrigen Sohne den Thron vorzubehalten] Zum
Versuch der Königin, ihrem jüngeren Sohn zum Thron zu verhelfen vgl. e e Francisci: Traur-Saal II, S. 213–214: Weil jetztgesagten Konigs Alter uber neun Jahre sich nicht erstreckte: ward bestim ¯¯ t / daß seine Mutter / die e e e Koniginn / die Vormundschafft uber ihn / so wol auch uber alle Befehlhaber des Reichs Aufsicht tragen solte. In solchem Zustand blieb das e e e Reich / ohngefahr bey funfftehalb Monden / nach welchen die Koniginn einen Sohn gebahr / den sie von ihrem Ehebrecher hatte empfangen; und deßwegen solchen ihren Buhlen zu heirathen beschloß / den neuen e e e Konig (was fur Mißgeburten gebiert die unzuchtige Liebe nicht!) umzubringen / und den Bastard / durch Erbschafft / an die Kron zu helffen. 109,11–13 Savady [. . .] eingenommen] Zur Belagerung und Eroberung von Savady durch Chaumigrem vgl. den (wohl nicht als direkte Vorlage dienenden) Bericht bei Pinto. Die historische Belagerung von Savady blieb allerdings erfolglos: e e Der Chaumigrem, des Konigs Bruder / landet mit diesem Heer in dreyzehenhundert Schiffen endlich an in einem großen Feld / Namens Gumpalaor, recht gegen Savady; alwo er sechs Tage der Elephanten vom e e Land erwartete. Nach volliger Bereitschaft besturmte er die Stadt dreymal bey hellem Tage / mit großem Verlust der Seinigen. Er versam ¯¯ lete seine Hauptleute / welche den Raht gaben / man solte die Stadt am schwae chsten Ort zu grunde schiessen; auch versuchen / ob ein Stue kk von e der Mauer nieder zu werffen; weil solcher gestalt der Einfall nicht durfte e so gefahrlich seyn. Diesem Schluß nachzuleben / wurden ohne Verzug e zwo Battereien / zwey Klafftern hoher als die Stadtmaur / aufgeworfe fen / und auf iede zwanzig schwere Stukke gebracht / mit welchen man e in kurtzer Zeit ein Stukk der Maur der Erden gleich machte. Auch spielten / ohne aufhoe ren / dreyhundert kleine Geschue tz in die Straßen e der Stadt / zu fallen die auf- und abgiengen. Die Belagerten / den strengen Ernst der Feinde sehende / beschlossen / Haut und Leben teur gnug denselben zu verkauffen: Fielen derohalben aus / und brachen durch die Bresse durch / mit solcher wehrhaften Tapfferkeit / daß sie noch unter e einer Stunde das gantze Lager des Brama in disorder und Verwirrung brachten / acht tausend erschlugen / und wieder nach der Stadt sich retterirten. Pinto, S. 328. Das Reich Savady wird auch in Franciscis Lust- und StatsGarten III, S. 1533a und Happels Relationes Curiosae I,2, S. 148 erwähnt. 109,20 unter der Rose] Deutsch für »sub rosa«, »im Vertrauen«.
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Stellenkommentar e
110,31 weil Tangu auch ein Lehnreich von Pegu ware]
Zu Tangu als einem Pegu zugehörigen Lehnreich vgl. Francisci: Traur-Saal III, S. 1003–1004: e Nachdem obbedeuteter massen / die Konige in Pegu / mit denen More e gorischen Konigen / die zugleich Ertz-Konige in der Tartarey waren / e eine lange Zeit gestritten; sichs endlich begeben / daß der konigliche e Peguinische Stathalter der Provintz Tangu / so damahln dem Konigreie e che Pegu unterthanig war / sich wieder seinen Herrn / den Groß-Konig von Pegu / aufgeworffen / selbigen vertrieben / die meisten Einwohner e e in Pegu erwurgt / das Land mehrentheils verheert / alle Schatze und Barschafft / so er hin und wieder angetroffen / zu sich gerafft; nachmals e fast alle benachbarte Volcker / so langs dem Strom Pegu / aus welchem e das Reich selbst seinen Namen geschopft / gelegen / biß nach Ava / bezwungen. e Dieser ists / dessen Feldzuge / in dem dritten Theil des Indianischen e Lust-Gartens / am 1530 / und folgenden Blatern / aus dem Pinto / weite laufftig beschrieben worden / unter dem Namen des Koe nigs von Bramaa. Denn von Bramaa hat er sich / nach Eroberung des Reichs Pegu / allererst geschrieben; sonst aber einen Printzen von Saavadi und Tangu. Außer Francisci schildert auch Happel die Kriegshandlungen des Königs von Pegu und Brama gegen Martabane. Bei der Prozession der Königin und ihres Gefolges zum Richtplatz ist neben dem siegreichen Xenimbrun e auch der Unter-Konig von Tangu zugegegen. Vgl. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 151. 111,20–21 Sinesischen Sonnen-Vogel] Balacin schmückt sich hier mit den Federn der Chinesischen Nachtigall. Das Gefieder dieser Vögel ist allerdings bis auf wenige leuchtend gelbe Federn grau. Vermutlich hat sich Zigler, der den Vogel bestenfalls durch Abbildungen gekannt haben dürfte, vor allem von dem poetischen Namen inspirieren lassen. 111,26–31 Garten [. . .] Zier- und Lust-Garten] Die Beschreibung des Schlossgartens von Pegu folgt der Beschreibung des Gartens von Monsieur e Gaston in Franciscis Schau-Buhne: Bey der ersten Versamlung / ist gedacht worden / daß dieser Monsieur Gaston und dessen Frau Mutter e einen trefflichen grossen Garten hatten; und zwar draussen / vor der Stadt Neropolis: Weil denn die letzte Conversation / eben in selbigem Garten / gehalten; als will uns obliegen / die Gelegenheit dieses Gartens e vorher mit wenigem zu beruhren. Es hat angezeigter Garten einen zimlich-grossen Begriff; ist halb mit einer hohen Maur / die andre Helffte mit einem lebendigem dicken Zaun umfangen: und hat inwendig drey e Abtheilungen. In der ersten / sieht man nur allerley gemeine Krauter / e e e und Kuchen-Gewachs: in der andren / einen gewaltig-schonen Baume garten / welcher einem anmuthigem Lustwalde nicht unahnlich: in dem e dritten / einen furtrefflichen Zier- und Lust-Garten / voller fremder e e Gewachs / und von den allerkostlichsten Blumen bemahlt. Mitten in
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solchem innerstem Platze / steht ein schoe nes Lusthaus erbaut / und rings e um dasselbige / etliche lustige Laubhutten / theils aus Reben-Rancken / e theils aus andren Blumen- und Frucht-tragenden Stauden und Strauchen zusammen geflochten. Zwischen gedachten Baum- und diesen letzten Blumen-Garten / gibt es einen Teich / darinn etliche Schwanen / e Reiher / und Endten herum schwimmen. Francisci: Schau-Buhne VI, S. 994–995. e 112,23 Diamanten mussen springen] Zum angeblichen Effekt von Bocksblut auf Diamanten vgl. die Anm. zu S. 87,32. 114,32–33 ein grausames Panterthier] Der Panther wird in der Emblematik mit Gefährdung durch Schönheit, Verführung, Ausschweifung, unersättlicher Tyrannei sowie dem Bösen schlechthin verknüpft (vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 404–406). Mit der Verfolgung der Prinzessin durch das in keiner historischen Quelle erwähnte Raubtier nimmt Zigler bildhaft die ihr bevorstehenden Gefahren vorweg. 117,14 erledigte] befreite. 117,15–16 einen Fuchs der Liebe nach mir zu schiessen] Einen Fuchs schießen bedeutet eigentlich »sich erbrechen«. Die Wendung ist im Zusammenhang von Scandors burlesker und mit drastischen Ausdrücken geschilderten Liebesgeschichte mit der ebenso häßlichen wie lüsternen Eswara zu verstehen, in deren Verlauf es Scandor durch einen Kuß tatsächlich einmal fast übel wird. 117,23 schnitt solche Lufft-Streiche] schnitt dermaßen auf, gab dermaßen an. e 120,26 entraumet] eingeräumt. e 122,1–3 Es erhellet [. . .] anbetenswurdig ist] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Ibrahim wirbt um die verwitwete Sisigambis und weist ihr Argument zurück, es gäbe schönere Frauen als sie: Die gue ldnen Himmel werden e Von einer Sonn’ erhellt. Der grosse Krayß der Erden Hegt einen Fenix nur: Und in Stambuldens Stadt Ist eine Gottheit nur / die uns zum Priester hat. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 55–58. 123,9 Eswara] Roger, S. 6, berichtet von einem indischen Gott dieses Namens. 124,37 Von den grausamen Martern der Christen] Die Folter der japanischen Christen wird im dritten Buch von Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel ausführlich geschildert (S. 1135b–1163a). Zigler bezieht sich mit seiner Fußnote vermutlich auf das »ad pag. 1149« eingefügte Kupfer Nr. XXXII, auf dem diverse Folter- und Hinrichtungsarten dargestellt sind. 125,4–5 charessiren] liebkosen. e 125,35–36 alt-franckische] »sowol im guten sinn des altväterisch, als auch für veraltet, den forderungen der gegenwart unentsprechend« (DWB, Bd. 1,
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Stellenkommentar
Sp. 271). Hier auf Eswaras durchaus nicht mehr jugendliches Alter gemünzt. 126,19 Reckel] Flegel. 126,25 Posto] Frühes Beispiel für die Verwendung des »im 18. jahrh. aufgenommene[n] ital. posto, stehplatz, standort, posten« (vgl. DWB, Bd. 13, Sp. 2032). 127,3 Resolution] Entschluss. 127,16–17 Schiff-Feste [. . .] Sapan Donon] Zum Fest Sapan Donon und dessen Ablauf vgl. die Anm. zu S. 130,22–132,1. e 128,8–25 Konigs-Schiff [. . .] Umfang] Die konkrete Vorlage für diese Passage lässt sich nicht mehr ausmachen. Als Quellen kommt neben Balbis Reisebericht noch der in Franciscis Lust- und Stats-Garten II (S. 1399b– 1400a) enthaltene Auszug aus Balbi in Frage. Hier wird die ältere der beiden Quellen wiedergegeben: e Vnter diesen ist eins / welches dieses Konigs Vatter hat zurichten vnd machen lassen / das wirt zu Meccao an einem verschlossenen Ort auff truckenem Landt verwahret / vnd von etlichen Soldaten verhue tet / denn e es hat an Schone in der gantzen Welt keins seines gleichen / ist auß vnd e e jnnwendig gantz verguldet / vnd mit allerley kunstlicher Arbeyt vnd Blumwerck dermassen gezieret / daß sich alle die / so es sehen / nicht genugsam koe nnen verwundern. Es ist zwar fast lang / jedoch enger / als es sonsten Proportion halben seyn solte / hat auff jeder Seiten hundert e vnd funfftzig Ruder / welche biß hinab an den Ort der Breyte verguldet sind. Die Ruderer sitzen auff den beyden Seiten / vnd hat ein jeder sein besonder kurtz Ruder in der Handt / mit welchen sie das Wasser fein zugleich an sich ziehen / vnd dem Schiff dermassen geschwindt forthelffen / daß kein Pfeyl geschwinder fliehen kan / dieweil nemblich keiner sein Ruder eher auß dem Wasser hebt / als der ander. In der Mitte dieses Schiffs stehet ein klein verschlossen Hae ußlein / fast wie der verdeckte Theil in den Venedischen Gondolen / jedoch viel e grosser / vnd auff allen Seiten mit etlichen Fenstern durchbrochen. Balbi, S. 88. 128,29–30 Nach weniger Zeitverfliessung] Auch die Vorlage für die Schilderung des festlichen Aufzugs ist nicht mehr eindeutig festzustellen. Neben Balbis Reisebericht kommen als Quelle Rogers Heydenthum, S. 779–780, Franciscis Lust- und Stats-Garten III, S. 1521b–1522a sowie das zugehörige Kupfer Nr. LI und Happels Relationes Curiosae II, S. 653 in Betracht. Hier wird mit Balbis Reisebericht die älteste Quelle wiedergegeben: e e Derowegen / damit der Konig zeitlich genug daselbst seyn kondte / reyset er den Tag zuuor auß der Statt / setzt sich / wenn das Fest jetzundt gehalten wirdt / auff einen gantz vergue ldeten Triumphwagen von einem e e e Stuck / vnd mit vier Radern gemacht / vnter ein kostlich Dach / vnd hat e e die Konigin vber alle massen kostlich bekleydet / auff der rechten Seiten
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neben jhm / auff seinem Haupt viel Perlen / eines vnerschae tzlichen Werths / vnd vnter denselbigen zween helle Rubin / deren ein jeder dicker als zwo Datteln / jedoch nit so lang / biß in die Ohren herab hangen / sonsten ein Schnur voll der aller koe stlichsten Edelgesteine / e welche an der rechten Schultern anfangt / biß auff den Gurtel hinab reicht / vnd sich von dannen biß vnter den lincken Arm erstrecke / e e welche dermassen hell vnd schon / daß einem das Gesicht daruber vergehet: Der vielen Ringe mit Rubin / Diamanten vnd Smaragden / so er e an den Fingern tragt / vnd welche einen vnglaublichen Schein von sich geben / zu geschweigen. Vmb den Triumphwagen herumb stehet der e e K[o]nigin Frawenzimmer / sind samptlich anderer Konige vnd grosser e e Herrn Tochter / sitzen allezeit auff den Knien / vnd haben die Hande e e zusammen gefalten in die Hohe gerichtet / den Konig vnd sein Gemahl zu ehren. e e Der Triumphwagen wirdt von 8. schonen prachtigen Pferden / so allesampt einerley Farb / vnd Zeug von Goldt und Chermesin haben / gezogen. Beneben den Pferden stehen viel Hauptleute / haben allesampt Stricke in den Hae nden / vnd stellen sich / als wenn sie auch an dem e Wagen zogen. Die Ordnung aber / die der Koe nig allezeit zu halten pflegt / wenn er sich e e auß seinem Koniglichen Pallast fuhren lest / ist diese: Die erste / so e vornen angehen / sind deß Fursten Hoffleute in drey Ordnungen vnterschieden / als zum aller vordersten die mit den Lantzen / nachmahls die Schue tzen / vnd denn zum dritten die mit den Schwerdtern vnd Schildten / mitten zwischen diesen Hauffen gehen seine gewapnete Elephane e ten / vnd folget der Furst allen diesen Hauffen auff einem kostlichen e Pferdt mit grossem Pracht nach. Wenn diese voruber / kompt das Volck deß andern Sohns / so nechst nach diesem der elteste / Naidu genannt / sitzt gleichsfalls wie sein eltester Bruder / auf einem Sirian, vnd hat sein Volck in der Ordnung / wie die vorige vorher gehen. Nach diesem folgt der dritte / mit Nahmen Naimor, vnd nach jhm deß Koe nigs Volck selbst in einer schoe nen Ordnung / als erstlich die mit den e Lantzen in einer guten grossen Anzahl / nachmahls die Schutzen / zum e dritten die Bogenschutzen / zu dem vierdten und letzten die mit den Wehren vnd Schildten / vnd zwischen diesen allen die gewapnete Elephanten in der Ordnung / wie sie in dem Krieg zu gehen pflegen. Wenn dieser gantze Hauff vorue ber / so kommen allererst die Kriegse e oberste / Hauptleute / vnd andere grosse furnehme Herrn deß Hoffs. Vnd wiederumb nach diesen zween rohte Elephanten mit Goldt vnd seydenem Zeug gezieret: Nachmahls 4. weisse / auch mit Goldt vnd Edelgesteinen außgebutzt / vnd diese weisse Elephanten haben ein Futral von Goldt / gantz voller Rubin / vber einem jeden Zan von oben an e e biß zu dem vntersten Ende / welches jhnen denn ein schon vnd prachtig
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Ansehen macht / beneben dem / daß sie vber jnen auch ein schoe n vmbraculum haben / welches sie vor der Hitze der Sonnen beschirmet. e In dessen kompt der Triumphwagen / auff welchem der Konig selbst e sitzt / hinder dem Wagen folgen die furnembste Herrn deß Hoffs zu e Pferdt in einer schonen Ordnung / wie sonsten ihr Brauch ist. Zwischen e e jhnen aber vnd deß Konigs Wagen reiten viel der furnembsten Frawen auff Sirianen. Balbi, S. 89–90. e 129,36 biß der Kayser ankam] Zur demütigen Begrüßung des Kaisers vgl. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel II, S. 448a–448b: Denn so bald das e Volck desselbigen ansichtig wird; schlagt jederman das Haupt zur Ere den / bleibt also eine Weile ligen: faltet hernach die Hande / als wolte man ihn anbeten. 130,22–132,1 nach Macaon / allwo dieses Schiff-Fest [. . .] Tuch zu gewarten. e [. . .] die ubrigen Schiffe aber wiederholten ihr Rennen noch zu unterschiedenen malen] Die Beschreibung des Schiffsfests Sapan Donon findet sich zuerst in Balbis Reisebericht, Abschriften davon finden sich in Rogers Heydenthum, S. 782–783 und Franciscis Lust- und Stats-Garten III, S. 1523a. Da die konkrete Vorlage nicht mehr auszumachen ist, wird hier die älteste Quelle zitiert: In dem fue nfften vnd letzten Fest / Sapan Donon, lest sich der Koe nig in e e einem vberauß kostlichen vnd verguldten Schiff / wie gleichfalls auch e e der Furst in eim andern / vn¯ ein jeder der vbrigen Sohn auch in eim e e besondern / deren ein jedes schon verguldt / biß an die Statt Meccao e fuhren / in Gesellschafft vieler Herrn vn¯ Edlen deß Hoffs / also / daß der Schiffe mehr als hundert zusammen kommen: Vnd wenn sie nun an den Ort gelangen / steigen sie zu Landt / gehen an dem Port in einen schoe nen Pallast / welcher auß vnd jnnwendig gantz vergue ldet / vnd rings e e herumb mit lustigen grunen Garten gezieret ist. Auß diesem Pallast gehen sie in einen andern / ausserhalb der Statt / da stellet sich die e Konigin in ein Fenster / vnd siehet jhren Hoffleuten zu in jhren Schifflein / deren denn noch 100. sind / mit einander vmb die Wette fahren / vnd welcher mit dem seinen am ersten zu dem Pallast deß Koe nigs kompt / der hat nicht allein den Preyß / sondern bekompt auch ein e gulden Bildt / so eben zu solchem Ende daselbst ist angehefftet / gleich wie der ander oder nechst hernach ein anders von Silber / welche aber dahinden bleiben / die werden von dem Frawenzimmer fexieret / vnd derowegen sich ein jeder bemue het / Ehr vnd Ruhm zu erjagen / vnd ist die aller letste Gab ein Tuch / so von dem Frawenzimmer zum besten gegeben / vnd dem jenigen / welcher der aller hinderst gewesen / zum Hohn vnd Spott gelieffert wirdt. Es sind aber in einem jeden Schifflein e mehr nicht als zween die rudern / vnd wahret dieses Fest einen gantzen Monat / wirdt aber nicht alle Tag / sondern je vber den andern gehalten. Balbi, S. 90–91 (vgl. Abb. 16).
Erstes Buch 132,20 Panqvete] Bankett, Festmahl. e 133,7–8 Tantzerinnen und Possen-Spieler]
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Zu Tanzvorführungen bei festlie chen Mahlzeiten vgl. Francisci: Schau-Buhne I, S. 77: Wann in Indien e oder Persien ein furnehmes Gelag versamlet; werden / um gewissen e e Lohn / etliche Weiber herzu gefuhrt / die mit allerhand verliebten gaie e e e len Furstellungen / und uppigen Sprungen / den Gasten einen Lust machen. e e e 134,4 Weil nun der erwurgete Konig / Chambainha / ein Eydam des Kaysers war] Die Verwandtschaft der Königin mit dem Kaiserhaus von Pegu wird in mehreren Quellen erwähnt. Als Bezugstexte kommen Franciscis Lust- und Stats-Garten III (S. 1533a–1533b, 1535b), Traur-Saal I (S. 12), e Schau-Buhne V (S. 946) sowie Happels Relationes Curiosae I,2 (S. 148 und 151) in Betracht. 136,11 erwinden] ermangeln, fehlen. 137,9–140,29 Nachdem wir wenigen Gefangene [. . .] zwey kleine Princeßinnen] Die Beschreibung der Hinrichtungen in Martabane hat Zigler fast unverändert aus dem ersten Teil von Franciscis Traur-Saal übernommen: e e II. Die nechsten / so diesem betrubten Vorreihen des Konigs von Pegu e musten folgen / waren Chambainha / Konig von Martabane / und seine Gemahlin / mehrbesagten Koe nigs von Pegu Tochter. Wider diesen e Konig / welcher sich seiner Tyranney mit gewehrter Kriegsmacht entgegen stellen / und mit seinen Leuten den Kopff bieten wollen / zog er e e aus mit machtiger Hand / und hatte das Gluck / (so anders in der Boßheit sieghafft seyn / nicht vielmehr ein grosses Unglue ck) seine Residentz Stadt / nach langer Belagerung / und ihn selbsten / durch Accord / in seinen Gewalt zu bekommen. e e Die Wute / das wurgen / und niederhauen / unter der zerstreuten und geschlagenen Armade / ue berlaß ich einen jeden selbst zu ermessen / und e e sage kurtzlich / es habe gewahrt / so lang biß dem siegenden Theil die Faust schier an dem bluttrieffendem Schwert erstarret. So bald diß allgemeine Metzeln vorbey / rasirte man die Stadt Martabane / als des gefangene¯ Koe nigs Hofstadt / vor dessen traurigen Augen. Hernach kamen drey tausend Siammers / allesamt mit Spiessen und Mußqueten e e bewehrt / und fuhrten unter sich hundert und viertzig Kern-schone Weibsbilder / jedesmal vier und vier zusammen gebunden / und [12] von ihren heidnischen Priestern / Talegrepos genannt / die ihnen Trost und Hertz gegen den Tod einsprechen solten / begleitet. III. Unter solchem unsehlichen Hauffen blickte Nhai Can[a]to / sowol e wegen ihrer zarten Schonheit / als hohen Standes und Herkommens / e hervor / als die Gemahlin ihres ungluckhafften Herrns Chambainha / e und die Tochter deß weiland machtigsten Monarchen von Pegu; dessen Hoheit ihr doch nur endlich zu diesem tieffen Fall gerahten. In Betrache tung / daß sie selbiges entleibten grossen Konigs Tochter / wolte man sie
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Stellenkommentar
gleichwol nicht ohne Geprae ng sterben lassen: sondern es musten zwoe lff e e Thur-Huter / mit silbernen Kolben auf den Achseln / vor ihr hertretten. e e Neben ihr / fuhrten vier Manner ihre vier kleine Kinder / die sie vor sich auf den Pferden sitzen hatten / und mit der Mutter sterben solten: damit e e ja nichts von solchem Saamen ubrig bliebe / wofur sich der Tyrann zu e e forchten / und Rache zu besorgen hatte. e Die ubrige Frauen waren gleichfalls nicht von schlechter Condition / e e e sondern Weiber oder Tochter des Konigs Chambainha seiner Fursten / e und Grossen: an denen der Konig von Brama seine Grausamkeit suchte zu erleuchten / und sie / als vorhin der Nhai Canato Gespielinnen des e e e Glucks / nunmehr auch Gefartinnen ihres herbsten und todtlichen Une e glucks zu machen. Ihre Gesichter waren schon und weiß; gaben / unter e e diesem leidigen Hauffen ihrer Fuhrer und Huter / einen Schein / wie zu wei[13]len die Sonnen-Strahlen pflegen / wann sie mitten durch die e e trube Regenwolcken etlicher massen herfurstechen. Die Zartheit selbst e hatte keine subtilere Gliedmassen haben moe gen / weder man an diesem e Frauenzimmer ersahe / welches in der lieblichsten Bluhe seiner Jugend / (nemlich zwischen dem 17. und 25. Jahr des Alters/) von der Erden / und allem zierlichem Pracht / zum Galgen hingeschleppt und gerissen wurde. Gestaltsam ihnen dann solcher vor Augenstehender schmae hlie cher Tod / und Unbillichkeit / einen Seufftzer uber den andern / und manches Zettergeschrey herauspresste / wobey diese schwache Creatue ren fast jedesmal in Unkraffte und zu Boden sancken. Andere Weiber / so ihnen das Geleit gaben / reichten ihnen allerhand Confect / zur Labung: aber sie wolten und kunten nichts kosten: sintemal die Gedancken an den bitteren Wermuth-Kelch des Todes / alle Sue ssigkeiten von so kurtzer e e Frist verschmaheten: wiewol ihnen Starcke und Krafft mehr dann zu e viel vonnothen / als die so schwach waren / daß sie kaum ihren Pfaffen / e e den Talagrepos / konten zuhoren. Hinter ihnen / folgten in zwiefacher Ordnung oder Reyhe / 60. Grepos (seynd gemeine Priester) mit niedere geschlagnem Gesicht. Selbige leidige Troster lasen ihnen aus ihren e e Buchern etwas vor / und rieffen zum offtern: Herr! der du von keinem andern / weder von dir Selbsten / das Wesen hast; richte unsre Wercke / damit e sie deiner Gerechtigkeit gefallen mogen. Worauf andere antworteten: [14] Herr! verleihe / daß dieses also geschehe; auf daß wir die reiche Gaben deiner e e Verheissung / wegen unsrer Sunden / nicht verlieren. Schone Blumen der e
Demut! da sie nur den rechten Christlichen Glauben zur Wurtzel hatten gehabt. Nechst diesen Grepos tratt eine lange Reihe vierhundert / unterwerts e von dem Leibe gantz nackter Kinder herein / in ihren Handlein weisse e Wachsliechter / und Stricke um die Halser tragende. Darauf marchirte e die Wacht von Bramaischen Fußvolckern / mit Musqueten und Spiesen: e nach selbigen / hundert Elephanten / und uberdas eine grosse Menge
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Volcks zu Fuß und zu Roß; dergestalt / daß die Anzahl derer / so der e Ausfuhrung und Execution be[i]wohnten / sich allein auf zweytausend Reuter / und zehen tausend Fußknechte / samt 200. Elephanten / erstreckte / die Menge der ue brigen Zuseher aber sich fast ansehen ließ / wie der Sand am Meer. e Mit solchem ansehnlichen Aufzug / spatzirten diese Konigliche Frauen und Hofdamen / durch das Feld / nach dem Richtplatz zu / allwo ein und zwantzig fue r sie gebaute Galgen ihrer warteten. Wie man daselbst angelangt; machten sich zu Pferde etliche Herolden hervor / welche e uberlaut schrien: Jedermae nnlichen sey diß Blut-Urtheil kund / welches der e
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lebendige Gott verhangt: der da will / daß gegenwartige hundert und viertzig Frauen sterben / und in die Lufft ge[15]worffen werden sollen; alldieweil / auf e e e ihren Raht und Anstifften / ihre Manner und Vatter gerebellirt / und zwolff e e tausend Bramaas vom Konigreich Tagu getodtet haben. Solches hatten sie e kaum ausgesprochen / als selbiger Volcker Gewonheit nach / die Gee richts-Beamten ein duster- und abscheuliches Geschrey anhuben / und den Henckern hiemit zugleich die Losung gaben / die Verurtheilten anzugreiffen. e e e Da hatte man ein jammer- und klagliches lamentiren / weinen und e heulen horen / und rechte Hertzbrechende Geberden sehen moe gen! Sie e e fielen einander um den Hals / kusten und letzten sich mit tausend Thrae nen. Doch waren ihrer aller Augen auf die Konigin Nhai Canato am meinsten gerichtet; welche sich auf eine alte Frau steurte / und vor grossem unaussprechlichem Wehmuth / schon mehr weder halb todt war. Ehe nun die andren von den Henckern sich hinweg schleppen liessen / wolte gleichwol eine von diesen armseeligen Damen / im Nae e men ihrer aller / der Konigin / noch zuvor die letzte unterthanige EhrenPflicht erzeigen; redete Sie demnach mit schwacher Stimme an / auf folgende Weise: Durchleuchtigste Frau! Nachdemmal wir anjtzt / in dem Stande demue thiger Sclavinnen / hin zu der betrue bten Wohnung des e e e Todes tretten; so trostet Ihr / als die schone Rosen-Kron unsrer Haupter / uns mit eurem anmuthigen Gesicht: auf daß wir / mit desto erleichtertem Kummer / diesen geae ngsteten Leib verlassen / und vor der mae chtigen [16] Hand des gerechten Richters erscheinen: zu dem wir / um unendliche Rache dieser uns angethanen unbilligen Schmach / mit bee thranten Augen schreyen wollen. e Also tieff ware die unterthanige Ehrerbietigkeit / bey diesen Hofdae men / gegen ihrer gnadigsten Frauen eingewurtzelt / daß sie auch vor e e dem letzten und hartesten Stoß der Fortun / vor der erschrocklichen Gestalt des Todes / nemlich / aus ihren Hertzen nicht gewichen / noch ausgeschritten. Sich selbsten schae tzten sie fue r rauhe verae chtliche Hee cken / und ihre Konigin einen Krantz von Rosen: da es doch an dem e e war / daß die Rose samt den Dornern ausgereutet / und die eines Ko-
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Stellenkommentar
niglichen Sessels gewohnte Prinzessin den Thron der Raben bekleiden e solte. Die hochgeangstete Nhai Canato antwortete hierauf / erstlich mit e einem klaglichen Blick / und solchem Angesichte / darinn der Tod allbereit den ersten Entwurff seiner Gestalt gemacht hatte; hernach mit folgender Schatten-leiser Stimme: Nehmt nicht sobald Abschied / meine Schwestern; sondern helfft mir vor diese kleine Kinder tragen. Aber das liessen die eilende Scharffrichter nicht zu; welche alle die Frauen erwischten / und sie an zwantzig Galgen grausamlich aufhenckten / neme lich an jedwederm sieben / und zwar bey den Fussen: deswegen sie viel und schwer seufftzten; jedoch in einer Stunde alle todt waren. e Hiernechst galt es der Konigin selbst / die von vier Frauen / auf welche sich die armselige steuerte / nach dem Galgen / (ach des elenden Gee e e prangs!) ward [17] gefuhrt / daran sie mit ihrer grossesten Hertz-Qual / verstehe ihren vier Kindern / so ihr mehr / weder der selbst eigene Tod / vor Augen stunden / solte zappeln und ersticken. Ihr ward durch den Rolim munay (welcher bey ihnen ein besonders grosser Heiliger) fleissig zugeredt / sie wolte doch den Tod unerschrocken leiden. Indessen fore derte sie ein wenig Wasser / nahms in den Mund / und sprutzte es (aus e einer besondern Andacht / wofur sich / dieser Heiden ihrer Meinung nach / die Teuffel entsetzen / und fliehen sollen) ue ber ihre vier Kinder / die sie in ihren Armen hielt / ihnen einen Scheidungs-Kuß um den e andren auf den Mund druckte / mit so inbrunstiger Bewegung / und e flehentlichen Stoßseufftzern / daß einem Tiger davon die Augen hatten e e mogen ubergehen; auch endlich in folgende Klag-Worte heraus brach: Ach meine Kinder! die ich aufs neue in dem Eingeweide meiner Seelen e geboren; wie wolte ich mich so hochbegluckt lassen beduncken / dafern e mir erlaubt ware / euer Leben durch tausend Tode zu erkauffen! Alsdenn wue rde ich diese Furcht / darinnen ihr mich / und ich euch sehe / quittiren / und von diesen grausamen Henckern den Tod so willig und gern erwarten / als gern ich werde vor dem HErrn aller Dinge / in die Ruhe seiner himmlischen Wohnung / erscheinen. e Diß gesagt; ließ die Trubseelige ihre Augen auf den Nachrichter oder e e Buttel schiessen / welcher allbereit zween ihrer Sohne hatte gebunden / und sagte wider ihn: Sey nicht so unbarmhertzig / daß du meine Kinder / e vor meinen Augen / todtest: richte mich [18] erst hin! und schlag mir diese Gunst nicht ab / so ich von dir begehre. Mit diesen Worten / riß sie die Kinder wieder an sich / umfieng / druckte / hertzte und kue sste sie so viel un¯ so lang / biß ihr der Athem entwich / und in den Armen derer Frauen / welche sie untersteurten / ohne einige fernere Regung dahin sanck. Wie der Hencker solches erblickt / springt er behend hinzu / rafft e e und hanckt sie geschwind auf; hernach die vier andren: und knupffte endlich neben ihr / an jedwederer Seiten / zwey Kinder auf. Francisci: Traur-Saal I, S. 11–18. Ausführliche Beschreibungen derselben
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Szene finden sich zudem in Franciscis Schau-Bue hne V, S. 945–948, und Lust- und Stats-Garten III, S. 1535b–1537b, sowie in Happels Relationes Curiosae I,2, S. 151–154. Nach S. 148 ist dort ein Kupferstich eingebunden, auf dem das gesamte Geschehen dargestellt ist. Vgl. Abb. 17. 138,8 Was nun das erbärmlichste Ansehen] In der typographisch nicht immer regelmäßigen Erstausgabe wird der Botenbericht ab hier nicht mehr als direkte Rede markiert. Die Edition folgt hier der Vorlage. 141,3 Kluchzen] Schluchzen. e 141,7–9 Dieses erbarmliche Mord-Spiel [. . .] Auffruhr ausschlage¯ wolte] Von dem nach den grausamen Hinrichtungen drohenden Aufstand wird in sämtlichen oben genannten Quellen berichtet. Die ausführlichen Zitate aus der im ersten Teil von Franciscis Traur-Saal enthaltenen Schilderung legen aber die Vermutung nahe, dass dieser auch für dieses Detail als Vorlage diente: e Dieses erbarmliche Mord-Spectacul erregte / unter der unglaublichgrossen Menge Zuschauer / ein solches Zetter- und Klag-Geschrey / daß bey nahe die Erde erzitterte: und entstund in dem Heerlager eine gefae hrliche Aufruhr / welche den Koe nig (rechter zu sagen / den tyrannie schen Bluthund ) nothigte / von seiner Residentz Brama noch dreyssig tausend Fußknechte / und sechs tausend Reuter kommen zu lassen: womit er gleichwol noch nit sicher genug wae re gewest / dafern die Eme porung nicht durch die Nacht gestillet; angesehn / unter siebenmal hune dert tausend Mann / so im Lager / 600000. aus dem Konigreich Pegu e e e burtig / und dieser erwurgten Koniginnen ihres Vatters Unterthanen e gewest waren. Mit solchem jammerlichen Hals-Geschmeide / schied die Gemahlin des Chambainha von der Erden. e Francisci: Traur-Saal I, S. 18. Vgl. auch Francisci: Schau-Buhne V, S. 948; Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1537b; Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 154. e e 141,20–24 Unter diesem schandlich-erwurgeten Frauenzimmer [. . .] gerochen] Die Rache des Tyrannen an seinen potentiellen Bräuten findet sich ebenfalls in sämtlichen o. g. Quellen. Ziglers konkreter Bezugstext ist auch hier die im ersten Teil von Franciscis Traur-Saal enthaltene Fassung: e e Unter solchem schandlich erwurgten Frauenzimmer / seynd drey Junge frauen gewest / die der Konig von Brama vormals hatte begehrt zu e heirathen; aber weil er damals nur noch Graffliches Standes / von ihren e Eltern abschlagliche Antwort bekommen: darvor ihnen nun / nebenst den andern / ein Strick geschenckt worden. Francisci: Traur-Saal I, S. 19. Vgl. auch Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1538a; Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 154. e 141,25–30 Zu Verhutung aber ferneren Auffstandes [. . .] leisteten] Der Tod des Königs von Martabane wird gleichfalls in allen o. g. Quellen in übereinstimmender Weise beschrieben. Die konkrete Vorlage Ziglers ist
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auch hier der erste Teil von Franciscis Traur-Saal: Ihrem Gefangenem e e Herrn / dem Konig / hanckte man einen schweren Stein an den Hals / und schickte ihn / in derselbigen Nacht / hinunter zu den Fischen ins Meer; dergleichen Sprung auch sechzig seiner fue rnehmsten Vasallen e e thun mussen: unter welchen / Herren waren / die jahrlich 30. und 40. tausend Ducaten Einkommens gehabt; nemlich derer 140. erhenckter e e e Frauen ihre Vatter / Manner / und Bruder. Francisci: Traur-Saal, e S. 18–19. Vgl. auch Francisci: Schau-Buhne V, S. 948; Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1538a; Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 154. 142,22–25 Ach mein Kind [. . .] Tod seyn wird] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Der Mufti beklagt den Freitod seiner von Ibrahim vergewaltigten Tochter Ambre: Hilf Himmel! Ach mein Kind! Mein Engel / und mein Trost; Hat das Verhae ngnue ß sich so gar auf mich erboß’t; Daß mir mein Ancker muß zur Schiffbruchs-Klippe werden? Scharr’t mit der Todten mich lebendig in die Erden; Weil mir das Leben doch nur einen Tod gib’t ab / e Und ieder Athem lachst nach Freyheit in das Grab. Lohenstein: Ibrahim Sultan, IV 173–178. e 143,9–16 Ach trautester Pantoja [. . .] verkurtzet wird] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Nach der Vergewaltigung und dem Freitod seiner Tochter Ambre will der Mufti erst sterben, lässt sich aber dann von seinen Freunden dazu überreden, statt dessen gemeinsam mit ihnen Rache an Ibrahim zu nehmen: Mufti. Ach ja! du urtheil’st recht! e Ich wurde durch mein Thun nur des Tyrannen Knecht Der Boßheit Werckzeug seyn. Doch / wie bald kan der fehlen / Der seine Menge nicht des Elends weiß zu zehlen? Ein Amboß-hartes Hertz / wird weich und krumm bewegt / e e Auf das so oft und sehr des Unglucks Hammer schlag’t. e e Bectas. Die Glutt der Rache kan es harten und geraden / Und des verletzers Blutt heil’t des verletzten Schae den. [. . .] e Ich schwer es! wo kein Fall das Leben mir verkurtz’t. Lohenstein: Ibrahim Sultan, IV 213–220, 225. e 144,7 wiewol einem versohnten Feinde] Der gleiche Gedanke findet sich in Saavedras Embleme-Sammlung: 91. Einem versohnten freunde ist nit zutravven. Saavedra, S. 12v, Nr. 91. 144,10 durch die Finger sehen] hingehen lassen. 144,24 wie ein Haase bey der Drummel] Abgeleitet von dem Sprichwort »Der Hase bleibt nicht bei der Trommel«, d. h. Lärm schlägt ihn in die Flucht. e 146,13–17 Comet-Stern [. . .] Blut hauffig zur Nasen heraus] Ein Komet am Himmel und Nasenbluten sind topische schlechte Vorzeichen und deuten auf den unglücklichen Verlauf der Geschichte hin.
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147,23 Jascht] Schaum. 148,12 erschellt] erschüttert. e 152,5–10 wo dessen Hertze [. . .] Purpur ergotzen soll]
In Prosa umgesetztes und dem Adressaten angepasstes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Ambre, die Tochter des Mufti, wehrt sich gegen die Liebe des lüsternen Sultans: e e Frau Mutter / wo ihr Hertz heg’t Mutterlich Geblutte / Wo ihre Brust noch Milch der Kinder-Liebe nehrt / e Wo ein fußfallig Kind je ist Erbarmens werth / e Wo meiner Thranen-Saltz nur schlechtem Wasser gleichet / e Das Kiesel holet aus / und Marmelstein erweichet / Wo meiner Seufftzer Geist ihr biß zur Seele klimm’t; So leide sie: daß ich zum Opfer ihm bestimm’t / Eh als zur Braut ihm werd’ / und daß ich seine Sebel e Eh’ als die Lippen kuß’ / in dem der Dunst und Nebel Des Lebens jener Welt / darinnen weder wohl Noch ue bel uns wird seyn / Mich mehr ergetzen sol / Als seines Purpers Glantz. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 84–95. e 152,11–14 Ach! [. . .] zu kuhlen trachtet] s. die vorige Anmerkung: Ach! sie erwege doch: Ob der recht lieben kan / e e e Und Liebens wurdig ist / der stundlich Lieb’ und Brunste e Mit frischem Wechseln kuhl’t / Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 102–104. 153,28 gereutet] gerodet, gejätet. 153,29 Lilien der Keuschheit] Sinnbild der Herzensreinheit. 155,20–27 Denn wie die Sonne [. . .] zu Asche werden] In Lohensteins Drama Agrippina wirbt Kaiser Nero um die mit Otho verheiratete Poppea: Wir haben sue sse Wunden Von ihren Strahlen zwar abwesend schon empfunden; e e Denn Sonn und Schonheit wurck’t auch / wenn man sie nicht sih’t; e Unsichtbahrn Gottern ist zu opffern man bemue h’t. Jtzt’ aber brennen wir / nun der Begierden-Zunder / Den Uns ihr Lob gebahr / durch ihrer Blitze Wunder e e e Vollkomlich Flamme fang’t. Hemm’t nu sie / Schonste / nicht e e Die Zugel unsrer Brunst / und steig’t ihr guldnes Licht e An Mittag susser Hold / muß Nero Asche werden Durch heissen Sonnenschein der blitzenden Gebehrden. Lohenstein: Agrippina, II 3–12. 155,28–156,1 Ich bin verliebt [. . .] zu verehren suchet] s. vorige Anmerkung: e e Wir sind in sie verlieb’t / wir kussen ihr die Hande / Sie ist mein Sonnen-Rad / ich bin die Sonnen-Wende / Sie ist mein Nordenstern / ich aber ihr Magnet.
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Du Ab-Gott unser Zeit / mein glue end Hertze steh’t Zum Weyrauch angesteck’t; Jch wil mein treues Leben Auff deiner Brust-Altar dir hin zum Opffer geben. Nun / so eroe ffn’ uns auch dein Himmlisch Heyligthum e Der Seele / deine Brust. Der Sonne groster Ruhm e Jst; Daß sie allen schein’t. Der Gotter Tempel stehen Dem offen / der sie ehr’t. Lohenstein: Agrippina, II 19–28. e 156,21–22 und von derselben Zeit an [. . .] Oel eingeflost] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan wirbt Ibrahim um die verwitwete Sisigambis: Du aber bautest dir schon Tempel in mein Hertze. Von selbter Zeit brenn’ ich / und meinem hellen Schmertze e Hat ieder Tag gefloß’t frisch Oel und Schwefel ein. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 87–89. 158,8 drey Bluts-Tropffen] Nasenbluten gilt als schlechtes Omen. Vgl. die Anm. zu S. 146,13. 159,11 diese gebundene Worte] Metrisch und stilistisch orientiert sich Zigler bei seinen lyrischen Liebesbriefen an den Helden-Briefen von Christian Hoffmann zu Hoffmannswaldau. 161,3 Die / welche [. . .] liebet] Zitat nach Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Kiosem, die von ihrem Sohn Ibrahim ins Gefängnis geworfen wurde, weil sie ihm seine mangelnde Affektbeherrschung vorgeworfen hat, lässt durch einen Fürsprecher bei ihrem Sohn um Gnade bitten: Sie schwer’t: daß sie ihn mehr / als ihre Seele liebet. Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 7. 162,2 einen Stein ins Bret geworffen] Negativvariante von »einen guten Stein im Brett haben«: »Wer auf dem spiel einen guten bundt ym brett hat, darüber ein ander sein steine spielen muss, der hat das spiel halber gewunnen.« Vgl. Eintrag Nr. 298 zu »Stein« in: Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 4, S. 821. 163,5 zu Felde geschlagen] gelöst, hingen herunter. 167,26 auszufallen] einen Ausfall zu versuchen, auszubrechen. e 171,1–2 Turckischen Bunde [. . .] wie die Ochsen] Wohl »gehörnt werden«. Ob mit dem türkischen Bund an einen Turban oder an den Halbmond gedacht ist, bleibt unklar. e 171,3–4 einem Thiere [. . .] / welches seine langen Ohren vor Horner ansiehet] Balacin vergleicht hier Scandor mit einem Esel. 171,8 Fleischerstock] Sprichwort »Eine hässliche Jungfer, ein garstiges Weib und eines Metzgers Haustock werden nicht gestohlen, wenn sie auch vor der Thür stehen.« Eintrag Nr. 20 zu »Jungfer« in: Wander (Hrsg): Deutsches Sprichwörter-Lexikon Bd. 2, S. 1066. 171,21 die Alten / die besten] Sprichwörtliche Redewendung.
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171,35–36 umb einen bosen Kauff [. . .] Thorheit auff]
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Scandor greift hier auf das Sprichwort »Wer einen bösen Kauf tut, sieht seine Torheit, so lang er die Ware vor Augen hat« zurück. 172,10 Eine Jungfer [. . .] sie wil] Scandor bezieht sich hier auf das Sprichwort »Nimmst du eine Jungfer, so heisst’s: wie du willst; nimmst du eine Witwe, so heisst’s: wie sie will«. Vgl. Eintrag Nr. 35 zu »Jungfer« in: Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 2, S. 1067). e e 172,11 Hute dich [. . .] schlagt dich] Sprichwörtliche Redensart. 172,13 entfallen] abgehen, etwas entgegensetzen. 172,22–23 Quæ servando servari non possunt] Die von dem Gebrauchenden nicht gebraucht werden können. Vgl. Pfeiffer-Belli, S. 106: »Eine Reminiszenz aus Zieglers Rechtsstudium in Frankfurt a. O. von 1682–84. Im ›Codex Justinianus‹ steht wirklich zu lesen (›de administratione tutorum‹, V, 37, 22, 6): ›Iam ergo venditio tutoris nulla sit sine interpositione decreti, exceptis his, dumtaxat vestibus, quae detritae usu aut corruptae servando servari non potuerint‹).« Im Codex Justinianus steht der betreffende Passus im Kontext der rechtlichen Befugnisse eines Vormunds: Daher sei die Veräußerung durch den Vormund nichtig ohne den Einschub eines Beschlusses (d. h. ohne einen zwischenzeitlichen formellen Beschluss), ausgenommen höchstens bei Kleidern, die durch Gebrauch verschlissen oder verdorben und von dem sie Gebrauchenden nicht mehr gebraucht werden können. e 172,31 Feder uber das Ohre stecken] Gemeint ist: den Fehler der Frau registrieren, aber nicht weiter verfolgen. 173,9–11 Gemse machen [. . .] leicht ab] Scandor reiht, um seine Argumentation zu verstärken, hier lauter Sprichwörter aneinander. 174,10–11 ein reiches Weib [. . .] ernehren] Scandor gebraucht hier den ersten Teil des Sprichworts »Ein reiches Weib ist leicht zu ernähren, ein schönes leicht zu lieben und ein verständiges leicht zu regieren« Vgl. Eintrag Nr. 486 zu »Weib« in: Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 5, S. 22. 174,32–33 Wo Mangel [. . .] erste Kind] Sprichwort. 174,35 so heist es] Dass Schönheit allein nicht ernährt, ist ein Gemeinplatz, der sich in vielen Sprichwörtern niedergeschlagen hat. e 175,33 ungeraumt] ungereimt, unangebracht. 176,13 Talegrepen] Ein Talegrepos oder Talagrepos ist ein Priester. Die Bezeichnung findet sich häufiger bei Roger, u. a. in der von Zigler ausführlich zitierten Beschreibung einer rituellen Bestattung (s. die Anm. zu S. 351,4– 358,5). 177,13 So ist nun zu wissen] Talemons Bericht über den Niedergang des peguanischen Herrscherhauses wird eingangs als direkte Rede markiert, ab dem zweiten Absatz aber – analog zu den vorgängigen Binnenerzählungen Scandors – typographisch nicht mehr hervorgehoben. Die Edition folgt hier dem unregelmäßigen Satz der Vorlage.
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Stellenkommentar
sich nicht wenig Verrätherey […] nach Verdienst abstraffen konte] Zigler stützt sich hier auf Balbis Reisebericht, in dem der im Vorfeld des Krieges zwischen Pegu und Ava entdeckte Verrat ausführlich geschildert wird; allerdings übernimmt er an dieser Stelle nur die Fakten Landesverrat und Strafe. Das grausame Strafgericht findet sich in der um mehrere blutige Details erweiterten Geschichte des Herrscherhauses von Siam (S. 309ff). Vgl. Balbi, S. 83 und Kupfer Nr. XVII (Abb. 13). 178,6 einbekam] einnahm. 178,9–10 Printz Xemin [. . .] hinterlassen hatte] Der Erbprinz bleibt während des Krieges mit Ava als Statthalter in Pegu. Vgl. Balbi, S. 80: [. . .] e dieweil der Konig auch selbst mit in de¯ Krieg zog / da denn alle seine e Magazeni oder Gewolb biß auff seine Wiederkunfft verschlossen werden / vnd darff man dieweil weder außzahlen noch einfordern. Er ließ e zwar den Fursten / seinen Sohn vnd den grossen Broma an seiner statt zu Pegu`. 179,5 entsetzen] S. die Anm. zu S. 177,19. e e 179,6 Stuck-Schusse] Kanonenschüsse. 180,6–9 Dieses Thier [. . .] fressen wollen] Die konkrete Quelle dieses kuriosen exotischen Details lässt sich nicht mehr ausmachen. Als Vorlagetexte kommen sowohl Balbis Reisebeschreibung als auch die darauf basierende Fassung in Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel (S. 158b– 159a) in Betracht. Hier wird die ältere der beiden potentiellen Quellen wiedergegeben: Vnter dessen bracht man deß Koe nigs von Auua` Elephanten / welcher vbel zu frieden war / vnd den gantzen Tag weynete / wie ich jhn denn selbst weynen sehen / vnd kondte kaum darzu gebracht werden / daß er e ein wenig asse. Ich sahe jhn in dem / vnd standt / da sonsten deß Konigs e seins zu stehen gepflegt / vnd stunden zween der furnembsten Diener e e neben jhme / die jhm statigs fleheten / daß er solte essen / auffhoren zu e weynen / vnd viel mehr frolich seyn / dieweil er nunmehr in eines viel e e e ¯¯ en / als er zu[v]or gewesen. grossern vnd machtigern Konigs Dienste kom Alle solche Schmeychelwort aber waren viel zu wenig / solches Thier zu troe sten / denn es kondte deß weynens kein Ende finden / ließ zum Zeichen solcher seiner Trawrigkeit seinen Schnabel jmmerzu hinabwertz / vnd gegen der Erden zuhangen / vnd trieb solches Wesen auff die funfftzehen Tage also an / biß es wiederumb anfieng zu essen / welches denn e den Konig hefftig erfrewet. Balbi, S. 85. e 180,7 merckwurdig] bemerkenswert. 180,28–29 Chaumigrem [. . .] eingebrochen] Zu Chaumigrems Einfall in Pegu vgl. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1575b–1576a: e Wie nun der Xemindo das gantze Reich in Ruhe besaß / bemuhete er sich vor allen Dingen / daß er dasselbe beym Frieden erhalten / und die
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Gerechtigkeit darin blue hen moe chte. Im Gubernament erwieß er sich so e tugendhafft und gerecht / daß er den Fremdlingen fur ein Wunder und e e Abentheur diente. Solche gluckselige Regierung aber wahrte nur vierdte halb Jahr. Denn wie der Chaumigrem, deß Konigs von Bramaa, den der e Xemin Satan todten lassen / Milch-bruder / vernahm / daß in der Aufe ruhr / so im Reich vorgefallen / die furnehmsten Stands-Personen umkommen / und der Xemindo, der damals regierte / von allen zum Widerstande gehoe rigen Mitteln entbloe sset wae re / hat er beschlossen / das e ¯¯ lete zu dem Ende ein Konigreich Pegu wieder anzugreiffen. Versam e machtig Kriegs-Heer / von dreymal hundert tausend Mann / und brach mit demselben von seiner Geburts-stadt Tangu auf. Wie der Xemindo nun gewisse Nachricht von dieser grossen / auf ihn anrue ckenden / e Heers-Krafft eingenommen / rustete er sich gleichfalls mit Macht / dae mit er ihm entgegen ziehen / und mit ihm fechten mochte. Brachte derhalben in der Stadt Pegu eine erschreckliche Armee / die in neunmal hundert tausend Mann bestund / auf die Bein / die alle in Pegu gebohren / schwach von Natur / und in Kriegs-Hae ndeln unerfahren waren. e e Und als er verstandiget / daß die Feinde an dem Fluß Meleytay, zwolff e Meil von ihm / ihr Lager aufgeschlagen / marschirte er in voller Schlacht-Ordnung demselben Tag / und die folgende Nacht / eilig fort / ließ sich zwo Meilen von dem Feinde / an dem Fluß Pontareu nieder / und fasste daselbst Posto. 181,8 Qvendu] Den Namen Qvendu bzw. Quendou nennen Francisci: Lustund Stats-Garten III, S. 1553a sowie Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 148. 183,11 Auffenthaltung] Bewahrung. e 183,26 Hand-Schlussel der Soldaten] Brecheisen. e 183,29 die unterirrdische Schatz-Gruffte] Die unterirdischen Schatzkammern im Palast von Pegu werden sowohl bei Balbi als auch in Franciscis Lust- und Stats-Garten (III, S. 1527a) erwähnt. Da nicht auszumachen ist, welche der beiden Vorlagen Zigler hier zugrundelegt, wird die ältere der e beiden Quellen zitiert: Auff dem Pallast deß Konigs finden sich viel e Schatzmeister / denn es hat viel unterschiedliche Gewolb daselbst / so wol von Goldt / als auch von Silber / Kupffer und Zyn / Tuch / Edelgesteine / Bisam / Benzoin / Sandel / Paradeyßholtz und dergelichen. Zum e e Beschluß hellt man darfur / es sey dieser Konig an Goldt / Silber / Edele gesteinen und dergelichen / der machtigste in der gantzen Welt / allein den in China außgenommen / als welcher diesem nichts be[v]or gibt. Balbi, S. 82. 184,4–192,7 Bey dem Osten-Thore [. . .] zu Felde gezogen] Zigler zitiert hier ausführlich aus dem zweiten Teil von Happels Relationes Curiosae, der wiederum auf Franciscis Lust- und Stats-Garten basiert. Sprachlich und inhaltlich sind beide Texte identisch, kleinere orthographische Unter-
Stellenkommentar
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schiede bei der Schreibung von Eigennamen lassen jedoch darauf schließen, dass Zigler sich hier auf Happels Version stützt: e
Der prachtige Einzug des Chaumigrem. WIE nun die bestimmte Zeit heran kam / machte sich Chaumigrem aus der Pagode / darin er war gewichen / und kam umb 10 Uhr vor die Stadt / zohe hinein / und war bey dem Thor Cabanbainhe von 6000 Priestern der 12 Secten / so in diesem Koe nigreich zu finden / empfangen. e Einer unter ihnen / Nahmens Capizundo / thate das Wort / und redete e den Konig also an: Gelobet und gesegnet sey der Herr / der warlich von jederman davor mue sse¯ erkant werden / und dessen heilige Wercke / die e e durch seine gottliche Hande geschehen / muß durch die Klarheit der Nacht bezeuget werden. Gelobet sey er / daß ihm durch die Wercke seiner unendlichen Macht / die ihm angenehm sind / beliebet hat / euch uber alle Koe nige / die auff Erden herschen / zu erheben. Und dieweil wir e davor halten / Ihr seyd sein Mitgenoß / so bitten wir / daß ihr der Sunden / die wir wider euch begangen / nicht mehr gedencket / damit eure e e betrubete Unterthanen / auff die Zusage / so sie von Eurer Majestat e erwarten / sich konnen zu frieden geben. Darauff knieten 5000 Grepos zur Erden / bahten ihn gleichfalls mit e erhobenen Handen um Verzeihung / und redeten mit verwirrten Stime men ihn folgender gestalt an: Herr und Konig / verleihet Friede und Verzeihung wegen des begangenen Ubels / uns und allem Volck in diesem Koe nigreich Pegu / damit sie aus Furcht ihrer Missethaten / die sie e offentlich vor euch bekennen / nicht verunruhiget werden. e e Der Konig ward durch solche Demuth vergnugt / und versprach ihnen die Verzeihung endlich / bey dem Haupt des heiligen Qviay Novandels, der ein Gott der Schlachten des Feldes Vitau. Auff diese Zusage fiel alles Volck auffs Angesicht zur Erden / und sprach zum Koe nige: Gott gebe e e euch lange Jahre Gluck / eure Feinde zu uberwinden / damit ihr dere e e selben Haupter unter eure Fusse treten moget. Sehet nun an e
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Die prachtige Kronung des neuen Koniges / und Ergebung des gantzen Reichs. WIE nun dieses alles geschehen / ward zu einem Freuden-Zeichen auff allerhand Instrumenten gespielet / und der Grepos Capizundo setzete e dem Konige eine kostbahre Crone von Gold und Edelgesteinen auffs e e Haupt / in Form einer Bischoffs-Mutze; Mit derselben trat der Konig e gantz majestatisch und eilends hinein. Hernach ließ er allen Raub der Elefanten / und Wagen / sampt dem Bildnue ß des ue berwundenen Xemindo, welches an eine dicke eyserne Kette gebunden war / neben 40 e Fahnen / die auff der Erde vor ihm hergeschleppet wurden / fuhren. Er
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selber saß auff einem grossen Elefanten / der mit Gold gewaffnet war / und hatte rings umb sich her 40 Trabanten / welche grosse Keulen trugen. Alle seine Hofleute und Bedienten giengen zu Fuß / und trugen vergue ldete Sae beln auff ihren Achseln. Man sahe hier auch eine LeibWache von 6000 Pferden / und 3000 streitbahre Elefanten mit frembden e Thurnen / imgleichen viel andere Leute mehr zu Roß und Fuß / die ihm e in unzahliger Menge nachfolgeten. e Dieser Konig blieb 27 Tage in der Stadt Pegu / und eroberte unterdessen die Vestungen / die es noch mit dem Xemindo hielten: Dann sie wusten e e noch nicht / daß er uberwunden war. Imgleichen schrieb er viel hofliche Briefe an die Einwohner solcher Vestungen / nennete sie bißweilen Kinder seiner Seelen / und verzeihete ihnen alles / was sie wider ihn begangen. e e Diese / des neuen Koniges Hofligkeit / ward bald an allen Orthen kund / e e e e und bewegte alle [162] Stadte / Stande und Furstenthumer in dem gane tzen Konigreich / daß sie sich alle nacheinander ihme ergaben. Nunmehro folget in der Ordnung e
Der gefangene und gehohnete Xemindo. NAchdem solcher gestalt dem Chaumigrem alle Sachen zu seinem Vore theil gelungen / commandirete er uberall viel Leute zu Pferde auß / den e entflohenen Xemindo auffzusuchen. Selbige Außspuhrer funden den une e glucklichen Konig an einem Orte / Faucleu genandt / und brachten ihn mit grossen Freuden vor den Koe nig von Brama / welcher den / der ihn e gefunden / zu einem Herrn von 30000 Ducaten jahrlichen Einkommens e machte. Hier wird man zu sehen bekommen ein uberauß nachdencklie e ches Exempel des wanckelmuhtigen Gluckes: Man fue hrete diesen ergriffenen Koe nig vor den Uberwinder / so wie er e e war gebunden mit eysernen Halßketten und gefasselten Handen / und muste der arme Printz vor dem sieghafften Bluthunde / zum Willkome e mungs-Gruß dieses hohnische Compliment horen: Seyd mir willkome e men / Konig von Pegu! Ihr moget diese Erde wol kue ssen / die ihr hier e sehet / dann ich versichere euch / daß ich allbereit meine Fusse darauff e e e gesetzet habe: Darauß ihr spuren konnet / wie hold und gunstig ich euch sey / weil ich euch eine Ehre erweise / deren ihr wohl nimmer seyd e e vermuhten gewesen / daß ihr nemlich die Erde kussen moget / welche von mir betretten worden. Wie er aber sahe / daß Xemindo gantz keine Antwort darauff gab / sondern gantz erschrocken die Augen zur Erden schlug / da fuhr er fort / diesen armseligen Gefangenen folgender gestalt zu bespotten: Was ist e das? Erschrickestu daruber / daß du dich in solchen Ehren siehest / oder wie soll ichs verstehen / daß du mir so gar nicht antwortest auff das / was
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Stellenkommentar
ich dich frage? Diese schimpfliche Reden giengen dem hochbekue mmerten Xemindo sehr zu Hertzen / dannenhero redete er / wiewohl halb e besturtzt / und gab zu vernehmen Die Beantwortung solcher Schimpff-Rede / und das traurige Spectacul an des Xemindo Tochter. WAnn / sagte er / die Wolcken des Himmels / die Sonne / der Mond und e e e andere Geschopffe / welche nicht mit Worten k[o]nnen verkundigen / daß Gott sie dem Menschen z[u] Dienste und zum zierlichen Mahlwerck des Firmaments erschaffen / sondern uns die reiche Schae tze seiner Alle e macht verbergen / durch ihr schrockliches Getoß und grausamen Done e e ner / konten naturlicher Weise erklaren / denen / die mich hier sehen / in welchem Zustande ich mich selbst itzo befinde / nachdem man mich vor dich gefue hret / ja wann sie / sage ich / die grosse Betrue bnue ß und den e e bittern Schmertzen konten andeuten / so anitzo meine Seele fuhlet / so e wurden sie vor mich antworten / und die Ursache anmelden / warumb e e ich bey gegenwartiger Beschaffenheit / darinn meine Sunden mich gesetzet / so stumm gefunden werde. Und gleich wie du von dem / was ich rede / nicht urtheilen kanst / als mein Gegenpart / der mich beschuldie get / und deines Vorsatzes selbst eigene Vorzieher; Also schatze ich mich e vor entschuldiget / daß ich dir nicht also antworte / wie ich sonst thate vor diesem hochgepriesenen Herrn des Himmels / der gegen mein Vere brechen ohne Zweiffel Gnade und Barmhertzigkeit wurde einwenden / e e und zum wenigsten sich durch meine vor ihm außgeschuttete Thranen darzu bewegen lassen. Nach diesen Worten sanck er nieder / fiel zur Erden auff sein Antlitz / und bath 2 mahl nacheinander umb ein wenig Wassers. Damit ihm e e aber [163] der Konig von Brama sein Hertzeleyd desto grosser machen e mochte / befahl er / daß ihm seine eigene Tochter / die den Vater hertzlich liebte / und vor dieser Niederlage an den Printzen von Nautir, Sohn e e des Konigs von Ava, verlobt hatte / der Konig von Brama aber jetzo vor seine leibeigene Sclavin hielte / solches Wasser bringen solte. e Als dieses Fraulein kam / warff sie sich nieder / umbarmete ihren lieben Vatter aus kindlicher Inbrue nstigkeit / gar feste / kue sstete dreymahl sein e Angesicht / und sprach mit thranenden Augen und benetzeten Wangen: e o mein Vater! Mein Herr / und mein Konig! Ich bitte umb der getreuesten Liebe willen / die ich allezeit zu euch getragen / und ihr gleichfals gegen mir immerdar bezeuget habt: Lasset euch gefallen / mich also mit euch zu nehmen / wie ich hier in euren Armen liege / damit ihr bey e diesem traurigen Gange jemanden habet / welcher euch troste mit eie e nem Truncklein Wassers: weil wegen meiner Sunden / die Welt e[u]ch den Respect und Ehrerbietigkeit / so sie euch schuldig ist / weigert. Alsoe bald hierauff ließ sich schon spuhren
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Die Grausambkeit des neuen Koe nigs. XEmindo wolte seiner Tochter auff ihre Rede antworten / er kunte aber nicht / dann die grosse Liebe zu der Tochter verhinderte ihn / und e e e machte / daß von hertzlichem Betrubnuß ubernommen / er abermahl in eine Ohnmacht fiel / und eine ziemliche Weile also liegen blieb. Wore uber etliche grosse Herren / die zugegen waren / dermassen bewogen e wurden / daß ihnen aus Mitleyden die Zahren in die Augen stiegen; e Aber die guten Leute wusten nicht / daß ihnen das Ungluck am neche e sten / und sie mit ihren Thranen ihnen selbst den Halß abweinen wurden. Dann der Tyran nahm solches in acht; und weil es Herren aus Pegu e waren / deutete er ihre Thranen anders auß / und ließ ihnen alsofort / e ohne alle Gnade und Zeit / aus Furcht / sie mochten ihn dermahleins e verrahten / die Kopffe herunter schlagen / nachdem er mit zornigen und e e grausamen Gebarden zu ihnen gesagt: Weil ihr mit eurem Konige Xemindo so grosses Mitleyden habt / so spatzieret ein wenig vorauß / bereitet und bestellet ihm das Logiment, da wird er euch vergelten diese Affection, so ihr jetzo gegen ihn beze[u]get. e Wie der Wuterich solches geredet / verdoppelte sich sein Grimm / daß er zur Stu[n]de auch das getreue Kind / die Tochter des Xemindo, auff dem e e Rucken ihres Vaters / den sie eben umbhalsete / erwurgen ließ. Welches warlich mehr / als eine bestialische Wuth / und abscheuliche Grausambkeit war / daß dieser unmenschliche Tyran und greuliche Unhold / die menschliche von der Natur selber eingepflantzete Treue und LiebesNeigungen / so unmenschlicher Weise verhindern wolte. Den Xemindo kunte er auch nicht lae nger vor seinen Augen sehen / e e befahl demnach / man solte ihn weg- und in ein hartes Gefangnuß e fuhren / in welchem er die folgende Nacht starck bewachet worden ist. Folgenden Morgens ward in allen Strassen außgeruffen / das Volck solte sich herbey finden / anzusehen die toe dtliche Außfue hrung des unglue cke seligen Xemindo, vormahligen Konigs zu Pegu. Solches ließ der Bramaer deßwegen thun / damit ihnen die Einwohner / waun sie jetzo den Xee e mindo sterben sahen / ihnen hinfuhro keine Hoffnung machten / ihn e zum Konige zu haben / sintemahl ihm wol bewust / daß sie allesampt e ein solches von Hertzen wunscheten / angesehen er ihr Landsmann / der e e andere aber ein Auslander / uber dem war dieser ein Bruder eines solchen Tyrannen / der sehr grausam gehandelt hatte / indem selten ein Tag hingangen / daran er nicht 1500 Menschen hae tte erwue rgen lassen / manchmahl stiege diese Zahl auff 4 oder 5000 / welche umb der allerliederlichsten Ursache willen / den Kopff lassen musten. Aber was halten wir uns auff / zu sehen [164]
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Stellenkommentar
Die betrue bte Außfue hrung des Xemindo. UNgefae hr umb 10 Uhr ward der unglue ckselige Xemindo aus de¯ Kercker e e herfurgeholet / in folgender Ordnung for[t]gefuhret: Vor ihm her marchireten durch die Gassen / da man ihn durchbringen solte / 40 Reuter / die in ihren Hae nden Lantzen fue hreten / umb Platz auff den Strassen zu machen. Hinter diesen kahmen eben so viel mit blossen Schwerdtern in e der Hand / welche uberlaut außrieffen: Das Volck / welches nicht zu zehlen war / solte Platz machen. Nach denen kam ein Troup gewaffneter Leute / deren ungefehr bey 1500 waren / allesampt Bue chsen-Schue tzen / e die brennende Lunten fuhreten. Nach diesen letz[t]en / welche man Tixe e e Lakoo, oder Vorlauffer des Koniglichen Zorns zu nennen pflegte / sahe e e man 160 Elefanten / mit ihren Thurnen auff den Rucken / so mit seye denen Teppichen bekleidet. Ihrer funffe giengen in einer Rei[h]e / und machten 32 Glieder; darauff folgeten abermahl (5 und 5 neben einander) 50 Mann zu Pferde / welche schwartze aber beblutete Fahnen trugen / und mit starcker Stimme die Worte des Edicts außrieffen: Daß e diese Elende / die des Hungers Sclaven / und durch Mißgunst des Glucks e e e stets verfolget wurden / horen solten den Ruff und Geschrey des mache tigen Arms vom Zorn / so wider diejenige exequiret wurde / die ihren e e Konig erzurnet: damit der Schrecke der Straffen / so ihnen deß wegen aufferleget / ihrem Gedae chtniß tieff und lang eingewurtzelt bleibe. Nach solchen Herolden folgeten 1500 andere / mit rothen Kleydern / e welche Farbe ihnen ein erschrockliches ansehen gabe. Diese sprachen e auff dem Klang von 5 Glocklein / womit man gar schnelle klingete / nachfolgende Worte mit einer so traurigen Stimme / daß die / so ihnen zuhoe reten / zum weinen darue ber beweget wurden: Dieses strenge Gee richt wird gehaget durch den lebendigen Gott / den Herrn aller Ware heit / und des heiligen Leibes / daran die Haare unserer Haupter die e e Fusse sind / derselbe wil / daß man todte¯ soll den Xeri Xemindo, welcher e e sich unrechtmassiger Weise des grossen Konigs von Bramaa / und Herrn e uber Tangu, seines Staats und Rechts angemasset hat. Auff solche Auße ruffung antwortete ein gewisser Hauffe Volcks / so im Gedrange vor der gantzen Menge herlieff / daß einem das Hertz davor zitterte: Faxio t urque panau acontandoo, Das ist: Ohne alle Barmhertzigkeit mue sse dere jenige sterben / der eine solche Sunde begangen hat. Folgends machirete eine Sqvadron von 500 Bramaischen Reutern / und nach derselben eine andere zu Fuß / unter welchen etliche in ihren Hae nden blosse Degen und Schilde fue hreten / die andern aber mit Pantzern und Brustharnischen verwahret waren. Mitten unter diesen e erblickte man den betrubten Xemindo, sitzend auff einer magern / e nichtswerten / verschmachete¯ schind-Mahren / und der Scharffrichter e hinter ihm / auff dessen Achseln seine Hande sich steuren musten. Die-
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ser armselige Printz hatte ein so zerrissenes und zerlumpetes-BettelKleyd an / daß ihm allenthalben die Haut dadurch schien; Uberdas trug e e er zu seinem verachtlichen Hohn und Spott eine stroherne Crone / die e gleich war einem Futter oder Korblein von Binsem / darin man die e Harn-Glaser verwahret. Diese Crone war außwendig mit Muschelschalen / so auff einen blauen Faden gezogen / besetzet / und sein eyserner Halßband mit einem Hauffen Zwicken / an statt der Perlen. Aber ob man ihn gleich in so schmae liger Gestalt darstellete / und sein Gesicht e schier keinem lebendigen Menschen ahnlich schiene / so leuchtete doch e aus seinen Augen / wann er dieselbe empor hube / ein Koniglicher Blick e e herfur / der von seiner Condition zeuget; wie sehr ihn auch das Ungluck / und die Tyranney seines Feindes vermummet und verstellet hatte / und e in seinen Blicken ließ sich eine besondere / mit Majestat ver[165]mengte e Sanfftmuth spuhren / welche alle diejenige / so ihn ansahen / weinen machte. Rings umb diese Leibwacht / damit er umbgeben war / ritten tausend Mann zu Pferde / mit vielen Elefanten vermenget. Dergestalt passirte der gesampte Auffzug die 12 fue rnehmste Gassen der e e Stadt / woselbst eine unzahlbare Menge Volcks sehr dick gehaufft / und gleichsam auff einander gepfropfft stund / und gelangte endlich an eine Gasse Cabam Bainha, so eben diejenige war / durch welche er vor 22 Tagen wider den Bramaer in den Streit gezogen / mit einem so koe stlichen Pracht und Herrlichkeit / daß Pinto, welcher dieselbe mit angesehen / sich nicht getrauet / selbige zu beschreiben [. . .]. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 161–165. e 190,2 Angesehen Xemindo sehr wohl und loblich regieret hatte] Zigler integriert an dieser Stelle ein weiteres Detail aus dem zweiten Buch des ersten Teils von Happels Relationes Curiosae, mit dem dort das Kapitel Der unglue ckselige Xemindo beginnt: Wie nun Xemindo gar loe blich regierete / und absonderlich die Gerechtigkeit gewaltig handhabete / daß er von allen Frembdlingen vor ein rechtes Muster eines tugendhafften Regenten geachtet ward [. . .]. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 160. e 192,7–18 O wunderliches Verhangniß [. . .] Ehrerbietung an] Zur Reflexion über die Wechselhaftigkeit des Glücks vgl. Hallmanns »Freuden-Spiel« e e e Die Schaubuhne des Gluckes oder die Unuberwindliche Adelheide und e die entsprechende Passage im Kapitel über den ungluckseligen Xemindo im zweiten Teil von Happels Relationes Curiosae: O Spiegelglattes Eiß! O niemahls sichre Stelle! Wie bald wird doch die Kron’ (Ach!) ein Zypressenkrantz / e e Ein blut’ger Morderstahl des Zepters guldner Glantz / e Hallmann: Unuberwindliche Adelheide, III 388–390. e Stehe allhier stille / lieber Leser! und b[e]trachte den uberauß-seltzamen e e Wechsel des Glucks: Gestern war dieser ein großmachtiger Potentat / heut ist er gefangen / geschlagen / oder gar todt. Der vor wenigen Tagen
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Stellenkommentar
mit seiner Macht der gantzen Welt trotzete / lieget anitzo im Schlamm e eines grossen Elendes / er fallet seinem vorher nichts geachteten Feinde e demuthigst zu Fusse / und bittet umb Leben und Gnade / welche er selber zu ertheilen / gebohren / und gewohnet war: Sehet! Das ist der e e stetige Wechsel des unbestandigen Glucks! Das heisset rechtschaffen: Tolluntur in altura, ut lapsu graviore ruant: So lange die Welt Welt / das e ist / verganglich / heisset / kan es nicht anders ergehen / die Vicissitudines e und Periodi sind der Zerganglichkeit angeerbet: Darumb erhebe sich ja e keiner seines Glucks / Ehrenstandes / Reichthums / Gunst etc. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 160. e 192,23–24 Denn als sich Xemindo [. . .] Gesprach eingelassen] Zigler spart hier eine bei Happel ausführlich geschilderte Begebenheit auf dem Weg Xemindos zum Richtplatz weitgehend aus. Das bei Zigler nur beiläufig erwähnte Gespräch zwischen Xemindo und einem portugiesischen Soldaten, der während der Regierungszeit Xemindos mit einer Klage gescheitert war und den gestürzten Kaiser nun verspottete, wird durch den Hauptmann der portugiesischen Soldaten beendet, dessen Verhalten Xemindo zu seinem späten Bekenntnis zur christlichen Religion bewegt. e e 192,25–195,36 Ich muß gestehen [. . .] Verhangniß gesturtzet hat] Zigler zitiert ab hier wieder ausführlich aus dem zweiten Buch des ersten Teils von Happels Relationes Curiosae: e Ich muß gestehen / sprach er hierauff / wann es Gott gefiele / mochte ich itzo noch eine Stunde leben / umb zu bekennen / die Vortreflichkeit des Glaubens / welchem ihr andern zugethan seyd. Dann nachdem ich vormahls davon habe reden hoe ren / so ist euer GOtt allein der wahre / e e e und alle andere Gotter sind Lugener. Schandlich mißhandelte ihn hiere uber Der unverschae mbte Henckers-Knecht / und des Xemindo Todes-Urtheil. KAum hatte der nahe bey ihm stehende Hencker von den Goe ttern also e e reden horen / da reichte er ihm auß einem Heydnischen Gotzen-Eyffer eine so harte und unverschambte Maulschelle / daß ihm das Blut zur Nasen herauß sprue tzete / welches gar erbae rmlich zu sehen war an eie e nem / der noch vor 3 Wochen einer von den machtigsten Konigen in der e gantzen Welt / und ein Generalissimus uber 900000 Mann gewesen war. e Der arme Konig versetzete diesen Backenstreich mit diesen Worten: Mein Freund! Laß mich mit diesem Blut Nutzen schaffen: auff daß dir nichts abgehe / sondern daß du darin mein Fleisch backen und roe sten e e konnest. Hiemit fuhrete man ihn weiter fort / biß an den Executions Platz / da man nun so wenig Lebens mehr an ihm fand / daß er fast auff nichts mehr Achtung gab.
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Zuletzt stiege er eine grosse Gerichts-Bue hne hinauff / die fue r ihn insonderheit gebauet war / u[n]d der Chirca oder Præsident von der Justitz laß e ihm uberlaut von einem hohen Sessel / der auff derselben stund / sein e Urtheil vor / dieses kurtzen Inhalts: Der lebendige Gott unserer Haupe e ter / der grosse Herr uber die Cronen der Konige von Avaa, befihlt / daß e der meyneydige Xemindo soll gerichtet werden / als ein Zerrutter und e Auffwiegeler der Volcker auff Erden / und ein todt-Feind des Volcks von Brama. Nach solchem Außspruch gab er mit der Hand ein Zeichen / darauff schlug der Hencker zur Stunde den Kopff in einem Streich hinweg: e Zeigete denselben dem Volck / und zerlegte seinen Leib in 8 Stucke / das e Eingeweide und die ubrige inwendige Theile des Leibes legte man gantz besonders und allein / und bedeckete sie mit einem gelben Tuch / welches die Trauer-Farbe der Peguaner. Also ließ man den zerscheiterten Leib liegen / biß zum Untergang der Sonnen. Da man zu sehen bekam Die Ceremonien der Leich-Verbrennung. e e ERmeldete 8 Stucke / so man aus dem Corper des Enthaupteten gee schnitten / sind zuforderst jedermanniglich vor Augen und zum Spectacul dargelegt worden biß zu 3 Uhr Nachmittages / dabey dann eine unsae gliche Menge Volcks sich finden ließ / so wohl deßwegen / damit sie nicht allein die Straffe / die denen aussenbleibenden gedrohet worden / vermeyden / sondern auch zugleich den vollkommen[e]n Ablaß erlangen moe chten / den sie Axiperan nennen / welchen ihre Priester ihnen e e ertheilen uber die Sunden / auch ihnen Freyheit versprechen / daß sie in e Krafft sothaner Indulgentz nichts wieder geben durffen von allem / was sie ihr Lebtage geraubet / oder gestohlen. e Nachmals / als das Volck sich satt gesehen / und das Getummel ein wenig gestillet / auch zu dem Ende etliche gewisse Leute zu Pferde / umb dem Volck / still zu seyn / bey hoher Straffe gebohten / da ward mit e e einem Glocklein 5 mahl nacheinander gelautet / und auff solch gegee benes Zeichen / tratten 12 Manner in schwartzen mit Blut-[167]besudele e ten Rocken / mit verhulleten Angesichtern und silbernen Kolben auff e ihren Schultern / auß einem hierzu absonderlich zugerichteten holtzere nen Hause / so ungefehr 5 oder 6 Schritte von dem Blutgerust stund / e herfur. Denen folgeten 12 Heydnische Ober-Priester oder Talagrepos, nechst diesen erschien des Tyrannen von Brama sein Vatter / der Xemin e Pocasser, ein dem Ansehen nach / hundert jahriger Greiß / eben / wie alle die andern in gelben Trauer-Habit. Rings umb ihn her giengen 12 e kleine Kinder / die gar kostliche Kleyder / und zierliche Beyle auff ihren Achseln trugen. Wie dieser Alte an den Orth / wo der zerstue ckte Coe rper lag / kommen / kniete er 3 mahl nacheinander nieder zur Erden / und
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redete wegen seines Vettern / des Koe nigs von Brama / den gemetzelten e Corper / als nunmehr die allerheiligste Reliquien, mit gar ehrerbietigen Worten an / wie uns zeiget Die nachdenckliche Rede dieses Printzen. O du heiligstes Fleisch / sprach er / lob-wue rdiger / als alle Koe nigreiche von Ava! Ich bitte dich / vernim die Rede meines Mundes mit geneigten Ohren / auff daß die in dieser Welt an dir verue bte Missethat moe ge e außgesohnet werden. Dein Bruder Oretenau Chaumigrem, Printz von e Savadi und Tangu, lasset durch mich / deinen Sclaven / dich bitten / im Fall er dich beleidiget / wollestu ihm solches / ehe dann er von dieser Welt abscheidet / verzeihen; hingegen alle seine Koe nigreiche in Besitz e nehmen: Massen er dir solchen Titul daruber abtritt / und davon nicht das geringste zubehalten gewillet ist. Durch mich / seinen Sclaven / bezeuget er / diese seine Ubergabe geschehe freywillig / damit Gott nicht moe gen zu Ohren gelangen die Klagen / welche du etwan droben im e Himmel wider ihn anstrengen mochtest. Hiernechst verheisset er / die e e dir zugefugete Unbillichkeit solcher gestalt zu bussen / daß er auff der e Pilgerfahrt dieses zeitlichen Lebens / uber dieses dein Reich Pegu nur e Wachter und Hauptmann seyn / und selbiges von dir zur Lehen empfangen wolle / wie er dann dir hiemit den Eyd der Treue leistet / was du ihme aus dem Himmel wirst gebieten / jederzeit auff Erden e getreulich zugehorsamen / und zwar mit Bedingung / du mogest ihm / e e zu seinem Unterhalt / von dem / was da fallet von den Zollen des Verkauffs / die Allmosen reichen / alldieweil ihm sehr wohl bewust / daß ihm anderer Gestalt die Besitzung des Reichs nicht erlaubet ist / die Menigrepos auch sonsten weder drein willigen / noch ihm in seiner e e letzten Stunde die Sunden vegeben wurden. e Einer aus den furnehmsten Priestern vertratt hierauf die Stelle des Entleibten mit dieser Antwort: Nachdemmahl du deine Mißhandelung bee reuest / und in gegenwartiger offenbahrer Versamblung von mir bittest / wohlan / so sey dir solche von mir hiemit gern und willig ertheilet / und e e e als den kunfftigen Hirten meiner Heerde / dieses mein Konigreich uberlassen: Mit angehenckter Bedingung / daß du dein beschwornes Vere sprechen nicht brechest; Angesehen solches eben so schwer wurde gee e sundiget seyn / als legtestu jetzt / ohne Erlaubnuß des Himmels / von neuem Hand an mich. Endlich kam e
Das Ende dieser klaglichen Execution. WIE der Pfaff außgeredet / hub alles Volck mit frolockender Stimme an zu wue nschen: Gott wolle solches verleyhen! Inzwischen verfue gte sich der Priester nach einem Stuhl / rieff dem Volck ferner also zu: Schencket mir
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zur Nahrung meiner Seelen einen Theil der Zae h[168]ren eurer Augen / e umb der angenehmen Zeitung willen / die ich euch ankundige / daß e ne[hm]lich hinfuhro dieses Land nach Gottes willen solle unserem e Konige Chaumigrem verbleiben / und er selbiges nimmer wieder ere statten dorffe; Dannenhero ihr / als fromme und getreue Knechte / wol e e befugt / hieruber gar frolich zu seyn. Hierauff schriehe der gesampte Hauffe / mit lauter Stimme: Gelobet seystu / Herr. Nach allen geendigten Heucheleyen und Spotreden / trugen die Priester alle Stue cke des zertheileten Leibes mit grosser Reverentz von dem e e Trauer-Geruste hinab / zu einem von kostlichem Holtz gemachten Feuer / wurffen alles Fleisch mit dem Eingeweyde hinein / und liessen es brennen; Wue rgeten darneben viel Hae mmel und andere Thiere zum e Opffer / dem hingerichteten Konige zu Ehren. Solches Feuer brandte die e gantze Nacht hindurch / biß an den liechten Morgen / da sie die uberbliebene Asche des verzehrten Leichnams in eine silberne Kiste sambleten / mit einer sehr grossen Anzahl Leichfolger / von mehr dann 10000 Goe tzen-Pfaffen / in dem Tempel ihres Abgotts / des Gottes der tausend e e Gotter genandt / trugen / und allda in einer verguldeten Capell / und e einem sehr prachtigen Grabe beysetzeten. Das war der traurige Lebens-Schluß des grossen und mae chtigen Xee mindo, Konigs von Pegu / dem seine Unterthanen so grosse Ehre und Respect erwiesen / so lange seine Herrschafft gewehret / in welcher er so e herrlich gebluhet / daß ihm kein Monarch in der gantzen Welt zuvergleichen gewesen. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 166–168. e 196,10–11 In selbtem Reiche herrschte eine Konigin] Zur Regentschaft der Mutter für ihren unmündigen Sohn vgl Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 155: Insonderheit bekam er gleich nach der Peguanischen M[u]sterung Nachricht / daß der ihm Zinßbahre Koe nig von Prom gestorben / e und seinen 13-jahrigen Sohn zum Nachfolger im Reich hinterlassen / e darzu demselben seiner Gemahlin Schwester / des Konigs [v]on Ava e Tochter / zur Ehe gegeben hatte. Weil nun die Regentin von Prom / e e nehmlich die Mutter des K[o]nigs / und der Konig selber / es mit dem e Konige von Ava und dem von Siam hielten / so marchirete der von Brama gerades Weges auff Prom zu. 196,17–20 Unsere Armee [. . .] Belagerung] Zur Armee und der Anzahl der Schiffe vgl. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 155: Aber der von e Brama eylete mit seiner erschrocklichen Armee / welche in 900tausend Mann bestund / in 12tausend Schiffen nach der Stadt Prom / und belagerte sie. e 196,21–202,24 Des sechsten Tages [. . .] Kopff vor die Fusse legen] Bei der Beschreibung der Eroberung von Prom zitiert Zigler weitgehend wortgetreu aus dem zweiten Buch des ersten Teils von Happels Relationes
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Stellenkommentar
Curiosae: Nachdem er 5 Tage davor gelegen hatte / sandte die Regentin ihrem e e Feinde ein kostliches Geschenck durch einen mehr als 100-jahrigen Talagrepo, dem sie auch vollkommene Macht ertheilete / einen Frieden e mit ihm zu tractiren. Sie schrieb auch einen demuhtigen Inhalt an ihn / so uns zeigen kan Das demue htige Schreiben. Grosser und mae chtiger Herr / welcher in dem Hause des Glue cks mehr e e begunstiget wird / als alle Konige des gantzen Erdbodems. Krafft von e e ausserster Starcke / Wachsthumb des gesaltzenen Meers / dahinein alle andere kleine Bae che fliessen. Schild / voll von schoe nen Bild-Sprue chen; e e Besitzer des aller-grosten Staats / in dessen Thron seine Fusse ruhen / e e mit einer hochst-verwunderlichen Majestat. Ich armes Weib Nhay Nie e volau, Gubernantin und Vormunderin meines unmundigen Sohns / e werffe mich vor Euch nieder / mit thranenden Augen / und mit solcher e Ehrerbietung / die man euch zu geben schuldig ist / demuhtigst bittend / ihr wollet doch wider meine Schwachheit den Degen nicht in die Hand nehmen / zumahl ihr wisset / daß ich nur ein Weib / das keine andere Waffen hat / ohne die Zae hren / umb das Leyd / so mir geschehen / Gott e e damit zu klagen / dessen gottlicher Natur es gemaß / daß er durch seine e Barmhertzigkeit dem Menschen zu Hulffe kommet / auch so gar die / e welche in dem tieffen Hause des Rauchs wohnen / sich furchten / und e e e fur einen so machtigen Herrn erzittern mussen. Ich bitte und beschwere euch / daß ihr mir das Meinige nicht nehmet / in Betrachtung / daß solches / wie ihr wisset / ein so geringes ist / daß ihr durch dessen Besitz / e e nicht grosser / noch durch die Entbehrung / geringer werden konnet. Gleich wie im Gegentheil / dafern ihr euch gegen mir barmhertzig erzeiget / eine solche gnae dige Handlung und Clementz euch eine so e grosse Reputation kan bringen / daß allerdings die kleine Saugling auffe e e horen werden / die weisse Brusten ihrer Mutter zu saugen / umb euch mit den reinen Lippen ihrer Unschuld zu loben. Zudem werden so wohl alle Einwohner meines Landes / als die Fremde¯ an die Almose¯ / so ihr an mir erweiset / gedencke¯ / ich selbst wil es lassen stechen und graben auff e e alle Begrabnuß der Todten: Auff daß nicht allein die Lebendigen / sone dern auch die Todten / euch dancken mogen wegen einer Sache / die ich e so instandig / und in tieffster Demuth von euch bitte. e Der heilige Avemlachim, der Euch dieses Schreiben uberliefert / so ich selber geschrieben / hat vollkommene Gewalt / im Nahmen meines une mundigen Sohn / mit Euch zu handeln / und zu schliessen alles / was billich wird erkant werden / betreffend nehmlich den Tribut und die Huldi[156]gung / welchen ihr ihm auffzulegen belieben werdet; und das
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mit solcher Bedingung / daß euch hingegen moe ge gefallen / uns in dem Besitz unsers Hauses zu lassen / damit wir in versicherter Warheit unsere e Kinder aufferziehen / und die Frucht einsamblen mogen von unserer Arbeit / zur Nahrung und Unterhalt der armen Einwohner dieses elenden Fleckens / welche euch werden dienen / und ich sampt ihnen mit e demuhtigstem Respect, in allen denen Sachen / wozu es euch belieben wird / uns zugebrauchen. Der Koe nig nahm nach Verlesung dieses Briefes die Præsenten an / bewilligte auch einen Stillstandt / biß alles geschlossen; Inzwischen aber e ruinirte er umb die Stadt her alle Platze und Einwohner / daher der e Talagrepos, seine Falschheit erkennend / umb Erlaubnuß anhielte / wieder in die Stadt zu kehren / welches ihm / nachdem er sich 5 Tage im e e Lager auffgehalten / vergonnet ward / mit der Anforderung an die Konie e gin / daß sie ihm ihre Schatze / Unterthanen und Konigreich abstehen solte / so wolte er solchen Verlust wieder durch ein ander Mittel ersetzen. Die Koe nigin aber hatte hierzu gar keinen Lust / und weil sie des Succurses aus Ava versichert war / so resolvirte sie sich / der Gewalt mit Gewalt zu widerstehen. Worauff dann erfolget ist Der grausame Sturm / und desperate Resolution. e WIE der Konig von Brama sahe / daß er vergeblich auff eine Antwort e wartete / starckete er sein Lager / ließ eine grosse Anzahl Sturmleitern e verfartigen / und seinen Soldaten andeuten / daß sie sich innerhalb 3 Tagen zum Sturm fae rtig halten sollen. Wie nun alles in Bereitschaft e wurden die Mauren mit solchem abscheulichen Geschrey besturmet / daß es schiene / als wann Himmel und Erde unter einander gemenget e waren / und der Streit war so grausam / daß in kurtzer Zeit die Lufft voll heller Flammen gesehen / der Erdbodem aber von dem Bluth der Erschlagenen gantz erweicht worden / worzu noch kam der Blitz der Spiessen / und Schwerdter / so ohn unterlaß die Augen strahlete: Welches so e erschrocklich zu sehen war / daß die Portugiesen davon in eine Ohne macht suncken. Dieser Kampff wahrete 5 Stunden lang. Wie nun der e Tyran vernahm / daß die in der Stadt sich so mannlich wehreten. Die e Seinigen hergegen ermatteten / da fuhrete er noch 10 oder 12tausend seiner besten Soldaten / die andern zu entsetzen / herbey: welches das e Gefecht erneurete. Dieser anderer Anfall wahrete biß in die Nacht / ehe er ein Zeichen zum Abzug geben wolte / ob ihm schon die Seinigen solches riethen; Vielmehr schwur er das Gegentheil / von diesem Vornehmen nicht abzustehen / dann er wolte entweder diese Nacht innerhalb der Mauren in der Stadt schlaffen / oder dafern er zum Abzug e ruffen wurde / so solten alle seine Hauptleute / welche nicht verwundet e e waren / die Kopffe hergeben / derhalben ward der Streit continuiret biß
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Stellenkommentar
der Mond untergieng / nemlich 2 Stunde nach Mitternacht. Damals ward das Krieges-Volck nachgesehen und befunden / daß 24000 umbkommen / und mehr als 30000 verwundet waren / von welchen viele sturben / weil sie nicht recht verbunden wurden; Dieses verursachte eine grosse Pest im Lager / dann es sturben mehr / als 80000 Mann an dieser e Seuche / die alle den Vogeln zur Speise hingeworffen wurden. e Wie nun der Konig von Brama betrachtete / daß ihn dieser Sturm so theuer ankommen / wolte er seine Leute solcher gestalt nicht mehr wagen / sondern ließ eine hohe Batterie auffwerffen / die 2 Klaffter e hoher / als die Mauren der Stadt wahren. Auff diese ließ er 80 Canonen e fuhren / mit welchen er innerhalb 9 Tagen den mehrern theil der Stadt zu Grunde schoß / und 14000 Mann umbs Leben brachte. Dieses bee e nahm der Konigin gantzlich den Muth / insonderh[e]it wie sie befand / e daß ihr nicht mehr als 6000 streitbahre [157] Mann uberblieben. Darumb versamblete sie ihren Rath / in welchem beschlossen ward / man solte sich mit Oehl aus der Lampen des Gottes der Feldschlachten / Quiay Nivandel genant / salben / sich demselben ergebe[n] / und die Batterie angreiffen / mit einem festen Vorsatz / entweder zu siegen oder zu stere e ben. Zum Obersten uber die Soldaten erwehleten sie der Konigin e Oheim / Nahmens Manica Votau, der nahm diese 6000 ubergebliebene Soldaten zu sich / und fiel durch 2 Pforten auf ermelte Batterie in der finstern Nacht an. Sie stritten gesampter Hand / wie desperate Leute / so tapffer / daß sie die Feinde auf die Flucht brachten / die Batterie und das e e e Geschutz eroberten / den Konig verwundeten / die Walle schleifften / und den Xenimbrun, oder obersten Feldherrn / neben 15000 Mann erlegten. Sie bekamen auch 40 Elefanten / ohne die / so geblieben / und 800 Bramaer / merckten auch / als sie wieder hinein kamen / daß sie e nicht mehr / als 700 Mann verlohren hatten. Der Konig ergrimmete sehr e uber diesen Verlust / und wolte den Hauptleuten denselben beymessen / e e ließ derowegen uber 2000 Peguaner todten / so damals die Wacht gehabt e hatten. Und darauff hielten sich die Belagerer 10 Tage gantz still. Die verfluchte Verrae hterey und Zerstoe rung der Stadt / wie auch die erbae rmliche Hinrichtung der Koe niglichen Persohnen. e e EIner unter den 4 Hauptleuten der Stadt furchtete sich in die Hande eines solchen grausamen Feindes zu fallen / handelte demnach heimlich mit Ihm / mit diesem Bedinge / er solte ihn in seinem Ampte friedlich lassen / niemand von den Seinigen beschae digen / und ihn zum Xemin e von Anseda im Konigreich Pegu machen / so wolte er ihm dagegen die e Stadt in seine Hande lieffern. Diese schae ndliche Verrae hterey ward 3 Stunde nach Mitternacht wercke e stellig gemacht / worauff der Konig von Brama ebenmassige Grausam-
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keit erwiese / als er in dergleichen Fae llen gewohnet war. Die Pforten e wurden geoffnet / die Stadt geschleiffet / die Einwohner außgerottet / e e und niemands verschonet; Der Konig und die Konigin wurden gefane e gen / ihre Schatze geraubet / die Kirchen und herliche Hauser vertilget / e auch viel andere grausame Thaten mehr verubt. Und solches alles geschahe mit so grosser Furie / daß es ihm kein Mensch einbilden kan / er habe es dann mit seinen Augen gesehen / dann der Tyran wolte vor Zorn bersten / weil man kurtz vorher sein Volck so zugerichtet hatte / darumb e verubete er alle Greueln / die zu erdencken waren. Nach dem bluhtigen Untergang dieser Stadt / gieng er durch einen Triumpff hinein / durch e e die auff seinen Befehl eroffnete Mauer. Wie er nun in des jungen Konigs e e Hoff kam / ließ er sich zum Konige von Prom kronen / und den jungen e Printzen / welchen er seines Reichs beraubt / so lange die Cron[un]g e e e wahrete / auff den Knien liegen. Dieser entblossete Konig hub seine e Hande empor / als wolte er einen GOtt anbeten / schlug auch offtmahlen sein Haupt zur Erden / und kue ssete dem Tyrannen die Fue sse / der einen Abscheu daran zu haben schien. e Hernach stieg er auff eine Schaubuhne / von dannen man auff einen grossen Marckt sehen kunte / und befahl / daß man die kleinen Kinder / so auff den Gassen hin und wieder erschlagen / lagen / zusammen tragen / auff Stue cke zerhacken / und ihr Fleisch mit Reiß und Graß vermenget / seinen Elefanten zur Speise vorwerffen solte. Man brachte darnach / auff den Schall der Trommeln und Trompeten / mehr als 100 Pferde / die alle mit geviertelten Mae nnern und Weibern e beladen waren; Diese ließ er ebenmaßig klein hacken / und in ein darzu e gemachtes Feuer werffen. Nach diesem ward die Koniginn herbey gebracht / die im 36 Jahr ihres Alters war / eine sehr weisse Frau / und Baase ihres eigenen Ge[158]mahls / und Tochter des Koe nigs von Ava war. Diese hatte der Tyran vormahls von ihrem Vater zur Ehe begehret / war ihm aber abgeschlagen. Darumb ließ er sie itzo gantz nackt außziee hen / blau und blutig geisseln / also durch die Stadt fuhren / und untere dessen noch harter peinigen / biß sie ihren Geist auffgab. Darauff befahl e er / man solte sie also todt an den jungen Konig / ihren Gemahl / der noch im Leben war / und ihnen beyden einen Stein an den Halß binden / also ins Wasser werffen / und den Fluß hinab treiben lassen. e Folgenden Tages ließ er allen uberbliebenen Adel / deren 300 an der e e Zahl / an Pfale binden / und in den Strohm werffen. Dem Verrahter e e hielte der Konig zwar seine Parol / und machte ihn uber seine vorige Charge zum Xemin, aber etliche Tage hernach ließ er ihm in der Vestung Meleytay den Kopff wegschlagen. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 155–158. 199,3 Batterie] Gefechtsstand.
614 199,21–22
Stellenkommentar
Lermen] Vom romanischen Schlachtruf »al arme« abgeleitetes Substantiv, »die aufforderung zum treten ins gewehr bezeichnend« (vgl. DWB, Bd. 12, Sp. 203). 200,2–7 als das Elephanten-Lager in Brand gerieth [. . .] zertraten] Zur e Furcht der Elefanten vor dem Feuer vgl. Schultze, S. 179b: Sie fuhren auch e bißweiln Elephanten mit sich in den Streit / welche ein Geholtz auf dem e Rucken tragen / worin drey oder vier gewafnete Soldaten stehen / und dem Feind mit Pfeilen und Bogen / auch wohl mit kleinem Kammere geschutz / Abbruch tuhn. Diese Elephanten senden sie voraus / und bedienen sich derselben an stat einer Brust-wehr; ja / sie machen durch e e dieselbe oft eine grosse Unordnung in des Feindes Lager; konnen aber leicht durch Feur und dergleichen Practike / welche die Moren und Indianische Heyden meisterlich zu verfertigen wissen / abgeschrecket e und zuruck getrieben werden: wodurch es denn auch oft geschicht / daß / wan diese ungeheure Bestien sich umwenden / und in die Flucht gejaget werden / sie nicht koe nnen aufgehalten / und wieder an den Feind gee e fuhret werden; sondern lauffen immer fort / und fugen ihrem eigenen Herrn oft grossen Schaden / ja gantze Niederlage zu. Happel: Relationes Curiosae II, S. 735: Und wusten also die Elefanten eine grosse Unordnung zu machen / durchs Feuer aber lassen sie sich leichtlich schrecken. 202,26–27 die bekandte Regul [. . .] hassen] Als sprichwörtliche Wendung in mehreren Varianten überliefert. Vgl. Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 4, Eintrag zu »Verrat«, S. 1575, Nr. 3 und Einträge zu »Verräther«, S. 1576, Nr. 2 u. 4. 207,34 Wirbel] Scheitelpunkt am Hinterkopf, hier pars pro toto für Kopf gebraucht. 208,30 blinden Leuchte] abgeblendeten Laterne. 210,26–27 die Ober-Pforte ihrer Weiblichen Beredtsamkeit] ihren Mund. e 210,35–211,15 Welchessieauchsofortbewerckstelligten[. . .]Eheunkrafftig] Die indische Hochzeitszeremonie wird sowohl in Rogers Heydenthum als auch im dritten Buch von Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel (S. 934a– 934b) beschrieben. Francisci stützt sich hierbei explizit auf Roger, dessen Text er unverändert wiedergibt. Da die konkrete Vorlage Ziglers nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann und ihm die deutsche Übersetzung von Rogers Heydenthum von 1663 ohne Zweifel vorlag, wird hier diese Quelle wiedergegeben: Wan nun die bestimmte Zeit herbey gekommen / daß man die Heyrath vollziehen soll / so bereiten sie hierzu das Feuer Homam, vom Holtz deßjenigen Baums / welcher in ihrer Sprach Ravvasittou genennet wird / und sehr heilig ist. [. . .] Diß Feuer ist ihnen ein Zeug der Ehe / welche e angefangen wird; uber solches Feuer spricht der Bramin ein Gebet / e darnach nimt der Brautigam dreymal [. . .] seine Hand voll Reis / und
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wirfft ihn auf seiner Braut Haubt; und dergleichen thut die Braut hine wieder dem Brautigam. Alsdann nimt [96] der Braut Vatter etzliche e Kleider / Edelgesteine / etc. nach seinem Vermogen / und butzt die Braut e damit heraus; dergleichen thut er auch von den seinigen an dem Braue e e tigam: Darnach wascht er dem Brautigam die Fusse / und der Braut Mutter geusst das Wasser auf dieselbigen. Alsdann nimt der Vatter seiner Tochter Hand in seine Hand / und thut in dieselbige Wasser / samt etzlichem Geld; und wann er reich ist / so hat er dessen noch mehr bey e der Hand; und also gibt er seiner Tochter Hand dem Brautigam in dem Nahmen Gottes / und spricht: Ich hab weiter nichts mehr mit dir zu e thun/ und ubergebe sie dir! Wann aber der Vatter die Hand seiner e e e Tochter dem Brautigam ubergibt / so ist auch ein Schnurlein vorhanden / daran ein guldenes Haubt von einem Abgott gefasset / welches sie einen Tali nennen. Dieser Tali wird den Umstehenden gezeigt / und e e e nach etzlichen Gebeten und Glukkwunschungen nimt der Brautigam solchen Tali, und bindt ihn seiner Braut um den Hals; und wann nun dieser Knotten gemacht / [. . .] so ist das Band der Ehe fest: Aber so diesen Tali der Braut durch den Brae utigam nicht [97] an den Hals gebunden ist / mag die Heyrath / ohne Schand / gar wol wieder zurukk gehen; ob gleich schon alle zuvorerzehlte Dinge verrichtet worden. Roger, S. 95–97. 212,8 heunte] heute Nacht. 212,19 betreten] ertappt. e 213,16–17 ihre Gegenwart zu verspuren] Hassana hatte sich während der Trauzeremonie übergeben. 215,19 Anseda] Das Reich Anseda ist ein Teil des Königreichs Pegu. Vgl. Happel: Relationes Curiosae I,2, S. 157. 216,31 unsern Nachbarn / den Batacchi] Wie in der Fußnote angegeben, folgt e Zigler hier Balbi, S. 97: An etlichen Orten deß Konigreichs Dacin sindt e Volcker / die Menschenfleisch fressen / werden Batacchi genennet / vnd e e e wenn jhre Vatter vnd Mutter alt vnd vnuermoglich worden / werden sie von jhren eygenen Kindern geschlachtet / die jhnen denn ein stattliche Gasterey von jhrem Fleisch zurichten / jhre nechste Nachtbawrn darzu laden / vnd in allen Frewden daruon essen. e e Derowegen / wenn der Konig einen Vbelthater wil lassen hinrichten / berufft er diese Batacchi zu sich / vnd vberlieffert jhnen den armen Sue nder zu einem Geschenck / die schlagen jn alsdenn also baldt in deß e e Konigs Gegenwart zu todt / hawen jhm das Haupt vnd beyde Fusse ab / bestrewens mit Saltz vnd Pfeffer / vnd fangen also an rohe daruon zu fressen. 218,4 Jove] Jupiter, der größte der Planeten und einer der hellsten Sterne am Nachthimmel.
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Stellenkommentar
218,10–11 untergegangenen Sonnen]
Die auch in Embleme-Sammlungen enthaltene Darstellung des Fürsten als Sonne seines Reichs ist eng verwandt mit der Vorstellung, dass mit dem Tod des Herrschers die Sonne in diesem Reich untergeht. Das Bild findet sich auch im Untertitel des Romans. 220,2 das Thier Hyæna] Hyänen sind Raubtiere, die sich vorzugsweise von Aas nähren. In der Naturgeschichte werden sie seit Aristoteles negativ dargestellt. Ob Zigler sich bei seiner detaillierten Schilderung auf ein bestimmtes Emblem bezieht oder mehrere Embleme zu der vom Rolim beschriebenen Folge von Ereignissen zusammenfügt, lässt sich nicht feststellen. e e e 222,9 Getreue Rathe sind eines Fursten Fern-Glaser] Der gleiche Gedanke findet sich in Saavedras Embleme-Sammlung: 55. Die Raˆhte seind augen der Regierung. Saavedra, S. 11v, Nr. 55. 223,22–23 Ich bin willig / auff Japonische Art [. . .] auffzuschneiden] Zigler beruft sich hier durchaus korrekt auf Happels Relationes Curiosae. Bei Happel wird das Bauchaufschneiden in aller Ausführlichkeit geschildert und durch verschiedene Beispiele belegt (S. 146–149); hier wird nur der erste, für Zigler relevante Teil des betreffenden Kapitels wiedergegeben: Der unmenschliche Bauchschneider. UNter allen Leibes- und Lebens-Straffen / die von einem tyrannischen e e Gemuth mogen erdacht werden / ist keine schwerer / als wann ein are mer Sunder gezwungen wird / ihme selber auff eine erschroe ckliche Mae e nier das Licht außzuloschen / welche unerhorte Gewonheit in Japan dergestalt eingewurtzelt / daß sich kein Mensch mehr weigert / das anbefohlene Todes-Urtheil an ihm selber zu vollenziehen. [147] Wann ein vornehmer Mann (dann bey gemeinen Leuten ists nicht e e gebrauchlich) etwas gegen dem Kayser verbrochen / oder wann dieser e e nur einen Argwohn auff ihn geschopffet / so lasset er jenem eine Stunde benennen / in welcher er ihm selber den Bauch auffschneyden muß / damit das Eingeweide samt den Lebens-Geistern einen freyen Außgang bekommen moe gen. Diesem Befehl darff sich kein Mensch widersetzen / zumahl hier kein e Weg zu entkommen ist: Solchem nach setzet sich der Missethater nach e Morgenlandischer Weise / auf seine kreutzweiß untergeschlagene Beine zur Erden / auff einen offenen Platz vor einem Tempel / nach dem er e seinen Ober-Leib biß unter den Bauch entblosset. Hinter ihm stehet ein Nohthelffer / umb ihm beyzuspringen / und seinen Todt zu befordern / wa[n]n er etwa mit einer Ohnmacht oder Schwachheit befallen werden e mochte. Vor ihm sitzet ein anderer / der ihm das scharffe Messer zum e Bauch-schneiden uberreichet. An beyden Seiten sitzen 12 von seinen
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nechsten Freunden und Bluthsverwanten in gleicher Weite von einander. Hinter dem Nohthelffer sitzen 6 Priester / umb vor den todten Leichnam und die Seele zu sorgen. Weiter abwerts an beyden Seiten lassen sich gemeiniglich sehr viel Zuseher finden. Auff diese Weise muß sich auch der allervornehmste in Japan hinriche ten / wofern ihm eine Ordre vom Kayser zugesand wird: Wann nun dieser Bohte kompt / und die Stunde des Todes bestimmet / so fragt ihn der Missethae ter / ob er ihm selber den Bauch auffschneyden moe ge; Antwortet dieser nun mit ja / so erachtet er es vor eine Gnade und grosse Ehre / e ziehet seine [k]ostlichsten Kleider an / und schneidet ihm selber den e Bauch kreutzweiß auff. Je tapfferer sich einer hierin beweiset / je grossern Ruhm hat er davon / ist aber einer verzagt dabey / oder wird von einer e Ohnmacht uberfallen / daß der Nohthelffer das Urtheil vollziehen / und ihm den Kopff herunter schlagen muß / so hat derselbe grossen Schimpff e davon. Wann aber der Todes-Bohte dem Missethater andeutet / daß ihm e der Buttel auff den bestimten Tag das Leben nehmen soll / so erzoe rnet e sich dieser gewaltig daruber / versamblet seine Kinder / Knechte / und vertrautsten Freunde / und stellet sich in seinem Hause zur Wehr. Der e e Kayser befiehlet inzwischen dem Obersten-Außfuhrer der Todese Urtheil / zu dem Missethater zu ziehen / da man dann erstlich mit Pfeilen e von weitem gegen einander streitet / endlich kommen sie naher zusame men / und fechten mit Piken und Sabeln so lange / biß der Schuldige / sambt seinem gantzen Anhange nieder gemacht worden. Happel: Relationes Curiosae I,1, S. 146–147. 225,32 jenes gelehrten Poetens] Bei dem gelehrten Poeten handelt es sich um den von Zigler sehr verehrten und im Roman häufig zitierten schlesischen Barockdichter Daniel Casper von Lohenstein. e 226,1–8 Wahr ists / die Schonheit [. . .] schmecket] Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, einer Sammlung weltlicher Gedichte zum Thema Liebe, findet sich auch das durch seinen Titel hinreichend erläuterte Gedicht Siegender Cupido. In dem hier zitierten Auszug preist der durch Amor überlistete Liebende die Macht der Schönheit: e Wahr ist’s: die Schonheit ist Achillens Spieß und Schwerd / Die einen Telephus verletzt und wieder heilet. e e Die Schonheit ist ein Gift das todtet / und doch nehrt; e Ein Blitz / der Ruh zerstort / und Unmuth doch zertheilet; e e e Ein Brand / der Stadte tilg’t / und Lander doch erhalt; Ein Pfeil / der Wunden kerbt / und gleichwol Lust erwecket; Durch sie ward Troja Graus / doch Rom das Haupt der Welt / Ein Wein / der Wermuth ist / und doch wie Zucker schmecket. Lohenstein. Blumen. Rosen (1680), S. 105, 25–106, 6.
618 226,2
Stellenkommentar
Telephur] Vermutlich ein Druckfehler, bei Lohenstein korrekt Telephus (s. die vorige Anmerkung). Telephus oder Telephos, der Sohn des Herkules und der Auge, wurde von Achilles mit einem Speer am Oberschenkel verwundet. Da die Wunde nicht heilte, befragte Telephos das Orakel von Delphi, das ihm mitteilte, dass die Wunde von dem geheilt werden müsse, der sie schlug. Telephos suchte daraufhin Achilles auf, der die Wunde mit Splittern seines Speers heilte. 226,7 Troja] Der trojanische Krieg wurde dem Mythos zufolge dadurch ausgelöst, dass Paris, der Sohn des trojanischen Königs Priamos, Helena, die Gattin des Königs von Sparta und schönste Frau auf Erden, entführte. Dank der List der Griechen wurde Troja erobert und zerstört. Unter denen, die aus der brennenden Stadt flüchten konnten, war Aeneas, der später Lavinia, die Tochter des Königs von Latium, heiratete und als Stammvater der Römer gilt. e 227,16 schonen Seelen] Die tugendhafte Prinzessin Banise ist als in jeder Hinsicht vollkommene Schönheit eine »schöne Seele«, wie sie im Mittelalter und der frühen Neuzeit verstanden wurde. Sie entspricht noch nicht der seit dem 18. Jahrhunderts eingeführten Vorstellung einer durch moralische und ästhetische (Selbst-)Erziehung zu besonderer seelischen Reife gelangten Persönlichkeit. 227,24 Sirene] In der Emblematik stehen die sagenhaften Sängerinnen für Verführung und todbringende Begierde. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 1697–1698. e 229,19–20 Bloden Augen [. . .] Aloe kosten] In Lohensteins Drama Sophonisbe trinkt die Heldin Gift, um nicht als Gefangene unter der Herrschaft e der Römer leben zu müssen: Der Todes-Schatten schafft nur bloden Augen Schrecken. Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht schmecken. Lohenstein: Sophonisbe, V 329–330. 229,20 Aloe] Der bitter schmeckende Saft der Pflanze war eine bekannte Medizin, eine Überdosis dieser den Bitterstoff Aloin enthaltenden Arznei konnte allerdings tödlich sein. Zigler spielt hier sowohl auf den Geschmack der sprichwörtlich bitteren Medizin als auch auf ihr tödliches Potential an. 230,32–34 Die Peguaner glauben [. . .] pag. 141] Die Vorlage für dieses Detail bildet, wie angegeben, Alexander Ross’ religionskundliche Abhandlung Der gantzen Welt Religionen. Inkorrekt ist allerdings die Angabe S. 141, die von Zigler integrierte Passage steht auf Seite 104–105. Trotz der falschen Seitenzahl lag Zigler vermutlich ein Exemplar von Ross’ Werk vor, e denn in Rogers Offner Thur zu dem verborgenen Heydenthum, wo auf S. 775 unter Berufung auf Ross der gleiche Glaubensartikel thematisiert wird, fehlt jegliche Seitenangabe, während in Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel (III, S. 989), über den Zigler ebenfalls verfügte, eine nochmals e e andere, ebenfalls falsche Seitenzahl angegeben ist: Sie glauben viele Gotter / auch viele Welten die nach einander folgen werden: daß die jetzige
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Welt sey regieret worden von vier Goe ttern / so numehr alle weg seyn / e und der funffte sey noch nicht gekommen / nach welches Todt die Welt soll verbrandt werden. Ross, S. 104–105. 231,6–8 Wo die Gefahr [. . .] auf Steltzen gehen] Sprichwort. 232,20–21 Nun schmeltzet mein Hertze [. . .] mich gantz] In Lohensteins Drama Cleopatra glaubt sich die Titelheldin von dem sieghaften Augustus e geliebt: Nun schmiltzt mein Hertz’ entzwey / die Seele krieget Flugel Ja e ich vergottere mich gantz. Lohenstein: Cleopatra, II 86–87. e 234,3 Das Glucke ist rund] Die Kugel und das Rad gehören zu den Attributen der Fortuna und symbolisieren die Wechselhaftigkeit des Glücks. 234,18–19 einen Mohren zu waschen [. . .] zu schreiben] Die Mohrenwäsche ist ein Sinnbild für vergebliche Mühe. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 1087–1088. Auch in die See schreiben, ist ein Sinnbild der Vergeblichkeit. 234,30–31 Diamanten mit Fingern zu zerreiben] Diamanten galten als praktisch unzerstörbar. Der Versuch, Diamanten mit den bloßen Händen zu zerreiben, ist damit von vornherein zum Scheitern verurteilt und ein weiteres Sinnbild der Vergeblichkeit. 235,14–15 Pfeiler in die See [. . .] Gunst suchen] Zu Beginn von Lohensteins Drama Cleopatra beraten Marcus Antonius und seine Feldherren, wie sie den Römern entgegentreten können und was sie von den Siegern zu erwarten haben: Wer ihn versoe hnen wil / baut Pfeiler in die See / Sucht bey der Natter Gunst / und Flammen in dem Schnee. Lohenstein: Cleopatra, I 137–138. 242,16–17 Ach keine [. . .] sie erhellet] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan lehnt der in die verwitwete Sisigambis verliebte Herrscher den Einwand ab, es gäbe schönere Frauen als sie am Hof: Ach! keine kein’ ist e gleich Und reicht den Schatten dir! Die guldnen Himmel werden Von einer Sonn’ erhellt. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 54–56. 244,9–16 Denn ob [. . .] Purpur bedeckt] In Lohensteins Drama Agrippina gibt Poppea Neros Liebeswerben nach: e Daß nun der Furst diß Gold e e Schatz’t werther / als es werth / ruhm’ ich als hoe chste Hold / e e Und kuß’ ihm Hand und Fuß’. Auch soll zu Dienst ihm leben Mein Geist / und mein Gantz ich / wie weit uns zugegeben Hat Tugend und Vernunfft. Nero. Die geben alles zu e Da / wo ein Furst was heisch’t. Man thue was man thu / e Der Purper hull’t es ein. Lohenstein: Agrippina, II 37–43. 245,8–13 Ist ja [. . .] zu arm] In Lohensteins Drama Agrippina treibt Poppea Nero dazu an, sie zu heiraten: e e Was hallt den Kayser an / e Daß er Poppeens Seel’ ihm nicht vermahlen kan?
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Mißfae ll’t ihm die Gestalt? ihr redliches Gemue tte? e Und daß sie fruchtbar ist? Jst irgens ihr Geblutte e Nicht edel? Da ihr Haus mit so viel Ahnen glantz’t / e e Die Rom in Ertzt geprag’t / mit Lorbern hat bekrantz’t. e Was hindert ihn / mein Furst / den Abschied der zugeben / Die ihn nur haß’t / und die ins Ehbett’ aufzuheben / Die ihn so hertzlich lib’t? Lohenstein: Agrippina, II 125–133. e e e 246,2–7 Ich schame mich [. . .] bussen musse] In Lohensteins Agrippina geht Nero, der die Römerin Poppea heftig umworben hat, auf deren Angebot ein, sie zu heiraten: Jch muß mein Kalt-seyn schelten / Und mein hellodernd Hertz muß durch viel Pein entgelten / Der langsamen Geduld / in dem ein bloßer Kuß / e Der Vorschmack wahrer Lust / mich nur vergnugen muß. e Jedoch ich bin vergnug’t / wenn ich den Blitz der Augen Die Flammen / die ich muß aus den Korallen saugen e Der Lippen / fur dißmal im Schnee-Gebirge mag e e Der Bruste kuhlen ab. Jch wil noch diesen Tag Zu beyder Heil und Lust den festen Grund-stein legen. Lohenstein: Agrippina, II 147–155. e 247,5–8 Die gantze Welt [. . .] ubergehet] Vgl. die Anm. zu. S. 55,26–28. 248,17 Point d’Espaigne] Spanische Spitze. 249,19 Die Numer ist von Ardebil] Mit »Numer« ist vermutlich das Muster oder die Machart gemeint. Die Stadt Ardebil, heute im nordwestlichen Iran gelegen, ist für ihre traditionelle Seiden- und Teppichherstellung bekannt. e 249,19 Gemachte] Verfertigung, Herstellung. Im 18. Jahrhundert wurde das Wort in Bezug auf Handwerk bzw. Kunsthandwerk zunehmend dann gebraucht, wenn Verachtung für das betreffende Produkt zum Ausdruck gebracht werden sollte. Vgl. hierzu DWB, Bd. 5, Sp. 4346. e 250,7–8 das funffte Wesen] die Quintessenz. 250,17 glatten Spiegel] jugendlichem Angesicht. 251,2 Staup-Besen] Hier wohl in der Bedeutung von »eine Tracht Prügel«. 251,23–24 seine Haare einbuderten] an den Kopf geworfen wurden. 254,8–9 das in gantz Indien bekan ¯ te Kraut Dutroa] Mit falscher Nummerierung und Kapitelangabe versehene Referenz auf den Reisebericht des holländischen Kaufmanns Jan Huygen van Linschotens, Navigatio in Orientem: Incredibile dictu est quam lasciue & luxuriosæ sint mulieres, raro inuenias, quæ præter maritu¯ no¯ alios duos alat adolescentulos co¯cubinos: norunt mille artes, quibus noctu diuque clam per famulas & lenas eos admittant, per tecta domorum, per muros, per inuia, licet a` maritis omni cura custodiantur: Habent praterea herbam quandam Dutroa voca-
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tam, cuius seminis succum expressum viris propina¯t in cibo aut potu, quo sumpto vir insano similis, sopitur, nec intelligit quicquam, ridet perpetuo interdumque abdormit prostratus velut exanimis, qui cum hoc modo infatuatus est, uxor libere cum amasio Veneri indulget, viro præsente, & rerum omnium ignaro. Delirium hoc durat horis 24 at enim si pedes eius frigida laueris, redit ad sanam mentem, nihil mali suspicans, credit enim se somno oppressum iacuisse. Linschoten: Navigatio in Orientem, S. 84–85 (II. PARS INDIæ; CAPUT XXXIII. ARGUMENTUM. De moribus Vxorum Lusitanorum, Mesticorumque in India). Übersetzung: Unglaublich ist es zu sagen, wie zügellos und wollüstig die Frauen sind. Selten mag man eine finden, die außer ihrem Ehemann nicht noch zwei andere junge Männer als Beischläfer unterhielte. Sie kennen tausend Kniffe, wie sie ihnen bei Nacht und Tag mit Hilfe von Dienerinnen und Kupplerinnen heimlich Zutritt verschaffen, über die Dächer der Häuser, über die Mauern und selbst über unwegsames Gelände, mögen die Männer sie auch mit ganzer Sorgfalt bewachen. Außerdem haben sie ein gewisses Kraut, Dutroa mit Namen. Aus dessen Samen pressen sie einen Saft und mischen ihn den Männern in Speise und Trank. Hat der Mann ihn zu sich genommen, gleicht er einem Wahnsinnigen, wird unempfindlich, versteht nichts mehr, lacht unentwegt und schläft zuweilen ausgestreckt wie ein Toter. Da er solchermaßen betört ist, gibt sich die Gattin dreist mit ihrem Buhlen der Lust hin, während der Mann zwar anwesend ist, aber nichts von alledem merkt. Der Wahn hält 24 Stunden an. Wäscht man aber seine Füße mit kaltem Wasser, so kommt er wieder zu klarem Bewusstsein. Nichts Böses vermutend, glaubt er nämlich, dass er dem Schlaf erlegen sei. (Übersetzung: Ralf Georg Czapla) Zigler hat Linschoten allerdings nicht direkt, sondern nach der im zweiten Teil von Happels Relationes Curiosae abgedruckten ausführlichen Darstellung Das mißbrauchte Kraut Dutroa zitiert. Dort findet sich auch der inkorrekte bibliographische Nachweis: e Wan¯ man dieselbe in Wasser / Wein / oder ander Getranck eintrincket / e oder mit Reiß kochet / oder in anderer Speise einnimmet / so verandert e e sich derselbe Mensch alsobald / daß er sich stellet / alß ware er narrisch / und nichts thut / alß Lachen / ja er kan nichts sehen noch erkennen / oder verstehen / es sey auch was es wolle / und wan¯ man es gleich in seiner Gegenwart treibet. Dieses Kraut machet die Leuthe bißweilen e auch schlaffen / alß ob sie todt waren / welches dann ziemlich lange / e e und manchmahl uber 24 Stunden anhalt; es sey dan¯ / daß man demsele ben Mensche¯ die Fusse mit kalten Wasser wasche / alßdann kompt er wieder zu ihm [s]elber / ehe die 24 Stunden verlauffen sind. e Dieses seltzame Kraut wissen sich die uppigen Weiber der Portugiesen in Ostindien, absonderlich zu Goa und daherumb / ja auch viele Indianer zu
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ihrem Vortheil meisterlich zu bedienen / indem sie es ihren Mae n¯ern eingeben / wiewol sehr heimlich / insonderheit / wan¯ sie mit ihren Buhe len ihren unkeuschen Muht kuhlen wollen. Dann wan¯ sie von diesem Kraut dem Manne eingegeben haben / so scheuen sie sich keines weges / e auch in seiner Gegenwart allen ihren Lusten abzuwarten / ja sie ziehen und rupfen ihn wol gar beym Barth / nennen ihn einen Hahnreyen / und thun ihm dergleichen Possen mehr an; und ob schon der Mann alles mit seinen Augen siehet / verstehet er doch nichts / spricht auch nicht e e ein Wort dazu / sondern lachet / und gebardet sich nur wie ein narrischer Mensch: Ja wann er wieder zu ihm selber kommet / und seine Zeit auß ist / so weiß er von nichts / sondern meinet er habe geschlaffen. Happel: Relationes Curiosae II, S. 793. Außer bei Happel wird das Kraut Dutroa auch im ersten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten ausführlich beschrieben. Franciscis Darstellung folgt ebenfalls der Schilderung von Linschoten, die ebenfalls inkorrekte bibliographische Angabe weicht aber von der bei Zigler und Happel ab. 255,25–26 das Unglücke [. . .] Luchsen vorläufft] Zitat aus Lohensteins Ibrahim Sultan, dort von Ambre gebraucht, der ein Traum das ihr bevore stehende Unglück angedeutet hat: Das Ungluck aber laufft geschwinden e Luchsen fur. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 61. 256,22–25 unschuldige Frauenzimmer [. . .] springen musten] Die Ermordung von fünfzig Frauen nach Banises Flucht ist einer Episode im ersten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten nachgebildet, wo nach der Entführung einer Braut das Gesinde den Zorn des Brautvaters erdule den muss: Hieruber wird ein Tumult / welcher auch den Fucarandono / als der Braut Vatter / herbey zeucht: welcher durchaus die Ursach wissen e e will / und auch erfahret; daß nemlich sein liebes Tochterlein durchgane gen. Worauf er solches seinen Freunden ankundiget: welche es / der e Scharffe nach / zu eifern / beschliessen. Das arme Hausgesinde muß am ersten herhalten / und den ergrimmeten Tiger / dem sein Junges geraue e e bet / die blutdurstige Rache / mit Blut ein wenig abkuhlen: uber hundert e e Weibern schlagt man die Kopfe weg; die vornemste werden geviertheilt: aus Verdacht / daß sie etwan / um den Handel / heimliche Wissenschafft e hatten. Francisci: Lust-und Stats-Garten I, S. 92b. 257,28 Geheege] Schonung. e 257,28 ungebruhet] ungeschoren. 258,3–4 Lorbeer-Baum [. . .] triumphiren] Die Nymphe Daphne wird von ihrem Vater Peneios in einen Lorbeerbaum verwandelt, um sie so vor dem sie verfolgenden Apollon zu schützen. 259,30–260,2 Denn die Liebe [. . .] Luchs] In Prosa umgesetztes Zitat aus Johann e e Christian Hallmanns »Freuden-Spiel« Die Schaubuhne des Glucks Oder e Die Unuberwindliche Adelheide:
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Die Liebe (daß ich nur mein Urtheil recht entdeck’ /) Jst eine Fantasie und ungewisser Zweck: Es fuehlt ein ieder zwar ihr AETNA-gleiches brennen: Doch keiner kan Sie recht mit ihrem Nahmen nennen. [. . .] Jhr lieblichs Augenpaar ist dunckel zwar und blind / Doch Luchs und Argus seyn vor ihrem Blitz ein Kind. Sie ist kein Vogel auch / der durch die Lue ffte flieget / Und doch wird Luft und Pfeil durch ihren Flug besieget. e Hallmann: Unuberwindliche Adelheide, I 281–284, 289–292. 260,3–10 Ich weiß [. . .] den Tod] In Lohensteins Drama Cleopatra setzt ihr Gemahl, der abtrünnige römische Feldherr Marcus Antonius, seine Liebe zu der ägyptischen Königin über die Staatsraison: e Die Liebe laß’t ihr Reich durch Klugheit nicht verwirren; e Der Vogel siht den Leim / und laßt sich dennoch kirren / Die Mutte schaut das Licht / in dem sie sich versae ngt / e Das schnelle Reh das Garn / in welchem es sich fangt / Der Booßmann kennt die Fahrt des Ancker-losen Nachen: Doch kann ihn Witz nicht klug / Gefahr nicht zaghafft machen: So renn’t auch / der da liebt / selbst sichtbar in die Noth. Zwey Hafen hat man nur: gewehrt sein / oder todt. Lohenstein: Cleopatra, I 943–949. 260,16–18 indem Hercules [. . .] erwiesen hat] Die berühmte Geschichte von Herkules am Scheidewege, der sich dort trotz der Verlockungen der üppigen Personifikation der Lust für die bescheidenere Tugend und die mit ihr verbundene Ehre entscheidet, wurde von dem griechischen Sophisten Prodikos von Keos verfasst. In der nachantiken Welt wurde Herkules darum auch zum Begründer einer Tugendlehre stilisiert und seine Entscheidung über seine übrigen Heldentaten gestellt. Der Rolim erwähnt hier beispielhaft nur drei der insgesamt zwölf herkulischen Aufgaben: Den Raub der Rinderherde des Riesen Geryon, die Tötung der Hydra und die Erlegung des Neme¨ischen Löwen. 261,27–30 ein Arimaspischer Wolff [. . .] schmeltzen vermochte] In Lohensteins Drama Sophonisbe beklagt der besiegte Massanissa die Unbarmherzigkeit des Eroberers Scipio, der ihn von Sophonisbe trennen will: Steinharter Scipio! den ein Hircanisch Tyger / Ein Arimaspisch Wolf / ein Basilißk’ am Niger e Mit Gift und Blutt gesaugt! der Zembl- und Caspisch Eiß Im kalten Hertzen nehrt / weil er / wie siedend heiß Gleich meine Bitte war / wie viel verliebte Flammen e Gleich schlugen uber ihn aus meiner Brust zusammen / Mitleidende nicht schmeltzt. Lohenstein: Sophonisbe, IV 369–375.
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262,8–15 Vergonnets mir nur [. . .] muhsam zu seyn]
In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan verspricht die Kupplerin Sechierpera Ibrahim, dass sie die widerstrebende Ambre zur Liebe überreden will: Vergoe nt’s der Kae yser mir; e Trau’ich mir kuhnlich zu: die Liebes-Pillen ihr e Mit Farben schonsten Gold’s / nicht Frucht-loß einzuloben. Im Liebes-Becher schwimm’t das Oel des Eckels oben Den Lippen / welche noch ihr Zucker nicht geschmeckt. Was ist sie / als ein Kind / das noch in Schalen steckt? e Ein Baum / auf dem noch nie der Kitzel hat gebluhet / e Die Anmuth reif gewest. Ich aber bin bemuhet e Durch susse Lehren ihr die Knospen auf zu thun; e Die Einfalts-Kalte schleust. Ibrah. Auf dir scheint zu beruhn Noch unsrer Seele Heil. Wirstu diß Kind besiegen; Sol Ambre zwar des Nachts in unsern Armen liegen / Mein Hertze Lebenslang dich aber schlue ssen ein. e e e Sechierp. Ich wunsche so begluck’t als muhsam hier zu seyn. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 253–266. e 262,10 Kutzel] körperlicher Lustreiz. 262,20–24 wenn sie wil [. . .] qvillt Zinober] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan versucht die Kupplerin Sechierpera, die widerstrebende Ambre zu überreden, dass sie den Sultan erhört: Sechierp. Ja! sie kan / wenn sie wil / das Paradiß hier schmecken. e Ambre. Hilf Gott! Sechierp. Sie hat fur mir nicht Uhrsach zuerschrecken. Ambre. Wo komm’t die Gnad uns her: daß sie diß Hauß such’t heim? Sechierp. Die Biene suchet Klee und fleuch’t nach Honigseim. e e e Ambre. Was ist fur Sussigkeit bey mir fur sie verborgen? e e Sechierp. Man sih’t die Bienen auch fur ihrem Konig sorgen. e e Ambre. Fur wen / und was hol’t sie fur Bienen-Zucker hier? e e Sechierp. Fur unsers Sultans Mund / der so sehr lachst nach ihr. e Ambre. Kein solch schlecht Magd’gen kan so einen Herrn ergetzen. e e Sechierp. Es ist der Demuth Arth sich selbst verachtlich schatzen. e Ambre. Mein blodes Auge weiß von Liebes-Blicken nicht. e Sechierp. Wir: daß auß ihrer Nacht entzundend Blitz außbricht. e Ambre. Kein Scharlach blum’t den Mund / kein Purper deck’t die Wangen. Sechierp. Wir sehn’s: daß beyde ja wie Morgen-Rosen prangen. Ambre. Dem Athem fehl’t Zibeth / die Brust ist Perlen-leer. Sechierp. Hier brenn’t lebendig Schnee / dort quillet Bisam her. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 387–402. e 263,20–22 die Eigenschafft der Tugend [. . .] krafftiger werden] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan verbünden sich die Mutter des Tyrannen und der
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Vater der vergewaltigten Ambre gegen den Herrscher: Der Tugend Eie genschaft Gleich’t Palmen / denen gib’t die Unterdruckung Kraft. Lohenstein: Ibrahim Sultan, IV 387–388. Die Vorstellung der unter einer schweren Last wachsenden Palme findet sich auch in zeitgenössischen Emblemen. Vgl. Henkel/ Schöne: Emblemata, Sp. 192–193. 264,5–6 Ich kan / ich soll / ich will [. . .] nicht lieben] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan wehrt sich die von dem lüsternen Herrscher begehrte Ambre im Gespräch mit der Kupplerin Sechierpera vehement gegen den Vorschlag, den Sultan zu lieben: Ich kan / und wil / und sol den Ibrahim nicht lieben. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 507. e 264,8–11 Wollet ihr aber euch [. . .] vernufftig ausreden] s. die vorige Anmerkung: e Wilst aber du mein Licht / mit der Erbarmung uben / e Die dich verlieb’t umbhalß’t / ja dir zu Fusse fall’t / e e Die dich furs Sultans Hertz / und ihren Engel halt / Wirstu / wie du vermagst / die schwermende Begierde Dem Sultan reden auß / den Schatten meiner Zierde Vernue nfftig bilden fue r / Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 508–513. 264,13–18 Mein Kind [. . .] eingeben wird] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan lässt sich die Kupplerin Sechierpera von den Bitten der bedrängten Ambre erweichen und verspricht, Ibrahim seine Liebe zu Ambre auszureden: e Mein Kind / diß ist ein Wunsch kaum moglich zu vollziehn. e e Wer sich des Suldans Brunst zu dampfen wil bemuhn / e Der geust ins Feuer Oel / flutt auf entgluhte Steine. Doch / weil ich es mit dir so gut und hertzlich meyne / Du meiner Seelen Trost / mein Augen-Apffel bist; So wil ich / was mir nur Beredsamkeit und List e Wird rathen / mit Gefahr selbst meiner / fur dich handeln. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 517–523. e 265,23–266,18 Was bringt ihr uns [. . .] Schonheit zu urtheilen] In Lohensteins Drama Ibrahim Sultan versucht die Kupplerin Sechierpera vergeblich, Ibrahim seine Liebe zu Ambre auszureden: e Ibrah. Was bring’stu uns / mein Trost / Vergnugung oder Pein? e Sechierp. Durch einen Schlag kan nicht ein Baum gefallet seyn. e Ibrah. So laß’t / hilf Himmel! sich die raue nicht bewegen? Sechierp. Des Kindes Wahnwitz wird sich mit der Kindheit legen. e Ibrah. Schlag’t sie mit Trotze denn des Sultans Lieb’ in Wind? e e Sechierp. Sie ruhmet seelig die / die selbter fahig sind. e e Ibrah. Wie? stoß’t sie denn von sich die Seeligkeit mit Fussen? [. . .] Ibrah. Sol Ibrahim von ihr sich aber henckern lassen?
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Sol er des Nachts im Traum’ ihr zaubrisch Bild umbfassen / e e Des Tages saufzende wie Sclave fur ihr knien? Mit iedem Athame Hertzklopffen an sich ziehn? Und durch die Hellen-Pein nicht ihre Gunst erwerben? Ja unvergnue g’t vergeh’n / und unbeseligt sterben? e e e Sechierp. Großmacht’ger Herr und Furst. Holtz / das bald Feuer fang’t e e Halt lange Kohlen nicht. Der Hund’sstern / welcher fangt Laub / Graß und Blumen weg / hat wenig Frist zu brennen. So wird der Seelenbrand sich auch des Sultans trennen Durch Zeit / Vernunft / und Witz. Ich selber muß gesteh’n: e Auch schlechte Blumen sind den weiten Augen schon / Das Wasser schein’t Scarlat in fernen Regenbogen; e Der Ambre Schonheit hat entfernnt mich mehr gezogen Als sie mich nahe zeucht. Und / wo ich urtheiln kan / So stehet Ambre nicht dem grossen Sultan an. Ibrah. Ach! Leider / ach! diß ist kein Pflaster unsern Schmertzen! e Die Seiffe tilget nicht das Bildnuß auß dem Hertzen / Die deine Zunge selbst preg’t unser Seelen ein. e e Wie mag die Gottin dir nunmehr verachtlich seyn / Der Weyrauch war zu schlecht / und Balsam zu geringe? Sechierp. Des Menschen Vorwitz fae ll’t oft auf nichts-werthe Dinge / e Begierde greifft so bald nach Mah’ und Distel-Bluth’ Als Tulipen und Klee. Wenn man zu erst ersiht Auch ein geringes Licht / verblae ndet’s das Gesichte. e Ich schwere; grosser Furst: daß itzt mit minderm Lichte Mir Ambrens Antlitz spiel’t. Der Strahlen Unruh reg’t e Der Augen Uhrwerck nicht; Ihr Mund vermahlt und heg’t Mit den Granaten nicht den Anmuths-Reizz zusammen. Der Brue ste Schneeberg ist kein Etna / weil von Flammen e Der Gipfel unbekron’t; ja kein tief Athem schwell’t e Die lassen Balg’ hervor. Der Wangen Lilgen-Feld Ist allzusehr mit Roe th und Rosen ue berstreuet. Ibrah. Schweig Sechierpera! denn unsre Seel’ erfreuet / e e Und unser Aug’ entzuck’t viel / was du Mangel nenn’st. e Weil du das Zaubern nicht der bloden Augen kenn’st / Den Balsam nicht geschmeckt / der von entflammten Wangen Und ernsten Lippen schmiltz’t; Lohenstein: Ibrahim Sultan, III 69–75, 83–120. 266,14 beschrencket] versehen, ausgestattet. 269,16–270,35 zu welcher alle Unterthanen des Reichs [. . .] geendiget wurde] Die Darstellung des königlichen Umzugs findet sich auch im zweiten Teil von Happels Relationes Curiosae, wo ausführlich aus Schultzes Reisebeschreibung zitiert wird. Zigler geht in seiner Schilderung der Aracani-
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schen Sitten jedoch über die bei Happel wiedergegebenen Passagen hinaus. Die explizite Nennung Schultzes in der Vorrede, die korrekte Paginierung einer erläuternden Fußnote (vgl. hierzu die folgende Anm.) und die Integration von Details, die einer weiteren, Schultzes Reisebeschreibung angebundenen Reiseschilderung entstammen (vgl. hierzu die folgenden Anm.), belegen zweifelsfrei, dass Zigler ein Exemplar von Schultzes Reisebeschreibung zur Verfügung stand: An diesem Tage mue ssen auch alle Untertahnen des gantzen Koe nige e reichs / kraft eines Koniglichen Befehls / so wohl Weiber als Manner / so viel derer gesund sind / und ihr sechszehen / oder achtzehende Jahr erreichet haben / in der Haupt-stadt Arakan erscheinen / um dieser Koe niglichen Erscheinung beyzuwohnen; [. . .] Man sahe die Menschen zu e Wasser und Land haufig herzu lauffen. Einige der Grossen und Reiche e sten / erschienen in ihrem prachtigsten Habit, mit kostlichen Schiffen / e Dienern und S[c]laven / so / daß die Menge unzahlbar war. [78b] Als nun der Tag der Koe niglichen Erscheinung endlich erschienen / e sahe man vor dem Koniglichen Schloß / welches ungefehr mitten in der e e Stadt ligt / alle Platze gekehret und geschmucket / und mit hoch-erhae benen Schaubunen gezieret. Eine grosse Menge Soldaten stunden bereits im Gewehr / um alle Unordnung zu verhindern: damit der Koe nig von e allen mochte gesehen werden. e Endlich kam S. Konigl. May. unter dem Klang der Trommel / Trome petten und Schalmeyen / aus seinem Koniglichen Pallast / auf einem weissen Elephanten geritten / bekleidet mit den koe stlichsten Asiatischen e Kleidern / mit Perlen / Kleinoten / und dergleichen unschatzbaren Edele e steinen geziert / einen Turckischen Bund / mit einer unschatzbaren e e Krohne auf dem Haupt tragend / welches uberaus Mayestatisch und prae chtig anzusehen war. Er setzte sich in einem Zelt / welches oben auf e dem Rucken des Elephanten gemachet war; auf dessen Genick ein Arakanischer Edelman saß / und die ungeheure Bestie regierte. Dieser Elee phant war mit kostlichen und gestickten Decken behangen: ging langsahm fort / und absonderlich abgerichtet / damit er dieses Arakanischen Koe nigs Ehre und Herrligkeit / an diesem Tage moe chte ansehnlicher machen. e e Es ward auch ein uberaus kostlicher Sonnen-schirm / durch einige Edele e e leute / uber dem Haupt des Konigs getragen. Rundum den Konig gingen viele ansehnliche Stats-leute zu Fusse / nebenst einigen Arakanischen Helden / mit ihren Wafen / um diesen Aufzug desto herrlicher zu machen. e e Dem Konig folgte ein furnehmer Mohren Printz / und einer von den e e ansehnlichsten Sicken des Konigreichs Arakan, auf einem kostlich ausgezierten Elephanten / mit vielen Dienern und Trabanten. [79a] Nach e e diesem ritten Mann fur Mann / alle hohe Persohnen des Konigreichs /
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ordentlich nach einander / auf Elephanten / und wurden gleichfals mit e Spielleuten / Dienern und Beylaufern begleitet. e Niemahls hat man vielleicht eine grossere Pracht an Kleidern / Gold / Silber und Edelgesteinen / als zu der Zeit / gesehen; ja / meine Feder ist e e zu schwach / diesen Majestatischen und unvergleichlichen Koniglichen e e Aufzug / der Gebuhr nach / zu beschreiben. Hie sahe man Sabel / Hellebarden / Lantzen / Pfeile und Bogen / Assagyen / und dergleichen Gewehr / in unbeschreiblicher Menge. Die Sonnen-schirme / Fahnen und Wimpel / wodurch dieser Aufzug herlicher gemachet ward / nebenst e den Musicalischen Instrumenten / waren unzahlbar. Die Arakanische Talpooys, oder Priester / mit den Musicanten / schlossen diesen Reyhen. Die Mauren des Koe niglichen Pallastes / die Vor- und Binnen-hoe fe / e e Marckte und Strassen / nach den Koniglichen Schloß zu / sahe man an beyden seiten mit tapferen Soldaten besetzet / in Liverey / und in weise sen Baumwollen Leinwa[n]d gekleidet / mit blossen Sabeln / Pieken e e und Assagyen in den Handen: damit der Konigliche Aufzug ohne Vere hinderung und Unordnung / geendiget werden mochte. e e e Auf solche weise zog der Konig durch alle furnehme Strassen / Platze und Oerter der grossen Hauptstadt Arakan, so / daß er von viel tausend Menschen zugleich konte gesehen werden: und nachdem er also her[u]m geritten / kam er wieder vor dem Koe niglichen Pallast an. Worauf (nach e e der funfjahrigen Gewohnheit) ein neuer Eyd der Treue von den Untertahnen abgefordert ward / welcher denn von allen Ecken mit einem grossen Frolocken / und vermischten Geschrey / abgelegt ward. Als dieses geschehen / wurden unter dem Klang der Pfeiffen / Trompetten und e e Trommeln / alle Gestucke auff den Mauren des Koniglichen Schlosses e e geloset. Mannigfaltige Kunst- und Freuden-feur (worin die Arakaner alle andere Ost-Indische Voe lcker ue bertreffen) sahe man angezue ndet / und in die Luft fliegen / welcher Actus und Auffzug endlich mit dem Seytenspiel (nach der Arakanischen weise) geschlossen und geendiget ward. Schultze, S. 78a–79a (vgl. auch die Illustrationen auf S. 74 und zwischen S. 74 und 75). e 270,7 dem grosten Sicken] In der von Zigler angegebenen Stelle bei Schultze geht es um die Kleidung und das Auftreten der Würdenträger. Vgl. e e Schultze, S. 95b: Die Sicken / Reichs-Rahte / und der samtliche Adel / gehen in einem Baumwollenen weissen Cabay / welcher dicht zusammen schleust / und die nackte Armen und Brust bedecket. 270,21 Lieberey] Livree, Uniform. e 271,3 Erlassung der schweren Anlagen] Zum Steuernachlass vgl. Gefahrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Anhang zu Schultze), S. 57a: Im Jahr 1652. ward der junge Koe nig gekroe hnet. Er ließ allen Untertahnen in den ersten dreyen Jahren alle Contributioe e nen, Zinße und Schatzungen nach / weil sie durch die ubermassige Schatzungen seines Vatters / sehr verarmet waren.
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271,5–6
Krafft deren [. . .] sehen lassen] Die seltenen Auftritte des Königs von Aracan werden sowohl in Schultzes Reisebeschreibung als auch in Happels Abschrift geschildert. Da Zigler sich mit größerer Wahrscheinlichkeit auf Schultze stützte (vgl. hierzu die Anm. zu S. 269,16–270,35), wird hier aus dessen Reisebeschreibung zitiert: ALle fue nf Jahren / und gemeiniglich e e am 15. Tag Novemb. last sich der Konig von Arakan, außer seinem e Pallast / offendlich in grosser Pracht und Mayestat sehen [. . .]. Schultze, S. 78a. e 271,6–7 daß er seine Schwester ehlichen muste] Vgl. Gefahrlicher Schiffbruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Anhang zu Schultze), e S. 56b: Nachdem Zeugnuß Wilhelm Metold, darf man daselbst seine leibliche Schwester zum Weibe nehmen / weil die Nachkommen Adams ein gleiches sollen getahn haben. e 272,23 Korangerim / ein Vetter des vorigen Koniges] Zu Korangerim, seiner Verwandtschaft mit dem vorigen König und seiner Stellung unter den Reichsräthen vgl. Gefae hrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdte schifs ter Schelling (Anhang zu Schultze), S. 57a: Des Konigs Vetter / der e e des Jahrs 1605. regierte / hieß Korangerim, war der furnehmste Furst e und Herr unter den Reichs-Rahten. e e 272,25–26 Großmachtigster Konig von Aracan [. . .] Pegu] Zur Anrede Bae lacins vgl. die Selbsttitulatur des Königs von Aracan in Gefahrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Anhang zu e e Schultze), S. 57a: Nachdem Zeugnuß Jarrichii, nennet sich der Konig in e einem Brieff / den er an einen Jesuiten geschrieben / den machtigsten und e
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grosten Konig von Arrakan, Tipara, Chacomas, Jangoma, und Bengalen, Herrn von Pegu. 273,25–26 Waffen zu ergreiffen [. . .] Krieg angefangen wird] Der gleiche
typische Gedanke findet sich in Saavedras Embleme-Sammlung: 80. Die vvaffen sollen bereit sein, ehe sich Krieges noht findet. Saavedra, S. 12v, Nr. 80. 274,12 Karangeri / der dritte Reichs-Rath] Zum Reichsrat Karangeri vgl. Gefae hrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Anhang zu Schultze), S. 57a: Einer mit Nahmen Karangeri war der e zweyte furnehmste Reichs-Raht. e 274,15 Inmittelst versicherte sich der Konig der Portugiesen] Zur Verpflichtung von portugiesischen Söldnern vgl. Schultze, S. 93a: Diese alhie wohnende Portugisen / waren in Koe niglichen Diensten / und wurden e von dem Konig von Arakan besoldet / derer er sich bediente im Krieg wieder die Bengaler / Peguaner / Siamer / und dergleichen Indianischen e Volckern. 274,17 Pferde aus Pegu] Zur Tatsache, dass in Aracan Pferde selten sind vgl. Schultze, S. 97b: Die Arakaner haben viele Elephanten / [. . .] aber wenig Pferde.
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Der Besitzer aber des weissen Elephantens] Auf welche Quelle Zigler hier zurückgegriffen hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Über die große Wertschätzung eines weißen Elefanten und den daraus resultierenden Krieg berichten Balbi, Schouten, Roger, Francisci und Happel, wobei sich die drei letztgenannten auf die Berichte der erstgenannten Reisenden stützen. Da sich die Darstellungen inhaltlich wie sprachlich unterscheiden, werden hier sämtliche potentiellen Quellen wiedergegeben: Alle diese Bilder hat deß jetzigen Koe nigs Vatter damahls machen / vnd e an gemeldte Ort versetzen lassen / als er deß Imperii zu Silon machtig worden / vnd den Sieg vber dasselbige erhalten / von welcher Zeit an er e biß daher der Konig der weissen Elephanten ist genen¯et worden / sintemal sich vmb dieser willen derselbige Krieg hatte angefangen. Balbi, S. 81–82. In Siam allein / und sonst in keinem andern Land / wird unterweilen ein weisser Elephant gefangen / welchen / als ein Wunderwerck der Natur / alle Indianer / insonderheit aber die Siamer / und dero Benachbarten / e e e fur einen Fursten / oder Herrn / der Elephanten gehalten. Die Konige von Siam haben vielmals einen an ihrem Hof gehabt [. . .]. [. . .] Um dieser weissen Elephanten willen sind von Alters wider Siam, und zwar letzlich / ungefae hr vor sechtzig Jahren / mit dem Koe nig von Pegu, oe fe fentliche Kriege gefuhrt worden: der dazumal obgesigt / und nicht nur allein den weissen Elephanten hinweg genommen / sondern auch den e e Siamischen Konig ihm unterthanig und zinßbar gemacht: welches Joch e die Nachkommlinge abgeworffen / und sich an Pegu herrlich gerechnet haben. Schouten, S. 303–304. Sonderlich wird dergleichen grosse Ehre den weissen Elephanten / in e e dem Konigreich Siam, angethan; da sie am koniglichen Hof / in Wohe nungen / Kleidungen / Speis und Trank / furstlich unterhalten / und bedienet werden. Ja / um eines solchen Elephanten willen / haben weie land die Konige von Pegu, und Siam, schwere Kriege miteinander gee e fuhrt; wie weitlaufftiger hiervon zu lesen / bey Joost Schouten in der e neulich-ubersetzten Beschreibung deß Koe nigreichs Siam bl. 303. 304. Roger, S. 513, Fußnote (b). e e Es fliessen aber alle solche Blut-Sturtzungen / und Kriegsemporungen / guten Theils / her aus einem ehrsichtigen Aberglauben; nemlich von e den weissen Elephanten / die nicht allein / um der Raritat willen / in Siam und Pegu / als ein sonderbares Kleinod / geachtet; sondern auch / mit einer aberglaubischen Pracht / geehret / und bedienet werden. Denn e wie der Venetianische Jubilirer Balbi gedenckt / so hat der Konig von e Pegu / den zu Siam / durch eine prachtige Gesandschafft / besuchen lassen / und begehrt / er solte ihm seinen weissen Elephanten / gegen e einer so hohen Summa Geldes wie der Siammer selbst wurde begehren / e uberlassen. Welches ihm aber der zu Siam abgeschlagen / und sich da-
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durch einen schweren Krieg ue ber den Hals gezogen. Francisci: Kunstund Sitten-Spiegel III, S. 988a–988b. e NIrgendswo / als allein in dem Konigreich Siam / wird / wiewohl doch gar selten / ein gantz weisser Elefant gefangen / welcher von allen Indianern vor ein Miracul / und so wol von den Siammern / als ihren e Nachbahren vor den Elefanten Konig geachtet. [. . .] Umb eines solchen e Elefanten willen / hat der Konig von Pegu den von Siam vor etwa hundert Jahren hart bekrieget / und ihm desselben gantzes Reich zinßbar gemacht / da er sich vorhero erbohten / dem von Siam vor seinen e weis[s]en Elefanten so viel zu geben / als er nur begehren wurde. Happel: Relationes Curiosae II, S. 746. e 275,23–276,3 Die ersten [. . .] gleichenden Buffeln] Bei der Beschreibung des peguanischen Heeres und seiner Waffen stützt sich Zigler auf Balbis Reisebeschreibung und nicht auf die verkürzte Abschrift der betreffenden Passage im dritten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten: e e e Ire Stuck und Buchsen sind so schon vnd gut / als die vnsere jmmer. Ihre e Lantzen von vollen vn¯ starcken Rohrn / welche sie oben mit einem spitzigen Eysen beschlagen. Ire Wehr vnd Schwerther haben vornen keine Spitzen / sonsten Handthaben / wie die Cortellasten / ein Lenge von dreyen Viertheiln / vnd nur auff der einen Seiten Schneiden. Die Tartschen sind einer Handt breyt / vnd sechs lang / von einem zwyfachen Leder gemacht / vnd mit einer hellen vnd schwartzen Mixtur / e Achiran genannt / gehartet. Vnd auß solcher Matery machen sie auch e jhre Sturmhute / welche sonsten den vnserigen an der Form gleich sind. [. . .] e e Die Buffel dieses Landts sind lichtblaw / vnd an der Grosse den Elephanten gleich. Balbi, S. 82. 275,36 funffzehen mal hundert tausend Mann] Tatsächlich beziffert Balbi das Heer des Königs von Pegu auf dreymahl hundert tausend Mann (Balbi, S. 84). Ob Zigler hier versehentlich oder mit Absicht die Zahl der Soldaten verfünffacht, lässt sich nicht mehr feststellen. 276,4–5 Solche vertraute er [. . .] zu trauen war] Die Vorlage dieser Passage bildet erneut Balbis Reisebeschreibung: Er hat zwar viel grosse vnd kleine e e Geschutz / aber niemandt der damit weiß vmbzugehen / vnd kondte auch ein grosse Anzahl Galeen / Fusten vnd andere dergleichen Schiffe lassen zu vnd außrue sten / wenn nur Leute weren / die sie wue sten zu regieren: Dieweil er aber solche nicht haben kan / lest ers auch anstehen / vnd nimpt / wenn er etwas vor hat / mehr nicht mit sich / als kleine Handtrohr / vnd gibt sie etlichen gewissen Moren von Bendala, welchen er doch / als frembden / wenig vertrawet. Balbi, S. 83. e 276,13–278,5 In der neuen Stadt Pegu [. . .] zu beschadigen sind] Die Elefantenjagd wird auch in den Sammelwerken von Francisci (Lust- und
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Stats-Garten, Kunst- und Sitten-Spiegel) und Happel beschrieben, die von Zigler benutzte Vorlage war aber mit großer Wahrscheinlichkeit die in Balbis Reisebericht enthaltene Schilderung, auf die sich auch die beiden anderen Autoren stützen: Von der Elephanten Jagt zu Pegu`. e DEr Konig zu Pegu` pflegt offt vnd viel auff die Elephanten Jagt zu ziehen / welches denn die lustigste ist / so je seyn mag. In der newen Statt ist ein grosser Schrancken insonderheit darzu gemacht / allenthalben mit starcken hoe ltzernen Seulen verschlossen / welche Seulen so weit von einander stehen / daß eben ein Mensch darzwischen hinein kommen kan / fue r die Elephanten aber ist es viel zu eng. Vnd wenn der Koe nig ein solche Jagt anstellen wil / lest er viel Elep[h]anten Weiblein / so zu solchem Handel abgerichtet sind / vnd desselbigen Volcks Sprach verstehen / herauß in einen grossen dicken Busch oder Waldt drey Meyl Wegs von der Statt gelegen / in welchem es der wilden Elephanten sehr viel hat: Ehe man aber die Weiblein hinauß lest / schmiert man jhnen e jhre Gemacht mit einem besondern Oehl / welches die wilde also baldt riechen: Folgen derowegen den Weiblein / als welche darzu gewehnet sind / daß sie stracks der Statt zu gehen / fue r grosser Brunst vnd Begierde biß in die gemeldte Schrancken hinein nach / also daß sie keinen Menschen schewen / sondern es stehen viel Leute herumb / vnd sprechen den Weiblein zu / vnd mahnen sie zu allem an / was sie von jhnen begeren. e e Vnter dessen gibt man dem Volck mit den Jagerhornlein vnnd anderm e ein Zeichen / das gehet alsdenn zuruck / vnd lest die Elephantinne jhre e Breutigam heimfuhren. Wenn aber die wilde Elephanten auß dem e Walde kommen / wissen sie nicht / ob sie sollen zuruck gehen / oder den Weiblein vollendts folgen / gehen doch endtlich ferrner mit / deren Hoffnung / sie werden etwan vorbaß noch einen andern Waldt antreffen / wie sie sonsten in der Wildtnuß pflegen / kommen aber hiermit biß in die verschlossene Schrancken hinein / da denn viel Leut darzu verordnet stehen / die lassen die Gattern also baldt vorfallen / damit die wilde Elephanten nicht wiederumb herauß koe nnen. e Wenn solches geschehen / gehen die Weiblein wiederumb in jhre Stall e vnd Stande / so eben so weit vnd lang sind / als auch sie / die Thier e e selbst / vnd werden von den Jagern hinder jhnen mit einer Fallthuren e verschlossen. Vnter dessen spuren die wilde allererst / daß sie gefangen vnd jhrer Freyheit beraubt sind / fangen derowegen an grawsamlich zu e e e wuten / vnd alle jhre Starcke zu versuchen / ob sie sich konnen loß machen / vnd ist ein Lust zuzusehen / denn sie weynen / heulen vnd weheklagen zwo oder drey gantze Stundt / lauffen etwan diesem / baldt einem andern Menschen entgegen oder hinden nach: Wenn man jhnen
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denn durch die dicke Pfosten auß den Schrancken entweicht / hawen sie e e mit den Zanen dermassen in die Seulen hinein / daß die Zan etwan e e e daruber zu Stucken gehen / biß sie mude werden / vnd jhnen der Schweyß vber den gantzen Leib ablaufft / alsdenn stecken sie den Schnabel in die Erde / vnd bringen eine solche Menge Wasser auß dem e Leib herauß / daß sie alle Vmbstander damit benetzen. Wenn man sie e e nun wil in die Stalle fuhren / lest man die Weiblein wiederumb herauß / e die gehen jhnen wiederumb vor biß in die Stalle / darein man sie versperren wil / hinein / vnd werden auff einer andern Seiten herauß gee e lassen. Die Stalle aber sind grosser nicht / als daß eben ein solch Thier in einem stehen kan / in demselbigen werden sie angebunden / vnd gefae nglich gehalten / stehen also wol vier oder fue nff Tage / ehe sie etwas essen oder trincken / werden derowegen fast matt / vnd in acht Tagen so zam / als die andere / welches denn meines Erachtens allein daher kompt / dieweil kein Thier auff der gantzen Welt zu finde¯ / so dem Menschen am Verstandt so nahe verwandt / vnd desselbigen Rede so wol verstehen kan / als eben dieses / vnnd hat also das Ansehen / als mangele jhm nichts mehr / als die Rede. e In Summa es ist in dem Krieg das aller nutzlichste Thier / sintemahl vier e e starcke Manner gantz fuglich darauff stehen / vnd sich jhrem Feinde mit e Buchsen / Bogen / Lantzen vnd anderm auß aller Macht wiedersetzen e konnen. Ihre der Elephanten Haut ist so dick / daß man sie mit keinem e Rohr durchschiessen kann / ohn bey den Schlaffen vnd Augen / als an welchen Orten sie nicht so fest ist. Balbi, S. 86–87 (vgl. Abb. 10). 278,26 Soudras] Zur Kaste der Soudraes vgl. Roger, S. 3–4: Diese vier sind / der Stamm der Bramines, der Stamm der Settreaes, der Weinsjaes, und der Soudraes. In solcher Ordnung / gleichwie sie allhie gestellet / folgen e e sie aufeinander; und ubertreffen auch einander an der Wurde. 278,31 Bartrouherri] Den Namen Bartrouherri hat Zigler aus Rogers Offe ner Thur zum verborgenen Heydenthum entnommen. Dort wird erstmals eine Übersetzung der dem indischen Spruchdichter Bhartrihari zugeschriebenen Weisheiten abgedruckt (S. 459ff.). Von den Sprüchen macht Zigler allerdings keinen Gebrauch, seine Nutzung der Quelle beschränkt sich auf den dort Barthrouherri geschriebenen exotischen Namen. Zu Barthrihari und seiner Übersetzungsgeschichte vgl. den Artikel Barthrihari in: Meyers Konversationslexikon, Bd. 2, 4Leipzig und Wien 1885, S. 873a. 279,2 Munition-Wagen in verwirreter Ordnung] Zum ballistischen Ungeschick der Mohren vgl. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1527b: e e Mit grossem und kleinem Geschutz ist der Konig gleichfalls reichlich e versehen; aber wenig mit geschickten Stuckmeistern: [. . .] Weil es ihm e e denn an Buchsenmeistern gebricht: nimmt er nur kleine Faustlinge / e oder Hand-Rohre / mit sich in Krieg / und gibt selbige etlichen Schwartzen von Bengala; wiewol er diesen / als Fremden / wenig trauet.
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dem Flusse Menan] Zum Ursprung und Verlauf des Flusses e Menam vgl. Schultze, S. 143b: Die Niederlandische und andere Schiffe / anckern in dem groß Syamischen Fluß / Menam genant. Dieser Fluß [n]imt seinen Anfang aus der berue hmten See / Chiammay, und lae uft auf e hundert Meil weges / nach dem Norden / durch das Konigreich Syam, e ergeust sich alsdan nach dem Suden / in das Syamische Meer. 285,5 Belagerung abwarten] Zur historischen Belagerung von Siam durch den Kaiser von Pegu vgl. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1510a: e Es schreibt Cæsar Fridericus, daß im Jahr 1567. der Konig zu Pegu den e von Siam in seiner Koniglichen Stadt mit einem Heer von vierzehen e hundert tausend Mann / neun- und zwantzig Monat lang belagert / und e e in wahrender Zeit noch funff hundert tausend Mann zum Entsatz bee e kommen hab. Hatte ihm aber nichts abgewinnen konnen / wenn nicht e e e die Thoren der Stadt durch Verratherey des Stathalters ihm waren eroffe net worden. Als der Konig von Siam solches gesehen / hab er sich selbst durch Gifft umgebracht / und seine Kinder / samt dem Koe nigreich / dem e von Pegu zum Raub uberlassen. 285,27 Unerfahrenheit der Mohren] Vgl. Schultze, S. 179b: dieses ist die Ursache / warum man heutiges Tages keine Elephanten im Streit mehr gebrauchet; doch bedienen sich die Moren ihrer Hue lffe im fortziehen e einiger schwerer Lasten / oder des groben Geschutzes / womit die Moren e noch so kluglich nicht um zu gehen wissen / wie die Europeer. e e e 289,25–28 glantzet prachtiger [. . .] zu kussen] Zigler zitiert hier eine Passage aus Johann Christian Hallmanns Trauer-Freuden-Spiel Die Merckwue rdige Vater-Liebe Oder Der vor Liebe sterbende ANTIOCHUS Und die vom errettende STRATONICA, in der sechs namenlose Räte gegenüber ihrem König Seleucus die Schönheit der Königin Stratonica rühmen. e I. Rath. Sie glantzt mehr als Dian’ in dem gestirnten Reiche. e II. Rath. Kein Sterblicher vertragt ihr blitzend Angesicht. III. Rath. Seht wie der Wangen Schnee den Alabast vernicht! [. . .] VI. Rath. Jhr kluger Mund besiegt Corallen und Zibeth. e e I. Rath. Der Haare schimmernd Gold die guldne Morgenroth. [. . .] e e III. Rath. Die Lil’jen zarte Hand woll’n Gotter selber kussen. Hallmann: Antiochus und Stratonica, I 167–170, 173–176. 289,29–31 ein verliebter Wind [. . .] gerinnet] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, die ausschließlich weltliche Gedichte enthält, findet sich auch ein Hochzeitsgedicht, in dem Lohenstein die Freuden besingt, die der Bräutigam erwarten darf: Treib’t denn ein Liebes-Wind die Segel seiner Sinnen Auff ihrer Marmel-Brust noch unbeschifftes Meer /
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So wird er unvermerckt in diesen Wellen innen / Die Venus schwimm’ allhier auf zweyen Muscheln her. Sieht er die Anmuths-Milch nebst den Rubinen rinnen Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 101, 22–26 (Dreyfache Bildung der Liebe). e 289,31–290,3 Das Uhrwerck [. . .] Schonheit findet] Zigler zitiert hier erneut aus e dem Lob der Stratonica in Hallmanns Drama Die Merckwurdige VaterLiebe Oder Der vor Liebe sterbende ANTIOCHUS Und die vom errettende STRATONICA (vgl. die Anm. zu S. 289,25–28): IV. Rath. Jhr wolgewoe lbter Leib hoe hnt aller Tempel-Schmuck. V. Rath. Der Schenckel Uhrwerck ziert den Diamantnen Rock. VI. Rath. Der gantze Kreiß erstarrt ob ihren Wunder-Gaben. I. Rath. Wie seelig ist der Fue rst / den solche Engel laben! [. . .] e V. Rath. Wie seelig ist der Furst / der so den Hafen findet! e e e VI. Rath. Wie seelig ist der Furst / den Schonheit so vergnugt! Hallmann: Antiochus und Stratonica, I 177–180, 184–185. e 291,32 jenem singenden Europaer] Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Die lyrische Abhandlung über die Vergänglichkeit der Schönheit stammt dessen »poetischer GeschichtRede« Die erleuchtete Maria Magdalena: Will ich die Schoe nheit itzt in diese Reyhen binden / e e Was sag ich Schonheit doch? den Leitstern zu den Sunden / Was ist es als der Zeit gemeines Gauckelspiel? Nichts als ein kurtzer Wahn / ein ungewisse Wahre / Die auf uns selber stirbt / und uns gebraucht zur Bahre / Ein Zeug / der unsrer Haut nicht Farbe halten wil. e Kein reines Spiegel-Glaß kriegt eher bose Flecken / e e Kein Stern last sich sobald die trube Wolcken decken / Kein ungelegter Schnee versteubt und schmiltzt so leicht / Ein Blitz wird nicht sobald vergehen und verstreichen / Und so geschwinde wird die Rose nicht erbleichen / e Als Schonheit der Gestalt aus unsern Auge¯ weicht. Hoffmannswaldau: Helden-Briefe, S. 5–6, Strophen 9 und 10. 293,3–6 Wie schicket [. . .] im Hertzen sitzet] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, die ausschließlich weltliche Gedichte enthält, ist u. a. ein Gedicht zum Thema Priester-Liebe enthalten, in dem ein Geistlicher unter Berufung auf die Bibel für Priesterehen argumentiert: Schickt sich’s ein Priester seyn / und gleichwol Hochzeit machen? Ja ja! gar wol! was Gottes liebes Kind e Was die Natur den Seelen eingesamet / e e Steh’t auch fur Gott in Tempeln unbeschamet.
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Es schick’t sich wol: daß Priester Vae ter sind. Die Lieb’ in keuscher Eh’ entweih’t kein Opfer nicht / Das Heiligthumb wird nur beflecket / Wenn geile Brunst im Hertzen stecket / e Die Gottes Ordnung stor’t und Eh’ und Eydschwur bricht. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 125, 8–16 (Unverwehrte Priester-Liebe). e 293,19–20 ein Konig in Palæstina] Bei dem in der Fußnote angegebenen Francisci wird die Verbindung zwischen Ophir und Pegu ausführlich diskutiert: e e e Etliche von den Rabinen haben dieses Konigreich / fur ein Stuck des Landes Ophir / gehalten / dahin die Salomonische Schiffart gangen. Welches Einige hiemit bestetigen / weil / noch heutiges Tages / mancherley Spuhr und Zeichen / in Pegu / davon vorhanden: darunter auch e diese / daß daselbst herum gar viel Juden sich befinden / und die alten Einwohner selbst in der Meynung stehen / daß solche von den Juden e herkommen / welche der Konig Salomon daselbst hin verschickt. Und das wird hiedurch noch weiter befestiget: weil / mit dem Koe nigreiche Ava, welches / ihrer Meynung nach / gewiß Ophir ist / das Reich Pegu e grentzet / und vor Alters Ava zu Pegu gehort / auch der Peguinischen e e Konige furnehmster Sitz gewesen. Ob nun zwar der Beweiß / so von denen / im Lande wohnenden / alten Jue den / genommen / ziemlich schwach; indem diese / vielmehr durch die Edelgesteine / deren Pegu die Menge hat / gezogen / und bewogen worden / allda ihre Wohnung zu e nehmen (denn Gold und kostliche Steine sind das rechte Aas / dabey sich e diese Geyer am hauffigsten sammlen) so ist dennoch gewiß / daß Pegu e und Ava ein furnehmes Theil von Ophir gewesen / und diejenige / welche diesen Namen an die / ob gleich herrlich-grosse Insel Zeilan / allein e binden und einschrancken wollen / deren Vorfechter insonderheit der gelehrte Bochartus ist / gar sehr irren: so wol als die / welche Pegu allein / oder Malacca / oder Calicut / darunter begreiffen. Denn / durch das Salomonische Ophir / wird das gantze Ost-Indien verstanden. Wie / e in dem Ost- und West-Indischen Lust-Garten / hievon ausfuhrlicher geredet worden. Francisci: Traur-Saal III, S. 998–999. Zu den Zusammenhängen zwischen Pegu, dem König Salomo und dem sagenumwobenen Land Ophir vgl. auch Roger, S. 800. Dort ist allerdings nicht von Gold die Rede: Im Jahr 1557. e e ist ein Frantzosischer Munch / Bonfera genant / aus Begierd / das Evane gelium diesen Volkern zu predigen / von Goa nach S. Thomas, ferner zur See nach dem Hafen Cosmin, und also gar nach Pegu gezogen; allda er von ihnen verstanden / die Peguaner seyen von etlichen Juden hergekommen / die vorzeiten von Salomon deß Lands verwiesen / und in das Bergwerke nach Ophir gebannisirt worden. 293,26 Samorin in Calicut] Zigler bezieht sich hier auf Aloysius Cadamustus’ Navigatio ad terras ignotas. Dort werden die Vorrechte der Braminen mit
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der Bestimmung erläutert, dass nie ein Sohn, sondern immer ein Neffe des jeweiligen Herrschers den Thron erbt: Rex duas habet coniuges, & quam libet illarum sacerdotes decem assiduo` comitantur, easque comprimunt, & id in decus regis eximium fieri iactant, nullum alium honoratiorem titulum regi dantes, qua`m quod eius coniuges a` sacerdotibus comprimantur: propterea eorum filij nusquam regno succedu¯t, sed ex sorore nepotes regnum capessunt. Cadamustus: Navigatio ad terras ignotas. In: Simon Grynaeus: Novus orbis regionum ac insularum veteribus incognitarum, Cap. 75, S. 80. Übersetzung: Ein König hat zwei Frauen. Jeder von ihnen stehen ständig zehn Priester zur Seite und sie wohnen ihnen bei. Sie brüsten sich, dass dies zur höchsten Ehre des Königs geschehe. Sie erweisen dem König keine größere Ehre, als dass dessen Frauen von den Priestern beschlafen werden. Deshalb folgen niemals deren Söhne auf den Thron, sondern die Neffen schwesterlicherseits erben die Herrschaft. (Übersetzung: Ralf Georg Czapla) Die inkorrekte Kapitelangabe in der Fußnote und das Fehlen der Bezeichnung Samorin von Calicut legen die Vermutung nahe, dass Zigler Cadamustus, dessen Namen er ebenfalls falsch schreibt, nur durch Franciscis Lust-und Stats-Garten (3. Teil) kennt, in dem auf S. 1478a von diesem Brauch die Rede ist. Cadamustus wird dort in einer Fußnote wie auch bei Zigler Cadamastus geschrieben, die Kapitelangabe ist bei Francisci jedoch korrekt. Die Bezeichnung Samorin von Calicut bzw. Samoryn von Calecut findet sich im zweiten Teil von Happels Relationes Curiosae, S. 654; dort wird unter Berufung auf den diesmal richtig geschriebenen Cadamustus die Pracht des Herrschers bei einer Reise geschildert. Als Braminen werden die Priester in Ross’ Der gantzen Welt Religionen, S. 108 und Balbis Reisebeschreibung, S. 55–56, bezeichnet. Ross stützt sich bei seiner Darstellung der Religion in Malabar und dessen Hauptstadt Calicut auf Linschoten, Balbi dagegen auf seine eigenen Erlebnisse. Neben der oben beschriebenen Erbfolgeregelung betont er vor allem, dass der Besuch eines Braminen bei einer Ehefrau als große Ehre angesehen wird. 294,5–7 welcher sein beschneytes Haupt [. . .] suchet] In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Gedichtsammlung Blumen. In der Abteilung Rosen, einer Sammlung weltlicher Gedichte zum Thema Liebe, findet sich auch eine lyrische Abhandlung zum Thema Reine Liebe, in der die unzeitige und unfruchtbare Liebe verdammt wird: e Wer / wenn des Alters Schnee besilbert guldnes Haar e Mit Venus-Myrthen erst ihm wil sein Haubt bekrantzen / e Baut seiner kalten Stirn ein hornricht Schmach-Altar / Sucht Feuer in den Schnee / und Rosen in den Lentzen. Lohenstein: Blumen. Rosen, S. 120, 21–24 (Reine Liebe).
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295,26 Ein alter Fuchs [. . .] zu fangen]
Das vom Rolim verwendete Sprichwort ist in vielen Varianten, darunter auch der hier zitierten, überliefert. Vgl. Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 1, Einträge zu »Fuchs«, Nr. 121 sowie Nr. 1, 3, 4, 8, 11, 12, 13, 120, 122, 126. e 299,20–300,7 Ich kusse ihre Klugheit [. . .] ins Land wagen] Zigler zitiert hier aus Johann Christian Hallmanns Pastorell Siegprangende Tugend Oder Getrewe URANIA. Analog zum Roman bedrängt auch bei Hallmann ein ungebetener Verehrer mit Namen Infortunio die bereits vergebene und tugendhafte Titelheldin Urania. e Infortunio. Jch kusse ihren Witz / mit dem Sie herrlich prang’t / Den wohl bedachten Schluß / und Himmel-hohe Sinnen: Wie aber? kan ich denn kein Merckmahl nicht gewinnen / Dadurch mir ihre Huld sey wue rcklich kund gethan? e Die Rose nutzet nichts auff der bebluhmten Bahn / Jm fall nicht ihr Geruch das Sinnen-Hauß erqvicket; Man wirfft den Ambra weg / wann seine Krafft ersticket; [. . .] e Wurd’ auch ein zartes Kind der Mutter Liebe wissen / e Wenn sie dasselbe nicht bißweilen wolte kussen? So ist es auch mit mir. Urania. Halt eure Lust im Zaum / Geb’t solcher Fantasey nicht allzu grossen Raum: e Man weiß / daß ich vermahlt. Infortunio. diß kan im minsten schaden; Viel Menschen koe nnen sich in einem Flusse baden / Vnd doch wird seine Schoß deswegen nicht entleer’t: [. . .] Urania. Mich wundert / daß Eu’r Geist so tolle reden spinn’t. Infortunio. Heiß’t dieses toll / was uns selbst die Natur gebittet? e Urania. Sie wil nicht / daß das Band der Ehe sey zerruttet. Infortunio. Es bleibet unzertrenn’t / ob man gleich andre lieb’t? Urania. Weh’ dem / der Ergernue ß mit solcher Liebe gieb’t. e Infortunio. Die Lieb’ ist vielerley: Man muß in Grantzen bleiben. e e Urania. Wer auff die Grantzen kommt / wil offt was anders treiben. [. . .] Infortunio. Der Einwurff thut mir nichts: gnug / daß ich Sie muß lieben. e Urania. Gezwungne Liebe kan die Seele ja betruben. Infortunio. So nehm’ ich mit Gewalt / weil eurer Zungen Dunst e e Mich nur mit Lufften speis’t / die langst gesuchte Gunst. e Urania. Ha! unverschamter Gast! welch Wahnwitz muß dich blenden / e Daß du auch wurcklich darffst verbuhlte Stralen senden e Auff eine Schafferin / die das Demant’ne Band
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Der keuschen Eh’ verknue pfft? Ach unglue ckseel’ger Stand / Der meist die Tugend trifft! wo werd ich Rettung finden! e e Werd’ ich wohl etwan auch gewundschten Weg ergrunden e Zu schutzen meinen Ruhm! e Infortunio. Gottinne / Sie verzeih’! Urania. e e Ja / wenn ich Gottin war’ / ich wolte Blitz und Bley Auff dein verwegnes Haupt und frevle Glieder schmeissen / e Vnd dein verdammtes Hertz’ in tausend Stucke reissen. Infortunio. Fahr’t hin ergrimm’te Nymph in eurem stoltzen Wahn! Jhr sollet doch noch sehn / was meine Liebe kan. Hallmann: Urania, I 238–244, 247–253, 310–316, 323–338. 302,27 Gegatter] Gitter. e 303,29 Goldenstuck] Goldstoff. 306,20 Salagramma] Den Namen Salagramma hat Zigler von einer indischen Gottheit übernommen. Vgl. Roger, S. 156. 306,26 Indianer] Einwohner Indiens, Inder. 306,27–309,28 So bald die Sonne [. . .] umgegangen waren / zugebracht] Die Bestattung der siammischen Prinzessin wird im sechsten Buch von Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel ausführlich geschildert. Franciscis Darstellung basiert auf dem Reisebericht eines holländischen Seefahrers, der in der von Arnoldus Montanus zusammengestellten Sammlung e Denckwurdige Gesandschafften 1670 in Amsterdam erschien. Eine verkürzte Schilderung der Zeremonie findet sich auch im ersten Teil von Happels Relationes Curiosae. Als Vorlage diente Zigler Franciscis Variante, die er im Roman noch etwas ausschmückt: Mitten auf dem grossen Marckte / zu Iudia / (andre schreiben oder nennens India / etliche auch Odia) recht gegen dem Koe niglichen Schlosse e e e uber stunden 5. Thurne / aus Mastbaumen aufgerichtet / und auswendig e e e ringsherum mit verguldeten Matten uberzogen. 4. Thurne gleicher Gee stalt und Hohe machten ein rechtes Viereck. Mitten zwischen diesen vieren befand sich noch ein andrer / doch dickerer und hoe herer / Thurn. e Denn er richtete sich 30. Klaffter in die Hohe / da jene nur 20. erreiche ten. Diese alle waren mit Golde uberzogen / und mit Edlen Steinen e e e gezieret. In dem grosten Thurne stund eine sehr prachtige Gotzene e e Hohe / 6. Fuß u[1497b]ber dem Bodem: da die Konigliche Leiche solte e verbrannt werden: welche 6. Monat allbereit im Konigliche¯ Schlosse e balsamiret gestanden. Sie war gantz Koniglich bekleidet; und mit gule e dene¯ Ketten / Armbandern / und Hals-Gehangen voll Perlen und Deae e manten geschmucket. Auf dem Haupte trug sie eine guldene Krone. Sie saß / als eine betende mit gen Himmel gekehrtem Antlitz / in einer e gantz guldenen Truhe / die einen starcken Daumen dick war.
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Zu dieser Leiche naheten sich die vornehmsten Siammischen Herren / mit ihren Gemahlinnen / in weisses Leinwand gekleidet / ohne einigen Zierraht. Ein jeder geberdete sich gantz traurig; und bestreuete die Verstorbene mit einer Hand voll Blumen / und Rauchwerck. So bald dieses geschehen / ward der guldene Sarg / samt der Leiche / auf einem ere habenem Reichsstuhle / in einem stattlichen Stats-Wagen fortgefuhret. e Allda erhub sich ein grosses Lamentiren / unter den furnemsten Reichse e e Furstinnen: sie wunden die Hande; weinten uberlaut; rieffen den Namen der Verstorbenen unterschiedliche mal aus / und geberdeten sich e dermassen traurig / als das hochste Leid immermehr verursachen kan. e Unterdessen naherte sich allgemach der Prang-Wagen / der von den e e e allerfurnehmsten Herren gezogen ward / den funff Thurnen des Leichen-Feuers. e e Vor der Leiche / ritte deß Konigs altester Sohn / und leiblicher Bruder e der verblichenen Koniglichen Princessinnen / auf einem Elephanten / zu beyden Seiten ritten seine zween nae chste Brue der. Ihre Elephanten waren gantz weiß gekleidet. Ein jeder hielt eine lange Binde in der Hand / welche an der Truhe fest gemachet / gleich wolten sie damit die Leiche fortziehen helffen. e Auf beyden Seiten deß Leich-Wagens / gingen andre 14. Konigliche Kinder zu Fusse: welche in zartes weisses Leinwand gekleidet waren / e und ein grunes Zweiglein trugen. Stracks hinter dem Wagen folgten die e e furnehmsten Fursten und Princessinnen. Zu beyden Seiten der Leiche begangniß saß der gemeine Adel auf erhabenen Schaubue hnen: welcher / da die Leiche ankam / unterschiedliche Kleider / und Pomerantzen / die mit Tikolen und Masen besteckt waren / unter das Volck warff. Eine e Tikol ist eine Art Siammischen Silbergeldes / welches ohngefahr so viel ist als 10. gute Groschen. Eine Mase gilt den vierdten Theil [1498a] so viel. Das Gedrae nge deß Volcks war so groß / daß unterschiedliche erdruckt worden. So bald nun der Leich-Wagen vor den mittlern Thurn e gelanget / stund man stille; die Leiche ward von den furnehmsten Mandarinen herunter gehoben / und mit sonderbarer Pomp und Pracht / unter dem Gethoe ne allerhand trauriger Gesae nge / als auch Pfeiffen / e Trommeln / und andrer Siammischen Instrumente / auf die Gotzene e Hohe / im funfften und mittlern Thurne / nidergesetzet. Hierauf legte man / rings um den Sarg / eine grosse Menge Sandel- und Agor-Holtz: welches mit dem allerkostbarsten Rauchwercke bestreuet / und mit wolriechenden Wassern besprenget war. e So bald dieses alles verrichtet / kehrten alle Konigliche Kinder / und Mandarinen wieder gen Hofe. Aber die Princessinnen blieben zween Tage und zwey Nae chte / bey der Leiche / rings um die Goe tzen-Hoe he e sitzen. Diese durfften in wahrender Zeit nicht einen Fuß versetzen; e sondern musten ohne Unterlaß weinen und heulen. Und darum bemu-
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hete eine jede sich aufs beste; damit man augenscheinlich spue hren e e e e mochte / ihre ubermassige Betrubniß sey ihr ein rechter Ernst. Denn im Fall eine unter ihnen diese ihre Pflicht nicht fleissig beobachtet; so wird sie alsobald / ohne Ansehen oder Respect ihres Standes / mit dicken Stricken erbae rmlich geschlagen / von etlichen Frauen / die der e Konig selbst zu dem Ende absonderlich verordnet. e e e Ein wenig zur Seiten der funff Thurne sassen auf einer prachtigen e e e e Schau-Buhne / mit starck verguldetem und eingeolten Papier uberzoe gen / die Siammische Opffer-Pfaffen / welche fur die Verstorbene ihr e Gebet verrichteten: jemaln horten sie auf zu beten / und warffen unter e das Volck eine grosse Menge Kleider / Topffe / Pfannen / Rosten / und e dergleichen Hausraht; als auch Beile / Meissel / Sagen / und was die Zimmerleute mehr zu gebrauchen pflegen. Ausser diesem herrlichen e Schau-Geruste waren noch etliche schlechtere vor die gemeine Pfaffen aufgerichtet: derer Anzahl sich auf etliche tausend belieffe. Diese waren gleichfalls geschae fftig mit stetigem Beten / und Allmosen auszutheilen. e Auf einem weiten und breiten Platze bey den 5 Thurnen fand man noch 20. andre: da man nach der Sonnen Untergange / 14. Tage nacheinane e der / kunstliche Feuerwercke anzundete. [1498b] Auf den 25. Februarii / ließ sich das jetztbeschriebene LeichenGeprae nge abermal sehen: und zwar viel herrlicher als vor zwee Tagen. e Der Konig selbst erschien in Person. Er begab sich auf eine¯ jungen e e Elephanten nach der Leichen-Hohe / und zundete allda / so bald er e e abgestiegen / das Holtz um die Gotzen-Hohe mit einer Fackel an. e e Bald drauf stunden die funff Thurne in vollen Flammen: und vere brannte nicht allein die Konigliche Leiche / sondern auch alle kostbare e e Schatze / mit denen sie gezieret in den guldenen Sarcke saß. Als / in wenig Stunden / das Feuer erloschen / und die Hitze vergangen war / ließ der Koe nig das verbrannte Gebein / samt der Asche / als auch e e das geschmeltzte Gold / herfur suchen. Er selbst hielt einen guldenen Krug in der Hand / und halff das Gebein zusammen klauben / solches in dem Kruge aufzuheben. Und indem man also suchte / fand man ein blutiges Stuck Fleisch / so groß als ein Kinder-Haupt; welches von der e e e Flamme im geringsten nicht beschadiget. Hieruber ward der Konig sehr e besturtzet: und fragte den Reichsraht Oja Sabartiban / welcher neben ihm stund / und das Gebein zusammen lesen halff: was er hiervon urtheilte? Sabartiban antwortete: Euer Majestet ist so vernue nfftig / daß sie die Bedeutung leichtlich mercken kan: weil es die Sache selbst offene baret. Hierauf lieff der Konig / im Zorn / geschwinde nach dem Schlosse / und sprach: Nun sehe ich / daß es wahr ist / daran ich so lange gezweiffelt: nemlich / daß meine Tochter durch Gifft ermordet ist. Und darum ließ er alle Damen / nicht eine ausgenommen / welche der verstorbenen Princessin bey ihrem Leben aufgewartet / alsbald ins Gefae ng-
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nis werffen: ja er ließ noch darzu alle dieselben / welche diese Koe nigliche Princessin jemals besucht / in Verhafft nehmen. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel VI, S. 1497a–1498b. 308,3–4 theils mit Ticols theils mit Maser] Die Umrechnung der siamischen Münzen hat Zigler nur in der Formulierung übernommen. Statt 10. gute e Groschen ist bei ihm ein Ticol ein und ein Drittel Gulden wert, während der Maser verdoppelt und zu einem halben Ticol aufgewertet wird. 308,35 Catti] Die Währung Catti wird weder bei Francisci noch in seiner Vore lage erwähnt. Als Quelle kommt hier die Beschreibung des Konigreichs Siam von Fr. Caron und Jod. Schouten in Betracht. Dort wird als Hane delsgewinn der Stadt India jahrlich wol 2000. Catty Silbers / oder / auf die hundert tausend Realen von achten (das ist / Reichsthaler) angegeben (S. 288) und der Wert der Cattyien mit 20. Taylen von 6. Gulden / oder 48. Realen von achten sich belaufft (S. 321), festgelegt. e 309,1–2 Bilder / worunter zwey gantz guldene] Von einem goldenen Götzenbild, das nach der Bestattung der Prinzessin im Tempel aufgestellt wird, berichtet Francisci in seiner Fassung der Zeremonie. Die zusätzlichen Standbilder aus Silber finden sich dagegen in keiner der Quellen: Als nun e e das vorgemeldte Leich-Geprange verrichtet; ließ der Konig aus dem geschmoltzenen Golde im mittlern Thurne (darzu er auch alle Geschencke nahm / die seine Tochter von den Mandarinen bekommen / welche allein etliche Ton¯en Goldes belieffen / ) ein Goe tzenbild machen. e Dieses war nach der verstorbenen Koniglichen Princessinnen gebildet; e und man setzte es in das furnehmste Goe tzenhaus / damit es allda Goe tte lich geehret und angebetet wurde. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel VI, S. 1499b. e 309,33–310,21 Der Konig ließ [. . .] verbrennen musten] Die Berufung des Adels zu einem angeblichen Kriegsrat hat Zigler aus der Geschichte des Kriegs zwischen Ava und Pegu entnommen. Die Ermordung der Würdenträger wird in Balbis Reisebeschreibung gleich zweimal erwähnt und zudem bildlich dargestellt. Eine weitere potentielle Quelle ist die im ersten Teil von Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel enthaltene, auf Balbi basierende Fassung (S. 157b). Da die konkrete Vorlage nicht mehr auszumachen ist, werden hier die betreffenden Passagen aus Balbis Reisebericht wiedergegeben: e Welches / dieweil es jhr Herr vnd Konig vermercket / ließ er alle seine e furnembste / Hauptleute vnd Befelchshaber zu sich beruffen / vnd e wendte vor / er wolte einen nach dem andern horen / vnd vernemmen / was / den Krieg betreffendt / eines jeden Meynung sey / ließ sie aber vnter solchem Schein nach einander binden / daß keiner von dem andern wuste / nachmals jhre Weiber vnd Kinder / vnter welchen Weibern etliche hoch schwanger waren / auch zu sich fordern / also daß sich die Zahl aller solcher auff die vier tausendt erstreckte / vnnd ließ sie also mit einander lebendig verbrennen. [. . .]
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Der von Pegu` ließ jm den Krieg offentlich ansagen / nachmahls seine e Obersten / Befelchhaber vnd andere / welche die Verbundtnuß betraff / einen nach dem andern beschicken / vnd vnter dem Schein / als wolte er sich mit jhnen deß vorstehenden Kriegs halben vnterreden / allesampt gefae nglich einziehen / vnd den nechsten Tag hernach lebendig verbrennen. Balbi, S. 78, 83 (vgl. Abb. 13). 310,10 Diese zwungen nun] Von dem Gottesurteil berichten Fr. Caron und e Jod. Schouten in ihrer Beschreibung des Konigreichs Siam (S. 293–294), Francisci im sechsten Buch seines Kunst- und Sitten-Spiegels und Happel im ersten Teil seiner Relationes Curiosae (S. 140). Da Zigler zuvor ausführlich aus Franciscis Kunst- und Sitten-Spiegel zitiert, ist anzunehmen, dass er sich auch bei dieser Schilderung, die er für seine Zwecke bedeutend erweitert, auf Francisci stützt: e Solte die Sache (so wol Burger- als Peinliche) zweiffelhafft und tunckel fallen / daß es nemlich an scheinbarlichen Anzeignungen manglen wolte / und dahero die Richter auf keines Seiten nicht leichtlich sprechen koe nnten: ist Klae gern oder Beklagten / nach erlangter Bewilligung deß Gerichtes / erlaubt / auf andre Weise und Wege / die Unschuld und Billigkeit seiner Sachen darzuthun: indem er nemlich sich ins Wasser senckt / oder die Hae nde in siedendes Oel steckt / oder mit blossen Fue ssen e mitten durchs Feuer geht / oder auch einen Klumpen mit harten Fluchen beschwornen Reises aufisset. Wie denn diese und andre dergleichen Proben / vor dem Gericht und allem Volck / auf offentlichem Platz / entweder durch die Partheyen selbst / oder durch deren Volle machtiger geschehen. e [. . .] [325a] [. . .] oder wer dreymal nach einander / vier oder funff e e Schritte weit / blosses Fusses / unverletzt uber gluhende Kohlen geht: der sieget gleichfalls ob. Jedoch gibt man / bey solcher Feuer-Probe / wol e Achtung / daß der durchgehende mit leichten Fussen nicht etwa nur e e e uberhin hupffe / noch die Glut gelinde beruhre: gestaltsam / zu beyden Seiten / deßfalls einer dabey stehet / und ihm die Schultern fein hart niderdrue cket. [1498b] [. . .] Am 28. Hornung vollbrachte er sein Vornehmen. Dreyhune e dert Hofdamen und furnehme Edelleute / welche jemals bey der Koniglichen Princessin / weil sie noch lebte / gewesen / musten alle durch das Feuer gehen: damit man sehen moe chte / welche schuldig / oder une schuldig ware. Denn die Siammer haben die Gewonheit / wenn jemand einer Sache halber beschuldiget wird / daß er durch das Feuer muß e bewehret werden. Wenn ihm nun die Flamme keinen Schaden zufuget / e e wird er fur unschuldig gehalten: hingegen fur schuldig / wenn sie ihn verletzet. [1499a] Und diese Probe geschicht nicht ohne abscheuliche Beschwe-
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rungen. Weil aber unter diesen allen niemand beschae diget w[a]r / ließ e sie der Konig auf freyen Fuß stellen. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel II, S. 324b, 325a; VI, S. 1498b–1499a. 310,21–22 Elephanten [. . .] Henckers Stelle vertreten] Die Exekution durch Elefanten hat Zigler aus Johann Jacob Saars 1672 erschienenem Reisebericht entnommen, der von entsprechenden Gebräuchen auf der Insel Ceylon berichtet. Zigler orientierte sich bei seiner Darstellung einer solchen Exekution vermutlich an der folgenden Passage samt zugehöriger Fußnote: e
Der Javan aber ist / nach Lands Gebrauch / fur die Elephanten geschmissen e e worden. Denn das ist bey diesen Heydnischen Konig- und Kaysern der Process, e daß / wann man das Leben verwirckt hat / den Elephanten furgeworfen were den muß / *da man Ihn denn an einem gewissen Ort / fur der Stadt / an einen e Pfahl bindet / mit einem etwas langlichten Strick / und darauf einen gewissen Elephanten / der schon darzu abgerichtet ist / mit einem Schwartzen hinschicket / der mit Seinem langen Hacken ihn hinter die Ohren / woselbst er sehr empfindlich ist / und mit einer Mußqueten-Kugel tod geschossen werden e kann) hauen muß / dass er mit desto grossern Grimm auf den Condemnirten e gehe / wie er Ihn dann auch mit seinen beyden hervor-ragenden Zahnen e e e e anfallt / in die Hohe schleidert / und so Er wieder nider fallet / mit Fussen tritt / daß Er alsobald tod ist.
*Jue rgen Andersen / der dergleichen Execution an einem Dieb / bey dem e grossen Matran, zu Japara, gesehen / erzahlet es also: Der Dieb wurde e vor des Konigs Pallast einem Elephanten vorgeworfen / dessen Zae hne mit Stahl / scharf wie Spiesse / beschlagen waren. Zu diesen Elephanten e gieng ein Priester / sagte ihm / was Er mit dem Sunder thun solte; e Darauf erfasset der Elephant mit Seinem Russel den Dieb / schleudert Ihn dreymahl in die Hoe he / und fasset Ihn wieder / und als Er Ihn zum e e viertenmahl in die Hohe wirft / lasset Er Ihn auf die Erden fallen / e stosset Ihn mit den scharfen Zahnen durch / hebt Ihn damit ein wenig wieder auf / leget Ihn wieder zur Erden / und tritt Ihm mit Seinem Fuß die Brust entzwey. Denn fasset Er Ihn mit dem Rue ssel bey den Beinen / e und schlagt Ihn etlichmahl auf die Erde / daß das Gehirne um Ihn herum flog. Die Anmerkung, dass es bestimmte Elefanten seien, die als Scharfrichter eingesetzt werden, geht vermutlich darauf zurück, dass laut Saar nicht alle Elephanten (ob schon derer viel auf der Insul Ceilon sind) die Justice e administriren: sondern von dem Konig allezeit nur zween dazu gehalten werden. Saar, S. 16 u. 97. e 312,23–315,13 Die Princessin Fylane [. . .] bezeuget hatte. [. . .] Der Tag hatte kaum [. . .] zu schneiden] Zigler stützt sich auch hier auf Franciscis Kunstund Sitten-Spiegel, modifiziert aber die Geschichte der namenlosen Prinzessin zum finalen Triumph der tugendhaften Prinzessin Fylane:
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Unterdessen fiel der Argwohn auf die jue ngste Tochter deß vorigen Koe e nigs: den der gegenwartige durch Aufruhr / um die Krone / und das e e Leben gebracht. Denn weil sie der Konig fur seine Concubine genome men / war sie vor diesem sehr ubel zu frieden gewesen / daß er auf seine e e alteste Tochter eine sonderliche vatterliche Liebe geworffen / und here gegen ihre Tochter / die ihn doch eben so wol fur ihren Vatter ehrte / e wenig oder nichts achtete. Ja diese Mutmassung ward starcker / als man e dem Konig anzeigte / daß dieses Neben-Weib gelachet / als ein jeder bey e e e e der Leichbegangniß die gewohnliche Klage uber die Verstorbene horen e lassen. Und dieses Verdachts wegen / ward die Princessin ebenmassig gezwungen / mit einer grossen Menge adelicher Jungfrauen / durch das Feuer zu gehen. Alle kamen unbeschae digt aus der Flamme / ohne die Princessin: wele e che / an beyden Fussen / sehr verletzet war. Darum ließ sie der Konig in starcke silberne Fessel legen / und so genau verwahren / daß niemand mit ihr reden konte noch durffte. Auf den zweyten Lentzmonat oder Mertzen / ward sie in der Mandarie nen vollen Versammlung verhoret. Hier ließ sie sich entweder aus e Forcht deß Schmertzens; wenn man sie peinigte / oder aus Koniglicher e e Großmutigkeit / freywillig vernehmen: Wenn der Konig ihr mit einem e Eyde zusagte / daß er sie alsobald todten wolte / und nicht lange jedere e man zu Hohn und Spott leben lassen; so durffte er nicht viel Muhe aufwenden / hinter das Geheimniß zu kommen / wie es mit dem Tode seiner Tochter ergangen. Die Mandarinen / denen noch in frischer Gedae chtniß schwebte / in was vor hohem Ansehen die Princessin gewesen / da ihr Vatter die Siammische Krone auf dem Haupte trug / stunden nicht weniger erstaunet ue ber den edlen Mut dieser Fue rstinnen / als sie aus innerlichem Mitleie den bewegt wurden / auf ihre Erlosung bedacht zu seyn. Aber die Forcht e e e fur dem jetzigen Konige dampffte diese Leidens-Regung gar balde; also e daß sie den Vorschlag der Princessinnen dem Konige entdeckten. Dieser e versprach alsobald daß die Furstinn / wenn sie die lautere Warheit e bekennen wurde / bald ihrer Qual abkommen / und niemand zum Spotte beym Leben solte gelassen werden. e Auf solche Zusage / bekannte sie unverholen: daß sie / mit Hulffe der Ammen ein Zauber-Gifft zubereitet / welches man dermassen beschworen / daß ein Stue cke Fleisches / wenn man den ermordeten Leib e verbrennte / vom Feuer nicht konnte verzehret werden. Doch dieses e Gifft hatte / aus Irrthum / die Tochter bekommen; welches sonsten / auf e den Konig selbsten / angesehen gewesen: damit es einen so blutgierigen e e Tyrannen / der meinem Vatter / sagte sie / als rechtmassigem Konig von Siam / den Reichsstab schelmischer Weise / aus der Hand gerissen / un¯ e e das rechte Konigliche Blut unterdruckt / aus dem Mittel raumen
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moe chte. Denn durch dieses Mittel / wae re sie entschlossen gewesen / ihres e e e Vatters Tod zu rachen / und das Konigliche Blut aus so unertraglicher Dienstbar[ke]it zu retten. So bald der Koe nig diesen Berue cht vernahm / ließ er der Princessin ein e groß Stucke Fleisch aus dem Leibe schneiden / und zwang sie / mit vielen Bedrohungen / solches aufzuessen. Unterdessen / daß sie den letzten Bissen verschluckte / fielen etliche Henckers-Buben auf sie; hieben sie in mehr als 1000. Stue cken / und warffen diese Stue cker in den Fluß. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel VI, S. 1499a–1499b. 313,28–30 Schauet / wie diese Burg [. . .] verbrennen siehet] In Lohensteins Ibrahim Sultan beklagt die durch einen Traum auf ihr trauriges Schicksal vorbereitete Ambre den Zustand der Welt: Die Welt ist wohl zu nennen Ein Schau-Platz / wo man nur die Unschuld siht verbrennen. Lohenstein: Ibrahim Sultan, II 31–32. 313,32–314,1 die schwartze Flam ¯¯ e [. . .] Unschuld schmeltzen] Zigler zitiert hier e e aus Hallmanns Drama Die Gottliche Rache / Oder der Verfuhrte THEODORICUS VERONENSIS. Dort beklagen einige namenlose Soldaten die bevorstehende Hinrichtung der römischen Botschafter Symmachus und Severinus Boe¨tius. e Du weist / so bald die Pest / die man Verlaumbdung nenn’t / e Jm Furstlichen Pallast hellodernd umb sich brenn’t / e e Daß auch das guldne Bild der Unschuld musse schmeltzen [. . .]. Hallmann: Theodoricus Veronensis, IV 431–433. 316,17 Schwirren] Klirren. e e 319,19–20 Wie dieser Ort [. . .] geknupfft ware] Zur Entschlossenheit des Tyrannen, die Stadt zu erobern oder alles zu verlieren, und die damit verbundene Todesdrohung vgl. den (wohl nicht als direkte Vorlage dienenden) Bericht bei Pinto: Nach Beerdigung der Todten / und Verbine e dung der Verwundeten / berieff er alle seine Konige / Fursten und e e Hauptleute / und sagte zu ihnen / Er hatte ein ordentliches Gelubde und Eyd auff Mahomets Mosapho (welches ihr Alcoran oder Gesetzbuch ist) gethan / nicht eher vom Heer auffzubrechen / er habe dann die Stadt ruinirt / e oder sein eigen Reich verloren. Wobey er noch dieses fugte: Er wolte die hierinn Widerspenstige ohne alle Gnade hinrichten lassen. Durffte sich also
niemand dawider setzen. Pinto, S. 334. Roger, S. 814. [. . .] Mue he dienen] Vom Selbstmord des Königs von Siam wird sowohl in Balbis Reisebericht als auch im dritten Teil von Franciscis Lust- und Stats-Garten berichtet. Da diese Darstellung wohl auf einer anderen Quelle basiert und Ziglers konkrete Vorlage nicht auszumachen ist, werden hier beide Werke zitiert: e Im Jahr 1567. ist sie in deß Konigs von Pegu` Gewalt kommen / welcher e e sie mit anderhalb Millionen Kriegsvolck hart belagern lassen / daruber
320,20 Qviay Gvatur] Diesen erwähnt e e 322,20–26 Konig Higvero fluchtete
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in den zweyen Jahren / so lang meblich die Belae gerung gewae hret / ein halb Milion desselbigen seines Volcks verlohren / biß er sie endlich e durch Verratherey einbekommen hat. Als solches des Keyser zu Ohren kam / vergab er ihm selbst mit Gifft: Der Uberrest aber seines gantzen Hoffgesindes ward gefenglich angenommen / auff Elephanten gen Pegu` e gefuhret / und alle Elephanten mit Goldt / Edelgesteinen und andern e dergleichen kostlichen Wahren beladen. Balbi, S. 72. e Es schreibt Caesar Fridericus, daß im Jahr 1567. der Konig zu Pegu den e von Siam in seiner Koniglichen Stadt mit einem Heer von vierzehn e hundert tausend Mann / neun und zwantzig Monat lang belagert und in e e wahrender Zeit noch funff hundert tausend Mann zum Entsatz bekome e men hab. Hatte ihm aber nichts abgewinnen konnen / wenn nicht die e e e Thoren der Stadt durch Verratherey des Stathalters ihm waren eroffnet e worden. Als der Konig von Siam solches gesehen / hab er sich selbst e durch Gifft umgebracht / und seine Kinder samt dem Konigreich / dem e von Pegu zum Raub uberlassen. Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1510a. 323,1–4 GOtt zahlet [. . .] geschrieben] Auszug aus dem Reyen, der die erste Abhandlung von Lohensteins Drama Ibrahim Sultan beschließt. Dort werden die Verse von der Allegorie der Göttlichen Rache gesprochen: GOtt zahlet zwar nicht tae glich auß; Doch ist Er keinem ie was schuldig blieben. e Sein langsam Zorn druckt gar in Grauß; Und sein Vermerck ist in Metall geschrieben. Lohenstein: Ibrahim Sultan, I (Reyen) 649–652. 326,12–328,13 In kurtzem versammleten sich [. . .] Pracht sehen] Die Bestattung des Königs von Siam wird in Pintos Reisebericht (S. 344–347) geschildert und von Francisci (Traur-Saal II, S. 209–213; Kunst-und SittenSpiegel III, S. 1494a–1495b) und Roger übernommen. Obwohl seit 1671 eine deutsche Übersetzung vorlag, stützt sich Zigler auf die in Rogers Heydenthum enthaltene Teilübersetzung aus der holländischen Übersetzung von 1652: Nun ist noch ue brig die koe nigliche Leichbegae ngniß / welche uns Pinto, in seinen Wond. Retz. pag. 246. 247. 248. also beschrieben: Die Priester kamen / spricht er / bey die zwantzigtausend zusammen; und wurde beschlossen / man solte den Leichnam (sintemal ihm seine Gemahlinn / die mit ihrem Hausgenossen Ehebruch getrieben / mit Gifft vergeben e hatte) zeitlich verbrennen / eh solcher durch das Gifft verderbt wurde / e e oder ein grosses Gestank dadurch entstehen mochte; denn wofern dere gleichen geschehen solte / so wurde die Seel / laut ihres Gesetzes / nicht e seelig werden konnen. Darum schlichtete man einen Holtzhauffen von allerley wohlriechendem Holtz / darauf man den Leichnam legte / und mit Feuer anstekkte; also daß unterdessen der Leichnam verbrant
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Stellenkommentar
wurde / indem das Volk erbae rmlich um ihn weinete. Darnach wurde die e Asche [822] in einen silbernen Kasten gethan / in ein kostliches Schiff e gebracht / und von viertzig Seroos, (die voll Talagrepos, als ihrer furnehmsten Priester / waren) fortbegleitet. Darzu kamen noch viel andere e Schiffe / darauf eine unzahlige Meng Volks war; und folgten ihnen hune dert grosse Barken / die mit Abgottern von unterschiedlicher Gestalt e beladen / und als Schlangen / Crocodilen / Lowen / Tiger / Krotten / e e e Fledermause / Vogel / Bokke / Hunde / Elephanten / Geyer / Katzen / Habichten / Raben / und dergleichen Thiere / anzusehen waren; welche e alle so wohl gemacht / als ob sie lebten. Dabey waren auch dieser Gotzen Gesichter / als im Trauer / mit Seiden bedekkt; und ein jeder / nach seinem Stand / zugebutzt: Derer Anzahl so groß / daß / nach derjenigen Aussage / die es gesehen / ue ber die fue nftausend Stukk seidene Zeiche / zu Bekleidung dieser Bilder / verschnitten worden. Man sahe / in einem e e andern grossen Schiff / den Konig aller Abgotter / die Schwelg-schlange deß tieffen Rauch-hauses genant; dieses Goe tzenbild hatte die Gestalt einer erschrekklichen Schlangen / so dikk als ein grosses Faß / und in neun Ringe geschlungen / mehr dann hundert Spannen lang / mit e empor-erhabenem Hals und Kopf: Aus den Augen / Kalen / und Brust kamen schrekkliche Feuer-flammen hervor / also daß sich jedermae nniglich vor diesem Ungeheuer entsetzen muste. e Darneben war auf einem Gerist / so drey Klaffter hoch / und kostlich e e e gebaut / ein sehr schoner / vier-oder-funf-jahriger Knab / mit Perlen / guldnen Ketten / und koe stlichen Edelgesteinen gantz bedekkt; mit Flue geln / und Haaren von Gold / gleichwie wir die Engel mahlen. Diß Kind hatte einen kostbaren Hauer in der Hand / damit diese Heyden andeue ten wolten / als ob es ein Engel vom Himmel ware / den Gott gesandt / diese grosse Menge der Teufel zu fangen; damit sie nicht deß Koe nigs e e Seele raubten / eh er in seine obere Ruhstatt kame. All diejenigen Schiffe kamen der Ordnung nach ans Land / bey einer Pagode, Nahmens e e Quiay Poutar; allda man deß Koniges Aschen / samt allen Gotzenbildern / gleichwie sie in den Schiffen waren / heraus brachte / und das Kind herab nahm. Darauf zue ndete man alle dieser Bilder an / und e e machte ein so grausames Getos mit grobem Geschutz / Trummeln / e Glokken / und Trompeten / daß eine¯ dafur schauerte: [823] Da die e Flamm aufgieng / war es anderst nicht / als eine warhafftige Holl / anzusehen; und wurden in kurtzer Zeit alle Bilder / Schiffe / und was sonst e darinnen war / gantz eingeaschert. e Nachdem nun diß alles gethan war / verfugten sich die Stadtleute (derer e e eine unzahlige Meng) wieder in ihre Hauser; da sie dann mit geschlosse nen Thuren und Fenstern zehn Tage lang verblieben / und durffte sich e niemand offentlich sehen lassen / ausser etzlichen armen Leuten / die e e bey nachtlicher Weile / mit ungewohnlichem Weinen und Wehklagen / ein Allmosen begehrten. [. . .]
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Darnach oe ffneten sie ihre Thue ren und Fenster wiederum / samt ihren e Pagoden, die herrlich geziert / und mit kostlichen Tapezereyen behangen waren: Man hatte auch Tafeln voller Rauchwerks aufgericht; und liessen sich sonderbare Mae nner zu Pferde / in weissen Damast gekleidt / auf den Strassen sehen; die nach dem Klang eines absonderlichen Seie tenspiels offentlich rieffen: O ihr betrue bte Innwohner / im Koe nigreich Siam, merkt / merkt auf dasjenige / was man euch / von Gottes wegen / ansagt; und e preiset alle seinen heiligen Nahmen / mit reinem und demuthigem Hertzen; e denn die Werke seiner gottlichen Gerechtigkeit sind groß: Legt euer Leid ab / komt aus euren Wohnungen hervor / darinnen ihr verschlossen seyd; und e e lobsinget von der Gutigkeit eures Gottes / dieweil er euch einen neuen Konig e gegeben hat / der ihn furchtet / und ein Freund der Ar[824]men ist. Als nun e
diese Ermahnung beschehen / horte man viel Seiten-spiele sonderbarer Personen / die zu Pferde sassen / und in weissen Atles gekleidet waren. Darauf alle Umstehenden / mit zur Erden niedergeschlagenem Angesicht / und mit erhobenen Hae nden / als diejenigen / die Gott dankten / e uberlaut / mit weinender Stimme / rieffen: Wir stellen die Engel deß HErrn e zu unsren Anwalten / daß sie stetigs den HErrn fur uns preisen! Alle Stadte leute / die aus ihren Hausern hervor kamen / giengen mit grossen Freuden / als tantzende / auf die Kirche Quiay Fanarel, das ist / deß Gottes der Freuden zu; allda sie einen sue ssen Geruch rae ucherten: Die Armen e aber opferten Fruchte / Reis / und anders / zu Unterhaltung der Priester. e Der neue Konig ließ sich an diesem Tag / durch die gantze Stadt mit grossem Pracht und Herrlichkeit sehen. Roger, S. 821–824. 330,7–11 Indem Balacin [. . .] eingenommen hatte] Zur unblutigen Einnahme des Reichs Pegu während der Abwesenheit des Chaumigrem vgl. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel III, S. 987b: Uber kurtze Zeit hernach hat der Koe nig von Pegu sich selbst freywillig / samt seinem gane e tzen Schatz / in die Hande deß Konigs von Tangu gegeben: wozu ihn theils die / im Reiche tyrannisirende / Hungersnoth und Sterb-Seuche bewogen; theils aber die Furcht fue r dem Koe nige von Arecan / der / mit einem Kriegs-Heer / fertig stund / ihm alle Stunde und Augenblicke in sein Land zu marschiren. Also nahm der von Arecan das Reich Pegu / e ohn einigen Schwert-Streich / mit Freuden ein; wiewol er es aller wust / e und ubel verderbt / fand. 330,18–19 den Feld-Herrn Chatigan] Zu diesem aracanischen Feldherrn e vgl. Gefahrlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schele ling (Anhang zu Schultze), S. 59a: Der Konig von Arrakan hielt einen General / Chatigan genant. 333,5–6 eine kluge List] Der Rat Korangerims, den Feind in die Luft zu sprengen, ist eventuell durch ein Emblem zum Thema »Kriegslist« inspiriert, auf dem eine unterminierte Festung durch eine solche Sprengung
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Stellenkommentar
zerstört und der stärkere Feind so durch List überwunden wird. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 1209–1210. 334,14 Partey] hier: Kundschaft, Erkundungsgang, Streifzug. 335,11–12 lauter erfahrne Portugiesen [. . .] ungeschickte Mohren] Zum ballistischen Ungeschick der Mohren vgl. Schultze, S. 179b (s. die Anm. zu S. 285,27), und Francisci: Lust- und Stats-Garten III, S. 1527b (s. die Anm. zu S. 279,2). 335,14 trocken] eigentlich »unblutig«, hier »ohne große Mühe«. 335,21–22 in gevierdter Ordnung] in vier Teilen. e 337,7–9 an den ererbten Sieges Zeichen [. . .] begnugen lassen ] Der gleiche Gedanke findet sich in Saavedras Embleme-Sammlung: 17. Er sol an den sieges zeichen vnd ruhm, vvelchen er von seinen Elteren ererbet, nicht vergnu´gen lassen. Saavedra, S. 11r, Nr. 17. e 338,30 Wute] Wut. 340,11 Haupt-Pille] Besonders große Kanonenkugel. Elefanten sind durch ihre dicke Haut vor normalen Kanonenkugeln geschützt, verletzbar sind sie nur an den Schläfen (vgl. Balbi, S. 87, vgl. die Anm. zu S. 276,13–278,5). Zum Einsatz der Elefanten im Krieg und deren Reaktion auf Beschuss und Feuer vgl. Schultze, S. 179b sowie Happel: Relationes Curiosae II, S. 735 (s. die Anm. zu S. 200,2–7). 340,13–22 Glut des glimmenden Zunders [. . .] sehen kunte] Zur Sprengung als Mittel der Kriegsführung vgl. den (wohl nicht als direkte Vorlage e dienenden) Bericht bei Pinto: Aber / da sie allebeyde an die Walle gekommen waren / stelt[e] sich der zu Achem tapffer zur wehr / und in dem sich der eine einzudringen / und der ander abzuwehren beflisse / brachten des Achems Leute das Feuer in eine grosse Mine / welche / weil sie von truckenen Steinen war / verursachte / daß der Hauptman¯ der Batas, und mehr dann 300. der seinen / in die Lufft gesprenget wurden / mit einem solchen Krachen / und so dicken Rauch / daß dieser Ort schiene ein lebendiges Bild der Hoe llen zu seyn. Pinto, S. 33–34. 342,21 verlohrne Partie] kleine, vom übrigen Heer getrennte Truppe. 343,17–344,8 Stadt Pegu [. . .] Ausgang machet] Bei der Beschreibung der Stadt Pegu, des Kaiserpalasts und der gefräßigen Krokodile stützt sich Zigler auf Balbis Reisebeschreibung: e DEr Statte Pegu` sind zwo / als die alte vnd newe / in welchen die Frembde zusampt den Kauffleuten jre Wohnung haben / als deren es daselbst sehr viel hat / die einen gewaltigen Handel treiben / vnnd kompt auch etwan der Koe nig mit seinen Freyherrn vnd andern von dem Volck hinein. e e Die newe ist vnlengst durch deß jetzigen Konigs Vatter in schoner Ordnung vnd mit wunderbahren Festungen in einer kurtzen Zeit auffgee richtet vnd erbawet worden. Die ander aber ist sehr alt / an Gebawen e fast weitleufftig vnd groß / hat viel Hauser von grossen vnd dicken
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Rohrn / vnd in denselbigen schoe ne steinerne Gewoe lb fue r die Kauffe manns Guter. e e Aber von der newen / als die da wegen deß Koniglichen Sitzes die furnembste ist / zu reden / ligt dieselbige an einem der aller lustigsten Ort vnter dem sechtzehenden Grad / ist gantz mit Mawren vmbgeben / an der Form gantz vierecket / hat vier vnterschiedliche Pforten / vn¯ vmb e dieselbige herum ¯¯ etliche Wassergraben / welches Wasser das gantze Jahr darin¯en bleibt / vnd viel Crocodil hat / welche derentwegen darein gee than sind / damit sich niemandt vnterstehe hinuber zu schwimmen / e e e sonder sich fur denselbigen musse forchten. [. . .] [. . .] Sie / die Einwohe ner leben jhrem alten Brauch vnd Gewonheit nach sehr Sawisch / halten mehrertheils Schwein vmb solche jre Wohnungen / trincken gleichsam auß Andacht anders nichts / als das Wasser auß dem Stattgraben / in welchem die vngehewere lange Crocodil wohnen / deren ich etliche dreyssig Schuh lang darinnen gesehen / vnd vergieng kein Tag / daß e man nicht horet / daß sie etliche Menschen gefressen / noch gleichwol e werden solche Bestien von diesen thorichten Leuten so hoch gehalten vnnd verehret / wie gleichsfalls auch die Affen / denn welcher Mensch e von einem Crocodil erwurget wirdt / dessen Seel / sprechen sie / fleugt gleichsam von Mundt auff in das Himmlische Paradeyß. Es sind diese Thier so arglistig / daß / wenn die Leute deß Tags mit jhren Geschirren kommen / wasser zu schoe pffen / verstecken sie sich vnter das e e e Gekraut / dessen denn in demselbigen Wasser sehr viel wachst / erwue e e schen sie alsdenn bey den Handen oder Fussen / vnd sturtzen sie also in das Wasser / wie ich denn selbst gesehen / daß es einer Frawen begegnet / welche / als sie von einem Crocodil also in das Wasser gebracht e e wardt / jhre Hande auffhub / vnnd vmb Hulff schryhe / erlangte aber keinen andern Beystandt / als daß sie der Crocodil vnter das Wasser trug / wie man sagt / in seine Hoe le schleifft / vnd daselbst verließ / an e welchem Ort denn solche Menschen-Corper verfaulen / vnd alsdenn allererst von diesen Thieren gefressen vnd verzehret werden. [. . .] Die Elephanten / so tae glich in dieses Wasser gehen / vnd sich darinnen baden / werden von den Crocodilen nicht angegriffen / dieweil sie nemblich dermassen groß sindt / daß sich die Crocodil vor jhnen entsetzen. [. . .] e Der Pallast deß Konigs stehet mitten in der Statt / ist gleichsam eine e e Festung / rings herumb mit Graben versehen / vnd hat zween Eingange oder Pforten / einen vor dem andern. Balbi, S. 74–75. 344,13 kißlich] kiesig. 344,28–345,10 Indem nun [. . .] Zarang von Tangu] Die Könige von Aracan und Tangu belagern das durch den Krieg mit Siam geschwächte Pegu. Vgl. Francisci: Traur-Saal III, S. 1011: Dieser / nachdem er die Stadt Bengala
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ue berwae ltiget; hat sowol auf das Koe nigreich Pegu / als andre benachbarte e e Lander sein Land-suchtiges Auge geschlagen / und es / durch seine Wafe e fen / vermittelst Beyhulffe des Konigs in Tangu, so ferrn gebracht / daß e e e der Konig in Pegu / samt allen seinen Schatzen / und Reichthumern / die er / und seine Vorfahren / von langen Jahren her / zusammen geraubt / ihrem Gewalt anheim gefallen. Denn weil / in Siam / der beste Kern der Peguinischen Kriegsmacht im Wasser-Bade erstickt / oder e e durchs Schwert erblasset war; die ubrigen Kraffte folgends / durch den e Einbruch des Konigs von Siam / abgemattet: so hatten nachmals diese e beyde Verstorer / der von Arecam und Tangu / gut machen / und eine getretene Bahn ins Land / ja gar an des Landes Hertz / nehmlich an die Haupt-Stadt Pegu. 346,27–28 durch vieles Versprechen vier Bramaner bewegte [. . .] Siam zu gehen] Die Flucht des Prinzen von Siam aus der Gefangenschaft und seine Machtergreifung wird sowohl in Franciscis Traur-Saal als auch in seinem Kunst- und Sitten-Spiegel geschildert. Welche der beiden Darstellungen die konkrete Vorlage Ziglers war, ist nicht festzustellen. Daher werden beide Werke zitiert: e Gleichwie aber diese barbarische Lander / darinn unruhige Begierden stets auf dem Thron sitzen / selten gegeneinander in Ruhe stehen / und unter den vielen Koe nigen / so es daselbst herum giebt / bald dieser bald e jener den Meister spielt: also hat es auch nicht ubrig lange / nach Ere oberung des Reichs Siam / neue Veranderungen gesetzt. Die Unterthanen in Tangu lehneten sich auf / wieder den Koe nig in Pegu / und wae he leten einen eigenen Konig / der des von Pegu naher Vetter war. Wie solches / in Pegu / erschollen; haben die beyde gefangene Printzen von e Siam sich der Gefangniß loß gewirckt / und auf die Flucht gemacht. Der Aelteste gieng gerad auf Siam zu: welches Reich / der Peguinischen Zinsund Dienstbarkeit ue berdrue ssig / ihn also fort fue r seinen Koe nig erklae rte / e und dabey zu handhaben / alle nothige Gegenverfassung anschaffte. Francisci: Traur-Saal III, S. 1008. [A]ls der Koe nig von Siam / ungefae hr um das Jahre Christi 1600. Todes e e e verfahren / und dessen beyde Sohne gefanglich nach Pegu gefuhrt; hae e ben diese sich / aus der Gefangniß / losgewirckt und der alteste Printz e seinen Weg wieder nach Siam genommen / allda man ihn / fur einen e e Konig erklart. Francisci: Kunst- und Sitten-Spiegel III, S. 987b. 347,20 Accord] Vereinbarung. e 347,28–33 Kriege zwischen Pegu [. . .] zu verfuhren] Zum Zug des Königs von Siam gegen Pegu vgl. Francisci: Traur-Saal III, S. 1009. Anders als im Roman musste der historische König von Siam die Belagerung nach einiger Zeit wieder aufgeben, während der fiktive König Nherandi gemeine sam mit den übrigen Verbündeten die Stadt erobert: Denn der alte Konig e e in Pegu ließ die furnehmste Hauptleute kopffen / darum daß sie keine
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bessere Fue rsicht gepflogen / noch die Armade / samt seinem liebsten e Kleinode / dem Sohn / der Gefahr entnommen hatten. Hiemit machte e ers aber nicht gut. Denn solche Grausamkeit brachte viel Zinsbare Fure e sten und Konige / wider ihn / in einen rebellischen Sattel. Woruber auch e e der junge Konig von Siam so viel Muts fasste / daß er den Ertz-Konig in e Pegu / von freyen Stucken / mit einer Kriegs-Macht heimsuchte / und e ihn nothigte / sich nach seiner Haupt-Stadt Pegu zu retiriren: darinn er e ihn / zween Monaten / be[l]agerte; aber doch zuletzt / nach solcher Bravade / von ihm ab / und wieder in Siam zoch. 348,2 Salpeter] Zu den Salpetergruben in Siam vgl. Schultze, S. 143a–143b: Das Land ist sehr Baumreich / dessen Grund und Boden fett: hat lustige Felder / Moraste und Berge / woraus Gold / Silber / Zinn / Salpeter und Schwefel / gegraben wird. 349,14 Bufieß] Vom Pilz »Bovist« abgeleitetes Wort, bei dem »an buffen, schwellen, bersten und stäuben gedacht ist« (vgl. DWB, Bd. 2, Sp.494), im Kontext der Greisenliebe des Rolims wohl als »Angeber« zu verstehen. 349,16–18 daß ich eher mein Eingeweide [. . .] verscharren lassen] In Lohensteins Drama Epicharis weigert sich die Titelheldin trotz Folter, die Namen ihrer Mitverschwörer gegen Nero preiszugeben. Laß meine Dae rmer drehn e Umb einen heißen Pfal / laß mich an Felsen schlußen / Auf die die Furien stets sidend Oel angißen; Verscharre lebend mich tief in ein Ameiß-Nest Lohenstein: Epicharis, III 574–577. e 351,4–358,5 Leich-Begangniß [. . .] Wahl beschlossen] Zigler folgt bei seiner Beschreibung der Bestattungs- und Einsetzungszeremonien des Rolims von Pegu der Fassung von Abraham Roger, der seinerseits die holländische Übersetzung von Pintos Reisebericht von 1652 zugrundelegt: e e Da nun diese Feyertage schon sieben Tage gewart / kam gewisse Zeitung in die Stadt Pegu, daß der Rolim, als ihr oberster Priester / zu Mounay e gestorben: Darauf wurde alle Freud in Trauren verkehrt / der Konig e e e e selbst verreiste / die Marke horten auf / die Thuren / Fenster und Laden wurden geschlossen / und sahe man keine lebendige Creatur auf den Strassen: Ihre Kirchen waren voller Leute / die so grosse Traurigkeit von e sich bezeugten / daß etzliche gar daruber sturben. Diese Nacht zog der e Konig nach Mounay, zwantzig Meilen von dannen; damit er / nach Gee e e wonheit der Konige von Pegu, der Leichbegangniß persohnlich beywohe nete. Er kam also deß andern Tags / zu Abends / und that alle Anordnung: Die Leich wurde dazumal auf eine Brukke gelegt / so mitten auf dem Mark darzu aufgerichtet / mit Vlor bekleidet / und mit dreyen e Himmeln von geblumten Atles bedekket war. In der Mitte sahe man e einen Thron von zwolff Stapfeln / und ein Grab / fast auf unsre Weise / mit vielem Gold und Edelgesteinen geziert: Aussen herum stunden viel
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silberne Leuchter / und Feuerpfannen / darinnen man allerley Rauche werk gebrant / dieweil der Leichnam schon anfieng ubel zu riechen. e Solchen bewachten sie nun die gantze Nacht uber / in welcher unaussprechliches Wehklagen getrieben wurde: Denn die Anzahl der Bicos, Grepos, Menigrepos, Talagrepos, Guimons, und Rolims, so allda beyeine ander versamlet / war schon allbereit uber die dreissigtausend stark. Zwo Stunden nach Mitternacht kam aus der Kirchen / Quiay Figrau, das ist / deß Gottes der Sonnenstae ublein / ein Reihen von mehr dann fue nfhundert kleinen Kindern / alle nakket / an dem Hals / und mitten um den Leib / mit Strikken / und eisernen Ketten / gebunden: Auf ihren e e e Haubtern trugen sie Bundelein Holtzes und Messer in ihren Handen; e und sangen / in zweyen Choren / einen so traurigen Thon / daß sich die e Zuhorer deß Weinens nicht wohl enthalten kunten. Unterdessen sprach e einer von den beyden Choren: Du / der du die Gue ter deß Himmels besitzest / laß uns nicht / als Gefangene / in dieser Pilgramschafft! Darauf ihnen der andre Chor antwortete: Auf daß wir uns mit dir / in den Gue tern deß HErrn / erfreuen! Darnach knieten sie [765] alle vor dem Gerist / darauf die e Leich stunde / nieder; und ein Grepos, der uber die hundert Jahre alt / e e kniete auch auf die Erde / hub seine Hande gen Himmel / und thate / im Nahmen dieser Kinder / einen Vortrag; darauf ihm ein anderer Grepos, bey dem Grab / im Nahmen deß Verstorbenen / also antwortete: Dieweil es Gott beliebt / mich / durch seinen heiligen Willen / aus der Erden zu erschaffen; so hat es ihm auch beliebt / mich wieder zu Erden werden zu lassen. e Ich befehle euch / meine Kinder / daß ihr diejenige Stund furchtet / in welcher die Hand deß HErrn uns in die Wagschale seiner Gerechtigkeit stellet! Darauf e alle andere / mit grossem Getos / antworteten: Der hoe chste HErr / der in der Sonnen herrschet / wolle nicht ansehen unsre Werke; auf daß wir von der e Straff deß Todes erloset werden!
Nachdem diese kleine Kinder abgezogen waren / kamen andere / von e e zehn oder zwolf Jahren / mit langen Rokken / von weissem Atles / ane e gethan / mit guldnen Ketten an den Fussen / und vielen kostlichen Juwelen um den Hals. Diese / da sie dem Verstorbenen grosse Ehrerbietung bewiesen / giengen sie rings um das Grab herum / mit blossen Seibeln zu fechten / eben als ob sie die Teufel vertreiben wolten; und e sprachen uberlaut: Weichet ihr Verfluchten / in den Abgrund deß Rauche
hauses / allda ihr / zu einer ewigen Straff / ohne Aufhoren sterbende / das e strenge Gericht deß hohen HErrn werdet bezahlen mussen / und nimmermehr e ersterben konnen! Darauf giengen sie ab / nachdem sie mit diesem Ge-
heul so viel zu verstehen gegeben hatten / wie daß sie nunmehr die Leiche von der Teufel Gewalt / die vorhin von ihnen belagert war / allerdings erloe set / und befreyet. e Alsdann folgten sechs-und-zwantzig von ihren furnehmsten Talagrepos, e so alle uber die achtzig Jahre alt / und in Feilbraun Damast gekleidet
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waren; welche zwoe lf Thue rhue ter / mit silbern Kolben / vor ihnen her hatten. Da nun die Priester das Grab zum vierten mal / mit grosser e Ehrerbie[766]tung / geweihrauchert hatten / fielen sie alle / auf ihr Angesicht / zur Erden nieder / und sprach einer von ihnen / gleichsam zu dem Verstorbenen also: Wofern die Wolken deß Himmels unsre Betrue btniß e
e
den wilden Thieren deß Landes sagen konten / so wurden diese gewißlich ihre e Weide verlassen / und uns so wol deinen Tod / als unsre ausserste Noth / e beweinen helffen; oder / sie wurden dich bitten / O HErr / daß wir / mit dir / in e dieses traurige Haus eingehen mochten / da wir dich nun alle sehen / und doch von dir nicht gesehen werden; dieweil wir nemlich einer so grossen Gnade e e nicht werth sind. Damit aber diß Volk in dir getrostet werden moge / ehdann das Grab deinen Leichnam vor uns verbirgt / so zeig uns zuvor die ruhige e Freudigkeit / und die annehmliche Vergnugung deiner Ruhe; damit sie alle aus dem schweren Schlaff / darein sie die Finsternissen deß Fleisches verwikkeln / aufgewekket werden; und wir elende Menschen eine Anreitzung bekommen / dir nachzufolgen; und dich / in unsrem letzten Athem unsers Lebens / zu e sehen / in dem frolichen Haus der Sonnen! Alles Volk antwortete hierauf mit grossem Schall: Der HErr beweise uns diese Gnade! e Da machten die zwolf Trabanten / welche die Kolben trugen / einen e Weg durch das Getrang deß Volks; und sahe man damals aus einem Haus e zur rechten Seiten deß Leich-gerists vier-und-zwantzig Junglinge / sehr e kostlich gekleidt / hervor kommen / die viel Ketten von Gold und Edelgesteinen um den Hals trugen. Da sie nun in zwey Reihen vor dem Grab niedergekniet / musicirten sie sehr lieblich / und sangen ihrer zween darein / denen fue nf andere stets darauf antworteten; welches dann alle e e Umstehenden zu hauffigen Thranen bewog / so gar / daß etzliche von e e den Furnehmsten ihrem Angesicht Gewalt anthaten / und den Kopf wider die Stapfeln der Leich-brukken stiessen. Sechs junge Grepos, von Adel / opferten sich unterdessen selbst auf / und tranken aus einem gue ldnen [767] Geschirr / das auf der Tafel stund / einen sonderbaren / gelben Safft; welcher so vergifft war / daß sie von stund an tod zur Erden fielen. Durch diese That wurden diese Teufels-mae rtyrer unter ihre Heiligen e gezehlet / und wegen solcher Glukk-seeligkeit sehr geneidet: So nahm man auch alsobald ihre Leiber / und verbrande sie in einem Feuer / das e von kostlichem Holtz angelegt war. e Deß andern Morgens entbloste man das Trauer-gezelt / und thate die e e kostlichen Stukke davon; die Himmel / samt den Tapezereyen / und e Fahnlein / ließ man darhinden; und alsdann stekkten sie / mit einem e grossen Getos / vielem Seuftzen / und allerley lautem Seitenspiel / das e Feuer im Trauer-gezelt erst an / und besprengten es zum offtern mit wohlriechenden Feuchtigkeiten. Also wurde der Leichnam in kurtzem e verbrant. Der Konig / und alle grosse Herren vom Hof / wurffen untere e dessen viel guldne Stukke / und kostliche Juwelen / in das Feuer; die /
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samt dem Leichnam und Gebeinen / alsobald verzehrt wurden. Nach der Zeit hat Pinto gewissen Bericht von ihnen eingenommen / daß dieser Leich-pracht mehr dann hundert tausend Ducaten gekostet; ohne die Kleider / welche der Koe nig / samt den grossen Herren / unter die dreissigtausend Priester / die zugegen waren / ausgetheilet. e Den folgenden Tag zu frue / da die gebrante Asche anfieng zu erkuhlen / e kam der Konig / samt allen grossen Herren / an denjenigen Ort / woselbst der Leichnam verbrant worden / in einer Ordnung / mit allen Grepos, einhergegangen; unter denen hundert und dreissig mit silbernen e e Rauchfassern / und vierzehn mit guldnen Bischoffshuten / waren: Sie hatten lange Kleider / von gelber Seiden / an; was die anderen / derer in die siebenzehntausend waren / anbelangt / so waren sie mit gelben Taffet / und einem Oberrokk von feiner Leinwand / bekleidet. Da sie nun e also an die erst-besagte Brandstatte gekommen / stieg ein Talagrepos, e deß Konigs Vetter / auf einen Stuhl / eine Rede an das Volk zu thun; der Anfang war eine Lob-rede von dem Verstorbenen / darinnen er dessen Leben hoe chlich gepriesen. Darnach kam er auf die Koe nige / darunter er e e e e die guten hochst geruhmet / die bosen aber greulich gelastert. Alsdann kehrte er sich zu den armen Un[ ][768]terthanen / welchen er dermassen das Wort redete / daß der Koe nig dadurch bewogen / Brazagaran, dem e Landvogt von Pegu, entbot / und ihm befahl / er solte hinfuhro all die e e e Machtigen von seinen Landern und Konigreichen / die er in die Stadt Cosmin zusammenberuffen (ein grosses Stukk Gelds an sie zu fodern / und damit einen Krieg wider den Koe nig von Savaday zu fue hren) nur wieder voneinander ziehen lassen. Er schwur auch bey der Asche deß Verstorbenen / daß er seine Unterthanen mit keinen Schatzungen beschweren / noch sie zu seinem Dienst zwingen; sondern vielmehr die Kleinen / wider die Unterdrukkung der Grossen / treulich beschirmen wolten. Unterdessen samlete man die Asche deß Verstorbenen / und vertheilte sie / als ein grosses Heiligthum / in vierzehn guldne Bekken / davon der e e e Konig selbst eines auf sein Haubt setzete; die ubrigen trugen die furnehmsten Grepos. Diese Asche wurde in gleicher Ordnung / als man e dahin kam / in eine kostliche Kirche / nicht weit von dannen / nach e Quiay Doco, das ist / zum Gott der Betrubten auf Erden / in ein Grab / e das nachst bey der Erden gemacht war (dieweil solches der Verstorbene selbst also begehrt) gebracht / und allda beygesetzt. Solches Grab wurde e damals mit zweyen silbernen / und einem kupfern Gitter / eingefasst; so e hieng man auch an drey eisernen Stangen / so quers uber die Kirche giengen / zwey-und-viertzig silberne Lampen / (eine jede von zehn oder zwoe lf Liechtern) an silbernen Ketten auf: Man setzte auf die Stapfeln / e die in das Grab giengen / sechs-und-dreissig Kastlein voll Rauchwerks / von Aloe¨s-holtz / Benjoin, und Ambra. Damit wurde der gantze Tag zu-
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gebracht / und viel Voe gel losgelassen / die man in mehr dann dreyhune dert Kefichten dahin gebracht hatte; sintemal diese Heyden dafur hiele ten / diß waren so viel Seelen der Verstorbenen / welche in den Leibern e derjenigen Vogel in Verwahrung genommen worden; die solten nun / nachdem sie freygelassen / deß Rolims Seele gute Gesellschafft leisten: Zudem Ende wurden auch viel dahingebrachte Fische in den Fluß geworffen / damit sie deß zu Aschen verbranten Rolims Seele dienen e e mochten. Uberdiß theilte man unzahlig viel Wil[d]pret unter die Armen e aus / biß indessen die Nacht herbey kam; darum dann der Konig / [769] e samt seinen Grossen / unter diejenigen Hutten gewichen / die deßwegen aufgeschlagen waren; und sich die gantze Meng Volks nach und nach verloren. Den folgenden Tag ließ der Koe nig ausruffen / daß alle und jede / bey Verlust ihres Lebens / schleinig von der Insel hinweg ziehen / und die Priester ihr Gebet thun solten. Die meisten Priester verreisten auch alsobald aus der Insel / und blieben nur ihrer neuntzig von ihnen dae selbst / die zu Erwahlung eines neuen Rolims verordnet waren. Sie kune ten aber / zween Tage uber / hierinnen nicht einig werden; darum ere e wahlte der Konig aus diesen neuntzig mehr nicht / als nur ihrer neun / die solche Wahl verrichten solten: Wie sie dann nach Verlauff fue nf e e Tage / mit einhelliger Stimme zu einem Rolim erwahlt einen Cabizonde, in der Stadt Digum, Nahmens Manica Mouchan, als einen acht-unde e sechtzig-jahrigen Mann / von grosser Heiligkeit. Der Konig nun / wele e cher sich uber dieser Erkiesung hochlich erfreut / sandte alsobald seinen e Seig-bruder / mit hundert Ruder-schiffen / und dem grosten Adel aus / e den neu-erwahlten Rolim einzuholen. Diesen brachten sie den neunten e Tag ihrer Abreise / an einen Ort / Tagala genant / funf Meilen von der e Insel Mounay, allda ihn der Konig / samt seinen Grossen / mit mehr dann zweytausend Schiffen entgegen kam / sich vor ihm neigte / und e zum drittenmal die Erden kusste: Der neue Rolim aber hub ihn von der e Erden auf / setzte ihn neben sich / und ruhrte mit seiner Hand deß e e e Konigs Haubt an; das er ihm fur die grosste Ehre gehalten. Darauf sagte e e der Rolim etzliche Wort zu dem Konig / die Pinto, samt seinen Gefarten / nicht wohl verstehen kunte; und blies ihm unter der Zeit dreymal auf e das Haubt / weil der Konig vor ihm niederkniete / und alles Volk zur Erden lag. Darnach zog er in deß Koe nigs Schiff hinweg / darinnen er auf einem e guldnen Stuhl / mit Perlein gestikkt / gesessen; und dann der Konig zu e e dessen Fussen / welches er ihm auch fur eine grosse Ehre achten muste. e Rings um ihn her stunden zwolf Kinder / in gelben Atles gekleidt / mit e Huten vom geblumten Atles / wie auch guldnen Kolben / und Sceptern / e in den Handen. Auf dem Oberraum deß Schiffs waren / an statt der Botsgesellen / alle die Herren deß Reichs; [770] und wurde solches Schiff
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mit gue ldnen Rudern fortgetrieben / dabey man allerley Gesae nger und e Seitenspiel horen lassen. Zu Nachts kamen sie nach Martabane, da man e deß andern Morgens aufwartete / damit der Rolim mit seinen Fussen e e e (wegen seiner grossen Wurdigkeit) die Erde nicht beruhren mochte: e Trug ihn also erstlich der Konig / auf seinem Rukken / aus dem Schiff / e und nachmals die Fursten und Herren / immer einer um den andern / biß zu der Pagode, oder Tempel / Quiay Ponnedea; allda ein herrliches Gezelt / mit gelben Atles ue berzogen / aufgerichtet war. Als er sich nun e daselbst / auf einem kleinen / guldnen Bett niedergelassen / stellte er e sich / als ob er tod ware; da fielen die andern Rolims, nachdem ein e Glokklein zum drittenmal geklungen / vor sich zur Erden nieder / und blieben also bey einer halben Stund ligend: Alle Umstehenden hielten / e zum Beweis ihrer Traurigkeit / die Hande vor die Augen / und sprachen e uberlaut: HErr / ruff diesen deinen Diener wieder zu einem neuen Leben / e
damit wir einen haben / der fur uns bitte!
Darauf nahmen sie ihn / und brachten denselbigen / in einem Gewand vom gelben Atles eingewikkelt / zu einem Grab / und sangen etzliche e traurige Worter dabey: Als sie nun zum drittenmal rings um die Kirche gegangen / liessen sie ihn in das hierzu gemachte Grab hinunter / welches mit schwartzem Vlor ue berdekkt / und mit Todten-hae ubtern umgee ben war. Dann sprachen sie etzliche Gebete / die dem Konig sehr beweglich vorkamen; und zog man auch zum drittenmal eine gar grosse Glokke an / darauf all die andern Glokken / in der gantzen Stadt / Antwort gaben; welches ein so sehr erschrekkliches Getoe s verursachte / daß e e die Erde davon erbebte. Nachdem solches Getos aufgehort / stiegen zwey Talagrepos, von hohem Ansehen / und in ihrem Gesetz wohlerfahrne e e e e Manner / auf zween Stuhle / die mit kostlichen / Turkischen Teppichten bekleidet waren: Da fiengen sie an zu reden / was ein jedes fue r eine e e e Bedeutung hatte; und thaten einen weitlauftigen Bericht / von dem Lee ben und Tod deß verstorbenen Rolims, und von deß neuen Erwahlung / e samt dessen furtref[f]lichen Eigenschafften. Da nun die vorige Glokk wieder [771] dreymal gelitten hatte / stiegen die zween Priester von ihren Stue hlen herab / die alsdann verbrant wurden. e Nachdem alles wieder still worden / sahe man aus der nachsten Kirchen einen herrlichen Umgang von eitel kleinen Kindern (so alle / zum Beweis ihrer Unschuld / in weissen Taffet gekleidt waren) hervor kommen: Diese hatten viel Juwelen um den Hals / koe stliche Ketten an den Fue se e sen / weisse Wachskertzen in den Handen; und Hute / die mit Gold / e e Seiden / und kostlichen Edelgesteinen gestukkt waren / auf ihrem Haubt. Mitten innen sahe man einen Kasten / mit einem guldnen Stukk bedekket / und rings umher mit vielen / guldnen Weihrauchfae ssern bee hangen; daraus man viel liebliches Geruchs schopfen kunte. Dieser Kae sten wurde von zwolf Kindern getragen: Dieselbigen Kinder spieleten
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auf allerhand Instrumenten / und baten Gott / daß Er doch diesen Verstorbenen zu einem neuen Leben auferwekken wolte. Als sie nun an denjen[i]gen Ort kamen / da der Rolim lag / setzten sie ihren Kasten nieder; und da der Dekkel herab genommen war / stieg ein kleiner Knab / von sechs / oder sieben Jahren / gantz nakket heraus; welcher von hinten dermassen mit Gold und Edelgesteinen bedekket war / daß man seinen blossen Leib fast nicht sehen kunte. Dieser Knab war anderst nicht anzusehen / als wie wir hie zu Land die Engel mahlen; denn er e e hatte Flugel von Gold / und eine kostliche Cron auf dem Haubt. Diejenigen / so umher stunden / knieten nieder / so bald sie ihn sahen; und rieffen: O / du Engel / der du vom Himmel gesandt / um unsrer Seeligkeit e
willen / bitt fur uns / wann du dich zu rechter Zeit wieder in den Himmel e e verfugest! Der Konig nahm dieses Kind / mit grosser Ehrerbietung / auf
seine Armen / und brachte es zur Seiten des Grabs; allda solches (weil sie unterdessen alle auf ihren Knien lagen / und die Priester dazumal den Rolim schon zum fue nftenmal berae uchert hatten) ue berlaut / als zu dem Rolim selbst / also sagte: Du / der du in Sue nden / und Unreinigkeit deß Fleisches empfangen bist! Gott sendt mich / dir anzudeuten / daß du dich zu einem neuen Leben erwekken sollest / welches ihm angenehm sey / [772] und e jederzeit die Straff seiner machtigen Hand vor Augen haben wollest; damit du in dem letzten Athem deines Lebens nicht strauchelst / gleich wie die Kinder e der Welt; und daß du von stund an aufstehest / dieweil es von dem Grosten e der Grosten also beschlossen ist. Folg mir / folg mir / folg mir! Da nahm der
Koe nig dieses Kind wieder auf seine Armen; der Rolim aber stunde gantz e verzukkt auf / fiel demjenigen Kind zu Fussen / und sprach: Ich nimm diese neue Gnade von der Hand deß HErrn an / und verpflichte mich / daß ich / biß in den Tod / ein Vorbild der Demuth / und der Geringste unter all den Seinigen seyn werde; damit die Krotten der Erden nicht in de¯ Uberfluß vergehen! Alsdann wurde abermal eine Glokk gelitten / darauf alles Volk zum andern mal auf seine Knie niederfiel / und sprach: Gesegnet seyest e du / HErr / um so einer grossen Gnade willen! Da lautete man alle Glokken
in der Stadt / und loe ste alle Stue kke / so wol die auf dem Land stunden / als die auf dem Meer / in zweytausend Schiffen waren; welche im Hafen e vor Anker lagen: So dann abermal ein grausames Getos verursachte. Nach Verrichtung alles deßjenigen / wurde der neue Rolim in einen guldenen / und mit Edelgesteinen versetzten / Stuhl / gesetzt / welchen die fue rnehmsten Herren trugen: Der Koe nig gieng zu Fuß vor dem Rolim e her / und trug einen kostlichen Hauer auf seiner Schulder: Also wurde e der Rolim in deß Koniges Hof gebracht / daran er drey Tage blieb / biß unterdessen alles und jedes zu seinem Einzug in der Insel Mounay zubereitet wurde. Da es nun Zeit / daß er daselbst eingeholet werden solte / wurden mehr dann zweytausend Schiffe / in einer gedoppelten Zeil / oder Reihen / deren eine jede anderhalb Meilen lang / von der Stadt
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Martabane, biß an die Insel Mounay, aneinander gestossen; welches eine sehr angenehme Straß machte. Ein jedes Schiff war mit Frucht-tragenden Aesten / und Blumen / bestekkt; und mit seidenen Fahnen / und Segeln / geziert. Der Rolim aber [773] hatte nicht mehr / als dreissig leichte Ruderschiffe / die voll Edelleute waren / bey sich: Er selbst war e in einem kostlichen Sero, [un]d saß auf einem silbern Stuhl / unter e einem Himmel / von einem guldnen Stukk; und der Konig saß zu dessen e Fussen / eben als ob er keiner bessern Stell werth zu seyn schiene. Rings um ihn her lagen dreissig kleine Kinder auf ihren Knien / in Karmosinfarben Atles gekleidt / und mit silbernen Kolben auf ihren Achseln: e Neben demselbigen stunden noch zwolf andere / in weissen Damast e e gekleidet / mit Rauchfassern in den Handen / daraus ein sehr lieblicher Geruch gieng. In den andern Schiffen folgten ihm zweyhundert von den e vortrefflichsten Talagrepos, und sechs oder sieben jungen Fursten / nach; e e welche alle der Konige Sohne waren. Solcher massen zog der neue Rolim aus Martabane zwo Stunden vor Tags; und fuhr zwischen diese zwo Schiffreihen hindurch; welche / weil es noch zimlich finster / mit vielen Laternen behangen waren. Das Gee e schutz wurde bey seinem Abzug zum drittenmal gelost / und alle Glokken gelitten / daß Himmel und Erden darob erzitterten. Nachdem er nun an den Wall gekommen / wurde er von sonderbaren Priestern / die in Einsamkeit leben / und Menigrepos genennet werden / daselbst empfangen: Diese nun / welche sich in die sechs oder siebentausend stark befanden / giengen mit blossen Fue ssen daher / und hatten schwartze Matten um den Leib / zum Beweis dessen / daß sie diese Welt gantz verachteten: Sie trugen Hirnschalen und Todtenbeine auf dem Haubt / dikke Strikke um den Hals / und hatten ihr Angesicht mit Koth e beschmirt; daruber auch eine Schrifft war / dieses Innhalts: Koth / Koth! sieh nicht an deine Niedrigkeit / sondern auf die Vergeltung / die GOtt dene jenigen versprochen hat / welche sich demuthigen / Ihm zu dienen! Diesel-
bigen nun wurden von dem Rolim sehr freundlich empfangen / fielen / auf ihr Angesicht / zur Erden nieder; und einer von ihnen / der dem Rolim strengs ansahe / sprach zu ihm: Derjenige / von dem du nun so e
grosse Gnade empfangen / daß du der Oberste uber all diejenigen worden bist / die auf Erden wohnen / gebe / daß du so fromm [774] und heilig lebest / e damit Ihm all deine Werke angenehm seyn mogen; gleichwie die Unschuld derjenigen Kinder / welche schweigen / wann ihnen die Mutter ihre Brust e darreichet! Darauf die andern alle mit einer dusterlichen Stimme / und e lautem Getos / antworteten: Das gebe der hohe HERR / durch seine mae chtige Hand!
Als er nun / in dieser Gesellschafft / fortzog / kam er an denjenigen Ort / e daselbst der nachst-verstorbene Rolim begraben war; da neigte er sein e Angesicht zur Erden / und sprach mit einer sehr klaglichen Stimme / als
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gleichsam zu dem Verstorbenen selbst: Derjenige / so ue ber der Sterne e
e
e
Schonheit herrschet / mache mich wurdig / daß ich euer Sclav seyn moge; damit ich in dem Haus der Sonnen daran ihr euch itzt belustiget / zu einem e e Fußhadern der Sonnen-fusse werden moge; denn solcher massen werde ich zu e einem so kostlichen Diamant werden / damit aller Welt Reichthum nicht wird zu vergleichen seyn! Die Grepos antworteten hierauf: Masiran fatypan, e
das ist / Gott gebe es! Darauf thate er eine Ketten deß Verstorbenen / die e auf dessen Grab lag / um seinen Hals / als ein kostliches Heiligthum; e und gab zu einem Allmosen sechs silberne Lampen / zwey Rauchfasser / und sechs oder sieben Stukk von Feilbraunem Damast. Da er nun / in Gesellschafft dieser grossen Herren / in seinen Hof gekommen / warff er etzliche Hand voll Reises zum Fenster hinaus / der von dem niedere knienden Volk / mit offenen Handen / aufgefangen wurde. Nachdem e also dieses Werk / welches in die drey Stunden gewart hatte / gethan e war / lautete man zum drittenmal eine Glokk / darauf der Rolim allerdings abzog: Die Schiffe segelten auch wieder fort / und nahm der Koe nig desselbigen Abends noch seinen Abschied von dem Rolim, zog nach der Stadt Martabane, und deß andern Tags gerad auf Pegu zu; dahin er noch desselbigen Tages kam / und nicht zugab / daß man ihn einholte / seine e Traurigkeit wegen deß jungst-verstorbenen Rolims annoch zu bezeugen. Diß alles berichtet [775] uns Pinto, durch dieses gantze Cap. in seinen Wonderl. Reiz. pag. 226. biß auf pag. 234. Roger, S. 764–775. 359,4–25 Dieses Opffer wird dem Kriegs-Gott Carcovita [. . .] Priestern gefressen] Die Opferzeremonie wird bei Roger ausführlich beschrieben. Ebenso wie bei der Auswahl von Lohenstein-Zitaten entschärft Zigler in seiner Fassung die Vorlage. So ist bei ihm das Opfer des Carcovita nicht ganz, sondern nur halb nackend. Der namenlose Illustrator der Erstausgabe folgt bei seiner ansonsten unübersehbar an die bildliche Darstellung bei Roger angelehnten Illustration der Szene Ziglers Vorgaben: Während das ungenannte Opfer bei Roger nackt ist, bleibt Banise bekleidet (vgl. auch die Illustration zu S. 804, hier Abb. 20). e e Nicht weniger ist sich uber das blutige Opfer ihrer armen Tochter zu verwundern; indem sie / um die Zeit / wann man das grosse Fest Core covita feyren soll / an einem gewissen Ort dieses grossen Konigreichs e e (wie le Blanc, Cap. 23. meldet) in den Kirchen Tochter ernahren / welche noch reine Jungfrauen; die sich zum Fasten und Beten begeben haben / auch geweihet sind / und zu einem versprochenem Opfer aufbehalten werden; also daß / so ihr Vatter / Mutter / und Gefreundte kommen / sie zu besuchen / solches mit grosser Ehrerbietung und Ane beten geschicht; indem sie ihre Tochter / als heilige und himlische Menschen / bittlich ersuchen / sie wollen doch ihrer ingedenk verbleiben / wann sie vor ihrem grossen Gott erscheinen werden: Darum bringen sie
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ihnen auch allerhand Speisen / und andere Dinge zum Opfer / mit. Man e e nimt jahrlich eine von diesen Tochtern / sie zu opfern. Vor dem Altar ist ein Marmelstein von unterschiedlichen Farben / der auf derjenigen Seiten viel heller glae ntzt / zu welcher sie (ihrer Mei nung nach) die Gestalt e dieses wutigen Teufels sehen / den sie anbeten. Diejenige Tochter nun / e so sie ihre kostliche Kleider ausgezogen / sieht die Gestalt ihres Gottes / der ihr rufft: Denn sie sprechen / der Teufel ruffe ihr mit Nahmen / und ersuche sie / zu ihm zu kommen. Ihre Palpas, oder Priester / mit ihren priesterlichen Kleidern angethan / nehmen sie darnach; und wann sie dieselbige halb nakket auf diesen Stein niedergesetzt / und so wol der e Tochter / als dem Teufel selbst / mit Weihrauch genugsam gerauchert e haben / erwurgen sie solche (wie aus diesem Abriß zu ersehen) in Beyseyn ihrer Eltern / die fleissig damit zusehen / ob sie recht tod sey / auf e daß sie keine zweyfache Marter ausstehen durffe. So sie nun ihren Leichnam mit einem Stein / der so scharff als ein Scheermesser schneidt / aufgerissen / bringen sie das Hertz heraus / welches sie dem Teufel ins Angesicht werffen / und darnach verbrennen: Alsdann vermischen sie auch die Asche mit Wasser / und besprengen ihren Abgott e damit: Das ubrige aber von dem Leichnam wird bequemlich mit wohlriechendem Holtz verbrant / solches in ihrer Kirchen zu gebrauchen. In andern Lae ndern wird solches Fleisch gar von den Priestern gessen. Roger, S. 803–804. 361,14 Palmen in Cypressen] Zur Zypresse als Baum des Todes vgl. die Anm. zu S. 30,32. e 369,8–9 wie zwey Hunde [. . .] nicht vertragen konten] Das Bild der zwei an einem Bein nagenden Hunde ist nicht nur im Deutschen zum Sprichwort für Situationen geworden, in denen »zwei oder mehrere ein und dasselbe Ding besitzen oder geniessen wollen« und darüber in Streit geraten (vgl. Eintrag Nr. 1361 zu »Hund« in: Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Bd. 2, S. 878). Das zugehörige Emblem steht unter dem Motto »impatiens consortis amor« und wird als Sinnbild dafür verwendet, dass Liebe keine Rivalen erträgt. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 575. 377,13 beylegen] Besiegelung der Ehe durch Beischlaf. e e 377,20–28 Bestandigkeit besteht [. . .] Bestandigkeit] Anders als bei den übrigen in den Roman integrierten Versen hat sich bisher keine Quelle nachweisen lassen, allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass Zigler einen der von ihm geschätzten schlesischen Barockdichter zitiert. Eventuell stammt das Lob der Beständigkeit trotz des Verweises auf die Poeten von Zigler selbst. 382,1 Nherandi erwiese sich hier als ein ungemeiner Kriegs-Stern] Zur Belagerung Pegus durch den jungen König von Siam vgl. Francisci: TraurSaal III, S. 1009. Die historische Belagerung blieb allerdings erfolglos. Vgl. die Anm. zu S. 347,28.
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Kriegs-Goe tzen [. . .] gezieret] Eine mögliche Vorlage der Beschreibung des Carcovita bot Roger; vgl. die Illustration zu S. 804 (Abb. 20). 384,7 Barthen] Welche Waffen Abaxar und seine Soldaten führen, ist nicht mehr auszumachen. Nach DWB, Bd. 1, Sp. 1143 kommen Beile oder Hellebarden in Betracht. 388,29 Kapzaum] Dressierzaum für junge Pferde. Vgl. DWB, Bd. 31, Sp. 399. 390,7–15 ich sehe bereits [... ] zu ziehen] In Lohensteins Drama Cleopatra imaginiert Marcus Antonius nach dem vermeintlichen Tod der ägyptischen Königin deren Verklärung und glaubt, sie rufe ihn zu sich: Ach! ich erblicke schon dein sternend Angesicht! Schaut ihren neuen Stern in den Saffirnen Zimmern / e Und den verklarten Geist umb diese Pfosten schimmern; e Hort! wie die Turteltaub’ umb ihren Buhlen girrt / e e Der in der Sterbligkeit ein-oder Wusten irrt. e Schaut / wie ihr Gottlich Haupt mit Ariadnens Krae ntzen / e Schaut / wie die Augen ihr als Ledens Kinder glantzen; Schaut / wie ihr Rosen-Mund gleich einer Sonne spielt / e Die steter Athems-West mit feuchtem Balsam kuhlt! Schaut wie die Marmel-Brust sich mit Rubinen spitzet / Wie die gewoe lbte Schooß wol-richend Ambra schwitzet / Wie noch die Libes-Flamm’ aus Hertz und Adern kwillt e e Und unser schatticht nichts mit guldnem Licht umbhullt! Schaut ihr’s? Hier steht sie ja. Sie reich’t uns Arm’ und Hae nde / e Sie kußt / sie armet uns. Lohenstein: Cleopatra, III 552–566. 395,18–19 Sebel in Pflugschaaren [. . .] verkehren] Vor dem eigentlichen Beginn von Lohensteins Drama Ibrahim Sultan huldigt die Allegorie des Flusses Bospurus dem Hochzeitspaar Kaiser Leopold und Erzherzogin Claudia Felicitas von Österreich, deren Reich er – mit einer Anleihe aus dem Alten Testament (Micha 4,3: Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen) – als ein Reich des Friedens und des Wohlstands schildert: Wo die Spiese sich in Eegen / Schwerdter sich in Pflug-Schaarn kehr’n / [. . .] Wo man sieht auf Lantzen wachsen Trauben und Oliven-Beern. Lohenstein: Ibrahim Sultan, Der Thracische Bosphorus, S. 2, 62 u. 64. 397,9 Palekin] Den Namen hat Zigler vermutlich von Palekijn abgeleitet. Ein Palekijn ist eine Sänfte. Vgl. Roger, S. 99. 397,22–26 welche ihrem Sohne [. . .] Gifft-Mischung] Zum Versuch der Königin, ihrem jüngeren Sohn zum Thron zu verhelfen und deswegen den älteren Prinzen zu vergiften, vgl. Francisci: Traur-Saal II, S. 213–214 (zi383,21–29
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tiert in der Anm. zu S. 108,4) und 217–218: Diß alles gab / in ihren Gee dancken / Fug und Recht genug / alle mutterliche Betrachtungen aus dem Hertzen zu schlagen / und diesen Sohn aus dem Mittel zu heben / e welcher dem jungen Bastard / der ihr lieber war / doch nur gefahrlich / e und vermuthlich sein Tod seyn wurde: denn sie gedachte / gleichwie die e eheliche und Ehe-verletzende Liebe einander zuwidern; also konnte auch das / was aus beyden erboren / nicht anders / als einander feindlich hassen: Wae re derowegen rathsam / dieser stue rbe; damit jener lebete. Solchem nach machte sie es / mit dem Sohn / wie mit dessen Vatter / und nahm ihm / durch heimliches Gifft / das Leben. e 399,27–28 unterirrdische Gewolber] Zu den Schatzkammern unter dem Palast von Pegu vgl. die Anm. zu S. 183,29. e 400,19–402,23 Der neue Rolim [. . .] bekronen wird] Die Krönung des neuen e Königs von Pegu wird von Francisci sowohl in der Schau-Buhne als auch im Lust- und Stats-Garten geschildert (III, S. 1525b–1526a) und um die auf den Sinnsprüchen des Saavedra basierende Rede des Korangerim erweitert (vgl. hierzu die folgenden Anmerkungen). Die beiden Texte unterscheiden sich kaum, dennoch ist unverkennbar, dass Zigler die in der e Schau-Buhne enthaltene Fassung als Vorlage diente: Bey der Huldigung deß grossen Koe nigs von Pegu / mue ssen alle seine e Fursten seyn; und ein jeder deren / welcher was wider ihn hat / solches / e vor der Kronung / anbringen. Der Kaliferech bringt den Printzen mitten e ins Feld / z[u] einer hohen Schaubuhne / von Steinen aufgerichtet; dazu e e man uber eine Brucke gehet / so mit Asch-farbnem Tuch bedeckt. e Einer unter den Vornehmsten rufft uberlaut; Jetzo erfordere die Not / e und deß Landes Bestes / wiederum ein neues Haupt zuerwahlen. Zeigt e dabey dem Volck eine grosse Keule / mit dreyen glantzenden Spitzen / und hebt selbige hoch empor. Das Volck hae lt sich unterdessen still: dare auf offenbaret jener den Raths-Schluß / und wer zu erwahlen sey: weiset e hiemit zugleich ihnen den Fursten gantz nacket; welcher das Angesicht e nach dem Volck kehret / und auf einen Stein tritt. Er erklaret dessen e e Rechtmassigkeit zum Reich / streicht seine Qualitaten und Tugenden weitlich heraus: begehrend / wer etwas / wider ihn / habe zu klagen; der solle sich gestellen. Das Volck schreyet hingegen: GOtt hat ihn gesegnet / und zu unsern Fue rsten erkoren. Darauf ist alles stille / bey einer Viertheil Stunden: um zu erwarten / ob jemand etwas zu klagen habe? Darnach spielet man auf e e Schalmeyen / und / aus der furnehmsten Burg / mit Geschutz / setzet ihm bald darauf eine bleyerne Cron auf / giebt ihm ein Beil in die Hand; zeucht ihm ein weiß seiden Hemd an / und eine kurtze Kasack von derselben Farbe / an den Ecken mit allerhand Farben Seiden gesticket: e saget ihm dann / wie er regieren musse / nach dem Exempel seiner Vorfahren; und daß die bleyerne Crone bedeute / in allen Dingen Masse
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und Gewicht zutreffen; das Beil / die Gerechtigkeit zu handhaben; und e daß die Liebe seiner Unterthanen / seine furnehmste Macht sey. e Francisci: Schau-Buhne III, S. 393. 401,4–6 Urtheilet alles [. . .] Gerechtigkeit] Zigler orientiert die Ratschläge des weisen Korangerims an den Sinnsprüchen in Saavedras EmblemeSammlung: 7. Alles soll geurtheilet vverden vvie es an sich selbsten ist: und soll durch zuneigung nichts gemindert oder vermehret vverden. Saavedra, S. 10v, Nr. 7. 401,6–8 Lasset den Zorn [. . .] verderbet] Auch hier greift Zigler auf ein bei Saavedra erläutertes Emblem zurück: 8. Der Zorn soll die vernunfft nicht also einnehmen, dass er vber solche herrsche. Der Zorn ist nicht anderst als eine motte / welche purpur selbst bringt und erzeugt. Saavedra, S. 10v, Nr. 8, und S. 79. e 401,8–10 Fliehet den Neid [. . .] Gemuther ist] Vgl. Saavedra: Des gantzen e VVercks, oder nachricht des Inhalts der Sinnspruche, 9. Er sol sich vor e dem Neyd hu´ten, als seinem selbst eigenen Morder. e e e Der Neid gebuhrt mit nichten den Fursten / als sie hoher seind alß andere / sintemahl solches ein laster ist in den vnterthanen / wider ihre obrigkeit / wie Neid[?] auch eine schlechte ehre sein muß / welche sich nit anderst kan erzeigen / sie verschwae rtze dan die anderen. Saavedra, S. 10v, Nr. 9, und S. 101. 401,10–14 Im Reden seyd vorsichtig [. . .] zu bringen] Vgl. die Sinnsprüche des Saavedra: 11. Der Fu´rst sol im reden vorsichtig seyn, dan aus solchen mag man das gemu´th erken¯en. 12. Die lu´gen sollen durch die vvarheit zu nichte gemacht vverden. 13. Er halte vor gevviss das die Laster des Gemu´ths vverden manchem zu reden geben. Saavedra, S. 10v, Nr. 11–13. e 401,11–13 Ja der Fursten Worte [. . .] abgewogen seyn] Zigler bezieht sich hier auf die Erläuterung zum 11. Emblem in Saavedras Sammlung: Eben e fast auff diese art vnd weise ist der Furst seiner vnterthanen eine algemeine glocken oder weiser / weil auff dessen rede das meiste gelegen / dan durch solchen machet er ihm bey demselbigen / ein ansehen / oder verlieret es / dan keiner ist nit / der auß deß Fue rsten reden / seine Natur / Verstand / vnd zuneigungen / nit wolle wahrsagen. Es wird kein e Wort geredt / solches wird von den Zuhorer[n] auffs flei[ßi]gste gee merckt. Alles wird in guter Gedachtnuß behalten / welches / so es weiter erzehlet wird / ist solches mancher erwegung vnterworffen / vnd wird e von vnterschiedlichen manigfaltig ausgelegt. Saavedra, S. 119.
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401,15–17 ja der Vorwitz [. . .] aufgezeichnet werden]
In Prosa umgesetztes Zitat aus Lohensteins Drama Ibrahim Sultan. Kiosem, die Mutter des Protagonisten, wirft diesem sein einem Fürsten nicht angemessenes Verhalten vor: Man forscht mit scharffem Aug’ und durch gehoe hlt Chrystall Der Sterne Flecken auß; Man schreibt ins Buch der Zeiten Der Sonnen Finsterniß Lohenstein: Ibrahim Sultan, I 206–208. e 401,17–19 Denn was sind Fursten [. . .] ausbreitet] Zigler zitiert hier z. T. inhaltlich, z. T. wörtlich aus der Erläuterung zum 13. Emblem in Saavedras Sammlung: DEr Mond vertrit die Son¯e in ihrem abwesen / weil er der nacht vorstehet / an seine¯ vnterschiedlichen verae nderungen / ab vnd zunehmen hanget die krafft vnd erhaltung der irdischen dingen / e vnd ob er wol desto schoner ist / je mehr diese dunckel / vnnd sich e selbst / schwachlich / alß welche ihr wesen von dessen liecht hat / so ist doch keiner nit / der deßwe[136]gen oder sonsten wegen andern ihren vnzahlbaren wohlthaten sich zu ihm wende / ja auch nit damals da er sich in vollen liecht befindet. Aber wan er vnterweilen auß verhindee rung der Erdkugel eine verfinsterung leidet / vnd sich nit also glantzend als wie zuvor / da er das volle Liecht von der Sonnen hatte / sehen lae st / vnd seine dicke vnd vnerkue nstete mae ngel außbreitet / werden solche vor aller augen gesehen / vnd gemercket / ja lange zuvor / ehe e solche sich zutragen kommet ihnen der furwitz vor / vnd zehlet ihm e seine schrit und gange auffs genaweste. Was seind die Fue rsten anderst e alß irridische Pla[137]neten / vnd Mondt in welchen die Gottliche Sonne der gerechtigkeit sich außbreitet zur regierung der erden? Saavedra, S. 135–137. 401,19–20 Den guten Namen [. . .] Tode brennet] Vgl. Saavedra: 15. Den guten Nahmen soll er hoher halten, als das leben. e Der ruhm des Gebluhts eine brennende fackel [. . .] vnd man soll nicht fragen / wo diß fewer seine nahrung hernehme / weil es so hefftig brendt / auch eher vergehet. Saavedra, S. 11r, Nr. 15 und S. 159. e 401,20–22 Sehet zu [. . .] ubereinstimme] Vgl. die Sinnsprüche des Saavedra: 16. Er sehe, ob sein thun vnd lassen mit seiner Voreltern thun u´bereinstimbt. Saavedra, S. 11v, Nr. 16. e e 401,24–41 Gedencket [. . .] Stutze der Majestat] Vgl. Saavedras Sinnsprüche: 18. Er gedencke das er von dem allerhoˆchsten GOtt das reich habe. 19. Das er solches den nachkoˆm ¯¯ lingen hinterlassen muss. 20. Er erinnere sich, das der Scepter ein guttes jedoch betriegliches ding ist. 22. Die Majestet soll mit gerechtigkeit befestiget vverden. 24. Vor allem soll die Gottseligkeit beobachtet vverden.
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25. In deroselbigen bestehet des Reichs veste. 26. Vnd die hoffnung aller siege. 28. Er berahte sich mit den gelehrten. Saavedra, S. 11r, Nr. 18–20, 22, 24–26, 28. 401,32 Denn die Weißheit] Vgl. die Erläuterung zu Saavedras Emblem Nr. 28, e S. 297–298: Der Lander Ancker ist die Weißheit / vnd ein Compas der e Fursten. Nimbt dise tugend ab / so sincket die Seele der Regierung auch dahin. e 401,34–35 Ja durch diese [. . .] unveranderlich] Vgl. Saavedras Sinnsprüche: 31. Von solchen vvird er lehrnen mit ehren seine Cron vnd ansehen seines nahmens zu erhalten. 33. In gluˆck vnd unglu´ck sol er eines muths sein. Saavedra, S. 11r–11v, Nr. 31, 33. e 401,36 Denn wer mit dem Glucke] Vgl. die Erläuterung zu Saavedras Emblem e e e Nr. 33, S. 347: Wer mit dem gluck sein gemuht andert / der bekennet / e daß er dessen nicht wurdig gewesen. e 401,37–40 sondern hoffet und harret [. . .] gefurchtet werdet] Vgl. Saavedras Sinnsprüche: 34. Harren vnd hoffen. 35. Auss den vvidervverdigkeite¯ die gluˆckseligkeit. 36. Mit allen VVinden fahren. e 37. Von zvveyen bosen ist das schlechtest zuervvehle¯. 38. Er bemuˆhe sich vor allem, das er von allen geliebt vnd gefuˆrchtet vverde. Saavedra, S. 11v, Nr. 34–38. 401,40 Denn die Liebe] Vgl. die Erläuterung zu Saavedras Emblem Nr. 38, e e S. 392: Eine vnuberwindliche schantze ist die liebe der Burger. e 401,41 Die geheimen Anschlage] Vgl. die Erläuterung zu Saavedras Emblem Nr. 44, S. 453: V[N]gewis vnd zweiffelhafftig ist die Bewegung einer Schlangen: dan mit ihren krum ¯¯ en gang bald hin bald her / auff vnd e nieder sich drehet vnnd krummet / daß der Leib fast nicht weiß / wo er ihren Kopff auffheben solte. Du soltest vor gewis halten sie wendet sich der / vnd sie wendet sich dort hin / vnd damit man nit wissen moe ge / wo ihr weg hin gehet / so lasset sie kein wahrzeichen hinten sich. Also sollen e e e die anschlag der Fursten sein so geheimb / das niemand wissen moge wo sie hingerichtet seind. 401,43–402,1 Verlasset euch nicht] Vgl. Saavedras Sinnspruch: 45. Er verlasse sich nit alzuviel auff seine Majestat. Saavedra, S. 11 v. 402,2 Denn ein Mensch] Vgl. die Erläuterung zu Saavedras Emblem Nr. 46, e S. 471: Der Mensch ist das vnbestandigste vnter allen Thieren / [. . .]. Die gutthaten schreibet er in wachs / die empfangene schmach in einem Marmelstein / so er aber einen was guts thut zeichnet er es in Ertz.
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Vgl. ebd, S. 472: Die boe ßheit die ziehet vnterweilen die larven der tugend an. Ähnliche Formulierungen finden sich auch S. 11v: 47. Viel schleichet unter de¯ schein der tugend ein. 48. Viel durch heucheley. e 402,6 Liebet getreue Rathe] Ebd., S. 11v und 614: 55. Die Raˆhte seind Augen der Regierung. Ein Fue rst / welcher so viel sehen vnd hoe ren muß / solte billig lauter e augen und ohren seyn / [] weil nun solches nit seyn mag / so ist es notig / daß er sich anderer gebrauche. 402,9–16 So ihr was mit Recht [. . .] das Futter entzeucht] Vgl. Saavedras Sinnsprüche: 59. VVas zu erlangen, vnd erhalten, bedarff man Raht vnd VVaffen. 60. Das sol stets betrachtet vverden, das vvo die Reiche nit vermehret vverden, solche abnehmen. 63. VVan er vvas bey sich selbsten beschliest, so bedencke er das Ende. 64. VVas er langsam bedacht, das vollziehe er in aller eyl. 67. Er beschvvere die Vnterthanen nicht mit alzugrossen aufflagen. In der Erläuterung zu Emblem Nr. 67 wird der Herrscher mit einem Hirten verglichen und ein schlechter Hirt einem Tyrannen gleichgesetzt: Der ist kein Hirt nit / welcher nur sich selbsten weidet / vnd nit seine Heerde. Saavedra, S. 12r, Nr. 59, 60, 63, 64, 67 u. S. 786. 402,16–20 Handel und Wandel erhaltet [. . .] als Waffen geschiehet] Vgl. Saavedras Sinnsprüche: 68. Er soll handel und vvandel erhalten den solche seind die Angel des Reichs. 69. Er suche friede zu haben, oder mit schvverd, oder goldt. 74. Der Krieg soll nicht angefangen vverden als Friede zu haben. 84. Es geschehe allezeit mehr mit raht als gevvalt. Saavedra, S. 12r–12v, Nr. 68–69, 74, 84. 402,24–403,5 NachdieserRede[. . .]Ordnungzugienge]Nachdem»Exkurs«zu den Emblemata des Saavedra zitiert Zigler den weiteren Verlauf der Kröe nungszeremonie erneut aus dem dritten Teil von Franciscis Schau-Buhne: e Darnach bringet man ihm ein Gefaß von Schmaragd / darinn die Asche e e deß ersten Konigs von Pegu: woruber er [394] schwert / allem nachzukommen / wie seine Vorfahren gethan etc. Alsdenn wird die Krone und das Unterkleid von ihm genommen / und aufgehoben / wie ein Heiligthum; aufs Haupt hergegen ihm ein Bonnet gesetzt / von Carmosin e e goldenstuck / mit einem guldnen Krantz / und einer Spitzen voran / so mit Edelgesteinen geziert. e Ferner kleidet man ihn in ein Turckisches Kleid / mit weissem Hasene e Fell unterfuttert; die geburende Aufrichtigkeit seines Lebens dadurch 402,5 weil sich offt die Heucheley]
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vorzubilden. Hernach wird das Sae iten-Spiel gerue hrt; und helffen drey e e Fursten / so dem Konig am nechsten gestanden / ihn herab von dem e e Stein / worauf er gekronet worden: welcher Stein auf die Bestandigkeit e seines Lebens zielt. Die Aschfarbe unter seinen Fussen / und die Asche auf seinem Haupte / erinnern ihn deß Todes; und daß er ihm einen ewigen Nahmen solle machen. e Wann er an den Palast gekommen; so reicht man den dreyen Fursten e e guldne Weyrauchs Gefaß / an drey bleyerne Ketten fest gemacht / mit e e kostlichem Rauchwerck: Und der Falcada gehet vor dem Printzen her / e e in einem weissem Kleide / und guldnem Beil in der Hand / uberlaut e ruffend: GOtt / und nicht das Volck / hat ihn erwahlet. Wer ihn vorbey sihet e e gehen; fallt zur Erden. Sie kussen einander die Achseln; ihre / von wegen e deß neuen Konigs / habende Freude dadurch zubezeugen. e Auf dem Felde daselbst / stehen viel bunter Hutten / den Herren zugee horig; und richtet man viel Taffeln auf / unter die Kokos- und andre e e e e Baume / mit Tusch-Tuchern / so mit Kokos-Blattern / nach Chinesischer Manier geschildert; worauf das Volck tractiret wird. e [. . .] [395] [. . .] Alles Volck wird alsdenn auf deß Konigs Unkosten gespeiset / und nimmt einen unglaublichen Platz ein; wiewol dennoch alles mit guter Manier und Ordnung zugehet. Francisci: Schau-Bue hne III, S. 393–395. 403,6–9 Nach diesem allen [. . .] Waffen vollziehen] Zur Eheschließung des Königs von Aracan mit der Prinzessin von Pegu vgl. Francisci: TraurSaal III, S. 1012: Im Jahr 1598. ist besagte Koe nigliche Residentz / mit einer strengen e e Belagerung / hart geangstiget worden / und so lang mit Hunger gee e qualt / biß der Konig diesen ungleichen Vergleich ihm musste belieben lassen: Erstlich / daß die weisse Elephanten [. . .] welche daselbst / zu einem Zeichen der Oberherrschafft / und monarchischen Gebiets ue ber e e alle umliegende Lander und Konigreiche / unterhalten und geehrt wure den / dem Konige von Areca / nebenst einer grossen Anzahl Edelgesteine / ue berantwortet / desgleichen die ae lteste Tochter des Koe nigs von e Pegu / dem von Aracam verheirat / und noch darzu zween Sohne ihm / zu Geiseln / in seine Hand gestellet werden solten. e 403,12–13 das funffte Wesen der Liebe] Die Quintessenz. Gemeint ist in diesem Falle das Beilager. 407,12–454,33 Die Handlung [. . .] Honoria:] Bei dem hier eingefügten Libretto handelt es sich um die von Zigler durchgehend versifizierte Fassung eines Librettos von Johann Christian Hallmann. Das auf Nicolo´ Bereganis Libretto L’Heraclio basierende Werk war in der Sammlung Johann e Christian Hallmanns Trauer-, Freuden und Schaffer-Spiele nebst einer e Beschreibung aller Obristen Hertzoge uber das gantze Land Schlesien 1684 bei Fellgiebel in Breslau erschienen. Zigler hat lediglich die Dialog-
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Stellenkommentar
passagen in Alexandriner übertragen und die bereits bei Hallmann in verschiedenen Liedstrophen gehaltenen Arien nur gelegentlich verändert. Da der Text in der Zigler mit großer Wahrscheinlichkeit vorliegenden Sammlung im Internet (http://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/ 312671563/) sowie in der Hallmann-Ausgabe (Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Hrsg. von Gerhard Spellerberg. 3. Bd, 2. Teil: Vermischte dramatische Stücke. Berlin/New York, 1987, S. 569–659, 717–718) zugänglich ist, wird auf eine erneute Wiedergabe von Hallmanns Libretto an dieser Stelle verzichtet. Der Stellenkommentar bleibt auf die Erläuterung der wichtigsten mythologischen Anspielungen beschränkt. Zur Wirkungsgeschichte von Bereganis Libretto in Deutschland s. Dorothea Schröder: Zeitgeschichte auf der Opernbühne. Barockes Musiktheater in Hamburg im Dienst von Politik und Diplomatie (1690–1745), Göttingen 1998, S. 148–149. 412,13 Atropos] Atropos, die älteste der drei Parzen, schneidet mit ihrer Schere den Lebensfaden ab. 412,34–37 OB Hercul [. . .] Hercul finden] Herkules wurde für die Ermordung des Iphitos mit Versklavung bestraft und von der lydischen Königin Omphale erworben. Nachdem diese erfahren hatte, wer Herkules war, heiratete sie ihn. In seiner blinden Liebe zu Omphale und durch das luxuriöse Leben am Hof verweichlicht, ließ Herkules sich dazu herab, Frauenkleider anzuziehen und Wolle zu spinnen. 413,2–5 Es mag sich auch [. . .] Achilles bleiben] Achilles’ Mutter Thetis versuchte ihren Sohn vor dem ihm im Krieg um Troja vorhergesagten Tod zu bewahren, indem sie ihn als Mädchen verkleidet bei den Töchtern des Lykomedes auf Skyros verbarg, dessen Tochter Deidamaia Achilles heiratete. Durch eine List des Odysseus wurde der verkleidete Achilles überführt und zur Teilnahme am Trojanischen Krieg bewegt. 413,27 Parcen] Die Schicksalsgöttinnen der griechisch-römischen Mythologie, welche die Dauer des menschlichen Lebens bestimmen. 413,32 Lethens] Einer der Flüsse der Unterwelt; sein Wasser löscht alle Erinnerungen aus. e 414,30 Die Haare des Gelucks] Die Zeile basiert auf der Vorstellung, die allegorische Personifikation der Göttin Gelegenheit habe nur am Vorderkopf Haare und sei am Hinterkopf kahl. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata, Sp. 1809–1810. e 416,5 BLinde Gottin] Die Glückgöttin Fortuna wird auch als launische blinde Zufallsmacht angesehen und oft mit verbundenen Augen abgebildet. 419,30 Argos] Ungeheuer der griechischen Mythologie, das mit tausend Augen zugleich schauen konnte. 420,20 Phlegethon] Phlegeton ist einer der Flüsse der Unterwelt, der statt Wasser Feuer führt.
Drittes Buch 420,35 Donner-schwangern Liecht]
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Blitz und Donner gehören zu den Attributen des Jupiter. 421,6 Doch das Gehirn] Minerva die Göttin der Weisheit, soll dem Haupt ihres Vaters Jupiter entsprungen sein. 421,11 Juno] Ehefrau Jupiters. e 421,22 Jetzt hat das Glucke] Fortuna, die Glücksgöttin, wird häufig auf einer Kugel stehend dargestellt. 421,31 Helena] Tochter des Zeus und der Leda, galt als die schönste Frau der Antike; ihre Entführung durch Paris löste den trojanischen Krieg aus. 421,31 Megæra] Eine der drei Erinnyen und eine Personifikation des Neids. Sie hat den sog. bösen Blick. 422,11–13 Ich wil mich [. . .] Schwan] Phocas, der sich aus überzogenem Machtanspruch bereits zum Jupiter stilisiert hat, sucht auch in Liebesdingen dem Gott nachzueifern. Dieser hatte die von ihrem Vater in ein Bronzegefäß eingeschlossene Danae in Form eines Goldregens heimgesucht und dabei den Perseus mit ihr gezeugt. Der spartanischen Königin Leda näherte sich Zeus in Gestalt eines Schwans, aus dieser Begegnung gingen die schöne Helena und ihr Bruder Polydeukes hervor. 422,31 Phœnix] Mythischer Vogel, der verbrennt, um aus seiner Asche immer wieder neu zu entstehen. 422,33 Proteus] Der griechische Meeresgott Proteus hat die Gabe, sich in jede beliebige Gestalt zu verwandeln. 423,18 Bellona] Römische Kriegsgöttin. 423,27 Charons Nachen] Fährmann der griechischen Mythologie, der die Toten mit seinem Boot über den Todesfluss Acheron ins Totenreich bringt. Anders als im Libretto ist dieses aber nicht das von Siroe¨ beschworene elysische Feld, die Insel der Seligen, sondern der düstere Hades. 423,29 Prometheus] Der Titan brachte in der griechischen Mythologie den Menschen das Feuer. e 424,7 Martis-Sohne] Söhne des Kriegsgotts Mars, Metapher für Krieger. 424,30 Tyger-Strohm [. . .] Parthen] Der Tigris durchfließt das Reich des antiken iranischen Volks der Parther. 426,18 Cupidens] Cupido, häufig auch Amor genannt, ist der Sohn der Venus und des Mars. Sein Attribut sind die Liebespfeile, mit denen er ins Herz trifft. 426,21 Phœbus] Phöbus Apoll ist die römische Entsprechung des griechischen Sonnengotts Helios. 427,23 Acheron] Der aus dem Zusammenfluss des Feuerflusses Phlegeton und dem Jammerfluss Cocytus entstandene Fluss der Schmerzen, in der jüngeren griechischen Mythologie ein Sohn des Sonnengotts Helios und der Gaia, der von Zeus in einen Fluss verwandelt wurde, nachdem dieser bei einem Trinkwettkampf die Titanen gegen ihn unterstützt hatte.
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Mir / als Alcides: [. . .] Iole vermae hle] Alcides ist einigen Überlieferungssträngen nach der ursprüngliche Name des Herkules. Dieser macht Iole, nachdem er ihren Bruder Iphitos in den Tod gestürzt hat, zu seiner Geliebten. Für den Tod des Iphitos wird Herkules von Zeus mit Sklaverei bestraft und gelangt so an den Hof der lydischen Königin Omphale, die ihn freilässt und heiratet, als ihr seine Identität bekannt wird. Der Name bzw. die Namensform Omphede ist in der griechischen Mythologie nicht überliefert. Vermutlich handelt es sich hier um einen Lesefehler des Setzers, der sich in den Nachdrucken fortsetzt. 429,17 Vulcano] Vulcanus ist der römische Gott des Feuers und wurde auch als Schutzgott gegen Feuersbrünste verehrt. Opfer wurden ihm dargebracht, indem man Fische und andere Tiere ins Feuer warf. 430,10 verschnieben] verschnauben, verschnaufen. 430,35 Charybden] Charybdis war ein Meeresungeheuer der griechischen Mythologie, das in der Straße von Messina die Reisenden gefährdete. 431,16 Alecto] Eine der drei Erynnien bzw. Furien, ihr Name bedeutet »die Unversönliche«. 431,18 Plutonis Reich] Das Reich des Totengotts Pluto, die Unterwelt. e 432,8 Die Morgenrothe [. . .] Rosen-Haaren] Die Morgenröte wird in der griechischen und römischen Mythologie häufig personifiziert und als die rosenfingrige bzw. -haarige Aurora dargestellt. 432,9 Sonnen-Wagen] Der Sonnenlauf von Osten nach Westen wird in der Mythologie als Fahrt des Sonnenwagens erklärt, der vom Sonnengott gelenkt wird. 433,16 Lachesis] Eine der drei Parzen. Sie verwebt den Lebensfaden, den ihre Schwester Klotho spinnt. Für dessen Zertrennen ist eigentlich die dritte der Parzen, Atropos, zuständig. 433,37 Wenn Phae¨ton erwacht] Hier ein Epitheton des Sonnengotts Helios. 433,38 Lunens] Luna, die Mondgöttin. 434,6 Aurorens] S. Anm. zu S. 432,8. 436,32 begraste] Vermutlich vom Adjektiv »grasen«, d. h. »grasgrün« abgeleitete Form. Vgl. DWB, Bd. 8, Sp. 1958. 437,35 Marspiter] Mars. Die Variante Marspiter ist analog zu Jupiter gebildet und wird hier aus metrischen Gründen verwendet. 438,2 Gradivus] Beiname des Mars. 438,5 Proserpinens Kahn] Proserpina ist die Göttin der Unterwelt. Der Kahn gehört üblicherweise nicht zu ihren Attributen, sondern zu denen des Charon. 439,24 Gerion] Riese mit drei Leibern bzw. Köpfen, der von Herkules in seiner zehnten Heldentat besiegt wird. 439,34 Amathunt] Hauptsitz der Venus auf der Insel Zypern. 441,38 Pharos] S. die Anm. zu S. 72,16. 428,15–17
Drittes Buch 442,2
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gleich Leandern] Anspielung auf den Mythos von Hero und Leander. Um seine Geliebte zu sehen, schwamm Leander jede Nacht von Abydos über den Hellespont zu ihr nach Sestos, bis er dabei in einer stürmischen Nacht ertrank. 442,21 Zirce] Die auf der Insel Aiaia lebende mythische Zauberin Kirke verzaubert alle Ankömmlinge in Tiere. Der Name der Kirke wurde zum Synonym für Bezauberung, wobei die Konnotation häufig negativ ist (jemanden bezirzen). 442,23 Dictinna] Diktynna ist die griechische Göttin der Fischer und Jäger, in der Überlieferung wird sie mitunter mit Artemis/Diana gleichgesetzt; weshalb der Name hier für den Mond steht. 443,24 Flora] Römische Göttin der Blumen und des Frühlings. 443,38 Morpheus] Griechischer Gott des Traums. e 445,32 Nun mag sich Phœbus [. . .] hullen] Phocas stilisiert sich hier zum Sonnengott Phoebus Apoll. Dieser spielt in der Geschichte um Thetis, der Mutter des Achilles, keine Rolle, durch die Kombination verschiedener Mythenstränge erscheint Phocas jedoch zugleich als Gott und (potentieller) Heldenvater. 446,9 Cypripor] Amor. Der Name ist abgeleitet von Cypridis puer, Sohn der Aphrodite, der wiederum von Cypria, dem Beinamen der Göttin herrührt, die auf der Insel Zypern besonders verehrt wurde. 446,16 Dione] Mutter der Venus; hier wie häufig in der lateinischen Literatur mit Venus gleichgesetzt. 446,21 Diespiters] Das Zelt des Göttervaters Jupiter, der bestirnte Himmel. 447,4 Ponto und Bithyn] Bithynia et Pontus ist der Name einer 64 v. Chr. eingerichteten römischen Provinz im nordwestlichen Kleinasien. 451,19 Tarpejens] Tarpejus ist ein Beiname des Jupiter; sein Haupttempel stand auf dem Tarpejischen Fels in Rom. 452,20 Fama] Römische Göttin der öffentlichen Rede und des Ruhms. 453,34 Hymens] Hymen ist der griechische Hochzeitsgott.
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Dank Dass unsere historisch-kritische Edition der Asiatischen Banise realisiert werden konnte, ist der großzügigen Förderung des Projekts durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu verdanken. Die umfassende Digitalisierung zahlreicher parallel zu dieser Edition im Banise-Portal online veröffentlichten historischen Drucke wurde dankenswerterweise von der Wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg im Breisgau finanziert. Das Internetportal zur Asiatischen Banise wurde am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und in enger Zusammenarbeit mit der Digitalisierungsstelle der UB Freiburg erstellt. Ihrem Leiter Oliver Rau danken wir für die gute Kooperation. Die im Portal hinterlegten Digitalisate stammen aus den folgenden Institutionen: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin Landesbibliothek Eutin Universitätsbibliothek Freiburg Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Steiermärkische Landesbibliothek Graz Universitätsbibliothek Greifswald Universitäts- und Landesbibliothek Halle Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Universitätsbibliothek Heidelberg Universitätsbibliothek Potsdam Historische Bibliothek des Gymnasiums Arnoldinum, Steinfurt Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Stadtbibliothek Trier Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel Die Aufarbeitung der Rezeptionsgeschichte der Asiatischen Banise im populären Lied erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volksliedarchiv Freiburg. Hierfür wurden unter anderem von der Bibliothe`que Nationale et Universitaire de Strasbourg, der Bayerischen Staatsbibliothek München, dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und der Musikbibliothek Leipzig wichtige Materialien zur Verfügung gestellt. Den Mit-
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Dank
arbeiterinnen und Mitarbeitern in den genannten Institutionen sei an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit gedankt. Für die Übersetzung der neulateinischen Quellen danken wir PD Dr. Ralf Georg Czapla. Besonderer Dank gebührt den Mitarbeitern des Projekts, Christopher Meid M. A., Annemarie Berger und Jakob Katzmann, deren Engagement, Gründlichkeit und Zuverlässigkeit zum erfolgreichen Abschluss der Edition maßgeblich beitrugen.
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Abbildungen
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Abb. 1: Titelkupfer „Theatre d’amour“
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Abb. 2: Balacins Kampf mit den Räubern
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Abb. 3: Kampf zwischen dem Kaiser von Pegu und dem Prinzen von Ava
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Abb. 4: Balacins Kampf gegen Chaumigrem und seine Leibwache
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Abb. 5: Balacin rettet Banise vor dem Panther
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Abb. 6: Zweikampf zwischen Abaxar und Sabartibam
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Abb. 7: Banise ersticht den Rolim
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Abb. 8: Entführung der Prinzessin von Savady
691
Abb. 9: Balacin tötet Chaumigrem
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Abb. 10: Jagt der Elephanten zu PEGV
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Abb. 11: Deren von PEGV weiß zutragen
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Abb. 12: Hoffhaltung deß Koe nigs in PEgu vnd wie er zur Audientz sitzet
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Abb. 13: Wie der Koe nig zu PEGV etliche Verrae ther Exequiren lest
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Abb. 14: Schlacht zwischen dem Koe nig von Pegu und dem von Auua
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Abb. 15: Fest deß Koe nigs in PEGV
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Abb. 16: Andere Fest deß Koe nigreichs Pegu
Abb. 17: Der Unglückliche König
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Abb. 18: Der König von Aracan
Abb. 19: Krönungszug durch Aracan
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Abb. 20: Menschenopfer im Tempel des Corcovita