Irina Stöß Globalisierung als strategisches Erfolgskonzept
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Irina Stöß
Globalisierung a...
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Irina Stöß Globalisierung als strategisches Erfolgskonzept
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Irina Stöß
Globalisierung als strategisches Erfolgskonzept Eine theoretische und empirische Analyse der Banken im Wettbewerb
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Werner Neus
Deutscher Universitäts-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Dissertation Universität Tübingen, 2007
1. Auflage Dezember 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler / Stefanie Brich Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0955-4
Geleitwort
V
Geleitwort 'DV6FKODJZRUWÄ*OREDOLVLHUXQJ³LVWLQDOOHU0XQGH9RQ6HLWHQGHUSUD[LVQDKHUVFKHLQHQ ZROOHQGHQ /LWHUDWXU ZLUG ELVZHLOHQ RKQH MHGH QlKHUH %HJUQGXQJ GLH %HKDXSWXQJ SRVWX OLHUW*OREDOLVLHUXQJVVWUDWHJLHQDXI8QWHUQHKPHQVHEHQHVHLHQGHUHLQ]LJH:HJLQGHUKHX WLJHQ :LUWVFKDIW QRFK HUIROJUHLFK ]X VHLQ 2IIHQH NULWLVFKH $QDO\VHQ YRQ 9RU XQG 1DFKWHLOHQHLQHU*OREDOLVLHUXQJVVWUDWHJLHVLQG0DQJHOZDUH'LHVPDJXUVlFKOLFKGDPLW]X WXQKDEHQGDVVGLH7KHRULH]ZHLJHGLHVLFKRULJLQlUPLW,QWHUQDWLRQDOLWlW0XOWLQDWLRQDOLWlW RGHU *OREDOLVLHUXQJ EHVFKlIWLJHQ EHUZLHJHQG K|FKVW XQVFKDUI JHKDOWHQ VLQG XQG NDXP ]ZLQJHQGH)ROJHUXQJHQ]XODVVHQ9RUGLHVHP+LQWHUJUXQGQLPPWVLFK,ULQD6W|]XPHL QHQYRUDXIWKHRUHWLVFKHU(EHQHHLQHNULWLVFKH$QDO\VHDQ]XVWUHQJHQ =XJOHLFKPLWGHU7KHRULHXQVFKlUIHLVW]XNRQVWDWLHUHQGDVVHVDXFKNDXPJHHLJQHWHHPSLUL VFKH8QWHUVXFKXQJHQ]XP(UIROJYRQ*OREDOLVLHUXQJVVWUDWHJLHQJLEW'DKHULVWHV]XPDQ GHUHQ GDV 8QWHUVXFKXQJV]LHO YRQ ,ULQD 6W| GHP 0DQJHO DQ HPSLULVFKHQ (UNHQQWQLVVHQ DE]XKHOIHQ )UEHLGH=ZHFNHDQJHPHVVHQZLUGGHU8QWHUQHKPHQVHUIROJGXUFKGHQ6KDUHKROGHU9DOXH NRQNUHWLVLHUW )ROJHULFKWLJ ZHUGHQ .DSLWDOPDUNWGDWHQ ]XU hEHUSUIXQJ GHV (UIROJHV GHU *OREDOLVLHUXQJ DXI 8QWHUQHKPHQVHEHQH KHUDQJH]RJHQ 'DV 8QWHUVXFKXQJV]LHO XQG GLH 8QWHUVXFKXQJVPHWKRGHVLQGGDPLWVLQQYROOJHZlKOW(LQHUKHEOLFKHU0HKUZHUWGHU$UEHLW OLHJW GDULQ GDVV ,ULQD 6W| DOV $XVJDQJVSXQNW LKUHU $QDO\VH HLQH 3RVLWLRQ GHU NULWLVFKHQ 'LVWDQ]]X*OREDOLVLHUXQJV(XSKRULNHUQHLQQLPPW $OOGLHVYHUGHXWOLFKW,ULQD6W|DQKDQGGHU%DQNHQEUDQFKH'LHVHUP|JOLFKWHVGLH+LQWHU JUQGH YRQ P|JOLFKHQ *OREDOLVLHUXQJVHUIROJHQ RGHU DXFK PLssHUIROJHQ HLQJHKHQGHU ]X GLVNXWLHUHQ'LHVHV9RUJHKHQLVWHLQHUXQGLIIHUHQ]LHUWHQ+LQ]X]LHKXQJYRQ8QWHUQHKPXQ JHQDXVXQWHUVFKLHGOLFKHQ:LUWVFKDIWV]ZHLJHQXQEHGLQJWYRU]X]LHKHQ 1DFKLKUHQLQVWLWXWLRQHOOHQWKHRUHWLVFKHQXQGHPSLULVFKHQ$XVIKUXQJHQNRPPWGLH9HU IDVVHULQ VFKOLHOLFK WDWVlFKOLFK ]XP (UJHEQLV GDVV FXP JUDQR VDOLV *OREDOLVLHUXQJVVWUDWH JLHQ LQ GHU %DQNHQEUDQFKH HUIROJYHUVSUHFKHQG VLQG 'LIIHUHQ]LHUHQGH $QDO\VHQ ]HLJHQ ZHLWHUGDVVGLHVQLFKWEHUDOOLPJOHLFKHQ0DGHU)DOOLVW ,QVJHVDPWWUlJWGLHYRUOLHJHQGH$UEHLW(LQLJHV]XP.HQQWQLVVWDQGEHUGLH,QWHUQDWLRQDOL VLHUXQJYRQ%DQNHQEHLXQGYHUGLHQWHLQHEUHLWH$XIPHUNVDPNHLW
:HUQHU 1HXV
Vorwort
VII
Vorwort Der weltweite Bankenmarkt ist von einem tiefgreifenden Strukturwandel betroffen, hervorgerufen durch makroökonomische und technologische Konvergenzen, einer raschen Verbreitung innovativer Finanzprodukte sowie einem Wandel der Kundenbedürfnisse. Die Globalisierung als strategische Handlungsmöglichkeit zeichnet sich längst als unverkennbarer Trend ab. Die kritische Frage nach der ökonomischen Überlegenheit globalstrategisch ausgerichteter Banken gegenüber national operierenden Wettbewerbern stand am Anfang der vorliegenden Arbeit. Das Studium der bankwirtschaftlichen Literatur zeigte, dass bislang keine fundierte theoretische Konzeption wie auch geeignete empirische Untersuchuchungen existierten, um den Unternehmenserfolg globaler Banken auf einen messbaren Prüfstand zu stellen und die bestehenden Globalisierungstheorien einer differenzierten Analyse zugänglich zu machen. Die bestehende Lücke zwischen Bedeutung und wissenschaftlicher Aufarbeitung zu verkleinern, ist erklärtes Ziel meiner Dissertation. Bei der Anfertigung der vorliegenden Arbeit habe ich vielfältige Unterstützung erhalten, für die ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Mein Dank gilt an erster Stelle meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Werner Neus, der mich in allen Belangen unterstützte und das Gelingen der Arbeit in jeder Hinsicht förderte. Er fand stets die Zeit, den Stand der Arbeit kritisch zu hinterfragen und so zum Fortgang beizutragen. Die immer offene und vertrauensvolle Kommunikation machten die Zusammenarbeit sehr wertvoll und bereichernd. Bedanken möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Robert Jung für die Übernahme des Korreferats, für die konstruktiven Verbesserungsvorschläge, die er meiner Arbeit zuteil werden ließ, sowie für die gute Zusammenarbeit im Rahmen des Promotionsverfahrens. Dankbar bin ich ferner Herrn Reiner Laakmann, Leiter Performance Measurement der Allianz IDS GmbH, für seine Mithilfe bei der Datensammlung für den empirischen Teil dieser Arbeit. Seine unermüdliche Unterstützung hat entscheidend zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Zu Dank bin ich auch Herrn Stefan Keitel, Chief Investment Officer der Credit Suisse (Deutschland) AG, verpflichtet, der kostbare Zeit für Gespräche geopfert und so entscheidenden Anteil an meinem Verständnis der makroökonomischen Entwicklungen im Bankensektor hat. Besonderen Dank schulde ich Frau Dr. Gabriele Widmann, die zum entscheidenden Zeitpunkt unschätzbare Aufbauarbeit geleistet hat. Sie hat mich darin bestärkt, mich von meinem eingeschlagenen Weg trotz unerwarteter Widerstände nicht abbringen zu lassen. Ebenfalls danken möchte ich meiner Lektorin, Frau Stefanie Brich, für ihre stets freundliche und hilfsbereite Art.
VIII
Vorwort
Der größte Dank aber gebührt Herrn Clemens Kohler. Er hat mich während der Promotionszeit geduldig begleitet und wusste sich bei der Entstehung der Arbeit nach Kräften einzubringen. Mein außerordentlicher Dank gilt meinen Eltern, die meine gesamte Ausbildung nicht nur finanziell großzügig unterstützt haben. Ihnen widme ich diese Arbeit.
Irina Stöß
Inhaltsverzeichnis
IX
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis A I.
Einleitung
1
Einführung in den Untersuchungsgegenstand
1
II. Methodik und Aufbau der Untersuchung B
Begriffliche Grundlagen I.
IX XIII XV XVII
Der globale Wettbewerb 1. Die Globalisierung als Ausgangspunkt der Untersuchung 2. Abgrenzung des Begriffs der Globalisierung
4 9 9 9 16
II. Der Unternehmenserfolg 1. Definition und kritische Annahmen des Unternehmenserfolgs 2. Das Shareholder Value-Konzept als wertorientierter Erfolgsmaßstab 3. Die kapitalmarktorientierte Vorgehensweise
18 18 19 22
III. Fazit
24
C I.
Der globale Wettbewerb von Banken
25
Die globale Geschäftsbank 1. Definition des Bankbegriffs 2. Abgrenzung des Begriffs der globalen Bank
25 25 30
II. Entstehung und Analyse des globalen Wettbewerbs von Banken 1. Die Globalisierung der Finanzmärkte 2. Die globalisierungsfördernden Einflussfaktoren a) Politische und rechtliche Dimensionen b) Technologische Konvergenzen c) Finanzinnovationen d) Konvergenz der Kundenbedürfnisse
33 33 35 35 42 48 50
III. Merkmale der globalen Bankleistung 1. Definition des Begriffs der globalen Dienstleistung 2. Ableitung der Spezifika der globalen Bankleistung
51 51 52
IV. Fazit
56
X
Inhaltsverzeichnis
D
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
59
Der Eklektische Ansatz von Dunning 1. Vorbemerkungen 2. Die Theoriebausteine des Eklektischen Ansatzes von Dunning a) Die Theorie des monopolistischen Vorteils b) Die Standorttheorie c) Die Internalisierungstheorie 3. Kritische Würdigung des Eklektischen Ansatzes von Dunning a) Die Theorie des monopolistischen Vorteils b) Die Standorttheorie c) Die Internalisierungstheorie d) Fazit der kritischen Würdigung 4. Branchenspezifische Ausrichtung des Eklektischen Ansatzes 5. Erfolgshypothesen des Eklektischen Ansatzes
60 60 62 62 63 64 67 67 67 67 68 69 72
II. Die Prinizipal-Agent-Theorie 1. Darstellung der theoretischen Grundlagen 2. Die Prinzipal-Agent-Theorie im internationalen Kontext 3. Kritische Würdigung der Prinzipal-Agent-Theorie 4. Branchenspezifische Ausrichtung der Prinzipal-Agent-Theorie 5. Erfolgshypothesen der Prinzipal-Agent-Theorie
76 76 78 80 81 82
III. Die transnationale Lösung 1. Darstellung der theoretischen Grundlagen 2. Kritische Würdigung der transnationalen Lösung 3. Branchenspezifische Ausrichtung der transnationalen Lösung 4. Erfolgshypothese der transnationalen Lösung
83 83 93 94 99
IV. Das Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter 1. Darstellung der theoretischen Grundlagen 2. Kritische Würdigung des Wettbewerbsmodells für Nationen 3. Branchenspezifische Ausrichtung des Wettbewerbsmodells für Nationen 4. Erfolgshypothesen des Wettbewerbsmodells für Nationen
100 100 105 105 109
V.
Fazit
113
Konzeption der empirischen Untersuchung
117
Bestandsaufnahme kapitalmarkttheoretischer Methoden zur Erfolgsmessung 1. Das Capital Asset Pricing Modell a) Darstellung der theoretischen Grundlagen b) Kritische Würdigung
117 117 117 122
I.
E I.
Inhaltsverzeichnis
2. Die Arbitrage Pricing Theorie a) Darstellung der theoretischen Grundlagen b) Kritische Würdigung 3. Die Event-Studien a) Darstellung der theoretischen Grundlagen b) Kritische Würdigung
XI
124 124 128 129 129 131
II. Untersuchungsmethode der vorliegenden empirischen Untersuchung 1. Innovationscharakter der vorliegenden Studie 2. Methodische Ansätze der Performance-Messung a) Konzepte der eindimensionalen Performance-Messung b) Konzepte der zweidimensionalen Performance-Messung 3. Grundlagen der linearen Regression
132 132 134 134 135 140
III. Gestaltung der empirischen Untersuchung 1. Das Stichprobendesign a) Abgrenzung der Stichprobe der globalen Banken b) Abgrenzung der Kulturbereiche c) Abgrenzung der nationalen Vergleichsstichprobe 2. Deskriptive Statistik der Untersuchungsstichprobe a) Summe der Aktiva b) Marktkapitalisierung c) Anzahl der Mitarbeiter d) Ausgewiesener Gewinn vor Steuern (EBT) 3. Das Datenerhebungsdesign a) Renditeberechnung und Renditefristigkeit b) Festlegung der Analyseperiode c) Risikofreier Zins d) Überprüfung der statistischen Signifikanz
143 143 143 151 157 158 158 160 160 161 162 162 163 164 165
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
169
Empirische Überprüfung der Untersuchungshypothesen 1. Test der statischen Rendite-Hypothese H1 2. Test der dynamischen Rendite-Hypothese H2 3. Test der Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3 4. Test der Risiko-Hypothese H4 5. Test der Performance-Hypothese H5 6. Test der Kulturbereichs-Hypothese H6 7. Test der Stammland-Hypothesen H7
170 170 172 178 187 189 193 203
F I.
II. Zusammenfassung der Ergebnisse
211
III. Interpretation der Ergebnisse
213
IV. Kritische Würdigung der empirischen Untersuchung
217
XII
G
Inhaltsverzeichnis
Schlussbetrachtung und Implikationen für die weitere theoretische und empirische Forschung
221
H
Anhang
225
I
Literaturverzeichnis
233
Abbildungsverzeichnis
XIII
Abbildungsverzeichnis Abbildung A-1: Aufbau der Arbeit Abbildung C-1: Segmentierung des Bankgeschäfts Abbildung C-2: Globalisierungstreiber der Bankenbranche Abbildung C-3: Politische Kräfte zur Globalisierung der Finanzmärkte Abbildung C-4: Veränderung des Finanzsektors durch neue Wettbewerber Abbildung C-5: Systematisierung von Informationstechnologien Abbildung C-6: Wesentliche Merkmale der Bankleistung Abbildung D-1: Bankspezifische Vorteilskategorien des Eklektischen Ansatzes und «ihre Ausprägungen Abbildung D-2: Die transnationale Lösung im Überblick Abbildung D-3: Wettbewerbsmodell für Nationen nach Porter Abbildung E-1: Kapitalmarktlinie Abbildung E-2: APT-Hyperebene Abbildung E-3: Reward-to-variability Ratio (Sharpe-Ratio) Abbildung E-4: Ermittlung der Stichprobe globaler Banken für die empirische «Untersuchung Abbildung E-5: Verteilung der globalen Stichprobe nach Ländern Abbildung E-6: Dendrogramm der Clusteranalyse zur Kulturbereichsabgrenzung Abbildung E-7: Verteilung der globalen Stichprobe nach Kulturen Abbildung E-8: Entwicklung des risikolosen Zinssatzes aus der Sicht eines deutschen «Investors Abbildung F-1: Trendanalyse der Renditeentwicklung der globalen Banken Abbildung F-2: Trendanalyse der Renditeentwicklungen der globalen und nationalen «Banken Abbildung F-3: Jährliche Renditen der analysierten globalen und nationalen Banken Abbildung F-4: Analyse rollierender 24-Monats-Standardabweichungen globaler und «nationaler Banken Abbildung F-5: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters A sowie der Gesamtheit globaler Banken Abbildung F-6: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters B sowie der Gesamtheit globaler Banken Abbildung F-7: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters C sowie der Gesamtheit globaler Banken Abbildung F-8: Vergleichende Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster «A, B und C Abbildung F-9: Vergleichende Analyse der Renditeentwicklung globaler Banken «ausgewählter Stammländer
8 27 34 38 39 44 56 70 87 101 120 127 139 145 151 156 157 165 175 184 185 192 197 199 200 203 210
Tabellenverzeichnis
XV
Tabellenverzeichnis Tabelle B-1: Abgrenzung des Globalisierungsbegriffs Tabelle C-1: Übersicht über die wesentlichen multilateralen Abkommen supranationaler Organisationen zur Liberalisierung des Finanzsektors Tabelle C-2: Wesentliche Akquisitionen und Übernahmen im Bankensektor Tabelle D-1: Systematisierung der relevanten globalen Standortfaktoren Tabelle D-2: Übersicht über die bankenspezifischen Stammlandbedingungen Tabelle D-3: Zusammenfassung der untersuchungsrelevanten Hypothesen Tabelle E-1: Sachlogisches Auswahlverfahren der globalen Stichprobe Tabelle E-2: Auflistung der globalen Banken Tabelle E-3: Indexwerte der Kultur-Vergleichskriterien nach Hofstede Tabelle E-4: Summe der Aktiva der analysierten Banken in 2005 Tabelle E-5: Summe der Aktiva der analysierten Banken in 1995 Tabelle E-6: Relative Häufigkeiten hinsichtlich Summe der Aktiva der analysierten Banken in 2005 Tabelle E-7: Relative Häufigkeiten hinsichtlich Summe der Aktiva der analysierten Banken in 1995 Tabelle E-8: Marktkapitalisierung der analysierten Banken in 2005 Tabelle E-9: Marktkapitalisierung der analysierten Banken in 1995 Tabelle E-10: Anzahl der Mitarbeiter der analysierten Banken in 2005 Tabelle E-11: Anzahl der Mitarbeiter der analysierten Banken in 1995 Tabelle E-12: EBT der analysierten Banken in 2005 Tabelle E-13: EBT der analysierten Banken in 1995 Tabelle F-1: Jährliche Renditen der untersuchten globalen Banken im Untersuchungszeitraum Tabelle F-2: Teststatistik des Einstichproben-t-Tests für globale Banken zur Überprüfung der Hypothese H1 Tabelle F-3: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Banken Tabelle F-4: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion der Renditeentwicklung globaler Banken Tabelle F-5: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung globaler Banken Tabelle F-6: Jährliche Renditen der untersuchten nationalen Banken im Untersuchungszeitraum Tabelle F-7: Teststatistik des Einstichproben-t-Tests für nationale Banken zur Überprüfung der Hypothese H3 Tabelle F-8: Teststatistik des Zweistichproben-t-Tests für globale und nationale Banken zur Überprüfung der Hypothese H3
18 37 41 64 112 114 144 150 153 159 159 159 159 160 160 161 161 162 162 170 171 173 174 174 179 180 181
XVI
Tabellenverzeichnis
Tabelle F-9: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung nationaler Banken Tabelle F-10: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion .der Renditeentwicklung nationaler Banken Tabelle F-11: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Tabelle F-12: Teststatistik des F-Tests für globale und nationale Banken zur Tabelle F-13: Prüfstatistik der Sharpe-Ratio zur Überprüfung der Hypothese H5 Tabelle F-14: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Tabelle F-15: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion Tabelle F-16: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Tabelle F-17: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Tabelle F-18: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion Tabelle F-19: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Tabelle F-20: Vergleich der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung Tabelle F-21: Vergleich der relativen Wertsteigerungen globaler Banken Tabelle F-22: Zusammenfassung der empirischen Untersuchungsergebnisse Tabelle H-1: Liste der verwendeten risikolosen Zinssätze Tabelle H-2: Liste der nationalen Banken Tabelle H-3: Liste der Sharpe Ratios
182 182 183 188 190 195 195 196 207 207 208 209 210 212 225 231 232
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis APT
Arbitrage Pricing Theory
b0
Konstantes Glied der Regressionsfunktion
b1
Regressionskoeffizient
CAPM
Capital Asset Pricing Model
d k ,l
Distanz zwischen den Objekten k und 1
D ( R, P )
Distanz zwischen den Gruppen R und P
D ( R, Q )
Distanz zwischen den Gruppen R und Q
D ( P, Q )
Distanz zwischen den Gruppen P und Q
E ( Ri )
Erwartete Rendite der Anlagemöglichkeit i
E ( Rm )
Erwartete Rendite des Marktportfolios
E(R p )
Erwartete Rendite des Portfolios
FCF
Freier Cashflow
fk
Faktor k der APT
FK
Marktwert des Fremdkapitals
f
Anzahl der Faktoren der APT
KARi
Kumulative anomale Aktienmarktrendite der Unternehmung i
N
Anzahl der Beobachtungen
Ni
Anzahl der Beobachtungen der Stichprobe i
NP
Zahl der Objekte in Gruppe P
NQ
Zahl der Objekte in Gruppe Q
NR
Zahl der Objekte in Gruppe R
NBV
Nicht-betriebsnotwendiges Vermögen
Pt
Wert des Portfolios P zum Zeitpunkt t
Pt 1
Wert des Portfolios P zum Zeitpunkt t-1
r
Minkowski-Konstante
ri
Durchschnittliche Überschussrendite der Stichprobe i
R
Mittelwert der Renditen
R2
Bestimmtheitsmaß
R pA
Rendite des Arbitrageportfolios
XVII
Abkürzungsverzeichnis
XVIII
Rf
Risikoloser Zinssatz
Rm
Rendite des Marktportfolios
Rm R f
Marktrisikoprämie
RW
Barwert des Residualwerts
Sp
Sharpe-Ratio des Portfolios P
WACC
Weighted Average Cost-of-Capital
xi
Anteile der einzelnen Wertpapiere
x kj
Wert der Variablen j bei Objekt k
xlj
Wert der Variablen j bei Objekt l
xit
Unabhängige Variable der Regressionsfunktion
Yt
Abhängige Variable der Regressionsfunktion
Ei
Betafaktor eines Wertpapiers i
E i0
Risikolose Renditekomponente der APT
Hi
Nicht erklärbare Renditekomponente
Ki
Target-Beta bei negativer bzw. positiver Marktüberschussrendite
P0
Hypothetischer Mittelwert
T
Koeffizient der relativen Risikoaversion
U12
Korrelationskoeffizient zwischen den Überrenditen
Vi
Standardabweichung der erwarteten Rendite der Stichprobe i
Vm
Standardabweichung der erwarteten Rendite des Marktportfolios
Vp
Standardabweichung der erwarteten Rendite des Portfolios P
V x x 1
V2
geschätzter Standardfehler der Mittelwertsdifferenz
2
Varianz
V
2 i
Varianz der Stichprobe i
V
2 ij
Kovarianz des Wertpapiers i mit dem Wertpapier j
Einleitung
A
Einleitung
I.
Einführung in den Untersuchungsgegenstand
1
Die Globalisierung steht wie kaum ein Thema im Fokus der wirtschaftlichen Diskussion der vergangenen Jahre. Kaum ein Thema ist aber auch derart umstritten. So wird die Globalisierung einerseits als unternehmerische Chance und Überlebenserfordernis in einem an Dynamik gewinnenden Wettbewerb interpretiert, andererseits aber auch als wirtschaftliche Bedrohung mit entsprechenden Standortängsten. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Märkte zwingt die Unternehmungen zu einem Umdenken ihres bisherigen länderübergreifenden Engagements sowie zu weitreichenden Umstrukturierungen, so dass sie auch im globalen Wettbewerb der Zukunft erfolgreich bestehen können. Was in der Globalisierungsdiskussion letztendlich aufeinanderprallt, sind die unterschiedlichen unternehmerischen Reaktionen auf die tiefgreifende Änderung der grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernisse sowie deren arbeitsmarktliche und sozialpolitische Konsequenzen in einzelnen etablierten Volkswirtschaften. Einem derart tiefgreifenden Strukturwandel ist seit einigen Jahren der Bankensektor unterworfen, hervorgerufen durch zahlreiche Liberalisierungsbemühungen der einzelnen Länder hinsichtlich eines freien Kapitalverkehrs und Marktzugangs, durch die Verbreitung innovativer Finanzprodukte sowie durch Fortschritte der Geschäftsabwicklungs- und Kommunikationstechnologie.1 Als Folge resultiert eine Angleichung aller Finanzmärkte, die auf internationaler Ebene eine zentrale Bedeutung aufweisen. Bislang voneinander unabhängige nationale wie auch internationale Finanzmärkte wachsen zu einem einzigen im Prinzip integrierten Weltmarkt zusammen. Ein wesentliches Merkmal dieser Entwicklung im Bankensektor ist die zunehmende Überlagerung der nationalen Anbieterstrukturen durch länderübergreifend agierende Wettbewerber, die sich durch den Aufbau einer umfassenden globalen Infrastruktur intensiv auf eine weltweite Orientierung vorbereiten. Die Konsequenz hieraus ist ein verschärfter globaler Wettbewerb, der sich mit einer beachtlichen Dynamik im grenzüberschreitenden wie auch im nationalen Kontext vollzieht.2 0LW GHP %HJULII Ä*OREDO 3OD\HU³ ZHUGHQ MHQH %DQNXQWHUQHhmungen bezeichnet, die auf dem integrierten Weltmarkt Präsenz zeigen und gleichzeitig die Eignung aufweisen, aktiv am Marktgeschehen zu partizipieren. Dabei wird von Experten die Ansicht vertreten, dass weltweit nicht mehr als 50 Bankhäuser eine derart globale Fähigkeit aufweisen, während international agierende Banken auch weiterhin ihre Strategieformulierung an den verschiedenen nationalen Märkten ausrichten.3 Dies verdeutlicht, dass sich der Begriff der Globali1
In der Literatur finden sich zahlreiche Beiträge, die die Banken mit der Stahlindustrie der neunziger Jahre vergleichen. So auch beispielsweise Böhme (1997), S. 14 f.
2
Vgl. Priewasser (1994), S. 189 ff.
3
Vgl. Büschgen (1998), S. 630 f.; Röller (1992), S. 125 sowie Carmoy (1990), S. 13.
2
Einleitung
sierung als nähere Bezeichnung des Marktverständnisses lediglich auf die Ausdehnung der Geschäftstätigkeiten einer Bank bezieht. Es lässt sich hieraus keineswegs, wie häufig fälschlicherweise angenommen, direkt auf entsprechende Wettbewerbsvorteile schließen. Die Frage, ob Wettbewerbsvorteile aus der weltweiten Ausdehnung der Unternehmensaktivitäten generierbar und in messbaren Unternehmenserfolg umsetzbar seien, soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit eingehend analysiert werden. Die zu Grunde liegende Fachliteratur, die sich im Bereich des bankspezifischen internationalen strategischen Managements als überaus bruchstückhaft erweist, bietet hierzu kaum zufriedenstellende Anhaltspunkte.4 Behaftet mit einem hohen Grad an Globalisierungseuphorie steht die Mehrzahl der theoretischen, aber auch praxisorientierten Veröffentlichungen der Thematik allzu unkritisch gegenüber, indem einzig die Vorteilhaftigkeit oder gar die Notwendigkeit der Globalisierung eingehend unterstrichen wird.5 Gleichzeitig legen mehrere Gründe eine fundierte kritische Auseinandersetzung mit der Frage nach der Erfolgswirkung global tätiger Unternehmungen nahe:6 x
Ein wesentlicher Ausgangspunkt für die kritische Auseinandersetzung mit der Globalisierung bildet die in der Praxis mehrfach beobachtbare fehlende Einbindung von Entscheidungsprozessen in die langfristige, strategische Unternehmensplanung. So basieren Entscheidungen offensichtlich in zahlreichen Fällen auf der Intuition von einzelnen Führungskräften der Unternehmensspitze. Die möglichen Konsequenzen dieses unsystematischen Verhaltens auf den Erfolg der Globalisierung finden bislang keinen Eingang in die theoretischen Grundlagen der Thematik.
x
Beachtet man die Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt in der Mehrzahl der großen, managergeführten Unternehmungen, so ist mit einer opportunistischen Ausnutzung von Informationsvorsprüngen durch das angestellte Management zu Lasten der Eigentümerinteressen zu rechnen. Prinzipal-Agent-theoretische Überlegungen, die die Bedeutung von Managerinteressen im Rahmen von Globalisierungsentscheidungen thematisieren, haben bislang keine adäquate Berücksichtigung bei der theoretischen Fundierung der Globalisierung gefunden.
x
Die Theorie und Praxis der strategischen Unternehmensführung wird durch den Kernkompetenzgedanken dominiert, der der stärkeren Betonung der Shareholder ValuePerspektive sowie der Effizienzforderung in einem zunehmend komplexen und
4
Vgl. Choi (1997), S. 9.
5
Vgl. hierzu als Beispiel Carmoy (1990); Channon (1988) sowie Smith/Walter (1990) für die angloamerikanische Literatur zum Thema Global-Banking bzw. Wichmann (1992) und Negri (1990) für die deutschsprachige Literatur.
6
Zu den Beweggründen für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Globalisierungsphänomen vgl. auch Glaum (1996), S. 3 ff.
Einleitung
3
dynamischen Unternehmensumfeld Rechnung tragen soll. Vor diesem Hintergrund drängt sich die berechtigte Frage auf, ob sich die weltumspannende Ausdehnung der Unternehmensaktivitäten tatsächlich mit den Interessen der Aktionäre im Einklang befindet oder ob eine geografische Beschränkung auf die Heimatmärkte einer globalen Expansion vorgezogen werden sollte. x
Globalstrategisch ausgerichtete Unternehmungen werden als Hauptakteure der Globalisierung aufgefasst. Da der Bankensektor als einer jener Wirtschaftsbereiche gilt, in denen die Globalisierung am weitesten fortgeschrittenen ist, ist hieraus zu folgern, dass die Akteure auf den Finanzmärkten besonders globale Unternehmungen sein müssen. In der Literatur wird an globale Unternehmungen die zentrale Anforderung gestellt, von ihrer Herkunft weitgehend unabhängig zu sein. Globale Unternehmungen werden als entwurzelte, dezentrale Organisationsstrukturen ohne deutlichen nationalen Schwerpunkt interpretiert.7 Gerade im Bankensektor, der nach wie vor den Branchen mit einem sehr hohen Grad staatlicher Einflussnahme zuzurechnen ist, sind die Bedingungen in den Herkunftsländern jedoch von überragender Bedeutung für die Entwicklung der Bankunternehmungen. Die tatsächliche Globalität der Bankunternehmungen ist vor diesem Hintergrund kritisch zu überprüfen.
Angesichts der aufgelisteten Gründe erweisen sich Zweifel an der bestehenden Globalisierungseuphorie als angebracht. Inwiefern diese Zweifel auch berechtigt sind, kann letztlich QXUHPSLULVFKEHDQWZRUWHWZHUGHQÄ5HDOZLVVHQVchaftliche Forschung darf sich nicht in der Entwicklung theoretischer Konstrukte oder Modelle erschöpfen, sondern muss immer auch eine möglichst hohe Übereinstimmung ihrer theoretischen Konstruktionen mit der Realität suchen. Es ist daher unerlässlich, auch die noch darzustellenden theoretischen Konstrukte und Modelle dieser Untersuchung empirisch zu überprüfen, d. h. kritisch mit der Realität ]XNRQIURQWLHUHQ³8 Für die vorliegende Arbeit ergeben sich aus dieser Perspektive folgende zentrale Fragestellungen: x
In welchem Ausmaß hat sich der Globalisierungsprozess in der Bankenbranche bislang vollzogen?
x
Lassen sich die allgemein formulierten Ansätze zum internationalen Management in adäquater Weise auf die branchenspezifische Ebene des Bankensektors übertragen, insbesondere hinsichtlich der Aussagekraft über die Erfolgswirkung global tätiger Bankunternehmungen?
7
Vgl. Ruigrok/van Tulder (1995), 152 ff.
8
Fritz (1992), S. 93.
4
Einleitung
x
Inwieweit können Hypothesen über mögliche Auswirkungen einer globalen Unternehmenstätigkeit auf den Unternehmenserfolg der Banken generiert werden?
x
Zeichnen sich globale Bankunternehmungen durch eine weitgehende Unabhängigkeit von ihrem Herkunftsland aus oder können kultur- oder länderbedingte Herkunftseinflüsse auf den Erfolg von Bankunternehmungen im globalen Wettbewerb konstatiert werden?
Aus den vorstehenden Ausführungen wird ersichtlich, dass einerseits die Betrachtung der Erfolgswirkung globaler Unternehmungen zunehmend an Bedeutung gewinnt und dass andererseits in der bankwirtschaftlichen Literatur bislang keine fundierte theoretische Konzeption wie auch empirische Erarbeitung der ökonomischen Über- oder Unterlegenheit globalstrategisch ausgerichteter Banken existiert. Die bestehende Lücke zwischen Bedeutung und wissenschaftlicher Aufarbeitung zu verkleinern ist erklärtes Ziel der vorliegenden Arbeit. II.
Methodik und Aufbau der Untersuchung
Fragen über die Erfolgswirkung von Unternehmungen sind zentraler Gegenstand der Strategischen Managementforschung. Diese bilden zugleich den Ausgangspunkt für die hier vorliegende Arbeit, die darauf zielt, anhand eines adäquaten Vergleichsmaßstabes eine Vielzahl von Banken im globalen wie auch im nationalen Kontext gegenüberzustellen. Die Strategische Managementforschung ist dabei weder einer reinen erklärenden Wissenschaft noch einer der zwingenden Logik unterworfenen Idealwissenschaft zuzuordnen. Als Realwissenschaft gewinnt sie wissenschaftliche Erkenntnisse aus Eigenschaften und Zusammenhängen in der Realität, weshalb sie eine empirische Evidenz der konzeptionell ausgestalteten Strategischen Managementansätze sowie ihrer Komponenten erfordert. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderem Interesse, das Phänomen der Globalisierung des Bankensektors im Rahmen der internationalen Managementforschung näher zu analysieren. Die Vorgehensweise orientiert sich dabei am klassisch deduktiven Forschungsprozess der empirisch betriebswirtschaftlichen Forschung.9 Angelehnt an die Zielsystematik der Wissenschaft lassen sich für die vorliegende Arbeit das deskriptive, das theoretische und das pragmatische Ziel als die drei Erkenntnisziele der Strategischen Managementforschung wie folgt identifizieren:10 9
Eine eingehende Darstellung des praktischen Nutzens der empirischen Forschung findet sich bei Witte (1981), S. 13.
10
Eine Darstellung der Zielsystematik der Wissenschaft ist Wild (1966), S. 22 ff. zu entnehmen. Mitunter wird die reine Beschreibung tatsächlicher Gegebenheiten nicht als eigenständiges betriebswirtschaftliches Erkenntnisziel verstanden. Vielmehr wird auf die Unterstützung bei der Ableitung theoretischer Erklärungen oder praktischer Gestaltungsempfehlungen abgestellt. Diese Sichtweise wird eingehend bei Nienhüser (1989) S. 15 ff. diskutiert.
Einleitung
5
x
Das deskriptive Wissenschaftsziel stellt den Wissenschaften die Grundaufgabe, ihren Forschungsgegenstand unter Beachtung der Kriterien der Zweckmäßigkeit, der Einfachheit und der Exaktheit möglichst präzise zu beschreiben.11 Der Erfüllung dieser Wissenschaftsaufgabe wird in der vorliegenden Arbeit dadurch Rechnung getragen, dass die Entwicklung hin zum globalen Bankgeschäft sowie der aktuelle Stand des Globalisierungsprozesses im Bankensektor als strategischer Kontext der bankspezifischen Unternehmensführung umrissen wird. Hierbei gilt es insbesondere der fehlenden sprachlichen Normierung der relevanten Begriffe zu begegnen, der es im Rahmen des internationalen Managements zur adäquaten Beschreibung und Erklärung des Globalisierungsphänomens sowie zur Erarbeitung und Ableitung von praxisnahen Gestaltungsempfehlungen bedarf.12
x
Das theoretische Wissenschaftsziel fordert wissenschaftliche Erklärungen des Forschungsgegenstands über die reine Deskription hinaus. Diese Erklärungsaufgabe wird insbesondere dadurch erreicht, dass ein bestimmter Sachverhalt mittels allgemeiner Gesetzmäßigkeiten und Randbedingungen abgeleitet wird. Unter Rückgriff auf die vorhandenen theoretischen Ansätze zum internationalen Management sowie unter Berücksichtigung der Besonderheiten des dienstleistungsbasierten Bankensektors weist die vorliegende Untersuchung einen eigenständigen Beitrag zur Erklärung der Erfolgswirkung global agierender Bankunternehmungen auf, aus dem die untersuchungsrelevanten Hypothesen generiert werden.
x
Das pragmatische Wissenschaftsziel nimmt für sich in Anspruch, praktische Gestaltungsempfehlungen abzuleiten und auf diese Weise das betriebswirtschaftliche Wissen um ein ganzheitliches Aussagesystem zu bereichern. Das Gestaltungsziel besteht folglich darin, das theoretisch herausgearbeitete Konstrukt mit der Realität zu konfrontieren. Damit leistet die vorliegende Arbeit einen empirisch fundierten Beitrag zur Erfolgswirkung global tätiger Banken.
Der Aufbau der vorliegenden Arbeit lässt sich den genannten zentralen Forschungszielen bereits entnehmen. Die Arbeit gliedert sich in sieben Teile, deren Ausgestaltung der Forde11
Vgl. Schweitzer (1978), S. 3 f.
12
In der Literatur vielfach anzutreffende unterschiedliche Bezeichnungen für den gleichen Sachverhalt zeugen von den geringen Fortschritten im Hinblick auf einen terminologischen Konsens. Die fehlende sprachliche Einigkeit alleine im deutschsprachigen Raum zeigt sich bereits bei Grundlagenproblemen des internationalen Managements. Die Bezeichnung eineU ÄPXOWLQDWLRQDOHQ 6WUDWHJLH³ ZLUG EHLVSLHOVZHLVH nicht nur verwendet, wenn hohen Lokalisierungsnotwendigkeiten geringe Globalisierungsvorteile gegenüberstehen, sondern auch, wenn beide Dimensionen des Internationalisierungsportfolios niedrige Ausprägungen aufweisen. Das genannte Beispiel für die fehlende sprachliche Normierung findet sich bei Henzler/Rall (1985), S. 184. Weitere Symptome und Konsequenzen der inhaltlich noch unzureichend gereiften Wissenschaftlichkeit des internationalen Managements stellen Wahrnehmungs- und Beschreibungsdefizite realwirtschaftlicher Entwicklungen, die Schwächen der Erklärung internationaler Unternehmenstätigkeit sowie die unzulängliche Akzeptanz des internationalen Managements durch die Praxis dar. Eine sehr analytische Darstellung hierzu findet sich bei Macharzina/Oesterle (1997), S. 11 ff.
6
Einleitung
rung nach einer ausgewogenen Balance zwischen theoretischer Fundierung und praktischer Relevanz der vorliegenden Untersuchung gerecht wird. Nach der Einleitung zur Thematik in Kapitel A werden im Rahmen des Teils B die begrifflichen Grundlagen der Untersuchung präzisiert. Hierbei gilt es, in Ermangelung einer trennscharfen sprachlichen Normierung des Globalisierungsbegriffes in der Literatur zum internationalen Management eine untersuchungsrelevante Begriffsdefinition herauszuarbeiten sowie eine definitorische Abgrenzung des Begriffs des Unternehmenserfolgs für die vorliegende Arbeit vorzunehmen. In Kapitel C erfolgt mit der Diskussion der Praxis des globalen Wettbewerbs von Banken die eigentliche inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik. Dazu wird angelehnt an die erarbeitete Arbeitsdefinition der Globalisierung eine begriffliche Konkretisierung der globalen Geschäftsbank als Untersuchungsobjekt der vorliegenden Arbeit erörtert. Ebenso erfährt die Entstehung des globalen Wettbewerbs von Banken eine eingehende Analyse. Kapitel D ist der theoretischen Fundierung des Globalisierungsphänomens gewidmet. Nach einer Abhandlung des Eklektischen Ansatzes von Dunning und der Prinzipal-AgentTheorie werden die transnationale Lösung sowie das Wettbewerbsmodell für Nationen als weitere ausgewählte branchenübergreifende theoretische Ansätze ausführlich erörtert. Dabei steht die Frage im Vordergrund, in welchem Umfang diese theoretischen Ansätze geeignet sind, Vorhersagen über den Erfolg globaler Unternehmungen treffen zu können. Darauf aufbauend gilt es, unter Berücksichtigung der charakteristischen Unterschiede zwischen einer globalen Unternehmung im Allgemeinen und einer globalen Bankunternehmung im Besonderen, bankspezifische Globalisierungstheorien zu entwickeln. Als zentraler Schwerpunkt des theoriebasierten Teils der vorliegenden Arbeit erlauben sie die Generierung der untersuchungsrelevanten Hypothesen zur Erfolgswirkung global tätiger Bankunternehmungen. Um das Thema einer umfassenden empirischen Untersuchung unterziehen zu können, wird in Kapitel E zunächst die Konzeption der empirischen Untersuchung thematisiert. Den Kern bildet die methodische Problematik, den Unternehmenserfolg empirisch zu bestimmen. Eine Bestandsaufnahme kapitalmarktorientierter Forschungsansätze soll einen Eindruck über die Stärken und Schwächen bestehender Methoden der Erfolgsmessung vermitteln. Darauf aufbauend wird die eigene Vorgehensweise für die vorliegende Untersuchung unter Hervorhebung ihres Innovationscharakters thematisiert. Breiten Raum nimmt dabei neben der Präzisierung der Untersuchungsziele die Darlegung des Stichproben- und des Datenerhebungsdesigns der empirischen Untersuchung sowie die mittels Clusteranalyse vorgenommene Abgrenzung der relevanten Kulturbereiche ein. Den eigentlichen Schwerpunkt des empirischen Teils der Arbeit bildet die Auswertung der Hypothesentests mittels statischer und dynamischer Analysemethoden sowie die konse-
Einleitung
7
quente Überprüfung der gewonnenen Ergebnisse auf statistische Signifikanz in Kapitel F. Auf diese Weise wird dieser Arbeit der notwendige Praxisbezug verliehen. Eine Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse sowie eine umfassende kritische Würdigung des gewählten Forschungsansatzes runden das Kapitel ab. Mit einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung sowie einer Generierung von Implikationen für die weitere theoretische und empirische Forschung wird die vorliegende Arbeit abgeschlossen.
8
Einleitung
Kapitel A Einführung in den Untersuchungsgegenstand
Kapitel B Begriffliche Grundlagen x x
Der globale Wettbewerb Der Unternehmenserfolg Kapitel C Der globale Wettbewerb von Banken x x
Die globale Geschäftsbank Entstehung und Analyse des globalen Wettbewerbs von Banken
Kapitel D Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken x x x
Theoretische Grundlagen Entwicklung bankspezifischer Globalisierungstheorien Ableitung der Untersuchungshypothesen Kapitel E I+II Konzeption der empirischen Untersuchung
x
Methodische Grundlagen Kapitel E III Konzeption der empirischen Untersuchung x
Gestaltung der empirischen Untersuchung Kapitel F Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
x x x
Empirische Überprüfung der Untersuchungshypothesen Interpretation der Ergebnisse Kritische Würdigung der empirischen Untersuchung
Theorie
Kapitel G Schlussbetrachtung und Implikationen für die Theorie und Empirie
Abbildung A-1: Aufbau der Arbeit
Empirie
Begriffliche Grundlagen
B
9
Begriffliche Grundlagen
Die in der Literatur dominierenden Konzeptionen spiegeln die Erkenntnisse der betriebswirtschaftlichen Praxis wider, wonach sich die Globalisierung der Märkte und des Wettbewerbs nachhaltig zeigen. Verstanden als ein Prozess der zunehmenden Verflechtung und der daraus folgenden weltweiten Abhängigkeiten von zunächst als weitgehend unabhängig betrachteten verschiedenen Märkten manifestiert sich die Globalisierung in einem weltumspannenden Wettbewerb, einem verstärkten Preiswettbewerb sowie einem weitreichenden Innovationswettbewerb.13 Diese weltweite Ausdehnung der Unternehmensaktivitäten induziert jedoch nicht, dass aus dem Verfolgen einer Globalisierungsstrategie zwangsläufig Wettbewerbsvorteile generierbar und direkt in messbaren Unternehmenserfolg umsetzbar sind. Die theoretische Aufarbeitung der zentralen Untersuchungsfrage nach dem messbaren Erfolg global operierender Unternehmungen erweist sich angesichts des noch recht unerforschten Gebiets der branchenspezifischen, quantitativ analysierten Globalisierung als äußerst schwierig. In nachstehenden Ausführungen werden die begrifflichen Grundlagen zur folgenden Analyse des dynamischen Globalisierungsprozesses sowie seinen Auswirkungen auf die Parameter des Unternehmenserfolgs erarbeitet. Hierbei wird in Ermangelung einer präzisen sprachlichen Normierung des Globalisierungsbegriffes in der Literatur zum internationalen Management eine untersuchungsrelevante Begriffsdefinition der Globalisierung herausgearbeitet so wie eine detaillierte definitorische Abgrenzung des Begriffs des Unternehmenserfolgs vorgenommen. Der Begriff des Unternehmenserfolgs sieht sich ebenso wie der Begriff der Globalisierung in gleichem Maß mit der Problematik konfrontiert, in der betriebswirtschaftlichen Literatur definitorisch nicht eindeutig festgelegt zu sein. I.
Der globale Wettbewerb
1.
Die Globalisierung als Ausgangspunkt der Untersuchung
Zur umfassenden Analyse des dynamischen Wettbewerbsprozesses auf grenzüberschreitender Ebene bedarf es einer präzisen Sprachregelung zur Beschreibung und Erklärung des globalen Wettbewerbs sowie zur Ableitung von Gestaltungsempfehlungen im Sinne einer Erfüllung der drei genannten Wissenschaftsziele.14 Bislang konnte im internationalen Management eine konsensfähige sprachliche Normierung allerdings noch nicht gefunden werden. Insbesondere der Begriff der Globalisierung wird derzeit regelrecht überstrapa13
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird auf den Globalisierungsbegriff nach Bartlett/Ghoshal zurückgegriffen, der auf den Folgenden Seiten näher vorgestellt wird. Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989).
14
Vgl. Albach (1981), S. 13 f. sowie Kapitel A II der vorliegenden Arbeit.
10
Begriffliche Grundlagen
ziert.15 Die Analyse der relevanten Literatur liefert trotz oder vielleicht auch auf Grund der intensiven wissenschaftlichen Diskussion über die Globalisierungsthematik noch keine einheitliche Definition des %HJULIIVÄ*OREDOLVLHUXQJ³16 Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird zur Präzisierung einer Definition des Globalisierungsbegriffs auf bestehende Begriffsverwendungen in der Literatur zurückgegriffen. Durch Abgrenzung dieser Definitionen von verwandten Begriffsbestimmungen soll insbesondere auf die Schaffung eines neuen definitorischen Ansatzes verzichtet werden, um nicht zu einem weiteren Mangel an sprachlicher Normierung beizutragen. In der Literatur findet sich häufig der synonyme Gebrauch der BegriIIHÄ,QWHUQDWLRQDOLVLH UXQJ³XQGÄ*OREDOLVLHUXQJ³]XU%HVFKUHLEXQJGHU]XQHKPHQGHQZLUWVFKDIWOLFKHQ9HUIOHFK tung auf grenzüberschreitender Ebene.17 Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll allerdings der inhaltlichen Differenzierung der verschiedeQHQ9DULDQWHQOlQGHUEHUVFKUHLWHQGHU:HWW bewerbsstrategien möglichst präzise Rechnung getragen werden. Aus diesem Grund wird auf den Globalisierungsbegriff in Anlehnung an Bartlett/Ghoshal zurückgegriffen, die die Globalisierung als einen Prozess der zunehmenGHQ9HUIOHFKWXQJXQGGHUGDUDXVIROJHQGHQ weltweiten Abhängigkeiten von zunächst als weitgehend unabhängig betrachteten verschiedenen Märkten definieren.18 Die räumliche Ausdehnung des relevanten Marktes geht dabei mit der Interdependenz der verschieGHQHQ/lQGHUPlUNWHVRZLHHLQHUHUK|KWHQ:HWW bewerbsintensität einher. Ein Markt wird folglich dann als global eingestuft, wenn die :HWWEHZHUEVSRVLWLRQ DXI HLQHP 0DUNW VLJQLILkant von der Position auf einem anderen Markt abhängt.19 Trotz ihres primär ökonomischen Ursprungs erstrecken sich die Konsequenzen der Globalisierung von Branchen und Märkten auch auf den politischen, institutionellen und sozialen Bereich.
15
9JO.UJHU 6+lXILJZLUGGHU*OREDOLVLHUXQJVEHJULII nicht zur Bezeichnung einer besondeUHQ 9DULDQWH GHU ,QWHUQDWLRQDOLVLHUXQJ YHUZHQGHW sondern als Synonym für alle grenzüberschreitenden 3KlQRPHQH9RUGLHVHP+LQWHUJUXQGPDFKWHVGHUJHUDGH]XLQIODWLRQlUH*HEUDXFKGHV*OREDOLVLHUXQJV begriffs in vielen Fällen unmöglich, verschiedene Arten grenzüberschreitender Strategien zu unterscheiGHQ9JO
16
([HPSODULVFK IU GLH 9LHO]DKO DQ %HJULIIVHUOlXWHUungen in der Literatur, die dennoch keine endgültige Klarheit über eine Nominaldefinition des Globalisierungsbegriffes vermitteln können, seien Levitt 6II*KRVKDO 63UDKDODG'R] &LFKRQ 3RUWHU 0RUULVRQ
17
9JO*HUPDQQ5UXS6HW]HU 6II
18
9JO %DUWOHWW*KRVKDO 'RUW ILQGHW VLFK DQVWHOOH GHU %HJULIIVGHILQLWLRQ GHU Ä*OREDOLVLHUXQJ³ GHU %HJULII GHU Ä7UDQVQDWLRQDOLVLHUXQJ³ ,P ZHLWHUHQ 9HUOauf der vorliegenden Arbeit wird an dem Begriff Ä*OREDOLVLHUXQJ³IHVWJHKDOWHQ
19
9JO3RUWHUD 6I
Begriffliche Grundlagen
11
Grundsätzlich stellt die Globalisierung eine neue Entwicklung dar, die in ihren wirtschaftlichen Dimensionen gegenwärtig nur sehr schwer erfassbar ist.20 Die Globalisierung ist weder auf eine singuläre Ursache zurückzuführen, noch stellt sie eine Trendfortschreibung bisheriger Entwicklungen dar. Eine denkbare Kurzlebigkeit des Globalisierungsphänomens scheint angesichts dieser Erkenntnisse zweifelhaft.21 Die Literatur vergleicht die Bedeutung der durch den Globalisierungsprozess hervorgerufenen ökonomischen Veränderungen mit denen der industriellen Revolution vor rund 150 Jahren, einzig unterschieden durch den rasanteren Wandel der Globalisierung.22 Die mit den globalisierungsbedingten unternehmerischen Herausforderungen einhergehenden wirtschaftlichen Probleme sind einzeln betrachtet in der Tat nicht neu. Als neu kann indes die Intensität und die Gleichzeitigkeit ihres Auftretens sowie ihre Dauerhaftigkeit bezeichnet werden.23 Zweifellos lässt sich seit der Mitte der achtziger Jahre ein Wandel im grenzüberschreitenden Wettbewerb konstatieren, dessen nachhaltige Auswirkungen zu einem grundlegend neuen Verständnis der Koordination der Unternehmungen geführt haben. Spätestens seit den neunziger Jahren kann dieser Wandlungsprozess als Globalisierung identifiziert werden. Obwohl die Globalisierungstreiber noch nicht abschließend identifiziert werden konnten, gelten als zu Grunde liegende Motive des Globalisierungsprozesses Im Wesentlichen die zunehmenden Konvergenzkräfte sowohl bei den makroökonomischen und technologischen Faktoren als auch bei der Ausprägung der Kundenbedürfnisse in den einzelnen nationalen Märkten.24 x
Die Konvergenz der Volkswirtschaften schafft durch den teilweisen Abbau von Handelshemmnissen im weltweiten Warenverkehr sowie durch staatliche Eingriffe wie die Deregulierung und Privatisierung auf nationalen Teilmärkten zunehmend länderübergreifende Wirtschaftsräume. Darüber hinaus öffnen sich neue Märkte in Osteuropa und in den stark wachsenden bisherigen Entwicklungsländern.25 Während sich diese erweiterten bzw. neuen Wirtschaftsräume durch eine hohe Zugänglichkeit für alle Wettbewerbsteilnehmer auszeichnen, zwingt die steigende öffentliche Verschuldung die
20
Einige Autoren erkannten bereits Mitte der 80er Jahre einen Wandel im internationalen Wettbewerb, der eine nachhaltige Strukturveränderung nach sich zog, die derzeit mit dem Begriff der Globalisierung umschrieben wird. Vgl. Porter (1986b), S. 55 ff.; Levitt (1983), S. 92.
21
Auf volkswirtschaftlicher Ebene zeichnet sich bislang ein Globalisierungsgrad ab, der geringer ausfällt als es die momentane wirtschaftliche Diskussion vermuten lässt. Zur Problematik der Messung des Globalisierungsgrades vgl. Härtel et. al. (1996) sowie Welge (1990), S. 3 f. als Beispiel für das derzeitige Forschungsdefizit auf diesem Gebiet.
22
Vgl. Riedl (1999), S. 10.
23
Vgl. Krüger (1999), S. 24.
24
Vgl. hierzu wie zu den weiteren Ausführungen Borrmann (1997), S. 813 ff.
25
Vgl. Krüger (1999), S. 20 f.
12
Begriffliche Grundlagen
etablierten Industrieländer, die fehlende Attraktivität für Kapitalinvestoren im Heimatland zu umgehen und wesentliche Komponenten der Wertschöpfungskette im Ausland anzusiedeln.26 Die Verringerung der Markteintrittsbarrieren kommt aus Anbietersicht einem erheblichen Zugewinn bisher nur schwer erlangbarer Marktzugangschancen gleich, insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmungen. Im gleichen Ausmaß entsteht im Gegenzug für die dort ansässigen Anbieter ein Risiko. Als wesentliche Folge der volkswirtschaftlichen Konvergenz kommt es zu einer erheblichen Intensivierung des weltweiten Wettbewerbs, verstärkt durch die Mediatisierung der Märkte.27 x
Die zunehmende Technologiekonvergenz sowie entsprechende Fortschritte in der Transporttechnologie erleichtern, auch unter Kostenaspekten, die globale Kommunikation sowie den weltweiten Transport von Waren und Personen. Allerdings erfordert die Entwicklung derartiger Technologien häufig so hohe Investitionssummen, dass Unternehmungen vermehrt mittels grenzüberschreitender Allianzen eine schnelle globale Vermarktung und damit eine möglichst rasche Amortisation der hohen Investitionskosten sicherstellen müssen.28 Hinsichtlich der Ressourcen ist generell von einer weltweiten Angleichung der Faktorpreise auszugehen, ebenso von der steigenden Bedeutung von Wissen und Fähigkeiten als wettbewerbsentscheidenden Ressourcen, wohingegen die Faktoren Arbeit und Kapital im globalen Wettbewerb ihren Status als knappe Faktoren verloren haben.29 Die Generierung von Wettbewerbsvorteilen wird durch die rasante Verbreitung und Verbesserung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die vielfältigen weltweiten Imitationsmöglichkeiten von Produkten und Technologien zunehmend erschwert. Die Angleichung des Informationsstandes zwischen den Wettbewerbern der jeweiligen Branchen verlangt nach einer umfassenden Know-how-Entwicklung sowie deren zeitnahe Anwendung in den Märkten vor dem Hintergrund einer steigenden Dynamik des globalen Wettbewerbs.
x
Den dritten wesentlichen Globalisierungstreiber stellt die weltweit beobachtbare Angleichung der Kundenbedürfnisse in vielen Nachfragebereichen dar, was auf die grundsätzlich bessere Ausbildung, die höhere Kaufkraft sowie die durch Reisen und elektronische Medien hervorgerufene zunehmende länderübergreifende Erfahrung der Kunden zurückzuführen ist. Die fortschreitende Homogenisierung der Nachfrage wie-
26
Vgl. hierzu die empirische Analyse von Barrell/Pain (1996), S. 200 ff.
27
Die Mediatisierung der Märkte zeigt sich unter anderem am Beispiel des Internets. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Mediatisierung der Vertriebswege als einer Überwindung der Raum- und Zeitgrenzen findet sich bei Marliere-Farnschläder (1999), S. 838 ff.
28
Die Möglichkeiten und Grenzen strategischer Allianzen am Beispiel des Bankensektors werden eingehend in der Dissertation von Schubert (1995), S. 69 ff. diskutiert.
29
Die Industriegesellschaften herkömmlichen Typs wandeln sich zu einer Wissensgesellschaft. So sind LPPHUPHKU%UDQFKHQDOVÄ%UDLQSRZHU,QGXVWULHV³HLQ]XVWXIHQ9JO7KXURZ 6II
Begriffliche Grundlagen
13
derum eröffnet Möglichkeiten der Produktstandardisierung sowie der Realisierung von Größenvorteilen.30 Auf betriebswirtschaftlicher Ebene zwingt die dargestellte Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Märkte die Unternehmungen, ihr bisheriges grenzüberschreitendes Engagement zu überdenken und derart anzupassen, dass sie auch im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen können. Die zu entwickelnden Erfolgspotenziale basieren einerseits auf der Wahl von Märkten bzw. Produkten sowie andererseits auf dem Verhalten der Unternehmungen auf diesen Märkten. Das Agieren der ebenfalls im globalen Wettbewerb sich positionierenden Wettbewerber gilt es hierbei zu antizipieren.31 Die von einer fortschreitenden Globalisierung gezeichneten Branchen weisen zwar ein hohes Potenzial zur Realisierung von Standardisierungsvorteilen auf, doch legen das Einkaufsverhalten der Kunden sowie protektionistische Maßnahmen in Form tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse eine lokale Ausrichtung der weltumspannenden Geschäftstätigkeit nahe. Anstatt einer weitgehenden globalen Standardisierung der Aktivitäten erscheint es erfolgreicher, unternehmensinterne Standardisierungsmöglichkeiten auszuschöpfen, die in der Außenwirkung jedoch individuell den nationalen Gegebenheiten anzupassen sind.32Ä7KHPRVWVXFFHVVIXOZRUOGZLGHVWrategies find a balance between overglobalization and underglREDOL]DWLRQ 7KH LGHDO strategy matches the level of strategy globalization to globalizatiRQSRWHQWLDORILQGXVWU\´33 Aus den drei genannten Globalisierungstreibern resultieren Im Wesentlichen folgende Implikationen für Unternehmungen, subsumiert unter den drei Kategorien Economies of Scale, Economies of Scope und Economies of Speed.
30
Diese Homogenisierungstendenzen sind in der Literatur umstritten. So widerspricht beispielsweise Kotler (1984), S. 64 der Gültigkeit der Konvergenzthese.
31
Vgl. hierzu Bamberger/Wrona (1997), S. 715 f. Hinsichtlich der Produkt-/Markt-bezogenen Strategien lassen sich im wesentlichen vier Dimensionen der Anpassungsmöglichkeiten unterscheiden, die durchaus Kombinationsmöglichkeiten untereinander erlauben: Grad und Form der Diversifizierung/Spezialisierung (Erweiterung des geografischen Marktes bei Spezialisierung der Produkt-/Marktaktivitäten versus Ausweitung der Produkt-/Marktaktivitäten bei gleichbleibendem Markt); Grad der vertikalen Integration (Verminderung des Integrationsgrades und Externalisierung bislang intern durchgeführter Wertaktivitäten versus Integration global nutzbarer Wertaktivitäten und Erhöhung der Wertschöpfungstiefe); geografischer Raum (Export versus Direktinvestition) und Kooperation (verschiedene Möglichkeiten der Intensivierung von Kooperationsstrategien zum Ausgleich größenbedingter Nachteile, mangelnder Ressourcenausstattung bzw. zur Erleichterung des Markteintritts). Wettbewerbsstrategien lassen sich hingegen in die grundlegenden Strategien der Kostenführerschaft und der Differenzierung unterscheiden, jeweils beziehbar auf den gesamten Markt oder auf Marktsegmente, die sogenannten Nischen.
32
(LQH DXVIKUOLFKH 'DUVWHOOXQJ GHU 7UDQVQDWLRQDOLVLHUung nach Bartlett/Ghoshal (1989) findet sich in Kapitel D III, das eine detaillierte Darlegung der theoretischen Grundlagen zur Erklärung der Globalisierung enthält.
33
Yip (1989), S. 34.
14
Begriffliche Grundlagen
x
Eine mit der Globalisierung verbundene Erweiterung der Märkte verspricht bereits bei konstantem Marktanteil und unveränderten relativen Kostenstrukturen eine Erhöhung der Unternehmensgröße sowie daraus resultierende Größenvorteile. Das Streben nach Skalenerträgen wird durch die Globalisierung insbesondere für Nischenanbieter sowie Marktführer durch hohe Renditeversprechungen interessant. Unternehmungen mittlerer Größe dagegen dürften sich einer eher ungünstigen Situation ausgesetzt fühlen. Ihre Größe verhindert einerseits ein Zurückziehen in Nischen, andererseits aber auch eine Teilnahme am Wettbewerb der mit Kosten- und Differenzierungsvorteilen ausgestatteten Global Player.34 Prinzipiell ist davon auszugehen, dass keine traditionelle Nische von den Auswirkungen der Globalisierung ausgespart bleiben wird.35
x
Economies of Scope stellen auf den optimalen Aufgabenumfang einer Unternehmung sowie die damit einhergehenden möglichen Verbundeffekte im Rahmen von Kooperationen ab. Hierbei eröffnen sich den Wettbewerbern vermehrt Chancen auf Grund von immer leichter durchführbaren Formen der Aufgabenintegration und -desintegration, wie die aktuelle Tendenz zum Outsourcing von Randaktivitäten belegt. Im gleichen Ausmaß verschärft sich allerdings auch der Wettbewerbsdruck auf die Unternehmungen, die aus diesem Grund ihrem Aufgabenumfang ein umso präziseres und strikteres Profil verleihen müssen.36
x
Economies of Speed betreffen die Frage nach Zeitpunktaspekten, wie beispielsweise Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Timing sowie nach Zeitraumaspekten, verstanden als die Verkürzung von Durchlaufzeiten oder Reaktionszeiten.37 Über eine allgemeine Prozessbeschleunigung hinausgehend muss eine Unternehmung zu jedem Zeitpunkt weltweit den zahlreichen heterogenen marktlichen sowie außermarktlichen Interdependenzen des globalen Wettbewerbs begegnen. Von einer Verstärkung des sogenannten Responsewettbewerbs, d. h. einer Verlagerung der Wettbewerbsherausforderungen in Richtung Zeitvorteile, ist im Rahmen der Globalisierung weiterhin DXV]XJHKHQ Ä:HU LP *OREDOHQ 0DUNWIKUer sein will, muss Wandlungsführer werGHQ³38
34
Vgl. Porter (1984), S. 73 zum Zusammenhang zwLVFKHQGHQ9DULDEOHQÄ0DUNWDQWHLO³XQGÄ5HQGLWH³
35
Vgl. Krüger (1999), S. 22.
36
Die Entwicklung hin zu größeren Unternehmenseinheiten wirkt zudem verstärkend auf den genannten Profilierungsdruck der Unternehmungen. Zum Global Sourcing als einer der denkbaren Formen der Verbundeffekte im Verhältnis zwischen Unternehmung und den Lieferanten vgl. Hibbert (1993), S. 67 ff.
37
(LQH DXVIKUOLFKH 'DUVWHOOXQJ GHU (FRQRPLHV RI 6SHHG E]Z GHV %HJULIIV Ä7LPH 0DQDJHPHQW³ ILQGHW sich bei Buchholz (1996), S. 127 ff.
38
.UJHU 6GHUGHQVLFKDE]HLFKQHQGHQ5HVSRQVHZHWWEHZHUEPLWGHQ:RUWHQÄQLFKWPHKUGLH *URHQIUHVVHQGLH.OHLQHQVRQGHUQGLH6FKQHOOHQGLH/DQJVDPHQ³XPVFKUHLEW
Begriffliche Grundlagen
15
Die Vorteile, die sich bei erfolgreicher Umsetzung einer globalen Strategie erzielen lassen, sind vier Kategorien zuzuordnen: x
Kostenreduktion,
x
Optimierte Produkt- und Programmqualität,
x
Erhöhte Kundenpräferenz,
x
Größere Wettbewerbshebelwirkung.
Das Kostensenkungspotenzial auf Grund einer einheitlichen weltweiten Strategie manifestiert sich in zahlreichen Ausprägungen. Im Vordergrund steht hierbei die Ausnutzung oder Ausdehnung möglicher erzielbarer Größendegressionsvorteile in den einzelnen Funktionsbereichen, wie beispielsweise Beschaffung, Fertigung oder Marketing. Des Weiteren bieten Faktorkostenunterschiede zwischen verschiedenen Ländern und eine fokussierte Leistungserstellung, d.h. eine Reduktion der Anzahl vieler lokaler Modelle auf einige wenige globale Produkte, weitere mannigfaltige Einsparmöglichkeiten.39 Verfügt die Unternehmung über eine ausreichende Flexibilität, die Leistungserstellung kurzfristig von einem Standort zu einem anderen zu verlagern, so impliziert eine globale Ansiedlung der Geschäftstätigkeit eine Einsparung entstehender Kosten auf weltweiter Ebene.40 Die mit der erfolgreichen Umsetzung einer globalen Strategie einhergehende Konzentration auf eine geringere Anzahl von nunmehr standardisierten Produkten und Programmen anstatt vieler, individualisierter Produkte verspricht eine erhebliche Verbesserung der jeweiligen Qualität. Ursächlich hierfür ist eine Fokussierung des Know-hows und der Ressourcen anzuführen. Weiteren positiven Einfluss auf das Qualitätsbestreben der Unternehmung üben die im weltweiten Wettbewerb zunehmend anspruchsvollen Kundensegmente sowie die Konfrontation mit innovativen Konkurrenten aus. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der globalen Marktbeteiligung ist unter dem Begriff der erhöhten Kundenpräferenz zu subsumieren.41 Er basiert auf der weltumspannenden Verfügbarkeit, Leistungsfähigkeit sowie Erkennbarkeit der Leistungen, die einem Kunden ermög39
Eine Reduktion der Produktvielfalt zieht eine Verringerung der Beschaffungs-, Leistungserstellungs- und Lagerkosten sowie der Kosten für eine mehrfache Entwicklungstätigkeit nach sich. Vgl. Yip (1996), S. 37.
40
Durch die abwechselnde Verlagerung der Leistungserstellung an die unterschiedlichen Unternehmensstandorte der verschiedenen Länder ergeben sich auch erhebliche Spielräume, um die Verhandlungsstärke gegenüber Lieferanten, Arbeitnehmern oder dem jeweiligen Staat gezielt erhöhen zu können und für die Unternehmenspläne entsprechend einzusetzen.
41
So müssen beispielsweise Anbieter von Finanzdienstleistungen wie Kreditkartenunternehmungen auf Grund der mit ihren angebotenen Diensten einhergehenden Reisetätigkeit ihrer Kunden eine globale Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit beweisen. Im Gegenzug profitieren sie durch das globale Angebot eines Standardproduktes von der weltumspannenden Vertrautheit mit diesem Produkt innerhalb der Kundensegmente. Vgl. Yip (1996), S. 39.
16
Begriffliche Grundlagen
lichen, auch im Ausland auf vertraute Leistungen zu setzen. Eine Erhöhung der Kundenpräferenz kann auch auf einer Verstärkung der Marketingbotschaften basieren, insbesondere auf einem zunehmenden Standardisierungsgrad des Marketing-Mixes in den relevanten Ländermärkten.42 Auf dem Kontinuum zwischen vollkommener Standardisierung und vollkommener Differenzierung ist in der Praxis meist eine unternehmensindividuelle Marketingstrategie, häufig nach Marken und Produkten differenziert, anzutreffen. Wesentlich für eine globale Kommunikation ist die Verfolgung gleicher Ziele bei denselben Zielgruppen, so dass Unternehmungen oftmals auf zwei Kampagnen gleichzeitig zurückgreifen: eine globale Kampagne, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu fördern und eine lokale Kampagne, um auf die kulturellen Unterschiede einzugehen. Aus den genannten Vorteilen lassen sich direkt die mit der Globalisierung verbundenen möglichen Nachteile ableiten. Der erhöhte Koordinationsaufwand, die notwendige Ausweitung des Berichtswesens und der damit möglicherweise verbundene höhere Personalbedarf schlagen sich ebenso negativ auf die Managementkosten nieder wie das verringerte Reaktionsvermögen der zunehmend globalen und demnach standardisierten Produkte auf die lokalen Bedürfnisse den Vorteilen einer globalen Strategie entgegenwirkt und die globalisierungsbedingten Größenvorteile schmälert. Andere Barrieren können aus institutioneller Sicht in Hemmnissen von Seiten der Regierungen bestehen, wie beispielsweise Zölle und Abgaben oder aus unternehmerischer Sicht in Hemmnissen auf Grund der mangelnden Erfahrung mit den gegebenen sozio-kulturellen Unterschieden.43 2.
Abgrenzung des Begriffs der Globalisierung
Je nach Grad und Form der grenzüberschreitenden Unternehmenstätigkeit wird in der Literatur zwischen internationalen, multinationalen und globalen Unternehmungen bzw. zwischen dem Prozess der Internationalisierung, der Multinationalisierung sowie der Globalisierung unterschieden. Diese klaren Begriffsunterscheidungen sind umso bedeutender, als dass sich hinter jedem der genannten Begriffe ein spezifisches Konzept der länderübergreifenden Unternehmenstätigkeit mit entsprechenden Managementanforderungen und Unternehmenstypen verbirgt. Dennoch sind Schwierigkeiten bei der genauen Abgrenzung der genannten Begrifflichkeiten feststellbar, was auf den in der Unternehmenspraxis beobachtbaren fließenden Übergang zwischen den einzelnen Prozessen zurückzuführen ist.
42
Die Vorteile der Standardisierung ergeben sich vor allem aus Kosteneinsparungen, welche durch eine einheitliche Entwicklung und Umsetzung der Marketingaktivitäten erzielt werden können. Ein weltweit einheitliches Erscheinungsbild einer Marke oder einer Unternehmung und der vereinfachte Transfer von Know-how untermauern die Vorteilhaftigkeit dieser Strategie. Die Standardisierungsdebatte im Bereich der Kommunikationspolitik wird vor allem in der Werbung ausgetragen. Andere Bereiche wie Verkaufsförderung, persönlicher Verkauf oder Public Relations unterliegen in hohem Umfang den länderspezifischen Besonderheiten und entziehen sich damit einer möglichen Standardisierung.
43
Zu einer umfangreichen Auflistung weiterer ökonomischer Barrieren der Globalisierung vgl. Welge (1990), S. 4 ff.
Begriffliche Grundlagen
17
International orientierte Unternehmungen betrachten das Auslandsgeschäft als eine zusätzliche Stützung und Absicherung der inländischen Geschäftstätigkeit, so dass sich auch das geringe Volumen der Auslandsumsätze leicht erklären lässt. Aus diesem Grund bevorzugen sie Absatzmärkte, die große Ähnlichkeiten mit dem Inlandsmarkt aufweisen. Eine international ausgerichtete Strategie zielt Im Wesentlichen auf den Transfer der von der Muttergesellschaft für den Heimatmarkt entwickelten Produkte und Prozesse auf ausländische Märkte, ohne dabei wesentliche Modifikationen vorzunehmen. Der Entscheidungsspielraum der ausländischen Einheiten ist demnach als gering einzustufen. Internationale Branchen weisen weder ausgeprägte Standardisierungsvorteile noch wesentliche Anpassungsvorteile auf.44 Im Gegensatz hierzu liegt der Fokus multinational agierender Unternehmungen auf den jeweiligen Gegebenheiten der nationalen Märkte. Unter Verzicht auf mögliche Standardisierungsvorteile wird eine möglichst hohe lokale Akzeptanz der eigenen Produkte zu erreichen versucht. Die Muttergesellschaft nimmt dabei eher die Funktion einer Holding ein, charakterisiert durch ein geringes Bemühen, Synergien zwischen den einzelnen Landesgesellschaften zu verwirklichen. Vor diesem Hintergrund erweisen sich in multinationalen Branchen diejenigen Auslandsgesellschaften als erfolgreich, die auch in den einzelnen nationalen Märkten über eine komplette Wertschöpfungskette verfügen. Eine multinationale Strategie ist aus diesem Grund insbesondere in jenen Branchen geeignet, in denen unterschiedliche nationale Wettbewerbsregeln gelten, ein international homogenes Nachfrageverhalten fehlt, der kulturelle Hintergrund weitgehend die Kaufentscheidung determiniert, die Wettbewerber eine lokale Orientierung aufweisen sowie mit einer geringen Größe der Unternehmung ein wirtschaftliches Leistungsangebot realisierbar ist.45 Eine vergleichende Übersicht über die Abgrenzung der dargelegten BeJULIIHÄ,QWHUQDWLRQD OLVLHUXQJ³XQGÄ0XOWLQDWLRQDOLVLHUXQJ³YRQGHUGLHVHU$UEHit zu Grunde liegenden Globalisierungsdefinition fasst die wesentlichen Merkmale nochmals zusammen.
44
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 31 f.
45
Vgl. Kotler (1990), S. 82.
18
Begriffliche Grundlagen
Merkmale
Internationalisierung
Multinationalisierung
Globalisierung (nach der Arbeitsdefinition)
Zeitliche Periode
Fünfziger und sechziger Sechziger und siebziger Ab Mitte der achtziger Jahre Jahre Jahre
Wesentlicher Forschungsgegenstand
Internationale Markteintrittsstrategien (Export, Lizenz, JointVenture...)
Wettbewerbsvorteile gegenüber rein nationalen Unternehmungen
- Größere - Größere Absatzmärkte Absatzmärkte - Zugang zu Rohstoffen - Größere Marktmacht
Wissensgenerierung aus den verschiedenen Tätigkeiten in den verschiedenen Märkten
Globalisierungsvorteile
Gering
Gering
Hoch
Lokalisierungserfordernisse
Gering
Hoch
Hoch
Wesentliche Standortfaktoren
Rohstoffe
Harte Standortfaktoren, wie Arbeit und Kapital hinsichtlich ihrer Kostenvorteile
Weiche Standortfaktoren, wie unterschiedliche Kulturen
Optimaler Autonomiegrad
Vereinbarkeit von Gegensätzlichkeiten, wie z. B. globale und lokale Orientierung
Tabelle B-1: Abgrenzung des Globalisierungsbegriffs (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Riedl (1999), S. 39)
II.
Der Unternehmenserfolg
1.
Definition und kritische Annahmen des Unternehmenserfolgs
Der Fokus der unternehmerischen Tätigkeit liegt im Wesentlichen auf der Entwicklung nachhaltiger Erfolgspotenziale sowie der Erzielung eines angemessenen Unternehmenserfolgs. Bei der komparativen Analyse von Unternehmungen auf der Basis ihrer Erfolgsdimension zeigt sich jedoch die Problematik, dass der Begriff des Unternehmenserfolgs in der betriebswirtschaftlichen Literatur mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen behaftet ist.46 Von einem Erfolg ist in sehr allgemeiner Form zu sprechen, wenn ein gesetztes Ziel HUUHLFKWZRUGHQLVWÄ(LQ8QWHUQHKPHQLVWLQdem Maße erfolgreich, in dem es eine ihm gestellte Aufgabe erfüllt. Die Definition des Erfolgs setzt die seiner Aufgabe voraus. Aus ihr leitet sich im Einzelfall die Skala DEDQGHUGHU(UIROJJHPHVVHQZLUG³47 Erfolg stellt folglich ein ex post-Urteil dar, dessen Messung umso präziser gelingt, je eindeutiger sich die Zielformulierung darstellt. In jüngerer Zeit wird hierbei zunehmend die Eigentümerper46
Vgl. Choi (1997), S. 28.
47
Bierich (1988), S. 43.
Begriffliche Grundlagen
19
spektive eingenommen.48 Die Unternehmensstrategien sind demnach an den Interessen der Anteilseigner, wie beispielsweise den Aktionären, auszurichten. So postuliert der Shareholder Value-Ansatz die Maximierung des Unternehmenswertes für die Anteilseigner als vorrangiges Unternehmensziel. Hieraus werden dann wiederum Werttreiber als Unterziele abgeleitet, deren Ausprägung eine wertorientierte Unternehmensführung ermöglichen. Da in Ermangelung weiterführender Informationen jedoch nicht auf die Nutzenfunktionen der einzelnen Aktionäre geschlossen werden kann, ist von einer ausschließlichen Maximierung des Marktwerts des Eigenkapitals auszugehen. Die Literatur nimmt zudem ein risikoaverses Verhalten der Aktionäre an, so dass unter Vernachlässigung der nicht zu ermittelnden Zeitpräferenz sowie dem Grad der Risikoaversion ein möglichst hoher risikobereinigter künftiger Einkommensstrom als Erfolgsmaßstab anzusehen ist.49 Dabei werden die Interessen anderer Beteiligter, wie beispielsweise Mitarbeiter, Gläubiger oder Kunden, keineswegs ausgeklammert. Ihnen wird jedoch der Stellenwert von Nebenbedingungen zugewiesen.50 Für den Aufbau der empirischen Untersuchung ist es von zentraler Bedeutung, den Begriff des Unternehmenserfolgs zu operationalisieren. Dies erweist sich vor dem Hintergrund zahlreicher unterschiedlicher Erfolgskonzeptionen in der betriebswirtschaftlichen Literatur als besonders problematisch.51 Um die verschiedenen Dimensionen des Unternehmenserfolges möglichst umfassend abzudecken, wird häufig eine Einbeziehung mehrerer Erfolgsmaßstäbe, wie beispielsweise die Berücksichtigung der quantitativen Komponenten Gewinn und Risiko, vorgesehen. Die Berücksichtigung der einzelnen Erfolgsmaße beschränkt sich allerdings auf ihre parallele Auswertung, eine Verknüpfung zur Ermittlung einer übergeordneten Gesamterfolgskennziffer findet im Rahmen von Studien nur selten statt.52 2.
Das Shareholder Value-Konzept als wertorientierter Erfolgsmaßstab
Die Ausrichtung der unternehmerischen Entscheidungen an der Steigerung des Unternehmenswertes bzw. des Shareholder Value als Teil des Unternehmenswerts hat in den vergangenen Jahren in der praxisorientierten Literatur stark an Bedeutung gewonnen und 48
Vgl. hierzu ausführlich Busse von Colbe (1995), S. 713 ff.; Siegert (1995), S. 580 ff.
49
Vgl. Rieger (1964); Schneider (1993), S. 23. Unternehungen sind nach dieser Definition als Instrumente zur Erzielung von Einkommen für ihre Eigentümer zu definieren. Vgl. Glaum (1996), S. 138 f.
50
Vgl. Schmidt (1986), S. 27. Zudem können die meisten dieser Gruppen ihre Ansprüche im Rahmen von Vertragsverhandlungen durchsetzen. Zusätzliche Schutzvorschriften, wie beispielsweise das Arbeits- und Mitbestimmungsrecht, stehen ihnen dabei vielfach unterstützend zur Seite. Die Eigentümer verweisen hingegen auf ihre nur im Erfolgsfall und damit nur bedingt anfallenden Gewinnanteile, verstanden als Residualeinkommen. Vgl. Pausenberger (1997), S. 954.
51
In der deutschsprachigen Literatur finden sich zahlreiche Veröffentlichungen, die sich ausschließlich mit der Definition und der korrekten Operationalisierung GHV%HJULIIVÄ8QWHUQHKPHQVHUIROJ³DXVHLQDQGHUVHW zen, vgl. hierzu Ordelheide (1988), S. 275 ff.; Weilenmann (1993), Sp. 1468 ff.
52
Für Ausnahmen vgl. Schüle (1992), S. 103, Fußnote 48.
20
Begriffliche Grundlagen
findet bei der Formulierung der Unternehmensziele großer Unternehmungen als allgemein anerkanntes Management-Paradigma auch in Deutschland zunehmend Beachtung.53 Einen wesentlichen Impuls der Shareholder Value-Diskussion, die ihre Ursprünge 1930 in der Entwicklung des Marktwertkonzepts von Irving Fisher fand, gab 1986 die Arbeit Ä&UHDWLQJ 6KDUHKROGHU 9DOXH 7KH 1HZ 6WDQGDUG IRU %XVLQHVV 3HUIRUPDQFH³ YRQ 5DSSD port der damit einen ersten konzeptionellen Ansatz zur wertorientierten Steuerung von Unternehmungen entwickelte.54 Dabei wird der Fokus auf die Zahlungen gerichtet, die Eigentümern einer Unternehmung in Form von Dividenden sowie Kursgewinnen oder verlusten zufließen.55 Die Unternehmensführung strebt danach, mittels einer Marktwertmaximierung des Eigenkapitals der Unternehmung den Einkommenszielen der Eigner optimal zu begegnen. Der Shareholder Value kann folglich als ein Management-Paradigma angesehen werden, das ein Verhalten der Führungskräfte im Sinne der Eigentümer fordert.56 Die strikt eigentümerorientierte Sicht des Shareholder Value-Konzepts muss sich in der Literatur der Kritik stellen, zu Gunsten einer eindimensionalen Fokussierung die vielfälti-
53
Vgl. Schmidt/Maßmann (1999), S. 1. Die Übertragbarkeit des Shareholder Value-Konzeptes auf die deutschen Verhältnisse wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Vgl. Dufey/Hommel (1997), S. 183 II 'XIH\+RPPHO5LHPHU+RPPHO 6 II +HPPHQG ZLUNW VLFK ]ZHLIHOORV GLH YHUKlOWQLV mäßig geringe Bedeutung börsennotierter Unternehmungen und damit des Aktienmarktes aus. Darüber hinaus befindet sich nur eine sehr begrenzte Anzahl dieser Unternehmungen in Deutschland im Streubesitz. Augenfällig ist indes die hohe Konzentration der Kapitalanteile an deutschen Unternehmungen, die sich mehrheitlich im Besitz anderer Unternehmungen befinden. Von einem Markt für Unternehmenskontrolle nach US-amerikanischem Vorbild kann vor diesem Hintergrund nicht ausgegangen werden. Da ein funktionierender Markt für Unternehmenskontrolle eine der entscheidenden Voraussetzungen der Shareholder Value-Konzeption darstellt, beschränkt sich deren Anwendbarkeit auch nur auf eine begrenzte Anzahl von Unternehmungen.
54
Vgl. Fisher (1930). In der deutschsprachigen Literatur haben sich insbesondere die Arbeiten von Gomez/Weber (1989); Bühner (1990a); Bühner (1994) und Günther (1997) hervorgetan. Vgl. auch andeUHEHGHXWHQGH$UEHLWHQHWZDYRQ)UXKDQ XQG&RSHODQG.ROOHU0XUULQ
55
'LHEHWUHIIHQGHQ.XUVJHZLQQHXQG±YHUOXVWHN|QQHQEHLP9HUNDXIGHU$QWHLOH]XMHGHP=HLWSXQNWDP Markt realisiert werden.
56
Unter der Voraussetzung eines funktionierenden Markts für Unternehmenskontrolle droht der UnternehPHQVIKUXQJEHL1LFKWEHIROJHQGHV=LHOVGHU6KDUHKROGHU9DOXH0D[LPLHUXQJHLQH8QWHUEHZHUWXQJGHU Unternehmung, gefolgt von einer Unternehmensübernahme, die häufig den Austausch des gegenwärtigen Managements zur Folge hat. Deutschland wird in der Literatur oft angeführt als Modell einer nicht 6KDUHKROGHU 9DOXHRULHQWLHUWHQ gNRQRPLH GHUHQ .RQVHQVRULHQWLHUXQJ /DQJIULVWRULHQWLHUXQJ XQG 7HFK nikorientierung dem angelsächsischen Modell gegenübergestellt wird. Die Aktionäre als InteressenvertreWHU GHV 6KDUHKROGHU 9DOXH XQG GHU $NWLHQPDUNW DOV 5HJXODWLRQVLQVWDQ] IU GDV 8QWHUQHKPHQV PDQDJHPHQWVSLHOHQWUDGLWLRQHOOHLQHJHULQJH5ROOHLQ'HXWVFKODQG'LHWUDJHQGHQ6lXOHQGHU&RUSRUDWH *RYHUQDQFH GLH GRPLQLHUHQGH 5ROOH GHU %DQNHQ GDV 6\VWHP GHU 0LWEHVWLPPXQJ XQG GDV XQWHUQHK PHQV]HQWULHUWH 0DQDJHPHQWV\VWHP EU|FNHOQ QRFK QLFKW 9HUlQGHUXQJHQ LQ 5LFKWXQJ HLQHU YHUVWlUNWHQ Shareholder Value-Orientierung in Deutschland sind deshalb begrenzt. Seit der Mitte der neunziger Jahre haben sich einige große deutsche Unternehmungen die Einführung des Shareholder Value zum Ziel gesetzt, so beispielsweise Siemens, BASF, Bayer oder Hoechst (heute Sanofi-Aventis-Gruppe), die gleichzeitig für Programme des radikalen Unternehmenswandels unter dem Vorzeichen des Shareholder Value standen. Diese Verbindung begründet größtenteils die oftmals negative Assoziation des Begriffes Shareholder Value in Deutschland.
Begriffliche Grundlagen
21
gen Interessen im Sinne eines Stakeholder-Ansatzes zu vernachlässigen.57 Im Wettbewerb um finanzielle Ressourcen, die der Unternehmung die für den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit erforderlichen Investitionen ermöglichen, muss der Kapitalgeber durch die Aussicht auf eine möglichst hohe Rendite von dem effizienten Einsatz seiner Mittel überzeugt werden. Eine gewinnorientierte Unternehmensführung wird daher das langfristige Bestehen der Unternehmung sichern und damit die Voraussetzung schaffen, die Ziele anderer Stakeholder erfolgreich verfolgen zu können.58 Kennzeichnend für den Shareholder Value als alleinigem Maßstab für die Kontrolle der Unternehmensführung ist nach Rappaport seine Unabhängigkeit von den Bewertungsmodalitäten der Buchhaltung.59 Er stellt den Wert der künftigen Entnahmemöglichkeiten der Eigner einer Unternehmung dar. Auf Grund der Schwierigkeit, diese Entnahmemöglichkeiten in Form von Einzahlungsüberschüssen zu ermitteln, bedient sich die Shareholder Value-Berechnung des Cashflows als Surrogatmaß.60 Der eigentliche Shareholder Value berechnet sich schließlich als Unternehmenswert abzüglich des Marktwerts des Fremdkapitals.61 (B.1)
SHV
T
FCFvorZinsent
¦ (1 WACC ) t 1
t
RW NBV FK
57
In der juristischen Diskussion wird der Ausweis der Aktionäre als Eigentümer einer AG und die daraus abgeleitete Begründung der normativen Geltung der Shareholder Value-Orientierung angezweifelt. Demnach hat eine AG als juristische Person keine Eigentümer, die Aktionäre sind nur Eigentümer der Aktien und Mitglieder der AG. Vgl. Schmidt/Spindler (1997), S. 534 ff. Vgl. Neus (1998), S. 8 f., Schmidt/Maßmann (1999), S.18 und 27.
58
Neus schlägt vor, die verschiedenen Interessen mittels einer Maximierung unter Nebenbedingungen vorzunehmen, wobei die Interessen durch die Freiwilligkeit der Kooperation gesichert werden. Vgl. hierzu ausführlich Neus (1998), S. 7 f.
59
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Darstellung der Shareholder Value-Konzeption nach Rappaport (1986) und (1998).
60
Vgl. hierzu ausführlich Günther (1997), S. 113 ff. Breite Anwendung finden die Konzeptionen von Copeland/Koller/Murrin sowie Rappaport, die nur in wenigen Punkten wesentlich voneinander abweichen. Eine derartige Abweichung bezieht sich beispielsweise auf die Ermittlung des Cashflows als Entscheidungsgröße auf Nach-Steuerbasis. Während Rappaport nur den zahlungswirksamen Teil der Steuerzahlungen in Abzug bringt, der sich auf das operative Ergebnis bezieht, korrigieren Copeland/Koller/Murrin die nur zum Teil zahlungswirksamen, abgezogenen Steuerzahlungen nach Maßgabe des bilanziellen Gewinns um den Barwert der aus Steuerstundungen resultierenden Steuerersparnis, sofern vorhanden. Vgl. hierzu Rappaport (1998), S. 36, Copeland/Koller/Murrin (1998), S.113.
61
Eine erneute Darlegung der Shareholder Value-Konzeption im Rahmen der vorliegenden Arbeit würde keinen neuerlichen Erkenntnisgewinn aufweisen und soll aus diesem Grund an dieser Stelle mit Verweis auf die fundierten Darstellungen dieses Ansatzes in der Literatur, insbesondere die Ausführungen von Rappaport (1998), unterbleiben.
22
mit
Begriffliche Grundlagen
FCF: WACC:
RW: NBV: FK:
freier Cashflow Weighted Average Cost of Capital, verstanden als ein Diskontierungsfaktor, der als gewogener Durchschnitt der Eigenund Fremdkapitalkosten sowohl den Renditeerwartungen der Eigenkapital- als auch der Fremdkapitalgeber Rechnung trägt Barwert des Residualwerts, verstanden als der über den expliziten Betrachtungszeitraum hinaus erzielbare Cashflow nicht-betriebsnotwendiges Vermögen Marktwert des Fremdkapitals
Die Eignung der Shareholder Value-Konzeption als möglicher Erfolgsmaßstab für die vorliegende Arbeit ist angesichts der mitunter schwierigen empirischen Ermittlung des Shareholder Values allerdings nur sehr begrenzt gegeben. So sind aus unternehmensexterner Perspektive Komponenten wie der Residualwert und die Eigenkapitalkosten oder die Kenntnis der Marktwerte des Eigenkapitals auf Grund nicht verfügbarer Informationen nicht ermittelbar. Die vorliegende Arbeit greift aus diesem Grund auf bestehende, allgemein anerkannte Instrumente der Kapitalmarkttheorie und damit verbundene neuere Ansätze zurück, um den Unternehmenserfolg quantitativ erfassen und einer empirischen Untersuchung zugänglich machen zu können. Der Bewahrung der Eigentümerperspektive, wie eingangs postuliert, trägt auch die kapitalmarkttheoretische Literatur umfassend Rechnung. Ein Rückgriff auf in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur gebräuchlichen bilanzbasierten Ansätze der Erfolgsmessung soll mit Hinweis auf die Uneinheitlichkeit internationaler Rechnungslegungsvorschriften und die fehlende Vergleichbarkeit von bestehenden Jahresabschlüssen im Rahmen dieser Untersuchung unterbleiben. Auf diese Weise kann der möglichen Einflussnahme durch das Management, wie es bei der Anwendung von Bilanzierungsrichtlinien und der Erstellung von Jahresabschlüssen der Fall ist, entgegengewirkt und eine möglichst hohe Objektivität bei der Ermittlung der erforderlichen Erfolgsmaße gewahrt werden.62 3.
Die kapitalmarktorientierte Vorgehensweise
Die kapitalmarkttheoretische Literatur hat die Fokussierung auf das Einkommen des Investors schon seit langem in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung gerückt, was in zahlreichen theoretischen Modellen seinen Niederschlag findet. Insbesondere die anglo-amerikanische Literatur nimmt vorwiegend kapitalmarktliche Erfolgsmaßstäbe auf, die ihre Kennzahlen aus den Börsenkursen der Aktien eines Unternehmens ableiten.63 62
Vgl. hierzu Lubatkin/Rogers (1989), S. 454 f; Lubatkin/Shrieves (1986), S. 499.
63
Die Orientierung an der Wertsteigerung am Aktienmarkt als vorrangigem Interesse des Anlegers findet zunehmend auch in Deutschland Anwendung, vgl. Schmidt/Maßmann (1999), S. 1.
Begriffliche Grundlagen
23
Unter der Annahme eines effizienten Kapitalmarktes, der sich zu jedem Zeitpunkt durch die vollständige Reflektion aller verfügbaren, für die Zukunft wichtigen Informationen in den Aktienkursen auszeichnet, werden kapitalmarktliche Erfolgsmaße im Gegensatz zu den bilanziellen Maßen als zukunftsorientiert bezeichnet.64 Die Nachteile der kapitalmarktlichen Perspektive, wie beispielsweise die Prämissenerfüllung der einzelnen Kapitalmarktmodelle sowie die Beschränkung empirischer Untersuchungen auf börsennotierte Unternehmungen auf Grund der benötigten Aktienkurse, sind hingegen nicht als ausreichend gravierend einzustufen, um einen Rückgriff auf die kapitalmarktbasierte Erfolgsdefinition als Grundlage für die vorliegende Arbeit ablehnen zu müssen.65 Um eine möglichst umfassende Abdeckung der verschiedenen quantitativen Dimensionen des Unternehmenserfolges zu gewährleisten, ist der Erfolgsbegriff auf die beiden wesentlichen Komponenten Gewinn und Risiko herunterzubrechen. In der Literatur wird der Gewinn als Vermögenszuwachs in einer Periode definiert.66 Als kapitalmarktorientierte Gewinnmaße dienen die mittlere Aktienrendite und die mittlere Risikoprämie, definiert als die Differenz zwischen der Aktienrendite und dem risikofreien Zinssatz. In der Kapitalmarkttheorie wird die Gewinngröße häufig durch eine entsprechende Risikogröße bereinigt. Diese setzt die Risikoprämie der Aktie in Relation zum Risiko und unterscheiden sich lediglich durch die Art der Risikobereinigung.67 Die genannten kapitalmarktorientierten Erfolgsmaße finden ihre bekanntesten Ausprägungen im Rahmen des Capital Asset Pricing Modells (CAPM) sowie der Arbitrage Pricing Theorie (APT), die beide mittels Transfer der Erkenntnisse der Portfoliotheorie auf die Kapitalmarkttheorie auf eine umfassende Abbildung der Rendite-Risiko-Relation zielen. Neuere kapitalmarkttheoretische Studien zur Erfolgsmessung und damit zur Darlegung des Verhältnisses zwischen den Komponenten Rendite und Risiko sind den sogenannten EventStudien zuzurechnen.68
64
Vgl. Spremann (2000), S. 125; Auckenthaler (1994), S. 275 ff.; Kosfeld (1996), S. 12 ff. ; Peters (1987), S. 13.
65
Die jeweiligen Kapitalmarktmodelle werden zur Ermittlung der erforderlichen Kennzahlen angewandt, wie beispielsweise das CAPM oder das Marktmodell. Vgl. hierzu sehr ausführlich Ulschmid (1994), S. 30 ff.
66
Die wesentlichen Probleme der Gewinnermittlung sind in der Wertfindung immaterieller Vermögensgegenstände, der Periodisierung der Geschäftsvorfälle und der Frage nach der nominellen versus der realen Geldkapitalerhaltung zu sehen. Vgl. hierzu ausführlich Moxter (1982), S. 28 f. und 201 ff.; Schneider (1994), S. 45 ff. und S. 74 ff.
67
Vgl. ausführlich zu den genannten Rendite- und Risikomaßen Kapitel E II 2. der vorliegenden Arbeit.
68
Eine Darstellung der genannten kapitalmarkttheoretischen Ansätze finden sich in Kapitel E I der vorliegenden Arbeit.
24
III.
Begriffliche Grundlagen
Fazit
In den vorangegangenen Ausführungen werden die begrifflichen Grundlagen zur fundierten Analyse der Globalisierung dargestellt, auf der in der weiteren Arbeit die Analyse der Globalisierung der Banken als eigenständiger Handlungsalternative zur Steigerung des Unternehmenserfolgs fußt. Bei der Würdigung der Vorteilhaftigkeit von Globalisierungsstrategien sind Gütemaße heranzuziehen, die diesen Erfolg adäquat reflektieren. Als solches gilt, wie einleitend dargelegt, das Kriterium des Unternehmenserfolges aus kapitalmarkttheoretischer Sicht. Anders formuliert: Die Globalisierung ist umso vorteilhafter zu werten, je mehr durch diese die Performance der global operierenden Unternehmung gesteigert wird. Wesentliches Kennzeichen der unternehmenswertorientierten Gütemaße des Erfolgs ist ihre Ausrichtung auf quantitative Komponenten der unternehmerischen Performance. Die Bedeutung qualitativer Kriterien, die mittelbar oder auch unmittelbar Einfluss auf Komponenten des Unternehmenswerts ausüben können, finden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung keine explizite Berücksichtigung.
Der globale Wettbewerb von Banken
C
25
Der globale Wettbewerb von Banken
Der wissenschaftliche Fokus der vorliegenden Arbeit ist darauf ausgerichtet, den globalen Wettbewerb der Bankenbranche sowohl aus einer theoretisch fundierten wie auch aus einer empirisch relevanten Perspektive zu beleuchten. Dazu wird angelehnt an die entwickelte Arbeitsdefinition der Globalisierung eine begriffliche Konkretisierung der globalen Geschäftsbank als Untersuchungsobjekt der vorliegenden Dissertation erörtert sowie die Entstehung des globalen Wettbewerbs von Banken einer umfassenden Analyse unterzogen. Dem Anspruch an eine angemessene theoretische Fundierung wird dabei umfassend Rechnung getragen, indem die wesentlichen Merkmale des Dienstleistungssektors sowie insbesondere der Bankleistung identifiziert werden, um eine angemessene Übertragung der branchenübergreifenden Globalisierungstheorien auf die branchenspezifische Situation der Banken im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit vornehmen zu können. I.
Die globale Geschäftsbank
1.
Definition des Bankbegriffs
Der Begriff der Bankunternehmung, die das Untersuchungsobjekt der vorliegenden Arbeit darstellt, lässt sich sowohl rechtlich als auch ökonomisch begründen.69 Aus der Sicht des Gesetzgebers besteht die Notwendigkeit, die Banken möglichst präzise im juristischen Sinne abzugrenzen, da sie, sichergestellt durch den Geltungsbereich der gesetzlichen Regelungen, der Beaufsichtigung, Reglementierung und Lenkung bedürfen.70 Dieses Erfordernis findet seine Begründung in der besonderen Bedeutung, die Bankunternehmungen für das Funktionieren von Volkswirtschaften innehaben.71 Im Rahmen dieser Untersuchung soll der Bankbegriff aus einer ökonomischen Perspektive definiert werden. Einer rechtlichen Ableitung des Bankbegriffs für die vorliegende Arbeit stehen die mitunter stark variierenden länderspezifischen bankrelevanten Gesetzgebungen entgegen, so dass sich je nach wirtschaftlichen, sozialen und politischen Einflüssen sehr unterschiedliche Bankensysteme in den einzelnen Ländern entwickeln konnten. Eine allgemeine, grenzüberschreitende Legaldefinition von Banken lässt sich daher nicht formulie-
69
Im Folgenden finden die Begriffe Bank, Bankunternehmung, Finanzinstitut und Universalbank eine synonyme Verwendung.
70
Die Beaufsichtigung, Reglementierung und Lenkung der Bankunternehmungen ist unter dem Begriff der Bankenregulierung zusammenzufassen. Vgl. hierzu Huang (1992), S. 9 ff. Bester (1986), S. 23 vertritt die Ansicht, der Bankensektor sei neben der Versicherungsbranche die Branche mit der stärksten Reglementierung.
71
Vgl. Choi (1997), S. 13; Hartmann-Wendels et al. (1998), S. 320 f.
26
Der globale Wettbewerb von Banken
ren.72 Zudem riskiert die rechtliche Perspektive, auf Grund starrer Gesetzesformulierungen der hohen Dynamik des bankbetrieblichen Betätigungsfeldes nicht mit der nötigen Flexibilität begegnen zu können.73 Ökonomisch abgeleitet unterscheidet der Begriff der Bankunternehmung zwischen der gesamtwirtschaftlichen und der einzelwirtschaftlichen Dimension.74 Die gesamtwirtschaftliche Betrachtungsweise stellt auf die Leistungen der Gesamtheit aller Bankbetriebe in Form eines Bankensystems ab. Als Finanzintermediäre zwischen Kapitalangebot und Kapitalnachfrage sorgen die Banken für eine Aufrechterhaltung des gesamtwirtschaftlichen Geldverkehrs. Die Notwendigkeit einer solchen Mittlerrolle wird vor allem mit der Annahme unvollkommener Finanzmärkte begründet, die sich durch asymmetrische Informationsverteilung, anfallende Kosten für Transaktionen sowie Unsicherheit über zukünftige Transaktionsbedingungen auszeichnen.75 Aus einzelwirtschaftlicher Sicht lassen sich die einzelnen Bankunternehmungen nach dem Umfang der regionenbezogenen, der leistungsspartenabhängigen und der kundenbezogenen Geschäftstätigkeit klassifizieren. Universalbanken und Spezialbanken bilden hierbei die Endpunkte eines Kontinuums, auf dem die Bankunternehmungen einzustufen sind.76 Universalbanken beschränken dabei die Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit weder auf bestimmte Regionen, gewisse Leistungssparten noch auf einige Kundengruppen.77 Eine
72
Zur Legaldefinition nach deutschem Recht vgl. ausführlich Büschgen (1998), S. 11 ff.; Eilenberger (1993), S. 8 f. Ausführungen zur Legaldefinition nach den geltenden EU-Richtlinien finden sich ebenfalls bei Büschgen (1998), S. 29 ff. Des Weiteren ist zur Legaldefinition nach U.S.-amerikanischem Recht auf Schroeder (1995) bzw. nach japanischem Recht auf Baum/Hayakawa (1994), S. 503 ff. zu verweisen.
73
Vgl. Büschgen (1998), S. 33.
74
Zur Überwindung des Spannungsfeldes zwischen der gesamtwirtschaftlichen und der einzelwirtschaftlichen Dimension des Bankbegriffs schlägt Choi eine systemorientierte Begriffsdefinition vor, wonach die Einzelbank einerseits unmittelbar mit ihrer Aufgabenumwelt (Kunden, Konkurrenten, Kapitalgebern, Arbeitnehmern, etc.) interagiert und mittelbar den Einflüssen der ökonomischen, technischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Sphären der allgemeinen Umwelt unterliegt. Vgl. Choi (1997), S. 14 ff. Ebenso Büschgen (1998), S. 42 ff. Zum St. Galler-Management-Modell als Grundlage des systemorientierten Ansatzes vgl. Ulrich (1970), S. 100 ff. Zu dessen Übertragung auf die Bankbetriebslehre vgl. Eilenberger (1993), S. 11 ff. und Leimer (1990), S. 22 ff.
75
Vgl. Scholtens (1993), S. 112 ff. Die Mittlerrolle der Bankunternehmungen erklärt auch die Notwendigkeit, durch die Formulierung strikter Regelungen einen Schutz des Allgemeininteresses vor möglichen einzelwirtschaftlichen Zielen herbeizuführen. Vgl. Choi (1997), S. 13.
76
Vgl. Böhme (1997), S. 22.
77
Vgl. hierzu ausführlich Büschgen (1970), S. 5 f. Sie lassen sich als Banken definieren, die das Einlagenund Kreditgeschäft ebenso betreiben wie den Wertpapierhandel, insbesondere die Emission, die Verwaltung sowie den An- und Verkauf von Effekten. Vgl. Muffler (1995), S. 17 zum Einlagen- und Kreditgeschäft. Ein Universalbankensystem zeichnet sich folglich durch die ausschließliche Existenz von Finanzinstituten aus, die dieser Definition folgen. Vgl. Büschgen (1998), S. 69.
Der globale Wettbewerb von Banken
27
Spezialbank konzentriert sich hingegen auf einzelne Segmente des bankspezifischen Betätigungsfeldes.78
Regionen
Grenzüberschreitend National Lokal Global Player
Kundengruppen
Firmenkunden Privatkunden Retailkunden Commercial Banking
Investment Banking
Leistungssparten
Abbildung C-1: Segmentierung des Bankgeschäfts (Quelle: modifiziert nach Böhme (1997), S. 21)
Die vorstehende Abbildung stellt die Segmentierung des Bankgeschäfts nach den leistungssparten-, regionen- und kundengruppenspezifischen Dimensionen der Geschäftstätigkeit dar. Je nach Umfang dieser Dimensionen lässt sich die Positionierung einer Bankunternehmung als tendenzielle Universal- oder Spezialbank vornehmen. x
Regionenabhängige Segmentierung des Bankgeschäfts Bankleistungen können nach ihrer regionenspezifischen Dimension grob in lokale, nationale und grenzüberschreitende Bankgeschäfte gruppiert werden.79 Demnach ist ein Bankgeschäft als grenzüberschreitend einzustufen, wenn mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist: x
Das Bankgeschäft wird entweder grenzüberschreitend oder im Ausland abgewickelt.
78
Folglich sind diejenigen Bankunternehmungen als Spezialbanken aufzufassen, die entweder das Einlagen- und Kreditgeschäft losgelöst vom Wertpapierhandel betreiben oder die ausschließlich das Effektengeschäft tätigen. Dem Spezialbanktyp, der ausschließlich das Einlagen- und Kreditgeschäft betreibt, HQWVSUHFKHQGLHVRJHQDQQWHQÄ&RPPHUFLDO%DQNV³E]ZÄ'HSRVLW%DQNV³$XVVFKOLHOLFKGHP(IIHNWHQ JHVFKlIWZLGPHWVLFKGHU6SH]LDOEDQNW\SGHUVRJHQDQQWHQÄ,QYHVWPHQW%DQNV³E]ZÄ%URNHU³'HQNEDU ist auch, den Wertpapierhandel mit anderen Geschäften als dem Einlagen- und Kreditgeschäft zu kombiQLHUHQ(LQ6SH]LDOEDQNHQV\VWHPGDVVRJHQDQQWHÄ7UHQQEDQNHQV\VWHP³]HLFKQHWVLFKGXUFKHLQHZHLW gehend komplementäre Leistungspalette der vorhandenen Spezialbanken aus, die einer klaren Arbeitsund Aufgabenteilung folgen. Vgl. Büschgen (1998), S. 70.
79
Vgl. Böhme (1997), S. 20 f. Weitere mögliche Definitionen des Regionenbezugs finden sich bei Bumbacher (1993), S. 65 ff.
28
x
Der globale Wettbewerb von Banken
x
Das Bankgeschäft wird mit Kunden abgewickelt, die im Ausland domizilieren. 80
x
Das Bankgeschäft basiert auf einem ausländischen bzw. international gehandelten standardisierten Transaktionsgegenstand.81
Leistungsspartenabhängige Segmentierung des Bankgeschäfts Eine auf das Trennbankensystem der USA zurückzuführende Segmentierung der Leistungssparten unterteilt das Bankgeschäft in die beiden Kategorien Commercial Banking und Investment Banking.82 Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Commercial Banking und dem Investment Banking lassen sich anhand verschiedener Kriterien darstellen. So orientiert sich das Commercial Banking an Sparern als Kapitalgeber und entspricht auf diese Weise seiner Rolle als Finanzintermediär, der dieses Geld anderen Unternehmen in Form von Krediten zur Verfügung stellt. Kapitalgeber der Investmentbanken, die auf den Handel mit verbrieften Forderungen zur Weiterveräußerung an Kapitalmärkten fokussiert sind, sind hingegen in erster Linie institutionelle Anleger. Hinsichtlich der Art der Kundenbeziehung zeichnet sich das Commercial Banking tendenziell durch einen sehr intensiven Kundenkontakt sowie ein möglichst kundenindividuelles Dienstleistungsprogramm aus. Die Investmentbank orientiert sich dagegen in erster Linie an der qualitativ hochwertigen Dienstleitungs- oder Produkterstellung, konzentriert sich aber nicht auf die einzelne Kundenbeziehung.83
80
Bankgeschäfte mit Kunden aus dem Ausland, sogenannte auslandsinduzierte Geschäfte, lassen sich weiter in Offshore- und Onshore-Geschäft aufteilen. Das Offshore-Geschäft bezieht sich auf Gelder, welche von ausländischen Kunden den inländischen Banken anvertraut werden. Das Onshore-Geschäft ist als Verwaltung von Geldern im Ausland, meist im Heimatland des Kunden, durch eine inländische Niederlassung zu definieren. Vgl. hierzu Storck (1996), S. 329 ff.; Storck (1993), S. 548 ff.
81
Bankgeschäfte, die in einer Währung außerhalb ihres Währungsgebietes abgeschlossen werden, erfolgen als sogenannte Offshore-Geschäfte an einem externen Markt.
82
Auch wenn es mit Ausnahme von Großbritannien in europäischen Bankensystemen eine derart strikte Trennung nie gab, so findet die entsprechende Terminologie zur Abgrenzung dieser Leistungssparten auch in Kontinentaleuropa Anwendung. Vgl. hierzu ausführlich Achleitner (1999), S. 6 f.
83
9JO5RJJHPDQQ 6'LHEHUGDVNODVVLVFKH%DQNJHVFKlIWKLQDXVJHKHQGH6SDUWHÄ'LYHUVL ILHG6HUYLFHV³GLHEDQNIUHPGH'LHQstleistungen wie Versicherungsleistungen, Leasing, Factoring, Kreditkartenmanagement, Softwareentwicklung u.a. umfasst, soll auf Grund der fehlenden Nähe zum bankspezifischen Kerngeschäft in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt werden. Vgl. ausführlich hierzu Bumbacher (1994), S. 3 ff. So ist beispielsweise die Credit Suisse Group in den Bereich des Lebensversicherungsgeschäfts (DBV Winterthur) eingestiegen. Trotz der gewählten Segmentierung ist auf die teilweise fehlende Trennschärfe zwischen den einzelnen Leistungssparten hinzuweisen. So zählt die Beratungsleistung im Zusammenhang mit Fusionen und Übernahmen zum Investment Banking, die zugehörige Finanzierungsleistung ist hingegen dem Commercial Banking zuzurechnen. Vgl. Hodenberg/Meyer-Horn (1998), S. 547.
Der globale Wettbewerb von Banken
x
29
Kundenabhängige Segmentierung des Bankgeschäfts Die Systematisierung der Bankgeschäfte hinsichtlich ihrer Kunden ist in der Literatur weit verbreitet, obgleich sie zumeist nach unterschiedlichen Unterscheidungsmerkmalen vorgenommen wird.84 Eine tabellarische Gegenüberstellung gängiger Systematisierungsansätze würde bei der Suche nach einer überzeugenden Systematisierung nicht weiterhelfen. Zu stark weichen die in der Literatur vorgestellten Ansätze voneinander ab.85 In der Praxis der Bankunternehmungen wird oftmals zwischen folgenden Kundengruppen unterschieden: x
Retailkunden: Privatkunden ohne größere Vermögensbestände und ohne besonderen Beratungsbedarf
x
Privatkunden: Vermögende Privatkunden, die einer speziellen Beratung bedürfen
x
Firmenkunden: kleinere und mittlere Unternehmen ohne besonders ausgeprägtes internationales Geschäftsfeld
x
Global Player: international vertretene Konzerne mit umfassendem Bedarf an Finanzdienstleistungen
Angesichts der angeführten Forschungsfragen soll der Bankbegriff der vorliegenden Arbeit jene Unternehmungen umfassen, die einerseits möglichst sämtliche banktypische Finanzdienstleistungen wie das Einlagen-, Kredit- und Wertpapiergeschäft betreiben und andererseits über ein umfangreiches Filialnetz im Inland und Ausland verfügen. Angelehnt an die einzelwirtschaftliche Betrachtungsweise zielt diese Bankdefinition folglich auf Universalbanken mit einer konzerngleichen Organisationsstruktur.
84
6REDVLHUWGLH.XQGHQVHJPHQWLHUXQJYRQ6PLWK:DOWHUDXIHLQHU8QWHUWHLOXQJLQGLH*UXSSHQÄ5HWDLO³ Ä3ULYDWH³ Ä&RUSRUDWH³ Ä6RYHUHLJQ³ XQG Ä)LQDQFLDO 6HUYLFHV³ YJO 6PLWK:DOWHU 6 I %VFKJHQ ZLHGHUXP GLIIHUHQ]LHUW GLH 6HJPHQWH Ä0HQJHQNXQGHQ³ Ä9HUP|JHQGH 3ULYDWNXQGHQ³ Ä)LUPHQNXQGHQ³XQGÄ)LQDQFLDO,QVWLWXWLRQV³YJO%VFKJHQ 6
85
9JO KLHU]X DXVIKUOLFK .LOJXV 6 $QGHUH JlQJLJH 8QWHUVFKHLGXQJVPHUNPDOH VHW]HQ EHL spielsweise an der Erfahrung der Kunden mit Bankgeschäften oder ihrer Serviceerwartung an. Vgl. 6PLWK:DOWHU 6 I $XI OlQGHUEHUJUHLfender Ebene hat die Unterscheidung in Retail und Wholesale Banking in die europäische Bankpraxis Eingang gefunden, die der unterschiedlichen Betreuung der beiden abzugrenzenden Kundengruppen besser Rechnung trägt. Demnach konzentriert sich das Wholesale Banking auf Bankgeschäfte mit vermögenden Privatkunden, großen kommerziellen Kunden und institutionellen Anlegern sowie Bankenkunden. Das Retail Banking bezeichnet hingegen das 0DVVHQJHVFKlIW PLW .OHLQNXQGHQ ]XP 7HLO DXFK PLW NOHLQHUHQ *HVFKlIWVNXQGHQ 9JO 6PLWK:DOWHU 6I,QGHU/LWHUDWXUZLUGGHU%HJULIIGHV:KROHVDOH%DQNLQJZHLWHUXQWHUWHLOWLQ,QVWLWXWLRQDO XQG &RUSRUDWH %DQNLQJ 9JO KLHU]X %|KPH 6 HEHQVR ZLH ]XP %HJULII GHV &RQVXPHU Banking, der in engerer Definition als das Retail Banking ausschließlich auf Privatkunden fokussiert ist.
30
2.
Der globale Wettbewerb von Banken
Abgrenzung des Begriffs der globalen Bank
Vor dem Hintergrund des häufig ungenau gefassten Begriffs der Globalisierung gilt es, die globalen Banken von der Gesamtheit der vorstehend definierten Bankunternehmungen für die vorliegende Arbeit abzugrenzen.86 Auf Branchenebene, nach Porter der höchsten wettbewerbsrelevanten Ebene, zeichnet sich das Phänomen der Globalisierung dadurch aus, GDVV ÄGLH :HWWEHZHUEVSRVLWLRQ GLH HLQ Unternehmen in einem bestimmten Land innehat, ganz erheblich von seiner Stellung in anderen Ländern beeinflusst ZLUG XQG XPJHNHKUW³87 Die Globalisierung wird dabei gemäß der dieser Arbeit zu Grunde liegenden Definition als ein Prozess verstanden, der sich in einer zunehmenden Verflechtung und in daraus folgenden weltweiten Abhängigkeiten von zunächst als weitgehend unabhängig betrachteten verschiedenen Märkten manifestiert, JHNHQQ]HLFKQHW GXUFK HLQHQ ZHOWXPVSDQQHQGHQ Wettbewerb, einen verstärkten Preiswettbewerb sowie einen weitreichenden Innovationswettbewerb. Bezogen auf die Bankenbranche lässt sich demnach die Globalisierung definieren DOVÄHLQ7UHQGGHU]XHLQHPHLQ]LJHQ weltumfassenden Finanzmarkt durch die IntegrDWLRQ GHU ELVODQJ UHDO H[LVWLHUHQGHQ 7HLO PlUNWHIKUW³88 Dieser globale Finanzmarkt erlaubt die Abwicklung der Bank- und Börsengeschäfte rund um die Uhr, wobei die nach Zeitzonen diffeULHUHQGHQ )LQDQ]SOlW]H GHU 7ULDGH QlPOLFK 1HZ
86
Vgl. Porter (1989), S. 20 f. In diesem Zusammenhang muss überdies auf die Schwierigkeit hingewiesen werden, den Begriff der globalen Bank von der internationalen oder der multinationalen Bankunternehmung abzugrenzen. Ein solcher Abgrenzungsversuch wird von vielen Autoren als unfruchtbar eingestuft. ,QGHU%DQNOLWHUDWXUILQGHWVLFKIROJOLFKKlXILJHLQHV\QRQ\PH9HUZHQGXQJGHUGUHL7HUPLQL9JO+LQ terhuber (1993), S. 151.
87
Porter (1989), S. 20. Auch Roxin (1992), S. 35 teLOW GLHVH $QVLFKW Ä:HWWEHZHUE ILQGHW VHLQHQ HLJHQW OLFKHQ6FKDXSODW] LQGHU%UDQFKH³
88
Büschgen (1998), S. 253.
89
Vgl. hierzu Schuster (1994), S. 168; Wichmann (1992), S. 234 f.
90
Vgl. Röller (1992), S. 124.
Der globale Wettbewerb von Banken
31
folgt, dass nahezu jede Bankunternehmung direkt oder indirekt von dem globalen Wettbewerb zwischen Banken betroffen ist.91 Die denkbaren strategischen Positionierungsmöglichkeiten, die sich Banken auf den globalisierten Finanzmärkten bieten, lassen sich in Abhängigkeit ihrer angebotenen Leistungen sowie der Ausgestaltung ihres grenzüberschreitenden Niederlassungsnetzes modellhaft in fünf Gruppen unterteilen:92 x
Mega Player Ausgestaltet als ein weitgehend flächendeckendes weltweites Banknetz zielt die Megabank als Universalbank auf eine Bedienung sämtlicher Kundensegmente des Retail und des Wholesale Banking. Einzuräumen ist bei diesem strategischen Grundtyp allerdings, dass es sich hierbei um eine reine Strategievision handelt, die momentan noch von keiner Bank erreicht oder möglicherweise anvisiert worden ist.
x
Global Player Die Fokussierung auf umfassende globale Dimensionen bedingt sowohl im Heimatland DOVDXFKLPÄKHLPDWOLFKHQ:HOWWHLO³HLQJOHLchermaßen intensives Bankgeschäft universeller Ausprägung, auf globaler Ebene vornehmlich in den Leistungssparten des Investment Banking sowie des Commercial Banking für Großkunden.93 Zahlreiche Banken versuchen sich das Image einer global agierenden Bank zu geben. Es ist aber festzustellen, dass nur einige wenige Banken die Kompetenzen aufweisen, als Global Player aufzutreten.94 Die Positionierung als Globalbank entspricht hierbei der Beschreibung der größten weltweit tätigen Banken, die im Fokus des empirischen Teils der vorliegenden Arbeit stehen.
x
International Player Ähnlich wie die Banken des strategischen Positionierungstypes des Global Player sind auch die International Player an den bedeutendsten Finanzplätzen rund um den Globus präsent. Allerdings beschränken sich die Leistungen der ausländischen Niederlassungen in erster Linie auf den Zahlungsverkehr sowie auf den Devisen- und Eigenhandel in Ergänzung des Stammlandgeschäftes. Ausgehend von einer primär international ausge-
91
Ä,QIDFWQRILQDQFLDOLQVWLWXWLRQFDQHVFDSHWKHFKDllenges that have arisen from the ongoing process of LQWHUQDWLRQDOL]DWLRQ ³2(&' 6
92
Für den Fall europäischer Bankunternehmungen mit globaler oder regionaler Ausrichtung vgl. Börner (1997), S. 133 ff. Vgl. ebenso Büschgen (1990), S. 120 ff. zum Entwurf der angewandten Typologie.
93
94
%VFKJHQ 6'LH$XVJHVWDOWXQJGHV1LHGHUODVVXQJVQHW]HVHUIROJWKLHUEHLVWW]SXQNWRULHQWLHUW in den wichtigsten Ländern. Vgl. Alexander/Jones (1992), S. 12.
32
Der globale Wettbewerb von Banken
richteten Strategie kann der Übergang zu globalen Aktivitäten möglicherweise an einer nicht zu erreichenden kritischen Masse scheitern.95 x
Niche Player Charakteristisch für Niche Player ist trotz eines auch für ausländische Märkte universell ausgestalteten Leistungsangebotes eine Konzentration auf wenige Länder.96 Gelingt es ihnen, ihre Kernkompetenzen, resultierend aus einer spezialisierten Leistungspalette, in Wettbewerbsvorteile umzusetzen, so können sie sich möglicherweise erfolgreich dem sich tendenziell verstärkenden Wettbewerb stellen. Die strategische Ausrichtung der Niche Player trifft auch auf internationale Spezialbanken zu, die mittels Tochtergesellschaften oder Kooperationen mit ausländischen Finanzinstitutionen in bedeutendem Umfang Bankleistungen auf länderübergreifender Ebene anbieten.
x
Local Player Ziel dieser national oder regional ausgerichteten Banken ist es, sich im Heimatland mittels primär defensiver Strategien gegen den zunehmenden Wettbewerb zu behaupten. Internationale Überlegungen beeinflussen die Strategieformulierung nur marginal.97
Die modellhafte Abgrenzung der dargestellten strategischen Grundtypen kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese erst durch bankspezifische Einflüsse ihre Konkretisierung erfahren. So determinieren sowohl interne Merkmale wie beispielsweise die vorhandenen Kundengruppen und die disponiblen Ressourcen als auch externe Wettbewerbsbedingungen in bereits erschlossenen oder noch zu erschließenden Märkten die Grundtypen grenzüberschreitend agierender Banken.98 Eine Globalstrategie, bei der die weltweiten Aktivitäten als integriertes Verbundsystem betrachtet werden, wird in der Realität nur von wenigen Banken, den vorstehend dargelegten Global Player formuliert. Diese werden als einzige dem von Carmoy formulierten Kriterium zur Abgrenzung globaler Bankunternehmungen gerecht, wonach globale Bankunternehmungen vier Bedingungen erfüllen müssen:
95
Den Typ der International Player nehmen viele mittelgroße und größere Banken in Europa ein. Büschgen YHUWULWWGLH$QVLFKWÄRKQHVRQGHUOLFKDXVJHSUlJWHXQGsehr spezielle Vorteile dürften solche Banken am HKHVWHQ 6FKZLHULJNHLWHQ KDEHQ VLFK LP ]XQHKPHQGHQ :HWWEHZHUE ]X EHKDXSWHQ³ %VFKJHQ S. 639. Dieser Banktyp ist von einer fehlenden Trennschärfe zu den Banken vom Typ Global Player gezeichnet, was eine eindeutige Abgrenzung erheblich erschwert.
96
Als Beispiel sind hierfür Banken zu nennen, die ihr heimatliches Bankgeschäft durch operative Einheiten im Ausland abrunden. Ein internationales Stützpunktnetz wird hingegen nicht aufgebaut.
97
Ein verstärkter Wettbewerbsdruck ist bei lokal und regional agierenden Banken vornehmlich von strukturellen Neuerungen, wie beispielsweise dem Internet Banking, zu erwarten.
98
9JO%VFKJHQ 6
Der globale Wettbewerb von Banken
33
x
Ä,WPXVWKDYHLWVKHDGRIILFHLQRQHRIWKH« PDMRUZRUOGILQDQFLDOPDUNHWV
x
,WPXVWKDYHDVROLGGLUHFWSUHVHQFHLQ(XURSHWKH8QLWHG6WDWHVDQG$VLD
x
,WPXVWKDYHDVLJQLILFDQWPDUNHWVKDUHRIODUJHFRUSRUDWHDFFRXQWVSHUVRQDOEDQNLQJ PHGLXPVL]HGFRPSDQLHVDQGVRYHUHLJQERUURZHUV
x
,WPXVWRIIHUWKHDUUD\RISURGXFWVUHTXLUHGE\WKHVHGLIIHUHQWPDUNHWVHJPHQWV´99
II.
Entstehung und Analyse des globalen Wettbewerbs von Banken
1.
Die Globalisierung der Finanzmärkte
(LQ WLHIJUHLIHQGHU 6WUXNWXUZDQGHO LQ )RUP HLQHV IRUWVFKUHLWHQGHQ ,QWHJUDWLRQVSUR]HVVHV QDWLRQDOHU)LQDQ]PlUNWHLQLQWHUQDWLRQDOH)LQDQ]PlUNWHNHQQ]HLFKQHWVHLW(QGHGHUDFKW]L JHU-DKUHGHQ)LQDQ]VHNWRU100 'LHVHU LQ GHU ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ /LWHUDWXU DOV *OREDOLVLHUXQJ EH]HLFKQHWH $QJOHLFKXQJV SUR]HVV EDQNZLUWVFKDIWOLFKHU 5DKPHQEHGLQJXQJHQ IKUW ]X HLQHP HLQ]LJHQ ZHOWZHLWHQ )LQDQ]PDUNWDXIJUXQGGHU,QWHJUDWLRQGHUELVODQJH[LVWLHUHQGHQQDWLRQDOHQ7HLOPlUNWH101
99
&DUPR\ 6
100
'HUbUDGHU*OREDOLVLHUXQJJHKHQ]HLWOLFKGLH3KDVHGHU,QWHUQDWLRQDOLVLHUXQJVRZLHGHU0XOWLQDWLRQDOL VLHUXQJGHV:HWWEHZHUEVYRQ)LQDQ]PlUNWHQYRUDXV'LHbUDGHU,QWHUQDWLRQDOLVLHUXQJGHU%DQNHQEUDQ FKH VHW]WH ]HLWOLFK PLW GHP EHJLQQHQGHQ :LUWVFKDIWVZDFKVWXP QDFK GHP ]ZHLWHQ :HOWNULHJ HLQ XQG HUVWUHFNWH VLFK HWZD ELV ]XP (QGH GHU VHFK]LJHU -DKUH 9HUDQODVVW ZXUGH GLH ,QWHUQDWLRQDOLVLHUXQJ YRQ %DQNHQGXUFKNRPPHU]LHOOH*URNXQGHQLQVEHVRQGHUH8QWHUQHKPXQJHQGHUEHXQGYHUDUEHLWHQGHQ,Q GXVWULHZHOFKHLQGHU1DFKNULHJVSHULRGHXPIDQJUHLFKH'LUHNWLQYHVWLWLRQHQLP$XVODQGWlWLJWHQXPLKUH 3RVLWLRQDOVLQWHUQDWLRQDOH8QWHUQHKPXQJHQ]XIHVWLJHQXQGVLFKKLHUIUGLH8QWHUVWW]XQJLKUHUKHLPL VFKHQ %DQN YRU 2UW ZQVFKWHQ 'HU LQWHUQDWLRQDOH $XIJDEHQEHUHLFK GHU %DQNHQ EOLHE DOOHUGLQJV LP :HVHQWOLFKHQDXIGDVNXU]XQGPLWWHOIULVWLJH.UHGLWJHVFKlIW]XU)LQDQ]LHUXQJGHV$XHQKDQGHOVVRZLH GLH$EZLFNOXQJGHVJUHQ]EHUVFKUHLWHQGHQ=DKOXQJVYHUNHKUVEHVFKUlQNW0LWGHP(LQVHW]HQGHU([SDQ VLRQVEHVWUHEXQJHQGHUELVGDKLQYRUZLHJHQGQDWLRQDORSHULHUHQGHQHXURSlLVFKHQXQGMDSDQLVFKHQ%DQNHQ DE GHP (QGH GHU VHFK]LJHU -DKUH EHJDQQ GHU %HWUDFKWXQJV]HLWUDXP GHU 0XOWLQDWLRQDOLVLHUXQJVlUD 'LH 5LFKWXQJ GHU ([SDQVLRQVEHPKXQJHQ FKDUDNWHULVLHUW GXUFK GHQ $XIEDX YRQ $XVODQGVQLHGHUODVVXQJHQ ]LHOWH QHEHQ GHQ86$ XQG HLQLJHQ %HUHLFKHQ$VLHQV-DSDQ+RQJNRQJXQG6LQJDSXU YRUZLHJHQG DXI GLH HXURSlLVFKHQ /lQGHU XQG EHZLUNWH GLH (QWVWHKXQJ VRZLH GLH VFKQHOOH $XVGHKQXQJ GHU (XURILQDQ] PlUNWH'LHKRKH'\QDPLNPLWGHUVLFKGLH(XURILQDQ]PlUNWHHQWZLFNHOWHQIXWGDEHLLPZHVHQWOLFKHQ DXIGUHLEHJQVWLJHQGHQ(LQIOVVHQ6WDQGRUWYRUWHLOHGHVHQJOLVFKHQ)LQDQ]SODW]HV6lWWLJXQJVWHQGHQ]HQ DXI GHQ QDWLRQDOHQ )LQDQ]PlUNWHQ VRZLH GLH 9HUDQODVVXQJ ]DKOUHLFKHU %DQNHQ GHQ PHLVW UHVWULNWLYHQ ]LQV XQG JHOGSROLWLVFKHQ 9RUVFKULIWHQ LKUHU KHLPDWOlQGLVFKHQ 1RWHQEDQNHQ GXUFK GHQ $XIEDX GLUHNWHU $XVODQGVSUlVHQ]HQ DXV]XZHLFKHQ 'DV ]HLWOLFKH (QGH GHU 0XOWLQDWLRQDOLVLHUXQJVlUD YRQ %DQNHQ PDU NLHUWHQ HLQH:HOOH YRQ /LEHUDOLVLHUXQJVPDQDKPHQGLHGLH LQWHUQDWLRQDOHQ )LQDQ]PlUNWH DP (QGHGHU DFKW]LJHU-DKUHQDFKKDOWLJlQGHUWHQ$OV%HLVSLHOOlVVWVLFKGHUVRJHQDQQWHÄELJEDQJ³YRP2NWREHU LQ /RQGRQ DQIKUHQ GHU DXI GLH /RFNHUXQJ HLQLJHU :HWWEHZHUEVEHVFKUlQNXQJHQ LP :HUWSDSLHU KDQGHO ]LHOWH XP GLH IKUHQGH 5ROOH /RQGRQV LP )LQDQ]VHNWRU DXFK ZHLWHUKLQ ]X VLFKHUQ 9JO KLHU]X DXVIKUOLFK&KRL 6IIVRZLHGLHGRUWDQJHJHEHQH/LWHUDWXU
101
9JO%VFKJHQ 6
34
Der globale Wettbewerb von Banken
Der permanente länderübergreifende Integrationsprozess der Finanzmärkte lässt sich dabei auf eine Vielzahl globalisierungsfördernder Einflussfaktoren, die sogenannten Globalisierungstreiber, zurückführen, die bei eingehender Analyse auf wenige wesentliche Dimensionen reduzierbar sind.102 Die bedeutendsten Globalisierungstreiber stellen die politischen Kräfte in Form von Liberalisierungs-, Deregulierungs- und Regulierungsmaßnahmen dar.103 Eine verstärkte Integration und Abstimmung der internationalen Finanzmärkte erzwingen überdies die rasanten technologischen Entwicklungen im Kommunikations- wie auch im Informationsbereich. Aber auch die Finanzinnovationen zur verbesserten Risikoabsicherung im grenzüberschreitenden Bankgeschäft sowie der Trend zu vermehrten Globalisierungsaktivitäten der Firmenkunden stimulieren den Globalisierungsprozess der Bankgeschäfte. Die nachstehende Abbildung fasst die wesentlichen Globalisierungstreiber der Bankenbranche nochmals grafisch zusammen.
W andel der Kundenbedürfnisse: x Zunehmende Globalisierungsaktivitäten der Firm enkunden x Markttransparenz
Finanzinnovationen
Politische Kräfte x Liberalisierung x Regulierung und Deregulierung
Globalisierung der Finanzmärkte
x Originäre Finanzinnovationen x Derivative Finanzinnovationen
Technologische Kräfte x Komm unikationstechnologien x Inform ationssystem e
Abbildung C-2: Globalisierungstreiber der Bankenbranche (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Choi (1997), S. 158) 102
Vgl. hierzu auch den Grundlagenteil der vorliegenden Arbeit in Kapitel B I 1.
103
Die Bedeutung dieses Globalisierungstreibers belegen zahlreiche empirische Studien, wie beispielsweise die Befragung unter den Top 200 Banken der Welt von Choi (1997), S. 159 f. zeigt. Diese Ergebnisse spiegeln die Resultate einer Arthur Andersen & Co.-Analyse des Jahres 1993 wider. Vgl. Arthur Andersen & Co. (1993), S. 2.
Der globale Wettbewerb von Banken
2.
Die globalisierungsfördernden Einflussfaktoren
a)
Politische und rechtliche Dimensionen
35
Ein wesentlicher Auslöser der Globalisierung des internationalen Bankgeschäfts ist zweifellos in den variantenreichen einzelstaatlichen Maßnahmen der Deregulierung und Liberalisierung für Finanzinstitute zu sehen.104 Die nationalen Reglementierungen, die je nach wirtschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklung des jeweiligen Landes mit unterschiedlicher Schärfe die Handlungsspielräume der Bankunternehmungen determinieren sowie in protektionistischer Absicht die gebietseigenen Kreditinstitute vor ausländischen Instituten zu schützen versuchen, stellen auf globaler Ebene einen erheblichen wettbewerbsverzerrenden Faktor dar.105 Die Mindestanforderungen, die in diesem Zusammenhang an die Globalisierung hinsichtlich der ökonomischen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen im internationalen Finanzgeschäft gestellt werden müssen, knüpfen an die Liberalisierung und Deregulierung verschiedenartiger Beschränkungsmaßnahmen, wie den grenzüberschreitenden Kapitalverkehr, den Marktzugang und die Angebotspalette der Finanzanbieter, an. Hierbei ist die Bankenregulierung der Wettbewerbsförderung zwischen den Bankunternehmungen ebenso verpflichtet wie dem Ziel, das Finanzmarktgeschehen Im Wesentlichen den herrschenden Marktkräften zu überlassen.106 Die Liberalisierung der Finanzmärkte entspricht folglich GHPÄUHPRYDORIEDUULHUVWRLQternational trade in financial services and to the movement of FDSLWDO³107 Die Reaktion der nationalen Bankaufsichtsbehörden auf diese Liberalisierungsmaßnahmen wird hingegen als Deregulierung bezeichnet. Den Beginn des Deregulierungstrends markierten die Reformmaßnahmen des WertpapierKDQGHOVZLHEHLVSLHOVZHLVHGHUVRJHQDQQWHÄ%LJ%DQJ³LP2NWREHUGHUDXIGLH$XI hebung zahlreicher Wettbewerbsbeschränkungen im britischen Wertpapierhandel zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes London als führendem Weltfinanzzentrum zielte. Dem britischen Beispiel folgend vollzogen sich innerhalb kürzester Zeit ähnliche Aufhebungen der nationalen Regulierungsmaßnahmen auch in anderen Finanz104
=XP(LQIOXVVVWDDWOLFKHU(LQJULIIHYJO0|ODQJ 6*LHVHFN6FKXOWH0DWWOHU 6 9JOKLHU]XHEHQIDOOV&KRL 6IIVRZLH]XGHQZHLWHUHQ$XVIKUXQJHQ
105
Die spezifischen staatlichen Regulierungen, denen der Finanzmarkt sowie die Bankunternehmungen unterliegen, finden ihre Begründung in der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Banken für die Kapitalallokation, den schwerwiegenden Folgen eines Bankenkonkurses sowie der vorhandenen Informationsasymmetrie zwischen BankunWHUQHKPXQJHQ XQG GHQ $QOHJHUQ 9JO KLHU]X +XDQJ 6 II 1LHWKDPPHU 6II9JO]XGHP*LGG\ 6II
106
9JO 0LWFKHOO 6 0LW GLHVHU =LHOVHW]XQJ NDQQ HV GHU %DQNHQUHJXOLHUXQJ JHOLQJHQ DXI GHU einen Seite die Effizienz des Bankensystems auf lange Sicht zu optimieren, sowie auf der anderen Seite die internationale Wettbewerbsfähigkeit von globalen Finanzzentren im Rahmen des StandortwettbeZHUEVDXIUHFKW]XHUKDOWHQ9JO3HFFKLROL 6II
107
0LWFKHOO 6
36
Der globale Wettbewerb von Banken
zentren rund um den Globus.108 Hierbei zeigte sich die zeitnahe Anpassung an die internationalen Regelungen als eine der wesentlichen Erfolgsgrößen im Standortwettbewerb, die die Integration und Interdependenz der internationalen Finanzmärkte erheblich vorantrieb. Der länderübergreifende Liberalisierungsprozess erfuhr insbesondere durch die Abkommen supranationaler Institutionen wie OECD, Basler Ausschuss für Bankenaufsicht oder WTO eine wesentliche Beschleunigung. Die auf multilateraler Ebene getroffenen Abkommen waren dabei von den jeweils betroffenen Ländern in nationales Recht umzusetzen. So galt es in erster Linie, die Beschränkungen des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs sowie der grenzüberschreitenden Serviceleistungen aufzuheben. Des Weiteren richteten sich die multilateralen Abkommen auf eine Gleichbehandlung aller Mitgliedsnationen sowohl bei der Erlaubnis als auch bei der Ausübung der GeVFKlIWVWlWLJNHLW ÄQDWLRQDO WUHDWPHQW³ Ausgedehnt auf das Verhältnis zwischen ausländischen Mitgliedsstaaten verpflichtete dieses Diskriminierungsverbot die betreffenden Nationen, die ausländischen Anbieter nicht mehr in Abhängigkeit ihres Herkunftslandes einer unterschiedlichen Behandlung zu unterziehen.109 Ebenso strebten die multilateralen Vereinbarungen eine Liberalisierung der Niederlassungsfreiheit für Kreditinstitute in Form von Filialen, Tochtergesellschaften sowie Vertretungen an.110 Damit wurde neben einer vereinfachten direkten Marktdurchdringung auch auf eine höhere Interdependenz der Finanzmärkte hingesteuert.111 Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über die Abkommen der genannten supranationalen Organisationen.
108
9JODXVIKUOLFKGLH6WXGLHGHU2(&' 6IIÄ2QFHWKHSURFHVVRIGHUHJXODWLRQEHJDQLWGHYHO oped its own momentum, since increased mobility allowed the banks the potential to transfer resources to OHVVUHVWULFWLYHUHJLPHV´,QJKDP7KRPSVRQ 6
109
=XU 5H]LSUR]LWlWVNODXVHO GHU (8 GLH DQ GHP JHQDQQWHQ ,QOlQGHUSULQ]LS DQNQSIW YJO %DUWK3XWVFKHU 6
110
9JO%VFKJHQ 6II'L[RQ 6
111
9JO1HJUL 6
Der globale Wettbewerb von Banken
Supranationale Organisation
Basler Ausschuss für Bankenaufsicht
37
OECD
- Angemessene - Aufhebung der Risikokontrolle im Handelshemmnisse Bankgeschäft im Finanzsektor - Förderung der Ziele der Kooperation - Stärkung der wirtschaftlichen Sicherheit und Zusammenarbeit Verlässlichkeit des und Entwicklung internationalen Finanzsystems - Erleichterung und Förderung der internationalen Zusammenarbeit unter Aufsichtsbehörden bei der Überwachung grenzüberschreitender Tätigkeiten - Schaffung einer Plattform zum Informationsaustausch über die Entwicklung der nationalen Aufsichtsregulierung XQG±SUD[LV
Zentrale Forderung des Abkommens
Wesentliche Inhalte
Empfehlungen für die internationale Konvergenz der bankaufsichtsrechtlichen Normen, wie - Aufsicht ausländischer Niederlassungen - Eigenkapitalmessung XQG±DQIRUGHUXQJHQ auf konsolidierter Basis - Messung und Überwachung der Großkredite - Analyse und Überwachung der Länderrisiken - Aufsichtsrechtliche Behandlung indifferenter Bankgeschäfte
Aufhebung von Restriktionen in Bezug auf - grenzüberschreitenden Kapitalverkehr - grenzüberschreitendes Angebot von Finanzdienstleistungen - die bis dahin fehlende Gleichbehandlung der gebietsfremden Anbieter mit den Inländern hinsichtlich der Errichtung von Bankniederlassungen
WTO - Prinzip der Meistbegünstigung - Erhöhung des Lebensstandards - Verwirklichung der Vollbeschäftigung - Hohes Niveau des Realeinkommens - Optimale Nutzung der Weltressourcen
Gleichbehandlung der gebietsfremden Anbieter und der Inländer in Bezug auf - Markttransparenz - Marktzugang - Wettbewerbsbedingungen
Tabelle C-1: Übersicht über die wesentlichen multilateralen Abkommen supranationaler Organisationen zur Liberalisierung des Finanzsektors (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Choi (1997), S. 167)
38
Der globale Wettbewerb von Banken
Das vorläufige Endstadium der Liberalisierung im Finanzwesen ist in Europa in der Verwirklichung einer gemeinsamen Währung zu sehen, um einen einzigen Markt für Finanzdienstleistungen zu schaffen, der sich durch eine vollständige Vergleichbarkeit und Austauschbarkeit der Produkte über nationale Grenzen hinweg auszeichnet. Wesentliche zeitliche Schritte zur planmäßigen Entwicklung des gemeinsamen EU-Marktes zu einer Wirtschafts- und Währungsunion waren die Umstellung der Geldmärkte zum 1. Januar 1999 sowie die Einführung des Eurobargeldes zum 1. Januar 2002.112 Zusammenfassend lassen sich die genannten Regulierungsmaßnahmen, im Sinne einer Harmonisierung der Bankenaufsichten und der Errichtung einer supranationalen Bankenaufsicht, zwischen den bereits realisierten Mindestanforderungen an die Globalisierung und den entsprechenden, in ihrem definitiven Endstadium noch nicht absehbaren Maximalanforderungen ansiedeln, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Mindestanforderungen
Regulierung x
x x
Deregulierung Liberalisierung
(z.B. Industriestaaten)
x
Harmonisierung der Bankenaufsichten Supranationale Bankenaufsicht
(z.B. EG 1992)
Höchstanforderungen
x x
Wirtschaftsunion Währungsunion
(z.B. EU 1999)
Abbildung C-3: Politische Kräfte zur Globalisierung der Finanzmärkte (Quelle: Choi (1997), S. 163)
Auf wettbewerbspolitischer Ebene deuten einige Entwicklungen im Zuge der Deregulierungsmaßnahmen auf eine zunehmende Auflösung bisheriger Markt- und Wettbewerbsstrukturen hin. So konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Wettbewerber in die Branche eintreten, denen es gelang, die traditionellen Bankleistungen zu substituieren. In Konkurrenz zu Banken werden viele Finanzdienstleistungen auf der Vertriebsseite von Unternehmungen angeboten, die nach der Legaldefinition des §1 KWG keine Bank darstellen, wenngleich sie zur Erstellung ihrer Finanzdienstleistungen durchaus auf eine strategische Allianz mit einer Bank zurückgreifen. Die angebotenen Produkte der Bankunternehmungen sowie der neu hinzugekommenen Wettbewerber, sogenannte Near- und NonBanks, wie beispielsweise Versicherungsunternehmungen, Kartengesellschaften, Versand112
Den Chancen für Banken aus der Währungsunion stehen mögliche Risiken entgegen, wenn sich die angestrebten gesamtwirtschaftlichen Wirkungen der Währungsunion nicht oder nicht im erwarteten Ausmaß entfalten. So können haushaltspolitische Defizite in Teilnehmerländern, beschäftigungspolitischer Handlungsbedarf und Interessendivergenzen zwischen den Mitgliedsstaaten Voraussetzungen schaffen, in denen sich die Europäische Zentralbank trotz ihrer politischen Unabhängigkeit politischen Zielsetzungen öffnet, die über das Ziel der Geldwertstabilität hinaus gehen.
Der globale Wettbewerb von Banken
39
häuser, Automobilhersteller, Netzbetreiber und Multimediakonzerne, gleichen sich in der Folge immer stärker an, so dass sie im direkten Wettbewerb gegeneinander verstärkt um die gleiche Kundschaft kämpfen.113 Die Tendenz zu Bankgeschäften außerhalb der traditionellen Bank lässt sich nicht auf eine Frage des Wettbewerbs bei einzelnen Leistungen wie beispielsweise Karten, Kredite oder Geldanlage reduzieren. Vielmehr hat ein Wettbewerb zwischen den Institutionen als Ganzes eingesetzt.114 Die folgende Abbildung soll einen kurzen Überblick über die neuen Wettbewerber vermitteln, die eine Bedrohung der Position etablierter Bankunternehmungen darstellen können.115
Neue Filialbanken:
Produktspezialisten:
IT-Spezialisten:
Ausbau von Filialnetzen mit neuen Standards hinsichtlich Öffnungszeiten, Kundenterminals u.a.
Angebot von Investmentanlagen, Hypothekendarlehen und Brokerage
Ausbau von IT-basierten Vorteilen wie beispielsweise im Processing von Kreditkarten
Etablierte Banken
Direktbanken:
Near- und Nonbanks:
Etablierung neuer Standards hinsichtlich Preisstruktur, Leistungsumfang, Vertriebswegen und Kultur
Angebot von Kreditkarten, Finanzierungs- und Leasingangeboten, Hypothekendarlehen, Kapitallebensversicherungen als banküblicher Sparform
Abbildung C-4: Veränderung des Finanzsektors durch neue Wettbewerber (Quelle: Eigene Darstellung) 113
Vgl. Huang (1992), S. 51.
114
Near- und Non-Bank-Beispiele finden sich u.a. bei Fluggesellschaften und Automobilherstellern. So XQWHUVWW]WÄ/XIWKDQVD$LUSOXV³PLWXQWHUQHKPHQVRULHQWLHUWHQ.UHGLWNDUWHQGLHLQ'HXWVFKODQGEHUGLH Bayerische Landesbank herausgegeben werden, das professionelle Reisemanagement der GeschäftsUHLVHQGHQ'DV3URGXNWSRUWIROLRGHUÄ9RONVZDJHQ)LQDQFLDO6HUYLFHV³XPIDVVW)LQDQ]LHUXQJV/HDVLQJ Versicherungs- und Direktbankprodukte. Einst mit dem Ziel von Fahrzeugfinanzierungen gegründet bietet die Unternehmung derzeit Lösungen für Privat- und Geschäftskunden vom Online-Girokonto über Wertpapiermanagement bis hin zum umfassenden Fuhrparkmanagement an.
115
Als Beispiel für die neuen Filialbanken ist die Citibank Privatkunden AG (D) sowie Wells Fargo (USA) zu nennen. Stellvertretend für die Direktbanken sind Comdirect (D) oder First Direct (UK) bzw. für die Produktspezialisten Fidelity und Charles Schwab (USA) sowie Countrywide Credit Corp. (USA) anzuführen. Als Beispiele für IT-Spezialisten sind First Data Resources, Netscape und Microsoft (USA) zu nennen.
40
Der globale Wettbewerb von Banken
Eine Folge der Deregulierung und Liberalisierung ist die Verwischung der vormals klar definierten Sparten des Finanzsektors: Kapitalmarkt und Geldmarkt verschmelzen ebenso miteinander wie die Unterschiede zwischen Bankfinanzierung und Kapitalmarktfinanzierung an Trennschärfe verlieren. 8QWHU GHP %HJULII Ä$OOILQDQ]³ ILQGHW DP 0DUNW IU Finanzdienstleister eiQEUDQFKHQEHUJUHLIHnder Wettbewerb statt.116 Vor diesem Hintergrund kommt der globale Wettbewerb einem grenzenlosen Wettbewerb JOHLFK,Q$QEHWUDFKWGHUEHLGHQVLFKELHWHnden strategischen Optionen, der geografischen ([SDQVLRQXQGGHU$XVZHLWXQJGHr Produktpalette, ist eine der beobachtbaren Konsequenzen ein Konzentrationsprozess in Form von ÜbHUQDKPHQ XQG =XVDPPHQVFKOVVHQ zwischen Banken und Finanzintermediären.1179HUVWDQGHQDOVÄDODXGDEOHPDUNHWUHVSRQVH to industry changes that will bring significant benefits such as greater efficiency and lower UDWH RI EDQN IDLOXUHV³118 ZLUG GLH )XVLRQVZHOOH YRQ $XIVichtsbehörden und Regierungen zudem häufig gefördert, so dass von einer weiteren Zunahme der Konzentrationsprozesse LQGHU%DQNHQEUDQFKHDXV]XJHKHQLVW$XFKZHQQVLFKGHUEHUZLHJHnde Teil der BankenIXVLRQHQXQG±EHUQDKPHQELVODQJQRFKLQQHUKDOb der eigenen Landesgrenzen vollzieht, so lassen sich in den vergangenen Jahren dennocKYHUPHKUWOlQGHUEHUJUHLIHQGHhEHUQDKPHQ XQG=XVDPPHQVFKOVVHEHREDFKWHQ119 (LQHQ hEHUEOLFN EHU HLQLJH wesentliche Fusionen und Übernahmen zwischen 1990 und VROOKLHUEHLGLHIROJHQGH$XIOLVWXQJYHUPLWWHOQ120
116
9JO(GHQKRIHU 6II%HUQHW VRZLH%D[PDQQ ]XP%HJULIIGHU$OOILQDQ]
117
=XU%HGHXWXQJXQGGHQ3UREOHPHQYRQ%DQNIXVLRQHQYJODXVIKUOLFK6FKOOHU 6II
118
Body/Graham (1991), S. 3, zitiert nach Choi (1997), S. 203, Fußnote 494.
119
=XULQWHUQDWLRQDOHQ.RQVROLGLHUXQJGXUFK0 $YJO%|KPH 6II
120
'LH$XVZDKOGHUEHWUDFKWHWHQ/lQGHUHUIROJWHLQ$QOHKQXQJDQGLHDQDO\VLHUWHQ/lQGHULPHPSLULVFKHQ 7HLOGHUYRUOLHJHQGHQ$UEHLW'LHVHUhEHUEOLFNHUKHEWNHLQHQ$QVSUXFKDXI9ROOVWlQGLJNHLW
Der globale Wettbewerb von Banken
Name der Bank Fleet/Norstar (USA) Bank of New England (USA) Mitsui (J) Taiyo Kobe (J) Sovran (USA) Citizens&Southerns (USA) NCNB (USA) Banco Central (E) Hispano Americano (E) Banco Exterior (E) Credito Industrial (E) Credito Agricola (E) Kyowa (J) Saitama (J) Manufacturers Hanover (USA) Chemical (USA) Santo Spirito (I) Cassa di Roma (I) Banco di Roma (I) HSBC (UK) Midland (UK) Republic New York Corp. (USA) BankAmerica (USA) Security Pacific (USA) Continental Bank (USA) Nations Bank (USA) Credit Suisse Holding (CH) Schweizerische Volksbank (CH) Neue Aargauer (CH) Banco Santander (E) Banesto (E) Landesbank Berlin (D) Berliner Bank (D) Berliner Hypo (D) Keycorp (USA) Society Corp. (USA) Mitsubishi (J) Nippon Trust (J) Bank of Tokyo (J) Travelers (USA) Citicorp (USA) Deutsche Bank (D) Bankers Trust (USA) Royal Bank of Scotland (UK) National Westminster Bank (UK) ABN Amro (NL) Delbrück & Co (D) Bethmann-Maffei (D) Crédit Lyonnais (F) Crédit Agricole (F) ING Group (NL) DiBa (D) Bank of America (USA) Fleet Boston Financial (USA) Unicredito Italiano (I) HypoVereinsbank (D)
41
Jahr des M&A
Neuer Name der Bank
1990
Fleet Financial
1990
Sakura
1990 1991 1991
Sovran NCNB Corp. Banco Central Hispanoamericano
1991
Argentaria
1991
Asahi
1991
Chemical Banking Corp.
1991 1992
Banco di Roma
1992 1999
HSBC Holding HSBC Holding
1992 1994 1998
BankAmerica BankAmerica Corp. BankAmerica Corp.
1993 1994
CS Holding
1994
Banco Santander
1994
Bankgesellschaft Berlin
1994
KeyCorp
1994 1996
Mitsubishi Bank of Tokyo-Mitsubishi
1998
Citigroup Inc
1999
Deutsche Bank
2000
Royal Bank of Scotland
2002 2003
ABN Amro
2003
Crédit Agricole
2003
ING-DiBa
2004
Bank of America Corp.
2005
Unicredito Italiano
Tabelle C-2: Wesentliche Akquisitionen und Übernahmen im Bankensektor (Quelle: Eigene Darstellung)
42
Der globale Wettbewerb von Banken
Diese Konzentrationseuphorie lässt sich auf verschiedene Motive zurückführen, so beispielsweise die Vergrößerung des Marktanteils, die Stärkung der Marktmacht und der Ausbau der Marktbeeinflussung. Häufig wird als Antrieb von der Unternehmensführung der potenziell übernehmenden Bank auch die Notwendigkeit einer wettbewerbsfähigen Unternehmensgröße angeführt, um im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können.121 Die Auswertung empirischer Studien zeichnet ein uneinheitliches Bild über den ökonomischen Erfolg von Unternehmenszusammenschlüssen.122 Einige Analysen gelangen zu dem Schluss, dass es trotz des vorrangigen Beweggrunds von Unternehmenszusammenschlüssen, Economies of Scale sowie Economies of Scope zu erzielen, in der Bankenbranche nicht gelingt, Skalenerträge oder bestenfalls geringe Verbundvorteile durch Fusionen zu realisieren.123 Anders lautende Untersuchungen weisen wiederum für entsprechende Übernahmen und Fusionen messbare Erhöhungen des Kapitalertrags dieser Banken nach.124 b)
Technologische Konvergenzen
Ein weiterer wesentlicher Auslöser der Globalisierung des internationalen Bankgeschäfts ist in der zunehmenden Technologiekonvergenz zu sehen, die die globale Kommunikation sowie den weltumspannenden Transport von Daten und Dienstleistungen durch signifikante Fortschritte, auch unter Kostenaspekten, maßgeblich erleichtern. Als Finanzintermediäre kommt den Bankunternehmungen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene eine zentrale Funktion bei der kostengünstigen Vermittlung asymmetrischer Informationen zwischen den Teilnehmern an Finanztransaktionen sowie bei der kostenein-
121
Vgl. Vesala (1995), S. 120 ff. Beitel/Schiereck/Wahrenburg identifizieren und messen im Rahmen einer Eventstudie von 98 Zusammenschlüssen zwischen 1985 und 2000 dreizehn wesentliche Erfolgsfaktoren HXURSlLVFKHU%DQNHQEHUQDKPHQXQG±IXVLRQHQYJO%HLWHO6FKLHUHFN:DKUHQEXUJ 6II(LQH Übersicht über die quantitativ umfassendere empirische Forschung zu Übernahmen und Fusionen auf dem US-amerikanischen Bankenmarkt findet sich ebenfalls bei Beitel/Schiereck/Wahrenburg (2003), S. 2 ff.
122
Methodisch lassen sich die empirischen Untersuchungen zum Übernahme- oder Fusionserfolg von Banken in zwei Kategorien untergliedern: Vergleich der Pre- und Post-Merger-Performance sowie Event-Studien, die Kapitalmarktreaktionen in einer Betrachtungsgperiode rund um das Bekanntwerden des Unternehmenszusammenschlusses analysieren. Vgl. hierzu ausführlich Brown/Warner (1980), S. 205 ff., Friedrichs (1985), S. 116 f. und Toutenberg (1992), S. 116 ff.
123
Als Beispiel seien hier die Ergebnisse von Adolf/Cramer/Ollman (1991), S. 4 ff. und Uhle (1993), S. 261 anzuführen.
124
So kommt eine umfassende empirische Studie europäischer Bankenzusammenschlüsse zwischen 1992 und 2001 der Europäischen Zentralbank zu einer positiven Bewertung des ökonomischen Erfolgs von %DQNHQEHUQDKPHQ XQG ±IXVLRQHQ'LHVHV 5HVXOWDW PDQLIHVWLHUW VLFK LQVEHVRQGHUH IU JUHQ]EHUVFKUHL tende Zusammenschlüsse. Eine detaillierte Abstufung dieser Ergebniswerte nach dem Ähnlichkeitsgrad der strategischen Ausrichtung der beobachteten Banken findet sich bei Altunbas/Marqués Ibánez (2004), S. 19 ff. Vgl. ebenso Berger/Demsetz/Strahan (1999), S. 135 ff.
Der globale Wettbewerb von Banken
43
sparenden Durchführung dieser Transaktionen zu.125 In diesem Sinne besteht der primäre Unternehmenszweck einer Bankunternehmung in der Informationsverarbeitung.126 In der Tat stellen wert- und rechtsbezogene Daten im Finanzsektor im Gegensatz zu vielen anderen Branchen neben den Arbeitsleistungen der Mitarbeiter elementare bankinterne Produktionsfaktoren dar.127 Auf dem Weg zu immensen Informationsverarbeitern kommen die Banken allerdings sowohl auf Grund ihrer informationsintensiven Produkte, welche überwiegend wirtschaftliche Werte in Form von immateriellen Nominalgütern darstellen (Geld, Wertpapiere, etc.) als auch auf Grund ihrer informationsbehafteten Wertschöpfungsprozesse und Kundenbeziehungen ohne den Einsatz geeigneter Informationstechnologien (IT) kaum noch aus.128 Dabei gilt es, die technologischen Potenziale sowohl im BackOffice-Bereich als auch an der Schnittstelle zum Markt im Front-Office-Bereich auszuschöpfen, um sich auf lange Sicht Kosten- und Differenzierungsvorteile zu sichern.129 Die wesentlichen Einsatzschwerpunkte der IT-Anwendungen umfassen im Bereich des Back-Office die Transaktions-, Informations- und Kommunikationssysteme. An der Schnittstelle zwischen Kunden und Bank, dem Front-Office-Bereich, stellen die ITbasierten Dienstleistungen Ä=DKOXQJVV\VWHPH³ Ä9HUWULHEVZHJH³ XQG Ä3URGXNWH³ GLH $QW wort auf die erhöhte Anforderungen an die Daten- und Funktionsintegration von Bankleistungen dar.
125
Einen Überblick über die makroökonomischen Theorien der Finanzintermediäre findet sich bei Scholtens (1993), S. 112 ff.
126
9JO6FKlIHU 6
127
9JO.UHLWHO 6$OVW\SLVFKH,QIRUPDWLRQVYHUDUEHLWHUKDEHQGLH%DQNHQEHUHLWVVHKUIUKDXI PRGHUQH,QIRUPDWLRQVWHFKQRORJLHQ]XUFNJHJULIIHQZDVLKUH9RUUHLWHUUROOHLQYLHOHQ%HUHLFKHQHUNOlUW Gleichzeitig waren sie auf diese Weise Auslöser für viele neue Ansätze der Informations- und KommuQLNDWLRQVWHFKQRORJLHQ9JO:HLQKDUGW 6I%UQD 6I
128
9JO&KRL 63RUWHU0LOODU 6 153. In der Literatur findet sich für die Behandlung von Informationen mit ingenieurwissenschaftlichen 0HWKRGHQ GHU %HJULII Ä,QIRUPDWLRQ (QJLQHHULQJ³ 9JO3ULHZDVVHU 6
129
Auf die Phasen der zeitlichen Entwicklung der Informationstechnologien im Bankensektor von den sogeQDQQWHQ%DWFK&RPSXWHUQELVKLQ]XP7UHQGGHVÄ1HWZRUN&RPSXWLQJ³VROOLP5DKPHQGHUYRUOLHJHQ GHQ$UEHLWQLFKWHLQJHJDQJHQZHUGHQ9JOKLHU]X.UFPDU 6I
44
Der globale Wettbewerb von Banken
Informationstechnologien
Back-Office-Bereich
Transaktionssysteme
Informationssysteme
Front-Office-Bereich
Kommunikationssysteme
Zahlungssysteme
Vertriebskanäle
Bankleistungen
Abbildung C-5: Systematisierung von Informationstechnologien (Quelle: Eigene Darstellung)
x
Back-Office-Bereich Auf der Ebene der bankinternen Abläufe begründen insbesondere die hohen Kosten im Fall einer manuellen Bearbeitung der Finanztransaktionen den notwendigen Einsatz von unterstützenden Informationstechnologien, die auf eine möglichst hohe Ausschöpfung von Rationalisierungsmöglichkeiten, eine Verbesserung des Kundenservices sowie die Unterstützung der innerbetrieblichen Planungs- und Entscheidungsprozesse zielen.130 Die technische Ausrüstung der Bankunternehmungen im Back-Office-Bereich entwickelt sich immer stärker zu einem entscheidenden Schlüsselfaktor der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei gilt es, die genannten Vorteile gegen die möglicherweise entstehenden Risiken in Form von hohen Investitionen für die Beschaffung, die Pflege und die Weiterentwicklung der IT-Systeme sowie die Probleme der Datensicherheit, des Datenschutzes und der erforderlichen Mitarbeiterqualifikationen abzuwägen.131Die wesentlichen Einsatzschwerpunkte der IT-Anwendungen, die den erhöhten Anforderungen an die Daten- und Funktionsintegration mit zunehmender Komplexität ihrerseits antworten, sind nur schwer voneinander abzugrenzen: Transaktionssysteme, Informationssysteme und Kommunikationssysteme. x
Transaktionssysteme
Transaktionssysteme unterstützen insbesondere die Abwicklung der datenbasierten Finanztransaktionen im nationalen und internationalen Geld- und Kapitalgeschäft, so die Abrechnung und die Zinsberechnung von Kontokorrent- und Sparverkehr, die Erstellung von Tagesbilanzen und die Meldeverpflichtungen an die Zentralbank hinsicht-
130
Im internen Leistungserstellungsprozess der Bankunternehmungen stellt die reine Informationsverarbeitung das Hauptanwendungsgebiet der technologischen Systeme dar. Vgl. Weinhardt (1995), S. 24.
131
Vgl. Meyer zu Selhausen (2000); Brüna (1991), S. 18 f.
Der globale Wettbewerb von Banken
45
lich Großkrediten und der Mindestreservehaltung.132 Hierbei liegen die Anforderungen an die IT-Technologien primär in einer schnellen Verarbeitung der immensen Datenmengen. Die geschäftsabwicklungsbezogene Datenverarbeitung stellt in der Regel keine hohen qualitativen Anforderungen an die IT-Systeme. Bislang entsprechen die Transaktionsaufgaben noch dem größten Anteil an der gesamten Datenverarbeitung in Bankunternehmungen.133 x
Informationssysteme
Über reine Ziele der Kostenminimierung und Produktivitätssteigerung hinaus wird mit Informationssystemen der Zweck verfolgt, den Entscheidungsträgern innerhalb der Banken Daten in Form aktueller und entscheidungsrelevanter Informationen zur Verfügung zu stellen.134 Dabei sollen die richtigen Informationen an der richtigen Stelle und beim richtigen Adressaten zur richtigen Zeit sowie in der richtigen Form bereitgestellt werden, um die richtige Entscheidungsfindung zu ermöglichen.135 x
Kommunikationssysteme
IT-gestützte Kommunikationssyteme dienen der Überwindung der Entfernungen, die bei der Übertragung von Nachrichten zwischen einer Datenquelle und dem entsprechenden Empfänger bestehen. Mittels elektrischer Signale gelingt es, die geschäftlich notwendigen Kommunikationen zwischen den dezentralen Niederlassungen von Bankunternehmungen über Bürokommunikationsmedien, wie beispielsweise das Telefon oder Telefax oder integrierte Datenverarbeitungsnetze, zu realisieren. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung der Finanzmärkte erlaubt dieses technologische Potenzial die Überbrückung größter Entfernung, so dass die bisherige Relevanz geografischer Distanzen zum Sitz des Mutterinstituts zumindest hinsichtlich der geschäftlichen Kommunikation vollständig ihre Bedeutung einbüßt. Jeder dieser technischen Fortschritte beschleunigt ein Fortschreiten der Globalisierung und eine zunehmende Erschließung räumlich ferner Märkte.
132
Vgl. Choi (1997), S. 180.
133
Vgl. Nowak (1995), S. 315 ff.
134
Vgl. Brüna (1991), S. 15.
135
Vgl. Nowak (1995), S. 321. Je nach Art der unterstützten Aufgabenerfüllung sind entscheidungsorientierte und sachbearbeitungsbezogene Systeme zu unterscheiden. Während erstere insbesondere dem TopManagement bei der strategischen Entscheidungsfindung dienen und daher nicht nur betriebliche Informationssysteme beispielsweise der Kostenrechnung und des Controlling umfassen, sondern auch marktund mitarbeiterorientierte Informationssysteme, unterstützen die Beratungsunterstützungssysteme die Kundenberater einer Bankunternehmung im Rahmen ihrer Beratertätigkeit, wie beispielsweise durch die Bereitstellung von Wertpapierinformationen oder Basisdaten. Vgl. Meyer zu Selhausen (1989), S. 84 f.; Kreitel (1995), S. 753 ff. Eine andere Entwicklung stellen die Expertensysteme oder neuronalen Netze ÄNQVWOLFKH,QWHOOLJHQ]³ GDUGLHGDV:LVVHQHLQHVPHnschlichen Experten in Bezug auf einen klar definierten Themenbereich, das sogenannte Expertenwissen, speichern und zur Lösung von Problemstellungen aus diesem Fachgebiet anwenden. Vgl. Richter (1992), S. 31 f.
46
x
Der globale Wettbewerb von Banken
Front-Office-Bereich Auch an den Schnittstellen zwischen Kunden und Bankmitarbeitern bedarf es einer umfassenden und von einer zunehmenden Intensität geprägten IT-Unterstützung, deren Fortschritte den Vertrieb von Bankleistungen nachhaltig verändern. Diese Bankleistungen werden zusammengefasst als Electronic Banking bezeichnet, verstanden als die Gesamtheit aller IT-basierten Dienstleistungen zwischen der Bankunternehmung und ihren Kunden, die mit Hilfe multifunktionaler Kundenselbstbedienungsgeräte keiner direkten Beteiligung des Bankpersonals mehr bedürfen. Routineleistungen können hierbei von den Kunden selbst übernommen werden.136 Eng verbunden mit den Fortschritten der IT-Systeme lassen sich drei Trends im FrontOffice-Bereich beobachten, die auch untereinander in einer engen Beziehung stehen. x
Neue Zahlungssysteme
Electronic Fund Transfer (EFT)-Systeme, die eine Vernetzung zwischen Banken und Kunden bzw. zwischen Banken auf nationaler wie globaler Ebene bewirken, werden zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für Bankleistungen avancieren. So können die Bankkunden zwischen einer breiten Palette möglicher Zahlungssysteme wie Bankeinzug, Überweisung, Kreditkarten oder Point of Sale (POS)-Transaktionen wählen, die den bislang üblichen belegbasierten Zahlungsverkehr ganz oder zumindest teilweise durch beleglose Übertragungen ersetzen.137 Zunehmend stellen jedoch technische Weiterentwicklungen im Bereich der Zahlungssysteme die bestehenden Systeme in Frage. Eine besondere Herausforderung stellen hierbei Online-Zahlungssysteme wie Digital Money dar, die, gefördert durch die Verbreitung des Internets, die bestehenden Zahlungsmethoden ergänzen. Auch die zunehmende Bedeutung von Chipkarten als neuem Zahlungsmedium und die Relevanz von Electronic Data Interchange (EDI) als Verbindung der Geschäftsprozesse zwischen Lieferanten und Händlern erhöhen die Anforderungen an Banken, diese Transaktionen durch eine adäquate elektronische Datenunterstützung mit zu tragen.138
136
Eine ausführliche Darstellung der Facetten des Electronic Banking findet sich bei Lucius (2003); Deplazes (2002) sowie Straub (1990), S. 36 ff.
137
POS-Transaktionen zeichnen sich durch das bargeld- und beleglose Bezahlen an den Verkaufsstellen aus. Vgl. Hoffmann (1992), S. 599 ff.
138
Vgl. Fricke/Seyfried (1996), S. 231 zur Bedeutung der Chipkarten als Zahlungsmedium. Vgl. überdies ausführlich Grebe/Kerscher (1997), S. 688 ff. zur Relevanz von EDI. Auf Grund der technologischen Entwicklungen der Zahlungsmethoden hin zu digitalisierten Geldflüssen ist sowohl mit einer verstärkten Granularisierung der Zahlungsverkehrsfunktionen als auch mit dem Eintritt neuer Wettbewerber in das Zahlungsverkehrsgeschäft zu rechnen. Während die verstärkte Granularisierung einen höheren Spezialisierungsgrad der einzelnen Prozessabschnitte und damit einhergehende Economies of Scale verspricht, ist durch die neuen Marktpartner mit zunehmenden Einflüssen und Verflechtungen hinsichtlich anderer Branchen zu rechnen. Zum Begriff der Granularisierung vgl. Krcmar (1997), S. 87.
Der globale Wettbewerb von Banken
x
47
Neue Vertriebskanäle
Zeichnete sich die klassische Vertriebsform des Filial-Bankings durch ein vielfältiges Produktangebot, ein beschränktes Einzugsgebiet der Kunden, eine individualisierte Bedürfnisbefriedigung und eine hohe Personalintensität bei starren Servicezeiten aus, so haben wachsender Wettbewerbsdruck, zunehmende Kostensenkungsbestrebungen, technologische Entwicklungen (Einführung von Chipkarten, Integration von PC und Telefon, etc.) und gewandelte Kundenbedürfnisse einen Paradigmawechsel hinsichtlich der bestehenden Vertriebswege ausgelöst.139 Bedingt durch die wachsende Bedeutung GHU$VSHNWHÄ0RELOLWlW³XQGÄ=HLW³ZLUGGLe Zielsetzung neuer Vertriebswege mit einer virtuellen Nähe, einer Erreichbarkeit rund um die Uhr sowie einem möglichst umfassenden Angebot von Produkten mit einfDFKHQ0RGDOLWlWHQEHVFKULHEHQ Vor diesem Hintergrund lässt sich der Trend zur Selbstbedienung mittels Bankterminals wie beispielsweise KontoauszugsGUXFNHUQ *HOGDXVJDEHDXWRPDWHQ XQG 0XOWL funktionsterminals erklären.140 Eine weitere Form stellt das Telebanking dar, unterteilt nach dem Standort des Kunden in Firm- und Home-Banking.141 In der Diskussion elektronischer Vertriebswege kommt dem Internet eine besondere Bedeutung zu, das interaktive Bankdienstleistungen bis hin zur Etablierung reiner Direktbanken ermöglicht.142 Trotz der gewünschten Ortsunabhängigkeit und der Kundenakzeptanz birgt das TeleEDQNLQJGHQ1DFKWHLOQXUJHULQJH0|JOLFKNHLten des Cross-Selling sowie der Loyalitätsbindung aufzuweisen. Über die orts- und zeitunabhängigen IT-basierten Bankleistungen hinaus besteht dennoch die Notwendigkeit, für den Vertrieb komplexer Bankprodukte sowie für technoloJLHDYHUVH .XQGHQ HLQ VRJHQDQQWHV Ä5HODWLRQVKLS%DQNLQJ³ ]X HWDEOLHUHQ 'LHVHV zeichnet sich durch einen filialgestützten und einen mobilen persönlichen Vertrieb aus, bei denen ebenfalls auf multimediale Anwendungen zurückgegriffen wird.143 139
Vgl. Weigert (1996), S. 117. Zu den gewandelten Bedürfnissen der Kunden vgl. ausführlich Gerard/Wild (1995), S. 529 f.; Krcmar (1997), S. 88.
140
+LHUEHL KDQGHOW HV VLFK XP %DQNWHUPLQDOV GLH 5RXWLQHOHLVWXQJHQ LP VWDQGDUGLVLHUWHQ 0HQJHQJHVFKlIW übernehmen und auf diese Weise das Bankpersonal in Spitzenzeiten entlasten bzw. den Bankkunden auch außerhalb der Servicezeiten ein begrenztes Angebot an Basisleistungen ermöglichen. Vgl. Chorafas (1989) S. 50 ff.; Prast (1995), S. 439 ff.
141
+LHUXQWHU ZLUG GLH *HVDPWKHLW GHU WHFKQLVFKHQ 0|JOLFKNHLWHQ ]XVDPPHQJHIDVVW GLH HV GHP .XQGHQ erlauben, unter Einsatz bestehender Datenübermittlungssysteme wie Telefon und Internet direkte Finanztransaktionen von seinem individuellen Standort aus vorzunehmen. Vgl. Lucius (2003); Deplazes (2002) sowie Straub (1990), S. 129 ff.
142
143
Vgl. Birkelbach (1996), S. 24 ff. Bellof/Bercher (1999), S. 318 ff. skizzieren neue Geschäftsmodelle hinsichtlich Internetbanken, unter besonderer Beachtung der Funktionalitäten der Internetbanken, der HerNXQIWXQG0RWLYDWLRQGHU$QELHWHUVRZLHGHU&KDQFHQXQG5LVLNHQIUGLH%DQNXQWHUQHKPXQJHQ=XGHQ *HVFKlIWVPRGHOOHQ IU 'LUHNWEDQNHQ YJO 0HOQ\N5RJJ6WHLQHU 6 II VRZLH 5DDE S. 280 ff.
9JO5HLPHUV0RUWHQVHQ)XQNHQ/XFH 6
48
Der globale Wettbewerb von Banken
Zusammenfassend gilt es bei der Entwicklung neuer IT-basierter Vertriebswege sich in einem Spannungsfeld zwischen der von Kunden gewünschten Individualisierung bzw. den Loyalitätswirkungen personengebundener Bankleistungen und der Orts- und Zeitunabhängigkeit technologiegestützter Bankangebote zu positionieren.144 x
Neue Bankleistungen
Aus der Kombination neu entwickelter Zahlungsmethoden und neuer Vertriebswege entstehen mit Hilfe der Informationstechnologien neue Bankprodukte, wie beispielsweise Online-Brokerage, Teleberatung, Just-in-time-Bausparen für Privatkunden oder Cash-Management-Systeme für Firmenkunden.145 Allerdings birgt der Einsatz moderner IT-Anwendungen bei der Produktentwicklung neben neuen Marktchancen auch die Herausforderung, der verbesserten Markttransparenz entgegenzuwirken und damit der Schwierigkeit, sich durch neuentwickelte Produkte wesentlich von der Konkurrenz abzugrenzen. Dies versuchen viele Bankunternehmungen durch eine beabsichtigte Komplexitätssteigerung der angebotenen Produkte zu erreichen. Da eine Differenzierung von bestehenden Konkurrenzprodukten allerdings meist nur kurzfristig möglich ist, sind zunehmend verkürzte Lebenszyklen von Bankleistungen die Folge. c)
Finanzinnovationen
Neben den makroökonomischen und technologischen Konvergenzen lässt sich der globale Integrationsprozess der Finanzmärkte mit der raschen und starken Verbreitung von Finanzinnovationen, verstanden im engeren Sinne als Produktinnovationen, begründen.146 Ob ein Finanzinstrument als neu zu bezeichnen ist, hängt dabei in hohem Maß von der Sicht der Marktteilnehmer ab, da die Geschwindigkeit, mit der ein neues Produkt am Markt Akzeptanz erfährt, von den nationalen Rechtsunterschieden der beteiligten Länder abhängt. So kann ein Produkt auf dem Heimatmarkt bereits als traditionelles Finanzprodukt gelten, während die gleiche Leistung für die Teilnehmer anderer Märkte noch als Innovation
144
Vgl. Krcmar (1997), S. 88 ff. Die Frage, ob die Automatisierungstechnik eine geeignete Markteintrittsstrategie in ausländische Märkte darstellt, lässt sich vorerst prinzipiell bejahen. So lassen sich direkte Kundenbindungen auf einer länderübergreifenden Ebene durchaus durch automatisierte Vertriebssysteme oder durch einen virtuellen Bankauftritt im Internet herstellen und pflegen. Vgl. Reimann (1996), S. 29 ff.
145
Vgl. Krause (2000), S. 28 ff. Ebenso Slevogt (1996), S. 746 ff. zu den Konsequenzen des Discount Brokerage für die Preispolitik im Wertpapier-Geschäft.
146
Vgl. Dufey (1995), Sp. 701. In einer weiter gefassten Begriffsdefinition erstrecken sich die Finanzinnovationen neben den Produktinnovationen auch auf Prozessinnovationen, wie beispielsweise das Electronic Banking oder die Cash-Management-Systeme sowie auf institutionelle Innovationen, wie das Opportunitätskostenverfahren. Die Prozessinnovationen wurden auf Grund ihrer primär technologisch ausgerichteten Dimension bei den technologischen Konvergenzen dargestellt. Vgl. ausführlich hierzu Schneider-Gädicke (1989), S. 7.
Der globale Wettbewerb von Banken
49
empfunden wird.147 Die Akzeptanz der Finanzinnovationen durch die Marktteilnehmer hängt dabei insbesondere davon ab, in welchem Ausmaß sie zur Effizienzsteigerung bzgl. der Transaktionskosten, des Risikos und der Liquidität der Beteiligten oder zur Befriedigung bislang nicht erfüllter Bedürfnisse der Anleger und Emittenten beisteuern kann.148 Daraus folgt, dass die Ursachen von Finanzinnovationen in Verzerrungen auf den Finanzmärkten zu suchen sind, die ihrerseits aus internationalen Währungsunterschieden sowie differierenden Zinssätzen, Steuern und aufsichtsrechtlichen Gesetzen resultieren. Der rasche Fortschritt bei der Entwicklung von Finanzinnovationen hat innerhalb der letzten Jahre zu einer kaum überschaubaren Anzahl von neuartigen Instrumenten auf globaler Ebene geführt. Meist handelt es sich bei neuen Finanzierungsinstrumenten lediglich um Variationen klassischer festverzinslicher Papiere in Bezug auf die Basiselemente Nominalzins, Laufzeit, Rückzahlungsmodalitäten, Emissionspreis und ausgehändigte Optionen.149 Neben den originären Finanzinstrumenten haben auch die Absicherungsinstrumente des Finanzgeschäftes auf Grund der Gründung zahlreicher Terminbörsen ab den achtziger Jahren erhebliche Innovationen erfahren.150 Finanzinstrumente, die auf Terminmärkten gehandelt werden, bezeichnet man als derivative Instrumente oder Derivate.151 Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene zielen die Finanzinnovationen auf eine verbesserte Allokation der knappen Finanzmittel sowie vor allem der finanz- und realwirtschaftlichen Risiken und damit auf eine erhöhte Effizienz der Finanzmärkte. Ungeachtet der bestehenden nationalen Grenzen werden die entwickelten Produktinnovationen in den internationalen Finanzzentren wie London, New York und Tokio angesichts der verbesserten Markttrans-
147
Vgl. Tebroke (1995), Sp. 711 f.
148
Die Vielfalt der identifizierbaren Marktbedürfnisse lässt sich auf wenige wesentliche Bereiche reduzieren, wie beispielsweise eine flexiblere Unternehmensfinanzierung, die Risikotransformation von Zins-, Währungs- und Aktienkursschwankungen sowie die Liquiditätsbereitstellung durch Sicherstellung der Fungibiliät von Finanztiteln und deren Verbriefung. Vgl. Raettig/Reinhardt (1989), S. 48.
149
Der Neuigkeitscharakter dieser Finanzinnovationen ist aus diesem Grund meist nur als marginal zu bezeichnen. Vgl. von Bernstorff (1996); Ramsler (1993); S. 431.
150
Der Unterschied zwischen Termin- und Kassamärkten ist primär im Abschluss des Finanzgeschäfts per Termin zu sehen. Vertragsabschluss und entsprechende Vertragserfüllung fallen somit zeitlich nicht zusammen. Vgl. Tebroke (1995), Sp. 714. Als Beispiel für die Schaffung europäischer Terminbörsen sind die Gründung von EOE (European Options Exchange, NL, 1978), LIFFE (London International Financial Futures and Options Exchange, UK, 1982), MATIF (Marché à terme internationale de France, F, 1986), SOFFEX (Swiss Options and Financial Futures Exchange, CH, 1988), DTB (Deutsche Terminbörse, D, 1990), MIDF (Marcato Italiano Dei Futures, I, 1992) zu nennen. In Asien kann auf TIFFE (Tokyo International Financial Futures Exchange, J, 1989), SIMEX (Singapore International Monetary Exchange) und Hongkong Futures Exchange verwiesen werden. Die US-amerikanische NYMEX (New York Merchantile Exchange) datiert von 1978. Vgl. ausführlich Fox-Andrews/Meaden (1995), S. 2 f.
151
In der Literatur findet sich eine umfassende Darstellung der derivativen Finanzinstrumente. Stellvertretend für die zahlreichen Literaturquellen sei auf Schmidt (2002) und Rudolph (1995) verwiesen.
50
Der globale Wettbewerb von Banken
parenz zu weitgehend ähnlichen Bedingungen angeboten, die damit zur zunehmenden globalen Integration der einzelnen Finanzmärkte einen erheblichen Beitrag leisten.152 Auf einzelwirtschaftlicher Ebene versprechen sich die Bankunternehmungen mittels neuartiger Finanzinstrumente eine für den Kunden wahrnehmbare Differenzierung von den Wettbewerbern sowie ein innovatives Image. Darüber hinaus bieten ihnen die Finanzinnovationen effiziente Möglichkeiten zur Steuerung der eigenen Risiken im Rahmen des Hedging.153 Der Wettbewerb um die neuen Finanzinstrumente wird durch den fehlenden Schutz vor Imitationen und dem daraus resultierenden geringen Wettbewerbsabstand zwischen etablierten Banken und neu in den Markt eintretenden Banken beträchtlich verschärft. Folglich liegt es an allen global tätigen Bankunternehmungen, erhebliche Investitionen in die Techniken sowie das Humankapital vorzunehmen und auf diese Weise die Steuerungssysteme bankspezifischer Risikopositionen zu verfeinern, um erfolgreich der hohen Komplexität der Finanzinnovationen, dem Innovationsdruck der Märkte und der steigenden Volatilität der Finanzmärkte zu trotzen.154 d)
Konvergenz der Kundenbedürfnisse
Die mit der Globalisierung der Finanzmärkte einhergehenden aktuellen und künftigen Strukturveränderungen werden in jüngster Zeit auch mit dem Wandel der Kundenbedürfnisse begründet. Analysen über die Kundenzufriedenheit belegen eine zunehmend kritischere Einstellung der Nachfrager nach Finanzdienstleistungen, ermöglicht durch eine höhere Markttransparenz mittels neuer Medien und effizienter Informationssysteme.155 Für den zu entrichtenden Preis erheben die Bankkunden den Anspruch auf eine nachvollziehbare Gegenleistung. Dabei messen sie dem Aspekt der persönlichen Zeitersparnis eine wachsende Bedeutung bei und fragen verstärkt einerseits zeitnah verfügbare und dennoch individualisierte Produkte bei einem gleichzeitig steigenden Kostenbewusstsein nach.156
152
Vgl. Dufey (1995), Sp. 703.
153
Zu Hedging-Strategien vgl. Steiner/Bruns (1998), S. 439 ff.
154
Vgl. Choi (1997), S. 177 f. Gerade im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer derivativer Instrumente entstehen neuartige Systemrisiken, die auf Grund der vielfältigen Interdependenzen hinsichtlich der Marktteilnehmer umfangreiche Kettenreaktionen nach sich ziehen können. Vgl. Horn (1995), S. 33. Bisherige Beobachtungen lassen auch weiterhin auf einen hohen Innovationsgrad der Produktentwicklungen auf internationalen Finanzmärkten schließen. Vor diesem Hintergrund ist mit einem sich verschärfenden Wettbewerb um die auf globaler Ebene einheitlich gehandelten Finanzinnovationen zu rechnen. Auf die erhöhten Anforderungen, die auf Grund des dynamischen, globalen Wettbewerbs um innovative Finanzprodukte an die Bankenaufsichtsorgane zu stellen sind, soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht eingegangen werden. Vgl. hierzu Flesch (1996), S. 1044 ff.
155
Vgl. Rolfes (1999), S. 12.
156
Zu den gewandelten Bedürfnissen der Kunden vgl. ausführlich Gerard/Wild (1995), S. 529 f.; Krcmar (1997), S. 88.
Der globale Wettbewerb von Banken
51
Alarmierend ist hierbei die kontinuierliche Abnahme der Kundenzufriedenheit zu vermerken, die die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Kundenabwanderung nach VLFK ]LHKW Ä'LH häufig aufgewendeten hohen Akquisitionskosten rechnen sich jedoch erst bei länger bestehenden Kundenverbindungen, in denen die Profitabilität über steigende Volumina und höhere Cross-Selling-Quoten häufig erst nach mehr als 5 Jahren einen zufriedenstellenden :HUWHUUHLFKW³157 Zudem lässt sich seit Beginn der neunziger Jahre in diesem Zusammenhang ein leichter Rückgang der Anzahl der Bankkunden verzeichnen, die über Mehrfachbankverbindungen verfügen. Die Gründe des Trends zur Einbankverbindung liegen vor allem in der abnehmenden Bereitschaft der Bankkunden begründet, die Koordination ihrer Geschäfte zwischen mehreren Bankinstituten selbst zu übernehmen. III.
Merkmale der globalen Bankleistung
1.
Definition des Begriffs der globalen Dienstleistung
Die theoretische Fundierung des bankspezifischen Globalisierungsprozesses sieht sich in der Literatur der Problematik gegenüber, dass die zentralen Erklärungsansätze für globale Unternehmungen im Allgemeinen formuliert sind. In der Literatur werden die globalen Unternehmungen sogar mit globalen Industrieunternehmungen gleichgesetzt. Die Anwendung dieser Globalisierungstheorien auf die branchenspezifische Konstellation der Banken als Vertreter des Dienstleistungssektors erfordert zuvor eine eingehende Identifikation der Merkmale der Dienstleistung im Allgemeinen und der Bankleistung im Besonderen. Dabei liegen die wesentlichen Abweichungen weniger in dem globalen Charakter der betrachteten Unternehmungen begründet als in der nationalen Analyseebene, insbesondere in den Funktionsbereichen der Leistungsentwicklung XQG±HUVWHOOXQJZLHDXFKGHP$EVDW] Angesichts der zahlreichen Definitionen des Dienstleistungsbegriffs in der Literatur wird in der vorliegenden Arbeit auf die Erarbeitung einer eigenen Definition auf Grund eines nicht zu erwartenden Erkenntnisfortschritts verzichtet und stattdessen ein allgemein anerkannter Definitionsversuch nachgezeichnet.158
157
Rolfes (1999), S. 12.
158
Einen umfassenden Überblick über die Definitionsversuche des Dienstleistungsbegriffs findet sich bei Maleri (1991), S. 27 ff.; Meyer (1992), S. 10 ff. Behofsics (1998), S. 12 relativiert den Mangel an einer eindeutigen Begriffsdefinition vor dem Hintergrund der großen Heterogenität innerhalb des Dienstleistungsbereichs. Seiner Ansicht nach sollte dem Bemühen um eine präzise Definition daher keine zu hohe Bedeutung beigemessen werden. Zum Begriff der Heterogenität der Dienstleistungen vgl. Daniels (1985), S. 16.
52
Der globale Wettbewerb von Banken
Die Arbeitsdefinition für die vorliegende Arbeit geht von der Dienstleistung als Ergebnis eines Produktionsprozesses aus.159 Aufbauend auf die Fähigkeit und Bereitschaft des Dienstleisters, eine dienstleistende Tätigkeit zu erbringen, begründet sich die eigentliche Tätigkeit in der beabsichtigten Veränderung am Nachfragerobjekt oder der Erhaltung eines bestehenden Zustands.160 Die Dienstleistung erfährt folglich erst am Nachfrager bzw. dem Nachfragerobjekt eine konkrete Ausgestaltung.161 Als wesensbestimmendes Merkmal lässt sich hieraus die Immaterialität der Dienstleistung ableiten: Der Dienstleistungsanbieter kann dem Nachfrager die Bereitschaft anbieten, die nachgefragte Dienstleistung zu erstellen, eine bereits erstellte Leistung ist indes nicht handelbar.162 Weitere wesentliche Differenzierungsmerkmale von Dienstleistungen setzen an der Vergänglichkeit, der fehlenden Lagerfähigkeit sowie der mangelnden Transportfähigkeit dieses Gutes an.163 2.
Ableitung der Spezifika der globalen Bankleistung
Unter Beachtung der formulierten Arbeitsdefinition des Dienstleistungsbegriffes in vorstehenden Ausführungen sind die spezifischen Eigenschaften der globalen Bank als Dienstleistungsersteller im Folgenden herauszuarbeiten, um eine klare Abgrenzung von der globalen Unternehmung, in der Literatur meist einer globalen Industrieunternehmung gleichgesetzt, vorzunehmen.164
159
Aus wissenschaftlicher Sicht sind sowohl enumerative Methoden als auch Negativdefinitionen zur Begriffsbestimmung abzulehnen. Wissenschaftlichen Anforderungen gerecht wird hingegen die Methode einer positiven Abgrenzung des Dienstleistungsbegriffs auf Grund einer Herausarbeitung konstitutiver Merkmale. Zahlreiche Autoren fußen ihre Ausführungen auf eine dreigeteilte Betrachtungssystematik, die einer potenzialorientierten, einer prozessorientierten sowie einer ergebnisorientierten Ebene Rechnung trägt. Vgl. Hilke (1989), S. 10 ff; Riddle (1986), S. 10 ff.
160
Vgl. hierzu Corsten (1990); S. 18, Giger (1994), S. 10 ff.
161
'LH /LWHUDWXU XQWHUVFKHLGHW LP 5DKPHQ GLHVHV $QVDW]HV ]ZLVFKHQ GHQ %HJULIIHQ Ä/HLVWXQJVIlKLJNHLW³ Ä/HLVWXQJVYHUVSUHFKHQ³ XQG Ä/HLVWXQJVEHUHLWVFKDIW³ $XI GLH EHJULIIOLFKH $EJUHQ]XQJ ]ZLVFKHQ GLHVHQ Termini soll aus Gründen der Einfachheit in der vorliegenden Arbeit verzichtet werden. Vgl. Meyer (1992), S.15 f.
162
Vgl. Corsten (1985), S. 28 ff; Giger (1994), S. 11.
163
Eine reine Auflistung von Differenzierungsmerkmalen ist jedoch nur bedingt geeignet, eine exakte AbJUHQ]XQJGHU'LHQVWOHLVWXQJHQJHJHQEHUGHQ6DFKJWHUQ]XJHZlKUOHLVWHQÄ ,WLVFOHDUWKDWQRQHRI the above properties is sufficient to define services as opposed to goods, but taken together they can provide a grid which captures many dimensions of WKHVHUYLFHDFWLYLWLHV´6LQLVFDOFR 6
164
Die wesentlichen Unterschiede zwischen einer globalen Unternehmung und einer globalen Bank sind vorwiegend im nationalen Kontext, weniger jedoch auf globaler Ebene zu vermuten.
Der globale Wettbewerb von Banken
53
Bankleistungen zeichnen sich in erster Linie durch ihren abstrakten Charakter aus und entziehen sich einer physischen Wahrnehmung.165 Ungeachtet dieser Begrifflichkeit können die Ergebnisse von Bankdienstleistungen durchaus in Form materieller Trägermedien wie beispielsweise Papier, Disketten und CD-Roms festgehalten werden.166 Die Abstraktheit der Bankleistung ruft auf der Seite des unerfahrenen Dienstleistungsnachfragers, wie beispielsweise dem Mengenkunden oder dem kleinen und mittleren Firmenkunden, ein erhöhtes Bedürfnis nach einer Erklärung der physisch nicht betrachtbaren Dienstleistung hervor. Diesem kann nur mit einem sehr engen Vertrauensverhältnis zwischen der Bank als Dienstleistungsanbieter und dem Bankkunden entsprochen werden. Übertragen auf die globale Ebene kommen der Kenntnis landesspezifischer Verhaltensweisen und Bräuche sowie der perfekten Beherrschung der Landessprache aus diesem Grund eine sehr hohe Bedeutung zu. Der grenzüberschreitende Markteintritt wird aus diesem Grund gerade in der Bankenbranche deutlich erschwert. Wesentliche Unterschiede zwischen einer globalen (Industrie-)Unternehmung und einer globalen Bank offenbaren sich insbesondere in den verschiedenen Funktionsbereichen, wie der Entwicklung neuer Produkte, der Leistungserstellung und dem Absatz der erstellten Leistung. So weisen Dienstleistungen im Unterschied zu Sachgütern einen geringeren Rechtsschutz auf. Insbesondere Produktinnovationen, wie beispielsweise die Entwicklung neuer Finanzmarktinstrumente, lassen sich patentrechtlich kaum wirksam vor einer Nachahmung durch die Konkurrenten schützen. Aber auch Optimierungslösungen für bankinterne Abläufe sowie Verbesserungen der Leistungspalette gegenüber dem Kunden sind nur schwer dem Zugriff durch die Konkurrenz zu entziehen.167 Des Weiteren gilt es bei der Entwicklung von Bankleistungen die hohe Substituierbarkeit dieser Leistungen im Gegensatz zu Sachgütern zu bedenken. Aus Sicht insbesondere des fachlich versierten Kunden zeichnen sich sowohl die einzelnen Bankleistungen innerhalb der Bank als auch identische Leistungen verschiedener Banken durch ein hohes Maß an Substituierbarkeit aus, da sie nicht oder nur in begrenztem Maß einer Erklärung der physisch nicht betrachtbaren Dienstleistung und 165
$Q 6WHOOH YRQ ³$EVWUDNWKHLW´ ILQGHW VLFK LQ GHU /LWHUDWXU KlXILJ GHU VHKU NRQWURYHUV GLVNXWLHUWH 7HUP ³,PPDWHULDOLWlW´YJO5LGGOe (1986), S. 8; Staffelbach (1988), S. 278; S. 90 ff; Maleri (1991), S. 69 ff. Bei der Erstellung der Dienstleistung können indes durchaus materielle Güter in Erscheinung treten. Vgl. hierzu Berekoven (1983), S. 17; Ochel/Wegner (1987), S. 10. Auch das Ergebnis einer Dienstleistung muss nicht ausschließlich einen immateriellen Charakter aufweisen. Denkbar ist die Verrichtung einer Dienstleistung an einem materiellen Gut. Die auf Grund der verrichteten Dienstleistung bewirkte Veränderung kann in der Folge ebenfalls materiell feststellbar sein. Vgl. Corsten (1985), S. 95; Meyer (1992), S. 20 f.
166
Die Bindung an ein materielles Trägermedium stellt den immateriellen Charakter einer Dienstleistung jedoch nicht in Frage. Vgl. Berekoven (1983), S. 17; Corsten (1985), S. 93 ff.; Maleri (1991), S. 75 f.
167
Vgl. hierzu Hill et al. (1995), S. 14. Seiner Ansicht nach sind auf Grund der Nachahmungsproblematik nachhaltige Wettbewerbsvorteile vorwiegend im strategischen Bereich oder im Rahmen der Organisation zu erzielen. Die Nachahmungsmöglichkeiten in diesen Bereichen stuft er weitaus schwieriger ein.
54
Der globale Wettbewerb von Banken
einem damit verbundenen engen Vertrauensverhältnis zur Bank als Dienstleistungsanbieter bedürfen.168 In Bezug auf die Leistungserstellung grenzt sich die Dienstleistung von einem Sachgut entscheidend durch die fehlende Möglichkeit ab, auf Vorrat produziert werden zu können. Dienstleistungen werden schließlich, wie zuvor angeführt, erst beim Kauf und der in Anspruchnahme durch den Dienstleistungsnachfrager erstellt. Auf der Seite der globalen Bank als Dienstleistungsanbieter resultiert die Notwendigkeit, ein Mindestleistungspotenzial, bestehend aus kompetentem Personal, Sachgütern (wie Gebäuden, Computern, etc.) sowie Informationen und Informationstechnologien, vorzuhalten.169 Unabhängig von der Nutzung dieses Leistungspotenzials entstehen der Bank relativ hohe fixe Kosten. Die zusätzlichen variablen Kosten auf Grund der Inanspruchnahme einer Dienstleistung sind demgegenüber meist als gering einzustufen.170 Aus dem Aspekt der fehlenden Leistungserstellung auf Vorrat folgt nicht zwangsläufig eine mangelnde Lagerfähigkeit als konstitutives Merkmal von Dienstleistungen. Dies wird von einigen Autoren zu Recht in Frage gestellt. So ist gerade im Bankensektor die Speicherung von Dienstleistungsergebnissen in Form materieller Trägermedien denkbar.171 Die nur begrenzt mögliche Lagerfähigkeit von Dienstleistungen ergibt für den Absatzbereich, dass im Gegensatz zu Sachgütern ein Handel mit Dienstleistungen nicht möglich ist.172 Die globale Bank ist zugleich Leistungsersteller als auch Verkäufer der von ihr erstellten Dienstleistung an den Bankkunden. Der Verkauf von Bankleistungen erfolgt demnach meist im Direktvertrieb. Dies wirkt sich auf den Aspekt der Standortgebundenheit von Dienstleistungen insofern maßgeblich aus, als im Mengengeschäft mit großen Kundenzahlen, wozu das Retailgeschäft von Banken zu zählen ist, ein global flächendeckendes Filialnetz die einfache Erreichbarkeit des Dienstleistungsanbieters sowie den persönlichen Kontakt zwischen Bank und Bankkunden gewährleistet.173 Mit zunehmendem Wert der individuellen Dienstleistungstransaktion lässt sich indes eine abnehmende Notwendigkeit zur Dezentralisierung feststellen. So erfordert der Leistungsaustausch mit großen Firmenkunden, mit institutionellen Kunden sowie anderen Banken in 168
Vgl. Bosch (2000), S. 70.
169
Vgl. Hill et al. (1995), S. 10.
170
Die hohen Kosten werden überwiegend durch den Einsatz von Personal verursacht, die Investitionen in Sachgüter fallen demgegenüber eher gering aus.
171
Diese Speicherung ermöglicht insbesondere die effiziente Leistungserstellung für einen standardisierten Markt. Vgl. Corsten (1985), S. 104 ff.; Maleri (1991), S. 78; Mößlang (1995), S. 17. Dem widerspricht Bosch, der Leistungen multinationaler Banken als nicht lagerfähig einstuft. Vgl. Bosch (2000), S. 71.
172
Möglich ist lediglich der Handel mit Anrechten auf Dienstleistungen oder das Zwischenschalten eines Finanzmaklers.
173
Zum Aspekt der Standortgebundenheit vgl. ausführlich Maleri (1991), S. 79 ff.; Hill et al. (1995), S. 11.
Der globale Wettbewerb von Banken
55
erster Linie hohe fachliche Kompetenz. Die Entfernungskosten zum Dienstleister werden im Verhältnis zu dem Wert der einzelnen Transaktion hingegen als gering eingestuft.174 Aus der Abstraktheit der Bankleistung ergibt sich für den Bankkunden darüber hinaus ein Qualitätsproblem, bestehend in der fehlenden Möglichkeit einer vorherigen Qualitätsüberprüfung der Dienstleistung.175 Der Bankkunde kann im Voraus nur anhand der wahrnehmbaren äußeren Erscheinungsform der Bank, wie beispielsweise dem Prestige, dem Werbeauftritt oder dem Preis der nachgefragten Bankleistung, mögliche entscheidungsrelevante Anhaltspunkte für die Wahl einer Bankunternehmung ableiten.176 Auf globaler Ebene ist der hohe positive Bekanntheitsgrad der Geschäftsbank im Ausland, insbesondere im Mengengeschäft sowie im Kontakt mit kleinen und mittleren Firmenkunden, von Bedeutung. Große Firmenkunden, institutionelle Anleger und Banken dürften bereits vor dem Markteintritt der ausländischen Bank um deren Reputation wissen. Die den Dienstleistungen innewohnende Charakteristik der Synchronität von Produktion und Konsum behält bezogen auf die Bankenbranche nur eingeschränkt Gültigkeit. Wie oben bereits ausgeführt wurde ermöglicht die Speicherbarkeit verschiedener Bankleistungen die zeitliche Übertragbarkeit und somit eine bedingte Lagerfähigkeit dieser Dienstleistung.177 Die folgende Grafik fasst die genannten wesentlichen Merkmale einer Bankleistung, getrennt nach den einzelnen Funktionsbereichen, nochmals zusammen.
174
Auf den Aspekt der Kundennachfolge soll in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden. Eine kritische Darstellung der Kundennachfolgethese im grenzüberschreitenden Bankensektor findet sich bei Glüder (1988), S. 61 ff.
175
Bei Bosch findet sich anstatt des Qualitätsproblems beim Kauf von Dienstleistungen der Begriff der Ä9HUWUDXHQVHPSILQGOLFKNHLW³9Jl. Bosch (2000), S. 69.
176
Eine ausführliche Auflistung von Faktoren zur Bestimmung der Dienstleistungsqualität findet sich bei Hill et al. (1995), S. 13.
177
Vgl. Staffelbach (1988), S. 278. Anderer Meinung ist beispielsweise Berekoven (1986), S. 24 ff. Für ihn stellen mittels Trägermedien festhaltbare Leistungen keine Dienstleistungen dar. Folglich verliert das Merkmal der Simultanität von Leistungserstellung und Konsum als Charakteristikum der Dienstleistung nicht an Bedeutung.
56
Der globale Wettbewerb von Banken
KUNDE
BANK
Entwicklung x
x
Geringer Rechtsschutz Hohe Substituierbarkeit
Leistungserstellung x
x
Keine Leistungserstellung auf Vorrat Vorhaltung eines Mindestleistungs -potentials
Absatz x Kein Handel x Direktvertrieb
x
x
Erhöhtes Erklärungsbedürfnis Keine Möglichkeit der Qualitätsprüfung
Abbildung C-6: Wesentliche Merkmale der Bankleistung (Quelle: Eigene Darstellung)
Ein weiteres Differenzierungsmerkmal zwischen der globalen Unternehmung und der globalen Bank ist auf der Ebene der Gesamtbank angesiedelt. Die stärkere Regulierung in der Bankenbranche im Unterschied zu anderen Branchen erweitert die Erklärungsansätze für die Globalisierung um ein weiteres wesentliches Motiv: die Regulierungsarbitrage durch den Stützpunktaufbau im Ausland. IV.
Fazit
Ausgangspunkt der vorstehenden Ausführungen ist eine eingehende Herausarbeitung der Charakteristika der Bankunternehmungen sowie die Konkretisierung des Begriffs der globalen Geschäftsbank als Untersuchungsobjekt der vorliegenden Arbeit. Dieser Begriff soll jene Unternehmungen umfassen, die sich sowoKO LP +HLPDWPDUNW DOV DXFK LP ÄKHLPDWOL FKHQ :HOWWHLO³178 durch ein gleichermaßen intensives Bankgeschäft universeller Ausprägung auszeichnen. Relevante Rahmenbedingungen, die darüber hinaus von den als global einzustufenden Bankunternehmungen zu erfüllen sind, lehnen sich hinsichtlich Stammland, geografischer Präsenz sowie abzudeckender Marktsegmente an das von Carmoy formulierte Kriterium an.179 Aufbauend auf die begriffliche Konkretisierung der globalen Geschäftsbank wurde die Entstehung des globalen Wettbewerbs von Banken einer umfassenden Analyse unterzogen. Der globale Wettbewerb stellt die Bankunternehmungen vor die Herausforderung, sämt178
Büschgen (1998), S. 630.
179
Zu dem von Carmoy formulierten Abgrenzungskriterium vgl. die Ausführungen in Kapitel C I 2. der vorliegenden Arbeit sowie Carmoy (1990), S. 13.
Der globale Wettbewerb von Banken
57
liche Dimensionen des globalen Unternehmensumfeldes zu identifizieren sowie deren Wechselwirkungen und zeitliche bzw. räumliche Bedeutung situationsgerecht einzuschätzen, um eine wettbewerbsfähige Globalstrategie entwickeln zu können.180 Die Globalisierung lässt sich allerdings nicht partiell begrenzen. Sie betrifft als Phänomen vielmehr die Bankunternehmung in ihrer Gesamtheit, so dass der nachhaltige Wettbewerbserfolg einer Bank von der Abstimmung ihrer innerbetrieblichen und marktlichen Strukturen von denen des Umsystems abhängt.181 Eine Ausrichtung der Globalstrategien auf nur ein einzelnes Marktsegment oder auf nur einen Unternehmensbereich genügt hingegen nicht. Gelingt die Neudefinition der Bankstrategie im globalen Wettbewerbsumfeld, so ermöglichen die durchgeführten Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen eine weltweite Marktpräsenz sowie zahlreiche Diversifizierungsoptionen, verbunden mit Arbitragegeschäften nahezu ohne zeitliche und räumliche Einschränkung. Der weltweit an Dynamik gewinnende Wettbewerb birgt indes simultan die Gefahr, mit zunehmender Wettbewerbsintensität die Ertragsaussichten bei den Bankunternehmungen zu trüben.182
180
Vgl. Hünerberg (1993), S. 205.
181
Vgl. Röller (1992), S. 130.
182
Die Ertragsaussicht sinkt mit der zunehmenden Wettbewerbsintensität. Die höchste Wettbewerbsintensität und damit die geringste Ertragsrate ist in der Marktform der vollkommenen Konkurrenz anzutreffen.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
D
59
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Aufbauend auf eine begriffliche Konkretisierung der globalen Geschäftsbank als Untersuchungsobjekt der vorliegenden Arbeit wurde die Entstehung des globalen Wettbewerbs von Banken in vorstehendem Kapital einer umfassenden Analyse unterzogen. Dabei galt es insbesondere, die wesentlichen Merkmale des Dienstleistungssektors sowie insbesondere der Bankleistung zu identifizieren, um im Folgenden eine angemessene Übertragung der branchenübergreifenden Globalisierungstheorien auf die branchenspezifische Situation der Banken vornehmen zu können und dem Anspruch an eine angemessene theoretische Fundierung der vorliegenden Untersuchung umfassend gerecht zu werden. Die nachstehenden Ausführungen zielen eingehend auf die Frage nach der Entstehung und der Gestaltung globaler Unternehmungen. Unter Entstehung ist hierbei nicht die Gründung der betreffenden Unternehmungen, sondern der Wandel von einer national agierenden zu einer global präsenten Unternehmung zu verstehen. Dabei gilt es herauszuarbeiten, ob sich eine ökonomische Überlegenheit durch die globale Präsenz von Unternehmungen gegenüber anderen Wettbewerbern erzielen lässt und wie bestehende Wettbewerbsvorteile in reale Vorteile transformiert werden können. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich hierzu zahlreiche erklärungsorientierte und gestaltungsorientierte Ansätze, die im Rahmen unterschiedlicher Systematisierungsversuche einer übersichtlichen Untergliederung zugeführt werden.183 Allerdings zeichnen sich diese Klasseneinteilungen meist durch eine geringe Trennschärfe aus. Auch über die Terminologie der Forschungsrichtung sowie die im Einzelnen zu verfolgenden ForschungsVFKZHUSXQNWHKHUUVFKWHUKHEOLFKH8QHLQLJNHLW6RVSLHJHOQGLHÄJOREDOPDQDJHPHQWOLWHUD WXUH³184 GLH ÄOLWHUDWXUH RQ LQWHUQDWLRQDO FRPSHWLWLRQ³185 VRZLH GLH ÄOLWHUDWXUH RQ JOREDO VWUDWHJ\³186 trotz terminologischer Abweichungen weitgehend die gleichen Inhalte wider. Ä%HLQJIDFHGZLWKWKHWDVNRIGHscribing the domain of this research it can be noted that the global management literature can hardly be described as a consistent body of thought. Applying different often contradicting terminology and focusing on very different areas and levels of managerial concern the literature presents a very confusing and vague SLFWXUH´187
183
Während Jahrreiß zwischen genetischen, funktionalen, institutionellen und integrativen Ansätzen trennt, findet sich bei Stehn beispielsweise eine Systematisierung nach länderspezifischen Determinanten, firmenspezifischen Determinanten sowie Außenhandelstheorien. Vgl. Jahrreiß (1984); S. 29 ff.; Stehn (1992), S. 18.
184
Böttcher (1996), S. 1.
185
Kogut (1989), S. 383.
186
Ghoshal (1987), S. 425.
187
Böttcher (1996), S. 2.
60
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Um nicht weiter zu den in der globalen Managementliteratur vorherrschenden terminologischen Unklarheiten beizutragen, soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf einen eigenen Systematisierungsversuch der bestehenden Ansätze verzichtet werden. Es ist nicht Ziel der vorliegenden Untersuchung, einen umfassenden Überblick über alle theoretischen Erklärungsansätze des internationalen Managements zu vermitteln. In dieser Arbeit sollen die wesentlichen Erklärungsansätze aufgegriffen werden, die sich als geeignet erweisen, eine theoretische Fundierung des Globalisierungsphänomens innerhalb des Wissenschaftszweigs des internationalen Managements zu erarbeiten. Es gilt, diese ausgewählten wissenschaftlichen Ansätze zur Globalisierung von Unternehmungen im Hinblick auf ihre Eignung zu beleuchten, eine mögliche ökonomische Überlegenheit global tätiger Banken im Vergleich zu vorwiegend auf nationaler Ebene operierenden Wettbewerbern zu erklären. Angesichts der theoretisch postulierten Anforderung an globale Unternehmungen, als entwurzelte, dezentrale Organisationsstrukturen ohne deutlichen nationalen Schwerpunkt eine weitgehende Unabhängigkeit von ihrer Herkunft aufzuweisen, sind die wissenschaftlichen Ansätze zur Globalisierung von Banken des Weiteren auf ihren Erklärungsgehalt der tatsächlichen Globalität der Bankunternehmungen kritisch zu überprüfen. Die Begriffsdefinition der Herkunft wird in der vorliegenden Arbeit analytisch in die Teilaspekte Ä=XJHK|ULJNHLW]XHLQHP.XOWXUEHUHLFK³E]ZÄ%H]XJ]XHLQHP6WDPPODQG³DXIJHVSOLWWHW und einer separaten Betrachtung unterzogen, um eine möglichst umfassende Betrachtung des Herkunftsphänomens sicherstellen zu können. Aufbauend auf die erarbeitete theoretische Fundierung der Globalisierung sind die branchenübergreifend formulierten wissenschaftlichen Ansätze des internationalen strategischen Managements auf die branchenspezifische Detaillierungsebene zu übertragen. *HPlGHP.HUQXQWHUVXFKXQJVIHOGder vorliegenden Arbeit resultiert als zentrale Leistung GLHVHV .DSLWHOV GLH +HUDXVDUEHLWXQJ EDQNVSezifischer Globalisierungstheorien sowie die Ableitung untersuchungsrelevanter Hypothesen zur Erfolgswirkung global tätiger Bankunternehmungen. I.
Der Eklektische Ansatz von Dunning
1.
Vorbemerkungen
Mit der Formulierung des Eklektischen Ansatzes überwindet Dunning die bis zu diesem Zeitpunkt dominierenden, stark partialanalytisch ausgerichteten Theorien internationaler Unternehmenstätigkeit. Als wesentlicher Verdienst seiner Arbeit ist insbesondere das Zu-
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
61
sammenfügen verschiedener Theorieansätze zu einem integrierten Rahmenkonzept zu sehen, das auf die Erklärung der Internationalisierung zielt.188 Dunning integriert die bis dahin entwickelten theoretischen Ansätze der Industrieökonomie, der Standorttheorie und der Theorie der Unternehmung.189 Ä(YHQ WKRXJK WKH XVH RI individual theories may be adequate (and indeed, have more operational power) in explaining particular types of particular questions relating to internatiRQDO SURGXFWLRQ « WKH HFOHFWLFSDUDGLJP« DWWHPSWVWRV\QWKHVL]HWKHessential features of each of these stands of thought. To this extent it is itself an integration of partial theory of international proGXFWLRQDQGLVJUHDWHUWKDQWKHVXPRILWVFRQVWLWXHQWSDUWV³190 Demnach müssen drei Bedingungen erfüllt sein, damit ausländische Direktinvestitionen getätigt werden:191 Die Unternehmung muss über spezifische Wettbewerbsvorteile verfügen (Eigentumsund/oder Wettbewerbsvorteile).
x
Diese Bedingung ist Gegenstand der industrieökonomischen Theorie, insbesondere der Theorie des monopolistischen Vorteils. Darüber hinaus muss es sich als vorteilhaft erweisen, diese Wettbewerbsvorteile im Ausland einzusetzen (Standortvorteile).
x
Diese Bedingung ist Gegenstand der Standorttheorie. Es muss zudem vorteilhaft sein, die Wettbewerbsvorteile im Ausland selbst einzusetzen und nicht an Dritte zu verpachten oder zu verkaufen (Internalisierungsvorteile).
x
Diese Bedingung ist Gegenstand der Theorie der Unternehmung bzw. der Internalisierungstheorie.
188
Dunning selbst hat unter dem Einfluß intensiver Kritik seinen Ansatz seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 1976 mehrfach modifiziert. Damit ging auch eine Änderung des Anspruchsniveaus einher, das Dunning mit seinem Rahmenkonzept verband. Die urVSUQJOLFKH %H]HLFKQXQJ HLQHU ÄV\VWHPDWLF WKHRU\³ musste mit zunehmender Erkenntnis der begrenzten (UNOlUXQJVNUDIW GHP %HJULII ÄHFOHFWLF SDUDGLJP³ weichen. Vgl. Dunning (1973); (1974); (1977); (1979); (1980); (1988a); (1988b). Eine deutlich veränderWH )DVVXQJ GHU (NOHNWLVFKHQ 7KHRULH VWHOOW GDV ³(QGRZPHQW0DUNHW )DLOXUH 3DUDGLJP RI ,QWHUQDWLRQDO 3URGXFWLRQ´GDUYJOKLHU]X'XQQLQJDXQGE 0|ODQJ 6II,P5DKPHQGHUYRUOLH genden Arbeit soll jedoch im wesentlichen auf die ursprüngliche Version eingegangen werden.
189
9JO3HUOLW] 6I
190
Dunning (1988b), S. 7 und 9.
191
Dunning listet diese Bedingungen in einer anderen Reihenfolge auf. Zur Begründung der hier vorgeQRPPHQHQ $XIOLVWXQJ YJO *ODXP 6 )XQRWH 'XQQLQJ ]LHOW LQ VHLQHU $XVIKUXQJ LQ erster Linie nicht auf die Erklärung der Direktinvestition, sondern auf die Erklärung der internationalen 3URGXNWLRQYJO'XQQLQJD 6II'XQQLQJD , 6II
62
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
2.
Die Theoriebausteine des Eklektischen Ansatzes von Dunning
a)
Die Theorie des monopolistischen Vorteils
Gemäß der Theorie des monopolistischen Vorteils erfahren ausländische Unternehmungen gegenüber ihren einheimischen Konkurrenten bei der Bearbeitung des Gastmarkts Nachteile, die auf rechtlichen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Markteintrittsbarrieren fußen können.192 Die Existenz ausländischer Direktinvestitionen setzt demnach bedeutende firmenspezifische Wettbewerbsvorteile auf der Seite der ausländischen Unternehmung voraus, um die genannten Nachteile gegenüber den lokalen Konkurrenten kompensieren und sich durch einen erfolgreichen Marktzutritt behaupten zu können.193 Diese monopolistischen Vorteile, über die die einheimische Konkurrenz nicht verfügen soll, setzt bestehende Marktunvollkommenheiten voraus.194 Dunning gruppiert die monopolistischen Vorteile in drei Kategorien:195 x
Vorteile aus dem Eigentum an monopolistischen Rechten,
x
Vorteile aus der Größe, der Struktur und der Machtposition der Unternehmung,
x
Vorteile aus der eigentlichen Internationalität, wie beispielsweise Informationsvorteile oder Diversifikationseffekte.
Ausländische Direktinvestitionen können im Rahmen der Theorie des monopolistischen Vorteils auch durch Economies of Scope und Lernkurveneffekte erklärt werden.196 Economies of Scope fußen auf der Vielfältigkeit der erstellten Güter. Unter der Annahme, Produktionsfaktoren ohne entstehende Kostensteigerungen in mehreren Produktionsbereichen einsetzen zu können, erscheint es unter Kostengesichtspunkten profitabler, mehrere Güter in einem gemeinsamen Prozess zu erstellen als dies in unabhängigen Unternehmungen vorzunehmen. Lernkurveneffekte hingegen können nur unter der Voraussetzung als monopolistischer Vorteil gewertet werden, dass sie sich als unternehmensintern öffentliches Gut auf die im Ausland gegründete Unternehmung übertragen lassen.197 192
Solche Barrieren bestehen beispielsweise in der Präferenz nationaler Produkte durch einheimische Kunden.
193
Vgl. Hymer (1976), S. 34.
194
Vgl. Mößlang (1995), S. 189.
195
Vgl. Dunning (1979), S. 276. Andere Systematisierungen sehen nach der Ursache der Marktunvollkommenheit eine Trennung in Externalitäten und Internalitäten vor. Vgl. Schoppe (1998), S. 52 ff.
196
In der Literatur wird der Begriff Economies of Scope häufig mit dem Begriff der Synergie gleichgesetzt. Zu dem Begriff der Lernkurveneffekte vgl. Scherer/Ross (1990), S. 98 sowie die Ausführungen zu den globalisierungsbedingten Herausforderungen an Unternehmungen im Grundlagenteil der vorliegenden Arbeit in Kapitel B I.
197
Vgl. Glaum (1996), S. 60.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
63
Neuere Arbeiten heben insbesondere den Informationsaspekt der monopolistischen Vorteile hervor, die sich in Erfahrungen und Fähigkeiten der Mitarbeiter, spezifischem Führungswissen sowie produkt- und produktionsbezogenen Kenntnissen begründen. Im Vorhandensein dieser Informationen erklärt sich der Anreiz für ein Unternehmen, sie ohne Entstehung neuer Kosten wiederholt und damit auf möglichst zahlreichen Märkten profitabel einzusetzen. b)
Die Standorttheorie
Die Standorttheorie zielt auf die komparativen Vorteile einzelner Standorte sowie die optimale Verteilung dieser Standorte.198 Abgesehen von Transaktionskosten und tarifären bzw. nicht-tarifären Handelshemmnissen bestimmt die heterogene Ausstattung verschiedener Standorte mit spezifischen Eigenschaften, den sogenannten Standortfaktoren, die Entscheidung über eine Verlagerung der Leistungserstellung. Bei einer grenzüberschreitenden Perspektive erstreckt sich diese Entscheidung auf eine mögliche Verlagerung der Leistungserstellung ins Ausland. Unter Einsatz desselben unternehmensspezifischen Wettbewerbsvorteils kann der Vorteil der Auslandsproduktion im Vergleich zur inländischen Leistungserstellung unter Vernachlässigung der Transportkosten und der Handelshemmnisse aus der unterschiedlichen Faktorausstattung des ausländischen Standortes resultieren.199 Die Literatur sieht die Standorttheorie allerdings kaum als alleiniges Motiv, das die Existenz von ausländischen Direktinvestitionen zu erklären vermag.200 Vielmehr ergibt eine Kombination der Standorttheorie mit anderen Ansätzen eine adäquate Entscheidungsgrundlage über die Vorteilhaftigkeit und das Zustandekommen einer Direktinvestition im Ausland.201 Entscheidend scheint vielmehr eine vorteilhafte Kombination unternehmensspezifischer und standortspezifischer Faktoren. Ursprünglich zielt die Standorttheorie auf Investitionsentscheidungen in einem nationalen Kontext, der sich auf die Betrachtung der heterogenen Faktorausstattung von räumlich abgegrenzten Gebieten innerhalb eines Landes beschränkt.202 Die Literatur beschäftigt sich folglich nur in geringem Maße mit der Erhöhung des Komplexitätsgrades und der Einbeziehung landesspezifischer Standortfaktoren, die erforderlich wären, um den Anforderungen an eine internationale Standorttheorie gerecht zu werden. Bei dem Versuch, die
198
Beispiele für die Grundlagen der allgemeinen Standortlehre finden sich bei Isard (1956).
199
Vgl. Glaum (1996), S. 61.
200
Vgl. Choi (1997), S. 119.
201
Vgl. Mößlang (1995), S. 171.
202
Vgl. Glaum (1996), S. 61.
64
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
zahlreichen, international relevanten Standortfaktoren möglichst übersichtlich zu gliedern, verweist die Literatur auf unterschiedliche Vorgehensweisen zur Systematisierung.203 Die traditionelle Literatur ordnet die international relevanten Standortfaktoren Klassen zu, so beispielsweise für beschaffungs-, produktions-, absatz- und logistikorientierte Faktoren, für finanzwirtschaftliche Kriterien und staatliche Anreize.204 Gemäß den strategischen Motiven des Direktinvestitionsvorhabens ist auch eine Systematisierung nach Markt-, Rohstoff-, Kosten- und Know-how-orientierten Standortfaktoren denkbar, wie die folgende Übersicht verdeutlicht. Strategisches Motiv
Standortfaktoren
Marktorientiertes Motiv
x x x
Marktgröße und -wachstum Anzahl der Konkurrenten Positionierung der Konkurrenten
Rohstofforientiertes Motiv
x
x
Qualität und Größe der Rohstoffvorkommen Erschließbarkeit der Rohstoffvorkommen Entfernung zum Kunden
Kostenorientiertes Motiv
x x
Lohnniveau Steuersystem
Know-how-orientiertes Motiv
x
Bildungsniveau
x
Tabelle D-1: Systematisierung der relevanten globalen Standortfaktoren (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Jahrreiß (1984), S. 98)
c)
Die Internalisierungstheorie
Die Internalisierung, verstandeQDOVGDVÄ+LQHLQKROHQ³HLQHULeistung in die eigene Unternehmung, bezeichnet allgemein die strategische Reaktion einer Unternehmung in Bezug auf unvollkommene Märkte unter Berücksichtigung von Effizienzgesichtspunkten.205 In Anlehnung an die Literatur sind Im Wesentlichen fünf Kategorien von Marktunvollkommenheiten nach ihren auslösenden Faktoren zu unterscheiden:206 x
Marktunvollkommenheiten auf Grund von asymmetrisch verteilten Informationen zwischen den Akteuren,
x
Marktunvollkommenheiten auf Grund von externen(IIHNWHQDXIGLH+|KHGHUHLJHQW lichen Erträge und Kosten aus Transaktionen,
203
(LQ+LQZHLVDXIHLQLJH6\VWHPDWLVLHUXQJVYHUVXFKHILQGHQVLFKEHL7HVFK 6II
204
$XVIKUOLFKKLHU]X7HVFK 6II3DXVHQEHUJHU 6II
205
9JO&RDVH 6II
206
9JO'XQQLQJD 6
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
65
x
Marktunvollkommenheiten auf Grund von unzureichend stabilen Verhandlungssituationen bei monopolistischen Transaktionspartnern,
x
Marktunvollkommenheiten auf Grund von staatlichen Interventionen,207
x
Marktunvollkommenheiten auf Grund von Verbundvorteilen, deren Realisierung eine zentrale Kontrolle voraussetzt.
Diesen Marktunvollkommenheiten begegnet die Unternehmung mit der Entwicklung und Nutzung unternehmenseigener Vorteile, wie es im Rahmen der Theorie des monopolistischen Vorteils bereits dargestellt wurde. Hierfür kann auf zwei unterschiedliche Koordinationsformen zurückgegriffen werden: die über den Preismechanismus geregelte marktliche Lösung oder die innerhalb von Hierarchien konzipierte eigene Steuerung, wobei die bei beiden Koordinationsformen anfallenden Transaktionskosten die Berechnungsgrundlage determinieren.208 In Anlehnung an Picot stellen Transaktionskosten die entstehenden Kosten für Information und Kommunikation, für Anbahnung und Vereinbarung, für Abwicklung und Kontrolle und für die nachträgliche Anpassung der vertraglichen Vereinbarungen dar.209 Ausgangspunkt der Transaktionskostentheorie bilden die Verhaltensannahmen über die Transaktionspartner, die sich durch eine eingeschränkte Rationalität und opportunistisches Handeln auszeichnen. Demnach sind sie zum einen nur begrenzt in der Lage, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten, zu speichern oder weiterzugeben. Des Weiteren werden ihre Aktivitäten durch die persönlichen Ziele gelenkt, auch unter Inkaufnahme, anderen Akteuren dadurch Schaden zu bereiten oder gar soziale Regeln zu missachten.210 Transaktionen können vor diesem Hintergrund durch das bewusste Vorenthalten oder das Abfälschen entscheidungsrelevanter Informationen erschwert werden. Die Höhe der entstehenden Transaktionskosten bei marktlicher und bei hierarchischer Koordination variieren mit den Eigenschaften der jeweiligen Transaktion:211 207
Künstliche Marktunvollkommenheiten wie beispielsweise uneinheitliche Steuern oder staatliche Handelsbarrieren rufen zwar keine Transaktionskosten hervor, wohl aber eine Segmentierung der Märkte. So können grenzüberschreitende Unternehmungen mittels eines Transferpreissystems von der Verlagerung ihrer Unternehmensgewinne in Länder mit geringerer Steuerbelastung profitieren. Vgl. Glaum (1996), S. 68, der auf Mandler (1992), S. 361 ff. verweist.
208
Die Transaktionskostentheorie fußt auf der Arbeit von Coase, der 1937 bereits die Entstehung von Unternehmungen als Resultat von Marktunvollkommenheiten und den damit verbundenen Kosten marktwirtschaftlicher Transaktion erklärte, vgl. Coase (1937). Eine bedeutende Weiterentwicklung erfuhr der Ansatz unter Williamson, der dem Transaktionskostenansatz damit zu seiner heutigen Popularität im Rahmen der Institutionenökonomie verhalf. Vgl. Williamson (1975).
209
Die Literatur gruppiert die relevanten Transaktionskosten in ex ante-Transaktionskosten und ex postTransaktionskosten. Vgl. Picot (1982), S. 270.
210
Vgl. hierzu ausführlich Braun (1988), S. 165 ff.
211
Vgl. Picot (1991), S. 345 ff.
66
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
x
Faktorspezifität,212
x
Strategische Wichtigkeit der Transaktion,213
x
Grad der Unsicherheit,214
x
Häufigkeit der Transaktion.215
Aus länderübergreifender Perspektive lässt sich die grenzüberschreitende Leistungsübertragung innerhalb einer Unternehmung und damit die Existenz internationaler Unternehmungen mit geringeren Transaktionskosten bei der hierarchischen Koordinationsform als bei der Koordination dieser Leistung über den Markt begründen.216 Die Internalisierung von Transaktionen im internationalen Kontext ermöglicht es der internalisierenden Unternehmung auf diese Weise, in Reaktion auf bestehende Marktunvollkommenheiten bedeutende Vorteile gegenüber nationalen Konkurrenten zu erzielen:217 x
Errichtung von internen Märkten durch Sicherung von Verfügungsrechten,
x
Erhöhte Effizienz durch die Kostenvermeidung bilateraler Verhandlungen,
x
Gestaltung eines Transferpreissystems und damit Minimierung staatlicher Eingriffe.
212
Je spezifischer die notwendigen Investitionen zur Durchführung einer Leistung und je bedeutender damit das Abhängigkeitsverhältnis von der Durchführung dieser Transaktion, desto größer ist der Anreiz zur Internalisierung dieser Leistung.
213
Mit steigender strategischer Wichtigkeit der Transaktion erhöht sich der Anreiz, diese Transaktion zu internalisieren und eine umfassenden Kontrolle zu wahren, wie dies beispielsweise bei der Beschaffung bedeutender Ressourcen oder spezifischem Wissen der Fall ist.
214
Sind Transaktionen mit einer großen Unsicherheit bezüglich künftiger Ereignisse behaftet, wie beispielsweise die Qualität und die Quantität von Technologien, so steigt die Komplexität des notwendigen vertraglichen Regelwerks zur Absicherung der Transaktion und damit die Transaktionskosten, so dass eine Internalisierung der Leistungserstellung nahe liegt. Marktübliche, standardisierte Transaktionen verursachen somit meist geringere Kosten der Vereinbarung, Abwicklung und Überwachung als sehr komplexe Beziehungen.
215
Bei strategisch wichtigen, spezifischen und mit Unsicherheit behafteten Austauschbeziehungen erlaubt die mehrmalige Durchführung einer Leistung eine Amortisierung der erforderlichen Investitionen. Standardisierte Transaktionen eignen sich unabhängig von der Häufigkeit ihrer Durchführung für eine marktliche Koordination.
216
Die fehlende Trennschärfe zwischen der Internalisierungstheorie einerseits und dem Transaktionskostenansatz andererseits führt häufig zu einer synonymen Verwendung dieser beiden Theorien in der Literatur. Ä'LH 8QWHUVFKHLGXQJ ]ZLVFKHQ 7UDQsaktionskosten- und Internalisierungstheorie bleibt in der Literatur XQVFKDUI XQG HUVFKHLQW LP *UXQGH EHUIOVVLJ³ 5R[LQ 6 =X GLHVHU $QVLFKW JHODQJW DXFK 3HUOLW] 6.DSSLFKKLngegen befürwortet eine klare Trennung dieser beiden Theorien, vgl. .DSSLFK 6
217
9JO&KRL 6
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
3.
Kritische Würdigung des Eklektischen Ansatzes von Dunning
a)
Die Theorie des monopolistischen Vorteils
67
Die Theorie des monopolistischen Vorteils findet in der Literatur trotz einiger Kritik eine überwiegend positive Würdigung.218 Kritisch ist im Wesentlichen die fehlende Spezifizierung der Wettbewerbsvorteile anzumerken. Auch dem dynamischen Charakter, durch den Wettbewerbsvorteile auf Grund von Diffusion, Imitation und Technologieverbesserungen gekennzeichnet sind, wird im Rahmen der Theorie des monopolistischen Vorteils in keiner Weise Rechnung getragen.219 Ein einmal bestehender Know-how-Vorsprung kann nicht auf unbestimmte Zeit als Grund für die Vorteilhaftigkeit einer grenzüberschreitenden Tätigkeit angeführt werden.220 Der Fokus liegt vielmehr auf der Nutzung bestehender unternehmensspezifischer Kenntnisse, nicht jedoch auf den im Laufe des Globalisierungsprozesses entwickelten Vorteilen. Demgegenüber muss jedoch die gelungene Abbildung des Wettbewerbsprozesses angeführt werden, wie sie den Grundlagen der Industrieökonomie, als Basis der Theorie des monopolistischen Vorteils, eigen ist.221 b)
Die Standorttheorie
Negativ ist der Standorttheorie ihre unzureichende Erweiterung auf den internationalen Kontext anzulasten. Die Ursache hierfür ist in der hohen Komplexität des internationalen Umfeldes und der damit einhergehenden großen Anzahl an relevanten Standortfaktoren zu sehen, die Einfluss auf die Erfolgs- und Risikoaspekte der zu bewertenden Standorte nehmen. Ein weiterer Kritikpunkt trifft das fehlende Verständnis für das Zustandekommen von Standortentscheidungen im internationalen Bereich, unter besonderer Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedeutung der einzelnen Standortfaktoren.222 c)
Die Internalisierungstheorie
Die Internalisierungstheorie erklärt in hohem Maße die Existenz ausländischer Direktinvestitionen. Dennoch ist sie nicht frei von Kritik, die insbesondere an der Fokussierung auf Transaktionskosten als alleiniger Berechnungs- und Entscheidungsgrundlage ansetzt.223 Neuere Veröffentlichungen nehmen sich dieser Schwäche der Internalisierungstheorie an
218
Zur Kritik vgl. Braun (1988), S. 76 ff. und Stein (1992), S. 59. Als Beispiel für die positive Würdigung der Theorie des monopolistischen Vorteils ist Jahrreiß (1984), S. 190 anzuführen.
219
Vgl. Rugman et al. (1985), S. 103.
220
Vgl. Buckley (1985), S. 4 f.
221
Vgl. hierzu kritisch Dähn (1996), S. 46.
222
Vgl. Glaum (1996), S. 62, der auf die explorativen Studien von Pausenberger (1994) verweist.
223
Die Eignung von Transaktionskosten als alleiniger Berechnungs- und Entscheidungsgrundlage ist nur bei Produktionskosten gegeben, die über die verschiedenen Koordinationsformen konstant sind.
68
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
und berücksichtigen gleichzeitig Transaktions- und Produktionskosten.224 Ebenso reagieren neuere Arbeiten auf die Kritik der ausschließlichen Berücksichtigung der KoordinationsH[WUHPD Ä0DUNW³ XQG Ä+LHUDUFKLH³ PLW GHU Erweiterung auf kooperative Zwischenformen wie Joint Ventures und strategische Allianzen.225 Weitere fundamentale Kritikpunkte zielen auf die vage Definition der Transaktionskosten und die damit verbundene unzureichende Übertragungsmöglichkeit auf die Praxis. Die Argumentation der Internalisierungstheorie, der Transfer von Know-how als öffentliches Gut aus dem Stammland einer Unternehmung zu seiner ausländischen Tochtergesellschaft erfolge ohne Ansatz von Kosten, vernachlässigt darüber hinaus die entstehenden Kosten der unternehmensinternen Koordination und der Anpassung an die mitunter andersartige Unternehmensumwelt der ausländischen Tochtergesellschaft.226 d)
Fazit der kritischen Würdigung
Als Fazit der kritischen Würdigung ist Dunnings Verdienst um die Konzeption eines konsistenten Erklärungsparadigmas für die Internationalisierung zur Überwindung bis dahin monokausaler, teilweise komplementärer Ansätze festzuhalten. Dennoch wurde er auch kritisiert, seinen Ansatz nicht als formale Theorie, sondern als eine reine Auflistung von Faktoren konzipiert zu haben, was die Ableitung bedeutender Thesen für die Wissenschaft erschwert. Zudem ist die zwischen der Theorie des monopolistischen Vorteils und der Internalisierungstheorie vorherrschende Redundanz ebenso negativ anzulasten wie die ausschließliche Berücksichtigung der Gewinnmaximierungsziele der Eigentümer. Der in der Praxis anzutreffenden Trennung von Eigentums- und Verfügungsrechten trägt Dunning hingegen nicht Rechnung.227 So werden in der Realität Globalisierungsentscheidungen in der Regel von den verantwortlichen, meist angestellten Führungskräften gefällt. Die persönlichen Ziele dieser Entscheidungsträger finden bei Dunningschen Ansatz aber ebenso wenig Beachtung wie die Schwierigkeiten, diH GHP (LJHQWPHU0DQDJHU9HUKlOWQLV DXI grund bestehender Informationsasymmetrien innewohnen. Aus dem Eklektischen Ansatz von Dunning lässt sich folglich nur eine rationalistische Erklärung der Globalisierung von Unternehmungen bieten, die auf einer allgemeinen Ebene die Rahmenbedingungen für effiziente Globalisierungsentscheidungen darlegt. Die tatsächlichen Ursachen des GlobalisieUXQJVSKlQRPHQV N|QQHQ PLW +LQZHLV DXI GLe fehlende Berücksichtigung der soziopolitischen Dimension indes nicht umfassend aufgezeigt werden.228
224
Vgl. Williamson (1995), S. 90.
225
Vgl. Sydow (2002).
226
Vgl. Schneider (1993), S. 234 ff. zu einer kritischen Beurteilung der Übertragbarkeit des Transaktionskostenkonzepts auf die betriebswirtschaftliche Praxis.
227
9JO0DFKDU]LQD(QJelhard (1991), S 27.
228
9JOKLHU]XDXVIKUOLFK'R]3UDKDODG 6VRZLH0DFKDU]LQD(QJHOKDUG 6
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
4.
69
Branchenspezifische Ausrichtung des Eklektischen Ansatzes
Eine Übertragung des Eklektischen Ansatzes auf Dienstleistungsunternehmungen im Allgemeinen findet sich bei Dunning, wonach sich auch bei Unternehmungen des tertiären Sektors Direktinvestitionen dadurch erklären lassen, dass Eigentumsvorteile gegenüber ausländischen Konkurrenten bestehen, die, idealerweise mit Standortvorteilen im Ausland kombiniert, erfolgsbringend innerhalb der Unternehmung genutzt werden können.229 Branchenspezifische Arbeiten belegen darüber hinaus in weiten Teilen die Gültigkeit des Eklektischen Ansatzes für die Bankenbranche.230 Demnach müssen alle drei Vorteilsbereiche, und zwar die Kategorien Eigentümer-, Standort- sowie Internalisierungsvorteile, vorhanden sein, um die Entstehung einer globalen Bank zu erklären, wie der nachstehenden Abbildung zu entnehmen ist.231
229
Vgl. Dunning (1989b), S. 108 ff. Eine Anwendung des Eklektischen Ansatzes auf Dienstleistungsunternehmungen findet sich auch bei Boddewyn et al. (1986), S. 41 ff. und Enderwick (1989).
230
Vgl. zu den vorwiegend konzeptionellen Arbeiten Gray/Gray (1981), S. 33 ff. und Yannopoulos (1983), S. 236 ff. Darauf aufbauende bankenspezifische empirische Forschungsbeiträge finden sich u.a. bei Cho (1986); Nigh/Cho/Krishnan (1986); Glüder (1988); Sabi (1988) und Grosse/Goldberg (1991).
231
Vgl. hierzu ausführlich Yannopoulos (1983), S. 236 ff. Die empirischen Arbeiten detaillieren Kataloge von Faktoren, die die Ableitung bankspezifischer Globalisierungsvorteile im Licht der Eklektischen Theorie ermöglichen und durch zahlreiche theoriegestützte Arbeiten belegt werden. Dies ist insbesondere die Leistung von Gray/Gray (1981) sowie Yannopoulos (1983). Sie bereiteten den Weg für zahlreiche empirische Ausarbeitungen zur Globalisierung von Banken, so beispielsweise Untersuchungen zum empirischen Gehalt von Eigentümervorteilen: Aliber (1984); Cho (1986); Nigh/Cho/Krishnan (1986); Poulsen (1986); Grosse/Goldberg (1991). Standortvorteile waren zentraler Forschungsgegenstand bei folgenden empirischen Arbeiten: Goldberg/Saunders (1980), Bartlett (1981) und Moshirian (1993). Empirische Untersuchungen bzgl. Internalisierungsvorteilen finden sich bei Khoury (1979) und Tschoegl (1983). Eine ausführliche Übersicht über empirische Untersuchungen findet sich bei Choi (1997), S. 108. Der derzeitige Stand der empirischen Forschung im Bankensektor muss, insbesondere im Vergleich mit dem Forschungsstand im Bereich der Industrieunternehmungen, vom Untersuchungsumfang als unzureichend eingestuft werden. Vgl.. Mößlang (1995), S. 187. Zur Begrenztheit der empirischen Überprüfung und der Problematik der Durchführung dieser Studien vgl. Choi (1997), S. 109 f.
70
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Industrieökonomischer Ansatz Eigentümer Vorteile 1. Qualität der eingesetzten Ressourcen, wie x Eigenkaptial x Management x Produkte x Qualifizierte Mitarbeiter x Kommerzielle Informationen 2. Status der Mutterbank, wie x Größe x Grad der Multinationalisierung x Reputation x Dominanz der Heimatwährung x Effiziente Organisation des globalen Netzwerkes x Gesammelte Erfahrungen im internationalen Bankgeschäft
Standorttheorie Standortvorteile 1. Kostenvorteile aus Regulierungen in Bezug auf x Steuervorteile x Reservesätze x Kapitalverkehr x Bankensysteme x Angebotsbreite der Bankenprodukte x Unterschiede der effektiven Zinsspannen 2. Attraktivität des ausländischen Finanzmarktes bezüglich x Marktgröße und ±VWUXNWXUGHV Gastlandes x Allgemeine wirtschaftliche Entwicklung x Vorhandensein von qualifiziertem Personal x Politische Risiken
Internalisierungstheorie Internalisierungsvorteile 1. Economies of Scale x Reduktion der Währungsrisiken x Reduktion von Schwankungen in der Ertragslage x Möglichkeiten der Arbitrage-Geschäfte 2. Economies of Scope x Kostensenkungen durch IntrabankenFundtransfer x Produktdiversifikation x Manipulation der Transferpreise x Ausbau des globalen Netzes der Markt- und Kundeninformationen 3. Integration
3. Vorhandensein des heimischen Kundenpo tenzials im Gastland x Zahl der heimischen internationalen Unternehmen x Zahl der heimischen Immigranten im Ausland
Der Eklektische Ansatz Dunnings
Abbildung D-1: Bankspezifische Vorteilskategorien des Eklektischen Ansatzes und «ihre Ausprägungen 4XHOOH&KRL 6
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
71
Diesem Grundkonsens der prinzipiellen Übertragbarkeit des Eklektischen Ansatzes auf den Bankensektor stehen einige abweichende Auffassungen verschiedener Autoren gegenüber, auf die im Rahmen der vorliegenden Arbeit allerdings nicht eingegangen werden soll.232 In Bezug auf die Eigentümervorteile bleibt festzuhalten, dass sie, verstanden als Netzwerkvorteile, vorwiegend aus prognostizierten Vorteilen aus dem Aufbau eines globalen Netzwerkes resultieren. Eine Bank alleine wird kaum über ein ausreichendes Maß an notwendigen Eigentümervorteilen verfügen.233 Tatsächliche und erwartbare Netzwerkvorteile sind demnach:234 x
Lerneffekte beim Eintritt in ein weiteres Gastland,
x
Übertragung von Produktinnovationen, Finanzierungsmitteln und Währungen innerhalb des Netzwerks,
x
Integration von externen Finanzmärkten und Aktivität in den Gastländern,
x
Arbitrage weltweit abweichender Beschränkungen,
x
Internationales Image,
x
Risikodiversifizierung,
x
Gewinn von Neukunden sowie gleichzeitige Bedienung von Bestandskunden,
x
Verstärkung des Einflusspotenzials gegenüber Bestandskunden,
x
9HUHLQIDFKWH,QIRUPDWLRQVEHVFKDIIXQJXQG±YHUDUEHLWXQJ
Standortvorteile erstrecken sich nicht mehr nur auf einzelne Standorte, sondern auf einen Verbund von Standorten, der der Differenziertheit der wesentlichen Standortfaktoren Rech-
232
So vertritt Yannopoulos die Meinung, Dunnings Ansatz sei auf sämtliche internationale Bankgeschäfte EHUWUDJEDUÄ5DWKHUWKDQOLPLWWKHDSSOLFDELOLW\RIWKHHFOHFWLFWKHRU\WRWKHH[SODQDWLRQRIFHUWDLQW\SHV RIWUDQVQDWLRQDOEDQNLQJWKHDQDO\VLVLQWKLVSDSHUVXJJHVWVWKDWWKHH[SODQDWRU\SRZHURIWKHWKHRU\LV VWURQJHVW ZKHQ DSSOLHG LQ EDQNLQJ³
233
9JO
234
9JO *OGHU 6 II *OGHU EDVLHUW VHLQH $XVIKUXQJHQ DXI GLH $UEHLW YRQ :DOWHU S. 170 ff.
72
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
nung trägt.235 Einer dieser unabänderlichen natürlichen Ausstattungsmerkmale eines Standortes ist beispielsweise die Zeitzone. Mit der Errichtung von Niederlassungen in internationalen Finanzzentren, deren Zeitzonen sich überlappen, zielt ein solcher Netzwerkaufbau DXIHLQH7HLOQDKPHDPEDQNOLFKHQ+DQGHOÄUXQGXPGLH8KU³236 Internalisierungsvorteile ergeben sich als Synergieeffekte über die bankinterne Integration globaler Aktivitäten auf Off- und Onshore-Finanzmärkten. So können unter der Annahme unvollständiger Wissensmärkte Internalisierungsmöglichkeiten bei der Beschaffung und Verarbeitung der von Banken eingesetzten Informationen resultieren.237 Auch Vorteile aus der Finanzintermediation, wie beispielsweise die Fristentransformation, lassen sich im Gegensatz zum Interbankenmarkt als Refinanzierungsquelle in einer netzwerkartigen Organisation profitabler realisieren.238 5.
Erfolgshypothesen des Eklektischen Ansatzes
Der Eklektische Ansatz von Dunning stellt als effizienzorientierte Theorie die grenzüberschreitende Expansion von Banken als das Ergebnis eines Optimierungsprozesses dar. Demnach verfügen Bankunternehmungen über unterschiedliche Ressourcen und Kompetenzen wie auch deren Standorte auf Grund verschiedener Faktorbedingungen abweichende $WWUDNWLYLWlWVJUDGH DXIZHLVHQ N|QQHQ 8QWHU %eachtung aller relevanten internen und externen Faktoren gilt es, die Ressourcen der Bank bestmöglich einzusetzen, um den langfristigen Erfolg der Bankunternehmung zu maximieren.239 Eine globale Tätigkeit ist definitionsgemäß folglich nur bei Vorliegen spezifischer Vorteile und bestimmter Standortkonstellationen angezeigt, wobei hohe Abwicklungskosten eine Internalisierung des grenzüberschreitenden Know-how-Transfers verlangen. Auf Grund der 8QVLFKHUKHLW GHU 8PZHOW]XVWlQGH XQWHU GHr die Entscheidung über die Aufnahme einer globalen Tätigkeit ebenso wie alle Investitionsentscheidungen zu treffen sind, ist nicht un235
Vgl. Choi (1997), S. 107.
236
Vgl. Glüder (1988), S. 305 ff. zur Zeitzonenlage internationaler Finanzzentren. Aus der Zielsetzung, HLQHQ +DQGHO ÄUXQG XP GLH 8KU³ DXIUHFKW]XHUKDOWHQ ODVVHQ VLFK 0LQGHVWDQIRUGHUXQJHQ DQ GLH $Q]DKO und die Lage der Länder ableiten, in denen eine globale Bank vertreten sein muss. Zu der Bedeutung internationaler Finanzzentren als standortbedingte Notwendigkeit eines globalen Netzwerkaufbaus vgl. Glüder (1988), S. 288 ff. Neben der Chance der ununterbrochenen Nutzung von Zins- und Wechselkursarbitragen sind weitere standortbedingte Gründe für die Entstehung externer Finanzmärkte beispielsweise die Regulierungsvorteile in den Gastländern. Vgl. Glüder (1988), S. 116 ff., S. 262 sowie S. 305 f.
237
Vgl. Yannopoulos (1983), S. 256; Glüder (1988), S. 263; Choi (1997), S. 107.
238
$XIEDXHQGDXIGHQ8PVWDQGGDVV%DQNHQ)LQDQ]PLWWHOPLWDQGHUHQ/DXI]HLWHQRGHU=LQVELQGXQJVIULVWHQ entgegennehmen als sie diese Gelder ausleihen, können sie mit Hilfe der Fristentransformation Ausgleichsoperationen zur Harmonisierung der zeitlichen Überlassungsdauer vornehmen. Dafür bedarf es ausreichender finanzieller Mittel entweder in Form einer Einlagenbasis im Mengengeschäft oder einer Ansammlung weltweiter Einlagen über ein Netzwerk. Vgl. Büschgen (1998), S. 39 und S. 731 ff.; Glüder (1988), S. 263.
239
8QWHUGHPODQJIULVWLJHQ(UIROJGHU8QWHUQHKPXQJLVWGHU6KDUHKROGHU9DOXH]XYHUVWHKHQ
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
73
mittelbar auf den Unternehmenserfolg einer globalen Bank zu schließen. Dem Eklektischen Ansatz folgend werden Auslandsinvestitionen in der Absicht getätigt, den Shareholder Value der Bankunternehmung zu steigern. Unterlaufen den Führungskräften keine systematischen Fehler, ist auch nach Aufnahme der globalen Tätigkeit von einem feststellbaren Erfolg der weltweit agierenden Bank auszugehen.240 Demzufolge erzielen sie aus der globalen Verwertung ihres Know-hows am Markt eine ökonomische Rente, verstanden als eine Rendite, die über der marktüblichen Verzinsung des eingesetzten Kapitals liegt.241 Aus diesen Überlegungen folgt die erste Untersuchungshypothese.242 Statische Rendite-Hypothese H1: Globale Banken sind erfolgreich und erzielen eine positive Rendite.
Der in der wissenschaftlichen Literatur als Globalisierung der Bankenbranche bezeichnete fortschreitende Anpassungs- und Transformationsprozess bankwirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu einem einzigen, weltumspannenden Finanzmarkt zeichnet sich durch eine im Zeitablauf deutlich zunehmende Dynamik aus. Einem tiefgreifenden Strukturwandel der Branche ähnlich werden nationale Anbieterstrukturen verstärkt durch länderübergreifend tätige Banken überlagert, denen es gelingt, sich durch die Implementierung einer umfassenden globalen Infrastruktur und einer begleitenden globalstrategischen Ausrichtung ihrer Prozesse intensiv auf eine weltweite Ausdehnung ihrer Tätigkeit vorzubereiten. Die Konsequenz hieraus ist ein ausgeprägter globaler Wettbewerb, der sich mit einer bedeutenden Dynamik im internationalen Kontext vollzieht. Der Analysezeitraum der vorliegenden empirischen Untersuchung umfasst die Zeitspanne zwischen 01.01.1991 und 31.12.2005 und begleitet damit nahezu parallel die Periode zwischen dem Einsetzen der ersten Globalisierungsprozesse im Finanzsektor Ende der achtziger Jahre und der Gegenwart. Globalisierungstreibende Effekte wie die zunehmenden Liberalisierungsbemühungen der einzelnen Länder hinsichtlich eines freien Kapitalverkehrs und Marktzugangs, die Verbreitung innovativer Finanzprodukte, die Fortschritte der Geschäftsabwicklungs- und Kommunikationstechnologie sowie der Wandel der Kundenbedürfnisse beschleunigen das Maß der Globalisierungsbetroffenheit der Finanzbranche
240
Vgl. Glaum (1996), S. 69 f.
241
Demmler definiert die ökonomische Rente als die Differenz zwischen dem Erlös, den ein Anbieter für sein Produkt am Markt erhält, und dem Betrag, den er zur Aufrechterhaltung seines Angebots mindestens erzielen müsste. Vgl. Demmler (1990), S. 302 ff. Die Abgrenzung zwischen dem Begriff der ökonomischen Rente und dem Gewinn ist in der Literatur von ähnlicher fehlender Trennschärfe gekennzeichnet wie die Inhalte der zahlreichen Rentenbegriffe.
242
Die Rendite der nachfolgend formulierten Untersuchungshypothese wird gemäß der im konzeptionellen Grundlagenteil zur empirischen Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit dargelegten Begriffsbestimmung definiert. Vgl. hierzu ausführlich Kapitel E II 2.
74
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
und zwingen die Banken, sich zunehmend globalstrategisch auszurichten, um den grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernissen gerecht zu werden und in einem sich verschärfenden globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Angesichts der zeitlichen Fortschreitens des Globalisierungsphänomens gilt es, die Renditeentwicklung globalstrategisch ausgerichteter Banken auch in ihrer dynamischen Dimension zu betrachten. Der zunehmende Grad der Globalisierung der Finanzbranche führt für den Untersuchungszeitraum zur Formulierung der zweiten Untersuchungshypothese. Dynamische Rendite-Hypothese H2: Globale Banken erzielen eine positive Renditeentwicklung im Zeitverlauf.
Zentrales Merkmal der fortschreitenden Globalisierungsbetroffenheit der Bankenbranche ist, wie vorstehend ausgeführt, die zunehmende Überlagerung der nationalen Anbieterstrukturen durch Wettbewerber, die sich für eine Ausdehnung ihrer Unternehmenstätigkeit auf die globale Ebene entscheiden als unternehmerische Überlebenserfordernis in einem an Dynamik gewinnenden Markt. Chancen zur Erzielung von Skalen-, Lern- und Erfahrungskurveneffekten auf Grund weltweiter Standardisierungsmöglichkeiten können den Unternehmenserfolg globaler Banken deutlich positiver beeinflussen als dies bei vorwiegend national tätigen Banken der Fall ist. Die unterschiedlichen unternehmerischen Reaktionen auf die tiefgreifende Änderung der grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernisse einerseits und deren arbeitsmarktlichen und sozialpolitischen Konsequenzen in einzelnen etablierten Volkswirtschaften andererseits lassen mit fortschreitender Intensivierung des globalen Wettbewerbs zwischen Bankunternehmungen eine zunehmende Divergenz in der Erfolgswirkung von global operierenden und national tätigen Banken im Zeitablauf erwarten. Vor diesem Hintergrund kann die zweite Untersuchungshypothese durch einen Vergleich mit nationalen Banken noch präziser formuliert werden. Unter Beachtung der Annahme, die Aufnahme einer globalen Tätigkeit würde in der Intention erfolgen, den Unternehmenserfolg der betreffenden Bankunternehmung nachhaltig steigern zu können, leitet sich eine weitere Untersuchungshypothese ab. Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3: Globale Banken erzielen eine höhere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf.
Allerdings geht eine Expansion der Unternehmenstätigkeit auf weltweiter Ebene mit einem höheren Grad an Unsicherheit einher als eine Investition, die sich auf den nationalen und
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
75
damit ökonomisch, politisch und kulturell tendenziell besser abschätzbaren Bereich beschränkt. Die Liste dieser Risiken umfasst Im Wesentlichen: x
Investitions- und Auslastungsrisiken,
x
Operationelle Risiken,
x
Devisenkursrisiken,
x
Zinsrisiken,
x
Anlage- und Bestandsrisiken,
x
Bonitätsrisiken bis hin zu speziellen Länderrisiken,
x
Politische Risiken,
x
Betrugsrisiken.
Die meisten dieser Risiken kennzeichnen zwar auch die Geschäftstätigkeit national operierender Banken. Viele dieser Risiken treten aber aufgrund der Charakteristik des globalen Geschäfts bei globalen Banken in weit höherem Maß auf.243 Demgegenüber gilt es die Folgen des geografischen Diversifikationseffektes für das Risiko der Bankunternehmung abzuwägen. Die stabilisierende Wirkung des Diversifikationseffektes auf den Cashflow und den Gewinn der globalen Bank lässt eine Reduzierung des Risikos erwarten. Es ist des Weiteren anzunehmen, dass dieser risikoreduzierende Effekt mit zunehmender Auslandserfahrung steigt, während die ebenfalls mit steigender Auslandserfahrung zunehmende Kenntnis über den vergrößerten geografischen Tätigkeitsbereich ebenfalls eine Reduktion des vorstehend genannten Risikos globalen Wirtschaftens erwarten lässt. Zu Beginn der Aufnahme der globalen Tätigkeit ist davon auszugehen, dass globale Banken in höherem Maße risikobehaftet sind als nationale Banken. Langfristig ist bei globalen Bankunternehmungen hingegen eine abnehmende Risikoausprägung zu erwarten.
243
Als Beispiel lässt sich hierfür bereits die Frühphase zunehmender grenzüberschreitender Banktätigkeiten anführen. So war die Unterstützung der nationalen Firmenkunden in der Durchführung ihrer Auslandszahlungen mit deutlich höheren operationellen Risiken verbunden als der nationale Zahlungsverkehr. Unterlaufene Fehler bei der Behandlung eines Exportakkreditivs konnten zu beachtlichen Regressionsansprüchen führen. Vgl. Röller (1992), S. 133.
76
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Aus diesen Überlegungen folgt die vierte Untersuchungshypothese zum Ausmaß der Risikobehaftung globalstrategisch aufgestellter Banken in Abgrenzung zu national operierenden Bankunternehmungen. Risiko-Hypothese H4: Globale Banken sind in höherem Maß risikobehaftet als nationale Banken.
Eindeutige Aussagen über die Höhe der Risikobehaftung globaler Banken im Verhältnis zu nationalen Banken bei einem langfristigen Betrachtungshorizont lässt der Eklektische Ansatz indes nicht zu. Ausgehend von der Feststellung, dass dem Eklektischen Ansatz zufolge die Aufnahme einer globalen Tätigkeit auf der Intention beruht, den langfristigen Erfolg einer Unternehmung zu maximieren, ist trotz der in vorstehender Forschungshypothese postulierten erhöhten Risikobehaftung globaler Unternehmungen letztendlich von einem positiven RenditeRisiko-Verhältnis einer globalen Bank auszugehen. Begründet durch eine deutlich positive Renditeentwicklung der globalen Banken werden die Risikoeffekte überkompensiert, so dass in der Gesamtbetrachtung aus Rendite und Risiko eine positive risikoadjustierte Renditeentwicklung postuliert werden kann. Diese Annahme unterstreicht die grundsätzliche Absicht globaler Banken, langfristig den Unternehmenserfolg zu sichern. Für den gesamten Analysezeitraum leitet sich hieraus die fünfte Hypothese ab. Performance-Hypothese H5: Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken.
II.
Die Prinizipal-Agent-Theorie
1.
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Die Prinzipal-Agent-Theorie findet ihren Ursprung in der gedanklichen Trennung von Eigentums- und Verfügungsrechten.244 Gerade die fehlende Berücksichtigung dieser in der Praxis häufig anzutreffenden Trennung von Eigentums- und Verfügungsrechten wird dem vorstehend dargelegten Eklektischen Ansatz von Dunning negativ angelastet. Eine Prinzipal-Agent-Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass Dritte, die sogenannten Agenten, 244
Die erstmalige Thematisierung der Eigentums- und Verfügungsrechte findet sich bei Smith (1776). Smith zufolge versucht der Einzelne, durch den möglichst gewinnbringenden Einsatz seines Eigentums dieses zu vermehren, trägt damit aber zugleich zum größtmöglichen Wohl seiner Gesellschaft bei. Die Problematik wurde in der Folge u.a. von Knight (1924) und Berle/Means (1932) aufgegriffen.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
77
durch einen oder mehrere Prinzipale mit der Durchführung einer Dienstleistung beauftragt werden.245 Hierzu ist die Abgabe der Entscheidungsbefugnisse des Prinzipals an den Agenten unerlässlich.246 Seine Handlungen determinieren auf diese Weise das Nutzenniveau des Prinzipals. Da der Agent jedoch auch über eigene, persönliche Ziele verfügt, ist ein Zielkonflikt zwischen Prinzipal und Agent und somit ein Abweichen ihrer Interessen möglich.247 Der Prinzipal kann folglich nicht in allen Fällen von einem Handeln des Agenten in seinem Sinne ausgehen. Auf Grund der Existenz asymmetrisch verteilter Information einerseits und der fehlenden Kongruenz der Vertragsparteien andererseits resultieren Probleme, die sich nach der Art der Informationsasymmetrien in Adverse Selection-Probleme und in Moral Hazard-Probleme unterteilen lassen.248 Adverse Selection-Situationen sind die Folge von ex ante-Informationsasymmetrien, die bereits bei Vertragsabschluss dem Prinzipal nicht ermöglichen, die tatsächlichen Qualitätseigenschaften der angebotenen Leistung sowie die Motivation des Agenten eindeutig einzuschätzen.249 Moral Hazard-Probleme basieren auf einem nachvertraglichen Informationsgefälle, der ex post-Informationsasymmetrie.250 Je nach Art der Informationen gliedert man in Hidden Action- und Hidden Information-Probleme.251 Bei der Hidden Action-Problematik kann der Prinzipal das Ergebnis der Handlungen vollständig beobachten. Er vermag aber nicht zweifelsfrei nachzuvollziehen, ob die erzielten Resultate durch die Leistung des Agenten oder durch Umwelteinflüsse bestimmt werden.252 Im Fall der Hidden Information kann der Prin245
Auf dem Gebiet der Unternehmensführung existieren zahlreiche Prinzipal-Agent-Beziehungen, wobei im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur das Verhältnis von Eigentümern (Aktionären) als Prinzipale und Managern als Agenten thematisiert werden soll.
246
In der Folgenden Darstellung soll von einem Prinzipalen und einem Agenten ausgegangen werden. Gleichwohl gelten die dargelegten Ausführungen auch für den Fall mehrerer Prinzipale bzw. Agenten.
247
$OV 9RUOlXIHU GHU 3ULQ]LSDO$JHQW7KHRULH NDQQ GLH ÄPDQDJHULDO WKHRU\ RI WKH ILUP³ JHVHKHQ ZHUGHQ vgl. Penrose (1959); Baumol (1959); Williamson (1964); Marris (1964). Zur Entwicklung der eigentlichen Prinzipal-Agent-Theorie trugen entscheidend Ross (1973); Stiglitz (1974); Jensen/Meckling (1976) und Fama (1980) bei.
248
Vgl. Fama (1980), S. 288 f.; Arrow (1985), S. 37 f.; Spremann (1989), S. 3 ff.; Elschen (1991), S. 209 ff.; Hungenberg (1995), S. 36; Wosnitza (1995), S. 10 ff. Eine ausführliche Übersicht über verschiedene Arten der Informationsasymmetrien findet sich bei Breid (1995), S. 824.
249
,Q GHU /LWHUDWXU ILQGHW VLFK KLHUIU GHU %HJULII ÄKLGGHQ FKDUDFWHULVWLFV³ 9JO 6SUHPDQQ 6 Milgrom/Roberts (1992), S. 149; Wosnitza (1995), S. 13; Wolff (1995), S. 48; Pörschke (1996), S. 11. In der Folge kann das Zustandekommen effizienter Vertragsbeziehungen gefährdet sein. Vgl. hierzu das Ä/HPRQ3UREOHP³$NHUORI 6II
250
Vgl. Milgrom/Roberts (1992); S. 167, Wosnitza (1995); S. 18, Pörschke (1996); S. 11.
251
Vgl. Arrow (1985), S. 38 ff; Wenger/Terberger (1988), S. 507.
252
Vgl. Arrow (1985), S. 39, Kah (1994), S. 97; Wolff (1995), S. 49; Breid (1995), S. 824. Am häufigsten thematisiert wird diese Problematik bei der Verfolgung eigener Ziele des Managements bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Interessen der Eigentümer bzw. Aktionäre. Zu nennen wäre auch das Beispiel des Strebens nach Steigerung der kurzfristigen Performance von Seiten der Leitung unternehmerischer Teilbereiche unter Vernachlässigung der Steigerung der langfristigen Rentabilität der Gesamtunternehmung.
78
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
zipal zwar die Handlungen des Agenten beobachten, nicht jedoch dessen Informationsstand. Ob diese Informationen so eingesetzt werden, dass sie den Zielen des Prinzipals in optimaler Weise dienen bzw. ob diese Informationen überhaupt, noch dazu korrekt oder verfälscht, weitergeleitet werden, entzieht sich einer Beurteilung durch den Prinzipal. 253 Zur Durchsetzung seiner eigenen Interessen bedarf es auf Seiten des Prinzipals geeigneter Anreiz- und Kontrollmechanismen, wie beispielsweise erfolgsabhängige Entlohnungssysteme, die wiederum Prinzipal-Agent-Kosten verursachen. 2.
Die Prinzipal-Agent-Theorie im internationalen Kontext
In der Literatur findet sich keine konsequente und systematische Anwendung der PrinzipalAgent-Theorie im Rahmen des internationalen Managements.254 In empirischen Arbeiten finden sich allerdings Hinweise dafür, dass die Anleger am Kapitalmarkt bei ihrer Bewertung von Auslandsinvestitionen durchaus Prinzipal-Agent-Probleme wahrnehmen. Eine Vernachlässigung der Prinzipal-Agent-Theorie im Kontext der theoretischen Fundierung der Globalisierung, wie dies bislang meist der Fall war, ist auf Grund der vorliegenden empirischen Resultate nicht zu vertreten.255 Die vorliegende Arbeit überwindet die Schwäche der zu Grunde liegenden Literatur, indem sie die Prinzipal-Agent-Theorie sowohl in die theoretische Fundierung der Globalisierung einbettet als auch in die nachstehende empirische Untersuchung des Globalisierungsaspektes integriert. Vor dem Hintergrund, dass Entscheidungen über Direktinvestitionen im Ausland als ein Fall von speziellen Investitionsentscheidungen angesehen werden können, lassen sich die Erkenntnisse über das allgemeine Investitionsverhalten von Managern problemlos auf den internationalen Kontext übertragen. Gemäß diesen Erkenntnissen wird ein Streben nach Umsatzmaximierung verfolgt, um durch die Bildung möglichst großer, weit verzweigter Unternehmungen sowohl den persönlichen als auch den sozialen Zielen des Managements
253
Vgl. Wolff (1995), S. 50; Breid (1995), S. 824; Wosnitza (1995), S. 13.
254
Innerhalb der Prinzipal-Agent-Theorie können zwei Strömungen unterschieden werden: die positive Prinzipal-Agent-Literatur, die mittels einer deskriptiven Vorgehensweise auf die Erklärung der in der Realität entwickelten Organisationsformen zielt, und die normative Prinzipal-Agent-Theorie, die sich der mathematischen Formulierung von Prinzipal-Agent-Beziehungen und der Ermittlung optimaler Anreizverträge widmet. Vgl. hierzu Arrow (1985), S. 38; Wenger/Terberger (1988), S. 507.
255
So weisen Morck/Yeung (1992), S. 41 ff. mittels Event-Studien eine statistisch signifikant positive Korrelation zwischen einer Beteiligung der Manager am Eigenkapital der Unternehmung und der Höhe der abnormalen Rendite nach. Markides/Ittner (1994), S. 343 ff. stellten eine negative Korrelation zwischen den abnormalen Renditen und der Profitabilität des Auslandsengagements fest. Weitere Anzeichen für die Relevanz der Prinzipal-Agent-Theorie im grenzüberschreitenden Kontext finden sich bei Morck/Yeung (1991), S. 165 ff.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
79
zu entsprechen.256 Im Gegensatz zu den Aktionären, die ihr Einkommen häufig aus einem gestreuten Portfolio beziehen und somit in Bezug auf die Unternehmung nur von dem portfoliorelevanten, systematischen Risiko dieser einzelnen Anlage betroffen sind, ist der Manager als Bezieher eines Arbeitseinkommens dem Gesamtrisiko dieser Unternehmung unterworfen und wird folglich nach einer möglichst umfangreichen Diversifikation der Geschäftsfelder suchen. Die eigentliche Vorgabe der Aktionäre nach einer angemessenen Verzinsung des eingesetzten Kapitals sowie einer Mindestdividende stellen lediglich eine Restriktion im Rahmen der Entscheidungen des Managements dar. Nach der FreeCashflow-These werden freie Mittel auch dann möglichst einer Reinvestition zugeführt, wenn sich keine marktadäquate Rendite abzeichnet, anstatt sie in Form einer Ausschüttung den Eignern zukommen zu lassen.257 Ä6DODULHG PDQDJHUV KDYH OLttle or nothing to gain by paying out more than is necessary to keep existing shareholders from complaining in force (...). On the contrary, the managers of a firm have much more to gain if funds can be UHWDLQHGDQGUHLQYHVWHGLQWKHILUP« ZHZould also expect that funds that could not be profitably used would be invested instead of being used substantially to raise dividends «´258 Das Expansionsstreben, das sogenannte Empire Building, findet aus Managersicht seine größte Bedeutung in Form von Direktinvestitionen im Ausland.259 Neben dem reinen Wachstum der Unternehmung gelingt auf diese Weise der Übergang von einer nationalen über eine internationale bis hin zu einer globalen Unternehmung, verbunden mit den angeVWUHEWHQ +HUDXVIRUGHUXQJHQ ]XU P|JOLFKHQ 6Hlbstverwirklichung des Managers einerseits und der erhöhten Beachtung seiner Person als erfolgreiche und machtvolle Führungskraft auch außerhalb der Unternehmung.260 Dem sind die ökonomischen und politischen Risiken einer Auslandsbearbeitung entgegenzusetzen, die im Fall des Verlustes des im Ausland investierten Kapitals eine Beeinträchtigung des Prestiges oder gar die Gefährdung der Anstellung nach sich ziehen können. Gelingt es jedoch, derartige Verluste gegen Gewinne in anderen Unternehmensbereichen unter Wahrung einer marktgerechten Gesamtrentabilität der Unternehmung zu verrechnen, so verliert das Argument des Risikos seine nachteilige Bedeutung. DiHVH6LWXDWLRQLVWLQV besondere bei großen, diversifizierten Unternehmungen anzutreffen. 256
Unter persönlichen Zielen sind in der Regel monetäre Interessen wie die Einkommensmaximierung VRZLH9HUJQVWLJXQJHQLQ)RUPYRQ)LUPHQZDJHQXQG6SHVHQ]XYHUVWHKHQ(VLVWKLHUEHLGDYRQDXV]X JHKHQ GDVV GDV (LQNRPPHQ PLW ]XQHKPHQGHU 8QWHUQHKPHQVJU|H DQVWHLJW 6R]LDOH =LHOH VLQG 0DFKW 3UHVWLJHVRZLH+HUDXVIRUGHUXQJHQLP$UEHLWVXPIHOG]XUSHUV|QOLFKHQ6HOEVWYHUZLUNOLFKXQJ
257
Hierbei ist es durchaus denkbar, dass das ManagePHQWYRQHLQHP+DQGHOQLP6LQQHGHU$NWLRQlUHEHU zeugt ist, derartige Überlegungen also nur unbewusst die Entscheidungen des Managements beeinflussen.
258
3HQURVH 6
259
9JO7LFK\ 6II
260
9JO)RUVJUHQ 6
80
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass globale Unternehmungen als mögliche Folge des permanenten Expansionsstrebens des Managements im Sinne des Empire BuildingGedankens resultieren können, um dessen persönliche und soziale Interessen in optimaler Weise zu wahren. Das Streben der Aktionäre als Prinzipale nach einer maximalen Verzinsung des eingesetzten Kapitals kann auf Grund der Prinzipal-Agent-typischen Informationsasymmetrien umgangen und in Form der Forderung nach einer Mindestrendite als Nebenbedingung in das Kalkül der Unternehmensleitung einbezogen werden. 3.
Kritische Würdigung der Prinzipal-Agent-Theorie
Die Prinzipal-Agent-Theorie kann als konsistenter Erklärungsansatz für die Existenz von ausländischen Direktinvestitionen gewertet werden. Kritik wird hingegen an den mitunter als unrealistisch bewerteten Verhaltensannahmen geübt, die der Theorie zugrunde liegen. Demnach zeichnet sich das Menschenbild durch ein rationales, opportunistisches und nutzenmaximierendes Verhalten aus.261 Auch die Annahme, die Beziehungen zwischen Agent und Prinzipal bedürfen finanzieller Anreize und Kontrollen zur Gewährleistung der Leistungserbringung im Sinne des Prinzipals, ist nach Meinung einiger Kritiker niFKW UHDOLWlWVNRQIRUP Ä,n most organizations, employees contribute much more to goal achievement than the minimum that could be extracted from them by supervisory enforcement of the vague terms of the employment contract. Why do employees not substitute leisure for work more consistently than they GR"´262 Zudem wird die Prinzipal-Agent-Theorie nicht dem kulturellen Einfluss auf die Verhaltensannahmen gerecht, wie dies im globalen Kontext gefordert wird.263 So entsprechen Entscheidungsträger, die der nordamerikanischen Kultur und damit dem Entstehungsland dieser Theorie angehören, mit größerer Wahrscheinlichkeit dem Bild GHVÄFRQWUDFWXDOPDQ³ als es bei asiatischen Agenten anzunehmen ist. Die genannten Schwächen der Prinzipal-Agent-Theorie werden abgemildert, wenn man sie als Ergänzung zu traditionellen, an der Effizienz orientierten Theorien zur Erklärung ausländischer Direktinvestitionen betrachtet. Auch der Vorwurf der mangelnden Berücksichtigung anderer Stakeholder ist im Rahmen der vorliegenden, rein auf den Shareholder-Value zielenden Arbeit von geringer Bedeutung.
261
Vgl. Schneider (1993), S. 264.
262
Simon (1991), S. 32.
263
Vgl. Doz/Prahalad (1991), S. 149.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
4.
81
Branchenspezifische Ausrichtung der Prinzipal-Agent-Theorie
Die Trennung von Eigentums- und Verfügungsrechten zwischen Management und Kapitalgebern und das nur bedingt unternehmenswertmaximierende Verhalten der Unternehmensleitung stellt auch bei Dienstleistungsunternehmungen und damit bei Bankunternehmungen eine wesentliche Schwierigkeit dar. Beachtet man, dass die Mehrzahl der global bedeutenden Banken mehr oder weniger breit gestreute Aktiengesellschaften sind, so ist die Moral Hazard-Problematik und ihre Kontrolle bei Globalisierungsaktivitäten in besonderem Maß zu berücksichtigen.264 Mögliche Erklärungen von Globalisierungsvorhaben in der Bankenbranche durch Managermotive im Sinne der Prinzipal-Agent-Theorie liefern die beiden folgenden Thesen: x
Die These des Empire Building unterstellt ein individuelles Größen- und Prestigestreben des Bankmanagements als Hauptmotiv für die Umsetzung von Globalisierungsstrategien.265 Von der Bildung möglichst großer, globaler Banken verspricht man sich eine bessere Verwirklichung persönlicher, meist monetärer Ziele wie beispielsweise eine Maximierung des Einkommens. Dabei steht nicht nur die reine Vergrößerung der Bank im Mittelpunkt des Interesses, sondern auch die qualitative Veränderung in Form eines Sprungs von einer nationalen oder internationalen Bank zu einer weltweit verzweigten, global agierenden Bankunternehmung und den damit einhergehenden persönlichen Annehmlichkeiten wie zahlreichen Reisen und längeren Auslandsaufenthalten.266 Vor allem aber ergeben sich aus der Globalisierung der Bankunternehmung für das verantwortliche Management neue Herausforderungen zur Selbstverwirklichung einerseits sowie eine Steigerung des eigenen Images innerhalb und außerhalb der Bank andererseits.267
x
Nach der Hybris-These liegt ein weiteres Motiv für die Globalisierung der Bankenbranche in einem überhöhten Optimismus und einer Selbstüberschätzung des Bankmanagements bzgl. seiner Fähigkeiten.268 Verursacht durch eine systematische Tendenz,
264
Auf die Voraussetzung, die Mehrzahl der global tätigen Banken seien Aktiengesellschaften, basiert schließlich die vorliegende Arbeit, in deren empirischem Teil Erkenntnisfortschritte mittels Aktienrenditen gewonnen werden sollen. Das Risiko des Moral Hazard beruht auf dem nachvertraglichen Informationsgefälle. Demnach vermag der Prinzipal nicht zweifelsfrei nachvollziehen, ob die durch den Agenten erzielten Resultate durch dessen Leistung oder durch Umwelteinflüsse bestimmt wurden oder aber er kann das Aktivitätsniveau des Agenten beobachten, nicht jedoch dessen Informationsstand.
265
Vgl. zur Empire Building-These im allgemeinen Tichy (1990), S. 455. Des Weiteren vgl. Seidel (1995), S. 33.
266
Vgl. hierzu Glaum (1996), S. 81 und S. 84.
267
Forsgren bezeichnet dieses Verhalten als Reputation Buildung durch die Unternehmensführung. Vgl. hierzu Forsgren (1989), S. 93.
268
Zu der von Roll formulierten Hybris-These vgl. Roll (1986), S. 212 ff.; Bühner (1990a), S. 1280. Hybris hat in der griechischen Antike die Bedeutung von frevelhaftem Übermut.
82
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
die Globalisierungsrisiken in Form von finanziellen Einbußen auf Grund politischer oder ökonomischer Schwierigkeiten zu unterschätzen, werden die Erfolgschancen des Globalisierungsvorhabens häufig zu positiv eingestuft.269
5.
Erfolgshypothesen der Prinzipal-Agent-Theorie
Der Prinzipal-Agent-Ansatz hat den Fokus der Betrachtung auf den Zielkonflikt zwischen Eigentümern und der Unternehmensführung gerichtet, die sich in der Realität für die Aufnahme einer globalen Tätigkeit verantwortlich zeichnet. Derartige Auslandsengagements erlauben den angestellten Managern in höherem Maß, ökonomische und nicht-ökonomische Ziele zu erreichen als sich dies häufig durch ein nationales Engagement der Unternehmung verwirklichen lässt.270 Das Bankmanagement wird folglich eine möglichst umfangreiche räumliche Diversifikation auf globaler Ebene anstreben, bei der Renditeerwartungen der Aktionäre lediglich als restriktive Bedingung in das Kalkül eingehen. Geht man von der Annahme aus, dass sich die Renditen einzelner Investitionsprojekte innerhalb der Unternehmung einer genauen Beobachtung durch die Aktionäre entziehen und diese lediglich Informationen über die Gesamtrendite erhalten, weitet sich der Spielraum für das Management insofern aus, dass nicht jede grenzüberschreitende Direktinvestition eine bestimmte Mindestrendite erzielen muss. Vielmehr kann das globale Engagement durch die Unternehmensführung so lange vorangetrieben werden, bis die erwartete Gesamtrentabilität der Bankunternehmung auf die von den Aktionären geforderte Mindestrendite absinkt. Fehlallokationen von Ressourcen lassen sich hierbei insbesondere in großen, diversifizierten Banken nicht vermeiden, bei denen Auslandsengagements mit negativem Kapitalwert gegen Erträge aus anderen, eventuell nationalen Unternehmensbereichen verrechnet werden können. Erfolgt eine Aufnahme oder Ausdehnung der globalen Tätigkeit über das aus Aktionärssicht optimale, renditemaximierende Maß, so sinkt die Gesamtrentabilität der globalen Bank solange, bis die Mindesterwartungen der Aktionäre gerade noch erfüllt werden können. Auf Grund der begrenzten Rationalität der Akteure sind Entscheidungen zu erwarten, die im Sinne des rationalistischen Eklektischen Ansatzes als suboptimal anzusehen sind. Globale Banken können aus Prinzipal-Agent-theoretischer Sicht daher nicht erfolgreicher sein als nationale Banken. Als inverse Hypothese zu Hypothese H3 ergibt sich damit eine weitere zu überprüfende Hypothese. 269
Vgl. Glaum (1996), S. 85.
270
Auslandsinvestitionen bewirken in der Regel nicht nur ein rein quantitatives Wachstum der Unternehmung, sondern auch bedeutende qualitative Änderungen. Vgl. hierzu Glaum (1996), S. 123.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
83
Inverse Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3 -1: Globale Banken erzielen eine geringere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf.
Hinsichtlich des Risikos global tätiger Banken lässt sich auf Grund des erhöhten Grades an Unsicherheit auf einer globalen und damit ökonomisch, politisch und kulturell schwieriger abzuschätzenden Ebene sowie mit Hinweis auf den geografischen Diversifikationseffekt aus dem Prinzipal-Agent-Ansatz die gleiche Hypothese ableiten, wie bereits ausführlicher bei dem Eklektischen Ansatz dargestellt. Die Formulierung dieser Hypothese wird durch die Hybris-These innerhalb des Prinzipal-Agent-Ansatzes gestützt, wonach ein unterstellter überhöhter Optimismus des verantwortlichen Bankmanagements gepaart mit einer Selbstüberschätzung bzgl. seiner Fähigkeiten dazu führt, die Globalisierungsrisiken in Form finanzieller Einbußen auf Grund politischer oder ökonomischer Schwierigkeiten zu unterschätzen. Risiko-Hypothese H4: Globale Banken sind in höherem Maß risikobehaftet als nationale Banken.
Ist von der Gültigkeit der Hypothesen H3-1 und H4 auszugehen, wonach globale Bankunternehmungen sowohl eine geringere Rendite als nationale Banken aufweisen als auch ihre grenzüberschreitende Unternehmenstätigkeit von einem höheren Risikoausmaß gezeichnet ist, so lässt sich hinsichtlich der Rendite-Risiko-Relation in logischer Fortführung die Hypothese ableiten, globale Bankunternehmungen weisen eine schlechtere risikokompensierte Rendite auf als ihre vorwiegend national tätigen Wettbewerber. Diese Annahme verhält sich invers zu den Aussagen der Hypothese H5. Inverse Performance-Hypothese H5-1: Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist geringer als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken.
III.
Die transnationale Lösung
1.
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Die zunehmende Globalisierung der Märkte sowie die damit einhergehende Verschärfung des Wettbewerbs blieb auch in der Literatur zum internationalen strategischen Management nicht ohne Folgen. Die bis Ende der achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre vorherrschenden Kontingenzansätze, basierend auf dem von Chandler entwickelten Strategie-
84
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Struktur-Paradigma, wurden durch neue Arbeiten ergänzt, deren Fokus auf eine Deskription unternehmensspezifischer Verhaltensalternativen zielt.271 Subsumiert unter dem Begriff der Fähigkeitsansätze ist diesen Überlegungen gemein, bestimmten unternehmensspezifischen Eigenschaften eine wesentliche Bedeutung zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen und damit zum erfolgreichen strategischen Management international orientierter Unternehmungen anzuerkennen.272 Nach der Überzeugung der Vertreter dieser Fähigkeitsansätze, für die stellvertretend der Ansatz von Bartlett/Ghoshal auf Grund seiner hohen wissenschaftlichen Anerkennung nachfolgend dargestellt wird, ist die Entwicklung der Wettbewerbsvorteile nicht primär auf eine eingehende Analyse mit den zugrundeliegenden Wettbewerbsprozessen zurückzuführen als vielmehr auf eine Inhärenz mit einzelnen unternehmensspezifischen Qualitäten. Die bislang in der Forschung diskutierten Kontingenzansätze zeigen für jeweils eine situativ definierte dominante strategische Notwendigkeit eine korrespondierende international ausgerichtete Strategie auf.273 So ist die strategische Notwendigkeit internationaler Branchen in einem internationalen Wissenstransfer zu sehen.274 In multinationalen Branchen liegt der strategische Fokus auf der dominanten strategischen Notwendigkeit, den Erfordernissen unterschiedlicher Ländermärkte durch eine lokale Anpassung der Unternehmensleistungen an die verschiedenen Nachfragestrukturen Rechnung zu tragen. Die Konfiguration der Werterstellung erfolgt in diesen Branchen dezentralisiert und national unabhängig.275 Globale Branchen hingegen zeichnen sich durch das dominante strategische Erfordernis aus, basierend auf den recht homogenen Marktgegebenheiten und Nachfrage-
271
Vgl. Chandler (1962). Das Strategie-Struktur-Paradigma geht von einem korrespondierenden Zustand zwischen der Organisation und der sie umgegebenen Umwelt aus. Abstimmungen, der sogenannte Fit, zwischen den Strategie-, den Struktur- und den Umweltvariablen tragen zu einer erhöhten Effizienz bei, ein mangelhafter Entsprechungszustand zwischen diesen Variablen schwächt den möglichen Erfolg ab. Vgl. Chandler (1962); Rumelt (1986). Stellvertretend für die genannten neueren Ansätze wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit der Ansatz von Bartlett/Ghoshal (1989) auf Grund seiner hohen theoretischen Relevanz dargelegt. Zu weiteren Netzwerkansätzen in der internationalen Managementliteratur, insbesondere dem Heterarchiekonzept von Hedlund, dem Konzept der idealen Diversified Multinational Corporation (DMNC) von Prahalad/Doz sowie dem Konzept der horizontalen Organisation von White/Poynter vgl. Hedlund (1993); Prahalad/Doz (1987); Doz/Prahalad (1991); White/Poynter (1990). Eine Synthese dieser Ansätze findet sich bei Riedl (1999), S. 49 ff.
272
Der Begriff der Fähigkeitsansätze für die Bezeichnung derjenigen theoretischen Konzepte, die die Deskription unternehmensspezifischer Qualitäten zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen in den Fokus ihrer Betrachtung stellen, findet in der Gegenwart in dieser Form bislang keine Beachtung. Er fußt vielmehr auf der Verwendung in der Dissertation von Dähn (1996), S. 108 ff.
273
Bartlett/Ghoshal (1989), S. 16.
274
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 12 f.
275
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 8 f. Die Bezugnahme zur Werterstellung trägt dem Umstand Rechnung, dass Globalisierungstheorien wie auch die transnationale Lösung in erster Linie auf Erkenntnissen beruhen, die aus Industrieunternehmungen generiert wurden.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
85
strukturen auf grenzüberschreitender Ebene eine möglichst hohe Effizienz bei der Erbringung der Unternehmensleistung zu gewährleisten.276 Die Unternehmensrealität hat sich jedoch nach der Meinung von Bartlett/Ghoshal nachhalWLJ JHlQGHUW Ä WKH HDUOLHU GRPinance of a single set of environmental forces was replaced by a much more complex set of environmental demands. Companies in these industries must now respond simultaneously to diverse and often conflicting strategic needs. 7RGD\QRILUPFDQVXFFHHGZLWKD« XQLGLPHQVLRQDOVWUDWHJLFFDSDELOLW\« ´277 Vor dem Hintergrund einer künftigen Entwicklung weg von einer situativ präzisierten Realität hin zu einer transnationalen Realität, deren wesentliche Charakteristik nicht mehr nur im Vorhandensein einer dieser strategischen Notwendigkeiten, sondern in der simultanen Existenz aller drei dieser dominanten strategischen Erfordernisse besteht, bedarf es einer adäquaten theoretischen Konzeption, die alle drei strategischen Notwendigkeiten gleichzeitig auf sich vereint: lokale Anpassungsfähigkeit, globale Effizienz und weltweiter Wissenstransfer.278 Die transnationale Unternehmung strebt einerseits nach einer weiten Streuung der Werterstellung über die relevanten Länder, um die Fähigkeit zum weltweiten Wahrnehmen und Ausnutzen von inhomogenen Marktbedingungen und Faktorkostendifferenzen sowie zur Reduktion politischer sowie wirtschaftlicher Risiken zu erhöhen. Gleichzeitig soll diese weltweite Streuung der Werterstellungseinheiten in einer strukturierten Interdependenz sowie die Werterstellung mit einem hohen Grad an Spezialisierung erfolgen, um dem Kriterium der globalen Effizienz und damit der Wettbewerbsfähigkeit zu entsprechen.279 Ein weiteres Kennzeichen liegt in der Entwicklung einer Lern- und Innovationsfähigkeit, ausgestaltet als Balance zwischen der für globale und internationale Unternehmungen bislang charakteristischen Form einer zentral gestalteten Wissensentwicklung und der für multinationale Unternehmungen typischen dezentral angeordneten Innovationsentwicklung.280 Das Wissen soll folglich als Resultat einer gemeinsamen Entwicklung in der Gesamtunternehmung allen Auslandsgesellschaften zur weiteren Nutzung zur Verfügung gestellt werden.281
276
Vgl. Bartlett/GhoshaO 6I
277
%DUWOHWW*KRVKDO 6
278
Effizienz stellt ebenso wie die durch lokale Anpassungsfähigkeit erzielbare Marktnähe und die Innovationsfähigkeit auf Grund eines weltweiten Wissenstransfers eine Voraussetzung für den Unternehmenserfolg dar. Der Effizienz-Begriff nach Bartlett/Ghoshal ist nicht mit der direkten OperationalisieUXQJGHV8QWHUQHKPHQVHUIROJVJOHLFK]XVHW]HQ9JO'lKQ 6)XQRWH
279
9JO%DUWOHWW*KRVKDO 6II
280
9JO'lKQ 6
281
9JO&KRL 6
86
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die transnationale Lösung nach Bartlett/Ghoshal.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Unternehmenstyp
87
Multinationale Unternehmung
Globale
Internationale
Unternehmung
Unternehmung
Konfiguration der Werterstellung
Dezentralisiert und national unabhängig
Zentralisiert und global dimensioniert
Kernkompetenzen zentralisiert, andere dezentralisiert
Rolle der Auslandsgesellschaften
Wahrnehmung und Ausnutzung lokaler Gelegenheiten
Implementierung von Strategien der Muttergesellschaft
Anpassung und Umsetzung von Kompetenzen der Muttergesellschaft
Wissensentwicklung
Wissen wird lokal entwickelt und dort behalten
Wissen wird zentral entwickelt und dort behalten
Wissen wird zentral entwickelt und überallhin transferiert
Unternehmenscharakteristika
Integration: Die transnationale Lösung
Strategische Fähigkeiten des transnationalen Unternehmens Managementaufgaben im transnationalen Unternehmen
Entwicklung multipler und flexibler Koordinationsprozesse
Multinationale Flexibilität und Marktnähe
Globale Effizienz
Internationale Innovationskraft
Rolle der Auslandsgesellschaften: Differenzierte und spezialisierte Rollen
Legitimierung verschiedener Perspektiven und Fähigkeiten: Balance unterschiedlicher Ansichten
Konfiguration der Werterstellung: Integriertes Netzwerk verstreuter und verwobener Ressourcen
Aufbau einer gemeinsamen Vision und individueller Motivation: Etablierung einer geistigen Matrix
Abbildung D-2: Die transnationale Lösung im Überblick (Quelle: Dähn (1996), S. 115)
Wissensentwicklung: Weltweit gemeinsame Entwicklung und Nutzung von Wissen
88
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Organisatorische Umsetzung findet die transnationale Lösung in einem integrierten Netzwerk, in dem der permanente Austausch von Komponenten, Ressourcen, Produkten, Menschen und Informationen erfolgen kann.282 Die Verantwortlichkeiten zwischen der Mutterunternehmung und den Tochtergesellschaften sind dabei nicht starr festgelegt.283 In Abhängigkeit der strategischen Dimension der nationalen Umfelder für die Weltmarktstrategie der Gesamtunternehmung sowie der organisatorischen Dimension der Kompetenz der einzelnen ausländischen Einheiten liefern diese differenzierte und spezialisierte Beiträge für die gesamte Unternehmung.284 Die unterschiedliche Verteilung der vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen auf die einzelnen ausländischen Stützpunkte begünstigt dabei interdependente Beziehungen zwischen diesen Einheiten, so dass Autonomiebestrebungen der einzelnen Auslandsgesellschaften möglichst eingedämmt, kooperatives Agieren gefördert sowie der Koordinationsaufwand der eigentlichen Zentrale reduziert wird. Für die Unternehmung bedeutet dies die Schaffung eines synergetischen Kulturverständnisses.285 Im Rahmen der transnationalen Lösung findet die Berücksichtigung der weichen Standortfaktoren, insbesondere die Kultur, eine wesentliche Beachtung. Demnach werden die unterschiedlichen Kulturen bzw. Umfelder als maßgeblich für den Unternehmenserfolg eingestuft vor dem Hintergrund, dass unterschiedliche Kulturen eine Quelle möglicher Wettbewerbspotenziale darstellen.286 Verstanden als Koordinationsinstrument soll gemäß der transnationalen Lösung insbesondere die Unternehmenskultur als Teilaspekt der Kultur den verstreuten Unternehmensverbund zusammenhalten und im Rahmen eines Kontextmanagements den Spalt zwischen Unternehmenszielen einerseits und Individualzielen andererseits überwinden.287 Definitorisch ist der Begriff der Kultur nur sehr schwer zu bestimmen.288 Als Teilbereich der nicht beeinflussbaren Umwelt definiert Hofstede als klassischer Vertreter der KulturIRUVFKXQJ GLH .XOWXU DOV ÄNROOHNWLYH 3URJUDPPLerung des Gehirns, welche unterscheidet zwischen den Mitgliedern einer Kategorie von Menschen und denen anderer Katego282
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1990), S. 86ff. Vgl. hierzu auch die Arbeit von Bartlett (1989), S. 425 ff. über den Aufbau und das Management der transnationalen Unternehmung als neuer organisatorischer Herausforderung.
283
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 102. Vgl. Riedl (1999), S. 46.
284
Eine symmetrische Behandlung der Auslandsgesellschaften sieht die transnationale Lösung hingegen nicht mehr vor. Vgl. Birkinshaw/Morrison/Hulland (1995), S. 637 ff.; Taggart (1997), S. 295 ff..
285
Vgl. Meffert (1989), S. 456. Abweichend von den bisherigen Erklärungsansätzen im internationalen Management wird der Fokus auch nicht mehr auf die Darstellung einer idealtypischen Organisationsstruktur gerichtet. Die hohe Dynamik, der der globale Wettbewerb unterworfen ist, und die damit einhergehenden organisationalen Anpassungsprozesse würden die Gültigkeit einer derartigen theoretischen Darstellung stets beeinträchtigen.
286
Vgl. Riedl (1999), S. 39.
287
Vgl. Ferner/Edwards/Sisson (1995), S. 343 ff.
288
Vgl. Perlitz (2000), S. 280.
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89
ULHQ³289 Dabei sei unter einer Kategorie von Menschen eine Nation, eine ethnische Gruppe oder eine Religion, das Geschlecht, das Alter, etc. zu verstehen. Kultur manifestiert sich folglich in den sittlichen, religiösen, wirtschaftlichen und künstlerischen Kräften der Menschen, ursächlich hervorgerufen durch die Geschichte, Sprache, Gewohnheiten, Geografie, klimatischen Bedingungen und sozialen Strukturen.290 Ä&XOWXUH LV WR KXPDQ FROOHOOFWLYLW\ZKDWSHUVRQDOLW\LVWRDQLQGLYLGXDO´291 Bezogen auf die bestehenden Landesgrenzen definiert der Begriff der nationalen Kultur oder Landeskultur eine weitreichende Gleichheit der Normen, die die Menschen prägen und beispielsweise mittels Ritualen und Symbolen zu Tage treten, so auch im Hinblick auf das Beziehungsgefüge zwischen Individuum und Gesellschaft. Allerdings unterwirft sich die Kulturdefinition nicht den administrativ festgelegten Landesgrenzen. So lassen sich insbesondere im Fall religiöser Kulturen bzw. ethnischer Kulturen sowohl länderübergreifende Kulturen feststellen als auch Subkulturen innerhalb einer Landeskultur, wie beispielsweise die Unternehmenskulturen.292 Letztere beinhalten die Gesamtheit von Normen, Wertvorstellungen und Denkhaltungen, die die Einstellung und das Verhalten aller Mitarbeiter und damit verbunden das nach innen und außen sichtbare Erscheinungsbild einer Unternehmung wesentlich kennzeichnen.293 In der Literatur wird das Verhältnis von Landes- und Unternehmenskultur unverändert kontrovers diskutiert. Zwar stehen sich die beiden Thesen einer kulturgebundenen bzw. einer kulturfreien Unternehmenskultur nach wie vor gegenüber, doch gewinnt zunehmend die Aussage an Bedeutung, wonach von einer gegenseitigen Beeinflussung beider Kulturebenen auszugehen ist. Zudem zeichnet sich eine gegenseitige Vermengung der bisher vorwiegend isolierten Landeskulturen und damit einhergehend der Unternehmenskulturen
289
Hofstede (1993b), S. 127.
290
Vgl. hierzu sowie zu den weiteren Ausführungen Schuster (1994), S. 162 ff.
291
Hofstede (1988), S. 21.
292
Vgl. ausführlich hierzu Hofstede (1991), S. 22 ff. Als Beispiel für landesübergreifende Kulturen sind christlich oder muslimisch geprägte Religionen zu nennen. Subkulturen sind häufig auch die Folge von Grenzziehungen nach Kriegen, Revolutionen oder Kolonialisierungsbestrebungen, bei denen der Berücksichtigung der existierenden kulturellen Identitäten nur ungenügend Rechnung getragen wurde, so dass häufig kulturelle Minderheiten bzw. Unverträglichkeiten der vorhandenen Kulturen resultierten.
293
Als soziales, offenes, interaktives und produktives System zeichnet sich jede Unternehmung durch Individualität aus, die ihren Ursprung in den unterschiedlichen verfolgten Zielsystemen, der Geschäftspolitik, der Unternehmensverfassung, der Branchenzugehörigkeit, der Umweltorientierung, etc. findet. In der Literatur zur Unternehmenskultur finden sich dabei zahlreiche Ansätze, die Unternehmungen anhand spezifischer Kriterien zu Kategorien von Unternehmenskulturen zusammenzufassen. So unterscheiden 'HDO.HQQHG\ GLH 8QWHUQHKPHQVNXOWXUHQ %HW\RXU&RPSDQ\&XOWXUH 7RXJK*X\0DFKR&XOWXUH 3URFHVV&XOWXUHVRZLH:RUNKDUGSOD\KDUG&XOWXUH9JO'HDO.HQQHG\ 6II
90
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ab, die ihre Begründung in der durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien bedingten weltweiten Annäherung der Wirtschafts- und Sozialsysteme findet.294 Die mittels der Kultur internalisierten Wertvorstellungen sind im eigenen Land weitgehend handlungsleitend. Alternative Normen werden dabei kaum wahrgenommen, die eigene Kultur wird vor diesem Hintergrund als eine Selbstverständlichkeit eingestuft. Erst in kulturellen Überschneidungssituationen treffen die durch die eigene Kultur geprägten Verhaltensweisen und Denkmuster auf fremdkulturell geartete Wertvorstellungen.295 Im betriebswirtschaftlichen Sinn gewinnt die Kultur aus diesem Grund erst im Rahmen des internationalen Managements an hoher Bedeutung.296 Beim Versuch, den Begriff der Kultur enger zu definieren, begegnet man zahlreichen Auffassungen der unterschiedlichen Forschungsgebiete, die hinsichtlich ihrer Zielsetzungen erheblich voneinander abweichen.297 Angesichts der Fülle an bestehenden Ansätzen in der Literatur soll stellvertretend für andere Arbeiten die Studie von Hofstede als bedeutendste empirische Untersuchung zu dieser Thematik im Rahmen der vorliegenden Arbeit dargelegt werden.298 Hofstede spaltet hierbei das hypothetische Konstrukt der Kultur in vier verschiedene Kulturdimensionen auf, die als komparative Kriterien für die Beschreibung sowie den Vergleich von Kulturen bzw. einzelnen Ländern herangezogen werden können:299 294
Vgl. hierzu Schuster (1994), S. 163. Dennoch bleibt eine gewisse Abweichung der Landeskulturen von den Unternehmenskulturen erhalten, da die Landeskulturen alle Bereiche der menschlichen Existenz abdecken. Die Unternehmenskulturen umfassen als Subsysteme der Landeskulturen hingegen nur einen spezfischen Ausschnitt. Das Eingebundensein in diese Subsysteme ist von den Individuen frei wählbar. Die Tatsache, dass auch die Beeinflussung der Unternehmenskultur durch den Einzelnen leichter möglich ist als bei einer weitgehend schicksalhaft angelegten Teilnahme an der Landeskultur, lässt den Schluss zu, dass innerhalb einer Landeskultur unterschiedliche Ausprägungen von Unternehmenskulturen gegeben sind.
295
Vgl. Pfaller/Heibutzki (1991), S. 16 ff. Die Darlegung von effizienten Lösungsansätzen im Rahmen des interkulturellen Managements ist nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Vgl. hierzu ausführlich Schmid (1996), S. 115 ff.
296
Vgl. Perlitz (2000), S. 279 f. Auf der Ebene der grenzüberschreitenden Unternehmenstätigkeit drängt sich hierbei die Frage auf, ob hinsichtlich der Tätigkeit in unterschiedlichen Landeskulturen die Beibehaltung verschiedener Subkulturen in den einzelnen Stützpunkten oder eine kohärente Gesamtkultur zu bevorzugen ist. Die Vorteile einer pluralistischen und damit lokal angepassten Unternehmenskultur sowie internen Differenzierung knüpfen an einer effizienteren Komplexitätsreduktion, einer größeren Flexibilität, besseren Spezialisierungsmöglichkeiten sowie einem höheren Kreativitätspotenzial an. Handelt es sich allerdings um Stützpunkte in vollkommen voneinander abweichenden Landeskulturen, so erscheint die Präferenz einer universellen Unternehmenskultur durchaus angebracht, die erhebliche Abstimmungsvorteile, größere Gesamtsystem-Orientierung sowie eine verstärkte Loyalität nach sich zieht.
297
So wurden bereits Anfang der fünfziger Jahre bei einer eingehenden Literaturanalyse 164 verschiedene definitorische Bestimmungen des Kulturbegriffs festgestellt. Vgl. Perlitz (2000), S. 280, der auf die Arbeit von Kroeber/Kluckhohn (1952) verweist.
298
Als Beispiel für andere Studien der empirischen Kulturforschung lässt sich die Arbeit von Trompenaars (1993) anführen.
299
Vgl. Hofstede (1993a), S. 40 ff.
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x
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Machtdistanz Die Machtdistanz umschreibt das Ausmaß, in welchem die mit geringer Macht ausgestatteten Mitglieder von Unternehmungen die asymmetrische Machtverteilung erwarten sowie akzeptieren. Im Allgemeinen ist der Führungsstil in Ländern mit geringer Machtdistanz eher partizipativ-demokratisch ausgerichtet, bei hohen Machtdistanzen eignet sich häufig ein wohlwollend autokratischer Führungsstil. Dabei weisen Länder, wie beispielsweise USA, Deutschland und Skandinavien, einen geringen von Hofstede ermittelten Machtdistanzindexwert auf.300 Eine Vielzahl der südamerikanischen, asiatischen und afrikanischen Länder, aber auch Frankreich, Spanien und Belgien zeichnen sich hingegen durch recht hohe Machtdistanzindexwerte aus.301
x
Individualismus Der Individualismus bzw. der Kollektivismus umschreibt das Ausmaß, in welchem sich die Personen einer Gesellschaft als eigenständige Einzelwesen oder eher als Teil einer Gruppe ansehen. Gemessen mit dem von Hofstede entwickelten Individualismusindex lassen niedrige Indexwerte auf ein vorwiegend kollektivistisch geprägtes Land schließen, wie beinahe alle von Armut gezeichneten Länder dieser Welt. Demgegenüber erreichen nahezu alle wohlhabenden Länder hohe Individualismusindizes.302
x
Maskulinität Die Dimension der Maskulinität misst die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern.303 Vor diesem Hintergrund zeichnet sich eine vorwiegend maskulin geprägte Kultur durch einen hohen Grad an Erfolgs- und Leistungsbezogenheit aus. Ohne Beachtung ihres Geschlechts zeigen sich die Mitglieder dieser Kultur selbstbewusst, abweichendes Verhalten wird hingegen mit Missachtung gestraft. Japan, Italien und Schweiz weisen beispielsweise hohe Maskulinitätsindexwerte auf. Zeigt eine Kultur hingegen eine hohe Bereitschaft, Kompromisse sowie Kooperationen einzugehen und zwischenmenschliche Beziehungen sowie die Lebensqualität umfassend zu achten, spricht Hofstede von einer überwiegend femininen Kultur. Dies zeigt sich an einem in Relation zu maskulinen Gesellschaften eher geringen Punktwert des Maskulinitätsindex, wie dies beispielsweise für Skandinavien Gültigkeit beweist.304
300
Der Machtdistanzindex beruht auf Komponenten wie beispielsweise den wahrgenommenen Führungsstil, den bevorzugten Führungsstil, den Vetomöglichkeiten gegenüber vorgesetzten Mitarbeitern, etc.
301
Vgl. hierzu ausführlich Hofstede (1993a), S. 40 ff.
302
Vgl. hierzu ausführlich Hofstede (1993a), S. 69 ff.
303
Im Rahmen der empirischen Studie von Hofstede wiesen die Wertvortstellungen der Frauen im Hinblick auf die Dualität der Geschlechter eine geringere kulturabhängige Divergenz auf als die Wertvorstellungen der Männer, die sich auf einem Kontinuum zwischen fürsorglichen Vorstellungen bis hin zu stark konkurrenzbetonten Auffassungen bewegten. Vgl. Hofstede (1993a).
304
Vgl. hierzu ausführlich Hofstede (1992b), S. 308 f.; Hofstede (1993a), S. 101 ff.
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Unsicherheitsvermeidung Die Unsicherheitsvermeidung wird von Hofstede als die Dimension bezeichnet, in der die Mitglieder einer Kultur in ungewissen oder unbekannten Situationen eine Bedrohung für sich sehen. Eine Kultur ist nach dieser Definition als stark unsicherheitsvermeidend einzustufen, wenn sie die Zukunft durch spezielle Regeln oder Schutzmaßnahmen zu beeinflussen oder gar zu kontrollieren versucht, sowie eine erhöhte Intoleranz gegenüber von der Norm abweichendem Verhalten oder nicht prognostizierbaren Begebenheiten zeigt.305 Diese Ausprägung zeigen insbesondere lateinamerikanische Länder wie auch Belgien, Japan, Frankreich und Spanien. Charakteristisch für Kulturen mit geringer Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung ist dagegen ein hoher Toleranzgrad gegenüber anderen, mitunter schwer einzuordnenden Ansichten und eine stärkere Akzeptanz von bestehenden Risiken. Dies trifft auf eine Vielzahl der asiatischen Länder, aber auch Großbritannien, USA und Kanada zu.306
Nach Hofstede beeinflussen die dargelegten vier Dimensionen der Kultur nicht nur das Management, das auf diese Weise seine kulturspezifische Ausprägung erhält, sondern auch die übrigen Einwohner eines Landes. Das Management als abhängige Variable der Kultur betrachtend kommt Hofstede zu GHP 6FKOXVV Ä7KHUHIRUH PDnagement practices in a country are culturally dependent, and what works in one country does not necessarily work LQ DQRWKHU³307 Er stuft die Bedeutung der Kulturkomponente sogar derart hoch ein, dass ÄGLIIHUHQFHV LQ FXOWXUDO YDOXHV UDWKHU WKDQ LQ material and structural conditions, are ultimate determinants of human organization aQGEHKDYLRXUDQGWKXVRIHFRQRPLFJURZWK´308 305
Vgl. Keller (1987), Sp. 1290 f.; Ralston et al. (1993), S. 255.
306
Vgl. Hofstede (1992b), S. 309 ff.; Hofstede (1993b), S. 131 ff.
307
Hofstede (1995), S. 156 f. In der Literatur beschränkt sich die Auseinandersetzung hinsichtlich des Einflusses kultureller Unterschiede auf die Globalisierung von Dienstleistungsunternehmungen im Wesentlichen auf Riddle (1992), S. 297 ff. Demnach ist zwischen Low-Context-Kulturen, gekennzeichnet durch relativ geringe Bedeutung sozialer Bindungen und hohem Stellenwert individueller Zielerreichung, und High-Context-Kulturen, charakterisiert durch die Aufrechterhaltung persönlicher Beziehungen, gemeinsamer Werte und Verfolgung gemeinschaftlicher Ziele, zu trennen. Low-ContextKulturen zeichnen sich dabei durch hohe Indiviualismus-Indexwerte und geringe MachtdistanzIndexwerte aus, während High-Context-Kulturen mit höherer Machtdistanz und Kollektivismus korrespondieren. Als Beispiel für letztere ist Japan anzuführen. Deutschland, Schweiz und die USA lassen sich stellvertretend für die Low-Context-Kulturen anführen.
308
Franke/Hofstede/Bond (1991), S. 165 f. Vereinzelt findet sich in der Literatur Kritik an der Auffassung von Hofstede, die insbesondere an dessen vorwiegend auf Oberflächenerscheinungen fokussierte Form der Forschung ansetzt. Demnach bleiben tieferliegende Werte und grundlegende Annahmen der Kulturträger, wie sie das Schema der Kulturebenen nach Schein aufzeigt, im Wesentlichen unbefragt. Auf diese Weise setzt man sich einerseits der Gefahr aus, Symptome mit den Ursachen zu verwechseln und damit Kulturen einer fehlerhaften Interpretation zuzuführen. Andererseits riskiert man eine Manipulierbarkeit von Kulturen im Sinne eines Kulturmanagements, allein auf der Ebene des Sichtbaren. Vgl. Kumar/Dolles (1996), S. 57 sowie ausführlich zu dem Schema der Kulturebenen Schein (1984), S. 4 ff. In Anbetracht der Tatsache, dass die empirische Analyse von Hofstede eine anerkannte sowie die umfangreichste Untersuchung im Rahmen der Kulturforschung darstellt, soll in der vorliegenden Arbeit ausschließlich auf die Ergebnisse dieser empirischen Analyse Bezug genommen werden.
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2.
93
Kritische Würdigung der transnationalen Lösung
Der Verdienst der transnationalen Lösung ist im Wesentlichen darin zu sehen, die lange Zeit im internationalen Management vorherrschende Diskrepanz zwischen Lokalisierungserfordernissen und Globalisierungsvorteilen zu verringern.309 Aussagen über die konkrete Ausgestaltung der vorgeschlagenen transnationalen Lösung bleiben vage. So soll das integrierte Netzwerk, gekennzeichnet durch weit verstreute, spezialisierte und voneinander abhängige Unternehmensbereiche den Anforderungen an eine transnationale Organisation bzgl. Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit gerecht werden. Dies scheint umso schwieriger, als eine weltumspannende Werterstellung auf Grund ihres hohen Spezialisierungsgrades mit beträchtlichen Transport- sowie Koordinationskosten einhergeht. Ob diese Kosten durch die erhofften Faktorkostendifferenzen oder mögliche, durch die Spezialisierung hervorgerufene Kostensenkungspotenziale überkompensiert werden können, entzieht sich einer Beurteilung durch die Autoren Bartlett/Ghoshal.310 Kritisch ist auch der fehlende Konkretisierungsgrad der Aussage anzuführen, ein integriertes Netzwerk zeichne sich durch die teilweise Zentralisierung bzw. Dezentralisierung einiger Aktivitäten und Ressourcen aus.311 Eine präzise Erläuterung, welche Unternehmensbereiche zentralisiert bzw. dezentralisiert werden sollen und in welchem Ausmaß dies vorzunehmen sei, sucht man vergeblich in den Arbeiten zur transnationalen Lösung. Abschließend soll noch auf die gedankliche Basis der transnationalen Lösung eingegangen werden, die ihren wissenschaftlichen Fokus weitgehend auf unternehmensspezifische Fähigkeiten zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen legt.312 Die Umwelt zeichnet sich nach Meinung der Autoren durch eine so bedeutende Komplexität aus, dass die Voraussetzungen für eine Anpassung an die Umfeldbedingungen als nicht mehr zweckmäßig gelten.313 Unternehmen gestalten in der Folge ganz bewusst ihre Beziehung zu der sie umgebenden Umwelt, die recht klare Trennung zwischen Organisation und der relevanten Umwelt verschwimmt zunehmend. Gerade die Fähigkeit der Unternehmensführung, die Beziehungen zum Unternehmensumfeld bewusst einzugehen, stellt einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil dar.314
309
Vgl. Choi (1997), S. 220. Eine ausführliche kritische Betrachtung der Leistungskraft der transnationalen Lösung findet sich bei Dähn (1996), S. 115 ff.
310
Vgl. Dähn (1997), S. 120.
311
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 60 f.
312
Vgl. Dähn (1996), S. 124.
313
Vgl. Riedl (1999), S. 37.
314
Vgl. Ghoshal/Bartlett (1993), S. 85.; Prahalad/Hamel (1990), S. 79 ff.
94
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Dieser Argumentation ist entgegenzusetzen, dass es bislang nicht erwiesen ist, dass sich die Umwelt trotz ihrer Komplexität tatsächlich jedem Versuch einer Strukturierung von Anfang an entzieht.315 Allerdings erweisen sich nicht alle Unternehmungen als geeignet, dem transnationalen Koordinationsmuster zu folgen.316 In Anlehnung an die Studie von Ghoshal/Nohria sollten nur jene Unternehmungen der transnationalen Lösung folgen, die gleichzeitig die Vorteile einer weltweiten Standardisierung wie auch die Vorteile einer nationalen Anpassung im Rahmen ihrer Tätigkeit nutzen können.317 Bartlett zweifelt ebenfalls an einer vollständigen Transnationalisierung aller Branchen, verweist aber auf die Entwicklung der meisten Branchen hin zu einem Spannungsfeld zwischen globaler Integration und länderspezifischer Anpassung. Seiner Ansicht nach werden die meisten Unternehmungen aber zumindest einige Elemente des transnationalen Koordinationsmusters übernehmen, um der Vielfalt oft gegensätzlicher politischer, wirtschaftlicher, technologischer und sozialer Einflüsse erfolgreich begegnen zu können. Die Fähigkeit einer Unternehmung, sich gleichzeitig an die länderspezifischen Gegebenheiten anzupassen und ihre Aktivitäten global zu integrieren, kann in einer internationalen Umwelt, wie sie sich heute präsentiert und entwickelt, sehr wohl zum entscheidenden Faktor werden, der die erfolgreichen Marktteilnehmer von denen unterscheidet, die nur überleben.318 3.
Branchenspezifische Ausrichtung der transnationalen Lösung
Die transnationale Lösung nach Bartlett/Ghoshal überwindet mittels des integrierten Netzwerk-Modells die strenge Dichotomie zwischen einer globalen bzw. einer rein lokalen Ausrichtung internationaler Unternehmungen, um gleichzeitig den Erfordernissen nach Flexibilität durch lokale Reaktionsfähigkeit und nach Effizienzgewinnen infolge globaler Integration gerecht zu werden.319 Die mögliche Übertragbarkeit dieses strategischen Basiskonzepts auf den Dienstleistungssektor, insbesondere auf die Bankenbranche, zeigt sich dabei sowohl in einem theoretischen als auch in einem praktischen Rahmen.
315
Vgl. Dähn (1996), S. 125.
316
Vgl. Hinterhuber (1993), S. 158. Seiner Ansicht nach stellt die transnationale Unternehmung den Endpunkt eines vierstufigen Internationalisierungsprozesses dar, der je nach Intensität der zentralen Steuerung und der dezentralen Gestaltung der Wertschöpfungsaktivitäten über GLH3KDVHQÄLQGLUHNWHU([SRUW³ ÄGLUHNWHU 9HUNDXI LP $XVODQG³ Ä,QWHJUDWLRQ PLW GHQ $XVODQGVPlUNWHQ³ XQG ÄWUDQVQDWLRQDOH (QWZLFN OXQJ³YHUOlXIW
317
Vgl. Ghoshal/Nohria (1993).
318
Vgl. Bartlett (1989), S. 463 ff.
319
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1989), S. 209 ff.
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95
So erfüllt gerade der informationsintensive Charakter von Bankdienstleistungen in hohem Maß die wesentliche Voraussetzung einer transnationalen Lösung.320 Einerseits gewährleisten Informations- und Kommunikationstechnologien eine mögliche Zentralisierung bestimmter Tätigkeiten, aber auch Kompetenzen an einem Standort, andererseits erlaubt ihre im Gegensatz zu Sachgütern recht unproblematische Raumüberwindung, sie den anderen Netzwerkknoten zugänglich zu machen.321 Die nationalen Einheiten, so eine der zentralen Thesen der transnationalen Lösung, liefern auf diese Weise einen differenzierten Beitrag zu den integrierten weltweiten Aktivitäten.322 Denkbar ist beispielsweise der Austausch von qualifizierten Mitarbeitern innerhalb des weltweiten Netzwerkes einer Bankunternehmung. Diese im Rahmen der transnationalen Lösung offerierte Möglichkeit erscheint in einer Dienstleistungsbranche umso erfolgversprechender, als gerade Humanressourcen den Erfolg von Dienstleistungen wesentlich bedingen.323 Die Bedeutung der einzelnen 6WDQGRUWH UHLFKW GDEHL YRQ HLQHU 5ROOH DOV Ä,PSOHPHQWHU³ ZRQDFK HLQH UHLQH 8PVHW]XQJ der von anderen nationalen Einheiten erstellten Strategien und Konzeptionen erfolgt, bis KLQ ]XU 5ROOH GHV Ä6WUDWHJLF /HDGHUV³ GHU VWrategischen Führung in einem bestimmten Geschäftsfeld.324 In der Praxis zeigen sich ebenfalls Übertragungsmöglichkeiten der transnationalen Lösung, verstanden als normative Vision einer internationalen Organisation, auf die Bankenbranche.325 Auch wenn die transnationale Orientierung derzeit eher die Ausnahme als die Regel GDUVWHOOWVRZHLVHQQDFKHLQHUHPSLULVFKHQ8QWHUVXFKXQJYRQ+LOOGLHPHLVWHQGHUHUIROJ reichen global bedeutenden Banken eine Ausrichtung auf, die dem transnationalen Basiskonzept nach Bartlett/Ghoshal nahe kommt.326 So haben einige Banken, wie beispielsweise GLH HQJOLVFKH 1DWLRQDO :HVWPLQVWHU GLH 86Dmerikanische Citicorp und die französische Crédit Agricole auf Grund leistungsfähiger ReVVRXUFHQDOVÄ6WUDWHJLF/HDGHU³GLH/HLWXQJ und Steuerung ihrer internationalen Private-Banking-Aktivitäten in die Schweiz, die histo-
320
In der Literatur findet sich jedoch auch die gegenteilige Ansicht in Bezug auf die Übertragungsmöglichkeiten der transnationalen Lösung auf den Dienstleistungsbereich. Demnach lasse sich eine transnationale Lösung für den Dienstleistungssektor auf Grund einer feststellbaren notwendigen Kundennähe der InnoYDWLRQXQGHLQHUGDPLWYHUEXQGHQHQ8QYHUHLQEDUNHLWeiner lokalen Reaktionsfähigkeit und einer zentralen Entwicklung von Dienstleistungen nicht realisieren. Vgl. hierzu ausführlich Campbell/Verbeke (1994), S. 97 ff. Die dort getroffene zentrale, auf Dienstleistungen im allgemeinen bezogene Aussage, GDVVÄ« PRVWVHUYLFHLQQRYDWLRQVDUe immediately experienced by the custRPHU ³WULIIWDXFKDXIGHQ Bankenbereich im speziellen zu. Campbell/Verbeke (1994), S. 101. Diese These lässt sich durch eine Trennung des Dienstleistungsprozesses in eine standardisierbare Basiskomponente sowie eine Auswahl differenzierbarer Zusatzkomponenten entkräften.
321
Vgl. Mößlang (1995), S. 266 f.
322
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1990), S. 93.
323
Vgl. Cowell (1984), S.202 ff.; Nicoulaud (1989), S. 60 f.
324
Vgl. Hill et al. (1995), S. 89 für den Dienstleistungssektor.
325
Vgl. Mößlang (1995), S. 265.
326
Vgl. Hill et al. (1995), S. 89.
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risch über eine hohe Reputation in diesem Geschäftsfeld verfügt, verlegt.327 Allerdings bleibt das mögliche Integrationspotenzial von Dienstleistungen wohl häufig auf sogenannte Back-Office-Aktivitäten beschränkt. Gewöhnlich bedarf es nur im Fall einer gleichzeitigen Betreuung multinationaler Bankkunden einer engen Kooperation der nationalen Einheiten für integrierte, weltweite Aktivitäten.328 Die dem Ansatz der transnationalen Lösung inhärente hohe Bedeutung der Kultur als originäres Koordinationsinstrumentarium begründet auch beim Transfer auf die branchenspezifische Analyseebene eine intensive Debatte des Kulturaspektes. In der wissenschaftlichen Diskussion dominieren Publikationen zu allgemeinen kulturorientierten Themen. Vergleichende interkulturelle Analysen mit branchenspezifischen Ausprägungen werden hingegen kaum veröffentlicht, wohl in der fälschlichen Annahme, interkulturelle Managementnormen behielten ihre Gültigkeit unabhängig von der betrachteten Branche.329 So beschäftigen sich zwar einige Monographien mit den wichtigsten Finanzplätzen der Triade, New York, London und Tokio, doch fehlt es an umfassenden komparativen Analysen des interkulturellen Bankmanagements, die über rein globale Feststellungen bezüglich der zu vergleichenden Regionen hinausreichen und den divergierenden Subkulturen in den USA (Westküste versus Ostküste) oder den sehr heterogenen europäischen Länderkulturen ausreichend Rechnung tragen.330 Die in der Literatur seit langer Zeit geführte Diskussion hinsichtlich des Verhältnisses von Landeskultur und Unternehmenskultur lässt auch auf branchenspezifischer Ebene offen, wie hoch der Identitätsgrad dieser beiden Kulturen anzusehen ist bzw. ob bestimmte Kulturkreise die jeweiligen Unternehmenskulturen in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen. Immerhin finden sich auf der Ebene des interkulturellen Bankenmanagements zahlreiche 327
Die Nennung der Bankunternehmungen erfolgt in Anlehnung an eine Untersuchung von Hill et al. (1995), S. 89. Die National Westminster Bank wurde im März 2000 von der Royal Bank of Scotland übernommen.
328
Vgl. Mößlang (1995), S. 268. In diesem Fall sieht die transnationale Lösung eine zentrale Koordination der Dienstleistungserstellung beispielsweise durch einen Bankstandort im Stammland des Kunden vor, die Bankzentrale müsste hingegen nicht eingeschaltet werden. Die meist unabhängig voneinander konzipierten Wertketten der nationalen Einheiten, bedingt durch den Charakter des Dienstleistungssektors, begrenzen allerdings häufig die weltweiten Koordinationsmöglichkeiten einer transnationalen Lösung. Zudem stellt sich in der Bankenpraxis die Frage nach der Notwendigkeit komplexer Kooperations- und Koordinationsprozesse, insbesondere im Bewusstsein, dass ein zu hoher Komplexitätsgrad Erfolgseinbußen nach sich ziehen kann. Mößlang interpretiert aus diesem Grund die transnationale Lösung weniger als ein normatives Entwicklungsziel denn als eine zusätzliche Alternative zu herkömmlichen Strukturoptionen, vgl. hierzu Mößlang (1995), S. 268.
329
Vgl. Schuster (1994), S. 170.
330
So steht gerade in Europa beispielsweise die britische Kultur der Investmentbanken der vorwiegend durch Commercial Banks geprägten Bankkultur in Deutschland gegenüber. Das derzeitig deutliche Übergewicht der Investmentbankkultur sowie die Phänomene der Securitisation bzw. der Disintermediation haben häufig die Verlagerung der Investment-Tätigkeiten deutscher Banken zum Finanzplatz London bewirkt. Folge hiervon sind mitunter beträchtliche Unverträglichkeiten zwischen zwei pluralistischen Kulturen innerhalb eines Bankhauses. Vgl. hierzu Olsson (1996), S. 385 ff.
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Hinweise, die den grundsätzlichen Einfluss der Landeskultur auf die entsprechenden Unternehmenskulturen bejahen können. Zu denken wäre hierbei an die Schweiz, in der das Militär vor dem Hintergrund der existierenden kulturellen und sprachlichen Vielfalt der einzelnen Landesteile eine vereinigende Rolle innerhalb des Staates einnimmt. Diese staatstragende Funktion spiegelt sich insofern in der Wirtschaft wider, als dass eine Management-Karriere Im Wesentlichen hohen Offizieren vorbehalten bleibt. Ein ähnlich hoher Grad der Identität zwischen der Landes- und den Unternehmenskulturen zeigt sich auch in Frankreich. Das auf Landesebene etablierte Präsidialsystem findet dabei seine Entsprechung in den französischen Banken, die ihrerseits von einem Präsidenten mit weitreichenden Verantwortungsbereichen und einem nahezu unantastbaren Sozialprestige geführt werden.331 Die wechselseitige Beeinflussung der Landes- und Unternehmenskulturen wird durch ein ausgeprägtes System von Elitehochschulen unterstrichen, den sogenannten Grandes Ecoles. Ursprünglich unter Napoleon als höhere Bildungseinrichtungen parallel zu den Universitäten gegründet, um dem Staat loyale Mitarbeiter zu liefern, ist selbst gegenwärtig eine bedeutende Karriere in Administration oder Wirtschaft ohne vorherige hochqualifizierende Ausbildung an einer der Grandes Ecoles in Frankreich kaum denkbar.332 Auch in Japan wird die Beeinflussung der Unternehmenskultur durch die Landeskultur offensichtlich. Das in der gesellschaftlichen Tradition verankerte stark ausgeprägte Gruppenbewusstsein sowie die daraus resultierenden hierarchischen Konsequenzen spiegeln sich in dem Beförderungs- und Vergütungssystem der japanischen Unternehmungen und nicht zuletzt auch in den Banken wider. Basierend vorwiegend auf der Seniorität des Personals verhilft dieses System in Verkennung der einzelnen persönlichen Leistung immer wieder durchschnittlichen, aber loyalen Mitarbeitern zu höchsten Positionen innerhalb der Unternehmung. Die Folge hiervon ist ein auf Ergebenheit und Fehlervermeidung ausgerichtetes Verhalten auch bei leistungswilligen Mitarbeitern. Der Neigung zu Innovationen kann innerhalb dieser Unternehmenskultur kaum ausreichend entsprochen werden. Die von spezifischen Ordnungsprinzipien geprägten Landeskulturen sowie ihr Einfluss auf die jeweiligen Unternehmenskulturen ergeben allerdings nur im Zusammenspiel mit bankspezifischen länderübergreifenden Normen und Traditionen die Besonderheiten des inter-
331
Vgl. Schuster (1997), S. 188.
332
Die Conférence des Grandes Ecoles als Vereinigung der Grandes Ecole verzeichnet gegenwärtig 180 Mitglieder, die sich größtenteils aus staatlichen Hochschulen zusammensetzen. Handelshochschulen, die meist einer Industrie- und Handelskammer angehören sowie wenige rein private Einrichtungen runden die Palette der Grandes Ecoles ab. Zu den bekanntesten Vertretern zählen die Ecole Nationale G¶$GPLQLVWUDWLRQ (1$ LQ 6WUDVERXUJ GLH (FROH 1Rrmale Supérieure (ENS) in Paris, das Institut G¶(WXGHV3ROLWLTXHVGH3DULVVRZLHGLHEcole Polytechnique (X) in Paris.
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kulturellen Bankmanagements.333 Gerade im Bereich der Bankenbranche muss hierbei vornehmlich auf religiöse und damit historische sowie sozialpolitische Quellen verwiesen werden. So wurde die wirtschaftliche Entwicklung zur Zeit des Mittelalters wie auch in nachfolgenden Zeiten auf Grund eines durch das Zinsverbot der christlichen Kirche erheblich eingeschränktes Geldleihgeschäft nachhaltig geprägt.334 Einen religiösen Ursprung kennzeichnet auch die in den vergangenen Jahren in zahlreichen islamischen, aber auch westlichen Staaten gegründeten islamischen Banken, die unter Berufung auf das aus dem Koran abgeleitete Recht, die Sharia, die Vereinnahmung von Zinsen sowie den Handel mit Zinsen strikt verbieten.335 Vor diesem Hintergrund ist den islamischen Banken das Geldleihgeschäft nur im Rahmen einer Beteiligung an wirtschaftlichen Unternehmungen und der damit einhergehenden Gewinn- und Verlustbeteiligung der Banken an diesen Kunden erlaubt.336 Globale Banken haben die soziale Dimension des interkulturellen Bankmanagements längst erkannt und entsenden daher häufig keine Mitarbeiter mehr in ein Zielland ohne vorheriges interkulturelles Training.337
333
Zu den länderübergreifenden Gewohnheiten des Bankgeschäfts zählen beispielsweise die banktypischen Kollektivgeschäfte, wie internationale Kredit- und Emissionskonsortien oder Joint Ventures. Letztere dienen als Gemeinschaftsgründung von mehreren international ausgerichteten Geschäftsbanken der gemeinsamen Betreuung von Auslandsmärkten sowie der Entwicklungsfinanzierung. Internationale Kredit- und Emissionskonsortien wie auch Moratoriumskonsortien bei Umschuldungsverhandlungen bringen als Gelegenheitsgesellschaften aus mehreren Banken verschiedener Herkunftsländer Kapital für Staaten, Unternehmungen oder Entwicklungsbanken auf. Vgl. Büschgen (1998), S. 338 f. sowie S. 346.
334
Das Zinsverbot der christlichen Kirche wurde bereits 325 n. Chr. auf dem Konzil von Nizäa eingehend verhandelt, aber erst im 9. Jahrhundert unter Karl dem Großen rechtlich verankert. Vgl. Schuster (1994), S. 170. Ursprünglich auf die wucherische Ausnutzung einzelner sich in Not befindlicher Personen fokussiert erstreckte sich die Gültigkeit dieses Verbot in Ermangelung eines Verständnisses für die Rentabilität von Kapitalinvestitionen auf das gesamte Geldleihgeschäft. Selbst in der heutigen Zeit wird die Rechtmäßigkeit von Zinszahlungen im internationalen Kreditgeschäft im Rahmen der Wirtschaftsethik mitXQWHU DQJH]ZHLIHOW Ä1LFKW MHGHU =LQV GHQ ]X ]DKOHQ VLFK GLH (QWZLFNOXQJVOlQGHU EHUHLW HUNOlUHQ LVW marktgerecht und deshalb ethisch gerechtfertigt: Sie können auch infolge extremer Armut gezwungen VHLQ]XPEORHQhEHUOHEHQ.UHGLWHXQWHUMHGHU%HGLQJXQJDQ]XQHKPHQ³.HUEHU 6
335
Zu den genannten Ländern zählen beispielsweise Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Dubai und Bahrain. Die ursprüngliche Auslegung des Korans begründete allerdings lediglich das Verbot, Wucherzinsen zu vereinnahmen. Vgl. Schuster (1994), S. 170 f.
336
Vor dem Hintergrund eines steigenden moslemischen Bevölkerungsanteils in fast allen westlichen Demokratien, insbesondere in Großbritannien und Frankreich, entdecken die westlichen Banken zunehmend GLHVHVQHXH0DUNVHJPHQW,Q'HXWVFKODQGVWHKWGDVÄ,VODPLF%DQNLQJ³QRFKZHLWJHKHQGDP$QIDQJXQG wird primär über ausländische Institute abgewickelt. Zwar haben Deutsche Bank und Commerzbank beispielsweise Scharia-konforme Investmentfonds aufgelegt, aber eine aktive Werbung für diese Produkte wird bislang unterlassen.
337
Demnach ist vor einem grenzüberschreitenden Einsatz eine fundierte Bankerfahrung und damit einhergehenden kulturellen Verwurzelungen mit dem eigenen Institut unabdingbare Voraussetzung. Dabei wird eine Verweildauer von mindestens drei bis fünf Jahren im betreffenden Land als ideal betrachtet. Vgl. Dülfer (1993), S. 174 ff.; Schuster (1994), S. 173 ff.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
4.
99
Erfolgshypothese der transnationalen Lösung
Die transnationale Lösung geht der Frage nach der Vereinbarkeit des Spannungsfeldes von lokaler Anpassung und globaler Integration nach. Auch wenn nach der Auffassung in der Literatur nicht alle Unternehmungen geeignet scheinen, dem transnationalen Koordinationsmuster zu folgen, lässt sich in zahlreichen Branchen, so auch in der Bankenbranche, ein Trend zur Transnationalisierung im Sinne einer höheren Standardisierung der Unternehmenstätigkeit bei gleichzeitiger Notwendigkeit zur lokalen Anpassung konstatieren.338 Dabei kristallisieren sich die unterschiedlichen Kulturen als wesentliche Quelle möglicher Wettbewerbsvorteile heraus, die es im transnationalen Unternehmensverbund durch optimale Transfermöglichkeiten zu nutzen gilt.339 Generell ist davon auszugehen, dass Kulturen von Unternehmungen verschiedener Länder und Gesellschaften besonders große Unterschiede aufweisen. Als bekannt ist in diesem Zusammenhang die Relevanz länderspezifischer Kulturunterschiede auf globaler Ebene zu werten.340 Bartlett/Ghoshal gehen davon aus, dass die nationale Kultur, zusammengesetzt aus Geschichte und Infrastruktur einer Nation, die Verhaltensweisen, Normen und Werte des jeweiligen Managements der dort ansässigen Unternehmungen beeinflussen sowie in der Folge auch die entsprechende Unternehmenskultur. Im Falle des Stammsitzes einer Unternehmung ist darüber hinaus sogar eine maßgebliche Prägung der weltweiten Organisationsstruktur sowie der Gesamtunternehmenspolitik anzunehmen.341 Die zunehmende Integration der bislang nationalen Finanzmärkte zu einem einzigen Weltmarkt lässt eine unterschiedliche Eignung der globalen Wettbewerber vermuten, ihre bisherigen länderübergreifenden Engagements zu überdenken und derart auszurichten, um in einem sich verschärfenden globalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Angesichts der dynamischen Dimension der Globalisierungsprozesse im Finanzsektor werden die unterschiedlichen Eignungen der globalen Wettbewerber im Zeitablauf deutlicher sichtbar und die kulturelle Prägung der einzelnen Banken wird in zunehmend höherem Maße über die Erfolgswirkung ihrer globalen Unternehmenstätigkeit entscheiden. Die Divergenz in der Renditeentwicklung zwischen globalen Banken aus einem Kulturbereich und den globalen Wettbewerbern eines anderen Kulturbereichs wird sich im Laufe der Analyseperiode deutlich vergrößern. 338
Vgl. Bartlett (1989), S. 437 f.; Macharzina (1995), S. 734.
339
Vgl. hierzu ausführlich Bartlett/Ghoshal (1990), S. 56 ff. zur Bedeutung der Unternehmenskultur und S. 65 ff. zur Rolle der nationalen Kultur. Vgl. ebenfalls Riedl (1999), S. 35. An der Bedeutung der Kulturen für den Unternehmenserfolg setzt der wesentliche Unterschied der transnationalen Lösung im Gegensatz zum multinationalen Koordinationsmuster an. Im Rahmen der Multinationalisierung stellen die unterschiedlichen Kulturen an den verschiedenen Standorten ein Hemmnis dar, da eine Anpassung an lokale Gegebenheiten notwendig ist. Vgl. Riedl (1999), S. 39.
340
Vgl. Krystek/Zur (1997), S. 513 sowie die dort angegebenen weiterführenden Literaturhinweise.
341
Vgl. Bartlett/Ghoshal (1990), S. 65.
100
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Verbunden mit der eingangs formulierten Aussage, der Kultur als weichem Standortfaktor komme im Rahmen der transnationalen Lösung als Koordinationsinstrument eine wesentliche Bedeutung für den Unternehmenserfolg zu, kann auf Grund der unterschiedlichen Kulturbereiche, denen die globalen Banken entstammen und angehören, eine weitere Untersuchungshypothese abgeleitet werden. Kulturbereichs-Hypothese H6: Der Erfolg globaler Banken wird durch ihre Zugehörigkeit zu Kulturbereichen geprägt. Globale Banken eines Kulturbereichs erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken eines anderen Kulturbereichs im Zeitverlauf.
IV.
Das Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter
1.
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Das Konzept der nationalen Wettbewerbsvorteile von Porter zielt auf die Beantwortung der ]HQWUDOHQ )UDJH DE Ä ZK\ GR ILUPV EDVHG LQ particular nations achieve international success in distinct segmHQWVDQGLQGXVWULHV"³342 Er verweist auf die Richtigkeit einzelner bestehender Theorien, nach denen imperfekte Märkte, Produktivitäts- und Technologiedifferenzen sowie komparative Vorteile wesentliche Bausteine eines Wettbewerbsvorteils darstellen. Er kritisiert aber zugleich deren mangelnde Aussagekraft darüber, in welchen Ländern und Branchen Unternehmungen diese Wettbewerbsvorteile erlangen können.343 Nationale Wettbewerbsvorteile stellen nach Porter Vorteile dar, die es einem Land ermöglichen, grenzüberschreitend wettbewerbsfähig zu sein.344 Seiner Ansicht nach determiniert das nationale Umfeld einer Unternehmung wesentlich deren Erfolg im globalen Wettbewerb. Nach vorstehender Interpretation der +HUNXQIWDOVÄ=XJHK|ULgkeit zu einem KulturEHUHLFK³LP5DKPHQGHUWUDQVQDWLRQDOHQ/|VXQJstellt der Portersche Ansatz einen weiteren Erklärungsbaustein zur Beleuchtung des Herkunftsaspekts globaler Unternehmungen dar, GHILQLHUWDOVÄ%H]XJ]XHLQHP6WDPPODQG³ Als wesentliche Einflussgrößen leitet Porter vier Hauptfaktoren und zwei Nebenelemente aus empirischen Studien ab, die die grenzüberschreitende Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmungen aus einer bestimmten Branche eines Landes begründen:
342
3RUWHU 6
343
9JO3RUWHU 6II
344
9JO3RUWHU 6
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
x
Faktorbedingungen,
x
Nachfragebedingungen,
x
Verwandte und unterstützende Branchen und
x
Unternehmensstrategien als Hauptdeterminanten.
x
Zufall und
x
Staat als Nebenelemente.
101
Zusammengefasst lässt sich das System zur Bestimmung nationaler Wettbewerbsvorteile als sogenannte Diamanten-Theorie abbilden, benannt nach der in nachstehender Abbildung ersichtlichen grafischen Ausprägung.
Zufall
Unternehmensstrategie und -struktur, Konkurrenz
Faktorbedingungen
Nachfragebedingungen
Verwandte und unterstützende Branchen
Staat
Abbildung D-3: Wettbewerbsmodell für Nationen nach Porter (Quelle: Mößlang (1995), S. 171)
x
Faktorbedingungen Die Faktorbedingungen setzen sich sowohl aus den Produktionsfaktoren als auch aus den Möglichkeiten zusammen, sie in optimaler Weise miteinander zu kombinieren. Dabei unterscheidet Porter zum einen Einsatzfaktoren, die er wiederum unterteilt in Grundfaktoren (natürliche Ressourcen, Humankapital und Infrastruktur) und in fortschrittliche Faktoren (Technologien, Fähigkeiten und Know-how eines Landes).345 Zum
345
Vgl. Porter (1991), S. 101 f.
102
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
anderen trennt er allgemeine Faktoren von speziellen Faktoren, wobei die Zugangsmöglichkeiten zu Fremdkapital und der Bestand an hochqualifiziertem Personal den allgemeinen Faktoren, eine spezifische Infrastruktur sowie Beschäftigte mit speziellem Know-how den speziellen Faktoren zuzurechnen sind.346 Selbst fehlende Basisfaktoren und damit einhergehende Wettbewerbsnachteile eines Landes müssen keinen Mangel darstellen, sofern Unternehmungen darin den notwendigen Anlass sehen, durch Optimierung der eigenen Technologien bestehende Nachteile gegenüber faktorreichen Konkurrenten zu kompensieren.347 x
Nachfragebedingungen Porter identifiziert drei allgemeine Determinanten des zweiten Hauptfaktors, den der Nachfragebedingungen, die die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bestimmen und erhöhen: x
Zusammensetzung der Inlandsnachfrage Je nach Zusammensetzung der inländischen Kunden können diese die Inlandsunternehmungen zur schnelleren Realisierung von Innovationen drängen und auf diese Weise zur Entwicklung spezifischer Wettbewerbsvorteile sowie einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit der betreffenden Branche in diesem Land beitragen.348
x
Größe und Wachstumsstruktur der Inlandsnachfrage Der Innovationsdruck wird nach Porter auch durch eine hohe Anzahl verschiedener Produktanforderungen, vorgetragen durch zahlreiche Kunden in dem betreffenden Land, erhöht. So löst ein starkes Wachstum der Inlandsnachfrage bei den Unternehmungen eine permanente Reinvestition in neue Produkte sowie die ständige Entwicklung neuer Technologien aus.349
x
Präferenz für inländische Produkte im Ausland Ein derartiger Export der eigenen Kultur wird nach Porter insbesondere durch mobile und grenzüberschreitend orientierte Kundengruppen hervorgerufen, die auch im Ausland bevorzugt Produkte des Heimatlandes nachfragen.
x
Verwandte und unterstützende Branchen Die Wettbewerbsfähigkeit wird sowohl durch die Existenz weltweit tätiger Lieferanten als auch durch leistungsstarke verwandte Branchen in einem Land positiv beeinflusst. Porter begründet dabei die Impulse von verwandten und unterstützenden Branchen als
346
Vgl. Porter (1991), S. 102.
347
Vgl. Porter (1991), S. 102.
348
Vgl. Porter (1991), S. 110 ff.
349
Vgl. Porter (1991), S. 117.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
103
Quelle für einen nationalen Wettbewerbsvorteil mit der gemeinsamen Nutzung von Prozessen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb sowie Kundenservice. Weitere Impulse resultieren aus den Verbesserungsmöglichkeiten auf Grund eines regen Austausches von Ideen und Konzepten, ermöglicht durch schnelle Kommunikationswege innerhalb der gleichen Kultur.350 Unter der Voraussetzung der grenzüberschreitenden Wettbewerbsfähigkeit aller Beteiligten und der geografischen Nähe der beteiligten Branchen und mitunter Wettbewerbern stellen sich Vorteile in Form von Skalenerträgen oder Externalitäten ein.351 x
8QWHUQHKPHQVVWUDWHJLHXQG±VWUXNWXU sowie Konkurrenz in der Branche Das hohe Ausmaß der Rivalität innerhalb einer Branche, gemessen an der Anzahl an Wettbewerbern, kann ebenfalls als Garant für eine bedeutende weltweite Wettbewerbsfähigkeit gewertet werden. Intensive Preiskämpfe verringern zwar die Gewinnmargen der einzelnen Unternehmungen, führen aber durch die Erhöhung des Innovationsdrucks zu einer Optimierung der Technologien und zu einem frühzeitigen Eintritt in neue, grenzüberschreitende Märkte.352 Dieser Argumentation muss allerdings entgegengesetzt werden, dass eine zu hohe Wettbewerbsintensität sowie eine fehlende Stabilität der Branche durchaus ruinös sein können. Auch kann ein zu hoher inländischer Preiswettbewerb die Finanzierung einer weltweiten Expansion von Unternehmungen lähmen.353
x
Rolle des Zufalls und des Staates Zwei zusätzliche Einflussfaktoren, der Staat bzw. das politische System und Glück bzw. Zufall, vervollständigen das Konzept von Porter. Ihnen wird eine mögliche positive oder negative Einwirkung auf die vier Hauptdeterminanten zugeschrieben. So vermögen Zufallsereignisse Veränderungen in der Wettbewerbsposition hervorzurufen, wobei sich ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Länder sehr differenziert darstellen.354 Die Rolle des Staates besteht in der Bereitstellung günstiger Rahmenbedingungen und der protektionistischen Gestaltung von Wettbewerbsbedingungen zur Erhöhung von
350
Vgl. Porter (1991), S. 130.
351
Vgl. Hill et al. (1995), S. 49. Ausführlich hierzu auch Porter (1990), S.105.
352
Vgl. Hill et al. (1995), S. 49 f.
353
Vgl. ausführlich hierzu Bumbacher (1993), S. 43.
354
Porter versteht unter Zufallsereignissen beispielsweise zufällige Entdeckungen, größere technologische Brüche, Schwankungen bei den Produktionspreisen, bedeutende Verschiebungen auf den Weltfinanzmärkten und bei den Wechselkursen, ein extremer Anstieg der Weltnachfrage oder der Regionalnachfrage, politische Entscheidungen von ausländischen Regierungen und Kriege. Vgl. Porter (1991), S. 149.
104
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Wettbewerbsvorteilen. Ein solcher Vorteil kann indes vom Staat selbst nicht geschaffen werden.355 Länder, in denen sich die einzelnen Determinanten der Diamanten-Theorie gegenseitig positiv beeinflussen, die sich folglich durch ein dynamisches Zusammenspiel im Diamanten auszeichnen, verfügen für einen längeren Zeitraum über nationale Wettbewerbsvorteile und auf diese Weise über eine bedeutende grenzüberschreitende Wettbewerbsfähigkeit. Letztere wird sich für Unternehmungen einzelner Länder in den Branchen einstellen, die sich durch positive Ausgestaltungen aller Determinanten im nationalen Diamanten auszeichnen. Beruhen die Wettbewerbsvorteile eines Landes nur auf einer oder zwei der Determinanten, so wird es den Wettbewerbern gelingen, diese erfolgreich zu umgehen und die globale Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes erheblich zu beeinträchtigen. Allerdings zeigt die Empirie, dass kaum ein Land anfänglich bereits über eine positive Ausprägung aller Hauptdeterminanten verfügt. Vielmehr erfolgt die Entwicklung der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit eines Landes häufig in drei Schritten: x
1. Schritt: Ausgehend von der Existenz eines einzigen positiven Determinanten, beispielsweise den Faktor- oder den Nachfragebedingungen, und einer intensiven inländischen Wettbewerbssituation streben die Unternehmungen nach positiven Ausprägungen weiterer Determinanten.
x
2. Schritt: Zur Sicherung eines langfristigen Erfolgs entwickelt sich das Land weg von seiner Investitionsorientierung hin zu einer Innovationsorientierung.
x
3. Schritt: Es bilden sich Unternehmenscluster, verstanden als eine hohe Konzentration wechselseitig verwobener, wettbewerbsstarker Unternehmungen aus ähnlichen Bereichen in enger geografischer Nähe, die zu einem Aufbau von Selbstverstärkungsmechanismen und einer Erneuerung der bereits bestehenden Wettbewerbssituation führen.356
355
Vgl. Porter (1990), S. 657 ff.; Porter (1991), S. 152. Er begründet diesen Protektionismus mit der Vermeidung eines ruinösen Wettbewerbs, vorausgesetzt, dieser Schutz unterliegt einer zeitlichen Begrenzung bei einem effizienten Inlandswettbewerb und dem Vorhandensein mehrerer der genannten Hauptdeterminanten innerhalb der geschützten Branche.
356
Vgl. Porter (1990), S. 154. Als Beispiele lassen sich die Ansiedlung der amerikanischen Automobil- und Autozulieferindustrie in Detroit, das Silicon Valley oder die Wallstreet anführen. Vgl. Perlitz (2000), S. 160.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
105
Die Überschätzung der eigenen Position kann in einem vierten Schritt den Verlust eines nationalen Vorteils und damit die Zerstörung eines ehemals positiven Diamanten herbeiführen. Weitere Gründe hierfür sind beispielsweise in der Verschlechterung der Faktorbedingungen, in der Aufgabe der hohen Ansprüche der inländischen Kunden und im Nachlassen des Inlandswettbewerbs zu sehen.357 2.
Kritische Würdigung des Wettbewerbsmodells für Nationen
Das Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter vereint bereits bestehende Theorien zur Internationalisierung zu einer komplexen Konzeption mit dem Ziel der Beschreibung der nationalen Wettbewerbsvorteile. So bilden die im Modell des Diamanten dargestellten Determinanten und ihre Stellung zueinander die Standortbedingungen in den einzelnen Ländern ab. Nach Porter tritt die nationale Betrachtungsebene trotz der zunehmenden Globalisierung der Wettbewerbssituation nicht in den Hintergrund. Der heimische Stützpunkt einer Unternehmung gewinnt im Gegenteil insofern an hoher Bedeutung, dass er als Hauptquelle der Wettbewerbsfähigkeit einer grenzüberschreitend tätigen Unternehmung gewertet wird. Wesentliche neue Erkenntnisse sucht man in dem Konzept von Porter jedoch vergeblich. Zudem bietet Porter keine Antwort auf die Frage, warum einige Unternehmungen einer Branche eine weltweite Tätigkeit verfolgen, während andere ihre Tätigkeiten auf den inländischen Markt beschränken, obwohl die nationalen Wettbewerbsvorteile in der Theorie allen Unternehmungen einer Branche zur Verfügung stehen.358 Auch liefert Porter keinen Hinweis dazu, mit welchen MarkteinWULWWV XQG ±EHDUEHLWXQJVVWUDWHJLHQ 8QWHUQHK mungen ihre nationalen Wettbewerbsvorteile global nutzen sollten. Weitere Kritikpunkte treffen die zweifelhafte Zukunftsorientierung seines Modells sowie die ungenügende Darstellung und Analyse der Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Hauptdeterminanten seines Diamanten-Modells.359 3.
Branchenspezifische Ausrichtung des Wettbewerbsmodells für Nationen
Porter selbst bestätigt die prinzipielle Übertragbarkeit der Theorie der nationalen Wettbewerbsvorteile auf alle Branchen, auch auf deQ 'LHQVWOHLVWXQJVVHNWRU Ä7KH VDPH GHWHUPL QDQWVRIQDWLRQDOFRPSHWLWLYHDGYDQWDJHLQPDQXIDFWXULQJDSSO\WRVHUYLFHLQGXVWULHV³360
357
Eine ausführliche Auflistung weiterer Gründe, die die Zerstörung des Diamanten herbeiführen, findet sich bei Porter (1991), S. 190 ff.
358
Vgl. hierzu ausführlich Mößlang (1995), S. 186.
359
Weitere Kritikpunkte finden sich bei Bumbacher (1993), S. 39 ff. sowie Behofsics (1998), S. 84 f.
360
Porter (1990), S. 254 f.
106
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Dabei gilt nach Porter allerdings zu beachten, dass Dienstleistungen auf Grund der notwendigen Kundennähe sowie der Synchronität ihrer Erstellung und ihres Konsums überwiegend vor Ort erbracht werden müssen. Die Bedeutung von Faktorbedingungen als eine der vier wesentlichen Determinanten nimmt aus diesem Grund zu Gunsten einer höheren Gewichtung der anderen Bestimmungsfaktoren ab.361 Innerhalb der Faktorbedingungen stellen die Kapitalverfügbarkeit und die Kapitalkosten im Heimatland den bedeutendsten nationalen Wettbewerbsvorteil bzw. Wettbewerbsnachteil dar. Gerade die Eigenkapitalkosten in den verschiedenen Ländern zeichnen sich durch erhebliche Differenzen aus.362 Eine weitere mögliche Quelle von Vorteilen bilden im Hinblick auf den kommunikations- und interaktionsintensiven Charakter von Bankleistungen die Humanressourcen im Stammland.363 Eine hohe Arbeitsproduktivität, verbunden mit geringen Personalkosten, einer guten Allgemeinbildung sowie hohe sprachlicher Begabung der Arbeitskräfte, beeinflusst sowohl den Stellenwert eines Landes für die Abwicklung internationaler Tätigkeiten als auch die Entscheidungen des Managements bzgl. der Aufgabenfelder der Auslandsniederlassungen.364 Die Existenz spezialisierter AusELOGXQJVSURJUDPPH XQG ±HLQULFKWXQJHQ ]XU Know-how-Generierung im Bankenbereich wie auch die geografische Situation und die Infrastruktur des Gastlandes runden den Katalog der wesentlichen Faktorbedingungen ab.365
361
Vgl. Porter (1990), S. 256. Für standortgebundene Dienstleistungen, verstanden als dauerhafte Niederlassungen mit Mitarbeitern im Gastland, trifft diese Einschränkung sicherlich zu, nicht jedoch für handelbare Dienstleistungen. Auch entziehen sich Fälle mit vorübergehender Mobilität der Dienstleistungsanbieter dieser Feststellung, wie beispielsweise die Nutzung von mobilen Humankapitalressourcen des Heimatlandes. Eine günstige heimische Faktorausstattung kann auch dann von Bedeutung im Dienstleistungssektor sein, wenn bei nur begrenzt intensivem Kontaktumfang zwischen Bank und Kunden es möglicherweise ausreicht, lediglich die Aktivitäten mit direktem Kundenkontakt im Gastland zu platzieren. Die anderen Tätigkeiten können dann in den Back-Office-Bereich im Heimatland verlagert werden. Vgl. Mößlang (1995), S. 178.
362
Diese Erkenntnis resultiert beispielsweise aus der empirischen Untersuchung von Zimmer/McCauley (1991). Vgl. hierzu auch Bumbacher (1994), S. 31.
363
Vgl. hierzu ausführlich Bumbacher (1994), S. 31 ff.
364
In den hochentwickelten Industrieländern lässt sich eine zunehmende Angleichung der Lohnkosten konstatieren, so dass der kostenorientierte Aspekt der Humanressourcen im Vergleich zu anderen Determinanten in den Hintergrund der Betrachtung rückt. Ein hohes Niveau der Allgemeinbildung wird insbesondere den Arbeitskräften aus Kontinentaleuropa sowie Japan bestätigt. Vgl. Bumbacher (1994), S. 32. Auf Grund der Dominanz der englischen Sprache im Bankensektor kann sowohl den englischsprachigen Stammländern als auch den sprachlich versierten Nationen wie beispielsweise Schweiz, Holland und Belgien ein Vorsprung bescheinigt werden. Vgl. Bumbacher (1994), S. 32.
365
Im Bereich der finanzmarkttheoretischen Ausbildung weisen Stammländer wie die USA und Großbritannien insbesondere im Rahmen der universitären Forschung mit namhaften Instituten einen erheblichen Vorteil auf. Hinsichtlich der geografischen Situation gilt es abzuwägen zwischen den Vorteilen einer zentralen Lage, wie dies beispielsweise in der Schweiz, in Holland oder Deutschland anzutreffen ist, und den Nachteilen einer peripheren Positionierung, wie z.B. Australien und Japan, die jedoch zunehmend die Chancen einer Zeitzone zwischen den USA und Europa sowie die Nähe zu Wachstumsmärkten in Asien zu nutzen verstehen.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
107
Als zweiten Bestimmungsfaktor des Stammlandes zur Beeinflussung der internationalen Stellung nennt Porter die branchenspezifischen Nachfragebedingungen und deren Auswirkungen.366 Einen Einfluss im positiven Sinne übt demnach insbesondere der Globalisierungsdruck der heimischen Nachfrage auf die Banken aus, wenn auch die Reaktionen der Banken in Form des Aufbaus von Auslandsniederlassungen je nach Stammland eine hohe Variabilität aufweisen.367 Auch eine rasche Marktsättigung im Heimmarkt bzw. die künstliche Marktsättigung auf Grund nationaler Gesetzgebungen, wie beispielsweise das Verbot des Interstate-Banking und das Trennbankengesetz in den USA, können Anlass für die Aufnahme weltumspannender Tätigkeiten der Banken sein.368 Ein weiterer Aspekt ist in der Existenz sehr gut ausgebildeter und anspruchsvoller Nachfrager zu sehen, beispielsweise institutionelle Anleger in Form von Pensionskassen, die zu einer permanenten Optimierung bestehender und der Entwicklung neuer Bankprodukte zwingen.369 Hierbei stellt sich zudem die Frage, inwieweit sich die Bankleistungen, die speziell auf die Nachfragebedingungen im Stammland zugeschnitten sind, im weltweiten Rahmen vermarkten lassen.370 Verwandte und zuliefernde Branchen stellen die dritte Determinante der Porter-Theorie dar. Gerade die Nähe zu Banken, Versicherungsgesellschaften, Anwälten und Treuhändern sowie Beratern und Spezialisten aller Art kann einer Bank neben neuen Kunden auch mögliche Kosteneinsparungen bringen. Viele Finanzmarktgeschäfte stehen nach wie vor in signifikanter Abhängigkeit von persönlichen Kontakten.371
366
Vgl. Porter (1990), S. 258 ff.
367
So findet die Kundennachfolgethese, wonach internationale Kunden auch eine Internationalisierung der Banken verlangen, im 19. Jahrhundert bei französischen, deutschen und holländischen Großbanken Bestätigung, nicht jedoch bei Großbanken aus der Schweiz, Schweden oder den USA. Letztere bewiesen allerdings gerade nach dem zweiten Weltkrieg eine erhöhte Bereitschaft, dem Internationalisierungsdruck nachzugeben. Vgl. hierzu sehr ausführlich Bumbacher (1994), S. 33.
368
Die relativ kleinen und damit rasch gesättigten Stammlandmärkte in der Schweiz, in Holland und Belgien waren mitunter Grund für den frühen Einstieg ins internationale Bankgeschäft.
369
Zur Nachfragesituation in den USA vgl. Walter/Smith (1990), S. 109.
370
Dies kann sich auf dem Spannungsbogen zwischen fast vollständiger weltumspannender Standardisierung und der Notwendigkeit einer weitgehend kultur- oder länderspezifischen Prägung der Bankleistung bewegen. Vgl. Mößlang (1995), S. 178 ff.
371
Vgl. Lusser (1987), S. 39. Zu den angesprochenen Branchen zählen Unternehmungen der Kommunikation und Informationsvermittlung (international agierende Presseagenturen, Werbe- und PR-Agenturen, Medienkonzerne und Verlage), der Technologieentwicklung (Softwareentwicklung), des Effekten- und Warenhandels (Effekten, Termin- und Warenbörsen, Clearingzentren), der Beratung (international tätige Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Anwälte), des internationalen Handels (Handelshäuser, Rückversicherungen, Transportunternehmungen, Reedereien) und andere Finanzdienstleister (Versicherungsunternehmungen, Wertschriftenbroker, Rating- und Finanzmarktinformationsfirmen).
108
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Vorteile, die Banken auf Grund ihrer Ansiedlung innerhalb eines Geflechts gut entwickelter und geographisch nahe angeordneter verwandter und unterstützender Branchen erzielen können, sind:372 x
wettbewerbsfähige Vorleistungen in Form von Inputs für die Banken,
x
ein schneller, kostengünstiger Informationstransfer sowie eine bessere Koordination zwischen den Banken und ihren Zulieferern,
x
geringere Suchkosten der Bankkunden, die zusätzliche Bankleistungen benötigen,
x
Know-how-Diffusion in Form von Übertritten spezialisierter Arbeitskräfte aus verwandten Branchen,
x
Anregung der Nachfrage nach Komplementärprodukten (Pull-through-Effekte) und damit einhergehende gegenseitige Geschäftsvermittlungen.373
'LH8QWHUQHKPHQVVWUDWHJLHXQG±VWUXNWXUVRZLe der Branchenwettbewerb sind als abschließende Determinanten im Dienstleistungssektor und damit in der Bankenbranche sehr umstritten.374 So erscheint die einseitige Betrachtung des Wettbewerbs in der Branche als wesentliche Quelle von nationalen Wettbewerbsvorteilen insbesondere dann fragwürdig, wenn der Wettbewerb im Stammland derart ruinöse Züge annimmt, dass er massive Folgen für die gesamte Volkswirtschaft des Heimatlandes nach sich zieht. Die Rolle des Staates hingegen nimmt bei der Übertragung der Porter-Theorie auf den Bankenbereich bedeutend zu, auch wenn Porter die Ansicht vertritt, ÄWKHJRYHUQPHQW ODFNV the power to createDGYDQWDJHLWVHOI³375 Der Einfluss des Staates auf die globale Wettbewerbsfähigkeit von Banken manifestiert sich in Form von:
372
Ausgeprägte bankrelevante Branchencluster finden sich beispielsweise in New York und Chicago, wo sich auch Unternehmungen der Kommunikation und Informationsvermittlung, der Beratung, der Technologieentwicklung, des Effekten- und Warenhandels sowie andere Finanzdienstleister angesiedelt haben. Von Bedeutung ist auch London, wo im Gegensatz hierzu insbesondere Unternehmungen des internationalen Handels anzutreffen sind. Zu den Clustern in der Schweiz, Holland, Deutschland, Frankreich und Japan vgl. Bumbacher (1994), S. 36 f.
373
Die Auflistung erfolgt in Anlehnung an Bumbacher (1994), S. 35.
374
Vgl. hierzu Mößlang (1995), S. 179.
375
Porter (1990), S. 128. Die zunehmende Rolle des Staates belegen Betrachtungen der Bankenhistorie. Vgl. etwa Kindleberger (1974). Vgl. ebenfalls Bumbacher (1993), S. 401 ff. für die Schweiz. Des Weiteren sind statistisch-ökonometrisch ausgerichtete Untersuchungen anzuführen, wie etwa Sheldon (1992).
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
109
x
Stabilität des politischen Systems des Stammlandes, einhergehend mit der Sicherheit vor externen Eingriffen,376
x
Währungs- und Preisstabilität im Stammland,377
x
Besteuerung,
x
Regulierungen in Form von Gesetzen, Vorschriften und Verfügungen,378
x
mögliche Beteiligungen des Staates am Kapital und an der Verwaltung der Banken.379
4.
Erfolgshypothesen des Wettbewerbsmodells für Nationen
Nach Porter tritt die nationale Perspektive trotz der zunehmenden Globalisierung der Wettbewerbssituation nicht in den Hintergrund. Der heimische Stützpunkt einer Unternehmung gewinnt im Gegenteil insofern an Bedeutung, dass er als Hauptquelle der Wettbewerbsfähigkeit einer global tätigen Unternehmung gewertet wird. Der globale Erfolg von Unternehmungen einer nationalen Branche wird gemäß der insbesondere von Porter vertretenen Sichtweise weitgehend durch die Konstellation branchenrelevanter Determinanten in ihrem Stammland bestimmt.380 Demnach korreliert der Erfolg einer globalen Expansionsstrategie in hohem Maße mit den notwendigen Rahmenbedingungen wie beispielsweise den vorhan376
Der Sicherheits- und Stabilitätsaspekt erklärt u.a. die vorteilhafte Situation, in der sich die Schweiz, die USA, Großbritannien und später auch Deutschland in der Nachkriegszeit befanden. Vgl. Bumbacher (1994), S. 37 ff.
377
Die Verankerung von Banken in einer stabilen Währung als Absicherungsinstrument für Transaktionen erweist sich beispielsweise für die Schweiz resp. für den Schweizer Franken als vorteilhaft.
378
Auf Grund hoher Regulierungen erwiesen sich Länder wie Italien, Frankreich, Australien, Schweden, Japan und Kanada für globale Bankaktivitäten nicht als vorteilhaft. Vgl. hierzu sehr ausführlich die Untersuchungsergebnisse von Bumbacher (1994), S. 38.
379
Derartige Beteiligungen zogen im Fall von Frankreich und Italien eher negative Konsequenzen nach sich. In Deutschland fand sich eine derartige Beteiligung in Form der Gewährträgerhaftung wieder, einem Rechtsinstitut, das im Überschuldungsfall einer öffentlich-rechtlichen Anstalt, wie Sparkassen und Landesbanken, greift und den Anspruch der Gläubiger auf Erfüllung seiner Forderungen gegen die öffentlich-rechtliche Anstalt durch den jeweiligen Anstaltsträger zufrieden stellt. Die Gewährträgerhaftung geriet Anfang der 2000er Jahre auf Druck der privaten Bankwirtschaft in Deutschland in die öffentliche Diskussion und wurde mit einer Verständigung zwischen der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland beendet, die die Abschaffung der Gewährträgerhaftung vorsieht. Demnach unterliegen Forderungen, die entweder vor Beginn der Übergangsphase (18. Juli 2001 bis 18. Juli 2005) eingegangen sind oder die eine Laufzeit bis maximal 31. Dezember 2015 aufweisen und während der Übergangsphase eingegangen sind, vollständig der Gewährträgerhaftung. Forderungen, die nach dieser Übergangsphase oder in der Übergangsphase mit einer Laufzeit über den 31. Dezember 2015 hinaus eingehen werden, unterliegen indes nicht mehr der Gewährträgerhaftung.
380
Neben der Bedeutung der branchenspezifischen Erfolgsvoraussetzungen im Stammland ist auch von einem hohen Einfluss des strategischen Verhaltens der Unternehmungen auszugehen. Diese beiden Erklärungsansätze sind in der Praxis weniger stark voneinander abgrenzbar und enger miteinander verwoben als die im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgenommene analytische Isolation der StammlandDeterminante dies suggeriert.
110
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
denen Ressourcen und einem gewissen Grad an internationalem Engagement. Der Grad der Ausprägung dieser Faktoren variiert allerdings je nach Herkunftsland der einzelnen Banken zum Teil erheblich. Zudem sind die einzelnen Länder in sehr unterschiedlichem Ausmaß von der Globalisierung des Branchenwettbewerbs betroffen. Banken mit besonders guten Stammlandbedingungen verfügen in der Folge gegenüber ihrer Konkurrenz aus anderen Ländern von vorneherein über wesentlich günstigere Ausgangsbedingungen für die Aufnahme einer globalen Tätigkeit, die sie in messbaren Unternehmenserfolg umsetzen können. Angesichts stark divergierender Stammlandbedingungen folgt die siebte Untersuchungshypothese. Stammland-Hypothese H7: Der Erfolg globaler Banken wird durch die Ausprägung ihrer Stammlandbedingungen geprägt. Globale Banken aus Ländern mit günstigen Stammlandbedingungen erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
Die gemäß dem Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter definierten Stammlandbedingungen werden im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf die branchenspezifische Ebene des Finanzsektors heruntergebrochen. Nach einer Bewertung der vier Porterschen Determinanten nationaler Wettbewerbsvorteile ergibt sich für die Bankenbranche auf Stammlandebene folgende Übersicht. Land
USA
Großbritannien
Nachfragebedingungen
Verwandte und zuliefernde Branchen
Regulierung und Staat
Faktorbedingungen und Chance
Starker Kundennach- Ausgeprägte Clustersi- Globalisierungsanreiz folgedruck; tuation auf Grund in- auf Grund hoher Regulierungsdichte ternational künstliche Marktsätti- bedeutender Untergung durch Trennban- nehmungen aus den kensystem und Bereichen InformatiInterstatebankingonsvermitt-lung, Beraverbot; tung, Software, ausländische instituti- anderen Finanzdienstleistungen sowie onelle Nachfrager Effekten- und Warenhandelsbörsen
Elitehochschulen, gleichzeitig jedoch nur mittelmäßiges allgemeines Ausbildungsniveau;
Starker Kundennach- Vergleichbare Situati- Recht liberale Regiefolgedruck; on wie USA; rung
Elitehochschulen, gleichzeitig jedoch nur mittelmäßiges allgemeines Ausbildungsniveau;
traditionelle Nachfrage darüber hinaus zahlausländischer Schuld- reiche Unternehmunner; gen des länderübergreifenden ausländische instituti- Handels onelle Nachfrager
Gesamtbewertung
++
englische Muttersprache
englische Muttersprache
++
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Schweiz
Hoher Kundennachfolgedruck; vergleichsweise kleiner Markt im Stammland;
111
Sehr kompetitive Recht liberale Regulie- Gute Allgemeinbildung; Welthandelsunterrung; gute geografische Lage; nehmungen, Speditionsunternehmungen, starke Währung Mehrsprachigkeit Erst- und Rückversicherungen;
++
traditionelle Nachfrage moderne Effektenbörausländischer Schuld- se ner
Niederlande Mittlerer Kundennach- Grenzüberschreitend Starke Währung folgedruck; kompetitive Erstversicherungen; vergleichsweise kleiner Markt im Stamm- Speditions- und land; Transportunternehmungen, Logistikuntraditionelle Nachfrage ternehmungen; ausländischer Schuldner; traditionelle Warenund Effektenbörse ausländische institutionelle Schuldner
Kanada
Spanien
Frankreich
Hoher Kundennachfolgedruck
Länderübergreifend sehr kompetitive Lebensversicherungen
Starker Kundennach- Länderübergreifend folgedruck; kompetitive SoftwareUnternehmungen und traditionelle Nachfrage Hochtechnologieausländischer Schuld- Unternehmungen des ner EDV-Bereichs;
Starker Kundennach- Speditions- und folgedruck Transportunternehmungen;
++
Mehrsprachigkeit
Schlechte geografische Lage;
+
englische Muttersprache
Starker Kundennach- Länderübergreifend Hohe Regulierungsfolgedruck; kompetitive Erstversi- dichte cherungen vergleichsweise hohe Bankendichte
seit einiger Zeit kompetitive Werbe- und Erstversicherungsunternehmungen Deutschland
Hohe Regulierungsdichte
Gute Allgemeinbildung; gute geografische Lage;
Hohe Regulierungsdichte;
Gute Allgmeinbildung +
Gute Allgemeinbildung; gute geografische Lage
+
negativer Einfluss durch Beteiligung des Staates an Kapital und Verwaltung der Banken sowie permanent drohender Einführung bankfeindlicher Regierungsprogramme
Starke Währung, Be- Gute Allgemeinbildung; günstigung der Globagute geografische Lage lisierung durch Einführung von Minländerübergreifend destreservekompetitive Erst- und vorschriften Rückversicherungen
+
112
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Geringer Kundennach- Kaum länderübergrei- Recht liberale Regulie- Gute Allgemeinbildung; folgedruck; fend kompetitive ver- rung gute geografische Lage; vergleichsweise klei- wandte und Mehrsprachigkeit ner Markt im Stamm- zuliefernde Branchen
Belgien
+
land; traditionelle Nachfrage ausländischer Schuldner
Starker Kundennach- Konglomerate von folgedruck; Commercial Banks,
Japan
Hohe Regulierungsdichte;
geringe ausländische Trust Banks, Finanz- starke Währung; Nachfrage über länge- gesellschaften Verbot, ausländische re Zeit Filialen zu eröffnen Transportunternehmungen und Handelsfirmen (Keiretsus) Australien
Geringer Kundennach- Kompetitive Erstversi- Hohe Regulierungsfolgedruck cherungen dichte
Gute Allgemeinbildung; schlechte geografische Lage
Schlechte geografische Lage
Mittlerer Kundennach- Länderübergreifend Hohe Regulierungs- Mittlere Allgemeinbilfolgedruck dung kompetitive Erstversi- dichte; cherungen negativer Einfluss durch Beteiligung des Staates an Kapital und
Italien
+
0
-
Verwaltung der Banken sowie permanent drohender Einführung bankfeindlicher Regierungsprogramme
mit:
++ + 0 -
sehr vorteilhaft vorteilhaft neutral unvorteilhaft
Tabelle D-2: Übersicht über die bankenspezifischen Stammlandbedingungen (Quelle: Hill et.al. (1994), S. 78 f., ergänzt um eigene Ausführungen)
Basierend auf der vorstehenden Detaillierung der Stammlandbedingungen für die Herkunftsländer der zu untersuchenden Bankunternehmungen lassen sich diese Herkunftsländer drei Länderclustern mit jeweils sehr günstigen Stammlandbedingungen, günstigen Stammlandbedingungen und neutralen/ ungünstigen Stammlandbedingungen zuordnen. Das Cluster der Herkunftsländer, die gemäß den von Porter definierten und im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf die branchenspezifische Ebene heruntergebrochenen Stammlandbedingungen mit der vorteilhaftesten Ausprägung aufwarten, umfasst die Länder USA, Großbritannien, Schweiz und Niederlande. Die erste Sub-Hypothese der vorstehend postulierten Untersuchungshypothese lässt sich wie folgt formulieren.
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
113
Stammland-Hypothese H7a: Globale Banken aus den Ländern USA, Großbritannien, Schweiz und Niederlande verfügen über sehr vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
Für die Herkunftsländer Kanada, Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien und Japan ergeben sich jeweils Konstellationen branchenrelevanter Determinanten, deren Ausprägungsgrad auf vorteilhafte länderspezifische Ausgangsbedingungen für die Aufnahme einer globalen Tätigkeit der dort im Stammland beheimateten Banken schließen lässt. Auf Grund divergierender Stammlandbedingungen im Vergleich zu den globalen Wettbewerbern der vorstehend genannten Herkunftsländer USA, Großbritannien, Schweiz und Niederlande gelingt es Banken dieser Stammländer nicht, die Aufnahme ihrer globalen Tätigkeit in gleichem Maße in messbaren Unternehmenserfolg umzusetzen. Für die weitere Überprüfung der Hypothesen auf der Analyseebene der Einzelländer leitet sich die zweite Sub-Hypothese ab. Stammland-Hypothese H7b: Globale Banken aus den Ländern Kanada, Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien und Japan verfügen über vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken aus USA, Großbritannien, Schweiz und Niederlande im Zeitverlauf. Im Vergleich zu globalen Banken anderer Länder verzeichnen sie jedoch eine höhere Renditeentwicklung im Zeitverlauf.
Die Gruppe der Einzelländer, denen mit Hinweis auf eine neutrale bzw. unvorteilhafte Konstellation der relevanten Stammlandbedingungen für die Bankenbranche eine schlechte Erfolgsposition im globalen Wettbewerb zugeordnet wird, setzt sich aus den Ländern Australien und Italien zusammen. Hieraus resultiert die dritte Sub-Hypothese. Stammland-Hypothese H7c: Globale Banken aus den Ländern Australien und Italien verfügen über neutrale bzw. unvorteilhafte Stammlandbedingungen. Sie erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken der anderen analysierten Länder im Zeitverlauf.
Fazit
Die folgende Tabelle fasst nochmals die relevanten Globalisierungstheorien sowie die daraus abgeleiteten Untersuchungshypothesen zum Erfolg globaler Bankunternehmungen in Abhängigkeit der betrachteten Analyseebene zusammen:
114
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
Globalisierungstheorie
Analyseebene Weltweite Ebene
Unterschungshypothese
Globale Banken sind erfolgreich und erzielen eine positive Rendite. Weltweite Ebene 2 Globale Banken erzielen eine positive Eklektischer Ansatz Renditeentwicklung im Zeitverlauf. Weltweite Ebene 3 Globale Banken erzielen eine höhere RenditeEklektischer Ansatz entwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf. -1 Prinzipal-Agent-Theorie Weltweite Ebene 3 Invershypothese zu H3: Globale Banken erzielen eine geringere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf. Weltweite Ebene 4 Globale Banken sind in höherem Maß Eklektischer Ansatz/ risikobehaftet als nationale Banken. Prinzipal-Agent-Theorie Weltweite Ebene 5 Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Eklektischer Ansatz Banken ist höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken. -1 Prinzipal-Agent-Theorie Weltweite Ebene 5 Invershypothese zu H5: Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist geringer als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken. Transnationale Lösung Kulturbereichsebene 6 Der Erfolg globaler Banken wird durch ihre Zugehörigkeit zu Kulturbereichen geprägt. Globale Banken eines Kulturbereichs erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken eines anderen Kulturbereichs im Zeitverlauf. 7 Der Erfolg globaler Banken wird durch die Wettbewerbsmodell für Stammlandebene Ausprägung ihrer Stammlandbedingungen Nationen geprägt. Globale Banken aus Ländern mit günstigen Stammlandbedingungen erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf. 7a Globale Banken aus den Ländern USA, Wettbewerbsmodell für Stammlandebene Großbritannien, Schweiz und Niederlande Nationen verfügen über sehr vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf. 7b Globale Banken aus den Ländern Kanada, Wettbewerbsmodell für Stammlandebene Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien und Nationen Japan verfügen über vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken aus USA, Großbritannien, Schweiz und Niederlande im Zeitverlauf. Im Vergleich zu globalen Banken anderer Länder verzeichnen sie jedoch eine höhere Renditeentwicklung im Zeitverlauf. 7c Globale Banken aus den Ländern Australien und Wettbewerbsmodell für Stammlandebene Italien verfügen über neutrale bzw. unvorteilhafte Nationen Stammlandbedingungen. Sie erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken der anderen analysierten Länder im Zeitverlauf. Eklektischer Ansatz
1
Tabelle D-3: Zusammenfassung der untersuchungsrelevanten Hypothesen (Quelle: Eigene Darstellung)
Theoretische Fundierung der Globalisierung von Banken
115
Aus den vorstehenden Ausführungen wurde ersichtlich, dass einerseits die Betrachtung der Erfolgswirkung globaler Unternehmungen zunehmend an Bedeutung gewinnt und dass andererseits in der bankwirtschaftlichen Literatur bislang keine fundierte theoretische Konzeption wie auch empirische Erarbeitung der ökonomischen Über- oder Unterlegenheit globalstrategisch ausgerichteter Banken existiert. Die bestehende Lücke zwischen Bedeutung und wissenschaftlicher Aufarbeitung zu verkleinern ist erklärtes Ziel der vorliegenden Arbeit. Erreicht wurde dies in einem ersten Schritt durch eine eingehende Herausarbeitung der theoretischen Fundierung des Globalisierungsphänomens auf Basis der gegenwärtigen wissenschaftlichen Literatur: der Eklektische Ansatz von Dunning, die Prinzipal-AgentTheorie, die transnationale Lösung sowie das Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter. Auf einen eigenen Systematisierungsversuch der bestehenden Ansätze wurde vor dem Hintergrund der ohnehin schon vorherrschenden terminologischen Unklarheiten in der globalen Managementliteratur verzichtet. Ziel der vorstehenden Ausführungen war es überdies nicht, einen umfassenden Überblick über alle theoretischen Erklärungsansätze des internationalen Managements zu vermitteln. Ansätze, deren Fokus auf Fragestellungen der Gestaltung der globalen Präsenz ruht, wurden zu Gunsten der Erklärungsansätze vernachlässigt, die sich als geeignet erweisen, eine theoretische Fundierung des Globalisierungserfolges innerhalb des Wissenschaftszweigs des internationalen Managements zu erarbeiten. In einem weiteren Verfahrensschritt folgte der Übertrag der eingangs diskutierten branchenübergreifend formulierten Globalisierungstheorien auf die branchenspezifische Analyseebene. Der damit ermöglichte Beitrag zur Erklärung des Erfolgs globaler Bankunternehmungen erlaubte in einem dritten Schritt die Ableitung zahlreicher, für die weitere empirische Untersuchung relevanter Erfolgshypothesen, die auf drei nacheinander abgestuften Analyseebenen ansetzen: die weltweite Analyseebene sowie die Analyseebene der Kulturbereiche als auch die Analyseebene der einzelnen Stammländer der untersuchten globalen Banken als mögliche Ausprägungen des Herkunftsbegriffes.
Konzeption der empirischen Untersuchung
E
117
Konzeption der empirischen Untersuchung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist, wie eingangs formuliert, den Unternehmenserfolg global tätiger Banken nicht nur theoretisch zu fundieren, sondern auch einer empirischen Überprüfung zuzuführen. Um den an die vorliegende Untersuchung gestellten empirischen Erfordernissen umfassend Rechnung zu tragen, wird in nachstehenden Ausführungen das Vorgehen der empirischen Analyse dargelegt. Aufbauend auf einer Bestandsaufnahme der in der empirischen Forschung bedeutenden kapitalmarkttheoretischen Methoden zur quantitativen Unternehmenserfolgsmessung wird deren Eignung für eine komparative Analyse von Unternehmungen diskutiert. Die teils erheblichen theoretischen wie auch empirischen Schwächen der dargestellten kapitalmarkttheoretischen Forschungsansätze verlangen nach einer neuen methodischen Vorgehensweise zur empirischen Erfolgsmessung und begründen die Entscheidung für eine eigene untersuchungszieladäquate Vorgehensweise für die vorliegende empirische Untersuchung. Die dargestellten traditionellen wie auch modernen Methoden der empirischen Kapitalmarktforschung in Form des Capital Asset Pricing Modells, der Arbitrage Pricing Theorie und der Event-Studien finden aufgrund ihrer eingeschränkten Eignung für eine komparative Unternehmensanalyse hingegen keinen Eingang in die empirische Untersuchung der vorliegenden Arbeit. Abgerundet wird das Kapitel durch eine Detaillierung der Forschungskonzeption der durchgeführten Analysen, spezifiziert nach dem Stichprobendesign sowie dem Datenerhebungsdesign. I.
Bestandsaufnahme kapitalmarkttheoretischer Methoden zur Erfolgsmessung
1.
Das Capital Asset Pricing Modell
a)
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Das Capital Asset Pricing Modell (CAPM), das von Sharpe (1964), Lintner (1965) und Mossin (1966) entwickelt wurde, überträgt die Erkenntnisse der Portfoliotheorie auf die Kapitalmarkttheorie.381 Durch die Übertragung des individuellen Verhaltens auf das Gruppenverhalten der Marktteilnehmer, verstanden alV GDV VRJHQDQQWH Ä0DUNWYHUKDOWHQ³ versucht dieses Modell das Kapitalmarktgleichgewicht über die Preisentstehung von Wertpapieren zu erklären.
381
Auch Fama hat einen bedeutenden Beitrag bei der Entwicklung des CAPM geleistet, vgl. Sharpe/Alexander (1990), S. 194.
118
Konzeption der empirischen Untersuchung
Das CAPM basiert auf folgenden zentralen Annahmen:382 x
Maximierung des Nutzenerwartungswertes für jeden risikoaversen Investor,383
x
Vollkommene, informationseffiziente sowie friktionslose Kapitalmärkte,384
x
Risikoloser Zinssatz,385
x
Identischer Planungshorizont aller Investoren,386
x
Homogene Erwartungen.387
382
Vgl. hierzu auch Sharpe (1964), S. 425 ff.; Mossin (1966), S. 768 ff.; Harrington (1987), S. 24; Alexander/Francis (1986), S. 106. In der Literatur findet sich eine ausführliche Darstellung der zahlreichen Modellerweiterungen des CAPM, die die restriktiven Prämissen der Realität anpassen. Aus diesem Grund soll auf eine erneute Darstellung im Rahmen dieser Arbeit verzichtet und stellvertretend für andere Quellen auf Auckenthaler (1994), S. 190 ff. und Nowak (1994), S. 40 ff. verwiesen werden.
383
Die viel beobachtete These eines risikoaversen Verhaltens wird vereinzelt in Frage gestellt, so beispielsweise von Cohen et al. (1987), S. 744. Gemäß der ersten Annahme des CAPM treffen die Investoren ihre Portfolio-Entscheidungen ausschließlich anhand der erwarteten Rendite und Varianz bzw. Standardabweichung der möglichen Renditen. Auf Grund dieser ȝ,ı-Regel ist von einer Normalverteilung für die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Renditen oder einer quadratischen Risikonutzenfunktion der Investoren auszugehen. Vgl. Möller (1986a), S. 713; Ulschmid (1994), S. 49. Die Ableitung des P-V-Kriteriums aus der Gestalt der Nutzenfunktion, wie von Markowitz (1959), S. 205 ff. und Farrar (1964), S. 20 ff. postuliert, wird aufgrund aufgedeckter Einwände von einigen Ökonomen kritisiert. Vgl. Arrow (1970), S. 96 f.
384
Steuern und Transaktionskosten können vernachlässigt werden. Vgl. Roßbach (1991), S. 50. Zudem werden alle Anlagetitel auf dem Markt gehandelt. Ihre Gesamtmenge ist vorgegeben und sie sind beliebig (unendlich) teilbar. Hierbei agieren die Investoren als Preisnehmer, was impliziert, dass sie individuell die Marktpreise der Wertpapiere nicht beeinflussen können, sondern die Preise als Datum betrachten müssen. Es wird weiterhin angenommen, dass die Anteile aufgrund von Leerverkäufen negativ sein können.
385
Es existiert neben den mit einem Risiko behafteten Wertpapieren noch eine sichere Anlageform, deren Verzinsung unter dem Renditeerwartungswert der risikogünstigsten Mischung aus Wertpapieren liegt
386
Folglich kann bei gegebenem Anfangsvermögen für die Berechnung effizienter Portfolios der Erwartungswert des Endvermögens durch den Erwartungswert der Rendite ersetzt werden. Alle Investoren kaufen und verkaufen ihre Wertpapiere damit zum gleichen Zeitpunkt. Vgl. hierzu Hotz (1989), S. 7.
387
Auf Grund dieser Annahme berechnen alle Investoren die gleiche Linie der effizienten Portfolios. Andernfalls würden die Investoren unterschiedliche Werte für die erwartete Rendite und deren Varianz ermitteln. Auch die Effizienzlinien der Investoren würden dann einen unterschiedlichen Verlauf aufzeigen. Vgl. Ulschmid (1994), S. 50.
Konzeption der empirischen Untersuchung
119
Eine wesentliche Voraussetzung stellt hierbei die Informationseffizienz des Kapitalmarkts dar, die dann vorliegt, wenn die aktuellen Wertpapierkurse alle bewertungsrelevanten Informationen reflektieren.388 Unter den genannten Annahmen ist die Zusammensetzung des Rendite-Risiko-effizienten Portfolios risikobehafteter Wertpapiere unabhängig vom Grad der Risikoaversion des Anlegers. Im Gleichgewicht halten vielmehr alle risikoscheuen Investoren einen Anteil an dem risikobehafteten effizienten Portfolio, das sich aus der mit den Marktwerten gewichteten Summe der Gesamtheit aller risikobehafteten Anlagen zusammensetzt.389 Das für alle Anleger optimale Marktportfolio M wird ermittelt, indem von der risikolosen Anlage eine Tangente an die Effizienzlinie aller zulässigen risiko-effizienten Portfolios AB gelegt wird, wie die nachfolgende Abbildung verdeutlicht.390
388
Vgl. Copeland/Weston (1988), S. 330 ff.; Levy/Sarnat (1994), S. 346 ff. Im idealen Fall erfolgt die Anpassung der Wertpapierkurse an die neu auftretenden und bewertungsrelevanten Informationen mit einer unendlichen Geschwindigkeit, so dass für AnOHJHUNHLQH0|JOLFKNHLWHLQHVÄ)UHH/XQFK³JHJHEHQ ist. Konzeptionell lassen sich hierbei nach der Art der auf die Preisbildung einwirkenden Informationen drei Grade der Informationseffizienz unterscheiden: schwache, halbstrenge und strenge Form der Informationseffizienz. Die drei Formen der Informationseffizienz des Kapitalmarktes wurden erstmals vorgeschlagen durch Fama (1970), S. 383 ff. Zu den Aktualisierungen vgl. Fama (1991), S. 1575 ff.; Roll (1994), S. 71 ff.; Franke/Hax (1994), S. 389 ff.; Elton/Gruber (1995), S. 399 ff. Auf Grund ihrer hohen konzeptionellen Anschaulichkeit sowie ihrer Zweckmäßigkeit in der empirischen Kapitalmarktforschung hat sich diese Unterteilung in der Finanzmarkttheorie mittlerweile etabliert. Vgl. Schneider (1992), S. 541 ff.; Krämer (1995), S. 1138.
389
Die im Gleichgewicht geltenden Preise stellen markträumende Preise dar, bei denen Angebot und Nachfrage genau ausgeglichen sind. Bei einem solchen Preis bestehen keine Angebots- und Nachfrageüberhänge, so dass kein Handel mehr stattfindet und sich jedes Wertpapier im Besitz eines Investors befindet. Des Weiteren reflektieren die Gleichgewichtspreise die übereinstimmenden Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich Rendite und Risiko sehr genau. Vgl. Loistl (1994), S. 221.
390
Zur mathematischen Ableitung des Tangentialpunktes vgl. Fama/Miller (1972), S. 223 ff. Dem Portfolio M kommt dabei insofern eine besondere Bedeutung zu, da es auf Grund seiner Dominanz von allen Investoren nachgefragt wird. Allerdings darf das Marktportfolio nicht gleichzeitig das varianzminimale Portfolio sein, da sonst kein linearer Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko gewährleistet werden kann. Vgl. Huang/Litzenberger (1988), S. 73 f. Vgl. Alexander/Francis (1986), S. 108 zu den homogenen Erwartungen der Investoren.
120
Konzeption der empirischen Untersuchung
CML
E(Ri)
B M
x E(Rm)- Rf Rf A Vm
Vi
Abbildung E-1: Kapitalmarktlinie (Quelle: Rossbach (1991), S. 52)
Die gesamte Gerade, die durch den risikolosen Zins Rf und das Marktportfolio M führt, bezeichnet als sogenannte Kapitalmarktlinie (KML) den geometrischen Ort, auf dem alle effizienten Portfolios liegen, wenn ein Wertpapier mit einem risikolosen Zins die Anlageentscheidung erweitert. Setzt man rationales Agieren der Marktteilnehmer voraus, so muss jede Investitionsentscheidung im Gleichgewicht zur Wahl eines Portfolios auf der Kapitalmarktlinie führen. Im Gleichgewicht beschränken sich die Portfolios aller Anleger ausschließlich auf Kombinationen aus dem risikolosen Wertpapier und dem Marktportfolio, so dass sie sich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nur noch durch die abweichenden Anteile dieser beiden Komponenten unterscheiden.391 Für die Kapitalmarktlinie gilt damit
(E.1)
391
E(R p )
§ E ( Rm ) R f R f ¨¨ Vm ©
· ¸¸ V p ¹
Die unterschiedlichen Anteile am risikolosen Wertpapier und am Marktportfolio bei der Portfoliozusammensetzung hängen von dem Risikoverhalten des jeweiligen Investors ab. So werden risikofreudigere Anleger sich zu Rf verschulden und diese Mittel zusätzlich in M investieren, während weniger risikobereite Anleger mehr Mittel in Rf binden. Vgl. Alexander/Francis (1986), S. 109. Zu der Aufteilung der finanziellen Mittel der Anleger auf die beiden Komponenten, die sogenannte Tobin-Separation bzw. Two-Fund-Separation-Principle oder Mutual-Fund Theorem vgl. Merton (1990).
Konzeption der empirischen Untersuchung
mit
Rf: E(Rm): E(Rp): ım: ıp:
121
Risikoloser Zins Erwartungswert der Rendite des Marktportfolios Erwartungswert der Rendite des Portfolios P Standardabweichung der erwarteten Rendite des Marktportfolios Standardabweichung der erwarteten Rendite des Portfolios P
Die Steigung der Kapitalmarktlinie (E(Rm ± 5f)/ım kann als Marktpreis des Risikos für alle effizienten Portfolios betrachtet werden und beschreibt die zusätzliche erwartete Rendite bei einer Erhöhung des Risikos ıp um eine Einheit.392 Bei der Bewertung eines Finanztitels ist allerdings nicht sein gesamtes Risiko relevant. So weist das Marktportfolio als Gesamtheit aller existierenden und angebotenen Wertpapiere einen sehr hohen Diversifikationsgrad auf.393 Da bei einem hohen Diversifikationsgrad das wertpapierspezifische Risiko eines Portfolios gegen Null tendiert, besteht für die Anleger das relevante Risiko ausschließlich in dem systematischen Risiko, dem Marktrisiko, das durch das Portfolio-Beta dargestellt wird.394 Die Umsetzung dieser Überlegung führt zur Gleichung der sogenannten Wertpapiermarktlinie, die den Zusammenhang zwischen der erwarteten Rendite und dem systematischen Risiko nicht-effizienter Positionen im Kapitalmarktgleichgewicht wiedergibt.395 Befindet sich der Kapitalmarkt im Gleichgewicht, sind alle Wertpapiere auf dieser Linie angesiedelt.396 (E.2)
E ( Ri )
R f E i ( E ( Rm ) R f )
Gemäß der Gleichung der Wertpapiermarktlinie, dem zentralen Bestandteil des CAPM, setzt sich die erwartete Rendite aus dem risikolosen Zinssatz Rf und dem mit der Risikohöhe ȕi multiplizierten Marktpreis für die Risikoübernahme (E(Rm ±5f) zusammen. Un-
392
Vgl. Elton/Gruber (1995), S. 265; Schneider (1992), S. 428. Teilweise findet sich auch die Interpretation als Durchschnitt der anlegerspezifischen Risikopräferenzen. Vgl. Ross (1987), S. 327. Aufbauend auf einer Interpretation des risikolosen Zinssatzes Rf als Entschädigung (pro Zeiteinheit) der Investoren für ihren Konsumverzicht entspricht die Rendite eines effizienten Portfolios der Entschädigung pro Zeiteinheit und dem Produkt aus einer Entschädigung pro Risikoeinheit und dem Portfoliorisiko.
393
Zur formalen Darstellung des Marktportfolios vgl. ausführlich Nowak (1994), S. 30 ff. sowie die dort angegebenen Literaturhinweise.
394
Vgl. Elton/Gruber (1995), S. 266.
395
Vgl. Copeland/Weston (1988), S. 195. Die Herleitung der Wertpapiermarktlinie ist in der Literatur eingehend dokumentiert. Daher wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf eine erneute ausführliche Darstellung verzichtet und stattdessen auf die entsprechende Literatur verwiesen. Vgl. Perridon/Steiner (2002), S. 253 und Franke/Hax (2004), S. 351 ff.
396
Vgl. Tinic/West (1979), S. 196 ff.; Alexander/Francis (1986), S. 113 ; Denzler (1988), S. 21.
122
Konzeption der empirischen Untersuchung
terschiedliche Renditeerwartungen der Wertpapiere im Gleichgewicht lassen sich ausschließlich mit deren abweichenden Beta-Werten begründen.397 Befindet sich der Kapitalmarkt im Gleichgewicht, d. h. alle Wertpapiere unterliegen einer richtigen Bewertung, sind keine außerordentlichen Gewinne durch die Anlageentscheidung möglich. Eine Verletzung der getroffenen Annahmen kann allerdings bewirken, dass der Kapitalmarkt aus dem Gleichgewicht gerät und Wertpapiere über- oder unterbewertet werden. Damit bietet sich dem Anlieger die Möglichkeit, durch eine Ausnutzung dieses Zustands außerordentliche Renditen zu erzielen.398 In diesem Fall ist die Gleichung der Wertpapiermarktlinie folgendermaßen zu modifizieren. (E.3)
E ( Ri )
R f E i ( E ( Rm ) R f ) K i
Ist Și größer als Null, so ist die erwartete Rendite größer als sie im Gleichgewicht wäre, das heißt es liegt eine außerordentliche Rendite vor, da das Wertpapier unterbewertet ist. Ist Și kleiner als Null, so ist das Wertpapier überwertet. In diesem Fall liegt ein außerordentlicher Verlust vor. b)
Kritische Würdigung
Einer der meist angeführten Kritikpunkte betrifft die Annahmen, auf denen das CAPM basiert. Die mangelnde Realitätsnähe der gesetzten Prämissen führt in der Literatur zu der Schlussfolgerung, dass das CAPM die Realität auf Grund eines zu hohen Abstraktionsgrades nicht mehr ausreichend beschreiben könne.399 Eine erste Prämisse, die heftiger Kritik ausgesetzt ist, ist die Annahme der homogenen Erwartungen der Anleger. In der Realität dürften die Investoren in unterschiedlichem Umfang über relevante Informationen verfügen, woraus wiederum heterogene Erwartungen resultieren.400 Des Weiteren beruht das CAPM auf der Annahme, dass die Investoren ihre Anlageentscheidung ausschließlich auf
397
Verbal formuliert entspricht die erwartete Rendite einzelner Wertpapiere einer Entschädigung pro Zeiteinheit und dem Produkt aus einer Entschädigung pro Risikoeinheit und dem Beitrag eines einzelnen Wertpapiers zum Risiko des Marktportfolios. Mit steigendem Investitionsrisiko, gemessen über Beta als Maßgröße für dieses systematische, nicht diversifizierbare Risiko, wächst auch die Renditeforderung des Anlegers. Der Betafaktor stellt die durchschnittliche Empfindlichkeit der Wertpapierrendite auf Renditeänderungen des Marktportfolios dar. Vgl. Uhlir/Steiner (1991), S. 173; Bauer (1992), S. 11.
398
Vgl. Friend/Blume (1970), S. 562.
399
Selbst Sharpe attestiert den Prämissen eine sehr hohe Realitätsferne. Vgl. Sharpe (1964), S. 434.
400
Vgl. Mayers/Rice (1979), S. 8. Als Beispiel für die individuell variierenden Erwartungen der Anleger lässt sich der Optionshandel anführen. Zur fehlenden Realitätsnähe dieser Annahme vgl. auch Bagwell (1991), S. 218 ff.; Shleifer (1986), S. 578 ff.; Frankfurter/Phillips (1996), S. 67 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
123
der Grundlage der erwarteten Rendite und der Varianz treffen. Andere Merkmale, wie beispielsweise die Liquidität, bleiben indes außerhalb der Betrachtung.401 Weitere Annahmen des CAPM, die in den Finanzmärkten der Realität verletzt werden, betreffen die Annahme des gleichen Zinssatzes für die risikolose Geldanlage und die Geldbeschaffung, die fehlende Berücksichtigung von Steuern und Transaktionskosten und die angenommene Markteffizienz.402 Darüber hinaus ergeben sich in Ermangelung eines objektiven, allgemein anerkannten Verfahrens Probleme bei der Risikomessung. So erscheint es unrealistisch, in der Realität von einem über den Betrachtungszeitraum konstanten Portfolio-Beta auszugehen.403 Insbesondere bei Mittelumschichtungen innerhalb aktiv verwalteter Portfolios können Veränderungen des Beta-Wertes ebenso resultieren wie bei starken Marktschwankungen.404 Die vorrangige Kritik des CAPM setzt allerdings an der zentralen Stellung des Marktportfolios an, dessen empirische Erhebung nach Roll unmöglich ist.405 Demnach gilt es die Risikoeffizienz des wahren Marktportfolios nachzuweisen, aus der wiederum die unterstellte Rendite-Risiko-Beziehung unmittelbar folgt. Da auf Grund der Unbeobachtbarkeit des Marktportfolios auf sogenannte Proxies zurückgegriffen werden muss, die zwangsläufig nur Teilindizes des zu betrachtenden Marktportfolios darstellen, kann bei einer nachweisbaren Risikoeffizienz des Proxies nicht auf die Allgemeingültigkeit des CAPM geschlossen werden.406 Im umgekehrten Fall erlaubt der Beweis ihrer Ineffizienz aber keine Schlussfolgerungen über die Ablehnung des CAPM.
401
Gerade Wertpapiere, die sich durch eine hohe Liquidität auszeichnen, sind in der Lage, das Risiko hinsichtlich unvorhergesehener Zahlungsschwierigkeiten zu verringern. Vgl. Nowak (1994), S. 39 f. sowie die dort angegebene Literatur.
402
Sharpe rechtfertigt die von ihm gesetzte Annahme des gleichen Zinssatzes mit der Begründung, dass die Kreditaufnahme meist über eine Substitution mit risikolosen Anlagemöglichkeiten erfolgt. Vgl. Sharpe (1977), S. 119. Hinsichtlich der angenommenen Markteffizienz kommen einige Arbeiten zu dem Ergebnis, dass die amerikanischen und europäischen Aktienmärkte prinzipiell als effizient angesehen werden können. Vgl. Hotz (1989), S. 101 ff. Allerdings sind die Aktienmärkte nicht von Natur aus effizient, sonGHUQ PVVHQ GXUFK NRVWHQLQWHQVLYH ,QIRUPDWLRQVEHVFKDIIXQJHQ XQG ±DXVZHUWXQJHQ HIIL]LHQW JHKDOWHQ werden. Vgl. Gallati (1994), S. 55.
403
Vgl. Kon/Jen (1978), S. 457.
404
Manager, die sich durch eine eher aggressive Strategie auszeichnen, werden bei einer Hausse des Marktes tendenziell eher Portfolios mit einem hohen Beta halten. In Zeiten einer Baisse erscheint es hingegen sinnvoll, die Zusammensetzung dieser Portfolios insofern zu variieren, dass das Beta einen geringeren Wert annimmt. Vgl. Alexander/Francis (1986), S. 251 ; McDonald (1985), S. 19.
405
Vgl. Roll (1977), S. 129 ff.; Roll (1978), 1060 f.; Ross (1978), S. 891 ff.
406
Das Marktportfolio ist lediglich ein gedankliches Gebilde, das sich aus allen Finanzanlagen, also auch beispielsweise aus Kunstwerken, zusammensetzt und damit nie vollständig erfasst werden kann. Nach Roll ist ein Wertpapierindex daher nicht in der Lage, dieses Marktportfolio zu repräsentieren. Vgl. Roll (1977), S. 129. Zum Beweis der Risikoineffizienz der Proxies vgl. Wittrock (2000a), S. 37.
124
Konzeption der empirischen Untersuchung
Bisher ist es nicht gelungen, eindeutige Hinweise zu finden, ob das CAPM die Realität hinreichend gut zu approximieren vermag.407 Nach der Kritik von Roll wird dies auch niemals möglich sein. Befindet sich der Kapitalmarkt, wie vom CAPM angenommen, tatsächlich im Gleichgewicht, so eröffnen sich für die Investoren keine Möglichkeiten, durch die Auswertung von Informationen positive Überrenditen zu erzielen. Erst wenn von einer Verletzung der Annahmen des CAPM ausgegangen werden kann und sich der Kapitalmarkt im Ungleichgewicht befindet, ist es überhaupt sinnvoll, eine Performance-Messung im Sinne außerordentlicher Gewinne durchzuführen. 2.
Die Arbitrage Pricing Theorie
a)
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Die Arbitrage Pricing Theorie (APT) entstand als Folge der heftigen Kritik am CAPM und dessen Prämissen.408 Dennoch ist die APT nicht als Weiterentwicklung des CAPM zu betrachten. Wie verschiedene Studien belegen stellt die APT eher eine Konkurrenz-Theorie dar, die die von Roll aufgezeigten Schwachstellen im CAPM zu eliminieren versucht.409 So postuliert die APT, dass das effiziente Marktportfolio als einziger Erklärungsfaktor nicht ausreicht, um die Preisbildung von Wertpapieren hinreichend zu erklären, zumal das Marktportfolio nicht exakt ermittelt werden kann.410 Die empirische Testbarkeit der APT hängt damit nicht von der Kenntnis des im Prinzip unbeobachtbaren Marktportfolios ab.411 Die Beziehung zwischen Rendite und Risiko wird komplexer eingestuft, als es das CAPM abzubilden vermag.412
407
Zahlreiche Ansätze zur Überprüfung der Gültigkeit des CAPM sind in der Literatur eingehend dokumentiert. Daher wird hier auf eine erneute ausführliche Darstellung verzichtet. Vgl. für den USamerikanischen Markt Black (1993); Cragg/Malkiel (1982); Daniel/Titman (1997); Fama/French (1992); Fama/French (1996); Chan/Lakonishok (1993); Campbell (1996); Kothari/Shanken (1995); Roll (1988); Roll/Ross (1994). Studien für den deutschen Aktienmarkt finden sich bei Bauer (1992); Frantzmann (1990); Hielscher/Heintzelmann (1975); Kosfeld (1996); Möller (1988); Reichling (1995); Ulschmid (1994); Wallmeier (1997); Warfsmann (1993); Zimmermann (1997).
408
Die APT wurde 1976 von Stephen Ross begründet. Vgl. Ross (1976), S. 341 ff.
409
Eine Äquivalenz der APT und des Multi-Beta-CAPM ist nur unter zusätzlichen Voraussetzungen gegeben: vollständige Diversifikation des Marktportfolios, so dass das Verhältnis der Wertpapiere zu einer Aufhebung der Störtermvarianzen aller Wertpapiere im Marktportfolio des Multi-Beta-CAPM führt und Identität der Risikopreise der k Faktoren der APT mit jenen des Multi-Beta-CAPM. Vgl. Wittrock (2000a), S. 40, Fußnote 102.
410
Vgl. Roll (1977), S. 129 ff.
411
Vgl. hierzu Huberman (1982), S. 183 f.; Levy/Sarnat (1984), S. 477. Auf eine ausführliche Darstellung der publizierten Tests zur APT soll mit Verweis auf die umfassenden Beschreibungen in der Literatur verzichtet werden. Vgl. insbesondere Ulschmid (1994), S. 151 ff.; Nowak (1994), S. 122 ff.; Kosfeld (1996), S. 190 ff.
412
Vgl. Cohen et al. (1987), S. 198.
Konzeption der empirischen Untersuchung
125
Als erste wesentliche Annahme unterstellt Ross in seiner ursprünglichen Ausarbeitung für die APT ein exaktes Faktormodell, so dass die Renditen der betrachteten Wertpapierrenditen vollständig durch eine begrenzte Anzahl von k Faktoren fk erklärt werden können.413 Die Anwendung des Arbitrageargumentes und des Gesetzes der großen Zahlen führen in einer Realität mit endlich vielen Wertpapieren jedoch zu einer Abschwächung dieser Annahme, so dass ein approximatives Bewertungsmodell als Renditegenerierungsprozess der APT zu Grunde zu legen ist.414 (E.4)
Ri
K
E ( Ri ) ¦ E ik f k H i k 1
Die tatsächliche Rendite ergibt sich damit aus der von den Investoren erwarteten Rendite E(Ri) ergänzt um die nichterwarteten Faktorvariationen fk, multipliziert mit den entsprechenden Faktorsensitivitäten ȕik plus der durch die Faktoren nicht erklärbaren Renditekomponente İi.415 Die Faktorsensitivitäten stellen dabei das systematische, nicht diversifizierbare Risiko des Wertpapiers dar, das aus den unerwarteten Veränderungen der zu identifizierenden Faktoren resultiert.416 Im Gegensatz hierzu kann das unsystematische Risiko bei einer umfassenden Diversifikation des Portfolios und einer hinreichend guten Identifikation der Anzahl und Art der Faktoren weitgehend eliminiert werden und weist in der Folge keine Bewertungsrelevanz auf.417 Die zweite zentrale Prämisse der APT besteht in der Arbitragefreiheitsannahme.418 Die Integration dieser Annahme in die eigentliche APT-Gleichung erfolgt über die Bildung sogenannter Arbitrageportfolios, die sich durch die Kapitalumschichtung innerhalb eines Portfolios ergeben.419
413
Vgl. hierzu wie zu den weiteren Ausführungen Roll (1977), S. 204 ff.; Roll/Ross (1980), S. 1077.
414
Je nachdem, ob ein exaktes Faktormodell oder ein approximatives Faktormodell zu Grunde gelegt wird, lassen sich verschiedene Modellvarianten unterscheiden. Vgl.Wilhelm (1985), S. 104 ff.; Reismann (1992), S. 1303; Shanken (1982), S. 1131. Aussagen über die Anzahl und die Identität der Faktoren werden von der APT jedoch nicht getroffen. Vgl. Ingersoll (1984), S. 1021; Haugen (1990), S. 257. Zu den Annahmen der APT vgl. umfassend Copeland/Weston (1988), S. 222; Harrington (1987), S. 192 ff.; Peters (1987), S. 27 f.; Farrell (1983), S. 75.
415
In der Literatur findet sich eine ausführliche Darstellung der statistischen sowie der kapitalmarkttheoretischen Annahmen der APT. Aus diesem Grund soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf eine erneute detaillierte Darlegung dieser Prämissen verzichtet und stattdessen stellvertretend hierfür auf Ulschmid (1994), S. 65 ff. verwiesen werden.
416
Eine höhere erwartete Rendite kompensiert die Übernahme dieser systematischen Risiken.
417
Die in der Realität gegebene endliche Anzahl von Wertpapieren steht der theoretisch geforderten vollständigen Diversifikation des Portfolios entgegen.
418
Vgl. Franke/Hax (1994), S. 295 ff.
419
Portfolioumschichtungen können beispielsweise über Wertpapierkäufe realisiert und durch entsprechende Leerverkäufe betragsmäßig ausgeglichen werden. Vgl. Nowak (1994), S. 61.
126
Konzeption der empirischen Untersuchung
Bestehen Arbitragemöglichkeiten, so können Investoren durch Umschichtungen ihres individuellen Portfolios ihre Rendite steigern, ohne dabei ein höheres Risiko einzugehen bzw. ohne zusätzliches Kapital hierfür aufwenden zu müssen.420 Da allerdings jeder Investor diese risikolosen Arbitragemöglichkeiten erkennt und für sich zu nutzen versucht, zeichnet sich auf dem Markt eine zunehmende Tendenz zum Gleichgewicht ab. In diesem Gleichgewicht sind keine Arbitrageprozesse mehr möglich, so dass die Arbitrageportfolios RPA im Durchschnitt eine Rendite von Null erzielen.421 (E.5)
R PA
n
¦x
A i
E ( Ri )
0
i 1
Wird diese Betrachtung mathematisch interpretiert, so folgt, dass ein zum Einheitsvektor und zu jedem Vektor der Faktorsensitivitäten ȕij orthogonaler Vektor der Umschichtungsanteile x auch orthogonal zum Vektor der erwarteten Renditen E(Ri) sein muss.422 Die erwarteten Renditen aller Wertpapiere i bilden dabei je nach Faktorenzahl k eine mehrdimensionale Hyperebene im (k+1)-dimensionalen Raum. (E.6)
E ( Ri )
E i 0 E i1 E ( f 1 ) ... E ik E ( f k )
Alle Renditen, die sich in einer Ungleichgewichtslage unter oder über dieser Hyperebene befinden, konvergieren durch Arbitrageprozesse auf die Fläche, so dass der gesamte Markt permanent eine Tendenz zum Gleichgewicht aufweist.423 Diese Hyperebene wird in der folgenden Abbildung für den Fall von zwei Faktoren grafisch dargestellt.
420
Da die Bildung des Arbitrageportfolios nicht zu einer Steigerung des Risikos führen darf, darf keinerlei Sensitivität des Portfolios zu einem der Faktoren mehr vorliegen.
421
Vgl. Copeland/Weston (1988), S. 221; Berry et al. (1988), S. 30.
422
Vgl. Elton/Gruber (1995), S. 340. Orthogonalität wird folgendermaßen definiert: Sei V ein Vektorraum mit Skalarprodukt <ǜ,ǜ>. Zwei Vektoren v 0 und w 0 aus V heißen orthogonal zueinander, wenn = v · w = 0. Vgl. hierzu Kall (1984), S. 48 ff. Voraussetzung hierfür ist, dass die Anzahl der Wertpapiere n größer ist als die Anzahl der Faktoren k. Vgl. Roll/Ross (1980), S. 1076. Die Begründung ist hierin zu sehen, dass die Eliminierung des systematischen Risikos entweder durch die Kombination von Käufen mit Leerverkäufen oder die Kombination von Wertpapieren mit positiver und solchen mit negativer Sensitivität auf diesen Faktor erfolgt. Vgl. Denzler (1988), S. 28.
423
Vgl. Roßbach (1991), S. 96.
Konzeption der empirischen Untersuchung
127
Unterbewertetes Wertpapier
Überbewertetes Wertpapier
2,0 1,6 1,2
ß1
0,8 0,4 0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
ß2 Abbildung E-2: APT-Hyperebene (Quelle: Nowak (1994), S. 69)
ȕi0 kann auf Grund seiner fehlenden Abhängigkeit von Erklärungsfaktoren als risikolose Renditekomponente betrachtet werden, die sich in Analogie zum CAPM durch den risikofreien Zins Rf darstellen lässt. (E.7)
E ( Ri ) R f
E i1 E ( f 1 ) ... E ik E ( f k )
Durch diese Umformung wird leicht ersichtlich, dass der erwartete Überschussgewinn, also die Portfoliorendite nach Abzug des risikofreien Zinses, ausschließlich von der Summe der faktorspezifischen Risikokomponenten abhängt. Zwischen den erwarteten Renditen und den Risikoprämien der einzelnen Faktoren besteht damit nachweislich ein beta-lineares Verhältnis.424
424
Vgl. Auckenthaler (1994), S. 203; Connor/Korajczyk (1986), S. 375.
128
b)
Konzeption der empirischen Untersuchung
Kritische Würdigung
Die häufig anzutreffende Aussage, die Annahmen der APT würden oft als weniger restriktiv eingestuft als jene des CAPM, ist zu relativieren.425 Zwar sind die Prämissen bezüglich der Präferenzstruktur der Investoren, der Arbitragefreiheit sowie der Homogenität der Erwartungen weitaus weniger restriktiv als die des CAPM.426 Ebenso entfallen die Annahmen über das Vorliegen normalverteilter Wertpapierrenditen.427 Dennoch stellt die Annahme eines durch k Faktoren bestimmten Renditegenerierungsprozesses eine durchaus restriktive Aussage dar. Auch der häufig angeführte Vorteil der APT, im Gegensatz zur eindimensionalen Perspektive des CAPM implizit verschiedene Risikokomponenten zu berücksichtigen, ist mit Hinweis auf das Multi-Beta-CAPM nur bedingt haltbar.428 Als wesentliche Schwierigkeit der APT ist ihre fehlende theoretische Fundierung hinsichtlich der empirischen Identifikation der Anzahl und des Inhalts der Faktoren sowie bezüglich der Höhe der Risikopreise der Faktoren anzuführen.429 Ein weiteres Problem resultiert aus der theoretisch geforderten unendlichen Anzahl von Wertpapieren zur Erzielung einer optimalen Diversifikation, die jedoch in der Praxis an der nur mit einer begrenzten Anzahl von Wertpapieren möglichen Testbarkeit scheitert. Die empirische Testbarkeit der APT wird aus diesem Grund in der Literatur zum Teil in Frage gestellt.430 In der Tat wirft die empirische Überprüfung der APT ähnlich große Probleme auf wie Untersuchungen zum CAPM. So gilt die lineare Bewertungsgleichung in der ursprünglichen Version der APT von Ross nur approximativ.431 Dies hat zur Folge, dass bei einzelnen Wertpapieren deutliche Abweichungen von der exakt linearen Bewertung auftreten können, ohne einen Widerspruch zu den theoretischen Grundlagen zu bilden. Eine Falsifi425
Zu den Annahmen der APT vgl. Copeland/Weston (1988), S. 222; Harrington (1987), S. 192 ff.; Peters (1987), S. 27 f.; Farrell (1983), S. 75.
426
Vgl. Roll/Ross (1980), S. 1074 zu der Präferenzstruktur der Investoren sowie Franke/Hax (1994), S. 295; Hörnstein (1990), S. 135 f. zu dem Aspekt der Arbitragefreiheit.
427
Vgl. ausführlich Nowak (1994), S. 97 f. Gegenüber dem CAPM weist die APT des Weiteren den Vorteil auf, auf einen mehrperiodigen Betrachtungszeitraum anwendbar zu sein sowie keine Aussagen über ein Marktportfolio zu enthalten.
428
Unter Zugrundelegung weiterer Prämissen lässt sich zudem eine Identität der beiden Modelle sowohl im Rahmen eines Ein-Faktormodells als auch eines Mehr-Faktormodells herbeiführen, um weiterführende Aussagen über die Vergleichbarkeit der APT und des CAPM treffen zu können. Vgl. hierzu ausführlich Ulschmidt (1994), S. 85 ff. Eine ausführliche Darstellung der Unterschiede zwischen Multi-Beta-CAPM und APT findet sich bei Nowak (1994), S. 96 ff.
429
Vgl. Ingersoll (1984), S. 1021; Haugen (1990), S. 257. Die Anzahl der Faktoren scheint je nach Modell und je nach festgelegten Prämissen zwischen drei und fünf Faktoren zu schwanken. Vgl. Gallati (1994), S. 175, Peters (1987), S. 40.
430
Die Testbarkeit der APT wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Vgl. Haugen (1990), S. 266 ff. Größtenteils wird die Testbarkeit stark an gezweifelt. Vgl. Shanken (1982), S. 1132 ff.; Franke (1984), S. 109 ff. Eine andere Meinung vertritt beispielsweise Dybvig/Ross (1985b), S. 1182.
431
Vgl. Ross (1976), S. 341 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
129
zierung der Gleichung in der Realität wird vor diesem Hintergrund praktisch unmöglich. Ebenso schränken die wenig restriktiven Annahmen von Ross bzgl. der Präferenzen der Marktteilnehmer die Ableitung trennscharfer Aussagen und damit die Möglichkeiten einer empirischen Überprüfung des Modellergebnisses beträchtlich ein.432 3.
Die Event-Studien
a)
Darstellung der theoretischen Grundlagen
Event-Studien als Vertreter der neuen kapitalmarkttheoretischen Konzepte messen die Reaktion des Kapitalmarktes in Bezug auf bestimmte Ereignisse, in dem sie den Kursverlauf einer Aktie oder eines Aktienportfolios in einer Betrachtungsperiode um das Bekanntwerden dieses Ereignisses analysieren.433 Dabei wird die feststellbare Abweichung der tatsächlich beobachteten Rendite von einer auf Grund der Aktienhistorie erwarteten Rendite als sogenannte anomale Aktienrendite zur Beurteilung des entsprechenden Ereignisses herangezogen. Die Voraussetzung hierfür bildet die Informationseffizienz der Finanzmärkte, wonach die Investoren bei der Kenntnisnahme von neuen Informationen unverzüglich deren Einfluss auf Marktvariablen abschätzen, um über den möglichen Verkauf oder Kauf der betreffenden Aktien entscheiden zu können.434 Event-Studien fußen in ihrer Durchführung auf einer genauen Definition der zu untersuchenden, vom Kapitalmarkt nicht erwarteten und damit im Aktienkurs bisher nicht antizipierten Ereignisse bei einer möglichst großen Zahl von Unternehmungen sowie einer sehr präzisen zeitlichen Bestimmung dieser Ereignisse.435 Eine ungenaue Festlegung des Zeitpunktes kann zu unzuverlässigen Ergebnissen führen, wenn beispielsweise keine anomale Rendite und damit keine Reaktion des Marktteilnehmers in Folge eines Ereignisses feststellbar ist, obwohl dessen Reaktion bereits zu einem früheren Zeitpunkt in eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung gemündet hatte. Empirische Event-Studien lösen diese Problematik häufig, indem sie auf den objektiv feststellbaren Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des betreffenden Ereignisses in einer der führenden Wirtschaftszeitungen zurückgreifen, und 432
Spätere empirische Ausarbeitungen zur APT ergänzen das Modell um zusätzliche Prämissen über die Anlegerpräferenzen. Die unterstellten Arbitragemöglichkeiten beschränken sich aufgrund dieser Modifikationen nicht mehr nur auf vollständig risikolose oder asymptotische Arbitragemöglichkeiten, sondern umfassen auch Möglichkeiten, die eine hohe Rendite bei einem gleichzeitig geringen Risiko vorsehen. Vgl. Dybvig (1983), S. 483 ff.
433
Die ersten Event-Studien datieren vom Ende der sechziger Jahre. Vgl. hierzu Fama et al. (1969). Eine ausführliche Darstellung der Event-Studien findet sich bei Brown/Warner (1980), S. 205 ff.; Friedrichs (1985), S. 116 f.; Peterson (1989), S. 36 ff.; May (1991) und Toutenburg (1992), S. 116 ff.
434
Das Auftreten neuer Informationen ist indes durch Zufälligkeit gekennzeichnet, da regelmäßige und damit absehbare Informationen bereits von den Marktteilnehmern im Rahmen ihrer Kauf- und Verkaufsentscheidungen antizipiert werden. Eine Preisänderung kann folglich nur durch neue Informationen herYRUJHUXIHQ ZHUGHQ =XP %HJULII GHV Ä5DQGRP :DON³ GHP YRQ GHQ 3UHLVHQ LP =HLWDEODXI JHIROJWHQ Zufallspfad, vgl. Brealey/Myers (1988), S. 286.
435
Vgl. May (1991), S. 320.
130
Konzeption der empirischen Untersuchung
damit die modellimmanente Voraussetzung der vollkommenen Informationseffizienz der Kapitalmärkte abschwächen.436 Ähnliche Bedeutung ist der präzisen Festlegung des Zeitfensters einer Event-Studie beizumessen.437 Dieses muss einerseits recht eng bemessen werden, um eine Verfälschung des Untersuchungsbefundes durch andere kursbeeinflussende Ereignisse zu vermeiden, ohne der Gefahr zu unterliegen, auf Grund der Zeitenge nicht den gesamten Bestand der relevanten Kursänderungen zu erfassen. Es gilt daher, ein möglichst enges Fenster von nur wenigen Tagen um die präzise bestimmte erstmalige Veröffentlichung des Ereignisses zu legen.438 Der nächste Schritt im Rahmen einer Event-Studie konzentriert sich auf die Modellierung der erwarteten Rendite, wobei zwischen einem breiten Spektrum an Modellen gewählt werden kann.439 In den meisten empirischen Studien wird auf das Kapitalmarktmodell zurückgegriffen, um eine risikoadjustierte Rendite zu modellieren. Bei dieser Vorgehensweise wird von einem linearen Zusammenhang zwischen der täglichen Kursrendite einer Aktie i einerseits und der durchschnittlichen, täglichen Rendite des gesamten Kapitalmarktes Rmt ausgegangen.440 (E.8)
Rit
ai bi Rmt eit
Die beste Schätzung der erwarteten Aktienrenditen am Tag t ist nach dem Kapitalmarktmodell (E.9)
E Rit a i bi E Rmt
Ist die erwartete Aktienrendite auf diese Weise ermittelt, kann für alle betrachteten Wertpapiere die anomale Rendite als Differenz zwischen der tatsächlichen und der erwarteten Rendite anhand der Regressionsresiduen in dem zuvor festgelegten Zeitfenster bestimmt werden.
436
Vgl. May (1991), S. 320. Die Preisbildung basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen, so dass bei der praktischen Anwendung der Event-Studien von einer mittelstrengen Form der Markteffizienz ausgegangen wird.
437
Die modelltheoretische Annahme einer sofortigen Anpassung der Preise an die Datenänderung wird in der Realität nicht bestätigt.
438
Zu den Einflussfaktoren auf die Länge des zu bestimmenden Zeitfensters vgl. Glaum (1996), S. 244.
439
Vgl. ausführlich hierzu Bowman (1983), S. 567 f.; Bühner (1990a), S. 10 ff. Einfache Modelle wie beispielsweise die mittelwertbereinigte Rendite unterscheiden sich allerdings nicht nennenswert von aufwendigeren, risikoadjustierten Methoden hinsichtlich der Präzision ihrer Resultate. Zu dem empirischen Nachweis vgl. Brown/Warner (1980), S. 216 ff.
440
Die regressionsanalytischen Voraussetzungen verlangen ei normalverteilt mit E(ei) = 0 und konstanter Varianz ı2(ej), cov (ej,t; ej,t-1) = 0 und cov (ejt; Rmt) = 0.
Konzeption der empirischen Untersuchung
(E.10)
eit
131
Rit E Rit
Durch das Aufsummieren der täglichen unerwarteten Aktienrenditen über den zuvor festgelegten Zeitraum erhält man pro Wertpapier i die kumulative anomale Aktienrendite KARi dieser Anlage respektive der dahinterstehenden Unternehmung.441 (E.11)
KARi
T
¦e
it
t 1
Mit Hilfe der KAR lässt sich die verlaufende Anpassungsreaktion des Marktes vom Zeitpunkt der ersten Gerüchte über ein bevorstehendes unternehmensspezifisches Ereignis bis hin zum neu eingependelten Gleichgewichtspreis nach dem allgemeinen Bekanntwerden dieses Ereignisses feststellen. Wenn nach dem sich anschließenden Signifikanztest mit großer Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit ausgeschlossen werden kann, dass die beobachteten anomalen Renditen auf zufällige Marktschwankungen zurückzuführen sind, kann im weiteren Verlauf der Event-Studie abschließend analysiert werden, ob die anomalen Renditen durch bestimmte Aspekte der Ereignisse, durch spezifische Eigenschaften der Unternehmung oder durch andere Faktoren erklärbar sind.442 b)
Kritische Würdigung
Um dem wesentlichen Nachteil der kapitalmarktorientierten Ansätze zu entgehen, auf effizienten Aktienmärkten dauerhaft keine anomalen Renditen für einzelne Wertpapiere erzielen zu können, bieten sich Event-Studien an, die genau einen Zeitpunkt anstatt einer beliebigen Periode betrachten.443 Als problematisch ist die präzise zeitliche Bestimmung der Ereignisse einzustufen. Ist der Zeitpunkt nur ungenau oder gar nicht feststellbar, kann es zu erheblich verfälschten Untersuchungsergebnissen kommen.444 Ebenso schwierig erweist sich die Definition des zu untersuchenden Ereignisses, das vom Kapitalmarkt beobachtbar sein muss. Gerade der
441
Die kumulierten anomalen Renditen wurden erstmals von Fama verwendet. Vgl. Fama et al. (1969). Vgl. des Weiteren Peterson (1989), S. 46.
442
Diese Analysen bestehen häufig in einer multiplen Regression der abhängigen Variablen, gefolgt von einer anschließenden Signifikanzprüfung. Vgl. Peterson (1989), S 49. Zur Wahl des geeigneten Signifikanztests vgl. Schaich (1990), S. 188.
443
Gemäß der Kapitalmarkttheorie können die betreffenden Aktien auf informationseffizienten Finanzmärkten gegebenenfalls zum Zeitpunkt der Ankündigung des zu untersuchenden Ereignisses Kurssprünge verzeichnen. In späteren Perioden erzielen diese Aktien lediglich marktübliche Renditen.
444
Vgl. Brown/Warner (1980), S. 224 ff.
132
Konzeption der empirischen Untersuchung
sukzessive Übergang von einer multinationalen zu einer globalen Unternehmung ist zeitlich nicht bestimmbar und kann vom Kapitalmarkt daher kaum beobachtet werden.445 Zudem muss sich der Erfolgsparameter KAR der bereits an dem Kapitalmarktmodell geübten Kritik stellen, insbesondere hinsichtlich der Verletzung regressionsanalytischer Voraussetzungen, der möglichen Veränderung des Betas durch das zu untersuchende Ereignis sowie der Anfälligkeit von Beta bzgl. der Approximation des Marktportfolios.446 Darüber hinaus ist dem Forschungsansatz die ausschließliche Fokussierung auf den kurzfristigen finanztheoretischen Übernahmeerfolg anzulasten. Erfolgsentwicklungen, die sich außerhalb des zu Beginn der Event-Studie festgelegten Zeitfensters abzeichnen, bleiben im Rahmen dieses Verfahrens unberücksichtigt. II.
Untersuchungsmethode der vorliegenden empirischen Untersuchung
1.
Innovationscharakter der vorliegenden Studie
Die Bestandsaufnahme der traditionellen wie auch modernen Methoden der empirischen Kapitalmarktforschung in Form des Capital Asset Pricing Modells, der Arbitrage Pricing Theorie und der Event-Studien sowie die kritische Diskussion dieser Methoden schränkt ihre Eignung für eine komparative Analyse von Unternehmungen hinsichtlich ihrer quantitativen Erfolgsdimension maßgeblich ein. Die teils erheblichen theoretischen wie auch empirischen Mängel der dargestellten kapitalmarkttheoretischen Forschungsansätze verlangen nach einer neuen methodischen Vorgehensweise zur empirischen Erfolgsmessung. Nach der Effizienzmarktthese besagen insbesondere die traditionellen kapitalmarkttheoretischen Ansätze, dass es auf Grund der Effizienz des Kapitalmarktes gar nicht möglich ist, auf längere Sicht ein besseres Resultat als den Kapitalmarktdurchschnitt zu erzielen. Demnach könnte bei der empirischen Aufarbeitung des Globalisierungsphänomens keine über dem Durchschnitt aller Marktteilnehmer angesiedelte Rendite identifiziert und damit der Aspekt des Unternehmenserfolgs einer experimentellen Untersuchung nicht zugänglich gemacht werden. Die vorliegende Studie wählt bei der Suche nach einer geeigneten Forschungsmethode zur Erfolgsmessung von global tätigen Unternehmungen eine neue Vorgehensweise, in dem sie auf die Instrumentarien der Performance-Messung zurückgreift, die im Bereich der Vermögensverwaltung für institutionelle sowie private Kunden hinsichtlich Fonds und anderer
445
Fast alle Studien zum Erfolg internationaler Unternehmungen gehen daher von grenzüberschreitenden Akquisitionen als zu untersuchendem Ereignis aus. Vgl. den sehr umfassenden Überblick über EventStudien zum Erfolg der Internationalisierung bei Glaum (1996), S. 255 ff.
446
So nimmt das Kapitalmarktmodell an, die unerwarteten Aktienrenditen seien im Zeitverlauf unabhängig voneinander, d.h. cov (ej,t; ej,t-1) = 0. Vgl. de Jong (1992), S. 13. Vgl. darüber hinaus Rosenberg/Rudd (1989), S. 58 ff. und Keppler (1992), S. 5 ff. zur Approximation des Marktportfolios.
Konzeption der empirischen Untersuchung
133
Investmentformen zunehmend an Wichtigkeit gewinnt.447 Ursächlich für deren wachsende Bedeutung ist die fortschreitende Globalisierung auch im Investmentsektor, wo verstärkt adäquate Maßstäbe für die Beurteilung der Wertentwicklung der Vermögensanlagen im internationalen Umfeld benötigt werden. Der bisherige Vergleich der Portfolios gegenüber einem nationalen Index reicht hierbei nicht mehr aus.448 Unter der Voraussetzung, dass die benötigten Informationen vorliegen und dass gegebenenfalls eine vergleichbare Benchmark vorhanden ist, mit der die ermittelte Performance verglichen werden kann, ist das Instrumentarium der Performance-Messung sowie die daraus resultierenden Ergebnisse prLQ]LSLHOO DXI ÄVlPWOLFKH )RUPHQ YRQ ,QYHVWPHQWV DQZHQG EDU³449 Unter Berücksichtigung dieser Prämissen wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit der Versuch unternommen, ein originär für den Vermögensverwaltungsbereich erarbeitetes Instrumentarium, die Performance-Messung, DOV PHWKRGLVFKHQ )RUVFKXQJVDQVDW] DXI GLH empirische Erfolgsmessung global tätiger Unternehmungen zu übertragen. Der eingangs postulierten Shareholder Value-Perspektive wird dabei in vollem Umfang Rechnung getragen, da bereits der originäre Anwendungsbereich der Performance-Messung, die Erfolgsbeurteilung von Vermögensanlagen für institutionelle und private Kunden primär die ,QWHUHVVHQGHU,QYHVWRUHQXQGGDPLWGHU6KDUHKROGHULP)RNXVKDW Die vorliegende empirische Untersuchung zielt darauf, die Schwächen der bisher nur geringen Veröffentlichungen zur Erfolgsmessung global agierender Unternehmungen zu überwinden. Hierzu wird hinsichtlich des Untersuchungszeitraums unter Berücksichtigung des eher langfristigen Charakters von Investitionen auf einen längeren Zeitraum sowie zur Erhöhung der statistischen Aussagekraft auf monatliche Renditefristigkeiten und damit auf eine steigende Anzahl von Beobachtungswerten zurückgegriffen.450 Auf diese Weise wird auch die den Event-Studien immanente Problematik der genauen zeitlichen Bestimmung des beobachteten Ereignisses umgangen. Da der sukzessive Übergang von einer nationalstrategisch ausgerichteten zu einer globalen Bank über einen längeren Zeitraum erfolgt und 447
Vgl. Roßbach (1991), S. 17. Trotz ihrer theoretisFKHQ)XQGLHUXQJDXINDSLWDlmarkttheoretischen Bewertungsmodellen überwindet die Performance-Messung die eingangs beschriebene Kritik. So ist ein Bezug zwischen der Performance-Messung und einem Gleichgewichtsmodell wie dem CAPM nicht grundsätzlich erforderlich. Zur Identifikation einer überlegenen Performance genügt die Kenntnis eines relativ ȝ/ıeffizienten Portfolios, welches lediglich die Wertpapiere umfasst, die aus Investorensicht als handelbar einzustufen sind. Vgl. Grinblatt/Titman (1989), S. 412.
448
Der erkannte wachsende Stellenwert der Performance-Messung liegt zudem in einem exponentiellen Anstieg des verwalteten Vermögens von institutionellen und privaten Investoren begründet. Weitere Gründe finden sich bei Zimmermann (1992) S. 49 ff.
449
)LVFKHU 6
450
Die Verwendung monatlicher Renditen im Gegensatz ]X5HQGLWHQ PLW NU]HUHQ )ULVWLJNHLWHQ OlVVW VLFK zudem damit begründen, dass monatliche Aktienrenditen im allgemeinen als annähernd normalverteilt gelten. Vgl. Möller (1985), S. 507 f.
134
Konzeption der empirischen Untersuchung
daher zeitlich nicht bestimmbar ist, kann er vom Kapitalmarkt folglich auch nicht als einzelnes Ereignis beobachtet werden, sondern lediglich im Rahmen eines längeren Analysezeitraums umfasst werden. Besondere Bedeutung wird dem Einsatz aussagekräftiger Signifikanztests beigemessen, auf die in nachstehenden Ausführungen zur Konzeption der empirischen Untersuchung detaillierter eingegangen wird. Die Mehrzahl der publizierten Studien über die Performance von Investitionen verzichtet bei der Ermittlung und Interpretation der berechneten Resultate bislang auf deren Abrundung mit einer Überprüfung der statistischen Signifikanz. Um der eingangs formulierten Dynamik des globalen Wettbewerbs der Finanzmärkte in der empirischen Untersuchung angemessen Rechnung zu tragen, ist es für die Verifizierung der formulierten Untersuchungshypothesen zudem erforderlich, auch über die komparativen Aussagen hinaus bestehende Trends zu untersuchen und auf eine Analyse der Veränderungen variabler Komponenten des Forschungsmodells im Zeitablauf abzustellen. Die adäquate Methodik, die sich innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen empirischen Forschung hierfür etabliert hat, ist die Methodik der Zeitreihenanalyse. Als Spezialfall der linearen Regression wird sie zur Überprüfung der renditebasierten Forschungshypothesen herangezogen und richtet die Analysemethode der vorliegenden empirischen Arbeit spezifisch auf den gegebenen Untersuchungsgegenstand aus. 2.
Methodische Ansätze der Performance-Messung
a)
Konzepte der eindimensionalen Performance-Messung
Der Begriff der eindimensionalen Performance-Messung bringt zum Ausdruck, dass die Darstellung der Wertveränderung des Portfolios in einer einzigen Zahl erfolgt, unabhängig von der Ermittlungsart dieser Zahl.451 Hinsichtlich der Modifikation des Einsatzbereiches der Performance-Messung gemäß dem eingangs formulierten Forschungsvorhaben stellt ein Portfolio eine einzelne Unternehmung oder eine Zusammenstellung mehrerer zu untersuchender Unternehmungen dar. Der Wert dieses Portfolios bestimmt sich nach den zu Grunde liegenden Aktienkursen dieser Unternehmungen. Ausgangspunkt für die Performance-Messung von Portfolios bildet dabei die Berechnung der Rendite über einen bestimmten Zeitraum. Die Rendite drückt das Maß der Rentabilität
451
Einen guten Überblick über die Performance-Messung liefern Grinblatt (1986), S. 9 ff.; Shukla/Trzcinka (1992). Einen guten Überblick über die drei Forschungsphasen der Performance-Messung findet sich bei 6SUHPDQQ 6II)UKH$UEHLWHQGHUHUVWHQ3KDVH± ILQGHQVLFKEHLVSLHOVZHLVHEHL Treynor (1965); Sharpe (1966); Jensen (1968) und Jensen (1969). Als Beispiel für die zweite ForVFKXQJVSKDVH ±(QGH GHU DFKW]LJHU -DKUH XQG die dritte Forschungsphase (ab Ende der achtziger Jahre) sind Grinblatt/Titman (1989) und Blake et al. (1993) anzuführen.
Konzeption der empirischen Untersuchung
135
des Anlageerfolgs eines Investments innerhalb eines Betrachtungszeitraumes aus.452 Die Rendite setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen: x
Zugeflossene Zins- und Dividendeneinnahmen,
x
Realisierte (Netto-)VeräußerXQJVJHZLQQHE]Z±YHUOXVWH
x
1LFKWUHDOLVLHUWH1HWWR .DSLWDOJHZLQQHE]Z±YHUOXVWH453
Erfolgen weder Mittelabflüsse aus einem Portfolio noch Zuflüsse in ein Portfolio, dann ergibt sich die einfache Rendite Rt des Portfolios P für die Zeitperiode t als (E.12)
mit
Rt
Pt: Pt-1:
Pt Pt 1 Pt 1
Wert des Portfolios zum Zeitpunkt t Wert des Portfolios zum Zeitpunkt t-1
Bei dieser Renditedefinition erfolgt im Fall von Teilperioden die Ermittlung der Gesamtrendite durch die geometrische Verknüpfung der T Teilperioden. (E.13)
b)
R Gesamt
PT P1 P1
T
1 R 1 t
t 1
Konzepte der zweidimensionalen Performance-Messung
Auf jede Investitionsentscheidung wirken grundsätzlich die beiden Komponenten Rendite und Risiko ein. Dabei kann allgemein von dem Zusammenhang ausgegangen werden, dass eine höhere Rendite nur dann erwartet werden kann, wenn dafür ein entsprechend höheres Risiko in Kauf genommen wird. Diese Annahme entspricht auch den zentralen und generell anerkannten Prämissen der Kapitalmarkttheorie, wonach risikoaverse Anleger den Kapitalmarkt bestimmen, die ein höheres Risiko nur bei einer damit verbundenen höheren Renditeerwartung eingehen.454 Vor diesem Hintergrund erscheint der Aussagegehalt der
452
Vgl. Foster (1974), S. 141.
453
9JO5REDFK 6'LHVH'HILQLWLRQEHGLQJWGLH%HUHFKQXQJGHU5HQGLWHDOV³WRWDOHU´5HQGLWH die nicht nur Wertzuwächse umfasst, sondern auch Erträge darstellende Zins- und Dividendeneinnahmen, die den Anlageerfolg positiv beeinflussen. Vgl. Bickel (2000), S. 25. Auf Grund des breiten Spektrums an Verfahren zur Renditeberechnung, die insbesondere hinsichtlich ihrer Zielsetzungen differieren, führt die Investitionsbeurteilung nach der Rendite in Abhängigkeit des eingesetzten Verfahrens zu unterschiedlichen Resultaten. Eine ausführliche Übersicht über verschiedene Ermittlungsmöglichen der Rendite findet sich bei Fischer (2000), S. 8 ff. und Spremann (2000), S. 27 ff.
454
Vgl. Poschadel (1981), S. 63.
136
Konzeption der empirischen Untersuchung
eindimensionalen Performance-Messung eingeschränkt.455 Im Rahmen der zweidimensionalen Performance-Messung wird dem Erfordernis nach einer Einbeziehung des Risikos entsprochen. Für die Definition und die Messung des relevanten Risikos findet sich in der wissenschaftlichen Literatur kein eindeutiges und allgemein anerkanntes Verfahren. Definiert man das Risiko als die Summe der Ereignisse, die das Erreichen von Anlagezielen gefährden können und somit als Maß für die Sicherheit des Eintritts einer bestimmten Rendite, so kann es über das Schwankungsverhalten der Renditen ermittelt werden.456 Das Risiko lässt sich dabei für jedes Wertpapier theoretisch in das systematische und das unsystematische Risiko zerlegen. Das systematische Risiko bzw. Marktrisiko wird dabei durch Ereignisse hervorgerufen, die nicht nur einzelne Titel, sondern die Gesamtheit aller vergleichbaren Titel betrifft. So zeigt sich bei der Betrachtung der Wertpapiermärkte im Zeitablauf, dass zwischen der Wertentwicklung einzelner Wertpapiere und der des gesamten Wertpapiermarktes ein systematischer Zusammenhang besteht.457 Als systematische Risiken gehen insbesondere ökonomische und politische Faktoren ein, wie beispielsweise Marktzins, Inflation, Steuerreform, Arbeitslosenquote und politische Unruhen. Als unsystematisches Risiko bzw. wertpapierspezifisches Risiko wird dagegen jenes Risiko aufgefasst, das auf Einzeltitelebene meist nur einen oder wenige Wertpapiere gleichzeitig trifft, obwohl es prinzipiell alle oder zumindest die Mehrzahl der Titel betreffen könnte. Hier gehen meist unternehmens- bzw. branchenspezifische Gegebenheiten in die Betrachtung ein, die das Wertpapier der Unternehmung oder die Wertpapiere der Branche direkt und ausschließlich treffen.458 Als Beispiel lässt sich bei Rentenanlagen das unsystematische Risiko von nichterfüllten Zahlungsverpflichtungen anführen.459 Als Maß für das Gesamtrisiko eines Wertpapierportfolios sieht die moderne PortfolioTheorie die Standardabweichung bzw. die Varianz vor. Sie beschreibt das gesamte Schwankungsverhalten eines Portfolios und beinhaltet somit das systematische als auch das unsystematische bzw. wertpapierspezifische Risiko.460
455
Mills widerspricht dieser Auffassung mit der Begründung, eine ex post-Betrachtung zeichne sich durch gegebene Renditen aus, die insofern nicht mehr unsicher seien. Das Risiko sei in diesem Fall nicht mehr von Bedeutung. Vgl. Mills (1970), S. 1125.
456
Vgl. Fischer (2000), S. 231.
457
9JO'¶$PEURVLR 6
458
Vgl. Roßbach (1991), S. 46.
459
Vgl. Fischer (2000), S. 232.
460
Eine umfassende Darstellung weiterer, im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht thematisierter Konzepte der Risikomessung findet sich ebenfalls bei Fischer (2000), S. 231 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
137
Ausgehend vom Mittelwert der Renditewerte Rt, ..., RT eines Portfolios für T Perioden (E.14)
R
1 T ¦ Rt T t1
folgt für die Standardabweichung ı der Renditewerte Rt
(E.15)
V
T 1 ¦ ( Rt R ) 2 T 1 t 1
Die Standardabweichung der auf den Zeitraum von einem Jahr bezogenen Renditewerte entspricht der Volatilität. Sie beschreibt das gesamte Schwankungsverhalten eines Portfolios und beinhaltet somit das systematische wie auch das unsystematische Risiko.461 Da die Ermittlung der Volatilität nur bei einer umfangreichen Stichprobe sinnvoll erscheint, werden in der Praxis häufig Renditewerte für kleinere Zeitintervalle, wie beispielsweise Renditen auf Wochen- oder Monatsbasis, verwendet. Durch die Multiplikation mit einem geeigneten Skalierungsfaktor wird die ermittelte Standardabweichung anschließend annualisiert.462 Für den Fall monatsbasierter Renditen Rt ergibt sich die Volatilität ı folglich als
(E.16)
V
12
T 1 ¦ ( Rt R ) 2 T 1 t 1
Bei Vorliegen wochenbasierter Renditen Rt errechnet sich die Volatilität ı hingegen als
(E.17)
V
52
T 1 ¦ ( Rt R ) 2 T 1 t 1
Die Varianz ı2 entspricht als Quadrat der Standardabweichung s dem Durchschnitt der quadrierten Abweichungen der einzelnen Renditewerte Rt von dem Mittelwert dieser Renditen. (E.18)
V2
T 1 ¦ ( Rt R ) 2 T 1 t 1
461
Vgl. Alexander/Francis (1986), S. 44.
462
Zu den mathematischen Voraussetzungen dieser Approximation vgl. Dubofsky (1992), S. 185.
138
Konzeption der empirischen Untersuchung
Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wird auf die Varianz als zentrales Streuungsmaß zur Quantifizierung des absoluten Risikos, bestehend aus dem systematischen wie auch dem unsystematischen Risiko, zurückgegriffen. Die klassischen Ansätze der zweidimensionalen Performance-Messung unterscheiden sich Im Wesentlichen durch den zugrundeliegenden Risikowert. Aufbauend auf das dargestellte Risikomaß wird im Folgenden die Sharpe-Ratio als mögliche Verbindung der RenditeRisiko-Relation dargestellt.463 Die 1966 von William F. Sharpe eingeführte Sharpe-Ratio oder Reward-to-Variability Ratio findet im Vergleich zu anderen zweidimensionalen Performance-Maßen die meiste Verbreitung in der Praxis.464 Basierend auf den Überlegungen zur Kapitalmarktlinie wird diese Gleichung (E.1)
E(R p )
Rf (
E ( Rm ) R f
Vm
) V p
in eine empirische Funktion transformiert, in welcher die Erwartungswerte der Rendite des Portfolios E(Rp) bzw. der Rendite des Marktportfolios E(Rm) ex post durch deren Mittelwerte über den Beobachtungszeitraum hinweg ersetzt werden.
(E.19)
Rp
Rf (
Rm R f
Vm
) V p
Während die Kapitalmarktlinie aus der Möglichkeit resultiert, das Marktportfolio M mit einer risikolosen Anlage Rf zu kombinieren, kann eine Gerade des gleichen Typs auch durch die Aufteilung des Vermögens in ein beliebiges risikobehaftetes Portfolio P und in diese risikolose Anlage Rf erzeugt werden.
(E.20)
Ri
Rf (
Rp R f
Vp
) V i
463
Die bekanntesten Performancemaße werden im Rahmen des CAPM hergeleitet. Ein umfassender Überblick über die klassischen zweidimensionalen Performancemaße findet sich bei Fischer (2000), S. 271 ff. So beispielsweise die Maße Jensen-Alpha, Treynor-Ratio, Differential Return, Information-Ratio und Sortino-Ratio. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich indes auf die Sharpe-Ratio. Für eine Darstellung von Ansätzen zur Performance-Messung, die nicht auf dem CAPM beruhen, vgl. Wittrock/Steiner (1995), S. 1 ff.; Steiner/Nowak/Wittrock (1999), S. 207 ff.
464
Vgl. Sharpe (1966), S. 119 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
139
Es ist offensichtlich, dass mit zunehmender Steigung dieser Geraden, ausgedrückt durch den Term in Klammern, der Nutzen des Investors steigt. Das entsprechende Portfolio muss dann entsprechend höher bewertet werden. Hieraus ergibt sich die Sharpe-Ratio des Portfolios P Sp , die definiert wird als die über die Verzinsung der risikolosen Anlage Rf hinausgehende erzielte Portfoliorendite, dividiert durch das eingegangene Portfoliorisiko ıp.465 Letzteres ist der Streuung der einfachen Renditen im zu betrachtenden Zeitraum gleichzusetzen.466 Damit ergibt sich für die SharpeRatio, verstanden als erzielte Risikoprämie bzw. Überschussrendite pro Einheit eingegangenes Risiko
(E.21)
Sp
Rp R f
Vp
Die Sharpe-Ratio drückt dabei jene Überrendite aus, die mit einem Risiko von 100% hätte erzielt werden können.467 Je größer die Sharpe-Ratio ist, desto positiver ist das betrachtete Portfolio zu bewerten, da es eine entsprechend höhere Überschussrendite pro Einheit Risiko erzielt.468 Da es sich bei der Sharpe-Ratio um ein Performancemaß zur relativen Leistungsbewertung handelt, können auf diese Weise Portfolios aussagekräftig untereinander verglichen und in eine Rangordnung gebracht werden. Grafisch lässt sich dieser Vergleich folgendermaßen abbilden.
R
A
SA
B
SB Rf
RB Rf
RA Rf
VA
VB
V Abbildung E-3: Reward-to-variability Ratio (Sharpe-Ratio) (Quelle: Roßbach (1991), S. 58) 465
Als risikoloser Zins eignet sich ein laufzeitadäquater Geldmarktzins.
466
Vgl. Sharpe (1977), S. 115.
467
Vgl. Spremann (2000), S. 268.
468
Vgl. Sharpe (1966), S. 123.
140
Konzeption der empirischen Untersuchung
Von den beiden Portfolios A und B wird das Portfolio A und somit jenes Portfolio bevorzugt, dessen Gerade den größeren Winkel mit der Abszisse einschließt und auf diese Weise die höchste Risikoprämie pro Einheit Risiko erzielt. Ebenso lässt sich die Sharpe-Ratio des Marktportfolios Sm ermitteln als
(E.22)
Sm
Rm R f
Vm
Die Sharpe-Ratio des Marktportfolios Sm gibt im Vergleich mit der Sharpe-Ratio des Portfolios Sp Aufschluss über die Entwicklung des Portfolios P in Relation zum Markt. Ein wesentlicher Vorteil der Sharpe-Ratio ist darin zu sehen, dass die von Roll vorgebrachte Kritik hinsichtlich der Sensitivität des Performancemaßes auf die Indexwahl in diesem Fall nicht greift, da ein solches Proxy für das Marktportfolio nicht benötigt wird.469 Die Sharpe-Ratio ist jedoch nicht unabhängig von der Höhe des Zinssatzes. Insbesondere bei Performancevergleichen länderübergreifender Investments ist der zu Grunde gelegte Zinssatz kritisch zu hinterfragen. Variiert die Rendite-Berechnung der risikolosen Anlage, so ist das mittels der Sharpe-Ratio erstellte Investment-Rating auf eine mögliche Änderung der Reihenfolge zu überprüfen.470 Als problematisch kann sich die Aussagekraft der Sharpe-Ratio des Weiteren im Fall hoher Volatilitäten sowie negativer Überschussrenditen erweisen.471 Die Sharpe-Ratio berücksichtigt ausschließlich das Gesamtrisiko und verzichtet auf eine weitere Diversifikation des unsystematischen Risikos durch eine Mischung mit anderen Vermögenswerten.472 3.
Grundlagen der linearen Regression
Für die in der vorliegenden Arbeit zu verifizierenden Hypothesen ist es erforderlich, auf eine Analyse der Veränderungen einzelner variabler Komponenten des Forschungsmodells 469
Die Sharpe-Ratio ist als benchmarkfrei einzustufen. Vgl. Sharpe/Alexander (1990), S. 764; Spremann (2000), S. 271.
470
Vgl. Spremann (2000), S. 271.
471
Vgl. insbesondere zu der Problematik privater Informationen, einhergehend mit einer Umschichtung des Portfolios und einer ansteigenden Volatilität, Admati/Ross (1985), S. 15 f.; Bühler (1994), S. 29 f. Vgl. darüber hinaus Wittrock (2000b), S. 35 zu den negativen Überschussrenditen.
472
Vgl. Alexander/Francis (1986), S. 246. Die Sharpe-Ratio stellt damit ein Performancemaß für die Betrachtung eines isolierten Portfolios dar, so beispielsweise Investoren, deren gesamtes Vermögen sich allein auf das zu betrachtende Portfolio erstreckt oder einen Fonds. In der Regel dürfte das in Betracht stehende Portfolio allerdings Bestandteil eines größeren, hinreichend diversifizierten Portfolios sein. Hierbei gilt es die Kovarianzen zwischen den einzelnen Vermögensteilen ausreichend einzubeziehen, so dass das systematische, nicht diversifizierbare Risiko im Rahmen der Performance-Messung in den Vordergrund tritt. Dieser Anforderung trägt die Treynor-Ratio Rechnung. Vgl. Wittrock (2000a), S. 79 f.
Konzeption der empirischen Untersuchung
141
im Zeitablauf abzustellen. Die adäquate Methodik, die sich innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen empirischen Forschung hierfür etabliert hat, ist die Methodik der Zeitreihenanalyse, ein Spezialfall der linearen Regression.473 Die lineare Regressionsanalyse untersucht Abhängigkeiten zwischen einer unabhängigen Variablen X und einer abhängigen Variablen Y, wie sie die folgende Funktion wiedergibt. (E.23) mit
Yt t:
b0 b1 x1t
t=1,...T (Zeitindex)
Im Falle der vorliegenden Arbeit entspricht Xt der Zeit, b0 dem Y-Achsenabschnitt, bt als Regressionskoeffizient der Trendsteigung und Yt der entsprechenden Ausprägung der abhängigen Variablen, beispielsweise der Rendite der Bank i zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im Zuge der linearen Regressionsanalyse, die in der vorliegenden Untersuchung zum Einsatz kommt, werden die Zusammenhänge zwischen der unabhängigen und einer abhängigen Variablen geschätzt.474 Dabei wird neben einem konstanten Glied für die exogene bzw. unabhängige Variable ein Regressionskoeffizient geschätzt. Dieser Koeffizient gibt den Einfluss einer Änderung der entsprechenden exogenen Variablen auf die abhängige bzw. endogene Variable an.475 Einflussgrößen der empirischen Y-Werte, die in der vorgegebenen Regressionsgleichung nicht erfasst werden, manifestieren sich in Abweichungen von der Regressionsgeraden. Diese nicht durch die unabhängige Variable erklärten Abweichungen der Beobachtungswerte von den entsprechenden Schätzwerten werden als Residuen Ht bezeichnet und können sowohl positive als auch negative Werte annehmen.476 Ergänzt um diese Residuen erweitert sich vorstehende Regressionsgleichung. Yt
(E.24) mit
Ht:
b0 b1 x1t H t
Störterm zum Zeitpunkt t
Die Schätzung der Regressionsfunktion erfolgt mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate, bei der die Regressionsgerade so an die empirischen Datensätze angepasst wird, dass
473
Vgl. Backhaus et. al. (2000) S. 2ff.
474
Neben der Untersuchung von linearen Zusammenhängen existieren zahlreiche Alternativen für Regressionsfunktionen. Vgl. hierzu ausführlich Bleymüller et al. (1998), S. 175 ff.
475
Vgl. Wonnacott/Wonnacott (1990), S. 411 ff.
476
Vgl. hierzu ausführlicher Backhaus et al. (2000), S. 12 ff.
142
Konzeption der empirischen Untersuchung
die Quadrate der Abweichungen zwischen den empirischen Datenpunkten und der Regressionsfunktion minimiert werden.477 Die hieraus gewonnene Regressionsfunktion ist verschiedenen Prüfungen zu ihrer Güte und zu ihrer Eignung als Modell der Realität zu unterziehen, bevor abgesicherte Interpretationen der Regressionsparameter vorgenommen werden können. Dabei sind Prüfungen der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit als auch nachgelagerte Prüfungen der einzelnen Regressionsparameter zu beachten. Die globale Prüfung zielt hierbei auf die Frage, ob und wie gut die abhängige Variable durch das Regressionsmodell erklärt wird, wohingegen die Prüfung der Regressionskoeffizienten auf die Höhe des Erklärungsgehalts der einzelnen Variablen des Regressionsmodells für die abhängige Variable zielt. Globale Gütemaße zur Prüfung der Regressionsfunktion sind: x
das Bestimmtheitsmaß (R2),
x
der Standardfehler,
x
die F-Statistik.
Die Regressionskoeffizienten werden mittels der t-Statistik auf ihren Beitrag zur Erklärung der abhängigen Variablen überprüft. Als erster Indikator für die Qualität einer Regressionsgleichung wird das so genannte Bestimmtheitsmaß (R2) errechnet. Es gibt den Anteil der durch die Regressionsfunktion erklärten Streuung an der gesamten Streuung wieder und misst die Güte der Anpassung der Regressionsfunktion an die empirischen Daten.478 Dieses Bestimmtheitsmaß wird durch die Anzahl der Regressoren positiv und die Stichprobengröße negativ beeinflusst479 Beide Maße nehmen als normierte Größen einen Wertebereich zwischen Null und Eins an. Wird die gesamte Streuung erklärt, so ist R2=1. Im anderen Extremfall, in dem die durch die geschätzte Regressionsfunktion erklärte Streuung keinen Anteil an der Gesamtstreuung aufweist, beträgt R2=0. Mindestwerte, ab denen eine Regressionsfunktion als ausreichend aufgrund des Bestimmtheitsmaßes angesehen werden kann, existieren in der Literatur indes nicht. 477
Vgl. Backhaus et. al. (2000), S. 10 ff.
478
Vgl. Backhaus et. al. (2000), S. 20 ff.
479
Aus diesem Grund wird oftmals das korrigierte Bestimmtheitsmaß genutzt, welches der Kritik der Beeinflussbarkeit der Höhe des Bestimmtheitsmaßes R2 durch die Zahl der Regressoren begegnet. Dies geschieht durch die Adjustierung mittels eines Korrekturfaktors, der mit steigender Anzahl der Regressoren und mit sinkender Zahl der Freiheitsgrade sinkt, so dass es durch die Aufnahme weiterer Regressoren in seinem Wert auch sinken kann. Vgl. Backhaus (2000), S. 20 ff. Angesichts des in der vorliegenden Untersuchung eingesetzten Schätzmodells für eine lineare Regression mit nur einem Regressor, der Zeit, kann aus statistischen Gründen auf die zusätzliche Berechnung des korrigierten Bestimmtheitsmaßes verzichtet werden.
Konzeption der empirischen Untersuchung
143
Ein zweites Gütemaß zur globalen Prüfung der Regressionsfunktion stellt der Standardfehler der Schätzung dar, der den mittleren Fehler bei Verwendung der Regressionsfunktion zur Schätzung der abhängigen Variablen angibt. Er entspricht der Standardabweichung der Residuen in der Grundgesamtheit. Zur Beantwortung der Frage, ob die geschätzte Funktion auch über die Stichprobe hinaus für die Grundgesamtheit Gültigkeit besitzt, wird der F-Test als geeignetes Prüfkriterium angewandt, in dessen Berechnung neben der Streuungszerlegung zusätzlich auch der Umfang der Stichprobe eingeht. Die F-Teststatistik der gesamten Regressionsfunktion hat bei der einfachen linearen Regression allerdings keinen über den vorstehend erläuternden t-Test des Regressionskoeffizienten hinausgehenden Aussagegehalt. Der t-Testwert für den Regressionskoeffizienten entspricht dabei der Quadratwurzel der empirischen Prüfgröße des F-Tests Femp. III.
Gestaltung der empirischen Untersuchung
1.
Das Stichprobendesign
a)
Abgrenzung der Stichprobe der globalen Banken
Im Folgenden gilt es den Datensatz zu bestimmen, der als Basis für die empirische Untersuchung des Unternehmenserfolgs global agierender Banken dient. Ausgehend von allen existierenden Unternehmungen der Finanzdienstleistungsbranche, die die Grundgesamtheit für die vorzunehmende Untersuchung repräsentieren, erfährt die abzuleitende Stichprobe eine Einschränkung auf ausschließlich traditionelle Bankunternehmungen. Gemäß der im theoretischen Grundlagenteil der vorliegenden Untersuchung erarbeiteten Definition umfasst der Bankbegriff angesichts der angeführten Forschungsfragen jene Unternehmungen, die einerseits möglichst sämtliche banktypische Finanzdienstleistungen wie das Einlagen-, Kredit- und Wertpapiergeschäft betreiben und andererseits über ein umfangreiches Filialnetz im Inland und Ausland verfügen. Angelehnt an die einzelwirtschaftliche Betrachtungsweise zielt diese Bankdefinition folglich auf Universalbanken mit einer konzerngleichen Organisationsstruktur. Ergebnisverzerrende Effekte, die durch andere der Bankenbranche zugeordnete Unternehmungen, wie beispielsweise sogenannte Non-Banks, hervorgerufen werden könnten, werden auf diese Weise eliminiert. Die Anwendung der Performance-Messung als Untersuchungsinstrumentarium erfordert eine Operationalisierung des Unternehmenserfolges anhand einzelner Komponenten, wie Rendite, Risiko sowie deren Verknüpfung. Diese wiederum greifen als quantitative Maßzahlen auf die Börsenkurse der betrachteten Unternehmungen zurück, so dass die Stichprobe durch die Einschränkung auf börsennotierte Bankunternehmungen eine weitere Präzisierung erfährt.
144
Konzeption der empirischen Untersuchung
Des Weiteren gilt es, die untersuchungsrelevante Stichprobe auf nur global tätige börsennotierte Bankunternehmungen zu beschränken. Basierend auf der in vorstehenden Kapiteln erarbeiteten Arbeitsdefinition soll der Begriff der globalen Bankunternehmung jene Unternehmungen umfassen, die sich sowohl im Heimatmarkt als auch im heimatlichen Weltteil durch ein gleichermaßen intensives Bankgeschäft universeller Ausprägung auszeichnen.480 Relevante Rahmenbedingungen, die darüber hinaus von den als global einzustufenden Bankunternehmungen zu erfüllen sind, lehnen sich hinsichtlich Stammland, geografischer Präsenz sowie abzudeckender Marktsegmente an das bereits dargelegte von Carmoy formulierte Abgrenzungskriterium an.481 Um zeitpunktspezifische Effekte zu eliminieren, ist in einem letzten Schritt eine zeitliche Abgrenzung der Analyseperiode vorzunehmen. Dieses sachlogische Auswahlverfahren ist in nachstehender Übersicht nochmals zusammengefasst. Stichprobeneinschränkungen Bankenbranche
Banktyp
Zentrale Aussage der Beschränkung In die Stichprobe werden nur Unternehmungen des Finanzsektors aufgenommen. In die Stichprobe werden nur traditionelle Bankunternehmungen aufgenommen.
Begründung der Beschränkung Eliminierung branchenspezifischer Effekte Eliminierung von Effekten, die durch andere der Bankenbranche zugeordnete Unternehmungen ausgehen, wie beispielsweise sogenannte Non-Banks Operationalisierung des Unternehmenserfolgs im Rahmen der Performance Messung (Rendite, Risiko, PerformanceKennziffern) Eliminierung nicht globalisierungsbedingter Effekte
Rechtsform
In die Stichprobe werden nur börsennotierte Bankunternehmungen aufgenommen.
Globalisierungsgrad
In die Stichprobe werden nur global tätige Bankunternehmungen aufgenommen. In die Stichprobe werden nur die Eliminierung zeitpunktspezifischer Daten von Bankunternehmungen Effekte LP=HLWUDXPYRQ± aufgenommen.
Zeitraum
Tabelle E-1: Sachlogisches Auswahlverfahren der globalen Stichprobe (Quelle: Eigene Darstellung)
480
Vgl. Büschgen (1998), S. 630.
481
Vgl. Carmoy (1990), S. 13.
Konzeption der empirischen Untersuchung
145
Die Ableitung der untersuchungsrelevanten Stichprobe aus der Grundgesamtheit aller Unternehmungen der Finanzdienstleistungsbranche erfolgt wie dargelegt in einem mehrstuILJHQ3UR]HVVLQGHPGLH)DNWRUHQÄ%DQNGHILQLWLRQ³Ä5HFKWVIRUP³Ä*OREDOLVLHUXQJVJUDG³ XQGÄ=HLWUDXP³DOV6HOHNWLRQVILOWHUIXQJLHUHQ
Unternehmungen der Finanzdienstleistungsbranche (Banken, Wertpapiergesellschaften, Versicherungsunternehmungen u.a.)
1. Filter: Bankdefinition Bankunternehmungen im traditionellen Sinn (Geschäfts- und Investmentbanken, andere spezialisierte Banken)
2. Filter: Rechtsform
Börsennotierte Bankunternehmungen
3. Filter: Globalisierungsgrad
Börsennotierte Bankunternehmungen mit globaler Bedeutung
4. Filter: Zeitraum Börsennotierte Bankunternehmungen mit globaler Bedeutung zwischen 1991 und 2005
Abbildung E-4: Ermittlung der Stichprobe globaler Banken für die empirische «Untersuchung (Quelle: Eigene Darstellung)
Die konkrete Umsetzung des ersten und des zweiten Filters, verstanden als die Abgrenzung GHU %DQNXQWHUQHKPXQJHQ YRQ GHU *UXQGJHVDPWKHit sowie daran anschließend die EinKVFKUlQNXQJDXIE|UVHQQRWLHUWH%DQNXQWHUQHKPXQJHn, erfolgt unter Verwendung der in der Praxis verbreiteten, von Morgan Stanley Capital International (MSCI) vorgenommenen Codierung aller börsennotierten Unternehmungen der Welt, zugeordnet zu Sektoren,
146
Konzeption der empirischen Untersuchung
Industriegruppen, Industrien und als feinster Partition zu Subindustrien.482 Für die vorliegende Untersuchung wird auf die Banken des SeNWRUV Ä)LQDQFLDOV³ ]Xrückgegriffen, die GHQ06&,&RGHWUDJHQÄ$OOEDQNVLQFOXGLng savings & loans and mortgage banks. Excludes investment banks classified in the Diversified Financial 6HUYLFHVVXELQGXVWU\´483 Zwei als global einzustufende Banken konnten auf Grund fehlender Börsennotierung nicht in die Stichprobe aufgenommen und in der vorliegenden Untersuchung analysiert werden: Bayerische Landesbank (Deutschland) und Banque Indosuez (Frankreich). $OV%DVLVIUGHQGULWWHQ)LOWer sind wie im theoretischen Grundlagenteil der vorliegenden $UEHLWGDUJHOHJWGLH%HGLQJXQJHQGHV&DUPR\.Uiteriums von den als global eingestuften Banken zu erfüllen. Demnach gehen nur die Bankunternehmungen in die nachfolgende Untersuchung ein, deren Stammsitz sich in einem der Weltfinanzmärkte befindet und die eine starke Direktpräsenz in EurRSDGHQ86$XQG$VLHQDXIZHLVHQ $OV%DVLVIUGLH$EJUHQ]XQJGHUJOREDOWlWLJHn Banken wird für die vorliegende UntersuFKXQJDXIGLHLQGHU=HLWVFKULIW7+(%$1.(5MlKUOLFKSXEOL]LHUWH5DQJOLVWHGHUJU| WHQ JOREDOHQ %DQNHQ Ä7RS *OREDO³ ]XUFNJHJULIIHQ 'LH $XVZDKO GHU JOREDOHQ Banken erfolgt hierbei anhand deV $QWHLOV GHU $XVODQGVDNWLYD DQ GHU %LODQ] $XVODQGV quote.484 'HUUHODWLYH$XVODQGVDQWHLOXPIDVVWDOV,QGL]Ir die länderübergreifende Verflechtung der %DQN $QODJHYHUP|JHQ LP $XVODQG %HVWlQGH an Fremdwährungen, Wertschriften und
482
$OVÄ06&,³EHUHFKQHWGLHIUKHUH6FKZHL]HU8QWHUQHKPXQJ&DSLWDO,QWHUQDWLRQDO6$GLHLP-DKU von der US-amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley erworben wurde, MSCI-Indizes sowohl für DOOHZLFKWLJHQQDWLRQDOHQ$NWLHQPlUNWHDOVDXFKIU]XVDPPHQJHIDVVWH5HJLRQHQ
483 484
MSCI (2000), S. 76.
9JO%XPEDFKHU 6II(LQHNULWLVFKe Darlegung der Eignung der genannten Kennzahlen zur ,GHQWLILNDWLRQ JOREDO EHGHXWVDPHU %DQNHQ ILQGHW VLFK EHL +DLVV 6 II :HLWHUH .ULWHULHQ N|QQWHQ EHLVSLHOVZHLVH GLH *U|H GHU %DQNHQ GLH %LODQ]VXPPH GHU $QWHLO GHU OlQGHUEHUJUHLIHQGHQ *HVFKlIWHDP*HVDPWJHVFKlIWJOREDOH0DUNWDQWHLOH$XVODQGVHUWUlJH$Q]DKODXVOlQGLVFKHU6WW]SXQNWH RGHU$Q]DKODQ0LWDUEHLWHUQLP$XVODQGGDUVWHOOHQ'LHVH.ULWHULHQILQGHQMHGRFKDXI*UXQGLKUHULQKDOW lichen Schwächen und der damit einhergehenden geriQJHQ$XVVDJHNUDIWRGHUHLQHUXQJHQJHQGHQ'DWHQ lage für ihre Ermittlung in der vorliegenden Untersuchung keine Beachtung. So gibt die Bilanzsumme OHGLJOLFK GDV DNWLYH XQG SDVVLYH .UHGLWJHVFKlIW ZLHGHU 'DV GXUFK GLH $XVJDEH YRQ :HUWSDSLHUHQ LP Sinne der Securitisation zunehmend bedeutsame indifferente Bankgeschäft hingegen bleibt unberücksichtigt. Des Weiteren lassen die variierenden BezugsJU|HQGK+ROGLQJKonzern oder Stammhaus, HLQH 9HUJOHLFKEDUNHLW GHU %LODQ]VXPPHQ XQG GDPLW HLQH $QZHQGXQJ GLHVHU .HQQ]DKO EHGHQNOLFK HU scheinen. Ebenso problematisch erweist sich der Einsatz von Mitarbeiterzahlen als Kennzahl zur Messung des Globalisierungsgrades. In Kombination mit den Bilanzsummen können sie zwar auf *HVFKlIWVVFKZHUSXQNWH RGHU ,QHIIL]LHQ]HQ EHL GHU $EZLFNOXQJ YRQ %DQNJHVFKlIWHQ KLQZHLVHQ HLQH $XVVDJH EHU GDV $XVPD GHU *OREDOLVLHUXQJ OlVVW VLFK LQGHV QLFKW DEOHLWHQ =XGHP OLHJHQ DEJHVHKHQ YRQGHP%HUHLFKGHUOlQGHUEHUJUHLIHQGHQ.UHGLWJHZlKUXQJZHGHUIUGLH$Q]DKOQRFKIUGDV9ROXPHQ JUHQ]EHUVFKUHLWHQGHU *HVFKlIWVYRUIlOOH RGHU GLH $QWHLOH HLQ]HOQHU %DQNXQWHUQHKPXQJHQ DXVUHLFKHQG Datenmaterial vor. Vgl. %XPEDFKHU 6
Konzeption der empirischen Untersuchung
147
Kredite in Fremdwährungen bzw. an im Ausland domizilierte Kunden.485 Allerdings wäre die Bewertung global bedeutsamer Finanzinstitute lückenhaft, ließe man die Investmentbanken außer Acht. Da ihr Engagement vorwiegend im Bereich der Beratung wie auch der Vermittlung anstatt der Kreditgewährung angesiedelt ist, weisen Kennzahlen wie Bilanzsumme und Eigenkapitalausstattung nur eine unbedeutende Aussagekraft auf. Die Anzahl der Auslandsstützpunkte ist bei Investmentbanken allerdings geringer zu veranschlagen als bei Universalbanken. Beachtet man darüber hinaus, dass sich im Bereich des Investmentbankings einige wenige großen Banken Im Wesentlichen den relevanten Markt aufteilen, dann erscheint es naheliegend, die getroffene Auswahl globaler Universalbanken um die wichtigsten Investmentbanken zu erweitern. Hierzu werden in Anlehnung an die in EUROMONEY veröffentlichte Größenrangliste jene Institute ausgewählt, die sich als reine Investmentbanken unter den ersten 20 Platzierungen befinden und nicht bereits in der Liste der ausgewählten Universalbanken vertreten sind.486 Der relative Auslandsanteil als heranzuziehende Kennzahl beinhaltet allerdings keinerlei Aussage über das absolute Geschäftsvolumen der betrachteten Banken. Um zu verhindern, dass Banken mit einem bedeutsamen relativen Auslandsanteil, aber einer geringen gesamten Größe in die Betrachtung miteinbezogen werden, wird für die vorliegende Untersuchung eine zweite zu erfüllende Kennzahl, das Eigenkapital 1. Ordnung, hinzugezogen.487 Dieses zusätzliche Kriterium ist als wesentliches Indiz für die Finanzkraft und den gegenwärtigen Handlungsspielraum hinsichtlich des globalen Geschäfts zu werten.488 Die untersuchungsrelevanten global tätigen Bankunternehmungen müssen aus diesem Grund als 485
Aus einem Vergleich der Kennzahlen kann geschlossen werden, dass die Banken mit den höchsten Anteilen an Auslandsaktiva bilanzsummenmäßig lediglich mittelgroße Banken darstellen. Der Anteil der Auslandsaktiva an der Bilanz kann allerdings unter bestimmten Umständen den Eindruck hoher Globalität aufweisen, selbst wenn eine Bank kaum eine Geschäftstätigkeit im Ausland aufweist. So kann ein hoher Bestand an Devisen die Bilanz regelrecht aufblähen, wie bei zahlreichen japanischen Banken, die durch einen beträchtlichen Teil der Auslandsaktiva in Form von Offshore-Krediten an Kunden des Stammlandes Regulierungen im Heimatland zu umgehen versuchen.
486
Vgl. Dobson (1998a), S. 68 ff. Die meisten Institute werden bereits in der Auswahl der Universalbanken berücksichtigt. Ergänzt wird diese Liste lediglich durch die Folgenden Investmentbanken: Goldman Sachs, Lehmann Brothers, Merrill Lynch, Morgan Stanley Dean Witter und Salomon Smith Barney.
487
Als Beispiel lässt sich die American Express Bank anführen, die sich in der Top 50 Global-Liste des Jahres 2000 auf Platz eins befand, jedoch in der nach dem Eigenkapital 1. Ordnung sortierten weltweiten Rangliste nur den 406. Platz einnahm. Ähnliche Beispiele des Jahres 2000 sind Investec (Südafrika) mit den Plätzen 4 resp. 352, Emirates Bank International Group (Vereinte Arabische Emirate) mit den Plätzen 31 resp. 364 sowie Bank of Cyprus (Zypern) mit den Plätzen 45 resp. 535.
488
Als entscheidender Engpassfaktor rückt die Bedeutung des Eigenkapitals sowie dessen Beschaffung zusehends in das Zentrum des Interesses. Vgl. Seipp (1989), S. 683. Allerdings ist auch der Rückgriff auf die Eigenkapital-Kennzahlen nicht ganz unproblematisch. Insbesondere in Japan, aber auch anderen Ländern bestehen für Bankunternehmungen immer noch Möglichkeiten, umfangreiche stille Eigenkapitalreserven ohne Ausweis anzuhäufen. Eine empirische Evidenz hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Bankengröße und Effizienz konnte bisher noch nicht in signifikantem Maß erbracht werden. Eine Euphorie der Art, dass allein Großbanken und Allfinanzkonzerne in Zukunft Bestand haben können, ist mit den derzeit vorliegenden empirischen Untersuchungen somit keineswegs begründet. Vgl. Tichy (1990), S. 360 ff. Vgl. zudem Baxmann (2002) und Uhle (1993), S. 260 ff.
148
Konzeption der empirischen Untersuchung
weiteres Selektionskriterium die Bedingung erfüllen, unter den 150 größten Banken weltweit hinsichtlich ihres Eigenkapitals 1. Ordnung vertreten zu sein. Hinsichtlich des vierten Filters, der zeitlichen Dimension der vorliegenden Untersuchung, wird der Untersuchungsgegenstand über einen Zeitraum von insgesamt 15 Jahren analysiert. Längsschnittuntersuchungen weisen gegenüber Querschnittsuntersuchungen dabei wesentliche methodische Vorteile auf. Insbesondere Veränderungen der Messwerte im Zeitverlauf, wie beispielsweise Verbesserungen oder Verschlechterungen des Unternehmenserfolgs, können zuverlässiger auf das Untersuchungsmerkmal der Globalisierung zurückgeführt werden.489 Die in der Betriebswirtschaftslehre häufig anzutreffende Präferenz von Querschnittsuntersuchungen führt dagegen zu einer weitgehenden Ausblendung dynamischer Phänomene wie auch zu einer eingeschränkten Abbildung der in der Unternehmensrealität vorhandenen Komplexität.490 Bei der Abgrenzung der untersuchungsrelevanten Stichprobe ist das Problem des Survivorship Bias nicht zu vernachlässigen.491 Unter der Annahme, dass Unternehmungen, die ein hohes Risiko eingegangen sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine negative Performance erzielen und dass diese Unternehmungen mit großer Wahrscheinlichkeit ihre Marktpräsenz verringern oder gar vom Markt ausscheiden, bedeutet auch, dass die Unternehmungen, die weiterhin am Markt bestehen bleiben, trotz der eingegangenen Risiken erfolgreich Geschäfte getätigt haben. Wird zur Abgrenzung der Stichprobe folglich nur die aktuelle Datenbasis zum Ende des Analysezeitraums per Dezember 2005 als Grundlage gewählt, so befinden sich nur Unternehmungen mit einer tendenziell guten Performance in der Stichprobe. Die fehlende Berücksichtigung von Unternehmungen, die auf Grund ihrer schlechten Performance im Verlauf des Analysezeitraums vom Markt verschwunden sind, hätte vor diesem Hintergrund eine mögliche Verzerrung der Untersuchungsergebnisse in den positiven Bereich zur Folge.492
489
Gerade bei Querschnittsuntersuchungen kann das Untersuchungsergebnis durch zahlreiche Drittfaktoren maßgeblich verzerrt werden. Vgl. Daumenlang (1989), S. 319 ff.
490
Vgl. Macharzina/Oesterle (1997), S. 14 f.
491
Vgl. Grinblatt/Titman (1992), S. 1977 ff.; Brown et al. (1992), S. 553 ff.; Lehmann/Modest (1987), S. 243.
492
Bei ausschließlicher Fokussierung auf den Datenbestand zum Ende des Analysezeitraums per Dezember 2005 zur Ableitung der Stichprobe globaler Banken würden die Banken keinen Eingang in die Untersuchung finden, die im Verlauf der fünfzehnjährigen Betrachtungsperiode von 1991 bis 2005 entweder vom Markt verschwunden sind oder im Rahmen von Fusionen bzw. Akquisitionen auf andere Wettbewerber verschmolzen wurden. So wurde beispielsweise die globalstrategisch ausgerichtete National Westminister Bank im April 2000 durch Royal Bank of Scotland übernommen. Ebenso ging die global tätige Generale Bank 1998 in der Fortis Bank auf., die französische Bank Crédit Lyonnais wurde von ihrem ebenfalls französischen Wettbewerber Crédit Agricole 2003 übernommen. Ein Ausschluss dieser Banken, stellvertretend für weitere Übernahmen in diesem Zeitraum, in die Betrachtung des Unternehmenserfolgs globaler Banken könnte mit zunehmendem Survivorship Bias zu einer nachhaltigen Überschätzung der realen Renditeentwicklung führen.
Konzeption der empirischen Untersuchung
149
Das Problem des Survivorship Bias ist insbesondere bei Längsschnittuntersuchungen gegeben. Da in der betrachteten Stichprobe QXUÄEHUOHEHQGH³XQGGDPLWHUIROJUHLFKH8QWHU QHKPXQJHQ HUIDVVW ZHUGHQ ZUGH GDV 8QWHUVXFKXQJVHUJHEQLV GLH %H]LHKXQJ ]ZLVFKHQ *OREDOLVLHUXQJXQG8QWHUQHKPHQVHUIROJWHQGHQ]LHOO]XJQVWLJHUVFKHLQHQODVVHQ493)UGLH vorliegende empirische Untersuchung bedeutet GLHV GDVV IU MHGHV -DKU GHV UHOHYDQWHQ Untersuchungszeitraums die global größten BankeQHUPLWWHOWZXUGHQGLHVLFKVRZRKOXQWHU den ersten 50 Platzierungen hinsichtlich des relativen Auslandsanteils als auch unter den HUVWHQ 3ODW]LHUXQJHQ LP %H]XJ DXI GLH Eigenkapitalausstattung erster Ordnung beIDQGHQ Als Resultat der dargelegten sachlogischen Abgrenzungen ergiEW VLFK IU GLH HPSLULVFKH Analyse eine relevante Stichprobe von 48 glREDOHQ%DQNXQWHUQHKPXQJHQGLHGHUIROJHQ den Tabelle zu entnehmen ist. Die in alphabetischer Ordnung erstellte Übersicht der BankXQWHUQHKPXQJHQ ]HLJW ]XGHP GLH ZHVHQWOLFKen Übernahmen und Fusionen bzgl. der untersuchten Banken in der betrachWHWHQ8QWHUVXFKXQJVSHULRGHDXI Name der globalen Bank
ISIN
Land
Zeitraum Von
bis
ABN Amro Holding
NL0000301109
Niederlande
01.01.91
31.12.05
Australia and New Zealand Banking Group
AU000000ANZ3
Australien
01.01.91
31.12.05
Banca Commerciale Italiana/Intesa
IT0000072618
Italien
01.01.91
31.12.05
Banca di Roma
IT0003121495
Italien
01.01.91
31.12.05
Banco Santander Central Hispano
ES0113900J37
Spanien
01.01.91
31.12.05
Bank of Montreal Quebec
CA0636711016
Kanada
01.01.91
31.12.05
Bank of Nova Scotia
CA0641491075
Kanada
01.01.91
31.12.05
Bank of Tokyo-Mitsubishi (1)
JP3898800002
Japan
01.01.91
31.12.05
Banque Indosuez
-
-
-
(2)
Barclays Bank
GB0031348658
GB
01.01.91
31.12.05
Bayerische Landesbank
-
-
-
(2)
BBV Argentaria
ES0113211835
Spanien
01.01.91
31.12.05
BNP Paribas (3)
FR0000131104
Frankreich
01.11.93
31.12.05
Canadian Imperial Banking Company
CA1360691010
Kanada
01.01.91
31.12.05
Citigroup
US1729671016
USA
01.01.91
31.12.05
Commerzbank
DE0008032004
Deutschland
01.01.91
31.12.05
Credit Agricole
FR0000045072
Frankreich
01.01.02
31.12.05
Credit Lyonnais
FR0000184202
Frankreich
01.08.99
31.12.05
Credit Suisse
CH0012138530
Schweiz
01.01.91
31.12.05
Dai-Ichi-Kangyo Bank
JP3704800006
Japan
01.02.04
31.12.05
(4)
DE0005140008
Deutschland
01.01.91
31.12.05
Dresdner Bank
DE0005350003
Deutschland
01.01.91
31.12.05
Fortis
BE0003801181
Belgien
01.01.91
31.12.05
Generale Bank
BE0003652634
Belgien
01.01.91
31.12.05
Goldman Sachs
US38141G1040
USA
01.06.99
31.12.05
Deutsche Bank
493
9JO*ODXP 6
150
Konzeption der empirischen Untersuchung
HSBC Holdings
GB0005405286
GB
01.08.92
31.12.05
Industrial Bank of Japan
JP3932800000
Japan
01.01.91
31.12.05
ING Group
NL0000303600
Niederlande
01.04.91
31.12.05
J.P. Morgan Chase (5)
US46625H1005
USA
01.01.91
31.12.05
KBC Holding
BE0003565737
Belgien
01.01.91
31.12.05
Lehman Brothers
US5249081002
USA
01.06.94
31.12.05
Lloyds TSB Group
GB0008706128
GB
01.01.96
31.12.05
Merrill Lynch
US5901881087
USA
01.01.91
31.12.05
Mitsui Trust & Banking
JP3892100003
Japan
01.01.91
31.12.05
Mizuho
JP3885780001
Japan
01.10.00
31.12.05
Morgan Stanley
US6174464486
USA
01.03.93
31.12.05
National Australia Bank
AU000000NAB4
Australien
01.01.91
31.12.05
(6)
GB0006253958
GB
01.01.91
31.12.05
Royal Bank of Canada
CA7800871021
Kanada
01.01.91
31.12.05
Royal Bank of Scotland
GB0007547838
GB
01.01.91
31.12.05
Salomon Smith Barney
US79549B1070
USA
01.01.91
31.12.05
San Paolo IMI
IT0001269361
Italien
01.05.92
31.12.05
Sanwa Bank
JP3344000009
Japan
01.01.91
31.12.05
Société Générale
FR0000130809
Frankreich
01.01.91
31.12.05
Standard Chartered
GB0004082847
GB
01.01.91
31.12.05
Sumitomo Mitsui Financial Group
JP3890350006
Japan
01.01.91
31.12.05
Toronto Dominion Bank
CA8911605092
Kanada
01.01.91
31.12.05
CH0012032030
Schweiz
01.01.91
31.12.05
Unicredito Italiana
IT0000064854
Italien
01.01.91
31.12.05
Westpac Banking
AU000000WBC1
Australien
01.01.91
31.12.05
National Westminster Bank
UBS
(1)
(7)
Merger der Bank of Tokyo und der Mitsubishi Bank zur Bank of Tokyo-Mitsubishi zum 1.4.1996.
(2)
Nicht börsennotiert.
(3)
Merger der Banque Nationale de Paris mit der Banque Paribas zum 1.1.2000.
(4)
Übernahme von Bankers Trust durch die Deutsche Bank zum 4.6.1999.
(5)
Historie der Chase Manhattan Group, heute J.P. Morgan Chase nach Übernahme durch J.P.Morgan zum 31.12.2000.
(6)
Feindliche Übernahme durch die Royal Bank of Scotland zum 10.4.2000.
(7)
Übernahme des Schweizer Bankvereins durch die Union Bank of Switzerland zum 30.6.1998, heute UBS.
Tabelle E-2: Auflistung der globalen Banken 4XHOOH(LJHQH'DUVWHOOXQJ4XHOOGDWHQDXVGHUMlKUOLFKHQ9HU|IIHQWOLFKXQJGHUÄ7RS *OREDO³LQÄ7KH%DQNHU³
Mit dem in der Literatur gebräuchlichen Begriff der Global Player werden jene Banken bezeichnet, die auf dem zusammenwachsenden weltumspannenden Finanzmarkt Präsenz zeigen und sich gleichzeitig dadurch auszeichnen, durch ihre Unternehmenstätigkeit das Geschehen auf diesem Weltmarkt zu beeinflussen. Von Experten wird die Anzahl dieser Banken mit einer derartigen globalen Fähigkeit weltweit auf nicht mehr als 50 geschätzt.494 Die vorliegende Analyse der globalen Banken umfasst aufgrund des in den konzeptionellen 494
Vgl. hierzu die Einleitung der vorliegenden Arbeit mit den entsprechenden Verweisen auf Büschgen (1998), S. 630 f.; Röller (1992), S. 125 sowie Carmoy (1990), S. 13.
Konzeption der empirischen Untersuchung
151
Grundlagen dargelegten Definitionsprozesses insgesamt 48 Bankunternehmungen und entspricht damit der von Branchenkennern zitierten Anzahl möglicher globalstrategisch ausgerichteter Banken. Die folgende Grafik verdeutlicht die Verteilung der 48 untersuchten globalen Bankunternehmungen nach ihrem Stammland. Die aufgeführten Zahlenwerte geben die Anzahl der untersuchten globalen Bankunternehmungen pro Land wieder.
Spanien (2)
USA (7) Australien (3) Belgien (3) Deutschland (3)
Schweiz (2) Niederlande (2)
Frankreich (4)
Kanada (5) Japan (7)
Italien (4)
Großbritannien (6)
Abbildung E-5: Verteilung der globalen Stichprobe nach Ländern (Quelle: Eigene Darstellung)
b)
Abgrenzung der Kulturbereiche
Die Überprüfung der auf Kulturbereichsebene angesiedelten Hypothesen erfordert eine Spezifizierung der untersuchungsrelevanten Kulturbereiche sowie deren Ableitung aus der vorstehend ermittelten Stichprobe. Dies erfolgt unter Rückgriff auf die Ergebnisse der sehr umfangreichen empirischen Studien von Hofstede, die im branchenübergreifenden theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit bereits dargestellt wurden.495 Die Wahl von Hofstedes Arbeiten zur Operationalisierung der Kulturunterschiede in dieser empirischen Untersuchung lässt sich mit ihren bedeutenden konzeptionellen Stärken be-
495
Vgl. Hofstede (1980); (1989); (1992a); (1992b); (1993a) sowie Kapitel D III 1. der vorliegenden Arbeit. Die Erhebung der Einstellungen und Werturteile von Mitarbeitern erfolgte in 67 Ländern bzw. Regionen.
152
Konzeption der empirischen Untersuchung
gründen.496 So sind Zufallsergebnisse auf Grund des hohen Stichprobenumfangs von 117.000 Fragebögen nahezu auszuschließen. Zudem erlaubt der Einsatz standardisierter Fragebögen einen aussagekräftigen Vergleich der Resultate über die Ländergrenzen hinweg. Die hohe Korrelation der Ergebnisse von Hofstedes Studie mit denen zahlreicher anderer Analysen unterstreicht darüber hinaus die hohe Aussagekraft dieser Arbeit.497 In Anlehnung an die im vorherigen Kapitel abgegrenzte Stichprobe der zu analysierenden globalen Bankunternehmungen wird für die folgende Untersuchung nur auf die Resultate von Hofstede zurückgegriffen, die Ländern zuzuordnen sind, denen auch die betrachteten Banken entstammen. Geordnet nach den bereits dargelegten vier Vergleichskriterien des hypothetischeQ.RQVWUXNWVÄ.XOWXU³werden als Grundlage für das weitere Vorgehen folgende Index-Werte übernommen.
496
,QZLHZHLW HLQH TXDQWLWDWLYH (UIDVVXQJ GHV %HJULIIV Ä.XOWXU³ EHUKDXSW JHUHFKWIHUWLJW LVW VROO QLFKW Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. Für eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Thematik sei auf von Keller (1982), S. 277 ff. und Neuberger/Kompa (1987), S. 56 verwiesen.
497
Vgl. Hofstede (1980), S. 326 ff. sowie die dort angegebene Literatur. Demgegenüber sind allerdings auch einige erhebliche Nachteile dieser Studie ins Feld zu führen. Insbesondere die Konstruktvalidität des Forschungsvorgehens ist kritisch zu hinterfragen, zumal seine Erhebung nur die Mitarbeiter einer USamerikanisch geprägten Unternehmung (IBM) einschließt. Ein zu dominierender Einfluss der Unternehmenskultur auf die Einstellung und das Verhalten der Mitarbeiter ist dabei ebenso wenig auszuschließen wie ein Einfluss durch die jeweiligen Geschäftsfelder und eine damit einhergehende Verzerrung der Untersuchungsergebnisse zur vergleichenden Kulturforschung. Haire et al. unterstützen die Ansicht, dass das Berufsbild das Verhalten von Führungskräften auch im länderübergreifenden Vergleich prägt. Vgl. Haire et al. (1966), S. 9. Die Nachteile der Studie sind allerdings nicht als ausreichend gravierend einzustufen, um einen Rückgriff auf die Untersuchungsergebnisse als Grundlage für die vorliegende Empirie aus konzeptionellen Gründen ablehnen zu müssen. Daher soll trotz der genannten methodologischen Bedenken versucht werden, Hofstedes Resultate in Anbetracht ihrer statistischen Robustheit als Maßstab für die Abgrenzung der Kulturbereiche heranzuziehen. Die Einzigartigkeit dieser Studie zur vergleichenden Kulturmanagementforschung unterstreicht darüber hinaus diese Wahl. Gegenüber 117.000 von Hofstede ausgewerteten Fragebögen erscheint die vergleichbare Untersuchung von Trompenaar mit 15.000 Fragebögen als wissenschaftlich unbedeutender, zumal sie keine wesentlichen neuen Schlussfolgerungen beinhaltet. Vgl. Trompenaars (2002).
Konzeption der empirischen Untersuchung
Land Australien
153
Machtdistanzindexwerte
Individualismusindexwerte
Maskulinitätsindexwerte
Unsicherheitsvermeidungsindexwerte
36
90
61
51
Belgien
65
75
54
94
Deutschland
35
67
66
65
Frankreich
68
71
43
86
Großbritannien
35
89
66
35
Italien
50
76
70
75
Japan
54
46
95
92
Kanada
39
80
52
48
Niederlande
38
80
14
53
Schweiz
34
68
70
58
Spanien
57
51
42
86
USA
40
91
62
46
Tabelle E-3: Indexwerte der Kultur-Vergleichskriterien nach Hofstede (Quelle: Hofstede (1993), S. 40, S. 69, S. 103 sowie S. 133)
Mit Hilfe der Clusteranalyse, einem statistischen Verfahren zur Gruppenbildung, gilt es, die einzelnen betrachteten Länder zu Kulturclustern zusammenzufassen. Dabei sollen die Länder eines Kulturclusters eine weitgehend verwandte Eigenschaftsstruktur hinsichtlich der genannten vier Kulturdimensionen aufweisen. Unter Heranziehung aller vorliegenden Indexwerte zur Clusterbildung sollen demgegenüber zwischen den einzelnen Kulturgruppen so gut wie keine Ähnlichkeiten bestehen. Die Analyse einer heterogenen Gesamtheit von Ländern zielt auf die Identifikation homogener Teilmengen dieser Länder aus der Gesamtheit der betrachteten Länder, die sogenannten Kulturbereiche. Vor Durchführung der eigentlichen Clusteranalyse gilt es, bei der Auswahl und Aufbereitung der Ausgangsdaten den Datensatz auf mögliche Ausreißer zu überprüfen. Ausreißer zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund einer deutlich anders gelagerten Kombination ihrer Merkmalsausprägungen als die übrigen Objekte von diesen weit entfernt liegen. Werden sie vor Durchführung der Clusteranalyse nicht als Ausreißer identifiziert und von der nachfolgenden Untersuchung ausgeschlossen, kann der Fusionierungsprozess der übrigen Objekte stark beeinflusst werden. Das Erkennen der Zusammenhänge zwischen den zu fusionierenden Objekten wird hierdurch erschwert, so dass Verzerrungen der gefundenen Cluster auftreten können.
154
Konzeption der empirischen Untersuchung
Mit Hilfe des Single-Linkage-Verfahrens werden die beiden Objekte Niederlande und Japan als Ausreißer im Datensatz erkannt und aus der weiteren Clusteranalyse ausgeschlossen, um dem vorstehend genannten Problem möglicher Verzerrungen zu begegnen.498 In einem ersten Schritt geht es zunächst um die Quantifizierung der Ähnlichkeit zwischen den Ländern durch ein Proximitätsmaß. Die Rohdatenmatrix wird zu diesem Zweck unter Verwendung der länderbezogenen Indexwerte in eine Distanzmatrix überführt.499 In der praktischen Anwendung wird auf die Minkowski-Metrik in der Ausprägung der Euklidischen Distanz (oder L2-Norm) zurückgegriffen. Demnach berechnen sich die Distanzmaße wie folgt.500 1
(E.25)
mit
d k ,l
dk,l: xkj: xlj: r:
ªJ r ºr «¦ xkj xlj » ¼ ¬j 1
Distanz der Objekte k und l Wert der Variablen j bei Objekt k (j=1,2,...J) Wert der Variablen j bei Objekt l (j=1,2,...J) Minkowski-Konstante (für die Euklidische Distanz: r=2)
Die zweite Phase der Clusteranalyse zielt auf die Zusammenfassung der Objekte mit Hilfe eines der zahlreichen Algorithmen, wobei im Rahmen der polythetischen Verfahren simultan alle Beschreibungsmerkmale zur Gruppierung der Objekte heranzuziehen sind.501 Für 498
Die Vorgehensweise bei dem Single-Linkage-VerfaKUHQ GDV DXFK DOV Ä1lFKVWHU1DFKEDU9HUIDKUHQ³ bezeichnet wird, wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit mit Verweis auf die ausführlichen Darstellungen in der Literatur nicht näher dargestellt. Vgl. hierzu als Beispiel Backhaus et al. (2000), S. 355 ff. Die (OLPLQLHUXQJ GHV 2EMHNWHV Ä1LHGHUODQGH³ HUIROJW EHL HLQHP 'LVWDQ]NRHIIL]LHQWHQ YRQ GLH (OLPL QLHUXQJYRQÄ-DSDQ³EHLHLQHP'LVWDQ]ZHUWYRQ'LHLVROLHUWH3RVLWLRQGHU1LHGHUODQGHOlVVWVLFK im wesentlichen auf den verhältnismäßig niedrigen Maskulinitätsindexwert zurückführen, der eine Clusterbildung zwischen den Niederlanden und dem gemäß der verbleibenden drei Kriterien ähnlichen Land Kanada verhindern. Vgl. hierzu Tabelle E-3.
499
Die statistischen Maßzahlen, die eine Quantifizierung der Ähnlichkeit oder der Distanz zwischen den betrachteten Objekten erlauben, werden als Proximitätsmaße bezeichnet. Dabei ist zwischen Ähnlichkeitsmaßen, die die Ähnlichkeit zwischen zwei Objekten widerspiegeln, und Distanzmaßen zu unterscheiden, die primär die Unähnlichkeit zwischen zwei Objekten berechnen. Je größer in diesem Fall der berechnete Distanzwert ausfällt, desto unähnlicher sind sich die zwei Objekte. Die Eignung von Ähnlichkeitsmaßen ist vor allen dann angezeigt, wenn das Interesse auf der Ähnlichkeit im Gleichlauf zweier Profile liegt, unabhängig von der Niveauhöhe der relevanten Objekten. In der vorliegenden Arbeit ist unter Berücksichtigung der Niveauhöhen allerdings der absolute Abstand zwischen den Ländern von Bedeutung, so dass es eines Distanzmaßes zur Quantifizierung der Ähnlichkeiten bedarf. Vgl. Backhaus et al. (2000), S. 332 und 344.
500
Die Euklidische Distanz berücksichtigt bei der Messung der Proximitätsmaße durch die Quadrierung große Distanzen in stärkerem Ausmaß als geringe. Vgl. Backhaus et al. (2000), S. 341 f.
501
In der Literatur findet sich eine umfassende Darstellung des breiten Methodenspektrums an Algorithmen zur Gruppierung einer gegebenen Objektgesamtheit. Auf eine erneute Darlegung soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit daher verzichtet werden. Stattdessen sei stellvertretend für die zahlreichen Literaturquellen auf Backhaus et al. (2000), S. 348 ff. verwiesen.
Konzeption der empirischen Untersuchung
155
die Abgrenzung der zu betrachtenden Kulturbereiche eignen sich die in der Praxis vorherrschenden agglomerativen Verfahren, bei denen die feinste Aufteilung, in diesem Fall die Anzahl der relevanten Länder, den Ausgangspunkt für die Zusammenfassung dieser Länder zu Kulturbereichen bildet. Die Berechnung der Distanzen zwischen der neuen Ländergruppe und den übrigen Länder bzw. Ländergruppen erfolgt in dieser Arbeit mit Hilfe des.Ward-Verfahrens. (E.26) DR; P Q
mit
1 ^ NR NP DR, P NR NQ DR, Q NR DP, Q ` NR NP NQ
D(R,P): D(R,Q): D(P,Q): NR: NP: NQ:
Distanz zwischen den Gruppen R und P Distanz zwischen den Gruppen R und Q Distanz zwischen den Gruppen P und Q Zahl der Objekte in Gruppe R Zahl der Objekte in Gruppe P Zahl der Objekte in Gruppe Q
Das Ward-Verfahren zielt auf einer Clusterung derjenigen Objekte, die die Streuung in einer Gruppe möglicht wenig erhöhen. Als Folge des Clusterungprozesses resultieren möglichst homogene Gruppen.502 Die Wahl des Ward-Verfahrens ist mit dessen Eigenschaft als sehr guter Fusionierungsalgorithmus zu begründen, wenn wie in vorliegender Untersuchung gegeben die Verwendung eines Distanzmaßes ein (inhaltlich) sinnvolles Kriterium zur Ähnlichkeitsbestimmung darstellt, alle Variablen auf metrischem Skalenniveau gemessen und mögliche Ausreißer in einer Objektmenge vorab eliminiert wurden.503 Die folgende Abbildung stellt das Ergebnis der Clusteranalyse nach dem Ward-Verfahren grafisch in einem Dendrogramm zusammen.
502
Zentrales Element des Ward-Verfahrens ist ein vorgegebenes Homogenitätsmaß, das die Objekte bei ihrer Clusterung wenigstmöglich vergrößern dürfen. Als Heterogenitätsmaß wird dabei auf das Varianzkriterium zurückgegriffen, das auch als Fehlerquadratsumme bezeichnet wird. Zu den Eigenschaften der agglomerativen Clusterverfahren vgl. Backhaus et al. (2000), S. 365.
503
Bergs (1981), S. 96f.
156
Konzeption der empirischen Untersuchung
Durchlauf Di stanz 9
167,58
8
96,05
7
61,68
6
46,77
5
33,06
4
23,24
3
14,62
2
7,37
1
3,28
Kulturbereich K1
K2
K3
Abbildung E-6: Dendrogramm der Clusteranalyse zur Kulturbereichsabgrenzung (Quelle: Eigene Berechnung)
Der Gruppierungsprozess der zu ermittelnden Kulturbereiche wird für die vorliegende Untersuchung auf Grund der sprunghaft ansteigenden Distanz nach dem siebten Durchlauf abgebrochen. Der Clusteralgorithmus liefert damit drei möglichst homogene Ländergruppen, zwischen denen deutlich wahrnehmbare Distanzen bestehen: Australien-KanadaGroßbritannien-USA, Deutschland-Italien-Schweiz sowie Belgien-Frankreich-Spanien Die Verteilung der vorstehend abgeleiteten Untersuchungsstichprobe globaler Banken auf die ermittelten drei Kulturbereiche verdeutlicht die nachfolgende Abbildung. Die aufgeführten Zahlenwerte geben die Anzahl der untersuchten globalen Bankunternehmungen pro Kulturbereich an.
Konzeption der empirischen Untersuchung
157
Belgien / Frankreich / Spanien (9) USA / Kanada / Australien / Großbritannien (21) Deutschland / Schweiz / Italien (9)
Abbildung E-7: Verteilung der globalen Stichprobe nach Kulturen (Quelle: Eigene Darstellung)
Um den an die vorliegende Untersuchung gestellten empirischen Erfordernissen umfassend Rechnung zu tragen, werden zur Überprüfung der eingangs formulierten Hypothesen auf Kulturbereichsebene die drei Kulturcluster herangezogen, die sich aus mehreren Ländern zusammensetzen und über eine hinreichende Anzahl globaler Bankunternehmungen verfügen: USA-Kanada-Australien-Großbritannien, Belgien-Frankreich-Spanien sowie Deutschland-Schweiz-Italien. Auf eine detaillierte Analyse der Untersuchungshypothesen für die Ein-Land-Kulturbereiche Niederlande und Japan, die aufgrund anders gelagerter Kombinationen der Merkmalsausprägungen vor Durchführung der Clusteranalyse als Ausreißer im Datensatz idenfiziert wurden, wird aufgrund der Nichterfüllung dieser Kriterien verzichtet c)
Abgrenzung der nationalen Vergleichsstichprobe
Im Rahmen der nachstehenden empirischen Analyse sind die Wertentwicklungen der globalen Bankunternehmungen dem Unternehmenserfolg national tätiger Banken entgegenzusetzen. Dabei erfolgt die Spezifizierung der nationalen Stichprobe ebenfalls in Anlehnung an die sachlogische Abgrenzung der globalen Stichprobe, um eine maximale Vergleichbarkeit und folglich eine hohe Aussagekraft der gewonnenen Untersuchungsergebnisse gewährleisten zu können. Bei der Bestimmung der nationalen Vergleichsstichprobe ist auf die Auswahl von als handelbar eingestufter Wertpapiere zu achten. Als Resultat der dargelegten sachlogischen Abgrenzungen ergibt sich eine Stichprobe von 265 Bankunternehmungen, die im Anhang der vorliegenden Arbeit detailliert aufgeführt sind.
158
2.
Konzeption der empirischen Untersuchung
Deskriptive Statistik der Untersuchungsstichprobe
Zur Verdichtung der untersuchungsrelevanten Daten der analysierten globalen und der nationalen Stichprobe wird nachfolgend die deskriptive Statistik der Untersuchungsobjekte dargestellt. Berechnet werden hierfür das arithmetische Mittel, der Median, die Standardabweichung, die Spannweite sowie die relative Häufigkeit als statistische Lage- und Streuungsmaße. Als Datengrundlage wird auf die Worldscope Bilanzdatenbank von Thomson Financial zurückgegriffen, die historische Daten ab 1980 zu 22.000 Unternehmungen aus 52 Ländern bereit hält und auf diese Weise 95% der weltweiten Marktkapitalisierung abdeckt. Für die Unternehmungen stehen 1.000 adjustierte Bilanzpositionen nach IAS mit einem standardisierten Code zur Verfügung, um eine gemeinsame Definition auf internationalem Niveau zu gewährleisten und die bestehende Kritik hinsichtlich der Uneinheitlichkeit internationaler Rechnungslegungsvorschriften und der damit verbundenen fehlenden Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen abzuschwächen. Dennoch kann eine mögliche Einflussnahme durch das Management, wie es bei der Anwendung von Bilanzierungsrichtlinien und der Erstellung von Jahresabschlüssen der Fall ist, nicht vollständig ausgeschlossen und eine Objektivität bei der Ermittlung der erforderlichen Erfolgsmaße sichergestellt werden. Die Errechnung von Bilanzkennzahlen sowie detaillierte Umsatzanalysen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Cashflow-Betrachtungen runden die Datenbank ab. Nachfolgend werden als mögliche Kriterien zur Beschreibung der untersuchten Banken die Größe der Banken sowie deren Ertragskraft herangezogen. Das Kriterium der Bankgröße ZLUGGXUFKGLHÄ6XPPHGHU$NWLYD³GLHÄ0DUNWNDSLWDOLVLHUXQJ³VRZLHGLHÄ$Q]DKODQ0LW DUEHLWHUQ³ GDUJHVWHOOW GDV ÄDXVJHZLHVHQH (UJHEQLV YRU 6WHXHUQ (%7 ³ VSLHJHOW GLH (U tragskraft der analysierten Bankunternehmungen wider.504 a)
Summe der Aktiva
Eine Betrachtung der Summe der Aktiva belegt ein Ansteigen des für alle analysierten Banken auf US-Dollar basierten arithmetischen Mittels von 48 Mrd US-Dollar in 1995 auf 168 Mrd US-Dollar in 2005. Diese Veränderung ist Im Wesentlichen auf ein Ansteigen der durchschnittlichen Aktivasummen der globalen Banken um 310% im Zehn-Jahres504
Neugründungen von Bankunternehmungen sowie Fusionen und Übernahmen erläutern die variierende Anzahl betrachteter Banken in der Datenbank. Desweiteren gilt es zu beachten, dass die Datenbank keine vollständige Abdeckung aller existierenden Unternehmungen weltweit gewährleisten kann, so dass insbesondere bei der Analyse der nationalen und damit häufig hinsichtlich der Marktkapitalisierung schwächeren Unternehmungen eine Erfassung in der Worldscope-Datenbank fehlt. Dies erklärt die Abweichung zwischen der Gesamtzahl der analysierten Banken in der vorliegenden Untersuchung und der Anzahl der betrachteten Banken, deren Bilanz- und Erfolgsgrößen im Rahmen der deskriptiven Statistik ausgewertet werden und schränkt die Aussagekraft der deskriptiven Statistik auf diese Weise entsprechend ein.
Konzeption der empirischen Untersuchung
159
Zeitraum zurückzuführen. Die nationalstrategisch ausgerichteten Wettbewerber steigern die Summe ihrer Bilanzaktiva indes von 26 auf 62 Mrd US-Dollar, ein geringfügigeres Plus von 138% im gleichen Zeitraum. Dies führt aufgrund des hohen Anteils nationaler Bankunternehmungen an der Gesamtheit der betrachteten Banken zu einem Anstieg des Medians in diesem Zeitraum von 14 Mrd US-Dollar auf rund 30 Mrd US-Dollar bei gleichzeitiger Zunahme der Schwankungsbreite. in Mio USD
Gesamt National Global
Mittelwert
Standardabw.
Median
Minimum
Maximum
Anzahl
167.950 62.188 691.725
326.182 127.880 471.784
29.594 22.290 489.304
-
1.291.803 1.588.974
250 208 42
Maximum
Anzahl
821.614 992.273
283 238 45
577 53.418
Tabelle E-4: Summe der Aktiva der analysierten Banken in 2005 in Mio USD
Gesamt National Global
Mittelwert
Standardabw.
Median
Minimum
48.792 26.089 168.867
111.834 65.913 196.297
13.644 10.943 109.904
0 18
Tabelle E-5: Summe der Aktiva der analysierten Banken in 1995 Eine Aufspaltung der nationalen sowie der globalen Banken anhand des Medians ihrer Bilanzaktivasummen ergibt über den Zehn-Jahreszeitraum eine bedeutende Verschiebung der relativen Häufigkeiten, insbesondere bei der Betrachtung der globalen Bankunternehmungen. Demnach weisen im Jahr 2005 40% der national tätigen Banken eine Summe der Aktiva oberhalb des Medians auf (1995: 44%) gegenüber einer relativen Häufigkeit von 100% der globalen Banken (1995: 82%). relative Häufigkeit National > Median < Median Gesamt
Global 0,40 0,60 208
1,00 0,00 42
Tabelle E-6: Relative Häufigkeiten hinsichtlich Summe der Aktiva der analysierten Banken in 2005 relative Häufigkeit National > Median < Median Gesamt
Global 0,44 0,56 238
Tabelle E-7: Relative Häufigkeiten hinsichtlich Summe der Aktiva der analysierten Banken in 1995
0,82 0,18 45
160
Konzeption der empirischen Untersuchung
Generell ist bei der Auswertung der Aktivasumme als Größenkriterium dessen geringe Aussagekraft kritisch anzuführen. So gibt die Bilanzsumme lediglich das aktive und passive Kreditgeschäft wieder. Das durch die Ausgabe von Wertpapieren im Sinne der Securitisation zunehmend bedeutsame indifferente Bankgeschäft hingegen bleibt unberücksichtigt. Des Weiteren lassen die variierenden Bezugsgrößen, d. h. Holding, Konzern oder Stammhaus, eine Vergleichbarkeit der Bilanzsummen und damit eine Anwendung dieser Kennzahl problematisch erscheinen. b)
Marktkapitalisierung
Die Auswertung der Lage- und Streuungsmaße der Marktkapitalisierung der analysierten Bankunternehmungen belegt ebenfalls ein Ansteigen des arithmetischen Mittelwerts zwischen 1995 und 2005. Während die Marktkapitalisierung einer nationalen Bank von durchschnittlich 2 Mrd US-Dollar auf 7 Mrd US-Dollar zunimmt, erleben ihre globalen Wettbewerber zu diesen Betrachtungsstichpunkten einen weit deutlicheren Anstieg um das knapp Fünffache von 11 Mrd US-Dollar auf 54 Mrd US-Dollar bei gleichzeitig steigendem Median und zunehmender Streuung. in Mio USD
Mittelwert
Gesamt National Global
14.838 6.946 53.921
Standardabw. 29.976 17.331 45.000
Median 3.113 2.004 39.807
Minimum
Maximum
Anzahl
-
185.342 245.512
250 208 42
Maximum
Anzahl
27.530 85.466
252 210 42
81 5.138
Tabelle E-8: Marktkapitalisierung der analysierten Banken in 2005 in Mio USD
Gesamt National Global
Mittelwert
Standardabw.
3.685 2.243 10.895
8.154 4.051 15.954
Median 1.170 896 6.000
Minimum 9 668
Tabelle E-9: Marktkapitalisierung der analysierten Banken in 1995 In relativer Betrachtung befinden sich 40% der nationalen Banken im Jahr 2005 aufgrund ihrer Marktkapitalisierung oberhalb des Medians (1995: 41%). 100% der globalen Banken verfügen über eine Marktkapitalisierung, die größer als der entsprechende Median der Gesamtheit aller betrachteten Banken ist (1995: 95%). c)
Anzahl der Mitarbeiter
Einen deutlichen Anstieg verzeichnen die analysierten Banken hinsichtlich ihrer durchschnittlichen Mitarbeiteranzahlen. Zunehmender Standardisierung zum Trotz steigt die Mitarbeiterzahl einer Bank um 78% von 11.001 auf 19.602 Mitarbeiter im arithmetischen Mittel. Diese Steigerung fußt sowohl auf einer Erhöhung bei den nationalen Banken um
Konzeption der empirischen Untersuchung
161
70% als auch bei den globalen Banken um 77% zwischen den beiden Betrachtungsstichpunkten 1995 und 2005. Der Unterschied zwischen einer national tätigen Bank und einer globalen Bankunternehmung hinsichtlich ihrer Mitarbeiteranzahl erweist sich als eklatant: Das arithmetische Mittel ist bei globalen Banken mit 73.524 Mitarbeitern um mehr als achtfach höher als bei ihren überwiegend nationalstrategisch ausgerichteten Wettbewerbern und demonstriert die mit einer weltweiten Präsenz verbundenen Notwendigkeit, einen hohen Personalstamm zur weltweiten Kundenbetreuung vorzuhalten. Mittelwert Gesamt National Global
19.602 8.817 73.524
Standardabw. 39.485 20.254 61.758
Median 3.191 2.595 54.600
Minimum
Maximum
54 4.046
176.638 307.000
Anzahl 246 205 41
Tabelle E-10: Anzahl der Mitarbeiter der analysierten Banken in 2005 Mittelwert Gesamt National Global
11.001 5.194 41.655
Standardabw. 18.789 8.969 25.967
Median 2.882 2.254 39.240
Minimum
Maximum
101 4.736
60.287 109.093
Anzahl 270 227 43
Tabelle E-11: Anzahl der Mitarbeiter der analysierten Banken in 1995 Eindeutiger gestaltet sich die Aufteilung der nationalen und globalen Banken gemäß Median ihrer Mitarbeiterzahlen. So verfügen alle globalstrategisch ausgerichteten Banken über Mitarbeiteranzahlen oberhalb des Medians, die Mitarbeiterzahlen der nationalen Bankunternehmungen führen nahezu konstant über den Zeitablauf zu einer Aufteilung von rund 40% der Banken mit Mitarbeiterzahlen oberhalb des Medians und rund 60% unterhalb des Medians. d)
Ausgewiesener Gewinn vor Steuern (EBT)
Steigenden Bilanzaktiva und Marktkapitalisierungen konform steigern die analysierten Banken im arithmetischen Mittel auch ihren ausgewiesenen Gewinn vor Steuern im Zeitablauf bei gleichzeitiger Erhöhung der Streuung und Spannweite dieser Kenngröße. Die Steigerungsraten belegen auch für die Kennzahl des EBT einen leicht höheren Wert für die globalen Banken, die im betrachteten Zehn-Jahres-Zeitraum zwischen 1995 und 2005 ihren ausgewiesenen Gewinn vor Steuern um 477% erhöhen, die nationalen Banken legen im Vergleich um 345% zu. Ein wesentlicher Grund für diese massiven Steigerungen ist in den negativen Vorsteuergewinnen bei den nationalen und globalen Banken zum Betrachtungszeitpunkt 1995 und hier insbesondere bei den japanischen Banken zu sehen. So erreicht beispielsweise die globalstrategisch ausgerichtete japanische Sumitomo Mitsui Financial Group einen negativen EBT von knapp 6 Mrd US-Dollar im Jahr 1995.
162
Konzeption der empirischen Untersuchung
Zeitgleich erhöht sich die Streuung des ausgewiesenen Gewinns vor Steuern: Der maximale EBT einer globalen Bank steigt von 9 Mrd US-Dollar auf 29 Mrd US-Dollar in der Zehn-Jahres-Betrachtung, wohingegen sich der maximale EBT eines nationalen Wettbewerbers im gleichen Zeitraum weit signifikanter von 4 Mrd auf 22 Mrd US-Dollar erhöht. in Mio USD
Gesamt National Global
Mittelwert 1.634 725 6.134
Standardabw. 3.509 2.044 5.315
Median 268 186 4.892
-
Minimum
Maximum
Anzahl
1.201 181
22.440 29.433
250 208 42
Minimum
Maximum
Anzahl
-
-
Tabelle E-12: EBT der analysierten Banken in 2005 in Mio USD
Gesamt National Global
Mittelwert 309 163 1.063
Standardabw. 1.032 486 2.166
Median 76 63 909
-2.780 -5.712
4.089 8.905
279 234 45
Tabelle E-13: EBT der analysierten Banken in 1995 3.
Das Datenerhebungsdesign
a)
Renditeberechnung und Renditefristigkeit
Der empirischen Analyse liegen die Aktienkurse der als global identifizierten Banken zu Grunde. Diese Daten wurden der Datastream-Datenbank entnommen, die als eine der weltweit umfangreichsten Datenbanken kaptitalmarktrelevante Finanzinformationen über nationale und internationale börsennotierte Unternehmungen enthält. Kern der DatastreamDatenbank sind historische und aktuelle Aktienkurse und -zeitreihen, die auch möglichen Bereinigungsvarianten, wie beispielsweise Kapitalmaßnahmen, zugänglich sind. Die kontinuierliche Aktualisierung des Datenmaterials sowie die Nachvollziehbarkeit der Quellen, wie beispielsweise Jahresabschlüsse der Unternehmungen sowie deren Aktiennotierungen, gewährleisten ein hohes Maß an Zuverlässigkeit der mittels der Datastream-Datenbank generierten Informationen im Rahmen ihrer empirischen Anwendbarkeit.505 Bei den Aktienkursen handelt es sich dabei um Kassakurse zum Monatsultimo, wobei die Preisnotierungen an den jeweils nationalen Börsen zu Grunde gelegt werden. Die Kassakurse sind in Bezug auf Kapitalerhöhungen und Aktienteilungen adjustiert, nicht jedoch für Dividenden. Vor dem Hintergrund einer auf globaler Ebene angesiedelten Untersuchung soll eine Ver505
Alle wichtigen Indizes dieser insbesondere von Finanzanalysten genutzten Datenbank sind sowohl auf gesamtwirtschaftlicher wie auch auf branchenspezifischer Ebene abrufbar. Vereinzelt angebrachter Kritik an der Datenqualität dieser Datenbank, die aus mangelnder Kenntnis nationaler Regelungen der Kapitalmaßnahmen bei der Erfassung dieser Daten resultiert, ist entgegenzuhalten, dass diese Kritik möglicherweise in den Anfangsjahren der Datenbank und für einige wenige Länder eingeschränkt Bestand haben mag. Angesichts der Länge des Analysezeitraums der vorliegenden Untersuchung von 1991 bis 2005 sowie der Ausdehnung der Analyse auf Unternehmungen aus zahlreichen Ländern, ist diese Kritik für die Qualität der vorliegenden Untersuchung nicht haltbar. An der Erhebung der Datengrundlage für die nachstehende empirische Analyse auf Basis der Datastream-Datenbank wird aus diesem Grund festgehalten.
Konzeption der empirischen Untersuchung
163
zerrung der quantitativen Analyse durch unterschiedliche steuerliche Effekte der Kursgewinne auf Länderebene vermieden werden. Die Wahrung einer vollkommenen Unabhängigkeit von nationalen Steuergesetzgebungen wird durch eine Bereinigung der analysierten Kursentwicklungen um eine unterstellte vollständige Reinvestition der Bruttodividende sichergestellt. Die Verwendung monatlicher Renditen im Gegensatz zu kürzerfristigen Renditen lässt sich damit begründen, dass monatliche Aktienrenditen im Allgemeinen als annähernd normalverteilt gelten.506 Auf eine explizite Überprüfung der Verteilungsannahme kann bei der Verwendung von Daten dieser Fristigkeit daher meist verzichtet werden.507 Auch vor dem Hintergrund des Intervalling-Effektes, wonach empirischen Studien zufolge eine tendenzielle Erhöhung der Betafaktoren mit zunehmender Renditefristigkeit zu beobachten ist, erscheint die monatliche Betrachtungsweise als sinnvoller Kompromiss.508 Dem widerspricht der Einfluss der Renditefristigkeit auf die Schätzung der Risikomaße, die im Rahmen der Risikobereinigung der Renditen eingesetzt werden. So weist die SharpeRatio auf Grund ihres Rückgriffs auf die Standardabweichung bei der Verwendung einer nur geringen Anzahl von Beobachtungswerten nachweislich verzerrte Ergebnisse auf.509 Insgesamt erscheint dennoch die Verwendung monatlicher Renditefristigkeiten den Anforderungen der vorliegenden Untersuchung umfassend gerecht zu werden.510 b)
Festlegung der Analyseperiode
Die Festlegung der Länge der Analyseperiode kann theoretisch einen erheblichen Einfluss auf die Messergebnisse ausüben. So spricht bereits der eher langfristige Charakter einer Investition in Aktien für eine längere Bewertungsperiode. Diesen Aspekt unterstreichen auch statistische Sachverhalte, wonach mit wachsender Anzahl an Beobachtungswerten die Aussagekraft von Regressionsergebnissen sowie von statistischen Signifikanzprüfungen steigen.511 506
Vgl. Möller (1985), S. 507 f.
507
Untersuchungen über das Renditeverhalten deutscher Aktienkurse kamen zu dem Schluss, dass die Hypothese der Normalverteilung für tägliche oder wöchentliche Renditen immer verworfen werden musste. Vgl. beispielsweise Möller (1986b), S. 27.
508
Zum Intervalling-Effekt vgl. Zimmermann (1993). Hierbei gilt es, die Nachteile auf Grund einer zunehmenden Fristigkeit der Renditen gegen die bei kürzeren Renditeintervallen beobachtbaren verzerrenden Saisonalitäts-Effekte abzuwägen. Vgl. Steiner/Bauer (1992), S. 356.
509
Vgl. beispielsweise Miller/Gehr (1978), S. 945 f.
510
Vgl. Wittrock (2000a), S. 214.
511
Vgl. Cramer (1987), S. 253 zu den Regressionsresultaten sowie Ferguson (1986), S. 7 zur Prüfung auf statistische Signifikanz in Abhängigkeit der Anzahl von Beobachtungen. Des Weiteren gilt es bei der Normalverteilungsannahme der Aktienrenditen die Gültigkeit des zentralen Grenzwertsatzes der Statistik zu berücksichtigen, wonach mindestens 30 Beobachtungswerte vorliegen sollten. Vgl. Bleymüller et al. (1998), S. 78.
164
Konzeption der empirischen Untersuchung
Aus diesem Grund erscheint eine Analyse des gesamten Beobachtungszeitraums von 15 Jahren als angemessene Festlegung. Demgegenüber verlangen die Prämissen bezüglich der Konstanz der Modellparameter, wie beispielsweise die Konstanz der Zinssätze und der Risikomaße, eher kürzere Bewertungsperioden. Mit zunehmender Länge des Analysezeitraums wird es auf Grund möglicher Strukturbrüche immer unwahrscheinlicher, von der Gültigkeit dieser Annahmen auszugehen.512 Unter Berücksichtigung monatlicher Renditefristigkeiten erfüllt der genannte Beobachtungszeitraum zudem die statistischen Voraussetzungen, die mit dem anzuwendenden Performance-Maß einhergehen. So gleicht eine steigende Anzahl an Beobachtungswerten die auf Grund einer kleinen Stichprobengröße bedingten Verzerrungen bei der Ermittlung der Sharpe-Ratio nachweislich aus.513 c)
Risikofreier Zins
Die Wahl des risikolosen Zinses kann zumindest theoretisch einen erheblichen Einfluss auf die Messergebnisse ausüben.514 Empirische Studien gelangen allerdings zu dem Ergebnis, dass die Wahl des Zinssatzes bis auf geringe Niveauunterschiede keine nennenswerte Auswirkung auf die durch die Performance-Maße ermittelten Rangfolgen aufweist.515 Die Begründung für die zu vernachlässigende Bedeutung der Wahl des risikolosen Zinses ist darin zu sehen, dass der risikolose Zins einerseits zwar durch seine Subtraktion von der realisierten Rendite die Überrendite verringert, dass er jedoch andererseits die Überrendite dahingehend erhöht, dass er den Marktrisikopreis senkt, der nach der Multiplikation mit dem Betafaktor wiederum von der Rendite abgezogen wird. Für die vorliegende empirische Untersuchung werden die national gültigen monatlichen Interbankenzinssätze ermittelt und fließen als risikoloser Zins Rf in die Analysen ein. Um dem Anspruch einer möglichst präzisen Einbeziehung der jeweiligen Opportunität eines Investors gerecht zu werden, wird die Untersuchung jeweils aus der länderspezifischen Perspektive eines Investors vorgenommen und hierzu der ermittelte nationale risikolose Zinssatz herangezogen. Vor dem Hintergrund des Erstellungslandes dieser Arbeit wird der für Deutschland relevante monatliche Interbankenzinssatz angewandt, ergänzt um die Per512
Derartige Strukturbrüche stellen beispielsweise Crashs an den Aktienmärkten dar.
513
Vgl. Wittrock (2000a), S. 215 f., Fußnote 45.
514
Vgl. hierzu ausführlich Roll (1980), S. 6; Sharpe/Alexander (1990), S. 761 ff.
515
Stellvertretend für weitere empirische Untersuchungen soll hier Roßbach (1991), S. 142 f. sowie S. 147 genannt werden. Zur Problematik der Performance-Messung bei internationalen Portfolios vgl. ebenfalls ausführlich Roßbach (1991), S. 195 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
165
spektive eines US-amerikanischen Investors, da im Rahmen der vorliegenden empirischen Analyse die größte Anzahl globaler Banken aus diesem Stammland in die Bewertungen einfließen. Die komplette Auflistung der jeweils länderspezifisch verwandten monatlichen Interbankenzinssätze als untersuchungsrelevante Basis zur Ermittlung der nationalen risikolosen Zinssätze findet sich im Anhang. Die Entwicklung des diskreten risikolosen Zinssatzes im Zeitablauf zeigt die folgende Abbildung exemplarisch für die Perspektive eines deutschen Investors, dessen Opportunität anhand des 1-Monats-FIBOR (01/91-12/98) und des 1-Monats-EURIBOR (01/99-12/05), abgebildet wird. Dabei wird ersichtlich, dass von der gemäß kapitalmarkttheoretischen Modellen getroffenen Annahme eines konstanten Zinssatzes nicht ausgegangen werden kann.
Risikoloser Zins in %
12 10 8 6 4 2
05
04
D ez
03
D ez
02
D ez
01
D ez
00
D ez
99
D ez
98
D ez
97
D ez
96
D ez
95
D ez
94
D ez
93
D ez
92
D ez
91
D ez
D ez
D ez
90
0
Zeit
Abbildung E-8: Entwicklung des risikolosen Zinssatzes aus der Sicht eines deutschen «Investors (Quelle: Eigene Berechnung, Quelldaten aus Datastream-Datenbank)
d)
Überprüfung der statistischen Signifikanz
Die empirische Überprüfung der Hypothesen mit den Beobachtungen der Realität muss sich auf die Untersuchung von Stichproben beschränken. Doch gerade Stichprobentests können mit zufälligen Verzerrungen behaftet sein, so dass eine richtige Hypothese fälsch-
166
Konzeption der empirischen Untersuchung
licherweise abgelehnt (Fehler 1. Art oder D-Fehler) oder eine falsche Hypothese bestätigt wird (Fehler 2. Art oder E-Fehler).516 Aus diesem Grund ist aufbauend auf die eigentliche Untersuchung eine Prüfung der statistischen Signifikanz durchzuführen, die den Sicherheitsgrad angibt, mit der das Resultat eines Stichprobentests auch wirklich auf die Grundgesamtheit übertragen werden kann.517 Hierzu wird zur Überprüfung der Hypothesen über die Rendite global tätiger Bankunternehmungen der t-Test eingesetzt.518 Der Signifikanztest zur Überprüfung der hinsichtlich des Risikos globaler Banken formulierten Hypothese basiert auf Prüfgrößen, die der F-Verteilung (Snedecor-Verteilung) folgen.519 Ebenfalls der t- und F-Teststatistik unterzogen werden die umfassenden linearen Regressionen. Als globales Gütemaß zur Prüfung der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit beantwortet die F-Teststatistik die Frage, ob das durch die Regressionsfunktion geschätzte Modell über die Stichprobe hinaus Gültigkeit für die Grundgesamtheit besitzt. Die t-Teststatistik wird als geeignetes Prüfmaß zur Überprüfung der Regressionskoeffizienten der linearen Regression eingesetzt.520 Schwieriger gestaltet sich indes die Überprüfung der statistischen Signifikanz der eingangs formulierten Hypothese über die Performance global tätiger Banken. Kaum eine Studie über die Performance von Investitionen rundet die Ermittlung und Interpretation der berechneten Resultate mit einer Überprüfung der statistischen Signifikanz ab.521 In der Literatur findet sich eine von Jobson/Korkie vorgeschlagene Teststatistik, wonach die NullHypothese, die Differenz zweier Sharpe-Ratios betrage Null, abzulehnen ist, wenn die standardnormalverteilte Prüfgröße größer oder kleiner ist als der kritische Wert dieser
516
Vgl. Schaich (1980), S. 188; Schaich (1984), S. 29 f.
517
Auch in der vorliegenden Untersuchung muss auf Stichproben zurückgegriffen werden. Zu den Signifikanztests vgl. allgemein Bamberg/Baur (1991), S. 173 ff.; Schaich (1980), S. 182 ff.
518
Vgl. Schaich (1980), S. 194 f. zum Einstichproben-Fall. Für n>30 besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer Approximation der t-Verteilung durch die Standardnormalverteilung. Eine ausführliche Darstellung des Vergleichs von Erwartungswerten im Zweistichproben-Fall findet sich ebenfalls bei Schaich (1980), S. 209 ff. Eine umfangreiche Tabellierung der kritischen Werte findet sich für verschiedene Parameterwerte bzw. Quantile bei Wetzel et al. (1967), S. 108 f.
519
Eine ausführliche Darstellung der statistischen Grundlagen findet sich bei Schaich (1980), S. 215 ff. Auf eine erneute Darlegung soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit aus diesem Grund verzichtet werden. Eine umfangreiche Tabellierung der kritischen Werte findet sich für verschiedene Parameterwerte bzw. Quantile bei Backhaus et. al. (2000), S. 648 ff.
520
Vgl. Backhaus et. al. (2000), S. 26 ff. In der vorliegenden Untersuchung werden die Rückschlüsse auf eventuelle Mittelwertdifferenzen in der Grundgesamtheit mit Hilfe einer einfaktoriellen ANOVA (Analysis of Variance) gezogen. Die einfaktorielle ANOVA entspricht einer einfachen Varianzanalyse, da sie nur eine einzige Gruppierungsvariable, die auch als Faktor oder unabhängige bzw. erklärende Variable bezeichnet wird, zulässt. Die getestete Nullhypothese unterstellt, dass alle miteinander verglichenen Stichprobenmittelwerte der Testvariablen in der Grundgesamtheit identisch seien.
521
Vgl. Rossbach (1991), S. 140 ff.
Konzeption der empirischen Untersuchung
167
Prüfgröße, der in Abhängigkeit des Signifikanzniveaus aus der Standardnormalverteilung zu ermitteln ist.522 Die Berechnung der Prüfgröße für die Differenz zweier Sharpe-Ratios berechnet sich folgendermaßen.523 (E.27)
z12
S12
T
Die einzelnen Komponenten werden wie folgt berechnet. (E.28)
S12
(E.29)
T
(E.30)
U12
mit:
r1 V 2 r2 V 1
V 12 V 22 ª T
½º r1 r2 2 2 ( U122 1)¾» «2 2 U12 0,5®r 1 / V 1 r2 / V 2 V1 V 2 ¯ ¿¼ ¬
V 212 V 21 V 2 2
ri
durchschnittliche Überschussrendite der jeweiligen Stichprobe Ri - Rf
T:
Anzahl der Beobachtungsperioden Korrelationskoeffizient zwischen den Überrenditen
U12:
Die Macht dieses Tests ist allerdings in den Fällen als nicht sehr groß zu erachten, in denen die Stichprobengröße bzw. die Anzahl der Beobachtungen zu gering sind. Eine Anwendbarkeit des Tests ist auch bei stark voneinander abweichenden Standardabweichungen der betrachteten Portfolios mit Hinweis auf dessen geringe Macht einzuschränken.524
522
Vgl. Jobson/Korkie (1981), S. 892 ff. Eine umfangreiche Tabellierung der kritischen Werte findet sich für verschiedene Quantile bei Schaich (1984), S. 282 f. Der z-Wert der Standardnormalverteilung, der den kritischen Wert für die relevante Prüfgröße darstellt, beträgt bei zweiseitiger Fragestellung und einem vorgegebenen Signifikanzniveau von 1% zkrit=2,58. Bei einem Signifikanzniveau von 5% beträgt dieser kritische Wert zkrit=1,96, bei einem Signifikanzniveau von 10% beträgt zkrit=1,64.
523
Die dargestellte Teststatistik ist Jobson/Korkie (1981), S. 892 ff. entnommen.
524
Vgl. Jobson/Korkie (1981), S. 900; Alexander/Francis (1986), S. 254.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
F
169
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Aufbauend auf die Darstellung des konzeptionellen Vorgehens der Untersuchung in vorstehenden Ausführungen gilt es im vorliegenden Kapitel, die formulierten Forschungshypothesen einer empirischen Überprüfung zuzuführen. Mittels der im konzeptionellen Grundlagenteil erarbeiteten Verfahren der Performance-Messung sind die untersuchungsrelevanten Komponenten des Unternehmenserfolgs, etwa Rendite, Risiko und risikobereinigte Rendite, zu ermitteln. Angesichts der beachtlichen Dynamik, mit der sich der globale Wettbewerb in der Bankenbranche im gesamten Analysezeitraum der vorliegenden Arbeit entwickelt, greift die Untersuchung neben einer statischen Auswertung der vorstehend genannten Erfolgskennzahlen auf ein dynamisches Analyseverfahren für Zeitreihen, die lineare Regression, zurück. Eine der gestellten Anforderungen an die vorliegende Arbeit ist, die aus der Analyse der theoretischen Globalisierungsansätze generierten Hypothesen zur Erfolgswirkung global tätiger Banken mit der wirtschaftlichen Realität zu konfrontieren und damit das pragmatische Wissenschaftsziel als drittes der eingangs genannten Wissenschaftsziele zu erfüllen. Um den an die vorliegende Untersuchung gestellten statistischen Erfordernissen umfassend Rechnung zu tragen, muss die empirische Untersuchung um ein Gütemaß erweitert werden, das die Qualität der gewonnenen Aussagen adäquat reflektiert. Diese Erweiterung erfolgt durch die Überprüfung der empirisch ermittelten Ergebnisse auf ihre statistische Signifikanz als zentralem Gütemaß. Abgeleitet aus dem Oberziel, der theoretischen und empirischen Beantwortung der Frage nach dem Erfolg der Globalisierung von Bankunternehmungen, ergeben sich damit folgende Teilziele der vorliegenden empirischen Untersuchung:
x
Test der Hypothesen zur Erfolgswirkung globaler Banken auf weltweiter Ebene,
x
Test der Hypothesen zur Erfolgswirkung globaler Banken hinsichtlich ihrer Herkunftsabhängigkeit auf der Analyseebene der Kulturbereiche,
x
Test der Hypothesen zur Erfolgswirkung globaler Banken hinsichtlich ihrer Herkunftsabhängigkeit auf der Analyseebene der Stammländer,
x
Prüfung der Hypothesentests auf statistische Signifikanz.
170
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
I.
Empirische Überprüfung der Untersuchungshypothesen
1.
Test der statischen Rendite-Hypothese H1
Eine globale Unternehmenstätigkeit wird dem Eklektischen Ansatz folgend nur mit der Absicht aufgenommen, den Wert des Unternehmens zu maximieren. Unterlaufen den Führungskräften hierbei keine systematischen Managementfehler, ist auch nach der Aufnahme der globalen Tätigkeit von einem feststellbaren Erfolg der weltweit agierenden Bank auszugehen. Aus diesen Überlegungen folgt die erste Untersuchungshypothese. Statische Rendite-Hypothese H1: Globale Banken sind erfolgreich und erzielen eine positive Rendite.
Die empirische Analyse der Renditeentwicklung der betrachteten globalen Bankunternehmungen zeigt für den gesamten Untersuchungszeitraum von 15 Jahren zwischen 01.01.1991 und 31.12.2005 eine positive annualisierte Rendite in Höhe von 17,81%. 1991
1992
1993
Rendite
30,77%
-0,80%
38,14%
1999
2000
Rendite
22,16%
6,81%
2001 -16,56%
1994 0,00%
1995
1996
1997
1998
28,73%
21,61%
40,57%
21,09%
2002
2003
2004
2005
ann.
-4,50%
66,30%
23,59%
14,50%
17,81%
Tabelle F-1: Jährliche Renditen der untersuchten globalen Banken im Untersuchungszeitraum Die aus dieser positiven Rendite abgeleitete Bestätigung der Untersuchungshypothese über den Erfolg globaler Banken lässt jedoch noch keine Rückschlüsse über den statistisch gesicherten Wahrheitsgehalt dieser Hypothese zu. Aus diesem Grund bedarf es einer zusätzlichen Überprüfung der statistischen Signifikanz mittels eines Hypothesentests. Hierbei beurteilt das Verfahren des Einstichproben-t-Tests, ob sich eine Stichprobe systematisch von einem hypothetischen Mittelwert unterscheidet oder ob ein gefundener Mittelwertsunterschied rein zufällig entstanden ist. Geprüft wird dabei die als Negation zur Arbeitshypothese formulierte Nullhypothese, der Erwartungswert der Rendite globaler Banken sei kleiner gleich Null. Führt die statistische Prüfung in diesem Fall zur Ablehnung der Nullhypothese, dann kann die Arbeitshypothese als statistisch abgesichert gelten.525 Die Aussage der Nullhypothese wird dabei durch
525
Zu den methodischen Grundlagen der statistischen Prüfung von Hypothesen vgl. Schaich, (1980), S. 182 ff.; Schaich (1984), S. 17 ff.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
171
H0: P0 d 0 dargestellt. H0 ist abzulehnen, wenn die Teststatistik temp bei der hier vorliegenden einseitigen Fragestellung im oberen Ablehnungsbereich >tkrit; +f> liegt.526 Die Teststatistik temp als Prüfgröße berechnet sich mit Hilfe der Differenz des empirischen Mittelwerts und des hypothetischen Mittelwerts ȝo sowie der Standardabweichung ı und des Stichprobenumfangs N (F.1)
mit
t emp
x P0 V
N
P0:
Hypothetischer Mittelwert
N:
Anzahl der Beobachtungen der Stichprobe
Die Teststatistik temp resultiert bei einem empirischen Mittelwert von 1,02 mit einem Wert von 260,67. Bei der hier vorliegenden einseitigen Fragestellung liegt die Teststatistik temp im oberen Ablehnungsbereich >tkrit; +f> mit einem tabellierten kritischen t-Wert tkrit von 2,35, die Nullhypothese ist folglich abzulehnen. Des Weiteren bestätigt die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 3,33E-223, der unter dem vorgegebenen Signifikanzniveau von 0,01 liegt, dass die Nullhypothese zu verwerfen ist. Für den gesamten Untersuchungszeitraum ist die Nullhypothese H0 bei einem Signifikanzniveau von 1% zu verwerfen und daraus folgend die Arbeitshypothese, globale Banken haben eine statistisch signifikant positive Rendite, klar zu bestätigen. Wertentwicklung globaler Banken Mittelwert Varianz Beobachtungen Hypothetischer Mittelwert Freiheitsgrade (df) t-Statistik P(T<=t) einseitig Kritischer t-Wert bei einseitigem t-Test
1,0151 0,0027 180 0 179 260,6707 3,3268E-223 2,3474
Tabelle F-2: Teststatistik des Einstichproben-t-Tests für globale Banken zur Überprüfung der Hypothese H1
526
Eine detaillierte Darstellung des einseitigen t-Tests mit unbekannter Varianz findet sich bei Schaich (1980), S. 194 ff. Für ein Signifikanzniveau D=1% beträgt der kritische t-Wert 2,35 für die Gesamtperiode. Für D=5% ist tkrit mit 1,65 und für D=10% ist tkrit mit 1,29 zu veranschlagen. Vgl. Wetzel et al. (1967), S. 108 f.
172
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Die statistisch signifikante Bestätigung der ersten Hypothese belegt, dass es globalen Banken in einem ersten Betrachtungsschritt gelingt, aus der Verwertung ihres Know-hows am Markt eine positive Rendite zu erzielen. Trotz der Unsicherheit der Umweltzustände, unter denen die Entscheidung über die Aufnahme einer globalen Unternehmenstätigkeit ebenso wie alle Investitionsentscheidungen zu treffen sind, gelingt es globalen Banken, unter Beachtung aller relevanten internen und externen Faktoren ihre unterschiedlichen Ressourcen und Kompetenzen effizient einzusetzen und die aufgrund verschiedener Faktorbedingungen abweichenden Attraktivitätsgrade ihrer Standorte zur Sicherung ihres langfristigen Unternehmenserfolges zu nutzen. Die Bestätigung der ersten Untersuchungshypothese ist zentraler Ausgangspunkt vertiefender Analysen zum Unternehmenserfolg global tätiger Bankunternehmungen. Sie rechtfertigt die detaillierten Überprüfungen der formulierten Hypothesen im weiteren Verlauf der vorliegenden empirischen Untersuchung. 2.
Test der dynamischen Rendite-Hypothese H2
Seit Ende der achtziger Jahre kennzeichnet ein tiefgreifender Strukturwandel in Form eines fortschreitenden Anpassungsprozesses bankwirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu einem einzigen, weltumspannenden Finanzmarkt den Finanzsektor. Die Konsequenz hieraus ist ein verschärfter globaler Wettbewerb, der sich mit einer beachtlichen Dynamik im internationalen Kontext vollzieht und die Banken zwingt, sich zunehmend globalstrategisch auszurichten, um den grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernissen gerecht zu werden und im sich verschärfenden globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Der Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit setzt zu Beginn des Jahres 1991 ein und begleitet damit nahezu parallel den Zeitraum zwischen dem Einsetzen der ersten Globalisierungsprozesse im Finanzsektor Ende der achtziger Jahre und der Gegenwart. Der zunehmende Grad der Globalisierung der Finanzbranche führt für den Untersuchungszeitraum zur zweiten Untersuchungshypothese. Dynamische Rendite-Hypothese H2: Globale Banken erzielen eine positive Renditeentwicklung im Zeitverlauf.
Die Zeitreihenanalyse der Renditeentwicklung der globalen Banken mittels der linearen Regression führt zu einer Schätzfunktion, die den positiven Zusammenhang zwischen der Steigerung der Renditen als abhängige Variable und der Zeit bestätigt. Demnach ergibt sich als Schätzfunktion der Renditeentwicklung der globalen Banken für den Untersuchungszeitraum von 15 Jahren eine Regressionsfunktion mit dem Regressionskoeffizienten der abhängigen Variablen b1 von 0,05, der die positive Steigung der linearen Regressionsfunktion belegt, wie Tabelle F-4 zu entnehmen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
173
Nach Schätzung der Regressionsfunktion gilt es, deren Güte und Eignung als Modell der Realität zu überprüfen. Diese Überprüfung gliedert sich in eine globale Überprüfung der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit sowie eine nachgelagerte Prüfung der Regressionskoeffizienten. Die empirische Überprüfung der Untersuchungshypothese mittels linearer Regression ergibt, wie in Tabelle F-2 ersichtlich, mit 0,88 ein sehr hohes Bestimmtheitsmaß, das die Güte der Regressionsfunktion bestätigt. Rund 88,46% der Streuung kann durch die geschätzte Regressionsfunktion erklärt werden bzw. lediglich 11,54% der Variablenstreuung kann nicht durch die angenommene Regressionsgerade beschrieben werden. Die Renditeentwicklung der globalen Banken im Zeitverlauf wird durch die eingangs genannte Regressionsfunktion folglich sehr gut abgebildet, der positive Regressionskoeffizient bestätigt die Gültigkeit der formulierten zweiten Untersuchungshypothese. Auch das korrigierte Bestimmtheitsmaß, das im Gegensatz zum vorstehend dargelegten Bestimmtheitsmaß R2 um eine Korrekturgröße vermindert ist, belegt mit einem Wert von 0,88 ebenfalls die hohe Güte der Schätzfunktion und damit die Bestätigung der Hypothese. Ein zweites Gütemaß zur globalen Prüfung der Regressionsfunktion stellt der Standardfehler der Schätzung dar, der den mittleren Fehler bei Verwendung der Regressionsfunktion zur Schätzung der abhängigen Variablen angibt. Er entspricht der Standardabweichung der Residuen in der Grundgesamtheit. Der Anteil der Streuung, der durch die Regression erNOlUW ZLUG EHWUlJW ÄQuadratsumme der RegressiRQ³ EHL HLQHU *HVDPWVWUHXXQJ YRQ Ä4XDGUDWVXPPH *HVDPW³ $XV GHU 5HVLGXDOVXPPH YRQ Ä4XDGUDW VXPPH GHU 5HVLGXHQ³ HUJLEW VLFK DOV 6FKltzung für die Fehlervarianz der Wert 0,87 Ä0LWWOHUH 4XDGUDWVXPPH GHU 5HVLGXHQ³ VRZLe hieraus die Schätzung für den in nachstehender Tabelle F-2 aufgezeigten Standardfehler in Höhe von 0,93. Der geringe Wert dieses Fehlerausdrucks spiegelt die geringe Streuung der Residuen sowie die entsprechend hohe Aussagekraft der Regressionsgleichung wider, die die statistische Analyse ergibt. Regressions-Statistik Bestimmtheitsmaß Standardfehler Beobachtungen
Tabelle F-3: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Banken
0,8846 0,9346 180
174
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Mittlere Quadratsumme
Quadratsumme 1191,9992 155,4744 1347,4737
Regression Residuen Gesamt
1191,9992 0,8735
Tabelle F-4: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion der Renditeentwicklung globaler Banken Die Prüfung der Regressionskoeffizienten mittels t-Teststatistik ergibt für die untersuchungsrelevante Schätzung des Regressionskoeffizienten b1 mit 0,13% einen sehr geringen Standardfehler. Die Güte der Regressionsfunktion, die durch das vorstehend dargelegte Gütemaß des Bestimmtheitsmaßes bereits in ihrer Gesamtheit als statistisch signifikant beurteilt wurde, wird durch die t-Teststatistik der Koeffizienten nochmals bestätigt. Demnach ist der Absolutbetrag des empirischen t-Wertes temp mit einem Wert von _36,94_ größer als der aus einer t-Tabelle abzulesende theoretische t-Wert tkrit von 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%.527 Die Nullhypothese H0 ist zu verwerfen.. Der durch die Regressionsbeziehung hypothetisch postulierte Zusammenhang, wonach globale Banken eine positive Renditeentwicklung im Zeitverlauf verzeichnen, ist damit als statistisch signifikant bestätigt. Das Verwerfen der Nullhypothese H0 lässt sich auch mittels der Irrtumswahrscheinlichkeit begründen, die mit einem p-Wert von 2,15E-85 bedeutend kleiner als das vorgegebene Signifikanzniveau Į von 0,01 liegt. Das 99%-Konfidenzintervall für die Steigung der geschätzten Regressionsfunktion hat die Form [0,0460; 0,0530], das 95%-Konfidenzintervall umfasst den etwas breiteren Wertebereich von [0,0469; 0,0522]. Koeffizienten b0 b1
-0,0793 0,0495 Untere 95%
b0 b1
-0,3554 0,0469
Standardfehler 0,1399 0,0013 Obere 95% 0,1967 0,0522
t-Statistik -0,5672 36,9418 Untere 99,0%
P-Wert 0,5713 2,1517E-85 Obere 99,0%
-0,4436 0,0460
0,2849 0,0530
Tabelle F-5: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung globaler Banken
527
Die relevanten kritischen t-Werte sind entsprechenden t-Tabellen zu entnehmen, die sich beispielsweise bei Wetzel et al. (1967), S. 108 f. finden. Für ein Signifikanzniveau D=1% beträgt der kritische t-Wert 2,35 für die Gesamtperiode. Für D=5% ist tkrit mit 1,65 und für D=10% ist tkrit mit 1,29 zu veranschlagen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
175
Die Trendanalyse der Renditeentwicklungen der untersuchten globalen Banken seit Beginn der neunziger Jahre bestätigt in einer dynamischen Betrachtung über den gesamten Untersuchungszeitraum eine positive Renditeentwicklung, wie die nachfolgende Abbildung grafisch belegt.528 Es gelingt ihnen demnach, sich zunehmend globalstrategisch auszurichten, um den grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernissen gerecht zu werden und erfolgreich bestehen zu können in einem verschärften globalen Wettbewerb, der sich mit einer beachtlichen Dynamik im grenzüberschreitenden Kontext vollzieht.
1.200 12 1.000 10 800 8 600 6 400 4 200 2
05
04
Ja n
02
03
Ja n
Ja n
01
Ja n
99
00
Ja n
Ja n
98
Ja n
97
Ja n
95
96
Ja n
Ja n
94
Ja n
93
Ja n
92
Ja n
Ja n
91
0 0 Ja n
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
1.400 14
Wertentwicklung globaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung
Abbildung F-1: Trendanalyse der Renditeentwicklung der globalen Banken Die deutlich positive Renditeentwicklung der analysierten globalen Banken im Beobachtungszeitraum zwischen 1991 und 2005, die anhand vorstehender Graphik visualisiert wird, täuscht nicht über einige maßgebliche makroökonomischer Einflüsse in dieser Periode hinweg. Diese externen makroökonomischen Schocks beeinträchtigten die Renditeentwicklung der globalen Banken in dieser Analysephase mitunter drastisch. So beendete die sogenannte Asienkrise, eine Finanz- und Wirtschaftskrise in Südostasien in den Jahren 1997/1998, die kontinuierlichen Wirtschaftszuwächse in der ersten Hälfte der neunziger Jahre. Wachstumsraten zwischen 5 und 9% im jährlichen Durchschnitt von 1990 bis 1996 hatten Ländern wie Hong Kong, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Südkorea, Thailand und mit Einschränkungen auch China den Titel Tigerstaaten eingebracht. Ursäch-
528
Die in vorstehender Abbildung eingefügte Trendgerade visualisiert den Trend der dargestellten kumulierten Renditeentwicklung der globalen Banken, sie entspricht nicht der grafischen Darstellung der vorher durchgeführten Trendregression.
176
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
lich hierfür war die durch äußerst geringe Lohnkosten motivierte zunehmende Fertigungsauslagerung zahlreicher europäischer und japanischer Unternehmungen in diese Region. Die sichtbar positiven wirtschaftlichen Entwicklungen zog zahlreiche ausländische Investoren an, die ein nachhaltiges Wachstum der Region prognostizierten.529 Als sich jedoch diese Erwartungen nicht bestätigten, gingen von Thailand regelrechte Panikverkäufe aus, die auch die anderen Tigerstaaten erfassten und selbst durch das massive Eingreifen des IWF und der Weltbank ein weiteres Absinken der Wirtschaft dieser Region nicht verhindern konnten.530 Der Ausbruch der Asienkrise zog eine Neubewertung der Emerging Markets nach sich mit der Folge, dass zuvor als stabil eingestufte Länder als potenzielle Krisenländer eingeordnet wurden. Die Spekulationen internationaler Anleger wurden zunehmend von dem Wunsch nach Vermögenssicherung geprägt, die sich in einer Zuwendung zu westlichen Anlagewährungen und hier insbesondere zum US-Dollar manifestierte. Diese Neubewertung traf gerade Russland angesichts seiner ungelösten fiskalischen Probleme und der generell krisenhaften Situation seiner Wirtschaft in besonders hohem Maß. 1997, im Vorfeld der Asienkrise, war die russische Wirtschaft erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder leicht gewachsen. Wirtschaftsprognosen, die von einer weiteren Steigerung der Wachstumsraten ausgingen, ließen die russische Börse im Jahr 1997 sich verdoppeln. Das regionale Ausweiten der Asienkrise zur sogenannten Russlandkrise führte zu einem Einbruch des russischen Aktienmarktes um rund 80% zwischen Oktober 1997 und der Jahresmitte 1998. Ähnlich der Asienkrise versuchten westliche Industriestaaten und der IWF auch in Russland durch die Gewährung umfassender Kredite unterstützend einzugreifen. Dennoch musste der Wechselkurs des stark unter Druck stehenden Rubels im August 1998 freigegeben werden. Die Folge war eine Abwertung der russischen Währung um über 50%, was die gesamte russische Ökonomie kollabieren und den Staat zahlungsunfähig werden ließ. Ausländische Investoren, die Kredite in US-Dollar oder anderen westlichen Währungen an Russland vergeben hatten, sahen sich nach Ausbruch der Russlandkrise unsicheren oder teilweise uneinbringlichen Forderungen gegenüber. Die globalen ökonomischen Auswirkungen auf die weltumspannenden Finanzmärkte durch die sukzessiv folgenden Asienkrise und Russlandkrise wurden durch die Krise des LTCM529
Die europäischen Banken entwickelten sich ab 1996 noch vor den japanischen Wettbewerbern zu den größten Geldgebern Südostasiens. Allein an Südkorea vergaben Finanzinstitute wie die WestLB, Deutsche Bank, Commerzbank und Dresdner Bank bis Mitte 1997 Darlehen in Höhe von über 6 Mrd. Euro.
530
Die Weltbank reagierte mit der höchsten Kreditzusage ihrer Geschichte in Höhe von 28,6 Milliarden USDollar. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Asienkrise manifestieren sich in den Wirtschaftsleistungen des Jahres 1998. Nach einem mehrjährigen Anwachsen des Bruttoinlandsproduktes bis 1996 ver]HLFKQHWHQ ,QGRQHVLHQ HLQHQ 5FNJDQJ YRQ 7KDLODQG 6GNRUHD ± XQG +RQJNRQJ ±$OOHLQLQ,QGRQHVLHQYHUGRSSHOWHVLFKGLH$UEHLWVORVHQUDWHYRQUXQG DXIUXQG 7KDLODQG GDV YRU GHU $VLHQNULVH HLQH 9ROOEHVFKlIWLJXQJ VHLQHU %HY|ONHUXQJDXIZLHV HUUHLFKWH Ende 1997 3,4% Arbeitslose bei steigender Tendenz.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
177
Hedgefonds im Jahr 1998 massiv verstärkt und zeugen von der globalisierungsbedingten zunehmenden Verflechtung der Finanzmärkte. LTCM (Long-Term Capital Management) war ein 1994 von John Meriwether gegründeter Hedgefonds unter der Mitwirkung der beiden Nobelpreisträger Myron Scholes und Robert C. Merton.531 Auf die Vermarktung innovativer Finanzprodukte zielend hatte LTCM nach einer öffentlichen Schätzung auf seinem Höhepunkt Anfang 1998 Kontrakte im Gesamtwert von über einer Billion US-Dollar abgeschlossen.532 Die vorstehend dargelegten makroökonomischen Turbulenzen auf den Finanzmärkten, insbesondere in den Emerging Markets, setzten LTCM zunehmend unter Druck. Große Fonds und Portfolios wurden aus Gründen der Wertsicherung verstärkt in sichere US-Treasury-Bonds verlagert, auch unter Inkaufnahme massiver Kursverluste von bis zu 60% und einem damit verbundenen erheblichen Rückgang des Eigenkapitals. Dem Rückgang des Eigenkapitals von vormals rund 4 Milliarden US-Dollar auf 2,1 Milliarden US-Dollar im August 1998 stand ein Nennwert von über einer Billion US-Dollar gegenüber, der eine Zahlungsunfähigkeit von LTCM und in der Folge eine Kettenreaktion befürchten ließ, die zu einer tiefen Krise des amerikanischen und internationalen Finanzsystems führen könnte. Dieser ökonomisch kritischen Situation wurde durch die Senkung der Leitzinsen durch die US-Notenbank sowie die Bereitschaft führender Finanzinstitute, LTCM durch die Zuführung von neuem Kapital vor dem Zusammenbruch zu retten, begegnet. Makroökonomische Schocks wie die Asien- oder die Russlandkrise hatten die massiven Kurssteigerungen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, die vor allem auf USamerikanischen und europäischen Finanzmärkten für eine Jahrhundert-Hausse sorgten, nur kurzfristig unterbrechen können. Bedingt durch den Internetboom kam es zu zahlreichen Unternehmensgründungen sowie durch die mitunter hohen anfänglichen Unternehmensumsätze vermehrt zu Börsengängen.533 Die Spekulation auf ein nachhaltiges Ansteigen der Aktienkurse dieser Unternehmen kurbelte die Investition der Anleger in diese Unterneh531
Myron Scholes und Robert C. Merton erhielten 1997 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für ihre Entwicklung eines Ansatzes zur Bewertung von Aktienoptionen. Ihre Methode hat im Bereich der ökonomischen Bewertungen die Entwicklung neuer Finanzinstrumente sowie eines effizienteren Risikomanagements forciert. So basiert auch das mathematische Konzept des LTCM-Hedgefonds auf dem sogenannten Black-Scholes-Modell.
532
Die Finanzierung des LTCM erfolgte nahezu ausschließlich über Fremdkapital, für das nur geringe Sicherheiten hinterlegt werden mussten. Die Spekulation basierte auf einer Fixed-Income-Arbitrage, die auf Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen festverzinslichen Wertpapieren zielte. So wurde beispielsweise dem Kauf 30-jähriger US-Treasuries mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren mit dem parallelen Eingehen einer Short-Position von neu emittierten 10-jährigen US-Staatsanleihen begegnet. Der Erfolg des LTCM-Hedgefonds manifestierte sich in jährlichen Renditen nach Kosten von 30 bis 40% in den ersten drei Jahren seit Auflegung.
533
Der IPO-Boom am Neuen Markt manifestierte sich beispielsweise in Deutschland in 46 Börsengängen für 1998 sowie in 140 Börsengängen für 1999. Damit konnte die Deutsche Börse ein Blue-Chip-Segment am Neuen Markt einführen, das die 50 größten Unternehmungen zusammenfasste. Der Neue Markt wurde zum Juli 1999 in Nemax All-Share und das Blue-Chip-Segment in Nemax 50 umbenannt. Kurz zuvor, im April 1999, hatte die Deutsche Börse das Small-Cap-Segment eingeführt, das kleinere und mittlere Traditionsunternehmungen umfasste.
178
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
men weiter an. Hieraus resultierte ab Mitte des Jahres 1999 eine Vervielfachung der Kurse einiger Unternehmungen bis hin zu einer unkontrollierbaren Überbewertung dieser Unternehmenstitel. Dieser Effekt wurde durch einen blinden Expansionsdrang vieler Unternehmungen verstärkt. Die durch die Börsengänge erzielte Liquidität wurde meist in den Aufkauf weiterer, nicht selten sanierungsbedürftiger Unternehmungen investiert, während ökonomisch stabile Unternehmungen sich häufig aufgrund hoher Unternehmenswerte nicht zur Übernahme eigneten und sich stattdessen selbst als Käufer am Markt betätigten. Der Wettlauf um geeignete Übernahmekandidaten trieb ihre Preise häufig in ökonomisch nicht rechtfertigbare Höhe. Überzogene Schätzungen und Erwartungen der Konsortialbanken sowie ökonomisch immer fragilere Unternehmensziele begründeten das Platzen dieser Dotcom-Blase ab März 2000.534 Insbesondere der internetlastige Neue Markt war durch die anschließenden Panikverkäufe betroffen. Der Markt zeigte sich zunehmend volatil, jede schlechte Unternehmensnachricht wurde mit massiven Kursrückgängen bestraft. Viele Unternehmungen versuchten bereits zu diesem Zeitpunkt durch massive Kosteneinsparungen das eigene Überleben zu sichern. Einige Unternehmungen hatten durch unüberlegtes teueres Aufkaufen sanierungsbedürftiger und damit meist unverkäuflicher Tochterunternehmungen ihre gesamte Liquidität nach dem Börsengang investiert und wurden damit selbst zum Insolvenzkandidaten. Das Platzen der Spekulationsblase, die Anschläge des 11. Septembers 2001 sowie die Angst vor weiteren Anschlägen zum ersten Jahrestag im September 2002, die Diskussion über einen Angriff der USA auf den Irak sowie der Höhepunkt der Argentinienkrise 2001/2002 ließen die ohnehin angeschlagenen Finanzmärkte noch bis zum Jahresanfang 2003 schwere Verluste hinnehmen.535 3.
Test der Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3
Die an Dynamik gewinnenden Entwicklungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die von zunehmenden Angleichungs- und Integrationsprozessen gezeichneten Finanzmärkte zwingen die Banken zu einem Umdenken ihres bisherigen länderübergreifenden Engagements, einhergehend mit weitreichenden Umstrukturierungen, um in dem globalen Wettbewerb der Bankenbranche erfolgreich bestehen zu können. Ein wesentliches Merkmal dieser Entwicklung ist die zunehmende Überlagerung der nationalen Anbieterstrukturen durch länderübergreifend tätige Wettbewerber, die sich durch den Aufbau einer 534
Dem absehbaren Kursverfall begegneten viele der versierten Anleger durch rechtzeitigen Kapitalabzug. Die nachhaltig positiven Kursentwicklungen der Vorjahre hatten allerdings zahlreiche häufig unerfahrene Kleinanleger angelockt, die mittels Panikverkäufen zur Eindämmung ihrer Verluste den Kursverfall in einen regelrechten Kurssturz verwandelten.
535
Die Argentinienkrise bezeichnet den schrittweisen Einbruch der argentinischen Wirtschaft zwischen 1998 und 2002, die das Bruttoinlandsprodukt um insgesamt 21% sinken ließ. Die beiden Höhepunkte der Krise waren einerseits die Rezession 1998/1999 sowie andererseits der Zusammenbruch des Finanzsystems 2001/2002. Die sozialen Folgen indes sind durch einen Anstieg der Armutsrate auf 57% und der Arbeitslosenrate auf 23% als verheerend zu bezeichnen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
179
umfassenden globalen Infrastruktur intensiv auf eine weltweite Orientierung ausrichten. Demzufolge leitet sich die weitere Untersuchungshypothese ab. Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3: Globale Banken erzielen eine höhere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf.
Hierfür gilt es zunächst, die nationalen Bankunternehmungen der Vergleichsstichprobe analog zu den ersten beiden Untersuchungshypothesen einer eingehenden empirischen Analyse zuzuführen. Die empirische Analyse der Renditeentwicklung der betrachteten nationalen Bankunternehmungen zeigt für den gesamten Untersuchungszeitraum ebenfalls wie für die globalen Banken eine positive annualisierte Rendite. Mit einer Höhe von 13,31% liegt die annualisierte Rendite der nationalen Banken im Betrachtungszeitraum deutlich unter der ermittelten annualisierten Rendite globaler Banken in Höhe von 17,81%. 1991 Rendite
24,51% 1999
Rendite
-0,88%
1992 1,84% 2000 9,35%
1993 22,94% 2001 -5,81%
1994 8,87% 2002 8,43%
1995
1996
1997
1998
18,46%
10,68%
16,57%
19,52%
2003
2004
2005
ann.
39,17%
20,55%
13,21%
13,31%
Tabelle F-6: Jährliche Renditen der untersuchten nationalen Banken im Untersuchungszeitraum Die nachfolgend in Tabelle F-6 aufgeführte t-Teststatistik belegt die statistische Signifikanz der Aussage, nationale Banken erzielten eine positive und damit signifikant von 0 verschiedene Rendite. Analog der Testdurchführung bei der Hypothesenüberprüfung H1 liegt die Teststatistik temp mit einem Wert von 451,23 bei der hier vorliegenden einseitigen Fragestellung im oberen Ablehnungsbereich >tkrit=2,35; +f>, die Nullhypothese ist folglich abzulehnen. Des Weiteren bestätigt die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 8,57E-276, der unter dem vorgegebenen Signifikanzniveau von 0,01 liegt, dass die Nullhypothese ebenfalls zu verwerfen ist.
180
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Wertentwicklung nationaler Banken Mittelwert Varianz Beobachtungen Hypothetischerr Mittelwert Freiheitsgrade (df) t-Statistik P(T<=t) einseitig Kritischer t-Wert bei einseitigem t-Test
1,0109 0,0009 180 0 179 451,2299 8,5710E-276 2,3474
Tabelle F-7: Teststatistik des Einstichproben-t-Tests für nationale Banken zur Überprüfung der Hypothese H3 Die aus dem reinen Vergleich annualisierter Renditen abgeleitete Tendenzaussage zur gestellten Untersuchungshypothese H3 über den Erfolg globaler Banken versus nationaler Banken lässt jedoch noch keine Rückschlüsse über den statistisch gesicherten Wahrheitsgehalt dieser Hypothese zu. Der Stichprobenkennwert des zur statistischen Überprüfung eingesetzten t-Tests bestätigt mit einer Differenz zwischen den Mittelwerten 1,02 für die Renditeentwicklung der globalen Banken und 1,01 für die nationalen Banken zumindest in der Tendenz die inhaltliche Vorhersage. Doch stellt sich noch immer die Frage, ob es systematische Unterschiede in der Renditeentwicklung der globalen Banken gegenüber ihren globalen Wettbewerbern gibt, oder ob der gefundene Unterschied zufällig aufgetreten ist. Die statistische Signifikanz dieser Aussage, wonach globale Banken im Betrachtungszeitraum eine höhere Rendite erzielen als national tätige Bankunternehmungen, lässt sich mittels Zweistichproben-t-Teststatistik validieren Die Teststatistik temp berechnet sich als Differenz der empirischen Mittelwertsdifferenz und der hypothetischen Mittelwertsdifferenz, dividiert durch den geschätzten Standardfehler der Mittelwertsdifferenz. (F.2)
x1 x2 P1 P2
t emp
V x x 1
2
Der Standardfehler der Mittelwertsdifferenz, verstanden als Streuung der Stichprobenkennwerteverteilung, ist mit Hilfe der Stichprobe zu schätzen.
(F.3)
V x x 1
V 12 2
N1
V 22 N2
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
mit
V x x 1
2 1
V : 2 2
2
:
181
geschätzter Standardfehler der Mittelwertsdifferenz geschätzte Varianz der ersten Stichprobe
V :
geschätzte Varianz der zweiten Stichprobe
N1: N2:
Anzahl der Beobachtungen der ersten Stichprobe Anzahl der Beobachtungen der zweiten Stichprobe
Die statistische Signifikanz der zu überprüfenden Hpyothese istallerdings erst für ein Signifikanzniveau von 10% gegeben. Der in nachstehender Tabelle F-7 vermerkte kritische t-Wert tkrit für ein Signifikanzniveau von 5% in Höhe von 1,65 wird von dem Absolutbetrag des empirischen t-Wertes temp in Höhe von 1,57 nicht überstiegen, wohl aber der kritische t-Wert tkrit für ein Signifikanzniveau von 10% in Höhe von 1,29. Des Weiteren bestätigt die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 0,06, das sie zwar nicht unter einem Signifikanzniveau von 0,01 oder 0,05, wohl aber unter einem vorgegebenen Signifikanzniveau von 0,10 liegt, für das die Nullhypothese verworfen werden kann. Globale Banken Mittelwert Varianz Beobachtungen Freiheitsgrade (df) t-Statistik P(T<=t) einseitig Kritischer t-Wert bei einseitigem t-Test
Nationale Banken
1,0151 0,0027 180 179 1,5696 0,0591 1,6534
1,0109 0,0009 180
Tabelle F-8: Teststatistik des Zweistichproben-t-Tests für globale und nationale Banken zur Überprüfung der Hypothese H3 Der Globalisierungsprozess in der Bankenbranche ist bereits so weit fortgeschritten, dass sich Banken mit einer globalstrategischen Ausrichtung so hervorragend an die geänderten Rahmenbedingungen des weltumspannenden Finanzmarkts angepasst und daraus entsprechende globalisierungsbedingte Wettbewerbsvorteile für sich abgeleitet haben, dass eine statische Betrachtung des Gesamtzeitraums eine höhere Renditeentwicklung der Renditen für globale Banken gegenüber der national operierenden Vergleichsstichprobe bestätigt. Die geringe Signifikanzhöhe der überprüften Hypothese in einer stichtagsbezogenen statischen Betrachtung ist vor dem Hintergrund der eingangs formulierten Dynamik des globalen Wettbewerbs zu relativieren. In der Tat verstärkt sich die Globalisierung, die zeitlich fast vollständig durch die vorliegende Analyse abgedeckt wird, im Zeitverlauf und zeigt in den ersten Analysejahren der vorliegenden Untersuchung erst geringe Ausprägungen. Als Folge hieraus lässt eine dynamische Trendbetrachtung eine deutlichere Beurteilung der
182
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
überlegenen Renditeentwicklung bei den globalen Banken im Vergleich zu den nationalen Banken erwarten. Basierend auf den eingangs dargelegten theoretischen Grundlangen müsste es globalen Banken mit fortschreitender Globalisierung der Bankenbranche zunehmend besser gelingen, die auf Grund ihrer globalstrategischen Ausrichtung generierten Wettbewerbsvorteile in messbaren Unternehmenserfolg umzuwandeln und sich gegenüber den Banken erfolgreich zu positionieren, die angesichts ihrer nationalen Aufstellung im globalen Wettbewerb benachteiligt sind. Mittels linearer Regression ergibt auch die Zeitreihenanalyse der Renditeentwicklung der nationalen Banken eine Schätzfunktion, die den positiven Zusammenhang zwischen der Steigerung der Renditen als abhängige Variable und der Zeit bestätigt. Für den gesamten Untersuchungszeitraum lässt sich nachstehender Tabelle F-10 eine Regressionsfunktion mit dem Regressionskoeffizienten der abhängigen Variablen b1 von 0,02 entnehmen, der die positive Steigung der linearen Regressionsfunktion belegt. Die Güte dieser Regressionsfunktion wird durch den hohen Wert des Bestimmtheitsmaßes von 0,89 in ihrer Gesamtheit bestätigt. Die im Rahmen der linearen Regressionsanalyse ermittelten statistischen Prüfgrößen der globalen Überprüfung der Regressionsfunktion sind den Folgenden beiden Tabellen F-8 und F-9 detailliert zu entnehmen. Regressions-Statistik 0,8944 0,4443 180
Bestimmtheitsmaß Standardfehler Beobachtungen
Tabelle F-9: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung nationaler Banken Mittlere Quadratsumme
Quadratsumme Regression Residuen Gesamt
297,6747 35,1325 332,8072
297,6747 0,1974
Tabelle F-10: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion .der Renditeentwicklung nationaler Banken Die Renditeentwicklung der nationalen Banken im Zeitverlauf wird durch die eingangs geschätzte Regressionsfunktion sehr gut abgebildet. Der durch die Regressionsbeziehung hypothetisch postulierte Zusammenhang, wonach auch nationale Banken eine positive Renditeentwicklung im Zeitaverlauf verzeichnen, gilt damit als bestätigt. Die Güte der Regressionsfunktionwird durch die t-Teststatistik der Koeffizienten bestätigt. Der Absolutbetrag des empirischen t-Wertes temp übersteigt mit einem Wert von _38,84_ den theoretischen t-Wert tkrit von 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%, so dass der Einfluss
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
183
der unabhängigen Variablen Zeit auf die Renditeentwicklung nationaler Banken als signifikant bestätigt wird. Anders ausgedrückt, da die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 7,82E-89 kleiner ist als das vorgegebene Signifikanzniveau Į von 0,01, ist die Nullhypothese H0 zu verwerfen. Auch nationalen Banken gelingt es, eine positive Renditeentwicklung im Zeitverlauf zu erzielen. Ein Standardfehler in Höhe von 0,06% für den Regressionskoeffizienten bestätigt als Gütemaß die hohe Eignung der Regressionsfunktion, als Modell die Realität zu erklären. Die detaillierten Werte für den theoretischen t-Wert tkrit sind der Folgenden Tabelle F-10 zu entnehmen. Koeffizienten b0 b1
0,6114 0,0247 Untere 95%
b0 b1
0,4802 0,0235
Standardfehler 0,0665 0,0006 Obere 95% 0,7427 0,0260
t-Statistik 9,1937 38,8353 Untere 99,0%
P-Wert 0,0000 7,8169E-89 Obere 99,0%
0,4383 0,0231
0,7846 0,0264
Tabelle F-11: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung nationaler Banken Die eingangs formulierte Untersuchungshypothese postuliert eine schnellere Renditeentwicklung der globalen Bankunternehmungen gegenüber den nationalen Banken im Zeitverlauf der Analyse, begründet durch die geeignete Anpassung ihrer UnternehmensstruktuUHQ XQG ±SUR]HVVH DQ GLH (UIRrdernisse des sich im Untersuchungszeitraum zunehmend verschärfenden globalen Wettbewerbs. Diese Bestätigung lässt sich mittels quantitativen Vergleichs der Regressionskoeffizienten der eingangs geschätzten Trendgeraden für beide Stichproben untermauern. Mit einem Regressionskoeffizienten von 0,05 verzeichnen die globalen Bankunternehmungen eine um 100,11% und damit genau doppelt so schnelle Renditeentwicklung als die nationale Vergleichsstichprobe, die im gleichen Zeitintervall von 15 Jahren einen Regressionskoeffizienten von 0,02 der entsprechenden Trendgeraden aufweist.
184
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
1.400 14
1.000 10 800 8 600 6 400 4 200 2
05
04
Ja n
03
Ja n
02
Ja n
01
Ja n
00
Ja n
99
Ja n
98
Ja n
Ja n
96
97
Ja n
95
Ja n
94
Ja n
93
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
92
0 0 91
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
1.200 12
Wertentwicklung globaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken Wertentwicklung nationaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung nationaler Banken
Abbildung F-2: Trendanalyse der Renditeentwicklungen der globalen und nationalen «Banken Die Fokussierung auf die Präsenz am Heimatmarkt und die damit verbundene geringere Verflechtung mit den wirtschaftlichen Geschehnissen in den verschiedenen Weltregionen setzt die nationalen Banken in deutlich schwächerem Maß den Auswirkungen der bedeutenden makroökonomischen globalen Schocks aus. Zwar bewirkten Asien- und Russlandkrise ebenso einen wenn auch geringeren Rückgang der Renditeentwicklung der betrachteten Banken wie auch das Platzen der Dotcom-Blase ab März 2000 einen drastischen Einbruch der Renditen verursachte und in der Folge die Renditeentwicklung auf mehrere Jahre bremste. Im Gegenzug partizipierten die eher nationalstrategisch ausgerichteten Banken jedoch auch nicht von den deutlich sprunghaften Börsenkursen wie dies die globalen Branchenwettbewerber im Analysezeitraum erlebten. Betrachtet man die jährlichen Renditen der beiden zu vergleichenden Stichproben, so zeigt sich, dass es in den Jahren 1992, 1994, 2000, 2001 und 2002 den globalen Banken nicht gelang, die von den nationalen Wettbewerbern erwirtschaftete Rendite zu überbieten. Die vorstehend bereits aufgezeigte annualisierte Rendite, in nachfolgender Grafik ebenfalls abgetragen, verdeutlicht allerdings, dass diese Jahre in ihrer Renditeentwicklungsdimension nicht bedeutend genug waren, um die durchschnittlichen Renditen der globalstrategisch ausgerichteten Banken unter die entsprechende Vergleichsrendite der nationalen Banken sinken zu lassen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
185
70,00% 60,00% 50,00% Rendite
40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% -10,00%
19 91 19 92 19 93 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 an 20 nu 05 al is ie rt
-20,00%
Globale Banken
Nationale Banken
Abbildung F-3: Jährliche Renditen der analysierten globalen und nationalen Banken Die zentrale Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit, ob Wettbewerbsvorteile aus der weltweiten Ausdehnung der Unternehmenstätigkeit generierbar und in messbaren Unternehmenserfolg umsetzbar seien, muss aufgrund der durchgeführten statistischen Auswertungen eindeutig bejaht werden. Global agierenden Banken gelingt es, eine im Zeitverlauf der Untersuchungsperiode von 15 Jahren doppelt so schnelle Wertsteigerung zu erzielen als es nationalen Banken im gleichen Analysezeitraum möglich ist. Diese Erkenntnis widerlegt mögliche Zweifel an der bestehenden Globalisierungseuphorie in der Bankenbranche, die sowohl die theoretischen als auch die praxisorientierten Veröffentlichungen zur Thematik nachhaltig kennzeichnen. Insbesondere die Frage, ob sich die durch die Globalisierung hervorgerufene weltumspannende Ausdehnung der Unternehmensaktivitäten mit den Interessen der durch Kernkompetenz-Gedanken dominierten Aktionäre im Einklang befindet, ist deutlich zu bejahen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sowohl die dynamische Betrachtung des Globalisierungsprozesses mittels linearer Regression als auch die statische Analyse mit Hilfe der t-Teststatistik die eingangs postulierte zentrale Forschungshypothese bestätigen, globale Banken erzielten eine höhere Renditeentwicklung als ihre Wettbewerber, die sich gemäß ihrer nationalen Strategie schwerpunktmäßig auf ihren heimischen Märkten ausrichten. Die geringere Signifikanzhöhe der überprüften Hypothesen in einer statischen Analyse über die gesamte Analyseperiode untermauert darüber hinaus die eingangs formulierte Dynamik des globalen Wettbewerbs, der Ende der achtziger Jahre die Bankenbranche er-
186
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
reicht, hervorgerufen durch zahlreiche Liberalisierungsbemühungen der einzelnen Länder hinsichtlich eines freien Kapitalverkehrs und Marktzugangs, durch die verstärkte Entwicklung und Vermarktung von Finanzinnovationen sowie durch beachtliche Fortschritte in den technologischen Verfahren für Geschäftsabwicklungs- und Kommunikationsprozesse. Diese Dynamik des Globalisierungsprozesses, der zeitlich fast vollständig durch die vorliegende Analyse abgedeckt wird, verstärkt sich im Zeitverlauf, bedingt durch die im theoretischen Teil dieser Arbeit dargelegten globalisierungsfördernden Einflussfaktoren. Als Folge hieraus lässt sich in einer dynamischen Trendbetrachtung eine vorteilhaftere Renditeentwicklung bei den globalen Banken im Vergleich zu den nationalen Banken konstatieren und in hohem Maße als statistisch signifikant validieren. Mit fortschreitender Globalisierung der Bankenbranche gelingt es globalen Banken aber zunehmend besser, die auf Grund ihrer globalstrategischen Ausrichtung generierten Wettbewerbsvorteile in messbaren Unternehmenserfolg umzuwandeln und sich gegenüber den Banken erfolgreich zu positionieren, die angesichts ihrer nationalen Aufstellung im globalen Wettbewerb benachteiligt sind. Über den gesamten Analysezeitraum gesehen kann die statistische Signifikanz der Untersuchungshypothese zwar auch bei einer statischen Auswertung bestätigt werden, die schwächere Signifikanz, die nur auf dem Signifikanzniveau von 10% bestätigt werden kann, ist hierbei auf die ersten Globalisierungsjahre der Branche zurückzuführen, in denen die Renditen globaler Banken und nationaler Banken noch nicht so stark divergierten wie dies mit fortschreitender Globalisierungsbetroffenheit der Branche zu verzeichnen ist. Dieser intertemporale Effekt lässt sich neben der statistischen Auswertung visuell sehr gut an der vorstehenden Vergleichsgraphik zu den Renditeentwicklungen globaler und nationaler Banken ableiten. Die Bestätigung der Untersuchungshypothese zum Unternehmenserfolg globaler Banken in Abgrenzung zu den national tätigen Wettbewerbern widerlegt auf diese Weise die in dem vorstehenden theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit abgeleitete Invershypothese H3-1, wonach globale Banken bei Gültigkeit der Prinzipal-Agent-Theorie eine geringere Rendite aufweisen als nationale Banken. Folglich gelingt es dem verantwortlichen Management nicht, eine globale Unternehmenstätigkeit über das aus Aktionärssicht optimale, renditemaximierende Maß hinaus aufzunehmen oder auszudehnen. Entscheidungen, die auf Grund der begrenzten Rationalität der Akteure im Sinne des rationalistischen Eklektischen Ansatzes als suboptimal anzusehen sind, sind demnach nicht zu erwarten oder können zumindest die genannten Effekte aus dem Eklektischen Ansatz nicht überkompensieren. Aufgrund der Ablehnung dieser Invershypothese entfällt aus der weiteren empirischen Analyse auch die logische Fortführung dieser Hypothese zur Rendite-Risiko-Relation, der Invershypothese zur Untersuchungshypothese H5, wonach globale Bankunternehmungen eine schlechtere risikoadjustierte Rendite aufweisen als ihre vorwiegend national agierenden Konkurrenten.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
4.
187
Test der Risiko-Hypothese H4
Die Aufnahme einer globalen Tätigkeit und die damit verbundene Expansion auf weltweite Ebene zeichnet sich durch einen höheren Grad an Unsicherheit aus als eine Investition, die sich auf den nationalen und damit ökonomisch, politisch und kulturell tendenziell besser abschätzbaren Bereich beschränkt. Diese Annahmen werden durch die Hybris-These innerhalb des Prinzipal-Agent-Ansatzes gestützt, wonach ein unterstellter überhöhter Optimismus des verantwortlichen Bankmanagements gepaart mit einer Selbstüberschätzung bzgl. seiner Fähigkeiten dazu führt, die finanziellen Globalisierungsrisiken auf Grund politischer oder ökonomischer Schwierigkeiten zu unterschätzen. Aus diesen Überlegungen folgt die vierte Untersuchungshypothese zum Ausmaß der Risikobehaftung globalstrategisch aufgestellter Banken in Abgrenzung zu national tätigen Bankunternehmungen. Risiko-Hypothese H4: Globale Banken sind in höherem Maß risikobehaftet als nationale Banken.
Der Varianzvergleich der beiden Zeitreihen der Renditeentwicklung für die globale wie auch für die nationale Stichprobe der betrachteten Bankunternehmungen lässt für die globalstrategisch ausgerichteten Banken in der Tat mit 0,0027 eine höhere Varianz erkennen als die national operierenden Banken, für die sich über den gesamten Untersuchungszeitraum eine Varianz der Renditeentwicklungs-Zeitreihe von 0,0009 errechnet wird. Die Bestätigung der formulierten Untersuchungshypothese zur Risikobehaftung der globalen Unternehmenstätigkeit erfolgt durch die Anwendung einer F-Teststatistik. Dabei ergibt sich, wie aus nachstehender Tabelle F-11 detailliert ersichtlich, ein empirischer F-Wert Femp in Höhe von 3,02, der weit über der kritischen F-Wert von 1,28 für ein Signifikanzniveau von 1% liegt. Ebenso ist die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 2,79E-13 deutlich kleiner als das vorgegebene Signifikanzniveau von 0,01, so dass die Nullhypothese H0 zu verwerfen ist. Demnach ist das Risiko globaler Banken im Analysezeitraum signifikant höher als das Risiko der nationalen Vergleichsstichprobe und bestätigt die postulierte Hypothese.
188
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Globale Banken Mittelwert Varianz Beobachtungen Freiheitsgrade (df) Prüfgröße (F) P(F<=f) einseitig Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
Nationale Banken
1,0151 0,0027 180 179 3,0214 2,7856E-13 1,2796
1,0109 0,0009 180 179
Tabelle F-12: Teststatistik des F-Tests für globale und nationale Banken zur Überprüfung der Hypothese H4 Zu Beginn der Aufnahme einer globalen Tätigkeit sind globalstrategisch ausgerichtete Banken in höherem Maß risikobehaftet als tendenziell eher national operierende Banken, deren geografischer Tätigkeitsradius sich Im Wesentlichen auf eine wirtschaftlich, rechtlich, politisch und kulturell bekannte Ebene erstreckt. So erreichen die Investitionsrisiken globaler Banken durch die Entscheidung zum Aufbau von Auslandsstützpunkten eine beachtliche Dimension. Abweichend zur Tätigkeit auf dem Heimatmarkt, der sich durch ein breitgefächertes Zielkundenportfolio auszeichnet, richtet sich die meist auf ein relativ schmales Dienstleistungsangebot begrenzte Produktpalette auf ein ebenfalls begrenztes Kundenportfolio. Den betriebswirtschaftlichen Vorteilen hinsichtlich der Bereitstellungskosten dieser eingeschränkten Produkt-/Kundenkombination sind die ökonomischen Nachteile eines möglichen Ertragsausgleichs kritisch gegenüberzustellen. Des Weiteren weicht die Kenntnis der gewohnten heimischen Wettbewerbsverhältnisse der Konfrontation mit zwei Wettbewerbergruppen in einer bislang nicht vertrauten Konstellation: die bedeutenden nationalen Geschäftsbanken des jeweiligen Gastlandes sowie die anderen globalen, ebenfalls ortsfremden Banken. Ungewissheiten hinsichtlich des Zeitraums einer erfolgreichen Marktdurchsetzung, der Kostenentwicklung angesichts unterschiedlicher Inflationsraten, der Stabilität ausreichender Ertragserwartungen und der Volatilität der jeweiligen Kapital- und Geldmärkte sowie der Währungsrelationen beeinträchtigen die globale Geschäftstätigkeit in höherem Maß als auf dem angestammten Heimatmarkt und erklären die höheren Ertragsschwankungen bei globalen Banken im Vergleich zu ihren nationalen Wettbewerbern. Diese spezifischen Risikodimensionen können durch die mögliche Neigung des verantwortlichen Bankmanagements zu überhöhtem Optimismus bei der Einschätzung der Globalisierungsrisiken und zu einer Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten noch verstärkt werden. In welchem Ausmaß die vorstehenden quantitativen Untersuchungsergebnisse die Hybris-These bei isolierter Betrachtung bestätigen lässt sich allerdings nur approximativ vermuten.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
189
Eine weitere Risikoquelle stellen die politischen Risiken und Rechtsunsicherheiten dar, denen die globalen Banken stärker ausgesetzt sind als national operierende Banken. Insbesondere in der Frühphase der Globalisierung mussten ausländische Banken häufig erfahren, dass sie seitens der Verwaltung der Gastländer einen geringeren Schutz genossen als einheimische Konkurrenten.536 Die vorstehenden quantitativen Auswertungen belegen, dass sich in den meisten Risikoarten die globale Geschäftstätigkeit im Untersuchungszeitraum als risikoanfälliger herausstellen als die Tätigkeit auf dem angestammten Heimatmarkt. Dem gegenläufigen risikoreduzierenden Effekt, der auf Grund der geografischen Diversifikation der Unternehmenstätigkeit eine stabilisierende Wirkung auf Cashflow und Gewinn globaler Banken ausübt, gelingt es nicht, die genannten risikosteigernden Effekte auf globale Banken zu kompensieren. 5.
Test der Performance-Hypothese H5
Nach der zentralen Aussage des Eklektischen Ansatzes erfolgt die Aufnahme einer globalen Tätigkeit in der Intention, den langfristigen Erfolg einer Bank zu maximieren. Trotz der erhöhten Risikobehaftung, die mit statistischer Signifikanz in vorstehender Hypothesenprüfung bestätigt werden konnte, ist für globale Banken von einer positiven Renditeentwicklung auszugehen, die die Risikoeffekte überkompensiert und in der Gesamtbetrachtung ein positives Rendite-Risiko-Verhältnis im Sinne einer risikoadjustierten Renditeentwicklung postuliert. Für den gesamten Analysezeitraum leitet sich hieraus die fünfte Hypothese ab. Performance-Hypothese H5: Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken.
Bezogen auf die gesamte Analyseperiode von 15 Jahren zwischen 1991 und 2005 lässt sich basierend auf der Sharpe-Ratio als gewähltes Performancemaß aus Sicht eines deutschen Investors für globale Banken mit einem Wert von 0,19 keine höhere risikoadjustierte Renditeentwicklung nachweisen als für die national tätigen Branchenkonkurrenten, die eine Sharpe-Ratio von 0,23 auf monatlicher Berechnungsbasis im gleichen Zeitraum erzielen.537 Für einen US-amerikanischen Investor, dessen Opportunität anhand des 1-Monats-USEuro-$-Deposits als nationalen Geldmarktzinssatz und damit als Surrogat für einen risiko536
Vgl. hierzu wie auch zur detaillierteren Darstellung weiterer Risikoarten der globalen Geschäftstätigkeit Röller (1992), S. 136.
537
Der zur Berechnung der Sharpe-Ratios relevante risikofreie Zins wird für einen deutschen Investor durch einen entsprechenden nationalen Geldmarktzinssatz, in der vorliegenden empirischen Auswertung durch den 1-Monats-FIBOR (01/91-12/98) und den 1-Monats-EURIBOR (01/99-12/05), abgebildet.
190
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
freien Zins gemessen wird, bestätigt sich dieses Ergebnis. Aus seiner Perspektive unterliegt die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken mit einer Sharpe-Ratio von 0,20 ebenfalls der nachweisbaren risikoadjustierten Renditeentwicklung nationaler Banken mit einer Sharpe-Ratio von 0,24.538 In ihrer Grundaussage kann die Forschungshypothese für den Untersuchungszeitraum folglich nicht nachvollzogen werden. Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist im Betrachtungszeitraum nicht höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken. Die Überprüfung der statistischen Signifikanz dieser Aussage mittels der im Grundlagenteil vorgestellten Prüfstatistik der Sharpe-Ratio belegt, dass die Ablehnung dieser Hypothese für ein Signifikanzniveau von 1% wie auch von 5% und 10% erfolgen muss. Demnach ist die Nullhypothese abzulehnen, wenn die standardnormalverteilte Prüfgröße z mit einem errechneten Wert von 0,42 sowohl für die deutsche als auch für die US-amerikanische Investorenperspektive größer ist als der kritische z-Wert zkrit ist. Bei einseitiger Fragestellung und einem Signifikanzniveau von 1% beträgt der z-Wert der Standardnormalverteilung, der den kritischen Wert der Prüfgröße repräsentiert, 2,33, wie nachstehende Tabelle belegt. Bei einem Signifikanzniveau von 5% beträgt der kritische z-Wert zkrit 1,65, bei einem Signifikanzniveau von 10% beträgt der kritische z-Wert zkrit 1,28.539 Deutschland Sharpe-Ratio (globale Banken) durchschn. Überschussrendite (globale Banken) Sharpe-Ratio (nationale Banken) durchschn. Überschussrendite (nationale Banken) Anzahl Beobachtungen Korrelationskoeffizient 3 12 6 12 T Prüfgröße (z) Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
USA
0,1931 0,0101 0,2265 0,0068 180 0,7458 0,0010 0,0000 0,4173 2,3262
0,1985 0,0104 0,2358 0,0071 180 0,7458 0,0010 0,0000 0,4173 2,3262
Tabelle F-13: Prüfstatistik der Sharpe-Ratio zur Überprüfung der Hypothese H5
538
Die Robustheit der dargestellten Auswertungen wird durch weitere Analysen zur Sharpe-Ratio bestätigt, die aus der Perspektive zehn weiterer Investorenländer durchgeführt wurden und geringfügige Niveauunterschiede der absoluten Werte für die errechneten Sharpe-Ratios aufweisen, jedoch ausnahmslos die deutliche Rangfolge zwischen der risikoadjustierten Renditeentwicklung nationaler und globaler Banken unterstreichen. Die ausführliche Darstellung dieser Analysewerte findet sich im Anhang der vorliegenden Arbeit.
539
Die relevanten kritischen z-Werte sind entsprechenden Tabellen zur Standardnormalverteilung zu entnehmen, die sich beispielsweise bei Schaich/Hamerle (1984), S. 283 finden. Die fehlende statistische Signifikanz ergibt sich auch für die weiteren durchgeführten und im Anhang dargestellten Hypothesentests zur Sharpe-Ratio.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
191
Die Ablehnung der postulierten Forschungshypothese über die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken verdeutlicht, dass es globalen Banken nicht gelingt, trotz einer signifikant höheren Renditeentwicklung als ihre nationalstrategisch ausgerichteten Wettbewerber das hohe Ausmaß der Risikobehaftung ihrer globalen Tätigkeit zu kompensieren. Vor diesem Hintergrund scheint eine detailliertere Betrachtung der Risikoentwicklung der untersuchten Bankunternehmungen zur Validierung der Forschungshypothese gerechtfertigt. Die vorstehenden Ausführungen haben gezeigt, dass insbesondere zu Beginn der Aufnahme einer globalen Tätigkeit globalstrategisch ausgerichtete Banken in höherem Maß risikobehaftet sind als national operierende Banken, deren geografischer Tätigkeitsradius sich im Wesentlichen auf eine wirtschaftlich, rechtlich, politisch und kulturell bekannte Ebene erstreckt. Mit zunehmender Verstärkung des Globalisierungsprozesses, der zeitlich fast vollständig durch die vorliegende Analyse abgedeckt wird, zeichnet sich jedoch eine Veränderung der Risikobehaftung der globalen Bankunternehmungen ab. So gewinnen insbesondere die hohen Investitionsrisiken in den bislang erschlossenen Ländern und Regionen an Überschaubarkeit. Lediglich in einigen wenigen, bislang noch nicht oder nur schwach erschlossenen Regionen sind noch nennenswerte Investitionsrisiken zu übernehmen. Auch Kreditrisiken im Sinne von Bonitätsrisiken werden aufgrund gewonnener Auslandserfahrungen und verbesserten Risikomanagementsystemen beherrschbarer. Devisenkurs- und Zinsrisiken, die die globale Geschäftstätigkeit in höherem Ausmaß prägen als die Tätigkeit auf dem Heimatmarkt, werden mit Ausnahme auf dem europäischen Kapitalmarkt zwar kaum abnehmen, doch mittels des Einsatzes innovativer risikomindernder Kurssicherungsinstrumentarien zunehmend besser steuerbar. Des Weiteren gelingt es, bestehende Länderrisiken im Zeitverlauf besser zu bewältigen. Ausgehend von beträchtlichen Unterschieden unter den Ländern und Bankunternehmungen hinsichtlich Vorsorgemöglichkeiten und Reservenpolitik konnten Gläubigerbanken durch eine angemessene Risikovorsorge die eigene Abhängigkeit von den betreffenden Geschäftsfeldern abbauen und die Stabilität des internationalen Bankensystems stärken. Eine im Zeitverlauf verbesserte Kenntnis des internationalen wirtschaftlichen Umfeldes sowie ein zunehmend risikoreduzierender Effekt auf Grund der geografischen Diversifikation der Unternehmenstätigkeit lassen zwar weiterhin ein höheres Maß der Risikobehaftung globaler Banken im Vergleich zu ihren nationalen Wettbewerbern vermuten. Dennoch ist mit fortschreitender Dynamik der Globalisierungsprozesse in der Bankenbranche ein kontinuierliches Absinken des Risikos globaler Banken und ein Angleichen an das Risikoausmaß national tätiger Banken zu erwarten. Dieser theoretisch postulierte Zusammenhang lässt sich bei dynamischer Auswertung der vorliegenden Untersuchungsdaten auch empirisch belegen, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht. Demnach zeigt die Detailbetrachtung der Standardabweichungen der letzten
192
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
sechs Jahre der Untersuchungsperiode (01/2000-12/2005) einen höheren Wert des untersuchungsrelevanten Risikomaßes für die globalen Banken als für die nationale Vergleichsstichprobe. Deutlich zeichnet sich das verstärkte Absinken des Risikomaßes für die globalen Banken und ein Angleichen an die Risikobehaftung der Banken ab, die sich gemäß ihrer nationalen Strategie schwerpunktmäßig auf ihre heimischen Märkte ausrichten.
0,100,1 0,09 0,09
Standardabweichung
0,08 0,08 0,07 0,07 0,06 0,06 0,05 0,05 0,04 0,04 0,03 0,03 0,02 0,02
0,01 0,01
Ju l0 5
05 Ja n
Ju l0 4
04 Ja n
Ju l0 3
03 Ja n
Ju l0 2
02 Ja n
01
Ju l0 1
Ja n
Ja n
Ju l0 0
0
00
0,00
Globale Banken Nationale Banken
Abbildung F-4: Analyse rollierender 24-Monats-Standardabweichungen globaler und «nationaler Banken Dennoch zeigt die grafische Auswertung neben dem langfristigen Trend eines absinkenden Risikos bei der globalen Untersuchungsgruppe abrupte Trendbrüche trotz der methodisch erfolgten Glättung durch die Wahl einer rollierenden Datenaufbereitung. Diese Entwicklung ist angesichts der Auswirkungen der zentralen makroökonomischen Schocks auf die betrachteten globalen Banken vollkommen valide. So markiert das Überwinden der kurz aufeinander folgenden Asien- und Russlandkrise sowie der LTCM-Zusammenbruch 1997/1998 ein rapides Absinken der Risikokurve der globalen Banken. Die Methodik rollierender Risikokennzahlen über einen Zwei-Jahres-Zeitraum erklärt hierbei die zeitliche Verzögerung, die sich grafisch erst in der Jahresmitte 2000 manifestiert. Ebenso schlägt sich die deutlich erhöhte Risikobehaftung der globalen Banken in der Folge der zahlreichen Kursstürze nach Platzen der Dotcom-Blase mit der gleichen zeitlichen Verzögerung nieder und zeigt sich in einem klaren und nachhaltigen Anstieg des Risikos ab der zweiten Jahreshälfte 2002. September 2004 markiert in der rollierenden Betrachtung für die globalen
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
193
Banken den Zeitpunkt, ab dem sich das Ausmaß ihrer Risikobehaftung an das ihrer nationalen Wettbewerber sehr deutlich annähert und diese Annäherung bislang auch beibehält. Ähnlich wie es bereits die vorstehenden Analysen zur Renditeentwicklung der Stichproben offen legten, entziehen sich die nationalstrategisch ausgerichteten Banken auch bei der Risikobetrachtung mit der gleichen Argumentation in stärkerem Maß den Konsequenzen der großen ökonomischen Krisen in den verschiedenen Regionen der Welt. Wohl werden die jeweiligen nationalen Banken in bedeutendem Umfang von den in ihrer Region sich ereignenden Wirtschaftskrisen betroffen, Probleme von Finanzsystemen in anderen Weltregionen treffen sie bislang deutlich schwächer und nivellieren auf diese Weise die Konsequenzen bei einer Betrachtung der Gesamtheit der nationalen Banken. Als Folge hieraus lässt sich ableiten, dass bei einer anhaltend dynamischen Entwicklung der Globalisierung der Finanzmärkte im weiteren Zeitverlauf eine verbesserte risikokompensierten Performance der globalen Banken im Vergleich zu ihren nationalen Wettbewerbern prognostiziert werden kann. Mit fortschreitender Globalisierung der Bankenbranche gelingt es globalen Banken zunehmend besser, die auf Grund ihrer globalstrategischen Ausrichtung generierten Wettbewerbsvorteile in messbaren Unternehmenserfolg umzuwandeln. Parallel hierzu lässt eine zunehmende Kenntnis des internationalen wirtschaftlichen Umfeldes das damit verbundene Risikomaß einer globalen Unternehmenstätigkeit sinken, so dass mit fortschreitender Globalisierung der Banken von einer immer erfolgreicheren Positionierung der globalen Banken gegenüber den nationalen Banken im Sinne einer risikoadjustierten Renditeentwicklung auszugehen ist. Inwiefern es globalen Banken auch gelingt, die Reihenfolge umzukehren und möglicherweise eine überlegene risikokompensierte Rendite gegenüber ihren nationalen Wettbewerbern zu erzielen, bleibt abzuwarten. 6.
Test der Kulturbereichs-Hypothese H6
Verstanden als Vereinbarkeit des Spannungsfeldes von notwendiger lokaler Anpassung und globaler Integration erfährt auch die Bankenbranche einen unverkennbaren Trend zur Transnationalisierung. Dabei kristallisieren sich insbesondere die unterschiedlichen Kulturen als Quellen möglicher Wettbewerbsvorteile heraus, die es im transnationalen Unternehmensverbund durch optimale Transfermöglichkeiten zu nutzen gilt. Als weichen Standortfaktoren kommt ihnen im Rahmen der transnationalen Lösung als Koordinationsinstrument eine wesentliche Bedeutung für den Unternehmenserfolg von globalstrategisch tätigen Banken zu. Auf Grund der unterschiedlichen Kulturbereiche, denen die globalen Banken entstammen und angehören, leitet sich die sechste Untersuchungshypothese ab.
194
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Kulturbereichs-Hypothese H6: Der Erfolg globaler Banken wird durch ihre Zugehörigkeit zu Kulturbereichen geprägt. Globale Banken eines Kulturbereichs erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken eines anderen Kulturbereichs im Zeitverlauf.
Abgeleitet aus der Clusterung der Kulturbereiche, die im konzeptionellen Grundlagenteil dieser Untersuchung dargelegt wurde, sind die globalen Banken der vorliegenden Analyse drei unterschiedlichen Kulturbereichen zuzuordnen. Das erste Kulturcluster, dem die USamerikanischen, kanadischen, australischen und britischen Banken angehören, unterscheidet sich von den übrigen beiden Kulturbereichen durch eine geringe Machtdistanz im Sinne eines partizipativ-demokratischen Führungsstils, eine hohe Akzeptanz bestehender Risiken sowie ein hohes Maß an Individualismus der Einzelwesen. Das zweite im konzeptionellen Grundlagenteil definierte Kulturcluster B, dem die globalen belgischen, französischen und spanischen Banken der vorliegenden Untersuchung zuzuordnen sind, zeichnet sich durch eine hohe Machtdistanz im Sinne eines autokratischen Führungsstils, eine hohe Neigung zur Unsicherheitsvermeidung sowie eine hohe Bereitschaft zu Kompromissen aus. Das verbleibende dritte Kulturcluster C, das sich aus den globalen deutschen, italienischen und Schweizer Banken der vorliegenden Untersuchung zusammensetzt, weist ein hohes Maß an Erfolgs- und Leistungsbezogenheit sowie eine hohe Neigung zum Kollektivismus auf, bei dem sich die Individuen eher als Teil einer Gruppe denn als eigenständige Einzelwesen sehen. Die lineare Regression der Renditeentwicklungen für die globalen Banken, die sich durch eine kulturelle Prägung gemäß diesem Kulturcluster A auszeichnen, ergibt eine Regressionsfunktion, deren hohe Güte durch die entsprechende t-Teststatistik der Koeffizienten in Tabelle F-14 als statistisch signifikant bei einem Signifikanzniveau von 1% bestätigt werden kann. Der Absolutbetrag für den empirischen t-Wert temp von _51,15_ übersteigt den theoretischen t-Wert tkrit von 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%, so dass der Einfluss der unabhängigen Variablen Zeit auf die Renditeentwicklung dieser Banken als hoch signifikant zu bewerten ist. Ebenso ist die Irrtumswahrscheinlichkeit mit einem p-Wert von 2,28E-108 kleiner als das vorgegebene Signifikanzniveau von 0,01. Ein Standardfehler in Höhe von 0,21% für den Regressionskoeffizienten bestätigt als Gütemaß die hohe Eignung der Regressionsfunktion, die Realität modellhaft abzubilden. Das entsprechende Bestimmtheitsmaß beläuft sich auf 0,94 und belegt die hervorragend hohe Güte der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit. Die Zeitreihenanalysen der Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster B und C mittels der linearen Regression führen ebenfalls zu Schätzfunktionen, deren hohe Güte auf
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
195
Grund eines Bestimmtheitsmaßes von 0,87 bzw. 0,76 bestätigt wird Analog der statistischen Bestätigung der Güte der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit weist auch die t-Teststatistik für den Regressionskoeffizienten für die Kulturcluster B und C die hervorragende statistische Signifikanz für ein Signifikanzniveau von 1% nach. Demnach übersteigt der Absolutbetrag für den empirischen t-Wert temp von _34,72_ bzw. von _23,76_ bei weitem den theoretischen t-Wert tkrit von 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%. Dies unterstreicht die Irrtumswahrscheinlichkeit, die mit einem p-Wert von 3,57E-81 für Kulturcluster B bzw. 4,24E-57 für Kulturcluster C weit unter dem vorgegeben Signifikanzniveau von 0,01 liegt und ein Verwerfen der Nulhypothese nach sich zieht. Der Standardfehler in Höhe von 0,16% bzw. 0,09% für den Regressionskoeffizienten rundet die hervorragende Schätzqualität der linearen Regression für die Renditeentwicklungen der untersuchten globalen Stichprobe ab. Quadratsumme
Mittlere Quadratsumme
Globale Banken des Kulturclusters A Regression Residuen Gesamt
5408,1266 367,9280 5776,0547
5408,1266 2,0670
1525,0765 225,2350 1750,3115
1525,0765 1,2654
206,8812 65,2277 272,1089
206,8812 0,3664
Globale Banken des Kulturclusters B Regression Residuen Gesamt Globale Banken des Kulturclusters C Regression Residuen Gesamt
Tabelle F-14: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster A, B und C
Regressions-Statistik Kulturcluster A Bestimmtheitsmaß Standardfehler Beobachtungen
0,9363 1,4377 180
Kulturcluster B
Kulturcluster C
0,8713 1,1249 180
0,7603 0,6053 180
Tabelle F-15: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion der Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster A, B und C Die statistisch signifikant geschätzte Regressionsfunktion für die globalen Banken des untersuchten ersten Kulturclusters verzeichnet für b1 eine Steigung der ermittelten Regressionsfunktion von 0,11. Damit erfolgt die Renditeentwicklung dieser globalen Banken
196
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
mehr als doppelt so schnell als die Renditeentwicklung, die die globalen Banken in ihrer Gesamtheit im Analysezeitraum erfahren. Für sie wurde bereits im Rahmen der zweiten Forschungshypothese eine Steigung der geschätzten Regressionsfunktion b1 in Höhe von 0,05 ermittelt. Die durch die Regressionsfunktion abgebildete Renditeentwicklung der globalen Banken des Kulturclusters B im Zeitverlauf weist einen Regressionskoeffizienten von 0,06 auf. Die Renditeentwicklung erfolgt damit nahezu gleichläufig zu der Renditeentwicklung der Gesamtheit aller globaler Banken mit einem Regressionskoeffizienten b1 von 0,05. Der Regressionskoeffizient b1 für die globalen Banken, die auf Grund ihrer kulturellen Prägung dem Kulturbereich C zuzuordnen sind, ist mit einem Betrag von 0,02 deutlich geringer der für die Gesamtheit der globalen Banken ermittelte Regressionskoeffizient b1 von 0,04. Damit erfolgt die Renditeentwicklung der globalen Banken des Kulturclusters C nur halb so schnell wie die Renditeentwicklung, die die globalen Banken in ihrer Gesamtheit im Analysezeitraum erfahren.
Koeffizienten Standardfehler
t-Statistik
P-Wert
Untere 99,0% Obere 99,0%
Globale Banken des Kulturclusters A b0 b1
-1,5952 0,1055
0,2152 0,0021
-7,4118 51,1507
0,0000 2,2801E-108
-2,1555 0,1001
-1,0348 0,1109
-2,0551 34,7167
0,0413 3,5728E-81
-0,7845 0,0518
0,0924 0,0602
6,2706 23,7604
0,0000 4,2384E-57
0,3323 0,0184
0,8042 0,0229
Globale Banken des Kulturclusters B b0 b1
-0,3461 0,0560
0,1684 0,0016
Globale Banken des Kulturclusters C b0 b1
0,5682 0,0206
0,0906 0,0009
Tabelle F-16: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster A, B und C Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die gewonnenen empirischen Resultate für die globalen Banken des Kulturclusters A. Bis Mitte der neunziger Jahre verlaufen die Renditeentwicklungen der gesamten globalen Banken ebenso wie die der globalen Banken des Kulturclusters A sehr gleichläufig. Diese Analysephase entspricht den Anfangsjahren der Globalisierung in der Bankenbranche, in denen es gemäß den ermittelten Resultaten den globalen Banken des Kulturclusters A noch nicht ausreichend gelingt, die herkunftsbedingten Wettbewerbsvorteile für einen globalen Wettbewerb in messbaren Unternehmenserfolg umzusetzen. Erst mit fortschreitender Kennzeichnung des Bankenwettbewerbs durch die sich erhöhende Dynamik der Globalisierung greift der Einfluss der kulturellen Prägung, der die globalen Banken voneinander maßgeblich unterscheidet. Deutlich setzt sich in der grafischen Übersicht die Renditeentwicklung der globalen Banken, die kulturell durch die Clusterkategorie A geprägt sind, ab Mitte der neunziger Jahre von der Renditeentwicklung
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
197
der gesamten Vergleichsstichprobe aller globaler Banken ab. Die vorstehend durchgeführte Trendregression verdeutlicht diesen Zusammenhang, wonach die Trendgerade der kulturell gemäß Cluster A geprägten globalen Banken um 113% steiler ansteigt als die Regressionsgerade der globalen Vergleichsstichprobe.
2.500 25
1.500 15
1.000 10
500 5
05
04
Ja n
03
Ja n
02
Ja n
01
Ja n
00
Ja n
99
Ja n
98
Ja n
97
Ja n
96
Ja n
94
95
Ja n
Ja n
93
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
92
0 0 91
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
2.000 20
Wertentwicklung globaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters A Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters A
Abbildung F-5: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters A sowie der Gesamtheit globaler Banken Die Renditeentwicklung der globalen Banken des analysierten Kulturclusters A, die anhand vorstehender Graphik visualisiert wird, spiegelt ebenfalls die maßgeblichen makroökonomischen Einflüsse durch externe Schocks wider. So bremsen auch in dieser Teilanalyse die Asienkrise wie auch die Russlandkrise in den Jahren 1997/1998 die kontinuierlichen Wirtschaftszuwächse in der ersten Hälfte der neunziger Jahre. Das abrupte Absinken der Renditen in Folge dieser Wirtschaftskrisen zeichnet sich für die globalen Banken des analysierten Kulturclusters A dennoch in stärkerem Umfang ab als dies die komparative Betrachtung mit der Gesamtheit der globalen Banken belegt. Die Ursachen hierfür sind einerseits in den starken US-Dollar-Währungsturbulenzen begründet, die durch die im Vorfeld verstärkte weltweite Zuwendung der Anleger zu dieser Anlagewährung verursacht wurden. Zudem wurde vor allem das US-amerikanische Finanzsystem durch den Zusammenbruch des LTCM-Hedgefonds belastet. Stärker als die Benchmark der gesamten globalen Banken wird das betrachtete Kulturcluster auch in seiner Renditeentwicklung von den großen Bilanzskandalen wie beispielsweise Enron und WorldCom erschüttert, verdeutlicht durch ein massives Absinken der abgetragenen Kurve in vorstehender Abbildung ab der zweiten
198
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Jahreshälfte 2002. Die dem betrachteten Kulturcluster immanente Eigenschaft, bestehende Risiken bewusst einzugehen, lässt die analysierten Banken nach Überwinden der zentralen makroökonomischen Schocks dennoch beherzt an den weiteren globalen Entwicklungen der Finanzmärkte partizipieren. So begegnen die analysierten Banken dem einsetzenden Währungsverfall des Dollars ab 2002 mit einer erneuten Zuwendung zu Emerging Markets. Dies wird in der grafischen Abbildung der Renditeentwicklungen durch deutlich positive Renditen sowohl nach der Asien- und Russlandkrise sowie nach dem Platzen der Spekulationsblase deutlich. Ähnlich wie bei den kulturell geprägten globalen Banken des Kulturclusters A lässt sich für die analysierten Banken des Kulturclusters B in den Anfangsjahren der Globalisierung fast kein Unterschied in der Renditeentwicklung erkennen, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht. Leichte Divergenzen in der Renditeentwicklung zeichnen sich erst ab 1998 mit Ausbrechen der Asienkrise sowie der zeitlich verbundenen Russlandkrise ab. Im Gegensatz zu der Gesamtheit der globalen Banken ist das Kulturcluster B aufgrund der Verteilung seiner Wirtschaftssektoren weniger stark von der Asienkrise und ihren Auswirkungen auf Russland und Osteuropa betroffen, so dass die Renditeentwicklung dieser Analysegruppe deutlich positiv von der Vergleichsgruppe differiert, was sich in massiv steigenden Wertzuwächsen manifestiert.540 Erst die weltwirtschaftlichen Konsequenzen nach dem Ausdehnen der regionalen Krisen zu einer globalisierungsbedingt weltumspannenden Wirtschaftskrise zieht entsprechende ökonomische Implikationen für die Banken des Kulturclusters B in Form sinkender Renditen nach sich. Mit fortschreitender Globalisierung der Bankenbranche gelingt es der Gesamtheit der globalstrategisch ausgerichteten Banken, die dem Kulturbereich B zuzuordnen sind, einen nur leicht schnelleren Wertanstieg zu erzielen als es für die globalen Bankunternehmungen aller Kulturbereiche vereinigt möglich ist. Diese Divergenzen der Renditeentwicklungen in der zweiten Hälfte des Analysezeitraums erklären den um 13,11% steileren Anstieg der Regressionsgerade für die globalen Banken des Kulturclusters B als für die globale Vergleichsstichprobe.
540
Dieser Effekt wird insbesondere durch die französischen Banken, aber auch durch die belgischen Banken bedingt. So ist der Anteil der Industrie an der französischen Industrie seit 30 Jahren rückläufig. Heute beträgt er nur noch ein 20%, 1980 lag er noch bei rund 25%. Darüber hinaus zählt Frankreich, vor Griechenland, Luxemburg und Dänemark, zu den vier Ländern in der Europäischen Union, in denen das verarbeitende Gewerbe am wenigstens entwickelt ist. Genau diese Wirtschaftssektoren aber waren die Motivation für europäische Unternehmen, aufgrund der im Vergleich äußerst billigen Arbeitskräfte in den Tigerstaaten große Teile ihrer Fertigungen nach Asien auszulagern und von einer deutlichen Reduzierung der Lohnkosten zu profitieren.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
199
1.200 12 1.000 10 800 8 600 6 400 4 200 2
05
04
Ja n
03
Ja n
02
Ja n
01
Ja n
00
Ja n
99
Ja n
98
Ja n
Ja n
96
97
Ja n
95
Ja n
94
Ja n
93
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
92
0 0 91
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
1.400 14
Wertentwicklung globaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters B Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters B
Abbildung F-6: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters B sowie der Gesamtheit globaler Banken Anders als die globalen Banken der beiden ersten untersuchten Kulturbereiche setzen die divergierenden Renditeentwicklungen der untersuchten Banken des Kulturclusters C zu der Gesamtheit der globalen Banken bereits in den frühen neunziger Jahren ein und vergrößern sich erkennbar im Zeitverlauf, in dem die Bankenbranche von der Dynamik des globalen Wettbewerbs gezeichnet wird. Die kulturelle Prägung, die die untersuchten Banken des Kulturclusters C erfahren, scheint im Gegensatz zu den anderen beiden Kulturbereichen bei Banken die Entwicklung von für den globalen Wettbewerb relevanten Wettbewerbsvorteilen nur eingeschränkt zu ermöglichen und sie angemessen auf ein Ausdehnen ihrer Unternehmenstätigkeit auf die globale Ebene vorzubereiten. Mit fortschreitender Kennzeichnung des Bankenwettbewerbs durch die sich erhöhende Dynamik der Globalisierung greift der Einfluss der kulturellen Prägung, der die globalen Banken voneinander maßgeblich unterscheidet und verdeutlicht die Schwierigkeit für die Banken des Kulturbereichs C, auf Grund ihrer kulturellen Prägung in ausreichender Ausprägung notwendige und in messbaren Unternehmenserfolg umsetzbare Wettbewerbsvorteile für den globalen Wettbewerb zu entwickeln und zu behaupten.
200
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
1.200 12 1.000 10 800 8 600 6 400 4 200 2
05
04
Ja n
03
Ja n
02
Ja n
01
Ja n
00
Ja n
99
Ja n
98
Ja n
97
Ja n
96
Ja n
95
Ja n
94
Ja n
93
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
92
0 0 91
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
1.400 14
Wertentwicklung globaler Banken Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters C Trendgerade der Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters C
Abbildung F-7: Trendanalyse der Renditeentwicklung globaler Banken des «Kulturclusters C sowie der Gesamtheit globaler Banken Der vorstehende komparative Abbildung der Renditeentwicklung der analysierten globalen Bankunternehmungen und der globalen Banken des Kulturclusters C spiegelt ebenso wie die bislang dargelegten Analysen die Auswirkungen der zentralen makroökonomischen Schocks auf die betrachteten globalen Banken wider. So trägt die grafische Auswertung deutlich den Konsequenzen der Asienkrise Rechnung, die insbesondere die Banken des Kulturclusters C ökonomisch traf. Ab 1996 liefen die europäischen und hierbei in erster Linie die deutschen Banken sogar den Finanzinstituten Japans den Rang als größte Kreditgeber Südostasiens ab. Dies erläutert sowohl die starke Partizipation der globalen Banken des Kulturclusters C an dem massiven Ansteigen der Wachstumsraten der sogenannten Tigerstaaten in der Mitte der neunziger Jahre als auch das rapide Absinken der eigenen Renditeentwicklung mit Einsetzen der Wirtschaftskrise, gefolgt von den Auswirkungen der damit korrelierenden Russlandkrise. Während die Vergleichsgruppe der globalen Banken nach deutlich verzeichneter Renditeeinbrüche diese Krisen überwindet und mit kurzer zeitlicher Verzögerung ab der Jahresmitte 1999 wieder zu Steigerungen ihrer Börsenkurse zurückfindet, erholen sich die Wertsteigerungen im Kulturcluster C nur knapp auf das Niveau, das sie vor Ausbruch der Asienkrise erreichten. Nachhaltige Steigerungen der Börsenkurse lassen sich indes nicht erzielen. Die Renditen verzeichnen vielmehr eine Seitwärtsbewegung auf der Zeitachse, die erst durch die wirtschaftlichen Konsequenzen nach Platzen der Spekulationsblase ein Ende findet und in die Abwärtsbewegung der Renditeentwicklung analog der Gesamtheit der globalen Banken mit einstimmt. Während letztere nach dem Tiefpunkt zum Jahresende 2002 ab 2003 wieder massive Zuwächse ihrer Rendi-
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
201
ten verzeichnen, partizipieren die globalen Banken des betrachteten Kulturclusters C nur bedingt an diesen positiven Entwicklungen. Zusammenfassend lässt sich die komparative Analyse der globalen Banken des Kulturclusters C mit der Gesamtheit der globalen Banken in zwei Analyseperioden unterteilen, die sich zeitlich durch den makroökonomischen Schock der Asienkrise trennen lassen. Bis zu dem Ausbruch der Krise zeigen die Renditeentwicklungen beider Untersuchungsgruppen einen ähnlichen Verlauf, der lediglich in der Niveauhöhe des Wertverlaufs, nicht jedoch in der Dimension der zeitlichen Schwankungsbreiten differiert. Den negativen ökonomischen Konsequenzen begegnet das Kulturcluster aufgrund seiner vorab konstatierten ausgeprägten Unsicherheitsvermeidung mit einer starken Zurückhaltung weiterer Engagements. Dies manifestiert sich in der zweiten Analyseperiode in einer geringeren Partizipation sowohl an den positiven als auch negativen makroökonomischen Entwicklungen, die sich in höherem Maß in der globalen Vergleichsgruppe niederschlagen. Abgetragen in einer Übersichtsgrafik, in der die Renditeentwicklungen der globalen Banken unterschieden nach ihren drei Kulturzugehörigkeiten gegenübergestellt werden, wird die Bestätigung der Untersuchungshypothese zur Erfolgswirkung globaler Banken hinsichtlich ihrer Herkunftsabhängigkeit ersichtlich. Für die untersuchten globalen Banken lässt sich ein signifikanter Einfluss ihrer Zugehörigkeit zu Kulturbereichen auf ihren Unternehmenserfolg nachweisen. Demnach erzielen globale Banken aus Kulturbereichen mit günstigen Ausprägungen, wie sie im Kulturbereich A vorherrschen, höhere Renditen als globale Banken anderer Kulturbereiche im Zeitverlauf. Deutlich setzt sich in der grafischen Übersicht die Renditeentwicklung der globalen Banken, die kulturell durch die Clusterkategorie A geprägt sind, von den globalen Banken des Kulturbereichs B ab, deren Renditeentwicklung im Zeitverlauf eine um 88,31% höhere Steigung aufweist. Noch stärker wird der positive Einfluss der kulturellen Prägung für die globalen Banken des Kulturclusters A gegenüber den Banken des Kulturbereichs C deutlich. In diesem Vergleich weist die mittels linearer Regression ermittelte Trendgerade der Renditeentwicklung eine mehr als vierfach höhere Steigung auf. Die vergleichende Abbildung der Renditeentwicklungen der drei analysierten Kulturcluster verdeutlicht nochmals die unterschiedlichen kulturell bedingten Reaktionen auf die wesentlichen makroökonomischen Schocks, die letztlich alle betrachteten Banken betreffen. Aufgrund einer kulturell bedingten Prägung, bestehende Risiken bewusst in Kauf zu nehmen, lässt sich das Kulturcluster A nach Erleiden der Wirtschaftskrisen in Asien und Russland in seinem Verhalten nicht beeinflussen und partizipiert positiv wie negativ an den weiteren globalen Entwicklungen, verdeutlicht durch entsprechend große Schwankungsbreiten in der komparativen Betrachtung. Die beiden anderen Kulturcluster neigen kulturell beide in hohem Maße zur Vermeidung von Unsicherheiten, was im Nachgang zu den erlittenen
202
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
massiven ökonomischen Einbrüchen in 1998 zu einem risikovermeidenden Handeln führt. Dies manifestiert sich in Seitwärtsbewegungen ihrer Renditeentwicklung in den Folgejahren der Asien- und Russlandkrise, während das Kulturcluster A zeitgleich zwar volatilere, aber dennoch steigende Börsenkurse aufweist. Die kulturelle Prägung der analysierten Banken des Kulturclusters C, die wie vorstehend ausgeführt auf einem hohen Grad an Erfolgs- und Leistungsbezogenheit fußt und von dem Bedürfnis beherrscht wird, die Zukunft durch spezielle Regeln zu kontrollieren, lässt diese Banken im weiteren Verlauf der Untersuchungsperiode nur in sehr geringem Umfang zu den massiven Renditeentwicklungszuwächsen der übrigen globalen Banken beitragen. Auch in dieser Grafik sei nochmals auf den vorstehend erläuternden Effekt der fortschreitenden Globalisierungsbetroffenheit der Bankenbranche verwiesen. Die zunehmende Integration bislang voneinander unabhängiger nationaler wie auch internationaler Finanzmärkte zu einem einzigen weltumspannenden Markt lässt die unterschiedliche Eignung der globalen Wettbewerber sichtbar werden, mit der es ihnen gelingt, ihre bisherigen länderübergreifenden Engagements zu überdenken und derart auszurichten, um in einem sich verschärfenden globalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Angesichts des zu erwartenden weiteren Fortschreitens der Globalisierungsprozesse im Finanzsektor werden die unterschiedlich Eignungen der globalen Wettbewerber noch deutlicher werden und die kulturelle Prägung der einzelnen Banken in zunehmend höherem Maße über die Erfolgswirkung ihrer globalen Unternehmenstätigkeit entscheiden. Die Divergenz in der Renditeentwicklung zwischen globalen Banken aus Kulturbereichen mit günstigen Ausprägungen und den globalen Konkurrenten anderer Kulturbereiche kann sich, das Ausbleiben von unvorhersehbaren Trendbrüchen vorausgesetzt, im weiteren Zeitverlauf möglicherweise vergrößern.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
203
2.00020
1.50015
1.00010
500 5
04
03
02
01
00
99
98
05 Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
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Ja n
Ja n
Ja n
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94
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
91
0 0 Ja n
Kumulierte Renditeentwicklung (rebasiert auf 100)
2.50025
Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters A Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters B Wertentwicklung globaler Banken des Kulturclusters C
Abbildung F-8: Vergleichende Renditeentwicklung globaler Banken der Kulturcluster « A, B und C 7.
Test der Stammland-Hypothesen H7
Der Erfolg einer globalen Expansionsstrategie korreliert in hohem Maß mit notwendigen Rahmenbedingungen wie beispielsweise den vorhandenen Ressourcen, einem gewissen Grad an internationalem Engagement sowie einer grenzüberschreitenden Reputation der global tätigen Bank. Diese strategischen Erfordernisse variieren allerdings je nach Herkunftsland der einzelnen Unternehmungen zum Teil erheblich. Zudem sind die einzelnen Länder in sehr unterschiedlichem Ausmaß von der Globalisierung des Wettbewerbs betroffen. Gemäß den aus dem Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter abgeleiteten Ausführungen kann auf Grund stark divergierender Stammlandbedingungen nicht jede Bank die Aufnahme einer globalen Tätigkeit in messbaren Unternehmenserfolg umsetzen. Hieraus folgt die siebte Untersuchungshypothese. Stammland-Hypothese H7: Der Erfolg globaler Banken wird durch die Ausprägung ihrer Stammlandbedingungen geprägt. Globale Banken aus Ländern mit günstigen Stammlandbedingungen erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
204
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Abgeleitet aus der Analyse der Stammlandbedingungen für Bankunternehmungen, die im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit detailliert dargestellt werden, lassen sich die Herkunftsländer der betrachteten globalen Banken drei Länderclustern mit jeweils sehr vorteilhaften Stammlandbedingungen, vorteilhaften Stammlandbedingungen und unvorteilhaften Stammlandbedingungen zuordnen. Das Cluster der Herkunftsländer, die mit den vorteilhaftesten Stammlandbedingungen gemäß Porter aufwarten, umfasst für die vorliegende Untersuchung USA, Großbritannien und Schweiz. Angesichts der an die vorliegende Untersuchung gestellten statistischen Erfordernisse wird im weiteren Verlauf der Hypothesenprüfung mit Hinweis auf die geringe Anzahl globaler Banken, die in der Schweiz beheimatet sind, auf eine entsprechende Analyse ihrer Banken verzichtet.541 Die erste Sub-Hypothese lässt sich basierend auf diesen Restriktionen wie folgt formulieren. Stammland-Hypothese H7a: Globale Banken aus den Ländern USA und Großbritannien verfügen über sehr vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
Ebenso können aus Gründen der geforderten Datenverfügbarkeit aus dem Cluster der Länder mit vorteilhaften Stammlandbedingungen, das Kanada, Spanien, Frankreich, Deutschland und Belgien umfasst, die Länder Spanien, Deutschland und Belgien einer weiteren Auswertung nicht zugeführt werden. Für die weitere Überprüfung der Hypothesen auf der Analyseebene der Einzelländer lässt sich die zweite Sub-Hypothese ableiten.
541
Die Schweiz zeichnet sich nur durch zwei in diesen Ländern beheimatete globale Banken aus, während sieben globale Bankunternehmungen in den USA und sechs Banken in Großbritannien ihren Stammsitz verzeichnen. Die genaue Auflistung der Bankunternehmungen pro Land mit Namen und ISIN ist der Gesamtübersicht über die globale Untersuchungsstichprobe in Kapitel E III 1. a) der vorliegenden Arbeit zu entnehmen. Für die Überprüfung der Untersuchungshypothesen, die aus dem Wettbewerbsmodell für Nationen von Porter abgeleitet werden und auf der Analyseebene der Stammländer ansetzen, wird eine Mindestanzahl von vier Bankunternehmungen pro betrachtetem Land vorausgesetzt, um Eingang in die weitere Analyse zu finden. Die Niederlande, die gemäß der von Porter definierten und im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf die branchenspezifische Ebene heruntergebrochenen Stammlandbedingungen ebenfalls eine sehr vorteilhafte Ausgangsposition aufweisen, finden ebenfalls keine Berücksichtigung in die weiteren Hypothesenprüfungen, da sie bereits auf der vorgelagerten Untersuchungsebene der Kulturbereiche aus der Betrachtung fielen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
205
Stammland-Hypothese H7b: Globale Banken aus den Ländern Kanada und Frankreich verfügen über vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken aus USA und Großbritannien im Zeitverlauf. Im Vergleich zu globalen Banken anderer Länder verzeichnen sie jedoch eine höhere Renditeentwicklung im Zeitverlauf. Das Ländercluster, dem auf Grund einer unvorteilhaften Konstellation der relevanten Stammlandbedingungen für die Bankenbranche eine schlechte Erfolgsposition im globalen Wettbewerb zugeordnet wird, setzt sich in der vorliegenden Arbeit aus den Ländern Australien sowie Italien zusammen. In den weiteren Verlauf der Hypothesenprüfung gehen die beobachteten globalen Banken aus Italien ein, Australien erfüllt mit nur drei beheimateten Banken nicht die an die Untersuchung gestellten Anforderungen an die Datenverfügbarkeit und wird aus der Betrachtung genommen.542 Damit resultiert die dritte SubHypothese. Stammland-Hypothese H7c: Globale Banken aus Italien verfügen über unvorteilhafte Stammlandbedingungen. Sie erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken der anderen analysierten Länder im Zeitverlauf. Innerhalb des Länderclusters, das sich durch sehr vorteilhafte Stammlandbedingungen auszeichnet, ergibt die dynamische Trendanalyse für die Renditeentwicklung der USamerikanischen globalen Banken eine Schätzfunktion mit einem Regressionskoeffizienten b1 von 0,17 sowie für die globalen Banken aus Großbritannien einen Regressionskoeffizienten b1 von 0,99, die beide die positive Steigung der linearen Regressionsfunktionen belegen. Die hervorragende Regressionsgüte der Schätzfunktion für die US-amerikanischen Bankunternehmungen unterstreicht ein Bestimmtheitsmaß von 0,91, für die britischen Banken wird sogar ein Bestimmtheitsmaß, das wie eingangs dargelegt zwischen den Werten 0 und 1 normiert ist, von 0,95 erreicht. Die Renditeentwicklung der globalen USamerikanischen und britischen Banken im Zeitverlauf wird durch die vorstehend geschätzte Regressionsfunktion hervorragend abgebildet. Diese Bestätigung wird durch die ermittelte t-Teststatistik der Koeffizienten verstärkt. Der Absolutbetrag des empirischen t-Wertes temp für die globalen Banken aus USA übersteigt mit einem Wert von _41,28_ den theoretischen
542
Die durch das Wettbewerbsmodell für Nationen definierten Stammlandbedingungen weisen auch für die Bankenbranche von Japan eine unvorteilhafte Ausprägung auf. Die Begründung für den Verzicht auf eine weitere Hypothesenprüfung der globalen japanischen Banken erfolgt analog der Behandlung der nie derländischen Banken, die ebenfalls bereits auf der vorgelagerten Untersuchungsebene der Kulturberei che aus der Betrachtung fielen.
206
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
t-Wert tkrit 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%, so dass der Einfluss der unabhängigen Variablen Zeit auf die Renditeentwicklung dieser Banken als hoch signifikant zu erachten ist. Ein Standardfehler in Höhe von 0,40% für den Regressionskoeffizienten bestätigt als Gütemaß die hohe Eignung der Regressionsfunktion, als Modell die Realität zu erklären. Die entsprechenden Resultate des t-Testes für die globalen Banken der Untersuchungsstichprobe mit Stammsitz in Großbritannien bestätigen ebenfalls die hohe Güte des geschätzten Regressionskoeffizienten für ein Signifikanzniveau von 1% bei einem Standardfehler von gerade einmal 0,17%. Auch für die Stammländer von globalen Banken, die sich durch etwas weniger vorteilhafte Stammlandbedingungen als das erste Ländercluster oder durch eine Konstellation unvorteilhafter Stammlandbedingungen für die Bankenbranche auszeichnen, ergibt die Trendanalyse für die Renditeentwicklungen der zugehörigen globalstrategisch ausgerichteter Banken jeweils eine Regressionsfunktion von hoher Güte. Die gute Abbildung der Renditeentwicklung der betrachteten globalen kanadischen, französischen und italienischen Banken im Zeitverlauf durch die geschätzte Regressionsfunktion kann mittels der t-Teststatistik der Koeffizienten bestätigt werden. Absolutbeträge für die empirischen t-Werte temp von _29,39_ für die kanadischen, _30,87_ für die französischen Banken und _15,51_ für die italienischen Banken übersteigen den theoretischen t-Wert tkrit von 2,35 für ein Signifikanzniveau von 1%, so dass der Einfluss der unabhängigen Variablen Zeit auf die Renditeentwicklung dieser Banken als hoch signifikant zu bewerten ist. Standardfehler in Höhe von 0,21% bzw. 0,15% bzw. 0,08% für die Regressionskoeffizienten runden die hohe Validität der Schätzung ab. Die entsprechenden Bestimmtheitsmaße belegen die hohe Güte der Regressionsfunktion in ihrer Gesamtheit und belaufen sich für die kanadischen und französischen Banken auf 0,83 bzw. 0,84 bzw. auf immerhin 0,57 für die italienischen Banken. Die Regressionskoeffizienten b1 der jeweils geschätzten Regressionsfunktionen belegen mit Werten von 0,06 für kanadische Banken und mit 0,05 für französische Banken die positive Steigung der Renditeentwicklungen sowie mit 0,01 für italienische Banken die vergleichsweise schwächere Steigung der Trendgeraden. Die im Rahmen der linearen Regressionsanalyse ermittelten statistischen Prüfgrößen der globalen Überprüfung der Regressionsfunktion sind den Folgenden Tabellen detailliert zu entnehmen.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
207
Regressions-Statistik USA Bestimmtheitsmaß Standardfehler Beobachtungen
0,9054 2,7913 180
Großbrit. 0,9515 1,1624 180
Kanada 0,8291 1,4961 180
Frankreich
Italien
0,8426 1,0685 180
0,5746 0,5327 180
Tabelle F-17: Teststatistik der linearen Regression der Renditeentwicklung globaler Banken ausgewählter Stammländer Quadratsumme
Mittlere Quadratsumme
Globale US-amerikanische Banken Regression Residuen Gesamt
13278,3514 1386,8890 14665,2404
13278,3514 7,7915
4716,0092 240,5154 4956,5247
4716,0092 1,3512
1933,0857 398,4343 2331,5200
1933,0857 2,2384
1088,0289 203,2116 1291,2404
1088,0289 1,1416
68,2387 50,5186 118,7573
68,2387 0,2838
Globale britische Banken Regression Residuen Gesamt Globale kanadische Banken Regression Residuen Gesamt Globale französische Banken Regression Residuen Gesamt Globale italienische Banken Regression Residuen Gesamt
Tabelle F-18: Zerlegung der Gesamtstreuung zur Prüfung der Regressionsfunktion der Renditeentwicklung globaler Banken ausgewählter Stammländer
208
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Die detaillierten Werte für den theoretischen t-Wert tkrit sind in der Folgenden Tabelle zusammengefaßt. Koeffizienten Standardfehler
t-Statistik
P-Wert
Untere 99,0% Obere 99,0 %
Globale US-amerikanische Banken b0 b1
-1,8863 0,1653
0,4178 0,0040
-4,5143 41,2820
0,0000 4,3593E-93
-2,9742 0,1549
-0,7983 0,1757
0,1740 0,0017
-5,4696 0,0000 59,0780 6,8824E-119
-1,4048 0,0942
-0,4987 0,1029
0,2240 0,0021
-4,4586 29,3871
0,0000 3,3743E-70
-1,5817 0,0575
-0,4154 0,0687
0,1599 0,0015
-2,6663 30,8714
0,0084 2,1909E-73
-0,8429 0,0433
-0,0100 0,0513
0,0797 0,0008
6,1826 15,5060
0,0000 7,1954E-35
0,2854 0,0099
0,7007 0,0138
Globale britische Banken b0 b1
-0,9518 0,0985
Globale kanadische Banken b0 b1
-0,9986 0,0631
Globale französische Banken b0 b1
-0,4265 0,0473
Globale italienische Banken b0 b1
0,4931 0,0118
Tabelle F-19: Teststatistik des t-Tests zur Prüfung der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung globaler Banken ausgewählter Stammländer Der Vergleich der mittels linearer Regression geschätzten und als hoch signifikant bestätigten Regressionskoeffizienten bestätigt vollumfänglich die eingangs postulierte zentrale Untersuchungshypothese, wonach globale Banken mit günstigen Stammlandbedingungen für die Bankenbranche im Untersuchungszeitraum höhere Renditen erzielen als globale Banken anderer Länder. Die hieraus abgeleiteten Sub-Hypothesen H7a, H7b und H7c postulieren eine Ranking der Renditeentwicklungen globaler Banken, das von globalen US-amerikanischen und britischen Banken aufgrund der vorteilhaftesten Stammlandbedingungen angeführt wird. Globale Banken, deren Stammsitz in den Ländern Kanada und Frankreich angesiedelt ist, weisen Renditeentwicklungen auf, die sich unterhalb der Trendentwicklung für die erstgenannten beiden Länder befinden und die dennoch schneller anwachsen als dies für die übrigen globalen Banken konstatiert werden kann, im vorliegenden Fall globalstrategisch ausgerichtete italienische Bankunternehmungen. Letztere weisen im Gesamtvergleich aller globalen Banken die geringsten Renditen im Zeitverlauf aus.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
209
In der Tat verzeichnen die globalen Banken der begünstigten Länder USA und Großbritannien mit Regressionskoeffizienten b1 von 0,17 sowie 0,10 die höchste Renditeentwicklung im Vergleich zu den übrigen untersuchten Bankunternehmungen und bestätigen die Gültigkeit der Sub-Hypothese H7a, globale Banken aus den Ländern USA und Großbritannien erzielen aufgrund ihrer sehr vorteilhaften Stammlandbedingungen höhere Renditen als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf. Die globalen Banken aus Kanada und Frankreich weisen im Vergleich zu vorstehenden Bankunternehmungen geringere Regressionskoeffizienten auf: 0,06 für Kanada und 0,05 für Frankreich. Ihre Renditeentwicklungen verlaufen damit langsamer im Zeitverlauf der Analyseperiode als die der vorstehend genannten Banken, aber dennoch schneller als die Renditeentwicklung der globalen italienischen Banken, die sich durch einen statistisch gesicherten Regressionskoeffizienten von 0,01 auszeichnen und damit das geringste Wachstum der Börsenkurse im gesamten Vergleich unter allen untersuchten globalen Bankunternehmungen aufweisen. Hieraus leitet sich die Bestätigung der Sub-Hypothese H7b sowie der Sub-Hypothese H7c ab. Zusammenfassung der Regressionskoeffizienten Global USA gesamt Global Großbritannien gesamt Global Kanada gesamt Global Frankreich gesamt Global Italien gesamt
0,1653 0,0985 0,0631 0,0473 0,0118
Tabelle F-20: Vergleich der Regressionskoeffizienten der Renditeentwicklung globaler Banken ausgewählter Stammländer Die Übertragung der absoluten Zahlen der Wertsteigerungen der globalen Banken im Zeitverlauf in eine Matrix der relativen Wertsteigerungen belegt die große Spannbreite zwischen den Renditeentwicklungen der globalstrategisch ausgerichteten Banken begünstigter Länder im Vergleich zu den übrigen Ländern. So weisen beispielsweise die USamerikanischen Banken, die gemäß den von Porter definierten und im Rahmen der vorliegenden Untersuchung für die Branchenbetrachtungsebene ausgearbeiteten Stammlandbedingungen eine gute Ausgangsposition für die Globalisierung aufweisen, eine mit 432% über vierfach höhere Renditeentwicklung auf als die global tätigen Wettbewerber aus Italien, denen nach Porter für den globalen Wettbewerb unvorteilhafte Stammlandbedingungen zugeschrieben werden.
210
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
y
Relative Wertsteigerung in % (x>y)
Global Kanada gesamt
x
Global Frankreich gesamt
162% 56%
Global USA gesamt Global Großbrit. gesamt
Global Italien gesamt
249% 108%
1295% 731%
Tabelle F-21: Vergleich der relativen Wertsteigerungen globaler Banken ausgewählter Stammländer Die nachfolgende grafische Zusammenfassung der gewonnenen empirischen Resultate unterstreicht die Gültigkeit der eingangs postulierten Untersuchungshypothesen auf der Analyseebene der Einzelländer. Deutlich setzten sich in der grafischen Übersicht die Renditeentwicklungen der einzelnen Ländergruppen gemäß den definierten Stammlandclustern voneinander ab. Während italienische Banken als Herkunftsland mit den ungünstigsten Stammlandbedingungen eine flache Entwicklung ihrer Renditen Regressionsfunktion aufweist, nähern sich die Kurven der kumulierten Renditen des zweiten Clusters mit guten Stammlandbedingungen (Kanada und Frankreich) sehr stark aneinander an. Positiv im Sinne der höchsten Renditeentwicklungen setzten sich die globalen USamerikanischen und britischen Banken deutlich von den übrigen Wettbewerbern ab. Ihnen gelingt es, ihre auf Grund sehr vorteilhafter Stammlandbedingungen generierten nationalen Wettbewerbsvorteile im globalen Wettbewerb tatsächlich in realisierte Wettbewerbsstärken und einen damit einhergehenden Unternehmenserfolg zu transformieren.
2.500 25 2.000 20 1.500 15 1.000 10
der der der der der
globaler globaler globaler globaler globaler
05
04
Ja n
03
Ja n
02
Ja n
01
Ja n
00
Ja n
99
Wertentwicklung Wertentwicklung Wertentwicklung Wertentwicklung Wertentwicklung
Ja n
98
Ja n
97
Ja n
96
Ja n
95
Trendgerade Trendgerade Trendgerade Trendgerade Trendgerade
Ja n
Ja n
Ja n
Ja n
94
b 93
0 Ja n
0
92
5
Ja n
500
91
Kumulierte Wertentwicklung (rebasiert auf 100)
3.000 30
US-amerikanischer Banken britischer Banken kanadischer Banken französischer Banken italienischer Banken
Abbildung F-9: Vergleichende Analyse der Renditeentwicklung globaler Banken «ausgewählter Stammländer
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
II.
211
Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Überprüfung der im theoriebasierten Teil der vorliegenden Arbeit generierten Untersuchungshypothesen zur Erfolgswirkung global tätiger Bankunternehmungen führte zu empirischen Ergebnissen, die für nahezu alle generierten Hypothesen durch ein hohes Signifikanzniveau überzeugten und damit in hohem Maß erwartungsgetreu ausfielen. Die Untersuchung hat das gesteckte Forschungsziel damit in vollem Umfang erreicht. Die folgende Tabelle fasst die Resultate für den gesamten Untersuchungszeitraum auf der Basis aller durchgeführten Hypothesentests nochmals zusammen.
Globalisierungstheorie
Untersuchungshypothese
Analyseergebnis
Statische Rendite-Hypothese H1: Eklektischer Ansatz
Globale Banken sind erfolgreich und erzielen eine positive Rendite.
9
Dynamische Rendite-Hypothese H2: Eklektischer Ansatz
Globale Banken erzielen eine positive Renditeentwicklung im Zeitverlauf.
9
Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3: Eklektischer Ansatz
Globale Banken erzielen eine höhere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf.
9
Inverse Rendite-Hypothese im nationalen Vergleich H3-1: Prinzipal-Agent-Theorie
Eklektischer Ansatz/ Prinzipal-Agent-Theorie
Globale Banken erzielen eine geringere Renditeentwicklung als nationale Banken im Zeitverlauf.
Risiko-Hypothese H4: Globale Banken sind in höherem Maß risikobehaftet als nationale Banken.
9
Performance-Hypothese H5: Eklektischer Ansatz
Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken.
-1
Inverse Performance-Hypothese H5 : Prinzipal-Agent-Theorie
Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist geringer als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken.
-
1)
212
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Globalisierungstheorie
Untersuchungshypothese
Analyseergebnis
Kulturbereichs-Hypothese H6: Transnationale Lösung
Der Erfolg globaler Banken wird durch ihre Zugehörigkeit zu Kulturbereichen geprägt. Globale Banken eines Kulturbereichs erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken eines anderen Kulturbereichs im Zeitverlauf.
9
Stammland-Hypothese H7: Wettbewerbsmodell für Nationen
Der Erfolg globaler Banken wird durch die Ausprägung ihrer Stammlandbedingungen geprägt. Globale Banken aus Ländern mit günstigen Stammlandbedingungen erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
9
Stammland-Hypothese H7a: Wettbewerbsmodell für Nationen
Globale Banken aus den Ländern USA und Großbritannien verfügen über sehr vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine höhere Renditeentwicklung als globale Banken anderer Länder im Zeitverlauf.
9 2)
Stammland-Hypothese H7b:
Wettbewerbsmodell für Nationen
Globale Banken aus den Ländern Kanada und Frankreich verfügen über vorteilhafte Stammlandbedingungen und erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken aus USA und Großbritannien im Zeitverlauf. Im Vergleich zu globalen Banken anderer Länder verzeichnen sie jedoch eine höhere Renditeentwicklung im Zeitverlauf.
9 3)
Stammland-Hypothese H7c: Wettbewerbsmodell für Nationen
Globale Banken aus Italien verfügen über unvorteilhafte Stammlandbedingungen. Sie erzielen eine geringere Renditeentwicklung als globale Banken der anderen analysierten Länder im Zeitverlauf.
9 4)
Tabelle F-22: Zusammenfassung der empirischen Untersuchungsergebnisse mit:
9 1) 2)
3)
4)
Das positive Ergebnis beruht auf einem Verwerfen der Nullhypothese. Das negative Ergebnis beruht auf einer Nullhypothese, die nicht verworfen werden konnte. Die Überprüfung dieser Hypothese entfiel aus der Untersuchung. Die Überprüfung der Hypothese für die Stammländer Schweiz und Niederlande entfiel aus Gründen der Datenanforderung. Die Überprüfung der Hypothese für die Stammländer Spanien, Deutschland, Belgien und Japan entfiel aus Gründen der Datenanforderung. Die Überprüfung der Hypothese für das Stammland Australien entfiel aus Gründen der Datenanforderung.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
III.
213
Interpretation der Ergebnisse
Basierend auf den durchgeführten statischen und dynamischen Analysen zur PerformanceMessung und statistischen Signifikanzüberprüfungen lassen sich zentrale Schlussfolgerungen zur Auswirkung einer globalen Unternehmenstätigkeit auf den Unternehmenserfolg generieren sowie herkunftsbedingte Einflüsse der untersuchten Bankunternehmungen im globalen Wettbewerb feststellen. Zwischen 1991 und 2005 weisen die als global eingestuften Bankunternehmungen eine signifikant positive Rendite auf. Trotz der Unsicherheit der Umweltzustände, unter denen die globalen Banken ihre Entscheidung über die Aufnahme einer globalen Unternehmenstätigkeit treffen, gelingt es ihnen, ihr Know-how und ihre Ressourcen effizient einzusetzen und die aufgrund verschiedener Faktorbedingungen abweichenden Attraktivitätsgrade ihrer Standorte zur Sicherung ihres langfristigen Unternehmenserfolges zu nutzen. Auch eine dynamische Betrachtung über den gesamten Analysezeitraum von 15 Jahren belegt eine steigende Renditeentwicklung der untersuchten globalen Banken im Zeitverlauf. In einem verschärften globalen Wettbewerb, der sich mit einer beachtlichen Dynamik im internationalen Kontext vollzieht, gelingt ihnen die zunehmend globalstrategische Ausrichtung, um den grenzüberschreitenden Wettbewerbserfordernissen gerecht zu werden und erfolgreich bestehen zu können. Die zentrale Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit, ob Wettbewerbsvorteile aus der weltweiten Ausdehnung der Unternehmenstätigkeit generierbar und in messbaren Unternehmenserfolg umsetzbar seien, muss aufgrund der durchgeführten statistischen Auswertungen eindeutig bejaht werden. Global tätigen Banken gelingt es, eine im Zeitverlauf der Untersuchungsperiode von 15 Jahren doppelt so schnelle Wertsteigerung zu erzielen als es nationalen Banken im gleichen Analysezeitraum möglich ist. Diese Erkenntnis widerlegt für die Bankenbranche mögliche Zweifel an der bestehenden Globalisierungseuphorie, die sowohl die theoretischen als auch die praxisorientierten Veröffentlichungen zur Thematik nachhaltig prägen. Deutlich zeichnet sich in der Analyse der Trend ab, wonach es globalen Banken mit fortschreitender Globalisierung der Bankenbranche zunehmend besser gelingt, die auf Grund ihrer globalstrategischen Ausrichtung generierten Wettbewerbsvorteile in messbaren Unternehmenserfolg umzuwandeln und sich gegenüber den Banken erfolgreich abzusetzen, die angesichts ihrer nationalen Aufstellung im globalen Wettbewerb benachteiligt zu sein scheinen. Hinweise für die Relevanz Prinzipal-Agent-theoretischer Probleme, wonach globale Banken eine geringere risikokompensierte Rendite aufweisen als nationale Banken, konnten indes in keinem signifikanten Ausmaß wahrgenommen werden. Eine mögliche Erklärung könnte darin zu sehen sein, dass der Anreiz von Führungskräften, ineffiziente globale Un-
214
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
ternehmensaktivitäten auszuführen, in der Praxis keine so starke Ausprägung erfährt, wie dies von der Principal-Agent-Theorie angenommen wird. Denkbar wäre auch, dass derartige Anreize zwar existieren, die Handlungsspielräume, die es dem Management erlauben, Entscheidungen gegen die Aktionärsinteressen durchzusetzen, allerdings nicht ausreichen, um losgelöst von Effizienzkriterien globale Investitionen zu tätigen. Dies lässt sich wiederum auf möglicherweise zu geringe Informationsvorsprünge der Führungskräfte im Vergleich zu den Aktionären oder auf drohende Sanktionierungen durch den Markt für Unternehmenskontrolle zurückführen.543 Ebenso bestätigt die Untersuchung eine höhere Risikobehaftung der globalen Banken gegenüber der nationalen Vergleichsstichprobe. Die quantitativen Auswertungen belegen, dass sich die globale Geschäftstätigkeit im Untersuchungszeitraum als risikoanfälliger herausstellt als die Tätigkeit auf dem angestammten Heimatmarkt, der sich im Wesentlichen auf eine wirtschaftlich, rechtlich, politisch und kulturell bekannte Ebene erstreckt. Der gegenläufige risikoreduzierende Effekt, der auf Grund der geografischen Diversifikation der Unternehmenstätigkeit eine stabilisierende Wirkung auf den Erfolg globaler Banken ausübt, überkompensiert die genannten risikosteigernden Effekte nicht. Dennoch gelingt es globalen Banken nicht, trotz einer signifikant höheren Renditeentwicklung als ihre nationalstrategisch ausgerichteten Wettbewerber das hohe Ausmaß der Risikobehaftung ihrer globalen Tätigkeit auszugleichen. Die risikoadjustierte Renditeentwicklung globaler Banken ist im Betrachtungszeitraum folglich höher als die um das Risiko bereinigte Renditeentwicklung nationaler Banken. Mit fortschreitender Dynamik der Globalisierungsprozesse in der Bankenbranche ist allerdings ein kontinuierliches Absinken des Risikos globaler Banken und ein Angleichen an das Risikoausmaß national tätiger Banken zu erwarten, so dass von einer im Zeitablauf immer erfolgreicheren Positionierung der globalen Banken gegenüber den nationalen Banken im Sinne einer risikoadjustierten Renditeentwicklung auszugehen ist. Das eindeutige Ergebnis hinsichtlich des feststellbaren Unternehmenserfolgs globaler Bankunternehmungen rechtfertigt als Ausgangspunkt weiterer Forschungstätigkeiten eine vertiefende Analyse des Unternehmenserfolgs globaler Banken durch mögliche Herkunftseinflüsse dieser Bankunternehmungen in Anlehnung an die zu Beginn der vorliegenden Arbeit formulierten Forschungsfragen. In der Tat wird der Erfolg globaler Banken nachweislich durch ihre Herkunft geprägt, die in der vorliegenden Untersuchung definitoriVFK DOV Ä=XJHK|ULJNHLW ]X HLQHP .XOWXUEH UHLFK³E]ZÄ%H]XJ]XHLQHP6WDPPODQG³DEJHOHLWHWZLUG 543
Vgl. Glaum (1996), S. 305 f.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
215
Eine Aufteilung der globalen Stichprobe nach ihrer Kulturzugehörigkeit erbringt in der Tat einen sehr deutlichen Nachweis der Kulturbezogenheit des Globalisierungserfolges. Die Aggregation der einzelnen Länder zu Kulturbereichen mittels statistisch anerkannter Clustermethoden sowie die Zuordnung der untersuchten Banken zu diesen definierten Kulturbereichen weist eine hohe Heterogenität hinsichtlich der Renditeentwicklung zwischen den betrachteten Bankclustern auf. Globale Banken aus Kulturbereichen mit offensichtlich günstigen Ausprägungen erzielen höhere Renditen als globale Banken anderer Kulturbereiche im Zeitverlauf. So offenbart jener Kulturbereich den höchsten Erfolg, der die Einzelländer USA, Kanada, Australien und Großbritannien auf sich vereint, gefolgt von dem Kulturbereich, dem die belgischen, französischen und spanischen Banken angehören. Die analysierten Banken des dritten Kulturbereichs, dem die deutschen, italienischen und Schweizer Vertreter zuzuordnen sind, bildeten das Schlusslicht beim Vergleich der Renditeentwicklungen über den gesamten 15jährigen Untersuchungszeitraum auf globaler Ebene. Auch bei diesen Auswertungen manifestiert sich der vorstehend dargestellte Effekt der fortschreitenden Globalisierungsbetroffenheit der Bankenbranche. Die zunehmende Integration bislang voneinander unabhängiger nationaler wie auch internationaler Finanzmärkte zu einem einzigen weltumspannenden Markt lässt die unterschiedliche Eignung der globalen Wettbewerber erst im Zeitlauf deutlicher sichtbar werden, mit der es ihnen gelingt, ihre bisherigen länderübergreifenden Engagements derart auszurichten, um in einem sich verschärfenden globalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Die kulturelle Prägung der einzelnen Banken entscheidet mit fortschreitender Dynamik des Globalisierungsprozesses in zunehmend höherem Maß über die Erfolgswirkung ihrer globalen Unternehmenstätigkeit. Die Divergenz in der Renditeentwicklung zwischen globalen Banken aus Kulturbereichen mit günstigen Ausprägungen und den globalen Konkurrenten anderer Kulturbereiche wird sich, das Ausbleiben von unvorhersehbaren Trendbrüchen vorausgesetzt, perspektivisch im weiteren Zeitverlauf deutlich vergrößern. Eine Aufteilung der globalen Banken nach ihrem Stammland als zweiter der beiden zu Grunde gelegten Arbeitsdefinitionen des AspektV GHU Ä+HUNXQIW³ HUEULQJW HEHQIDOOV GHQ Nachweis einer deutlichen Prägung des Unternehmenserfolgs durch die Herkunft der Banken. Das Forschungsanliegen dieser Analysen zielt auf die Beantwortung der Frage, ob der beobachtete Erfolg globaler Banken aus verschiedenen Herkunftsländer auf vorteilhafte respektive unvorteilhafte Bedingungen im jeweiligen Stammland zurückzuführen und damit eine Länderbezogenheit des Erfolgs globaler Bankunternehmungen identifizierbar sei. Gemäß der insbesondere von Porter vertretenen Sichtweise bestimmt eine branchenabhängige Konstellation von vier Determinanten des Stammlandes die Erfolgsposition einer Un-
216
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
ternehmung im globalen Wettbewerb. Basierend auf den bankspezifischen Stammlandbedingungen erbringen die quantitativen Auswertungen über die gesamte Analyseperiode für alle analysierten Stammlandcluster eine hohe Übereinstimmung. So stellen Länder mit sehr vorteilhaften Stammlandbedingungen wie USA und Großbritannien in der Tat auch die erfolgreichsten globalen Banken im Sinne der höchsten Renditeentwicklungen. Ihnen gelingt es, ihre auf Grund sehr vorteilhafter Stammlandbedingungen generierten Wettbewerbsvorteile im globalen Wettbewerb tatsächlich in realisierte Wettbewerbsstärken und einen damit einhergehenden Unternehmenserfolg zu transformieren. Ebenso spiegeln sich mittlere Ausprägungen der betrachteten Stammlanddeterminanten auch in mittleren Platzierungen im eingangs erwähnten Länderranking wieder: Kanada, Spanien und Frankreich. Auch die als unvorteilhaft eingestufte Stammlandausstattung Italiens findet ihre Entsprechung in einem im globalen Vergleich unterdurchschnittlichen Unternehmenserfolg italienischer Bankunternehmungen. Warum Banken auch dann globale Aktivitäten forcieren, wenn sie nicht über die erforderlichen nationalen Wettbewerbsvorteile verfügen, kann zahlreiche Ursachen haben. Denkbar sind, um nur einige Gründe zu nennen, beispielsweise unterschiedlich eng definierte Handlungsspielräume der Entscheidungsträger an der Unternehmensspitze, aber auch länderabhängige Bedeutungen des jeweiligen Aktienmarktes, die Rolle der Banken, der Streuungsgrad der Aktien sowie ein von Land zu Land variierender Wirkungsgrad des Marktes für Unternehmenskontrolle, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit einen maßgeblichen Einfluss auf die Resultate einer kapitalmarktbasierten Analyse nehmen können.544 Als Fazit bleibt hinsichtlich der Bestimmung des Einflusses der Herkunft auf den Globalisierungserfolg der analysierten Banken festzuhalten, dass trotz der Entstehung eines weitgehend integrierten weltumspannenden Finanzmarktes und der damit verbundenen Vermutung von globalen Akteuren auf diesem Markt noch eine deutliche Abhängigkeit dieser globalen Banken von ihrer Herkunft und der dort herrschenden Rahmenbedingungen feststellbar ist. Vom Heimatland losgelöste, herkunftsunabhängige globale Bankunternehmungen sind noch Ausnahmeerscheinungen. So es denn globale Finanzmärkte gibt, werden diese meist nicht von globalen Banken im Sinne einer entwurzelten, dezentralen Organisationsstruktur ohne deutlichen nationalen Schwerpunkt bedient. Erst wenn die Globalisierung so weit fortgeschritten ist, dass Veränderungen im Herkunftsland keinen anderen
544
In jüngster Zeit zeichnet sich verstärkt eine Abnahme der Bedeutung der Stammlanddeterminanten ab zu Gunsten eines zunehmenden Einflusses des strategischen Verhaltens der einzelnen Banken. So kann es auch dann zum Aufbau starker Wettbewerbspositionen in Geschäftsfeldern kommen, wenn es die Ausprägungen der Stammlandbedingungen gemäß der Porter-These nicht begründen. Diese Entwicklung zeigt sich beispielsweise im Private Banking, wo historisch etablierte Banken aus bestimmten Ländern, beispielsweise der Schweiz, zunehmend gegen eine bedeutende und erfolgreiche Konkurrenz, beispielsweise aus den USA, anzukämpfen haben.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
217
Effekt auf die globale Geschäftstätigkeit haben als Veränderungen in vergleichbaren anderen Ländern, kann von einer tatsächlich globalen Bank gesprochen werden.545 IV.
Kritische Würdigung der empirischen Untersuchung
Die kritische Würdigung der empirischen Untersuchung gliedert sich in zwei Teile. Es ist in einem ersten Schritt die Frage zu stellen, ob der gewählte Forschungsansatz überhaupt dazu geeignet ist, den Ansprüchen des Forschungsstandes sowie der Forschungsadressaten gerecht zu werden. Des Weiteren ist zu analysieren, in wie weit die Messmethodik einer intersubjektiven Kritik standhält. Eine kritische Betrachtung der gewählten, hoch quantitativen Vorgehensweise offenbart in der Tat einige bestehende Nachteile:
x
Aus der Menge möglicher Erklärungsfaktoren greift die Arbeit die Globalisierung als isoliert betrachteten Erklärungsfaktor für den Unternehmenserfolg auf. Eine Aufspaltung des Globalisierungsphänomens in seine Teilaspekte, wie beispielsweise organisationstheoretische, führungstheoretische- und integrationsorientierte Faktoren, wird im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit nicht unternommen. Die Extraktion möglicher Einzelfaktoren des als äußerst komplex einzustufenden Globalisierungsphänomens ist als wesentlicher Forschungsfokus für weitere Studien anzusehen.
x
Die Untersuchung ist auf den rein finanztheoretischen Globalisierungserfolg aus Sicht der Investoren gerichtet. Andere Erfolgskriterien wie beispielsweise die Mitarbeiter und Kundenzufriedenheit, die Dienstleistungsqualität oder die Zeitdauer des Globalisierungsprozesses bleiben indes unberücksichtigt. Es handelt sich vor diesem Hintergrund um eine rein monokausale Analyse der renditebasierten Renditeentwicklung als Gradmesser für den Unternehmenserfolg globalstrategisch ausgerichteter Bankunternehmungen.
x
Das Verständnis für den konkreten Einzelfall kann durch die Abstraktion sowie die verschiedenen Stufen der Aggregation verloren gehen. Gezielte Einzelfallstudien werden im Rahmen der Untersuchung nicht vorgenommen.
x
Die Ergebnisse dürfen auf Grund der bankspezifisch formulierten Erfolgshypothesen sowie des Stichprobendesigns nur für die Bankenbranche verallgemeinert werden.
x
Die Untersuchungsergebnisse eines auf Vergangenheitsdaten basierenden Forschungsansatzes könnten für die Zukunft erheblich an Aussagekraft verlieren, wenn die Ent-
545
Hill formuliert die Prognose, dass ein zunehmendes Fortschreiten der Globalisierung der Bankenbranche die Bedeutung der Stammlandbedingungen, wie dies die Porter-These begründet, schwinden lässt. Vgl. Hill et al. (1995), S. 83.
218
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
wicklung der wirtschaftlichen Erfolgsposition einer Bankunternehmung aufgrund einer komplexen Umweltdynamik künftig nicht in gleicher Richtung verläuft.546 Bezogen auf die Investitionsentscheidung eines Anlegers ist festzustellen, dass die ex post gemessene Performance kein geeignetes Kriterium für die Anlageentscheidungen darstellt.547
x
Weitere Kritikpunkte setzen an der Übertragung der Messmethodik auf globale Stichproben im Vergleich zu nationalen Stichproben an. Während sich die Berechnung von Renditen noch relativ unproblematisch gestaltet, ergeben sich bei den Verfahren der Risiko- und Performance-Berechnung durch die Währungs- und Indexproblematik einige Einschränkungen für die praktische Anwendbarkeit.548 Insbesondere die in der empirischen Untersuchung durchgeführte Berechnung eines weltweiten risikolosen Zinses entspricht einem rein theoretischen Konstrukt. Seine Verwendung erweist sich nur dann als zweckmäßig, wenn er den Anforderungen an einen repräsentativen Maßstab genügt.
Zur Rechtfertigung des gewählten Forschungsansatzes und der Messmethodik sind den genannten Kritikpunkten jedoch zahlreiche Argumente entgegenzuhalten:
x
Die Konzentration auf ein partialanalytisches Modell stellt eine allgemein typische Problemlösung für eine noch junge Wissenschaft wie das internationale Management dar.
x
Die finanzorientierte Vorgehensweise leistet einen beachtlichen Beitrag zur Quantifizierung des Unternehmenserfolgs globaler Banken. Eine besondere Rolle kommt hierbei vor allem den auf kapitalmarkttheoretischen Grundlagen fußenden Instrumenten der Performance-Messung zu, die eine Operationalisierung der Erfolgsgrößen ermöglichen.
x
Darüber hinaus wird auf Grund der Konzeption der Untersuchung als Längsschnittstudie der langfristigen Erfolgsorientierung der betrachteten Stichprobe Rechnung getragen. Ebenso berücksichtigt werden querschnittsbezogene Aspekte, indem unterschiedliche Bankunternehmungen zu einem bestimmten Zeitpunkt untersucht werden,
546
Vgl. Choi (1997), S. 28 f.
547
Zur Konstanz der Performance von Investmentfonds als originärem Anwendungsbereich der Performance-Messung vgl. Wittrock (1996b), S. 246 ff. Die in der Vergangenheit erwirtschaftete Performance ist aus Sicht der Anleger dennoch von besonderer Bedeutung. So zeigen zahlreiche Studien, dass Investoren ihre Anlageentscheidungen zumindest partiell auf Vergangenheitsdaten stützen. Vgl. als Beispiel Oehler (1994), S. 952.
548
So ist zu beachten, dass bei der Bewertung globaler, in die gemeinsame Vergleichswährung umgerechneter Samples auch die Währungsgewinne in den Renditen enthalten sind. Zudem treten bei globaler Betrachtung der Risiken zusätzliche Faktoren wie Währungsrisiken und unterschiedliche Inflationsraten auf, die in ausreichendem Maße berücksichtigt werden müssen. Vgl. hierzu sehr ausführlich die Darstellung der Problematik bei Roßbach (1991), S. 189.
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
219
um innerhalb des Samples die Abhängigkeit des Unternehmenserfolgs vom Ausmaß der Globalisierung darstellen zu können.549
x
Über die komparativen Aussagen hinaus bestehende Trends werden mittels der Methodik der Zeitreihenanalyse untersucht, um der konstatierten Dynamik des globalen Wettbewerbs der Finanzmärkte in der empirischen Untersuchung angemessen Rechnung zu tragen.
x
Der hypothesenbasierte Forschungsansatz und die anschließende Überprüfung der statistischen Signifikanz erlauben eine Verallgemeinerung der Untersuchungsergebnisse auf die Grundgesamtheit aller global agierenden Banken weltweit. Ein vergleichbarer Deduktionsschluss ist bei einer Analyse von Fallstudien kaum möglich.
x
Angesichts der prinzipiell bestehenden Schwierigkeit, Einflussfaktoren des Unternehmenserfolges zu identifizieren und zu quantifizieren ist eine Analyse der Wirkung der Globalisierung auf den Erfolg von Bankunternehmungen im gleichen Ausmaß von dieser Problematik gezeichnet. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse über einen meist statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Globalisierung und Unternehmenserfolg können allerdings als ermutigender Ausgangspunkt für weiterführende, detaillierte empirische Studien gewertet werden.
Die vorliegende Arbeit versteht sich damit nur als erster Schritt im Hinblick auf eine Erforschung des Erfolgs globaler Unternehmungen, insbesondere des Erfolgs globaler Banken.
549
Eine kritische Abwägung der methodischen Eigenschaften von Längs- und Querschnittsuntersuchungen findet sich bei Daumenlang (1989), S. 319 ff.
Schlussbetrachtung
G
221
Schlussbetrachtung und Implikationen für die weitere theoretische und empirische Forschung
Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der theoretischen und empirischen Beantwortung der Frage nach dem Erfolg der Globalisierung von Bankunternehmungen. Die aktuellen wirtschaftlichen, aber auch wissenschaftlichen Entwicklungen legen eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Thematik nahe. So wirft die insbesondere in der Theorie propagierte Konzentration auf Kerngeschäftsfelder die berechtigte Frage auf, ob die in der Praxis vorgenommenen geographischen Expansionsaktivitäten mit dem Ideal einer ÄVFKODQNHQ³8QWHUQHKPXQJ]XYHUHLQEDUHQVHLHQ550 'LH YRUOLHJHQGH 8QWHUVXFKXQJ ]HLJW GDVV VLFK die Globalisierung der Märkte und des Wettbewerbs, verstanden als die Gestaltung der länderübergreifenden Marktbearbeitung XQG8QWHUQHKPHQVIKUXQJDXFKLQGHU%DQNHnbranche als ein unverkennbarer Trend darstellt, hervorgerufen durch makroökonomische und technologische Konvergenzen, einem raschen Anstieg der Finanzinnovationen sowie einem Wandel der Kundenbedürfnisse. 'LH WKHRUHWLVFKH $XIDUEHLWXQJ GHV 8QWHUVXFKXQgsziels erweist sich vor dem Hintergrund des noch recht unerforschten Gebiets der branchenspezifischen Globalisierungsthematik umso schwieriger, als in der Literatur bislang nur wenige Teilaspekte dieses Forschungsgebietes, noch dazu aus einer rein konzeptionellen Perspektive, beleuchtet wurden. Weitere erhebliche wissenschaftliche Defizite bestehen zudem hinsichtlich einer empirischen Konfrontation der bisher vorwiegend auf theoretischer Ebene bearbeiteten Thematik des globalen Wettbewerbs. Eine eingehende kritische Diskussion der wesentlichen theoretischen Konzeptionen des globalen Wettbewerbs im Grundlagenteil der vorliegenden Arbeit identifiziert die dargestellten Ansätze als geeignet, Aussagen hinsLFKWOLFK GHU (UIROJVZLUNXQJ JOREDOHU 8QWHU nehmungen generieren zu können: der Eklektische Ansatz nach Dunning, die PrinzipalAgent-Theorie, die transnationale Lösung nach Bartlett/Ghoshal sowie das Wettbewerbsmodell für Nationen nach Porter. Diese branchenübergreifend formulierten theoretischen Ansätze können nach einer eingehenden Herausarbeitung der Charakteristika von Bankunternehmungen auf die branchenspezifische Analyseebene übertragen werden. Der damit ermöglichte Beitrag zur Erklärung des Erfolgs globaler Bankunternehmungen erlaubt die Ableitung zahlreicher, für die weitere empiriscKH8QWHUVXFKXQJUHOHYDQWHU(UIROJVK\SRWKH sen, die sowohl auf weltweiter Ebene als auch auf kultur- und länder-spezifischer Ebene ansetzen.
550
Vgl. Glaum (1996), S. 299.
222
Schlussbetrachtung
Auf Basis der breit angelegten, theoretischen Fundierung sowie der durchgeführten Hypothesenüberprüfungen ergeben sich hoch signifikante Schlussfolgerungen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Globalisierungsphänomen und dem Unternehmenserfolg. So weisen globale Banken einen höheren Unternehmenserfolg auf als nationale Banken, gemessen auf Basis der Renditeentwicklung. Dieses eindeutige Ergebnis, das sich sowohl in einer statischen Analyse über den gesamten Untersuchungszeitraum als auch in einer dynamischen Zeitreihenanalyse gewinnen lässt, rechtfertigt eine weitergehende Untersuchung des Unternehmenserfolgs globaler Banken, um die zu Beginn der vorliegenden Arbeit formulierte Forschungsfrage nach herkunftsbedingten Einflüssen hinsichtlich des Erfolgs von Bankunternehmungen im globalen Wettbewerb zu beantworten. Eine Aufteilung der globalen Stichprobe nach ihrer Kulturzugehörigkeit als einer möglichen Interpretation des Herkunftsbegriffes erbringt in der Tat einen sehr deutlichen Nachweis der Kulturbezogenheit des Globalisierungserfolges. Diese äußert sich nach der Zuordnung der untersuchten Banken zu den definierten Kulturbereichen in einer hohen Heterogenität hinsichtlich der Renditeentwicklung zwischen den betrachteten Bankclustern. Trotz der Verzahnung bislang weitgehend isolierter Finanzmärkte zu einem nahezu integrierten Weltmarkt sowie der damit einhergehenden weltweiten Ausdehnung der Unternehmenstätigkeiten der untersuchten Banken muss folglich von einer hohen Dominanz der kulturellen Prägung durch die Herkunft der einzelnen Banken ausgegangen werden. Auch die eingangs formulierte Forschungsfrage nach einem möglichen Stammlandbezug des beobachteten Erfolgs globaler Banken als zweite mögliche Interpretation des Herkunftsbegriffes kann mittels der eingesetzten Analysemethoden deutlich bejaht werden. Der konstatierte Nachweis der Länderbezogenheit des Globalisierungserfolgs manifestiert sich deutlich in vorhandenen Renditeunterschieden zwischen den globalen Banken der einzelnen Länder. In allen analysierten Fällen zeigt sich eine hohe Übereinstimmung zwischen dem Grad der Vorteilhaftigkeit der untersuchten Stammlandbedingungen und dem Erfolg der untersuchten Banken im globalen Wettbewerb. Unstrittig gilt der Finanzsektor als einer jener Wirtschaftsbereiche, in denen die Globalisierung wie vorstehend ausgeführt am weitesten fortgeschritten ist. Die hieraus abzuleitende Erwartung, dass die globalstrategisch ausgerichteten Banken als Akteure auf diesen Finanzmärkten besonders globale Unternehmungen seien, wurde durch die Analyse des Herkunftsbezugs dieser Banken in weiten Teilen widerlegt. Vom Heimatland losgelöste, herkunftsunabhängige globale Bankunternehmungen sind noch Ausnahmeerscheinungen. Die tatsächliche Globalität der Bankunternehmungen erscheint angesichts dieser Forschungsergebnisse in der Tat strittig. Bislang werden globale Finanzmärkte meist nicht von globalen Banken im Sinne einer entwurzelten, dezentralen Organisationsstruktur ohne
Schlussbetrachtung
223
deutlichen nationalen Schwerpunkt bedient. Erst wenn die fortschreitende Globalisierung an einen Punkt gelangt, dass Veränderungen im Herkunftsland keine andere Auswirkung auf die globale Geschäftstätigkeit haben als Veränderungen in vergleichbaren anderen Ländern, kann eine Bank tatsächlich als global bezeichnet werden. Im Rahmen der umfangreichen empirischen Untersuchung können indes keine deutlichen Hinweise für die Dominanz Prinzipal-Agent-theoretischer Probleme bei der Globalisierung von Bankunternehmungen wahrgenommen werden. Dies könnte darin begründet sein, dass der Anreiz von Führungskräften, ineffiziente globale Unternehmensaktivitäten auszuführen, in der Praxis keine so starke Ausprägung erfährt, wie dies von der Prinzipal-AgentTheorie angenommen wird. Denkbar wäre allerdings auch, dass derartige Anreize zwar durchaus bestehen, die Handlungsspielräume, die es dem Management erlauben, Entscheidungen gegen die Aktionärsinteressen durchzusetzen, allerdings zu eng definiert sind, um globale Investitionen zu tätigen, die eine aus Effizienzgründen angemessene Dimension überschreiten. Insgesamt kann festgehalten werden, dass das formulierte Forschungsziel der vorliegenden Arbeit, eine theoretische Aufarbeitung und empirische Fundierung des Untersuchungskomplexes zu leisten, erreicht wurde. Auf Grund der hier dokumentierten Ergebnisse zeigen sich jedoch zahlreiche Möglichkeiten für weitere Erklärungsansätze auf. Die vorliegende Arbeit ist damit nur als erster Schritt im Hinblick auf eine Erforschung des Unternehmenserfolgs von global tätigen Unternehmungen, insbesondere von Banken, zu verstehen. Obwohl sich die gesamte Untersuchung auf eine vergleichsweise hohe Anzahl von Beobachtungen über einen langen Beobachtungszeitraum stützt und damit eine hohe Repräsentativität gegeben ist, lassen sich auf Grund der branchenspezifischen Einschränkung des Stichprobendesigns höchstens Indizien für andere Branchen ableiten. Insbesondere eine verbesserte Datenbasis durch eine Ausdehnung der Analyse auf weitere Branchen könnte die mit dieser Analyse erbrachten Indizien zu Erkenntnissen werden lassen. Die Wissenschaft sollte hierin eine Aufforderung sehen, durch verstärkte Forschungsaktivitäten auf diesem noch recht jungen und unerforschten Gebiet ihrer entscheidungsunterstützenden Aufgabe gegenüber der Praxis gerecht zu werden. Als weitere Implikation für die Forschung ist die eingehende Analyse des herkunftsspezifischen Einflusses des Globalisierungserfolgs zu sehen. So ist beispielsweise die Frage nach den Gründen zu stellen, weswegen Bankunternehmungen aus bestimmten Ländern häufiger als Banken aus andern Ländern auch dann globale Unternehmensaktivitäten forcieren, wenn sie nicht über die erforderlichen nationalen Wettbewerbsvorteile verfügen. In künftigen Arbeiten sollten auch die Möglichkeiten der Messung des Globalisierungsgrades eingehender diskutiert werden, da in Abhängigkeit der Messung dieser kritischen
224
Schlussbetrachtung
Variablen mit unterschiedlichen Resultaten hinsichtlich des Erfolgs globaler Unternehmungen zu rechnen ist. Erst dann kann ein im Sinne des theoretischen und empirischen Erkenntnisgewinns unabdingbarer Vergleich der wissenschaftlichen Arbeiten sichergestellt werden.
Anhang
H I:
225
Anhang Risikolose Zinssätze
Die jeweils national gültigen risikolosen Zinssätze wurden durch folgende nationalen Geldmarktzinssätze abgebildet. Australien Belgien Deutschland Frankreich Großbritannien Italien
Japan Kanada Niederlande Schweiz Spanien USA
1-Monats AUSIB (Australia Inter-Bank offered Rate) 1-Monats-Euro-Franc Middle Rate 1-Monats-FIBOR (Franfurt Interbank offered Rate) bis 12/1998, 1-Monats-EURIBOR (Euro Interbank offered Rate) ab 01/1999 1-Monats-PIBOR (Paris Inter-Bank offered Rate) bis 12/1998, 1-Monats-EURIBOR (Euro Interbank offered Rate) ab 01/1999 1-Monats LIBOR (London Interbank offered Rate) 1-Monats-ATIC bis 03/1993, 1-Monats ITIB ab 04/93 bis 12/1998, 1-Monats-EURIBOR (Euro Interbank offered Rate) ab 01/1999 1-Monats Inter-Banken Rate 1-Monats Treasury Bills 1-Monats AIBOR (Amsterdam Interbank offered Rate) bis 12/1998, 1-Monats-EURIBOR (Euro Interbank offered Rate) ab 01/1999 1-Monats ZRC - SNB - Bid Rate 1-Monats ESIW 1-Monats US EURO$ Deposits
Tabelle H-1: Liste der verwendeten risikolosen Zinssätze
226
Anhang II:
Anhang
Liste der nationalen Banken Name der Globalen Bank
ISIN
Land
Abbey National
GB0000044551
Großbritannien
Adelaide Bank
AU000000ADB5
Australien
Aichi Bank
JP3103000000
Japan
Akita Bank
JP3107600003
Japan
Alliance & Leicester
GB0000386143
Großbritannien
Almanij
BE0003703171
Belgien
Amsouth Bancorp
US0321651020
USA
Aomori Bank
JP3106000007
Japan
Asahi Bank
JP3112200005
Japan
Assd. Bancorp
US0454871056
USA
Astoria Financial Corp.
US0462651045
USA
Awka Bank
JP3126800006
Japan
Banca Agricola Mantovana
IT0000064698
Italien
Banca Andalucia
ES0113140133
Spanien
Banca Antonveneta S.P.A. AZIONI
IT0003270102
Italien
Banca Atlantico
ES0113180337
Spanien
Banca Carige
IT0003211601
Italien
Banca Carige S.P.A.
IT0003308878
Italien
Banca Chiavari
IT0000064680
Italien
Banca de Valencia
ES0113980330
Spanien
Banca de Vasconia
ES0113997136
Spanien
Banca Desio Brianza
IT0001041000
Italien
Banca Finnat Euramerica S.P.A. AZIONI
IT0000088853
Italien
Banca Galicia
ES0113515136
Spanien
Banca Guipuzcoano
ES0113580122
Spanien
Banca Lombarda
IT0000062197
Italien
Banca Monte dei Pasci
IT0001334587
Italien
Banca Nazionale Lavoro
IT0001254884
Italien
Banca Pastor
ES0113770236
Spanien
Banca Pop. Etruria E Lazio SCRL AZIONI
IT0000060878
Italien
Banca Popolae Sondrio
IT0000784196
Italien
Banca Popolare Adriatico
IT0001033841
Italien
Banca Popolare Commerciale Industriale
IT0000064193
Italien
Banca Popolare di Bergamo
IT0000064409
Italien
Banca Popolare die Verona
IT0001065215
Italien
Banca Popolare Emilia Romagna
IT0000066123
Italien
Banca Popolare Espanol
ES0113790234
Spanien
Banca Popolare Intra
IT0000064441
Italien
Banca Popolare Lodi
IT0000064300
Italien
Banca Popolare Milano
IT0000064482
Italien
Banca Popolare Novara
IT0000064508
Italien
Banca Toscana
IT0000064631
Italien
Banca Zaragozano
ES0114050331
Spanien
Anhang
227
Banche Popolari Unite S.C.R.L.
IT0003487029
Italien
Banco de Castille
ES0113243135
Spanien
Banco de Sabadell S.A. ACCIONES
ES0113860532
Spanien
Bancorpsouth
US0596921033
USA
Banesto
ES0113440038
Spanien
Bank of America
US0605051046
USA
Bank of Fukuoka
JP3804000002
Japan
Bank of Hawaii Corp.
US0625401098
USA
Bank of Ikeda
JP3132400007
Japan
Bank of Iwate
JP3152400002
Japan
Bank of Japan
JP3699200006
Japan
Bank of Kansai
JP3227600008
Japan
Bank of Kyoto
JP3251200006
Japan
Bank of Nagoya
JP3648800005
Japan
Bank of New York
US0640571024
USA
Bank of Okinawa
JP3194600007
Japan
Bank of Queensland
AU000000BOQ8
Australien
Bank of Ryukyus
JP3975000005
Japan
Bank of Saga
JP3315200000
Japan
Bank of Western Australia
AU000000BWA5
Australien
Bank of Yokohama
JP3955400001
Japan
Bank One
US06423A1034
USA
Bank Sarasin
CH0002267737
Schweiz
Bankgesellschaft Berlin
DE0008023227
Deutschland
Bankinter
ES0113679338
Spanien
Banque Cantonale Vaudoise
CH0004091317
Schweiz
Banque de la Reunion S.A. ACTIONS
FR0000039612
Frankreich
Banque Nationale Belgique
BE0003008019
Belgien
Baselland Kantonalbank
CH0001473559
Schweiz
Basler Kantonalbank
CH0009236461
Schweiz
Bayerische Hypotheken- und Vereinsbank
DE0008022005
Deutschland
BB & T
US0549371070
USA
Bendigo Bank
AU000000BEN6
Australien
Berner Kantonalbank
CH0009691608
Schweiz
BHF-Bank
DE0008025008
Deutschland
BHW-Holding
DE0005223903
Deutschland
BIM
IT0000074077
Italien
BIPOP CARIRE
IT0001464921
Italien
Biwako Bank
JP3800500005
Japan
BNC.CDT.BALEAR
ES0113381133
Spanien
BOK FINL.
US05561Q2012
USA
Bradford & Bingley
GB0002228152
Großbritannien
Canadian Western Bank
CA13677F1018
Kanada
Capitol Federal Financial
US14057C1062
USA
Cassa Risparmio di Firenze
IT0001000725
Italien
Charter One Financial
US1609031000
USA
Chiba Bank
JP3511800009
Japan
Chiba Kogyo Bank
JP3512200001
Japan
228
Anhang
Chikuho Bank
JP3507800005
Japan
Chugoku Bank
JP3521000004
Japan
Chukyo Bank
JP3520000005
Japan
CIC
FR0005025004
Frankreich
Citizen Bank of Mississippi
US1744201096
USA
City National
US1785661059
USA
Colonial Bancgroup
US1954933099
USA
COM.BANC.
US2005191067
USA
Comerica
US2003401070
USA
Coml. Federal
US2016471045
USA
Commerce Bancshares
US2005251036
USA
Commonwealth Bank of Australia
AU000000CBA7
Australien
Compass Bancshares
US20449H1095
USA
COOP Bank
CH0012111511
Schweiz
Credit Agricole Mut. du Nord de France
FR0000185514
Frankreich
Credit Agricole Ile-de-France
FR0000045528
Frankreich
Credito Artigano
IT0001070769
Italien
Credito Bergamasco
IT0000064359
Italien
Credito Emiliano S.P.A. AZIONI
IT0003121677
Italien
Credito Valtellines
IT0000064516
Italien
Cullen Bankers
US2298991090
USA
Daisan Bank
JP3483400002
Japan
Daishi Bank
JP3483800003
Japan
DEPFA-Bank
DE0008047002
Deutschland
Deutsche Postbank Ag
DE0008001009
Deutschland
DEXIA
BE0003796134
Belgien
Dime Bancorp
US25429Q1022
USA
Downey Financial
US2610181057
USA
Dundee Bancorp
CA2649011095
Kanada
East West Bankcorp INC
US27579R1041
USA
EFG International
CH0022268228
Schweiz
EGG
GB0006105281
Großbritannien
Ehime Bank
JP3166400006
Japan
Eighteenth Bank
JP3392200006
Japan
Eurohypo AG
DE0008076001
Deutschland
Fifth Third Bancorp
US3167731005
USA
First Horizon National
US3205171057
USA
First Midwest Bancorp
US3208671046
USA
First Virginia Banks
US3374771034
USA
Firstmerit Corporation
US3379151026
USA
Fleetboston Financial
US3390301089
USA
Fukui Bank
JP3803600000
Japan
Fukuoka City Bank
JP3804200008
Japan
Fulton Financial Pennsylania
US3602711000
USA
Golden State Bancorp
US3811971023
USA
Golden West Finl. Corp.
US3813171069
USA
Gunma Bank
JP3276400003
Japan
Hachijuni Bank
JP3769000005
Japan
Anhang
229
HBOS
GB0030587504
Großbritannien
Hibernia
US4286561026
USA
Higashi Nippon Bank
JP3783470002
Japan
Higo Bank
JP3783800000
Japan
Hiroshima Bank
JP3797000001
Japan
Hokkaido Bank
JP3847400003
Japan
Hokkoku Bank
JP3851400006
Japan
Hokuetsu Bank
JP3841000007
Japan
Howa Bank
JP3840500007
Japan
Hudson City Bancorp
US4436831071
USA
Hudson United Bancorp
US4441651043
USA
Huntington Bancshares
US4461501045
USA
Hyakugo Bank
JP3793800008
Japan
Hyakujushi Bank
JP3794200000
Japan Deutschland
IKB Deutsche Industriebank
DE0008063306
Indymac Bankcorp
US4566071001
USA
Inependence Community Bank
US4534141043
USA
Interbanca
IT0000064946
Italien
Iyo Bank
JP3149600003
Japan
Joyo Bank
JP3394200004
Japan
Juroku Bank
JP3392600007
Japan
Kagawa Bank
JP3206400008
Japan
Kagoshima Bank
JP3207800008
Japan
KAS-Associatie
NL0000362648
Niederlande
Keiyo Bank
JP3281600001
Japan
Keycorp
US4932671088
USA
Kita-Nippon Bank
JP3238200004
Japan
Kumamoto Family Bank
JP3267400004
Japan
Kyushu Bank
JP3245200005
Japan
Laurentian Bank Canada
CA51925D1069
Kanada
Legg Mason Canada Holding
CA52465S1074
Kanada
Luzerner Kantonalbank
CH0011693600
Schweiz
M&T Banking
US55261F1049
USA
Marshall & Ilsley
US5718341002
USA
0HGLREDQFD±%&$&UHG)LQ63$$=,21,
IT0000062957
Italien
Meliorbanca
IT0001346268
Italien
Mellon Financial
US58551A1088
USA
Mercantile Bank
US5874051015
USA
Michinoku Bank
JP3888000001
Japan
Mie Bank
JP3881200004
Japan
Minami-Nippon Bank
JP3905900001
Japan
Minato Bank
JP3905850008
Japan
0LWVXELVKL8IM)LQO*US,1&
JP3902900004
Japan
Miyazaki Bank
JP3908000007
Japan
Musashino Bank
JP3912800004
Japan
Nagano Bank
JP3648300006
Japan
Nanto Bank
JP3653400006
Japan
1DWH[LV%DQTXH3RSXODLUH
FR0000120685
Frankreich
230
Anhang
National Bank of Canada
CA6330671034
Kanada
National City
US6354051038
USA
National Commerce Financial
US63545P1049
USA
Neue Aargauer Bank
CH0003977193
Schweiz
New York Community Bank
US6494451031
USA
Nishi-Nippon Bank
JP3658000009
Japan
North Fork Bancorp
US6594241050
USA
Northern Rock
GB0001452795
Großbritannien
Northern Trust
US6658591044
USA
Ogaki Kyoritsu Bank
JP3176000002
Japan
Oita Bank
JP3175200009
Japan
Old National Bancorp Indiana
US6800331075
USA Deutschland
Oldenburgische Landesbank
DE0008086000
Park National
US7006581075
USA
Peoples Bank
US7101981022
USA
PNC Financial Services
US6934751057
USA
Provident Financial Group
US7438661057
USA
Regions Financial
US7589401006
USA
Regions Financial Corp.
US7591EP1005
USA
Resona Holdings INC.
JP3500610005
Japan
Rolo Banca 1473
IT0001070405
Italien
Roslyn Bancorp
US7781621070
USA
Rothschild
CH0001347498
Schweiz
Royal Bank of Canada Quebec
CA7800877481
Kanada
San-In Godo Bank
JP3324000003
Japan
Sapporo Hokuyo Holdings INC.
JP3320950003
Japan
Senshu Bank
JP3424200008
Japan
Seventy Seven Bank
JP3352000008
Japan
Shiga Bank
JP3347600003
Japan
Shikoku Bank
JP3350000000
Japan
Shimizu Bank
JP3358400004
Japan
Shinkin Central Bank
JP3429200003
Japan
Shizuoka Bank
JP3351200005
Japan
Sky Financial Group
US83080P1030
USA
Slades Ferry Bancorp
US8308961064
USA
SOUTH FINL GROUP INC.
US8378411057
USA
Southtrust
US8447301016
USA
Sovereign Bank
US8459051087
USA
St. Galler Kantonalbank
CH0011484067
Schweiz
St. George Bank
AU000000SGB0
Australien
Sumitomo Trust & Banking Co. LTD.
JP3405000005
Japan
Suncorp-Metway
AU000000SUN6
Australien
Suntrust Banks
US8679141031
USA
Suruga Bank
JP3411000007
Japan
Synovus Financial
US87161C1053
USA
Taiko Bank
JP3441600008
Japan
TCF Financial
US8722751026
USA
TD Banknorth INC.
US87235A1016
USA
Anhang
231
The Tottori Bank
JP3628600003
Tochigi Bank
JP3627800000
Japan
Toho Bank
JP3601000007
Japan
Tokushima Bank
JP3624400002
Japan
Tokyo Star Bank LTD.
JP3578800009
Japan
Tokyo Tomin Bank
JP3587000005
Japan
Tomato Bank
JP3630500001
Japan
Towa Bank
JP3622400004
Japan
Trustmark
US8984021027
USA
UFJ Holdings
JP3944300007
Japan
Unicredito Italiano S.P.A. AZIONI
IT0000064839
Italien
Unionbancal
US9089061009
USA
US Bancorp
US9029733048
USA
Valiant
CH0006315789
Schweiz
Valley National Bank
US9197941076
USA
Van Lanschot
NL0000302636
Niederlande
Vontobel
CH0012335540
Schweiz
Wachovia
US9299031024
USA
Washington Federal
US9388241096
USA
Washington Mutual INC.
US9393221034
USA
Webster Financial
US9478901096
USA
Wells Fargo & Co.
US9497461015
USA
Westamerica Bancorp
US9570901036
USA
Whitney Holding
US9666121036
USA
Wilmington Trust
US9718071023
USA
Yamagata Bank
JP3934800008
Japan
Yamaguchi Bank
JP3935200000
Japan
Yamanashi Chuo Bank
JP3942000005
Japan
Zions Bancorp
US9897011071
USA
Zuger Kantonalbank
CH0001308904
Schweiz
Tabelle H-2: Liste der nationalen Banken
Japan
232
Anhang
Anhang III: Überblick über die Sharpe Ratios aller Länder Italien Sharpe-Ratio (globale Banken) durchschn. Überschussendite (globale Banken) Sharpe-Ratio (nationale Banken) durchschn. Überschussendite (nationale Banken) Anzahl Beobachtungen Korrelationskoeffizient 3 12 6 12 T Prüfgröße (z) Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
0,1630 0,0085 0,1741 0,0052 180 0,7458 0,0006 0,0000 0,4173 2,3262 Australien
Sharpe-Ratio (globale Banken) durchschn. Überschussendite (globale Banken) Sharpe-Ratio (nationale Banken) durchschn. Überschussendite (nationale Banken) Anzahl Beobachtungen Korrelationskoeffizient 3 12 6 12 T Prüfgröße (z) Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
0,1700 0,0089 0,1863 0,0056 180 0,7458 0,0007 0,0000 0,4173 2,3262 Spanien
Sharpe-Ratio (globale Banken) durchschn. Überschussendite (globale Banken) Sharpe-Ratio (nationale Banken) durchschn. Überschussendite (nationale Banken) Anzahl Beobachtungen Korrelationskoeffizient 3 12 6 12 T Prüfgröße (z) Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
0,1660 0,0087 0,1794 0,0054 180 0,7458 0,0007 0,0000 0,4173 2,3262 Großbrit.
Sharpe-Ratio (globale Banken) durchschn. Überschussendite (globale Banken) Sharpe-Ratio (nationale Banken) durchschn. Überschussendite (nationale Banken) Anzahl Beobachtungen Korrelationskoeffizient 3 12 6 12 T Prüfgröße (z) Kritischer F-Wert bei einseitigem Test
Tabelle H-3: Liste der Sharpe Ratios
0,1677 0,0088 0,1824 0,0055 180 0,7458 0,0007 0,0000 0,4173 2,3262
Frankreich 0,1866 0,0097 0,2151 0,0065 180 0,7458 0,0009 0,0000 0,4173 2,3262 Kanada 0,1933 0,0101 0,2268 0,0068 180 0,7458 0,0010 0,0000 0,4173 2,3262 Schweiz 0,2199 0,0115 0,2731 0,0082 180 0,7458 0,0013 0,0000 0,4173 2,3262 Niederlande 0,1945 0,0102 0,2288 0,0069 180 0,7458 0,0010 0,0000 0,4173 2,3262
Belgien 0,1914 0,0100 0,2235 0,0067 180 0,7458 0,0009 0,0000 0,4173 2,3262 Japan 0,2403 0,0126 0,3085 0,0093 180 0,7458 0,0016 0,0000 0,4173 2,3262
Literaturverzeichnis
I
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