Annett Wolf Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels
GABLER RESEARCH Hallesche Schriften zur Betriebswirts...
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Annett Wolf Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels
GABLER RESEARCH Hallesche Schriften zur Betriebswirtschaft Band 26 Herausgegeben von Professor Dr. M. Becker Professor Dr. Ch. Bierwirth Professor Dr. R. Ebeling Professor Dr. G. Kraft Professor Dr. D. Möhlenbruch Professor Dr. R. Schmidt Professor Dr. Ch. Weiser Professor Dr. H.-U. Zabel Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Diese Schriftenreihe soll als Forum für wissenschaftliche Arbeiten der neugegründeten und 1993 wiedereröffneten Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg auf dem Gebiet der Betriebswirtschaftslehre dienen. Die zahlreichen betriebswirtschaftlichen Professuren wollen mit der Herausgabe dieser Halleschen Schriften zur Betriebswirtschaft das breite Spektrum ihrer wissenschaftlichen Arbeitsgebiete dokumentieren. Die Publikationen umfassen insbesondere betriebswirtschaftliche Dissertationen und sonstige ausgewählte wissenschaftliche Arbeiten der halleschen Fakultätsmitglieder.
Annett Wolf
Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels Eine verhaltenstheoretische Analyse
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch
RESEARCH
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2010 u.d.T.: Wolf, Annett: Der Kauf von Premiumhandelsmarken im Lebensmitteleinzelhandel – Eine verhaltenstheoretische Analyse
1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich | Stefanie Loyal Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-2676-0
V
Geleitwort Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel ist seit vielen Jahren durch starke Konzentrationstendenzen, eine hohe Wettbewerbsintensität sowie durch geringe Kapital- und Umsatzrentabilitäten gekennzeichnet. Hinzu kommt ein großes Überangebot an Verkaufsfläche, so dass nach Expertenschätzungen die Einzelhandelsfläche in der Bundesrepublik Deutschland bereits im Jahr 2010 insgesamt den Wert von 125 Mio. qm überschreiten wird. Darüber hinaus zeichnen sich die Sortimente des Lebensmitteleinzelhandels zunehmend durch Konformität sowie strukturelle Gleichheit aus und erscheinen somit aus Sicht der Konsumenten vermehrt austauschbar. In der Folge versuchen sich immer mehr Anbieter fast ausschließlich über den Preis zu profilieren, ohne die Chancen differenzierter Sortimente im Wettbewerb ausreichend wahrzunehmen. Eine Möglichkeit der Differenzierung besteht im Angebot von Eigenmarken, die ausschließlich in den Betriebsstätten des jeweiligen Einzelhandelsunternehmens angeboten und auch als Händler- oder Hausmarken bezeichnet werden. Handelsmarken sind das Ergebnis einer weiteren Professionalisierung des Handelsmarketing und zeichnen sich in den letzten Jahren durch einen höheren Qualitätsanspruch mit einer weitgehenden Anpassung an die Werteorientierung und den Lebensstil von Konsumenten aus. Hierbei kommt insbesondere den höherpreisig positionierten Premiummarken des Handels eine steigende Bedeutung zu. Diese bieten in der Regel einen hohen Zusatznutzen für den Nachfrager und eigenen sich in besonderer Weise zur Kundenbindung und Profilbildung im Wettbewerb. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch einen hohen Innovationsgrad und eine geringe Preisempfindlichkeit aus, so dass der Preis als Kaufkriterium in den Hintergrund tritt. Dennoch waren premiumpositionierte Eigenmarken bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Dies gilt insbesondere für das erheblich an Bedeutung gewinnende Segment der ökologieorientierten Produkte, welches dem gestiegenen Interesse der Konsumenten an umweltverträglichen Angeboten gerecht wird. Da das nachfragerseitige Umweltund Gesundheitsbewusstsein steigt, ergeben sich für Handelsunternehmen durch die Markierung einer Premiumhandelsmarke mit dem Zusatznutzen einer Ökologieorientierung interessante Wachstums- und Profilierungschancen. Vor diesem Hintergrund widmet sich Frau Wolf in ihrer Dissertation dem Gegenstand und den Entwicklungsperspektiven von biologischen Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels. Dieser Forschungsbereich erscheint insbesondere deshalb interessant, weil die Sortimentspolitik nach einhelliger Auffassung in Theorie und Praxis zu den bedeutendsten Instrumenten des Handelsmarketing gehört und das Marktsegment der ökologischen Produkte von starken Herstellermarken (Markenartikeln) noch weitgehend unbesetzt ist. Dieser relativ homogene Teilmarkt lässt sich mit Hilfe des nachfragerseitigen Bedürfnisses nach ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln charakterisieren und grenzt sich damit von konventionellen Lebensmitteln durch eine konsequent umweltfreundliche Produktions- und Anbauweise ab. Allerdings gestaltet sich die Markierung von Premiumhandelsmarken vor allem im Bereich der
VI ökologischen Produkte schwierig, da die Konsumenten bei der Beurteilung von Leistungseigenschaften hinsichtlich des wertsteigernden Zusatznutzens der Ökologieorientierung Informations- und Unsicherheitsprobleme wahrnehmen. Hinzu kommt, dass im wissenschaftlichen Schrifttum bis heute noch keine gesicherten theoretischen und empirischen Erkenntnisse darüber vorliegen, welche individuellen Bestimmungsfaktoren den Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der biologischen Lebensmittel beeinflussen. Vor diesem Hintergrund behandelt Frau Wolf zunächst ausführlich die theoretischen Grundlagen zu den verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken. Daran schließt sich eine detaillierte Prozessanalyse des Kaufverhaltens bei diesen Marken im Segment der ökologischen Produkte an. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Vorkaufphase, da die dem Entscheidungsprozess zugrunde liegenden Einflussfaktoren analysiert werden. Folglich orientiert sich der Verlauf der Untersuchung an den im Rahmen dieser Phase relevanten Bestimmungsgrößen der Konsumanregung sowie an den Möglichkeiten der Informationssuche und -bewertung. Im Rahmen der Informationssuche kommt dem Konstrukt des wahrgenommenen Risikos in der Konsumentenverhaltensforschung eine große Bedeutung zu, da dieses einen hohen Erklärungsbeitrag zum individuellen Informationsbeschaffungs- und Kaufverhalten der Konsumenten liefert. Um jedoch das Verhalten der Konsumenten beim Kauf ökologischer Produkte bei einer externen Suche nach risikoreduzierenden Informationen erklären zu können, greift die Autorin zusätzlich neben der Theorie des wahrgenommenen Risikos auf die Erkenntnisse der Informationsökonomie zurück und diskutiert ausführlich vorhandene Informations- und Unsicherheitsprobleme der Nachfrager bei der Beurteilung ökologischer Premiummarken des Handels. Darüber hinaus werden Unsicherheitsreduktionsstrategien von Konsumenten auf der Grundlage von Informationssubstituten dokumentiert. Diese stellen als verkürzte Entscheidungsregeln sog. Heuristiken dar, die von Konsumenten dann genutzt werden, wenn eine Informationssuche nicht möglich ist oder diese als zu aufwendig erscheint. Im Einzelnen werden die Informationssubstitute Vertrauen, Marke, Anbieterreputation, Preiswahrnehmung und externe Gütesiegel als Unsicherheitsreduktionsstrategien ausführlich diskutiert sowie wissenschaftlich fundiert ihre Eignung insbesondere zur Reduktion des wahrgenommenen finanziellen und funktionalen Risikos analysiert. Gegenstand weiterer Überlegungen ist eine empirische Überprüfung des Kaufverhaltens bei ökologischen Premiummarken des Lebensmitteleinzelhandels. Die Zielsetzung der Verfasserin besteht darin, die zuvor theoretisch abgeleiteten Wirkungszusammenhänge zwischen den verhaltenswissenschaftlichen Determinanten beim Kauf von Premiummarken mit Hilfe einer eigenen empirischen Untersuchung kausalanalytisch auf ihre Gültigkeit zu überprüfen. Aufgrund der sorgfältigen Analyse und Durchführung der Empirie kann von repräsentativen Ergebnissen ausgegangen werden. Im Ergebnis liefert die Dissertation eine ausführliche Beschreibung der gewonnen Erhebungsdaten mit für Theorie und Praxis aufschlussreichen Ergebnissen. So konnte z.B. festgestellt werden, dass Käufer biologischer Premiummarken ten-
VII denziell ein hohes Vertrauen in die Eigenmarken des Handels besitzen und diese Ausprägung bei Intensivkäufern höher ausfällt als bei Gelegenheitskäufern. Darüber hinaus zeichnen sich die Intensivkäufer durch ein geringes Misstrauen hinsichtlich des Vorhandenseins ökologischer Produkteigenschaften aus. Für die Markenpolitik des Einzelhandels interessant ist zudem der zutage geförderte Nachweis, dass der Beitrag von Gütesiegeln auf den ÖkoProdukten zur perzipierten Risikoreduktion sehr gering ausfällt. Diese Erkenntnis ist in erste Linie auf die in der Praxis quasi inflationäre Verwendung von Gütesiegeln bei Bio-Produkten zurückzuführen, die eher zu einer nachfragerseitig wahrgenommenen Verwirrung führt. Erstaunlich erscheint zudem die von Frau Wolf dokumentierte Erkenntnis, dass die Probanden beim Kauf von Bio-Handelsmarken des Premiumbereichs kein soziales Risiko empfinden, da diese Ergebnisse den Aussagen anderer Studien entgegenstehen. Aufschlussreich ist zudem hinsichtlich der Preiswahrnehmung, dass ca. drei Viertel der Probanden den Preis nicht als Garantie für das Vorhandensein ökologischer Eigenschaften der Produkte ansehen. Darüber hinaus dokumentieren die empirischen Ergebnisse insgesamt eine eher als gering empfundene Reduktion des funktionalen und finanziellen Risikos durch den Preis der Produkte, was eine perzipierte Preiswürdigkeit bei den Konsumenten nahelegt. Weiterhin interessant ist der empirische Nachweis einer Betriebsstättenprofilierung sowie von Differenzierungspotentialen im Sortimentsbereich durch ökologieorientierte Eigenmarken im Premiumbereich des Handels. Auch die dokumentierte hohe Bedeutung des Konstruktes Vertrauen in das anbietende Unternehmen als ein entscheidendes Kriterium für die Wahl der jeweiligen Einkaufsstätte und den Kauf von Bio-Eigenmarken liefert wichtige Hinweise für marketingpolitische Überlegungen. Insgesamt wird deutlich, dass das mit den ökologieorientierten Eigenmarken des Premiumsegmentes verbundene Vertrauen und die Reputation des Handelsunternehmens bzw. der Händlermarken einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung und damit die Kaufwahrscheinlichkeit der Premiummarken haben. Insofern kann diesen Eigenmarken ein Beitrag zur Betriebsstättenprofilierung und zur Kundenbindung zugesprochen werden. Darüber hinaus wird diese Profilierungsfunktion durch das von den Probanden perzipierte günstige PreisLeistungs-Verhältnis gestützt. Eine weitere Zielsetzung von Frau Wolf besteht darin, auf der Grundlage der theoretischen und empirischen Befunde ausgewählte Handlungsempfehlungen für das Markenmanagement des Einzelhandels abzuleiten. In diesem Zusammenhang werden insbesondere Vorschläge für ein zielgerichtetes Corporate Brand Management des Einzelhandels auf der Betriebstypenund Sortimentsebene formuliert. Hierbei wird deutlich, dass die eigenen Erhebungsergebnisse eine Strategie des integrierten Markenmanagements auf beiden genannten Ebenen als sinnvoll erscheinen lassen, da ein koordiniertes Vorgehen zum Aufbau von Marken- und Einkaufsstättentreue sowie zur Kundenbindung beitragen kann. Zudem lassen sich durch eine integrierte Markenstrategie das akquisitorische Potential des Handelsunternehmens im Sinne Erich Gutenbergs erhöhen und damit Preiserhöhungsspielräume zur Verbesserung der Kapitalrentabilität erreichen. Weitere Handlungsempfehlungen beziehen sich unter Berücksichtigung der Er-
VIII hebungsergebnisse auf die Erhöhung der ökologischen Reputation im Zusammenhang mit dem auch im Handel an Bedeutung gewinnenden Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR). Hierbei wird deutlich, dass eine gezielte Kommunikation des Zusatznutzens der Ökologieorientierung eine Reduktion der von den Konsumenten wahrgenommenen Unsicherheit ermöglicht, da Vertrauen sowohl in die Einkaufsstätte als auch in Premiummarken aufgebaut wird. Daher sollten insbesondere Anbieter von Premium-Eigenmarken eine glaubwürdige Integration ökologischer und sozialer Aspekte in die unternehmerische Tätigkeit im Sinne der CSR-Konzeption vorantreiben, um die Kundenbindung und die damit verbundene Zahlungsbereitschaft zu erhöhen. Insgesamt liefert die Dissertation interessante und bedeutende Erkenntnisse nicht nur hinsichtlich der Einflussfaktoren beim Kauf ökologieorientierter Premiummarken, sondern auch in Bezug auf die unternehmens- und marketingpolitische Neuausrichtung von Handelsunternehmen im zunehmend intensiver werdenden Wettbewerb. So wird u. a. deutlich, dass sich insbesondere durch ein zielorientiertes Corporate Brand Management verbunden mit einer systematischen Forcierung einer ökologischen Reputation im Sinne der Corporate Social Responsibility (CSR) erhebliche Differenzierungs- und Profilierungspotentiale in der Praxis des Einzelhandels realisieren lassen. Zudem bietet der von der Verfasserin aufgezeigte Forschungsbedarf eine hilfreiche Ausgangsbasis für weitere wissenschaftliche Untersuchungen.
Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch
IX
Vorwort Es ist ein bedeutender Schritt, sich für die Anfertigung einer Dissertation zu entscheiden. Dabei können nicht nur berufliche oder private Faktoren maßgeblichen Einfluss ausüben, sondern auch situative Umstände. In meinem Fall war es zunächst mein Studium der Betriebswirtschaftlehre an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In diesem Rahmen lernte ich recht schnell, dass die Wissenschaft sich zunächst mit der Suche und Definition von Problemen beschäftigt, die dann im besten Fall beschrieben und gelöst werden können. Dieser immer währende und neu zu thematisierende „Problemlösungssuchprozess“ hat mich für die Wissenschaft im Allgemeinen sowie das Marketing im Speziellen sensibilisiert. Darüber hinaus erhielt ich die Möglichkeit, meine Dissertation im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Herrn Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing & Handel an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, zu schreiben. In meinem Fall waren die Problemfindung und -formulierung sowie die damit verbundene Zielstellung recht schnell klar. Die Erreichung des Ziels ist jedoch undenkbar ohne eine beständige Motivation und Unterstützung einer ganzen Reihe von Personen. Diesen gebührt mein Dank! Allen voran möchte ich mich bei meinen „Doktoreltern“ bedanken. Hier ist zunächst Herr Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch zu nennen, der mich nicht nur fachlich fundiert betreut und mir die Freiräume an seinem Lehrstuhl zur Durchführung des Dissertationsprojektes gewährt hat, sondern mich auch persönlich motiviert sowie für die wissenschaftliche Arbeit begeistert hat. Ferner gilt mein Dank Frau Prof. Dr. Claudia Becker, Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ihre Unterstützung war insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der empirischen Untersuchung von unschätzbarem Wert und verlangt daher gebührenden Dank. Nicht zu vernachlässigen ist eine Reihe weiterer Personen – Kollegen und Freunde – die mich bei der Erstellung der Arbeit fachlich begleitet und an manchen Stellen emotional wieder aufgebaut haben. Hier sind zunächst meine Kollegen während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu nennen. Allen voran Herr Dipl.-Wirtsch.-Inf. Falk Ritschel, der es immer wieder geschafft hat, mich aus fachlichen „Denkblokaden“ mit einer guten Tasse Kaffee heraus zu holen. Zudem war auch Herr Dipl.-Kfm. Steffen Dölling immer mit gutem Rat und Tat an meiner Seite. Nicht zu vergessen ist Frau Dipl.-Kffr. Franziska Jope, die im Rahmen ihrer studentischen Tätigkeit die administrative Vorbereitung der empirischen Untersuchung maßgeblich unterstützt hat. Ferner gilt mein besonderer Dank der Marketing- und Strategieberatung Conomic in Halle an der Saale. Hier danke ich insbesondere der Geschäftsführerin, Frau Dr. Gesa von Wichert, für die finanzielle Unterstützung bei der Durchführung meiner empirischen Erhebung, welche
X ohne diese Hilfe nicht möglich gewesen wäre. Verbunden bin ich ihr darüber hinaus auch für ihre persönliche Motivation und Hilfestellung. Darüber hinaus möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der kooperierenden Handelsunternehmen bedanken. Zu guter Letzt gilt es auch im Privaten Danke zu sagen. Ich danke Herrn Dipl.-Kfm. Dipl.Ing. Marco Reißhauer und unserem Sohn Konrad für ihre Unterstützung und Geduld, Motivation und Ablenkung sowie für ihre Nachsicht, auf so manches Gemeinsame verzichtet zu haben. Danke auch an meine Eltern, Martina und Axel Wolf, die mich während des ganzen Dissertationsprojektes unterstützt und motiviert haben. Auch möchte ich Frau Dipl.-Ing. Sylvia Mehnert für die kritische Durchsicht des Manuskriptes danken. Gewidmet ist diese Arbeit meiner Großmutter, Frau Maria-Theresia Kolbe, die mich zu Lebzeiten immer mit offenen Armen empfangen sowie mir einen Platz der Ruhe und Besinnung geboten hat.
Dr. Annett Wolf
XI
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... XV Tabellenverzeichnis............................................................................................................... XIX Anhangsverzeichnis .............................................................................................................. XXI Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... XXIII
Kapitel A – Grundlagen der Untersuchung ..................................................... 1 1. Problemstellung und Zielsetzung ......................................................................................... 1 2. Wissenschaftstheoretische Einordnung................................................................................ 4 3. Methodik und wissenschaftliche Vorgehensweise .............................................................. 7
Kapitel B – Inhaltliche und begriffliche Grundlagen ..................................... 9 1. Premiumhandelsmarken als Element des Markenmanagements im Lebensmitteleinzelhandel.................................................................................. 9 1.1 Grundlagen des Markenmanagements ............................................................................. 9 1.2 Einordnung von Premiumhandelsmarken in das Handelsmarkenmanagement .............. 15 1.2.1 Wesensbestimmung und definitorische Abgrenzung von Handelsmarken.................. 15 1.2.2 Erscheinungsformen von Handelsmarken.................................................................... 19 1.2.2.1 Systematisierung anhand der strategischen Positionierung ................................ 19 1.2.2.2 Systematisierung auf Basis der Breite des Markendaches .................................. 22 1.2.3 Ziele und Funktionen des Handelsmarkenmanagements ............................................. 26 1.3
Gestaltungsmöglichkeiten von Premiumhandelsmarken im Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels .............................................................................................. 30
1.3.1 Begriff und Merkmale der Premiummarke ................................................................. 30 1.3.2 Erscheinungsformen von Premiummarken im Sortiment ........................................... 33 1.3.3 Ziele und Funktionen des Premiummarkenmanagements .......................................... 36 1.3.4 Erfolgsvoraussetzungen einer premiumorientierten Handelsmarkenstrategie............ 38 1.4 Stand der Forschung zum Kaufverhalten bei Handelsmarken ........................................ 41
2. Erklärungsansätze und Modelle zum Konsumentenverhalten ........................ 44 2.1
Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen ....................................................................... 44
XII 2.2
Systematisierung der Kaufverhaltensmodelle................................................................. 47
2.2.1 Wissenschaftstheoretische Grundorientierung der Konsumentenverhaltensforschung ..................................................................................................... 47 2.2.2 Klassische Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung ......................................... 48 2.2.3 Neuere Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung............................................... 54 2.2.4 Zwischenergebnis......................................................................................................... 57 2.3
Typologisierung des Kaufentscheidungsprozesses ......................................................... 58
2.3.1 Definitorische Abgrenzungen ...................................................................................... 58 2.3.2 Ausgewählte Ansätze im Überblick............................................................................. 59 2.3.3 Diskussion der dargestellten Typologien ..................................................................... 64
3. Das latente Kaufverhalten bei ökologischen Produkten ................................. 66 3.1
Begriffsbestimmungen .................................................................................................... 66
3.2
Bedeutung unterschiedlicher Einkaufsstätten für den Konsum biologischer Produkte .. 68
3.3
Stand der Forschung zum ökologieorientierten Kaufverhalten....................................... 70
Kapitel C – Prozessanalyse des Kaufverhaltens von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte ........................................................................................ 77 1. Zielsetzung und Struktur des Forschungsdesigns ........................................... 77 2. Phase der Konsumanregung ............................................................................ 79 2.1 Einstellung als Basis der Erklärung des Kaufverhaltens ................................................ 79 2.2 Werthaltungen als Determinante ökologischen Kaufverhaltens ..................................... 86
3. Suchphase ........................................................................................................ 93 3.1 Grundlagen der Informationsverarbeitung ...................................................................... 93 3.2 Externe Informationssuche.............................................................................................. 95 3.2.1 Das Konstrukt des wahrgenommenen Risikos und dessen Bedeutung bei der Informationssuche ........................................................................................................ 95 3.2.2 Der informationsökonomische Ansatz als Erklärungsgrundlage ............................... 106 3.2.2.1 Theoretische Grundlagen .................................................................................. 106
XIII 3.2.2.2 Ursachen bestehender Unsicherheiten .............................................................. 107 3.2.3 Strategien zur Unsicherheitsreduktion – Symbiose aus informationsökonomischer und verhaltenswissenschaftlicher Sichtweise............................................................. 111 3.2.4 Informationssubstitute als Unsicherheitsreduktionsstrategie ..................................... 114 3.2.4.1 Definitorische Grundlagen ................................................................................ 114 3.2.4.2 Vertrauen, Marke und Anbieterreputation als Strategien der Unsicherheitsreduktion........................................................................................................................ 115 3.2.4.3 Unsicherheitsreduktion durch Preiswahrnehmung............................................ 126 3.2.4.4 Bedeutung externer Gütesiegel zur Unsicherheitsreduktion............................. 134 3.2.5 Abschlussbetrachtung zur externen Informationssuche............................................. 138
4. Bewertungs-, Kauf- und Nachkaufphase ...................................................... 140 5. Konzeptionelles Prozessmodell im Überblick ............................................. 145 Kapitel D – Empirische Untersuchung des Kaufverhaltens bei Premiummarken des Lebensmitteleinzelhandels .................... 147 1. Theoretische Grundlagen der Kausalanalyse ............................................... 147 1.1
Definitorische und inhaltliche Darstellung ................................................................... 147
1.2 Methodische Vorgehensweise zur Operationalisierung und Konzeptualisierung latenter Konstrukte ........................................................................................................ 150 1.2.1 Ableitung von Hypothesen und Entwicklung eines Messkonzeptes.......................... 150 1.2.2 Durchführung eines Pre-Test ..................................................................................... 155 1.2.3 Konzeption der empirischen Erhebung ...................................................................... 160 1.2.4 Modellidentifikation und Parameterschätzung........................................................... 169 1.2.5 Beurteilung des entwickelten Mess- und Strukturmodells anhand geeigneter Gütekriterien............................................................................................................... 172
2. Das Konsumentenverhalten bei biologischen Eigenmarken des Handels im Spiegel deskriptiver Befunde..................................................... 179 2.1 Statistische Grundlagen................................................................................................. 179 2.2 Bedeutung von Markenvertrauen bei Bioprodukten des Lebensmitteleinzelhandels ... 180 2.3
Gütesiegel und deren Bedeutung beim Kauf von Bio-Handelsmarken ........................ 184
XIV 2.4
Soziales Risiko und dessen Wahrnehmung beim Kauf von Bio-Handelsmarken ........ 187
2.5
Preiswahrnehmung und Risikoreduktion beim Kauf von Bio-Handelsmarken ............ 189
2.6 Die Bedeutung der Reputation des Handelsunternehmens ........................................... 193
3. Darstellung der kausalanalytischen Ergebnisse ............................................ 196 3.1
Das Gesamtmodell ........................................................................................................ 196
3.2 Einfluss mediierender Effekte ....................................................................................... 199
4. Abschlussbetrachtung der empirischen Untersuchungsergebnisse .................. 203 Kapitel E – Ausgewählte Implikationen für das Markenmanagement im Einzelhandel........................................................................... 205 1. Mögliche Konsequenzen für das Corporate Brand Management ................. 205 2. Relevanz von Corporate Social Responsibility für die Markenführung im Handel ........................................................................................................... 210 Kapitel F – Zusammenfassung und Entwicklungsperspektiven ................ 214
Anhang ................................................................................................................................... 219 Literaturverzeichnis................................................................................................................ 275
XV
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Sortimentsanteil von Premiumhandelsmarken................................................... 2 Abbildung 2: Beispiel zum wissenschaftstheoretischen Aufbau empirischer Untersuchungen.................................................................................................. 5 Abbildung 3: Gang der Untersuchung...................................................................................... 8 Abbildung 4: Absatzpolitische Instrumente eines Handelsunternehmens ............................. 11 Abbildung 5: Markenstrukturentscheidungen von Handelsunternehmen - dargestellt an ausgewählten Beispielen des Lebensmitteleinzelhandels ................................ 14 Abbildung 6: Zusammenfassende Darstellung der Beziehung zwischen Markenware und Markenartikel ................................................................................................... 17 Abbildung 7: Strategische Positionsebenen von Handelsmarken – dargestellt am Beispiel ausgewählter Eigenmarken der Rewe Group Deutschland .............................. 21 Abbildung 8: Markenpolitische Optionen im Rahmen der Handelsmarkenpolitik................ 23 Abbildung 9: Handelsmarkenfunktionen aus Handelssicht ................................................... 28 Abbildung 10: Kombinationsalternativen zentraler Erscheinungsformen von Premiumhandelsmarken - dargestellt an ausgewählten Beispielen.................. 35 Abbildung 11: Erfolgsvoraussetzungen einer Premiummarkenstrategie ................................. 40 Abbildung 12: Stand der Handelsmarkenforschung ................................................................ 42 Abbildung 13: Kennzeichnung wissenschaftstheoretischer Grundorientierung im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten ................ 47 Abbildung 14: Klassische Erklärungsmodelle des Konsumentenverhaltens ........................... 48 Abbildung 15: Neobehavioristisches S-O-R-Modell – Systemorientierte Prinzipdarstellung............................................................................................. 50 Abbildung 16: Kognitives Entscheidungsverhalten................................................................. 65 Abbildung 17: Haupteinkaufsstätten der Käufer biologischer Produkte ................................. 69 Abbildung 18: Dreikomponententheorie der Einstellung nach Trommsdorff (2009).............. 84 Abbildung 19: Werte-Einstellungs-Verhaltens-Theorie .......................................................... 88 Abbildung 20: Möglichkeiten zur Reduktion des wahrgenommenen Risikos....................... 103
XVI Abbildung 21: Abgrenzung von Leistungseigenschaften aus informationsökonomischer Sicht................................................................................................................ 108 Abbildung 22: Komplementarität von Leistungseigenschaften und Positionierung im informationsökonomischen Dreieck .............................................................. 111 Abbildung 23: Ausgewählte Theorien zur Unsicherheitsreduktion im Überblick................. 113 Abbildung 24: Beziehung zwischen Vertrauen, Marke und Anbieterreputation bei vorliegender Leistungsunsicherheit.......................................................... 120 Abbildung 25: Überblick über die Forschungsfelder und Konzepte der verhaltenswissenschaftlichen Preisforschung ............................................... 130 Abbildung 26: Ausgewählte Beispiele für Öko-Labeling Konzepte ..................................... 135 Abbildung 27: Visualisierung des Informationssuchverhaltens............................................. 138 Abbildung 28: Konzeptionelles Prozessmodell zur Erklärung des Kaufverhaltens bei Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte ........... 145 Abbildung 29: Visualisierung der Untersuchungshypothesen ............................................... 154 Abbildung 30: Zusammenfassende Darstellung der Untersuchungshypothesen ................... 154 Abbildung 31: Forschungsziel und -design der empirischen Erhebung ................................ 161 Abbildung 32: Sozioökonomische und demografische Merkmale der Untersuchungseinheiten ........................................................................... 168 Abbildung 33: Wahrnehmung von Markenvertrauen bei Bio-Handelsmarken ..................... 180 Abbildung 34: Markenvertrauen, funktionales Risiko und Kaufintensität ............................ 181 Abbildung 35: Funktionale Risikowahrnehmung .................................................................. 182 Abbildung 36: Vertrauen in Bio-Handelsmarken und Risikowahrnehmung ......................... 183 Abbildung 37: Bekanntheit von Gütesiegeln bei Käufern biologischer Eigenmarken .......... 184 Abbildung 38: Beurteilung von Gütesiegeln bei Bio-Handelsmarken................................... 185 Abbildung 39: Wahrgenommenes funktionales Risiko bei hoher Wichtigkeit von Gütesiegeln.............................................................................................. 186 Abbildung 40: Soziale Risikowahrnehmung bei biologischen Eigenmarken des Handels ... 187 Abbildung 41: Soziale Normen im Umfeld des Konsumenten.............................................. 188
XVII Abbildung 42: Preiswahrnehmung bei biologischen Produkten ............................................ 189 Abbildung 43: Preissuche bei biologischen Produkten.......................................................... 190 Abbildung 44: Preis als Informationssubstitut bei Vertrauenseigenschaften......................... 191 Abbildung 45: Beurteilung des wahrgenommenen finanziellen Risikos bei Bio-Handelsmarken........................................................................................ 192 Abbildung 46: Beurteilung der Reputation ............................................................................ 193 Abbildung 47: Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit............................................................. 194 Abbildung 48: Kaufwahrscheinlichkeit und Vertrauenswürdigkeit des Handelsunternehmens .................................................................................... 195 Abbildung 49: Schätzergebnisse des Gesamtmodells zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte.......... 197 Abbildung 50: Hypothesen und deren Überprüfung auf Signifikanz .................................... 198 Abbildung 51: Grundgedanke des Mediations-Modells ........................................................ 199 Abbildung 52: Funktionales Risiko als partieller Mediator für Vertrauen ............................ 200 Abbildung 53: Funktionales Risiko und Gütesiegel .............................................................. 201 Abbildung 54: Funktionales Risiko und Reputation .............................................................. 201 Abbildung 55: Aufbau eines Corporate Brand Managements im Handel – dargestellt am Beispiel der Coop Schweiz...................................................................... 206 Abbildung 56: Bedeutung der Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung für die Führung von Premiummarken im Einzelhandel....................................... 212
XIX
Tabellenverzeichnis Tabelle 1:
Ziele des Handelsmarkenmanagements ........................................................... 27
Tabelle 2:
Konzeptualisierung des Messmodells ............................................................ 153
Tabelle 3:
Indikatoren zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf ökologischer Premiumhandelsmarken ......................................... 158
Tabelle 4:
Zentrale Bestandteile des Erhebungsdesigns im Überblick ........................... 165
Tabelle 5:
Lokale Anpassungsmaße der konfirmatorischen Faktorenanalyse ................ 175
Tabelle 6:
Beurteilung der Diskriminanzvalidität für den Konstruktverbund „funktionales Risiko“ mit Hilfe des Fornell-Larcker-Kriteriums .................. 177
Tabelle 7:
Globale Anpassungsmaße zur Beurteilung des Gesamtmodells .................... 177
XXI
Anhangsverzeichnis Anhang I
State of the Art der Handelsmarkenforschung ............................................... 219
Anhang II
Fragebogen ..................................................................................................... 246
Anhang III
Interviewerleitfaden ....................................................................................... 253
Anhang IV
Repräsentativitätsbestimmung bzgl. der Bundesländer Deutschlands........... 261
Anhang V
Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel.................................................. 265
Anhang VI
AMOS 7.0 Auswertungen nicht identifiziertes Modell ................................. 266
Anhang VII
AMOS 7.0 Auswertungen identifiziertes Modell .......................................... 268
Anhang VIII Faktorreliabilität ............................................................................................. 274
XXIII
Abkürzungsverzeichnis A
Affektive Komponente der Einstellung
Abs.
Absatz
AGFI
Adjusted Goodness-of-fit index
Aufl.
Auflage
a. L.
am Lech
a. M.
am Main
AMOS
Softwareprogramm zur Analyse von linearen Strukturgleichungsmodellen
BIOGUM
Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt, Forschungsschwerpunkt Universität Hamburg
BML-Konzern
Billa/ Merkur/ Libro-Konzern, 1996 durch Rewe Austria übernommen
BÖLW
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
BRD
Bundesrepublik Deutschland
BSE
engl. - Bovine spongiforme Enzephalopathie, deutsch - Rinderwahn
bspw.
beispielsweise
C-D-Paradigma
confirmation-disconfirmation-paradigm
CFI
Compared fit index
CSR
Corporate Social Responsibility
DEV
Durchschnittlich erfasste Varianz
df
Zahl der Freiheitsgrade
d. h.
das heißt
E
Einstellung
engl.
englisch
e. V.
eingetragener Verein
EG
Europäische Gemeinschaft
EHI
EHI Retail Institut GmbH, Köln
ff.
fortfolgend
FMCG
Fast Moving Consumer Goods
ggf.
gegebenenfalls
GFI
Goodness-of-fit index
GfK
Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg
XXIV GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
HaM
Handelsmarke(n)
HeM
Herstellermarke(n)
HDE
Hauptverband Deutschland – Der Einzelhandel
Hrsg.
Herausgeber
HU
Handelsunternehmen
I
Handlungsintention bzw. Verhaltensabsicht
i. d. R.
in der Regel
i. F.
in Form
IRI
Information Resources, Inc.
i. S.
im Sinne
IWÖ
Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen
Jg.
Jahrgang
K
Kognitive Komponente der Einstellung
k. A.
keine Angabe
Kap.
Kapitel
KE
Kaufentscheidung
LEH
Lebensmitteleinzelhandel
M
Mediator
ML-Schätzer
Maximum-Likelihood Schätzverfahren
n
Stichprobenumfang
NF
Nachfrager
NFI
Normed fit index
NIÖ
Neue Instritutionenökonomie
NRW
Nordrhein-Westfalen
O
Organismus
o. S.
ohne Seite
o. V.
ohne Verfasser
PLB
Private Label
P-L-V
Preis-Leistungs-Verhältnis
R
Response
r
Korrelationskoeffizient
r2
Indikatorreliabilität/ Bestimmtheitsmaß
XXV RMSEA
Root mean squared error of approximation
S
Stimulus
sog.
sogenannt
Spn.
Spalte
S-R
Stimulus-Response
S-O-R
Stimulus-Organismus-Response
TKK
Tiefkühlkost
u. a.
und andere
UGW
UGW AG – die Vermarktungsexperten
UK
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland
USA
Vereinigte Staaten von Amerika
u. U.
unter Umständen
vgl.
vergleiche
W
Werte
WG
Warengruppe(n)
X
exogene Variable
Y
endogene Variable
z. B.
zum Beispiel
z. T.
zum Teil
ZMP
Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle, Bonn
1
Kapitel A – Grundlagen der Untersuchung 1.
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel ist seit geraumer Zeit durch ein steigendes Marktwachstum der Discounter, eine zumeist aggressive Preispolitik sowie durch zunehmende Konzentrationstendenzen gekennzeichnet.1 Darüber hinaus ist ein Absinken der realen Kaufkraft infolge sich verändernder wirtschaftlicher und sozialer Rahmenbedingungen zu beobachten. Interessant ist jedoch, dass laut einer aktuellen Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsum- und Sozialforschung (GfK) knapp die Hälfte der deutschen Haushalte (46 %) auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei Einkäufen im Nahrungs- und Genussmittelbereich auf Qualität und (Premium-) Marken achtet.2 Die angebotenen Sortimente im Lebensmitteleinzelhandel gleichen sich heutzutage immer weiter an, so dass Unternehmen, die erfolgreich am Markt agieren wollen, sich durch das Angebot innovativer Produkte vom Wettbewerb differenzieren müssen.3 Zentrale Bedeutung gewinnt in diesem Zusammenhang die Markierung von Eigenmarken im gehobenen PreisLeistungssegment. Diese von Handelsunternehmen selbst gekennzeichneten Waren werden in der Regel exklusiv nur in den eigenen Verkaufsstätten angeboten und bieten damit eine geeignete Basis zur Betriebsstättenprofilierung und Differenzierung von Angeboten der Konkurrenz. Daher ist es nicht überraschend, dass der Anteil von Premiumhandelsmarken am Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels (einschließlich Drogeriemärkte) im Jahre 2006 bereits 5,4% mit aufsteigender Tendenz betrug (vgl. Abbildung 1).4 Premiumpositionierte Eigenmarken, welche durch innovative Produktlösungen im gehobenen Preis-Leistungssegment neue Dimensionen im Verständnis sowie in der Funktion von Handelsmarken eröffnen, sind bisher jedoch nur selten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Aus dem Schrifttum lässt sich zwar eine Vielzahl an Veröffentlichungen anführen, in denen die Handelsmarken als Objekte der Markierung auf unterschiedlichen Ebenen der Sortimentspyramide ausführlich diskutiert werden, die Möglichkeit der Premiumpositionierung wird dabei aber weitestgehend vernachlässigt. Beispielhaft seien hier die Arbeiten von Lauer oder Peters erwähnt.5
1 2 3 4
5
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 42; vgl. zudem Lauer 2001, S. 1. Vgl. GfK 2009, S. 6. Vgl. Lehmann 2009, S. 32. Vgl. Twardawa 2007, S. 62. Wie noch zu zeigen ist, kann die in Abbildung 1 verwendete Bezeichnung Mehrwert-Handelsmarken synonym zum Begriff der Premiumhandelsmarken verstanden werden. Zum tieferen Einblick in die definitorischen Grundlagen sei auf die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2 dieser Untersuchung verwiesen. Vgl. Lauer 2001, S. 3ff; vgl. Peters 1998, S. 3ff.
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_1, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
2 Abbildung 1: Sortimentsanteil von Premiumhandelsmarken
Quelle: Twardawa 2007, S. 62. Um im Wettbewerb mit konkurrierenden Handelsunternehmen bestehen zu können, hat neben dem Angebot premiumpositionierter Eigenmarken auch eine intensive Orientierung an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden zu erfolgen. So ist bspw. ein verstärktes nachfragerseitiges Bewusstsein für Umwelt- und Gesundheitsaspekte zu beobachten.6 Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels führen daher vermehrt biologische Produkte im Sortiment. Zudem sind in diesem Marktsegment bisher kaum starke Herstellermarken vertreten, so dass sich für Handelsunternehmen insbesondere durch die Markierung von premiumpositionierten Eigenmarken in diesem Bereich interessante Profilierungs- und Wachstumschancen ergeben. 7 Nach Analysen der zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land-, Forstund Ernährungswirtschaft in Bonn (ZMP) wird der Markt für biologisch erzeugte Nahrungsmittel in Deutschland weiter wachsen. Danach hat vor allem der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (einschließlich Discounter) die Relevanz der zunehmenden Ökologieorientierung als Zusatznutzen für den Verbraucher erkannt und die Umsatzanteile an diesem stark wachsenden Marktsegment mit Eigenmarken wie z. B. Edeka Bio Wertkost (Edeka) oder Rewe Bio (Rewe Group) von 35% im Jahre 2003 auf 49% im Jahre 2006 steigern können. 8 In der bisherigen wissenschaftlichen Handelsforschung finden sich jedoch nur vereinzelt Beiträge, in denen die Bedeutung ökologischer Premiumhandelsmarken für das Markenmanagement diskutiert wird. Beispielhaft können hier die theoretischen Arbeiten von Hanf/ Wettstein und Möhlenbruch/ Wolf genannt werden.9 In der vorliegenden Untersuchung erfolgt daher eine Kon-
6 7 8 9
Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 61. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295ff. Vgl. ZMP 2008b, S. 6. Vgl. Hanf/ Wettstein 2009, S. 15ff. sowie exemplarisch die Arbeiten von Möhlenbruch/ Wolf 2009a, S.192ff., Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 42ff. und Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295ff.
3 zentration auf premiumpositionierte Handelsmarken, die den Zusatznutzen der Ökologieorientierung befriedigen. Eine erfolgreiche Etablierung ökologischer Eigenmarken im Sortiment setzt jedoch nicht nur die Kenntnis von Lücken im herstellerseitigen Angebot sowie eine hinreichende Sortimentsund Marktstruktur voraus, sondern auch eine entsprechende Nachfrage nach derart positionierten Marken. Obwohl ein steigendes nachfragerseitiges Bewusstsein für Umweltaspekte und damit eine stärkere Auseinandersetzung der Konsumenten mit den ökologischen Konsequenzen des individuellen Konsumverhaltens beobachtet werden können, ist in der wissenschaftlichen Forschung bisher nicht ausreichend erklärt, welche Determinanten den Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der biologischen Lebensmittel bestimmen.10 So finden sich im meist angloamerikanischen Schrifttum vornehmlich Beiträge, die sich z. T. kritisch mit den angestrebten Zielen der Premiummarkenführung, wie bspw. die Leistungsfähigkeit zur Einkaufstättenprofilierung oder zur Rentabilitätsverbesserung, auseinandersetzen.11 Lediglich die Arbeit von Windbergs ist verhaltenswissenschaftlich orientiert.12 Dieses offensichtliche Forschungsdefizit zum Anlass nehmend besteht die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung darin, die verhaltensbestimmenden Determinanten zu erfassen, die zum Kauf von premiumpositionierten Eigenmarken mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung führen. In diesem Zusammenhang sind bspw. die Bedeutung des Markenvertrauens oder der Einfluss der Reputation des Handelsunternehmens auf die Kaufentscheidung zu prüfen. Um wissenschaftlich fundierte Ergebnisse ableiten zu können, erscheint aufgrund der verhaltenswissenschaftlichen Ausrichtung eine rein theoretisch geführte Diskussion zu den Bestimmungsgrößen des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte nicht ausreichend.13 Zur Erkenntnisgewinnung hat daher eine empirische Überprüfung der theoretischen Aspekte zu erfolgen. Da sich die verhaltensbestimmenden Determinanten zudem dadurch charakterisieren lassen, dass diese nicht direkt beobachtet bzw. gemessen werden können und zumeist kausalen Beziehungsstrukturen folgen,14 wird in der vorliegenden Untersuchung das Verfahren der Kausalanalyse herangezogen. Aufbauend auf der kausalanalytischen Betrachtung der kaufverhaltensrelevanten Faktoren beim Erwerb premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel können Implikationen für das Markenmanagement im Einzelhandel abgeleitet werden. Damit wird ggf. nicht nur eine zielorientierte Beeinflussung des Konsumentenverhaltens, sondern auch eine strategisch orientierte Führung premiumpositionierter Handelsmarken möglich.
10 11
12 13 14
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295; vgl. auch Müller-Hagedorn 2005, S. 65. Vgl. Chan Choi/ Coughlan 2006, S. 79ff.; vgl. auch Sayman/ Hoch/ Raju 2002, S. 379, Corstjens/ Lal 2000, S. 281. Siehe auch die aufgeführten Studien im Anhang I mit den Nummern 2, 21 und 25. Vgl. die aufgeführte Studie mit der Nummer 1 im Anhang I. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im Kapitel A, Gliederungspunkt 2. Vgl. hierzu die ausführliche Diskussion im Kapitel B, Gliederungspunkt 2.1 sowie Kapitel C, Gliederungspunkt 5 dieser Untersuchung.
4
2.
Wissenschaftstheoretische Einordnung
Die Wissenschaftstheorie liefert Aussagen über die im wissenschaftlichen Schrifttum zu unterscheidenden Formen der Theoriebildung.15 Im Allgemeinen kann diese definiert werden „…als Lehre vom Wesen, den Methoden, Grundlagen und Voraussetzungen sowie von der Einteilung der Wissenschaft…“.16 Wird in diesem Zusammenhang den gängigen wissenschaftstheoretischen Dispositionen gefolgt, lassen sich nachstehende Aussageformen unterscheiden:17
wissenschaftliche Begriffsbildung,
Beschreibung (der wissenschaftlichen Realität),
Erklärung und Prognose sowie
die Ableitung von Gestaltungsempfehlungen.
Foscht/ Swoboda differenzieren im Rahmen der wissenschaftstheoretischen Methodologie zudem drei Ebenen der Erkenntnisgewinnung: die Ebene der Grundlagenforschung (Entdeckungszusammenhang), die der angewandten Forschung (Begründungszusammenhang) und die der Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis.18 Während die wissenschaftliche Begriffsbildung und Beschreibung dem Entdeckungszusammenhang zugeordnet werden können, folgt die angewandte Forschung im Rahmen des Begründungszusammenhangs der Fragestellung, wie vorhandene wissenschaftstheoretische Aussagen begründet und gerechtfertigt werden können.19 Zwar finden sich in der aktuellen wissenschaftlichen Forschung nur wenige Veröffentlichungen, die sich ausführlich mit der Begriffsbildung als primäres Wissenschaftsziel auseinander setzen, jedoch ist deren Erörterung nach MüllerHagedorn zu Recht ein wichtiger Bestandteil der theoretischen Diskussion.20 Im Kontext des Begründungszusammenhangs wird meist auf eine empirische Verankerung der wissenschaftlichen Theorien mittels Hypothesen zurückgegriffen. Diese treffen Aussagen über Beziehungsstrukturen zwischen zwei oder mehreren Variablen.21 Die Ableitung von Gestaltungsempfehlungen ist dem Verwendungszusammenhang zuzuschreiben.22 Einen Überblick über
15 16 17 18 19 20 21
22
Vgl. Müller-Hagedorn 2000, S. 22. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 7. Vgl. Müller-Hagedorn 2000, S. 27. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 15ff.; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 7. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 24. Vgl. Müller-Hagedorn 2000, S. 28. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 31. Theoretische Begriffe werden zur Erklärung des Verhaltens zugelassen, wenn diese empirisch überprüft werden können. Zentrale Fragestellung bei der Verwendung von Hypothesen im Rahmen des Begründungszusammenhangs ist die Operationalisierung der theoretischen Begriffe. An dieser Stelle ist die Verwendung bereits vorliegender Erkenntnisse, welche durch den Entdeckungszusammenhang gewonnen werden konnten, zentral für die Ableitung theoretischer Begriffe und für die Aufstellung von Hypothesen im Rahmen des Begründungszusammenhangs. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 24ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 24; vgl. auch Müller-Hagedorn 2000, S. 27.
5 die Anordnung der differenten Ebenen wissenschaftstheoretischer Erkenntnisgewinnung und den damit bspw. einhergehenden forschungslogischen Aufbau empirischer Untersuchungen liefert nachfolgende Abbildung 2. Zum tieferen Einblick in die Grundlagen der Wissenschaftstheorie sei auf Foscht/ Swoboda und Müller-Hagedorn verwiesen.23 Abbildung 2: Beispiel zum wissenschaftstheoretischen Aufbau empirischer Untersuchungen Problemstellung
Theorie
Auftrag Entdeckungszusammenhang
Problem vorhandene Theorien oder Untersuchungen Hypothesen
Definition von Begriffen
geeignete Methoden
Isolation relevanter Variablen
Stichprobe und Prüfkriterien
Operationalisierung durch geeignete Indikatoren
Pre-Test
Begründungszusammenhang
Datenerhebung Auswertung und statistische Prüfung Interpretation (Beschreibung Æ Analyse Æ Erklärung) Hypothesen Entwicklung neuer Theorien
Verwendungs- und Wirkungszusammenhang
Darstellung mittels Publikationen, Vorträgen etc.
Quelle: Leicht verändert nach Foscht/ Swoboda 2007, S. 9. Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes i. S. der Erfassung verhaltensbestimmender Faktoren beim Kauf von Premiumhandelsmarken ist die vorliegende Untersuchung unter wissenschaftstheoretischen Aspekten in die verhaltenswissenschaftliche Konsumentenforschung einzuordnen.24 Die Konsumentenverhaltensforschung hat sich Mitte der 60er Jahre aus der empirischen Marketingforschung entwickelt.25 Dieser Bereich der angewandten Verhaltenswissenschaft versucht, in vereinfachten Modellen das tatsächliche Verhalten von Konsumenten im Kontext der gewählten Forschungsfrage zu erklären (Entdeckungszusammenhang).26 Dabei wird vielfach ein interdisziplinärer Forschungsansatz verfolgt, indem zur Hypothesenbildung bspw. Erkenntnisse aus der Psychologie oder Soziologie Verwendung finden (Begründungszusammenhang).27 Darauf aufbauend soll eine Ableitung von Hand-
23 24 25 26 27
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 7ff. und Müller-Hagedorn 2000, S. 22ff. Vgl. Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 80. Vgl. Meffert 1992, S. 24; vgl. auch Müller-Hagedorn 1986, S. 40f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 10. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 16f.; vgl. auch Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 88ff., Meffert 1992, S. 24.
6 lungsempfehlungen zur zielorientierten Beeinflussung des Konsumentenverhaltens ermöglicht werden (Verwendungszusammenhang).28 Die verhaltenswissenschaftliche Konsumentenforschung ist primär empirisch ausgerichtet und orientiert sich an den Maßstäben des sog. „Kritischen Rationalismus“.29 Danach müssen Theorieaussagen des Käuferverhaltens auf beobachtbare Sachverhalte reduziert werden können (Operationalisierbarkeitsforderung) und möglichst leicht an der Realität überprüfbar sein (Falsifizierbarkeitsforderung).30 Zudem wird im relevanten Schrifttum meist dem Ansatz einer positivistischen Konsumentenverhaltensforschung gefolgt. Dieser geht von erfahrungswissenschaftlichen Erkenntnissen aus und hat die Ableitung von Regel- bzw. Gesetzmäßigkeiten bezüglich des Nachfragerverhaltens zum Ziel.31 Im Sinne des dabei unterstellten kritischen Rationalismus ist die Forschung darauf ausgerichtet, generalisierbare Theorien und Hypothesen zu formulieren und diese empirisch zu prüfen.32 Die weiteren Ausführungen folgen dem Ansatz einer positivistischen Verhaltensforschung. Im Kontext der gewählten Problemstellung, i. S. der Ermittlung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel, ist der im wissenschaftlichen Schrifttum empfohlene forschungslogische Aufbau für verhaltenswissenschaftlich orientierte Untersuchungen (vgl. Abbildung 2) als strukturierendes Merkmal zudem zielführend.
28 29 30 31 32
Vgl. Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 80. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 7ff.; vgl. auch Meffert 1992, S. 24. Vgl. Meffert 1992, S. 24. Vgl. Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 81. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 25ff.; vgl. auch Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 81.
7
3.
Methodik und wissenschaftliche Vorgehensweise
Das zentrale Forschungsziel dieser Untersuchung besteht darin, das offensichtliche Forschungsdefizit bzgl. der verhaltenswissenschaftlichen Bestimmungsgründe, die zum Kauf premiumpositionierter Handelsmarken führen, zu verringern (Entdeckungszusammenhang). Zu diesem Zweck ist zunächst im Rahmen des Begründungszusammenhangs eine theoretische Annäherung an die inhaltlichen und begrifflichen Grundlagen der Premiumhandelsmarken, als Elemente des Markenmanagements im Lebensmitteleinzelhandel, notwendig. Im relevanten Schrifttum finden sich bereits zahlreiche Veröffentlichungen, in denen sich mit den verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Handelsmarken im Allgemeinen auseinandergesetzt wird. Diese stellen eine geeignete Basis dar, um sich einen ersten Überblick über die im Forschungskontext relevanten Aspekte des Käuferverhaltens zu verschaffen. Zudem kann auf den dabei gewonnenen Erkenntnissen aufbauend ein möglicher Analogieschluss auf das Kaufverhalten bei premiumpositionierten Eigenmarkenkonzepten geprüft werden (vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 1.4). Über die bereits dargestellten Aspekte hinaus, erfolgt zudem eine wissenschaftliche Aufarbeitung der theoretischen Grundlagen der Konsumentenverhaltensforschung. In diesem Kontext ist nicht nur eine Abgrenzung der im relevanten Schrifttum vorherrschenden Erklärungsansätze des Käuferverhaltens zwingend erforderlich, sondern auch die Ableitung eines strukturierten Orientierungsrahmens zur Darstellung möglicher verhaltensbestimmender Determinanten während der Kaufentscheidungsphase. Der Forderung nach empirischer Verankerung im Rahmen einer positivistisch orientierten Verhaltensforschung wird dabei durch die Anwendung des neobehavioristischen Stimulus-Organismus-Response- (S-O-R-) Modells Rechnung getragen (vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 2.2). Da sich das zu untersuchende Kaufverhalten auf Produkte bezieht, die im Segment der ökologischen Lebensmittel angeboten werden, ist zudem eine Betrachtung bereits vorliegender wissenschaftlicher Erkenntnisse bzgl. des Kaufverhaltens bei ökologischen Produkten erforderlich (vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 3). Aufbauend auf den im Kapitel B gewonnenen Erkenntnissen schließt sich eine Prozessanalyse des Kaufverhaltens bei premiumpositionierten Handelsmarken im Segment der ökologischen Produkte an (vgl. Kapitel C). In diesem Zusammenhang wird zunächst unter Bezugnahme der verhaltenswissenschaftlichen Grundlagen der extensive Kaufentscheidungsprozess als strukturierendes Merkmal zur Ableitung empirisch überprüfbarer Hypothesen verwendet. Dabei erfolgt jedoch eine Fokussierung auf die sog. Vorkaufphase. Dies ist mit dem gewählten Forschungsschwerpunkt zu begründen. Darüber hinaus findet eine erneute Betrachtung der allgemeinen Bestimmungsgrößen des Kaufs von Handelsmarken statt. Da zudem ökologische Produkte betrachtet werden, welche sich – wie im weiteren Verlauf noch zu zeigen ist – primär durch sog. Vertrauenseigenschaften in Folge der mangelnden Überprüfbarkeit der ökologischen Leistungseigenschaften charakterisieren lassen, erfolgt zudem eine explizite Berücksichtigung informationsökonomischer Erkenntnisse (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2).
8 Abschließend wird das abgeleitete, konzeptionelle Prozessmodell überblicksartig zusammengefasst (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 5).
Verwendungs- und Wirkungszusammenhang
Begründungszusammenhang
Entdeckungszusammenhang
Abbildung 3: Gang der Untersuchung Kapitel A: Grundlagen der Untersuchung Hauptziel: Darstellung der Rahmenbedingungen im LEH und deren Konsequenzen für die Themenstellung
Kapitel B: Inhaltliche und begriffliche Grundlagen Hauptziel: Inhaltliche Darstellung zentraler Themenbestandteile Inhalt: Begriffliche Abgrenzung der Premiumhandelsmarken sowie deren Erscheinungsformen, Darstellung inhaltlicher Grundlagen der Konsumentenverhaltensforschung sowie der Markierung ökologischer Produkte
Kapitel C: Prozessanalyse des Kaufverhaltens Hauptziel: Ableitung von Hypothesen und Integration in ein konzeptionelles Prozessmodell zur Erklärung des Kaufverhaltens Inhalt: Darstellung empirisch überprüfbarer Hypothesen auf Basis der allgemeinen Bestimmungsgrößen des Kaufs von Handelsmarken und unter Berücksichtigung informationsökonomischer Erkenntnisse
Kapitel D: Kausalanalytische Untersuchung Hauptziel: Analyse der Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen den verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufverhaltens und der Einstellung zu Premiumhandelsmarken Inhalt: Überprüfung der deduktiv abgeleiteten Hypothesen, Operationalisierung, Datenerhebung
Kapitel E: Darstellung ausgewählter Implikationen Hauptziel: Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Markenpolitik im Handel Inhalt:
Diskussion der Ergebnisse und deren Bedeutung im Hinblick auf ein abgestimmtes Corporate Brand Management sowie die Corporate Social Responsibility
Kapitel F: Zusammenfassung Hauptziel: Überblicksartige Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse
Quelle: Eigene Darstellung. Wie bereits dargestellt, ist die Konsumentenverhaltensforschung zumeist empirisch orientiert, so dass eine entsprechende Überprüfung der zuvor deduktiv abgeleiteten Hypothesen notwendig ist (vgl. Kapitel D). Da sich die verhaltensbestimmenden Determinanten primär als sog. intervenierende Variablen bzw. hypothetische Konstrukte beschreiben lassen, welche nicht direkt beobachtet und erfasst werden können, hat nicht nur eine Operationalisierung mit Hilfe geeigneter Indikatoren zu erfolgen, sondern auch eine kausalanalytische Überprüfung der postulierten Zusammenhänge. Darüber hinaus sind die gewonnenen empirischen Ergebnisse entsprechend deskriptiv (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 2) sowie kausalanalytisch aufzuarbeiten (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 3). Die Darstellung ausgewählter Implikationen für das Markenmanagement des Handels im Kapitel E ist auf den zuvor diskutierten Verwendungszusammenhang zurückzuführen und orientiert sich an den Ergebnissen des vorangehenden Kapitels D. Eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Erkenntnisse liefert das Schlusskapitel F. Die Abbildung 3 fasst den Gang der Untersuchung unter Bezugnahme des in der Wissenschaftstheorie empfohlenen Aufbaus für empirische Forschungsarbeiten überblicksartig zusammen.
9
Kapitel B – Inhaltliche und begriffliche Grundlagen 1.
Premiumhandelsmarken als Element des Markenmanagements im Lebensmitteleinzelhandel
1.1
Grundlagen des Markenmanagements
Allgemein bezeichnet das Markenmanagement die Führung von Marken auf Basis eines systematischen Planungs-, Realisations- und Entscheidungsprozesses.33 Als Bestandteile im Handel lassen sich das Handelsmarkenmanagement (z. B. Management von Eigenmarken wie z. B. Rewe Bio (ehemals Füllhorn) (Rewe Group)), das Betriebstypenmarkenmanagement (z. B. REWE, Penny oder toom als differente Vertriebslinien der Rewe Group), das Management der händlergeführten Dienstleistungsmarke (z. B. Dinea als Restaurant der Metro AG) und das Management der händlergeführten Markenshops (z. B. Esprit-Shop im Kaufhof (Metro AG)) anführen.34 Im Folgenden werden ausschließlich Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels betrachtet, welche per definitionem Konsumwaren an Letztverwender in haushaltsgerechten Kleinmengen absetzen.35 Des Weiteren konzentriert sich diese Untersuchung insbesondere auf die im Rahmen des Handelsmarkenmanagements geführten Premiumhandelsmarken. Da – wie im weiteren Verlauf noch zu zeigen ist – nicht uninteressante Wechselwirkungen zwischen Handels- und Betriebstypenmarken bestehen und diese bisher nur selten Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion waren,36 erfolgt zudem eine Darstellung der Grundzüge des Betriebstypenmarkenmanagements. Händlergeführte Dienstleistungsmarken und Markenshops werden nicht betrachtet. In der Literatur finden sich verschiedene Möglichkeiten zur Einordnung des Markenmanagements in das System des absatzpolitischen Instrumentariums eines Handelsbetriebs (auch als Retailing-Mix bezeichnet).37 Dies ist einerseits darauf zurück zu führen, dass die Instrumentalbereiche des Handels von den verschiedenen Fachvertretern z. T. unterschiedlich gegliedert werden. Während z. B. Barth/ Hartmann/ Schröder drei absatzpolitische Bereiche i. S. der Leistungs-, Entgelt- und Beeinflussungspolitik unterscheiden,38 gliedert Berekoven die marktbearbeitenden Instrumente des Handels in insgesamt zehn Kategorien.39 Hierzu zählen bspw. die Sortiments-, Handelsmarken-, Preis-, Standort- oder Verkaufsförderungspolitik.40 MüllerHagedorn merkt in diesem Zusammenhang jedoch an, dass sich die verschiedenen Systemati33 34 35 36 37 38 39 40
Vgl. Dumke 1996, S. 8f. Vgl. Ahlert /Kenning/ Schneider 2000, S. 1ff. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 44. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 296f.; vgl. auch Ahlert /Kenning/ Schneider 2000, S. 1ff. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 38. Vgl. zudem Müller-Hagedorn 2005, S. 10. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 36. Vgl. Berekoven 1995, S. 2ff. Zum tieferen Einblick in die weitere Systematisierungskataloge sei auf die Ausführungen von Liebmann/ Zentes 2008, Ahlert/ Kenning 2007, Oehme 2001, Theis 1999, Möhlenbruch 1994, Tietz 1993, Lerchenmüller 1995 und Hansen 1990 verwiesen.
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_2, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
10 sierungsansätze nicht fundamental unterscheiden, sondern eher die verschiedenen thematischen Vorlieben des jeweiligen Autors widerspiegeln.41 Andererseits stellen die absatzpolitischen Instrumente sog. „Aktionsparameter“ dar, die das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen und vom Entscheidungsträger individuell festgelegt werden können.42 Üblicherweise werden mehrere Aktionsparameter miteinander zu einer „Aktion“ kombiniert.43 So findet bspw. nach der Systematisierung von Berekoven eine Verknüpfung der absatzpolitischen Instrumentalbereiche Sortiments-, Preis- und Warenpräsentationspolitik statt, wenn ein Artikel aus dem Sortiment mit einem entsprechenden Preis im Verkaufsregal präsentiert wird.44 Erfolgt darüber hinaus eine hinreichende kommunikative Unterstützung, kann dies auch als Sonderangebotspolitik bezeichnet werden.45 Eine derartige Bündelungsmöglichkeit, welche mehrere Instrumentalbereiche des Handels tangiert, stellt auch das Markenmanagement respektive die Markenpolitik dar.46 Diese wird in der Literatur meist der Sortimentspolitik untergeordnet.47 Da aber nicht nur die Sortimentseinheiten Objekt der Markierung sein können, sondern auch die Betriebstypen eines Handelsunternehmens, erscheint eine solche Herangehensweise nicht gerechtfertigt. Die Betriebstypen werden nachfolgend als unternehmensindividuelle Ausgestaltungen von Betriebsformen verstanden und lassen sich durch die differenzierte Kombinationen der realisierten Handelsfunktionen48 charakterisieren. Die Betriebsform kennzeichnet die Tätigkeit einer Handelsunternehmung auf einer bestimmten Wirtschaftsstufe.49 Nach der auf Seyffert zurückgehenden Systematisierung kann in diesem Zusammenhang zwischen Groß- und Einzelhandelsbetrieben unterschieden werden. Während eine Großhandlung ein rechtlich selbstständiger Betrieb ist, der Waren beschafft und unverändert oder nach handelsüblicher Manipulation an gewerbliche Verwender, Wiederverkäufer oder Großverbraucher absetzt,50 bezieht sich der Funkti41 42 43 44 45 46 47
48
49 50
Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 8. Vgl. Möhlenbruch 1994, S. 26. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 10. Vgl. Berekoven 1995, S. 2ff. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 266ff.; vgl. auch Müller-Hagedorn 2005, S. 10. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 10. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 21f. Siehe ferner die Ausführungen bei Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 168ff. und Morschett 2002, S. 104ff. Die Aufgabe bzw. Funktion eines Handelsunternehmens besteht nach Barth/ Hartmann/ Schröder darin, die vielfältigen und immer wieder neu entstehenden Spannungen zwischen Produktion und Konsumtion zu überwinden. Zu den zentralen Handelsfunktionen gehören nach Sundhoff die Sachgüterumgruppierungs-, Bedarfsanpassungs-, Marktausgleichs- und Sachgüteraufbereitungsfunktion. Die Erfüllung dieser Aufgabe stellt durch Kombination der handelsbetrieblichen Faktoren Ware, sachliche Betriebsmittel und menschliche Arbeitskraft im Wege einzelbetrieblicher Verrichtung eine Handelsleistung dar. Gegenüber der von Sundhoff vorgeschlagenen Systematisierung finden sich im wissenschaftlichen Schrifttum zum Handelsmarketing weitere Darstellungsmöglichkeiten. An dieser Stelle wird jedoch zum Zweck einer größeren Prägnanz der Herangehensweise von Sundhoff gefolgt. Zum tieferen Einblick sei auf Sundhoff 1965, S. 763ff. sowie auf Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 26f., Morschett 2002, S. 100f., Oehme 2001, S. 11ff., Möhlenbruch 1994, S. 21ff., Tietz 1993, S. 11ff. und Hansen 1990, S. 13ff. verwiesen. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 43. Vgl. Seyffert 1972, S. 146.
11 onsbereich von Einzelhandlungen auf den unmittelbaren Verkauf an Konsumenten.51 Zum tieferen Einblick in die Strukturmerkmale von Handelsunternehmen sei auf die umfangreichen Ausführungen bei Seyffert sowie auf Barth/ Hartmann/ Schröder verwiesen.52 Wie bereits dargestellt, beziehen sich nachfolgende Ausführungen ausschließlich auf Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels. Abbildung 4: Absatzpolitische Instrumente eines Handelsunternehmens
Marketingstrategie Marketingstrategie
Personalpolitik Personalpolitik
Kommunikationspolitik Kommunikationspolitik
(Waren-) Präsentationspolitik Präsentationspolitik (Waren-)
Preispolitik Preispolitik
Standortpolitik Standortpolitik
Sortimentspolitik Sortimentspolitik
Markenpolitik Markenpolitik Handelsmarkenmanagement -- Handelsmarkenmanagement -- Betriebstypenmarkenmanagement Betriebstypenmarkenmanagement
Betriebstypenpolitik Betriebstypenpolitik
Zielgruppenorientierung Zielgruppenorientierung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ahlert/ Kenning 2007, S. 21ff. und MüllerHagedorn 2005, S. 8. Um der großen Bedeutung des Markenmanagements für den wirtschaftlichen Erfolg eines Handelsunternehmens gerecht zu werden, ist die Markenpolitik als eigenständiger Instrumentalbereich des Handels anzusehen. In diesem Sinne wird nachfolgend die von Ahlert/ Kenning vorgeschlagene und in Abbildung 4 dargestellte Systematisierung des absatzpolitischen Instrumentariums zu Grunde gelegt.53 Daraus geht hervor, dass dem Handelsunternehmen acht Aktionsparameter zur Verfügung stehen, wobei sich deren Ausgestaltung an der fokussierten Zielgruppe54 orientiert. Da die Marketingstrategie55 und der damit verbundene Einsatz der 51 52 53 54
Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 26ff. und Seyffert 1972, S. 19ff. Vgl. Seyffert 1972, S. 239. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 22. Die Marktsegmentierung, d. h. die Segmentierung des Marktes nach bspw. psychografischen oder geografischen Kriterien, sowie die damit verbundene Definition der relevanten Zielgruppen gehören im Konsumgütermarketing zu den selbstverständlichen Planungstechniken der strategischen Marktbearbeitung. In jüngerer Zeit werden diese Aspekte auch im Handelsmarketing diskutiert. Ein Segment kann dabei nach MüllerHagedorn definiert werden als jene Gruppe von Nachfragern, die sich mindestens in einem Merkmal ähneln, während sie sich von den Mitgliedern anderer Segmente unterscheiden. Zum tieferen Einblick in die theoretischen Möglichkeiten der Marktsegmentierung im Handel sei verwiesen auf Müller-Hagedorn 2005, S. 26ff.
12 Marken-, Sortiments-, Standort-, Preis-, Präsentations-, Kommunikations- und Personalpolitik durch den gewählten Betriebstyp (z. B. Supermarkt oder Discounter) limitiert werden, ist die Betriebstypenpolitik den anderen Retailing-Mix Instrumenten vorangestellt.56 Im Kontext der gewählten Forschungsfrage wird im weiteren Verlauf zu Gunsten des Handels- und Betriebstypenmarkenmanagements auf eine explizite Darstellung der einzelnen Instrumentalaspekte verzichtet. Zum tieferen Einblick sei verwiesen auf Ahlert/ Kenning.57 Die bisherige Handelsforschung hat sich bereits umfassend mit dem Management von Artikeln auseinander gesetzt, welche durch das Handelsunternehmen markiert werden (sog. Handelsmarken).58 Allgemein betrachtet stellt das Handelsmarkenmanagement die Markenpolitik eines Handelsunternehmens auf Sortimentsebene dar.59 Das Sortiment kennzeichnet nach Müller-Hagedorn die Summe aller Absatzobjekte [hier i. S. von Sachgütern verstanden], die ein anbietendes Handelsunternehmen in einer bestimmten Zeitspanne (z. B. Tag, Woche, Saison) physisch oder auf andere Weise im Absatzmarkt anbieten will.60 Die Planung des Sortiments ist für Handelsbetriebe von zentraler Bedeutung, denn mit der Festlegung von Sortimentsinhalten wird grundsätzlich die Stellung im Branchengefüge und damit letztlich der Charakter der handelsbetrieblichen Tätigkeit festgelegt.61 Daher implizieren sortimentspolitische Entscheidungen im Rahmen des Handelsmarkenmanagements nicht nur den grundsätzlichen Entschluss für die Aufnahme eigener Marken in das Sortiment, sondern bspw. auch die Festlegung, in welchen Produktbereichen und in welchen Preislagen diese angeboten werden sollen.62 Auf eine Darstellung der damit verbundenen Problembereiche, wie z. B. der Zielkonflikte bei der Artikelaufnahme zwischen Hersteller- und Handelsmarken oder die demzufolge notwendige Auslistung von Artikeln aus dem Sortiment, wird auf Grund der gewählten Forschungsfrage verzichtet. Zum tieferen Einblick in die mit der Handelsmarkenführung verbundenen Sortimentsentscheidungen sei auf Möhlenbruch verwiesen.63 Im Gegensatz dazu stellt das Betriebstypenmarkenmanagement die Markenpolitik eines Handelsunternehmens auf der Ebene seiner Betriebstypen dar.64 Die Betriebstypenmarke (im 55
56 57 58 59 60 61 62 63 64
Der Begriff der Marketingstrategie betont im Sinne der Absatzpolitik den Instrumentalcharakter einer marktorientierten Unternehmensführung im Handel. Mit Hilfe der einzelnen Aktionsparameter soll der Retailing-Mix so gestaltet werden, dass langfristig Unternehmens- und Marketingziele realisiert werden können und damit die Existenz des Handelsbetriebes gesichert ist. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 11. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 22. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 22. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1760. Vgl. Zentes/ Morschett 2005, S. 114. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 223. Vgl. Hansen 1990, S. 209. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 57. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1760. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 287f. Morschett bezeichnet das Betriebstypenmarkenmanagement auch als Retail Branding. Wie nachfolgend noch zu zeigen ist, ergeben sich mit dem Begriff der Retail Brand jedoch inhaltliche Überschneidungen zur Sortimentsebene, weshalb auf diese Begriffsverwendung im weiteren Verlauf verzichtet wird. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Morschett 2002, S. 107ff.
13 weiteren Verlauf auch als Händlermarke bezeichnet) befindet sich im rechtlichen Eigentum einer Handelsunternehmung und markiert die Distributionstypen des jeweiligen Handelsbetriebes mit einem einheitlichen Markenzeichen.65 So verfügt beispielsweise die Rewe Group Deutschland zur Kennzeichnung der verschiedenen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels über die Marken toom (Verbrauchermarkt), REWE (Supermarkt) und Penny (Discounter).66 Ausgehend von der Handelsleistung als einer Kombination von fremderstellter Sachleistung und eigenerstellter Dienstleistung ist eine Händlermarke zwischen einer Dienstleistungs- und einer Sachleistungsmarke anzusiedeln.67 Zur näheren Kennzeichnung lassen sich folglich eine Vielzahl von Attributen, wie z. B. Sortiments-, Qualitäts- und Beratungskompetenz, aber auch das Preisniveau oder Serviceleistungen anführen.68 Wesentlich für den Aufbau und die Etablierung einer Händlermarke ist jedoch das langfristig aufzubauende Konsumentenvertrauen.69 Dieses reduziert die Komplexität der Einkaufsstättenwahl und führt tendenziell über die Erhöhung der Kundenloyalität zur Bindung an die Einkaufsstätte. Dadurch entwickeln starke Betriebstypenmarken ein hohes akquisitorisches Potenzial.70 Neben den auf Betriebstypen- und Sortimentsebene geführten Marken besitzen Handelsunternehmen darüber hinaus die Möglichkeit zur Markierung des gesamten Unternehmens mit Hilfe einer sog. Unternehmensmarke.71 Diese kann bspw. den Namen des Unternehmensgründers tragen, ein wesentliches unternehmerisches Produkt benennen oder auf künstlich gebildeten Wörtern beruhen.72 Im wissenschaftlichen Schrifttum werden der Aufbau, die Stärkung und die Pflege der Unternehmensmarke, synonym auch als Corporate Brand bezeichnet, unter dem allgemeinen Begriff des Corporate Brand Management diskutiert.73 In der vorliegenden Untersuchung werden vornehmlich Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels betrachtet, so dass die Unternehmensmarke im Folgenden ausschließlich das Markenzeichen des gesamten Handelsunternehmens charakterisiert. Beispielhaft sind hier die Markennamen Rewe Group Deutschland oder Edeka Gruppe angeführt.
65 66 67 68 69 70 71 72 73
Vgl. Zentes/ Morschett 2005, S. 114; vgl. auch Ahlert/ Kenning/ Schneider 2000, S. 104 Vgl. Rewe Group Deutschland 2010b, o. S. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 30f.; vgl. auch Ahlert/ Kenning 1999, S. 3. Vgl. Ahlert/ Kenning/ Schneider 2000, S. 106f.; vgl. auch Ahlert/ Kenning 1999, S. 2. Vgl. Ahlert/ Kenning 1999, S. 5ff. Vgl. Ahlert/ Kenning 2005, S. 1192f. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 514. Vgl. Esch 2010, S. 495ff. Vgl. Esch 2010, S. 495ff.; vgl. auch Bräutigam 2004, S. 14ff.
14 Abbildung 5: Markenstrukturentscheidungen von Handelsunternehmen - dargestellt an ausgewählten Beispielen des Lebensmitteleinzelhandels
Ebene der Sortimente
Ebene der Betriebstypen
Name des Handelsunternehmens
Beispiele für Händlermarken
Edeka (D)
Edeka aktiv markt, Edeka Neukauf, ECenter
Rewe-Group (D)
Rewe Supermarkt, Rewe Nahkauf, toom, Penny, Vierlinden
Metro-Group (D)
Metro C&C, Real, Kaufhof
Coop (CH)
Coop, Coop Megastore, Coop City, Coop Vitality
Spar (A)
Spar Markt, Spar Supermarkt, Spar Gourmet, Interspar, Eurospar
Name der Handelsmarke
Beispiele für Handelsmarken
REWE Bio - Eigenmarke der Rewe Group (D) ist in der Nähe oder sogar identisch Edeka Bio Wertkost, Edeka Mibell oder mit der Händlermarke Edeka Rio Grande– Eigenmarken Edeka (D) löst keine oder nur geringe Assoziationen mit der Händlermarke aus
Metro (D) Tip, Aro Rewe (D) Ja!, W. Brandenburg
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 288. Einen zusammenfassenden Überblick über die wesentlichen Markenstrukturentscheidungen ausgewählter Handelsunternehmen liefert Abbildung 5. Diese können sich dabei sowohl auf die Ebene der Betriebstypen in Form von Händlermarken als auch auf die Markierung von Handelsmarken auf Sortimentsebene beziehen. Die Verbindung zwischen dem Namen der jeweiligen Handelsunternehmung i. S. der Corporate Brand und ihren Betriebstypenmarken wird dabei anhand ausgewählter praktischer Beispiele verdeutlicht. Im Kontext einer Betrachtung des Lebensmitteleinzelhandels ist erkennbar, welche Bedeutung diese Markierung für eine Handelsmarke auf Sortimentsebene hat. So löste z. B. die von der Metro Group bis 2009 geführte Handelsmarke Grünes Land (Umbenennung in Real Bio) im Segment der ökologischen Produkte weniger Assoziationen mit den sie führenden Händlermarken Real oder Metro C&C aus, als die mit Edeka Bio Wertkost markierten biologischen Eigenmarken der Edeka Gruppe.74 Folglich ist ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen den im Rahmen des Markenmanagements geführten Marken zu vermuten, welcher nicht nur die Markierung, sondern ggf. auch die erfolgreiche Umsetzung einer Handelsmarke determiniert. Im Rahmen der weiteren Ausführungen erfolgt primär eine inhaltliche Darstellung der Premiumhandelsmarken. Eine Betrachtung des Betriebstypenmarkenmanagements sowie des Corporate Brand Managements findet nur insoweit statt, wie dies dem Erkenntnisfortschritt dient.
74
Vgl. Edeka 2010 o. S. und Metro-Goup 2010, o. S.
15 1.2
Einordnung von Premiumhandelsmarken in das Handelsmarkenmanagement
1.2.1 Wesensbestimmung und definitorische Abgrenzung von Handelsmarken In der Literatur finden sich verschiedene definitorische Einordnungen und Abgrenzungen des Handelsmarkenbegriffs.75 Einige Autoren sehen die Handelsmarke als Pendant zur Herstellermarke an, während andere in der Herstellermarke den über- und in der Handelsmarke einen untergeordneten Begriff sehen.76 Zudem findet sich die Unterscheidung in Markenartikel der Industrie und Markenartikel des Handels.77 Um ein einheitliches Begriffsverständnis zu schaffen, sind zunächst der Begriff der Marke bzw. des Markenartikels sowie die Beziehung zwischen Hersteller- und Handelsmarke zu klären. Grundlegend sind zwei Betrachtungsweisen der Marke voneinander abzugrenzen: die Marke als formales Zeichen und als physisches Objekt.78 Die Begriffe Markenzeichen oder Markierung kennzeichnen die Marke als formales Zeichen.79 Nach dem deutschen Markengesetz (§3 Abs. 1 MarkenG) werden unter einer Marke „alle Zeichen, insbesondere Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzeichen [Jingles], dreidimensionale Gestaltungen einschließlich Farben und Farbzusammenstellungen [verstanden] …die geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden.“80 Markenrechtlich gesehen ist die Marke somit ein Zeichen zur Unterscheidung von Waren, wobei in dieser Hinsicht kein Unterschied zwischen Herstellerund Handelsmarke - außer dem der unterschiedlichen Trägerschaft - besteht.81 Bezeichnet die Marke hingegen ein physisches Objekt, ist die markierte Ware oder synonym die Markenware bzw. das Markenprodukt wettbewerbsrechtlich gemäß § 23, Abs. 2, Satz 1 GWB definiert als Erzeugnis,82 dessen „… Lieferung in gleich bleibender oder verbesserter Güte […] gewährleistet wird und [… das] mit einem ihre Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Firmen-, Wort- oder Bildzeichen) versehen“ ist.83 Die Markenwarendefinition stellt dabei auf das Eigentum an der Marke bzw. auf die Trägerschaft eines gewerblichen Schutzrechtes ab.84 Ist ein Herstellerunternehmen Träger des Schutzrechtes, handelt es sich um Herstellermarken (genauer um Herstellermarkenware), bei einem Handelsunternehmen um Handels-
75
76 77 78 79 80
81 82 83 84
Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 147f.; vgl. auch Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 953, Schenk 2004, S. 123f., Bruhn 2001, S. 9, Siemer 1999, S. 61f., Dumke 1996, S. 17f. Vgl. Schenk 2004, S. 123f.; vgl. auch Bruhn 2001, S. 9, Peters 1998, S. 33f. Vgl. Bruhn 2001, S. 9 Vgl. Mattmüller/ Tunder 2002, S. 335; vgl. auch Dumke 1996, S. 9. Vgl. Siemer 1999, S. 57; vgl. auch Dumke 1996, S. 11. MarkenG (1994), §3 Abs. 1, zitiert nach: Siemer 1999, S. 57. Vgl. auch die Ausführungen bei Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 5ff. Vgl. Schenk 2004, S. 124, vgl. auch Siemer 1999, S. 57. Vgl. Siemer 1999, S. 59; vgl. auch Dumke 1996, S. 10. GWB, §23, Abs. 2, Satz 1, zitiert nach: Schenk 2004, S. 124. Vgl. Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 5ff.; vgl. auch Schenk 2004, S. 126.
16 marken (i. S. von Handelsmarkenware).85 Im weiteren Verlauf bezeichnet der Begriff Marke ein physisches Objekt. Wird auf die formale Kennzeichnung von Waren eingegangen, soll die Bezeichnung Markenzeichen verwendet werden. In engem Zusammenhang mit der Marke wird der Begriff Markenartikel verwendet.86 In Wissenschaft und Praxis existieren jedoch verschiedene, zum Teil konkurrierende Ansätze zur Wesensbestimmung eines Markenartikels.87 Der bedeutendste ist zweifelsfrei der merkmalsbezogene Ansatz, welcher davon ausgeht, dass zum erfolgreichen Aufbau einer Marke verschiedene Eigenschaften respektive Merkmale vorhanden sein müssen.88 Mellerowicz hat die zentralen Bestimmungsfaktoren eines Markenartikels in seiner Markenartikeldefinition zusammengefasst, nach welcher Markenartikel „…die für den privaten Bedarf geschaffenen Fertigwaren [sind], die in einem größeren Absatzraum unter einem besonderen, die Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Marke) in einheitlicher Aufmachung, gleicher Menge sowie in gleich bleibender oder verbesserter Güte erhältlich sind und sich dadurch sowie durch die für sie betriebene Werbung die Anerkennung der beteiligten Wirtschaftskreise (Verbraucher, Händler und Hersteller) erworben haben (Verkehrsgeltung).“89 Erfüllt eine Ware die oben genannten Kriterien, so gilt sie als Marke bzw. Markenartikel.90 Eine Definition bzw. Abgrenzung des Markenartikels nach diesem Merkmalskatalog erscheint heute jedoch nicht mehr zweckmäßig.91 So wird z. B. die Verkehrsgeltung als markenartikelbestimmendes Merkmal verwendet, welche sich aber erst als Ergebnis des Marktbearbeitungsprozesses einstellt, was dazu führt, dass das betreffende Produkt bei seiner Einführung noch kein „Markenartikel“ sein dürfte.92 Bezugnehmend auf die Diskussion, ob Handelsmarken Markenartikel sein können, wurde bislang das konstitutive Merkmal der Ubiquität, d. h. die allgemeine Erhältlichkeit, als Abgrenzungskriterium verwendet.93 Durch die zunehmende Konzentration im Handel und gleichzeitige Straffung der Sortimente weisen Handelsmarken einen ähnlichen Distributionsgrad wie Herstellermarken auf, so dass die Ubiquität nicht mehr als primäres Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden kann.94
85 86 87 88 89
90 91 92 93 94
Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 57 Vgl. Ahlert/ Kenning/ Schneider 2000, S. 17ff. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1759. Vgl. auch Bruhn 2001, S. 6f. Vgl. Bruhn 2001, S. 6f.; vgl. auch Esch/ Wicke 2001, S. 9. Mellerowicz 1963, S. 39, zitiert nach: Siemer 1999, S. 60. Vgl. auch die Ausführungen bei Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 5ff. Vgl. Esch 2010, S. 20f.; vgl. auch Esch/ Wicke 2001, S. 9. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 5f. Vgl. auch Esch 2010, S. 20f. und Siemer 1999, S. 60. Vgl. Schenk 2004, S. 125. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 953. Vgl. Bruhn 2001, S. 7; vgl. auch Oehme 2001, S. 151.
17 Dies hat u. a. zur Entwicklung eines wirkungsbezogenen Begriffsverständnisses zur Definition eines Markenartikels geführt.95 Der Ansatz geht bei der Kennzeichnung eines Markenartikels nicht vom Standpunkt eines Markeninhabers oder Gesetzgebers aus, sondern von der subjektiven Wahrnehmung des Konsumenten.96 Alles, was der Konsument als einen Markenartikel bezeichnet bzw. empfindet, wird tatsächlich von ihm als solcher aufgefasst.97 Somit stellt die Marke bzw. der Markenartikel „…ein in der Psyche des Konsumenten […] fest verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt…“98 dar. Im Sinne einer kundenorientierten Definition wird nach Bruhn unter einem Markenartikel ein Versprechen verstanden, auf den Kundennutzen ausgerichtete unverwechselbare Leistungen standardisiert in gleich bleibender oder verbesserter Qualität zur Erfüllung gegebener Erfordernisse anzubieten.99 Ökonomische Größen, wie der Preis, den der Konsument für eine Marke bereit ist zu zahlen, und außerökonomische Aspekte, wie der wahrgenommene Zusatznutzen, den der Konsument durch den Kauf der Marke empfindet, sind nunmehr die wesensbestimmenden Merkmale.100 Abbildung 6: Zusammenfassende Darstellung der Beziehung zwischen Markenware und Markenartikel
Quelle: Siemer 1999, S. 67. Eine ähnliche Diskussion liegt auch dem identitätsorientierten Ansatz zu Grunde. Dieser beinhaltet die „…funktionenübergreifende Vernetzung aller mit der Markierung von Leistungen 95
96
97 98 99 100
In der wissenschaftlichen Literatur finden sich noch weitere Ansätze zur Wesensbestimmung einer Marke. Auf deren ausführliche Darlegung soll an dieser Stelle verzichtet werden. Einen Überblick darüber bieten z. B. Meffert/ Burmann 2005 und Berekoven 1978. Vgl. Esch 2010, S. 21; vgl. auch Bruhn 2001, S. 8, Siemer 1999, S. 60, Peters 1998, S. 31, Meffert/ Burmann 1996, S. 10f. Vgl. Berekoven 1978, S. 43. Meffert/ Burmann/ Koers 2002, S. 6. Vgl. Bruhn 2001, S. 9. Vgl. auch Liebmann/ Zentes 2008, S. 509f. Vgl. Meffert/ Burmann/ Koers 2002, S. 7f.; vgl. auch Esch/ Wicke 2001, S. 9, Dumke 1996, S. 12.
18 zusammenhängenden Entscheidungen und Maßnahmen zum Aufbau einer starken Markenidentität…“101 Die Identität spiegelt dabei nach Ringle die widerspruchsfreie und geschlossene Ganzheit von Assoziationen wider, welche die wichtigsten und unverwechselbarsten Bedeutungen einer Marke ausmachen.102 Der Markenartikel respektive die Marke kann diesem Verständnis folgend „…als Nutzenbündel mit spezifischen Merkmalen [definiert werden], die dafür sorgen, dass sich dieses Nutzenbündel gegenüber anderen Nutzenbündeln, welche dieselben Basisbedürfnisse erfüllen, aus Sicht der relevanten Zielgruppen nachhaltig differenziert.“103 So ist bspw. für die Klassifikation von Handelsmarken als Markenartikel zentral, ob die Verbraucher das Markenimage, d. h. die Gesamtheit aller subjektiven Vorstellungen hinsichtlich der wahrgenommenen Eigenschaften und deren Eignung zur Befriedigung der rationalen und emotionalen Bedürfnisse, als ein solches bewerten (hier i. S. der Verkehrsgeltung zu verstehen).104 Auf Grund der Relevanz der identitätsorientierten Markenführung für die gewählte Forschungsfrage, wird dieses Verständnis nachfolgend zu Grunde gelegt. Eine zusammenfassende Übersicht über die inhaltliche Beziehung zwischen den Begriffen Markenware und Markenartikel findet sich in Abbildung 6. Daraus wird ersichtlich, dass Handels- wie Herstellermarken im rechtlichen Sinne als Markenwaren und bei anerkannter Verkehrsgeltung ökonomisch als Markenartikel gelten.105 Da die wesensbestimmenden Merkmale eines Markenartikels von den Handelsmarken jedoch nicht durchgängig erreicht werden und zudem in der subjektiven Wahrnehmung der Konsumenten begründet sind, wird im weiteren Verlauf zwischen klassischem Markenartikel (=Herstellermarke) und Handelsmarke getrennt.106 Herstellermarken, auch als Fabrik- oder Industriemarken bezeichnet, sind Waren- oder Firmenkennzeichen, mit denen eine Herstellerunternehmung ihre Waren versieht.107 Handelsmarken, auch als Eigenmarken (Private Label) benannt, sind Waren- oder Firmenkennzeichen, mit denen ein Handelsunternehmen oder eine Handelsorganisation Waren markiert oder markieren lässt, um die so gekennzeichneten Waren exklusiv und im Allgemeinen nur in den eigenen Verkaufsstätten zu vertreiben.108
101
102 103 104 105 106 107
108
Meffert/ Burmann 1996, S. 15. Vgl. auch die umfangreichen Ausführungen bei Ringle 2006, S. 46ff. und bei Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 7f. Vgl. Ringle 2006, S. 39ff. Keller 2003, S. 3f. zitiert nach: Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 7. Vgl. auch Meffert 2004, S. 148. Vgl. Ahlert/ Kenning/ Schneider 2000, S. 21. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 220; vgl. auch Schenk 2004, S. 126, Peters 1998, S. 35. Vgl. Schenk 2004, S. 126. Vgl. Ausschuss für Definitionen zu Handel und Distribution 2006, S. 130; vgl. auch Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 6, Schenk 2004, S. 124, Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 221. Vgl. Ausschuss für Definitionen zu Handel und Distribution 2006, S. 130; vgl. auch Müller-Hagedorn 2005, S. 57.
19 1.2.2 Erscheinungsformen von Handelsmarken Zur Systematisierung der verschiedenen Erscheinungsformen von Handelsmarken offerieren Theorie und Praxis einen umfassenden Merkmalskatalog. Dieser beinhaltet neben der Abgrenzung über den Eigentümer des Handelsbetriebes oder den Absatzradius des Eigenmarkenartikels auch die Art der strategischen Positionierung und die Breite des Markendaches.109 Die in der Praxis vorherrschenden Handelsmarkenkonzepte lassen sich am einfachsten den beiden letztgenannten Typologisierungsmerkmalen zuordnen,110 weshalb diese nachfolgend explizit vorgestellt werden. Zudem liegt der Schwerpunkt im Kontext der Themenstellung auf den Premiumhandelsmarken. 1.2.2.1 Systematisierung anhand der strategischen Positionierung Im Kontext einer Betrachtung der strategischen Positionierung111 können Handelsmarken auf zwei Basisoptionen zurückgeführt werden: die Preis-Mengen-Strategie und die Präferenzstrategie.112 Während sich die Preis-Mengen-Strategie primär durch den Einsatz preis- und konditionenpolitischer Mittel charakterisieren lässt, ist die Präferenzstrategie in erster Linie auf alle nicht preisgerichteten Aktionsparameter ausgerichtet.113 Laut Becker besteht die Zielstellung der letztgenannten Strategie darin, den Kunden vornehmlich solche Produkte anzubieten, die diese ggf. als überdurchschnittlich bzw. überragend einschätzen. Infolgedessen ist es möglich, Präferenzen gegenüber anderen konkurrierenden Leistungen aufzubauen.114 Da zudem beim Konsumenten ein mehrdimensionaler Präferenzbildungsprozess115 ausgelöst wird, sind Produkte, die auf diese Art und Weise offeriert werden, relativ schwer austauschbar. Grundlage hierfür ist in der Regel der mit dem Angebot verbundene individuelle Grund- und Zusatznutzen, der eine nachfragerseitige Bindung an das Produkt ermöglicht.116 Durch die Erarbeitung eines nutzenstiftenden und innovativen Leistungsvorteils kann darüber hinaus ein höherer Abgabepreis realisiert werden.117
109
110 111
112 113 114 115 116 117
Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 149f.; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1761, Schenk 2004, S. 134f., Lauer 2001, S. 18, Dumke 1996, S. 15. Vgl. Windbergs 2007, S. 51ff. Grundlage der Markenführung ist die Bestimmung der (Marken-) Positionierung. Diese zielt darauf ab, die Marke in der Wahrnehmung der Zielgruppe attraktiv zu gestalten und gegenüber konkurrierenden Marken abzugrenzen, so dass sie gegenüber den Konkurrenzmarken vorgezogen wird. Die Grundidee der Positionierung kann dabei in sog. Positionierungsmodellen abgebildet werden, welche die räumliche Position der Marken aus Sicht der Anspruchsgruppen widerspiegeln. Es können ein- und mehrdimensionale Modelle unterschieden werden, wobei der Achsenbezeichnung relevante Positionierungseigenschaften zugeteilt werden. Vgl. Esch 2010, S. 157ff. Vgl. Becker 2009, S. 179ff.; vgl. auch Dumke 1996, S. 110f. Vgl. Windbergs 2007, S. 51ff. Vgl. auch Becker 2009, S. 179ff. Vgl. Becker 2009, S. 182f. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 4 dieser Untersuchung. Vgl. Windbergs 2007, S. 52. Vgl. zudem Becker 2009, S. 183ff. Vgl. Windbergs 2007, S. 52.
20 Demgegenüber ist der Preis bei der Preis-Mengen-Strategie das alleinige Entscheidungskriterium der Konsumenten für den Handelsmarkenkauf.118 Dies hat zur Folge, dass die Nachfrager eindimensionale Präferenzurteile herausbilden.119 Daher kann eine Bindung an das Produkt bei einer solchen Marktbearbeitungsstrategie i. d. R. nicht erreicht werden.120 Die dargestellten Basisoptionen ermöglichen mehr oder weniger deutlich die Zuordnung der in der Praxis vorherrschenden Handelsmarkenkonzepte. Die handelsbetriebliche Forschung hat sich bereits umfassend mit dieser Thematik auseinandergesetzt, so dass im wissenschaftlichen Schrifttum unterschiedliche Ansätze zu finden sind, die sich im Kern in der Betonung der Wettbewerbsparameter Preis und Qualität unterscheiden.121 Beispielhaft können hier die Arbeiten von Bruhn, Dölle, Jary/ Schneider/ Wilemann sowie von Dumke angeführt werden.122 Im weiteren Verlauf erfolgt zum Zweck eines systematischen Erkenntnisfortschritts nur eine inhaltliche Darstellung der von Bruhn und Jary/ Schneider/ Wilemann vorgeschlagenen Positionierungsansätze. Zum tieferen Einblick in die Ausführungen von Dölle und Dumke sei auf die entsprechenden Arbeiten verwiesen. Jary/ Schneider/ Wilemann differenzieren Handelsmarken vornehmlich anhand der Preisstellung der angebotenen Produkte.123 Durch die Einteilung entsprechend des Kontinuums aus Kosten-/ Preisorientierung und Qualitäts-/Innovationsstreben können primär Gattungsmarken und sog. qualitätsgleiche Eigenmarken unterschieden werden.124 Die Gattungsmarken, auch als Generika, No-Name-Produkte oder Weiße Ware bezeichnet, stellen Basisprodukte mit Mindestqualität im Preiseinstiegsbereich dar und dienen damit der Umsetzung einer PreisMengen-Strategie.125 Mit diesen Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs soll den Konsumenten ein risikoloser und preiswerter Einkauf ermöglicht werden.126 Das Dauer-NiedrigpreisVersprechen der Generika wird optisch dadurch unterstützt, dass bei dem Markenzeichen sowie bei der Verpackungsgestaltung die Gattungsbezeichnung der Ware im Vordergrund steht.127 Die qualitätsgleichen Eigenmarken entsprechen nach der Argumentation von Jary/ Schneider/ Wilemann einer hochpreisigen Handelsmarke. Im Sinne der dargestellten Präferenzstrategie können diese folglich als Premiumhandelsmarken, respektive Präferenzmarken, Lead118 119 120 121 122
123 124 125
126 127
Vgl. Becker 2009, S. 214. Vgl. Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 150ff. Vgl. Windbergs 2007, S. 52. Vgl. Windbergs 2007, S. 52; vgl. auch Lauer 2001, S. 22. Vgl. hierzu Bruhn 2001, S. 12ff., Dölle 2001, S. 139, Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 150ff., Dumke 1996, S. 21. Vgl. Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 150ff. Vgl. Schenk 2004, S. 130; vgl. auch Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 151. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 509f., vgl. auch Fassnacht/ Kreft 2004, S. 2, Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 230, Schenk 2004, S. 126, Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 150ff., Dumke 1996, S. 20f., Berekoven 1982, S. 135. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1762; vgl. auch Bruhn 2001, S. 13, Zellekens/ Horbert 1996, S. 13. Vgl. Siemer 1999, S. 73; vgl. auch Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 150ff., Dumke 1996, S. 21.
21 Marken, Premium Private Label oder Gestaltmarken,128 interpretiert werden. Derart positionierten Handelsmarken werden echte Markt- und Markenführungsrollen zugewiesen, da diese Innovationen sowie Neupositionierungen von Artikeln und ganzen Warengruppen vorantreiben.129 Kritisch ist jedoch anzumerken, dass das Definitionskriterium „hochpreisig“ weder ökonomisch noch juristisch geeignet ist, eine Premiumhandelsmarke zu charakterisieren. Oft entspricht diese nur dem subjektiv und vom Markeneigner selbst gegebenen sowie werblich unterstützten Attribut einer Höherbewertung.130 Abbildung 7: Strategische Positionsebenen von Handelsmarken – dargestellt am Beispiel ausgewählter Eigenmarken der Rewe Group Deutschland hohe Qualität
Prem PremiumiumHerstellerm Herstellermarke arke
Klassische Klassische Herstellerm Herstellermarke arke Zweit-/ Zweit-/ DrittDrittHerstellerm Herstellermarke arke
PremiumhandelsPremiumhandelsmarke marke
hohes Preisniveau
niedriges Preisniveau
Klassische Klassische Handelsmarken Handelsmarken
Generika Generika niedrige Qualität
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bruhn 2001, S. 12. In ähnlicher Weise argumentiert auch Bruhn.131 Die von ihm vorgeschlagene Positionierung anhand der zwei Wahrnehmungsdimensionen Preisniveau und Qualität ist im wissenschaftlichen Schrifttum viel zitiert.132 Abbildung 7 zeigt die Positionierung der verschiedenen Handelsmarkenformen am Beispiel ausgewählter Eigenmarken der Rewe Group Deutschland. Auch hier stellen die Generika Produkte mit Basisqualität im Preiseinstiegsbereich dar (z. B. Ja!), während sich die klassischen Handelsmarken durch mittleres bis niedriges Preisniveau bei Normalqualität beschreiben lassen.133 Beispielhaft können hier die Eigenmarken W.Brandenburg und REWE genannt werden. Klassische Handelsmarkenkonzepte werden 128 129 130 131 132
133
Vgl. Windbergs 2007, S. 52; vgl. auch Schenk 2004, S. 128. Vgl. Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 152. Vgl. Schenk 2004, S. 128. Vgl. Bruhn 2001, S. 12ff. Vgl. Fassnacht/ Kreft 2004, S. 2; vgl. auch Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 231, Gröppel-Klein 2001, S. 945, Oehme 2001, S. 156, Siemer 1999, S. 76, Dumke 1996, S. 42ff. Vgl. Windbergs 2007, S. 52; vgl. auch Dölle 2001, S. 139.
22 zudem als Imitationsmarken oder Me-Too-Produkte bezeichnet, da diese - soweit rechtlich zulässig - führende Herstellermarken kopieren und somit von deren Goodwill profitieren.134 Darüber hinaus befriedigen derart positionierte Eigenmarken einen differenzierten Massenbedarf und befinden sich hinsichtlich Preis und Qualität im Durchschnitt aller vergleichbaren Produkte von Herstellern oder anderen Handelsunternehmen.135 Folglich nehmen die Imitationsmarken eine Position zwischen der Preis-Mengen- und der Präferenzstrategie ein.136 Im Gegensatz dazu werden die Premiummarken des Handels von Bruhn als Produkte mit überlegener Qualität und hohem Preisniveau sowie einem wertsteigernden Grund- und Zusatznutzen verstanden,137 weshalb sie den Vergleich zur Premiummarke des Herstellers nicht zu scheuen brauchen (Präferenzstrategie).138 Beispielhaft kann hier die premiumpositionierte Eigenmarke Rewe Bio, als Nachfolger des etablierten Bio-Labels Füllhorn der Rewe Group Deutschland, angeführt werden. Da der Premium-Herstellermarke jedoch generelle Höherwertigkeit zugestanden wird, kann diese Reihung streng genommen nicht als realtypischer Ordnungsversuch überzeugen.139 Zudem ist die überschneidungsfreie klassifikatorische Differenzierung der Markenkonzepte fraglich.140 Darüber hinaus sind Grenzen zwischen den Markenarten nicht nur fließend, sondern eine alleinige Abgrenzung anhand der Dimensionen Preis und Qualität wird insbesondere auch innovativen Weiterentwicklungen nicht gerecht.141 Trotz der genannten Kritikpunkte bietet die Systematisierung entsprechend der von Bruhn vorgeschlagenen Kriterien die Möglichkeit, die empirisch vorhandenen Eigenmarkenkonzepte sinnvoll zu ordnen und anhand der Merkmale einzelne Gestaltungsmöglichkeiten bspw. für den Retailing-Mix abzuleiten.142 1.2.2.2 Systematisierung auf Basis der Breite des Markendaches Nachdem die sog. qualitativen Aspekte der Markenführung im Sinne der positionsbestimmenden Entscheidungen erläutert wurden, wird nachfolgend auf die Breite des Markendaches eingegangen. In diesem Zusammenhang werden unabhängig von der gewählten strategischen Positionierung die quantitativen Aspekte der Markenführung angesprochen. Dies impliziert die Festlegung der Anzahl der Produkte, die unter einer Marke geführt werden sollen.143 Häufig synonym verwendete Begriffe sind Breitendimensionierung, Festlegung der Kompetenz-
134 135 136 137 138 139 140 141 142 143
Vgl. Esch 2010, S. 537ff.; vgl. auch Bruhn 2001, S. 12. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 964. Vgl. Becker 2009, S. 226. Vgl. Bruhn 2001, S. 11f. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1763; vgl. auch Bruhn 2001, S. 11f. Vgl. Bruhn 2001, S. 11f.; vgl. auch Lauer 2001, S. 23ff. Vgl. Schenk 2004, S. 129. Vgl. Schenk 2004, S. 129. Vgl. Bruhn 2001, S. 11f. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 150; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1764.
23 breite oder rahmenbestimmende Entscheidungen. 144 Abgeleitet aus dem handelswissenschaftlichen Schrifttum lassen sich die in Abbildung 8 beispielhaft dargestellten strategischen Alternativen Mono- bzw. Einzelmarke, Warengruppen- bzw. Segmentmarke, Sortimentsmarke, Retail Brand und Exklusivmarke unterscheiden. 145 0F
1F
Abbildung 8: Markenpolitische Optionen im Rahmen der Handelsmarkenpolitik
Quelle: Leicht verändert nach Bruhn 2001, S. 32 Bei Mono- bzw. Einzelmarken, oft auch als Solitär- oder Produktmarke bezeichnet, wird jedes Produkt unter einem eigenem Namen angeboten. 146 Ziele einer derartigen Markenstrategie sind nicht nur die Ausnutzung von marketingpolitischen Freiheitsgraden und die damit verbundene Erhöhung von Darbietungsspielräumen, sondern auch eine zielgruppenspezifische Positionierung. 147 Durch die Ausrichtung auf spezifische Kundenbedürfnisse kann dem jeweiligen Handelsunternehmen eine Profilierung im horizontalen und vertikalen Wettbewerb gelingen, so dass die Grenzen zwischen der Handels- und Herstellermarke vom Nachfrager kaum wahrgenommen werden. Darüber hinaus hat die Handelsunternehmung keine negativen Ausstrahlungseffekte auf andere Artikel im Sortiment zu befürchten. 148 Mit dieser Markenstrategie gehen aber auch Probleme einher. So ist bspw. die Profilierung einer Marke mit hohen Kosten verbunden, weshalb die Strategie in der deutschen Handelspraxis eher selten anzutreffen ist. 149 Die Eigenmarkenpolitik des Handelsunternehmens Aldi mit seiner Monomar2F
3F
4F
5F
ke Tandil für Waschmittel dient in der Literatur oft als Beispiel. 150 6F
144 145 146
147 148 149 150
Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 226; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1761, Lauer 2001, S. 18. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1764; vgl. auch Bruhn 2001, S. 32ff., Lauer 2001, S. 19. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 513f.; vgl. auch Mattmüller/ Tunder 2006, S. 194, Bruhn 2001, S. 33, Zellekens/ Horbert 1996, S. 12. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 961. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 227; vgl. auch Lauer 2001, S. 19. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2006, S. 194; vgl. auch Lauer 2001, S. 19. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 513f.; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1764, Zellekens/ Horbert 1996, S. 12.
24 Entsprechend der Abbildung 8 lassen sich Warengruppen- bzw. Segmentmarken, Sortimentsmarken und Retail Brands zunächst unter die Dachmarkenstrategie subsumieren, nach welcher mehrere Produkte unter einem Markennamen (Markendach) angeboten werden.151 Bei den Warengruppen- bzw. Segmentmarken wird das Angebot einer Warengruppe bzw. eines Segmentes unter einem Namen vertrieben.152 Entscheidend für die Zusammenfassung artverwandter Produkte ist der Verwendungszusammenhang.153 Als erfolgreiche Beispiele können hier die Marken W. Brandenburg für Fleisch-, Käse- und Wurstprodukte sowie Rewe Bio für Produkte aus ökologischem Anbau der Rewe Group Deutschland angeführt werden.154 Warengruppen- bzw. Segmentmarken haben nicht nur den Vorteil, dass sie sich gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten in den einzelnen Warengruppen ausrichten lassen, sondern auch eine systemspezifische Produkt- und Sortimentsleistung dokumentieren und ein eigenständiges Markenimage aufbauen können.155 Bei den Sortimentsmarken werden unterschiedlich große Teile des Sortiments unter einer Marke zusammengefasst.156 Dadurch können relativ schnell ein gewisser Bekanntheitsgrad und damit ein Marken-Goodwill aufgebaut werden.157 Darüber hinaus haben die Sortimentsmarken den Vorteil, dass sich die Markenführungskosten auf eine Vielzahl von Artikeln verteilen lassen.158 Bei einer derartigen Markierung ist jedoch kritisch zu betrachten, dass mit zunehmender Heterogenität der Produkte, die unter einer Dachmarke zusammengefasst werden, auch das Risiko steigt, dass bspw. die Konsumenten mit der Marke mangelnde Produktkompetenz verbinden.159 Deshalb wird diese Markenstrategie vorwiegend für Produkte einge151
152 153 154 155 156 157 158 159
Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1764; vgl. auch Bruhn 2001, S. 33, Lauer 2001, S. 20. Laut einer Untersuchung von Zellekens/ Horbert werden in der Handelspraxis die Bezeichnungen Warengruppen- bzw. Segmentmarke und Dachmarke oft synonym verwendet. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Sortimentspyramide, welche den Umfang und die Zusammensetzung des Sortiments kennzeichnet, wird eine Trennung dieser Begrifflichkeiten jedoch offenkundig. Die Sorte bildet die kleinste Einheit eines Sortiments und wird i. d. R. nur für eine begrenzte Zeit angeboten (z. B. Sommerjoghurtsorten). Bleiben Sorten auf Dauer im Sortiment, findet die Bezeichnung Artikel Anwendung. Die Zusammenfassung mehrerer ähnlicher Artikel (auch als Artikelgruppen zu verstehen) stellt eine Warengruppe bzw. ein Segment dar. Beispielhaft kann hier der Zusammenschluss mehrerer Frischeartikel, wie z. B. Joghurt und Quark, zu einem Frischwarensegment angeführt werden. Diese sind wiederum zu einem Warenbereich wie z. B. Food zusammenzufassen. Die Summe aller Warenbereiche stellt das Sortiment dar. Aus dieser Systematik ist erkennbar, dass die Dachmarke einen weitaus größeren Teil des Sortimentes abdeckt, als dies bspw. mit der Warengruppen- bzw. Segmentmarke möglich ist. In Folge dessen wird im weiteren Verlauf die Dachmarke als Oberbegriff zu Grunde gelegt. Darüber hinaus weist Dumke in seinen Ausführungen darauf hin, dass die Abgrenzung zwischen Dachmarken- und Markenfamilienstrategie in der Literatur unterschiedlich diskutiert wird. Dies ist auf die differenzierte Bedeutung der Konzepte bezogen auf Produktbereiche im Konsumgütermarketing und auf Sortimentseinheiten im Handelsmarketing zurückzuführen und soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 196f.; vgl. auch Dumke 1996, S. 16, Zellekens/ Horbert 1996, S. 12f., Möhlenbruch 1994, S. 13f. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2006, S. 194; vgl. auch Bruhn 2001, S. 33. Vgl. Zellekens/ Horbert 1996, S. 12. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1764. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2006, S. 194f.; vgl. auch Bruhn 2001, S. 34, Lauer 2001, S. 21. Vgl. Bruhn 2001, S. 34. Vgl. Bruhn 2001, S. 34; vgl. auch Zellekens/ Horbert 1996, S. 12. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1764; vgl. auch Bruhn 2001, S. 34, Lauer 2001, S. 20. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 290.
25 setzt, die im unteren Preis-/ Qualitätssegment positioniert sind (Gattungsmarken).160 Für den Erfolg einer Sortimentsmarke ist es daher wichtig, dass alle unter dem Markendach zusammengefassten Produkte „…ein einheitliches und stabiles Qualitätsniveau aufweisen, da sonst die Gefahr negativer Ausstrahlungseffekte besteht.“161 Als Beispiele lassen sich hier die Eigenmarken Ja! der Rewe Group Deutschland und Euro Shopper der Edeka Gruppe anführen.162 Die bisher dargestellten Markierungsformen lassen sich um die Firmenmarke (Store Brand, Corporate Brand) oder synonym Retail Brand 163 erweitern (vgl. Abbildung 8). Diese dient der Ergänzung der Sortimentsmarke und zeichnet sich dadurch aus, dass der Markenname oft mit dem Namen der Handelsunternehmung identisch ist und als gemeinsame Klammer für unterschiedlich große Teile des angebotenen Sortiments genutzt wird.164 Entspricht die Markierung zudem der Händlermarke, kann die gewählte Positionierung der Eigenmarke mit der des gesamten Unternehmens gleichgesetzt werden.165 In diesem Sinne ist ein gegenseitiger Imagetransfer von der Handels- auf die Händlermarke und ggf. auf die Handelsunternehmung vorstellbar, welcher die Markenbildung vereinfacht. Demnach beurteilen die Konsumenten die Kompetenz der Handelsunternehmung nicht nur auf Produkt-, sondern auch auf Unternehmensebene.166 Als kritisch sind jedoch unterschiedliche Produktqualitäten, welche negative Ausstrahlungseffekte auf andere Sortimentseinheiten erzeugen, oder verschiedene Diversifikationsgrade der Produkte, die die Markenpositionierung diffus erscheinen lassen, zu bewerten.167 Als Beispiel für eine Eigenmarke, die mit der Händlermarke und der Handelsunternehmung z. T. gleichzusetzen ist, lässt sich die von der Rewe Group als Sortimentsmarke geführte REWE anführen. Diese wird dabei sowohl bei Rewe (Supermarkt) als auch bei toom (Verbrauchermarkt), welche differente Betriebstypen der Rewe Group Deutschland darstellen, angeboten. Exklusivmarken, auch als Selektivmarken oder Fancy Label bezeichnet, werden zwar ausschließlich von einer Handelsunternehmung angeboten, die Markenrechte verbleiben aber - trotz exklusiver und damit begrenzter Distribution - beim Hersteller.168 Ein bekanntes Bei160 161 162 163
164
165 166 167 168
Vgl. Mattmüller/ Tunder 2006, S. 194; vgl. auch Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 227. Bruhn 2001, S. 34. Vgl. Lauer 2001, S. 20. In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, dass der Begriff der Retail Brand nicht wie bei Morschett im Sinne einer Händler- bzw. Betriebstypenmarke verwendet wird, sondern im weiteren Verlauf zum Zweck einer größeren Prägnanz ausschließlich Handelsmarkenkonzepte auf Sortimentsebene bezeichnet. Vgl. Morschett 2002, S. 108ff. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1764; vgl. auch Bruhn 2001, S. 34. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass neben der Markierung mit dem Namen des Handelsunternehmens i. S. einer Retail Brand auch sog. Phantasiemarken eingesetzt werden können. Bei diesen fehlt der namhafte Bezug zur anbietenden Unternehmung gänzlich. Vgl. Dunke 1996, S. 17. Vgl. Zentes/ Morschett 2005, S. 1143. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 228. Vgl. Bruhn 2001, S. 34. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1765; vgl. auch Bruhn 2001, S. 35, Lauer 2001, S. 22.
26 spiel dafür ist die bei der Rewe Group Deutschland exklusiv vertriebene Fruchtsaftmarke Vaihinger.169 Ziele der Führung von Exklusivmarken sind die Erhöhung der Kundenbindung, die Einkaufsstättenprofilierung durch Nichtvergleichbarkeit des Angebotes sowie die Dokumentation von Fachkompetenz.170 Diese Marken können aber mit den bekannten und starken Herstellermarken kaum konkurrieren und haben zumeist ihre umsatzstarken Phasen des Lebenszyklus bereits hinter sich, so dass sie in der Handelspraxis recht selten zu finden sind.171 1.2.3 Ziele und Funktionen des Handelsmarkenmanagements Mit der Einführung von Eigenmarken in das Sortiment verfolgen Handelsunternehmen unterschiedliche Zielstellungen. Um die Vielzahl der damit verbundenen Aspekte sinnvoll zu strukturieren, bietet sich nach Dumke die Unterscheidung in unternehmensinterne, kunden-, konkurrenz- und herstellerbezogene Ziele an.172 Die folgende Tabelle 1 gibt einen Überblick über die differenzierten Ziele des Handelsmarkenmanagements. So können bspw. mit Handelsmarken nicht nur unternehmensinterne Aspekte wie die Verbesserung der Handelsspanne und des Warenrohertrags erreicht werden, sondern auch eine Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Einkaufsstätte bei den Konsumenten i. S. kundenorientierter Zielstellungen.173 Aus den aufgezeigten Zielkategorien ergeben sich für die verschiedenen Marktteilnehmer unterschiedliche und zum Teil konträre Funktionen von Handelsmarken.174 Im Kontext der Forschungsfrage erfolgt im weiteren Verlauf nur eine Darstellung der Handelsmarkenfunktionen aus Handels- und Konsumentensicht. Zum weiterführenden Einblick sei an dieser Stelle auf die Ausführungen bei Schenk, Bruhn und Dumke verwiesen.175
169 170 171 172 173 174
175
Vgl. Lauer 2001, S. 22; vgl. auch Zellekens/ Horbert 1996, S. 12. Vgl. Bruhn 2001, S. 35; vgl. auch Lauer 2001, S. 22, Zellekens/ Horbert 1996, S. 12. Vgl. Möhlenbruch 2004, S. 1765. Vgl. Dumke 1996, S. 96. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 955ff. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 957; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1769, Tietz 1993, S. 320f. Mattmüller/ Tunder gehen in ihren Ausführungen indessen von konstitutiven Merkmalen der Handelsmarken aus, welche sich aus den systemimmanenten Besonderheiten des Handels ergeben. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 955. Vgl. Schenk 2004, S. 137; vgl. zudem Bruhn 2001, S. 28 und Dumke 1996, S. 96.
27 Tabelle 1: Ziele des Handelsmarkenmanagements Zielkategorie
Zielinhalte
Unternehmensinterne Ziele
9 Handelsspannen- und Rohertragsverbesserung 9 Renditesicherung 9 Sortimentsbereinigung 9 Sortimentsergänzung 9 Umsatzsteigerung 9 Verbesserung der kalkulatorischen Autonomie 9 Organisationsbindung 9 Verbesserte Nutzung des kritischen Erfolgsfaktors Zeit
Kundenbezogene Ziele
9 Betriebsstättenprofilierung 9 Erhöhung des Bekanntheitsgrades des Handelsbetriebes 9 Schaffung von Geschäftstreue und Kundenbindung 9 Anpassung an veränderte Kundenansprüche 9 Gewinnung neuer Kundenschichten
Konkurrenzbezogene Ziele
Herstellerbezogene Ziele
9 Differenzierung der Sortimentsleistung von der Konkurrenz 9 Differenzierung der Preisleistung gegenüber der Konkurrenz 9 Abkopplung vom Preisvergleich mit der Konkurrenz 9 Stärkung des Ladenimages 9 Reaktion auf veränderte Wettbewerbsbedingungen 9 Stärkung der Unabhängigkeit und Verhandlungsposition gegenüber Herstellerunternehmen 9 Reduzierung der Lieferantenvielfalt 9 Angebot einer Produktalternative zu Hersteller-Markenartikeln 9 Förderung des Wettbewerbs zwischen den Herstellern
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Esch 2008, S. 448, Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 955ff., Bruhn 2001, S. 29ff., Dumke 1996, S. 96, Hansen 1990, S. 244f. Resultierend aus den Zielsetzungen einer Unternehmung, mit den Eigenmarken bspw. die Sortimentsrentabilität zu verbessern, leiten sich differente Funktionsbereiche des Handelsmarkenmanagements ab. Zu diesen gehören neben der bereits beschriebenen Spannensicherungs- bzw. Ertragsverbesserungsfunktion auch die in Abbildung 9 dargestellten Inhalte. Hinsichtlich der Abgrenzung der einzelnen Faktoren ist jedoch zu beachten, dass diese eng miteinander verbunden sind und je nach verfolgter Firmenphilosophie unterschiedliches Gewicht erhalten.176 So argumentieren bspw. Ahlert/ Kenning, dass sich die Handelsmarkenfunktionen im Wesentlichen auf die Profilierungs-, Preis-Leistungs- und Sortimentsergänzungs- sowie die damit verbundene Kundenbindungsfunktion reduzieren lassen.177
176 177
Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 9; vgl. auch Schenk 2004, S. 137, Bruhn 2001, S. 28. Vgl. Ahlert/ Kenning 2007, S. 149; vgl. auch Tietz 1993, S. 320f.
28 Abbildung 9: Handelsmarkenfunktionen aus Handelssicht Funktionen einer Handelsmarke aus Handelssicht
Inhalte
Preis-LeistungsFunktion
Dokumentation der besonderen preislichen Leistungsfähigkeit durch ein den Handelsmarkenformen entsprechendes Preisniveau
Sortimentsleistungsfunktion
Dokumentation einer leistungsfähigen, den Wünschen und Bedürfnissen der Konsumenten entsprechenden Sortimentskompetenz
Profilierungsfunktion
Differenzierung von den Wettbewerbern durch das Angebot eigener Produktranges
Polarisierungsfunktion
Bildung eines Gegenpols zu anderen eigenen oder fremden Betriebstypen
Spannensicherungs-/ Ertragsverbesserungsfunktion
Erhöhung eigener Renditen durch das Vermeiden von Preiskämpfen
Solidarisierungsfunktion
Einsatz von Handelsmarken in Verbundgruppen des Handels zur Erhöhung der Kundenbindung innerhalb der Handelsgruppe
Innovationsfunktion
Möglichkeit der Entwicklung eigenständiger Markenkonzepte bzw. Produktalternativen
Gewerbliche Schutzfunktion
Schutz eigener Warenzeichen vor dem Einsatz durch Wettbewerber
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bruhn 2001, S. 28. Werden die Funktionsbereiche hingegen aus Konsumentensicht eruiert, stellt die Marke zunächst eine verdichtende Information i. S. einer sog. Schlüsselinformation für alle mit ihr verknüpften Assoziationen dar.178 So schreiben die Nachfrager dieser neben einer Orientierungsbzw. Informations- und Entlastungsfunktion auch eine Qualitätssicherungs-, Identifikations-, Prestige- und Vertrauensfunktion zu.179 Im Rahmen der Orientierungsfunktion dient die Marke einerseits der Wiedererkennung und Identifizierung sowie andererseits der Differenzierung von Konkurrenzprodukten.180 Auf diese Weise kann sich der Nachfrager nicht nur Transparenz über die Warenvielfalt verschaffen, sondern sich auch über das vorhandene Angebot informieren.181 Marken stellen somit eine Entscheidungshilfe in der Kaufsituation dar, wonach diesen zudem eine Entlastungsfunktion zukommt.182 Darüber hinaus bringen die Verbraucher den Markenprodukten im Rahmen der zugeschriebenen Vertrauensfunktion ein gewisses Grundvertrauen entgegen, welches aus der Bekanntheit und Kompetenz sowie dem Markenimage resultiert.183 Durch Abgabe eines Leistungsversprechens werden eine bestimmte funktionale Sicherheit während der Gebrauchs-, Verbrauchs- und Entsorgungsphase und damit eine gewisse Produkt- und Leistungsqualität garantiert.184 Somit erfüllen Marken auch eine
178 179 180 181 182 183 184
Vgl. Esch 2010, S. 17ff. Vgl. Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 10ff. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 509ff. Vgl. Bruhn 2004, S. 32. Vgl. Meffert/ Burmann/ Koers 2002, S. 9. Vgl. Dumke 1996, S. 14. Vgl. Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 11f.; vgl. auch Bruhn 2004, S. 33.
29 Qualitätssicherungsfunktion, da diese zur Verringerung des Risikos einer Fehlentscheidung beitragen.185 Im Kontext der Identifikationsfunktion wird angenommen, dass sich der Nachfrager mit der Marke identifiziert.186 Der Konsument überträgt hierbei Leistungsattribute auf sich selbst und definiert dadurch sein Eigenbild.187 Zusätzlich kann dieser seine soziale Gruppenzugehörigkeit demonstrieren, wenn der Marke im Umfeld des Nachfragers auch eine Prestigefunktion zukommt.188 In diesem Kontext wird das Markenprodukt über die funktionale Bedürfnisbefriedigung hinaus zu einem Mittel der Kommunikation der eigenen Persönlichkeit.189 Welche einzelnen Markenfunktionen die Konsumenten den in dieser Forschungsarbeit betrachteten Handelsmarken zuschreiben, kann auf Grund der wenigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Problembereich abschließend kaum erfasst werden. Offenkundig ist jedoch, dass die Nachfrager neben der Möglichkeit des Erwerbs von Produkten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis auch die mit den Eigenmarken verbundene Ergänzung der Artikelauswahl in der Einkaufsstätte schätzen.190 Als Gründe können die zunehmende Preissensibilität und die gesteigerte Markenwechselbereitschaft der Nachfrager genannt werden, welche bei kaum noch vorhandenen qualitativen Unterschieden z. T. zur Substitution von Hersteller- durch Handelsmarken führen.191 Durch die immanente Kundennähe der Handelsunternehmen ist zudem eine frühzeitige Reaktion auf aktuelle Trends im Konsumentenverhalten möglich, wodurch die Eigenmarken des Handels insbesondere in den zum Teil von Herstellern kaum bzw. nicht besetzten Produktbereichen angeboten werden können und damit differenzierte Kundenbedürfnisse befriedigen.192 Zum ausführlichen Einblick in die differenzierten Ziele und Funktionen des Handelsmarkenmanagements sei auf Bruhn, Dumke und Tietz verwiesen.193
185 186 187 188 189 190
191 192 193
Vgl. Bruhn 2004, S. 32. Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg 2008, S. 357ff. Vgl. Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 12. Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg 2008, S. 357ff. Vgl. Burmann/ Meffert/ Koers 2005, S. 12. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 9; vgl. auch Jonas/ Roosen 2004, S. 6, Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 958, Bruhn 2001, S. 27. Vgl. Fassnacht/ Kreft 2004, S. 7f. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 293. Vgl. Bruhn 2001, S. 28ff.; Dumke 1996, S. 96; Tietz 1993, S. 320f.
30 1.3
Gestaltungsmöglichkeiten von Premiumhandelsmarken im Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels
1.3.1 Begriff und Merkmale der Premiummarke Obwohl sich die Handelsforschung im Rahmen des Handelsmarkenmanagements ausführlich mit den Eigenmarken als Objekt der Markierung auf der Ebene der Sortimente auseinandergesetzt hat,194 wurden die Premiumhandelsmarken, als relativ neue Variante der Handelsmarkenentwicklung, bisher in der Literatur in weiten Teilen vernachlässigt. So erweist sich eine klare Abgrenzung des Premium-Begriffes bis heute als sehr schwierig, da dieser je nach Sortimentsbereich von Hersteller, Handel und Marktforschung unterschiedlich interpretiert wird.195 Im Hinblick auf die weiteren Ausführungen ist es zunächst sinnvoll, sich einer einheitlichen Begriffsbestimmung der Premiumhandelsmarke anzunähern und dafür die Wortbestandteile „Premium“ und „(Handels-) Marke“ als Definitionsgrundlage heranzuziehen. In der Literatur wird der Begriff „Premium“ uneinheitlich verwendet. So wird er zum einen mit dem Qualitätsbegriff gleichgesetzt196 und zum anderen mit hoher Qualität und hohem Preis assoziiert.197 Um eine größere Prägnanz innerhalb der Ausführungen zu gewähren, wird nachfolgend von letzterem Verständnis ausgegangen. Die betriebswirtschaftliche Literatur verwendet für die Produktqualität häufig die Begriffe Nutzen und Präferenz synonym198 und unterscheidet zudem i. d. R. drei Qualitätsbegriffe.199 Von kardinal messbaren Merkmalsausprägungen eines Produktes geht der objektive Qualitätsbegriff aus, welcher als unabhängig von Personen, Raum und Zeit angesehen wird.200 Zentraler Ansatzpunkt ist diesem Verständnis folgend die Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses, wonach sich die Qualitäts- bzw. Leistungs- und Preisunterschiede aus den objektiven Produkteigenschaften ableiten lassen.201 Befriedigt ein Produkt hingegen individuelle menschliche Erwartungen, entspricht dies dem subjektiven Qualitätsbegriff. Das zentrale Kriterium ist hierbei die Produktwahrnehmung aus Sicht der relevanten Zielgruppe.202 Beim teleologischen Verständnis wird explizit unterstellt, dass die Qualität konkreter Bewertungsobjekte durch die Subjekte hinsichtlich bestimmter Verwendungszwecke beurteilt wird (Verwendungszielorientierung). Die Bewertungskriterien können dabei subjektiver oder objektiver Art sein.203 Das Qualitätsurteil resultiert hiernach nicht allein aus der objektiven Beschaffenheit eines Produktes, sondern auch aus dessen 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203
Vgl. z. B. die Ausführungen bei Bruhn 2001, S. 3ff. und Dumke 1996, S. 65ff. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 287. Vgl. Becker 2009, S. 183ff. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 964. Vgl. Brockhoff 1993, S. 42. Vgl. Herrmann 1998, S. 34f.; vgl. auch Brockhoff 1993, S. 42ff., Koppelmann 1993, S. 336. Vgl. Koppelmann 1993, S. 336. Vgl. Herrmann 1998, S. 34. Vgl. Brockhoff 1993, S. 43; vgl. auch Koppelmann 1993, S. 336. Vgl. Brockhoff 1993, S. 43.
31 Wahrnehmung und Bewertung im Spiegel individueller Nutzenerwartungen.204 Dumke diskutiert den Begriff der Qualität hingegen im Sinne des Leistungsniveaus, wonach als Leistung eines Produktes dessen Fähigkeit zur Befriedigung gestellter Ansprüche bezeichnet wird.205 Dies entspricht dem betriebswirtschaftlich definierten teleologischen Qualitätsbegriff und wird nachfolgend entsprechend der Argumentation von Dumke zu Grunde gelegt. Die Produktqualität impliziert demnach die vom Konsumenten wahrgenommene Qualität als subjektive Einschätzung der funktionalen Eignung eines Produktes zur Bedürfnisbefriedigung.206 Obwohl sich der Qualitätsbegriff präzise definieren lässt, wurde bereits bei der Diskussion der Ansätze zur strategischen Positionierung von Handelsmarken darauf hingewiesen, dass das Definitionskriterium „hochpreisig“ weder ökonomisch noch juristisch geeignet ist, eine Premiummarke abschließend zu charakterisieren.207 Wird dieser Argumentation gefolgt, erscheint eine alleinige Definition der Premiummarken basierend auf dem Preis oder der Qualität als wenig zweckmäßig. Entsprechend der theoretischen Grundlagen zur Bestimmung einer Marke im Sinne des identitätsbezogenen Ansatzes,208 sind alle Marken als Premiummarken zu verstehen, die der Konsument ohne Ansehen des Absenders als solche bezeichnet bzw. empfindet. In Anlehnung an die kundenorientierte Definition nach Bruhn kann folglich eine Premiummarke als ein auf den Kundennutzen ausgerichtetes Versprechen definiert werden, unverwechselbare Leistungen in überlegener Qualität zur Erfüllung gegebener Erfordernisse anzubieten.209 Wird weiterhin der Definition einer Handelsmarke gefolgt, kann eine Premiummarke des Handels (nachfolgend Premiummarke oder Premium Private Label genannt) als ein von einem Handelsunternehmen oder einer Handelsorganisation auf den Kundennutzen ausgerichtetes Versprechen verstanden werden, unverwechselbare Leistungen in überlegener Qualität zur Erfüllung gegebener Erfordernisse anzubieten, um die so gekennzeichneten Waren exklusiv und im Allgemeinen nur in den eigenen Verkaufsstätten zu vertreiben.210 Daneben legt insbesondere die Praxis den Begriff der Premiumhandelsmarke eher weiter aus und subsumiert alle Handelsmarkenkonzepte darunter, die in Qualität und Niveau den führenden Herstellermarken entsprechen, aber mit einem Preisabschlag von 10 bis 15% angeboten werden.211 Wie dargestellt, entspricht die Begriffsbestimmung premiumpositionierter Eigenmarken des Handels einem komplexen und vor allem mehrdimensionalen Prozess. Um die Merkmale der
204 205 206 207 208 209 210 211
Vgl. Herrmann 1998, S. 34. Vgl. Dumke 1996, S. 121. Vgl. Lauer 2001, S. 80f. Vgl. Schenk 2004, S. 130. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Bruhn 2001, S. 9. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 287; vgl. auch Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 11. Vgl. Lauer 2001, S. 26.
32 Premium Private Labels systematisch darzulegen, bietet sich eine Diskussion ausgehend von den vorgestellten Ansätzen zur strategischen Positionierung an.212 Das prägnanteste Merkmal einer Premiummarke ist ihre gegenüber den anderen Handelsmarkenkonzepten überlegene Produktqualität.213 Im Handel konzentriert sich das Management der Produktqualität - auf Grund der Tatsache, dass Handelsunternehmen nur selten selbst als Produzenten auftreten und die originäre Produktkompetenz bisweilen beim Hersteller liegt vorwiegend auf die objektive Qualitätskontrolle im Einkauf und ein entsprechendes Qualitätsmanagement in der Beschaffungspolitik.214 Obwohl die Premiummarken ein nachweislich hohes Qualitätsniveau erreichen,215 erzielen diese ihren Anspruch vornehmlich über die Glaubwürdigkeit der kommunizierten Qualitätseigenschaften.216 Die Marke übernimmt die Substitutionsfunktion für die Glaubwürdigkeit und ermöglicht den Aufbau einer Vertrauensbasis.217 Das Vertrauen, welches der Konsument der Marke entgegenbringt, stellt die Grundlage zu deren subjektiver Wertschätzung dar218 und führt bei positiver Rechtfertigung zur langfristigen Kundenbindung und damit zur Markentreue.219 Zudem wird die Realisierung einer Preisprämie von den Nachfragern oft als logische Konsequenz einer besonders hohen Produktqualität angenommen.220 Darüber hinaus ist die preisliche Stellung vergleichbar oder sogar höher als die der marktführenden Produkte, wobei das Verbot der vertikalen Preisbindung entfällt.221 Neben dem hohen Preis und der hohen Qualität zeichnen sich premiumpositionierte Eigenmarken auch durch eine hohe Produktanmutung aus, welche neben der ästhetischen Gestaltung einer Marke das Produkt- und Verpackungsdesign und den charakteristischen Markenstil widerspiegelt.222 Durch die individuelle und hochwertige Produktgestaltung sowie eine entsprechende kommunikative Unterstützung wird nicht nur ein emotionaler Mehrwert, sondern auch ein eigenständiges Markenimage vermittelt.223 Darüber hinaus ermöglichen die klare Zielgruppenansprache, der wertsteigernde Grund- bzw. Zusatznutzen und die innovativen, bestimmte Bedürfnisse befriedigenden Produkteigenschaften den Aufbau einer Vorzugsstel-
212 213 214 215 216 217 218
219 220 221 222 223
Siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Zimmermann/ Aga 2004, S. 196. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 968; vgl. auch Lauer 2001, S. 80f., Zentes/ Swoboda 1999, S. 841. Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 943. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 968; vgl. auch Schenk 2004, S. 140. Vgl. Lauer 2001, S. 82ff. Vgl. Tunder 2000, S. 155 und S. 168. Siehe hierzu auch die Ausführungen zur Darstellung des Vertrauens als Informationssubstitut im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. Meffert/ Burmann 1996, S. 13. Vgl. Zimmermann/ Aga 2004, S. 196; vgl. auch Morschett 2002, S. 35. Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 510; vgl. Ahlert/ Kenning/ Schneider 2001, S. 247, Dumke 1996, S. 42. Vgl. Zimmermann/ Aga 2004, S. 197. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 287; vgl. auch Bautz 2005, S. 50; Lauer 2001, S. 24, Kornobis 1997, S. 246.
33 lung im Evoked Set224 der Konsumenten.225 Dementsprechend liefert die Innovationsfähigkeit einer Premiummarke einen nachvollziehbaren Mehrwert.226 1.3.2 Erscheinungsformen von Premiummarken im Sortiment Die Erscheinungsformen von Premiumhandelsmarken können sowohl nach der Art ihres Zusatznutzens als auch nach der Wahl der markenpolitischen Option bezüglich der Breite des Markendaches differenziert werden.227 Erfolgt die Systematisierung anhand der Art des Zusatznutzens, kann für jedes konsumrelevante Bedürfnis, wie z. B. Convenienceorientierung, Gesundheitsbewusstsein oder Ökologieorientierung, ggf. eine eigene Premiummarke im Sortiment etabliert werden.228 Die nachfolgenden Ausführungen zu den Erscheinungsformen von Premiummarken beziehen sich im Wesentlichen auf den Zusatznutzen der Ökologieorientierung, da das Marktsegment der ökologischen Produkte von starken Herstellermarken noch weitgehend unbesetzt ist. Dieser zumeist homogene Teilmarkt lässt sich durch das nachfragerseitige Bedürfnis nach ökologisch erzeugten Produkten charakterisieren und grenzt sich damit von konventionellen Lebensmitteln durch die konsequent umweltfreundliche Produktions- und Anbauweise ab.229 Folglich versuchen Handelsunternehmen, durch das Angebot derart positionierter Eigenmarken der stärkeren Auseinandersetzung der Konsumenten mit den ökologischen Konsequenzen des individuellen Konsumverhaltens Rechnung zu tragen.230 Darüber hinaus ergeben sich im Lebensmitteleinzelhandel mit der Etablierung einer eigenen Marke in diesem Bereich nicht uninteressante Profilierungsmöglichkeiten.231 Die Handelspraxis hat die sich hieraus ergebenden Perspektiven bereits erkannt. So führen bspw. die Rewe Group Deutschland rund 200 Artikel der Bio-Premiummarke Rewe Bio und die Edeka Gruppe über 160 Edeka Bio Wertkost Eigenmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel.232 Die Anzahl der Premiummarken 224
225 226 227
228
229 230 231 232
Das „Evoked Set“ kennzeichnet eine begrenzte, klar profilierte Zahl von kaufrelevanten Alternativen. Vgl. zum tieferen Einblick Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 425f. Vgl. Lauer 2001, S. 24; vgl. auch Dumke 1996, S. 42. Vgl. Zimmermann/ Aga 2004, S. 198. Im weiteren Verlauf der Untersuchung nehmen die Breite des Markendaches und die Art des Zusatznutzens eine zentrale Stellung bei der Systematisierung der Premiummarke ein. Eine ausführlichere Analyse der Grundsatzentscheidungen zu den Erscheinungsformen einer Premiummarke nimmt Dumke vor. Zum tieferen Einblick sei deshalb auf diesen verwiesen. Vgl. Dumke 1996, S. 142 – 157. Vgl. Bautz 2005, S. 50; vgl. auch Lauer 2001, S. 28ff. Der wahrnehmbare Zusatznutzen wie Ökologie- oder Convenienceorientierung wird ferner zur Abgrenzung einzelner Segmente herangezogen. In den daraus entstehenden Segmenten wie z. B. dem Bio-Segment finden sich ausschließlich Produkte aus ökologischem Anbau. So reicht die Produktpalette der Bio-Eigenmarke Ja! Natürlich der Rewe Group Austria vom Brot & Backwarenangebot über Naturkostprodukte bis hin zur Babynahrung aus kontrolliert ökologischer Produktion. Obwohl das Angebot von Ja! Natürlich streng genommen über die klassische Definition einer Segmentmarke hinausgeht, soll diese im weiteren Verlauf dennoch auf Grund des Zusatznutzens der Ökologieorientierung als Premiumhandelsmarke im Bio-Segment aufgefasst werden. Vgl. Rewe Group Austria 2010, o. S. Vgl. Möhlenbruch/ Arnold/ Wolf 2008, S. 10. Vgl. Lauer 2001, S. 28. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 289; vgl. auch Möhlenbruch 2004, S. 1777. Vgl. Edeka 2010, o. S. und Rewe Group Deutschland 2010a, o. S.
34 ist im Vergleich z. B. zur Rewe Group Austria mit 1000 Ja! Natürlich Eigenmarken jedoch noch verhältnismäßig gering.233 Nach der Kompetenzbreite eignen sich für eine erfolgreiche Umsetzung der Premiummarkenstrategie die Individualmarke, die Warengruppen- bzw. Segmentmarke sowie die Markierung als Retail Brand.234 Die Etablierung einer Premiummarke in Form einer Sortimentsmarke wird in der Literatur auf Grund der zunehmenden Breite des Markendaches als kritisch erachtet.235 Je heterogener die Produkte nämlich sind, die unter einer Dachmarke zusammengefasst werden, desto mehr wächst das Risiko, dass einerseits die Konsumenten der Marke mangelnde Produktkompetenz unterstellen und andererseits die hohe Produktqualität bei Premiumhandelsmarken nicht gehalten werden kann.236 Beispiele aus der internationalen Handelspraxis - wie President´s Choice von Lablow (Kanada) oder Private Selection von Kroger (USA) - verdeutlichen jedoch, dass eine Positionierung der Premiummarke als warengruppenübergreifende Sortimentsmarke durchaus erfolgreich sein kann.237 Nach bisherigem Kenntnisstand findet sich in Deutschland bis heute noch keine Premiumsortimentsmarke mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung. Auf Grund des hohen Leistungsniveaus premiumpositionierter Eigenmarken bietet insbesondere die Positionierung als Individual- bzw. Einzelmarke die Möglichkeit, gezielt einzelne Kundensegmente anzusprechen und eine größtmögliche Übereinstimmung zwischen den Anspruchsprofilen der Kunden und dem spezifischen Markenprofil zu erreichen.238 Dies ist jedoch mit einem erhöhten Marketingaufwand verbunden, so dass insbesondere vor der Einführung einer Premiummarke als Individualmarke genaue Kosten-/ Nutzen-Analysen durchgeführt werden sollten.239 Die Einzelmarkierung ist ferner als sinnvolle Ergänzung zur Segmentmarke zu sehen.240 Mit Individualmarken ist es nämlich möglich, Produkte, die in die bestehenden Markenfamilien nicht integriert werden können, in spezifischen Lücken des herstellerseitigen Angebotes zu positionieren.241 Beispielhaft kann hier die von SPAR Österreich eingeführte Kaffee-Premiummarke REGIO angeführt werden. Diese bietet neben der hohen Qualität und dem eigenständigen Markenimage auch eine Kaffeevariante aus kontrolliert ökologischem Anbau – den REGIO Bio-Kaffee.242 Die Erreichung von Synergieeffekten sowie die Steuerung eines positiven Imagetransfers zwischen den verschiedenen Produkten einer Warengruppe bzw. eines Segmentes sind für die 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242
Vgl. Rewe Group Austria 2010, o. S. Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 945. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 289. Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 944; vgl. auch Dumke 1996, S. 150. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 12. Vgl. Dumke 1996, S. 146 und S. 150. Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 945. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 290. Vgl. Dumke 1996, S. 150. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 12.
35 Etablierung einer Premiumsegmentmarke von entscheidender Bedeutung.243 Derart positionierte Marken lassen sich gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten in den einzelnen Warengruppen ausrichten und ermöglichen so eine Differenzierung und Profilierung des Sortimentes sowie ggf. der Einkaufsstätte selbst.244 Die Premiumsegmentmarken Real Bio (Metro), Ja! Natürlich (Rewe Group Austria), Naturkind (Tengelmann), Rewe Bio (Rewe Group Deutschland), Edeka Bio Wertkost (Edeka Gruppe) oder Naturally Preferred von Kroger (USA) können hier als erfolgreiche Beispiele angeführt werden.245 Abbildung 10: Kombinationsalternativen zentraler Erscheinungsformen von Premiumhandelsmarken - dargestellt an ausgewählten Beispielen
Convenienceorientierung
Zusatznutzen
Ökologieorientierung
Id en t
itä t
Wellnessorientierung
Phantasiemarke
Produktanzahl Monomarke
Warengruppen- / Segmentmarke
Firmenmarke
Sortimentsmarke
Quelle: Leicht verändert in Anlehnung an Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 291. Bei der Retail Brand signalisiert die Übereinstimmung des Markenzeichens mit der Firma der Handelsunternehmung die Exklusivität und Güte des Angebotes. Entspricht die Markierung zudem der Händlermarke, kann die gewählte Positionierung der Eigenmarke mit der des gesamten Unternehmens gleichgesetzt werden.246 Auch geht von der Reputation eines Handelsunternehmens respektive von der Händlermarke eine vertrauensbildende Wirkung aus.247 So erleichert bspw. die Identität von Marken- und Betriebstypenimage die Positionierung der Premiummarke im Evoked Set des Konsumenten248 und ermöglicht darüber hinaus die Wiedererkennung in der Kaufsituation sowie die Übertragung von Synergie- und Goodwill243 244 245 246 247 248
Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 944; vgl. auch Dumke 1996, S. 145. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 12; vgl. auch Dumke 1996, S. 145. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 290. Vgl. Gröppel-Klein 2001, S. 944; vgl. auch Siemer 1999, S. 69, Dumke 1996, S. 153. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 290; vgl. auch Morschett 2002, S. 113. Vgl. Dumke 1996, S. 152.
36 Transfer-Effekten zwischen Handels- und Händlermarke.249 Dies gilt insbesondere für kommunikative Maßnahmen, da die Werbung für die Premiummarke als Retail Brand auch gleichzeitig Unternehmens- bzw. Einkaufsstättenwerbung darstellt und umgekehrt.250 So bietet bspw. bei der Edeka Gruppe die Verwendung der Betriebstypenmarke Edeka zusätzlich zum Premium Private Label Bio Wertkost eine Verstärkung der assoziativen Verknüpfung zwischen Premiummarken- und Händlermarkenimage. Auch die von SPAR Österreich markierte Bio-Segmentmarke Spar Natur*Pur, welche außerdem mit dem Spar-Logo versehen ist, kann hier beispielhaft angeführt werden. Einen zusammenfassenden Überblick über mögliche bzw. bisher realisierte Erscheinungsformen von Premiumhandelsmarken liefert Abbildung 10. Dabei werden die premiumpositionierten Eigenmarken hinsichtlich des Zusatznutzens, der Breitendimension und der Identität, d. h. des inhaltlichen Bezugs des Markenzeichens zum Handelsunternehmen, positioniert.251 Während die Firmenmarke oder synonym Retail Brand durch eine Identität von Handelsmarken- und Händlermarkenimage gekennzeichnet ist, fehlt bei einer Phantasiemarke ein derartiger Bezug gänzlich.252 Oft entspricht die Markierung künstlichen Wörtern (z. B. Regio-Kaffee von SPAR Österreich), dem Verwendungszweck (z. B. Gemüse Küche für tiefgekühltes oder konserviertes Gemüse der Edeka Gruppe) oder sie betont die Art des Zusatznutzens (z. B. Ja! Natürlich der Rewe Group Austria).253 Abschließend kann festgehalten werden, dass es den beispielhaft dargestellten Unternehmen insbesondere mit der Einführung ökologischer Premiummarken in das Sortiment gelungen ist, bisher weitgehend homogene Ware durch einen wertsteigernden Zusatznutzen zu heterogenisieren. Indem die Produkte einen eindeutigen Mehrwert bieten, sind diese von den Angeboten der Konkurrenz zu unterscheiden und schaffen damit ggf. nicht nur Kauf-, sondern auch Einkaufsstättenpräferenzen. 1.3.3 Ziele und Funktionen des Premiummarkenmanagements Neben den allgemeinen Zielen und Funktionen des Handelsmarkenmanagements,254 wie bspw. die Verbesserung der Ertragslage oder die Stärkung der Unabhängigkeit gegenüber den Herstellern, können premiumpositionierte Eigenmarken auf Grund ihrer wesensbestimmenden Merkmale aus Sicht der markierenden Handelsunternehmung insbesondere zur Erhöhung der Kundenbindung beitragen.255 Darüber hinaus dienen derartige Handelsmarkenkonzepte der Verbesserung des Einkaufsstätten- respektive Händlermarkenimages und damit der Diffe249 250 251 252 253 254 255
Vgl. Morschett 2002, S. 241. Vgl. Dumke 1996, S. 153. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 291. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 13; vgl. auch Dumke 1996, S. 17. Vgl. Dumke 1996, S. 17. Siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2.3 dieser Untersuchung. Vgl. Windbergs 2007, S. 179f.; vgl. auch Olbrich/ Windbergs 2005, S. 27. Auf eine Darstellung der Funktionen premiumpositionierter Handelsmarken aus Nachfragersicht soll an dieser Stelle verzichtet werden. Eine Betrachtung dieser kann erst erfolgen, wenn umfangreiche Kenntnisse über die verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs vorliegen.
37 renzierung und Profilierung des Sortiments gegenüber der Konkurrenz. Auch die Preiswürdigkeit der Einkaufstätte kann durch Premiumhandelsmarken hervorgehoben werden. Im Folgenden werden die einzelnen Zielbereiche explizit diskutiert. Die Betriebsstättenprofilierung256 wird einerseits durch die hohe Leistungs- und Innovationsfähigkeit sowie die ausschließliche Erhältlichkeit der Premiummarken in den verschiedenen Betriebstypen des markierenden Unternehmens unterstützt.257 Andererseits werden durch premiumpositionierte Eigenmarken insbesondere im Segment der ökologischen Lebensmittel Präferenzen bei den Konsumenten geschaffen, welche über die Produktzufriedenheit zur Markentreue und damit ggf. zur Bindung des Konsumenten an die jeweilige Handelsunternehmung führen.258 So konnten bspw. Windbergs und Corstjens/ Lal im Rahmen empirischer Studien bestätigen, dass Premiumhandelsmarken über die Erhöhung der Einkaufsstättenwechselkosten zur signifikanten Steigerung der Geschäftsstättentreue und damit zur Betriebsstättenprofilierung beitragen.259 Auch unterstützen derart qualitativ hochwertige Handelsmarkenkonzepte die Sortimentsdifferenzierung.260 Um jedoch von einer positiven Imagetransferwirkung von der Premiumhandelsmarke auf die Händlermarke und damit ggf. auf die Handelsunternehmung (Irradiationseffekt) profitieren zu können, müssen die Konsumenten die Verbindung zwischen beiden wahrnehmen und den jeweiligen Zusatznutzen als solchen erkennen bzw. annehmen.261 Als erfolgreiches Beispiel kann die Premiumsegmentmarke Ja! Natürlich der Rewe Group Austria angeführt werden. Durch die Kompetenz bei Lebensmitteln aus biologischer Produktion hat sich die Marke nicht nur gegenüber Herstellermarken durchsetzen können, sondern den Konsumenten auch die ausschließliche Verfügbarkeit in den Betriebstypen BILLA und MERKUR der Rewe Group Austria bewusst gemacht. 262 Bereits etwa ein Jahr nach Markteinführung war die Marke 71% der befragten Verbraucher bekannt und 86% konnten Ja! Natürlich den sie führenden Vertriebslinien BILLA und MERKUR zuordnen.263 Vor dem Hintergrund einer hohen Produktqualität und des mit den Eigenmarken verbundenen wertsteigernden Zusatznutzens bieten diese ferner Ansatzpunkte zur individuellen Akzentuie256
257 258 259
260 261 262 263
Lauer konnte innerhalb einer empirischen Untersuchung zwar einen vertriebsschienenprofilierenden Effekt der Handelsmarken - sowohl der niedrigpreisigen Gattungs- als auch der hochpreisigen Premiummarken – feststellen, allerdings zeigte sich, dass der Einfluss vergleichsmäßig gering ausfällt. Seiner Argumentation folgend ist das Potenzial der Handelsmarken zur Profilierung der Einkaufsstätte eher begrenzt. Demgegenüber konnte Windbergs in einer umfangreichen konfirmatorischen Untersuchung zeigen, dass von den Premiumhandelsmarken ein nicht unerhebliches Bindungspotenzial ausgeht. Vgl. Lauer 2001, S. 331f. und S. 386. Vgl. zudem Windbergs 2007, S. 179f. Vgl. Windbergs 2007, S. 179f. Vgl. Olbrich/ Windbergs 2005, S. 27; vgl. auch Bruhn 2001, S. 12, Zellekens/ Horbert 1996, S. 35. Vgl. Windbergs 2007, S. 179f.; vgl. auch Corstjens/ Lal 2000, S. 290. Siehe auch Olbrich/ Windbergs 2005, S. 17ff. Vgl. Corstjens/ Lal 2000, S. 290. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 292f.; vgl. auch Schenk 2004, S. 140. Vgl. Koppe 2003, S. 238. Vgl. Koppe 2003, S. 124; vgl. auch Schweiger/ Koppe 1996, S. 287f.
38 rung des Sortiments.264 So stärken insbesondere premiumpositionierte Handelsmarkenkonzepte mit einem stark ausgeprägten Profil das Image der Handelsunternehmung bzw. der Betriebstypenmarke.265 Darüber hinaus kann durch die Positionierung im Hochpreissegment die Preiswürdigkeit 266 eines Einzelhandelsunternehmens verdeutlicht werden, welche die Preiskompetenz im Sinne der Vorteilhaftigkeit des Preis-Leistungs-Verhältnisses einer Einkaufsstätte demonstriert.267 Insofern ermöglicht eine Premiumhandelsmarke die Vermittlung eines positiven Preiswürdigkeitsimages, welches die Einstellung zum Preis-Leistungs-Verhältnis einer Einkaufsstätte bzw. einer Händlermarke darstellt und die Generalisierung eines positiven Gesamtbildes gestattet.268 So ist es z. B. die Zielsetzung der COOP Schweiz, mit ihren Premiummarken für eine hohe und gleich bleibende Produktqualität sowie für stabile, national gültige und konkurrenzfähige Preise zu bürgen. Die Nachfrager sind bereit, für die ökologisch und sozial profilierte Premiummarke Coop Naturaplan einen höheren Preis zu zahlen, da die Nachhaltigkeit zum Selbstverständnis der COOP Schweiz gehört und durch diese klare Grundsatzstrategie den Konsumenten der Produktmehrwert prägnant und vor allem kundenzentriert kommuniziert wird.269 Inwieweit Handelsunternehmen die mit den Premiumhandelsmarken verfolgten Ziele jedoch erreichen und ob insbesondere eine Profilierung und Differenzierung im Wettbewerb gelingt, lässt sich aufgrund der restriktiven Informationspolitik im Lebensmitteleinzelhandel und der fehlenden empirischen Studien abschließend kaum erfassen.270 1.3.4 Erfolgsvoraussetzungen einer premiumorientierten Handelsmarkenstrategie Die Ziele einer Premiummarkenstrategie lassen sich nur dann erreichen, wenn gewisse Anforderungen bzw. Voraussetzungen in Bezug auf einen premiumorientierten Auftritt erfüllt sind. Diese wurden bisher in der wissenschaftlichen Forschung nur vereinzelt diskutiert. So lassen sich bspw. in Anlehnung an Bruhn ausgehend von den Determinanten einer erfolgreichen Einführung von Handelsmarken konsumenten-, sortiments- bzw. warengruppen- sowie handelssystembezogene Erfolgsvoraussetzungen ableiten.271 Einer ähnlichen Herangehens-
264 265 266
267 268 269 270 271
Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 225. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 225; vgl. auch Koppe 2003, S. 238. Von der Preiswürdigkeit ist die Preisgünstigkeit einer Einkaufstätte zu unterscheiden. Dabei soll der Kunde die Handelsmarke - in der Regel in Form einer Markierung als Gattungsmarke – als preisgünstigere Alternative entweder zur vergleichbaren Herstellermarke oder zur konkurrierenden Eigenmarke eines anderen Handelsunternehmens auffassen und sich für diese entscheiden. Folglich wird bei Preisgünstigkeitsbeurteilungen aus Sicht der Konsumenten ein einfacher Preisvergleich ohne die Einbeziehung von Qualitätsurteilen durchgeführt. Vgl. Gröppel-Klein 2005, S. 1128ff. und Gröppel-Klein 2001, S. 947. Siehe ferner die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.3 dieser Untersuchung. Vgl. Gröppel-Klein 2005, S. 1132 und Gröppel-Klein 2001, S. 947. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2006, S. 13; vgl. auch Gröppel-Klein 2001, S. 952ff. Vgl. Coop 2004, S. 34ff. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 293; vgl. auch Lauer 2001, S. 30. Vgl. Bruhn 2001, S. 39.
39 weise folgt Dumke, indem er unternehmens-, produkt- und marktbezogene Voraussetzungen unterscheidet, wobei letztere noch in konsumenten- und herstellerbezogene Aspekte differenziert werden.272 Werden zunächst konsumentenbezogene Erfolgsvoraussetzungen betrachtet, determinieren Verhaltenskriterien wie z. B. Markenwechselbereitschaft, Preissensibilität oder Prestigeorientierung den Erfolg einer Premiummarke (vgl. Abbildung 11).273 Ferner ist eine erfolgreiche Positionierung insbesondere in solchen Warengruppen möglich, die durch ein entsprechendes Kaufrisiko und damit durch ein höheres Involvement der Konsumenten gekennzeichnet sind.274 In diesen oftmals qualitätssensiblen Produktbereichen wird die Qualität bzw. das mit dem Produktkauf verbundene Risiko hauptsächlich anhand extrinsischer Produktmerkmale wie Marke, Preis, Verpackung oder Händlerimage beurteilt, welche nicht Bestandteile des physischen Produktes sind.275 Premiumhandelsmarken müssen folglich gewisse Anforderungen an ihren Markenauftritt erfüllen, um erfolgversprechend im Sortiment etabliert werden zu können (vgl. Abbildung 11).276 Ein hoher Preis und eine gute Reputation277 des markierenden Handelsunternehmens in Verbindung mit den entsprechenden Investitionen in die Instrumente des Retailing-Mix und die Qualitätskontrolle assoziieren beim Konsumenten regelmäßig eine vertrauensbildende und damit risikoreduzierende Wirkung.278 Dadurch wird die Vorstellung hervorgerufen, dass die Handelsunternehmung die notwendige Sorgfalt walten lässt, um keine Diskrepanz zwischen Preis bzw. Werbeaussage und der Qualität der angebotenen Premiumhandelsmarken zu riskieren.279 Eine Premiumstrategie hat somit nur Erfolg, wenn das Unternehmen an sich selbst bzw. an seine Marken höchste Qualitätsanforderungen stellt und den Konsumenten dadurch die erforderliche Glaubwürdigkeit vermittelt.280 Im Kontext premiumpositionierter Eigenmarken mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung weist Funke darauf hin, dass eine solche Marke langfristig nur Glaubwürdigkeit erfährt, wenn in der gesamten Unternehmenspolitik ökologische Fragestellungen angemessen berücksichtigt werden.281 Die Premiummarkenpolitik der COOP Schweiz kann in diesem Zusammenhang als gelungenes Beispiel angeführt werden.282 Der Erfolg der profilierten Premium272 273 274 275
276 277
278
279 280
281 282
Vgl. Dumke 1996, S. 55ff. Vgl. Bruhn 2001, S. 39; vgl. auch Lauer 2001, S. 30. Vgl. Fassnacht/ Kreft 2004, S. 28. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 293; vgl. auch Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 346f.; Corstjens/ Lal 2000, S. 283, Richardson/ Dick/ Jain 1994, S. 29. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 233ff. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Lauer 2001, S. 82 und Tunder 2000, S. 167 sowie im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. Mattmüller/ Tunder 2006, S. 199ff.; vgl. auch Gröppel-Klein 2005, S. 1136f., Mattmüller/ Tunder 2004b, S. 968, Schenk 2004, S. 138ff. Vgl. Tunder 2000, S. 167. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 293f.; vgl. auch Mattmüller/ Tunder 2006, S. 199ff., Mattmüller/ Tunder 2004a, S. 235; Corstjens/ Lal 2000, S. 283. Vgl. Funke 2001, S. 157 und S. 163. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 294.
40 marke Coop Naturaplan ist im Wesentlichen auf die Kommunikation der in der Unternehmenspolitik verankerten Nachhaltigkeit zurückzuführen. So stellt sich die Handelsunternehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und treibt die Diffusion ökologischer Produkte aktiv voran, womit eine Profilierung als Einkaufsort für genussvolle, sozial und ökologisch produzierte Lebensmittel gelingt.283 Abbildung 11: Erfolgsvoraussetzungen einer Premiummarkenstrategie Handelssystembezogen • Finanzielle und personelle Ressourcen • Existenz kooperationsbereiter Hersteller bzw. eigener Produktionsbetriebe • Ausgebautes Verkaufsstellennetz • Anpassung der Informationsstruktur zur Erfassung relevanter Marktinformationen
Erfolgsvoraussetzungen einer Premiummarkenstrategie Sortiments- und warengruppenbezogen • Analyse der Marktstruktur • Analyse der Marktposition von Herstellermarken gegenüber den Premiummarken • Isolation substituierbarer Herstellermarken • Aufdeckung von Marktlücken • Analyse der Markenbindung
Konsumentenbezogen • Psychographische und soziodemographische Verhaltensdeterminanten • Hoher Preis der Premiummarke • Gute Reputation des Handelsunternehmens • Investitionen in die Instrumente des Retailing-Mix und in die Qualität der Produkte
Quelle: Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 294. Stärker als die konsumentenbezogenen Voraussetzungen determinieren sortiments- und warengruppenbezogene Aspekte den Erfolg premiumpositionierter Handelsmarken.284 So müssen zunächst im Rahmen einer Analyse der Marktstruktur die Angebotsverhältnisse innerhalb der einzelnen Warengruppen und Sortimentsbereiche geklärt werden. Dabei gibt die Marktposition der Herstellermarke nicht nur Aufschluss darüber, inwieweit substituierbare Marken vorhanden sind, sondern auch ob ggf. Marktlücken für die Positionierung von Eigenmarken bestehen (vgl. Abbildung 11).285 Ungeachtet der in dieser Untersuchung betrachteten Premiummarken mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung ist zur rentablen Führung im Sortiment ggf. auch die Existenz starker Herstellermarken erforderlich.286 Nach Ailawadi/ Harlam und Sayman/ Hoch/ Raju führt einerseits die Positionierung qualitativ hochwertiger Eigenmarken in der Nähe von Markenartikeln tendenziell zu steigenden Warengruppenerträgen und andererseits zu höheren Handelsspannen für die Private Labels.287 Des Weiteren kann die Handelsunternehmung von einem Imagetransfer von der Hersteller- zur Handelsmarke und damit ggf. zur Händlermarke profitieren. Wie glaubwürdig dies allerdings von den Konsu-
283 284 285 286 287
Vgl. COOP 2004, S. 46ff. Vgl. Ailawadi/ Keller 2004, S. 336. Vgl. Glatzel / Zocchi 2005, S. 37; vgl. auch Bruhn 2001, S. 41, Lauer 2001, S. 101ff. Vgl. Corstjens/ Lal 2000, S. 281. Vgl. Ailawadi/ Harlam 2002, S. 31; vgl. auch Sayman/ Hoch/ Raju 2002, S. 379.
41 menten beurteilt wird, kann auf Grund bisher fehlender Forschungsergebnisse nicht zuverlässig beurteilt werden.288 Im Rahmen handelssystembezogener Erfolgsvoraussetzungen müssen nicht nur ausreichend finanzielle Ressourcen zur erfolgreichen Entwicklung und Führung von Premiummarken zur Verfügung gestellt werden, sondern auch kooperierende Hersteller bzw. eigene Produktionsbetriebe vorhanden sein (vgl. Abbildung 11). Ferner benötigt das Handelsunternehmen eine ausreichende Betriebsgröße und somit ein ausgebautes Verkaufsstellennetz, um Premiummarken auf Grund von Kostendegressionseffekten bei Werbung oder Beschaffung rentabel führen zu können.289 Abschließend ist festzuhalten, dass die dargestellten Erfolgsvoraussetzungen nicht isoliert zu betrachten sind. So kann eine Premiummarke bspw. nicht allein auf Basis der Reputation des anbietenden Handelsunternehmens oder der Händlermarke erfolgreich im Markt etabliert werden. Ein umfangreiches Filialsystem, eine entsprechende Sortiments- und Marktstruktur sowie ständige Investitionen in die Qualitätskontrolle und Markenpflege sind ebenso notwendig wie die Analyse der hinter der Kaufentscheidung stehenden psychischen Determinanten des Käuferverhaltens.290 Insgesamt liegen bisher jedoch noch keine ausreichenden theoretischen und empirischen Erkenntnisse in Bezug auf die Wirkungsbeziehungen der abgebildeten Erfolgsvoraussetzungen vor.291 1.4
Stand der Forschung zum Kaufverhalten bei Handelsmarken
In der Literatur zur Handelsforschung findet sich eine Vielzahl an Veröffentlichungen, die sich einerseits auf die theoretischen Grundlagen des Handelsmarkenmanagements beziehen und andererseits die verhaltensbestimmenden Determinanten, welche zum Kauf von Handelsmarken führen, zum Inhalt haben. Beispielhaft seien hier die Arbeiten von Mieres et al., Vahie/ Paswan, Ailawadi/ Keller, Bauer et al., Collins-Dodd/ Lindley, Sheinin/ Wagner, Batra/ Sinha und Richardson et al. erwähnt.292 Wie in Abbildung 12 zusammenfassend dargestellt ist, erfolgt in den benannten Beiträgen meist nur eine Betrachtung der Handelsmarken im Allgemeinen.
288 289 290 291 292
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295; vgl. auch Ailawadi/ Keller 2004, S. 336. Vgl. Dumke 1996, S. 44. Vgl. Müller-Hagedorn 2005, S. 65. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295. Vgl. die aufgeführten Studien mit den Nummern 3, 4, 6, 12, 14, 16, 18, 24 und 30 im Anhang I.
42 Abbildung 12: Stand der Handelsmarkenforschung Forschungsthema
Handelsmarken im Allgemeinen
ausgewählte Inhalte
Premiumhandelsmarken im Speziellen
a.) Ziele der Handelsmarkenpolitik Leistungsfähigkeit von Handelsmarken zur Einkaufsstättenprofilierung
Lingenfelder/ Lauer 2005; Lauer/ Lingenfelder 2002; Lauer 2001; Peters 1998
Chan Choi/ Coughlan 2006; Corstjens/ Lal 2000
Rentabilitätsverbesserung und Positionierung im Sortiment
Ailawadi/ Keller 2004; Ailawadi/ Harlam 2002; Hoch/ Banerji 1993
Sayman/ Hoch/ Raju 2002
b.) Verhaltenswissenschaftliche Forschungsinhalte Einstellung zu Handelsmarken
Bauer/ Huber/ Mäder 2004; Collins-Dodd/ Lindley 2003; Garretson/ Fisher/ Burton 2002
Risikowahrnehmung bei Handelsmarken
Mieres/ Martin/ Gutierrez 2006a und 2006b; Bauer/ Huber/ Mäder 2004; Koppe 2003; Batra/ Sinha 2000; Sinha/ Batra 1999; Dick/ Jain/ Richardson 1997
Bedeutung des Produktwissens beim Kauf von Handelsmarken
Mieres/ Martin/ Gutierrez 2006a und 2006b; Bauer/ Huber/ Mäder 2004; Richardson/ Dick/ Jain 1996
Zusammenhang von Handelsmarken- und Einkaufsstättenimage
Vahie/ Paswan 2006; Ailawadi/ Keller 2004; CollinsDodd/ Lindley 2003; Sheinin/ Wagner 2003
Zusammenhang von Handelsmarken- und Einkaufsstättentreue
Bauer/ Görtz/ Strecker 2005; Garretson/ Fisher/ Burton 2002
Windbergs 2007
Quelle: Eigene Darstellung.293 Aus den vorherigen Ausführungen geht hervor, dass bspw. der Erfolg einer premiumorientierten Handelsmarkenstrategie einem mehrdimensionalen Umsetzungsprozess aus handelssystem-, sortiments- und warengruppen- sowie konsumentenbezogenen Aspekten gleichkommt.294 Daher ist erstaunlich, dass die in diesem Kontext nicht uninteressanten verhaltenswissenschaftlichen Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken bisher kaum Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung waren.295 So finden sich im meist angloamerikanischen Schrifttum vornehmlich Beiträge, die eine z. T. kritische Darstellung bezüglich der angestrebten Ziele, wie bspw. die Leistungsfähigkeit zur Einkaufstättenprofilierung oder die Potenziale zur Rentabilitätsverbesserung, zum Forschungsgegenstand haben.296 Im Hinblick auf verhaltenswissenschaftliche Forschungsinhalte kann lediglich die Arbeit von Windbergs angeführt werden (vgl. Abbildung 12). Dieser beschäftigte sich mit der Marken- und Einkaufsstättentreue bei premiumpositionierten Eigenmarkenkonzepten und konnte einen kausalen Zusammenhang feststellen.297 Dieses Forschungsdefizit zum Anlass nehmend, werden im weiteren Verlauf der Arbeit die verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Lebens293 294 295 296 297
Vgl. hierzu die aufgeführten Studien im Anhang I mit den Nummern 1 bis 35. Vgl. Bruhn 2001, S. 39. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295; vgl. auch Müller-Hagedorn 2005, S. 65. Vgl. Chan Choi/ Coughlan 2006, S. 79ff., Sayman/ Hoch/ Raju 2002, S. 379, Corstjens/ Lal 2000, S. 281. Vgl. Windbergs 2007, S. 179. Siehe hierzu auch die Studie mit der Nummer 1 im Anhang I.
43 mitteleinzelhandel analysiert. In diesem Kontext findet - wie bereits dargestellt - eine Konzentration auf jene Handelsmarkenkonzepte statt, die den Zusatznutzen der Ökologieorientierung befriedigen. Bei der verhaltenstheoretischen Analyse soll zudem ein Analogieschluss von den allgemeinen Bestimmungsfaktoren beim Kauf von Handelsmarken auf die premiumpositionierten Eigenmarken Anwendung finden. Auf Basis der bereits vorliegenden Forschungsergebnisse kann daher in einem ersten Zwischenfazit festgehalten werden, dass die Einstellung298 zu Handelsmarken sowie das mit dem Kauf verbundene Risiko299 zentrale Einflussgrößen darstellen. Darüber hinaus erlangen der Zusammenhang von Handelsmarken- und Einkaufsstättenimage sowie die damit ggf. verbundene Kundenbindung im Rahmen der Konstrukte Reputation bzw. Vertrauen Erklärungsrelevanz.300 Das produktbezogene Wissen beschreibt im Allgemeinen das Ausmaß der im Gedächtnis gespeicherten Informationen, die ein Konsument über eine Produktkategorie bzw. über ein Produkt hat.301 Wie nachfolgend noch zu zeigen ist,302 zeichnen sich Premiummarken im betrachteten Untersuchungskontext durch sog. Vertrauenseigenschaften aus. Dies impliziert eine nur sehr eingeschränkte Möglichkeit zur Überprüfung des Vorhandenseins ökologischer Produkteigenschaften im Rahmen vorhandener Wissensbestände. Im Folgenden wird daher das Produktwissen - ungeachtet der zentralen Bedeutung beim Kauf von Handelsmarken - aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen.
298 299 300 301 302
Vgl. hierzu die Studien mit den Nummern 14, 16 und 20 im Anhang I. Vgl. hierzu die Studien mit den Nummern 2, 3, 14, 17, 24 und 26 im Anhang I. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. Eberl 2006, S. 66ff.; vgl. auch Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 15f.; Lürssen 1989, S. 91. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung.
44 2.
Erklärungsansätze und Modelle zum Konsumentenverhalten
2.1
Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen
Die Konsumentenverhaltensforschung ist eine angewandte Wissenschaft, welche das Ziel verfolgt, das Kauf- und Konsumverhalten der Konsumenten zu erklären und darüber hinaus Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.303 In Anlehnung an Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein kann unter dem Konsumentenverhalten im engeren Sinne das beobachtbare „äußere“ und das nicht beobachtbare „innere“ Verhalten von Menschen beim Kauf und Konsum wirtschaftlicher Güter verstanden werden. Im weiteren Sinne bezieht sich dieses auf Letztverwender von materiellen und immateriellen Gütern in einer Gesellschaft.304 Im Folgenden wird insbesondere das Konsumentenverhalten im engeren Sinne betrachtet. Auf Grund der Komplexität und Vielfalt des menschlichen Verhaltens zeichnet sich die verhaltenswissenschaftliche Forschung durch eine hohe Interdisziplinarität aus, indem darunter alle Wissenschaften diskutiert werden, die sich auf das menschliche Verhalten beziehen und dieses zu erklären versuchen.305 Zu diesen gehören vor allem die Sozialwissenschaften (Psychologie, Soziologie und Sozialpsychologie), die Formalwissenschaften (wie z. B. Mathematik) sowie die Realwissenschaften (naturwissenschaftliche Aspekte der Verhaltensbiologie oder Physiologie).306 In der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten existiert aus diesem Grund eine Fülle an verschiedenen theoretischen Erklärungsmodellen und empirischen Forschungsmethoden.307 Dabei kann unter sachlogischen Aspekten grundsätzlich zwischen modell- und theoriegeleiteter Forschung unterschieden werden.308 Während mit Hilfe von Theorien das Verhalten auf Basis miteinander verbundener Hypothesen309 zu erklä-
303 304
305
306
307
308
309
Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 1; vgl. auch Diller 2001, S. 812, Behrens 1991, S. 18f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 3. Vgl. zudem Schneider 2006, S. 27 und Kotler/ Armstrong 2005, S. 136. In diesem Sinne bezeichnet das Konsumentenverhalten ausschließlich das Verhalten von privaten Käufern. Gewerbliche Käufer werden im Rahmen der theoretischen Ansätze zum organisationalen Beschaffungsverhalten betrachtet. Vgl. Pepels 2005, S. 31. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 2. Vgl. auch Trommsdorff 2009, S. 16f., Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 10, Kuß/ Tomczak 2007, S. 5, Weinberg 1991, S. 186f. Zur ausführlichen Diskussion der Probleme einer interdisziplinären Forschung sei verwiesen auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ GröppelKlein 2009, S. 10ff. und Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 88f. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 25. Vgl. auch Trommsdorff 2009, S. 16f., Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 88 und Behrens 1991, S. 11. Vgl. z. B. die Ausführungen von Chintagunta/ Erdem/ Rossi/ Wedel 2006, S. 604ff., Foscht/ Swoboda 2007, S. 23f., Schönborn 2005, S. 1ff., Kuß/ Tomczak 2007, S. 1ff. oder auch Bänsch 2002, S. 11ff. An dieser Stelle sei angemerkt, dass eine modellorientierte Forschung stets auf dahinter liegenden Theorien beruht und umgekehrt eine theoriegeleitete Forschung meist zur Entwicklung neuer Modelle beiträgt. Zum Zweck einer größeren Prägnanz im Hinblick auf die gewählte Fragestellung i. S. der Erklärung des Kaufverhaltens bei ökologischen Premiumhandelsmarken wird hier jedoch der im verhaltenswissenschaftlichen Schrifttum üblichen Einteilung gefolgt. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 31ff. Unter dem Begriff der Hypothesen verstehen Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein getroffene Aussagen über die Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Variablen. Vgl. hierzu die Ausführungen zum empirischen Begründungszusammenhang der verhaltenswissenschaftlichen Theorien bei Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 31ff.
45 ren versucht wird, bilden die Modelle den in der Realität sehr komplexen Verhaltens- und Entscheidungsprozess unter Zuhilfenahme der theoretischen Erkenntnisse ab.310 Zur theoriegeleiteten Forschungsrichtung zählen die Vertreter der Forschungsgruppe „Konsum und Verhalten“,311 welche primär die an der Kaufentscheidung beteiligten psychischen und sozialen Determinanten betrachten.312 Obwohl in den einzelnen theoretischen Konzeptionen Unterschiede auftreten, wie z. B. bei der Konzentration auf emotionale oder kognitive Prozesse, ist die eigentliche Zielsetzung in der Analyse und Erklärung von Verhaltensdeterminanten im Hinblick auf die Marketingrelevanz begründet.313 Nach Meffert können in diesem Zusammenhang zwei grundsätzliche Möglichkeiten bei der Systematisierung theoriegeleiteter Erklärungsansätze zum Käuferverhalten unterschieden werden.314 Entsprechend der Entscheidungsstruktur ist in organisationale sowie private Käufer und gemäß dem wissenschaftstheoretischen Ursprung in ökonomische315, psychologische316 oder soziologisch orientierte317 Theoriensätze zu differenzieren.318 In der Literatur findet sich diesbezüglich oft die
310 311
312 313 314
315
316
317
318
Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 31 und Bamberg/ Coenenberg 2004, S. 13ff. Die Forschungsgruppe „Konsum und Verhalten“ berichtet über Ergebnisse der Konsumentenforschung in Deutschland. Begründer war Kroeber-Riel mit seinem Standardwerk „Konsumentenverhalten“, welches aktuell von Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein in der neunten Auflage erschienen ist. Trommsdorff, Behrens und Foscht/ Swoboda haben gleichnamige Schriften verfasst. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ GröppelKlein 2009, S. 3ff. und Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 2. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 37ff.; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 137ff., Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Gröppel-Klein/ Weinberg 2000; vgl. auch Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Meffert 1971b, S. 328. Meffert führte in diesem Zusammenhang als drittes Systematisierungskriterium erkenntnistheoretische Aspekte an, wonach zwischen den sog. Black-Box-Modellen und echten Verhaltensmodellen differenziert werden kann. Diese basieren jedoch auf Modellvorstellungen und werden deshalb an dieser Stelle nicht weiter aufgeführt. Zum tieferen Einblick sei verwiesen auf Meffert 1971b, S. 328. Zu den grundlegenden ökonomischen Theorien gehören entsprechend diesem Einteilungskriterium z. B. der Informationsökonomische Ansatz der Neuen Institutionenökonomie und der normative Ansatz der Haushaltstheorie. Letzterer beruht i. d. R. auf Axiomen, wie vollkommene Informationen oder Rationalität, und spricht Empfehlungen für richtiges i. S. von optimalem Verhalten aus. Da sich eine Reihe von Kritikpunkten anführen lässt, wie z. B. die wenig realistischen Annahmen zum Käuferverhalten oder die damit verbundene geringe Erklärungskraft, kommt dem normativen Theorieansatz im Rahmen der Kaufverhaltensforschung eher geringe Bedeutung zu. Zum tieferen Einblick in diese Ansätze sei verwiesen auf Räpple 2006, S. 26f., Foscht/ Swoboda 2007, S. 21f., Kuß/ Tomczak 2007, S. 110, Bänsch 2002, S. 3 und S. 60f. sowie Meffert 1971b, S. 329ff. Zum Informationsökonomischen Ansatz siehe Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung. Psychologische Ansätze unterscheiden sich vom ökonomischen Denkmuster dadurch, dass diese das menschliche Verhalten durch eine stärker irrationale Komponente erklären wollen. Zu den psychologisch orientierten Kaufverhaltensmodellen zählen nach Meffert die dynamische Motivtheorie, die lernpsychologische Theorie, die Risikotheorie und die Theorie der kognitiven Dissonanz. Auf Grund des gewählten Forschungsanliegens soll auf eine ausführliche Darstellung verzichtet werden. Hierzu sei verwiesen auf Meffert 1971b, S. 333 – 340. Vgl. zudem Räpple 2006, S. 28. Wie die ökonomischen Ansätze treffen auch soziologische Theorien Annahmen über das menschliche Verhalten. So gehen diese davon aus, dass der Mensch durch ein System von Rollen, die er übernehmen muss, geprägt ist. Seine Präferenzen sind demnach von denen anderer Personen nicht unabhängig. Zu den soziologisch-orientierten Ansätzen des Käuferverhaltens zählen nach Meffert die Referenz- und Leitbildgruppentheorie sowie das Diffusionsmodell. Auf Grund des gewählten Forschungsanliegens soll an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung verzichtet werden. Hierzu sei verwiesen auf Meffert 1971b, S. 340 – 346 und Räpple 2006, S. 28. Vgl. Meffert 1971b, S. 328.
46 vereinfachte Einteilung in ökonomische und verhaltenswissenschaftliche Ansätze, worin die psychologischen und soziologischen Theorien vereint werden.319 Die Fachvertreter der modellgeleiteten Forschungsrichtung orientieren sich bei der Erklärung an den klassischen und zumeist in den USA begründeten Modellvorstellungen zum Käuferverhalten.320 Auf den Erkenntnissen der theoriegeleiteten Forschung aufbauend, besteht die primäre Zielsetzung darin, die Strukturen des Konsumentenverhaltens formal abzubilden, Variablenbeziehungen zu erklären und Verhaltensprognosen abzuleiten. Die Erklärungsansätze können dabei teils empirischer und teils formaler Natur sein.321 Im Rahmen einer modellorientierten Betrachtung des Kaufentscheidungsverhaltens wird grundlegend zwischen sog. Strukturmodellen und stochastischen Modell- bzw. Simulationsansätzen unterschieden.322 Anknüpfend an die vorangegangenen Ausführungen werden nachfolgend nur Kaufentscheidungen privater Käufer betrachtet. Organisationstheoretische Überlegungen bleiben somit weitgehend unberücksichtigt. Die Zielstellung der Arbeit orientiert sich ferner an einer verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung. Da – wie im weiteren Verlauf noch zu zeigen ist – in diesem Zusammenhang eine empirische Überprüfung von Hypothesen respektive Theorien Anwendung findet,323 wird zudem der modelltheoretischen Herangehensweise zur Erklärung des Konsumentenverhaltens gefolgt. Diese bietet damit ein gedankliches Gerüst, in welches nachfolgende theoretische Erkenntnisse einzuordnen sind.
319 320 321 322
323
Vgl. Räpple 2006, S. 24; vgl. auch. Schönborn 2005, S. 1, Foscht/ Swoboda 2007, S. 21f. Vgl. Bänsch 2002, S. 11ff.; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 15. Vgl. Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Räpple 2006, S. 25; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 15. Siehe auch die Ausführungen im nachfolgenden Gliederungspunkt 2.2 dieser Untersuchung. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 31ff.
47 2.2
Systematisierung der Kaufverhaltensmodelle
Vor dem Hintergrund der skizzierten Forschungsansätze beziehen sich die nachfolgenden Überlegungen zunächst auf die Darstellung der behavioristischen, neobehavioristischen und kognitiven Forschungsparadigmen (vgl. Abschnitt 2.2.1 dieses Kapitels), welche jeweils den klassischen Modellen der verhaltenswissenschaftlichen Konsumentenforschung zugeordnet sind (2.2.2).324 Im Anschluss daran erfolgt eine Reflexion neuerer Ansätze (vgl. Abschnitt 2.2.3 dieses Kapitels), bevor die wesentlichen Erkenntnisse in einer Abschlussbetrachtung zusammengefasst werden (vgl. Abschnitt 2.2.4 dieses Kapitels). 2.2.1 Wissenschaftstheoretische Grundorientierung der Konsumentenverhaltensforschung Sowohl die modelltheoretische als auch die theoriegeleitete Forschung folgen den gleichen grundlegenden Problemlösungsmustern. Diese lassen sich als Paradigmen325 (synonym auch theoretische Perspektiven oder wissenschaftstheoretische Grundorientierung genannt) verstehen.326 Paradigmen werden von Vertretern einer Forschungsrichtung geteilt und bauen neben der analogen Begriffsverwendung auch auf dem Einsatz bevorzugter gleicher wissenschaftstheoretischer Forschungsmethoden und Fragestellungen auf.327 Abbildung 13: Kennzeichnung wissenschaftstheoretischer Grundorientierung im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Behrens 1991, S. 17. In der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten werden nach herrschender Meinung vornehmlich das behavioristische, neobehavioristische und kognitive For324
325 326 327
Obwohl diese drei Paradigmen die verhaltenswissenschaftliche Literatur zum Konsumentenverhalten nachhaltig beeinflusst haben, findet sich auch eine Vielzahl weiterer Forschungsparadigmen. Da diese auf Grund des Forschungsanliegens nicht näher betrachtet werden sollen, sei zum Überblick über die in der Verhaltenswissenschaft vornehmlich diskutierten theoretischen Perspektiven auf die Ausführungen bei KroeberRiel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 26ff. und Foscht/ Swoboda 2007, S. 25ff. verwiesen. Vgl. Diller 2001, S. 812f. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 4f.; vgl. auch Schenk 2007, S. 31ff., Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 25. Behrens diskutiert in diesem Zusammenhang auch den Begriff des Menschenbildes, welches den wichtigsten Ansätzen der Konsumentenverhaltensforschung zu Grunde gelegt werden kann. Vgl. Behrens 1991, S. 15.
48 schungsparadigma diskutiert.328 Diese Paradigmen können entsprechend der Abbildung 13 gegenübergestellt werden und grenzen sich dabei nicht nur durch die Art und den Umfang der einbezogenen Situations- und Bedingungskonstellationen, sondern auch durch einen zunehmenden Komplexitätsgrad ab. Eine inhaltliche Darstellung erfolgt im Zusammenhang mit den im Weiteren darzustellenden klassischen Ansätzen der Konsumentenverhaltensforschung. 2.2.2 Klassische Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung Entsprechend der gewählten wissenschaftstheoretischen Grundorientierung können die klassischen Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung in sog. Struktur- und stochastische Modelle differenziert werden. Einen Überblick über die im wissenschaftlichen Schrifttum vorherrschende Systematisierung gibt die nachfolgende Abbildung 14. Abbildung 14: Klassische Erklärungsmodelle des Konsumentenverhaltens
Quelle: Eigene Darstellung.329 Dem verhaltenswissenschaftlichen Forschungsparadigma des Behaviorismus lassen sich die sog. Stimulus-Response (S-R)-Ansätze zuordnen.330 Diese ziehen bei der Erklärung des 328
329
330
Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 4f.; vgl. auch Pepels 2005, S. 34ff., Trommsdorff 2009, S. 18ff., Bänsch 2001, S. 3ff., Meffert 1992, S. 24f., Behrens 1991, S. 16f. In Anlehnung an Trommsdorff 2009, S. 16f., Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 415ff., Foscht/ Swoboda 2007, S. 21ff., Baun 2003, S. 5ff., Bänsch 2002, S. 8, Meffert 1992, S. 29, Weinberg 1981, S. 68ff., Topritzhofer 1974, S. 15ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 34; vgl. auch Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 5f., Schneider 2006, S. 33, Nieschlag/ Dichtl/ Hörschgen 2002, S. 589, Voeth 2000, S.1, Pepels 1995, S. 14ff., Behrens 1991, S. 16.
49 Kaufverhaltens nur beobachtbare bzw. messbare Variable heran, d. h. objektiv beobachtbare Inputs (S) und die daraus resultierenden objektiv beobachtbaren Outputs (R). Die vielfältigen nicht beobachtbaren psychischen Prozesse der Konsumenten, wie z. B. Emotionen oder Motive, bleiben dabei grundsätzlich als so genannte „Black-Box“ unberücksichtigt.331 Zur Erkenntnisgewinnung finden in diesem Zusammenhang oftmals stochastische Ansätze Anwendung, welche die „Black-Box“ durch eine Zufallskomponente zu erklären versuchen (vgl. Abbildung 14).332 Je nach Ausmaß, in dem diese berücksichtigt wird, kann zwischen Ökonometrischen (Regressions-) und Voll-Stochastischen (Stochastischen Prozess-) Modellen unterschieden werden.333 Insgesamt reichen die S-R-Ansätze jedoch nicht aus, um die komplexen Vorgänge des Konsumentenverhaltens umfassend zu erklären.334 So ist diese Vorgehensweise bspw. nur sinnvoll, wenn von stabilen funktionalen Beziehungen zwischen den betrachteten Bestimmungsgrößen des nachfragerseitigen Verhaltens ausgegangen werden kann (z. B. zwischen der Wahrnehmung von Werbung am Point of Sale und dem anschließenden Impulskauf).335 Aus diesem Grund werden die S-R-Modelle nachfolgend vernachlässigt. Zum tieferen Einblick sei hier auf die umfangreiche Arbeit von Topritzhofer verwiesen.336 Die Stimulus-Organismus-Response (S-O-R)-Ansätze337 hingegen, welche dem neobehavioristischen Forschungsparadigma zugeordnet werden können, versuchen den Prozess respektive die Struktur des Zustandekommens von Kaufentscheidungen im Detail abzubilden.338 Die Erklärungen basieren dabei auf sog. Strukturmodellen, welche die empirische Überprüfung generalisierbarer Hypothesen und Theorien in den Mittelpunkt stellen.339 Je nach methodischer Vorgehensweise lassen sich dabei System- und Entscheidungsnetzansatz unterscheiden (vgl. Abbildung 14).340 Diesen ist gemein, dass die Umschreibung des nicht direkt mess- und beobachtbaren psychischen Innenlebens der Konsumenten mit Hilfe sog. theoretischer Konstrukte erfolgt.341 Diese werden auch als intervenierende Variable (I bzw. O) bezeichnet,
331
332 333 334 335 336 337
338
339 340 341
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 29; vgl. auch Baun, 2003, S. 5, Nieschlag/ Dichtl/ Hörschgen 2002, S. 589, Behrens 1991, S. 16f. Vgl. Baun 2003, S. 5. Vgl. auch Heinemann 1976, S. 47, Topritzhofer 1974, S. 33. Vgl. Schneider 2006, S. 33ff.; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 34. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 29. Vgl. Behrens 1991, S. 16. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 34. In der Literatur werden S-O-R Modelle häufig auch als S-I-R Modelle bezeichnet, wobei I für Intervenierende Variable und O für Organismus steht. Im Weiteren besteht aber keine Veranlassung, zwischen den beiden Formulierungen zu trennen. Vgl. Albrecht 2000, S. 8; vgl. auch Pepels 1995, S. 16ff. Vgl. Räpple 2006, S. 29. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 34f., Behrens 1991, S. 16, Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 3 ; vgl. auch Weinberg 1981, S. 68. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 16. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 6f. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 34, Topritzhofer 1974, S. 17, Howard/ Sheth 1969, S. 30.
50 welche zur inhaltlichen Strukturierung der „Black-Box“ beitragen.342 Dazu gehören neben den aktivierenden Determinanten Emotion, Motivation und Einstellung auch die kognitiven Prozesse der Informationsverarbeitung im Sinne der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen (vgl. Abbildung 15).343 Dem neobehavioristischen Forschungsparadigma bzw. dem S-O-R- Ansatz liegt folglich die Annahme zu Grunde, dass sich das menschliche Verhalten aus einer komplexen Mischung der psychischen Determinanten ergibt. So können die affektiven Prozesse den Menschen in einen anregenden, aktivierenden und emotionalen Zustand versetzen, während die kognitiven Prozesse die Informationsaufnahme (hier i. F. von Wahrnehmung und Interpretation) und -verarbeitung (i. S. von Lernen, Bewerten und Entscheiden) bedingen.344 Die intervenierenden Variablen erfahren aber nur Erklärungsrelevanz, wenn die Verknüpfung zu beobachtbaren Sachverhalten (Response) gesichert ist und die Operationalisierung mit Hilfe geeigneter Indikatoren erfolgt.345 Die nachfolgende Abbildung 15 stellt das Prinzip des StimulusOrganismus-Response Ansatzes grafisch dar. So beeinflusst bspw. eine Werbeanzeige im Rahmen der Kommunikationspolitik (S) die Markenwahlentscheidung eines Konsumenten (R). Da das Zustandekommen nicht direkt beobachtet werden kann, wird die Entscheidungsfindung z. B. mit Hilfe der theoretischen Konstrukte Emotion oder Motivation (O) zu erklären versucht.346 Wie bereits dargestellt, kann innerhalb der Strukturmodelle eine systemorientierte Betrachtungsweise zu Grunde gelegt werden. Danach durchläuft ein Konsument, bevor er seine Kaufentscheidung trifft, eine Reihe von mentalen Phasen in einer bestimmten geordneten Abfolge.347 In diesem Sinne wird auch von sog. System-, Prozess- oder Phasenmodellen gesprochen.348 Dabei wird der Entscheidungsträger als informationsgewinnendes und -verarbeitendes System begriffen, dessen Verarbeitungskapazität begrenzt ist.349 Zur Erkenntnisförderung müssen folglich die gesamte Informationsverarbeitung vor und nach dem Kaufakt betrachtet sowie die im Individuum ablaufenden Vorgänge auf aktivierender und kognitiver Ebene untersucht werden.350
342 343
344 345
346 347 348 349 350
Vgl. Behrens 1991, S. 18 ; vgl. auch Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 34ff.; vgl. auch Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 6f., Räpple 2006, S. 30f., Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 7. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 23. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 34f., Kuß/ Tomczak 2007, S. 3, Pepels 2005, S. 35, Albrecht 2000, S. 8, Balderjahn 1995, Sp. 543, Müller-Hagedorn 1986, S. 79, Howard/ Sheth 1969, S. 30. Vgl. Meffert 1992, S. 25f. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 16; vgl. auch Meffert 1971a, S. 176, Engel/ Kollat/ Blackwell 1968, S. 35f. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 16; vgl. auch Meffert 1971a, S. 176. Vgl. Meffert 1971a, S. 176. Vgl. Pepels 2005, S. 35; vgl. auch Meffert 1971a, S. 176.
51 Abbildung 15: Neobehavioristisches S-O-R-Modell – Systemorientierte Prinzipdarstellung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Foscht/ Swoboda 2007, S. 30. Nach heutigem Erkenntnisstand bilden die intervenierenden Variablen dabei die zentrale Grundlage zur Erforschung des Konsumentenverhaltens.351 Diese können im Rahmen neobehavioristischer Systemansätze entweder in partialanalytischen Betrachtungen dezidiert auf situative Fragen des Kaufverhaltens bezogen oder in Totalmodellierungen gesamthaft verbunden werden.352 Gemäß dem jeweiligen Erklärungsanspruch sind Total- und Partialmodelle zu unterscheiden (vgl. Abbildung 14). Während Totalmodelle den gesamten Kaufentscheidungsprozess abbilden, stellen Partialmodelle nur ein zentrales theoretisches Konstrukt in den Vordergrund.353 Charakteristisch ist zudem, dass zuerst ein System von Hypothesen über das Zustandekommen von Kaufentscheidungen aufgestellt wird und im Anschluss daran eine empirische Validierung der postulierten Zusammenhänge erfolgt.354 Darüber hinaus werden Hypothesen zu den aktivierenden und kognitiven Prozessen der Organismuskomponente formuliert. Ferner findet eine Berücksichtigung der Interaktionen zwischen psychologischen Größen und soziologischen Einflussfaktoren (wie z. B. soziales Umfeld oder Einkommen) statt.355
351 352 353 354 355
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 30. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 32 und Weinberg 1981, S. 68. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 10. Vgl. auch Schneider 2006, S. 37, Pepels 1995, S. 16ff. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 25; vgl. auch Engel/ Kollat/ Blackwell 1968, S. 35f. Vgl. Bänsch 2002, S. 5ff.; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 19.
52 Zu den wohl bekanntesten Totalmodellen gehören die Ansätze von Blackwell/ Miniard/ Engel356, ursprünglich Engel/ Kollat/ Blackwell, und Howard/ Sheth.357 Diese versuchen das Konsumentenverhalten durch das Zusammenwirken der zur Kaufentscheidung führenden psychischen Vorgänge in seiner ganzen Komplexität zu beschreiben.358 Dadurch wird es nicht nur möglich, die Vielzahl der vorliegenden Einflussgrößen in einen einheitlichen Bezugsrahmen einzuordnen, sondern dabei auch eine Bestandsaufnahme der bereits erforschten sowie der noch zu untersuchenden Determinanten durchzuführen.359 Als nachteilig an den Totalmodellen sind jedoch die kaum erreichbare empirische Überprüfung der postulierten Gesamtzusammenhänge sowie die mangelnde Operationalisierbarkeit einzelner Teilstrukturen zu benennen.360 Ferner werden ausschließlich High-Involvement-Situationen bzw. extensive Kaufentscheidungen361 fokussiert, während z. B. ungeplante oder Impulskäufe vernachlässigt werden.362 Auch sind diese Modelle nicht widerspruchsfrei und pragmatisch, d. h. die gewonnenen Erkenntnisse liefern der Praxis keine hinreichenden Ansatzpunkte einer möglichen Beeinflussung des Konsumentenverhaltens.363 Bei den Partialmodellen hingegen wird durch die beschränkte Berücksichtigung einer Auswahl von Vorgängen im Organismus nicht nur eine empirische Überprüfung erleichtert, sondern auch eine höhere Praxisrelevanz erzielt.364 Dies geht jedoch mit einem eingeschränkten Aussagegehalt der Modelle einher.365 Beim Entscheidungsnetzansatz, welcher neben den Systemansätzen zu den Strukturmodellen gehört, wird zur Strukturierung des Kaufentscheidungsprozesses entgegengesetzt vorgegangen (vgl. Abbildung 14). So ist zunächst während des Einkaufsvorganges die Entscheidungsbildung der Nachfrager empirisch zu erheben. Im Anschluss erfolgt die Ableitung theoretischer Erkenntnisse.366 Die Zielstellung besteht darin, den Kauf- bzw. Entscheidungsprozess und die jeweils vom Individuum eingesetzten Heuristiken durch die Abbildung sog. Entscheidungsnetze transparent zu machen.367 Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes wird dieser Ansatz hier jedoch nicht weiter betrachtet. Zum tieferen Einblick sei hier verwiesen auf die umfangreichen Ausführungen bei Balderjahn/ Scholderer und Topritzhofer.368
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Das Modell wurde entsprechend angepasst, als Miniard sich als Co-Autor am Standardwerk „Consumer Behavior“ beteiligte. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 70. Zur expliziten Darstellung der inhaltlichen Ausgestaltung sei verwiesen auf Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 68ff, Howard/ Sheth 1969, S. 24ff. und Engel/ Kollat/ Blackwell 1968, S. 40ff. Vgl. Hurth 2006, S. 24; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 19. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 19. Vgl. Pepels 2005, S. 146ff.; vgl. auch Baun 2003, S. 5f. Siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 2.3 dieser Untersuchung. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 28; vgl. auch Weinberg 1981, S. 70ff. Vgl. Weinberg 1981, S. 70ff. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 10; vgl. auch Pepels 2005, S. 36, Weinberg 1981, S. 77ff. Vgl. Bänsch 2002, S. 5ff. Vgl. Topritzhofer 1974, S. 25. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 14. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 14; vgl. auch Topritzhofer 1974, S. 25.
53 Obwohl dem neobehavioristischen Forschungsparadigma insgesamt zentrale Bedeutung im Rahmen der Konsumentenverhaltensforschung zukommt, zeigt dieser Ansatz auch Grenzen.369 So wird z. B. vielfach die empirische Gehaltlosigkeit bzw. der „blinde Empirismus“ kritisiert.370 Auch ist die Annahme fraglich, dass die intervenierenden Variablen wie sog. Schaltelemente die eingehenden Stimuli in einer bestimmten Weise verändern. Durch die im Menschen ablaufenden psychischen Prozesse werden diese nämlich sehr differenziert wahrgenommen und verarbeitet.371 Diese Erkenntnis hat in Anlehnung an die kognitive Psychologie zur Entwicklung des kognitiven Forschungsparadigmas geführt.372 Danach werden die psychischen Vorgänge - wie Wahrnehmung oder Einstellung - sowie das Verhalten selbst als Ergebnis der kognitiven bzw. gedanklichen Informationsverarbeitung im Kurz- und Langzeitgedächtnis gesehen.373 Das Konsumentenverhalten wird diesem Verständnis folgend nicht nur von den jeweiligen Umweltbedingungen determiniert, sondern auch von der gedanklichen Auseinandersetzung des Konsumenten mit der jeweiligen Situation und seinen persönlichen Bestimmungsfaktoren wie bspw. Ziel- oder Wertvorstellungen.374 Nach Zimbardo/ Gerrig bestimmen nicht die objektiven Sachverhalte, sondern die subjektive Wahrnehmung und Interpretation das menschliche Verhalten.375 Obwohl im wissenschaftlichen Schrifttum z. T. eine Betrachtung des kognitiven Informationsverarbeitungsansatzes als eigenständiges Forschungsparadigma erfolgt (vgl. Abbildung 13), weisen Balderjahn/ Scholderer zu Recht darauf hin, dass sich der S-O-R- Ansatz und das kognitive Paradigma weder theoretisch noch methodisch wirklich trennen lassen.376 Auf Grund dessen wird im weiteren Verlauf der kognitive Informationsverarbeitungsansatz dem Neobehaviorismus zugeordnet. Abschließend ist zudem festzuhalten, dass sich die vorliegende Forschungsarbeit am neobehavioristischen Paradigma orientiert und bei der Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken einem partialanalytischen Forschungsansatz folgt.
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373 374 375 376
Vgl. Behrens 1991, S. 18; vgl. auch Topritzhofen 1974, S. 18f. Vgl. Billen 2003, S. 24ff.; vgl. auch Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 82. Vgl. Behrens 1991, S. 18. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 23; vgl. auch Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 7, Zimbardo/ Gerrig 2004, S. 8, Behrens 1991, S. 18. Vgl. Meffert 1992, S. 26; vgl. auch Behrens 1991, S. 18, Weinberg 1991, S. 187. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 8. Vgl. Zimbardo/ Gerrig 2004, S. 8. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 8. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen bei Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 26f., Meffert 1992, S. 25 und Weinberg 1991, S. 187.
54
2.2.3 Neuere Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung In der neueren Literatur zum Konsumentenverhalten ist eine Art „Schulenbildung“ zu konstatieren.377 Entsprechend der Argumentation von Simonson et al. ist eine grundlegende Differenzierung der verhaltenswissenschaftlichen Forschung in zumeist sozial kognitiv orientierte und entscheidungsprozessbezogene Ansätze festzustellen.378 Während sich die sozial kognitiv orientierte Konsumentenverhaltensforschung primär an solchen Methoden orientiert, die der Sozialpsychologie entstammen, fokussiert die entscheidungsprozessbezogene Forschung Konzepte der ökonomischen Psychologie und experimentellen Ökonomie.379 Die zentralen Fragestellungen im erstgenannten Forschungsgebiet beziehen sich auf Konsummotive und Einstellungen im weitesten Sinne, also bspw. auch auf Produktwahrnehmung oder -bewertung.380 Demgegenüber sind z. B. im Rahmen der neueren entscheidungsprozessbezogenen Ansätze die Informationsaufnahme und -verarbeitung sowie die sich daraus ableitenden Präferenzen und Entscheidungsregeln bei der Produktwahl relevant.381 Als Forschungsfeld der neueren sozial kognitiv orientierten Konsumentenverhaltensforschung gilt die im betriebswirtschaftlichen Schrifttum diskutierte Neuroökonomie (synonym auch als Neuroökonomik oder kognitive Neurowissenschaft bezeichnet).382 Diese stellt ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet der Bereiche Neurologie, Physik, Ökonomie, Radiologie und Psychologie dar.383 Impliziert die Verwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden eine bessere Erklärung des Konsumentenverhaltens, wird auch von Neuromarketing oder Consumer Neuroscience gesprochen.384 Das menschliche Verhalten wird durch das Gehirn gesteuert, wodurch der Grundgedanke der kognitiven Neurowissenschaft darin besteht, die Hirnfunktionen mittels neurowissenschaftlicher Untersuchungsmethoden zu analysieren.385 Damit soll einerseits eine Verbindung zwischen den verschiedenen Forschungsperspektiven geschaffen und andererseits die Darstellung ökonomischer Sachverhalte aus „organischer Perspektive“ ermöglicht werden.386 Darüber hinaus ist das menschliche Gehirn nicht weiter als Black-Box zu betrachten, wie dies bspw. beim neobehavioristischen S-O-R-Paradigma der Fall ist, sondern als Organ der Kaufent-
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379 380 381 382
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Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 8; vgl. auch Simonson/ Carmon/ Dhar/ Drolet/ Nowlis 2001, S. 252. Vgl. Simonson/ Carmon/ Dhar/ Drolet/ Nowlis 2001, S. 253ff. Vgl. auch die Ausführungen bei Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 8f. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 9. Vgl. Simonson/ Carmon/ Dhar/ Drolet/ Nowlis 2001, S. 253f. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 9; vgl. auch Simonson/ Carmon/ Dhar/ Drolet/ Nowlis 2001, S. 255ff. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 55ff; vgl. auch Ahlert/ Kenning 2006, S. 25, Esch/ Möll 2004, S. 80ff, Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 3f. Vgl. Esch/ Möll 2004, S. 81. Vgl. Möll 2006, S. 1214. Vgl. Möll 2006, S. 1214; vgl. auch Glimcher/ Rustichini 2004, S. 447f. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 2; vgl. auch Glimcher/ Rustichini 2004, S. 447.
55 scheidung.387 So argumentieren Glimcher/ Rustichini auch, dass „…the ultimate aim [is] providing a single, general theory of human behavior (…) to understand the process that connects sensation and action by revealing the neurobiological mechanisms by which decisions are made.”388 Die verhaltenswissenschaftliche Forschung nutzt zur theoretischen Erklärung des beobachtbaren Kaufverhaltens zumeist empirisch erhobene Daten, welche mittels Befragungen, Beobachtung oder Experiment gewonnen werden. Das zentrale methodische Problem ist dabei die Explikation und Identifikation der relevanten Konstrukte.389 Den bisherigen Erhebungsmethoden, und hier insbesondere der Befragung und der Beobachtung, wird dadurch häufig unterstellt, dass diese nicht in der Lage sind, die Determinanten des Käuferverhaltens vollständig zu erfassen.390 Zudem ist grundsätzlich fraglich, ob die richtigen Einflussgrößen überhaupt gemessen werden können, da faktisch die Prozesse, die im Kopf der Konsumenten ablaufen und deren Verhalten bestimmen, der verhaltenswissenschaftlichen Konsumentenforschung nach wie vor unbekannt sind.391 Die Vertreter der neurowissenschaftlichen Forschung versuchen daher, diese neuronal wirksamen und kaufverhaltensrelevanten Vorgänge bzw. Prozesse mittels sog. bildgebender Verfahren392 zu eruieren.393 Mit Blick auf die Zielstellung wird postuliert, dass damit vertiefendere Erkenntnisse bspw. in den Bereichen Marken-, Kommunikations- und Konsumentenverhaltensforschung gewonnen werden können.394 Kenning et al. weisen jedoch darauf hin, dass trotz der voranschreitenden neuroökonomischen Forschungsaktivitäten bisher immer noch unklar ist, ob die gewonnenen Daten der bildgebenden Verfahren das beobachtbare Kaufverhalten bzw. die Entscheidungsprozesse besser vorhersagen respektive erklären können als die klassischen Methoden.395 So konnten zwar einige neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass z. B. bei der Markenwahrnehmung unterschiedliche Gehirnreaktionen ausgelöst werden, jedoch ist dies im Hinblick auf die konditionierende Wirkung dieser Stimuli nicht verwunderlich.396 Dessen ungeachtet ist ein zentraler Vorteil der neuroökonomischen Forschung die Möglichkeit, durch die induktive Vorgehensweise neue
387 388 389 390 391 392
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Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 56; vgl. auch Glimcher/ Kanwisher 2006, S. 129. Glimcher/ Rustichini 2004, S. 447. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 4. Vgl. Scheier 2006a, S. 42; vgl. auch Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 4. Vgl. Esch/ Möll 2004, S. 80ff.; vgl. auch Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 6. Zur ausführlichen Darstellung der verschiedenen bildgebenden Verfahren sei an dieser Stelle auf die Ausführungen von Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 4, Ahlert/ Kenning 2006, S. 25ff., Scheier 2006a, S. 42 und 2006b, S. 76ff. sowie Esch/ Möll 2004, S. 83ff. verwiesen. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 56; vgl. auch Ahlert/ Kenning 2006, S. 25ff., Möll 2006, S. 1214, Scheier 2006b, S. 76ff., Esch/ Möll 2004, S. 83ff., Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 7ff. Vgl. Scheier 2006a, S. 42; vgl. auch Scheier 2006b, S. 76ff., Esch/ Möll 2004, S. 80ff., Glimcher/ Rustichini 2004, S. 448, Kenning/ Plassmann/ Deppe/ Kugel/ Schwindt 2003, S. 3f. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 60. Vgl. Möll 2006, S. 1214.
56 Theorien über ökonomisch relevante Verhaltensweisen entwickeln zu können.397 Gleichwohl sind die Potenziale aber auch beschränkt. So sind neuroökonomische Projekte nicht nur sehr personal-, kosten- und zeitintensiv, sondern im Einsatz auch durch diverse rechtliche Bedingungen und moralische Vorüberlegungen limitiert.398 Ferner ist es der Neuroökonomik noch nicht gelungen, wesentliche begriffliche Fortschritte zu erzielen bzw. zur Generierung neuerer theoretischer Erkenntnisse beizutragen. Primär beschränkt sich die bisherige Forschung darauf, „...bereits bekannte Phänomene mit Hilfe neurowissenschaftlicher Methoden zu untersuchen und dann in der Sprache der Neurowissenschaften zu beschreiben.“399 Da es sich bei der Neuroökonomik um ein junges Forschungsgebiet handelt, sind erste Forschungsergebnisse auch nur in einem sehr geringen Umfang vorhanden.400 Darüber hinaus lassen sich die Ergebnisse nur sehr eingeschränkt auf die Praxis übertragen und müssen zudem noch wissenschaftlich abgesichert werden.401 Die bisherigen Studien sind auch meist explorativer Natur und wurden mit einem geringen Stichprobenumfang durchgeführt.402 Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes wird an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Verfahrensansätze verzichtet und auf die Arbeiten von Kenning et al., Ahlert/ Kenning und Esch/ Möll verwiesen.403 Rückblickend auf entscheidungsprozessbezogene Ansätze ist festzuhalten, dass bei diesen im Allgemeinen das Zustandekommen von Entscheidungen unter Zuhilfenahme verhaltenswissenschaftlicher Aspekte zu erklären versucht wird, wobei grundsätzlich von beschränkter Rationalität ausgegangen wird.404 Im Kontext der neueren Konsumentenverhaltensforschung sind in diesem Zusammenhang z. B. die aus der mathematischen Psychologie stammende Prospekt-Theorie und deren Erweiterung i. S. der Theorie des Mental Accounting zu nennen.405 Die Prospekt-Theorie (im deutschsprachigen Raum auch als Neue Erwartungstheorie bezeichnet) wurde von Kahneman/ Tversky als eine psychologisch realistische Alternative zur Erwartungsnutzentheorie vorgestellt.406 Mit Hilfe der Prospekt-Theorie kann die Entscheidungsfindung von Konsumenten in Situationen der Unsicherheit beschrieben werden, welche sich dadurch auszeichnen, dass die Eintrittswahrscheinlichkeiten der künftigen Umweltzustände unbekannt sind (Entscheidung unter Risiko).407 Verhaltenswissenschaftlicher Anwen397 398 399 400 401 402 403 404 405 406
407
Vgl. Ahlert/ Kenning 2006, S. 40. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 64; vgl. auch Ahlert/ Kenning 2006, S. 40, Möll 2006, S. 1214. Ahlert/ Kenning 2006, S. 42. Vgl. Ahlert/ Kenning 2006, S. 30; vgl. auch Esch/ Möll 2004, S. 87. Vgl. Möll 2006, S. 1214. Vgl. Esch/ Möll 2004, S. 87. Vgl. Kenning/ Plassmann/ Ahlert 2007, S. 64; vgl. Ahlert/ Kenning 2006, S. 40, Esch/ Möll 2004, S. 87. Vgl. Wöhe/ Döring 2008, S. 97. Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 395; vgl. auch Gröppel-Klein/ Weinberg 2000, S. 80. Vgl. Kahneman/ Tversky 1979, S. 263. Vgl. zudem die Ausführungen bei Homburg/ Koschate 2005a, S. 397, Herrmann/ Bauer/ Huber 1997, S. 5f., Levy 1997, S. 88 und Thaler 1980, S. 41. Vgl. Kahneman/ Tversky 1979, S. 263ff. Vgl. zudem Gierl/ Helm/ Stumpp 2001, S. 559; Herrmann/ Bauer/ Huber 1997, S. 7f.
57 dungsbezug kommt dieser Theorie bspw. bei der Erklärung von Konsumentenreaktionen auf Preiserhöhungen zu, indem der individuelle Nutzen durch die positive respektive negative Abweichung von einem Referenzpunkt (Gewinn oder Verlust) modelliert wird.408 In Erweiterung dazu analysiert die Theorie des Mental Accounting, „…wie Kunden unter Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Überlegungen sowie des eigenen beschränkten Haushaltsbudgets Kaufalternativen anhand der Wertefunktion der Prospekt-Theorie bewerten.“409 Darüber hinaus wird postuliert, dass die Individuen auf sog. mentale „Konten“ zurückgreifen, die im Gedächtnis gespeichert sind und gedankliche Gewinne (Nutzen) und Verluste (Zahlungen) implizieren.410 Auf Grund der gewählten Forschungsfrage i. S. der Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf von premiumpositionierten Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels wird an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung verzichtet. Zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen der entscheidungsprozessbezogenen Ansätze sei verwiesen auf die Ausführungen von Gierl et al., Herrmann et al., Thaler und Kahneman/ Tversky.411 2.2.4 Zwischenergebnis In Bezug auf die dargestellten neueren Ansätze der Konsumentenverhaltensforschung ist zunächst festzuhalten, dass diese sich nicht wesentlich von der klassischen zumeist neobehavioristischen Forschung unterscheiden. Vielmehr werden darin nur einzelne Teilaspekte fokussiert, was bspw. im Kontext der Neuroökonomik auch auf die voranschreitende technologische Entwicklung zurückgeführt werden kann. Zudem merken Balderjahn/ Scholderer an, dass eine sozial kognitiv orientierte Betrachtung des Konsumentenverhaltens strukturorientiert ist und sich „…daher als kognitivistisch angereicherte, modernisierte Version des SORParadigmas verstehen [lässt]“.412 Demgegenüber sind die entscheidungsprozessbezogenen Ansätze prozessorientiert und können somit als behavioristisch reduzierte Version des kognitiven Paradigmas verstanden werden.413 In den vorangegangenen Ausführungen wurde bereits darauf hingewiesen, dass die vorliegende Forschungsarbeit sich am neobehavioristischen Paradigma orientiert. Zudem wird von einer prozessbezogenen Betrachtung des Kaufentscheidungsverhaltens der Konsumenten ausgegangen und bei der Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken einem partialanalytischen Forschungsansatz gefolgt (vgl. Abbildung 14). Diese Herangehensweise kann mit dem hohen Erklärungsbeitrag der Prozessmodelle be408
409 410 411
412 413
Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 397; vgl. auch Herrmann/ Bauer/ Huber 1997, S. 7f.; Thaler 1980, S. 41; Kahneman/ Tversky 1979, S. 263ff. Homburg/ Koschate 2005a, S. 397. Vgl. dazu auch die Ausführungen bei Thaler 1985, S. 199ff. Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 397; vgl. auch Barberis/ Huang 2001, S. 1247ff. Vgl. Gierl/ Helm/ Stumpp 2001, S. 559; Herrmann/ Bauer/ Huber 1997, S. 7f.; Thaler 1980, S. 41; Kahneman/ Tversky 1979, S. 263ff. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 9. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 9.
58 gründet werden. Aufbauend auf den dargestellten Grundlagen werden daher im nachfolgenden Kapitel die differenten Möglichkeiten zur Typologisierung diskutiert. Eine Anwendung der neueren verhaltenswissenschaftlichen Methoden, wie bspw. der Consumer Neuroscience, erscheint im Hinblick auf die angeführten Kritikpunkte nicht zielführend. Darüber hinaus eignen sich auch die entscheidungsprozessbezogenen Ansätze wegen der behavioristischen Ausrichtung nicht für den vorliegenden Forschungsschwerpunkt. 2.3
Typologisierung des Kaufentscheidungsprozesses
2.3.1 Definitorische Abgrenzungen Individuelle Kaufentscheidungen414 stehen im Mittelpunkt verhaltenswissenschaftlicher Betrachtungen zum Konsumentenverhalten. Bevor dazu jedoch Aussagen getroffen werden können, muss ein einheitliches Begriffsverständnis geschaffen werden. Nach Weinberg sowie Foscht/ Swoboda kann der Entscheidungsbegriff weit oder eng aufgefasst werden, d. h. je nachdem, ob der gesamte Kaufentscheidungsprozess gemeint ist, wie z. B. von der Produktwahrnehmung bis zum Produktkauf, oder nur das Zustandekommen des Kaufentschlusses, bspw. eine bestimmte Marke zu kaufen.415 Auch Kuß/ Tomczak differenzieren in diesem Sinne zwischen einem Kauf- bzw. Kaufentscheidungsprozess und einer Kaufentscheidung.416 Als Kaufprozess wird der gesamte Ablauf von der Entstehung eines bestimmten Bedarfes über die verschiedenen Arten der Entscheidung bei der Informationsaufnahme und -verarbeitung, die Auswahl eines Produktes (Kaufabsicht), das Einkaufsverhalten, die Nutzung und Entsorgung des Produktes einschließlich des Zuwachses an Produkterfahrungen, welcher beim Konsumenten entsteht, verstanden.417 Die Kaufentscheidung bezeichnet hier die Auswahl einer von mehreren vergleichbaren Alternativen von Sachgütern, Dienstleistungen oder ähnlichem zum freiwilligen Austausch gegen Geld.418 Nachfolgend wird auf Grund der Forschungsfrage der Kaufentscheidungsprozess dem Entscheidungsbegriff im weiteren Sinne zugeordnet. Kaufentscheidungen bezeichnen damit die Auswahl zwischen vergleichbaren Alternativen im engeren Sinne bspw. innerhalb einer Produktkategorie. Da Konsumenten nach diesem Verständnis vor dem eigentlichen Kauf eine Reihe von mentalen Phasen in einer bestimmten geordneten Abfolge durchlaufen, folgen die weiteren Ausführungen einer prozessorientierten Betrachtung i. S. der dargestellten Prozessmodelle.
414
415 416 417 418
In den weiteren Ausführungen erfolgt keine Betrachtung kollektiver Entscheidungsprozesse wie z. B. Familienentscheidungen. Sie werden nur insoweit betrachtet, wie soziale Determinanten das individuelle Entscheidungsverhalten beeinflussen. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 149; vgl. auch Weinberg 1981, S. 11. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 8; vgl. auch Baun 2003, S. 7. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 93. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 94; vgl. auch Lürssen 1989, S. 19; Kuß 1987, S. 13.
59 2.3.2 Ausgewählte Ansätze im Überblick Im wissenschaftlichen Schrifttum zur Konsumentenverhaltensforschung leiten sich verschiedene Kriterien zur Typologisierung des Kaufentscheidungsprozesses ab.419 Zunächst kann das Kaufverhalten eines Konsumenten zeitlich differenziert betrachtet werden.420 In diesem Kontext ist ein mehrstufiger Entscheidungsprozess zu Grunde zu legen, welcher nach den einzelnen Stufen chronologisch in Anregungs- (Feststellung eines Mangels), Such- (Einholung von Informationen über Produktalternativen), Optimierungs- (Entscheidung zwischen Alternativen), Kauf- (Kaufentscheidung im engeren Sinne) sowie Kontrollphase (Überprüfung der Entscheidung) einzuteilen ist.421 Obwohl die Vorgänge, die nach dem Kauf stattfinden, ebenfalls von ökonomischer Bedeutung sind, wie bspw. die Herausbildung von Zufriedenheit und die damit verbundene Erhöhung der Kundenbindung, liegt das Hauptaugenmerk der Konsumentenverhaltensforschung primär auf den Vorgängen, die vor dem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung ablaufen.422 Darüber hinaus können auch produktbezogene Merkmale bei der Klassifizierung von Kaufentscheidungsprozessen Anwendung finden. In diesem Zusammenhang wird davon ausgegangen, dass unterschiedliche Produktkategorien einen unterschiedlichen Umfang an Informationen und an Zeitaufwand für den Entscheidungsprozess erfordern.423 So ist z. B. bei Suchgütern, deren gesamte Leistungseigenschaften bereits vor dem Kauf beurteilt werden können, der Umfang der Informationssuche bzw. -verarbeitung innerhalb des Kaufentscheidungsprozesses geringer als bei Vertrauens- oder Erfahrungsgütern.424 Ferner kann auch eine Differenzierung dahingehend vorgenommen werden, ob es sich um Neuprodukte oder bereits eingeführte Produkte handelt oder ob der Konsument Konsum- oder Investitionsgüter erwirbt.425 Aus den vorangegangenen Ausführungen wird ersichtlich, dass eine Typologisierung nach bspw. zeitlichen oder produktbezogenen Kriterien z. T. sehr heterogen ist. Daher empfiehlt sich die Identifizierung bestimmter Grundtypen von Kaufentscheidungen, um Aussagen über 419
420 421
422 423 424
425
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 31; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 93; Baun 2003, S. 7f; Meffert 1992, S. 39, Lürssen 1989, S. 25ff; Kuß 1987, S. 17ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 31. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 70f; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 31; Kotler/ Armstrong 2005, S. 155; Baun 2003, S. 7; Bänsch 2002, S. 7. In diesem Sinne wird auf Phasen- bzw. Prozessmodelle zurückgegriffen, welche einer entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre zuzuordnen sind und den bereits dargestellten Systemansätzen entsprechen. Diese fassen die Kaufentscheidung nicht als das Ergebnis eines Wahlaktes auf, sondern nutzen die Vorgänge vor, während und nach dem Produktkauf sowie interne und externe Variablen und deren angenommenen Verknüpfungen und Beziehungen, um zusätzlich Aufschluss über den Entscheidungsprozess des Konsumenten zu gewinnen. Vgl. Meffert 1971a, S. 176f. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 8. Vgl. Baun 2003, S. 7. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 109. Bei Erfahrungsgütern, z. B. Friseur- oder Restaurantbesuch, können die Leistungseigenschaften erst nach dem Kauf, d. h. nach der gewonnenen Erfahrung, beurteilt werden, wohingegen bei Vertrauensgütern weder eine Beurteilung vor noch nach dem Kauf möglich ist. Hier muss der Konsument den Gütern bzw. deren Leistungseigenschaften Vertrauen entgegen bringen. Typische Vertrauensgüter sind ökologische Produkte. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 111. Vgl. Bänsch 2002, S. 9.
60 den Entscheidungsprozess entsprechend differenziert beurteilen zu können.426 In diesem Zusammenhang bedarf es einer Systematisierung der komplexen Verhaltensweisen von Konsumenten bei individuellen Kaufentscheidungen in Abhängigkeit vom Grad der kognitiven Steuerung.427 Es handelt sich folglich um das konkrete Entscheidungsverhalten, welches nur aus einer kombinierten Zugrundelegung der jeweils beteiligten affektiven, reaktiven und kognitiven Determinanten erklärt werden kann.428 Unter der affektiven Beteiligung ist die psychische, zumeist emotionale Aktivierung des Konsumenten beim Kaufentscheidungsprozess zu verstehen. Kognitive Prozesse beschreiben die gedankliche Steuerung und reaktive Determinanten das automatische bzw. reizgesteuerte Verhalten.429 Eine der heute am weitesten verbreiteten Methoden, die Kaufentscheidung eines Konsumenten idealtypisch zu charakterisieren, geht auf Katona zurück.430 Er unterscheidet entsprechend der kognitiven Beteiligung am Entscheidungsprozess zwischen „echten Kaufentscheidungen“ und „habituellem Verhalten“.431 Bei den echten bzw. extensiven Kaufentscheidungen sind die kognitive Beteiligung und der Informationsbedarf des Konsumenten besonders groß, da die Kaufabsicht bzw. das Anspruchsniveau432 erst während des Kaufentscheidungsprozesses getroffen bzw. festgelegt wird.433 In der verhaltenswissenschaftlichen Literatur finden sich zudem die synonym verwendeten Begriffe Suchkauf, Planungshandeln, nicht programmierte sowie innovative bzw. komplexe Entscheidungen. Im angelsächsischen Sprachraum wird dies auch als „extensive problem solving“ benannt.434 Konsumenten treffen extensive Entscheidungen seltener und vorwiegend in solchen Situationen, die neue Problemlösungsmuster verlangen und mit einem hohen Kaufrisiko verbunden sind.435 Die Identifikation individuell relevanter Beurteilungskriterien sowie die vergleichende Bewertung der Alternativen verursacht eine verhältnismäßig lange Entscheidungsdauer.436 Da der Konsument nicht auf bewährte Erfahrungsmuster zurückgreifen kann, finden ausgedehnte Such- und Bewertungsvorgänge
426 427
428
429 430 431 432
433
434 435
436
Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 98. Vgl. Schneider 2006, S. 29; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 33; Bänsch 2002, S. 9; Dieterich 1986, S. 123f., Weinberg 1981, S. 12f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 410f.; vgl. auch Dieterich 1986, S. 123f., Weinberg 1981, S. 12f. Vgl. Baun 2003, S. 8f. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 410ff. Vgl. Katona 1960, S. 138ff., zitiert nach Baun 2003, S. 8. Vgl. Katona 1960, S. 138ff., zitiert nach Baun 2003, S. 8. Das Anspruchsniveau drückt die subjektive Zielnorm im Hinblick auf das Entscheidungsergebnis und die subjektive Leistungserwartung bezüglich des Entscheidungsverhaltens aus. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 423 sowie S. 434f. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 89. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 423f., Schneider 2006, S. 29, Foscht/ Swoboda 2007, S. 151, Bänsch 2002, S. 9, Meffert 1992, S. 39, Weinberg 1981, S. 13. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 423; vgl. auch Kaas 1982, S. 5f. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 154; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 98, Baun 2003, S. 8, Bänsch 2002, S. 9, Kuß 1987, S. 17f., Dieterich 1986, S. 124ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 423; vgl. auch Meffert 1992, S. 39.
61 statt, so dass alle fünf Phasen des Kaufentscheidungsprozesses durchlaufen werden.437 Der Entscheidungsprozess entspricht in diesem Zusammenhang einem Problemlösevorgang.438 Das habituelle Verhalten wird auch als Einkaufsgewohnheit, verfestigtes Verhaltensmuster, routinemäßiges Verhalten oder im angelsächsischen Sprachraum als „routinized response behavior“439 oder „habitual buying behavior“440 bezeichnet. Dieses stellt im Gegensatz zum extensiven das übliche oder alltägliche Verhalten von Konsumenten dar.441 Das Anspruchsniveau spielt bei diesem Entscheidungstyp nur eine geringe Rolle und führt im Ergebnis fast automatisch zum wiederholten Kauf des gleichen Produktes bzw. der gleichen Marke.442 Habituelle Kaufentscheidungen dienen folglich der Vereinfachung und Verkürzung des Entscheidungsprozesses und werden ohne nennenswerte Informationssuche und ohne Abwägung zwischen verschiedenen Alternativen vollzogen.443 Somit führt dieses Entscheidungsverhalten zu einer kognitiven Entlastung des Entscheidungsaufwandes sowie zu einer untergeordneten Bedeutung affektiver Prozesse und letztendlich zu einer kurzen Entscheidungsdauer.444 Howard/ Sheth haben diese Gliederung erweitert und führen ferner vereinfachte bzw. limitierte Kaufentscheidungen an, welche zwischen den beiden erstgenannten Entscheidungstypen einzuordnen sind.445 Limitierte Kaufentscheidungen, synonym auch als begrenzte oder adaptive Entscheidungen sowie im angelsächsischen Sprachraum als „limited problem solving“ bezeichnet,446 liegen vor, wenn schon aus früheren Käufen Erfahrungen innerhalb der gleichen Produktgruppe vorhanden sind, aus denen mehr oder minder gefestigte Entscheidungskriterien resultieren.447 Folglich spiegelt dieser Kaufentscheidungstyp ein überlegtes und geplantes Verhalten wider, welches vorwiegend auf Prozessen der kognitiven Informationsaufnahme und -verarbeitung beruht.448 Weiter sei an dieser Stelle angemerkt, dass nach Studien von Dieterich und Kaas die bereits dargestellten Kaufentscheidungstypen einem Entwicklungsprozess unterliegen.449 So verändern sich echte bzw. extensive Kaufentscheidungen im
437 438 439 440 441 442
443
444
445 446 447 448 449
Vgl. Schneider 2006, S. 29; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 154, Heinemann 1976, S. 230. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 21. Vgl. Baun 2003, S. 8. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 439f., Kaas 1982, S. 5f. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 155. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 98; vgl. auch Bänsch 2002, S. 9, Kuß 1987, S. 18. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 91; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 155, Bänsch 2002, S. 9, Weinberg 1981, S. 14. Vgl. Balderjahn/ Scholderer 2007, S. 22. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 439ff., Schneider 2006, S. 30, Kotler/ Armstrong 2005, S. 155, Kuß/ Tomczak 2007, S. 99, Weinberg 1981, S. 14, Heinemann 1976, S. 230. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 439ff.; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 155, Dieterich 1986, S. 125. Für einen ausführlichen Einblick in das Konzept der Habitualisierung sei verwiesen auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 439ff. und Dieterich 1986, S. 124ff. Vgl. Howard/ Sheth 1969, S. 27ff. Siehe auch Kuß 1987, S. 18 und Weinberg 1981, S. 12. Vgl. Kaas 1982, S. 5f. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 89; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 99, Heinemann 1976, S. 111. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 424f.; vgl. auch Howard/ Sheth 1969, S. 27ff. Vgl. Dieterich 1986, S. 297ff. und Kaas 1982, S. 4f. Siehe auch Sproule/ Archer 2000, S. 400.
62 Zeitablauf über limitiertes Verhalten hin zu habituellen Kaufgewohnheiten.450 Mit zunehmender Erfahrung bezüglich der Produktart bzw. eines bestimmten Produktes nimmt der Bedarf an Informationen und damit an extensiven Auswahlüberlegungen ab.451 Durch die damit verbundene Vereinfachung des Entscheidungsproblems wird die Anzahl der als relevant erachteten Produkte limitiert und soweit reduziert, bis einzelne davon präferiert und zunehmend habitualisiert bzw. gewohnheitsmäßig gekauft werden.452 Bisher wurde vorausgesetzt, dass bei dem Konsumenten ein Bedürfnis vorhanden ist, bevor er eine Kaufentscheidung trifft. Nicht selten neigen die Nachfrager aber zu impulsivem Kaufverhalten, welches automatisch bzw. reaktiv abläuft und in Kaufsituationen zu unüberlegten bzw. nicht vorhergesehen Käufen führt.453 Weinberg hat deshalb die vorher dargestellten drei Grundtypen einer Kaufentscheidung um den sog. Impulskauf (synonym auch als Reiz- oder Spontankauf bezeichnet) erweitert.454 Dieser lässt sich durch eine geringe kognitive Kontrolle und einen starken Einfluss von Reizen und Emotionen charakterisieren.455 Häufig ist diese Art der Kaufentscheidung anzutreffen, wenn ausgeprägte Bedürfnisse zumindest in latenter Form vorliegen und der Konsument nicht durch situative Hemmnisse an der spontanen und kognitiv gering gesteuerten Kaufentscheidung gehindert wird.456 Einen weiteren zentralen Ansatz zur Erklärung des Konsumentenverhaltens stellt das Involvement-Konstrukt dar.457 Wird dem Definitionskern gefolgt, wonach Involvement ein Zustand der Aktiviertheit ist, auf dem sowohl die affektiven bzw. emotionalen als auch die kognitiven Prozesse aufbauen, kann auf Grund des mehr oder weniger stark ausgeprägten Umfangs zwischen emotionalem und kognitivem Involvement 458 unterschieden werden.459 Bei 450 451 452 453 454 455 456
457 458
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 231; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 99. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 99. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 231; vgl. auch Sproule/ Archer 2000, S. 400. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 447; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 157. Vgl. Weinberg 1981, S. 14. Vgl. zudem Weinberg 1982, S. 43f. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 91; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 157, Bänsch 2002, S. 10. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 157; vgl. auch Weinberg 1981, S. 14. Für einen ausführlichen Einblick in das Konzept des impulsiven Kaufverhaltens sei verwiesen auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 447ff. Vgl. Kanther 2001, S. 18; vgl. auch Kuß 1987, S. 19. Dieser Definitionskern folgt der Auffassung ursachenorientierter Ansätze zur Erfassung des Involvementkonstruktes. Daneben finden sich aber auch ein zustands- und wirkungsorientiertes Begriffsverständnis. Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes scheint nachfolgend jedoch die Fokussierung auf ursachenorientierte Ansätze gerechtfertigt, da sich z. B. die wirkungsbezogene Betrachtung primär dem Involvementkonstrukt über die Verhaltenskonsequenz annähert, was nicht zum Gegenstand dieser Untersuchung gehört. Ursachenorientierte Ansätze sind nämlich dadurch gekennzeichnet, dass sie die Konstruktbedeutung über den Zustand der die Involvierung auslösenden personen-, objekt- und situationsspezifischen Faktoren zu erfassen versuchen. Folglich lassen sich innerhalb dieses Begriffsverständnisses drei weitere Kategorien im Sinne personen-, stimulus- und kognitiv-orientierter Ansätze unterscheiden. Bei der personenzentrierten Betrachtung wird das Involvement als Charakterzug einer Person aufgefasst, der ihr Verhalten gegenüber einem Objekt – unabhängig von den Merkmalen der Situation und des Objektes selbst – determiniert. Werden hingegen die Eigenschaften des Objektes in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt, liegt ein sog. stimuluszentrierter Ansatz vor. Die beiden erstgenannten Erklärungsversuche des Involvement weisen jedoch nur eine geringe Penetration innerhalb der verhaltenswissenschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten auf, so dass dem kognitiv-orientierten Ansatz der größte Erklärungsbeitrag beigemessen wird. Innerhalb
63 ersterem steht das Aktivierungskonzept, d. h. die emotionale Beeinflussung des Kaufentscheidungsverhaltens, im Vordergrund, während bei letzterem vor allem das Ausmaß der kognitiven Steuerung den Mittelpunkt der Überlegungen bildet.460 Foscht/ Swoboda weisen darauf hin, dass insbesondere in der angloamerikanischen Forschungsrichtung der kognitivorientierte Involvementbegriff dominiert, während im deutschsprachigen Raum eher eine emotional geprägte Begriffsauffassung vorherrschend ist.461 Auf Grund der gewählten Forschungsfrage steht nachfolgend insbesondere das kognitiv-orientierte Begriffsverständnis im Zentrum der Überlegungen. Danach ist das Involvement als Ergebnis eines kognitiven Bewertungsprozesses zu verstehen.462 Wird nun das Ausmaß der kognitiven Steuerung im Rahmen des Kaufentscheidungsprozesses betrachtet, kann zwischen High-Involvement- und Low-Involvement-Käufen differenziert werden.463 High-Involvement-Käufe sind mit Kaufentscheidungen verbunden, die dem Konsumenten auf Grund eines gewissen Risikos464 wichtig erscheinen.465 Die Nachfrager sind bereit, sich vor allem kognitiv mit der zu treffenden Kaufentscheidung auseinander zu setzen und durchlaufen dabei einen komplexen Entscheidungsprozess.466 Die aktive Informationssuche und Auseinandersetzung mit den gewonnenen Informationen führt nicht nur zu einer hohen Verarbeitungstiefe und Gedächtnisleistung, sondern auch zu einer vergleichenden Produktbewertung vor dem Kauf.467 Im Gegensatz dazu sind Low-Involvement-Käufe mit Kaufentscheidungen verbunden, denen der Konsumenten wegen des geringeren Risikos keine große Bedeutung beimisst.468 Auf Grund der geringen Verarbeitungstiefe und der eher passiven Informationssuche ist der Entscheidungsprozess begrenzt.469 Somit kann entsprechend dem kognitiv-orientierten Begriffsverständnis das Involvement eindeutig als intervenierende Variable verstanden werden.470
459
460 461 462 463 464
465 466
467 468 469 470
dessen dient der Involvementbegriff der Kennzeichnung der wahrgenommenen persönlichen Relevanz eines Objektes für einen Konsumenten. Vgl. Kanther 2001, S. 20ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 124. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 414f., Kanther 2001, S. 20ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 414f. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 124. Vgl. Kanther 2001, S. 23. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 48 und Kuß 1987, S. 22f. In diesem Zusammenhang sei auf die Ausführungen zum wahrgenommenen Risiko im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.1 dieser Untersuchung verwiesen. Vgl. Kuß 1987, S. 22. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 336f.; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 66; Kuß 1987, S. 22. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 48. Vgl. Kuß 1987, S. 22f. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 66. Vgl. auch Trommsdorff 2009, S. 48f. und Kuß 1987, S. 22f. Vgl. Kanther 2001, S. 23; vgl. auch Hupp 1998, S. 10.
64 2.3.3 Diskussion der dargestellten Typologien Im wissenschaftlichen Schrifttum finden sich noch weitere Ansätze zur Erklärung der Kaufentscheidungsfindung von Konsumenten. Da es an dieser Stelle kaum möglich erscheint, das Verhalten in seiner ganzen Komplexität und Vielfalt zu diskutieren, sei hier auf die Arbeiten von Kuß, Dieterich und Weinberg verwiesen.471 Entsprechend der Forschungsfrage soll vielmehr ein Analogieschluss von den bereits dargestellten theoretischen Ansätzen auf den Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel erfolgen. Wie aus der Abbildung 16 hervorgeht, kann dazu die Schnittmenge der aufgezeigten Typologien von Kaufentscheidungsprozessen genutzt werden. In diesem Zusammenhang ist zunächst anzumerken, dass das Konzept der Aktivierung sowohl dem Involvementkonstrukt als auch den Entscheidungstypen nach Katona sowie Howard/ Sheth zu Grunde liegt.472 Es ist daher zu vermuten, dass eine Bandbreite unterschiedlicher Prozessmodelle existiert, welche von starker bis zu geringer kognitiver Kontrolle bzw. von hohem bis zu niedrigem Involvement reichen (vgl. Abbildung 16).473 Daher erlaubt das Involvementkonstrukt auch die Ableitung der bereits bekannten Entscheidungstypen.474 So ist bspw. den High-Involvement-Käufen ein extensives sowie limitiertes Verhalten zuzuordnen. Da es sich hierbei um Kaufentscheidungen mit einem Mindestmaß an kognitiver Verarbeitung von Informationen über verschiedene Produktalternativen hinweg handelt, sollen diese nachfolgend zur Abgrenzung als kognitive Entscheidungen bezeichnet werden.475
471 472 473 474
475
Vgl. Kuß 1987, S. 22ff.; Dieterich 1986, S. 297ff. und Weinberg 1981, S. 14ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 410ff. Vgl. Kuß 1987, S. 26. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 93ff. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 410, Räpple 2006, S. 32. Vgl. Lürssen 1989, S. 20; vgl. auch Kuß 1987, S. 28.
65 Abbildung 16: Kognitives Entscheidungsverhalten
Quelle: Eigene Darstellung. In einem weiteren Punkt sei angemerkt, dass sich die kognitiven Entscheidungen – wie nachfolgend noch zu zeigen ist – auch auf eine produktbezogene Abgrenzung des Entscheidungsverhaltens i. S. einer Betrachtung von Erfahrungs- und Vertrauenskäufen übertragen lassen.476 Darüber hinaus sei nochmals betont, dass die in der verhaltenswissenschaftlichen Forschung zu Grunde gelegten System- bzw. Prozessmodelle die Informationsverarbeitung des Konsumenten differenziert betrachten und sich zumeist an den Stufen eines extensiven Kaufentscheidungsprozesses und damit an High-Involvement-Käufen orientieren.477 Premiumpositionierte Handelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel weisen nicht nur innovative Produkteigenschaften und damit High-Involvement-Charakter auf, sondern werden zumeist auch in Warengruppen angeboten, mit denen die Konsumenten ein gewisses Kaufrisiko verbinden. Da es sich hierbei ferner um sog. Vertrauenskäufe handelt, bei denen die nachfragerseitige Beurteilung des Vorhandenseins ökologischer Eigenschaften nur mit einem erheblichen Aufwand möglich ist, erscheint eine Übertragung von Prozessmodellen auf die Analyse der Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte angesichts der formalen Analogie sinnvoll und zweckmäßig.
476
477
Siehe hierzu die Ausführungen zum informationsökonomischen Ansatz im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 31.
66 3.
Das latente Kaufverhalten bei ökologischen Produkten
3.1
Begriffsbestimmungen
Wie bereits dargestellt, findet in der vorliegenden Untersuchung eine explizite Betrachtung der vom Lebensmitteleinzelhandel angebotenen Premiumhandelsmarken im Segment ökologisch erzeugter Nahrungsmittel statt. Allgemein lassen sich Produkte aus ökologischem Anbau von konventionellen Nahrungsmitteln durch die konsequente umweltfreundliche Anbaumethode unterscheiden, bei der bspw. bewusst auf künstliche Einsatzstoffe wie Pestizide oder synthetische Düngemittel verzichtet wird.478 Da jedes Erzeugnis im Laufe seines Produktlebenszyklus die Umwelt schädigt, ist streng genommen die Existenz umweltfreundlicher respektive ökologischer Produkte nicht möglich.479 Im Folgenden werden diese Begriffe daher in Anlehnung an Funck als Ausdruck der relativen Ökologieverträglichkeit verstanden.480 Ein umfassender Überblick über die Besonderheiten des ökologischen Wirtschaftens bzw. des ökologischen Landbaus findet sich bei Bruhn.481 Seit 1991 regelt die EG-Öko-Verordnung 2092/91 die Markierung von Produkten aus ökologischer Anbauweise.482 Diese gilt für tierische und pflanzliche Lebens- und Futtermittel und kommt dann zur Anwendung, wenn ein Erzeuger seine Ware als aus ökologischem Landbau stammend kennzeichnen will. In diesem Zusammenhang stehen festgelegte Begriffe zur Verfügung, die das Produktionsverfahren gemäß der Verordnung besonders gut charakterisieren.483 So sind bspw. für den deutschsprachigen Raum die Begrifflichkeiten „ökologisch bzw. Öko“ und die gebräuchliche Bezeichnung „biologisch respektive Bio“ geschützt, während z. B. die Produkte aus ökologischem Anbau im Englischen als „organic“ bezeichnet werden (vgl. Artikel 2 der EG-Öko-Verordnung 2092/91). Ein Lebensmittel darf diesem Verständnis folgend nur dann mit „Öko“ benannt werden, wenn mindestens 95% seiner landwirtschaftlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen (vgl. Artikel 5 der EG-Öko-Verordnung 2092/91) und ab dem Jahr 2009 der dann zulässige Anteil an gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen nicht mehr als 0,9 % beträgt.484 Die Zielsetzung besteht dabei nicht nur im Schutz der Verbraucher vor Irreführung, sondern auch der Unternehmen vor unfairem Wettbewerb.485 Der Ausdruck „Bio“ bezeichnet streng genommen alle auf organische Weise entstandenen Erzeugnisse.486 Dennoch erlaubt die EG-Öko-Verordnung 2092/91 die synonyme Verwen478 479 480 481 482 483 484 485 486
Vgl. Spieker 1988, S. 102. Vgl. Spieker 1988, S. 102. Vgl. Funck 1996, S. 39. Vgl. Bruhn 2002, S. 52ff. Vgl. EG-Öko-Verordnung 2007, o. S. Vgl. Haccius 2006, S. 12. Vgl. Haccius 2006, S. 12. Vgl. Haccius 2006, S. 12. Vgl. Fricke 1996, S. 73f.
67 dung der Begriffe ökologisch und biologisch.487 Obwohl in der Fachliteratur Konsens darüber besteht, dass das Attributivum „ökologisch“ die wissenschaftlich exaktere Bezeichnung ist, werden nachfolgend zum Zweck einer größeren Prägnanz die Begriffe ökologisch, umweltfreundlich und biologisch synonym verwendet. Demgegenüber finden sich in Wissenschaft und Praxis weitere Begriffsbezeichnungen, wonach ökologische Produkte von den Bezeichnungen Gesundheitsprodukte, diätische Nahrungsmittel, Produkte aus dem Reformhaus und Vollwert- bzw. Naturkostartikel abzugrenzen sind.488 Der Begriff der Gesundheitsprodukte umfasst die Bereiche Reformwaren und Diätprodukte. Während für den erstgenannten Warenbereich keine verbindlichen gesetzlichen Regelungen bestehen, unterliegen diätische Lebensmittel rechtlichen Vorschriften.489 Darüber hinaus sind diese für die Ernährungsanforderungen spezieller Käufergruppen, wie bspw. Allergiker oder Diabetiker, konzipiert490 und grenzen sich daher weitestgehend von den betrachteten biologischen Erzeugnissen ab. Produkte aus dem Reformhaus (sog. Reformwaren), zeichnen sich durch hochwertige Rohstoffe, d. h. eine höchstmögliche Nähe der verwendeten Inhaltsstoffe zur natürlichen Anbauweise, durch eine schonende Be- und Verarbeitung zur Erhaltung der naturgegebenen Wertstoffe und daher auch durch eine Beschränkung der chemischen Zusatzstoffe aus.491 Als Vollwertprodukte werden solche Nahrungsmittel verstanden, die zwar i. d. R. einer schonenden Verarbeitung unterliegen, deren Rohstoffe jedoch meist aus konventioneller und nicht ökologischer Anbauweise stammen.492 Obwohl in jüngerer Zeit zunehmend Reformhaus- und Naturkostprodukte in Bio-Qualität angeboten werden, sind diese eindeutig vom Forschungsgegenstand durch den Träger der Markierung abgegrenzt. Zudem differenzieren sich die Gesundheits- und Vollwertprodukte gemäß der EG-Öko-Verordnung 2092/91 klar von Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau. Dies gilt aber nur, sofern diese nicht den Zusatznutzen der Ökologieorientierung erfüllen.
487 488 489 490 491 492
Vgl. Haccius 2006, S. 12. Vgl. Fricke 1996, S. 73f. Vgl. Fricke 1996, S. 73f. Vgl. o.V. 2007c, o.S. Vgl. o.V. 2007b, o.S.; vgl. auch Fricke 1996, S. 73f. Vgl. Fricke 1996, S. 73f.
68 3.2
Bedeutung unterschiedlicher Einkaufsstätten für den Konsum biologischer Produkte
Die Entwicklung des ökologischen Landbaus sowie die wichtigsten Distributionskanäle für Erzeugnisse aus biologischer Produktions- und Anbauweise werden bei Bruhn und Fricke umfassend diskutiert.493 In diesem Zusammenhang können neben der Direktvermarktung494 auch der Verkauf über den Wochenmarkt oder den Naturkostfachhandel angeführt werden.495 Diese Aspekte zeichnen sich als eher traditionelle Vertriebswege für ökologisch erzeugte Produkte aus.496 Der Naturkostfachhandel beinhaltet als Oberbegriff zudem die nach Ladengröße und Artikelzahl abzugrenzenden Betriebstypen Reformhaus, Naturkostladen und Bio-Supermarkt.497 Obwohl Reformhäuser und Naturkostläden prinzipiell - wie zuvor dargestellt - nur Gesundheitsprodukte führen, wird zeitgemäß das Sortiment im Zuge einer ganzheitlichen Gesundheitsorientierung verstärkt um biologische Erzeugnisse ergänzt.498 Gegenwärtig gewinnen vor allem die Bio-Supermärkte an Relevanz.499 Diese haben sich fast ausschließlich auf den Verkauf von meist herstellermarkierten Bio-Produkten mit regionaler Herkunft spezialisiert. Beispielhaft sind hier vierlinden (Rewe Group), Naturgut BioSupermärkte (Naturgut) oder Alnatura SuperNaturMarkt (Alnatura) zu nennen. Durch die voranschreitende Etablierung dieser Vertriebsform wird nicht nur das Marktwachstum im Segment der ökologischen Lebensmittel vorangetrieben, sondern auch die Professionalisierung der Produktführung unterstützt.500 Diese Entwicklung ist außerdem auf die Ausweitung des Bio-Sortimentes im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen.501 Aufgrund des gewählten Forschungsschwerpunktes wird daher auf eine ausführliche Diskussion alternativer Vertriebswege zu Gunsten der vom Einzelhandel markierten premiumpositionierten Bio-Eigenmarken verzichtet. Als ein Argument für die steigende Bedeutung des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels für die Vermarktung ökologischer Erzeugnisse kann die festzustellende Veränderung des Konsumentenverhaltens genannt werden. So impliziert bspw. der nachfragerseitig wahrgenommene Zeitdruck beim Einkaufsvorgang eine zunehmende Rationalisierungsbereitschaft 493 494
495 496 497 498 499 500 501
Vgl. Bruhn 2002, S. 56; vgl. auch Fricke 1996, S. 99ff. Die Direktvermarktung stellt einen traditionellen Distributionskanal für Produkte aus ökologischem Anbau dar. Entscheidendes Merkmal ist dabei der persönliche Kontakt des Nachfragers zur Person des Erzeugers sowie mitunter zur Produktions- und Einkaufsstätte. Beispielhaft kann hier der Kauf beim Bio-Bauern genannt werden. Zum ausführlichen Einblick sei hier auf die umfangreiche Arbeit von Zenner verwiesen. Vgl. Zenner 2004, S. 4. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 3f.; vgl. auch Fricke 1996, S. 99ff. Vgl. Bruhn 2002, S. 56. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 4f. Vgl. Fricke 1996, S. 73f. Vgl. auch Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 1f. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 1f. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 1f. Vgl. Bruhn 2002, S. 57f. Der Begriff des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels beinhaltet in den weiteren Ausführungen die verschiedenen Betriebstypen Super- und Verbrauchermarkt sowie Discounter.
69 der Konsumenten.502 Da die Betriebstypen des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels, wie bspw. die Super- und Verbrauchermärkte oder die Discounter, für die meisten Verbraucher die Haupteinkaufsstätten für biologische Produkte darstellen (vgl. Abbildung 17), wird diesen Vertriebswegen für die weitere Erschließung des Marktpotenzials von Bio-Produkten eine Schlüsselstellung zugesprochen.503 Einer empirischen Studie von IRI (Information Resources, Inc.) aus dem Jahre 2006 zufolge, suchen bereits 55 Prozent der befragten Käufer biologischer Produkte504 für den Einkauf maximal zwei verschiedene Betriebstypen auf.505 Abbildung 17: Haupteinkaufsstätten der Käufer biologischer Produkte Angaben in Prozent (Keine Mehrfachnennungen) 40,5
Super- / Verbrauchermarkt Discounter
25,9
Kleiner Bio-Laden
8,3
Wochenmarkt
8,3
Bio-Supermarkt
7,5
Bio-Bauern Drogeriemarkt Reformhaus Internet
3,9 3,1 2,4 0,2
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an IRI 2006, S. 3. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass zudem 40,5 Prozent der Konsumenten (n= 642) ihre Lebensmittel aus ökologischem Anbau hauptsächlich im Super-/Verbrauchermarkt kaufen.506 Demgegenüber liegt der Anteil an Nachfragern, die biologische Waren bspw. nur beim Bio-Bauern kaufen, lediglich bei 3,9 Prozent (vgl. Abbildung 17).507 Folglich ist anzunehmen, dass diese Einkaufstättenpräferenz auch durch die leichtere Erreichbarkeit von biologischen Produkten im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel in Form der premiumpositionierten Eigenmarken impliziert wird.508
502 503 504
505 506 507 508
Vgl. Spiller 2006, S. 2. Vgl. Ernst & Young 2007, S. 29ff; vgl. auch Bruhn 2002, S.57f. Zur inhaltlichen Beschreibung der Käufer biologischer Produkte siehe Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung. Vgl. IRI 2006, S. 3. Vgl. HDE 2009, o. S. und IRI 2006, S. 3. Vgl. IRI 2006, S. 3. Vgl. Ernst & Young 2007, S. 29ff.; vgl. auch Wippermann/ Hübsch 2007, S. 32; IRI 2006, S. 3.
70 3.3
Stand der Forschung zum ökologieorientierten Kaufverhalten
In den letzten Jahren sind zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, die sich intensiv mit dem Einkaufsverhalten der Konsumenten bei ökologischen Lebensmitteln beschäftigen. Beispielhaft seien hier die Untersuchungen von Wissmann, Wippermann/ Hübsch, Spiller, Zenner, Bruhn und Fricke genannt.509 Allgemein können Käufer biologischer Produkte, auch BioKäufer genannt, dadurch beschrieben werden, dass diese entweder gelegentlich oder häufig Produkte aus ökologischem Anbau erwerben.510 Im wissenschaftlichen Schrifttum erfolgt in diesem Zusammenhang jedoch nur eine generelle Beschreibung des Kaufverhaltens, wobei meist traditionelle Vertriebswege im Zentrum der Überlegungen stehen.511 Wird hier Bezug zur gewählten Forschungsfrage genommen, sind nicht nur die jeweiligen Einkaufsstättenpräferenzen der Konsumenten zu berücksichtigen, sondern auch das daraus abzuleitende Angebot an handels- oder herstellergeführten Bio-Produkten. Die Kundengruppe der „Bio-Käufer“ erweist sich daher als nicht homogen. Eine Abgrenzung kann nur mittels soziodemografischer und psychografischer Aspekte erfolgen.512 Während die Inhalte der erstgenannten Abgrenzungskriterien wie Geschlecht, Alter, Familienstand, Wohnort, Einkommen, Bildung und Beruf relativ leicht messbar sind, identifizieren psychografische Kriterien Kundensegmente nach Lebensstil, Persönlichkeitsmerkmalen oder Einstellungen.513 Bezogen auf den Schwerpunkt dieser Untersuchung, lassen sich aus soziodemografischer Sicht zunächst meist Frauen als klassische Bio-Käufer charakterisieren, wobei diese für einkommensstarke Haushalte mit Kindern einkaufen.514 Zenner stellte zudem fest, dass mit steigendem Einkommen und Bildungsabschluss der Anteil an biologischen Produkten beim Lebensmittelkauf steigt.515 Gemäß einer Studie der IRI zum Einkaufsverhalten bei BioProdukten in Deutschland erwerben außerdem vermehrt Verbraucher aus der Mitte bzw. dem Süden Deutschlands Produkte aus ökologischem Anbau.516 Weitere empirische Arbeiten zeigen, dass höhere Einkommensgruppen (5000 € und mehr) zwar tendenziell vermehrt in BioSupermärkten einkaufen, sich diese aber auch durch ein höheres Alter charakterisieren lassen (30 Jahre und älter).517 Insbesondere jüngere Kundengruppen (14 – 29 Jahre) kaufen biologi-
509
510 511 512 513 514
515
516 517
Vgl. Wissmann 2008, S. 68ff.; vgl. auch Wippermann/ Hübsch 2007, S. 32, Spiller 2006, S. 2ff., Zenner 2004, S. 54, Bruhn 2002, S. 56ff., Fricke 1996, S. 97ff. Vgl. Zenner 2004, S. 54. Vgl. Zenner 2004, S. 54ff.; vgl. auch Bruhn 2002, S. 56ff., Fricke 1996, S. 97ff. Vgl. Wissmann 2008, S. 68ff. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 464ff. Vgl. Wissmann 2008, S. 68; vgl. auch IRI 2006, S. 2f. Vgl. darüber hinaus die aktuellen Ergebnisse von A. T. Kearney 2009, S. 3. Vgl. Zenner 2004, S. 58. Vgl. darüber hinaus die empirischen Ergebnisse bei Wissmann 2008, S. 68 und Dialego 2006, S. 22. Vgl. IRI 2006, S. 2f. Vgl. Dialego 2006, S. 12f. Vgl. darüber hinaus die empirischen Ergebnisse bei A. T. Kearney 2009, S. 3 und Wissmann 2008, S. 68ff.
71 sche Nahrungsmittel primär im konventionellen Supermarkt oder Discounter.518 Darüber hinaus belegen aktuelle empirische Untersuchungsergebnisse von A. T. Kearney, dass Käufer ökologischer Produkte im Lebensmitteleinzelhandel bereit sind, durchschnittlich einen um 10% höheren Preis zu zahlen, was einem jährlichen Preisaufschlag von 321 € pro Haushalt entspricht.519 Den Ausgangspunkt psychografischer bzw. verhaltenswissenschaftlicher Überlegungen zum ökologieorientierten Kaufverhalten bildet zumeist das Umweltbewusstsein der Verbraucher.520 Dieses resultiert aus der Lebensstil- respektive Wertorientierung521 der Konsumenten, welche relativ dauerhaft die jeweiligen Denk- und Verhaltensmuster prägen.522 Vor allem in den 80er und 90er Jahren fand eine umfangreiche Diskussion des umweltbewussten Verhaltens statt. So analysierten z. B. Herker und Wimmer den Stellenwert ökologischer Aspekte beim Konsum von Lebensmitteln vornehmlich auf Basis der Werte-Einstellungs-VerhaltensTheorie.523 Danach ist eine Person umweltbewusst, wenn deren Werte, Einstellungen, Ansichten und das Verhalten relativ konsistent die umweltbezogenen Konsequenzen berücksichtigen, die durch den Kauf, den Besitz, den Gebrauch oder die Entsorgung von Produkten bzw. Dienstleistungen entstehen.524 Auch in der neueren, meist agrarökonomischen Literatur525 ist die Anwendung der Werte-Einstellungs-Verhaltens-Theorie weit verbreitet, so folgen z. B. die empirischen Arbeiten von Bruhn und Fricke ebenfalls dieser Herangehensweise.526 Kritisch ist jedoch anzumerken, dass ein derartiger Ansatz offeriert, dass umweltbezogene Werthaltungen nicht für alle Menschen die vordringliche Motivation beim Produktkauf darstellen, sondern eher Hinweise auf verschiedene Lebensstilmuster aufzeigen.527 Demnach bildet die Umwelt- bzw. Ökologieverträglichkeit der Produkte nicht bei allen Konsumenten das dominierende Beurteilungs- und Wahlkriterium bei der Kaufentscheidung.528 So ist bspw. denkbar, dass biologische Produkte auch dann gekauft werden, wenn keine umweltbezogenen Werthaltungen bei den Nachfragern vorhanden sind. Das theoretische Konstrukt Umweltbe518 519 520
521
522 523 524
525
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528
Vgl. Dialego 2006, S. 13. Vgl. A. T. Kearney 2009, S. 2. Vgl. Jonas/ Roosen 2004, S. 4; vgl. auch Bänsch 2002, S. 35; Wagner 1997, S. 89; Funck 1996, S. 103, Dierkes/ Fietkau 1988, S. 26ff. Vgl. zudem die Ausführungen bei Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 23ff. Vgl. hierzu die Ausführungen zur Werteorientierung im Kapitel C, Gliederungspunkt 2.2 dieser Untersuchung. Vgl. Spiller 2006, S. 3. Vgl. Herker 1995, S. 149ff. und Wimmer 1988, S. 49ff. Vgl. Funck 1996, S. 105, vgl. auch Herker 1995, S. 149. Vgl. zudem die empirischen Ergebnisse bei Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 23ff. Die Agrarökonomie beschäftigt sich mit Fragestellungen landwirtschaftlicher Unternehmen. Bezogen auf Fragestellungen des Marketing findet vielfach auch der Begriff Agrarmarketing Anwendung. Zum ausführlicheren Einblick in die theoretischen Grundlagen sei auf Hamm 1995, Sp. 53 - 63 verwiesen. Vgl. Bruhn 2002, S. 47ff.; vgl. auch Fricke 1996, S. 31ff. Vgl. Spiller 2006, S. 3. Vgl. zudem die Ausführungen bei Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 43ff. Vgl. Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 124ff.; vgl. auch Bänsch 2002, S. 33.
72 wusstsein, repräsentiert durch die Werte-Einstellungs-Verhaltens-Theorie, kann daher nur einen Teil des ökologisch orientierten Kaufverhaltens erklären.529 In diesem Zusammenhang sei auf die Sinus-Milieu Forschung530 und dabei insbesondere auf die z. T. empirischen Ergebnisse von Wippermann/ Hübsch und Spiller verwiesen.531 Danach lässt sich die Kernzielgruppe für den Kauf biologischer Lebensmittel vornehmlich dem postmateriellen Sinus-Milieu zuordnen.532 Dieses Milieu kauft Produkte aus ökologischem Anbau vornehmlich im Bio-Supermarkt oder Reformhaus und zeichnet sich durch ein hohes Bildungs- und Einkommensniveau aus.533 Des Weiteren kann diese Käuferschicht durch einen umwelt- und gesundheitsbewussten Lebensstil charakterisiert werden.534 Werden die Ergebnisse jedoch im Kontext der zuvor dargestellten Altersstruktur der Käufer biologischer Produkte im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel betrachtet,535 lassen sich diese vornehmlich als Moderne Performer identifizieren. Charakteristische Merkmale des Konsumstils dieser relativ jungen und kaufkräftigen Zielgruppe, die zunehmend „Bio“ für sich entdeckt,536 sind z. B. neben der Lust auf etwas Besonderes auch die Integration von Einflüssen aus anderen Kulturen.537 Zum tieferen Einblick in die umfangreiche Studie zu den Bio-Käufern im Sinus-Milieu sei auf Wippermann/ Hübsch verwiesen.538 Demgegenüber beschäftigt sich vor allem die Agrarökonomie mit dem Aspekt einer zielgruppenbezogenen Betrachtung des Kaufverhaltens bei ökologischen Produkten.539 In diesem Zusammenhang findet vornehmlich eine Diskussion der Käufergruppen für biologische Nahrungsmittel in Abhängigkeit von der Kaufintensität sowie der von ihnen präferierten Einkaufstätten statt.540 Dabei lassen sich in der Regel drei idealtypische Gruppen differenzie529 530
531
532 533 534 535 536 537 538 539
540
Vgl. Funck 1996, S. 104f. Die Sinus-Milieu-Typologie des Sinus-Instituts teilt die Konsumenten auf Basis von Werten und Einstellungen sowie sozioökonomischen Merkmalen in verschiedene Gruppen mit jeweils unterschiedlichen Lebensstilen ein. Neben dem postmateriellen Milieu finden sich bspw. auch DDR-Nostalgische, Traditionsverwurzelte und konservative Lebensbereiche. Zum tieferen Einblick in die Herangehensweise bei der Segmentierung sei verwiesen auf die Ausführungen bei Sinus Sociovision 2010, o. S. Vgl. Wippermann/ Hübsch 2007, S. 30; vgl. auch Spiller 2006, S. 4. Vgl. zudem Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 9. Vgl. Wippermann/ Flaig/ Calmbach/ Kleinhückelkotten 2009, S. 9; vgl. Wippermann/ Hübsch 2007, S. 30. Vgl. Spiller 2006, S. 3ff. Vgl. Sinus Sociovision 2010, o. S. Vgl. Dialego 2006, S. 13. Vgl. Wippermann/ Hübsch 2007, S. 32. Vgl. Sinus Sociovision 2010, o. S. Vgl. Wippermann/ Hübsch 2007, S. 32. Vgl. zudem Spiller 2006, S. 3ff. Zudem findet in der agrarökonomischen Literatur auch eine aus Sicht der Erzeuger ökologischer Lebensmittel geführte Diskussion statt, welche sich mit der Konkurrenzsituation im Produktionsprozess zwischen den von Handelsunternehmen angebotenen premiumpositionierten Eigenmarken und den klassischen Herstellermarken in diesem Segment beschäftigt. Auf Grund der gewählten Forschungsfrage soll auf eine ausführliche Darstellung verzichtet werden. Zum tieferen Einblick sei an dieser Stelle auf die Arbeit von Jonas/ Roosen 2004, S. 5ff. verwiesen. Vgl. Spiller 2006, S. 11f. und S. 22ff.; vgl. auch Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 6f., Bruhn 2002, S. 90 und S. 122ff.; Fricke 1996, S. 90ff.
73 ren.541 Die traditionellen bzw. regelmäßigen Bio-Käufer, auch als Intensivkäufer bezeichnet, bevorzugen mit der höchsten Kaufintensität den Naturkostfachhandel und die Direktvermarktung für den Erwerb ökologisch produzierter Lebensmittel.542 Als zweite Gruppe kommen diejenigen Verbraucher in Betracht, die eher selten und dann vornehmlich im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel Produkte aus biologischem Anbau einkaufen (i. S. von Selten- bzw. Gelegenheitskäufern). Schließlich existieren auch Nichtkäufer biologischer Lebensmittel.543 Auf Grund der gewählten Forschungsfrage werden nachfolgend nur die Käufergruppen des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels betrachtet. Zum tieferen Einblick z. B. in das ökologische Käuferverhalten bei der Nachfrage nach Lebensmitteln aus der Direktvermarktung sei auf die umfangreiche Arbeit von Zenner verwiesen.544 Obwohl in Folge des steigenden Angebots an biologischen Produkten im klassischen Lebensmitteleinzelhandel dort in jüngerer Zeit auch vermehrt Intensivkäufer einkaufen,545 findet eine Fokussierung im Rahmen der weiteren Betrachtung auf die gegenwärtige Zielgruppe i. S. der Selten- und Gelegenheitskäufer statt. Grundlage dessen ist einerseits, dass deren Absatzpotenzial noch nicht so stark ausgeschöpft ist, wie das der Intensivkäufer.546 Andererseits verfügt diese Käufergruppe über keine verfestigten Einstellungsstrukturen und kann dadurch besser mit Hilfe des marketingpolitischen Instrumentariums erreicht werden.547 Problematisch ist allerdings, dass das nachfragerseitige Wissen über biologische Eigenmarken im Segment des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels bisher noch begrenzt ist.548 Auch sind die Selten- und Gelegenheitskäufer schwieriger hinsichtlich ihrer soziodemographischen Merkmale abzugrenzen.549 Zudem reichen zur Charakterisierung partialanalytische Betrachtungen in Form von reinen Einstellungs-Werte-Verhaltens-Theorien nicht aus, so dass auf weitere psychologische bzw. verhaltensorientierte Merkmale, wie z. B. das wahrgenommene Risiko beim Produktkauf, zurückgegriffen werden muss.550
541
542
543 544 545 546 547 548 549 550
Vgl. hierzu die Ausführungen bei Spiller 2006, S. 11f. und S. 22ff.; vgl. auch Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 6f., Bruhn 2002, S. 90 und S. 122ff.; Fricke 1996, S. 90ff. Vgl. Spiller 2006, S. 11f; vgl. auch Fricke 1996, S. 131. Bruhn nimmt in diesem Zusammenhang noch eine tiefgehendere Segmentierung der Intensivkäufer biologischer Lebensmittel vor und teilt diese in klassische, indifferente und positive Bio-Käufer sowie in Sicherheitskäufer ein. Auf Grund des Forschungsschwerpunktes soll im weiteren Verlauf auf eine Berücksichtigung dieser Einteilung verzichtet werden. Zum ausführlichen Einblick in die einzelnen Merkmale der verschiedenen Käufergruppen sei auf Bruhn 2002, S. 126ff. verwiesen. Vgl. Spiller 2006, S. 11f; vgl. auch Fricke 1996, S. 90ff. und S. 130ff. Vgl. Zenner 2004, S. 58ff. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 6f. Vgl. Spiller 2006, S. 17 und S. 22ff; vgl. auch Bruhn 2002, S. 213. Vgl. Bruhn 2002, S. 213. Vgl. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 7. Vgl. Spiller 2006, S. 15; vgl. auch Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 7f., Fricke 1996, S. 104f. Vgl. Spiller 2006, S. 15, Eine Betrachtung des wahrgenommenen Risikos ergibt sich bspw. aus den empirischen Ergebnissen der Handelsmarkenforschung. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.1 dieser Untersuchung.
74 So untersuchten bspw. Bruhn und Fricke die differenten Einstellungen der jeweiligen Käufergruppen im Kontext ihrer Konsumintensität.551 Dabei ergab sich zunächst, dass das Kaufverhalten ökologischer Nahrungsmittel vom nachfragerseitigen Gesundheitsbewusstsein abhängig ist.552 Bei den Intensivkäufern bzw. den regelmäßigen Bio-Käufern ist dieses am stärksten ausgeprägt.553 Ferner zeichnen sich Intensiv-, aber auch Gelegenheitskäufer durch ein unterdurchschnittliches bzw. geringes Vertrauen gegenüber den konventionellen Lebensmitteln aus und bewerten dementsprechend die Eigenschaften von Bioprodukten überdurchschnittlich hoch.554 Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, da erwartungsgemäß von einem positiven Zusammenhang zwischen der Konsumintensität und der Einstellung respektive dem Image biologischer Lebensmittel ausgegangen werden kann.555 Interesse erwecken hierbei jedoch empirische Forschungsergebnisse. Diese belegen, dass Konsumenten den Betriebstypen des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels zwar das geringste Vertrauen bezüglich der angebotenen ökologischen Erzeugnisse entgegenbringen, sie de facto aber dort am häufigsten Bio-Produkte kaufen.556 Eine Erklärung ist möglicherweise in der Zunahme des hybriden Konsumentenverhaltens557 zu sehen. Dies lässt auch Rückschlüsse auf die Kaufmotive zu. So wird deutlich, dass Selten- und Gelegenheitskäufer den altruistischen Motiven geringe Relevanz beimessen. „Häufig stehen vor allem Gesundheit, Genuss und Sicherheitsmotive, also der individuelle Nutzen durch die Steigerung bzw. den Erhalt der eigenen Lebensqualität, im Vordergrund des Kaufs.“558 Zum detaillierten Einblick in die charakteristischen Merkmale der differenzierten Bio-Käufer-Gruppen sei auf die Ausführungen bei Spiller verwiesen.559 Hervorzuheben ist weiter, dass in der von Bruhn durchgeführten Langzeitstudie nur ein geringer, signifikant negativer Zusammenhang zwischen der nachfragerseitigen Wahrnehmung ökologischer Nahrungsmittel als vorübergehende Modeerscheinung bzw. als Modetrend und der Kaufintensität festgestellt werden konnte.560 Daraus kann abgeleitet werden, dass für umweltbewusstes Kaufverhalten Trendentwicklungen, die bspw. durch ein mediales Interesse an Bio-Produkten ausgelöst werden, keine wesentliche Bedeutung haben.561 Zu diesem Ergebnis 551 552
553 554
555 556 557
558
559 560 561
Vgl. Bruhn 2002, S. 89 und S. 122ff sowie Fricke 1996, S. 130ff. Vgl. zudem die Argumentation bei Funck 1996, S. 109. Siehe hierzu auch die empirischen Ergebnisse von AC Nielsen 2006, S. 12. Vgl. Fricke 1996, S. 131. Vgl. Bruhn 2002, S. 125; vgl. auch Fricke 1996, S. 130f. Siehe hierzu auch die empirischen Ergebnisse von Dialego 2006, S. 22. Vgl. Bruhn 2002, S. 125; vgl. auch Kuhnert/ Feindl/ Wragge/ Beusmann 2002, S. 5ff. Vgl. Dialego 2006, S. 20ff. Verhält sich bspw. ein Konsument in unterschiedlichen Bereichen bei einigen Produkten preissensitiv, bei anderen wiederum preisbereit, bezeichnet man dies als hybrides Konsumentenverhalten. Des Weiteren lässt sich der Nachfrager nicht mehr vom sozialen Status leiten und zeigt eine hohe Variabilität im Kaufverhalten. Vgl. Schmalen 1994, S. 1222. Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 8. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Spiller 2006, S. 15f. und Kuhnert/ Feindl/ Wragge/ Beusmann 2002, S. 5ff. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Spiller 2006, S. 15f. und Spiller/ Engelken/ Gerlach 2005, S. 8ff. Vgl. Bruhn 2002, S. 161. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Fricke 1996, S. 188. Vgl. Bruhn 2002, S. 206.
75 kommt auch Fricke und argumentiert dabei wie folgt: „Die Einstufung von Öko-Produkten als vorübergehende Modeerscheinung […] ist naturgemäß vor allem bei Nichtkäufern dieser Produkte anzutreffen. Von den Käufern ökologischer Lebensmittel, gleichwohl ob es sich um gelegentliche oder regelmäßige Käufer handelt, wird diese Einschätzung abgelehnt.“562 Da die Konsumrelevanz einer derartigen Wahrnehmung durch die zunehmende Etablierung ökologischer Eigenmarken im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel abnimmt,563 kann auf eine weitere Betrachtung des Einflusses von Trenderscheinungen verzichtet werden. Zum tieferen Einblick in die umfangreichen empirischen Untersuchungsergebnisse sei auf die Arbeiten von Bruhn und Fricke verwiesen.564 Durch die Betrachtung ökologischer Produkteigenschaften sind auch die in der Umweltökonomie diskutierten Ursachen und Lösungsmöglichkeiten von Umweltproblemen bei der Erklärung ökologieorientierten Kaufverhaltens zu berücksichtigen.565 Im Kontext der betrieblichen Umweltökonomie, als eine Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaft, werden die Auswirkungen zwischen der unternehmerischen Belastung der Umwelt und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens untersucht.566 Dabei stehen primär die Fragen im Vordergrund, wie die Erfüllung gesetzlicher Auflagen oder eigener Umweltziele möglichst kosteneffizient bewältigt werden kann.567 Im Rahmen des Kaufverhaltens bei biologischen Produkten werden in der einschlägigen Literatur zur Erkenntnisgewinnung vielfach informations- bzw. institutionenökonomische Ansätze herangezogen.568 Der Grundgedanke dieser Forschungsrichtung besteht darin, dass im Rahmen menschlichen Handelns eine Diskrepanz zwischen dem Umweltbewusstsein und dem tatsächlichen Umweltverhalten existiert.569 Ausgelöst wird dies einerseits dadurch, dass eine intakte Umwelt, um derentwillen ökologische Produkte gekauft werden sollen, ein kollektives bzw. öffentliches Gut darstellt.570 Käufer umweltfreundlicher Produkte können demnach den Nutzen aus ihrem Verhalten nicht oder nicht völlig internalisieren, obwohl sie die dafür anfallenden Kosten, wie z. B. den höheren Preis, in voller Höhe tragen müssen.571 Dies wird im informationsökonomischen Schrifttum auch als Anreizproblem bezeichnet.572 Andererseits bestehen auf den Märkten für ökologische Produkte Informationsprobleme. Konsumenten können demnach das Vorhandensein umweltfreundlicher Pro-
562 563 564 565 566 567 568
569 570 571 572
Fricke 1996, S. 134. Vgl. Fricke 1996, S. 188. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bruhn 2002, S. 161 und bei Fricke 1996, S. 188. Vgl. Dierkes/ Fietkau 1988, S. 128ff. Vgl. Wagner 1997, S. 11. Vgl. Wagner 1997, S. 11. Vgl. Wagner 1997, S. 97. Siehe hierzu auch die Ausführungen zum informationsökonomischen Ansatz im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung. Vgl. Wagner 1997, S. 97. Vgl. Wagner 1997, S. 97f. Vgl. Wagner 1997, S. 99. Vgl. Kaas 1993, S. 32ff.
76 dukteigenschaften i. d. R. nicht oder nur zu prohibitiv hohen Kosten überprüfen, wodurch vielfach von Vertrauenseigenschaften gesprochen wird.573 Insgesamt ist festzuhalten, dass zur Ableitung von Aussagen bezüglich der Determinanten des Kaufverhaltens bei ökologischen Premiumhandelsmarken nicht nur verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse, sondern vor allem auch umweltökonomische Aspekte eine zentrale Rolle spielen. Letztgenanntes resultiert insbesondere aus dem Vorliegen von Vertrauensgütern und den - wie nachfolgend noch zu zeigen ist - damit verbundenen Informations- und Unsicherheitsproblemen beim Produktkauf. Daher werden im Verlauf der partialanalytischen Untersuchung sowohl Aspekte der Verhaltenswissenschaft als auch der Umweltökonomie entsprechende Berücksichtigung finden.
573
Vgl. Funck 1996, S. 113. Siehe hierzu auch die umfangreichen Ausführungen zum informationsökonomischen Ansatz im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung.
77
Kapitel C - Prozessanalyse des Kaufverhaltens von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte 1.
Zielsetzung und Struktur des Forschungsdesigns
Ausgangspunkt der Überlegungen bildet zunächst die Entwicklung eines Bezugsmodells, welches auf den zuvor dargestellten theoretischen Grundlagen der System- bzw. Prozessmodelle aufbaut. Konsumenten werden allgemein als informationsgewinnendes und -verarbeitendes System begriffen, dessen Entscheidungskapazität beschränkt ist. Die Zielsetzung verhaltenswissenschaftlicher Forschung besteht folglich darin,574 „...to analyze how individuals sort through facts and influences to make logical and consistent decisions.“575 Dazu gehört nicht nur, die verschiedenen Stufen, die vom Zeitpunkt der Informationsgewinnung bis hin zur Konsequenz der getroffenen Kaufentscheidung durchlaufen werden, zu bestimmen, sondern auch die als wesentlich erachteten internen und externen Variablen, die in den einzelnen Phasen wirksam werden, zu analysieren.576 „Kaufentscheidungen werden demnach in einer Prozessanalyse erklärt, welche die gesamte Informationsverarbeitung vor und nach dem Kaufakt einbezieht.“577 In diesem Zusammenhang wird in der Regel von fünf Phasen ausgegangen, die nach den einzelnen Stufen chronologisch in folgende Teilbereiche einzuteilen sind:578 (1) Anregungs- (Feststellung eines Mangels), (2) Such- (Einholung von Informationen über Produktalternativen), (3) Optimierungs- bzw. Bewertungs- (Entscheidung zwischen Alternativen), (4) Kauf- und Nutzungs- (Kaufentscheidung im engeren Sinne) sowie (5) Nachkauf- bzw. Kontrollphase (Überprüfung der Entscheidung). Die Phasen eins bis drei sind dabei der sog. Vorkaufphase zuzuordnen, welche der Kaufphase, d. h. der Kaufentscheidungsfindung im engeren Sinne, und der Produktnutzung vorgelagert ist. Im Anschluss daran erfolgt eine Kontrolle der Kaufentscheidung in der Nachkaufphase.579 Die vorgestellte Betrachtung des Entscheidungsverhaltens wird nachfolgend erstmals als strukturierendes Merkmal zur Analyse der Bestimmungsfaktoren des Kaufs von Premium574 575 576
577 578 579
Vgl. Weinberg 1981, S. 53ff.; vgl. auch Heinemann 1974, S. 109f. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 70. Vgl. Heinemann 1974, S. 110; vgl. auch Meffert 1971a, S. 176. Heinemann diskutiert als interne Variablen jene, deren Genetik und Änderung im Rahmen des Modells erklärt werden (wie z. B. die hypothetischen Konstrukte im Sinne des S-O-R-Paradigmas), und externe Variablen als solche, die unerklärt bleiben (wie z. B. sozioökonomische Merkmale). In diesem Zusammenhang erfolgt eine explizite Diskussion der Rolle der Denk- und Gedächtniszentrale, worauf an dieser Stelle jedoch verzichtet werden soll. Hierzu sei auf Heinemann 1974, S. 115ff. verwiesen. Meffert 1971a, S. 176. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 70f. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 31; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 155; Baun 2003, S. 7; Bänsch 2002, S. 7.
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_3, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
78 marken des Lebensmitteleinzelhandels dienen. Die modelltheoretische Überlegung ermöglicht neben der Integration verhaltenswissenschaftlicher Einzelbefunde und der Skizzierung ausgewählter forschungsstrategischer Leitlinien auch die Orientierung an den bewährten Denkmustern der betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie.580 In diesem Zusammenhang wird eine Synthese zwischen entscheidungs- und systemtheoretischen Elementen abgebildet, wonach verhaltenstheoretische Erkenntnisse einbezogen werden, ohne ökonomische Aspekte zu vernachlässigen.581 Dabei findet jedoch nur eine ausführliche Darstellung der Vorkaufphase statt. Die eigentliche Kaufhandlung am Point of Sale sowie die sich daran anschließende Nachkaufphase werden im Folgenden nur kurz betrachtet. Dies ist mit der gewählten Forschungsfrage zu begründen, welche sich auf die hinter der Kaufentscheidung stehenden Einflussfaktoren bezieht. Infolgedessen orientiert sich der weitere Verlauf entsprechend der prozessualen Bestandteile der Vorkaufphase an den Bestimmungsgrößen der Konsumanregung sowie den Möglichkeiten zur Informationssuche und -bewertung. Darüber hinaus sei nochmals betont, dass ausschließlich eine Betrachtung solcher Premium Private Labels erfolgt, die den Zusatznutzen der Ökologieorientierung befriedigen. Ferner sei angemerkt, dass die vorgenommene chronologische Einteilung des Prozessablaufes einem Idealzustand gleichkommt. Kaufentscheidungen sind in der Realität aber selten an eine bestimmte zeitliche Ordnung einzelner Teilaktivitäten gebunden. Prozessmodelle dienen daher eher der Charakterisierung verschiedener Kategorien von Teilprozessen, zwischen denen ein ständiger Wechsel stattfinden kann.582
580 581 582
Vgl. Weinberg 1981, S. 77. Vgl. Meffert 1971a, S. 177. Vgl. Heinemann 1974, S. 130.
79 2.
Phase der Konsumanregung
2.1
Einstellung als Basis der Erklärung des Kaufverhaltens
„The starting point of any purchase decision is a customer need (or problem).“583
Das Erkennen eines Produktbedarfs stellt einen komplexen Prozess dar. Dieser kann dabei sowohl von internen als auch von externen Stimuli ausgelöst werden.584 Erfolgt zunächst eine Betrachtung interner Stimuli, können Motive ebenso eingeschlossen werden wie Einstellungen, gespeicherte Informationen oder auch Erfahrungen.585 Zu den externen Stimuli zählen z. B. Werbeanzeigen, Trendentwicklungen im Verbraucherverhalten oder auch Einflüsse aus dem sozialen Umfeld des Konsumenten.586 Den Fokus der nachfolgenden Überlegungen bilden die internen Stimuli. Eine Betrachtung externer Einflussfaktoren auf den Kaufprozess bei ökologischen Produkten erfolgt nur insoweit, wie dies dem Erkenntnisfortschritt dient. Ausgehend von den empirischen Ergebnissen der Handelsmarkenforschung nimmt die Einstellung in der Anregungsphase eine zentrale Stellung ein.587 Diese bezeichnet ein sog. hypothetisches bzw. theoretisches Konstrukt588 und wird häufig zur Erklärung und Prognose des tatsächlichen Kaufverhaltens herangezogen.589 So sei bspw. auf die Arbeit von Collins-Dodd/ Lindley verwiesen.590 Die Autoren konnten mit ihren Forschungsergebnissen belegen, dass die Konsumenten eine generelle Einstellung zu Handelsmarken aufbauen, welche positiv mit der Wahrnehmung des Handelsmarkenimages591 verbunden ist und über dieses das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflusst.592 Auch Garretson/ Fisher/ Burton wiesen nach, dass die Einstellung zu Private Labels einen signifikant positiven Einfluss auf den prozentualen Kaufanteil von Handelsmarken hat.593 Anzumerken ist jedoch, dass die premiumpositionierten Eigenmarken in den vorgestellten Studien entweder nicht oder nur zum Teil untersucht wurden. In der vorliegenden Untersu-
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Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 71. In der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Konsumentenverhalten ist es üblich, das Erkennen eines Einkaufsanlasses bzw. eines Produktbedarfs als Problem zu bezeichnen. Nachfolgend soll der herrschenden Meinung gefolgt werden. Vgl. hierzu z. B. Heinemann 1974, S. 131. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 156. Vgl. Heinemann 1974, S. 133. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 156. In diesem Zusammenhang können beispielhaft die im Anhang aufgeführten Studien mit den Nummern 7, 12, 14, 15 und 19 angeführt werden. Unter einem Konstrukt wird im weiteren Verlauf eine Hilfsgröße verstanden, die mittels theoretischen Vorwissens gedanklich konstruiert wurde und somit Vorstellungsinhalt wiedergibt. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 23f. Vgl. Braunstein 2001, S. 95. Vgl. Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 347 und S. 350ff. Die Begriffe Image und Einstellung sind inhaltlich miteinander verknüpft. Nach Trommsdorff stellt das Image ein mehrdimensionales Einstellungskonstrukt dar, welches das subjektive Gesamtbild widerspiegelt, welches sich der Konsument vom Beurteilungsobjekt bildet. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 146 sowie S. 155ff. Vgl. Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 347 und S. 350ff. Vgl. Garretson/ Fisher/ Burton 2002, S. 93 und S. 96.
80 chung wird zudem das Kaufverhalten bei biologisch erzeugten Lebensmitteln betrachtet. Entsprechend der empirischen Forschungsergebnisse von Fricke kann nachfolgend angenommen werden, dass der Einstellung auch in diesem Kontext direkte Verhaltensrelevanz zukommt.594 Um dieses theoretische Konstrukt jedoch inhaltlich zu präzisieren, ist es zunächst erforderlich, den Begriff Einstellung gegenüber den Aspekten Emotion und Motivation abzugrenzen.595 Nach Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein stellen Emotionen innere Erregungsvorgänge dar, die vom Konsumenten angenehm oder unangenehm empfunden und dabei mehr oder weniger bewusst erlebt werden.596 Zum Emotionsbegriff, welcher sich international durchgesetzt hat, finden sich in der deutschsprachigen Literatur zum Konsumentenverhalten aber auch die z. T. synonym verwendeten Begriffe Gefühl oder Stimmung.597 Auf diese soll nachfolgend jedoch nicht näher eingegangen werden. Zur inhaltlichen Abgrenzung sei insbesondere auf die Arbeit von Silberer verwiesen.598 Die Motivation baut auf der Emotion auf und wird definiert als hypothetisches Konstrukt, welches mit einer Zielorientierung in Bezug auf das Verhalten verbunden ist und dessen Ursachen bzw. Antriebe erklärt.599 In der Regel setzt sich die Motivation dabei aus mehreren Motiven zusammen, welche wiederum in engem Bezug zu Bedürfnissen stehen.600 Ein Bedürfnis wird allgemein als subjektives, z. T. irrationales Mangelempfinden verstanden, das meist auf gefühlsbetonten Wertschätzungen beruht und nach Beseitigung strebt.601 In der Konsumentenverhaltensforschung werden deshalb Motive, Bedürfnisse oder auch Wünsche als Beweggründe des Handelns oft synonym verwendet.602 Zu den verschiedenen Arten von Motiven bzw. Bedürfnissen verweist die verhaltenswissenschaftliche Literatur auf die weit verbreitete Motivationshierarchie von Maslow.603 Diesem Konzept liegt die Annahme zu594 595
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Vgl. Fricke 1996, S. 188. Die in diesem Zusammenhang verstandenen hypothetischen Konstrukte Emotion, Motivation und Einstellung gehören zu den aktivierenden Prozessen des Konsumentenverhaltens. Die Aktivierung wird definiert als die Grunddimension aller Antriebsprozesse, die den Organismus mit Energie versorgt und ihn in einen Zustand der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft versetzt. Obwohl die aktivierenden Prozesse mehr oder weniger auch kognitive Komponenten enthalten, dominiert die Aktivierungskraft. Somit stellt die Aktiviertheit den Grundbaustein für die Erklärung komplexerer, zunehmend kognitiver Vorgänge wie Motive oder Einstellungen im Rahmen des Konsumentenverhaltens dar. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 41ff., Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 51ff. Vgl. zudem Räpple 2006, S. 34ff., Foscht/ Swoboda 2007, S. 37. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 56. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 56; vgl. auch Bänsch 2002, S. 12, Silberer 1999, S. 133. Vgl. Silberer 1999, S. 133. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 32; vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 56ff. und S. 169f., Bänsch 2002, S. 19. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 32. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 169ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 52; vgl. auch Pepels 2005, S. 55, Bänsch 2002, S. 19 und Behrens 1991, S. 99ff. Vgl. Maslow 1975, 358ff.; zitiert bei: Foscht/ Swoboda 2007, S. 52ff. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 170f., Kotler/ Armstrong 2005, S. 151, Pepels 2005, S. 58f., Bänsch 2002, S. 22, Fricke 1996, S. 49, Behrens 1991, S. 91f.
81 grunde, dass das Verhalten des Menschen im Wesentlichen durch fünf Bedürfniskategorien (Existenz, Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Anerkennung und Selbstverwirklichung) beeinflusst wird.604 Diese können grundlegend zwei Motivklassen zugeordnet werden, welche bis zur vollständigen Befriedigung Verhaltensrelevanz besitzen: Wachstums- und Defizitmotive.605 Die letztgenannte Gruppe umfasst dabei neben den existenziellen Grundbedürfnissen auch die Motive nach Sicherheit, nach Befriedigung sozialer Bedürfnisse und Anerkennung. Erst wenn diese zufrieden gestellt sind, steht das als Wachstumsbedürfnis zu interpretierende Motiv der Selbstverwirklichung, bspw. in Form umweltbewussten Verhaltens beim Kauf von Produkten und/ oder Dienstleistungen, im Vordergrund.606 Obwohl die hierarchische Struktur der Bedürfnispyramide und die damit verbundene Annahme einer Rangfolge der Bedürfnisbefriedigung empirisch nicht bestätigt werden konnten, leistet dieses Konzept jedoch einen hilfreichen Beitrag zum Verständnis der Motivation von Konsumenten und der zugrunde liegenden Bedürfnisse.607 Aus den Bedürfniskategorien lassen sich nämlich konkrete Motive ableiten, welche für das Verhalten der Konsumenten maßgeblich verantwortlich sind. Da sich die Motivation insgesamt aber aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Motiven respektive Bedürfnissen zusammensetzt, ist von einem komplexen, zielorientierten Antriebsprozess auszugehen. Dieser erfordert zur Verhaltenssteuerung zusätzliche kognitive Prozesse.608 Das konkrete Verhalten der Nachfrager ist darüber hinaus in einem hohen Maße situationsabhängig, so dass die Eignung eines Produktes zur Befriedigung eines Bedürfnisses auch von den individuellen Präferenzen bzw. Einstellungen in der jeweiligen Situation determiniert werden kann.609 So vermag z. B. das im Rahmen der existenziellen Grundbedürfnisse wahrgenommene Gesundheitsmotiv bei einem Verbraucher zum Kauf von Produkten aus ökologischem Anbau führen und bei einem anderen zum Erwerb von konventionellem Obst und Gemüse.610 Ein solches Produktwahlverhalten wird aber auch vom Sicherheitsstreben der Konsumenten entschieden beeinflusst. Nach Bänsch und Bruhn besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsbedürfnis und dem Motiv nach gesunder Ernährung.611 Demnach führt ein hohes Sicherheitsbedürfnis i. d. R. zum Erwerb bio-
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Zum tieferen Einblick in die Struktur der Bedürfnispyramide von Maslow sei verwiesen auf Homburg/ Krohmer 2009, S. 32f. Vgl. Fricke 1996, S. 49. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 33; vgl. auch Fricke 1996, S. 49. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 33. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 170ff. Vgl. Fricke 1996, S. 50f. Das Motiv nach gesunder Ernährung gibt nach einer Untersuchung von Spieker den Ausschlag für den Konsum ökologischer Lebensmittel. Vgl. Spieker 1988, S. 98. Vgl. Bänsch 2002, S. 34; vgl. auch Bruhn 2002, S. 61. Bruhn geht in der Argumentation sogar soweit, dass Bio-Produkte durch die Erfüllung von restriktiven Regulierungen und Produktionsvorschriften von den Verbrauchern auch zur Risikoreduktion gekauft werden. Vgl. Bruhn 2002, S. 63.
82 logisch produzierter Nahrungsmittel. Dies zeigte sich bspw. im Rahmen der BSE-Krise im Jahre 2000, nach welcher der Kaufanteil an ökologisch erzeugten Produkten anstieg.612 Obwohl die Verhaltenssteuerung von Motiven insgesamt als eher gering angesehen wird,613 herrscht in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur Konsens darüber, dass genauere Aussagen zur Erklärungs- und Prognosekraft von Motiven in Verbindung mit dem übergeordneten Begriff der Einstellung als kognitive, produktspezifische Bewertungsmöglichkeit zu erwarten sind. Somit kann auf Grund der bereits vorliegenden empirischen Forschungsergebnisse614 nachfolgend angenommen werden, dass das Motiv nach gesunder Ernährung die Einstellung zu ökologischen Produkten positiv beeinflusst. Der Begriff Einstellung wird in der Literatur indessen nicht einheitlich definiert. Durch die weite Verbreitung in den verschiedenen Wissenschaftsgebieten hat sich noch keine einheitliche Definition durchgesetzt und somit existieren in der Literatur ein- und mehrdimensionale Ansätze zur Definitionen der Einstellung.615 Erfolgt eine enge Begriffsfassung der Einstellung, wird in der Regel nur eine Dimension, die „affektive - evaluative“ bzw. gefühlsmäßige Ebene, betrachtet und es liegt ein unidimensionales Einstellungskonzept vor.616 Nach Trommsdorff kann die Einstellung definiert werden als ein „…Zustand einer erlernten und relativ dauerhaften Bereitschaft, in einer entsprechenden Situation gegenüber dem betreffenden Objekt regelmäßig mehr oder weniger stark positiv bzw. negativ zu reagieren.“617 Einstellungen stellen somit sog. Prädispositionen für das Verhalten gegenüber einem Objekt bzw. Produkt dar, wonach sich das Verhalten nicht danach richtet, wie das Objekt bzw. Produkt objektiv beschaffen ist, sondern wie es vom Konsumenten subjektiv wahrgenommen wird.618 Entsprechend einer mehrdimensionalen Begriffsabgrenzung gehen z. B. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein von der Einstellung als Ergebnis der sog. Ziel-Mittel-Analyse (meansend-analysis) aus.619 Danach wird die Einstellung als Summe aus Motivation und kognitiver Gegenstandsbeurteilung beschrieben und dient der Charakterisierung eines Objektes (Mittel) im Hinblick auf dessen Einsatz zur Bedürfnisbefriedigung (Ziel).620 Wird dieses Begriffsver612
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Vgl. hierzu die Argumentation von Roosen/ Thiele/ Hansen 2004, S. 6f. und Bruhn 2002, S. 61ff., 115ff. und S. 213. Vgl. Fricke 1996, S. 50f. Vgl. hierzu z. B. die Arbeiten von Bruhn 2002, Fricke 1996 und Funck 1996. So argumentiert z. B. Funck, dass selbst bei ökologisch eher Desinteressierten die Natürlichkeit umweltverträglicher Produkte wegen der damit assoziierten Gesundheitsverträglichkeit kaufstimulierend wirkt. Vgl. Funck 1996, S. 109. Vgl. Meinefeld 1977, S. 24; vgl. auch Trommsdorff 1975, S. 9f. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 153; vgl. auch Braunstein 2001, S. 96f.; Balderjahn 1995, Sp. 543, MüllerHagedorn 1986, S. 79f. Trommsdorff 2009, S. 146. Vgl. Pepels 2005, S. 62; vgl. auch Braunstein 2001, S. 95. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 216. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 59 sowie S. 212; vgl. auch Bänsch 2002, S. 39, Balderjahn 1995, Sp. 543, Trommsdorff 1975, S. 10f.
83 ständnis noch extensiver interpretiert, kann die Einstellung auch auf die Dreikomponententheorie zurückgeführt werden, bestehend aus der affektiven, kognitiven und konativen bzw. reaktiven Komponente.621 Meinefeld definiert Einstellung diesbezüglich als eine erlernte latente Reaktionsbereitschaft von zeitlicher Dauer gegenüber bestimmten Objekten oder Situationen in der affektiven, kognitiven oder konativen Dimension.622 Die kognitive Komponente (K) beinhaltet Meinungen über ein Produkt, d. h. es findet eine Einordnung des wahrgenommenen Produktes und seiner Merkmale bzw. der Ausprägungen in den Wissensbestand des Individuums statt. Emotionen sind in der affektiven Komponente (A) enthalten, welche von dem jeweiligen Produkt im Individuum ausgelöst werden. Die konative bzw. intentionale Komponente (I) drückt sowohl Handlungs- als auch Verhaltensabsichten aus.623 Über die dargestellte Dreikomponententheorie existieren verschiedene Interpretationen mit unterschiedlichen Annahmen über die Kausalstruktur zwischen den Komponenten.624 Dabei ist in der konzeptionellen Diskussion vielfach umstritten, ob die Verhaltenskomponente als Teil der Einstellung betrachtet werden soll, oder ob diese eher als eine selbstständige psychische Größe neben der Einstellung anzusehen ist.625 Im weiteren Verlauf wird die Auffassung von Trommsdorff vertreten, wonach eine Einstellung kognitiv und affektiv bedingt ist und direkt die Verhaltensabsicht bzw. -intention und indirekt das Konsumentenverhalten beeinflusst. Dieses wirkt wiederum im Zeitablauf auf die Einstellung zurück.626 Die Abbildung 18 verdeutlicht die Beziehung zwischen den drei Komponenten.
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625 626
Vgl. Pepels 2005, S. 62; vgl. auch Balderjahn 1995, Sp. 543f., Müller-Hagedorn 1986, S. 79. Vgl. Meinefeld 1977, S. 24. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 151f.; vgl. auch Müller-Hagedorn 1986, S. 79. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 43; vgl. ferner Trommsdorff 2009, S. 151f., Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 216ff., Bruhn 2002, S. 38, Nieschlag/ Dichtl/ Hörschgen 2002, S. 596. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 220f.; vgl. auch Braunstein 2001, S. 107f. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 151f. In diesem Zusammenhang argumentiert Braunstein jedoch, dass die Annahme eines z. T. identischen Begriffsverständnisses zwischen Einstellung und Verhaltensabsicht nicht haltbar ist. Dieser Kritik wird jedoch mit der Zugrundelegung des mehrdimensionalen Trommsdorff - Modells entgegengewirkt, da die darin enthaltene Kaufabsicht nicht als Teil der Einstellung, sondern eher als eigenständige Variable aufgefasst wird. Vgl. Braunstein 2001, S. 107f.
84 Abbildung 18: Dreikomponententheorie der Einstellung nach Trommsdorff (2009)
E K I
V
A Legende: A K V
Affektive Komponente Kognitive Komponente Verhalten
E I
Einstellung Verhaltensabsicht
Quelle: In Anlehnung an Trommsdorff 2009, S. 151. Im Zusammenhang mit der Dreikomponententheorie wird vielfach die EinstellungsVerhaltens-Hypothese (E-V-Hypothese) diskutiert, wonach Einstellungen das Verhalten bestimmen.627 Obwohl der E-V-Hypothese in der verhaltenswissenschaftlichen Konsumentenforschung zentrale Bedeutung zukommt, finden sich im relevanten Schrifttum auch kritische Beiträge bezüglich der unterstellten Wirkungsbeziehung. 628 Danach ist insbesondere unter Beachtung aktueller Marktbedingungen, wie z. B. der Informationsüberlastung der Konsumenten oder der wachsenden Marktsättigung zu überprüfen, ob nicht eher der umgekehrte Richtungszusammenhang – also der Einfluss des Verhaltens auf die Einstellung i. S. einer VE-Hypothese - Gültigkeit besitzt. So ist bspw. denkbar, dass sich nach der Geburt eines Kindes (Verhalten) die Einstellung der Eltern bezüglich biologischer Produkte ändert, indem diese derartige Lebensmittel für die Kindesernährung präferieren. 629 Die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung besteht darin, jene verhaltensbestimmenden Determinanten zu erfassen, die den Erwerb premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der biologischen Lebensmittel beeinflussen. Dabei findet jedoch keine Betrachtung der konkreten Kaufhandlung statt, sondern lediglich eine detaillierte Beschreibung der Vorkaufphase. Darüber hinaus wird im Kontext des hier zu untersuchenden Kaufverhaltens von einem HighInvolvement-Kauf ausgegangen. Die Nachfrager sind bereit, sich vor allem kognitiv mit dem Kauf auseinander zu setzen und durchlaufen einen komplexen Entscheidungsprozess.630 Durch die Zugrundelegung der E-V-Hypothese wird es nicht nur möglich, die verhaltenswissenschaftlichen Faktoren zu beschreiben, die den Produktkauf bedingen, sondern im Rahmen 627 628 629 630
Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 217. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 221f.; vgl. auch Trommsdorff 2009, S. 151f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 221f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 336f.; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 66; Kuß 1987, S. 22.
85 einer prozessualen Betrachtung auch deren Relevanz für den Erwerb ökologischer Lebensmittel zu diskutieren. Darüber hinaus finden sich im wissenschaftlichen Schrifttum verschiedene Ansätze zur empirischen Erfassung der Einstellung als Indikator für das Kaufverhalten, wohingegen die umgekehrte Richtungsbeziehung i. S. der V-E-Hypothese noch weitgehend unerforscht ist.631 Aufgrund dessen wird die V-E-Hypothese aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen. Zum tieferen Einblick ist an dieser Stelle auf die Ausführungen von KroeberRiel/ Weinberg/ Gröppel-Klein und Trommsdorff verwiesen.632 Entgegen einer Orientierung an der Dreikomponententheorie wird in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur auch oft die Verhaltens- bzw. Kaufintention isoliert als Indikator für das tatsächliche Verhalten herangezogen.633 Hier sei z. B. auf die empirischen Arbeiten von Bauer/ Huber/ Mäder und Reutterer/ Sicking verwiesen.634 Nach Bänsch kann die Kaufabsicht definiert werden als ein (aus positiver Erfahrung folgendes) Konstrukt, das näher an der Kaufhandlung liegt als eine positive Einstellung, aber noch nicht die Kaufentscheidung bedeutet, sondern lediglich mehr oder weniger die Kaufwahrscheinlichkeit ausdrückt.635 Nach Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein umfasst die Kaufabsicht dabei neben der Einstellung zum Produkt auch die antizipierten Einflüsse der Kaufsituation, wie z. B. die Vereinbarung mit sozialen Normen oder auch die Akzeptanz der Preishöhe.636 Insbesondere in Handlungsbzw. Kaufsituationen, die gut vom Konsumenten vorausgesagt werden können und keinem ständigen Wechsel unterliegen, stellt die Kaufabsicht ein geeignetes Erklärungskonstrukt dar.637 Der hier zu analysierende Kauf premiumpositionierter Handelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel verlangt vom Konsumenten i. d. R. einen extensiven Kaufentscheidungsprozess. Einstellungen sind insbesondere in jenen Situationen verhaltenswirksam, in denen der Konsument kognitiv involviert ist und seine Kaufentscheidung in einem hohen Maß gedanklich steuert und ganz bewusst seinen verfestigten Motiven bzw. Meinungen folgt.638 Somit bietet sich die Einstellung für die gestellte Forschungsfrage besser zur Erklärung und Prognose des Verhaltens an als die Kaufabsicht.639 Auch sind in der Verhaltensabsicht antizi631 632 633 634 635 636 637 638 639
Vgl. Trommsdorff 2009, S. 153. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 221ff. und Trommsdorff 2009, S. 153ff. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 10. Vgl. hierzu die Studien im Anhang mit den Nummern 10 und 13. Vgl. Bänsch 2002, S. 42. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 220. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 10; vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 220. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 226; vgl. auch Bruhn 2002, S. 41. In diesem Kontext sei jedoch auf eine Studie von Gierl verwiesen. Dieser belegte einen geringen Erklärungsbeitrag der ökologischen Einstellung in Bezug zum Kaufverhalten. Gierl verwendete den Begriff der ökologischen Einstellung in diesem Zusammenhang als Verhaltensabsicht einer Person, zu einem höheren Anteil auch ökologische Produkte zu konsumieren. Als Ursache für den Widerspruch zwischen ökologischer Einstellung und dem Kaufverhalten führte Gierl produktspezifische Faktoren an, d. h. inwieweit ein Konsument bereit war, einen finanziellen oder zeitlichen Zusatzaufwand (umfangreichere Informationssuche oder längere Beschaffungswege) für den Erwerb ökologischer Produkte in Kauf zu nehmen. Die heutigen Rah-
86 pierte Umwelteinflüsse enthalten, welche im Fortgang dieser Arbeit genauer untersucht werden sollen, wie z. B. der soziale Einfluss auf den Kauf premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der ökologischen Produkte. Darüber hinaus kommen Einstellungen auch dem prozessualen Charakter von Kaufentscheidungen besonders entgegen.640 Entsprechend der dargestellten Dreikomponententheorie impliziert eine positive Einstellung eine entsprechende Kaufabsicht und damit eine höhere Kaufwahrscheinlichkeit bzw. -bereitschaft. Werden die theoretischen Grundlagen reflektiert und Bezug auf die dargestellten Studien sowie die sich daraus ableitenden Erkenntnisse genommen, erscheint die Einstellung als Indikator respektive endogene bzw. abhängige Variable für das nachfolgend zu untersuchende Konsumentenverhalten beim Kauf von ökologischen Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels geeignet. 2.2
Werthaltungen als Determinante ökologischen Kaufverhaltens
Das Kaufverhalten bzw. die Einstellung der Konsumenten wird maßgeblich von deren Werthaltungen bzw. Wertvorstellung beeinflusst.641 Im verhaltenswissenschaftlichen Schrifttum findet meist eine Diskussion unter dem synonym verwendeten Begriff Lebensstil statt. Dieser kennzeichnet die typischen kulturellen und subkulturellen Verhaltensmuster einzelner Personen oder Gruppen von Personen und drückt deren Werte-, Norm- und Zielorientierung aus.642 Trommsdorff erfasst den Lebensstil zudem als einen Teil der menschlichen Persönlichkeit, welcher als „…Gesamtheit der für eine Person (von ihr selbst oder von anderen) als typisch angesehenen, fest eingeprägten und normalerweise nicht zu ändernden Verhaltensmuster (insbesondere Reaktions- und Kommunikationsmuster)…“ 643 zu bezeichnen ist. Diesem Verständnis folgend, kann der Lebensstil als übergeordnetes Konstrukt verstanden werden, welches aus Werthaltungen und Einstellungen resultiert.644 Da insbesondere der Erforschung von Wertvorstellungen im Rahmen des zu untersuchenden Kaufverhaltens enorme
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menbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel haben sich im Zuge der zunehmenden Konzentration jedoch positiv auf die Verbreitung ökologischer Produkte und speziell auf das Angebot von Premiumhandelsmarken in diesem Segment ausgewirkt, so dass den empirischen Ergebnissen von Gierl aus dem Jahre 1987 nachfolgend keine praktische Relevanz beigemessen werden soll. Vgl. Gierl 1987, S. 2f. und S. 7. Vgl. Weinberg 1981, S. 26. Die Herausbildung eines Lebensstils bzw. einer Persönlichkeit, als sog. Zustandskonstrukt, basiert nach Trommsdorff auf dem Zusammenwirken der Faktoren Involvement, Emotion, Motivation, Einstellung und Werthaltung. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein gehen zudem davon aus, dass sich der Lebensstil aus einer Menge verbundener Einstellungen ergibt. Diesbezüglich wird in der Literatur auch oft argumentiert, dass der Übergang zwischen Einstellung und Werthaltung bzw. Lebensstil fließend sei und die beiden Begriffe als synonym zu verstehen sind. Diese Auffassung soll nachfolgend nicht zu Grunde gelegt werden. Die hypothetischen Konstrukte Einstellung und Lebensstil sind eher als aufeinander aufbauend aufzufassen. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Trommsdorff 2009, S. 194ff. und Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 583ff. Vgl. weiter Foscht/ Swoboda 2007, S. 125, Fricke 1996, S. 43. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 125; vgl. auch Pepels 2005, S. 74. Trommsdorff 2009, S. 196. Vgl. Hunecke 2000, S. 85f. Siehe hierzu auch die bei dem genannten Autor geführte Diskussion der Inhaltsbereiche der Lebensstilforschung S. 79ff.
87 Bedeutung zukommt,645 wird im weiteren Verlauf der Lebensstil nur insoweit berücksichtigt, wie dies dem Erkenntnisforschritt dient. Werte stehen allgemein für Vorstellungen von Wünschenswertem, was explizit oder implizit für ein Individuum oder eine Gruppe charakteristisch ist und die Auswahl der zugänglichen Mittel und Ziele des Handels respektive die Produkte determiniert.646 Nach Zimbardo/ Gerrig stellt ein Wert auch ein Lebensprinzip dar oder etwas, was man erreichen oder erhalten will.647 Im Gegensatz zu Einstellungen beziehen sich Werte damit nicht auf spezifische Objekte oder Situationen, sondern strukturieren durch die allgemeine Orientierung die spezifischen Einstellungen einer Person.648 In diesem Sinn unterscheidet die verhaltenswissenschaftliche Literatur die Werte bzw. Wertvorstellungen auf verschiedenen Ebenen.649 So können nicht nur globale (wie z. B. Frieden oder Gerechtigkeit) und bereichsspezifische Werte (wie z. B. soziale oder religiöse Überzeugungen) differenziert werden, sondern auch produktbezogene Wertvorstellungen.650 Letztgenannte entsprechen der Bewertung der Produkteigenschaften, wie z. B. Sauberkeit, Sparsamkeit oder Umweltfreundlichkeit, und beziehen sich auf das theoretische Konstrukt der Einstellung i. S. klassischer Einstellungsmodelle.651 Die Betrachtung produktbezogener Wertvorstellungen ermöglicht nicht nur die Gewinnung von Informationen über die Produktauswahl, sondern auch eine Offenlegung bereichsspezifischer Grundhaltungen.652 Nach den Theorien zum umweltbewussten Verhalten von Meffert/ Bruhn, Herker sowie Wimmer ist z. B. davon auszugehen, dass ein Konsument mit mehr oder weniger stark ausgeprägten ökologischen Wertvorstellungen diese auch auf die Kaufentscheidung von Produkten überträgt.653 Grundlage der theoretischen Diskussion ist die bereits dargestellte Vorstellung des sog. Werte-Verhaltens-Systems respektive der WerteEinstellungs-Verhaltens-Theorie,654 wonach globale sowie bereichsspezifische Werte, Einstellung und Verhalten eine Wirkungskette zur Erklärung des umweltbewussten Verhaltens bilden.655 Obwohl z. B. in der empirischen Arbeit von Fricke nur ein indirekter Effekt von 645
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Vgl. hierzu auch die Ausführungen zum Stand der ökologieorientierten Kaufverhaltensforschung im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3. Vgl. Pepels 2005, S. 74. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 265, Bruhn 2002, S. 46, Dröge 1997, S. 51, Fricke 1996, S. 40, Meffert 1992, S. 72. Vgl. Zimbardo/ Gerrig 2004, S. 627. Vgl. Hunecke 2000, S. 39. Vgl. Räpple 2006, S. 42; vgl. auch Dröge 1997, S. 25f., Meffert 1992, S. 72f. Vgl. Meffert 1992, S. 72f.; vgl. auch Herker 1995, S. 150f., Wimmer 1988, S. 49ff. Vgl. Gierl/ Stumpp 1999, S. 122; vgl. auch Herker 1995, S. 150, Wimmer 1988, S. 49ff. Vgl. Meffert 1992, S. 72f. Vgl. Meffert/ Bruhn 2005, S. 7f.; Herker 1995, S. 150, Wimmer 1993, S. 47ff. und Wimmer 1988, S. 49ff. Siehe hierzu auch die ausführliche Diskussion empirischer Studien zur Kaufverhaltensrelevanz von Werthaltungen bei Dröge 1997, S. 13ff. Vgl. hierzu auch die Ausführungen zum Stand der ökologieorientierten Kaufverhaltensforschung im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung. Vgl. Dröge 1997, S. 26; vgl. auch Fricke 1996, S. 43, Wimmer 1993, S. 47ff., Herker 1995, S. 150, Wimmer 1988, S. 49ff.
88 den Werthaltungen bzw. der in diesem Sinne verstandenen Umweltorientierung auf das Verhalten bestätigt werden konnte, übt die Einstellung auf den Konsum ökologischer Lebensmittel einen direkt wirkenden und nachhaltigen Einfluss aus.656 Insgesamt ist die Gültigkeit der Beziehung zwischen umweltorientierten Werten und Einstellungen sowie dem daraus resultierenden Verhalten jedoch unstrittig und wurde durch zahlreiche Forschungsarbeiten bestätigt. Hierzu sei auf die oben genannten Arbeiten verwiesen. Abbildung 19: Werte-Einstellungs-Verhaltens-Theorie
E K W
I
V
A
Legende: A K V
Affektive Komponente E Kognitive Komponente I Verhalten W
Einstellung Verhaltensabsicht Werte
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Trommsdorff 2009, S. 151. Rückblickend auf die im Rahmen des Einstellungskonstruktes dargestellte Dreikomponententheorie ergibt sich folgender in Abbildung 19 dargestellter Gesamtzusammenhang. Danach wirken produkt- bzw. umweltbewusste Wertvorstellungen direkt auf die affektive und kognitive Komponente der Einstellung sowie über die Verhaltensintention indirekt auf das Verhalten der Konsumenten beim Produktkauf. Im wissenschaftlichen Schrifttum wird in diesem Kontext auch das theoretische Konstrukt des Umweltbewusstseins diskutiert, welches vornehmlich durch kognitive, affektive und intentionale Aspekte beschrieben werden kann.657 Die kognitive Komponente ist im Sinne des Wissens und der Einsicht über die umweltgefährdenden Konsequenzen des Verhaltens zu interpretieren. Die affektive Dimension drückt die gefühlsmäßige Einstellung und Bewertung gegenüber ökologischen Problemen, Produkten und Verhaltensweisen aus. Eine ökologische Verhaltensabsicht resultiert folglich aus einem entsprechenden umweltorientierten Bewusstsein.658 Zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen des Umweltbewusstseins sei auf Meffert/ Bruhn und Herker verwiesen.659 656 657 658
659
Vgl. Fricke 1996, S. 188. Vgl. Meffert/ Bruhn 2005, S. 7f. Vgl. Meffert/ Bruhn 2005, S. 7f.; vgl. auch Herker 1995, S. 150, Wimmer 1993, S. 47ff., Wimmer 1988, S. 49ff. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Meffert/ Bruhn 2005, S. 7f. und Herker 1995, S. 150.
89 Demgegenüber begreift Schwartz in seinem Normaktivierungsmodell das im Kontext der vorliegenden Untersuchung wichtige umweltbewusste Verhalten als ein Konstrukt im Sinne einer moralischen Norm.660 Der dabei verwendete Normbegriff kann dem in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur diskutierten Wertebegriff untergeordnet werden. Im Modell wird davon ausgegangen, dass das individuelle Handeln Einfluss auf das Wohlergehen der eigenen oder auch anderer Personen hat, wonach sich die moralische Norm verpflichtend auf das Verhalten der Individuen ausübt.661 Schwartz unterscheidet ferner zwischen persönlicher und sozialer Norm. Persönliche Normen sind Erwartungen an das eigene Verhalten (self expectancies) und soziale Normen beinhalten von der Person vermutete Erwartungen anderer Personen an das eigene Verhalten (social expectancies).662 Die moralische Norm wirkt sich jedoch nur dann auf das Käuferverhalten aus, wenn diese aktiviert wird, d. h. wenn der Konsument sowohl die Konsequenzen seiner Entscheidung wahrnimmt als auch die Verantwortung für sein Verhalten erkennt und übernimmt (Eigenverantwortlichkeit).663 In der heutigen Gesellschaft werden Güter jedoch nicht nur wegen des Grundnutzens, sondern auch wegen des meist emotionalen Zusatznutzens gekauft.664 Die Wert- und Zielvorstellungen der Konsumenten sind vielfach mit Produkten bzw. Marken verbunden und oft konstituierende Bestandteile des Produktnutzens.665 Danach ist das Handeln der Konsumenten meist auf den Lebensstil ausgerichtet, das heißt, diese präferieren ausdrücklich solche Produkte, die mit ihrem Lebensstil bzw. ihren Wertvorstellungen respektive ihren persönlichen Normen vereinbar sind oder auch einen gewünschten Lebensstil nach außen hin dokumentieren.666 Dies gilt insbesondere für den Kauf von Produkten, deren Ökologieverträglichkeit das dominierende Beurteilungs- und Wahlkriterium bei der Kaufentscheidung bildet.667 In der Literatur wird diesbezüglich oft die Selbstkonzepttheorie („self concept“) diskutiert.668 Der Konsum ist 660
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Vgl. Schwartz 1968, zitiert bei: Gierl 2002, S. 16. Vgl. die ausführliche Diskussion des Modells bei Hunecke 2000, S. 49ff. Vgl. Gierl 2002, S. 16; vgl. auch Herker 1995, S. 150. Vgl. Schwartz 1968, zitiert bei: Gierl 2002, S. 16. Vgl. Gierl 2002, S. 26. In diesem Zusammenhang sei auch auf die theoretischen Erkenntnisse von Herker und Wimmer verwiesen. Vgl. Herker 1995, S. 150 und Wimmer 1988, S. 49ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 125; vgl. auch Schuster 1994a, S. 109f. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 80f; vgl. auch Bänsch 2002, S. 33, Meffert 1992, S. 71. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 125; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 146ff. Vgl. Gerber 2006, S. 42f; vgl. auch Bänsch 2002, S. 33, Meffert 1992, S. 73. In diesem Zusammenhang sei auf die Arbeit von Wimmer verwiesen, der in seiner umfangreichen theoretischen Untersuchung zum Umweltbewusstsein konsumrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen belegen konnte. Danach impliziert stark ausgeprägtes Umweltbewusstsein der Konsumenten, als ein Teilbereich des Lebensstils, den Kauf umweltrelevanter Produkte und ein entsprechendes Konsumverhalten. Vgl. Wimmer 1988, S. 81. Die Selbstkonzepttheorie gehört zu den einflussreichsten sozialpsychologischen Persönlichkeitstheorien, bei der es darum geht, wie der Mensch mit seinen subjektiven Erfahrungen bezüglich seiner Selbst bzw. seiner eigenen Identität umgeht. Das Konzept schließt dabei z. B. folgende Komponenten ein: persönliche Erfahrungen, Annahmen über Eigenschaften, Motive und Fähigkeiten, das individuelle Selbstbild, positive und negative eigene Bewertungen sowie Bezeugungen über das Fremdbild. Der Lebensstil wird in diesem Rahmen als eine Kombination verschiedener Verhaltensweisen von Individuen charakterisiert, welche durch das Selbstkonzept bestimmt sind und sowohl durch individuelle (psychologische, biologische etc.) als auch umweltspezifische (soziologische, anthropologische etc.) Faktoren beeinflusst werden. Die Implikationen aus
90 demnach als symbolisierter Lebensstil zu betrachten.669 „The idea is that brands also have personalities, and the consumers are likely to choose brands whose personalities match their own.“670 Vom Selbstkonzept geht somit eine starke Steuerungsfunktion auf das Verhalten der Konsumenten aus, da diese versuchen, sich konsistent zum Selbstbild bzw. zu ihren persönlichen Normvorstellungen zu verhalten.671 Erfolgt in diesem Zusammenhang die Betrachtung des Kaufs von Premium Private Labels mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung im Kontext der bereits vorliegenden Forschungsergebnisse, ist davon auszugehen, dass derartige Produkte vor allem von Konsumenten mit mehr oder weniger stark ausgeprägten ökologischen Wertvorstellungen gekauft werden. Dienen die Produkte demgegenüber vornehmlich der sozialen Abhebung und Unterscheidung, kann von prestigegeleitetem Konsumentenverhalten ausgegangen werden, was im Schrifttum unter dem Begriff des Distinktionskonsums thematisiert wird. 672 Im Wesentlichen sind dabei drei Hauptmotive zu unterscheiden. Unter dem Distinktionsmotiv der Demonstration der Produktbesonderheit kann das klassische Geltungsmotiv subsumiert werden, indem Konsumenten bestrebt sind, möglichst auffällige, nicht alltägliche und vermehrt auch innovative Produkte zu besitzen.673 Auf Grund der gewählten Forschungsfrage steht dieses Motiv im Fortgang der Untersuchung aber nicht weiter im Fokus. Um weiterführende Einblicke zu erhalten, sei verwiesen auf Schuster.674 Bei dem zweiten Motiv - Demonstration der Persönlichkeit - steht das Individuum im Vordergrund, welches als Ausdruck seiner Persönlichkeit ganz bestimmte Produkte nachfragt, um so seine Originalität oder seinen eigenen Stil zum Ausdruck zu bringen.675 Dieses Motiv stimmt im Wesentlichen mit der Selbstkonzepttheorie bzw. den persönlichen Normen der Konsumenten überein. Zum tieferen Einblick sei auf die Ausführungen von Trommsdorff, Foscht/ Swoboda, Kotler/ Armstrong und Banning verwiesen.676 Produkte können aber auch dem Zweck der Demonstration der Gruppenzugehörigkeit677 dienen.678 Als Gruppe kann
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der Selbstkonzepttheorie sind nicht uninteressant für die Marketingtheorie. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 839. Vgl. auch Trommsdorff 2009, S. 197f., Foscht/ Swoboda 2007, S. 125, Kotler/ Armstrong 2005, S. 148, Zimbardo/ Gerrig 2004, S. 632f., Banning 1987, S. 25 und S. 98ff. Vgl. Banning 1987, S. 125. Kotler/ Armstrong 2005, S. 148. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 197f.; vgl. auch Foscht/ Swoboda 2007, S. 125, Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 839, Zimbardo/ Gerrig 2004, S. 632f. Vgl. Schuster 1994a, S. 108. Vgl. Schuster 1994a, S. 112. Vgl. Schuster 1994a, S. 112. Vgl. Schuster 1994a, S. 113. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Trommsdorff 2009, S. 197f., Foscht/ Swoboda 2007, S. 130, Kotler/ Armstrong 2005, S. 142, Banning 1987, S. 25 und S. 98ff. Im wissenschaftlichen Schrifttum werden neben den gruppenbezogenen Aspekten auch Kultur, Subkultur oder die soziale Schicht als Erklärungsansätze zum Käuferverhalten betrachtet. Zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen der diskutierten Mitgliedschafts- und Bezugsgruppen sei auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 475ff., Foscht/ Swoboda 2007, S. 130, Kotler/ Armstrong 2005, S. 142, Pepels 2005, S. 109ff., Kuß/ Tomczak 2007, S. 193ff., Bänsch 2002, S. 104ff. und Meffert 1992, S. 81f. verwiesen.
91 jene Mehrzahl von Personen bezeichnet werden, die in wiederholten und nicht zufälligen wechselseitigen Beziehungen zueinander stehen. Das Ausmaß des Einflusses auf das Kaufverhalten ist dabei stark vom Grad der Identifikation des Individuums mit der Gruppe abhängig.679 Die Zielsetzung eines derart motivierten Kaufverhaltens besteht darin, die Gruppenidentität zu fördern sowie gegenüber anderen sozialen Einheiten differenzierend zu wirken.680 Dieses Verhalten entspricht der von Schwartz vorgestellten sozialen Norm, welche die von der Person vermuteten Erwartungen anderer Personen an das eigene Verhalten beinhaltet.681 Soziale Normen wirken insbesondere dann aktivierend, wenn Konsumenten aufgrund von sozialem Druck eine bestimmte Verhaltensweise ergreifen, da sie entweder soziale Missbilligung befürchten oder nach Zuneigung bzw. Prestigegewinn in der Gruppe streben.682 So konnte bspw. Gierl in einer empirischen Untersuchung verdeutlichen, dass eine Person sich umweltbewusst verhält, wenn sie annimmt, dass ihr soziales Umfeld diese Verhaltensweise erwartet.683 In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass Konsumenten nur dann anspruchsniveaukonformes Verhalten zeigen,684 sofern das Kaufverhalten beobachtbar bzw. eine soziale Kontrolle möglich ist.685 Übertragen auf die vorliegende Aufgabenstellung bedeutet dies, dass die Wahrnehmung von umweltbezogenen Wertvorstellungen im sozialen Umfeld des Konsumenten und der gleichzeitige Anpassungswunsch an soziale Normen zu umweltbewusstem Verhalten führen.686 Obwohl der in der vorliegenden Untersuchung zu Grunde gelegte extensive Kaufentschei-
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Subkulturen sind unterscheidbare Gruppen von Personen in einer Gesellschaft, die kulturelle Gemeinsamkeiten haben. Zur weiterführenden Darstellung siehe Kotler/ Armstrong 2005, S. 138ff; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 196, Meffert 1992, S. 81f. Nach Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein umfasst der Begriff Kultur gesellschaftlich übereinstimmende Muster im Denken, Fühlen und Handeln. Die Werte sind in diesem Zusammenhang zentraler Bestandteil der Kultur und stellen dabei neben dem Lebensstil den grundlegenden Zugang dar. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 575ff. Ferner sei verwiesen auf Kotler/ Armstrong 2005, S. 137. Die soziale Schicht bzw. der soziale Status kennzeichnet eine Bewertung der funktionalen Einordnung von Personen in ein soziales System und spiegelt dabei insbesondere die Wertschätzung des Inhabers einer Position oder ein mit einer sozialen Position verbundenes Wertbewusstsein wider. Allgemein benennt die soziale Schicht folglich die Stellung eines Individuums in der Gesellschaft hinsichtlich Status und Prestige. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 136; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 141f., Pepels 2005, S. 115f., Kuß/ Tomczak 2007, S. 197. Vgl. Schuster 1994a, S. 113. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 475f; vgl. auch Bänsch 2002, S. 98ff., Meffert 1992, S. 82f. Vgl. Pepels 2005, S. 118; vgl. auch Schuster 1994a, S. 113. In diesem Zusammenhang sei auf die in der Sozialpsychologie häufig diskutierte Austauschtheorie verwiesen. Der Grundgedanke besteht darin, dass das soziale Verhalten als Austausch von Belohnung und Bestrafung gesehen werden kann. Als Belohnung können dabei nicht nur materielle Anreize angeführt werden, sondern auch Zuneigung, Prestige oder soziale Akzeptanz. Um negative Bestrafungen wie Hass oder Aggressivität zu vermeiden, wird ein Individuum versuchen, sich konform zu sozialen Normen zu verhalten. Vgl. Herker 1995, S. 152. Vgl. Schwartz 1968, zitiert bei: Gierl 2002, S. 16. Vgl. Herker 1995, S. 152. Vgl. Gierl 2002, S. 18ff. Vgl. Banning 1987, S. 125. Vgl. Gierl 2002, S. 17. Vgl. Herker 1995, S. 152.
92 dungsprozess eigentlich durch rationales Verhalten geprägt ist, verdeutlichen die Erkenntnisse zu den gruppenbezogenen Einflüssen den nicht minder bedeutenden subjektiven Charakter. Vor diesem Hintergrund erscheint es gerechtfertig, nachfolgend davon auszugehen, dass die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment ökologischer Produkte umso höher ist, je bedeutender ökologische Aspekte im sozialen Umfeld und damit soziale Normen für den Konsumenten sind.687
687
Siehe hierzu auch die Ausführungen zum sozialen Risiko im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.1 dieser Untersuchung.
93 3.
Suchphase
3.1
Grundlagen der Informationsverarbeitung
„Once need recognition occurs, consumers begin searching for information and solutions to satisfy their unmet needs.”688
In dieser Untersuchung wird ein extensiver Kaufentscheidungsprozess unterstellt. Den Kern der dabei vorgenommenen phasenweisen Betrachtung bilden die Informationsaufnahme und -verarbeitung.689 Im Rahmen der Informationsaufnahme sucht der Konsument aber nicht nur nach Informationen bzw. nach Kaufalternativen, sondern häufig auch nach Entscheidungskriterien, welche in der anschließenden Bewertungsphase dazu dienen, die Eignung einzelner Produkte zur Bedürfnisbefriedigung zu beurteilen.690 Daher sind in der nachfolgend zu betrachtenden Suchphase die Bestimmungsfaktoren der Informationsaufnahme zentraler Forschungsgegenstand, während in der Bewertungsphase insbesondere Determinanten der Informationsverarbeitung im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen. Bevor im Anschluss die verhaltenswissenschaftlich relevanten Einflussgrößen auf das Informationsverhalten der Konsumenten dargestellt werden können, sind zunächst die zentralen Begriffe zu definieren. Nach Trommsdorff können unter dem Begriff der Information wahrgenommene Sachverhalte wie z. B. Preis- oder Mengenangaben verstanden werden.691 Findet ein Austausch von Informationen zwischen den an der Kaufhandlung beteiligten Marktpartnern statt, lassen sich Informationen auch als ökonomische Güter begreifen.692 Werden diese verarbeitet, interpretiert und gedanklich bewertet, ist von sog. Kognitionen auszugehen.693 Diese sind als Wissenseinheiten zu erfassen, d. h. „...als subjektives Wissen, was bei Bedarf zur Verfügung steht, sei es intern als gespeicherte Information, die durch Erinnern (Abrufen) verfügbar ist, [oder] sei es als externe Information, die durch Wahrnehmen (Aufnehmen) verfügbar wird.“694 Im Falle des Auftretens eines Produktbedarfs werden folglich bedürfnisspezifische Informationen entweder intern aus dem Gedächtnis aktiviert oder extern neu beschafft.695 Während die interne Suche auf die Gewinnung von „…knowledge from memory or perhaps genetic ten688 689
690 691 692 693 694 695
Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 74. Vgl. Lürssen 1989, S. 20. Kroeber-Riel/ Weinberg diskutieren die Informationsaufnahme und -verarbeitung im Zusammenhang mit den kognitiven Prozessen, welche zur Erklärung des Konsumentenverhaltens herangezogen werden können und sich in Informationsaufnahme, Wahrnehmung und Beurteilung sowie Lernen und Gedächtnis differenzieren lassen. In Analogie zur elektronischen Informationsverarbeitung erfolgt in der gegenwärtigen, zumeist kognitiven Theorie auch die Einteilung in Informationsaufnahme, –verarbeitung und –speicherung. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 274ff. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 274ff.; vgl. auch Meffert 1971a, S. 177. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 80. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 1. Vgl. Trommsdorff 2009, S. 79f.; vgl. auch Behrens 1991, S. 131. Trommsdorff 2009, S. 79. Vgl. auch Bauer/ Sauer/ Köhler 2003, S. 248. Vgl. Kotler/ Armstrong 2005, S. 156; vgl. auch Banning 1987, S. 125.
94 dencies…“ ausgerichtet ist, besteht die Zielsetzung bei der externen Informationssuche im „…collecting information from peers, family, and the marketplace.”696 Die empirische Erfahrung in der verhaltenswissenschaftlichen Forschung zeigt, dass Konsumenten interne vor externen Informationen bei der Entscheidungsfindung bevorzugen.697 Lürssen weist jedoch zu Recht darauf hin, dass die intern abgerufenen Informationen bspw. im Sinne des Produktwissens zu einem früheren Zeitpunkt aus der externen Umwelt aufgenommen worden sind, wodurch dem Konstrukt der externen Informationsaufnahme zentrale Bedeutung zukommt.698 Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang zwischen aktivem und passivem Suchverhalten zu differenzieren.699 „Sometimes consumers search passively by simply becoming more receptive to information around them, whereas at other times they engage in active search behavior, such as researching consumer publications, paying attention to ads, researching on the Internet, or venturing to shopping malls and other retail outlets.”700 Auf Grund des gewählten Forschungsanliegens i. S. der Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel kann davon ausgegangen werden, dass die Konsumenten sich intensiv mit der Kaufentscheidung auseinandersetzen. Wie noch zu zeigen ist, können beim Erwerb derartiger Produkte die Leistungseigenschaften jedoch nur bedingt auf passivem Wege beurteilt werden.701 Im weiteren Verlauf wird daher ein primär aktives und extern orientiertes Informationssuchverhalten unterstellt. Das aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive im Rahmen interner Suchprozesse relevante theoretische Konstrukt Produktwissen kann somit aus der Betrachtung ausgeschlossen werden. Zum tieferen Einblick in die komplexen Vorgänge der Informationsaufnahme bzw. -suche ist auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein verwiesen.702
696 697 698 699 700 701 702
Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 74. Vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 156, Heinemann 1974, S. 141. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 298f. Vgl. Lürssen 1989, S. 20. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 74; vgl. auch Lürssen 1989, S. 20f. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 74. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 298ff.
95 3.2
Externe Informationssuche
3.2.1 Das Konstrukt des wahrgenommenen Risikos und dessen Bedeutung bei der Informationssuche Der Umfang und die Eignung der intern gespeicherten Informationen und Wissensbestände sowie deren Vergleich mit den eigenen Überzeugungen, Werten und Einstellungen bestimmt die externe Informationssuche.703 Dabei nimmt das Konstrukt des wahrgenommenen Risikos in der Konsumentenverhaltensforschung eine wichtige Funktion ein, da es einen hohen Erklärungsbeitrag zum individuellen Informationsbeschaffungs- sowie Kaufverhalten der Konsumenten liefert.704 Zudem konnte in einer Vielzahl empirischer Untersuchungen der Einfluss des wahrgenommenen Risikos auf das Kaufverhalten bei Handelsmarken belegt werden.705 Im Fokus der meisten Forschungsarbeiten stand dabei die Frage, inwieweit der Konsument nicht nur Unterschiede in der Risikowahrnehmung bei Hersteller- und Handelsmarken zeigt, sondern auch wie sich diese auf die Einstellung bzw. Kaufwahrscheinlichkeit auswirken.706 In diesem Kontext sei zunächst auf die umfangreiche konfirmatorische Studie von Batra/ Sinha verweisen.707 Die Autoren überprüften, wie „…different determinants of perceived risk help explain variations in purchasing preferences for national brands versus private label (store) brands […].”708 Dabei wurde die Hypothese bestätigt, dass Nachfrager sich beim Kauf von Handelsmarken risikoavers verhalten, d. h. sie präferieren die Eigenmarken des Handels nur, wenn das von ihnen mit dem Kauf assoziierte Risiko gering ist.709 Zum gleichen Ergebnis kamen auch Mieres/ Martín/ Gutiérrez, Bauer/ Huber/ Mäder, Richardson/ Jain/ Dick und Dick/ Jain/ Richardson.710 Obwohl die aufgeführten Studien zeigen, dass das wahrgenommene Risiko einen signifikant negativen Einfluss auf die Beurteilung der Handelsmarken aus Sicht der Konsumenten ausübt, ist eine Überprüfung im Hinblick auf premiumpositionierte Eigenmarken bisher nicht Gegenstand empirischer und theoretischer Untersuchungen gewesen. Wird Bezug auf den hier zu untersuchenden Kauf von Premiummarken im Segment der biologischen Lebensmittel genommen, ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrager intensiv mit einem derartigen Produktkauf auseinandersetzen. Ob und vor allem in welchem Umfang das Konstrukt des wahr-
703 704 705 706 707 708 709 710
Vgl. Heinemann 1974, S. 141ff. Vgl. Schönborn 2005, S. 54; vgl. auch Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11, Fritz/ Theiss 1986, S. 153. Vgl. hierzu die Studien im Anhang mit den Nummern 2, 3 und 23. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 762f.; vgl. auch Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11f. Vgl. Batra/ Sinha 2000, S. 175ff. Batra/ Sinha 2000, S. 175. Vgl. Batra/ Sinha 2000, S. 178. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 762f.; vgl. auch Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11f., Richardson/ Dick/ Jain 1996, S. 164, Dick/ Jain/ Richardson 1994, S. 18ff. Vgl. zudem die Ausführungen von Sheinin/ Wagner 2003, S. 202 und Miguel/ Caplliure/ Aldas-Manzano 2002, S. 7.
96 genommenen Risikos auch für premiumpositionierte Handelsmarkenkonzepte eine Determinante des Käuferverhaltens darstellt, wird nachfolgend geprüft. Das wahrgenommene Risiko wird in der Literatur vielfach auch unter dem synonym zu verstehenden Begriff des wahrgenommenen Kaufrisikos diskutiert.711 Dieses entsteht, wenn Konsumenten aufgrund situativ verfügbarer Informationen Abweichungen zwischen den Erwartungen und den voraussehbaren Folgen einer Kaufhandlung wahrnehmen.712 In diesem Zusammenhang treten sog. kognitive Konflikte bzw. Inkonsistenzen713 auf, welche die vom Konsumenten als nachteilig betrachteten Folgen seines Verhaltens beinhalten und eine Form von Vor-Entscheidungsdissonanz analog zur Theorie der kognitiven Dissonanz bilden.714 Werden die theoretischen Erkenntnisse der Dissonanztheorie auf das wahrgenommene Risiko übertragen, führt die Interpretation im Kontext eines extensiven Kaufentscheidungsverhaltens folglich zu Unsicherheiten715 bezüglich der Handlungsfolgen bei den Konsumenten und damit zu Unsicherheitsentscheidungen.716 Die empfundene Unsicherheit stellt damit eine zentrale Determinante des Käuferverhaltens dar717 und kann durch das verhaltenswissenschaftliche Konstrukt des wahrgenommenen Risikos im Sinne einer psychischen Variable interpretiert werden.718 Die Vertreter der Konsumentenverhaltensforschung gehen zudem davon aus, dass sich das Risiko aus der Interaktion zwischen dem Beurteilungsobjekt und dem beurteilenden Subjekt bildet.719 Ausschlaggebend für das Informationssuch- und Kaufverhalten ist das in der kon-
711
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716 717 718 719
Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 118. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304, Meffert 1992, S. 59. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 168. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304 und Schönborn 2005, S. 55. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304f.; vgl. auch Kanther 2001, S. 69; Meffert 1992, S. 70; Cunningham 1967, S. 82ff. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11. Vgl. auch Meffert 1992, S. 70. Unsicherheit wird generell immer dann erzeugt, wenn über den Eintritt zukünftiger Ereignisse unvollständige Informationen vorliegen. In der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre wird in diesem Zusammenhang der Unsicherheitsbegriff jedoch auf zwei Ebenen diskutiert. Zum einen dient er zur grundlegenden Differenzierung zwischen sicheren und unsicheren Erwartungen über den Eintritt von relevanten Umweltzuständen. Demnach bedingen vollkommene Informationen Sicherheit und unvollkommene Unsicherheit. Zum anderen findet sich der Unsicherheitsbegriff auch zur Unterscheidung der aus der Fülle der Informationsprobleme denkbaren Fälle der Sicherheits-, Risiko- und Ungewissheitsentscheidung wieder. Hierbei ist eine Unsicherheitsentscheidung definiert als subjektive Risikoentscheidung, wenn dem Entscheidungsträger nur unvollständige Informationen und subjektiv vermutete Eintrittswahrscheinlichkeiten der Umweltzustände vorliegen. Bei einer Risikoentscheidung im ökonomischen Sinne kann der Entscheider hingegen die objektive Eintrittswahrscheinlichkeit der Umweltzustände einschätzen. Das verhaltenswissenschaftliche Risikokonstrukt unterscheidet sich damit vom rein ökonomischen Begriffsverständnis durch seine Subjektivität. Diesem Begriffsverständnis der Abgrenzung von Unsicherheit und Risiko soll nachfolgend entsprechend der herrschenden Meinung in der Literatur zum Konsumentenverhalten gefolgt werden. Vgl. Schönborn 2005, S. 3 und S. 42ff., vgl. auch Bamberg/ Coenenberg 2004, S. 19 und S. 127, Meffert 1992, S. 69. Vgl. Schönborn 2005, S. 2; vgl. auch Weinberg 1981, S. 53. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 168; vgl. auch Schönborn 2005, S. 3. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 15. Vgl. Schönborn 2005, S. 54.
97 kreten Situation subjektiv wahrgenommene Risiko.720 Zur Beschreibung existieren in der Literatur verschiedene Ansätze.721 So ist zunächst auf das in der Risikotheorie dominierende klassische Zwei-Komponenten-Modell von Cunningham zu verweisen.722 Dieses basiert auf der Annahme, dass Konsumenten mit dem Produktkauf bestimmte Ziele verfolgen. Da deren angestrebte Erreichung jedoch als nicht sicher bewertet werden kann, resultieren daraus Risikosituationen.723 Demnach bezeichnet das wahrgenommene Kaufrisiko die multiplikative Verknüpfung der mit der Entscheidung möglicherweise einhergehenden negativen Konsequenzen (z. B. finanzielle Schädigung oder fehlende soziale Akzeptanz durch das Produkt) und der Wahrscheinlichkeit für deren Auftreten.724 In der aktuellen Forschung wird hingegen meist eine produktübergreifende Darstellung i. S. eines mehrdimensionalen Begriffsverständnisses bevorzugt, da sich diese Herangehensweise durch einen höheren Informationsgehalt auszeichnet.725 Übereinstimmend lassen sich nachstehende Risikoarten aus der relevanten Literatur ableiten:726
720 721 722 723 724
725
726
-
finanzielle bzw. ökonomische,
-
funktionale bzw. qualitative,
-
ökologische,
-
soziale und individualpsychologische
-
sowie physikalische Risiken.
Vgl. Kraigher-Krainer/ Liebmann 2004, S. 2; vgl. auch Kanther 2001, S. 68. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383. Vgl. Cunningham 1967, S. 82ff. Vgl. Kanther 2001, S. 68. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang auch vielfach diskutiert, ob die Verknüpfung der beiden Komponenten „Wahrscheinlichkeit des Auftritts“ (auch im Sinne der „wahrgenommenen Unsicherheit“ zu interpretieren) und „negative Konsequenz“ auf Basis einer Multiplikation oder eher Addition erfolgen sollte. Vgl. Kraigher-Krainer/ Liebmann 2004, S. 69f. Ferner kann nach Kanther die Wahrscheinlichkeit auch im Sinne des subjektiven Risikogrades und die erwartete Konsequenz auch als subjektive Risikokosten interpretiert werden. Vgl. Kanther 2001, S. 68. Zum tieferen Einblick in die Operationalisierung sei verwiesen auf Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 435ff., Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11, Kuß/ Tomczak 2007, S. 118f., Meffert 1992, S. 70 und Cunningham 1967, S. 82ff. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006a, S. 69; vgl. auch Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 762, Wesener 2006, S. 76f. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383; vgl. auch Kuhlmann 2006, S. 170, Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006a, S. 69, Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 762, Foscht/ Swoboda 2007, S. 84, Pepels 2005, S. 69f., Wesener 2006, S. 77, Kraigher-Krainer/ Liebmann 2004, S. 6, Sheinin/ Wagner 2003, S. 202, Kanther 2001, S. 71, Meffert 1992, S. 70, Gierl 1987, S. 3, Fritz/ Theiss 1986, S. 153, Kuhlmann 1978, S. 103ff., Cunningham 1967, S. 82ff. Zusätzlich zu den benannten Risikoarten findet sich bei Homburg/ Krohmer und Foscht/ Swoboda noch das zeitliche Risiko, welches die Unsicherheit des Nachfragers beschreibt, wie viel Zeit für den Kauf und/ oder Gebrauch des Gutes aufgebracht werden muss. Da im vorliegenden Forschungskontext von einem extensiven Kaufentscheidungsverhalten ausgegangen wird, bei welchem zeitliche Aspekte eine untergeordnete Rolle spielen, soll das zeitliche Risiko aus der nachfolgenden Betrachtung ausgeschlossen werden. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 123ff. und Foscht/ Swoboda 2007, S. 84.
98 Das letztgenannte wird auch als Sicherheitsrisiko bezeichnet und erfasst aus Konsumentensicht die Gefährdung der körperlichen Gesundheit oder Sicherheit durch das Produkt.727 Das Wohlergehen eines Menschen ist durch den Verzehr von Nahrungsmitteln unmittelbar betroffen, wonach dem physikalischen Risiko im betrachteten Forschungskontext zentrale Bedeutung zukommt.728 Wie bereits dargestellt, besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsbedürfnis eines Konsumenten und dem Motiv nach gesunder Ernährung.729 Daher ist anzunehmen, dass insbesondere der Erwerb nicht biologischer Produkte in diesem Sinne zu einem steigenden physikalischen Risiko führt. Da der betrachtete wertsteigernde ökologische Zusatznutzen von Premiumhandelsmarken eine funktionale Produkteigenschaft impliziert, kann der Argumentation von Behrens gefolgt werden, wonach das physikalische Risiko als Spezialfall des funktionalen Risikos zu interpretieren ist.730 Dieses bezieht sich einerseits auf die Bewertung der qualitativen und geschmacklichen Eignung eines Produktes.731 Andererseits dient es auch der Beschreibung der nachfragerseitigen Unsicherheit, ein funktionsuntüchtiges, im Sinne eines nicht ökologischen Leistungsangebotes zu erwerben.732 Das funktionale Risiko nimmt insbesondere im letztgenannten Sinn eine zentrale Stellung zur Erklärung des Kaufverhaltens ein. Im weiteren Verlauf wird daher nicht explizit zwischen dem physikalischen und funktionalen Risiko getrennt. Im Gegensatz dazu interpretiert Gierl die Unsicherheit der Konsumenten im Hinblick auf die Vorteilhaftigkeit einzelner als ökologisch gekennzeichneter Produkte als ökologisches Risiko.733 Dieser Argumentation wird nachfolgend nur insoweit gefolgt, als das funktionale Risiko sich auf die vom Konsumenten konkret wahrgenommenen Leistungseigenschaften der betrachteten Premiumhandelsmarken bezieht. Das ökologische Risiko ist hingegen weiter auszulegen. Mit diesem wird die Nachhaltigkeit bzw. Ökologieverträglichkeit der Produkte assoziiert, d. h., dass durch die Herstellung, den Erwerb und den Verbrauch ökologischer Premiummarken die Umwelt nicht geschädigt, sondern nachhaltig geschont wird.734 Das soziale Risiko erfasst die Unsicherheit des Nachfragers bezüglich seiner gesellschaftlichen Akzeptanz durch den Produktkauf.735 Beispielsweise kann der Gebrach von Plastiktüten 727 728 729 730 731
732 733 734 735
Vgl. Pepels 2005, S. 69; vgl. auch Fritz/ Theiss 1986, S. 153. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383. Vgl. hierzu die Argumentation im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung. Vgl. Behrens 1991, S. 124. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 170; vgl. auch Pepels 2005, S. 69f., Meffert 1992, S. 70. Im weiteren Verlauf soll auf eine ausführliche Diskussion der qualitativen Eigenschaften im Sinne der vom Konsumenten wahrgenommenen Produktqualität zu Gunsten der Funktionstüchtigkeit i. S. der ökologischen Leistungseigenschaften verzichtet werden. So hat sich z. B. die empirische Handelsmarkenforschung bereits in zahlreichen Untersuchungen mit diesem Thema auseinander gesetzt. Vgl. hierzu die ausgewerteten Studien mit den Nummern 2, 14, 16, 23, 25 und 28 im Anhang. Vgl. Billen 2003, S. 35; vgl. auch Fricke 1996, S. 186. Vgl. Gierl 1987, S. 3. Vgl. hierzu auch Kanther 2001, S. 74. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Matten/ Wagner 1999, S. 472ff. Vgl. Schmalen 1996, S. 50ff., zitiert nach: Peters 1998, S. 89.
99 für ein Mitglied eines Umweltschutzvereins mit einem sozialen Risiko verbunden sein.736 Bei einer individualpsychologischen Betrachtung steht die individuelle Identifikation mit dem Produkt im Vordergrund.737 Dieses Risiko wird wahrgenommen, wenn der Kauf oder der Gebrauch eines Produktes als nur schwer vereinbar mit den eigenen Überzeugungen und Werten angesehen wird. So kann sich beispielsweise ein überzeugter Umweltschützer durch den Kauf von Einwegflaschen mit einem individualpsychologischen Risiko konfrontiert sehen.738 Das finanzielle Risiko stellt die Angemessenheit des Preises dar und drückt damit die Tragfähigkeit der finanziellen Belastung durch den Produktkauf aus. Grundlage dessen ist die Kaufkraft des Nachfragers, welche i. d. R begrenzt ist.739 Im verhaltenswissenschaftlichen Schrifttum wird häufig kritisiert, dass die subjektive Sichtweise des Konsumenten innerhalb der Theorie des wahrgenommenen Kaufrisikos nur unzureichend berücksichtigt wird. Demnach nennen „…Konsumenten bei einer Befragung Risiken […], die ihnen bewußt sind, d. h., die sie sich zwar vorstellen können, die aber in ihrer persönlichen Wertvorstellung keine Bedeutung haben.“740 Somit bleibt vielfach offen, welchen Wert der Konsument den wahrgenommenen Risiken zuweist und ob diese ihm überhaupt wichtig erscheinen.741 Die verhaltensbestimmenden Determinanten des Käuferverhaltens können jedoch aufgezeigt werden, indem nach dem Grund gefragt wird, der für die Risikowahrnehmung ausschlaggebend ist. Entsprechend der Argumentation von Bauer/ Schüle/ Neumann empfiehlt sich diesbezüglich für eine branchenspezifische Untersuchung die Konzentration auf jene Risikoarten, welche die nachfragerseitige Risikowahrnehmung in der entsprechenden Branche prägen.742 Für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand sind entsprechend dem mehrdimensionalen Verständnis und den im Rahmen einer empirischen Studie von Lingenfelder/ Lauer aufgezeigten Ergebnissen insbesondere das physikalische bzw. funktionale, finanzielle und soziale Risiko relevant.743 Auf Grund der dargestellten theoretischen Grundlagen zur Bedeutung von Werten beim Konsum ökologischer Lebensmittel wird das individualpsychologische Risiko aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen. In diesem Zusammenhang kann nämlich angenommen werden, dass mit stark ausgeprägter Ökologieorientierung im Wertesystem der Nachfrager das wahrgenommene individualpsychologische Risiko beim Kauf ökologischer Produkte gering ist.
736 737 738 739 740 741 742 743
Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 123; vgl. auch Behrens 1991, S. 124. Vgl. Pepels 2005, S. 69; vgl. auch Fritz/ Theiss 1986, S. 153. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 123; vgl. auch Behrens 1991, S. 124. Vgl. Meffert 1992, S. 70; vgl. auch Kanther 2001, S. 71. Wesener 2006, S. 79. Vgl. Wesener 2006, S. 79f. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383; vgl. auch Kuhlmann 2006, S. 177. Vgl. hierzu die Studienergebnisse im Anhang mit der Nummer 8.
100 Konsumenten verbinden mit dem Erwerb derartiger Produkte aber nicht nur wertbezogene Beweggründe, sondern z. T. auch ökologische oder politische Zielstellungen. Entsprechend der dargestellten Argumentationen von Gierl und Matten/ Wagner, welche den Begriff des ökologischen Risikos extensiver auslegen, steht nicht primär die konkrete Leistungseigenschaft eines Produktes - wie bspw. beim funktionalen Risiko - im Mittelpunkt diesbezüglicher Überlegungen, sondern eher die ganzheitliche Ökologieverträglichkeit des Erzeugnisses.744 Letztgenanntes ist jedoch aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht nur schwer zu beurteilen.745 Darüber hinaus erscheint eine Betrachtung dieser produktübergreifenden Sichtweise im Kontext der gewählten Forschungsfrage nicht zielführend, so dass auf eine ausführliche Diskussion im weiteren Verlauf zu Gunsten der zuvor fokussierten Risikoarten verzichtet wird. Abschließend ist festzuhalten, dass eine mehrdimensionale Herangehensweise für die gewählte Forschungsfrage zweckmäßig ist, da die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, wo und wie die als negativ erachteten Konsequenzen im Kaufentscheidungsprozess entstehen und mit welchen Mitteln und Methoden diesen eventuell zu begegnen ist.746 Daher wird auf eine Darstellung weiterer Definitionssätze verzichtet. Zum tieferen Einblick in die risikotheoretischen Grundlagen sei verwiesen auf Bauer/ Schüle/ Neumann, Kuhlmann, Wesener, KraigherKrainer/ Liebmann und Cunningham.747 Charakteristisch für die zuvor dargestellten theoretischen Aspekte ist, dass die Wahrnehmung der negativen Kauffolgen bzw. Risiken wesentlich vom Produkt respektive der Warengruppe sowie vom Individuum selbst abhängt.748 Dazu muss jedoch eine individuelle Toleranzschwelle überschritten werden.749 Wird in diesem Zusammenhang die verhaltenswissenschaftliche Literatur betrachtet, findet sich keine einheitliche Meinung darüber, wie diese Toleranzschwelle zu interpretieren ist. So verweisen z. B. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein darauf, dass die Forschung nach allgemeinen Persönlichkeitsmerkmalen, wie z. B. im Sinne einer individuellen Risikobereitschaft, nicht erfolgreich war.750 Da entsprechend der definitorischen Grundlagen zum wahrgenommenen Risiko von einem kognitiven Bewertungsprozess ausgegangen wird,751 innerhalb dessen der Konsument abschätzt, inwieweit aufgrund des Be-
744 745 746 747
748 749
750
751
Vgl. Gierl 1987, S. 3. Vgl. hierzu auch Matten/ Wagner 1999, S. 472ff. Vgl. Schack 2006, S. 40; vgl. auch Hüser 1993, S. 280f. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 170. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383, Kuhlmann 2006, S. 177, Wesener 2006, S. 79f., Kraigher-Krainer/ Liebmann 2004, S. 2ff. und Cunningham 1967, S. 82ff. Vgl. Pepels 2005, S. 69f.; vgl. auch Meffert 1992, S. 70. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 168; vgl. auch Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 762, Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 15f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 437f. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Ausführungen von Meffert 1992, S. 70. Vgl. Kanther 2001, S. 70.
101 urteilungsobjektes funktionale, finanzielle und/oder soziale Risiken zu erwarten sind, muss eher das Produktinvolvement als individuelle Toleranzschwelle diskutiert werden.752 Entsprechend herrschender Meinung wird im wissenschaftlichen Schrifttum zwischen Produkt- und Kaufinvolvement getrennt.753 Während das Produktinvolvement die mehr oder weniger starke Ich-Beteiligung des Konsumenten bezeichnet, die durch das zu kaufende Produkt selbst ausgelöst wird, bezieht sich das Kaufinvolvement in der konkreten Kaufsituation auf die zu fällende Kaufentscheidung.754 Bei dem Produktinvolvement steht die persönliche Beziehung des Nachfragers zu einer gesamten Produktkategorie im Vordergrund.755 Dabei variiert in Abhängigkeit vom Grad des individuell empfundenen Involvements „…the intensity of the search for information, the processing of the information and the evaluation of alternatives….“756 Erfolgt eine Betrachtung im Kontext des gewählten Forschungsschwerpunktes kann das Produktinvolvement folglich zu Recht als Ursache der Entstehung des wahrgenommenen Risikos angesehen werden.757 Das Kaufinvolvement soll nachfolgend nicht weiter betrachtet werden. Zum tieferen Einblick hierzu sei verwiesen auf Kanther.758 Im Kontext der hier zu betrachtenden Phase des Kaufentscheidungsprozesses ist bezüglich des Zusammenhangs zwischen wahrgenommenem Risiko und Informationssuche folgende Hypothese in der Literatur weit verbreitet:759
752
753
754 755 756 757
758 759
Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 437; vgl. auch Kanther 2001, S. 23, Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16. Kraigher-Krainer/ Liebmann sowie Kanther weisen in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass sich in der Literatur auch Vertreter finden, die das wahrgenommene Risiko eher als Ursache des Involvement verstehen. Vgl. hierzu die Ausführungen von Kraigher-Krainer/ Liebmann 2004, S. 2ff. und Kanther 2001, S. 68. Vgl. Kanther 2001, S. 41. Kanther führt in diesem Zusammenhang zusätzlich das Markeninvolvement an, welches definiert ist als die während der Kaufentscheidungsfindung von einzelnen Marken hervorgerufene Involvierung. Da von einem extensiven Kaufentscheidungsprozess in der vorliegenden Arbeit ausgegangen wird, kann diese Art des Involvements vernachlässigt werden. Vgl. hierzu Kanther 2001, S. 41. Vgl. Kanther 2001, S. 42. Vgl. Kanther 2001, S. 42. Miguel/ Caplliure/ Aldas-Manzano 2002, S. 8. Zum Einfluss des persönlichen Involvements auf den Kauf von Handelsmarken sei auf die Ergebnisse von Miguel/ Caplliure/ Aldas-Manzano verwiesen. Das persönliche Involvement als „ …with the product as a person’s perceived relevance of the object based on interests, needs and values…” definiert, bezeichnet entsprechend der gewählten Definition das Produktinvolvement. Die Autoren konnten unabhängig von früheren Studienergebnissen, bei welchen kein direkter Einfluss des Involvements auf den Kauf von Handelsmarken bestätigt werden konnte, nämlich zeigen, dass „…another series of variables related to involvement did have some relation to the acquisition of store brands.“ Als ein Beispiel sei hier der indirekte und positive Zusammenhang zwischen Produktinvolvement, Produktwissen und dem Kauf von Handelsmarken genannt. Die Autoren argumentieren ferner, dass „…the belief that the store brands will be more successful in low involvement categories cannot be generalised given that the level of involvement depends on the consumer and not the product and the situational factors which may be present at the time of purchase decision.“ Zum tieferen Einblick in die umfassende empirische Forschungsarbeit sei verwiesen auf Miguel/ Caplliure/ Aldas-Manzano 2002, S. 6ff. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Kanther 2001, S. 42. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304; vgl. auch Meffert 1992, S. 71.
102 Je größer das wahrgenommene Risiko und damit das Produktinvolvement sind, umso stärker ist der Antrieb der Konsumenten, aktiv nach zusätzlichen Informationen zu suchen. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein weisen ferner auf die motivationale Funktion des wahrgenommenen Risikos hin, denn inwieweit tatsächlich Informationen gesucht werden, hängt von der Auswahl der zur Verfügung stehenden Risiko-Reduktions-Strategien und damit von der Stärke des wahrgenommenen Risikos ab.760 Auch Kuhlmann argumentiert, dass vor allem dann ein Einfluss des subjektiven Risikos auf die Informationsnachfrage festzustellen ist, wenn eine mehrdimensionale bzw. produktbezogene Messung erfolgt und über Produkte höherer Komplexität zu entscheiden ist.761 Werden nun wiederholt die Erkenntnisse der Theorie der kognitiven Dissonanz auf das hier vorliegende Forschungsproblem übertragen, können die Konsumenten einerseits das wahrgenommene Risiko reduzieren, indem die als nachteilig erachteten Konsequenzen verringert werden, z. B. durch den Kauf kleinerer Verpackungsgrößen.762 Andererseits kann aber auch der Versuch unternommen werden, die wahrgenommene Unsicherheit, hier i. S. der erwarteten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der negativen Kauffolgen, abzubauen.763 Letztere Reduktionsstrategie besteht insbesondere in der Möglichkeit der subjektiven Informationsverarbeitung, d. h. die Konsumenten werden bereits aufgenommene Informationen uminterpretieren, risikoerhöhende Informationen meiden oder nach risikoreduzierenden Informationen suchen.764
760
761 762 763
764
Diese werden von den Konsumenten ergriffen, wenn das wahrgenommene Risiko die individuelle Toleranzschwelle übersteigt, d. h. folglich hohes Produktinvolvement gegeben ist. Kuhlmann führt ferner an, dass die in diesem Zusammenhang wahrgenommene Stärke des Risikos die Ergreifung einer Risiko-ReduktionsStrategie und damit auch den Nicht-Kauf als weitere Möglichkeit der Reaktion determiniert. Da in der vorliegenden Untersuchung die Kaufentscheidung aber im Rahmen eines Prozessmodells analysiert wird, ist der Nicht-Kauf in dieser Phase nicht weiter zu betrachten. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 168. Vgl. auch KroeberRiel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304 und Sheinin/ Wagner 2003, S. 202f. Vgl. Kuhlmann 2006, S. 177. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 438f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 438f. Weinberg weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass durch die Nutzung zusätzlicher Informationsbeschaffungsstrategien es innerhalb des Entscheidungsprozesses zu Vereinfachungen kommen kann, die zu einer Umbewertung oder Umdefinition der Einscheidungssituation führen können und so gedanklich das wahrgenommene Kaufrisiko reduzieren. Folglich muss streng genommen davon ausgegangen werden, dass ein extensiv begonnener Kaufentscheidungsprozess häufig zu einem vereinfachten wird. Da die Beschaffung von Informationen jedoch wesentlicher Bestandteil des extensiven Kaufentscheidungsprozesses ist, soll von diesem auch nachfolgend ausgegangen werden. Vgl. Weinberg 1981, S. 55f. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 438. Außer durch die aktive interne und externe Suche nach Informationen können die als negativ erachteten Konsequenzen auch durch andere RisikoReduktions-Strategien verringert werden. Hierbei wird grundlegend ein negativer Zusammenhang zwischen dem wahrgenommenem Risiko, der Wahl der Reduktions-Strategie und der Informationssuche unterstellt. Die Marken- respektive Produkttreue zählt dabei zu den in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur primär betrachteten Risiko-Reduktions-Strategien. Da in der vorliegenden Untersuchung ein extensiver Kaufentscheidungsprozess unterstellt wird, bei welchem keine vorgefertigten Marken im awareness-set des Konsumenten vorhanden sind, kann diese Möglichkeit der Risikoreduktion nachfolgend ausgeschlossen werden. Zum expliziten Einblick in den Zusammenhang zwischen Marken- bzw. Produkttreue und dem Kaufrisiko sei auf die umfassende Arbeit von Weinberg verwiesen. Vgl. Weinberg zitiert bei: Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304 und S. 438.
103 Abbildung 20: Möglichkeiten zur Reduktion des wahrgenommenen Risikos
Quelle: Eigene Darstellung. Die Abbildung 20 stellt die differenten Möglichkeiten von Risiko-Reduktions-Strategien überblicksartig dar. Entsprechend der prozessorientierten Betrachtung des Konsumentenverhaltens sind nachfolgend vor allem jene Strategien von Interesse, die zu einer Reduzierung der Unsicherheit führen. Zum tieferen Einblick in die Möglichkeiten der Verringerung der negativen Konsequenzen sei z. B. auf die umfangreiche Arbeit von Kanther verwiesen.765 Bevor jedoch theoretische Erkenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten und Wirkungsweisen von Risiko-Reduktions-Strategien im vorliegenden Forschungskontext abgeleitet werden können, sind zunächst empirische Forschungsergebnisse von Mieres/ Martín/ Gutiérrez und Peters zu diskutieren.766 Die Autoren konnten im Rahmen anschaulicher Studien zum wahrgenommenen Risiko signifikante Unterschiede in den einzelnen Risikodimensionen zwischen Handels- und bekannten Herstellermarken feststellen.767 So wurden die Eigenmarken des Handels tendenziell mit einem höheren funktionalen, sozialen und finanziellen Risiko wahrgenommen.768 Dies kann u. a. darauf zurückgeführt werden, dass im Vergleich zu den Herstellermarken die Handelsmarken weniger stark im Bewusstsein der Verbraucher verankert sind.769 Überraschend an den Resultaten von Mieres/ Martín/ Gutiérrez ist jedoch, dass bei den Eigenmarken zwar ein höheres soziales Risiko festgestellt wird, aber „…the perception of other individuals about the consumers does not influence store brands future purchase intention and, what is more surprising, may favour the actual purchase of this type of 765 766 767
768 769
Vgl. hierzu die Ausführungen bei Kanther 2001, S. 42. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 766 und Peters 1998, S. 167f. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 766 und Peters 1998, S. 167f. Zentrales Forschungsanliegen von Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b war dabei die Ermittlung des Einflusses des wahrgenommenen Risikos auf die Handelsmarkenneigung (store brand proneness). Diese wird dabei durch folgende drei Indikatoren erfasst: aktueller Kauf von Handelsmarken in den jeweiligen Warengruppen (store brands purchase), Intensität der Handelsmarkennutzung (store brands consumption intensity) und zukünftiges Kaufverhalten von Handelsmarken (store brands future purchase intention). Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 763. Peters 1998 untersuchte hingegen die Profilierungsfähigkeit von Handelsmarken im Lebensmitteleinzelhandel, wobei verhaltenswissenschaftliche Aspekte insgesamt nur wenig betrachtet wurden. Vgl. Peters 1998, S. 63ff und S. 167f. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 766; vgl. auch Peters 1998, S. 167f. Vgl. Bauer/ Huber/ Mäder 2004, S. 11.
104 brands.”770 Die Autoren begründen dies mit warengruppenbezogenen Einflussfaktoren.771 Auch Dick/ Jain/ Richardson kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. “The perceived risk associated with the purchase of store brands could be a real detriment to their adoption. British researchers (Livesey and Lennon, 1978) have reported that English consumers tend to serve national brand tea to guests in social settings but are more inclined to consume store brand tea when such behaviour cannot be observed by significant acquaintances.”772 Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich jedoch nur allgemein auf Handelsmarken. Im Kontext der Uminterpretation bereits vorhandener Informationen (vgl. Abbildung 20) ist das im Rahmen der internen Informatiosssuche diskutierte Konstrukt des Produktwissens von Bedeutung. Basierend auf empirischen Studien von Mieres/ Martín/ Gutiérrez und Richardson/ Jain/ Dick kann von einem signifikant negativen Zusammenhang zwischen der Höhe des Produktwissens und dem wahrgenommenen Risiko ausgegangen werden.773 In Anlehnung an diese Forschungsergebnisse wird nachfolgend angenommen, dass ggf. beim Konsumenten vorhandene produktbezogene Wissensbestände zur Reduktion des im Forschungskontext primär betrachteten funktionalen, sozialen und finanziellen Risikos beitragen können. Zur Verringerung des wahrgenommenen Unsicherheitsbewusstseins kann der Konsument auch die Aufnahme risikoerhöhender Informationen vermeiden, indem er z. B. nicht nach zusätzlichen Informationen sucht.774 Im Gegensatz dazu impliziert die dritte und damit letzte RisikoReduktions-Strategie eine kategorisch intern sowie extern orientierte Suche nach risikoreduzierenden Informationen. Werden an dieser Stelle die Erkenntnisse von Mieres/ Martín/ Gutiérrez und Dick/ Jain/ Richardson auf den gewählten Forschungsschwerpunkt übertragen,775 ist anzunehmen, dass sich die zu suchenden Informationen auch nach dem Inhalt des subjektiv wahrgenommenen Risikos richten.776 Erfolgt in diesem Zusammenhang eine Betrachtung des sozialen Risikos, kann der Konsument bspw. durch eine entsprechende Informationssuche im sozialen Umfeld eine Unsicherheitsreduktion bewirken.777 Da die individuelle Charakteristik des Konsumenten eine Bestimmungsgröße der Risikowahrnehmung ist, hier i. S. des unter dem Distinktionskonsum diskutierten Motivs der Demonstration der Gruppenzugehörigkeit zu verstehen, führt ein festgestelltes soziales Risiko im Kontext der dargestellten theoretischen Grundlagen zur Ableitung folgender Hypothesen:
770 771 772 773 774 775 776 777
Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 769. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 769 Dick/ Jain/ Richardson 1995, S. 21. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006a, S. 70; vgl. auch Richardson/ Jain/ Dick 1996, S. 166. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 438. Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006b, S. 769 und Dick/ Jain/ Richardson 1995, S. 21. Vgl. Meffert 1992, S. 71. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 304; vgl. auch Peters 1998, S. 89, Richardson/ Jain/ Dick 1996, S. 165f., Dick/ Jain/ Richardson 1995, S. 21.
105 ___________________________________________________________________________ Hypothese 1:
Je ausgeprägter das ökologische Bewusstsein im sozialen Umfeld des Konsumenten ist, desto geringer ist das wahrgenommene soziale Risiko beim Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels.
Je geringer das wahrgenommene soziale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte. ___________________________________________________________________________
Hypothese 2:
Obwohl die Theorie des wahrgenommenen Risikos in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur weite Verbreitung erfahren hat, greift diese insbesondere zur Erklärung der Informationssuche bei der Wahrnehmung finanzieller und funktionaler Risiken zu kurz.778 So wurde zwar der positive Zusammenhang zwischen der intervenierenden Variable Involvement und der Informationsnachfrage empirisch bestätigt, jedoch sind die Ergebnisse bezüglich der Auswirkungen des wahrgenommenen Risikos auf die externe Informationssuche insgesamt eher uneinheitlich.779 In einer umfangreichen Metaanalyse zum wahrgenommenen Risiko konnte Gemünden hohe Falsifikationsraten beim Überprüfen der risikotheoretischen Hypothese anführen, welche belegen, dass nur bei wenigen empirischen Untersuchungen der als positiv postulierte Zusammenhang zwischen dem wahrgenommenen Risiko und dem Informationssuchverhalten bestätigt werden konnte.780 Um jedoch das reale Verhalten der Nachfrager beim Kauf ökologischer Produkte bzw. bei der externen Suche nach risikoreduzierenden Informationen umfassend erklären zu können, muss nachfolgend zusätzlich zu der Theorie des wahrgenommenen Risikos auf die Erkenntnisse der Informationsökonomie781 zurückgegriffen werden.782 Entsprechend der umweltökonomischen Literatur ist mit Hilfe informationsökonomischer Analysen eine bessere Erfassung der Ursachen des wahrgenommenen Kaufri778 779 780 781
782
Vgl. Schönborn 2005, S. 112. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 118; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16, Gemünden 1985, S. 35f. Vgl. Gemünden 1985, S. 35f. Die Informationsökonomie ist eines von vier Teilgebieten der Neuen Institutionenökonomie (NIÖ), welche in der Literatur auch vielfach „Neue mikroökonomische Theorie“ oder auch „Neue institutionelle Mikroökonomie“ genannt wird. Die Property Rights-Theorie, die Prinzipal-Agenten-Theorie, der Transaktionskostenansatz und die Informationsökonomie beschäftigen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Institution. Dabei führt die ökonomische Analyse von Institutionen zu einer völlig neuen Sichtweise in den Wirtschaftswissenschaften und vor allem in der Marketingtheorie. Die Institution ist demnach als ein auf ein Zielbündel abgestelltes System von Normen einschließlich deren Garantieinstrumente zu verstehen, die den Zweck verfolgen, das individuelle Verhalten in eine bestimmte Richtung zu steuern. Das Marketing lässt sich dabei aus institutionsorientierter Sicht als die Förderung von Markttransaktionen durch Überwindung von Informations- und Unsicherheitsproblemen definieren. Die wesentlichen Merkmale der NIÖ sind durch folgende Annahmen beschreibbar: eingeschränkte Rationalität, individuelle Nutzenmaximierung, unvollständige Informationen, Existenz von Informationsasymmetrien zwischen Angebot und Nachfrage und Möglichkeit opportunistischen Verhaltens. Nachfolgend wird nur die Informationsökonomie näher betrachtet, da insbesondere auf Märkten für umweltfreundliche Produkte Informationsasymmetrien und damit Unsicherheiten vorliegen. Zum tiefen Einblick in die NIÖ sei hier z. B. auf die Arbeiten auf Schönborn 2005, S. 5, Billen 2003, S. 31f., Matten/ Wagner 1999, S. 493 und Weiber/ Adler 1995a, S. 43 verwiesen. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16.
106 sikos und folglich eine vollständigere sowie genauere Beschreibung der Risiko- bzw. Unsicherheitssituationen möglich.783 3.2.2 Der informationsökonomische Ansatz als Erklärungsgrundlage 3.2.2.1 Theoretische Grundlagen Wie bereits dargestellt wurde, kommt der Informationsökonomie als Teilbereich der Neuen Institutionenökonomie (NIÖ) für die Erklärung des Konsumentenverhaltens bei ökologischen Produkten grundlegende Bedeutung zu. Zielsetzung ist die Beschreibung der aktiven Veränderung des Informationsniveaus im Entscheidungsprozess.784 Im Kern versteht der informationsökonomische Ansatz dabei die Transaktionen zwischen den Individuen als informationsgewinnenden, -verarbeitenden und -austauschenden Prozess.785 Den Ausgangspunkt der Analyse stellen einerseits die vorhandenen Informations- und Unsicherheitsprobleme der Nachfrager bei der Beurteilung der Produkte dar.786 Im Kontext von Austauschbeziehungen können diese auf Informationsasymmetrien zwischen dem Angebot und der Nachfrage zurückgeführt werden,787 was eine asymmetrische und damit unvollständige Verteilung der Informationen über produktrelevante Eigenschaften impliziert.788 Andererseits verdichtet die Informationsökonomie die Informationssuche auch vornehmlich auf zwei Ebenen: die Kosten und den Nutzen der Information.789 Letztgenannte Betrachtungsweise ist für die gewählte Forschungsfrage jedoch zu oberflächlich, da die hinter der Kaufentscheidung stehenden verhaltenswissenschaftlichen Determinanten des Kaufs von ökologisch orientierten und premiumpositionierten Eigenmarken des Handels analysiert werden sollen. Eine Untersuchung der Kosten und des Nutzens ökologischer Produkte erfolgt deshalb nur soweit, wie diese auf die inter- und intrapersonalen Determinanten des Konsumentenverhaltens Einfluss nehmen. Zum tieferen Einblick in diese umfangreiche informations- bzw. umweltökonomische Forschungsrichtung sei auf die Arbeiten von Belz, Hüser und Kaas verwiesen.790 Informationsökonomische Modelle bilden im betrachteten Kontext die verschiedenen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung (Screening) und –übertragung (Signaling) zwischen 783 784 785 786 787
788 789 790
Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16. Vgl. Schönborn 2005, S. 5; vgl. auch Billen 2003, S. 31f. Vgl. Matten/ Wagner 1999, S. 493. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 57f.; vgl. auch Billen 2003, S. 31f., Adler 1998, S. 342. Vgl. Kaas 1993, S. 32f. Als weitere Ursachen der Informationsprobleme auf Märkten für umweltfreundliche Produkte führt Kaas die exogene Unsicherheit über die Umweltwirkungen des Wirtschaftens und opportunistisches Verhalten der Anbieter aufgrund der Informationsasymmetrien zwischen den beteiligten Marktpartnern an. Diese eher volkswirtschaftlich geprägte Betrachtung soll nachfolgend zu Gunsten der verhaltenswissenschaftlichen Analyse der Determinanten des Kaufs ökologischer Lebensmittel vernachlässigt werden. Vgl. Kaas 1993, S. 31ff. Zum tieferen Einblick sei hier ferner auf Matten/ Wagner 1999, S. 471ff., Hüser 1993, S. 269ff. und Kaas 1990, S. 539ff. verwiesen. Vgl. Weiber/ Adler 1995a, S. 43; vgl. auch Kaas 1993, S. 32. Vgl. Schönborn 2005, S. 113. Vgl. Belz 1999a, S. 170ff., Hüser 1993, S. 269ff. und Kaas 1992, S. 480ff.
107 den Marktpartnern ab. Damit soll ein Beitrag zum Abbau von Informationsasymmetrien und der daraus resultierenden Marktunsicherheit791 geleistet werden.792 Screening bezeichnet in diesem Zusammenhang die Informationsbeschaffung auf Seiten der Nachfrager, wie z. B. aus dem sozialen Umfeld oder von unabhängigen Testinstituten.793 Die Informationsübertragung umfasst hingegen alle Signaling Maßnahmen, die vom anbietenden Unternehmen ausgehen.794 Hierzu zählen z. B. Werbemaßnahmen, Reputation des Anbieters oder ausgesprochene Garantieleistungen.795 Die Informationsaktivitäten ermöglichen den Wirtschaftssubjekten, gezielt aktiv auf ihren eigenen und den Informationsstand ihrer Transaktionspartner einzuwirken.796 Im Gegensatz zu den anderen Ansätzen der NIÖ versucht die Informationsökonomie die Informations- und Unsicherheitsprobleme in Austauschbeziehungen in grundsätzlicher Weise zu lösen.797 Im Zentrum der Überlegungen stehen nämlich nicht nur die Ursachen bestehender Unsicherheiten (vgl. Abschnitt 3.2.2.2 dieses Kapitels), sondern auch die unterschiedlichen Strategien zu deren Reduktion (vgl. Abschnitt 3.2.4 dieses Kapitels). Im Folgenden findet eine Fokussierung auf die nachfragerseitigen Maßnahmen zur Unsicherheitsreduktion i. S. von Screening Aktivitäten zur Informationsbeschaffung statt. Dies kann als angemessen angesehen werden, da der Anbieter von Leistungsangeboten durch eine entsprechende Kundenorientierung auf das Nachfragerverhalten spiegelbildlich reagiert. 3.2.2.2 Ursachen bestehender Unsicherheiten Werden die Ursachen der Informations- und Unsicherheitsfragen geprüft, lassen sich diese vornehmlich als Beurteilungsprobleme der Nachfrager im Hinblick auf die Eigenschaften der Produkte verstehen.798 Um diese abzubauen, muss der Konsument nach produktbezogenen Informationen suchen. Dabei wird das Ausmaß der optimalen Informationssuche einerseits 791
792
793
794
795 796
797 798
Vgl. Weiber/ Adler 1995a, S. 52. Neben der Marktunsicherheit, welche die unvollständige Informationsbasis der Transaktionspartner über die Preise oder die Qualität von Gütern innerhalb der Austauschbeziehung beschreibt, lassen sich ferner Umwelt- und Verhaltensunsicherheit abgrenzen. Die Umweltunsicherheit wird auch als technologische Unsicherheit bezeichnet und liegt dann vor, wenn sich die Informationsdefizite der Austausch- bzw. Transaktionspartner auf Variablen beziehen, die sich außerhalb des betrachteten ökonomischen Systems befinden, d. h. in der exogenen Umwelt. Die Verhaltensunsicherheit ergibt sich aus der Marktunsicherheit und bezieht sich auf das jeweilige Verhalten der Transaktionspartner. Hierbei wird z. B. die Möglichkeit opportunistischen Verhaltens diskutiert. Vgl. zum tieferen Einblick die Ausführungen von Homburg/ Krohmer 2009, S. 57f. und Weiber/ Adler 1995a, S. 47f. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 60f.; vgl. hierzu auch Billen 2003, S. 48ff., Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3, Adler 1998, S. 341f., Weiber/ Adler 1995a, S. 52f., Kaas 1992, S. 480f. und Kaas 1990, S. 541. Vgl. Schönborn 2005, S. 11f.; vgl. auch Matten/ Wagner 1999, S. 495, Adler 1998, S. 341f., Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3ff., Weiber/ Adler 1995a, S. 52f., Kaas 1992, S. 480f. und Kaas 1990, S. 541. Vgl. Adler 1998, S. 341f.; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3, Weiber/ Adler 1995a, S. 52f., Kaas 1992, S. 480f. und Kaas 1990, S. 541. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 5. Vgl. Billen 2003, S. 48; vgl. hierzu auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3, Adler 1998, S. 341f., Weiber/ Adler 1995a, S. 52f., Kaas 1992, S. 480f. und Kaas 1990, S. 541. Vgl. Matten/ Wagner 1999, S. 493; vgl. auch Adler 1998, S. 341. Vgl. Adler 1998, S. 342.
108 durch die Qualitätsunsicherheit determiniert. Diese wird vom Konsumenten wahrgenommen, wenn er die tatsächliche Qualität der Produkte von verschiedenen Anbietern nicht vollständig beobachten und quantifizieren kann.799 Andererseits geht auch von den gegebenen Informationskosten ein bedeutender Einfluss auf die Unsicherheitswahrnehmung aus. Deren Höhe wird durch die Leistungseigenschaften der Produkte beeinflusst, über die sich der Konsument informiert.800 Im wissenschaftlichen Schrifttum wird, wie in Abbildung 21 zu sehen ist, oft danach differenziert, zu welchem Zeitpunkt (vor/ nach dem Kauf) der Konsument die Möglichkeit hat, Informationsdefizite abzubauen, und wie beurteilbar die Leistungseigenschaften (möglich/ nicht möglich) zum jeweiligen Augenblick sind.801 Aus der Kombination dieser Kriterien lassen sich Such-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften von Produkten unterscheiden.802 Diese geben an, wie gut, sicher, schnell und kostengünstig die Qualität eines Produktes von den Konsumenten überprüft werden kann.803 Abbildung 21: Abgrenzung von Leistungseigenschaften aus informationsökonomischer Sicht %HXUWHLOXQJVP¸JOLFKNHLWGHU4XDOLW¦W -D =HLWSXQNWGHU(LJHQVFKDIWVEHXUWHLOXQJ
%HXUWHLOEDU NHLWYRQ /HLVWXQJV HLJHQ VFKDIWHQ LQ $EK¦QJLJ NHLW GHU .RVWHQ
vor dem Kauf
nach dem Kauf
Möglich/ nicht prohibitiv hoch
Sucheigenschaften
Erfahrungseigenschaften
nicht möglich/ prohibitiv hoch
Erfahrungs- bzw. Vertrauenseigenschaften
1HLQ
Vertrauenseigenschaften Vertrauenseigenschaften
Quelle: Billen 2003, S. 41 und Weiber/ Adler 1995a, S. 59. Die Einteilung nach Sucheigenschaften (im angloamerikanischen Sprachraum als „search qualities“ zu verstehen) geht aus Sicht der Informationsökonomie auf Nelson zurück.804 Dieser spricht vornehmlich dann von einer (erfolgreichen) Informationssuche, wenn der Nachfrager entsprechend seiner subjektiven Wahrnehmung die Leistungseigenschaften bereits vor
799
800
801 802
803 804
Vgl. Mieres/ Martín/ Gutiérrez 2006a, S. 62; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3, Weiber/ Adler 1995a, S. 48. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 59f.; vgl. auch Matten/ Wagner 1999, S. 495f., Weiber/ Adler 1995c, S. 64. Vgl. Adler 1998, S. 342. Vgl. Schönborn 2005, S. 12ff.; vgl. auch Billen 2003, S. 34ff., Adler 1998, S. 342f., Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3ff., Kaas/ Busch 1996, S. 243f., Weiber/ Adler 1996, S. 53f. Vgl. Kaas/ Busch 1996, S. 243. Vgl. Nelson 1970, S. 311ff. zitiert nach: Billen 2003, S. 35; vgl. auch Belz 1999a, S. 170, Weiber/ Adler 1995a, S. 53, Kaas 1990, S. 542.
109 dem Kauf vollständig beurteilen kann.805 Beispielsweise handelt es sich bei der Farbe und der Form eines Produktes um Sucheigenschaften.806 In der Literatur wird in diesem Zusammenhang auch vielfach der Begriff Inspektionseigenschaft synonym verwendet.807 Güter, deren Qualitätseigenschaften vor dem Kauf ohne großen Aufwand festgestellt werden können, sind nach Nelson als Suchgüter zu bezeichnen.808 Im Gegensatz dazu gibt es auch Produkte, bei denen eine Überprüfung der Qualität vor der Kaufentscheidung mit sehr hohem Aufwand verbunden ist.809 Hier können bspw. die Lebensdauer technischer Geräte sowie das optische Resultat eines Friseurbesuches angeführt werden.810 In diesem Fall ist es für den Nachfrager vorteilhafter, Qualitätsinformationen durch Erfahrungen bzw. habituelles Kaufverhalten zu erlangen.811 Bei Erfahrungseigenschaften (im angloamerikanischen Schrifttum als „experience qualities“ bezeichnet) erschließt sich die Qualität des Produktes erst nach dem Kauf bzw. Gebrauch. 812 Güter, deren Qualitätsbeurteilung auf dem Weg der Erfahrungsbildung vorgenommen wird, bezeichnet Nelson als Erfahrungsgüter.813 In Ergänzung dazu stellen Darby/ Karni ferner fest, dass es auch Qualitätseigenschaften bei Gütern gibt, die weder vor dem Kauf noch nach dem Gebrauch des Produktes vollständig beurteilt werden können (vgl. Abbildung 21).814 Solche Eigenschaften werden als Vertrauenseigenschaften (im angloamerikanischen Schrifttum „credence qualities“) bezeichnet.815 Das Unvermögen des Nachfragers, eine Beurteilung von Vertrauenseigenschaften vorzunehmen, ist darauf zurückzuführen, dass er einerseits nicht über das entsprechende Wissen verfügt und dieses in angemessener Zeit auch nicht erwerben kann. Andererseits können die Kosten der Beurteilung auch als subjektiv zu hoch angesehen werden.816 Eine direkte Informationsgewinnung ist bei Vertrauenseigenschaften folglich ausgeschlossen.817 Darby/ Karni postulieren zudem, dass sich bei jedem Kaufakt die Beurteilung der Produktqualität immer aus den dargestellten drei Qualitätseigenschaften zusammensetzt.818 Somit sind nach herrschender Meinung 805
806 807 808
809 810 811 812 813
814
815 816 817 818
Vgl. Matten/ Wagner 1999, S. 495; vgl. auch Adler 1998, S. 342, Kaas/ Busch 1996, S. 243, Weiber/ Adler 1996, S. 53f. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 58. Vgl. Kaas/ Busch 1996, S. 243; vgl. auch Kaas 1990, S. 542. Vgl. Nelson 1970, S. 311ff. zitiert nach: Schönborn 2005, S. 13; vgl. auch Billen 2003, S. 35f., Belz 1999a, S. 170. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3ff Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 58; vgl. auch Kaas/ Busch 1996, S. 244. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 3ff.; vgl. auch Kaas 1990, S. 542. Vgl. Belz 1999a, S. 170; vgl. auch Adler 1998, S. 342, Kaas/ Busch 1996, S. 244. Vgl. Nelson 1970, S. 311ff. zitiert nach: Schönborn 2005, S. 16; vgl. auch Billen 2003, S. 35f., Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 4. Vgl. Darby/ Karni 1973, S. 67ff. zitiert nach: Adler 1998, S. 342; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 4, Kaas/ Busch 1996, S. 244; Kaas 1990, S. 543. Vgl. Schönborn 2005, S. 16; vgl. auch Matten/ Wagner 1999, S. 495, Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 4. Vgl. Belz 1999a, S. 170; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 4, Weiber/ Adler 1995a, S. 54. Vgl. Schönborn 2005, S. 17. Vgl. Darby/ Karni 1973, S. 67ff. zitiert nach: Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 4; vgl. auch Weiber/ Adler 1995a, S. 53.
110 Such-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften nicht als alternative Möglichkeiten der Informationssuche zu verstehen, sondern eher als unterschiedliche Qualitätskategorien von Produkten.819 Bei jedem Kaufakt ergänzen sich somit die in mehr oder weniger starkem Ausmaß vorhandenen Eigenschaftskategorien in der Summe zu 100%.820 Die hier zu betrachtenden ökologischen Produkteigenschaften821 ergeben sich demnach in der gleichen Weise.822 Grauem Recyclingpapier wird z. B. angesehen, dass dieses aus Altpapier hergestellt wurde (Sucheigenschaften). Auch der Benzinverbrauch eines Autos lässt sich nach dem Kauf recht schnell ermitteln (Erfahrungseigenschaften).823 Ob aber biologisch erzeugte Lebensmittel wirklich umweltgerecht produziert wurden, lässt sich vom Nachfrager nur zu prohibitiv hohen Kosten aufklären, so dass er den Angaben des Herstellers bzw. des Handelsunternehmens Glauben schenken muss (Vertrauenseigenschaften).824 Premiummarken im Segment der ökologischen Lebensmittel lassen sich folglich zum größten Teil durch Vertrauenseigenschaften charakterisieren (vgl. Abbildung 22). Nachfolgend wird deshalb im Kontext der Forschungsfrage der Argumentation von Belz und Belz/ Dyllick gefolgt, indem ökologische Produkteigenschaften primär als Vertrauenseigenschaften zu verstehen sind.825 Premiumpositionierte und ökologisch produzierte Eigenmarken des Handels, deren Qualitätsbeurteilung dem Nachfrager größtenteils verschlossen bleibt,826 sind daher als Vertrauensgüter zu bezeichnen. Weiber/ Adler entwickelten aufbauend auf der diskutierten Komplementarität der Leistungseigenschaften das sog. „informationsökonomische Dreieck“ als geeignete Darstellungsform.827 Wie in Abbildung 22 zu sehen ist, können die Kaufentscheidungsprozesse beispielhaft positioniert und die Informations- und Unsicherheitsprobleme der Konsumenten bei der Entscheidungsfindung visuell abgebildet werden.828 Die Kaufprozesse lassen sich dabei jeweils nach der anteilsstärksten Eigenschaftskategorie benennen, so dass sich z. B. aus der Dominanz von Vertrauenseigenschaften sog. Vertrauenskäufe ergeben (siehe z. B. den Kauf von Bioprodukten).829 Auf Grund der gewählten Forschungsfrage werden nachfolgend nur 819 820 821
822 823 824 825
826 827 828 829
Vgl. Weiber/ Adler 1995a, S. 54. Vgl. Schönborn 2005, S. 18; vgl. auch Weiber/ Adler 1995a, S. 60. Vgl. zur Definition ökologischer Produkteigenschaften die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.1 dieser Untersuchung oder Belz/ Dyllick 1999, S. 171. Vgl. Belz 1999a, S. 170. Vgl. Belz 1999a, S. 170. Vgl. Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1264; vgl. auch Belz 1999a, S. 170f., Kaas 1990, S. 542. Vgl. Belz 1999a, S. 170ff. und Belz/ Dyllick 1996, S. 172. Vgl. ferner die Ausführungen von Matten/ Wagner 1999, S. 493 sowie Kaas 1992, S. 479. Vgl. Schönborn 2005, S. 17; vgl. auch Kaas/ Busch 1996, S. 244. Vgl. hierzu die Ausführungen von Weiber/ Adler 1995a, S. 59ff und Weiber/ Adler 1995b, S. 99ff. Vgl. Schönborn 2005, S. 18; vgl. auch Billen 2003, S. 38ff. Vgl. Weiber/ Adler 1995a, S. 60 und Weiber/ Adler 1995b, S. 99. Kaas/ Busch diskutieren in diesem Zusammenhang die Problematik, ob die Eigenschaftskriterien eher objektiv als gegeben anzusehen sind oder eher das Ergebnis der subjektiven Wahrnehmung des Konsumenten darstellen. Auf eine ausführliche Darstellung dieser Diskussion soll hier verzichtet werden. Vgl. Kaas/ Busch 1996, S. 244. Ziel dieser Untersuchung ist es, die hinter der Kaufentscheidung stehenden verhaltenswissenschaftlichen Determinanten zu ermitteln, so dass die Annahme einer subjektiven Wahrnehmung der Einordnung von Produkten in die ent-
111 Vertrauensgüter bzw. Vertrauenskäufe betrachtet. Eine Diskussion von Such- und Erfahrungsgütern erfolgt nur insoweit, wie dies dem Erkenntnisfortschritt dient. Zum tieferen Einblick in die Positionierung von Kaufprozessen im informationsökonomischen Dreieck sei auf die Arbeiten von Weiber/ Adler sowie auf die weiterführende Literatur von Schönborn, Billen, Adler und Kaas/ Busch verwiesen.830 Abbildung 22: Komplementarität von Leistungseigenschaften und Positionierung im informationsökonomischen Dreieck
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Weiber/ Adler 1995a, S. 60ff. 3.2.3 Strategien zur Unsicherheitsreduktion – Symbiose aus informationsökonomischer und verhaltenswissenschaftlicher Sichtweise Die dargestellte Systematisierung der Leistungseigenschaften bildet den Ausgangspunkt für die Formulierung von Strategien und Instrumenten zur Überwindung von Informations- und Unsicherheitsdefiziten.831 Neben der Informationsökonomie hat sich auch die verhaltenswissenschaftliche Marketingforschung eingehend mit den Strategien zur Unsicherheitsreduktion im Kaufentscheidungsprozess auseinander gesetzt. In diesem Zusammenhang sind die bereits diskutierte Theorie des wahrgenommenen Risikos und die Theorie der wahrgenommenen Qualitätsbeurteilung zu nennen.832 So argumentieren Weiber/ Adler auch, dass in allen drei
830
831 832
sprechenden Leistungskategorien, welche sich im Zeitablauf auch ändern kann, entsprechend den Ausführungen von Weiber/ Adler gerechtfertigt scheint. Vgl. Weiber/ Adler 1995b, S. 99. Zum tieferen Einblick sei ferner verwiesen auf Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 14. Vgl. hierzu die Ausführungen von Weiber/ Adler 1995a, S. 59ff und Weiber/ Adler 1995b, S. 99ff. sowie von Schönborn 2005, S. 17, Billen 2003, S. 49ff., Adler 1998, S. 343 und Kaas/ Busch 1996, S. 244. Vgl. Matten/ Wagner 1999, S. 495. Vgl. Billen 2003, S. 49ff.; vgl. auch Adler 1998, S. 343, Weiber/ Adler 1995c, S. 64.
112 Theoriebereichen vergleichbare Strategien diskutiert werden.833 Dies ist im Folgenden näher zu spezifizieren. Wie bereits gezeigt wurde, kann die Theorie des wahrgenommenen Risikos im Hinblick auf die Erklärung des finanziellen und funktionalen Risikos vom informationsökonomischen Ansatz profitieren.834 Entsprechend der risikotheoretischen Grundlagen kommt es nur zu einer Kaufentscheidung, wenn der Konsument das von ihm empfundene Risiko durch Reduktionsstrategien, wie z. B. durch die externe Informationssuche, senken kann.835 Ob die hier zu betrachtenden Risikodimensionen jedoch tatsächlich Informationsaktivitäten seitens der Konsumenten auslösen, hängt aus informationsökonomischer Perspektive davon ab, welche Leistungseigenschaften bei einem Produkt dominieren.836 So ist z. B. die Informationssuche bei Vertrauenseigenschaften nicht möglich und der Nachfrager muss auf externe Informationssubstitute bzw. Signale zurückgreifen, welche die aktive Informationssuche ersetzen und damit die Qualitätsunsicherheit reduzieren.837 Eine Analyse der Informationsaktivitäten der Konsumenten aus risikotheoretischer Perspektive ist folglich ohne die informationsökonomische Systematisierung der Leistungseigenschaften nur eingeschränkt möglich. In ähnlicher Weise wird bei der Theorie der Qualitätswahrnehmung argumentiert. Diese konzentriert sich vornehmlich auf solche Informationen, die Einfluss auf die Bildung von Qualitätsurteilen seitens der Nachfrager haben.838 „Da hier davon ausgegangen wird, daß Nachfragern die Qualität eines Produktes zu Beginn des Kaufprozesses nicht bekannt ist, können die Informationsmaßnahmen, die zur Bildung des Qualitätsurteils herangezogen werden, als Strategien der Unsicherheitsreduktion interpretiert werden.“839 In Anlehnung an Olson/ Jacoby ziehen die Nachfrager dabei extrinsische und intrinsische Produktmerkmale (im angloamerikanischen Schrifttum auch als „extrinsic cues“ und „intrinsic cues“ bezeichnet) zur Qualitätsbeurteilung heran.840 Unter intrinsischen Produktmerkmalen sind alle Eigenschaften zu verstehen, welche die physische bzw. funktionale Beschaffenheit des Produktes betreffen und deren Umgestaltung zu einer Veränderung der Natur des Produktes selbst führt.841 Häufig 833 834 835 836 837
838 839 840
841
Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 66. Vgl. auch die Ausführungen von Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 209ff. Siehe hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 66. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16. Dieses Informationsverhalten entspricht den eingangs dargestellten Signaling - Aktivitäten der Nachfrager. In der Konsumentenverhaltensforschung werden entsprechend der Theorie der Informationsverarbeitung die Informationssubstitute auch als Schlüsselinformationen respektive „information chunks“ bezeichnet. Diese sind nach Kroeber-Riel/ Weinberg als Informationen zu verstehen, die für die Produktbeurteilung besonders wichtig sind und mehrere andere Informationen substituieren oder bündeln. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 16 und Kaas/ Busch 1996, S. 245. Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 66. Weiber/ Adler 1995c, S. 66. Vgl. Olson/ Jacoby 1972, o. S. zitiert bei: Dick/ Jain/ Richardson 1997, S. 19. Vgl. auch Dick/ Jain/ Richardson 1996, S. 20, Kaas/ Busch 1996, S. 245, Weiber/ Adler 1995c, S. 66, Richardson/ Dick/ Jain 1994, S. 29. Dies kann i. S. der Theorie des wahrgenommen Risikos auch als funktionales Risiko bezeichnet werden. Vgl. Gierl/ Satzinger 2000, S. 262, Weiber/ Adler 1995c, S. 66, Richardson/ Dick/ Jain 1994, S. 29.
113 wird in diesem Zusammenhang auch von einer „real ingredient quality“ gesprochen, was z. B. den Geschmack oder die Zutaten einschließt.842 Im Gegensatz dazu sind extrinsische Produkteigenschaften nicht Teil des physischen Produktes.843 Nach Collins-Dodd/ Lindley sind diese „… peripherally related to the product (price, brand name, packaging, store name).”844 Abbildung 23: Ausgewählte Theorien zur Unsicherheitsreduktion im Überblick
Quelle: Eigene Darstellung. Abschließend ist anzumerken, dass die dargestellten Theorien entsprechend der inhaltlichen Argumentation nicht als verschieden anzusehen sind (vgl. Abbildung 23). Viel eher legen diese bei der Erklärung und Ableitung von Strategien zur Unsicherheitsreduktion nur unterschiedliche Schwerpunkte. Während die Informationsökonomie und z. T. auch die Theorie des wahrgenommenen Risikos Leistungseigenschaften der Produkte und damit Informationssubstitute zur Erklärung des Informationsverhaltens heranziehen, greift die Theorie der Qualitätswahrnehmung zur Beurteilung auf extrinsische und intrinsische Produkteigenschaften zurück. Diese können analog zu den beiden erstgenannten theoretischen Ansätzen ebenfalls als Informationssubstitute bzw. Signale interpretiert werden. Bezug nehmend auf die dargestellten Grundlagen der Vertrauenseigenschaften und die damit verbundenen Informationsprobleme wird im Folgenden vornehmlich die Nutzung von externen Informationssubstituten als Strategie der Unsicherheitsreduktion diskutiert. Im Kontext des betrachteten extensiven Kaufentscheidungsverhaltens ist darauf hinzuweisen, dass aus dem Gebrauch von Informationssubstituten eine Vereinfachung innerhalb des Entscheidungsprozesses resultiert.845 Diese kann zu einer Umbewertung oder Umdefinition der Einscheidungssituation führen und so gedanklich die Informationssuche ersetzen und die 842 843 844 845
Vgl. Dick/ Jain/ Richardson 1996, S. 20. Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 66. Vgl. Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 346. Vgl. Weinberg 1981, S. 55f.
114 Qualitätsunsicherheit reduzieren.846 Folglich muss streng genommen davon ausgegangen werden, dass ein extensiv begonnener Kaufentscheidungsprozess häufig zu einem vereinfachten wird.847 Bei den zu betrachtenden Vertrauenskäufen ist eine Informationsbeschaffung ohne die Verwendung von Signalen jedoch nicht möglich, so dass auch im weiteren Verlauf von einem extensiven Entscheidungsprozess ausgegangen werden soll. 3.2.4 Informationssubstitute als Unsicherheitsreduktionsstrategie 3.2.4.1 Definitorische Grundlagen Informationssubstitute bilden als verkürzte Entscheidungsregeln sog. Heuristiken ab, die dann eingesetzt werden, wenn eine Informationssuche nicht möglich ist oder diese von den Nachfragern als zu kostenintensiv empfunden wird.848 Zur Unsicherheitsreduktion lassen sich nach Weiber/ Adler entsprechend der produktbezogenen Leistungseigenschaften zwei Kategorien unterscheiden.849 Die Autoren diskutierten im Zusammenhang mit den Vertrauenseigenschaften hauptsächlich den Einsatz leistungsübergreifender Informationssubstitute, wie z. B. die Anbieterreputation, das Firmenimage, den Bekanntheitsgrad des Produktes oder die Verwendung externer Gütesiegel.850 Diese werden als leistungsübergreifend bezeichnet, da sie eher globalen Charakter besitzen und den Anbieter sowie dessen Stellung im Markt betreffen.851 Folglich ist in diesem Zusammenhang vor allem die nachfragerseitige Nutzung extrinsischer Produktmerkmale zu unterstellen. Im Gegensatz dazu beziehen sich die leistungsbezogenen Informationssubstitute direkt auf die konkrete Leistung des Austauschobjektes und finden vornehmlich bei Such- und Erfahrungseigenschaften Anwendung.852 Dabei nutzen die Konsumenten als Qualitätssignale neben extrinsischen Merkmalen, wie z. B. Preis, Markenname oder Höhe der Werbeausgaben, auch intrinsische Leistungseigenschaften der Produkte.853 Im vorliegenden Forschungskontext werden Produkte betrachtet, die sich primär durch Vertrauenseigenschaften charakterisieren lassen. Darüber hinaus wird von einem extensiven Kaufentscheidungsverhalten der Konsumenten ausgegangen, wonach die Verwendung extrinsischer Merkmale aus Nachfragersicht konstruktiver erscheint. Dieser Argumentation folgend werden im weiteren Verlauf der Untersuchung die Informationssubstitute Vertrauen, 846 847 848 849 850
851 852
853
Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 18. Vgl. Weinberg 1981, S. 55f. Vgl. Sander/ Waywara 2006, S. 251; vgl. auch Weiber/ Adler 1995c, S. 67. Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 67. Vgl. auch Adler 1998, S. 343 Vgl. Weiber/ Adler 1995c, S. 67. Vgl. hierzu auch die Ausführungen von Homburg/ Krohmer 2009, S. 60f. und Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 209ff. Vgl. Billen 2003, S. 52; vgl. auch Adler 1998, S. 343. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 60f. Vgl. auch Billen 2003, S. 52, Adler 1998, S. 343, Weiber/ Adler 1995c, S. 67. Vgl. Adler 1998, S. 343. Zum ausführlichen Einblick in die Wirkungsweise des extrinsischen Merkmals der Höhe der Werbeausgaben sei auf die Arbeit von Tolle verwiesen. Vgl. Tolle 1994, S. 929ff.
115 Marke und Anbieterreputation (siehe Abschnitt 3.2.4.2 dieses Kapitels), Preiswahrnehmung854 (siehe Abschnitt 3.2.4.3 dieses Kapitels) sowie externe Gütesiegel (siehe Abschnitt 3.2.4.4 dieses Kapitels) als Unsicherheitsreduktionsstrategien explizit erörtert. Wie noch zu zeigen ist, kommt diesen Aspekten insbesondere bei der Reduktion des wahrgenommenen finanziellen und funktionalen Risikos eine zentrale Bedeutung zu. 3.2.4.2 Vertrauen, Marke und Anbieterreputation als Strategien der Unsicherheitsreduktion Wie dargestellt, entstehen durch die vom Konsumenten nicht überprüfbaren Vertrauenseigenschaften Informationslücken bezüglich der ökologischen Produkteigenschaften. Dies kann im Forschungskontext i. S. eines wahrgenommenen funktionalen Risikos interpretiert werden.855 Zur Unsicherheitsreduktion kann das Konstrukt Vertrauen als Informationssubstitut kompensatorisch wirken, indem die fehlende Möglichkeit einer glaubwürdigen Übermittlung von Qualitätsinformationen ersetzt wird.856 Nach Trommsdorff/ Götze/ Herm kann das Konsumentenvertrauen857 definiert werden als, „…subjektive, begrenzt bewusste und rationale Beurteilung eines künftigen Verhaltens, Ereignisses oder Zustandes bei freiwilliger Akzeptanz des entsprechenden Risikos.“858 Grundvoraussetzung für die Entstehung von Vertrauen ist folglich die Wahrnehmung eines Risikos bei der zu treffenden Kaufentscheidung.859 Zwischen den beiden Faktoren besteht jedoch eine negative Korrelation, denn das Ausmaß des Risikos ist als Konsequenz des Vertrauens zu begreifen.860 Bliemel/ Eggert verstehen das Konsumentenvertrauen ferner als eine wertende Haltung gegenüber einem Anbieter bzw. seinem Angebot an Waren und Dienstleistungen, welche aus der Erwartung der Nachfrager resultiert, von dem entsprechenden Anbieter auch in Zukunft vorteilhaft behandelt zu werden.861
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858 859 860
861
Streng genommen zählt der Preis zu den leistungsbezogenen Unsicherheitsreduktionsstrategien. Dabei zeichnet sich die Preishöhe jedoch als Signal mit einem sog. Reputationsmechanismus aus, so dass der Preis hier im Rahmen leistungsübergreifender Informationssubstitute diskutiert wird. Vgl. Adler 1998, S. 344. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Helm/ Gehrer 2006, S. 106; vgl. auch Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1264, Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 6, Hüser 1993, S. 269. Das Vertrauenskonzept stammt ursprünglich aus der interpersonalen Beziehungsforschung von Psychologie, Sozialpsychologie und Soziologie. Während in diesen einzelnen Forschungsdisziplinen Einigkeit über die große Bedeutung von Vertrauen zur Unsicherheitsreduktion herrscht, zeichnen sich die Definitionen innerhalb und auch zwischen den einzelnen Disziplinen als eher heterogen ab. Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes wird auf eine ausführliche Diskussion der definitorischen Grundlagen verzichtet. Zum tieferen Einblick sei verwiesen auf die Arbeiten von Neumann 2007, S. 8ff., Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 381, Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 236, Sander/ Waywara 2006, S. 250f., Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1264, Wunschmann/ Müller 2006, S. 226, Luhmann 2000, S. 1ff. Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1266. Vgl. Müller-Hagedorn/ Preißner/ Wilke 2006, S. 158; vgl. auch Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1264. Vgl. Neumann 2007, S. 22; vgl. auch Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383, Esch/ Rutenberg 2006, S. 194, Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 394f. Vgl. Bliemel/ Eggert 1998, S. 40. In den Ausführungen von Neumann finden sich neben dieser einstellungsorientierten Sichtweise des Vertrauens auch verhaltens- und verhaltensabsichtsorientierte Definitionsansätze. Im weiteren Verlauf wird jedoch dem bereits vorgestellten einstellungs- bzw. erwartungsorientierten Verständnis gefolgt. Zum tieferen Einblick in die weiteren Möglichkeiten der Begriffserfassung sei verwie-
116 In der Literatur zur Vertrauensforschung wird oft zwischen den Begriffen Vertrauen, Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit differenziert.862 Dabei lässt sich aus dem wissenschaftlichen Schrifttum nur schwer eine einheitliche Definition für die Beziehung der einzelnen Teilaspekte untereinander ableiten. Nach Gilbert kann dies u. a. darauf zurückgeführt werden, dass die in den informationsökonomisch fundierten Konzepten beschriebene Bereitschaft zu vertrauen sich zumeist nur auf einen Akteur, d. h. entweder den Vertrauensgeber oder –nehmer, bezieht.863 Obwohl vornehmlich die Konsumenten ökologischer Eigenmarken im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen, erscheint auf Grund der gewählten Forschungsfrage eine zusätzliche Betrachtung der anbietenden Handelsunternehmung zielführend. Daher sind die Käufer als Vertrauensgeber und das anbietende Unternehmen respektive die Premiummarke als Empfänger des Vertrauens zu verstehen. Die Vertrauenswürdigkeit charakterisiert die Erwartung bzw. den Grad der Überzeugung des Nachfragers, dass der Anbieter sich zuverlässig und ehrlich verhält. Ferner basiert dieser Teilaspekt auf der Vorstellung einer entsprechenden Kompetenz des Unternehmens.864 Vielfach wird die Vertrauenswürdigkeit als Teilaspekt der Glaubwürdigkeit aufgefasst, wobei zu beachten ist, dass jedes Individuum andere Kriterien zur Beschreibung dieser Aspekte festlegen kann.865 Bentele definiert die Glaubwürdigkeit als eine Eigenschaft, die bspw. Menschen oder Institutionen von jemandem (Beurteilungssubjekt) in Bezug zu einem Beurteilungsobjekt zugeschrieben wird.866 Somit ist die Glaubwürdigkeit als Ergebnis eines subjektiven Bewertungsprozesses zu verstehen, welcher auf der Vertrauenswürdigkeit des Beurteilungsobjektes aufbaut.867 Folglich kann angenommen werden, dass die subjektiv wahrgenommene Vertrauens- bzw. Glaubwürdigkeit des Handelsunternehmens bzw. der Premiumeigenmarke ein entsprechendes Vertrauen auf Seiten der Konsumenten in das jeweilige Bewertungsobjekt erzeugt. Voraussetzung ist jedoch die grundsätzliche Vertrauensbereitschaft bzw. -neigung der Konsumenten (Beurteilungssubjekte), welche als eine mehr oder minder stabile Persönlichkeitseigenschaft definiert werden kann.868 Zum tieferen Einblick in die theoretische Diskussion sei auf Luhmann und Götsch verwiesen.869
862 863 864 865
866 867 868 869
sen auf Neumann 2007, S. 17ff. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen von Gilbert 2007, S. 61ff. zum Vertrauen als Gegenstand der ökonomischen Theorie. Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 237; vgl. auch Götsch 1994, S. 23. Vgl. Gilbert 2007, S. 68f. Vgl. Hurth 2006, S. 37. Vgl. Götsch 1994, S. 22. Neben der Vertrauenswürdigkeit stellt die Kompetenz die zweite Komponente der Glaubwürdigkeit dar. Während diese das Wissen bezeichnet, das der Kommunikator über einen bestimmten Sachverhalt hat, meint die Vertrauenswürdigkeit die Bereitschaft, dieses Wissen unverzerrt weiterzugeben. Vgl. Götsch 1994, S. 22. Vgl. Bentele 1988, S. 408; zitiert nach: Götsch 1994, S. 21. Vgl. Götsch 1994, S. 22. Vgl. Esch/ Rutenberg 2006, S. 195; vgl. auch Wünschmann/ Müller 2006, S. 228. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Luhmann 2000, S. 30 und Götsch 1994, S. 22.
117 Im Kontext der Forschungsfrage wird zunächst die Premiumhandelsmarke als Beurteilungsobjekt des Vertrauens auf Sortimentsebene betrachtet. Diese befindet sich per definitionem im rechtlichen Eigentum des markierenden Handelsunternehmens und gilt entsprechend der gewählten identitätsbezogenen Sichtweise als Markenartikel.870 Als charakterisierendes Merkmal kann neben der besonders hohen Produktqualität und der Realisierung einer Preisprämie auch die von den Konsumenten zugeschriebene Vertrauensfunktion angeführt werden.871 Das Vertrauen reduziert dabei die Handlungskomplexität, indem dem Beurteilungsbzw. Vertrauensobjekt nach mehrfach positiver Rechtfertigung ein gewisses Grundvertrauen zugesprochen wird.872 An dieser Stelle ergibt sich die Verknüpfung von der Informationsökonomie zum Handelsmarketing im Allgemeinen sowie zur Markenpolitik im Speziellen. Zur Bildung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit kommt dem Markenartikel respektive der Marke große Bedeutung zu, da diese den Konsumenten eine Identifikation mit dem jeweiligen Anbieter ermöglichen.873 Die Markenpolitik hat folglich die Aufgabe, Vertrauen aufzubauen, das den Konsumenten die fehlende Möglichkeit der Qualitätsüberprüfung bei den betrachteten ökologischen Leistungseigenschaften ersetzt.874 Entsprechend der Argumentation von Lauer fungiert eine Marke „…als Informationssubstitut im Marktprozess, indem sie den Konsumenten durch die Funktion der Wiedererkennung Signale bezüglich der Produktqualität sendet…“.875 Zudem haben Kaas/ Busch die unsicherheitsreduzierende Wirkung empirisch bestätigt. Die Autoren konnten zeigen, dass das Vertrauen in die Marke die nachfragerseitige Unsicherheit bei der Beurteilung von Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften signifikant verringert.876 Folglich erscheint es mit der Theorie der Qualitätswahrnehmung877 konform, dass die Bereitschaft der Konsumenten, eine Marke zu erwerben, sich mit dem Vertrauen in deren hohe Qualität begründen lässt.878 Im wissenschaftlichen Schrifttum wird diesbezüglich auch das Konstrukt Markenvertrauen diskutiert.879 Dieses kann in Anlehnung an Wünschmann/ Müller als eine Verhaltensabsicht aufgefasst werden, welche sich aus dem Zusammenwirken der Vertrauensbereitschaft eines Konsumenten und der Vertrauenswürdigkeit eines Beurteilungsobjektes ergibt.880 In Analo870 871
872 873 874 875 876 877 878 879 880
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Wesener 2005, S. 92f. Zum tieferen Einblick in das Leistungsversprechen einer Marke und den damit verbundenen nachfragerseitigen Vertrauen sei auf die Ausführungen von Esch/ Rutenberg 2006, S. 200f. sowie Wünschmann/ Müller 2006, S. 226ff. verwiesen. Vgl. Luhmann 2000, S. 30. Vgl. ferner die Ausführungen von Esch/ Rutenberg 2006, S. 198ff. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 8. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 9. Lauer 2001, S. 112. Vgl. Kaas/ Busch 1996, S, 248. Vgl. hierzu Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.3 dieser Untersuchung. Vgl. Wünschmann/ Müller 2006, S. 222; vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 13. Vgl. Lauer 2001, S. 116; vgl. auch Wesener 2001, S. 96f. Vgl. Wünschmann/ Müller 2006, S. 228f.
118 gie zu der von Trommsdorff/ Götze/ Herm vorgeschlagenen Definition des Konsumentenvertrauens881 ist das Markenvertrauen nachfolgend als subjektive sowie begrenzt bewusste und rationale Beurteilung einer Marke im Hinblick auf deren zukünftige Leistungseigenschaften bei freiwilliger Akzeptanz eines entsprechenden Risikos zu definieren. Wünschmann/ Müller konnten zudem im Rahmen einer empirischen Studie zeigen, dass das Markenvertrauen, hier als Vorbedingung der Kundenloyalität882 verstanden, neben der nachfragerseitigen Vertrauensbereitschaft auch aus der Vertrauenswürdigkeit der produktbezogenen Bestimmungsfaktoren i. S. der Kunden- bzw. Markenzufriedenheit883 und der Markensympathie884 resultiert.885 Zu ähnlichen Ergebnis kamen Huber/ Regier/ Vollhardt sowie Lau/ Lee. Die Autoren ermittelten zusätzlich zu den bereits benannten Aspekten die Markenkompetenz886 und -zuverlässigkeit887 als vertrauensbildende Determinanten.888 Auf eine ausführliche Darstellung der im wissenschaftlichen Schrifttum bereits umfassend diskutierten Bestimmungsfaktoren des Markenvertrauens soll an dieser Stelle verzichtet werden. Eine Übersicht über weitere Determinanten findet sich bei Huber/ Regier/ Vollhardt, Sander/ Weywara und
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Vgl. hierzu Trommsdorff/ Götze/ Herm 2006, S. 1266. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff der Kundenloyalität meist im Zusammenhang mit der Kundenbindung diskutiert. Beide Aspekte können intuitiv mit Bedeutungsinhalten gefüllt werden, so dass sich nur schwer eine allgemeingültige Definition aus dem Schrifttum ableiten lässt. Nach Homburg/ Koschate sowie Bliemel/ Eggert kann unter der Kundenbindung ein verhaltenswissenschaftliches Konstrukt verstanden werden, das sich auf der Grundlage der beiden Dimensionen bisheriges Kaufverhalten und zukunftsgerichtete Verhaltensabsicht konzeptionalisieren lässt. Vgl. hierzu die weiterführenden Ausführungen bei Homburg/ Koschate 2002, S. 834ff. und Bliemel/ Eggert 1998, S. 38. Unter dem Begriff der Kundenzufriedenheit wird das Resultat eines komplexen psychischen Vergleichsprozesses verstanden, innerhalb dessen der Konsument die tatsächliche Erfahrung nach dem Gebrauch eines Produktes (Ist-Leistung) dem Nutzen bereits vorhandener Vergleichsstandards (Soll-Leistung) gegenüberstellt. Da im betrachteten Forschungskontext die Marken als Beurteilungsobjekte aus Nachfragersicht gelten, kann die vorgestellte Definition der Kundenzufriedenheit analog auf die Markenzufriedenheit übertragen werden. Bei der Erfassung der Markenzufriedenheit wird meist limitiertes oder habituelles Kaufverhalten unterstellt. In Folge des betrachteten extensiven Kaufentscheidungsprozesses soll von einer Operationalisierung des Markenvertrauens mit Hilfe der Markenzufriedenheit abgesehen werden. Vgl. Homburg/ Koschate 2002, S. 832f.; vgl. auch Bliemel/ Eggert 1998, S. 40. Verbinden Konsumenten emotionale Eigenschaften, wie bspw. Sympathie oder Antipathie, mit einer Marke, kann dies unter dem Begriff der Markensympathie zusammengefasst werden. Vgl. Wünschmann/ Müller 2006, S. 231. Vgl. Wünschmann/ Müller 2006, S. 231; vgl. auch Wünschmann/ Müller 2005, S. 11ff. Die Markenkompetenz resultiert nach Huber/ Regier/ Vollhardt aus der nachfragerseitigen Kompetenzerwartung an den Anbieter. Ausgangspunkt der Betrachtung ist dabei der Vergleich zwischen der tatsächlichen Erfahrung mit der Marke bzw. den zur Verfügung gestellten Informationen (Ist-Leistung) und einem Vergleichstandard (Soll-Leistung). Erfüllt eine Marke bzw. der Anbieter die Kompetenzerwartungen des Nachfragers, werden die Kunden dieser Kompetenz unterstellen und Vertrauen entgegenbringen. Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 238. Die Markenzuverlässigkeit gibt nach Lau/ Lee an, inwieweit ein Nachfrager fähig ist, die Leistung einer Marke i. S. gleichbleibender Produktqualität vorhersagen bzw. einschätzen zu können. Da ein extensiver Kaufentscheidungsprozess unterstellt und von premiumpositionierten Eigenmarken des Handels ausgegangen wird, soll der Begriff weiter ausgelegt werden. Im Folgenden bezeichnet die Markenzuverlässigkeit die Einschätzbarkeit der Leistungseigenschaften von Eigenmarken auf Basis der durch Interaktion mit dem anbietenden Handelsunternehmen gewonnen Fähigkeiten des Konsumenten. Vgl. Lau/ Lee 1999, S. 346. Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 238ff.; vgl. auch Lau/ Lee 1999, S. 359ff. Siehe zudem die Ausführungen bei Götsch 1994, S. 123.
119 Lau/ Lee.889 Vor dem Hintergrund der dargestellten theoretischen Erkenntnisse erscheint es gerechtfertigt, im Rahmen der weiteren Ausführungen von folgenden Hypothesen auszugehen: ___________________________________________________________________________ Hypothese 3:
Je größer das Vertrauen der Konsumenten in die Premiumhandelsmarken ist, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf.
Je geringer das wahrgenommene funktionale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte. ___________________________________________________________________________
Hypothese 4:
Darüber hinaus wiesen Huber/ Regier/ Vollhardt sowie Lau/ Lee nach, dass die Wahrnehmung bzw. die Reputation des Markenherstellers einen Teil der Varianz des Konsumentenvertrauens in die Marke erklärt.890 In diesem Sinne argumentieren auch die Vertreter der Informationsökonomie. Danach lassen sich bspw. Konsumenten, die der Kompetenz und Fairness des Unternehmens vertrauen, auch ohne expliziten Nachweis von der Qualität hier i. S. der Ökologieverträglichkeit der angebotenen Produkte überzeugen.891 Somit bewirkt das Vertrauen bei positiver Rechtfertigung den Abbau der Unsicherheit bei Vertrauenseigenschaften und stellt damit ein wertvolles Kapital dar.892 In der Informationsökonomie wird dieses Vertrauenskapital als Anbieterreputation bezeichnet.893 Zudem finden sich im wissenschaftlichen Schrifttum auch die synonym verwendeten Begriffe „Goodwill“, „guter Ruf“ oder „Corporate Reputation“.894 Dies geht maßgeblich darauf zurück, dass der Begriff in einer Vielzahl verschiedener Disziplinen mit unterschiedlichen Forschungsausrichtungen verwendet wird. Beispielhaft können hier die Soziologie, die Spieltheorie oder auch die Psychologie angeführt werden.895
889
890 891
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894
895
Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 238ff.; vgl. auch Sander/ Waywara 2006, S. 251 und Lau/ Lee 1999, S. 359ff. Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 238 und S. 242 sowie Lau/ Lee 1999, S. 359ff. Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 237f.; vgl. auch Wunschmann/ Müller 2006, S. 226, Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 394, Weiber/ Adler 1995c, S. 69, Kaas 1990, S. 545. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 8. Vgl. Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 6; vgl. auch Kaas 1990, S. 545. Sander/ Weywara weisen zudem darauf hin, dass der Reputationsbegriff insbesondere im angloamerikanischen Sprachraum oft synonym mit Vertrauen genutzt wird. Diesem Verständnis soll nachfolgend nicht gefolgt werden. Vgl. Sander/ Waywara 2006, S. 251. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen von Homburg/ Krohmer 2009, S. 60, Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 237f. und Wunschmann/ Müller 2006, S. 226. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Eberl 2006, S. 9ff. und Büschken 1999, S. 2. Neumann weist in diesem Zusammenhang zudem auf den gleichbedeutenden Begriff des Reputationsvertrauens hin. Zur besseren Abgrenzung gegenüber dem Markenvertrauen soll nachfolgend nur der Begriff der Reputation verwendet werden. Vgl. Neumann 2007, S. 31. Vgl. Eberl 2006, S. 9ff.
120 Entsprechend der informationsökonomischen Argumentation impliziert die Anbieterreputation ein leistungsübergreifendes Signal für die vergangene bzw. zukünftig erwartete Produktqualität.896 Häufig wird auch von einer Extrapolation von Erfahrungen gesprochen.897 „Dieser Aussage liegt der Gedanke zu Grunde, daß die in der Vergangenheit gezeigte Qualität des Austauschobjektes bzw. der Leistungserfüllung auch bei zukünftigen Transaktionen mit diesem Anbieter zu erwarten ist.“898 So ist bspw. nach Kaas eine glaubwürdige Reputation als Anbieter ökologischer Produkte die wichtigste Institution zur Überwindung des Informationsproblems in der Umweltpolitik.899 In diesem Kontext wird die Reputation zu einem Substitut für die nicht bzw. nur sehr eingeschränkt mögliche Qualitätsbewertung vor dem Kauf, indem auf die Vertrauens- bzw. Glaubwürdigkeit und damit auf die subjektiv wahrgenommene Kompetenz des Anbieters rekurriert wird.900 Abbildung 24: Beziehung zwischen Vertrauen, Marke und Anbieterreputation bei vorliegender Leistungsunsicherheit
Quelle: Eigene Darstellung. Folglich besteht zwischen der Reputation und dem Markenvertrauen eine wechselseitige Beziehung. So kann bspw. ein entsprechend positiver Goodwill des Handelsunternehmens nur aufgebaut werden, wenn die angebotenen Produkte bzw. Marken das von den Konsumenten
896
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898 899 900
Vgl. Billen 2003, S. 52; vgl. auch Schönborn 2003, S. 162f., Büschken 1999, S. 1ff., Spremann 1988, S. 613. Vgl. Weizsäcker 1980, S. 83, zitiert nach: Billen 2003, S. 52 und Weiber/ Adler 1995c, S. 70. Vgl. hierzu auch Eberl 2006, S. 10, Walsh 2005, S. 397 und Adler 1998, S. 344. Weiber/ Adler 1995c, S. 70. Vgl. Kaas 1993, S. 37. Vgl. Büschken 1999, S. 2.
121 entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigen und umgekehrt (vgl. Abbildung 24).901 Dabei kann streng genommen der Reputationsmechanismus bei Vertrauenseigenschaften, hier als ein Transfer von der Reputation auf das Vertrauensgut zu verstehen, nicht perfekt funktionieren. Dies wird damit begründet, dass nicht jeder einzelne Nachfrager die Möglichkeit besitzt, den guten Ruf eines Anbieters bei nicht entsprechender Leistung zu zerstören, wie dies z. B. bei negativen Testurteilen der Stiftung Warentest möglich wäre.902 Die Wirksamkeit der Reputation hängt folglich davon ab, wie wertvoll deren Erhalt für den Anbieter ist und welche spezifischen Investitionen getätigt werden, um diese zu erhalten. So wird i. d. R. ein Anbieter mit einer glaubwürdigen Corporate Reputation darauf Wert legen, diese vor allem beim Angebot von Vertrauensgütern zu erhalten.903 Synonym zur informationsökonomischen Darstellung des Reputationsbegriffs i. S. einer Anbieterreputation leitet sich aus der marketingorientierten Literatur ferner die Bezeichnung Corporate Image ab.904 Dieser Ausdruck ist jedoch von der Corporate Identity abzugrenzen.905 Um einen systematischen Erkenntnisfortschritt ableiten zu können, wird zuerst die Definition des (I) Corporate Image diskutiert, bevor im Anschluss auf die wesensbestimmenden Merkmale der (II) Corporate Identity eingegangen wird. An dieser Stelle sei bereits angemerkt, dass das Konzept der Corporate Identity kein geeignetes Konstrukt zur Beschreibung der Reputation darstellt und nur zur Abgrenzung des Corporate Image kurz beschrieben wird. Unter dem Begriff des (I) Corporate Image, auch als Firmen- oder Unternehmensimage906 bezeichnet, werden „…regelmäßige Abbildungen von Realitäten verstanden […], die auf Annahmen, Einstellungen und Eindrücken aller Stakeholder eines Unternehmens basieren…“.907 Bezogen auf die in der vorliegenden Untersuchung zu betrachtenden Handelsunternehmen werden im Schrifttum meist die sinngleich zu verstehenden Konstrukte Store Image, Einkaufsstätten- oder Händlerimage diskutiert.908 Diese sind als Einstellung zu einer Einkaufsstätte im Sinne der subjektiv wahrgenommenen Eignung zur Befriedigung einer Motivation zu definieren.909 Die empirische Handelsforschung hat sich mit deren Bedeutung bereits umfassend auseinandergesetzt. So konnten bspw. Vahie/ Paswan und Collins-Dodd/ Lindley belegen, dass das Händler- bzw. Einkaufsstättenimage, als extrinsisches Produktmerkmal, posi901
902 903 904 905 906
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909
Vgl. Huber/ Regier/ Vollhardt 2006, S. 237f., vgl. auch Lingenfelder/ Lauer/ Funk 1998, S. 13; Keller 1993, S. 57. Vgl. Schönborn 2003, S. 163f. Vgl. Adler 1998, S. 344. Vgl. Keller 1993, S. 15. Vgl. Walsh 2005, S. 395ff. Vgl. zur ausführlichen Diskussion der wesensbestimmenden Merkmale des Firmenimage die umfangreiche Arbeit von Johannson 1971, S. 37 – 71. Eberl 2006, S. 10. Vgl. auch Walsh 2005, S. 395ff. Vgl. Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 350; vgl. auch Sheinin/ Wagner 2003, S. 203, Bloemer/ Ruyter 1998, S. 509. Vgl. Morschett 2002, S. 117 und die darin angegebene Literatur.
122 tiv mit der wahrgenommenen Qualität der angebotenen Handelsmarken verbunden ist.910 Sheinin/ Wagner argumentieren ferner, dass ein „… high retail image may enhance evaluations of store brands, because consumers expect to find high quality brands in the retailer`s assortment.” 911 Die im Rahmen der Informationsökonomie vorgenommene Definition der Reputation auf Unternehmensebene vernachlässigt jedoch die Leistung eines Handelsunternehmens, welche aus den erfüllten Handelsfunktionen resultiert.912 Diese stellen das Ergebnis der sich aus der Wahl des Instrumentaleinsatzes ergebenden und durch die Kombination der Faktoren Arbeit, Ware und sachliche Betriebsmittel zu bewirkenden Verrichtungen dar.913 Dementsprechend lassen sich die Fähigkeiten eines Handelsunternehmens aus der Kombination fremderstellter Sachleistungen und eigenerstellter Dienstleistungen914 in sortimentsbezogene und überwiegend dienstleistungsbezogene Kompetenzen einteilen. Während die Sortimentskompetenz das Vermögen eines Handelsunternehmens zur Befriedigung des nachfragerseitigen Warenbedarfs umfasst, impliziert die Dienstleistungskompetenz die qualifizierte Erfüllung der angebotenen Dienste.915 Anzumerken ist, dass das Vertrauen in die Sortimentskompetenz sich nicht nur auf ein zuverlässiges Warenangebot bezieht, so z. B. auf die Auswahl oder das Niveau der angebotenen Produkte, sondern insbesondere auch auf eine vertrauenswürdige Qualität und das Einhalten der zugesicherten Eigenschaften der Ware.916 Eine einseitige Bestimmung der Reputation anhand vergangener bzw. zukünftig zu erwartender Produktqualitäten ist somit nicht zweckmäßig. Zur Klärung des Reputationsbegriffes muss die Handelsleistung berücksichtigt werden, da anzunehmen ist, dass die Konsumenten die im Rahmen der Sortimentspolitik angebotenen premiumpositionierten Handelsmarken nicht isoliert wahrnehmen. In diesem Sinne kann der Auffassung von Gotsi/ Wilson gefolgt werden, welche die Reputation wie folgt definieren: „A corporate reputation is a stakeholder’s overall evaluation of a company over time. This evaluation is based on the stakeholder’s direct experiences with the company, any other form of communication and symbolism that provides information about the firm’s actions and/or a comparison with the actions of other leading rivals.”917 Diesem Verständnis folgend, ist die Reputation bzw. das Corporate Image als komplexes, einstellungsähnliches Konstrukt
910 911 912
913 914 915 916 917
Vgl. Vahie/ Paswan 2006, S. 79 und Collins-Dodd/ Lindley 2003, S. 350. Sheinin/ Wagner 2003, S. 203. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.1 dieser Untersuchung. Zum tieferen Einblick in die von den Handelsunternehmen wahrgenommenen Funktionen sei zudem auf die umfangreichen Ausführungen bei Barth/ Hartmann/ Schröder 2002, S. 34ff. verwiesen. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2002, S. 34; vgl. auch Morschett 2002, S. 103f. und S. 234ff. Vgl. Theis 1999, S. 34f. Vgl. Heinemann 1989, S. 113ff. Vgl. Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 395. Gotsi/ Wilson 2001, S. 27f., zitiert nach: Eberl 2006, S. 10.
123 zu erfassen918, welches als Summe von Imagebildungsprozessen aller Stakeholder über die gesamte Handelsleistung zu interpretieren ist. Diesen Zusammenhang belegen auch einige Studien der empirischen Handelsforschung. So konnten zunächst Bauer/ Schüle/ Neumann bestätigen, dass die Einstellung und die Kaufabsicht bezüglich eines vom Konsumenten als vertrauenswürdig eingeschätzten Handelsunternehmens positiver ausgeprägt sind.919 Zudem besteht nach Bloemer/ Ruyter eine indirekte Beziehung zwischen dem Store Image und der nachfragerseitigen Bindung an die jeweilige Einkaufsstätte, welche über eine entsprechende Einkaufsstättenzufriedenheit vermittelt wird.920 Darüber hinaus beeinflusst nach Ergebnissen von Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein der sog. Fit der Handelsmarketinginstrumente921 die Wertschätzung der Konsumenten bzw. die Reputation des Handelsunternehmens sogar wesentlich. „Je stärker die Konsumenten den Handelsmarketingmix als harmonisch und zueinander passend wahrnehmen, desto stärker ist die Markenwertschätzung.“922 Dies erscheint plausibel, denn der konsistente Einsatz der handelspolitischen Instrumente verbessert nicht nur die Funktion der Marke im Sinne einer möglichen Reduktion des wahrgenommenen Risikos, sondern dient auch dem Aufbau von Vertrauenswürdigkeit.923 Die Autoren beziehen die Marke dabei auf den markierten Betriebstyp des jeweiligen Einzelhandelsunternehmens.924 Auf die Bedeutung der vom Einzelhandel im Rahmen des Markenmanagements geführten Marken wurde bereits eingegangen.925 Vor dem Hintergrund der dargestellten theoretischen und empirischen Grundlagen erscheint es verständlich, dass sich die Reputation eines Handelsunternehmens als Anbieter premiumpositionierter Eigenmarken aus Nachfragersicht auf den markierten Betriebstyp i. S. der Händlermarke bezieht. „Die Betriebstypenmarke erlaubt […] die Extrapolation vergangener Erfahrungen auf zukünftige Kaufentscheidungen und kann somit dazu beitragen, dass Präferenzen gegenüber einer bestimmten Einkaufsstätte entstehen, 918
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920 921
922 923 924 925
Die Definition als Einstellungskonstrukt impliziert bei der Operationalisierung eine Zerlegung der Reputation in kognitive und affektive Bestandteile. Nach Schwaiger/ Cannon ist ein auf diesen formativen Indikatoren basierendes Strukturgleichungsmodell gut angepasst. Vgl. zum tieferen Einblick die Ausführungen von Schwaiger/ Cannon 2004, S. 237ff. Vgl. Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 384ff. So argumentieren die Autoren wie folgt: „Wenn ein Konsument den Versprechungen eines Discounters Glauben schenkt, preisgünstig zu sein und trotzdem unbedenkliche, qualitativ hochwertige sowie geschmackvolle Produkte anzubieten, dann mindert dies die Unsicherheit eines Konsumenten bezüglich der potentiellen negativen Konsequenzen seines Handelns. Ziel des Discountunternehmens muss es deshalb sein, das Vertrauen der Konsumenten für sich zu gewinnen.“ Bauer/ Schüle/ Neumann 2006, S. 383. Vgl. hierzu ferner die Ausführungen von Kirchgeorg/ Lorbeer 2006, S. 444ff. Vgl. Bloemer/ Ruyter 1998, S. 509f. Von einem Fit der Handelsmarketinginstrumente wird gesprochen, wenn die absatzpolitischen Instrumente, wie z. B. die Sortiments-, Preis- und Sonderangebotspolitik, in der Wahrnehmung des Konsumenten zusammenpassen. Vgl. Morschett 2002, S. 227. Siehe auch die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.1 dieser Untersuchung. Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 403. Vgl. Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 403. Vgl. Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 397. Vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 1.1 dieser Untersuchung.
124 die dann wiederum die Teilentscheidungen über die Produktart und Produktmarke beeinflussen können.“926 Daher argumentieren Ahlert/ Kenning ferner, dass der Vertrauensaufbau als zentrales Ziel des Betriebstypenmarkenmanagements anzusehen ist.927 Die Markenpolitik wirkt somit als integrierender Faktor auf Sortiments- und Betriebstypenebene (vgl. Abbildung 24). Die Positionierung der Händlermarke stellt zum einen die angestrebte Einheit dar, in die sich sämtliche Handelsmarketinginstrumente, wie z. B. die Sortimentspolitik, einzufügen haben, damit ein für die Zielgruppe konsistentes markenpolitisches Erscheinungsbild geschaffen werden kann.928 Zum anderen assoziieren die Konsumenten mit der Betriebstypenmarke vielfach eine vertrauensbildende und damit risikoreduzierende Wirkung.929 Darüber hinaus ist das Resultat eines wechselseitigen Transfers zwischen dem Vertrauen in die Marken auf Sortimentsebene und dem glaubwürdigen Aufbau von Reputation auf Betriebstypenebene dann am größten, wenn Händler- und Markenname bspw. in Form einer Corporate Brand identisch sind.930 Infolgedessen sind im Kontext einer ganzheitlichen Sichtweise die markierten Betriebstypen des Einzelhandels als Beurteilungsobjekte der Anbieterreputation zu verstehen. Diesem Verständnis wird im weiteren Verlauf gefolgt. Werden die vorgestellten Erkenntnisse auf den Kontext der hier zu betrachtenden Premiumhandelsmarken übertragen, erzeugt eine positive Reputation des Handelsunternehmens bzw. der Händlermarke Vertrauen bei den Konsumenten und umgekehrt. Diese schließen auf die Qualität der angebotenen Produkte, was i. S. einer subjektiven Qualitätsbeurteilung zur Reduktion des funktionalen Risikos führt. Auf Grund dessen ist folgende Hypothese zu prüfen: ___________________________________________________________________________ Je glaubwürdiger die Reputation von den Konsumenten wahrgenommen wird, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf ökologischer Premiumhandelsmarken. ___________________________________________________________________________
Hypothese 5:
Das Konzept der (II) Corporate Identity wurde im wissenschaftlichen Schrifttum bereits umfassend diskutiert, wobei der Höhepunkt der inhaltlichen Auseinandersetzung in den 1980er Jahren lag.931 In Folge dessen existieren zur Begriffsbestimmung sowohl in der managementals auch in der marketingorientierten Literatur verschiedene Definitionsansätze. So versteht z. B. Keller darunter einen Prozess, der alle strategischen Maßnahmen zur Verwirklichung einer eigenständigen und unverwechselbaren Unternehmensidentität umfasst.932 In diesem 926 927 928 929 930 931 932
Ahlert/ Kenning 2005, S. 1198f. Vgl. Ahlert/ Kenning 2005, S. 1200. Vgl. zudem Vanderhuck 2007, S. 56. Vgl. Morschett 2002, S. 227 und die dort angegebene Literatur. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 289; vgl. auch Vanderhuck 2007, S. 56, Ahlert/ Kenning 2005, S. 1192. Vgl. Keller 1993, S. 57; vgl. ferner Johannsen 1971, S. 137ff. Vgl. Bruhn 2009a, S. 64f. Vgl. Keller 1993, S. 39ff.. Vgl. ferner die Ausführungen bei Möhlenbruch/ Claus/ Schmieder 2000, S. 10.
125 Sinne wird davon ausgegangen, dass Unternehmen versuchen, das Vorstellungsbild von sich selbst in der Öffentlichkeit attraktiv zu gestalten sowie eine in sich geschlossene, harmonische und überzeugende „Firmenpersönlichkeit“ zu vermitteln.933 Daher definieren Möhlenbruch/ Claus/ Schmieder die Corporate Identity auch als aktuellen Zustand ihrer wesensbestimmenden Komponenten Unternehmenspersönlichkeit, -verhalten, -erscheinungsbild und -kommunikation.934 Wird dieser Argumentation gefolgt, ist überraschend, dass der Begriff der Corporate Identity in der Literatur z. T. synonym zur Reputation bzw. zum Corporate Image gebraucht wird.935 Die Corporate Identity wird nämlich allgemein als die spezifische, einheitliche Selbstdarstellung des Unternehmens nach innen und nach außen verstanden, wobei sowohl die Absatzals auch die Beschaffungsmärkte ebenso wie die relevante Öffentlichkeit angesprochen werden.936 Die Händlermarke, als Beurteilungsobjekt der Reputation, ist i. d. R. auf der Ebene der Strategischen Geschäftseinheiten937 und damit unterhalb der Corporate Identity im Handelsunternehmen angesiedelt.938 Zudem bezieht sich diese vornehmlich nur auf den Absatzmarkt.939 Folglich kann der Argumentation von Keller gefolgt werden, wonach im Corporate Image das marktpsychologische Ergebnis der Corporate Identity zu sehen ist (vgl. Abbildung 24).940 Im Rahmen des gewählten Forschungsschwerpunktes soll das individuelle, nachfragerseitige Kaufverhalten bei ökologischen Premiumhandelsmarken aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive erklärt werden. Die Corporate Identity wird demnach aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen, da diesem Konstrukt nur geringe Relevanz bei der Reduktion der nachfragerseitig wahrgenommenen Qualitätsunsicherheit zukommt. Zum weiterführenden Einblick in die theoretischen Grundlagen der Corporate Identity sei auf die umfangreichen Ausführungen bei Bruhn, Möhlenbruch/ Claus/ Schmieder und Keller verwiesen.941 Einen zusammenfassenden Überblick über die Relevanz von Markenvertrauen und Anbieterreputation als Informationssubstitute bei wahrgenommener Leistungsunsicherheit gibt die Abbildung 24.942 Die zuvor theoretisch dargestellten Zusammenhänge werden dabei anhand 933 934 935 936 937
938 939 940 941
942
Vgl. Morschett 2002, S. 129. Vgl. Möhlenbruch/ Claus/ Schmieder 2000, S. 12ff. Vgl. Morschett 2002, S. 129f. und die dort angegebene Literatur, sowie Keller 1993, S. 15. Vgl. Birkigt/ Stadler/ Funk 2000, S. 50f. Während eine strategische Geschäftseinheit einer organisationalen Einheit im Unternehmen mit eigenständigen Marktaufgaben und einer gewissen strategischen Entscheidungsfreiheit entspricht, stellen die strategischen Geschäftsfelder eine Art „Unternehmen im Unternehmen“ dar. Folglich sind für Handelsunternehmen die Vertriebslinien bzw. Betriebstypen, i. S. der wirtschaftsstufenbezogenen Ausprägung der Betriebsform, als strategische Geschäftsfelder anzusehen. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 417f.; vgl. auch Barth/ Hartmann/ Schröder 2002, S. 44f. Vgl. Morschett 2002, S. 129. Vgl. Ahlert/ Kenning 2005, S. 1189f. Vgl. Keller 1993, S. 15. Vgl. zudem Abbildung 24 auf S. 131. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bruhn 2009a, S. 64ff.; Möhlenbruch/ Claus/ Schmieder 2000, S. 12ff.; Keller 1993, S. 15. Vgl. Abbildung 24 auf S. 131 dieser Untersuchung.
126 eines ausgewählten Beispiels exemplarisch verdeutlicht. So besteht zwischen der Premiumhandelsmarke Naturaplan und der Händlermarke Coop der Coop Schweiz zunächst eine inhaltliche Verknüpfung. Durch den Namenszug der markierenden Handelsunternehmung in Form einer Corporate Brand auf den Verpackungen der Naturaplan-Produkte wird zunächst Vertrauen in die ökologisch positionierte Handelsmarke aufgebaut. Da zwischen dem Markenvertrauen und der Reputation eine wechselseitige Beziehung besteht, bedingt das Vertrauen in die Eigenmarke bei positiver Rechtfertigung ggf. Glaubwürdigkeit der Anbieterreputation auf der Ebene der Vertriebslinien und umgekehrt. Darüber hinaus beeinflusst das übergeordnete Corporate Identity Konzept die nachfragerseitige Wahrnehmung. In Folge der auf Gesamtunternehmensebene kommunizierten Nachhaltigkeit kann eine sog. ökologische Reputation aufgebaut werden.943 Diese entsteht bspw. in Folge der erkennbaren Aufnahme von Umweltanliegen in die Unternehmensgrundsätze und signalisiert damit langfristiges ökologisches Engagement.944 Verfügen Handelsunternehmen über eine hohe ökologische Reputation, unterstellen Konsumenten diesem Unternehmen eine entsprechende Kompetenz im Hinblick auf die angebotenen Produkte und betrachten diese als eine Art Kaufempfehlung.945 Darüber hinaus führt eine derart aufgebaute Reputation nicht nur zum Abbau von Qualitätsunsicherheiten bei den Nachfragern,946 sondern ermöglicht auch die Harmonisierung der Ausgestaltung der originären Unternehmensziele mit dem Corporate Image, hier als zuverlässiger Anbieter biologisch erzeugter Nahrungsmittel zu verstehen. Wie bereits dargestellt, sind die einzelnen Aspekte jedoch nicht isoliert zu betrachten. Die Kreisdarstellungen verdeutlichen die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Konstrukten Markenvertrauen, Reputation und Corporate Identity auf den verschiedenen Ebenen der nachfragerseitigen Beurteilung. Abschließend ist zudem festzuhalten, dass dem Markenvertrauen zentrale Relevanz bei der Leistungsbeurteilung und damit bei der Risikoreduktion im betrachteten Forschungskontext zukommt. Entsprechend des aufgezeigten Kontinuums sinkt nämlich der Einfluss der benannten Konstrukte, je weiter diese von der produktbezogenen Bewertung entfernt sind. 3.2.4.3 Unsicherheitsreduktion durch Preiswahrnehmung In der wissenschaftlichen Literatur wird die Bedeutung des Preises bei der Kaufentscheidung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. So steht z. B. bei den Modellen der klassischen Preistheorie die rationale Kosten-Nutzen-Erwägung im Mittelpunkt. Beispielhaft seien hier Preis-Absatzfunktionen oder Elastizitätskoeffizienten genannt.947 Diese werden als klassisch
943
944 945 946 947
Vgl. Hüser 1993, S. 270ff. Vgl. zum Begriff der ökologischen Reputation zudem die Ausführungen im Kapitel E, Gliederungspunkt 2 dieser Untersuchung. Vgl. Coop 2004, S. 34ff. Vgl. Möhlenbruch/ Arnold/ Wolf 2008, S. 29. Vgl. Hüser 1993, S. 270ff. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 195.
127 bezeichnet, da z. T. keine explizite verhaltenswissenschaftliche Ausrichtung enthalten ist und primär direkt beobachtbare, ökonomische Variablen betrachtet werden.948 Nach empirischen Studien weicht das Verhalten der Nachfrager jedoch häufig von den rationalen Annahmen ab. In diesem Zusammenhang sei z. B. auf die Erkenntnisse von Homburg/ Koschate sowie Kahneman/ Knetsch/ Thaler verwiesen.949 Daher hat sich eine verhaltenswissenschaftlich orientierte Preistheorie herausgebildet, innerhalb derer vornehmlich psychologische Faktoren des Entscheidungsverhaltens der Nachfrager thematisiert werden.950 Zum einen kann dabei unterschieden werden, „…inwieweit der Preis überhaupt bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wird, und zum anderen, ob der Preis die Kaufentscheidung maßgeblich beeinflußt, d. h. ein kaufbestimmendes Merkmal ist.“951 Aus Kundensicht ist der Preis als der in Geldeinheiten ausgedrückte Nutzen zu bezeichnen, den der Konsument einer bestimmten Qualitäts- und Mengenkombination eines Produktes beimisst.952 Im Kontext der gewählten Forschungsfrage werden premiumpositionierte Eigenmarken betrachtet, welche sich nicht nur durch ein gehobenes Preis- und Qualitätsniveau auszeichnen, sondern auch durch einen wertsteigernden Zusatznutzen i. S. ökologischer Produkteigenschaften.953 Dass der Preis von den Konsumenten vielfach als Qualitätsindikator interpretiert wird, ist in der wissenschaftlichen Literatur in zahlreichen theoretischen und empirischen Forschungsarbeiten bestätigt worden.954 Darüber hinaus ist dokumentiert, dass der Preis „…neben einer Allokationsfunktion (Preis als monetäre Restriktion) auch eine Informationsfunktion besitzt….“955 Zudem belegen die empirischen Forschungsergebnisse von Chinnici/ D’Amico/ Pecorino, dass im Kontext von Vertrauenskäufen der Preis bei der Kaufentscheidung für biologische Produkte eine zentrale Rolle spielt.956 Entsprechend der Allokationsfunktion impliziert dieser das von den Konsumenten wahrgenommene finanzielle Risiko, da der Preis ökologischer Lebensmittel vielfach höher ist als bei konventionellen Produkten.957 Dies kann u. a. auf die arbeitsaufwendigere und damit teurere Herstellung zurückgeführt werden.958 Des Weiteren ist anzunehmen, dass der Preis durch seine Informationsfunktion auch der Beurteilung des Vorliegens ökologischer Leistungseigenschaften dienen und damit zur Reduktion des wahrgenommenen funktionalen Risikos beitragen kann. 948 949 950 951 952 953 954
955 956 957 958
Vgl. Diller 2008, S. 74 und S. 94. Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 383 und 2005b, S. 502 sowie Kahneman/ Knetsch/ Thaler 1986, S. 728. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 195ff. Vgl. zudem Homburg/ Krohmer 2009, S. 678. Hay 1987, S. 9. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 195. Vgl. Spiller 2002, S. 295. Vgl. Adler 1998, S. 344. In der Literatur wird dies unter dem Begriff der preisorientierten bzw. preisabhängigen Qualitätsbeurteilung diskutiert. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen von Diller 2008, S. 150ff. und Völckner 2006, S. 474ff. Völckner 2006, S. 474. Vgl. darüber hinaus Völckner 2004, S. 2 sowie Olson 1977, S. 267ff. Vgl. Chinnici/ D’Amico/ Pecorino 2002, S. 194. Vgl. Kolibius/ Nachtmann/ Dyllick 2000, S. 18. Vgl. Spiller 2002, S. 300f.; vgl. auch Belz 1999a, S. 168.
128 Die zunehmende Bedeutung verhaltenswissenschaftlicher Konzepte in der Preisforschung hat zur Herausbildung einer eigenen Forschungsrichtung geführt, welche als „Behavioral Pricing“ bezeichnet wird.959 Innerhalb dieser Richtung wird in erster Linie ein deskriptiver Forschungsansatz verfolgt.960 Dabei hat sich der kognitive Informationsverarbeitungsansatz als Erklärungsgrundlage für die Preiswahrnehmung durchgesetzt.961 Allgemein kann unter dem Begriff der Preiswahrnehmung erfasst werden, in welchem Ausmaß Konsumenten bspw. bewusst Informationen über Preise von anderen Personen oder aus der Umwelt aufnehmen und verarbeiten.962 Da in der vorliegenden Untersuchung vornehmlich ökologisch erzeugte Produkte betrachtet werden, ist bedeutend, dass ein unterschiedliches Maß an individuellem Umweltbewusstsein oder Umweltwissen bei den Konsumenten eine differente, produktbezound damit eine abweichende Preisbeurteilung bzw. gene Bewertung963 964 -wahrnehmung impliziert. So wird entsprechend der Argumentation von Bänsch der höhere Preis für ökologische Lebensmittel von den Konsumenten vornehmlich dann als Kaufbarriere interpretiert, wenn diese bspw. keine ökologischen Werthaltungen oder gesundheitlichen Motive mit einem solchen Produktkauf verbinden.965 Der Erwerb kann demzufolge an der Preiswilligkeit bzw. -bereitschaft der Nachfrager oder an der Preisfähigkeit i. S. finanzieller Restriktionen scheitern.966 Ferner sei in diesem Zusammenhang auf eine Studie von Spiller verwiesen, welcher in Zusammenarbeit mit der Tengelmann-Gruppe die Preisakzeptanz bzw. -bereitschaft der Konsumenten bezüglich der Eigenmarke Naturkind eruierte.967 Obwohl im wissenschaftlichen Schrifttum belegt werden konnte, dass die Verbraucher bei ökologischen Produkten z. T. nur eine Mehrpreisbereitschaft von 5 bis 10% gegenüber konventionellen Lebensmitteln akzeptie959 960 961
962 963
964
965
966 967
Vgl. Müller-Hagedorn/ Kierdorf 2007, S. 673. Vgl. ferner Homburg/ Krohmer 2009, S. 678ff. Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 383. Vgl. hierzu z. B. die Ausführungen bei Foscht/ Swoboda 2007, S. 30, Homburg/ Koschate 2005a, S. 383 und Müller-Hagedorn 1983, S. 941. In ähnlicher Weise argumentiert auch Diller, indem er das Preisverhalten anhand aktivierender, kognitiver und intentionaler Determinanten zu erklären versucht. Siehe die Ausführungen bei Diller 2008, S. 94ff. Vgl. Müller-Hagedorn 1983, S. 941; vgl. auch Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 201. In diesem Zusammenhang sei auf Belz verwiesen, der aus ökonomischer Sicht die Bewertung der Kosten und des Nutzens ökologischer Produkte diskutiert. Demnach beruht ein verändertes Umweltverhalten auf einer Verbesserung des individuell wahrgenommenen Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Ist dieses subjektive, vom Konsumenten empfundene Verhältnis von ökologischen Produkten und Leistungen besser als von herkömmlichen Produkten mit vergleichbarem Grundnutzen, wird sich der Argumentation von Belz folgend die Mehrheit der Konsumenten für erstere entscheiden. Zum tieferen Einblick in die umfangreiche Diskussion sei verwiesen auf Belz 1999a, S. 166 und Belz 1999b, S. 822. Vgl. Möhlenbruch/ Arnold/ Wolf 2008, S. 29; vgl. auch Belz 1999a, S. 174, Hüser 1993, S. 270, Kaas 1992, S. 476. Vgl. Bänsch 2002, S. 34. Vgl. zudem die empirischen Forschungsergebnisse von Loureiro/ McCluskey/ Mittelhammer. Die Autoren konnten im Rahmen einer umfangreichen empirischen Untersuchung zeigen, dass insbesondere Frauen, welche für Kinder unter 18 Jahren im Haushalt Sorgen müssen, und ein entsprechendes Umweltbewusstsein besitzen, bereit sind, für ökologische Lebensmittel einen höheren Preis zu zahlen. Vgl. Loureiro/ McCluskey/ Mittelhammer 2002, S. 214. Vgl. Spiller 2002, S. 296ff. Vgl. Spiller 2002, S. 297f.
129 ren,968 führt Spiller dies im Rahmen der eigenen empirischen Erhebung vornehmlich auf warengruppenbezogene Determinanten zurück. Als Ursachen werden neben der Preiswahrnehmung und -kenntnis der Verbraucher in den einzelnen Warengruppen auch das wahrgenommene Kaufrisiko bei dem jeweiligen Artikel genannt.969 Entsprechend dieser Argumentation scheint eine artikelspezifische Preisgestaltung970 angebracht.971 Diese steht jedoch ggf. im Widerspruch zum langfristigen Preisimage ökologischer Produkte, indem eine differenzierte, artikelbezogene Preissetzung die nachfragerseitig wahrgenommene Preisehrlichkeit respektive das Preisvertrauen in Anbieter und Produkte aus biologischem Anbau gefährdet.972 Preisvertrauen liegt dann vor, wenn ein Konsument selbst bei fehlendem Preiswissen keinen Preisnachteil annimmt und ein positives Preisimage bezüglich der angebotenen Eigenmarken eines Handelsunternehmens oder der Einkaufsstätte selbst gebildet hat.973 In diesem Sinne definiert Diller das preisbezogene Vertrauen auch als „…Hoffnung bzw. Erwartung eines Kunden, dass der Anbieter sich im Hinblick auf die …[Preisgestaltung] nicht opportunistisch, d. h. einseitig eigennützig verhält.“974 Das fehlende Preiswissen ersetzt der Nachfrager dabei durch die im Zeitverlauf gesammelten Einkaufserfahrungen.975 Das Preisimage ist als Ganzheit aller subjektiven Wahrnehmungen und Bewertungen von Preismerkmalen bestimmter Urteilsobjekte zu definieren und wirkt als Teil des Gesamtimages handlungssteuernd.976
968
969 970
971 972 973 974 975 976
Vgl. bspw. Magnusson/ Arvola/ Koivisto Hursti/ Aberg/ Sjöden 2001, S. 211. Eine aktuelle Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zeigt, dass 78% der befragten Verbraucher (n = 1.000) grundsätzlich bereit sind, einen höheren Preis für Bio-Produkte zu zahlen als für herkömmliche Lebensmittel. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass bereits 38% einen Mehrpreis von 10% und weitere 29% der Nachfrager sogar einen Preisaufschlag von bis zu 20% akzeptieren würden. Vgl. hierzu die Ergebnisse bei Ernst & Young 2007, S. 25ff. Vgl. zudem A. T. Kearney 2009, S. 2. Vgl. Spiller 2002, S. 298. Der Preis wird im Rahmen der Handelspolitik als Entgelt für ein mengen- und wertmäßig spezialisiertes Warenangebot sowie die damit verbundenen distributiven Leistungen verstanden. Preispolitische Entscheidungen beziehen sich folglich auf die Möglichkeiten alternativer Preisstellungen gegenüber den als Nachfragern agierenden Wirtschaftssubjekten. Diese können jedoch nicht auf ein einfaches Optimierungskalkül reduziert werden. Vielmehr ist der preispolitische Entscheidungsbereich einerseits durch die sog. externen Determinanten Wettbewerber und Nachfrager begrenzt. Andererseits bestimmen die internen Variablen Kosten/ Gewinn und die strategische Ausrichtung den preislichen Orientierungsrahmen. Auf eine umfassende Darstellung der Entscheidungsmöglichkeiten der Preispolitik im Rahmen des absatzpolitischen Instrumentariums eines Handelsunternehmens soll an dieser Stelle auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes verzichtet werden. Hier sei auf die Ausführungen bei Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 195ff. und Spiller 2002, S. 299ff. verwiesen. Vgl. Spiller 2002, S. 298f. Vgl. zudem A. T. Kearney 2009, S. 2. Vgl. Diller 2008, S. 162ff. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 198. Diller 2008, S. 163. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 198. Vgl. Homburg/ Koschate 2005c, S. 6.
130 Abbildung 25: Überblick über die Forschungsfelder und Konzepte der verhaltenswissenschaftlichen Preisforschung
Preisinformationsaufnahme
Preisinformationsbeurteilung
Preisinformationsspeicherung
- Preisinteresse - Preissuche
- Preisschwellen - Referenzpreise - Preisgünstigkeit - Preiswürdigkeit - Preisfairness
- Preiswissen
Ausgabe- und Nutzungsverhalten - Preisbereitschaft - Zahlungsmodus - Mentale Budgetierung
Quelle: Homburg/ Krohmer 2009, S. 679. Insgesamt lassen sich zur Erklärung der kognitiven Prozesse bei der Preiswahrnehmung vereinfacht vier Phasen unterscheiden: Preisinformationsaufnahme, -beurteilung, -speicherung sowie Ausgabe- und Produktnutzungsverhalten.977 Einen Überblick über die verschiedenen Forschungsfelder und Konzepte der verhaltenswissenschaftlichen Preisforschung liefert Abbildung 25. Die Phase der Preisinformationsaufnahme beinhaltet diejenigen Vorgänge, die zur Aufnahme von Preisinformationen führen.978 Dabei wird zunächst angenommen, dass der Preis als Stimulus agiert, indem eine Ziffer gelesen und als Zahl interpretiert wird.979 Folglich können damit alle thematischen und unthematischen Wahrnehmungen der Konsumenten über die Höhe des Preises einer Ware oder gewerblichen Leistung beschrieben werden.980 In der Literatur zum Konsumentenverhalten wird dies oft im Zusammenhang mit der Preissuche diskutiert, welche sich am Bedürfnis der Kunden, nach Preisinformationen zu suchen, ausrichtet.981 Ein explizites Suchverhalten kann nach Diller auch als Preisinteresse verstanden werden, was zu definieren ist als „…das Bedürfnis der Verbraucher, nach Preisinformationen zu suchen und diese bei ihren verschiedenen Einkaufsentscheidungen zu berücksichtigen.“982 Es ist jedoch anzumerken, dass das Preisinteresse der Kunden tendenziell mit der Bereitschaft sinkt, für ein Produkt einen höheren Preis zu zahlen bzw. das Produkt bei Überschreitung einer Preisobergrenze überhaupt noch zu kaufen.983 Wissenschaftliche Untersuchungen haben
977
978 979 980 981 982 983
Vgl. Müller-Hagedorn/ Kierdorf 2007, S. 673ff. Vgl. ferner Homburg/ Krohmer 2009, S. 678ff., Homburg/ Koschate 2005a, S. 386ff. und Homburg/ Koschate 2005c, S. 4ff. Vgl. Homburg/ Koschate 2005a, S. 386. Vgl. Müller-Hagedorn 1983, S. 941. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 428f.; vgl. auch Müller-Hagedorn 1983, S. 941. Vgl. Müller-Hagedorn/ Kierdorf 2007, S. 674; vgl. auch Homburg/ Koschate 2005c, S. 6. Diller 2008, S. 101. Vgl. ferner die Ausführungen bei Homburg/ Krohmer 2009, S. 678ff. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 678ff. Vgl. ferner die Ausführungen bei Müller-Hagedorn 1983, S. 944.
131 zudem ergeben, dass die Intensität der Preissuche bzw. des Preisinteresses besonders groß ist, wenn das Preis-Leistungs-Risiko als hoch eingeschätzt wird oder der Produktpreis eine hohe Belastung für das finanzielle Budget des Konsumenten darstellt.984 Beide Aspekte können analog auf die im Forschungskontext betrachteten risikotheoretischen Dimensionen funktionales und finanzielles Risiko übertragen werden. In Folge dessen ist anzunehmen, dass das Preisinteresse beim Erwerb premiumpositionierter Eigenmarken im Segment ökologischer Lebensmittel zentrale Bedeutung besitzt. Ein umfassender Überblick über weitere Einflussfaktoren der Preissuche findet sich bei Homburg/ Koschate sowie bei Diller.985 Die Preisinformationsbeurteilung charakterisiert die Verarbeitung der aufgenommenen Informationen i. S. einer Entschlüsselung, gedanklichen Weiterverarbeitung sowie anschließenden Beurteilung.986 Die Ergebnisse dieses Prozesses sind einerseits die Herausbildung sog. Preisurteile bzw. Preisbewertungen, wie z. B. Preisgünstigkeits- und Preiswürdigkeitsurteile, sowie andererseits die Preisinformationsspeicherung.987 Das Preisgünstigkeitsurteil bezieht sich auf die beim Konsumenten subjektiv vorhandene Bewertung des Produktpreises im Vergleich zu anderen Artikeln oder Einkaufsstätten.988 Demgegenüber berücksichtigen die vornehmlich zu betrachtenden Preiswürdigkeitsurteile qualitative Aspekte, indem der subjektiv heterogen wahrgenommene Produktnutzen ins Verhältnis zu dem zu zahlenden Preis i. S. eines sog. Preis-Leistungs-Verhältnisses gesetzt wird.989 In diesem Kontext sind Generalisierungen denkbar. So kann bspw. ein Konsument den Eindruck wahrgenommener Preiswürdigkeit eines Produktes A auch auf andere Produkte oder die Einkaufsstätte selbst übertragen.990 Diesbezüglich wird in engem Zusammenhang die bereits genannte preisabhängige Qualitätsbeurteilung diskutiert.991 „Hiermit ist das Phänomen gemeint, dass Kunden insbesondere bei Unsicherheit über die Qualitätsbeurteilung eines Produktes vor dem Kauf aus Preisinformationen Qualitätsurteile ableiten.“992 In diesem Sinne wird i. d. R. ein hoher Preis als Indikator für eine hohe Qualität angesehen und umgekehrt.993 Nach empirischen Studien ist die Tendenz zur Anwendung einer preisabhängigen Qualitätsbeurteilung umso stärker ausgeprägt, je schwieriger bspw. die objektive Produktqualität beurteilt werden kann.994 Als weiterer Grund 984 985
986
987 988
989 990 991 992 993
994
Vgl. Völckner 2004, S. 5ff. Vgl. hierzu die Ausführungen von Diller 2008, S. 106ff., Homburg/ Koschate 2005a, S. 386 und Homburg/ Koschate 2005c, S. 27f. Vgl. Müller-Hagedorn/ Kierdorf 2007, S. 675. Vgl. auch Homburg/ Krohmer 2009, S. 678ff. und Homburg/ Koschate 2005a, S. 389ff. Vgl. Hay 1987, S. 31. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 292f.; vgl. auch Müller-Hagedorn/ Wierich 2005a, S. 11, Hay 1987, S. 22, Müller-Hagedorn 1983, S. 947f. Vgl. Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 201; vgl. auch Hay 1987, S. 22, Müller-Hagedorn 1983, S. 950. Vgl. Müller-Hagedorn 1983, S. 950f. Vgl. Diller 2008, S. 106ff. Vgl. zudem Homburg/ Koschate 2005c, S. 27f. Homburg/ Krohmer 2009, S. 685. Vgl. Völckner 2006, S. 477f.; vgl. auch Homburg/ Koschate 2005a, S. 401, Völckner 2004, S. 6, Sheinin/ Wagner 2003, S. 203f., Diller 2008, S. 106ff. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 685; vgl. auch Völckner 2006, S. 477ff., Diller 2008, S. 107ff.
132 wird häufig auch das mit dem Kauf verbundene Qualitätsinteresse angeführt,995 welches umso größer ist, je stärker die Preise in der Produktkategorie variieren.996 Wird in diesem Kontext die Forschungsarbeit von Sheinin/ Wagner zur Nutzung von Preisinformationen bei der Beurteilung von Handelsmarken betrachtet, werden nicht uninteressante Aspekte offen gelegt. So konnten die Autoren in der Untersuchung einen positiven Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Qualität und dem Preis der untersuchten Produkte im Kontext eines hohen Händlerimages bestätigen.997 Dabei ist zu beachten, dass die Nachfrager zwar einen Premiumpreis in risikoreichen Warengruppen akzeptieren, diesen jedoch nur vereinzelt bereit sind zu zahlen.998 Da der Nutzen von Premiummarken im Segment der ökologischen Lebensmittel, i. S. einer gesünderen und schmackhafteren Ernährung,999 durch den Konsumenten weitgehend internalisiert werden kann, ist i. d. R. davon auszugehen, dass der Vorzug eines umweltfreundlichen bzw. ökologischen Produkts den Konsumenten einen höheren Preis Wert ist.1000 Dieser fungiert somit nicht nur als Indikator zur Qualitätsbewertung, sondern dient, wie bereits angeführt, auch der Reduktion funktionaler und finanzieller Risiken.1001 Obwohl Diller zu Recht darauf hinweist, „…dass die Höhe des Risikos von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, die interaktiv zusammenwirken, so daß eine ceteris paribus-Betrachtung einzelner Risikofaktoren kaum ausreichende Klarheit erbringen kann“1002, soll auf eine umfassendere Diskussion an dieser Stelle verzichtet werden. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass preisabhängige Qualitätsurteile beim Erwerb premiumpositionierter Eigenmarken im Segment ökologischer Lebensmittel zentrale Bedeutung besitzen. Eine Übersicht über die verschiedenen Einflussfaktoren der preisorientierten Qualitätsbeurteilung sind den Ausführungen von Völckner, Homburg/ Koschate und Diller zu entnehmen.1003 Wie in Abbildung 25 zu sehen ist, sind weitere wichtige Aspekt bei der Beurteilung aufgenommener Preisinformationen sog. Preisschwellen und Referenzpreise, welche ggf. die wahrgenommene Preisfairness beeinflussen.1004 Diesen Teilbereichen kommt im betrachteten Forschungskontext auf Grund der Bedeutung der preisabhängigen Qualitätsbeurteilung jedoch nur geringe Erklärungsrelevanz zu. Auf eine ausführliche Darstellung wird daher verzichtet
995 996 997
998 999 1000
1001 1002 1003
1004
Vgl. Völckner 2006, S. 477ff.; vgl. auch Homburg/ Koschate 2005a, S. 401f. Vgl. Homburg/ Koschate 2005c, S. 28. Vgl. Sheinin/ Wagner 2003, S. 213. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Ergebnisse von Richardson/ Dick/ Jain 1994, S. 28ff. Vgl. Sheinin/ Wagner 2003, S. 214. Vgl. Belz/ Dyllick 1996, S. 172. Vgl. Kaas 1992, S. 476f. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen von A. T. Kearney 2009, S. 2 sowie Völckner 2006, S. 483ff. und Völckner 2004, S. 6ff. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 293; vgl. auch Fassnacht/ Kreft 2004, S. 28, Diller 2008, S. 106ff. Diller 2008, S. 151. Vgl. hierzu die Ausführungen von Völckner 2006, S. 477ff., Homburg/ Koschate 2005a, S. 401f., Diller 2008, S. 150ff. Vgl. hierzu die Ausführungen von Homburg/ Koschate 2005a, S. 393ff.
133 und zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen auf die bereits angeführten Forschungsarbeiten verwiesen.1005 Die Preisinformationsspeicherung umfasst den Prozess des Lernens von Preisen. Dabei erfolgt jedoch nicht nur eine Beschreibung des Lernvorgangs, sondern auch eine entsprechenden Diskussion des durch Erinnerung und Verarbeitung aufgebauten Preiswissens (vgl. Abbildung 25). Dieses stellt das Resultat des Preislernens dar und kann synonym auch als Preiskenntnis definiert werden.1006 Inhaltlich umfasst das Preiswissen sämtliche preisbezogenen Informationen, welche im Gedächtnis gespeichert sind.1007 Ein umfangreicher Überblick über empirische Forschungsarbeiten zum Preiswissen findet sich bei Homburg/ Koschate.1008 Das Ausgabe- und Nutzungsverhalten der Konsumenten, als letzter Aspekt der Preiswahrnehmung, impliziert bspw. den Einfluss der Zahlungsbereitschaft auf das Konsumverhalten.1009 Auf Grund des gewählten Forschungsanliegens wird eine theoretische Darstellung nicht weiter verfolgt. Zum tieferen Einblick sei auf die Ausführungen von Homburg/ Krohmer, Homburg/ Koschate sowie Völckner verwiesen.1010 Insgesamt sind auf Grundlage der dargestellten theoretischen und empirischen Erkenntnisse folgende Hypothesen im Kontext der Themenstellung zu überprüfen: ___________________________________________________________________________ Hypothese 6:
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene finanzielle Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte positiv.
Hypothese 7:
Ein geringes wahrgenommenes finanzielles Risiko beeinflusst den Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels positiv.
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte negativ. ___________________________________________________________________________ Hypothese 8:
1005
1006 1007
1008
1009 1010
Vgl. zu den theoretischen Grundlagen der Preisschwellen die Arbeiten von Homburg/ Koschate 2005a, S. 393, Müller-Hagedorn/ Wierich 2005b, S. 4ff. sowie Müller-Hagedorn/ Wierich 2005c, S. 213ff. Einen Überblick über die Ansätze zur inhaltlichen Darstellung von Referenzpreisen liefern die Ausführungen von Homburg/ Koschate 2005a, S. 393 und Homburg/ Koschate 2005c, S. 13. Zum Einblick in die Grundlagen der Preisfairness-Theorie sei auf Diller 2008, S. 164f. und Koschate 2002, S. 55ff. verwiesen. Vgl. Müller-Hagedorn/ Kierdorf 2007, S. 677. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 688ff. Vgl. zudem die Ergebnisse der empirischen Forschungsarbeit von Evanschitzky/ Kenning/ Vogel. Die Autoren konnten z. B. zeigen, dass Konsumenten insbesondere in Bezug zu Handelsmarken ein geringes Preiswissen aufweisen. Dieses ist erwartungsgemäß umso höher, je stärker die Konsumenten die jeweiligen Produkte als Markenartikel auffassen. Vgl. Evanschitzky/ Kenning/ Vogel 2004, S. 401ff. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Homburg/ Koschate 2005b, S. 502 und Homburg/ Koschate 2005c, S. 41ff. Vgl. Homburg/ Krohmer 2009, S. 689f.; vgl. auch Völckner 2005, S. 3ff., Hay 1987, S. 31. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Homburg/ Krohmer 2009, S. 689ff., Homburg/ Koschate 2005b, S. 502 und Homburg/ Koschate 2005c, S. 41ff. sowie bei Völckner 2005, S. 3ff.
134 3.2.4.4 Bedeutung externer Gütesiegel zur Unsicherheitsreduktion Konsumenten können zur Unsicherheitsreduktion bei Vertrauensgütern auch auf die von den Handelsunternehmen angezeigten Signaling-Aktivitäten i. S. externer Gütesiegel zurückgreifen.1011 Kaas/ Busch und Hüser nennen in diesem Zusammenhang beispielhaft die Nutzung von Test- und Expertenurteilen sowie die im weiteren Verlauf der Untersuchung primär zu betrachtenden ökologischen Gütesiegel.1012 Im wissenschaftlichen Schrifttum findet sich diesbezüglich keine einheitliche Begriffsdefinition. Vielfach wird dem Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. gefolgt, welches ein Gütesiegel als Wort- oder Bildzeichen oder beides definiert, das als Garantieausweis zur Kennzeichnung von Waren oder Leistungen Verwendung findet.1013 Diese Definition wird durch Sattler ergänzt, indem zusätzlich auch Aussagen zur Gesamtheit oder einer Teilmenge der Eigenschaften des Produktes getroffen werden.1014 Zum tieferen Einblick in die Bedeutung von Herkunfts- und Gütezeichen im Kaufentscheidungsprozess der Konsumenten sei auf die umfangreichen Ausführungen bei Sattler verwiesen.1015 Im Kontext ökologischer Gütesiegel werden in der Literatur auch die synonym verwendeten Begriffe Öko-Label bzw. Öko-Labeling 1016 diskutiert, welche nach Hansen/ Kull einer Kurzform für „ökologische Auszeichnung“ entsprechen. Hierunter soll im weiteren Verlauf „…der Prozeß der Beurteilung, der Informationsverdichtung und Kennzeichnung eines Meinungsgegenstandes in ökologischer Dimension zwecks Information der Marktteilnehmer verstanden werden.“1017 Das eigentliche Gütesiegel stellt dabei das Ergebnis eines mehrstufigen Prozesses dar, durch den das Label als verdichtetes ökologiebezogenes Gesamturteil seinen Aussagegehalt erfährt.1018 Danach bezeichnet der Begriff Öko-Label eine spezielle Auszeichnung von Produkten, die sich im Vergleich zu anderen, dem gleichen Verwendungszweck dienenden Artikel, durch besondere Umweltfreundlichkeit charakterisieren lassen.1019 Belz sowie Hüser sprechen in diesem Zusammenhang auch von der Selbstbindung von Herstellern.1020 Gütesiegel geben den Konsumenten nämlich die Möglichkeit, den Anbieter ökologischer Produkte in die Pflicht zu nehmen, da sich deren Angabe als verpflichtendes Instrument dar-
1011 1012 1013 1014 1015 1016
1017 1018 1019 1020
Vgl. Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 209; vgl. auch Belz 1999a, S. 174. Vgl. Kaas/ Busch 1996, S. 245 und Hüser 1993, S. 276f. Vgl. Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 211. Vgl. Sattler 1991, S. 9. Vgl. Sattler 1991, S. 9ff. Das sog. „Labeling“ wird insbesondere in der angloamerikanischen Literatur zur Produktpolitik im Kontext der Verpackung (packaging) als Etikettierung bzw. Kennzeichnung diskutiert. Dabei wird vornehmlich zwischen brand label (Marken Label), grade label (graduelles Qualitätslabel) und informative label (Zusatzinformationen für den Gebrauch) unterschieden. Vgl. Kotler/ Armstrong/ Saunders/ Wong 2003, S. 653f. Hansen/ Kull 1994, S. 265. Vgl. Hansen/ Kull 1994, S. 265. Vgl. Langer/ Eisend/ Kuß 2008, S. 19. Vgl. Belz 1999a, S. 174f und Hüser 1993, S. 274f.
135 stellt.1021 Damit tragen diese nicht nur zur Vertrauensbildung des Konsumenten in das markierte Produkt bei, sondern fördern u. U. auch die Etablierung von Qualitätsstandards.1022 Darüber hinaus merken Benkenstein/ von Stenglin an, dass möglicherweise auch die Preisbereitschaft der Nachfrager durch ökologische Labels beeinflusst wird.1023 Eine Übersicht über mögliche Gütesiegel zur Kennzeichnung biologischer Produkte findet sich in Abbildung 26. Zu den klassischen Gütesiegeln zählen z. B. außer den Emblemen der Anbau-Verbände Demeter, Bio-Land oder Naturland in Deutschland oder der Knospe in der Schweiz auch die Schutzzeichen des Umweltbundesamtes (Umweltengel) sowie das Gütesiegel der Stiftung Warentest.1024 Zudem geht aus Abbildung 26 neben den beispielhaft aufgeführten bildhaften und/ oder wörtlichen Darstellungen von existierenden Öko-Labels hervor, dass bei dem Konzept grundsätzlich zwischen dem gekennzeichneten Meinungsgegenstand und der kennzeichnenden Institution unterschieden werden kann. Auf Grund des gewählten Forschungsschwerpunktes findet nachfolgend nur eine Betrachtung der Produktkennzeichnung durch verschiedene Institutionen statt. Dabei ist ferner danach zu differenzieren, ob das verwendete ökologische Gütesiegel von externen respektive dritten Institutionen vergeben wird oder im Kontext der zu betrachtenden Premiumhandelsmarken von der anbietenden Handelsunternehmung selbst. Abbildung 26: Ausgewählte Beispiele für Öko-Labeling Konzepte Gegenstand Träger und Art der Vergabe
3URGXNW'LHQVWOHLVWXQJ
(LQ]HOQH +DQGHOVXQWHUQHKPHQ
Produktname mit dem Zusatz „Öko“ oder „Bio“ Bsp. Edeka Bio Wertkost (Edeka), Rewe Bio (Rewe Group)
8QWHUQHKPHQ,QVWLWXWLRQ
Ökologisch orientierte Vertriebslinie eines Handelsunternehmens Bsp. Vierlinden (Rewe Group)
Bsp. Demeter, Bioland 9HUE¦QGH
8QDEK¦QJLJH,QVWLWXWLRQHQ
6WDDWOLFKHXQG HXURS¦LVFKH ,QVWLWXWLRQHQ
QDWLRQDO
HXURSDZHLW
Gütesiegel Stiftung Warentest Gütesiegel Öko-Test Blauer Engel Bio-Siegel EG-Umweltblume
EG-Öko-Audit
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hansen/ Kull 1994, S. 266.
1021 1022 1023 1024
Vgl. Belz 1999a, S. 174f. und Hüser 1993, S. 274f. Vgl. Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 213. Vgl. Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 216. Vgl. Kolibius/ Nachtmann/ Dyllick 2000, S. 25; vgl. auch Hansen/ Kull 1994, S. 265, Hüser 1993, S. 277, Kaas 1993, S. 34f.
136 Im letztgenannten Zusammenhang werden im Rahmen von Markierungsentscheidungen premiumpositionierte Eigenmarken im Segment biologisch erzeugter Nahrungsmittel mit entsprechenden Namenszusätzen wie „Bio“ oder „Öko“ versehen. Als Beispiele können die Eigenmarken Rewe Bio der Rewe Group Deutschland, Edeka Bio Wertkost von der EdekaGruppe oder Spar Natur*pur von Spar Österreich genannt werden.1025 Diese Produktkennzeichnung ist jedoch nicht durch den Gesetzgeber geregelt,1026 wodurch von einem internen und damit abhängigen Gütesiegel ausgegangen werden muss.1027 Bei der damit verbundenen Selbstbindung stehen dem jeweiligen Handelsunternehmen zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung. So können die Eigenmarken entweder abweichend von der Händlermarke in Form einer Einzel-, Segment- oder Sortimentsmarke positioniert werden, oder als Retail Brand einen klaren Bezug zur jeweiligen Einkaufsstätte und damit zur Reputation aufweisen.1028 Zudem ist anzunehmen, dass die nachfragerseitige Akzeptanz ökologischer Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels auch durch die Markierung mit Hilfe staatlicher Gütesiegel unterstützt wird.1029 Zum tieferen Einblick in die Selbstbindungsmöglichkeiten durch Markenentscheidungen sei auf die Ausführungen von Belz und Hüser verwiesen.1030 Abgesehen von den bereits genannten klassischen institutionellen Trägern zur Vermittlung ökologischer Produkteigenschaften, welche über eine entsprechende Kompetenz und Glaubwürdigkeit verfügen,1031 existiert seit 2001 in der BRD auch ein vom Verbraucherschutzministerium staatlich verifiziertes Bio-Siegel.1032 Die Verwendung des markenrechtlich geschützten und unabhängigen Zeichens orientiert sich an der Öko-Kennzeichenverordnung.1033 Diese baut auf der EG-Öko-Verordnung aus dem Jahre 1991 auf, welche neben der europaweiten Definition des Öko- bzw. Bio-Begriffes auch z. B. die einheitliche Auszeichnung biologisch produzierter Lebensmittel regelt.1034 In den Anwendungsbereich der Verordnungen fallen alle Agrar-Erzeugnisse, die in unverarbeiteter oder verarbeiteter Form für den menschlichen Verzehr bestimmt sind.1035 Folglich können mit dem Bio-Siegel nur die Erzeugnisse 1025 1026 1027 1028
1029 1030 1031 1032 1033 1034
1035
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 291. Vgl. Haccius 2006, S. 13; vgl. auch Kolibius/ Nachtmann/ Dyllick 2000, S. 5. Vgl. Belz 1999a, S. 174f. und Hüser 1993, S. 276f. Belz diskutiert in seinem Beitrag zum Integrativen Öko-Marketing das Schweizer Handelsunternehmen Coop als erfolgreiches Beispiel. Das Handelunternehmen hat in einem ersten Schritt durch die Markierung der ökologischen Premiummarke Coop Naturaplan in Form einer Retail Brand die Reputation i. S. eines ökologisch und sozial profilierten Unternehmens auf die Eigenmarke übertragen. Durch die Nutzung externer ökologischer Gütesiegel wie der Knospe konnte zudem in einem zweiten Schritt die Unsicherheit der Konsumenten über das Vorhandensein ökologischer Eigenschaften abgebaut werden. Vgl. Belz 1999a, S. 178 – 185. Vgl. Bruhn 2002, S. 58. Vgl. Belz 1999a, S. 174f. und Hüser 1993, S. 276f. Vgl. Kaas 1992, S. 482. Vgl. Haccius 2006, S. 12. Vgl. o.V. 2007d, o.S. Vgl. zur EG-Öko-Verordnung Nr. 2092/91 vom 24.06.1991 o.V. 2005, S. 9 sowie Haccius 2006, S. 12f. und Kolibius/ Nachtmann/ Dyllick 2000, S. 25. Vgl. o.V. 2007d, o.S.
137 gekennzeichnet werden, die entsprechend der EG-Öko-Verordnung produziert und kontrolliert werden.1036 Zielsetzung einer Produktkennzeichnung mittels sog. Öko-Label ist die Informationsübertragung an den Konsumenten.1037 Dadurch wird es möglich, die Unsicherheit bezüglich des Vorhandenseins ökologischer Eigenschaften im Sinne eines wahrgenommenen funktionalen Risikos zu reduzieren, indem Zeichen genutzt werden, die eine Vielzahl einzelner Informationen komprimieren.1038 Die Wirkungsweise wird jedoch von der Glaubwürdigkeit und damit von der Reputation der Drittpartei determiniert, wobei entscheidend ist, welche Verbreitung, Bedeutung und Eindeutigkeit das verwendete Gütesiegel hat.1039 Da die Information folglich selbst ein Vertrauensgut darstellt, werden zudem die beschränkte Gültigkeit und Verlässlichkeit der externen Qualitätssignale sowie die mangelhafte Diskriminierungsfähigkeit kritisiert.1040 Darüber hinaus ist anzumerken, dass selbst wenn die Glaubwürdigkeit des Gütesiegels gewährleistet ist, eine inflationäre Verwendung zum Verlust des eigentlichen Nutzens führt. Dieser nimmt umso stärker ab, je mehr verschiedene Zeichen existieren.1041 Auch sind der Inhalt und die Bedeutung des Bio-Siegels den Konsumenten nur bei intensiver Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen bekannt.1042 Zudem ist nach Hansen/ Kull zu vermuten, dass eine zunehmende Orientierung an den Öko-Labels zu einer gewissen Abhängigkeit und damit zu einem informationsökonomischen Verhaltensdilemma führt.1043 Die Glaubwürdigkeit ist dabei der zentrale Bestimmungsfaktor, denn sobald diese „…gewährleistet ist, kann ein Öko-Label für die Verbraucher eine Transformation ökologischer Qualität im Sinne der Nelsonschen Dreiteilung von Vertrauenseigenschaften hin zu Quasi-Sucheigenschaften von Produkten darstellen…“1044 Die Orientierung im Rahmen der externen Informationssuche an den dargestellten ÖkoLabels gestattet den Konsumenten folglich eine Reduktion der wahrgenommenen Qualitätsunsicherheit und damit eine Bewertung des funktionalen Risikos. Gütesiegel bieten so die mitunter einzige Möglichkeit der produktbezogenen Überprüfung ökologischer Eigenschaften. In Bezug auf die von Handelsunternehmen angebotenen Premiummarken im Segment der biologischen Lebensmittel ist daher folgende Hypothese zu eruieren:
1036 1037 1038 1039
1040 1041 1042 1043 1044
Vgl. o.V. 2007d, o.S. Vgl. Belz/ Dyllick 1996, S. 175; vgl. auch Hansen/ Kull 1994, S. 268, Hüser 1993, S. 276f. Vgl. Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 212f. Vgl. Kolibius/ Nachtmann/ Dyllick 2000, S. 25; vgl. auch Gierl/ Stich/ Strohmayr 1997, S. 27, Hüser 1993, S. 277. Vgl. Hüser 1993, S. 278. Vgl. Hansen/ Kull 1994, S. 269. Vgl. Kaas 1993, S. 35. Vgl. hierzu Hansen/ Kull 1994, S. 268. Hansen/ Kull 1994, S. 268. Vgl. auch die Ausführungen von Kaas/ Busch 1996, S. 245.
138 ___________________________________________________________________________ Je glaubhafter die Kennzeichnung ökologischer Produkte durch externe Gütesiegel von den Konsumenten beurteilt wird, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko in der Kaufsituation. ___________________________________________________________________________
Hypothese 9:
3.2.5 Abschlussbetrachtung zur externen Informationssuche Wie die vorangegangenen Ausführungen zeigen, wird das nachfragerseitige Informationssuchverhalten insbesondere von der Stärke des Informationsbedarfs, von den zuvor vorhandenen sowie vom Zugang zu neuen Informationen determiniert.1045 Die nachfolgende Abbildung 27 gibt einen abschließenden Überblick über die zentralen Bestimmungsgrößen des Kaufs premiumpositionierter Eigenmarken des Handels, welche innerhalb der Suchphase Verhaltensrelevanz erhalten. Abbildung 27: Visualisierung des Informationssuchverhaltens
Kognitiver Aufwand
Extensive Extensive KaufentscheiKaufentscheidungen dungen Intensive Intensive Nutzung Nutzung von von externen externen InformationsInformationsquellen. quellen.
Orientierung
Limitierte Limitierte KaufentscheiKaufentscheidungen dungen Reduzierte Reduzierte Nutzung Nutzung von von externen externen InformationsInformationsquellen. quellen.
Habituelle Habituelle KaufentscheiKaufentscheidungen dungen Geringe Geringe bis bis keine keine Nutzung Nutzung von von externen externen InformationsInformationsquellen. quellen.
Orientierung an externen Informationen wie Preis, Markenvertrauen und Reputation sowie Gütesiegel
Erfahrungen Erfahrungen Kaum Kaum Rückgriff Rückgriff auf auf GedächtnisGedächtnisinhalte inhalte möglich. möglich.
Verstärkter Verstärkter Rückgriff Rückgriff auf auf GedächtnisGedächtnisinhalte inhalte möglich. möglich.
Intensiver Intensiver Rückgriff Rückgriff auf auf GedächtnisGedächtnisinhalte inhalte möglich. möglich.
Orientierung an internen Informationen wie Geschmack oder Zutaten
Zeit
High-Involvement
Low-Involvement
Involvement
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Billen 2003, S. 119.
1045
Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 74; vgl. auch Kotler/ Armstrong 2005, S. 156.
139 So lässt sich das extensive Kaufverhalten zunächst durch geringe produktbezogene Erfahrungen charakterisieren, was den Rückgriff auf Wissensstrukturen im Gedächtnis der Verbraucher beschränkt und eine intensive Nutzung externer Informationen impliziert. Zentrale Relevanz besitzen in diesem Zusammenhang die Theorie des wahrgenommenen Risikos sowie die Erkenntnisse der Informationsökonomie. Im Kontext des zu betrachtenden nachfragerseitigen Entscheidungsverhaltens konnte so deduziert werden, dass sich die Informationssuche und damit die Unsicherheitsreduktion beim Kauf ökologischer Produkte vornehmlich durch Markenvertrauen und Reputation, Preis sowie externe Gütesiegel bestimmen lassen. Darüber hinaus geht aus der Abbildung 27 hervor, dass das Kaufverhalten der Konsumenten einem Entwicklungsprozess unterliegt.1046 So verändern sich echte bzw. extensive Kaufentscheidungen im Zeitablauf über limitiertes Verhalten hin zu habituellen Kaufgewohnheiten.1047 Mit zunehmender Erfahrung bezüglich der Produktart bzw. eines bestimmten Produktes nimmt der Bedarf an Informationen und damit an extensiven Auswahlüberlegungen ab.1048 Durch die damit verbundene Vereinfachung des Entscheidungsproblems wird die Anzahl der als relevant erachteten Produkte limitiert und soweit reduziert, bis einzelne davon präferiert und zunehmend habitualisiert bzw. gewohnheitsmäßig gekauft werden.1049 Der vorangegangenen Argumentation folgend kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass die Nachfrager auch bei extensiv begonnenen Entscheidungen zunehmend Erfahrungen aufbauen und damit der Kaufprozess im Zeitablauf limitiert wird. Auf Grund der betrachteten ökologischen Produkte und der damit stets immanenten Leistungsunsicherheit wird der zeitlichen Entwicklung von Kaufentscheidungsprozessen im weiteren Verlauf der Arbeit keine zentrale Bedeutung beigemessen. Zur weiterführenden Betrachtung sei auf die einschlägige Literatur verwiesen.
1046 1047 1048 1049
Vgl. Dieterich 1986, S. 297ff. und Kaas 1982, S. 4f. Siehe auch Sproule/ Archer 2000, S. 400. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 231; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 99. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 99. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 231; vgl. auch Sproule/ Archer 2000, S. 400.
140
4. Bewertungs-, Kauf- und Nachkaufphase “The next stages of the consumer decision process are evaluating alternative options identified during the search process and purchase, consumption and post-consumption evaluation.”1050
Wie bereits abgebildet, basiert die vorliegende Untersuchung auf der Vorauswahlphase beim Kauf premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der biologischen Lebensmittel. Aufgrund dessen erscheint es gerechtfertigt, die sich daran anschließenden Phasen der Bewertung und des Kauf- bzw. Nachkaufverhaltens nur überblicksartig vorzustellen. Dies dient zum besseren Verständnis des in der vorliegenden Untersuchung betrachteten extensiven Kaufverhaltens der Konsumenten. Innerhalb der Bewertungsphase findet die Produktbeurteilung respektive die Auswahlentscheidung unter stärkerer kognitiver Kontrolle statt, als dies beispielsweise bei limitiertem oder habituellem Verhalten der Fall ist. Die im Rahmen der Informationsaufnahme und -verarbeitung gewonnenen Informationen dienen als Entscheidungskriterien zur Bewertung einzelner Kaufalternativen im Hinblick auf deren Eignung zur Bedürfnisbefriedigung.1051 Dabei kann von einem zweistufigen Verlauf ausgegangen werden, indem zuerst die Eigenschaften eines Produktes (Produktwahrnehmung) von den Konsumenten beurteilt bzw. bewertet werden und anschließend aufgrund der jeweiligen Beurteilung eine Kaufalternative ausgewählt wird (Produktauswahl).1052 Nachfolgend wird zum Zweck einer größeren Prägnanz nicht explizit zwischen diesen beiden Teilprozessen der Bewertungsphase getrennt. Allgemein betrachtet, ist die Produktwahrnehmung als Oberbegriff für die produktbezogene Beurteilung mittels der aufgenommenen Informationen zu verstehen. Diese umfasst nicht nur die Entschlüsselung der aufgenommenen Reize (Informationen), sondern auch ihre gedankliche Weiterverarbeitung bis hin zur Beurteilung des wahrgenommenen Gegenstandes (Produktbeurteilung).1053 Somit beinhaltet die Bewertung „…a product-specific manifestation of an individual`s need, values, lifestyles, and so on.“1054 Bleicker weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nicht notwendigerweise zu allen Produktalternativen ein Gesamturteil gebildet wird.1055 Vielmehr können sich Produktbeurteilungen auch im Akzeptieren oder Verwerfen von Alternativen äußern, ohne diese detailliert geprüft zu haben.1056 Darüber hinaus ist die Produktwahrnehmung durch die stattfindenden Prozesse der Informationsverarbeitung und Urteilsbildung eindeutig von der Einstellung zu einem Produkt abzugrenzen. Die Einstellung stellt das gelernte, verfestigte und gespeicherte Ergebnis von vorausgegangenen 1050 1051 1052 1053 1054 1055 1056
Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 79ff. Vgl. Meffert 1971a, S. 177. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 429ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 91. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 328. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 80. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bleicker 1983, S. 6. Vgl. Bleicker 1983, S. 6.
141 Wahrnehmungsvorgängen dar.1057 Im Gegensatz dazu ist die Produktwahrnehmung als aktueller, meist durch Reizdarbietung ausgelöster Prozess zu begreifen.1058 Ausgehend von der bereits geführten theoretischen Diskussion wird nachfolgend angenommen, dass die Einstellung sich aus vergangenen und aktuellen Produktwahrnehmungen zusammensetzt. Folglich kann dieses Konstrukt, welches in der vorliegenden Untersuchung als Indikator für das Kaufverhalten bei Premiumhandelsmarken dient, als das Ergebnis der Bewertungsphase angesehen werden. Im Rahmen des hier zu betrachtenden extensiven Kaufprozesses erfolgt eine rationale Beurteilung der aufgenommenen Informationen durch den Konsumenten.1059 Dabei ist zunächst zu unterscheiden, ob die verwerteten Informationen aus dem Produktumfeld stammen, wie z. B. von der Produktdarbietung in der Angebotssituation, sich auf die direkt wahrgenommenen physikalisch-technischen Eigenschaften eines Produktes beziehen, wie z. B. Farbe oder Form, oder eher sonstige Produktmerkmale umfassen, wie z. B. Preis, Markenname oder Garantieangaben.1060 Der letztgenannte Aspekt erhält vor allem in der Vorauswahlphase, welche im Fokus dieser Untersuchung steht, zentrale Relevanz. Zudem werden jene Handelsmarkenkonzepte betrachtet, deren kaufbestimmendes Merkmal die Ökologieorientierung in Form eines wertsteigernden Zusatznutzens ist. Wie dargelegt wurde, können die Konsumenten diese Vertrauenseigenschaft nur durch Anwendung der leistungsübergreifenden Informationssubstitute Preis, Markenvertrauen und Reputation sowie Gütesiegel eruieren.1061 Diese Aspekte reduzieren nämlich nicht nur die vom Konsumenten wahrgenommene Unsicherheit, sondern tragen darüber hinaus zur Entlastung der Informationsverarbeitungprozesse bei.1062 Auf Grund dessen kann im weiteren Verlauf davon ausgegangen werden, dass die Beurteilung der premiumpositionierten Eigenmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel vornehmlich auf der Wahrnehmung der leistungsübergreifenden Informationssubstitute basiert. Erfolgt in diesem Zusammenhang ferner eine Reflektion der abgebildeten strukturellen Aspekte des Produktbeurteilungsprozesses, erscheint im Kontext der gewählten Forschungsfrage eine detaillierte Darstellung der komplexen Ansätze der Informationsverarbeitung im Rahmen der
1057 1058 1059 1060
1061 1062
Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 91. Vgl. auch Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 328. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 91 und die dort angegebene Literatur. Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 423. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 91. Vgl. zudem Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 328f. Daneben kann entsprechend der Ausführungen von Bleicker unterschieden werden, ob (I) die beurteilungsrelevanten Informationen objektiven oder subjektiv wahrgenommenen Merkmalsausprägungen zuzuordnen sind, ob (II) bei der Umformung objektiver Merkmals- in Eindrucksausprägungen Ausstrahlungseffekte entstanden sind oder ob (III) die Interpretation auf Basis verbaler oder bildlicher Informationen stattfindet. Diese Aspekte der Informationsverarbeitung werden nachfolgend nicht näher betrachtet. Zum tieferen Einblick sei auf Bleicker 1983, S. 24ff. und die dort angegebene Literatur verwiesen. Siehe Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.5 dieser Untersuchung. Vgl. Bleicker 1983, S. 17 und die dort angegebene Literatur.
142 Bewertungsphase nicht zweckmäßig. Zum weiterführenden Einblick ist auf die umfangreiche Arbeit von Bleicker zu verweisen.1063 Ferner sei nochmals angemerkt, dass es nicht Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, die differenzierten Mechanismen der Produktbeurteilung abzubilden und in die Analyse der Bestimmungsfaktoren des Kaufs von Premiumhandelsmarken direkt einzubeziehen. Die dargestellten theoretischen Zusammenhänge sollen vielmehr helfen, die Entscheidungsfindung der Nachfrager zu verstehen und eventuell die Ableitung geeigneter Implikationen für das Markenmanagement im Lebensmitteleinzelhandel zu erlauben. Nachdem der Konsument in der Bewertungsphase eine Alternative zum Kauf gewählt hat, die seine Bedürfnisse entsprechend befriedigt, folgt innerhalb der Kaufphase die eigentliche Kaufhandlung. Wie bereits dargestellt, wird dies in der verhaltenswissenschaftlichen Forschung auch als Kaufentscheidung im engeren Sinne verstanden.1064 In der sich daran anschließenden Nachkauf- bzw. Nutzungsphase findet der Konsum bzw. der Verbrauch des erworbenen Produktes statt, bevor im Anschluss über die Entsorgung befunden wird.1065 Erfolgt in diesem Zusammenhang eine Betrachtung der wissenschaftlichen sowie praxisorientierten Literatur zum Konsumentenverhalten, wird offensichtlich, dass diese wesentlichen Aspekte kaum behandelt werden.1066 So liegt das Hauptaugenmerk der bisherigen Forschung primär auf den Vorgängen, die vor dem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung ablaufen.1067 Als Ursache gilt die bis heute vorgenommene Orientierung an den Problemstellungen des Marketing, wonach der Beeinflussung des Käuferverhaltens - i. S. der Produkt- bzw. Markenwahl - eine viel größere Bedeutung zukommt als dem eigentlichen Kauf- bzw. Konsumverhalten der Nachfrager.1068 Darüber hinaus ist im Kontext der Kaufphase anzumerken, dass sich die tatsächliche Kaufentscheidung nicht nur durch die Herausbildung einer Kaufabsicht bzw. Einstellung begründen lässt, sondern auch durch die Wahl der Einkaufsstätte, in der der Nachfrager das Produkt zu erwerben beabsichtigt, sowie deren Standort und die dort präsenten Werbeaktivitäten.1069 Dieser Argumentation folgend, werden in der wissenschaftlichen Literatur meist sog. Rahmenfaktoren der Einkaufsstättenwahl thematisiert, wie bspw. das Preisniveau, die Sortimentszusammensetzung oder das Einkaufsstättenimage und die damit verbundene Reputation der
1063
1064 1065 1066 1067 1068 1069
Vgl. hierzu Bleicker 1983, S. 17ff. Vgl. darüber hinaus die Anmerkungen bei Trommsdorff 2009, S. 252ff. und Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 343ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 161f. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 203f. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 151. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 8. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 151. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 187f.; vgl. auch Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 81, Lauer 2001, S. 144ff.
143 Händlermarke.1070 Infolge dessen ist eine Vielzahl an möglichen Einflussgrößen bei der Erklärung des Konsumentenverhaltens zu berücksichtigen.1071 Bei der inhaltlichen Darstellung der Nachkaufphase erfolgt zumeist nur eine Thematisierung zeitlicher Überlegungen des Konsumenten, wie bspw. das Produkt sofort zu verbrauchen oder kurzfristig zu lagern ist.1072 Darüber hinaus finden sich im wissenschaftlichen Schrifttum zahlreiche Veröffentlichungen, die sich mit dem Produktentsorgungsverhalten der Verbraucher beschäftigt haben.1073 In diesem Zusammenhang sei insbesondere auf die Ausführungen von Wilkie verwiesen.1074 Zudem hat die verhaltenswissenschaftliche Konsumentenforschung erkannt,1075 dass auch solche Aspekte von ökonomischer Bedeutung sind, die sich bspw. auf die Herausbildung von Zufriedenheit mit dem erworbenen Produkt beziehen und damit ein entsprechendes Verhalten i. S. von Wiederholungskäufen bedingen.1076 In jüngerer Zeit gewinnen deshalb vor allem die im Kontext des Relationship Marketing1077 diskutierten Konstrukte der Kundenzufriedenheit1078 und –bindung1079 verstärkt an Bedeutung.1080 Zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen des Relationship Marketing vergleiche Bruhn.1081
1070
1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077
1078
1079
1080 1081
Hier sei zunächst auf die umfangreiche Arbeit von Heinemann 1976 zu den Bestimmungsgrößen der Einkaufsstättenwahl im Einzelhandel verwiesen. Zur Bedeutung der im Rahmen der Sortimentspolitik angebotenen Handelsmarken für bspw. die Vertriebschienenprofilierung ist auf die Arbeit von Lauer 2001 hinzuweisen. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 187f. Vgl. Blackwell/ Miniard/ Engel 2006, S. 263f. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 153. Vgl. Wilkie 1994, S. 531ff. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 204f.; vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 151. Vgl. Kuß/ Tomczak 2007, S. 8. Das Relationship Marketing umfasst sämtliche Maßnahmen der Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle, die der Initiierung, Stabilisierung, Intensivierung und Wiederaufnahme von Geschäftsbeziehungen zu den Anspruchsgruppen – insbesondere zu den Kunden – des Unternehmens mit dem Ziel des gegenseitigen Nutzens dienen. Vgl. Bruhn 2009b, S. 9ff. Im wissenschaftlichen Schrifttum finden sich zahlreiche Begriffsdefinitionen für die Kundenzufriedenheit. Wird im Folgenden das sog. C-D-Paradigma (confirmation/disconfirmation paradigm) unterstellt, ergibt sich die Kundenzufriedenheit aus dem Vergleich des Konsumenten zwischen der erwarteten und der wahrgenommenen Leistung. Stimmen erwartete und erlebte Leistung überein, ist der Nachfrager indifferent, d. h. weder besonders zufrieden noch unzufrieden. Werden die nachfragerseitigen Erwartungen an eine Leistung respektive an ein Produkt jedoch übertroffen, führt dies zu Zufriedenheit. Bei negativer Diskrepanz stellt sich Unzufriedenheit ein. Vgl. Bruhn 2009b, S. 71ff. und Kuß/ Tomczak 2007, S. 155. Um den Begriff der Kundenbindung inhaltlich zu erfassen, muss zunächst darauf hingewiesen werden, dass die Kundenzufriedenheit zwar die zentrale Voraussetzung für die Kundenbindung ist, jedoch eine hohe Zufriedenheit nicht zwangsläufig zur Kundenbindung führt und umgekehrt. Infolgedessen können unter der Kundenbindung sämtliche psychologischen Bewusstseinsprozesse bzw. beobachteten Verhaltensweisen eines Nachfragers verstanden werden, in denen sich die intentionale oder faktische Erhaltung bzw. Intensivierung seiner Beziehung zum Unternehmen auf Grund von bestimmten Bindungsursachen manifestiert. Zum tieferen Einblick in die theoretischen Grundlagen sei auf Bruhn verwiesen. Vgl. Bruhn 2009b, S. 84ff. Vgl. auch Kuß/ Tomczak 2007, S. 155. Vgl. Foscht/ Swoboda 2007, S. 204f. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bruhn 2009b, S. 9ff.
144 Im Hinblick auf die Forschungsfrage, welche sich auf die Analyse der hinter der Kaufentscheidung stehenden verhaltenswissenschaftlichen Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken bezieht, werden im weiteren Verlauf der Untersuchung die Bewertungs- sowie die Kauf-/Nachkaufphase aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen.
145
5. Konzeptionelles Prozessmodell im Überblick Im Rahmen der nachfolgenden Ausführungen wird eine „thematische Klammer“ um die zuvor erarbeiteten Überlegungen geschlossen. In diesem Sinn gibt Abbildung 28 einen zusammenfassenden Überblick über die inhaltliche Vorgehensweise der vorangehenden Kapitel. Aufbauend auf dem neobehavioristischen Forschungsparadigma wurde ein Konzept entwickelt, welches über die verhaltenswissenschaftlichen Determinanten Auskunft gibt, die zur Herausbildung der Einstellung als Indikator für das Käuferverhalten bei Premiumhandelsmarken führen. Der Fokus dieser Untersuchung liegt daher auf der Vorkaufphase. Darüber hinaus finden vornehmlich nur diejenigen Aspekte Berücksichtigung, die das Verhalten beim Kauf ökologischer Produkte beeinflussen. Obwohl das aufgestellte partialanalytische Modell nur einen Teil des Konsumentenverhaltens beim Kauf von premiumpositionierten Handelsmarken abdeckt, ermöglicht es dennoch eine durchgehende Umsetzung der abgeleiteten theoretischen Zusammenhänge in überprüfbare Hypothesen. Abbildung 28: Konzeptionelles Prozessmodell zur Erklärung des Kaufverhaltens bei Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte
Kapitel C, 2.2
Reputation Reputation Kapitel C, 3.2.4.2
Preis Preis Kapitel C, 3.2.4.3
Gütesiegel Gütesiegel Finanzielles Risiko
Kapitel C, 3.2.4.4
S
Preis Preis Kapitel C, 3.2.4.3
Kauf Kauf
Einstellung Einstellung Kapitel C, 2.1
Nachkauf Nachkauf
Kapitel C, 4.
Soziale Soziale Normen Normen
Kapitel C, 3.2.4.2
Funktionales Risiko
Kapitel C, 2.2
Kapitel C, 2.2 und 3.2.1
MarkenMarkenvertrauen vertrauen Risiko
Persönliche Persönliche Normen Normen
Externe Suche
Kapitel C, 2.1
Soziales Soziales Umfeld Umfeld
Nachkaufphase
Nachkaufverhalten (z.B. (z.B. Nachkaufverhalten Zufriedenheit; Bindung) Bindung) Zufriedenheit;
GesundGesundheitsmotiv heitsmotiv
Bewertung Bewertung
Produktbeurteilung auf Basis leistungsübergreifender Informationssubstitute Kapitel C, 4.
Suche Suche
Soziales Risiko
Anregung Anregung
Kaufphase
Verhalten Verhalten
Vorkaufphase
R
Organismus Legende: S
Stimulus
R
Response
Quelle: Eigene Darstellung. Wie bereits dargestellt, sind die abgeleiteten Bestimmungsgrößen des hier zu betrachtenden Käuferverhaltens, wie bspw. die Reputation oder das wahrgenommene funktionale Risiko, als
146 sog. hypothetische Konstrukte zu verstehen, die nicht direkt beobachtet bzw. gemessen werden können.1082 Darüber hinaus implizieren die aufgestellten Hypothesen eine Überprüfung kausaler Abhängigkeiten,1083 so dass in der vorliegenden Untersuchung die Kausalanalyse, auch als Kovarianz-Strukturanalyse bezeichnet,1084 Anwendung findet. Ziel des sich anschließenden Kapitel D ist es daher, die aus der Theorie deduktiv abgeleiteten Wirkungszusammenhänge zwischen den verhaltenswissenschaftlichen Determinanten beim Kauf von Premiumhandelsmarken kausalanalytisch auf ihre Gültigkeit zu überprüfen.
1082
1083
1084
Vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 2.1 dieser Untersuchung. Vgl. darüber hinaus die Ausführungen bei Homburg/ Giering 1996, S. 5ff. zur Konzeptualisierung und Operationalisierung komplexer, d. h. hypothetischer Konstrukte. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 511. Zum ausführlichen Einblick in die definitorischen Grundlagen und die methodische Vorgehensweise bei kausalanalytischen Untersuchungen ist zudem auf Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003 zu verweisen, da in der aktuellsten Auflage aus dem Jahre 2008 die Kausalanalyse nur sehr oberflächlich dargestellt wird. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 334ff. Vgl. Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17. Obwohl aus wissenschaftlicher Sicht die Bezeichnung „KovarianzStrukturanalyse“ der präzisere Ausdruck ist, wird im weiteren Verlauf der Untersuchung der herrschenden Meinung gefolgt und der mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch fest verankerte Begriff der „Kausalanalyse“ verwendet. Vgl. hierzu z. B. die Diskussion bei Lauer 2001, S. 301 und Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17.
147
Kapitel D – Empirische Untersuchung des Kaufverhaltens bei Premiummarken des Lebensmitteleinzelhandels 1.
Theoretische Grundlagen der Kausalanalyse
1.1
Definitorische und inhaltliche Darstellung
In den letzten Jahren hat sich in vielen Bereichen der betriebswirtschaftlichen Forschung die Kausalanalyse, als ein Ansatz der multivariaten Datenanalyse, durchgesetzt. Die Zielsetzung besteht darin, theoretisch fundierte Hypothesensysteme zwischen nicht direkt beobachtbaren Variablen zu überprüfen.1085 Multivariate Verfahren lassen sich grob in Methoden zur Analyse von Zusammenhangsstrukturen (wie z. B. Cluster- oder Faktorenanalyse) und in Verfahren zur Beurteilung von Abhängigkeitsstrukturen unterteilen. Die Kausalanalyse gehört zur zweiten Kategorie und gilt in diesem Bereich als das leistungsfähigste Verfahren.1086 Darüber hinaus ist diese Methode den konfirmatorischen Verfahren zu zuordnen.1087 Nach Homburg/ Hildebrandt bilden die Varianz und die Kovarianz1088 empirischer Daten den Ausgangspunkt kausalanalytischer Modelle.1089 Mit deren Hilfe kann eine theoretisch abgeleitete Struktur in Form aufgestellter Hypothesen formalisiert und als lineares Gleichungssystem getestet werden.1090 Danach besteht Kausalität, hier im Sinne der Kausalanalyse zu verstehen,1091 wenn eine Veränderung eines Merkmals x2 durch eine Veränderung von x1 hervorgerufen wird und dabei alle anderen Variablen, die nicht von x1 abhängig sind, konstant gehalten werden.1092 Auf eine explizite Darstellung des formalen Aufbaus der Kausalanalyse wird hier jedoch verzichtet, da diese Aspekte in der relevanten Literatur bereits umfassend dargestellt und diskutiert wurden. Zum tieferen Einblick sei z. B. auf die Arbeiten von Bortz, Homburg/ Baumgartner und Homburg/ Hildebrandt sowie die dort angegebene Literatur verwiesen.1093
1085
1086 1087
1088
1089 1090
1091
1092 1093
Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 511f. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 334. Vgl. auch Fantapié Altobelli 2007, S. 292, Bortz 2005, S. 472f., Homburg/ Baumgartner 1995, S. 1092. Vgl. Homburg 1992, S. 499. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 511f. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 334. Konfirmatorische Verfahren lassen sich als hypothesenprüfende statistische Ansätze charakterisieren. Diese werden oft auch als Struktur-prüfende Verfahren bezeichnet. Neben der Kausalanalyse zählen bspw. die Regressions-, Varianz- und Diskriminanzanalyse zu diesem Bereich. Im Gegensatz dazu sind exploratorische Ansätze als Struktur-entdeckende statistische Methoden zu verstehen. Hierzu gehören z. B. die Faktoren- und Clusteranalyse. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S.7ff. Der statistische Begriff der Kovarianz ist gekennzeichnet „…durch den Mittelwert der Produkte korrespondierender Abweichungen…“. Bortz 2005, S. 189. Vgl. zur formalen Struktur die Ausführungen bei selbigem Autor. Vgl. Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17. Vgl. Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17. Vgl. auch die Ausführungen bei Lauer 2001, S. 301, Homburg/ Baumgartner 1998, S. 347 und Homburg 1992, S. 502. Vgl. zur tiefgehenderen Betrachtung des statistischen Kausalitätsbegriffes die Ausführungen von Bortz 2005, S. 472f. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 340ff. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 295. Vgl. Bortz 2005, S. 472ff.; Homburg/ Baumgartner 1998, S. 18ff. und Homburg/ Baumgartner 1995, S. 163ff. sowie Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17.
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_4, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
148 Für die Kausalanalyse ist ferner charakteristisch, dass dieser Ansatz sowohl erlaubt, zwischen beobachteten und theoretischen Variablen zu trennen, als auch die vermuteten kausalen Beziehungsstrukturen auf der Ebene der theoretischen Merkmale zu untersuchen.1094 In diesem Zusammenhang findet eine Kombination verschiedener Ansätze statt. Dabei wird zunächst zwischen einem Mess- und Substanz- bzw. Strukturmodell unterschieden.1095 Die Messmodelle beinhalten Aussagen zur Operationalisierung der theoretischen Konstrukte (nachfolgend auch als Faktor oder latente Variable bezeichnet)1096 durch empirisch direkt beobachtbare Indikatoren. In der Literatur wird dies auch als Messtheorie dargestellt.1097 Im Gegensatz dazu enthält das sog. Substanz- bzw. Strukturmodell die aufgrund sachlogischer Überlegungen aufgestellten Beziehungen zwischen den hypothetischen Konstrukten. Hierzu findet sich im wissenschaftlichen Schrifttum auch die Bezeichnung Substanz- oder Kausaltheorie.1098 Während der messtheoretische Ansatz dem Gedanken der konfirmatorischen Faktorenanalyse folgt,1099 werden die im Rahmen des Strukturmodells abgebildeten Beziehungen mit Hilfe der Regressionsanalyse erhoben.1100 Entsprechend der Argumentation von Backhaus/ Büschken ist darüber hinaus anzumerken, dass der Einsatz der Kausalanalyse zu exploratorischen Zwecken einen weiteren Anwendungsbereich darstellt, welcher dem konfirmatorischen Prozess i. d. R. nachgelagert ist.1101 Dieser Aspekt wird in der einschlägigen Literatur jedoch nur sporadisch erwähnt.1102
1094
1095
1096
1097 1098
1099
1100
1101 1102
Vgl. Lauer 2001, S. 302; vgl. auch Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 17, Homburg/ Baumgartner 1995, S. 1092. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 515ff. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 336f.; vgl. auch Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 18. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass bei der Betrachtung der latenten Variablen ferner differenziert wird, ob diese durch das Kausalmodell zu erklärende Variablen darstellen, i. S. sog. endogener latenter Variablen, oder nicht durch das Modell zu beschreibende Variablen implizieren. Im letztgenannten Kontext wir auch die Bezeichnung exogene latente Variablen verwendet. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 515ff. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 336ff. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 293; vgl. auch Homburg/ Baumgartner 1995, S. 1092f. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 515ff. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 336f. Vgl. zudem die Ausführungen bei Homburg/ Baumgartner 1998, S. 347. Die konfirmatorische Faktorenanalyse bezeichnet einen Sonderfall des allgemeinen Modells der Kausalanalyse. In diesem Rahmen ist es nämlich möglich, „…a priori aufgestellte Hypothesen über die den Indikatoren zugrunde liegenden Faktorenstrukturen …[zu formulieren], die es dann mit Hilfe der erhobenen Daten zu überprüfen gilt.“ Homburg/ Giering 1996, S. 9. Durch den Struktur-prüfenden Charakter grenzt sich die konfirmatorische Faktorenanalyse eindeutig von dem allgemeinen exploratorischen Ansatz ab. Zum detaillierten Einblick in die differenten Merkmale der beiden Methoden sei auf Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S.7ff. und S. 330 sowie auf Homburg/ Giering 1996, S. 8f. verwiesen. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 293; vgl. auch Lauer 2001, S. 301, Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 18, Homburg/ Baumgartner 1995, S. 1092. Vgl. Backhaus/ Büschken 1998, S. 167. Vgl. auch die Ausführungen bei Lauer 2001, S. 302. Vgl. Lauer 2001, S. 302.
149 Nachfolgend wird die methodische Vorgehensweise1103 zur Operationalisierung und Konzeptualisierung theoretischer Konstrukte bei kausalanalytischen Untersuchungen als strukturierendes Merkmal verwendet. Entsprechend dem auf Churchill zurückgehenden Ablaufplan1104 findet neben einer zusammenfassenden Darstellung der Hypothesen und des entwickelten Messmodells (vgl. Abschnitt 1.2.1 dieses Kapitels) auch eine Vorstellung des durchgeführten Pre-Tests (vgl. Abschnitt 1.2.2 dieses Kapitels) statt. Darüber hinaus werden die Grundlagen der empirischen Erhebung (vgl. Abschnitt 1.2.3 dieses Kapitels) diskutiert. Neben den bereits genannten Ablaufschritten der Kausalanalyse zählen auch die Identifikation der Modellstruktur und die Parameterschätzung sowie die Gütebeurteilung und Interpretation der Ergebnisse dazu (vgl. Abschnitt 1.2.4 dieses Kapitels). Die beiden erstgenannten Aspekte sind methodischer Bestandteil des im Verlauf der Untersuchung verwendeten Softwareprogramms AMOS 7.0. In diesem Kontext wird auf einen iterativen Prozessverlauf zurückgegriffen, welcher erst bei Erreichen bestimmter Gütekriterien zum Ende kommt. Bereits an dieser Stelle sei angemerkt, dass im Hinblick auf eine mögliche Vergleichbarkeit der gewonnenen Ergebnisse die Verwendung dieses Programms sinnvoll und zweckmäßig erscheint. Die Diskussion der erreichten Gütekriterien (vgl. Abschnitt 1.2.5 dieses Kapitels) sowie die Interpretation der Befunde bilden den Abschluss kausalanalytischer Untersuchungen (vgl. Abschnitt 3 dieses Kapitels).
1103
1104
Einen Überblick über die methodische Vorgehensweise liefern die Ausführungen von Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 351ff. Vgl. zudem Fantapié Altobelli 2007, S. 296ff., Hildebrandt/ Temme 2006a, S. 619ff., Homburg/ Klarmann 2006a, S. 729 und Homburg/ Giering 1996, S. 11ff. Zum Einblick in die Problemstellungen innerhalb der methodischen Ablaufschritte sei auf Homburg/ Klarmann 2006b, S. 2ff. verwiesen. Vgl. Churchill 1979, S. 66ff.
150 1.2
Methodische Vorgehensweise zur Operationalisierung und Konzeptualisierung latenter Konstrukte
1.2.1 Ableitung von Hypothesen und Entwicklung eines Messkonzeptes Nach Homburg/ Giering besteht der erste Schritt kausalanalytischer Untersuchungen in der Grobkonzeptualisierung der zu untersuchenden Konstrukte.1105 Im Allgemeinen kommen hierbei qualitative Techniken, wie bspw. eine intensive Literaturauswertung oder Experteninterviews, zur Anwendung.1106 Diese haben zum Ziel, die zu betrachtenden theoretischen Konstrukte aus unterschiedlichen Perspektiven zu prüfen, „…um ein grundlegendes und umfassendes Verständnis für die einzelnen Facetten des Konstruktes zu erlangen.“ 1107 Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang festzulegen, ob die Konstrukte eindimensionalen oder mehrdimensionalen Charakter besitzen.1108 Ein eindimensionales Konstrukt beschreibt die einfachste Form einer latenten Variable, indem jeder Indikator zu ein- und derselben theoretischen Dimension des Konstruktes gehört. Sind jedoch die einzelnen Aspekte des theoretischen Konstruktes nicht direkt über die Indikatoren erfassbar, sondern bestehen ihrerseits wiederum aus verschiedenen Faktoren, handelt es sich um ein mehrdimensionales Konstrukt.1109 Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung stellen die Preiswahrnehmung und das Markenvertrauen die einzigen mehrdimensionalen Konstrukte dar. So wird bspw. letztgenanntes über die Dimensionen Markenzuverlässigkeit und -kompetenz beschrieben (vgl. Tabelle 2).1110 Ferner ist zu beachten, dass im Schrifttum je nach Richtung der Beziehungen zwischen einem Faktor bzw. einer latenten Variable und seinen bzw. ihren Indikatoren in reflektive und formative Indikatoren unterschieden wird.1111 Während erstgenannte verdeutlichen, dass ein Faktor die ihm zugeschriebenen Indikatoren „verursacht“, gilt im Fall des formativen Ansatzes das theoretische Konstrukt als sog. Funktion seiner Indikatoren.1112 In der aktuellen wissenschaftlichen Forschung findet eine intensive Diskussion über die Bedeutung der Differen1105 1106
1107
1108 1109 1110
1111
1112
Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. auch Hildebrandt/ Temme 2006a, S. 619. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2008, S. 515ff. und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 351. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. auch die Ausführungen bei Einwiller/ Herrmann/ Ingenhoff 2005, S. 29. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 6. Vgl. auch die Ausführungen bei Eberl 2006, S. 73ff. Vgl. Giere/ Wirtz/ Schilke 2006, S. 679f. Vgl. auch die Ausführungen bei Homburg/ Giering 1996, S. 6. Im wissenschaftlichen Schrifttum finden sich neben der Markenkompetenz und –zuverlässigkeit noch weitere Dimensionen des Markenvertrauens, wie bspw. die Markenzufriedenheit oder –loyalität. Diese Aspekte erhalten jedoch primär im Rahmen des Kundenbindungsmanagements Erklärungsrelevanz. Im betrachteten Forschungskontext werden die Markenkompetenz und –zuverlässigkeit insbesondere im Hinblick auf deren informationsökonomischen Erkenntnisbeitrag als zentrale Dimensionen des Markenvertrauens verstanden. Vgl. hierzu bspw. die Ausführungen von Lau/ Lee 1999, S. 346f. Vgl. Diller 2006, S. 613f.; vgl. auch Giere/ Wirtz/ Schilke 2006, S. 680f., Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 36; Homburg/ Klarmann 2006a, S. 730f., Homburg/ Klarmann 2006b, S. 7, Scholderer/ Balderjahn 2006, S. 59f., Temme 2006, S. 183, Homburg/ Giering 1996, S. 6. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 6.
151 zierung in formative und reflektive Indikatoren statt.1113 Zum Einblick in die detaillierte Darstellung der methodischen Unterschiede sei auf die umfangreichen Ausführungen bei Eberl verwiesen.1114 Im weiteren Verlauf wird von reflektiven Indikatoren bei der Operationalisierung der theoretischen Konstrukte ausgegangen. Dies kann einerseits damit begründet werden, dass im Kontext einer kritischen Überprüfung der im Kapitel B dargestellten theoretischen Grundlagen zu den verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf premiumpositionierter Eigenmarken die Anwendbarkeit reflektiver Indikatoren Bestätigung erfährt. So kann beispielhaft für eine derartige Beziehungsstruktur die latente Variable Markenvertrauen angeführt werden, welche über die mehrdimensionale Struktur die Indikatoren zur Markenzuverlässigkeit und zur kompetenz kausal beeinflusst (vgl. Tabelle 2). Andererseits findet ein Verfahren der Kovarianzstrukturanalyse zur Schätzung der aufgestellten Kausalstruktur Anwendung.1115 Dabei ist die Modellierung reflektiver Indikatoren die angemessenere Methode.1116 Darüber hinaus werden reflektive Modelle aufgrund der expliziten Berücksichtigung von sog. Messfehlern den Bedürfnissen einer anwendungsorientierten Marketingforschung besser gerecht als formativ bestimmte Beziehungen.1117 Nachdem die latenten Konstrukte inhaltlich erfasst sind, gilt es Hypothesen über die im Kontext der Forschungsfrage interessierenden Kausalzusammenhänge aufzustellen. Dies stellt die
1113
1114
1115
1116
1117
Vgl. Diller 2006, S. 613f.; vgl. auch Eberl 2006, S. 83ff. Vgl. zudem die Ausführungen bei Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 36ff., Homburg/ Klarmann 2006a, S. 730f. und Homburg/ Giering 1996, S. 6. Vgl. Eberl 2006, S. 83ff. Zum ausführlichen Einblick in die Spezifikation und Identifikation formativer Messmodelle sei zudem auf Temme 2006, S. 183 – 196 verwiesen. Im Rahmen der Verfahrensgruppe „Strukturgleichungsmodelle“ haben sich zwei parallele Strömungen zur Schätzung der Kausalstruktur entwickelt. Neben der bereits dargestellten Kausalanalyse, synonym Kovarianzstrukturanalyse oder kovarianzerklärende Kausalanalyse, kann zudem das Verfahren der partiellen kleinsten Quadrate (Partial Least Squares, kurz PLS) als möglicher Schätzansatz für das jeweilige Messmodell identifiziert werden. Dieses basiert bei der Modellschätzung auf der Varianz der empirischen Daten und wird in der Literatur deshalb auch als varianzerklärende Kausalanalyse bezeichnet. Darüber hinaus geht mit der Wahl eines der beiden Verfahren die Anwendung praktischer Softwarelösungen einher. So dienen bspw. die praktischen Anwendungsprogramme LISREL und AMOS der Umsetzung kovarianzbasierter Verfahren, während die Anwendersoftware PLS bei der Methode der partiellen kleinsten Quadrate Verwendung findet. Charakteristisch für die praktischen Softwareprogramme zur Lösung einer kovarianzerklärenden Kausalanalyse wie bspw. AMOS ist zudem, dass im Rahmen der Messmodelle primär nur reflektive Beziehungsstrukturen abgebildet werden können. Eine Darstellung von formativen Beziehungen ist zwar generell möglich, jedoch können keine statistischen Gütekriterien ausgewiesen werden, was die Anwendbarkeit einer solchen Vorgehensweise einschränkt. Im Gegensatz dazu ist bei der Methode der partiellen kleinsten Quadrate sowohl die Verarbeitung formativer als auch reflektiver Indikatoren möglich. Diese Methodenrichtung wird jedoch aufgrund der gewählten Forschungsfrage aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen. Im Folgenden bezeichnet der Begriff Kausalanalyse ausschließlich die Kovarianzstrukturanalyse. Zum tieferen Einblick sei auf die Ausführungen von Eberl 2006, S. 82ff. und die dort angegebene Literatur verwiesen. Vgl. zudem die Argumentation von Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 36ff., Homburg/ Klarmann 2006a, S. 730ff., Scholderer/ Balderjahn 2006, S. 57ff. Vgl. Eberl 2006, S. 83ff.; vgl. zudem Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 43, Homburg/ Klarmann 2006a, S. 730f. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 6. Vgl. auch Homburg/ Klarmann 2006a, S. 730f. und Homburg/ Klarmann 2006b, S. 8.
152 theoretische Vorarbeit für die Durchführung der Kausalanalyse dar und kann der im Kapitel B dargestellten Prozessanalyse entnommen werden.1118 Aufbauend auf dem abgeleiteten Hypothesensystem werden jedem Faktor empirisch messbare Indikatoren zugeordnet. Dies dient der Operationalisierung des Messmodells (Schritt I).1119 Des Weiteren wird der Zusammenhang der Konstrukte untereinander definiert, indem ein sog. Pfaddiagramm zur Visualisierung des aufgestellten Struktur- bzw. Substanzmodells angefertigt wird (Schritt II).1120 Im Kontext der Operationalisierung der latenten Variablen (Schritt I) ist zunächst festzustellen, dass im wissenschaftlichen Schrifttum keine Skalen zur Erfassung der im Modell definierten Konstrukte vorliegen, die ohne Modifikation zur Prüfung der Hypothesen übernommen werden können. Homburg/ Klarmann merken darüber hinaus an, „…dass derzeit etablierte Skalen zwar auf jeden Fall bei der Skalenentwicklung berücksichtigt, aber keinesfalls unreflektiert übernommen werden sollten.“1121 Folglich ist neben intensiven theoretischen Überlegungen auch eine exploratorische Vorstudie durchzuführen, um geeignete Indikatoren zur Erfassung der im Modell verwendeten Variablen zu identifizieren.1122 Eine Übersicht über die aus der Literatur abgeleiteten Rohindikatoren zur Erfassung der verschiedenen theoretischen Konstrukte liefert Tabelle 2. Die aufgeführten Items wurden bereits im Rahmen empirischer Erhebungen validiert,1123 so dass diese eine geeignete Basis für das zu untersuchende Kaufverhalten bilden.
1118 1119 1120
1121 1122 1123
Vgl. Kapitel B dieser Untersuchung. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 296; vgl. auch Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 46ff. Vgl. Homburg/ Pflesser/ Klarmann 2008, S. 555. Vgl. auch Fantapié Altobelli 2007, S. 296 und Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 351. Homburg/ Klarmann 2006a, S. 732. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. zum Begriff der Validität die nachfolgenden Ausführungen im Verlauf des Kapitels D, Gliederungspunkt 1.2.2 dieser Untersuchung.
153 Tabelle 2: Konzeptualisierung des Messmodells Kap.
Konstrukt/ Dimension
Rohindikatoren Ich beabsichtige… zu kaufen.
Kap. C, 2.1
Einstellung als Indikator der Kaufabsicht (reflektiv)
Kap. C, 2.2
soziale Norm (reflektiv)
Quelle Eberl 2006, S. 203
Wie wahrscheinlich ist der Kauf von…?
Meine Familie und meine Freunde erwarten, dass ich sorgfältig mit der Umwelt umgehe. In meiner Familie wird darauf geachtet, solche Produkte zu kaufen, die die Umwelt schonen.
Schwarz 1977. o.S., zitiert bei: Hunecke 2000, S. 70
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis werde ich immer wieder auf… aufmerksam gemacht. Sind Sie besorgt darüber, dass wenn Sie... kaufen, Ihre Familie oder Ihre Freunde Sie dann fallen lassen?
Kap. C, 2.2 und 3.2.1
wahrgenommenes soziales Risiko (reflektiv)
Mieres/ Martín/ Guitiérrez 2006a, S. 72
Befürchten Sie, dass wenn Sie… kaufen, es vielleicht negative Auswirkungen darauf hat, was andere über Sie denken? Denken Sie, dass wenn Sie… kaufen, andere Personen Sie nicht so sehen, wie sie gerne gesehen werden wollen?
Kap.
Konstrukt/ Dimension
Rohindikatoren Sind Sie misstrauisch, dass…?
Kap. C, 3.2.1
wahrgenommenes funktionales Risiko (reflektiv) Markenzuverlässigkeit
Kap. C, 3.2.4.2
Kap. C, 3.2.4.2
Markenvertrauen (reflektiv)
Denken Sie, dass… ihr Motiv nach… befriedigen? Wenn ich … kaufe, weiß ich genau, was mich erwartet.
Quelle Mieres/ Martín/ Guitiérrez 2006a, S. 72
Lau/ Lee 1999, S. 364f.
Die Qualität der angebotenen … ist konstant und zuverlässig. Die … sind die Besten in der Warengruppe.
Markenkompetenz
Reputation (reflektiv)
… befriedigen meine Bedürfnisse besser als andere Marken. Ich finde, das Angebot… ist nicht angemessen für die Einkaufsstätte.
Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 397f.; Eberl 2006, S. 202
Das angebotene Sortiment… passt zum Einkaufsstättenimage.
Zentes/ Morschett/ Schramm-Klein 2006, S. 397f.; Eberl 2006, S. 202
Ich würde… in der Einkaufsstätte kaufen, von der ich weiß, dass diese einen guten Ruf hat.
Schönborn 2005, S. 250
Ich habe großes Vertrauen in das Handelsunternehmen.
Kap. Kap. C, 3.2.4.4
Kap. C, 3.2.1
Kap. C, 3.2.4.3
Konstrukt/ Dimension Wahrnehmung von Gütesiegeln als Informationssubstitute (reflektiv)
wahrgenommenes finanzielles Risiko (reflektiv)
Preiswahrnehmung (reflektiv)
Rohindikatoren
Quelle
Gütesiegel sehe ich als Indikator für das Vorhandensein… an.
Benkenstein/ von Stenglin 2006, S. 213ff.; Hansen/ Kull 1994, S. 266f.; Kaas 1993, S. 32f.
Denken Sie, dass der Kauf von… Geldverschwendung ist?
Mieres/ Martín/ Guitiérrez 2006a, S. 72
Sind Sie besorgt, dass es sich nicht um einen preiswürdigen Kauf handelt? Denken Sie, dass der Kauf von… keine sinnvolle Möglichkeit zum Geld ausgeben ist? Beim Kauf … suche ich nach Preisinformationen und berücksichtige diese bei der Einkaufsentscheidung.
Diller 2008, S. 106f.
Preissuche
Einen hohen Preis sehe ich als Indikator für das Vorhandensein … an.
Völckner 2004, S. 10; Mieres/ Martín/ Guitiérrez 2006a, S. 72; Sheinin/ Wagner 2003, S. 213ff.
Preisbeurteilung
Wenn man … haben möchte, muss man auch dafür bezahlen.
Fricke 1996, S. 323
Quelle: Eigene Darstellung unter Verwendung der angegebenen Quellen.
154 Abbildung 29: Visualisierung der Untersuchungshypothesen H6 +
Preiswahrnehmung
H7 -
Finanzielles Risiko
H8 -
Einstellung
H1 -
Soziale Norm
H2 -
Soziales Risiko H3 -
Markenvertrauen
H5 -
Reputation
H4 -
Funktionales Risiko
H9 -
Gütesiegel
Quelle: Eigene Darstellung. Die in Schritt II durchzuführende Visualisierung des aufgestellten Struktur- bzw. Substanzmodells in Form eines Pfaddiagramms ist der Abbildung 29 zu entnehmen. In diesem Kontext werden die abgeleiteten Ursache-Wirkungszusammenhänge in Form der Untersuchungshypothesen grafisch veranschaulicht.1124 Eine zusammenfassende Darstellung der in Kapitel B detailliert abgebildeten Hypothesen liefert Abbildung 30. Abbildung 30: Zusammenfassende Darstellung der Untersuchungshypothesen Untersuchungshypothesen
Inhalt
Hypothese 1:
Je ausgeprägter das ökologische Bewusstsein im sozialen Umfeld des Konsumenten ist, desto geringer ist das wahrgenommene soziale Risiko beim Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels.
Hypothese 2:
Je geringer das wahrgenommene soziale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte.
Hypothese 3:
Je größer das Vertrauen der Konsumenten in die Premiumhandelsmarken ist, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf.
Hypothese 4:
Je geringer das wahrgenommene funktionale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte.
Hypothese 5:
Je glaubwürdiger die Reputation von den Konsumenten wahrgenommen wird, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf ökologischer Premiumhandelsmarken.
Hypothese 6:
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene finanzielle Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte positiv.
Hypothese 7:
Ein geringes wahrgenommenes finanzielles Risiko beeinflusst den Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels positiv.
Hypothese 8:
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte negativ.
Hypothese 9:
Je glaubhafter die Kennzeichnung ökologischer Produkte durch externe Gütesiegel von den Konsumenten beurteilt wird, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko in der Kaufsituation.
Quelle: Eigene Darstellung. 1124
Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 296. Vgl. auch Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 354ff.
155 1.2.2 Durchführung eines Pre-Test Bevor die eigentliche empirische Datenerhebung stattfindet, empfiehlt es sich, die im Rahmen des vorangehenden Kapitels dargestellten Rohindikatoren einem sog. Pre-Test zu unterziehen.1125 Diesem Test kommt innerhalb kausalanalytischer Untersuchungen eine zweifache Bedeutung zu. Zum einen gilt es, die Formulierungen der einzelnen Items im Fragebogen auf Verständlichkeit und Eindeutigkeit zu überprüfen. Zum anderen ist es von Vorteil, die inhaltliche Relevanz der einzelnen Indikatoren für das zu messende Konstrukt nochmals zu prüfen.1126 Die Zielsetzung der Beurteilung des aufgestellten Messmodells bzw. der Fragebogengestaltung besteht darin, die Reliabilität und Validität der verwendeten Messskala mit Hilfe geeigneter Gütekriterien sicherzustellen.1127 Die Reliabilität bezeichnet die Forderung nach einer zuverlässigen Messung mit möglichst geringem Einfluss von Fehlern. Die Validität bezieht sich auf die konzeptionelle Richtigkeit des Messinstrumentes (i. S. der Gültigkeit der Messung).1128 Bevor jedoch auf mögliche Gütekriterien zur Evaluation der Messskala eingegangen wird, ist anzumerken, dass in der wissenschaftlichen Literatur übereinstimmend verschiedene Arten der Reliabilität und Validität diskutiert werden. Zudem wird im relevanten Schrifttum bei der Darstellung nicht explizit zwischen Reliabilitäts- und Validitätskriterien getrennt. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Reliabilität eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Bedingung für die Validität ist.1129 Grundsätzlich lassen sich im Zusammenhang mit kausalanalytischen Modellen folgende Möglichkeiten unterscheiden:1130 (1) Inhaltsvalidität: Die Inhaltsvalidität beschreibt denjenigen Grad der Gültigkeit der Messung, zu dem die Variablen eines Messmodells dem inhaltlichen Bereich des zu messenden Konstruktes zugehörig sind und die verwendeten Items alle Facetten des Konstruktes abbilden. (2) Konvergenzvalidität: Die Konvergenzvalidität ist „…the degree to which two or more attemps to measure the same concept are in agreement.“1131 Krafft/ Götz/ Liehr-Gobbers diskutieren in diesem Zusammenhang zudem die Begriffe Indikator- und Konstrukt-/(Faktor-)reliabilität. Während letztgenanntes den Erklärungsgrad angibt, wie gut ein Konstrukt durch alle ihm zugehörigen Indikatoren ge1125 1126 1127
1128
1129 1130
1131
Vgl. Homburg/ Klarmann 2006a, S. 732; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. Homburg/ Klarmann 2006b, S. 9. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 371. Vgl. auch Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 49f., Homburg/ Klarmann 2006a, S. 732, Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 24f. Vgl. Churchill 1979, S. 65. Siehe auch die Ausführungen bei Neumann 2007, S. 104f., Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 371 und Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 24f. Vgl. Neumann 2007, S. 105. Vgl. Bagozzi 1984, S. 13f. und Churchill 1979, S. 65. Siehe auch die Ausführungen bei Neumann 2007, S. 104ff., Herrmann/ Huber/ Kressmann 2006, S. 49 sowie S. 56, Hildebrandt/ Temme 2006b, S. 13f., Krafft/ Götz/ Liehr-Gobbers 2005, S. 73ff., Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 24f., Homburg/ Giering 1996, S. 7. Bagozzi/ Phillips 1982, S. 468; zitiert nach: Homburg/ Giering 1996, S. 7.
156 messen werden konnte, weist die Indikatorreliabilität den Anteil der Varianz eines Indikators aus, der durch den dahinter liegenden Faktor erklärt werden kann.1132 (3) Diskriminanzvalidität: Diskriminierende Validität liegt vor, wenn sich die Messwerte eines hypothetischen Konstruktes bzw. Faktors von denen anderer Konstrukte unterscheiden, obwohl ein einheitliches Messinstrument verwendet wurde. Die Konvergenz- und Diskriminanzvalidität werden im wissenschaftlichen Schrifttum häufig auch der Konstruktvalidität untergeordnet.1133 Diese charakterisiert allgemein die Beziehung zwischen den tatsächlichen Werten eines Konstruktes und den mit dem Messinstrument erfassten Werten. Das Messmodell wird folglich danach beurteilt, ob alle Eigenschaften und deren positive oder negative Ausprägungen eines Konstruktes abgebildet sowie nur für das Konstrukt bzw. den Faktor relevante Merkmale erfasst wurden.1134 Im Rahmen der Beurteilung der Reliabilität und Validität der verwendeten Messskala im PreTest kommen vor allem der Reliabilitätskoeffizient Cronbachs Alpha sowie die exploratorische Faktorenanalyse zum Einsatz.1135 Der Koeffizient Cronbachs Alpha ist der am häufigsten verwendete Ansatz zur Beurteilung der Reliabilität.1136 Er misst die Zuverlässigkeit einer Gruppe von Indikatoren, die einen Faktor bzw. eine latente Variable messen, und stellt daher ein Maß für die interne Konsistenz der ermittelten Messskala dar.1137 Der Wertebereich erstreckt sich von Null bis Eins, wobei ein hoher Wert auf eine hohe Reliabilität hinweist.1138 Ab welchem Wert des Koeffizienten die Zuverlässigkeit der Skala jedoch als akzeptabel anzusehen ist, wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert.1139 Darüber hinaus ist bei der Anwendung zwischen Richtwerten für reflektive und formative Messmodelle zu unterscheiden.1140 Im Kontext der in dieser Untersuchung verwendeten reflektiven Indikatoren wird der herrschenden Meinung gefolgt, indem der Mindestwert für Cronbachs Alpha bei einer Messung mittels zwei oder mehr Indikatoren 0,4 1141 besser noch mindestens 0,7 betragen sollte.1142 Zum tiefergehenderen Einblick in die 1132 1133 1134 1135
1136
1137
1138 1139 1140 1141
Vgl. Krafft/ Götz/ Liehr-Gobbers 2005, S. 73ff. Vgl. Neumann 2007, S. 105. Vgl. Hildebrandt/ Temme 2006a, S. 621. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11f. In diesem Zusammenhang wird oft von Gütekriterien der ersten Generation gesprochen. Auf die detaillierte Darstellung der differenten Möglichkeiten zu deren Einteilung wird an dieser Stelle jedoch verzichtet, da die einzelnen Aspekte nur geringen Erklärungsbeitrag für die vorliegende Fragestellung liefern und zudem in der einschlägigen Literatur bereits umfassend diskutiert wurden. Hier sei z. B. auf die Ausführungen von Homburg/ Baumgartner 1998, S. 345ff. verwiesen. Vgl. Hildebrandt/ Temme 2006a, S. 619ff.; vgl. auch Krafft/ Götz/ Liehr-Gobbers 2005, S. 73ff., Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Neumann 2007, S. 123; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 8, Churchill 1979, S. 65ff. Zum Einblick in die formale Schreibweise des Koeffizienten Cronbachs Alpha sei auf die Ausführungen von Cronbach 1951, S. 297ff. verwiesen. Vgl. Hildebrandt/ Temme 2006a, S. 624; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 8. Vgl. Eberl 2006, S. 96f.; vgl. zudem Homburg/ Giering 1996, S. 8. Vgl. Eberl 2006, S. 96f.; vgl. auch Homburg/ Klarmann 2006b, S. 9f. Vgl. Eberl 2006, S. 96f.
157 theoretischen Grundlagen des Koeffizienten Cronbachs Alpha sowie in die im wissenschaftlichen Schrifttum geführte kritische Betrachtung sei auf Cronbach, Homburg/ Baumgartner und Homburg/ Giering verwiesen.1143 Die exploratorische Faktorenanalyse hat die Aufgabe, die vorliegenden Indikatoren im Kontext der zugrunde liegenden latenten Variablen zu untersuchen, ohne dass an dieser Stelle bereits Hypothesenstrukturen über die Faktorenzuordnung vorliegen.1144 Können die einzelnen Indikatoren zu einem dahinter stehenden Faktor verdichtet werden, sind erste Aussagen bezüglich der Konvergenz- und Diskriminanzvalidität sowie zur Indikatorreliabilität möglich.1145 Hierbei wird auf die Höhe der Faktorladungen zurückgegriffen. Danach lassen sich sinnvolle Aussagen zur Gültigkeit der vorgenommenen Messung ableiten, wenn alle Indikatoren eindeutig zu einem Faktor gehören, d. h. hohe Faktorladungen vorliegen.1146 Auch in diesem Kontext werden im wissenschaftlichen Schrifttum unterschiedliche Richtwerte zur Beurteilung diskutiert.1147 Im Verlauf der weiteren Ausführungen wird der herrschenden Meinung gefolgt, indem für reflektive Indikatoren als Mindestwert für die absolute Höhe der Faktorladung 0,7 diskutiert wird.1148 Als Grenzwert für die Indikatorreliabilität, welche bei Verwendung standardisierter Werte das Quadrat der jeweiligen Faktorladungen ausdrückt, gilt üblicherweise ein Bereich von 0,4 bis 0,5 als erstrebenswert. Inhaltlich bedeutet dies, dass mindestens 40% bzw. 50% der Varianz einer Messvariablen durch den dahinterstehenden Faktor erklärt werden.1149 Wie bereits dargestellt, sind in Vorbereitung auf die empirische Befragung die Reliabilität und Validität der in Tabelle 2 aufgezeigten Rohindikatoren mit Hilfe eines Pre-Tests zu überprüfen. Dieser fand am 03.03.2008 in einer Einkaufsstätte eines kooperierenden Handelsunternehmens in Halle (Saale) statt.1150 Dabei wurden 25 zufällig ausgewählte Probanden zu den Bestimmungsfaktoren des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel, nachfolgend vereinfacht Bio-Handelsmarken genannt, befragt. Voraussetzung für die Teilnahme war jedoch, dass die Kunden bereits allgemeine Erfahrungen mit BioProdukten hatten sowie absichtlich in den letzten sechs Monaten derartige Eigenmarken des Handels gekauft haben. Diese Einschränkung war notwendig, um einerseits nur diejenigen 1142
1143
1144 1145 1146 1147 1148 1149
1150
Vgl. Cronbach 1951, S. 297ff. Siehe ferner Homburg/ Klarmann 2006b, S. 9f., Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Cronbach 1951, S. 297ff. Siehe ferner Homburg/ Baumgartner 1998, S. 345ff. und Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Krafft/ Götz/ Liehr-Gobbers 2005, S. 73ff.; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Neumann 2007, S. 125; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Homburg/ Baumgarthner 1998, S. 363; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. Eberl 2006, S. 97. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 372. Vgl. zudem Homburg/ Baumgarthner 1998, S. 363, Homburg/ Giering 1996, S. 8f. Vgl. zum detaillierten Einblick in den Aufbau der empirischen Untersuchung sowie in die Darstellung der Kooperationspartner die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.3 dieser Untersuchung.
158 Nachfrager zu erfassen, die sich bewusst mit dem Kauf ökologischer Nahrungsmittel auseinandersetzen. Andererseits konnten damit extensive Kaufentscheidungen von bspw. Impulskäufen abgegrenzt werden. Im Rahmen der ersten Gütebeurteilung mit Hilfe des Koeffizienten Cronbachs Alpha und der exploratorischen Faktorenanalyse konnten aufgrund der geringen Fallzahl nicht für alle Indikatoren verwertbare Ergebnisse ermittelt werden. Daher waren auch an dieser Stelle nochmals intensive theoretische Überlegungen durchzuführen. Nach erfolgter Modifizierung wurde der Fragebogen mit Hilfe der in Tabelle 3 abgebildeten Items konstruiert. Bei der Darstellung der einzelnen Fragen wurde auf die in Tabelle 2 bereits eingeführte Struktur zurückgegriffen.1151 Im Kontext kausalanalytischer Untersuchungen ist zudem auf die im wissenschaftlichen Schrifttum geführte Diskussion über die notwendige Anzahl an Indikatoren je latenter Variable hinzuweisen.1152 So wird i. d. R. der Ansatz eines Multi-Item-Measurements verfolgt,1153 wonach vier oder mehr Indikatoren je hypothetischem Faktor empfohlen werden, drei Items in der Forschungspraxis die Regel darstellen und zwei Indikatoren bisweilen zu Problemen bei der Modellschätzung führen können. Bei nur einem Item unterstellt der Anwender einen Messfehler von Null und nutzt damit nach Auffassung von Lauer das Potenzial der Kausalanalyse nicht aus.1154 In Analogie zum geforderten Ansatz des Multi-ItemMeasurements werden in der vorliegenden Untersuchung bei einer latenten Variable nur zwei Indikatoren, sonst jedoch drei Items verwendet. So ist bspw. die Einstellung als Indikator der Kaufabsicht über die zwei Teilfragen zur Kaufwahrscheinlichkeit und -absicht operationalisiert. Dies kann damit gerechtfertigt werden, dass von einer hohen Reliabilität der Messung ausgegangen werden kann.
1151 1152 1153 1154
Vgl. zum detaillierten Einblick Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. Lauer 2001, S. 306. Vgl. Kuß 2007, S. 84ff. Vgl. Lauer 2001, S. 306 sowie die dort angegebene Literatur.
159 Tabelle 3: Indikatoren zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf ökologischer Premiumhandelsmarken Kap. Kap. C, 2.1
Kap. C, 2.2
Kap. C, 2.2 und 3.2.1
Kap.
Kap. C, 3.2.1
Konstrukt/ Dimension Einstellung als Indikator der Kaufabsicht (reflektiv)
soziale Norm (reflektiv)
wahrgenommenes soziales Risiko (reflektiv)
Konstrukt/ Dimension
wahrgenommenes funktionales Risiko (reflektiv)
Markenzuverlässigkeit Kap. C, 3.2.4.2
Kap. C, 3.2.4.2
Markenvertrauen (reflektiv)
Reputation (reflektiv)
Markenkompetenz
Rohindikatoren
Quelle
Ich beabsichtige auch in Zukunft BioHandelsmarken zu kaufen.
Frage 21
Wie wahrscheinlich ist der Kauf von BioHandelsmarken in dieser Einkaufsstätte?
Frage 22
Meine Familie und meine Freunde erwarten, dass ich sorgfältig mit der Umwelt umgehe.
Frage 10 (a)
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird darauf geachtet, solche Produkte zu kaufen, die die Umwelt schonen.
Frage 10 (b)
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird mir der Kauf biologischer Produkte empfohlen.
Frage 10 (c)
Für mich selber kaufe ich Bio-Handelsmarken, für Besuch eher Bio-Produkte aus dem Reformhaus oder vom Bio-Bauern.
Frage 10 (d)
Mein Freundes- und Verwandtenkreis bevorzugt Bio-Produkte aus dem Reformhaus.
Frage 10 (e)
Für mich kaufe ich Bio-Handelsmarken, jedoch bin ich unsicher, was meine Freunde und meine Familie darüber denken.
Frage 10 (f)
Meinen Freunden biete ich lieber Bio-Produkte aus dem Reformhaus als Bio-Handelsmarken an.
Frage 10 (g)
Rohindikatoren
Quelle
Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, bin ich misstrauisch, ob es sich wirklich um biologische Produkte handelt.
Frage 12 (a)
Ich bin skeptisch, ob der Geschmack von BioHandelsmarken wirklich besser ist als der von herkömmlichen Produkten.
Frage 12 (b)
Ich bin unsicher, ob ich mich durch den Kauf von Bio-Handelsmarken wirklich gesund ernähre.
Frage 12 (c)
Denken Sie, dass Bio-Handelsmarken vertrauenswürdig sind?
Frage 6
Vertrauen Sie beim Kauf von BioHandelsmarken auf gleichbleibende und zuverlässige Qualität?
Frage 8
Denken Sie, dass Sie beim Kauf von BioHandelsmarken die beste Qualität erhalten?
Frage 7
Vertrauen Sie darauf, dass diese Marken Ihre Bedürfnisse am Besten befriedigen?
Frage 9
Finden Sie es angemessen, dass in dieser Einkaufsstätte Bio-Handelsmarken angeboten werden?
Frage 17
Passt Ihrer Meinung nach das angebotene Sortiment an Bio-Handelsmarken zum Image/ Ruf dieser Einkaufsstätte?
Frage 19
Ich kaufe Bio-Handelsmarken nur bei Handelsunternehmen, denen ich vertraue.
Frage 20 (a)
Soweit ich das beurteilen kann, ist dieses Handelsunternehmen vertrauenswürdig.
Frage 20 (b)
Ich habe Vertrauen darauf, dass die von diesem Handelsunternehmen angebotenen Bio-Handelsmarken meine Erwartungen erfüllen.
Frage 20 (c)
Anmerkung: Die Tabelle 3 wird auf der nachfolgenden Seite fortgesetzt.
160 Anmerkung: Fortsetzung der Tabelle 3. Kap.
Kap. C, 3.2.4.4
Kap. C, 3.2.1
Kap. C, 3.2.4.3
Konstrukt/ Dimension
Wahrnehmung von Gütesiegeln als Informationssubstitute (reflektiv)
wahrgenommenes finanzielles Risiko (reflektiv)
Preiswahrnehmung (reflektiv)
Rohindikatoren
Quelle
Gütesiegel sind mir beim Kauf biologischer Produkte wichtig.
Frage 14 (a)
Wenn ich ein Gütesiegel sehe, gehe ich davon aus, dass es sich um biologische Produkte handelt.
Frage 14 (b)
Sagen Sie mir bitte, wie wichtig Ihnen Gütesiegel speziell beim Kauf von Bio-Handelsmarken sind.
Frage 15
Ich denke, dass der Kauf von BioHandelsmarken Geldverschwendung ist.
Frage 16 (d)
Ich bin der Meinung, dass das Preis-LeistungsVerhältnis beim Kauf von Bio-Handelsmarken nicht stimmt.
Frage 16 (e)
Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, gebe ich mein Geld für etwas Gutes aus.
Frage 16 (f)
Beim Kauf biologischer Produkte suche ich gezielt nach dem Preis.
Frage 16 (a)
Preissuche
Ein hoher Preis garantiert mir, dass es sich um biologische Produkte handelt.
Frage 16 (c)
Preisbeurteilung
Ich bin der Meinung, dass ich für biologische Produkte einen höheren Preis zahlen muss.
Frage 16 (b)
Quelle: Eigene Darstellung.1155 1.2.3 Konzeption der empirischen Erhebung Wie die vorangehenden Ausführungen zeigen, stellen Handelsmarken seit längerem das Objekt empirischer Untersuchungen dar.1156 Es konnte jedoch ein nicht unerheblicher Forschungsbedarf im Kontext der von Handelsunternehmen in jüngerer Zeit vermehrt angebotenen premiumpositionierten Eigenmarken konstatiert werden. Mit diesen versuchen die markierenden Unternehmen, sich einerseits von der Konkurrenz abzugrenzen und die eigenen Betriebstypen entsprechend zu profilieren. Andererseits soll damit auch dem nachfragerseitigen Bedürfnis nach ökologisch produzierten Lebensmitteln Rechnung getragen werden. So ist bspw. erstaunlich, dass die in diesem Zusammenhang nicht uninteressanten verhaltensbeeinflussenden Determinanten, wie z. B. das Markenvertrauen oder die Preiswahrnehmung beim Kauf derartiger Handelsmarkenkonzepte, bisher kaum Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung waren.1157 Um dieses Forschungsdefizit abzubauen, verfolgt die vorliegende Untersuchung die in Abbildung 31 dargestellten Aspekte.
1155 1156
1157
Siehe hierzu den Fragebogen im Anhang II. Vgl. hierzu die in Kapitel B, Gliederungspunkt 1.4 dieser Untersuchung geführte Diskussion zum State-ofthe-Art der Handelsmarkenforschung. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 295; vgl. auch Müller-Hagedorn 2005, S. 65.
161 Abbildung 31: Forschungsziel und –design der empirischen Erhebung UntersuchungsUntersuchungsgegenstand gegenstand •
•
Premiumhandelsmarken mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung (sog. BioHandelsmarken) Gründe: (I) Möglichkeit zur Differenzierung und Profilierung (II) stark wachsendes Marktsegment sowie (III) gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln aus ökologischem Anbau
Zielsetzung Zielsetzung • Erfassung verhaltenswissenschaftlicher Determinanten des Kaufs von Bio-Handelsmarken
Erhebung Erhebung •
Konsumentenbefragung am Point-of-Sale (Quote; Bagger)
•
Teilerhebung in Niedersachsen (Bad Nenndorf), Bayern (Weiden), NordrheinWestfalen (Spenge), Sachsen (Dresden; Leipzig) und SachsenAnhalt (Halle)
•
Face to-Face Interview mittels standardisiertem Fragebogen
•
Zeitraum: 07.-11.04.08
•
Umfang: 288 Personen
deskriptive Auswertung kausalanalytische Auswertung • Ableitung von Handlungsempfehlungen für das Markenmanagement im Lebensmitteleinzelhandel
Quelle: Eigene Darstellung. Um die Zielsetzung der empirischen Untersuchung i. S. der Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten sowie die darauf aufbauende Ableitung geeigneter Handlungsempfehlungen für das Markenmanagement zu erreichen, ist der Einsatz einer primärstatistischen Erhebung in Form einer Konsumentenbefragung notwendig (vgl. Abbildung 31). In diesem Kontext werden originäre Daten zum spezifischen Untersuchungszweck am Point-of-Sale (POS) erhoben.1158 Ferner sind dabei persönliche Face-to-Face-Interviews mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens durch geschulte Interviewer durchzuführen, um die Äußerungen der Probanden im Wege persönlicher Kommunikation zu erfassen.1159 Die Wahl der jeweiligen Auskunftspersonen erfolgte zunächst nach einem festgelegten Quotenplan, wonach ca. 2/3 der Befragten weiblich und 1/3 männlichen Geschlechts sein sollten. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass zumeist Frauen Nahrungsmittel einkaufen, was erfahrungsgemäß aus der traditionellen Rolle im Haushalt resultiert.1160 Andererseits konnte bereits festgestellt werden, dass sich Frauen als klassische Bio-Käufer charakterisieren lassen, indem diese für einkommensstarke Haushalte mit Kindern einkaufen.1161 Darüber hinaus fand das Bagger-Prinzip Anwendung, d. h. die von den Interviewern ausgewählten Probanden wurden nach Bekundung ihres Einverständnisses bzgl. der Teilnahme an der Befragung zunächst danach gefragt, ob sie bereits allgemeine Erfahrungen mit biologischen Produkten besitzen und bewusst in den letzten sechs Monaten Bio-Handelsmarken ge1158 1159 1160
1161
Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 35. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 35. Vgl. Peters 1998, S. 112; vgl. auch Schweiger/ Koppe 1996, S. 284. Siehe darüber hinaus auch die Anmerkungen zur Studie mit der Nummer 27 im Anhang I. Vgl. die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung.
162 kauft haben. Verneinte der Befragte dies, wurde keine vollständige Erhebung durchgeführt bzw. der Fragebogen nach der Frage 3 (mögliche Kaufgründe für Bio-Handelsmarken in der Zukunft)1162 abgebrochen. 1163 Durch dieses Vorgehen war es möglich, gezielt solche Kunden auszuwählen, die sich bewusst mit dem Kauf derartiger Eigenmarkenkonzepte im Segment der ökologischen Lebensmittel auseinandersetzen und den in den theoretischen Grundlagen beschriebenen Käufertypen biologischer Produkte im Einzelhandel entsprechen.1164 Ferner ermöglichte die konzeptionelle Teilung des Fragenbogens die Befragung von Käufern als auch von Nichtkäufern. Als Nichtkäufer gelten nachfolgend alle Probanden, bei denen der Fragebogen nach der Frage 3 bzw. der Erfassung der demografischen Merkmale beendet wurde. Käufer von Bio-Handelsmarken sind diejenigen Befragten, die den kompletten Fragebogen beantworteten. Insgesamt konnten 436 Interviews geführt werden, wobei sich darunter 288 bewusste Käufer von premiumpositionierten Eigenmarken des Handels im Segment der ökologischen Produkte und 148 Nichtkäufer befinden. Im Kontext des zu untersuchenden Kaufverhaltens erfolgt im weiteren Verlauf ausschließlich eine detaillierte Betrachtung der bewussten Käufer von Bio-Handelsmarken. Im Rahmen der Feldphase, welche sich über einen Zeitraum vom 07.04 bis 11.04.2008 erstreckte, kamen 24 Interviewer zum Einsatz. Um den mit persönlichen Befragungen verbundenen Interviewereinfluss so gering wie möglich zu halten, fand im Vorfeld der Erhebung eine umfangreiche Interviewerschulung statt.1165 Dabei wurden die Interviewer nicht nur für den Forschungsschwerpunkt sensibilisiert, um ggf. Verständnisfragen der Probanden entsprechend beantworten zu können, sondern auch im Hinblick auf den Fragebogenaufbau geschult. Dieser beinhaltet neben den Items zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten (vgl. Tabelle 3) auch Fragen zu sozioökonomischen und demographischen Merkmalen der Befragten.1166 Darüber hinaus wird zur Erhebung der Antworten eine einheitliche fünfer Skala verwendet.1167 Skalafragen haben den Vorteil, dass nicht nur der relevante Sachverhalt erhoben werden kann, sondern auch dessen Intensität in der Wahrnehmung des Befragten erfasst wird.1168 Ferner ist eine Umgewöhnung der Probanden bei der Beantwortung der Fra1162
1163 1164 1165 1166 1167
1168
Da diese Aspekte nicht zum Erkenntnisfortschritt im Hinblick auf die Erklärung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken beitragen, wird auf eine ausführliche Darstellung im Rahmen dieser Untersuchung verzichtet. Vgl. hierzu den Fragebogen im Anhang II. Vgl. die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung. Der Aufbau des Interviewerleitfadens ist dem Anhang III zu entnehmen. Vgl. hierzu den Fragebogen im Anhang II. Die verwendete fünfer Skala entspricht streng genommen einer Ordinalskala. Im vorliegenden Kontext wird jedoch der herschenden Meinung gefolgt, indem von einem quasi-metrischen Skalenniveau i. S. einer Intervallskala ausgegangen wird. Grundlage hierfür ist die Annahme, dass die Probanten die Zahlenantworten als gleichbeständig interpretieren. Somit können die Abstände zwischen den Merkmalsausprägungen objektiv gemessen werden. So wird bspw. in der vorliegenden Untersuchung die Wichtigkeit durch „sehr wichtig“ (1) bis „gar nicht wichtig“ (5) erfasst. Vgl. zum ausführlichen Einblick in die verschiedenen Ansätze der Messung und Skalierung von Variablen die Ausführungen von Fantapié Altobelli 2007, S. 172ff. und Fahrmeier/ Künstler/ Pigeot/ Tutz 2003, S. 18ff. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 76.
163 gen nicht notwendig, wodurch eine durchschnittliche Befragungszeit von 15 Minuten realisiert werden konnte. Insgesamt wurde die Konsumentenbefragung als Teilerhebung konzipiert. Teilerhebungen stellen den Normalfall empirischer Befragungen dar, indem lediglich ein Teilbereich der Grundgesamtheit, d. h. die sog. Stichprobe, in die Untersuchung einbezogen wird.1169 Die Zielsetzung einer solchen Vorgehensweise besteht darin, mit Hilfe der in der Stichprobe vorgefundenen Ergebnisse Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zu erhalten.1170 Die Grundgesamtheit entspricht der Menge aller für die Fragestellung relevanten statistischen Einheiten und wird entsprechend sachlicher, räumlicher und zeitlicher Kriterien abgegrenzt.1171 Eine sachliche Abgrenzung setzt zunächst die Kenntnis der Erhebungseinheiten voraus. Diese lassen sich als jene Merkmalsträger charakterisieren, über die Aussagen getroffen werden sollen.1172 In der vorliegenden Untersuchung gelten die Käufer biologischer Eigenmarken des Handels als Erhebungseinheiten. Nach der Bestimmung der Erhebungseinheiten sind die Untersuchungsgebiete (örtliches Abgrenzungsmerkmal) sowie der -zeitraum (zeitliches Abgrenzungsmerkmal) festzulegen. Wie bereits dargestellt, fand die Untersuchung in der Zeit vom 07.04. bis 11.04.2008 statt. Aufgrund des Befragungsdesigns wurde bei der örtlichen Abgrenzung zunächst eine Einschränkung des Erhebungsgebietes auf die Bundesrepublik Deutschland vorgenommen. Dies kann sowohl mit dem gewählten Forschungsschwerpunkt, als auch mit pragmatischen Gründen, wie bspw. finanziellen oder zeitlichen Restriktionen, begründet werden. Im Anschluss kam zur Stichprobenbildung eine Kombination verschiedener bewusster und zufälliger Auswahlverfahren i. S. eines mehrstufigen Prozesses zum Einsatz.1173 Bei der Zufallsauswahl kommt sämtlichen Elementen der Grundgesamtheit die gleiche angebbare, von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit zu, in die Stichprobe zu gelangen.1174 Damit wird der statistische Messfehler berechenbar.1175 Im Gegensatz dazu liegt der bewussten Auswahl zwar auch ein bestimmter Stichprobenplan zugrunde, dieser wird - wie bspw. bei der Quotenauswahl - jedoch nicht mehr als zufällig angesehen. Zielsetzung einer solchen Herangehensweise ist die Steigerung der Repräsentativität der gezogenen Stichprobe.1176
1169
1170 1171
1172 1173 1174 1175 1176
Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 182; vgl. auch Fahrmeier/ Künstler/ Pigeot/ Tutz 2003, S. 14ff. Zum Einblick in die verschiedenen Vor- und Nachteile von Voll- vs. Teilerhebungen sei auf die Ausführungen bei Fantapié Altobelli 2007, S. 182ff. verwiesen. Vgl. Kaya/ Himme 2007, S. 79. Vgl. Fahrmeier/ Künstler/ Pigeot/ Tutz 2003, S. 15. Vgl. zudem Kaya/ Himme 2007, S. 79, Kuß 2007, S. 65 und Fantapié Altobelli 2007, S. 183f. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 183f.; vgl. auch Kuß 2007, S. 66. Vgl. Fahrmeier/ Künstler/ Pigeot/ Tutz 2003, S. 27. Vgl. Kuß 2007, S. 61ff. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 184f. Vgl. Fahrmeier/ Künstler/ Pigeot/ Tutz 2003, S. 27. Vgl. zum tiefgehenden Einblick in die Verfahren zufälliger bzw. bewusster Auswahl die Ausführungen bei Fantapié Altobelli 2007, S. 185ff.
164 Auf der ersten Stufe des Auswahlprozesses wurden die in die Untersuchung einzubeziehenden Bundesländer zunächst nach ihrer Repräsentativität für das gesamte Bundesgebiet der BRD bewertet (vgl. Tabelle 4).1177 Dabei fand eine Zusammenfassung anhand der demografischen und sozioökonomischen Merkmale Geschlecht, Alter, Bildungsstand und Haushaltsgröße in homogene Klumpen statt.1178 Zu beachten galt dabei, dass der sog. Klumpen-Effekt verhindert wird. Dieser tritt immer dann auf, wenn die ausgewählten Cluster in sich homogen, aber von der Grundgesamtheit stark abweichend strukturiert sind.1179 Durch die stringente Orientierung an den ausgewählten demografischen und sozioökonomischen Merkmalen konnte das Eintreten des Klumpen-Effektes verhindert werden. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein eine annähernd repräsentative Gruppe für das gesamte Bundesgebiet der BRD darstellen (bewusste Auswahl).1180 Anschließend wurden auf der zweiten Stufe jene Handelsunternehmen - i. S. eines bewussten Auswahlverfahrens - ausgesucht, welche nicht nur auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Premiumhandelsmarken zurückblicken können, sondern derartige Eigenmarkenkonzepte auch erfolgreich im Sortiment positioniert haben (vgl. Tabelle 4). Für die empirische Untersuchung erklärten sich drei zu den Top 10 des deutschen Lebensmitteleinzelhandels zählende Unternehmen als Kooperationspartner bereit,1181 indem diese zufällig ausgewählte Betriebsstätten aus der repräsentativen Gruppe an Bundesländern als Erhebungsorte zu Verfügung stellten (dritte Stufe, zufällige Auswahl). Zur Wahrung der Anonymität werden die kooperierenden Unternehmen im Folgenden mit den Synonymen HU 1 bis HU 3 bezeichnet. Dabei steht hinter HU 1 ein Handelsunternehmen, welches vier Einkaufsstätten zur Verfügung stellte, die dem Betriebstyp Verbrauchermarkt angehören.1182 Der Kooperationspartner HU 2 ermöglichte die Erhebung in einem Supermarkt, HU 3 in einem Discounter. Wie aus Tabelle 4 ersichtlich wird, konnten Teilerhe1177
1178
1179 1180 1181
1182
Vgl. hierzu die Tabellen A2 bis A5 im Anhang IV. Die Datenbasis für den Vergleich der Verteilungen hinsichtlich der demografischen und sozioökonomischen Merkmale bildeten die Angaben des Statistischen Jahrbuchs 2007 bzw. 2005. Die Auswahl dieser Merkmale kann durch bereits vorliegende Forschungsergebnisse zum Kaufverhalten bei biologischen Produkten begründet werden, wonach vornehmlich ältere, meist weibliche, gebildete Konsumenten derartige Lebensmittel für Haushalte mit Kindern einkaufen. Obwohl in dieser Untersuchung nicht direkt nach der Existenz von Kindern im Haushalt gefragt wurde, kann die Haushaltsgröße als ein Indiz dafür angesehen werden. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung. Vgl. Berekoven/ Eckert/ Ellenrieder 2009, S. 48ff. Vgl. hierzu die Tabellen A2 bis A5 im Anhang IV. Stand der Eingruppierung der Unternehmen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels ist das Jahr 2007. Vgl. hierzu die Ausführungen der ZMP 2008a, S. 1 sowie die Abbildung im Anhang V. Zum Verbrauchermarkt werden alle Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von 1.500 bis 5.000 qm gezählt. Diese sind zudem auf den Bereich den Lebensmitteleinzelhandels spezialisiert und i. d. R. in Stadtrandlagen vorzufinden. Die Bezeichnung Supermarkt wird für Lebensmittelfachgeschäfte verwendet, die eine Verkaufsfläche von 400 bis 1.500 qm aufweisen. Dieser Betriebstyp ist charakteristisch für City-Standorte. Zum tiefgehenden Einblick in die Systematisierung der Betriebstypen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels sei auf Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 86ff. und Lauer 2001, S. 40ff. verwiesen.
165 bungen in Einkaufsstätten in Niedersachsen (Bad Nenndorf), Bayern (Weiden), NordrheinWestfalen (Spenge) und Sachsen (Dresden; Leipzig) durchgeführt werden. Darüber hinaus fand eine Kontrollbefragung in Sachsen-Anhalt (Halle/ Saale) statt. Es wurden keine Befragungen in Baden-Württemberg sowie in Schleswig-Holstein durchgeführt. Tabelle 4: Zentrale Bestandteile des Erhebungsdesigns im Überblick (I) Bewusste Auswahl der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein auf Basis ihrer Repräsentativität für Deutschland (Merkmale: Geschlecht, Alter, Haushaltsgröße, Bildungsstand). (II) Bewusste Auswahl der Handelsunternehmen entsprechend einer Positionierung von Bio-Handelsmarken im Sortiment und einer hinreichenden Kooperationswilligkeit. Teilerhebung ÎKonsumentenbe- (III) Zufallsauswahl der Einkaufsstätten in Niedersachsen, Bayern, Nordrheinfragung Westfalen und Sachsen als Erhebungsorte durch die kooperierenden Handelsunternehmen. Darüber hinaus wurde in Sachsen-Anhalt eine Kontrollbefragung durchgeführt. (IV) Bewusste Auswahl: Quoten-Verfahren und Bagger-Prinzip bei der Auswahl der zu befragenden Probanden entsprechend den Merkmalen der Bio-Käufer im Lebensmitteleinzelhandel (Verhältnis: 2/3 weiblich zu 1/3 männlich).
örtlich
sachlich
Zielsetzung ist die Erhebung verhaltenswissenschaftlicher Determinanten, welche den Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte beeinflussen.
Was?
Beispielhaft ausgewählte Aspekte der Befragung: Einfluss der Risikowahrnehmung bzgl. der Dimensionen soziales, finanzielles und funktionales Risiko auf das Kaufverhalten sowie Bedeutung der Reputation des Handelsunternehmens oder der ökologischen Gütesiegel für die Risikoreduktion
Wie?
Face to-Face Interview mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens
Wen?
Käufer ökologischer Premiumhandelsmarken, die in den letzten 6 Monaten mindestens ein Mal bewusst ökologische Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels gekauft haben (Bagger-Prinzip) und dem Quotenplan entsprechen.
Wo?
6 zufällig ausgewählte Einkaufsstätten von drei kooperierenden Handelsunternehmen in den Bundesländern Niedersachsen (Bad Nenndorf), NRW (Spenge), Bayern (Weiden), Sachsen (Dresden; Leipzig) und Sachsen-Anhalt (Halle). Voraussetzung war, dass die Einkaufsstätten premiumpositionierte Eigenmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel im Sortiment führen und eine entsprechend große Verkaufsfläche aufweisen.
zeitlich
Konsumentenbefragung im Bereich der Kassenzone/ Ausgang.
Wann? Stichprobengröße
07.04 – 11.04.2008
n = 288
Quelle: Eigene Darstellung. Auf der vierten und letzten Stufe erfolgte die bewusste Auswahl der Probanden nach dem zuvor festgelegtem Quotenplan und dem Bagger-Prinzip. Einen Überblick über die zentralen Bestandteile des Erhebungsdesigns liefert Tabelle 4.
166 Zur Beurteilung der Repräsentativität einer Erhebung findet im Allgemeinen ein Vergleich der gezogenen Stichprobe mit den zuvor theoretisch festgelegten Vorgaben statt (vgl. Abbildung 32). Die Zielsetzung dieser Vorgehensweise besteht darin, generalisierbare Aussagen über die Grundgesamtheit abzuleiten. Aufgrund von Erfahrungswerten zur Käuferstruktur im Einzelhandel 1183 und bereits vorliegenden Forschungsergebnissen zum Kaufverhalten bei biologischen Produkten ist bekannt,1184 dass die demografischen und sozioökonomischen Merkmale der Bio-Käufer meist von der vorgestellten, für Deutschland repräsentativen Verteilung verschieden sind. Infolge eines direkten Vergleichs der Befragungsergebnisse mit den für die Bundesrepublik Deutschland zu erwartenden Verteilungen ist vorerst festzuhalten, dass es sich bei der vorliegenden Stichprobe nicht um eine fundierte Datenbasis i. S. einer für die gesamte Bundesrepublik Deutschland repräsentativen Erhebung handelt. Wie nachfolgend noch zu zeigen ist, kann jedoch auf Basis einer expliziten Berücksichtigung der charakteristischen Merkmale der Untersuchungseinheiten und damit der bereits vorhandenen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse von einer für das Kaufverhalten im Einzelhandel repräsentativen Erhebung ausgegangen werden. Zunächst konnte festgestellt werden, dass die im Rahmen der Befragung erhobene Haushaltsgröße dem Durchschnittswert für Deutschland von 2,1 Personen je Haushalt entspricht.1185 Abweichungen gegenüber den für die Bundesrepublik Deutschland zu erwartenden Verteilungen ergeben sich vor allem bei der Altersstruktur. So ist ein erheblicher Unterschied bei der Altersklasse der 15-18 Jährigen auszuweisen. Deren Anteil beträgt in der Stichprobe nur 1,4%. In Deutschland ist jedoch eine Häufigkeitsverteilung bei dieser Altersklasse von 17,7% vorherrschend (vgl. Abbildung 32).1186 Dies kann damit begründet werden, dass Lebensmittel für die Familie oder den eigenen Haushalt primär von Kunden der Altersklassen 26-40 und 41-60 Jahre erworben werden.1187 Daher sind deren relativ hohen Anteile mit 26,4% bzw. 36,9% der Kunden nicht überraschend. Zudem ist im wissenschaftlichen Schrifttum belegt, dass sowohl das Alter als auch das Einkommen der Verbraucher zentralen Einfluss auf das Kaufverhalten beim Erwerb biologisch erzeugter Produkte haben.1188 In zahlreichen Veröffentlichungen konnte bspw. nicht nur der Zusammenhang zwischen der Höhe des Alters und des zur Verfügung stehenden Einkommens bestätigt,1189 sondern auch deren Einfluss auf den Kauf ökologischer Nahrungsmittel heraus-
1183 1184 1185
1186
1187 1188 1189
Vgl. Peters 1998, S. 112; vgl. auch Schweiger/ Koppe 1996, S. 284. Vgl. Wissmann 2008, S. 68f. Vgl. hierzu die Tabelle A5 im Anhang IV. Die Datenbasis für den Vergleich der Verteilungen hinsichtlich der Haushaltgröße bildeten die Angaben des Statistischen Jahrbuchs 2005. Vgl. hierzu die Tabellen A2 bis A5 im Anhang IV. Die Datenbasis für den Vergleich der Verteilungen hinsichtlich der demografischen und sozioökonomischen Merkmale bildeten die Angaben der Statistischen Jahrbücher 2005 und 2007. Vgl. Peters 1998, S. 112; vgl. auch Schweiger/ Koppe 1996, S. 284. Vgl. Wissmann 2008, S. 68f.; vgl. auch Bruhn 2002, S. 160f. Vgl. Bruhn 2002, S. 160f.; vgl. auch Fricke 1996, S. 80.
167 gearbeitet werden.1190 Dies wird auch durch die deskriptiven Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung gestützt.1191 Die Anteile der Jugendlichen in der Stichprobe im Alter von 15-18 und 19-25 Jahre betragen lediglich 1,4% bzw. 12,4%, was deutlich unter den für Deutschland zu erwartenden Werten liegt (vgl. Abbildung 32). Ferner besitzen Jugendliche i. d. R. ein geringeres zur Verfügung stehendes Einkommen. Infolgedessen sind diese oft nicht bereit, den im Vergleich zu konventionellen Erzeugnissen höheren Preis für biologisch produzierte Lebensmittel zu zahlen. Darüber hinaus kann angenommen werden, dass das für den Kauf ökologischer Produkte notwendige umweltorientierte Bewusstsein bzw. der Wunsch nach gesunder Ernährung bei den befragten jüngeren Kunden in den Altersklassen 15-18 Jahre und 19-25 Jahre noch relativ gering ausgeprägt ist. Erfolgt ferner ein Vergleich zwischen der Geschlechtsstruktur in der Stichprobe und des im Quotenplan festgelegten 2/3 Anteils an Frauen, wird deutlich, dass dieses Verhältnis im erhobenen Datensatz mit einem Anteil von 69,7% weiblicher Befragter annähernd realisiert werden konnte (vgl. Abbildung 32). Wie bereits dargestellt, kann dies mit der oftmals noch vorherschenden Rollenverteilung beim Lebensmittelkauf begründet werden. Auch erwerben zumeist Frauen biologische Produkte für einkommenstarke Haushalte mit Kindern.1192 Im Kontext der Beurteilung des Bildungsstandes der Probanden in der Stichprobe wird deutlich, dass der größte Teil der befragten Kunden entweder eine Lehrausbildung (43,6%) oder einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss (36%) besitzt. Obwohl auch diese Verteilung von der für Deutschland zu erwartenden Häufigkeitsstruktur abweicht, erscheinen die Werte im Kontext des zu untersuchenden Kaufverhaltens bei biologischen Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels sinnvoll. Wie bereits durch zahlreiche Forschungsarbeiten belegt werden konnte, werden derartige Erzeugnisse primär von Verbrauchern mit höherem Bildungsniveau konsumiert.1193 Folglich ist der Anteil an Käufern in der Stichprobe, die keinen Abschluss aufweisen können, mit 1,6% erwartungsgemäß geringer als der für Deutschland repräsentative Wert von 31,1%.
1190 1191 1192
1193
Vgl. Wissmann 2008, S. 68f.; vgl. zudem Bruhn 2002, S. 160f., Fricke 1996, S. 80. Vgl. die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 2 dieser Untersuchung. Vgl. Peters 1998, S. 112; vgl. auch Schweiger/ Koppe 1996, S. 284. Siehe darüber hinaus auch die Anmerkungen zur Studie mit der Nummer 27 im Anhang I. Vgl. Wissmann 2008, S. 68f.; vgl. zudem Bruhn 2002, S. 160f. Siehe hierzu ferner die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3 dieser Untersuchung.
168 Abbildung 32: Sozioökonomische und demografische Merkmale der Untersuchungseinheiten
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2007.
Quelle: Eigene Darstellung unter Verwendung eigener Berechnungen und der angegebenen Quellen. Entsprechend der bereits geführten Diskussion bzgl. der sozioökonomischen und demografischen Merkmale der Untersuchungseinheiten kann die vorliegende Untersuchung als repräsentativ für das Kaufverhalten im Einzelhandel angesehen werden, da die gezogene Stichprobe die Grundgesamtheit gut widerspiegelt. Zur Beurteilung der Genauigkeit der Ergebnisse kommt jedoch auch dem Stichprobenumfang zentrale Bedeutung zu.1194 Im Kontext kausalanalytischer Untersuchungen ist anzumerken, dass im wissenschaftlichen Schrifttum unterschiedliche Auffassungen bezüglich der notwendigen Größe der Stichprobe existieren. So wird bspw. regelmäßig eine Datenbasis von mindestens 200 Fällen gefordert.1195 Bagozzi geht indes von einem angemessenen Stichprobenumfang aus, wenn dieser abzüglich der Zahl der 1194
1195
Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 184; vgl. zudem Kuß 2007, S. 61ff. Vgl. auch zur expliziten Darstellung des Stichprobeneinflusses bei Kausalanalysen die Ausführungen von Backhaus/ Blechschmidt/ Eisenbeiß 2006, S. 711ff. Vgl. Lauer 2001, S. 303 und die dort angegebene Literatur. Siehe auch Homburg/ Klarmann 2006a, S. 733.
169 zu schätzenden Parameter über 50 liegt.1196 Im betrachteten Forschungszusammenhang besteht die Käuferstichprobe aus 288 Nachfragern ökologischer Handelsmarken, so dass die Forderung nach einem Stichprobenumfang größer 50 und/ oder 200 für den Fall von 78 zu schätzenden Parametern als erfüllt angesehen werden kann.1197 1.2.4 Modellidentifikation und Parameterschätzung Im Kontext der nachfolgenden Ausführungen erfolgt eine überblicksartige Darstellung der Identifikation der Modellstruktur (I) und der verschiedenen Möglichkeiten zur Parameterschätzung (II). Wie bereits dargestellt, erfolgt die Identifikation der Modellstruktur und die Parameterschätzung als iterativer Prozess im Rahmen der Anwendung des Softwareprogramms AMOS 7.0. Die Verwendung von AMOS kann sowohl mit der angestrebten Vergleichbarkeit der Ergebnisse im wissenschaftlichen Schrifttum, als auch mit der Möglichkeit zur kovarianzbasierten Umsetzung reflektiver Beziehungsstrukturen begründet werden.1198 Nachdem das Modell in Form des Pfaddiagramms in AMOS gezeichnet wurde, überträgt die Software die grafisch dargestellten Beziehungszusammenhänge in ein mathematisches Gleichungssystem. Im Rahmen der unter (I) zu erörternden Identifikation der Modellstruktur muss nun geprüft werden, ob das aufgestellte Gleichungssystem lösbar bzw. identifizierbar ist. Die Anwendersoftware AMOS eruiert in diesem Kontext, inwieweit die Informationen, die aus den empirischen Daten bereitgestellt werden, ausreichen, um die unbekannten Parameter in eindeutiger Weise zu bestimmen.1199 Die Überprüfung der Modellidentifikation stellt eines der schwierigsten Probleme in der Praxis dar.1200 Auch im wissenschaftlichen Schrifttum wird das Problemfeld der Identifizierbarkeit von Strukturgleichungsmodellen häufig diskutiert.1201 Dieses resultiert aus der Kombination von Regressions- und Faktorenanalyse und der damit verbundenen komplexen Modellstruktur, die in ihrer Gesamtheit nicht eindeutig auf Identifizierbarkeit überprüft werden kann.1202 Generell gilt jedoch, dass ein Strukturmodell lösbar ist, wenn die Zahl der Gleichungen mindestens der Zahl der zu schätzenden Parameter entspricht bzw. die Zahl der Freiheitsgrade größer oder gleich Null ist.1203 Die Anzahl an Gleichungen, welche die Kovarianzstruktur des Modells abbilden, ergibt sich aus ½ p (p+1), wobei p der Zahl der Indikatorvariablen entspricht.1204 Im Kontext der vorliegenden Untersuchung beträgt die Zahl der zu schätzenden Gleichungen bei 30 Indikatorvariablen 465. Die Freiheitsgrade lassen sich aus der Differenz von Anzahl an Gleichungen und zu schätzender Parameter ermitteln,1205 so dass im gegenwärtigen Fall die Zahl der Freiheitsgrade bei 78 zu schätzenden Parametern 378 beträgt. Aufgrund dessen ist grundsätzlich von einem identifizierten Modell auszugehen.1206 Zum ausführlichen Einblick in die im Schrift-
1196 1197
Vgl. Bagozzi 1981, S. 380; zitiert nach: Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 364. Die Anzahl der zu schätzenden Parameter, deren Werte unbekannt sind und erst durch die empirischen Daten ermittelt werden können, beträgt 78. Vgl. hierzu Text Output 1 AMOS 7.0 im Anhang VI.
170 tum geführte Diskussion um die Lösbarkeit von Strukturgleichungsmodellen sei auf Backhaus et al. und Homburg/ Hildebrandt verwiesen.1207 Obwohl im Rahmen der vorliegenden Untersuchung eine entsprechende Anzahl an Gleichungen (465) und Freiheitsgraden (378) vorhanden ist, konnte nicht für alle Beziehungszusammenhänge das Gleichungssystem anhand der empirisch erhobenen Daten identifiziert werden.1208 So ist für die latenten Variablen soziale Norm und Preiswahrnehmung das Strukturgleichungsmodell nicht identifizierbar. Im Schrifttum wird regelmäßig ein Minimum von drei Indikatorvariablen pro Faktor zur Lösung des aufgestellten Gleichungssystems gefordert.1209 Dies wurde sowohl bei der Operationalisierung der sozialen Norm als auch bei der Preiswahrnehmung berücksichtigt (vgl. Tabelle 2). Dennoch reichen die empirischen Daten nicht aus, um das Strukturgleichungsmodell zu identifizieren. Dies kann mehrere Ursachen haben. Zum einen setzt AMOS zur Identifikation der Modellstruktur voraus, dass die zu schätzenden Gleichungen linear unabhängig sind. Dies ist gegeben, wenn das Programm die zur Schätzung notwendige Matrizeninversion vornehmen kann. Ist dies nicht möglich, erscheinen - wie im vorliegenden Kontext - entsprechende Hinweise, welche Parameter nicht identifizierbar sind.1210 Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass das aufgestellte Messmodell zur Erfassung der latenten Variablen soziale Norm und Preiswahrnehmung fehlerhaft ist. So kann nur vermutet werden, dass die Probanden die Fragestellungen eventuell nicht richtig verstanden haben oder die Items keine geeigneten Indikatoren zur Erfassung der latenten Variablen darstellten. Dies ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt erstaunlich, da die verwendeten Rohindikatoren zur Operationalisierung bereits im wissenschaftlichen Schrifttum validiert wurden (vgl. Tabelle 3). Es ist jedoch zu bedenken, dass die hypothetischen Konstrukte soziale Norm und Preiswahrnehmung sehr komplexer Struktur sind und eine Erfassung mit nur jeweils drei Indikatoren unter Umständen nicht die ganze inhaltliche Bandbreite dieser Faktoren abbildet. Das in der relevanten Literatur geforderte Multi-Item-Measurement ist in diesem Zusammenhang auch kritisch zu bewerten. So würde durch die Erfassung der latenten Variablen mit bspw. 1198 1199
1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210
Vgl. hierzu die Argumentation im Gliederungspunkt 1.2.1 dieses Kapitels. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 351. Vgl. zudem Fantapié Altobelli 2007, S. 300f., Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 37f. Vgl. Homburg 1992, S. 502f. Vgl. Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 37f. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 360. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 360. Vgl. Homburg 1992, S. 503. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 360. Vgl. hierzu Text Output 1 AMOS 7.0 im Anhang VI. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 360; vgl. auch Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 37. Vgl. hierzu Text Output 1 AMOS 7.0 im Anhang VI. Vgl. Homburg/ Hildebrandt 1998, S. 37. Vgl. hierzu Text Output 1 AMOS 7.0 im Anhang VI.
171 vier oder mehr Indikatoren der Fragebogen deutlich umfangreicher, was den Befragten unnötig beansprucht.1211 Zudem ist fraglich, ob damit die Qualität der Ergebnisse wirklich gesteigert werden kann. Da entsprechend der Argumentation von Homburg nur die Analyse identifizierter Kausalmodelle sinnvoll erscheint,1212 hat eine entsprechende Anpassung des aufgestellten Hypothesensystems zu erfolgen, indem die Hypothesen 1, 6 und 8 aus der weiteren Untersuchung ausgeschlossen werden müssen.1213 Gilt ein Strukturgleichungsmodell als identifiziert, kann (II) eine Schätzung der einzelnen Parameter vorgenommen werden. Das verwendete Programmpaket AMOS 7.0 stellt dem Anwender verschiedene Schätzverfahren zur Verfügung, welche von unterschiedlichen Annahmen über die Qualität der empirischen Daten ausgehen.1214 Generell gilt, dass durch das aufgestellte Hypothesensystem bzw. die Darstellung mit Hilfe des Pfaddiagramms festgelegt ist, welche Parameter im Rahmen der konfirmatorischen Faktorenanalyse zu schätzen sind. Die Zielsetzung besteht darin, die Differenz zwischen der modelltheoretischen VarianzKovarianz-Matrix und der empirischen Varianz-Kovarianz-Matrix der Stichprobe zu minimieren.1215 Geeignete Maße für die Minimierung dieser Differenz, sog. Diskrepanzfunktionen, lassen sich aus den gängigen Prinzipien der statistischen Parameterschätzung ableiten.1216 In diesem Zusammenhang können insbesondere das Verfahren der kleinsten Quadrate oder der Maximum-Likelihood-Ansatz genannt werden.1217 Auf die differenten Voraussetzungen, die diese Verfahren an die empirischen Daten stellen, sowie die statistischen Eigenschaften der resultierenden Parameterschätzungen wird an dieser Stelle nicht detailliert eingegangen. Diese Aspekte wurden im wissenschaftlichen Schrifttum bereits umfassend diskutiert. Beispielhaft sei hier auf die Ausführungen bei Backhaus et al. oder Homburg/ Klarmann verwiesen.1218 Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung kommt der Maximum-Likelihood-Ansatz (nachfolgend auch als ML-Schätzer bezeichnet) zur Anwendung. Obwohl dieser grundsätzlich normalverteilte Messvariablen voraussetzt,1219 konnte in zahlreichen Simulationsstudien nachgewiesen werden, dass sich der ML-Schätzer auch bei Verletzung der Normalvertei1211 1212 1213
1214 1215
1216 1217 1218
1219
Vgl. Albers/ Hildebrandt 2006, S. 7. Vgl. Homburg 1992, S. 502f. Die Anzahl der zu schätzenden Parameter beträgt danach nur noch 57 und die Zahl der Gleichungen 300. Somit ergeben sich Freiheitsgrade von 243. Folglich kann von einem identifizierten Modell ausgegangen werden. Vgl. hierzu Text Output 2 AMOS 7.0 im Anhang VII. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 300f. Vgl. auch Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 351. Vgl. Homburg/ Klarmann 2006a, S. 734 und Homburg/ Klarmann 2006b, S. 16f. Vgl. zudem Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 360. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1995, S. 165. Vgl. Fantapié Altobelli 2007, S. 300f.; vgl. auch Homburg 1992, S. 503. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 362ff. Vgl. auch Homburg/ Klarmann 2006b, S. 16f. und Homburg 1992, S. 503. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 362ff.
172 lungsannahme als robustes Verfahren erweist.1220 Darüber hinaus wird im wissenschaftlichen Schrifttum regelmäßig die Schätzung mit Hilfe des Maximum-Likelihood-Ansatzes empfohlen.1221 Damit kann auch die weite Verbreitung dieses Schätzerverfahrens im Rahmen kausalanalytischer Untersuchungen erklärt werden.1222 Die angestrebte Vergleichbarkeit der empirischen Ergebnisse mit ähnlichen Studien ist zudem als Begründung für dessen Verwendung anzuführen. 1.2.5 Beurteilung des entwickelten Mess- und Strukturmodells anhand geeigneter Gütekriterien Eine Beurteilung der Schätzergebnisse des aufgestellten Mess- und Strukturmodells erfolgt anhand ausgewählter Gütekriterien. Im wissenschaftlichen Schrifttum werden diese auch unter der synonym verwendeten Bezeichnung Anpassungsmaße diskutiert, welche auf der Basis der Parameterschätzung die Güte der Anpassung des Mess- und/oder Strukturmodells an den vorliegenden Datensatz beurteilen.1223 Grundsätzlich kann zwischen lokalen und globalen Gütekriterien unterschieden werden. „Globale Anpassungsmaße beurteilen die Anpassungsgüte des gesamten Modells, während lokale Anpassungsmaße sich auf einzelne Modellteile […] beziehen.“1224 Auf eine detaillierte Darstellung der Vielzahl an möglichen Gütekriterien wird an dieser Stelle verzichtet, da diese im relevanten Schrifttum bereits umfassend diskutiert wurden. Hier sei insbesondere auf die Ausführungen von Backhaus et al. und Homburg/ Baumgartner verwiesen.1225 Die zur Überprüfung der Parameterschätzung notwendigen Anpassungsmaße sind im Softwareprogramms AMOS 7.0 verfügbar. Im Rahmen lokaler Kriterien zur Beurteilung der Reliabilität sowie der Inhalts- und Konvergenzvalidität des Messmodells werden im wissenschaftlichen Schrifttum einheitlich die im Abschnitt 1.2.2 dieses Kapitels bereits dargestellten Anpassungsmaße Cronbachs Alpha sowie die Indikator- und Faktorreliabilität diskutiert. Darüber hinaus wird auch die durchschnittlich erfasste Varianz eines Faktors (DEV) zur Beurteilung der messtheoretischen Teilstruktur des Kausalmodells betrachtet.1226 Die Indikatorreliabilität gibt für jede einzeln beobachtete Indikatorvariable den Anteil der durch den zugehörigen Faktor erklärten Varianz 1220
1221
1222 1223 1224 1225
1226
Vgl. Homburg/ Klarmann 2006b, S. 16f. Entsprechende Hinweise über die Normalverteilung der empirischen Daten liefert das Programm AMOS, indem die Schiefe (Skewness) und Wölbung (Kurtosis) des vorliegenden Datensatzes angezeigt werden können. Entsprechend der ausgewiesenen Datenstruktur ist anzunehmen, dass der vorliegende empirische Datensatz nicht aus einer normalverteilten Grundgesamtheit stammt. Siehe Text Output 2 AMOS 7.0 im Anhang VII. Vgl. zu den statistischen Grundlagen der Schiefe und Wölbung einer Verteilung die Ausführungen bei Hartung/ Elpelt/ Klösener 2005, S. 47ff. Vgl. Homburg/ Klarmann 2006a, S. 734 und Homburg/ Klarmann 2006b, S. 17; vgl. zudem Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. Vgl. hierzu die Arbeit von Lauer 2001, S. 305. Vgl. Neumann 2007, S. 128ff.; vgl. auch Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 362ff.; Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. Vgl. zudem Lauer 2001, S. 307. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff.; vgl. auch Homburg/ Giering 1996, S. 10.
173 an. Demgegenüber beurteilen die Faktorreliabilität und die DEV, wie gut ein Faktor durch alle ihm zugehörigen Indikatoren gemessen wird.1227 Zum detaillierten Einblick in die formale Struktur sei auf Homburg/ Baumgartner und Homburg/ Giering verwiesen.1228 Nach der Beurteilung der Inhalts- und Konvergenzvalidität der Konstrukte ist auch die Diskriminanzvalidität zwischen den latenten exogenen Faktoren zu prüfen. In diesem Zusammenhang wir meist ein 2-Differenztest 1229 durchgeführt.1230 Da dieser Test jedoch nur gesicherte Ergebnisse liefert, wenn Daten einer normalverteilten Stichprobe vorliegen und zudem sehr sensitiv auf die Verletzung der Normalverteilungsannahme reagiert,1231 wird im wissenschaftlichen Schrifttum regelmäßig die Verwendung des Fornell-Larcker-Kriteriums empfohlen. Dieses fordert, dass die DEV größer als jede quadrierte Korrelation des Faktors mit einem anderen Faktor ist.1232 Somit stellt das Fornell-Larcker-Kriterium ein strengeres Gütemaß zur Bewertung der Diskriminanzvalidität dar als der 2-Wert.1233 Im weiteren Verlauf wird der herrschenden Meinung gefolgt und auf eine detaillierte Darstellung des 2-Differenztests verzichtet. Zum tieferen Einblick in die methodische Vorgehensweise sei auf Homburg/ Giering verwiesen.1234 Im Rahmen globaler Kriterien zur Beurteilung der Validität und Reliabilität des Gesamtmodells wird im wissenschaftlichen Schrifttum mehrheitlich die Erfüllung folgender Gütemaße gefordert:1235
2/ df; mit einem Wert von 3,
GFI; mit einem Resultat von 0,9,
AGFI; mit einem Wert von 0,8,
NFI; mit einem Ergebnis von 0,9,
CFI; mit einem Resultat von 0,9 und
RMSEA; mit einem Wert von 0,08.
Basierend auf den Werten eines 2-Anpassungstests wird der Quotient aus dem 2-Wert und der Zahl der Freiheitsgrade df gebildet.1236 Ausgehend von einem statistischen Testverfah1227 1228 1229
1230 1231 1232 1233 1234 1235
Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 10. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. und Homburg/ Giering 1996, S. 10. Grundlage zur Berechnung des 2-Wertes ist die methodische Vorgehensweise beim 2-Anpassungstest. Zum detaillierten Einblick sei auf die Ausführungen bei Zinnbauer/ Eberl 2004, S. 10ff. und Homburg/ Baumgartner 1998, S. 353 verwiesen. Vgl. Neumann 2007, S. 134f. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 373. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. zudem Neumann 2007, S. 135. Vgl. Neumann 2007, S. 135. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. Backhaus/ Erichson/ Plinke/ Weiber 2003, S. 376; vgl. auch Lauer 2001, S. 308, Homburg/ Giering 1996, S. 11.
174 ren1237 entsteht so ein deskriptives Anpassungsmaß, welches die Zahl der Freiheitsgrade und damit die Parameterzahl explizit berücksichtigt.1238 Deskriptive Gütekriterien sind allgemein dadurch gekennzeichnet, dass die Anpassung auf Basis sog. Faustregeln respektive Mindestmaße beurteilt wird. Zudem kann danach differenziert werden, ob eine Berücksichtigung der Zahl der Freiheitsgrade erfolgt oder nicht.1239 Deskriptive Eigenschaften besitzen der GFI, AGFI, NFI und CFI. Der RMSEA bewertet hingegen die Güte der vorgenommenen Messung auf der Grundlage statistischer Testverfahren.1240 Der GFI (Goodness-of-fit index) gibt die Anteile der Varianzen und Kovarianzen in der empirischen Kovarianzmatrix an, die durch das Modell erklärt werden. Die Zahl der Freiheitsgrade wird jedoch nicht beachtet, was dazu führt, dass sich bspw. bei Hinzufügen eines zusätzlichen Modellparameters die Anpassungsgüte automatisch verbessert.1241 Im Gegensatz dazu wird bei der Bestimmung des AGFI (adjusted GFI) die Zahl der Freiheitsgrade berücksichtigt.1242 Der NFI (normed fit index) misst die Verbesserung der Anpassungsgüte beim Übergang von einem sog. Basis- respektive Nullmodell zum relevanten Messmodell mit Hilfe der 2-Anpassungsteststatistik. Als Basismodell wird ein schlecht angepasstes Modell verstanden, in dem alle gemessenen Variablen als unkorreliert angenommen werden. Dagegen erfasst das relevante Messmodell am besten die empirischen Daten.1243 Der gleichen Herangehensweise folgt der CFI (comparative fit index), wobei dieser im Vergleich zum NFI die Zahl der Freiheitsgrade beachtet.1244 Beim RMSEA (root mean squared error of approximation) wird auf den Werten eines 2-Anpassungstests die Nullhypothese, dass der RMSEA nicht größer als 0,05 ist, getestet. Werte unter 0,05 deuten dabei auf eine gute und Werte bis 0,08 auf eine akzeptable Modellanpassung hin.1245 Auf eine detaillierte Darstellung der inhaltlichen und formalen Struktur der abgebildeten Anpassungsmaße wird nachfolgend jedoch verzichtet. Diese Aspekte sind im relevanten Schrifttum bereits umfassend diskutiert worden. In diesem Sinne sei insbesondere auf die Arbeiten von Homburg/ Baumgartner und Homburg/ Giering verwiesen.1246
1236 1237
1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246
Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 359. Mit Hilfe statistischer Testverfahren beurteilen der 2-Anpassungstest sowie der RMSEA die Anpassung der vorgenommenen Messung. Vgl. Zinnbauer/ Eberl 2004, S. 10f. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. Zinnbauer/ Eberl 2004, S. 11. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 354. Vgl. zudem Zinnbauer/ Eberl 2004, S. 11. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 359 und Homburg/ Giering 1996, S. 10. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 355ff. Vgl. Zinnbauer/ Eberl 2004, S. 11f. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. und Homburg/ Giering 1996, S. 10. Vgl. Homburg/ Baumgartner 1998, S. 354. Vgl. Neumann 2007, S. 130ff., Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. und Homburg/ Giering 1996, S. 10.
175 Tabelle 5: Lokale Anpassungsmaße der konfirmatorischen Faktorenanalyse Prüfung der Reliabilität und Validität des verwendeten Messmodells
Faktor
Frage/ Indikator
f6 Markenvertrauen
Soziale Norm
Soziales Risiko
Funktionales Risiko
Gütesiegel
Preiswahrnehmung
Finanzielles Risiko
Kaufabsicht
standardisierte Korrelationskoeffizienten* (konfirmatorische Faktorenanalyse)
Indikatorreliabilität (r2); 0,4
0,622
0,689
0,475
f7
Markenkompetenz
0,765
0,728
0,530
f8
Markenzuverlässigkeit
0,645
0,600
0,360
f9
Markenkompetenz
0,586
0,586
0,343
f10a
Soziale Norm 1
f10b
Soziale Norm 2
f10c
Soziale Norm 3
f10d
Soziales Risiko 1
f10e
Soziales Risiko 2
f10f
Soziales Risiko 3
f10g
Soziales Risiko 4
f12a
Funktionales Risiko 1
f12b
Funktionales Risiko 2
f12c
Funktionales Risiko 3
f14a
Gütesiegel 1
f14b
Gütesiegel 2
f15
Gütesiegel 3
Markenzuverlässigkeit
f16a
Preissuche
f16b
Preisbeurteilung
f16c
Preissuche
f16d
Finanzielles Risiko 1
f16e
Finanzielles Risiko 2
f16f
Finanzielles Risiko 3
f17 Reputation
Cronbachs Alpha; mindestens 0,4
Höhe der Faktorladungen (exploratorische Faktorenanalyse); 0,7
0,749
Reputation 2 Reputation 3
f20b
Reputation 4
f20c
Reputation 5
f21
Kaufabsicht 1
f22
Kaufabsicht 2
DEV 0,5
43,37%
0,799
0,501
41,87%
-
-
30,27%
0,274
0,121
28,23%
0,095
0,036
46,63%
0,554
0,340
11,78%
-
-
40,27%
0,415
0,259
32,21%
0,481
0,215
44,14%
0,590
0,498
0,515 0,620
0,886
Modellschätzung nicht möglich
0,454
0,546
0,523
0,684
0,710
0,509
0,259
0,390
0,151
0,023
0,228
0,051
0,003
0,709
0,501
0,251
0,496
0,273
0,075
0,416
0,155
0,024
0,654
0,202
0,041
0,889
0,752
0,566
0,420
0,194
0,038
0,657
0,445
0,198
0,040 0,159
0,418
Modellschätzung nicht möglich
0,421 0,563
Reputation 1
f19 f20a
Varianzerklärung durch FaktorFaktor (explora- reliabilität; 0,6 torische Faktorenanalyse); 50%
0,625
0,598
* standardisierter Korrelationskoeffizient r ist Basis zur Bereichnung der Indikatorreliabilität
0,925
0,758
0,575
0,404
0,168
0,028
0,436
0,227
0,052
0,294
0,093
0,009
0,379
0,138
0,019
0,437
0,196
0,038
0,815
0,590
0,348
0,725
0,599
0,359
0,664
0,860
0,740
0,664
0,206
0,042
r2
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0.1247 Im Kontext der vorliegenden Untersuchung konnten nicht für alle Anpassungsmaße die im Schrifttum geforderten Mindestgrößen für eine zuverlässige Beurteilung des aufgestellten Mess- und Strukturmodells realisiert werden. Obwohl grundsätzlich von interner Konsistenz innerhalb der verwendeten Messskala ausgegangen werden kann, da die Werte für Cronbachs Alpha erreicht wurden, sind z. T. erhebliche Differenzen bei der Evaluation der Indikator- und Faktorreliabilität festzustellen. So ist bspw. der geforderte Mindestwert für die Indikatorreliabilität von 0,4 tendenziell nur bei den Indikatoren des Markenvertrauens realisiert (vgl. Tabelle 5). Das bedeutet, dass die gewählten Indikatoren im Messmodell die dahinter liegenden Faktoren bzw. latenten Variablen insgesamt nur schlecht erklären. Da die Items bereits im 1247
Vgl. hierzu Text Output 2 AMOS 7.0 im Anhang VII.
176 wissenschaftlichen Schrifttum validiert wurden (vgl. Tabelle 2), ist dieses Resultat erstaunlich und lässt Zweifel nicht nur an der Qualität des eigenen Messmodells, sondern auch an den publizierten Ergebnissen der zugrunde liegenden Messskalen aufkommen.1248 Im Hinblick auf die Interpretation der eigenen Ergebnisse hat dies entsprechende Berücksichtigung zu finden. Auch bei der Berechnung der Faktorreliabilität zeigt sich,1249 dass nur für einen Teil der Konstrukte, nämlich für Markenvertrauen, Gütesiegel und Kaufabsicht, akzeptable Maße erzielt wurden (vgl. Tabelle 5). Insgesamt kann auf Basis der bisherigen Ergebnisse festgehalten werden, dass nur die Operationalisierung der latenten Variable Markenvertrauen gut gelungen scheint. Das für die DEV zu erfüllende Mindestmaß von 0,51250 konnte nur bei zwei Faktoren, nämlich dem Markenvertrauen und der Kaufabsicht, realisiert werden. Das bedeutet, dass bei den restlichen latenten Konstrukten weniger als 50% der Varianz eines Faktors durch die dahinter liegenden Indikatoren erklärt werden. So beträgt bspw. der Anteil der DEV beim finanziellen Risiko lediglich 25%. Folglich sind 75% der Varianz durch Messfehler verursacht. Dies stellt insgesamt kein akzeptables Maß im Hinblick auf die Reliabilität und Validität der erfolgten Messung dar. Bezüglich der Beurteilung der Diskriminanzvalidität findet das Fornell-Larcker-Kriterium Anwendung. Dieses verlangt, dass die DEV größer als jede quadrierte Korrelation des Faktors mit einem anderen Faktor ist.1251 Da dieses Postulat in einem Fall nicht erfüllt ist, kann streng genommen keine Diskriminanzvalidität zwischen den einzelnen Faktoren angenommen werden (vgl. Tabelle 6). So liegt die DEV des Faktors Reputation mit 0,215 leicht unter der quadrierten Korrelation zwischen den latenten exogenen Variablen Markenvertrauen und Reputation (0,228). Dies könnte bedeuten, dass die Probanden bei der Beantwortung nur schwer zwischen den Konstrukten Markenvertrauen und Reputation trennen konnten. Obwohl die Abweichung insgesamt als minimal anzusehen ist, hat das Ergebnis bei der Interpretation des Gesamtmodells jedoch entsprechende Berücksichtigung zu finden.
1248 1249 1250 1251
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.1 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Berechnung in Tabelle A6 im Anhang VIII. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 13. Vgl. Homburg/ Giering 1996, S. 11. Vgl. zudem Neumann 2007, S. 135.
177 Tabelle 6: Beurteilung der Diskriminanzvalidität für den Konstruktverbund „funktionales Risiko“ mit Hilfe des Fornell-Larcker-Kriteriums Prüfung auf Diskriminanzvalidität Fornell-Larcker-Kriterium; DEV quadr. Korrel. zwischen den exogenen latenten Variablen Markenvertrauen Gütesiegel Reputation
Markenvertrauen
Gütesiegel
Reputation
0,501
0,340 0,090
0,215 0,228 0,034
DEV 0,501 0,340 0,215
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0. Im Kontext der vorangehenden Ausführungen sei abschließend angemerkt, dass die Akzeptanz der lokalen Gütekriterien im Einzelfall auch von einer Reihe von Einflussgrößen abhängt, wie bspw. der inhaltlichen Bandbreite eines Konstruktes, der Anzahl an Indikatoren oder der gezogenen Stichprobe. Darüber hinaus ist auch den komplexen Interaktionseffekten zwischen den jeweiligen Einflussfaktoren entsprechende Beachtung zu schenken.1252 Tabelle 7: Globale Anpassungsmaße zur Beurteilung des Gesamtmodells Prüfung der Reliabilität und Validität des Gesamtmodells
2
611,078
df
243,000
2
/ df; 3
2,515
GFI; 0,9
0,856
AGFI; 0,8
0,822
NFI; 0,9
0,659
CFI; 0,9
0,757
RMSEA; 0,08
0,073
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0.1253 Obwohl im Rahmen der lokalen Anpassungsmaße das aufgestellte Messmodell nur eine mäßige Qualität der Parameterschätzung aufweist, konnten bezogen auf die Beurteilung der Reliabilität und Validität des Gesamtmodells durchaus akzeptable Werte erreicht werden (vgl. Tabelle 7). Lediglich die Ergebnisse des NFI und CFI weichen stärker von den geforderten Mindestmaßen ab. Insgesamt folgt die Modellevaluation in der vorliegenden Untersuchung dem im relevanten Schrifttum vertretenen Prinzip, dass die Nichterfüllung einzelner Kriterien
1252 1253
Vgl. Hildebrandt/ Temme 2006b, S. 14. Vgl. hierzu Text Output 2 AMOS 7.0 im Anhang VII.
178 nicht zwangsläufig zur Ablehnung des gesamten Ansatzes führen muss.1254 Im weiteren Verlauf wird deshalb von einem grundsätzlich geeigneten Kausalmodell zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf von ökologischen Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels ausgegangen.
1254
Vgl. Hildebrandt/ Temme 2006b, S. 14, Lauer 2001, S. 307, Homburg/ Baumgartner 1998, S. 351ff. und Homburg/ Giering 1996, S. 10.
179
2.
Das Konsumentenverhalten bei biologischen Eigenmarken des Handels im Spiegel deskriptiver Befunde
2.1
Statistische Grundlagen
Statistische Methoden zur Beschreibung der Daten in Form von Grafiken, Tabellen oder einzelnen Kennwerten, wie bspw. Mittelwerten oder Varianzen, werden zusammenfassend als deskriptive Statistik bezeichnet.1255 Der in diesem Kontext zumeist verwendete Mittelwert (im weiteren Verlauf der Ausführungen als arithmetisches Mittel verstanden) stellt ein Maß zur Interpretation der zentralen Tendenz empirischer Daten dar. Dieser wird berechnet, indem die Summe aller Werte durch die Anzahl aller Werte dividiert wird.1256 Die Varianz einer Verteilung ist ein Maß zur Interpretation der Unterschiedlichkeit der Werte.1257 Dieses Kriterium beschreibt die Variabilität bzw. Dispersion der empirischen Daten um den Mittelwert. Sie wird berechnet, indem die Summe der quadrierten Abweichungen aller Messwerte vom arithmetischen Mittel durch die Anzahl aller Messwerte weniger Eins dividiert wird.1258 Da ein solches Maß nur schwer interpretierbar ist, wird die Quadrierung rückgängig gemacht, indem die Wurzel aus der Varianz berechnet wird. Der sich dadurch ergebende Wert wird als Standardabweichung bezeichnet, welcher die gleiche Dimension wie die Beobachtungswerte und damit wie der Mittelwert besitzt.1259 Anhand der vorgestellten deskriptiven Kennzahlen zur Beschreibung der empirischen Daten ist es möglich, die bezüglich eines Merkmals festgestellten Unterschiedlichkeiten von Personen zu erklären.1260 Zur Verdeutlichung der dabei ermittelten Zusammenhänge kann einerseits auf Tabellen, bspw. i. F. von Häufigkeits- oder Prozentverteilungen, sowie andererseits auf Grafiken, z. B. Kreis- oder Balkendiagramme, zurückgegriffen werden. Einen ausführlichen Einblick in die differenten Möglichkeiten zur tabellarischen sowie grafischen Darstellung von empirischen Daten liefert Bortz.1261 Im Verlauf der weiteren Ausführungen erfolgt eine deskriptive Beschreibung der für das Kaufverhalten bei Bio-Handelsmarken im Lebensmitteleinzelhandel relevanten Aspekte, wobei Bezug auf die dargestellten statistischen Grundlagen genommen wird.
1255 1256 1257 1258 1259 1260 1261
Vgl. Kuß 2007, S. 173ff.; vgl. auch Bortz 2005, S. 15ff. Vgl. Kuß 2007, S. 188f. Vgl. Kuß 2007, S. 189. Vgl. zudem die Ausführungen bei Hartung/ Elpelt/ Klösener 2005, S. 44ff. Vgl. Hartung/ Elpelt/ Klösener 2005, S. 44. Vgl. Hartung/ Elpelt/ Klösener 2005, S. 46. Vgl. Bortz 2005, S. 40. Vgl. Bortz 2005, S. 27ff. Vgl. zudem die Ausführungen bei Kuß 2007, S. 179ff.
180 2.2
Bedeutung von Markenvertrauen bei Bioprodukten des Lebensmitteleinzelhandels
Auf die Bedeutung des Markenvertrauens beim Kauf biologischer Produkte in Folge der mangelnden Überprüfbarkeit ökologischer Leistungseigenschaften wurde bereits ausführlich eingegangen.1262 Die Operationalisierung erfolgte mit Hilfe der im Abschnitt 1.2.2. dieses Kapitels dargestellten Indikatoren. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurden die Probanden daher gebeten, die angebotenen Marken entsprechend des ihnen entgegengebrachten Vertrauens zu beurteilen.1263 Insgesamt konnte festgestellt werden, dass Käufer biologischer Produkte des Lebensmitteleinzelhandels tendenziell ein hohes Vertrauen in die premiumpositionierten Eigenmarken haben. So gaben bspw. 81,5% der befragten Käufer an, auf eine gleichbleibende und zuverlässige Qualität beim Kauf von Bio-Handelsmarken zu vertrauen. Darüber hinaus findet auch die Mehrheit der Probanden (67%) die vom Einzelhandel markierten biologischen Handelsmarken vertrauenswürdig (vgl. Abbildung 33). Abbildung 33: Wahrnehmung von Markenvertrauen bei Bio-Handelsmarken
voll und eher zutreffend Vertrauen Sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken Zuverlässige Qualität auf gleichbleibende und zuverlässige Qualität?
81,5%
Vertrauen Sie darauf, dass diese Marken Ihre Bedürfnisbefriedigung Bedürfnisse am besten befriedigen?
73,2%
Denken Sie, dass BioHandelsmarken Vertrauenswürdig vertrauenswürdig sind?
67,0%
Denken Sie, dass Sie beim Kauf BioBestevon Qualität Handelsmarken die beste Qualität erhalten?
66,9%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
% der Käufer n = 288
80%
90%
100%
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Wird in die Betrachtung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von biologischen Eigenmarken des Handels ferner die Intensität des Verhaltens einbezogen, ist zunächst ersichtlich, dass entgegen der theoretischen Grundlagen der Anteil der Intensivkäufer, welche mindestens einmal im Monat Bio-Handelsmarken im Lebensmitteleinzelhandel kaufen, mit 65% (n= 186 von 288) verhältnismäßig hoch ist. Dies kann als ein Indiz für die zunehmende Akzeptanz der vom Einzelhandel markierten Produkte im Segment der ökologischen Nahrungsmittel angesehen werden und ist aus Sicht der markierenden Unternehmung entspre1262 1263
Vgl. hierzu Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu Fragen 6 bis 9 im Fragenbogen, Anhang II.
181 chend positiv zu bewerten. Auch haben diese Käufer i. d. R. mehr Vertrauen zu den angebotenen Eigenmarken als sog. Selten- oder Gelegenheitskäufer. Zudem nehmen Intensivkäufer tendenziell ein geringeres funktionales Risiko wahr (vgl. Abbildung 34). Abbildung 34: Markenvertrauen, funktionales Risiko und Kaufintensität
Bewertung Vertrauen in Abhängigkeit der Kaufintensität
Zuverlässige Qualität
Intensivkäufer
n = 186
Seltenkäufer
n = 102
Bedürfnisbefriedigung
Vertrauenswürdigkeit
Beste Qualität 1,00
1,50
voll zutreffend
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
4,50
5,00
gar nicht zutreffend
Bewertung funktionales Risiko in Abhängigkeit der Kaufintensität Wenn ich BioHandelsmarken kaufe, bin ich misstrauisch, ob Misstrauen es sich wirklich um biologische Produkte handelt.
Intensivkäufer
n = 186
Seltenkäufer
n = 102
Ich bin skeptisch, ob der Geschmack von BioHandelsmarken wirklich Skepsis besser ist als der von herkömmlichen Produkten. Ich bin unsicher, ob ich mich durch den Kauf von Bio-Handelsmarken Unsicherheit wirklich gesünder ernähre. 1,00
1,50
voll zutreffend
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
4,50
5,00
gar nicht zutreffend
Quelle: Mittelwerte auf Basis eigener Berechnungen. Bezogen auf die vorgenommene deskriptive Analyse des wahrgenommenen funktionalen Risikos ist darüber hinaus anzumerken,1264 dass jeder Dritte (39,9% der befragten Kunden) misstrauisch ist, ob es sich wirklich um biologische Produkte handelt. Mehr als die Hälfte der 1264
Vgl. hierzu Fragen 12 (a) bis 12 (c) im im Fragenbogen, Anhang II.
182 Befragten sind sich bezüglich der gesünderen Ernährung (55,9%) bzw. des besseren Geschmacks (49,8%) jedoch sicher (vgl. Abbildung 35). Insofern kann grundsätzlich von einem moderaten funktionalen Risiko beim Kauf biologisch positionierter Premiumhandelsmarken ausgegangen werden. Abbildung 35: Funktionale Risikowahrnehmung Wahrgenommenes funktionales Risiko % der Käufer n = 288
100% 90% 80%
39,2% 49,8%
70%
55,9%
60% 50%
20,8%
40%
21,8%
14,0%
28,4%
30,1%
30% 20%
39,9%
10% 0% Misstrauen voll oder eher zutreffend
Skepsis unentschieden
Unsicherheit eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Insgesamt ist zudem abzuleiten, dass nicht nur die Kaufintensität entscheidenden Einfluss auf die funktionale Risikowahrnehmung hat, sondern auch das damit verbundene Markenvertrauen (vgl. Abbildung 36). So nehmen Intensivkäufer biologischer Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels, welche diese Produkte als vertrauenswürdig beurteilen, tendenziell ein geringes Misstrauen bzgl. des Vorhandenseins ökologischer Produkteigenschaften wahr als Selten- oder Gelegenheitskäufer (vgl. Feld A). Darüber hinaus belegen die empirischen Ergebnisse, dass das Misstrauen dann am größten ist, wenn den premiumpositionierten Biomarken nur geringes Markenvertrauen von Seiten der Konsumenten entgegengebracht wird (vgl. Feld B). Dies scheint insbesondere bei Selten- und Gelegenheitskäufern der Fall zu sein.
183 Abbildung 36: Vertrauen in Bio-Handelsmarken und Risikowahrnehmung
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Diese Ergebnisse sind nicht überraschend und können an dieser Stelle als ein weiteres Indiz für die Gültigkeit der durchgeführten Messung angesehen werden. Entsprechend der dargestellten theoretischen Grundlagen der Vertrauensforschung führt die subjektiv wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit der Premiumeigenmarke zu einem entsprechenden Vertrauen auf Seiten der Konsumenten. Da im wissenschaftlichen Schrifttum bereits belegt ist, dass das Vertrauen in die Marke die nachfragerseitige Unsicherheit bzgl. der Beurteilung von Vertrauenseigenschaften signifikant verringert,1265 erscheinen die vorliegenden empirischen Untersuchungsergebnisse zudem mit der Theorie der Qualitätswahrnehmung konform zu sein. Danach lässt sich die Bereitschaft der Konsumenten, eine Marke zu erwerben, welche mit einem entsprechenden funktionalen Risiko verbunden ist, mit dem Vertrauen in deren hohe Qualität begründen. Somit liegt die Vermutung nahe, dass es den markierenden Handelsunternehmen grundsätzlich gelingt, das nachfragerseitige Vertrauen zu gewinnen und damit ggf. eine erste Basis für eine erfolgreiche Kundenbindung zu schaffen. Im Kontext der dargestellten deskriptiven Ergebnisse ist daher zu vermuten, dass die im Rahmen der Kausalanalyse zu überprüfende Hypothese 3 Unterstützung findet.
1265
Vgl. Kaas/ Busch 1996, S, 248.
184 2.3
Gütesiegel und deren Bedeutung beim Kauf von Bio-Handelsmarken
In Anlehnung an die vorangehenden Ausführungen zur Relevanz von Gütesiegeln beim Kauf von Vertrauensgütern wurden die befragten Konsumenten ökologischer Eigenmarken im Rahmen der durchgeführten Untersuchung zunächst aufgefordert,1266 die ihnen bekannten Gütesiegel für biologische Produkte logogestützt anzugeben.1267 Dabei waren Mehrfachantworten zugelassen. Es konnte festgestellt werden, dass das staatliche Gütesiegel bei Käufern von Bio-Handelsmarken mit einem Anteil von 38,5% am bekanntesten ist (vgl. Abbildung 37). Abbildung 37: Bekanntheit von Gütesiegeln bei Käufern biologischer Eigenmarken Logogestützte Bekanntheit von Gütesiegeln
38,5%
Staatliches Gütesiegel
30,9%
Bioland
17,8%
demeter
10,2%
Naturland
2,1%
Biopark
Kein Siegel bekannt
Mehrfachantworten möglich % der Käufer n = 288
0,4%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Überraschend ist allerdings, dass 76,7% der befragten Käufer auch generell darauf vertrauen, dass Produktbezeichnungen wie „ökologisch bzw. biologisch“ zutreffen.1268 Demgegenüber sehen 92,4% der Befragten Gütesiegel als ein Signal für das Vorhandensein ökologischer Produkteigenschaften an, und 78,7% der Käufer finden diese beim Kauf von BioHandelsmarken wichtig bis sehr wichtig (vgl. Abbildung 38).1269
1266 1267 1268 1269
Vgl. hierzu Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.4 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Frage 13 im Fragenbogen, Anhang II. Vgl. hierzu Frage 11 im Fragenbogen, Anhang II. Vgl. hierzu Fragen 14 (a) und 14 (b) sowie 15 im Fragenbogen, Anhang II.
185 Abbildung 38: Beurteilung von Gütesiegeln bei Bio-Handelsmarken voll und eher zutreffend bzw. sehr und eher wichtig 100%
92,4%
% der Käufer
90% 80,8%
78,7%
Wichtigkeit beim Kauf biologischer Produkte
Wichtigkeit beim Kauf von BioHandelsmarken
80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10%
n = 288
0% Gütesiegel als Signal
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Diese z. T. widersprüchlichen Ergebnisse stellen den Einfluss von Gütesiegeln als leistungsübergreifendes Signal zur Unsicherheitsreduktion in Frage. So muss entsprechend der vorliegenden Untersuchungsergebnisse angenommen werden, dass der Beitrag derartiger Gütezeichen zur Risikoreduktion nur relativ gering ist. Unterstützung findet diese Vermutung zunächst in nachfolgender Abbildung 39. Aus dieser wird ersichtlich, dass das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf von premiumpositionierten Eigenmarken, bspw. in Form von Unsicherheit über das Vorhandensein biologischer Leistungseigenschaften, nur unwesentlich durch die Existenz von Gütesiegeln reduziert wird. Zudem sinkt der Anteil der Konsumenten, die unsicher sind, ob es sich wirklich um ökologische Produkte handelt, bei einer als hoch eingeschätzten Bedeutung von Gütesiegeln lediglich um 0,3% Prozentpunkte auf 29,8%.
186 Abbildung 39: Wahrgenommenes funktionales Risiko bei hoher Wichtigkeit von Gütesiegeln Einfluss einer hohen Wichtigkeit von Gütesiegel auf die Risikowahrnehmung % der Käufer
Misstrauen, alle Käufer
39,9%
Misstrauen, wenn Gütesiegel wichtig
20,8%
38,5%
21,7%
39,2%
n = 288
39,8%
n = 225
Unsicherheit, alle Käufer
30,1%
14,0%
55,9%
n = 288
Unsicherheit, wenn Gütesiegel wichtig
29,8%
13,3%
56,9%
n = 225
Skepsis, alle Käufer
28,4%
Skepsis, wenn Gütesiegel wichtig
21,8%
26,9%
0%
10%
22,9%
20%
30%
40%
voll oder eher zutreffend
50%
60%
unentschieden
49,8%
n = 288
50,2%
n = 225
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Zudem belegen aktuelle empirische Forschungsergebnisse, dass eine erhöhte Anzahl an verwendeten Gütesiegeln zur Steigerung der nachfragerseitig wahrgenommenen Konsumentenverwirrtheit1270 führt.1271 Die gewonnenen deskriptiven Ergebnisse können folglich auch damit begründet werden, dass den Konsumenten zwar eine Vielzahl an Informationen i. F. von externen Gütesiegeln zur Verfügung stehen, die empfundene Verwirrtheit aber die Verarbeitung der aufgenommenen Informationen erschwert oder sogar verhindert, so dass die Unsicherheit insgesamt ansteigt.1272 In diesem Kontext sowie in Verbindung mit den dargestellten deskriptiven Ergebnissen zum Einsatz von Gütesiegeln und deren wahrgenommener Wichtigkeit aus Nachfragersicht liegt die Vermutung nahe, dass die im Rahmen der Kausalanalyse zu überprüfende Hypothese 9 keine Unterstützung findet.
1270
1271 1272
Unter der Konsumentenverwirrtheit versteht Walsh eine durch externe Stimuli ausgelöste temporäre Störung der Informationsverarbeitung von Konsumenten, bei der die individuelle Kapazitätsgrenze zur Aufnahme und Verarbeitung von Produktinformationen überschritten wird. Vgl. Walsh 2002, S. 46. Vgl. Langer/ Eisend/ Kuß 2008, S. 25. Vgl. Langer/ Eisend/ Kuß 2008, S. 21ff.
187 2.4
Soziales Risiko und dessen Wahrnehmung beim Kauf von Bio-Handelsmarken
Obwohl in zahlreichen empirischen Studien ein wahrgenommenes soziales Risiko beim Kauf von Handelsmarken bestätigt werden konnte,1273 zeigen die vorliegenden empirischen Ergebnisse, dass ein solches Risiko beim Kauf von biologisch positionierten Premiumhandelsmarken scheinbar nicht vorhanden ist.1274 So lehnt bspw. eine deutliche Mehrheit von 81,9% der Konsumenten die These ab, Freunden lieber Bio-Produkte aus dem Reformhaus anzubieten als Bio-Handelsmarken. Darüber hinaus verneinen auch 46,5% der Befragten die Behauptung, für sich selbst zwar lieber biologische Eigenmarken des Handels zu kaufen, sich aber gleichzeitig Gedanken darüber zu machen, was Freunde oder Familie über diesen Produktkauf denken könnten (vgl. Abbildung 40). Es ist zu vermuten, dass die befragten Käufer von BioHandelsmarken keinen Unterschied im Kauf und der Verwendung zwischen den vom Einzelhandel vertriebenen biologischen Eigenmarken und vergleichbaren Waren aus dem Reformhaus oder von Bio-Bauern wahrnehmen. Abbildung 40: Soziale Risikowahrnehmung bei biologischen Eigenmarken des Handels Wahrnehmung soziales Risiko Für mich kaufe ich Bio-Handelsmarken, jedoch bin ich unsicher, Für mich was kaufemeine ich… Freunde und meine Familie darüber denken. Für mich selber kaufe ich BioHandelsmarken, für Besuch BioFür micheher selbst… Produkte aus dem Reformhaus oder vom Bio-Bauer. Mein Freundes- und Verwandtenkreis Meine Freunde erwarten… bevorzugt Bio-Produkte aus dem Reformhaus.
% der Käufer
15,7%
13,5%
46,5%
27,5%
26,0%
71,5%
12,8%
65,8%
20,7%
Meinen Freunden biete ich lieber BioMeinen Freundenals biete… Produkte aus dem Reformhaus Bio- 6,7% 11,3% Handelsmarken an.
0%
10%
voll oder eher zutreffend
81,9% n = 288
20%
30%
40%
unentschieden
50%
60%
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Unterstützung finden die dargestellten Ergebnisse zum sozialen Risiko auch in den von den Nachfragern wahrgenommenen sozialen Normen des gesellschaftlichen Umfeldes.1275 So bestätigen zwar 81,8% der befragten Konsumenten, dass Freunde und Familie von ihnen einen sorgfältigen Umgang mit der Umwelt erwarten, aber lediglich 34,4% der Probanden wird der Kauf biologischer Produkte empfohlen (vgl. Abbildung 41).
1273 1274 1275
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 2.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu Fragen 10 (d) bis 10 (f) im Fragenbogen, Anhang II. Vgl. hierzu Fragen 10 (a) bis 10 (c) im Fragenbogen, Anhang II.
188 Abbildung 41: Soziale Normen im Umfeld des Konsumenten Soziale Norm % der Käufer
Meine Familie und meine Freunde Meineich Familie und Freunde erwarten, dass sorgfältig mit der erwarten… Umwelt umgehe.
81,8%
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird darauf geachtet, In meinem Freundeskreis solche Produkte kaufen, die die wirdzudarauf geachtet Umwelt schonen.
8,7% 9,4%
54,8%
In meinem Freundesund In meinem Freundeskreis Verwandtenkreis wird Kauf wird mirmir derder Kauf biologischer Produkte empfohlen. empfohlen
27,9%
34,4%
23,5%
17,3%
42,1% n = 288
0%
10%
voll oder eher zutreffend
20%
30%
40%
unentschieden
50%
60%
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Die vorliegenden empirischen Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der dargestellten theoretischen Grundlagen zwar überraschend,1276 finden aber bezogen auf die in der Realität zumeist vorliegende Diskrepanz zwischen dem Umweltbewusstsein und –verhalten tendenziell Unterstützung.1277 Darüber hinaus unterstreichen die diskutierten Aspekte, insbesondere im Hinblick auf die scheinbar nicht vorhandene soziale Risikowahrnehmung beim Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels, die bereits angeführten Gründe im Kontext der fehlenden Möglichkeit zur Identifikation der kausalen Beziehung zwischen sozialer Norm und Risiko.1278 Daher ist eine Überprüfung der Hypothese 1 im Rahmen der Kausalanalyse nicht möglich. Des Weiteren ist bezogen auf die dargestellten deskriptiven Ergebnisse zu vermuten, dass die Hypothese 2 keine Unterstützung findet.
1276 1277 1278
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 2.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Ausführungen bei Meffert/ Bruhn 2005, S. 7f. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.4 dieser Untersuchung.
189
2.5
Preiswahrnehmung und Risikoreduktion beim Kauf von Bio-Handelsmarken
Auf die Bedeutung des Preises beim Kauf biologischer Produkte in Folge der mangelnden Überprüfbarkeit der ökologischen Leistungseigenschaften und der damit verbundenen Möglichkeit einer Risikoreduktion wurde bereits ausführlich eingegangen.1279 Die Operationalisierung erfolgte mit Hilfe der im Abschnitt 1.2.2. dieses Kapitels dargestellten Indikatoren. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurden die Probanden zunächst aufgefordert, ihre subjektive Preiswahrnehmung beim Kauf biologischer Produkte auf einer fünfstufigen Skala von voll zutreffend (1) bis nicht zutreffend (5) anzugeben.1280 Danach sind 84,3% der befragten Käufer der Meinung, dass sie für biologische Produkte generell einen höheren Preis zahlen müssen. Diese Mehrpreisbereitschaft für ökologische Lebensmittel konnte bereits in zahlreichen empirischen Arbeiten bestätigt werden,1281 so dass dieses deskriptive Ergebnis als ein weiterer Indikator für die Gültigkeit der vorgenommenen Messung anzusehen ist. Abbildung 42: Preiswahrnehmung bei biologischen Produkten Preiswahrnehmung
Ich bin der Meinung, dass ich für biologische Preishöhe Produkte einen höheren Preis zahlen muss.
5,2% 10,5%
84,3%
Beim Kauf biologischer Produkte suche ich Preissuche gezielt nach dem Preis.
Ein hoher Preis garantiert mir, dass es sich um biologische Preissignal Produkte handelt.
10,8%
38,1%
10,5%
51,4%
74,8%
14,3%
% der Käufer n = 288
0%
10%
20%
30%
voll oder eher zutreffend
40%
50%
unentschieden
60%
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Bezug nehmend auf die dargestellten informationsökonomischen Grundlagen ist jedoch überraschend, dass 74,8% der befragten Konsumenten den Preis nicht als Garantie dafür ansehen, dass es sich um ein ökologisches Produkt handelt.1282 Obwohl die Hälfte der Befragten zudem angab (51,4%), gezielt nach dem Preis beim Kauf biologischer Produkte zu suchen, kann dieses Ergebnis vor dem Hintergrund der Ablehnung des Preises als Qualitätssignal die risikoreduzierende Wirkung bei Vertrauenseigenschaften nicht belegen (vgl. Abbildung 42). 1279 1280 1281
1282
Vgl. hierzu Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Fragen 16 (a) bis (c) im Fragenbogen, Anhang II. Vgl. hierzu Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.3 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu zudem die Ergebnisse bei Ernst & Young 2007, S. 25ff. Vgl. hierzu die Fragen 16 (d) bis (f) im Fragenbogen, Anhang II.
190 Abbildung 43: Preissuche bei biologischen Produkten Beim Kauf biologischer Produkte suche ich gezielt nach dem Preis.
% der Intensivkäufer
% der Seltenkäufer
70%
70% 59,8%
60% 50%
60%
46,7%
42,9%
50%
40%
40%
30%
30%
29,4%
20%
20%
10,3%
10%
10,8%
10%
0%
0% voll oder eher zutreffend
unentschieden
eher oder nicht zutreffend
voll oder eher zutreffend
unentschieden
eher oder nicht zutreffend
n = 184
n = 102
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Erfolgt ferner eine Betrachtung der Kaufintensität biologischer Eigenmarken des Handels, kann im Kontext der Preissuche zudem festgestellt werden, dass erwartungsgemäß Intensivkäufer im Vergleich zu Selten- bzw. Gelegenheitskäufern weniger nach dem Preis suchen (vgl. Abbildung 43). Dies kann einerseits mit der vorhandenen Preiskenntnis begründet werden. Andererseits erscheint es auch möglich, dass Intensivkäufer weniger preissensitiv sind und die Höhe des Preises damit keinen direkten Einfluss auf die Kaufentscheidung hat. Darüber hinaus liegt der Anteil der Seltenkäufer, die den Preis nicht als ein Signal für das Vorhandensein biologischer Produkteigenschaften empfinden, mit 80,2% deutlich über dem der Intensivkäufer mit 71,9% (vgl. Abbildung 44). Auch diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass der Preis von den Konsumenten nicht zwangsläufig als Informationssubstitut für die nur sehr eingeschränkt mögliche Überprüfung der ökologischen Produkteigenschaften angesehen wird. Darüber hinaus ist im Kontext der vorliegenden empirischen Resultate zudem fraglich, ob der Preis überhaupt zur Reduktion des wahrgenommenen funktionalen und/ oder finanziellen Risikos beitragen kann.
191 Abbildung 44: Preis als Informationssubstitut bei Vertrauenseigenschaften Ein hoher Preis garantiert mir, dass es sich um biologische Produkte handelt.
% der Intensivkäufer
% der Seltenkäufer
90%
90% 71,9%
80% 70%
70%
60%
60%
50%
50%
40%
40%
30% 20%
80,2%
80%
30%
12,4%
15,7%
20%
10%
7,9%
11,9%
10%
0%
0% voll oder eher zutreffend
unentschieden
eher oder nicht zutreffend
voll oder eher zutreffend
unentschieden
eher oder nicht zutreffend
n = 185
n = 101
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Wird bspw. das mit dem Produktkauf verbundene finanzielle Risiko näher betrachtet, ist festzustellen, dass 79,0% der Befragten meinen, dass sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken ihr Geld sinnvoll ausgeben. Demgegenüber empfinden auch nur 21,2% der Probanden das PreisLeistungs-Verhältnis beim Kauf biologischer Eigenmarken nicht angemessen (vgl. Abbildung 45). Bezogen auf die zuvor dargestellten Zusammenhänge i. S. der Mehrpreisbereitschaft für biologische Produkte (vgl. Abbildung 42) unterstützt auch dieses Resultat die vom Einzelhandel mit der Markierung von Eigenmarken im gehobenen Preis- und Qualitätssegment angestrebte Demonstration der Preiswürdigkeit. Insgesamt ist daher festzuhalten, dass es den markierenden Unternehmen grundsätzlich gelungen zu sein scheint, mit dem Angebot an BioHandelsmarken die Preiskompetenz im Sinne der Vorteilhaftigkeit des Preis-LeistungsVerhältnisses einer Einkaufsstätte zu dokumentieren.1283
1283
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.3.3 dieser Untersuchung.
192 Abbildung 45: Beurteilung des wahrgenommenen finanziellen Risikos bei Bio-Handelsmarken Wahrgenommenes finanzielles Risiko Ich bin der Meinung, dass das PreisLeistungs-Verhältnis Preis-Leistungs-Verhältnis beim Kauf von BioHandelsmarken nicht stimmt.
21,1%
Wenn ich BioHandelsmarken kaufe, Sinnvoller Kauf 5,2% gebe ich mein Geld nicht sinnvoll aus.
32,6%
46,2%
15,7%
79,0%
Ich denke, dass der Kauf von Bio-Handelsmarken Geldverschwendung 3,5% 11,6% Geldverschwendung ist.
84,9% % der Käufer n = 285
0%
10%
20%
30%
voll oder eher zutreffend
40%
unentschieden
50%
60%
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Im Kontext der dargestellten deskriptiven Ergebnisse zur Preiswahrnehmung finden die bereits angeführten Gründe für die fehlende Möglichkeit einer Identifikation der kausalen Beziehung zwischen Preiswahrnehmung und Risikoreduktion Unterstützung.1284 So erscheint insbesondere die Ablehnung des Preises als Informationssubstitut für die nur eingeschränkt mögliche Überprüfung der Vertrauenseigenschaften ein zentraler Grund dafür zu sein, dass eine Überprüfung der Hypothesen 6 und 8 im Rahmen der Kausalanalyse nicht möglich ist. Die empirischen Resultate legen jedoch die Vermutung nahe, dass ein geringes finanzielles Risiko die Kaufwahrscheinlichkeit positiv beeinflusst. Die Hypothese 7 sollte daher angenommen werden.
1284
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.4 dieser Untersuchung.
193 2.6
Die Bedeutung der Reputation des Handelsunternehmens
Auf die Bedeutung der Reputation des Handelsunternehmens respektive der Händlermarke beim Kauf biologischer Produkte wurde bereits ausführlich eingegangen.1285 Die Operationalisierung erfolgte mit Hilfe der im Abschnitt 1.2.2 dieses Kapitels dargestellten Indikatoren. So konnte zunächst festgestellt werden, dass 95,8% der befragten Käufer das Angebot an BioHandelsmarken in den jeweiligen Einkaufsstätten angemessen finden (vgl. Abbildung 46).1286 Zudem vertrauen 86,5% der Konsumenten darauf, dass die vom Handelsunternehmen angebotenen biologischen Eigenmarken ihre Erwartungen erfüllen. Auch sind 79,6% der Konsumenten der Meinung, dass das angebotene Sortiment zum Image bzw. zum Ruf des jeweiligen Handelsunternehmens passt. Den markierenden Unternehmen ist es scheinbar gelungen, die mit der Positionierung von Eigenmarken im Premiumsegment verbundene Zielstellung der Betriebsstättenprofilierung erfolgreich umzusetzen. Darüber hinaus erscheint durch die ausschließliche Erhältlichkeit der Premiummarken in den verschiedenen Betriebstypen des markierenden Unternehmens auch ein entsprechendes Potenzial zur Differenzierung des eigenen Sortimentes gegenüber der Konkurrenz gegeben. Unterstützung findet dies auch durch die nachfolgend diskutierten Aspekte Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen (vgl. Abbildung 47). Abbildung 46: Beurteilung der Reputation voll und eher zutreffend
Finden Sie es angemessen, dass in dieser Einkaufsstätte BioAngemessen Handelsmarken angeboten werden?
95,8%
Ich habe Vertrauen darauf, dass die von diesemErwartungen HU angebotenen erfüllen Bio-Handelsmarken meine Erwartungen erfüllen.
86,4%
Passt Ihrer Meinung nach das angebotene Sortiment an BioPassen Handelsmarken zum Image/ Ruf dieser Einkaufsstätte?
79,6%
% der Käufer n = 288 0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Im Verlauf der Untersuchung wurden die Käufer biologischer Produkte im Handel zudem gebeten, die Vertrauenswürdigkeit des anbietenden Unternehmens zu beurteilen sowie den Stellenwert des Vertrauens bei der Produkt- bzw. Einkaufsstättenwahl anzugeben.1287 In die1285 1286 1287
Vgl. hierzu Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. hierzu die Fragen 17, 19 und 20 (a) bis (c) im Fragenbogen, Anhang II. Vgl. hierzu die Fragen 20 (a) und (b) im Fragenbogen, Anhang II.
194 sem Kontext konnte festgestellt werden, dass 85,9% der Befragten das jeweilige Handelsunternehmen als vertrauenswürdig beurteilen. Zudem ist das Vertrauen in das anbietende Unternehmen für mehr als die Hälfte der Konsumenten (64,6%) ein entscheidendes Kriterium für die Bio-Handelsmarken- bzw. Einkaufsstättenwahl (vgl. Abbildung 47). Auch belegen die empirischen Resultate, dass die (Wieder-)Kaufwahrscheinlichkeit dann am größten ist, wenn das Handelsunternehmen bzw. die jeweiligen Betriebstypen als vertrauenswürdig eingeschätzt werden. So beträgt der Anteil der Kunden, die von einem vertrauenswürdigen Unternehmen ausgehen und wieder in der Einkaufsstätte einkaufen wollen, 72,8% (vgl. Abbildung 48). Dies ist nicht überraschend und stellt einen weiteren Beweis für die Gültigkeit der vorgenommenen Messung dar.1288 Abbildung 47: Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit Bedeutung von Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen
Soweit ich das beurteilen kann, ist dieses HU ist vertrauenswürdig Handelsunternehmen vertrauenswürdig.
85,9%
Ich kaufe BioHandelsmarken Vertrauennur zumbei HU Handelsunternehmen, denen ich vertraue.
11,6% 2,5%
64,6%
11,9%
23,5%
% der Käufer n = 285
0%
10%
20%
30%
voll oder eher zutreffend
40%
50%
unentschieden
60%
70%
80%
90%
100%
eher oder nicht zutreffend
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen. Basierend auf den dargestellten deskriptiven Befunden ist zu vermuten, dass bei einem entsprechenden Vertrauen zum anbietenden Unternehmen das vom Nachfrager ggf. wahrgenommene Risiko, ein nicht biologisches Produkt zu erwerben, reduziert wird. Darüber hinaus deuten die vorliegenden empirischen Ergebnisse ein erhebliches Potenzial der premiumpositionierten Eigenmarken im Segment der biologischen Lebensmittel zur Einkaufsstättenprofilierung und damit ggf. zur Kundenbindung an. Im Kontext der diskutierten deskriptiven Resultate zur Bedeutung der Reputation bei der Kaufentscheidung für biologische Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels liegt daher die Vermutung nahe, dass die mit Hilfe der Kausalanalyse zu überprüfende Hypothese 5 Unterstützung findet.
1288
Vgl. hierzu auch die empirischen Ergebnisse des POS-Marketing-Reports von UGW. Danach sind positive Erfahrungen mit einem gekauften Produkt sowie das Angebot von Bioprodukten wichtige Kriterien für die Einkaufsstättenwahl. Vgl. UGW 2010, o. S.
195 Abbildung 48: Kaufwahrscheinlichkeit und Vertrauenswürdigkeit des Handelsunternehmens
Quelle: Prozentuale Häufigkeitsverteilung auf Basis eigener Berechnungen.
196
3.
Darstellung der kausalanalytischen Ergebnisse
3.1
Das Gesamtmodell
Die nachfolgende Abbildung 49 zeigt die Ergebnisse der Parameterschätzung für das Gesamtmodell. Wie bereits dargestellt, ist hinsichtlich der Güte der Anpassung für fast alle globalen Kriterien das erforderliche Anspruchsniveau erfüllt. Lediglich die Werte des NFI und CFI weichen vom geforderten Mindestmaß ab.1289 Obwohl im Rahmen der lokalen Anpassungskriterien das aufgestellte Messmodell nur eine mäßige Qualität aufweist, kann insgesamt jedoch von einer annehmbaren Lösung ausgegangen werden.1290 Vor diesem Hintergrund sind im Folgenden anhand der Parameterschätzungen die postulierten Zusammenhänge zu prüfen. Das im Mittelpunkt stehende Erkenntnisobjekt, die Einstellung zu Premiumhandelsmarken im Segment der biologischen Produkte, wird zu 32% durch die zugehörigen Indikatoren erklärt (vgl. Abbildung 49). Dies kann als eine zufriedenstellende Lösung angesehen werden, welche signalisiert, dass die wesentlichen Bestimmungsfaktoren der Einstellung in der Modellstruktur erfasst wurden. Kritisch zu bewerten ist allerdings, dass der Anteil der erklärten Varianz beim sozialen und finanziellen Risiko 0% beträgt, während das funktionale Risiko einen Anteil erklärter Varianz von 69% aufweist. Dies bedeutet, dass die verwendeten Indikatoren zur Messung des sozialen und finanziellen Risikos nicht zur Erfassung der Varianz dieser hypothetischen Konstrukte beitragen und die erfolgte Erhebung vornehmlich auf sog. Messfehlern basiert.1291 Dies ist kein positives Ergebnis und stellt erneut die Validität der im wissenschaftlichen Schrifttum bereits publizierten Items zur Operationalisierung dieser Faktoren in Frage. Bei der Überprüfung der aufgestellten kausalen Beziehungsstrukturen auf Signifikanz hat dies entsprechende Berücksichtigung zu finden.
1289 1290 1291
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.5 dieser Untersuchung. Die Modellanpassung erfolgte in 15 Iterationsschritten. „It is estimated that the predictors of soziales Risiko explain 0 percent of its variance. In other words, the error variance of soziales Risiko is approximately 100 percent of the variance of soziales Risiko itself.” Text Output AMOS 7.0.
197 Abbildung 49: Schätzergebnisse des Gesamtmodells zur Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten des Kaufs von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte
Quelle: Darstellung der standardisierten Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0. Die nachfolgende Abbildung 50 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die im Rahmen der Kausalanalyse zu prüfenden Hypothesen sowie deren Bestätigung bzw. Ablehnung. Wie bereits dargestellt wurde, ist eine Prüfung der Hypothesen 1, 6 und 8 auf Signifikanz nicht möglich. Des Weiteren ist festzustellen, dass nur drei postulierte Beziehungszusammenhänge bestätigt werden konnten.
198 Abbildung 50: Hypothesen und deren Überprüfung auf Signifikanz Untersuchungshypothesen Hypothese 1:
Inhalt Je ausgeprägter das ökologische Bewusstsein im sozialen Umfeld des Konsumenten ist, desto geringer ist das wahrgenommene soziale Risiko beim Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels.
Signifikanz Test nicht möglich
Je geringer das soziale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte.
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 3:
Je größer das Vertrauen der Konsumenten in die Premiumhandelsmarken ist, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf.
signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 4:
Je geringer das funktionale Risiko, desto höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiummarken im Segment der ökologischen Produkte.
signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 5:
Je glaubwürdiger die Reputation von den Konsumenten wahrgenommen wird, desto geringer ist das funktionale Risiko beim Kauf ökologischer Premiumhandelsmarken.
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 6:
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene finanzielle Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte positiv.
Hypothese 7:
Ein geringes wahrgenommenes finanzielles Risiko beeinflusst den Kauf ökologischer Eigenmarken des Handels positiv.
signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 8:
Ein niedriger Preis beeinflusst das wahrgenommene funktionale Risiko beim Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Produkte negativ.
Test nicht möglich
Hypothese 9:
Je glaubhafter die Kennzeichnung ökologischer Produkte durch externe Gütesiegel von den Konsumenten beurteilt wird, desto geringer ist das wahrgenommene funktionale Risiko in der Kaufsituation.
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Hypothese 2:
Test nicht möglich
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0.1292 Die deskriptiven Befunde bzgl. des sozialen Risikos finden sich in den kausalanalytischen Ergebnissen wieder. So konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem sozialen Risiko und der Einstellung bzw. Kaufwahrscheinlichkeit festgestellt werden (Hypothese 2). Es muss jedoch beachtet werden, dass der Anteil der erklärten Varianz beim sozialen Risiko 0% beträgt, so dass grundsätzlich von keinem gesicherten Ergebnis ausgegangen werden kann. Überraschend ist allerdings, dass die im Hinblick auf die Reputation aufgestellte Hypothese 5 nicht bestätigt werden konnte. Folglich hat eine aus Konsumentensicht als glaubwürdig eingeschätzte Reputation des Handelsunternehmens bzw. der Händlermarke keinen nachweislichen Einfluss auf das wahrgenommene funktionale Risiko. Gleichermaßen trifft dies auch auf die im Zusammenhang mit Gütesiegeln postulierte Hypothese 9 zu. In diesem Kontext lassen jedoch schon die deskriptiven Befunde ein solches Ergebnis erwarten. So kann angenommen werden, dass die Konsumenten mit diesem leistungsübergreifenden Informationssubstitut nicht zwangsläufig eine Unsicherheits- und damit eine Risikoreduktion beim Kauf premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der ökologischen Produkte verbinden. Bestätigung finden hingegen auf dem 1% Niveau die Hypothesen 3, 4 und 7 (vgl. Abbildung 50). Danach hat das Vertrauen in die angebotenen Premiummarken des Handels einen signifikant negativen Einfluss auf die Höhe des wahrgenommenen funktionalen Risikos. Dieses kausalanalytische Ergebnis deckt sich mit den zuvor dargestellten deskriptiven Befunden. 1292
Vgl. Text Output 2 AMOS 7.0 Anhang VII.
199 Darüber hinaus bestätigen die empirischen Resultate, dass ein als gering wahrgenommenes funktionales Risiko die Kaufwahrscheinlichkeit für die im Segment der biologischen Produkte angebotenen Premiummarken positiv beeinflusst. Dies trifft erwartungsgemäß auch auf das finanzielle Risiko zu. An dieser Stelle ist jedoch zu beachten, dass der Anteil der erklärten Varianz beim finanziellen Risiko 0% beträgt und somit von keinem gesicherten Ergebnis ausgegangen werden kann. 3.2
Einfluss mediierender Effekte
In einer mediierenden Beziehung wird der Effekt der exogenen latenten Variable auf die zu erklärende endogene Variable teilweise oder vollständig durch einen sog. Mediator (M) vermittelt.1293 Im wissenschaftlichen Schrifttum wird in diesem Kontext häufig das neobehavioristische S-O-R-Modell als Beispiel für eine perfekte Mediation angeführt.1294 Danach sind die Auswirkungen der Stimuli (S) vollständig durch die psychologischen Prozesse im Individuum (O) zu erklären, welche die anschließenden Reaktionen (R) auslösen. „Ein direkter Wirkzusammenhang zwischen den Stimuli und den Verhaltensreaktionen ist in diesem Modell nicht vorgesehen.“1295 Abbildung 51: Grundgedanke des Mediations-Modells
Mediator (M)
a
Exogene Variable (X)
b
c
Endogene Variable (Y)
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Eggert/ Fassott/ Helm 2005, S. 106. Eine mediierende Beziehung wird anhand des in Abbildung 51 dargestellten Strukturmodells getestet. Demnach ist eine Variable als Mediator (M) zu interpretieren, wenn diese die Beziehung zwischen einer exogenen (X) und einer endogenen latenten Variable (Y) vermittelt und der Zusammenhang zwischen diesen Faktoren nicht länger signifikant ist (Pfad c). In der vorliegenden Untersuchung wurde bisher unterstellt, dass das funktionale Risiko als Mediator zwischen den exogenen Variablen Markenvertrauen, Gütesiegel und Reputation
1293 1294 1295
Vgl. Eggert/ Fassott/ Helm 2005, S. 103f. Vgl. Eberl 2006, S. 52f.; vgl. auch Eggert/ Fassott/ Helm 2005, S. 103f. Eggert/ Fassott/ Helm 2005, S. 104. Vgl. auch Eberl 2006, S. 52f.
200 sowie der zu erklärenden endogenen Variable Einstellung auftritt. Der empirische Nachweis dieser mediierenden Beziehung auf Basis der Parameterschätzungen steht jedoch noch aus. Abbildung 52: Funktionales Risiko als partieller Mediator für Vertrauen Figur 1a
r² = 0,45
Figur 1b
Funk. R.
Funk. R.
0,67***
Einstellung
0,06ns
0,68***
r² = 0,39
Vertrauen
r² = 0,46
Figur 1c
r² = 0,38
Vertrauen
0,63***
Einstellung
r² = 0,39
Vertrauen
0,62***
*** Signifikant auf dem 1% Niveau
ns
Einstellung 0,66***
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0. Wird im Rahmen der Überprüfung des mediierenden Einflusses des funktionalen Risikos auf die Beziehung von Markenvertrauen und Einstellung zu premiumpositionierten Eigenmarken zunächst der direkte Wirkungszusammenhang zwischen den hypothetischen Konstrukten betrachtet (vgl. Figur 1a in der Abbildung 52), kann festgestellt werden, dass diese Beziehung auf dem 1% Niveau signifikant ist. Darüber hinaus konnte auch der signifikante Zusammenhang zwischen Vertrauen und funktionalem Risiko belegt werden (vgl. Figur 1b in der Abbildung 52). Zum Nachweis der Mediation hat im Anschluss ein erneuter Test auf Signifikanz unter Einbezug des funktionalen Risikos als potenzieller Mediator zu erfolgen (vgl. Figur 1c in der Abbildung 52). Obwohl auch in diesem Kontext die Beziehungen zwischen Markenvertrauen und Einstellung sowie zwischen Vertrauen und funktionalem Risiko auf dem 1% Niveau signifikant sind, erweist sich entgegen der dargestellten theoretischen Grundlagen der Zusammenhang zwischen funktionalem Risiko und Einstellung als nicht signifikant. Da jedoch der Anstieg der erklärten Varianz der Einstellung von 0,38 (vgl. Figur 1b) auf 0,39 (vgl. Figur 1c in der Abbildung 52) extrem gering ist, kann die mediirende Funktion des funktionalen Risikos nicht belegt werden. Im Kontext der Betrachtung des mediierenden Einflusses des funktionalen Risikos auf die direkte Wirkungsbeziehung zwischen den Konstrukten Gütesiegel und Einstellung konnte festgestellt werden, dass das leistungsübergreifende Informationssubstitut Gütesiegel einen signifikanten Einfluss auf die Kaufwahrscheinlichkeit für Premiumhandelsmarken hat (vgl. Figur 1a in der Abbildung 53). Dieses Ergebnis entspricht den zuvor dargestellten theoretischen Grundlagen.1296 Erfolgt im Anschluss die Überprüfung der Beziehung Gütesiegel und funktionales Risiko, wird ein nicht signifikanter Zusammenhang offensichtlich (vgl. Figur 1b in der Abbildung 53). Dieses Resultat deckt sich mit den bereits diskutierten deskriptiven Befunden, wonach Gütesiegel nur unwesentlich zur Reduktion der wahrgenommenen Leistungs1296
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.4 dieser Untersuchung.
201 unsicherheit bzgl. des Vorhandenseins ökologischer Produkteigenschaften beitragen. Ferner verdeutlicht Figur 1c der Abbildung 53 erwartungsgemäß den signifikanten Zusammenhang zwischen den Variablen funktionales Risiko und Einstellung, welcher sich auch in einer Bestätigung der Hypothese 4 widerspiegelt. Da jedoch weder die Wirkungsbeziehungen zwischen Gütesiegel und funktionalem Risiko noch zwischen Gütesiegel und Einstellung signifikant sind, kann nicht davon ausgegangen werden, dass das funktionale Risiko im betrachteten Kontext eine Mediatorvariable darstellt. Entsprechend dieser empirischen Ergebnisse ist festzuhalten, dass das funktionale Risiko kein Mediator für Gütesiegel ist. Abbildung 53: Funktionales Risiko und Gütesiegel Figur 1a
r² = 0,03
Figur 1b
r² = 0,03
Figur 1c
Funk. R.
Funk. R.
0,18ns
0,17ns
r² = 0,12
Gütesiegel
Einstellung
0,37*** r² = 0,21
r² = 0,13
Gütesiegel
0,35***
Einstellung
Gütesiegel
Einstellung 0,22ns
0,36***
*** Signifikant auf dem 1% Niveau
ns
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0. Bei der noch ausstehenden Betrachtung des mediierenden Einflusses des funktionalen Risikos auf die direkte Wirkungsbeziehung zwischen den Variablen Reputation und Einstellung zeigt sich im Kontext der Figur 1a der Abbildung 54 entsprechend der deskriptiven Befunde erwartungsgemäß ein signifikanter Zusammenhang. Danach ist es auch nicht überraschend, dass die Beziehung zwischen Reputation und funktionalem Risiko nicht signifikant ist (vgl. Figur 1b der Abbildung 54). In Analogie dazu verdeutlicht Figur 1c der Abbildung 54, dass das funktionale Risiko kein Mediator für die Reputation ist. Dieses Ergebnis findet einerseits in der Ablehnung der Hypothese 5 sowie andererseits im leicht steigenden Anteil der erklärten Varianz der Einstellung von 0,22 (Figur 1b) auf 0,27 (Figur 1c) Bestätigung. Abbildung 54: Funktionales Risiko und Reputation Figur 1a
r² = 0,08
Figur 1b
r² = 0,07
Figur 1c
Funk. R.
Funk. R.
0,29ns
0,26ns
r² = 0,20
Reputation
Einstellung
0,34ns
r² = 0,22
Reputation
0,45***
Einstellung
r² = 0,27
Reputation
0,47***
*** Signifikant auf dem 1% Niveau
ns
Einstellung 0,32***
nicht signifikant auf dem 1% Niveau
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Ergebnisse des Softwareprogramms AMOS 7.0.
202 Abschließend kann somit festgehalten werden, dass entgegen der zuvor theoretisch abgeleiteten Beziehungszusammenhänge der mediierende Einfluss des funktionalen Risikos durch die empirischen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung nicht belegt werden kann.
203
4.
Abschlussbetrachtung der empirischen Untersuchungsergebnisse
Aus den vorangehenden Ausführungen zu den deskriptiven sowie kausalanalytischen Befunden wird ersichtlich, dass das mit den premiumpositionierten Eigenmarken verbundene Vertrauen und die Reputation des Handelsunternehmens bzw. der Händlermarken einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung bzw. die Kaufwahrscheinlichkeit für derartige Marken haben. Diese Erkenntnis bietet für die markierenden Unternehmen eine geeignete Basis, um die mit den Premiummarken verbundene Zielstellung des Aufbaus von Marken- bzw. Einkaufsstättentreue zu erreichen. Folglich kann angenommen werden, dass Premiumhandelsmarken einen nicht unerheblichen Beitrag zur Kundenbindung leisten. Den markierenden Unternehmen ist es offensichtlich gelungen, bisher weitgehend homogene Waren durch den wertsteigernden Zusatznutzen der Ökologieorientierung zu heterogenisieren. Aufgrund bisher fehlender empirischer und theoretischer Ergebnisse kann abschließend jedoch kaum zuverlässig beurteilt werden, welche spezifischen Maßnahmen im Rahmen eines strategisch orientierten Premiummarkenmanagements zu ergreifen sind, um das Kundenbindungspotenzial optimal auszunutzen. Zudem belegen die empirischen Ergebnisse, dass die Konsumenten eine gewisse Mehrpreisbereitschaft bzw. ein entsprechendes Mehrpreisbewusstsein beim Kauf von ökologischen Produkten aufweisen. Die Kaufwahrscheinlichkeit für derart positionierte Premiumeigenmarken hängt jedoch vom wahrgenommenen finanziellen Risiko ab. Da aber - wie im Rahmen der deskriptiven Befunde festgestellt werden konnte - das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser premiumpositionierten Marken von den Konsumenten durchaus positiv beurteilt wird, bieten sich für Handelsunternehmen durch die Markierung derartiger Eigenmarkenkonzepte interessante Möglichkeiten zur Betriebstättenprofilierung. So können bspw. durch eine entsprechende Demonstration der Preiskompetenz bzw. Preiswürdigkeit des Handelsunternehmens eine Differenzierung des Angebotes gegenüber der Konkurrenz und damit ggf. auch eine langfristige Positionierung als solche im Evoked Set des Konsumenten erreicht werden. Dieser Erkenntnis folgend, tragen Premiumhandelsmarken durch die Positionierung im gehobenen Preis- und Qualitätssegment zur Betriebsstättenprofilierung bei. Darüber hinaus konnte die risikoreduzierende Wirkung des Vertrauens beim Kauf von Premiumhandelsmarken bestätigt werden. Das Vertrauen in die angebotenen Eigenmarken hat folglich zentrale Relevanz für das Kaufverhalten im Lebensmitteleinzelhandel und führt bei entsprechend positiver Rechtfertigung zu Einkaufsstättenpräferenzen. Obwohl die dargestellten empirischen Resultate nur einen geringen Einfluss von Gütesiegeln auf die nachfragerseitig wahrgenommene Unsicherheit bei ökologischen Produkten belegen, geht von diesem leistungsübergreifenden Informationssubstitut ein signifikanter Effekt auf die Einstellung zu premiumpositionierten Handelsmarken im Segment der ökologischen Produkte aus. Dies ist ggf. in der Erwartungshaltung der Konsumenten begründet, wonach bei biologischen Lebensmitteln die Existenz entsprechender Öko-Labels vorausgesetzt wird. Daher sollten Han-
204 delsunternehmen auch in Zukunft nicht auf eine hinreichende Kennzeichnung der Eigenmarken mit Gütesiegeln verzichten und damit den Aufbau von Vertrauen in die angebotenen Eigenmarken weiter stärken. Als überraschend erwiesen sich die empirischen Ergebnisse im Kontext sozialer Normen und der damit ggf. verbundenen Risikowahrnehmung. So belegen zwar die deskriptiven Befunde, dass soziale Normen im Umfeld der Konsumenten durchaus wahrgenommen werden, diese gleichermaßen jedoch nur geringe Relevanz für das individuelle Kaufverhalten besitzen. Darüber hinaus besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung sozialer Risiken und der Einstellung zu premiumpositionierten Handelsmarken im Segment der ökologischen Produkte. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird im weiteren Verlauf der Untersuchung auf eine explizite Betrachtung dieser Aspekte verzichtet. Ziel des sich anschließenden Kapitel E ist es, aus den empirisch gewonnenen Erkenntnissen bezüglich der verhaltenswissenschaftlichen Determinanten, welche den Kauf von Premiumhandelsmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel beeinflussen, geeignete Handlungsempfehlungen für das Markenmanagement im Einzelhandel abzuleiten. Damit wird dem Aufbau wissenschaftstheoretischer Untersuchungen gefolgt, indem die Resultate zu den im Rahmen des Begründungszusammenhangs (Kapitel B bis D) theoretisch abgeleiteten und empirisch überprüften Hypothesen im Verwendungszusammenhang (Kapitel E) praktische Relevanz erfahren.
205
Kapitel E –
1.
Ausgewählte Implikationen für das Markenmanagement im Einzelhandel
Mögliche Konsequenzen für das Corporate Brand Management
Wie bereits dargestellt wurde,1297 ist aus theoretischer Sicht ein starker Zusammenhang zwischen den im Rahmen des Markenmanagements geführten Marken auf Betriebstypen- und Sortimentsebene zu vermuten. Von diesem kann nicht nur die Markierung der premiumpositionierten Eigenmarke, sondern ggf. auch deren erfolgreiche Umsetzung determiniert werden. Insbesondere bei einer Positionierung der Premiummarke als Retail Brand ergeben sich hohe Synergieeffekte. So können bspw. durch die Identität von Marken- und Einkaufsstättenimage die Positionierung im Evoked Set des Konsumenten erleichtert und darüber hinaus die Exklusivität und Güte des Angebots signalisiert werden.1298 Zudem liegen insbesondere in einem abgestimmten Corporate Brand Management große Potenziale zur Profilierung des gesamten Markenportfolios eines Handelsunternehmens.1299 Bei der Ausgestaltung ist zunächst danach zu differenzieren, auf welcher Ebene die jeweiligen Marken ggf. unter Bezugnahme auf die Corporate Brand positioniert werden sollen. Auf der Ebene der Betriebstypen eines Handelsunternehmens wird das Verhältnis der Corporate Brand zu den verschiedenen Betriebstypen- respektive Händlermarken festgelegt. Im Gegensatz dazu kann auf Sortimentsebene eine einheitliche Markierung zwischen der Unternehmensmarke und den angebotenen premiumpositionierten Eigenmarken in Form einer Retail Brand erfolgen. Der Aufbau eines erfolgreichen Corporate Brand Managements wird in Abbildung 55 anhand des Schweizer Handelsunternehmens Coop beispielhaft dargestellt. Die Markierung auf der Ebene der Betriebstypen erfolgt mit Hilfe der Unternehmensmarke Coop. Die verschiedenen Händlermarken können durch die entsprechenden Namenszusätze wie bspw. Coop City für Warenhäuser oder Coop für Supermärkte bzw. Megastores unterschieden werden. Die analoge Verwendung der Corporate Brand auf Sortimentsebene für die mit dem Zusatznutzen der Ökologieorientierung versehenen Premiummarken Coop Naturaplan, Coop Naturaline und Coop Oecoplan erleichtert den Aufbau von Assoziationsketten bei den Konsumenten.
1297 1298 1299
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.1 dieser Untersuchung. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 290. Vgl. Meffert/ Bierwirth 2005, S. 144. Vgl. zudem Liebmann/ Zentes 2008, S. 184ff. sowie S. 514.
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_5, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
206 Abbildung 55: Aufbau eines Corporate Brand Managements im Handel – dargestellt am Beispiel der Coop Schweiz
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 296. Ein abgestimmtes Corporate Brand Management auf Betriebstypenebene führt zunächst zur Steigerung der Kontakthäufigkeit zwischen der relevanten Zielgruppe des Unternehmens und der Corporate Brand. Dies stärkt das Vertrauen der Stakeholder in die Marke, was für die angestrebte Einkaufsstättentreue unverzichtbar ist.1300 Als Stakeholder sind jene Anspruchsgruppen anzusehen, die von den Zielen des Unternehmens beeinflusst werden.1301 Zudem bieten insbesondere profilierte Händlermarken die Möglichkeit einer Differenzierung vom Wettbewerb, da derartige Marken von der Konkurrenz nicht ohne weiteres imitiert werden können.1302 Die Umsetzung eines integrierten Corporate Brand Managements auf Sortimentsebene impliziert, dass sowohl die Einkaufsstätte als auch der vom Handel markierte Teil des Sortiments unter derselben Marke geführt werden. Dies entspricht der bereits diskutierten Markierungsform der Premiummarke als Retail Brand.1303 In diesem Fall ist ein gegenseitiger Imagetransfer von der Unternehmens- respektive der Betriebstypenmarke auf die Handelsmarke und umgekehrt vorstellbar, welcher die Markenbildung vereinfacht und ggf. Vertrauen bei
1300 1301 1302 1303
Vgl. Liebmann/ Zentes 2008, S. 184ff. Vgl. zudem Vanderhuck 2007, S. 56. Vgl. Eberl/ Schwaiger 2006, S. 421. Vgl. Ahlert/ Kenning/ Schneider 2000, S. 101. Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel B, Gliederungspunkt 1.2.2.2 dieser Untersuchung.
207 den Konsumenten erzeugt. Voraussetzung ist jedoch, dass die Identität 1304 der Corporate Brand eindeutig festgelegt ist. Erst wenn diese definiert wurde, können die Identitäten der übrigen Marken des Portfolios sowie deren Positionen in der Wahrnehmung der Nachfrager bestimmt und im Rahmen des Markenmanagements zueinander in Bezug gesetzt werden.1305 In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass sich sämtliche Handelsmarketinginstrumente, wie z. B. die Sortiments- oder Preispolitik, in die Einheit von Handels-, Betriebstypen- und Unternehmensmarke einzufügen haben, damit ein für die Zielgruppe konsistentes markenpolitisches Erscheinungsbild geschaffen werden kann. Darüber hinaus bleibt kritisch festzuhalten, dass die Vermittlung einer einzigen Marke auf Sortiments- und Betriebstypenebene die Ausrichtung auf unterschiedliche Kundengruppen erschwert. Der Heterogenität des Einkaufsstättenumfeldes kann somit nicht ausreichend Rechnung getragen werden. Außerdem besteht das Risiko negativer Feedbackwirkungen sowohl zwischen der Händlermarke und der premiumpositionierten Eigenmarke in Form der Retail Brand als auch zwischen den mit der Handelsmarke gekennzeichneten Produkten. Die empirischen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung unterstützen das theoretisch abgeleitete Potenzial eines integrierten Corporate Brand Managements. So ist zunächst anzumerken, dass die Einkaufsstätten von zwei der drei an der Empirie beteiligten Handelsunternehmen mit Hilfe der Corporate Brand markiert sind. Zudem handelt es sich bei den von diesen Unternehmen angebotenen premiumpositionierten Eigenmarken im Segment der ökologischen Lebensmittel um Retail Brands. Im Rahmen der kausalanalytischen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass von der Reputation des Handelsunternehmens bzw. der Händlermarke ein signifikanter Einfluss auf die Einstellung zu Premiumhandelsmarken ausgeht. Zudem bestätigte sich der signifikante Zusammenhang zwischen dem nachfragerseitigen Vertrauen in die angebotenen Eigenmarken des Unternehmens und der Kaufwahrscheinlichkeit für derartige Produkte. Den beteiligten Handelsunternehmen scheint es nicht nur gelungen zu sein, die eigenen Marken gegenüber der Konkurrenz zu profilieren und damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil aufzubauen, welcher kaum von konkurrierenden Unternehmen imitiert werden kann, sondern auch die mit der Premiummarkenführung verbundene Zielsetzung der Einkaufsstätten- und Markentreue zu erreichen. Dies belegen zudem die deskriptiven Befunde deutlich. Aufbauend auf den empirischen Resultaten der vorliegenden Untersuchung sollten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, welche Premiummarken erfolgreich im Sortiment führen wollen, die Möglichkeit eines integrierten Markenmanagements auf Betriebstypen- und Sortimentsebene prüfen. Handelsunternehmen konkurrieren speziell über das Angebot premiumpositionierter Eigenmarken mit gleichem wertsteigernden Zusatznutzen miteinander, da 1304
1305
Die Identität gibt diejenigen Merkmale der Marke wider, die aus Sicht der internen Zielgruppen in nachhaltiger Weise den Charakter der Marke prägen. Sie stellt somit das Selbstbild der Marke aus der Perspektive des markenführenden Unternehmens dar. Vgl. hierzu Burmann/ Blinda/ Nitschke 2003, S. 16. Vgl. Meffert/ Burmann/ Kirchgeorg 2008, S. 350f.
208 Produkte wie Rewe Bio, Edeka Bio Wertkost, Real Bio, Naturkind oder BioBio relativ homogene Kundensegmente ansprechen. Ein abgestimmtes Markenmanagement auf Betriebstypenund Sortimentsebene kann - wie die empirischen Ergebnisse belegen - zum Aufbau von Marken- und Einkaufsstättentreue und damit zur Kundenbindung beitragen.1306 Darüber hinaus ist ggf. eine Bezugnahme auf die Corporate Brand abzuwägen. Obwohl die deskriptiven Befunde bspw. ein enormes Potenzial der Premiummarken zur Demonstration der Preiskompetenz der Einkaufsstätte bzw. des Handelsunternehmens offenlegen, erscheint in Deutschland insgesamt ein Wechsel der Handelskommunikation von einer produkt- und damit vorwiegend preisorientierten Kommunikation hin zu einer stärkeren Imagewerbung dringend geboten. Durch eine Einheit von Unternehmens-, Betriebstypenund Handelsmarkenname können die Premiummarken nicht nur aus dem z. T. ruinösen Preiskampf mit anderen Handels- oder Herstellermarken im Lebensmitteleinzelhandel herausgehalten,1307 sondern auch zu originären strategischen Geschäftseinheiten weiterentwickelt werden, welche echte Markt- und Markenführungsrollen übernehmen.1308 Voraussetzung ist jedoch, dass die Identität der Corporate Brand kommunikativ in den Vordergrund gestellt wird. Diese ermöglicht bspw. die Vermittlung historisch gewachsener Kompetenzfelder an die relevanten Stakeholder i. S. einer entsprechenden Reputation als Anbieter ökologisch profilierter Eigenmarken.1309 Zudem stärkt ein derartiger Ruf das akquisitorische Potenzial eines Handelsunternehmens. Es ist aber zu beachten, dass eine Premiummarke nicht allein auf Basis der Reputation des anbietenden Unternehmens erfolgreich im Markt etabliert werden kann. Ein umfangreiches Filialsystem sowie eine entsprechende Sortiments- und Marktstruktur sind ebenso notwendig wie ständige Investitionen in die Qualitätskontrolle und Markenpflege.1310 Abschließend ist festzuhalten, dass Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels die Leistungsfähigkeit bzw. den wertsteigernden Zusatznutzen premiumpositionierter Eigenmarken noch stärker herausstellen sollten. Premiumhandelsmarken bieten ein enormes Potenzial zum Aufbau einer eigenständigen Händlermarke mit wahrnehmbarer Produkt- und Leistungskompetenz. Dies wird von den anbietenden Unternehmen jedoch nur vereinzelt genutzt. Daher ist den markierenden Handelsunternehmen anzuraten, die Abstimmung zwischen den im Rahmen des Markenmanagements geführten Marken zu intensivieren. So bieten sich bspw. durch ein integriertes Corporate Brand Management nicht nur Kostensenkungspotenziale im Rahmen kommunikativer Maßnahmen, da Werbung für die Premiummarke als Retail Brand auch gleichzeitig Unternehmens- bzw. Einkaufsstättenwerbung darstellt und umgekehrt, sondern auch nicht unerhebliche Differenzierungs- und Profilierungsmöglichkeiten. 1306 1307 1308 1309 1310
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2007, S. 296f. Vgl. Fassnacht/ Kreft 2004, S. 30. Vgl. Jary/ Schneider/ Wilemann 1999, S. 152. Vgl. Eberl/ Schwaiger 2006, S. 421. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 49.
209 Obwohl in jüngerer Zeit zu beobachten ist, dass Handelsunternehmen Premiummarken vermehrt in Form einer Retail Brand markieren, kann aufgrund bisher fehlender empirischer und theoretischer Erkenntnisse abschließend kaum zuverlässig beurteilt werden, wie nachhaltig dies die Profilierung der Händlermarke bzw. der Corporate Brand beeinflusst. Beispielhaft sei hier die Umbenennung der etablierten Bio-Marke Füllhorn in Rewe Bio durch die markierende Rewe Group genannt.1311 Dennoch sollten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels das enorme Potenzial eines abgestimmten Markenmanagements zielorientiert zum Aufbau strategischer Wettbewerbsvorteile einsetzen und eine entsprechende Integration in das Premiummarkenmanagement vornehmen. Darüber hinaus sind zur systematischen Beeinflussung des Konsumentenverhaltens die Markenführung sowie die Abstimmung zwischen den Instrumenten des Retailing-Mix zu professionalisieren. So kann bspw. eine den verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnissen angepasste Kommunikationspolitik nicht nur zur erfolgreichen Etablierung premiumpositionierter Handelsmarken im Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels, sondern ggf. auch zur langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolges beitragen.
1311
Vgl. Rewe Group Deutschland 2010a, o. S.
210
2.
Relevanz von Corporate Social Responsibility für die Markenführung im Handel
Über die bisher diskutierten Aspekte der Anbieterreputation eines Handelsunternehmens hinaus ist auf die Bedeutung der ökologischen Reputation hinzuweisen.1312 Wie dargestellt, entsteht diese durch die erkennbare Aufnahme von Umweltanliegen in die Unternehmensgrundsätze und signalisiert damit langfristiges ökologisches Engagement.1313 Verfügen Handelsunternehmen über eine hohe ökologische Reputation, unterstellen Konsumenten diesem Unternehmen eine entsprechende Kompetenz im Hinblick auf die angebotenen Produkte und betrachten diese als eine Art Kaufempfehlung.1314 Die Wirksamkeit hängt jedoch davon ab, wie wertvoll der Erhalt der Reputation für den Anbieter ist und welche spezifischen Investitionen getätigt werden, um diese zu bewahren.1315 Zentrale Relevanz besitzt in diesem Zusammenhang das Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR), welches gemäß der Begriffsbestimmung der Europäischen Kommission die freiwillige Integration ökologischer und sozialer Anliegen in die unternehmerischen Tätigkeiten sowie in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern impliziert.1316 Wird die Corporate Social Responsibility ferner als strategisches Kommunikationsinstrument verstanden, kann dieses nicht nur dazu dienen, die unterschiedlichen Aktivitäten eines Unternehmens in ein Gesamtkonzept zu integrieren, sondern auch Vertrauen bei den relevanten Anspruchsgruppen aufzubauen und die Anbieterreputation positiv zu beeinflussen.1317 Dieser Argumentation folgend, kann eine ökologische Reputation als Resultat der Umsetzung der Corporate Social Responsibility verstanden werden. Danach bezeichnet diese, im Gegensatz zur dargestellten Definition der Reputation auf Betriebstypenebene, die nachfragerseitige Einschätzung der Glaub- und Vertrauenswürdigkeit der übernommenen sozialen und ökologischen Verantwortung auf Gesamtunternehmensebene. In der vorliegenden Untersuchung wird die ökologische Reputation daher als ein Sonderfall der Anbieterreputation bezogen auf den Markt für ökologische Produkte aufgefasst. Die Umsetzung einer Corporate Social Responsibility-Konzeption zum Reputationsaufbau sollte jedoch wohl durchdacht sein. So konnten bspw. Becker-Olsen/ Cudmore/ Hill im Rahmen einer empirischen Untersuchung feststellen, dass nur bei einer entsprechend hohen inhaltlichen Konsistenz zwischen den CSR-Maßnahmen und den angebotenen Produkten und/oder dem Markenimage eine Verbesserung der nachfragerseitigen Wahrnehmung des
1312 1313 1314 1315 1316 1317
Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4.2 dieser Untersuchung. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 47; vgl. zudem Belz/ Dyllick 1996, S. 174. Vgl. Möhlenbruch/ Arnold/ Wolf 2008, S. 29. Vgl. Adler 1998, S. 344. Vgl. EU Kommission 2002, S. 7. Vgl. Bender 2007, S. 3. Vgl. zudem die Ausführungen bei Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 47ff.
211 Unternehmens erreicht werden kann.1318 Durch das unternehmerische ökologische und soziale Engagement wird bei den Nachfragern nämlich eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut, die durch inkonsistentes Verhalten nicht erfüllt werden kann und damit ggf. negative Folgen für die Reputation hat.1319 Auch ist einer empirischen Studie von Yoon/ Gürhan-Canli/ Schwarz zufolge eine Verbesserung der Unternehmensreputation durch den Einsatz von CSR im Wesentlichen von der nachfragerseitig wahrgenommenen Ehrlichkeit der unternehmerischen Motive abhängig.1320 Wie die empirischen Ergebnisse zeigen, geht von der Reputation eines Handelsunternehmens bzw. von der Händlermarke ein signifikanter Einfluss auf die Einstellung zu premiumpositionierten Eigenmarken im Segment der ökologischen Nahrungsmittel aus. Der signifikante Effekt auf die Wahrnehmung des funktionalen Risikos konnte jedoch nicht bestätigt werden. Dieses Resultat kann ggf. darauf zurückgeführt werden, dass es den beteiligten Handelsunternehmen bisher nicht gelungen ist, eine entsprechend ökologisch orientierte Reputation aufzubauen. Welche Potenziale sich durch die Integration der Corporate Social Responsibility ggf. für die Premiummarkenführung bieten, geht aus Abbildung 56 hervor. Danach kann die Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung auf einzelwirtschaftlicher Ebene nicht nur in einer entsprechenden Profilierung der Betriebstypen, sondern auch in einer nachhaltigen Sortimentspolitik 1321 ihren Ausdruck finden. Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels können sich mit Hilfe der Corporate Social Responsibility ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen und die Diffusion ökologischer Produkte aktiv vorantreiben, so dass eine klare Profilierung als Einkaufsstätte für hochwertige sowie sozial und ökologisch produzierte Lebensmittel gelingt. Eine explizite Berücksichtigung umweltbezogener Aspekte ermöglicht ferner die Erschließung neuer Kundengruppen und trägt wesentlich zur Verbesserung des Unternehmensimage bei.1322 Darüber hinaus wird im Marktsegment der biologischen Lebensmittel Glaubwürdigkeit signalisiert, indem die Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung zeigt, dass den angebotenen Premiummarken nicht nur eine sog. „Alibifunktion“ im Sortiment zukommt.1323 Zudem stärkt dies den Aufbau einer ökologischen Reputation.
1318 1319 1320 1321
1322 1323
Vgl. Becker-Olsen/ Cudmore/ Hill 2006, S. 50. Vgl. Bender 2007, S. 54. Vgl. zudem die Ausführungen bei Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 47f. Vgl. Yoon/ Gürhan-Canli/ Schwarz 2006, S. 388. Zum ausführlichen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung einer ökologieorientierten Sortimentspolitik im Einzelhandel sei auf die Ausführungen von Möhlenbruch verwiesen. Vgl. Möhlenbruch 1992, S. 211ff. Vgl. Möhlenbruch 1992, S. 209. Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 47f.
212 Abbildung 56: Bedeutung der Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung für die Führung von Premiummarken im Einzelhandel Gesamtgesellschaftliche Gesamtgesellschaftliche Ebene Ebene
Beitrag Beitrag des des Unternehmens Unternehmens zur zur nachhaltigen nachhaltigen Entwicklung Entwicklung durch durch Übernahme Übernahme ökologischer ökologischer und und sozialer sozialer Verantwortung Verantwortung (CSR) (CSR)
Sortimentsebene Sortimentsebene
Betriebstypenebene Betriebstypenebene
Einzelwirtschaftliche Einzelwirtschaftliche Ebene Ebene Großhandel
Wirtschaftsstufe Wirtschaftsstufe Branche Branche Betriebstypen Betriebstypen Potentiale ür den ffür Potentiale fü den Betriebstyp Betriebstyp HandelsmarkenHandelsmarken Handelsmarken-positionierung positionierung Zusatznutzen Zusatznutzen
Potentiale ür die ffür Potentiale fü die Premiummarke Premiummarke
Lebensmittelhandel
SB-Warenhaus
Einzelhandel Elektrohandel
Verbrauchermarkt
Baustoffhandel
Supermarkt
usw.
Discounter
-- Aufbau Aufbau bzw. bzw. Steigerung Steigerung der der (ökologischen) (ökologischen) Reputation, Reputation, -- Erhöhung Erhöhung des des akquisitorischen akquisitorischen Potenzials Potenzials des des Betriebstyps, Betriebstyps, -- Bindung Bindung der der Kunden Kunden an an die die Einkaufsstätte Einkaufsstätte usw. usw.
Gattungsmarken
Ökologie
Klassische Handelsmarken
Wellness
Premiummarken
Convenience
usw.
-- Aufbau Aufbau von von Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit bzgl. bzgl. der der ökologischen ökologischen Premiummarke, Premiummarke, -- ggf. ggf. Unsicherheitsreduktion Unsicherheitsreduktion durch durch Aufbau Aufbau ökologischer ökologischer Reputation, Reputation, -- Generierung Generierung von von Vertrauen Vertrauen in in das das Angebot Angebot ökologischer ökologischer Produkte, Produkte, -- Bindung Bindung des des Kunden Kunden an an die die Premiummarke Premiummarke sowie sowie die die Einkaufsstätte, Einkaufsstätte, -- Positionierung Positionierung der der Premiummarke Premiummarke als als Produkt Produkt eines eines ökologisch ökologisch und und sozial sozial handelnden handelnden Unternehmens Unternehmens im im Markt Markt usw. usw.
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Möhlenbruch/ Wolf 2009, S. 48. Die gezielte Kommunikation des Leistungsangebots im Sinne des Zusatznutzens der Ökologieorientierung kann darüber hinaus eine Reduktion der vom Verbraucher wahrgenommenen Unsicherheit ermöglichen, da Vertrauen sowohl in die Einkaufsstätte als auch in die Premiummarke aufgebaut wird. Auch ist auf Basis der empirischen Ergebnisse zu vermuten, dass bei Vorhandensein einer entsprechenden Reputation das akquisitorische Potenzial und damit ggf. die Kundenbindung steigen. Im Kontext der Übernahme ökologischer und sozialer Verantwortung ist jedoch zu beachten, dass der Absatz premiumpositionierter Eigenmarken im Segment der biologischen Lebensmittel nur bedingt durch das markierende Handelsunternehmen beeinflussbar ist.1324 Nach Auffassung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) kann sich eine verantwortungsvollen Produkt- respektive Sortimentspolitik im Einzelhandel nur weiterentwickeln, wenn auch der Verbraucher Verantwortung übernimmt und biologische Produkte erwirbt.1325 Möhlenbruch merkt darüber hinaus an, dass allein Maßnahmen der Sortimentspolitik zur ökologischen Profilierung eines Handelsunternehmens nicht ausreichen. Eine hinreichende Umweltorientierung nach innen und außen sind ebenso notwendig wie eine entsprechende Markt- und Konsumstruktur.1326
1324 1325 1326
Vgl. Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 49. Vgl. HDE 2009, S. 19. Vgl. Möhlenbruch 1992, S. 214. Vgl. zudem die Ausführungen bei Möhlenbruch/ Wolf 2009b, S. 49.
213 Insgesamt kann daher festgehalten werden, dass vor allem Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, welche eine Premiummarke erfolgreich im Segment der ökologischen Lebensmittel markieren wollen, die Integration ökologischer und sozialer Anliegen in die unternehmerische Tätigkeit i. S. der CSR-Konzeption weiter verstärkt vorantreiben sollten. Zudem ist den Handelsunternehmen anzuraten, insbesondere den Aufbau der ökologischen Reputation zu intensivieren. Eine entsprechend hohe Reputation als Anbieter ökologisch und sozial verträglicher Produkte kann nämlich nicht nur zu einer glaubwürdigen Positionierung der Eigenmarken im Sortiment beitragen, sondern auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Konsumentenverhalten ausüben. So können bspw. CSR-Aktivitäten bei Konsumenten mit ausgeprägten ökologischen Wertvorstellungen zu einer höheren Zahlungsbereitschaft für biologisch und sozial vorteilhafte Produkte führen.1327 Im Rahmen der handelspolitischen Preispolitik sind in diesem Zusammenhang ggf. eine Ausnutzung der nachfragerseitigen Mehrpreisbereitschaft beim Kauf ökologischer Lebensmittel und damit die Erreichung einer um bis zu 20% höheren Handelsspanne1328 für derart positionierte Marken möglich.1329 Insofern sollten Handelsunternehmen das enorme Potenzial der Corporate Social Responsibility zielorientiert zum Aufbau einer ökologischen Reputation einsetzen. Dies bedingt jedoch ein strategisch orientiertes und professionalisiertes (Premium-) Markenmanagement. Darüber hinaus sind die Instrumente des Retailing-Mix, wie z. B. die Sortiments-, Kommunikationsund Preispolitik, inhaltlich aufeinander abzustimmen.
1327 1328
1329
Vgl. Bender 2007, S. 9; vgl. auch Becker-Olsen/ Cudmore/ Hill 2006, S. 48ff. Die Handelsspanne berechnet sich aus der Differenz zwischen dem (Netto-)Verkaufspreis eines Produktes und dem Einstandspreis der Ware. Zum tieferen Einblick sei auf die Ausführungen bei Barth/ Hartmann/ Schröder 2007, S. 390ff. verwiesen. Vgl. Vanderhuck 2007, S. 56.
214
Kapitel F – Zusammenfassung und Entwicklungsperspektiven Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stand die Erfassung verhaltensbestimmender Determinanten, die den Kauf premiumpositionierter Eigenmarken beeinflussen. Aus den bereits vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen bzgl. der allgemeinen Bestimmungsgrößen des Kaufs von Handelsmarken (vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 1.4) sowie der kaufverhaltensrelevanten Aspekte beim Erwerb ökologischer Produkte (vgl. Kapitel B, Gliederungspunkt 3.3) konnte zunächst eruiert werden, dass die Einstellung zu Premiumhandelsmarken ein geeigneter Indikator zur Vorhersage der Kaufwahrscheinlichkeit derart positionierter Eigenmarken ist (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 2.1). Darüber hinaus erhielten aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht das wahrgenommene funktionale, finanzielle und soziale Risiko beim Produktkauf zentrale Erklärungsrelevanz (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.1). Da ferner nur solche Eigenmarkenkonzepte betrachtet wurden, die im Segment der ökologischen Lebensmittel angeboten werden, erfolgte im Kontext informationsökonomischer Überlegungen die Ableitung der relevanten leistungsübergreifenden Informationssubstitute Markenvertrauen, Reputation und Gütesiegel (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 3.2.4). Diesen Aspekten kommt im Hinblick auf die wahrgenommene Unsicherheit über das Vorhandensein ökologischer Leistungseigenschaften zentrale Bedeutung zu. Abschluss der theoretischen Überlegungen bildete die Entwicklung eines konzeptionellen Prozessmodells. Dieses orientiert sich an den Stufen eines extensiven Kaufentscheidungsprozesses und bietet durch die Fokussierung auf die Vorauswahlphase erstmals die Möglichkeit zur strukturierten Darstellung der Wirkungsweise der zuvor abgeleiteten verhaltensbestimmenden Determinanten beim Kauf von Premiumhandelsmarken (vgl. Kapitel C, Gliederungspunkt 5). Ziel des Kapitels D ist die kausalanalytische Überprüfung der aufgestellten Hypothesen 1 bis 9 sowie die Diskussion der empirischen Befunde. Die Ausführungen dieses Abschnittes bilden den Kernbereich der vorliegenden Untersuchung. Die durchgeführte Erhebung hat zu repräsentativen Ergebnissen im Hinblick auf das im Lebensmitteleinzelhandel zu erwartende Kaufverhalten bei biologischen Produkten geführt (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.3). Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Hypothesen 1, 6 und 8 nicht auf Signifikanz überprüft und daher aus der Betrachtung ausgeschlossen werden mussten (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.4 sowie 3.1). Im Kontext der zu untersuchenden Hypothesen 3 bzw. 4 belegen die kausalanalytischen Ergebnisse die im Rahmen der Informationsökonomie unterstellte risikoreduzierende Wirkung des Markenvertrauens. Zudem hat das mit den premiumpositionierten Eigenmarken verbundene Vertrauen einen signifikanten Einfluss auf die Einstellung bzw. die Kaufwahrscheinlichkeit für derartige Marken. Im Gegensatz dazu konnte die im Rahmen der Informationsökonomie unterstellte risikoreduzierende Wirkung der Anbieterreputation nicht nachgewiesen werden. Die im Kontext der Hypothese 5 formulierte Beziehungsstruktur zwischen Reputation und wahrgenommenem funktionalen Risiko ist nämlich nicht signifikant. Die deskriptiven Ergebnisse offerieren jedoch, dass sich für Handelsunter-
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4_6, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
215 nehmen durch das Angebot premiumpositionierter Eigenmarken die damit verbundene Zielstellung des Aufbaus von Marken- bzw. Einkaufsstättentreue und somit ggf. die Potenziale eines abgestimmten Corporate Brand Managements auf Betriebstypen- und Sortimentsebene durchaus erreichen lassen (vgl. Kapitel E, Gliederungspunkt 1). So bewirkt bspw. eine Einheit von Unternehmens-, Betriebstypen- und Markenname eine nicht unerhebliche Steigerung der Kundenkontakthäufigkeit, was wiederum das Vertrauen der Stakeholder in die Corporate Brand stärkt und für die angestrebte Einkaufsstätten- bzw. Markentreue unverzichtbar ist. Zudem bietet sich damit die Möglichkeit einer klaren und eindeutigen Differenzierung im Wettbewerb. Die dargestellten empirischen Resultate bedürfen jedoch weiterer Analysen. So ist bspw. die Fragestellung interessant, ob die Bewertung der Anbieterreputation bzw. der Händlermarke ggf. vom jeweiligen Betriebstyp des Lebensmitteleinzelhandels abhängig ist, in welchem die Eigenmarken angeboten werden.1330 Zudem wird ein nicht unerheblicher Forschungsbedarf im Kontext des Corporate Brand Managements des Handels offenkundig. In der wissenschaftlichen Forschung finden sich bisher lediglich vereinzelt Veröffentlichungen, die sich detailliert mit den Chancen und Risiken eines abgestimmten Markenmanagements im Handel auseinandersetzen. Im Kontext der Preiswahrnehmung bzw. des finanziellen Risikos belegen die deskriptiven Ergebnisse zunächst (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 2.5), dass die Konsumenten eine gewisse Mehrpreisbereitschaft beim Kauf von ökologischen Produkten erkennen lassen. Obwohl die Kaufwahrscheinlichkeit für derart positionierte Premiumeigenmarken primär vom wahrgenommenen finanziellen Risiko abhängt (Bestätigung der Hypothese 7), wird das PreisLeistungs-Verhältnis dieser Marken von den Konsumenten durchaus positiv beurteilt. Damit bieten sich für Handelsunternehmen durch die Markierung derartiger Eigenmarkenkonzepte nicht uninteressante Möglichkeiten einer Betriebstättenprofilierung. So kann bspw. durch eine entsprechende Demonstration der Preiskompetenz bzw. Preiswürdigkeit des Handelsunternehmens eine Differenzierung des Angebotes gegenüber der Konkurrenz erreicht und damit auch eine langfristige Positionierung im Evoked Set des Konsumenten durchgesetzt werden. In Deutschland erscheint dazu jedoch ein Wechsel der Handelskommunikation von einer produkt- und damit vorwiegend preisorientierten Kommunikation hin zu einer stärkeren Imagewerbung dringend geboten. Dadurch könnten die Premiummarken nicht nur aus dem z. T. ruinösen Preiskampf mit anderen Handels- oder Herstellermarken im Lebensmitteleinzelhandel herausgehalten werden, sondern ggf. auch zum Aufbau einer entsprechenden Reputation als Anbieter ökologischer Produkte beitragen. Bisher stellen die anbietenden Handelsunternehmen nur vereinzelt die Leistungsfähigkeit bzw. den wertsteigernden Zusatznutzen ihrer im Rahmen des Markenmanagements geführten Marken kommunikativ in den Vordergrund. Darüber hinaus wird das enorme Potenzial der premiumpositionierten Eigenmarken 1330
Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Möhlenbruch/ Arnold/ Wolf 2008, S. 30.
216 beim Aufbau einer eigenständigen Händlermarke respektive Corporate Brand mit wahrnehmbarer Produktkompetenz nur vereinzelt im Rahmen eines professionellen Markenmanagements genutzt. Im Hinblick auf eine weiterführende Betrachtung der differenten Aspekte der Preiswahrnehmung bei ökologisch positionierten Eigenmarken ist im Kontext der handelspolitischen Preispolitik jedoch ein nicht unerheblicher Forschungsbedarf zu konstatieren. Dies kann u. a. darauf zurückgeführt werden, dass in der vorliegenden Untersuchung einerseits die Möglichkeit zur Überprüfung der Hypothesen 6 und 8 fehlt. Andererseits ist auch die insgesamt schlecht abgebildete Operationalisierung des finanziellen Risikos kritisch zu bewerten (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.4). Zudem wäre in nachfolgenden Untersuchungen bspw. zu prüfen, ob evt. warengruppenbezogene Determinanten Einfluss auf die Preiswahrnehmung des Konsumenten haben. Darüber hinaus erscheint nicht hinreichend erklärt, welche Bedeutung eine als glaubwürdig eingeschätzte Reputation als Anbieter ökologisch und sozial erzeugter Produkte auf die nachfragerseitige Preisbereitschaft hat. Ferner konnte im Rahmen der kausalanalytischen Überprüfung der Hypothese 9 festgestellt werden, dass Gütesiegel keinen signifikanten Einfluss auf das wahrgenommene funktionale Risiko ausüben. Dies kann u. a. darauf zurückgeführt werden, dass drei Viertel aller Käufer biologischer Eigenmarken glauben, dass gesetzlich ungeschützte Produktbezeichnungen wie z. B. „aus ökologischem oder biologischem Anbau“ stimmen (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 2.3). Zudem erscheint auch die steigende Konsumentenverwirrtheit infolge einer Vielzahl verschiedener Gütesiegel als mögliche Ursache hierfür plausibel, da eine inflationäre Verwendung zum Verlust des eigentlichen Nutzens führt. Bei der Analyse der unterstellten mediierenden Beziehung zeigt sich jedoch, dass zwischen dem Gütesiegel und der Einstellung zu Premiumhandelsmarken ein signifikanter Zusammenhang besteht. Insgesamt kommt dem leistungsübergreifenden Informationssubstitut somit nur eine geringe risikoreduzierende und damit ggf. auch vergleichsweise geringe vertrauensfördernde Funktion zu. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass die Nachfrager eine Markierung premiumpositionierter Eigenmarken mit entsprechenden Gütesiegeln respektive Öko-Labels erwarten. Handelsunternehmen sollten daher auch in Zukunft auf eine derartige Produktkennzeichnung nicht verzichten. In weiteren Forschungsarbeiten ist zudem zu überprüfen, ob bspw. eine erfolgreich umgesetzte Corporate Social Responsibility ggf. den Verzicht auf eine Markierung mit externen Gütesiegeln ermöglicht und damit nicht nur zur Realisierung eines nicht unerheblichen Kostensenkungspotenzials beiträgt, sondern auch die nachfragerseitig wahrgenommene Verwirrtheit auf Grund der erhöhten Zahl an Gütesiegeln reduziert. Eine wissenschaftliche Überprüfung dieses Ursache-Wirkungszusammenhangs steht allerdings noch aus. Im Kontext der Überprüfung der Hypothese 2 zeigt sich überraschenderweise, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung sozialer Risiken und der Einstellung zu premiumpositionierten Handelsmarken im Segment der ökologischen Produkte besteht.
217 Zudem belegen die deskriptiven Befunde, dass soziale Normen im Umfeld der Konsumenten durchaus wahrgenommen werden, diese gleichermaßen jedoch nur geringe Relevanz für das individuelle Kaufverhalten besitzen. Da im Rahmen der vorliegenden Untersuchung keine ausführliche Betrachtung dieser Aspekte in Folge der fehlenden Möglichkeit zur Überprüfung der Hypothese 1 sowie der insgesamt schlecht abgebildeten Operationalisierung des sozialen Risikos möglich war (vgl. Kapitel D, Gliederungspunkt 1.2.4), leitet sich ein nicht unerheblicher Forschungsbedarf im Kontext des Kaufverhaltens bei Bio-Handelsmarken ab. So sollte bspw. im Rahmen weiterer Untersuchungen geprüft werden, ob ggf. Intensivkäufer, die vornehmlich Produkte aus dem Reformhaus oder vom Bio-Bauern beziehen, ein soziales Risiko beim Kauf von Bio-Produkten des Lebensmitteleinzelhandels feststellen. Darüber hinaus erscheint auch der Zusammenhang zwischen den hypothetischen Konstrukten soziale Norm und soziales Risiko in der wissenschaftlichen Forschung nicht hinreichend erklärt. Ziel des Kapitels E ist die Aufarbeitung ausgewählter Implikationen für das Markenmanagement im Einzelhandel. Die Basis hierfür bilden die eruierten kausalanalytischen sowie deskriptiven Befunde der eigenen empirischen Untersuchung. Im Rahmen des ersten Abschnitts stehen die Potenziale des Corporate Brand Managements im Mittelpunkt der Überlegungen. So sollten Handelsunternehmen, die Eigenmarken im gehobenen Preis-Leistungssegment erfolgreich im Sortiment positionieren wollen, nicht nur die Möglichkeiten eines integrierten Markenmanagements auf Betriebstypen- und Sortimentsebene prüfen, sondern auch die im Kontext des Corporate Brand Managements diskutierten Chancen und Risiken abwägen. Ferner sollten der Aufbau einer eigenständigen Händlermarke mit wahrnehmbarer Produktkompetenz und damit das Potenzial zur Verbesserung der Einkaufsstätten- und Markentreue, bspw. in Form einer entsprechenden Reputation als Anbieter ökologisch profilierter Eigenmarken, stärker im Fokus handelspolitischer Überlegungen stehen. Der Reputationsaufbau findet auch im zweiten Abschnitt des Kapitels E Unterstützung. So kann bspw. die Entwicklung einer ökologischen Reputation durch die verstärkte Integration biologischer und sozialer Aspekte in die unternehmerischen Tätigkeiten i. S. der Corporate Social Responsibility gelingen. Für Handelsunternehmen bietet sich dadurch nicht nur die Möglichkeit, die eigenen Produkte gegenüber der Konkurrenz zu profilieren, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Zudem können die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels ihrer gesellschaftlichen Verantwortung besser gerecht werden und die Diffusion ökologischer Produkte aktiv vorantreiben, so dass eine klare Profilierung als Einkaufsstätte für hochwertige sowie sozial und ökologisch produzierte Lebensmittel gelingt. Das Fazit dieser Untersuchung muss jedoch in zweifacher Hinsicht ambivalent betrachtet werden. 1. Zwar konnten im Rahmen der theoretischen Erfassung der verhaltensbestimmenden Determinanten die Konstrukte Einstellung, wahrgenommenes funktionales, finanzielles und soziales Risiko sowie die Informationssubstitute Markenvertrauen, Reputation
218 und Gütesiegel eruiert werden, allerdings zeigte sich bei der empirischen Überprüfung nicht für alle aufgeführten Aspekte die im wissenschaftlichen Schrifttum unterstellte Verhaltensrelevanz. 2. Im Hinblick auf den gewählten Forschungsschwerpunkt liefert die vorliegende Untersuchung durchaus eine Reihe interessanter Ergebnisse und Ansatzpunkte. Aus der kritischen Diskussion im Hinblick auf die durchgeführte Kausalanalyse sowie aus der Erörterung der deskriptiven und kausalanalytischen Ergebnisse resultiert jedoch eine Fülle neuer Forschungsfragen, welche an dieser Stelle keine hinreichende Beantwortung finden können. So bleibt es zukünftigen Studien vorbehalten, die dargelegten Deduktionen ggf. zu kritisieren und durch Falsifikation zum Fortschritt des handelsbetrieblichen Wissens beizutragen.
219
Anhang I – State of the Art der Handelsmarkenforschung Tabelle A1
Nr.
1
Jahr
2007
Autor/ Jahr/ Titel/ in/ Seiten/ Forschungsgegenstand
Empirische Basis
Windbergs T. (2007): Markentreue, Einkaufsstättentreue und Erfolg im Konsumgüterhandel - Dargestellt am Beispiel einer Premiumhandesmarke im Lebensmitteleinzelhandel, Köln 2007.
Face-to-Face Interviews im Verkaufsraum eines filialisierten Handelsunternehmens zum Kaufverhalten bei Fleisch- und Wurstwaren sowie POS Daten aus einer Warenkorbanalyse
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Wie wirken sich Markenund Einkaufsstättentreue auf den Erfolg einer Unternehmung aus? Welchen Einfluss hat die Verbreitung marktstarker Premiumhandelsmarken auf den Konsumgütersektor?
n = 307, Befragungszeitraum 48. KW des Jahres 2007 und 5. KW des Jahres 2003
Betrachtung von Premiummarken: Ja
konfirmatorischer Charakter
Chan Choi, S./ Coughlan, A. (2006): Private Label positioning: Quality versus feature differentiation from national brand, in: Journal of Retailing, Vol. 82, 2006, No. 2, S. 79 - 93.
2
2006
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Wie sollten Handelsmarken gegenüber Herstellermarken positioniert werden? Welchen Einfluss hat dabei die Differenzierung der Produktqualität?
Determinanten/ Variable/ Theorien
Operationalisierung der drei endogenen Variablen Markentreue, Einkaufsstättentreue und Erfolg: (1) Markentreue über Einstellungund Verhaltenskomponenten (z.B. Bekanntheit, Markenbewusstsein, Kaufhäufigkeit und Zufriedenheit mit HaM), (2) Einkaufsstättentreue über Besuchshäufigkeit, Einkaufsschwerpunkte und Warengruppenanzahl, (3) Erfolg über Deckungsbeitrag, Bonumsatz und Zahl der Posten je Bon
Die Arbeit basiert auf keiner empirischen Untersuchung sondern auf der Aufstellung eines Nachfragemodells mit drei Produkten (einer Handelsmarke und zwei Herstellermarken).
Betrachtung von Premiummarken: Ja
A. Wolf, Premiumhandelsmarken im Sortiment des Einzelhandels, DOI 10.1007/978-3-8349-6191-4, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Zentrale Befunde
Es konnte gezeigt werden, dass durch Handelsmarken ein Verdrängungspotenzial im horizontalen und vertikalen Wettbewerb existiert, wenn es gelingt, die Kunden durch das spezifische Angebot an HaM an die Unternehmung zu binden.
Zudem konnte der Kausalzusammenhang zwischen den Konstrukten Markentreue, Einkaufsstättentreue und dem Erfolg einer Handelsunternehmung bestätigt werden.
Die optimale Positionierungsstrategie einer Handelsmarke hängt von der Natur des Herstellermarkenwettbewerbs sowie von der eigenen Qualität ab. Sind die Herstellermarken verschieden, sollte eine hochwertige HaM nahe der starken HeM positioniert werden und eine HaM mit geringerer Qualität näher an einer weniger starken HeM. Ergebnisse: 1.) Die Nachfrage wird durch eine lineare Funktion mit Kreuz-Preiseffekten ausgedrückt. 2.) Für die Handelunternehmung ist es optimal, die Qualität der Handelsmarke zu erhöhen. 3.) Für eine hochwertigere Handelsmarke ist die Positionierung in der Nähe einer starken Herstellermarke vorteilhafter.
220
3
2006
Mieres, C./ Martin, A./ Gutierrez, J. (2006a): Antecedents of the difference in perceived risk between store brands and national brands, in: European Journal of Marketing, Vol. 40 2006, Nr. 1/2, S. 61-82. Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Der Forschungsbeitrag untersucht den Einfluss einer Vielzahl von Variablen auf das Kaufverhalten der Konsumenten und wie sich dadurch Unterschiede im wahrgenommenen Risiko bei HaM und bei HeM herausbilden. Als zentral für die Erklärung dieser Unterschiede stellten sich dabei folgende Variablen heraus: wahrgenommene Qualität, Produktwissen und extrinsische Merkmale zum Abschätzen der Produktqualität
Face-to-Face Interviews im Verkaufsraum des größten Lebensmittelhändlers im Norden von Spanien, k. A. zum Befragungszeitraum
Unterschiede im wahrgenommenen Risiko bei HaM und bei HeM sollen anhand folgender Hypothesen überprüft werden:
n = 436
Wahrgenommene Qualität: (1) Je ähnlicher die Qualität zwischen HaM und HeM wahrgenommen wird, desto geringer ist der Unterschied im wahrgenommenen Risiko zwischen den beiden Markentypen. Diese Hypothese konnte bestätigt werden.
zwei Warengruppen: Küchenrollen und Shampoo
Abhängigkeit der Qualitätsbeurteilung von extrinsischen Merkmalen: (2a) Die Anhängigkeit bei der Qualitätsbeurteilung von extrinsischen Merkmalen hat einen direkten und positiven Einfluss auf den Unterschied im wahrgenommenen Risiko bei HeM und HaM …und (2b) einen negativen und indirekten Einfluss durch die wahrgenommene Qualität der HaM als Alternative zu HeM. Beide Hypothesen konnten bestätigt werden.
Effekt des individuellen Selbstvertrauens: (3a) Das individuelle Selbstvertrauen hat einen direkten negativen Einfluss auf die Unterschiede im wahrgenommenen Risiko zwischen HeM und HaM und …(3b) negativen und indirekten Einfluss durch die Abhängigkeit von extrinsischen Merkmalen bei der Produktbeurteilung. Hypothese 3a konnte bestätigt werden, wohingegen 3b nicht signifikant ist.
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Einfluss des handelsmarkenbezogenen Produktwissens: (4a) Das handelsmarkenbezogene Produktwissen hat einen direkten negativen Einfluss auf das unterschiedlich wahrgenommene Risiko bei HeM und HaM und … (4b) einen indirekten negativen Einfluss durch die Abhängigkeit von extrinsischen Merkmalen bei der Qualitätsbeurteilung und ... (4c) einen indirekten positiven Einfluss durch die wahrgenommene Qualität von HaM als Alternative zu HeM. Alle drei Hypothesen konnten bestätigt werden. Einfluss der Erfahrung mit einer Produktkategorie: (5a) Die Erfahrung innerhalb einer Produktkategorie hat einen direkten konfirmatorischer Charak- negativen Einfluss auf das wahrgenommene Risiko zwischen HaM ter und HeM und … (5b) einen indirekten und positiven Einfluss durch das Selbstvertrauen der Nachfrager und ... (5c) einen indirekten negativen Einfluss durch die Abhängigkeit von extrinsischen Merkmalen bei der Qualitätsbeurteilung und ... (5d) einen indirekten positiven Einfluss durch das handelsmarkenbezogene Produktwissen und ... (5e) einen indirekten negativen Einfluss durch die wahrgenommene Qualität von HaM als Alternative zu HeM. In diesem Zusammenhang konnte nur die Hypothese (5b) bestätigt werden, d.h. die Erfahrung in einer WG hat einen positiven Einfluss auf das Selbstvertrauen der Nachfrager. (5c) ist nicht signifikant. Die anderen Hypothesen müssen im Kontext der WG interpretiert werden.
221
4
2006
Mieres, C./ Martin, A./ Gutierrez, J. (2006b): Influence of perceived Risk on store brand proneness, in: Journal of Retail & Distribution Management, Vol. 34, 2006, Nr. 10, S. 761-772. Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Der Forschungsbeitrag formuliert das wahrgenommene Risiko im Kontext eines multidimensionalen Verständnisses und untersucht nicht nur die Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Handelsmarken und Herstellermarken, sondern auch den Einfluss auf die Handelsmarkenneigung. Diese wird durch die drei Faktoren HaMKauf in den jeweiligen Warengruppen, HaMNutzungsintensität und zukünftiges HaMKaufverhalten erfasst.
Face-to-Face Interviews im Verkaufsraum des größten Lebensmittelhändlers im Norden von Spanien, k. A. zum Befragungszeitraum
Unterschiede im wahrgenommenen Risiko bei HaM sowie HeM und dessen Effekte auf die Handelsmarkenneigung sollen anhand folgender Hypothesen überprüft werden:
n = 1698
Multidimensionalität des wahrgenommenen Risikos: (1) Handelsmarken werden in den Bereichen funktional, finanziell, sozial, zeitlich, physikalisch und psychologisch als risikoreichere Alternative im Gegensatz zu den HeM angesehen. Diese Hypothese konnte bestätigt werden.
Wahrgenommenes Risiko und Handelsmarkenneigung: (2) Die Unterschiede in den wahrgenommenen Risikodimensionen zwischen HaM und HeM beeinflussen (a) den HaM-Kauf; (b) die HaMNutzungsintensität und (c) die zukünftige HaM-Kaufabsicht negativ.
vier Warengruppen: Küchenrollen, Toastbrot, konservierten Fisch und Shampoo
(2a)
(2b) Betrachtung von Premiummarken: Nein konfirmatorischer Charak(2c) ter
Der vom NF wahrgenommene Unterschied zwischen HaM und HeM in den Risikodimensionen funktional, finanziell, psychologisch und zeitlich beeinflusst das Kaufverhalten von HaM signifikant negativ. Die physikalische Dimension ist nicht signifikant. Im Gegensatz dazu erfährt die soziale Dimension einen positiven Effekt und unterstützt den Kauf von HaM. Der vom NF wahrgenommene Unterschied in den Risikodimensionen funktional, finanziell, psychologisch und zeitlich beeinflusst die Intensität der Nutzung von HaM signifikant negativ. Die physikalische Dimension ist nicht signifikant. Im Gegensatz dazu beeinflusst die soziale Dimension die aktuelle Intensität der HaM Nutzung positiven. Im Falle einer intensiven Nutzung von HaM beeinflusst der vom NF wahrgenommene Unterschied in den Risikodimensionen funktional, finanziell, psychologisch und zeitlich das zukünftige Kaufverhalten bei HaM signifikant negativ. Die physikalische und soziale Dimension sind dabei nicht signifikant.
222
Räpple, M. (2006): Marketingstrategien für Bio-Lebensmittel Käuferverhalten in Theorie und Praxis, Saarbrücken 2006.
5
2006
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Wie können insbesondere Naturkostläden vom steigenden Wunsch der Nachfrager, ökologische Lebensmittel zu erwerben, profitieren und damit ihre Marktanteile erhöhen? Wie äußert sich das Kaufverhalten bei BioLebensmitteln?
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Die z. T. sehr verschiedenen Studienergebnisse zur sozidemographischen Struktur von Bio-Lebensmittelkäufern liefern keine eindeutigen Anhaltspunkte zur Erklärung des Kaufverhaltens bei BioLebensmitteln. Es konnte jedoch auf Basis einer rein strukturellen Beschreibung festgestellt werden, dass BioProdukte vornehmlich von 30-50 Jährigen Frauen mit gehobenem Bildungsniveau in mittleren Einkommensklassen gekauft werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass Käufer von BioLebensmitteln insbesondere dem technokratisch-liberalen Die Arbeit basiert auf und dem alternativen Milieu keiner eigenen empirizuzuordnen sind, bei welschen Untersuchung. Theoretische Darstellung verhalchem Erfolg, Sozialprestige Vielmehr werden 15 tenswissenschaftlicher sowie und Leistungsbereitschaft ökonomischer Ansätze und Diskusausgewählte empirische eine große Rolle spielen. Studien zum Kaufverhal- sion deren Leistungsfähigkeit im Bezüglich des Kaufmotivs ten bei Bio-Lebensmitteln Hinblick auf das Kaufverhalten bei bzw. der Einstellung zu vom Verfasser kritisch Bio-Lebensmittel anhand der ökologischen Lebensmitteln untersucht. Die Auswahl ausgewerteten Studienergebnissen. bildete sich heraus, dass die der Studien erfolgte nach Fokus: (1) Sozi-demographische Ergebnisse stark von der Merkmale, (2) Motive, (3) Einstelden Kriterien Aktualität, Fragestellung abhängig sind. lungen, (4) Werthaltungen und (5) Repräsentativität, StichAls zentrale Motive gelten Kaufbarrieren probenumfang und (1) gesundheitliche Aspekte Spannweite der Untersu(Gesundheitsmotiv), mit chung. verschiedenen Ausprägungen, wie bspw. keine chemischen Inhaltsstoffe zu sich nehmen zu wollen oder auch eine bessere Qualität durch wertgebende Inhaltsstoffe zu erhalten, sowie (2) altruistische Motiv des Umweltschutzes (Ökologiemotiv). Zudem ist ein Anstieg der Bedeutung des hedonistischen Qualitätsmotivs zu beobachten (Geschmack). Als Kaufbarrieren wurden zu hohe Preise, Echtheitsund Qualitätszweifel sowie Zugänglichkeitsbemühungen genannt, welche sich aus der Neuen Institutionenökonomie ableiten lassen.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 6 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
6
2006
Vahie, A./ Paswan, A. (2006): Private label brand image: its relationship with store image and national brand, in: International Journal of Retailing & Distribution Management, Vol. 34, 2006, Nr. 1, S. 67 - 84.
Ableitung theoretischer Erkenntnisse zum HaM Image: Schriftliche Befragung von Studenten, k.A. zum Befragungszeitraum, k.A. zum Ort
n = 811 Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung:
(1) Die wahrgenommene Qualität von Handelsmarken, als Determinante des HaM-Images, wird in den Kontext der Store-Image Dimensionen Service, Convenience, Store Image Qualität, Variety, PreisLeistung und Atmosphäre gesetzt. (2) Die affektive Dimension von Handelsmarken, als weitere Determinante des HaM-Images, wird in den Kontext der Store-Image Dimensionen Service, Convenience, Store-Image Qualität, Variety, PreisLeistung und Atmosphäre gesetzt.
Im Ergebnis konnte (1) festgestellt werden, dass die Store-Image Dimensionen Store-Qualität und StoreAtmosphäre die wahrgenommene Qualität der HaM beeinflussen. Ferner sind diese Beziehungen positiv. (2) Die affektive Dimension des HaM-Images wird durch die Store-Image Dimensionen Convenience, StoreQualität und Preis-Leistung beeinflusst. (3) Die wahrgenommene Kongruenz zwischen HeM und HaM hat einen positiven Einfluss auf das Kaufverhalten bei HaM.
223
(3) Die vom Konsumenten wahrgenommene Kongruenz zwischen HeM und HaM wird im Hinblick auf die qualitative und affektive Dimensionen des HaM-Images untersucht.
Das Forschungsanliegen besteht darin, die Beziehung zwischen dem wahrgenommenen HaM-Image, dem wahrgenommenen Store Image und der gefühlsmäßigen Assoziation mit den vorhandenen HeM empirisch zu überprüfen.
k.A. über Warengruppen Betrachtung von Premiummarken: Nein konfirmatorischer Charakter
7
2005
Bauer, H./ Görtz, G./ Strecker, T. (2005): "Heavy User" von Handelsmarken - Eine Konzeptionelle und empirische Analyse zur Wirkung einer Handelsmarkenpolitik, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 51. Jg. 2005, Nr. 1, S. 4 - 25. Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Wie unterscheiden sich Konsumenten, die ihren Bedarf warengruppenübergreifend mit Handelsmarken decken, von Kunden, die wenige oder keine Handelsmarken erwerben?
Face-to-Face Interviews im Kassenbereich eines Verbrauchermarktes, einwöchiger Befragungszeitraum über die gesamte Spannbreite der Öffnungszeiten, k.A. zum Ort
n = 220
Drei Einflussfaktoren auf die Einstellung und den Kauf von Handelsmarken : 1. Beurteilung von Handelsmarken; 2. Persönlichkeitsmerkmale; 3. Sozi-demografische Merkmale
k.A. über Warengruppen
Betrachtung von Premiummarken: Nein
konfirmatorischer Charakter
Es bestehen signifikante Unterschiede hinsichtlich der Beurteilung von Handelsmarken zwischen starken Handelsmarken-Käufern und Nicht-HandelsmarkenKäufern. Bei den starken und schwachen HandelsmarkenKäufern zeigen sich hingegen nur signifikante Unterscheide beim wahrgenommenen Risiko. Bezüglich der Persönlichkeitsmerkmale werden die Hypothesen zum Preisbewusstsein, zum Qualitätsbewusstsein, zur PreisQualitäts-Assoziation und zur Markenloyalität bestätigt, d.h. es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen starken Handelsmarkenkäufern und schwachen bzw. Nicht-HandelsmarkenKäufern. Obwohl starke Handelsmarken-Käufer demnach weniger markentreu sind als NichtHandelsmarken-Käufer, konnte eine geringere Geschäftstättentreue hingegen nicht bestätigt werden. Nicht-HandelsmarkenKäufer weisen hier entgegen aller Erwartungen den höchsten Wert auf. Bezüglich der sozio-demog. Charkteristika konnte ermittelt werden, dass das Einkommen unzureichend geeignet ist, HaM-Käufer zu charakterisieren. Zudem stellen die Autoren heraus, dass sozi-demographisch Merkmale gänzlich ungeeignet zur Charakterisierung von Handelsmarken-Käufern sind.
224
Schwerpunkt der Empirie ist die anwendungsorientierte verhaltenswissenKoppe, P./ Mayerhofer, schaftliche Forschung W. (2005): Die Wahr- drei empirische Untersuchungen: nehmung von Han1. Einstellung zu HaM delsmarken aus Sicht und HeM als Markentyunterschiedlicher Zielgruppen, in: pen, 2. Bedeutung der planung & analyse, 32. Marke (auch HaM) in Jg. 2005, Nr. 3, S. 38 - der Kaufentscheidung, 3. Beurteilung ausgewählter 43. Marken/ HaM im Konkurrenzumfeld von vier Warengruppen 8
2005
Forschungsgegenstand: Im Mittelpunkt der Forschung steht die Frage, ob sich die Sichtweisen der wichtigsten Marktteilnehmer Produzenten, Handel und Konsumenten im Zusammenhang mit dem Nutzen und der Beurteilung von Handelsmarken voneinander unterscheiden. Betrachtung von Premiummarken: Ja (Ja! Natürlich)
Face to Face Interviews mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens im Großraum Wien von Mai bis Juni 1997
n = 309, Auswahl mittels Quotenverfahren nach Geschlecht, Bildung und Alter
Nur eine Minderheit der Konsumenten verbindet mit dem Begriff "HaM" zumindest eines der wesensbestimmenden Merkmale.
Operationalisierung der Einstellung zu den verschiedenen Markentypen, Ermittlung der Bekanntheit und Beurteilung von bestimmten Marken nach ausgewählten Kriterien wie Qualität, Preis, Bewährtheit, Sympathie, Ruf etc., Erfassung des Nutzens von HaM mit Hilfe des Conjoint Measurement Die Markenwahl der Konsumenten wird vor allem durch die Kriterien Qualität, Preis, Bewährtheit und Zuverlässigkeit zwischen den Marken unterschieden.
Bei der Kaufentscheidung spielt es keine große Rolle, ob es sich bei einer Marke um eine HaM oder HeM handelt.
konfirmatorischer Charakter
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 9 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
9
Es konnte in Anlehnung an die Ergebnisse von Lauer (2001) die ZweidimensionaAbleitung theoretischer Erkenntnisse: lität des HaM-Erfolges im HaM sind umso erfolgreicher, Sinne von Markteroberungsbzw. Marktfestigungserfolg nachgewiesen werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass der Handelsmarkenumsatzanteil bei Be1. je besser die Qualitätstriebstypen und Warengrupwahrnehmung der HaM durch pen variiert sowie signifidie Konsumenten ist, kante Interaktionseffekte diesbezüglich zwischen WG und BT existieren.
Sekundärstatistisches Datenmaterial
2005
Lingenfelder, M./ Lauer, A. (2005): Leistungsfähigkeit von Handelsmarken und Herstellermarken im Vergleich, in: Esch, F.R. (Hrsg.): Moderne Markenführung, 4. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 1157 - 1184.
Haushaltspaneldaten (n = 12. 000) sowie Individualpaneldaten (n = 15. 000) der GfK
1
2. je kleiner die wahrgenommenen Qualitätsunterschiede zwischen den Marken in den Warengruppen sind,
3. je geringer funktionales, finanzielles und soziales (statusbezogenes) Risiko beim Kauf eines Produktes sind, und Betrachtungszeitraum sind alle Kaufakte zwischen September 2003 und August 2004.
4. je preissensibler die Konsumenten sind.
Auch konnten für die Bedarfdeckung der Konsumenten durch HaM ein signifikanter Einfluss der WG und des BT bestätigt werden. Dennoch kann nicht von einem echten Handelsmarkenerfolg ausgegangen werden.
Schließlich konnte jedoch ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen der Profiliertheit eines HaM Sortimentes einer Vertriebs-
225 Forschungsgegenstand: Beitrag schließt unmittelbar an die Studie von Lauer (2001) an. Ziel ist es, die zentralen Forschungslücken bezüglich der Frage nach dem Beitrag von HaM zur Einkaufsstättenprofilierung weiter zu schließen.
Aus der Industrieökonomik leiten sich folgende Erkenntnisse ab: HaM sind umso erfolgreicher,
Betrachtung von 22 Vertriebsschienen und 5 Warengruppen aus dem Bereich FMCG
2
Betrachtung von Premiummarken: Teilweise konfirmatorischer Charakter
5. je geringer die Innovations- Allerdings konnte ein weintensität in der Warengruppe sentlich stärkerer Einfluss des HeM Sortiments auf die ist, Vertriebsschienenprofilierung festgestellt werden. 6. je geringer die Promotion-/ HeM eignen sich offenbar signifikant besser zur ProfiWerbeintensität in einer lierung im Wettbewerb mit Warengruppe ist, und anderen HU als HaM. 7. je größer der Preisabstand zwischen HaM und HeM ist.
dreistufiger Untersuchungsaufbau: Dimensionalität des Handelsmarkenerfolges, Treiber des Handelsmarkenerfolges und Vertriebsschienenprofilierung durch HaM
Olbrich, R./ Buhr, C.C./ Grewe, G./ Schäfer, T. (2005): Die Folgen der zunehmenden Verbreitung von Handelsmarken für den Wettbewerb und den Verbraucher, Forschungsbericht Nr. 11, Hagen 2005.
Befragung von 25 Angestellten verschiedener Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels und 50 Konsumenten, k.A. zum Ort und Zeitraum der Befragung
n = 75
10
2005
Forschungsgegenstand: Die Folgen des Verbotes der vertikalen Preisbindung und der damit begünstigten Entwicklung von Handelsmarken sind der Forschungsgegenstand.
k.A. zu den verwendeten Variablen
k.A. über Warengruppen Primäre Fragestellung: Welche Folgen hat eine Markierung, die die Identität einer HaM nicht offensichtlich erkennen lässt, für den Wettbewerb?
Betrachtung von Premiummarken: Nein
explorativer Charakter
schiene und der Gesamtprofiliertheit auf einem Niveau von 5% nachgewiesen werden. Ein profilierender Effekt existiert demnach.
In der vorliegenden Studie lässt sich demnach ein profilierender Effekt von HaM nicht nachweisen. Damit werden die Ergebnisse von Lauer (2001) unterstützt.
Der Überwiegende Anteil des Verkaufspersonals (60%) konnte die eigenen Handelsmarken nicht richtig zuordnen bzw. von Markenartikeln abgrenzen. Das Verkaufspersonal wie auch die Konsumenten baten vor der Beantwortung ferner um die Klärung der Begriffe Handelsmarke und Herstellermarke. Die Konsumenten konnten bei leicht identifizierbarer Markierung die Handelsmarken als solche richtig erkennen. Der Anteil lag dabei zwischen 88% und 92%. Bei Produkten, die weniger leicht den Handelsmarken zugeordnet werden konnten, war der Anteil der Befragten mit 16% bzw. 28% wesentlich geringer. Für 88% der Befragten ist es bei der Produktwahl ferner uninteressant, ob die Markenrechte bei Hersteller oder Handel liegen. Dies kann einerseits als Indiz für schlecht informierte Konsumenten angesehen werden oder andererseits für die Qualitäts- und Leistungsanpassung der Handelsmarken stehen. Handelsmarken haben insgesamt eine wohlfahrtshemmende Wirkung.
226 Reutterer, T./ Sicking, H. (2005): Der Wert von Handels- versus Herstellermarken aus Konsumentensicht, in: Trommsdorff, V. (Hrsg.): Handelsforschung 2005, Stuttgart 2005, S. 123 - 143. Forschungsgegenstand: Ziel ist die Ermittlung des Markenwertes von HaM und HeM mit Hilfe eines marktorientierten Markenwertmodells.
11
2005
Schriftliche Befragung von Studenten der Wirtschaftsuniversität Wien, Befragungszeitraum Februar/ März 2005
n = 91
Primäre Fragestellungen: Wie hoch ist der Wert der eigenen Handelsmarken im Vergleich zu den HeM und zu HaM konkurrierender HU? Lohnen sich die Werbeinvestitionen in die HaM? Wie kommt der Mar6 österreichische Orankenwert von HaM zu gensaftmarken (3 HeM Stande? Gibt es Unterund 3 HaM) schiede zwischen Handels- und Herstellermarken bezüglich der wesentlichsten Dimensionen ihrer Markenwerte? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um den Wert der eigenen HaM zu erhöhen?
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Dimensionen und Einzelindikatoren des Markenwertmodells:
Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Kaufabsicht und dem Vertrauen in die Markenanbieterorganisation festgestellt werden. Dies ist sowohl für HeM als auch für HaM überraschend.
Markenbekanntheit: ungestützte und gestützte Markenbekanntheit
Positive signifikante Zusammenhänge konnten bezüglich der Dimensionen Markenbekanntheit, Markenpersönlichkeit, wahrgenommene Produktqualität und Organisationssympathie sowie ein negativ signifikanter Zusammenhang zwischen Preis und Kaufabsicht nachgewiesen werden.
Markenpersönlichkeit: Aufrichtigkeit, Erregung/ Spannung, Kompetenz, Kultiviertheit, Robustheit
Je bekannter folglich eine Marke ist bzw. je besser die wahrgenommene Produktqualität beurteilt wird, desto größer ist die Kaufwahrscheinlichkeit. Im Gegensatz dazu steht der hohe und signifikante Wert des Preises als Indikator für eine hohe Preissensibilität in der untersuchten Produktkategorie, steigt nämlich der Preis, sinkt die Kaufabsicht der Probanden.
1
2
3
Wahrgenommene Qualität: Qualität, Zuverlässigkeit der Qualität
4
Organisationsassoziationen: Sympathie, Vertrauen
5
Markenloyalität: Idiosynkratischer Wert
explorativer Charakter
Insgesamt lässt sich feststellen, dass HeM einen größeren monetären Markenwert aufweisen als HaM und damit einen gewissen Wettbewerbsvorteil generieren, welcher sich auch auf die Preiswürdigkeit bezieht. Bei HaM ist die Markentreue geringer und die wahrgenommene Produktqualität hat einen höheren Stellenwert bei der Beurteilung als bei HeM, bei welchen das Image eine größere Bedeutung hat.
227
Ailawadi, K./ Keller, K. (2004): Understanding retail branding: conceptual insights and research priorities, in: Journal of Retailing, 80. Jg. 2004, Nr. 4, S. 331 342.
12
2004
keine empirische Untersuchung, theoretische ForschungsAnalyse der bisherigen gegenstand: Forschungen zum Thema Von zentralem Anlie"Retail Branding" gen sind die Wirkungszusammenhänge zwischen den Determinanten des Händlerimage, wie z.B. erwartetes Preisniveau der Einkaufsstätte oder das angebotenes Sortiment, und den vom Handelsunternehmen angebotenen Marken, d.h. wie sich HeM und HaM gegenseitig beeinflussen und wie dies ggf. auf das Händlerimage wirkt.
Betrachtung von Premiummarken: Teilweise
Dimensionen des Händlerimage:
Wirkungszusammenhänge im Markensortiment des Handels: (1) Handelsmarken
(2) Der Einfluss von HeM auf den Erfolg von HaM
Das Händlerimage wird von folgenden Faktoren beeinflusst: Zugang bzw. Erreichbarkeit der Einkaufsstätte, Ladenatmosphäre, Preis- und Promotionwahrnehmung sowie Sortimentsbreite und -tiefe. So fällt z.B. die Beurteilung der HaM in ästhetischem Ladenumfeld positiver aus, als bei einer vom Konsumenten als unangenehm empfundenen Atmosphäre. Die Sortimentsbreite und -tiefe beeinflussen ferner durch die Wahrnehmung der verschiedenen Produkte das Händlerimage signifikant. Ein breites Sortiment kann dabei Kundennutzen schaffen und die Wahrnehmung der Tiefe einer Produktkategorie ist dabei ein entscheidender Schlüsselfaktor der Einkaufsstättenwahl. Handelsmarken üben auf Herstellermarken einen übertragbaren Einfluss aus, so können Handelsunternehmen hohe Handelsspannen bei Herstellermarken vor allem in Warengruppen mit hohem Handelsmarkenanteil realisieren. Der Erfolg von HaM ist eher warengruppen- als konsumentenspezifisch. HaM erzielen insbesondere einen hohen Anteil in großen, wenig umworbenen WG mit einer geringen Anzahl an Marken und einer großen Preisdifferenz zwischen HaM und HeM. Der größte Erfolgsfaktor ist jedoch die wahrgenommene Qualität. Ferner sollten die HaM nahe den HeM positioniert werden, wobei hier aber keine genauen Forschungsergebnisse darüber vorliegen, wie glaubwürdig dies von den Konsumenten wahrgenommen wird. Auch lassen sich unterschiedliche Forschungsergebnisse bezüglich des Zusammenhang zwischen HaM und der Bildung von Geschäftsstättentreue feststellen. Da eine hohe Qualität der HeM die Wahrnehmung des Händlerimages beeinflusst, kann das Handelsunternehmen durch das Führen von qualitativ hochwertigen HeM die Bewertung der eigenen HaM verbessern.
228
A.T. Kearney (2004): Handelsmarken im deutschen Einzelhandel - Mehr Chancen durch die Positionierung im PremiumSegment, Düsseldorf 2004.
13
2004
Interview mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens, k. A. zu Ort und Zeitraum der Befragung
Forschungsgegenstand: Analyse der Einstellung bzw. n = 491 Wahrnehmung von Handelsmarken aus Sicht der Konsumenten
Schwerpunktfragen: 1. Einkaufsverhalten und Einstellung der Verbraucher gegenüber Handelsmarken
2. Wahrnehmung einzelner Handelsmarken im Verhältnis zu Markenartikeln derselben Kategorie
k.A. über Warengruppen
3. Kaufbereitschaft bei Handelsmarken im Premium-Segment
Betrachtung von Premiummarken: Ja
explorativer Charakter
Die Wahl der Einkaufsstätte ist nicht vom Zugang zu einer bestimmten HaM abhängig. Für 63% der Befragten wird ferner das Vertrauen in die Qualität des Produktes nicht von der Wahl der Einkaufsstätte beeinflusst. Fast alle Befragten kaufen HaM und 77% schätzen das gute PreisLeistungs-Verhältnis. Die Wahrnehmungsgrenze von Handelsmarken gegenüber Markenartikeln ist verschwommen. Die Bedeutung von HaM ist abhängig vom empfundenen Kaufrisiko/ Involvement (10% der Verbraucher wollen bei BioProdukten HaM kaufen.) Unterscheidung von HaM und Markenartikeln gelingt den Verbrauchern bei Bio-Produkten am wenigsten (37 % bei HaM und 71% bei HeM) Für die Hälfte der Befragten (53%) ist ein Kauf von HaM im Premium-Segment vorstellbar. Erwartete Eigenschaften von HaM im Premium-Segment sind bessere Qualität (34%) oder besseres P-L-V (84%). Typische Entscheidungskriterien für Produkte, die weniger preissensitiv sind, sind Unverwechselbarkeit (6%), Innovation (7%) oder das umfangreiche Sortiment der HaM (7%).
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 14 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
14
2004
Bauer, H. H./ Huber, F./ Mäder, R. (2004): Determinanten des Kaufs von Handelsmarken, in: Bauer, H. H./ Mäder, F. (Hrsg.): Strategien und Trends im Handelsmanagement, München 2004, S. 3 - 27.
Forschungsgegenstand: Ziel ist die Ermittlung der Determinanten des Handelsmarkenkaufes, um damit typische HeM-Käufer zum Kauf von HaM zu bewegen.
schriftliche Befragung von Probanten in Märkten einer Drogeriemarktkette in Deutschland, k.A. zum Befragungsort und zeitraum
n = 226
Warengruppe: Shampoo, Grund der Auswahl: Eigenmarken der Drogeriemarktkette sind eindeutig als solche erkennbar und es ist anzunehmen, dass die Konsumenten HeM präferieren
Kaufabsicht wird als Prädikator für das Kaufverhalten angesehen, Determinanten beim Kauf von HaM: (Hypothesen)
1
Wahrgenommenes Risiko
2
Variety Seeking
Je größer das wahrgenommene Risiko, desto geringer die Absicht der Konsumenten, eine HaM zu erwerben. Das wahrgenommene Risiko scheint das drittwichtigste Konstrukt zu sein und wird entscheidend von der Vertrautheit/ Bekanntheit beeinflusst. D.h. je bekannter eine HaM ist, desto geringer ist das mit ihr assoziierte Risiko.
Je größer das VS Bedürfnis eines Konsumenten, desto größer ist die Kaufabsicht von HaM.
229
Betrachtung von Premiummarken: Nein
konfirmatorischer Charakter
3
Wahrgenommenes PreisLeistungs-Verhältnis (Preiswürdigkeitsurteil)
4
Vertrautheit/ Erfahrung/ Familarity
Da ferner ein als positive eingeschätztes PLV einen positiven Einfluss auf das VS Bedürfnis ausübt, ist der Wunsch, diese vom Anspruch her akzeptable Vielfalt auszuprobieren, auch größer. Es konnte ferner gezeigt werden, dass ein positiv wahrgenommenes PLV nicht direkt zu einer erhöhten Kaufbereitschaft einer HaM führt, wonach eine nicht signifikante Strukturbeziehung vorliegt. Das PLV stellt den zweitwichtigsten Parameter dar und wird von der Bekanntheit der Marke beeinflusst. Je größer die Familarity mit Handelsmarken ist, desto geringer ist das wahrgenommene Risiko und desto besser ist das wahrgenommene PLV einer HaM. Die Vertrautheit mit HaM kristallisiert sich somit als zentrale Größe zur Beeinflussung des Kaufs von HaM heraus. Dabei wirkt die Vertrautheit indirekt über die Faktoren wahrgenommenes PLV, VS und wahrgenommenes Risiko.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 15 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt. Fassnacht, M./ Kreft, O. (2004): Handelsmarken versus Herstellermarken aus Konsumentensicht: Herausforderungen für Handel und Hersteller im Lebensmitteleinzelhandel, Vallendar 2004.
15
2004
Forschungsgegenstand: Analyse der Stellung von HaM und HeM aus Sicht der Konsumenten, um damit aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive Implikationen für die Handelsmarkenführung abzuleiten. Dabei werden insbesondere Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen HaM und HeM herausgearbeitet und dabei relevante Aspekte des Konsum- und Markenwahlverhaltens analysiert.
Face-to-Face Interviews in zwei SB-Warenhäusern ist Ostwestfalen und Niedersachsen, Befragungszeitraum Sommer 2003,
n = 185 (Duschgel n = 91; Tiefkühlkost n = 94)
Analyse der Markenbekanntheit, Markenidentifikation und Zuordnung zu den vertreibenden Handelsunternehmen sowie mehrdimensionale Einstellungsmessung und Positionierung von HaM und HeM anhand der Imagewerte im Wahrnehmungsraum der Konsumenten
Hohe Diskrepanz bezüglich des gestützten und ungestützten Bekanntheitsgrades von HeM und HaM. Auch die Premium-Handelsmarken werden gestützt nur von knapp der Hälfte (Füllhorn) bzw. einem Drittel (Grünes Land) der Probanden genannt, ungestützt erzielten sie sogar gar keine Nennungen. Die PremiumHandelsmarken "Füllhorn" und "Grünes Land" werden nicht als HaM identifiziert. Ein Grund für die Fehleinschätzung kann darin begründet liegen, dass Premiummarken aus dem BioBereich nicht in das gängige Bild der HaM passen, welches viele Konsumenten mit HaM verbinden. Bei der richtigen Zuordnung erzielten insbesondere die sortimentsübergreifenden Gattungsmarken die höchste Zuordnung. PremiumHandelsmarken werden hingegen nur selten richtig erkannt.
230 Während Handels- und Herstellermarken bislang eher entgegengesetzte Profile aufweisen, zeigt sich zwischen der Herstellermarke "Iglo" und den PremiumHandelsmarken eine deutliche Annäherung. Insbesondere in den Bereichen Qualität und Vertrauenswürdigkeit wurden beide Premium-HaM tendenziell besser eingeschätzt als "Iglo" und schließen in der Beurteilung der Konsumenten zu der führenden HeM auf. Die Defizite der PPL bezüglich der Merkmale Kompetenz, Ruf und Bewährtheit sind dabei überwiegend auf die mangelnde Bekanntheit und Käuferreichweite zurückzuführen. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Beurteilung und der Erfolg einer HaM entschieden von dem Produktbereich beeinflusst werden, in welchem die Marke angeboten wird. In Produktbereichen, die durch ein gewisses Kaufrisiko und ein höheres Involvement der Konsumenten gekennzeichnet sind, empfiehlt es sich, warengruppenspezifische Marken in Form von Premiummarken anzubieten.
zwei Produktgruppen aus körpernahen Bereichen (12 Duschgel-Marken und 9 Marken von Tiefkühlkost inklusive Premiummarken Füllhorn und Grünes Land)
Betrachtung von Premiummarken: Ja
explorativer Charakter
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 16 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
16
2003
Collins-Dodd, C./ Lindley, T. (2003): store brands and retail differentiation: the influence of store image and store brand attitude on store own brand perception, in: Journal of Retailing an Consumer Services, Vol.10 2003, No. 6, S. 345 - 352.
schriftliche Befragung von Konsumenten bezüglich der Handelsmarkenprogramme der drei größten HU in Kanada (Stand 2003), k.A. zum Befragungszeitraum
Forschungsgegenstand: Im Rahmen der Untersuchung soll der Einfluss des Händlerimage sowie der generellen Einstellung zu Handelsmarken auf die Wahrnehn = 103; k.A. zu Warenmung der Eigenmarken gruppen des Handels durch den Konsumenten überprüft werden und dabei geklärt werden, inwieweit eine Differenzierung im Wettbewerb möglich ist.
Aus der Nutzentheorie leiten sich extrinsische und intrinsische Produkteigenschaften ab. So sind die extrinsischen Faktoren Händlerimage und Preis zentrale Determinanten der Produktqualität und beeinflussen so die Wahrnehmung der HaM durch den Konsumenten.
Obwohl die Bewertung von HaM z.B. von der generellen Einstellung oder der Produktqualität beeinflusst wird, muss auch davon ausgegangen werden, dass die Wahrnehmung von Handelsmarken von der Einkaufsstätte bzw. der HU abhängig ist.
Ausgehend von der Literatur zum Markenwert bzw. zur Markenerweiterung kann (auch bei Markierung einer HaM als Retail Brand im Sinne einer Erweiterung der Händlermarke) davon ausgegangen werden, dass die vom Konsumenten getroffenen Assoziationen und Bewertungen der Einkaufsstätte auf die HaM übertragen bzw. generalisiert werden.
Ferner konnte festgestellt werden, dass die Wahrnehmung von Einkaufsstättenimage und HaM-Image sowie in Ergänzung dazu die Wahrnehmung des HaMImages und die generelle Einstellung zu HaM positiv miteinander verbunden sind. HU sind demnach in der Lage, Loyalität bei den Konsumenten aufzubauen, indem sie exklusive HaM konsistent zum Einkaufsstättenimage anbieten.
231
Betrachtung von Premiummarken: Teilweise
Mit den Forschungsergebnissen zur Einstellung zu HaM kann belegt konfirmatorischer Charak- werden, dass die Konsumenten eine generelle Einstellung diesbezüglich ter aufbauen, die ihr Kaufverhalten beeinflusst.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 17 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
17
2003
Koppe, P. (2003): Handelsmarken und Markenartikel Wahrnehmungsunterschiede aus der Sicht der Marktteilnehmer, Wien 2003.
Schwerpunkt der Empirie ist die anwendungsorientierte verhaltenswissenschaftliche Forschung drei empirische Untersuchungen: 1. Einstellung zu HaM und HeM als Markentypen, 2. Bedeutung der Marke (auch HaM) in der Kaufentscheidung, 3. Beurteilung ausgewählter Marken/ HaM im Konkurrenzumfeld von vier Warengruppen
Operationalisierung der Einstellung zu den verschiedenen Markentypen über Satzergänzung, d.h. was verbinden die Konsumenten z.B. mit dem Begriff der HaM
1
Face to Face Interviews mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens im Großraum Wien von Mai bis Juni 1997
Bekanntheit und Beurteilung von bestimmten Marken nach ausgewählten Kriterien wie Qualität, Preis, Bewährtheit, Sympathie, Ruf etc.
n = 309, Auswahl mittels Quotenverfahren nach Geschlecht, Bildung und Alter
Mit Hilfe des Conjoint Measurement wurde der Nutzen, den die Konsumenten mit HaM, HeM oder NoNames im Kaufentscheidungsprozess verbinden, ermittelt.
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellungen: Wie werden Handelsmarken von den Konsumenten gesehen? Wird die Unterscheidung in Hersteller- und Handelsmarke bei der Kaufentscheidung von den Nachfragern berücksichtigt? Können sich Handelsmarken im eigenen Konkurrenzumfeld gegenüber Herstellermarken behaupten?
2
Nur eine Minderheit der Konsumenten verbindet mit dem Begriff "HaM" zumindest eines der wesensbestimmenden Merkmale. Die Bio-Premiummarke Ja! Natürlich des österreichischen Handelskonzerns BML zeichnet sich durch einen Bekanntheitsgrad von 90% aus. Von den befragten Personen haben 80% diese Marke bereits gekauft. 73% der Befragten haben die Marke Ja! Natürlich richtig als Handelsmarke erkannt. Bezüglich der Markenpositionierung anhand der Dimensionen Preis und Qualität wurde die Bio-Premiummarke mit hohem Preisniveau und hoher Qualität eingeschätzt, obwohl den HaM allgemein eine geringere Qualität zugesprochen wird. Letztendlich konnte in der vorliegenden Untersuchung die allgemeine Meinung, dass HaM billiger und von schlechterer bis gleich guter Qualität erlebt werden, nicht bestätigt werden. Eine Unterscheidung, die die Marke in HaM oder HeM einstuft, hat ferner laut Untersuchung keinen Einfluss auf die Beurteilung dieser Marke. Einzig die Preiswürdigkeit wird damit beeinflusst. Das CM ermittelte, dass Marke und Preis die beiden wichtigsten Produktattribute (Cues) in der Kaufentscheidung sind. HaM (in diesem Fall "Spar") bringt den Konsumenten allgemein einen geringeren Nutzen als der Marktführer. Die Kaufentscheidung bzw. die Präferenz für die Wahl zwischen HaM und HeM wird wesentlich von der Produktgruppe beeinflusst. Es konnten zwei Käufertypen herauskristallisiert werden, jene die sich am Preis orientieren und damit günstige Produkte kaufen, und jene, für die der Preis eine untergeordnete Rolle spielt und die die Marke bevorzugen.
232
Betrachtung von Premiummarken: Ja (Ja! Natürlich)
3
Beurteilung von Handelsmarken unterschiedlicher Positionierungsebenen des BML-Konzerns - explizite Betrachtung von Ja! Natürlich als Bio-PPL - im Vergleich zu Marktführern
68% der Befragten konnten Ja! Natürlich den führenden Handelsketten zuordnen und auf einer Skala von -3 bis +3 erhielt die Marke 1,59 Sympathiepunkte. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die Bio-Marke Ja! Natürlich eine eigenständige Positionierung aufweist und z.T. als innovativ bzw. als marktführend angesehen werden kann. Ferner konnte die PPL im Wahrnehmungsraum der Konsumenten, ähnlich wie dies HeM vermögen, positioniert werden und bietet somit die Möglichkeit der individuellen Akzentuierung des Sortimentes. Nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob die Konsumenten bei der KE zwischen HeM und HaM differenzieren.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 18 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
18
2003
Sheinin, D./ Wagner, J. (2003): Pricing store brands across categories and retailers, in: Journal of Product & Brand Management, Vol. 12, 2003, No. 4, S. 201 - 219.
Zwei experimentelle Studien. Keine Angaben zum Untersuchungszeitraum
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellungen: Überprüfung des Preissetzungseffektes, hier im Sinne von discountierenden, erwarteten und premiumorientierten Preisen, auf die Bewertung von Handelsmarken durch den Nachfrager in Abhängigkeit der moderierenden Faktoren Warengruppenrisiko und Händlerimage. Betrachtung von Premiummarken: Teilweise
Konstellation hohes Warengruppenrisiko und geringes Händlerimage: (1) Nachfrager nehmen eine höhere Im Rahmen der ersten Studie wurden Qualität der Handelsmarken der Preissetzungseffekt (discountie- bei dem erwarteten als bei render, erwarteter und premiumeinem discountierenden Preis orientierter Preis) und das Warenwahr. Mit einem Premigruppenrisiko auf die Beurteilung umpreis wird kein zusätzlivon Handelsmarken (wahrgenomcher Qualitätsnutzen vermene Qualität, Einstellung und bunden. (2) Die Einstellung Kaufintention) im Kontext eines und die Kaufintention, als geringen Händlerimages untersucht. weitere Attribute der HanIn der zweiten Studie wurde dies delsmarkenbeurteilung, sind nochmals einbezogen und zusätzlich im Fall eines geringen Händder Preiseffekt und das Warengruplerimages beim erwarteten penrisiko im Kontext eines hypothe- Preis am höchsten. Die NF tischen, hohen Händlerimages verbinden risikoreiche analysiert. Warengruppen mit Unsicherheit. Im Fall eines Premiumpreises wird diese Unsicherheit noch verstärkt, da die NF nicht wissen, ob die Handelsmarken den Premiumpreis Wert sind.
Konstellation geringes Warengruppenrisiko und geringes Händlerimage: Der Preis hat weder einen Einfluss auf die Einstellung noch auf die Qualität, da die NF in WG mit einem geringen Risiko keine preisbasierten Rückschlüsse ziehen.
n bei Studie 1 = 117, als Handelsunternehmen wurde Wal-Mart betrachtet, n bei Studie 2 = 303
Konstellation hohes Warengruppenrisiko und hohes Händlerimage: (1) Es bestätigte sich eine positive Beziehung zwischen dem Preis und der wahrgenom-
233
Zwei Warengruppen, für ein geringes Warengruppenrisiko steht Zahnpasta und für ein hohes Warengruppenrisiko stehen Jeanshosen
konfirmatorischer Charakter
menen Qualität. Ein hohes Händlerimage liefert einen intangiblen Nutzen, welcher die wahrgenommene Qualität steigert. Deshalb glauben Konsumenten, dass ein HU mit einem hohen Image auch hochwertige Handelsmarken zum Premiumpreis anbietet. (2) Unabhängig davon, sind die Einstellung und die Kaufintention zum Premiumpreis jedoch gering. Die Nachfrager vergleichen die HaM eines als hochwertig eingeschätzten HU mit den angebotenen HeM und empfinden weniger Zusatznutzen bei den HaM zum Premiumpreis als bei HeM. Konstellation geringes Warengruppenrisiko und hohes Händlerimage: Die Ergebnisse zeigen eine positive Beziehung zwischen Preis und der wahrgenommenen Qualität. Ferner sind die Einstellung und die Kaufintention geringer bei erwarteten und Premiumpreis als beim Discountpreis. Somit impliziert ein hohes Händlerimage bei HaM in weniger risikoreichen WG bei einer Positionierung zum erwarteten oder zum Premiumpreis einen geringen Zusatznutzen und stellt sogar einen finanziellen Verlust für den Konsumenten dar.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 19 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
19
2002
Ailawadi, K./ Harlam, B. (2002): The Effekt of Store Brand Share on Retailer Margins: An Empirical Analysis, Working Paper Series, Marketing Science Institute, Cambridge 2002.
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellungen: Überprüfung, ob HU mit Handelsmarken höherer Handelsspannen erzielen können als mit HeM? Können HU in Kategorien mit starken HandelsmarkenMarktanteil höherer prozentuelle Margen für HeM erzielen?
Bruttohandelsspanne; NettohandelsAbverkaufszahlen, Umsätze und Handelsspannen spanne; Handelsspanne für HeM; Handelsdichte, HaM-Anteil, durchzweier großer nicht schnittlicher Kaufbetrag; Werbung; genannter HandelsunterGeschäftsfrequenz; Verbreitung d.h. nehmen in Kombination Anteil der Haushalte die Produkte mit den WG-Merkmalen Verbreitung, durchschnitt- dieser WG kaufen; durchschnittliche Kaufhäufigkeit; Distribution; durchliche Kaufhäufigkeit und schnittliche HaM-Qualität; Werbeaktivitäten
Erhebungszeitraum Januar/ Februar 1998 und Januar bis Juli 2000, k.A. zum Erhebungsort
Handelsspannen der HaM sind signifikant höher als für HeM - nach dem Abrechnen der direkten Produktkosten. Dieser Effekt variiert aber wesentlich über die Warengruppen. Er ist am höchsten in WG mit starken und viel umworbenen HeM und am kleinsten in WG mit Bedarfsartikeln, wo Kaufentscheidungen durch den günstigeren Preis der HaM beeinflusst werden.
Handelsunternehmen erzielen in WG mit hohem Handelsmarkenanteil signifikant höhere Handelsspannen für HeM. Somit ist der Handelsmarkenanteil ein wichtiger Faktor zur Erzielung höherer prozentualer Handelsspannen für HeM.
234
Eine Steigerung des Handelsmarkenanteils um einen Prozentpunkt führt zu ein Anstieg der Handelsspanne für HeM um ca. einen halben Prozentpunkt.
Können starken Handelsmarken-Käufer mehr zum Erfolg des HU beitragen, als dies schwache Handelsmarken-Käufer ermöglichen?
Die Ergebnisse bezüglich der Profitabilität von starken HaM-Käufern sind unterschiedlich. Den größten Kaufanteil und Profit erzielen HU mit mittelstarken HaM-Käufern. Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass hohe Handelsmarkenanteile die Handelsspannen eines HU verbessern können. Es ist aber wichtig, eine Balance zwischen dem Anteil an HeM und HaM zu halten. Damit kann die für das HU profitabelste Käufergruppe erreicht werden - jene, die zwar HaM kaufen.
291 bzw. 118 unterschiedliche Produktgruppen
Betrachtung von Premiummarken: Nein konfirmatorischer Charakter
Garretson, J./ Fisher, D./ Burton, S. (2002): Antecedents of private label attitude and national brand promotion attitude: similarities and differences, in: Journal of Retailing, Vol. 78, 2002, Nr. 2, S. 91 -99.
20
2002
Befragung von Konsumenten in einem Lebensmittelgeschäft im mittleren Westen der USA und Auswertung der scannergestützten Kassenzettel mit Informationen über die Anzahl von gekauften HaM, die Anzahl von beworbenen und gekauften HeM sowie die Gesamtanzahl der gekauften Produkte.
1
Einstellung zu HaM und zu den in der Werbung befindlichen HeM: Determinanten hierfür sind (1) Wertebewusstsein, (2) Preis-QualitätsAssoziation und (3) Smart-ShopperSelbstwahrnehmung
Das Wertebewusstsein sowie die Smart-Shopper Selbstwahrnehmung der Konsumenten haben einen signifikant positiven Effekt auf die HaM-Einstellung. Im Gegensatz dazu geht von der Preis-Qualitäts-Assoziation ein signifikant negativer Effekt aus.
Die Markenloyalität eines Konsumenten wird von dessen Wertebewusstsein negativ und von der PreisQualitäts-Assoziation positiv beeinflusst. Insgesamt hat die Markenloyalität einen signifikant negativen Effekt auf die Einstellung zu HaM.
Die Einstellung zu HaM hat einen signifikant positiven Einfluss auf den prozentualen Kaufanteil von HaM.
Forschungsgegenstand: Konsumenten, welche Geld sparen wollen, haben zwei Möglichkeiten. Sie können entweder HeM aus der Werbung kaufen, welche durch Coupons etc. günstiger sind, oder sie können HaM kaufen. Zentrales Forschungsanliegen ist es, die unterschiedlichen Einstellungen und Kaufgewohnheiten der Konsumenten bezüglich HaM und in der Werbung befindlicher HeM zu analysieren.
n = 300; k.A. zu den Warengruppen und zum Befragungszeitraum
2
Markenloyalität und deren Einfluss auf die Einstellung zu HaM und den beworbenen HeM sowie der Einfluss von Wertebewusstsein und P-QAssoziation auf die Markenloyalität
Betrachtung von Premiummarken: Nein
konfirmatorischer Charakter
3
Einfluss der Einstellung zu HaM auf den Kauf dieser
235
Sayman, S./ Hoch, S./ Raju, J. (2002): Positioning of Store Brands, in: Marketing Science, Vol. 21, 2002, Nr. 4, S. 378 - 397.
21
2002
Forschungsgegenstand: Primäres Ziel ist die Lösung des Positionierungsproblems von HaM mit Hilfe eines Spieltheoretischen Modells zur Ableitung der optimalen Positionierungsstrategie von HaM. D.h. wie müssen HaM in Warengruppen mit HeM positioniert werden, um die WG-Erträge zu maximieren.
Betrachtung von Premiummarken: Teilweise
Theoretisch konnte abgeleitet werden, dass eine Positionierung der HaM in der Nähe einer führenden HeM zu folgenden Ergebnissen führt: 1.) geringere Einkaufspreisen für HeM; 2.) höhere Handelsspannen für HeM; 3.) höhere Erträge für die HaM; 4.) steigende WGNachfrage. Im Endergebnis steigen dadurch die WGErträge. Eine derartige Positionierung ist aber vom relativen Marktanteil der führenden HeM abhängig sowie mit höheren Kosten der Handelsmarkenführung verbunden.
drei empirischen Studien zur Überprüfung der Konsistenz zwischen Marktdaten und dem theoretischen Modell:
Zur Beurteilung der Produktwahrnehmung wurden extrinsische 1. Studie: Beobachtungs- (physisches Erscheinungsbild) und daten zweier führender intrinsische (Produktqualität) ProHU aus den USA zur duktmerkmale herangezogen. Positionierung von HaM; 2. Studie: Überprüfung der Beziehung von Nachfrage und Preis in 19 WG anhand von sekundärstatistischer Daten; 3. Studie: Erfassung der Produktwahrnehmung
1. Studie: 75 WG; 2. Studie: 19 WG von insgesamt 122 HU; 3. Studie: n = 102 Nachfrager konfirmatorischer Charakter
Lauer, A./ Lingenfelder, M. (2002): Der Erfolg von Handelsmarken, in: Trommsdorff, V. (Hrsg.): Handelsforschung 2001/02 - Wandel der handelsrelevanten Wertschöpfungsprozesse, Köln 2002, S. 135 - 159.
22
2002
Forschungsgegenstand: Diskussion des Erfolgs von Handelsmarken, basierend auf einer umfassenden empirischen Untersuchung.
Betrachtung von Premiummarken: Ja
Erfolg von HaM kann kaum in einer einzigen Größe festgehalten werden. Obwohl zahlreiche HaM einen höheren Marktanteil als HeM haben, ist der vermeintliche Erfolg in Form höherer Abverkaufszahlen nur selten nachhaltig.
Face-to-Face Interviews in zwei Vertriebsschienen (SB-Warenhaus und Supermarkt) eines zu den Top 5 zählenden HU (Stand 1999) im Raum Mittel-/ Südhessen, 25.05 - 11.06.1999
n = 1800 (mit Urteilen zu n = 60 Handelsmarkenartikeln und AMarkenartikeln)
31 Produkte aus verschiedenen Warengruppen wie z.B. Molkereiprodukte/ Speiseöl, TKK/ Speiseeis, Kaffee etc. konfirmatorischer Charakter
Durch die empirischen Studien konnten folgende Ergebnisse erzielt werden: HaM können tatsächlich in der Nähe starker HeM positioniert werden; jedoch konkurrieren diese mit den führenden HeM nur, wenn die HaM in der WG als Premiummarken angeboten werden; eine starke Orientierung im Sinne des Erscheinungsbildes der HaM an den HeM beeinflusst zwar die Wahrnehmung der Konsumenten im Sinne der physischen Ähnlichkeit, nicht aber die generelle Wahrnehmung oder die Wahrnehmung der Produktqualität.
Indikatoren: Marktanteil, Treue, Käuferanteil, Präferenz bzw. Teilnutzen
Aussagen in der Form der dargestellten Ergebnisse beziehen sich aber nur auf bereits bestehende Handelsmarkenkonzepte, inwieweit sich echte Innovationen bei Handelsmarken auf die Erfolgsposition einer Eigenmarke auswirken, kann hier abschließend nicht beurteilt werden. Öko-HaM weisen insbesondere Marktfestigungserfolge auf. Als zentrale Aufgabe des Handelsmarkenmanagements resultiert aus dieser Erkenntnis, dass eine konsequente und strategische Führung von HaM erfolgen muss.
236
Lauer, A. (2001): Vertriebsschienenprofilierung durch Handelsmarken, Wiesbaden 2001.
23
2001
Forschungsgegenstand/ primäre Fragestellung: Ob und wie stark eignen sich verschiedene Handelsmarkenkonzepte zur Differenzierung im Wettbewerb sowie zur Herausbildung von Präferenzen und damit zur Treue gegenüber der Einkaufsstätte (Profilierungswirkung der HaM)?, zwei Kausalebenen: 1. Erklärung des Erfolges von Handelsmarken, 2. Handelsmarkenerfolg als Determinante des Vertriebsschienenprofilierung
Betrachtung von Premiummarken: Ja
Konsumenten entscheiden sich in einer Kaufsituation genau dann für einen bestimmten Artikel, wenn die Differenz aus der erwarteten Leistung und den entstandenen Kosten positiv und im Vergleich zur Differenz zu anderen Beobachtungsobjekten größer ist. Bietet eine Marke aus Konsumentenperspektive einen Mehrwert (Added Value), so lässt sich das daraus zu erzielende Preispremium als Markenwert einer Marke interpretieren.
Face-to-Face Interviews in zwei Vertriebsschienen (SB-Warenhaus und Supermarkt) eines zu den Top 5 zählenden HU (Stand 1999) im Raum Mittel-/ Südhessen, 25.05 - 11.06.1999
n = 1800 (mit Urteilen zu n = 60 Handelsmarkenartikeln und AMarkenartikeln)
Der Erfolg von HaM wird mittels vier Determinanten gemessen: 1. Markenmanagementbezogene Determinanten (w. z.B. wahrgenommenen Qualität, Preisindex); 2. Wettbewerbsbezogene Determinanten (w. z.B. Innovations- und Promotionsintensität); 3. Produktbezogenen Determinanten (w. z.B. Anteil Sucheigenschaften) und 4. Konsumentenbezogene Determinanten (w. z.B. Preis- oder Prestigeorientierung)
Erfolg von Handelsmarken kann durch die zwei Faktoren Markteroberung und Marktfestigung charakterisiert werden. Die Determinanten Bekanntheit, Preisstellung und Platzierungsfläche determinieren den Eroberungserfolg, Qualität hingegen den Festigungserfolg von HaM.
Die Arbeit konnte den vertriebsschienenrofilierenden Effekt von HaM zwar bestätigen, allerdings zeigte sich, dass der Effekt vergleichsweise gering ausfiel das vertriebsschienenprofilierende Potenzial der HaMpolitik erscheint begrenzt!
31 Produkte aus verschiedenen Warengruppen wie z.B. Molkereiprodukte/ Speiseöl, TKK/ Speiseeis, Kaffee etc. konfirmatorischer Charakter
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 24 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
24
2000
Batra, R./ Sinha, I. (2000): ConsumerLevel Factors Moderating The Success of Private Label Brands, in: Journal of retailing, Vol. 76, 2000, Nr. 2, S. 175 - 191.
Face-to-Face Interviews in mehreren Malls einer Großstadt im Nordosten der USA, k.A. zum Befragungszeitraum
1.) Risiko eines Fehlkaufs (Wahrgenommene Risiko) 2.) Qualitätsunterschiede/ dispersation von Marken einer WG 3.) Such- vs. Erfahrungseigenschaften 4.) Preisbewusstsein
Je höher das Preisbewusstsein eines Konsumenten ist, desto wahrscheinlicher ist der Kauf von HaM innerhalb einer WG. HaM werden gekauft, wenn Such- Erfahrungseigenschaften dominieren, die Qualitätsunterschiede zwischen den Marken einer WG und das Risiko eines Fehlkaufes gering sind.
237 Forschungsgegenstand: Aufgrund der von Konsumenten wahrgenommenen Unterschiede in den einzelnen Warengruppen hinsichtlich Qualität und Risiko, insbesondere im Sinne von Such- und Erfahrungseigenschaften, ist der Anteil der PLB´s ungleichmäßig über die einzelnen Produktkategorien verteilt. Ziel der Forschung ist es, die Gründe für den Erfolg der PLB´s in den einzelnen Produktkategorien zu ermitteln, um diese dann als Ansatzpunkt für eine warengruppenübergreifende Verbreitung zu nutzen. Dabei wird insbesondere die Konsumentenperspektive fokussiert. Betrachtung von Premiummarken: Nein
Je mehr ein Produkt Sucheigenschaften aufweist, desto geringer sind die wahrgenommenen Qualitätsunterschiede in einer WG, desto geringer sind die vermuteten Konsequenzen eines Fehlkaufes und desto höher ist die Handelsmarkenkaufhäufigkeit.
n = 263; 12 Food und Non-Food Warengruppen aus dem Bereich FMCG
konfirmatorischer Charakter
Es konnte gezeigt werden, dass durch qualitativ hochwertige HaM Betriebsstättenprofilierung und Einkaufsstättentreue erreicht sowie die Profitabilität der Einkaufsstätte gesteigert werden können.
Corstjens, M./ Lal, R. (2000): Building Store Loyalty Through Store Brands, in: Journal of Marketing Research, Vol. 37, 2000, Nr. 3, S. 281 - 391.
25
2000
Forschungsgegenstand: Primäres Ziel ist die Analyse der Bedeutung von HaM für die Einkaufsstättentreue der Konsumenten bei qualitätssensiblen Produkten im LowInvolvement Bereich. Ferner soll geklärt werden, wann und warum HaM der Betriebsstättenprofilierung und der Erzielung höherer Handelsspannen dienen. Primäre Fragestellungen: Sollten Handelsunternehmen Handelsmarken ohne einen Preisvorteil in Segmenten anbieten, in denen auch HeM zur Bedürfnisbefriedigung existieren? Können HU ihren Ertrag aufbessern, indem sie Premium-Handelsmarken anbieten? Betrachtung von Premiummarken: Ja
Sekundärstatistisches Datenmaterial aus den USA (494 Haushalte) und Kanada (685 Haushalte) sowie Abverkaufszahlen aus Großbritannien und Frankreich Annahme, dass die Kaufentscheidung eine Funktion von folgenden vier Parametern ist: 1.) Reservationspreis, 2.) Markenqualität, 3.) erwarteter Markenpreis und 4.) Markenwechselträgheit
22 Warengruppen aus dem Bereich FMCG in den USA sowie 85 Warengruppen in Kanada
konfirmatorischer Charakter
Vorraussetzung dafür ist aber eine qualitativ hochwertige Handelsmarkenstrategie sowie die Existenz starker HeM. Diese haben eine komplementäre Verbindung zueinander.
Dieser Zusammenhang gilt insbesondere, wenn die premiumpositionierten HaM keinen Kostenvorteil gegenüber HeM aufweisen und alle HU eine ähnliche Strategie verfolgen.
238
Sinha, I./ Batra, R. (1999): The effect of consumer price consciousness on private label purchase, in: International Journal of Research in Marketing, Vol. 16, 1999, Nr. 3, S. 237 - 251.
26
1999
Forschungsgegenstand: Die Autoren untersuchen das Preisbewusstsein der Nachfrager. Dabei wird insbesondere den Fragen nachgegangen, warum es über Warengruppen hinweg variiert und wie dies zum Kauf von HaM führt.
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Face-to-Face Interviews in mehreren Malls einer Großstadt im Nordosten der USA, k.A. zum Befragungszeitraum
1
zwei abhängige Variable: (1) Preisbewusstsein der Konsumenten mit den Determinanten wahrgenommenes Risiko, Preisunfairness und PreisQualitäts-Assoziation
n = 404; 7 Food und NonFood Warengruppen aus dem Bereich FMCG
2
(2) HaM-Kauf mit den Determinanten wahrgenommenes Risiko, Preisunfairness und Preis-QualitätsAssoziation
konfirmatorischer Charakter
Das Preisbewusstsein der Konsumenten ist in den Warengruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. So sind die NF signifikant mehr preisbewusst, wenn das wahrgenommene WGRisiko gering ist und der Preis der HeM als unfair wahrgenommen wird. Keine signifikante Beziehung besteht jedoch zwischen Preis-Qualitäts-Assoziation und Preisbewusstsein. Das unterschiedlich stark ausgeprägte Preisbewusstsein der Konsumenten ist somit ein signifikanter Grund dafür, dass HaM in einigen Warengruppen gekauft werden und in anderen nicht.
Die wahrgenommene PreisQualitäts-Assoziation hat einen signifikant negativen Effekt auf den Kauf von HaM, insbesondere in den WG, die von Konsumenten als riskant wahrgenommenen werden.
Das von den NF wahrgenommene WG-Risiko hat einen signifikant negativen Einfluss auf den Kauf von HaM. Die wahrgenommene Preisunfairness von HeM hat hingegen keinen signifikanten Einfluss auf den Kauf von HaM, obwohl die Preisunfairness signifikant das Preisbewusstsein beeinflusst.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 27 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
27
1998
primäre Fragestellung der Empirie: 1. Welchen Stellenwert hat die HaMPolitik als Profilierungsinstrument aus Handelsund Verbrauchersicht?, 2. Welche LeistungsPeters, G. (1998): Die merkmale bzw. Profilierungsfunktion -dimensionen von HaM von Handelsmarken bieten unter Profilieim Lebensmitteleinrungsgesichtspunkten zelhandel - Eine Ansatzpunkte für eine theoretische und Segmentierung von empirische Analyse der Verkaufsstellen und deutschen HandelsKunden?, 3. Welcher markenpolitik aus Handels- und Kunden- Zusammenhang besteht zwischen dem Image von sicht, Aachen 1998. HaM und dem Image von Verkaufsstellen?, 4. Welche Maßnahmen der HaM-Politik leisten einen effektiven Beitrag zur Verkaufstellenprofilierung?
Geringe Antwortquote bei der spontanen Nennung von HaM durch die Konsumenten deutet darauf hin, dass diese von den Verbrauchern nur bedingt identifiziert werden.
Rahmenbedingungen: 1. Bekanntheit von Marken, 2. HaM im Vergleich zu HeM, 3. Sortimentsanalyse, 4. Betriebstypenpräferenz und HaM
Obwohl Bekanntheit und Einkaufshäufigkeit voneinander abhängig sind, konnten in der Untersuchung Gelegenheitskäufer von HaM herausgefiltert werden. Diese haben insbesondere bei Sortimentsmarken einen hohen Anteil. Somit werden diese HaM-Produkte von den Konsumenten zwar generell als preiswert und qualitativ gut eingeschätzt, eine Markenbindung erfolgt jedoch nicht.
239
Forschungsgegenstand: Untersuchung der Profilierungsfunktion von Handelsmarken, um damit einen Beitrag zur theoretischen Fundierung und empirischen Analyse des Handelsmarkenmanagements zu leisten.
Einzelhändlerbefragung sowie Kundenbefragung: Face-to-Face Interviews im Kassenbereich von 14 Verbrauchermärkten bzw. direkt nach Verlassen der Einkaufsstätten im Großraum Hamburg, k.A. zum Befragungszeitraum
Betrachtung von Premiummarken: Nein
n = 1251, Auswahl mittels Quotenverfahren nach Geschlecht und Alter Einfluss von Struktur- und Leistungsmerkmalen auf die Zufriedenheit mit HaM konfirmatorischer Charakter
Ermittlung zentraler Leistungsmerkmale von HaM: Profilierungsleistung (wie z.B. Geschäftsattraktivität), Markenleistung (wie z.B. Qualität, Bekanntheit, Ruf), Preiswahrnehmungsleistung (wie z.B. Werbung) und Positionierungsleistung (wie z.B. Regalplatzierung)
Der Profilvergleich zwischen HaM und HeM zeigt, dass Konsumenten mit HaM keinen Zusatznutzen verbinden. In Zukunft werden sie das funktionale und soziale Risiko auch weiterhin durch bekannte Herstellermarken abdecken. Insgesamt beurteilen die Konsumenten HaM negativer bezüglich Qualität, Image etc. als die Einzelhändler selbst. Es besteht ferner kein monokausaler Zusammenhang zwischen Akzeptanz der HaM und deren Bekanntheitsgrad, auch werden HaM vorwiegend in problemlosen Warengruppen vom NF akzeptiert. Handelsmarkenkäufer sind überdurchschnittlich in Discountern und großen Einkaufsstätten anzutreffen, während der prozentuale Anteil dieser Verbrauchergruppe in Supermärkten geringer ist. Der erfolgreiche instrumentelle Einsatz der HaM zur Verkaufsstellenprofilierung erfordert aber eine professionelle Markenpolitik, die sich an den Bedürfnissen bzw. Präferenzen der NF bezgl. Einkaufsstätte und Eigenmarke orientiert.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 28 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
28
Dick; J./ Jain, A./ Richardson, P. (1996): How consumer evaluates store brands, in: Journal of Product & Brand Management, Vol. 5, 1996, Nr. 2, S. 1996/ 19 - 28. 1997 Dick; J./ Jain, A./ Richardson, P. (1997): How consumer evaluate store brands, in: Pricing Strategy & Practice, Vol. 5, 1997, Nr. 1, S. 18 - 24. Forschungsgegenstand: Die Forschungsbeiträge untersuchen, wie die Nachfrager Handelsmarken im Hinblick auf die Qualität bewerten und wie sich starke und weniger starke HaMKäufer differenzieren lassen. Dabei wird insbesondere auf die
Zwei unabhängige Studien in einer Einkaufsstätte im LEH im Nordosten der USA. In der ersten Studie lag der Fokus auf extrinsischen Merkmalen (sog. "Surrogate"), d.h. es wurde erfasst, auf welche Attribute die Nachfrager aktuell bei der Qualitätsbeurteilung achten (Erfassung mittels zehn Tiefeninterviews). Im Rahmen der zweiten Studie erfolgte ein Vergleich der Verwendung von extrinsischen Merkmalen von starken und weniger starken HaM-Käufern bei der Beurteilung der Qualität als Surrogat für die intrinsischen Merkmale.
In der ersten Studie wurden drei primäre intrinsische Attribute erfasst: (1) die ganzheitliche Produktqualität, (2) die Feinheit der Zutaten/ Inhalte und (3) der Geschmack. Zur Beurteilung dieser intrinsischen Produktmerkmale, ziehen die Nachfrager folgende extrinsische Merkmale heran: (4) Preis, (5) Markenname, (6) Werbung und (7) Verpackung.
Es gibt signifikante Unterschiede zwischen intensiven und weniger intensiven Handelsmarkenkäufern bei der Verwendung der vier extrinsischen Merkmale. Dies impliziert, dass HaMKäufer und Nicht-HaMKäufer sich signifikant unterscheiden lassen und zwar entsprechend dem Ausmaß und der Stärke, in welchem die vier extrinsischen Merkmale zur Beurteilung der drei intrinsischen Attribute herangezogen werden. HaM-Käufer glauben, dass der Markenname (extrinsisches Merkmal) als Indikator für den Geschmack (intrinsisches Merkmal) wenig geeignet ist. Dies überrascht nicht, da HaM weniger bekannt sind, als HeM. In absteigender Reihenfolge folgen Verpackung, Preis und Werbung.
240 Nutzentheorie mit den wesentlichen Aspekten der intrinsischen und extrinsischen Variablen zurückgegriffen.
Zur Beurteilung der anderen intrinsischen Merkmale ganzheitliche Qualität und Zutaten haben folgende extrinsische Merkmale in absteigender Reihenfolge Relevanz: Preis, Markenname, Werbung und Verpackung. Obwohl der Preis bei der Qualitätsbeurteilung mehr noch wie bei der Beurteilung der Zutaten eine bedeutende Rolle spielt und die Ergebnisse frühere Studien unterstützen, glauben HaM-Käufer im Gegensatz zu Nicht-HaM-Käufern weniger, dass durch einen höheren Preis auch eine höhere Qualität folgt.
n = 872; 28 WG aus dem Bereich FMCG
Betrachtung von Premiummarken: Nein
29
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass HaM - Käufer weniger auf extrinsische Merkmale bei der Qualitätsbeurteilung achten.
explorativer Charakter
Omar, O. E. (1996): Grocery Purchase Behaviour in National and Own-Label Brands, in: The service industries journal, Vol. 16, 1996, Nr. 1, S. 58 66.
Schriftliche Befragung von Kunden der fünf führenden Handelsunternehmen im Raum Manchester (UK)
Forschungsgegenstand: Vergleich der Kaufgewohnheiten von Hersteller- und Handelsmarkenkäufer im Hinblick auf demographische (speziell soziökonomische) Einflussgrößen und das beobachtbare Kaufverhalten
n = 1360, k.A. zum Befragungszeitraum und zu den Warengruppen
Betrachtung von Premiummarken: Nein
explorativer Charakter
Demographische Einflussgrößen erhoben mittels: Beruf, Alter und Bildung des Haushaltsvorstehers, Familiengröße, Haushaltsstruktur
1996
Kaufverhalten erfasst mittels: Informationsquellen, Markenwahlfaktoren, Kaufhäufigkeit, Kaufdauer, Zahl der besuchten Einkaufsstätten
Es gibt signifikante Unterschiede im beobachtbaren Kaufverhalten und der demographischen Charakteristika von HaM- und HeMKäufern. Handelsmarkenkäufer: geringes Bildungsniveau, meist Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, ein bis zwei Kinder mit einem Trend in Richtung Großfamilie, abenteuerlustig mit einer höheren Toleranzgrenze bezüglich Risiken, leben zumeist in gemieteten Wohnungen, kaufen nach einer Einkaufsliste ein, achten bei der KE insbesondere auf den Preis, persönliche Erfahrungen sind zum Teil wichtig, achten bei der Markenwahl aber vorrangig auf PreisLeistungsverhältnis, Preis und Geschmack. Herstellermarkenkäufer: überdurchschnittliches Bildungsniveau, Alter 34 und älter, Hausbesitzer, risikoscheu bezüglich Lebensmittel, achten auf gute Qualität und guten Geschmack, ferner auf Produktverpackung, Produkterfahrung und PreisLeistungsverhältnis, auch spielt das Markenimage eine entscheidende Rolle HeM werden als höherwertig angesehen und die HaM sind psychologisch unterhalb dieser Marken positioniert.
241
Richardson, P./ Jain, A./ Dick, J. (1996): Household Store Brand Proneness: A Framework, in: Journal of Retailing, Vol. 72 ,1996, Nr. 2, S. 159 - 185.
30
1996
Forschungsgegenstand: Aufbereitung früherer Studien, um ein Rahmenwerk zu schaffen, welches Ansatzpunkte für eine mögliche Beeinflussung der Konsumentenneigung zum Kauf bzw. zur Auswahl von HaM in der Kaufsituation liefert. Dabei wurde insbesondere der Einfluss diverser theoretischer Konstrukte (wahrgenommenes Risiko o.ä.) sowie sozioökonomische Variablen auf die Neigung der Konsumenten zum Kauf von HaM untersucht.
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Schriftliche Befragung von Konsumenten einer Einkaufsstätte im LEH im Nordosten der USA
n = 582; k.A. zum Befragungszeitraum,
28 WG aus dem Bereich FMCG
(1) Erfahrung mit HaM; (2) Umfang an extrinsischen Merkmalen wie Preis, Einkaufsstättenimage oder Verpackung, auf die die Nachfrager vertrauen und anhand derer sie die Produktqualität beurteilen; (3) wahrgenommene Qualitätsunterschiede zwischen HeM und HaM; (4) wahrgenommenes Risiko; (5) wahrgenommenes Preis-LeistungsVerhältnis; (6) Einkommen; (7) Haushaltsgröße
konfirmatorischer Charakter
Je größer das wahrgenommene Preis-LeistungsVerhältnis der HaM ist, desto größer ist die HaMNeigung der NF. Je größer das mit den HaM wahrgenommenen Risiko, desto geringer die HaM-Neigung der NF und desto weniger wichtig ist das wahrgenommenen P-L-V der HaM. Je größer die wahrgenommenen Qualitätsunterschiede zwischen HeM und HaM sind, desto geringer ist das wahrgenommene PreisLeistungs-Verhältnis der HaM und desto größer ist das wahrgenommenen Risiko. Je größer das Vertrauen der Konsumenten in extrinsische Merkmale bei der Qualitätsbeurteilung ist, desto größer sind die wahrgenommenen Qualitätsunterschiede zwischen HaM und HeM und desto größer ist das wahrgenommene Risiko. Hohes Produktwissen führt zu einem verringerten Vertrauen in extrinsische Merkmale, zu einem geringeren wahrgenommenen Risiko sowie zu geringer wahrgenommenen Qualitätsunterschieden zwischen HeM und HaM und damit zu einer höheren HaM-Neigung. Hohes Haushaltseinkommen führt zu einer geringeren HaM-Neigung. Je größer der Haushalt ist, desto größer die HaM-Neigung. Bildung und Alter der Konsumenten beeinflussen die HaM-Neigung jedoch nicht signifikant.
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 31 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
31
1995
Dick, A./ Jain, A./ Richardson (1995): Correlates of store brand proneness: some empirical observations, in: Journal of product & Brand Management, Vol. 4, 1995, Nr. 4, S. 15 - 22. Forschungsgegenstand: Vergleich des Verhaltens von Nicht- bzw. WenigHandelsmarken- und Handelsmarkenkäufer insbesondere im Kontext diverser theoretischer Konstrukte
Schriftliche Befragung von Kunden im Sommer 1991, k.A. zum Ort
n = 1325, 28 Warengruppen
Sozioökonomische Einflussgrößen wie Alter, Familiengröße, Haushaltsstruktur und Einkommen
Wahrnehmung der Konsumenten bezüglich der Dimensionen (1) Qualität; (2) Risiko; (3) PreisLeistungs-Verhältnis und (4) Produktwissen
Es gibt signifikante Unterschiede im Kaufverhalten zwischen Nicht bzw. WenigHaM- und HaM-Käufern. Die primären Handelsmarkenkäufer zeichnen sich durch folgende Kriterien aus: verheiratet und meist im Alter bis 45 Jahren, mittleres Einkommen, Haushaltsgröße ab 5 Mitglieder (1) wahrgenommene Qualität der HaM: signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Nichtbzw. Wenig-HaM- und HaM-Käufern. Die Neigung der Verbraucher, HaM zu kaufen, ist positiv mit der Qualitätswahrnehmung verbunden, d.h. kaufen NF gerne HaM,
242
nehmen diese auch eine gute Qualität wahr. (2) wahrgenommenes Risiko: auch hier gibt es signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Nicht- bzw. Wenig-HaMund HaM-Käufern. Nichtbzw. Wenig-HaM-Käufer assoziieren z.B. mit dem Kauf ein "billiges" Image. (3) wahrgenommenes PreisLeistungs-Verhältnis: signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Nicht- bzw. Wenig-HaMund HaM-Käufern. HaMKäufern verbinden mit dem Kauf z.B. ein gutes PLV. (4) Produktwissen: Ein hohes PW führt tendenziell zu einem steigenden Verständnis von HaM. Damit gibt es signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Nicht- bzw. Wenig-HaM- und HaMKäufern.
(wahrgenommenes Risiko o.ä.) sowie sozioökonomische Variablen bezogen auf die Neigung der Konsumenten zum Kauf von HaM untersucht.
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Richardson, P./ Dick, A./ Jain, A. (1994): Extrinsic and Intrinsic Cue Effects on Perceptions of Store Brand Quality, in: Journal of Marketing, Vol. 58, 1994, Nr. 10, S. 28 - 36.
explorativer Charakter
Experiment (Geschmackstest) in einer Einkaufsstätte des Lebensmitteleinzelhandels im Nordosten der USA Extrinsische Merkmale, wie Preis, Markenname und Verpackung, sind nicht physischer Bestandteil des Produktes.
n = 1564
32
1994
Forschungsgegenstand: Der Einfluss extrinsischer und intrinsischer Eigenschaften auf die Qualitäts- und PreisLeistungsbeurteilung von HaM durch die Konsumenten steht im 5 Food-WG aus dem Mittelpunkt der Arbeit. Bereich FMCG
Betrachtung von Premiummarken: Nein
konfirmatorischer Charakter
Intrinsische Merkmale, wie Zutaten oder Geschmack, sind mit dem physischer Produkt verbunden.
Ohne Berücksichtigung intrinsischer Merkmale, wie inhaltliche Zutaten, werden die als HeM bezeichneten Produkte von den Konsumenten anhand extr. Merkmale mit höherer Qualität beurteilt als die HaM. Der Einfluss extrinsischer Merkmale wie Marke etc. auf die Qualitätsbeurteilung der Produkte durch den Konsumenten ist größer als der Einfluss intrinsischer Merkmale wie Zutaten. Ohne Berücksichtigung extrinsischer Merkmale aber bei sonst gleicher Markierung, wird die Qualität der Produkte, deren Inhalt von HaM stammt, schlechter beurteilt, als die Qualität von Produkten, deren Inhalt von HeM stammt. Die Erwartungen, welche durch extrinsische Merkmale hervorgerufen werden, beeinflussen die Beurteilung der Produktqualität durch die Konsumenten. HaM werden folglich von den Konsumenten besser beurteilt, wenn diese wie HeM markiert sind. Der (positive) Zusammenhang zwischen wahrgenommener Produktqualität und Kaufbereitschaft ist stärker als der (positive) Zusammenhang zwischen wahrgenommenem PreisLeistungsverhältnis und Kaufbereitschaft.
243 Hoch, S./ Banerji, S. (1993): When Do Private Labels succeed?, in: Sloan Management Review, Vol. 34, 1993, Nr. 4, S. 57 67.
Sekundärstatistisches Datenmaterial aus den USA sowie Expertenbefragung (n = 25)
Forschungsgegenstand: Die Analyse des Einflusses von konsumenten-, herstellerund handelsbezogenen Auswertungsbasis: n = Determinanten auf den 180 Warengruppen aus Erfolg (wertmäßigen dem Bereich FMCG Marktanteil) von Handelsmarken in unterschiedlichen Warengruppen steht im Forschungsfokus. 33
1
Konsumenten: Einfluss der Produktqualität mit den zwei Dimensionen relative Qualität im Vergleich zur HeM und Qualitätsunterschiede zwischen den HaM auf den Marktanteil
2
Handelsunternehmen:
3
Hersteller:
1993
Betrachtung von Premiummarken: Nein
konfirmatorischer Charakter
Je geringer der Unterschied zwischen der Qualität der qualitativ besten angebotenen HaM und der Qualität der HeM innerhalb einer Warengruppe ist, desto höher ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Je geringer die Qualitätsunterschiede zwischen den HaM innerhalb einer WG sind, desto höher ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Je höher das absolute Umsatzvolumen einer Warengruppe ist, desto höher ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Je höher die durchschnittliche Handelsspanne innerhalb einer Warengruppe ist, desto höher ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Je größer die Anzahl anbietender nationaler Herstellerunternehmen ist, desto niedriger ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Je höher das durchschnittliche Werbebudget pro Herstellerunternehmen, desto niedriger ist der wertmäßige Marktanteil von HaM in der WG. Keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Preisabschlag zwischen HaM und HeM sowie der Anzahl von Marken und der Promotionintensität innerhalb einer Warengruppe auf den wertmäßigen Marktanteil von HaM in der WG
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 34 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
34
1986
Berekoven,L. / Bernkopf (1986): Herstellermarken und Handelsmarken im Urteil der Verbraucher, in: k. A. zum Erhebungsdesign Unger, F. (Hrsg.): Konsumentenpsychologie und Markenartikel, Heidelberg 1986, S. 197 – 228. Forschungsgegenstand: Erfassung der wahrgenommenen Produktein = 166 genschaften von HeM und HaM aus Sicht der Verbraucher sowie Analyse des beobacht-
Vergleich des Images von HaM und HeM anhand der Dimensionen Preisniveau, Qualitätsniveau und Vertrauen; Einfluss ausgewählter Kriterien des Verbraucherverhaltens auf den HaM-Kauf, wie z.B. Marken- und Geschäftsstättentreue oder Produkterwartungen
Konsumenten schätzen HaM deutlich preisgünstiger aber nicht preiswürdiger als HeM ein.
Qualität, Ruf und Vertrauenswürdigkeit von HaM werden schlechter eingeschätzt als bei HeM und das Treueverhalten der Konsumenten gegenüber HaM ist wesentlich schlechter ausgeprägt als bei HeM.
244 Für Handelsmarkenkäufer sind bei der Markenwahl die Produkteigenschaften Marke und Qualität deutlich unwichtiger als für Herstellermarkenkäufer. Ferner ist die Zufriedenheit der HaMKäufer mit den von ihnen präferierten Marken niedriger als die Zufriedenheit der HeM-Käufer mit den von ihnen bevorzugten Marken. Ferner konnte eine starke Korrelation zwischen Marken- und Einkaufsstättentreue bei den Produktgruppen H-Milch, Zucker und Kaffee gegenüber einer geringen Korrelation bei Sekt festgestellt werden.
baren Kaufverhaltens und der Charakteristika von HeM- und HaMKäufern. 3 Warengruppen ( Bohnenkaffee, Waschmaschinen, Sekt)
Betrachtung von Premiummarken: Nein
explorativer Charakter
Anmerkung: Die Darstellung der Studie mit der Nummer 35 wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
Meffert, H./ Bruhn, M. (1984): Markenstrategien im Wettbewerb, Wiesbaden 1984.
Face-to-Face Interviews mit Käufern und NichtKäufern von Gattungsmarken in der gesamten BRD, k.A. zum Befragungszeitraum
n = 1355
35
1984
Forschungsgegenstand: Analyse der Akzeptanz von Gattungsmarken, insbesondere Beurteilung der Produkteigenschaften, Merkmale und Determinanten des Kaufs von Gattungsmarken. Ferner soll eine Charakteristika der Käufer und NichtKäufer von Gattungsmarken herausgearbeitet werden.
Betrachtung von Premiummarken: Nein
Das Image der HeM differiert bei allen Produkteigenschaften, mit Ausnahme der Preiswürdigkeit, am wenigsten vom Image der "Idealen Marke". Bei der Preiswürdigkeit stimmen Image von Gattungsmarken und idealer Marke weitgehend überein, in allen anderen Eigenschaften liegen Gattungsmarken weit von der idealen Marke entfernt.
18 Food- und Non-FoodWarengruppen (darunter 15 aus dem Bereich FMCG)
explorativer Charakter
Befragungskonzeption: (1) Bekanntheit von Gattungsmarken; (2) Beurteilung der Produkteigenschaften von Gattungsmarken; (3) Merkmale und Bestimmungsfaktoren des Kaufs von Gattungsmarken - Informationsverhalten, Kaufentscheidungskriterien, Kaufhäufigkeit und Markenwahlverhalten, Einkaufsstättenwahl, Konsumentenzufriedenheit; (4) Charakterisierung von Käufern und Nicht-Käufern; (5) Diffusion von Gattungsmarken, d.h. Kauf und Kaufabsicht von Gattungsmarken in unterschiedlichen Warengruppen
Für Gattungsmarkenkäufer ist das wichtigste Kaufargument der Preis, für NichtGattungsmarkenkäufer dagegen die Präferenz für andere Marken. Ferner weisen Gattungsmarkenkäufer eine hohe Zufriedenheit mit den von ihnen erworbenen Produkten auf. Bei Gattungsmarkenkäufern handelt es sich eher um jüngere Personen der höheren sozialen Schichten, die das Kaufverhalten eher rational betrachten und weniger markenbewusst und einkaufsstättentreu sind. Gattungsmarkenkäufer und Nicht-Gattungsmarkenkäufer unterscheiden sich nur schwach und nicht signifikant in der Beurteilung des Gattungsmarkenführenden HU. Auch werden die Unterschiede zwischen den Gattungsmarken unterschiedlicher HU als gering betrachtet, wonach diese Form der Handelsmarken keinen Beitrag zur Profilierung der Einkaufsstätte liefert. In "Low Involvement" Warengruppen mit hoher Kauffrequenz und geringen Qualitätsunterschieden zwischen den angebotenen
245
Produkten bzw. als gering wahrgenommene Qualitätsunterschiede, liegt eine deutlich höhere Kaufabsicht für Gattungsmarken vor als in "Middle oder High Involvement" Bereichen.
246
Anhang II - Fragebogen
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Marketing und Handel Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch
Fragebogen Empirische Untersuchung zum Kaufverhalten bei Bio-Handelsmarken
Fragebogennummer:
_____________________
Datum:
_____________________
Uhrzeit:
_____________________
Name des Interviewers:
_____________________
Stadt:
_____________________
Standort:
_____________________
247 1. Sind Ihnen die nachfolgenden Bio-Marken bekannt? Sie können mehrere Antworten angeben.
Grünes Land
Füllhorn
Bio Wertkost
BioBio
Naturkind
REWE Bio
Rapunzel
Alnatura
Mir ist keine der genannten Marken bekannt.
Keine Antwort
2. Haben Sie in letzter Zeit bewusst/ absichtlich eine dieser Marken gekauft?
Ja
Nein
Wenn Nein, weiter mit Frage 3 und dann Abbruch!
Wenn Ja, welche Marke bevorzugen Sie beim Kauf? ____________________________
Nur eine Antwort angeben.
Interviewer: Wenn Ja, dann weiter mit Definition der Handelsmarke und Frage 4.
3. Können Sie mir sagen, was Sie zum Kauf von Bio-Marken veranlassen würde? Sie können mehrere Antworten angeben.
gesundheitliche Gründe, wie z.B. Allergien oder Krankheiten Empfehlung von Freunden
steigendes Einkommen sinkende Preise für BioProdukte größere Auswahl an BioProdukten
Versorgung von Kindern im Haushalt ansprechendere Verpackung
Möglichkeit zur Verkostung mehr Informationen zu den Produkten steigende Bekanntheit
Sonstiges:
____________________________________________________________________________________________
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
248 Interviewer: Definition der Handelsmarke vorlesen. Neben den bekannten Markenprodukten der Hersteller, wie bspw. Joghurt von Danone oder Campina, gibt es auch noch sog. Handelsmarken. Diese können Sie nicht in allen Einkaufsstätten erhalten. So wird z.B. Joghurt von der Handelsmarke …nur bei …angeboten.
4. Wussten Sie, dass einige der oben genannten Bio-Marken solche Handelsmarken sind?
Nein
Ja
5. Wie oft haben Sie in den letzten 6 Monaten bewusst eine Bio-Handelsmarke gekauft?
fast jeden Tag
ein- bis zweimal pro Woche
ein- bis zweimal pro Monat
ganz selten
6. Denken Sie, dass Bio-Handelsmarken vertrauenswürdig sind? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). Interviewer: Im gesamten Fragebogen die Fragekategorie „keine Antwort“ nicht mit vorlesen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
7. Denken Sie, dass Sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken die beste Qualität erhalten? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
8. Vertrauen Sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken auf gleichbleibende und zuverlässige Qualität? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
9. Vertrauen Sie darauf, dass diese Marken Ihre Bedürfnisse am besten befriedigen? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
249 10. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). 1
2
voll zutreffend
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Meine Familie und meine Freunde erwarten, dass ich sorgfältig mit der Umwelt umgehe.
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird darauf geachtet, solche Produkte zu kaufen, die die Umwelt schonen.
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird mir der Kauf biologischer Produkte empfohlen.
Für mich selber kaufe ich Bio-Handelsmarken, für Besuch eher Bio-Produkte aus dem Reformhaus oder vom BioBauern.
Mein Freundes- und Verwandtenkreis bevorzugt BioProdukte aus dem Reformhaus.
Für mich kaufe ich Bio-Handelsmarken, jedoch bin ich unsicher, was meine Freunde und meine Familie darüber denken.
Meinen Freunden biete ich lieber Bio-Produkte aus dem Reformhaus als Bio-Handelsmarken an.
11. Wieweit trifft die folgende Aussage auf Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
Ich vertraue generell darauf, dass Produktbezeichnungen wie z.B. „aus biologischem oder ökologischem Anbau“ stimmen.
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
12. Ich möchte Ihnen nun drei Aussagen vorlesen. Sagen Sie mir bitte, wie sehr diese auf Sie zutreffen. Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). 1 voll zutreffend
2 eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Aussage 1: Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, bin ich misstrauisch, ob es sich wirklich um biologische Produkte handelt.
Aussage 2: Ich bin skeptisch, ob der Geschmack von Bio-Handelsmarken wirklich besser ist als der von herkömmlichen Produkten.
Aussage 3: Ich bin unsicher, ob ich mich durch den Kauf von Bio-Handelsmarken wirklich gesund ernähre.
250 13. Kennen Sie eines der folgenden Gütesiegel für Produkte aus biologischem Anbau? Sie können mehrere Antworten angeben.
Deutsches Biosiegel ent-
Demeter
Bioland
Naturland
Biopark
sprechend der EG-ÖKOVerordnung
Mir ist kein Siegel bekannt.
Keine Antwort
14. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). 1
2
voll zutreffend
Gütesiegel sind mir beim Kauf biologischer Produkte wichtig. Wenn ich ein Gütesiegel sehe, gehe ich davon aus, dass es sich um biologische Produkte handelt.
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
15. Sagen Sie mir bitte, wie wichtig Ihnen Gütesiegel speziell beim Kauf von BioHandelsmarken sind. Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (gar nicht wichtig).
sehr wichtig
eher wichtig
unentschieden
eher nicht wichtig
gar nicht wichtig
keine Antwort
16. Welche der folgenden Aussagen treffen für Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). 1 voll zutreffend
2 eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Beim Kauf biologischer Produkte suche ich gezielt nach dem Preis.
Ich bin der Meinung, dass ich für biologische Produkte einen höheren Preis zahlen muss.
Ein hoher Preis garantiert mir, dass es sich um biologische Produkte handelt.
Ich denke, dass der Kauf von Bio-Handelsmarken Geldverschwendung ist.
Ich bin der Meinung, dass das Preis-LeistungsVerhältnis beim Kauf von Bio-Handelsmarken nicht stimmt.
Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, gebe ich mein Geld für etwas Gutes aus.
251
17. Finden Sie es angemessen, dass in dieser Einkaufsstätte Bio-Handelsmarken angeboten werden? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
18. Kennen Sie andere Einkaufsstätten, bei denen Sie das Angebot an Bio-Handelsmarken angemessen finden?
Nein
Ja
Wenn Nein, dann weiter mit Frage 20. Wenn Ja, welche? Sie können mehrere Antworten angeben.
____________________________
19. Passt Ihrer Meinung nach das angebotene Sortiment an Bio-Handelsmarken zum Image/ Ruf dieser Einkaufsstätte? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
20. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
1
2
voll zutreffend
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Ich kaufe Bio-Handelsmarken nur bei Handelsunternehmen, denen ich vertraue.
Soweit ich das beurteilen kann, ist dieses Handelsunternehmen vertrauenswürdig.
Ich habe Vertrauen darauf, dass die von diesem Handelsunternehmen angebotenen Bio-Handelsmarken meine Erwartungen erfüllen.
21. Wieweit trifft die folgende Aussage auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihr Verhalten auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
Ich beabsichtige auch in Zukunft Bio-Handelsmarken zu kaufen.
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
252 22. Wie wahrscheinlich ist der Kauf von Bio-Handelsmarken in dieser Einkaufsstätte? Bitte bewerten Sie Ihr Verhalten auf einer Skala von 1 (sehr wahrscheinlich) bis 5 (sehr unwahrscheinlich).
sehr wahrscheinlich
eher wahrscheinlich
unentschieden
eher nicht wahrscheinlich
sehr unwahrscheinlich
keine Antwort
Basisinformationen: Geschlecht: Wie alt sind Sie?
weiblich
männlich
15-18
19-25
26-40
41-60
61 und älter
Welchen Ausbildungsabschluss haben Sie? Bitte geben Sie nur den höchsten Abschluss an.
Lehrausbildung
Fachschulab-
Fachhoch- /Hoch-
schluss
Noch in Ausbildung
schulabschluss
Keinen Abschluss
4 bis 6 Personen
mehr als 6 Personen
Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt insgesamt?
1 Person
2 bis 3 Personen
Und nun die letzte Frage: Ich gebe Ihnen jetzt einige Bereiche bezogen auf Ihr gesamtes Haushaltsnettoeinkommen an, d.h. die Summe aller Nettoeinkommen der in Ihrem Haushalt lebenden Personen. Können Sie mir sagen, wo Sie sich einordnen würden?
weniger als 800 €
800 bis unter 1500€
Keine Angaben
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
1500 bis unter 2000€
2000 bis unter 2500€
2500€ oder mehr
253
Anhang III - Interviewerleitfaden
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Marketing und Handel Prof. Dr. Dirk Möhlenbruch
Interviewerleitfaden Empirische Untersuchung zum Kaufverhalten bei Bio-Handelsmarken x
Interviewer:
(1)
Einverständnis der Probanden erfragen: „Kann ich Ihnen kurz ein Frage stellen?“
(2)
Haben Sie schon mal Erfahrungen mit Bio-Produkten gemacht?
(3)
Einleitung zur Befragung: Wir führen im Auftrag der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg eine Befragung zum Thema „Kaufverhalten bei Bio-Produkten“ durch. Das Handelsunternehmen …sagte uns, dass seine Kunden gerne mit Hinweisen zur Verbesserung des Angebots beitragen. Ich würde mich freuen, wenn Sie die Gelegenheit auch nutzen und sich kurz Zeit dafür nehmen. Die Befragung wird etwa zehn Minuten dauern. Nun die erste Frage…
Wenn Ja, dann weiter.
Bei Nein Abbruch der Befragung!
Fragebogennummer:
_____________________
Datum:
_____________________
Uhrzeit:
_____________________
Name des Interviewers:
_____________________
Stadt:
_____________________
Standort:
_____________________
254 1. Sind Ihnen die nachfolgenden Bio-Marken bekannt? Sie können mehrere Antworten angeben.
x
Bitte die entsprechende(n) Marke(n) ankreuzen!
Grünes Land
Füllhorn
Bio Wertkost
BioBio
Naturkind
REWE Bio
Rapunzel
Alnatura
Mir ist keine der genannten Marken bekannt.
Keine Antwort
2. Haben Sie in letzter Zeit bewusst/ absichtlich eine dieser Marken gekauft? x Antwort abwarten. Falls Unterstützung durch Interviewer nötig…Kaufen Sie die Ihnen bekannte(n) Marke(n) z.B. unabhängig von Sonderangeboten?
Ja
Nein
Wenn Nein, weiter mit Frage 3 und dann Abbruch!
Wenn Ja, welche Marke bevorzugen Sie beim Kauf? ____________________________
Nur eine Antwort angeben.
Interviewer: Wenn Ja, dann weiter mit Definition der Handelsmarke und Frage 4.
3. Können Sie mir sagen, was Sie zum Kauf von Bio-Marken veranlassen würde? Sie können mehrere Antworten angeben.
x
gesundheitliche Gründe, wie z.B. Allergien oder Krankheiten Empfehlung von Freunden
Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
steigendes Einkommen sinkende Preise für BioProdukte größere Auswahl an BioProdukten
Versorgung von Kindern im Haushalt ansprechendere Verpackung
Möglichkeit zur Verkostung mehr Informationen zu den Produkten steigende Bekanntheit
Sonstiges:
____________________________________________________________________________________________
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
255 Interviewer: Definition der Handelsmarke vorlesen. Neben den bekannten Markenprodukten der Hersteller, wie bspw. Joghurt von Danone oder Campina, gibt es auch noch sog. Handelsmarken. Diese können Sie nicht in allen Einkaufsstätten erhalten. So wird z.B. Joghurt von der Handelsmarke …nur bei …angeboten.
4. Wussten Sie, dass einige der oben genannten Bio-Marken solche Handelsmarken sind? x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
Ja
Nein
5. Wie oft haben Sie in den letzten 6 Monaten bewusst eine Bio-Handelsmarke gekauft? x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
fast jeden Tag
ein- bis zweimal pro Woche
ein- bis zweimal pro Monat
ganz selten
6. Denken Sie, dass Bio-Handelsmarken vertrauenswürdig sind? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
x
voll zutreffend
Interviewer: Im gesamten Fragebogen die Fragekategorie „keine Antwort“ nicht mit vorlesen! eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
7. Denken Sie, dass Sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken die beste Qualität erhalten? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
8. Vertrauen Sie beim Kauf von Bio-Handelsmarken auf gleichbleibende und zuverlässige Qualität? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
9. Vertrauen Sie darauf, dass diese Marken Ihre Bedürfnisse am besten befriedigen? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
256 10. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen! 1
2
voll zutreffend
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Meine Familie und meine Freunde erwarten, dass ich sorgfältig mit der Umwelt umgehe.
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird darauf geachtet, solche Produkte zu kaufen, die die Umwelt schonen.
In meinem Freundes- und Verwandtenkreis wird mir der Kauf biologischer Produkte empfohlen.
Für mich selber kaufe ich Bio-Handelsmarken, für Besuch eher Bio-Produkte aus dem Reformhaus oder vom BioBauern.
Mein Freundes- und Verwandtenkreis bevorzugt BioProdukte aus dem Reformhaus.
Für mich kaufe ich Bio-Handelsmarken, jedoch bin ich unsicher, was meine Freunde und meine Familie darüber denken.
Meinen Freunden biete ich lieber Bio-Produkte aus dem Reformhaus als Bio-Handelsmarken an.
11. Wieweit trifft die folgende Aussage auf Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend).
Ich vertraue generell darauf, dass Produktbezeichnungen wie z.B. „aus biologischem oder ökologischem Anbau“ stimmen. x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
257 12. Ich möchte Ihnen nun drei Aussagen vorlesen. Sagen Sie mir bitte, wie sehr diese auf Sie zutreffen. Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen! 1
2
voll zutreffend
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Aussage 1: Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, bin ich misstrauisch, ob es sich wirklich um biologische Produkte handelt.
Aussage 2: Ich bin skeptisch, ob der Geschmack von Bio-Handelsmarken wirklich besser ist als der von herkömmlichen Produkten.
Aussage 3: Ich bin unsicher, ob ich mich durch den Kauf von Bio-Handelsmarken wirklich gesund ernähre.
13. Kennen Sie eines der folgenden Gütesiegel für Produkte aus biologischem Anbau? Sie können mehrere Antworten angeben. x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
Deutsches Biosiegel ent-
Demeter
Bioland
Naturland
Biopark
sprechend der EG-ÖKOVerordnung
Mir ist kein Siegel bekannt.
Keine Antwort
14. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen! 1
2
voll zutreffend
Gütesiegel sind mir beim Kauf biologischer Produkte wichtig. Wenn ich ein Gütesiegel sehe, gehe ich davon aus, dass es sich um biologische Produkte handelt.
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
15. Sagen Sie mir bitte, wie wichtig Ihnen Gütesiegel speziell beim Kauf von BioHandelsmarken sind. Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (gar nicht wichtig). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
sehr wichtig
eher wichtig
unentschieden
eher nicht wichtig
gar nicht wichtig
keine Antwort
258 16. Welche der folgenden Aussagen treffen für Sie zu? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen! 1 voll zutreffend
2 eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Beim Kauf biologischer Produkte suche ich gezielt nach dem Preis.
Ich bin der Meinung, dass ich für biologische Produkte einen höheren Preis zahlen muss.
Ein hoher Preis garantiert mir, dass es sich um biologische Produkte handelt.
Ich denke, dass der Kauf von Bio-Handelsmarken Geldverschwendung ist.
Ich bin der Meinung, dass das Preis-LeistungsVerhältnis beim Kauf von Bio-Handelsmarken nicht stimmt.
Wenn ich Bio-Handelsmarken kaufe, gebe ich mein Geld für etwas Gutes aus.
17. Finden Sie es angemessen, dass in dieser Einkaufsstätte Bio-Handelsmarken angeboten werden? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
18. Kennen Sie andere Einkaufsstätten, bei denen Sie das Angebot an Bio-Handelsmarken angemessen finden? x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
Ja
Nein
Wenn Nein, dann weiter mit Frage 20. Wenn Ja, welche? Sie können mehrere Antworten angeben.
____________________________
x
Kommen wir zurück zu der Einkaufsstätte, in der wir uns gerade befinden.
x
Interviewer: Hinweis auf aktuelle Kampagnen zur Unterstützung!
259 19. Passt Ihrer Meinung nach das angebotene Sortiment an Bio-Handelsmarken zum Image/ Ruf dieser Einkaufsstätte? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende Kategorie ankreuzen!
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
20. Wieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihre Meinung auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
1
2
voll zutreffend
eher zutreffend
3
4
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
5 keine Antwort
Ich kaufe Bio-Handelsmarken nur bei Handelsunternehmen, denen ich vertraue.
Soweit ich das beurteilen kann, ist dieses Handelsunternehmen vertrauenswürdig.
Ich habe Vertrauen darauf, dass die von diesem Handelsunternehmen angebotenen Bio-Handelsmarken meine Erwartungen erfüllen.
21. Wieweit trifft die folgende Aussage auf Sie zu? Bitte bewerten Sie Ihr Verhalten auf einer Skala von 1 (voll zutreffend) bis 5 (gar nicht zutreffend). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
Ich beabsichtige auch in Zukunft Bio-Handelsmarken zu kaufen.
voll zutreffend
eher zutreffend
unentschieden
eher nicht zutreffend
gar nicht zutreffend
keine Antwort
22. Wie wahrscheinlich ist der Kauf von Bio-Handelsmarken in dieser Einkaufsstätte? Bitte bewerten Sie Ihr Verhalten auf einer Skala von 1 (sehr wahrscheinlich) bis 5 (sehr unwahrscheinlich). x Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
sehr wahrscheinlich
eher wahrscheinlich
unentschieden
eher nicht wahrscheinlich
sehr unwahrscheinlich
keine Antwort
Basisinformationen: x
Interviewer: Bitte die entsprechende(n) Kategorie(n) ankreuzen!
männlich
Geschlecht:
x
weiblich
Das Geschlecht kann, wenn möglich, ohne Abfragen eingetragen werden!
260
Wie alt sind Sie?
15-18
19-25
26-40
41-60
61 und älter
Welchen Ausbildungsabschluss haben Sie? Bitte geben Sie nur den höchsten Abschluss an.
Lehrausbildung
Fachschulab-
Fachhoch- /Hoch-
schluss
Noch in Ausbildung
schulabschluss
Keinen Abschluss
4 bis 6 Personen
mehr als 6 Personen
Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt insgesamt?
1 Person
2 bis 3 Personen
Und nun die letzte Frage: Ich gebe Ihnen jetzt einige Bereiche bezogen auf Ihr gesamtes Haushaltsnettoeinkommen an, d.h. die Summe aller Nettoeinkommen der in Ihrem Haushalt lebenden Personen. Können Sie mir sagen, wo Sie sich einordnen würden? x Antwort abwarten. Falls Unterstützung durch Interviewer notwendig ist…das Einkommen, dass Ihnen von Ihrem Lohn/ Gehalt nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben übrig bleibt. Von diesem müssen bspw. Miete und Lebensmitteleinkäufe gezahlt werden.
weniger als 800 €
800 bis unter 1500€
1500 bis unter
2000 bis unter
2000€
Keine Angaben
Æ Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Alternativ entsprechend der Ansprache des Probanden auch:
Æ Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Æ Vielen Dank für Ihre Mühe/ Unterstützung!
2500€
2500€ oder mehr
261
Anhang IV - Repräsentativitätsbestimmung bzgl. der Bundesländer Deutschlands Tabelle A2: Altersstruktur Verteilung der Bevölkerung nach Altersgruppen und Ländern, Basis 2005, Angaben in 1.000 Personen davon im Alter von … bis unter ... Jahren Insgesamt
unter 6 6-15
15-18 18-25
Land Deutschland absolut relativ
Baden Württemberg
25-40
40-60
60-65
65 und mehr
1000 82.438,0 100,0
10.737,5 100,0
4.346,1 7.303,7 2.907,5 6.782,1 16.546,4 24.012,0 4.670,0 5,3
8,9
3,5
603,0 1.054,1 382,0 5,6
9,8
3,6
8,2
20,1
29,1
5,7
885,3 2.213,0 3.072,3 572,0 8,2
20,6
28,6
5,3
19,3
1.953,9 18,2
Bayern
12.468,7 100,0
5,5
9,6
3,5
8,1
20,7
28,8
5,4
18,4
Berlin
3.395,2
168,0
236,6
104,9
297,7
784,9
997,5
220,2
585,3
100,0
4,9
7,0
3,1
8,8
23,1
29,4
6,5
17,2
Brandenburg
2.559,5
113,0
159,2
103,8
235,4
464,6
815,7
161,6
506,3
Bremen
689,3 1.197,4 434,3 1.004,2 2.575,1 3.593,6 675,9
15.870,1
2.299,0
100,0
4,4
6,2
4,1
9,2
18,2
31,9
6,3
19,8
663,5
32,8
53,9
19,9
57,1
138,9
185,3
40,2
135,5
100,0
4,9
8,1
3,0
8,6
20,9
27,9
6,1
20,4
Hamburg
1.743,6
91,1
134,6
48,8
143,7
430,3
475,5
101,0
318,6
100,0
5,2
7,7
2,8
8,2
24,7
27,3
5,8
Hessen
6.092,4
332,5
555,8
200,6
100,0
5,5
9,1
3,3
7,7
20,7
29,4
5,6
18,8
1.707,3
76,6
101,9
71,3
170,9
309,2
543,2
98,1
336,0
100,0
4,5
6,0
4,2
10,0
18,1
31,8
5,7
Niedersachsen
7.993,9
443,1
793,9
284,0
5,5
9,9
3,6
NRW
18.058,1 100,0
5,4
9,6
3,5
8,0
19,9
Rheinland-Pfalz
4.058,8
213,2
389,5
146,3
325,6
778,8
100,0
5,3
9,6
3,6
8,0
19,2
29,5
5,2
19,7
Saarland
1.050,3
47,8
92,4
35,9
82,3
192,6
320,7
57,1
221,3
100,0
4,6
8,8
3,4
7,8
18,3
30,5
5,4
Sachsen
4.273,8
193,9
242,4
154,0
393,1
797,9
100,0
4,5
5,7
3,6
9,2
18,7
29,3
6,7
22,3
Sachsen-Anhalt
2.469,7
104,4
143,2
95,4
229,0
442,1
759,0
162,0
534,4
100,0
4,2
5,8
3,9
9,3
17,9
30,7
6,6
21,6
Schleswig-Holstein
2.833,0
153,6
274,6
98,5
208,0
556,0
805,5
176,5
560,2
100,0
5,4
9,7
3,5
7,3
19,6
28,4
6,2
19,8
Thüringen
2.334,6
102,2
136,4
88,4
221,7
435,8
721,7
144,2
484,3
100,0
4,4
5,8
3,8
9,5
18,7
30,9
6,2
20,7
MecklenburgVorpommern
100,0
468,2 1.258,3 1.791,3 339,1
622,3 1.567,1 2.282,8 445,0 7,8
19,6
28,6
5,6
981,6 1.737,8 639,3 1.437,5 3.601,8 5.197,1 981,7
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2007.
28,8
5,4
1.196,6 210,2
1.254,1 285,0
18,3 1.146,6
19,7 1.555,6 19,5 3.481,2 19,3 798,6
21,1 953,2
262
Tabelle A3: Geschlechtsstruktur Verteilung der Bevölkerung nach Geschlecht und Ländern, Basis 2005; Angaben in 1.000 Personen Frauen Land
Deutschland
Männer
Anteil an Bev.
insgesamt
%
Anzahl 51,1
42.098.034
Anteil an Bev.
insgesamt
%
Anzahl 48,9
Bevölker. insgesamt Anzahl
40.339.961
82.437.995
5.270.906
10.735.701
6.102.655
12.468.726
1.659.643
3.395.189
1.266.932
2.559.483
321.478
663.467
849.467
1.743.627
2.983.150
6.092.354
846.217
1.707.266
3.917.958
7.993.946
8.797.188
18.058.105
1.990.248
4.058.843
510.359
1.050.293
2.083.240
4.273.754
1.205.720
2.469.716
1.385.285
2.832.950
1.149.515
2.334.575
100 Baden Württemberg
50,9
5.464.795
49,1 100
Bayern
51,1
6.366.071
48,9 100
Berlin
51,1
1.735.546
48,9 100
Brandenburg
50,5
1.292.551
49,5 100
Bremen
51,5
341.989
48,5 100
Hamburg
51,3
894.160
48,7 100
Hessen
51
3.109.204
49 100
MecklenburgVorpommern
50,4
861.049
49,6 100
Niedersachsen
51
4.075.988
49 100
NRW
51,3
9.260.917
48,7 100
Rheinland-Pfalz
51
2.068.595
49 100
Saarland
51,4
539.934
48,6 100
Sachsen
51,3
2.190.514
48,7 100
Sachsen-Anhalt
51,2
1.263.996
48,8 100
Schleswig-Holstein
51,1
1.447.665
48,9 100
Thüringen
80,8
1.185.060
19,2 100
82.437.995
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2007.
263
Tabelle A4: Bildungsstruktur Verteilung der Bevölkerung nach schulischem Bildungsstand und Ländern, Basis 2006; Angaben in 1.000 Personen Davon…
Land
Deutschland
Insgesamt
Hauptschulabschluss
ohne allgemeinen Schulabschluss
3.288
29.274
4.589
14.692
16.305
531
2.422
4,6
41,2
6,5
20,7
22,9
0,7
3,4
9.135
439
4.079
60
2.086
2.079
65
325
10.651
4,8 431
44,7 5.316
0,7 79
22,8 2.236
22,8 2.174
0,7 107
3,6 307
4,0
49,9
0,7
21,0
20,4
1,0
2,9
Berlin
3.006
142
779
277
609
1.034
0
166
Brandenburg
2.292
4,7 116
25,9 611
9,2 717
20,3 303
34,4 454
0,0 52
5,5 40
580
5,1 26
26,7 224
31,3 0
13,2 129
19,8 158
2,3 6
1,7 33
Hamburg
1.528
4,5 63
38,6 455
0,0 12
22,2 356
27,2 527
1,0 44
5,7 71
4,1
29,8
0,8
23,3
34,5
2,9
4,6
Hessen
5.227
243
2.054
45
1.299
1.396
23
167
4,6
39,3
0,9
24,9
26,7
0,4
3,2
absolut
71.115
noch in schulischer Ausbildung
mit allgemeinem Schulabschluss ohne Abschluss Realschul- FachhochAngaben politechniabschluss schul- oder zum sche OberHochschuloder Abschule reife gleichwertig schluss (Ost)
prozentual
Baden Württemberg Bayern
Bremen
MecklenburgVorpommern Niedersachsen NRW RheinlandPfalz Saarland Sachsen SachsenAnhalt SchleswigHolstein Thüringen
1.529
75
441
498
201
269
11
34
4,9
28,8
32,6
13,1
17,6
0,7
2,2
6.793
311
2.905
55
1.814
1.387
79
241
15.413
4,6 798
42,8 6.796
0,8 77
26,7 3.107
20,4 3.866
1,2 46
3,5 720
5,2
44,1
0,5
20,2
25,1
0,3
4,7
3.473
155
1.728
18
727
726
13
106
4,5
49,8
0,5
20,9
20,9
0,4
3,1
39
478
0
164
177
15
37
4,3
52,3
0,0
17,9
19,4
1,6
4,0
143
1.121
1.290
465
781
0
41
3,7
29,2
33,6
12,1
20,3
0,0
1,1
914 3.842
2.219
2.418 2.095
101
669
729
305
364
16
32
4,6
30,1
32,9
13,7
16,4
0,7
1,4
120
972
19
660
528
39
78
5,0
40,2
0,8
27,3
21,8
1,6
3,2
87
645
708
231
385
13
26
4,2
30,8
33,8
11,0
18,4
0,6
1,2
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2007.
264
Tabelle A5: Haushaltsstruktur Verteilung der Bevölkerung nach Haushaltsgröße und Ländern, Basis 2004* Privathaushalte Land
Haushaltsgröße
Haushaltsmitglieder
Personen je Haushalt
Angaben in 1.000 Personen
Privathaushalte insgesamt
Deutschland
2,1
82.855
39.122
Baden Württemberg
2,2
10.788
4.891
Bayern
2,2
12.560
5.731
Berlin
1,8
3.409
1.890
Brandenburg
2,1
2.572
1.218
Bremen
1,9
663
358
Hamburg
1,9
1.731
930
Hessen
2,2
6.140
2.849
Mecklenburg-Vorpommern
2,1
1.728
815
Niedersachsen
2,1
8.008
3.764
NRW
2,1
18.062
8.460
Rheinland-Pfalz
2,2
4.084
1.872
Saarland
2
1.056
517
Sachsen
2
4.355
2.156
Sachsen-Anhalt
2,1
2.496
1.201
Schleswig-Holstein
2,1
2.842
1.351
Thüringen
2,1
2.362
118
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2005. * Während der Vorbereitungsphase der empirischen Untersuchung standen leider keine aktuelleren Daten zur Verfügung.
265
Anhang V - Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel
Quelle: ZMP 2008a, S. 1.
266
Anhang VI – AMOS 7.0 Auswertungen nicht identifiziertes Modell Text Output 1 AMOS 7.0 – nicht identifiziertes Modell Variable counts (Group number 1): Number of variables in your model: Number of observed variables: Number of unobserved variables: Number of exogenous variables: Number of endogenous variables:
73 30 43 39 34
Scalar Estimates (Group number 1 - Default model): The (probably) unidentified parameters are marked. Estimates Regression Weights: (Group number 1 - Default model) soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. funktionales R. funktionales R. funktionales R. Einstellung Einstellung Einstellung f10b_1 f10a_1 f16b_1 f16c_1 f7_1 f8_1 f9_1 f20c_1 f20b_1 f20a_1 f19_1 f6_1 f14a_1 f15_1 f10g_1 f10d_1 f16d_1 f16f_1 f10f_1 f12a_1 f12c_1 f21_1 f22_1 f10c_1 f10e_1 f16e_1 f12b_1 f14b_1 f16a_1 f17_1
Soz.Norm Preiswahr. Preiswahr. Reputation HU Gütesiegel Vertrauen soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. Soz.Norm Soz.Norm Preiswahr. Preiswahr. Vertrauen Vertrauen Vertrauen Reputation HU Reputation HU Reputation HU Reputation HU Vertrauen Gütesiegel Gütesiegel soziales Risiko soziales Risiko finz. Risiko finz. Risiko soziales Risiko funktionales R. funktionales R. Einstellung Einstellung Soz.Norm soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. Gütesiegel Preiswahr. Reputation HU
unidentified unidentified unidentified
unidentified unidentified unidentified unidentified
unidentified
unidentified
267
Fortsetzung Text Output 1 AMOS 7.0 – nicht identifiziertes Modell Notes for Model Computation of degrees of freedom (Default model): Number of distinct sample moments: Number of distinct parameters to be estimated: Degrees of freedom (465 - 78):
465 78 387
Result (Default model): The model is probably unidentified. In order to achieve identifiability, it will probably be necessary to impose 3 additional constraints.
268
Anhang VII - AMOS 7.0 Auswertungen identifiziertes Modell Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Variable counts: Number of variables in your model: Number of observed variables: Number of unobserved variables: Number of exogenous variables: Number of endogenous variables:
Variable f10g_1 f17_1 f19_1 f20a_1 f20b_1 f20c_1 f22_1 f21_1 f12c_1 f12b_1 f12a_1 f16f_1 f16e_1 f16d_1 f10d_1 f10e_1 f10f_1 f15_1 f14b_1 f14a_1 f9_1 f8_1 f7_1 f6_1 Multivariate
min 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000 1,000
max 5,000 4,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000 5,000
skew -1,559 2,131 1,287 ,695 1,287 ,918 1,401 2,099 -,335 -,217 ,068 -,898 -,245 -1,586 -1,085 -,796 -,239 1,211 2,147 1,468 ,761 ,949 ,793 ,546
59 24 35 31 28
c.r. -10,802 14,763 8,918 4,814 8,916 6,359 9,707 14,544 -2,319 -1,500 ,472 -6,221 -1,695 -10,986 -7,514 -5,514 -1,656 8,387 14,876 10,171 5,271 6,575 5,497 3,783
kurtosis 1,613 4,636 1,623 -,790 2,377 1,090 1,624 5,654 -1,131 -1,110 -1,117 ,823 -,695 2,373 -,029 -,188 -1,150 ,723 5,153 1,116 ,588 ,999 ,723 ,468 93,078
c.r. 5,588 16,061 5,621 -2,738 8,233 3,774 5,624 19,586 -3,919 -3,846 -3,868 2,851 -2,407 8,219 -,100 -,651 -3,983 2,505 17,850 3,867 2,038 3,459 2,504 1,623 22,357
269
Fortsetzung Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Notes for Model Computation of Degrees of Freedom: Number of distinct sample moments: Number of distinct parameters to be estimated: Degrees of freedom (300 - 57):
300 57 243
Result (Default model): Minimum was achieved Chi-square = 611,078 Degrees of freedom = 243 Probability level = ,000 Estimates Regressions Weights:
funktionales R. Gütesiegel funktionales R. Repu HU funktionales R. Vertrauen Einstellung Einstellung Einstellung f7_1 f8_1 f9_1 f6_1 f14a_1 f14b_1 f15_1 f10f_1 f10d_1 f16d_1 f12a_1 f12b_1 f12c_1 f21_1 f22_1 f20c_1 f20b_1 f20a_1 f19_1 f17_1 f10g_1 f16e_1 f16f_1 f10e_1
soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. Vertrauen Vertrauen Vertrauen Vertrauen Gütesiegel Gütesiegel Gütesiegel soziales Risiko soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. funktionales R. funktionales R. Einstellung Einstellung Repu HU Repu HU Repu HU Repu HU Repu HU soziales Risiko finz. Risiko finz. Risiko soziales Risiko
Estimate ,013 ,064
S.E. ,058 ,116
C.R. ,228 ,556
-,990
,172
-5,767
***
-,038 -,365 -,372 1,158 ,880 ,903 1,000 1,000 ,370 ,709 1,000 2,996 1,000 1,000 ,753 ,873 1,000 ,665 1,000 1,059 1,002 ,540 ,290 2,314 ,627 ,543 1,463
,150 ,077 ,083 ,117 ,103 ,108
-,253 -4,756 -4,481 9,874 8,529 8,361
,800 *** *** *** *** ***
,065 ,105
5,706 6,724
*** ***
,980
3,056
,002
,162 ,172
4,658 5,088
*** ***
,162
4,108
***
,113 ,154 ,098 ,064 ,756 ,132 ,107 ,515
9,406 6,501 5,483 4,528 3,060 4,741 5,075 2,841
*** *** *** *** ,002 *** *** ,004
P ,820 ,578
Label
270
Fortsetzung Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Standardized Regression Weights:
funktionales R. funktionales R. funktionales R. Einstellung Einstellung Einstellung f7_1 f8_1 f9_1 f6_1 f14a_1 f14b_1 f15_1 10f_1 f10d_1 f16d_1 f12a_1 f12b_1 f12c_1 f21_1 f22_1 f20c_1 f20b_1 f20a_1 f19_1 f17_1 f10g_1 f16e_1 f16f_1 f10e_1
Gütesiegel Repu HU Vertrauen soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. Vertrauen Vertrauen Vertrauen Vertrauen Gütesiegel Gütesiegel Gütesiegel soziales Risiko soziales Risiko finz. Risiko funktionales R. funktionales R. funktionales R. Einstellung Einstellung Repu HU Repu HU Repu HU Repu HU Repu HU soziales Risiko finz. Risiko finz. Risiko soziales Risiko
Estimate ,020 ,057 -,865 -,017 -,427 -,377 ,728 ,600 ,586 ,698 ,867 ,440 ,667 ,227 ,713 ,870 ,522 ,394 ,449 ,927 ,454 ,774 ,768 ,443 ,371 ,305 ,708 ,411 ,477 ,388
Covariances:
Vertrauen Ù Gütesiegel Vertrauen Ù Repu HU Gütesiegel Ù Repu HU
Estimate S.E. ,174 ,047 ,160 ,031 ,110 ,045
C.R. P 3,727 *** 5,253 *** 2,420 ,016
Label
271
Fortsetzung Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Correlations: Vertrauen Ù Gütesiegel Vertrauen Ù Repu HU Gütesiegel Ù Repu HU
Estimate ,300 ,477 ,185
Variances:
Vertrauen Gütesiegel Repu HU es efu efi ee e6 e7 e8 e9 e141 e142 e15 e107 e105 e104 e164 e165 e166 e121 e122 e123 e20 e21 e203 e202 e201 e190 e170 e108
Estimate S.E. C.R. P Label ,329 ,055 6,030 *** 1,019 ,175 5,826 *** ,344 ,054 6,410 *** ,087 ,054 1,617 ,106 ,132 ,068 1,943 ,052 ,575 ,114 5,046 *** ,285 ,096 2,966 ,003 ,346 ,038 9,027 *** ,390 ,046 8,466 *** ,453 ,044 10,256 *** ,513 ,049 10,379 *** ,336 ,139 2,412 ,016 ,582 ,053 11,046 *** ,639 ,087 7,317 *** 1,611 ,138 11,691 *** 1,054 ,096 11,012 *** ,756 ,155 4,870 *** ,184 ,097 1,894 ,058 1,114 ,102 10,907 *** ,577 ,057 10,173 *** 1,150 ,121 9,521 *** 1,329 ,122 10,860 *** 1,299 ,125 10,401 *** ,069 ,092 ,746 ,456 ,720 ,073 9,923 *** ,230 ,036 6,323 *** ,268 ,041 6,493 *** 1,414 ,127 11,162 *** ,628 ,055 11,450 *** ,282 ,024 11,641 *** ,466 ,093 4,998 ***
272
Fortsetzung Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Squared Multiple Correlations:
funktionales R. finz. Risiko soziales Risiko Einstellung f10g_1 f17_1 f19_1 f20a_1 f20b_1 f20c_1 f22_1 f21_1 f12c_1 f12b_1 f12a_1 f16f_1 f16e_1 f16d_1 f10d_1 f10e_1 f10f_1 f15_1 f14b_1 f14a_1 f9_1 f8_1 f7_1 f6_1
Estimate ,694 ,000 ,000 ,324 ,501 ,093 ,138 ,196 ,590 ,599 ,206 ,860 ,202 ,155 ,273 ,227 ,169 ,758 ,509 ,151 ,051 ,445 ,194 ,752 ,343 ,360 ,531 ,487
273
Fortsetzung Text Output 2 AMOS 7.0 – identifiziertes Modell Model Fit Model Default model Saturated model Independence model
NPAR 57 300 24
Model Default model Saturated model Independence model
RMR ,110 ,000 ,178
CMIN 611,078 ,000 1793,193 GFI ,856 1,000 ,520 RFI rho1 ,613
DF 243 0 276
,478
IFI Delta2 ,763 1,000 ,000
TLI rho2 ,724
PRATIO ,880 ,000 1,000
PNFI ,580 ,000 ,000
Model Default model Saturated model Independence model
NCP 368,078 ,000 1517,193
LO 90 299,094 ,000 1387,037
Model Default model Saturated model Independence model
FMIN 2,129 ,000 6,248
Model Default model Independence model
RMSEA ,073 ,138
LO 90 ,065 ,132
Model Default model Saturated model Independence model
AIC 725,078 600,000 1841,193
BCC 735,956 657,252 1845,773
Model Default model Saturated model Independence model
ECVI 2,526 2,091 6,415
Model Default model Independence model
LO 90 2,286 2,091 5,962
HOELTER .05 132 51
6,497
,478
Model Default model Saturated model Independence model
F0 1,283 ,000 5,286
,000 PGFI ,693
Default model Saturated model Independence model
,000
CMIN/DF 2,515
AGFI ,822
NFI Delta1 ,659 1,000 ,000
Model
P ,000
,000
CFI ,757 1,000 ,000
PCFI ,667 ,000 ,000 HI 90 444,745 ,000 1654,800
LO 90 1,042 ,000 4,833
HI 90 1,550 ,000 5,766
HI 90 ,080 ,145
PCLOSE ,000 ,000
BIC 933,867 1698,888 1929,104
HI 90 2,794 2,091 6,895
HOELTER .01 140 54
MECVI 2,564 2,290 6,431
CAIC 990,867 1998,888 1953,104
274
Anhang VIII – Faktorreliabilität Tabelle A6 – Berechnung der Faktorreliabilität
Faktor
Frage/ Indikator
f6 Markenver- f7 trauen f8 f9 f10d f10e Soziales Risiko f10f f10g f12a Funktionales Risiko
Gütesiegel
f12b f12c f14a f14b f15
f16d Finanzielles Risiko f16e f16f f17 f19 Reputation f20a f20b f20c f21 Kaufabsicht f22
Markenzuverlässigkeit Markenkompetenz Markenzuverlässigkeit Markenkompetenz Soziales Risiko 1 Soziales Risiko 2 Soziales Risiko 3 Soziales Risiko 4 Funktionales Risiko 1 Funktionales Risiko 2 Funktionales Risiko 3 Gütesiegel 1 Gütesiegel 2 Gütesiegel 3 Finanzielles Risiko 1 Finanzielles Risiko 2 Finanzielles Risiko 3 Reputation 1 Reputation 2 Reputation 3 Reputation 4 Reputation 5 Kaufabsicht 1 Kaufabsicht 2
geschätzte Faktorladungen der Indikatoren (standardisierte Korrelationskoeffizienten) 0,689 0,728 0,600 0,586 0,509 0,151 0,051 0,501
geschätzte Varianz des Faktors
e6 1
0,202 0,752 0,194 0,445
1
1
1
0,758 0,168 0,227 0,093 0,138 0,196 0,590 0,599 0,860 0,206
e7 e8
0,273 0,155
Messfehler der Indikatoren
1
1
1
0,346 0,390
e9 e104 e105 e107 e108
0,453 0,513 0,756 1,054 1,611 0,466
e121
1,15
e122
1,329
e123 e141 e142 e15
1,299 0,336 0,582 0,639
e164
0,184
e165
1,114
e166 e170 e190 e201 e202 e203 e20 e21
0,577 0,282 0,628 1,414 0,268 0,230 0,069 0,72
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Ergebnisse von AMOS 7.0.
Faktorreliabilität; 0,6
6,776
0,799
1,469
0,274
0,397
0,095
1,935
0,554
1,329
0,415
2,611
0,481
1,136356
0,590
275
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