This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Makedonen< nannten«, so daß diese Bezeichnung Hamans und daher die Zusätze überhaupt nicht aus Ägypten-Alexandrien stammen konnten, sondern an unserer Stelle der Ausdruck eines tiefen Fremdenhasses auf seiten der Juden sein dürften. Die gleiche Bezeichnung findet sich auch in E 10.14. An letzterer Stelle wird ihm auch untergeschoben, daß er die persische Herrschaft habe an die Mazedonier bringen wollen. Ob sich hier noch die unglücklich für die Perser ausgegangenen Kriege unter Xerxes
geehrt vor dem König. (Jener) trachtete danach, dem Mardochai und seinem Volk wegen der beiden königlichen Eunuchen Böses zu tunbc •
3. Das Ausmordungsdekret des Artaxerxes B 1-7 Die Abschrift des Briefes ist hier (gegeben): »Der Groß könig Artaxenes a schreibt folgendes an die Landesgouverneure und an die unterstellten Bezirksleiterb in den von Indienc bis Athiopiend sich erstreckenden einhundertsiebenundzwanzige Ländern: 2. Als Herrschera vieler Völker und 1
gegen Europa widerspiegeln? Näher liegt anzunehmen, daß die Zeit Alexanders des Großen hier eine Spiegelung erfahren hat. b) Das ist im Zusammenhang des griechischen Textes nur der Anfang der Feindschaft des Haman gegen Mardochai und die Juden. Sie erfährt dann in der Verweigerung der Proskynese vor Haman durch Mardochai ihre dramatische Steigerung. Der Anfang der Judenfeindlichkeit ist also keine Vorwegnahme und damit Schwächung des literarischen Motivs, sondern dient einer wirkungsvollen dramatischen Steigerung der Handlung. Freilich wird dadurch auch eine rationale Begründung für den Judenhaß des Haman gegeben. Er ist durch den Tod der Eunuchen und durch das Scheitern ihres Anschlages auf den König um eine Möglichkeit gebracht, sich des Thrones zu bemächtigen. Dann wird ihm persönlich die Erfüllung eines königlichen Befehls, eben jene Proskynese, verweigert. Freilich verliert durch jene erste Begründung des Judenhasses dieser seine eigentlich irrationale Ursprünglichkeit, daß Haman nur wegen Verweigerung der Proskynese Mardochai und sein Volk zu vernichten trachtete. c) Der l!-Text fügt hinzu t5ton dVTJeiD-TJaav, desgleichen TI »qui fuerant interfecti«. 1 a) @L Aaaviieor;. Zu Großkönig siehe zu A 1. b) @L aarecinat;; für ro:n:aexatr; im obigen Text. c) Die gleiche Angabe in Est 1,1; 8,9; hebr höddii. Nach Herodot VII, 9.65 gehörten die Inder zu den den Persern unterworfenen Völkern. Gedacht ist wohl an das nordwestliche vom Indus bewässerte indische Gebiet. In 1 Makk 8,8 als Ostgrenze auch des Seleukidenreiches genannt. d) Herodot VII 69 werden äthiopische Truppen als Kampfkontingente im Heer des Xerxes aufgeführt. Entweder nach alttestamentlichem Sprachgebrauch Nubien, das als eins der Weitenden aufgefaßt wurde (Gen 2,13, so auch sicher Est 1,1), oder wie im NT Act 8,27 das seit etwa 300 v. ehr. selbständige südöstliche Nubien (vgl. BHH I, 147). e) Die Zahl 127 auch Est 1,1. Dan 6,2 dagegen 120, @ daselbst 127. Das hebräische Äquivalent für xwea dürfte medinä sein, das in Esr 2,1 Judäa als Teil der Satrapie Syrien, Phönizien, Zypern bezeichnet. Dann würde die Zahl 127 sich von den zahlreichen, in den Satrapien zusammengefaßten Ländern verstehen, und die Landesgouverneure würden etwa dem persischen pt1!hä - dieser Titel auf dem 1961 in Ramat Rahel aufgefundenen Siegel aramäisch als Pahwa - entsprechen, während die Bezirksleiter wiederum den kleinsten politischen Einheiten der seleukidischen Satrapien entsprechen würden (NothWAT, 4. Aufl. 1962, 95, dort weitere Literatur). @L stellt Satrap an die zweite Stelle. Die Rangordnung der Empfänger lehnt sich deutlich an Est 1,3 an, an welcher Stelle erst die Edlen, also offenbar die Satrapen, genannt werden und dann die Leiter der Provinzen. 2 a) Das oben im Text folgende Dekret wird von Nötscher nur als eine Art Rechtfertigungsschreiben zu den Vs 6 genannten Briefen des Haman gehalten. Das dürfte nicht zutreffen. Das königliche Edikt in 3 Makk 3,12-29 ist ähnlich stilisiert und aufgebaut in unsemitischer, antik rhetorischer Weise, offenbar in literarischer Abhängigkeit von B 1-7.
als Gebieter des gesamten Erdkreisesb habe ich, ohne mich mit dem Vertrauen auf Macht zu brüsten, immer aber mit Milde und Sanftmut regierend, mir vorgenommen, das Leben der Untertanen immerzu ruhig zu gestalten, das Reich sicher und bis an die Grenzen passierbar zu machene und den von allen Menschen ersehnten Frieden zu erneuern. 3 Als ich mich aber bei meinen Rätena erkundigte, wie das durchzuführen sein möchte, hat Hamanb , der sich bei uns durch Besonnenheit auszeichnete, unwandelbar ergeben, durch unerschütterliche Treue bewährt und Inhaber der zweiten Ehrenstellung am Hofe ist, 4 uns bewiesen, daß unter allen Völkern der bewohnten Welt ein feindseliges Volk vorhanden ist, das auf Grund (seiner) Gesetze im Widerspruch steht zu jedem Volk und die von den Königen b) Wörtlich naa1J; •• , olxovpJ:v1Jr;. Zum Universalitätsanspruch des persischen Reiches siehe MeyerG IV, I, 5. Aufl. 1954, .uf. Siehe auch die Inschrift des Xerxes auf einer Gründungstafel von Persepolis, Absatz 2 in ANET S. 316, hier auch der Hinweis auf die Vielsprachigkeit des Perserreiches, der oben im Text fehlt. Den Gedanken der Weltweite des Perserreiches fand der Verfasser der Zusätze im kanonischen Estherbuch vor, z. B. Est I,uf.; 3,12-14; 8,9-14. Eine besondere Quelle braucht daher nicht angenommen zu werden. c) @L nCl(!Bxop.BVOr;. Die Partikel TB hat @L 93 nur vor {Jaat).elav, aber nicht noch hinter dvavBwaaaf)at wie der o'-Text. Ich fasse das schwer übersetzbare Futur-Partizip im finalen Sinn als Infinitiv, wofür mir das TB •.. TB zu sprechen scheint. Die im Text erwähnte Passierbarkeit der Straßen setzt ein ausgedehntes Straßennetz voraus. Zur Königsstraße der Perser siehe Herodot V, 52-54; VIII, 98. Vgl. MeyerG IV, I, 5. Aufl. 1954,61-63. 3 a) Diese werden Est 1,13 erwähnt, aber im o'-Text als
erlassenen Anordnungen unaufhörlich mißachtet, so daß die von uns untadelig geleitete Regierung nicht gesichert werden kanna. 5 Da wir nun wahrgenommen haben, daß dieses Volk ganz allein und unaufhörlich einem jeden Menschen (gegenüber) in Angriffsstellunga verharrt, eine durch Gesetze bedingte Lebensweise &emder Art an den Tag legtb und feindselig an unserer Staatsverwaltung die ärgsten Übeltaten begeht, und zwar mit dem Ziel, daß das Reich keine Beständigkeit erlangen kann, 6 so haben wir nun bestimmt, die euch in den Briefena des Haman 4 a) neo, TO p.~ "aTaTtI}eu1Jal kann auch final übersetzt werden, wie es Frank Michaeli tut:
»afin que ne puisse se maintenir ce gouvernement ... « (La Bible. L'Ancien Testament Band TI = Bibliotheque de la Plejade TI, Paris 1959, S. 1560). Meines Erachtens legt der Kontext »unter allen Völkern der bewohnten Welt« die konsekutive Auffassung nahe. Ferner wird diese konsekutive Auffassung empfohlen durch den folgenden Vers 5, indem der König die politische Beurteilung dieses Volkes gibt und nun dessen Absicht herausstellt - wie oben übersetzt - »und zwar mit dem Ziel, daß das Reich keine Beständigkeit erlangen kann«. Vs 4 ist ja nur das Referat über die Mitteilung des Haman an den König. Der Aufbau des Verses 4 entspricht der Anklagerede des Haman in Est 3,8, jedoch mit charakteristischen Abweichungen. Die beiden Begriffe »zerstreut und abgesondert« (hebr. m'puzzär Hnd m'pöräd), die schon in @ 3,8 nur in &eunaep.f:vOV aufgenommen worden waren, sind widergespiegelt in avap.ep.ix1Jal und (Jvap.evij, wobei letzteres dem 1I1'pöräd entspräche entsprechend der Deutung, die ich in meinem Estherkommentar diesem Wort gab (KAT 17,4, S. p.of.). In laov Twa (@L hat Twa laov) könnte das '0111 ' tZhäd von 3,8 aufgenommen worden sein, obwohl es dort in @ nur in 0_93 - 6 c als lfJvo, l:v vorhanden ist, sonst nicht. @L hat in 3,8 neben &eunaep.f:vO' noch lao, noJ.Ep.ov "al anelfh7" ist also dem MT näher angeglichen als der o'-Text. Lautet also in dem Referat der Haman-Anklage die erste Klage auf Feindseligkeit, geht die zweite auf Gegensätzlichkeit der Güdischen) Gesetze: avrt1Jerov, @L avrwl"oVvTa. In beiden Begriffen liegt eine Verschätfung gegenüber 3,8 @-e;a,uol-. Der dritte Vorwurf, der Ungehorsam gegen die vom König erlassenen Gesetze, wird ebenfalls gegen 3,8 verschärh durch (J/1jVe"W, und den Nachsatz, daß sie reichsgefährlich seien. Hier besteht Ähnlichkeit mit dem 2-Text von 3,8, der gegenüber MT hinzufügt »"al Ta neOf1Tayp.aTa uov a1JeToval neo, "a1Ja{eerJIv Tij, (Jo;1j, uov«. Von dem vorausgehenden Partizipialsatz kann abgesehen werden. Der Schlußsatz in 3,8 MT »Und es entspricht dem König nicht, sie bestehen zu lassen«, der in gleicher Stelle im o'-Text sich findet, im 2-Text dagegen nicht, fehlt auch hier, wird aber ersetzt durch die Ausführungen des Verses 5. a) V. 5 nimmt noch einmal die Gedanken des Haman referierend auf mit der Tendenz auf Verschärfung (Angriffsstellung !). b) Dieser Satz bietet in der Übersetzung Schwierigkeiten. Fritzsche (KeH zu den Apokryphen des Alten Testaments, Leipzig 1851) und Ryssel, Zusätze zu Esther (KautzschAP S. 203 Anm. c), haben sie erörtert. Möglich ist die Übersetzung »die gesetzliche Lebensweise in eine fremdartige abwandelt«. Konjekturen oder Streichungen sind nicht nötig, da das gleiche Wort, wenn auch in veränderter Konjugationsform, bei Josephus, Antiquitatum Judaicarum liber XI, § 217, im gleichen Zusammenhang genannt wird. Wenn trotzdem in der obigen Übersetzung eine andere Auffassung vertreten wird, so deshalb, weil die jüdische Lebensweise wirklich durch Gesetze geregelt war und in der Selbsteinschätzung des jüdischen Erzählers diese Fremdartigkeit stets den Anlaß zu Verfolgungen und Anfeindungen bot. Sollte ein jüdischer Autor die persische Lebensweise als eine gesetzliche bezeichnet haben? Freilich enthält die obige Übersetzungsformulierung keine Steigerung, die allerdings dann in den beiden Schlußsätzen von V. 5 reichlich zum Ausdruck kommt. 6 a) Siehe zu 2a.
;8
Bezeichneten - er ist eingesetzt über
I-I I
Und er (Mardochai)a betete zum Herrn, gedachte aller Taten des Herrnb 2. und sprach: »Herr, Herr, du Königa, der aller (Dinge) mächtig ist, denn in deiner Gewalt befindet sich das Allb, und keiner kann gegen dich auftreten, I
b) Siehe den gleichen Titel auch Eil für Haman. Vorbilder für diese Bezeichnung Hamans liefert das Alte Testament in Gen 45,8 (Joseph als Vater für Pharao), Jes 22,21 (Eljakim als Vater für den Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda), 2 Chr 2,12; 4,16 (Churam als Vater, nach Rudolph HAT 21 Zu den Stellen - Ehrentitel im Sinn von Meister, vertrauter Ratgeber unter Nennung der Stellen aus den Zusätzen zu Esther), 1 Makk 11,32 (Lasthenes, Beamter des Königs Demetrius 11., trägt den Ehrentitel Vater). An unserer Stelle genauer als »zweiter Vater« bezeichnet. Vgl. auch Quell, ThWNT V, 962, 15 ff. und Anm. 101. c) Wörtlich: Durch von Feinden geführte Schwerter. Gemeint sind die Feinde der Juden, d. h. alle Völker des Perserreiches. d) In Est 3,7; 8,12; 9,1 ist der 13. Tag des Monats Adar als Vernichtungstag bestimmt. Nach 9,18 ist der 14. Tag des Adar der zweite Kampftag nur in Susa. In E 20 steht das zutreffende Datum des 13. Adar. An unserer Stelle offenbar ein Versehen. Vgl. Schildenberger S. 13 f. seines Kommentars. @L hat zum zwölften Monat den Zusatz amor; 6 P:TJV A!5ae, ör;
san L!vOT/?or;. 7 a) Siehe den ähnlichen Vorwurf gegen Jerusalem, von alters her gegen die Könige sich aufgelehnt zu haben und Aufruhr und Empörung angestiftet zu haben (Esr 4,19). Die gegenwärtige Feindschaft Jerusalems wird an jener Stelle im Aufbau der Stadt gesehen. Dieser Vorwurf steht im Schreiben eines persischen Königs I a) Der in Klammern beigefügte Name ist in etlichen Handschriften überliefert, so in der hexapIarischen Überarbeitung des Sinaiticus, in 21 und der von Hanhart als LaV bezeichneten Überlieferung. b) Auf welche Gottestaten dieses Gedenken sich bezog, ist aus dem Gebet des Eleasar 3 Makk 6,1 ff. zu ersehen, der in ihm den Pharao, den Sanherib, die drei Gefährten Daniels im Feuerofen, den Daniel selbst und Jona aufführt. Im Gebet des Mardochai selbst wird nur auf die Weltschöpfung Bezug genommen. »Alle Taten Gottes« muß also als eine meditative Vergegenwärtigung aufgefaßt werden. 2 a) Als Gebetsanrede Gottes schon in den Psalmen Ps 5,3; 84.4; 145,1; ähnlich Judith 9,12 König deiner ganzen Schöpfung; 2 Makk 1,24; 3 Makk 2,2.9.13; 6,2; siehe auch Tobit 13,1.6.7.10 u. ö. b) Zum Ausdruck »das All« (TO nav) siehe Ps 8,7; Jes 44,24; Sir 43,27, ähnlich Sir 18,1 (TU 'luna), 3 Makk 2,3. Eine eingehendere Beschreibung des Ausdrucks findet sich oben im Text V. 3.
1
39
wenn es dein Wille ist, Israelc zu erretten. 3 Ja, du hast den Himmel und die Erde und alles, was unter dem Himmel angestaunt wird, geschaffen. 4 und Herr bist du über alles, und keiner vermag dir, dem Herrn, zu widerstehena. 5 Du, ja du kennst alles; du, ja du weißt, 0 Herr, daß nicht in Frevelmut noch aus Überheblichkeit oder aus Ruhmsucht ich dies, dem übermütigen Haman den Kniefall zu verweige:rna, getan habe; 6 denn mit Wohlgefallen würde ich seine Fußsohlen küssen zum Heil IsraelsaI 7 Vielmehr habe ich das getan. damit ich nicht eines Menschen Ehrung über die Ehrung Gottes stellte, und keinem werde ich den Kniefall erweisen außer dir. meinem Herrn, und ich werde das nicht aus Überheblichkeit tuna • 8 Und nuna, Herr Gott. du König, Gott Abrahamsb, verschone c) Selbstbezeichnung der Juden in Gebeten und Predigten wie hier und V. 6. Auch V. II wird bei der Erzählung vom Volksgebet Israel gebraucht, ähnlich F 6 in der Traumdeutung des Mardochai und im Gebet der Esther C 14.16. Weitere Belege aus spät jüdischer Literatur siehe bei K.G.Kuhn, ThWNTIII, 366.-@L hat TOJI ol"oJl' Ja(!af)Ä.-Auch in Qumrän ist der häufige Gebrauch von Israel festzustellen, insbesondere in einer ausgesprochenen Sektenschrift wie lQS. Siehe die Konkordanz von Kuhn S. 94. 4 a) 2 Chr 20,6 klingt in diesem Vers an besonders im Gedanken der Unwiderstehlichkeit Gottes, dem alle sich beugen müssen. 5 a) Für die Begründung der Verweigerung der Proskynese vor Haman siehe meinen Estherkommentar zu 3,1-7. Hier wird eine psychologische Begründung der Tat aus Ruhmsucht, Überheblichkeit und Leichtsinn ausdrücklich abgelehnt. Die Irrationalität des Verhaltens Mardochais, wie es im kanonischen Estherbuch deutlich wird, ist hier in späterem Verständnis abgelöst durch die Begründung in V. 7, die jene ängstlich-gesetzliche Haltung des Judentums der Makkabäerzeit und des Makkabäerkampfes verrät. So auch in @L, wo der »unbeschnittene Haman« als Ursache für die Verweigerung der Proskynese genannt wird. 6 a) Zur Sitte des Fußkusses kann aus dem AT die Stelle Jes 49,23 herangezogen werden, obwohl an dieser Stelle nicht ausdrücklich ein Derivat des Stammes näfaq = küssen gebraucht wird. Doch ist an dieser Stelle eindeutig von der Unterwerfungsbereitschaft und vom Staublecken an den Füßen des Übermächtigen gesprochen. Ähnlich die Stelle Ps 2,uf., die nach der Bertholetschen Korrektur (ZAW 28,19°8, 58f.) von dem Fußkuß gegenüber dem König von Jerusalem spricht. Als persische Hofsitte bezeugt bei Xenophon, Kyrupaidie VII, 5,32 i:nBtTa {Je Kv(!ov "aTBrp{ÄovJI "al XBi(!a, "al :no{Ja,. Aus dem NT ist auf Lk 7,38, vielleicht auch auf Mt 28,9; Act 10,25 zu verweisen. Der Fußkuß ist auch für die Rabbinen bezeugt. Zur Sitte des Fußkusses siehe PW Suppl. - Band V, 1931, p6f. - A. Wünsche: Der Kuß in Bibel, Talmud und l\fidrasch, Breslau 19II - Bruno Meissner: Der Kuß im alten Orient, Berlin 1934. Weitere Literatur bei Emil J. Lengeling, Artikel Kuß (LThK VI, 1961, 696-698). - Die griechischen Worte lin 1}v{Jo"OVJI rptÄeiJl sind mehrfach auch plusquamperfektisch übersetzt worden, so Ryssel, Gregg und die 1957 herausgegebene revidierte Übersetzung der Apocrypha, veranstaitet von Division of Christian Education of the National Council of the Churches of Christ USA. 7 a) Die Proskynese vor dem persischen König war üblich. Mardochai konnte sich ihr nicht entziehen, nachdem er Groß-Vezier in der Nachfolge Hamans geworden war. Esther selbst vollzieht ebenfalls die Proskynese vor dem König 8,3 und wahrscheinlich auch 5,2, obwohl es dort nicht ausdrücklich gesagt wird, doch spricht alle Wahrscheinlichkeit für den Vollzug einer Proskynese. Diese Gesichtspunkte hat der Verfasser der Zusätze nicht berücksichtigt. 8 a) V. 8 und 9 lehnen sich gedanklich an Dt 9,26 an, in den Wendungen "Ä1}(!oJlopla und pB(!l, und iÄvr(!waQ) allgemein an den deuteronomischen Gedankenkreis, speziell an Dt 32,9. Siehe auch Ps 28,9; 94.5.
dein Volk, denn sie trachten danach, uns zu verderben, und verlangen danach, das, was von Anfang dein Erbe war, zu vernichten. 9 Verachte, nicht deinen Erbbesitz, den du dir selbst aus dem Land Ägyptena erlöst hast. 10 Erhöre mein Gebeta und sei deinem Erbteil gnädig und wende unsere Trauer in Freudeb , damit wir als Lebende deinen Namen preisen können, 0 Herr, und laß nicht hinschwinden den Mund derer, die dich loben I« 11 Und ganz Israela rief inbrünstig mit seines (Geistes) Kraft (zum Herrn), denn sein Tod stand ihm vor Augenb.
5. Das Gebet der Esther C
12-30
12 Auch die Königin Esthera nahm ihre Zuflucht zum Herrn, von Todesangst gepackt, 13 und legte die Gewänder ihrer Ehrenstellung ab, zog (dagegen) Kleider an, die Not und Trauer (bezeugten)a, und statt herrlicher
b) Zur Stellung Abrahams im Spätjudentum siehe TbWNT I, 7-9 (Joachim Jeremias), BHH I 15 f. (M. A. Beek). 9 a) Der Auszug aus Ägypten, hebr. im Hiph. vonjii/ö', gehört ebenfalls zu den bevorzugten Wendungen der deuteronomischen Sprache. 10 a) Das Gebet verstärkt am Ende noch einmal die einschlägigen Bitten um Erhörung, um Gnade und um die Wandlung der Trauer in Freude. Die sich daran anschließenden Sätze ergeben sich aus diesen Bitten. Beide Sätze »damit wir als Lebende deinen Namen preisen können« und »laß nicht hinschwinden den Mund derer. die dich loben«, formulieren den gleichen Gedanken, der spezifisch alttestamentlich ist, nämlich daß nur der Lebende Gott zu loben vermag. Das heißt, die Rettung und die Erhaltung des Volkes durch Gott ermöglicht den Lobgesang der Erretteten gegenüber Gott. Siehe Ps 6,6; 3°,10; 88,II; II5,17f.; Jes 38,18f. Zu Einzelheiten siehe Ludwig Wächter: Der Tod im Alten Testament, Berlin 1967. b) eiJroxüx ist wie auch in E 22; 'J Makk 6,30 das Festmahl und dann die mit dem Festmahl verbundene bzw. von ihm ausgehende Festfreude. @L hat dafür eiJtpeoav!l1'J", einen Begriff, der auch im kanonischen griechischen Estherbuch in 9,17; 9,18; 9,19; 9,22 angewendet wird. Der Begriff eiJroxta soll die lärmende und schlemmerhafte Seite des Purimfestes herausheben. Der Verfasser kennt offensichtlich das Purimfest in einer solchen Form. I I a) Für Israel als Selbstbezeichnung siehe zu 2C. Der Zusatz när; entspricht dem hebräischen kol vor hajjehUdlm in 4,16, freilich dort nur von den Juden in Susa gesagt. In 4,16 @ freilich fehlt das kol = navrsr;, nur erhalten·in ~c. C I I fehlt in @L. b) Ausdrücklich ist hier vom Volk ausgesagt, daß es in conspectu mortis betet. Sinngemäß gilt das vom Gebet des Mardochai und der Esther gleichermaßen. Siehe dazu meinen Estherkommentar S. 335 Anmerkung 22 zu Est 4,16. 11 a) Der Name der Hauptfigur taucht in den Zusätzen zum Estherbuch erst hier auf, im kanonischen Buch schon 2,7. Esther wird vom babylonischen Göttinnamen IStar abgeleitet (so NothPers, S. II). Es besteht die Möglichkeit, den Namen auch vom persischen .rliir,h abzuleiten. Da aber auch Mardochai einem babylonischen Götternamen entspricht, wird man bei Esther an eine ähnliche Ableitung denken dürfen. Siehe auch Abraham Shalom Yahuda: Tbe Meaning of the Name Esther, 'JRAS 1946, S. 174-178. 13 a) Die Riten, die Esther hier vollzieht, sind ähnlich den Trauerriten, entsprechen aber dem Verhalten, das der antike Israelit bei persönlichem Schmerz zu zeigen pflegte. Das Ablegen
Spezereien bedeckte sie reichlich ihr Haupt mit Staub und Unrat, demütigte auch tief ihren Leib, und die gesamte Kö:rperzone, die für den mit Freuden (getragenen) weiblichen Schmuckb bestimmt war, verhüllte sie mit der Fülle ihrer Haarec• 14 Und sie flehte zu dem Herrn, dem Gott Israels, und sprach: »Mein Herr, unser König, du bist einera! Komm mir zur Hilfe, die einsam ist und keinen anderen Helfer als dich hatb! 1 ~ Die mich bedrohende Gefahr ist unmittelbar eingetretena! 16 Von klein auf habe ich von Vodahren und Eltern edahrena , daß du, 0 Herr, Israel aus allen Völkern und unsere Väter aus allen ihren Vodahren zum ewigen Erbsitz erwählt hast und an ihnen vollführt hast, was auch immer du verheißen hattestb. 17 Und nun haben wir vor dir gesündigt, und du hast uns der Kleider bzw. ihr Zerreißen und das Bestreuen des Hauptes mit Asche wird bei Thamar bezeugt (2 Sam 13,19, ähnlich Hi 2,12), bei der allgemeinen Volksklage in Jon 3,6ff. wird ein Fasten ausgerufen (vgl. Esther 4,161), es werden Trauergewänder angelegt, der König setzt sich in Asche. Zu den Einzelheiten siehe meinen Artikel in EKL 111, 1465-1468: Totenund Trauerbrauchtum. Religionsgeschichtlich und im AT. b) Die in 13a genannten, bei persönlichem Leid vollzogenen Trauerriten geboten auch den Verzicht auf jeglichen persönlichen Schmuck. Diesen Zug des Verzichtes auf Schmuck greifen manche Erwähnungen des Buches Esther in den apostolischen Vätern und in den Schriften der Kirchenväter auf. Siehe in meinem Estherkommentar das Kapitel »Zur Auslegungsgeschichte des Buches Esther«, S. 255-265. c) OTQe:rnwv TQtXWV würde auf geflochtene Haare hinweisen. @L hat dafür allgemeiner TeQnvwv TQ'XWV. An sich würde nach dem Bußritus zum Zeichen der Selbstdemütigung die Auflösung der Haare zu erwarten sein, so etwa Lk 7,38.44, Demütigung der des Ehebruches verdächtigen Frau vor Vollzug des Gottesurteils (Num 5,18). Ich sehe den Sinn der Aussage darin, daß Esther an die Stelle des künstlichen Schmucks den natürlichen Schmuck ihrer Haare setzt, und übersetze daher freier »Fülle ihrer Haare«. Zum Schönheitsideal weiblichen Haarwuchses siehe HL 4,1; 6,5; 7,6. 14 a) @L fügt zu povo, noch (JorrfJo, hinzu. Der o'-Text klingt an Dtn 6,4 in der Betonung Gottes als des einzigen an. b) Der in der vorhergehenden Anmerkung erwähnte Anklang an das Schema'-Gebet in Dtn 6,4 wird aber in der folgenden Bitte der Esther anders gewendet, indem sie sich als 1'0111/ bezeichnet, die keinen anderen Helfer als Gott hat. Aber in der Ausschließlichkeit des Helfergottes liegt das Bekenntnis der Einzigkeit Gottes eingeschlossen. Zugleich ist es ein gutes Beispiel des in Not geratenen Menschen, der seine Not als das größte, was je existiert hat, und sich selbst als den einzigen Menschen ansieht, der je so etwas erlitten h'lt. 15 a) Wörtlich: Meine Gefahr ist in meiner Hand. Hier liegt offensichtlich ein Hebraismus vor. »In meiner Hand« würde hebräisch mit '01 jät/I wiedergegeben werden können, also: meine Gefahr ist neben mir oder bei mir bzw. über mir. Vgl. Neh 3,2 in der Liste der am Mauerbau Beteiligten, ähnlich Hi 1,14. 16 a) Wörtlich: Von Geburt an im Stamm meines Geschlechts. Oben freier und sinngemäß wiedergegeben. Die Kunde von Vorfahren beruht auf den mündlichen Traditionen, von denen ihre Eltern abhängig waren. Gemeint ist die Familien- und Sippenttadition, die von den Heilstaten in Israels Geschichte berichtete. Vgl. im AT Ps 44,2; 78,3; Ex 10,2; I2,26f.; Dtn 6,20ff. b) Die Erwählung Israels steht im Mittelpunkt des Gedankens in diesem Vers, ohne daß ein entsprechendes Verb verwendet worden ist; statt dessen wird einfach av lla{Je, im Sinn des hebräischen likJo/l gebraucht. Wie im Dtn bezieht sich die Erwählung auf das Volk (Dtn 7,6-II U. ö.), desgleichen auch bei Dtjes Ges 41,8; 43,10 u. ö.) und bei Daniel 9,19.
überantwortet in die Hände unserer Feindea 18 dafür, daß wir ihre Götter verehrt habena. Gerecht bist du, 0 Herrbl 19 Und nun haben sie sich nicht an der Bitterkeit unserer Versklavunga genügen lassen, sondern sie haben ihre Hände in die ihrer Götterbilder gelegtb, 20 deines Mundes wo neben das Volk noch die Stadt (Jerusalern) tritt. Siehe ThWNT IV, 147-191 (QuellSchrenk), RGG II, 610-614. 17 a) Das Sündenbekenntnis wird mit der überleitungsforme1 "al viiveröffnet, hebräisch tpI'aJtii, sie fehlt in @L. Der erste Teil des Sündenbekenntnisses entspricht durchaus dem deuteronomistischen Schema, demzufolge der Sünde die Strafe auf den Fuß folgt. Man denke an den deuteronomistischen Rahmen des Richterbuches, Jdc 3,7f. 12; 4,xf. u. ö. Die Strafe besteht nun darin, daß Gott die Juden, d. h. das Volk der Esther in die Hände »ihrer« (im Text: unserer) Feinde überantwortet hat. Diese Feinde können gar keine anderen sein als die Perser, an die das Ausrnordungsdekret auf Veranlassung des Haman gegangen ist. Wenn man den Text nicht so verstehen will, muß man an eine gängige Gebetsfloskel denken, für die sich Parallelen im Alten Testament zwar finden lassen, aber selbst wenn eine solche schematisch hier gebraucht worden wäre, muß sie sich in diesem Zusammenhang auf die Perser beziehen. 18 a) Die Konsequenz des Gedankenganges der Anmerkung 17a ist nun die, daß der erste Satz in 18 auf die Götter der Perser bezogen werden muß oder auf die Götter der nichtjüdischen Völkerschaften, die im Perserreich vereint waren. Wenn man die an einen Reinigungseid erinnernden Worte der Esther in C 26-29 liest, muß man feststellen, daß Esther in jeder Weise in Abrede stellt, sich in irgendeiner Form an dem persischen Götterkult beteiligt zu haben. Dann müßte man an die Götter der umwohnenden Völkerschaften denken, also an die nichtjüdische Bevölkerung Palästinas. Wie schon an anderen Stellen hervorgehoben wurde, liegt es nahe, daß auf die Vergangenheit des Autors dieses Gebetes reflektiert wurde, nämlich auf Ereignisse der griechischen Zeit, in der sich in Juda die Assimilierungsbestrebungen bemerkbar machten und in Jerusalem ein Gymnasion errichtet wurde. Siehe die Schilderung im 2 Makk 4,12-17. Da die griechischen Kampfspiele mit heidnischem Kult verbunden waren, erklärt sich die Bemerkung von der Verehrung ihrer Götter am besten. b) Die Formel »Gerecht bist du, 0 Herr« entspricht alttestamentlichem Gebrauch. Zum Beispiel Ps II9,137; 145,17; Neh 9,8.33; Esr 9,15. In der dritten Person, also von Jahwe gesagt, haben diese Formel folgende Stellen: Ps II,7; Thr 1,18; Dan 9,14; 2 Chr 12,6; Zeph 3,5; Ps 129,4. Diese Prädikationsformel stellt hier die Anerkennung des gerechten Gerichtes Gottes dar. 19 a) Est 7.4 spricht von dem Verkauf in die Sklaverei. Beide Male, Est 7,4 und C 19, wird der Begriff 60vÄela gebraucht. Die Reihenfolge im kanonischen Est-Buch ist anders. Erst spricht dort Esther von dem Verkauf zum Zweck der Tötung, der Vernichtung, des Zugrunderichtens. Dann erst setzt sie den Fall, daß sie und ihr Volk als Sklaven und Dienstmägde verkauft worden wären. Der Gedanke der Vernichtung folgt hier erst in V. 20. b) Gemeint ist hier wohl der Handschlag, der sich ja vollzieht, indem die Hände ineinandergelegt werden. Die Sitte des Handschlags ist im AT und im spätjüdischen Schrifttum öfter bezeugt als Zeichen des Versprechens, der Bürgschaft, des Einigseins, des Friedensschlusses: Prv 6,1; II,15; II,21 (LXX); 17,18; 22,26; Hi 17,3; Esr 10,19; Thr 5,6; I Makk 6,58; II,50.66; Ez 17,18; evtl. Jes 2,6b. Von diesen Stellen möchte ich diejenigen Stellen trennen, an denen der Handschlag zur Huldigung eines Königs verwendet wird, so 2 Kön 10,15 (Jonadab ben Rekab gegenüber Jehu), I Chr 29,24 (Huldigung gegenüber Salomo), 2 Chr 3°,8 (Huldigung gegenüber Jahwe)1 An unserer Stelle C 19b wird man in erster Linie an ein Versprechen denken dürfen, weil in V. 20 ja das Versprechen folgt. Ganz kann der Gedanke an eine Huldigung, die mit einem Versprechen, einem Gelübde verbunden ist, nicht ausgeschlossen werden. Einen Beleg für den Handschlag mit einem Götzenbild habe ich noch nicht gefunden. Die Verbindung zu Ps 44,21 und ähnlichen Stellen, die vom Ausstrecken der Hände (im Gebetsgestus) zu einem fremden Gott handeln, führt nicht weiter, da es sich im Rahmen
43
Weisung abzuschaffena und dein Erbe auszulöschenb und den Mund derer, die dich loben, zu verschließenc und deines Tempels und deines Altars Herrlichkeit zu beseitigend, 21 aber aufzutun der Heiden Mund zu Ruhm und Lob der Götzena, und daß ein irdischer König für immer angestaunt werdeb • zz Nicht wollest du, 0 Herr, dein Szeptera überlassen denen,
der Unschuldsbeteuerung (Ps 44,21) gerade um das In-Abrede-Stellen der Verbindung mit einem fremden Gott handelt. Auch der griechische Wortlaut von Ps 44,21 im Vergleich zu C 19 legt eine Verbindung nicht nahe, z. B. in d~ Verben &e:rr:e:raaapBV und MJI'J"a" sowie in der Bezeichnung des fremden Gottes neo, Deov dÄA6Tewv und Täiv el&bAwv amäiv. Möglicherweise ist die Bemerkung über den Handschlag mit dem Götzenbild aus Jes 2,6 entwickelt worden. Die Stelle lautet: Und mit Kindern von Fremden tauschen sie den Handschlag aus. %0 a) Die beiden Verse 20 und %I hängen insofern zusamm~, als in ihnen einmal das Versprechen negativ (Vernichtung der Juden) und dann positiv V. 21 (Lob der Götzen und Bewunderung eines heidnischen nicht jüdischen Königs) ausgedrückt wird. Der Begriff 6etapov aT6paT6, aov meint ganz wörtlich die Festsetzung, die Bestimmung deines Mundes. Vermutlich Umschreibung des göttlichen Gesetzes, der göttlichen Willensäußerung überhaupt. Demgegenüber redet V. %I vom aT6pa efJväiv, @L aT6paTa BxDeäi". b) Unter Erbe muß hier nach vorangegangenen Äußerungen über Israel als Jahwes Erbbesitz Israel selbst verstand~ werden (vgl. ThWNT III 759, Joh. Herrmann). Der Ausdruck auslöschen ist bildlich gemeint. c) Siehe zu C loa. Was Mardochai noch als Bitte vorbringt, ist im Gebet der Esther als unmittelbare Absicht des Feindes dargestellt. Auch sonst ist das Gebet der Esther theologisch tiefer und grundsätzlicher angelegt. Offenbar ist die Meinung des Verfassers die, daß Esther unmittelbar von der Not betroffen war und diese vor allem allein tragen mußte, während Mardochai von den übrigen Juden umgeben war. d) Hier an dieser Stelle wird zum einzigen Mal in den Zusätzen zu Esther der Tempel Gottes und sein Altar g~annt. Im kanonischen Estherbuch gibt es keine Anknüpfungsmöglichkeit für diese Erwähnung. Lediglich aus der dort weltweit gedachten Judenverfolgung und Judenausmordung könnte man schließen, daß dieser auch die Tempelprovinz Juda mit Jerusalem und dem Tempel zum Opfer fall~ könnte. Da dieser Bezug auch für den einstigen Verfasser dieses Gebetes nur sehr mittelbar gewesen sein muß, ist eher anzunehmen, daß hier wieder ein Reflex seiner eigenen, vielleicht schon ein wenig zurückliegenden vergangenen Lebenszeit vorliegt, nämlich die Religionsverfolgung unter Antiochus IV. Epiphanes. Darauf weist meines Eracht~s auch die eigentümliche Ausdrucksweise hin, die Herrlichkeit des Tempels und des Altars auszulöschen. Tatsächlich wurden beide in jener Religionsverfolgung nicht zerstört, sondern nur anderen kultischen Zweck~ dienstbar gemacht, 1 Makk 1,44-49. 54.59; %Makk 6,%-5). Damit war die Herrlichkeit beider, Tempel und Altar, zu einem Ende gekommen, da die Herrlichkeit nur in der sorgsamen gesetzmäßigen Versehung beider begründet war. Vgl. auch Dan 9,%6b den auf die Stadt und das Heiligtum Jerusalem angewendeten Verbalbegriff jasQit im Gegensatz zu jikkäret mäsi'l;1 in 9,26a. Der erste Verbalbegriff ist schwächer als der zweite. Die Bezugnahme auf Heiligtum, Zelt und Altar in Judt 9,8 setzt den bewaffneten Angriff und die gewaltsame Zerstörung als Feindabsicht voraus, z. B. das Horn des Altars mit dem Schwert abzuhauen. %1 a) Das Preisgebet auf eine heidnische Gottheit ist aus der altorientalischen Psalmen- und Gebetsliteratur bekannt. A. Falkenstein und Wolfram von Soden: Sumerische und akkadische Hymnen und Gebete, Zürich/Stuttgart 1953, S. %35 ff. b) Diese Äußerung der Esther im Gebet legt den Akzent auf »für immer«, denn dieser irdische König würde dann in der Vernichtung Israels zugleich den Gott Israels »für immer« vernichtet haben. Es wäre der Sieg des irdisch~ über d~ himm1isch~ König. Trotzdem heißt es von Esther in D 13, daß sie den König wie einen Engel Gottes erblickt habe. Hier
44
die unwirklich sindb , und nicht mögen sie über unseren Sturz in Gelächter ausbrechene, sondern wende ihren Anschlag auf sie selbst zuruckd - den aber, der wider uns (schlimm zu handeln) begonnen hat, stelle an den Prangere! 2.3 Sei (unser) eingedenk, 0 Herra ! Gib dich zu erkennen in unserer Trubsalszeitb und mache mich tapfere, 0 Götterkönig und Herrscher über jegliche Machtd! 2.4 Gib treffende Rede in meinen Mund angesichts
liegt zwischen beiden Stellen eine nicht ausgeglichene theologische Spannung. Das kanonische Estherbuch hat diesen Zug, daß Esther den König wie einen Engel Gottes erblickt habe, nicht. 2.2. a) Der Gott Israels als Szepterträger. Abgesehen von der zu korrigierenden oder auf den König zu deutenden Stelle in Ps 45,7 wird im AT Gott nicht als Szepterträger prädiziert, obwohl die Bezeichnung Gottes als eines Königs dies nahegelegt hätte. Außerisraelitische Götterabbildungen zeigen die Gottheit gelegentlich mit dem stab- oder keulenförmigen Szepter bei Adorationsszenen (BHH I, 590). Unsere obige Stelle dürfte erstmals diese Bitte, Gott möge das Szepter nicht aus der Hand geben, formuliert haben. Die anderen Stellen bei Josephus Ant 17 § 197 (Szepter in der Hand des toten Herodes), in I Klem 16,2 (Christus als das Szepter Gottes) u. a. (siehe BauerWB, 4. Aufl.., S. 1374) dürften auf die Estherstelle zurückgehen. Das Szepter wird hier gebraucht als das Sinnbild der einzigen wirklichen Herrschermacht, nämlich der Gottes. Jes 42.,8; 48,II dürfte Vorbild hier sein. b) ol ft-YJ ÖllTS~ muß nach den Parallelstellen, die Bertholet: Die jüdische Religion von der Zeit Esras bis zum Zeitalter Christi, Tübingen I9II, S. 359f., zu unserer Stelle anführt, die heidnischen Götter meinen, die hier zugleich die heidnischen Völker repräsentieren müssen, wie sich aus dem folgenden Satz ergibt, der sie als logisches Subjekt hat. So auch Gregg bei Charles: The Apocrypha and the Pseudepigrapha of the Old Testament, London 1913, zur Stelle. Vgl. auch I Kor 8,4; 10,19. c) Das Lachen ist Zeichen des Hohns und des Spottes. Beide waren im Alten Orient gefürchtet. Dieser Zug des Lachens und Spottens kommt im kanonischen Estherbuch nicht vor. Dort ist alles ernst und in die dramatische Spannung des Estherbuches eingepaßt. Stellen für das hohnvolle Gelächter im AT z. B. Hi·I2,4; 30,1; Jer 2.0,7 u. ö. ThWNT 1,655-659 (Rengstorf). d) Diese Bitte entspricht einem Satz im kanonischen Esther-Buch 9,2.5: »Als sie (Esther) vor den König ging, hatte er, zugleich schriftlich, angeordnet, sein unheilvolles Vorhaben, das er (Haman) wider die Juden plante, solle auf sein Haupt zurückkehren«. Siehe die textkritische Anmerkung zu diesem Vers in meinem Estherkommemar. Im griechischen Text ist an beiden Stellen jeweils eine andere Formulierung gewählt worden. Hier an unserer Stelle ist der Plural gebraucht, der Singular folgt erst im nächsten Satz, der nun den Verursacher des Anschlages gegen die Juden speziell betrifft. e) naeat5Etl'ft6:naoll wird von LXX in Num 2.5.4; Ez 2.8,17 gebraucht. Die Ez-Stelle ist instruktiv, jemanden hingeben, damit andere auf ihn sehen, natürlich in einem negativen schimpflichen Sinn. Das dürfte auch an dieser Stelle gemeint sein. Möglich ist auch, einfach an ein Preisgeben, an ein Dahingeben zu denken. Hier im Estherbuch muß man an die Pfählung denken, die Haman erleidet, Est 7,10. 2.3 a) Relativ seltene Gebetsformel, hier im Pluralsuffix, wie ® Ps in 106.(105),4. Mit singularischem Suffix in Jdc 16,2.8 und Jer 15,15. b) Die stürmische Bitte um Bekundung der Macht Gottes in der Trübsal des Menschen findet sich oft im AT, z. B. in Ps 44,2.3-2.6. c) "al EftE 1hieavlloll. Diese Bitte ist psychologisch wichtig, weil Esther in ihr bekennt. daß es auf ihre persönliche Haltung und ihren Einsatz ankommt. All das ist im kanonischen Estherbuch nur zwischen Kap. 4 Ende und Kap. 5 Anfang zu vermuten. Vermutlich ist Jdc 16,2.8 Vorlage, an welcher Stelle sich pie! von piiZaq m. Suff. I ps. sing. findet. d) Biblische Anklänge in Ps 82.1; 86.8; 95.3. auch in lQH X 8 u. ö.
des Löwena und wandle sein Herz, daß er hasse den, der uns bekämpft, und ihn und seine Gesinnungsgenossenb vernichte. 25 Uns aber rette durch deine Hand und komme zur Hilfe mir, der Einsamen, die keinen außer dir, 0 Herr, hat! Du weißt alle Dinge! 26 Und du weißt, daß ich die Herrlichkeit der ohne Gesetz Lebenden haßte und das Lager der Unbeschnittenen und jedes Fremdstämmigen verabscheuea • 27 Du, ja, du kennstmeineZwangslagea, daß ich verabscheue das Symbol meiner Hoheit, das auf meinem Kopf ist, wenn ich öffentlich (als Königin) in Erscheinung treten (muß). Ich verabscheue es wie ein durch Menstruation besudeltes Tuch und trage es nicht an den Tagen meines privaten Daseins. 28 Deine Dienerin hat auch nicht vom Tisch des Haman gegessen, noch habe ich ein Königsgelage beehrt noch Wein von Trankopfern genossen. 29 Und keine Freude empfand deine Dienerin, seit ich hierher kam bis jetzt, außer an dir, 0 Herr, du Gott Abrahamsa • 30 0 Gott, der du Macht hast über
24 a) Als Bezeichnung eines Herrschers verwendet Josephus den Löwen in Ant. XVIII, 228 TifJvr]"ev <> Uwv mit Bezugnahme auf Tiberius. b) Aus dem masoretischen Estherbuch mußten als Gesinnungsgenossen des Haman erscheinen die Gestalten der anderen Diener des Königs, die dem Haman mitteilten, daß Mardochai nicht die Proskynese vor ihm vollzieht (Esther 3.4/f.), ferner der König (Est 3,10f.1S), dann die Frau des Haman, seine Freunde und seine Söhne (Est 5,II-14). In dieser ausdrücklichen Nennung seiner Gesinnungsgenossen prägt sich die Erfahrung des Diasporajudentums aus, daß eine Judenverfolgung nie von einem allein ausgeht, sondern von einem ganzen Kreis. 26 a) Die neue Freudigkeit zum Gesetz, die in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. das Judentum (H. Braun, Beobachtungen zur Tora-Verschärfung im häretischen Spätjudentum, ThLZ 1954, 347-352; Spät jüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus I: Das Spät judentum 1957) prägt und ihm die Auseinandersetzung mit dem Hellenismus ermöglicht, zeigt sich in der Wendung von der »Herrlichkeit der ohne Gesetz Lebenden«. Diese Freude am Gesetz, ja das Gesetz überhaupt spielt expressis verbis keine Rolle im masoretischen Estherbuch. Der Jude Mardochai hat seine Verwandte Esther in den Harem eines heidnischen Königs gegeben. Dieser mußte als unbeschnitten und fremdstämmig gelten. Von der Beachtung des Sabbathgesetzes, der Speisegesetze ist nie im Estherbuch die Rede, das darin anders als das Danielbuch ist: z. B. Dan 1,8-16. 27 a) Das Eingeständnis »einer für Esther bestehenden Zwangslage« ist die Anerkenntnis, daß das masoretische Estherbuch anders orientiert ist als das Judentum zur Zeit der Abfassung jener Zusätze zum Estherbuch. 29 a) Die Verse 28 und 29 enthalten eine Beteuerung der Esther, die einem Beichtspiegel vergleichbar ist. Tatsächlich werden nur solche Handlungen genannt, die im masoretischen Estherbuch nicht erwähnt werden. Die beiden Einladungen des Königs und Hamans fanden in den Räumen der Königin statt. Nicht ohne Reiz darf beobachtet werden, daß Esther sich hier mit Vasthi, der Verstoßenen, gleichstellt, indem sie sich rühmt, kein Königsgelage besucht zu haben. Aber das Verhalten der Vasthi hatte einen anderen Grund als das Verhalten der Esther, die um die strenge Absonderung von allem nicht jüdischen heidnischen Wesen besorgt ist. Auch die Ausschließlichkeit der Freude am Gott Abrahams gehört' in den Kreis der Abstandshaltung des Judentums gegenüber dem Heidentum. V. 29 enthält eine Zeitangabe »seit ich hierher kam bis jetzt«. Also vom Eintritt in den Palast an gerechnet zu Beginn der einjährigen Vorbereitungszeit, dann annehmbarerweise eine einjährige Ehe mit dem König, im ersten Monat des dritten Jahres nach Bekanntgabe des Ausrnordungsdekretes dieses Gebet und der Gang zum König, insgesamt ein Zeitraum von etwas über zwei Jahren.
alle! Erhöre die Stimme der Verzweifelten und rette uns aus der Hand der Übeltäter und erlöse mich von meiner FurchtI«
6. Die Begegnung Esthers mit dem König D 1-16 Und es ereignetea sich am dritten Tageb , als sie ihr(e) Gebet(szeit)c beendet hatte, daß sie die zur Gottesverehrung (bestimmten) Kleide:rc:l ablegte und das ihr (zukommende) Pracht(gewand)e anlegte. 2 Dann rief sie in ihrer prächtigen Aufmachung Gott, den Behüter und Retter aller (Menschen)a, an und nahm zwei Gesellschafterinnenb (mit sich), 3 und zwar stützte sie sich auf die eine wie eine verwöhnte (Dame), 4 während die andere ihr nachfolgte und ihr die Schleppe trug. 5 Und sie selbst erstrahlte in der Vollkraft ihrer Schönheit, und ihr Gesichtsausdruck war heiter, wie von guter Laune (geprägt), aber ihr Herz war von Furcht beengt. 6 Nachdem sie alle Türen durchschritten hatte, trat sie vor den König hin. Er aber thronte auf dem Sessel seiner königlichen Würde, angetan mit der vollständigen Prachtgewandung, in der er sich zu zeigen pflegte, über und über mit Gold und kostbaren Steinen (bedeckt). Er war überaus furcht1
1 a) Die Erzählung ist aus insgesamt 12 Szenen aufgebaut, die in Versen abgrenzbar sind: 1. 2.a. 2.b-5. 6. 7a. 7b. 8a. 8b-11. 12.. 13-14. 15. 16. Diese Folge reichbewegter Szenen ist aus dem masoretischen Estherbuch 5,1-3 entwickelt worden. Josephus (Ant. XI, 6 = § 2.34 bis 2.41) hat im wesentlichen die gleiche Szenenabfolge, indessen fehlt die zweite Ohnmachtsszene (V. 15) bei ihm. b) Das dreitägige Fasten ist von Esther in 4,16 in ihrer Antwort an Mardochai angeordnet worden. Nach Behm (ThWNT IV, 92.5ff.) ist das dreitägige, auch die Nächte umfassende Fasten die verschärfte Fastenform und steht einzig da. Zu den Einzelheiten dieses Fastens siehe meinen Kommentar zur Stelle, spez. S. 334f. Zur Zahl »Drei« im Alten Testament siehe ATAO 82.0. c) Wörtlich: Als sie aufhörte (als) eine Betende. Die Übersetzung versucht oben, den Gedanken der begrenzten Gebetszeiten nach 4,16 zum Ausdruck zu bringen. d) Eine bestimmte Kleidung wird in 4,16 nicht erwähnt. Hier werden in D 1 Ta lp,ana Tii~ {h(!a.neia~ genannt, offenbar Kleider des Dienstes. In Est 2.,12. sind a[ f1l1l3(!at Tii~ (h(!a.ne{a~ genannt, das sind die Tage der kosmetischen Behandlung. Siehe meinen Kommentar z. St. Hier sind wohl die Bußkleider gemeint, die Esther beim Fasten getragen hat. Siehe hierzu C 13 und die dazu gegebenen Anmerkungen a-c. e) Siehe zu C 2.7. Esther legt hier den königlichen Erscheinungsornat an, zu dem das Diadem gehört. Siehe auch die Bezeichnung dieses Ornates in V. 2. 'l'B1J7/,lhiC1a enttpal'*. 2. a) Die Zusammenstellung beider Epitheta auch in den Quellenbelegen bei BauerWB s. v. e:n6:rrr7J~. Dort angeführt: W. Dittenberger: Orientis Graeci inscriptiones selectae 666,25. Das Gebet der Esther in ihrem königlichen Erscheinungsornat bildet eine besondere Szene, die zweite Szene der gesamten Erzählung. b) In äß(!a, dem griechischen Äquivalent für hebr. 'omii und na'arii, noch Est 2.,9; 4.4.16 und mehrfach im Judithbuch gebraucht, schwingt der Begriff der Lieblingssklavin, der Vertrauten mit, oben daher mit »Gesellschafterin« wiedergegeben. Mit 2. b beginnt die dritte SZene der Erzählung, der Gang der Esther zum König.
47
erregend (anzusehen)a. 7 Er hob nun sein von Pracht umflammtes Antlitz und blickte in stärkster Sinnes kraft (vor sich hin)a. Die Königin aber sank zusammen, wechselte ohnmächtigb ihre Farbe und lehnte sich auf den Kopf der voranschreitenden Gesellschafterin. 8 Und Gott wandeltea des Königs Sinn in Sanftmut, daß er voll Sorge von seinem Sessel aufsprang und sie in seine Arme nahm, bis sie wieder zu sich kam. Und er tröstete sie mit beruhigenden Wortenb 9 und sagte zu ihr: »Was ist los, Esther? Ich bin dein Brudera, sei getrostl 10 Du 6 a) Die vierte Szene schildert den König im Erscheinungsornat auf dem Thron im Thronsaal. Zu dem öffentlichen Erscheinen des Königs siehe MeyerG IV, I, 5. Aufl. 1954, 36ff. und die dort angegebenen Quellen. Abbildung des thronenden Darius I. siehe bei G. E. Wright: Biblische Archäologie, Göttingen 1958, Abb. 144. Nach dieser Abbildung empfängt Darius I. ausländische Würdenträger. Ein ähnlicher Anlaß darf für die vierte Szene angenommen werden. . 7 a) Erzählungstechnisch muß V. 7a als eine fünfte Szene angesehen werden. War in der vorhergehenden Szene der thronende König wie ein Bildwerk geschildert worden, an dem keine Regung wahrzunehmen ist, kennzeichnet sich die neue Szene in der Bewegung des Königs. Er hebt das Gesicht und sieht vor sich hin. Es wird in diesem Text nicht gesagt, daß er die Königin angesehen habe. Der l!-Text hat wie der Josephus-Text den einzelnen Zug, daß er Esther grimmig und zornig angesehen habe. l!-Text fügt noch hinzu 00, TaVeO,. Man darf in dieser 5. Szene den Vergleich mit einem Heiligenbild wagen, das sich durch ein Wunder belebt, ein Zug, den manche katholische Legenden berichten und den Ricarda Huch im »Wonnebald Pück« literarisch verwendet hat. Dieser Bewegung ist aber noch keine Gnade, noch keine Bezogenheit auf die bangende Esther anzumerken. Darum ist der 0'-Text der bessere, indem er keine Bezogenheit auf Esther in dieser Szene spüren läßt. b) Die Ohnmacht der Königin entspricht den beiden vorhergehenden Szenen, der Herrlichkeitsschilderung des Königs und der plötzlichen Bewegung des Königs, die nun die ganze Gefährlichkeit und Ungewißheit der Szene der bangenden Esther zum Bewußtsein bringt. Die in der sechsten Szene geschilderte Ohnmacht der Königin ist psychologisch begründet hier eingeführt und korrespondiert dem, was in V. 5 von ihr ausgesagt wird. 8 a) Die in V. 8a geschilderte Szene ist die heilsgeschichtliche Wendung, deren Plötzlichkeit und Unerwartetheit theologisch vom Erzähler auf Gott zurückgeführt wird. Die Bewegtheit des Bildes des Königs ist nun auf Esther bezogen. Aus dem bisher unbewegten bzw. in sich bewegten Bild ist nun ein Gnadenbild geworden, das sich dem Anliegen der Esther zuwendet. b) Die achte Szene setzt mit V. 8b ein und reicht bis V. I I . Zunächst wird referierend erzählt, daß der König die Esther mit beruhigenden Worten getröstet habe. Dann geht die Erzählung wirkungsvoll in die direkte Rede des Königs über. Diese Rede zeigt drei Stufen, von denen die mittlere zweifellos die bedeutungsvollste ist. Der König fragt nach ihrem Anliegen, gibt ihr Trost und fordert sie auf, zu ihm heranzutreten. Esther verhielt sich also bisher in Abstand zu ihm. Die Trostworte wiederum gliedern sich vierfach, nämlich in die persönliche Anrede mit ihrem Namen Esther, die Versicherung, daß er sich als ihren Bruder betrachtet, die Zusicherung ihres Lebens und daß die Anordnung über die Konsequenzen unerlaubten Erscheinens nur allgemeine Geltung - unausgesprochen: nicht für Esther - habe. Die Aufforderung heranzutreten ist schon eine Verwirklichung der letztgegebenen Zusicherung. 9 a) Eine Beziehung auf HL 8;1 ist abwegig, da es sich hier um einen anderen Gebrauch des Bildes »Bruder« handelt. Man könnte daran denken, daß bei den Persern Ehen mit eigenen Schwestern üblich waren (MeyerG, a. a. O. 37) und der König mit dem Gebrauch des Bildes vom »Bruder« auf seine Ehe mit Esther hätte anspielen wollen. Aber das ist wenig wahrscheinlich. Hier liegt offenbar ein übertragener Gebrauch des Begriffes »Bruder« vor, der das enge Verhältnis des Königs zu Esther auch in seiner Würde als Thronender, in Herrlichkeit erscheinender König zum Ausdruck bringen soll. Im Mund eines jüdischen Erzählers könnte
wirst gewiß nicht sterben! Unsere Anordnung gilt (nur) im allgemeinen. II Komm heran!« 12. Und er erhob das goldene Szepter und berührte ihren Nackena, hieß sie willkom...tnen und sprach: »Sprich zu mit!« 13 Und sie sagte zu ihm: »Ich erblickte dich, 0 Herr, wie einen Engel Gottesa, und vetwirrtb ward mein Herz aus Furcht vor deiner Herrlichkeit. 14 Denn bewundernswert bist du, 0 Herr, und dein Antlitz ist voll von Huld!« 15 Während sie aber redete, fiel sie ohnmächtig niedera. 16 Und der König erschtaka, und seine gesamte Dienerschaftb bemühte sich um sie. man an die schützende Rolle des Bruders gegenüber der unverheirateten Schwester denken. So auch Josephus (Ant. I I § z38). Brownlee (RB 73, 1966, 168) weist auf die ägyptische Benennung der Ehegatten als »Bruder« und »Schwester« hin. u a) Das entspricht dem im masoretischen Estherbuch 4,1 I geschilderten Zeremoniell. Mit V. u ist die neunte Szene erreicht. Esther wird aufgefordert, ihr Anliegen vorzubringen. Das Verständnis, das Brownlee (RB 73, 167f.) vorschlägt, das Szepter spiele hier die Rolle eines Zauberstabes und gebe der Esther Bewußtsein und Leben wieder, wird von mir nicht geteilt. Es ist abwegig und unnötig, derartiges in diesem Zusammenhang anzunehmen. 13 a) Die Angabe, Esther habe vom König den Eindruck eines »Engels Gottes« gehabt, fehlt bei Josephus. Die Worte der Esther, die sie an den König richtet, cf. V. 13-14, machen die zehnte Szene aus. Sie faßt die beiden von ihr erlebten Szenen 4 und 5 zusammen. Der Vergleich mit dem Engel Gottes betont das numinose Element. Die Wandlung des Königs durch Gott steht ja unmittelbar bevor. In V. 14 taucht das elementum fascinosum auf, worin die gnadenvolle Hinwendung des Königs zu ihr umschlossen ist. b) Statt trC/{!axlhJ hat der !3-Text trax7], was wohl der stärkere Ausdruck ist. Die Wendung stammt aus der Sprache der Theophanie-Schilderungen. Isa) Die erneute Ohnmacht der Esther bildet die elfte Szene. Der 13-Text hat dafür: »'
49
7. Der Anerkennungserlaß des Artaxerxes E
1-2.4
1 Das nachfolgend Geschriebene ist eine Kopie des Ediktesa : »Der Großkönig Artaxerxes entbietet seinen Gruß denen, die von Indien bis Athiopien die einhundertsiebenundzwanzig Satrapien der Länder beherrschen, sowie denen, die unsere Geschäfte wahrnehmenb. 2. Zahlreiche, die mit der größten Güte der Wohltäter in fortgesetzter Weise Ehrungen empfingen, richteten ihren Sinn auf (noch) Höheres und zeigen sich bestrebt, 3 nicht allein an unseren Untertanen frevelhaft zu handeln, sondern versuchen auch, an ihren eigenen Wohltätern Tücke zu verüben, da sie (offenbar) das Übermaß (an Ehrung) nicht zu ertragen vermögena. 4 Und sie heben die Dankbarkeit auf nicht allein unter den Menschen, sondern lassen sich auch durch die Prahlereien der von Wohltaten nichts wissenden (Menschen) dazu verleiten anzunehmen, daß sie dem das Arge hassenden Gericht des ständig alles wahrnehmenden Gottes entgehen würdena. ~ Oft aber hat auch viele von denen, die in Machtbereiche eingesetzt worden waren, die (trügerische) Überzeugung(skunst) derer, die als Philoi mit der Leitung der Staats geschäfte betraut worden waren, zu Mitschuldigen an viel unschuldig (vergossenem) Blut gemacht und hat sie verwickelt in nicht wiedergutzumachende Vorfällea 6 kraft der sittenlosen falschen List derer, die die noch unverfälschte Güte der Herrschenden täuschten.
1 a) Siehe zum ganzen Erlaß den Exkurs über E 1-24 in der Einleitung. b) Zur Grußformel des Erlasses siehe zu BI a--e. ®L hat auch hier Auuvijeo,. Zwei Klassen von Regierungsbeamten sieht auch B 1 vor. Hier ist diese gegenüber den Satrapen geringere Klasse von Beamten im Sinn von »Geschäftsträgern« umschrieben, wie in Est 9,3. a) Die Aussage der Verse 2-3 zielt deutlich auf Haman ab, speziell auf Est 3,1-2. 10f. 15b; 5,4-8. IIf. Zugleich ist in V. 3 der Gedanke ausgedrückt, daß Haman in das Komplott der beiden Eunuchen A 12-17 mit verwickelt gewesen ist. 4 a) Der ganze Vers ist von mir möglichst wörtlich übersetzt worden. So auch Gregg bei CharlesAP und Franc Michaeli. Eugen Henne: Das Alte Testament aus dem Grundtext übersetzt und erläutert, 5. Aufl., Paderborn 1939, übersetzt: »Sie möchten nicht nur die Dankbarkeit aus den Menschen verbannen, sondern überheben sich auch in prahlerischer Weise, als hätten sie nie Wohltaten empfangen. Dabei glauben sie, dem Gerichte des allsehenden Gottes, der das Böse haßt, entfliehen zu können.« Hermann Bückers (Herders Bibelkommentar, Die Heilige Schrift IV/2, 1953) übersetzt: »Indem sie nicht nur die Dankbarkeit von den Menschen nehmen, sondern auch durch die Lobhudeleien der im Guten Unerfahrenen überheblich geworden sind, versuchen sie es, dem das Böse hassenden Gericht des immerdar alles schauenden Gottes zu entfliehen.« Der ganze Vers ist auf die Gesinnung und das Handeln des Haman zu beziehen. Meines Erachtens ist dieser Vers mit Kap. 5, 9-14 zu verbinden. Dann würde der erste Teil des Verses von der Aufhebung der Dankbarkeit auf Haman hindeuten, der vor seinen Freunden und seiner Frau keinerlei Dankbarkeit für seine hohe Stellung bekundet. Die von Wohltaten nichts wissenden Menschen sind seine Frau und seine Freunde, von denen der Vorschlag der Beseitigung des Mardochai ausgeht. In diesem Vorschlag zeigen sie und der auf ihn eingehende Haman die Meinung, daß sie dem Gericht Gottes entrinnen würden. a) Der Sinn des Verses liegt in der Aussage, daß durch das Ausrnordungsdekret des Haman ~o
7 Man kann (das) aber beobachten nicht so sehr auf Grund von älteren Berichten, wie wir überliefert habena, als vielmehr an dem, was zu euren Füßenb geschieht, indem ihr die frevelhaften Taten, die durch die Bosheit der in unwürdiger Weise Herrschenden geschahen, untersucht. 8 Und es ist künftighin darauf zu sehen, daß wir das Reich ohne Unruhe für alle Menschen in Frieden erhalten werden, 9 indem wir uns der Veränderungen bedienena und das, was unter die Augen kommt, stets mit einer wohlgeziemenden Entscheidung beurteilen. JO Wie denn auch Haman, des Amadathos Sohn, der Makedonea, in Wirklichkeit dem Blut der Perser unangemessen und in weitem Maß von unserer Gültigkeit entfernt war, bei uns (aber) als Gast aufgenommen wurde I I und jener Menschenliebe, die wir jedem Volk gegenüber hegen, in so hohem Maß teilhaftig wurde, daß er öffentlich als unser Vatera ausgerufen wurde und ständig von allen als die zweite Person im Königreichb fußfällige geehrt wurde. 12 Da er die Satrapen und sonstigen Statthalter zu Mitschuldigen am Blut der Juden geworden wären. Unter dem im Plural gebrauchten Titel rplÄo, ist hier Haman zu verstehen. Philos ist einer, der mit Staatsgeschäften betraut worden ist, also ein Staatstitel, der einen hohen Beamten von besonderem Rang auszeichnete. Das griechische Estherbuch verwendet an elf Stellen einschließlich der obigen Stelle den Begriff philos. Davon müssen diejenigen Stellen abgesetzt werden, wo philos wirklich im Sinn von Bekannter, Vertrauter, zum weiteren Familienund Bekanntenkreis gehörig gebraucht wird. Das ist 5,10.14; 9,22. Die übrigen Stellen gebrauchen philos von den königlichen Beamten z. B. 1,3.13; 2,18; 3,1; 6,9. Das Material aus seleukidischem und ptolemäischem Zeitalter siehe bei Ernst Bammel: tPtÄo, TOV KataCl(}o, (ThLZ 77, 1952, 205-210). Über die Verwendung ptolemäischer Beamtentitel siehe B. Jacob, ZAW 10, 1890, 281-29°. - R.-M. Seyberlich: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt I, 1964, 363. 7 a) Für die Wendung w, nCl(}E~w~ap,Ev ist besser die Lesung des ß-Textes zu wählen»~ Tciiv nCl(}OOE~op,l:vwv ijp,iv IUToetciiv« und zu lesen >>CO, nCl(}E~oD-ri ijp,iv«. Siehe dazu die Diskussion dieser Stelle in den neueren Kommentaren, auch bei Gregg und Michaeli. b) Die griechische Wendung nCl(}a no~a, ist in ® nur zu belegen an unserer Stelle und 3 Makk 4,8; 5,8 in dem Sinn »vor Augen liegend, unmittelbar vor sich habend«: In dieser übertragenen Bedeutung nicht im NT, obwohl dort mehrfach die Wendung »nCl(}a TOV, no~a,« vorkommt. Vermutlich handelt es sich um eine zeitbedingte Ausdrucksweise, für die Gregg auf das Sprichwort hinweist »Ta neo, noalv a~On6t«. 9 a) Das ist so zu verstehen, daß der König Änderungen im Personal seiner Umgebung eintreten lassen will, auch gegebenenfalls andere Berater heranziehen will. Ähnlich übersetzt Michaeli. Die.meisten Übersetzer nehmen hier eine Textänderung vor nach dem ß-Text sowie nach den Handschriften 93, 108 und Josephus = ~tapoÄai,. Freilich muß dabei ein otl vor xewp,evOt gestellt werden, wie es ebenfalls in verschiedenen Zeugen vorhanden ist. Doch bleibt die lectio difficilior im obigen Text, der durchaus verstehbar ist. Indem der König den Kreis der Berater vergrößert und bedarfsweise ändert und kommende Entscheidungen in Billigkeit treffen will, ist der Sinn klar, während das Nichthören auf Verleumdungen die Frage aufwirft, wie der König eine Verleumdung feststellen will. Im übrigen ist mit p,ETapoÄai, schon auf den Wechsel Haman/Mardochai angespielt, so daß sich eine Textänderung erübrigt. 10 a) Siehe zu A 17 Anmerkung a. 11 a) Siehe zu B 6 Anmerkung b. b) Siehe zu B 3 Anmerkung c. c) Siehe zu C 5 Anmerkung a.
aber (seinen) Hochmut nicht ertrug, strebte er danach, uns der Herrschaft und des Lebens zu beraubena, 13 indem er mit verschlagenen, listigen Täuschungen unseren Retter und unaufhörlichen W ohltätera Mardochai und die tadelsfreie Genossinb des Königreiches, Esther, mit dem gesamten Volk dieser (beiden) zur Vernichtung sich erbat. 14 Denn durch diese Umtriebe gedachte er, uns zu isolieren und die Herrschaft über die Perser auf die Makedonen zu überführen. I s Wir aber finden, daß die von dem dreifachen Frevler der Vernichtung ausgelieferten Juden keine schlechten Menschen sind, nach absolut tadelfreien Gesetzen als Staatsbürger ihren Wandel führen 16 und (zugleich) Söhne des höchsten, größten, lebendigen Gottesa sind, der uns und unseren Vorfahren die Königsherrschaft in der besten Verfassung geleitet hatb. 17 Trefflich nun werdet ihr handeln, wenn ihr keinen Gebrauch von den durch Haman, den Sohn des Amadathos, erlassenen Dekreten macht, 18 weil er, der dieses ausgearbeitet hat, vor den Toren Susasa gepfählt worden ist mitsamt seiner ganzen Familieb, da der alles beherrschende Gott a) Der hier gegen Haman geäußerte Vorwurf, danach gestrebt zu haben, dem König Leben und Herrschaft zu nehmen, ist im masoretischen Estherbuch nur angedeutet in 6,7-9. Siehe dazu meinen Estherkommentar zur Stelle, spez. S. 348 Anm. 13. In den Zusätzen zu Esther ist schon in A 17 diese Tendenz des Haman zum Ausdruck gebracht. 13 a) Die Plerophorie des Ausdrucks muß berücksichtigen, daß nach dem mit Zusätzen versehenen griechischen Estherbuch tatsächlich Mardochai dem König zweimal das Leben gerettet (A 12.-17 und 2.,2.1-2.3) und ihn durch die ständige Übernahme des Wächteramtes A 16 geschützt hat. Dann hat er durch seinen Widerstand gegen das Ausrnordungsdekret und durch seinen Einfluß auf Esther den König vor verderblichen Folgen bewahrt und hat sich in der Nachfolge Hamans bewährt und den Gegenwehrerlaß und das Anerkennungsdekret geschaffen. b) Hier dürfte auf die Rechtsstellung der Esther als Königin angespielt sein, cf. Est 2.,17f. Zum Begriff "otvumk siehe ThWNT III, 1938, 801. 16 a) Die Klimax in der Beschreibung der Juden ist deutlich, vom Ethischen bis zum Gottesverhältnis, das auf Etwählung beruht. Dazwischen sind die Versicherungen ihrer einwandfreien Gesetze und ihrer staatsbürgerlichen Haltung gestellt. Mit Gesetzen sind hier die bürgerlichen Rechtsordnungen der Juden gemeint, wie sie in den zahlreichen Urkunden aus dem Bar-Kochba-Aufstand aufgetaucht sind. Siehe mein Buch: Die Handschriftenfunde in der Wüste Juda, Berlin 1962., und Elisabeth Koffmahn: Die Doppelurkunden aus der Wüste Juda (Studies on tl;leTexts of the Desert of Judah V), Leiden 1968. Das Ganze ist eine Replik gegen die von Haman erhobenen Vorwürfe in 3,8-10, die tatsächlich die drei ersten Stufen der Klimax enthalten. Die letzte Stufe klingt an Hos 2.,3 an, indessen fehlen dort die beiden ersten Attribute »höchsten und größten«. l!-Text hat nur zwei, aber veränderte Attribute (/Java, und d),17r?tVO,). b) Hierzu vergleiche Stellen wie Dan 4,34; 6,2.7. 18 a) Nach Est 7,9 befand sich der Pfahl, an dem die Hinrichtung Hamans vollzogen werden sollte, auf seinem Grundstück. Wo das Grundstück lag, gibt der masoretische Text nicht an. Nach obiger Angabe müßte das Grundstück »vor den Toren von Susa« gelegen haben. Wahrscheinlich spiegelt sich hier die jüdische Sitte wider, Todesurteile außerhalb des Lagers zu vollstrecken, vergleiche Lv 2.4,14 und Bill II, 192.4,684 zu Act 7,58 A. b) Nach der masoretischen Rezension sind nur die zehn Söhne Hamans getötet worden. Von einer Tötung seiner Frau oder der gesamten Sippe wird nicht gesprochen. Indessen 12.
ihm rasch das entsprechende Gericht bereitet hat. 19 Die Abschrift des gegenwärtigen Dekrets stellt an jedem Ort öffentlich aus, daß die Juden ihre eigenen Gesetze befolgen dürfena, 20 und unterstützt sie kräftig, daß sie Widerstand gegen die, die zur Zeit der Trübsal sie angreifena, am dreizehnten Tage des zwölften Monats Adar, an eben diesem Tage leistenb. 2 I Diesen nämlich hat der allbeherrschende Gott an Stelle eines Vernichtungstages für das auserwählte Geschlecht ihnen zu einem Freuden(tag)a gemacht. 22 Ihr nun begehet unter euren fest bezeichneten Festtagen einen herausgehobenen Tag mit allen Freuden des Mahls, 23 damit er sowohl jetzt als auch später uns und den wohlgesinnten Persern ein Heilstag, denen aber, die uns Nachstellungen bereiten, ein Gedenkzeichen zum Verderben seiaI 24 Jede Stadt oder jede Provinz insgesamt, die nicht danach handelt, soll mit Waffengewalt und Feuer rücksichtslos vernichtet werden. Nicht allein für Menschen soll sie unzugänglich, sondern auch für Tiere und Vögel auf alle Zeiten äußerst gefährlich gemacht werdena.« klingt Est 9,2S, jene katechismusartige Zusammenfassung des Esthergeschehens, so, als ob Haman und seine Söhne zugleich getötet worden seien, obwohl die Söhne nach Est 9,6 erst Monate später umkommen, nämlich am 13. Adar. Wahrscheinlich lehnt sich die obige Wendung an jene Stelle, die wohl eine summarische Erzählung bieten will, an. Dan 6,2S wird allerdings ein Fall von Familienhinrichtung im persischen Bereich berichtet. Im übrigen wird dieser Anerkennungserlaß veröffentlicht, als die Söhne noch am Leben waren. Stand der Erlaß einmal an anderer Stelle im griechischen Estherbuch? 19 a) Zur Befolgung der eigenen Gesetze siehe zu E 16 Anm. a und Esr 7,25. An letzterer Stelle wird das Befolgen der jüdischen Gesetze den Juden nicht nur erlaubt, sondern zur Pflicht gemacht. 20 a) Nach Est 8,Il-I2. ist den Juden nur der Kampf gegen die sie angreifenden Gegner erlaubt. Eine Empfehlung zur Unterstützung wird den Persern nicht gegeben. Der Gegenwehrerlaß hat also nur die Aufgabe, die persischen Beamten über die erlaubte Gegenwehr zu orientieren. In Est 9,3 wird ausdrücklich gesagt, daß die Satrapen und sonstigen Beamten des Königs den Juden Beistand geleistet hätten, weil ein Schrecken vor Mardochai über sie gekommen sei. Es ist also im obigen Vers eine Abweichung, die zugleich eine Verstärkung der im masoretischen Estherbuch vertretenen Gedanken darstellt, vorhanden. b) Bezüglich der Datumsangabe siehe zu B 6 Anm. d. 2.I a) In diesem Vers ist deutlich die erzählerische Tendenz des masoretischen Estherbuches umgedreht. Schon im voraus weiß der persische König, daß der 13. Tag des Monats Adar für die Juden zu einem Freudentag werden wird. Der Sieg des auserwählten Geschlechtes steht von vornherein außer Frage. Hier ist deutlich die denkerische und all~gest3ltende T~,tig keit am Estherbuch zu spüren. Aber wieder erhebt sich die Frage, ob der Anerkennungseriaß ursprünglich an anderer Stelle stand. 23 a) Der 13. Adar ist die Feier des Sieges über Haman und zugleich eine Warnung für die, die künftig dem König nachstellen sollten. Hier liegt also eine Abart des Purimfestes für Heiden -vor. Zwischen beiden besteht eine charakteristische Verschiedenheit, die Heiden feiern Sieg und Warnung für künftige Fälle, während die Juden die wiedererlangte Ruhe zum Gegenstand ihrer Feier machen. Siehe meinen Estherkommentar S. 392. 24 a) Die Drohung am Ende des Erlasses für eventuelle Übertreter steht auch in erheblich abweichender Form in Esr 7,26. Anklänge an alttestamentliche Stellen Jr 32,43; 51,62; Ez 2S,13; 32,13 könnten hier vorhanden sein. Siehe auch 3 Makk 3,29.
8. Rückblick Mardochais auf sein Traumgesicht F
1-10
1 Und Mardochaia sprach: »Von Gott aus ist dieses geschehen! z Ich gedachte nämlich des Traumgesichtes, das ich bezüglich dieser Ereignisse sah. Denn kein Wort von ihnen ist außer acht gelassen worden. 3 Die kleine Quelle, die ein Fluß wurde, und es waren Licht und Sonne und viel Wasser. Esthera ist der Fluß, der König heiratete sie und machte
a) Der Aufbau dieses Stückes ist folgender. In den Versen I und 2 erfolgt die Anknüpfung an das erste Stück, den Traum des Mardochai All. Das epvfJalh}v bezieht sich auf jenes Nachsinnen des Mardochai, dem erst Erfolg beschieden war, nachdem sich diese Ereignisse vollzogen hatten, wie sie im Estherbuch geschildert sind. Zwei theologische Urteile enthält der einleitende Abschnitt, einmal jenen bekenntnisartigen Satz »Von Gott aus ist dieses geschehen« und dann in 2b »Denn kein Wort von ihnen ist außer acht gelassen worden«. Der zweite Teil des Stückes F 1-10 wird von den Versen 3-6 gebildet. Hier wird die eigentliche allegorische Ausdeutung des Traumes gegeben. Dabei wird die Abfolge der verschiedenen Traumgestalten und Traumereignisse nicht eingehalten. Statt dessen tritt die Szenenabfolge des masoretischen Estherbuches ein. Zuerst werden Esther und ihre Heirat erwähnt. Dieses Ereignis wird als Licht und Wonne dargestellt, so wie Esther unter dem Bild der Quelle, die zum Fluß wurde, geschildert ist. Tatsächlich geht die Heirat allen Verwicklungen voraus. Letztere setzen im hebräischen Estherbuch erst mit 3,1-7 ein. Das Bild der beiden Drachen bezieht sich auf die Verwicklung, die zwischen Haman und Mardochai entsteht (3,1-7 und 5,9-14). Vers 5 muß sich auf 9,1-2 beziehen, obwohl in diesem Text nicht ausdrücklich gesagt wird, daß sich die Judenfeinde zusammenrotteten. Dann lenkt aber Vers 6 aus der Szenenabfolge des masoretischen Estherbuches zurück zu 4,16f., dem dort von Esther angeordneten Fasten, das mit Gebet verbunden gedacht werden muß (siehe meinen Kommentar zur Stelle). Mit dem allgemeinen Bekenntnis der Errettung durch Gott schließt diese Traumal,lsdeutung. Der streitbar kämpferische Charakter des Estherbuches, der in A 10 noch in der Vorstellung des Verschlingens der Ehrenträger vorhanden war, ist hier verschwunden. In dieser Traumdeutung überwiegt die theologische Tendenz, die Rettung als ganz aus Gottes Hand kommend zu erfassen. Der dritte Teil des Stückes F 1-10, die Verse 7-10, führt diesen theologischen Gedanken weiter aus unter Verwendung des Bildes vom Los. Sicher liegt hier eine Anknüpfung an den Losgedanken in 3,7; 9,24 vor, doch wird das Los aus der einfachen Ermittlung eines Zeitpunktes zu einem ewigkeitstiefen Bezug, indem Gott zwei Lose schafft, von denen das für Israel bestimmte auf Heil und Segen für Israel geht. Ein letzter vierter Teil (V. 10) knüpft wiederum an eine Formulierung des masoretischen Estherbuches, nämlich 9,17-19; 9,20-22 sowie 9,28 und 9,31 an. Die Purimthora wird hier noch einmal in einer sachlichen Kurzform zusammengefaßt. Die Abweichungen des 1!-Textes sind in diesem Abschnitt vor allem in einer etwas anderen Anordnung erkennbar sowie in einer noch stärkeren theologischen Differenzierung. Sonne und Licht werden ))E:rmpavua TOV {hov« genannt. Der Gedanke, daß Israel zu Gott geschrien habe, wird nicht als Notgebet gewertet, sondern als ein Dank- und Preisgebet: ))Und das ganze Volk schrie mit lauter Stimme und sprach: Gepriesen seist du, 0 Herr, der gedacht hat der Bundesschlüsse, die mit unseren Vätern (geschlossen waren). Amen.« 3 a) Gegenüber dem Estherbuch ist eine Verkürzung eingetreten. Die tapfere Haltung der Esther, die das Schicksal reizt, die sich ungerufen dem König zeigt, die sich zweimal der gefährlichen Situation eines Gastmahls mit dem König und Haman aussetzt, wird nicht gewürdigt. Da auch dieses Stück F ebenso wie das Stück A im Hinblick auf das vollständige Estherbuch konzipiert wurde, brauchten diese Züge nicht hervorgehoben zu werden, da der Leser dieses Stückes F von jenen Szenen 4,16; 5,1-8; 6,14-7,4 in seiner Lektüre herkam. Trotzdem könnte man sich eine gerechtere Zusammenfassung der Leistung der Esther I
(sie) zur Königin. 4 Die beiden Drachen aber - das bin ich und Hamanal 5 Die Völker aber (sind die, die) zusammengekommen waren, um den Namena der Juden zu vernichten. 6 Mein Volk aber - das ist Israela, sie schrien zu Gott und wurden errettet. Und der Herr rettete sein Volk, und der Herr befreite uns aus allen diesen Nöten, und Gott tat Zeichen und große Wunder, wie sie unter den Völkernb nicht geschehen sind. 7 Deshalb hat er zwei Losea geschaffen, eins für das Volk Gottes und eins für alle (anderen) Völker. denken, wenn nicht von vornherein in diesem Stück die theologische Deutung des ganzen Buches prävalieren sollte. 4 a) Siehe zu den Einzelheiten des Drachenbildes A 5a. Hier muß nun die Frage gestellt werden, mit welchem Recht das Bild des Drachens auf Mardochai übertragen wurde. Wo hat Mardochai die gefährliche verschlingende Macht, die einem Drachen zugeschrieben werden kann, eigentlich entfaltet? Abgesehen von der Spannung mit Haman wegen der bei den Eunuchen und der irrationalen Verweigerung der Proskynese ist er der Schöpfer des Gegenwehrdekretes und des Anerkennungserlasses sowie der Initiator einer Gegenwehr vermittelst der Esther überhaupt. Er leitet die Judenschaft und scheint die Stelle eines Exilarchen innezuhaben. a) Die Wendung »Namen der Juden« enthält eine alttestamentliche Anspielung auf die Juden als das Eigentumsvolk Jahwes (Jes 63,19; 2 Chr 7,14; Jes 43,1). Das Auslöschen des Namens bedeutet einen Eingriff in die von Jahwe mit seinem Volk begründete Heilsgeschichte. Zum einzelnen siehe Bietenhard, ThWNT V 1954, 242ff. Die Bezeichnung als Jude entspricht der Gewohnheit des Estherbuches Est 2,5; 3,4.6.10.13; 4,13.16; 9,18 u. Ö. Es sei auch erinnert an 8,17, an welcher Stelle davon gesprochen wird, wie sich Nicht juden als Juden ausgeben aus Furcht vor den Juden. Hier an obiger Stelle wird wohl die Bezeichnung »Juden« gebraucht, weil es sich um die fremden Völker handelt, die die Juden vernichten wollten. In der Regel wird »Jude« und »Juden« als Bezeichnung im Mund der Nicht juden gebraucht. Siehe K. G. Kuhn, ThWNT III 1938, 360-370, spez. 366. 6 a) Siehe zu CI-lI, spez. V. 2 und 11. In obiger Stelle ist Israel prononciert hervorgehoben
TO 156
l/hJo~
TO
ep,av oVT6~ ecmv IaealjÄ.
b) Die theologische Linie der alleinigen Errettung durch Gott wird beibehalten. Dabei werden typisch deuteronomische Wendungen gebraucht, insbesondere die Zusammenstellung von Taa1/p,liiaxal Ta TEeaTa wie Dt 13,2.3; 29,3; 34,1I; Ps 135,9. Man kann sich fragen, worin die Zeichen und Wunder bestanden, denn nach dem kanonischen Estherbuch sind die Begebenheiten recht nüchtern erzählt, lediglich die Tatsache, daß eine Jüdin zur regierenden Königin in der Zeit aufgestiegen ist, in der eine weltweite Verfolgung über das Judentum ergeht, und sie an entscheidender Stelle intervenieren kann für ihr Volk, ist jenes große Wunder, das im hebräischen Text von Mardochai in 4,14b angedeutet wird. Die schlaflose Nacht des Königs Kap. 6 und die Lesung des Memorabilienbuches müssen unter das Wunder gerechnet werden. Die tapfere Gegenwehr der Juden in 9,1 ff. und die offenbar weitaus geringere Kampfkraft ihrer Gegner gehören ebenfalls unter den Begriff der Zeichen und Wunder, doch handelt es sich in jedem Fall um immanente Ereignisse und Vorfälle, in denen der Glaube die bewegende und führende Hand Gottes zu erkennen vermochte, ohne daß es sich um übernatürliche und als solche sofort allen erkennbare Eingriffe Gottes handelte. Einen übernatürlichen Charakter erhalten diese Vorgänge des masoretischen Estherbuches erst in dem griechischen Buch durch den Traum des Mardochai und die allegorischen Figuren, die in ihm agieren. So entspricht die Formulierung von V. 6b in wesentlichen Zügen dieser Traumkonstruktion. 7 a) Das Wort xÄfjeo~ wird hier in einem anderen Sinn als in C 10 gebraucht. An letzterer Stelle ist Israel Gottes xÄfjeo~. Hier wird dagegen von zwei Losen gesprochen, die Gott
8 Und diese beiden Lose trafen ein auf die Stunde und den Zeitpunkt und auf den Tag des Gerichtes vor dem Angesicht Gottes auch für alle Vö1kera. 9 Und Gott gedachte seines Volkes a und sprach sein Erbeb gerechte. 10 Und es sollen für sie diese Tage im Monat Adar am vierzehnten und fünfzehntena Tag desselben Monats sein mit Festversammlung und
geschaffen hat. Gemeint ist damit die endgültige Entscheidung Gottes über Israel und die anderen Völker. Los ist hier wie göräl in den Qumräntexten die endgültige Bestimmung des göttlichen Willens, die sowohl im eschatologischen Endkampf wie auch in der individuellen geistlichen Erfahrung sich erschließt. Siehe K. H. Rengstorf: Der Begriff Goral und seine Stellung in den Texten vom Toten Meer (Tharbi~ XXXV/z, 1965, 108-121). Den beiden Losen entsprechen in IQS IU 15 - IV z6 die beiden Geister des Lichts und der Finsternis, ähnlich in der Kriegsrolle IQM I, 1-5-1I.13f.; IV, z; xm, z,4f.9.IZ u. ö. Ahnlich auch in IQH IU, 22.z5.z7 u. ö. Es liegt hier also ein anderer Losbegriff vor als in Est 3,7. 8 a) Indem Tag und Stunde genannt werden, wird auf den Losbegriff von Est 3,7 rekurriert, aber der entscheidende Gedanke ist doch der des Gerichtes vor Gott, das sich auch auf alle Völker erstreckt. Indem sich Israel nach dem Gegenwehrdekret des Mardochai gegen die Feinde aus allen Völkern des persischen Weltreiches erfolgreich wehrt, wird das Gericht Gottes an den Völkern, hier an allen Völkern vollzogen. Durch die Anwendung dieses Losbegriffes wird nun jene zeitbedingte Gegenwehr der Juden zu einem eschatologischen Gerichtsakt Gottes ausgeweitet, wie das überhaupt der Sinn des Traumes des Mardochai und seiner gegebenen Deutung ist. Wichtig zu beobachten ist dabei, daß es sich hier in Vers 7 und 8 um alle Völker handelt, während in Vers 5 es sich nur um diejenigen Völker handelt, die sich gegen Israel zusammengerottet haben. Das ergab sich ja aus dem Text des masoretischen Estherbuches. Siehe auch die Anmerkung zu 5a. Frühere Exegeten haben bemängelt, daß in Vers 8 die Erwähnung des eigenen Volkes fehlt. Bei der vorgetragenen Losauffassung ist diese Erwähnung nicht notwendig. Zudem erfolgt sie noch ausdrücklich in Vers 9, der an die Gerichtsvorstellung in 8 anknüpft. 9 a) Der erste Teil des Verses ist eine gängige biblische Wendung. Das Gedenken Gottes wird häufig im AT bezeugt. Man kann sich fragen, ob diese Bezugnahme auf das Gedenken Gottes nach V. 7 und 8 noch notwendig ist. Sicher liegt keine Notwendigkeit vor, doch rekurriert der Verfasser hier etwa auf 6,1, das Memorabilienbuch des Ahasverus und etwa auf 9,lff., jene Wendepunkte im masoretischen Estherbuch. b) Israel als Erbe noch C 8 und zoo Nach der Definition Herrmanns ist ,,),:r}flOlJo/-tla der Zustand, der sich aus der Erwählung durch den Herrn für Israel ergibt. Hebräisch einer nojJalä entsprechend, hält hier die biblische Redeweise an. c) Die Bezugnahme auf das Gericht von V. 8 mag zum Gebrauch des Verbums 6",a1OVv Anlaß gegeben haben. Da in V. 9 a mehr auf das masoretische Estherbuch rekurriert wird, könnte man das auch im zweiten Teil finden und vielleicht übersetzen mit »und verhalf seinem Erbe zum Recht«, durch die mannigfachen Hilfen, die er Israel vermittelst der Taten der Esther und des Mardochai erwies. 10 a) Nach Est 9,17-19 sind die bezeichneten Tage nicht die Tage der Rettung durch Gott bzw. durch ihre tapfere Gegenwehr, sondern die Tage jeweils nach dem eintägigen bzw. zweitägigen Kampf. Hier kommen die nachträgliche theologische Ausdeutung des Estherbuches und die Eigenart des masoretischen Estherbuches in Konflikt miteinander. Der Verfasser der Zusätze zu Esther hält aber hier die Linie des masoretischen Estherbuches deutlich ein. Für ihn muß das Fest der wiedererlangten Ruhe zum Fest der Erinnerung an die erfahrene Gotteshilfe werden. Damit wird natürlich die eigentliche Spitze des Estherbuches umgedeutet. Zur theologischen Bedeutung des Festes der wiedererlangten Ruhe siehe den Schlußabschnitt meines Kommentars S. 406f.
~6
Freude und F:rohsinnb vor Gott für immer entsprechend den Generationen (-folgen)c in seinem Volk Israel!«
9. Mitteilung über die Herkunft des Purimbriefes F IIa
Im vierten
Jahr
II
des Königtums des Ptolemäus und der Kleopattab
b) Von den drei Begriffen sind nur der zweite und der dritte im Estherbuch (gr.) bezeugt, nämlieh 9;J7.18, Der eiste Begriff O"tnlaywY17, oben mit Festversammlung übersetzt, wird sonst im Estherbuch (gr.) nicht gebraucht. Er mußte hier neu eingefügt werden, da im masoretischen Estherbuch von einer gottesdienstlichen Begehung am Purimtag nicht die Rede ist. Den Anlaß d~ mag 9,2., die Verbform von Stamm fJöhal, gebildet haben, obwohl an jener Stelle vom kämpferischen Zusammenschluß gebraucht. e) Siehe d$ZU 9,2.7 "aTa ysvE:av "al YE:VE:c1v. Der Verfasser zeigt sich bemüht, im Ausdruck zu variieren. Das Ganze in V. 10 ist eine Wiederaufnahme gängiger Wendungen des masoretischen Estherb~hes; Mit .dieser Wiederaufnahme gewann aber das Purimfest eine eschatologische Zielsetzung gemäß der theologischen Eigenart des Traumes des Mardochai und der ihm gegebenen Deutung. Man sieht, wie entscheidend verändernd diese nachträgliche Theologisierung dee Estberbuches' sich auswirkt. 11 a) Formgeschichtlieb haben wir.in diesem Schlußabschnitt eine Art Kolophon mit Mitteilungen über die Herkunft der ü~rsetzung und über den übersetzer und über die überbringer dieser übersetzung nach Ägypten. Neben dem Buch Esther (gr.) hat nur noch das Buch Jesus Sirach Angaben über den übersetzer und die Zeit der übersetzung. Nach Prolog 2.2. will der Enkel im 38. Jahre des Königs Ptolemaios vm. Euergetes II. (170-163 und 145-II6) nach Ägypten gekommen.liein, also I.32. v. Chr., und dort die übersetzung ins Griechische vollzogen haben. Beide Angaben stehen im Zusammenhang durch den gleichen Ursprungsort, palästinische Judenschaft-Jerusalem, durch den gleichen Zeitraum des letzten Drittels des 2.. vorchristlichen Jahrhunderts und durch die Zwecksetzung, jüdisches Bildungsgut aus Palästina nach Ägypten zu verpflanze(l. b) Eindeutig in der zusammengestellten Nennung zweier Namen ist lediglich, daß beide, Ptolemäus und Kleopatra, in einem ehelichen oder politischen Zusammenhang miteinander standen, daß Kleopatra entweder Mitregentin oder Ehefrau oder beides gewesen ist. Drei Möglichkeiten ergeben sich, 1. daß das Datum 78/77 v. Chr. angenommen wird, also an Ptolemäus XII. Neos Dionysos (80-51 v. Chr.) gedacht wird (Eißfeldt, Einleitung 802., Bickerman); 2.. an Ptolemaios XIII., 51-47 v. Chr., und Kleopatra VII., 51-30 v. Chr.; 3. an Ptolemaios IX. Soter II. II 6-1 07 und 88-80 v. Chr. sowio an Kleopatra m. In diesem Fall würde es sich um ein Regentschaftsverhältnis handeln. DOI'llentsprecbend könnte das griechische Estherbuch vor II4 v. Chr. entstanden sein. Die verschiedenen Möglichkeiten für eine zeitliche Festlegung der betreffenden Namen zeigen an, daß die Notiz infolge ihrer Ailgemeinheit historisch fast wertlos ist und offenbar von einem Verfasser stammt, der den zeitlichen Verhältnissen entweder sehr fern gerückt war oder als wirklicher, miterlebender Zeitgenosse nicht daran dachte, genauer zu datieren, so daß man schließen könnte, die Juden seien in dem gemeinten Zeitraum von den Lagiden in Ägypten besonders begünstigt worden. Letztere Möglichkeit ist naheliegender und wird mit allen Vorbehalten hier angenommen. Kritischer äußert sich Moore, der zwar auch das Datum II4 v. Chr. zu akzeptieren scheint, aber doch meint, daß mit Sicherheit nur gesagt werden kann, daß die Stücke B.C.D.E. zur Zeit des Josephuunit dem kanonischen Estherbuch verbunden waren. Im Gegensatz d~ verweise ich auf meinen Aufsatz in der Kuhn-Festschrift 1971, 97-II6. Auf Moores These über die verschiedenen hebräischen Textrczensionen
brachten Dositheosc, welcher sagte, daß er Priesterd und Levite sei, und dessen Sohn Ptolemaiosf den vorstehenden Brief über die Phrourai (= Purim)g her (nach Ägypten)h. Sie meinten, daß er (der zutreffende) seii und daß Lysimachosi, der Sohn des Ptolemaios, aus Jerusalem (ihn) übersetzt habe. des Estherbuches, die er auf Grund der griechischen Texte erschließen zu können glaubt, hoffe ich in einem anderen Zusammenhang zurückkommen zu können. c) Der Name auch in 2 Makk 12,19.24.35; 3 Makk 1,3, ein damals unter den Juden offenbar gebräuchlicher Name. Siehe auch B. Jacob: Das Buch Esther bei den LXX (ZAW 10, 1890, 275 f.). d) Die Formulierung gründet das Priester- und Levit-Sein des Dositheos auf seine eigene Aussage, die nicht nachgeprüft worden ist. Das schließt nicht aus, daß beim Tempel zu Jerusalem die betreffenden Urkunden über die priesterIich-levitische Abstammung vorlagen. Wie genau es mit der genealogischen Nachprüfung genommen wurde, speziell für den Priesterdienst, zeigt Esra 2,61--63; Neh 7,63--65. Siehe Bill I 2-6; J. Jeremias: Jerusalem zur Zeit Jesu. Kulturgeschichtliche Untersuchung zur neutestamentlichen Zeitgeschichte, Berlin 1963, 3. Aufl., 241-251. Die Aussage, daß man nur auf seine Angaben sich stützen konnte, beweist, daß Dositheos wirklich aus Jerusalem kam und in Ägypten offenbar noch nicht bekannt war. e) Die Angabe »Levit« muß sich auf die Zugehörigkeit zum Stamm und zur Familie Levi beziehen, kann jedenfalls nicht die kultische Funktion des Leviten im Tempeldienst betreffen, da diese durch das voranstehende leewc; ausgeschlossen war. Diese ausdrückliche Nennung der Zugehörigkeit zu Levi könnte die Einsetzung der Hasmonäer zu Priesterrursten - stammten sie doch aus dem Stamme Levi - voraussetzen als terminus a quo. Siehe R. Meyer, ThWNT IV 245-247. f) Als jüdischer Name belegt 1 Makk 16,II. Die Nennung des Sohnes erfolgt sicher nicht zufällig oder aus beliebiger Wahl. ·Viel eher scheint hier eine gute alte Tradition erhalten zu sein, die noch wußte, daß sich Dositheos in Begleitung seines Sohnes befand. Vermutlich wird es sich um eine amtliche Mission im Dienst des Judentums von Jerusalem bzw. Juda gehandelt haben. g) Die Wendung hnGTo)."'" TWV tPe01lea, stammt aus Est 9,26.29 und entspricht hebräischem 'li 'iggtZ1'tzl happUrlm. Das bedeutet, daß der Kolophon mit der Nennung des Purimbriefes sich auf das gesamte Estherbuch bezieht, d. h. wir würden hier den Bericht über die Verpflanzung dieses Stückes jüdischer Literatur nach Ägypten haben. Die Schreibung des griechischen Äquivalents für Purim wechselt in den Handschriften. Die Kenntnis ägyptischer Regierungsgepflogenheiten und amtlicher Titel schließt Herkunft des griechischen Estherbuches aus Palästina nicht aus. Bis 198 v. Chr. war Palästina unter ptolemäischer Herrschaft gewesenl h) Der Begriff Ägypten wird nicht gebraucht, muß aber sachgemäß ergänzt werden, da die Nennung der ägyptischen Herrschemamen auf Ägypten weist, andererseits die Betonung des Begriffes Jerusalem auf einen Gegensatzbegriff schließen läßt. i) Der kleine Relativsatz hat in dem Gesamtgefüge des Kolophons eine besondere Bedeutung, denn er engt die in Anmerkung g) gemachte Behauptung von der Verpflanzung eines jüdischen Literaturstückes insofern ein, als der Relativsatz die Deutung zuläßt, daß der Estherstoff schon in irgendeiner Form bekannt und vielleicht sogar literarisch vorhanden war, dieser jedoch nicht der Form entsprach, wie sie in bestimmten jüdischen Kreisen in Jerusalem und Palästina vorausgesetzt wurde und in Gebrauch war. Es handelt sich also um die Oberbringung der amtlichen Rezension, wobei stillschweigend die Purimbriefe des Mardochai und der Esther aus Esther 9,26.29 mit dem kanonischen Estherbuch gleichgesetzt werden. j) Als jüdischer Name noch gebraucht in 2 Makk 4,29.39ff. Die Namen der im Kolophon auftauchenden Juden sind griechischer Herkunft und lassen auf eine hellenistische Weltoffenheit schließen. Lysimachos. Sohn eines Ptolemaios. sicher nicht jenes schon genannten ~8
Ptolemaios, da dies wohl ausdrücklich vermerkt worden wäre, gehörte also zu der griechisch sprechenden Bevölkerung von Jerusalem - Juda. Daß die griechischen Sprachkenntnisse in der Judenschaft Palästinas nicht gering gewesen sein dürften, haben nicht nur die griechisch geschriebenen Briefe und Urkunden der Bar-Kochba-Zeit ergeben. sondern auch die in PaläStina - Qumrän und wät/i ",tlrabba'öl - gefundenen griechischen Bibelübersetzungen, von Juden füt Juden gemacht. Siehe hierzu mein Buch: Die Handschriftenfunde in der Wüste Juda, 1963 und Dominique Barthelemy: Les Devanciers d'Aquila, 1963. Über die Ursprache des Originals, Hebräisch oder Aramäisch, ist damit noch nichts gesagt. Die im Namen Lysimachos steckende Übersetzertradition ist sicher als gut und historisch zutreffend zu beurteilen, wenn man dem Kolophon als Ganzem eine historische Grundlage zusprechen möchte.
Namenregister Abraham ......... 4°.41.46 Agagiter .........•...... 35 Abasverus ...... 17.21.32.37 Alexander der Große ..... 36 Amadathos ........•.. 35.51 Antiochus IV. Epiphanes .44 Artaxerxes I. 18.21.32.34.36. 5° Artaxerxes II............ 32 Artaxerxes ill. . ......... 32 Astaos ................ 34 Bagathoos ............. 34 Bagian ........ , ........ 35 Bamabazus .......... 2 I. 35 Benjamin ..........•... 32 Bigtan ................ 34 Bugäer •............... 35 Cyrus ................. 17 Daniel ........... 25-37.39 Dositheos ............. 58 Esther 17.18.19.20.21.22.23. 24.25.26.27.28.32.34.39.4°. 41.42.43 .44.45.46.47.48.49. EstherII.... 52.54.55056.58 Gabatha .........•..••. 34 Gog ...........•..••.•. 35 Gogaios ..........•.... 35
60
Haman 17.21.22.24.33.34.35. 36.37.3 8.39.4°.45.46.49.50. 51.5 2.53.55 Harbona .............. 21 Hatak ............•.... 21 Hieronymus ...... 18.19.23
Jair ................... 32 Jerusalem ...... 44.57.58.59 Jojachin ............... 33 Jona .................. 39 Josephus 19.21.25.27.32.34. 35.3 8.45.46.47.48.49.5 1.57 Juda ............... 44.59 Judas Makkabäus .... 25.27 Kis •.................. Kleopatta ............. Kleopatra ill. .......... Kleopatra VII. .........
32 57 57 57
Luther ...............•. 19 Lysimacbos .•....•.. 27.58 Magog ................ 35 Manasse ............ 28.33 Mardochai 17.18.19.20.21.22. 24.25.26.27.32.33.34.35.36. 37.39.4°.41.44.46.47.5°.5 1
Mardochai TI.
52.53.54.55. 56.57.5 8
Nebukadnezar . . . . . . . . .• 33 Nehemia .............. 32 Pharao ................ 39 Ptolemaios Vill. Euergetes II. 57 Ptolemäus. . . . . . . . . . . . .. 57 Ptolemäus IX. Soter TI. .. 57 Ptolemaios, Sohn des Dositheos .........•..... 58 Ptolemäus XII. Neos Dionysos ................. 57 Ptolemäus Xill. . ....... 57 Samuel ................ Sanherib .............. Saul .................. Simei .................
35 39 31 32
Thamar ............... Tharra ................. Thedeutos ............. Theodosithos .....••.•• Terescb ...............
42 34 34 34 34
Vasthi ......... 17.21.37.46 Xerxes •......... 32.31.37
Bibelstellenregister Gen
Ex
Lev Num Dt
Jdc
1 Sam 2 Sam 2Kön
Jes
Jer
Ez
1,3.14-19 ...... 34 2,13 .......... 36 45,8 .......... 39 10,2. .......... 42 12,26f. ........ 42 19,1611"......... B 24,14 ......... 52 5,18 .......... 4 2 25,4 ··········45 6,4 ........... 4 2 6,2011".......... 4 2 7,6-11 ........ 42 9,26 .......... 40 13,2·3 ......... 55 29,3 .......... 55 32,9 .......... 4° 34,II ......... 55 3,7 f. u ·······43 4,lf. ··········43 16,28 ......... 45 23,17 ......... 37 13,19 ......... 42 15,12 ......... 37 10,15 ......... 43 18,19.28 ....... 32 24,8-17 ....... B 25,27-30 ...... B 1,26 .......... 37 2,6 ........ 43·44 M ........... 37 5,3° .......... B 8,22 .......... B 21,1 .......... B 2.2,21 ......... 39 36,4. 13 ........ 32 38,18f. ........ 4 1 41,8 .......... 4 2 42,8 .......... 45 43,1.10 ..... 42.55 44,24 ......... 39 48,II ......... 45 49,23 ......... 4° 63,19 ......... 55 15,15 ......... 45 20,7 ··········45 32,43 ......... 53 51,62 ......... H 52,3 1-34 ...... 33 17,18 ·········43 25,13 ......... H 28,17 ......... 45
Ez
Hos Jona Zeph Ps
29,111".......... H 32,1-16 . ...... H 32,13 ......... 53 38 ............ 35 39 ............ 35 2,3 ........... 52 3,611"........... 4 2 3,5 ........... 43 2,II f. ......... 4° 5,3 ........... 39 6,6 ........... 41 8,7 ........... 39 II,7 ......... : 43 18,8-16.17 B·34 28,9 .......... 40 3°,10 ......... 41 44,2.21.23-26 .. 42. 43·44·45 45,7 .......... 45 7 8,3 .......... 4 2 82,1 .......... 45 84,4 .......... 39 86,8 ··········45 88,II ......... 4 1 93.311"· ......... 34 94,5 .......... 40 95,3 ··········45 106,4 ......... 45 II 5,17f. ....... 4 1 II9,137 ....... 43 129,4 ·········43 135,9 ......... 55 145,1.17 ... 39-43 1,14 .......... 4 2 2,12. .......... 4 2 12,4 .......... 45 17,3 .......... 43 3°,1 .......... 45 5,1511".......... 34 6,1 ........... 43 II,15.21 (LXX) 43 17,18 ......... 43 22,26 ......... 43 4,1.12.15 ... 34.42 6,5 ........... 42 7,6 ........... 4 2 8,1 ........... 4 8 1,18 .......... 43 5,6 ........... 43 I,1.3·7.13·2rf... 32. 36.37-51
Est
..
Hi
Prv
Hl
Thr Est
Dan
Esr
Neh
IChr 2Chr
2,5.6.7.9.12.17.18.19 20.21.23.·· 32.B.34. 35.41.47.51.5 2.55 3,1.2+411".7.8.10. 12-14. 1 5 . ·3 2 ·B·34· 37-3 8.39.4°.46.49. 5°.51.52.54.55.5 6 4,1-17 . .... B·55 4,1.2+4.6.8.11.13. 14b .l6.17· 32·B·41. 42.47.49.54.55 5,111"........ B·47 5,2.4-8.9.10.13.14 .. 32.4°.5°.51.54 5,II-14 . ...... 4 6 6,1.9.10.12.13 ... 32. 49.51.5 2.55.5 6 7,4.9. 10.12 ... 35·43· 45049·52·54 8,2+9-14. 16 ... 34· 35037.4° 8,IO.II.U.I7.I7b. 35039·53·55 9, 111"··39· 54· 55.5 6 .57 9,2.3.6.17.18.19.20 f. u ... 39.41.5°.53.54. 55.5 6.57 9,20-22.24. 25.28.29. 31 .. 35·45·51·53·54· 57.5 8 10,3 .......... 37 1,8-16 . ....... 46 4,34 . ......... 52 5,7 . .......... 37 6,2.3. 25.27 •.. 36.37. 52·H 9,14. 19 . .... 4 2.43 2,1.2.61-63 36.5 8 4,19 .......... 39 7,25. 26 . ....... H 9,15. 26 ..... 43·44 10,19 . ........ 43 1,11 . ......... 32 3,2 . .......... 4 2 7,7.63-65 ...... 58 9,8·33 . ........ 43 29,24 ·········43 2,12. . ......... 39 4,16 . ......... 39 7,14 .......... 55 12,6 .......... 43
61
1Chr
QS lQM
I
lQH
10.6 .......... 4° 18.7 ....... ,., 37 ~0.8 .........• '4 m 15-IV 16 .. , I 1.5.II.l~f..... IV 1 ........... XIII 1.4f.9.11 .. m u.15.17 .... XII ...........
56 ,6 56 56 45
1.~
........... 58 ...... ~9
1.1·~·9·1~ ~.11-19
....
6.1.1.~0
Judith JSir Sap Jub Tob Sib Hen
Mt Lk Act
.,0.
Act
10.15 ......... 4° 8.4 ........... 45 10,19 ·········45
I
Kor
I
Klem 16.1 ··········45
~6·H
4,8 ........... P 5. 8 ........... P
56
lMakk 1.44-49·H·59 .. 44 6.5 8 .......... 43 8.8 ...•....... 36 II.3 1·50.66 39·43 16.II ......... 58 1Makk 1.14 .......... 39 4. U - 17· 19·39 ff. 43·,8 6.1-9 ........ ·44 u.19· 14·35 .... 58
6z
~Makk
~9·41
9.8.11 ...... ~9·44 18.1 .•........ 39 43. 17 , ........ 39 10.15 ......... 33 17.1 .......... 33 14.19 ......... 33 13.1.6.7.10 •.... 39 5. u6 .....•... 33 56.7 .......... 33 93. 6 ••.••••••• 33 18.9 .......... 4° 7.3 8.44 ... ,. 4°.41 7.5 8a .......... 51 8.17 ..... , .... 36
Herodot m.18 .......... 35 V.5 1-H ••..... H VII.9· 6 5· 69 .... 36 8 ........ 37 Xenophon. K yrupädie VII.5.31 •...... 40 Josephus. Antiquitäten XI § 184-196 19.11• 15.34. 38.47 § 138 ... 49 XVII § 197 ···45 I § 81 .... '1 XVill§u8 ... 46
vm.9
Otto Plöger Zusätze zu Danie!
Einleitung Einleitung . . . . . . Übersetzung . . . . . 1. Die Einfügungen in Dan; a) Das Gebet Asarjas. . . b) Der Lobgesang der drei Männer . z. Die angefügten Erzählungen . . . a) Die Susanna-Erzählung . . . . b) Die Erzählungen von Bel und dem Drachen Namenregister. . . Bibelstellenregister . . . . . . . . . . . . . .
6~
71 71 71 7; 76 76 8z 87 87
Einleitung. Das zwölf Kapitel umfassende Danielbuch, das als einzige Schrift mit apokalyptisch-dualistischen Elementen nicht ohne Widerspruch in den dritten Teil des hebräischen Ka..llons aufgenommen worden ist, hat in der griechischen Übersetzung und in dem von ihr abhängigen überlieferungsbereich erhebliche Zusätze erhalten, wie dies ähnlich im biblischen Estherbuch festzustellen ist. Diese Ergänzungen, deren Umfang ungefähr die Hälfte des kanonischen Danielbuches u,mfaßt, bedeuten für das Verständnis des hebräischen Danielbuches keine unmittelbare Förderung; sie zeigen aber, daß es außerhalb der kanonischen Danielschrift eine überlieferung in Verbindung mit dem Namen Daniel gegeben hat. Die Zusätze sind unterschiedlicher Natur; entsprechend verschiedenartig ist auch ihre Verknüpfung mit dem hebräischen Danielbuch. Teils sind es Einfügungen, wie das Gebet Asarjas oder der Hymnus der drei Männer im Ofen, die in dieser Reihenfolge mit einer Überleitung versehen am Ende von Kap. ~ eingeschaltet worden sind, teils sind es selbständige Erzählungen, wie die Geschichte von Susanna oder die enger zusammengehörenden Erzählungen von Bel und dem Drachen, die beide übrigens eine stärkere Verbindung mit der »kanonischen« Daniel-Gestalt aufweisen, während die Susanna-Erzählung mit dem Buch des hebräischen Kanons kaum mehr als den Namen Daniel gemeinsam hat. In der Anordnung der Septuaginta (0) scheinen die drei Erzählungen dem kanonischen Danielbuch angefügt worden zu sein; doch ist der Text von 0 in frühnachchristlicher Zeit sehr bald durch die übersetzung des Theodotion (Th) verdrängt worden, die man daraufhin für diese Zusätze zum Danielbuch als die rezipierte Textgestalt ansprechen kann. In dieser übersetzung des Th ist aber wohl wegen des noch jugendlichen Daniel- die Susanna-Erzählung dem Danielbuch (trotz Dan I) vorweggestellt worden, während die beiden anderen Erzählungen am Schluß des Danielbuches stehen. Die Verdrängung von 0 durch Th, schon von Hieronymus in seiner Vorrede zum Danielkommentar vermerkt, macht es verständlich, daß der ältere 0-Text nur in wenigen Handschriften überliefert ist; vollständig dargeboten, freilich nicht in der ursprünglichen Form, sondern in der hexapiarischen Rezension, wird er nur in der syrischen Übersetzung der Hexapla des Origenes (abgekürzt: Syr.Hexpl. oder Syh.) und von der aus dem 11. Jh. stammenden Handschrift 88 (nach dem Fundort, nämlich der Bibliothek des Kardinals Chigi, auch Codex Chisianus genannt). Beide Handschriften weisen bisweilen gegenüber dem masoretischen Text (:JR) ein Minus auf, das schon Origenes mit Hilfe von Th auszugleichen versucht hat. Der wichtige Chester Beatty-Papyrus (pap. 967), aus Ägypten stammend und durch F. G. Kenyon in dem ihm zugänglichen Anteil veröffentlicht (1937)1, kann für die Zusätze im
I. Der im Jahr 1931 im ägyptischen Fayüm (Aphroditopolis) gefundene Papyrus, den ®-Text von Ezechiel, Daniel und Esther enthaltend, ist an verschiedenen Orten untergebracht worden. Die für das Danielbuch wichtigen Teile befinden sich teils in London (unter den Chester Beatty Biblical Papyri, von Kenyon veröffentlicht), teils in der Kölner Papyrussammlung. Der in Köln befindliche Anteil wird in zwei getrennten Arbeiten vorgelegt: Daniel 1-4, von W. Hamm
Danielbuch nur als Zeuge eines vorhexaplarischen @-Textes (etwa aus dem Anfang des dritten nachehr. Jhs.) gewertet werden, da der fragmentarische Text in dem von Kenyon veröffentlichten Bestand lediglich einige Verse aus den Einschaltungen in Kap. 3 bietet 2 • Weit günstiger ist die Basis der Handschriften bei der Übersetzung des Th. Neben den bekannten Majuskel- (oder Unzial-) Handschriften B (Codex Vaticanus, 4. Jh. n. Chr.), A (Codex Alexandrinus, 5. Jh. n. Chr.) und Q (Codex Marchalianus, 6. Jh. n. Chr., mit einer größeren Lücke, die aber die Zusätze zum Danielbuch nicht berührt), unter denen B den Vorrang zu verdienen scheint, steht eine größere Anzahl der späteren Minuskelhandschriften zur Verfügung. Einzelheiten können hier unter Verweis auf die gründliche und ausführliche Einleitung, die Ziegler seinem Septuagintaband (S. 28ff.) vorangestellt hat, unberücksichtigt bleiben. Lediglich die schon länger geäußerte, von Bludaq (Die alexandrinische Übersetzung des Buches Daniel und ihr Verhältnis zum massoretischen Texte, I 897) nachdrücklich vorgetragene und von Montgomery in seinem Danielkommentar (JCC, S. 46ff.) und von Ziegler aufgenommene Vermutung bedarf noch einer kurzen Erwähnung, wonach es wahrscheinlich ist, daß es vor der zwischen 180 und 190 n. Chr. anzusetzenden Übersetzung des Th eine weitere griechische Übersetzung gegeben hat, selbständig neben @, aber enger verwandt mit Th; vielleicht ist dies der ursprüngliche Text von B gewesen, den Th mit Hilfe des hebräischen Textes einer (freilich unzureichenden) Revision unterworfen hat, um die Differenzen zwischen der hebräischen und der griechischen Textgestalt auszugleichen. Denn diese Differenzen zwischen mund @ werden es veranlaßt haben, daß die Übersetzung des Th den alten @-Text allmählich verdrängt hat. Daneben mögen andere Gründe eine unterschwellige Rolle gespielt haben, die weniger in den »lyrischen« Einschaltungen von Kap. ; - hier sind die Unterschiede zwischen @ und Th weniger bedeutend als vielmehr in den erzählenden Zusätzen zu erkennen sind. So bietet - um nur dies Beispiel zu nennen - @ eine Susanna-Erzählung, die auf das Ideal eines jungen gerechten Richters hinzu weisen scheint, während Th daran interessiert sein könnte, die Errettung einer unschuldig verleumdeten Frau in den Vordergrund zu stellen, eine Akzentverschiebung, die vielleicht mit der Situation der Christenheit unter Kaiser Commodus zur Zeit der Übersetzung von Th zusammenhängen mag. Ähnlich mögen die Dinge in den bei den anderen Erzählungen liegen, in denen die Konfrontierung mit der Macht fremder Götter und ihrer Anhänger unter abgewandelten Aspekten vorgeführt wird. So könnte mit der späteren Übersetzung eine als zeitgemäßer empfundene Interpretation verbunden worden sein3 • bearbeitet, ist mir noch nicht zugänglich gewesen und wohl noch nicht erschienen; Daniel 5-12 ist in einer Dissertation der Kölner Philosophischen Fakultät von Angelo Geissen (Der Septuaginta-Text des Buches Daniel, 1968) vorgelegt worden. Dieser Teil des Pap. 967 ist besonders für den Anfang der Susanna-Erzählung nach @ von Bedeutung (s. daselbst). 2. Zur Bezeugung des @-Textes durch antike Schriftsteller und Kirchenväter vgl. J. Ziegler, Septuaginta. Vol. XVI, pars 2, S. uff. 3. Zu dieser Frage darf ich auf einen Aufsatz von Herrn Dr. Schüpphaus verweisen, der inzwischen in der ZAW (83. Band 1971, Heft I, S. 49-72) erschienen ist.
66
Die Frage, ob die fünf Zusätze - die drei Erzählungen und die beiden Einschaltungen in Kap. 3 - als ursprüngliche Bestandteile des Danielbuches anzusehen sind, so daß im hebräischen Kanon ein reduziertes Danielbuch vorliegt, wird man kaum für alle Zusätze gleichmäßig beantworten können; man wird sie auch mit der weiteren Frage verbinden sollen, ob für alle Zusätze eine semitische, d. h. hebräische oder aramäische Textgestalt als ursprünglich anzunehmen ist. Für die drei Erzählungen ist die zweite Frage mit Sicherheit weder zu bejahen noch zu verneinen. Immerhin läßt sich für die beiden Wortspiele in V. Hf. und V. ~8f. der Susanna-Erzählung, die doch so etwas wie eine Pointe der ganzen Erzählung enthalten, kaum eine einleuchtende hebräische oder aramäische Entsprechung finden, und die Auskunft, das Wortspiel sei erst in der griechischen Übersetzung ins Spiel gebracht worden, würde der semitischen Textform einen gewissen Höhepunkt vorenthalten. Hingegen könnte die den beiden anderen Erzählungen vorangestellte Überschrift (Aus der Prophetie des Habakuk usw.), falls ihr wirklich eine Bedeutung zuzuerkennen ist, auf eine Sammlung prophetischer Erzählungen verweisen, für die man eher eine semitische Vorlage annehmen möchte, wenn auch eine durchaus erwogene Herleitung dieser beiden Erzählungen aus Ägypten eine solche Annahme wieder beeinträchtigen kann. Wohl könnte die genannte Überschrift die Vermutung anregen, daß aus einer Tradition, die sich um den Propheten Habakuk gesammelt hat, ein Erzählkomplex herausgenommen und dem Danielbuch angegliedert worden ist, weil in ihm ebenfalls eine Person mit Namen Daniel (und zwar in Situationen, die durchaus im kanonischen Danielbuch eine Entsprechung haben) eine Rolle spielt, was der Annahme, die Erzählungen seien dem ursprünglichen Bestand des Danielbuches zuzuweisen, allerdings nicht entgegenkommt. So wird bis auf weiteres die Frage einer semitischen Textvorlage hinsichtlich dieser drei Erzählungen ungesichert bleiben; angesichts des Aufbaues des ganzen Danielbuches einschließlich der Art, in der alte Erzählungen vom Danielbuch aufgenommen worden sind, wird man im Blick auf diese drei Erzählungen die Frage einer ursprünglichen Zugehörigkeit zum Danielbuch eher negativ entscheiden sollen. Für die Entstehungszeit der Erzählungen liegen begreiflicherweise keinerlei Angaben vor. Die untere Grenze würde nach dem Gesagten in der griechischen Übersetzung des Danielbuches selbst zu suchen sein, die freilich nicht genau zu bestimmen, aber in einem nicht allzu langen Abstand von der Entstehung des Danielbuches zu vermuten ist. So dürfte als Entstehungszeit der Erzählungen wohl das zweite vo,rchristliche Jahrhundert am ehesten in Frage kommen. Etwas anders liegen die Dinge bei den beiden Einschaltungen in Kap. 3. Es ist immer wieder vermutet worden, daß zwischen V. Z3 und V. Z4 in 9R etwas zu fehlen scheint. Das staunende Entsetzen des Königs wird in V. Z4 (911) zwar nicht mit dem von ihm vernommenen Hymnus der drei Verurteilten begründet, sondern mit der Feststellung, daß außer den Verurteilten eine vierte Gestalt im Ofen zu erkennen ist, die ein überirdisches Aussehen besitzt. Ohne Vorbereitung wird diese vierte Gestalt in~:n nur kurz erwähnt; in ® und Th ist die Einführung dieser Gestalt aber vorbereitet. Im Prosatext, der vom Gebet Asarjas zum Lobgesang der drei Männer im Ofen überleitet, ist der (nach ® vielleicht: ein) Bote
des Herrn erwähnt, der zur Bewahrung der Verurteilten in den Ofen hinabgestiegen ist. Die beiden Verse 49 und 50 (® und Th) würden genügen, die in m vermutete Textlücke auszufüllen. Freilich drängt sich dann die Annahme auf, daß nur mit der Entfernung der beiden Einschaltungen auch der überleitende Prosatext mitsamt den Versen 49 und 50 in Wegfall gekommen ist, was dazu führen würde, in m einen sekundär verkürzten Text anzunehmen. Ob man sich dazu entschließen soll? Oder ob die vermutete Texdücke in m vielleicht doch nur eine scheinbare Lücke darstellt? Müßte man dann nicht auch in Dan 6 eine Texdücke in einem ähnlichen Zusammenhang annehmen? Von einem Boten Jahwes, der Daniel vor den Löwen bewahrt, wird in der Erzählung von Kap. 6 nichts berichtet; gleichwohl erwähnt Daniel dem König gegenüber einen solchen Boten als den, dessen rettende Hilfe er erfahren hat. Analog wird in Kap. ; zwar nicht im Munde der Erretteten, die nach m schweigend vor den König gebracht werden, wohl aber im Munde des Königs der rettende Bote erwähnt, was dem König möglich ist, da er zuvor die überirdische Gestalt des vierten Mannes im Ofen gesehen hat. So möchte man doch geneigt sein, die Frage, ob der Text von m an dieser Stelle ohne die griechisch überlieferten Einschaltungen eine Lücke besitzt, eher zu verneinen; ohne eine Kenntnis der griechischen Textformen würde man schwerlich auf den Gedanken kommen, hier eine Lücke zu vermuten. Man wird annehmen dürfen, daß es sich um eine hymnische Einschaltung handelt, die durchaus übereinkommt mit einer in spätalttestamentlichen Texten festzustellenden Gepflogenheit, einen Darstellungszusammenhang an geeigneten Stellen durch Hymnen oder Gebete auszugestalten, ohne den Zusammenhang mit dem umrahmenden Text ständig vor Augen zu haben. Im vorliegenden Lobgesang ist die Situationsbeziehung gegen Ende an einer nicht gerade glücklich gewählten Stelle (V. 88) vermerkt worden, wobei der Wechsel der Person eine gewisse Unebenheit hinterlassen hat. Es wird sich empfehlen, die vorweggehende weitere Einschaltung, das Gebet Asarjas, ähnlich zu beurteilen. Dabei mag die leichte Unausgeglichenheit außer Betracht bleiben, daß nach ® das Gebet von den drei Männern gemeinsam gesprochen wird, ohne die führende Rolle Asarjas völlig zu übergehen, während Th Asarja allein das Gebet sprechen läßt. Die Thematik des Gebetes läßt jene Bußstimmung erkennen, die gewissen Texten der frühnachexilischen Zeit bisweilen eigentümlich ist. Da in diesem Gebet, wir mir scheint, das hebräische Kolorit - um nicht zu sagen: eine hebräische Vorlage - deutlicher wahrzunehmen ist als im Hymnus, wird es sich um eine sekundäre Einschaltung handeln, wie sie etwa auch in dem großen »Levitengebet« in Neh 9 anzunehmen ist. Gern wird dabei auch auf das Gebet in Dan 9 (im ersten Teil des Kapitels) verwiesen; aber diese Analogie trifft meines Erachtens nur bedingt zu'. Dan 9 gehört zur Visionenreihe Kap. 7-12.. Die Visionen in dieser Reihe haben eine Zweiteilung: der im ersten Teil geschilderten Vision folgt im zweiten Teil die Deutung der 4. Die Frage. ob das Gebet in Dan 9.4-2.0 als ursprünglich anzusehen ist oder nicht. ist durchaus kontrovers; vgl. dazu meinen Kommentar zum Danielbuch (KAT XVIII. 1965. S. 135. 137-1 39).
68
Vision. Diese Zweiteilung ließ sich in Kap. 9 nicht anwenden, da es nicht um eine zu deutende Vision, sondern um die Auslegung einer bestimmten prophetischen Tradition geht, nämlich um das Verständnis der 70 Jahre als Dauer der Gerichtszeit. So nimmt das gewiß nicht für diesen Zusammenhang formulierte, sondern übernommene, aber vom Verfasser des Danielbuches mit Absicht eingeschaltete Gebet in Dan 9 die Stelle ein, die sonst der Visions schilderung vorbehalten ist. Deshalb scheint mir in Kap. 9 die Einfügung des Gebetes sinnvoll und begründbar zu sein. Würde man dies auch vom Gebet Asarjas sagen können? Durchaus, nur daß Sinn und Begründung dieses Gebetes eher vom nachfolgenden Hymnus her zu verstehen sind. Es spricht viel für die durchaus schon erwogene und z. B. -von Rothstein (Die Apokryphen und Pseudepigraphen des AT, 1900, S. 174f.) vorgetragene Vermutung, daß zuerst der Lobgesang der drei Männer eingeschaltet worden ist, motiviert zunächst durch die Errettung. Man empfand aber wohl das Bedürfnis, das Eingreifen Gottes und seine Errettung aus der Not durch ein vorangestelltes Bußgebet der von der Not Betroffenen deutlicher zu motivieren. Das mag der nur vom Lobgesang herkommende Anlaß zur Einschaltung dieses Gebetes gewesen sein. Um sowohl ® als Th zu Wort kommen zu lassen, ist in der folgenden Übersetzung so verfahren worden, daß in den bei den Einschaltungen in Kap. 3 ® zugrunde gelegt worden ist, während in den Erzählungen die Übersetzung dem Text von Th folgt. Auf die Unterschiede zwischen den beiden Textformen wird durch ein Sternchen (*) aufmerksam gemacht. Um eine zweifache Art von Anmerkungen zu vermeiden, sind die Unterschiede jeweils nach den in Frage kommenden Versen, in den Erzählungen nach größeren Sinnabschnitten teils in Übersetzung, teils in Paraphrase des Paralleltextes mitgeteilt worden.
Literaturverzeichnis
Zum gesamten Danielbuch sind die Literaturangaben in den Einleitungen und in den Kommentaren zu vergleichen. Kommentare und Übersetzungen mit kommentarähnlichen Anmerkungen, die alle Apokryphen und Pseudepigraphen umfassen, sind nur insoweit aufgeführt worden, als sie in der Einleitung oder in den Anmerkungen erwähnt werden. Die in der Einleitung und in den Anmerkungen genannten Werke sind in der folgenden Übersicht unter a) vorangestellt worden; unter b) folgt die sonstige Literatur. a) Billdall, A.: Die alexandrinische Übersetzung des Buches Daniel und ihr Verhältnis zum massoretischen Texte, Biblische Studien II/Z-3, 1897. Kalltzseh, E.: Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments, 1900 (Die Zusätze zu Daniel von W. Rothstein, S. 17Z-193). Nötscher, F.: Daniel (Echter-Bibel), 1948. Montgomery,J. A.: Daniel (The International Critical Commentary-ICC), z. Auß. 1949·
Ziegler, J.: Susanna, Damel, Bel et Draco. Sept. Soc. Litt. Gottingensis XVI/2., 1954· Plöger, 0.: Das Buch Daniel (Kommentar zum Alten Testament - KAT XVIII), 1965. Geissen, A.: Der Septuaginta-Text des Buches Daniel Kap. 5-12., zusammen mit Susanna, Bel und Draco sowie Esther Kap. I, Ia-2.,15. Nach dem Kölner Teil des Papyrus 967. Papyrologische Texte und Abhandlungen, herausgegeben von L. Koenen und R. Merkelbach, Band 5. (Diss. Köln), 1968. b) Bludau, A.: Die Apokalypse und Theodotions Damelübersetzung, ThQ 79,1897, S. 1-2.6. Julius, c.: Die griechischen Danielzusätze, 1901. Huet, G.: Daniel et Susanne, RHR 65, 1912., S. 2.77-2.84; 76, 1917, S. 12.9f. Baumgartner, W.: Die Geschichte einer Legende, ARW 2.4, 192.6, S. 2.59-2.80. Baumgartner, W.: Der weise Knabe und die des Ehebruchs beschuldigte Frau, ARW 2.7, 192.9, S. 187-188. Kuhl, 5.: Die drei Männer im Feuer, BZAW 55, 1930. Levi, J.: L'histoire »de Susanne et les deux vieillards« dans la litterature juive, RE] 95,1933, S. 157-171. Heller, B.: Die Susanna-Erzählung: ein Märchen, ZAW 54, 1936, S. 2.81-2.87. Procksch, 0.: Tetraplarische Studien, ZAW 53, 1953, S. 2.4°-2.69. Forderer, M.: Der Schild des Achilleus und der Lobgesang im Feuerofen, STC 8, 1955, S. 2.94-301. McKenzie, R. A. F.: The Meaning of the Susanna Story, Canadian ]TH 3, 1957~ S.2.1I-2.18. Zimmermann, F.: The Story of Susanna and its Original Language, ]QR 48, 1957/5 8, S. 2.37-2.41. Zimmermann, F.: Bel and Dragon, VT 8, 1958, S. 438-44°. Schmitt, A.: Stammt der sogenannte "e"-Text bei Damel wirklich von Theodotion? NAG 1966 Nr. 8. Wevers,j. W.: Septuaginta-Forschungen seit 1954 (ins Deutsche übersetzt durch H. Schulte), ThR NF H Heft I, 1968.
70
übersetzung
I.
Die Einfügungen in Dan ;
Vorbemerkung zum überleitenden Kontext Im Anschluß an Dan, den Th in enger Anlehnung an m übersetzt, während nach ® die Henker schon jetzt in den Flammen umkommen, die »Leute um Asarja« aber bewahrt werden, folgt in 24t die Einführung zum ersten Zusatz. Der kürzere Text von Th läßt unter den bereits in 23 mit »babylonischen« Namen (vgl. Dan 1,7) genannten Freunden Asarja (Azarias) als Einzelsprecher des Gebetes hervortreten:
24 Mitten im Feuer gingen sie umher, lobten Gott und rühmten den Herrn. 2 S Da trat Asarja hervor und begann also zu beten, indem er seinen Mund
öffnete und mitten im Feuer sprach. In ihrer längeren Textform nennt ® erst in 24 die Freunde mit ihren »hebräischen« Namen in gräzisierter Fassung, übergeht zwar Asarja nicht als Vorbeter, läßt aber doch das folgende Gebet von allen gemeinsam gesprochen sein:
24 So begannen nun Ananias und Azarias und Misael zu beten und den 2S
Herrn zu loben, als der König befohlen hatte, sie in den Ofen zu werfen. Azarias trat hervor und betete also, indem er seinen Mund öffnete und gemeinsam mit seinen Gefährten den Herrn lobte, mitten im Feuer des von den Chaldäern mächtig angeheizten Ofens, und sie sprachen.
m
Während also nach das gemeinsam gesprochene Gebet in der ersten Einschaltung vom gemeinsamen Hymnus in der zweiten Einschaltung aufgenommen wird, bietet Th im gemeinsamen Hymnus die Antwort auf das Gebet des Einzelbeters, eine Unterschiedlichkeit, die auf zwei verschiedene Formen einer gottesdienstlichen Handlung zurückgehen könnte.
a) Das Gebet Asarjas (26-4', nach @)
26 Zu preisen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, und zu rühmen und zu verherrlichen ist dein Name für alle Zeit. 27 Denn du bist gerecht in allem, was du uns angetan hast, und alle deine Werke sind beständig und deine Wege gradlinig und alle deine Strafen unbestechlich. 28 Und nach wahrhaftigen Entscheidungen hast du gehandelt bei allem, was du über uns gebracht hast und über deine* Stadt Jerusalem, die heilige Stadt unserer Väter, weil du in einem unbestechlichen Gericht dies alles getan hast wegen * Th ohne Possessivpronomen unserer Sünden. 29 Denn wir haben gesündigt* in allem* und haben im Abfallen von dir gefrevelt und haben uns versündigt und die Gebote * deines Gesetzes * nicht befolgt
*-* fehlt bei Th 30 und nicht bewahrt und nicht erfüllt,
wie du es uns befohlen hast, damit es uns gut gehen soll. 71
31 Alles nun, was du über uns gebracht, und alles, was du uns angetan hast,
hast du in einem unbestechlichen Gericht ausgeführt, 32. indem du uns in die Hände unserer* gesetzlosen Feinde und feindlicher Widersacher gegeben hast und an einen ungerechten König, den schlimmsten auf der ganzen Erde.
* Th ohne Possessivpronomen
33 So düden wir jetzt den Mund nicht öffnen.
Schmach und Schande ist deinen Dienern und Verehrern zuteil geworden. 34 Doch gib uns nicht völlig preis um deines Namens willen und heb deinen Bund nicht auf 35 und entzieh uns nicht deine Gnade um des von dir geliebten Abraham willen und um Isaaks, deines Dieners, und um Israels, deines Heiligen willenl 36 Wie* du ja versprochen hast, ihre Nachkommenschaft zu vermehren wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des Meeres. *@: 00" Th: ole;
37 Denn wir, Herr, sind geringer geworden als alle Völker und sind jetzt gedemütigt auf der ganzen Welt wegen unserer Vedehlungen. 38 Gibt es doch in dieser Zeit kein Oberhaupt, keinen Propheten noch einen Leiter, weder Brandopfer noch Schlachtopfer, weder Opfergabe noch Räucherwerk, auch keinen Ort, um Erstlingsfrüchte dir darzubringen und Gnade zu finden. 39 Doch laß uns Annahme finden mit büßendem Herzen und mit gedemütigtem Geist wie mit Opfern von Widdern und Stieren und von zahllosen Fettschafen. 40 So möge unser Opfer heute vor dir gelten und dich versöhnen * ; deml k.eine Schande tf.r.fIt die, die dir vertrauen *und dir gehorchen *.
* Th: e,creUucu *-* TeAeWUCU ohne Objekt; der Satz fehlt bei Th
41 Nun wollen wir dir mit ganzem Herzen folgen und dich fürchten und dein Angesicht suchen, damit du uns nicht beschämst. 42. Vielmehr handele an uns nach deiner Milde und nach deiner großen Barmherzigkeit
43 und errette uns entsprechend deinen wunderbaren Taten und verschaffe deinem Namen, Herr, Ehre I 44 Es sollen aber zuschanden werden alle, die deinen Dienern Übles erwiesen haben, ja, sie mögen beschämt werden bei ihrer Mächtigkeit*, und ihre Kraft soll aufgerieben werden I * Tb ergänzt: 6vval'ew~ "at 45 Erkennen sollen sie, daß du, Herr, allein Gott bist und hochgerühmt auf dem ganzen Erdkreis I
Die tJberleitung zur zweiten Einschaltung ( 46-J I) 46 aDie Diener des Königs, die jene hineingeworfen hatten, ließen nicht ab, den Ofen zu heizen. *Und als sie die Drei gleichzeitig in den Ofen geworfen hatten, da war der Ofen um das Siebenfache mehr erhitzt, und als sie sie nun hineingeworfen hatten, da standen einige von denen, die sie hineinwarfen, oberhalb von ihnen, andere heizten unterhalb von ihnen* mit Naphthab, Brennwerch, Pech und dürrem Reisig.
*-* Der ganze Satz fehlt bei Tb
47 Da schoß die Flamme über den Ofen(rand) hinaus auf 49 Ellen hoch 48 und griff nach allen Seiten aus* und verbrannte die, die sie von den um den Ofen stehenden Chaldäern erreichte.
* ®: t5te~w~wr1e; Tb vereinfacht: ~uMwr1ev
49 Aber dera Bote des Herrn war gleichzeitig mit den Männern um Asarja in den Ofen hinabgestiegen und hatte die Feuerflamme aus dem Ofen hinausgewirbelt 50 und das Innere des Ofens wie mit einem taubenetzten Hauch abgekühlt. So berührte das Feuer sie nicht im geringsten und ließ sie unversehrt und unbeschädigt. 5I Da begannen die Drei wie aus einem Mund, im Ofen Gott zu besingen und zu preisen, zu rühmen * und zu erhöhen *.
*-* fehlt bei Tb b) Der Lobgesang der drei Männer im Feuer ( J 2-90 nach ®) 5z aZu preisen bist du, Herr, Gott unserer Väter, zu rühmen und zu erhöhen zu jeder Zeit,
46 a) ® versucht eine Angleichung an V. uf., wonach die Exekutanten bereits vom Feuer verbrannt waren; aber auch die Unterscheidung zwischen Henkern und Heizern beseitigt die Schwierigkeit nicht. b) Zum Naphtha genannten Brennstoff vgl. 2 Makk 1,36. 49 a) So Tb; auch ® (ein Bote des Herrn) könnte so zu verstehen sein. 12 a) Zur Verwendung des Lobgesanges im Römischen Brevier vgl. Fr. Nötscher, Danid (Echter-Bibd), S. 21 Anm.
73
und gepriesen ist dein herrlicher und heiliger Name und gerühmt und erhöht für alle Zeiten. ~ 3 Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit und gerühmt und hochverherrlicht zu jeder Zeit. ~ 4 Gepriesen bist du auf deinem königlichen Thron und gerühmt und erhöht zu jeder Zeit. ~ ~ Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut, auf den Cheruben thront, und gelobt und verherrlicht zu jeder Zeit. ~ 6 Gepriesen bist du auf dem Firmament* und gerühmt und verherrlicht zu jeder Zeit.
* Th: des Himmels H Preiset, alle Werke des Herrn, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. ~ 8 Preiset, ihr Boten des Herrn, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. ~ 9 Preiset, ihr Himmel, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 60 Preiset, alle oberhalb des Himmels, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 6 I Preiset, alle Kräfte des Herrn *, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit.
* fehlt bei Th 6z Preiset, Sonne und Mond, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 63 Preiset, ihr Sterne des Himmels, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 64 Preiset, Regen jeder Art und Tau, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 65 Preiset, alle ihr Winde, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 66 Preiset, Feuer und Hitze, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 67 Preiset, Frost und Kälte*, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit.
* Th: Kälte und Sonnenbrand
68 Preiset, Tautropfen und Reif, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 69 Preiset, Eis und Kälte, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 70 Preiset, Hagel und Schnee, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 74
71 Preiset, Nächte und Tage, den Herrn,
rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 72. Preiset, Licht und Finsternis, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 73 Preiset, Blitze und Wolken, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 74 Preisen soll die Erde den Herrn, ihn rühmen und erhöhen zu jeder Zeit. 75 Preiset, Berge und Hügel, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 76 Preiset, alles, was auf Erden wächst, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 77 Preiset, ihr Quellen, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 78 Preiset, Meere und Flüsse, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 79 Preiset, Seetiere und alles, was sich im Wasser regt, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 80 Preiset, alle Vögel des Himmels, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 81 Preiset, *Vierfüßler und Landtiere*, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit.
*-* Tb: alles Getier und Herdenvieh
82. Preiset, ihr Menschen, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 83 Preiset, Israel, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 84 Preiset, Priester*, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit.
* Th: Priester des Herrn
85 Preiset, Diener *, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit.
* Tb: Diener des Herrn
86 Preiset, Geister und Seelen der Gerechten, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 87 Preiset, Heilige und im Herzen Demütige, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. 88 Preiset, Ananias, Azarias, Misael, den Herrn, rühmt und erhöht ihn zu jeder Zeit. Denn er hat uns der Tiefe entrissen und uns errettet aus der Macht des Todes 75
*und hat uns herausgezogen mitten aus der glühenden Flamme und uns aus dem Feuer befreit*. *-* Th: und er hat uns herausgerissen mitten aus dem glühend brennenden Ofen und uns mitten aus dem Feuer herausgerissen
89 Danket dem Herrn, weil er gütig ist und weil für alle Zeit seine Barmherzigkeit währt. 90 Preiset, alle ihr Ehrfürchtigen*, den Gott der Götter, rühmt und dankt, weil für alle Zeit seine Barmherzigkeit währt. * und bis in allen Zeiten * * Th: alle, die ihr den Herrn fürchtet *-* fehlt bei Th
,I
Der Überleitungsvers Zu m nach ®: Es geschah, als der König sie singen hörte, daß er aufstand und sah, daß sie noch lebten. Da wunderte sich der König Nabuchodonosor und er trat schnell hinzu und sprach zu seinen Freunden ... nach Th: Und Nabuchodonosor hörte sie singen, und er wunderte sich und stand in Eile auf und sprach zu seinen Großen ... 3,24 a m lautet: Da wunderte sich der König Nebukadnezar, und er stand in Eile auf und sprach zu seinen Ministern ...
2.
Die angefügten Erzählungen
a) Die Susanna-Erzählung (nach Th) Vorbemerkung: Zum fragmentarischen Beginn der Susanna-Erzählung nach ® siehe unten nach
V.8. I Es wohnte ein Mann in Babyion mit Namen J ojakim. 2 Der hatte eine Frau genommen mit Namen Susanna, Tochter des Hilkia, die sehr schön war und den Herrn fürchtete. 3 Auch ihre Eltern waren gerecht und hatten ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose erzogen. 4 Nun war Jojakim sehr wohlhabend und besaß einen schönen Garten bei seinem Haus. Bei ihm versammelten sich die Juden, weil er angesehener war als sie allea • 5 Es waren in jenem Jahr auch zwei Älteste aus dem Volk als Richter abgeordnet worden, von denen der Herr gesagt hat: aAusgegangen ist die Gesetzlosigkeit aus Babyion von den Ältesten (als) Richterna. Sie
4 a) Die Einführungsverse dürften die Situation der einst Deportierten in der persischen Zeit wiedergeben, in der es etliche zu Ansehen und Reichtum gebracht haben. V gl. die Spenden von seiten der babylonischen Juden an die Jerusalemer in Esr I. 5' a~) Als Zitat ist der Gottesspruch nicht nachweisbar. Man verweist gern auf Jer 29,23. Die Namenlosigkeit der beiden Ältesten gegenüber den anderen Personen dürfte beabsichtigt sein.
leiteten (nämlich nur) dem Schein nach das Volk. 6 Sie waren ständig im Haus Jojakims anzutreffen, und alle, die ein Rechtsanliegen hatten, kamen (dorthin) Zu ihnen. 7· Wenn nun die Leute gegen Mittag weggegangen waren, betrat Susanna den Garten ihres Mannes, um sich darin zu ergehen. 8 Da sahen sie nun die beiden Ältesten jeden Tag eintreten und spazierengehen und wurden von Leidenschaft nach ihr erfüllt. *
* ® bietet von dem bisherigen Text nur einen Satz: Und es kamen auch aus anderen Städten Rechtsanliegen vor sie (nämlich vor die beiden Richter). Sie sahen die Frau, schön von Ansehen als Frau ihres Landsmannes von den Israeliten mit Namen Susanna, Tochter des Hilkia und Ehefrau des Jojakim, im Garten ihres Mannes unauffällig umhergehen und entbrannten in Leidenschaft nach ihr. - Nun bringt der in der Kölner Papyrussammlung befindliche Anteil des Pap. 967 mit seinem vorhexaplarischen ®-Text einen fragmentarischen Eingangsvers, der in seinem überlieferten Bestand mit V. 5b des Th übereinstimmt. Bisher nahm man an, daß Origenes den in ® fehlenden Anfang der Susanna-Erzählung nach Th V.I-5 ergänzt habe. Die Übereinstimmung des vorhexaplarischen Textes von 967 mit Th bedeutet aber, daß die Ergänzung des Origenes allenfalls nur für die Versel-5a anzunehmen ist. A. Geissen hat in seiner (in der Einleitung zitierten) Dissertation auf S. 33-37 mit beachtlichen Gründen dargelegt, daß die Übereinstimmung zwischen 967 und Th auf den ganzen Vers 5 ausgedehnt werden darf und daß in diesem ganzen Vers 5 der Anfang der Susanna-Erzählung von ® zu suchen ist. Danach würde ® mit der Vorführung der beiden Richter begonnen und die in Th V. 1-4 stehenden Notizen im weiteren Verlauf der Erzählung nachgeholt haben. In dieser Form bietet ® in erster Linie eine Erzählung von den ungerechten alten Richtern im Gegenüber zum weisen jungen Richter Daniel (mit Susanna als Nebenfigur), während Th seiner Erzählung das Thema von der unschuldig verleumdeten jungen Frau zugrunde legt. 9 Sie wurden närrischen Sinnes und senkten die Blicke, um nicht zum Himmel sehen zu müssen und an eine gerechte Verurteilung erinnert zu werden. 10 Zwar waren beide von Liebesschmerz ihretwegen gequält, aber sie gestanden sich gegenseitig ihren Kummer nicht ein; I I denn sie schämten sich, ihre Leidenschaft zuzugeben, daß sie sich gern mit ihr einlassen wollten. *
* ® stellt den gleichen Sachverhalt weniger psychologisierend dar, fügt aber in V. Satz hinzu: Auch die Frau ahnte von der Sache nichts.
II
den
Sie waren wie versessen darauf, sie täglich zu sehen. 13 Da sagte (eines Tages) der eine zum anderen: »Wir wollen nach Hause gehen; denn es ist Mittagszeit.« Beim Weggehen trennten sie sich voneinander, 14 kehrten aber um und trafen sich an der gleichen Stelle wieder, und als sie sich nach der Ursache befragten, gestanden sie ihre Leidenschaft ein und verabredeten dann gemeinsam einen Zeitpunkt, um sie allein antreffen zu können. * 12
* ® hat das Eingeständnis in eine andere Situation verlegt und daran sogleich ohne eine Badeszene die Belästigung der Frau durch die beiden Altesten angeschlossen: Es geschah, daß sie in· der Frühe getrennt voneinander sich aufmachten, eifrig darauf bedacht, wer sie früher zu Gesicht bekommen und sie ansprechen könnte. Und als sie nun wie gewöhnlich sich erging und der eine von den Altesten kam, da war der andere auch schon da, und der eine fragte den anderen: »Warum bist du schon so früh fortgegangen, ohne mich mitzunehmen?« Da gestanden sie einander ihren Kummer ein ... und einer sagte zum anderen: »Wir wollen zu ihr gehen!« 77
Nachdem sie übereingekommen waren, nahten sie sich ihr, um sie zu vergewaltigen. - Danach folgt in @ der bei Th erst in V. 2.2. stehende Ausruf der Frau.
15 Als sie nun auf eine günstige Gelegenheit warteten, kam sie wie alle
Tage nur mit zwei Mädchen und wollte im Garten baden, weil es heiß war. 16 Dort war niemand außer den bei den Ältesten, die sich versteckt hielten und sie belauerten. 17 Sie sagte Zu den Mädchen: »Bringt mir Öl und Salbe und verschließt die Gartentüren, damit ich baden kann!« 18 Sie taten, was sie geboten hatte, verschlossen die Gartentüren und benutzten die Nebeneingänge, um das herbeizuschaffen, was ihnen befohlen worden war; aber sie sahen die Ältesten nicht, die sich ja versteckt hatten. 19 Nachdem schließlich die Mädchen (wieder) gegangen waren, erhoben sich die beiden Ältesten und liefen zu ihr 2.0 und sprachen: »So, die Türen sind verschlossen und keiner sieht uns; wir begehren dich! Deshalb sei gutwillig und laß dich mit uns ein! 2. 1 Sonst werden wir dich beschuldigen, einen jungen Mann bei dir gehabt und aus diesem Grunde die beiden Mädchen entlassen zu haben.« Z2. Da stöhnte Susanna auf und schrie: »In welcher Bedrängnis befinde ich mich allenthalben! Denn wenn ich es tu, ist mir der Tod sichera; wenn ich es aber nicht tu, kann ich doch euren Händen nicht entkorrunen. 2. 3 Doch will ich es lieber nicht tun und in eure Hände fallen als vor dem Herrn sündigenl«*
* @ bringt ohne die Badeszene mit geringen Abweichungen den gleichen Ausruf Susannas, bietet aber als Einleitungssatz nur: Da sprach zu ihnen die Jüdin: »Ich weiß, daß, wenn ich dies tu ...«
2.4 Da schrie Susanna mit lauter Stirrune, die bei den Ältesten aber schrien gegen sie an, 2. 5 und der eine. öffnete die Gartenruren. 2.6 Als nun die Hausbewohner das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Nebentüren herbei, um zu sehen, was ihr zugestoßen war. 2.7 Nachdem die Ältesten ihre Erklärung abgegeben hatten, schämten sich die Diener sehr; denn nie war etwas Ähnliches über Susanna gesagt worden. *
* mbringt
die Verse
2.4-2.7
nicht.
2.8 Als am nächsten Tag die Leute (wieder) bei ihrem Mann Jojakim zusammenkamen, erschienen (auch) die beiden Ältesten, beseelt von der ruchlosen Absicht gegen Susanna, sie zu beseitigena. 2.9 Und sie sprachen vor den Leuten: »Laßt Susanna herbeiholen, die Tochter Hilkias, die Frau Jojakirns!« Man ließ sie holen, 30 und sie kam mit ihren Eltern und ihren
2.2. 2.8
a) Zur Todesstrafe bei Ehebruch vgl. Lev 2.0,10; Dtn 2.2.,2.4. a) Daß das übliche Zusammentreffen der Juden bei Jojakim zu einer Gerichtssitzung umgewandelt wird, wie es Th schildert, soll vielleicht die Entehrung Susannas vergrößern. Ob die in V. 3Z erwähnte Entschleierung ähnlich zu verstehen ist, könnte fraglich sein; sie wird die Zeugenaussage der Ältesten vorbereiten, die zugleich als Ankläger auftreten. Ihnen war ein Aufsichtsamt anvertraut, das Urteil sprach wohl die ganze dazu einberufene Versammlung, kaum der im Hause Jojakims versammelte Menschenkreis. @ hat den ganzen Vorgang sogleich in die Synagoge verlegt.
Kindern und allen ihren Angehörigen. 3I Susanna war gut gewachsen und schön anzusehen. 32 Da befahlen die Ruchlosen, sie, die verschleiert war, zu entschleiern, um sieh an ihrer Schönheit zu weiden. 33 (Darüber) weinten die, die bei ihr standen, und alle, die sie sahen. 34 Da erhoben sieh die beiden Ältesten mitten im Volk und legten die Hände auf ihr Haupt. 35 Sie aber blickte weinend zum Himmel; denn ihr Herz vertraute auf den Herrn. *
* ill schildert die Vorbereitung zur Anklage im unmittelbaren Anschluß, nicht erst am nächsten Tag, und zwar in der Synagoge, wo sich die Israeliten zu versammeln pflegten, nennt mit Absicht die Ältesten zugleich Richter (2.9.34)), spricht von vier Kindern der Susanna und ihren Mädchen und beziffert ihr Gefolge auf 500 Personen. Im Anschluß an die Vertrauensäußerung Susannas (35) fügt 6} einen stummen Gebetsruf ein: Sie neigte sich weinend und sprach zu sich: »Herr, du ewiger Gott, der alles weiß, bevor es entsteht! Du weißt, daß ich nichts vom dem getan habe, was diese Ruchlosen mir böswillig anlasten!« Und der Herr erhörte ihr Gebet.
36 Da sprachen die beiden Ältesten: »Als wir allein im Garten uns ergingen, trat die da mit zwei Mädchen ein, verschloß die Gartentore und schickte die Mädchen fort. 37 Da trat ein junger Mann zu ihr, der sieh versteckt gehalten hatte, und legte sieh zu ihr. 38 Wir befanden uns in einer Ecke des Gartens, und als wir die Ruchlosigkeit sahen, eilten wir zu ihnen. 39 Wir sahen sie beieinander liegen; während wir uns aber seiner nicht bemächtigen konnten, da er stärker war als wir, die Türen öffnen und entkommen konnte, 40 ergriffen wir die da und fragten sie, wer der junge Mann gewesen wäre. 41 Doch sie wollte es uns nicht sagen. Das bezeugen wir!« Da glaubte es die Versammlung ihnen als Ältesten des Volkes und als Richtern, und man verurteilte sie zum Tode. 42 Da rief Susanna mit lauter Stimme und sprach: »Ewiger Gott, d~r das Verborgene kennt und alles weiß, bevor es entsteht! 43 Du weißt doch, daß man mich wahrheitswidrig angeklagt hat; denn siehe, ieh muß sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese in böser Absieht gegen mich vorbringen!« 44 Und es hörte der Herr auf ihre Stimme. *
* ® schildert die Anklage der Ältesten nüchterner, erhöht aber die Spannung, indem sie nicht sogleich Susanna von den beiden Beobachtern erkannt werden läßt: »Wir sahen die da mit einem Mann liegen, blieben stehen und beobachteten, wie die beiden Verkehr miteinander hatten. Sie selbst merkten nichts davon, daß wir anwesend waren. Da besprachen wir uns miteinander: \'\'ir wollen (doch) in Erfahrung bringen, wer diese sind. Und als wir herantraten, erkannten wir sie (fern. sing.), der junge Mann aber entfloh unerkannt. Doch sie griffen wir und fragten sie: Was war das für ein Mensch? Sie sagte uns aber nicht, wer es war. Das bezeugen wir!« Da glaubte es ihnen die ganze Versammlung, weil sie Älteste und Richter des Volkes waren. 45 Als sie aber zur Tötung abgeführt werden sollte, da erweckte Gott den heiligen Geist eines noch sehr jungen Mannes mit Namen Daniela ,
45 a) Daniel wird unmittelbar eingeführt ohne nähere Vorbereitung. Seine Begabung mit dem heiligen (= göttlichen) Geist rüch ihn näher an den Daniel des kanonischen Buches (vgl. Kap. 4 und 5), während ® eher im Stil der Weisheit von einern Geist der Einsicht spricht. -
79
46 und der rief mit lauter Simme: »Ich bin unschuldig am Blut dieser da I« 47 Da wandte sich das ganze Volk zu ihm und sprach: »Was soll das bedeuten, was du gesagt hast?« 48 Nun trat er in ihre Mitte und sprach: »Was seid ihr für Narren, ihr Israeliten I Ohne Verhör und ohne klaren Tatbestand verurteilt ihr eine Tochter Israels? 49 Kehrt um zur Gerichtsverhandlung! Denn diese haben eine falsche Anklage erhobenI« 50 Da kehrten die Leute eilends wieder um, und die (übrigen) Ältesten sprachen zu ihm: »Setz dich hierher unter uns! Denn Gott hat dir (wohl) verliehen, was man vom Alter erwartet.«* * ® verkürzt die Umschwungssituation mit einer entscheidenden Abweichung: Und siehe, ein Bote des Herrn - als man jene zur Tötung wegführte - (also) der Bote gab, seinem Auftrag gemäß, Geist der Einsicht einem noch jugendlichen Daniel. Da zwängte sich Daniel durch die Menge und trat in ihre Mitte und sprach: ... Der Einwurf Daniels stimmt mit Th überein, aber ohne die Ausmalung der Verse 49 und 50 fährt Daniel sogleich fort: »Und nun trennt die beiden mit weitem Abstand voneinander, damit ich sie befragen kann!«
5I Da sprach Daniel zu ihnen: »Trennt sie mit weitem Abstand voneinander, und dann will ich sie verhören I« 52 Nachdem der eine vom anderen getrennt worden war, rief er den einen von ihnen und sprach zu ihm: »(Du), in bösen Tagen alt geworden! Jetzt sind deine Sünden (hervor)gekommen, die du früher getan hast, 53 als du ungerechte Urteile abgabst, die Unschuldigen verurteiltest, die Frevler aber ungestraft ließest, während doch der Herr gesagt hat: Den Unschuldigen und Gerechten sollst du nicht töten! 54 Nun also, wenn du diese gesehen hast, sag (doch): Unter welchem Baum hast du sie gesehen, als sie miteinander Umgang hatten?« Der antwortete: »Unter einer Lindea !« 55 Da sprach Daniel: »Geradeswegs auf dein Haupt hast du gelogen! Schon hat der Bote Gottes den Auftrag von Gott erhlllten, um dich mittendurch zu spalten!«*
* ® bringt bei dem Verhör zu Beginn eine geringfügige Erweiterung: Nachdem sie aber getrennt worden waren, sprach Daniel zur Versammlung: »Denkt jetzt nicht daran, daß diese da .Älteste sind, von denen man sagen möchte: Sie können nicht lügen! Vielmehr will ich sie verhören unter Berücksichtigung bestimmter Dinge, die mir aufgefallen sind.« Und er rief den einen von ihnen, und man brachte den .Älteren vor den Jüngeren ... Das nun folgende Verhör stimmt mit Th überein, von einigen unbedeutenden Variationen abgesehen, daß z. B. die Frage: Unter welchem Baum hast du sie gesehen ... ergänzt wird durch eine weitere Frage: ... und an welcher Stelle des Gartens? In der Antwort wird aber darauf nicht weiter eingegangen.
56 Und er ließ ihn abführen und den anderen herbeibringen und sprach
Zum Namen Daniel vgl. Ez 14,4 und 20, wo ein Mann mit diesem Namen als exemplarisch Gerechter neben Noah und Hiob genannt wird, und Ez 28,3, wo ein Danie! hinsichtlich seiner Weisheit mit dem König von Tyrus gleichgesetzt wird. Die Verbindung mit der urgeschichtlichen Noahgestalt kennt auch das Jubiläenbuch, das in 4,20 einen Dan(i)el als Schwiegervater Noahs nennt, während das ugaritische Gedicht Aqhat (um 1500 v. Chr.) unter der Namenform Danel einen König als gerechten Richter vorführt, der in dieser Funktion am ehesten dem Danie! der Susanna-Erzählung (vor allem in der Textform von ®) gleichkommt. 54 a) So Luthers Übersetzung, gewöhnlich gedeutet als Mastixbaum. Vermutlich ist der Name des Baumes (axivOV) im Anklang an axll;ew (»spalten«, vgl. V. 55) gewählt worden.
80
zu ihm: »Du Brut Kanaans und nicht Judasl Die Schönheit hat dich verrockt gemacht und die Leidenschaft deinen Verstand verdreht. 57 So könnt ihr mit den Töchtern aus Israel verfahren, und sie werden sich euch aus Furcht hingeben. Aber eine Tochter aus Juda erträgt eure Ruchlosigkeit nichta • 58 Sag mir also: Unter welchem Baum hast du sie ertappt, als sie miteinander verkehrten?« Er antwortete: »Unter einer Eichea !« 59 Da sprach Daniel zu ihm: »Geradeswegs hast du auf dein Haupt gelogen. Denn der Bote Gottes wartet bereits mit dem Schwert, um dich mittendurch zu zersägen, damit ihr vernichtet werdet !«* * ® verändert (56: weshalb ist deine Abkunft so verkehrt wie die von Sidon und nicht die von Juda? Die Schönheit hat dich verrückt gemacht, die abscheuliche Leidenschaft. 57: eine Tochter aus Juda erträgt es nicht, eure ruchlose Krankheit hinzunehmen), verkürzt (59: Daniel begnügt sich mit der Anrede: Du Sünder I), erweitert aber auch (58: unter welchem Baunl und an welchem Platz des Gartens. 59: der Bote des Herrn hat sich mit dem Schwert aufgestellt, bis das Volk euch vernichten wird, damit er dich zersäge).
60 Da schrie die ganze Versammlung mit lauter Stimme und lobte den Gott, der die errettet, die auf ihn hoffen. 6r Und man fiel über die beiden Ältesten her, weil Daniel sie in ihrer eigenen Aussage als falsche Zeugen überführt hatte, und man behandelte sie so, wie sie in boshafter Weise am Nächsten (gehandelt hatten), 62 indem man nach dem Gesetz des Mose verfuhr und sie tötete. So wurde unschuldiges Blut an jenem Tage geretteta. *
* ® schildert mit z. T. abweichenden Wörtern den gleichen Hergang, läßt jedoch in 60 den Kurzhymnus auf den rettenden Gott beiseite, verleiht aber der Todesvollstreckung in 6z mirakelhafte Züge: Und man band sie und führte sie hinaus und stürzte sie in die Schlucht. Da warf der Bote des Herrn Feuer mitten durch sie hindurch.
63 Hi1kia aber und seine Frau lobten Gott um ihrer Tochter Susanna willen gemeinsam mit Jojakim, ihrem Mann, und allen Angehörigen, weil keine Anstößigkeit an ihr gefunden worden war. 64 Auch Daniel gewann hohes Ansehen vor dem Volk seit jenem Tage und weiterhin. *
* ® bietet einen völlig anderen Schluß, der aber durchaus in der Linie liegt, in der sie diese Erzählung gesehen und verstanden hat: Deshalb sind die jungen Leute in ihrer Geradheit Jakobs Geliebte. So wollen wir darauf achten, daß die Söhne (solche) jungen Leute werden 57 a) Die scheltende Anrede des zweiten übeltäters ist im Munde Daniels schärfer akzentuiert. Wurde dem ersten vorgeworfen, als Richter das Gebot des Herrn mißachtet zu haben, so wird der zweite sogleich mit den Kanaanäern auf eine Stufe gestellt. Es wird also eine Bewertungsskala dargeboten: Kanaan-Israel (im politischen Sinn des alten synkretistisch stärker angekränkelten Nordreiches) - Juda, was nicht bedeutet, daß nicht auch für Juda der alte Würdename Israel in Anwendung gebracht werden kann (vgl. V. 48). 58 a) Auch hier besteht ein Anklang zwischen dem Baum (neivov) und der in V. 59 angedrohten Todesvollstreckung (ne[(Jat (Je ,.,,t(Jov). 6z a) Vers 6z Th und der völlig anders lautende Epilog in ® lassen die verschiedenen Blickrichtungen erkennen: Die Errettung unschuldigen Blutes aus der Hand ungerechter Richter (Th) behandelt ein allgemeines, in einer anderen Situation geradezu prophetisches Thema; die Erziehung der Jugend ZUr Frömmigkeit nach dem Modell des jungen gerechten Daniel (®) trägt stärker eine weisheitliche Färbung. 81
können (el s VLOVr; Ovv(X't"ovr; v/iw't"eeovr;). Sind nämlich die Jungen fromm, dann wird ihnen der Geist der Klugheit und Einsicht für alle Zeiten zuteil.
b) Die Erzählungen vonJ Bel und vom Drachen (nach Th) Vorbemerkung: Th bietet im Anschluß an Dan 12 ohne besondere Überleitung die Erzählung vom Bel, genauer: die Erzählung vom Betrug der Belpriester (1-22), und die Erzählung vom Drachen (23-42); ('J bringt dagegen eine Überschrift, wonach die beiden Erzählungen der prophetischen Überlieferung eines Ambakum (Habakuk) entstammen, der selbst aber erst in der zweiten Erzählung auftritt. Hier wird Daniei als Priester vorgeführt. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Textformen werden wiedetum vermerkt. Insgesamt ist es ® darum Zu tun, an Danicl paradigmatisch zu zeigen, wie man furchtlos und überlegen der Macht fremder Götter und ihrer Anhänger entgegentreten kann, während Th von der Voraussetzung auszugehen scheint, daß die Fremden die Lebendigkeit ihrer Götter nicht beweisen können und deshalb mitsamt ihren Göttern auch nicht zu fürchten sind.
Der Betrug der Belpriester (I-22) I Als der König Astyages a zu seinen Vätern abberufen worden war, da übernahm der Perser Kyros seine Herrschaft. z Und Daniel befand sich am Hof a des Königs und hatte weitaus mehr Ansehen als seine Freunde. * 2
* @: Aus der Prophetie des Ambakum (Habakuk), des Sohnes des Jesus, aus dem Stamm Levi. Es lebte ein Priester mit Namen Daniel, ein Sohn des Habal, am Hof des Königs von Babyion.
3 Nun besaßen die BabyIonier ein (Götter-)Bild, das Bel genannt wurde, und dafür brachten sie täglich zwölf Sack FeinmehI auf, ferner vierzig Schafe und sechs Eimer Wein. * * ® vergröbert: ein (Götter-)Bild, nämlich Bel ... , reduziert die Zahl der Schafe auf vier und spricht von sechs Eimern Öl.
4 Auch der König huldigte ihm und ging täglich hin, um ihm Verehrung zu erzeigen. Daniel aber verehrte seinen Gott. * * ®: Daniel aber betete zum Herrn. ~ Da sprach der König zu ihm: »Warum verehrst du den Bel nicht?« Der antwortete: »Ich verehre keine mit den Händen angefertigte (Götter-) Bilder, sondern den lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde geschaffen hat und Herr ist über alles Fleisch.«*
* ® verkürzt: keinen verehre ich außer dem Herrn, dem Gott, der ... 6 Da sagte der König zu ihm: »Hältst du Bel nicht für einen lebendigen Gott? Siehst du denn nicht, was er alles täglich ißt und trinkt?«* * ® ist zurückhaltender: was alles für ihn täglich aufgebracht wird? 7 Daniel erwiderte lachend: »Laß dich nicht irreführen, König! Der da 1
2
8z.
a) Der historische Astyages ist der Sohn und Nachfolger des medischen Königs Kyaxares, der gemeinsam mit den neubabylonischen (chaldäischen) Königen Nabopolassar und Nebukadnezar das assyrische Reich vernichtet hatte. Zu seinen Lebzeiten waren die persischen Könige Kyros I. und Kambyses I. Vasallen des medischen Reiches. Erst unter seinem Sohn Astyages machte sich der Perser Kyros (II.) von der medischen Herrschaft frei. An diesen Asryages ist hier in V. 1 gedacht. Insofern ist diese Notiz historisch korrekter als die in Dan 10, die den Perser Kyros auf den Meder Darius folgen läßt. a) Wörtlich: Gefährte, in der Form (fVIlßwr; auch als Ehegefährte gebraucht.
ist nämlich innen von Ton und außen von Bronze, und gegessen und getrunken hat e:r noch niel«*
* @ führt den letzten Satz mit einer Schwurformel ein: Ich schwöre dir bei dem Herrn, dem Gott der Götter, daß der da noch niemals etwas gegessen hat! 8 Da rief der König zornig seine Priester herbei und sprach zu ihnen: »Wenn ihr mir nicht sagt, wer dieses Mahl da ißt, sollt ihr sterben! Wenn ihr aber beweist, daß Bel dies da ißt, soll Daniel sterben, weil er den Bel gelästert hat !«*
* @ spricht von »Vorstehern des Heiligtums« und vereinfacht den doppelten Konditionalsatz: Zeigt den, der das ißt, was für Bel zubereitet worden ist! Andernfalls müßt ihr sterben oder Danie!, der behauptet, daß dies nicht von ihm (Bel) gegessen wird. Die Bestätigung (Sie aber sprachen: Es ist Bel selbst, der dies ißt) fehlt bei Th. 9 Da sprach Daniel zum König: »Es soll nach deinem Wort geschehen!« Es gab aber siebzig Belpriester ohne Frauen und Kinder. 10 Dann ging der König mit Daniel zum Haus des Bel. * * @ läßt DanieI die ihn angehende Bedingung wiederholen: Wenn ich nicht beweisen kann, daß es nicht Bel ist, der dies verzehrt, will ich sterben und alle, die bei mir sind! - Nach (\) sind es die »Vorsteher des Heiligtums«, die den König zum Götterbild führen. 1 1 Da sprachen die Belpriester : »Siehe, wir werden nach draußen gehen! Du aber, König, lege die Speisen zurecht, mische den Wein und stell ihn hin, verschließ die Tür und versiegle sie mit dem Finger(ring)! Wenn du aber in der Frühe kommst und findest nicht alles von Bel verzehrt,dann wollen wir sterben oder Daniel, der Lügen über uns verbreitet.« 12. Sie meinten aber, keinen Anlaß zur Furcht zu haben; denn sie hatten unter dem (Opfer-)Tisch einen geheimen Zugang gemacht, durch den sie stets hineinkamen und die Dinge aßen. *
* @ läßt Daniel wieder als Hauptperson erscheinen: Da wurden die Speisen im Beisein des Königs und Daniels bereitgestellt, und gemischter Wein wurde hereingebracht und dem Bel vorgesetzt. Dann sprach Daniel: »Du siehst selbst, daß dies da bereitsteht, König 1Nun versiegele die Schlösser des Tempels, sobald er abgeschlossen worden ist I« Der Vorschlag gefiel dem König.
1 3 Als jene nun hinausgegangen waren, stellte der König für Bel die Speisen bereit, 14 während Daniel seinen Bediensteten befahl, Asche herbeizubringen und sie feingesiebt durch den ganzen Tempel (zu zerstreuen), allein im Beisein des Königs. Beim Hinausgehen verschlossen sie die Tür und versiegelten sie mit dem Ring des Königs und gingen weg. *
* @: Daniel befahl seinen Leuten, die (inzwischen) alle aus dem Heiligtum verjagt hatten, im ganzen Tempel Asche zu verstreuen, wovon keip.er VQP.. denep.., die draußen waren, et~v~s waßtc, und dann befahl er, den Tempel mit dem Ring des Königs zu versiegeln und mit den Ringen einiger angesehener Priester. Und so geschah es. 15 In der Nacht kamen die Prieste:r nach ihrer Gewohnheit und die Frauen mit ihren Kindern und aßen alles auf und tranken (alles) leer. 16 In der Morgenfrühe machte sich der König auf den Weg und Daniel mit ihm. 17 Und der König fragte: »Sind die Siegel noch heil, Daniel?« Der sprach: »Sie sind heil, König!«* * @: Am nächsten Morgen begaben sie sich wieder an den (gleichen) Ort. Die Priester des
Bel aber waren durch die Geheimtüren eingedrungen und hatten alles aufgegessen, was für Bel hergerichtet war, und sie hatten den Wein ausgetrunken. Da sprach Daniel: »Seht nach, ob euere Siegel noch da sind, Priester! Aber auch du, König, prüfe, ob nicht eine Unregelmäßigkeit eingetreten ist!« Und sie fanden die Versiegelung in Ordnung und entfernten sie.
18 Und während sie die Türen öffneten, blickte der König sogleich auf den Tisch und rief mit lauter Stimme: »Groß bist du, Bel! Bei dir findet sich auch kein einziger Betrug!« 19 Da lachte Danie! und hinderte den König daran, hinauszugehen, und sagte: »Schau doch auf den Boden und prüfe nach, wessen Fußspuren das sindI« 2.0 Da sagte der König: »Ich sehe die Spuren von Männern, Frauen und KindernI« 2.1 Ergrimmt ließ dann der König die Priester und die Frauen und ihre Kinder ergreifen, und sie mußten ihm die geheimen Türen zeigen, dutch die sie einzutreten pflegten, um das auf dem Tisch BefindHche zu verzehren. 2.2. Dann tötete sie der König und gab den Bel dem Damel preis, und der zerstörte ihn und sein Heiligtum. *
* ®: Als sie nun die Türen öffneten, da sahen sie, daß alles, was hergerichtet war, verzehrt war, und daß die Tische leer waren. Da freute sich der König und sprach zu Daniel: »Groß ist Bel, und keinen Betrug gibt es bei ihm!« Da lachte Daniel schallend und sprach zum König: »Schau dir doch mal den Betrug der Priester anl« Und Daniel fuhr fort: »König I Wessen Spuren sind das hier?« Da erwiderte der König: »(Sie stammen) von Männern, Frauen und KindernI« aUnd er ging zu dem Haus, in dem sich die Priester aufhielten, und fand die für Bel bestimmten Speisen und den Wein a. Und Daniel zeigte dem König die Geheimtüren, durch die die Priester einzutreten pflegten, um das, was für Bel hergerichtet war, zu verzehren. Da ließ sie der König aus dem Belgebäude schaffen und übergab sie dem Daniel. Und auch alles, was für Bel aufgewendet wurde, überließ er dem Daniel, den Bel aber vernichtete er. a-'.l) Der Satz könnte den schweigenden Grimm des Königs veranschaulichen wollen, wÜrde aber passender dem nächsten Satz nachgestellt werden. Da @ überdies bei der Inspektion die Anwesenheit der führenden Priester voraussetzt, könnte der Satz als spätere Einfügung angesehen werden. Die Erzählung vom Drachen (2J-42) 2.3 a Es gab da auch einen großen Drachen, und auch ihn verehrten die BabyIonier. 2.4 Da sagte der König zu Daniel: »Du kannst (nun) wirklich nicht sagen, daß dieser kein lebendiger Gott ist! So verehre ihn I« *
* @: Willst du auch von diesem sagen, daß er aus Bronze ist? Siehe, er lebt und ißt und trinkt! Verehre ihn I Einige Tb-Handschriften haben in Erinnerung an V. 7 diesen@-Textübernommen.
2. 5 Daniel entgegnete: »Den Herrn, meinen Gott, verehre ich, weil er ein lebendiger Gott ist. Doch, König, gib du mir die Erlaubnis, dann werde ich den Drachen ohne Schwert (@: Eisen) und Keule töten!« 2.6 Der König antwortete: »Ich erlaube es dirI« 2.7 Da nahm Daniel Pech und Fett und Haare und vermengte es miteinander und machte daraus Fladen
23 a) Die Erzählung zeigt eine enge Verwandtschaft mit Dan 6, wenn auch die Unterschiede
nicht zu übersehen sind. In der Gestalt des Drachen spiegelt sich die Vorstellung schlangenähnlicher Mischwesen wider, die in der babylonischen Mythologie eine Rolle spielen.
und gab sie dem Drachen in den Rachen. und der fraß und zerplatzte. Und er sagte: »Seht an, was ihr verehrtl«*
*0
spricht von 30 Minen Pech (etwa 60 Pfund), verwendet dabei das gebräuchlichere Wort
ureQ(} (SLatt urije) für »Fett«, läßt Daniel nur einen Fladen bilden, den er dem Drachen in den
Rachen schleudert, und beendet den Vers mit einer Frage: Und er zeigte ihn dem König und sagte: »Nicht wahr, das verehrt ihr doch, König?«
z8 Als die Babylonier davon hörten. wurden sie sehr böse und taten sich gegen den König zusammen unter der Parole: »Ein Jude ist der König geworden I Den Be! hat er zerschlagen und den Drachen getötet und die Priester abgeschlachtet I« Z9 Und sie kamen zum König und sagten: »Liefere uns den Daniel aus I Sonst werden wir dich und dein Haus umbringen!« 30 Als nun der König sah. daß sie ihn in schwere Bedrängnis brachten. beugte er sich dem Zwang und lieferte ihnen Danie! aus. *
* 0 bringt hier einige Änderungen: Da rotteten sich alle Leute aus der Gegend gegen Daniel zusammen und sprachen: »Ein Jude ist der König geworden I Den Bel hat er zerstört und den Drachen getötet!« Als nun der König sah, daß sich die Menge aus der Gegend (auch) gegen ihn zusammenrottete, rief er seine Vertrauten und sprach: »Ich will Daniel der Vernichtung preisgeben!« 3I Sie warfen Daniel in einen Löwenzwinger. und da war er sechs Tage. 3Z Im Zwinger befanden sich aber sieben Löwen. denen täglich zwei
(Menschen-)Leiber und zwei Schafea vorgeworfen wurden. Damals aber wurde ihnen nichts hineingeworfen. damit sie Danie! fressen sollten. * * 0: Es war aber dort ein Zwinger, in dem sieben Löwen gehalten wurden, denen man die Gegner des Königs vorwarf, und man gab ihnen täglich zwei zum Tode bestimmte (Menschen-) Leiber. Die Menge warf nun den Daniel in jenen Zwinger, damit er aufgefressen werden und kein Grab bekommen sollte. Und Daniel war sechs Tage in dem Zwinger.
33 Nun gab es in Juda den Propheten Ambakum (Habakuk); der hatte eine Mahlzeit hergerichtet und Brot in eine Schüssel gebrockt. und damit ging er aufs Feld. um es den Schnittern zu bringen. 34 Da sprach der Bote des Herrn zu Ambakum: »Bring das Gericht. das du hast. nach Babylon zu Daniel in den Löwenzwinger!« 35 Da sprach Ambakum: »Herr I Babylon habe ich nie gesehen und den Zwinger kenne ich auch nicht!« 36 Da ergriff der Bote des Herrn sein Haupt und trug ihn an seinem Schopf und brachte ihn nach Babylon vor den Zwinger im Sausen seines Windes. 37 Da rief Ambakum: »Daniel. Daniell Nimm diese Mahlzeit. die dir Gott geschickt hatI« 38 Danie! antwortete: »Du hast doch an mich gedacht. Gott. und hast die nicht verlassen. die dich lieben!« 39 Und Danie! stand auf und aß. Der Bote Gottes aber brachte den Ambakum sogleich wieder an seinen Ort zurück. *
* 0 schildert den gleichen Vorgang mit leichten Veränderungen. So bringt sie am Anfang eine Zeitangabe (>)Und es geschah am sechsten Tage«), führt den Propheten ohne nähere Angaben ein und läßt ihn zusätzlich noch einen Krug Wein aufs Feld tragen. Auch die Anrede an den Propheten erwähnt ausdrücklich den göttlichen Auftrag (»das läßt dir Gott, der Herr, sagen«), 32
a)
233
liest in Anlehnung an V.
II
fJeWlla-ra (statt n(!ofJcrra).
wie überhaupt gern das einfache 0 Deor; bei Th durch XO(]Wr; erweitert wird. Die Szene schließt: Der Bote des Herrn brachte den Ambakum am gleichen Tage dorthin zurück, woher er ihn geholt hatte. So hatte Gott, der Herr, an Daniel gedacht.
40 Der König aber ging am siebten Tage. um Daniel zu betrauern. und er kam zum Zwinger und blickte hinein. und siehe. da saß Danie!. 41 Da rief der König mit lauter Stimme und sprach: »Groß bist du. Herr. du Gott Danielsl Und keinen anderen gibt es außer dir!« 42 Und er ließ ihn herausholen. die Schuldigen an seinem Unheil aber ließ er in den Zwinger werfen. und sogleich wurden sie in seinem Beisein aufgefressen. * * ® beginnt den Schlußabschnitt mit einer allgemeinen Zeitangabe (»danach«), verwandelt den Ausruf des Königs an Gott in eine hymnische Feststellung und läßt die Anstifter des Unheils im Beisein Daniels von den Löwen gefressen werden.
Namenregister (auser Asarja-Azarias, Daniel, Susanna)
Abraham··············7 Z Ambakum siehe Habakuk Ananias ............. 71.75 Aphroditopolis ......... 65 Aqhat ................. 80 Astyages .............. 8z Babylon(ier) .. 76,8z.84.85 Commodus ............. 66 Darius ................ 8z Habakuk. ..... ... 67.82.85 Habal ................. 8z
Hilkia ........... 76.78.81 Hiob .................. 80 Isaak .................. 72 Israel(iten) .... 72.75.80.81 Jakob ................. 81 Jerusalem(er) ....... 71.76 Jojakim... . .. .... 76.78.81 Juda ............... 81.85 Kambyses ............. 82 Kanaan ............... 81
Kyaxares ............... 82 Kyros ................. 8z Levi. .................. 82 Misael ............. 71.75 Nabuchodonosor siehe Nebukadnezar Nebukadnezar ....... 76.82 Noah ................. 80 Sidon ................. 81 Tyrus ................. 80
Bibelstellenregister
Lev 20,16 .............. Dtn 22,z4 ............. Jer 29,23 .............. Ez 14.4 ................ 14,20 ............... 28,3 ................
78 78 76 80 80 80
Dan 1,7 ............... 71 4·················79 5 ................. 79 6 .............. 68.84 9 .............. 68.69 10 ................ 82
12 ................ Esrl ................. Neh9 ................• 2 Makk 1,36 ........... Jub 4,20 ...............
82 76 68 73 80