Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Herausgegeben von Hermann Lichtenberger in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser, Werner Georg Kümmel (gest. 1995), Otto Plöger und Josef Schreiner
Band V . Lieferung 8 Gütersloher Verlagshaus
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band V
Apokalypsen Helmut Merkel Sibyllinen
199 8
Gütersloher Verlagshaus
Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes
ISBN 3-579-o3958-X © Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh '998 Das \'V'erk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen Printed in Germany
Helmut Merkel Sibyllinen
MARTINO HENGEL INDEFESSO STUDIORUM IUDAICORUM FAUTORI SEPTUAGENARIO DEDICATUM
Inhalt Einleitung ........................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1043 1.
Zur Einführung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1043
2. Handschriften und Textausgaben
............................ 1044
3. Inhalt der Sammlung .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1046 Buch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1046 Buch II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1047 Buch III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1047 Buch IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1048 Buch V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1049 Buch VI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 I Buch VII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 I Buch VIII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 105 I Buch XI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1°52 Buch XII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1054 BuchXIII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1055 Buch XIV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1056 4. Analysen der einzelnen Bücher
............................. Buch III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmente 1-3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu den übrigen Büchern ...............................
1059 1059 1064 1065 1068 1069
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. a) Textausgaben und Untersuchungen zum Text .................... b) Übersetzungen und Kommentare ............................ c) Aufsätze - Artikel- Monographien ....... . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
1°71 1°71 1°71 1°72
Buch III
1081
Buch IV ................................................' 11 °9 Buch V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1116 Fragment
1
113 6
Fragment
2
113 8
Fragment 3
1139
Einleitung I.
Zur Einführung
Die halb mythischen, halb historischen Prophetinnen, die den Namen Sibylle trugen, gehören zu den heidnische, jüdische und christliche Antike verbindenden Gestalten. I Die erste uns bekannte Erwähnung bei Heraklit gegen Ende des 6. vorchristl. Jahrhunderts stellt bereits bezeichnend gebliebene Züge dieser Prophetinnen heraus: »Die Sybille mit tobendem Munde Ungelachtes und Ungeschminktes und Ungesalbtes verkündend dringt mit ihrer Stimme durch Jahrtausende, veranlaßt durch den Gott«.2 Macht sich Aristophanes in seiner 424 aufgeführten Komödie »Der Frieden« über falsche Weissagungen der Sibylle lustig, auch dadurch ihre Bekanntheit bezeugend,3 so spricht Platon respektvoll von der »Sibylle und anderen, die im Dienste der gotterfüllten Mantik vielen vieles richtig für die Zukunft vorausgesagt haben«.4 AristoteIes kennt schon mehrere Sibyllen.5 In der Mitte des 4. vorchristlichenjahrhunderts unterscheidet Herakleides Pontikos zwei Sibyllen, eine aus Phrygien kommende namens Artemis, und eine aus Erythrai namens Herophile. 6 Der weitgereiste Pausanias gibt um r 60 n. Chr. eine ältere auf Alexander Polyhistor (r.Jahrh. vor Chr.) zurückgehende Liste von vier Sibyllen wieder; sie spricht von einer lybischen Sibylle, der Herophile von Marpessos, die Pausanias mit der delphischen, erythräischen und samischen Sibylle gleichsetzt, dann von der Demo von Cumae und der hebräischen Sabbe, die auch babylonische oder ägyptische Sibylle heißt.7 In der Mitte des I. vorchristlichen Jahrhunderts hatte der römische Antiquar Varro schon zehn Sibyllen unterschieden, die er nach geographischen Gesichtspunkten aufzählt. die persische, lybische, delphische, cimmerische, erythräisehe, samische, cumanische (namens Amalthea oder Herophile oder Demophile), die hellespontische aus Marpessos, die phrygische und die tiburtinische namens Albunea. 8 In der Liste des Pausanias finden wir bereits eine hebräische, d. h. jüdische Sibylle. Im 2.Jahrh. n.Chr. beginnt die Reklamation der Sibyllen für die christliche Verkündigung; Theophilos von Antiochien, Athenagoras, Clemens Alexandrinus und Pseudo-Justin sind die ersten Zeugen. Ausführlich befassen sich dann zu Beginn des {-Jahrhunderts Laktanz und Euseb mit dem Zeugnis der Sibylle, die im »Dies irae« des Thomas v. Celano einen Platz neben David erhielt (teste David cum Sibylla), den sie bis heute in der Sixtinischen Kapelle innehat. 1.
2.
3. 4. 5· 6. 7. 8.
V gl. A. Rzach, Art. Sibyllen, PW; H. W. Parke, Sibyls. Heraklit, Frg 92 D.-K., aus Plutarch. Aristophanes, Pax 1095. 1116. Platon, Phaedr. 244 b. Aristoteles, probL 954 a 36. Herakleides Ponticus bei Clemens Alexandrinus, strom. Pausanias, deser. Graeciae ro, 12, 1-9. Varro bei Laktanz, di v. ins!. I, 6, 8- 12.
1,108.
1°43
Während die Zahl der Sibyllen in hellenistischer Zeit immer größer wird, ist ihre literarische Hinterlassenschaft gering. 9 Oft werden sie mit Unheilsankündigungen in Verbindung gebracht. Eine besondere Rolle spielten sibyllinische Orakel in Rom. Der Legende nach soll der König Tarquinius Priscus oder Tarquinius Superbus eine Orakelsammlung von einer numinosen alten Frau, die in einem Zweig der Überlieferung mit der Sibylle aus Cumae indentifiziert wird, gekauft und auf dem Kapitol niedergelegt haben. 10 Diese Sammlung verbrannte im Jahr 83 v. Chr., woraufhin alle bekannten Orakelstätten des Imperium Romanum nach brauchbaren Sprüchen durchforscht wurden. 11 Die meisten der so nach Rom gebrachten Orakel sollen aus Erythrai gekommen sein. Später ließ Augustus sie im palatinischen Apollotempel aufbewahren. Ihr hauptsächlicher Inhalt dürften Prodigien und Lustrationsriten für bedrohliche Situationen gewesen sein. Erst Stilicho soll sie zu Beginn des 5. nachchristlichen Jahrhunderts vernichtet haben. Daneben sind aber in einer großen Zahl von Handschriften, wenn auch in unterschiedlichem Umfang und in unterschiedlicher Anordnung, umfangreiche Sibyllenorakel erhalten, aus denen die oben erwähnten Kirchenväter zitieren. Diese Orakel sind in Hexametern abgefaßt, die das Griechisch Homers nachahmen. Ein Teil dieser Sammlung geht auf jüdische Autoren zurück, manche Texte sind christlich überarbeitet und schließlich finden sich auch rein christliche Produktionen. Die Bücher IU, IV und V - nach herkömmlicher Zählung - sind weitgehend jüdischer Herkunft, daneben zwei größere Fragmente. Dem Zweck dieser Reihe entsprechend sollen diese ältesten Stücke jüdisch-hellenistischer Provenienz hier vorgelegt werden.
2.
Handschriften und Textausgaben
Die handschriftliche Überlieferung ist nach dem Vorgang von Ch. Alexandre von A. Rzach in drei Klassen eingeteilt worden. Klasse Q : M Ambrosianus E 64 sup (15.Jh.) B. VI.VII LVIII 218428.XIV : Q Vaticanus 1120 (14.Jh.) B. VI.VII r.VIII 218-428. IV XIXIV :V Vaticanus 743 (I4.Jh.) B. VI. Vii 1. VIII 1-9.218-428. IV XIXIV :H Monacensis gr. 312 (1541) B. VI. VII r.VIII 1-9.218-428. IV XI-XIV Klasse
c[:>
:
A
:P :S
Vindobonensis hist. gr. XCVI 6 (I5-lh.) B. I-VIII 485 Monacensis 351 (15·Jh.) B. I-VIII 485 Scorialensis II 7 (Ende I5.Jh.) B. I-VIII 485
9. Vgl. Ch. Alexandre, Bd. 2, Excursus H, 102-253; H. Diels, Sibyllinische Blätter; Crönert, Fragmentum Osloense; Kurfess, r6ff. 10. Vgl. Dionysios Hal. 4,62; Gellius, noct. Att., 1, '9; Laktanz, div, inst. " 16, ,of. 11. Vgl. Dionysios Hal., a.a.O.; Tacitus, anno 6,12,3.
'°44
:B
Bodleianus Baroccianus 109 (Ende lS.Jh.) B. I 1-380. 111 I07-VIII 485
Klasse W : F :R :L
Florentinus Laurentianus plut. XI 17 (15. Jh.) B. VIII. I-VII Parisinus 2851 (Ende 15.Jh.) B. VIII. I-IV 106 Parisinus 2859 (1475) B. VIII. I-VII Toletanus (ca. 1500) B. VIII. I-V 482
:T
Da die Manuskripte sehr fehlerhaft sind, gewinnt die indirekte Überlieferung eine gewisse Bedeutung: I2 Theophilos v. Antiochien, ad Autolycum 2,31: B. 111, 97-1°5. Athenagoras, supplicium, 30: B. 111, 108-1I. Clemens Alexandrinus, Paidagogos 2, 10,99; 3, V 27-30. Clemens Alexandrinus, Protrepticus 4,50, 6,60; 7,64: B. IV, 4-7; 111,586-593; 624f. PseuJustin, Cohortatio 16: B. 111, 721-72"3; IV, 24-30. Laktanz, div. inst. 1,6,14.15; 2,17; 4,6.15; 7,18-20.24: B. 111, IIoff. 545 ff. 618. 6I9ff. 652ff. 728ff. 741ff. 762ff. 774- 787 ff. 808. 813. 814ff. Laktanz, de ira Dei 23, 4, 7, 8: B. IV 51-53. I62f.; V 358-360.
Ausgaben!} Die editio princeps veranstaltete Xystus Betuleius (Sixtus Birken): Sibyllinorum Oraculorum libri octo, Basel 1545; er druckte die Handschrift P ab. 10 Jahre später veröffentlichte der Basler Professor Sebastien Chateillon (Castalio) eine mit Hilfe einer Kollation des Codex A verbesserte Textfassung zusammen mit einer metrischen lateinischen Übersetzung. Auf einer wiederum vergrößerten Handschriftenbasis beruht die posthum erschienene Ausgabe des J ohannes Koch (Opsopoeus), die auch erstmals historische Anmerkungen enthielt (Paris 1599). Wichtige neue Handschriften veröffentlichte Angelo Mai in seiner Scriptorum veterum nova collectio e Vaticanis codicibus, Vol. 111/3, Rom 1828, nämlich die Bücher XI-XIV nach den Codices Q und V. Schon I I Jahre vorher hatte er erstmals das 14. Buch aufgrund des neu gefundenen Codex M publiziert (Sibyllae liber XIV, Mailand 1817). Damit war die Grundlage geschaffen für die bahnbrechende Arbeit von Charles Alexandre. Er hat die erste historisch-kritische Edition und Kommentierung vorgelegt: XPH2:MOI 2:IBYAAMIAKOI OraculaSibyllina, IIr Paris 1841 (B.I-VIII),I1 2 Paris 18 S3 (B.XI -XIV), 11 Excursus ad Sibyllina, Paris 1856. Eine zweite um die Exkurse gekürzte und in Einzelheiten veränderte Auflage erschien in einem Band 1869. Die während des sukzessiven Erscheinens von Alexandres opus magnum von JH. Friedlieb veranstaltete griechisch-deutsche Ausgabe ist vor allem durch ihre historischen Erörterungen weiterführend. Die Textausgabe von A. Rzach, XPH2:MOI 2:IBYAAIAKOI, Oracula Sibyllina, Wien 1891, stellt das handschrift12. Zusammengestellt nach den Angaben im Apparat von Geffcken. 13. VgI. dazu Alexandre I, V-XXIX; Geffcken. 1°45
liche Material und die vorliegenden Konjekturen zuverlässig dar; freilich gibt Rzach der Konjekturalkritik zu viel Raum, vornehmlich an Homer und Hesiod ausgerichtet. Die Standardausgabe des Textes legte J. Geffcken vor: Die Oracula Sibyllina, Leipzig 1902 (Nachdruck Leipzig 1967). Er hat die direkte und indirekte Überlieferung umfassend und kritisch gewürdigt und ein eklektisches Verfahren in der Textkritik begründet. Auch er hat da und dort unnötige Konjekturen übernommen; aber bei einem derart verwahrlosten Textbestand wird man nicht umhin können, Emendationen vorzunehmen. Die Ausgabe von A. Kurfess: Sibyllinische Weissagungen. Urtext und Übersetzung, Münschen 1951, greift allzuoft zu Konjekturen, ist aber durch ihre Kommentierung hilfreich. Die Edition des 3. Buches durch V. Nikiprowetzky, La Troisieme Sibylle, Paris 1970, geht vom Text Geffckens aus, macht aber selten von Konjekturen Gebrauch. Dasselbe gilt von seiner kommentierten Übersetzung der Bücher III, IV und V. Ähnlich wird auch in dieser Übersetzung verfahren: Grundlage ist der ständig überprüfte Text von Geffcken; wo davon abgewichen wird oder Abweichungen mindestens erwägenswert erscheinen, wird das in den Anmerkungen erörtert. Ein Wort noch zur Zählung der Bücher! Die Handschrift der Klassen
und W enthalten die Bücher I-VIII. Die Klasse Q beginnt mit einem Buch IX, das aus Passagen anderer Bücher zusammengesetzt ist, gefolgt von Buch VI und VII 1, dann VIII 218-428, darauf folgt Buch X, das mit Buch IV der Klassen und W identisch ist, und daran schließen die Bücher XI - XIV an. Da die Bücher IX und X nur Bekanntes wiederholen, werden sie in den Ausgaben nicht berücksichtigt.
3. Inhalt der Sammlung I4
Buch I Die Sibylle kündet, was früher gewesen ist, was ist und was mit der Welt sein wird. 7-64: Schöpfung, Paradies, Sündenfall. 65-127: Die ersten 5 Menschengeschlechter, ob ihrer Sünden nach dem Tod in den Hades geholt. 128-I98: Der gerechte Noah wird von Gott mit der Bußpredigt beauftragt; baut die Arche, predigt erfolglos. I99-282: Gott befiehlt Noah, die Arche zu besteigen, und löst die Sintflut aus. Noah landet nach 201 Tagen am Berge Ararat. 283-322: Jetzt bricht das 6. Weltalter, ein himmlisches Zeitalter an. Zum 1. Geschlecht dieses 6. Weltalters gehört die Sibylle, die zur Familie Noahs gehört. Sie weissagt das Goldene Zeitalter. Das 2. Menschengeschlecht der 1
-6:
14. Nach Absprache mit dem für die apokalyptische Literatur zuständigen Herausgeber, Prof. o. Plöger, werden alle Bücher hier vorgestellt.
Titanen wird jedoch gegen den Himmel kämpfen und deshalb beinahe wieder von einer Sintflut bedroht, die Sabaoth aber zurückdrängt. 323-359: Der Sohn Gottes wird im Fleisch kommen; Taufe durch Johannes, Wunder. 360-4°0: Israel aber wird nicht zur Besinnung kommen, tötet den Gottessohn, der auferstehen und in den Himmel fahren wird. Aus heidnischem Stamm wird ein neuer Sproß entstehen, der sich nach ihm nennt. Nach der Zerstörung des Tempels Salomos werden die Hebräer aus ihrem Land vertrieben werden; Aufruhr und Kriege folgen.
Buch II Die Sibylle muß auf Gottes Befehl weiter verkünden. Naturkatastrophen werden das Ackerland veröden lassen, Menschen werden in die Sklaverei verkauft werden. Im 10. Menschengeschlecht wird Rom verwüstet werden. Mord, Hunger und Seuchen werden Menschen vernichten, Gott aber wird die Frommen retten und es wird Frieden einkehren. Am Himmel wird ein Gestirn wie eine Krone glänzen; Christus wird Märtyrer, Jungfrauen und Gerechte krönen. Moralische Anweisungen (aus dem Lehrgedicht des Pseu Phokylides). 56- 1 53: 154-21 3: Die letzten Schicksale der Welt: Seuchen, Hungersnöte und Kriege werden kommen; Beliar wird Wunderzeichen tun, ein Feuerstrom vom Himmel wird Erde, Meer, Flüsse und Quellen vernichten. Auferstehung der Toten zum Gericht, das Sabaoth und Christus abhalten. Schilderung der Strafen im Tartarus und der himmlischen Freuden. 1-5: 6-33:
Buch III 1-7: 8-45: 46-62: 63-74: 75-92: 93-96: 97-155: 156-161: 162-195:
196- 21 7: 218- 264: 26 5- 294: 395-349: 35 0-3 80:
Die Sibylle wird wieder gezwungen zu prophezeien. Gegen Götzendienst und damit verbundene Laster. Orakel gegen Rom. Auftreten und Vernichtung Beliars. Vernichtung der Welt durch Feuer, wenn eine Frau (Witwe) herrscht. Fragmentarisches Orakel. Turmbau zu Babel; Kronos und Titanen. Liste der Weltreiche bis zu Rom. Die Weltreiche von Salomo bis zur römischen Republik; Roms Laster und Vernichtung in der Zeit des 7. griechischen Herrschers über Ägypten. Weherufe über verschiedene Völker. Preis des Judentums. Unheilsankündigung für die Juden: 70 Jahre Exil und Zerstreuung wegen Mißachtung des Gesetzes, danach neuer Tempel. Weherufe gegen verschiedene Völker und Städte. Rom wird dem Osten alle geraubten Reichtümer dreifach zurückerstatten müssen. Der Untergang Roms wird Frieden für Kleinasien und Europa bringen. 1047
38r-387: Ankündigung großer Not für Kleinasien und Europa aus Makedonien (Alexander d. Gr.). 388-400: Unheil über den Osten durch einen Eroberer (Alexander? Antiochos IV. Epiphanes?). 40r-488: Unheilsankündigung über Phrygien: der Trojanische Krieg. Der blinde Dichter (Homer) wird die Sibylle imitieren. Unheilsansagen über Kleinasien und Griechenland. 489- 544: Weherufe über Phönizier, Kreter, Thraker und andere Völker. 545-572: Mahnrede an die Griechen, den Götzendienst zu verlassen und im Tempel des großen Gottes zu opfern. 573-600: Preis des Judentums, das im Tempel des großen Gottes Opfer darbringt. aber auch heidnische Laster, V.a. die Päderastie, meidet. 601-623: Gerichtsansage für die Zeit der Herrschaft des 7. Königs griechischer Abstammung in Ägypten; danach Freudenzeit. 624-651: Aufforderung zur Umkehr durch Opfer und Gerechtigkeit, um dem Zorn Gottes zu entgehen. 652-701: Gott wird einen König »von der Sonne her« senden (einen Ptolemäer? einen König aus dem Osten? einen Messias?), der den Krieg beendet. Tempel (Volk) und Land des großen Gottes werden in Blüte stehen. Die Könige der Völker werden nochmals dagegen anstürmen, aber Gott wird sie vernichten. 702-795: Die Söhne des großen Gottes werden in Frieden um den Tempel herum wohnen. Die Völker werden die Torheit ihres Götzendienstes erkennen. Paradiesische Zustände werden herrschen. 796-807: Die Zeichen der Endzeit. 808-828: Die Sibylle stellt sich vor als Schwiegertochter Noahs, die aus Babyion kommt; die Griechen weden sie Erythräerin nennen oder Tochter der Kirke.
Buch IV 1-23:
24-48:
49- 114:
Aufruf der Sibylle an die Völker Asiens und Europas, den Götzendienst zu verlassen und den einen unsichtbaren Schöpfergott anzubeten, der sie inspiriert zu künden, was ist und was sein wird von dem ersten bis zum zehnten Geschlecht. Die Frommen, die heidnischen Kult, Mord, Betrug, Ehebruch und Homosexualität meiden, weden von den Bösen verspottet, aber beim Gericht Gottes werden sie das Leben erhalten. Das wird in zehnten Geschlecht eintreten. Die Abfolge von vier Weltreichen im Laufe von 9 Menschengeschlechtern: 6 Generationen von der Sintflut an herrschen die Assyrer, sie werden von den Medern vernichtet, die zwei Generationen herrschen. Nach mehreren Naturkatastrophen werden die Meder von den Persern vertrieben; schlimme Kriege, Hungersnot in Ägypten, Ausbruch des Ätna werden angekündigt. Wenn das 10. Menschengeschlecht kommt, werden die Perser von den Makedoniern abgelöst, deren Herrschaft vielen Städ-
I I 5-127=
128-151:
152-160: 161 - I 90:
ten den Untergang bereiten wird. Die Macht der Makedonier wird aber nicht überleben, sondern die westliche Macht Rom wird das Joch der Knechtschaft ausbreiten. Korinth und Karthago werden erobert werden; Laodikeia wird durch ein Erdbeben zerstört werden, Armenien wird unterworten werden. Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Flucht Neros zu den Parthern. Ankündigung mehrerer Naturkatastrophen, u. a. des Vesuvausbruchs, der Gottes Strafe für die Vernichtung der Juden sein wird. Der römische Flüchtling wird mit vielen Zehntausenden zurückkehren. Antiochien und Zypern werden zerstört werden. Rom wird den aus Asien geraubten Reichtum zurückerstatten müssen. Den am Mäander gelegenen Städten droht Hungersnot. Wenn Frömmigkeit, Treue und Gerechtigkeit in der Welt verschwinden, wird Gott das Menschengeschlecht mit Feuer vernichten. Aufruf zu kultischer und ethischer Reinheit, damit Gott seinen Zorn aussetzt. Sonst wird Gott alles in Staub und Asche legen. Danach wird er die Menschen wieder aufrichten und Gericht abhalten. Die Gottlosen werden in den Tartarus, die Gehenna, kommen, die Frommen glückselig auf der Erde leben.
Buch V 1-5 I:
52-92: 93 - I 10:
I I 1-136:
137- 1 54: 155-178:
179-213:
214-246:
247-285:
Die schmerzensreiche Zeit der Lateiner folgt auf die ägyptischen Könige und Alexander d. Gr. Die römischen Herrscher werden von Caesar an verschlüsselt bis hin zu Hadrian und seinen drei Nachfolgern erwähnt. Die Sibylle, eine Vertraute der Isis, kündigt die Zerstörung des Isistempels und der Städte Memphis und Alexandria an. Der Perser und der wiederkehrende N ero werden Verwüstungen anrichten. Ein Angriff auf Jerusalem wird von einem gottgesandten König abgewehrt. Unheilsankündigungen gegen Asien, Smyrna, Phönikien und andere Orte. Der sittenlose N ero und seine Flucht in den Osten; er wird als Zerstörer des Tempels und Jerusalems betrachtet. Nach dem 4.Jahr wird ein großer Stern ins Meer fallen und Babyion und Italien verbrennen, weil sie am Untergang des jüdischen Volkes schuld waren. Das lasterhafte Rom wird wie eine Witwe am Tiberufer sitzen. Es wird keine Spur Roms mehr geben. Unheils ankündigungen gegen ägyptische Städte (Memphis, Python, Theben ... ), gegen die Britannier, Gallier, gegen Ravenna und die ÄthiopIer. Unheilsankündigung für Korinth. Die Schicksalsgöttinen werden Nero an den Ort seines früheren frevelhaften Tuns bringen, um es zu vollenden. Er wird beschuldigt, die ganze Schöpfung beschädigt und großes Leid für die Menschen gebracht zu haben. Preis der Juden: Wenn das Land der Perser sich vom Krieg zurückhält, 1°49
286-327: 328-332: 333-345: 346- 3 60:
36I-385:
386-396: 397-433:
434-446:
447-483:
484-51°:
5 I 2 - 53 I:
dann wird das himmlische Geschlecht der Juden in Frieden um die Stadt Gottes herum wohnen. Ein ausgezeichneter Mann, der Beste der Hebräer, der die Hände ausbreitete auf dem Holz, wird vom Himmel kommen. Im judäischen Land werden keine unreinen Heiden mehr sein; die Gerchten, die in kleiner Bedrängnis Mühsal ausgehalten haben, werden Gutes haben, die Bösen werden sich verstecken. Vom Himmel wird Feuer fallen, und die Sterblichen werden erst wieder ernten können, wenn sie den Götzendienst verlassen. Im Land der Frommen wird Milch und Honig fließen. Weherufe über kleinasiatische Städte, bes. Ephesus, Smyrna, Kyme. Gebet für Judäa. Weherufe über europäische Landstriche. Sonne und Mond verlieren ihren Schein, wenn Gott die Herrschaft übernimmt. Die Menschen werden Gott erkennen, aber er hat kein Erbarmen mit denen, die Götzen aus Stein opfern. Man muß Gott lieben, damit er nicht in seinem Zorn das ganze Menschengeschlecht vernichtet. In der Endzeit wird ein Krieg die ganze Welt überziehen. Dann wird der Muttermörder (Nero) die ganze Erde niederwerfen und die Stadt, um derentwillen er zugrundeging, einnehmen. Feuer wird vom Himmel fallen und alles vernichten. Nur noch ein weises Volk wird in Frieden leben. Appell an die Römer, von sexuellen Lastern abzulassen. Das vestalische Feuer ist schon erloschen. Rückblick auf die Zerstörung der Jerusalemer Tempels, in dem der Schöpfergott verehrt wurde. Vom Himmel aber kommt ein von Gott eingesetzter Herrscher, der die bösen Völker vernichtet und die Gottesstadt glänzender als Sterne, Mond und Sonne macht und einen bis an die Wolken reichenden (Tempel-)Turm erbaut. Jetzt gibt es keine sexuellen Laster, keinen Krieg und keinen Mord mehr. Unheilsankündigung für Babyion: Die weltbeherrschende Riesenstadt wird durch ein Erdbeben hingestreckt werden als Strafe dafür, daß sie Geiseln nach Rom zurückgeschickt hatte. Weitere endzeitliche Katastrophen: Das Meer wird austrockenen, Zypern wird von Heuschrecken verwüstet werden. Invasion der Pamphylier in Ägypten, Krieg mit den Makedonen. Einen großen Krieg in Kleinasien wird ein römischer König beenden. Im eisigen Winter werden Barbaren in Kleinasien einfallen; die Menschen weden vor Hunger zu Menschenfressern. Am Ende gehen Sonne und Mond nicht mehr auf; den Guten jedoch wird das Licht Gottes scheinen. Ankündigung der Bekehrung Ägyptens zum wahren Gott: Isis und Sarapis werden verlassen sein. In Ägypten wird ein Tempel Gottes erbaut werden, den die Äthiopier zerstören werden. Damit lösen sie das Endgeschehen aus: Gott wird alle Bösen und Gesetzlosen vernichten. Die Vision des Kriegs der Sterne: Sonne, Mond, Morgenstern und andere Gestirne bekämpfen sich, bis U ranos sie auf die Erde wirft. Sie setzen die ganze Erde in Brand; sternlos blieb der Himmel.
Buch VI 1-28:
Ein Christushymnus.
Buch VII 1-6: 7-15: 16-28: 29-39: 4°-63: 64-75: 76-95:
96-II7: II8-132: 133-138: 139-149: 140-162:
Ankündigung der Zerstörung von Rhodos, Delos, Zypern und Sizilien. Die Sintflut. Obwohl Phrygien zuerst aus der Flut auftauchen wird, wird es Gott ablehnen. Unheilsankündigung für Äthiopier, Ägypten, Loaaikeia. Ankündigung eines davidischen Heilsbringers. Unheilsankündigung für Perser, Kolophon, Thessalien, Korinth und Tyrus. Weheruf über Koilesyrien, das seinen Gott nicht erkannte, der im Jordan den Geist empfing. Opferanweisung: Statt Weihrauch zu verbrennen oder einen Widder zu schlachten, soll man eine Taube fliegen lassen und Wasser in Feuer gießen und ein Gebet sprechen. (Die VV. 91a-95 sind stark beschädigt). Unheilsankündigung für Sardinien, Mygadonia, das keltische Land, Rom und Theben. Zerstörung der Welt und der Menschen durch Feuer. Das Auftreten falscher Propheten, die fälschlich behaupten, Hebräer zu seln. Das Aufkommen einer neuen Welt mit paradiesischen Zügen. Sündenbekenntnis der Sibylle.
Buch VIII 1-3:
Die Sibylle zeigt die Ursachen des göttlichen Zorns auf, der in der letzten Zeit über die ganze Welt kommt. 4-16: Die Abfolge der Weltreiche seit dem Turmbau zu Babel. Aber die Mühlen Gottes mahlen feines Mehl, wenn auch langsam; daher werden Natur und Lebewesen von Feuer zerstört werden. 17-36: Warnung vor Habgier, der Ursache aller Übel. 37-49: Unheilsankündigung für das götzendienerische Rom. 5°-72: Ankündigung eines »grauhaarigen Fürsten« (Hadrian), der in alle Mysterienkulte eingeweiht sein und ein Kind (Antionous) zum Gott machen wird. Dann wird eine Zeit des Klagens für Rom eintreten. Wenn ein alter Mann über Rom herrschen wird (Marcus Aurelius), wird der flüchtige Muttermörder (N ero) zurückkehren und Asien großen Reichtum geben. 73-1°9: Unheilsankündigung für Rom. 110-130: Schilderung der alles gleichmachenden Unterwelt und besonders der Bestrafung Roms. 131-138: Ein Hymnus auf den 15. König Ägyptens in der 6. Generation der lateinischen Könige, d. h. Hadrians. 139-15°: Der wiederkehrende Nero wird Rom vernichten, wenn Rom 948 Jahre existiert hat, entsprechend dem Zahlenwert des griechisch geschriebenen (Q= 100; w= 800; 11-= 40; yt= 8) Namens. 1°51
151 - 168: Unheils ankündigungen für Rom, Rhodos, Theben, Ägypten, Delos, Sa-
mos und die Perser. 169-216: Dann wird ein reiner Herrscher das Zepter über die ganze Erde für im-
ergreifen, das die Toten auferwecken wird. In Rom wird es Unheil geben; der einstige ruchlose Herrscher (Nero redivivus?) wird den Senat einberufen um zu vernichten (... ) Dann kommt die Herrschaft einer Frau. In dieser Zeit geht das 10. Geschlecht zum Hades. Schreckliche Zeichen künden das Ende. Dann kommt die Auferstehung der Toten. In der neuen Zeit wird die Erde gemeinsamer Besitz aller sein; Wein, Milch und Honig werden fließen ... (in den zerstörten Schlußversen war noch vom Gericht Gottes die Rede). Ein Gedicht über die Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht (ein sog. Akrostichon: Die ersten Buchstaben eines jeden Verses ergeben die Worte: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter, Kreuz). Ein christologisches Gedicht. Der von Mose Praefigurierte wird nicht in Herrlichkeit, sondern als elender Mensch in die Welt kommen; Jungfrauengeburt, Taufe, Wunder, Passionsgeschichte, Predigt im Hades, Auferstehung und Erscheinung des Auferstandenen werden erwähnt. Appell an die Christen, den Sohn Gottes zu lieben. Schilderung der Schrecken der Endzeit. Gott spricht durch den Mund der Sibylle über seine Schöpfertätigkeit und polemisiert gegen den Götzendienst. Der Hinweis auf die zwei Wege, zwischen denen der Mensch wählen kann, leitet zu Ermahnungen zu guten Werken über. Preis der Allmacht Gottes, der zusammen mit dem Logos den Menschen schuf. Die Menschwerdung des Logos: Verkündigung an Maria, Geburt, Anbetung der Magier und Hirten. Christliche Lebensregeln; Warnung vor der Teilnahme am heidnischen Götterkult. mer
217-25°:
251 - 3 23:
324 - 33 6: 337- 35 8: 359-428:
429-479:
480- 500:
Buch XI 1-5: 6-18:
4 2 -5°:
1°5 2
Die Sibylle kündigt Unheilsworte über die ganze Welt an. Nach der Sintflut lebte das 10. Menschengeschlecht, das einen schrecklich hohen Turm baute, den Gottes Zorn zerstörte. Die Sprachen wurden verwirrt, die Erde unter den Menschen aufgeteilt. Die Abfolge der Weltreiche soll nun dargestellt werden. Das erste Weltreich ist Ägypten. Die Josephsgeschichte wird angesprochen, die Plagen und der Auszug aus Ägypten und die Gesetzgebung. In der 12. Dekade wird das Weltreich der Perser kommen. Die Juden werden von Hungersnot und Pestilenz heimgesucht werden. Die Perser werden von den Medern unterjocht werden, die große Not über Perser, Assyrer, Ägypter usw. bringen. Die Meder werden dann von einem reichen Inder (= Äthiopier) unterjocht. Ein indischer (= äthiopischer) Fürst wird dem Osten viel Schlimmes antun
80-103: 104-108:
1°9-121:
122-162:
163-171:
172-185:
186-194:
195 - 22 3:
224 - 2 31:
232-242:
243-260:
26I-276: 277-297:
398-314:
3I5-324:
Danach wird ein großer Mann über die Assyrer herrschen, er wird die Götzenbilder stürzen und den Tempel des großen Gottes bauen. Ein starkes wildes Tier kommt mit dem Kriegsgott und wird Persien bekämpfen. Italien wird die wunderbar groß gewordenen Zwillinge (Romulus und Remus) hervorbringen, die die Stadt auf den sieben Hügeln erbauen. Deren Macht wird Ägypten verderben. Das durch den trojanischen Krieg über Ilion kommende Unheil wird angesagt. Die Geschichte des Aeneas wird kurz rekapituliert und seinen Nachkommen die Weltherrschaft angekündigt. Ein weiser alter Mann (Homer) wird diese Geschichte aufschreiben, wobei er sich der Ausdrucksweise und des Metrums der Sibylle bedienen wird. Gott wird unter Griechen, Assyrern, Arabern, Medern, Persern usw. Tumulte auslösen. Aber ein Assyrer, ein äthiopischer Bastard, wird mit dem Geist eines wilden Tieres plötzlich Unheil über Griechenland bringen. Dann wird den Griechen Unheil durch die Makedonier gebracht. Phi 1ipp von Makedonien wird Thrakien verheeren, die Inseln und das Festland verheeren. Dessen Sohn Alexander wird sich als Sohn des Zeus oder Ammon ausgeben. Er wird viele Städte verwüsten, besonders Babyion. Der »Mann wie ein Blitzstrahl« wird ein schlimmes Joch auf Kleinasien legen. Aber wenn er in Ägypten eine nach ihm benannte Stadt gründen wird, wird er von einem Gefährten verraten und sterben. Die Diadochen, »Könige, die Völker verschlingen«, werden über die einzelnen Stämme herrschen. Dann wird ein großer Führer (Antiochos d. Gr.) ganz Europa angreifen, aber er wird vor Erfüllung seiner Pläne sterben. Dann wird Ägypten mit der Hauptstadt Alexandria wieder herrschen. Es wird tiefer Frieden sein, aber den Juden drohen Hunger und Pest. Nach 8 Herrschern wird ein weiblicher Sproß, eine Menschenzerstörerin und Verräterin ihres eigenen Reiches, kommen (Kleopatra). Es wird Kriege, Schlachten und Menschengemetzel geben. Hinweis auf C. Julius Caesar, den letzten Vertreter der wechselnden römischen Herrscher; nach seinem Tod im Krieg wird ein Fürst König sein. Dieser König Roms (Octavian-Augustus) wird als schrecklicher Ares Ägypten mit Krieg überziehen; die Herrscherin Ägyptens wird ihn heiraten und ihm ihr Land als Mitgift übergeben. (Der Schluß mit dem Hinweis auf ihren Tod ist stark verderbt). Dann wird das früher so wohlhabende Ägypten in schändlicher Knechtschaft leben. Das ist die Strafe Gottes dafür, daß Ägypten dem frommen Volk (sc. der Juden) so viel Böses angetan hat. Die Sibylle betont ihre Inspiration und bittet erschöpft um eine erholsame Pause.
Buch XII Die Vorgeschichte der lateinischen Herrschaft. Augustlls, der hervorragende Fürst und Kriegsheld, wird den Völkern Gesetze geben und von keinem anderen Herrscher übertroffen werden. (30-34: Das Wort des Höchsten wird Fleisch ähnlich den Sterblichen tragend kommen; mit ihm wird sich die Macht Roms vermehren). Tiberius, ein mächtiger Krieger, wird Meder und Parther vernichten; auch Ägypter, Assyrer und Germanen wird er bekriegen und wird im Krieg fallen. An Gaius Caligula wird seine Goldgier und sein Zutrauen zur Wahrsagerei hervorgehoben. Er wird viel Gesetzloses begehen. Eine Hungersnot wird Kampanier, Thrakier, Makedonier und Italien packen. Er wird eine Jungfrau betrügerisch zugrunderichten, daher werden ihn seine Mitbürger betrügerisch behanden; als Mächtiger wird er durch die Hand Mächtiger umkommen. Claudius wird Saurornaten, Thrakier und Triballer bekriegen. Eine Son68-77: nenfinsternis wird ein schreckliches Zeichen sein; es wird Steine vom Himmel regnen. Nero wird als schrecklicher, furchterregender Mann, als schreckliche Schlange beschrieben, der sogar Hand an seine eigene Familie legen wird. Er wird für die Italiener verderblich sein, weil er sich selbst Gott gleich macht, Er wird Wettkämpfe einrichten und selbst als Sänger und Kitharaspieler auftreten. Später wird er fliehen und schrecklich zugrundegehen. Danach werden drei Männer herrschen (Galba, Otho, Vitellius), die alle im Krieg zugrundegehen. 99- II6: Vespasian wird als» Vernichter der Frommen« eingeführt. Er wird Phönizien und Syrien zugrunderichten; das Schwert wird auch gegen das Land von Solyma (= Jerusalem) kommen. Die Sklaverei der Assyrer ist Folge des göttlichen Zorns über ihren Götzendienst. Am Ende seines Lebens wird der »edle, hochgemute König« durch das Heer fallen. Danach werden zwei Fürsten herrschen, die das Andenken ihres Vaters lieben. Der eine ist Titus, ein edler Herrscher. Er wird durch List inmitten seiners Heeres getötet werden. Domitian, ein mächtiger Kriegsherr, wird von allen Menschen in der Welt geliebt werden. Unter seiner Herrschaft wird es eine weltweite Unterbrechung des Krieges geben. Denn der himmlische Sabaoth, der unvergängliche Gott, der im Himmel wohnt, wird ihm Ruhm verleihen. Am Ende seines Lebens wird er von einem Gefährten im Palast erschlagen werden. 143-I46: Nerva wird viele Bürger Roms hinrichten lassen, aber nur kurz herrschen und selbst ermordet werden. Unter Trajan werden Thraker, Germannen und Iberer zu leiden haben. Auch über Juden wird großes Übel kommen, danach über Phönizien und Assyrer. Erdbeben, Hungersnöte und Schneestürme werden angekündigt. Der König wird in fremder Erde bestattet werden. 1°54
176- 186: 187- 20 5:
206- 223:
224- 235: 23 8- 244: 245- 2 49:
25 6- 268 :
Hadrian, »ein Ares mit vier Silben« wird die ganze Welt bereisen und überall Tempel dedizieren. Er wird in alle Mysterienkulte eingeweiht werden. Während seiner Herrschaft wird Friede sein. Er wird Sänger und gerechter Gesetzgeber sein. Antoninus Pius und Lucius Verus werden kurz apostrophiert. Mark Aurel wird als guter und großer König vorgestellt. Er wird Rom mit Bauten schmücken. Er wird Germanien verwüsten. Der himmlische Gott wird ihn immer erhören; auf sein Gebethin wird es regnen. Sein Sohn Commodus wird den Herakles nachahmen und seinen Ruhm in Wettkämpfen, Pferderennen und Jagden suchen. Nach einem schrecklichen Prodigium in Rom wird es Kriege geben. Er wird in inzestuösen Verhältnissen leben. Über die Wirren nach dem Tode des Commodus. Pertinax, der 20. König, wird wegen seines vielen Blutvergießens gerügt. Sein Nachfolger (Didius Iulianus) wird viele Menschen vernichten und mit der Kriegsrüstung angetan fallen. Pescennius Niger wird ebenfalls aus dem Osten kommen, aber schnell in Assyrien den Tod finden. Septimius Severus, aus dem Westen stammend, wird um der Macht willen viele Kriege führen. Er wird als »schreckliche Schlange«, voll Habsucht, beschrieben. Er wird gegen edle Männer wüten. (Ausführungen über Caracalla und Elagabal fehlen). Um den von Elagabai adoptierten Alexander Severus wird es Tumulte geben; Elagabal muß zur Armee fliehen und wird plötzlich im Krieg umkommen. Im zerstörten Schluß teil wird von einem Aufstand des Perserkönigs, von Erdbeben in Phrygien und vom Tod des Alexander Severus gehandelt. Die erschöpfte Sibylle bittet Gott um eine Ruhepause.
Buch XIII 1-6: 7- 12:
13- 20:
50 -
80 :
8 I -88:
Der himmlische Gott zwingt die Sibylle wieder zu prophezeien. Der am Anfang lückenhaft überlieferte Text spricht vom Tod mehrerer Fürsten; danach folgen Ankündigungen von Kriegen, Hungersnöten, Erdbeben. Es wird einen Aufstand der Perser, Inder, Armenier und Araber geben, denen ein römischer König, ein jugendlicher Ares, entgegentreten wird (Gordianus III.). Er wird, verraten von einem Gefährten, fallen. Ein Krieger aus Syrien wird zur Herrschaft kommen (Julius Verus Philippus) und zusammen mit seinem Sohn die ganze Erde verwüsten. Nach kurzer Kriegspause werden wieder Krieger kommen. Auch die Perser werden Krieg führen, aber nicht siegen. Unheils ankündigungen über verschiedene Städte und Völker (Alexandrien, Assyrer, Antiochien, Bostra u. a.). Dann wird ein kriegs kundiger Mann über das mächtige, blühende Rom herrschen (Decius). Er wird viele vernichten, auch alle Freunde und Gefolgsleute.
1°55
89-102:
I03-II8:
119- I 30:
131-146:
147-171:
172-173:
Das Auftreten des Abenteurers Kyriades/Mareades, der mit einer fremden Macht verbündet ist. Er wird zum Euphrat fliehen; dann werden Decius und sein Sohn fallen. Unter der Herrschaft des Trebonianus Gallus werden mehrere Völker gegen Rom anstürmen; es wird Hungersnot und Pestilenz geben; mancherlei Aufstände, besonders der Syrer und Perser, werden viele Römer töten. Für Syrien wird große Not kommen, denn der Flüchtling aus Rom (Kyriades/Mareades) wird mit Zehntausenden wieder über den Euphrat kommen. Antiochien, Hierapolis, Beroea und Chalcis wird es schlimm ergehen. Weitere Unheilsankündigungen für Städte und Landschaften. Gallus wird von seinem außerehelichen Sohn ermordet werden, der selbst kurz darauf zugrundegehen wird. Die Welt wird wieder durch Pestilenz und Krieg in Unordnung geraten. Die Perser werden die Römer in die Flucht schlagen. Als Retter kommt ein Mann aus der Sonnenstadt Palmyra (Septimius Odenathus); er wird über die Römer herrschen, aber die Perser werden kraftlos sein. Die Sibylle bittet um eine Ruhepause.
Buch XIV I-I I:
18-20: 21-26:
Gegen die Machtgier der Könige, die Gott verhaßt ist. Ankündigung eines »Vernichters der Stiere«; eine Tierallegorie wie XIII 15 8- 169. Ein Herrscher mit vier Silben wird angekündigt, den Ares bald vernichten wird. Danach werden zwei Fürsten herrschen, die mit dem Buchstaben M beginnen. Frieden, Recht und Gerechtigkeit wird es unter ihnen geben. Sie werden von habgierigen Männern frevlerisch getötet werden. Danach wird ein schrecklicher junger Krieger herrschen, der frevlerisch das Volk Roms an ein Heer ausliefert. Rom wird in Asche liegen; der unsterbliche Gott wird Blitz und Donner vom Himmel senden. Dann werden die Kinder Roms diesen schamlosen Herren töten; er wird nicht von Staub bedeckt daliegen, sondern ein Spielzeug für Hunde, Vögel und Wölfe sein. Nach ihm wird ein berühmter Mann mit dem Anfangsbuchstaben M regieren, der Parther und Germanen schlägt (Mark Aurel?). Rom wird wieder sein, was es war. Wenn ein großer Wolf nach Rom kommt, wird ein Fürst aus dem Westen im Krieg sterben. Danach wird ein hochgemuter Ares aus Assyrien mit dem Anfangsbuchstaben A über die mächtigen Römer herrschen. Nach ihm werden drei Männer herrschen, ihre Anfangsbuchstaben werden A, L und T sein. Sie werden die Statuen in den Tempeln einschmelzen, um das Gold den Heeren zu geben. Sie werden auch Parther, Meder,
Massageten und Perser plündern. Wenn der Vater stirbt, werden die beiden Söhne um die Herrschaft streiten. Der Prinz mit dem Anfangsbuchstaben G wird nur kurz herrschen. Ein hochgemuter, alter Mann mit dem Anfangsbuchstaben D wird gut über die mächtigen Römer herrschen. Für Phönizien wird es Krieg geben, wenn die Perser kommen. Sidon, Tripolis und Beryton werden fallen. Krieg um Laodikeia. 85- 86: Die Tyrer werden eine schlechte Ernte einfahren, wenn eine Sonnenfin86-93: sternis und Blutstropfen vom Himmel gekommen sind. Dann wird ein König, verraten von seinen Gefährten, sterben, und viele schamlose Führer werden einander im Streit töten. Ein Fürst, der auf große Heere vertraut (Anfangsbuchstabe: E), den alle Sterblichen lieben, wird edle Taten vollbringen. Eine Stadt in Kilikien wird vernichtet werden, in der Propontis und in Phrygien wird es Erdbeben geben. Der König wird an einer verzehrenden Krankheit sterben. Danach werden zwei fürstliche Könige herrschen (Anfangsbuchstaben T und G). Er wird viele vernichten, auch Senatoren. Es wird Prodigien geben (Schneeschauer, Hagel). Beide werden im Krieg fallen. Danach wird ein König herrschen, der das ganze Heer um sich sammelt. Es wird Hungersnot und Krieg geben. Er wird verraten im Krieg fallen. 126- 1 36: Ihm folgt ein König mit dem Anfangsbuchstaben T, der gegen Armenier, Parther, Assyrer und Perser kämpfen wird. Er wird Rom mit Gold, Silber und Elfenbein schmücken. Auf einer riesigen Insel erwartet ihn ein hartes Schicksel und ein unseliger Tod. Ein Mann griechischer Abstammung, einem wilden Tier gleich, wird 30 Jahre herrschen. Es wird einen Aufstand der Skythen und einen schrecklichen Krieg am maiotischen See geben. Wenn der König die Skythen vernichtet hat, stirbt er. Dann wird ein furchtbarer Mann (Anfangsbuchstabe D) herrschen, den die Armenier und Perser im Krieg fürchten werden. Es wird Kriege geben; ein Prodigium am Himmel wird Krieg anzeigen, der König wird durch das Militär getötet werden. Nach ihm wird ein Kleinasiat herrschen (Anfangsbuchstabe N), der sogar Rom bekriegt. Nach seinem Tod wird Rom verlassen sein. Dann wird ein schrecklicher und furchterregender Mann aus dem riesigen Ägypten herrschen und Parther, Meder, Germanen ... und Perser vernichten. In der Herrschaftszeit eines glänzenden Mannes wird ein mächtiges Zeichen erscheinen: Am Himmel werden Kronen wie leuchtende Sterne aufgehen. Er wird die Herrschaft seinem Sohn (Anfangsbuchstabe A) hinterlassen. Wenn dieses Mannes Sohn im Lande Roms regieren wird, wird leiblicher Friede auf der ganzen Welt herrschen. Die Lateiner werden diesen König lieben wegen der Ehre seines Vaters. 1°57
195-2°7: Danach werden sich mächtige Kriegsleute gegenseitig bekämpfen und viel Schlimmes in der ganzen Welt vollbringen, bis der dritte Dionysos aus Ägypten kommt. Aber wenn ein mörderischer Löwe und eine mörderische Löwin das königliche Purpurgewand zerreißen werden, ... (folgt ein stark verderbter Vers). Da wird ein reiner Fürst sie Hunden und Vögeln zum Fraß vorwerfen. 208-214: Weheruf über das vom Feuer zerstörte Rom. Ein König, der berühmt ist für Gold, Silber und Elfenbein, wird es aber wieder aufbauen. Dann wird es wieder wie vorher ein Licht für alle sein. 2 15 - 2 I 9: Ein Weheruf über Kekropier, Kadmäer, Lakonier und andere griechische Landstriche und Orte. 220-223: Wenn Gott den Sterblichen ein großes Zeichen gibt, nämlich finstere Nacht zur Tageszeit, dann wird ein König nicht dem Bogen seines Bruders entkommen. 224-243: Dann wird ein Mann königlicher Abstammung aus Ägypten herrschen (Anfangsbuchstabe P), jünger, aber viel besser als sein Bruder. Dann wird die ganze Welt den Zorn des unsterblichen Gottes verspüren: Hunger, Pestilenz, Erbeben, Steinregen u. a. Dann wird der König durch seine eigenen Leute fallen. 244-246: Dann werden die Lateiner wieder Männer auf ihre Schultern heben, die die königliche Herrschaft lieben. 247-260: Dann werden drei Männer herrschen, zwei mit dem Anfangsbuchstaben A, der dritte wird den Namen »Neikos« = »Streit« tragen. Sie werden Rom und die ganze Welt lieben, aber keinen Erfolg haben. Denn Gott war der Welt nicht gnädig und wird nicht freundlich zu den Menschen sein, weil sie viel Böses taten. Daher wird es wieder Kriege geben. Rom wird zerstört werden. 261-271: In diesem stark verderbten Text wird das Gericht Gottes angekündigt. 272-283: Wenn »er« viele Orakel gesammelt hat, wird er sie in den Häusern Roms sammeln lassen. In jenen Tagen wird die Stadt elend sein, daraufhin wird sie wieder in nicht geringem Maß wohlhabend sein. Es wird Ruhe geben, wenn das Herrschende vernichtet ist. Dann wird das Geschlecht der Lateiner als letztes herrschen. Kinder und Kindeskinder werden ohne Erschütterung leben, denn Gott selbst wird Herr sein. 284- 3 I I: Eroberung Ägyptens durch die Perser; Untergang Alexandriens. 312-316: Eine Armee aus Sizilien erobert Ägypten zurück. 317-35°: Wenn alle das Blut des fleischfressenden Löwen (Rom?) sehen, wird die mörderische Löwin (= Araber?) auf den König springen und ihm das Szepter entreißen. Kriegs - und Friedenszeiten werden abwechseln. Die Juden werden tapfere Krieger töten, um Rache für Vaterland und Eltern zu nehmen. (hschr.: die Invasoren werden die Juden töten; aber V.347 sagt einen Sieg über die Araber voraus). 35 1-3 6 I: Es wird kein trügerisches Gold oder Silber mehr geben noch Landbesitz noch mühselige Sklaverei, sondern eine Freundschaft und eine Lebensweise für ein frohes Volk; alles wird Gemeinbesitz sein und ein gleiches
Lebenslicht für alle. Auf Erden wird die Schlechtigkeit ins tiefe Meer versinken. Dann wird die Ernte der sterblichen Menschen nahe sein. Ein starker Zwang liegt darauf, daß dies vollendet wird. Und dann wird ein reines Volk das Szepter der ganzen Welt ergreifen in Ewigkeit zusammen mit ihren Eltern.
4- Analyse der einzelnen Bücher Schon der geraffte Überblick über den Inhalt der Oracula Sibyllina läßt erkennen, daß es sich um Sammelgut handelt. Die Fiktion, die Sibylle wolle die Menschheitsgeschichte von der Schöpfung bis zum Weltgericht vorhersagen, wird zwar in Buch IIII durchgehalten, aber schon B. III greift wieder auf die Urgeschichte vom Turmbau zu Babel zurück; auch B. IV schildert wiederum die Abfolge der Weltreiche, und die BB: XI-XIV durcheilen abermals die Menschheitsgeschichte von der Sintflut bis zum Weltende. Aber auch innerhalb der einzelnen Bücher finden sich Wiederholungen und Passagen, die ohne erkennbare Zusammenhänge aufeinander folgen. Die Vielzahl solcher Beobachtungen legt es nahe, den Textbestand literarkritisch aufzudröseln. Die Kriterien dafür hat J.J. Collins zusammengestellt: 1. Aufgrund von historischen Anspielungen lassen sich einzelne Passagen datieren. I 5 Eine teilweise erhebliche Einschränkung für die Anwendbarkeit dieses Kriteriums bedeutet freilich die apokalytischer Manier entsprechende Verschlüsselung der Texte. 16 2. Wird ein Textstück in einer anderen Quelle einer bestimmten Sibylle zugeschrieben oder paßt der Inhalt eines Textstückes zur Beschreibung einer bestimmten Sibylle, dann handelt es sich möglicherweise um entlehntes Gut. 3. Beziehen sich die Orakel einer Passage häufig auf Orte eines bestimmten geographischen Bereichs, der in anderen Passagen selten oder nie erwähnt wird, dann kann es sich um Orakel anderer Herkunft handeln. Klassische Philologen wie A. Rzach und J. Geffcken haben gelegentlich auch sprachlich-stilistische und metrische Unterschiede zur relativen Datierung herangezogen; das bleibt aber u. E. ganz unsicher, weil Sprache und Metrik aller Bücher Mängel aufweisen und weil die extrem schlechte Handschriftenüberlieferung zusätzlich derartige Mängel geschaffen haben kann.
Buch III Nach allgemeiner und gut begründeter Auffassung ist B. Irr das älteste Stück der Sammlung. Ebenso gut begründet ist die Auffassung, daß die VV. 1 -92 ursprünglich nicht zum B. III gehörten. Nach Randnotizen in Handschriften der Klassen und lJ1 sollen diese Verse noch zum B. rr gehören; augerdem sind sie nicht einheitlich und erweisen sich z. T. als viel jünger als das übrige Material. r 5. J.J. Collins, The Sibylline Orades, 24· r6. ibid. S. I4I, A. 18.
1°59
VV. 1-7 eignen sich kaum als Anfang eines Buches, sondern eher als Überleitung (vgl. VV. 295-300; 489-491; 698-701). VV. 8-45 befassen sich mit den in den Sibyllinen, aber auch sonst in der hellenistisch-jüdischen Literatur grundlegenden Themen des Monotheismus und der Polemik gegen Götzendienst. In den pseudo-orphischen Fragmenten '7 und bei PhiIon von Alexandrien 18 finden sich Parallelen. Die von eh. Alexandre u. a. vermutete christliche Herkunft ist unwahrscheinlich. '9 Hinweise auf die Entstehungszeit gibt es nicht. VV. 46-62 weisen in die Zeit nach der Schlacht bei Aktium (31 v. ehr.), wenn man V. 52 als Hinweis auf das zweite Triumvirat verstehen darf. 20 VV. 63-74 handelt vom Auftreten eines Gegenmessias (Beliar), der von den »Sebastenern« kommen soll. Die sprachlich naheliegendste Deutung bezieht sich auf die Herkunft Beliars aus Samaria, das 25 v. ehr. in Sebaste umbenannt wurde. Damit wäre ein terminus post quem gegeben. 21 Daraus muß keineswegs die Identifikation mit Simon Magus folgen, der nach Apg 8,9 in Samaria beheimatet gewesen sein sol1,22 da der Konflikt zwischen Juden und Samaritanern ein ständiges Problem war. 23 Eine zweite, philologisch nicht abgesicherte Hypothese versteht die »Sebastener« als Augusti, d. h. der Antichrist kommt aus dem römischen Kaiserhaus. 24 In diesem Fall wäre es naheliegehd, diese Stelle mit der in den Sibyllinen öfters anzutreffenden Nero-Legende zu verbinden. 25 In jedem Fall wird die Passage im 1. nachchristlichen Jahrhundert anzusiedeln sein. 26 VV. 75-92 künden die Endereignisse für die Zeit an, in der die Welt von einer Frau (V. 75) bzw. einer Witwe (V. 77) beherrscht wird. Darin eine Personifikation Roms 17. Vgl. Euseb, praep. ev. 13, 12, 5; Denis, Fragmenta 164-167. 18. Vgl. Collins, The Sibylline Orades, 64. 19. Vgl. Ch. Alexandre, II, 4°9-415; GeHcken, Komposition, 16; W. Bousset, RE, 243.
Doch ist das Argument GeHckens, das Prooemium sei christlich, »weil es sich vielfach mit christlicher Apologetik deckt«, nicht zwingend; die altkirchliche Apologetik hat oft an die jüdische angeknüpft! Für jüdischen Ursprung: V. Nikiprowetzky, der allerdings die Einheitlichkeit des ganzen B. III vertritt; J. J. Collins, 360. 20. Vgl. Collins, The Sibylline Orades, 65 f. Andere Möglichkeiten s. die Anm. z. St. 2r. So A.Jülicher, ThLZ 1896, 379; GeHcken, Komposition, 15; Kurfess, 288; Schürer, History, 640. 22. So die in der vorigen Anm. Genannten. 23. J. Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, Göttingen 3 1962, 387-394. V. Nikiprowetzky möchte sogar eine traditionelle Antichrist-Erwartung aus Samaria nachweisen, kann aber nicht viel Material bringen (5. 138 H.). 24- So schon Friedlieb, XXVI; W Bousset, Antichrist, 96; Lanchester z. St.; J.J. Collins, The Sibvlline Orades, 86 f. 25. Dazu GeHcken, Studien; Collins, The Sibylline Oracles, 82-87; Kreitzer. 26. Die Spätdatierung durch Bousset, TRE, 274f., hängt mit seiner phantasievollen Rekonstruktion der Redaktionsgeschichte der Sibyllinen zusammen, die nirgends positiv aufgenommen wurde.
1060
zu sehen/ 7 ist ebenso wenig passend wie die Annahme, diese verwitwete Frau repräsentiere das Neue Jerusalem. 28 So bleibt die auf Friedlieb zurückgehende und von J.J. Collins umfassend begründete Annahme, es handle sich um Kleopatra, die beste. 29 Die Aussage, Kleopatra werde gewissermaßen als Antimessias die Weltherrschaft innehaben, ist dann nicht zu hoch gegriffen, wenn man die Indizien dafür beachtet, daß Kleopatra sich mit Isis gleichgesetzt hat. Außerdem darf vielleicht daran gedacht werden, daß Kleopatra von Caesar und besonders von Mark Anton mehrfach römische Gebiete übertragen bekam, 3° so daß sie - aus ägyptischer Sichtauf dem Weg zur Weltherrschaft war. Terminus post quem ist also auch für dieses Orakel Aktium. VV. 93-96 sind ein Fragment unbestimmbarer Herkunft. VV. 97-161 bietet gewissermaßen die Vorgeschichte für den dunklen Ablauf der Weltgeschichte: Die Weltreiche entstehen aus dem göttlichen Strafhandeln an der vermessenen Menschheit, und schon der Urkönig Kronos wird von den Titanen im Kampf gefällt. Geffcken und Bousset wollen gleichzeitig, aber unabhängig voneinander die Turmbau-Episode als Fragment einer älteren babylonischen Sibylle erkennenY Doch V. Nikiprowetzky hat gezeigt, daß ein Umweg über Babyion unnötig ist; der Text kann ganz im alttestamentlich-frühjüdischen Horizont verstanden werden. 32 Die euhemeristische Auslegung der Geschichte von Kronos und den Titanen stellt eine Besonderheit in den Sibyllinen dar; eine vergleichbare »Entmythisierung« findet sich sonst nicht. Der Versuch, Jüdisches und Griechisches zu verbinden, ist allerdings für die Sibyllinen nicht einmalig, wie Y. Amir in einer feinsinnigen Untersuchung der Passage III 520-572 gezeigt hat. 33 Man könnte Vergleichbares auch in Philos Schrift de opificio mundi sehen, in der die Schöpfungsgeschichte und Platos Timaios zusammengeschaut werden. Anhaltspunkte für die Datierung gibt es nicht; aber die heute nicht mehr bestrittene Zusammengehörigkeit dieses Stückes mit dem Hauptkorpus des B. III läßt eine Datierung in die Mitte des 2.Jh. v. Chr. wahrscheinlich erscheinen. VV. 162-195 stellen nochmals die Abfolge der Weltreiche dar, die in der Schilderung des goldgierigen und lasterhaften Rom gipfelt. Die Wende wird für die Regierungszeit des 7. ägyptischen Königs griechischer Herkunft erwartet. Ähnliches sagen auch vv. 193 und 608. Damit kommt man entweder in die Zeit des Ptolemaios VI. 27. So schon Ch. Alexandre, H, 517; A. Rzach, pw, I2 3 I; Lanchester, 371 u. a. 28. So V. Nikiprowetzky, 149. 29. VgL Friedlieb, X,'{XVI; H. Jeanmaire, La Sibylle, 210; Ders., Le regne, 297ff.; J.J. Collins, The Sibylline Orades, 66-70' JO. VgL 'rh. Schrape!, Das Reich der Kleopatra, Trierer historische Forschungen 34, Mainz
1996.
3 I. V gL J. Geffcken, Die babylonische Sibylle; W. Bousset, ZNW VgL V. Nikiprowetzky, '7-36; s. auch die Anm. zum Text. 33. Y. Amir, Homer und BibeL
2.
}2.
1061
Philometor (180-164 und 163-145 v. Chr.) oder des Ptolemaios VIII. Euergetes (170-164 Mitregent, 164-163 und I44-II7 Alleinherrscher). Der Versuch V. Nikiprowetzkys, hier Kleopatra VII. apostrophiert zu sehen, ist abwegig. 34 Das Orakel kann während der Herrschaft des 6. Königs, aber auch noch in der Frühzeit des 7. Königs entstanden sein. Das starke Hervortreten der Römer läßt aber frühestens an die Zeit nach dem Eingreifen der Römer in Ägypten denken; angesichts der guten Stellung der Juden unter Philometor ist Collins Ansatz in der Zeit zwischen 163145 v. Chr. sehr einleuchtend. VV. 196-294 beginnt mit begründeten Unheils ankündigungen für die Titanen und die Griechen. Hauptsächlich aber geht es um die frommen Menschen, die um den Tempel Salomos wohnen. Unheil wird sie treffen, weil sie dem heiligen Gesetz des unsterblichen Gottes nicht gehorchten. Sie werden ins Exil geführt werden. Aber wenn sie dem Gesetz Gottes treu bleiben, wird Gott einen König senden, der jedermann richten wird. Dann wird der »königliche Stamm« wieder herrschen und einen neuen Tempel mit persischer Unterstützung bauen. Hier wird offenbar auf das babylonische Exil und den Neuanfang nach dem K yros-Edikt angespielt. Die Gerichtsansage V. 287 geht allerdings darüber hinaus; das seinerzeitige Geschehen wird transparent für die Endzeit. 35 Indizien für die Datierung fehlen. VV. 295-349 stellen eine lockere Sammlung von Unheilsankündigungen dar. Ihre jüdische Herkunft wird durch mancherlei Indizien gesichert, z. B. durch die Begründung der Strafe für Babyion mit der Tempelzerstörung (V. 302), die Erwähnung von Gog und Magog (V. 319), ihre Verbindung mit dem Korpus der Sibyllinen durch die Erwähnung des 7. ägyptischen Königs (V. 318). VV. 350-380 kündigen Rom die Unterwerfung unter das ausgebeutete Kleinasien an. Der Ost-West-Gegensatz findet sich öfter in den Sibyllinen und in der Apokalyptik der Umwelt. 36 Umstritten ist allerdings der zeitgeschichtliche Bezug. SeitJ. Geffcken wird das Orakel in den mithridatischen Krieg datiert;37 A. Peretti und jetzt auch J.J. Collins gehen dagegen in die Zeit Kleopatras hinab. Für beide Situationen könnte das Orakel passen; die »Herrin« von V. 3 59 wäre im ersten Fall die Personifikation Kleinasiens, im zweiten die mit Zügen der Isis ausgestattete Kleopatra. Die Entscheidung fällt nicht leicht. Für die zweite Deutung spricht, daß die an-
34. Kleopatra war kein König, sondern eine Königin, sie war nicht der 7. griechische König und trug in der Antike nie die Ordnungszahl 7. Das hat].]. Collins, The Provenance, 3 f., klargestellt. 35. Vgl. J.J. Collins, The Sibylline Oracles, 36. »This ... follows the historical account of the restoration after the babylonian exile and is not eschatological. However, it brings aperiod of history to a definitive end. The pattern of events is very similar to wh at recurs at the end of the final period of history.« 36. V gl. E. Kocsis, Ost-West-Gegensatz; H. Kippenberg, Dann wird der Orient herrschen. 37. ]. Geffcken, Komposition, 8 f.; W. Bousset, TRE, 271; Lanchester, 372.
gekündigte Zeit der Versöhnung eher zur Programmatik Kleopatras als der des Mithridates gehört haben dürfte.3 8 Vv. 381-4°° beginnt mit einem Orakel über die Eroberung Babyions durch Alexander d. Gr. (VV. 381-387), das - ohne wirklich zwingende Gründe- auf eine heidnische Sibylle zurückgeführt wurde. 39 VV. 388-385 sind auf Antiochus Epiphanes,40 aber auch auf Alexander d. GrY gedeutet worden, wobei dann der nach Dan 7 gebildete Nachtrag VV. 398-400 schwer einzuordnen. ist. Hier gibt es wenig Sicherheit. 42
vv. 4°1-488 stellen eine bunte Sammlung von Unheils ankündigungen dar, die allgemein auf eine erythräische Sibylle zurückgeführt werden. 43 Für die Datierung können VV. 464-469 in Anschlag gebracht werden; sie verweisen auf den römischen Bürgerkrieg. 44 Vv. 489-573 sind eine Sammlung von Orakeln gegen mehrere Völker, die in eine Mahnrede an die Griechen, sich vom Götzendienst abzuwenden, münden. Vielfache alttestamentliche Anspielungen machen jüdische Herkunft der Passage sicher. 45
vv. 574-808 beginnt mit einem Preis derfrommenJuden, die im Gegensatz zu den Heiden dem Gesetz des höchsten Gottes folgen. Daher wird Gott über die Menschen viel Unheil bringen. In der Regierungszeit des noch jungen 7. Königs griechischer Abstammung wird ein König aus Kleinasien das ägyptische Reich verheeren; das wird zu einer Massenkonversion zu Gott, dem unsterblichen König, führen, der daraufhin paradiesische Zustände auf Erden schenken wird. Auf einen Bußruf folgt dann die Ankündigung endzeitlicher Schrecknisse und darauf die Verheißung, Gott werde »einen König von der Sonne her« senden, der über die ganze Erde hin den schrecklichen Krieg beendet (VV 652-656). Während man in der Regel diesen Retterkönig als einen Herrscher (oder Messias) »aus dem Osten« auffaßt, insistiert demgegenüber J.J. Collins zu Recht auf dem Sachverhalt, daß hier nicht »vom Aufgang der Sonne« o. Ä. steht, und faßt die Wendung i. S. »vom Sonnengott«, womit die pharaonisch-ptolemäische Herrscherideologie apostrophiert werde. Außerdem 38. Vgl. ].J. Collins, The Sibylline Orades, 57-62. 39. J. Geffcken, Komposition, 3, dachte an eine persische Sibylle, S.K. Eddy, The King is dead, 127, an eine babylonische. 40. A. Hilgenfeld, ZwTh 1860, 314ff.; Rowley, ZAW; Lanchester, 385, Schürer, History, 634· 41. W. Bousset, ZNW; 23 ff.; S.K. Eddy, a. a. 0., 12; ].J. Collins, The Sibylline Orades, 27. 42. Vgl. die ausführliche Anmerkung bei V. Nikiprowetzky, S. 344f. 43. SO J. Geffcken, Komposition, 7f.;].]. Collins, The Sibylline Orades, 27f. Selbst V. Nikiprowetzky, stets auf Einheitlichkeit und jüdischen Denkhorizont bedacht, räumt ein: »Il est donc possible que les vers 4°°-488 representent d'authentiques orades erythreens qui jouissaient d'une certaine notoriete au moment ou le sibylliste les a introduits dans son recueil.« (68). 44- Vgl. ].J. Collins, The Sibylline Orades, 28. 45. Vgl. die Anm. zum Text.
macht er geltend, daß ein »König vom Osten« häufig eine negative Rolle spiele, wie ja auch in V. 611 f. Mithin erwarte die Sibylle einen Ptolemäer als Retterkönig, nicht einen Davididen. 46 Diese Auffassung hat Zustimmung gefunden,47 ist aber auch auf Widerspruch gestoßen, besonders bei Autoren, die auch die ägyptischen Juden in den gesamtvorderasiatischen Standpunkt gegenüber Rom einbeziehen möchten. 48 Immerhin ist Collins eine eindrucksvoll geschlossene Sicht der Sibyllinen gelungen. Da er auch die im B. In auffällige Betonung des Jerusalemer Tempels und seines Kults stark betont, kommt er zu der These, das Buch sei in Leontopolis entstanden. Dorthin hatte sich bekanntlich in der Krise der Hellenisierung z. Z. des Antiochus IV Epiphanes eine konservative, tempeltreue Gruppe abgesetzt, und Onias IV., Sohn des in Jerusalern abgesetzten Hohenpriesters Onias In., hatte dort einen »schismatischen« Tempel gegründet. 49 Auch wenn der Tempel zu Jerusalern für das Judentum der Diaspora insgesamt von höherer Bedeutung war, als Collins zugesteht,5 0 wird seine hohe Bewertung in B. In am besten verständlich, wenn man sich den Grundbestand des Buches in Leontopolis entstanden denkt.
Buch IV Unzweifelhaft ist B. IV in seiner heutigen Gestalt in den achtziger Jahren des r.Jahrhunderts n. Chr. entstanden. Wir finden nicht nur zwei Hinweise auf die Zerstörung des Jerusalemer Tempels (VV. 1I6. 125 f.) womit wir in die Zeit nach 70 verwiesen werden, sondern noch eine Anspielung auf den Ausbruch des Vesuvs im August 79 (W. 130- I 36).51 Ein wohlbegründeter Konsens besteht auch darüber, daß ein jüdischer Verfasser anzunehmen ist. 52 Die Bestimmung des religions geschichtlichen Hintergrundes ist nicht leicht. Hatten ältere Autoren wie H. Ewald und A. Hilgenfeld aufgrund der Tempel- und Opferkritik in W. 5-12.29 und der Empfehlung ritueller Waschungen in W. I65I70 an Essener gedacht,53 so wurde dies von Th. Zahn und S. A. Hirsch zu Recht abgelehnt. 54 Unter dem Eindruck der Qumrantexte hat A. Peretti 55 diese These erneu-
46. J.J. Collins, The Sibylline Orades, 40-44. 47. G.w. Nickelsburg, Jewish Literature, 164; John R. Bartlett, Jews in the Hellenistic World,3 8. 48. Vgl. G. Delling, Rez. Collins; H.G. Kippenberg, Dann wird der Orient helTschen; H. Schwier, Tempel und Tempelzerstörung, Freiburg/Schweiz-Görtingen 1989, 231-243; A. Chester, Jewish Messianic Expectations, 34-36. 49. Zum historischen Hintergrund vgl. M. Hengel, Judentum, 486-532. 50. Vgl. Chester, The Sibyl and the Temple. 51. A.Rzach,RE, 2133; W. Pöhlmann, Opposition, 322;J.J. Collins, ThePlace, 367; V. Nikiprowetzky, Reflexions; Schürer, History, 643. Nur Pincherle, XXVII, plädiert für eine Datierung vor der Tempelzerstörung; die positive Einstellung des Buches zum Proselytismus sei später nicht mehr verständlich. Die VV. 1I 5 u. 139 muß er als Interpolationen erklären (XXXI). 52. J. Geffcken, Komposition, 18; A. Rzach, RE, 231 H.; A. Kurfess, Sibyllinische Weissagungen, 302f.; J.J. Collins, The Place; W. Pöhlmann, Opposition, 322; Schürer, History, 642. 53. H. Ewald; A. Hilgenfeld 54. Th. Zahn. Apokalyptische Studien, 33-37; S.A. Hirsch,JQR, 423 f. 55. A. Pereni, Echi.
ert, aber V. Nikiprowetzky 56 u. a. haben herausgestellt, daß die wiederholbaren kultischen Reinigungen in Qumran etwas anderes sind als die einmalige »Bußtaufe« in unserem Buch. So wird man den die täuferischen Bewegungen in Palästina und Syrien, besonders die von Johannes dem Täufer ausgehende Richtung, als Bezugsrahmen annehmen dürfen.'? Dann legt es sich freilich nahe, mit J.J. Collins auch den Entstehungsort des B. IV nicht in Alexandrien, sondern im Jordantaloder in Syrien zu suchen. Seit der kritischen Analyse des B. IV durch J. Geffcken ist es als wahrscheinlich anzusehen, daß der jüdische Verfasser eine ältere heidnische Passage eingearbeitet hat. Während Geffcken 58 diese heidnische Sibylle in VV. 49-II4 finden wollte, hat W. Bousset sich richtiger aufVV. 49-I01 beschränkt. 59 In diesem hellenistischen Orakel wird die Weltgeschichte als Abfolge von vier Weltreichen in zehn Generationen dargestellt. Da das vierte Reich, das in der letzten Generation herrscht, das makedonisehe ist, dürfte der Text kurz nach Alexander d. Gr. entstanden sein. Daß diese Periodisierung der Weltgeschichte persische Wurzeln hat, hat D. Flusser nachgewiesen. Hat das Orakel so seinen Ursprung im vorderasiatischen Widerstand gegen die von Alexander und den Diadochen ausgehende Eroberungspolitik, so wird es durch die übergangslose Erweiterung in VV. 102 ff. in den »Geistigen Widerstand gegen Rom in der antiken Welt« einbezogen. 60 Die 'lV. 97f. werden übrigens bei Strabo zweimal zitiert. 6I
Buch V Die Analyse des B. V hat inzwischen zu einem relativ breiten Konsens geführt. 62
vv. 1- 5I
stellen die römische Geschichte von den Anfängen bis zu Hadrian und seinen drei Nachfolgern sehr summarisch dar. Der mehr referierende Stil und die zurückhaltende Polemik (VV. 39.44) unterscheiden dieses Stück vom Rest des Buches, in dem »ein gemeinsamer Inhalt, eine Grundstimmung ... unverkennbar ist: ... der Jammer um Jerusalems Zerstörung durch die Männer des doch so sündigen Babylon-Rom, die Sehnsucht nach Rache, die Hoffnung auf baldigen Wiederaufbau der Stadt des frommen, des wahren, heiligen, weisen, des gerechten, seligen Volkes
56. V. Nikiprowetzky, Reflexions. 57. So schon]. Thomas, Le mouvement baptiste; J.J. Collins, The place; M. Hengel, Anonymität, 29I; H. Lichtenberger, Täufergemeinden, 38-43. 58. J. Geffcken, Komposition, I8-20; ebenso Pincherle, Xx,,<:, der allerdings für jüdische Herkunft dieses älteren Orakels plädiert. 59. W Bousset, ZNW; 4of.; ders., TRE, 276; an Bousset schließen sich an: W. Pöhlmann, Opposition, 32 3; J.J. Collins, The Place, 370; D. Flusser, The Four empires. - Für Einheitlichkeit des B. IV plädierte A. Rzach, PW; 2I34; kritisch zu Geffcken äußerten sich Schürer, History, 642. und A. Pincherle, XXVII f. 60. Vgl. D. Flusser, The Four empires; H. Fuchs, Der geistige Widerstand; W Pöhlmann, Opposition, 325 H.; J.J. Collins, The Place. 61. Geogr. I, 3, 7; 12,2,462. Vgl. Collins, The Sibylline Orades, 73-95; Geffcken, Komposition, 22-30; Rzach, RE, 2I34-2I40; Nikiprowetzky, Reflexions, 30-33.
· .. , die Hoffnung auf den dann eintretenden Weltfrieden«.63 D. h. der Verfasser von VV. r - 5 r steht in einer gewissen Distanz zu diesen Ereignissen. Wenn er ein ausgesprochen positives Urteil über Hadrian fällt (VV. 48-50), kann er den Bar-Kochba
Aufstand und die Umwandlung Jerusalems in Aelia Capitolina nicht miterlebt haben, muß also vor 130 n. Chr. geschrieben haben. Dann macht aber V. 5 r Schwierigkeiten. Der Hinweis auf die drei Nachfolger Hadrians wurde ja schon von Ch. Alexandre dezidiert auf die drei Adoptivsöhne Hadrians bezogen, also auf Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius Verus. Da der Jüngste, Lucius Verus, aber nicht die anderen überlebte,64 sieht er dessen Todesjahr 168 als terminus ante quem. Dann aber legte sich die von Th. Zahn und A. Rzach gezogene Konsequenz nahe, V. 5I als spätere Interpolation anzusehen. 65 Man könnte allerdings mit M. Simon erwägen, daß die Nennung der drei Nachfolger gar nicht konkret gemeint gewesen sein müsse, sondern lediglich die Perspektive etwas habe aufweiten sollen; zumal über die Herrschaft der Drei nicht das geringste Detail verlautet. 66 M. Simon verweist auf die viel umrätselte Trias in B. In 52, deren Entschlüsselung auch nicht recht gelingen will. »N ous sommes sans doute ici en presence d'un cliche, sans plus de support dans la realite que les trois tetes de l' aigle de IV Esdras, 12,23. C' est le chiffre fatidique qui est determinant en meme temps que l'idee de ces tri ades recurrentes qui necessairement jalonnent l'histoire humaine.«67 VV. 52-434 lassen sich in vier große Blöcke unterteilen (VV. 52-IrO / 1Ir-178 / 179-285 / 286-434), die einem relativ gleichen Aufbauschema folgen: (a) Orakel gegen verschiedene Nationen (b) Rückkehr Neros als endzeitlicher Gegner (c) Auftreten einer Rettergestalt (d) Zerstörung (durch Feuer) Angesichts der Verschlechterung der Lage der ägyptischen Juden im r.Jh. nach Chr. 68 und besonders der Zerstörung Jerusalems und des Tempels entfaltet sich eine ungeheure Glut eschatologischer Erwartung. Die Vernichtung Roms wird von dem aus dem Osten zurückkehrenden Nero erhofft, der so zum Werkzeug Gottes wird. Bevor die gottlose Weltmacht völlig vom Erdboden verschwindet (V. 175), wird das Strafgericht Gottes auch das judenfeindliche und götzendienerische Ägypten treffen (VV. 52-98. 179-285). Der ganze Vordere Orient und auch Hellas wird in die Zerstörung hineingezogen (VV. I 13 H.). Anders als in B. In wird für Heiden kaum ein Hoffnungsschimmer erblickt (höchstens Vv. 482-5°4 sind so zu deuten). Gegenüber der Messiaserwartung in B. In zeigt sich in B. V eine gesteigerte Form der Messianologie (ohne daß der Begriff »Messias« gebraucht würde). Ist der den Sturm von Gog und Magog abwehrende »König von Gott her gesandt« noch als irdische 63· J. Geffcken, Komposition, 23· 64. Alexandre versteht V. 5I b in diesem Sinn: superabit tertius omnes; Anm. z. St. 65. Th. Zahn ZkW; A. Rzach, pw, 2134. Geffcken, Komposition, S. 30, Anm. I, lehnt das unbegreiflicherweise ab. 66. M. Si mon, Sul' que!ques aspects, 223 f. 67. ibid. 22468. Vgl. Collins, The Sibylline Orades, 73f; M. Henge!, Messianische Hoffnung, 665 f.
I066
Gestalt deutbar (VV. I06-lIO), so wird später eine überirdische Rettergestalt geschildert (vv. 414-421). »Man wird diese beiden Aussagen nicht auseinanderreißen dürfen. Der von Gott gesandte> König> und der >vom Himmelsgewölbe kommende selige Mann< meinen dieselbe Person, den >Messias-Menschensohn<, bei dem sich der irdisch-königliche und der himmlisch-richterliche Aspekt (man könnte auch sagen Num 24,7.I7 und Dan 7,13) verbinden«.69 VV. 434-53 I beschließen das B. V mit Unheil ankündigungen über Babylon, Kleinasien und Ägypten, bis hin zu einem Sternenkampf, der den Kosmos an den Anfang der Schöpfung zurückführt. In dieser Passage findet sich ein Abschnitt, der den Sturz der Götzen Ägyptens und den Bau eines Heiligtums für den Wahren Gott ankündigt (VV. 484-5 I I). Hier handelt es sich zwar um ein eschatologisches Geschehen, das wohl auf Jes 19,19ff. zurückgeführt werden muß, aber daß dieseVorstellung sich gut als Ausdruck einer Verbindung zu Leontopolis erklären ließe, liegt auf der Hand. 7° Auf jeden Fall weist diese Stelle zusammen mit den anderen, in denen Ägypten hervortritt, auf ägyptischen Ursprung des B. V hin. Für die Datierung ist die Zerstörung J'erusalems als terminus post quem anzusehen. Die glühende Erwartung des zerstörerischen Nero konnte an vielerlei volkstümliche Vorstellungen anknüpfen, die noch lange nach seinem Tode, bis in die Tage Trajans, lebendig waren.7 ' Da das Nero-Bild des B. V schon dämonische Züge annimmt, wird man es nicht in die frühe, sondern eher spätere Zeit nach dem Tode N eros datieren. Andererseits zeigen sich in B. V noch keine Spuren von Trajans Erfolgen gegen die Parther, und schon gar nicht vom Aufstand der ägyptischen Juden 115- 1 17 n. Chr. und dessen grausamer Niederschlagung.7 2 Aber ganz sicher gehört B. V in das geistige Umfeld der Aufständischen. »Was den Dichter der 5. Sibylle und die Aufständischen verband, waren der abgrundtiefe Haß gegen Rom (und Ägypten), der gespannte Blick auf das politische Geschehen im parthischen Osten und die brennende endzeitliche Erwartung«.73 Daß B. V. sprachlich relativ einheitlich ist, hatJ. Geffcken gezeigt. 74 Daß die Orakel deshalb von einem Verfasser stammen, ist freilich nicht sicher; mit Collins wird man besser die Entstehung in einem gemeinsamen Milieu suchen.7 5 Die Schluß redaktion, die auf j eden Fall für VV. 1-5 I verantwortlich zu machen ist, hat in der Frühzeit Hadrians stattgefunden; sehr ansprechend ist die Vermutung 69. M. Hengel. Mesianische Hoffnung, 675; vgl. jüngst: A. Chester, Jewish Messianic Expectation. 70. SO I I Collins, The Sibylline Orades, 92 f.; A. Chester, The Sibyl, 42 f. Gegen eine derartige Annahme: l Geffcken, Komposition, 26; V. Nikiprowetzky z. St. 7I. Vgl. Sueton, Nero 57; Dio Chrysostomos, or. 21,ro. - VgI. u. a. W Bousset, Der Antichrist in der Überlieferung des Judentums, des neuen Testaments und der alten Kirche, Göttingen 1985 (Nachdr. Hildesheim 1983); l Geffcken, Studien zur ältesten Nero-Sage; B.H. Warmington, Nero, The man and His Legend, New York 1964; L. Kreitzer, ZNW). 72. Dazu zuletzt: M. Hengel, Messianische Hoffnung, mit reicher Bibliographie. 73. M. Hengel, a. a. 0.,670. 74· l Geffcken, Komposition, 27· 75. I I Collins, The Sibylline Orades, 74f.
von Collins, das abschließende Orakel mit seinem trostlosen Ausblick könne ebenfalls auf den Redaktor zurückgehen und die Stimmung nach der Niederschlagung des Aufstandes spiegeln.7 6 Christliche Interpolation hat man immer wieder in den VV. 256-259 gesehen.77 Allerdings gibt es auch ernstzunehmende Versuche, die Passage aus jüdischem Denken abzuleiten.7 8 Wird man über diese Stelle urteilen müssen: adhuc sub iudice lis est, so hat sich Geffckens Urteil hinsichtlich weiterer interpolationsverdächtiger Stellen nicht bewährt.7 9
Fragmente 1-3 Der antiochenische Bischof Theophilos zitiert in seiner apologetischen Schrift ad Autolycum, die kurz nach 180 n. Chr. geschrieben wurde, neben anderen griechischen Dichtern und Philosophen zwei umfangreichere Stücke und einen Dreizeiler, die die Sibylle, »die unter Griechen und unter den anderen Völkern eine Prophetin war«, »am Anfang ihrer Prophezeiung« geäußert hat. 80 Auch Laktanz zitiert einige dieser Verse, die er am Anfang der erythräischen Sibylle gelesen haben will. 81 Daher haben Castellio und noch Alexandre diese Stücke als Proömium der ganzen Sammlung vorangestellt. Angesichts der Tatsache, daß der heutige Anfang des B. III kaum ursprünglich sein dürfte, und daß Laktanz nur Zitate aus B. III als der erythräischen Sibylle zugehörig bezeichnet, hat sich die Annahme verbreitet, die TheophilosFragmente gehörten an den Anfang des B. IU. Anders wollte A. Kurfess die Theophilos-Fragmente mit IU 1-92 zusammen als das verloren gegangene B. II verstehen. 82 V. Nikiprowetzky schließlich vermutet, daß die erythräische (= 3.) Sibylle mit den Theophilos-Fragmenten, dem größeren Teil des heutigen Proömiums (UI, 162.75-92) und dem Pseu Phokylides (B. II 56-148) begonnen habe. Diese Aufweitung begründet er hauptsächlich mit dem Sachverhalt, daß das heutige B. UI nur 829 VV. umfaßt, während es nach handschriftlichen Angaben 1034 VV. enthalten sollte. Mit den vorgeschlagenen Erweiterungen käme man immerhin auf 1008 VV. Doch ist dies - von Nikiprowetzky selbst nur »sous les plus expresses reserves« vorgetragen - sehr unwahrscheinlich. 83 Muß die Frage nach der genauen Verortung der Theophilos-Fragmente also offen bleiben, so sind sich doch alle Ausleger darüber 76. A.a.O. 94f. 77· Schon Ch. Alexandre sah in diesen VV. - 255 - 2 58 nach seiner Zählung - mehr den christlichen als den jüdischen Messias; für christliche Interpolation hielten die VV.: J. Geffcken, Komposition, 29; Lanchester z. St.; Pincherle, XXXVI; Collins, The Sibylline Oracles, 88, wobei Collins erwägt, nur V. 257 als interpoliert zu betrachten (a. a. 0., S. I94, A. I04). 78. V. Nikiprowetzky; O'Neill s. z. St. 79. Vgl. J. Geffcken, Komposition, 29f.: VV. 62-7I, als »Gallimathias« bezeichnet, soll wegen 1l'wXQCcrw1JC; christlich sein, aber das wird von allen neueren Autoren als jüdisch möglich erachtet. - VV. 228-246 sollen christlich sein, weil sich V. 239 mit Joh 1,14 und Acta Philippi (p. 156 Tisch.) berühren - auch das leuchtet nicht ein. 80. Vgl. Theophilus of Antioch ad Autolycum, Text and Translation by R. M. Grant, Oxford I970, II 36 (OECT). 81. Laktanz, div. inst. 4, 6, 5· 82. A. Kurfess, Christliche Sibyllinen, in: E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen, 3. Auf!. hg. v. W. Schneemelcher, Bd. 2, Tübingen I964, 500. 83. V. Nikiprowetzky, La Troisieme Sibylle, 64f., Zitat 65.
1068
einig, daß es sich um jüdische Sibyllistik handelt. Hier war Geffcken die große Ausnahme: Er hielt die Fragmente für christliche Dichtungen. Zwar wird man zugestehen müssen, daß Geffcken gewisse Niveauunterschiede zwischen dem heutigen Proömium und dem Frg. 3 richtig erkannt hat,8 4 aber das tangiert die Herkunftsfrage nicht. Sein Hauptargument für christliche Herkunft ist die Wendung ~wi]v %Al]QOVO[!ELV in Frg. 3>47, die aus Matth. I9,2911Mk IO,I7 stammen müsse. 85 Hätte Geffcken nur Ps Sal 14,IO gelesen! Dort ist diese Wendung sicher vorchristlich belegt. 86 Die bei Geffcken abgedruckten Frg. 4-8 sind so kurz und unbedeutend, daß über ihre Herkunft und Funktion nichts gesagt werden kann. Daher bleiben sie hier unberücksichtigt.
Zu den übrigen Büchern Sind jüdische Verfasserschaft - von einzelnen umstrittenen Passagen abgesehen und Entstehungszeit im 2. vorchristlichen bzw. I. nachchristlichen Jahrhundert für die Bücher III, IV und V einigermaßen gesichert, so kann das für die verbleibenden Bücher I, II VI, VII, VIII, XI-XIV nicht annähernd so sicher gesagt werden. Um es an einem Beispiel zu zeigen: A. Kurfess schrieb in der 3. Auflage des Hennecke-Schneemelcher: »Rein christlich sind das VI., VII. und VIII. Buch«.87 In der 5. Auflage dieses Werkes äußert sich die neue Bearbeiterin der christlichen Sibyllinen, U. Treu, zurückhaltender; für »rein christlich« hält sie nur B. VI, für »überwiegend christlich« B. VII und VIII. 88 Da diese den bei Kurfess dargestellten älteren Forschungsstand modifizierende Position nicht näher substantiiert wird, befragen wir den besten Kenner der Sibyllinen,J.J. Collins. Er beurteilt B. VII als rein christlich. 89 B. VIII, I-193, hält er jedoch für jüdisch (mit Ausnahme des paganen Orakels I3 I-I38); die Animosität gegen Hadrian in vv. 50-59 und die Erwähnung des »Hebräer« in V. I41 sprechen dafür. Doch darf man wohl fragen, ob einem jüdischen Dichter (oder auch einer jüdischen Dichterin) zum Stichwort Hadrian wirklich nichts anderes einfällt als dessen Neigung zu den Mysterienkulten oder die Antinous-Affäre? Ein Jude hätte den Bar Kochba-Aufstand und die für das Judentum gravierenden Folgen nicht übergangen. Und die distanzierte Erwähnung, daß der zurückkehrende Nero auch das »Volk der Hebräer« vernichten wird, empfiehlt den Sibyllisten auch nicht gerade als jüdischen Patrioten. Schließlich hat H. Fuchs auch
84. Während das heutige Proömium IIr I-92 polemisiert, statuiert, aber nicht argumentiert, fängt die Sibylle des Frg. 3 »ganz gegen ihre sonstige Weise an zu philosphieren (Anfang des Frgm. 3), ja, ganz unerhört, sie hat zweimal so etwas versucht; auch Frgm. 2, und zwar viel scharfsinniger noch als das eben genannte, beleuchtet mit energischer Logik den Unsinn des Götterglaubens« (Komposition, 70). 85· J. Geffcken, Komposition, 7d.; nochmals angeführt 75. 86. Andere Punkte widerlegt A. Rzach, PW, 2I29f. 87. A. Kurfess, Christliche Sibyllinen, in: E. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, hg. v. W Schneemelcher, 2. Bd., Tübingen I964, 500. 88. U. Treu, Christliche Sibyllinen, in: W. Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 2. Bd., Tübingen 5 I989, 592. 89. J.J. Collins, OTP, 408: »There is nothing to suggest aJewish substratum in the book«.
auf mehrere Anklänge an das Neue Testament aufmerksam gemacht. 90 B. VIII ist also christlich. Schwieriger liegen die Dinge bei BB. I und 11. A. Kurfess hat sich nach dem Vorgang von H. Dechent besonders für ein jüdisches Substrat in diesen Büchern starkgemacht. 91 Daß B. 11-323 die Weltgeschichte in 10 Generationen aufteilen, ist sicher gut jüdisch-apokalyptische Tradition, war aber einem Christen, der z.B. B. III kannte, nicht unerschwinglich. M. E. handelt es sich hierbei um »biblische Geschichte«. In 11 34-247 muß man mit erheblichen redaktionellen Eingriffen des christlichen Redaktors rechnen (Collins nennt die VV. 45-55; 177-183; 19°-192; 238-251; 3 I I f.; 264).92 Kompliziert wird die Frage noch durch die erheblichen Berührungen zwischen B. 11 und B. VIII (nach Collins sind für einen literarischen Zusammenhang beider Bücher folgende Stellen aussagekräftig: II 305-312 == VIII 350358; II 318-321 == VIII208-212; 11 322-324 == VIII IIof. 121; II 325.327-329 == VIII 424-427.93) Geffcken hatte B. VIII für das ursprüngliche gehalten, Kurfess und Collins halten B. 11 für ursprünglich; je nach der Beurteilung schwankt die Datierung! Einen m. E. entscheidenden Gesichtspunkt nennt der neubearbeitete Schürer: » ... the complete lack of attestation of the >Jewish< sections in the Church Fathers of the first three centuries speaks rather for a late origin, in which case it is more likely that they (sc. books land II) are Christian«.94 Die Bücher XI-XIV sind nicht mehr der religiös bestimmten Apokalyptik zuzuordnen, sondern eher der politischen Geschichtsschreibung (freilich mit erheblichen historischen Irrtümern behaftet). Um noch einmal den neuen Schürer zu zitieren: »It is impossible to disprove the hypothesis put forward by Kurfess that all Books XI-XIV are basically Jewish, but in that case the loyalty of the author to Rome is strikingly more prominent than his Judaism«.95 Schon von daher legt sich eine späte Datierung nahe: auch XI 16 I, der Hinweis auf die Niederlage der Parther, setzt mindestens den Partherfeldzug Trajans oder sogar den des Septimius Severus voraus. 96 Kurz: Der Charakter und die späte Entstehung der BB. XI -XIV lassen es gerechtfertigt erscheinen, die Produktionen nicht in die JSHRZ aufzunehmen.
90. H. Fuchs, Der geistige Widerstand, 79. 91. A. Kurfess, ZNW 40; H. Dechent, Über das erste, zweite und elfte Buch. 9 2 . J.J. Collins, OTP 330. 93· A.A.O., 332· 94. E. Schürer, History, 645. 95. A.a.O., 64 6. 96. V gl. schon Rzach, PW, 2 I 54.
Bibliographie a) Textausgaben und Untersuchungen zum Text
Alexandre, c.: XPHLMOI :LIBYAAIAKOI Oracula Sibyllina textu ad codices manuscriptos recognito, Paris 1841,21853. Alexandre, c.: Excursus ad Sibyllina, Paris 1856. Badt, B. w.: De oraculis Sibyllinis a Judaeis compositis, Breslau 1869 [Breslau 1878].
Basset, R.: La sagesse de Sibylle, in: Les apocryphes Ethiopiens traduit en francais, Vol. 10. Paris 1900 [Nachdr. Milan 1976] (Knibb, M. A., BoL 1978, 112). Bischoff, B.: Die lateinischen Übersetzungen und Bearbeitungen aus den Oracula Sibyllina, in: Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte, Bd. I, Stuttgart 1966,15°-171. Bleek, F.: Über die Enstehung und Zusammensetzung der uns in 8 Büchern erhaltenen Sammlung sibyllischer Orakel, ThZ Heft I (1819),120-246; Heft II (1826), 172 -
2
39.
Castalione, S.: Sibyllina oracula de Greco in Latinum conuersa et in eadem annotiones, Basiliae 1546. [Chateillion, S.] Castalione, S.: Sibyllina oracula. De Greco in Latinum conversa, Basileae 1546. Ebied, R. Y.IYoung, M.]. L.: An Unrecorded Arabic Version of a Sibylline Prophecy, OCP 43 (1977), 279-307· Friedlieb, J. H.: Die sibyllinischen Weissagungen vollstaendig gesammelt, nach neuer Handschriften-Vergleichung, mit kritischem Commentare und metrischer deutscher U ebersetzung, Leipzig 1852. Geffcken,].: Die Oracula Sibyllina, GCS 8, Leipzig 1902 (Kurfess, A., SO 24 (1952), 54-77)·
Kurfess, A. (Ed.): Sibyllinische Weissagungen. Urtext und Übersetzung, München 1951.
Kurfess, A.: Wie sind die Fragmente der Oracula Sibyllina einzuordnen? Ein Beitrag zu ihrer Überlieferung, Aevum 26 (1952), 228-235. Lieger, P.: Quaestiones Sibyllinae. Sibylla hebraea sivve de libri III aetate et origine, Jahresbericht des Obergymnasiums zu den Schotten in Wien, 1908, 1-43. Opsopoeus, J.: Oracula metrica louis, Apollinis, Hecates, Serapidis et aliorum deorum ac vatum tarn virorum quam feminarum, Paris 1599. Opsopoeus, J.: Oracula magica Zoroastris cum Scholis Plethonis et Psellii nunc primum editi e Bibliotheca regia, Parisiis 1599. Rzach, A.: XPHLMOI :LIBYAAIAKOI Oracula Sibyllina, Prag 1891. b) Übersetzungen und Kommentare
Barnstone, W. B.: The Other Bible, Cambridge 1983, 501-505. Bate, H. N.: The Sibylline Orades, Books 3-5, TED 2. 2, London 1918. Blass, F.: Die Sibyllinischen Orakel, APAT 2, 177-217. 1°7 1
Bouche-Leclerq, A.: Orades Sibyllins, RHR 7 (1883),236-248; 8 (1883),619-634; 9 (1884),220- 233. Collins, J.].: Sibylline Orades, OTP I, 327-472. Kurfess, A.-M./Wilson, R. McL.: Christian Sibyllines, HSW 2, 703-745. Lanchester, H. CO.: The Sibylline Orades, New York 1890. Lanchester, H. C 0.: The Sibylline Orades, APOT 2,368-4°6. Levine, A.-j.: The Sibylline Orades, in: A Feminist Commentary, ed. E. SchüsslerFiorenza et al., New York 1993,99-108. Nikiprowetzky, V: Orades Sibyllins, in: La Bible. Ecrits intertestamentaires, ed. A. Dupont-Sommer et al., Paris 1987, I037-II40. Reider, W.: n1":l'CöI mJ1'm, in: C'J1l'nöl C'1llCöI, ed. A. Kahana, Vol. 2, Jerusalem [Nachdr. Jerusalem 1978J, 330-335. RiessLer, P.: Sibyllinische Orakel, in: Alt jüdisches Schrifttum ausserhalb der Bibel, Augsburg 1928 [Nachdr. Freiburg i.B. 4 1979J, 1014-1°45. Rudnitzky, N.: Die Sibyllinen, in: Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments, Pforzheim [ca. 1925J, 89-90. Stern, M.: Greek and Latin Authors on Jews and Judaism. Vol. 2: From Tacitus to Simplicius, Jerusalem 1980, 162-165. Suarez de La TOrTe, E.: Oraculos Sibilinos, in: Apocrifos del Antiguo Testamento, ed. A. Diez Macho, Vol. 3, Madrid 1982,241-395. Terry, M. 5.: The Sibylle Orades Translated from the Greek into the English Blank Verse, NewYork 1899 [Nachdr. NewYork 1973l c) Aufsätze - Artikel- Monographien
ALexandre, C: Oracula Sibyllina 2, Paris 1856. Amman, E.: Les Apocalypses Apocryphes, DBS I (1928),423-428. Amir, Y: n'DC'J"öIö1 m1ö1':l 'n'rv~ö1 11'171, Mahanayyim I24 (1979),54-67. Amir, Y: The Messianic Idea in Hellenistic Judaism, Imm. 2 (1973), 58-60. Amir, Y: Homer und Bibel als Ausdrucksmittel im 3. Sibyllenbuch, SCI I (1974), 73-89 [= Studien zum Antiken Judentum, BEAT 2, Frankfurt a.M ..... 1985,83I I 3]. Amir, Y: Sibyl and Sibylline Orades, EJ 14 (1971), 1489-149I. [AnonymusJ, The Sibylline Orades, Methodist Review 36 (1854), 489-526. AppeLbaum, 5.: Notes on theJewish Revolt under Trajan,JJS 2 (1950-1951), 26~30. Austin, R. G.: Virgil and the Sibyl, CQ 21 (1927), 100-105. Badt, B. W: Deber das vierte Buch der sibyllinischen Orakel, Programm des Johannes-Gymnasium zu Breslau (Ostern 1877 bis Ostern 1878), Breslau 1878, 18- 2 4. Bartlett, j. R.: The Sibylline Orades, in: Jews in the hellenistic World. Josephus, Aristeas, the Sibylline Orades, Eupolemos, CCWJC 1. I, Cambridge 1985, 35-55. Bauckham, R.].: The Economic Critique of Rome in Revelation 18 [with note on Sibylline OradesJ, in: Images of Empire, ed. L. Alexander, JSOT. S 122, Sheffield 199 1 ,47-90. Bauer, j. B.: Oracula Sibyllina I 323ab, ZNW 47 (1956), 284-285.
Berger, K: Hellenistisch-heidnische Prodigien und die Vorzeichen in der jüdischen und christlichen Apokalyptik, ANRW 2,23.2 (1980), 1428-1469. Bertholet, A.: Apokryphen und Pseudepigraphen, in: Budde, K., Geschichte der althebräischen Literatur, Literatur des Ostens in Einzeldarstellungen 7, Leipzig 21909,414-417. Bertrand, D. A.: Les Oracles Sibyllins, in: Le bateme de Jesus. Histoire de l'exegese aux deux premiers siecles, Tübingen 1973, 52- 55. Bouche-Leclerq, A.: Histoire de la divination dans l'antiqllite, Tom. 2: Les sacerdoces divinatories, devins chresmologues, sibylles oracles des dieux, Paris 1880, 199-21 4. Bousset, W: Der Antichrist in der Überlieferung des Judentums, des Neuen Testa-. ments und der Alten Kirche, Göttingen 1895 [Nachdr. Hildesheim I983J, 59-63. Bousset, W: Die Beziehung der ältesten jüdischen Sibylle zur chaldäischen Sibylle und einige weitere Beobachtungen über den synkretistischen Charakter der spätjüdischen Literatur, ZNW 3 (1902),23-49. Bousset, W: Sibyllinen und Sibyllinische Bücher, RE 18 (I906), 265-280. Charlesworth, J. H.: The Pseudepigrapha and Modern Research, SCS 7, Missoula Mont. 2 I9 8I, I84-I88; 300. Charlesworth, J. H.: Christian and Jewish Self-Definition in Light of the Christian Additions to the Apocryphal Writings, in: Jewish and Christian Self-Definition, ed. E. Sanders, Vol. 2, London I98I, 27-55Chester, A.: The Sibyl and the Temple, in: Templum Amicitiae, FS E. Bammel, ed. W. Horbury, JSNT. S 48, Sheffield 1991,37-69. Chester, A.: The Parting of the Ways: Eschatology and Messianic Hope, in: Jews and Christians. TheParting ofthe Ways A. D. 70 to I35, hg. v.J.D.G. Dunn, Tübingen I992, 239-313, bes. 239-248. Crönert, G .. Oraculorum Sibyllinorum Fragmentum Osloense, SO 6 (1928),57-59. Collins,J.].: Studies in the Sibylline Oracles, HThR 65 (I972), 593-594. Collins,J.J.: The Provenance and Date of the Third Sibyl, BIJS 2 (I974), 1-18Collins,j.J.: The Place of the Fourth Sibyl in the Development of theJewish Sibyllina,JJS 25 (1974),3 65-3 80. Collins, J.J.: The Development of the Sibylline Tradition, ANRW 2, 20. I (I987), 4 2I -459· Collins,J.J.: The Sibyl and Potter: Political Propaganda in Ptolemaic Egypt, in: Religious Propaganda and Missionary Competition in the New Testament World. Essays Honoring D. Georgi, ed. L. Bormann et al., NT. S 74, Leiden ... , 347-38 r. Collins, J.J.: The Sibylline Oracles of Egyptian Judaism. SBL. DS 13, Missoula Mont. 1974 (Delling, G., ThLZ 101 (1976), 762-763; Paul, A., RSR 64 (1976), 54 8-549; Gager,J. G.,JBL 95 (1976), 155-156; Nelson, R., DThMi 3 (1976),)15316; Coggin, R.j., BoL 1976,84-85). Collins,J.J.: The Sibylline Oracles, in: Jewish Writings of the Second Temple Period, ed. M.E. Stone, CRI 2.2, Assen 1984, 357-38r. Coltins, J.].: The Kingdom of God in the Apocrypha and Pseudepigrapha, in: The Kingdom of God in 2oth-Century Interpretation, ed. W. Willis, Peabody Mass. 1987,81-95. 10 73
Dalbert, P.: Die Theologie der hellenistisch-jüdischen Missionsliteratur unter Ausschluß von Philo und J osephus, Hamburg-Volksdorf 1954, 106- I 23 (Th F 4)· Dechent, H.: Ueber das erste, zweite und elfte Buch des sibyllinischen Weissagungen, Diss. Jena 1873. Decroix,J.: Les orades sibyllins, Bible et Terre Sainte 113 (19 69), 5-7. Dalaunay, F.H.: Moines et sibylles dans l'antiquite judeo-grecque, Paris 1874. Delcor, M.: The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Hellenistic Period, in: the Cambridge History of Judaism, Vol. 2: The Hellenistic Age, ed. W. D. Davies et al., Cambridge 1989,4°9-5°3, bes. 486-49°. Delling, G./Maser, M.: Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur: 1900-1970, Berlin 2 1970, 15 5- I 56. Denis, A.-M.: Les Orades Sibyllins, in: Introduction aux Pseudepigraphes grecs d'Ancien Testament, SVTP I, Leiden, 1970, 111-122. Diels, H.: Sibyllinische Blätter, Berlin 1890. Diez Macho, A.: Oraculos Sibilinos, in: Introduction general a los Apocrifos dei Antiguo Testamento, in: Aprocrifos del Antiguo Testamento, ed. Diez Macho, Vol. I, Madrid 1984, 221-227. Dornseiff, F.: Die sibyllinischen Orakel in der augusteischen Zeit, Berlin 1960, 4351. Eddy, S. K: The King is Dead, Lincoln 1962. Eising, H.: Die Predigt der Sibyllen, in: Monasterium. FS zum 700 jährigen Weihegedächtnis des Paulus-Domes zu Münster, hrsg. v. A. Schröer, Münster 1966, 275-296. Erbetta, M.: Gli Oracoli Sibillini Cristiani, in: Apocrifi dei NT, 3,485-54°. Erbse, H.: Fragmente griechischer Theosophien, Hamburger Arbeiten zur Altertumswissenschaft, Bd. 4, Hamburg 1941. Ewald, H.: Abhandlung über Entstehung, Inhalt und Werth der sibyllinischen Bücher, AGWG VIII, Göttingen 1858. Fehr, E.: Studia in Oracula Sibyllina, Upsaliae 1893. Flusser, D.: A Quotation from the Ghathas in a christian Sibylline Orade, in: Ex orbe religionum. FS G. Widengren, ed. c.]. Bleeker et al., Vol. I, Leiden 1972, 172-175 [=Judaism and the Origins of Christianity, Jerusalem 1988, 35 5-358J. Flusser, D.: The Four Empires in the Fourth Sibyl and in the Book of Daniel, lOS 2 (1972),148-175 [=Judaism and the Origins of Christianity, Jerusalem 1988,317-
344J.
Flusser, D.: An Early Jewish-Christian Document in the Tiburtine Sibyl, in: Paganisme, Judaisme, Christianisme. FS M. Simon, ed. A. Benoit et al., Paris 1978, 153-183 [= Judaism and the Origins of Christianity, Jerusalem 1988 , 359-389J. Frankowski,].: [The Sibylline Orades], RBL 26 (1973), 261-27°. [polnisch] Frey,j. B.: La Sibylle juive, DBS I (1928),423-428. Friedländer, kl.: La Sibylle juive et les partis religieux de la dispersion, REJ 29, 1894, 18 3- 1 96. Friedländer, M.: Geschichte der jüdischen Apologetik, Zürich 1903 [Zürich 2 19° 9], 3 1 -34. Fuchs, H.: Der geistige Widerstand gegen Rom in der antiken Welt, Berlin 21964. 1°74
Gager, ]. G.: Some Attempts to Label the Oracula Sibyllina, Book 7, HThR 65 (1972),9 1-97. Gancho, c.: Oraculos Sibilinos, Encidopedia de la biblia 5 (1965),667-668. Geffcken, J.: Studien zur älteren Nero-Sage, NGG Phil.-hist. Kl. 1899,441-462. Geffcken, J.: Komposition und Entstehungszeit der Oracula Sibyllina, TU 13 NF 8.1, Leipzig 1902. Geffcken,].: Sibyllinen, RGG2 5 (193 1), 470-47I. Geoltrain, P.: Sibyllinische Orakel, BHH 3 (1966), 1779-1780. Gero, S.: Henoch und die Sibylle, ZNW 73 (1982), 148-15°. Gignoux, P.: Sur la realite d'une Sibylle persane, in: Irano-Judaica 3, ed. S. Shaked, Jerusalem 1994, 54-62. Giversen, S.: Sibyllinske Orakler, in: Gads Danske Bibel Leksikon, ed. E. Nielsen et al., Vol. 2, Copenhagen 1965- 1966, 743. Glasson, T R.: St. Paul, Virgil and the Sibyl, LQHR 193 (1968),7°-76. Grant, F. c.: Sibyllinen, RGG3 6 (1962), 14- 15. Gutschmid, A. V., Kleine Schriften 2: Schriften zur Geschichte und Literatur der semitischen Völker und zur älteren Kirchengeschichte, Leipzig 1890, 322- 3 3 I. Hadas-Lebel, M.: L'evolution de l'image de Rome aupres des Juifs en deux siedes de relations judeo-romaines, -164 a + 70, ANRW 2,20.2 (1987), 715-856. Hall, R.: Revealed Histories. Techniques for Ancient Jewish and Christian Historiography, JSPE. S 6, Sheffield 1991, I07. Harris,]. R.: Sibylline Orades, HDB 4 (1904), 66-68. Hegermann, H.: Griechisch-jüdisches Schrifttum, in: Literatur und Religion des Frühjudentums. Eine Einführung, hrsg. v. J. Maier u.a., Würzburg 1973, 163180. Helmbold, A. K: Sibylline Orades, Zondervan Pictorial Encydopedia of the Bible 5 (1975),425, Hengel, M.: Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2.Jh. v. Chr., Tübingen 2 1973 (WUNT 10). Hengel, M.: Anonymität, Pseudepigraphie und »literarische Fälschung« in der jüdisch-hellenistischen Literatur, in: Pseudepigrapha I, Vandoeuvres-Geneve 1972, 231-3°8 (Entretiens sur l'Antiquite dassique t. XVIII). Hengel, M.: Messianische Hoffnung und politischer »Radikalismus« in der »jüdisch-hellenistischen Diaspora«. Zur Frage der Voraussetzungen des jüdischen Aufstandes unter Trajan I I 5- 117 n. Chr., in: Apocalypticism in the Mediterrane an World and the Near East, ed. D. Hellholm, Tübingen 21989, 655-687. Hildebrandt, F.: Das römische Antichristentum zur Zeit der Offenbarung Johannis und des V. sibyllinischen Buches, ZWTh 17 (1874),57-95. Hilgenfeld, A.: Die jüdische Apokalyptik in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Jena 1857. Hilgenfeld, A.: Die jüdischen Sibyllen und der Essenismus, ZWTh 14 (1871), 50ff. Hilgenfeld, A.: Die jüdische Apokalyptik und die neu esten Forschungen, ZWTh 3 (1860),21-362, bes. 313-319. Hirsch, S. A.: The Jewish Sibylline Orades, JQR O. S. 2, 189°,4°6-429. 1°75
Jeanmaire, H.: La Sibylle et le retour de l'age d'or, Paris 1939. Jeanmaire, H.: Le Regne de la Femme des Derniers Jours et le Rajeunissement du Monde. Quelques Remarques sur le Texte de Or. Sib. VIII, 19off., in: Melanges Cumont I1, Annuaire de l'Institut de Philologie et d'Histoire Orientales et Slaves Univ. des Bruxelles 4, Brüssel 1936,297-3°4. Kippenberg, H. G.: »Dann wird der Orient herrschen und der Okzident dienen«. Zur Begründung eines gesamtvorderasiatischen Standpunktes im Kampf gegen Rom, in: Spiegel und Gleichnis (FS J. Taubes), hg. v. N. Bolz und W. Hübener, Würzburg 1983,4°-48. . Knox,f.: Sibylline Orades, IDB 4 (1962), 343. Kocsis, E.: Ost-West Gegensatz in den jüdischen Sibyllinen, NT 5 (1962), 1°5-110. Kocsis, E.: Apokalyptik und politisches Interesse im Spätjudentum, Jud 27 (1971), 7 1 - 89. König, E.: Die jüdische Sibylle, in: Einleitung in das Alte Testament mit Einschluß der Apokryphen und der Pseudepigraphen Alten Testaments, Sammlung Theologischer Handbücher, 2. Teil, 1. Abteilung, Bonn 1886, 508-510. Kraus, S.: Zur Erklärung der tiburtinischen Sibylle, Byzantinische Zeitschrift 10 (1901), [200]-203. Kreitzer, L.: Hadrian and the Nero Redivivus Myth, ZNW 79 (1988), 92-II5. Kreitzer, L.: Sibylline orades 8, the Roman Imperial »adventus« Coinage of Hadrian and the Apocalypse of John, ISPE 4 (1989), 69-84Kugler, F. x.: Sibyllinischer Sternkampf und Phaethon, Münster 1927 (w. Gundel, Gnomon 4 (1928), 449-451)· Kurfess, A.: Das Mahngedicht des sogenannten Phokylides im zweiten Buch der Oracula Sibyllina, ZNW 38 (1939), 171-181. Kurfess, A.: Vergil und die Sibyllinen, ZRGG 3 (1951), 253-257. Kurfess, A.: Zu den Oracula Sibyllina, in: Colligere Fragmenta. FS A. Dold, hg. v. B. Fischeru.a., Beuron 1952,75-83. Kurfess, A.: Vergils vierte Ekloge und die Oracula Sibyllina, HJ 73 (1954), 120-127. Kurfess, A.: Ad Oracula Sibyllina XI (IX)-XIV (XII) nicht christlich, sondern jüdisch, ZRGG 7 (1955), 27°-272. Kurfess, A.: Horaz und die Sibyllinen, ZRGG 8 (1956), 253-256. Kurfess, A.: Zum 5. Buch der Oracula Sibyllina, RhM 29 (1956), 225-241. Kurfess, A.: Juvenal und die Sibylle, HJ 76 (1957), 79-83. Kurfess, A.: Sibyllarum carmina chromatico tenore modulata, Aevum 26 (1952), 38 5-394. Lecanu, A.F.: Le Sibylles et les livres sibyllins, Paris 1857. Lehmann-Haupt, c.F.: Geffckens Oracula Sibyllina, Klio 6 (19°6),323-329. Lichtenberger, H.: Täufergemeinden und frühchristliche Täuferpolemik im letzten Drittel des ersten Jahrunderts, ZThK 84 (1987), 36-57. Lods, A.: Orades Sibyllins, in: Histoire de la Litterature hebraique et juive depuis les origines jusqu'a la ruine de l'etat juif (135 apes J.-c.), Paris 1950,896-898. Loote, R. B.: Sibyl, Orade, JNSL 5 (1977), 3-8. Lucas, E. c.: The Origin of Daniel's four Empires schema re-examined, TynB 40 (1989),185-202.
Ludwich, A.: Zu den sibyllinischen Orakeln,]CPH II7 (1878), 240-245. Maaß, E.: De Sibyllarum indicibus, Greifswald 1879, 13-17. )2-56. Maries, L.: Strophes et poemes dans les Sibyllins, Rph X (1936), 5-19. Mayer, R.: Die sibyllinischen Orakel, in: Einleitung in das Alte Testament, Bd. 2: Spezielle Einleitung, München 1967, 373. McGinn, B.: Teste David cum Sibylla. The Significance of the Sibylline Tradition in the Middle Ages, in: Women of the Medieval World, ed. J. Kirshner et al., London 1985,7-35. Meineke, A.: Zu den sibyllinischen Büchern, Philologus 28 (1869), 577-598. Mendelssohn, L.: Zu den Oracula Sibyllina, Philologus 49 (1890),24°-27°. M errer; M. le: Des Sibylles ala sapience dans la tradition medievale, Melanges de l' ecole fran9aise de Rome 98 (1986),13-33. Michl,].: Sibyllinen, Sibyllinische Orakel oder Bücher, LThK 2 9 (1964), 728-729. Migne, M.: Sibylles. Dictionnaire des Apocryphes 2 (1858),931-936. Momigliano, A.: From the Pagan to the Christi an Sibyl, in: The Uses of Greek and Latin. Historical Essays, ed. A. C. Dionisott et al., Warburg Institute Surveys and Text 16, London 1988,3-18 [= Nono contributor alla storia degli studi classici e del mondo anti co, ed. R. di Donato, Storia e Letteratura Raccolta di Studi e testi 180, Rom 1992. Momigliano, A.: La portata storica dei vaticini sul settimo re nel terzio libro degli Oracoli Sibbillini, in: Forma Futuri. Studi in Onore di Cardinale M. Pellegrini, ed. A. Maddalena et al., Torino 1975> 1°77-1084. Momigliano, A.: Sibylline Oracles, Encyclopedia ofReligion 13,3°5-3°8. Momigliano, A. :Prophetie und Geschichtsschreibung, in: Prophetie und Geschichtsschreibung. Ehrenpromotion A. Momigliano, hg. v. J. Petersohn, Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 27, 1986, 13-21. Monteiro, M.: >As David and the Sibyls< Say. A Sketch of the Sibyls and the Sibylline Oracles Initiated and Projected, Edinburgh 1905. Mras, K.: »Babylonische« und »erythräische« Sibylle, WSt 29 (1907), 25-49. Mühsam, S.: Die jüdische Sibylle. Vortrag, Wien 1864. Nauck, A.: Kritische Bemerkungen. Berichte der Petersburger Akademie 2 (18591866), 484f.; 3 (1869-1874),278-282; 4 (1875-1880),155-157.63°-642. Nickelsburg, G. w.: The Sibylline Oracles, Book 3, in: ]ewish Literature between the Bible and the Mishnah. A Historical and Literary Introduction, Philadelphia Pen. 41981,165-169. Nikiprowetzky, v.: La Sibylle juive et le »Troisieme Livre« des »Pseudo-Oracles-Sibyllins« depuis Charles Alexandre, ANRW 2,20.1 (1987),460-542. Nikiprowetzky, v.: La Troisieme Sibylle, Et] 9, Paris 1970. Nikiprowetzky, v.: Reflexions sur quelques problemes du quatrieme et du cinquieme livre des Oracles Sibyllins, HUCA 43 (1972),29-76. N oack, B.: Are the Essenes Referred to the Sibylline Oracles?, StTh 17 (1963),9°- 102. Noack, B.: Der hervorragende Mann und der beste der Hebräer (Bemerkungen zu Or. Sib. V, 25 6- 259), ASn 3 (1964), 122-146. Noack, B.: Der zeitgeschichtliche Hintergrund der Oracula Sibyllina, in: Theologie aus dem Norden, hrsg. v. A. Fuchs, SNTU. A 2, Linz 1976, 167-19°.
1°77
Nola, A. M. di: Sibille; Sibillini; Libri; Sibillini, Oracoli, ER 5 (1973), 1042-1°44. Nolland,j.: Sib Or. III 265-494, an Early Maccabean Messianic Orade, JThS NS 30 (1979),15 8- 166. Oldenburger, E.: De Oraculorum Sibyllinorum elocutione, Rostock 1903. O'Neil,j. G.: The Man from Heaven. SibOr 5,256-259, JSPE 9 (1991), 87-102. Panayiotou, G.: Addenda to the LSJ Greek-English Lexicon: Lexicographical notes on the vocabulary of the Oracula Sibyllina, Hellenica 38 (1987) 46-66; 296-317. Parke, H \\7.: Sibyls and Sibylline Prophecy in Classical Antiquity, ed. B. C. McGing, London 1988. Parke, H. \\7.: Further Comments on >Epica Religiosa< (ZPE 50, 1983, 1-6). A Sibylline Orade, ZPE 63 (1986),47-51, Peretti, A.: Echi di dottrine esseniche negli Oracoli Sibillini giudaici, Parpass 17 (1962),247-295. Peretti, A.: La Sibilla nelle propaganda ellenistica, Bibliotheca di cultura 21, Firenze 1943· Pincherle, A.: Gli oracoli Sibillini Giudaici. Introduzione, traduzione e note, rQuyfj I, Rom 1922. Pinero-Saenz, A.: Les conceptions de I'inspiration dans les Pseudepigraphes de I' Ancien Testament, in: La litterature intertestamentaire, ed. A Caquot et al., Paris 19 85,29-41. Pöhlmann, \\7.: Die heidnische, jüdische und christliche Opposition gegen Domitian. Studien zur Neutestamentlichen Zeitgeschichte, Diss. theol Erlangen 1966. Radke, G.: Sibyllen, Der kleine Pauly 5 (1979), 158-161. Redmond, S.A.: The Date of the Fourth Sibylline Orade, Second Century 7 (198990), 129-149. Reicke, B.: Die jüdische Apokalyptik und die johanneische Tiervision, in: JudeoChristianisme, FS J. Danielou, ed. B. Gerhardsson et al., Paris, 173 - I 92. Ross~ B.: La creazione della literatura Guidaica antica extrabiblica, Apocrifi e scritti Guidaico-ellenistici, VH 4 (1994), 255- 268. Rosenstiehl, J. M./Heintz, J. G.: De Sibtu, la reine de Mari, a Sambethe, la Sibylle chaldeenne?, RHPHR 52 (1972), 13-15. Rosenberg, A.: Sibylle und Prophetin, Weilheim 1960 (Mach, D., Kairos 4 (1962), 296- 299). Rost, L.: Einleitung in die alttestamentlichen Apokryphen und Pseudepigraphen einschließlich der großen Qumran-Handschriften, Heidelberg 1971, 84-86. Rowley, H H: The Interpretation and Date of Sibylline Oracles III 388-400, ZAW 44 (1926), 324-327. Rzach, A.: Metrische Studien zu den Sibyllinischen Orakeln, Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien PH Klasse 126,9, Wien 1892. Rzach, A.: Sibyllinische Orakel, Sibyllinen, PW 2A (1923),2°73-2183. Rzach, A.: Kritische Studien zu den sibyllinischen Orakeln, Denkschrift der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil.-hist. Classe 38. 4, Wien 1890. Rzach, A.: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllinischen Orakel, Sitzungs berichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, Phil.-hist. Klasse 156,3, Wien 1907·
Sackur, E.: Sibyllinische Texte und Forschungen, Halle 1963. Salanitm, G.: Osservazioni critiche al testo degli »Oracoli Sibillini«, Boletin de! Instituto de Estudios He!enicos 6 (1972), 75-78. Schmidt, F: Chronologies et periodisations chez Flavius J osephe et dans l' apocalyptique juive, AISG 4 (1987),125-138. Schnabel, P.: Berossos und die babylonisch-hellenistische Literatur, Leipzig 1923. Schürer, E.: Die Sibyllinen, in: Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, Bd. 3, Leipzig 4 1909 [Nachdr. Hildesheim 1964J, 555-592. Schürer, E.: The Sibylline Orades, in: The History of the J ewish People in the Age of Jesus Christ (175 B. c.-A. D. 135), ed. G. Vermes et al., Vol. 3. I, Edinburgh 1986,618-654. Scott, W: The Last Sibylline Orade of Alexandria, CQ 9 (1915),144-166; 2°7-228; 10 (1916), 7-16. Simon, M.: Sur que!ques aspects des Orades Sibyllins Juifs, in: Apocalypticism in the Mediterranean World and the Near East, ed. D. Hellholm, Tübingen 21989, 21 9- 2 33. Szekely, S.: Oracula Sibylliane Judaica antiquiora, in: Bibliotheca Apocrypha. Introductio Historio-critica in Libros Apocryphos utriusque Testamenti cum explicatione argumenti et doctrinae, Vol. I: Introductio generalis, Sibyllae et Apocrypha Vet. Test. Antiqua, Friburgi Brisgoviae 1913,129-146. Szekely, S.: Oracula Sibylla, in: Bibliotheca Apocrypha. Introductio Historio-critica in Libros Apocryphos utriusque Testamenti cum explicatione argumenti et doctrinae, Vol. I: Introductio generalis, Sibyllae et Apocrypha Veto Test. Antiqua, Friburgi Brisgoviae 1913, 121-128. Speyer, W: Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum, HAW 1. 2, München 1971, 165-166. Stumfohl, H.: Zur Psychologie der Sibylle, ZRGG I (1953), 84-1°3. Struve, .. : Fragmenta librorum Sibyllinorum quae apud Lactantium reperiulltur, Regium 1817. Susemihl, F: Geschichte der griechischen Litteratur der Alexanderzeit 2, Leipzig 1892,636-642. Teysserde, B.: »Les representations de la fin temps dans la chant V des Orades sibyllins: les strates de l'imaginaire« dans la fable apocryphe I, Apocrypha 1 (1990), 147- 16 5. Thomson, B.: Patristic Use of the Sibylline Orades, The Review ofRe!igion 6 (1952) 115- 136. Treu, u.: Christliche Sibyllinen, in: Neutestamentliche Apokryphen, Bd. 2, Apostolisches, Apokalypsen und Verwandten, ed. W Schneeme!cher, Tübingen 51989, 59 1 - 61 9. Trieber, K.: Zwei Bruchstücke der libri Sibyllini, Bericht des Freien deutschen Hochstiftes zu Frankfurt a.M. NF 7 (1891), 39-41. Volkmann, R .. : De oraculis Sibyllinis, Lipsia 1853. Volkmann, R .. : Lectiones Sibyllinae. Paris 1861. Weiser, A.: Die Sibyllinen, in: Einleitung in das Alte Testament, Göttingen 51963, 361 -3 62 . 1°79
Whitney,K w.: The Place of the »Wild Beast Hunt« of Sib. Or. 3,806 in Biblical and Rabbinic Tradition, JSJ 25 (1994), 68-8I. Walff, M.].: Sibyllen und Sibyllinen, AKuG 24 (1934), 3I2-F5. Walters, A.. Halley's Comet at a Turning Point in Jewish History, CBQ 55 (1993), 68 7-697. Zahn, Th.: Apokalyptische Studien III. Über Ursprung und religiösen Charakter der sibyllinischen Bücher IV. V. VIII, 1-216, ZkW 7, 1896, F-45. Zahn, Th.: Apokalyptische Studien IV. Nero der Antichrist, ZkW 7,1896,337-352. Zöckler, 0.: Die Sibyllen-Weissagungen (Oracula Sibyllina), in: Die Apokryphen des Alten Testaments nebst einem Anhang über die Pseudepigraphenliteratur, KK9, München 1891,477-485.
1080
Buch III I Donnerer in der Höhe', Glückseligerb, Himmlischer, der du die Cheruben 2 als Sitz' hast: ich bitte dich, laß mich, nachdem ich nur Wahrheit verkündigte, 3 ein wenig ruhen; denn meine Seele in meinem Innern ist müde. 4 Aber warum klopft mir das Herz schon wieder und wird mein Geist, 5 von einer Peitsche geschlagen, gezwungen', meinen Spruch 6 allen zu verkünden? Aber nochmals werde ich alles sagen, 7 was Gott nur den Menschen zu sagen befiehlt. 8 Ihr Menschen, die ihr eine gottgeschaffene Gestalt ab bildlich habt·, 9 warum irrt ihr vergeblich umher und schreitet nicht auf geradem Weg, lO stets eingedenk eures unsterblichen Schöpfers? I I Es gibt (nur) einen Gott·, all eine herrschend b, unaussprechlich, im Himmel wohnende, l2aus sich selbst geworden·, unsichtbar, er allein aber sieht alles,b l3' ihn hat nicht die Hand eines Bildhauers geschaffen; weder aus Gold 14 noch aus Elfenbein ein Bild, durch menschliche Kunstfertigkeit geschaffen, läßt ihn erkennen, l5 sondern er selbst, der Ewige, hat sich als ewig Seienden erwiesen, l6 der auch früher schon existierte, aber wiederum auch nachher existiert. l7 Wer könnte als Sterblicher Gott mit seinen Au-
a) Dieses Ephitheton gebrauchen u. a. Homer (Il. I 354; Od. 5,4) und Hesiod (Erga 8) für Zeus, aber auch nach at. Anschauung ist der Donner die Stimme Gottes; vgl. Am 1,2; Jes 29,6; Hi 37,4 u.ö. b) Ähnliche Götterprädikationen bei Aeschylus, Choephoren 476 und Euripides, Hercules furens 758. 2 a) At!. Bild: I Sam 4,4; 2 Kön 19, 15; Ps 80,2; 99, I u. Ö. 5 a) Die Sib betont öfters den göttlichen Zwang, unter dem sie prophezeit: 3,162ff.; 295 H.; 489 ff.; 698 ff.; 4, I 8; 5,52. I I 1.286, auch in den christlich überarbeiteten Teilen: 2,346f.; I2,293 H.; 13,172 f. 8 a) Vgl. Gen 1,27. I I a) Dieses monotheistische Grundbekenntnis des Judentums (Dtn 6,4; vgl. Ex 20,2 f.; Sach 14,9 u. ö.) wird insbesondere im hellenistischen Judentum zu einer Kampfparole gegen den heidnischen Polytheismus (Arist 132; Pseu Pho 54; Pseu Orph 10; Ps-Sophokles [GCS 52, S. 402, Z. 20]; Josephus: Ant 4,201; 5, 112; 8d3 5. Rabbinisches: Bill II, S.28-30· b) Zur »Monarchie« Gottes vgl. 3,629.760; 2,126; 3 Makk 2,2. c) Vgl. Homer, Ilias 2,412; Hesiod, Erga 8.18, aber auch Ps 2,412 a) AlrroqJUTj<; als Gottesprädikation ist sehr selten; es findet sich bei Kritias (Frg. 19 DielsKranz) in einer Anrufung des Nus; später in den orphischen Hymnen (8,3; I2,9 Quandt); der Gnostiker Valentin benannte einen Äon so (Irenäus: adversus haereses I 1,3), Vgl. die Prädikation alrroYEvTj<; bei Pseu Orph 10. b) Wir bleiben bei der von eIl u. ljJ gebotenen Lesart oQwv f16vo<;, während Geffcken die Konjektur Mendelssohns OQWf1EVO<; unnötigerweise übernimmt. Zur Vorstellung unsichtbar - selbst alles sehend vgl. Hesiod, Erga 267; Aeschylus, Eumeniden 10.27; Phi1o: Op Mund 69; Ps. Euripides (GCS I2, S. 52, Z.9); Pseu Orph I rf. 13 a) Im folgenden häufen sich die Topoi der jüdisch-hellenistischen Apologetik; vgl. Sap 13,10; 14,21; Arist 135 H.; Pseu Hek 4ff.; Ps.-Sophokles 4 H.; Ep Jer. Allerdings befand sich »auch die religiös interessierte griechische Philosophie ... schon längst auf dem Wege zum Monotheismus« (Henge!, Judentum, 476). I
l08l
gen sehen?· 18 Oder wer ist groß genug, auch nur den Namen allein zu hören' 19 des himmlischen, großen Gottes, der die Welt lenkt, 20 der alles durch sein Wort geschaffen hat·; den Himmel und das Meer, 21' die unermüdliche Sonne und den zunehmenden Mond, 22 die leuchtenden Sterne, die starke Mutter Tethys', 23 Quellen und Flüsse, unvergängliches Feuer, Tage, Nächte? 24 Gott selbst ist es schließlich, der den vierbuchstabigen Adam bildete, 25 der zuerst geschaffen wurde und gemäß seinen Namen erfüllt 26 Osten und Westen und Süden und Norden'. 27 Er selbst hat die Gestalt des Bildes der Menschen bestimmt 28 und hat wilde Tiere geschaffen, Kriechtiere und Vögel. 29 Weder verehrt ihr noch scheut ihr Gott, vergeblich irrt ihr umher, 30 indem ihr Schlangen anbetet und Katzen opfert· 3 I und stummen Götzenbildern, aus Stein gefertigten Menschenbilderna, 32 und in gottlosen Tempeln, vor den Toren sitzenda, 33 und bewachta den wahrhaft seienden Gott, der alles bewacht, 34 indem ihr euch über schlechte Steine freut und das Gericht vergeßt 35 des unsterblichen Retters', der Himmel und Erde erschuf. 36 Weh dir, blutrünstiges·, listiges, arges Geschlecht gottloser und 37 lügnerischer, doppelzüngiger und verderbter, 38 ehebrecherischer, götzendienerischer, trugsinniger Menschen, 39 die ihr das Böse in der Brust tragt, leidenschaftliche Raserei, 40 die ihr für euch selbst rafft, und ein Herz ohne Skrupel habt. 4 I Denn kein Reicher 17 a) Vgl. Ex 33,20;Jdc 13,22 u.ö. 18 a) Vgl. Lev 24,16 LXX. 20 a) Schöpfung durch das Wort: Ps 33,6.9; 148,5: Hi 37,5; Sap 9,1; 18,qff.; Sir 42,15; 43,26 u.ö. 21 a) Der Vers ist aus Homer, Ilias 24.484 entlehnt. 22 a) Bei Homer, Ilias 14,201.302 als Gattin des Okeanos genannt, nach Hesiod, Theogonie 136.337 ist sie Mutter der Flußgötter und Okeaniden. 26 a) Der Name Adam wird hier, wie auch Hen(sl) 30,13, als Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der vier Himmelsrichtungen (ava:tot,:r], MOL~, äQ%'tO~, floEOTIfloßQLU» gedeutet. Dieses Akrostichon haben Pseudo-Cyprian, de montibus Sina et Sion 4, und Augustin, im J ohannem 10,22, übernommen. Vielleicht ist hier auch eine Anspielung auf die riesenhaften Körpermaße Adams zu sehen, von denen Philo: Qaest in Gen 1,J2 spricht. Auch die rabbinischen Äußerungen, die Erde, aus welcher Adam gebildet wurde, stamme von den vier Enden der Erde, gehören in diesen Zusammenhang (vgl. Bill UI +479). 30 a) Der Abscheu vor dem ägyptischen Tierkult tritt in der jüdisch-hellenistischen Literatur immer wieder hervor (Sib 5,77ff.; 279f.; Sap II,15f.; 12,24f.; 15,18f.; Arist I38f.; Philo: DecaI76ff.; Josephus: Ap I 224f. u. ö.). 31 a) Vgl. die euhemeristische Erklärung des Götterkultes im Sap I4,12ff. J2 a) Nach Nikiprowetzky, 229 Anspielung auf den Isiskult. 33 a) Von Geffcken konjiziert; ihm folgen Bate, Pincherle, Kurfess, Collins. 35 a) LUJ~Q als Gottesbezeichnung: Dtn J2,15 G; Ps 23,5 G; Sap 16,7; Sir 51,1; 1 Makk4,30; 3 Makk 6,32 U. ö. 36 a) Zu dem Lasterkatalog in V. 36-45 gibt es hellenistisch-jüdische Parallelen (Test Ruben 3,3-6; Test Levi 17,II; Sap 14,25 f.; Phi1o: Cher 92; Sacr AC 32; Poster C 52; 1 QS 4,9ff.;), aber auch heidnische; vgl. G. Deißmann, Licht vom Osten, 4.Aufl. 1923, S. 268-27°; E. Kamlah, Die Form der katalogischen Paränese im Neuen Testament, Tübingen 1964 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum NT 7), S. 1 I 5 ff.
I082
und Besitzender wird einem anderen Anteil geben, 42 sondern (nur) arge Schlechtigkeit wird in allen Sterblichen sein: 43 Sie werden überhaupt keine Treue mehr halten, alleinstehende Frauena 44 werden in großer Zahl andere (Männer) heimlich lieben um des Gewinnes willen, 45 und die, welche Männer haben, halten die Richtschnur des Lebens nicht ein. 46 Wenn aber Rom auch über Ägypten herrschen wird, 47 a ein einziges (Herrschaftsgebiet) lenkenda, dann wird sich das größte Königreich 48 des unsterblichen Königs den Menschen zeigen. 49 Kommen wird der heilige Herrscher, der die Zepter der ganzen Erde innehaben wird 50 in alle Ewigkeiten der dahineilenden Zeit·. 5 I Und dann (wird) der unerbittliche Zorn über die latinischen Männer (kommen): 52 Drei' werden Rom in beklagenswertem Geschick vernichten, 53 und alle Menschen werden in ihren eigenen Wohnungen zugrunde gehen, 54 wenn vom Himmel her sich ein Feuerkatarakt ergießta • 55 Weh mir Unglückseligen, wann wird jener Tag kommen 56 und das Gericht des unsterblichen Gottes, des großen Königs? 57 Jetzt noch baut man euch, ihr Städte, noch werdet ihr alle geschmückt 58 mit Tempeln und Rennbahnen, mit Marktplätzen, mit goldenen, 59 silbernen und steinernen Götterbildern, damit ihr hingelangt zu dem bitteren Tag! 60 Denn es kommt (der Augenblick), wo der Geruch des Schwefels sich ausbreiteta 6 I unter allen Menschen. Aber ich werde das im einzelnen genau verkünden, 62 in welchen Städten die Menschen Schlimmes ertragen'. 63 Aus den Sebastenema wird Beliarb kommen danach, 64 a er wird hohe Berge errichten, 43 a) Meist übersetzt man» Witwen«; dann legte sich der von Lanchester gegebene Hinweis auf die christliche Witwenregel I Tim 5, I I f. nahe, die den im Witwenamt Befindlichen die Wiederverheiratung verbietet, oder aber die Erklärung, Sib würde die Wiederverheiratung ablehnen. Doch finden sich in dem Text sonst keinerlei Hinweise auf diese römische und altkirchliche, aber völlig unjüdische Problematik. Daher bevorzugen wir mit Nikiprowetzky (S. 221) die lexikalisch belegte Übersetzung »alleinstehende Frauen«. VgL auch G. Stählin, Art. xitgu, ThW IX, 429. 47 a) Geffcken konjiziert »immer noch zögernd«. (eLOf:n örrthJvo1)ou) statt eL~ EV ÖLfrUvo1)oU (P). 50 a) J.B. Bauer, e:n:ELYO!!EVOLO XgOVOLO. Oracula Sibyllina 3,50 und 2,186, in: Ders., Scholia Biblica et Patristica, Graz 1972, S. 145 - 148, schlägt vor, diese Wendung als gen. abs. aufzufassen: »da die Zeit schon drängt«. 52 a) Die Interpretation der drei Verderber Roms reicht von den Gracchen (Lanchester) bis zum 2. Triumvirat (Geffcken, Kurfeß, Collins 65). Es könnte aber auch eine im Anschluß an Dan 7,24; 8,5 gebildete symbolische Zahl sein. Nach ausführlicher Diskussion plädiert Nikiprowetzky I soff., dafür, die Drei in Analogie zu der Adlervision 4. Esr I I f. auf drei unheilbringende römische Führer der Endzeit zu beziehen. Ebenso M. Simon, Sur quelques aspects, 223 f. 54 a) Zur Vorstellung von einem Feuerstrom oder -seevgL Dan 7,10; 4 Esr 13,10; Apc 19,20; 20,10.14 u. ö. (s. Friedrich Lang, :n:'Üg ThWNT VI, S.937). 60a) VgL V.462;Hen(aeth) 117,6;Lk 17,29; Apc 9,17f. 62 a) Nach V. 62 deuten die Hschr. PAT eine Zäsur an. 63 a) Zur Erklärung der >Sebastener< vgL das in der Einleitung (0. S. 1060) Ausgeführte. b) Hier und V. 73 wird der Gegenspieler Gottes Beliar genannt. Er spielt bereits in den
r083
stillstehen lassen das Meer, 65 die große feurige Sonne und den prächtigen Mond; 66 er wird Tote aufstehen lassen und viele Zeichen vollbringen 67 vor den Menschen. Aber durch ihn wird es keine Vollendung geben, 68 sondern er führt die Menschen in die Irre und wird viele 69 gläubige und auserwählte Hebräer verführen, auch andere gesetzlose 70 Männer, die noch kein Wort über Gott gehört haben-. 71 Aber wenn der Zeitpunkt kommen wird, an dem sich die Drohungen des großen Gottes erfüllen, 72 und die feurige Glut vom Meer her ans Land brandet 73 und Beliar verbrennt und die übermütigen Menschen 74 alle, die ihm Glauben geschenkt hatten, 75 dann wird die Welt von den Händen einer Frau- 76 beherrscht sein und wird ihr in allem gehorchen. 77 Dann, wenn eine Witwe über die ganze Welt herrschen wird, 78 und das Gold und das Silber in die göttliche Salzflut geworfen hat 79 und Erz und Eisen der kurzlebigen Menschen 80 ins Meer geworfen hat, dann werden alle Elemente 81 der Welt verlassen sein, wenn Gott, der den Äther bewohnt, 82 den Himmel aufrollt, wie man eine Buchrolle aufwickelt-, 83 und das ganze vielgestaltige Himmelsgewölbe wird auf die göttliche Erde fallen 84 und aufs Meer; und es wird fließen ein Gießbach mächtigen Feuers- 85 unermüdlich, er wird verbrennen die Erde, er wird verbrennen das Meer 86 und das Himmelsgewölbe und die Tage- und die Schöpfung selbst 87 zu einer (Masse) verschmelzen und zur Läuterung auseinandertrennen. 88 Und nicht mehr (werden sein) die strahlenden Kugeln der Gestirne, 89 nicht Nacht, nicht Morgen, nicht viele Tage der Sorge, 90 nicht Frühling, nicht Sommer, nicht Winter, nicht Qumrantexten eine Rolle (I QS 3,20ff.; I QM !J,Irf.; 4 Q Florilegium I,8f.; CD 4,13; 5,18; 12,2), häufig in den Test XII (Test Ruben 4,7; Test Lev I8,12f.; 19,1: Test Juda 25>3; Test Iss 6,1; 7,7; Test Seb 9,8 u.ö.).Mart Jes 1,8 f.; 2,4; 3,II: im NT nur 2 Kor 6,15· Vgl. J. Ernst, Die eschatologischen Gegenspieler in den Schriften des Neuen Testaments, Regensburg 1967 (Biblische Untersuchungen 3), S.267ff.; O. Böcher, BEAuJ.Q, EWNT I, 508f. 64 a) Zu V.64-66 vgl. die Wunder, die sich Antiochus IV. zuschreibt (2 Makk 5,21; 9,8). Daß die endzeitlichen Verführer Wunder wirken, nimmt auch das NT an (Mk 13,22; Mt 7,22; Apc 13,13 f.; 2 Thess 2,9); in der christlichen AscJes 4,5 redet Beliar von seinen Wundern. Dazu W Bousset (oben Anm. 63a), S. I I 5H. 70 a) Anklang anJes 66,19. 75 a) Drei Interpretationsmöglichkeiten: 1. Die Frau (und die Witwe von V. 77) steht für Rom; so Bate z. St. unter Verweis auf Apc 17>3 und Sib 8,194; Pincherle, S. XXVf., unter Hinweis auf die antirömischen Passagen 350-355 und 356-362. 2. Schon Friedlieb, S. XXVI, bezog die Frau und Witwe auf Kleopatra; ihm folgen W. Bousset, Antichrist, 5.60.62, J.J. Collins, S. 69f. 3. Nikiprowetzky, 144 H., sieht die Witwe als Personifikation des neuen J erusalem oder des kollektiven Messias. 82 a) Vgl. Jes 34,4 LXX; 2 Petr 3.10; Ape 6,14. 84 a) Zum Weltenbrand vgl. Zeph 1,18; 3,8; Jes 66,15 f.; I QH 3,19 H.; Esr 13,9ff. 37;Josephus: Ant I,70f.; Vit Ad 49; 2 Petr 3,5-7.10; Hystaspes (nach Justin, Apologie I 20,r). 86 a) Lanchester und Kurfess verbessern llllU1:U zu m1IlU,U (Sterne).
108;1-
Herbst,. 91 Und dann wird das Gericht des großen Gottes erscheinen inmitten 92 der großen Weltperiode a, wenn dies alles geschieht b• 93 a Ihr schiffbaren Gewässer und das ganze Festland 94 der aufgehenden Sonnea , wo sie sich wieder senkt: a 95 Alles wird ihm untertan sein, wenn er wieder in die Welt kommt, 96 weil diese als erste auch seine Macht erkannte. 97 a Aber wenn des großen Gottes Drohungen erfüllt werden, 98 welche er einst den Sterblichen androhte, als sie den Turm erbauten 99 im Lande Assyrien - einer Sprache waren sie alle 100 und wollten hinaufsteigen zum gestirnten Himmel- 101 sofort legte der Unsterbliche einen großen Zwang 102 auf die Winde. Alsbald stürzten die Winde a in der Höhe' den gewaltigen Turm 103 und erregten bei den Sterblichen Streit untereinander 104 daher gaben die Sterblichen der Stadt den Namen Babylon a • 105 Als nun der Turm eingestürzt war und die Zungen der Menschen 106 in vielerlei Sprachen sich schieden, die ganze 107 Erde der Sterblichen füllte sich damals mit Teilkönigreichena. 108 Und damals (lebte) die zehnte Generation sterblicher Menschen, 109 seit die Sintflut über die früheren Männer gekommen war. rro aUnd es herrschten Kronos und Titan und Japetos I I I die tüchtigsten Kinder der Gaia und des U ranus, welche nannten I 12 die Menschen mit den Namen Erde und Himmel, I 13 weil sie die Vorzüglichsten waren von den sterblichen Menschen. I 14 Ein Drittel der Erde war jedem dem Los gemäß zu eigen, I I 5 jeder herrschte über seinen Teil und sie bekämpften sich nicht; rr6 denn sie (hatten) Eide vor dem Vater 90 a) Vgl. 4 Esr 7,42; Hen(sl) 33,2; 65,7; Sib 2,325' 92 a) Zum atwv f1Eyac; vgl. (Hen(äth) 16,1; Hen(sl) 61,2; 4 Esr 7,13. b) Mehrere Handschriften der Familie 4> zeigen nach Y.92 eine Lücke an. 93 a) Der Passus 93 -96 wird von Geffcken, Komposition, S. 15, Bate, S. 50, und Pincherle, S.
XXVI, als eindeutig christlichen Ursprungs bezeichnet, während Lanchester z. St. erklärt: »nothing distinctively Christian«. 94 a) Geffcken liest »die niemals wieder untergeht«; ihm folgen Lanchester, Bate, Pincherle u. Collins. 97 a) Im folgenden wird die at. Erzählung vom Turmbau zu Babel (Gen 11,1-9) nacherzählt. Im Anschluß an Geffcken, NGG 1900, u. Bousset, ZNW 19°2, wird der Abschnitt 97- I 54 meist als jüdische Bearbeitung einer babylonischen Sibylle angesehen. Überzeugende Gegenargumente bietet Nikiprowetzky, 20-36; ihm folgen Collins, 25 f., u. Henge!, Pseudepigrapha I, 289. 102 a) JHWH als Herr über die Winde ist ein häufig im AT vorkommendes Motiv: Gen 8, I; Ex 10,13.19; 14,21; Ps 135,6,104,4; Ez 13,11 ff. U. ö. Die Zerstörung des Turmes durch Winde ebenfalls Jub 10,26; Josephus: Ant. 1,118, nicht aber im AT. 104 a) Vgl. Gen II,9; dort ist der Name Babyion vom hebr. bll abgeleitet. '07 a) Wir folgen mit Geffcken der Konjekrur von Alexandre ßamAELwv statt des hschr. ßamhriwv .. 1 10 a) Die folgende Erzählung von den Titanen ist - mit kleinen Abweichungen - aus Hesiod, Theog. 421 ff. entnommen. Freilich wird die Göttergeschichte hier euhemeristisch zu einer Königsgeschichte umgeprägt; vgl. K. Thraede, Art. Euhemeros, RAC VI, 882ff. Die Verknüpfung der Turmbauerzählung mit dem Auftreten der Giganten findet sich schon beim samaritan. Anonymus (FGrHist 724 D; de: N. Walter,JSHRZ 112; dazu M. Henge!, Juden-
(geschworen) und die Teilung war gerecht. I 17 Da kam für den Vater volle Zeit des Alters I I 8 und er starb. Und die Söhne, indem sie die Eide I 19 schrecklich übertraten, stritten untereinandera, 120 wer über alle Sterblichen die Königswürde habe 121 und herrschen solle; und Kronos und Titan kämpften gegeneinander. 122 Aber Rhea, Gaia, die kranzgeschmückte Aphrodite, 123 Demeter, Hestia und die schöngelockte Dione 124 versöhnten sie wieder, indem sie zusammenbrachten die Könige 125 alle, die Brüder und Blutsverwandten und auch die anderen 126 Menschen, die aus dem (selben) Blut und von den (selben) Eltern stammten. 127 Und sie entschieden, daß Kronos über alle als König herrschen solle, 128 weil er der Älteste war und der Beste der Gestalt nach. 129 Titan aber legte dem Kronos große Eide auf: 130 dieser dürfe den Nachwuchs männlicher Kinder nicht aufziehen, damit er selbst zur Herrschaft komme, 131 wenn für Kronos Alter und Todesgeschick herangekommen wären. 132 Immer, wenn Rhea gebären sollte, setzten sich zu ihr 133 die Titanen und zerrissen alle männlichen Kinder, 134 die weiblichen aber ließen sie lebend, damit sie bei der Mutter aufwüchsen. 135 Als nun die hehre Rhea zum dritten Mal gebar, 136 da gebar sie zuerst Hera; und als sie mit ihren eigenen Augen sahen 137 das weibliche Geschlecht, gingen sie nach Hause, die wilden Männer, 138 die Titanen; und danach gebar Rhea ein männliches Kind, 139 das schickte sie sofort weg, damit es heimlich und ganz für sich aufgezogen werde, 140 nach Phrygien, nachdem sie drei Kreter unter Eid ausgewählt hatte. 141 Deswegen nannten sie ihn Dis a , weil er weggeschickt worden war. 142 Ebenso schickten sie heimlich den Poseidon hinüber. 143 Zum dritten gebar Rhea, die Göttliche unter den Frauen, den Pluton, 144 als sie an Dodona vorüberging, von woher das feuchte Bett sich ergoß 145 des Flusses Europosa und sich mit dem 146 Peneius nicht vermischt und den man Styx nennt. 147 Als aber die Titanen gehört hatten, es gebe Söhne 148 im Geheimen, die Kronos und Rhea, seine Gattin, erzeugt hätten, 149 da sammelte Titan seine sechzig Söhne 150 und hielt den Kronos und Rhea, seine Gattin, in Fesseln, 151 verbarg sie unter der Erde und ließ sie turn, r62ff.). Der Titanenkampf selbst gehört dem Samaritaner wahrscheinlich nicht an (N. Walter, 137 A. 4). I 19 a) Zum Kampf der Götter vg1. Hesiod, Theog. 629 ff. 141 a) Die Ableitung des Namens Dis vom Verbum diapempein ist ein etymologisches Spiel, wie es die Stoiker liebten. Im Dt ist es kaum nachahmbar. Vgl. die Übersetzung Nikiprowetzkys: »Aussi lui donna-t-on le nom de Dis du fait qu< il avait ete expedie a distance«. 145 Cl) Hschr.: Eurotas oder Eurotos. Geffckens' Konjektur Europos stützt sich auf die Angabe Strabons VII 329, Europos sei ein Name des Titaressios, eines Nebenflusses des Peneios. Schon bei Homer, 11. II, 753 H. heißt es, dall der Titaressios »sich nicht vermischt mit dem silberwirbelnden Peneios, sondern oben auf ihm strömt er dahin wie Öl, denn von des furchtbaren Eides Wasser, der Styx, ist er ein Ausfluß.
1086
hinter einer Mauer- bewachen. 152 Und da hörten es die Söhne des mächtigen Kronos 153 und erregten gegen ihn großen Krieg und Kampf. 154 Dies ist der Anfang des Krieges für alle Sterblichen 155 a denn dies ist der erste Anfang des Krieges für die Sterblichena. 156 Und da ließ Gott Böses (Unheil) über die Titanen kommen, 157 und alle Nachkommen der Titanen und des Kronos 158 starben. Dann aber, im Laufe der Zeit, 159 ließ er das Königreich Ägypten erstehen, dann das der Perser, 160 Meder, Äthiopier, und des assyrischen Babylon, 161 darin das der Makedonier, wiederum das von Ägypten, dann das von Rom-. 162 _Und da - ein Spruch des großen Gottes ins Herz mir 163 flog und befahl mir zu prophezeien auf der ganzen 164 Erde und den Königen das Künftige in den Sinn zu legen. 165 Und dies hat mir Gott zuerst zu wissen in den Sinn gegeben, 166 wieviele menschliche Königreiche erstehen werden. 167 Als erstes wird das Haus Salomos herrschen 168 über die Bewohner Phöniziens und Asiens und anderer 169 Inseln, und das Geschlecht der Pamphylier, Perser und Phryger, 170 der Karier, Mysier und das Geschlecht der an Gold reichen Lyder. 171 Aber danach (herrschen) die hochmütigen und unreinen Griechen; 172 ein anderes großes vielfältiges Volk, nämlich das der Makedonier, wird herrschen, 173 welche als furchtbare Wolke des Krieges über die Sterblichen kommen werden; 174 aber der Himmelsgott wird sie von Grund auf vernichten. 175 Danach aber wird die Herrschaft einem anderen Königreich gehören, 176 weiß, !nit vielen Häuptern-, vom westlichen Meer, 177 welches über viel Land herrschen und viele erschüttern wird 178 und allen Königen für die Zukunft Schrecken einflößen wird. 179 Viel Gold und Silber wird es rauben 180 aus vielen Städten; aber es wird auf der göttlichen Erde (noch) 181 Gold geben, ferner Silber und Geschmeide, 182 und sie werden die Sterblichen bedrücken. Aber groß wird sein für jene Männer 183 der Sturz, sobald sie mit ungerechtem Üqermut anfangen. 184 Sogleich wird es unter ihnen Zwang zur Gottlosigkeit geben: 185 Mann wird mit Mann Geschlechtsverkehr haben, und Knaben werden sie hinstellen 186 in schändliche Häuser. Und es wird in jenen Tagen 187 große Bedrängnis unter den Menschen sein, und es wird alles verwirren, 188 alles zerschlagen und alles mit Unheil erfüllen 189 durch häßliche Gewinnsucht, durch un151 a) Das bisher nur in den Sib belegte Nomen ~UJcrf!6<; (oder ~UJcrf!6v) ist von ~
leiten und wird meist als »Fessel«, »Band« verstanden. Nikiprowetzky übersetzt es unter Berufung auf ein Zitat aus Euhemeros bei Laktanz, div. inst. I 14, als »Ringmauer» (enceinte). 155 a) Der Vers wird von Alexandre, Rzach und Geffcken zu Recht athetiert. 161 a) Wenn man mit Collins zu den genannten 8 Königreichen das des Kronos und ein antezipiertes endzeitliches Reich dazunähme, käme man auf die übliche Zahl 10. 162 a) Die VV. 162-164 werden in VV. 297-299 wiederholt. 176 a) Gemeint sind die Römer.
redlich erworbenen Reichtum. 190 in vielen Ländern, hauptsächlich aber in Makedoniena. I91 Es wird Haß hervorrufen und jede List wird ihnen zu Gebote stehen I92 bis zum siebten Königreich, über das herrschen wird 193 ein König Ägyptens a , der von Geblüt Grieche sein wird. 1 94 Und dann wird das Volk des großen Gottes wieder stark sein 195 und sie werden allen Sterblichen Führer des Lebens sein. 196 Aber warum legte mir Gott dies zu sagen in den Sinn, 197 welches Unheil das erste, welches das zweite, welches das letzte sein würde 198 über alle Menschen, welches ihr Anfang sein würde? 199 Zuerst wird Gott den Titanen Unheil bringen 200 denn sie werden den Söhnen des mächtigen Kronos (dafür) büßen, 201 daß sie Kronos und die ehrsame Mutter gefesselt haben. 202 Zum zweiten werden den Griechen Tyrannenherrschaften und hochmütige 203 Könige, stolz und unrein, 204 ehebrecherisch, in allem schlecht, und nicht mehr wird für die Sterblichen 205 Kriegsruhe sein. Die schreckenerregenden Phryger werden zugrundegehen 206 insgesamt, und an jenem Tag wird es für Troja Unheil geben. 207 Dann wird Unheil für Perser und Assyrer kommen, 208 für ganz Ägypten und Lybien und für die Äthiopier, 209 Karier und Pamphylier., um sich in Unheil zu verwandelna 210 für alle Sterblichen. Warum nur nenne ich jedes einzeln? 2 I I Aber wenn das Erste zuende gekommen ist, wird sofort 2I2 das Zweite über die Menschen kommen. Doch als Erstes will ich verkünden: 2I3 Unheil wird kommen über die frommen Männer, welche um den 214 großen salomonischen Tempel wohnen, und welche gerechter 2 I 5 Männer Nachkommen sind; gleichwohl werde ich auch von diesen bekanntgeben 216 den Stamm und das Geschlecht der Väter und das Volk von allen, 217 und zwar in jeder Hinsicht sorgfältig, du Sterblicher voll Tücke und List. 2 18 Es gibt eine Stadt a im Lande Ur der 2 I9 aus welcher das Geschlecht der gerechtesten Männer Chaldäer b, stammt, 220 denen stets an gutem Planen und an tugendhaften Werken liegt. 221 Denn weder der Kreislauf der Sonne noch (der) des Mondes 222 noch die gewaltigen Dinge unter der Erde kümmern sie 223 noch die Tiefe des funkelnden ozeanischen Meeres, 224 nicht die Vorzeichen des Niesens noch die Flugzeichen der Vogelflugdeuter, 225 nicht Wahrsager, 190 a) Makedonien wurde nach der Schlacht von Pydna 168 v.Chr. geteilt und 147 v. Chr. in eine römische Provinz verwandelt. 193 a) Wenn man Alexander d.Gr. als ersten griechischen Herrscher über Ägypten zählt, ist hier Ptolemaios VI Philometor (181~145 v.Chr.) gemeint; sonst Ptolemaios VIII Physcon (170~164 Mitregent, 145~II6 Alleinherrscher). 2°9 a) Wir folgen der überlieferten LA xuxov flE"tuXLvll1'tfivm, Geffcken konjiziert xuxov [-lEYU xOlvm{}fjvm; ihm folgt Collins. 218 a) Die Hschr. zeigen hier eine Lücke an. Alexandre ergänzte als Namen der Stadt Kamarina, nach Ps Eupolemos (bei Euseb, praep. ev. IX, 17; Tex! bei Denis, Fragmenta, 197; dt.: N. Walte!", JSHRZ Ih,141). b) Vgl. Gen 11,1~9;Jub 12,15·
1088
nicht Zauberer, auch nicht Beschwörer, 226 nicht die Täuschungen der törichten Worte der Bauchredner; 227 weder suchen sie aus den Sternen' die Orakel der Chaldäer 228 noch beobachten sie den Lauf der Sterne; denn das alles ist irreführend', 229 was die unvernünftigen Menschen tagtäglich zu erforschen suchen, 230 wobei sie ihren Geist mit nutzlosen Dingen ermüden. 23I Und sie haben die elenden Menschen Irrtümer gelehrt, 232 aus welchen den Sterblichen viele Übel erwachsen auf Erden, 233 indem sie abirren von den guten Wegen und den gerechten Werken. 234 Sie aber sind bedacht auf Gerechtigkeit und Tugend, 235 nicht auf Habgier, die tausend Übel zeugt· 236 für die sterblichen Menschen, Krieg und Hunger ohne Ende. 237 Sie haben gerechte Maße' auf den Feldern und in den Städten, 238 nicht bestehlen sie sich gegenseitig in der Nacht·, 239 noch treiben sie weg die Herden der Rinder, Schafe und Ziegen, 240 noch versetzt der Nachbar des Nachbars Grenzstein, 24I noch kränkt der sehr Reiche den Ärmeren, 242 nicht bedrängt er die Witwen', vielmehr hilft er ihnen, 243 indem er sie stets mit Getreide, Wein und Öl versorgt. 244 Stets schickt der Reiche denen in seinem Volk, die nichts besitzen 245 und bedürftig sind, einen Teil seiner Ernte·; 246 so erfüllen sie das Wort des großen Gottes, den Hymnus des Gesetzes: 247 Denn allen hat der Himmlische die Erde gemeinsam zugeteilt.. 248 Wenn es aber Ägypten verläßt und seines 249 das Zwölfstämmevolk mit gottgesandten Führern, Weges zieht, 250 dann wird es mit einer Feuersäule wandern in der Nacht· 251 und mit einer Wolkensäule während des ganzen Tages. 252 Diesem (Volk) wird er als Führer geben den großen Mann 253 Moses, welchen eine Königin arn
227 a) In der hellenistisch-jüdischen Literatur wird das Thema Astrologie/Astronomie öfter berührt. Es heißt, Abraham habe die Ägypter in der Astrologie belehrt (Artapanos frg I [Walter,JSHRZ 112,127; Denis, Fragmenta 186]; PseuEupolemos frg I,3 [Denis 197; Walter 141]; PseuHekataios II frg. I ITosephus, ant. 1166; Walter 159]. Philo dagegeninterpretien den Auszug Abrahams aus Ur in Chaldäa als Absage an die Astrologie (de Abr 69-7 I; de rnigr Abr 187); vgl. Jub 12,17. 228 a) Zur Ablehnung der Astrologie vgl. Jes 8,I9f.; 44,25; 47,I2f.; Deut 4,19; Sir 34,5 u. ö. 235 a) Warnungen vor Liebe zum Reichtum gehören zur philosophischen Paränese seit Platon (leg 8,83 Ic.d; 9,870 a-c). Der kynische Wanderprediger Bion nannte den Reichtum den Ursprungson aller Übel (DiogLaert VI 50). Im hellenistisch-jüdischen Bereich vgl. Philo, spec.leg. 1,281; quod omnis pr. 21; TestDan 5,5-7; TestJud I8,2; I9,1; urchristlich: !.Tim 6,10. 237 a) Biblische Grundlage: Lev 19,35 f.; Deut 25,13-16 u.ö. 238 a) Vgl. Lev 29,rr; Deut 5,19.21; Ex 20,17; 22,rf. u.ö. 242 a) Vgl. Deut 24,17;Jes 1,17; Sib II 76. 245 a) Vgl. Lev 19,9f.; 23,22; Deut 24,19ff. 247 a) Ein kynisch-stoischer Grundgedanke! Der Kyniker Diogenes prägte den Begriff Kosmopolit (Diog Laert VI 63). Hier ist dieser Gedanke vom biblischen Schöpfungsglauben unterfangen. 250 a) Vgl. Ex 23,2rf.; 14,19; Sap 10,17; 18,}.
Rand eines Sumpfes fand und zu sich nahm·, 254 ihn aufzog und ihren Sohn nannte'. Als er aber 255 als Führer des Volkes, das Gott aus Ägypten führte, 256 zum Berg Sinai kam, da gab ihm Gott vom Himmel herab das Gesetz" 257 nachdem er auf zwei Tafeln alles Gerechte geschrieben hatte, 258 und befahl, es zu tun; wenn jemand ungehorsam wäre, 259 solle er durch das Gesetz Strafe erleiden oder durch sterbliche Hände, 260 oder, falls er von Sterblichen nicht entdeckt würde, so solle er nach allem Recht zugrunde gehen. 26 I a Denn der Himmlische hat die Erde als gemeinsames Gut für alle gemacht 262 und Treue und besten Sinn in der Brust. 263 Ihnen allein' bringt die getreidegebende Erde Frucht hervor 264 hundertfältig, und es erfüllten sich die Maße Gottes. 265 'Aber auch für diese (Menschen) wird es Unheil geben, und sie werden nicht entfliehen 266 der Seuche. Auch du wirst fürwahr, das herrlichste Heiligtum verlassend, 267 fliehen, da dir das Schicksal bestimmt ist, das heilige Land zu verlassen. 268 Du wirst zu den Assyrierna geführt werden und wirst deine kleinen Kinderb 269 Knechtsdienste verrichten sehen bei feindlichen Männern 270 und deine Frauen; und aller Besitz und Reichtum wird vernichtet werden. 271 Jedes Land und jedes Meer (wird) voll von dir (sein)·: 272 jedermann wird Anstoß nehmen an deinen Bräuchena. 273 Dein ganzes Land wird verlassen sein, und der feste Altar 274 und der Tempel des großen Gottes und die hohen Mauern 275 werden alle zu Boden fallen, weil du in deinem Herzen nicht gehorcht hast 276 dem heiligen Gesetz des unsterblichen Gottes, sondern abirrend 277 schändliche Götzen verehrt hast und nicht ehrfürchtig 278 den unsterblichen Vater aller Götter und Menschen 279 ehren wolltest, sondern die Bilder von Sterblichen ehrtest. 280 Deswegen wird die fruchttragende Erde sieben Dekaden lang· 28 I ganz von dir verlassen sein und (auch) das wunderbare Heiligtum. 282 Aber es erwartet dich ein glückliches Ende und herrliche Ehre, 283 wie es dein Gott und ein Sterblicher gewähren. Du aber bleibe 284 treu den heiligen Gesetzen des großen Gottes, 285 bis er dein 253 254 256 261 265 268
a) Vgl. Ex 2,5-10. a) Vgl. Ex 19,1-6. a) Vgl. Ex 24,12; 31,18; 34,I-4-27f.; Deut 28,13ff. a) Die VV 261 f. dürften mit Geffcken als Nachbildungen der VV 247.585 anzusehen sein. a) Zum folgenden vgl. Deut 28-30. a) Die Assyrer werden schon V. 160 mir den Babyioniern gleichgesetzt. b) Vgl. Deut 28,30-33.41.49; 29,21.27; 2 Chron 29,9. 271 a) Zur Interpretation dieser Stelle vgl. W. C. van Unnik, Das Selbstverständnis der jüdischen Diaspora in der hellenistisch-römischen Zeit, Leiden 1993, 68 H. 272 a) Wie anstößig jüdische Sitten bei gebildeten Heiden empfunden werden konnten, zeigen etwa die Bemerkungen des Tacitus, anno 2,8504 u. hist. 504, I: lvloyses ... novos ritus contrariosque ceteris mortalibus indidit: profana illic omnia quae apud nos sacra, rursum concessa apud illos quae nobis incesta. 280 a) Vgl. Jer 25,12.
ermattetes Knie zum Licht hin aufrichtet. 286 Und dann wird der Himmelsgott einen König sendena, 287 der wird jeden Menschen richten mit Blut und Feuersgluta. 288 Es gibt aber einen königlichen Stamma, dessen Geschlecht wird 289 nicht straucheln; und dieses wird im Umschwung der Zeiten 290 herrschen und einen neuen Tempel Gottes zu errichten beginnen. 291 Und alle Könige der Perser werden beisteuerna 292 Gold und Erz und mühsam geschmiedetes Eisen. 293 Denn Gott selbst wird einen heiligen nächtlichen Traum senden-. 294 Und dann wird es wieder einen Tempel geben, wie er vorher war". 295 "Als aber mein Herz das gottbegeisterte Lied beendete, 296 und ich den großen Erzeuger anflehte, den Zwang zu beenden, 297 da - abermals ein neuer Orakelspruch des großen Gottes in meine Brust 298 flog a und befahl mir, zu weissagen auf der ganzen 299 Erde und den Königen die künftigen Ereignisse in den Sinn zu legen. 300 Und als erstes legte mir Gott in den Sinn zu sagen, 301 wieviel traurige Schmerzen über Babyion beschlossen hat 302 der Unsterbliche, weil diese den großen Tempel verwüstet hattena. 303 Wehe dir, Babyion, und dir, Geschlecht assyrischer Männer: 304 Über jedes Land der Sünder kommt einst ein Sausen-, 305 und alles Land der Menschen wird ein Kriegsgetümmel vernichten 306 und ein Schlag des großen Gottes, der (meine) Lieder lenkt. 307 Denn aus der Luft wird er eines Tages gegen dich, Babyion, von oben her kommen, 308 a aber vom Himmel her wird er über dich herabsteigen aus seinen heiligen (Bereichen), 309 und für die Kinder des Zorns (kommt) ewiges Verderben-. 310 Und dann wirst du sein, wie du vorher warst, wie eine, die nie geboren wurde-. 311 Und dann wirst du von Blut erfüllt werden, wie du selbst vorher 312 es vergossen hast von guten und gerechten Männern-, 313 deren Blut immer noch zum hohen Himmel schreit". 314 Für dich,
286 a) Vg!. Sib 5,I08. Nach Lanchester und Collins Anspielung auf Kyros (vgl. Jes 44,2745>1); doch ist in V. 287 eher ein endzeitliches Szenario angedeutet, ähnlich 5,I09f. Vg!. ferner das Töpferorakel co!. IU, und das Hystapesorakel bei Laktanz, inst. div. 7,17·I 5. 287 a) Vgl. Jes 66,16; Ez 38,22. 288 a) Vgl. Gen 49,10; 1. Kön 1I,)6; I5,4;Jer 33,17-22; Sadh 6,12. 29I a) Vgl. Esr 1,7-II; 7,14-23. 293 a) Vgl. Joel 3,1. 294 a) Vg!. Tobit I4,4-9. 295 a) Die VV. 295 -488 stellen eine Sammlung von Orakeln gegen Fremdvölker und -städte dar. Häufig werden sie auf die erythräische Sibylle zurückgeführt; doch Nikiprowetzky, 67 f., mahnt zu Recht vor voreiligen Zuweisungen. 298 a) Vgl. Sib 3,I62-164. 302 a) Vg!.Jer 51, II (=27,II LX,"'C);Jes 13,47; Apoc 18. 304 a) Vg!. Jes 13,9-II; Jer 50-51 (=22-23 LX,X). 3IO a) Vg!. Barsyr 31,5. 312 a) Vg!.Jer 5o,29 f.; 51,35. 313 a) Vgl. Jes 26,21; Gen 4,10; Hiob 16,18; Deut 32,42; 2. Makk 8,); Apc 6,10.
Ägypten, wird ein großer Schlag kommena, über (deine) Häuser 3 I5 ein schrecklicher (Schlag), von dem du niemals erwartet hast, daß er über dich kommen würde. 3 I6 Denn ein Schwert wird mitten durch dich hindurchgehen a, 3I7 Zerstreuung und Tod und Hunger werden andauern· 3I8 'bis zum siebten Geschlecht der Könige und dann wirst du Ruhe haben. 3I9 Wehe dir, Land des Gog und Magog·, das zwischen 320 den äthiopischen Flüssen liegta; wieviel vergossenes Blut wirst du aufnehmen, 32 I und du wirst unter den Menschen das Haus des Gerichtsagenannt werden, 322 und deine oft getränkte Erde wird dein dunkles Blut trinkena. 323 Wehe dir, Lybien!aWehe dir, Land und Meer! 324 Töchter des Westens, ihr werdet zu einem bitteren Tag kommen! 325 Ihr werdet (dazu) kommen und zwar verfolgt von einem schwierigen Kampf 326 schrecklich und schwierig. Ein schreckliches Gericht wird wiederum kommen, 327 und gezwungenermaßen werdet ihr alle ins Verderben gehen, 328 weil ihr den großen Tempel des Unsterblichen zerstört 329 und mit eisernen Zähnen· schrecklich zerbissen habt. 330 Deshalb wirst du dein Land voll von Leichen sehen. 33 I teils infolge des Krieges und des ganzen Ansturms des Dämons, 332 des Hungers und der Pest, und (teils infolge) der barbarisch gesinnten Feinde. 333 Das ganze Land wird von dir verlassen sein, verödet die Städte. 334 Im Westen aber wird ein Stern leuchten, den man Komet nennen wirda, 335 für die Sterblichen ein Anzeichen für Schwert, Hunger, Tod, 336 Verderben von Führern und großen, hervorragenden Männern. 337 Es wird abermals sehr große Zeichen bei den Menschen geben; 338 denn auch den Maioti314 a) Vgl. Jes 19;Jer 43,12 (=50,12 LXX). 316 a) Vielleicht Anspielung auf den Bürgerkrieg zwischen Ptolemaios VI. Philometor und Ptolemaios VIII. Euergetes. Zur Formulierung vgl. Ez 14,17; 29,8-10. Die ähnliche Wendung Lk 2,3P ist von atl. Sprache (bes. Ps 36,15 LXX) abhängig; vgl. W Michaelis, ThW VI, 995 f. 317 a) Vgl. Ez 29,12f.; 30,23' 318 a) Vgl. V. 192f. 319 a) VgL V. 512. Im Hintergrund steht die Vision Ezechiels, ein Großfürst namens Gog aus dem Lande Magog werde von JHWH gegen Israel geschickt, um nach der Einnahme J erusalems selbst vernichtet zu werden. (Ez 38 f.). Wie in Apc 20,7- 10 sind Gog und Magog mythische Völker. In der hell.-jüd. Literatur spielt Ez 38 sonst keine Rolle. Rabbinisches bei Strack-Billerbeck III, 831-840. 320 a) Die Situierung von Gog und Magog in Äthiopien wird vielleicht aus der Erwähnung des Landes Kush in Ez 38,5 erschlossen. Auf ein doppeltes Mißverständnis führt sie Nikiprowetzky, 340 f., zurück. 321 a) VgL ]Oel3,2.12; dort wird Josaphat »Tal des Gerichts« genannt. 322 a) VgL Ez 39,17-19. 323 a) Die Lybier werden Ez 38,5 als Gefolgsleute Gogs genannt. 329 a) Vgl. Dan 7,7. _ 334 a) Lanchester verweist darauf, daß Seneca, nat.quaest. 7,15 vom Erscheinen eines Kometen beim Tod des syrischen Königs Demetrios berichtet. V gl. aber auch den Kometen beim Tode Caesars nach Sueton, Caesar 88. Gegen zu konkrete Festlegungen bemerkt Collins zu Recht: »astral phenomena are a favorite topic of such oracles«.
schen Sumpf wird der tiefwirbelnde Tanais a 339 verlassen, und in seinem tiefen Flußbett wird es eine fruchtbare Furche geben, 340 aber die riesige Wassermenge wird die Landenge bedecken. 341 (Es wird) Erdspalten und gähnende Abgründe- (geben); viele Städte 342 werden zusammen mit ihren Bewohnern hineinstürzen: In Asien lassos, 343 Kebren, Pandonia, Kolophon, Ephesus, Nicaea, 344 Antiochia, Tanagra, Sinope, Smyrna, Mazos, 34 5 das sehr wohlhabende Gaza, Hierapolis, Astypalaia, 346 in Europa das berühmte Kyagra, das königliche Meropeia, 347 Antigone, Agnesia, das göttliche M ykene. 348 Wisse, daß dann das verderbliche Geschlecht Ägyptens dem Untergang nahe sein wird, 349 und daß dann für die Alexandriner das vergangene Jahr besser war. 350 -Wieviel von dem tributpflichtigen Asien Rom empfangen hat, 351 dreimal so große Reichtümer wird wiederum Asien empfangen 352 von Rom, und es wird den abscheulichen Übermut an Rom rächen. 353 Wieviele aber aus Asien dem Haus der Italer gedient haben, 354 zwanzigmal so viel werden in Asien dienen 355 Italer in Armut, und sie werden zehntausendmal mehr verschuldet sein. 3560 Jungfrau, du verzärtelter, von Gold strotzender Sproß des latinischen Rom-, 357 oftmals bei deinen Hochzeitsfeiern mit vielen Freiern- 358 berauscht, wirst du als Dienerin ohne Schmuck vermählt werden-, 359 oftmals wird deine Herrin- dein schönes Haar scheren lassen, 360 und des Rechts waltend dich vom Himmel zur Erde a 361 stürzen, und wiederum von der Erde dich zum Himmel erheben, 362 weil die Sterblichen sich eines schlimmen und ungerechten Lebens schuldig erwiesen. 363 -Auch Samos wird Sand sein, Delos wird unsichtbar werden, 364 und Rom eine Gasse; alle Orakelsprüche werden sich erfüllen. 365 Vom zugrundegegangenen Smyrna wird nicht mehr die Rede sein. Es wird einen Rächer geben, 366 aber für die schlechten Pläne und die Schlechtigkeit der Führer-. 367 _Friedevolle Ruhe 338 a) Gemeint ist der Don, der ins Asovsche Meer mündet. 341 a) Im folgenden werden kleinasiatische und griechische Städte aufgelistet. Maros, Cyagra und Meropeia sind nicht lokalisierbar. 350 a) Es folgt ein Orakel gegen Rom; vgl. Sib 4,145; 8,72; Hystaspes bei Laktanz, div. inst. 7,15,1I. 356 a) Vgl. Sib 5>162-178. 357 a) Vgl. Jes 47,1; Jer 25,27; 48,26; 51,7' 358a) Vgl.Jes 48,2f. 359 a) Mit der Herrin Roms ist nach Nikiprowetzky Fortuna, nach Collins Kleopatra gemeint. Im Blick auf den ständig im Hintergrund stehenden Ost-West-Gegensatz wird man mit Geffcken an Asien denken. 360 a) Vgl. Jes 14,13-r6. 363 a) Die Sprüche sind als Wortspiele (Paronomasien) formuliert: kC/.fJ.OC:; - a.!.Ifwc:;; 6fjAOC:; a.Ö1']AOC:;; 'PW!.I1'] - QV!.I1']. 366 a) Nach diesem Vers muß eine Lücke angenommen werden. 367 a) Die Heilsankündigung der VV. 367-380 könnte ursprünglich an Y.294 angeschlossen haben (Nikiprowetzky). Vgl. dazu Sib 3,619-623; 751-759; II,79.237; 12,87.172; Philo, de
1°93
wird ins Land Asien einkehren, 368 und dann wird auch Europa glücklich sein, der Himmel strahlend, 369 jahrelang gesund, ohne Winterstürme und Hagel, 370 alles hervorbringend, Vögel und Kriechtiere auf der Erde. 3710 Glückseligster, der in jener Zeit leben wirda, Mann 372 oder Frau, es wäre eine Verkündigung vona Seligen, wie unter Hirten. 373 Denn jegliche Gesetzestreue wird vom gestirnten Himmel 374 (herab )kommen auf die Menschen und Gerechtigkeit, und mit ihr zusammen 375 die alles übertreffende besonnene Eintracht unter den Sterblichen 376 und Liebe, Treue, Gastfreundschaft; von ihnen 377 werden Ungesetzlichkeit, Schande, Neid, Zorn, Torheit 378 fliehena, und die Armut wird von den Menschen fliehen und die Not wird fliehen 379 und Mord und verderbliche Streitereien und betrübliche Zänkereien 380 und nächtlich Diebstähle und jegliches Böse in jenen Tagen. 381 aAber Makedonien wird schweres Leid gebären für Asien, 382 für Europa aber wird als größter Schmerz emporsprießen ein falscher Abkömmling 383 aus dem Geschlecht der Kronidena, von einer Sklavenlinie. 384 Jener wird sogar Babyion erbauena, die feste Stadt, 385 und sie, die allen Landes, das die Sonne beschaut, 386 Herrin genannt wurde, wird durch schlimme Verblendung zugrunde gehen, 387 wobei siea kein Gesetz a für die viel herumgetriebenen Spätgeborenen hat. 388 'Es wird einstmals auch unversehens auf den fruchtbaren Boden Asiens kommen 389 ein Mann, der auf seinen Schultern ein purpurnes Gewand trägt, 390 wild, fern der Gerechtigkeit, einer Flamme gleich; denn es erweckte ihn 391 vormals praem. 90ff.; Horaz, 16. Epode, 53 ff. Zum »Hofstil« der Passage vgl. Hesiod, Erga 197201 und Theognis, Elegien, 647ff. 371 a) Vgl. Sib 4,192; PsSal 17,50; Vergil, Ecl. IV, 53. 372 a) Die Hschr. lesen: "ltEVETjCPa"!:O<; ÖOOOV aYQUlJAo<;. Das ist unverständlich. Dafür konjiziert Geffcken, Komposition, 14: XEV EU CPa"!:L<; 00<; EV aYQuuAOL<;; ihm folgt Collins. Geffckken sieht diesen Vers als christliche Interpolation an (wohl im Blick auf Lk 2,8 H.). Das ist unnötig; wie etwa die I. und 4. Ekloge Vergils zeigen, traute man Hirten ein besonderes Gespür für das Göttliche zu. 378 a) Collins verweist darauf, daß die Isis-Aretalogien ein ähnliches utopisches Bild von Gerechtigkeit und Frieden bieten. 381 a) Das Orakel 38r-387 handelt von Alexander d. Gr. 383 a) Anspielung auf den Anspruch Alexanders, den er seit seinem Besuch des ägyptischen Zeus-Ammon-Tempels erhob (vgl. Plurarch, Alex. 26f.; Diodor Q,49ff.; Curtius Rufus 4,7,6-32). Schon Alexanders Murter soll behauptet haben, ein göttliches Wesen in Gestalt einer Schlange habe das Kind gezeugt (Plurareh, Alex. 2f.). 384 a) Wir folgen der hschr. LA ÖOf.LTjOE"taL; Geffcken und Collins lesen ÖEÖUf.Ll'jOE"t'. 387 a) Wir folgen der hschr. LA oil VOf.Lov; die von Geffcken und Collins übernommene Konjektur OÜVO~L' EV ist dem Kontext angemessener. 388 a) Das Orakel vv. 388-400 stellt erhebliche Probleme. Ist der gottlose Mann Alexander d. Gr. (Bousset, ZNW 3; Eddy; Collins) oder Antiochos IV. Epiphanes (Hilgenfeld; Rowley)? Ferner: Ist der 394f. angedeutete wechselseitige Vernichtungs kampf zu beziehen auf Antiochos Epiphanes und seinen Bruder Seleukos IV. und deren Söhne, (Hilgenfeld u. a.) wobei der daneben gepflanzte SproH der Usurpator Alexander Balas wäre (Hilgenfeld u. a., zuletzt Collins), oder ist es der Kampf zwischen Antiochos VIII. Grypos und seinem
I094
der Blitz. Doch ein übles Joch wird ganz Asien ertragen, 392 viel Mord(blut) wird der Boden trinken, wie vom Regen benetzt. 393 Aber es wird völlig verschwinden, und der Hades wird dafür sorgen. 394 Deren Geschlecht er selbst vernichten will, 395. aus deren Geschlecht wird sein Stamm vernichtet werden. 396 Eine einzige Wurzel gibt er, die ein Menschenverderber abhauen wird, 397 aus zehn Hörnerna; neben dieser Pfanze wird er eine andere pflanzen. 398 Er wird den kriegerischen Erzeuger des purpurnen Geschlechts abhauen 399 und wird selbst von den Söhnena, die kriegerische Einmütigkeit zeigen·, 400 vernichtet; und dann wird das daneben aufsprießende Horn a herrschen. 401 'Es wird auch für das nahrungsspendende Phrygien sogleich ein Zeichen sein: 402 wenn das befleckte Geschlecht der Rheaa, das auf der Erde als ein immerwährender Sproß 403 mit nicht dürstenden Wurzeln erblühte, 404 mit Stumpf und Stiel in einer einzigen Nacht vernichtet wird, 4°5 in der Stadt des Erderschütterers und Erdbewegers·mitsamt ihren Männern; 406 diese (Stadt) werden sie einst Dorylaiona nennen 407 im alten, tränenreichen, schwarzen Phrygien. 408 Jene Zeit wird den Namen erderschütternde tragen; 409 die verborgenen Höhlen in der Erde wird sie aufsprengen und Stadtmauern wird sie brechen. 410 Diese Zeichen werden den Anfang nicht von Gutem, sondern von Bösem markieren. 41 I Es wird Führer haben, die im Kampfe aller Stämme erfahren sind, 412 es bringt die Aeneaden hervor, die gleichen Blutes' wie die Ureinwohner sind. 413 Aber danach wirst du ein Raub von begehrlichen Männernasein. 414 Ilion, ich beklage dich; denn es läßt die Rachegöttin in Sparta 415 emporsteigen einer sehr schönen, weitgerühmten und vortrefflichen Schößling., 416 sobald sie die weite Brandung Eropas und Asiens verlassen hat; 417 die vor allem wird sie mühsale und Klagen und Seufzer 418 bringen; der Ruhm der künftigen (Geschehnisse) wird nicht altern. 419 Und darauf wird es einen alten Mann·, einen Lügenschreiber, geben, Halbbruder Antiochos IX. Kyzikenos und deren Söhnen (Geffcken, Komposition, 10f.)? Beide Lösungen müssen einzelne Ungenauigkeiten in Kauf nehmen. 397 a) Vgl. Dan 7,7· 399 a) "Le texte est desespere« (Nikiprowetzky). Wir folgen der Konjektur Geffckens. 400 a) Vgl. Dan 7,8. 401 a) Die W. 4°1-418 geben ein Orakel über den Untergang Trojas wieder, das zumeist auf die erythräische Sibylle zurückgeführt wird (zuletzt von Collins). 402 a) Nach W. 138-14° schickte Rhea ihren Sohn Zeus nach der Geburt nach Phrygien. 405 a) Homerisches Beiwort des Poseidon. 406 a) Dorylaion ist eine nordphrygische Stadt; ihre Identifikation mit Troia ist unerklärbar. 412 a) Wir lesen mit Lanchester ALvea öai YEVEÜ<; statt des hschr. ALvaaöa<; ÖEÖ01J<;. 413 a) Menelaos ist gemeint 415 a) Helena ist gemeint. 419 a) Homer ist gemeint. Kritik an Homer übt auch Josephus, c.Ap. II, 256, unter Berufung auf Platon, Rep. III, 398A. Daß Homer die Sibylle bestohlen habe, :luch bei Laktanz,
I095
420 mit erlogener Heimat; und das Licht in seinen Augen wird erlöschen. 42 I Er wird großen Verstand haben und ein seinen Gedanken angemessenes Wort 422 bestehend aus zwei Namena: Einen Mann aus Chios wird er sich nennen 423 und er wird die Geschehnisse um Ilion schreiben - zwar nicht wahrheitsgetreu, 424 aber klug; denn er wird meine Worte und mein Versmaß beherrschen. 425 Er wird nämlich als erster meine Bücher mit seinen Händen aufrollen. 426 Er wird die Helden des Krieges sehr schmücken, 427 Hektor, den Sohn des Priamus, Achilles, der Sohn des Peleus, 428 und die anderen, die sich mit den Werken des Krieges befassen. 429 Und er wird ihnen Götter zur Seite stehen lassen, 430 ganz nach der Art von Lügenschreibern, (obwohl sie) hohlköpfige Menschen (waren), 43 I und es bringt ihnen noch weit größeren Ruhm zu sterben 432 in Ilion; er selbst aber wird eine dementsprechende Belohnung erhalten. 433 aUnd für Lykien wird des Lokros Geschlecht viel Schlimmes bereiten. 434 Chalkedon, das du eine Furt durch die Meeresenge hast, 435 auch dich wird einst ein ätolisches Kind vernichten. 436 Kyzikos, auch dir wird das Meer stattlichen Reichtum entreißen. 437 Und auch du, Byzanz, wirst in Asien gern Krieg führen 438 und wirst doch nur Seufzen und unendliches Blutvergießen davon haben. 439 Kragos, hoher Berg in Lykien, von deinen Gipfeln 440 wird, wenn der Fels Schlünde öffnet, Wasser strömen, 44I bis es auch Pataras a weissagenden Zeichen ein Ende macht. 442 Kyzikos, Bewohnerin der Propontis, die mit Wein handelt, 443 der Rhyndakos wird um dich herum seine emporschwellende Woge brausen lassen. 444 Und du, Rhodos, lange Zeit wirst du ohne Knechtschaft sein, 445 Tochter des Tages, später wirst du auch großen Reichtum 446 haben, auf dem Meer wirst du Macht vor anderen haben. 447 Aber nachher wirst du eine Beute für gierige Menschen werden a 448 aufgrund deiner Schönheit und Wohlhabenheit; ein schlimmes Joch wirst du auf deinen Nacken tragen. 449 'Ein lydisches Erdbeben wird Persiens (Macht) vernichten 450 und schlimmste Leiden für Europa und Asien bringen. 45 I Der abscheuliche König der Sidonier und das Kriegsgeschrei anderer 45+ werden auf dem Meerweg den Samiern ein abscheuliches Verderben bringen. 453 Das Erdreich wird ins Meer fließen infolge des Bludiv.inst. I,6,9; Diodorus Siculus 4,66. Aristobul, frg. 5, spricht von Entlehnungen Homers aus Mose. In Sib II,I63-I7I, wird Ähnliches über Vergil gesagt. 422 a) Sc. Ilias und Odyssee. 433 a) In VV. 433-488 folgen Unheilsankündigungen über verschiedene Länder und Städte. "Es sind Orakel in ganz wirrer Folge, die meisten lassen so, wie sie sind, kaum eine Interpretation zu« (Geffcken, Komposition, 8). 44I a) Patara war Sitz eines Apollon-Orakels. 447 a) Rhodos wurde I67 v.Chr. von Rom unterworfen. 449 a) Dieses Orakel VV. 449-456 wird von Geffcken, Komposition, 8, in den Perserkrieg datiert.
tes der Männer, 454 die umkommen; die Ehefrauen aber mit den prächtig gekleideten Töchtern 455 werden den schmählichen Frevel, der ihnen angetan wurde, bejammern 456 die einen (klagen) über die Toten, die anderen über die umkommenden Söhne. 457 Zeichen für Zypern: Ein Erdbeben wird die Schlachtreihen vernichten, 458 und viele Seelen wird auf einmal der Hades aufnehmen. 459 Tralles aber, die Nachbarstadt von Ephesus, wird durch ein Erdbeben zerstören 460 seine wohlgebauten Mauern und sein Volk von verdrossenen Männern. 46I Die Erde wird siedendes Wasser hervorsprudeln lassen, wiederum 462 wird es die beschwerte Erde trinken: Schwefel geruch wird sich ausbreiten. 463 Und Samos wird zu dieser Zeit Königspaläste erbauen. 464 aZu dir, Italien, wird kein fremder Krieg kommen, 465 sondern einheimisches Blutvergießen, vielbejammert, nicht leicht aufzuhalten, 466 wird dich, du allgekannte und schamlose (Nation), vernichten. 467 Und wenn du bei heißer Asche ausgestreckt sein wirst, 468 wirst du dich selbst hinmorden, ohne daß dein Herz sich darum kümmert. 469 Du wirst nicht mehr die Mutter tüchtiger Männer, sondern die Amme von Bestien seina. 470 aAber wenn von Italien ein zersörerischer Mann kommen wird, 47I dann wirst du, Laodizea, in jähem Sturz dahingestreckt, 472 du herrliche Stadt der Karer am wunderbaren Wasser des Lykos, 473 wirst schweigen, nachdem du deinena? übermütigen Vater beklagt hast. 474 Die thrakischen Krobyzer werden sich erheben gegen den Haimon. 475 Den Kampanern werden die Zähne klappern auf Grund des übergroßen 476 Hungers; nachdem es aber den bejahrten Vater beklagt hat, 477 wird Kyrnos (Korsika) und wird Sardo durch große Wirbelstürme 478 und durch Schläge des heiligen Gottes in die Tiefe des Meeres 479 ver. senkt werden, unter die Woge, zusammen mit ihrer seefahrenden Bevölkerung. 480 Wehe! Wie viele Jungfrauen a?wird der Hades ehelichen! 48 I Wie viele unbestattete Jünglinge wird der Abgrund versorgen! 482 Wehe über die Säuglinge und den großen Reichtum, die im Wasser einhertreiben! 483 Das glückliche Land der Myser wird ein königliches Geschlecht plötzlich 484 hervorbringen. Keine lange Zeit wird jedoch in der Tat 485 Karthago'bestehen. Die Galater werden eine seufz erreiche Klageb ? haben. 464 a) Das Orakel W. 464-469 wird von Geffcken in die Zeit des mars ischen Bundesgenossenkrieges 91-88 v.Chr. datiert. Nach Collins paßt es in die Zeit zwischen dem späten 2.
und frühen I.Jahrh. v.Chr. 469 a) Vgl.Jes 13,19-22; Horaz, 16. Epode, 9f. 470 a) Das Orakel vv. 470-473 bezieht sich auf Sullas Feldzug in Kleinasien, terminus post quem ist also 88 v.Chr. 473 a) Walrrscheinlich Zeus, der oft auf laodikenischen Münzen erscheint. 480 a) Zum Motiv vgl. Sophokles, Antig. 816; Euripides, Or. 1109. 485 a) Anspielung auf die Zerstörung Karthagos 146 v.Chr. Geffcken zu 484 f.: »alles unsicher, nur soviel sicher, daß vor 485 Lücke ist«. b) Vgl. Sib 4,106.
1°97
486 Auch für Tenedosawird das Unheil zuletzt, aber am größten kommen. 487 Und das eherne Sikyonawird sich mit Gebrüll über dich, Karinth, 488 brüsten; doch die Flöte - (Trompete) wird vielleicht rufen. 489 aAls mein Herz ein Ende gemacht hatte mit dem inspirierten Lied, 490 abermals ein Orakel des großen Gottes mir in die Brust 491 flog und mir befahl, über die Erde zu weissagen. 492 -Wehe dem Geschlecht phönikischer Männer und Frauen 493 und allen Städten an der Meeresküste! Keine von euch 494 wird unter dem Licht der Sonne im gemeinsamen Licht erscheinen, 495 anoch wird bei euch fernerhin die Zahl und der Stamm des Lebens sein 496 aufgrund der ungerechten Rede und eines gesetzlosen, unkeuschen Lebens, 497 welches alle gefürt haben, indem sie ihren unkeuschen Mund öffneten, 498 und schreckliche, lügnerische und ungerechte Reden haben sie geführt 499 und haben sich entgegengestellt Gott, dem großen König, 500 und haben lügnerisch ihren unreinen Mund geöffnet. Daher wird Gott sie 501 mit Schlägen schrecklich zugrunderichten mehr als jedes (andere) 502 Land und ihnen ein bitteres Los senden, 503 indem er ihre Städte und zahlreichen Gebäude von Grund auf verbrennt. 504 Wehe dir, du an Schmerzen reiches Kreta!a Auch gegen dich wird kommenb? 505 ein Schlag und schrecklich wird er dich ewig verwüsten. 506 Das ganze Land wird dich wieder in Rauch aufgehen sehen, 507 und in Ewigkeit wird das Feuer nicht von dir ablassen, sondern du wirst brennen. 508 -Wehe dir, Thrakien, wie wirst du unter das knechtische Joch kommen! 509 Wenn die Galater, vermischt mit den Dardaniden, 510 Griechenland im Ansturm verwüstena, dann wird es für dich schlimm sein; 5I I einem fremden Land wirst du Tributa zahlen, aber nicht empfangen. 512 aWehe dir Gag und allen der Reihe nach mit Magag! 513 Wieviel Schlimmes führt das Schicksal a ? gegen dich heran von Seiten der Marser oder Daker! 514 Viel (Schlimmes) auch für die Söhne der Lykier, Myser und Phrygier. sr 5 Viele Völker der Pamphyler 486 487 489 492 495 504
a) Tenedos ist eine Insel vor der Küste der Troas. a) Sikyon ist die westl. Nachbarstadt Korinths. a) Zu VV. 489-491 vgl. VV. 1-7 u. Ö. a) Vgl. Sib 5>456; 7,64; 1Z,10P53; 14,80. a) Zu VV. 495 -500 vgl. Henaeth 5,4f.; 27,z; 90,3 f. a) Vielleicht Anspielung auf die Unterwerfung Kretas durch Q. Caecilius Metellus 69-67 v.Chr. (Nikiprowetzky); nach GeHcken dagegen ein Orakel. "das in seiner Unbestimmheit zeitlos bleibt« (Komposition, 5). b) Vgl.Jes 3409f. 508 a) Die Vv. 508- 511 bezieht Geffcken auf den Krieg, den Eumenes von Pergamon gegen Makedonien mit Unterstützung gallischer Hilfstruppen führte (Komposition, 9). 5IO '1) Man wird an den Galliereinfall 280 v.Chr. denken. 5 I I a) Ergänzt von Geffcken. 512 a) Vgl. Vv. 319f. 513 a) Die überlieferten Textformen sind unverständlich; aus der Fülle der Konjekturen übernehmen wir mit Nikiprowetzky 348f.;Im Versanfang MaQOfDv f\ LlaxUJv.
und Lyder werden fallen 5 16 und der Mauerer und Äthiopier und barbarische Sprachen sprechender Völker, 517 (nämlich) der Kappadokier und Araber; was aber soll ich jedes der Reihe nach 518 nennen? Denn allen Völkern, welche die Erde bewohnen, 519 wird der Höchste einen schrecklichen Schlag schicken. 520 aWenn aber gegen die Griechen ein sehr barbarisches Volk heranzieht, 521 wird es viele auserlesene Männer verderben 522 und viele fette Schafe der Menschenavernichten 523 und Herden von Pferden, Mauleseln und laut brüllenden Rindern; 524 wohlgebaute Häuser werden sie, des Rechts a nicht achtend, mit Feuer niederbrennen; 525 aviele Personen werden sie als Sklaven zwangsweise in ein anderes Land 526 bringen und Kinder und tiefgegürtete zarte Frauen 527 aus den Brautgemächern, die mit ihren früher an Luxus gewöhnten Füßen hinfallena; 528 sie werden (sie) sehen in Banden von barbarischen Feinden 529 jeglichen schrecklichen Frevel erleidend; und nicht wird es für sie geben (jemanden), 530 der ihnen ein wenig den Krieg abwehrt und ein Beistand im Leben ist. 531 Sie werden sehen, wie die eigenen Besitztümer und den ganzen Reichtum 532 der Feind genießt, zittern werden ihre Knie. 533 Hundert werden fliehen, aber einer wird sie alle vernichtena; 534 fünf aber werden einen mächtigen Streit erregen; sie aber, ihnen gegenüber 535 schimpflich zusammengeworfen, werden in einem schrecklichen und tosenden Krieg 536 den Feinden Freude bringen, den Hellenen aber Trauer. 537 So wird das knechtische Joch ganz Hellas (auferlegt werden); 538 alle Sterblichen zugleich wird Krieg und Pest bedrängena. 539 Gott wird den hohen Himmel droben ehern machen a 540 und Regenlosigkeit über die ganze Erde (bringen) und sie wird wie Eisen werden. 541 Aber dann werden die Sterblichen alle furchtbar weinen 542 über die Saatlosigkeit und Ungepflügtheit; und Feuer auf die Erde a 543 wird er, der Himmel und Erde gründete, als dichten Teppich a legen, 544 und von allen Menschen wird nur noch der dritte Teil leben". 545 aO Hellas, warum vertraust du auf menschliche Führer, 520 a) Die VV. 520- 572 beziehen sich nach Geffcken auf die Leiden Griechenlands unter der Römerherrschaft seit der Mitte des 2. vorehr. Jh., weniger wahrscheinlich auf die Zeit Sullas (Komposition 6). Collins erwägt den Galliereinfall. - Zur Interpretation dieser Passage vgl. Y. Amir, der das Ineinander von biblischen und homerischen Anklängen deutlich macht. 522 a) Vgl. Deut 28,JI.5 o.p;Jer 5,'7. 524 a) Zu VV. 524- 526 vgl. Ez 16,41; Homer, II. I 593 f. 525 a) Zu vv. 525-530 vgl. Deut 28,j2-H. 527 a) Vgl. Deut 28,56. 533 a) Vgl. Deut }2,30;Jos 23,1o;Jes 30,17· 538 a) Vgl. Y.603; Frg. 3,20. Geffcken erkennt unter Verweis auf Thukydides II 54 »antike Orakelsprache«. 539 a) Vgl. Deut 28,23; Henaeth 80,2. 542 a) Vgl. Sib 5,246; Ps 104,}2 LXX. 544 a) Vgl. Sach 13,8; Apc 9,15· 545 a) Vgl. SapSal 14,'7-20.
1°99
546 sterbliche, die dem tödlichen Ende nicht entgehen können? 547 Wozu bringst du nichtige Gaben den Toten dar, 548 opferst Götzen? Wer hat dir den Irrtum ins Herz gelegt, 549 solches zu tun, nachdem du das Angesicht des grogen Gottes verlassen hast? 550 Hab' Ehrfurcht vor dem Namen des Allerzeugers und vergig ihn nicht. 551 Tausend Jahre und fünf weitere Jahrhunderte sind es, 552 seitdem hochmütige Könige herrschten 553 aüber die Hellenen, die unter den Sterblichen die Anfänge des Bösen eigeführt haben, 554 indem sie viele Bilder von toten Götzen für Verstorbene (aufstellten), 555 um deretwillen ihr dazu angeleitet wurdet, Nichtiges zu denken. 556 Aber wenn der Zorn des großen Gottes über euch kommen wird, 557 dann werdet ihr erkennen des großen Gottes Angesicht. 558 Alle Menschenseelen werden mit großem Seufzen, 559 die Hände zum weiten Himmel emporhebend, 560 beginnen, den großen König als Helfer anzurufen 561 'und zu suchen, wer der Befreier von dem großen Zorn sein werde. 562 Aber wohlan, lerne dies und nimm es zu Herzen, 563 welche Leiden es geben wird im Laufe der Jahre. 564 Und wenn Hellas die, welche es opferte von Rindern und laut brüllenden Stieren, 565 zum Tempel des großen Gottes als Ganzopfer dargebracht hat, 566 wirst du entfliehen dem Lärm des Krieges und der Furcht 567 und der Pest und wirst noch einmal dem Knechtsjoch entgehen. 568 Aber bis dahin wird ein Geschlecht von gottlosen Männern existieren, 569 bis dieser schicksalhafte Tag diese Vollendung bingt; 570 denn ihr werdet Gott nichta opfern, bis alles geschehe. 571 Was der einzige Gott beschließen wird, wird nicht ohne Vollendung bleiben; 572 eine harte Notwendigkeit wird darauf liegen, daß alles erfüllt werde. 573 aDann wird wiederum ein heiliges Geschlecht frommer Männer leben, 574 die den Ratschlüssen und dem Sinn des Höchsten anhangen, 575 die den Tempel des großen Gottes verherrlichen werden 576 mit Trankopfern und Fettduft und heiligen Hekatomben, 577 mit Opfern von wohlgenährten Stieren und von fehllosen Widdern 578 und von Erstlingsgeburten von Schafen und von fettem Vieh von Lämmern, 579 die sie auf dem großen Altar heilig als Ganzopfer darbringen. 58o In Gerechtigkeit - haben sie doch das Gesetz des Höchsten erlangt. - 581 werden sie glückselig Städte und fruchtbare Felder bewohnen, 582 selbst werden sie, vom Unsterblichen erhöht, Propheten 583 sein, die allen Sterblichen groge Freude bringen. 584 Denn ihnen allein gab der große Gott verständigen Rat, 585 Treue, und besten Denken ins Herz. 5S6 aSie (brauchen) nicht leere 553 561 570 573 586
a) a) a) a) a)
1100
Zu VV. 553-555 vgl. SapSal 1310; 14,12. V gl. SapSal 18,20-24. Vgl. 4. Es!" 5,45-49; 1QpHab 6 u. ö. Zum folgenden Preis des Judentums vgl. Vv. 218-220. Zum folgenden vgl. SapSal 13,15;Jes 44,8-20.
Täuschungen, auch Werke von Menschen, 587 agoldene und eherne und silberne und elfenbeinerne, 588 und hölzerne und steinerne Bilder von toten Götzen, 589 tönerne, mit Mennige gefärbte, und naturgetreu" angemalte Figuren 590 verehren sie nicht, was die Sterblichen in ihren auf Nichtiges gerichteten Gedanken (sonst) tun. 591 ,Vielmehr erheben sie zum Himmel ihre reinen Hände 592 frühmorgens, (kaum) vom Lager aufgestanden, reinigen sie stets ihre Hände a 593 mit Wasser und ehren allein den immer gebietenden 594 Unsterblichen und danach die Eltern. Danach am meisten unter allen 595 Menschen gedenken sie der Reinheit ihres Lagers 596 und haben keinen unreinen Umgang mit männlicher Jugend', 597 wie (es) die Phönizier, Ägypter, Latiner 598 und das weiträumige Hellas und die vielen Völker der anderen, 599 der Perser und Galater und ganz Asiens, (tun,) übertretend 600 das heilige Gesetz des großen Gottes, das sie (auch sonst) übertreten haben - 601 aufgrund dessen wird der Unsterbliche allen Sterblichen bereiten 602 Unheil, Hunger, Leiden und Seufzen, 603 Krieg und Pest und tränenreiche Schmerzena. 604 Denn den unsterblichen Erzeuger aller Menschen 605 wollten sie nicht rein verehren, sondern sie verehrten Götzen, 606 ,die von Händen gemacht sind, damit Dinge verehrend, die die Sterblichen selbst wegwerfen werden, 607 indem sie sie in Felsspalten verbergen der Schande wegen, 608 wenn ein junger König Ägyptens als siebenter herrschta 609 über sein eigenes Land, gezählt nach der Griechen 6ro Herrschaft, über die die schrecklichen' Makedonier herrschen werden. 6r 1 Aus Asien kommt aber ein großer König', ein flammender Adler, 6I2 der das ganze Land mit Fußvolk und Reitern beschatten wird, 613 alles wird er zerschlagen und alles mit Unheil erfüllen; 6r4 er wird Ägyptens Königreich zu Boden werfen; nachdem er alle 615 Schätze herausgeholt 587 589 59' 592
a) Vgl. Ps eu Sophokles 4f. (Denis 163). a) Vgl. Ez 8,10; SapSai 15,4f. a) Zu VV. 591f. vgl. Sib 4,I65f. a) GeHcken liest hier - gefolgt von Collins - Xgoa statt des hschr. XELgW:;, wobei er der indirekten Überlieferung des Textes durch Clemens Alexandrinus folgt, u.E. zu Unrecht. 596 a) Vgl. v. 185. 603 a) Vgl. Frg. 3,20; Pseu Orpheus V. ,6 (Denis 165). 606 a) Vgl. Jes 2,18 f.; 31,7. 608 a) Ptolemaios VI. Philometor war beim Einfall Antiochos< IV. i.J. I701r69 v.Chr. noch jung; vgl. Livius 42,29,5 H. Nikiprowetzky bezieht die Stelle auf Kleopatra, die aber in der Antike nie als siebente Königin gezählt wurde. 610 a) Das Adjektiv iioJtE"toc:; bedeutet »unsäglich«, »unaussprechlich«, es scheint hier eher mit negativem Beiklang gemeint zu sein, vgl. Sib 4,175; 11,13 (mit Nikiprowetzky gegen Collins, der "wonderfui« übersetzt). 61 I a) Vgl. Töpferorakel, COl.,; AssMos 3,1; Dan II,4of. - Während man hier zumeist die Invasion Antiochos IV erkennt (so zuletzt A. Momigliano, Portato storico), möchte Collins diesen konkreten Bezug abschwächen: »The present passage may be influenced by the relatively recent memory of Antiochus, but should be taken as a more general reference« (z.St.).
1101
hat, wird er über den breiten Rücken des Meeres zurückfahren. 616 Und dann werden sie dem großen Gott, 617 dem unsterblichen König, das weiße Knie beugen in einem fruchtreichen Land a; 618 die von Händen gemachten Werke aber werden alle durch die Feuersflamme fallena. 619 Und dann wird Gott den Männern großen Erfolg geben; 620 adenn die Erde, die Bäume, die unzählbaren Herden 621 werden den Menschen den richtigen Ertrag geben 622 an Wein, an süßem Honig und weißer Milch 623 und an Getreide, was für die Menschen das Allerschönste ista. 624 Aber du, listenreicher Sterblicher, zögere nicht säumig, 625 sondern kehre um, bekehre dich und versöhne Gott! 626 Opfere Gott Hekatomben von Stieren und auch von 627 erstgeborenen Lämmern und Ziegen zu regelmäßig wiederkehrenden Zeiten. 628 Aber suche ihn zu versöhnen, den unsterblichen Gott, ob er etwa Erbarmen mit dir hat. 629 Er allein ist Gott und es existiert kein anderer a • 630 Ehre die Gerechtigkeit und bedränge niemandena; 631 denn das befiehlt der Unsterbliche den elenden Sterblichen. 6]2 Aber du hüte dich vor dem Zorn des großen Gottes, 633 wenn für alle Sterblichen das Ende (in Gestalt) der Pest 634 kommt und sie eine furchtbare Strafe zu erleiden haben, 635 wenn ein König den anderen gefangennimmta? und ihn seines Landes beraubt, 636 wenn ein Volk das andere verwüstetaund die Machthaber die Volksstämme, 637 wenn alle Führer in ein anderes Land fliehen 638 und das Land seine Bewohner wechselt, und eine barbarische Herrschafta 639 ganz Hellas verwüstet und dem reichen Land 640 seinen Reichturn wegnimmt, und sie gegeneinander in Streit 641 geraten um Goldes und Silbers willen - es wird 642 die Habgier eine schlechte Lenkerin für die Städte sein. 643 In fremdem Land werden alle unbestattet bleiben, 644 und Geier und wilde Landtiere 645 werden ihr Fleisch verderbena. Wenn dies alles vollendet sein wird, 646 dann wird die riesige Erde die Überreste der Gestorbenen aufzehren; 647 sie selbst aber wird gänzlich ohne Saat und Pflügung sein, 648 und verkündet so, die Arme, das Verderben von Tausenden von Menschen a; 649 während langer Zeitläufe im Umlauf der Jahre 617 a) Zu V. 6I6f. vgl. Jes I9,I9f.; 45,24. 618 a) Vgl.Jes 2,I8-20;Jer 51,17-19; SapSal 14,8-11. 620 a) Vgl. Sib 2,29-32; 3,388ff. 659f. 744ff.; Henaeth 1O,I8f. 623 a) Vgl. PlUlo, spec.leg. 2,181. 629 a) Vgl. Deut 4,35; 32,39;Jes 43,10; 45,5-14.18 630 a) Vgl. Sib 2,56f.; Ez 18,7. 635 a) Vgl. Henaeth 99,4; 2Bar 70,3; 4· Esr 6,24; 903; I 3,30f.; Mk 13,8; Mt 24,7. 638 a) Vgl. VV. poH.; 732ff. 645 a) Vgl. PsSaI4,I9; Deut 28,26. 648 a) Geffcken nimmt ZU Recht nach V. 648 eine Lücke an, "in der das Subjekt (d.h. die Gerechten, vgl. Laktant. div.inst. VII 26,4) und Prädikat zu den Objekten des V. 650 standen (v gl. V. 727)« (z.St.). Der Laktanz-Text lautet: »turn per annos septem perpetes intectae erunt silvae nec excidetur de montibus lignum, sed arma gentium comburentur«.
II02
650 arunde und lange Schilde und Wurfspieße und Waffen jeglicher Art, 651 und nicht wird man im Wald Holz schlagen für den Schein des Feuers. 652 Und dann wird Gott vom Ostena einen König senden, 653 der weltweit dem schlimmen Krieg ein Ende machen wird, 654 indem er die einen tötet, den anderen aber Treueide auferlegt. 655 Dies alles wird er nicht nach einem Ratschluß vollbringen, 656 sondern im Gehorsam gegenüber den edlen Satzungen des großen Gottes. 657 Das Volk' aber des großen Gottes wird von wunderbarem Reichtum 658 erfüllt sein, von Gold, Silber und Purpurschmuck, 659 und die Erde wird Frucht bringen und das Meer 660 voll von Gütern sein. Und es werden die Könige anfangen 66 I einander zu zürnen und Böses in ihrem Herzen zu bewegena: 662 Der Neid ist nichts Gutes für die elenden Sterblichen. 663 aAber die Könige der Völker werden wieder gegen jenes Land 664 vereint anstürmen, wobei sie sich selbst den Untergang bereiten; 665 denn den Tempel des großen Gottes und die trefflichsten Männer 666 wollen sie vernichten. Sobald sie in das Land gekommen sind, 667 awerden die schändlichen Könige rings um die Stadt 668 jeder seinen Thron aufstellen und ein treuloses Volk bei sich habena. 669 Aber da wird Gott mit lauter Stimme sprechen zu dem ganzen 670 unerzogenen, eitel gesonnenen Volka , und das Gericht für sie 671 wird vom großen Gott kommen, und alle werden zugrunde gerichtet 672 von unsterblicher Hand. Vom Himmel werden fallen 673 feurige Schwerter auf die Erde, Fackeln, 674 großer Lichtglanz wird kommen, aufstrahlend inmitten der Männer. 675 Die Allmutter Erde wird in jenen Tagen erschüttert werden 676 von der Hand des Unsterblichen, und die Fische im Meer 677 und alle Landtiere und die unzähligen Arten der Vögela 678 und alle Menschenseelen und das ganze Meer 679 wird zittern vor dem Angesicht des Unsterblichen und Furcht wird herrschen. 680 aDie unzugänglichen Gipfel der Berge und die ungeheuren Hügel 68 I wird er zerbrechen und das Dunkel des Erebos wird allen sichtbar sein. 682 'Die luftigen Schluchten in den hohen Gebirgen 683 werden voll von Leichen sein; die Felsen werden strö650 a) Zu V. 65of. vgl. Ez 39,9. 652 a) Vgl. V.286; 5,109; 13,151.164; Töpferorakel col. 2. 657 a) Statt des hschr. überlieferten Aa6c; (tP) konjiziert eine grolle Zahl von Forschern va6c; (Rzach, Geffcken, Collins, Peretti); dagegen: Lanchester, Nikiprowetzky. - Zum bibl. Hintergrund vgl. Jes 60,5-7; Ps 72,1Of. (LXX). 661 a) Vgl. Henaeth 56,7. 663 a) Vgl. Ps 2; + Esr '3,33; 2 Bar 6,10. 667 a) Zu V. 667 f. vgI. Jer 1,15· 668 a) Vgl. Hystaspes-Orakel b. Laktanz, div.inst. 7,[7. 670 a) Vgl. Deut )2,21.28. 677 a) VgI. Ez 38,20ff. 680 a) VgI. Henaeth 1,6; Mi 1,4; Jes 40,+ 682 a) Zum folgenden vgl.Jes '5,9; 29,6; 3°03°; Ez )2,4ff.; 35,8.
11°3
men 684 von Blut, und jeder Gießbach wird die Ebene (damit) überschwemmen. 685 Zu Boden stürzen werden alle wohlgebauten Mauern a 686 der feindlichen Männer, weil sie das Gesetz nicht erkannten 687 noch das Gericht des großen Gottes, sondern in törichtem Sinn 688 seid ihr gegen den Tempel gestürmt und habt die Lanzen gegen ihn erhoben. 689 Und Gott wird sie alle richten durch Krieg oder Schwert, 690 durch Feuer und Regengüsse, und es wird 691 Schwefel vom Himmel herabkommen, ferner Steinhagel, 692 groß und schwer; der Tod wird über die Tierwelt kommen. 693 Und dann werden sie den unsterblichen Gott erkennen, der solches Gericht übt. 694 Wehklage und Geschrei wird über die weite Erde 695 kommen von sterbenden Männern; und alle werden lautlos 696 in ihrem Blute baden. Aber auch die Erde selbst wird trinken 697 vom Blut der Sterbenden, und die wilden Tiere werden von ihrem Fleisch statt werden. 698 aDer große und ewige Gott selbst hat mir 699 dies zu weissagen geboten, und es wird nicht ohne Erfüllung bleiben 700 noch ohne Vollendung, was er nur in seinem Geist festgesetzt hat; 701 denn der Geist Gottes ist in der Welt ohne Trug a. 702 Aber die Söhne des großen Gottes werden alle um den Tempel herum 703 in Ruhe leben und sich an dem erfreuen, 704 was der Schöpfer, gerechte Richter und Alleinherrscher geben wird. 705 Er selbst wird sie allein beschützen und ihnen starken Beistand leisten, 706 gleichsam ringsherum eine Mauer aus flammendem Feuer-. 707 Ohne Krieg werden sie leben in Städten und Dörfern. 708 Denn nicht die Hand des bösen Krieges (brauchen sie), vielmehr wird für sie 709 der Unsterbliche selbst Kämpfer sein und die Hand des Heiligena. 710 Und dann werden alle Inseln und Städte sagena: 7II »Wie sehr liebt der Unsterbliche diese Männer; 712 denn alles kämpft für sie und hilft ihnen: 713 der Himmel, die von Gott gelenkte Sonne und der Mond.«a 714 Die Allmutter Erde wird in jenen Tagen erschüttert werden- 715 aAus ihrem Munde werden sie liebliche Worte ausgehen lassen in Liedern: 716 »Kommt, laßt uns alle zur Erde niederfallen und flehen a 717 zum unsterblichen König, dem großen und ewigen Gott! 718 Laßt uns (Gaben) schicken zum Tempel; denn er allein ist Herrscher, 719 und laßt uns alle das Gesetz des höchsten Gottes bedenken, 685 a) 698 a) 701 a) 706 a) 709 a) 7IO a) 713 a) 714 a)
Vgl.Jes 24,23 (LXX). Zu V. 698 f. vgl. vv. 1-7 u. ö. Vgl. SapSal 1,7. V gl. Sach 2,5 Vgl. Ex 14,25; Jes 41,10; 2. Makk 8, 24,36. Vgl. Jes 24,15; 41,1; 42,10; Ps 72,10 LXX. Vgl. SapSal 16,17.24; 5017-23. Dieser mit V. 675 wörtlich gleiche Vers wird von fast allen Herausgebern und Übersetzern athetiert (Geffcken, Lanchester, Bate, Pincherle, Kurfess). 715 a) Die vv. 715-73 I sind am Vorbild der Pss 95- 100 ausgerichtet. 716 a) Vgl. Jes 2,3; Ps 122,1; Mich 4,2; Jes 60,5 f. u. ö.; Sib 5,493-5°0.
II04
720 weIches das gerechteste aller (Gesetze) auf Erden ist. 72I Wir aber waren vom Weg des Unsterblichen abgeirrt· 722 und verehrten von Händen gemachte Werke in unsrem unverständligen Herzen, 723 Götzenbilder und Statuen verstorbener Menschen.« 724 Dieses werden die Seelen gläubiger Menschen rufen: 725' »Kommt her, laßt uns auf unser Angesicht niederfallen, dem Volk Gottes gemäß, 726 und mit Liedern Gott, den Schöpfer, in jedem Haus erfreuen, 727 wobei wir uns die Waffen der Feinde' auf der ganzen Erde beschaffen, 728 sieben Zeiten lang im Umlauf der Jahre, 729 runde und lange Schilde und Helme und Waffen jeglicher Art, 730 auch eine große Menge von Bogen und ungerechten Wurfgeschossen; 73 I auch wird man nicht mehr Holz schlagen für den Schein des Feuers.« 732 Aber du, unglückliches Hellas, hör' auf, hochmütig zu denken, 733 flehe den großmütigen Unsterblichen an und hüte dich: 734 Sende nicht wieder dein unbesonnenes Volk gegen diese Stadt, 735 weIches nicht aus dem heiligen Lande des Großen ist. 736 Verstöre nicht Kamarina; denn es ist besser unverstört'; 737 (verstöre nicht) den Leoparden' auf seinem Lager, damit dir nicht Unheil zustoße. 738 Halte dich fern und habe in deiner Brust kein hochmütiges 739 und trotziges Herz, indem du zum gewaltigen Kampf rüstest, 740 und diene dem großen Gott, damit du hieran Anteil erhältst. 741 Wenn der vom Schicksal bestimmte Tag vollendet wird 742' und über die Sterblichen das Gericht des unsterblichen Gottes kommt", 743 dann wird über die Menschen kommen gesagtes Gericht und auch die Herrschaft,. 744 Die Erde nämlich, die Allmutter, wird den Sterblichen geben beste 745 und unermeßliche Frucht an Weizen, Wein und Öl, 746 aber den angenehmen Trank süßen Honigs vom Himmel herab, 747 und die Früchte der Fruchtbäume und fette Schafe 748 und Rinder und von den Schafen Lämmer und von den Ziegen junge Ziegen; 749 sie wird süße Quellen wei72I a) Vgl. SapSaI5,6. 725 a) Geffcken betrachtet - im Anschluß an Wilamowitz - die vv. 725 -73 I als »eine alberne Interpolation, hervorgerufen durch v. 724 'w'Ü,a« (Komposition, I2, Anm, 3), hat damit aber kaum Gefolgschaft gefunden. 727 a) Zu VV. 727-73r vgl. Ez 39,9f. 736 a) V gl. den Kommentar des Servius zu Vergil, Aen. 3,700: Vor Kamarina sei ein Sumpfgebiet gewesen, das die Bewohner austrocknen wollten. Der delphische Apollo habe auf ihre Anfrage geantwortet: »Bring Kamarina nicht in Bewegung; es bleibt besser unbewegt«. Man habe dieses Orakel mißachtet, den Sumpf ausgetrocknet und dadurch Feinden den Zugang zur Stadt verschafft. Vgl. auch Lukian, Pseudolog. 32. 737 a) J B. Bauer, RhMus 99, I956,95f. schlägt mit erwägenswerten Gründen die Übersetzung vor: »Weck< das Meerungeheuer nicht aus seiner Ruhe, damit es dir nicht schlimm ergehe«. 742 a) Dieser Vers ist nicht in der direkten Überlieferung erhalten, sondern nur in einem Zitat bei Laktanz, div, inst, 7,20,1.; Rzach, Geffcken, Lanchester u, Kurfess arhetieren ihn. 743 a) Zum Gerichtstag vgl. Am 5,r8;Jes 2,12 u,ö. 744 a) Zum folgenden vgL VV. 620-623; 2,29-32 u.Ö,
II05
ßer Milch aufbrechen lassen. 750 Die Städte und die fetten Äcker werden voll von Gütern 751 sem'; auf der Erde wird es weder ein Schert noch Schlachtgetümmel geben, 752 noch wird die schwer seufzende Erde wieder erschüttert werden. 753 Nicht Krieg noch auch Dürre wird es auf der Erde geben, 754 nicht Hungersnot noch Hagel, der die Frücte zerstört; 755 sondern tiefer Friede wird auf der ganzen Erde herrschen. 756 Und ein König wird dem anderen König Freund sein bis an Ende 757 der Weltzeit, und ein gemeinsames Gesetz' auf der ganzen Erde 758 wird der Unsterbliche im gestirnten Himmel festlegen 759 für all das, was armselige Sterbliche tun. 760 Denn er allein ist Gott, und es gibt keinen anderen daneben', 761 und er wird mit Feuer verbrennen das Geschlecht der schlimmen Männer. 762 Aber treibt euer Herz in der Brust zur Eile an 763 und entflieht den gesetzlosen Kulten; diene dem Lebendigen! 764 Hüte dich vor Ehebruch und vor dem gesetzwidrigen Verkehr mit dem Mann! 765 Ziehe deine Nachkommenschaft an Kindern auf und töte sie nicht; 766 denn der Unsterbliche wird dem zürnen, der in diesen Dingen sündigt. 767 Und dann wird er ein Königreich errichten für alle Zeiten 768 über alle Menschen, er, der einst das heilige Gesetz gab 769 den Frommen, denen allen er die Erde zu erschließen versprach' 770 und die Welt und die Pforten der Seligen und alle Freuden, 771 unsterblichen Geist und ewige Glückseligkeit. 772 ·Von der ganzen Erde werden sie Weihrauch und Gaben zum Tempel 773 des großen Gottes bringen, und es wird kein anderer 774 Tempel unter den gegenwärtigen und künftigen Menschen zu erfahren sein, 775 sondern nur derjenige, welchen Gott den gläubigen Männern zu verehren gab; 776' denn die Sterblichen werden ihn Sohn des großen Gottes nennen'. 777 Und alle Wege in der Ebene und die rauhen Hügel 778 und die hohen Berge und die wilden Wogen des Meeres 779 werden in jenen Tagen leicht begehbar und schiffbar sein. 780 Denn voller Frieden wird über die Erde der Gerechten 751 a) Zum folgenden vgl. vv. 367-380. 757 a) Die Vorstellung eines allen Menschen gemeinsamen Gesetzes geht auf die Stoa zurück; vgl. M. Pohlenz, Die Stoa, I, Göttingen 31964, 132f. Nach V. 768 ist dieses universale Gesetz das mosaische. Zu dieser selten zu findenden Vorstellung vgl. A. M. Schwemer, Zum Verhältnis von Diatheke und Nomos in den Schriften der jüdischen Diaspora Ägyptens in hellenistisch-römischer Zeit, in: Bund und Tora, hg. v. F. Avemarie u. H. Lichtenberger, Tübingen 1996, 67- 109, bes. rodf. 760 a) Vgl. v. 629 und die dort genannten atl. Stellen. 769a) Vgl.Sibppf.425· 772 a) Zu VV. 772f. vgl.Jes 2,3; Mich 4,2; Sach 14,r6;Jes 60,5f. 776 a) So der hschr. überlieferte Wortlaut, der von Geffcken u.v.a. als christliche Interpolation angesehen. Aber als Begründung für das Vorhergehende ist dieser V. schlecht geeignet; daher spricht viel für die Konjektur Alexanders, statt 1J[6v va6v zu lesen: "denn die Sterblichen werden ihn (sc. den Jerusalemer Tempel) Tempel des großen Gottes nennen«. Mit dieser geringfügigen Emendation eines Buchstabens paßt der V. ausgezeichnet in den Kontext.
r r06
kommena. 78 I Das Schwert aber werden die Propheten des großen Gottes wegnehmen; 782 denn sie selbst werden Richter der Sterblichen und gerechten Könige sein. 783 Es wird auch gerechten Reichtum bei den Menschen geben. 784 Und dies wird das Gericht und die Herrschaft des großen Gottes sein. 785 Freue dich, Jungfrau, und juble a; denn dir gab er 786 Freude für ewig, er, der Himmel und Erde gründete. 787 In deiner Mitte wird er wohnena; er wird unvergängliches Licht für dich seinb 788 aUnd Wölfe und Lämmer werden auf den Bergen vereint 789 grasen, und Panther werden mit Böcklein zusammen weiden, 790 umherstreifende Bären werden mit Kälbern lagern, 791 und der fleischfressende Löwe wird Stroh an der Krippe fressen 792 wie der Ochse; und ganz kleine Kinder werden ihn am Zaum 793 führen; denn er wird das wilde Getier auf Erden zahm machen. 794 Mit Säuglingen werden Drachen und Nattern schlafen 795 und werden (ihnen) nichts Böses tun; denn die Hand Gottes wird über ihnen sein. 796 aIch werde dir ein sehr deutliches Zeichen sagen, damit du erkennen kannst, 797 wann denn das Ende aller Dinge auf Erden kommen wird. 798 ·Wenn am gestirnten Himmel Schwerter 799 nachts erscheinen gegen Westen oder Osten, 800 und wenn vom Himmel herab eine Staubwolke herabfällt 801 auf die ganze Erdea, und der Glanz der Sonne 802 gegen Mittag völlig vom Himmel verschwindet und des Mondes 803 Strahlen sichtbar werden und auf die Erde herabkommen 804 mit Blutstropfen aus Felsen., wird ein Zeichen geschehen; 805 in der Wolke werdet ihr sehen einen Kampf von Fußvolk und Reitern 806 wie eine Hetzjagd auf wilde Tiere, Nebelgebilden vergleichbar. 807 Dieses Ende des Krieges setzt Gott fest, der den Himmel bewohnt. 808 Aber alle müssen dem großen König opfern. 809 Solches prophezeie ich dir, die ich die hohen Mauerna? des assyrischen Babyion 8 IO von Raserei getrieben verlassen 780 a) Vgl. Jes P,I7. 785 a) Vgl. Sach 2,10; Jes 2,6. 787 a) Vgl. Ez 37,37; Sach 2,14. b) Vgl.Jes 60,I.I9f. 788 a) Vgl.Jes II,6-8; 65,25; Apc Bar (syr) 73,6; Philo, de praem. 85-90; Vergil, Ecl. IV, 1825 (nach Kurfeß u. a. von Sib abhängig). 796 a) Zu den im folgenden Orakel VV. 796-808 genannten Zeichen der Endzeit vgl. Jub 23,22f.; Hen (aeth) 99,4ff.; 4 Esr 4,P-5,I2; 8,63-9,6; ApcBar (syr) 25,2ff.; Apc 12,1-3; Hystaspes-Orakel bei Laktanz, div, inst. 7,19. - Geffcken, Komposition, '4, Anm. I, sieht diese Passage als Werk des christlichen Redaktors an - schwerlich zu Recht. 798 a) Zu VV. 798-805 vgl. Josephus, bell. 6,288.298; Tacitus, hist. 5oI3; 2. Makk 5,2. 801 a) Vgl. Sib 2,I84f.;JOel2,IO. 804 a) Vgl. V. 683 f. 809 a) Im folgenden wird die als heidnische Prophetin bekannte Sibylle zur Schwiegertochter (oder Tochter) Noahs gemacht. »Sie ist so keine eigentliche >Heidin<, sondern partizipiert an der >Uroffenbarung< der biblischen Frühgeschichte« (Hengel, Pseudepigrapha, 288f.). Damit ist sie als "Prophetin des groilen Gottes« (V 8 I 8) qualifiziert.
11°7
habe, ein gegen Hellas gesandtes Feuer 8 I I allen Sterblichen ansagend, den Zorn a Gottes ... b 8 I 2 um den Sterblichen göttliche Rätsel zu prophezeien. 8 I 3 Und es werden mich die Sterblichen in Hellas nach einer anderen Vaterstadt benennen, 8 I4 daß ich, die Schamlose, aus Erythrae stamme; andere aber werden von mir reden als der 8 I 5 von der Mutter Kirke und dem Vater Gnostos" stammenden Sibylle, 8 I6 einer rasenden Lügnerin. Wenn aber alles geschieht, 8I7 dann werdet ihr meiner gedenken, und niemand wird mich (dann) mehr 8I8 eine Rasende nennen, sondern eine große Prophetin Gottes. 8I9 Denn er hat mir nicht offenbart, war er vorher meinen Vätern (offenbart hatte), 820 sondern was am Uranfang geschah, das hat Gott mir gezeigt 821 und das, was darauf folgt, hat Gott alles in meinen Sinn gegeben, 822 so daß ich das Künftige und das vormals Gewesene weissagen 823 und den Sterblichen künden kann. Denn als die Welt überflutet wurde 824 von Wasserrnassen, und ein einziger wohlgefälliger Mann übrigblieb, 825 der in einem aus Holz gezimmerten Haus auf den Wassern dahinschwamm 826 mit Landtieren und Vögeln, damit die Welt wieder gefüllt würde: 827 dessen Schwiegertochter bin ich und von seinem Blute stamme ich ab; 828 von ihm, dem das erste geschah; die letzten Dinge wurden (mir) offenbart, 829 so daß aus meinem Munde ille diese Wahrheiten kundgetan werden sollen.
a) Mit Geffcken, Blag, Bate u. Lanchester folgen wir der Konjektur Castalios fLTJV[~LU1;U; Nikiprowetzky liest (mit W) ~lTJv(j~lm;u(die Ankündigungen). b) Mehrere Hschr. zeigen nach V. 8 I I den Ausfall von zwei Versen an. 8 I 5 a) Statt des nicht verifizierbaren Vaters Gnostos konjizierte Bleek rAuuxoio, weil in Vergils Aeneis VI 36 eine Priesterin namens Deiphobe Glauci Aeneas zur Sibylle führt. Kurfess liest XUYVciJOTOLO JtuTQ6~ (und eines unbekannten Vaters). Beide Konjekturen sind geistreich, verschleiern aber unser U nwissen über die hier vorliegende Tradition.
8I
I
II08
Buch IV I Höre, du Volk des stolzen Asiens und Europas, 2 was durch den vielstimmigen a Mund von unserer Orakelstätte 3 ich jetzt ganz Wahres prophezeien werde, 4 nicht Orakelkünderin des lügnerischen Phöbus a, den die nichtigen 5 Menschen einen Gott nannten, und den sie dazu fälschlich als Seher bezeichneten, 6 sondern des großen Gottes a, den nicht Hände von Männern gebildet haben, 7 vergleichbar stummen, aus Stein gehauenen Götzenbildern; 8 auch hat er nicht als Wohnunga einen im Tempel niedergelegten Stein, 9 vollkommen taub und stumma, vielbeklagte Schande der Sterblichen, 10 asondern es ist nicht möglich, ihn von der Erde aus zu sehen noch zu messen 11 mit sterblichen Augen, ihn, der nicht von einer sterblichen Hand gebildet wurde, 12 der zugleich alle sieht und doch selbst von niemandem gesehen wird. 13 Ihm gehören die finstere Nacht und der Tag und die Sonne, 14 die Sterne und der Mond und das fischreiche Meer 15 und die Erde und die Flüsse und die Mündung der immer fließenden Quellen, 16 Schöpfungen, die dem Leben dienen, zugleich auch die Regengüsse, die die Frucht des Feldes 17 hervorbringen und Bäume und den Weinstock und den Ölbaum. 18 Dieser (Gott) hat eine Geißel mir ins Herz hineingetriebena, 19 daß ich den Menschen das, was jetzt ist und was sein wirda, 20 vom ersten Geschlecht bis zum zehntena, 2 I wahrheitsgemäß künde; denn er selbst wird alles (als wahr) erweisen, 22 indem er es erfüllt. Du, Volk, aber höre in allem auf die Sibylle, 23 die aus frommem Mund eine wahre Stimme hervorgehen läßt. 24 Glücklich werden jene unter den Menschen auf Erden sein, 25 die den großen Gott lieben werden, indem sie ihn lobpreisena, 26 bevor sie trinken und essen, im Vertrauen auf frommes Tun, 27 die alle Tempel, wenn sie sie sehen, verleugnen werden 28 und Altäre, eitle Bauwerke aus tauben Steinen, 29 befleckt mit dem Blut lebender (We-
2 a) Wir lesen (mit Q) JtoAucpti6yymo; Geffcken, Blaß, Collins u. Nikiprowetzki folgen der Lesart von A llcAL
sen) und mit Opfern 30 von Vierfüßlern; sie werden dagegen auf den großen Ruhm des einen Gottes blicken 3 I aund weder einen frevelhaften Mord begehen noch gestohlenen 32 Gewinn betrügerisch verkaufen, was ja das Schlimmste ist, 33 noch nach fremdem Bett schändliches Verlangen hegen 34 a noch nach der verhaßten und schrecklichen Schändung von Knabena. 35 Deren Art und Frömmigkeit und Sitten werden andere Männer 36 niemals nachahmen, da sie ja nach schamlosen Dingen verlangen, 37 sondern es werden sie mit Spott und Gelächter verhöhnen a 38 die Toren in ihrem Unverstand und werden ihnen lügnerisch andichten, 39 was sie selbst an frevlerischen und bösen Werken vollbringen. 40 Denn das ganze Menschengeschlecht ist treulos; aber wenn dann 41 das Gericht über die Welt und die Sterblichen kommt, das Gott selbst 42 halten wird, indem er zugleich Gottlose und Fromme richtet: 43 dann wird er die Gottlosen unter die Gewalt der Finsternis ins Feuer schickena, 44 a und dann werden sie erkennen, welche Gottlosigkeit sie begangen habena; 45 die Frommen aber werden bleiben auf der kornspendenden Erde a, 46 wobei Gott ihnen Geist' und zugleich Leben und Gnade gibt. 47 Aber dies alles wird im zehnten Geschlechraerfüllt werden; 48 jetzt aber werde ich künden, was vom ersten Geschlecht an sein wird. 49 a Zuerst werdern die Assyrier über alle Sterblichen herrschen, 50 wobei sie sechs Geschlechter lang am Anfang der Welt regieren, 5I von der Zeit an, als aufgrund des Zornes des Himmelsgottes 52 zusammen mit den Städten und allen Menschen 53 das Meer die Erde bedeckte, nachdem die Sintflut ausgebrochen war. 54 Diese werden die Meder stürzen und dann sich der Herrschaft rühmen; 55 aber ihnen sind nur zwei Geschlechter gegeben. Unter ihnen wird sich folgendes ereignen: 56 Finstere Nacht wird sein zur Mittagsstunde des Tages a, 57 die Sterne werden 3I a) Zu diesem Lasterkatalog vgl. Sib. III, 36-46. I85. 237-239. 596-598; V387-39I und die dort angeführte Literatur. 34 a) Der Vers fehlt in der Hschr.-Familie Q; Geffcken athetiert ihn. 37 a) Anspielung auf spöttische und polemische Apostrophierungen des Judenrums; dazu Stern, Greek and Latin Amhors on Jews and Judaism, 2 Bde., Jerusalem I9741r98o. 43 a) "Die Hölle ist eine griechische Erfindung« (M. Hengel); vgl. Platon, Pol. IO,6I4-62I; Gorgias 523. Das Höllenfeuer könnte von Jes 66, 24 abgeleitet sein; vgl. Henäth IO,13; T8,I T; 90,23 f.; 91,7-IO; I03,8; ferner B. II 290-305: IV 184ff. 44 a) Der Vers fehlt in der Hschr.-Familie Q; Rzach u. Geffcken athetieren ihn. 45 a) Vgl. Sib. III 769ff. 46 a) Vgl.Jes 42,5; 57,16. 47 a) Die Aufteilung in IO "Generationen« schreibt dem assyrischen Reich 6 Generationen zu, die der Zeit von ca. I250-630 v. Chr. entsprechen; dem medischen Reich kommen Generationen zu (ca. 630-525 v.Chr.), dem persischen Reich nur eine Generation (ca. 525337), dem makedonischen bliebe dann noch eine Generation. An diese vier Weltreiche wird aber mit einer blassen ÜbergangsHoskel noch die römische Weltherrschaft angeschlossen (V I02ff.), D. h. ursprünglich muß die Vorhersage der nur kurzen makedonisehen Vorherrschaft Ziel des Orakels gewesen sein. 56 a) Lanchesterund Pincherle vermuten z. St., es könne sich um eine Anspielung auf die von
1110
vom Himmel verschwinden und die Scheibe des Mondes; 58 die Erde aber, erschüttert vom Stoß eines großen Erdbebens, 59 wird viele Städte und Werke der Menschen vernichten; 60 aus der Tiefe werden sich dann Inseln über das Meer erheben. 6I Aber wenn der große Euphrat von Blut überfließt, 62 dann wird zwischen Medern und Persern schreckliches Kriegsgeschrei 63 im Kampf erhoben werden; die Meder aber werden unter den Speeren der Perser 64 fallen und jenseits des großen Wassers des Tigris fliehen a. 65 Die Macht der Perser wird auf der ganzen Erde die größte sein; 66 ihnen ist (nur) ein Geschlecht wohlhabender Herrschaft bestimmt. 67 Es werden aber alle schlimmen Dinge eintreten, welche die Menschen verwünschen, 68 Kriege und Mord und Zwiespalt und Flucht, 69 Einstürzen von Türmen und Zerstörung von Städten, 70 wenn das stolze Hellas zum breiten Hellespont 7I segelnaund den Phrygiern und Asien ein schweres Geschick bringen wird. 72 Aber in das an Äckern reiche und Weizen hervorbringende Ägypten 73 wird Hunger und Unfruchtbarkeit im Umlauf von 74 zwanzig Jahren kommen, weil der die Ähren nährende Nil 75 sein dunkles Wasser irgendwo anders unter der Erde verbergen wird. 76 Es wird aber aus Asien ein großer König kommen·, der die Lanze erhebt, 77 mit unzählbaren Schiffena; die nassen Wege der Tiefe 78 wird er zu Fuß überschreiten, aber er wird, nachdem er den hochragenden Berg durchschritten hat, zu Schiff fahren; 79 ihn wird als Flüchtling aus dem Krieg das arme Asien aufnehmen. 80 Das ganze beklagenswerte Sizilien wird verbrennen 8 I ein großer Feuerstrom, wenn der Ätna Feuer speien wir da; 82 und die große Stadt Krotonawird in einen tiefen Abgrund fallen. 83 In Griechenland wird Streit herrschen·; sie werden gegeneinander rasen 84 und viele Städte zerstören, viele Menschen vernichten 85 im Kampf; der Streit aber Thales vorgergesagte Finsternis während einer Schlacht zwischen Lydern und Medern i.]. 585 v. Chr. handeln (Herodot 1,71). Doch Collins ist zu Recht zurückhaltend: »Such portents are common in oracular literature, e. g. Nechepso-Petosiris«. 64 a) Die Entscheidung fiel allerdings durch die Eroberung von Ekbatana, der Hauptstadt des Mederreiches, durch Kyros i.]. 550 v. Chr. 71 a) Lanchester und Collins (z. St.) sehen hier eine Anspielung auf griechische Hilfeleistungen an die Ionier gegen Persien i.]. 499 v. Chr. Pincherle und Nikiprowetzky (z. St.) denken an den Trojanischen Krieg, der allerdings chronologisch sehr schlecht eingeordnet wäre. 76 a) Anspielung auf die Überquerung des Hellespont durch Xerxes (Herodot 7,36 H.) und den Kanal durch den Athos (Herodot 7,24); vgL auch Tukydides 4,109, und Juvenal, sat. IO,I73- 1 78.
77 a) Die VV. 77f. enthalten eine geprägte Wendung; vgL Isokrates, paneg. 89; Lysias, or. 2,29; Lykophron, Alexandra '4'48 I a) Ätnaausbrüche sind belegt für die Jahre 479, 425, 396 u. Ö. 82 a) Statt Kroton mit der Handschriftengruppe lfIläse man besser mit
II I I
(wird) für beide Seiten unentschieden (sein). 86 Aber wenn das Geschlecht der Menschen ins zehnte Geschlecht kommt, 87 dann wird es für die Perser das Knechtsjoch und Furcht geben, 88 aber die Makedonen werden sich des Zepters rühmen, 89 für Thebena wird es danach eine schimpfliche Eroberung geben, 90 die Karer werden Tyrosabewohnen, die Tyrer aber werden zugrundegehen. 91 aUnd ganz Samos wird der Sand unter Dünen verbergen. 92 Delos wird nicht mehr zu sehen sein, alles, was Delos betrifft, wird weg sein, 93 und Babylona, groß anzuschauen, klein im Kämpfen, 94 wird ummauert auf unnütze Hoffnungen dastehen. 95 Baktraawerden Makedonen bewohnen, die (Einwohner) von Baktra aber 96 und von Susa werden alle in hellenisches Land fliehen. 97 Für künftige (Generationen) wird die Zeit kommen, da der Pyramosamit silbrigen Strudeln 98 Dünen vor sich herschüttend, zur heiligen Insel gelangt. 99 Und du, Barisa, wirst fallen, und K yzikos, wenn aufgrund einer gewaltigen Erschütterung der Erde 100 durch Erdbeben Städte zusammenstürzen. 101 Auch zu den Rhodiern wird Unheil a? kommen, zuletzt, aber am größten. 102 Auch die Stärke Makedoniens wird nicht bleiben; sondern vom Westen 103 wird ein großer italischer Krieg sich erhebena, wodurch die Welt 104 das Knechtsjoch tragen und den Italern dienen wird. 105 Und du, armes Korintha, wirst einstmals deine Eroberung sehen. 106 Karthago a, der Belagerungsturm wird auch dein Knie zur Erde beugen. 107 Armes Laodikeiaa, dich wird dereinst ein Erdbeben hinstrecken, 108 nachdem es dich kopfüber zu Boden geworfen hat; aber du wirst als wieder auferbaute Stadt stehen. 1090 schönes Myra in Lykien, dich wird niemals die erschütterte Erde 110 feststehen lassen, sondern kopfüber wirst du auf den Boden niederfallen I I I und wirst wünschen, in ein anderes Land als Metöke zu fliehen, 112 a dann, wenn über Pa89 a) Das böotische Theben wurde 336 von Alexander d. Gr. erobert. 90 a) Tyrus wurde 332 v. ehr. von Alexander eingenommen. 91 a) Zu 9d. vgl. Sib. III 363. 93 a) Babyion wurde 33 I v. ehr. ohne Widerstand zu leisten von Alexander d. Gr. eingenom-
vv.
men. 95 a) Die Invasion Alexanders in Baktrien, das etwa dem nördI. Afghanistan entspricht, wird von Strabo I I und Arrian, 3,29 beschrieben. 97 a) Der Pyramos ist einer der Hauptflüsse Kilikiens. Dieses Orakel wird von Strabo, Geogr. 1,3,7 und 12, 2, 4 zitiert.
99 a) Alle Herausgeber lesen mit Badt 1:u, BUQL<; statt Sybaris. Baris war eine Kyzikos benachbarte Stadt in Pisidien. 101 a) Pausanias, desc. Graeciae 2, 7, I, spricht von dem durch ein Sibyllenorakel angekündigten Erdbeben. 103 a) Hinweis auf die makedonischen Kriege von 214 v. ehr. bis zur Schlacht bei Pydna 146 v.ehr. 105 a) Anspielung auf Eroberung und Zerstörung Korinths durch die Römer i.]. 146 v. ehr. r06 a) Anspielung auf Eroberung und Zerstörung Karthagos i.J. 146 v. ehr. 107 a) Vgl. Sib. III 471. Das von Tacitus, anno 14,27 erwähnte Erdbeben i.]. 60 n. ehr. kann nicht gemeint sein.
1112
taras Gottlosigkeiten I 13 das dunkle Meer unter Blitzen und Erdbeben Sanda ausbreiten wird. 114 Armenien, auch auf dich wartet knechtischer Zwang·. I I 5 'Es wird aber auch für Solyma b der schlimme Sturm des Krieges kommen 116 von Italien her; er wird den großen Tempel Gottes plündern, 117 wenn sie im Vertrauen auf die Torheit die Frömmigkeit I 18 wegwerfen werden und schreckliche Morde vor dem Tempel vollführen-. 119 Und dann wird von Italien ein großer König·? wie ein Entlaufender 120 fliehen über den Euphratstrom, verschwunden, verschollen, 121 wenn er die Schuld eines schrecklichen Mordes an der Mutter' 122 gewagt haben wird und vieles andere, seiner bösen Hand folgend. 123 Viele aber werden um den Thron herum den Boden Roms mit Blut beflecken·, 124 wenn jener geflohen ist über die Grenzen des Partherlandes. 125 Nach Syrien aber wird ein römischer Fürst kommen·, der mit Feuer den Tempel 126 von Solyma niederbrennen und zugleich viele Menschen ermorden 127 und das große, breitstraßige Land der Juden zugrunderichten wird. 128 Und dann wird ein Erdbeben Salamis und zugleich Paphos vernichten-, 129 wenn das von allen Seiten umspülte Zypern dunkles Wasser überflutet. 130 ·Aber wenn aus einer Erdspalte des italischen Landes 131 ein Feuersbrand zum weiten Himmel emporsteigt 132 und viele Städte verbrennen und viele Männer vernichten wird, 133 und viel rußige Asche den großen Äther erfüllen wird und 134 Tropfen wie Mennige vom Himmel fallen werden, 135 dann soll man den Zorn des Himmelsgottes erkennen, 136 weil sie den unschuldigen Stamm der Frommen vernichten. 137 'In den Westen wird I 13 a) Wir lesen mit Geffcken tjJU/-lu{}ov statt des hschr. 0f.LUÖOv. 114 a) Der Krieg gegen Armenien dauerte von 43 -66 n. Chr. König Tiridates erhielt die Krone aus der Hand Neros. I I 5 a) Die vv. II 5-II8 handeln vom jüdischen Aufstand gegen Rom (66-70 n. Chr.) Dazu M. Hengel, Die Zeloten, Leiden21976. b) Solyma als Name J erusalems beruht auf einer falschen Etymologie; in der griechischen Transskription Hierosolyma entdeckte man die Vorsilbe Hier- (wie die HierapoIis etc.). I ! 8 a) Hier wird wohl nicht auf die vonJ osephus berichteten Massaker der Zeloten angespielt, sondern auf römische Untaten. II9 a) Anspielung auf die Nero-Legende, derzufolge der Kaiser bei seinem Selbstmord i.]. 68 n. Chr. nicht umgekommen, sondern in den Osten geflohen sei. Vgl. Geffcken, Studien; Kreitzer, ZNW, und die dort angeführte Literatur. 121 a) Vgl. Sueton, Nero 34. 123 a) Hinweis auf die Kämpfe um den Thron zwischen Galba, Otho, Vitellius und Vespasian. 125 a) Vespasian und Titus waren zwar 67 n. Chr. von Syrien aus in Galiläa eingefallen, die Eroberung Judäas und J erusalems 69/70 n. Chr. nahm Titus von Alexandrien aus in Angriff. 128 a) Dieses Erdbeben ist für das Jahr 77 n. Chr. bezeugt bei Seneca, nato quaest. 6,26,5; ep. 91.9; Euseb, Chron., z.]. 77 n. Chr. 130 a) Der Vesuvausbruch im Jahr 79 n. Chr., über den Plinius minor, ep. 6,16.20; Dio Cassius 66,22; Sueton, Titus 8, berichten. 137 a) Die angebliche Flucht Neros in den Osten gab bereits i.]. 69 Anlag zum Auftreten eines Thronprätendenten, der sich als wiederkehrender Nero ausgab (Tacitus, hist. 2, 8, I), was
1113
dann der Streit des sich erhebenden Krieges I3 8 kommen und der römische Flüchtling, die große Lanze erhebend, I 39 nachdem er den Euphrat mit vielen Tausenden überschritten hat. I40 Armes Antiochien, man wird dich nicht mehr Stadt nennen, I41 wenn du infolge deiner Torheit durch Speere zu Fall kommst. 142 Und Kyrrhos- wird dann die Pest verderben und schrecklicher Kriegslärm. 143 Wehe, armes Zypern, dich wird eine weite Meereswoge I44 verbergen, von Winterstürmen geschüttelt. 145 Nach Asien aber wird großer Reichtum kommen-, den Rom einst 146 selbst geraubt und in seinen reichen Häusern 147 niedergelegt hat; danach wird es zweimal so viel und mehr zurückerstatten 148 nach Asien; da wird es Zinsen für den Krieg geben. 149 Aber die Städte der Karer-, am Gewässer des Mäander (gelegen), 150 die mit herrlichen Türmen versehen sind, wird zugrunderichten eine bittere 151 Hungersnot, wenn der Mäander sein dunkles Wasser verbergen wird. 152 Aber wenn die Frömmigkeit den Menschen abhanden kommt, 153 Treue und Gerechtigkeit in der Welt verschwinden, 154 ... die Abgefallenen ... in unheiligen Wagnissen 15 5 lebend, vollbringen sie Hochmut, Frevel und böse Taten, 156 auf die Frommen aber nimmt niemand Rücksicht, sondern diese I 57 alle werden die Toren in ihrer Unvernunft zugrunderichten, 158 wobei sie sich ihrer Frevel freuen, und ihre Hände zum Blutvergießen ausstrecken. 159 Da soll man erkennen, daß Gott nicht mehr sanftmütig ista , 160 sondern im Zorn mit den Zähnen knirscht und verderben will das GescrJecht 161 der Menschen insgesamt unter einem großen Brand. 162 Ihr armseligen Menschen, ändert dies, und bringt nicht zu vielerlei Zorn 163 den großen Gott, sondern legt ab 164 die Schwerter, den Jammer, den Männermord und den Hochmut; 165 -badet euren ganzen Leib in immerfließenden Gewässern; 166 streckt eure Hände zum Himmel aus und für die bisherigen Taten 167 erbittet Verzeihung; und mit Gebeten 168 sühnt die arge Gottlosigkeit; Gott wird Buße geben 169 und nicht vernichten; er wird wiederum seinen Zorn aussetzen, wenn ihr alle 170 in euren Herzen die hochgeehrte Frömmigkeit übt. 171 Wenn ihr Übelgesonnenen mir aber nicht folgt, sondern Gottlosich später wiederholte. Hier wird die Erwartung ins Mythische gehoben, stärker dann in Sib. v. 142 a~ Gemeint ist wohl die Stadt im nördlichen Syrien, nicht die gleichnamige in Mazedolllen. 145 a) V g!. Sib. III 350 H. I49 a) Karia heißt eine im südwest!. Kleinasien gelegene Landschaft. I59 a) Vg!. 4. Esr 7,33; Henaeth 63,8; 91,7. 165 a) Diese Passage hat bereits H. Ewald, Abhandlung, als Indiz für Entstehung von Sib. IV in essenischen Kreisen angesehen, wogegen Th. Zahn, Apokalyptische Studien III, zutreffend argumentierte. Unter dem Eindruck der Qumrantexte wurde diese Auffassung erneuert von A. Peretti, Echi; dagegen hat V. Nikiprowetzky, Reflexions, das Nötige gesagt. J.J. Collins, The Place, denkt an Einfluß Johannes' des Täufers; ebenso H. Lichtenberger,
11I4
sigkeit 172 liebt und dies alles mit böswilligen Ohren hört, 173 adann wird Feuer über die ganze Welt kommen und ein riesengroßes Zeichen 174 mit Schwert und Posaune bei Sonnenaufgang. 175 Die ganze Welt wird Gebrüll und schreckliche Laute hören. 176 Er wird die ganze Erde verbrennen und das ganze Geschlecht der Männer vernichten 177 und alle Städte, zugleich die Flüsse und das Meer, 178 entzünden wird er alles, es wird rußiger Staub werden. 179 Aber wenn dann alles zu Staub und Asche geworden ist, 180 wird Gott das unendliche Feuer zur Ruhe bringen, wie er es angezündet hat, 181 Gott selber wird abermals die Gebeine und den Staub der Männer 182 formen, er wird die Sterblichen wieder aufrichten, wie sie vordem warena. 183 Und dann wird das Gericht sein, bei dem Gott selbst richten wird, 184 indem er abermals die Welt richtet. Die aber, welche in Gottlosigkeit 185 sündigten, die wird abermals ein Erdhügel bedecken 186 und der modrige Tartarus und die gräßlichen Kammern der Hölle. 187 Die aber fromm sind, werden wiederum auf der Erde leben, 188 ... a 189 wobei Gott Geist und zugleich Leben und Gnade schenkt 190 den Frommen; alle werden dann einander sehena, 191 das liebliche, herrliche Licht der Sonne schauend. 1920 glückselig der Mann, der zu jener Zeit leben wird.
Täufergemeinden, 38-43. Hier handelt es sich in der Tat um eine einmalige »Bußtaufe«, nicht wie in Qumran oder in Sib. IU 591-593, um wiederholbare kultische Waschungen. 173 a) Hier wird - wie in Sib. III 80-92 - die stoische Ekpyrosis-Lehre aufgenommen, Im U nterschied zur Stoa gibt es für den Sibyllisten aber keine periodische Wiederkehr, und der Gerichtsgedanke ist hier wesentlich. Vgl. J.J. Collins, The Sibylline Oracles, 103; zuletzt: P. W. von der Horst: The Elements will be Dissolved With Fire, in: Ders., Hellenism-Judaism-Christianity. Essays on Their Interaction, Kampen 1994, 227-251 (bes. 238 f.). 182 a) Zum Auferstehungsgedanken, der hier in der OrSib ganz isoliert steht, vgl. den umfassenden Forschungsbericht von H. C. C. Cavallin, ANRW 11. 19, I, 293 -29 5. 188 a) In den Hschr. der Farn. Q folgt der schlecht passende Vers »des unsterblichen großen Gottes und unvergänglichen Reichtum«, den Blaß, Rzach, Geffcken und Collins zu Recht athetieren.
I II 5
Buch V 1 aNun aber höre von mir die schmerzensreiche Zeit der Lateiner! 2 Wahrlich zu allererst nach den verstorbenen Königen 3 Ägyptens, welche alle die gleiche Erde hinabtrug, 4 und nach dem Bürger von Pellaa, unter dessen Gewalt das ganze 5 Ostland bezwungen war und das gesegnete Westland, 6 den Babyion erprobte, als Toten dem Philippus übergab a, 7 nicht Sohn des Zeus, nicht des Ammon in Wahrheita, 8 und nach dem Abkömmling des Assarakos a, 9 welcher von Troja kam, der den Ansturm des Feuers zerteilte, 10 und wiederum nach vielen Herrschern und kampfliebenden Männern II und nach den Zwillingssöhnena des schafefressenden Tieres I2 wird als erster ein Herrscher sein, der zehn zweimal addieren wird 13 mit seinem Anfangsbuchstabena. Kriege wird er lange Zeit beherrschen; 14 er wird seinen ersten Buchstaben von der Zehnzahl habena; daher wird nach ihm 15 regieren, welcher den Buchstaben erhielt, der am Anfang der Zeichen stehta; 16 diesen wird Thrakien fürchten und Sizilien und Memphis a, 17 Memphis, das zu Boden gestürzt ist durch die Schlechtigkeit der Führer 18 und einer unbezähmbaren Frau, die auf die Wasserwoge fällt·. 19 Und er wird den Völkern Gesetze geben und alles unterwerfen. 20 Nach langer Zeit aber wird er einem anderen die Herrschaft übergeben, 21 der die Zahl 300' als ersten Buchstaben 22 besitzen wird und einen Flusses lieblichen Namena; der wird über die Perser 23 herrschen und über Babylona; er wird 1 a) Die vv. 1-1 1 finden sich wortgleich wieder in Sib. XII 1-11. 4 a) In Pella, der Hauptstadt Makedoniens, wurde Alexander d. Gr. geboren. 6 a) Alexander starb in BabyIon i.]. 323 v. Chr. Der Vers ist als schroffer Hinweis auf die Hinfälligkeit des Menschen zu verstehen; historisch ist er falsch, da Philipp II. bereits 336 ermordet worden war. 7 a) Vgl. Sib III 383 und die dortige Anm. 8 a) Gemeint ist Aeneas, der als Urenkel des phrygischen Königs Assaracus galt. Der Vers spielt auf Aeneas' Flucht aus dem brennenden Troja an. 11 a) Anspielung auf die Legende, derzufolge Romulus und Remus von einer Wölfin großgezogen worden sein sollen. 13 a) Der Name wird nach dem Zahlenwert des griechischen Anfangsbuchstabens angegeben. Caesar = griechisch KulauQ; K = 20. 14 a) Das griech. Zahlzeichen für 10 ist I, gemeint ist Iulius. 1 5 a) Gemeint ist Augustus. 16 a) Thrakien ist als Anspielung auf die Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.), zu verstehen, Sizilien weist auf den Sieg über Pompeius i.]. 36 v. Chr. hin, Memphis steht für die Unterwerfung Ägyptens durch die Schlacht bei Aktium (3 I v. Chr.). 18 a) Gemeint ist Kleopatra. 21 a) Tiberius (T = 300). 22 a) Gemeint ist der Tiber. 23 a) Tiberius konnte zwar die Ostfront des römischen Reiches halten, herrschte aber nie über Persien oder BabyIon.
1116
die Meder mit dem Speer treffen. 24 Darauf wird derjenige, welcher die Zahl drei als Anfangsbuchstaben bekommen hat a, regieren. 25 Dann wird der herrschen, welcher zweimal zehn als ersten Buchstaben 26 haben wirda, als Fürst; jener wird an das äußerste Wasser des Ozeans 27 gelangen, indem er die Gezeiten auf ausanisehen Schiffen durcheilt·. 28 Der das Zeichen von Fünfzig bekama,wird (darauf) Herrscher sein, 29 eine schreckliche Schlange, großen Krieg a entfachend, der einstmals die Hände 30 gegen sein eigenes Volka erheben und es verderben wird, und er wird alles verwirren, 3 I indem er als Wettkämpfer auftritt, Wagen fährt a, mordet und Unzähliges wagt, 32 und er wird den von beiden Seiten umfluteten Berg durchstechen a und mit Blut besudeln b. 33 Aber es wird spurlos verschwunden sein der Unheilvolle a; dann wird der wiederkommen 34 und sich Gott gleichmachen a ; der aber wird ihn überführen, daß er es nicht ist. 35 Nach ihm werden drei Herrscher einander den Untergang bereiten'. 36 Dann wird ein großer Verderb er frommer Männer kommen, 37 welchen das siebenmal zehnte Zeichen deutlich zeigt·. 38 Dessen Sohn, der am Anfang das Zeichen 300 trägt", 39 wird ihm die Herrschaft wegnehmena. Nach ihm wird Herrscher sein 40 einer vom Zeichen der Vier a, ein Alleszerstörerb; aber danach 41 ein verehrungswürdiger Mann, von der Zahl Fünfziga . Aber nach ihm 42 einer, der als Anfangsbuchstaben das Zeichen Dreihundert bekommen 24 a) 26 a) 27 a) 28 a) 29 a) 30 a) 3' a)
Gemeint ist Gaius Caligula (G = 3)' Gemeint ist Claudius (griech. Klaudios, K = 20). Anspielung auf einen Feldzug gegen die Britannier i.]. 43 n. Chr. Gemeint ist Nero (N = 50). Hier wird wohl auf den Krieg gegen die aufständischen Juden angespielt. Vgl. Sib IV I2r. Hier wird Neros Auftreten bei den Olympischen Spielen apostrophiert, vgl. Sueton, Nero 22. J2 a) In den Jahren 66/67 versuchte Nero, den Isthmus von Korinth zu durchstoßen; Sueton, Nero I9; vgl. Dio Cassius 63,I6; Josephus, bell. 3,IO,540. b) Dies könnte eine Anspielung auf die bei Dio Cassius 63,16 überlieferte Legende sein, daß die Werkzeuge der Arbeiter Blut aus dem Boden hätten springen lassen. 33 a) Erster Hinweis auf die Legende von der Wiederkehr N eros; vgl. schon Sib IV, I3 8 und in Sib V 214-227; 36'-385. 34 a) Vgl. Sib III 63-74; Asc Is 4,I6; 2 Thess 2,3 f. 35 a) Hinweis auf das Drei-Kaiser-Jahr 69: Galba, Otho, Vitellius. 37 a) Gemeint ist Vespasian, der den Krieg gegen die Juden 66-70 hauptsächlich führte. 38 a) Gemeint ist Titus. 39 a) Nach Sueton, Tirus 5, gab es derartige Gerüchte. 40 a) Gemeint ist Domitian, der sich zum Juden- und Christenfeind entwickelte; vgl. W. Pöhlmann, Opposition. b) Wir übernehmen Wilamowitzens Konjekrur JtAEL<JToqn't6goc; anstatt der sinnlosen hschr. LA ,'Ecp{}OC; ~l6goC;. Alexandres Konjektur {}u~tOcp{}6goC; wird von Blag übernommen; Lanchester konjiziert Ecp{}agl,lEvoC;, gefolgt von Collins (a cursed man) und Nikiprowetzky (un tyran maudit). 4I a) Gemeint ist Nerva, der positiv gesehen wird, weil er den fiscus iudaicus aufhob.
I I
17
hat., 43 ein Kelte- , der Berge überschreitet, aber er eilt zum Kampf im Osten 44 und wird dem schmählichen Geschick nicht entfliehen, sondern erliegen; 45 ihn wird fremder Staub als Leichnam bedecken, der aber von Nemeas 46 Blume den Namen hat-. Nach ihm aber wird ein anderer herrschen, 47 ein Mann mit silbernem Haar; er wird den Namen eines Meeres haben·; 48 er wird ein hervorragender Manna sein und alles erkennen. 49 Und unter deiner Herrschaft, du Hervorragender, Vortrefflicher, Dunkelgelockter, 50 und unter deinen Zweigen wird dies alle Tage sein. 51 Nach ihm werden drei Herrscher seina, der dritte aber wird spät zur Herrschaft kommen. 52 Es quält mich dreimal Unglückliche, bösen Sprucha in den Sinn zu fassen, 53 ich, die Vertraute der Isis-, und den gottbegeisterten Orakelgesang. 54 Zuerst werden um die Grundlage deines vielbeweinten Tempels 55 Mänaden stürmen, und er wird in bösen Händen 56 sein an jenem Tage, wenn der Nil seinen Weg nimmt 57 über das ganze Land Ägypten' bis zu r6 Ellen hoch, 58 so daß er das ganze Land überspült und mit seinen Fluten bewässert; 59 schweigen wird die Anmut des Landes und die Herrlichkeit seines Antlitzes. 60 Memphis, du wirst über Ägypten am heftigsten weinen; 6 r denn du, vormals mächtig über das Land herrschend, wirst 62 armselig werden, so daß der Donnerfrohe selbst ruft 63 vom Himmel her mit lauter Stimme: »Großmächtiges Memphis, 64 das sich von alters her unter den elenden Sterblichen am stärksten rühmte, 65 du wirst schmerzlich und unglücklich weinen, so daß es bemerkt 66 der ewige unsterbliche Gott in den Wolken. 67 Wo ist dein starkes Selbstvertrauen unter den Menschen (hingeraten) geblieben? 68 Weil du gegen meine gottgesalbten Knechte gewütet hast a 69 und Schlechtigkeit aufgestachelt hast 42 a) Gemeint ist der aus Spanien gebürtige Trajan. 46 a) Trajan wurde in Selinunt begraben; der Name erinnert an GEALVOV, Eppich, mit dessen Blättern man die Sieger in den isthmischen und nemeischen Spielen bekränzte. 47 a) Gemeint ist Hadrian, dessen Name an Adria erinnert. 48 a) Diese positive Beurteilung Hadrians kann nur aus seiner frühen Regierungszeit stammen, als er einen judenfreundlichen Kurs verfolgte. 51 a) Meist denkt man an Antoninus Pius, Lucius Verus und Marcus Aurelius. Alle drei waren Adoptivsähne Hadrians. Mark Aurel kam erst 169 zur Alleinherrschaft, nachdem er seil 161 die Macht mit Lucius Verus geteilt hatte. Vgl. aber die oben S. 19 gegebene Erklärung von M. Simon. 52 a) Vgl. Sib III 1-7. 53 a) Daß die jüdische Sibylle sich als Verwandte der 1sis bezeichnet, ist angesichts der Polemik gegen die ägyptischen Kulte schwer verständlich. Daher ist der Vorschlag Nikiprowetzkys z. St., den Nominativ im Sinne eines Vokativs zu verstehen"O Tochter der Isis« = Ägypten, ernsthaft zu bedenken. 57 a) Eine Nilüberschwemmung als von Mose herbeigeführtes Strafwunder nennt Artapanos bei Euseb, praep. ev. 9,27,28 (Text bei Denis, Fragmenta, 193; Übersetzung: N. Walter, JSHRZ 1/2, 134). Don wird Mose allerdings auch gleichzeitig zum Urheber der für den Ackerbau unentbehrlichen Nilschwemme gemacht. 68 a) Man wird wohl nicht an eine konkrete antijüdische Handlung Ägyptens denken dür-
II
r8
gegen die guten Männer, 70 wirst du als Strafe für so vieles' ein solches Verderben' halten. 7I Nicht mehr wirst du offenkundig Recht haben unter den Seligen; 72 von den Sternen bist du herabgefallen, zum Himmel wirst du nicht aufsteigen·.« 73 Dies hat Gott befohlen Ägypten zu verkünden 74 in der letzten Zeit, wenn die Menschen ganz schlecht sein werden. 75 Aber die Bösen leben elend, Schlechtes erwartend, 76 (nämlich) den Zorn des Unsterblichen, Himmlischen, der laut donnert, 77 da sie anstelle Gottes Steine und wilde Tiere verehrena, 78 wobei sie einmal diese, einmal viele andere fürchten, die keinerlei Sprache haben, 79 keinen Verstand, kein Gehöra , die zu nennen mir nicht einmal erlaubt ist, 80 und die einzelnen Götzenbilder, die durch die Hände von Sterblichen entstanden; 8 I aus eigener Anstrengung und aus frevelhaften Gedanken 82 haben die Menschen hölzerne und steinerne Götter empfangen, 83 eherne, goldene und silberne; nichtige, 84 seelenlose, taube und im F euer geschmolzene 85 haben sie sich gemacht, wobei sie vergeblich ihr Vertrauen auf diese setzten. 86 Thmuis und Xuis a wird bedrängt, es wird zerschlagen der Ratb 87 des Herakles und des Zeus und des Hermes ... a 88 auch dich, Alexandria, herrliche Mutter von Städten, 89 wird Krieg nicht verlassen, nicht ... a 90 zahlen für den Hochmut, was du früher getan hast. 9I Du wirst lange Zeit schweigen und den Tag der Heimkehr ... a 92 und nicht mehr wird für dich nährender Trank fließen ... a 93 Denn es wird der Perser über dein Land kommen wie der Hagel 94 und wird das Land verderben und die schlecht handelnden Menschena, 95 mit Blut und Leichen bei den schrecklichen Altärena, 96 barbarisch gesonnen, fen, sondern an die seit der ägyptischen Knechtschaft traditionelle Feindschaft zwischen Juden und Ägyptern. 70 a) Wir folgen der Konjektur von Herwerden WIOV cp{}oQov. Geffcken liest (mit <1» wCav 1:Qocpov (eine solche Amme); ihm folgen Lanchester, Nikiprowetzky, Collins. Sie verstehen unter der Amme Rom. 72 a) Vgl. Jes. 14,I2f. 77 a) V gl. Sib III 30. 79 a) Vgl. Frg. III 3I. 86 a) Thmouis und Xouis sind unterägyptische Städte. b) Die hschr. Überlieferung {H.LßE"CUL lt01t1:E1:UL ßou,,-Tj ergibt keinen Sinn. Wilamowitz konjiziert ''A{H.LßLS;, Ko1twS;, ''AßUÖOS;, also die Namen dreier weiterer ägyptischer Städte, Lanchester und Nikiprowetzky lesen K01t1:E1:"'Aßuöos;; Collins übersetzt das Vorhandene »the counsel of Herades, Zeus, and Hermes is cut off«, übergeht aber die Schwierigkeit, daß im V. 87 drei Silben fehlen. 87 a) Geffcken ergänzt: 1tO"-T]ES;. Dann lautet der Vers: »Die Städte des Herakles, des Zeus und des Hermes« und wäre als Apposition zu V. 86 zu verstehen. 89 a) Auch dieser Vers ist unvollständig; Alexandre ergänzt: »Hunger, sondern du wirst Strafe«. 9 I a) Hier wird zu Recht der Ausfall einiger VV. angenommen. 92 a) In der Hschr. P wird das Fehlen von drei Versen angezeigt. 94 a) Kurfess konjiziert den Nom. Sing. »der boshafte Mensch«, woran die Adjektive in V. 96 sich besser anschließen.
1I19
mächtig, blutrünstig, töricht rasend, 97 der mit einer großen Menge wie der Sand heranstürmt, um dir Verderben zu bringena. 98 Und dann wirst du, reichgesegnete unter den Städtena, vieles erdulden. 99 Ganz Asien wird weinen um der Geschenke willen, mit denen es sich von dir 100 die Stirn bekränzte und sich freute, (Asien,) das jetzt zu Boden stürzt. 101 Er selbsta aber, der das Land der Perser erlangt hatte, wird Krieg führen 102 und, nachdem er jeglichen Mann getötet hat, wird den gesamten Lebensunterhalt plündern, 103 so daß für die armen Sterblichen nur ein Drittel übrigbleibta. 104 Er aber wird vom Sonnenuntergang hera mit leichtem Sprung hineinfliegen, 105 er belagert das ganze Land und verwüstet das ganze. 106 Aber wenn er den Gipfel der Macht erreicht und hassenswerten Wagemut hat, 107 wird er kommen und die Stadta? der Seligen zerstören wollen. -108 Und ein König, von Gott her gegen diesen geschickta, 109 wird alle großen Könige und heldenhaften Männer vernichten. 110 Dann wird so das Gericht sein vom Unvergänglichen über die Menschen. 1 I I Wehe dir, du elendes Herz, was treibst du mich dazu, I 12 Ägypten die schmerzliche Vielherrschaft zu enthüllen? 1 13 Geh' doch zum Osten, zu den törichten Persergeschlechtern, 114 und enthülle ihnen das Gegenwärtige und das, was sein wird! I I 5 Der Strom des Flusses Euphrat wird eine Überschwemmung verursachen I 16 und die Perser vernichten und die Iberera und Babyionier 117 und die kriegs liebenden, auf ihre Bogen vertrauenden Massageten. 118 Ganz Asien wird, vom Feuer verbrannt, bis zu den Inseln glänzen. 119 Pergamos, das einst erhabene, wird a wie ein Traubenbündel a vernichtet werden 120 und Pitanea wird ganz unter den Menschen verödet erscheinen. 121 Ganz Lesbos wird versinken in den tiefen Meeresschlund, so daß es zugrunde geht. 122 Smyrna wird sich einst die Abhänge hinabwinden und weInen, 123 die einstmals erhabene und namhafte Stadt wird völlig zu95 a) Kurfess verbessert diesen verderbten Vers: »Er wird alle deine heiligen Stätten mit Blut und Leichen beflecken«. 97 a) Wir folgen der Emendation Geffckens, da die hschr. Überlieferung metrisch anstögig ist. 98 a) Gemeint ist wahrscheinlich Alexandrien. 101 a) Gemeint ist Nero. 103 a) VgI. Sib III 544; Sach 13,8; Apc 9,Ip8. 104 a) Zur Herkunft des Feindes aus dem Westen vgI. V. 371; Dan 8,5; Apc I3,I. !O7 a) Jerusalem. !OS a) Zur Messianologie der Sib vgI. A. Chester, The Sibyl, und Ders., Jewish Messianic Expectations. I I 6 a) Die Iberer passen nicht in den Zusammenhang. Nikiprowetzky denkt an Georgien (unter Verweis auf Valerius Flaccus, Argonautica 6,120). Pincherle konjizierte Arabes statt Iberas (umer Verweis auf Sib XIII 3}). II9 a) Auf die ansprechende Konjektur von Alexandre, statt ßm;Quö6v zu lesen ßa"frQTJö6v »von Grund auf« sei hingewiesen. I20 a) Pitane ist eine Pergamon benachbarte Stadt an der Küste Mysiens.
1120
grunde gehen. 124 Die Bithynier werden ihr in Asche verwandeltes Land beweinen, 125 und das große Syrien und das stämmereiche Phönizien. 126 Wehe dir, Lykien, welche Übel bereitet dir 127 das Meer, indem es von selbst auf das schmerzvolle Land tritt a, 128 so daß es mit schlimmer Erschütterung und bitteren Fluten überschwemmt 129 Lykiens salbenloses und einst salbendufendes Land a. 130 Es wird auch gegen Phrygien ein schlimmer Zorn kommen um der Trauer willen, 131 dererwegen Rhea, die Mutter des Zeus, kam und dort verweilte a. 132 Das Meer wird das Geschlecht der Kentauren vernichten und einen barbarischen Volksstamm; 133 und die Lapithen wird er zu Boden streckena. 134 Das thessalische Land wird ein tieffließender Strom vernichten, 135 der tieffließende Peneios (wird) die Tiergestalten von der Erde (vernichten); 136 aEpidanos, der sagt, er habe einst Tiergestalten erzeugt ... b 137 aHellas, das dreimal unglückliche, werden die Dichter beklagen, 138 wenn von Italien her den Landrücken des Isthmus zerschlägra 139 des großen Roms großer König, der göttergleiche Mann, 140 den, so heißt es, Zeus selbst erzeugte und die Herrin Heraa, 141 der mit musischem Klang honigsüße Lieder 142 beifallheischend vortruga, aber viele zugrunderichtete zusammen mit seiner elenden Mutter. 143 Der furchtbare und schamlose Herrscher wird aus Babylona fliehen, I44 den alle Sterblichen und (besonders) die Vortrefflichen hassen. 145 Denn er hat viele zugrunde gerichtet und Hand an den Mutterleib a gelegt, 146 gegen seine Gattinnen gesündigt und stammte aus schändlichen Verhältnissena. 147 Er wird zu den Medern und zu den Königen der Perser 127 a) Nach Dio Cassius 63,26, wurde Lykien gegen Ende der Herrschaft Neros durch eine Flutwelle verwüstet. 129 a) Spiel mit dem Namen der Iykischen Stadt Myra (Uf-IuQOC; - f-IuQLnvouc;). 131 a) Auch Sib III '40 wird eine Beziehung zwischen Zeus und Phrygien hergestellt. '33 a) Der Text ist stark verderbt. Geffcken vermutet im Anschluß an Wilamowitz als ursprüngliche Versfolge '35-I33-136, wodurch der Gedankengang in der Tat klarer würde. Kurfess athetiert VV. I33-I36. I36 a) Der Vers wird als Dublette zu V. 135 athetien von Lanchester, Nikiprowetzky und Collins. b) Epidanos ist eine Konjektur Mendelssohns für das hschr. Eridanos Geffcken übernahm sie in den Text; ihm folgen Pincherle, Collins. Epidanos ist der Name eines mythischen Flusses, der später mit dem Po identifiziert wurde. I37 a) Die VV. '37-I51 handeln vom wiederkehrenden Nero. '38 a) Anspielung auf den versuchten Durchstoß des Isthmus von Korinth (vgl. zu V. 32). '40 a) Vgl. Sueton, Nero 6,1. I42 a) Zu Neros künstlerischen Ambitionen s. zu V. 3 I. I43 a) BabyIon ist hier apokalyptischer Deckname für Rom; vgl. nur Apc I4,8; 16"9; 18,2.21.22.
'45 a) Anspielung auf die Tötung Agrippinas und Poppäas (v gl. Sueton, Nero 36; Tacitus, anno ,6,6). '46 a) Anspielung auf die Mutter Neros, Agrippina, die Claudius ermordete. Vgl. Sueton, Claudius 44-
112I
kommena, 148 diese hat er zuerst gewünscht und ihnen Ruhm gebrachta, 149 und lauert mit diesen Schurken gegen ein wahrhaftiges Volka ; 150 er hat den gottgebauten Tempel eingenommen und die Bürger verbrannt>, 151 die Leute, die hinaufzogen, die ich zu Recht besungen habe. 152 Bei seinem Erscheinen wurde die ganze Schöpfung erschüttert, 153 aund Könige gingen zugrunde, und die, bei denen die Herrschaft blieb, 154 vernichteten die große Stadt und das gerechte Volk. 155 Aber wenn vom vierten Jahr an ein großer Stern erstrahlta, 156 der die ganze Erde vernichten wird um der Ehre willen, 157 die sie anfangs dem meerbewohnenden Poseidon gaben; 158 dann wird vom Himmel herab ein großer Stern kommen in die schreckliche Salzflut 159 und wird das tiefe Meer verbrennen und Babylonaselbst r60 und Italiens Land, um dessentwillen umgekommen waren viele r6r heilige Gläubige der Hebräer und der wahrhaftige Tempela. 162 Du wirst unter den bösen Sterblichen Böses erleiden, 163 aber du wirst gänzlich verödet bleiben ganze lange Zeiten r64 a sie wird sein, aber sie wird lange gänzlich verödet seina, 165 deinen Boden hassend, weil du nach Giftmischereiaverlangt hast; 166 Ehebruch ist bei dir und gesetzeswidriger Verkehr mit Knaben", 167 weichlicher und ungerechter, du schlechte Stadt, du unselige vor allen. 168 Wehe, du in allem unreinste Stadt der latinischen Erde, 169 rasende, an Ottern sich freuende! Als Witwe a wirst du am Ufer sitzen, 170 und der Tiberfluß wird über dich, die du seine Gattin bist, weinen, 171 die du ein blutgieriges Herz hast und gottlose Gesinnung. 172 Hast du nicht erkannt, was Gott vermag und was er bewirkt? 173 Aber du sprachst: Einzigartiga bin ich, und niemand wird mich zerstören. 174 Nun aber wird dich und alle die Deinen der ewig existierende Gott vernichten, 175 und nicht mehr wird ein Zeichen von dir in jenem Lande sein, 147 a) Vgl. die von Sueton, Nero 47,2, berichteten Pläne Neros. 148 a) Anspielung auf die Krönung des Parthers Tiridates zum König von Armenien i.J, 63 n. Chr. durch Nero. 149 a) Nero hatte den Krieg gegen die Juden i.J, 66 n. Chr. begonnen; vgl. Sib IV 1 I 5 H. 150 a) Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels wurde nicht von Nero verursacht. 153 a) Die VV. 153 f. fassen das Dreikaiserjahr 69 und die durch Vespasian und Titus vollzogene Eroberung Jerusalems zusammen. Der eklatante Widerspruch zu VV. 150 f. gibt der Vermutung von W. Pöhlmann, Opposition 335, Anm.2, recht, es handle sich bei VV. 152154 um ein Fragment anderer Herkunft. 15 5 a) Vgl. Apc 8,10; I Sib III 334ff. 159 a) Hier ist wie in v. 143 Rom gemeint. 161 a) So die Hschr. Geffcken übernimmt die Konjektur von A. Rzach »das wahrhaftige Volk«, die :lUch A. Pincherle, J,J. Collins und v. Nikiprowetzky ihren Übersetzungen zugrundelegen. Schwerlich notwendig! 164 a) Mit Blaß, Geffcken, Kurfess, Collins, Nikiprowetzky als Dittographie zu streichen. 165 a) Vgl. Jes 47,12; Apc 18,23 f. 166 a) Vgl. Sib III 184ff. 764169 a) Vgl. Jes 47,9. 173 a) Vgl. Jes 47,9; Apc 18,7; Ez 28,2.
1122
176 wie in alten Zeiten, als der große Gott deine Ehrungen fand. 177 Bleibe, du Gesetzlose, allein, vermische dich mit flammendem Feuer 178 und bewohne den tartarischen, gesetzlosen Orta des Hades! 179 Jetzt aber, Ägypten, beklage ich wiederum dein Unheil, 180 Memphis, du wirst Anführer der Plagen sein, geschlagen im Nacken; 181 bei dir werden die Pyramiden eine schamlose Stimme von sich geben. 182 Python a , die du von alters her mit Recht Doppelstadt genannt wurdest, 183 schweig' in Ewigkeit, damit du mit der Schlechtigkeit aufhörst. 184 Frevlerin, Schatz von bösen Leiden, viel klagende Mänade, 185 Tränenreiche, die Schreckliches erduldet, du wirst immer Witwe bleiben. 186 Viele Jahre warst du allein Herrscherin der Welt. 187 Aber wenn Barkea anlegt ein Gewand, 188 ein weißes a über dem schmutzigen, möchte ich weder existieren noch geboren werdenb. 189 aTheben, wo ist deine große Kraft? Ein wilder Mann 190 wird das Volk verderben; du aber wirst dunkle Kleider nehmen 191 und klagen, Unglückselige, allein und wirst alles büßen, 192 was du früher getan hast in deiner schamlosen Gesinnung. 193 Und man wird Wehklagen sehen wegen der frevelhaften Taten. 194 Syenea wird verderben ein großer Mann der Äthiopier. 195 Teuchiraa werden die dunkelhäutigen Inder mit Gewalt als Wohnsitz einnehmen. 196 Pentapolisa, du wirst weinen; dich wird ein großmächtiger Mann vernichten. 197 Tränenreiches Lybien, wer kann dein Unheil erzählen? 198 Wer aber von den Menschen wird dich, Cyrene, mitleidsvoll beweinen? 199 Du wirst nicht aufhören mit der verhaßten Klage zur Zeit des Verderbens. 200 Bei den Brygerna und bei den goldreichen Galliern 178 a) Vgl.]es 14,15. 182 a) Unter Python verstehen viele Erklärer die in Ex
I,I I genannte ägyptische Stadt Pithom; sie wird im Codex Vaticanus der LXX mit Peitho transkribiert, weshalb Wilamowitz diese Form als Konjektur vorschlug. Nikiprowetzky erinnert daran, daß Theben in griechischrömischer Zeit Diospolis hieß und kommt zu der Gleichung Diospolis = Diipolis = Dipolis = Doppelstadt. Von der Bezeichnung »Doppelstadt« aus könnte man ebenfalls Theben erschließen, wenn man bedenkt, daß der Nil die Stadt zweiteilt. Die Bezeichnung Python bleibt eine »designation tres mysterieuse« (Nikiprowetzky). 187 a) Barke, eine Stadt in der Cyrenaica, wurde 483 v. Chr. von den Persern erobert und geplündert. 188 a) Ein kurzer weißer Rock ist persische Tracht; hier als Zeichen der Unterwerfung zu verstehen. b) Vgl. Hesiod, Erga 175. 189 a) Man könnte an den Einfall der Äthiopier in Ägypten i.J. 24 v. Chr. denken, aber Collins weist zu Recht darauf hin, daß die Äthiopier eine ständige Bedrohung des südlichen Ägyptens waren. Nikiprowetzky denkt an den Ansturm von Gog und Magog (vgl. Sib ur 3 1 9 f.). 194 a) Syene ist das spätere Assuan. I95 a) Teucheira war eine Stadt in der Cyrenaica, später Arsinoe genannt. 196 a) Ein Städtebund, dem Cyrene, Apollonia, Ptolemais, Arsinoe und Berenike angehörten. 200 a) Das hschr. ßgUTEOOt wird von Alexandre zu Bgl"tEÜOl emendiert; ihm folgen Blaß, Bate, Lanchester, Collins, Nikiprowetzky. Geffcken und Kurfess übernehmen die Konjektur
II23
wird 201 sich der rauschende Okeanos mit vielem Blute füllen; 202 denn auch sei taten den Kindern Gottes Böses an, 203 aals der phönikische König den Sidoniern eine gallische 204 Riesenschar aus Syrien heranführte; und er wird dich selbst töten, 205 Ravenna, und wird dich zum Mord anführen. 206 alhr Inder, und ihr tapfergesonnenen Äthiopier, seid nicht zuversichtlich!b 207 Denn wenn diese das Rad der Achse, der Steinbock 208 und der Stier in den Zwillingen inmitten des Himmels umwindet-, 209 awenn die Jungfrau steigt und die Sonne rings um die Stirne 210 den Gürtel befestigt hat und das ganze Weltall beherrscht, 2I1 (dann) wird ein großer himmlischer Brand- auf Erden sein, 212 unter den kriegerischen Gestirnena (entsteht) eine neue Natur, so daß vernichtet wird 2 I 3 in Feuer und Seufzen das ganze Land der Äthioper. 214 aBeweine auch du, Korinth, das für dich (bestimmte) Verderben! 215 Denn wenn die drei Schwestern, die Moirai, mit von Wilamowitz BQuyeuOL; dann wäre hier ein im nördlichen Balkan ansässiger Stamm gemeint. 203 a) Die Verse 203-204 sind unverständlich. Collins und Nikiprowetzky sehen eine Anspielung aufVespasian, der Gallier in seinem Herr hatte. Lanchester gibt als Alternative zu bedenken, ßuuMil,; cj>OLVL!; könnte auf den periodisch erscheinenden Vogel Phönix gedeutet werden; dann könnte eine Anspielung auf Nero vorliegen. 206 a) Vg!. Sib III 319ff. b) vv. 206 f. zeigen an einem astrologischen Phänomen die Verwirrung der Weltordnung: Inder und Äthiopier stehen unter dem Sternzeichen des Krebses und kommen jetzt unter das Zeichen des Steinbocks. Nach W GundeI, Gnomon 4,450, ist hier allerdings nicht der Steinbock gemeint, »der Aigokerites kann Capella, der gehörnte Schlangengott der Dodekaoros, ein Hornkomet oder auch der schlangenförrnige Dekangott sein, der im Mesembolema zwischen Stier und Zwilling die Mitte des Himmels umschlängelt«. 208 a) Der Stier wird in das Gebiet der Zwillinge vordringen und beide Gestirne werden die Himmelsrnitte einnehmen. 209 a) Der schwierige Satz ist mit V. Nikiprowetzky wohl so zu verstehen, daß die Sonne den ganzen Tierzeichenkreis wie ein Stirnband anlegt und damit den Lauf der Gestirne zum Stillstand bringt. 2II a) Der Begriff EfAoJtQ1']ufAoo<; ist nach W. Gundei, Gnomon 4,451, »der Ausdruck einer besonderen meteorologischen Erscheinung ... Wenn also Saturn die Zone gefrieren läßt und zwar im Gesicht des Stiers steht und lauter Marssterne die Himmelsmitte umsäumen, dann entsteht dieses furchtbare Wunderzeichen des Empresmos - Saturn und Mars gelten in der hellenistischen Astrologie seit Alters als die Erzeuger von Kometen und sonstigen schlimmen meteorologischen Phänomenen«. Mit dem Empresmos ist zugleich ein Kampf der Sterne verbunden - auch das ist ein geläufiger Topos ... nun entsteht die neue Physis, und ganz Äthiopien geht unter in Feuer und Jammer. Das ist die Folge der weiteren Bedingungen, daß die Jungfrau bei der verhängnisvollen Konstellation im Aufgang sein muß. Sie hat die Tutela über Athiopien; ihr Schutz wird paralysiert durch die verhängnisvollen Strahlen, die Mars bzw. die Marssterne und Saturn in Quadratur auf sie von dem Mesuranema werfen«. 212 a) Die Vorstellung vom Sternenkampf steht wohl schon hinter Jes 14,12 und Dan 8,10; deutlich greifbar bei Seneca, Conso!. ad Mare. 26,6; Herc. furens 944-952; Thyest 844866. 214 a) Die VV. 214- 246 handeln abermals vom wiederkehrenden N ero. Korinth ist angespro-
chen, weil Nero dort - s. V. 2 I 8 - »durch ein titanisches Unternehmen die Götter herausgefordert hatte« (W. Pöhlmann, Opposition, 335)'
II24
gedrehten Fäden 216 gesponnen haben, ihn, der mit List zum Gestade des Isthmus flieht, 217 hoch durch die Luft herbeiführen werdena, bis alle ihn sehen, 218 der einst den Felsen aushauen ließ mit gehärtetem Eisen, 219 (dann) wird er auch dein Land verderben und schlagen, wie es vorbestimmt ist. 220 Denn diesem hat Gott Mut gegeben, so daß er tut, 22 I was kein früher von allen Königen (tat); 222 zuerst wird er mit der Sichel die Wurzeln von drei Häupterna 223 herausziehen a und gibt sie andern zu kosten, 224 so daß sie essen das Fleisch der Eltern des unheiligen Königs-. 225 Denn allen Menschen ist Mord und Schrecknis beschieden 226 wegen der großen Stadt und des gerechten Volkes, 227 das immerfort erhalten wird, das die Vorhersehung besonders beschirmte. 228 -Unsteter und Übeldenkender, von bösen Geschicken umgeben, 229 Anfang der Mühe und großes Ende für die Menschen, 230 da die Schöpfung geschädigt und wieder von den Moiren gerettet wird. 231 Frevel, Urheber der Übel und großes Leid für die Menschen, 2}2 wer von den Sterblichen hat dich herbeigewünscht, wer nicht gezürnt von Herzen? 233 Durch dich wurde ein König gestürzt und verlor das ehrwürdige Leben'. 234 Alles hast du übel zugerichtet und alles übel überflutet, 235 und durch dich sind die schönen Gefilde der Welt verwandelt. 236 Zum Streit mit uns wirf das Kriegsbeil a hin! 237 Wie, was sagst du: »Ich werde dich überzeugen, und wenn ich etwas an dir tadle, sage ich es.« 2 38 'Es war einst unter den Menschen der helle Glanz der Sonne, 239 weil sich überall der verbündete Strahl der Propheten ausbreitete. 240 Die honigträufelnde Rede zeigte allen Sterblichen guten Trank 241 und reichte ihn dar und allen leuchtete der Tag auf. 242 Deshalb, du Ratloser und Urheber größter Übel, 243 wird Dolch und Trauer kommen an jenem Tag. 244 a Angang der Mühsal und großes Ende für die Menschen, 7 a) Manche Erklärer sehen hier eine Anspielung auf den Simon-Magus-M ythos (z. B. Lanchester): das dürfte nicht zutreffen. Nikiprowetzky weist zu Recht darauf hin, daß der Antichrist hier als Gegenbild des auf den Wolken kommenden Menschensohnes (Dan 7, I 3) gezeichnet ist. 222 a) Vgl. Dan 7,8; I1,43. 223 a) Wir folgen der Konjektur von Alexandre onuao
112 5
245 da die Schöpfung geschädigt und wieder von den Moiren gerettet wird, 246 vernimmt bittre, übel klingende Rede, du Leid für die Menschen! 247 aAber wenn das Persische Land sich vom Krieg zurückhält 248 und von der Pest und vom Seufzen, dann wird an jenem Tage sein 249 der seligenJuden göttliches und himmlisches Geschlecht, 250 welche um die Stadt Gottes herumwohnen mitten im Landa, 251 aund bis nach Joppe eine große Mauer herumziehend 252 werden sie sie hoch erheben bis zu den finsteren Wolken. 253 Nicht mehr wird die Trompete den Schall von Kriegsgetümmel ertönen lassen, 254 noch werden sie weiterhin durch rasende feindliche Hände umkommen, 255 sondern in Ewigkeit werden Siegesmale über die Bösen aufgerichtet stehen. 256 aEiner aber wird wiederum vom Himmel kommen, ein ausgezeichneter Mann, 257 der die Hände ausbreitete auf dem Holz, das viele Früchte bringt, 258 der Beste der Hebräer, der einstmals die Sonne stillstehen lassen wird, 259 der mit schönem Wort und mit reinen Lippen redet. 260 Laß' dir dein Herz in der Brust nicht mehr quälen, du Glückselige, 26I von Gott Geborene, ganz Reiche, einige ersehnte Blüte, 262 schönes Licht und erhabenes Ziel, das von den Heiligen ersehnt wirda, 263 du anmutige, schöne judäische Stadt, gotttbegeistert zu Hymnen. 264 Nicht mehr wird in deinem Land bakchantisch umherrasen der unreine Fuß 265 der Hellenen, der (jetzt) das gleiche Gesetz im Herzen trägt, 266 sondern die ruhmvollen Söhne werden dich ehren 267 und sie werden unter heiligen Gesängen den Tisch aufstellen 268 für Opfer aller Art und mit gottgefälligen Gelübden; 269 sie alle, die in kleiner Bedrängnis Mühsale ausgehalten haben, 270 die Gerechten, sie werden größeres und lieblicheres Gutes tun a . 271 Die Bösen aber, die ihre gesetzlose Zunge gegen den Him247 a) Zur Tempelideologie der W. 247-252 vgl. A. Chester, The Sibyl and the Temple, 5962. 250 a) Zur Vorstellung von Jerusalem als Erdmittelpunktvgl. Ez 38,I2 (5,5);Jub 8,I9; Henaeth 26,1; Josephus, Bell 3,52; Sanh 37a. 25" a) Vgl. W. 424f. 256 a) Die W. 256-259 werden häufig als christliche Interpolation angesehen(Bleek, Alexandre, Bate, Lanchester) oder wenigstens V257 (Zahn, Collins). Schon Nikiprowetzky meinte, diese Passage auf den jüdischen Messias, der als neuer Moses geschildert wird, beziehen zu können, wobei er den besonders verdächtigen V 257 stark abschwächend übersetzte »qui etendit les mains vers un bois tres fecond«. Besser argumentiert O'Neill. Er weist die von Geffcken übernommenen Konjekturen (V 257 statt 01i; V258: OT!iOEl statt OTi'jOE ab und übersetzt: A certain one will co me again from heaven, the most eminent of men / to where he spread upon the fruitful wood his hands - / the best one of the Hebrews, who once made the sun stand still / by crying with noble speech and lips unsullied. Sein Resumee: »It seems that we possess in these few lines a genuine Jewish oracle about a great teacher who had been crucified and was to come again as judge.« (100). 262 a) Wir folgen der Konjektur von Kurfess, der ayvole; statt ayv6r;, liest; die Hschr. sind durch eine offenkundige Dittographie von V 26 I verderbt. 270 a) Wir folgen der Konjektur von Alexandre (bei Geffcken nicht erwähnt): Ku1-.u ltQci-
oe;
II26
mel richten, 272 werden aufhören, gegeneinander zu reden, 273 sie werden sich verbergena, bis die Welt verwandelt wird. 274 'Es wird aber aus den Wolken ein Regen brennenden Feuers kommen, 275 und nicht mehr werden die Sterblichen die herrliche Ähre von der Erde ernten, 276 alles wird unbesät und ungepflügt bleiben, bis sie erkennen 277 den Herrscher über alles, den unsterblichen, immer seienden Gott, 278 die sterblichen Menschen und sie nicht mehr Sterbliches verehrena, 279 nicht Hunde und Geier, welche Ägypten gezeigt hat 280 zu verehren mit leerem Mund und törichten Lippen. 281 Aber das heilige Land der Frommen allein wird dies alles hervorbringen, 282 honigsüße Flüssigkeita wird vom Felsen und aus der Quelle 283 und ambrosische Milch fließen für alle Gerechten; 284 denn auf den einen Schöpfergott, der allein hervorragend ist, 285 setzten sie ihre Hoffnung und hatten große Frömmigkeit und (großen) Glauben. 286 Aber warum gibt mir dies der weise Sinn ein? 287 Nun will ich dich, armes Asien, jammervoll beklagen 288 und das Geschlecht der Jonier, der Karer, der goldreiehen Lydier. 289 Wehe dir, Sardes, wehe, liebliches Tralles; 290 wehe, Laodizea, du schöne Stadt; wie werdet ihr zugrundegehen 291 durch Erdbeben zerstört und zu Staub verwandelt!a 292 Dem finsteren Asien ... a 293 Der Artemistempel in Ephesus errichteta 294 wird durch Erdschluchten und Erschütterungen einstmals in die schreckliche Salzflut kommen 295 vornüber stürzend, wie wenn Stürme die Schiffe überflutena. 296 Auf dem Rücken liegend wie Ephesus am Strand weinen und klagen 297 und den Tempel suchen, der keine Wohnstatt mehr hat. 298 aUnd dann wird der unvergängliche Gott, der den Äther bewohnt, in seinem Zorn 299 vom Himmel herab einen Blitzstrahl werfen gegen das Haupt des Unheiligen. 300 aAnstelle des Winters wird Sommer sein an jenem Tage. 301 Und dann wird großes Leida sein für die sterblichen Menschen; 302 denn der Donnerer aus der Höhe wird alle Schamlosen vernichten 303 mit Donnerschlägen und mit Leuchten und mit flammenden Blitzen ~01JOL statt des hschr. XUAOV iiQ~01JOL, das Geffcken in den Text übernimmt. Collins folgt der Konjektur Mendelssohns EVUAAa~01JOL. 273 a) VgL Jes 2,r8-2L 274 a) VgL Sib III 536-543.647. 278 a) VgL VV. 77ff.; III 30. 282 a) Zu VV. 282f. vgL Ex 3,8.17. 291 a) Hier könnte auf das Erdbeben vom]. 17 n. Chr. angespielt werden, das in einer Nacht 12 Städte zerstörte (vgl. Tacitus, anno 2,47; Plinius Maior, nato hist. 2,86). 292 a) Der Vers ist unvollständig überliefert; Geffcken nimmt danach eine Lücke an. 293 a) Dieser Vers ist aus metrischen Gründen unvollständig. 298 a) Zu recht sieht Nikiprowetzky hier ein neues Orakel beginnen, das die Vernichtung des Antichrist zum Inhalt hat. 300 a) Vgl. Sib H, 157; VIII 215. 301 a) Wir folgen mit Collins der Konjektur von Rzach, der ~lEYU TIij~l' statt des hschr. ~lFtE TIEll;' liest.
II27
304 gegen die feindseligen Männer, und er wird sie wie Gottlose vernichten 305 so daß die Leichen auf Erden zahlreicher als der Sand liegenbleiben. 306 Denn es wird auch Smyrna kommen und seinen Lykurg· beweinen 307 zu den Toren von Ephesus und wird selbst umso mehr zugrundegehen. 308 Das törichte Kyme' aber mit den göttlich inspirierten Flüssen 309 wird unter den Händen gottloser, ungerechter und gesetzloser Männer 31o hin-
geworfen und wird nicht mehr so viel zum Himmel· ... , 3 I 1 sondern als Tote in den kymäischen Flüssen bleiben. 312 Und dann werden sie zusammen aufschreien in Erwartung des Elends. 313 Es wird wissen, daß es ein Zeichen hat, weshalb es litt, 314 das bösartige Volk der Kymäer und der schamlose Volksstamm. 3I 5 Dann, wenn sie das in Asche gelegte böse Land bejammern werden, 3 16 wird Lesbos durch den Eridanos· auf ewig zugrundegehen. 3 17 Wehe dir, Kerkyraa, du schöne Stadt, hör' auf mit dem fröhlichen Jubel! 318 Und Hierapolis', du allein mit Pluto vermähltes Land, 319 du wirst den tränenreichen Ort, den du ersehnt hast, haben: 320 in der Erde begraben' an den Wassern des Thermodon b. 321 Steiniges Tripolis' an den Wassern des Mäander, 322 das mit nächtlichen Wellen unter dem Ufer erfüllt ist·, 323 von Grund auf wird dich einst verderben diese göttliche Vorhersehung. 324 'Das Phöbus benachbarte Land, das mich nicht nehmen 306 a) Statt des hschr. AmlO1JQyov konjiziert Geffcken A1JQ01JQyov = Homer; ihm folgen Lan-
chester, Pincherle, Kurfess und Collins. Alexandre konjizierte kcll-\OQVOV, den Hafen von Smyrna. Wir bleiben mit Nikiprowetzky bei der lectio difficilior. 308 a) Das Orakel bezieht sich wohl auf Kyme in Äolien, dessen Bewohner als einfältig galten (Strabo, 13, p.622); dort gab es einen Apollotempel und ein Orakel (Plinius Maior, nato hist. 34,8). Aber der Hinweis auf die göttlich inspirierten Flüsse läßt an das Cumae in Unteritalien denken, ebenso der Hinweis auf die Gewalttätigkeit der Einwohner in V. 3 13. 310 a) Der Text ist verderbt; Alexandre konjiziert XclQI-\U JtQOÖWOEL, Geffcken verbessert zu XclQf.l.u JtQOOLOEL »er wird Freudenrufe hervorbringen«, Kurfess liest Qfif.l.u JtQ01'jOEL »er wird die Stimme erheben«. 316 a) Der Eridanus ist ein mythischer Fluß; vg!. die Anm. zu V. 136. 317 a) Kerkyra (oder Korchyra in <jl), die nördlichste der ionischen Inseln (heute Korfu). MendeIssahn - gefolgt von Collins - emendierte zu Kibyra; diese bedeutende Handelsstadt im südlichen Phrygien paßt besser in den geographischen Horizont des Kontextes. Kurfess emendiert zu Karoura, also einer Stadt im südwestl. Kleinasien. Wir bleiben bei der lectio difficilior. 318 a) Hierapolis im südwest!. Phrygien besaß ein sog. Charoneion, eine Erdspalte mit verpesteter Luft, die als Tor zum Reich des Unterweltgottes Pluron angesehen wurde (Strabo 12, 8,17)· 320 a) Hierapolis wurde - wie Laodikeia - von dem großen Erdbeben des Jahres 60 n. Chr. betroffen (Vg!. Tacitus, anno 14,27,1). b) Geographischer Irrtum: In der Nähe von Hierapolis floß der Lykos. 321 a) Tripolis heißt die Stadt Apollonia am Mäander erst seit augusteischer Zeit (Plinius, nato hist·5,III). 322 a) Wir übernehmen die von Geffcken nicht erwähnte Konjektur von Opsopoeus JtATJQW{}ELOU statt des hschr. %ATJQW{}ELOu. 324 a) Geffcken bezeichnet den Vers zu recht als unverständlich. Kurfess stellt die Versfolge um: 325-327-324-326 - sehr erwägenswert!
1128
wollte, 325 das reiche Milera, wird einst ein Blitzstrahl von oben verderben, 326 weil es den trügerischen Gesang des Phöbus erwählte 327 a und das weise Studium der Männer und den besonnenen Rat. 328 Sei gnädig, Allvater, dem üppigen, früchtereichen Land, 329 dem großen Judäa, damit wir deine Gedanken erkennen. 330 Dieses hast du zuerst erkannt, 0 Gott, in Gnaden, 331 so daß es allen Sterblichen als dein Erstling der Gnade erscheint 332 und sie darauf achten, was Gott gegeben hat. 333 Ich dreimal Unglückliche sehne mich, die Werke der Thrakerzu sehen 334 und die Mauer zwischen zwei Meerena, die von einem Lufthauch b im Staub 335 geschleift wurde wie ein Fluß ... a 336 Armer Hellespant, der Sohn Assyrienswird dich einst überbrücken, 337 es wird kommen a der Kampf der Thrakier und deine große Kraft vernichten. 338 Makedonien wird der ägyptische König einnehmen-, 339 und die Kraft (seiner) Heerführer wird das barbarische Gebiet niederwerfen. 340 Lyder und Galater, Pamphylier mit Pisidiern 341 werden, mit aB ihrer Macht gerüstet, im bösen Streit siegen. 342 Dreimal armes Italien, du wirst völlig verwüstet und unbeweint bleiben, 343 um in einem blühenden Land als verderbliches Untier umzukommen. 344 Es wird aber am- ätherischen, weiten Himmel droben a 345 ein donnerndes Getöse, die Stimme Gottes, zu hören sein; 346 a die unvergänglichen Strahlen der Sonne werden nicht mehr sein, 347 noch wird das strahlende Licht des Mondes sein 348 in der letzten Zeit, wenn Gott die Herrschaft übernimmt. 349 Alles wird schwarz werden, Finsternis wird auf Erden sein, 350 und blind die Menschen, die Tiere bösartig, und Klagelaut 325 a) Milet lag in der Nähe des Apollon-Orakels von Didyma (Herodot I, 46,92; Strabo 14,634; Pausanias 7,6,2). 327 a) Wilamowitz nahm an, vor 327 sei ein Vers ausgefallen, der von der Ablehnung des Rates der Weisen gehandelt haben muß. Die von Kurfess vorgeschlagene Umstellung machte diese Annahme unnötig. 334 a) Gemeint ist die die thrakische Chersonesos absperrende Mauer, die Miltiades hatte errichten lassen (Herodot 6,]6). b) Wir bleiben bei dem einhellig überlieferten UEQOC;; Geffcken setzt - gefolgt von Kurfess, Collins und Nikiprowetzky dagegen Wilamowitzens Konjektur "AQEOC; in den Text. 335 a) Der Schluß des Verses ist unverständlich. Nikiprowetzky erklärt ihn so: »Ces travaux serom abattus parun ouragan, puis, sous la pression de leur propre masse, seront, al'instar d'un fleuve, precipites dans la mer, domaine des oiseaux-pecheurs qui y pourchassem leurs proies.« (Anm. z.St.). 336 a) Gemeint ist die Brücke, die Xerxes i.]. 48r vor Chr. über den Hellespom bauen ließ. 337 a) Das hschr. überlieferte ELC; (JE [luXTJ ist unverständlich. Wir übernehmen die Konjektur Naucks, der d(JL [l(iXTJ liest. Stärker in den Überlieferungsbestand greift ein die Konjektur von Wilamowitz AU<JL[luXTJv, der einen Hinweis auf die Zerstörung der Stadt Lysimache im Krieg zwischen Rom und Philipp von Makedonien (200-196 v. Chr.) annimmt. 338 a) Es handelt sich um Ptolemaios Keraunos, der 280 v. Chr. von den Galliern getötet wurde. 344 a) Wir folgen der von Alexandre gegebenen Emendation des korrupten Verses: E(J"[aL i'J' ah'tfQLoV ava oUQuvov EUQVV. 346 a) Zur folgenden Schilderung vgl. VV. 48off.; Jes I 3,9f.; Joel 2,10; AssMo 10,5; Apc 9,2.
II29
wird sein. 3 sr Jener Tag wird lange dauern, so daß man erkennen wird 352 ihn selbst, Gott, den Herrscher, der alles vom Himmel her beaufsichtigt. 353 aEr wird dann mit den feindseligen Männern kein Erbarmen haben, 354 welche Herden von Lämmern und Schafen und brüllenden Stieren 355 und großen Kälbern mit vergoldeten Hörnern opfern 356 den unbeseelten Hermen und den steinernen Göttern. 357 Es soll führen das Recht, die Weisheit und der Ruhm der Gerechten; 358 daß nicht einst der unvergängliche Gott in seinem Zorn vernichte 359 das ganze beflecktea Menschengeschlecht und den schamlosen Stamm, 360 muß man Gott, den Erzeuger, den Weisen und immer Seienden, lieben. 361 a In der letzten Zeit um das Ende des Mondes wird 362 ein die Welt durchrasender, trugvoller und von Hinterhältigkeit (bestimmter) Krieg sein. 363 Es wird aber von den Enden der Erde der muttermörderische Mann kommena, 364 flüchtig und im Geist Scharfes erwägend, 365 welcher die ganze Erde niederwerfen und alles bezwingen wird, 366 und er wird in allem klüger als alle Menschen denken, 367 und die (Stadt)a, um deretwillen er zugrundeging, wird er sofort einnehmen, 368 und wird viele Männer und große Tyrannen vernichten 369 und alle anzünden, wie es niemals ein anderer tat, 370 die Gefallenen wiederum wird er aus Eifer wieder aufrichten. 371 Es wird vom Westen her ein großer Krieg für die Menschen kommen, 372 Blut wird fließen vom Hügel herab a bis zu den tiefen Flüssen. 373 Auf die Ebenen Makedoniens wird träufeln der Zorn (... )a 374 Bundesgenossenschaft vom Westen, dem König a aber Verderben. 375 aUnd dann wird ein winterlicher Wind über die Erde wehen, 376 und die Ebene wird abermals mit schrecklichem Krieg erfüllt werden. 377 aDenn Feuer wird aus den himmlichen Regionen auf die Menschen regnen, 378 Feuer und Blut, Wasser, Blitzstrahl, Dunkel, Nacht am Himmel, 379 und Verderben im Krieg und beim Morden Nebel. 380 Alle wird er zugleich vernichten, Könige und hervorragende Männer. 381 Und so wird dann das beklagenswerte Verderben des Krieges aufhörena, 382 und niemand wird mehr mit Schwertern kämpfen noch mit Eisen, 383 noch mit Geschoßen selbst, die wiederum nicht erlaubt sind. 353 a) Vgl. 5ib IV I59. 359 a) Wir übernehmen die Konjektur Mendelssohns ~uuQ6v statt des hschr. ßCOTOV. 361 a) Die VV. 36'-385 enthalten das vierte Orakel über die Wiederkehr Neros im B. V; vgl. 93- IIO; 137-154; 214-227. 363 a) Vgl. 5ib IV 137f. 367 a) Gemeint ist Rom. Vgl. 5ib VIII, I42. 372 a) Wir übernehmen mit Blaß und Kurfess die Konjektur von Castalio ulflU xm;' oJ(ltou EUl~. Geffcken bietet die Konjektur Wilamowitzens u'LflUlt' EUl~ oJ(ltou. 374 a) "Le texte est inintelligible« (Nikiprowetzky z. 51.). 375 a) Zum folgenden vgl. 5ib III 672ft 690ft 377 a) Vgl. V. 274; Sib III 543· 381 a) Zum folgenden vgl. 5ib ur 653-727-730; Jes 2>4; Ps 46,9; Ez 39,9.
113 0
384 Frieden wird das weise Volk haben, das verlassen war, 385 welches das Böse erprobt hatte, damit es später erfreut würde. 386 Ihr Muttermörder', beendet eure Frechheit und die schurkische Verwegenheit, 387 ihr, die ihr von alters her euch das Beilager mit Knaben unkeusch verschafft habt, 388 und in Häusern zu Dirnen gemacht habt die, welche einst keusch waren, 389 mit Zügellosigkeit und Pein und mühevoller Schande. 390 Denn in dir hat die Mutter mit dem Sohn frevelhaft Verkehr gehabt, 391 und die Tochter hat sich mit ihrem Erzeuger als Braut verbunden; 392 in dir haben auch Könige ihren unseligen Mund besudelt; 393 in dir haben schlechte Männer sogar mit Tieren Verkehr gehabt. 394 Schweig', du jammervolle, schlechte Stadt, die im Freudentaumel lebt! 395 Denn nicht mehr werden bei dir mit dem' nährenden Holz 396 die jungfräulichen Mädchen das göttliche Feuer hüten. 397 Ausgelöscht ist bei dir das von alters her ersehnte Hausa, 398 seit ich zum zweiten Mal das Haus' niederstürzen sah 399 vornüber, von Feuer überflutet durch eine unreine Hand, 400 das Haus, das immer blühte, den Tempel, der Gott bewahrte, 401 von Heiligen geschaffen und immer unvergänglich, 402 auf den sie mit Leib und Seele ihre a Hoffnung setzten. 403 Denn nicht gedankenlos schuf einen vernunftlosena Gott aus unscheinbarer Erde 404 oder aus Stein ein kluger Künstler bei ihnen, 405 es verehrte nicht den Goldschmuck, den Betrug der Seelen, 406 sondern den Gott, den großen Erzeuger aller, die von Gott durchwirkt sind, 407 verehrten sie mit Opfern und heiligen Hekatomben. 408 Jetzt aber stieg ein unscheinbarer und unheiliger König· hinauf 409 und hat diese (Stadt) zu Boden geworfen und als Ruine zurückgelassen 410 mit einer großen Menge und mit kriegerisch berühmten Männern. 4 I I Er selbst aber ging durch unsterbliche Hände' zugrunde, nachdem er das Land verlassen hatte, 412 und nicht mehr gab es ein solches Zeichen für die Menschen, 413 so daß es den
386 a) Nach dem Motto »qualis rex, talis grex« werden alle Römer als Muttermörder apostrophiert. »Ganz Rom lebt und schwelgt in den Lastern Neros« (W. Pöhlmann, Opposition, 337)· 395 a) Wir nehmen die Konjektur Alexandres auf, der statt des verderbten naga GOLO 1:Tjv Til~ vorschlägt: naga ool uno Til~. 397 a) Eine Anspielung auf den Brand des Vesta-Tempels in Rom i.J. 64 n. Chr. 398 a) Hier ist natürlich der Jerusalemer Tempel gemeint; der vorher genannte Brand des Vesta-Tempels erscheint so - chronologisch falsch - als Strafe für den Frevel Roms gegen Jerusalem. Anders als in Sib III 266.273-28 I trifft die Juden keinerlei Schuld. 402 a) Wir folgen den Konjektur von Rzach, der a-tmiiv statt U1JToD liest. 403 a) Das sinnlose hschr. atvEL verbessert Geffcken zu avoov. 408 a) Gemeint ist Titus. 4 I I a) Wir folgen - wie Collins - der Konjektur von Geffcken XEgOL im' u{}aVIlTmc; unoßac; Yil~. - Titus starb zwar erst i.J. 8 I n. Chr. an einer fiebrigen Krankheit, aber in jüdischer Überlieferung wird sein Tod schrecklich ausgemalt; vgl. bab Gittin 56b; Midrasch Kohälät ed. Wünsche p. 72; Midrasch Bereshit rabba ed. Wünsche p. 42.
113 1
Anschein hatte, andere hätten die große Stadt zerstörta. 414 aDenn es kam vom Himmel ein seliger Mann 415 mit einem Zepter in den Händen, das ihm Gott übergeben hatte, 416 und er herrschte gut über alles und er gab allen 417 Guten den Reichtum zurück, den die früheren Männer (weg)genommen hatten. 418 Jede Stadt nahm er von Grund auf ein mit großem Feuer 419 und verbrannte die Völker der Sterblichen, die vormals Bösewichte waren, 420 und die Stadt, nach der Gott Verlangen trug, die machte er 421 glänzender als die Sterne und die Sonne und den Mond, 422 und Schmuck legte er (darin) nieder und machte ein heiliges a, 423 ein materielles, schönes, und baute einen überaus schönen, 424 viele Stadien breiten und unendlich hohen Turma, 425 der die Wolken selbst berührte und für alle sichtbar war, 426 so daß alle Gläubigen und alle Gerechten sehen 427 die Herrlichkeit des ewigen Gottes, die ersehnte Gestalt. 428 Ost und West priesen den Ruhm Gottes. 429 Denn nicht mehr gibt es für die armseligen Sterblichen Schrecknisse, 430 weder Ehebruch noch frevelhafte Knabenliebe, 431 nicht Mord noch Kriegslärm, sondern gerechter Wettstreit (herrscht) in allem. 432 Es ist die letzte Zeit der Heiligen, wenn dies vollbringt 433 der aus der Höhe donnernde Gott, der Gründer des größten Tempels. 434 Wehe dir, BabyIon, auf goldenem Thron, goldbeschuht, 435 langjährige alleinige Königin, die die Welt beherrschte, 436 die einstmals groß war und eine Riesenstadt! Nicht mehr wirst du liegen 437 auf goldenen Bergen und an den Wassern des Euphrat; 438 vom Getümmel eines Erdbebens wirst du hingestreckt werden; die furchtbaren Parther 439 ließen dich alles beherrschena. Halte den Mund im Zaum, unheiliges 440 Geschlecht der Chaldäer, frage nicht und trage keine Sorge, 441 wie du über die Perser herrschen oder die Meder bezwingen wirst; 442 denn um deiner Herrschaft willen, die du hattest, schicktest du Geiseln 443 nach
4'3 a) Der Vers ist am besten zu verstehen, wenn man-wie schon Geffcken z.St. -im Hintergrund eine Auffassung wie in Barsyr 7,' sieht. Dort hat Gott selbst die Mauer Jerusalems einstürzen lassen, damit die Feinde sich dessen nicht rühmen sollen. - Alexandre übersetzt: ne quis divinam vellet popularier urbem. d. h. der schnelle Tod des Titus solle eine Warnung an andere sein. Ähnlich verstehen Collins und Nikiprowetzky. Aber im Text fehlt die Verneinung. Anders deuten Friedlieb und Kurfess: daß es noch anderen einfiel, die große Stadt zu zerstören. Für das »noch« gibt es indes kein Äquivalent im Text. 414 a) Die VV. 4'4-434 sprechen von einem königlichen Messias im Aorist, wodurch das sichere Eintreffen der Weissagung ausgedrückt werden soll. Zu dieser Passage vgl. bes. A. Chester, The Sibyl and the Temple, 47-5'. 422 a) Wir übernehmen mit allen Ubersetzern die metri causa notwendige Ergänzung von ohov, die Rzach vorgeschlagen hat. 424 a) Zu. V424f. vgl. VV 25 d. 439 a) Statt des hschr. xQUTElv konjiziert Lanchester xQoTElv: die Parther "haben dich durch und durchgeschüttelt«; von Collins übernommen. Volkmann korrigiert xQuTElv zu iW1:tElv; ihm folgt Blaß.
113 2
Rom (zurück), die Asien dienten'. 444' Deshalb wirst du auch selbst, (hochmütig) denkende Königin, in das Gericht 445 der Widersachera geraten, wofür du Lösegelder geschickt hast; 446 du wirst für krumme Reden' den Feinden bittere Rechenschaft ablegen. 447 Es wird aber einst in der letzten Zeit das Meer trocken seina; 448 dann werden keine Schiffe mehr nach Italien fahren, 449 das große, fruchtbare Asien aber wird dann Wasser sein 450 und Kreta eine Ebene. Kypros wird großes Leid haben a 451 und Paphos wird ein schlimmes Schicksal beklagen, so daß es bemerkt 452 auch Salamis, die große Stadt, die großes Leid erduldet; 453 jetzt wüste, wird es künftighin unfruchtbar am Strande liegen. 454 Ein nicht kleiner Heuschreckenschwarm wird das kyprische Land zugrunderichten. 455 Wenn ihr auf Tyrus blickt', ihr unglückseligen Sterblichen, werdet ihr weinen. 456 Phönizien, furchtbarer Zorn erwartet dich, bis du fällst 457 einen bösen Sturz, so daß die Sirenena wahrhaft weinen werden. 458 In der fünften Generation, wenn das Verderben aufhört 459 über Ägypten, wenn sich die schamlosen Könige verbindena, 460 werden sich die Geschlechter der Pamphylier in Ägypten niederlassen; 46 I unter den Makedoniern und in Kleinasien und unter den Lykiern a 462 (wird) ein die Welt erregender Krieg (herrschen), der viel Blut in den Staub (fließen läßt); 463 ihn wird ein König Roms beenden und die Machthaber des Okzidents. 464 a Wenn der Wintersturm mit Schnee trieft, 465 wenn der große Fluß und die größten Seen zufrieren, 466 wird sogleich eine barbarische Menge ins kleinasiatische Land ziehen 467 und der furchtbaren Thraker Geschlecht vernichten, als wäre es
443 a) Hier dürfte es sich um eine Anspielung auf die Freilassung römischer Kriegsgefangener durch den Partherkönig Phraates i.]. 20 v. Chr. handeln. Augustus feierte dies wie einen Sieg (vgl. res gestae 5>40; Dio Cassius 54,8,1). Die Rückgabe römischer Standarten wurde mit eigener Münzprägung »signis Parthicis receptis« gefeiert. 444 a) Wilamowitz und Nikiprowetzky sehen in VV. 444 f. nur Reste des Ursprünglichen erhalten. 445 a) Wir übernehmen die Konjektur Volkmars, der aV1:(ÖIXOV statt aV1:( A6yov liest. 446 a) Vgl. Jes 47,7. 447 a) Vgl. AssMos 10,6; Ape 21,1. 450 a) Zum folgenden vgl. Sib IV 128. 455 a) Vgl. Ez 27,Jof. 457 a) Die Sirenen als Klagegeister auch in Barsyr 10,8. 459 a) Man wird hier mit Lanchester, Collins, Nikiprowetzky eine Anspielung auf Caesar, Antonius und Kleopatra sehen dürfen. Zwar weist Nikiprowetzky zu Recht darauf hin, daß die VV. 449 H. eine Endzeitprophetie darstellen; aber: »il serait vain d' exiger de la Sibylle trop de coherence«. 46 I a) Statt der Lykier las Alexandre »Libyer«; dann spielte die Sibylle hier auf die Einnahme von Pelusium und Alexandrien durch Octavian an. 464 a) Die VV. 464-475 werden zumeist auf die Gallierinvasion vom Jahr 279 v. Chr. bezogen. Geffcken weist auf ein bei Pausanias 10, I 5,J erhaltenes Orakel der Phaennis hin, das vom Einbruch der Gallier spricht; unser Orakel hat aber damit keine textlichen Berührungen.
1I33
schwächlich. 468 'Und dann werden die sich selbst verzehrenden Sterblichen ihre Eltern aufessen, 469 vom Hunger gequält, und (sie) als Speise schlürfen. 470 Aus allen Wohnhäusern werden wilde Tiere den Tisch abessen, 471 und selbst Vögel werden alle Sterblichen auffressen. 472 Der Ozean wird aus dem bösen Kampf sich füllen 473 mit blutigem Fleisch und Blut der Toren. 474 Dann wird eine solche Schwäche auf der ganzen Erde sein, 475 daß man die Zahl der Männer und das Maß der Frauen erkennt·. 476 Unermeßlich wird dann das feige Geschlecht klagen, wenn am Ende 477 die Sonne untergeht, damit sie nicht mehr wieder aufgehe, 478 damit sie unter den Gewässern des Ozeans bleibe und untertauche·; 479 denn vieler Sterblicher ruchlose Schlechtigkeiten mußte sie sehen. 480 Am hohen Himmel selbst aber wird mondlose Nacht sein·, 481 und nicht geringer Nebel wird die Sphären • des Kosmos umhüllen 482 zum zweiten Mal; aber dann wird das Licht Gottes Führer sein' 483 für alle guten Männer, die Gott gepriesen hatten. 484 Isis, du dreimal unglückselige Göttin, du wirst an den Wassern' des Nil 485 allein bleiben, eine stumme Mänade am Ufer des Acheron·, 486 und nicht mehr wird ein Gedenken an dich auf der ganzen Erde bleiben. 487 Und du, Sarapis, der du mit vielen unbehauenen Steinen belastet bist, 488 ruhst als gewaltiger Leichnam im dreimal unglückseligen Ägypten. 489 Welche aber in Ägypten ihre Sehnsucht auf dich richteten, sie alle 490 werden übel beweinen, daß sie dich als unvergänglichen Gott ins Herz geschlossen haben; 491 es werden dich als Nichts erkennen, welche dich als Gott gepriesen hatten. 492 Und einer der Priestera, ein in Leinen gekleideter Mann, wird sprechen: 493 »Kommt, wir wollen ein schönes Heiligtum· des wahren Gottes errichten. 494 Kommt, wir wollen den schlimmen Brauch aus der Zeit der Vorväter ändern, 495 demzuliebe sie steinernen und tönernen Göttern 496 Festzüge und Weihen abhielten, ohne zur Einsicht zu kommen. 497 Bekehren wir unsere Seelen, indem wir den unvergänglichen Gott preisen, 498 ihn, den Erzeuger, der ewig ist, 499 den Herrscher über alles, den Wahrhaftigen, den König, 500 den Erzeuger, der die Seelen nährt, den großen Gott, der immer ist.« 501 Und dann wird es in 468 a) Zu VV. 468 - 470 vgl. Lev 26,29; Deut28, 53; J er 19,9. Geffcken verweist auf Empedokles 434 f.; aber dort werden die blutigen Opfer wegen der Metempsychosis-Lehre abgelehnt. 475 a) Vgl. Jes 13,12. 478 a) Vgl. ApcBar(gr) 8,5;Josephus, bell. 2,8,148. 480 a) Vgl. V. 347. 482 a) Vgl. Ex 13,21 f.; Sap Sal 18,1. 484 a) Vgl. V.53. 485 a) Der Acheron ist der Totenfluß, metonymisch für die Unterwelt gebraucht. 492 a) Damit ist wohl ein Isispriester gemeint; vgl. Ovid, Metam. 1,747; Juvenal, Sat. 6,526529; Apuleius, Metarn. II,9,5· 493 a) Zu VV. 493-500 vgl. Sib III 716-731.
1134
Ägypten einen großen heiligen Tempel gebena, 502 und in diesen wird ein aus Gott geborenes Volk Opfer bringen, 503 und ihnen wird Gott schenken, unvergänglicha zu leben. 5°4 Aber wenn die Äthiopier die schamlosen Stämme der Triballeraverlassen 505 und in Ägypten bleiben, um die Felder zu pflügen, 506 dann werden sie mit ihrer Schlechtigkeit anfangen, damit das ganze Endgeschehen anhebe: 507 Sie werden nämlich das große Heiligtum im ägyptischen Land zerstören, 508 aber Gott wird ihnen furchtbaren Zorn-? über die Erde regnen lassen, 509 so daß er alle Bösen und alle Gesetzlosen vernichtet. 510 Und es wird keinerlei Schonung geben in jenem Land, 511 weil sie nicht beachtet haben, was Gott ihnen zu wissen gab. 512 -Ich sah das Drohen der leuchtenden Sonne inmitten der Sterne 513 und des Mondes furchtbaren Zorn mit Blitzen; 514 die Gestirne wren schwanger vom Kampf; Gott aber gestattete ihnen zu kämpfen. 515 Denn anstelle der Sonne brachen riesige Flammen hervor. 516 Der Morgenstern begann den Kampf, indem er auf den Rücken des Lösen sprang, 517 und der zweigehörnte U mIauf des Mondes änderte sich; 518 der Steinbock traf die Nackensehne des neu aufgegangenen Stieres; 519 der Stier aber raubte dem Steinbock den Tag der Rückkehr. 520 Und Orion beseitigte die Waage, so daß sie nicht mehr blieb; 521 die Jungfrau tauschte im Zeichen des Widders das Los der Zwillinge; 522 die Plejaden schienen nicht mehr, der Drache wollte den Gürtel nicht mehr. 523 Die Fische gingen in den Gürtel des Löwen hinein, 524 der Krebs blieb nicht an seinem Ort, da er den Orion fürchtete, 525 der Skorpion verkroch sich unter den Schweif des furchtbaren Löwen, 526 und der Hundsstern glitt ab infolge der Flammen der Sonne; 527 den Wassermann aber entzündete die Kraft des mächtigen Morgensterns. 528 Uranos selber erhob sich, bis er die Kämpfer abgeschüttelt hatte, 529 erzürnte warf er sie kopfüber auf die Erde. 530 Nachdem sie rasch ins Bad des Ozeans geworfen waren, 531 setzten sie die ganze Erde in Brand; sternlos blieb der Himmel.
501 a) Vgl. Jes 19,19ff. Ein Bezug zum Jahwetempe\ in Leontopolis erscheint nicht nahelie-
gend. 503 a) Mit den Hschr. lesen wir &.!jl{}('tw~; Geffcken nimmt dagegen die Konjektur a.!jl{}L'tO~
von Buresch in den Text. 504 a) Die Triballer lebten in Thrakien. Sind sie synonym für »Wilde« (so Lanchester) oder
sind sie mit Gog und Magog zu identifizieren (so Bate)? Mit Collins und Nikiprowetzky sind eher die Äthiopier mit Gog und Magog gleichzusetzen; vgl. Sib. III 319f. 508 a) Zum Motiv des Zornes Gottes vgl. VV. 373.456; Sib III F. 512 a) Zum eschatologischen Sternenkampf vgl. V. 2 I 2 und die dortige Anm. Gegen die These von F. X. Kugler, Sibyllinischer Sternenkampf, hier seien ganz normale astronomische Ereignisse gemeint, hat W. Gundei, Gnomon 4, zu Recht betont, es handle sich »um eine Vision, in der alle Elemente verwertet sind, welche von der hellenistischen Astrologie zur Kennzeichnung des Weltunterganges angezogen ... werden« (449).
II35
Fragment
I
I Ihr sterblichen und fleischlichen Menschen, die ihr nichts seid, 2 WIe schnell überhebt ihr euch, ohne das Ende eures Lebens anzusehen. 3 Ihr zittert nicht vor Gott noch fürchtet ihr ihn, der immer auf euch sieht, 4 ihn, den höchsten Kenner, den alles Sehenden, den alles Bezeugenden, 5 den alles ernährenden Schöpfer, der lieblichen Geist in alle 6 gelegt und (ihn) zum Führer aller Sterblichen gemacht hat?a 7 Gott ist einera, der allein herrscht, unermeßlich groß, ungeworden, 8 Herrscher über alles, unsichtbar, er alleina sieht alles, 9 wird aber selbst von jeglichem sterblichen Fleisch nicht gesehen; 10 denn welches Fleisch kann den himmlischena? und wahren I I unsterblichen Gott, der den Himmel bewohnt, mit seinen Augen sehen? 12 Ja, nicht einmal gegenüber den Strahlen der Sonne 13 vermögen die Menschen standzuhalten, sterblich geboren, 14 Männer aus Gebein, Fleisch und Adern sind sie. 15 Verehrt ihn, der allein Führer der Welt ist, r6 der allein von Ewigkeit zu Ewigkeit ist, 17 der aus sich selbst entstand, ungeworden, der alles ewig beherrscht, 18 der allen Sterblichen das Urteilsvermögena zuteilt im gemeinsamen Licht.b? 19 Für eure schlechte Gesinnung aber werdet ihr den gebührenden Lohn erhalten, 20 weil ihr es aufgegeben habt, den wahren und ewigen 21 Gott zu rühmen und ihm heilige Opfer darzubringen, 22 und (statt dessen) den Dämonen im Hades Opfer bereitet habt. 23 In Überhebung und Wahn geht ihr einher und den rechten, geraden Weg 24 verlasssend geht ihr abseits und irrt durch Dornen 25 und Gestrüpp. - Hört auf, ihr nichtigen Sterblichen, 26 die ihr in Finsternis und lichtlos - schwarzer Nacht urnherschweift, 27 und verlaßt die Finsternis der Nacht, ergreift das Licht! 28 Siehe, er ist für alle deutlich und unverfehlbar vorhanden. 29 Kommt, und jagt nicht stets der Finsternis und Dunkelheit nach! 30 Siehe, das süßblickende Licht der Sonne leuchtet herrlich! 3 r Erkennt es, nachdem ihr Weisheit in euer Herz eingesenkt habt: 32 Ein einziger Gott ist es, der Regengüsse, Winde und Erdbeben sendet, 33 Blitze, Hungersnöte, Pest-
6 a) Der Geist Gottes wird hier - wie Sib UI 70I; SapSal I,7; I2,I; Philo, de opif. mundi 69. I35 -als Schöpfergabe an alle Menschen verstanden, nicht -Sib IV 45 f.: wie in Ez rr,I9; 36,26;Joel3,I; Jes }2,I 5; Hag 2,5 - als endzeitliche Gabe an die jüdische Gemeinde oder als Gabe an den Messias, wie J es r I,2; PsSal I 7,3 7; TestLev I 8,7; TestJud 24,2 u. Ö. 7 a) Vgl. Sib III rr; PseuOrph 12f. (Denis S. I65). 8 a) Wir lesen mit Theophilos oQwv f-L6vo~ (wie auch in Sib ur I 2), während Geffcken nach Justin OQWftEVO~ liest. IO a) Zu diesen Überlegungen vgl. Xenophon, memo 403,I4; Clemens Alexandrinus protr. 6,7!. Vgl. auch Sib III I7. r8 a) Vgl. Phila, de opif. mundi 20. b) Vgl. Sib In 494-
epidemien und leidvolle Trauer, 34 Schnee und Eis. Was soll ich das einzeln aufzählen? 35 Er lenkt den Himmel, gebietet der Erde, er existiert.
1137
Fragment
2
Wenn die Götter Nachkommen zeugen und doch unsterblich bleiben, dann wären schon mehr Götter als Menschen gezeugt worden 3 und es gäbe nirgends einen Ort für die Sterblichen, wo sie stehen könnten. I
2
Fragment 3 Wenn das Gewordene aber gänzlich auch zugrundegeht, dann kann nicht aus eines Mannes Schenkel und einer Mutter Schoß ein Gott gestaltet sein, 3 sondern es gibt nur einen einzigen allerhöchsten Gott, a der gemacht hat 4 den Himmel, die Sonne, die Sterne und den Mond 5 die fruchtbringende Erde und die Wasserwogen des Meeres 6 die hochragenden Berge und die immerfort fließenden Quellwasser. 7 Ebenso erzeugt er die unzählbar große Menge der Wassertiere, 8 er erhält am Leben die Kriechtiere, die sich auf dem Land bewegen, 9 und die vielfältige Sängerschar der Vögel, die da zwitschert 10 und hin und herschwirrt, mit hellem Ton, wobei sie die Luft mit ihrem Gefieder bewegt. 11 In die Gebirgstäler aber setzt er die wilden Tierarten; 12 uns Sterblichen aber hat er alles Vieh untertan gemacht; 13 über alles hat er einen gottgeschaffenen Herrscher eingesetzt: 14 dem Manne hat er die überaus vielfältige und nicht zählbare (Tierwelt) unterworfen; 15 denn welches sterbliche Fleisch kann all dies kennen! 16 Vielmehr er allein, der das von Anfang an erschaffen hat, er kennt es, 17 der ewige, unvergängliche Schöpfer, der den Himmel bewohnt, 18 der den Guten Gutes als viel größeren Lohn bringt'; 19 über die Schlechten aber und Ungerechten verhängt er Groll und Zorn 20 und Krieg und Seuche und tränenreiche Schmerzen. 21 Ihr Menschen, warum überhebt ihr euch vergeblich und werdet (dann) entwurzelt?a 22 Schämt euch, daß ihr Wiesel und wilde Tiere zu Göttern macht!a 23 Nimmt nicht Wahnsinn und Raserei des Geistes den klaren Verstand, 24 wenn Götter Schüsseln stehlen und irdene Krüge rauben? 25 Anstatt aber den goldenen, weiten Himmel zu bewohnen, 26 sehen sie mottenzerfressen aus und sind mit dichtem Spinnengewebe übersponnen. 27 Ihr betet Schlangen, Hunde und Katzen an, ihr Toren, 28 und verehrt Vögel und Tiere, die auf der Erde kriechen, 29 und steinerne Statuen und von Händen gemachte Götterbilder 30 und Steinhaufen am Wegesrand;a 31 das verehrt ihr und viele andere nichtige Dinge,a die auch nur zu nennen schändlich ist. 32 Das sind Götter, welche die hilflosen Menschen mit List führen, 33 und aus ihrem Mund fließt todbringendes Gift. 34 Vor ihm aber, der Leben ist und unvergängliches ewiges Licht, a 1
2
3 a) Zum folgenden vgl. Gen 18 a) Vgl. Sir 39,25 a) a) 30 a) 3' a) 34 a) 21
22
1,1-26
Vgl. Sir IO,9ff. Vgl. Sib UI 30 u. die dort angegebenen Parallelen. Sie wurden zu Ehren des Hermes aufgestellt. Vgl. Sib V 79 Vgl. I Joh 1,5; Dan 2,22.
1139
35 und der den Menschen Freude schenkt, die süßer ist als der (süße)- Honig, 36 vor ihm allein beuge deinen Nacken 37 und er wird einen Weg in frommen Ewigkeiten eröffnen.- 38 Da ihr dies unterlassen habt, habt ihr den Becher voll von Strafe, 39 ganz rein, stark, beschwert, unverdünnt. 40 getrunken in Unverstand und geistiger Raserei 41 und wollt nicht nüchtern werden und zu besonnener Vernunft kommen 42 und Gott, den König, erkennen, der alles überblickt. 43 Deshalb kommt über euch die Glut des brennenden Feuers, 44 mit Fackeln werdet ihr verbrannt werden in Ewigkeit, tagtäglich, 45 beschämt ob der falschen, nutzlosen Götzen. 46 Diejenigen aber, die den wahren und ewigen Gott ehren, 47 erben das Leben, bewohnen ewig 48 den blühenden Garten des Paradieses 49 und essen süßes Brot vom gestirnten Himmel
35 a) Der Vers ist metrisch unvollständig; die Ergänzung durch das Adjektiv YA,1J1leQoli schlug Opsopoeus vor. 37 a) Mit Blaß und Nikiprowetzky bleiben wir bei der Verbform aVU1lA,LVUL, die metri causa mit Alexandre zu aVU1lA,LVaL emendiert werden sollte.