This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
- = ido-. *so u *sa u, und im Uridg. vielleicht auch schon einsilbig, *sou *sau, gesprochen : vgl. masc. ai. so, apers. hauv. Indem das Neutrum . nrfii-c, f. c Befestigen, Einstecken 3 : lat. pac-tio, W. pak- pag-. 2<Jn-s f. cSehen, Gesicht3. a;j.-7ru)~t-(; f. cEbbe3 : lat. po-tio, vgl. auch ai. pi-ti-s f. c Trinken 3 aksl. pi-ti 'trinken 3 , W. po(i)-. arpoi-s f. c Wehen 3 . c 3 c 3 v^-oi-s f. Spinnen : ahd. tia-t f. Naht . p^-at-? f. cSprechen, Wort3 aus *fiprl-3i-z : av. urvaiti-s f. cGesetz3 (vgl. I § 157 S. 142).
§ 32—34.]
Form der Nominalcomposita. Italisch.
55
TO als Adveib angefiigt wurde (vgl. aksl. ku-to 'werf), entsprangen die Formen *OUTO *aoxo (aus *aiko nach I § 611 S. 463) und als Neubildung TOOTO (fiir *TO8-O-TO). Diese im Ausgang flexionslosen Formen erlagen alsdann der Einwirkung andrer Pronomina mit Endflexion, so ergab sich zuletzt OOTOC aura etc Vgl. Delbriick Synt. Forsch. IV 139 f., OsthoiF MoTph. Unt, IV 257 f., G. Meyer Gr. Gr.2 S. 396. Von der Verbindung SJAOWTOV = EJXS CIUTQ'V 'me ipsum3 gingen im Att. die Neubildungen I[iaoToo und ejiauTui aus, von SJXEIOU-ou = SJJLSO atkou (vgl. TIDUTO = TO OUJTO) im Ion. die Neubildungen E[i.£(uuT(ii und S|ASU>OT6V.
Italisch. 33. In diesem Sprachzweig, in Sonderheit im Lateinischen, blieb die Nominalcomposition nach Classe I im Volksmund nur in geringem Maasse ein lebendiges Wortbildungsprincip. Sie empfing bei den Romern kiinstliche Anregttng und einige Pflege in Folge des Anschlusses der lat. Poesie an die griechische. Aber hervorragende Stilisten und Grammatiker der classischen Zeit empfanden das Fremdartige der nach den griechischen Mustern geformten Worter und wiesen die Bereicherung der lat. Sprache duich derartige Neubildungen ab. Um so reichere Entwicklung erfuhr nach und nach die Composition nach Cl. IV. In Bezug auf Cl. II und III steht das Italische mit den andern idg. Zweigen auf gleicher Linie. 34. Classe I. Wir behandeln zun'achst das Lateinisc-he. o-Stamme. Wo der Stammauslaut des 1. Gliedes vor consonantisch beginnendem 2. Gl. nicht ganz wegfiel, machte er die Stufe des iirationalen Vocales durch. Er erscheint also meist als -i-, wie in belli-ger (zu bellu-m), vor Labialen und vor I als der Mittellaut zwischen u und i, wie in centu-peda centi-peda, magnu-jicus magni-Jlcus, cunu-ligus. Wo dafiir -oauftritt, wie in albo-galerus JJno-mammia sexcento-plagus (Stolz
Die lat. Nominalc. 19 if.), ist Anlehnung an Lehnworter aus dem Griechischen oder hie und da vielleicht an das Gallische anzunehmen (vgl. das vermutlich aus dem Iranischen ent-
56
Form der Nominaloomposita. Italisch.
[§ 34,
lehnte compositive -a- des Armenischen, § 28 Anm. 1 S. 44)1). Volliger Schwund des Stammauslautes in prm-ceps zu prlmo-, oin-vorsei (S. C. de Bacch. 19) zu oino- uno- u. a., s. I § 633 S. 475. Ging dem stammauslautenden Vocal ein postconsonantisches r voraus, so entstand, vielleicht bereits in urital. Zeit, ein r, woraus dann historisch-lat. or, wie sacerdos, zunachst aus *sdcr-dd(tj-s (s. I a. a. O. und vgl. Stolz Wien. Stud. IX 304 f.); Formen wie sacru-fex sacri-fex, agri-cola wurden in jiingerer Zeit neu gebildet2), ahnlich wie acri-tas fur lautgesetzliches *acertas eintrat und sich facili-tas neben alteres facul-tas stellte. Vor sonantisch anlautendem 2. Glied Elision, wie somn-ambulus. rem-ex1 rriagn-animus, flex-animus ('geriihrt im Herzen5): Foimen wie multi-angulus (neben mult-angulus] traten spateT durch Neubildung ins Leben (gleichwie gr. apayvoucpTjj, § 29 S. 45), s. I § 604 S. 459. Da die Formen mit -o- wie albo-galerus nicht als echt lat. Bildungen gelten konnen, so bleibt zweifelhaft, ob das historische -i- (-u-) idg. -o- oder -e- fortsetzte. Die grossere Wahrscheinlichkeit ist indes fiir jenes. Vgl. § 12 S. 23. Die -io-Stamme zeigen regelrecht -i- wie medi-terraneus zu mediu-s, offlci-perda zu officiu-m. Vgl. capis I § 135 S. 123, ferner got. arbi-numja § 40 und das in § 63 iiber die Abstufung des io- Suffixes Bemerkte. Steht dieses -i- auf gleicher Linie mit dem -r- von *sacr-dos (s. o.), so verhielte sich die Ableitungsbildung socie-tas (zu sociu-s) zu jenen Compp., wie sacri-fex zu sacer-dos. Med-amna 'MsaouoTajiia' nach magnanimu-s (s. o.). Ist also trit-avo-s auf ein *tritio- (vgl. tertiu-s, av. pritya- etc.) oder auf *trito- (vgl. gr. xpixo-?) zu beziehen? 1) Als echt lateinisch ware das -o- von ho-die zu betrachten, wenn diess Uanielsson Stud, gramm., Upsal. 1879, p. 51 sq. riohtig so deutet, dass ein altes *ho-die (Cl. IV) in die Analogie von Cl. I ubergefiihrt wurde (vgl. multimodis § 36); die Stellung in haupttoniger Silbe hatte o vor der Schwachung gesehutzt. Doch enthalt ho-die vielleicht eher einen instr. sg. *ho, dessen 6 nach modo u. dgl. (vgl. quo-que) verkiirzt war. Noch anders L. Havet M6m, de la Soc. de Lingu. IV 229 sq. 2) sacerdus entzog sich der Umbildung zu *sacridbs, weil sich das Gefuhl fur die constituierenden Elemente des Comp. abgestumpft hatte.
§ 34.]
Form der Nominalcomposita. Italisch.
57
Dem im Griech. bei den meisten consonantischen Stainmen als 'CompositionsvocaF dienenden -o- steht im Lat. -igegeniiber, vgl. z. B. 68ovT-o-cpuY]? caus Zahnen erwachsen' und dent-i-frangibulus. Es ist wahrscheinlich, dass das lat. -i- hier zum Theil das idg. i der i-Stamme war (vgl. tgni-fer zu ignis). Man beachte nemlich den Ubertritt der consonantischen Stamme in die Analogie der «-Decl., wie nae-i-s und dent-i-bus dent-i-um § 93 (unter Italisch). So wird z. B. nav-i-fragus (neben alterem nau-fragus) von nav-i-s, also von einem «-St. aus geschaffen sein. a - S t a m m e . -a- wol nur wo das 2. Glied zum Suffix herabgesunken war: faba-ginus, vgl. fabalis fabdceus; olea-ginus -gineus. Sonst die Weise der o-Stamme. tubi-cen : tuba; aquiducus : aqua, tubu-lustrium und tubi-lustriwn : tuba. Gracisierendes -o-: vio-curus : via; blatto-sericus : blatta (vgl. liolosericus). glori-ficus : gloria wie offici-perda. Unerklart ist das 1 von tibl-cen : tibia; etwa wie ai. saci-vasu-s^. i- u n d ! ( - S t a m m e . angui-cornis : angui-s. tri-dem : dat. tri-bus. morti-fer : gen. pi. morti-um, ai. mrti-s. Das Fehlen
des Stammauslautes -i- in fun-ambulus zu funi-s ist aus der Analogie der o- Stamme zu erklaren; funi-ambulus war spatere Neubildung wie multi-angulus (S. 56); vgl. auch sem-ermis semuatus neben semi-ermis semi-ustus von semi- = ai. sami W vollstandig, halb3. -u- findet sich bei den w-Stammen nur vor labialen Lauten, wie in acu-pedius (vgl. gr. d>y.u-; ^chnell') manu-festus (manu-s), und da hier neben u auch i geschrieben ist (wie mani-festus), so haben wir es mit dem Mittellaut zwischen u und i zu thun (I § 49 S. 43). Die w-Stamme waren also ebenfalls den o-Stammen gleich geworden. nau-fragus wol ohne Vocalsynkope, wie gr. vau-Tnfjyo?; von gleichei Art nav-igo, vgl. § 11 S 23; neugebildet nav-i-fragus nav-i-ger. Entsprechend bu-caeda und bov-i-cldiwn : vgl. gr. Rou_ und fto-o- § 29 S. 47; doch ist erstlich zu beachten, dass bov- wahischeinlich aus dem Osk. entlehnt war (I § 432 Anm. 1), zweitens dass die Bedeutung 'gross3 in bu-mammus u. a. auf griechischen Einfluss deutet. Nasal stamme. nomen-clator wie gr. dvo[xa-xAuto;? homi-
58
Form der Nominalcomposita. Italisch.
[§ 34.
cida (ace. homin-em): got. guma-kunds cmannlichen Geschlechtes3 (guma, gen. gumins), sangui-suga (sanguen), inschr. numi-clatori. S. § 12 S. 25 f. Zur letzten Kategorie wol auch nuncupo aus *ndmi-cupo, vgl. prlnceps S. 56. Am haufigsten eine dritte, die jiingste Bildungskategorie, wie imagin-i-fer germin-i-seca Anieni-cola aquilon-i-gena, vgl. gr. cppsv-0-p.avv)? etc. (§ 29 S. 47). simplex : vgl. gr. a-rdooc, § 12 S. 26 f. Erwahnt seien hier auch septem-jluos decem-peda nun-dinae, woneben septi-remis sept-ennis, dec-ennis (vgl. octi-pes oct-ennis zu odd). c-Stamme, fratr-i-cida sorbr-i-cida, vgl. gr. iraTp-o-cpo'voi; pTjiop-o-oioaaxaAo; (§ 29 S. 48). Stamme auf V e r s c h l u s s l a u t e . dent-i-frangibulus serpent-i-gena. ped-i-sequo-s frond-i-fer. voc-i-feror. reg-i-fugium. s- Stamme. nas-turtium. mus-cipula. judex aus *iouzdic-s, ju(s)-stitium, daneben jur-i-dicus. Die es-Stamme zeigen -i- und -er-i-: foedi-fragns volni-ficus und foeder-i-fragus •mnner-i-gerulus. Erstere Weise wol in Folge der gleichen Nominativausgimge foedus : haedu-s. Nomina auf -os -oris (§ 133): labor-i-fer odor-i-sequos; das neben rumor stehende rumi-Jico lasst, wie auch rutmes-cuk(-s, eine alte Form *rumus -eris oder -oris (vgl. decus neben decor) erschliessen, vgl. auch horri-fer -jicus zu horror. Das zu cinis -eris gehorige cini-jtb war durch den Nominativausgang -is (vgl. angui-s) hervorgerufen, da man schwerlich *cinis-Jld vorauszusetzen hat; vgl. die Neubildungen cucural cucumim zu cucumis -eris und das doch wol ebenfalls aus der Nominativform zu erklarende lapi-cida, zu lapis -idis. Anm. Verlust von -i- durch syllabische Dissimilation ist wol anzunehmen in: trucldare, aus *truc[i-c]ldare, arcubii (cqui excubabant in arce') aus *arc[i-c]ubii, cordolium aus *cord[i-d]olium. S. I § 043 S. 484. Ob in pelluviae aus *ped-luviae (I § 369 S. 283), sbl-stitium (neben sol-i-fer) u. ahnlichen Compp. mit einsilbigen Stammen Ausstossung von -*- (I § 633 S. 475) stattgefunden hatte oder nicht, lasse ich unentschieden. Fur pettuviae beachte malluviae aus *man-luviae.
In den Denkmalern des umbr.-samnitischen Zweiges ist diese Compositionsclasse nur iiusserst diirftig vertreten. Sieht man von den Zusammensetzungen mit Zahhvortern und von unsicheTen Fallen wie dem im Anlaut verstiimmelten osk.
§ 34—35.]
Form der Nominaloomposita. Italisch.
59
.ovfrikunuss (Pauli Altit. Stud. II 118) ab, so bleibt nur osk. m e d - d i s s med-dis iibrig, dessen erster Theil das umbr. m e f - s mers cius, fas' ist (§ 132. 163). Den ital. Sprachen eigen ist du- fiir idg. *dui- czwei3: lat. du-phis du-plex du-centi du-bius (I § 170 S. 152), umbi. du-pla duplas1 du-pursus cbipedibus\ Ich halte es fiir eine urital. Neubildung nach quadru- : lat. quadru-plus -plex -pes, einst auch * quadru-centl fiir quadringenti (Wackernagel Kuhn's Ztschr. XXV 283); nach diesem Mustei auch quincu-plez u. dgl. Umbr. petur-pursus cquadrupedibus3 war umbr. Neuerung. 35. Classe II. Lat. in-jugis : ai. a-yuga-s gr. a-Cu-^o; cungejocht3; in-eptus : vgl. ai. dn-apta-s 'unerreicht, ungeschickt3. Im umbr.-samn. Zweig an- W , das dem gr. VT]- = idg. *nzu entsprechen scheint (I § 253 S. 209): umbr. a n - t a k r e s "mtegris3 osk. an-censto fern, 'incensa, ungeschatzt3. Im Ital. wurde auch idg. *ne "nicht3 auf den Gebrauch im Compp. beschrankt, wie lat. ne-fas. Classe III. Lat. com-motus umbr. comohota "commota3, lat. con-ceptus falisk. cun-captum "conceptum3, lat. con-ventio con-ventus osk. k i i m - b e n n i e i s gen. 'conventus3: air. com- z. B. ro co-scad ccorreptus est3. Lat. per-emptus per-versus umbr. per-etom cperemptum3: ai. pari-vrtta-s "umgedreht3 lit. per-versta-s Verkehrt, verdreht3. Lat. ab-ditus : gr. aTco-&sTo? Veggesetzt, geheim3, ab-ductio : mhd. abe-zuht cdas Wegziehen3. Lat. por-tentum por-rectum umbr. pur-ditom cproditum3 : wol zu gr. irapa (Stolz Arch. f. lat. Lexicogr. II 498 f.). Lat. inter-me[n)stris inter-menstruos umbr. a n t e r - m e n zaru cintermenstruarum3, vgl. lat. inter menses. Lat. amb-urbium, osk. a m - v i a n u d abl. von St. am-viano- 'was zu beiden Seiten des Weges liegt', dann Vicus, platea3 (vgl. Biicheler bei Nissen, Pompej. Studien 499). Lat. per-nox per-dius (per noctem, per diem); per-fidus (perjidem fallere). sub-jugu-s (subjugo). antenovissimus (ante novissimum). Idg. *ne cnicht3 wurde, wie bei Cl. II schon bemerkt ist, im Ital. auf den Gebrauch in Zusammensetzungen beschrankt, wie lat. ne-fas.
gQ
Form der Nominalcomposita. Italisch.
[§ 35—36,
Lat. ad-modum. in-vicem. af-fatim 'zur Geniige3. de-nub aus di novo I § 172 S. 153. llico aus *in shed cauf der Stelle3 I § 81 S. 74. pro-fecto aus *pro facto eig. cgleich wie ein Factum3 I § 682 S. 552. Enklise des Nomens und Isolierung durch Lautwandel forderten bei einem Theil solcher Verbindungen die Worteinheit. 36. Classe IV. Dem lat. duo-decim (§ 16 S. 31) stand im Umbr. desen-duf gegeniiber, vgl. gr. 8sxa Suo neben Su>-8exa. Lat. un-decim, das wir I § 633 S. 475 als *tinu{s)-decim deuteten, kann auch noch andre Casusformen enthalten; nach Wackernagel Kuhn's Ztschr. XXV 284 aus *unum-decim, vgl. gr. Sv-Ssxa. Lat. Ju-piter Juppiter setzt man wol mit Recht = gr. Zsu 7rocT£p; also ein nominativisch verwandter Vocativ (I § 612 S. 464), umbr. Iu-pater. Lat. Dies-piter, gen. Dies-pitris; analog Mars-piter, auch Maspiter (I § 269 S. 219). postrl-die cotti-die [coffi aus *quetti-, s. I § 419 S. 310, § 431 S. 322, urspriingliche Bedeutung 'am wievielten Tage auch immer3; anders Wackernagel Kuhn's Ztschr. XXIX 147) men-die (eigentlich am hellen Tage3, zu meru-s, s. Stowasser Archiv f. lat. Lexicogr. I 273 ff.) enthalten zwei Locative. Der nom. meridies ahnlich wie unser die mitternacht aus gen. dat. milter nacht, und cotfidianu-s meridianu-s wie mitterniichtig. Erst in der Periode der literarisehen Latinitat verwuchsen zu Compp. holus atrum, ros marinus, fenum Graecum, jus jurandum, res publica, alter uter u. a. : gen. holusatrl neben holeris atri1), rosmarini neben roris marlni, alterutrius neben altefius utrius u. dgl. (Neue Formenl. I 2 590 f.). Sacravienses von sacra via, quartadecumani von quarta decuma (legio). Mit tjbergang des 1. Gliedes in die Analogie von Cl. I Aquiflavienses zu Aquae Flaviae; equiferi Svilde Pferde3 ovifer 1) Das i der Form holisatra (Apicius) wurde durch die Analogie der Compp. der I. CL, wie multi-sonus, veranlasst. Derm die Bildung ist zu jung, als dass man glauben konnte, es liege mechaniacher Lautwandel, wie in der zweiten Silbe von ilico aus *insloeo (I § 81 S. 74), vor.
§ 36.]
Form der Nominalcomposita. Italisch.
61
Vildes Schaf3 fur equos ferus und ovis /era, wobei wol die griech. Compp. wie a'fy-aypo? Vilde Ziege3 ao-aypo? Vilde Sau' vorbildlich einwirkten (vgl.Verf. Rhein. Mus. XLIII 404); multimodls, omni-modis fiir multis modis, omnibus modis (Danielsson Studia grammatica, Upsal. 1879, p. 51). In der literarischen Periode des Lateinischen wurden ferner zu Compp. aquae ductus und aquae ductio, agrl cultura, plebis scltum, fidei commissum, capite censi, jure consultus u. a. Durch TJbertritt in Cl. I aqui-ductus, vgl. aqui-ducus 'oopayioyo?3. pater-
familias, wie nhd. mutter-gottes, leib-brot (ahd. leip protes), poln. stuka-miqsa cStiick Fleisch'. *quot anni, *quot menses, urspriinglich Relativsiitze (vgl. gr. 6a7)[xlpai 'alltaglich'), wurden im Lauf der Zeit nicht mehr als solche empfunden, und man bildete nun quotannis, quotmensibus, wie his annis (Wackernagel Kuhn3s Ztschr. XXIX 146 f.). Vgl. lit. kas-vakara § 46. breve iter, longum iter wurden zu breviter, longiter u. dgl. So erwuchs das Adverbialsuffix -iter -ter. S. Osthoff Archiv f. lat. Lexicogr. IV 455 ff. nu-dius tertius Vorgestern3, eigentlich s. v. a. cnunc dies tertius' (nu = ai. nu gr. vu etc.). Davon nudiustertianu-s cvorgestrig'. male-volens, male-dicens (wozu malevolentissimus, maledicentior wie nhd. tieffuhlendst, freigelegener), bene-volens. Abgeleitet von diesen malevolentia benevolentia, und nach ihrer Analogie gebildet malevolus benevolus, maleficus beneficus fiir altere mali-volus beni-volus, mali-Jicus beni-ficus (Cl. I, vgl. benlgnus aus *beni-gnu-s, I § 619 S. 467 f.). Letzteren Neubildungen vergleicht sich alfegradius = alte gradiens (Tertull.). In spaterer Zeit gewann, wie schon § 33 S. 55 bemerkt wurde, diese Classe im Lateinischen immer grosseren Umfang. Besonders wo die flexivischen Casusunterschiede verloren gingen und infolge dessen auch dem ersten Compositionsglied seine besondere Bedeutsamkeit als Casus verwischt wurde, wurden Compp. der IV. Classe mehr und mehr beliebt. Was die romanischen Sprachen heute an Nominalcompp. besitzen, gehort
62
Form der Nominalcomposita. Altimch.
[§ 36—37.
zum weitaus grossten Theile dieser Classe an. Diese Ablosung der I. Cl. durch die IV. Cl. tritt besonders in den Compp. mit mutierter Bedeutung wie franz. rouge-gorge cRotkelchen3 pattepelue s. v. a. cFuchsschwanzer, Schleicher3 zu Tage. Sieh A Darmesteter Traite de la formation des mots composes dans la langue francaise etc., Paris 1875. Altirisch. 37. Classe I. Die vocalischen Stammauslaute des ersten Gliedes waren nur im Gallischen rein erhalten. Im Irischen wurden sie durch Synkope (I § 634) beseitigt. o-Stamme. Air. ech-rad fern. coll. 'die Pferde3 : ncymr. eb-moydd 'quick3 gall. Epo-redia, urkelt. *ekuo-reda- (iiber das 2. Glied Zimmer Kelt. St. II 24), zu air. ech cPferd3, ai. dsragr. truTto- etc. Air. dag-duine cbonus homo3, zu dag 'bonus3*): gall. Dago-vassus. Air. Doman-gart: acymr. Dofn-garth, gall. Dubno-rlx Dumno-riz, zu domun cWelt3; doman- aus *domnodurch die Mittelstufe *domn-, s. I § 623 Anm. 1 S. 470. Gall. vergo-bretus Name einer Behb'rde bei den Aduern, = ccuius iudicium efflcax est3, zu acymr. guerg 'efficax3; Nerto-marus zu nerto- cKraft, Macht3. Im Irischen weist der Ubergang von t, c in p, y [th, ch) zu Anfang des 2. Gliedes noch auf den vocalischen Schluss des 1. Gl. hin (I § 514 S. 377, § 658 S. 512 f.), wie fir-threbaire cwahre Klugheit3 neben trebaire, nocht-chenn cbarhaupt3 neben cenn. Ebenso das f in solchen wie find-jolt Sveisses Haar3 neben folt und das s in solchen wie macc-slabrad cSpielzeug3 neben slabrad cKette3 (I § 576 S. 432 f., § 658 S. 513). Vor sonantisch beginnendem 2. Gliede war -o- wol bereits im Urkeltischen geschwunden: wie air. find-airgit Sveisses Silber' (vgl. gall. Vindo-magus) fir-aingliu Veros angelos3, so auch schon gall. Art-albinnum neben Artobriga zu air. art cStein3; auch solche wie mir. (h)uasal-athair 'Patriarch3 ferhabner Vater3) hierher, falls die Elision des -o1) Zu dieser und den weiterhin zu nennenden Verbindungen von Adjeotiv und Substantiv ist § 39 zu vergleichen.
§ -i',]
Form der Nominalcomposita. Altirisch.
63
spiiter eintrat als der Wegfall des anlautenden p- (I § 339 S. 271). Anm. Im Gall, fiir -o- auch -u-, z. B. Virdu-marus neben Virdomarus, Adiatit-maru-s neben Adiuto-rix, und -a-, z. B. Reita-genus (Esser Beitr. zur gallo-kelt. Namenkunde I 5. 6 f.). Es handelt sich hier zum Theil um ungenaue Schreibung unbetonter Vocale, zum Theil aber sicher auch um rmmdartliche Unterschiede.
Air. aili-thir cFremde, Pilger3 aus olio- und fir 'terra3. mte-litridi ace. cnovos, recentes litteratores3 : vgl. gall. Noviodunum 'Neustadt3. a-Stamme. Man kann annehmen, dass bereits in urkelt. Zeit durchgehends -o- stand (§ 12 S. 24). Gall. Teuto-bodiaci Touto-bocio zu air. tuath f. = got. piuda f. cVolk3 gGf. *teida, also wol auch air. Tuath-char und acymr. Tut-ri urspriinglich mit -o-. Air. dal-tech 'forum3 (cVersammlungshaus3) dal-svide c £oruni3 (cVersammlungssitz3) zu dal f. Air. briathar-chath cWortkampf3 aus *bretro- durch die Mittelstufe *bretr-, zu briathar f. cWort3 aus Hretra (I § 623 Anm. 1 S. 470, § 634 S. 477). i-Stamme. Air. muir-bran 'mergus3 fMeerrabe3) zu air. muir n. cMeei3 aus *mori : gall. Mori-tasgus Mori-dunum. Wie hier, so ist auch sonst (vgl. noch buaid-lia cfornix3, eigentl. c triumphalis lapis3 zu buaid n. cSieg3, sain-chenelcs cpToprium genus3) die Mouillierung des letzten Consonanten des 1. Gliedes deutlicher Uberrest des einstigen -i-. M-Stamme. Air. cath-buadach cim Kampfe siegreich3 catlilach cKriegsschaar, gesammte kampffahige Mannschaft3 cathcharpat c Kampfwagen3 zu cath cKampf3 : gall. Catu-slbgus (z= cath-lach) Catu-riges, ahd. hadu-.
bith-beo csemper vivus3,
zu air. bith cWelt3, das als erstes Compositionsglied die Bedeutung cewig, immer3 annahm (vgl. § 4 S. 5) : gall. Bitu-rtges. fid-bocc cligneus arcus3, zu fid cHolz, Baum3, ahd. witu 'Holz3. Fiir die Chronologie des Wegfalls des das 1. Gl. schliessenden kurzen Vocals sind instructiv Formen wie der nom. pi. gnimartha zu sg. gnim-rad cThatschaft, That3, zu dem w-Stamm g?iim, vgl. oben ech-rad. Da -ar- zunachst aus -r- hervorgegangen war, dieses aber aus -re- (I § 634 S. 476 f.), so muss der Stammauslaut des 1. Gliedes bereits geschwunden gewesen
g4
Form der Nominalcomposita. Altiriech.
[§ 37.
sein, als der Samprasaranaprocess begann. Vgl. auch schon gall. Lugdunum aus Lugu-dunum (Dio Cass. X L V I c. 50 TO AouyouSouvov, vuv §£ AouySouvov xaXoufisvov). M-Stamme. Dafiir die Form auf -o-, wie gr. xio-xpavov (§12 S. 26), z. B. mir. talam-chumscugud 'Erdbeben 3 zu talam, gen. talman, f. 'Erde 3 . r - S t a m m e . Die vorliegenden Formen machen zum Theil Schwierigkeiten. Air. athar-gein Vaterliche Zeugung 3 matharmarbthach 'Muttermorder 3 mathar-lach 'matrix 3 wol mit -tharaus *-tr-o- (vgl. gr. [i/Tjtp-o-xTovo?). athr-amil c patri similis madramil cmatri similis3 neben solchen wie sain-samail sain-email. Mit vocalisch anlautendem Schlussglied athir-oircnid 'Vatermorder3. Die Form sethar-oircnid 'Schwestermorder 3 wol nach solchen wie maihar-marhihach, wobei die Gestalt des gen. sg. massgebend war. S t a m m e a u f V e r s c h l u s s l a u t e . Wol alle mit-o-. Air. carat-rad cFreundschaftD zu cara, gen. carat: hierzu wol gall. Carent-o-magus. Mir. oiged-chaire 'GastfreundschaiV zu oegi, pi. oegid, cGastD. Air. rlg-ihech c K6nigshaus 3 rig-faith c koniglicher Dichter 3 zu ri, gen. rig, cKonig3, vgl. lat. reg-i-fugium. Vgl. noch gall. Cinget-o-rlx zu Cinges gen. -etis air. cing, ace. cingid, 'vir fortis, heros3; gall. Brig-o-banne und *Brig-o-gilum (woraus die jetzigen Brigueil und Brieulles-sur-Bar), zu air. bri, gen. breg, 'Anhohe*. Die - e s - S t a m m e zeigen im Irischen die Weise des gr. Etpo-xoiios. Air. teg-lach 'Hausgenossenschaft, familia3 (acymr teulu 'familia'), zu tech n. 'Haus 3 = gr. axsyoc, tecnate 'domesticus, familiaris3 aus *tech-gnate durch Assimilation des Spiranten an den consonantischen Anlaut des 2. Gliedes, eine Ableitung von *tech-gnath {gnath 'consuetus3). Air. leth-cholba 'der Pfeiler zur Seite, der andere Pfeiler3, hd-marb 'halbtodt3, zu leth n. 'Seite, H'alfte3. Dass die gall. Namen wie Cartis-mandua Civis-marus (s. Zeuss 2 785. 853) den Compositionstypus des gr. £Tisa-(3oAo<; reprasentieren, ist wahrscheinlich; doch liegt der Verdacht nahe, dass hinter dem -s- ein Vocal geschwunden sei, vgl. z. B. gen.
Viscari aus *Visu-cari.
§ 38—39.]
Form der Nominalcomposita. Altirisch.
65
38. Classe II. Die Gestalt des idg. *n- 'un-' ist im Ir. lautgesetzlich verschieden. e- vor t, c: air. e-tromm cunschwer, leicht3, e-cain cindecens3, daneben cymr. an-, wie annheilwng 'unwiirdig3 : air. etualng-ithe cindignatus3, vgl. cymr. cant : air. cet 'hundert3, I § 243 S. 203. in- aus *en- vor d, g (vgl. I § 520 S. 380): air. in-derb "incertus3 in-gnad 'insolitus3. an- vor Vocalen idg. *nn- I § 243, 4 S. 204 : air. an-eolas 'inscientia3, zu eola 'gnarus3, an-se cschwer3, zu asse 'leicht3. Durch analogische Neubildung kam an- schon im Air. auch vor Explosivae zu stehen: air. an-cretem 'infidelitas3, an-dach 'nequitia3, an-glan 'immundus3. Solche Neubildungen waren auch an-fiss 'inscitia3, an-bsud 'instabilis3 (foss 'Ruhe3), mir. ain-mine 'roughness3 u. dgl. do- du- in do-chruth 'misgestaltet3 u. a.: ai. dus-, vgl. § 14 S. 28 f. Der Gegensatz des letzteren, so- su- = idg. *su-, im Keltischen (wie im Armenischen, § 28 S. 44) nur noch in Composition: air. so-nirt 'gut bei Kraft, stark3 zu nert cKraft3, suihain cewig3 zu tan cZeit3. Classe III. Air. cuim-rechta 'alligatus3 zu con-riug calligoJ: vgl. lat. com-esus. es-arte ccaesus, expalmatus3 zu es-arcon cexcisio3 : vgl. gr. sE-atpetos 'ausgewahlt3. etar-scarthi cdivisa3 : vgl. lat. inter-fectus. acsiu cdas Sehen3 dat. acsin, zu praes. ad-chiu : vgl. lat. ad-emptio. Air. ess-amin cymr. eh-ofyn 'furchtlos3 gall. Ez-obnus Exomnus, aus urkelt. ex caus3 = lat. ex und (air.) omun 'Furcht3. Gall. Ambi-renus (cum den E-hein3), Ad-ledus (cbeim Ledusfluss3), Are-morica (Vor dem Meer3). Air. ro- Intensivpartikel, wie in ro-mor csehr gross3 rochain csehr schon3 aus vorkelt. *pro- (I § 339 S. 271) : vgl. gr. 7Tp6--xodo? csehr schon3 7:p6-xor/o? °sehr schlimm3. Air. er- er- ebenfalls Intensivpartikel, wie in er-chosmil csehr ahnlich3 er-chian c sehr lange3, war aus *ex-ro- hervorgegangen; zum Schwund des o s. I § 634 S. 476. 39. Classe IV. Neben der Verbindung des Adjectivstammes mit nachfolgendem Subst. nach Cl. I hatte das Irische, wie die andern idg. Sprachen, die Verbindung des flectierten Adjectivs mit dem Substantiv. Auch letztere verwuchs nun oft Briigmaui), Grnndriss. II.
5
66
Form der Nominalcomposita. Altirisch. Germaniseh.
[§ 39—40,
zu einem Compositum, was dadurch erleichtert wurde, dass das Adjectivum in vielen Casus die charakteristische Flexion verlor vind so das Aussehen einer Verbindung nach Cl. I entstand. So schwankten die beiden Kategorien in einander, und es ist im Einzelfalle die Genesis der Verbindung schwei festzustellen. Der Accent zeigt allerdings nirgends sicher die destructive Wirkung, die er sonst auf letzte Compositionsglieder ausiibte, vgl. z. B. drog-scela cmali nuntii3 dag-gnim cgutes Werk3 (I § 685 S. 555), und so konnte man iiberall auf Cl. IV schliessen. Aber es steht nichts der Annahme im Wege, dass die Verbindungen nach Cl. IV. diejenigen nach Cl. I im Accent beeinflussten. S. Zimmer Kuhn3s Ztschr. XXIV 224 £, Kelt. Stud. II 19 ff. Ein ahnliches Zusammenfliessen zweier verschiedener Compositionstypen werden wir im Hochdeutschen finden, § 44. Germaniseh. 40. Classe I. o-Stamme. Bei consonantisch anlautendem 2. Gl. scheint der Vocal in urgerm. Zeit noch iiberall gesprochen worden zu sein. Im Got. bald mit, bald ohne -a-, ohne dass fur dieses doch wol mit Betonungsverschiedenheit zusammenhangende Schwanken bis jetzt die Regel gefunden ist1) : guda-faurhts c gottesfiirchtig3 gud-hus 'Gotteshaus3 zu gup cGott3, dina-baur c eingeboren3 din-falps 'einfaltig3 zu dins cein3, Idusa-vaurds ceitles redend3 laus-qiprs leeren Magens3 zu Idus clos, leer, nichtig3, akrana-ldus cfruchtlos3 zu akran n. Trucht3, piudan-gardi f. c Konigshaus3 zu piudans cKonig3. Im Westgermanischen, wo der Vocal in den altesten Denkmiilern noch als o auftritt [I § 83 Anm. 1 S. 78), wirkte das I § 635 S. 477 f. besprochene Synkopierungsgesetz; die Resultate desselben wurden aber durch Neubildungen vielfach verwischt. Den lautgesetzlichen Stand zeigen u. a. folgende Formen. Ahd. tago-sterno taga-stern cTagesstern, Morgenstem3, spilo-man spila-man cSpielmann3, wego-wlso 1) Sieh Holtzmann Altdeutsche Gr. I 2, 55, Kluge Kuhn's Ztschr. XXVI 81, Kremer Paul-Braune's Beitr. VIII 381. 428. Der Erklarungsversuch des letztgenannten Gelehrten befriedigt am •wenigsten.
§ 40.]
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
67
wega-wiso cWegweiser3. Dagegen boum-garto 'Baumgarten3, wlnreba cWeinrebe', hitnil-zungal cHimmelsgestirn3, houbit-band Kopfband . Mit der letzteren Kategorie von Formen stehen auf gleicher Linie solche wie eban-lih caequalis3 regan-mariod Regenmonat3 atum-zuht Atemzug' accar-bigengo cagricola3 vogalchrut 'Vogelkraut3 aus vorhistorischen Grundformen mit *eSno*regno- *ettmo- *akkro- *fujlo- (vgl. got. ibna-leiks, Jiggra-gulp 'Fingerring3 und Ausb'o-valdus, comes von Toulouse, 5S8 p. Chr.). Dabei bleibt aber noch festzustellen (vgl. Kauffmann PaulBraune's Beitr. XII 537 ff.), inwieweit hier die historische Form des 1. Gl. erst durch Einwirkung der Form des Simplex [eban regan etc.) entstanden war. Anm. 1. Im Ahd. bewirkte das Ineinanderfliessen der i- und der a-Declination, dass ofter -i- fur -o- -a- eindrang, wie wegi-rih neben wego-rih wega-rih 'Wegerich' (eigentl. 'Wegbeherrscher'). Vgl. Anm. '6.
Wie -o- vor sonantisch anfangendem Schlussgliede im Urgerm. behandelt war (vgl. I § 606 S. 461), ist unklar. Dass zum Theil noch Hiatus bestand (s. oben § 12 S. 23 f.), ist denkbar, vgl. got. galiuga-apaustaulus cfalscher Apostel1 (zu galiug n. 'Luge3), ahd. sigo-era sige-era neben sig-era cEhrenerweisung fur Sieg3. Allermeistens zeigt sich Elision: got. hals-agga cHalskriimmung, Nacken3 zu halsa- 'Hals', all-andjo S'ollig3 zu allac air: ahd. wer-alt as. wer-old ags. wor-old aisl. ver-qld cMenschenalter, Zeitalter, Welt3 zu got. vair (St. vaira-) cMann', ahd. ein-ougi ags. an-edje aisl. ein-eygr ceinaugigJ zu got. dins. Ahd. ebati-alt cgleich alt3 mhd. oster-dbent cOsterabend, Tag vor Ostern3 fiir *ebn- *ostr-, mit derselben analogischen Neuerung wie ahd. ebano ebaribn, s. I § 215 S. 184; den lautgesetzlichen Typus zeigt noch die Form Vestr-alptis, ein alemannischer Fiirst (Ammian). Suffix -io-. Got. alja-huns Von andrer Herkunft, fremd3, frapja-marzeins cVerstandesverwirrungD (frapi n.), dagegen, mit langer Silbe vor dem Suffix, arbi-numja cErbempfanger, Erbe3 (arbi n.), aglditi-vaurdei cunschickliche Rede' (ay/a^'n/Unschicklichkeit3). Vgl. den Gegensatz von gen. sg. harjis und hairdeis, I § 120 S. 113 § 143 S. 130 II § 63. Im Westgotischen zeigt seit dem 6. oder 7. Jahrh. auch die erstere Kategorie nicht -;a~
68
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
[§ 40.
sondern -i-. Im Ahd. durchgehends -«'-, wie eli-lenti cfremdlandisch3 eli-boro 'alienigena3 heri-berga cFeldlager, Herberge3 arpi-los 'erbelos3. Ob bei den kurzsilbigen wie eli- (vgl. as. elilendi afries. ili-lende) angenommen werden muss, dass -i- bereits vor der westgerm. Consonantendehnung (I § 143 S. 130) und der westgerm. Synkopierung (I § 635 S. 477) vorhanden war (Sievers Paul-Braune's Beitr. XII 488 ff.), ist fraglich, s. Kauffmann ebend. 537 ff. -io- -iio- ist vielfach in Eigennamen verschiedener german. Stamme aus den ersten Jahrhh. p. Chr. n. nachweisbar, wie Xapto-jxYjpo? Hario-baudes, Inguio-merus. «-Stamme. Man kann annehmen, dass bereits in urgerm. Zeit duTchgehends -o- stand (§12 S. 24). Got. airpa-kunds Von irdischer Abkunft3 zu airpa cErde3, hveila-hvairbs cder Zeit sich fiigend, Tcpoaxoupo;3 zu hveila cWeile, Zeit'. Ahd. beto-man 'Beter3 beta-hus cBethaus3 zu beta cBitte3, dagegen erd-rlhhi cReich der Erde3 zu erda, brach-manot 'Brachmonat' zu bracha cumgebrochenes Land3. Ahd. ahsal-pein cSchulterknochen3 zu ahsla 'Achsel3, wie vogal-chrut. Ahd. erd-aphil fErdapfel3) cGurke, Melone.3 zu erda, scab-isen cSchabeisen3 zu scaba cSchabe, Hobel3, wie wer-alt. Mhd. nadel-oere cNadel6hr3 zu ahd. nadla got. riepla r Nadel3, wie oster-abent. Vgl. S. 67. Mit Suffix -ie-, -ia- : got. pusundi-faps 'Anfiihrer iiber tausend3 zu pusundi f. (nom. pi. pusundjos) ctausend3; ahd. sunti-los 'siindlos3 zu suntia suntea sunta cSiinde3, redi-haft cberedt3 zu redia reda cRede3, wie eli-lenti, s. o. Anm. 2. Bei diesen Feminina erscheint neben -i- oft auch -o—a-, wie redo-haft reda-haft, hdla-fiur 'Hollenfeuer' (zu hella got. halja cHolle'). Es handelt sich hier um Neubildung, und dass diese Neuerung nur bei den -ia- (-$-), nicht bei den -jo-Stammen um sich griff, erklart sich daraus, dass das sonantische -t- in der Compositionsfuge bei jenen nicht, wie bei diesen (vgl. heri-berga neben nom. ace. heri), an den Casusformen des Simplex einen Halt hatte, zumal nach volliger Angleichung des i an die vorausgehende Consonanz.
i-Stamme. Im Urgerman. vor consonantisch beginnendem 2. Gliede wol noch iiberall -i-. Got. -i-, wie gasti-gops cgastfreiJ zu gasts, drauhti-vitop 'Kriegsdienst, Kampf3 vgl. ga-drauhts (St. ga-drauhti-) cKriegsmann3; selten mit Verlust des -i- (vgl.
§ 40.]
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
69
oben den Verlust des -a-) : brup-faps 'Brautigam 3 zu brups 'Braut J , put-haurn 'Klanghorn* zu *puti- 'Gelarm, Klang 3 = aisl. pytr mhd. du%. Im Ahd. nach Maassgabe des Synkopierungsgesetzes: steti-got c genius loci3 turi-sul 'Tiirsiiule, Pfosten3, aber tat-rahha 'Erz'ahlung von Geschehenem 3 gast-hus 'Fremdenherberge 3 truh-sa^o trut-sa%o (mhd. truht-sce^e) 'Truchsess3. Anm. 3. Im Ahd. bewirkte das Ineinanderschwanken der i- und der o-Declination, dass ofters -o- -a- fur -*- eindrang, wie scrita-mal neben scriti-mal 'Schrittmaass, Sohritt' zu scrit, pi. scriti. Vgl. Anm. 1.
M-Stiimme. Im Urgerman. vor consonantisch anfangendem 2. Gliede durchgangig -u-. Got. stets -u-, wie faihu-gairns 'habsiichtig 3 zu faihu c Vieh, Habe 3 , filu-faihs c sehr mannigfaltig 3 zvi filu cviel, sehr3. Im Ahd. nach Maassgabe des Synkopieiungsgesetzes: fihu-wlari cViehweiher3, Jilu-sprahhi jilo-sprahhi Vielsprechend3, witu-hoffa wito-hoffa (cHolzhiipfer3) 'Wiedehopf3 zu witu toito cHolz3, Hadn-mar Eigenn. (hadu- c Kampf': gall, catu-), hingegen tod-lih c mortalis, mortifeius5 zu tod = got. ddupu-s c Tod3, hungertag c Hungertag 3 aus *hungru- (vgl. accar-bigengo S. 67) vgl. got. huhru-s 'Hunger 3 . Die w - S t a m m e hatten seit urgerm. Zeit die Weise des gr. xid-xpavov (§ 12 S. 26). Got. guma-kunds 'mannlichen Geschlechtes 3 ahd. gomo-heit goma-heit 'persona3 zu got. gurna ahd. gomo m.'Mensch, Mann1, vgl. lat. homi-cida S. 57 f.). Ahd. hanocrad hana-crat 'Krahen des Hahnes 3 zu hano got. hana m. c Hahn\ Ahd. namo-haft nama-haft 'einen Namen habend 3 zu namo m. got. namo n. 'Name 3 . Got. duga-dauro n. ('Augentor3) 'Fenster 3 ahd. oug-brawa 'Augbraue 3 zu got. augo ahd. ouga n. 'Auge3. Ahd. herz-bl'idi 'herzlich angenehm 3 zu herza got. hairto n. 'Herz3. Sonantisch anlautendes 2. Glied: ahd. brunn-adara 'Quellader 3 zu brunno got. brunna m. 'Brunnen, Quell 3 . Anm. 4. Beachtenswert ist, dass bei dieser Stammclasse die bereits im Ahd. reichlich vorhandene Composition mit dem Gen. nach Cl. IV, wie hanin-fuofi, Franchono-lant (§ 44), der Stammzusammensetzung spater immer mehr Boden abgewann, namentlich in der nhd. Periode. Haupthebel war, dass -en spater nicht mehr bloss Ausgang des Gen. war, sondern auch derjenige anderer Casus. und dadurch seine alte engere Bestimmtheit eingebusst hatte. Vgl. J. Grimm D. G. II (1878) S. 528. 591 ff. r - S t a m m e . Im Got. bropru-lubo 'Bruderliebe3, von dessen
70
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
[§ 40.
erstem Theil unsicher ist, ob er aus idg. *bhratr- entstanden (I § 299 S. 240) oder wie der nom. pi. broprjus eine Neubildung nach Art der w-Stamme war. Daneben bropr-a-lubo, wie gr. irarp-o-iyovo? etc. Ahd. pruodar-lih 'briiderlich3 lasst verschiedene Auffassung zu; fatar-erpi cpatrimonium5 jedenfalls Neubildung fur *fatr-. Daneben pruader-lili fater-lih u. dgl. mit e durch Anlehnung an die Flexionsweise des Simplex. Ahd. fiant-lih cfeindlichJ friunt-lih 'freundlich', fuoft-scamil 'Fussschemel1, wie gr. opaxovx-o-fiaXXoc, 7ro8-o-3Tpa[3Yj. Dabei ist zu beachten, dass solehe consonantische Stamme zum Theil im Ahd. mit ihrer Declination bereits ganz in das Geleise einer der vocalischen Declinationen iibergegangen erscheinen, z. B. manod 'Monat* (got. noch dat. sg. rnenop nom. pi. metiops), wozu z. B. manod-sioh clunaticus\ s-Stamme. Got. sigis-ldun 'Siegeslohn3 (vgl. got. Sigismeres burg. Sigis-mundus afrank. Sigis-bertus u. a.) zu sigis n. 'Sieg (St. sigis-a- oder sigiz-a-) : ai. sdhas n. Ahd. egis-lih 'schrecklich' zu got. agis n. Turcht 1 (St. agis-a-), vgl. auch ahd. egis-o m. 'Schrecken3 egis-on cerschrecken3, wie gr. aazsa-cpdpoc. Hierher vielleicht auch, mit Verlust des Vocales des Suffixes -es-, got. pruts-fill ags. drust-fel (aus *rfruts-) cAussatzJ und ags. Hens-broc, Ortsname, wol zu aisl. hStis pi. t. cHiihner'. Etwas haufiger Erweiterung des -es-Stammes durch -o- : got. aiz-asmipa ahd. er-smid 'Erzschmid3, ahd. Lembir-bah (vgl. Kelbirisbach mit gen. sg. nach Cl. IV), mhd. eier-vel (ags. (zjer-felma) c Haut des Eies5, mhd. rinder-hirte cRinderhirt3 (ags. hrytter-heord 'Rinderherde3). Nachdem -er- Pluralzeichen geworden war (§ 132), wurde auch das erste Glied solcher Compp. pluralisch umgedeutet {rinderhirte = cHirt der Kinder3). Anm. 5. Der durch den Abfall der Endung *-os im nom. ace. sg. hervorgerufene Ubergang in die Analogie der neutralen o-Stamme (§ 132) hatte auch Neubildungen nach der Weise der o-Stamme zur Folge, wie ahd. rind-stal. Das alteete Beispiel dieses Typus ware das requa- 'Finsterniss' (vgl. got. riqis ai. rajas-) in requa-livahano auf einer im Reg.-Bez. Koln gefundenen Inschrift des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., die Richtigkeit der Holthausen'schen Deutung 'in der Finsterniss lebend' vorausgesetzt; hier kame aber vielleicht eher die Analogie nom. *requaz : *wolfa-z in Betracht.
§ 41.]
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
71
41, Bei manchen Compp. veranderte sich, gleichwie im Griechischen und im Slavischen (§ 30. 47), das Spraehgefiihl gegeniiber dem vorderen Compositionsglied in der Weise, dass dasselbe verbal empfunden wurde. So tiaten im Ahd. zunachst nominale Stamme auf -i- (urspriinglich -i-, -io-, -ia-, -ie~) in directe Beziehung zu Verba auf -ien, wie spuri- in spuri-hunt cSpiirhund3 (mhd. spur spur f. n. cSpur3) zu spurien spurren cspiiren3, smelzi-gold fSchmelzgold3) "gelautertes Gold, Probegold3 {smelzi n. 'Schmelz3) zu smelzen (got. *smaltjan) cfliissig machen3, deche- (alter *decchi-) in deche-lachen cDecklaken, Laken, der als Decke dient3 (decka, alteT *deccliia, cDecke3) zu decchen (aisl. pek/a) cdecken3, slengistein cSchleuderstein3 (slenga, alter *slengia, cSchleuder3) zu slengen (aisl. slengva) cschleudern3. Daher dann zahlreiche Neubildungen mit wirklich verbalen Vordergliedern, wie deni-lachan c Laken zum Ausspannen, Zeltlaken3 von denen 'ausspannen3, wezzi-stein 'Wetzstein3 von wezzen cwetzen3. Demnachst wurden Nominalstamme auf urspriingl. -o- verbal umgedeutet, wie man ahd. strit-muot cStreitlust3 strit-louft cStreitlauf, Wettlauf3 (strit m. 'Streit3) auf stritan cstreiten3, scelt-wort cScheltwort3 {scelta f. 'Schelte') auf sceltan 'schelten3 bezog, wonach in weiterer Folge viele Neubildungen wie melc-fa^ cMelkfass3 von melchan cmelken3. Nachdem dann die o und e in flexivischen Silben mit a und e in e zusammengefallen und z. B. beta-hus cBethaus3 und beton cbeten3 zu bete-hus beten, lina-berga cGelander und linen zu line-berge linen geworden waren, war im Hd. vielfach abermals neuer Anlass zu verbaler Umdeutung gegeben, und man ging in der eingeschlagenen Bahn der Neuerung weiter, z. B. mhd. lebe-site 'Lebensweise3 von leben cleben\ Anm. 1. Im Mhd. waren bereits die Stamme aller Verbalclassen zur Verwendung als erste Compositionsglieder tauglich geworden, und die Zahl der verbalen Composita wuchs noch bis ins Nhd. hinein betrachtlich. Immer gab es eine Anzahl von Compp., bei denen das Spraehgefuhl zwischen Nomen und Verbum schwankte, wie noch jetzt z. B. bei streit-lust, tanz-lust, schlummer-stiitte, raub-vogel, vgl. streit und streiten, tans und tanzen u. s.w. Die verbale Auffassung wurde aber zur Notwendigkeit, wenn das Nomen ausserhalb der Composition sich verlor, z. B. bei bethaus, das, von ahd. beta
72
Form der Nominalcomposita. Germanisch.
[§ 41—43.
mhd. bete 'Gebet' gebildet, nach Verlust dieses Nomens notwendig sum Verbum beten gezogen werden musste. Anm. 2. Die geschilderte Neuerung durch Umdeutung von Nominalstammen auch in den andern westgermanischen und in den skandinavischen Dialekten. Ob sie auch im Gotischen stattfand, ist zweifelhaft. S. Osthoff Verbum in der Nominalc. S. 10 ff. Anm. 3. Eine verwandte Erscheinung des Hd. mag hier noch erwahnt sein, die Umdeutung, welche das erste Glied in adjectivischen Compp. auf -bar, -lich, -haft, -sain erfuhr. Z. B. ahd. danc-bari mhd. danc-bmre war ursprunglich s. v. a. cgratias (re)ferens' (ahd. danc got. paghs cDank'); ahd. scm-bari mhd. schln-beere s. v. a. 'Schein tragend, mit Schein behaftet'. Nachdem nun das 2. Glied suffixalen Charakter angenommen hatte, wurde das erste auf das zugehorige Verbum (mhd. danhen und schmen) bezogen. Daher weiterhin Neubildungen wie mhd. hel-bcere 'sich zu bergen suchend', nhd. trink-bar amvend-bar u. a., in denen das 2. Glied wie ein Primarsuffix erscheint. S. Osthoff a. a. O. 112 ff.
42. Classe II. Germ, un- 'un-1 vor Consonanten und vor Sonanten : gr. d- dv- etc. Got. un-kunps ahd. un-kund cunbekannt : vgl. gr. d-yvwro?. Got. un-veis ahd. un-wis cunerfahren3: lat. in-vl&us; got. un-viss cungewissJ: gr. a-iaro? cungesehen, unbekannt' (vgl. d'-oivo? § 31), vgl. I § 527 S. 384. Got. un-agands c sich nicht fiirchtend'; ahd. un-ende n. 'Endlosigkeit*: ai. an-anta-s c endlos3. Germ, tuz- ciibel-, mis-3 = gr. 80s- : got. tuz-verjan denominativum fschwerglaubig sein3) 'zweifeln3, ahd. zur-wari c suspiciosus, suspectus1. Innerhalb der speciell germanischen Entwicklung beschrankten sich mehrere Partikeln auf den Gebrauch in Composita, z. B. fro- = gr. -rcpo im Gotischen und im Westgermanischen. 43. Classe III. Got. fra-kunps ags. fra-cod cverachtet3: vgl. ai. prd-Jhata-s 'unterschieden, kenntlich3. Ahd. frd-tat "VerbTechen3 : vgl. gr. Ttpo-frsai? cdas Vorstellen3, lit. pra-deti canfangen1 pra-dzia 'Anfang5. Uber die Betonung § 19, 3 S. 35 f. Got. af-stass f. cAbstand, Abfall3 : vgl. gr. diro'-aTaai? cAbstand, Abfall3. Ahd. in-ziht f. cAnschuldigung': lat. in-dictio, gr. sv-SeiEis c Anzeige3. Got. anda-nahti n. cdie Zeit gegen die Nacht hin5: vgl. lit. ard-Jeakle "was man auf dem Halse {ant kateo) hat, Belastigung', gr. dvT«, dvTi. uf-dipeis cunter einem Eide stehend, vereidigt3:
§ 43—44.]
Form der Nominaleomposita. Germanisch.
73
vgl. gr. uTc-aoTti'Sw?. faura-dauri cwas voi der Tiire ist, Gassed vgl. gr. Ttapa-OaXaasio;. Got. mip-gasinpa m. cReisegefahrte5, mhd. mit-erbelinc c Miterbe 3 : gr. \iiza.. Got. ufar-fullei ahd. ubar-fulli f. c Uberfulle J :
ai. upari. Ahd. niiciht mhd. niht cnichts3 gegeniiber got. nivaihts cnichts3 ni vaihtai cin nichts, durchaus nichi": got. vcdhts cDing, etwas3; daneben ahd. neowiht 'nichts3 aus ni do wiht cnie etwas3. Ahd. neoman mhd. nieman cniemand3 aus ni eo man, vgl. got. ni manna und manna ni cniemand\ 44. Classe IV. Ahd. dri-zug ags. dri-tij 'dreissig3 = got. preis tigjus, ace. prins tiguns; ahd. zwein-zug ags. tween-tig twentij czwanzig3 beruhte auf alteren dativischen Verbindungen, vgl. got. tvaim tigum cduabus decadibus3. Anderes der Art erst in jiingeren Zeiten. So nhd. jung-geselle neu-jahr ober-rock aus mhd. junc geselle, niuwe jar, ober roc, also nur scheinbar Stammcomposita (Cl. I). Nhd. jeder-mann, gen. Jedermanns, aus Jeder mann. Aus den haufig mit Prapositionen [ze, in u. a.) verbundenen Dativen von Ortsnamen, die aus Adjectiv-J-Substantiv bestanden, entsprangen neue Nominative, wie mhd. Hohenburc, Hohen-vels; vgl. den nom. sg. Schwaben aus zen Swaben (dat. pi.). Im German, viele Zusammensetzungen mit dem Genetiv. Im Hd. wurden sie allmahlich immer haufiger; ihre Entstehung aus syntaktischen Complexen lasst sich noch vielfach an der Hand der Denkmaler verfolgen, z. B. nhd. hungersnot aus mhd. hungers not, Baierland aus ahd. Beiero lant. Ahd. (alemann.) Zios-tac ags. Tlwes-deej aisl. Tys-dagr cTag des Tiu (Zio), Dienstag3, vgl. gen. gr. Ai(/)-d? ai. div-as. Ebenso ahd. donares-tag ags. dunres-dcej aisl. [mrs-dagr cDonnerstag3. Got. baurgs-vaddjus cBurg-, Stadtmauer1 zu baurg- cBurg, Stadt'. Fur dulgis skula cder eine Schuld {dulg-s m.) zu zahlen hat, Schuldner3 (Luc. 7, 41) ist vielleicht besser dulgisskula zu schreiben. Krimgot. hcemis-clep wol = vulfil. *haimis-hlaifs c Hausbrot\ Ahd. gotes-hus cGotteshausJ, hundes-fiiuga (neben hunt-Jiiuga)
74
Form der Nominalcomposita. Germ. Baltiseh-Slavisch.
[§ 44—45.
c
Hundsfliege3, Suabo-lant 'Schwabenland5, hanin-fuofr 'Hahnenfuss3 (Pflanzenname), ohsin-zunga 'Ochsenzunge5 (Pflanzenn.), gerstim-korn 'Gerstenkorn3, Franchono-tal cFrankenthal ; zu den letzteren Foimen mit gen. sg. pi. von ra-Stammen vgl. § 40 Anm. 4 S. 69. Hierher wol auch (nicht zu Cl. I, § 40) ahd. truhti-gomo 'Gefolgsmann' bruti-gomo cBrautigam3. Seit mhd. Zeit Compp. mit gen. pi. atter, wie atter-best, aller-gro^est; im Ahd. allero legist. Seit Anfang der nhd. Zeit Zusammensetzung von Substantiven mit Adjectiven wie manns-toll (mhd. marines toF), geistes-arm (vgl. mhd. lasters arm). Im Nhd. verlor sich vielfach die Empfindung fiir -s als Genetivzeichen in Compp. wie hunds-Jliege. Daher viele Neubildungen, einerseits solche wie hilfstruppen nahrungsmittel zu hilfe nahrung, gen. sg. hilfe nahrung (Grimm D. Gr. II 922), andeiseits solche wie bauersmann reitersmann fiir bauermann reitermann. Entsprechend engl. doomsday : ags. dom-dcej, herdsman : mengl. herde-man. Vgl. § 17. Anm. Compp. mit einem vom 2. Gliede regierten dat. oder ace. scheinen im Got. und in den alteren Perioden des Hd. nicht vorzukommen. Jedenfalls ist die Ansicht (Mahlow Die langen Vocale S. 100) abzuweisen, dass das got. seinai-gairndi 'cptXau-rot' (2. Tim. 3, 2 Glosse) einen dat.-loc. enthalte und 'fur das Seinige d. h. fur sich begehrend' bedeute. Ich laese die Wahl, ob man hier, wie auch in der Lesart Idusaivaurddi neben Idusavaurddi '[>.iTaioXo-pi' (Tit 1, 10), einen blossen Schreibfehler sehe, oder annehme, was mir wahrscheinlicher, dass der Schreiber, gemass der Aussprache seiner Zeit, ein e statt a ausdriicken wollte, wie in Sunjai-fripas (lat. Suniefridus) in der Urkunde von Neapel ai sicher als i zu lesen ist (Vulfila herausg. v. Bernhardt S. 649).
Aus der bereits im Ahd. eingetretenen engeren Verbindung des nom. sg. ein mit den obliquen Casus von ander ging mhd. nhd. ein-ander heTvor. Im Ahd. noch sie sind ein anderen ungelih c sie sind einer dem andern ungleichJ. Vgl. ai. anyb-nya§ 24 S. 40. Baltisch-Slavisch. 45. In der Periode der balt.-slav. Urgemeinschaft scheinen nur wenige neue Ziige entwickelt worden zu sein. Zu erwiihnen ist zweierlei.
§ 45—46.]
Form der Nominalcomposita. Baltisch-Slavisch.
75
1. Die uridg. Zusammensetzungen mit *n~ 'un-3 (Cl. II) wurden durch solche mit *ne cnicht3 ersetzt. Vgl. lit. ne-gaU c Unkiaft, Kiankheit, Siechtum3 aksl. ne-mosU 'Ohnmacht, Schwache5, cf. lat. in-valitudo ahd. un-maht. Neben *ne- wurde damals wol auch bereits das mit ai. bahis 'draussen, ausserhalb3 zusammenhangende, im Lit. als be, im Aksl. als bezu erscheinende Wort als negieiendes Prafix verwendet, vgl. lit. be-dicgnis aksl. bez-dunu cgrundlos3, lit. be-devis aksl. bez-bogic c gottlos\ 2. Es entstand die zusammengesetzte Adjectivdeclination, wie lit. gerds-is cder gute3 = geras jis (I § 147 S. 132) aksl. novu-ji novy-ji cder neue3 (I § 84 S. 80). 46. L i t a u i s c h . Classe I. Die hierher gehbrigen Compp. enden meistens im nom. sg. auf -is masc. (gen. -id) und -i fern. (vgl. § 63). o-Stamme. Voi consonantischem Anlaut des 2. Gliedes ist -a- seit Beginn der Literatur mehr und mehr abhanden gekommen; auf welchem Wege, bedarf noch naherer Untersuchung, vgl. I § 636 S. 478, § 664, 1. 2 S. 524 f. Alt veidamainis jetzt veid-rnainys fdas Gesicht wechselnd') cHeuchler3 zu veida-s 'Gesicht3. Alt auksa-kasis jetzt duks-kasis 'Goldgraber3 zu duksa-s cGold3. darba-vete 'Arbeitsstatte3 zu ddrba-s 'Arbeit3, svetima- szalis Tremdlander, Auslander3 zu svStima-s cfremd3, gera-d'ejis cWolthater3, visa-galls (neben vis-galis) calles konnend, allmaehtig5 (oder die beiden letzten mit ace. neutr., zu Cl. IV?). szon-kaulis ('Seitenknochen') cRippe3 zu szona-s cSeite des Leibes3, vilk-pautis cWolfsei3 (ein stinkender Pilz) zu viika-s cWolf3, minkszt-protis Von schwachem Verstande, Schwachkopf3 zu minkszta-s 'weich, miirbe3. Im Preuss. -a- meist erhalten, z. B. lauca-gerto cFeldhuhn, Rebhuhn3 zu lauka-n ace. cFeld3, labbasegisna-n ace. 'Wolthat3 zu labba-s cgut3. Bei vokalischem Anlaut des 2. Gliedes fehlt -a- iiberall, z. B. ven-akis 'Einaugiger3 zu vena-s cein\ Dagegen ist der Stammauslaut im Preussischen (wie im Slav., § 47) erhalten: dago-augis "Sommerschossling, Sommerlatte3 neben daga-gaydis 'Sommerweizen3 (vgl. unten S. 76 deina-algenika-).
76
Form der Nominalcomposita. Baltiach-Slaviech.
[§ 46.
Suffix -io-. -ja- noch in den alteien Quellen, wie in naujavedis 'Neuvermahlter5 zu nauja-s cneu5; vgl. preuss. caria-woytis karige-wayte cHeerschau3 (g in karige- ist = / ) , crauya-wirps 'Aderlasser3 zu crauyo krawia cBlut3. Jetzt erscheinen die ioStamme behandelt, als seien sie o- oder &-Stamme. Ohne Stammauslaut z. B. jaut-vede 'Leitseil fiir Ochsen3, Jdut-akis cOehsenauge3 (Pflanze) zu jdutis -czio 'Ochse3, vez-lige cKrebskrankheit3 zu vezy-s cKrebs3, krau-leidys 'Aderlasser3 zu kraufa-s cBlut3; mit -a- z. B. gre'bl-a-kotis cHarkenstieF zu grebly-s, broi-a-vaikis 'Bruderssohn3 zu broli-s. Vgl. auch nauji-kaulis 'IJberbein3. Anm. 1. Es finden sieh Schreibungen wie nauj-veda neben nau-veda 'Neuvermahlter', krauj-gysli cBlutader', vej-malunis 'Windmuhle' (vgl. unten baznycz-kemis neben baznyt-kemis), Diese Formen stellen kaum die Vorstufe zu denen ohne j dar, sondern j ist aus dem Simplex restituiert. Anm. 2. Diese Behandlung der j'o-Stamme in der Zusammensetzung, die sieh auch im Lettischen findet, erinnert an die Behandlung derselben Stamme beim Antritt weiterbildender Sufflxe: jdut-akis wie jaut-iezis jautditis 'Ochslein'. Vgl. auch das unten zu nennende zem-obulys (zu zemi) mit karv-iize karv-aiti 'Kuhlein' von kdrve 'Kuh'. Unsern lit. Compp. eeheint im Preussischen kel-laxde 'Speerschaft' (zu kelia-n 'Speer') zu entsprechen.
a-Stamme. Ganz selten -o-, wie das S. 24 genannte szikszno-sparnis cFledermaus\ Gewohnlich wie die o-Stamme behandelt. galva-zudys und galv-zudys cMorder3 zu galva cKopf\ vasarci-sziltis 'Sommerwarme'. barzd-skutys cBartscheier3 zu barzdd cBait\ nugar-kaulis cRiickgrat' zu nugard 'Riicken3. baiupe cMoorfluss3 zu bald 'Moor, Bruch', vasar-augis 'Jahresschossling3 zu vasard 'Sommer3, wie ven-dkis; vgl. dagegen preuss. deina-algenikamans dat. 'Taglohnern3 zu deina-n ace. f. Tag3 (lit. nom. dend). Die Feminina auf -ia -e -i sind wie die -io-St'amme behandelt. gir-parszis cWaldferkel3 zu giria give cWald\ baznytkemis (auch baznycz-kemis, s. Anm. 1) cKirchdoif3 zu baznyczia 'Kirche' (slav. Lehnwort). zem-skire cErdscheide, Ackerscheide3, zem-obulys cErdapfel3 zu zeme cErdeJ. mart-merge cBrautjungfer3 zu marti, gen. marczios, cBraut3. Mit -a- z. B. kregzd-a-zole 'Schwalbenkraut' zu kregzde cSchwalbe3. Im Preuss. zeigen die den litauischen auf -e entsprechenden Feminina -e- und -«'-, denen lit. -e- entsprechen wiirde, z. B. ape-witwo cFlussweide,
§ 46.]
Form der Nominalcomposita. Baltisch-Slavisch.
77
Uferweide3 zu ape lit. upe 'Fluss3, wosi-grabis cSpillenbaum3 zu wosee 'Ziege5 (lit. *oze, vgl. masc. ozy-s). «'-Stamme. tri-qrzis cdreizinkig\ Bei mehrsilbigen selten -i~, wie nakti-kovis cnachtschwarmend3. Gewohnlich ohne -i-, wie ak-mirkis cAugenblick3 zu aki-s cAuge3, dnt-Mauszis cEntenei3 zu dnti-s cEnte3; vgl. preuss. perst-lansta-n cStaubfenster, Fensterlade3 zu aksl. prusd f. cStaub3. Hie und da auch -a-, wie ugn-a-vete cFeuerstatte3 zu ugni-s cFeuer3 (vgl. darba-vete). Anm. 3. Ob hier zunachst tibertritt in die Analogie der o-Stamme stattfand (ugn-a-) und alsdann -a- wegfiel (ak-, ant-), oder ob -»'-, wo es fehlt, lautgesetzlich schwand und dann die Analogie von Formen wie darbavete wirkte, entscheide ich nicht. Jedenfalls ist auch hier (s. Acm. 2) an die Deminutivbildungen zu erinnern, wie ak-iize 'Auglein' ugn-iizis 'Feuerchen' u. dgl. Anm. 4. In aky-mojis = akiu mojis 'Augenblick' aky-moju caugenblieklieh' diirfte (da dooh Einwirkung von aky-ti ahy-ia-s u. dgl. kaum angenommen werden kann) der nom. ace. du. als Dualstamm enthalten sein, akl aus *ak\ s. I § 664 S. 526. Vgl. die Erhaltung des urspriinglichen I in try-lika cdreizehn'. Ob ie in Bretken's akie-mirksnis 'Augenblick' (Bezzenberger's Beitr. zur Gesch. d. lit. Spr. 270) ia meint, ist unklar. — Beilaufig: wie ist das y in aby-pusel 'beiderseits', das auf du. abl pusi beruht, aufzufassen, da abl aus *abe entstand? Ist trotz der Aecentverschiedenheit apyneben apt- apl', pry- neben pri- prS- zu vergleichen?
w-Stamme. -u- wurde im Ganzen etwas besser als -aund -i- conserviert. alii-daris 'Bierbrauer' zu atu-s cBierJ. virszugalvis coberer Theil des Kopfes, Scheitel' zu virszu-s cdas Obere3. Fehlen von -u- [-in-] und der Eintritt von -a- scheint mit dem Ubeischwanken der M-Declination in die o-Declination zusammenzuhangen: pet-valgis 'Mittagskost3 zu petus pi. 'Mittagszeit3, zmog-zudys 'Menschenmorder3 zmog-bdys 'Menschenfresser' zu zmogii-s 'Mensch3, gyr-pelnys Tluhmsiichtiger, Grossthuer3 zu gyriu-s cRuhm3, pig-a-kalbis neben pig-kalbis 'sprachgewandt3 TMpigu-s cleicht, wolfeil3. placz-kojis neben plat-kojis 'Breitfuss3 [plains cbreit3) erklait sich aus den Casus mit -io- wie dat. sg. placzia-m, vgl. baznycz-kemis neben baznyt-kemis S. 76. Bei den consonantischen Stammen kaum eine altererbte Formation in ungestorter WeiteTentwicklung. sziin-obulei pi. fHundsapfel3) 'Hagedorn3 zu szu, gen. szuiis, cHund3, wie gr. y.uv-u>TCic, darf wegen szun-muse cHundsfliege3 szun-szudis
73
orm der Nominalcomposita. Baltiach-Slavisch.
[§ 46.
'Hundsdreck3, die nach altem Bildungsgesetz *szviti- ( = ai. svaidg. *ku§-) haben sollten, kaum als Vertreter eines urspriinglichen Bildungstypus gelten. moter-zoles pi. cMutteikiaut' (zu mote, gen. motefs, "Weib') zeigt in unurspiiinglicher Weise starke Stammform. Classe II. Nichts im Baltischen erhalten. Classe III. pra-mintas cbenannt3: ai.prd-mata-s 'ersonnen, ausgesprochen3. pe'r-pintas 'queriiber geflochten3: aksl. pre-petu c hiniibergezogen, ausgebreitet3; per-justas ciibergegurtet, umgegiirtet3: gr. irspi-Cu>o-o? 'umgegiirtet3. per-galve cwas iiber oder um den Kopf gelegt wird, Kaputze3: vgl. gr. uspt--xscpGdov irspt-xscpaWa 'Kopf bedeckung3. apyvakaris cdie Zeit gegen Abend' [ape vakarq). pa-stale cdie unter dem Tische (po state) befindliche Schieblade'. at-laikas at-lekas 'Ubeibleibsel' : aksl. otu-leku. san-dora 'Eintracht3, sq-szlavos pi. cKehrichtJ: vgl. aksl. sq- ai. sam-. ne-kds cnicht so leicht jemand, schwerlich jemand3. nevena-s cnicht nur einer, nicht allein3, dagegen preuss. ne-ains ni-ains ckeiner3, vgl. lat. noenu-m non. Classe IV. du-szimtu czweihundert' try-szimtai cdreihundert3 (aus *trys-szimtai nach I § 664, 6 S. 526) neben du szimtu, try[s) szimtai. In try-lika cdreizehn3 keturio-lika Vierzehn' liegen wol nom. ace. pi. neutr. vor. Accusative: szl-met 'dieses Jahr3, sze-nakt 'diese Nacht3, anq-syk cjenes Mai3 aus sz metq, szq nakti, anq syki. Instrumentale wol in sze-pus cdiesseitsJ ana-pus 'jenseits' zu puse 'Hiilfte3. aby-pusel 'beiderseits3 auf Grand von abl pusi cbeide Seiten3 gebildet (vgl. Anm. 4). Du. nom. masc. ju-du fem. je-dvi, dat. instr. masc. jem-dvem fern. jom-dvem, zu j'is cer3 und du czwei3, ebenso du. pacziu-du zu pats 'selbst3 u. dgl. m. In einigen Dialekten kas-vakaras 'allabendlich3 kas-mets 'alljahrlich3, urspriingl. relativische Nebensatze, s. v. a. Velcher Abend (welches Jahr) es auch sei3 (Verf. Lit. Volksl. u. Miirch. 320 und iiber eine gleichartige Wendung im Slav. Miklosich Vergl. Gr. II 376, IV 87). Durch Anlehnung an die temporalen Accusative wie tq (szt) vakarq can dem (diesem) Abend3
§ 46—47.]
Form der Nominaleomposita. Baltisch-Slaviseh.
79
entsprang dann in andern Mundarten kasv'akarq, kasmetq, ebenso kasdhiq "'taglich1 u. a. und mit abgeworfener Endung kasniet kasden u. s. w.; weiter auch Ableitungen wie kasdenis kasdeninis 'alltaglich3. Vgl. lat. quotannis § 36 S. 61. Compp. mit abhangigem Gen. im 1. Gliede selten, wie szuns-udegius ('Hunds-schwanzer3j cSchmeichler, Speichellecker3 zu szli, gen. szuns, 'Hund3. Mehr Beispiele im Lettischen, wie femes-mate 'Erdgottin3 zu feme = lit. seme cErde3. Anm. 5. Wie ist buts-ange 'Haustiire' (huta-s 'Haus') zu beurtheilen, mit dem das lett. gads-Mrta 'Jahreszeit' (gads 'Jahr', St. gada-) gleichartig zu sein scheint? Gab es einen Stamm *5«<e«-? (Auf preuss. buttas-taws neben buttan-taws und butta-tawas cHausvater' dilrfte kaum etwas zu geben sein.) Ferner woher daa y in karsztymetis chei3se Zeit, Glutzeit' (kdrszta-s 'heiss', fcarszti-s m. 'Hitze'), brangymetis 'theure Zeit' (brangu-s 'theuer'), darbymetis 'Arbeitszeit' (ddrba-s 'Arbeit'), vasarymetis 'Sommerzeit' (vasara c Sommer')? Ist vom nom. pi. karszti metai (vgl. aby-pusei aus abl pusl, vgl. Anm. 4) oder von *karsztyn-metai auszugehen? Zur Verallgemeinerung des Ausganges -ymetis vgl. gr. -Tjeopo; -TJYE-JT]? § 29 Anm. S. 46.
kits kitq 'einander3 wird heute so sehr als Einheit empfunden, dass der erste Theil auch bei feminisehem Subject die mannliche Form behalt. Bei Bretken (16. Jahrh.) noch motenszke's gedoja presz kifd kitq cdie Weiber sangen gegen einander3. 47. Slavisch. Classe I. Viele von den folgenden Beispielen sind unvolkstiimliche Ubersetzungen griechischer Compp. o-Stamme. -o- sowol vor consonantisch als auch vor sonantisch beginnendem Schlussglied. Aksl. bogo-rodica cMuttergottes5 zu bogu 'Gott3, crino-vlasu ''schwarzhaarig5 zu crinu 'schwarz', crino-oku 'schwarzaugig3, bogo-izbranu Von Gott auserwahlt3, bogo-ucenu cvon Gott gelehrt3. Mit -ie- aus -io- (I § 84 S. 80 f.): voje-voda cHeerfiihrer3 zu voj'i pi. 'Krieger, Soldaten", lube-prorokii cfalscher Prophet3 zu luzi cliignerisch, falsch3, gnoje-imenitu cxo7rptovu[j.o?3 (Beiname eines byzantinischen Kaisers) zu gnoji 'Mist3, mqze-ubijica c homicida3 zu mqzi 'Mann3. Das Ubergewicht der Formen mit -o- liess diesen Laut in der jiingeren Zeit der slav. Sprachentwicklung vielfach an die Stelle des urslav. -e- treten, z. B. serb. konjo-zobica f'equum nutriens3] 'Futtersack3.
gO
Form der Nominalcomposita. Baltisch-Slavisoh.
[§ 47.
Die a - S t a m m e zeigen durchgangig den Auslaut der o-Stamme. vodo-nosu cWasserkrug3 zu voda cWasser3, rqkopisanije ('Handschrift3) cSchuldverschreibung3 zu rqka "Hand3; rqko-obycinu can die Hand gewohnt, zahm3. zemlje-merije cLandvermessung, Geometrie3 zu zemlja 'Land3, zmvje-nozinu cschlangenfiissig3 zu zmija cSchlangeJ, duse-gubtnu cdie Seele verderbend, vernichtend3 zu dusa cSeele3, zmije-obrazmu 'Schlangengestalt habend3, duse-ubijica cSeelenmorder\ Serb, zmijo-glav cschlangenkopfig' fiir alteres lautgesetzliches zmije-. !-Stamme. tri-zqbu 'Dreizack3 zu tri cdrei3. Oft -o-, nach der Analogie der -o-Stamme, z. B. gosto-ljubivu 'gastfreundlich3 zu gosti 'Fremder, Gast3, zvero-vidinu cdas Aussehen eines wilden Thieres habend3 zu zveri cwildes Thier3, sumrito-nosivu ctodbringend3 zu sumrttt cTod3, zvero-obrazinu cdie Gestalt eines wilden Thieres habend3. Ofters (spat) auch -e-, z. B. zvere-vidinit neben zvero-mdinu, zvere-imenifinu neben zvero-imeni&nu cnaeh einem Thiere benannt3, pqte-vozdi cWegfuhrer3, Anm. Man kann fragen, ob das -e- in den letzteren Fallen das e der jo-Stamme sei {voje- etc.), wie Osthoff Verb, in der Nominalc. 213 annimmt, oder das e der Formen wie patemi aus patimi (I § 36 S. 37 f., Leskien Handb.2 S. 21 ff.). Osthoff's Ansicht scheint die richtige.
Die M-Stamme haben -o-. syno-tvorjenije coto0eoia, Annahme an Sohnes Statt3 zu synu cSohn3. medo-tocinu csiissstromend3 zu medu cHonig3. Vgl. den schon in den altesten Quellen vorfindliehen Ubergang der w-Declination in die Weise der o-Stamme, wahrend die Formen wie synochu fiir synuchu (I § 52 S. 45 und Leskien Handb.2 S. 21 ff.) wol nicht in Betracht kommen, vgl. die letzte Anm. Uber medvedi § 12 S. 25. kruv-o-politije cBlutvergiessen3 zu St. Jcruv- cBlut3, gen. sg. kruv-e, idg. St. *qruu- *qru-, vgl. gr.fy&o-o-cpa^o;.Doch mogen die Formen mit -o- erst in der Zeit aufgekommen sein, als das Wort bereits Casus nach der ^-Declination gebildet hatte, wie nom. kruv-i. H-Stamme. kamen-o-vidinii fdas Aussehen eines Steines habend3 zu karny cStein\ imen-o-nosinu *einen Namen tragend3 zu imq cNamen\ Die urspriinglichen Bildungstypen scheinen ganz verloren zu sein.
I".]
Form der Nominalcomposita. Baltisch-Slavisch.
81
r-Stamme. matere-dosaditeli und matere-ubijica 'Muttermorder3 wie zvere-vidinio (s. o. S. 80). Daneben noch ohne -ocetvre-gubu 'quadruplus3 aus *cetver-gubu. s - S t a m m e . Meist -o- statt ~es-, cudo-tocmu "Wunder ausgehen lassend, veibreitend3 zu cudo cWunderJ, oko-izmetmii 'das Auge auswerfend3 (dagegen russ. serb. oce-, IUSS. oce-vidnyj 'augenscheinlich3) zu oho cAuge3; vgl. hierzu das Hiniiberschwanken der es-Declination in die Analogie der o-Declination, wie instr. sg. nebomt neben nebesimi. Seltener -es-o-, wie cudes-otocinu neben cudo-tocinu, nebes-o-podrazatelinu rden Himmel nachahmend3, vgl. loc. pi. nebesechu fur nebesichu. Classe II. Nichts im Slavischen erhalten. Classe III. pro-stritu ^usgestreckt1 : vgl. ai. prd-stirna-s 'hingestreckt, ausgebreitet3. u-vqstii cbekranzt' u-vqsti%ek.rinzen : vgl. preuss. au-Mipt-s Vetborgen3 ai. dva-hata-s czuiuckgeschlagen, abgewehrt; erschlagen3. iz-qtii cherausgenommen3 iz-eti Tierausnehmen3: lit. isz-imta-s isz-imti. pri-morije cdie Gegend am Meer3 [pri mori). na-glavije c ( was auf dem Kopfe [na glave] ist3) 'Turban3. Vgl. Miklosich Denksehr. d. Wiener Ak. XIII 19 f. sq-logu cconsors tori3: vgl. gr. a-Xo^o?, idg. *som- *sm- czusammen, mit3. pa-dusti 'Stieftochter3: lit. po-dukra. Classe IV- bratu-sestra 'Bruder und Schwester3; diess wurde flectiert, als ware es der nom. du. eines o-Stammes, daher bratusestroma; dazu das Deminut. bratusestrica. Von JisusiiChristosu der gen. Jisusu-Christosa. duva-desqfinu c20^3 (neben dvo-desetinu) von duva desqti (Wei Dekaden3) c203. Ahnliches vielfach in den modernen slav. Entwicklungen, wie im Polnischen von wielka-noc fgrosse Nacht3) 'Ostern3 der gen. dat. wielkanocy. polu-nosti cin der Mitte (loc.) der Nacht (gen.), mittemachts3, ebenso polu-dme 'mittags3; dazu polu-nostije 'Mitternacht3 poludinije 'Mittag5, polu-nosfinu cmitternachtig3 polu-dimnu 'mittagig3. obonupolmu 'auf dem jenseitigen Ufer befindlich3 auf Grund von obu onu polu 'auf jener Seite, auf dem jenseitigen Ufer3. peti-na-desefmu l 15 te3 auf Grund von pqti na desete ffiinf auf Brngmann, Grnn^riss. II.
t)
Bedeutung der Nominalcomposita.
[§ 47—48.
zehn3) cfiinfzehn\ Mit Eintritt des Compositions vocals' -o-: osmo-na-desqtu C18$!1, vgl. gr. xaAo-xaYaOta § 30 S. 49. Vgl. hierzu Baudouin de Courtenay Kuhn-Schleicher's Beitr. IV 204 if. Jcruvi-prolitije (neben hrwo-o-prolitije, s. o.) 'Blutvergiessung3, gen. zu kruvi cBlut5. domu-zakoniniku cHausverwalter, gen. oder loc. zu domu c Haus\ bratu-cqda (neben brato-cqda) cBruderstochteT3, dat. (dat. possessivus) zu bratu cBruder3, bogu-mrizuku (neben bogo-mrizuku) 'gottverhasst3 bogu-milu (neben bogo-milu) c Gott lieb3 (Eigenn.), dat. zu bogu cGott\ doma-cqdlci cdomi natus, vernaculus3 doma-zivtci cam Orte lebend, Einwohner3, domu adv. czu Hause3 zu domu. Indem die besondere Casusbedeutung des ersten Gliedes sich verdunkelte, entstanden Bildungen wie cech. Bohu-sud nach Bohu-mil, vgl. aksl. bogosqdine adv. cdei iudicio*. Das casuelle -i- der ^-Stamme [Jcriivi-prolitije) wurde mit den Verba auf -iti in ideellen Zusammenhang gebracht und imperativisch umgedeutet. Ein Mxsti-drugu z. B. (cech. Mstidruli) war cultionis socius3, misti gen. zu misti cE,ache3. Da nun misti auch 2. sg. imper. zu mistiti crachen3 war, so entstand die Auffassung culciscere socium\ Derartige Umdeutung hatte eine grosse Anzahl von Um- und Neubildungen zur Folge, z. B. serb. Ljubi-voj fliebe den Krieger3, ljubiti clieben3) fiir *Ljuhovoj, vgl. Ljubo-brat ccpda8eXcpos3. S. Osthoff Verbum i. d. Nom. S. 209 ff. Vgl. § 30. 41. Bedeutung der Zusammeusetzuugen. 48. Bei der aus der uridg. Zeit uberkommenen nominalen Stammcomposition (z. B. ai. aha-hayd-s gr. iirmJ-JfoTo-;) war die besondere Art der Beziehung, in der das erste Glied zum zweiten stand, zunachst vollig unbestimmt. Sie ergab sich lediglich aus dem Sinne, den die verbundenen Stamme an und fiir sich hatten. Das Bedeutungsverhaltniss zwischen den beiden Gliedern musste, wenn diese z. B. die Bedeutungen cSonne3 und cMond3 hatten, naturgemass sich anders gestalten, als wenn sie die Bedeutungen cSonne3 und cStral3 hatten: cSonne und Mond3 und cSonnenstral3; wenn sie cMann3 und ctodtend3 be-
§ 48.]
Bedeutung der Nominalcomposita.
83
deuteten anders, als wenn sie 'Speer3 und 'todtend5 bedeuteten: c einen Mann todtend1 und cmit einem Speer todtend\ Da nun schon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft vielfach eine gleichartige Bedeutungsbeziehung bestand, so lasst sich bereits fiir die damalige Zeit eine Reihe von bedeutungsverschiedenen Classen von Stammcomposita aufstellen. Zu ihnen wurde spater, in dei Zeit der einzelsprachlichen Entwicklung, nichts wesentlich Neues hinzugebracht. Anders war es bei den Zusammensetzungen, deren erstes Glied eine bestimmte flexivische Form hatte. Durch diese war von Anfang auch eine ganz bestimmte Bedeutungsbeziehung zwischen den beiden Gliedem gegeben, z. B. ai. divi-jfi- cim Himmel geboren3, divo-ruc- cvom Himmel leuchtend'. Doch ist zu beachten, dass man spater vielfach die Empfindung fiir die besondere Bedeutung der flexivischen Endung des ersten Gliedes verlor. Vgl. § 17 S. 31 f. Die indische Nationalgrammatik und die neuere europaische Sprachwissenschaft haben viel Miihe darauf verwandt, die Composita nach ihren Bedeutungen zu classificieren. Anm. Bei diesen Classificationsversuchen hat man, was hier nicht verschwiegen werden darf, meistens, auch in neuester Zeit noch, zu viel logisches Schematisieren walten lassen und zu wenig die echte historische Betrachtungsweise, die sich aller subjectiven, nicht lediglich von der Natur des Untersuchungsobjectes ausgehenden und diese im Auge behaltenden Beurtheilung entha.lt. Namentlich ist oft verkannt worden, dass das in der Seele der Sprechenden lebende Bedeutungsbild, das der Sprachforseher zu reproducieren hat, bei den meisten Compp. in Hinsicht auf die gegenseitige Beziehung der beiden Glieder ein viel zu unbestimmtes und schwankendes war, als dass es sich mit der Sicherheit, wie es geschieht, dieser oder jener von den zahlreichen aufgestellten Bedeutungselassen zuweisen liesse. Und es ist darum oft unnotiger Weise daruber gestritten worden, ob eine Zusammensetzung zu dieser oder zu jener Classe gehore, z. B. ob ai. sakhi-gana(sakhi- 'Freund', gana- rSchar') zu den casuell oder zu den attributiv bestimmenden Compp. gehore fob 'amicorum caterva' oder 'arnica caterva'), ob Tiatpo- in Ttatpo-cpoMeuc cVaterm6rder' als Genetiv oder als Accusativ aufzufasaen sei. Solche genauere Beziehungsverhaltnisse werden doch gewbhnlich nur erst von dem Grammatiker hineingelegt — namentlich leicht, wenn er bei der Ubersetzung der Compp. in eine andere Sprache zu Umschreibungen greifen muss —, wahrend die Sprechenden selbst aus einer allgemeineren Anschauung nicht herauskommen. Man musste danach, will man die auf6*
g4
Bedeutung der Nominalcomposita.
[§ 48—49.
geetellten Rubriken aufrecht erhalten, wenigstens eine Menge von Ubergangsstufen zugeben, vermoge deren die einzelnen Classen in einander iibergreifen und sich vermischen.
49. Aus dei idg. Urzeit ererbt und bei einer Bedeutungsclassification zuvorderst zu beriicksichtigen sind der Gegensatz von c beiordnenden Compp. 3 (ai. dvandva genannt) und 'unterordnenden 3 und derjenige von 'nicht mutierten 3 und 'mutierten 3 . Beide Gegensatze waren aber von jeher nicht unvermittelt, es hat immer mannigfache Ubergangsstufen von einer Classe zur andern gegeben. Was nun zunachst jenen ersteren Gegensatz betrifft, so stehen bei der beiordnenden Composition die einzelnen Glieder gleichwertig neben einander, so dass nur eine Addition zweier Factoren stattfindet; man kann sich dieselben durch 'und3 verbunden denken, daher auch die Bezeichnung Copulative Composita3. Dagegen wird bei der unterordnenden Composition das eine Glied durch das andere nur naher bestimmt, das eine ist der Hauptbegriff, das andere ein subordinierter Zusatz. Die Classe der u n t e r o r d n e n d e n Compp. war in der Periode der idg. Urgemeinschaft sicher weitaus die haufigere und ist es fast in alien Einzelentwicklungen geblieben (eine Ausnahme macht das Indische, s. S. 85 f.). Die Art, wie das Hauptglied durch das andere deteTminiert wird, ergab sich aus deT Bedeutung bez. dem Redetheilcharakter der Glieder und konnte immer eine sehr verschiedene sein. Man kann z. B. folarende Compp. der einzelnen Sprachen parallelisieren. 1. Ai. raja-rsi-s 'ein Weiser der Konig ist, ein koniglicher Weiser3, gr. iatp&-[xavxi? cein Wahrsager, der Arzt ist3, lat. anguipes ceinen Fuss habend, der eine Schlange ist, schlangenfiissig', air. riff-faith 'ein Prophet, der Konig ist, koniglicher Dichter3 ban-chu 'ein Hund, der ein Weibchen ist, Hiindin3, got. piumagus 'ein Knabe, der Knecht ist3 (Ubersetzung von real?) ahd. gold-ring 'ein Ring, der Gold ist, Goldring3, lit. obel-medis 'ein Baum, der eine pyrus malus (obelis) ist, Apfelbaum3 aksl. konjecloveku 'ein Mensch der ein Pferd ist, Centaur3.
§ 49.]
Bedeutung der Nominalcomposita.
g5
2. Ai. matr-svasar- c Schwester der Mutter3, armen. skesrair c Mann der SchwiegermutteT3, gr. Ttatp-aSeAcpo? cBruder des Vaters3, lat. mus-cerda c Kot der Maus3, air. ng-thech c Haus des Konigs , got. piudan-gardi f. c Haus des Konigs3, lit. brol-a-vaikis 'Kind des Bruders 3 aksl. brato-c^da cBruderstochter3. Vgl. Compp. mit Genetivformen wie ai. matuh-svasar- cSchwester der Mutter', armen. haur-elbair c Bruder des Vaters3. 3. Ai. adhara-hanu-s c unterer Kinnbacke 3 , armen. liaj-air 'tapferer Mann3, gr. axpo-iioAi? cobere Stadt, oberer Stadttheil3, lat. pleni-lunium cVollmond3 longi-pes c langen Fuss habend3, air. find-folt 'weisses HaaT habend3, got. hrdinja-hairts creines Herz habend 3 ahd. junc-frouwa cjunge Herrin 3 , lit. jud-varnis c schwarzer Rabe 3 rud-kaklis c roten Hals habend 3 aksl. krivo-nosu c krummnasig 3 . 4. Ai. saptd-rsay-as pi. cdie sieben Weisen 3 (Bezeichnung des grossen Baren) tri-ratra-m cdrei Nachte umfassender Zeitraum3, armen. hing-am cfiinf Jahre, quinquennium 3 , gr. -upi-irao? c Dreifuss3 Tedp-nnrov 'Gespann von vier Pferden3, lat. bi-pes tri-noctium, air. tre-choste TDreifuss3 gall, tri-garanus cmit drei Rranichen versehen3, ahd. zwi-houbit czwei Haupter habend3, lit. tri-rqzis cdrei Zinken habend 3 aksl. tri-zqbu cdrei Zahne habend'. 5. Ai. tamra-dhumrd-s c dunkel lohfarbig3, gr. wj(po-^av[>o; c blassgelb3, air. dub-glass c dunkelblau 3 , mhd. bleich-griiene cblassgriin3, lit. jud-beris cschwarzbraun3 russ. svetlo-zelenyj 'hellgrun'. 6. Ai. veda-vid- c den Veda kennend, Vedakenner 3 , gr. $n\i-i:\rfc, 'Rinder stachelnd, Rinderstachel 3 , lat. ju-dex c Recht weisend, Richter 3 . In dieser Weise lasst sich noch eine grosse Anzahl von Kategorien aufstellen. Doch sind die Grenzlinien zwischen den einzelnen iibeTall unsichere. Was dann die Classe der b e i o r d n e n d e n Compp. betrifft, so begegnet dieselbe in reicherer Ausbildung nur im Altindischen und zwar nur in der nachvedischen Zeit. Wahrscheinlich gab es einmal in uridg. Zeit solche Compp. nur mit CasusfoTmen als erstem Glied, wie *duo-dekm Wolf 3 (2 4-10):
86
Bedeutung der Nominalcomposita.
[§ 49.
ai. dva-dasa etc., s. § 16 S. 31. Und man kam zu den Dvandva mit Stammformen als Vorderglied erst dadurch, dass man Zusammensetzungen mit Casus nach der Form der alteren unterordnenden Compp. mit Stammformen ummodelte, ein Anderungsprocess, der fur historische Zeiten sich mehrmals mit Sicherheit constatieren lasst, z. B. ai. parjdnya-vdtd fur alteres parj'dnydvkta c Regenwolke und Wind 3 (§ 24 S. 40), vgl. auch gr. xaXoxdfa&i'a, VTjXiTro-xaipXsTrlXaio;, aksl. osmo-nadesetu (§ 30 S. 49), sowie ai. purva-purva-s aus purvas-purvas u. dgl. § 53. Durch den Eintritt der Stammform fur die Casusform wurde ein festerer Zusammenschluss der Wortgruppe erreicht, und man konnte die Neuerung um so eher vornehmen, weil viele Compp. der unterordnenden Classe in Bezug auf das zwischen den einzelnen Gliedern bestehende Bedeutungsverhaltniss der beiordnenden Classe sehr nahe kamen und eine scharfe Scheide zwischen beiden Kategorien iiberhaupt nie bestand (vgl. S. 87). Ob Dvandvacompp. mit Stammform in der Zeit der arischen Urgemeinschaft gebildet waren, ist zweifelhaft. Im Bigveda sind beiordnende Compp. mit Stammform neben denen mit Casusform noch selten, z. B. ajdvdyas [aja-avdyas) pi. cZiegen und Schafe3. Erst allmahlich wurden sie auf indisehem Boden haufiger gebildet, und die classische Sprache verband in dieser Weise beliebig viele Nomina zu formaler Einheit, z. B. mukhac vom Gesicht, den bahurupadatas (mukha-bahu-uru-pddatas) Armen, den Schenkeln und den Fiissen aus3. In den nichtarischen Sprachen finden sich die beiordnenden Zusammensetzungen mit Stammform iiberhaupt verhaltnissmassig selten. lm Griech. einige deutliche Falle erst in jiingerer Zeit, wie Aop-aamS- Leiern und Schilde in TopvsuTo-AopaaTri8o-ir/jYo? c g e " drechselte L. und Sch. zusammenfugend 3 '), vux&-7][i£pov cdiem noctemque3, Xourpa av8po-yuva 'Bader fiir Manner und Frauen zugleich3, XEu-/o-|XEXa? 'weiss und schwarz3; im Neugriech. mehr Bildungen dieser Art, z. B. pva«o-7tai8a c Frauen und Kinder3,
1) Ein Dvandvacomp. hatten wir auch dann, wenn die Erklarung des Scholiasten das Richtige trafe: oi -ropvEuouoi Xupas -/.oi an7:ioas 7tTj7ViJouot.
§ 49—50.]
Bedeutung der Nominalcomposita.
87
p.axaipo-7tepova 'Messer und Gabeln 3 . Lat. reci-procvr-s urspriingl. c riickwarts und vorwarts gehend 3 (§ 86a), su-ove-taurilia (richtiger vielleicht die Form su-ovi-t.) c ein Opfer, bei dem ein Schwein, ein Schaf und ein Rind geschlachtet wird3. Aus dem Kelt, und German, sind mir nur Beispiele bekannt, deren Vorderglied moglicher Weise flexivisch ist, wie mir. hrat-gaisced 'Mantel und Waffen" gorm-gel 'blau und weiss3 ahd. sunu-fatar-ungo Hild. 4 cdes Sohnes und des Vaters Leute 3 {-unga- Suffix zur Bezeichnung der Zugehorigkeit, vgl. § 88) und andd. gi-sun-fader c Sohn und Vater 3, deren vorderes Glied nom. sg. sein kann (vgl. aksl. bratu-sestra, wo sicher nom. sg. vorliegt). Lit. vyr-moterinis c Mann und Frau betreffend, die Eheleute betreffend3, lett. mifchdufas c Gerste und Hafer 3 ; aksl. mqze-zenu c Mannes- und Weibesnatur habend, dvSpoyovo;3 (Gregor. Naz.), russ. belo-rumjanyj c weiss und rot5 (vom Gesicht). Wie bereits bemerkt, ist die Grenze zwischen den beiordnenden und den unterordnenden fliessend. Das S. 84 unter der letzteren Classe genannte gr. larpd-jiavu? lasst sich auch fassen als c einer, der Arzt und Wahrsager ist3 und in ahnlicher Weise kann man auch z. B. Tpay-sAacpo? c Bockhirsch 3 fAoxumxpo? cbittersiiss3, lat. dulc-acidus u. dgl. mehr in alien idg. Sprachen doppelt auffassen. 50. Die Doppelheit der n i c h t m u t i e r t e n und der m u t i e r t e n Compp. (andeTe weit verbreitete Bezeichnungen sind 'prim'are3 und c secundare Compp. 3 und c Compp. niederer 3 und c hoherer Ordnung 3 ; die zweite Gattung heisst bei den Indern bahuvrihi) beruht auf einer bereits in der idg. Urzeit vollzogenen und seitdem immer wiederholten Bedeutungsentwicklung. Z. B. *dus-menes- 'iibler Sinn 3 (immutatum) nahm die Bedeutung 'ein iibel Gesinnter 3 (mutatum) an (nom. sg. ai. durmanas gr. ouajxev^?), bei uns dick-kopf die Bedeutung c DickkbpfigeT3. Es handelt sich hier in der Hauptsache immer um die Verwandlung eines Substantivs in ein Adjectiv: von der Bedeutung einer Substanz wurde abgesehen, so dass nur die der Substanz anhaftenden Qualitaten als Begriffsinhalt iibrig blieben. Eine Begriffsentwicklung iibrigens, die sich iiberall auch bei
88
Bedeutung der Nominalcomposita.
[§ 50.
nicht zusammengesetzten Substantiven beobachten lasst und der wir unten noch oft begegnen werden. Der substantivische Ursprung bekundet sich zum Theil noch in mangelhaftem Ausdiuck der adjeetivischen Function, z. B. wurde im Griechischen pooo-ocr/.ToAo- 'rosenfingrig3 trotz - o - auch fur das Femininum und xpooo-xojMj- "goldhaarig3 trotz - r r auch fur das Masculinum verwendet. Doch wurde vielfach schon friihe auch eine dem adjectivischen Charakter entspreehende Weiterbildung vorgenommen, wie man z. B. unsern Compp. wol bereits in uridg. Zeit gerne das adjectivbildende Suffix -io- anfiigte, vgl. ai. dala-mas-iya- c zehnmonatlich 3 u. s. w., § 63, 2. Dass auch in Bezug auf die Betonung wahrscheinlich schon in dieser Periode ein Unterschied zwischen den mutata und den immutata eingefiihrt wurde, sahen wir in § 19 S. 34 f. Man hiite sich vor der Vorstellung, als habe jedes mutatum, das wir in den idg. Sprachen antreffen, jene Bedeutungsentwicklung fiir sich durchgemacht. Weitaus die meisten traten sofort mit dem mutierten Sinne als Nachbildungen nach den alteren fertigen Musterformen auf. Mutiert erscheinen sowol unterordnende als auch beiordnende substantivische Compp., wie gr. iroAo-oivoc Viel Wein habend 3 und avopo'-YUVo; cfiir Manner und Frauen bestimmt' (AooTpdv). Beispiele kamen bereits im letzten § vor, und es seien hier nur noch einige wenige aus der Classe der unterordnenden Compp. zusammengestellt. Ai. hiranya-kesa-s cgoldhaarig3, armen. hast-a-bazuk cstarkarmig3, gr. Xsux-toXsvo; cweissarmig3, lat. magn-animus, air. nocht-clienn cbarhaupt3, got. hrainjahairts cwer reines Herzens ist3, lit. minkszt-galvis cwer weichen Kopfes ist3 = 'schwachkopfig3 aksl. crino-vlasu 'schwarzhaarig 3 : vgl. die immutata ai. adhara-hanu-s c unterer Kinnbacke 3 gr. dy.po'-TtoXic cobere Stadt3 etc. S. 85. Ai. a-putrd-s cwer nicht einen Sohn hat, sohnlos3 armen. an-kjp, cwer keine Frau hat, Witwer3, gr. a-itai; 'kinderlos3, lat. im-berbis, ncymr. an-niwedd cendlos, unendlich' (zu mcymr. diwed c Ende 3 = air. dead); im German, und im Baltisch-Slavischen sind diese mutata mit *ti- cun-3 als Kategorie nicht vorhanden, doch vgl. nhd. eine verfolgie
§ 50—52.]
Reduplicierte Nominalbildungen.
89
unschuld = c unschuldige Person', lit. ne-kalla TNTicht-sprache* = cwer gar nichts spricht": vgl. die immutata ai. d-kumara-s c kein Knabe (mehr)', lat. in-imicu-s, ahd. un-chraft c Unkraft, Schwache 3 etc. Es bleibt noch zu erwahnen, dass auch zwischen den mutata und den immutata eine feste Grenze nicht zu ziehen ist. Man erwage z. B. gr. a-Scopa Suipa 'Geschenke, die nicht Geschenke sind3 (Soph. Ai. 665), wo aotopa ebenso gut substantivisch als adjectivisch genommen werden kann, ebenso irota? veoirrota? (Aeschyl. Eum. 690) u. a. Hier mochte das Sprachgefiihl ebenso unsicher sein, wie wir es z. B. bei es ist not, er ist schuld u. dgl. sind. Ubeihaupt ist ja eine scharfe Scheidung zwischen Substantiv und Adjectiv in den idg. Spiachen unduTchfiihrbar (§ 138).
Reduplicierte Nominalbildungen!). 51. Wir unteischeiden drei Kategorien: I. solche Formen, in denen das vordere Reduplicationselement die mehi oder minder vollstandig gesetzte Wurzel ist, z. B. ai. gdr-gar-a-s cStrudel3; II. solche, in denen es ein Nominalstamm ist, z. B. ai. sukhasukhena instr. cganz geme3; III. solche, in denen es eine Casusform ist, z. B. ai. divedive loc. "tagtaglich'. Zu II vergleiche man die Compp. wie ai. sukka-svapa-s c angenehmer Schlaf', zu III diejenigen wie ai. divo-ja-s cHimmelskind3 (§ 10 ff.). 52. Classe I. Von vielen hierher gehorigen Formen ist zweifelhaft, ob sie unmittelbar als Nomina ins Leben traten oder von alteren reduplicierten Verbalformen aus gebildet wuiden. Eine Grenze ist nicht zu ziehen, und wir lassen hier zwar die Verbalnomina im engeren Sinne, d. h. die Participia etc. (z. B. gr. xz-v.pa-y-w-), bei Seite, beriicksichtigen aber doch auch solche Nomina, die ohne Zweifel im Anschluss an Verbalsysteme gebildet wurden (z. B. gr. xs-x 1) Literaturangaben a. S. 11 Fussnote 2.
90
Reduplicierte Nominalbildungen.
[§ 52.
Zu den Formen mit c gebrochener Reduplication 3 vgl. § 6 S. 13. 1. Viele Reduplicationsbildungen von consonantisch beginnenden Wurzeln stehen mehr oder minder deutlich mit den vetbalen Intensivbildungen, wie ai. ddr-dar-ti czerreisst, zerspiengt' etc., im Zusammenhang. Ai. gdr-gar-as cStrudel3, gr. yap-yap-ewv cZapfchen im Munde 3 Yep-Y£p-o-s c Schlund, Kehle 3 , lat. gur-gul-io gur-g-es, ahd. quer-chal-a quer-ch-a aisl. kver-k 'Gurgel 3 (iiber den Wechsel des r und I s. I § 282 S. 227) : vgl. die ai. verbalen Intensivformen part, jdr-gur-ana-s und 2. sg. Jal-gul-a-s. Ai. c 3 bam-bhar-a-s Biene , gr. 7rsfj.-cpp-7]8(ov eine Wespenart : *bhemH(e)r- aus *bher-bher-, s. I § 282 S. 228. Gr. TTJ-STJ 'Grossmutter 3 T7]-£h'-? cTante3, lit. de-de 'Oheim 3 aksl. de-du 'Grossvater3. Ai. gad-gad-a-s "stammelnd3, zu gdd-a-ti 'spricht aus3. cancal-a-s rsich hin und her bewegend3, zu 3. sg. cah-cal-ya-te. Av. rq-rem-a- c rastend, ruhend3 , von W. rem-. Ai. re-rih-d-s 'leckend 3 ve-vij-d-s ceilend3. Gr. pap-|3ap-o-? 'unverstandlich sprechend 3 : lat. bal-b-u-s, vgl. ai. bal-bal-a-karomi Vpreche stammelnd aus1. -j-oy-YuX-o-i; c rundJ, zu -(OLUXO-C, 'Eimer, Krug 3 . Ttai-TrexX-7j 'Staubmehl 3 , zu TtaX-r; 'Staubmehl, Staub3, lat. pollen. Lat. quer-quer-u-s 'kalt, so dass man zittert 3; dazu vielleicht got. faurht-s cfuichtsam3 (Bezzenberger in seinen Beitr. XII 77 und oben I § 444 S. 331). Mar-mar (Arvallied) : zu gr. |xap[xapo-s 'schimmernd, leuchtend 3 ? (Pauli Altital. Stud. IV 56 ff.). derbiosu-s 'grindig, kratzig3 aus *der-d-u- (I § 170 S. 151) : ai. *dar-dr-u- dar-d-u- c Hautausschlag 3 . can-cer (I § 269 S. 219): gr. xap-x-i'vo-? ai. kar-Jcata-s 'Krebs 3 . Air. dor-d 'susurrus 3 (vgl. 3. sg. med. derdrethar ces tont, schreit3) : gr. rep-S)p-sta 'leeres Geschwatz3 Tov-&p-u-c 'Gemurmel 3 . graig c Heerde von Pferden 3 aus *gra-gi-l : gr. yep-Y^p-a • itoXXdt Hesych, •[ip-yap-a 'Gewimmel, Haufe 3 (Yap-Yai'pw Vimmele 3 ), lat. grex- St. gre-g-; vgl. § 160 Anm. 1. Mhd. mur-mer mur-mel 'Gemurmel, Murren, dumpfes Getose3 (ahd. mur-mur-on mur-mul-on 'murmeln3) : ai. mar-mar-a-s
§ 52.]
Reduplicierte Nominalbildungen.
91
"rauschend, Rauschen 3 , lat. mur-mur, vgl. gr. jj.opjj.upu) aus *(iop[xup-icu muimle, rausche3, lit. mitr-m-iu cmurre3. Ahd. muo-ma 'Mutterschwester 3 : lit. mo-ma aksl. ma-ma 'Mutter3.
Russ.pele-pel-ka pere-pel (I § 281 Anm. 2 S. 226) lit.pe-pai-a (oder pe-pal-a) lett. pdi-pal-a preuss. pen-pal-o cWachtel3: vgl. lat. pul-pul-are pul-p-are cschreien, kreischen5 (von Vogeln)? Aksl. gla-gol-u 'Schall, Wort' aus *gol-gol- (a. O.) : ai. gar-gara-s ein musikalisches Instrument, gr. Y«p-^ap-i-? ' SJtJpopo? Hesych (cod. yapYap-fji:). Lit. kan-kal-a-s 'Glocke3 kan-M-ys cGuitarre3 aksl. kla-kol-u cGlocke3 aus *kol-kol- (a. O.): ai. kar-kar-i-s c Laute3. Serb, vje-ver-ica nslov. ve-ver-ica lit. vo-ver-e vai-veri-s lett. wd-wer-i-s preuss. we-war-e : npers. var-var-ah ncymr. gwy-wer 'Eichhorn1. Nslov. nbulg. pa-prat poln. pa-proc russ. pa-porot' und lit. (entlehnt?) pa-pdrti-s 'Farnkraut', vgl. ahd. var-n 'Farn3. 2. Andere Bildungen von consonantisch beginnenden Wurzeln stellen sich in Bezug auf die Gestaltung der Reduplication den verbalen Formen wie gr. 8s-5opx-a xe-xA-sto mit idg. e zur Seite und hatten zum Theil sicher mit diesen unmittelbaren Zusammenhang. Ai. ba-bhr-u-s adj. 'braun3 als subst. eine grosse Ichneumonart, av. ba-wr-i-s cBiber3, ahd. bibar (vgl. Jtlu Viel1 Gf. *pelu) lit. bebru-s aksl. bebru cBiber5, idg. *bhe-bhr-u-; gall. Bibrax und lat. fiber gehoren zu 3, vielleicht auch corn, befer c Biber' (das iibrigens leicht Lehnwort aus dem Ags. sein konnte). Ai. ca-kr-a-m 'Kreis, Rad5 av. ca-xr-e-m cRadJ, ags. hweo-wol hweol cRad3, idg. *qe-ql-o-, vgl. auch gr. xii-xX-o-; I § 427 S. 317 und das unreduplicirte aksl. kolo (St. koles-) n. cRad5. Ai. va-vr-i-ij 'Hiille' va-vr-d-s csich versteckend3 av. -vaoiri'Hiilse3 (aus *ua-ur-i-, I § 160 S. 145), vgl. den Perfectstamm ai. va-vr- von var- Verhiillen3. Ai. cd-kr-i-s Virkend3 ca-kru-$ cBewirker3, vgl. den Perfectstamm ca-kr-. Ai. da-d-i-s 'gebend5 dd-dh-i-? Verleihend3, vgl. die Prasens- und Perfectstamme da-d-, da-dh-. Zu diesen auch ved. sa-sah-i-s csiegreich3, vgl. den Perfectstamm sa-sah-. Ai. da-dhrs-d-s 'kiihn, mutig3. Av. za-zar-an- cwiitend3.
92
Reduplicierte Nominalbildungen.
[§ 52.
Gr. TS-TOIV-O-? 'Gliederspannung 3 , zu W. ten-. li-ipa? wahrscheinlich 'Perlhuhn 3 , zu te-xpaCw 'gackere 3 . xe-xpucp-aAo-? und xc-xpucp-aAo-s cKopfnetz, Haube', zu zs-xputp-a. ps-J37]-Xo-s c zuganglich, piofan3, zu j3s-[37]-xa. xs-xpay-fio'-c c Geschrei 5 , zu xexpay-a. us-Trot&Yjat-? c Vertrauen' spat, zu 7i£-7roi&-a. as'-oucp-o-? • TravoupYos Hesych. Tts-id-o-? 'Oberkleid, Umwurf, Decke, Darmfell3, wol zu TrsXXa c Haut, Leder 3 usXp-a c Sohle am Fuss oder Schuh'. Lat. me-mor : vgl. gr. [xep-p.ep-0-? 'merkwiirdig, entsetzlich 3 und ai. perf. sa-smara (Osthoff Paul-Br. Beitr. V I I I 549 £). fe-br-i-s, wol zu ai. bhur-d-ti cist unruhig, zuckt 3 . sed-es aus *se-zd-, W. sed-, vgl. I § 314 Anm. S. 255. Ahd. zittar-oh ags. teter c flechtenartiger Ausschlag3, urgerm. *te-tr-u- : ai. da-dr-u- lit. de-der-vine c flechtenartiger Ausschlag3, vgl. lat. der-b-iosu-s u. s. w. nach 1 S. 90. Lit. te-tervina-s c B i r k h a W aksl. te-trevi 'Fasan 1 . gr. TSxpi.^ Ts-Tpal Ts-ipawv eine Art Huhn, vgl. auch ai. ti-ttiri-s tittird-s 'Rebhuhn'. Aksl. pe-pelu (neben po-pelu) 'Asche1, vgl. cech. pld-pol c Flamme J . Lit. te-td aksl. te-ta c Tante, Muhme 3 : rs-T-a ^aterchen 3 , vgl. ai. ta-td-s Anrede der Eltern an den Sohn und umgekehrt, lat. ta-ta, lit. te-ti-s 'Vaterchen'. 3. Wieder andere Bildungen von consonantisch anlautenden Wurzeln stellen sich hinsichtlich der Gestalt der Reduplication den verbalen Formen wie gr. 7-OT»]-[U mit idg. i zur Seite und hatten zum Theil sicher mit diesen directen Zusammenhang. Im Ganzen sind diese Formen aber selten. Als ein uridg. Beispiel darf wol gelten ai. si-Ur-a-s c Kiihle, Frost; kiihl 1 (Gf. *ki-kll-o-), mit dem Bugge (Arkiv for nord. filol. I I 355) aisl. hela f. cReif3 aus urgerm. *yj-yl-on verbindet. Gehoren auch ai. si-$u-s c Junges, Kind' und gr. xT-xu-? 'Starke' enger zusammen (zu ai. svd- 'anschwellen 1 , gr. xosw)? Ai. ci-Ht- Verstehend, kundig 1 , vgl. praes. cihet-ti. U-say-d-s 'antreibend 1 . si-sndtha-s cAngriffJ. ci-kur-a-s c Haupthaar 3 , zu lat. cirrus''. Gr. u-&YjV7] Tt'--r&7j c Amme J TI'-T&O-; c Mutterbrust 3 ,
'Mutterbrust 3 .
zu &TJ-XT]
(3(-[Baai? eine Art T a n z (spat), zu |3i-[JaCa>.
i-ard-s
§ 52.]
Reduplicierte Nominalbilducgen.
93
c
Webebaum, Mastbaum3, zu I-OTV)-[U. t-a^i] cGeschrei3 zu t-a^iu *F'--fa-X<3)- Si-Sa^i] c Lehre J zu 6i-8daxu> (zum i vgl. §s-8ioaxa). yi-yap-To-v c Kem der Weinbeere3, zu lat. gra-nu-m. Anm.
Bei Ti-9ii(AaXo-; cWolfsmilch', TI-TU6-5 ein Riese (vgl. ai. tii-tu-
md-s 'kraftig') u. ahnl. ist unsicher, ob nicht i aus u hervorgegangen war, wie in itt-vu-xo-c, s. I § 48 S. 42.
Lat. qui-squil-iae, zu gr. xo-oxuX-jidxia cLederschnitzel3. cicer, wol zu ai. kar-kar-a-s gr. xap-xap-o-s (Hesych) chart3. ciconia, praenest. conia. ci-cind-ela, zu candeo. Ahd. ji-faltra (fl-faltraf vgl. mhd. vi-valter) as.Ji-foldara 3 aisl. fi-frildi 'Schmetterling . Ahd. wi-wint 'Wirbelwind3, zu einem Pr'asens ^i-ue-mtf Ahd. wiumman 'wimmeln 3 aus *wiwimman (Kogel LiteratuTbl. f. germ, und rom. Phil. 1887 n. 3). 4. Auch die Formen von sonantisch anlautenden Wurzeln haben gleichartige verbale Heduplicationsbildungen zur Seite. Ai. ul-ul-i-s 'ululabilis 3 oder 'ululatus 3 , gr. oX-oA-u-? 'Heuler, weibischer Mensch' SX-OX-UYT] c Geheul, Klagegeschrei5, lat. ulul-a ^avizchen'; vgl. auch ai. ar-ar-e Interjection des hastigen Rufens, gr. dor. aX-aX-a 'Schlachtgeschrei3, nbulg. ol-el-e Interjection des Klagens. Ai. ved. viy-an-al-i-s 'durchdringend 3 , gr. Tto8-7]V-sx-7j? cbis zu den Fiissen reichend3, zu ai. perf. an-qs-a gr. ev-Eyx-Eiv; gr. -sx- in TTOS-T^V-EX-TJ; U. a. wol fur lautgesetzliches -ax- = -$k- im "Anschluss an -spc-. Ai. ar-ar-i-s ar-ar-d-s "Turnugel3, wol zu ar- cauf etwas geraten, sich einfiigen3 gr. dp-ap-ioxe cfiigte an3, al-is-iiu-s c 3 c 3 hungrig zum Desiderativ ds-ii-isati er will essen . Gr. dx-ax-ia 'Akazie' dx-wx-Y] cSpitze, Schneide3, zu ax-avo-c 'Dorn' part. dx-a)(-|jivo-<; 'zugespitzt3. dX-dXayE • 7j •nlavr, Hesych, zu dX-dojxai cschweife umher3. aY-ayupniV • dyiipT7jv Hesych, vgl. Ttav-Tj-yopi-; 'allgemeine Versammlung 3 . a*(-
94
Reduplicierte Nominalbildungen.
[§ 52—54.
Lat. up-up-a c Wiedehopf J : gi. du-acp-d-s und ejc-o<|/. Der Vocalismus diesei Worter ist, wie es scheint, von analogischen Einfliissen nicht unberiihrt geblieben: diratpd-? wol an Thiernamen auf -<x<po-s (§ 78), eirot|> an die Adj. auf -o<{* wie a!6-o<|* angeschlossen. 53. C l a s s s e II. Diese Kategorie ist spailich vertreten, und obwol es an sich sehi wol denkbar ware, dass sie beieits in derjenigen Periode der indogeimanischen Urgemeinschaft aufkam, in welcher Stammcomposita wie ai. dvi-pad- gx. 8t~o3- entstanden waren (§ 10. 11. S. 21 ff.), so scheinen doeh alle vorkommenden Beispiele auf jiingerer Umbildung von doppelt gesetzten Casusformen (Classe III) zu beruhen. Letzteres ware derselbe Process, den wir fiir die beiordnenden Stammcomposita wie ai. parjdnya-vata angenommen haben (§ 49 S. 86), denen unsere Reduplicationsformen auch ihrer Function nach am nachsten stehen. Ai. uttarottara-s aus *utara-utara-s cstets zunehmend 3 uttarottara-m adv. c immer hoher und hoher'. sukha-sukhena instr. c ganz gerne' (Panini). purva-purva-s cder je friihere, der je vorangehende', supeil. purvapurvatama-s, dafiir ved. pUrva-spurva-s. ekaika-s c jedesmal einer 3 aus *aika-a{ka-s, comp. ekaikatara-s, dafiir ved. eka-eka-s = *eko-eka-s, urar. *aika-s-aika-s (I § 556 S. 413, § 647 S. 493). Armen. mec-a-mec csehr gross1 car-a-car csehr iibel, mit demselben -a- wie z. B. dr-a-kic § 28 S. 43 f. Das -a- wiirde der Annahme nicht im Wege stehen, dass der erste Theil urspriinglich Casusform war, s. a. O. S. 44 unter Cl. IV. Gr. spat. auT-aoTo-? im Sinne von (XUTO'T«TO? und von lat. ipsimus ipsissimus, vgl. ahd. selb-selbo § 54. Aus dem Keltischen hierher wol air. al-aile calius3, woraus durch Dissimilation ar-aile hervorging, auch cymr. ar-all (Zeuss 2 359. 402); vgl. auch die Form alaaili sowie indala n-ai bei Zeuss p. 360 54. C l a s s e III. Man darf annehmen, dass dieser Typus aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft stammte. In wie weit aber die hierher gehorigen Formen der einzelnen idg. Sprachen
§ 54.]
Reduplicierte Nominalbildungen.
95
nur analogische Nachbildungen alterer fertiger Musterformen und in wie weit sie unmittelbar aus einer Wiederholung erwachsen waren, bei der das einzelne Wort seine voile Selbststandigkeit gehabt hatte (z. B. armes armes kind), ist schwer zu sagen. Gelegenheit zur spontanen Entstehung solcher Geminationsformen war in alien Sprachen in den verschiedensten Perioden vorhanden. Ubrigens mag auch hier noch einmal (s. § 6 S. 11 f.) bemerkt werden, dass die Grenzen zwischen zweimal gesetztem Worte (wie lat. me me, Vergil Aen. IX 427) und einheitlichem Worte [mSme, tite, sSse) fliessend sind. Ai. tvq-tvam cdu3, verstarktes tvdm, lat. me-me te-te se-se, mcymr. mi-vi aus *mi-mi, verstarktes mi cich3, ti-di aus *ti-ti, verstarktes ti cduJ, ni-ni verstarktes ni cwir3. Ai. ydd-yad cwas auch immer3 ydthd-yathd Svie auch immer3, wie lat. quid-quid qua-qud quantus-quantus. Vgl. auch ai. prd-pra und gr. TrpdTipo (homer. •Kpo7rpo-xoXt'voo|j.ai; cfort und fort, immer vorwarts3*). Im Altindischen haufig Doppelungen wie dhar-ahar cTag fiir Tag3, pade-pade fSchritt fur Schritt, bei jedem Schritt', pdtne-dame cin jedem Haus3, priyd-s-priya-s csehr lieb3. Gr. Trdt(ji-7:av cganz und gar' : vgl. ai. sdsvacchasvat cfort und fort, stets aufs neue* aus *sdsvat-sasvat (I § 352 S. 276); sd-svant- = gr. a-^av~- s. I § 166 S. 148, § 384 S. 292. Im Lat. nur jene pronominalen Formen wie me-me, quisquis und das Adv. jam-jam, ips-ipsus (aus *ips(e) ipse) ist unsicher (Wolfflin Gemin. S. 472). Neu erwuchsen in jiingerer Zeit solche wie franz. bon-bon 'Naschwerk3 jou-jou 'Spielzeug3; ital. tututto cganz und gar3 aus *tuto-tuto [tutto tutto) in Folge syllabischer Dissimilation (I § 643 S. 483 £). Nir. mor-mJior cgreat, chief, principal1. Ncymr. mwy-vtvy c mehr und mehT3 givell-well cbesser und besser3. Ahd. selb-selbo cidem ipse3. Nhd. dial, all-all cfertig, zu 1) Die Zusammenstellung von ai. sa-sam 'zusammen' und nbulg. su-s russ. so-s 'mit' ist gewisa ungerechtfertigt. Letzteres halte ioh fur erne Contaminationsbildung, die durch die lautliche Verundeutlichung des in gewissen Stellungen zu s gewordenen urslav. su hervorgerufen war. Entsprechend nbulg. vti-v cin'. Sieh Verf. Morph. Unters. I l l 71.
96
Nomina mit stammbildenden Suffixen. Allgemeines.
[§ 54—55.
Ende5 we-we (iheinfr., d. i. weh-weh) n. 'kleine Wunde'. Vgl. auch ahd. so-so verstarktes so 'so3 (vermutlich instr. von *suo-). Lit. ji-ji jo-jo neben jl 'eum5 jo cem& u. dgl. Nomina mit stammbildenden Suffixen1). Allgemeines. 55. Zwischen wurzelhaftem Worttheil und den stammbildenden Suffixen ist, wie bereits I S. 17 £ II S. 3 ff. bemerkt wurde, eine scharfe Grenze nicht zu ziehen. Die Elemente, 1) Ausser auf Bopp's Vergleich. Gramm. Ill, Schleicher's Compend. und auf die einzelsprachlichen Grammatiken von W h i t n e y (Ind. Gr.), S p i e g e l (Abaktr. Gr. und Apere. Keilinschr.), J u s t i (Hdb. der Zendspr.), Leo M e y e r (Vergl. Gramm. der gr. und lat. Spr. II), K u h n e r (Ausf. Gramm. d. gr. Spr. I und Auef. Gramm. d. lat. Spr. I), P ezzi (La lingua greca antica), Z e u s s (Gr. Celt.), Grimm (D. Gr. II. Ill), S c h l e i c h e r (Lit. Gr.;, K u r s c h a t (Gr. d. lit. Spr.) und M i k l o s i c h (Vergl. Gr. II) ist hier auf folgende Arbeiten zu verweisen: G. M e y e r Zur Geschiehte der indogerman. Stammbildung und Declination, Leipz. 1875. K. B r u g m a n n Zur Geschiehte der Nominalsuffixe -as-, -jas- und -vas-, Kuhn's Ztschr. XXIV 1 if. F. W e i h r i c h De gradibus comparationum linguarum Sanecritae Graecae Latinae Gothicae, Gies. 1869. H. C o l l i t z Die Flexion der Nomina mit dreifacher Stammabstufung im Altind. und im Griech., Bezzenberger's Beitr. X 1 ff. G. M e y e r Beitr. zur Stammbildungslehre des Griech. und Lat., Curtius' Stud. V. H. E b e l Starke und sehwache Formen griechischer und lateinischer Nomina, Kuhn's Ztschr. I 289ff. E. F o r s t e m a n n De comparativis et superlativis 1. Graecae et Latinae, Nordh. 1844. Th. J. G o n n e t Degr6s de signification en grec et en latin d'apres les principes de la grammaire comparee, Paris 1876. L. Schwabe De deminutivis Graecis et Latinis, Giss. 1859. A. L e s k i e n Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen, Leipz. 1876. — B. L i n d n e r Altind. Nominalbildung, Jena 1878. Chr. B a r t h o l o m a e Zur arischen Flexion der Stamme auf -r, -n, -in, -j, -v, Arische Forschungen I 25 ff. — G. C u r t i u s De nominum Graecorum formatione linguarum cognatarum ratione habita, Berol. 1842. Chr. A. L o b e c k Paralipomena grammaticae Graecae, 2 Bde., Lips. 1837, Pathologiae sermonis Graeci prolegomena, Lips. 1843. F. Stolz Beitrage zur Declination der griech. Nomina, Innsbr. 1880. K r e t s c h m a r Bildung der Comparationsformen der griech. Sprache, Bromberg 1842. K. W. G o t t l i n g De gradibus comparationis Gr. linguae, Jen. 1852. J. La Roche Die Comparation in der griech. Sprache, Linz 1SS4. — H. Diintzer Die Lehre von der latein. Wortbildung und Composition, Koln 1836. G. Miiller De linguae Lat. deminutivis, Lips. 1865. Kessler Die lat. Deminutiva, Hildburgh. 1869. W. C o r s s e n Uber die Steigerungsund Vergleichungsendungen im Lateinischen und in den italisehen Dialekten,
§ 55—56.] Nomina mit stammbildenden Suffixen. AUgemeines.
97
die wir hier als Stammbildungssuffixe behandeln, mogen zum Theil urspriinglich den Auslaut von Wurzeln d. h. von nicht durch Zusammensetzung entstandenen Wortformen, gebildet haben, und zwar entweder so, dass sie ihrem ganzen Lautkbrper nach, oder so, dass nur ihr Anfangstheil zur Wurzel gehorte. Auf Vermutungen dariiber, welche von den idg. Suffixen im Einzelnen solchen Ursprungs seien, lassen wir uns nicht ein. Wii behandeln im Folgenden nur die Geschichte solcher Suffixe, die bereits als fertige Suffixe in das Einzelleben der idg. Sprachen hereinkamen. 56. Viele ihrer Bedeutung nach einheitliche Stammbildungssuffixe lassen sich in mehrere Bestandtheile zerlegen, z. B. -tro- in -tr—|—o~, vgl. ai. ari-tra- m. n. 'Ruder3 neben ari-tar- ari-tr- m. 'Ruderer5 (§ 62), -isto- in -is—|—to-, vgl. ai. ndv-istha- 'novissimus3 neben ndv-yas- 'novior3 (§ 81). Solche zusammengesetzte Suffixe sehen wir in jiingeren Sprachperioden hauptsachlich auf drei Arten entstehen. E i n m a l dadurch, dass ein Wort oder eine Wortkategorie in eine andre Declinationsclasse hiniibergefiihrt wird. Das Stammbildungssuffix erhalt dann einen Zuwachs in der Richtung nach clem Wortende zu. Diese Stammerweitemng kam meistens infolge davon zu Stande, dass zwei Declinationsclassen sich in einer oder mehreren Formen beriihrten; solche BeKuhn's Ztschr. I l l 241ff.— Wh. Stokes Bemerkungen fiber die irischen Declinationen, Kuhn-Schleicher's Beitr. I 333ff.448 ff. Ders. Celtic declension, Transactions of the Philol. Society for 1885 und in Bezzenberger's Beitr. XI 64ff. — Th. J a c o b i Untersuchungen fiber die Bildung der Nomina in den german. Sprachen, Breslau 1847. F. K l u g e Nominale Stammbildungslehre der altgerman. Dialekte, Halle 1886. G. B u r g h a u s e r German. Nominalflexion, Wien 1888. K. von B a h d e r Die Verbalabstracta in den german. Sprachen, Halle 1880. L. S f i t t e r l i n Geschichte der nomina agentis im German., Strassb. 1SS7. — A. L e s k i e n Spuren der stammabstufenden Declination im Slavischen und Litauischen, Archiv f. slav. Philol. I l l 108 ff. C. P a u l i Preussische Fonnlehre, Kuhn-Schleicher's Beitr. VII 155ff. A r b e i t e n , die ein e i n z e l n e s Suffix b e h a n d e l n , w e r d e n u n t e n b e i den einzelnen Suffixen genannt werden. Vgl. auch die Literaturangaben zur Casusbildungslehre. Brugmann, Grtmdriss. II.
'
98
Nomina mit stammbildenden Suffixen. Allgemeines.
[§ 56.
riihrungspunkte veranlassten analogische Neubildungen. So beiuht z. B. das av. Participialsuffix -ant-a- (nom. sg. baranto, gen. barantahe) darauf, dass der Accusativausgang -em {barantem : vgl. gr.
§ 56—57.]
Nomina mit stammbildenden Suffixen. Allgemeines.
99
schenweise3 (daneben purusa-tva- und purusd-ta-), das lat. -n-eoin Stoffadjectiva wie aeneu-s populneu-s (daneben aenus populnu-s und aereu-s populeu-s) u. a. Dass in der zweiten und der dritten Weise auch bereits in uiidg. Zeit zusammengesetzte Suffixe zu Stande kamen, daif unbedenklich angenommen werden. Dorthin gehort z. B. -nl- neben -I- in *pot-ni- cHerrinD (ai. patni gr. irorvia), das von solchen Formen wie *teksn-i- (ai. taksm- gr. xexraiva), dem Femin. zu *tehson- cZimmermann3 (ai. taksan- gr. TSXTUJV), ausging (§ 110). H i e r h i n das Superlativsuffix -t-mmo- (§ 73), das Abstractsuffix -ta-ti- (§ 102) u. a. 57. Welches die Grundbedeutung eines nominalstammbildenden Suffixes gewesen sei, lasst sich nur dann sagen, wenn dasselbe erst in der Zeit der einzelsprachlichen Entwicklung zum Suffix wurde, z. B. bei nhd. -lich, franz. -ment. Von den uridg. Suffixen ist uns die etymologische Herkunft verborgen, daher auch ihre Grundbedeutung. Urn festen Boden unter den Fiissen zu behalten, werden wir uns darauf beschranken, zu constatieren, in welchen Fallen und in welcher Weise diese Suffixe zur Zeit der Auflosung der idg. Urgemeinschaft verwendet wurden, und hiervon als von dem in letzter Instanz mit einiger Sicherheit Erreichbaren ausgehen. Wird ein Suffix productiv, so ist die Bichtung, welche seine Bedeutungsgeschichte nimmt, oft nicht duTch den ihm als solchem von Anfang an inne wohnenden Begriff bestimmt, sondern durch die Bedeutung des ganzen Wortes oder der ganzen Worter, in Ankniipfung an welche die Neubildungen geschehen. Wir heben diesen Punkt hier darum hervor, weil er in Absicht auf die Feststellung der urspriinglichen Bedeutung der uridg. Suffixe oft nicht geniigend beachtet wird und mit zeigen kann, wie schwierig diese Feststellung ist. Wenn z. B. im Latein juven-ta cJugendalter3 (got. junda, gGf. *iuun-ta) zur Bildung von senec-ta cGreisenalter", septentrion-alis cn6rdlichD zur Bildung von mendionalis ""sudlich' den Anstoss gab, wenn im Ags. aif-en "Abend3 nach mor$-en, umgekehrt im Nhd. dialektisch morg-end nach abend, im Ahd.
100
Nomina mit stammbildenden Suffixen. Allgemeines.
[§ 57.
Mef-altra cHagebuttenstrauch3 (zu hiufo), ma^-altra cMassholderbaum3 nach affal-tra aphol-tra 'Apfelbaum3 oder im Griechischen zaup-aiva (fern, zu xairpo-s 'Eber3), Xtix-aiva (fern, zu Auzo-c 'Wolf') nach Isouva cLowin3 (aus ^s/av-ia) geschaffen wurden, so haben wir es hier mit Ansatzen zu Suffixen zur Bezeichnung des Lebensalters (lat. -to-), der Himmelsrichtung (lat. -idnali-), der Tageszeit (ags. -en) u. s. w. zu thun. Etwas reichere Ausbildung zeigt z. B. -uo- (§ 64) im Lat. und German, als Farbnamensuffix, lat. helvo-s, gilvo-s, fulvo-s, furvo-s, fiavo-s (?), ahd. gelo cgelb3, salo cschwarz, schmutzig3, falo 'fahl3, ags. baso 'purpurn3, aisl. hqss 'grau3, ahd. grdo cgrau5 u. a. (Kluge Nom. Stammb. 81), denen vielleicht nur *ghel-uo- (lat. helvo-s ahd. gelo) und *pol-uo- (ahd. falo aksl. plavu) zu Grunde lagen. Vgl. ferner das gr. -acpo- als Suffix fur Thiernamen, § 78. Wie nun in alien diesen Fallen die specielle Function des Suffixes etwas Secundares, nicht aus seiner Grundbedeutung Entwickeltes ist, so beruht es sicher auch nur auf einer secundaren analogischen Fortwucherung, dass -en- schon in der idg. Urzeit so oft in den Namen von Korpertheilen wiederkehrte, wie im Namen des Kopfes (ai. slrs-dn-, gr. ajitpi'-zpavo? czweikopfigJ, aisl. hjarse), des Auges (ai. aks-dn- got. dug-an-, vgl. I § 444 Anm. 3 S. 333), des Ohres (got. clus-an-, gr. OU<XT- aus *oua-at*ous-n-t-) u. s. w., s. § 114. Und so wird manche Function von uridg. Suffixen, ohne dass es sich bestimmt nachweisen lasst, auf einer analogischen Ausbreitung beruhen, bei der die dem Suffix an und fur sich urspriinglich innewohnende Bedeutung gar keine Rolle spielte. Anm. So ist mir auch wahrsoheinlich, dass die Function des Suffixes -a-, weibliche Wesen zu bezeichnen (z. B. idg. *ehua- 'Stute': ai. dsva- lat. equa lit. aszva), nicht aus der Grundbedeutung dieses Suffixes floss, sondern darauf beruht, dass eines oder einige wenige Worter auf a, in denen das weibliche Geschlecht, gleichwie bei dem Worte *mater- 'Mutter' (ai. mats u. s. f.), schon durch den wurzelhaften Theil gegeben war, etwa *gna- *gnna* genii- fWeib' (ai. gna- u. s. w., s. I § 428 S. 317. 319. § 437 S. 327) °und 'mama- 'Mutter' (lat. mamma ahd. muoma lit. moina u. s. w.), dera Suffix die speciellere Function, den Sinn des weiblichen Geschlechtes zubrachten und dann die Neubildungen wie *ekua- neben *ekua- nach sich zogen. Wenn Dinge, deren Namen ein d-Suffix zeigt und die mit dem animaliechen Ge-
§ 57—5S.]
Nomina mit stanimbildenden Suffixen. Allgemeines.
101
schlecht nichts zu thun haben, in der Vorstellung des Volkes als weibliehe Wesen erscheinen, z. B. gr. osX^vr) 'Mond', so wird in der Regel von Haus aus nur 'grammatisches Genus' vorhanden und das «-Suffix, durch welches das Wort mit den Wortern wie *ekiia associiert war, der Anlass gewesen sein, dass man das in der Phantasie aufsteigende personliche Wesen als Weib und nicht als Mann dachte; wie umgekehrt z. B. die Griechen sioh den UTIVO; nur wegen der formalen Beziehung zu den Mannesnamen auf -o-c wie %e6i als mannliches Wesen vorstellten. Die Meinung, der Urmensch habe, mit einem wunderbaren Maass von Einbildungskraft begabt, so ziemlich alles Unbelebte und Unsinnliche nicht nur als Person iiberhaupt, sondern auch n a c h e i n e r b e s t i m m t e n S e i t e h i n s e x u a l i s i e r t angeschaut und daher stamme das ganze Nominalgesehleeht, diese Vorstellung sollte doch heutzutage abgethan sein. Vgl. Verfasser cDas Nominalgesehleeht in den indogerman. Sprachen', Techmer's Internation. Ztschr. f. allgem. Sprachwiss. IV S. 100 ff.
58. Nach dem Vorgange der indischen Grammatiker theilt man die nominalstammbildenden Suffixe ein in primare und secundare. Jene werden zu Ableitungen aus Wurzeln bez. verbalen Stammen, diese zu solchen aus nominalen Stammen gebraucht. So ist z. B. -tor- in den nom. pi. ai. da-tar-as gr. oiaTop-sc lat. da-tor-es 'Geber3, ai. jani-tar-as gr. Ysve-top-e? lat. geni-tdr-es cErzeuger3, ai. bodhayi-tar-as cErwecker' gr. iffyxop-c? cAnfiihrer' lat. ara-for-es 'Pfliiger3 ein primares, dagegen -i- in ai. vrk-l mhd. wttlpe cWolfinJ (zu ai. vrka-s mhd. wolf c Wolf°) und in ai. vidus-l gr. ?8oTa cdie wissende3 (zu masc. ai. vidvan gi. si8«i>? part. perf. von W. ueid- csehen, wissen3) ein secundares Suffix. Mitunter traten secundare Suffixe aueh an Casusformen an. z. B. -tero- in ai. uccais-tara- u. a., s. oben § 13 S. 28. Fur unsere entwicklungsgeschichtliche Darstellung der idg. Sprachen kann dieser Unterschied ein brauchbares Eintheilungsprineip nicht abgeben. Denn erstens ist es zum Mindesten sehr fraglich, ob jedes Suffix von Anfang nur eine von beiden Functionen hatte. Jedenfalls waren manche weitverbreitete Suffixe seit idg. Urzeit gegen diese Functionsverschiedenheit iiberhaupt indifferent, z. B. -io- -iio-, vgl. ai. yaj-ya-s Venerandus' gr. a^-io-? 'heilig' und ai. pitr-iya-s gr. naxp-io-s lat. patr-iu-s Viiterlich3. Sodann sehen wir haufig Suffixe, die zuerst entweder niir primar oder nur secundar waren, im Verlaufe ihrer
I02
Nominalsuffixe auf -o und -a. Allgemeines.
[§ 58—59.
Geschichte ihie Rolle wechseln (ausser den unten zur Sprache kommenden Fallen s. noch z. B. Whitney Ind. Gramm. § 1139 und Osthoff Verb, in der Nominalcomposition S. 116 ff.), und es scheint sich dieser Wandel zuweilen auch schon in der uridg. Sprachpeiiode vollzogen zu haben. Ein Beispiel fiir letzteres ist das Comparativsuffix -ies- -ties- -is- (§ 135), das, urspriinglich primar, bereits im Uridg., wie es scheint, secundik wurde, indem die mit ihm gebildeten Comparativformen neben denen des 'Positivs3 (vgl. ai. svhd-iyan gr. TjS-ttuv neben svad-u-s YJO-U-C) so empfunden wurden, als seien sie von diesen aus gebildet. (Ohne jeden Zweifel Secundarsuffix ist -ies- in jiingeren, einzelsprachlichen Bildungen wie ai. brdhm-iyan von brah-mdn-, lat. amic-ior von amlcu-s.) I. Suffixe auf -o und -a. 59. Bei den o-Suffixen zeigt sich gleichmassig der Ablaut o : e (e-Reihe, I § 311—314)1). o z. B. im nom. ace. sg., -o-s, -o-m. e im sg. voc. -e, gen. -e-sio, instr. -e, loc. -e-i, in den letzten drei Casus auch o : -o-sio, -5, -o-i, Daneben ist auch c tonlose Tiefstufenform', ganzlicher Schwund des Suffixes, anzunehmen, falls der urbalt.-slav. gen. (abl.) *mlqad cdes Wolfes^ (lit. vilko aksl. vluka) ein Suffix -ad und der nom. ace. pi. neutr. *juqa (ved. yuga) ein Suffix -a enthalt (s. I § 113 Anm. S. 107. S. 109 Fussn. 1), falls die Weiterbildungen wie *efai-iio- 'equinus1 von *ekuo- 'eqwas einen lautgesetzlichen Verlust des Stammauslautes erfahren hatten (s. § 63 Anm. 3) und falls das -i- von lat. Cornel-i-s lit. med-i-s u. dgl. die Tiefstufengestalt von -ie- -iowar (s. § 63 zu Anfang). Der Zusammenhang dieser Abstufungsverhaltnisse mit der Betonung ist aus dem durch die Uberlieferung gebotenen Sprachmaterial wol nicht mehr nachzuweisen. 1) Da wir die Suffixe, deren Vocalismus sich in der e-Reihe bewegt, in der e-Form zu nennen pflegen {-es- -ter- etc.), so hatten -w'u folgerichtig von Suffix -e—ie—tie- u. s. w. statt von Suffix -o- -jp—uo- u. s. w. zu sprechen. Da es sich aber hier um etwas an und fur sich wenig Erhebliches handelt, wollten wir den stehenden Gebrauch nicht verlassen und begniigen uns damit, aiif jene Inconsequenz aufmerksam gemacht zu haben.
§ 59.]
Nominalsuffixe auf -o und -a. Allgemeines.
103
Doch hindert nichts anzunehmen, dass urspriinglich e in haupttoniger, o in der Silbe nach dem Hauptton stand, wahrend die Casussuffixe -ad und -a ihrerseits den Hauptton hatten (vgl. I § 311 S. 251). Durch mancherlei Neubildungen wurden dann diese lautgesetzlichen Verhaltnisse verdunkelt. Die a-Suffixe zeigen den Ablaut a : a (a-Keihe, I § 318). a z. B. im nom. ace. sg., -a, -a-m. a im voe. sg. -a, nom. ace. du. -a-i, vgl. auch instr. sg. ai. -aya aksl. -ojq. Daneben hat man vielleicht auch ctonlose Tiefstufenform3 in den Fallen wie gr. TIJA-IO-? von ti[A7] urgr. dor. ti-[j.d (s. § 63 Anm. 3). Auch hier zeigt die iiberlieferte Eetonung keine Verschiedenheiten, welche noch den uTspriinglichen Zusammenhang von Ablaut und Accentuation deutlicher erkennen lassen. Die o-Stamme waren zur Zeit der idg. Urgemeinschaft alle Masculina oder Neutra, die a-Stamme alle Feminina. Es bestand damals bereits die sogen. Motion substantivischer und adjectivischer o-Stamme, wie masc. *ekuo-s cPferd fern. *ekua 'Stute3 (ai. divas dsva lat. equo-s equa), masc. *rudhro-s fem. *rudhra neutr. *rudhro-m crot3 (ai. rudhird-s -ira -ird-m gr. spu&po-? -pa -po-v, lat. ruber rubra rubru-m aksl. rudru rildra rlidro)1). Die uridg. Genusunterschiede blieben nun in den einzelnen Sprachen nicht durchgehends bestehen. Eine Anzahl von oStammen wurden im Griechischen und Italischen zu Feminina, d. h. sie gingen mit Feminina attributive oder pradicative Verbindungen ein, wie gr. TJ 97)76?, poSoSdcxruXo? rjwc, lat. haec fagus, eine Neuerung, die auf verschiedenen Wegen zu Stande kam (s. A. It. Lange De substantivis femininis Graecis secundae declinationis, Lips. 1885). Umgekehrt wurden in den classischen Sprachen und im Slav.2) a-Stamme masculinisch, indem mit a gebildete Abstractworter zur Bezeichnung mannlicher Per1) Vgl. § 57 Anm. S. 100 f. und unsern dort genannten Aufsate iiber das Nominalgeschlecht. 2) Ed. Wolter Razyskanija po voprosu o grammaticeskom rodje, Petersburg 1882 (vgl. die Besprechung von H . Haupt, Berlin, philolog. Wochenschr. 1885 S. 312 ff.).
104
Nominalsuffix -o- -a-.
[§ 59—60.
sonen gebraucht wurden, wie gr. vsoivta- c Jiingling 3 urspriinglich c Jugend3, STYJ- rAngeh6'riger3 urspr. cAngeh6rigkeit3, lat. agri-cola 'Ackerbauer 3 urspr. c Ackerbebauung 3 , aksl. junoia c Jiingling 3 urspr. cJugend3. Im Litauischen nahmen die substantivischen neutralen St'amme auf -o im nom. ace. die masculinische Form an. z. B. nom. sg. dr-Ma-s cPflug3 neben gr. apo-xpo-v u. s. w. Die o- und die a-Stamme maehen im Indogermanischen die verbreitetste Declinationsclasse aus. Grossere Einbusse fand nur im Armenischen und im Germanischen statt : dort starb die a-Declination, wie es scheint, iiberhaupt aus, hier wurden viele o- und 5-Stamme in die w-Declination iibergefiihrt (§112 fT.). 60. S u f f i x -o- -a- 1 ). Der Gebrauch der Suffixe -o- und -a- war seit uridg. Zeiten ein sehr mannigfaltiger. Abgesehen von der Verwendung zur Bezeichnung des natiirlichen Geschlechtes hebe ich hervor: 1. die Wurzelabstracta (nomina actionis) mit -o- (Accent meist auf der Wurzelsilbe), z. B. *§6n-o- cdas Erzeugen, Entstehen 3 ai. jdna-m 'Geburt, Ursprung 3 gr. yovo-<; cGeburt3, dann auch concret 'Nachkommenschaft3, gr. y^p6\L-o-c 'Gerausch, Gebrumm, Gewieher 3 aksl. grom-u cDonner3, got. ga-fah-s m. c Fang 3 (Gf. *pdnko-s) dragk n. c Trank 3 ; 2. die nomina agentis mit -o- (Accent meist auf dem Suffix), z. B. *tor-6- cwer durchdringt 3 ai. tara-s gr. xopo'-s, lat. procu-s cFreier3 (zu precari), got. piufs, gen. piubis, c Dieb3 (Gf. *teupo-s); 3. die Wurzelabstracta (nomina actionis) mit -a-, z. B. gr. cpoy-vj lat. fug-a 'Flucht 3 , gr. [3AT])(-T] cGeblok, Geschrei3 ahd. chlag-a cKlage3, ai. bhid-a cSpaltung3, got. bid-a c Bitte, Gebet3. Adjectivische Motion, z. B. masc. *neu-o-s neutr. *neu-o-m fern. *neu-d : ai. ndva-s ndva-tn ndva, gr. vso-s vso-v via, lat. novo-s novo-m nova, aksl. novu novo nova.
In den meisten idg. Sprachen wurden mehr oder minder haufig Nicht-o-stamme und Nicht-a-stamme, z. B. Stamme auf Verschlusslaute, in die o-, bez. o-Declination iibergefiihrt, ohne 1) H. Z i m m e i Die Nominalsuffixe a und a in den german. Sprachen, Strassburg 1876. F. M i k l o s i c h Das Suffix -u im Altslovenischen, KuhnSchleicher's Beitr. I 222 ff. 273 ff.
§ 60.]
Nominalsuffix -o- -«-.
] 05
dass hiermit eine Bedeutungsmodification verkniipft war. Der Anlass konnte ein sehr verschiedener sein, er konnte in der ausseren und in der inneren Sprachform liegen. In jener lag er z. B., wenn der ai. ace. dant-am (St. ddnt- cZahn3) einen nom. ddnta-s nach sich zog (vgl. S. 106), oder wenn der gr. nom. ace. neutr. xapa cKopf3 (aus *x<xpaa-a, ein Neutrum wie aXsi
\ Q6 c
Nominalsuffix -o—«-.
[§ 60.
Lage, Sitz, Besitz3, lat. nidus, air. net ahd. nest 'Nest3, idg. *ni-zd-6-s 'Niederlassungsort3. Ai. meh-a- n. 'Urin3 av. gaomaez-a- n. cUrin des Rindes3. Ai. pad-d-m 'Standort, Ort, Stelle3: gr. TTSS-O-V cBoden, Feld3, lat. Ped-u-m, oppid-u-m. Ai. jy-aa,v.jy-a- 'Bogensehne3: lit. giy-a 'Faden3. Ai. Jatdgh-a- 'oberer Fuss3: vgl. lit. pra-zang-a 'Ubertretung3 (W. ghetdgh-). Ai. mud-a'Freude3. Av. derez-a- 'Biindel, Korb'. Adject, ai. dirgh-d-s -d-m -
§ 60.]
Nominalsuffix -o- -a-.
1 07
lich3 von kavi-s cKonig3, temcmh-a- 'dunkel' {-rah- aus -s-, s. I § 558 S. 416) von temah- TDunkelheit3 (vgl. ai. tamas-a- von tdmas-), airyav-a- 'Nachkomme des Airyu-3. Obwol unermittelt ist, von welchen Formen im Einzelnen diese ar. Nominalkategorie ausging und woher die auch sonst in der secundaren Nominalbildung (vgl. § 93) auftretende Vriddhierung stammt, so darf doch so viel als wahrscheinlich hingestellt werden, dass diese Stammclasse bei solchen o-Stammen ihien Anfang nahm, welche eine Bedeutungsmodification von ahnlicher Art wie die mutierten Composita (s. § 50) erlitten hatten, und dass in Nachahmung dieser o-Stamme dann auch anderen Stammen -o- angefiigt wurde. Zur Ausbreitung des o-Suffixes wirkte das Bestieben mit, die adjectivische Motion zu erleichtern, und man hat eine unverkennbare Parallele bei den Schlussgliedern der Composita: man vergleiche -tamas-a- zu tdmas- cDunkelheit3, -dsman-a- zu dsman- 'Stein3, -bhruv-a- zu bhrti- cAugenbraue3, besonders aber die Falle wie dalaidguld-m cLange von zehn Fingern3 zu cmgidi-s 'Finger3 (Whitney Ind. Gr. § 1315 b), die sich den Bildungen wie nairrtd- czu nirrti- gehorig* zur Seite stellen. Anm. 1. Vgl. von B r a d k e Uber die Vrddhi in der seeundaren Nominalbildung, Ztschr. der deutsch. morgenland. Gesellsch. XL 361 ff. — Der Gedanke, dass lat. ovo-m c Ei' als cdas vom Vogel Herkommende' in gleicher Weise zu avis gehore, leuchtet nicht ein. Eher dtirften die Falle wie gr. •?]vefj.
handene Doppelformen mit verschiedener Ablautstufe in der Wurzelsilbe wiirden im Arischen in den Dienst der Bedeutungsunterscheidung gezogen, im Griechischen aber einem rhythmiechen Princip unterstellt. Beiderseits handelt es sich darum, die altesten Formen, welche Muster fiir die ganze Kategorie wurden, herauszufinden.
Armenisch. orb, gen. orbo-y, cWaise3: lat. orbu-s, gr. opepopoTTjC 'Waisenpfleger3. gore, gen. gorco-y cWerk3: av. varez-a~ m. 'Wirken3, gr. ep-/o-v ahd. were n. 'Werk3. Adj. Jiin, gen. hn-o-y, c alt3: ai. sdn-a-s gr. sv-o-? air. sen lit. sen-a-s c alt. Die a-Declination ging, wie bereits § 59 S. 104 bemerkt wurde, verloren. Griechisch. <pr/7-6-? cEiche3: lat. fdg-u-s TBuche3. otx-o-c 'Haus 3 : lat. vic-u-s. Trop-o-? cdas Durchdringen, Durchgang, Gang5
108
Nominalsuffix -o- -a-.
[§ 60.
Tiop-o-; 'durchdringend 3 (oSoiTiopo? aus *68oi-iropo-s, I § 676 S. 545 f.) : ai. par-a- cdas Uberschiffen3 pdr-d-s 'iibersetzend 3 ; To'jx-o-? 'Schnitt 3 TO[I-6-C c schneidend, scharf3; <xy-6-; 'Fiihrer 3 : ai. aj-d-s 'Treiber 3 . £oy-6-v 'Joch 3 : ai. yug-d-m. TrAr^y-r] 'Schlag 3 : lat. plag-a. po7] korkyr. phofu 'Flut 3 zu psu> : lit. srav-d cdas Fliessen, Bluten 3 . aTtooS-vj 'Eifer 3 zu OTTSUSU). <pop[3-7) 'Nahrung 3 zu cpsp^io. Adject. W(JI-6-? U)|JL-O-V w[i.-7] croh3 : ai. am-d-s -d-m -a cioh3. Beachte: Aeto? 'A^olk3 aus Xa(/)-o-? (Aa/o-zo/tov von Priscian iiberliefert) nach I § 611 S. 464. Otters Ubertragung des Ausgangs von o-Casus auf andie Stammclassen, wie -ouv in TTOS-OTIV -olv, -OIC in TTOO-OI? fiir iroat, -ou in TOATT-OO.
Italisch. Lat. popul-u-s popl-u-s. umbr. popl-o-m ace. populum3. Lat. dol-u-s osk. dolud abl. ^olo 3 : gr. SdA-o-? cList3. Lat. dom-u-s : gr. 86[i-o-? cHaus3. Lat. unc-u-s : ai. cmk-d-s 'Haken', gr. oyx-o-? cBug, Haken, Umfang3. Lat. for-u-m, umbr. furo 'forum3 : ai. dvar-a-m cTor, Eingang, Ausgang3 (d- statt dh- s. I § 480 S. 356), aksl. dvor-u m. cHo£3. Osk. ter-o-rn cterra, territorium3. Lat.porc-a, fem. zuporc-u-s, umbr. purk-aj9orc-a 'porcas3. Lat. lump-a [lymph-a, vgl. I S. 43 Fussn. 1), osk. Diump-ais cNymphis\ Lat. deiv-a div-a (fem. zu deiv-o-s), osk. deiv-ai dat. rdivae3. Lat. lir-a cFurche, Ackerbeet zwischen zwei Furchen3 : ahd. wagan-leis-a cWagenspur, Geleise3 aksl. Uch-a 'Ackerbeet3. Hierher gehoren auch die umbr.-samn. Infinitive auf -o-m, wie umbr. erom osk. ezum cesse3, umbr. a-ferum a-fero ccircumferre3, osk. deicum 'dicere3 moltaum cmultare3 (vgl. § 156). Adject, lat. rob-u-s -u-m -a, umbr. ace. pi. masc. rof-u 'rufos3 fem. rof-a crufas3: got. rdup-s rdup rdud-a crot3. Altirisch. Masc. dia, gen.de, cGott3 urkelt. *deiu-o-s : ai. dev-d-s lat. deiv-o-s deu-s (I § 172 S. 153 f.) lit. dev-a-s cGott3, vgl. ai. div- gr. Aif- cHimmel, Himmelsgott3. ore 'Schwein3: gr. Tvopx-o-c lat. porc-u-s ahd. farh farah lit. parsz-a-s 'Schwein, Ferkel3. Air. at-trab n- mir. ait-treb n- 'Besitztum, Wohnsitz3: wol zu got. paurp 'Acker, Land3 ahd. dorf 'Dorf3. Fem. ben, c
§ 60.]
•
Nominalsuffix -o- -a-.
109
gen. mn-a, 'Frau 3 : aksl. zen-a etc., s. o. S. 105. coss, pi. coss-a, 'Fuss3: lat. cox-a, ahd. halis-a 'Kniekehle3. ferg fere, gen. ferge, 'Zorn3: gr. Sp-^ 'Trieb, Eifer3. Adject, eaec^ m., caec/« w- n., caech f. 'blind3 : lat. caec~u-s -u-m -a, got. hdih-s hdih hdih-a 'einaugig3. og 'integer1, zu W. Germanisch. Got. sndiv-s ahd. sneo m. 'Schnee3 : lit. sneg-a-s aksl. sneg-u 'Schnee3, W. sneigh-. Got. dags ahd. tag m. 'Tag 3 : ai. ni-dagh-d-s 'heisse ZeitJ, lit. dag-a-s 'Ernte3. Ahd. teig aisl. deig m. 'Teig': ai. deh-a-s 'Korper3, gr. TOV^-O-C. 'Mauer3, W. dheigh- 'bestreichen, verkitten3. Aisl. draug-r m. 'Gespenst3: ai. drogh-a-s 'arglistige Schadigung3. Qoi.juk ahd.yoA n. 'Joch3: ai. yug-d-m etc. Got. dal ahd. tal n. 'Thai3: gr. &0A-0-? 'Kuppeldach3, aksl. dol-u 'Thai3. Got. ahv-a ahd. ah-a "Wasser3: lat. aqu-a. Got. gib-a ahd. geb-a 'Gabe3, zu got. giban 'geben3. Got. stdig-a 'Steig, Weg3, zu steigan 'steigen3. Adject, got. lagg-s lagg lagg-a ahd. lang 'lang3: lat. long-u-s -u-m -a. Got. liiif-s Uuf liub-a ahd. Hob clieb3 : aksl. ljub-u -o -a. Haung tjbertritt in die o-, seltner solcher in die a-Declination, z. B. nom. sg. got. frijonds ahd. friunt 'Freund3 gen. sg. frijondis friuntes und andre Formen nach der o-Decl. neben nom. pi. got. frijonds ahd. friunt u. a. als alten -wi-Stammformen (§ 126), ahd. nom. pi. tohtera 'Tochter3 dat. pi. tohteron neben alterem pi. tohter = gr. doyenip-s? (§ 122). Baltisch-Slavisch. Mase. lit. mus-a-s 'Schimmel (auf Nassem)3 aksl. much-u 'Moos3: ahd. mos n. 'Moos3. Lit. at-lek-a-s aksl. otu-lek-u 'tjberbleibsel, Rest5: ai. ati-rek-a-s 'Uberbleibsel, tiberschuss3 gr. Xoiu-6-? 'iibrig3. Lit. uz-vatk-a-s 'Uberzug, Bettbezug3 aksl. oblak-u 'Wolke3 (aus *ob-vlak-u, vgl. I § 184 S. 161): gr. 6X/C-6-S 'Ziehen, Zug3. Aksl. glagol-u 'Schall, Wort3 (aus *gol-gol-u, vgl. I § 281 S. 226) : ai. gar-gar-a-s ein musikalisches Instrument. Neutr. aksl. igo 'Joch3 : ai. yug-d-m; aksl. til-o 'Boden3: ai. tal-a-s 'Fliiche, Boclen3 (W. tel-); im Lit. mit Masculinausgang im nom. ace. z. B. jung-a-s 'Joch3, Umbildung des idg. *jua-6-m. Fem. lit. vaps-d 'Bremse3 aksl. vos-a 'Wespe3
I\0
Nominalsuffix -tu-o- -tu-a-.
[§ 60—61.
(I § 545 S. 401) : ahd. wafs-a cWespe'. Lit. rank-a aksl. rqk-a c Hand3, zu lit. renkii clese, sammle3. Adject, lit. saus-a-s saus-a saus-d aksl. such-u -o -a ctrocken3: ai. Sos-a-s -a-m -a ctrocknend, ausdorrend3 (1- aus s-, I § 557, 4 S. 414), gr. ion. a3-o-s aS-o-v OW-TJ ctiocken. Anm. 2. Das lit. Neutrum auf -a entstand, worauf schon hier aufmerkgam gemacht sein mag, nicht aus -o-m , sondern aus -o-d, also pronominale Endung. Sieh R. Garbe Litau. und lett. Drucke des 16. u. 17. Jahrh. IV p. XLI.
61. Suffix -tu-o- -tu-a- (-tuu-o—tuu-a-). Aus -tic- -ten- (§ 10S) erweitert. War urspriinglich wol primar und adjectivbildend (vgl. z. B. ai. kdr-tuva-s Jcar-tva-s faciendus3, zu inf. kar-tu-m) mit substantivisch als Abstractum gebrauchtem Neutrum und Femininum, wonach dann auch denominative Abstracta entstanden (§ 158). Die Betonung der ai. Bildungen wie deva-tva-m cGottlichkeit" und das d von got. piva-dv 'Knechtschaft3 (s. I § 530 S. 388) ergeben uridg. *-tuo-m fur diese secundaren Abstraeta. Vgl. ax. -tvana- gr. -auvo- § 70. Arisch haufig. Ai. Gerundiva wie kdr-tuva-s kdr-tva-s faciendus3 jdn-tuva-s jani-tva-s cprocreandus3. Substantivierte Neutra solcher Gerundiva, wie kdr-tva-m cAufgabe, zu thuendes Werk3. Von gleichei Art av. vars-tve-m cWerk, Handlung3 (zu verez-ye-mi cthue3), stao-pwe-m cGebet3 (zu stao-mi clobe, bete3). Secundarbildungen auf *-tuo-m : ai. deva-tvd-m 'Gottlichkeit3 (devd-s cGott3), latnc-tvd-m Teindschaft3 {sdtru-s cFeind3), raksastvd-m cdamonische Natur3 (raksds- cUnhold, Damon3), av. anhtpwe-m cHerrschaft, Macht3 {anhu-s cHerr3), fratema-pwe-m cdas ZuvoTderstsein, Adel3 (fratema- cder erste3). Zum Wechsel zwischen -tva- und -tuva- im Ind. s. Edgren Journal of the Americ. Orient. Soc. XI 82 sq. Lateinisch selten. Kaum gehort hierher mor-tuo-s aus *mr-tuo-s : aksl. mri-tvu cmoTtuus3 (vgl. I § 170 S. 151), s. unten § 64 Anm. 3. Wol aber Fa-tuo-s (cWeissager3) und mu-tuo-s, mit der Suffixform -tuuo- (I § 170 S. 152 f.).
§61.]
Nominalsuffix -tu-o—tu-a-.
Ill
Germanisch nicht haufig. Got. vaurstv n. cWerk3 aus uigerm. *uur%-s-tua-n, dessen -s- dem von -s-tro- (§ 62), -s-lo(§ 76), -s-ti- (§ 100), -s-tu- (§ 108), -s-men- (§ 117) zu vergleichen ist1). tihtvo f. cMorgendammerung3 aus *uf9%-tuo- (mit tjbertritt in die w-Flexion), Gf. *@q-tua-, zunachst zu ai. aktil-s cGlanz' aus *igq-tu-s, ferner zu ai. anj-i-s cSalbe, Schmuck3. vah-tvo oder vah-tva (nur dat. pi. vahtvom belegt) cWache3, zu vakan Svachen3. Ags. las, gen. laiswe, f. cAderlass3 aus *lesuo- d. i. *let + tiib-, zu got. letan classen', T
1]2
Nominalsuffix -tr-o—tr-a-,
-tl-o—tl-a-.
62. Suffix -tr-o — tr-a-, -tl-o—tl-a-1).
[§ 62.
Aus -ter-
-tor- (§119ff-)erweitert, vgl. z. B. ai. ari-tra- 'Ruder' neben ari-tar- 'Ruderer 3 . Vielleicht war I durch Assimilations- oder Dissimilationsprocesse (theils in uridg. Zeit, theils in einzelsprachlicher Entwicklung) aus r entstanden, vgl. I § 282 S. 228. Die Bedeutung ist vorzugsweise die des Werkzeuges und des Ortes der Handlung. I d g . Ai. bhari-tra-m cArm3 (das, womit man tragt), gr. cpsps-Tpo-v cpip-rpo-v c Trage, Bahre3, lat. prae-feri-culu-m cweites Opfergefass3 (als Werkzeug, um etwas vor sich her zu tragen) fer-culu-m c Trage, Bahre 3 . Ai. m. n. ari-tra- ahd. n. ruo-dar lit. ir-hla-s 'Ruder3, vgl. auch gr. 3Eps-tp-ia 'Ruderstadt 5 . Ai. ma-tra gr. jii-rpo-v 'Maass3 (oder letzteres mit de Saussure Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 248 aus idg. *metro- d. i. *med + tro-7!).
Arisch. Ai. ksa-ird-m av. xsa-pre-m apers. xsa-sa-m cHerrschaft'. Ai. vds-tra-m av. vas-tre-m c Gewand, Kleid3. Ai. dhartra-m 'Stiitze 3 av. dare-pre-m c Erhaltung, Festhaltung 3 . Ai. vahi-tra-m cSchiff:> : lat. vehi-culu-m. Ai. ho-tra av. zao-pra 'Opferguss, Opferspende 3 : gr. yb-xpa cTopf5 /u-xXo-v cOpfergussD. A r r n e n i s c h . aror araur, gen. arauro-y, cPflug3 aus *aratro- (I § 360 S. 279, § 483 S. 359) : gr. apo-Tpo-v 'Pflug', lat. arci-tru-m, aisl. ar-pr m. cdas Pfliigen3, lit. ar-kla-s cPflug3. Weitergebildet von einem ^o-Stamm war alaur-i cMuhle3, zu alam cich mahle 3 : vgl. gT. dAs-rp-io-? czum Mahlen gehorig5 dXs-rp-Euw 'zermahle' dX£TpT|3avo? aus *dXsTpo-Tp"l|3avo-; cdurch Mahlen zerreibend, Morserkeule'. G r i e o h i s c h . pdu-Tpo-v c Tiirring, Stellholz3 : ags. rcsj'-ter m. 'Balken 3 . eXu-tpo-v 'Hiille, Behalter 3 : ai. varu-tra-m cObergewandD. Asx-ipo-v 'Lager, Bett 3 : aisl. latr 'Wildlager 3 urgerm. *la%-tra-. SsXs-ipo-v 'Lockspeise, Koder 3 : wol zu ahd. quer-dar 1) S. B u g g e Bemerkungen fiber den Ursprung der lateinisehen Suffixe do, culo, cro; da, cula, era, Kuhn's Ztschr. XX 134ff. G. J. A s c o l i Die lateinisohen Formen des ursprunglichen Instrumentalsuffixes -tra (1S67), Krit. Stud. 123ff. H. O s t h o f f Die mit dem Suffixe -do- -culo- -cro- gebildeten nomina instrument des Lateinisehen, Forsoh. im Geb. der nomin. Stammbildung I 1 ff.
§ 62.]
Nominalsuffix -tr-o- -tr-a-, -tl-o- -tl-a-.
113
c
Lockspeise, Koder3 (J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXV 153). vi7r-Tpo-v cWaschwasser\ pij-xpoi Terabredung, VergleichD. av-xXo-v av-tXo-? Qtv-xXr) 'Sammelwasser, Kielwasser, Schopfgefass3: vgl. ai. dma-tra-m cGefass, Krug, Trinkschale3 (lat. ex-antlare ex-anclare entlehnt aus si-avrXstv, vgl. I § 367 S. 281). iyi-xXi] 'Pflugsterze3. I t a l i s c h . Lat. cas-tru-m und fern, cas-tra, im Umbr.Samn. mit Ubergang in andie Decl. osk. castrovs gen. cfundi3 castrid abl. cfundo3 umbr. k a s t r u v u f 'fundos3. Lat. ros-tru-m
(rodo cnage), ara-tru-m, fulge-tru-m fulge-tra. Umbr. k l e - t r a m lecticam 3 : got. hlei-pra cZeltJ, W. klei-. Aus -tlo- wurde in urital. Zeit -Mo-, ausser nach s (I § 366 S. 281). Lat. pia-clu-m -culu-m, umbr. p i h a - k l u "piaculoruin3. Lat. sae-clu-m -culu-m : lit. se'-kla cSaat3. Lat. ind-u-cula suh-u-cula : av. ao-pre-m cSandale', lett. du-kla TPastelschnur" (im Lit. mit Declinationsverschiebung au-kle Tussbinde3). Umbr. e h - v e l - k l u cedictum, decretum3, mantrah-klu c mantele 3 . Osk. s a k a r a - k l u m csacrum3. -tlo- nach s bewahrt im osk. p e s t l u - m csacellum, templum3 : umbr. pers-clu pes-clu csupplicatione3. -do- wurde im Lat. durch Dissimilation zu -cro- (I § 269 S. 219): lava-cru-m : gr. Xoe-Tpo-v Xou-tpo-v cBad, Waschwasser3, gall, lau-tro "^balneo3, aisl. lau-pr "Beife1; lu-cru-m; in-volu-cru-m. Selten -s-tro-, wie mon-s-tru-m, capi-s-tru-m (vgl. das Germanische), wozu auch die Nomina auf -aster -astra -astru-m wieformaster, oleaster oleastru-m (s. Seek Archiv f. lat. Lexicogr. I 390 ff. Schnorr von Carolsfeld ebend. 404 ff.). A l t i r i s c h . lo-thor lo-ihur n. calveus, canalis3 gall, lau-tro c balneo3: lat. lava-cru-m u. s. w., s. o. tara-thar n. 'Bohrer3: gr. Tsps-xpo-v c Bohre/. criathar n. 'Sieb 3 : ahd. hrl-ttara cSieb3? (s. Ende des §, S. 115). ara-thar n. 'aratrum3: armen. aror u. s. w., s. S. 112. bria-thar f. cWort3. cetal n. cGesang3 (cetlo- aus *can-tlo-). Uber -thar aus *-tro-m und aus *-tra und -tal aus *-tlo-m s. I § 623 Anm. 1 S. 470 und § 634 S. 477. cenel n. 'Geschlecht3 acymr. cene-tl. seel n. cErzahlung3 ncymr. chicedl aus urkelt. *sku-e-tlo-n, W. seq- csagen3. anal f. cAthem3 ncymr. ana-dl. Vgl. I § 110 S. 105, § 518 S. 379, § 620 S. 468. Brugmann, Grundriss. II,
8
Nominalsuffix -tr-o—tr-a-, -tl-o—tl-a-.
[§ 62.
Germanisch. Urgerm. -pra- -pla- weisen mit p auf Haupttonigkeit des nachst vorausgehenden Sonanten hin (I § 529 S. 386). Ahd. lio-dar ags. hleo-dor cSchall, Gerausch3, urgerm. *hleu-pra- : ai. sro-tra-m cGehor, Ohr3. Got. smair-pr n. cSchmeer, Fett3, W. smer- cbestreichen3. Got. hlei-pra cZelt3: umbr. k 1 e tTam lecticam3, W. Met-. Ahd. sta-dal m. cStadel, Scheune3: ai. stha-trd-m cStandort, Stelle3. Ahd. wa-dal we-dil m. n. cWedel3, W. we- cwehen3. Got. rie-pla ahd. na-dla cNadelJ (vgl. Bremer Paul-Br. Beitr. XI 5. 277 f.). Ahd. bihal n. cBeil' urgerm. *blpla-, idg. *bheitlo- aus *bheid+tlo-, W. bheid- cnndere3 (ist air. Mail, gen. bela, cBeil3 verwandt?); ahd. sedal n. m. cSitz3 urgerm. *sepla-, idg. *setloaus *sed+tlo-, W. sed- csitzen\ Nach de Saussure Mem. de la Soe. de lingu. VI 247. 255 *). Mit t nach Spiranten (ohne dass der urspriingliche Wortaccent zu bestimmen ist): mhd. wes-ter f. cTaufkleid3 ai. vdstra-m cKleid5; got. gilstr n. 'Steuer3 zu gild cSteuer3 W. gheldk-; ahd. bluostar n. c0pfer3 (got. abgeleitet bldstreis 'OpfeTer") zu got. blotan copfern3; ahd. riostar n. und riostra f. cPnugschar3 zu mhd. riuten causreuten3; ahd. hlahtar n. aisl. hlattr m. cGelachter3. Urgerm. -dra- -dla- deuten auf Betonung dieses Suffixes (vgl. ai. as-tra-m da-tra-m u. a.), s. I § 530 S. 388; doch konnen diese urgerm. Suffixformen auch idg. -dhro- -dhlo- reprasentieren, s. S. 115. Idg. -tro- ist wahrscheinlich z. B. fiir got. fo-dr c Schwertscheide3 ahd. fuo-tar ags. fo-ddor n. cFutteral, Scheide3: ai. pa-tra-m lBehalter, Gefass3. Ofter -s-tra-, wie ahd. gals-tar n. cLied3 zu galan csingen3, neben ags. jeal-dor n. aisl. gal-dr m.; got. huli-s-tr 'Hiille3 zu huljan Verhiillen3. Vgl. Osthoff Uber das eingedrungene s in der nominalen Suffixform -stra-, Kuhn's Ztschr. XXIII 313 ff., und -s-tuo- (§ 61), -s-lo- (§ 76), -s-ti- (§ 100), -s-tu- (§ 10S), -s-men- (§ 117). 1) Germ. *blpla- kann allerdings auch, gleichwie gr. cpitpo-? cHolzklotz, Stiick Holz', das de Saussure ebenfalls von hhejd- herleitet, zu aksl. bi-ti 'schlagen' u-hoj-i 'Todtschlag' gezogen werden.
§62—63.]
Nominalsuffix -tr-o- -tr-a-, -tl-o- -tl-a-.
115
Baltisch-Slavisch. -tro- nur in wenigen und unsicheren Beispielen, wie lit. ve-tra 'Sturm3 aksl. ve-tru cLuft, Wind3. Die Unsicherheit beruht darauf, dass die Moglichkeit jiingeren Ubertritts in die o-Decl. oder 5-Decl. nahe liegt, wie solcher bei aksl. bratr-u cBruder3 sestr-a cSchwester3 unzweifelhaft stattgefunden hat. -tlo- nur im Baltischen, wo es im Lit. iind Lett, als -hlaerscheint (I § 377 S. 288). Preuss. *sen-tla- cZeichen3 im part. eb-sentliuns cbezeichnet habend3 lit. zen-Jcia-s cZeichen3: vgl. ai. Jna-tra-m cdie Fahigkeit des Erkennens3 ahd. be-cnuodelen cein ETkennungszeichen geben3 ir-chnuodilen Vernehmbar werden3, woraus ein urgerm. *kno-pla- zu folgern ist. Preuss. sper-tla-n ^Zehballen3, zu lit. spir-iu cstosse mit dem Fusse3. Lit. se-Ma lett. se-Ma cSame3 : lat. sae-culu-m. Lit. bu-Ma cHeimat3 bukla-s (w?) cLager eines Thieres3 : ai. bhavi-tra-m cWelt3 (diese Bedeutung steht nicht fest) ags. bold (aus *bodl) aisl. bol cHaus3 urgerm. *bu-pla-. Im Slav, wurde -tlo- durch -dhlo- ersetzt, s. u. — Im E u r o p a i s c h e n stehen -dhro- -dhlo- gleichbedeutend neben -tro- -tlo-, und es wurden wol ofters diese durch jene Arerdrangt. Vgl. z. B. gr. ysve-OAo-v •ysve-dXifj cUrsprung, Geschlecht, Sprossling, Geburtsstatte3: ai. jani-tra-m cGeburtsstatte3. i'3s-&X.o-v cSitz3 : lat. sedi-culu-m, lett. sede-kli-s cSitz3 (Weiterbildung mit -io-). Lat. tere-bra : gr. xspi-rpo-v air. tara-thar n. ^ohTer3. Lat. sta-bulu-m : ahd. sta-dal cScheune\ Urgerm. -dra-dla- ist zweideutig (s. S. 114): gehort z. B. ahd. hri-ttara cSieb3 2ii air. cria-thar oder zu lat. cri-bru-mi Im Slav, nur -dhlo-, wie cech. rd-dlo aksl. ra-lo ora-lo cPnug3: lat. ara-tru-m etc. (s. S. 112), cech. by-dlo cWohnung3 poln. by-dlo cVieh, Vermogen3: lit. bu-Ma cHeimat3. Vgl. § 77. 63. Suffix -io — ia-, -iio—iia-1). tjber den Wechsel zwischen -iio- und ~io- s. I § 117 S. 111. § 120 S. 112 ff. Daneben auch -iio- (z. B. ai. trt-iya-s gr. upo8u[i1) F. G. B e n s e l e r De nominibus propriis et Latinis in is pro ius et •Graecis K IV pro to; IOV terminatis, Curtius' Stud. I l l 147 ff. G. F. Aly, De nominibus to suffixi ope fonriatis, Berol. 1873. J. Akens Uber die Adjectiva 8*
Nominalsuffix -%o—ja~, -i%o—iia-.
[§ 63.
XY)), dessen Verhaltniss zu den beiden andern Formen unklar ist und an die Formen des Comparativsuffixes ai. -lyas- gr. att. -wov (§ 135) erinnert. Im nom. sg. erscheint in verschiedenen Sprachen -ii- oder _4'_ -i- statt und neben -to-. So got. har-ji-s, bruits aus *bruk-i-s, haird-ei-s; umbr. T r u t i t - i - s 'Truttidius' (auch ace, Fisim c Fisium5 und neutr. terti 'tertium3), osk. Viinikiis cViniciusJ (I), P u n t i i s 'Pontius' (I oder -ii-), H e i r e n n i s 'Herennius* (auch neutr. medic-i-m 'magisterium'), alat. Cornel-is (und ace. Cornel-i-m, vgl. auch voc. fill); lit. med-i-s und gaid-y-s^). Das Suffix war seit uridg. Zeit primar und secundar, und es erscheint oft mit substantivischem Gebrauch des Neutrum und Femininum (§ 158). Man kann der Function nach drei Hauptkategorien unterscheiden: 1. Verbaladjectiva mit der Bedeutung des sogenannten part. fut. pass, oder part, necessitatis oder mit einfach particiauf cuo?, eioc, f]io?, otoc, ro'ioe, Emmerich 1873. G. Meyer Das Nominalsuffix 10 im Griech., Kuhn's Ztschr. XXII 481 ff. A. F i c k Zum sogenannten _/a-Suffix im Griech., Bezzenb. Beitr. I 120 ff. K. Z a c h e r De nominibus Graecis in -aioe -cua -aiov, Halle 1877. A. F r i t s c h Zum Vokalismus des Herodotischen Dialektes [fiber -qio- und -eio- in Ableitungssilben], Hamburg 188S. Th. A u f r e c h t Uber die lateinischen Suffixe tia, tio, Kuhn's Ztschr. VI 177 ff. W. Schluter Die mit dem Suffixe ja gebildeten deutschen Nomina, Gottingen 1875. 1) In I § 84 Anm. 1 S. 81 ging ich von einer Suffixform idg. -ii- neben -%o- aus. Wie mein Zuhorer Herr W. Streitberg erkannt hat, ist es vorzuziehen, -i- -I- zu Gmnde zu legen (-«'- : - i - = -io- : -sjo-), so dass diese Form die Tiefstufengestalt unseres Suffixes reprasentiert in derselben Weise, wie -I- diejenige von -js- ist (§ 109). Mit Recht legt Streitberg auf die got. Formen wie bruks un-nuts besonderes Gewicht. Die Form -%i- entstand durch Wiedereinfuhrung des -i- aus den Casus mit -io—ie-. Auch lit. jl-s ji fiir *i-s *\ nach jo etc. Formen wie lit. mo-ji-s sind von derselben Art wie aksl. ladi-ji § 110 und ai. svadha-yin- § 115. Neben den idg. Stammen mit -io- -%e- : -i- (-iio- -ije- : -i-) standen von idg. Urzeit her wol auch starre jo-Stamme ohne -«'-. Doch waren Nominativformen wie ai. yuj-ya-s gr. ofy-io-; lat. exim-iu-s Neubildungen (vgl. got. bruks), ebenso ai. yds gr. 2-; (vgl. lit. jl-s). Dass auch die spatgriechischen Nomina auf -i; -w fiir -105 -tov hierher gehbren, glaube ich nicht. Sie nahmen von Namenformen der classischen Zeit wie "A'uin Zo5?ij ihren Ausgang (vgl. R.Wagner Quaestiones de epigrammatis Graecis, Lips. 1883, p. 96).
§ 63.]
Nominalsuffix -io- -jo,-, -i{o—ija-.
117
pialer, activischer oder passivischer Bedeutung. Nur im Ind. erscheinen diese Abjectiva als reich entwickelte, lebendige Formenclasse. D a s N e u t r u m u n d das F e m i n u m oft als A b s t r a c t a (s. o.). I d g . Ai. ydj-ya-s gr. ay-io-? Venerandus3, fem. ydj-ya <xy-i'a, W. iag- Verehren3. Ai. sac-iya-s cdem man beispringen, den man wert halten muss3, gr. doaarjTTjp 'Heifer3 von *o3aoaus *sokV-io-, lat. soc-iu-s, W. seq- 'zusammen sein mit, sequi3. Arisch. I m l n d . erscheint -io- als lebendiges Participialsuffix, wie drs-ya-s ddrs-iya-s csichtbar, sehenswert3 c&t-iya-s 'wahrnehmbar3. Substantivisch, z. B. Neutr. vdc-iya-m vac-ya-m *das Reden, Wort3, Fem. vid-ya cWissenschaft\ Zum Wechsel zwischen -ya- und -iya- s. Edgren Journal of the Americ. Orient. Soc. XI 74 ff. Hinter wurzelauslautendem kurzem Vocal erscheint -tiostatt -io-, wie kr-tya-s Taciendus3 kr-tya-m cGeschaft3 kr-tya c das Anthun, Behexung3, eine Neubildung im Anschluss an die Stammformen wie -hr-t- 'faciens3 (§ 123). Im Av. ist -ya- seltner, z. B. dares-ya- csichtbar3, vairyaSvahlenswert, wiinschenswert3, isya- cerwiinscht, theuer3. Aus dem A r m e n i s c h e n hierher wol U, gen. lioy, Voll3 aus *ple-io-. G r i e c h i s c h . aTuy-io-? Verabscheuungswert, verhasst3. Tiay-io-? 'befestigt, fest, dauerhaft3. ocpay-io-; cschlachtend, todtend3. Substantivisch: ipsi-K-ia pi. 'Tiummer1, ocpay-io-v cdas Opfern, Opferthier3. I t a l i s c h . Lat. exim-iu-s ceximendus, ausgenommen, ausgezeichnet3. in-fer-iu-s cdargebracht, geopfert3: vgl. av. bairya^darbringend3. Substantivisch: frag-iu-m ^Bruch3, stud-iu-m cTrieb, Eifer, Lust3, ezuv-iae pi. "Kleidung, abgelegte Haut3. A l t i r i s c h . Subst. fem. in-sc-e cRede3 W. seq-, neutr. suide 3 *Sitz , W. sed-, freere aus *frith-gaire (I § 514 Anm. 2 S. 378) c das Antworten, Antwort3 W. gar-. G e r m a n i s c h . Die Adjectiva mit der Bedeutung des part, fut. pass, sind bier haufiger als in den andern europaischen Sprachen. Got. brukja- (nom. bruks) ahd. pruchi cbrauchbar,
118
Nominalsuffix -to- -fa-, -ifp- -li'a-.
[§ 63^
niitzlich3. Got. un-nutja- (nom. un-nuts) 'unniitz3 ahd. nuzzi ags. nyt cniitzlich3. Got. un-qepja- (nom. un-qeps) cunaussprechlich\ Ahd. gi-fuori cpasslich, niitzlich3. Hieiher mag auch got. havi, gen. hduj'is, ahd. hewi n. 'Heu1 urgerm. *%au-ia- n. als cdas zu Hauende3 fallen. Abstracta: Neutr. ahd. gi-fuori cPassliohkeit, Niitzlichkeit3 zum Adjectiv gi-fuori, Fem. ags. nyt aisl. nytr c Nutzen3 zum Adjectiv ags. nyt, got. brak-ja cKampf3 (urspriinglich "Biucl]3) zu brikan chrechen3. Baltisch-Slavisch. Im Lit. nur wenige Adjective, wie sriau-ja-s cschnell fliessend3, zala-s zale-s (preuss. ace. saligan mit g =j) 'griin3,. eigentl. cgriinend3, zu zel-ti cgriinen3. Substantivierte Masc. von Adj. mogen sein ve-ja-s cWind3 (cder wehende3), gaid-y-s cHahn3 (cder krahende3, zu ged-oti ckrahen3) u. a. Substantivische ehemalige Neutra zod-i-s cWort3 (vgl. ai. vac-ya-m), kand-i-s cBiss3. kift-i-s cHieb3 (ai. kart-ya- cabzuhauen, abzuschneiden3) u. a.; substantivische Feminina pradzia cAnfang3 aus *pra-d-ia zu prade-ti canfangen3 (W. dlie-), zin-id cKenntniss3 u. a. Slav. Von Adj. hierher wol luzi cliignerisoh3 aus * % - M r ahd. luggi lukki as. luggi cliignerisch3 urgerm. *lu£-ia-\ ferner vezdi Svissend, kundig3 aus *ved-it u. a. Substantivisch: liiza c Liige3 aus *lug-ia : ahd. lugl cLiige3 auf *luj-io beiuhend; Jazda c Essen, Speise3 aus *ed-ia : lat. in-ed-ia ai. ad-ya-s cessbar3 aisl. attr cessbar3 aus *at-ia-z; sta-ja 'Stelle, Standort, Stall3; dazda 'Schenkung3 aus *dad-ia zum reduplicierten da-d- cgeben3. Anm. t. Haufig kann man zweifeln, ob eine -«o-Bildung hierher gehore oder secundar (2.) sei. So konnte z. B. gr. sfd^-w-z auch von acpoq-T) r das Schlaohten, Opfern' aus, ahd. luggi •atkki auch von lug m. 'Lug' aus gebildet sein. Ferner ist zu beachten, dass im Sprachgefilhl leicht Umdeutungen stattfinden konnten, indem man ursprunglich primare Bildungen spater als denominativ empfand oder umgekehrt. So kann z. B. lat. reg-iu-s, das die Romer sicher als von rex abgeleitet empfanden, ursprunglich sehr wol primtir gewesen sein : vgl. ai. ruj-iyd-s, subst. raj-iya-m, neben raj'Konig' und rds-ti rij-a-ti 'leuchtet hervor, herrscht, gebietet'; als Secundarbildung ware regiu-s durch das Aussterben des Grundverbums im Lateinischen in der Sprachempfindung befestigt worden. Vgl. Anm. 3 S. 124 f.
2. -io- als Secundarsuffix Adjectiva bildend, welche Besitz, Abstammung und sonstige Arten der Zugehorigkeit zu
§ 63.1
Nominalsuffix -JO—icl-, -ij,o—iia-.
119
etwas bezeichnen. Aueh von diesen Adjectiva (vgl. 1) wurden das N e u t r u m und das Femininum oft als Substantive mit abstracter B e d e u t u n g gebraucht, und es wurden dann -io-m und -id- vielfach aueh ohne Vorhandensein eines entsprechenden Adjectivs mit -io- direct zur Bildung solcher Substantiva verwandt. Besonders hervorzuheben ist, dass -io- bei den Composita mit mutierter Bedeutung, den sogen. bahuvrihi (§ 50), sowie bei den adjectivischen Compp. mit regierender Proposition (§15 S. 30) oft als Zeichen der adjectivischen Function aiiftritt, wie gr. ojio-irarp-io-; neben ofio-iraTuip Von gleichem Vater3, ai dnv-dntr-ya-s cin den Eingeweiden befindlich3. Idg. *pdtr-iio-s Vaterlich3 von *pater- cVater3: ai. pitriya-s gr. Ttatpio-; lat. patriu-s. Beim Antritt des Suffixes an o- und a-Stamme wurden die stammschliessenden Vocale weggelassen (vgl. Anm. 3 S. 124 f.), so z. B. *eku~iio-s cequinus3 von *ekuoc equus3: ai. dsviya-s gr. iirmo-s; *agr-iio-s cim Feld befindlich3 von *ag-ro- cFeld3: ai. ajriya-s gr. aypio-? fwild3). Substantivisch: ai. svdpnya-m lat. sotnniu-m aksl. sunije sunije "Traum3 zu ai. svdpna-s lat. somnu-s aksl. sunu cSchlaf3. Ein idg. Fern, dieser Art scheint *ghnt-ia cdas Erschlagen3 zu sein, ai. hatya cTodtung3 andd. gudea cKampfJ lit. ginczid cStreit3, zum part. pass. *ghy,-to- (ai. hatd-) cgeschlagen, erschlagen3. In adjectivischen Compp.: ai. ddsa-mas-iya- av. dasamah-ya- czehnmonatlich3 (neben gr. 8sxa-pjvo-c), ai. upa-mas-yac allmonatlich3, gr. EfA-jiYjV-io-c (neben s'fA-fj.vjVo-c) cin einem Monat verlaufend3 e7ti-jxr;V-io-<; cauf einen Monat berechnet, fur einen Monat reichend3; gr. 6fj.o-:raTp-to-<; aisl. sam-fedr Von gleichem Vater3 (neben apers. hama-pitar- gT. o^o-Tra-rtup). Arisch. Ai. gdv-ya- av. gao-ya- cbovinus3 zu gav- cbos3: armen. kog-i cButter3 (s. u.). Ai. sravas-iya- 'riihmlich3 zu Irdvasc Ruhm3 av. manah-ya- cgeistig, unsichtbar3 zu manah- cGeist3: vgl. gr. tsAeio-? TgAeo-? Vollkommen, zweckmassig3 aus *tsA£a-io-? zu ziloc, n. cEnde, Ziel3. Ai. mdrt-iya- av. mas-iya- apers. martiya- csterblich, Mensch3 zu ai. mdrta-s 'Sterblicher, Mensch3: vgl.
1 20
Nominalsuffix -io—{a-, -iio—jja-.
[§ 63.
gr. d-fiPpda-io-e c unsterblich 3 (I § 120 S. 113). Ai. bkesaj-yd-1) av. baesaz-ya- c Heilkraft enthaltend, heilsam 3 zu bhesaf-d-m baesaz-e-m c Heilkraft, Heilmitter. Ai. grdrn-iyd- cdorflich3 zu grama-s Dorf, Gemeinde 3 , Matr-iya- c Herrschaft besitzend, Herrscher 3 zu Matrd-m 'Herrschaft3, sen-iya- cmit Geschoss versehen3 zu sknd cGeschoss3. Eine ai. Neubildung waren die (erst in nachved. Zeit haufiger werdenden) Participia auf -tav-ya-, wie kar-tav-yd- cfaciendus3 von dem nomen actionis kdr-tu-. Substantivisch. Neutr. ai. Matr-iya-m THerrschaftsbesitz, 'Botschaft, Botendienst 3 (dutd-s Herrschermacht 3 , dut-iya-m c Bote3), av. sasn-ya- c Verkundigung, Vorschrift, Befehl3 [sdsnac Wort, Verkiindigung 3 ). Fern. ai. pdd-yd 'Fusstritt 3 (pdd-ya- cden Fuss betreffend3)2), larav-iyd cPfeilschuss3 (neben sarav-ya-m c Ziel des Pfeiles3, zu sdru-s cPfeil3). In adjectivischen Compp. (selten): ai. su-hdst-iya- (neben su-hdsta-) csch6nhandig3 mddhu-hast-iya- cSiissigkeit in der Hand c haltend 3 ddhi-gart-iyaauf dem Wagensitz befindlich3, av. c deusmanah-ya- schlechte Gesinnung hegend, Ubelthater 3 (neben ai. dur-manas- gr. oua-jxev?)?). A r m e n i s c h . Unser Suffix scheint enthalten in den Nomina auf -i. hog-i c Buttei 3 fvon der Kuh stammend3) mit a aus u (I § 162, 2 S. 146) zu kov c Kuh 3 : ai. gdv-ya-. Hierher wol auch gin-i c Wein 3 als cdas von der Rebe stammende 3 (zu gr. olvo-s lat. vinu-m; zum Suffix vgl. lit. ap-vy-n-y-s cHopfen3), orj'-i cnot castrated3 mi-orj-i cjx6vop^ic3 zu orj c Mannchen 3 u. a. G r i e c h i s c h . vot-io-c vrj-io-? 'zum Schiff gehorig 3 zu vau-c 'Schiff3: ai. nav-iya- cschiffbar3. 8To-; chimmlisch, herrlich 3 aus *hif-w-c, zu A i / - : ai. div-yd-s chimmlisch3. TTECO-? CZU FUSS gehend 3 aus *Tre8-ip-s zu TCOU? TCOO-O? CFUSS3 : ai. pdd-ya-s cden Fuss betreffend3. yjoTo-? cfriih, ostlich3 aus *-oa-to-?, zu yjtu? c Morgenrote 3 : ai. usas-ya-s cder Morgenrote geweiht 3 . 1) Aus typographischen Griinden stellen wir in diesem Bande den Svarita-Ton, abweichend von I S. 542, mit dem Gravis-Zeichen dar. 2) Man vergleicht gr. r.i^a 'Unterstes, Ausserstes, Kante, Saum'. Vielleicht ist ein schon uridg. Subst. *ped-ia anzunehmen.
§ 63.]
Nominalsuffix -jo—id-, -i^o- -ija-.
121
c
Backenzahn 3 (urspr. Adj. zu 68ou?) zu -j'dfxcpo-? 'Pflock3: vgl. ai. jdmbhija-s c Backenzahn 3 odei 'Schneidezahn 3 zu jambha-s c Gebiss. Lesb. ^sXXioi ion. att. ye.lh.oi (yikioi) ctausend3 aus *y£.ik101 zu *5(saXo- (vgl. Ssxa-^iXoi) : ai. sa-hasr-iya-s ctausendfach3 zu sa-hdsra-m ctausend3; entsprechend dor. -xax-ioi arkad. -xaa-iot in Sia-ndxioi "zweihundert3 zu s-xaxo'-v c hundert\ au)X7jp-io-<; c iettend, heilbringend J zu aooxTjp cRetter3. Xeifjuuv-io-i; czui Wiese gehorig3 zu ASI[MUV 'Wiese5. Ion. u. sonst j3aatArj(.f)-io-c c koniglich3 zu paoiXsu-; 'Konig 3 u. dgl. (att. -sw-), wonach der Ausgang -7]vo-? auch bei andern Stammen, z. B. dvop-vjio-?, TroAsjivjio-?. xt|i.-io-? cin Ehren stehend3 zu TIJXTJ cEhreD. Anm. 2. Was die ram Theil in umfangreichen Bildungskategorien auftretenden Nomina auf -aio-s -010-c -eio-; mit bleibendem 1 (wie o(xato-c, dXXoTo-5, oixeTo-?) betrifft, so ist ihre Entstehung und Entwicklung (trotz mehrfacher eingehenderer Behandlung, s. S. 115 Fussnote 1) noch in vielen Beziehungen dunkel. Unmittelbarer Zusammenhang mit ai. Formen wie hiranya-ya-s 'golden' zu Mranya-m 'Gold', gavya-ya-s 'bovinus' zu gavyd-m bovinum' ist abzuweisen, ebenso solcher mit lit. vasaro-ji-s cSommerfeld' zu vasara 'Somrner'- aXXoio-s u. a. waren wol naeh 71010-4 TOIO-; gebildet worden, fur welohe Entstehung aus -oi-io-s -wahrscheinlieh ist. So gehen auch vielleicht —aw- -sio- (letzteres nur zum Theil) auf -ai-io- -ei-ipzuruck. Zusammenhang mit ai. -eya-t
c
Substantivisch. &sX-/TY]p-to-v c Ergotzung, Zaubermittel 3 zu 9eXicx^p-io-i; cbezaubernd3 deXxxr(p cBezauberer3. at8olo-v c Schamtheil 3 zu atooio-? cvor dem man Scham hat" aiSco? 'Scham5. In nachhomerischer Zeit nahmen solche Neutra vielfach verkleinernde Bedeutung an, wie 6pvtfr-i.o-v cV6gelchen5, sxaipio-io-v c kleine Freundin 3 , daiui'S-io-v c kleiner Schild5 (-wto-v als selbstandiges Suffix abgelost: d§sXcp-i§io-v cBriiderchenD ^iw-K'.o-v c Schwertchen3); der Begriff der artlichen Ziigehorigkeit zu etwas bildete die Mittelstufe fur diesen Bedeutungswechsel, vgl. Suffix -mo- im German. (§ 68). ou>xY)p-i'a c Rettung zu acux^p-to-?. Isv-ta cGastlichkeit:> zu Esv-10-c cgastlichJ. rjaux-'a 'Ruhe 5 zu •^aux-10-? cruhig3. Solcher substantivischer Gebrauch auch bei den in Anm. 2 beriihrten Ausgangen, wie ion. dvayxat'r, c Notwendigkeit 3 zu dvayy-aio-s 'notwendig 3 (zu dvayx-/] cNotwendigkeit3). In adjectivischen Compp.: Ivvsd-po-to-? c neun Stiere wert3, 7rav-7)[xsp-io-? (neben 7iav-rj[xspo-c) cden ganzen Tag dauernd3,
122
Nominalsuffix -io—ja-, -ijp—iia-.
[§ 63.
tisoo-dpx-io-s (neben i|i£u8-opxo-c) cmeineidig3. Ziemlich regelmassig -to- bei regierender Proposition, wie &7i-aairi8-io-<; unter dem Schilde befindlich3, Ttapa-ftodaaa-io-? 'neben dem Meere befmdlich3 (§ 31 S. 51). I t a l i s c h . Lat. Jov-iu-s czum Juppiter gehorig 3 umbr. Iov-iu c abl. Jovio3 osk. I i i v - i i a 'Joviam3. Lat. censor-iu-s zu censor, praecon-in-s zu praeco. lucr-iu-s zu lucru-m. nox-iu-s zu noza. Substantivisch. Lat. augur-iu-m zu augur-iu-s augur, deversor-iu-m zu deversor-iu-s deversor, hered-iu-m zu heres (St. hered-), colleg-iu-m zu collega. nox-ia zu nox-iu-s noxa, custod-ia zu custos (St. custod-), famil-ia umbr. famer-ias nom. cfamiliaeJ zu lat. famulus; osk. m e d i k k - i a i loc. von m e d i k k - i a - cThatigkeit des medix (vgl. lat. vindic-ia von vindex). In adjectivischen Compp. Lat. acu-ped-iu-s cschnellfiissig3, falci-ped-iu-s : vgl. ags. an-fete 'einfiissig3 (vgl. unten unter Germamsch); falsi-jur-iu-s; centi-nod-iu-s; in-vln-iu-s. Bei regierender Prapos. waren andre adjectivbildende Suffixe iiblieh, vgl. ante-luc-anu-s, extra-ordin-ariu-s u. a. A l t i r i s c h . Neben den auf Weiterbildung beruhenden Adj. auf -de -te, wie dal-te forensis' zu dal 'forum3, daur-de 'quernus' zu daur "quercus3, haben sich direct mittels -io- abgeleitete hierher gehorige Adjectiva wol kaum erhalten. Wol aber die mit letzteren zusammenhangenden Substantiva, z. B. aue da 'Enkel' = aksl. u-ji preuss. aivi-s 'Onkel 3 , zu lat. avo-s 'Grossvater3, Neutr. orbe orpe cErbschaft, das Erbe 3 = got. arbi cdas Erbe3, gGf. *orbh-iio-m (I § 139 S. 120, § 335 S. 269, § 524 S. 382), zu armen. orb cWaise3 lat. orbu-s centledigt, beraubt, verwaist3, urspriinglich also wol Verwaistes3 sc. cGut3, cenele c genus 3 zu cenel c genus3 (vgl. gr. suvalo-v euvaia neben suvvj cLager3, ava-fxaiT] neben dvdtYXT) cNotwendigkeit 3 , oixi'o-v oixi'a neben olxo-? cHaus3, aksl. ogniste n. c Feuerstatte, Herd 3 aus *-isk-ie neben poln. ognisko n., u. dgl.), Fern, lane c plenitudo 3 zu Ian cplenus3, oge c integritas 3 zu og integer 3 , galarche c aegritudo 3 zu galrach caeger3. Vgl. auch gall. Personennamen wie Cintugnat-iu-s zu Cintugnatu-s, Tout-iu-s zu Toutu-s (vgl. gr. 'Avriyevs-io-?, TE/U-
§ 63.]
Nominalsuffix -io—id-, -iio—iia-.
123
G e r m a n i s c h . Als Adjectivsuffix nicht mehr lebendig (durch -ma- -ja- u. a. abgelost). Ofter aber in Subst. erhalten. Got. nip-ji-s cVetter, Verwandter3 aisl. nid-jar pi. cAbkommlinge3 ags. nirfctas pi. cMenschen3 aus *ne(p)t-io- (I § 527 S 384) zu ahd. nefo cNeffe, Verwandter3, idg. schwache Stammform *nept- : av. napt-iya~ 'Verwandter3, gr. avs^-io-; aksl. net-iji c Geschwistersohn3. Got. hairdeis ahd. Jdrti cHirt3 fder zur Herde gehorige3) urgerm. *%irii-na-, zu got. hairda ahd. herta cHerde3. Got. gupblostr-ei-s cOpferer3 zu ahd. bluostar cOpfer\ Ahd. ouwa aisl. ey (pi. eyjar) cWasserland, Insel5 (cdie wassrige3 scil. 'Erde', vgl. gr. TroX£[i.ta cFeindesland') aus *a(z)u-ij> (I § 444 c S. 332), zu got. ahva ahd. aha cWasser3. Substantivische Neutra und Feminina. Got. reik-i ahd. rlhh-i n. 'Reich, HerrschaiV zu got. reik-s cHerrscher3: ai. rajiya-m, doch vgl. Anm. 1 S. 118. Got. andbaht-i n. cDienst3 zu andbahts "^Diener3, piub-i n. 'Diebstahl3 zu piufs cDiebD. Got. hduhisti n. cdie hochste Hohe3 zu hduhists 'hochst5 : vgl. ai. jyaisth-ya-m coberste Gevvalt5 zu jyestha-s 'gewaltigst"; got. unhaili n. "^Krankheit3 z\\ unhdils ckranV. Ahd. diub-{i)a f. cDiebstahf neben got. piubi n. Got. ga-riud-jo f. 'Scham3 (Ubergang in die w-Decl.) neben ga-riud-i n., zu ga-riups cschamhaft, ehrbar\ Dass die adjectivischen Compp. des Westgermanischen und (und Nordischen), wie ahd. heiz-muot-i cheissmiitig, auf brausend3 lang-llb-i longaevus3 zum Theil alte jo-Stamme sind, ist wahrscheinlich (vgl. Kluge Nom. Stammb. S. 77. 104). Sicher hierher got. uf-dip-ei-s Sinter einem Eide stehend, vereidet3 und die got. substantivischen Neutra fdura-dauri cwas vor der Thiire ist, Gasse3 anda-naht-i cdie Zeit gegen die Nacht hm3. Baltisch-Slavisch. Im Lit. als adjectivbildendes Suffix nicht mehr lebendig. Oft aber in zusammengesetzten Suffixen, wie -in-i-s (med-in-i-s 'holzern3). Substantivierung des Masc, z. B. arkl-y-s cPferd3 zu drkia-s c Pflug3. Hierher auch musii-ji-s cder Unsrige3 zum gen. musu c unser3 (vgl. aksl. nast cunser3 aus *nas-u zum gen. nasii), Prusaicziii-Ji-s cder der Familie Prusaiczim Angehorige3 u. dgl.
124
Nominalsuffix -io—id-, -iio—iia-.
[§ 63.
Auf substantivischen Neutra beruhen die Masc. ilg-i-s Lange3 zu \tga-s lang 3, szalt-i-s cKalte3 zu szdlta-s 'kalt3 u. a. (vgl. unten das Slav.). Die adjectivischen Compp. haben, wie iibeihaupt die meisten Compp., unser -io-, wie tri-rqz-i-s 'dreizinkig3 zu rqsa-s cZinke3, minkszt-galv-i-s 'weichkopfig3 d. i. 'sehwachkopfig3 zu gaivd c Kopf3, apy-vakar-i-s cdie Zeit gegen Abend' (substantiviert). Die Gewohnheit, die Compp. iibeihaupt mit -io- zu bilden, mag von dieser Classe ausgegangen sein. Im Slav, als adjectivbildendes Suffix lebendig {-je- = urspr. -io- und -ye- -ije- = urspi. -iio-, I § 36 S. 38), Adjeotiva aus Namen lebender Wesen bildend, z. B. materi cmutterlich3 zu maii, cloveci cmenschlich3 zu cloveku, ovici und ovtciji oviciji Wium3 zu ovica, synovli 'iilii3 (zum I I § 147 S. 133) zu synu (synov-, vgl. ai. isav-ya- cauf Pfeile beziiglicb.3 zu isu-, gr. aoTeto-? aus */aat£j--to-? "^tadtiseh3 zu aato), boz-y'i boz-iji ^ottlich3 zu bogu, deviji deviji cjungfraulich3 zu deva. Substantivische Neutra: ostrije cScharfeD zu ostru 'scharf3, lakomije cGefrassigkeit3 zu lakomu cbegehrlich, gefrassig3 (vgl. lit. ilgi-s u. dgl.), poliz'fj'e cNiitzlichkeit, Nutzen3 zu poliza 'Nutzen3, znamenije 'Bezeichnung, Zeichen3 zu zname cZeichen3 und (collectiv) kameriye cGestein, Steine3 zu kamy cStein3, drqzije cGebalk, Balkenwerk3 zu drqgu cBalken3 u. dgl. Feminina: susa cTrockniss3 zu suchii ctrocken3, qrozda cThoiheitD zu qrodu cthoricht3, bratrya braivja cBriiderschaft, Briidei3 (: cppatpta). Zu alien diesen Substantiva sind die Adjectiva, aus denen sie hervorgingen, nicht mehr im Gebrauch. Adj. Compp. zeigen nur vereinzelt dieses Suffix, wie bezotici cohne Vater, vaterlos3 (ofici cVater3) bez-umU cohne Sinn, unveistandig3 (limit cSinn3), wie lit. be-tevi-s be-proti-s.
c
Anm. 3. Der Umstand, dass so oft nicht zu sagen ist, ob -%o- primar oder secundar eei (s. Anm. 1), legt die Frage nahe, ob nioht die ganze Verwendung als Seoundarsuffix darauf beruhe, dass ursprunglich prinmre joBildungen zu Nomina in Beziehimg gesetzt wurden, z. B. *reg-iio- zu *regc Herrscher, Konig'. In diesem Falle ware fraglich, ob der Wegfall des -ound des -a- vor -%o- ein lautgesctzlicher Process gewesen sei, ob nicht vielmehr z. B. ursprunglich primares *jug-jo- (W. jeug- 'anschirren, ver-
fj 63.]
Nominalguffix -%o- -%a-, -iyp- -iia-.
1 25
binden'), auf das Nomen *jugo-m 'Joch' bezogen, u. dgl. m. diese ganze Sitte des cWegfalls' des Stammauslauts erst ins Leben rief. Freilich kommen dabei auch die Falle wie ai. bhuran-ya-ti 'er ist ruhrig' von bhurana- 'riihrig', gr. [AEiMaaco aus *|ieiXi^-ia> von jxeiXiyo-c in Betracht. Wir mochten hier nur auf dieee Probleme als solche hingewiesen haben. — Vgl. hierzu jetzt auch Windisch Uber die Verbalformen mit dem Charakter R, S. 55 f.
3. Einige Adjectiva, in denen -io- v e r g l e i c h e n d e (comparativische) Bedeutung gehabt zu haben scheint (vgl. Superlat. *medh-mmo-s § 72 neben *medh-io-s cm.edius3), so dass -ies- -is-, wie in ai. Compar. ndv-yas- Superl. ndv-is-tha- (§ 81. 135) als Erweiterung von -io- durch ein s-Suffix gelten darf. *al-io-s c alius 3 : armen. ail, gr. aAAo-? lat. aliu-s air. aile got. alji-s; vgl. ar. *an-ia- ^lius 3 (ai. any a- av. anya- apeTS. aniya-), das von andrer W. stammt, aber bildungsverwandt ist. *medhio-s "^medius5 : ai. mddhya-s cmediusJ, armen. mejt gen. rnijoy, c Mitte3, gr. jisaao-? |xsao-c, lat. mediu-s, gall. Medio-matrici, aksl. substantivisches Femin. mezda "Xxrenze3 aus *media (vgl. as. middea aisl. midja schwaches Fern. 'Mitte'). *neu-ip- neben *neu-o-s c neu, jung 3 (zu ai. nic, gr. vu etc.) : ai. ndvya-s, air. nue (gall. Novio-dunu-m), got. niuji-s, lit. nauja-s. Ai. sav-yd-s aksl. su-ji 'links 3 (vgl. I § 185 S. 163). Gr. 8e£-id-s c rechts'. Hier hat man wol das -io- einiger Possessivpronomina anzuschliessen, wie lat. meu-s aus *me-io-s (I § 134 S. 122) preuss. mais (St. ma-ia-) aksl. mo-ji cmein3, osk. t i i u m ctu3 umbr. t i u tiom cte, eigentlich 'tuum 3 , preuss. twais (St. twa-ia-) aksl. tvo-ji c dein:', ferner ai. mad-iya-s "^mein3 iad-lya-s csein, ems3. Danach wiirde sich z. B. *me-io- zu *mo- cmein3 (av. ma- gr. EJJLO-) ahnlich wie gr. u|ji-Tspo-; zu ujxo'-? verhalten. Weiter das -io- einiger Ordnungszahlworter. Ai. pun-iydpUrv-iya- cder vormalige, erste3, av. paoirya- cder eiste3, gr. TTptpyjv 'kiirzlich3 aus *Trpw/-ia-v (I § 306 S. 244). Ai. dvit-iyaav. bit-ya- cder zweite3 gr. Siaad-? cdoppelt3 aus *o/ir-io-<;. Ai. trt-iya- av. prit-ya- lat. tert-iu-s got. prid-ja-n- lit. treczia-s aus *tret-ia-s aksl. tret-yi 'der dritte 3 neben gr. Tpi'ro-?. Ai. tur-yatur-iya- av. tuirya- cder vierte3 aus *ktur- (I § 471 S. 349 £). Auch diese 3. Kategorie des to-Suffixes ist im Einzelleben der idg. Sprachen hie und da noch triebkraftig gewesen. Z. B.
126
Nominalaufiix -uo—ua-, -uuo- uua-.
[§ 63—64.
diiiften got. fairneis ahd. firni calt3 und got. alpeis 'alt3 dem niuji-s nachgebildet sein. 64. Suffix -uo- -ua-, -uuo- -uua-. Primar und secundar. Erscheint in Substantiven und Adjectiven ohne bestimmt abzugrenzende Bedeutung. Beachtenswert ist die (auf analogischer Ausdehnung beruhende) haufige Verwendung in Adjectiven der Farbebezeichnung im Lateinischen und Deutschen. Wie hier, so tritt -uo- auch sonst noch zuweilen als productives Suffix auf. Idg. *ek-uo-s cPferd3, fem. *ek-ua (oft zu ai. as-u-s gr. (bz-u-c 'schneir lat. acu-pediu-s gestellt, abeT der Vocalismus macht Schwierigkeit) : ai. dsva-s dsva, gr. wnto-s (das Femin. in 'lTZTzrt-\>.ok'(oi cStutenmelker3?), lat. equo-s equa, air. ech, got. aihvain aihva-tundi '(jaro?3, lit. aszva. *a^-uo- lebendig3 (W. geic rege sein, leben3) : ai. j'ivd- lat. vlvo-s ncymr. byw got. qiu-s (St. qiva-) lit. gijva-s aksl. zivu. *uidheuo- -eiia- zu ai. vidh- cleer werden, Mangel haben3 : ai. vidhdva-s cledig3 vidhdva cWitwe', gr. Vji'&so-c ^edig3 (die Erklarung des TJ- zweifelhaft, s. Wheeler Dergriech.Nominalacc.llO), lat. viduo-s vidua, air. fedb ncymr. gweddw (I § 174 S. 155) got. viduvo (w-St.) aksl. vidova cWitwe3; das Wort zerlegt sich wol in *vidhe-iio- und vergleicht sich mit solchen wie ai. yaj-a-td-s darl-a-td-s gr. spTr-s-To-v Xa%-e.-3i-c, mit verbal-thematischem -e- (§ 79. 100), vgl. unten lat. vac-uo-s u. dgl. Secundares -uo- in *patr~uo- *patr-uo- und mit -io- abgeleitet *patr-ii-io- cVaters Bruder, Oheim3 : ai. pitrvya- gr. (ion. kret.) mrrpco; aus *iraTpo)-/o-? (-pto- = -r-, I § 306 S. 243 f.) lat. patruo-s ahd. fetiro und fatureo i*faduruia-n-); zum av. tuirya- s. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. X 271 f. Suffixform -imo-. Ai. dhr-uvd- cfest3 neben aksl. su-dravu zdravu cgesund3 aus *-dor-vu. Arisch. Ai. vis-va- av. apers. vlspa- (I § 159 S. 144) call3, im Ai. auch calles in sich enthaltend, alles durchdringend3, zu ai. vis- ceindringen, Besitz nehmen von3 (urspriingl. cganz erfiillt3 und cerfiillend3, vgl. ai. sd-lvant- gr. ua; § 126). Ai. rk-vd- cpreisend3. Ai. pak-vd- creif3 (zu pac- 'kochen3). Hierher auch, wie
§ 64.]
Nominalsufflx -110—ua-, -uuo—uua-.
127
schon erwahnt, ai. dhruvd- cfest3 als dhr-uvd- mit zweisilbiger Suffixform, vgl. aksl. su-dravu- cgesund3 aus *-dor-vui). Einige Male auch denominativ, wie ai. kesa-vd-s c langhaarig 3 zu kesa-s cHaar3, rasna-vd-s cmit einem Gurt versehen 3 zu rasnd- cGurt3, anji-vd-s cschlupfrig, glatt3 zu anj'i-s cSalbe3, rajl-vd-s 'gestreift3 zu raji- cStreifen3. Zweifelhaft, ob primar oder denominativ: ai.pUr-va-s cder vordere, friihere3 av. pourva- apers. paruva- (lies parva-) cder friihere 3 : gr. ^rcpco-.fo- in dor. irpav 'vordem 1 aus *irp(u-/a-v und in Ttpui-o-? dor. Trpato-? ^der erste3 aus %pu)-J:-aTo-? (I § 306 S. 244), aksl. pri-vy-j% cder erste3. Ebenso av. ae-va- apers. ai-va- ^mus 3 : gr. 01-/0-? olo-s callein3, vgl. *oi-no- in lat. oino-s unu-s u. s. w. A r m e n i s c h . kea- in kea-nM (gen. ken-ac) cLeben3 u. a. scheint aus *kiva- entstanden zu sein und demgemass zu St. *gt-uo- (s. o.) zu gehoren. Vgl. Hiibschmann Armen. St. I 35. G r i e c h i s c h . 6p&6-? caufrecht3 aus *6p&-/o-? : ai. urdhvd-s c aufrecht3, lat. arduo-s, air. ard (ardd art) c hoch, gross, edel3, wozu wol auch Arduenna silva, idg. *fdh-uo-s. w^-fd (thessal.?, inschriftl.), ion. xoupyj dor. zcopa att. xopy] Madchen (I § 166 S. 148). \a\.-(f)o-c, clink3 : lat. laevo-s aksl. leva 'link3; hierzu wol auch germ. *slai-ua-z cmatt, kraftlos, stumpf, langsam3 (ahd. sleo ags. slaw aisl. slj'or), so dass in diesem Wort fur links das Gegenstiick zu dem allgemeinidg. Wort fur rechts ai. ddksinagr. osiio-c etc. vorlage, insofern diesem urspriinglich der Sinn des Kraftigen, Tiichtigen, Geschickten inne wohnte nach Ausweis des ai. ddksa- 'kraftig, tiichtig, kunstfertig 3 . *x£V-/6-; cleer3 lesb. xsvvoe ion. xeivo-; att. XEVO-?2); die durch kypr. y.evcu/ov ion. -/svso-? repTasentierte Nebenform xsvs-/o-? erinnert an U-po-c neben i-po-? u. dgl. m. Secundares - / o - wol in den Verbaladjectiva auf -tso-?, aus c 3 * - T E - / O - ? , wie OKUXTEO-? zu verfolgen und den Adj. auf -aX£o-c, 1) Im Ubrigen ist -uva- fur -va- im Rigveda ca sporadic and doubtful exception'. Sieh Edgren Journ. of the Americ. Orient. Soc. XI 82. 2) Im att. xevoxspo; xevoTa-o; ist 0 statt cu (vgl. aotfcutepo;) Reminiscenz an die alte Form *zev/6-;. Vgl. § 75.
128
Nominalsuffix -uo—ua-, -uuo—uyia-.
[§64.
aus *-aXs-/o-?, wie pcoyaXso-c 'biiichig, zerfetzt3 : zu Grunde lagen Stamme auf -TO- und -aAo-. Anm. 1. Das hesiod. cporait!-; reprasentiert entweder eine Erweiterung mittels -io-, •-TE-Z-IO-?, oder ist (was mir minder -wahrscheinlich) jungeres Machwerk fur ein eeht hesiodisehes tpateud-?. Der ai. Accent in kesa-va- u. s. w. (s. o.) lasst vermuten, dass -TEO-C in daktylischen Wortern aus *-TE6-« entstand (vgl. I § 676 S. 545), wonach sich dann auch -akeo-s richtete.
Hierher wol auch £sv/o-? 'fremd3 ion. Sstvo-s att. i-evo-s (I § 166 S. 148), doch ist unklar, ob -fo- primar oder secundar. I t a l i s c h . Lat. ar-vo-m, umbr. a r v a m - e n cin arvum3: cymr. er-w 'Acker3 bret. er-v 'Furche3. Lat. sal-vo-s, umbr. salvom saluvom ^alvum3 salvam 'salvam 5 : wol zu ai. sdr-va-s gr. ouAo-? oXo-c (*6X-/o-c) 'all, ganz3. Lat. vi-vo-s, osk. bivus nom. Vivi3 : ai. jl-va-s etc., s. o. S. 126. Lat. cal-vo-s : ai. Jculva-s ckahl5. Lat. scae-vo-s : gr. oxat-(/)o-; 'link3, dazu wol auch aisl. skeika cschief gehen3 (*skaiko- aus *skaiua-, s. S. Bugge Paul-Br. Beitr. XIII 515). Bezeichnungen von Farben: hel-vo-s: ahd. gelo 'gelb3, gGf. *ghel-uo-s; gil-vo-s, ful-vo-s, Jla-vo-s (aus *bhl-uo-s, zu ahd. blao cblau3?), ra-vo-s, fur-vo-s (I § 569 S. 428). Die Formen wie vacuo-s, nocuo-s, perspicuo-s, assiduo-s diirften von derselben Art sein wie viduo-s, also aus *vace-uo-s, woraus zunachst *vacouo-s (I § 65 S. 53). Secundar in Minerva aus *menes-ua zu ai. manas- gr. [jivsan. 'Sinn3 (vgl. ai. manas-vin- 'sinnvoll, verstandig3); umbr. mersuva abl. 'solita3 aus *mefs-ua(d) d. i. *med(e)s-uo- zu mef-s c ius\ Ferner in lat. annuo-s zu annu-s, strenuo-s zu gr. oxp-^vo-? 'Kraft3, cernuo-s zu *cerno- (oder *cerna-) aus *cers-no- cKopf° vgl. gr. zpavva xpvjvvj (d|x
A l t i i i s c h . tar-b gall, tar-vo-s ncymr. tar-to 'Ochse3, gewohnlich zu gr. Taupo-; gestellt, das aus *Totp-/o-? entstanden
§ 64.]
Nominalsuffix -uo—ua-, -uuo—uua-.
129
sein soil (I § 639 S. 481). mar-b ncymr. mar-w ctodt3, zu W. merc sterben3 (vgl. Anm. 3). Anm. 3. marb halt Osthoff fur nachgebildet dem Oppositum *gl-uo-s, air. bin beo ncymr. byw, wie Breal Mem. de la Soc. de lingu. VI 127 auch das lat.-slav. *mrtuo- 'gestorben' (lat. mortuo-s aksl. mntvu) nach diesem aus *mrto- umgeformt sein lasst. Mir nicht unwahrscheinlich, und ich frage, ob nicht auch das kelt.-germ. *deks-uo- 'dexter' (air. dess acymr. dehou, got. taihsva) sein Suffix einem der beiden Worter fiirs Gegentheil *lai-uo~skai-uo- (s. S. 127. 128) verdanke (vgl. gr. 5e£iTep<S-c naeh dpiOTepo-?, spatlat. senexter statt sinister nach dexter u. dgl. m., Ber. der sachs. Gesellsch. der Wiss. 1883 S. 191 f.).
Germanisch. Got. hldi-v n. ahd. hleo, gen. hlewes, 'Grabhiigel3 Gf. *kloi-uo-s : lat. cli-vo-s, W. klei- lehnen3. Ags. earo aisl. grr cschneir (entlehnt finn. anas) : vgl. ai. ar-van- 'eilend, schnelV. Ahd. rawa ruowa 'Rune3 urgerm. *re-uo- *ro-uo- : gr. spu)-^)?] cAblassen, Aufhoren, Rast3. Bezeichnungen von Farben, wie ahd. gelo : lat. helvo-s, ahd. salo cschwarz, schmutzig3, ahd. blao cblau3 (zu laX.Jlavo-si), ags. baso 'purpurn3 u. a. (Kluge Nom. Stammb. 81). Baltisch-Slavisch. Lit. py-va-s ^ier 3 aksl. pi-vo 'Trunk, berauschendes Getrank3, zu pi- 'trinken3 (aksl. pi-ti ^trinken3 ai. pi-ti-s 'Trunk11 gr. TUI-VU> 'trinke3 u. s. w.) und, da dieses wol mit pi- cschwellen, £ett sein3 identisch ist (Osthoff Morph. Unt. IV 41. 167), n'achstverwandt mit ai. pi-va-s gr. Ta-(f)o-<; cfett3. Lit. pai-va-s aksl. pla-vu cgelblich weiss, falb3 (das lit. Wort dex Entlehnung aus dem Slav, verdachtig) : ahd. falo cfahl, falb'. Preuss. sy-va- aksl. si-vu 'grau1: mit ai. sycl-va- cdunkelbraunD verwandt. Preuss. pel-wo aksl. ple-va cSpreuJ, zu lit. pelai pi. c Spreu3. Lit. pii-va-s cBauch3; hal-vd ckleine Anhohe1 (zu kel-ti 'heben3). Aksl. krava cKuh3 aus *kor-va (weitergebildet lit. karve), wol zu lat. cer-vo-s; gri-va cMahne3: ai. gri-vd cNacken3. Im Lit. Adjectiva auf -y-va-s, zu Verba auf -y-ti, wie daly-va-s ctheilhaft3 (daly'vu buti 'theilhaft sein3) zu daly-ti 'theilen3, aky-va-s cmit Augen versehen, neugierig3 zu akyti c Augen bekommen, porose werden3 (vgl. akyla-s caufmerksam3). Im Slav. Adjectiva auf -i-vu -a-vu, zu Verba auf -i-ti -a-ti, wie chodi-vu Vandelnd3 zu chodi-ti 'gehen3, ljubi-vu cliebend3 zu Brngmann, Grundriss. II.
9
130
Nominalsuffix -no—na-, -nno—nna- und
[§ 64—65.
ljubi-ti 'lieben3, laska-vu cschmeichelnd, schmeichlerisch3 zu laska-ti 'schmeicheln", dela-vu Virksam* zu dela-ti Svirken, arbeiten3. Diese Adj. auf -y-va-s -i-vu erinnem an die lat. auf -ivo-s, s. Anm. 2. 65. Die Suffixe -no—na-, -nno—nna- und -eno-ena-, -ono—ond-1). Uber -nno- neben -no- s. I § 227 S. 196. Oft wird behauptet, die Formen -eno- -ono- enthielten in dem ersten Vocal das veibalthematische -e- und -o-, so dass z. B. der Stamm von ai. bhdrana-m cdas Tragen1 als bhdra-nadem Element blidra- der 3. sg. bhdra-ti, derjenige von got. bairan 'tragen3 als baira-na- dem Element baira- der 1. pi. baira-m gleich sei. Durch den Hinweis auf Formen wie *dono-m c das Geben' (ai. ddna-m, lat. dbnu-m) neben *bhereno-m *bherono-m rdas Tragen3 und auf solche wie part. pass. *dheno-s in ahd. gi-tan cgethan' aksl. o-denu 'umgethan, umgelegt, bekleidet3 neben ahd. gi-zog-an 'gezogen3 (-ono-) aksl. nes-enu cgetragen5 (-eno-) wird diese Analyse keineswegs gestiitzt. Denn dass hier Suffix -no- vorliege (Stamm *dono- = W. do—\- Suffix -no-, u. s. w.), ist nichts weniger als sicher, da man zu der Annahme berechtigt ist, in *dono-m und *dheno-s sei der anlautende Vocal von -eno- (-ono-) mit dem Vocal der Wurzel in uridg. Zeit contrahiert worden, ahnlich wie sich z. B. die 3. sg. conj. *doti (ai. dati) in *do-e-ti zerlegt (s. I § 115 S. 108). Bedenkt man nun, dass -eno—ono- als Participialsuffix gerade in Tempora ohne thematischen Vocal seinen festen Sitz hat (ai. bibhidand-s got. bit-an-s von W. bheid- cspalten, beissen1, got. fulg-in-s Verborgen, aksl. nes-enu 'getragen3, ai. dvis-dnd-s zu indie. dvis-te, dvis- 'hassen1, av. yn-dna- zu indie, yn-e, jan- cerschlagen'), so ergibt sich fur unsere Betrachtung geradezu als Notwendigkeit, -eno—ono- als einheitliches Suffix anzusehen. Dass -no- -nno- ihm nachstverwandt ist, zeigt der Gebrauch, und es steht nichts im Wege anzunehmen, -no- -nno- seien die Tiefstufenformen zu -eno—ono- in gleicher Weise, wie wir 1) Schnorr von CaroMeld Das lat. Suffix anus, Archiv f. lat. Lexicogr. I 177 ff.
§ 65—06.]
-eno—end-, -ono—ona-.
131
neben einander -mno- (-mnno- ?), -meno- -mono- (§ 71) und -tro- -trro-, -tero- -toro- (§ 75) haben. Die Annahme eines solchen Ablautsverh'altnisses, des Hervorgangs von -no- aus -eno- {-ono-), ware selbst fiir den Fall gestattet, dass -eno- im letzten Grunde doch zweigliediig gewesen ware (-c-, -o—\- -no-), vgl. *rudnt- Tiefstufenform zu *rudo-nt- (§ 125). Unser ?^-Suffix bildete vorzugsweise verbale Nomina, theils adjectivische, theils substantivische, letztere vorzugsweise im Neutrum und Femininum als Abstracta (s. § 158). Als Participial- und als Infinitivsuffix entwickelte -{e)noin verschiedenen Sprachen eine charakteristische Productivitat, und es machten die mit ihm gebildeten Adjective und Substantive zum Theil sehr umfangreiche Kategorien aus. Als Secundarsuffix gewann unser Suffix erst in einzelsprachlicher Entwicklungszeit grossere Ausdehnung, aber nur in wenigen Sprachzweigen. Anm. Zuweilen ist es nicht leicht, zu entsoheiden, ob man Suffix -[e)no- vor sich habe oder Weiterbildung eines era-Stammes mittels -o(Uberfuhrung in die o-Declination). Letztere liegt unzweifelhaft vor z. B. in ai. dsn-a-s neben dtan- m. 'Stein', pusdn-a-s neben pusdn- Name eines Gottes (§ 60 S. 106), grieoh. IX).6-« 'junger Hirsch' aus *eXv-o-; neben aksl. ielen- 'Hirsch', axoM-v] c"Wetzstein' neben ai. dsan-, lat. pullu-s aus *puln-o-s neben got. fulin- Tohlen', lit. jekn-os pi. 'Leber' neben ai. yakn-. Dagegen bleibt z. B. zweifelhaft, ob lat. regnu-m Suffix -no- habe oder als ein in die o-Declination iibergefiihrter en-Stamm mit ai. rajdn- 'Lenkung, regimen' identisch sei. Vgl. § 7J Anm. § 94 Anm.
66. 1. Suffixform -no—nno-. Die Form -no- vorzugsweise in Verbaladjectiven, die, wie diejenigen auf -to(§ 79), aus dem Veibalstamm (nicht aus einem bestimmten Tempusstamm) gebildet wurden. Im Indischen machten diese Adjectiva eine ziemlich zahlreiche Participialclasse neben und gleich derjenigen mit -to- aus. Meist passive Bedeutung. Daneben zahlreiche, vielfach als uridg. nachweisbare Substantiva verschiedenen Geschlechtes und grosstentheils abstracter Bedeutung. Die Form -nno- ist im Allgemeinen mit -no- gleichwertig. Doch ist zu beachten, dass nur -nno-, nicht -no- als mediales Partieipialsuffix unthematischer Prasentia vorzukommen scheint. 9*
132
Nominalsuffix -no—nno-.
[§ 66.
Die mit -no- -nno- gebildeten Nomina haben als Adjectiva (Participia) die Wurzelsilbe fast regelmassig in Tiefstufenform (mit Suffixbetonung, z. B. *pj-no- cgefiiHt3, W. pel-, ai. pur-nd-), als Substantiva ofter in Hochstufenform (z. B. *qoi-na 'Entgelt 3 , W. qei-, gr. TTOI-VT)). Dass urspriinglich die Stufe in der Wurzelsilbe in demselben Casussystem wechselte, darauf weisen Abstufungsverschiedenheiten wie *sup-no- *suep-no- *suop-no- cSchlaf3 hin. I d g . *pl-no- *pl-no- cgefiillt, voll3 von W'pel- cfiillen3: ai. purnd-s av. perena-, gr. vielleicht nokkoi Viele 3 (s. I § 306 S. 245), air. Ian, got. fulls urgerm. *fulna-z) lit. pilna-s aksl. plunu; vgl. ai. pur-td-s lit. pit-ta-s cgefiillt3. *ple-no- cgefiillt3 von plec fiillen3 : ai. prana-s, lat. plenu-s; vgl. ai. pra-td-s lat. im-pletu-s "gefiillt". Ai. dnna-m cEssen, Speise3 aus *ad-na- (I § 477 S. 354), gr. eS-avo-s cessbar3 so-avd-v 'Essen, Speise3 (mit -nno-, vgl. unten), W. ed- cessenJ. Av. perena- f. got. Julio f. (mit Ubergang in die w-Declination) Tulle 1 . *qoi-na- f. "^Entgelt3 von W. qei- (ai. cay- gr. xs.i-) : av. kaena- cStrafe:>, gr. TTOIVYJ cEntgelt, Strafe, Lohn3, aksl. cena 'Preis*. *sup-no- *suep-no- *suop-nom. cSchlaf, Traum 3 : ai. svdpna-s, armen. k'un (*suop-no-, I § 162 S. 146, § 201 S. 170), gr. UTTVO-C, lat. somnu-s (wol *suep-no-, I § 172 S. 154), air. suan acymr. hun (vgl. I § 539 Anm. S. 372), aisl. svefn, lit. sapna-s aksl. sunu. *leuqsno- oder *louqsno- cglanzendJ : av. raoxsna- "glanzend1, lat. luna alat. inschriftl. losna aus *loucsna, air. luan "^Mond3, preuss. lauxnos pi. cGestirne:>, zu leuq-s- in ai. ruksd- 'glanzend5, lat. illustri-s aus *in-loucs-tri-s, ags. lixan 'leuchten 3 aus *leohsjan, von W. leuq-; dagegen ohne -s- as. log-na (o wahrscheinlich kurz) c Flamme\ Derartige Formen mit -s- gaben Anlass zur Herausbildung eines als einheitlich empfundenen -sno-, wie es hie und da begegnet, s. u. Vgl. -s-ni- § 94. Part, praes. mediopass. mit -igno- (daneben -ono-, vgl. § 67). *kei-nno- liegend 3 zu indie, ai. sd-te gr. XET-TOU : av. say-analiegend 3 (ai. upari-sayand-m 'Lagerstatte3), gr. 'Q-xsavd-? cder umlagernde' (vgl. ai. a-sete, von Fierlinger Kuhn's Ztschr. XXVII 477). Gr. s6av<;-? ""essbar3 zu indie, ai. dd-rni; c Anzug, Gewand 3 aus */ea-avo- zu indie, ai. vds-te.
§ 66.]
Nominalsuffix -no- -nno-.
133
Anm. Diese Auffassung des ar. -ana- und des gr. -avo-, so weit dieselben mit -mana—mna- und -fievo- gleichbedeutend sind, ist freilich nicht sicher. Man kann, worauf mein Zuhorer Herr H. Hirt aufmerksam maeht, an Entstehung aus *-mno- denken, wie sich auch das participiale ar. -anaauf *-mno- zunickfiiliren lasst, s. § 67, b Anm. S. 143.
Unklai hinsichtlich der Bedeutung ist -no- in *oi-no-s *unus3 : gr. o?vd-? OIVTJ cdie Eins auf dem Wiirfel3, lat. oino-s oeno-s unu-s air. oen got. dins lit. vena-s aksl. inu. A r i s c h . Ai. u-nd- Voran etwas fehlt, mangelhaft3 av. unaleer 3 , von W. eu- (gr. e3-vi-e c ermangelnd, beraubt3). Ai. Jcsl-ndVermindert, hingeschwunden, abnehmend': dazu vielleicht gr.
134 c
Nominalsuffix -no—nno-.
[§ 66.
das Alter3 (vgl. gr. oTefavfJ-; und orsy-avT)); der palatale Laut statt des gutturalen in rocand- sacand- u. a. war von den Formen wie rOcate ubernommen (s. I § 448 Anm. S. 335). Vgl. -ani- = -nni- § 95 und -anu- = -nnu- § 106. Nur hie und da secundar. Ai. strai-na- Sveiblich3 zu stn"Weib3, paus-nd- 'mannlich' zu pus- 'Mann', pura-na- Vormalig, alt' zu pura adv. Vormals\ Hierher auch vadhasnd-m cMordwaffe' neben gleichbedeutendem vadhd-s und vddhar, und kardsna-s cVordeiarni> (vgl. kard-s 'Hand'), falls -as-Stamme zu Grunde lagen, vgl. got. hldivasnos pi. f. cGrab3 neben gleichbedeutendem Neutr. hldiv; meist wild der ai. Ausgang als -asna- aufgefasst. A r m e n i s c h . k'un cSchlafJ aus *suop-no- s. o. S. 132. gi-n, gen. g-no-y, 'Kaufpreis3 aus *ues-no- oder *ues-no- : ai. vas-nd-s gr. wvo-? 3-vo- -va-, lat. venu-m aus *ves-no- oder *ves-no-. Hierher vielleicht auch vasn cwegenJ (zu apers. vas-na- und av. vas-na- c Wille, Gnade', W. uek-; die av. Form fiir *vas-na- durch Anlehnung an praes. vasemi) und das weitergebildete un-ain leer" (zu ai. u-na-; armen. uaus idg. eu-, vgl. gr. e3-vi-?). G r i e c h i s c h . atuy-vii-c Verhasst'. a:rap-vo-? 'zerstreut, selten, diinn', zu ajtetpto. osjivd-s c ehrwiirdig J aus *o£J3-vd-?, W. tjea(I § 492 S. 364). oTsy-vo'-; c bedeckt, bedeckend'. ap.sp8-vd-c cfurchtbarJ. itspx-vcJ-s c gesprenkelt, bunt, dunkel': ahd. forhana f. T o relle' Gf. *prk-na. Auf einem *dd-no- von do- 'geben' beruhte wol oa-vo? n. c Darlehen' (vgl. § 132). Xay-vo-; cgeil, wolliistig': vgl. lat. Una aus *lex-na (zu laxu-s). Xfy-vo-? c lecker, liistern': vgl. ahd. lecchon clecken* urgerm. Hikkona-n von St. *Uj-naI § 538 S. 396. cppu-vo-? (ppu-w) 'Krote 5 : ahd. bru-n c braun'. du-vo-? c Andrang, Kampf': ai. dhu-na-s cheftig bewegt'. ol-vo-<; 'Wein' oi'-vYj c Weinstock' oT-vo-v c Weinlaub, Weinranke' : lat. vi-nu-s vi-nu-m und die Ableitung armen. gi-n-i c Wein 3 (§ 63 S. 120), von W. uei- 'winden', daher hierher auch russ. ven 'Kranz 3 und die abgeleiteten aksl. ven-ici lit. vain-ika-s c Kranz\ utip-aovo-; -aovo-v Vomit man Feuer holt, Feuerzange, Kohlenpfanne 3 aus *-auo-vo- (s. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 488), wozu
§ 66.]
Nominalsuffix -no- -nno-.
135
vermutlich auch xep-aovo'-s 'Wetterstral 3 . TSX-VO-V 'Kind 3 (cErzeugtes3, zu texsiv) : ahd. degan m. c Knabe, Diener 3 urgerm. *peg-na-$. atsp-vo-v c Brust 3 : ai. stir-na- 'ausgebreitet 3 , vgl. auch ahd. stirna f. 'Stixne 3 Gf. *ster-n-ia, W. ster- c ausbreiten\ *8e[j.vo-, woraus 8eji.vio-v 'Bettstelle 3 als c gebautes Lager 3 , von W. dem-. XXI-VTJ c Lager, Bett 3 : ahd. li-na le-na c Lehne 3 , W. klei- c acclinare 3 . OTY]XY) lesb. axdiXXa c Grabsaule 3 aus *axaX-va Gf. *stl-na(Nebenfoim axrjXXv] = *axaX-v-ia?) : ai. sthuna c Pfosten, Saule 3 s v o. S. 133. C
136
Nominalsuffix -no—nno-.
[§ 66.
'nichtsnutzig3 = od-xiS-avo-? (no = lat. quid) ausgegangen? Vgl. -8-airo-?, das an iro8-airo-s u. dgl. entsprang (§ 16 S. 31). I t a l i s c h . Lat.ple-nu-s umbr. plener 'plenis3: ai. pra-na-s, s. o. S. 132. Lat. canu-s aus *cas-no-s, osk. palign. casnar csenex3 (mit einera r-Suffix weitergebildet). Lat. vi-nu-s -nu-m, umbr. vinu Vimim3 volsk. vinu abl. "Vino3. Lat. urna aus *urc-na, umbr. u r n a s i e r curnariis, feriis3. Lat. fanu-m aus *fas-no-m, umbr. fesnaf-e fem. pi. 'in templum3, osk. f i i s n a m fisnam fem. ace. 'templum3, palign. fesn. (abgekiirzt) 'templum3, zu lat. fes-tu-s fer-iae (Ablaut der e-Reihe). Lat. dignu-s, zu decet, aus *dec-no-s (I §65 S. 54, §500 S. 368), oder zu aisl. tlgenn 'vornehm3 flgn f. 'vornehmer Rang3, aus *dic-no-s (W. deik- 'zeigen3). agnu-s : gr. dfivo'-? 'Lamm3 aus *dp-vo-;, air. nan ncymr. oen 'Lamm3 (I § 428 S. 318, § 437 S. 328), auch aksl. *jagnu, durch die Bildung jagne 'Lamm3 vorausgesetzt. pugnu-s, pugnare, zu gr. iroy-firj cFaust, Faustkampf\ gra-nu-m cKorn, Kern3 Gf. ~gr-no-m : ai. Jir-nd- czerrieben, zerfallen3, got. kaur-n n. cKorn3, aksl. zri-no cKorn, Kern, Beere3, vgl. auch ahd. kerno aisl. kjarne m. 'Kern3 mit der Stufe ger-. llgnu-m wol zu lego; tignn-m : vgl. gr. TS^-VT] 'Erzeugungsfahigkeit, Kunst, Fertigkeit3. lana aus *ula-na Gf. *ul-na : ai. ur-na cWolle3, gr. ouko-c, 'kraus3 aus */oX-vo-c, got. vulla 'Wolle3 urgerm. *uul-nbt lit. vii-na 'Wollharchen3 aksl. vlu-na 'Wolle'. Versteckter liegt unser Suffix, wie es scheint, in fundu-s : ai. budh-nd-s 'Boden3 (I § 221 S. 191). Mit -s-: lat. annu-s aus *at-sno-s : vgl. got. apn; penna alat. pesna aus *pet-sna1 W. pet- 'niegen3'), u. a. Lat. -ino- unbetont = -igno-. Freilich ist schwer zu sagen, was hierher gehore, da unbetontes -ino- auch idg. -eno- und 1) Von penna ist pinna zu trennen. Letzteres gehort nebst pannu-s gr. irijvo-t fgGf. *pn-no-, s. I § 253 S. 208) zu ags. Jinn nhd. finne Tlosafeder', mit welchem germ. Wort MuUenhoff Altertumskunde II 54 ansprechend den Namen der Fenni verbindet, freilich unriehtig von einer Grundf. *pet-na ausgehend. Die nachsten Verwandten dieser Worter sind ahd. spannan 'spannen', got. fana 'Tuch, Lappen' (nhd. faJme), aksl. pina 'spanne, hange' o-pona cVorhang'. W. spen- und pen-, s. I § 589, 3 S. 447. Die Schwinge des Vogels und die Flossfeder wurden also als etwas 'ausgespanntes' benamt.
§ 66.]
Nominalsuffix -no- -nno-.
137
-ono- sein kann. In Betracht kommen Woiter wie dom-inu-s, pag-ina sarc-ina, wol auch verna aus *ves-ina (W. wes-Svohnen3). Secundar nicht selten: Lat. aenu-s aus *aes-no-, umbr. a h e s - n e s Penis', zu lat. aes aeris, ai. ayas- n. 'Metall, Eisen3. Lat. llignu-s aus *ilec-nozu ilex, sallgnu-s zu salix (der Ausgang wurde volksetymologisch auf W. gen- bezogen, vgl. abiegnu-s, fabaginu-s u. a.), acer-nu-s zu acer, ehur-nu-s zu ebur; mit Wegfall des stammauslautenden Vocals populnu-s zu populu-s, quernu-s aus *quercnu-s zu quercu-s u. a. Ferner pater-nu-s, mater-nu-s; alter-nu-s, infer-tiu-s, exter-nu-s. An a-Stammen scheint -anu-s entstanden zu sein: silvanu-s (silva), insulanu-s linsula), Capuanu-s [Capua), dann auch urbanu-s cismontanu-s Rhenanu-s u. s. w. vernu-s, nocturnu-s, hlbernu-s, vesperna u. a. gemahnen an gr. sapivo-?, voxTepivo-?, j(£ifispivo-<;, soirspivo-? (s. S. 135), und vielleicht war auch hiei -no- an den Locativ auf -i angetreten, dieser Vocal also weggefallenl). Umbr.-osk. *kom-no-m cr6 xoivov3 von kom 'cum1, umbr. k u m n e loc. cin comitio3 osk. comenei loc. cin comitio3 comono pi. ^omitia3 (zur osk. Anaptyxis vgl. I § 627 S. 473). Osk. amnod 'circuitu1 von am- camb-\ Lat. pronu-s wol aus *prod-?io-, zu pro(d).
Endlich die von Adverbien abgeleiteten Distributivzahlen, wie lat. blrii aus *bis-no-, trim aus *tris-no-, ter-rii, quater-nl. Altirisch. la-n Voll3: ai.pur-nd-s etc., s. S. 132. sfizracheil, gesund, ganz, voll3 vermutlich aus *sl-no-, zu lat. salvo-s aus *sl-uo-. cloe-n 'schief, ungeiecht, bb'se3: vgl. got. hlai-n-s 'Hiigel3, W. klei- lehnen3, woher auch gr. XXL-VTJ ahd. li-na (S. 135). suan acymr. hun cSchla£3 : ai. svdp-na-s etc., s. S. 132. uan ncymr. oen m. 'Lamm3 : gr. d[j.v6-? etc., s. S. 136. dotnun m. cWelt3; gall. Bubno-rlx cWeltk6nig3, wozu wahrscheinlich fu-domain ctief3 ncymr. dwfn'tiei1 (I§ 520S.3SO f.): aksl. dunon.cBoden3aus *dubno-, lit. dugna-s cBoden3 (mit g fiir b, I § 346 S. 274). en m. cVogel3 1) h'ibernu-s aua *hkbrino-s, wie in-certu-s aus *in-crito-$ (I § 33 S. 35)? Daa b des mit hiems unzweifelhaft verwandten Wortes ist immer noch unaufgeklart.
138
Nominalsuffix -no—nno-.
[§ 66.
(I § 518 S. 379) abret. etn cVoger : vgl. lat. penna aus *pet-sna S. 136, W.pet- cfliegen3. fen m. cWagen3 (I § 526 S. 383) : aisl. vagn m. cWagen3, W. uegh- Vehere3. du-n n. cumwallte Burg3, gall, -dunu-m in Ortsnamen wie Novio-dunum cNeuburg, Neustadt3: aisl. tu-n n. ahd. zu-n m. cZaun, Gehege3. ru-n f. cGeheimniss3: got. ahd. ru-na f. cGeheimniss3, wozu, mit andrer Wurzelvocalstufe, aisl. rau-n f. "Tersuch, Priifung, Probe, Erfahrung3. Versteckter liegt unser Suffix, wie es scheint, in bond bonn csolea3: ai. budh-nd-s cBoden3 (I § 221 S. 191). Urkelt. -ano- = -nno-. Da dieses im Ir., wenn unbetont, mit ursp. -ono- zusammenfiel, so ist schwer zu sagen, was hierher gehore. Etwa lethan acymr. titan cbreit3: vgl. gr. irXaxavo-? 'Platane3 (nach den breiten Blattern benannt, zu TrXatu-c). Auch die Infinitivnomina wie blegon m. cdas Melken3 kbnnten hierher gehoren. Secundar in gall. Arebrig-nu-s (pagus) cam Berge gelegen3, neben Arebrigiu-m, zu air. bri, gen. breg, cBerg3. Ferner wol auch in den kelt. Wortern auf -er-no- -ar-no- (Zeuss-Ebel G. C. 774), wie gall. Tigerno-, isarno- cEisen3 air. iarn abret. hearn (I § 576 S. 432 f.), woher vielleicht durch Entlehnung got. eisarn ahd. warn cEisen3 (durch das Suffix in ahd. diorna cDirne3 got. viduvairna cder Verwaiste3 u. dgl. kann dies Wort nicht als ein echt germanisches erwiesen werden). Germanisch. Got. fulls ahd. vol (gen. voiles) Voll3 urgerm. *ful-na-z : ai. pur-nd-s etc., s. o. S. 132. Got. alls ahd. al (gen. alles) cganz, all3 (neben ala-) Gf. *al-no-s, zu alan caufwachsen, um sich greifen3 (vgl. gr. ua? cganz, all3 zu ai. sva- canschwellen3 § 126 und lat. omni-s aus *op-ni-s zu ops § 95); dasselbe Wort ist osk. allo, falls es nicht calia3, sondern ctota3 zu iibersetzen ist (Fick Bezzenberger's Beitr. I 170, Danielsson Pauli's Altital. Stud. Ill 177 f.). Got. ib-n-s ahd. eban cflach, eben3. Ahd. sci-n c sichtbar, leuchtend3, als Subst. m. cSichtbarkeit, Glanz, Schein3. Got. us-luk-n-s cgeofTnet, offen3. Got. faihu-gair-n-s chabsiichtig3 aisl. gjarn 'begierig3. Ahd. mei-n cfalsch, betriigerisch3, als Subst. n. cFalschheit, Frevel3: lit. mal-na-s cTausch3 aksl. me-na cAnderung, Wechsel3, gGf. *moi-no- -na-, vgl. *-moi-ni- § 95. Ahd.
§ 66.]
Nominalsuffix -no—nno-.
139
loc (pi. loccha) aisl. lokkr m. c Locke 3 urgerm. *lug-nd-s (I § 534 S. 393) : lit. lug-na-s r gebogen\ Ahd. sker-n m. n. cScherz3. Got. ap-n n. c Jahr 3 : vgl. lat. annu-s aus *at-sno- S. 136. Got. haur-n ahd. horn urnoid. horna n. 'Horn 3 : gall, xapvo-v ace. 'Trompete 3 (Hesych), zu lat. cornu, woneben auch corno- (§ 106). Got. bar-n n. c Kind 3 (cGeborenes3) : lit. ber-na-s cKnecht3, Demin. berneli-s c Knablein 3 (vgl. gr. TSXVO-V : ahd. degan). Got. Idu-n ahd. lo-n n. cLohn3, zu gr. arco-Accou) 'geniesse3 aksl. lovu c Fang, Beute 3 . Ahd. zeihhan as. teJcan n. 'Zeichen 3 urgerm. *taik-na- (daneben got. taikns f., Stamm tdik-ni-, "^Zeichen5), von W. deik- deig(got. ga-teihan 'anzeigen"). Ahd. feihhan as. fekan n. c Betrug' urgerm. *faik-na-, von W. peik- peig- (got. fdih n. 'Betrug3). Ahd. loug-na aisl. lau-n f., im Ahd. auch lougan m. "Xaugnen", mit anderer Wurzelvocalstufe got liug-n n. cLiigeD. As. log-na [p wahrscheinlich kurz) c Flamme': vgl. lat. luna aus *loucsna etc. S. 132. Germ, -uno- = -nno- nicht sicher nachweisbar. Als Secundarsuffix kommt unser Suffix ausser in got. jdi-n-s "j'ener3 vom loc. *ioi (daneben ein urgeim. *ii-na- von der Locativform *iei in ags. be-jen m. cbeide:> nach Holthausen PaulBraune's Beitr. X I I I 372. 590) nicht vor, falls nicht got. hldivasnos pi. f. 'Grab 3 neben hldiv n. cGrab3 und arhvazna f. cPfeil3 neben ags. earh n. cPfeil3 hierher zu stellen sind als auf esStammen beruhend, vgl. ai. vadhasnd- S. 134. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. pli-na-s aksl. plu-nu c voll 3 : ai. pur-nd-s etc., s. o. S. 132. Noch einige Adj. dieser Art im Baltischen, wie lit. hil-na-s cerhaben3 zu kel-ti cheben3 (kdina-s c Berg3 diirfte kai-n-a- sein, s. Verf. Morph. Unt. I I 173), siipna-s 'schwach, kraftlos3 zu silp-ti cschwach werden3, lud-na-s 'traurig 3 zu lusti c traurig werden3, lett. wif-n-s cflimmernd3 zu wif-et cnimmern3, lett. tdis-n-s c gerade, gerecht3 zu lit. taisyti c herrichten3. Lit. de-na f. adj. ctrachtig3 (von Kiihen) : ai. dhe-na 'Milchkuh 3 , von dhei- 'saugen 3 (I § 150 S. 137). Lit. pei-na-s cVerdienst3 aksl. ple-nu c Beute 3 : ai. pana-s c Wette. ausbedungener Lohn 3 aus *par-na- (I § 259 S. 213 f.). Lit. vaf-na-s c Rabe 3 vdr-na c Krahe 3 aksl. vra-nu cschwarz, Rabe 3
140
Nominalsuffix -no- -nno-.
[§ 66—67.
vra-na c Krahe 3 : zu ai. vdr-na-s 'Farbe 3 ? Lit. sze-na-s aksl. se-no c Heu 3 (das lit. Wort urspriinglich wol Neutrum), scheint mit ai. syd-na-s c trocken geworden 3 fa-na-s c geronnen 3 wurzelverwandt. Lit. szal-nd aksl. sla-na cIteif3, zu lit. szdi-ta-s ai. Si-tir-a-s c kalt3. Preuss. spoay-no f. cSchaum3 oder cOberhefe3 aksl. pe-na c Schaum 3 : ai. phe-na-s cSchaum3, vgl. auch lat. spuma aus *spoi-nid (zum Anlaut I § 589, 3 S. 447). Mit -s- lit. lep-s-na cFlamme3, varsna "Pfluggewende3 aus *vart-sna (vgl. varsma-s 'Pfluggewende 3 aus *vart-sma-). Lit. spaf-na-s 'Fliigel 3 : ai. par-nd-m cFliigel3, W. sper- Von sich strecken, wegstossen, zappeln3. skut-na c abgeschabte Stelle\ zar-na 'Darm 3 : aisl. garnar pi. c Eingeweide3 . dai-nd ^olkslied 3 : av. dae-na- f. cGesetz, Lehre, Glaube3 . Aksl. tri-nu "^Dorn3 : ai. tr-na-m 'Grashalm 3 , german. mit -nu- got. paur-nu-s cDornD. synu sunu c Thurm 5 wol aus urslav. *sup-no- *soup-no- cdas Aufgeschiittete', zu siipg, 'schiitte 1 supu c Haufe'. clenu 'Glied 3 aus *bel-no-. tres-nu 'rimbria3 aus *tresk-nu, zu tresku cSchalF tresnq,ti cschlagen3. sUg-no c Schenkel 3 . ru-no 'Vliess3, zu ruv-q, c evello. sukno wollenes Kleid3, zu sukati r drehen\ veno cMitgift3 aus *ved-no- : gr. 28-VOL ssS-va c Brautgeschenke3, W. uedh- ued- cfiihren, heimfiihren 3 (I § 469, 8 S. 34S). vlu-na c Welle 3 : ahd. wella c Welle 3 Gf. *iiel-na, mit -ni- lit. vilni-s cWelle3. sli-na cSpeichel3, zu mhd. ags. sll-m cSchleim5. strana c Seite, Gegend 3 aus ursl. *stor-na d. i. idg. *stf-na (ai. sfir-nd- causgebreitet3) oder idg. *stor-na, W. ster- causbTeiten3. ste-na cMauer, Wand 3 : got. stdi-n-s ahd. stei-n m. cStein3. Lit. -ina- si. -mo- = -^no- mag vorliegen in lit. kup-ina-s c gehauft3, tek-ina-s claufend3, aksl. do-kos-inii cberiihrbar, fassbar3, do-stiz-inu 'erreichbar 3 u. a. Secundares -no-. Lit. jdu-na-s aksl. Ju-nu cjung3 von j'au c ju schon3, ahnlich wie ai. ndva-s gr. ve/o-? zu ai. nU nu etc. 'nun, jetzt3; zum selben Adverb auch aksl. ju-tro u-tro cMorgen3, s. § 75. Ob zum Theil auch das haufige Secundarsuffix lit. -ina- slav. -mo- als -nno- hierher gehore, ist zweifelhaft. 67. 2. S u f f i x f o r m -eno- -ono-. Fast nur primar. Vorzugsweise in participialen und in Abstract-Nomina. Kategorien-
§ 67.]
Nominalsuffix -eno—ono-.
141
bildende Productivity besonders im Arischen, Germanischen und Slavischen. -eno- lebendig als Participial suffix im Ags., Nord. (Aisl.) und Slav., als Abstracta bildend im Ar., -ono- als Paiticipialsuffix im Ar., Got. und Hd., als Abstracta (Infin.) bildend im German. Suffixbetonung bei Tiefstufenform der Wurzelsilbe, z. B. ai. vavrt-and-s ahd. gi-wort-an (I § 530 S. 389). a. -eno- h i n t e r c o n s o n a n t i s c h s c h l i e s s e n d e m Stamme. Idg. *uegh-eno-, W. uegh- Vehere3 : ai. vah-ana-s cfahrend3 vah-ana-m cdas Fahren3, aksl. vez-enu cgefahren3. *ed-eno-, W. ed- cessen3: ai. dd-ana-ni cEssen, Futter3, aisl. et-enn cgegessen3. fuert-eno-, W. uert- Vertere3: ai. vart-ana-s cin Bewegung setzend3 vdrt-ana-m cdas Drehen3, aksl. vret-eno n. cSpindel3. Arisch. Ai. cet-ana-s csichtbar3, jan-ana-s cErzeuger3, tdpana-s cplagend3; apers. drauj-ana- liignerisch3. Ai. dt-ana-m Erscheinen, Erscheinung3, jdn-ana-m cZeiigung3 u. s. w. Av. hav-ane-m cKelterung, Piessung3 : ai. sdv-ana-m; apers. ham-arana-m cZusammentreffen, Kampf3 : ai. sam-dr-ana-m, W. ar. arc gehen3. Im Av. masc. zav-ana- cAnrufen, Ruf3, dagegen ai. neutr. hdv-ana-m. Armenisch. jaune-m cweihe, bringe dar3 vom Nominalstamm *jauno-, der auf *jau-eno- (ai. hdv-ana-m cOpferung) oder auf *jau-ono- zuriickzufiihTen ist. Griechisch. Vielleicht hierher aol. cpspsva cMitgift3 (cpspeva, wenn diese Lesart die richtigere, wiirde wenigstens ein *®spsva voTaussetzen), neben cpsp-vir] : vgl. ai. bhdr-ana-. Anm. Ausserdem konnte man -ENO- sehen in l-/.ebm-c. (mit unechtem Diphthong) dor. xf^o-? cjener' aus *(£)xet-£vo-s zu lv.eZ cdort'. Entsprechend dor. T-fjvo-i 'is, iste, ille' aus *TEI-EVO-4 ZU TET oder als TT(-VO-S ZU instr. *TYJ (vgl. got. jdi-n-s § 66 S. 139). Freilich kommt -eno- in dieser Weise als Secundarsuffix sonst nicht vor.
Italisch. Hierher beno- (in bene, benlgnu-s, bellu-s aus *ben-lo-), die Nebenform von bono- duono-, wenn es als *du-enozu der in ai. dim-as n. cVerehrung, Ehre3 u. a. vorliegenden Wurzel gehort; die urspriingliche Bedeutung ware gewesen cwas
142
Nominalsuffix -eno- -ono-.
{§ 67.
in Ehren steht, Aneikennung geniesst 3 (s. OsthofF Morph. Unt. I V 370 ff.). Mehrdeutig sind dom-inu-s (vgl. ai. ddm-ana-s c Bandiger der Pferde3) u. dgl., s. § 66 S. 136 f. A l t i r i s c h . Hierher fallende Nommalbildungen sind mir nicht bekannt. G e r m a n i s e h . Got. fulg-in-s Verborgen 3 (zu jilhan Verbergen 3 ) mit urgerm. Suffixbetonung (I § 530 S. 388). Aisl. tlg-enn Vornehm 3 (W. deik- czeigen3). Ahd. sceff-in 'Schoffe3, mit Ubertritt in die w-Declination auch scefjino, urspriinglich wol 'Ordner 3 , zu ahd. scaffan cschaffen, in Ordnung bringen 3 . Die Partieipia wie ags. bund-eti aisl. bund-enn 'gebunden 3 ; vgl. unten unter -ono-. Got. dig-in ahd. eig-in n. c Eigentum 3 urspriinglich wol cdas zu eigen Haben 3 : ai. ifs-ana-m c Herrschen, Gebieten 3 . Got. rag-in n. c Rat, Ratschluss 3 ; wenn es zu ai. rac-ana-m cdas Ordnen 3 gehort, so muss — wie bei got. fulg-ins — urspriingliche Betonung des Suffixes angenommen werden. Ahd. lug-ina f. cLiige3, andd. drug-ina f. c Betrug 3 stul-ina f. c Diebstahl J thecina f. c Bedeckung, Dach 3 .
Baltisch-Slavisch. Aus dem Lett, hierher einige Adjectiva, wie glud-en-s cglatt3, wozu glod-en-s cBlindschleiche3, zu glaud-et cstreicheln3; slidden-s cglatt, wo man ausgleitet3, zu slidd-et cgleiten3; slepp-en-s 'heimlich3 zu slep-t Verbergen3. Ob die lit. Verba auf -enu, wie gab-enu cbringe3 aus solchen Nominalstammen erwuchsen, gleichwie hruv-inii cich mache blutig3 von hruv-ina-s cblutig3? Im Slav, das weit verbreitete part, praet. pass, auf -enu, wie nes-enu "getragen3 (zu nes-ti ctTagen3), za-buv-enii Vergessen3 (zu za-byti; vgl. ai. bhuv-ana-m cWesen, Ding, Welt3). Das Neutr. vret-eno = ai. vdrt-ana-m wurde schon S. 141 erwahnt. b. -ono- h i n t e r c o n s o n a n t i s c h schliessendem Stamme. Idg. Part, praes. oder aor.: *qr-ono- von qer- cmachen3, zu indie, ai. a-kar : ai. kr-ana-s cwirkend, eifrig, geschaftig3 (haufiger Epitheton von Gottern), gr. Kp-o'vo-?; *gus-ono- von gem- ckosten, schmecken3 zu indie, ai. d-jus-ran (3. pi. med.) : ai. jusand-s got. kusan-s. Part. perf. *bhe-bhid-ono-s von bheid-
§ 67.]
Nominalsuffix -eno—ono-.
143
c
spalten, beissen3, zu indie, ai. bibhed-a got. bait: ai. bibhid-and-s (got. bit-an-s).
Anm. Diese Auffassung der ar. Formen mit -ana- ist freilich nicht sicher. Als mediales Participialsuffix konnte man -ana- mit Hirt auf *-mno- zuruckfiihren, wie das gleichartige -ana- auf *-mno- (s. § 66 Anm. S. 133). Dasselbe -mno- konnte auch in gr. TCT<M6-; HTV)M6-; cflugge' (vgl. Osthoff Zur Gesch. des Perf. 409) und dem Adjectiv ea-jo-e (oder dieses aus *fyr<6-;?) stecken. In dem ar. -ana- waren moglicherweise -mno- und -onozusammengeflossen. Was Frohde Bezzenberger's Beitr. VII 322 ff. gegen unsere Zusammenstellung von Kpovo-s mit krana-s vorbringt, ist nicht stichhaltig. Der abweichende Accent von Kp<5vo-<; erklart sich daraus, dass das Wort Eigenname war. Vgl. auch das unten unter Griechisch uber KXOVO-; u. s. w. zu Bemerkende.
Aiisch. Part, praes. aor. med. pass. ai. duh-dnd-s duh-ana-s, auch dugh-dna-s mit lautgesetzlichem gh (I § 445 S. 333, § 452. 453 S. 336), zu dsgdhi cer melkt3, juhv-ana-s zu ju-ho-ti 'er opfeit', su-nv-and-s zu su-nd-ti cer presst aus', u. s. w. Entsprechend av. yn-ana- zu Jain-ti cer erschlagt3 u. dgl. Ai. ih-and-s U-ana-s czu eigen habend, besitzend, beherrschend, Heirscher" av. is-ana- cherrschend, machtig3, zu ai. ise is-fe cer besitzt, c henscht' : ahd. eig-an 'eigen3, zu got. dih cer hat3, vgl. ai. ilana-m got. dig-in S. 142. Part. perf. med. pass. ai. riric-dnd-s zu rirec-a cer liess los, raumte3 : ahd. gi-Hw-an, W. leiq-\ av. vdverez-dna- zu indie, med. gap. vaverez-oi von varez- [tie?~g-) Virken3. Ob das denominative ai. -ana- wie in vdsav-dna-s cGiiter besitzend3 zu vdsu n. cGut3 hierher falle, lasse ich unentschieden (vgl. got. piud-an-s). Armenisch. Hierher vielleicht Jaune-m, s. o. S. 141. Griechisch. Ausser Kp-dvo-? (s. o.) wahrscheinlich auch xX-dvo-? cGetriebe, Getiimmel3, zu xik-oiiai, &p-dvo-? cSitz, StuhF, von dher- chalten, stiitzen3, ^p-ovo-c cZeit3 als cumfassende Zeitgrenze, Spanne3, zu ^sp-; zur Bedeutung vgl. SJJ.£TO-C cdas Speien3 neben lfj,£to-? cgespieen3 u. dgl. § 158 1). Von Femininis hierher 1) Der Accent dieser Nomina.mag sich nach. dem von ^ni-n-<; Xoy-o-; rpoTi-o-? u. s. f. gerichtet haben. Frohde's Annahme (an der in der obigen Anm. genannten Stelle),ftpoMO-?y.X&vo-; stunden fur *8opvo-c *-/.oXvo-;, ist lautlich nicht zu rechtfertigen trotz des Hinweises auf kret.
J44
Nominalsuffix -eno- -ono-.
[§ 67.
vielleicht TJS-OVT] cFreude3, wahrend in ireptfvn] c Spange, Schnalle 3 acpsvo-ovij c Schleuder 3 u. a. eher -on-d zu suchen ist, vgl. dxdv-7] c Wetzstein3 zu ai. dlan- 'Stein5 . I t a l i s c h . Eventuell lat. b-ono-, s. S. 141 f. iiber beno-. Mehrdeutig sind dom-inu-s u. dgl., s. § 66 S. 136 f. A l t i r i s c h . Wegen des Zusammenfallens von -nno- und -ono- nichts sicher hierher zu stellen. G e r m a n i s c h . Ahd.eig-an, s.o. S. 143. Got. v-an-s ahd. w-an c mangelhaft, fehlend3, W. eu- (gr. eo-vi-s, ai. u-nd-s). Ahd. offan as. opan 'offen3. Ahd. wes-an Verwest'. Andd. fag-an cfroh3 mit urgerm. Suffixbetonung, vgl. got. fah-eps f. c Freude J . Die Participia wie got. vaurp-an-s (fiir lautgesetzl. *vaurdans, I § 530 S. 389) ahd. gi-wort-an 'geworden 3 : ai. vavrt-ana-s; got. qum-an-s ahd. gi-Jcom-an 'gekommen" : ai. jagm-and-s; got. fra-vitan-s 1 c 'geracht : ai. vid-and-s; got. ana-budan-s entboten, befohlen* ahd. gi-botan : ai. budh-dnd-s. Dafiir in andern Dialekten -ina= idg. -eno-. Vermutlich waren -eno- und -ono- im Germanischen urspriinglich in der Weise vertheilt wie im Indischen. Nach Wegfall der Reduplicationssilbe im Perfect wurden dann die beiden Typen nicht mehr scharf auseinandergehalten und -eno- in einem Theile des Sprachgebietes verallgemeinert. Mit secundarem -ana- got. piud-an-s cKonigJ, zu piuda 'Volt" (vgl. ai. vdsav-ana-s^.). -ono- als Abstractsuffix in der german. Infinitivbildung urgeim. *-ana-m, wie got. dih-an ahd. eig-an °besitzen, haben0, got. vit-an ahd. wi^-an cwissen3, got. bair-an ahd. ber-an 'tragen, heTvorbringen3. Baltisch-Slavisch. Lit. dik-ana-s (fern, atk-ana) cetwas Hunger empfindend, niichtern3 zu dlJc-ti 'hungern3, uk-ana-s ctriibe, bewolkt" (ukanos denos ctriibe Tage') zu uk-styti-s csich triiben, bewolken', lett. plakk-an-s 'nach3 zu plak-t cflach werden3 u. a. Lit. dov-and lett. ddw-una ^abe 3 zu dil-ti du-t "^geben3, lit. uh-ana cBewolkung, bewolktei Himmel3. Ob slav. Formen wie nslov. Jah-on cfortis equitator3, zu jahati 3 vehi (Miklosich Vergl. Gr. II 140), einschlagen, ist zweifelhaft.
§ 67.]
Nominalsuffix -eno—ono-.
145
Aksl. zvonu 'Schall 3 darf nur dann als zv-onu (vgl. zov-q zv-ati r rufen3) mit ai. kr-and-s u. dgl. verglichen werden (vgl. Fick Wtb. I* 84, Osthoff Morph. Unt. IV 373), wenn man die ganze slav. Verbalbasis zven- (aksl. zmneti cklingen3) aus der nominalen Bildung mit -eno—ono- erwachsen sein lasst.
c. -eno- -ono- h i n t e r vocalisch schliessendem Stamme. Die Contraction hatte sich, wie S. 130 bemeikt, bereits in der uridg. Zeit vollzogen. Ai. soma-dhana-s cSoma enthaltend3 vasu-dana-s cGiiter gebend3 vi-mana-s cdurchmessend3, wie cet-ana-s. dana-m cdas Geben3 (lat. donu-m), sthdna-in cdas Stehen, Standort3 (av. stanam. cStand:>, gr. Suanrjvo-? 'schlechten Stand habend, ungliicklich', lit. stona-s aksl. stanio cStandJ), yana-m cdas Gehen, Fahren3, wie cet-ana-m. Part, praes. med.-pass. yana-s zu indie, yati 'er geht', wie dugh-ana-s. Part. perf. med.-pass. jajfiand-s zu indie, j'ajnau c er kannte3 (slav. part, po-znanu cbekannt'), wie riric-and-s. Griech. SUOTYJVO-? S. O. *£U-9T]VO-? cin gutem Stande beiindlich3 in SU&YJVSU) cbin in gutem Stande3; hierher auch el. aov-frrjvai pi. 'Vertrag3 (Collitz3 Samml. d. griech. Dial.-Inschr. n. 1168). Ital. Lat. dmiu-m, umbr. funu osk. dunii-m mars, duno-m c donum3, s. o. Aus dem Ir. vielleicht ban cweiss, bleich3, von W. bha-, ai. blia-ti cer scheint, leuchtet3 bhana-m cdas Erscheinen, Sichtbarwerden1. German. Ahd. part. perf. gi-tan cgethan3 (aksl. o-denu part, von o-deti cumthun, umlegen, bekleiden), wie gi-wort-an. Ahd. inf. ton tuon cthun3 gan cgehen3, wie ber-an. B a i t . - S l a v . Lit. stona-s aksl. stanti s. o. Lit. kiona-s c Platz hinter der Scheune3 zu kio-ti Tiinbreiten, breit hinlegen3. Aksl. part. perf. po-znanu s. o., danu cgegeben zu dati, senu c
gesat3 zu seti, wie nes-enu.
Zuweilen mogen bei solchen vocalisch auslautenden Stammen Formen mit -no- und solche mit -eno—ono- unter einander geraten sein. Diess im Einzelnen fest zu stellen ist nicht mehr moglich. Bmgmann, Grundriss. II.
10
146 Die Nominalsuffixe -ino—ina-, -mo—ina- und -ax%no—axjna-. [§68.
68. Die Suffixe -ino- -ina-, -Ino- -Ina- und -axino-axina-. Diese Suffixe liegen, wesentlich mit derselben Bedeutung, neben einander. Mit ihnen sind vorzugsweise secundare Adjectiva gebildet, welche bedeuten: aus dem gemacht oder bestehend, von dem herstammend, zur Art dessen gehorig, was das zu Grunde liegende Nomen aussagt. Im Gebrauch. zeigt sich vielfach Ahnlichkeit mit dem secundaren Suffix -io- (§ 63, 2), vgl. z. B. lit. av-yna-s und preuss. aw-i-s aksl. u-j'i Onkel3 zu lat. avo-s cGrossvater3, als cder vom Grossvater abstammende3. Ob nahere Beziehung zu dem Ausgang von gr. sapivd-? lat. vernu-s u. dgl. (§ 66 S. 135. 137) besteht, lassen wir ebenso unentschieden wie die Frage, in welchem etymologischen Verhaltniss die Anlaute der drei Formen -ino- -ino- -axino- zu einander stehen (vgl. Osthoff Morph. Unt. IV 357). Die Bedeutungsverwandtschaft (vgl. z. B. gr. opo-ivo-? Von Eichenholz' — got. triv-ein-s ch61zern3 —• av. drv-aen-i- 'holzern3) im VeTein mit der lautlichen Verwandtschaft rechtfertigt es, wenn wir die drei Suffixe hier zusammenfassen. 1. -ino-. Idg. *deks-ino- 'dexter3 : ai. ddksina-s av. dasina- aksl. desinii, im Lit. weitergebildet deszin-e cdie Rechte': vgl gr. 8s£id-s lat. dex-ter air. dess got. taihs-va 'dexter3; das Wort gehort zunachst zu ai. daks-a-s 'tauglich, tiichtig3. Ai. aj-ina-m Tell' aksl. az-mo cabgezogenes Fell1, zu ai. ajd-s cBock3 aja 'Ziege3, lit. ozy-s ""Ziegenbock3, vgl. auch lit. oz-lni-s czum Ziegenbock gehorig3. Im Arischen war -ino- nicht productiv. Formen wie ai. rnalind- 'befleckt3 (mala-m cSchmutz3) av. nom. raocah-irio leuchtend3 {raocah- cLicht3) gehb'ren kaum hierher; sie entstanden hochst wahrscheinlich erst in jiingerer Zeit durch Ubertritt von -w-Stammen in die o-Declination (vgl. § 60 S. 105. 106). Im Griech. viele Adjectiva, den Stoff, die Herkunft, die Art bezeichnend: cpvjy-ivo-? cbiichen3 zu cpr^d-s (: lat. fag-inu-s), [3u[3A-ivo-<; caus Papierstaude gemacht3 zu (3u[3Ao-c, av&-ivo-; caus Blumen bestehend3 zu avOo; n., Aa-ivo-? "steinern3 zu Xaa?, X"TP" ivo-s cth6nern, irden wie ein Topf3 zu ^urpo-?, -J-YJ-IVO-S cirden,
§ 68.] Die Nominalsuffixe -ino—ina-, -ino—ma- und -ax{no—ax%na~. 147
irdisch zu -ft\, oisp-ivo-c caus Luft bestehend, luftig3 zu avjp, ty&u-ivo-? Von Fischen herriihrend 3 (z. B. IXaiov) zu i^Su-s, av&pcuji-ivo-? 'menschlich 3 zu av&pioTco-;, ixsi'v-ivo-? cjenerlei, die Art von jenem habend 3 zu exelvo-?, TTES-IVO'-? cauf dem flachen Lande vorkommend 3 zu TC8LO-V, atajft-ivd-? Svahrhaft3 zu dXvjO-^?. Im L a t . ist idg. -OTO- von idg. ~nno—eno- -ono- (§ 66. 67) schwei zu seheiden. Hierher die nicht zahlreichen Adjectiva
wie fag-inu-s (s. o.), laur-inu-s, junc-inu-s, lentisc-inu-s. K e l t i s c h . Vielleicht gall. Mor-ini pi., Name einer am Meer wohnenden Volkerschaft (vgl. lat. mar-inu-s), u. a. bei Zeuss-Ebel G. C. 772. Im German, nicht nachweisbar. Balt.-Slav. Im Lit. Adjectiva des Stoffs, der Herkunft, der Art, selten mit -ina-s, gewohnlich mit dem auf ETweiterung durch -wberuhenden -ini-s : duks-ina-s cgolden3 zu auksa-s cGoldD, sidabrini-s 'silbern3 zu sidabra-s cSilber3, med-ini-s 'holzern3 zu medi-s c Baum, Holz3, zem-lne bitis cErdbieneD zu zeme 'Erde1, ruJcsztinis obutas cApfel saurer Gattung3 neben ruksztas obulas csaurer Apfel1. Entsprechend slav. -mu : zelez-mu ceisern:> zu zelezo ^isen 3 (lit. gelez-ini-S 'eisern3), medv-mii medov-mti Von Honig, honigartig3 zu medu 'Honig1, zem-inu 'irdisch3 zu zemlja cErde3. Auch mag ein Theil der Adj. auf -mi hierher gehbren. 2. -Ino-. Suffixbetonung ergibt sich als urspriinglich aus dem Ai. und aus ahd. magat-in neben rnagad. Idg. Vgl. lat. Jibr-lnu-s, ahd. bibir-m Vom Biber kommend5 neben av. bawr-aeni-s lit. bebr-ini-s Vom Biber kommend3. Lat. su-tnu-s, got. sv-ein n. 'Schwein3, aksl. sv-inu 'suinus3. Lat. haed-lnu-s, got. gdit-ein-s Von Ziegen, die Ziegen betreffend3. Ai. nav-ina-s cneu3, aksl. nov-ina f. cneugepfliigtes Land, Brache\ Arisch. Im Ai. Adjectiva mit der Bedeutung der Beziehung, ohne dass eine besondere Art der Beziehung als charakteristisch hervortritt. sqvatsar-ina-s cjahiig, jahrlich3 zu sqvatsard-s 'Jahr3. prdvrs'-ina-s czur Regenzeit in Beziehung stehend, regnerisch3. vihaj'an-ina-s 'allerlei Volk enthaltend, 10*
148 Die Nominalsuffixe -ino—ina-, -Ino—ma- und -axino—axind-. [§ 68. iiber alles Volk herrschend, aller "Welt zu Gute kommend 3 zu visva-jana- calle Welt', sat-ind-s Vahrhaft 3 zu sdnt- cwahr3 (vgl. gr. akrft-wo-c, und ahd. war-in), kan-lna-s 'Jung 3 zu kana f. cdie nav-ina-s 'neu 3 zu navaJunge, Madchen3 (vgl. ahd. jung-in). c neu3. anjas-ina-s c geradeaus fiihrend3 zu ahjasa- 'gerade 3 . Besonders oft Weiterbildung mittels -Ina- von Richtungsadjectiven auf -anc-, wie apac-ina-s c riickwaits gelegen 3 zu dpanc-, pratlc\na-s und pratic-ind-s czugewandt 3 zu pratydnc-. G r i e c h i s c h . Adjectiva und auf Adjectiven beruhende Substantiva, bei denen die Bedeutung cso geeigenschaftet, geartet, wie das zu Grunde liegende Nomen besagt3 mehr oder minder deutlich hervortritt. ayxiaT-Tvo-c cganz nahe an einander befindlich3 zu ay^iaTo-c. spudp-Tvo-; crote Meerbarbe 3 (gewissermassen cRotling3). xopax-Tvo-? 'ein rabenschwarzer MeeTfisch3, auch. cjunger Rabe, Rabenbrut 3 , zu xopa; cRabe3. xsaxp-Tvo-? eine Fischart zu xsatpa cSpitzhammer3. TUCOX-IVO-? eine Schlangenart zu rucpXo-? blind. ysAaa-Tvo-? Lacher zu ysXaai.-?; Ikerfe-iio-c, c Tadler3 zu ikz^i-z (vgl. got. ga-ldub-ein-s cglaubig3 ahd. huor-in c libidinosus3). uoAuTroS-fw] eine kleine Polypenart. ^oXp-fvY] eine Zwiebelart. SsAcpax-fvr^ neben osAcpa^ c Schwein, Feikel 3 (vgl. ahd. sw-ln neben su). yoip-ivt} eine Art Meermuschel zu yolpo-s c Ferkel 3 . I t a l i s c h . Haufig zur Bezeichnung des StoiFes, der Herkunft, der Art, der Zugehorigkeit. Lat. capr-lnu-s zu caper capra, umbr. calriner gen. c caprini\ Lat. equ-inu-s zu equo-s, umbr. e k v i n e loc. 'equini 3 (aus dem Lat. entlehnt? I §431 S. 322). Lat. bov-mu-s, can-inu-s, vulp-lnu-s, columb-inu-s, noctu-inu-s; div-inu-s, fur-lnu-s, sutr-mu-s, sobrlnu-s aus *sosr-ino- zu soror (I § 570 S. 430); mar-inu-s, vic-inu-s (vgl. lit. kaim-yna-s cNaohbar3), cisalp-lnu-s, peregr-mu-s, Lat-inu-s, umbr. I k u v i n u s pi. c Iguvini3, osk. N u v k i r i n u m cNucerinorum3. Einige subst. Neutra wie terg-inu-m c Peitsche aus Leder3. Mehr subst. Feminina, wie capr-ina 'Ziegenfleisch3, haed-ina 'Ziegenbockfleisch3, su-ina 'Schweinefleisch3 (vgl. aksl. bibrov-ina 'Biberfleisch3, lit. oz-ena r Ziegenbockfleisch3); sal-ma 'Salzwerk, Salzgrube3, moletr-ina 'Miillerei, Miihle3, pisc-ina £Fischteich3, cep-ina cZwiebelfeld3,
§68.] Die Nominalsuffixe -ino—ina-, -mo—ina- und -ax%no—axina-. 149
rap-ma 'Riibenfeld' (vgl. lit. aviz-end cHaferfeld' und ai. aumma-m cFlachsfeld' von uma cFlachs'); vgl. § 154. Keltisch. Hierher vielleicht gall. Tic-mu-s Flussname Gf. *teq-i,no-,'W. teq- claufen, fliehen, fliessen' (air. techim cfliehe', lit. tek-me cFliisschen', aksl. toku 'Strom'). G e r m a n i s c h . Zahlreiche Adjectiva zur Bezeichnung des Stoffes, der Art und Eigenschaft. Got. gulp-eins ahd. guld-in golden 3 'zu gulp gold n. 'Gold'. Got. stdin-eins ahd. stein-in c steinern' zu stains stein m. cStein'. Got. airp-eins ahd. ird-in c irden, irdisch' zu airpa erda cErde'. Got. bariz-eins cgersten'; paurn-eins 'doinen'; riqiz-eins cfinster'. Ahd. rindir-in crindern'; swln-in csuillus'. Got. sunj-eins cwahrhaft' zu sunji-s cwahr'. Ahd. war-ln Nvahrhaft' zu war cwahr' (vgl. ai. sat-lnd-s). Ahd. huor-ln c liistern, ausschweifend'. Got. div-eins ahd. ew-ln cewig'. Indem -Ino- an Adjectiva trat, die mit einem ^-Suffix gebildet waren, z. B. luzzil-in zu luzzil cklein', entstand im Ahd. ein selbstandiges Suffix -illn -aim, wie huor-ilin liistem' (neben huor-tn), luog-alin lugend, lauernd'. Das Neutrum der Stoffadjectiva, substantivieit, ergab im Germanischen Deminutiva: vom Begriff der artlichen Zugehorigkeit zu dem des Untergeordneten, des nicht in vollem Umfang Vorhandenseins war nur ein kleiner Schritt (vgl. gr. -iQ-v § 63 S. 121). So got. gdit-ein ahd. geifi-in lBocklein' zu gdit-eins geifr-in chaedinus', got. gum-ein 'Miinnlein' qin-ein c Weiblein' zu guma cMann' qino cWeib', ahd. magat-ln ags. mcegd-en 'Magdlein, Madchen' zu ahd. magad cMagd, Madchen'. Ob in got. sv-ein ahd. sw-ln 'Schwein', das sich formell diesen Neutra anschliesst, je der deminuierende Sinn eingezogen war, ist zweifelhaft; es scheint, dass die durch die Betonung des Suffixes (das hier als Stammsilbe erscheinen musste) bewirkte formale Isolierung dieses Wort in Bezug auf die Bedeutungsentwicklung von den andern trennte. Baltisch-Slavisch. L i t a u i s c h kaim-yna-s cNachbar' zu kema-s c Hof (I § 84 Anm. 2 S. 82), vgl. lat. vic-inu-s. Auf alten Neutra, wie es scheint, beruhen saldum-ynai pi. cSiissigkeiten, Zuckerwerk' zu
150 Die Nominalsuffixe -ino—ina-, -ino- -ma- und -axino—ax%na-. [§68.
saiduma-s 'Siissheit3, kartum-ynai pi. cbittere Dinge3 [kartu-s 'bitter3), sowie die Collectiva wie auiul-yna-s ceine Anzahl zusammen stehendei Eichen, Eichenwaldchen3 zu duzuia-s 'Eiche3, krum-'yna-s cgrosses, dichtes Gestrauch3 zu kruma-s 'Strauch3, akmen-yna-s 'Steinhaufe3 zu akmu 'Stein', ang-yna-s 'Nattemest3 zu angl-s 'Natter3. Die Bedeutungsentwicklung in den letzteren Fallen scheint darin begriindet, dass der Begriff der Art im Gegensatz zum BegrifF des Einzelwesens aufgefasst wurde. Im Slav. Adjectiva der Zugehorigkeit und Art, wie materinu 'miitterlich, der Mutter3, nepr>Jazn-inu 'teuf lisch, des Teufels3, zver-inu lthierisch3. Ferner subst. Feminina, wie zver-ina 'Fleisch von wilden Thieren3, bibrov-ina 'Biberfleisch3 (vgl. lat. capr-lna, lit. oz-ena); vluc-ina 'Wolfsfell3, ovTc-ina 'Schafsfell3; medov-ina 'ein berauschendes Getrank3 zu medu; mesqc-ina 'Mondschein3 zu mesqci (vgl. lit. menes-ena), u. a., vgl. § 154. 3. -axino-. Nur im Ar. und Bait, mit Sicherheit nachweisbar. Im A l t i n d . nur samidh-end-s 'auf Brennholz beziiglich3 zu samidh- 'Brennholz3; aber hierher wol auch, mit -io- erweitert, -enya- in vir-enya-s 'mannhaft, heldenhaft3 zu vira-s 'Mann, Held3, pravrs-enya-s 'regnerisch3 neben pravrs-ina-s (s. o. S. 147). Ofter a vest, -aena- zur Bezeichnung des Stoffs, der Herkunft u. dgl., wie ayaidh-aena- 'metallen, eisern3 zu ayah-, zaran-aena- 'golden3 zu *zarana- = ai. hirana- n. 'Gold3, erezataena- 'silbern3 zu erezata- (vgl. lat. Argent-inu-s), temafth-aena'flnster, dunkel3 zu temah- 'Finsterniss3; Neutr. fravdxs-aene-m 'Holzernes, Holzstiicke, Balken3 zu fravaxsa- m. 'Ast, Zweig3. Mit Ubergang in die ^-Declination -aeni-, wie zaran-aeni-s. Lit. -ena- ofter in Bewohnernamen zur Bezeichnung der Angehorigkeit, Herkunft, wie Tilz-ena-s 'einer aus Tilsit (Tilzef. Subst. Femin.: oz-ena 'Ziegenbockrleisch3, jaut-end 'Rindfleisch3, zq,s-ena 'Gansefleisch3 (vgl. lat. capr-lna, aksl. zver-ina); avizend 'Haferfeld3, rug-end 'Roggenfeld3, mez-end 'Gerstenfeld3 (vgl. lat. cep-lna); me'nes-end 'Mondschein3 zu menu 'Mond3 (vgl. aksl. meseb-ina), u. a.
§ 68—69.]
Nominalsuffix -tno—tna-, -tnno—tnna-.
151
Anm. Naher zu untersuchen bleibt, ob lat. alienu-s, terrenu-s hierher gehoren. Die slav. Stoffadjectiva auf -enu wie drev-enu 'holzem' olov-enu 'bleiern' nxiisaen jedenfalls abseits bleiben. Denn die Verwandlung von -jpin -ja-, wie in drozdijanu 'von Hefen' aus *drozdij-enu, beweist, dass ihr -e- auf idg. -e- zuriickgeht, s. I § 76 S. 66.
69. Suffix -tno- -tna-, -tnno7
O
-tnna-. O
1. Erscheint im Ai., Lat., Lit. (und Griech.?) in Adjectiven, die von Adverbien mit temporaler Bedeutung (im Ai. hie und da auoh von Stammformen mit solcher Bedeutung) gebildet wurden. Ai. Von Adverbien: pra-tnd-s Vormalig, alt1 vonpra Vor3, nU-tna-s nu-tana-s 'jetzig3 von nit cjetzt3, sarid-tdna-s cunverganglich, bestandig, dauernd5 von sdna Von jeher3, pratas-tdnac morgendlieh, friihe3 von pratdh "friihe3, diva-tanas diva-tdna-s 'diurnus1 von diva cbei Tage1, cirdn-tana-s ciran-tdna-s caus alter Zeit stammend' von cird-m Vor langer Zeit3, svas-tana-s 'morgig3 hyas-tana-s cgestrig3. Von Stammen: sand-tna-s neben sana-tdna-s, cira-tnd-s neben cirdn-tana-s. G r i e c h . eityjs-Tavd-? cimmer dauernd3? Das Wort ist etymologisch nicht geniigend aufgeklart. Lat. diu-tinu-s, pris-tinu-s, cras-tinu-s, sero-tinu-s, prinibtinu-s. Lit. dabar-tina-s "jetzig3 von dabaf cjetzt. 2. Ferner als primares Suffix im AT., Lat. und Balt.-Slav. in participialen und infinitivischen Wortern. Wahrscheinlich Erweiterung von -to- (§ 79) durch -no- (vgl. aksl. -eriinu neben -Unu). Aus dem Apers. hierher die Infinitive auf -tanaiy, wie car-tanaiy zu kar- cthun, machen3, hatanaiy (lies kantanaiy, s. I § 197 Anm. S. 168) zu Jean- cgiaben3; mit diesen pers. Inf. verbindet Bartholomae av. aiioi-soipne czum Bewohnen3. Ferner wol ai. cydu-tnd-m cVeranstaltung, Unternehmung3 av. k'yaopna- m. cThat, Werk3 zu ai. cydv-a-te cregt sich, riihrt sich3, vielleicht auch ai. pdt-tana-m cStadt3, urspr. "Befestigung3 zu pad- in pi-bd-and- cfeststehend, fest3, vgl. auch lat. op-pid-u-m1). 1) Im Griech. nur ein paar unsiehere Reste, z. B. &£7rravo-s • d (Hesych), das man mit lit. dhhtina-s (W. dhegh-) identificieren konnte.
152
Nominalsuffix -tno—tna-,
-tnno—tnna-.
[§ 69.
Im I t a l . erscheint -tno- nach Vocalen als -ndo-1), im Gerundium und Gerundivum, wie *piia-tno-, lat. piando-, umbr. pihaner cpiandiJ osk. u p s a n n a m 'operandam3 (iiber die Assimilation von -nd- zu -nn- -n- im Umbr.-Osk. I § 506 S. 373). Lat. dando- aus *da-tno-, im-plendo- aus *ple-tno-. -bundo- in vagabundus tremebundus etc. aus *-fu-tno- = lit. bu-tina-s, vgl. vaga-bor. secundo- aus *secu-tno~, vgl. secu-tu-s (J. Schmidt bei Bersu Die Gutturalen und ihre Verbindung mit v im Lat. S. 134). rotundu-s aus *roto-tno- von einem verbalen Stamm *roto- 'rotieren'. Die Formen auf -cundu-s, wie rubi-cundu-s, ira-cundu-s, fa-cundu-s, fe-cundu-s aus *-co-tno-, zu Adj. auf -co-, *rubico- (wovon auch rubicare, Rubied) etc. Zu den Formen auf -o-tno- vgl. aegro-tu-s von aegro-, gr. XOVTIO-TCS-? U. dgl. Da dieser Wandel zu -ndo- in den Formen von consonantisch ausgehenden Verbalstammen nicht eintreten konnte (vgl. z. B. *vectno- oder *vecteno- = lit. vesztina-s, zu veho lit. vezu), so entstand eine formale Spaltung, die dadurch ausgeglichen wurde, dass man nach dem Verhaltniss von piando- zu pians piantis, von dando- zu dans dantis, von im-plendo- zu im-plens -plentis etc. zu. fevens ein ferendo-, zu faciens ein faciendo- etc. bildete. Umbr. an-ferener 'circumferendi3 macht wakrscheinlich, dass diese Neuerung sich bereits im Urital. vollzog. Die lat. Nebenformen mit -o- (-w-) wie ferundo- faciundo- eundo- sind nach dem Wechsel -ent- -ont-, wie in iens euntis, Jtexenfes Jlexuntes u. dgl. (§ 126) zu beurtheilen. Lit. partic. necessitatis auf -tina-s. siik-tina-s ctorquendus3 zu inf. suk-ti. jesko-tina-s cquaerendus3 zu jeszho-ti. mirie-tina-s "^memorandus3 zu mine-ti. very-tina-s ccredendus3 zu very-ti. Ohne den NebenbegrifF der Notwendigkeit bu-tina-s cseiend, bleibend, wesentlich* zu buti 'sein3: lat. -bundu-s. Im Slav. 1) Vgl. lat. pando aus *patno, zu pateo, und tendo, umbr. ostendu 'ostendito', aus *te-tn-o, W. ten-. Dass das d von tendo nicht das 'Wurzeldeterminativ' d {dh) ist, wie in fren-do cu-db clau-do, zeigt ten-tu-s, im Gegensatz zu fre(s)su-s in-cusu-s clausu-s. Dieses cDeterminativ' war nemlieh nicht praesensstamm- sondern verbalstammbildend. tensu-s war jungere Analogiebildung.
§ 69—70.]
Nominalsuffix ai. -tvand- und gr. -auvo- -aim-.
153
-tino- mit adjectivischem Charakter, wie pri-j§finu cangenehm3 (daneben -emno-, wie ne-iz-d-receninu "unaussprechlich3). Es gab also im Uridg. ein Verbaladjectiv auf
-tno—tyno-,
dessen Neutrani substantivisch als Abstractum (nomen actionis) fungieite.
Die adjectivische Bedeutung zeigt das Lat. und das
Lit., die substantivische das Apers. und das Lat. Vgl. § 158. Anm. Vgl. V e r f a s s e r Der Ursprung der lat. Gerundia und Gerundiva, American Journal of Philology VIII (1887) p. 441 sqq. In seiner kiirzlich erschienenen Programmabhandlung cDie Etymologie der sogen. Gerundivformen' (Konigsberg 1888) verbindet A. D o h r i n g die lat. -ndo-Fonaen mit den griech. Nomina auf -avfto-c -iv$o-c -ov&o-? -ov&o-c, wie a*av9o-s aX-jwfto-s, und geht demgemass von idg. -ndho- aus. Abgesehen davon, das3 diese gr. "Worter in ihrer Bedeutung nichts dem lat. Gerundium und Gerundivum Verwandtes zeigen, widerstreben die umbr.-osk. Formen mit -nn- (-«-). Nach den bis jetzt erkannten Lautgesetzen konnen diese nur auf urital. -ndo-, nicht auf -npo- zuriickgefiihrt werden. Allerneuestens identificiert L. H a v e t (Mem. de la Soc. de lingu. VI 6 if.) ferundu-s mit gr. cpep<j|j.evo-s • aus *feromeno- durch Dissimilation *feromedo- (und feriminli), hieraus *feromdo- *ferondo- ferundo-. Unglaublich. 70. S u f f i x ai. -tvandu n d gr. - a u v o - - o u v a - 1 ) . Man halt diese Suffixe wol mit Recht fur n'achstveiwandt. Ai. -tvand- (neutr.), als Secundarsuffix mit -tvd- (§ 61) gleichbedeutend, wie vasu-tvand-m neben vasu-tva-m c Reichtum3, pati-tvand-m c Gattenschaft', martya-tvand-m c Menschenweise\ Im Av. -pwana- prim'ar in a-stao-pwane-m cLob, Preis 3 . Gr. -ouvo- secundar in Adjectiven wie oouXo'-auvo-? c dienstbar , -crj&d-auvo-? cfreudig, heiter3, ftapauvo-? 'getrost3 aus *&apooauvo-? (I § 643 S. 484), und in Substantiven wie SooAo-ouvv; 'Dienstbarkeit', xAsinro-auvTj c Dieberei, [XV/J[XO-OUVY] c Andenken 3 (vgl. § 158). Wegen der Verallgemeinerung des Ausgangs -o-auvo-o-aovY)- vgl. noch [i-avr-oauvr; zu fiavri-?, ftsfuat-oauvv} zu 9ijj.i?. kpsioouva (neutr. pi.) und ispscuauv/j aus *ispTj(j:)-o- zu ispsu? (Wackernagel Philol. Anzeiger 1886, S. 73 f.). D
Anm. Freilich sind die Lautverhaltnisse nicht klar, da -suvo- aus *-TUVO- (: ai. -tvana- = UTCVO-S : ai. svdpna-s, idg. Ablaut) lautgesetzlioh nicht erklart werden kann. Bestand im Griech. neben *-TUMO- ein *-T/evo-, in dem sich ein a-Laut entwickelte (I § 166 S. 148, § 489 S. 363), welcher dann auf *-TUVO- ubertragen wurde? Vgl. att. ou fur TU nach a£, hom. 1) Th. A u f r e c h t Das Affix ouvo?, ouv-r], Kuhn's Ztschr. I 481 ff.
154
Nominalsuffix -mno—mna- {-mnno—mnna-) und
[§ 70—71.
neben neuion. xeaaepe? (lit. ketverl) und G. Meyer Gr. Gr.2 S. 258, Osthoff Paul-Br. Beitr. XIII 425. Oder darf man fur ai. -tvana- und gr. -ouvo- eine gGf. -tu-nno- voraussetzen ? Vgl. gr. ion. oupavo-e aus *fopJzmo-<; und ai. vdruna-, fur die von Fierlinger Kuhn'a Ztschr. XXVII 475 *uorunno- als gemeinsame Grundform annimmt (freilieh ware hier das Verhaltniss der beiden Sprachen zu einander gerade das entgegengesetzte wie dort), ferner ai. catur-thd- und lit. ketvirta-s aus *qetur-to- (I § 155 S. 141).
71. Suffix -mno- -mna- {-mnno- -mnna- ?) und -meno- -mend-, -mono- -mond-i). Mit diesem Suffix waien in uridg. Zeit participia med. (pass.) der themavocalischen Tempusstamme gebildet, vgl. praes. ai. badha-mdna-s gr.rao&o-fi.svo-?,fut. ai. hhotsyd-mdna-s gr. Trsood-pevo-?, von bheudh- Vachen, achten\ Selten im Arischen, durchgehends im Griechischen trat es auf die themavocallosen Stamme iiber, die von Haus aus -nno- -eno- -ono- hatten, s. § 65—67 und beachte die Anm. S. 133 und S. 143. Wie die im Ablautsverhaltniss zu einander stehenden Formen urspriinglich vertheilt waren, ist nicht mehr eisichtlich. Im Umbr.-Osk. und im Balt.-Slav. erscheint in gleicher Function -mo-, das fur eine lautgesetzliche Umgestaltung von -mno- zu halten schwerlich gerechtfertigt ist (§ 72, 1 S. 156). Anm. Zuweilen ist nicht sioher zu entscheiden, ob unser Suffix vorliege oder eine jiingere Erweiterung von -men- durch -o- -a-, wie sie sicher z. B. anzunehmen ist fur av. airya-mana- neben airya-man-, gr. VU>VU-[AVO-; zu ovojjia (§ 117), TJA-\XITI 'Heerde' zu itm-pip cHirt', i]-je-i>.6^i) 'Anfuhrerin' zu i]~je-[i.w-i, lat. eolu-mna neben colu-men, got. na-mna- (dat. pi. namna-m) neben namo. Vgl. § 65 Anm. S. 131.
Arisch. Im Ai. nur -mana-.
Praes. bhdra-mmia-s zu ind. med.
bhdrate [bhar- Hragen*), jusd-mdna-s zu ind. med. jusd-te [jt/sc kosten, geniessen"), kriyd-mana-s zu ind. pass, kriyd-fe [kar"^machen3). Fut. yaksyd-mdtia-s zu ind. med. pass, yaksyd-te (yajVerehren3). Vereinzelt ved. perf. sasr-mdnd-s neben sasr-dnd-s zu ind. med. pass, sasr-e [sar- ^tromen3). Im Av. -mna- und -mana-; letzteres wol eher aus -mnnoals aus -meno-, da die Formen je nach dem metrischen Bell Bechstein De nominibus suffixo mino- (mno-) instructis, Curtius' Stud. VIII :J7S ff.
§ 71.]
-meno- -menu-, -mono- -mono,-.
155
diiifniss wechseln. Praes. yaza-mna- zu ind. med. yazaite (yazVerehren, preisen3), bareze-mna- bareze-mana- c hoch, gross seiend3, anha-mana- zu ind. med. anheite =• ai. asya-te I § 558 S. 416 [ah- cwerfen3), vaedaya-mna- zu ind. med. (caus.) vaedayeite [vid-
Vissen 3 , caus. Vissen lassen, anzeigen3). Fut. varesya-mna- zu ind. med. pass. varesyeite Gf. *uerk-s{e-tai I § 401 S. 299 [varezc wirken3). Zuweilen auch bei themavocallosem Stamme, wie saya-mna- neben say-ana- zu ind. med. sae-te [say- liegen 3 ). G r i e c h . Als lebendiges Partieipialsuffix nur -jxevo-. Praes. cpepd-fiEvo-s zu ind. med. pass, cpepe-rai (cpsp- ctragen3), cpdsd-jxsvo-; cpiXoujxevo-i; zu ind. med. pass. cpiAesrai cpiXeixai ((piAsaj ^ebe 3 ), woneben delph. lokr. xaXst'jxsvo-; arkad. aSixvjjxsvo-;, u. dgl. auch anderwarts, deren Ausgang *-s-is-[xsvo-? voraussetzt. Fut. Sioao'[xsvo-? zu ind. med. Swas-xat (ow- cgeben3). Dieses -[xsvo- setzte sich auch in alien themavocallosen Tempora fest, vgl. z. B. praes. TI9S-[XSVO-I; ZU ind. med. pass, TI'&S-TOU : ai. dddh-ana-s (W. dhe- csetzen, legen3), perf. •(•sysufiEvo-i; aus ^SYSua-jj-svo-i; zu ind. med. pass. 1. sg. - ^ s o - n a i : ai. jujus-and-s ahd. -koran (W. geus- ckosten3). Die Betonung -jxevo? im perf. wol aus -[xsvd?, s. I § 676 S. 545. Die Form -jxvo- vielleicht (vgl. die Anm. S. 154) in einigen nicht mehr participial gefiihlten Bildungen, wie (3SAS-[J.VO-V c Geschoss3 (TO paXXdjxevov) zu piXo?, ata-fjivo-? c Krug 3 zu larvjfu 'stelle 3 . I t a l i s c h . Aus dem L a t . hierher das Suffix der 2. pi. -mini, wie legi-mini (sc. estis) = Xeyd-ixevoi. Die an sich auffallende Auslassung von estis erklart sich leicht, wenn wir (mit Wackernagel Verhandl. der 39. Phiiologenversammlung S. 281 f.) die Imperativform legimim dem gr. Inf. Asysjxsv-ai gleich setzen (§ 117): wie legimini = Asyofxsvoi. und = XsyoiJisvai bewirkte, dass das imperativische legimini nur pluralisch und als med.-pass, gebraucht wurde, so bewirkte legimini = Xs-fe^svai, nachdem es sich im Imperativsystem festgesetzt hatte, dass man beim Indie, die Copula wegliess und -mini als Endung der 2. Pers. empfand. Feinex fe-mina als die c Saugende 3 (vgl. gr. &7J-Xo-s; c saugend, weiblich3). clemens beruhte nach Osthoff (Wolfflin's Archiv IV 463) auf altem *clemenos aus *clei-e-meno-s, zu -clvno : ai.
156
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
[§ 71—72.
srdy-a-mana-s. Zweifelhaft bleibt, ob dieses urlat. -meno- urspriingliches -mnno- oder -meno- oder -mono- war. -mno- vielleicht (vgl. die Anm. S. 154) in lat. alumnus, Vertumnu-s, Volumnu-s u. a. Im Preuss. po-klausi-mana-s (i) part. cerhort werdend3 zu lit. klaus$-ti cgehorchen. Einzige Form dieser Art im Baltischen. 72. Suffix -mo- -ma-, -mmo- -mma,-. Drei Kategorien: 1. -mo- als Participialsuffix im Umbr.-Samn. und im Balt.-Slav., gleichbedeutend mit -meno- (§ 71). Es kann zu dem -mo- in Adjectiva wie av. tu-ma- 'stark3, gr. dsp-fi-o-s; lat. formu-s 'warm' (s. unten 3) in Beziehung stehen. Indess ist auch die Moglichkeit einer Zuriickfiihrung auf -mno- vielleicht nicht ausgeschlossen (vgl. I § 219 S. 189). In jenen ital. Dialekten liegt das Suffix vor in den Imperativformen wie umbr. p e r s n i h - m u cprecamino, supplieato3 osk. censa-mu-r 'censemino3. Im Balt.-Slav. ist -mo-lebendiges Suffix des part, praes. pass., im Lit. zugleich (doch jetzt veraltet) des part. fut. pass. Im Preussischen dafiir -mana-, s. § 71. Lit. praes. veza-ma-s cgefahren werdend, fahrbar3 zu ind. vezic cveho3, jqj'a-ma-s zu j'6-ju 'reite3, jeszJco-ma-s zu jeszkau suche (1. pi. jeszJco-me). Fut. veszi-ma-s josi-ma-s Jeszkosi-ma-s zu ind. vesziu (Gf. *uegh+sio) jo-siu Jeszko-siu. Aksl. vezo-mu zu ind. vezq Veho5, znaj'e-mu zu zna-jq 'kenne3, chvali-mu zu chvalfq, 'lobe3 (I. pi. chvali-mu). 1. -mo- -mmo- als Superlativsuffix in Wortern, welche Zahl, Rang, raumliche und zeitliche Anordnung u. dgl. bezeichnen. Dieses Suffix bildete den zweiten Theil von -trnmo(§ 73). Als Comparativsuffix antwortet ihm meist -ero-, wie -tero- dem -tmmo- (§ 75). Uber seinen mutmasslichen Ursprung s. die Anm. S. 157. Idg. *septmo- [*sepdmo- *sebdmd-°! s. I § 469 S. 347) septmmo- cseptimus3 : ai. saptama-s gr. epoojxo-; (vgl. unter Griech.) lat. septimu-s air. sechtm-ad lit. sekma-s preuss. septma-s aksl.
§ 72.]
Nominalsuffix -mo- -ma-, -mmo—mma-.
157
sedmy-j"i; entspiechend *dekmmo- cdecimus3 (s. unter Ar.) und *oktmo- *oktmmo- coctavus3 (s. unter Balt.-Slavisch). *up-mo*up-mmo- coberst, hochst 3 : ai. upamd-s, lat. summu-s aus *s-upmo-s (zum s- vgl. I § 568 S. 426), ags. ufem-est, vgl. Compar. ai. upara- lat. s-upero-. *medh-mm6- "imttelst3 neben *medh-io-s c medius 3 (§ 63, 3 S. 125) : av. madema- cmittelst3, got. miduma f. c Mitte 3 (vgl. § 158) ahd. metamo metemo cmediocris3; daneben, mit formaler Anlehnung an die Bildung *medhio-, ai. madhyama-s c mittelst' und got. midjuma- oder midjuman- in midiun-gards 'Erdkreis 3 aus *midjum{a)-gards (vgl. § 40 S. 66), ahd. mittamo m. cMitte3 (vgl. ahd. mittil ags. middel neben altertiimlicherem ahd. metal cmedius3 und gr. vst'ocro-? neben veato-s c novissimus, extremus 3 zu *vs/o- *vs/io-). Anm. *septmmo- kann sich zum Cardinale *septm verhalten wie gr. T.lap6-i zu utap, *udro- (ai. ttdrd-s etc.) zu Scoop (§ 74). Es scheint das Ordinalzabilwort durch Anfiigung von -6- gebildet worden zu sein, vgl. lat. norms aus *neunno- zu *neun (I § 232 S. 199, § 233 S. 200, § 249 S. 20C f.). Vielleicht hat also das ganze Superlativsuffix -mo- von den ZaHwortern seinen Ausgang genommen. Vgl. das ebenso zur Bildung von Ordinalzahlwortern und von Superlativen dienende Suffix -to-, § 81.
A r i s c h . Ai. dalamd- av. daserna c decimus 3 : lat. decimu-s air. dechm-ad, gGf. *dehnmo-. Ai. ap-amd- av. ap-ema- c entferntest, letzt", zu ai. dpa cvon, weg3. Ai. av-amd- c unterst, nachst3 zu dva cab, herab3. adh-amd- c unterst 3 (Gf. *%dkmmo-) zu adhds ''unten': wie sich lat. infimu-s und inferu-s hierzu verhalten, ist nicht klar, s. Ascoli Sprachwissensch. Biiefe 83 und oben I § 389 Anm. S. 295. par-amd- cfernst, letzt, best3 zu para- cferner3. Ira G r i e c h i s c h e n selten. £f38ofto-s 'septimus3 und herakl. delph. £po£[ji7]zov-a aus *spSfji- mit anaptyktischem -o- und - s (s. I § 626 S. 471): aksl. sedmy-ji u. s. w., s. o. S. 156. irpd-p.o-? "vorderst3 zu irpo Vor3 : vgl. umbr. promom, got. fra-m. Vielleicht auch uufi-aro-s cletzt3 (vgl. sp56|j.-aTo-<; neben f|38o]xo-?, Tpi'x-aro-s neben ipt'to-i), dessen Grundwort freilich dunkel ist (bei J. Schmidt's Herleitung aus *(d)iru-p.o- von auo Kuhn's Ztschr. X X V I 24 macht o Schwierigkeit). I t a l i s c h . Lat. decimu-s osk. d e k m a n n i o i s 'decumanis 3 : ai. dasamd- u. s. w., s. o. 157. Lat. summu-s umbr. somo 'sum-
158
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
[§ 72.
mum3 urital. *s-up-mo-s : ai. upamd-s coberst, hochst3. Lat. primus palign. pris-mu 'prinio3 oder 'primum3 zu prius. Lat. imu-s osk. i m a d abl. cima3; das Wort gehort wol zu air. Is 'infra3 ichtar c der untere Their 1 ). Lat. min-imu-s, plur-imu-s, bruma (zu brevi-s); von Adverbien auf -e gebildet extre-mu-s postre-mu-s supre-mu-s. Osk. pos-mo-m "postremum3, vgl. lat. pone aus *pos-ne. Umbr. prumum promom 'primum3 : gr. •repo-fio-? got. fra-m; s i m u simo cad citima, ietro\ Umbr. n u v i m e adv. cnonuni5, eine Neubildung wie ai. navamd-s und air. riom-ad cnonus3. Umbr.-osk. nesimo- 'proximus3 aus *necsimo- wol zu lat. necto nexus : air. nessam cnachst neben compar. nessa. -mmo- wahrscheinlich auch in den lat. Superlativen wie pulcerrimu-s celerrimu-s fadllimu-s sirnittimu-s (Danielsson Pauli3s Altital. Stud. Ill 153). *pulcr-is-emo- *facl-is-emo- {-isdie Tiefstufenform des Comparativsuffixes, vgl. pulcr-ior facilior) wurden zu *pulcrsemo- *pulcersimo- und *faclsemo- *fadlsimo- (I § 633 S. 475), weiter zu pulcerrimo- facillimo- (I § 571 S. 430 f.). Altirisch. Die Ordinalia auf -mmo- erscheinen mit -etoerweitert, wie sechtmad 'septimus3 aus *septmmeto-s, dechmad 'decimus3 aus *de7cmmeto-s, ohne Zweifel in Anlehnung an coiced cquintus3 sessed csextus3 (§ 81); entspreohend in den andern kelt. Sprachen, z. B. acymr. seithuet cseptimus\ Vgl. gr. s[33o3 [ACTO-; nach Sexaro-? u. a. rem- 'ante, prae mit Verlust von anlautendem p (I § 339 S. 271): got. fruma lit. plrma-s 'primus3, gGf. *pr-mo-. 1m Keltischen wurde unser Suffix allgemeines Superlativsuffix. In air. nessam "nachst3 u. a. entspricht -am dem lat. -imo-, s. o. Dagegen kann -em z. B. in dilem 'angenehmst3 (Compar. diliu Posit, dil) coemem 'schonst3 (C. coimiu P. coem) toisigem c erst, vorziiglichst3 (C. toisigiu P. toisech) lugem 'kleinst3 (C. laigiu) dam aus *o-em 'jiingst3 (C. da) maam aus *ma-em 'grosst3 1) S. Loth Mem. de la Soo. de lingu. V 231 f. und d'Arbois de Jubainville ebend. VI 55 f. Zuriickfuhrung auf Hks-ino- ist weniger annehmbar als solche auf *lk-mo- oder Hgmo-, weil in jenem Fall osk. ismo- zu er•warten ware.
§ "2.1
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
159
(C. mdo) nicht = -mmo- gesetzt werden. Wahrscheinlich sind diese Superlative mit Thurneysen zu den lateinischen wie pulcerrimu-s (s. o.) zu stellen: aus *dilis-mmo- wurde *dilisamo*diliham{o-), endlich dilem1). An solche Superlativformen trat dann zuweilen dasselbe -em noch einmal an, wie uaislimem c hochst3 zu Comp. uaisliu Pos. uasal, vgl. gr. -T-OITO-? § 81. G e r m a n i s e h . Im Urgermanischen trat unseT Suffix als Adjectivsuffix in die w-Declination iiber; das Femininum im Gotischen auf -ei gen. -eins, wie bei den Comparativen au£ -iz-a (s. § 110. 135). Im Got. nahmen die Formen auf -uma auch Comparativbedeutung an, so dass z. B. inn-uma auch mit ahd. inn-ero gleichbedeutend war (vgl. de Saussure, Melanges Renier 383 ff.). Got. fru-ma cprior, primus3 (davon frum-ists cprimus3), ahd. fruma f. cNutzen, Vortheil3 : air. rem- lit. pir-ma-s gGf. *pr-mo-\ daneben got. ahd. fra-m adv. Vorwarts, weiter3 : gr. Tipd-fio-;. Got. auh-uma cder hohere, hochste3, wozu auh-m-ists und auh-um-ists cder hochste3, ags. ymest = got. auhmists. Got. inn-uma cder innerere, innerste3 ags. inn-em-est cder innerste3. Got. sped-um-ists cder spateste, letzte3 neben sped-ists. Got. hleid-uma links, apiatspd;3, wol zu ahd. (h)U-ta cLeite, Bexgabhang3 gr. -Al-zu-c, cHugel3. Ags. sid-em-est cder spateste3 neben sid-est, Icet-em-est cder spateste3; nord-m-est cder nordlichste3 sud-m-est rder siidlichste3. Im Baltisch-Slavischen selten. Lit. aszma-s preuss. ace. asma-n aksl. osmy-ji octavus3 urbalt.-slav. *o's{t)-mo- : ai. asfamd- av. astema- air. ochtm-ad; dieses Wort wuTde trotz der tjbereinstimmung mehrerer Sprachen doch wol erst nach der Auflosung der idg. Urgemeinschaft gebildet, gleichwie ai. navamd- umbr. nuvime. Lit. pir-ma-s lett. pir-md-is preuss. pirmois "primus3: air. rem- got. fruma. 1) »Auf geschwundenes s weist auoh das innere h des altbritann. hinham cder alteste' aus *senismn-, jiinger *henihmn- (= ir. *sinem) sowie die Bewahrung alter Tenuis vor diesem Suffix im Cymrischen, wie Superl. rhataf aus *rat-ham neben Positiv rhad 'wolfeil'. Ob gall. Belisama (Gottin), Trigisamo ('Treisam') hierher gehoren, ist zweifelhaft.« Thurneysen.
160
Nominalsuffix -mo—ma-, -mtno—mma-.
[§ 72.
3. -mo- in and e m F u n c t i o n e n . Theils Substantiva, theils Adjectiva. Nur hie und da lassen sich, der Bildung und der Bedeutung nach, Gruppen aufstellen, wie z. B. die griech. Abstracta auf -jxo-?. Die Substantiva sind meist masc, seltner fern., das Neutrum erscheint nur sehi selten. Der Gebrauch als denominatives Suffix findet sich in mehreren Sprachzweigen, ist aber im Ganzen selten und wol secundar. Die Wurzelsilbe dei primaren Bildungen zeigt von idg. Urzeit her theils Tiefstufenform, theils Hochstufenform; im letzteren Fall scheint bei Wurzeln der e-Reihe die o-Stufe seit idg. Urzeit Regel gewesen zu sein. Da Tief- und Hochstufe haufig bei demselben Wort auftreten, z. B. gr. Ai-jxd-? : Xoi-jid-c, ai. dhu-ma-s : ahd. tou-m, gr. %u-\i.6-c, : ai. h6-ma-s, ai. idh-md-s : av. aes-ma- (I § 94 S. 88), so ist auf urspriingliche Wurzelabstufung innerhalb desselben Paradigma's zu schliessen (vgl. Osthoff Morph. Unt. IV 127 f.). Oft enge Beriihrung zwischen -mo- und -men- (§ 117). Wo bei e-Wurzeln beide Suffixe neben einander liegen und die Wurzelsilbe e aufweist, wie bei gr. -xsoS-jid-? neben XEU9-|AU>V c Schlupfwinker, aksl. zi-ma 'Winter3 neben gr. ^£i-[Aiov cTJnwetter, Winter', hat die mew-Bildung das Prajudiz hoheren Alters. Mehrfach hat sichtlich eine Contamination beider Formationen stattgefunden. In Compositis war die wo-Bildung von uridg. Zeit her Stellvertreterin der mew-Bildung (§ 12 S. 26)1). Idg. *dhu-mo- cWallung, Rauch' : ai. dhumd-s, gr. 9u;xo-i; c ( Mut, Leidenschaft'), lat. fumu-s, lit. pi. dumai aksl. dymu, dazu ahd. tu-mon csich im Kreise drehen3; daneben *dhou-moin ahd. town cDunst, Duft'. *tu-mo- *tu-rno- von W. teuc schwel]en, stark werden3: ai. redupl. tu-tumd- av. tuma- 'stark1, ncymr. twf Vigor3 (entlehnt?), aksl. tuma f. cgrosse Zahl3 (vielfach Weiterbildungen von dem -mo-Stamm, wie ai. tum-ra- cfeist, kraftig3, lat. turned, ahd. dutno m. 'Daumen1); daneben *tou-moin ahd. thaum doum cDunst3, das man mit toum zusammenwarf. 1) Zu diesem Suffixaustausch vgl. jetzt auch J. Wackernagel Kuhn's Ztsohr. XXX 296 ff.
§ 72.]
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
161
*f-mo- 'Arm, Bug 3 : ai. irmd-s av. arema- armen. arm-uJcn lat. armu-s ahd. aram aksl. ramo. *§M-mo- *ghi-ma- : ai. Mmd-s 'Kalte 3 hi-ma 'Winter 3 av. zima- m. 'Winter3, armen. j'm-efn (gen. jrn-eran) 'Winter 3 aus *jim-er- (zum Suffix vgl. amarn 'Sornmer3), gr. Sua-)(t[xo-; 'bosen Stiirmen ausgesetzt, schaurig3, lat. blmu-s aus *bi-himti-s (I § 510 S. 376, § 604 S. 459); mit dem Vocalismus des idg. *§hei-men- (gr. ^EIJXCOV) lit. zemd aksl. zima 'Winter 3 ; vgl. daneben *ghiem- *ghim- in av. zyd, gen. zim-o, 'Winterfrost3 gr. ^iwv 'Schnee 3 lat. hiems (§ 160, 2). *stlrno- (zu ai. styd- 'gerinnen, sich verdichten3, auch mit got. stdi-n-s veTwandt) : ai. stimd- 'trage, schleichend3 pra-stlma- 'gedrangt, gehauft3, mhd. stlm m. 'Gewiihl, bunte Masse3 aisl. stim n. Ttingen, Miihe3 (lit. styma-s und styma 'Schwarm ziehender Fische 3 wol aus dem Skandinavischen entlehnt, vgl. schwed. stim c Larm, sich tummelnder Schwarm Fische3); daneben mhd. stei-m 'Gewiihl 3 . *ghor-mo-s (W. gher-): ai. gharmd-s 'Glut 3 av. garema'warm 3 gareme-m 'Warme 3 (man beachte I § 78 S. 70, § 445 S. 333), lat. formu-s, ahd. warm 'warm3, preuss. gorm-e 'Hitze 3 ; daneben mit e armen. jerm 'warm3, gr. OEpjj.6-? 'warm 3 SspjiTj 'Warme 3 . *oi-mo- 'Gang 3 (W. ei-) : ai. e-ma-s 'Gang, Bahn3, gr. 3 OI-JJ-O-C oi-jiT] 'Bahn, Streifen . Fiir den Gebrauch als Secundarsuffix wol nur ein Beispiel, das als uridg. gelten darf : ai. dru-ma-s 'Baum 3 gr. 8pu-[xa pi. 'Geholz 3 opu-fio-s 'Waldung 3 , zu ai. dru- gr. 6pu- 'Holz3. Arisch. Im Ai. fast nur masc. Ai. su-md-m 'Milch, Wasser3, s&ma-s av. hao-ma- m. 'Saft, Somatrank3, zu su- 'pressen3. Ai. is-md-s is-md-s 'Liebesgott3 av. aes-ma- m. 'das Aufbegehren, Zorn 3 : vgl. gr. ijxspo-? 'Verlangen, Begierde3. Ai. bha-ma-s 'Licht, Schein3 npers. bam 'Licht 3 av. bamya- 'strahlend, hell3. Ai. tokma-s 'griiner Halm von Getieidepflanzen3 apers. taurna- 'Familie 3 aus *tauxma-, vgl. ai. tok-man- n. 'griiner Halm von Getreidepflanzen3 (alter als tok-ma-s) av. taoz-man- n. 'Same, Keim, Nachkommenschaft3; das apers. tau-ma- ist jedoch vielleicht anders aufzufassen, s. § 117 unter Arisch. Ai. dj-ma-s 'Bahn, Zug 3 (neben dj-man- J-mdn- dass.) : gr. oy-fio-s 'Bahn 3 (mit prothetischem 6-?). Ai. u-ma-s o-ma-s 'Heifer, Genosse3 neben o-mdnBrugmann, Grundriss. II.
11
162
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo- -mma-.
[§ 72.
'Forderung, Beistand3, zu dva-ti 'er fordert3. bhl-md-s 'furchtbar3, vgl. lit. bdi-m-e 'Furcht 3 . tig-md-s 'seharf3. ruk-md-s 'glanzend, Schmuck 3 . yudh-md-s 'Kampfer 3 : vgl. gi. oajxtvY) 'Kampf, Schlacht 3 aus *6& + O[A- (vgl. S. 163). yug-md- 'paarig 3 , neutr. subst. 'Paar 3 . dar-md-s (neben dar-mdn-) 'Zerbrecher 3 . dhdr-ma-s (neben "alterem dhdr-man- n.) 'Ordnung, Satzung. Secundar n u i ai. dru-ma- (s. o. S. 161) u n d dyu-mdleuchtend 3 zu dyu- div- 'Helle, Tag3. A r m e n i s c h . arm-uhn c Ellenbogen 3 , j'm-ern Varm 3 , s. o. unter Idg. S. 161.
c
c
hell,
Winter3, jerm
G i i e c h i s c h . Xr-;xo-?'Hunger3 Xoi-fio'-? c Pest, Seuche 3 : vgl, ai. sri-ma-s nachtliches Gespenst, von W. slei- Versehren 3 . Subst. mit Hochstufenform der Wurzelsilbe nicht selten: 6p-p.7J c Andrang 3 : ai. sdr-ma-s cFliessen3, vielleicht auch ahd. stur-m c Unwetter, Kampf3 (stur- aus sr-, vgl. I § 580 S. 435); top-p.o-? c Eingebohrtes, Loch 3 : ahd. dar-m aisl. par-m-r c Darm 3 (als cdas durch den Leib hindurchgehende 3 oder cder von der Speisemasse durchschrittene Kanal 3 ); cpXoy-fio-? 'Brand (cpXsycu); Tikoy-po-c, 'Haarflechte 3 (TTXSXCO) ; oX-jxo-? c cylindrischer Korper, Morser3 (IXiiou); op-fio-? 'Schnur, Halsband 3 (vgl. £p[i<x); Xoyr-y,rj 'Dickicht, Gebiisch3 (Xej(o?). Ferner: xpujxo-? 'Frost 3 (aus *xpoo-(j.o-, zu xpuo-raivto), dpS-[j.o-? 'Tranke, Trankplatz 3 , irTap-^o-; 'Niessen3. Als Suffix fiir Verbalabstracta war -\io- sehr productiv, z. B. \LO-([j.0-? [i.u/-fio-? 'Seufzen3 (zu fj.6C«>, jj.ejj.oxa), Juy-jj-o-? 'Schreien 3 (zu tuC
-T-JJ-O- (vgl.-T-JJ-SV- § 117): 3
ips-ijj.6-?
'Ruder 3 zu
Ipsaau) ep£-T7j?, ecfETji^ 'Auftrag zu icp-s-T7)-c ecp-tYjjj.1, u. a., vgl. as. brahtum u. dgl. S. 165. Ofter -d-jxo- (vgl. -S-jiev- § 117): &pi-d[j.o-s 'Zahl 3 (wol zu ahd. ri-m 'Reihenfolge, Zahl3), dp-^jj-o-? 'Verbindung 3 , oTa-a|j,6-s 'Standort, Stall, Pfosten 3 aTd-&jx7] 'Richtschnur3, pu-Sjio'-? 'taktmassige Bewegung 3 , xXau-9jj.o-; 'Weinen 3 ,
§ 72.]
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
163
-? 'Bezauberung 3 , [v/jvi-&|j.d-s c Zurnen 3 u. a., vgl. -&-po-8-Xo- (§ 77). -s-mo-
nach Morph. Unt. I 81 in Saabs'-?
c
Theilung 3 zu
8aTso(j.ai,, (Lojxo-i; cStossen3 zu u>dsu>, acpXoiafid-s c Schaum 3 zu TCS, 6O[XTJ zu alterem OS-JXYJ Geruch 3 , a^iop-d-? c Spaltung 3 zu und in den Substantiva auf -lap-d-s und -ao|j.d-? zu a b geleiteten Verba auf -i'C -dC
Doch kann man auch annehmen (vgl. Solmsen
Kuhn's Ztschr. X X I X 123), dass in solchen Formen von Haus aus nur -mo- voihanden wai (also *6aT[id-? *u)d[wJ-s 68[iTj), dass dann zuerst bei denjenigen,
denen Perfectformen
auf
-ojxs&a -ojxsvo-? (a aus -axai iibertragen, SsSaajxai nach zur Seite standen, aus diesen Perfectformen
o fur den Ver-
schlusslaut eindrang und im Anschluss daran auch sonst (z. B. 63[XTJ) der Verschlusslaut durch a ersetzt wurde.
Dem Neben-
einander von -fio- und -a[i.o- bei solchen dental auslautenden Stammen ist es zuzuschreiben, dass auch in der oben genannten KategoTie der Formen auf -9[xo- o fur & Platz griff, wie poafid-? fur pu-&[i.d-?, Soafi^ fur 8u-&[i,7], Osajid-? fiir (lakon. u. sonst) &s-&no-s. Vgl. -ojiev- § 117. Secundares -mo-; abgesehen von Spu-jxo- (s. S. 161), in den Adjectiva auf -IJAO-S, die von ^-Stammen ausgingen, wie cpu^ijxo-; c
zufluchtmassig, wohin man fliehen kann 3 (zu cpo$i-? c Flucht J ),
P<xoi[io-? c gangbar, sicher3 (zu pdoi-? cGang3), Xuaijio-? cl6sbar3 (zu Xiiot-; Losung), wonach dann auch otXxijxo-? c stark, c
vdanjio-?
die Heimkehr betreffend3, vdjiifio-? c gesetzlich 3 u. a. Ferner in
Itu-p-o-? eT/jTo-jio-s c wahr, echt 3 (vgl. ireo-s aus *STE/-o-;). Italisch.
Lat. li-mu-s
3
c
^quer" llm-it-
Queiweg,
3
Grenze , osk. l i i m i t u [ m 'limitum ; deT Herleitung aus
Rain, *lizmo-
(vgl. lixula) widersetzt sich das osk. Wort, es miisste dieses denn Lehnwort sein. Lat. li-mu-s lei-m
c
Osk. eg-mo cresJ, St. eg-ma-. c
Schmiere, Schlamm, Kot 3 : ahd. ll-rn c Leim 3
3
Lehm . Ji-mu-s
ji-mu-m
: wol zu gr. &u-[xo-v 'duftende
3
Pflanze (s. I § 49 S. 43). ani-mu-s
ani-ma : gr. avs-[i.o-s c Wind 3 ,
vgl. auch air. anim,
c
dat. anmain,
Seele3.
fa-ma
: gr. cprj-p] 11*
164
Nominalsuffix -mo- -ma-, -rnmo- -mma-.
[§ 72.
'Kundgebung, Geriicht3. for-ma : vgl. ai. dhari-mdn- 'Gestalt 3 . spuma aus *spoi-ma : ahd. fei-m m. 'Schaum 3 (vgl. § 66 S. 140). Lat. dumu-s [dusmo in loco Paul. Fest.), ramu-s wol aus *rad-mo- Gf. *ufd-mo-, zu radix, u. a. Neutrum selten: pomu-m, ar-ma. Ziemlich viele Feminina: li-ma, ru-ma (neben ru-men), ri-ma, gem-ma u. a. Secundares -ma-: lacru-ma lacri-ma : vgl. gr. Saxpo 'Thrane 3 . A l t i r i s c h . le-m m. 'Ulme 3 (Gf. *l-mo-) : lat. ul-mu-s, ahd. el-m aisl. al-m-r 'Ulme3. la-m f. 'Hand': gr. waXa-fAVj lat. pal-ma ahd. fol-ma 'Hand, flache Hand 3 , ri-m £. ^ahl 5 , aram f. cZahl, Zahlen 3 aus *ad-nma (vgl. I § 623 Anm. 1 S. 470, § 634 S. 477) : vgl. ahd. ri-m gr. api-&p.d-s S. 162. Air. gor-m 'blau 3 ncymr. gwr-m 'dusky 3 : zu ai. ghr-nb-mi leuchte 3 ? (s. Curtius Grdz. 5 494). Air. lua-m c celox 3 : vgl. lit. piau-s-ma-s 'Floss3. Infinitivische nomina actionis mit -ma-, wie cretem c Glaube, das Glauben3, sechem cdas Folgen3. G e r m a n i s c h . Ahd. bodam m. c Boden 3 : vgl. gr. TTOO-JA^V c Grund, Boden3 (vgl. KaufFmann Paul-Braune's Beitr. X I I 537). Got. hdi-mos pi. fern. 'Dorfer, Flecken 3 , ahd. hei-m 'Wohnstatte 3 : lit. ke-ma-s 'Dorf, Gehoft3 kaim-yna-s 'Nachbar 3 . Aisl. strau-m-r ahd. stro-m 'Strom3 : mit altem ou wol auch lett. strau-m-e f. 'Strom3, mit u thrak. 2Tpu-[xvj Stadt am Lissos; daneben *srei{men- (§ 117). As. far-m 'Fahren, Vordringen 3 ahd.far-m 'Nachen 3 : vgl. gr. Tcop-&-[j.d-? 'Uberfahrt3. Ahd. hal-m 'Halm 3 aisl. hal-m-r 'Stioh 3 : gr. xaXa-fio-? 'Rohr, Halm3, lat. cul-mu-s, lett. sal-m-s aksl. sla-ma f. 'Halm'; urgerm. *ytalmo- kann als urspr. */col-mooder *kl-mo- (I § 306 S. 245) angesehen werden. Ahd. fadam m. 'Faden, cubitus3 as. fathmos pi. 'beide ausgestreckte Arme3 aisl. fadmr 'Klafter, Umarmung 3 : vgl. acymr. etem 'Faden 3 . Got. do-m-s ahd. tuo-m 'Urtheil, Gericht, Stand, Wiirde': gr. do>-[j.o-? 'Schober3, von W. dhe- 'setzen, stellen3; daneben *dhe-men- (§117). Got. ru-m-s 'Raum, geraumig3 ahd. ru-m m. 'Raum 3 : zu av. rav-ah- 'Bahn, freier Weg3. Ahd. scu-m m. aisl. sku-m n. 'Schaum3. Weit haufiger sind die Formen mit Hochstufenvocalismus (o-Stufe bei e-Wurzeln). Wir nennen noch: ahd. bar-m aisl. bar-m-r 'Schooss3 fder tragende3, W. bher-); ahd. zou-m
§ 72.]
Nominalsuffix -mo—ma-, -mmo—mma-.
165
aisl. tau-m-r 'Zaum' urgerm. *tauju-md- ('das ziehende' oder 'gezogene', W. deuk- 'ducere'). Wenige mit e in der Wurzelsilbe, von denen von Bahder (Verbalabstr. 136 f.) annimmt, dass sie urspriinglich men-Staxame waren, wie ahd. melm m. 'Staub', neben aisl. malmr 'Metall' und lit. melmu, gen. melmens, 'Nierenstein'. Vgl. auch noch ahd. atum as. aihom 'Athem' urgerm. *ep-ma- (zur Lautverschiebung Kogel Literaturbl. f. germ. u. rom. Phil. 1887 No. 3) neben afries. ethma 'Athem', ai. dt-mdn- cAthem, Seele'. Einige Male -t-mo- (vgl. gr. -T-[AO- S. 162), wie got. mdi-pm-s as. me-thom cGeschenk, Kleinod3 zu gr. fioT-To-? cDank, Vergeltung3, lat. mu-tuo-s, lit. mai-na-s 'Tausch3; as. hrah-tum 'Larm3 zu as. ahd. braht 'Larm3; ahd. bra-dam cDuft, Dampf, Brodem' zu ags. brM f. cDuft' (vgl. Bremer Paul-Br. Beitr. XI 279); ahd. hra-dam cGeschrei3 zu ahd. hano-krdt cHahnenschrei' (vgl. ebend.); mhd. bladem cBlahung3 zu ahd. bla-t cHauch, Anm. Die abweichende Auffassung der letzteren Formen bei von Bahder Verbalabstr. 144 iiberzeugt mich nicht.
Baltisch-Slavisch. Lit. pi. du-mai aksl. dy-mu 'Rauch5: ai. dhu-ma-s etc., s. o. S. 160. Preuss. irmo 'Arm' (vielleicht nom. sg. eines w-Stammes, wie lit. -rnu) aksl. ramo neben ramq c Schulter': ai. ir-md-s etc., s. o. S. 161. Lit. szdl-ma-s 'Helm' (preuss. salmis) : got. hilm-s ahd. helm 'Helm': ai. Idr-man- n. c Schirm, Schutz, Schutzriistung', idg. also *kol-mo- und *kelmen-i Aksl. sramu cScham': ahd. haram as. harm 'Beschimpfung, Krankung'. Lit. selten Masc, wie szdr-ma-s 'Aschenlauge', at-sziai-ma-s 'Vorhof (W. klei- 'clinare'). Mehr Fern., wie tar-ma (auch tarme) 'Aussage', szar-md cEeif, gefrorener Thau', vaz- ma Xohnfuhrleistung'. Dagegen viele Masc. mit -s-ma-, wie garsma-s c Ru£' aus *gard-¥sma- zu gafsa-s cSchall' aus *gard+sa-s [gird-mi gird-ziu chore'), varsma-s 'Pfluggewende' aus *vartsma-, lank-sma-s 'Biegung', vaik-sma-s cZug', kauk-sma-s cGeheulJ, rek-sma-s 'Gebriill', vgl. auch -s-me in drausme cZucht' lett. drduSma 'Drohung' zu lit. draudziu 'wehre, verbiete', bausme
166
Nominalsdffix -tmmo—tmma-.
[§ 72—73.
c
Strafe3 zu baudziu cstrafe3, gesme lett. dfisma cLied3 zu lit. ged-mi 'singe3, u. a. Adj. szif-ma-s lett. sir-m-s cgrau3. -ima-s -yma-s, Verbalabstracta (von jedem beliebigen Verbum) bildend, wie sukima-s cdas Drehen3 zu suh-ti cdrehen3, s&kyma-s cdas Sagen3 zu saky-ti csagen3. Der Ausgangspunkt dieser Bildungskategorie (vgl. auch jaunima-s cder Tanz der Jugend, Jugendgesellschaft3 zu jduna-s cjung3, minksztima-s cdas Weiche am Brot3 zu minkszta-s rweich3) ist zweifelhaft. Secundiir: toli-ma-s 'entfemt3 zu toll adv. cfern3, drty-ma-s nahe3 zu arti adv. cnahe3. SecundaTSuffix -uma-s, Abstracta bildend, ausgegangen von Fallen wie grazu-ma-s cSchonheit3 zu grazu-s cschon3, wonach solche wie sausuma-s cTrockenheit3 zu sausa-s 'trocken3. Daneben -umd zur Bezeichnung des Terrains, wie lygu-ma ceine ebene Stelle3 (neben lygu-ma-s cEbenheit, das Ebensein3) zu lygu-s cgleich, eben3, sausumd 'trockene Stelle3. Aksl. Jcos-mtt und Jtos-ma cHaar\ u-mu cSinn, Verstand3, wol zu ai. av- lat. avere und sonach bildungsgleich mit ai. o-ma-s cHelfer3 (S. 161). glu-mu cScherz, scena3 glu-ma cUnzucht3. Mit -s-mo- usmu usma 'indumentum, corium', wenn es zu ob-u-ti cFussbekleidung anlegen3 gehort.
c
73. Suffix -tmmo — tmma-, Superlative bildend. Zerlegt sich in -t-mmo-, zweiter Bestandtheil ist das auch an sich schon superlativische -mmo- (§ 72, 2 S. 156 ff.). Als einheitlich empfundenes Suffix war -tmmo- zur Zeit der idg. Ureinheit wol noch selten. -t-mmo- geht dem comparativischen -tero- (§ 75) in derselben Weise zur Seite, wie -mmo- dem -ero-, vgl. got. af-tuma: ahd. aftro aftero und ai. ap-amd-s : ai. dp-ara-s got. afar, sowie ai. ut-tamd-s : ai. ut-tara-s gr. uo-xepo-? und ags. ut-em-est (Erweiterung eines *ut-ema) : ai. ud-ard- ud-ara- fBauch3) ahd. ufi-ro. -tero- war aber schon friiher als -t-mmo- zu einem einheitlichen Suffix geworden und hatte, wie die Vergleichung der idg. Sprachen zeigt, bereits zur Zeit der idg. Urgemeinschaft grossere Verbreitung gewonnen.
§ 73.]
Nominalsuffix -tmmo—tmma-.
167
Idg. *trikmts-tmmo- odei *trikl§ts-tmmo- ctricesimus3: ai. trijsat-tamd-s [{ fur I unurspriinglich) lat. tricensimu-s tricesimus (s- aus -ss-, s. I § 501 S. 369) : vgl. daneben gr. ipia/ooTo-? d. i. *Tpiaxovx+To-. Entsprechend av. visq,stema- (ai. vilati-tamd-s) Vicesimus3 lat. vicensimu-s vlcesimu-s: vgl. daneben gr. att. eJxoOTO-? boot. /waoTo-s (I § 238 S. 201, § 501 S. 369). Ai. dn-tama-s cinnigst, nachst, intim3, lat. in-timu-s : vgl. Compar. ai. dn-tara-s cinnererJ gr. sv-repo-v cEingeweide3, lat. inter-ior, zu gr. sv lat. in cin3; daneben gr. IV-TO? lat. in-tus, so dass man wol vergleichen darf ai. adh-amd-s : ddh-ara-s : adh-ds und *pr-mo- (lit. pirrna-s got. fruma) : *prr-6s (ai. purds av. paro gr. Tcapo?). Av. ni-tema- cniedrigst, unterst, geringst', ags. neo-dem-est cniedrigst, unterst3: vgl. Compar. ai. ni-taram ags. ni-der-ra. Ai. ka-tamd-s cwelcher (unter mehreren)?3, lat. quo-tumu-s neben quo-tu-s : vgl. Compar. ai. ka-tard-s gr. Tto-xspo-?. Arisch. Ai. pra-thamd-s av. fra-tema- apers. fra-tamac primus3 (das th der ai. Form durch catur-thd- u. a. veranlasst), zu Compar. ai. pra-tard-m av. fra-tara-; eine altertiimlichere Bildung sind gr. upo-fAo-? umbr. pro-mo-m got. fra-m § 72, 2 S. 157. Ai. sahasra-tamd-s av. hazafdro-tema- cmillesimusJ, ai. sata-tamd-s 'centesimus1, asiti-tamd-s "bctogesimus3 u. a. Die Feminina dieser Zahlworter zeigen im Ai. -tam-i statt -tama. Ai. ut-tamd-s chochst, oberst, best' av. us-tema- "Uusserst3, zu ai. ud cempor, hinaus5 Compar. uttara- : vgl. gr. uoT-aro-? ^patest3 Compar. uo-tepo-?. -tama- wurde bereits in urar. Zeit bei den Adjectiva die regelm'assige Superlativendung, wo -tara- den Comparativ til— dete. Beim Antritt an a-Stamme wurde im Av. fiir den Auslaut -a- dieser Stamme fast durchgehends -o- eingesetzt, vgl. dieselbe Erseheinung bei den Compp., wie daevo-data-, § 25 S. 40. Ai. yajniya-tama- av. yesnyo-tema- Verehrungswiirdigst3, ai. ugra-tama- av. uyro-tema- cstarkst, gewaltigst. Mit -a- im Av. z. B. aiwyama-tema- chilfreichst\ Ai. vdhni-tama- 'am besten fahrend3, av. hubaoidi-tema- 'schonriechendst, duftendst3. Ai. ama-vat-tama- av. ama-vas-tema- cungestiimst, kraftvollst, ge-
168
Nominalsuffix -tmmo—tmma-.
[§ 73.
waltigst3. Ai. midh-us-tama- 'huldreichst3, av. Jaymus-tema- chilfreichst3. Ai. vrsan-tama- cmannlichst, kraftigst'. -tama- zur Verstarkung an Superlativformen auf (ar.) -isthagesetzt, wie ai. s*re§tha-tama- zu Irestha- cglanzendst, heirlichst1, av. vahisfo-tema- zu vahista- 'best5. Auch an substantivische Stamme gefiigt, wie ai. matr-tamac mutterlichstJ, av. daevo-tema- 'teuflischst5. Ai. ka-tamd- Velcher (unter mehreren)' neben ka-tardSvelcher (von beiden)5, fragend. ya-tamd- Velcher (unter mehreren)5 neben ya-tard- Svelcher (von beiden)', relativisch. Italisch. Lat. vicesimu-s trlcesimu-s, s. o. S. 167. Neubildungen cent-esimu-s mill-esimu-s mult-esimu-s. in-timu-s, ex-timu-s, d-timu-s, ul-timus. dex-timu-s, sinistimu-s. mari-timu-s, fini-timus, legi-timu-s, uispiiinglich s. v. a. c engst zugehorig zum Meer, zur Grenze, zum Gesetz\ op-timu-s, inschr. auch opi-tumu-s (andeis von Fierlinger Kuhn's Ztschr. XXVII 478, der von einem o-pet- canstreben, wiinschen* ausgeht). sollis-timu-s. Umbr. hon-domu cinfimoJ neben Compar. hon-dra 'infra5 osk. hu[n]truis 'inferis3, zu lat. humus, s. I § 207 S. 176. -simo- neben -timo-, ohne dass -s- lautgesetzlich aus -therleitbar ist. maximu-s, alt oxime (neben ocissime), medioximu-s (vgl. medioc-ri-s). Meist -is-simu-s (vgl. sollis-timu-s), durch welchen Ausgang wol alteres -is-to-s (§ 81) ersetzt wurde, wie pot-issimu-s, alt-issimu-s. -issimo- auch an Superlative zur Verstarkung angefugt, besonders in spaterer Zeit, z. B. postremissimu-s, minim-issimu-s. An Substantivstamme angesetzt in der Sprache der Komiker, wie patru-issimu-s. Ob diese ganze Bildung mit -simo—issimo- hierher gehore, ist aber zweifelhaft. Anm. In Morph. Unt. I l l 135 erklarte ich diese Formen fiir entstanden durch Anlehnung an das -ens{s)imo- der Zahlworter. Man konnte mit Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 542 auch noch pessimu-s neben pej'or als Ausgangspunkt fur die Neubildungen hinzufugen, da auch dessen ss lautgesetzlich entstanden war, sei es dass man in der Frage der Herkunft dieses Superlativs Corssen, oder dass man W. Schulze folge (s. Osthoff a. O., Schulze Kuhn's Ztschr. XXVII 426, Stolz Lat. Gr. S. 220). Dagegen lasst Stolz (a. O.) -simo- vor Eintritt des Rhotacismusgesetzes aus *plusimo- [plurimo-) abstrahiert sein;
§ 73—74.]
Nominaleuffix -ro- -ra-, -rro- -rra-.
169
man konnte nach § 72 S. 158 auch die Formen wie *pulcr-is-emo- *pulersemoals solche Musterformen betrachten. Danielsson hinwiederum (Pauli's Altital. Stud. I l l 153. 192) theilt macs-imo- ocs-ime und halt die ersten Bestandtneile fur Comparativformen, entatanden aus *mahis- *ocis- (vgl. ploir-ume plur-imu-s u. dgl. § 72 S. 158); dann miisste von diesen Formen aus die analogische Umbildung von -istimo- zu -issimo- sieh vollzogen haben. Danielsson gesellt diesen Formen auch umbr. osk. nesimo- air. nessam 'nachst' (neben Compar. air. nessa) bei. Aber hier ist die Annahme einer Synkope, wie sie durch die angesetzten Grundformen auf -is-mmo- gefordert wird, doch sehr bedenklich (vgl. S. 158), und das macht auch sehr zweifelhaft, ob Danielsson's Auffasaung von maximu-s etc. die rechte sei. Steckt in *neksund lat. *max- die schwache Form alter es-Stamme (vgl. ai. mdhas- 'Grosae' mahds- 'grosa1)? Die ganze Frage bedarf weiterer Untersuchung.
Germ.an.isch. Von der Flexion des -tuma- und seiner Bedeutung im Gotischen gilt dasselbe wie von -uma-, s. § 72, 2 S. 159. Got. of-tuma cder hintere, hinterste, letztere, letzte3, ags. cef-tem-est cder hinterste'. Got. hin-dum-ists cder ausserste3 ags. hin-dema cder hinterste, letzte3. Got. if-tuma cder niichste3, zu gr. siti cauf, zuJ. Ags. neodem-est, s. o. S. 167. 74. Suffix -ro- -ra-, -rro- -rra-*). Uber den Wechsel zwischen -rro- und -ro- s. I § 287 S. 231. Seit uridg. Zeit primar und secundar, letzteres verhaltnissm'assig selten. Bei primarer Verwendung hatte die Wurzelsilbe meistens Tiefstufenform; der Wortaccent dem entsprechend auf dem Suffix, z. B. *sp3-ro-. Zuweilen Ablaut in der Wurzel, wie ai. chid-ra-s cdurchl6chert* : lit. sked-ra cSpahn3; gr. t&-apo-; c klar, heiter1 : ai&-pa cheiteres Wetter3; gr. i8-po- : lett. swid-ri pi. 'Schweiss'; ahd. bitt-ar : got. bdit-r-s titter 1 ; ahd. munt-ar 'munter3: aksl. mqd-rti Sveise3. Zum Theil scheint -ro- mit dem Ausgang des nom. ace. neutr. -£• -r (§ 118) zusammenzuhangen, vgl. z. B. idg. *ud-ro- : gr. 58-wp ahd. wa^-ar; gr. ms-po-? ina-po-? 'fett3: ulap cFett3; •^[is-pa : ^jxap 'Tag3 (vgl. auch armen. aur, gen. avur, cTag3); gr. w-po-? got. je-ra- c Jahr 3 : av. ya-re cJahrJ (weitere Beispiele s. Morph. Unt. II 232). Auch besteht Beziehung zu -er- (§ 119), 1) H. O s t h o f f Uber -ra- -la- als instrumentales Suffix der indogerm. Sprachen, Forschungen I 157 fif. G. C u r t i u s De adjectivis Graecis et Latinis I litterae ope formatis, Leipz. 1870.
170
Nominalguffix -ro—ra-, -rro—rra~.
[§ 74.
vgl. z. B. idg. *us-ro- : ai. us-dr- 'Friihlicht 3 gr. rjp-i cin der Friihe 3 aus *aus-er-; gr. al'9-pa : at&-T]p cdas reine Himmelslicht 3 . Ferner zum comparativischen -{t)ero- (§ 75). Mit unserm Suffix waren von uridg. Zeit her Adjectiva und Substantiva gebildet, die letzteren waren vorzugsweise Concreta. In den einzelsprachlichen Entwicklungsperioden war -ro~ nur selten in grosserem Umfange productiv, wie gr. -7j-po- in 7iOV7Jp6-S U. d g l .
I d g . *rudh-ro- (im Ai. -rro-) 'rot 3 : ai. rudh-ird-s, gr. £po&pd-s, lat. ruher rub-ra, aisl. rod-ra f. 'Blut 3 , aksl. rud-ru. *sk(h)id-ro- und -rro- : ai. chid-rd-s 'durchlochert 3 chid-rd-m c Loch, Unterbrechung, Gebrechen 3 chid-ird-s cAxt, Schwert3, gr. oxiS-apd-? c diinn, schwach, gebrechlich', ahd. scet-ar cdiinn, liickenhaft', lit. (mit andrer Wurzelvocalstufe) sked-ra cSpahn3. *spa-ro- von W. spe- csich ausdehnen' (lat. spes spatium u. a.): ai. sphi-rd- cfeist, gross, reichlich3, lat. pro-sper -spera (aus *-spa-ro-, wie red-dere : dare, s. I § 97 S. 92), aksl. spo-ru 'reichlich3. Ai. is-ird-s ceilend, regsam, frisch3, gr. homer, tpd-; lesb. Tpo-; aus *ia-po- (lesb. Tpo-? neben *tppo-?, wie gen. jiyjv-o; neben jx^vv-o? u. dgl.) und korkyr. tapd-? boot, tapd-? aus *ia-apoc regsam, frisch, kraftig, heilig 3 ; iiber att. iepo-s s. u. Ai. us-rd-s •"morgendlich3 neben us-r-iya "Belle3, gr. ay^-aopo-? cmorgennahe 3 aup-w-v ^ o r g e n 3 aus *aua-po- (*aus- oder *aus-); vgl. auch lit. ausz-rd 'Morgenrote3, dessen sz sich wol fiir s eindrangte in Anlehnung an auszo ces tagte 3 (vgl. I § 414 Anm. S. 306). *ud-ro- (im Gr. auch -rro-) zu ai. ud-dn- c Wasser J : ai. an-udrd-s cwasserlos' sam-udrd-s cfLutenreich, Meer1, gr. 65-<xp6-s Vassrig 3 av-u8po-s Vasserlos 1 ; auch in der Bedeutung eines Wasserthieres, ai. ud-rd-s ein Wasserthier, gr. 38-po-? 88-pa 'Wasserschlange 3 ahd. ott-ar aisl. ot-r 'Otter3, lit. ud-ra aksl. vyd-ra c Otter\ Ai. vl-rd-s c Mann, Held3, lat. vi-r, aii.fe-r got. vai-r lit. vy-ra-s cMann3. *ag-ro-s cTrift, Flur, Acker3 von W. ag- ctreiben3 : ai. dj-ra-s gr. dy-po-? lat. ag-er (gen. ag-ri) got.
ak-r-s. Secundares -ro-. *tem,9S-ro- *tems-ro- 'finster3 (Neutr. und Fern, auch als Abstractum, s. § 158) zu ai. tdm-as- n. lit. tam-s-d f.
§ 74.]
Nominalsuffix -ro—ra-, -rro—rra-.
171
Tinsterniss': ai. tamis-ra-m tdmis-ra 'Finstemiss, finstre Nacht3 av. tqp-ra- aus *tams-ra- *tan$ra- cnnster31), lat. teneb-rae pi. (vgl. I § 570 S. 430), mndl. deemster (-ds-ro-) ahd. dinstar (s-ro-) c finstei3 mit tjbergangslaut -t- (I § 580 S. 435), lit. tlms-ra-s c schweissfiichsig3 (Wurzel mit Tiefstufenvocal). Neben ai. pi-van- gr. itf-(/)u>v 'fett1 und ai. pi-vas- n. cFett3 stand idg. *pl-ue-ro- cfett3 : ai. piva-rd- gr. ms-pd-? (fem. pivar-i, itfsipoc aus *m/sp-ta), vgl. auch gr. md-T7)<; irlo-Tspo-s; iiber mapd-s s. u. EntspTechend gT. -^-pi-pa 'Tag3 zu dem aus 7)-[xa-Ta pi. zu entnehmenden St. yj-fiev-. Zu dem -e- dieser Suffixcombinationen -ue-ro- -me-ro- vgl. gr. cpope-po-; cfurchtbar3 zu cpdpo-? etc. (ai. phena-la-s 'schaumig3 zu phena-s 'Schaum1). Schwexlich war aber -ro- secundar in gr. irr-s-po-v Teder, Flugel3 ai. pat-a-rd- cfliegend3 av. pat-a-ra-, das aus hu-pataretac wolbefliigelt3 zu entnehmen ist (vgl. daneben *petra cFeder3 in aisl. fj'qdr ahd. fedara), vielmehr wird, wie bei ai. pdt-a-tra-m Tliigel', in -e- der cthematische Vocal3 vorliegen (vgl. gr. TTTs-a&at, ireT-c-a&at); vgl. auch gr. oj(-s-pd-s 'continuus3 neben o^-e-To-s G-fc-i-ai-c. ay-i-Q. Es muss als sehr wol moglich bezeichnet werden, dass -e-ro- urspriinglich einmal iiberall primar war und erst durch ideelle Anlehnung an nominale e-: o-Stamme zum Secundarsuffix wurde. Arisch. Da die idg. r und I in diesem Sprachzweig zusammenflelen (I § 254 S. 209 f.), so ist es oft schwer, -ro- und -lo- auseinanderzuhalten. Fur -lo- entscheidet in einigen Fallen die Bedeutung, z. B. vrsa-ld-s cMannchen, geringer Mann3 (s. § 76). Ausserdem geben die andern idg. Sprachen die Directive, da sie die idg. r und I geschieden hielten. Ai. lu-ra- av. su-ra- cstark, hehr' : gr. a-xupo-? cunkraftig, ungiltig3. Ai. ji-rd- lebhaft, rasch, th'atig3 av. pouru-jira- csehr 1) Wenn diese Erklarung des av. Wortes riehtig ist, so konnte man p dem p von aiwi-pura- (neben sura-) zur Seite stellen (s. Bartholomae Hdb. § 144). Ein anderes Beispiel fur -msr—rase- soheint iibrigens nicht vorzukommen, und so liesse sich gegen die Annahme, dass gerade in dieser Consonantengruppe lautgesetzlicb. p entstanden sei, kaum etwas Triftiges einwenden.
172
Nominalsuffix -ro- -ra-, -rro- -rra-.
[§ 74.
thatig 3 daema-jira- clebhaft an den Augen, mit lebhaften Augen 3 : lat. vi-reo cbin friseh, kiaftig, grim3, aksl. zi-rii, c Weide, pascuum 3 lett. dfi-ras pi. f. 'Gelage 3 . Ai. ud-rd- av. ud-ra- m. ein Wasseithier : gr. 58-po-s etc., s. o. S. 170. Ai. cit-rd- cglanzend, herrlich, wunderbar 3 av. cip-ra- Nvunderbar3: ahd. heit-ar c glanzend, hell, heiter\ Ai. lubh-rd- cglanzend, schmuck 3 : armen. surb 'rein 5 ; dasselbe Suffix wol auch in ai. suk-rd- suk-ld- 'hell, klar, lauter 3 av. sux-ra- 'flammend, rot' apers. pux-ra- Eigenn. Ai. vdj-ra-s Donnerkeil des Indra av. vaz-ra- c Keule 3 apers. vazra-ka- 'gross, machtig3, zu ai. vaja- av. vdza- m. 'Kraft 3 : vgl. ahd. wahh-ar aisl. vak-r cTege, munter, friseh, wach3 und got. voJc-r-s 'Wucher' ahd. wuohk-ar c Zuwachs, Gewinn, Wucher3. Ai. am-ld- und ambla- (I § 199 S. 169) csauer* : ndl. amper c scharf, bitter3 aisl. apr cscharf3 ahd. ampfaro 'Ampfer3 (substantiviertes Adj.) wol aus vorgerm. *am[b)-ro-, vgl. auch lat. am-aru-s. Ai. lith-ird- lith-ild- clocker, lose': gr. xa&-<xpd-? coffen, frei, rein . Ai. mand-ird-m c Behausung, Wohnung, Gemach, Haus 3 : gr. [j.<xv8-pa cPferch, Hiirde, Stall 3 ; ai. mand-urd cPferdestall3 mit -urd- aus -rra- (vgl. jedoch I § 290 S. 234) oder Erweiterung eines St. *mandu-ai Mit ai. pata-rd- 'fliegend3 (s. S. 171) vgl. drava-rd- laufend 3 , ny-oca-rd- can einen Ort passend, gehorig3. Secundares -ro-: ai. tamis-ra-, pward-, s. o. S. 170 f. vy-advard- c nagend, Nagethier 3 zu ad-van- c essend 3 : vgl. hom. IS/ap (elSap), gen. 18/axo?, cSpeise3. Arische Worter mit -ra—la-, bei denen nicht entschieden werden kann, ob sie idg. -ro- oder -lo- hatten, werden wir in § 76 Anm. 1 auffiihren. A r m e n i s c h . surb, gen. srboy, crein3 aus *sub-ro-s (I § 263 S. 216) : ai. subh-rd-s. Mirtn, gen. Jcrtan, cSchweiss5 aus *Mtr-an- : gr. lo-po- lett. swid-ri pi. cSchweissJ. tu-r c Gabe 3 : gr. 8
§ 74.]
Nominalsuffix -ro—ra-, -rro—rra-.
173
in ard-ar 'gerecht 3 (vgl. ai. %-td-). mecar-em cich halte hoch, preise3 ein Denominativum wie gr. (isYaipw cich schlage hoch an, bewundere 3 (von *[iSYapo-, vgl. jji-fapo-v 'grosser Raum, Gemach3). G r i e c h i s c h . sXacp-pd-? 'leicht, flink3: ahd. lung-ar crasch, riistig3, gGf. *l%>gh-ro-s. ax-po-? cspitz3 ax-po-v ax-pa 'Spitze, Gipfel 3 : ai. catur-alra- Viereckig3, aksl. os-t-ru lscharf3. Ccu-pd-? Singemischt3 (vom Wein), csvspy7]?, Ta^u?3 (Hesych) : wol zu aksl. ja-ru camaTus, iratus 3 serb. jara c 0fenhitze 3 . dcp-po-? 'Schaum 3 : ai. abh-rd-m c Wolke 3 (vgl. auch lat. imber gen. imbris nach der «'-Declin.), gGf. *mbh-ro-; daneben ofi^-po-? cRegen3 mit idg. b wie ai. dmb-u- cWasser3, s. I § 469, 8 S. 348. xair-po-? c Eber 3 : lat. cap-er cap-ra, aisl. haf-r cZiegenbockJ. vscp-po-? c Niere, Hode 3 : ital. pranest. nefr-on-es lanuv. nebr-undin-es c Nieren, Hoden3, ahd. nior-o m. c Niere, Hode 3 aisl. nyr-a n. cNiere 3 (I § 443 S. 331), gGf. *negh-ro-. S8-pa 'Sitz3 : aisl. set-r n. cSitz3. Xajiir-po-? leuchtend 3 . oair-po-c cfaul3. cpai8-po-<; c strahlend, frohlich3. vex-po-? cLeichnam3. tacp-po-? cGraben3. xdir-po-? cMist3. Tstp-pa cAsche3. Adjectiva auf urgr. -Tj-po-c (ein productives Suffix) zu Verba auf -sio, wie Ttovvj-po-? cmiihselig3 zu Ttovsojiai, oxvrj-pd-? c saumselig3 zu 6xv£(o, SXta&vj-po-? cschlupfrig3 zu fut. 6X1087)0(0 (praes. -rro-. tapo-? neben tpo-s s. o. S. 170. Aiu-apo-; cfettig3 : vgl. ai. rip-rd-m cSchmiere, Schmutz, Unreinlichkeit 3 . oiv-apo-? neben oiv-8-po-s (zum - 5 - I § 204 S. 171 f.) cschadlich3 u. a. Seeundares -ro- in att. (Aristoph.) oiCu-pd-? cjammerlich3 zu oiCoc, gen. oiCuo?, cJammer3, und entsprechend in Xqu-pd-? neben Aiyu-s c hell, tonend 3 und (AwXa-pd-? neben [xtoXu-c centkraftet3, wenn diese nicht durch Dissimilation (I § 266 S. 217) aus *XiyuXo-? *[j.u)XuXo-? (vgl. ^a^u-Xd-c § 76) hervorgegangen waren. Weiter in vielen Adj. auf -e-po-?: z. B. cpo^e-pd-? cfurchtbar3 zn cpdpo-c, opoas-pd-? c thauig 3 zu 8pdao-c, deren Ausgang -spd-?, als einheitliches Suffix empfunden, auch andern Stammen angefiigt wurde, wie axispd-? cschattig3 zu oxia, xpatspd-? ckraftig3 zu xpato; n.; vgl. S. 171.
] 74
Nominalsuffix -ro—rd-, -rro- -rra-.
[§ 74.
Sowol als Secundar- wie als Primarsuffix kann man.-pobetrachten in den Adj. auf -a-po-, wie 68uv7]po-? dor. 68ovapo-? c schmerzlich3 neben 65UVYJ dor. 68uva und oSovaw, aayjpo-? lesb. aaapo-; 'Unlust erregend, misbehaglich 3 neben aairj lesb. aoa und daaa), und in den Adj. auf -u-po-, wie homer. diCu-po-? 'jammerlich 1 neben 6iCu? und oiCoou (att. oECupo-c s. o. S. 173), ioj(u-po-? ckraftigJ neben layu-c, und A n m . Nicht ganz durchsichtig ist das gegenseitige Verhaltniss von -epo- und -apo- in den Fallen wie Upd-« : iapd-j (ai. is-ird-s); oxispd-? (zu oxta) : axtapo-s; itTspo-« (ai. p«!Wa-) : 7rlapd-; (s. Morph. Unters. I I 241 ff.). Ioh stelle Ttloipo-? (ebenso wie niaXo-s) zu Tjlawcu aus *plun-jf>, gleichwie fiiapo-; 'besudelt' aus puai-ztu abzuleiten ist, so dass ein gleiches Verhaltniss besteht wie bei 8ou(j.a-xo-5 (d. i. *ftao(j.«-TO-«) : 9au(j.aivuj. Durch Neubildung kam einerseits Up6-c auf (naeh Tilepo-; oxispiS-?), anderseits oxtccpo-i; (naeh
I t a l i s c h . Lat. nib-er rub-ra, umbr. r u f r u crubrosD rufra rubrasD : gr. |pu&-po-s etc., s. o. S. 170. Lat. vi-r gen. vi-rl, umbr. veiro Viros 3 : air. fe-r ai. vl-rd-s etc., s. o. S. 170. Lat. cap-er cap-ra, umbr. k a p r u m c caprum': gr. xdwr-po-? etc., s. o. S. 173. Lat. ag-er gen. ag-ri, umbr. agre gen. cagri3 : ai. dj-ra-s etc., s. o. S. 170. Lat. sac-er sac-ra, falisk. sacru 'sacrum3, umbr. s a k r a 'sacras5, osk. oaz-opo "sacrum3 s a k - a r a t e r "sacratur1 (I § 627 S. 473). Lat. mac-er mac-ra : gr. [xax-po-c langj schlank, weitJ, ahd. mag-ar aisl. mag-r "mager" urgerm. *maj-rd-. Lat. ob-scuru-s c dunkel J eigentl. 'bedeckt 3 : ahd. sku-r cSchauer, bedeckter Ort, ObdaebA Lat. ple-ru-s pleri-que : gr. Tzkr^-rfi Voll', das aus alterem *irAv)-po- (vgl. itXy)p6u)) umgebildet wurde, aber, im Gegensatz zu dem gleichartigen uSapv;? (: 68apo-?), im Accent den Compp. auf -YJPTJ? wie SirjpYj? folgte. Lat. pu-ru-s. di-ru-s. cla-ru-s. gna-ru-s (vgl. I § 253 S. 208). in-teger (vgl. intactu-s). nig-er. glab-er (Gf. vermutlich *gladh-ro- oder *afodh-ro-, vgl. aksl. gladuhu 'glatt5). scab-er. stup-ru-m. lab-ru-m cLippe3. scalp-er und scalp-ru-m. flag-ru-m. Dabei ist aber fiir die Worter, in denen dem Suffix -ro- ein I vorausgeht, die Moglichkeit zu beriicksichtigen, dass -ro- aus -lo- entsprungen war, vgl. lu-crum aus Hu-clum I § 269 S.219. Sabin. cuprum 'bonum3 Cupra cBona dea3, umbr. Cubrar gen. c Bonae deae3, zu lat. cup-id.
c
§ 74.]
Nominalsuffix -ro—ra-, -rro—rra-.
175
-rro- nicht sicher nachzuweisen, vielleicht in lat. camur eamura, vgl. gr. xap-apa 'Gewolbe3. -e-ro- in lat. liber libera alat. loeber-tatem, die man dem gr. eAsoft-epo-s vergleicht (s. I § 49 S. 43, § 65 S. 53), puer gen. pueri, gener gen. generl. Unklai lat. ama-ru-s : ai. am-ld- csauer3. Secundares -ro-. teneb-rae : ai. tamis-ra- etc., s. o. S. 170 f. cerebru-m aus *ceres-ro-, vgl. ai. tiras- cHaupt3. funebri-s aus *funes-ro- mit XJbergang in die «-Declination, zu funus funestu-s, s. I § 570 S. 430, II § 93 unter Italisch. membru-m membr-ana aus *mems-ro- : air. mir cStiick Fleisch3 aus urkelt. *mens-r..., zu ai. mqsd- got. mimza- aksl. mqso- 'Fleisch3 (I § 570 S. 430, § 574 S. 432, § 585 Anm. 3 S. 441). A l t i r i s c h . sl-r ncymr. hi-r 'lange dauernd3 (Compar. air. sia) : lat. se-ru-s, gGf. *se-ro-, zu ai. sayas cspate Zeit, Ende3. la-r ncymr. llaw-r cEstrich, Flur 3 : ags. fio-r cHausflur3 mhd. vluo-r c Flur3. ar ncymr. aer cSchlacht, Kampf3 aus *ag-ro- (I § 523 S. 382) : ai. ghase-ajra- 'zum Verzehren antreibend, Esslust erregend3 gr. ay-pa cJagd, Fang3, zu W. ay- 'treiben3, vgl. idg. *ag-ro- cTrift, Acker3, das von derselben Wurzei gebildet war, S. 170. bod-ar (ace. pi. bod-ra) : ai. badh-ird- "taub3. ma-r rrio-r ncymr. maw-r cgross3 gall, -maro- in Virido-maru-s u. a. Eigenn., zu Compar. air. mao mo "grosser3 : gr. ey^sat'-jj-w-po-i; cim Speerwurf gross, im Sp. sich hervorthuend3 u. dgl. (Bechtel Uber d. Bezeichn. d. sinnl. Wahrnehm. 101, OsthoiF Paul-Braune's Beitr. XIII 431 ff.), gGf. *mo-ro-. uar ncymr. oer ckalt3 urkelt. *og-ro-. Secundares -ro- in air. mlr, s. o. G e r m a n i s c h . Ahd. su-r aisl. su-r-r csauer, bitter3 : lit. su-ra-s 'salzig3 aksl. sy-ru croh3. Ahd. munt-ar cfrisch, lebhaft, eifrig3, got. mund-r-ei cZiel3: aksl. mqd-ru Sveise3 (lit. mand-ru-s c ubermiitigJ fur *mand-ra-s). Got. gdu-r-s cbetriibt, traurig3 zu gdu-non 'trauern, wehklagen 3 : ai. gho-rd-s cgrauenhaft3. Ahd. weig-ar ctemerarius3 urgerm. *uai£-rd-, zu got. veihan ckampfen3: lit. mh-ru-s criihrig, munter3 fiir *vik-ra-s. Got. je-r ahd. ja-r n. cJahr3 : gr. ai-po-? cJahr3 w-pa cZeit3, aksl. ja-ru j'a-ra cFriihling3, daneben av. ya-re n. cJahr3, zu ai. ya-ti cer geht, fahrt3.
176
Nominalguffix -ro—ra-, -rro—rra-.
§ 74.
Ahd. fed-ara aisl. fjqd-r f. 'Feder3 uigerm. *fep-ro- : vgl. gr. 7rr-s-po-v etc., s. o. S. 171. Got. skei-r-s as. ski-r lauter, klar3 (: russ. sciryj lauter', s. I § 414 Anm. S. 306 f.). Got. fag-r-s 'passend3 ahd. fag-ar 'schon5 urgerm. *faj-rd-, W. pah- : vgl. umbr. pacrer pi. 'propitii3 § 98. Ahd. he-r 'vornehm, erhaben, hehr3 urgerm. *%ai-ra-, wol zu got. hdi-l-s 'heil3. Ahd. se-r c schmerzlich, wund3 aisl. sa-r-r 'wund, schlimm3, got. sdi-r ahd. se-r n. 'Schmerz3 urgerm. *sai-ra-. Ahd. zang-ar cbeissend, scharf0 urgerm. *tatdg-rd-, zu ahd. zanga 'Zange' ai. dc$-ana-m c Beissen, Biss3. Ahd. bu-r m. cWohnuug:> aisl. bu-r n. cGemach, Vorratshaus3, zu ahd. bu-an 'bebauen'. Ahd. scob-ar m. cSchober, geschichteter Getreidehaufen', W. skeup- skeyb- 'schieben, stossen3 : lit. skub-ru-s ceilig°. Got. sku-ra f. 'Wetterschauer, Unwetter3 ahd. scu-r m. cWetterschauer3. Ahd. zunt-ra zunt-ara f. aisl. tund-r n. 'Zunder' neben ahd. zant-ro zant-aro m. "gliihende Kohle' aisl. tand-re m. Teuer' (urgerm. *tand-r-en-). Got. lig-r-s m. ahd. leg-ar n. cLagerD. Ahd. zimbar n. cBauholz, Wohnung3 as. timbar n. 'Bau3, westgerm. *timbra- aus *tim-ra-, got. tim-rjan czimmem3, W. dern-. Ahd. eit-ar n. aisl. eit-r n. 'Gift3, zu gr. otS-o? o!8-[xa cGeschwulst3. -rro- urgerm. -ura- vielleicht in ahd. ebur ags. eofor aisl. jqforr (pi. jqfrar) cEber3: vgl. lat. ap-er gen. ap-ri, aksl. vep-ri (St. vep-r-je-) cEber3. -e-ro- ist noch unsicherer. Secundares -ro- in ahd. dinstar mndl. deemster cfinster3: ai. tamis-ra- etc., s. o. S. 170 f. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. asz-t-ru-s asz-ru-s, fiir *-ra-s, aksl. os-t-ru cscharf3 (zum -t- s. I § 544 S. 400, § 545 S. 401) : gr. orx-po-? etc., s. o. S. 173. Lit. pii-rai pi. cWeizen3 aksl. py-ro n. 'Spelt3: gr. uu-po-? cWeizen3. Lit. Denomin. szvit-r-ineti cschimmern3 szvyt-r-uti cblinken3 : ai. svit-rd-s 'weiss3. Lit. kup-ra 'Hocker, Buckel3 : ahd. hov-ar ags. hof-er m. 'Hocker3. Aksl. ved-ru chell, heiter3 ved-ro n. cgutes Wetter3 : ahd. wet-ar n. 'Wetter3, gGf. *uedh-ro-. Aksl. dob-ru 'gut3 : ahd. taph-ar mhd. tapf-er 'schwer, gewichtig, fest3. Aksl. da-rii 'Gabe3 : armen. tu-r gr. 8ui-po-v 'Gabe3. Lit. bud-ru-s fiir *-ra-s aksl. bud-ru 'wachsam3. Das -ra-s
§ 74—75.]
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
J77
der Adjectiva im Lit. nui selten erhalten, wie in tik-ra-s cpassendD, gewohnlieh gingen dieselben in die w-Declination iiber, vgl. auch § 107. 1m Aksl. nur wenige Adj., vgl. noch pisfru ^unt 3 aus *pts-ru (wie os-t-ru) von W. peik-. Lit. stumb-ra-s "Auerochse3. stamb-ra-s und stemb-r-y-s 'Stengel3, gdis-ra-s gais-rd cferner Lichtglanz am Horizont", zu gis-tu 'exstinguor3 (vgl. Leskien Der Ablaut der Wurzelsilben im Lit. 65). Aksl. pi-ru ^onvivium3. ra-ru csonitus\ me'-ra cMaass3. reb-ro 'Eippe' (zu ahd. rippi n. Tiippe3 urgerm. *rit-ia-). Secundares -ro-. Lit. tims-ra-s 'schweissfiichsig3 : ai. tamis-ra- etc., s. o. S. 170f. Lit. vidury-s 'Mitte5 wol als vidu-r-iavon vidu-s rdas Innere^, entsprechend dubury-s 'Tiefe3 von dubu-s 'tief und hohl3. Ob solches -ro- auch in lit. nas-ral pi. cRachenJ aksl. noz-dri pi. 'Nasenlocher3 (zu ndd. nuster 'Niiste/ und idg. *nas- 'Nase*) und in aksl. mez-dra cfeine Haut auf frischer Wunde, das Fleischige an etwas3 (zu mqso 'Fleisch3) vorliege, ist mir zweifelhaft, vgl. I § 585 S. 441. 75. Die Suffixe -ero- -era- und -tero- -tera-, Comparative bildend. Sie stellen sich den superlativischen -mo- -mmo- (§ 72, 2 S. 156ff.)und -tmmo- (§ 73 S. 166ff.)zur Seite. -(t)ero- steht in nachster etymologischer Beziehung zu den Adverbien auf -(t)er und (loc.) -{t)er-i, z. B. *upero- neben gr. u-rrep ai. updri, *en-tero- neben lat. in-ter ai. antari-ksa-. Anderseits beriihrt sich -{t)ero- mehrfach auch mit -ro- (s. § 74). Weiter gehende, meist sehr kiihne etymologische Combinationen bei Per Persson Studia etymologica, Upsala 1886, p. 94 sqq. Neben -[t)ero- auch -{t)oro-, z. B. av. ka-tara- got. hva-par aksl. ko-tory-ji, -{t)ro-, z. B. ai. an-trd-m gr. dAAo-Tp-io-? lat. in-tro aksl. je-tro, und -(t)rro-, z. B. gr. vs(/)-apo-; ags. eofora1). 1) -tr (vgl. -ter neben -tero-) scheint vorzuliegen in ai. sani-tur cneben, ausser, ohne' gr. d-xap 'sed' ahd. sun-tar 'fur sich, besonders, sondern, aber' neben ai. sanu-tdr <weg, abseits' gr. a--ep 'ohne' (der unregelmassige Spiritus lenis in dndp und fcp durch Einwirkung von aitdp und a-nv ?) as. sun-dir 'ausser, ohne'; vgl. auoh got. sun-drh 'abgesondert, allein'. Die gr. und germ. Worter enthalten *sn- als Wurzelsilbe. Vgl. Bugge Bezzenberger's Beitr. I l l 120 f. B r u g m a n n , Grundriss. II.
12
178
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
[§ 75.
Wie diese Stufen urspriinglich vertheilt waren, ist nicht mehr zu ersehen; man beachte aber die verschiedene Betonung, z. B. ai. dn-tara- an-trd- an-tdri-Ma-. Im weitesten Umfang war -tero- productiv im Arischen und Griechischen, in welchen Sprachen es ein gewohnliches Comparativsuffix fur Adjectiva wurde. I d g . *upero-, zu ai. updri coben' gr. oirsp, uratp (d. i. *6irspi, s. I § 645, 2 S. 491) lat. s-uper ahd. ubir cuber3 und weiterhin zu ai. upa chinzu3 gr. uiro c unter 3 etc. : ai. upara- cder nahere, hintere, untere' av. upara- cder obere3, gr. uTrepo-? 5irepo-v cM6rserkeule 3 uuspa coberes Seil3, lat. s-uperu-s s-uprd s-upre-mu-s, ags. ufer-ra cder obere3 (-ra = got. -iza); vgl. Superl. ai. upamd-s lat. s-ummu-s. *ndhero- cder untere 3 , zu av. adairi c unter' und zu ai. adhas cunten" : ai. ddhara- cder untere 3 , got. undaro adv. c darunter 3 ahd. undaro undero cder untere 3 ; vgl. Superl. ai. adhamd-s. *en-tero- cder innere3, subst. n. cEingeweide3, zu lat. in-ter ai. antdri-Ma- cdas innerhalb (zwischen) Himmel und Erde Liegende, Luftraum 3 : ai. dntara-s 'innerer, lieber, intimer 3 antrd-m dntrd-m 'Eingeweide3 , armen. ender-H pi. c Eingeweide 3 (moglicherweise aus dem Griech. entlehnt), gr. evtepo-v 'Eingeweide3, lat. inter-ior intra intro, air. eter etir czwischen3, aksl. Je-tro n. c Leber3; vgl. Superl. ai. dntama-s lat. intimu-s. *ni-tero- cder 3 c 3 niedere : ai. nitaram adv. niederwarts, unterwarts , ahd. nidaro c der niedere 3 ; vgl. Superl. av. nitema- ags. neodem-est. Av. fratara- gr. Trpo-rspo-? cder vordere, friihere3, zu osk. pruter-pan c itp6xspov T), priusquam3 und weiter zu av. fra gr. Tipd Vor3; vgl. Superl. av. fra-tema-. *qo-tero-, zu St. *qo- c wer? 3 : ai. ka-tard- av. ka-tara-1) gr. Tco-Tspo-? cwelcher von beiden?3, umbr. podruh-pei cutroque3, got. hva-par cwelcher von beiden?3, lit. ka-trd-s cwelcher von beiden? welcher? wer? 3 aksl. ko-tery-ji ko-tory-fi Ver? 3 ; vgl. Superl.
ai. ka-tama-s, lat. quo-tumu-s. 1) Die Kiirze des a der Silbe ha- konnte, wenn das I § 78 S. 70 aufgestellte Lautgesetz richtig ist, aus einer Nebenform urar. *hatra- (vgl. die ital. und die lit. Form) erklart werden.
§ 75.]
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
179
Es ist schwerlich eine zufallige Ubereinstimmung, dass mehreie idg. Sprachen ein Woit fur clink 3 haben, das -tero- an einen mit dem comparativischen Suffix -ies- -is- (§ 135) gebildeten Stamm angehangt zeigt und dem der Begriff des c Guten 3 (vgl. gr. £uo>vu|j.o-? 'link') zu Grunde liegt. Av. v airy as-far a-, zu vara- 'eiwiinscht, vorziiglich3 Compar. ai. vdriyas-. Gr. apiaTepo-?, zu apia-to-? 'bester3 dpsi'iuv cbesser3 (mit ar. vara- unverwandt). Ahd. winis-tar, zu wini c Geliebter 3 ivunsc c Wunsch, Begehren 3 ; vgl. auch das wurzelverwandte ai. vama-s link', mit vamd-s Svert, lieb, gut3 identisch, aus Gf. *u§-mo-s, W. uen-. Lat. sinis-ter, doch wol zu ai. sdn-iyas- cmehT gewinnend 3 W. senc ein (erstrebtes, erwiinschtes) Ziel erreichen, Erfolg haben' (s. Kuhn's Ztschr. X X I V 271 f.) und nicht zu senior seniu-m (so dass als Mittelbegriff cschwach, untiichtig 3 anzunehmen ware); zum i der ersten Silbe vgl. simili-s. Wenigstens eine von diesen Formationen muss also in die Zeit der idg. TJrgemeinschaft hinaufreichen und zur Zeit der Volkertrennung neben dem Begriff Mink3 auch noch die Grundbedeutung lebendig erhalten haben, so dass sie fur die anderen Worter Vorbild sein konnte. Vgl. Verf. Rhein. Mus. XLIII S. 399 ff. A r i s c h . Ai. ddh-ara- av. ad-ara- cder untere3, s. o. S. 178. Ai. ap-ara- 'der entferntere, spatere, geringere, andere 3 ap-ard-m adv. cspater3 av. ap-ara- cder andere 3 apers. ap-ara-m adv. c nachher3, zu ai. dpa Von, weg J : ags. af-era eafora as. abaro m. c Nachkomme 3 (got. afar cnach3 ahd. abur avar cwieder, abermals; dagegen, aber3); vgl. daneben apers. apa-tara-m cferner3 und got. uf-taro adv. 'hinterwarts 3 aftra adv. 'zuriick, abermals, weiter3 ahd. aftaro m. cder Hintere, After3 ags. ceftra cder hintere3. Ai. dv-ara-s 'der untere 3 av. aora adv. c hinab, abwiirts3 (vgl. av. naotara- = ai. navatara- Compar. zu ai. ndva- cneu3), zu ai. dva cab, herab'. Ai. dn-tara- av. an-tara- cder innere 3 ai. an-trd-m an-trd-m c Eingeweide 3 : gr. sv-repo-v etc., s. o. S. 178. Ai. ut-tara- cder hohere, obere3, zu ud cempor, hinaus 3 : gr. uatspo-; cder spatere3 uatpo-; cBauch3; vgl. daneben ai. ud-ard- ud-ara- cBauch, Anschwellung 3 gr. <Jrkpo-c 'Bauch 3 Hesych (wahrscheinlich kyprisch, 12*
180
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
[§ 75.
mit o = u wie in jxo/ol = jxu^ol u. a.), ahd. wg-ro cder iiussere3. Besonders oft im Ar. -tara-m als Adverbialausgang. Ai. vitard-m av. vi-tare-m cweiter3 (im Av. auch Adj.), zu ai. vi hinweg, auseinander 3 : got. vi-pra adv. c gegen, wider3; hierher wol auch lat. vi-tr-icu-s 'Stiefvater3, die Suffixbildung wie ahd. ent[i)rig 'fremd3 = *antri^d-s zu under 'anderer 3 . Ai. pardtard-m paras-tard-m c weiter weg3 zu pdra paras cweg, fort. Im Indischen dafiir in jiingerei Zeit meist -tara-m, wie uccdistardm choher3 zu nccais choch3, sanais-taram csachter, allmahlicher3 zu sdnais csachte, allmahlich3. Ai. ka-iard- av. ka-tdra- Velcher von beiden? 3 : gr. TOtspo-s etc., s. o. S. 178. Ai. ya-tard- av. ya-tdra- Nvelcher (von beiden)3 relat., zu ai. yds cqui3. Av. a-fdra- vom Stamm a- cder3. -tara- war im Ar. auch bei den Adjectiva die regelmassige Comparativendung, wo -tama- den Superlativ bildete. Die Bildungsregeln sind dieselben wie die, welche fur -tama- galten, s. § 73 S. 167 f. Ai. dmd-tara-s croher3, zu amd-s : gr. u)]xo-Tepo-? 'roher3; ai. yajhiya-tara- Verehrungswiirdigei 3 ; av. aha-tara'boser3 zu aka-, sriro-tara- c herrlicher 3 zu srira-. Ai. sresthatara- vorziiglicher3 zu Superl. srestha-, gariyas-tara- cschwerer, heftiger3 zu Compar. gdriyas-, av. vairyas-tara- 'link 3 s. o. S. 179; vgl. auch av. frataro-tara- zu fratara-'dex vordere3. Ai. duhhhatara- cmit mehr Leid verbunden, unbehaglicher 3 , n. cgr6sseres Leid3 zu duhkha-m 'Leid3, av. usas-tara- costlich3 zu usali- cMorgenrote3, daosa-tara- cwestlich3 zu daosa- c Abend\ A r m e n i s c h . nor, gen. noroy, cneu3 : vgl. gr. vsapo-c cjung, jugendlich 3 Gf. *neu-rro-s, s. o. S. 177; ob *neu-rro- auch fur das armen. Wort die Giundform war, bleibt zweifelhaft. Gen. mer c unser3 jer ceuer3 (nom. me-Jc cwir3 du-T; cihr3) : vgl. air. possess. ar n- cunser3 far n- ceuer3, got. unsar cunser3 izvar ceuerJ, ferner auch gr. yjpi-TEpo-? ujxs-Tspo-c, lat. nos-ter ves-ter. ender-fc pi. 'Eingeweide 3 ist der Entlehnung aus dem Griech. (ev--epa) nicht unverdachtig, vgl. S. 178. G r i e c h i s c h . uir-spo-i; 'Morserkeule 3 : ai. upara- etc., s. o. S. 178. oo-spo-; cBauch3 : ai. udard- etc., s. o. S. 179 f. sv-spoi 'inferi3 (eigentl. die Inneren, im Inneren der Eide Wohnenden)
§ 75.]
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—terd-.
]81
zu sv 'in3, vgl. auch evep-Tspo-? vsp-tspo-c 'tiefer3 zu svsp-&e c apud inferos3 und sv-repo-v c Eingeweide 3 . vsapo-? c jung, jugendlich 3 : vgl. armen. nor (s. o. S. 180) und lat. noverca (gleichsam *rj sv-T£po-v c Eingeweide 3 , s. o. S. 178. uaispo-? cder spatere 3 uarpo-? 'Bauch 3 : ai. uttara-, s. o. S. 179. Trpo-Tspo-c cder friihere 3 : ax.fra-tara-, s. o. S. 178. Viele griech. Neubildungen auf Grund solcher altiiberkommener von Adverbien gebildeter Comparative. uTisp-Tspo-c choher3 zu uirsp. xomu-xspo-? "inferior3 zu xaxtu. tyltspo-? c h6her 3 zu u<\>i. Trapot'-Tspo-? cder vordere 3 zu Trapoi-Os cvor3. (j.u^oi'-T£po-? 'tiefer im Winkel befindlich3 (belegt ist nur \ioyoiratoc) zu [xuj(oT cim Winkel, im Inneren 3 . TcaXai'-rspo-e 'alter 3 zu TidtXai. Indem man iraXatTcpo-? auf TcaAaio-? bezog, kam man zur Bildung von yspcu'-Tspo-? calter3 zu yepaio-?, a^oAai-rspo-c c mussiger 3 zu ayoXolo-s, und, indem weiter -aiTspo-c als einheitliches Suffix empfunden wurde, zur Bildung von Yjou^-aixspo-s c ruhiger 3 zu f]ou)(o-?, tSi-attspo-; ceigener3 zu i'8io-? u. dgl. m. Adverbialausgang -rspiu : avw-Tepw zu avou coben3, Ttpoom-ripu) zu Tcpoaw Vorwarts3, syyo-Tipu) zu syyu? c nahe 3 u. dgl. m. 7ro-Tspo-c c welcher von beiden? : ai. ka-tard-s etc., s. o. S. 178. Dor. boot. u. s. \v. atspo-c cder eine von beiden, der andere 3 Gf. *sm-tero- zu *sem- gr. su c unus 3 (vgl. a-Tzo.% u. a.); die att. Form I-cpo-c entsprang wol durch Annaherung an den Vocal von sv-, ahnlich wie s-xardv cein Hundert 3 durch den Einfiuss von svfiir *d-y.a.Tov eingetreten war 1 ), sxa-tepo-? cjeder von beiden 3 zu exac, vgl. Wackernagel Kuhn's Ztschr. X X I X 150 f. Yjfie-Tspo-i; c unser3 ujxi-repo-? ceuer3 : vgl. lat nos-ter ves-ter. Die Form -tro- in <xA.Xd-Tp-io-<; c einem Andern angehorig, fremd3; die Weiterbildung mit -io- wol nach dem Oppositum Tow-;. -tspo- war auch bei Adjectiven der regelmassige Comparativausgang da, wo -TCTO- (§ 81) den Superlativ bildete.
182
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
[§ 75.
vgl. Tiio'-TY)? und a-/[xd-&STO-v (vgl. § 12 S. 25 f., § 29 S. 47). Tepo-c 'schwarzer3 zu [AEAS? -avo?. ^apisaxspo-; 'anmutsvoller, holder3 d. i. ^api-ZsT+Tepo-, zu ^apiei? -EVTO?; - / S I - war fur lautgesetzlicb.es - / a t - = idg. -uijt- eingetreten (§ 127). d^aptotspo-? c unanmutiger J d. i. *d)(apiT+T£po-, zu ofyapi? -ITO;. dta)Oea-xspo-? c wahrer 3 zu dXTjdr)? neutr. -£?. Die Formen mit to wie ootpw-rspo-? c weiser, zu ao
c
§ 75.]
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero- -tera-.
183
I t a l i s c h . Lat. s-uperu-s s-upra s-upre-mu-s umbr. subra supra osk. supruis csuperis3, zu lat. s-uper, woneben s-up-ter (geschrieben subter) wie ahd. aftar neben got. afar (zum s- von s-ub s-uper s. I § 568 S. 426) : ai. upara-s etc., s. o. S. 178. Zu lat. inferu-s infra, die man mit ai. ddhara- got. undaro verbindet, s. § 72 S. 157 untei Arisch. Lat. in-ter-ior in-tra in-tro, osk. e n t r a i dat. fem. cintestinae, IjitpuXup3: ai. dn-tara- etc., s. o. S. 178. Lat. i-teru-m, wozu auch lat. matertera ("quasi mater altera3) aus *mater-itera, umbr. etram-a cad alteram3 : ai. i-tara-s cder andere', vielleicht auch got. idr-eiga f. cE.eue3 aisl. idra-sk cbereuen\ Lat. ex-ter ex-tra osk. eh-trad 'extra3, zu lat. ex : air. echtr-ann cexter, der Fremde3. Lat. ci-ter ci-tra ci-tro : got. hi-dre 'hierher*. Lat. pos-teru-s postrl-die postre-mu-s umbr. postra ace. fem. 'posteriores3 osk. pustiris cposteriusJ, zu ital. pos pos-t; vielleicht ist es richtiger, post-eru-s zu theilen. Lat. con-tra contro-versia osk. contrud "contra3, zu lat. cum osk. con. Umbr. hon-dra cinfra3 osk. hu[n]truis 'inferis3, zu lat. humus, vgl. umbr. Superl. hon-domu § 73 S. 168. Umbr. pretra ace. fem. "priores3, zu lat. prae-ter. Lat. u-ter u-tra (I § 431 Anm. 3 S. 323) umbr. podruh-pei 'utroque3 osk. piiturus-pid pi. cutrique3 (aus *potro~, s. I § 271 S. 220, § 627 S. 473) : ai. ka-tara-s etc., s. o. S. 178. Lat. al-ter altera altrln-secus osk. all tram calteram3, zu lat. al-iu-s (vgl. § 63, 3 S. 125). Lat. nos-ter nostra, ves-ter vestra, umbr. vestra abl. Vestra3, osk. nistrus "nostros3 (nach Bugge, cpropiores3 nach Biicheler) : vgl. gr. Yjjii-xepo-; u^s-Tspo-?. Lat. dex-ter dextera und dextra, umbr. destram-e cin dextram : vgl. air. Dechter Trauenname3 (Zimmer Kuhn's Ztschr. XXX 214} und gr. oefci-Tspo'-? cdexter3 (wie pr/i-Tspo-; gebildet). Umbr. nertru abl. csinistro3: gr. vep-xspo-? Ivsp-Tspo-? cder tiefere3 zu svsp-&£ (vgl. S. 181); zur Bedeutung 'link3 s. Biicheler Umbrica p. 76 sq. Vielleicht fallen hierher auch palus-ter, zu palud-, Nemestr-inu-s, zu nemus, volsk. Veles-trom. cVeliternorum3, zu gr. zknc, 3
184
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—tera-.
[§ 75.
c
Niederung 3 nebst den mit gr. suoaifAov-ecrrspo? (S. 182) zu vergleichenden lat. campester Silvester terrester u. a. Combination von comparativischen Suffixen. -is-tero- : lat. sin-is-ter -tra s. S. 179; lat. magister magistri umbr. m e s t r u fern. cmaior3, zu lat. magis osk. mats cmagis3; lat. minister ministrl osk. minstreis cminoris3, zu lat. minus] vgl. § 135. Lat. inter-ior dexter-ior u. dgl., osk. p i i s t i r - i s . Lat. supre-mu-s extre-mu-s u. dgl. (vgl. § 72 S. 158) und postre-m-issimu-s (vgl. § 73 S. 168). A l t i r i s c h . ar n- far n- poss. cunser, euer3, urspr. gen. pi. wie lat. nostrum vesirum : vgl. armen. mer jer got. unsar izvar1}. in-a-thar corn, enederen c Eingeweide 3 air. eter etir czwischen3: vgl. ai. an-tra-m etc., s. o. S. 178. ochtar uachtar n. r das Obere, der obere Theil3, zu os uas c oben\ echtrann cder Fremde3, zu ech-tar "extra3 {-tar aus *-tra) : lat. extero- extra, air-ther cprior, Osten3, zu ar air cante3. cech-tar cjeder von beiden3 zu cech adj. cjeder3. nech-tar c einer von beiden3 zu nech c einer\ -ther auch neben -iu (§ 135) in den Comparativen von Adjectiven, doch ungleich seltner als im Aiischen und Griechischen: luathi-ther zu luatli cschnell3, libri-tlier zu lebor lang 3 u. a. Auch von Substantiven: mir. metither cgr6sser3 zu nieit f. cGrosse3. -is-tero-. sinser cder altere, alteste3 Gf. *sen-is-tero-, vgl. sin-iu ^alter3 lat. sen-ior. oser cder jiingere, jiingste 3 Gf. *iaxuis-tero-, vgl. da cjiinger3 ai. ydv-lyasydv-is-tha-. c G e r m a n i s e h . Got. uf-aro dariiber3 ags. uf-er-ra cder obere3 : ai. iip-ara- etc., s. o. S. 178. Got. und-aro cdarunter3 ahd. unt-aro untero cder unteie 3 : ai. ddh-ara- etc., s. o. S. 178. Ags. af-era eafora as. abaro c Nachkomme 3 : ai. dp-ara- etc., s. o. S. 179. Ahd. tifi-ro ugaro ufiero ags. Tit-ra uter-ra'dei aussere3: ai. ud-ara- ud-ard- etc., s. o. S. 179. Ahd. sid-ero ags. sld-ra r der spatere3, zu ahd. sid cspat, spater3. 1) «ar n- und far n- wol aus *(s)arom *(s)iiarom, indem s vor jjratonisohem Vocal schwindet (vgl. it = *senti). Im Mittelir. 2. Ps. betont sar (aber 1. Ps. nar). Jene Grundformen denke ioh mir in proklitischer Stellung entstanden, indem aus Formen wie got. unsar izvar der anlautende Sonant (mis- aus ns-) schwand, ahnlich wie roman. lo aua ilium, loro aus iUbrum.nThurneysen.
§ 75.]
Die Nominalsuffixe -ero—era- und -tero—terd-.
1 85
Got. uns-ar cunser3 fern, unsara, izv-ar 'euer3 fem. izvara, ahd. wiser iuwer, wozu mit der westgerm. Synkope unsro (nom. pi. fem ) unsrem (dat. pi.) u. dgl. : vgl. armen. mer j'er, air. ar n-, far 7i-. Got. vi-pra ahd. toi-dar cgegen, wider3: ai. vi-tard-m. Ahd. ni-daro ags. ni-der-ra cder niedere3 : ai. ni-tardm. Ahd. for-dro fordaro fordero ags. furctra cder vordere3 Gf. *pr-tero-, zu got. faur faura Vor3. Ahd. hin-taro cder hintere3 zu got. hin-dar c hinter\ vgl. ags. Superl. hin-dema. Got. af-taro Von hinten3 aftra czuriick3 ahd. aftro aftaro aftero cder Hintere3 nehen got. afar. Mehrere auf -tero- beruhende Adverbialausgiinge zeigen eine grossere Productivity, vgl. z. B. noch got. hi-dre chierher3 (lat. ci-tro ci-tra) jdin-dre "clorthin3, jdin-pro 'dorther3 alja-pro r anderswoher3 dala-pro Von unten3. Von mehreren Adv. auf -ar, wie got. af-ar hin-dar, ist iibrigens nicht zu entscheiden, ob sie ace. sg. neutr. sind (vgl. ai. pratardm gr. icpoiepov lat. iterum) oder zu den Formen wie gr. uirsp ai. updri gehoren. Got. hva-par ahd. hwedar wedar [wederemo wederan) c wel-
cher von beiden?3 : ai. ha-tara-s etc., s. o. S. 178. Got. an-par ahd. andar [andremo andran mit der westgerm. Synkope) cder andere3: lit. ail-tra-s cder andere3. Combination von comp. Suffixen. Ahd. win-is-tar link3, s. o. S. 179. -{t)ero—|—ies- -is- : ahd. unt-aroro neben unt-aro, for-droro neben for-dro u. dgl., ags. ut-er-ra neben ut-ra, cefter-ra neben cef-tra u. dgl. Ahd. Superl. unt-arosto zu unt-aro, for-darosto zu for-dro fordaro, af-tristo zu af-tro u. dgl. Anm. Aisl. aus-tr 'Osten' ahd. os-tra os-tara f. 'Ostern' ostar 'ostwarts' (ostar : ostana = hintar : hintana), ags. edstra edsterra 'ostlicher', dazu got. Ostro-c/otha : vgl. lat. aus-ter austr-ali-s, ferner auch av. usas-tara- 'ostlich'. Sind das germ, und das lat. Wort als Erweiterung eines Nominalstammes *aus-to- durch -ero- oder als Ableitung aus einem Adverb *aus mittels -tero- oder als lautgesetzliche Fortsetzung eines *aus-[e)s-t(e)ro- aufzufassen'? Mit dem Wort fur den Osten gehen im German, die Worter fur die andern Himmelsgegenden im flexivisohen Theile Hand in Hand, vgl. z. B. aiel. uestr norttr su
186
Nominaleuffix -lo- -la-, -llo- -lid-.
[§ 75—76.
B a l t i s c h - S l a v i s c h . -ero- nicht sicher nachzuweisen. Etwa in aksl. sev-eru lit. sziau-r-y-s cNordwind3? Aksl. jq-tro cLeber3 zu idg. *en 'in', daneben q-tro-ba f. c Eingeweide, Bauch3 q-tr-i adv. 'innen3 zu aksl. vu aus *on, vgl. S. 178. Aksl. ju-tro u-tro 'Morgen3 loc. Jutre utre cmorgen, eras3 von ju u lit. jau ciam3 (hiervon auch aksl.junu lit. Jduna-s c jung3, s. § 66 S. 140). Lit. ka-trd-s Svelcher von beiden? welcher? wer?3 aksl. ko-tery-ji ko-tory-ji cwer?3 : ai. ha-tard- etc., s. o. S. 178. Lit. an-tra-s cder andie, zweite3 fem. antrd : got. an-par; das in der Bedeutung entsprechende aksl. vu-torti ist seiner Wurzelform nach unaufgeklart. Aksl. je-teru cirgend wer3, zum Pronominalstamm je- : ai. ya-tara- relat. 76. Suffix -lo- -la-, -llo- - ^ a - 1 ) . tiber den Wechsel zwischen -llo- und -lo- s. I § 287 S. 231. Seit uridg. Zeit prirnar und secundar, Adjectiva und Substantiva bildend. Das primare -lo- wurde besonders zur Bildung von nomina agentis und instrumenti verwendet, das secundare besonders in deminuierendem Sinne; als Deminutivsuffix war -lo- im Lat., German, und Litau. in hohem Grade productiv. Idg. Ai. tu-rd- ckraftig, stark3 tu-la-m cEispe, Wedel, Schilf, Baumwolle3 tu-la cBaumwollenstaude3, gr. TU-AO-S TU-A7J (auch tu-Arj) cWulst, Schwiele3, lit. tu-ia-s cso mancher3 aksl. ty-lu c NackenJ, W. teii- ctumere3. Ai. ci-rd- clang3 ci-rd-m 'Zogern, Verzogerung3, got. hvei-la cWeile, Zeit3. Armen. dai-l da-l'Biestmilch3, gr. 9TJ-XYJ cMutterbrust3, lat. felare, air. de-l 'Zitze3, ahd. ti-la Veibliche Brust3, lett. de-l-s (St. de-la-) °Sohn3 lit. pirmde-l-e cdie zum ersten Male geboren hat3, W. de{i-) csaugen3; vgl. auch gr. &TJ-A.U-<; csaugend, weiblich3 ai. dhd-ru-s csaugend3 mit -lu- (§ 107). Gr. lak. hXki cSitz3 aus *sS-Aa (I § 364 S. 280), 1) Ausser der S. 169 Fuasnote 1 angefuhrten Literatur vgl. noeh Osthoff Die Suffixform -sla-, vornemlioh im German., Paul-Braune's Beitr. I l l 335 ff., L i s s n e r Uber den Suffixeomplex -ti-li- im Lat., Eger 1874, von P a u e k e r Die [lat.] Deminutiva mit dem Suffix -c-ulus, a, urn, Ztschr. f. osterr. Gymn. 1S76 S. 595ff., ders. Die [lat.] Deminutiva mit doppeltem I i-ellus, -illus, -ullus u. a.), Kuhn's Ztschr. XXIII 169 ff.
§ 76.]
Nominalsuffix ~lo- -la-, -tto- -lla-.
187
lat. sella aus *sed-ld (I § 369 S. 283), got. sit-l-s 'Sitz3, aksl. selo c fundus3 (niedersorb. sedlo cSitz3 obersorb. sydlo "Wohnsitz3 cech. sed-l-dk cBauei3) aus *sed-lo- (I § 548 S. 403). Idg. *ghes-lo*ghes-l-iio- : ai. sa-hasra-m ctausend3 sa-hasriya-s 'tausendfach3, gr. 8sxa-)(tXoi c zehntausend 3 lesb. yJXkwi dor. yj\h.oi att. yiXw. 'tausend 3 aus *ys.a-Xo- (I § 565 S. 424); zum I von 8sxa-j(iXoi X^Xtoi s. jetzt Thurneysen Kuhn's Ztschr. X X X 353. Ai. mih-ird-s c Wolke 3 {-ira- = ~llo-), gi. horn. OJAI'^-XTJ lit. mig-ld myg-la (auch myg-la mit Suffix -{a-) aksl. mig-la cNebel3. Ai. aj-ird- cbeweglich, rasch3, dazu das lat. ag-ili-s (Ubertritt aus der o- in die i-Decl.), das sowol urspriingliches *ag-llo- als *ag-lo- sein kann. Im Ital., Germ, und Bait.-Slav, ofters -s-lo-, das von Formen ausging, in denen -s- sogen. Wurzeldeterminativ war, wie lat. ala aus *axld (vgl. axilla) as. ahsla ahd. ahsala ^Achsel3 zu ai. dksa-s ahd. ahsa lat. axis lit. aszi-s 'Achse1 aus *ag + s- von ag- 'treiben, in Bewegung setzen5; ahd. dehsala aksl. tesla cAxtJ zu av. tasa- cAxtJ gr. TO'^O-V cBogen3 ahd. dehsa c Hacke, Kelle 3 aus *teh + s-. Hiernach z. B. lat. velu-m c Segel' (vgl. vexillu-m) aksl. veslo c Ruder 3 aus *uegh+slo- fBeforderungsmittef), W. ueghVehere 3 . Secundares -lo-. Ai. nabhila-m cSchamgegend, Nabef, gr. ojicpaXo'-? c Nabel, Schildbuckel3, lat. umbil-icu-s, air. imbl-iu cNabel3 ahd. nabolo aisl. nafle m. cNabel3, zu ai. nabhi-s 'Nabe, Nabel3, lat. urnbo cSchildbuckel3, ahd. naba cNabe3, preuss. nabi-s cNabe, Nabel 3 lett. nabba 'Nabel'. Ai. tum-ra- cstrotzend, feist, kraftig3, lat. tumulus, aisl. pumall m. 'Daumen 3 , zu ai. tu-tu-md- av. tuma- c stark, kraftig3 etc., s. § 72 S. 160. Ai. bahu-ld- cdick3 gr. ira)(uK6-z 'etwas dick3, zu ai. bahu-s gr. iraj^u-? cdick3. Ai. aidJcu-rds c Anschwellung, tumor3, gr. (r/xu-Xo-? c geschwollen, stolz3 (dazu 6ptuXXo[i.at) ayzu-Xo-? c krumni 3 (altereBetonung*6YzoXd-c*dyxuXd-c, s. § 676, 4 S. 545), dazu vielleicht auch ahd. angul aisl. ongull m. c Angelhaken, Angel3 urgerm. ' atdgitld-, vgl. ai. atdkusds c Haken 3 . Klar ausgepragte deminutive Bedeutung z. B. in lat. porculus porcil-ia ahd. farhel-i n. lit. parszel-i-s c Schweinchen, Ferkel 3 , zu porcus farali pafsza-s cSchwein3, lat. rotula lit. ratel-i-s
18S
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -Ha-.
[§ 76.
c
Radchen3, zu rota rata-s cRad3 (das weiterbildende -io-, obwol selbst in deminuierendem Sinne nachweisbar, s. § 63,2, brachte doch sicher niclit erst diesen Sinn der Z-Ableitung zu). Hierher auch die Kosenamen wie ai. hhanu-la- gr. ©paau-Ao-c air. Tuath-
al got. Vulfi-la preuss. Butil, s. u. Von dem weit verbreiteten und sicher aus uridg. Zeit stammenden Ausgang -e-lo- liisst sich oft nicht sagen, ob er auf einen zu Grunde liegenden verbalen oder nominalen Stamm zu beziehen ist. A r i s c h . Ai. stlm-rd- sthu-ld- cmassiv, stark, grob, dummJ; gr. atu-Ao-c 'Saule3. Ai. has-rd- lachend 3 : dazu nach Windisch gr. yjxkoc, n. cLippe3 aus *y_s,3-\-oz. Av. tiy-ra- cspitz3 : got. stik-l-s, s. u. Av. stax-ra- cstark, fest3 : ahd. stah-al, s. u. Ai. sa-hasra-m av. ha-zanre-m ctausend3 : gr. lesb. ^s^A-ioi, s. o. S. 187. Ai. gola-s c Kugel 3 go-la-m go-la ckugelf6'rmiger Wasserkrug 3 : gr. -j'auAo-c cEimer, Krug 3 ym-Xo-z cKaufFahrteischifF3 (ahd. c/tiol aisl. kjoll cSchifT3 scheint der Wurzelvocalisation wegen fern zu halten). Av. zaf-ra- n. (neben zafare) c Mund, Rachen 3 : as. kaf-l ags. ceaf-l m. cKiefer der Thiere 3 . -llo-. Ai. mihird-s ajird-s s. o. sus-ird-s sus-ird-s (s. I § 557, 4 S. 414) chohl, Rohr3, n. c H6hlung, Blasinstrument 3 : gr. auko-c, c Rohr, Rb'hre, Flote 3 aus *a7.ua-Ao-c. Ai. angira- Name gb'ttlicher Wesen, die als Vermittler zwischen Menschen und Gottern gedacht wurden : gr. ay'(&ko-z cBote3; das g der indischen Form spricht dafiir, dass dieser nicht *dtdad-lo- zu Grunde lag (vgl. ai. dni-la-s c Wind 3 gr. avs-jxo-c aus +ana-, zu ai. dnimi), sondern *dx>g-llo-, s. I § 445 S. 333, § 450 S. 336. Wol auch tum-ura- tum-ula- "gerauschvoll, larmend 3 neben gleichbedeutendem tum-ala- (vgl. trpd-la- neben trp-rd- c unruhig, angstlich3), zu lat. tumul-tu-s; man verbindet das Wort vielleicht mit Recht mit ai. tum-ra- "strotzend3 (s. o. S. 1S6). Secundiires -lo-. Ai. ndbhila-m, tum-ra- (eventuell auch tumura-), bahu-ld-, anliu-rd-s s. o. Ferner mit demin. Bedeutung vrsa-ld-s c Mannchen, geringer Mann 3 (vrsan- cMann3), sisil-la-s c Kindchen 3 {sisu-s cKind3), laldka-la c Spahnchen 3 (salaka cSpahn3).
§ 76.]
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -lid-.
189
Hierzu die Kosenamen wie bhanu-la- vgl. bhdnu-datta-, pitr-lavgl. pitr-datta-, devila- vgl. deva-datta-. Anm. 1. Es mag bier eine Anzahl von Formen aus dem Ar. folgen, bei denen Zweifel bleibt, ob sie idg. -ro- oder -lo- enthielten (vgl. § 74 S. 171 f.). Ai. du-rd- av. apers. du-ra- 'fern'. Ai. kru-rd- 'blutig, wund, roll, grausam' av. xru-ra- 'verwundend, schrecklich'. Ai. sri-ld- 'schon' a-srlrda-slila- 'unschon, hasslich' av. sri-ra- 'schon', vgl. Compar. ai. sre-yas-. Ai. ug-rd- av. uy-ra- 'kraftig, gewaltig'. Ai. dg-ra-m av. ay-re-m 'Anfang'. Ai. ksip-rd- 'rasch', mis-rd- 'gemischt' k-misla- csich mischend', vak-rd-s 'krumm', pa-ld-s 'Htiter, Hirt', rdndh-ra-m 'Offnung'. Av. hix-re-m 'Fliissiges, Unreinlichkeit'. -rro- -llo-. Ai. dhvas-ird- (neben dJwas-rd-) 'stiebend', mad-ird- 'erfreuend', sar-ird- sal-ild- 'fliessend, wogend', n. cWoge, Flut', trd-ild- 'lochrig, poros'. Im Iran, fielen -rro—llo- und -e-ro—e-lo- lautgesetzlich in -arazusammen, eine Scheidung ist nicht mehr thunlich. Secundares -ro- -lo-. Ai. dsu-ra- av. ahu-ra- apers. au-ra- (in auramazddh-) etwa 'Herr', Beiwort von Gottheiten, zu ai. dsu- 'Lebensgeist'; zur Etymologie s. von Bradke Ztschr. der deutsch. morg. Ges. XL 347 ff. Ai. pasu-rd- 'staubig' (pasu-s 'Staub'). madhu-ra- madhu-ld- 'suss' (mddhu 'Siissigkeit, Honig'). muska-rd- mit Hoden versehen' (muskd-s 'Hode'). phena-ld- 'schaumig' {phena-s 'Schaum'). Ohne das stammauslautende -adhum-rd- 'grau' [dhumd-s 'Rauch'), rath-ird- 'im Wagen fahrend' (rdtha-s 'Wagen';, phen-ila- neben phena-ld- 'schaumig'. Besonders oft erscheint -ra—la- an Stamme auf -van- gefflgt. Die Combination -vara- -vala- (vgl. S. 171 fiber ai. pivard- gr. -itiepo-; = idg. *pi-ue-ro-) wurde als einheitliches Suffix productiv: ai. adhvard-s 'Festversammlung' (ddhvan- 'Weg'), it-vard- 'gehend' (itvan- 'gehend'), und weiter vid-vald- 'klug' [vid- 'wissen'), krsi-vald- 'Aekerbauer' (krsi-s 'Ackerbau') u. a. -van haufig Femininausgang zu Masculina auf -van-, z. B. ydj-vafi zu ydj-van- 'fromm', rtdvarl av. ascwairi zu rtavan- asdvan- 'fromm'. Im Av. schliessen sich einige nom.-acc. neutr. auf -var6 an, z. B. mip-ware neben mip-ican- n. cPaar', kars-var" neben kars-van- n. Name der sieben Erdtheile : vgl. gr. 7tT-(/)ap 'Fett' neben -rlEpo-; Trtapo-;. Man vergleiche mit diesem -vara- -vala- ai. admard- 'gefrassig' zu dd-man- n. 'Speise', sidhnald- 'aussatzig' zu sid-man- sid-md- 'Aussatz', ferner ahd. as. himil zu got. himin-s 'HimmeP, ags. ctymel 'Daumling, Fingerhut' zu (tiima m. (ace. ctuman) 'Daumen'.
Armenisch. dai-l da-l cBiestmilch': gr. drrMj etc., s. o. S. 186. Hierher wol auch die Infinitive auf -/, wie ta-l 'geben3 (indie, ta-m), bere-l ctragen3 (bere-m), mefani-l 'sterben5 (mefani - m).
190
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -lla-.
[§ 76.
G r i e c h i s c h . aiu-Xo-? c Saule' : ai. sthu-rd- sihu-la-, s. o. S. 188. m-Xo-; cFilz3 : lat. pi-lu-s c Haar 3 und das abgeleitete plleu-s cFilz3 (auch pilleus geschrieben, s. I § 612 S. 464 f.). xaoX6-; 'Stengel': lat. cau-lae pi. c Hohlungen 3 (vgl. auch lat. cau-li-s 'Stengel'), lit. Mu-ta-s c Knochen 3 . Csuy-Xi] c Jochring, Riemen 3 : vgl. lat. jug-ulae pi. c Sterngiirtel des Orion3. racp-Xd-; cblind3. oTps^-Xd-? c gedreht\ exirayXo-s c erschrecklich, furchtbai 3 aus *sxTrXay-Xo-c, zu ex-TrXay-YJvai, s. I § 266 S. 217. cso-Xo-v cStamm, Geschlecht 3 cpo-Av] c Gemeinde 3 . azb-Ko-c a&-Xo-; 'Wettkampf acft-Xo-v 59-Xo-v 'Kampfpreis5. oTpe^-Xrj c Rolle, Walze5. Neben den Adjectiva auf urgr. -7j-po-; (§ 74 S. 173) standen solche auf -TJ-XO-?, wie hom. xaTa-piyvjXo'-? c schaudeihaft 3 (xatapplyeu)), |j.t]j.Tf]Xo-? c nachahmend, nachgeahmt 5 (;j.t[ieo(xai), denen sich die substantivischen nomina agentis xaTcrjXo-? 'Kleinhandler 1 , lakon. Ssixr^Xo-? (und weitergebildet Setx7]XixTa-c) cSchauspieler3 u. a. anschliessen. Vgl. lat. cicindela (unten Anm. 2) und lit.
teke-la-s zu teke-ti (s. u.). TitaXo-c; cfett3, gleichwie julapd-?, von Ttiaivw (s. § 74 Anm. S. 174), weitergebildet •KIO.UO-C, cfettJ (s. § 64 S. 127 f.); wie letzteres {xjxaXio-; 'feucht3, zu txjj.at'vo>, xpiJjxaXso-? 'frostig3, zu xpu[xaivw, osijiaXso-? 'furchtsam, furchtbar1, zu ostfiaivou, u. dgl. m. -tyo-. xstp-aXr] neben XS^-XYJ cKopf J : got. gib-la m. 'Zinne* ahd. gebal m. cSchadel, Kopf", W. ghebh-. irsT-aXo-; causgebreitet3 TrsT-aXo-v cBlattJ. aid-aXo-? cRuss3. xp£fj.[5-aXo-v c Klapper\ Secundares -lo- -Mo-. 7iaj(u-Xo'-?, dyxu-Xo-?, s. S. 187. 7)SuXo-; 'susslich3 (^8u-c 'siiss3), 8pi[iu-Xo-c c ein wenig scharf (8pCfxu-? 'scharf3), beide mit verschobenem Accent wie 67x0X0-; (sieh a. a. O.). SauXd-; cdicht bewachsen3 aus *8aao-Xo-?, zu Saau-? cdicht bewachsen3, xpaoXo-? clispelnd, schnarrend, stotternd3 aus *xpaouXo-c, zu ai. trqu-s cflink, heftig3 (Wheeler der griech. Nominalacc. 63). ojx-aXd-? c gleich, eben3, zu 6[id- : lat. simili-s, alter *sem-lo- oder *sem-llo-. ^&a;x-aXd-? 'niedrig3, zu j(&ov- cErde 3 fiir *X»o[i- (I § 204 S. 173, II § 160, 2): lat. hum-ili-s. An Tra/u-Xd-; u. dgl. als Worter mit deminuierender Function des -Xo- schliessen sich als Neubildungen an die meist erst in der spateren Gracitat auftauchenden wie [iixx-uXo-c cklein3, zu fitxxd-?, dpxT-
§ 76.]
Nominalsuffix -Io- -la-, -llo- -lla-.
191
uXo-? 'junger Bar3, zu apxxo-?, und Weiterbildungen mit -io- wie xa&ap-6XXo-; 'reinlich 3 (xa&apd-; 'rein3), deren Ausgang dann noch einmal deminuierenden Zusatz erfuhr, z. B. dv&-6XX-io-v 'Blumchen 3 (av&o?), eir-tiXX-io-v 'Gedichtchen 3 (eito?). Haufig sind die Kosenamen mit -Xo-. 'Ovrjai-Xo-? vgl. 'Ov»]at.-xpaTir]<;, Ta£i-Xo-<; vgl. Ta^i-xXrj;, wonach -1X0-; auch als einheitlicher Ausgang, z. B. 2to-iXo-; vgl. Sw-xpaxYj?; ferner solche mit erweiterndem -to-, z. B. Tspt^i-XXo-;; vgl. Tsp^i-xX-Jjs, wonach -1XX0-? auch als einheitlicher Ausgang, z. B. Adp-iXXo-? vgl. Aopu-Xao?. 6paao-Xo-; vgl. 6paou-[xaj(o-c, Ba&u-Xo-? vgl. Ba9u-Xao-c, wonach solche wie 'Ay-uXo-; CHY-UXO-; vgl. Aye-oxpaTo-; cHYa-3Tpaxo-;; mit erweiterndem -io- z. B. BaSu-XXo-? neben Ba&u-Xo-;, wonach solche wie Nix-uXXo-; vgl. Nr/o-fiYjS7j?. Als primare wie als denominative Bildungen kann man die Adjectiva auf -a-Xo- ansehen, wie atyr^Xd-? (Pind. ot-caXo'-?) 'schweigsam, ruhig 3 neben oiyato cschweige3 und oi-pj c Schweigen3, aTiaTYjXo-; 'triigerisch 3 neben duoaaw 'betriige 3 und aTratT] c Trug3, vgl. -a-po- § 74 S. 174. Ebenso auch meistentheils die Worter auf -E-XO- = idg. -e-lo-, z. B. *xpom-£-Xo-; csich drehend 3 in su-xpdiTrsXo-; csich leicht drehend 3 : lat. torculu-s aus *torcu-lo(I § 431c S. 323); axucp-s-Xd-? neben axocp-Xd-? cdicht, derb, fest, hart 3 ; six-s-Xo-; 'ahnlich, vergleichbar 3 ; [xu-s-Xd-c 'Mark 3 ; oxdir3 c 3 3 E-XO-; 'Fels ; vscp-s-Xyj Wolke : lat. nebula, air. nel 'Wolke aus 3 3 *neb-lo-, ahd. neb-ul m. 'Nebel ; dy-a-Xyj 'Heerde : vgl. alat. agolo- n. 'pastorale baculum, quo pecudes aguntur (Paul. Fest.). Als Secundarsuffix erweist sich das -Xo- von -s-Xo- klarer nur in Trt-fi.s-XTj 'Fett 3 und OU-|J.£-XTJ 'Opferplatz3, die sich dem Tj-[is-pa u. ahnl. vergleichen. I t a l i s c h . Ital. *fe-lo- in lat. fel-are fil-iu-s, umbr. 3 3 f e l i u f jiliu ace. 'lactantes fel. (Abkiirzung) 'filius : gr. &7]-Xr 'Mutterbrust3, lett. de-l-s 'Sohn 3 etc., s. o. S. 186. Lat. sella aus *sed-la : gr. sXXa etc., s. o. S. 186 f. grallae 'Stelzen3, zu gradior. rallu-m (a?) 'Pflugreute 3 neben radula 'Schabeisen3 (aus urspr. *rad-lla oder junge Neubildung?), zu rddo; ebendazu rallu-s (a?) 'glatt geschoren3. caelu-m 'Meissel3 zu caedo. pilu-tn 'Morserkeule 3 aus *pins-lo-m (I § 208 S. 177). exem-p-lu-m (zu eximo,
192
Nominalsufiix -lo—la-, -llo—lla-.
[§ 76.
'Herausgenommenes3, dahei) cProbe, Musterbeispiel3, tem-p-lu-m (zu gr. TSJIVO), cAbgeschnittenes, Abgegrenztes3 daher) cheiliger Bezirk, Gotteshaus', mit Ubeigangslaut -p- (I § 208 S. 176). assecla, zu assequor. Sehr oft im Lat. -ulo- -ula-. In assecula neben assecla, vinculu-m neben vinclu-m, torculu-s (torqued), coculu-m (coquo) sowie in tragula (traho) waren -ulo- -ula- in der lat. Sprachperiode aus -lo—la- hervorgegangen, s. I § 269 S. 219 f., § 431c S. 323, § 509 S. 375. Anderwarts ist zweifelhaft, ob idg. -looder -llo- oder -e-lo- zu Grunde lag. So in den nomina instrumenti, wie capulu-s capulu-m ex-cipulu-m (vgl. ahd. hev-ilo cHefeJ als Mittel etwas aufgehen zu machen), cingulu-m cingula, tegulu-m tegula, copula, regula. Ferner in den substantivischen nomina agentis, wie figulu-s 'Topfer" legulu-s "Aufleser3, und in den adjectivischen nomina agentis, die meist den Nebenbegriff eines tadelhaften Hanges zu etwas haben, wie bibulu-s, credulu-s, gemulu-s, tremulu-s, pendulu-s : vgl. got. sakul-s cstieitsiichtig3 u. dgl., s. u. Hie und da konnte auch an idg. -u-logedacht werden. Beim TJbertritt aus der o- in die s'-Declination erscheint -Hi- statt -ulo-. So agili-s : ai. ajira-s, s. o. S. 187. Ebenso bibili-s, fragili-s, facili-s, docili-s, habilis u. a., und mit Ubergang auf das to-Particip coctili-s, fissili-s, Jlexili-s, verscitili-s, volatili-s w. a. Ofteis -s-lo-. ala, vehi-m, s. o. S. 187. alu-m 'wilder Knoblauch3 aus *an-s-lo-m, vgl. aksl. qch-ati 'duften1 aus *on-s-ati, zu ai. ani-ti. prehc-m aus *prem-s-lo-m, zu premo. palu-s palu-m aus *pac-slo -oder "pac-slo-, zu pac-iscor, W. pak- 'befestigen3: vgl. gr. TzaooaXo-c, cPflock, Nagel 3 wie von einem Prasens *Traooo), aus *-7.Z-UD (vgl. Tr-rjaau)), und daher dem nhd. deckel von decken
= aisl. pekj'a vergleichlich. sccila aus *scantsla, zu scando. Zu den lautlichen Umgestaltungen in diesen Wortern s. I § 208 S. 177, § 570 S. 429. Anm. "1. Osthoff Paul-Braune's Beitr. I l l 346 mochte hierher auch die weiblichen Substantiva wie fugela, sequela, querela und candela nitela ziehen, indem er -cla dort auf *-e-sla (vgl. fuge-re), hier auf *-e-sla (vgl. candr-re) zuriickfuhrt und die german. Formen wie ahd. ruomi-sala i. hruomi-sal n. 'Prahlerei' (s. u.) vergleicht. Moglich. Aber es steht auch nichts
§ 76.]
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -Ha-.
193
im Wege, idg. -e-la- zu Grunde zu legen, und letzterem gebe ich den Vorzug wegen cicindela cLeuchtwurm'. Dieses war das Femininum zu einem mit gr. p.l|j.TjX6-; vergleichbaren *cicindelo- 'leuchtend'. Mithin wird auch candela urspriinglich Adjectiv gewesen sein und mit ihm die andern.
Secundares -lo- -llo-. simili-s, humili-s mit Declinationswechsel, s. o. S. 190. Entspiechend parili-s zu par, pestili-s zu pesti-s, herbili-s zu herba. nubilu-s zu nubes. angulus, umbr. anglom-e cin angulum3 aus *anc-Zo-, zu lat. ancu-s, entsprechend alat. ungulu-s zu uncu-s, s. I § 499 S. 368. Ob -lo- auch in lat. farnul famulus osk.famel cservusJ famelo f. 'familia' (wozu lat. famil-ia umbr. famei-ias pi. 'familiae') secundar sei, mag dahin gestellt sein, s. Danielsson Pauli's Altital. Stud. Ill 178. Sehr productiv war unser Suffix mit deminuierender Bedeutung. Lat. catulu-s umbr. k at el 'catulus3 katlu'catulum 1 . Lat. porculu-s pordl-ia zu porcu-s : ahd. farhel-i n. lit. parszel-i-s Terkel3. rotula zu rota : lit. ratel-i-s. Andere Substantiva: refftdu-ts, adulescentulu-s, viculu-s, scutulu-m, glandula, nutricula. animula, mensula] servolu-s, clavola; flliolu-s, gloriola. lineola. Adjectiva: loquaculu-s, valentulu-s, frigidulu-s, barhatulu-s; helvolu-s; ebriolu-s, aureolu-s. Umbr. fondlo- fonticulus* {fondlir-e 'in fonticuhV) aus *font-lo-, vgl. adro- I § 499 S. 368. Einem lat. *novola (zu novo-s) entspiicht osk. Nuvla- ^Nola* in Niivlaniis pi. cNolaniJ. DeT Lautprocesse wegen nennen wir noch: lat. stella aus *ster-la (gr. dotrjp 'Stern3), puella aus *pue?"-la, agellu-s aus *ager-lo-s, nigellu-s aus *niger-lo-s, satullu-s aus *satur-lo-s, paullu-s paulu-s aus *paur-lo-s (gr. 7raupo-c cklein, gering3), s I § 269 S. 219, § 633 S. 475; ferner asellu-s aus *asenlo-s, femella aus *femen-ld, bellu-s aus *ben-lo-s [bene], gemellu-s aus *gemen-lo-s, sulllu-s aus *suln-lo-s, corolla aus *corbn-la. s. I § 208 S. 176; endlich lapillu-s aus *lapid-lo-s, s. I § 369 S. 283. Im Lat. wurde an solche Deminutiva noch einmal deminuierendes -lo- gefiigt, z. B. catellu-s zu catulu-s, cistetta zu cistula {catello- : urspr. *cat-lo- = *ager-lo- agello- : agro-), agellulu-s zu agellu-s, puelhda, paullulu-s, tenellulu-s, bellulu-s. Ein anderes, urspriinglich doppelt deminuierendes, in der historischen Zeit des Lateins aber nur als einfach deminuierend Brugmann, Grundrisa. II.
13
194
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -Ha-.
[§ 76.
empfundenes Suffix entstand in der urital. Periode durch Antritt von -lo- an das Deminutivsuffix -ho- (§ 88)1): lat. die-cula, osk. zi-colois c d i e W zi-culud cdie3 (s. I § 73 S. 64, § 135 S. 124). Andere Beispiele aus dem Lat.: mus-culu-s cMauschen, Muskel3 (vgl. ai. mus-hd- c Hode 3 mus-aka-s mUs-ika c Ratte, Maus3, armen. mukn cMaus, Muskel3), jus-culu-m, corculu-m d. i. *cord+culu-m, mater-cula, latrunculus, corpus-culu-m, melius-culu-s, Igni-culu-s, resti-cula, levi-culu-s. A l t i r i s c h . Air. de-l c Zitze 3 : ahd. ti-la etc., s. o. S. 186. ce-l acymr. coi-l c augurium 3 : got. hdi-l-s cgesund, heilsam3, ahd. hei-l cgesund, heil3, ags. lial aisl. heill n. (aus *hailiz-) cGliick, giinstiges Vorzeichen3, preuss. Jcail-ustiha-n ace. c Gesundheit J aksl. ce-lu cheil, ganz3. nel cWolke:) aus *neb-lo-, cymr. niwl 'Wolke 3 : gr. vscpsAyj etc., s. o. S. 191. coll m. "Basel3 aus *cos-lo- : lat. cor-ulu-s {corylu-s) aus *cos~, ahd. hasal aisl. hasl ^Hasel3. temel Tinstemiss 3 : ai. tam-rd- Verdunkelnd 3 . sl-l n. cSame3, W. se-. gabul gobul ncymr. gqfl c gegabelter Ast oder Zweig, Gabel der Schenkel3. -s + lo-. uall f. c IIberhebung, Hochmut 3 , uasal choch, erhaben, edel3 ncymr. uchel choch3 gall. Uxello-dunu-m cHochstadt3, zu air. os uas ncymr. uch 'oben3 aus *auq-s- (vgl. lit. duksz-ta-s choch3) von W. aug- Vermehren 3 ; uall also = *auq-s-la, dagegen uasal zu lat. auxiliu-m, das ein *auxulo- voraussetzt, vgl. famil-ia: famulus, Gaecil-iu-s : Caeculu-s. ciall ncymr. pwyll cSinn, Verstand3 urspr. *qei-sla-, zu ai. ci-Jce-ti ci-nb-li cnimmt wahr, macht ausfindig3. Vielleicht auch giall cGeisel3 urkelt. *geslo- : ahd. gisal aisl. gisl m. c Kriegsgefangener, Biirgschaftsgefangener3, gGf. *gheislo-] das Wort ist etymologisch unaufgeklaxt, der Verbindung mit lat. haereo, welche Osthoff Z. Gesch. d. Perf. 630 als unbedenklich bezeichnet, ist der Vocalismus des kelt. Wortes im Wege. Deminuierendes -lo- in Kosenamen, wie Tuathal vgl. Tuathr-har; vgl. auch gall. Teutalu-s, Ca?nulu-s, Toutillu-s, Catullus. 1) G. Curtiue Stud. I 1, 259 S.) betrachtet diese Suffixcombination als erne bereits voritalische SchOpfung. Ioh halte den Beweis, dass sie es sei, nicht fiir erbraoht.
i) 76.]
Nominalsuffix -to- -S-, -Wo- -Ma-.
195
G e r m a n i s c h . Got./w-Z-s ahd./w-^ c faul 3 : lit.pu-lei pi. 'Eitei' St.pu-l-ja-. Ahd. siu-la f. cAhle, Pf-rieme3 : lit. siu-ia-s c Faden zum Nahen 3 siu-l-S cNaht3, vielleicht auch gr. u-X-iat pi. 'Lederstiicke zu Schuhsohlen 3 (Hesych). Ahd. aisl. sei-l n. c Seir ahd. si-lo m. c Riemenwerk des Zugviehs, Siele 3 : lit. at-sei-l-i-s 'das vom Schwengel an die Achse gehende Eisen 3 at-sai-l-e 'Verbindungsstange zwischen Bracke und Achse5. Got. sto-l-s c ahd. stuo-l c Stuhl J : lit. pa-sto-ia-s Gesteir, pi. cGeriist der Zimmerleute 3 . Got. stik-l-s ahd. stechal m. 'Trinkgefass, Becher3 (vom spitz zulaufenden Trinkhorn auf andre Trinkgefasse iibertragen) : av. tiy-ra- 'spitz1. Ahd. hag-al m. aisl. hag-l n. c Hagel J : vermutlich zu gr. xoi)(A-7jS; c kleiner Stein, Kiesel3. Ahd. stah-al m. aisl. stal n. "^Stahl3 : av. atax-ra- 'stark, festJ, preuss. panu-stacla-n ace. 'FeuerstahV. Got. ag-l-s 'schrecklich5, zu og cich fiirchte mich3. Mhd. krol, gen. krolles, c gekrauselt, lockig3 urgerm. *kruz-ld-, s. I § 582 S. 437. Ahd. zl-la cZeile, Reihe3, zu zl-t urgerm. *ti-(ti- c Zeit\ Got. fug-l-s ahd. fog-al m. 'Vogel3, aus yttij-la-?, s. I § 277 S. 223. Got. pvah-l n. cBad3. Got. fair-veit-l n. 'Schauspier. Ahd. scuv-ala ags. sceof-l f. ndl. schoff-l 'SchaufeF, zu ahd. scioban cschieben, stossen'. Wahrscheinlich -llo- in folgenden Fallen. Got. hakul-s aisl. Iwkull m. c Mantel 3 neben aisl. hek-la cMantel3. Aisl. sojtull ahd. satul m. 'SatteF. Ahd. snabul m. 'Schnabel3. Adjectivische nomina agentis meist mit dem Nebensinn eines Hanges zu etwas, wie got. sakul-s 'streitsiichtig3, slahul-s (neben slahal-s) czum Schlagen geneigt3, aisl. hugull (neben hugall) "achtsam, bedachtigJ, ags. slapol "schlafsiichtig3 flu^ol 'fliichtig3 (im Ahd. -al wie e^al 'gefrassig3, sprungal csaliens'); auf urspriingliche Suffixbetonung weisen ags. hlag-ol czum Lachen geneigt 3 (neben hliehhan 'lachen3) u. a. Auch secundar, wie got. vein-ul-s Hrunksiichtig3 zu vein n. c Wein3 (ahd. wort-al cgesprachig3 zu wort n. c\Vort3). Oft -s-lo-, das nirgends in dem Umfange productiv wurde wie im German. Ahd. ahsala, dehsala, s. S. 187. Got. preihsl n. c Bedrangniss3, zu preiha 'drange 3 aus urgerm. *preid"/o (I §211 S. 182 f.). Got. skoh-sl n. cboser Geist3. Got. hunsl ags. husel 13*
196
Noniinalsuffix -lo- -la-, -Ho- -Ha-.
[§ 76.
aisl. Jmsl n. cOpfer3 aus *"/uunt-sla-. zu av. spent-a- aksl. svetu c heilig', vgl. I § 180 S. 160 (wo *yuunt-sla-m fiir *%iiunt-¥tla-m zu lesen ist) und § 413 S. 305. Ahd. wehsal m. aisl. vixl n. c Wechser, zu ahd. wlhlian. Ahd. knuosal ags. cnosl n. cGeschlecht3, vgl. gr. "fna-x6-c, cVerwandter3. Aisl. beisl n. cGebiss, Ziigel3 Gf. *bhoid+slo-, zu got. beita cbeisse3. Namentlich entstanden viele Nomina auf -isla- ira Anschluss an Verba auf -j'an, wie got. svartizl n. cSchwarze, Tinte3 zu *svartjan aisl. sverta 'schwarzen3, ahd. irrisal Irrsal 3 zu irren, truobisal zu truoben, ruomisal und hruomisala cPrahlerei3 zu hruomen. Spater trat das Suffix auch an Nomina an, wie in mhd. twanc-sal c Einschrankung3 zu tioanc cZwang3, Jluht-sal cFliichtung, Sicherung3 zu jiulit Tlucht3. Es Avard von mhd. Zeit an wie ein Compositionsglied empfunden. Vgl. -s-tuo- § 61, -s-tro- § 62, -s-ti- § 100, -s-tu- § 108, -s-men- § 117. Urgeim. -ila- sehr haufig und schwer zu beurtheilen. Wenn Paul Recht hat (in s. Beitr. IV 235), dass vorgerm. -ttosich in urgerman. Zeit je nach verschiedener Tonintensitat theils zu -ula-, theils zu -ela-, weiter -ila- entwickelt habe, so wiirde ein Theil der Formen zu den oben auf idg. -Mo- bezogenen (mit urgeim. -ula-) zu stellen sein, und man konnte got. mikil-s as. mikil ahd. mihhil aisl. mikell "^ross* mit gr. jj-syaAo- aus einer gGf. *meg-llo- ableiten. Doch halte ich jenes Lautgesetz nicht fiir sicher erwiesen. Jedenfalls ist ein Theil der Formen mit urgerm. -ila- auf idg. -e-lo- zu beziehen. Mitunter mag auch ein idg. -i-lo- zu Grunde liegen. Ausser mehr vereinzelt stehenden Bildungen, wie das genannte mikil-s und got. ubil-s ahd. ubil ciibel, schlecht3 (vielleicht als ciiber die Schranken, Normen gehend3 zu ahd. ubir ciiber' gr. or.kp), got. in-ilo f. cEntschuldigung, Anlass' (zu fair-ina f. 'Beschuldigung, Anklagegrund'), haben urgermanisches -ila- besonders oft die substantivischen nomina agentis und die Deminutiva. Diese mogen sich daher hier anschliessen: Nomina agentis substantiva. Ahd. brut-pitil cBrautbitter, Freiwerber5 aisl. Udell 'Bitter3. Andd. crupel aisl. krypell 'Kriippel1 fKriecher3), zu aisl. krjupa 'kriechen3. Ahd. iripil cWagenlenker3
§ 76.]
Nominalsuffix -lo- -la-, ~Uo- -Ua-.
197
fTreiber3), putil cBiittel3 fEntbieter3), tregil cTrager5, drahsil 'Drechseler3. Hieizu Thiernamen, wie ahd. ivibil aisl. vifell c Kafer3 (mhd. webelen weberen, ivabelen waberen csich hin und her bewegen3) : vgl. lit. vab-ala-s cKaferD, ahd. tuhhil cmergus3. Fernei Ger'atebnennungen (vgl. § 150), wie ahd. mei^il aisl. n.-eitell cMeisser ('Hauer'), zu got. mditan chauenJ, ahd. slu^il andd. slutil cSchlussel3 fSchliesser3), ahd. slegil cSchlagel3, sto^il cSt6sser, driscil, auch fern, driscila, cDreschflegel', spinnila cSpinder. Auch secundares -ila-, wie ahd. reitil wagan-reitil cWagenlenker3 zu reita cWagen3. Beispiele fiir nomina agentis ohne ein dem /-Suffix vorausgehendes i: ahd. tulihal neben tuhhil, staphul c Heuschrecke3, scuvala cSchaufel3. Deminutiva. Ahd. bendil aisl. bendell m. ckleines Band3; neurheinfrank. bendel nicht mehr als Demin. empfunden. Ahd. stengil cStengel3 (jetzt nicht mehr als Demin. empfunden), zu stanga cStange3. Meist tjbergang in die n-Declination: ahd. scalchilo m. cservulus3 zu scalch m. cservus, llhhamilo m. ccorpusculum3 zu llhJtamo m. 'corpus3; got. mavilo aisl. meyla f. cMagdlein1 zu got. mavi f. 'Madchen, Jungfrau3, ahd. niftila f. cNichte3 zu nift f. cNichte3, turila f. 'Tiirlein3 zu turi f. cTiir3; got. barnilo n. cKindlein3 zu barn n. cKind3. Hierzu die Kosenamen wie got. Vulfila ahd. JVolfilo vgl. ahd. Wolf-hart, ahd. Gundilo vgl. Gund-hart. Beispiele fiir Deminutiva ohne ein dem I vorausgehendes i: got. magu-la m. cKnablein3 zu magus m. cKnabe3, ahd. morhala f. 'Morchel3 zu moraha f. cM6hre3, ahd. Bodido Bodalo neben Bodilo, aisl. Sinfjqtli neben ahd. Sintarfi^ilo. Das deminutive /-Suffix wurde durch andere deminuierende Elemente erweitert. Ahd. twill (turilm) mhd. turlin zu turila, chindili (chindilin) cKindlein3; zur Entstehung dieser Weiterbildung vgl. Kluge Stammbild. S. 29. Ahd. jungal-ing aisl. ungl-ingr "Jiingling1, aisl. myslingr zu mysla cMauschen3 von mus cMausJ. Baltisch-Slavisch. Lit. gai-la-s (und umgebildet gailii-s cjahzomig, beissig (von Hunden)' aksl. (d)ze-lu 'heftig3: ahd. gei-l causgelassen, mutwillig, iippig3. Lit. mig-la myg-ld aksl. mig-la 'Nebel3 : gr. horn, b^.iy^-1.1] 'Nebel3, dazu ai. mih-ira-s
1 gg
Nominalauffix -lo- -Id-, -tto- -lid-.
[§ 76.
'Wolke 3 . Lit. ak-la-s 'blind 3 : lat. aauilu-s. Aksl. stre-la f. 'Pfeil 3 : ahd. stra-la f. c Pfeil, Blitzstrahr. Aksl. si-la c Gewalt, Kraft' sloven, si-la 'Eile3, vgl. preuss. sei-li- 'Ernst, Anstrengung, Fleiss3 seiliska- 'Andacht 3 : unklar, ob zu ai. U-la-m 'Gewohnheit, Charakter 3 oder zu lett. sl-t cbinden3. Lit. au-la-s 'Stiefelschaft3, zu oM-^'c Fussbekleidung anziehen3 . Lett, e-la 'Strasse3, zu l-t cgehen3, vgl. lit. ei-l-e f. lett. ai-l-i-s m. 'Reihe 3 . Aksl. qz-lu vqz-lu 'Knoten'. -JJo- diirfte in folgenden Fallen vorliegen. Preuss. sirs-il-i-s aksl. stris-ilu neben lit. szirsz-l-y-s 'Hornisse 3 : ndl. horzel. Lit, sprag-ila-s 'Dreschflegel3, zu sprag-eti 'prasseln3. Aksl. koz-ilu (kozlii) cZiegenbock3, zu Jcoza 'Ziege3. orilu 'Adler3, zu lit. erel-i-s ahd. aro m. 'Adler3. Aksl. sedlo n. 'Sattel 3 aus *sedilo (ahd. satul ags. sadol 'Sattel 3 aus einer slav. Sprache entlehnt?). svetlu 'licht 3 aus *svetilu, zu svetu 'Licht3. Bei den zwei letzten Wortern beachte man, dass urslav. *sedlo, *svetlu im Aksl. als *selo, *svelu erseheinen miissten (I § 545 S. 401, § 548 S. 403). Vgl. auch preuss. Namen wie Butil [buta- 'Haus 3 ), Cantil [kanta'das Dulden3). Nicht selten -s-lo- (vgl. -s-U- § 98). Aksl. tesla, veslo s. o. S. 187. Preuss. san-insl-e f. 'Giirtel 3 aksl. su-veslo n. 'Band, Fessel3 u-veslo n. 'Diadem 3 aus *ftgh+s-lo-, W. angh- 'schniiren3, vgl. aksl. qz-lu 'Knoten 3 . Lit. mok-sla-s 'Lehre 3 , krisla-s lett. Jcrisl-s 'Abfall, Brocken3 aus *krit-sla-\ meszla-s lett. mesl-s. beide meist im pi., 'Diinger, Ausgefegtes3 zu lit. me~-iu lett. mefchu 'miste aus3 (I § 414 S. 306); gij-sia 'Ader, Sehne3, vgl. aksl. zi-la 'Ader3; usl-y-s 'Riecher 3 usl-e 'Nasenloch 3 aus *utslzu iidziu 'rieche 3 ; mi-sl-e 'Ratsel 3 . Aksl. cislo 'Zahl 3 aus *cit-slo (vgl. cisme § 117), preslo 'gradus 3 aus *prentslo zu slav. prendoder prent- (s. Miklosich, Etym. Wortb. 262), tnaslo '01, Salbe3 zu maz-ati 'schmieren 3 (I a. a. O.). -e-lo-. Im Bait, in -e-l-io- enthalten, wie lit. did-eli-s 'gross3 (neben didi-s 'gross3 wie gr. \izydXo- neben fieya?), er-eli-s 'Adler3 (vgl. aksl. orilii); gewohnlich mit demin. Bedeutung, wie lit. parszeli-s 'Schweinchen 3 galveU 'Kopfchen3. Vgl. auch preuss. Namen wie Dargelo Bar gels {darga- 'theuer 3 ). Im Slav, noch
§ 76.]
Nominalsuffix -lo- -la-, -llo- -IK.-.
199
das unerweiterte -elo-, aber selten: z. B. dreselu (neben drqsuku) traurig, miirrisch3, cvitelii cBlume3, plevelii cTJnkraut3 zu pleva pieuss. pelwo cSpreu3. -o-lo-, -a-lo- oder -d-lo-. Bait, -ala- ziemlich haufig, wie lit. mizalal pi. lett. mifals cUrin3, lit. uz-vatkaia-s cBettiiberzug3 (vgl. aksl. obleklo cBekleidung3 aus * ob-velk-lo), avala-s cFussbekleidung3 (vgl. aula-s S. 198), veikata-s cGeschaft3, snaigala c Schneeflocke3. Slav, seltner, wie aksl. sokolu £Falke3. c
AUDI. 3. Seine von diesen Combinationen -o-lo-, -a-lo-, -d-lo- weiss ich in andern Sprachen so zu belegen, dass man sie sicher fur altererbt halten diirfte. Fur -o-lo- ist von gr. y-o-iMuk-qi u. dgl. abzusehen, dagegen konnten ai. hamara- 'Schmied' vacala- 'schwatzhaft' und got. slahal-s in Betracht kommen. -a-lo- liegt in ai. ani-la-s 'Wind' (ssu dni-mi) vor.
Bait, -e-la- -e-l-ja-. Ging von einem Verbum auf -e-ti aus in lit. teke-ta-s teke-l-i-s cum eine Achse laufender Schleifstein3 (lett. tezzel-i-s, meist fem. tezzele), zu teketi 'laufen3, ferner in den zahlreichen nomina agentis, denen oft ein verachtlicher Nebensinn beiwohnt, wie paklydeli-s 'Irrgeist3 zu klydeti W herirren', netikeli-s "Taugenichts3 [tikti cpassenJ), padukeli-s cein Kasender3 (pa-dukti crasen dwerden3), nudegeli-s cein Abgebrannter3 (nu-deges cabgebrannt3). Vgl. aksl.part. zele-lu zu ie/eift'wunschen3, videlii zu videti csehen3, s. u. -e-l-ja- als Secundarsuffix: kirmele 'Wuim' zu alit. kirmi-s, gen. kirmio, cWurm3, musele cFliege3 zu muse Tliege3, fernei die Deminutiva, deren Primitivum mehr als zweisilbig ist, wie avine'li-s Bocklein3 zu avina-s cSchafbock3, kepurele 'Hiitchen3 zu kepure cHut3, kirmeUle cWiirnichen3 zu kirmele. Die Entstehung dieses secundaren -el/a- ist unklai. -l-loLit. aky-ia-s caufmerksam3 (neben aky-ta-s cmit Augen versehen3 und aky-va-s cmit Augen versehen, neugierig3), zu aky-ti cAugen bekommen, poros werden3. Vgl. aksl. part. chvali-lu zu chvali-ti cloben3. Im Slav, gab das nomina agentis bildende -lo-, als in weitestem Umfange productives Suffix, das sogen. part, praet. act. II her, wie bi-lu zu hi-ti cschlagen3, mit jesnii s. v. a. cich habe geschlagen1. AndeTe Beispiele: nes-lu zu nes-ti ctragen3, by-lu zu
200
Die Nominalsuffixe -dh-ro- -dh-ra- und -dh-lo- -dh-ld-. [§ 76—77.
by-ti 'sem (vgl. gr.
mittel 3 : •/C7JXY]-9-[J.6-; c Bezauberung 3 ; xivrr&-po-v c Getreideschwinge3 : zivTr&-|j.o-? 'Bewegung 3 ; lat. sta-b-ulu-m, cech. std-dlo niedersorb. sta-dlo TEEeerde3 : gr. axa-&-[xo-? 'Standort3, aksl. poln. sta-d-o cech. stddo 'Heerde 3 ; lat./a-5-er : gr. xs-O-ao-; &S-&-;JL6-<; c Satzung3 (zum Anlaut T- %- vgl. oxs&po-; a/_£9=[X£v); italien. 1) Vgl. Ascoli's S. 112 Fusen. 1 citierten Aufsatz.
§ 77.]
Die Nominalsuffixe -dh-ro- -dh-ra- und -dh-lo- -dh-la-.
201
(tosk.) pevera 'Holztrichter* = lat. *ple-b-ra (neben dem aus mailand. pidria 'Holztrichter' u. a. folgenden lat. *ple-t?~a, vgl. lat. palpe-bra neben palpe-tra): gr. ITXTJ'-^-O) cbin volV1) u. dgl. m. Zu den Formen mit e, a lat. e nach der Wurzelsilbe, wie gr. ax-s-&po-;, s'8-s-&Xo-v, fiiX-a-i)po-v, xpsji-a-ftpa, lat. illec-e-bra mand-i-bulu-m conduc-i-hili-s vergleiche man ausser dem genannten aj(-o-&s[xsv auch pj^sto aus *-(af-s.-Mu> = lat. gaudeo aus *(/av-e-deo, cpXeY-£-f)u>, vejj.-s-8op.ai, Epy-a-Otu, ouoz-a-fho u. a. Die Hauptmasse der hierher gehorigen Nomina war sicher einzelsprachliche Neubildung. Einzelne derselben mogen aus alteren Perioden ererbt sein, vgl. lat. su-bula, in-siibulu~m, cech. si-dlo poln. szy-dlo aksl. si-lo cPfrieme, Ahle5 gG£. *siu-dhlo- -dhla-; gr. hom. Xu-ftpo- 'Besudelung 5 , lat. de-lu~bru-m pol-lu-bnc-m, gGf. *lu-dkro-; lat. sta-buhi-m (*sta~), cech. std-dlo (*sta-). In Folge der Functionsgleichheit und der Lautahnlichkeit kamen -dhro-, -dhlo- vielfach in Concurrenz mit -tro-, -tlo-. Sieh hieriiber § 62 S. 115. Im Slavischen wurde das altere i-Suffix durch das
Den oben gegebenen Beispielen fiigen wir noch einige aus den einzelnen Sprachen hinzu. G r i e c h i s c h . oAE-dpo-scVerderben\ AaXiq-dpo-s 'geschwatzig3, [xuXo)-&po-? 'Miiller3, -rsp-Dpo-v c Ende, Spitze', TrX-s-ftpo-v TTeX-e&po-v cMorgen, Hufe Landes 3 (vgl. Trt-e-po-v : ai. pat-a-rd- S. 171), 1) Hierher auch gr. zXfjftpo-v " eiSos fAsxpou bei Hesych, wenn die Uberlieferung richtig ist.
202
Die Nominalsuffixe -dh-ro—dh-ra-
und -dh-lo—dh-la-.
[§ 77.
pe(/)s-f)po-v psl&po-v 'Stromung5, fj.etarYj-&po-v 'Ergbtzlichkeit3, xopr,ftpo-v 'Besen3, S7u-[3a-&pa cMittel zura Hinaufsteigen, Leiter', y.oiji7p&pa cSchlafstatte', aXiv8rj-&pa cOrt um sich zu walzen3, Tummelplatz3. u-DXo-c cGeseig, leeres Geschwatz3 (zu oei ces regnet5), sa-ftAo-? Vacker3, &SJJ.S-9XO-V cGrundlage\ yivs-ftAo-v und Y£V£-&XT) cAbstammung, Geschlecht, Nachkomme'. Bei vorausgehendem k mag die Form -9po- zuweilen durch Dissimilation fiir -&Xo- eingetreten sein, vgl. I § 266 S. 217. Italisch. Im Urital. entstanden -fro-, -fio-. Diese blieben im Umbr.-Samnitischen, wahrend sie im Lat. zu -hro-, -bio- vorriickten. S. I § 370 S. 283 f. Zur Vocalentfaltung in lat. -huh-, -bili- s. I § 269 S. 220. Urital. *sta-Jlo- : lat. sta-bulu-m stabili-s, umbr. sta-jlarem ^tabularem3 palign. pri-stafalacirix *antistita3 aus *-stafia-cnx = lat. *prae-stabula-trix. Lat. cri-bru-m, Jia-bru-m, ventila-bru-m. dola-bra, vertebra, tere-bra und e-lece-bra fHerauslockerin1]. cre-ber (zu cresco), candela-ber (neben candela-bru-m), Mulci-ber (gen. -ben Neubildung fiir *-bri), und hie und da mit Ubergang in die «-Decl., ancla-bri-s, ale-bri-s (neben ali-bili-s). trl-bulu-m, pa-bulu-m, voca-bulu-m, medica-bulu-m, lati-bulu-m, mandibulu-m und tnandi-bula, fa-bula. Em paarmal -i-bulu-m auch als Secundarsuffix, wie sessibulu-m [sessu-s, sessili-s), turibulum [tus). Hierzu sehr zahlreiche Adjectiva mit Ubergang in die «-Decl., wie sta-bili-s, no-bili-s, mo-bili-s, Jle-bili-s, de-Ie-bili-s, sana-bili-s, ad-mira-bili-s, sepeli-bili-s, volu-bili-s, intel-ligibili-s, in-vendi-bili-s. Einige Male -i-bili-s auch als Secundarsuffix, wie odibili-s (odiu-m), illutibili-s [il-lutu-s), Jlexibili-s (Jlexu-s), persuasibili-s (per-suasu-m). Wie lucru-m durch Dissimilation fiir *lu-clo-m eintrat u. dgl. m. (I § 269 S. 219), so mag zuweilen, bei vorausgehendem J, auch -bro-, -bri- an die Stelle von iiltereni -bio-, -bli- gekommen sein. Germanisch. Die urgerman. Suffixformen -dra-, -dla-, z. B. in ahd. hri-ttara f. 'Ileiter, SiebJ, konnen, wie bereits § 62 S. 114 f. bemerkt wurde, so gut idg. -tro-, -tlo- als -dhro-. -dhloreprasentieren. Das genannte ahd. WoTt kann ebensowol dem
§ 77—78.]
Nominalsuffix -bho- -bha-.
203
lat. cri-bru-m cSieb3 (mit idg. -dhro-) als dem air. criathar cSieb3 (mit idg. -tro-) veiglichen werden. Einen Fall, wo man mit einiger Sicherheit das dh-Suffix constatieren konnte, kenne ich nicht. S l a v i s c h . Aksl. zqlo cSpitze, Stachel 3 poln. zq-dio. Cech. by-dlo osorb. by-dto c Wohnung 3 poln. bxj-dlo c Vieh, Vermogen 3 . Aksl. cripalo 'Schopfgefass3 poln. czerpa-dio. Aksl. klepalo c L'autebrett, Schelle 3 poln. klepa-dto. Aksl. cedilo c Seihe, Durchschlag J poln. cedzi-dto. Aksl. belilo c Mittel zum Weissfarben, weisse Sehminke'.
78. Suffix -bho- -bha-. Ein wenig verbreitetes Suffix, von grosserer Productivity nui im Balt.-Slavischen (und Germanischen?). Als Secundarsuffix in Thiernamen wol bereits in uridg. Zeit vorhanden. Es hatte, nach dem Indischen zu schliessen, in dieser Function seit dieser Zeit meist oder stets den Wortton auf sich. I d g . Auf *gs%i-b7i6-s (*ers?i-b7io-s) cStier3 (zu av. arsan'mannlich, Mann 3 gi. sporjv aparjv cmannlich3) weist ai. rsa-bhd-s c Stier3, und wir diirften diese Wortbildung ohne Weiteres als uridg. bezeichnen, wenn gr. Eipacp-Kor/j-? lesb.'EppacpstoTa-:, Beiname des Dionysos, den man mit rsabhd-s verbindet, wirklich zu ihm gehort. Die Schwierigkeit, welche die Annahme urgriechischer Assiinilation von rs zu pp bereitet, scheint mir durch Wackernagel, dem Solmsen beistimmt (s. Kuhn's Ztschr. X X I X 126 if. 352 ff.), nicht sicher beseitigt. A r i s c h . Fast nur in Thiernamen. Neben ai. rsa-bhd-s in gleicher Bedeutung vrsa-bhd-s, zu vrsan- c mannlich, Mann, Stier3. sarabhd-s ein fabelhaftes achtbeiniges Thier, Feind des Lowen und Elephanten: erinnert an gr. -xipatpo-c Tuchs 3 , y.opacpo-?, ein Vogel, bei Hesych (wol z^i xopwvy), also aus der Familie der Raben), xaXacco-? aozaXacpo-; eine Eulenart. serabha- Name einer Schlange. rasabha-s cEsel3 (die einzige ai. Form mit Accent auf dem Stamm), von ras- cschreien, briillen, wiehern3. sthula-bhd- neben sthuld- cgrob, massiv3. G r i e c h i s c h . EipatpuoT^-;, y.ipacpo-;, -/dtAacpQ-? da-zaXatpo-?, s. oben. sAaoo-c c Hirsch 3 Gf. *eh-bho-s, zu iXko-z aus *»Av-o-;,
204
Nominalsuffix -bho—bha-.
[§ 78.
aksl. jelen- (gen. jelen-e) 'Hirsch 3 , lit. e'ln-i-s c Hirsch, Elenthier 3 (vgl. § 114),. So wol auch xopacpo-? (s. S. 203) aus *kor%-bko-, vgl. lat. corn-ix. -xioc/.tpyj o-xiSatpy) cFuchs3. sptcpo-? 'junger Bock3: dazu nach Stokes air. heirp erb (pi. herlind) ccapra, damma1, welches aber zwischen r und b [p] einen Vocal nicht verloren haben kann (zum -p vgl. I § 524 S. 382). xo'aaocpo-s att. XOTTU»o-? 'Drossel'. xoAacpo-? 'Faustschlag, Ohrfeige3. xpotacpo-? cSchlaf am Kopf' (zu xpo'xos xpoteo>, nach dem Pulsschlag benannt?). Denomin. (jirjXacpau) 'tappe tastend herum\ xspowpo-s axepacpo-? 'Schmahung, Verlaumdung 3 . cpXTjvacpo-? ^chwatzhaft3, subst. cGeschwatz . I3acpoc n. cBasis, auf der etwas aufsitzt', wol nach soo? n. in die Analogie der es-Stamme iibergeleitet. xopo«p^ 'Gipfel5, vgl. y.opu-&'Helm' y.opu-So-? c Haubenlerche J . apyucpo-i; 'silberglanzend5. Anderes dieser Art bei Lobeck Prolegg. p. 291 sqq. I t a l i s c h . Hierher vielleicht lat. mor-bu-s, zu mor-ior, vgl. lit. ddr-ba-s u. ahnl. (s. u.). A l t i r i s c h . Vielleicht heirp erb ccapra, damma3, s. o. G e r m a n i s e h . Hier kommen wol die got. Adveibia auf -ba unter, wie ubilaba 'libel, bose3, bditraba cbitterJ, agluba 'schwer, schweTlich3, ana-laugniba Verborgen3. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. ankszty-ba-s Von friiher Art, friihzeitig erscheinend3, zu ankszti adv. 'friihe3, wonach velyba-s Von spiiter Art3 zu velai adv. cspat3 gebildet wurde. Ferner zahlreiche Abstracta auf -y-b-e zu Adj., wie auksztybe c Hohe, Hoheit zu aukszta-s hoch, Jaunybe 'Jugend 3 zu Jduna-s "jung3, bailybe c Furchtsamkeit 3 zu bailu-s cfurchtsam3, kantrybe cGeduldJ zu hantru-s cgeduldig3; im Lett, dafiir noch das altere unerweiterte -iba, wie dugstiba, jduniba. Weiter primare nomina actionis auf -yba -ybe, wie dalybos pi. c Erbschaftstheilung 3 zu dalyti theilen, tikyba tikybe 'Glaube 3 zu tiJceti c glauben 3 ; vgl. lett. tizziba cGlaube3, mdziba c Lehre, Unterweisung 3 [rnazit 'lehren3). Endlich ein paar Substantiva, in denen das Suffix unmittelbar an die Wurzelsilbe gefiigt erscheint: ddr-ba-s 'Arbeit3, woraus darbu-s 'arbeitsam3 und dirbu 'arbeite3, zu daryti c thun 3 ; gar-ba (Szyrwid) und garbe cEhre3, woraus garbu-s 'ehrwiirdig 3 und
§ TS—79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
205
gerbiu cehre3, zu giriu clobe3; gleichartig lett. scMir-ba cSpalte, Ritze3, zu schJcir-t (lit. skir-ti) 'spalten, scheiden, theilen3. Im Slav. Substantiva auf -ba. Aksl. qtro-ba 'Eingeweide, Bauch3 neben jq-tro 'Leber3, s. § 75 S. 178. 186. zulo-ba cBosheit3 zu zulu cbose3. Serb, rugo-ba cSchimpflichkeit3 zu rug aksl. rqgu 'Schimpf3, grdo-ba cGarstigkeit3 zu aksl. gridu cstolz, arrogant'. Aksl. tafi-ba cDieberei, Diebstahl3 zu tati cDieb3, gosti-ba cGasterei, Bewirtung3 zu gosfi cGast3. Von solchen Formen ging -iba als einheitlioher Ausgang weiter, z. B. druziba cGenossenschaft, Freundschaft3, zu drugu "Genosse, Freund3, suliba 'Gesandtschaft3, zu sulu cGesandter3. Vgl. tafi-stvo — sul-istvo § 61 S. 111. Die Ausbreitung von -iba wurde dadurch gefoidert, dass man dieses Suffix zu den Verba auf -i-ti (wie gosti-ti druzi-ti) in Beziehung setzte; man bildete nunmehr auch direct zu solchen Verba Abstracta auf -iba (vgl. Miklosich Vergl. Gr. II 213 ff.). Einige Nomina auf -iba entsprangen aus dem Particip auf -tit {-to-), wie zenit-iba 'das Beweibtwerden, Beweibung, Hochzeit3 (daneben zenit-tstvo), gostit-iba cBewirtung3, orat-iba cBeackerung3, set-iba 'Bes'aung3; diese Kategorie entsprang zu der Zeit, als bei diesen Verba das part. pass, noch mit -to- gebildet wurde. 79. Suffix -to- -ta-. Seit uridg. Zeit primar und secundar. Wir unterscheiden vier Kategorien des Gebrauchs. 1. -to- -ta- als Primarsuffix in participialen Adjectiva und mit i h n e n z u s a m m e n h a n g e n d e n Substantiva '). Mit unserm Suffix bildete man unmittelbar von der Wurzel aus ein participiales Nomen, z. B. *klu-to- cgehbrt3 von kleu£ hoien3. Diese Formation muss schon in deT Peiiode der idg. Urgemeinschaft sehr gelaufig gewesen sein. Fur die Wurzel (im engeren Sinne, vgl. § 8 Anm. 1 S. 19) konnten iiberhaupt solche Elemente eintreten, die einen Verbal1) B o r d e l l e De linguae Latinae adjectivis suffixo to a nominibus derivatis, Dvlsseldorf 1873. B i r t De participiis latinis quae dicuntur perfecti passivi, Index lect. Marburg. 1SS3—S4 (vgl. zu dieser Abhandlung Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 550 ffi).
206
Nominalsuffix -to—to,-.
stamm ausmachten, daher die Formen wie *uem.9-to- cgespien3 ai. vami-ta- gr. SJIS-TO-S (IJAS-TO-S) lat. vomi-tu-s, solche wie *dorhi-to- czur Sichtbarkeit gebracht3 ai. darli-td- got. ga-tarhi-p-s (zu *dorkeu>, causat. von W. derk- 'sehen') und die einzelspTachlichen wie gr. ayamrj-To'-s (aYairau>) lat. pisca-tu-s (piscari) got. Jisko-p-s (Jlsko-n). Ein secundarer Process war es wol, wenn er vielleicht auch bereits in der uridg. Zeit seinen Anfang nahm, dass -to- dem themavocalischen Prasensstamm angehangt wurde, wie in ai. dars-a-td-s c sichtbar, sehenswert 3 gr. sp-ir-s-To'-v ckriechendes Thier3, gall, nem-e-to-n air. nemed n. c Heiligtum 3 (eigentlich cdas Verehrte3). Vgl. -e-ti- § 100. Auch -o-to- mag uridg. sein: gr. fh'o-to-? |3IO-TYJ c Leben, Lebensunterhalt 3 , air. biad n. c Lebensunterhalt 3 , lit. gyva-td 'Leben, Lebensunterhalt 3 aksl. zivo-tit c Leben, lebendes Wesen3. Die Bedeutung der participialen Bildungen war meist eine passivische und zwar, mit Absehung von den letztgenannten Fallen [darsa-td-s etc.), die des part. perf. pass. Aber der passivische Sinn haftete schwerlich von Haus aus an dem Suffix als solchem. Denn es begegnen auch zahlreiche Formen mit altererbtem activisch-intransitivem Sinne, wie *bhu-fo- "geworden, gewachsen3, *std-to- cStand habend, stehend3, *sru-to- cFluss habend, fliessend3. Der Begriff der Vollendung, des Vollendetseins und infolge davon Zustandlichen seheint das wesentliche Bedeutungsmoment bei den vom Verbalstamm aus gebildeten Formen gewesen zu sein. Daher denn auch die activen to-. Participia zu activen Verba, wie ahd. wis c kundig, weise3 gr. o.-i—Q-z c unkundig 3 , gr. TXTJTO-; 'ausharrend 3 UTT-OTCTO-? 'Verdacht hegend3, lat. con-sideratu-s c besonnen, bediichtig3 cenatu-s cwer gespeist hat 3 (vgl. nhd. ein gelernter schlosser, ein er/ahrener mami, ein ehrvergessener mensch u. dgl.) l ). Dabei halte ich aber 1) Schwerlich braucht man anzunehmen, dieser Sinn sei in diese Participia zuerst nur in Compositis eingezogen, indem diese zu mutata geworden seien, z. B. gr. a-tito-; 'ohne Gewusstes, ohne Wiseen seiend' lat. in-consuleratu-s 'ohne Uberlegtes, ohne Uberlegung seiend', und habe sich erst dann auch dem Particip ausserhalb der Zusammensetzung mitgetheilt.
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
207
nicht fiir altiiberkommen die Function der £o-Participia der lat. Deponentia, dei zufolge diese alle Constructionsweisen mit dem prasentischen wi-Particip und dem verbum finitum theilen, z. B. omnia confessus wie omnia confitens und omnia confiteor \ diese Gebrauchsweise trat erst mit der Aufnahme dei Verbindungen wie confessus sum ins System des verbum finitum ein. Ofter zeigt sich statt des Begriffes der Vollendung und des Abgeschlossenseins der der Fahigkeit oder Moglichkeit, wie in gr. hi-xo-i losbar 3 . So wol bereits uridg. *morto-s csterblich3 (ai. mdrta- gr. ppoxo-c). Angesichts des Umstandes, dass diese Function in den Einzelsprachen theils vorzugsweise, theils ausschliesslich in der Composition mit der Privativpartikel (ai. d-marta-s a-mrta-s gr. a-fj.(3poxo-? cunsteTblich3, ai. a-turta-s c uniibertrerTlich3, d-jita-s c unverwelklich 3 , d-dabdha-s cunverletzlich, untriiglich3, d-parlta-s cunbezwinglich3, gr. a-AoTO-? cunloslich3, a-fj.sjj.Trro-' cuntadelig3, dv-exTrArjXTO-? c nicht zu betauben, nicht erschreckbar3, lat. in-victu-s cunbesiegbar3, in-fectu-s c unthunlich3, in-numeratu-s 'unzahlig3, got. un-salit-s 'unbestreitbar3, unatgaht-s "unzuganglich3, vgl. auch air. dl-brithe "lmportabilis3) oder in anders gestaltetem negativem Ausdruck (z. B. oux avsxto'-i; 'nicht ertraglich3, ouy. ovojxaaTo'-? cnicht nennbar 3 bei Homer) auftritt, darf man annehmen, dass dieser ganze Gebrauch von der negativen Ausdrucksweise ausgegangen ist. Am weitesten hat er sich im Griechischen verbreitet, vgl. noch vor^o-; cverstandlich3, ftaujxacsxo-? cerstaunlich3, [5aTo-t; cgangbar3. In jedeT Sprache begegnet eine Anzahl von Formen, die nicht im lebendigen Zusammenhang mit einem Verbalsystem standen, also als Adj. fungierten, wie ai. si-td- ckalt3, lat. al-tu-s c hoch3, got. raiht-s crecht3. Zum Theil mogen diese noch aus einer Periode der idg. Ursprache stammen, in der die Angliederung der mit -to- gebildeten Adjectiva ans Verbum noch nicht stattgefunden hatte, so dass sie nie Participia gewesen waren. In der idg. Urzeit waren die io-Bildungen schon ofters substantivisch gebraucht, theils um lebende Wesen (masc, fem.) und siichliche Concreta (neutr.) zu bezeichnen, theils so, dass sie als nomina abstracta fungierten (§ 158). In letzterer Weise
208
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§ 79.
kommt, wie beim Suffix -o-, oft auch das masc. vor. Das Abstracta bildende femin. -ta- wurde damals auch bereits Secundarsuffix und wird unter 2. (§ 80) besonders zur Spiache kommen. Die unmittelbar von der Wuizel gebildeten fo-Stamme zeigen die Wurzelsilbe gewohnlich in Tiefstufenform, z. B. *klu-to- *Mu-to-. Daneben aber oft auch Hochstufenvocalismus, besondeis bei substantivischem Gebrauch. Damit war meist Accentwechsel verbunden. Vgl. z. B. *kleu-to-m cdas Horen1 neben *Mu-to-s cgehoit3, *mor-to-s cSterblicher3 neben *mr-to-s "gestorben3'). Wie die verschiedenartige Abstufung urspriinglich geregelt war, ist auch hier unklar. Vgl. die Abstufungsverhaltnisse bei den fo'-Stammen § 99. Anm. 1. Durch Analogiebildung entstanden haufig Mischformen, wie z. B. germ. *mur-pa-n n. (Mord' neben ai. mr-to-m den Accent von *mer-tooder *mor-to- (ai. mdr-ta-), germ. *jul-pa-n n. cGold' den von *ghel-to- (lett. fel-t-s) oder *ghol-to- (aksl. zlato) und, umgekehrt, gr. p.op-ro-5 (falls diess bei Hesych stehende Wort richtig betont ist) neben ai. mdr-ta-s den von *mr-to- (ai. mr-td-s) zeigt; gr. (3po-ro-s aus *ppard-; = *mr-to-s und *[AopTO-5 (fiopTo-c) entstanden, u. dgl. m. Formen wie gr. fiopxo-? tfopTo-?, ahd. hal-d — urgerm. *xdl-pa-z, aksl. zlato = ursl. *zol-to auf Grundformen mit f, 7 t*nir-to-s etc.) zuriickzufiihren, was lautgesetzlich anginge (s. I § 306 S. 243 ft.), dazu fehlt, so viel ich sehe, die Berechtigung. Vgl. gr. XOT-TO-? -/oi-Trj zu xsi-xat, OI-TO-? ZU el-pu, vooTO-S zu vioftvi, ppov-T^) zu ppijjiuu, lit. bras-ta zu bredu u. s. f. Ofters liegt der Verdacht nahe und ist kaum abzuwehren, dass eine Participialform mit Hochstufenvocalismua zu diesem im einzelsprachlichen Leben durch Anschluss an andere Formen des Verbalsystems kam, z. B. gr. 8eix--6-; neben eSeifca etc. gegenuber ai. dis-td-s (von W.
Idg. *klu-to- cgehort, beriihmt3, W. kleu- : ai. srutd-s (av. sruta-), gr. XXOTO-S, lat. in-clutu-s, air. cloth (abret. clot Tiuhm3, vielleicht f.), ahd. Hlot-hari Lothar (gleichsam *KAoToaTpaTo;) hliit ('laut'); *Meu-to-m cdas Horen3: av. srao-te-m, got. hliu-p, wozu wol auch nslov. slu-t cVerdacht3 serb. slu~ta cwer ahnt3. 1) Die Hochstufenform bei substantivischem Gebrauch weist wol in der Regel auf die Zeiten zuruck, da das Nomen die adjectivische und die substantivische Geltung noch in einem Paradigma vereinigte. Isolierung gegenuber der adjectivischen Function fiihrte auch formale Isolierung herbei. Vgl. § 15S.
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
209
*sru-to- 'fliessend3, W. srey,- : ai. srutd-s, gr. poid-;; ai. sru-td-m 'das Fluten, Flut3, lit. sru-td f. 'Jauche3; lit. srau-ta-s 'Strom, Regenbach3, wozu auch das mit -es- weitergebildete ai. srdtas- n. 'Strom3. *us-to- 'gebrannt3, W. eus- : ai. us-td-s, lat. us-tu-s. *i-lo- 'gegangen3, W. ei- : ai. atlta- aus ati+ita- Vergangen, verflossen3, gr. a(j.aS-ixd-? f. (soil. 680-?) 'fur Fiachtwagen zuganglicher Weg3, lat. i-tu-m [est), ad-itu-s; ai. e-ta-s ceilend3, gr. 0I-T0-; cGeschickD. *qi-to-, W. qei- cschiehten, reihen, zahlen, biissen3: ai. citd-s cgereiht, geschichtet*, gr. TI-TO-S Vergolten3 (bei Homer auch mit I a-Tito-c); ai. ci-ta 'Schicht1 aksl. m-tii, 'Zahl* po-cttu 'Aufzahlung3. *uitst6-, W. ueid- csehen, wahrnehmen, wissen5: ai. vittd-s cgefunden, erkannt, bekannt3 (av. vista- 'gefunden5), gr. a-iato-; 'ungekannt, unkundig^ air. ro fess 'scitum est3, got. un-vis (St. un-vissa-) ""ungewiss3; lat. visu-s, got. un-veis cunwissend, unkundig3 ahd. wls Veise3 aus idg. *uitsto- oder *ue{tsto- (aus *uoitsto- das aksl. vestu cbekannt, klar3); hierher auch ahd. wisa f. cWeise3. *mg-to- *mor-to-, W. mer- 'sterben3 : ai. mr-td- cgestorben, todt3 a-mrta- cunsterblich3 rndr-ta- cSterblicher, Mensch3, armen. mar-d cMensch3 ( = *mrto~, s. I § 291 S. 235), gr. jiop-td-? [iipo-rd-? cSterblicher, Mensch3 a-p.ppoTo-? cunsterblich3, lat. Mor-ta Todesgottin, eine derPaTcen; ai. mrtd-m 'Tod3 ahd. mordn. 'Mord3: vgl. Anm. 1 S. 208. "str-to*str-to- causgebreitet, ausgestreckt3 : ai. str-td- av. stare-ta-, gr. afpto-xd-;, lat.s tra-tu-s, aksl. -stri-tu; gr. aTpa-~d-? 'Lager, Heer3. *iirtst6- 'versus3, W. uert- : ai. vrttd-s, lat. vorsu-s versus] ai. vrttd-m n. aksl. vrista f. 'Bewandtniss, Befinden, Lage, Stadium3, lit. vafsta-s 'Pfluggewende3. *mtk-t6- 'gemolken3, W. melg- : lat. mulc-tu-s, lit. miisz-ta-s; mir. mlicht blicht m. 'Milch3. ' gmto-, W. gem- 'gehen3: ai. ga-td- 'gegangen, fortgegangen, gekommen3 d-gata-s 'unbetreten3, gr. pa-xd-? 'betreten, gangbar3 a-paxo-s 'unbetreten, ungangbar3 oua-^aTo-? 'schwer zuganglich3, lat. circum-ventu-s, wol auch lit. pri-gimta-s 'angeboren3 (vgl. I § 249 S. 206). *m%-to- 'gedacht, gemeint3, W. men-: ai. ma-td-, lat. com-mentu-s, got. mun-d-s, lit. min-ta-s aksl. me-tii; ai. ma-td-m 'Meinung, Ansicht, Absicht3, gr. aiko-fiaro-? 'aus eigner Absicht, freiwillig3, lat. com-mentu-m 'Einfall, Erfindung, AnBrugmann, Grundriss. II.
14
210
Nominalsuffix -to- -tu-.
[§ 79.
schlag3, air. der-met n. cdas Vergessen3. *gn-to- *gn-to- cerzeugt, geboren3, W. gen- : ai. jd-td- "geboren, Sohn\ lat. gnd-tu-s natu-s c geboren, Sohn3, gall. Cintu-gnatu-s (cErstgeborener3), got. qina-kund-s Veibgeboren 3 as. god-cund c gottgeboren, gottlich3 aisl. kun-d-r cSohn3; a.i.jd-td-m c Geburt, Ursprung, Geschlecht3; ahd. hin-d n. c Kind 3 Gf. *gen-to-m. *kns-to-, W. kens- cerwahnen, preisen3 (e-Reihe aus gr. xoajio-? geschlossen, s. Solmsen Kuhn's Ztschr. X X I X 123. 329) : ai. Us-td- 'gesprochen, gepriesen3, osk. an-censto nom. sg. fern. c incensa censtom-en cin censum5 (lat. census firr *censtu-s, s. Anm. 2 S. 217). *setH6- c gesessen3, W. sed- : ai. sattd-, lat. oh-sessu-s; av. pasu-sasta- m. 'Viehhiirde 3 ags. aisl. sess m. 'Sitz3, lat. sub-sessa c HinteThalt\ *peq-to-s cgekocht3, W. peq- : ai. paJc-td- gr. TTSTT-TO-; lat. coctu-s aus *cuec-to-s (I § 172,3 S. 154, § 431a S. 322). *dha-to- *dhe-toc gesetzt, gestellt, gelegt3, W. dhe- : ai. -dhita- hi-td-, gr. OS-TO-;, lat. creditu-s aus *credato-s (vgl. ai. srdd-dkita-m neutr. 'vertra.ut, geglaubt3), lit. de-ta-s cgelegt3. *da-to-, *-tsto- d. i. *-d+tound * do-to- cgegeben3, W. do- : ai. vy-a-dita-s 'auseinandergethan, geoffnet3 devd-tta- cgottgegeben3 gr. 8O-TO-;, lat. da-tu-s; ai. tva-data- Von dir gegeben3 av. da-ta- cgegeben3, lit. du-ta-s 'gegeben3. Ai. a-huta-m 'Absicht3, lat. rau-tu-s, zu ai. d-kuvate c er beabsichtigt3 kav-i-s 'Seher, Weiser3, lat. cav-eo. Ai. ap-td"erreicht, erlangt, geeignet, geschickt3, lat. ap-tu-s ad-eptu-s, zu ai. dp-n6-ti cer erreicht3 lat. aplscor. *siu-to- "genaht3, zu ai. siv-ya-mi 'nahe 3 : ai. syu-td- gr. VSO-XOITTOTO-? fneuversohlt3), lat. su-tu-s, lit. siu-ta-s aksl. si-tu; ai. syu-ta-s 'Sack 3 mhd. siu-t su-t m. cNaht3. *ue-to- *ue-ta- 'Wehen, Wind' : ai. va-ta-s, gr. a^-Ti] f. ar]-TT|-? m., lit. denomin. ve-tau 'windige, worfle3. *pleto- cgefullt3, pie- cfiillen3 : ai. pra-td- lat. im-pletu-s. *gno-toc gekannt, bekannt3, gno- c kennen 3 : ai. jna-td-, gr. yveu-To-;, lat. no-tu-s, air. gna-th fbekannt, gewohnt3), ai. d-jndta- gr. a-yvmTo-? lat. ignotu-s. *uem;)-fo- c gespieen, erbrochen3, zu ai. vdmi-mi gr. iiis-to speie 3 : ai. vami-ta- gr. SJAS-TO-; lat. vomi-tu-s; gr. I[AS-TO-C cdas Speien3. *gena-to- 'erzeugt3, W. gen- : lat. geni-tu-s; gr. ysvs--rj c Geburt, Ursprung3, masculinisiert ;£vs-TTrc 'Erzeuger, Erzeugter3 c
$ 79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
211
(vgl. unter Griechisch S. 216). Diese Foimen stehen beziiglich der Stammabstufung auf gleicher Linie mit solchen wie gr.
212
Nominalsuffix -to—ta-.
[§ 79.
•(•spa? 'Ehrengeschenk 1 , a-^stjiav-To-; c ohne Sturm, ohne Kalte' zu x5^"^01 Xei~!xt"v 'Sturm, Winterkalte 3 , aber hier auch fsXaa-To-s zu ysAato, Denom. von *f£Aaa- c Lachen 3 (Solmsen Kuhn's Ztschr. X X I X 109), axso-To-? zu axeojxai, Denom. von axo? n. °Heilmittel 3 u. dgl. Lat. llber-tu-s falisk. lofer-ta 'liberta 3 zu lat. liber, sceles-tu-s zu scelus -er-is. Vermutlich ist solcher unmittelbare Antritt des participialen -to- auch fiir die bereits uridg. Substantiva auf -mr^-to- und -uri-to- anzunehmen, die wir in § 82 S. 234 ff. besonders behandeln. Dann konnte nicht bezweifelt werden, dass diese ganze Kategorie urindogermanischen Alters sei. Beispiele fiir -e-to- -o-to- s. o. S. 206 und unten bei den einzelnen Sprachen. A r i s c h . Ai. cyu-td- av. su-ta- c getrieben, geschiittelt 3 : gr. £-t-oouTo-c c herandringend 3 , Gf. *qin-td-. Ai. hu-td- hu-ta- av. zu-ta- 'angerufen 3 : got. gu-p n. 'Gott 3 urgerm. *ju-ctd-n n. cangerufenes Wesen'. Ai. stu-td- av. stu-ta- cgelobt, gepriesen3; ai. stutd- n. c Lob s av. stuta- m. c Lobpreisung, Gebet5. Ai. udhd'gefahren 3 aus urar. *uzdhd- d. i. *u§h+to-, lat. vec-tu-s, lit. veszta-s "gefahren3, W. iiegh-. Ai. drugdha-m c Beleidigung 3 av. druxta- apers. duruxta- cbetrogen, belogen3 (vgl. I § 482 Anm. 1 S. 35S), W. dhreug/i-. Ai. -i-ta- av. apers. i-ta- c gegangen 3 : gr. a(x.aS-tTo-? etc., s. S. 209. Ai. si-td- c gebunden 3 av. hi-ta- 'gebunden, gesiiumt3. Ai. prl-td- cgeliebt, lieb, frohlich3 av. fri-ta- 'geliebt, freundlich 3 : ags. frl-d aisl. fri-d-r 'lieblich, schon3. Ai. pis-tdc geschmiickt, geriistet3 apers. ni-pis-ta- c geschrieben 3 : lat. pictu-s, W. pe{k-. Ai. (urar.) ty-td- av. kere-ta- apers. Jcar-ta- cgemacht', W. qer-. Ai. dfbdhd- 'geknupft, gewunden 3 av. derewctac Flechte 3 , W. derbh-. Ai. lur-td- Vernichtet3, av. a-sare-tac unverletzt, Gf. *Jcf-to-. Ai. ha-td- av. apers. ja-ta- 'geschlagen3 (vgl. I § 454 Anm. S. 337) : gr. (pa-xo-; cgetodtet3, gGf. *ghn-to-1 ags. £iid f. cKampf3 urgerm. *jun-po, W. alien-. Ai. baddhdav. apers. basta- c gebunden 3 (vgl. I § 482 Anm. 1 S. 358), Gf. *b/mdh+to-, W. bhendh-. Ai. spas-ta- cersichtlich, klar 3 av. avispasta- cbelauert, angefeindet 3 : lat. ad-spectu-s, gGf. *spek-to-t W. spek-. Ai. sis-td- cbelehrt, geheissen3, av. sas-ta- Verkiindigt3,
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
213
zu ai. lds-ti cer lehrt, heisst'. Ai. di-ta- 'gebunden 3 : gr. ouv3 8STO-<; 'zusammengebunden , W. de-. Ai. sthi-td- av. sta-ta3 'stehend : gr. ora-To-? lat. sta-tu-s 'stehend 3 prae-statu-s neben prae-stitu-s, got. praet. sto-p 'ich stand' (aus dem partic. erwachsen), aksl. sq-po-statu cadversaiius, Feind3, W. sta-. Ai. av. apers. pa-fa- c bewahrt, geschiitzt3. Ai. sra-td- 'gekocht 3 : gr. a-zparo-; 'ungemischt 3 . Av. urvdta- n. 'Bestimmung, Gebot3 aus *vra-ta- (I § 157 S. 142) : gr. /pr r xd-? 'bestimmt3. Im Ind. war der Gebrauch von -to- durch das gleichwertig daneben stehende -no- beschr'ankt, s. § 66, 1 S. 131 tf. Ai. -i-ta- — -9-to- ausser in vami-ta- (S. 210) auch z. B. in vani-ta- cgeliebt3 (aoT. vani-$is-ta), dhami-td- 'angeblasen 3 (fut. dhami-sya-ti), cari-td-m 'Gang 1 (inf. cdri-tum).
-i-ta- in den Causativa und Denominativa. Ai. veditd'benachiichtigt', zu veddyati classt wissen, benachrichtigt3. Av. raoidita- 'gross3, zu rud- 'wachsen3. Direct vom Nomen gebildet: ai. aidkusita- 'gestachelt' zu emku&a- 'Stachel, Haken', karnakitd- cmit Seitenzweigen versehen1 zu hdrnaka-s 'Seitenzweig3, karburita- 'gesprenkelt3 zu karburd- 'gesprenkelt3, av. masita- 'gross' zu mas-ah- mas-an- n. 'Grosse' (asita- 'schneir zu ds-u- 'schnell' ist unsieher); hierher vielleicht auch ai. hdritaav. zairita- 'gelblich' ai. palitd- 'grau' rdhita- lohita- 'rot' u. dgl. Wie ai. dn-ap-ta- (s. o. S. 211) auch d-manyu-ta- 'keinen Groll hegend3, zu manyu-s cGroll\ Idg. -e-to-. Ai. dars-a-td- av. dares-a-ta- 'sehenswert3; W. derk- 'sehen3. Ai. yaj-a-id- av. yaz-a-ta- Verehrenswert3, W. lag- 'verehren3. Ai. pac-a-td- 'gekocht3, W. peg- 'kochen3. harya-td- 'erwiinscht, begehrenswert3, zu hdr-ya-ti 'er begehrt, findet Gefallen an etwas3. Vgl. ai. drs-a-ti-s u. dgl. § 100. Ofters zeigen -
214
Nominalsuffix -to- -to.-.
[§ 79.
saft3 fausgepresster3); ai. gkata-s cSchlag, Todtung 3 ; ai. gdr-ta-s c hoher Stuhl 3 ; av. ka-ta- m. c Graben 3 : ai. kha-td-m cGraben3. Ai. bkak-td-m cSpeise, Nahrung 3 fzugetheiltes 3 ); ai. ghr-td-m c Fett 3 ; ai. I'-td-m cRecht 3; ai. ds-ta-m 'Heimat 3 ; ai. jivi-td-m c Leben 3 ;
ai. vr-a-td-m cWi\\e ; av. tas-te-m cOpfergerate3; av. fra-ddte-m c
F6'rderung, Gedeihen 3 . Ai. d-ta c Furche': ahd. sl-ta aisl. si-da f. Seite3 fabgrenzende Linie, Abgrenzung3); ai. ak-td cNacht3 (anjc salben, schmiicken3); ai. tan-ya-ta cTosen, Donnern 3 (tdn-ya-ti c tost3); av. cistd- c Weisheit 3 : ai. cittd-m cdas Denken, Geist3; av. di-ta- 'das Blicken 3 : ai. dhi-td-m c Gedanke 3 . c
A r m e n i s c h . mar-d cMensch3 Gf. *mr-to- : ai. rnr-td- etc., s. o. S. 209. has-t c fest 3 : as. fas-t cfest3, Wurzelfoim idg. pasoder pas-. Unsicher dr-and cThiir-pfosten, -schwelle3 : ai. d-ta c Umfassung, Rahmen einer Thiir3 lat. an-ta Viereckiger Thiirpfeiler, Pilaster3 (vgl. I § 253 S. 208 f.). In Weiterbildungen. ard-ar 'gerecht 3 : ai. r-td- crecht, rechtschaffen3. erd-nu-m c schwore 3 : osset. ar-d ar-t cEid3, aksl. ro-ta f. cEid3. G r i e c h i s c h . Hier standen die fo-Participia in minder enger Verbindung mit den andern Formen des Verbalsystems als im Ar., Ital. u. s. w. Sie waren auf den attributiven Gebrauch beschrankt. 3 c 3 AU-TO'-? losbar |3OU-XUTO-? Zeit des Ochsenausspannens : lat. c 3 c so-lu-tu-s, aisl./M-«f-r zerstossen, erschopft . a-Ttuaxo-; unbekannt, unkundig 3 : ai. huddhd- c erwacht, erleuchtet, kennen gelernt, bekannt3, W. bheudh-. CEOX-TO-? cangejocht, angespannt 3 : ai. yuhtd- 'angespannt 3 , lat. Junc-tu-s (n von jungo aus iibertragen), ahd. gi-joht c gejocht\ TUX-TO-? Verfertigt3 VSO-TEOXTO-S cfrisch verfertigt3. <pox-To-s (peox-td-; 'entfliehbar3.
§79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
215
lat. per-culsu-s, gGf. *ItHst6- d. i. *JtM+to-. xa-xo-? c dehnbar 3 : ai. ta-td-s c gestreckt, ausgedehnt3, lat. ten-tu-s, gGf. *tn-to-s, W. ten-, dv-e/xo-? 'ertraglich 3 : ai. sddhd- cbewaltigt3 aus urar. *sazdha- (I § 404, 2 S. 301), W. se^A-. Cscs-xo-? c gesotten 3 : ai. pra-yasta-s cuberwallend3, W.j'es-. as7r-xo-? Vor dem man zuriickgetreten ist, mit Scheu verehrt, heilig 3 : ai. tyak-td- Verlassen3. av-sio-? 'nachgelassen, losgelassen3: lat. sa-tu-s, aksl. na-setu 'besat3, W. se- cwerfen, hinwerfen, siien3. a-axo-? c unersiittlich5 : got. sa-p-s 'satt3, lit. so-ta-s c Sattigung5, W. sa-. s'lx-uXrjXTo-; 'betrofFen, bestiirzt3 TTXTJX-TT]-? 'der Schlagende^: lat. planc-tu-s mit Eindringen des Prasensnasals {plango), lit. plakta-s cmit der Rute geschlagen3, W. plaq- plag-. TIT^-TO-? cfest gefiigt3 7zrl%--ri 'aufgestelltes Netz5 : lat. pac-tu-s (com-pectu-s) und pac-tu-s (t OsthofF Z. Gesch. d. Perf. 178 f.), W.pak- pa§sr-axTo-e 'hinzugefiihrt 3 : lat. dc-tu-s, ga.ll. amb-actu-s urspriinglich cder Herumgesandte, Bote3 (vgl. air. imm-agim cich treibe umher3), W. ag~. EU-VVTJTO-? CWO1 gesponnen, gewebt 3 : lat. ne-tu-s, gGf. *sne-to-s. J3XTJ-TO-? cge\vorfen, getroffen3, vgl. ai. part, gld-nac erschopft, krank 3 , idg. qle-. TrXw-To-; cschwimmend, schiffend, schifFbar3, vgl. got. Jlo-du-s c Flut 3 (Suff. -tu-). a-oa[i.a-To-; 'unbezwungen 3 neben Spj-to-? c bezwungen 3 : ai. dam-i-td- cgezahmt3. -/ajxa-To-? cMiihe3 neben UOAU-X[XT;TO-? cmit Miihe bereitet3. Oava-xo-? cTod3 a-9avaro-i; c unsteiblich 3 neben OvrpTo-; sterblich. a-6a[ia-To-? : OJXYJ-TO-I; = cpsp-to-? : ai. bhrtd-s, s. o. S. 211. a-cauTj-xo-? dor. a^ar.a--6-z cgeliebt3 zu oq-aTOXu). xoajxyj-xo-; 'geoTdnet3 xoojirpxr;-? 'Ordner 3 zu -/.oajxsuj. y^okta-To-t; 'erziirnt3 zu yjAoat. [X7)vX-x7j-; cder Zornvoile3 zu [XTJVI'O). dpxu-xo-? 'zubereitet, gewiirzt3 zu apxuou. 7ropsu-xo'-; cwandernd3 zu iropeuoj. AXSO-TO-; c heilbar3 zu dy.eofj.ai. aus *dxso-^o-jxai. I]x£p-x6-? cersehnt, lieblich zu t[i£t'pu). ucpav-xo-? cgewebt3 ucpdv-xvj-i; cWeber3 zu u:pai'vco. A7)ioxo-c c erbeutet 3 zu Xr/tCofj-at. ovo^aoxo-? 'nennbar 3 zu ovojxdC«). Direct vom Nomen: z. B. xovxwxo-? cmit Ruderstangen (xovxo-;) versehen3, xapucoxo-? V i e eine Nuss (xapuo-v) gestaltet3, nach Avelcheni Typus weiter oaX^iYy-toxo-? Svie eine Trompete (aaXiuy,'-) gestaltet3 u. dgl. m. aufkam; ferner d-yepaaxo-; cohne Ehren-
216
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§ 79.
geschenk 3 (yspas), dxpi'fkaxo-s c unabgenutzt, unbeschadigt 3 (neben dxpi(3rjc) u. a. Idg. -e-to- (vgl. -e-ti- § 100). sAs-xo-; 'greifbar3. sups-xo-i; c zu finden3, sups-TTj-? 'Eifinder'. Denominativ vais-xdu> cwohne3. dpi-ostxsxo-;; c sehenswert, ausgezeichnet3. 8axs-xo-v cbeissendes Thier3. Vgl. hierzu auch dv-rjvoxo-? c unvollendbar 3 zu d-vu-w (ai. sa-nS-mi), -I-VO-TO-? "Verst'andig3, aus *TTO-VU-XO- I § 48 S. 42 (vgl. ai. pu-nd,-mi c reinige, klare auf), also Bildungen mit dem prasensbildenden Element -neu—nu-. Mit -o-to-: [3I'O-TO-? Pto-t7) c Leben, Lebensunterhalt': air. biad etc., s. o. S. 206. Weitere Beispiele fiir substantivische Geltung. voa-io-? 'Heimkekr 3 : ai. ds-ta-m av. as-te-m 'Heimat 1 fiir *ris-to-m (Bartholomae Kuhn's Ztschr. X X I X 483), ahd. nes-t n. cWegpToviant, Unterhalt 3 . (3A<xa-To'-<; ^kacs-T-q c Keim, Schoss3, xot-xo-; XOI'-TT) 'Lager3, a|xy)-xo-; cMiihen, Ernte', aio-io-? c Wolle, Floeke1, dXaArr To-c cKampfgeschrei', XIO-/.U-T6-? c Geheul 3 , Ijie-To-c c Speien, Erbrechen', us-xo-? Regen. cpu-ro-v Gewachs, aTidp-To-v 0Tzap-vrt 'Seil', Tio-td-v c Trank\ xta-ryj cKiste, Kasten1, etpxtr] spxiY] cVerschluss, Gefangniss5, Ppov-TY) cDonnerJ, sv-s-r^ "^Spange3, dx-rvj c schroiFes Ufer3, dv-pTY) c Wehen, Wind3, du-Tr] cGeschrei3, TSXSU-TTJ c Beendigung 3 , dps-xr) 'Tiichtigkeit 3 , -|'aiie-XTj cGattin3, TTIVU-XTJ cVerstand3. Indem abstracte <«-Stamme auf Personen mannlichen Geschlechts angewandt wurden (§ 149. 157), entstanden die zahlreichen Masculina auf -xa-;, wie yeve-XYj-c act. cErzeuger3, pass. cErzeugter3, zu •ysve-Tr; cUrsprung, Geburt 3 , ferner xpi-xr^-c c Richter3, OSX-XYJ-; cEmpfanger3, Trpo-(prjxr^-? cOrakeldolmetscher, Wahrsager3, iroirpTr]-; cVerfertiger, Dichter3, ssSvto-xrj-i; c Brautvater3, IXS-XT;-; cSchutzflehender3; vgl. § 80 S. 225 f. I t a l i s c h . In keiner Sprache gewann die Kategorie der
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -U-.
217
Lat. or-tu-s, umbr. ortom 'oitum 3 Gf. *r-to- : gr. v£(/)-opxo-<; c neu entstanden 3 xovi-opio-? c Erregung von Staub, Staubwolke 3 Gf. *r-to-, vgl. ai. ir-na-. Lat. census, osk. an-censto fern. cineensa3: ai. las-ta-, s. o. S. 210. Lat. em-p-tu-s, umbr. emps 'emptus 3 da-etom "clemptum0, zum -p- I § 2 0 7 S . 176: lit. isz-imta-s c herausgenommen\ Lat. usu-s, palign. oisa abl. cusa, consumpta3, zu praes. lat. oetor utor. Lat. sanc-tu-s, umbr. s a h t a sahatam c sanctam3, osk. s a a h t u m Sanctum3 . Lat. sta-tu-s prae-statu-s, umbr. Pre-stotar (o — a, s. I § 105 S. 99) gen. cPraestatae3, osk. s t a t u m c statum, statutum 1 S t a a t i i s 'Statius': ai. sthi-td- av. sta-ta- etc., s. o. S. 213. Lat.pia-tu-s, umbT. p i h a z pihos 'piatus'. Lat. legatu-s, osk. l i g a t i i i s ^egatis'. Lat. fini-tu-s; umbr. s t a t i - t a pi. statuta ; osk. xairiSiTcop. d. i. hapid-i-to-m collarium3 (zu lat. eapis -idis). Lat. geni-tu-s, osk. G e n e t a i c Genetrici': gr. Y£V£-T7] c Ursprung, Geburt'. Lat. taci-tu-s, umbr. tasez ctacitusJ tasetur pi. "taciti". Lat. ex-utu-s : lit. isz-auta-s 'ausgezogen1 au-ta-s c Fusslappen3. ci-tu-s : ai. si-td-s c erregt, angeregt3. in-certu-s : gr. o-xpiTo-; c ungesondert J (vgl. I § 33 S. 35). re-lictu-s : ai. rik-td-s rik-ta-s "geraumt, leer5, gr. d-Sia-XsiTrro-? c ununterbrochen 5, lit. pri-likta-s Vom Schicksal zugelassen, beschieden3. tortu-s aus *iorc-tu-s : gT. xpsir-xo-? czu drehen, zu wenden3. pulsu-s zu pello. Unc-tu-s : gr. TSYX-TO-? cbefeuchtet, erweicht3. lec-tu-s : gr. XexTO-; cgesammelt, zu sagen3. esu-s : ahd. as n. cAasJ, lit. su-esta-s 'aufgefressen' aksl. jas-to cSpeise5, W. ed-. ca-tu-s : ai. li-td-s 'gewetzt, scharf3. unctu-s : ai. ak-ta-s cgesalbt3. scissu-s : gr. ojfioTo-s 'gespalten'. quie-tu-s : av. sata- '£zo\i d. i. *syata- aus *cyd-ta- (vgl. saiti- = apers. siyati- und I § 448 S. 334). fre-tu-s. con-Jlatu-s. A i m . 2. Der in scissu-s visu-s esu-s morsu-s per-culsu-s u. a. lautgeeetzlich entstandene Ausgang -so-s wurde fiber sein ursprungliches Gebiet verbreitet, z. B. lapsu-s, fixu-s, sparsu-s, mulsu-s (neben mulctu-s), census, hausu-s (neben haustu-s). Hierzu wirkte auch die Analogie des s-Perfects mit: wie man con-cussu-s : con-cussi, laesu-s : laesl, sensu-s : sensl hatte, so fixu-s zu fixi, sparsu-s zu sparsi u. dgl. Naoh pendo : pensu-s aucli intensu-s neben ten-tu-s (praes. Undo), vgl. S. 152 Fusan. 1. Auch umgekehrt com-estu-s fur com-esu-s naoh solohen wie haus-tu-s ges-tu-s.
218
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§ 79.
Nicht auseinandergehalten waren im Latein die idg. Aus-
gange -a-to- -i-to- -e-to-. moli-tu-s (molere), ali-tu-s neben al-tu-s (alere), pi[n)si-tu-s neben pl{n)su-s [pinsere), alat. adgretu-s aus *-gred(i)-to-s (I § 501 Anna. 2 S. 370) neben ad-gressu-s (ad-gredi); moni-tu-s (monere); habi-tu-s (habere); domi-tu-s (domare), veti-tu-s neben veta-tu-s (vetare), im-plicitu-s neben implicatu-s (im-plicare). Vgl. die Abstracta auf -itio § 100. priva-tu-s, ama-tu-s etc. oletu-m cKot3, mone-ta. vestl-tu-s, finl-tu-s etc. statu-tu-s, tribu-tu-s etc. Haufiger als in den andern Sprachzweigen wurden im Ital. Participia direct vom Nomen gebildet. ansa-tu-s von ansa, barba-tu-s von barba, atra-tu-s von liter, auri-tu-s von auri-s, cmctu-tu-s von cinctu-s (gen. clnctus) und, durch weitere IJbertragung, z. B. gradatu-s zu gradu-s (gen. gradus), arcuatu-s zu arcu-s (gen. arcus), dentatu-s zu dens (gen. dent-is), galeritu-s zu galeru-s, patritu-s zu pater, nasutu-s zu nasu-s. Vereinzelt -otu-s: aegrotus von aeger St. aegro-. -to- auch als Secundarsuffix unmittelbar an den Nominalstamm gefiigt, wie liber-tu-s falisk. loferta liberta1, jus-tu-s, sceles-tu-s, umbr. mersto 'iustum3 = *mers-(e)s-to- *med(e)s-to- zu mer-s mers "ius3, lat. onus-tu-s, vetus-tu-s, uber-tu-s, senec-tn-s; Benennung von Ortlichkeiten, die mit etwas versehen sind, wie arbus-tu-m, carec-tu-m, mrgul-tu-m. Hierher auch die Adjectiva auf -onsu-s -osu-s, wie formd[n)su-s vlrosu-s, aus -ouensso- d. i. -o-unt + to- (s. I § 238 S. 202, § 501 S. 369 f. II § 127) : vgl. av. asavasta- crein, gerecht3 (n. 'Reinheit, Gerechtigkeit') von asa-vant- cmit Reinheit versehen, rein, gerecht3. Adjectivisch. Lat. sanctu-s umbr. sahta osk. saahtum, s. o. S. 217. Lat. citu-s, catu-s, curtu-s, stlatu-s latu-s causgebreitet, breit" (aus *stl-to-, zu aksl. steJjq 'sterno3), ez-celsu-s, pcnsu-s, at-tentu-s, altu-s, beatu-s, argutu-s u. a. Substantivisch. Lat. legatu-s osk. ligatuis legatis3; lat. hortu-s osk. h u r t u m chortum3: gr. ^op-To-s cGras, Futterplatz, Hofplatz3, air. gor-t cseges3 lub-gort 'Gemtisegarten3 (vgl. I § 3S9 S. 294); lat. lectu-s lectu-m 'Lagerstatt3, lutu-s lutu-m, cubitu-s, palatu-s palatu-m. Lat. dictu-m, jussu-m, stratu-m, tectu-m, in-cestu-m, oletu-m. Lat. multa umbr. motar osk. moltam. s. o.
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -to,-.
219
S. 216; lat. Vesta, of-fensa, im-pensa, re-pulsa, sub-sessa, secta, fossa; umbr. totam ccivitatem3 osk. tovto TW/TO ccivitas3 urital. *touta- : air. taath f. cVolk3, got. piuda cVolk3, gGf. *teu-ta-, W. teii- 'tumere 3 . A l t i r i s c h . Das Participialsuffix -to- ist als lebendiges verbales Suffixelement noch vertreten durch das praet. pass., eine nur in der 3. sg. und 3. pi. vorkommende periphrastische Form, (mit weggelassenem verbum substantivum). ro «/
220
Nominalsuffix -to—ta-.
[§ 79.
men, um auch ausserlich eine Scheidung zu bewirken, und sehuf dann nach Belieben neue &'o-Formen als Participia hinzu. Ahnlich verfuhr das Cymrische, doch verwendete es als Participialsuffix nicht -t-io-, sondern -(e)tic aus -t-ico- (Zeuss-Ebel Gr. C. p. 532). Dagegen wieder das unerweiteite -to- -ta- bei substantivischem Gebrauch. gor-t m. c seges 3 : gr. j(op-To-e, s. o. S. 218. mlicht blichi m. (mir.) 'Milch 3 : lat. mulcto- etc., s. o. S. 209. der-met n. c das Vergessen 3 : ai. ma-td-m, s. o. S. 209. nemed (gall, nemeto-n) n. c Heiligtum 3 (cdas verehrte3), W. nem-. dliged n. cGesetz\ Mad n. c Lebensunterhalt 3 : gr. (BIO-TO-? ^IO-TT] c Leben, Lebensunterhalt 3 etc., s. o. S. 206. both f. 'Wohnort, Hiitte 3 ; vgl. oben ro both, loth £. 'Unflat3 : lat. lu-tu-s lu-tu-m. breth f. c Urteil\ im-thecht f. cdas Umhergehen, Wandel 3 . ed-bart ed^part f. 'oblatio1. Vgl. gall, amb-actu-s c H6iiger, Dienstmann 3 urspriingl. cder Herumgesandte, Bote J (s. S. 215), Celtu-s, Orestu-s, Ate-gnatu-s Ate-gnata, FatoaToi pi. fpilati"), Sematu-s, Cirata, u. dgl. m. G e r m a n i s e h . Lebendiges Participialsuffix war -to- bei den abgeleiteten Verba (Causativa und Denominativa), wie got. nasip-s ahd. gi-nerit 'gerettet 5 zu nasjan nerien 'retten 3 ; got. gatarhip-s tadelnswert, beriichtigt' zu ga-tarhjan c auszeichnen, tadeln' : ai. darsita- cgezeigtJ; pailrsip-s 'durstig' zu paurseip mik c es diirstet mich': ai. trsitd- 'durstig3; got. salbop-s ahd. gi-salbot c gesalbt3 zu salbon csalbenD; got. habdip-s ahd. gi-habet cgehabtJ zu haban haben chabenD. Ferner im Got. bei den praeteritopraesentia, wie mund-s cgemeint, gedacht 3 zu man cich meine 3 : ai. matd- etc., skuld-s cgesollt' zu skal cich soil3, maht-s 'gekonnt' zu mag cich kann 3 . Endlich bei einigen starken Verba, welche Praterita auf -ta hatten, wie got. vaurht-s ahd. gi-worht -woraht zu got. vaurkjan ahd. ivurchen Svirken3 : av. varsta- cgewirkt, gethan' gr. a-ppsxTo-? ^ngethan 3 W. uerg-, got. *puht-s ahd. giduht (urgerm. *putd%-ta-, I § 214 S. 182 f.) zu pugkjan dunken c dunken 3 , got. *brdht-s ahd. braht (urgerm. *bra7d%-ta-) zu briggan bringan 'bringen3 . Sonst war -eno—ono- das lebendige Participialsuffix (§ 67 S. 140 if.), das im Ahd. auch bei den praeteritopraesentia {gi-ivi^an zu wei% cich weiss3, gi-torran zu gi-tar
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
221
'ich wage5) und vereinzelt bei den starken Verba mit <-Pratelitum (brungan neben braht) erscheint. Auch Paiticipia direct von Nomina. Got. un-qenip-s unbeweibt3 zu qen-s cWeibJ. Ahd. gestirnot cgestirnt3 zu gistirni gestirne n. 'Gestirn3, mhd. ge-jdret cbejahrt\ Aisl. hwrd-r cbehaart3. In der ags. und ndrd; Sprachentwicklung erscheinen namentlich die adjectivischen Compp. so deriviert, z. B. engl. hare-hearted, hare-lipped, bare-footed, bare-headed, aisl. bjartlitad-r 'hellfarbig3, sex-hofdad-r 'sechshauptig3, gull-bitlad-r cmit goldnen Ziigeln3 : vgl. ai. dn-apta- cnicht wasserig3 lat. aurocldvatu-s S. 211. Idg. -e-to- wol in ahd. hulid n. Velamentum3, egida f. cEgge3 (: ncymr. oged acorn, ocet cEgge3) u. a. -o-to-: got. naqap-s neben aisl. nekkved-r nokkvid-r air. nocht cnackt3 (mit Participialsuffix -no- ai. nag-na-), got. liuhap n. neben ahd. lioht n. cLicht3. Adj. haufig. Weitere Beispiele: Got. vun-d-s ahd. wunt c vvund3: gr. /a-ro- in /aiaAat • ouXai (Hesych). Got. bi-uht-s cgewohnt3 : lit. J-unkta-s cgewohnt3 (vgl. Osthoff Paul-Br. Beitr. VIII 269). Ahd. zorah-t as. torht toroht chell, klar3: ai. drstd-s 'gesehen3, gGf. *dgk-to-. Got. faurh-t-s andd. forht 'furchtsam3. Ahd. zar-t clieb, fein, schon3: zu ai. a-drta-s "racksichtsvoll, mit Riicksicht behandelt, geehrt3? Got. kal-d-s ahd. kalt ckalt3: vgl. lat. gelu, aksl. gol-oti cEis3'). Got. raih-t-s ahd. reht crecht3: apers. rasta- cgerade, richtig3 (fiir *raka- durch Anlehnung an Formen mit raz-), gr. opsxtd-; cgereckt, ausgestreckt3, lat. rectu-s, Gf. *rek-to~, W. reg-. Got. bairh-t-s ahd. beraht chell3. Ahd. lioh-t "stralend3. Got. ddu-p-s ahd. to-t ctodt3, zu ahd. touwen 'sterben3. Got. haf-t-s ahd. haft cgefangen, gefesselt1: lat. cap-tu-s. Substantivisch. Got. mo-p-s (St. mo-da-) cZorn3 ahd. muot m. 'Geist, Gemiit, Mut', zu aksl. su-me-ti Vagen3. Ags. droh-t m. 'Arbeit3 aisl. prott-r 'Kraft3, vgl. ahd. drucchen cdriicken\ Ahd. haf-t m. n. ags. hceft m. aisl. hapt n. cBand, Fessel3, vgl. got. hafts c captus3. Ahd. as. fros-t ags. forst m. aisl. frost n. 'Frost3, zu 1) Die beiden letzten Worter, zart und halt, aus idg. *dr-to- *(y[-tooder *dor-to- *gol-to-!! Der gleiche Zweifel bei ahd. scar~t cverletzt, verstiimmelt'.
222
Nominalsuffix -to—ta-.
[§ 79.
ahd. friosan cfrieren\ Ahd. gi-walit m. cErwahnung, Ruhm3, zu gi-ivuog cer erwahnte3 : ai. uk-td- 'gesprochen5, W. ueq-. Ahd. mor-d n. aisl. morct n. cMord, Todtung3: ai. mr-td-m 'Tod3. Got. gul-p ahd. gold n. cGold3 : lett. feH-t-s aksl. zla-to 'Gold3, W. jhel- cgelblich glanzen3. Ahd. pro-d n. aisl. brod n. cBruhe3: lat. de-frutu-m -frutu-m. Got. piu-p aisl. pjodn. cGutes'. Got. hliu-p c Zuhb'ren, Schweigen3 aisl. hljod n. cHoren, Ton^: av. srao-te-m, s. o. S. 208. Ahd. feridn. 'navigium3, zimbridn. 'Bau\ Got. skanda ahd. scanta f. cSchande', zu adj. ahd. scan-t cbeschamt3 (zu ahd. scama 'Scham3). Ahd. wun-ta 'Wunde', zu wunt cwundJ, scar-ta cScharte, Wunde3, zu scart Verletzt, veistiimmelt3, forah-ta c FurchtJ, zu got. faurht-s cfuichtsam3. Got. ras-ta cWegstreckeJ ahd. rasta cRuhe, East, Wegstrecke'. Ahd. slah-ta 'Todtung, Schlachtung'. Ags. jud f. cKampf' urgerm. *jun-pd : ai. ha-tdc geschlagenJ. Got. us-farfo f. (w-Declin.) 'Ausfahrt5 (usfarpon gatduj'an us sMpa s. v. a. cSchiffbruch leiden'). Got. piu-da ahd. diota : osk. tovto etc., s. o. S. 219. Baltisch-Slavisch. Im Lit. ist das a!o-Paiticip in passivischer Function bei Verben jeder Bildungskategoiie voihanden und lebendig. girta-s 'geriihmt3: ai. gur-ta-s cgebilligt, willkommen, angenehm1, Gf. *gr-to- und *gf-to-. pll-ta-s cgegossen, geschiittet3: ai. purtd- 'gefiillt3, Gf. *pl-to- und *pl-to-. kirsta-s cgehauenJ (praes. kert-ii) : ai. krtta-s cabgeschnitten, zerspalten3, Gf. *qrts-t6-, W.qert-. suk-ta-s cgedreht' (praes. suk-it). at-sekta-s caufgespiirt, aufgefunden3 : lat. sec-ta sectari. de-ta-s cgelegt' (praes. dedu): ai. -dhi-ta- etc., s. o. S. 210. Jeszkd-ta-s 'gesucht5 (praes. jeszkau). pa-veizdeta-s 'nachgesehen, revidiert3 (praes. pa-veizdmi). tdikyfa-s czurechtgefiigt3 (praes. tdikau). duksin-ta-s Vergoldet' (praes. duksimi). balnu-ta-s cgesattelt3 (praes. batmlju). Nur selten auch act.-intrans., wie bu-ta neutr. cgewesen3, z. B. czion yrd buta c hier ist man gewesen3*) : ai. bhu-td- "geworden3; vaziu-ta-s c(zu Wagen) fahrend3 (praes. vaziuju cfahre3 intrans.). 1) Jts rado svetimo huta 'er fand, dase ein Fremder da gewesen' eigentl. 'das Dagewesensein eines Fremden' mit derselben nominalen Construction, •\velche die passivischen Participien haben.
§ 79.]
Nominalsuffix -to- -to.-.
223
Oft direct vom Nomen, auf -e-ta-s und -u-ta-s. didketa-s staubig von dulkes pi. 'Staub 3 . skyleta-s 'locherig 3 von skyle 'Loch 3 , kalnuta-s c bergig, vollei Berge 3 von kdlna-s 'Berg 3 , gauruta-s cfein behaart 3 von gaurai pi. cfeine Haare 3 . qsiita-s 'gehenkelt 3 von qsd c Henkel 3 , iuputa-s cgelippt3 von tupa c Lippe'. Im A k s l . war -to- als Participialsuffix nur wenig im Gebrauch. Regelmiissig stand es in Formen von nasal auslautenden Wurzeln, z. B. ze-tic 'gehauen, gemaht 3 : lit. gin-ta-s cgejagt, getrieben 3 (vom Vieh gebraucht), ai. ha-td-s etc., s. o. S. 212; pe-tu 'gespannt, gehangt 3 : lit. pin-ta-s cgeflochten3; j'e-tu 'genommen : lit. im-ta-s genommen . Ausserdem bei einigen Wurzeln mit ri, i, e vor dem Suffix, z. B. pro-stntu c ausgestreckt 3 : ai. str-td-s etc., s. o. S. 209; vi-tu c gewunden 3 : lit. v^-ta-s 'gedreht 3 (von Stricken); pe-tu c gesungen'. Sonst war -eno- (-no-) iiblich, s. § 67 S. 142 und S. 145. Oft direct vom Nomen, auf -a-tu. bradatu cbartig3 von hrada cBart3 : lat. barbatu-s, vgl. auch lit. barzduta-s. rogaiu c
gehornt3 von rogu cHorn3 : vgl. lit. raguta-s. zenatu cbeweibt3 von zena cWeib3. tnqzata cmaritata3 von mqzi cMann3. -e-to- -o-to- im Bait.-Slav. Jenes zuweilen im Slav., wie aksl. trep-etu cdas Zittern3 kleinruss. trep-eta cZitterpappel3, aksl. krec-etu 'Cicade3. -o-to-: lit. gyvatd 'Leben, Lebensunterhalt3 aksl. zivotu cLeben, Lebewesen3: gr. [3L'O-TO-; etc., s.o. S. 206; lett. luppata-s cFlick3 (lup-t lit. lup-ti cschalen, abhauten3); lit. sukata cDrehkrankheit3 (suk-ti cdrehen3), adatd lett. addata £Nadel3 (lit. ad-yti csticken, steppen3); aksl. klokotu 'das Sprudeln3, klopotu 'Larm3 poln. ktopot 'Unruhe3, cech. blekot 'Gebelfer3 (aksl. blekotati 'bloken3 russ. blekotat 'stammeln3], dusot 'Tosen3, sikot 'Gezisch3, lakota 'Gier3. Adject, haufig. Lit. spista-s 'gedrangt, dicht3 (zu spintu spisti c in Schwarmen ausbrechen3, von Bienen) : lat. spissu-s. Lit. skijs-ta-s 'diinnfliissig3, dialektisch auch 'rein, klarJ von Fliissigkeiten, skdis-ta-s 'hell, stralend3, aksl. cis-tu 'rein, heilig3, zu lit. skedziu 'trenne, scheide, verdiinne3. Lit. get-ta-s aksl. zlii-tii (urslav. *gil-tu) 'gelblich3. Lit. szdl-ta-s 'kalt3: av. sare-ta- 'kalt\ toir-ta-s 'fest3. driu-ta-s 'fest, dauerhaft3 : wol zu ahd. tru-t
224
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§ 79—80.
'traut, lieb 3 und truen Hrauen, glauben 3 . pik-ta-s c bose\ bdlta-s cweiss3. ruksz-ta-s 'sauer3. kdrsz-ta-s cheiss3. duksz-ta-s c hoch3. Aksl. tlus-tu c fett\ zestu zestoku 'hart3, wol urspriinglich 'gebrannt 3 , aus *gek-s-to- zu zegq 'brenne 3 (vgl. I § 545 S. 401). is-tu 'gewiss, wab.rh.aft1. Jj'u-tu c heftig, grimmig, grausam3. cqs-tii cdicht3 : lit. part, kimsz-ta-s cgestopft3 [kemszu cstopfe3). otu-vristu 'geoffnet, offen3 (otu-vrtzq 'binde los, offne3). u-vqs-tu 'bekranzt, gekront 3 {u-vqzq 'bekranze, krone3). Substantivisch. Lit. pifsz-ta-s aksl. pris-tu 'Finger 3 Gf. *prk-to-s : wol zu ai. sp^§-td-s 'beriihrt3 . Preuss. gei-t-s ace. gei-ta-n cBrot3 aksl. zi-to 'Frucht, Getreide 3 , gGf. *gei-to- : ags. cl-d m. as. ki-th m. oder n. mhd. kl-t n. 'Sprossling3 urgerm. *ki-pa-, W. get- cleben, aufleben 3 . Lit. se-ta-s aksl. si-to cSieb\ Lit. var-tai pi., aksl. vra-ta (ursl. *vor-ta) n. pi. 'Thor3, zu lit. ver-li aksl. vreti 'schliessen3. Lit. gusz-ta-s gusz-td cNest der Hiihner und Ganse 3 : ai. gudhd-s Verborgen3, gGf. *ghugh + tooder das ai. Wort aus *ghug7i + to-. til-ta-s cBriicke3. mil-tai pi. c Mehl\ tvdr-ta-s 'Einzaunung 3 . smars-ta-s 'Gestank 3 (smard-). spar-ta-s cBand3. zlauk-tai pi. cTraber3. lep-ta-s 'Steg 3 laip-ta-s 'Geriist, Steg3. maisz-ta-s maisz-ta cAufruhr3 : gr. jxtx-To-? cgemischt3. sosta-s cSitz3, zu sedmi. gel-td 'Gelbheit 3 , zu gei-ta-s c gelb3. lank-tos pi. fem. 'Ungestiim, Ungewitter3, zu bank-ta-s 'ungestnm 3 (bangd cWoge3). sru-td Mauche3 : ai. sru-td-s cfliessend3. nasz-td cLast3. vasz-td c Fuhre 3 . bras-td c Durchwatung, Furt (bredu). Aksl. podii-jqtu cAnfassung, TJnterstiitzung3 neben part. jetu. lis-tu cBlatt3. otu-vetu cAntwort3, vgl. preuss. way-te c Besprechung3. mos-tu 'Briicke3. mlatu 'Hammer 3 (ursl. *mol-tu). su-vito 'Leinwand 3 neben part, vi-tu. jas-to 'Speise 3 : lat. esu-s etc., s. o. S. 217. U-to 'Sommer, Jahr 3 urspr. 'Regenzeit3, vgl. lit. le-tu-s ly-tu-s cRegen3. pq-to 'Fessel3, zu part, pq-tu. vrista 'Lage, Stadium, Alter3 : ai. vrttd-m, s. o. S. 209. krasta (ursl. *kors-ta) 'Kratze3 : lit. karsz-ta-s 'gekammt, gestriegelt3. pq-ta 'Ferse3. 80. 2. -id- als S e c u n d a r s u f f i x , A b s t r a c t a bildend 1 ). Das zur Bildung von prim'aren Abstracta seit indogerm. Urzeit 1) G. Biihler Das griechische Secundarsuffix TT\%, Gottingen 1858. H. Ebel Die Maseulina auf -TTJ;, Kuhn's Ztschr. IV 155 if.
§ 80.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
225
dienende -ta-, wie in av. cis-ta- 'Weisheit 3 gi. aps-iYj 'Tiichtigkeit 3 lat. multa 'Strafe 3 air. ed-bart f. coblatio3 got. skan-da c Schande J lit. gel-td c Gelbheit 3 aksl. vris-ta c Lage, Stadium' (s. § 79), wax in deiselben Spiachperiode auch zu secundarer Verwendung gekommen und bildete Abstracta sowol von Substantiva als auch von Adjectiva. Es wurde damals bereits, wie es scheint, zu -tat—tati- erweitert (§ 102) und in einigen Spiachen durch diese Weiterbildung oder duich -tut[i)- (s. ebenda) zuriickgedrangt. Productiv war -ta- im Arischen, Griechischen, Germanischen und Slavischen. I d g. Lat. Juven-ta, got. j'unda c Jugend 3 urgerm. *iuuun-do, Gf. *iuuyi-ta, zu ai. ytivan- c jung, Jiingling 3 lat. juven-; vgl. *iuui}-ti-s § 101. Die o-Stamme hatten vor -ta- theils -o- theils -c-, was wol mit der verschiedenen Betonung (vgl. besonders germ, -e-po- und -e-do-) zusammenhing. Ai. purna-ta- c Vollsein, Fiille3, ahd.fulli-da z&.fuMi-tha aksl. pluno-ta 'Fiille3, zu ai. purnd-s got. fulls aksl. plunii Voll3; ai. ghora-ta- 'Grauenhaftigkeit3, got. gduri-pa 'Betriibniss3, zu ghord-s "grauenhaft3 gdur-s 'betriibt3; ai. krsna-ta- aksl. crino-ta Schwarze3, zu hrsnd-s crinu cschwarz3; ai. dirgha-ta- aksl. dlugo-ta 'Lange3, zu dirghd-s
dlugu lang3. Arisch. Ai. devd-ta- cGottlichkeit3 von devd-s cGott\ nagndc ta- Nacktheit3 von nagnd-s ^ackt3, vgl. aksl. nago-ta cNacktheit3. av%ra-ta- cMangel an Sohnen, Kindern3 von a-vira-s cohne Sohne, Kinder3. Av. yesnya-ta- "Veiehrungswiiidigkeit3 von yesnya- Verehrungswiirdig3. Ai. bandhu-ta- 'Verwandtschaft3 von bdndhu-s cVerwandter, Verwandtschaft3. agb-ta- 'Mangel an Kiihen3 von d-gb- cohne Kiihe3, vgl. gr. ^oAupouTrj-c cein Rinderreicher3. aprajds-ta- cMangel an Nachkommenschaft3 von d-prajas- cohne Nachkommenschaft3. Griechisch. Hier wurden unsere Abstracta von Personen gebraucht (vgl. ai. devd-ta- cGb'ttlichkeit3, dann auch cGottheit, Gott3, aks\. juno-ta cJiingling3, urspriinglich cJugend3) und auch ausserlich, durch formale Veranderung im nom. gen. sg., masculinisiert, in derselben Weise wie ysvexr,-? aus -(SVSTYJ entsprang, Brngmann, Grundriss. II.
15
226
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§ 80.
s. § 79 S. 216. Welches die altiiberkommenen Formen waien, an denen sich diese Verschiebung vollzogen hatte und denen die iibrigen nachgebildet wurden, ist nicht mehr zu ersehen. Die Feminina auf -ta in ihrer alten abstracten Bedeutung kamen schon in vorhistorischer Zeit aus dem Gebrauch, wol so, dass FoTmen mit -TOT- an ihre Stelle traten : vgl. z. B. papu-TYj? -TYJTO; c Schwere 3 mit ai. guru-ta- 'Schweie' got. kauripa cLast3, j3p<x8uc 3 TYJ? -TTJTO; (Ppa8u-TYj; -TTJTO?) Langsamkeit mit ai. mrdu-tdc 3 Weichheit . Beispiele fiii die Masculinisierung sind: dypo-nj-? c Landbewohner 3 von aypo-?, OTJ^O-TYJ-; c Volksgenosse3 von §9J|AO-;, iirra$-Ta c Wagenlenker 3 (-Ta Vocativform, die auch nominativisch verwendet wurde, s. Verf. Morph. Unt. II 199 f. Fleckeisen's Jahrbb. 1880 S. 660, G. Meyer Gr. Gr. 2 318) von iTiizo-i. oize-Tir)-? c Hausgenosse 3 von or/o-? ; wonach auch Euvs-nrj-? c Lagergenosse, Gemal 3 zu EUV^ U. dgl. iroAu[3ouT7j-c cein Rinderreicher 3 von j3ou-;. vau-xyj-? "^SchirTer3 von vau-?. Die primaren und die secundaren Bildungen beriihrten sich einerseits infolge davon, dass z. B. or/s-tyj-; und YSVS-TYJ-C den gleichen Ausgang -STTJ-S hatten, anderseits infolge davon, dass z. B. xopoa-TTr? c Gehelmter, Geriisteter, Streite/ zepaa-tYj-? c Gehornter, Widder' aij([j.7]-TYj-i; 'Lanzenschwinger 3 ebenso wol als denominative wie als participiaie Bildungen erscheinen konnten. I t a l i s c h . Selten: juven-ta (s. o. S. 225) und sein Gegenstiick senec-ta; Majes-ta Gattin Vulcan's. Ohne Zweifel hatten sich -tatii]- und -tut(i)- auf Kosten von -ta- ausgebreitet. Vielleicht hatte das Lateinische dereinst auch Masculina auf -ta-, wie das Griechische: eques equitis wie imro-ra u. dgl. S. hieriiber § 123 Anm. 1. G e r m a n i s e h . Alle Formen mit Ausnahme von got. jun-da (s. o. S. 225) hatten -ipo- oder -ido- (letzteres selten, z. B. got. dupida 'Wiiste 5 von dup-s 'wiist, ode3), -i- beruhte auf dem idg. -e- der o-Stamme; hie und da mag aber auch idg. -izu Grunde gelegen haben, wie in ahd. gi-meini-da 'Gemeinde' zu got. ga-mdini- cgemein, communis3. -ipo- (-ido-) wurde bereits in uigerm. Zeit auch auf andere Stammclassen, z. B. auf w-Stamme, iibertragen, eine NeueTung, der das Wort jun-da
§ 80.]
Nominalsuffix -to- -la-.
227
darum entging, weil der zu Grunde liegende Stamm ( = ai. yiivan-) damals nicht mehr lebendig war. Unsere Abstracta erscheinen weit haufiger von Adj. als von Subst. abgeleitet. Got. vargipa cVerdammniss3 von *varga- m. ahd. warg m. c geachteter Verbrecher, ausgestossener Missethater3. Got. veitvodipa cZeugniss3 von veitvop-s c Zeuge\ Ags. dyfd aisl. pyfd c Diebstahl 3 von deof pj'of-r cDieb3. Got. hduhipa ahd. hohida c Hohe 3 von hauh-s hoh choch3. Ahd. heilida aisl. heild c Gesundheit 3 von ahd. heil aisl. heill cgesund3. Got. niujipa c Neuheit 3 von niuji-s c neu3. faimipa 'Alter5 von fairnei-s c alt\ tulgipa 'Befestigung, Sicherheit 3 von tulgu-s cfest'. Im Westgerm. und Nord. wurde -ipo- mit den Verba auf -jan associiert, indem neben den primitiven Nomina haufig solche Verba stand en und -i- ein Hauptcharacteristicum der letzteren war, vgl. z. B. ahd. hohida neben hohen (got. hduhjan) c erhohen3. Infolge davon entstanden Neubildungen primaren Charakters, besonders viele im Hd., wie ahd. gi-horida c Horen, Gehor 3 zu gi-horen (got. ga-hdusjan) 'horen3, ir-losida c Erlosung 3 zu ir-losen (got. us-ldusjan) cerl6sen3. In weiterer Folge solche Neubildungen dann auch zu andern Verben als solchen auf -jan, wie ahd. far-manida c Verachtung 3 zu far-manon, gi-habida c Gebahren, Verhalten 3 zu gi-haben, ant-Jindida cEmpfindung3 zu ant-Jindan. Baltisch-Slavisch. Im Lit. unser -ta- nur selten, z. B. sveika-td cGesundheitJ von sveika-s cgesund\ Vielleicht war -ta nicht echt litauisch, sondern aus dem Slav, entlehnt, vgl. nogatd (nugata) 'Nacktheit3 von poln. nagota, klapatd 'Beschwerlichkeit' von poln. klopot, strata 'Waise3 von poln. sierota kleinruss. syrota. Aksl. rabota cKnechtschaft3 von rabu 'Kneeht3, gnusota 'Schmutzigkeit3 von gnusu 'Schmutz3, sramota cScham3 von sramu c Scham3. dobrota 'Giite3 von dobru cgut3, pistrota 'Buntheit3 von pistru cbunt3, lelota cWeisse3 von belu 'weiss3, zestota cHarte3 von zestu chart3. Zu Concreta geworden sirota f. cWaise3, urspr. 'Verwaisung3, von siru 'verwaist, orbus3 und junota m. cJiingling3, 15*
228
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§80-81.
urspr. cJugend3, von junu cjungJ. Vgl. oben S. 225 f. gr. dypo'-TTj-; u. s. w. und § 157. 81. 3. -to- als Comparationssuffix. Es kommen hier das -to- der Ordinalzahlworter und das durch Weiterbildung des primaren Comparativsuffixes -ies- (§ 135) enstandene Superlativsuffix -is-to- in Betracht. Durch Erweiterung unseres -to- mittels -mo- entstand das Superlativsuffix -tmmo-, das § 73 S. 166 ff. behandelt ist. Idg. Die Zahlworter hatten damals theils -mo- (§ 72, 2 S. 156 ff.), theils -to-, einige vielleicht beide Formationen, z. B. *dekmmo- und *dekmto- '10te'. Auf der letzteren Form beruhten gr. osxa-To-?, got. taihun-da, lit. deszim-tars aksl. desq-tu. Ai. catur-thd-s, gr. xsxap-To-? xsTpa-TO-;, lat. quar-tu-s aus *ctvarto-s, ahd. fior-do (w-Stamm), lit. ketvif-ta-s aksl. cetvn-tu C4te\ Ai. sas-thd-s, gr. EX-TO-S, lat. sez-tu-s, got. saihs-ta (ra-Stamm), lit. szesz-ta-s aksl. ses-tii c 6 teJ , vgl. I § 589 Anm. 2 S. 448. Gr. £ixoa-To-; boot, /ixaa-To-s c20le:> gegeniiber av. visqs-tema- lat. vicensimu-s, s. o. S. 167. Anm. 1. Da neben *dekm 'zehn' auch die Form *dekmt erscheint (ai. dasdt- i. 'Decade', got. taihun, lit. deszimt, pi. deszimt-s, aksl. pi. deset-e, s. I § 244 S. 204, § 664, 2 S. 525, II § 123), so liegt es nahe, die Proportion aufzustellen *de%mto-s : *dehnt = *dekmm-o-s : *dehn. Vgl. S. 157 Anm. Ferner ist auch kaum von der Hand zu weisen, dass mit unserm -to- das -to- des Cardinale *hnt6-m 'hundert' (ai. satd-m etc.) identisch sei. Ich wiirde jene Auffassung von *dekmto- zuversichtlicher vortragen, wenn man nicht in dem -to- der Ordinalzahlworter auch das Participialsuffix -to- sehen konnte r der zehnte konnte gleichsam der bezehnte (vgl. ai. dn-ap-ta- etc. S. 211 f.) d. h. 'der, dem man beim Zahlen die Zahl (Nummer) 10 gegeben hat' sein.
An die eigentlichen Zahlworter schliesst sich an ai. hatitha-s 'der wievielte?' zu Jcdti ai. caiti cwie viele?', lat. cotti-die aus *cuet[i)-tei- (loc.) am wievielten Tag auch immer, an jedem Tage' zu quo-t aus *quo-ti (I § 655, 1 S. 503). "Vgl. I § 501 Anm. 2 S. 370, § 633 S. 475. Die Bildung ist ahnlich der von ai. m}atitamd-s '20te'. -is-to- war in idg. Urzeit die gewohnliche Superlativendung, wo der Comparativ mit -ies- gebildet war. *lngh-isto-s : ai. Idghistha-s cder flinkste, kleinste', gr. sAa^-taxo-s *der kleinste3.
§81.]
Nominalsuffix -to- -ta-.
229
Ai. svdd-isfha-s gr. YJS-IOTO-? got. sut-ist-s csuavissimus3. *pleisto-s 'plurimus1 d. i. *ple + isto- : gr. itXeioro-s; iiber av. frae'sta- aisl. ^esfr- s. S. 230. 233. Tiefstufenibim der Wurzelsilbe und Wortton auf -to- wird als urspriingliche Regel erwiesen einerseits durch gr. xpai-ioTo-? neben -xpsaacuv xpst'aaaw, 6Xfy-ioxo-j neben dXei'Cw u. dgl., anderseits durch ai. jye§thd-s kanisthd-s und afries. lerest mit r aus urgerm. z neben lessa u. dgl., s. Kluge Paul-Braune's Beitr. VIII 519 ff., Wheeler Der griech. Nominalacc. 40 f.; vgl. auch die Betonung des -to- in Zahlwortern wie ai. catur-thd-s gr. e?xoo-To-; ahd. sibun-to (urgerm. *-do). Durch die Comparativformen wurden der Vocalismus und die Betonung unserer Superlative in den einzelnen Sprachentwicklungen mehr oder minder stark beeinflusst, wie umgekehrt auch diese Formen auf jene einwirkten. -isto- als einheitliches Suffix war, gleichwie das -ies- des Comparativs, von Haus aus prim'ar. In alien Sprachzweigen, in denen es lebendig und productiv war, d. h. im Arischen, Griechischen und Germanischen, wurde es aber friihe und zwar gleichzeitig mit -ies- auch denominativ verwandt (vgl. § 58 S. 102). Arisch. Im Ind. -tha- und -ta-, stets mit Aspiration -istha-. Im Av. ist -tha- durch pux-da- ' ^ (vgl. ai. panca-thd-) und hapta-pa- C7te' (ai. saptd-tha-) vertreten. -tha- also sicher urarisen. Vgl. I § 475 S. 325 f. Anm. 2. Dazu, -tho- als uridg. Suffixform zu betrachten, wie jetzt manche thun, konnte ich mioh nur entschliessen, weim die Aspirata aueh im Europ. sicher erwiesen wurde. Woher gr. XoiuSo-; cder letzte'? — Die Frage der idg. Tenues aspiratae wird auch durch Moulton's immerhin scharfsinnige Abhandlung Amer. Journ. of Philol. VIII 207 sqq. nicht entschieden, da er nur das Griech. ins Auge fasst. Was bedeutet ea z. B., dass man das gr. -jTapto-i als alteres *T£T«p-8d-c mit ai. catur-thd-s vermittelt, wenn dabei lat. quar-tu-s ganz ausser Betracht bleibt? (Moulton p. 208.) Warum nicht lat. *quarbus mit b aus urital. p ?
-ta- z. B. in ai. tr-t-'iya- av. pri-t-ya- apers. si-t-iya- C3tei, woneben noch das dieser Formation zu Grunde liegende tri-td-s im Ai. als Benennung einer Gottheit, der man einen dvi-td-s gegeniiberstellte (vgl. das Ital.), ai. sas-td- c60tel, sapta-td- c70te> u. a.; vgl. auch ai. pancdt- f. cFiinfzahr dasdt- f. 'Zehnzahl3.
230
Nominalsuffix -to- -ta-.
[§81.
An ai. kati-thd- (s. o. S. 228) schliessen sich an tdvatithader sovielte', bahutithd- 'vielfach5. -isto-. Ai. mdh-utha- av. maz-ista- cder grosste3 : gr. [xsyc J IOTO-S. Ai. as-istha- av. as-ista- der schnellste : gr. IUX-IOTO-;. Apers. map-ista- cder grosste', zu av. mas-yah- grosser3: gr. pjxlaro-? cder langste, grosste'. Ai. vds-istha- av. vah-ista- 'der beste5. Ai. yav-istha- 'der jiingste3, Compar. ydv-iyas-, Posit. yiivan-. gar-istha- 'der schwerste1, Compar. gdr-lyas-, Posit. guru-, sthestha- cder bestandigste5, zu sthi-rd- (ahd. stara-blint "starblind'), aus urar. *sthaistha- idg. *std-is-to- (gleichwie der Optativstamm ai. s^e- aus *sta-i-, s. I § 116 S. 109); in derselben Weise sphestha- cder reichlichste, feisteste3, zu sphi-rd(aksl. sjjon* freichlich5), aus *sp9-isto-; durch Ubertragung des e auf den Comparativ entstanden stheyas- und spheyas- fur *stha-yas- *spha-yas- (ein *stha-lyas- oder *stha-iyas- darf schwerlich vorausgesetzt werden). Umgekehrt traten neben ved. sray-istha- oder sriy-istha- cder schonste3 (Posit. l?i-ra- av. sri-ra-) und pray-istha- oder priy-istha- cder liebste' (Posit, priy-d-)') die Formen srestha- und prestha- im Anschluss an sre-yaspre-yas-, eine, wie av. srae'sta- cder schonste' zeigt, bereits urar. Neubildung. Auch ai.jyistha- cder machtigste' (Comp. Jya-yas-) und av. fraeita- 'plurimus3 (Comp. fra-yah- ai. pra-yas) diirften Neubildungen nach dem Typus sthestha- sein, da gr. TTXSICJTO-; auf idg. *ple-isto- weist und diese Form auch durch den sich sonst bekundenden Charakter solcher Stamme vorausgesetzt wird2); dass urar. ai {*jiaijitha- *praistha-) lautgesetzlich zu ai geworden sei, ist nicht zu erweisen. Die im Veda dreisilbig zu lesenden dhestha- 'der freigebigste* und yestha- 'der schnellstgehende' mochte ich als dhayistha- yayistha- (oder vielleicht mit Ersatz von urspriinglichem a durch e dhSijistha- yeyistha-) auffassen, vgl. bhuyistha-. c
1) Eine von beiden Formationen muss aus metrischen Griinden gefolgert werden. Uberliefert sind an den betreffenden Stellen des Rigveda die Formen der spateren Sprache, sres/ha- und prestha-. 2) Anders jetzt Osthoff Paul-Braune's Beitr. X I I I 443, der dennoch idg. +ph-isto-s eonstruiert. Liber aisl. fiestr s. unten S. 233.
§ 81.]
Nominalsuffix -to- -U-.
231
Zuweilen Neubildung von nominalen Stammen aus, wobei -istha- die Stelle von -tama- einnahm. Ai. brahm-istha- c ein Brahman in hochster Potenz 3 von brdh-man- (ebenso Compar. brdhm-tyas-). drddh-istha- cder festeste3 (fur ddrhistha-} von drdhd- Gf. *dh%§h+to- (ebenso Compai. drddh-iyas-); diese Bildung geschah nach dem Muster von solchen wie JcraUstha- : krsd- chager3, bhrasistha- : bhrsa- cstark, heftig3. G r i e c h i s c h . Iva-xo-c c9teD aus *£v/<x-xo-<; : got. micn-da, lit. devin-ta-s aksl. dev^-tu (vgl. I § 152 S. 139). An EIXOO-TO-? l 20 te> , tpiaxoo-To-; c30te:> schlossen sich als Neubildungen e/.aTOaTo-? c 100 te ', oiaxooioo-o-? '200te:>, yjkv>aio-c, c 1000 t e 'an, ferner aueh TOOTO-S cder wievielte?5, iroXXooxo-? ceiner von vielen, multesimus3, oAiyooTd-? 'einer von wenigen3. -<XTO-; in 4'vato-? osxaio-s wurde durch Neubildung fortgepflanzt: *7rpu)j:-aTo-? (att. etc. Tipuixo-; dor. upaxo-;) c l t e J fiir *7tpa>fo-z (I § 306 S. 244, II § 64 S. 127), TpiT-aro-? '3te:>, spSdjxaxo-c, C7te\ 6-j-oo-aTO-i; C8te3; uTr-axo-? cder oberste', sa^-aTO-? cder ausserste3, [xsoa-a-ro-? cder mittelste3, vs-ato-? 'novissimus3; PsAxiaxo-? cder beste3 (zur Etymologie Wackernagel Kuhn 3 s Ztschr. X X X 301 f.), cplpx-a-o-s cder hervorragendste 3 . Das aus xpixaxo-i; piAtaxo-? u. dgl. abstrahierte einheitliche -xaxo- wurde das gelaufige Superlativsuffix in den Fallen, wo der Comparativ mittels -xspo- gebildet war (vgl. § 75 S. 181 £), z. B. (Ju[Ao'--axo-c, aocptoxaxo-?, TtaXai'-xaxo-;, suoatfj-ov-saxaxo-?, xuv-xaxo-;. Weitere Haufung von superlativischen Elementen, z. B. Eo^-aTco-Taxo-c, xuvxoxaxo-?, das wie ein gewolltes *xuv-xaxa)-xaxo-? (vgl. xuv-xsptoxspo-;) aussieht, xaAA-taxd-xaxo-?, syy-taxd-xaxa, umgekehrt TipcuxL3To-s. Vgl. Ascoli Curtius' Stud. I X 339 ff. Anm. 3. Eine abweichende, aber nach meiner Uberzeugung (s. Morph. Unt. Ill 68 f.) unhaltbare ErMarung von -taxo- versuoht Bezzenberger in seinen Beitr. V 94 ff. -isto-. wx-iaxo-? cder schnellste 3 : ai. as-istha-s. j3 pa 8-taxo-? cder langsamste 3 : ai. mrad-istha-s (Neubildung fiir *mrd-istha-s). xa/-ioxo-? cder schnellste3. [xdiX-iaxa 'am meisten3. TTAETOXO-? Gf. *ple-isto-s, s. o. S. 229. 230. Durch jiingere Neuschopfung von nominalen Stammen aus: xaAA-ioxo-; cder schonste3
232
Nominalsuffix -to- -to.-.
[§ 81.
zu TO y.ak\oi, a'XTtv-iaxo-? cder lieblichste, angenehmste' zu KTZ<xAirvo-c, xspTrv-iaxo-; cder vergniiglichste 1 zu xspir-vo-?, Trpea(3taio-c cder alteste, ehrwiirdigste 3 zu Trpe'a(3o-?. Hier war -usxoan die Stelle von -TOCTO- gekommen, wie auch in IfY-iota neben SYYU-Taxa W nachsten3, Ttdpo-ioTa neben itoppw-tdcTw Tropoto-Tara c am weitesten vorwarts3. I t a l i s c h . Lat. sez-tu-s, umbr. s e s t e n t a s i a r u c sextantariarum 3 osk. SSOTE? 'Sextius 3 : ai. saij-thd-s etc., s. o. S. 228. Lat. quintu-s Qulnctiu-s, osk. ITojATmsc c Quinctius 3 : av. pux-da- [u auffallend), gr. TcejxTt-to-?, got. Jimfta- (nur in Composition iiberliefeTt), lit. penk-ta-s aksl. pq-tic. Lat. ter-t-iu-s, umbr. t e r t i a m - a cad tertiam3, daneben lat. trit-avo-s (falls dieses und nicht strit-avo-s die wahre Form des Wortes war), fur das man so gut *trito-s als *tritio-s voraussetzen kann (s. § 34 S. 56) : ai. tri-td-s trt-iya-s (S. 229), gr. rpi'-to-? lesb. Tsp-To-;, got. pri-dja lit. treczia-s aksl. tretiji; die im Ablaut zu einander stehenden *ter-to- *tr-to- waren jedenfalls urspriinglicher als *tr-i-to-, das vom Grundzahlwort aus (tr-i- tr-ei-) entstand, iibrigens in seiner Bildung gar nichts Unregelmassiges hatte, wenn die zu Ende von Anm. 1 (S. 228) bezeichnete Auffassung des -to- der Ordinalzahlen als Participialsufffx das Richtige trifft; die Erweiterung durch -io- in ter-t-iu-s etc. wie in ai. dvi-t-iya- C2te:i und tur-ya- tur-iya- C4te:> (§ 63 S. 125). Neben cotti-die (s. o. S. 228) standen quo-tu-s
to-tu-s
quo-tumu-s
( § 7 3 S. 167).
-isto- als Superlativsuffix war im Lateinischen verdrangt durch die Neubildung -issimo-, vgl. z. B. oc-issimu-s (Compar. oc-ior) gegeniiber ai. as-istha- (as-iyas-) gr. ujx-iato-? (eux-uov). Auf welchem Wege dieser Ersatz vor sich ging, ist unklar, s. § 73 Anm. S. 168 f. Anm. 4. Ob -isto- noch in Eigennamen erhalten sei, ob z. B. Nostiu-s als *Novist-iu-s zu ai. n&v-istha-s gehore, wie Pauli Altital. Stud. II 140 f. annimmt, muas dahingestellt bleiben.
Altirisch. coiced acymr. pimphet 'S^l': vgl. ai. panca-thd-s. Entsprechend sessed ncymr. chweched C6^3; iiber den Anlass zu dieser Neubildung s. Zimmer Kuhn's Ztschr. XXX 214. Ofter der Ausgang -mad, durch Erweiterung alterer Formen auf
§ 81.]
Nominalauffix -to- -ta-.
233
-mmo- entsprungen, wie sechtmad mcymr. seithuet cl^ (vgl. lat. septimu-s), dechmad mcymr. decuet 'lO^ 3 (vgl. lat. decimu-s), cet-
mad bret. kandved c100!?3, s. § 72,2 S. 158. Der Ausgang war im Urkeltischen in alien diesen Fallen -eto-s, und der Vocalunterschied zwischen air. coiced (mit e) und sechtmad (mit a) war durch die Klangfarbe der vorausgehenden Silbe bedingt: sechtmad wegen der alteren Form *sechtamet(os). tress- C3!?3 in Compp. war wol aus *tris-to-, d. i. *tris = ai. trl-s gr. Tpt'-c + -to-, entstanden (daneben ncymr. trydydd aus *tri-tiio-s), vgl. lat. trim aus *tris-no- § 66 S. 137 und ahd. dris-M cternus3 zwis-ki czweifach\ -isto- war im Kelt, verdrangt durch -mo- (-is-mmo-), s. § 72, 2 S. 158 f., vgl. z. B. air. lugem 'kleinst3 (Compar. laigiu) gegeniiber ai. Idgh-istha-s gr. eXa^-ia-o-c. Germanisch. Die Zahlworter erhielten w-Flexion. Got. saihsta ahd. sehsto aisl. sette setti C6i£5 : ai. sas-thd- etc., s. o. S. 228. Got. niunda ahd. niunto aisl. riiunde -i C9±53 urgerm. *niuun-dd-n- (I § 179 S. 157) : vgl. gr. svaro-?. Dem German, eigentiimlich ist die Bildung got. ahtu-da ahd. ahtodo C8^f, vgl. gr. oY8o(/)rj-y.ovTa vulgarlat. octua-ginta. -isto-. Im altesten Westgerm. flectierten die Superlative fast nur schwach (w-Flexion), im Got. und Nord. stark und schwach. Got. sut-ist-s ahd. sua^-isto cder siisseste': ai. svadistha-- Got. hduh-ist-s ahd. hoh-isto cder hochste3. Got. mdist-s ahd. meisto cder meiste' (Compar. mdiza mero), vgl. umbr. mestru fern. cmaior3, gGf. *md-isto- zum Positiv air. ma-r got. -mer-s 'gross3. Aisl. Jlest-r cplurimus3 sowie den Comp. Jleire, die nicht auf *pleis- zuriickgefiihrt werden konnen (OsthofF Paul-Braune's Beitr. XIII 444), betrachte ich als Umbildungen nach mest-r metre; vgl. S. 229. 230 und § 135. Oft Neubildung von nominalen Stammformen aus. Z. B. got. *juh-ist-s (aus juhiza erschlossen) ahd. jung-isto aisl. erst-r (fiir *est-r, indem r vom Compar. ere eindrang) und yngst-r cder jiingste3, zu got. jugg-s etc. = urgerm. *iuuuid-gd-s ai. yuva-sd-s; durch diese Neubildung Avurde eine dem ai. yav-istha-s entsprechende Form verdrangt und zwar, wie -h- statt -g- zeigt, bereits vor der Wirk-
234
Die Nominalsuffixe -to- -ta- und -mn-to-, -un-to-.
[§ 81—82.
samkeit des Verner'schen Gesetzes (I § 530 S. 388 f.). Got. *alp-ist-s (aus alpiza erschlossen) ahd. altisto 'der alteste3 zu got. al-p-ei-s ahd. al-t calt5. H'aufung von Comparationselementen, z. B. got. af-tum-ist-s ags. cef-tem-est cder hinterste, letzte3 zu got. af-tuma, ahd. af-tr-isto cder letzte3 zu af-tro af-tero. Da urgerm. -ista- und -iz-en- so friihe denominativ wurden, so ist nicht auffallend, dass sie bereits im Urgerm. an den Adverbialausgang -o der o-Stamme in derselben Weise angefiigt wurden, wie gr. -TOITO- -ispo- in aofpio-Taro-? ava>-Tepu> u. dgl. (s. § 75). So entsprangen die Formen wie got. sniumundos adv. c eiligerJ, zu sniumundo adv. 'eilig', frodoza cder kliigere5 frodost-s cder kliigste', zufrop-s Tslug3, ahd. blintoro blintost zu blint 'blind3 (qftr-osto neben aftr-isto, s. o., u. dgl.), aisl. spahare spahast-r zu spak-r Verstandig'. Im Got. war diese Bildung noch ganz auf die o-Stamme beschrankt, im Ahd. ging sie hier und da auf andere Adjectivstamme iiber. Urgerm. -o-izo -o-ista-z wurden zu -ozb -osta-z, vgl. I § 142 S. 128. Eine gleichartige Comparativformation hat das Slavische in den Bildungen auf -e-jt, s. § 135. Anm. 5. Diese Erklarung des german. Comparativsuffixes -dz- findet Gegner {Johansson De derivatis verbis contraotis p. 182). Jedenfalls wird sie aber durch. den Hinweis auf m&iza div-s aus *maf/s- *aiuo- nicht gestiirst. Man darf glauben, dass in diesen letzteren der Ubergang zu a{ sich bereits vollzogen hatte (1 § 614 S. 465 f.), als im Urgerman. jene Neubildung des Comparativs auftrat. Andre Zeiten, andre Lautgesetze.
Baltisch-Slavisch. Lit. deszim-ta-s aksl. dese-tli l10ie': gr. osza-To-c etc., s. o. S. 228. -isto- war im Lit. durch -idus-ia- verdrangt, das wol trotz J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXVI 378 mit slav. -uchu -iuchu (Miklosich Vergl. Gramm. II 289 ff.) zusammenhangt, wahrend im Slav, der Comparativ die Superlativbildung ersetzte. 82. 4. Die Suffixe -mn-to-, -un-to-1). Im Uridg. gab es einige Bildungen auf -to- als Erweiterung von Stammen auf -men- und -uen-. *Meu-mn-to- : ai. 1) Verfasser Morph. Unterg. II 220 ff.
§ 82.]
Die Nominalsuffixe -mn-to-, -un-to-.
235
sr6-mata-m ''Beruhmtheit' ahd. hliu-munt m. cRuf, Leumund 3 , zu av. srao-man- n. got. hliu-ma m. cGehor3, W. kleu- c horen\ Gr. 6vo-|i<xTa pi. c Namen J lat. cogrid-rnentu-m, zu ai. na-man- n. 'Name 3 \zX.no-men n.etc. Gr.xaa-au-(i.axa pi. 'Zusammengeflicktes, Sohlen; Anzettelungen 3 (Prapos. xar), lat. as-su-mentu-m 'aufgesetzter Flicken 3 , zu ai. syii-man- n. cBand, Streifen, Reihe 3 gr. U-|XYJV -SV-O; c Haut, Sehne3. *per-ivn-to- : ai. pdr-vata-s c Gebirge, Fels3, gr. rai'pctToi lesb. Tieppa-a pi. °das Ausserste, Grenzen 3 aus *Kzp-faia (I § 166 S. 148), zu ai. par-van- n. c Knoten, Knotenpunkt, Absatz, Abschnitt' gr. a-ust'ptov 'unbegrenzt 3 aus *a-7tsp-/wv. Wahrscheinlich ist diese Verwendung von -to- an die S. 211 f. erorterte Gebrauchsweise anzukniipfen, der zufolge -to- als Participialsuffix auch unmittelbar an Nominalstamme angefiigt wurde. Von *kleu-me?i- war zunachst *Meu-mit-td- (auf diesen Tonsitz weist hliumunt) c berufen, beriihmt3 gebildet (vgl. gr. Oau[xa--o'-? zu 9aujj.a, Stamm urspriingl. *9au-[i£v-), das Neutrum substantiviert bedeutete cdas Berufensein, die Beriihmtheit 3 ; im Hd. fand dann Genuswechsel statt (im Anschluss an das genus von rttof, ruom). Gr. *6vo-fj.a-o-v urspr. cdas Benamtsein, Benamtheit 3 ; lat. cognomentu-m cdie Beibenamtheit 3 ; zu cogriominatu-s wie sceles-tu-s zu sceleratu-s, llber-tu-s zu liberatu-s. Ai. pdrvata-s erklart sich leicht als Beiwort von giri-s 'Berg3. Anm. Verwandt mit diesen Bildungen sind: ai. sl-tndn-ta-s 'Scheitel, Grenze1 neben si-man- m. 'Haarscheide, Scheitel' f. 'Grenze', gr. i-jxavt- (i) 'Riemen' neben \-p.m-ia. 'Brunnenseil' as. si-mo 'Band, Seil' (iiber i-jjiavt- fur *i-jj.avTo- s. S. 236); ai. he-man-td-s 'Winter' neben he-man loc. 'im Winter'; as-man-ta-m 'Ofen' neben ds-man- m. 'Stein'. Beim ersten Wort mag auf idg. -mn-to- zuruckzugehen sein nach I § 230 S. 198; die Verschiebung des Accentes von -to- auf -mn- wol im Anschluss an das zu Grunde liegende *si-me'n-, wie ai. srmnata-m statt *srbmatd-m im Anschluss an *sro-man- n. Dagegen mogen hemanta-s und asmanta-m jungere, einzelsprachliche Neuschopfungen sein, bei denen man, gleichwie bei vrsan-tama- u. dgl., eine starke Stammform zu Grunde legte. Oder hatte hemantd-s u n m i t t e l b a r en Zusammenhang mit dem S. 212 erwahnten d-yeff
Wahrend nun diese Suffixcombinationen in den meisten Sprachen als unproductives Erbgut erhalten blieben (im German, neben hliu-munt nur noch got. sniu-mundo adv. ceilig3 von *sneumen- cEile3; das Wort setzt ein Adj. *sniu-munda- voraus, vgl.
236
Die Nominalsuffixe -mn-to-, -un-to- und -ko—Im-. [§ 82—S3.
gr. &ao[i«-To'-c) oder ausstarben, wurden im Griech. -mn-to- und und -un-to-, im Ital. ersteres in weiterem Umfang productiv. G r i e c h i s c h . Wie dvo'-jiara auch z. B. si-fxara 'Kleider 5 (vgl. eo-sifuov cschon gekleidet0, ai. vds-man- n. 'Decke3), Ssp-jiata c Haute, Felle', 6Tro-87j[i.axa 'Sohlen", (ivYj-jxaia 'Andenken', xaXuji[j.ciTa 'Schleier3, vori-fAaTO c Gedanken J , 6pfi.7}-[AaTa cSorgen3. Wie *TT£p-J:aTa auch stSaxa 'Speisen 3 bei Horn., d. i. ib-fata. oder mit Assimilation eooa-a (vgl. I § 166 S. 148), cppr^aTa tppsaxa'Brunnen' (aus *cpp7j-J:aTa), oTsara 'Fettmassen 3 (aus *OTa-/ara, W. *
83. Suffix -ko- -ka-. Als uridg. erweislich durch 'iuun-ko-s oder 'juun-7c6-s 'jugendlich, jung5, zu ai. yuv-an- lat.
#„•,
§ 83.] juv-en-
Nominalsuffix -ko- -fed-. (zum A n l a u t I § 117 S. 110, § 598 S. 453 f.): ai.
237 yuva-sd-s,
lat. juven-cu-s, air. dac oc, got. jugg-si). Vgl. auch lopa-fsd-s 'Fuchs, Schakal', armen. alues cFuchs', gr. akwTrt\-\ -sx-o? und (bei dem IambogTaphen Ananios) -TJX-O? cFuchs' mit -x- fiir -xodurch denselben Flexionswechsel, den [istpa-E : ai. marya-kd-s u. a. zeigen (§ 84. 129), zu ai. lopa-ka-s Tuchs 3 {-ka- urspriinglich deminuierend), gr. dXu)7t(>-)(poui; 'fuchsfarbig' dXaiTtd-? 'schlau3, lit. tape cFuchs'; das Wort mag sich allerdings hie und da nur als Lehnwort eingebiirgert haben, und von gT. akti>i:rfc ist nicht sicher zu wissen, ob es, dem Suffix nach, nicht zu ai. lopa-kagehorte, also -qo- enthielt. Im Ubrigen bietet nur noch das Arische einiges, was sich mit Sicherheit auf -ko- beziehen lasst. Arisch. Im Ai. arva-sd-s drva-sa-s ceilig, schnell fahrend1, zu drvan- dasselbe; eta-sa-s 'eilig3, zu etas dass.; babhru-sd-s babhlu-sd-s 'braunlich5, zu bablvru-s 'braun'; roma-sd-s loma-sd-s 'haarig3, zu rCman- Ionian- n. 'Kopfhaar5; ataku-sd-s cHakena neben afdku-rd-s (S. 187). Armenisch. alues cFuchsJ, s. o. Griechisch. aXwurji; cFuchsJ, s. o. Italisch. Lat. Juven-cu-s, umbr. ivengar pi. 'iuvencae3, s. o. Altirisch. dac oc cjung5, mcymr. ieuanc acorn, iouenc bret. iaouank, s. o. Germaniseh. Got. jugg-s ahd. as. jung aisl. ung-r ^ung5, urgerm. *iuiiui3-gd-s (I § 179 S. 157), s. o. Zu got. jTihiza aisl. ere 'jiinger3 s. 1 § 530 S. 3S9, II § 81 S. 233 f. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Kaum hierher lit. pdisza-s cfahlJ aksl. pelesu 'schwarzgrau5 neben lit. pai-va-s aksl. pla-vu cfalbD. Sie entsprangen wol, worauf russ. pelesyj cbuntJ polosa cStreif, Strich3 deuten, durch Verquickung von W. pel- mit W. perlc(gr. irspxo-; uspy.vo'-c). 1) Hierher vielleicht auch ua-/.-iv&o-« (-iv9o- deminuierend, s. A. Dohring Programm des Friedrichs-Collegiums, Konigsberg 1888, S. 15). Der friih sterbende Jiingling Hyakinthos bezeichnete die aufbluhende und schnell wieder der Vernichtung anheirafallende Natur. Ist diese Etymologie richtig, so ware idg. *iuuen- mit j im Anlaut (vgl. I § 598 S. 454) sicher geetellt.
238
Die Nominalsuffixe -qo—qd-, -iqo—iqd- u. ahnl.
[§ 84.
84. Die Suffixe -qo—qo,-, -iqo—iqa-, -Iqo — iqa-, -uqo- -uqa- und -aqo- -aqa-]). Der velare Charakter des ^-Lautes der im Folgenden zu behandelnden Suffixe liegt im Ar., Armen. und Bait.-Slav, iiberall unverkennbar vor, nach I § 417 ff. S. 307 ff. Im Griech., Ital., Kelt, und German, ist er unmittelbar nur in den veihaltnissmassig seltenen Fallen verbiirgt, wo der /^-Laut labialisiert (ku) auftritt, wie in lat. anfi-quo-s, ncymr. hys-p "diirr1. Dass aber auch die iibrigen, des w-Nachschlags entbehrenden -kodieser letzteren Sprachen, soweit wir sie nicht zu § 83 (S. 236 f.) gezogen haben, hierher gehoren, also urspriinglich q, nicht k hatten, zeigt die grosse Zahl von besonderen TJbereinstimmungen, die zwischen dem Gebrauche in dieser Sprachgruppe und dem Gebrauche der jo-Suftlxe der ostlichen Gruppe bestehen. So wird z. B. die Zugehorigkeit des deminutiven lat. -culo- zu -qo- durch Falle wie mus-culu-s : ai. mus-kd- armen. mukn erwiesen. Freilich ist ein wesentlicher Bedeutungsunterschied zwischen idg. -ho- und -qo- nicht zu finden, und es ist darum immerhin moglich, dass unter den unten aufzufiihrenden -koder westlichen Sprachen das eine oder andere idg. -Jco- unterlauft. -qo- erscheint in primarem und in denominativem Gebrauch. Seine besondere Function als altiiberkommenes Primarsuffix ist nicht auf einen allgemeinen Ausdruck zu bringen. Als Secundarsuffix bildeten -qo- und -iqo- von Adverbien und flexibeln Nomina Adjectiva (und auf Adjectiven beruhende Substantiva) mit der Bedeutung des Sichbeziehens auf das Primitivum, der Zugehorigkeit zu ihm. Ferner trat -qo- an Substantiva und Adjectiva, ohne deren Redetheilcharakter zu andern, so an, dass das neue Wort etwa bedeutete cso etwas wie das Primitivum5 oder cnur etwas Ahnliches wie das Primitivum3; 1) J. B u d e n z Das Suffix xo« (ixdc, av.6s, 0*65) im Griechischen, Gott. 1858. C. von P a u c k e r Die [lat] Deminutiva mit dem Suffix -c-ulus, a, urn, Ztschr. f. osterr. Gymn. 1876 S. 595ff. L. M e y e r Das Suffix ka im Gotisohen, Kuhn's Ztschr. VI Iff. D e r s . Die deutsche Abstractbildung auf ung, Bezzenb. Beitr. I l l 151 f. Fr. K a u f f m a n n Die innere Stammform der Adjectiva auf -ho im Germanischen, Paul-Braune's Beitr. XII 201 ff. A. B e z z e n b e r g e r Die lett. Gradationsformen auf -dks, in seinen Beitr. V 97 ff.
§ 84—85.]
Die Nominalsuffixe -qo—qa-, -iqo—iqa- u. ahnl.
239
daher oft deminuierende Function. Diese Bedeutungsmodification verlor sich oft, so dass das abgeleitete Wort in demselben Sinne eischeint wie das Grundwoit. tjbei die Functionen von -iqo-, -uqo- und -dqo- s. u. In Bezug auf den dem -qo- vorausgehenden Stammauslaut des Primitivum fanden schon im Uridg. und weiter in den einzelnen Sprachen zahlreiche analogische Neuerungen statt, und es ist vielfach kaum mehr moglich, den Entwicklungsgang, den die Spiache nahm, festzustellen. Unsern Versuch, in die wirre Masse einige Ordnung zu bringen, wolle man eben nur als einen VeTsuch betrachten. Im Griech., Ital. und Kelt, wurde -qo- ofter in die consonantische Flexion hiniibergezogen, z. B. gr. [xsTpa-i : ai. maryakd-s. Vgl. gr. akm-rfi § 83 S. 237 und § 129. 85. 1. -qo- als altererbtes Primarsuffix. Im Ganzen nicht haufig. Idg. Bei keiner der hier zu nennenden Bildungen ist es eine grossere Anzahl von Sprachen, die sie aufweisen. Ai. dha-kd-s 'Behalter1, gr. %rj-y.-r\ 'Behaltniss5, W. dhe- cTi&£vai'. Ai. pwa-sphakd-s Von Fett strotzend3, lett. spe-k-s cKraft3 (zu spe-t c vermogen3), W. spe- csich ausdehnen, reichlich werden\ Primar wol auch in folgenden Wortern. Lat. siccu-s, air. ses-c W fruchtbar' ncymr. hys-p cdurrD urkelt. *siskuo-s, gGf. *sit-qo-s, vgl. lat. sit-i-s (I § 419 S. 310). Arisch. Ai. lus-kd- sus-ka- av. hus-ka- apers. us-ka'trocken", W. saws- (I § 557,4 S. 414). Ai. dt-ka- av. ap-ka- m. 'Gewand, Hiille3. Ai. stu-ka- Tlechte3. Av. sao-ke-m cNutzenJ. Armenisch. bok 'barfuss1 Gf. *bhos-qo- (I § 561 S. 418 f.), vgl. ahd. bar cnackt, bloss3 aksl. bosu cbarfussJ. Oder -qo- hier Secundarsuffix ? Griechisch. OTJ-XYJ 'Behaltniss': ai. dha-kd-s, s. o. Italisch. Lat. siccu-s, s. o. Entsprechend wol auch tesquo-s, aus *ters-quo- (I 269 S. 219), W. ters- ctrocken, diirr werden'. cas-cu-s zu canu-s aus *cas-no-s (vgl. osk. casnar 'senex3); zur Function vgl. pris-cu-s § 88. Auf *fa-co- beruhte -fez [artifex u. a.), davon fa-c-ib. facundus und fecundu-s setzen 'fa-co-,
240
Die Nominalsuffixe -qo—qa-, -iqo—iqa- u. ahnl.
[§ 85—86.
*fe-co~ voraus, s. § 69 S. 152. Hieiher wol auch tru-c-s neben truare, s. O. Ribbeck Archiv f. lat. Lexicogr. II 122 f. Altiiisoh. ses-c, ncymr. hys-p, und les-c, s. o. bris-c bret. bres-k 'zerbrechlich3 wol zu W. bherdh- (gr. irepfho), Gf. also Hhrdh+qo-, s. I § 298 S. 238. Zu kelt -sic- aus -tic- s. I § 516 S. 378. Germanisch. Aisl. los-k-r 'schlaff, lass3 urgerm. *lat-kua-z, zu got. letan 'lassen3 lat-s 'lass, lassig3, W. led- lad-. Ahd. ras-c und ros-ch cschnell, gewandt, kraftig' aisl. rosk-r ckiihn, tapfer3, urgerm. *raskua-z und *ruskua-z, Gf. *rot-qo- und *rt-qo-, W. ret- (ahd. rado adv. 'schnell3 got. raps 'leicht3). Ahd. ags. horse c schnell, sehneidig, klug3 aisl. hors/c-r 'klug3, got. and-hrushdip 'er erforscht3, Gf. wahischeinlich *kgt-qo-} zu got. hard-u-s chart3 gr. Ttpat-o-s 'stark3; vgl. auch mittelengl. dan. harsk crauh, hart3 mit andrer Vocalstufe. Aisl. beis-k-r 'scharf3, zu got. bdit-r-s c beissend, bitter3, W. bheid-. Zu -sk- aus -th- s. I § 527 S. 385. Hierher wol auch noch aisl. prosk-r 'kuhn3 vask-r Tiiihn3 ahd. /rise cfrisch, munter, keck3 u. a. (Kluge Nom. Stammb. S. 89), wenn auch vielleicht nur als jiingere Nachbildungen mit einem -sk[u)o-, das als 'Suffix3 aus den alteren Formen mit sk = tk abstrahiert war (vgl. S. 18). Aisl. lau-g f. 'Bad3 aus urgeTm. *lau-^6-, vgl. aisl. lau-dr 'Seife3 lat. lav-ere. Baltisch-Slavisch. Lit. pil-ka-s cgrau3 zu peleti 'schimmeln3 pele cMaus3, vgl. auch peleka-s cmausegrau3. Lit. plusk-i-s 'einer der abgewirtschaftet hat, Verschwender3 lett. plus-ka 'zerkodderter Mensch, Lump3 plus-kas f. pi. 'Schleuse3, zu lit. ptus-ti 'ins Schwimmen geraten3. Lett, rusch-ka 'Schmierpesel5 pe'lnii-ruschk-i-s 'Aschenbrodel3 eigehtl. 'Aschenwiihler3 (lit. pelenrusd und -rusts), zu lit. riisinti 'wiihlen, schiiren3. Lett, lischk-is 'Schmeichler3 eigentl. 'Lecker3 kreima-laischk-is 'Schmandlecker3 Bezeichnung des Zeigefingers. Lett, spe'-ks 'Kraft3: ai. pwasphakds, s. o. S. 239. Aksl. zna-ku 'Zeichen3. bra-ku c Heirat, Hochzeit3, vermutlich zu berq bzrati W. bher-. 8e. 2. -qo- als S e c u n d a r s u f f i x , von Adverbien und flexibeln Nomina Adjectiva (und auf Adj. beruhende Sub-
§ 86.]
Das Nominalsuffix -qo—qa-.
241
stantiva) b i l d e n d mit der Bedeutung des Sichbeziehens auf das Giundwoit, der Zugehorigkeit zu ihm, wobei die Art des Bezugs, der Zugehorigkeit eine sehr verschiedene sein kann.
a. Von Adverbien. I d g. Ai. anti-kd-s cmit oder an etwas das Ende erreichend, nahe3 (dnti cgegeniiber, angesichts, nahe3), lat. anti-quo-s antlcu-s cwas in Haum oder Zeit oder Rang voThergeht, wichtiger, friiher, alt3 {ante aus *anti). Ai. dni-ka-m cdas Zugekehrte, die zugekehrte Seite, Vorderseite, Angesicht, Spitze3 av. ainika- m. c Front3, gr. evT-irr] cdas Anfahren, Schelte3 (OsthofF Morph. Unt. IV 223). Ai. ni-ca- cniedrig, abwarts gehend3, gr. vt-xa<« (cmache nieder, kriege unter3) 'besiege1 (woraus vt-xvj mit der Bedeutung c Sieg3, wie lat. pugna aus pugndre, hd. handel m. aus handeln, opfer n. aus op/em), lit. denom. ny-k-stu Verschwinde, vergehe3 (aukszty-naika adv. 'riicklings3 u. a. mit secundarer Ablautung) aksl. ni-ci 'pronus3 aus *ni-k-ji. Arisch. Ai. ucca-s av. uska- cin der Hohe befindlich, hoch3 ai. utka-s csich nach etwas sehnend3 Gf. *ud+qo- *ud+qe-, zu ai. ud cempor\ Ai. dbhi-ka-s dbhl-ka-s chinter etwas her seiend, liistern3, zu abhi abhi. Ai. dnu-ka-s chinter etwas her seiend, begierig, abhangig3 dnu-ka-m cRiickgrat3, zu dnu. Solche ai. Bildungen auf -ika- -uka- wurden mit den Compp. auf -y-anc- -v-anc- (-anc- cauf etwas hin gerichtet3, vgl. § 163) associiert, was eine Anzahl von Neubildungen ins Leben rief. S. Osthoff a. a. O. 249 ff. Griechisch. iripi-S adv. crings herum3, Ttspiood-; TreptTtd-? c iiberinassig, aussergewohnlich, iiberfliissig3 aus *7rspi-x-io-?, zu itspi. Wie bei den Adv. [iouvai und S8a| von *;xoova-xo-, *dSar-xo- (§ 88), wurde zuerst ein Nomin. auf -x-? statt -xo-;; Tispi^ statt *it£pi-xo-?, gebildet (vgl. [i.sTpa-£ § 84 S. 239, § 88 S. 248. 249) und dieser Nomin. dann nach dem Muster von uap-sS UTT-SI a<\i u. ahnl. adverbial gefasst und gebraucht. Aus einem %pa-xo- (zu TCpa cdariiber hinaus3 ^spa-v °jen3 seits ) entsprang Trpaaoco, dessen alteste Bedeutung 'durchdringe, durchfahre3 (Horn. 5A.a Trp7)aaovT£c) war, s. Leo Meyer Kuhn's Ztschr. XXII 61 ff. Brngmann, Grundriss. II.
16
242
Das Nominalsuffix -qo—qa-.
[§ 86.
Italisch. Lat. reci-procu-s urspr. criick- und vorwartsgewandt3 von *re-co- und *pro-co-, vgl. aksl. pro-ku. Eine Erweiterung von *proco- durch -lo- war procul, vgl. simul1). G e r m a n i s e h . Ahd. abu-h aba-h as. abhu-h cabgewendet, verkehrt, bose3 (das Neutr. substantivisch "Verkehrtheit, Bosheit3), aisl. oju-g-r cabgewendet, verkehrt3, zu af Von, weg3: vgl. aksl. opako opaky opace adv. cretrorsum, contrarium3 pace 'contra, potius3 paky citerum3 {opace : pace = gr. auo : ahd. fo-na, eine altererbte Abstufung); vgl. auch ai. dpaka-s chinten liegend, entfernt3, das nicht notwendig als mit -ahc- zusammengesetzt betrachtet werden muss (vgl. S. 241 unter Arisen). Baltisch-Slavisch. Aksl. pro-ku 'iibrig3, von pro. pre-ku c transversus3 aus *per-ku, von pre. b. Von Nomina. Die an o-Stammen entsprungenen Ausgange -o-qo—e-qo- wurden im Ar. und Slav, auch primar verwandt. Idg. Ai. dvi-ka- caus zwei bestehend3 (daneben dva-kdc je zwei, paarweise verbunden3), ags. twi-j ahd. zwi-g und zwi gen. zwies, urgerm. *(m-^ud- cZweig3 (vgl. aksl. roz-ga cZweig3 von rozu razu cdis-3), ahd. zweho zwifo cZweifel3, urgerm. *tuiyuo-n- *tui-yuo-n- (I § 444 S. 331); hierzu wol auch gr. 8ia3o'-<; c 3 c OITTO'-? zweifach , aus *S/i-x-io-?. Entspreehend ai. tri-kd- je c 3 drei, dreifacb/ und gr. rpiaoo'-? tptTTo'-? dreifach . Die ion. 81^0'-? Tpt^d-? vermutlich aus *O/I->C-TIO-? *xpt-x-Tio-<;. Lat. uni-cu-s, got. dina-h-s ahd. eina-g 'einzig3, aksl. ino-ku 'solus3. Arisch. Ai. suci-ka-s 'stechend3, subst. cstechendes Gewiirm3, von suci- f. cNadet\ dnta-ka-s cEnde bereitend, Endebereiter3, von dn-ia-s cEnde3. urvaru-kd-m cdas zur Kiirbispflanze (urvaru-s) Gehorige, von ihr Kommende, Kiirbisfrucht3. sindhuka-s 'vom Indus [sindliu-s] stammend3. rupa-ka-s cin (angenommener) Gestalt3, von rupd-m 'Gestalt3. Av. kasvi-ka- ckleinlich, armlieh3, zu kasvi-s cKleinheit, Zwerggestalt3. Ai. mdma-ka-s 'mein3, asmaka-s av. ahmaka- cunser3 (dieses Wort mit Ausgang 1) In meiner ausfuhrlichen Begrundung dieser Deutungen von reciprocm und procul im Rhein. Mus. XLIII 402 ff. habe ich leider ubersehen, dass dieselben bereits von Corsaen Krit. Nachtr. 136 f. gegeben sind.
§ 86.]
Das Nominalsuffix -qo—qa-.
243
idg. -o-qo- oder mit Suffix -aqo-1). Daher ar. -Jca- so oft im Ai. in adjectivischen Compp. (Mutata), wie ai. vigata-sri-ka-s dessen Schonheit vergangen ist3 (vgl. av. durae-sri-ka- 'weilhin schon3), a-bhratr-ka-s cbruderlos3, a-retds-ka-s csamenlos3, sapatnl-ka-s c mit der Gattin3; vgl. auch av. hu-mayaka- cmit guter Weisheit (hu-mayd-) versehen3. Doch lassen sich diese Compp. auch zu § 88 S. 249 stellen. Von dnta-ka-s u. ahnl. aus entsprang ein Primarsuffix -aha-, wie ai. sayaka-s czum Schleudern bestimmt3 Neutr. c Wurfgeschoss3, nayaka-s 'Fiihrer 3 , pacaka-s c kochend, Koch3, prchaka-s c der da fragt3. Vgl. S. 244 f. slav. -oku. Hierher wol auch vartaka-s vdrtikd 'Wachtel 1 : gr. opiu^ {gen. opTox-os und opTuy-o;, vgl. OsthorT Zur Gesch. d. Perf. 620) 'Wachtel' mit u nach dem Muster von -zo'-xxo!, tpuj u. ahnl. G r i e c h i s c h . 8i-oad-? rpi-aoo'-? s. o.S. 242. AIJ3O-XG'-? 'libysch3, von Ai'^u-?; D^Xu-xd-; Sveiblich5, von &^Xu-?, als Gegenstiick zu dpasv-ixd-?; auffallend dXoxd-; 'salzig3 neben vl-c, (aXi- dXo-). cpoai-xd-? 'natiirlich3, von tpiiai-i;, jxavTi-xd-? cz\im Wahrsager gehorig3, von fidvu-?; vgl. idg. -iqo- in bric-iy-d-; etc., § 87. oo-uaxo-c "^Meerkrebs3 wol aus *ost'§-qo-s, zu ai. asthdn- cKnochen3. Der Ausgang -(.axd-; in YjXtaxd-? 'zur Sonne gehorig3 (YJXIO-C), axLaxd-? cschattig3 (oxiot) u. dgl. ist unaufgeklart: lagen -enStamme (wie *YJXISV-) in der Mitte? oder vergleicht sich umbr. curn-ac-o ccomicem3 ? *) I t a l i s c h . Lat. amni-cu-s, von amni-s, cwi-cu-s, von civi-s, aedlli-c-iu-s, von aedili-s. Vgl. idg. -«'jo- in bell-icu-s, palr-icu-s, patr-ic-iu-s u. dgl., § 87. Anscheinend gehoren hierher umbr. K a s t r u s i i e cCastricii3 {zu k a s t T u v u f 'fundos3 osk. castrovs gen. cfundi') und osk. I i i v k i i u i c*Jovicio3, neben osk. V i i n i k i i s cVinicius3. A l t i r i s c h . suile-ch coculeus3 aus *suli-co-s, von suil n. c oculus3, akelt. Are-mori-ci cdie vorm Meer (air. muir n., lat. mare aus *mari) Wohnenden 3 . Vgl. idg. -iqo- in cuimn-ech 'eingedenk 3 1) Mahlow Die langen Vocale 102 nimmt an, -iaxo-; setze mit lat. -icu-s got. -eig-s ein idg. -iako- fort, worm ich ihm nicht zu folgen vermag. 16*
244
Das Nominalsuffix -qo—qd-.
[§ 86.
Germanisch. Got. stdina-h-s (St. stdina-ha-) ahd. steina-g 'steinig1, von got. stdina- m. 'Stein3, got. vaurda-h-s "wortlich5, von vaurda- n. cWortD, moda-g-s (St. moda-ga-) czornig3 as. moda-g 'aufgeregt, mutig1, von got. moda- m. 'Mut, ZornJ. Die Verschiedenheit -a-ha—a-ja- nach I § 530 S. 388, vgl. ai. asmakaandika- und ekakd- urvarukd-. Der Ausgang -a-ja- wurde auf andre Stammclassen iibertragen, z. B. ahd. notag zu germ, naudinaupi- cNot5, as. craftag zu krafti- 'Kraft1. Got. handu-g-s Sveise3 (ahd. liantag cscharf) zu handu-s 'Hand3, wenn auch vielleicht erst volksetymologisch zu diesem Substant. in Beziehung gebracht (s. Kluge Nom. Stammb. 86, Kauffmann Paul-Braune's Beitr. XII 202)l). Cheruscl deutet Bremer Paul-Braune's Beitr. XI 3 als *yjerus-ka- ^ehaart3, zu ahd. har pi. harir. Zu -us- vgl. ahd. angus-t § 101. Die «-Stamme hatten seit urgerm. Zeit in der Regel Adjectiva auf -«j«- neben sich, wie got. mahteig-s ahd. mahtlg 'machtig5 von mahti-, ahd. creftig 'kraftig* von krafti-. Da derselbe Ausgang aber auch bei den Adj. anderer Stammclassen von altester Zeit erscheint, wie got. vaurstveig-s Svirksam3 von vaiirstva- n. cWerk, Wirksamkeit1, ahd. Jarig "jahrig1 von jaran. cJahr3, so haben wir in ihm das idg. Suffix -iqo- zu sehen (§ 89), nicht aber ein urspr. -e{-qo- (*ma%ti- *maytei-), das an dem dunkeln got. uhtiug "zeitgemass* keine Stiitze hat. Bei den «'-Stammen wurde also seit urgerm. Zeit altes -e'-ja- durch -tgaersetzt, wie im Gotischen auch altes gahig-s zu gabeig-s vorriickte (§ 87). Dieser Ersatz wurde durch das Danebenstehen von andern Ableitungen mit I (z. B. got. vaurstvei f.) begiinstigt. Baltisch-Slavisch. Im Bait, kaum etwas hierher gehoriges; lit. peleka-s lett. pelek-s cm'ausegrau5 (lit. pele lett. pele 'Maus') war wol den Adj. wie juddka-s (von juda-s 'schwarz^, § 89 c) nachgebildet. Im Slav, -oku als Primarsuffix, wie aksl. suvedoku cmitwissend, Zeuge1, russ. cliodok cGanger, Fussbote3, 1) Was jetzt Osthoflf uber handugs bringt (Paul-Braune's Beitr. XIII 419), leuchtet mir nicht ein.
§ 86—87.]
Das Nominalsuffix -iqo- -iqa-.
245
edok cEssei5; es war wahrscheinlich an nominalen o-Stammen entsprungen (vgl. IUSS. chod 'Gang, Weg 3 neben chodok), vgl. ai. -aha- S. 243.
87. 3. -iqo- als Nebenform des in § 86 behandelten -qo-. Im AT., Griech., Ital., Kelt, erscheint -iqo- so haufig als denominative Adjectiva bildendes Element, dass die Annahme, das Suffix sei in jeder Sprache besonders, durch Verallgemeinerung des Ausgangs von Formen wie gr. cpoai-xd-c (cpiiai-c), entsprungen, wenig Wahrscheinlichkeit hat. Beriicksichtigt man ferner, dass -iqo- im Germ, und Bait.-Slav., wie im Ind. und Lat., als Primarsuffix auftritt, diese Function aber aus der denominativen herzuleiten ist, so kann nicht mehr fraglich sein, dass -iqo- bereits in uridg. Zeit ein einheitlich empfundenes Suffix war. Anzunehmen, dass es dam als von nominalen *-Stammen ausgegangen war, hindert nichts. Arisch. Ai. paryay-ikd-s cstrophisch3 von paryayd-s 'Umlauf, Strophe3. Besonders oft mit der sehon an sich der Adjectivierung dienenden Vriddhierung (sieh § 60 S. 106 f.; vgl. mama-kd-s cmein3 neben mdma-ka-s, § 86 b S. 242), wie vasantika- czum Friihling (vasantd-s) gehorig3, vars-ika-s czur Regenzeit (varsd-m) gehorig3, ahn-ika-s 'taglich3 von dhan- n. cTag\ -ika- drang aber als adjeetivierendes Suffix nicht durch, vgl. rUpa-ka-
urvaru-kd-
u. a., § 8 6 5 S. 242 f.
Primar in ai. vrsc-ika-s c Skorpion, Tarantel 3 , zu vrlcami ^zerspalte, zerschneide3. G r i e c h i s c h . ITTU-WO-? czum Pferde gehorig 3 von I'TTTTO-?, itap&sv-iy.o-? cjungfraulich3 von Ttap&svo-;, vop-cp-ixo-? c brautlich 3 von vu|xcp7), dat-ixo-c cstadtisch3 von aotu, I&v-ixo-c Volkstiimlich 3 von s&vo? n., dycov-ixo-s 'zum Wettkampf gehorig3 von dfcuv, dv8p-ixo-? 'mannlich 3 von dvTjp gen. dv8p-o';. An Participialstammen auf -to- erwuchs -xixo- als einheitliches Suffix, wie in xpmxd-?, [ia&YjTixd-j, vgl. lat. -tico- S. 246. Neben -ixcJ-c nur noch selten -xd-;, wie Ai^u-xd-;, s. § 86 5.
I t a l i s c h . Lat. mod-icu-s von modus, bell-icu-s von bellu-m, fabr-ica von faber (St. fabro-), gent-icu-s von gens (St. gent-), histrion-icu-s von histrio (St. histrion-), patr-icu-s von
•246
-Das Nominalsuffix -iqo—iqa-.
[§ 87.
pater (St. pair-); an Participialstammen auf -to- erwuchs -ticoals einheitliches Suffix, wie in cenaticu-s, herbaticu-s, volaticu-s, rusticu-s, domesticu-s, vgl. gr. -TWO- S. 245. Entspiechend -ic-iu-s in caement-iciu-s, sutor-iciu-s, patr-iciu-s u. a. Dass -ico- uritalisch war und dass nicht etwa modicu-s in der lat. Sprachperiode aus *modo-co-s entstand, zeigt das Umbr.Samn.: osk. t i i v t i k s cpublicus3 tovtico nom. fern. 'publica3, volsk. toticu abl. "publico3, umbr. totcor pi. curbici3 aus *totico-, von touta- ccivitas, urbs3; umbr. f r a t r e k s fratrexs 'fratricus, fratrum magisteT3 fratreca cfratrica3 (e aus i, s. I § 33 S. 35). Vgl. auch osk. V i i n i k i i s 'Vinicius 3 und m u i n i k a d abl. fern. ccommuni3, m i i l t a s i k a d abl. fem. cmultaticia3. Daneben umbr. K a s t r u s i i e und osk. I i i v k i i i i i (§ 86 5 S. 243), deren Entstehungsweise nicht sicher zu bestimmen ist. -iqo- als Primarsuffix in lat. mord-icu-s mord-ex, med-icu-s, vert-ex. Wol auch in podex aus *pozd-ex W. pezd- 'pedere1 (I § 594 S. 451), mit dessen Wurzelvocal man den des got. gabig-s vergleiche [podex : pedere = gabigs : giban). A l t i r i s c h . -ico- durchgedrungen wie im Lateinischen. cuimn-ech c eingedenk 3 von cuman c Gedenken, Erinnerung', cretm-ech 'fidelis3 von cretem "tides3, dazu Fem. auf -iche = lat. -ic-ia, wie tairismiche ^Standfestigkeit" von tairism-ech cstandfest3 (tairissem cdas Feststehen3). Die Wbrter auf -ech -iche (Zeuss 2 810 sq.) konnen iibrigens z. Th. auch -idco- und -acoenthalten. G e r m a n i s c h . -ija- wurde einerseits durch -a-%a—a-ja(§ 86), anderseits durch -ija- (§ 89 a) zuriickgedrangt. Als Secundarsuffix fehlt es dem Got., dagegen z. B. ahd. wuot-ig neben wuota-g cwutig5. In primarer Function z. B. in got. gab-ig-s 'reich 3 (zu giban gaf cgeben3, vgl. lat. pod-ex), ahd. heb-ig Svoran man zu heben hat, gewichtig3 (zu got. hafjan). Aber auch hier wurde -«ja- durch die Concurrenz der andern Suffixformen beeintrachtigt. vgl. got. gabeig-s neben gabig-s, aisl. gofug-r hofug-r. Umgekehrt findet sich aber auch -«ja-, wo man wol -J«(§ 88) als das urspriinglichere vorauszusetzen hat, wie ahd.
§ 87—88.]
Die Nominalsuffixe -iqo- -iqa- und -qo- -qa~.
247
entrig cfremd3 (urgerm. *andr-i^d-) neben ander 'anderer3, es miisste denn hier -i$a- = idg. -e-qo- sein (§ 88 S. 253). Baltisch-Slavisch. Nicht selten als Primarsuffix. Im Lit. ist der Wurzelvocal der des Piateritum (vgl. lat. podex, got. gabigs). Lit. szer-ika-s 'Fiitterer3 zu szeriu cfiittere3 praet. szeriau, kirt-ika-s cHauer3 zu kertu Tiaue3 piaet. kirtau, skund-ika-s cwer gem klagt3, tup-lka-s cHocker3. Lett. j'um-ik-i-s 'Dachdecker3 zu j'u'mt cdecken:>, gl&n-iJc-i-s 'Auflaurer3 zu gldnet 'lauern3, u'rb-iJc-i-s 'Bohier3 zu u'rbt 'bohren^. Aksl. zez-iku 'brennend1 zu zezq cbienne5 (trans.), tqz-iku clastend, schwer3 zu tqziti cbeschweien", skac-iku 'Heuschrecke3 fSpringei3), mec-iku cBar3 fBrummer3), smyc-ikti 'Geiger3; haufiger -tci, wiejad-ici cFresserD, pis-ici 'Schreibei3, siv-ici cSchusterJ, zir-ici cOpferer, Priester1. Ob unser idg. -iqo- als denominatives Suffix in den von Adjectiven abgeleiteten Substantivis, wie lit. Jaunik-i-s 'Biautigam3 (jduna-s 'jung'), lett. melniU-i-s cRappe3 (meln-s 'schwarz'), aksl. rozamct 'Bogen' [rozanu chornen3) bradatici cbartiger Mensch5 (bradatu cbaitigJ) j'unict cjunger Stier3 [junu "jung3) vorliege, ist mir nicht sicher. 88. 4. -qo- t r a t an Subst. und Adj., ohne d e r e n Redetheilcharakter zu andern, so an, dass das neugebildete Wort ungefahr bedeutete cso etwas wie das GrundwortJ oder cnur etwas Ahnliches wie das Grundwort'; vgl. etwa nhd. schwiirzlich aus schwarz. Hieraus entwickelte sich oft deminuierender Sinn, daher -qo- auch in hypokoristischer Namenbildung. Die durch unser Suffix in dieser Weise bewirkte Bedeutungsmodification blieb aber oft nicht lebendig, so dass das abgeleitete Wort in demselben Sinne erscheint wie das Primitivum. Die Grenze zwischen den hier zu behandelnden und den unter 2 b und 3 (§ 86 und 87) bespTochenen Nomina ist fliessend. Haufig kann man schwanken, soil man ein Wort hier oder dort unterbringen. -qo- als Deminutivsuffix verband sich ofter mit andern deminuierenden Elementen, z. B. lat. -culo- = -qo—|—lo-. Idg. Ai. mus-kd-s cHode3 musaka-s musika 'Maus, Ratte3
248
-Das Nominalsuffix -qo- -qa-.
[§ 88.
(miis- musa-s musa 'Maus3), armen. mu-k-n, gen. mkan, cMaus, Muskel3, lat. mus-culu-s (mus), aksl. mysica c Aim\ *su-qo- von *su- 'Sau 3 : ai. su-kard-s c Schwein, Eber3 (umgedeutet als 'SuMacher3, zu kar- 'machen3), lat. su-culu-s su-cula, acymr. hu-cc 'sus3 corn, ho-ch 'porcus3, ags. su-ju f. 'Sau 3 (wenn nicht dieses ags. Wort mit Bugge Paul-Braune's Beitr. X I I I 509 f. aus idg. *suu— zu deuten ist). Lat. bu-cula, mcymr. bu-ch 'Run*. Armen. ju-k-n, gen. j'kan, 'Fisch3, preuss. suckans d. i. zu-ka-ns ace. 3 'Fische , lit. zu-k-mistra-s 'Fischmeister3, zu gr. fy&u-? lit. zuv-i-s 'Fisch 3 (zum Anlaute vgl. I § 554 Anm. 1 S. 409 und Bartholomae Ar. Forsch. II 56). Ai. aj'aka ajika c kleine Ziege3 [ajd-s c Bock3 aja 'Ziege3), lit. oszka [ozy-s 'Bock'). Ai. avi-kd-s avi-ka c Schai° (dvi-s 'Sehaf5), lat. ovi-cula, lit. avi-kyne c Schafstair (avis 'Schaf3) aksl. ovi-ca cSchaf\ Ai. marya-kd-s c Mannchen3 (mdrya-s c Mann, junger Mann3), gr. [xsTpal 'Madchen3, spater auch cKnabe3 (x£ipa/-io-v cKnabe3. Ai. pqsu-ka- m. pi. 'Staub 3 (pqsu-s cStaub3), aksl. pesu-ku 'Sand. In der Bildung von Personennamen: ai. devaka-s devika-s zu deva-s deva-datta-s, gall. Dlvico Dlvicia zu Dlvo Devo-gnata; ai. sunaka-s zu sunas-karna-s, gr. Kuva£ zu Kuv-ayo-i;; ai. sanaka-s zu sana-h'uta-s, gall. Senicco Seneca zu bret. Hen-car, ahd. Sinigus (latinisiert) zu Sino Sin-hart. *sene-qo- (*seno-qo-) etwa 'altlich 3 zu *seno- calt3 (ai. sdna-s u. s. w.) : ai. sana-kd-s c ehemalig, alt3, lat. senex senica, (gall. Senicco, Seneca; air. senchas c Altertum 3 s. § 108), urnord. siidgdsteu nom. pi. masc. cdie altesten3 aus *&inig- (vgl. F. Burg Die alteren nord. Runeninschr. 1885, S. 130 f.) frank. Sinigus (got. sineig-s calt3 nach § 89a), lett. senz-is (z aus k) 'alter Einwohner, einer aus der alten Zeit3. Armen. ancu-k anju-k aksl. qzic-ku c enge3, zu ai. qhu-s cenge3. A r i s c h . Ai. asva-kds c Pferdchen 3 zu divas 'Pferd3, sisukds 'Kindchen 3 zu sif>u-§ 'Kind 3 , raja-kds 'Koniglein 3 zu raj'an'Konig 3 . Av. drafba-ka- m. 'Fahnchen 3 zu drafsa- m. 'Fahne 3 , aperenuyu-ka- m. 'Kindchen 3 zu a-perendyu- m. 'Kind 3 (urspr. nicht volljahrig3), kaini-ka- 'Miigdlein3 zu kainin- f. 'Magd, Madchen3.
§ 88.]
Das Nominalsuffix -qo- -qa-.
249
Hypokoristische Namensformen, z. B. ai. vasu-ka-s apers.
vahu-ka neben ai. vasu-s vasu-datta-s av. vohu-ddta-, ai. dattaka-s dattiJca-s neben datta-s datta-iatru-§ agni-datta-s. Ohne erkennbare Bedeutungsverschiedenheit ai. vddha-ka-s und vadha-s cMorder3, dsta-ka-m und dsta-m 'Heimat3, isu-kdund isu-s f. 'Pfeil3, uda-kd-m und uddn- n. cWasser3, av. masydkaund masya- m. cSterblicher, Menseh3, pasu-ka- m. und pasu-s m. c Vieh3 (vgl. ai. palu-kd- ein kleines Thier), apers. a-rtaxa (Herodot) und av. span- cHund3. Ebenso ohne merklichen Bedeutungsunterschied ai. arbhakd-s und drbha-s cklein3, ndgna-ka-s und nagnd-s cnackt3, ejatkd-s und ejant- czitternd, bebend3, aniyas-kd-s und dniyasc dlinner, feiner3 (vgl. lat. melius-culu-s). Daher lassen sich die adjectivischen Compp. wie vigata-$rt-ka-, die § 86 S. 243 zur Sprache kamen, auch hierher ziehen. Im Ind. entstand an Formen wie siksu-ka-s cmittheilend, freigebig3 (siksu-s dass.), pramayu-ka-s cdem Untergang verfallend, hinsterbend3 (pramdyu-s dass.) u. dgl. ein einheitliches piimares Suffix -uka-, z. B. dqsuka-s 'beissend3, vi-kdsuka-s vi-kasuka-s cberstend3. 1m Fem. meist -ikd- (gegeniiber masculinischem -aka-), wie nasika- du. neben ndsa- du. cNase3, iyattikd- fem. zu iyattakdc so klein3. Wahrend die Formen auf -aka- durch einfache Motion des masc.-neutr. -aka- entstanden, war -i-ka- von fem. e'-Stammen ausgegangen (vgl. auch av. ndirikd- neben ndirindirl- cFrau3, caraitika- cMadchen, Frau3 neben carditi- carditlc Frau3). Armenisch. Die Substantiva wurden durch -en- erweitert. Den genannten mukn cMaus, Muskel3 aus *mus-qo- oder *musqo- (I § 561 S. 418 f.) und ju-k-n cFisch3 schliesst sich armukn, gen. armkan, cEllenbogen, Bug3 (zu lat. armu-s got. arms) an, dessen Ausgang vielleicht nicht rein zufallig mit mukn reimt. ancu-k anju-k 'enge3 s. o. S. 248. Griechisch. Mit mehr oder minder verwischtem deminuierenden oder deteriorisierenden Sinne: [istp«£ cMadchen3 (S. 248), oiXtpaS cSchwein, Ferkel3, puijiaS cAltarchen3, Xi'&a? cStein3, As 'Wiese'. Ihnen reihen sich die deutlichen Deminutiva wie
250
Das Nominalsuffix -qo—qa-.
[§ 88.
pax-io-v 'Knablein 3 airivfrrjpax-io-v c Fiinkchen (vgl. ao7ri'S-io-v c kleiner Schild3 § 63 S. 121) an. Hierzu ferner die Hypokoristika, wie "fonraxo-s zu "Imto-s f/Iinr-ap)(o-? Apj(-nriro-?, Iluppaxo-s zu Iluppo-?, Aaj3pa£ zu Aa(3po-;, <5aTva$ zu OaTvo-;, Mo'Xoxo-? Mo'Xo£ zu MdXo-? M6\-opyo-
§ 88.]
Das Nominalsuffix -qo- -qa-.
251
Lat. die-cula, osk. zi-colom cdiem3 (der deminuieiende Sinn von -colo- erloschen). Lat. funi-culu-s, classi-cula, spe-cula, nubecula, frater-culu-s, amator-culu-s, homun-culu-s, aedificatiuncula, mus-culu-s, corpus-culu-m, arbus-cula, corculu-m (d. i. *cord+culum). Anm. 1. Das i in craticula, febricula, apicula u. ahnl. lasst verschiedene Auffassungen zu. Gewiss hat man zunachst nicht crati-cula, sondern craflc-ula abzutheilen. Vgl. § 89 a S. 255.
seniculu-s : senex, nigriculu-s : nigricare, leviculu-s, dulciculu-s, jpauperculu-s, melius-culu-s tardiusculu-s (vgl. pris-cu-s und ai. aniyas-kd-s). Keltisch. Aeymr. hu-cc cs\xs corn, ho-ch cporcus': ai. suJcard-s s. o. S. 248; dazu wol auch air. soec TPflugschar1, eigentl. ^chweinsschnauze', s. Thurneysen Keltorom. 112 f.'). Mcymr bu-ch cKuh5: lat. bu-cula. aire (gen. airech) cprinceps' aus *ariak-s, ai. arya-ka-s cehrwiirdiger Mann3, zu aryd- 'zugethan, fromm3. Namensformen: gall. Dwico Divicia, s. o. S. 248. Anm. 2. Hier mag auch genannt sein air. menicc ncymr. mynych 'frequens', dessen Verhaltniss zu got. manag-s 'viel' und aksl. munogii, lviel' unklar ist. Enthalt das slay. Wort idg. -go- (§ 91) ? Oder darf es als Lehnwort aus dem Germanischen gelten? Vgl. Schleicher in seinen und Kuhn's Beitr. V112f.
Germanisch. Ags. tusc oder tusc cZahn3 Gf. *dtj,t-qo-, s. o. S. 250. Indem -qo- an -en- antrat, welches Substantiva bildete, die ein mit dem Begriff des Grundworts in irgend einer charakteristischen Beziehung stehendes Wesen bezeichneten, entstand im Urgerm. -utd-ja- (daneben ohne Bedeutungsunterschied -ifd-ja-). Das Suffix -qo- erscheint hier in den historischen Sprachperioden nur mehr rein amplificativ, ohne besondere Bedeutung; hochstens darf man bei den zahlreichen Beispielen wie ahd. arming chomo pauper, miser3 abansting 'homo invidus5 etwas von dem Gefiihl des Bedauernswerten oder Veriichtlichen, das sich mit ihnen verbindet, auf Rechnung des -qo- setzen. 1) Vgl. gr. u«-? u-jv-r) Tflugschar', das gewohnlich zu 5-; gezogen wird •(vgl. Solmsen Kuhn's Ztschr. XXIX 81).
252
Das Nominalauffix -qo—qd-.
[§ 88.
Es gilt die Gleichung ahd. Berhtung Berhting : Berhto (gen. Berhtin), arming : arrno (gen. armiri) cder Arme3 = gi. ITuppaxo-?: riuppcov. Friihe trat unser Suffix an Stamme mit /-Suffixen an, z. B. ahd. sidil-ing 'Ansiedler3 zu sedal 'Sitz 3 , edil-ing 'Edler3 zu edili 'edel3. So entwickelte sich ein einheitliches Suffix -{i)lutd$a- -(ijlmja-, das im Nord. und Westgerm. productiv wuide. Anm. 3. Schwierig ist die Frage, wie -ifSja- neben -wraja- zu beurteilen sei. Letztere Form scheint die altertiimlichere zu sein, vgl. die Stammesnamen wie Greuthungi (Amm. Marc). Die nachst liegende Annahme ist, zur Zeit, als der Zusammenhang zwischen -unja- und den era-Stammen noch empfunden wurde, sei e (junger i) von den Casus mit ursprunglicher Suffixform -en- (junger -in-) heriibergenommen worden. Aber auch eine Contamination von -unja- und -ija- (§ 87 S. 245 f.) ware wol denkbar. Und weiter auoh, dass -ifBja- von den Stammen auf -in-, die sich uns in § 115 als aus vorgerman. Zeit ererbt erweisen werden, ausging {-inja—inga- aus -inja- -inga- wie *juf»ja- junga- cjung' aus *junja-, s. § 83 und I § 179 S. 157), vgl. Berhting, aisl. birting-r cein Glanzender, ein beruhmter Mann' neben got. bairhtei ahd. perahti f. 'Glanz', aisl. speking-r cWeiser' neben speke -i f. 'Weisheit'. Trifft die letztgenannte Combination, zu deren Gunsten sich mancherlei anfiihren lasst und der ich den Vorzug gebe, zu, so waren die -waja-Formen urspriinglich Adjectiva (§ 86 b S. 244); vgl. Anm. 4 S. 253.
Beispiele. Ahd. husinga pi. "penates' (cdie zum Haus Gehorigen ) afries. husing 'Hausmann 3 , ahd. chamarling cKammerling3, hofiling cHof ling3, buring biding buweling c Bauer 3 zu bur, bu chabitatio3, sidiling cAnsiedler3 zu sedal cSitz3, ags. bedlinj cwer weichlich auf Betten liegt, effeminatus3, ahd. sarling cwer in der Riistung [saro) steckt, Soldat3, fustiling mhd. viustinc cFausthandschuh3, mhd. hendelinc 'Handschuh 3 , aisl. Jlngrung-r 'Fingerring3, mhd. bertinc c Klosterbruder 3 zu bart cBart3, ahd. wihseling 'Wechselbalg3, zwineling cZwilling3, aisl. vetrung-r c einen Winter altes Thier3, hqfding-r c Hauptling, Hauptmann 3 ; Familien- und Stammesnamen wie ags. Shyldun^as aisl. Skjoldungar; ags. Hredlinj 'Sohn des Hretfef; aisl. attung-r c Verwandter 3 zu att 'Geschlecht3, ahd. chunniling 'Verwandter 3 zu chunni 'Geschlecht3, aisl. sijstrung-r 'Mutterschwestersohn 3 afries. susterling'Sch-westerkind, ahd. sunufatarungo pi. 'die Leute des Sohnes und des Vaters3. Im Got. nur ein Beispiel, gadiligg-s 'Vetter 3 : ahd. gatiling gatuling as. gaduling. 3
§ 88.]
Das Nominalsuffix -qo-, -qa-.
253
Dass das Femininum dieser Bildung im Nord. und Westgerm, als Abstractnomen verwendet wurde. bewirkte wol derselbe Process, den wir z. B. bei ahd. forahta cFurcht3 gegeniiber foraht got. faurht-s cfurchtsam3 (§ 79 S. 222) kennen lernten, ahnlich XaX.fabrica cBearbeitung, Bildung3 (zu faber); vgl. auch § 158. Aisl. hadung cBeschimpfung3 zu had cSchimpf, Spott\ launung cGeheimniss3 zu laun dass., woran sich primare Bildungen wie kvisting cErmordung3 (zu kvista cermorden3) anschlossen. Ahd. werdunga cdignitas3 zu werd; primar z. B. hantalunga cBehandlung3, zu hantalon cbehandeln3. Im Aisl. noch neben einander birting-r cGlanzender3 und birting 'Glanz1, ginnung-r cBetriiger, Gaukler3 und ginning cBetrug3 u. dgl. Anm. 4. Lag dem -inja—ingo- das Abstracta bildende Suffix -mzu Grunde (s. Anm. 3), so kame iibrigens in Frage, ob nicht das fern, -in-jo-, wie in aisl. birting, u n m i t t e l b a r aus dem in-Stamm hervorging durch rein amplificatives -qo-.
Erweiterung von Adjectiven durch -qo-, z. B. ahd. gora-g erbarmlich3 neben got. gdur-s cbetriibt3, aisl. qrdug-r csteil3 zu gr. 6p8d-? lat. arduo-s (I § 306 S. 243). Hierher auch ahd. entrig c fremd3 (zu ander canderer3), wenn der Ausgang idg. *-tre-qo-, nicht *-tr-iqo- war (§ 87 S. 247). Meist drang -«jo- ein, wie got. sineig-s calt3 (vgl. ai. sana-kd-s S. 248), s. § 89 a S. 255. Ahd. alemann. weler Vie beschaffen?3 s. o. S. 250. c
Anm. 5. Etymologisch von diesem Worte verschieden ist ahd. wie-lih got. hvi-leik-s 'welch', worin germ. Ilka- 'Korper, Gestalt' als Compositionsglied enthalten ist. Der Suffixausgang -ft'-/a- trat mit diesem in volksetymologische Verbindung, ahnlich wie im Ai. -i-ka- -n-ka- -a-ka- mit -awe- associiert wurden (s. S. 241).
Baltisch-Slavisch. Dem Bait, und Slav, gemeinsam ist -uqo- als Deminutivsuffix. Es war ohne Zweifel von w-Stammen ausgegangen, vgl. aksl. synuku cSohnchen3: synu, gen. synu, 'Sohn3. So lit. parszuka-s cFerkelchen3 zu parsza-s, meduka-s 'Baumchen3 zu medi-s, aksl. cvetiiku cBlumchen3 zu cvetu gen. cvela. Im Slav, dasselbe Suffix auch zur Erweiterung von Adjectiven, doch mit Aufgabe seines urspriinglichen besonderen Sinnes: qzuku cenge3: armen. ancuk anjuk cenge3 (ai. qhti-s), sladukii csuss3 (lit. saldu-s), und ohne w-Stamm als Grundlage
254
Das Nominalsuffix -qo—qa-.
[§ 88.
z. B. briduku 'bitter3, lepuku 'schmuck3. Vgl. hierzu preuss. Namen wie Banduke [banda- 'niitzlich3), Wyrucke {vira- 'Mann3). Entsprechend wurde in beiden Zweigen auch deminuierendes -i-qo-, das an «-Stammen entstanden war, iiber seine urspriingliche Sphare hinausgetragen; doch begegnet diese Suffixcombination mit dieser Function nur in der «o-Erweiterung, -i-q-ip-i-q-ia-. Altererbt: aksl. ovi-ca 'Schaf3, vgl. lit. avi-k-ynb 'Schafstall3: ai. avi-ka etc., s. o. S. 248; aksl. mysica 'Arm' urspriingl. 'Mauschen, Muskel3: ai. musika 'Maus, Ratte3 vgl. a. O. In diesen beiden Wortern war der urspr. deminuierende Sinn erloschen. Andere Beispiele: lit. ranklke 'Handchen3, kumelike 'kleine (schlechte) Stute3, mamike 'Miitterchen3 (im. Lit. nur Feminina), aksl. kamenici 'Steinchen3, korablici 'Schiffchen3, detica collectiv 'Kinderchen3 (deft 'Kinder3), dvtrica 'Tiirchen3 (dvirt 'Tiir3). Vgl. hierzu auch preuss. Namen wie Tewiko (tewa- tdwa- 'Vater3). Hierher ferner lit. -in-inka- lett. -{i)?i-lka- -en-lka- (i aus en), welche Suffixcombinationen irgend eine Beziehung zum Grundwort bezeichnen, z. B. lit. darb-ininka-s (lett. da'rbhuk-s) 'Arbeiter3 zu darba-s 'Arbeit3, dafz-ininka-s (lett. daJrfmk-s) 'Gartner3 zu dafza-s 'Garten3, pus-ininka-s 'Halftner, Halbhufner3, iauk-ininka-s 'Feldbewohner, Landmann3, Letuv-ininka-s cLitauer3 zu Letuva 'Litauen3, lett. gudrimk-s 'Kliigling3 zu gudr-s 'klug3, swescJiinlk-s 'Fremdling3 zu swesch 'fremd3, Ridfinlk-s 'Rigenser3 zu Riga 'Riga3, uppemk-s 'Flussanwohner3 zu uppe 'Fluss3. Daneben in gleicher Bedeutung lit. -in-yka- preuss. -n-ik-iaksl. -n-iko-, die ich auf idg. -iqo- zuriickfiihre, s. § 89a. Den zweiten Theil von lit. -in-inka- hat man wol mit germ, -uid-^azu identificieren (vgl. I § 249 S. 206 f.) und hat anzunehmen, dass im Baltischen einmal FoTmen wie *dvarinka-s *dvarenka-s 'Hofmann3 bestanden (hierzu die im Slav, isoliert stehenden meseci 'Monat3 zajqci 'Hase3?) und dass deren Suffix sich mit -{i)n-ika- [dvarinyka-s aksl. dvortniku) zu lit. -in-inka- (dvurininka-s) lett. (*-n-enka-) -n-lka- vereinigte. Anm. 6. Demnach lassen wir die in I § 219, 4 S. 188 vorgetragene Auffassung, dass slav. -iku und lit. -inka-s sich lautlich entsprachen, fallen. Die Anregung zu obiger Erklarung verdanke ich Leskien.
§ 89.] Die Nominalsuffixe -iqo—iqa-, -iiqo—uqa- und -aqo—dqa-.
255
89. 5. -Iqo- -iqa-, -uqo- -uqa- u n d -aqo-aqa-. Die dem q vorausgehenden langen Vocale mogen, wie das i von -iqo- (§ 87), einen nominalen Stammauslaut reprasentieren. Doch ist im Einzelnen dei Ausgangspunkt fiir diese Suffixformen nicht klar. Die Functionen derselben lassen sich auf einheitliche Formeln nicht bringen. a. -iqo-. Vgl. ai. drii-ka- § 86a S. 241, sucl-ka- sa-patni-ka§ 86J S. 242 £. Arisch. Selten denominativ: ai. and-ika-s 'eiertragend3, zu dndd-m c Ei\ Haufiger primar: ai. drs-ika-s cansehnlich3 drs-ika-m ^nblick 3 d^s-ika 'Aussehen3, vrdh-ikd-s 'Mehrei3, mgd-ikd-m c Erbaimen, HuldJ. Griechisch. Selten. TTEp8-i| 'Rebhuhn3 (eigentl. cpeditor5, wenn auch vielleicht erst infolge volksetymologischer Umgestaltung), pe(ip-iS 'Kreisel'. Italisch. Denominativ: umbil-icu-s (vgl. gr. 61x901X0'-?), rubr-lcu-s rubr-ica, lect-ica u. a. Primar: am-icu-s, mend-icu-s, pud-lcu-s u. a.; hierher auch pedicare von einem *ped-ico- mit der Bedeutung von podex (§ 87 S. 246). -ic-io- und -t-ic-io(vgl. -t-ico- § 87 S. 246) schliessen sich an, wie noviciu-s, adventiciu-s. Mit Ubertritt in die consonantische Flexionsweise: felix, perriix. Vielleicht hierher auch crdticula u. dgl., s. § 88 Anm. 1 S. 251. Germanisch. -«ja- in verschiedenen Functionen. Denominative Adjectiva bildend, z. B. got. mahteig-s 'machtig3 zu mahti- cMacht3, ahd. spenstig Verfiihrerisch3 zu spanst f. cVerfiihrung, Verlockung3; hier hatte -«j«- sich an die Stelle von alterem -ja- (-i-ja—a-ja- u. a.) gesetzt, s. § 86 S. 244. Adjectiva erweiternd, ohne ihren Eedetheilcharakter zu andern, z. B. got. andariemeig-s : anda-nem-s 'angenehm3, ahd. loirdig : werd Svert3, rihtig : reht crechtJ; in gleicher Function -ja-, wie ahd. gora-g: got. gdur-s cbetrubt3, s. § 88 S. 253; ohne Zweifel war -ya- auch hier iiber seinen urspriinglichen Gebrauchsbereich hinausgegangen, vgl. got. sineig-s fiir urspr. *sene-qo- odei *seno-qo(S. 248). Ferner als Primarsuftlx, wie got. gabeig-s neben alterem. gabig-s, s. § 87 S. 246.
256 Die Nominalsuffixe -tqo—iqa-, -uqo—uqa- und -aqo—aqa-.
[§ 89.
Baltisch-Slavisch. Den beiden Zweigen gemeinsam ist -iqo- als Secundarsiiffix in Substantiven, die meist von Adjectiven abgeleitet sind und irgend eine Beziehung zum Primitivum ausdriicken. Im Bait. (Lit. und Preuss.) liegen fast stets Nomina mit einemrc-Suffixzu Grunde, lit. -in-yka-s preuss. -n-ik-i-s, im Slav, auch andere. Im Lit. ist -ininka-s mit -inyka-s gleichwertig, die beiden Suffixe sind aber auf verschiedene Dialekte vertheilt; in den einen Dialekten wurde das eine, in den andern das andere verallgemeinert, und in manchen dem Slavischen benachbarten Gegenden mag slav. -miku der Suffixform -inyka-s zum Siege verholfen haben (vgl. die zahlreichen slav. Lehnworter, wie metelnyka-s cGaukler3 = poln. mietelnik). Lit. darbinyka-s neben darbininka-s u. s. w., s. § 88 S. 254. Preuss. laukinik-i-s "Lehnsmann3 (lit. iaukmyka-s laukininka-s), slidenik-i-s cLeithund3, stubonik-i-s cStiibner, Bader, Chirurg3. Aksl. zlatiku eine Goldmiinze (zlatu golden3), sirebriniku sirebrinika cSilberling3 [sirebrmu csilbern3), kruvmiku border 3 (kruvtnu 'blutig3), gresiniku cSiinder3 [gresinu csiindig3), vlaseniku cwer ein harenes [vlasenu) Kleid hat3; von Participien z. B. uceniku cSchiiler, Jiinger3 [ucenu cgelehrt werdend3), izbraniku cAuserlesener, Auserwahlter3 [iz-branii 'auserlesen3); von Subst. z. B. russ. babik Weibemarr3 (baba cWeib3), severik cNordwind3 [sever cNorden3). Im Lit. ohne vorausgehendes n-Suffix nur Vereinzeltes, wie dalyka-s cStiick, Theil3 neben dali-s cTheil3. Aksl. siku "talis3 (auch sici, vgl. ljubimici neben ljubimiku u. dgl.) zu si chic3, toliku ctantus3 koliku 'quantus3, wozu auch veliku 'gross3 neben veliji 'gross3: vgl. gr. rojAixo-? ahd. weler § 88 S. 250. Ferner si. -iku deminuierend und hypokoristisch, wie russ. domik cHauschen3 mjacik cBallchen3, niedersorb. gasik ckleiner Teich3 gjarnyk 'Topfchen3; cech. Volik neben Vol, Vladik neben Vlad, nslov. Nanika cAnnchen\ Primar aksl. -ica, wie ljubica camator3, zirica 'sacerdos3. b. -uqo-. Vgl. ai. dnu-ka- § 86a S. 241. Arisch. Im Ai. in primaren Adj., denen reduplicierte Verbalformen zu Grunde liegen, wie dan-das-uka-s cbeissend3
§ 89.] Die Nominalsuffixe -iqo—iqa-, -uqo—uqa- und -aqo—aqa-.
257
(vgl. dqsuka-s cbeissend3 § 88 S. 249), jd-jar-uka-s 'wachsam3, vd-vad-uka-s 'schwatzhaft3. Griechisch. Veieinzelt primar: -/yjpuS (dor. u. s. w. xapo£) c Heiold3, vgl. ai. ca-kar-ti cer riihmtJ kdru-s cLobsanger\ I t a l i s c h . Im Lat. einige Male primar, wie cad-ucu-s, fiduc-ia, und einige Male secundar, wie aeruca (neben aerugo) von aes, lactiica von lac (lact-is). Slavisch. Einige Male primar, wie aksl. jez-yku cZunge, Sprache3 (: preuss. ins-uw-i-s cZunge3), vlad-yka cHerrscher, Herr5, russ. kl-yk 'Hauer3, poln. bzd-yk cpeditorJ. c. -aqo-. Arisen. Hiei nicht irgend sicher nachweisbar wegen der Mehrdeutigkeit von -aka-. Ausser ai. asmaka-s u. dgl. (§86 5 S. 242 f.) seien als moglicherweise hierher gehorig genannt: pavakd-s ved. chell, rein3 (nach Ausweis des Metrum fiir das handschriftliche pavakd-s zu lesen), jdlpaka-s neben jalpaka-s 'geschwatzig3, bhiksaka-s cBettlerJ. Griechisch. vsoi$ 'Jiingling3: aksl. novaku 'Neuling3. -&topa$ ion. OtopTjl 'Brustpanzer'. opTryjl lesb. opuai; cSpr6ssling, Schossling'. -KTjXrji 'Helm3, acpyji; cWespe3 wol als ocp-ax- zu ai. sabh-a c Versammlung3 got. sib-ja cSippe3, als cim Schwarm lebendes Thier3 (Baunack Stud, auf dem Geb. des Griech. I 25). Italisch. Denominativ: meracu-s zu meru-s, lingulaca zu lingulu-s, verbenaca zu verbena; opacu-s wol zu op- ob. Haufig -ax, primar und secundar: bibax, loquax, persequax, mordax, audax, pugnax, verax. Altixisch. -ako- allgemeinkeltisch Adjectiva von Subst. bildend, wie marcach mcymr. marchawc cequester3 zu marc cPferd3, cumachtach mcymr. kyfoethawc corn, chefuidoc cmachtig zu cumachta cMacht\ Dasselbe in Eigennamen, wie gall. Dumnacu-s mcymr. Dyfnawc, gall. Teuto-bodiaci (pi.) mir. Buadhach, gall. Benacu-s, deren urspriinglich adjectivischer Charakter aus den Ortsnamen auf -acum wie gall. Avitacum d. i. 'praedium Aviti3 (Zeuss2806) deutlich hervorgeht. Germanisch. Got. dinohb Luc. 8, 42; fem. zu dinaha 'uniBrugmann, Grundries. II.
17
258
Die Nominalsuffixe -sko—ska- und -isko- -iska--
[§ 89—90.
cus3, das man hierher zieht, ist doch wol nui ein (durch dinohun verursachtes?) Versehen des Schreibers. Baltisch-Slavisch. Lit. tok-s gen. tok-io aksl. taku ctalis3; entsprechend kok-s kaku 'qualis?3, jok-s cirgend einer3/«M cqualis3, anok-s cjener Ait3 onako adv. cso3, dvejoka-s dvqjaku rzweierlei Ait3 trejokas trojakii cdreierlei Art3. Aus dem Slav, schliessen sich nur noch einige wenige an, wie aksl. jedinaku caequalis3 drugako adv. canders3 (vgl. lit. venoka-s venok-s ceinerlei3 kitok-s c andeilei, von andrer Art3), wahrend dieses Suffix im Bait, sehr productiv wurde, um aus Adjectiven Adjective zu bilden, welche eine Annaheiung an den Eigenschaftsbegriff des Primitivum ausdriicken: lit. judoka-s 'schwarzlich3 (Judas 'schwaiz'), silpnoka-s cschwachlich, ziemlich schwach3 (sitpna-s 'schwach3), saldoka-s csiisslich, ziemlich suss' (saldu-s csiiss3), didoka-s ^ziemlich gross3 (didi-s cgross3); im Lett, wurde hieraus das gewohnliche Comparativsuffix, wie sdlddk-s csiisser3 (sdld-s), labbdk-s cbesser3 [labs). Ferner bildete -aqo- im Balt.-Slav. aus Adj. Substantive, die ein mit dem BegrifF des Adjectivs als mit einem Merkmal behaftetes Wesen bezeichnen. So lit. naujoka-s aksl. novaku c Neuling3 (serb. novak cNeumond3) von nauje-s novu cneu3: gr. via£; lit. Ireczioka-s 'Dreier3 szesztoka-s cSechser3, aksl. tretijaku c ein Dreijahriger3; aksl. junaku cJiingling3, bujaku cDiimmling, Dummkopf3; hierzu die Personennamen auf -aku, wie russ. Gojak, cech. Lstak, Modlak. Man beachte die Betonungsverschiedenheit zwischen trejoka-s und treczioka-s. Der geschliffene Ton in toks war (infolge der Verkiirzung um eine Silbe) aus dem gestossenen hervorgegangen, vgl. tokio. 90. Die Suffixe -sko- -ska- und (germ.-baltischslav.) -isko- -iska-. Es kommt hier hauptsachlich das mit dem prasensbildenden sko- identische primare Nominalsuffix in Betracht. Man findet fiir dieses zuweilen Formen, die auf urspr. -sqo- hinweisen. Ob wir es mit zwei von Anfang an verschiedenen Formen zu thun haben, oder ob der palatale Laut secundar durch den velaren ersetzt wurde (I § 467 S. 344 f.),
§ 90.]
Die Nominalsuffixe -sko—ska- und -isko—iska-.
259
lasse ich unentschieden, bemerke jedoch, dass mich das letztere wahrscheinlicher diinkt. I d g . *prk-ska- c Frage, Erforsehung, Erkundigung', zu ai. prchami \ab. posed, W.prek- : ai. prcha-, armen. hare (gen. harci, tjbertritt in die ^-Declination), ahd. forsca. *is-ska- *ais-ska-, zu ai. ichami Verlange, begehre', W. ais- : ai. icha- "Verlangen, Wunsch', aimen. aic 'Untersuchung' (kommt nur im ace. in bestimmten Phrasen vor), ahd. eisca c Heischung, Forderung'. Ai. rahcha- 'Wunsch' ahd. wunsc m. c Wunsch, Begehr5, zu ai. vanchami cwiinsche3, W. uen- c Gefallen finden an etwas1; im Ind. wax dei Nasal durch Analogie eingedrungen (Bartholomae Ar. Forsch. II 91), *va-ch- aus *u%-stc-, dagegen wunsc aus *un-sho-. Arisch. Aus dem Ai. ausserdem nur noch weniges hierher. murc/ia- 'Ohnmacht 3 neben murchami 'gerinne, erstarre3 (dazu murJchd- c stumpfsinnig, dumm, unverstandig5, das wie sargdu. dgl. I § 467, 1 S. 344 beurtheilt werden kann), zu mur-id-s 'geronnen'; gehort got. un-tila-mahk-s 'unbesonnen' andd. malsc 'ubermiitig' dazu, so erg'abe sich uridg. *ml-sko-. mlecha-s c c 3 Walscher, Barbar', zu mlechami walsche ; unklar bleibt trotz E. Kuhn Ztschr. XXV 327 pali milakkha-. A i m e n i s c h . Vielleicht noch p'uk* c Hauch, flatus' neben p'cem c hauche, blase', vgl. gr. cpusxa c Blase, Schwiele' cpiia/7j 'Darrn, Wurst3 neben ouaa 'das Blasen, Blase', W. in schwacher Form plm- oder sphu-. G r i e c h i s c h . otaxo-; c Wurfscheibe' aus *6ix-3/.o-c, zu Sixslv c werfen'. po-azy] c Futter, Frass', zu pd-axw cfiittere'. Hierher, wie es scheint, auch die (bei Homer fehlenden) Deminutiva auf -ia-/.o-, wie TiaiStszo-c c Knablein' r^ai^izv.r^ £Magdlein 3 , ohhv.o-c, oExt'ox7] 'Hauschen', yoipiT/.o-z 'Schweinchen', c Kriiglein'. Sie mogen mit Prasentien auf -IOXU) (wie zusammenhangen und ihre (prim'aren) Musterformen (vgl. apsaxo-; cgefallig' neben dpisztu) entstanden sein, als diese Prasentien noch den Sinn des Werdenden, allmahlich sich Realisierenden hatten, vgl. viavt'ay.o-; mit lat. adulescens. I t a l i s c h . Lat. esca aus *ed+sca und sein Gegenstiick posca. Auch vescu-s (eigentlich cabgezehrt'), zu vescor, wenn
260
Nominalsuffix -go—ga-.
[§ 90—91.
diese Wortsippe -sko- enthalt (vgl. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 606, Baunack Kuhn's Ztschr. X X V I I 561 ff.).
G e r m a n i s e h. Ahd. for sea eisca wunsc got. -malsk-s s. o. S. 259. Ahd. frosk a,isl.frosk-r 'Frosch3 aus urgerm. *fruyj-ska-y vgl. ags. frojja 'Frosch3. — Wir schliessen hier das Adjectiva bildende Secundarsuffix germ, -iska-, lit. -iszka- slav. -isko- an. Es bezeichnet Abstammung und Zugehorigkeit oder Angemessenheit und Qualitat. Germ. Got. judaivisk-s"jiidisch3, piudisk-s 'ESVWO'C' ahd. diutisc 'deutsch3, ahd. frencisc frankisch3, got. mannisk-s 'menischlich3, gudisk-s cg6ttlich3, funisk-s 'feurig3, ahd. irdisc cirdisch3, antarisc c fremd3, dorfisc 'dorfisch, baurisch3, mordisc 'morderiseh3, altisc 'alt3. Lit. prusiszka-scpreussisch3, letuviszka-s clitauisch3, deviszka-s c gottlich3, teviszka-s V'aterlich3, dangiszka-s 'himmlisch3; Substantivierung durch -io-, z. B. namiszki-s 'Hausgenosse3 namlszke 'Hausgenossin3, muslszki-s cder Unsrige3, Kiaipediszki-s cMemler3, teviszke Vaterliches Erbe oder Haus, Vaterland, Heimat3. Aksl. rumisku cromisch3, zidovisku "jiidisch3, kunqzisku 'fiirstlich3, defisM 'kindlich3, nebesisku chimmlisch3. Die Beurtheilung dieses Suffixes ist schwierig. Anm. Wie bereits I § 587 Anm. 2 S. 443 f. bemerkt wurde, unterliegt das bait-slay. Suffix dem Verdacht, aus dem German, entlehnt zu sein, wie ja auch das roman. -isco- (ital. grechesco, donnesco) aus dem German, herubergekommen war; vgl. aueh die Entlehnung von slav. -an lit. -oriu-s aus dem germ. -aria-. Wol moglich ist, dass wir es mit einem combinierten Suffix -is+ka- (zu § 86) zu thun haben (vgl. ai. aretds-ka- mastis-ka-), wobei fur ahd. altisc und andere auf Adj. beruhende Formen Entstehung aus dem Comparativ (vgl. ai. amyas-kd- S. 249) in Frage kame. Auch ware eine durch Analogie bewirkte Umformung von idg. -iqo- (§ 87) denkbar.
91. Suffix -go- -g«-- Zu Gunsten eines aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft stammenden Suffixes -go- diirften folgende Formen sprechen. Ai. arbha-ga-s cjugendlich3 neben drbha-s arbha-ka-s cklein, 3 jung . srnga-m cHorn3 kann man als Ableitung aus einem *h-na- = got. haurn betrachten, wie ahd. scincha f. cBeinr6hre, Schenkel neben scina cBeinschiene3, dan. manke neben ahd. mana 'Miihne3 steht (Kluge, Festgruss an Bohtlingk, 1888, S. 60).
§ 91—92.]
Nominalsuffix -go- -ga-. — Nominalsuffixe auf -i.
261
Arm en. krun-k cKranich3 : ahd. chranu-h ags. cornu-c Kranich neben ags. cran gr. yspavo-? 'Kranich3. Auch srn-kun-k' neben sriin-M (gen. sruni-Q) pi. cSchienbeine, Waden3? Das armen. -k konnte fieilich auch idg. q sein. Im German, ist -ka- ein haufiges Suffix. Jenem chranuh schliessen sich noch etliche Vogelnamen an, wie got. ahak-s c Taube3 ahd. habuh ags. hafoc 'Habicht3, die an griech. Vogelnamen mit y wie xdxxuy- gemahnen (s. Bugge Paul-Braune's Beiti. XII 424 f.). Sonst meist mehr oder minder deutlich deminuierend, wie ahd. armihha 'paupercula3, fulihha cweibliches Fohlen3, snurihha 'Schwiegertochterchen3, und Adjectiva wie ahd. altih 'alt3 andd. luttic afries. litik cklein3 (vgl. ai. drbha-ga-s). Dem S. 260 genannten ahd. scincha stellt sieh wol noch ahd. zinko m. cZinke, Zacke3 zur Seite, zu mhd. zint aisl. tind-r gehorig, Gf. *dend-go-, von Stamm *dent- cZahn\ Auch im Bait.-Slav, nicht selten -go-, doch konnte dieses auch idg. -gho- sein. Lit. isz-ei-ga oder Isz-ei-ga 'Ausgang3 zu isz-elti chinausgehen3, aksl. slu-ga °Diener3 zu W. kleii- choren3 (shi-tije, slovo etc.), stru-ga cStromung, Barke3 zu W. sreuc stromen3 [stru-Ja, o-strovii etc.). Lit. melag-i-s cLiigner3 melag-e 'Liignerin3, sowie -in-ga-s in solchen wie varg'mga-s 'elendlich, armselig3 von varga-s 'Elend3 (vgl. -in-ka-s § 88 S. 254). Aksl. roz-ga cZweig3 zu rozu razu 'dis-3. Aksl. mq-zi cMann3 aus -g-(e-, vgl. ai. maim- got. mann- °Mensch, Mann3. Lit. ketver-g-i-s VieTj'ahrig3 trei-g-y-s 'dreijahrig1 u. dgl., aksl. cetvri-gu russ. cetver-g cDonnerstag3. Anm. Man musa mit der Moglichkeit reohnen, dass unser Suffix -goin uridg. Zeit aus -qo- hervorgegangen war. S. I § 469, 7 S. 348. Neben -go- konnte ein gleichartiges -ga- in gr. Tpeta-YU-i Ttpeta-P'j-; 'alt' und in lit. hno-gii-s cMensch' gesehen werden; irpeTo-^u-i neben lat. pris-co- (vgl. § 135) dann ahnlich wie ai. drblia-ga- neben arbha-kd- und wie ahd. zinko neben ags. tuse oder tusk § 88 S. 250. Eine andere Erklarung von -fu—ftagibt Bezzenberger in seinen Beitr. IV 345.
II. Sufflxe auf -I 92. Bei den «-Suffixen erscheint dreifacher Ablaut: i, ei, oi {e-Reihe, I § 311—314). i z. B. im nom. und ace. sg. masc. fern.
262
Nominalsuffix -i-.
[§ 92—93.
-i-s -i-m. ei z. B. im nom. pi. masc. fem. -ei-es. oi im gen. sg. -oi-s. Der Zusammenhang dieser Ablautung mit den urspriinglichen Betonungsverhaltnissen ist aus dem historisch gegebenen Sprachmaterial nicht mehr irgend deutlich zu ersehen. Es gab seit idg. Urzeit masc, fem. und neutr. 2-Sta.mme. Die beiden ersteren hatten von Haus aus dieselbe Declination. Unterschiede entstanden erst in einzelsprachlicher Entwicklung, z. B. ai. ace. pi. dvln m. dvis f. 'oves'. Ofter gingen i-Stamme in die Flexion der -I-: -je-Stamme (§ 109) und in die der einsilbigen -I- : -u-Stamme iiber (§ 109 Anm. 2). 93. Suffix-z-. War seit der Zeit der idg. Urgemeinschaft Primarsuffix. Wo es als Secundarsuffix erscheint, handelt es sich um Ubertritt eines anfanglich anders declinierten Nomens in die «-Declination, welche Uberfiihrung entweder ohne Bedeutungsmodification infolge rein formaler Ereignisse geschah, z. B. bei lat. nav-i-s nav-i-um nav-i-bus (vgl. ai. nail-s nav-am nau-hhyds),') oder zum Zweck einer Bedeutungsveranderung nach dem Muster anderer *'-Suffixe (wie -ti—ni-) vorgenommen wurde, wie bei aksl. zestoc-i "^Harte3 aus zestoku chartD. Primares -i- in Substantiven und Adjectiven. Jene am hiiufigsten in masculinischer und femininischer Form und sowol in concreter als in abstracter Bedeutung. Idg. Substantiva. Masc. und Fem. *ou-i-s cSchaf5: ai. dvi-s m. f. (fur *avi-s nach den mit avy- beginnenden Casus? s. I § 78 S. 70), gr. St-e oi-? m. £, lat. ovi-s m. f., ahd. ou f., lit. avt-s f. (aksl. ovi-ca § 88 S. 248). Ai. dh-i-§ m. av. az-i-s m. cSchlange, Drache', armen. iz (gen. iz-i) cViperJ, lat. angu-i-s m. f. (air. esc-ung 'Aaf, zu esc 'Sumpf3), lit. ang-t-s f. 'Natter'; vgl. auch gr. e^i-? m. f. 'Natter, Viper' ocpi-c m. 'Schlange, Drache'. Av. erez-i-s gr. op^-t-? m. Hode'. *ns-i-s m. cSchwert': ai. cu>i-§ lat. ensi-s. Ai. -jan-i-s jdn-i-s av. jaini-s f. cWeib', got. qens (St. qen-i-) f. cWeib', zu ai. gn-a- etc., s. § 60 S. 105. 1) Ubcr Eintritt von j-Stammen in die i-Declination s. § 109 Anm. 1.
§ 93.]
Nominalsuffix -t-.
263
N e u t r . *oqi- 'Auge 5 : aimen. ac-H (gen. acac) pi., gr. 00=2 aus *ohVi-e du. n. (att. xpi-oxxi'-s muss durch Veimischung von bxr- = *ojj- und dxi- = *oji- entsprungen sein), im Got. in and-dugi-ba adv. c ins Angesicht, offentlich3 (zum du vgl. I § 444 Anm. 3 S. 333), lit. aki-s f., aksl. oci du., dazu auch ai. dksi n. Solcher urspr. Neutra gab es noch einige, wie aksl. us-i 'Ohren 3 . Von ihnen wurde urspriinglich nur ein Theil der Casus gebildet, wahrend die andein Casus ew-Stamme waren (vgl. z. B. ai. aksn-a neben dks-i etc., § 114). In mehreren Sprachen wurde die e'-Declination aber ganz durchgefiihrt, wobei zugleich Genuswechsel stattfand. In andern wiederum blieb jene defectiv. Vgl. § 114 und Joh. Schmidt Kuhn's Ztschr. X X V I 16 ff. Ein a d j e c t i v i s c h e r Stamm, der in mehieren Sprachen zugleich auftrate, scheint nicht vorzukommen. Es sei hier indessen genannt *tr-i- 'drei 1 (vgl. ai. tr-tiya- 'tertius 3 etc.) : ai. trdy-as loc. tri-su, armen. ere-M instr. eri-v-M (I § 263 S. 216), gr. xpsi? xpi-ot, lat. ires tri-bus, air. tri dat. tri-b, got. preis dat. pri-m, lit. trys loc. tri-se aksl. trij-e trij'-e loc. tri-chu.
Arisch. Substantiva. Masc. und Fem. Vorzugsweise nomina agentis (m.) und Verbalabstracta (weit haufiger f. als m.). Ai. v-i-s av. v-i-s m. c Vogel3: lat. cw-i-s (die Wurzelsilbe also mit Ablaut). Ai. kav-i-s c Weiser3 av. kav-i-s m. cKonig3. Ai. gir-i-s av. gairi-s m. 'Beig3 (zu guru- cschwer3?). Ai. va-vr-i-s m. cHiille, Versteck3 av. vaoiri(vgl. I § 160 S. 145) in us-vaoiri-s 'enthiilst, ohne Hiilse'. Ai. rs-i-s m. cSanger, Weiser', hir-i-s m. 'Lobsanger3, arc-i-s m. 'Stral3, dhvan-i-s m. cTon, Schall1, nidh-i-s m. cAufstellung, Aufbewahrungsort, Schatz3 (ni-dkd-); ruc-i-s f. cGlanz, LichtJ, hrs-i-s f. •Tfliigen3, rbp-i-s f. "reissender Schmerz3, grah-i-s f. cErgreifung3, nkbh-i-s f. cMitte3. Av. vaeiet-i-is m. 'Verkiinder3, vair-i-'s m. 'Canal, Teich5; baoict-i-s f. cGeruch, Wolgeruch3 vaiS-i-'s f. cFliessen, Fluss3. Der Dat. der nomina actionis kommt im Ved. und Av. infinitivisch gebraucht vor, z B. ved. drsdye 'zum Sehen3, yudhdye c zum Kampfen3, av. savayoiczu niitzen3 (vgl. Bartholomae Kuhns Ztschr. XXVIII 20).
264
Nominalsuffix -»-.
[§ 93.
N e u t i a . Ai. dksi- av. asi- cAuge3, s. o. S. 263. Ai. dsthic Knochen 3 , dddhi- 'Molken'. Av. usi- 'Verstand, Denkkraft 3 . A d j e c t i v a . Ai. hdr-i-s av. zairi-s cgoldgelb3. Ai. suc-i-s c stralend, rein', grbh-i-s c in sich fassend3, kSp-i-s czittemd3, mdh-i-s 'gross 3 ; oft redupliciert, wie cd-kr-i-s cmachend3, dddh-i-s c verleihend 3 , td-tur-i-s 'iiberwindend 3 , ba-bhr-i-§ ctragend3, da-d-i-s cgebend3, sa-sah-i-s 'besiegend, siegreich3. Av. dars-i-s c heftig, gewaltig 5 vgl. ai. da-dhrs-i-s c mutig, herzhaft3, av. dadqs-i-s cbissig3. tiberfiihrung in die ^-Declination, um irgend eine charakteiistische Beziehung, im Ind. besonders um die Abstammung von etwas zu bezeichnen. Die Anfangssilbe zeigt im Ind. regelmassig, im Iran, ofter Vriddhi. Ai. sdrathi-s 'Wagenlenker 3 zu sa-rdtha-s r auf gleichem Wagen fahrend3, pdurukutsi-s c Nachkomme, Sohn des purukutsa-s . Av. nuizdayasni-s 'mazdajasnisch3 zu mazda-yasna-'Mazdajasner, Mazdayerehrer3, vareprayni-Vsieg-
haft3 zu verepra-jan- cSieger3, ddhtaydni-s cSohn des dastayana-'; apers. patisuvari-'s ceiner aus Patischorien3. Der Ausgangspunkt dieser Bildungskategorie, die an lat. decemjugi-s u. dgl. (S. 265) erinnert, ist unklar. Vgl. die Vriddhi-Bildungen auf -a- § 60 S. 106 f. Armenisch. iz (gen. iz-i) cViper3: ai. dh-i-s etc., s. o. S. 262. aic (gen. aic-i) cZiege3: gr. aiyi- in aiyi'-[3oTo-? cZiegen weidend3. Auf alteni Neutr. beruhten ac-M pi. 'Augen3 (s. o. S. 263) und sirt (gen. srt-i) cHerz3: lit. szird-i-s cHerz3 neben got. hairto. Griechisch. Nichthaufig. Substantiva. Masc. und Fern. o-i-s m. f., £'x~l"? m - ^- o
§ 93.]
Nominalsuffix -i-.
265
f., umbr. a v i f ace. c aves 3 : ai. v-i-s c Vogel\ Lat. ax-ism. : lit. asz-i-s aksl. os-i "Achse3; torri-s m. (W. ters-), orb-i-s m., corb-i-s m. f., crat-i-s f., ap-i-s f., trud-i-s f., scob-i-s f., sit-i-s f., rav-i-s f. Osk. s l a g i m "regionem3. N e u t r . Lat. mar-e : air. ?«M«V n. ahd. m m n. (indess vielleicht idg. *nid-ri, vgl. gr. l'5-pt); sal-e (St. sal-i-, auch m.) : arm en. ak (gen. aA-«) cSalz3, gr. ah.- in dXi-Ti&pcpupo-? cmeerpurpurn3, aksl. sol-i f. cSalz3; conclav-e, praesaep-e (auch praesaep-i-s f.). Ein Neutr. war uTspriinglich auch aur-i-s : mir. aw o, dat. pi. am'6, aksl. ws-e du., lit. aus-i-s. A d j . rud-i-s, jug-i-s, dulc-i-s, grand-4-s, turp-i-s. Im Lat. wurde vieles in die ^'-Declination hineingezogen, was ihr urspriinglich nicht angehorte, wie ped-i-bus, nav-i-bu-s nav-i-icm nav-i-s, juven-i-s. Besonders gilt diess fiir die Adjectiva und unter diesen namentlich fiir die Composita; hier kann man ofter in dem -i- geradezu ein Zeichen der adjectivischen Geltung des Wortes sehen. simili-s : gr. ojjiaAo-; 'gleich', humili-s : gr. ^Dafj-aAo'-? 'niedrig^, s. § 76 S. 190; in-ermi-s neben in-ermu-s zu arma pi., ex-sotnni-s zu somnu-s, im-belli-s zu bellu-m, im-berbi-s neben im-berbu-s zu barba, multi-formi-s zu forma, bi-corni-s zu cornu. Ahnliches in andern Sprachen, besonders ist wegen inermi-s etc. das Irische zu vergleichen. Der Process des Umsichgreifens der i-Declination wurde wol durch das altiiberkommene Schwanken zwischen -tat- und -tati- [civitat-um und cwitati-um), noct- und nocti- u. dgl. wesentlich unterstiitzt. A l t i r i s c h . aird m. oder f. c Eckpunkt, Endpunkt': gr. apoi-s f. cPfeilspitze, Stachel3. aig f. cEis3. muir n. c Meer' (gall. Moritasgu-s) : lat. mare n. ahd. meri n. (indess vielleicht idg. *md-ri); gein n. cGeburt3, guin n. 'Wunde 3 , buaid n. c Sieg\ air-dire 'beriihmt 3 e-endire c abwesend J : vgl. ai. drs-i-s cdas Sehen 3 ; maith c gut' (gall. Mati-donnu-s), tais cweich, sanft' (gall. Taxi-magulu-s), tin 'zart3 (gall. Teni-genonia). Haufig gingen Adjectiva, besonders zusammengesetzte, in die i-Declination iiber, wie e-nirt c kraftlos, schwach3 zu nert c 3 Kraft , so-choisc 'docibilis3 zu cose cdas Zurechtweisen3, ess-amin c furchtlos3 zu omun c Furcht 3 (vgl. gall. Ex-obnu-s Ex-omnu-s).
266
Nominalsuffix -•-.
[§ 93.
Auch Subst. samail 'Gleichniss, Bild 3 mit co-smil 'ahnlich 3 . Vgl. dieselbe Erscheinung im Latein, S. 265.
Germanisch. Substantiva. Masc. und Fem. Die Verbalabstracta weit haufiger m. als f. Got. haur ags. byre m. c Sohn3. Got. ndn-s (ace. pi. nav-i-ns) m. 'Todter3: aksl. nav-i rmortuus3. Ahd. win-i m. cFreund3: ai. vasu-vdni-s 'Reichtum begehrend3 vani-s f. cBegehren, Verlangen3. Aisl. kon-r m. cGeschlechtsangehoriger, Verwandter3, elg-r m. cElch, Elenthier3. Got. balg-s m. cSchlauch3. Got. hugs as. hug-i m. cSinn, Geist3 urgerm. *%ug-i-s, got. qum-s as. kum-i ahd. chum-i m. cdas Kommen', got. mun-s aisl. mun-r m. cAbsicht3, got. slah-s as. sleg-i m. cSchlag3 (alter Accentwechsel), ahd. bifi as. bit-i m. cBiss3, ahd. fang ags. feng aisl. feng-r m. 'Fang3. Got. qen-s f. cWeib3: ai. -Jani-s. Got. cew-s f. cHoffnung3 ahd. wan m. 'Glaube, HofFnung3, falls es nicht als *ue-(e)ni- zu § 96 gehort (S. 271). Ahd. chur-i f. cWahl3. Ahd. wurt f. aisl. Urd-r f. cSchicksal3 urgerm. *tmrct-t-s. Zur Behandlung des Nommativausgangs -«-s in diesen Formen vgl. I § 660,1 S. 516 f., § 661, 2 S. 519 f. Neutr. ahd. meri cMeer3 (vgl. got. mari-sdw-s) : lat. mare n. air. muir n. (indess vielleicht idg. *ni9-ri). Die adjectivischen ^-Stamme wurden seit der Zeit dei german. TJrgemeinschaft mit den «o-Stammen vermischt. Baltisch-Slavisch. Substantiva. Masc. selten. Lit. vag-l-s cDieb3; aksl. nav-i 'mortuus3: got. ndu-s cTodter3 (s. o.); aksl. medv-ed-i 'Bar3 fHonigesser3), vgl. j'ad-"i f. 'Speise3; glad-t 'Hunger3. Haufiger findet sich das fem. Geschlecht. Lit. asz-\-s aksl. os-1 cAchse3: lat. ax-i-s. Lit. pil-i-s cBurg, Schloss3: vgl. ai. pur-i-s cStadt3, diese beiden Worter mogen aber unabh'angig von einander aus urspr. St. *pll- (ai. pur-) erweitert worden sein. Lit. at-ils-i-s cAusruhen, Musse3, rud-\-s cRost3. Aksl. luz-i cLug3: ahd. lug ags. lyje (urgerm. *lugi-) m. 'Lug3. Aksl. ved-i "Wissen3 : av. vaeid-i-s 'Verkiinder3. Aksl. stc-i 'Urin3, o-stez-i cKleidung3, chot-i 'Geliist, Begierde3, bled-1 'Irrtum, Betrug3, rec-i cRede3, vodo-tecl vodo-toci 'Wasserlauf, Canal3. Auf alten N e u t r a beruhten die aksl. du. obi 'Augen3 (vgl. ai. aksi) und usi cOhren3, lit. ak'i-s f. und aust-s f., s. S. 265.
§ 93—$4.]
Die Nominalsuffixe -ret- (-»»»-) und -eni- {-oni-).
267
Adjectiva auf -i- gibt es in der histoiischen Zeit des Lit. nicht mehr, man miisste denn lit. dtdi-s "gross3 loc. didi-me hierher ziehen wollen; dieses Wort war aber urspriinglich wol ein Subst., ahnlich wie gr. ipo'ipi-; (s. o. S. 264). Auch im Slav, sind diese Adjectiva nicht mehr lebendig. Vielleicht aber sind sie noch vertreten durch die unflectierbaren Formen auf -i wie aksl. is-pluni neben plunu Voll3 sugubi neben sugubu 'doppelt3 svobodi c frei3, die Mahlow Die langen Vocale S. 121 mit lat. in-ermi-s air. e-nirt (s. S. 265) vergleicht; s. aber auch Leskien Handbuch2 S. 72 f. 94 f. Die i-Declination griff im Bait.-Slav, in ahnlicher Weise wie im Lateinischen urn sich. Z. B. dat. pi. lit. akmen-i-ms aksl. liamen-i-mu (nom. sg. lit. ah-mu aksl. hamy 'Stein3) wie lat. homin-i-bus, lit. moter-t-ms aksl. mater-t-mu (nom. sg. lit. mote c Weib3 aksl. mati 'Mutter3) wie lat. matr-i-bus, lit. debes-t-ms aksl. nebes-i-mu (nom. sg. lit. debes-l-s m. f. 'Wolke3 aksl. nebo n. 'Himmei') wie lat. gener-i-bus. Viele Worter wurden so fast ganz oder ganz zu «-Nomina, wie lit. dant-)-s f. rZahn3 (gen. pi. dant-u), zqs-l-s f. cGansD (gen. pi. zqs-u), debes-i-s, aksl. Tcruv-i f. rBlut3 (gen. sg. kriiv-e), kamen-i neben kamy, ms-i 'Dorf3 (ai. vis-). Im Slav, erscheint -i- als Secundarsuffix in fern. Abstracta wie zestoci 'Haite3, zu zestoku chart3, zelerii Viriditas', zu zelenii Viridis', zuM TBosheit3, zu zulii 'bb'se3, topK cWarme3, zu toplu 'warm3 (vgl. § 98). Das Vorbild zu diesen Neubildungen war gegeben durch das Nebeneinander von solchen wie da-ra cGabe3 und da-nu 'gegeben3, bra-ni cKampf3 und bra-nu 'gekampft3, pe-ti 'Fiinfheit, fiinf3 und pe-tu cder fiinfte3. 94. Die Suffixe -ni- {-nni-) und -eni- (-oni-)1). Die beiden Formen verhalten sich zu einander wie -wound -eno-. Daher fassen wir z. B. *doni-s (lit. duni-s aksl. dam c Gabe') als *do + eni-. S. § 65 S. 130. Unsere Suffixe sind von Haus aus, wie es scheint, lediglich Primarsuffixe gewesen. 1) H. E b e l Die Abstracteuffixe -ni und -ani (im Gotischen), Kuhn's Ztschr. V 302ff. L o s c h Die mit dem Suffix NI gebildeten Verbalabstracta im Gotischen, Germania XXXII 223 ff.
268
£*'e Nominalsuffixe -ni- (-nni-) und -eni- {-oni-).
[§ 94—95.
Unter den mit -ni—eni- gebildeten Substantiva heben sich als eine besondere, im AT., German, und Bait-Slav, reichlicher vertretene Classe die Verbalabstracta ab. Dieselben stehen zu den participialen Suffixen -no—eno- (-ono-) in demselben Verhaltniss wie das ebenfalls Verbalabstracta bildende -ti- (§ 100) zu dem Participialsuffix -to- (§ 79 S. 205 ff.). Z. B. ai. lu-ni-s "Losreissung': lu-na-s 'losgerissen3 = hu-ii-s 'Anrufung5: hu-ta-s cangerufen'. Und es ist sicher kein Zufall, dass unsere Verbalabstiacta gerade in den Sprachzweigen in weiterem Umfang auftreten, in denen auch die wo-Stamme im verbum infinitum eine grossere Rolle spielen. Im Germ, und Balt.-Slav. erscheint oft -sni- statt -ni-. Von wo das -s- seinen Ausgang nahm, ist nicht ganz klar. Vermutlich von Formen wie *leuqs-ni-s cGlanz5 (av. raoxsni-s), vgl. -s-no- § 66 S. 132. Zu lit. deksni-s 'Brandstelle3 vgl. aksl. zestu aus *gek-s-to- § 79 S. 224. Anm. Zuweilen ist es nicht leicht, zu entscheiden, ob man imser Suffix -{e)ni- vor sieh habe oder die Weiterbildung eines eM-Stammes mittels -*'- (tiberfiihrung in die «-Deolination). Letztere liegt unzweifelhaft vor z. B. in ai. sun-i-s av. sun-i-s lit. szun-\-s preuss. sun-is 'Hund' neben ai. svd gen. sun-as, lat. carn-i-s neben card cam-is, aksl. din-i 'Tag' jelen-l 'Hirsch' neben gen. sg. din-e jelen-e, sruen-i neben lit. szirszu, gen. szirszens, 'Hornisse, Bremse'. Vielleicht ebenso in ai. vrsni-s vrsni-s 'mannlich, stark, kraftig' vrsni-s m. cWidder' av. varsni-s m. 'Widder' neben ai. vrsan- 'mannlich', ai. preni-s liebreich' neben instr. pren-a 'durch Liebe, durch Gunst', gr. op-n-; (pi. Spvet;) 'Vogel' ahd. am (pi. erni) cAdler' neben got. ara, geu. arins, 'Adler'. Vgl. § 65 Anm. S. 131.
95. 1. -ni- [-nni-). Idg. ag-ni-s m. lat. ig-ni-s m. lit. ug-n'i-s f. aksl. og-rii m. c FeuerJ; Wurzelvocalverhaltnisse unklar. Ai. tro-ni-s m. f. cHinterbacke, Hiifte3, lat. clu-ni-s m. f., aisl. hlau-n f. 'Hiiftbein, Hinterbacke', lit. szlau-rii-s f. cHiifte, Oberschenkel, Deichselarm3; wie verhalt sich zu diesen gr. xMvi-c cSteissbeinJ (vgl. Verf. Zum heut. Stand der Sprachwiss. 1885, S. 70 f., Holthausen Paul-Br. Beitr. XIII 590). * lu-ni-s f. cLosung, Losreissung3: ai. lu-ni-s cLosreissung, Abschneidung', got. lu-n-s cLosungsmittel, Losegeld3 (von Bahder Verbalabstr. 81, Osthoff Morph. Unt. IV 121). Av. rasni-s 'Wahrheit' urar. *raz-ni-s (I § 403 S. 300), got.
§ 95.]
Die Nominalsuffixe -we- (-«»»-) und -eni- (-oni-).
269
ga-reh-sn-s f. c Bestimmung, Plan', W. reg- (av. razayeiti cer ordnet3). Ai. Ireni- clicht, rein3 (in %reni-dant- 'mit lichten Zahnen3), got. hrdi-n-s 'rein 3 ; vgl. auch aksl. sre-nu 'weiss3 (anders Kluge Paul-Br. Beitr. VIII 525). A r i s e n . Ai. Ird-ni-s m. f. av. srao-ni-s f. 'Hinterbacke 3 : lat. clu-ni-s etc., s. o. S. 268. Ai. vdh-ni-$ m. cZugthier3, yd-ni-s m. c Schoss, Mutterleib3, ghr-ni-s m. c Hitze, Sonnenschein1. Ai. j'urni-s f. cGlut3, sr-ni-s sr-ni-s f. c Sicher, me-ni-s f. 'Angriffswaffe, Wurfgeschoss3, Ire-ni-s f. c Reihe, Linie3, glr-ni-s f. cdas Verschlingen3. Av. raoxs-ni-s f. cGlanz, Helle 3 , fsao-ni-s f. wahrscheinlich 'Reichtum, Speise, Nahrung 3 . Adj. ai. Ireni- licht, rein3, s. o., tur-ni-s ceilend3, bhur-ni-s c eifrig, feurig3, prs-ni-s cgesprenkelt, bunt3, av. raoxs-ni-s c glanzend, hell3. Die ar. Suffixform -ani- mag zum Theil auf -tini- zuTiickgehen. Etwa in ksip-ani-s f. cSchlag3 und anderen mit -ani-t Vgl. ai. -ana- aus -@no- § 66 S. 133 und -anu- aus -imu- § 106. A r m e n i s c h . srun-K (gen. sruni-$) pi. 'Schienbeine, Waden3, zu lat. crus. G r i e c h i s c h . Ausserst selten. Uber xAo'vi-;; s. S.268. Sicheres Beispiel sS-vi-s cberaubt, verlustig3, zu ai. u-nd-s cworan etwas mangelt 3 got. v-an-s cmangelnd3. Sehr unsicher uvi-; 3vvt-c c Pflugschar3 (vgl. Solmsen Kuhn 3 s Ztschr. X X I X 81), oTcavt-? 'Seltenheit, Mangel3 u. a. I t a l i s c h . Lat. Fones 'dei silvestres3 (Gloss.) neben Faunn-s, umbr. fons (pi. f oner) c propitius, favens3, zu fav-eo; das Wort scheint urspriinglich Substant. gewesen zu sein, c Huld 3 bedeutend. Lat. ig-ni-s m. : ai. ag-ni-s etc., s. o. S. 268. peni-s m. f. aus *pes-ni-s, zu ai. pds-as gr. ireo? n. cpenis3 (I § 570 S. 428). amni-s m. f. aus *ab-ni-s, zu air. abann 'Fluss 3 (I § 511 S. 376).
funi-s m. f., finis m. f., crini-s m. f. Bei den Adj. ist zweifelhaft, in wie weit sie erst durch secundare Uberfiihrung in die ^-Declination mit den urspriinglichen wi-Stammen zusammenkamen, vgl. § 93 S. 265. commoini-s com-muni-s (osk. muinikad abl. 'communi3 s. § 87 S. 246) stimmt zu got. ga-mdin-s cgemein3 urgerm. *ga-maini-z. omni-s
270
Die Nominalsuffixe -ni- [-nni-) und -eni- (-oni-).
[§ 95.
aus *op-ni-s, zu op-s (vgl. got. a^-s § 66 S. 13S), seg-nis, terns, munis, im-manis, in-clini-s u. a. Fiir die Simplieia kommt auch in Betiacht, dass sie uispriinglich Substantiva gewesen sein konnen. Altiiisch. tain 'Forttreiben, Raub3 aus *tu-ag-ni- oder *tu-dg-ni-, entsprechend imm-ain cTreiben, Fahren3 (mit Ubertritt in die Analogie der i-Stamme, s. Stokes Kuhn's Ztsehr. XXVIII 290), von W. ag- 'agere3, vgl. I § 523 S. 382. buain 'Emten3 aus *bong-ni-, zu bongaim cbreche, ernteJ. cluain 'Wiese, Matte3, -nni- konnte in air. colinn (gen. colno) f. 'corpus, caro3 mcyniT. celein ncymr. celain celan stecken, die auf *colani- (bez. *co!anni-, vgl. § 117 Anm. 3) weisen. Germanisch. Die Subst. auf -ni- und -sni- waren Fem. und meist Abstracta. Aisl. hlau-n 'Hiiftbein3 : ai. h'6-ni-s etc., s. o. S. 268. Got. stuns 'Schauen, Sehkraft, Gesicht, Erscheinung3 urgerm. *si(^)u-nt-s, zu got. saihvan 'sehen3, W. seq-, s. I § 441 S. 330, § 444c S. 332. Got. anda-viz-n-s cUnterhalt, Unterstiitzung3 vdila-viz-n-s 'Wolsein, gute Nahrung3 zu visan, sbk-n-s 'Streitfrage3, tdik-n-s cAnzeige, Zeichen3 W. deik- deig-, ddu-n-s c Dunst, Geruch3. Got. ana-bums 'Entbietung, Auftrag, Befehl3 aus *-butsni-, zu ana-biudan, us-beisn-s 'Erwartung, Geduld3 aus *-bttsni-, zu us-beidan (I § 552 S. 405), ga-rehsn-s 'Bestimmung, Plan3 (vgl. av. ras-ni- S. 268 f.), roh-sns cHof, Vorhof3. -ni- als Adjectivsuffix entspricht dem adjectivbildenden -i(§ 93 S. 266) und war wie dieses mit der io- Declination vermischt. Got. hrdin-s as. hreni 'rein3: ai. sreni- licht, rein3, s. o. S. 269. Got. ga-mdins 'gemein3 : lat. com-moinis com-muni-s, s. ebend. Got. anasiuns 'sichtbar3, shdu-ns 'schon3 ('anschaubar3, zu ahd. scouwon), ar-ni-ba adv. 'sicher, behutsam3. Baltisch-Slavisch. Nur Subst., im Bait, und Slav, fast ausschliesslich Feminina, b'fters mit vorausgeschicktem s oder (im Slav.) z {sni-, -zni-). Lit. ug-nis f. aksl. og-ni m. (einziges Masc.) 'Feuer3 : ai. ag-ni-ij etc., s. o. S. 268. Lit. har-nis f. 'Zank3 aksl. bra-rit f. 'Kampf3. Lit. kul-nis f. 'Ferse3, vil-nis f. 'Woge3, szak-nis f. Wurzel, pus-nis f. 'zusammengewehter Schneehaufen3, kros-
§ 95—96.1
Die Nominalsuffixe -ni- (-nni-) und -eni- (-oni-).
271
ni-s m. cOfen, Backofen3, dek-sni-s f. 'Brandstelle3, iup-sni-s (und iupszni-s) f. cabgeschalte Rinde3, zinksni-s f. 'Schritt ; haufig tjberfuhrung in die *o-Declination (masc), wie zinksni-s gen. zinksnio = zinksni-s. Aksl. stri-rii 'Halm', stig-ni cWeg, Strasse3, po-jas-ni cGurt3, pri-kaz-ni cSage, Geschichte, Exempel3, se-rii cSchatten3 (wol zu ai. chay-d 'Schatten3, I § 393 S. 296, § 414 Anm. S. 306), pe-sni cLied3, kii-zni 'Hinterlist3, zi-ziii 'Leben3. 96. 2. -eni- (-oni-). Idg. *bhani-s : armen. ban (gen. bani) ck6*;oz, ags. ben aisl. bon ben f. 'Bitte3 urgeim. *boni-z, aksl. basrii f. cFabel, Bezaubeiung3 (mit neu eingesetztem s). Minder sicher ist hierher zu stellen got. as-ati-s f. cErnte, Sommer3 (vgl. asnei-s ahd. esni cTaglohner3), preuss. ass-ani-s cHerbst3 aksl. jes-eni f. cHerbst\ Arisah. Ai. -dm- neben -am- (letzteres aus -nni-t s. § 95 S. 269). is-dni-s f. cAntreiben, Antiieb3, sar-dni-s f. cVerletzung, Ubertretung3, as-dni-s f. cWurfgeschoss\ car-dni-s 'beweglich3, caks-dni-s cEiheller, Erleuchter3, ruruks-dni-s czu zerstoren fahig oder Willens3. Ai. sarva-jyani-s f. cganzlicher Ruin3 av. zydni-h f. cSchaden3, ai. hani-s f. cdas Fahrenlassen, Abnahme, Verlust3, gldni-s glani-s f. cErschlaffung, Entmutigung3. Armenisch. ban cX6^o<; : ags. ben etc., s. o. Italisch. Lat. pdni-s m., auch pane n., zu pa-bulu-m. G e i m a n i s c h . Got. as-an-s f. cErnte, Sommer3?, s. o. Ags. ben aisl. bon bin f. cBitte3 : armen. ban etc., s. o. Unsicher bleibt die Vergleichung von got. ven-s cHoffnung3 mit ahd. war (Bremer Paul-Braune's Beitr. XI 274), s. § 93 S. 266. Productiv zeigt sich unser Suffix in den zu den schwachen Verba gehorigen und von deren Prasensstamm abgeleiteten fern. Abstracta auf -mi—oni—aini-, wie got. Idisein-s cLehre3 zu Idisjan lekren3, lapon-s cEinladung3 zu lapon ceinladen3, puldin-s cDulden, Geduld3 zu pulan cdulden3. Die Suffixform war hier -eni- (gegeniiber -ono- in den Infin., wie Idisjan und pulan zeigen): Idisein-s = Gf. *loisei-eni-s, urgerm. -it-mi-, vgl. 3. sg. got. Idiseip, puldin-s = Gf. *tUei-e?ii-s, urgerm. -ei-ini-, vgl. 3. sg. puldip. lapon-s wie 3. sg. lapop, vgl. I § 142 S. 127 f. In Bezug auf die Lebens-
272
Nominakuffix -mi-.
[§ 96—97.
kiaft dieser bereits im Urgerm. ausgebreiteteren Abstractbildungen verhielten sich die einzelnen german. Sprachen verschieden. Im Got. blieben die drei Formationen neben einander lebendig und productiv, die Form auf -ein-s war die haufigste, die auf -on-s die seltenste; erwahnt seien noch af-lagein-s cErlass3, ga-hrdinein-s 'Reinigung 3 , frijon-s c Liebkosung, Kuss 5 , pahdin-s cSchweigen3. Das Hd. zeigt nur noch, in grosser Anzahl, Formen auf -mi-, aber diese durch Vermischung mit den secundaren Abstracta auf -in- (§ 115) lautlich modificiert, wie ahd. toufin und toufi c
Taufe3 = got. ddupein-s, mendin mendi cFreude3, restin restl 'Rast, Ruhe3. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Preuss. ass-ani-s aksl. jes-eni f. c Herbst3?, s. o. S. 271. In den Formen, in denen das Suffix mit dem vocalischen Auslaute des zu Grunde liegenden Stammes contrahiert war, erscheint ofters das eingeschobene s (z). Lit. duni-s dusni-s f. aksl. darn f. cGabe3. Aksl. hasn't f. cFabel, Bezauberung3: armen. ban etc., s. o. S. 271; pre-stani f. cUnterlass3 zu pre-stati cunterlassen, aufhoren3; na-dezm f. cHoffnung3 zu deti "ponere3. Auch zu abgeleiteten Verba, mit Zugrundelegung des Infinitivthemas, wie bq/aznt f. "Furcht3 {bojati se), Jcajazni f. c Reue3 [kajati se), prtjazm prijazni f. cLiebe, Freundschaft3 (prijati prijati), bolezrii f. 'Schmerz, Krankheit3 (boleti). Vgl. preuss. biasna-n ace. cFurcht3 zu bia-twei cfiirchten3, eb-signasna-n ace. 'Segen3 zu eb-signat-s part, 'gesegnet3. 97. Suffix -mi-. In ein paar Substantiven als Primarsuffix aus uridg. Zeit ererbt, aber nirgends productiv gewoiden. Was in einzelsprachlieher Zeit neu hinzukam, beruht sichtlich zum grossen Theil auf Ubertritt von -mo—ma- in die e'-Declination. Die Function des Suffixes ist nicht auf eine allgemeine Formel zu bringen. Idg. *qr-mi-s 'Wurm3 (zu lat. cur-vo-s°!) : ai. kr-mi-s m., air. cruim f. ncymr. pryf urkelt. *kuri-mi-, lit. Jcirmi-s gen. kirmio mit Ubertritt in die «o-Declination (jetzt veraltet) und weitergebildet kir-m-ele (§ 76 S. 199). Mit demselben Suffix und dem Wort *qr-mi-s nachgebildet, aber von andren Wurzeln lat. vermt-s m. ahd. icur-m (pi. wurmi) m. cWurm3 und gr. IX-jxi-; f.
§ 97—98.]
Die Nominalsuffixe -mi- und -ri- {-rri-), -li- (-/ft-).
273
'Eingeweidewurm3. *ul-mi-s : ai. ur-mi-s m. cWoge3, ags. wieltn wylm m. 'Walking, Woge3 urgerm. *ual-mi-z (I § 306 S. 245). Av. da-mi-s cSchopfung, Geschopf3 [dami-data- cden Gesehopfen hold'?), gr. Se-jxi-? f. (nebst secundaren Weiterbildungen) cSatzung, Recht3, W. dlie- csetzen, legen3. Aiisch. Ai. kr-mi-s, ur-mi-s, av. da-mi-s, s. o. Ai. bhtimi-s f. (daneben bhu-mi-, s. § 109 Anm.) av. bu-mi-s f. apers. bumi- f. cErde3. Ai. ras-mi-s m. 'Ziigel, Riemen3, Jcur-mi- cThun, Handlung3 in tuvi-kurmi-s cmachtig im Thun3, sur-mi-s f. c Leuchte, leuchtende Flamme'. Av. da-mi-s (dq-mi-s, s. I § 200 S. 170) f. "Weisheit, Einsicht3, zu da- Tsennen, verstehen3. Griechisch. iA-jii-?, $£-\ii-<;, s. o. cp^-jxi-? f. cRede, Gerede, Geriicht3 neben
274
Die Nominalsuffixe -ri- (-rri-) und -li- (-IU-).
[§ 98.
I d g . -ri-. Ai. ds-ri-s f. cdie scharfe Seite eines Dinges, Ecke, Kante, Schneide3, gr. ax-pi-; f. c Spitze, bes. Berggipfel3 ox-pi-; f. cSpitze, Ecke, Kante 3 , lat. oc-ri-s m. c Berggipfer; daneben gr. ax-po-? etc., s. § 74 S. 173. Gr. l'8-pi-? 'kundig 3 , aisl. vit-r cweise3 (urgeim. *uit-ri-z), W. ueid-. -li-. Lat. tdli-s qudli-s, aksl. tfo/2 adv. cso sehr, tantum 3 koli adv. Svie sehr, quantum 1 , und von -fo'-Stammen abgeleitet gr. r»jXi-xo-s 7i7]Xt-xo-c, ahd. alem. weler soler, aksl. toliku koliku, s. § 88 S. 250, § 89 S. 256. A r i s c h . Ob wir es mit idg. -ri- oder -li- zu thun haben, konnen nur die verwandten Sprachen entscheiden. -ri-. Ai. ds-ri-s, s. o. j'i-ri-s cfliessendes Wasser3, zu jt-rd-s 'lebhaft, rauh 3 : lat. vi-reo aksl. zi-ru, s. § 74 S. 171 f. subh-ri-s gleichbedeutend mit suhh-rd-s c glanzend, schon" : armen. surb 'rein3, s. § 74 S. 172. us-ri-s gleichbedeutend mit us-rd-s cmorgendlich' : gr. au-p-io-v, s. § 74 S. 170. -li-. Ai. th-li-s f. "Tinsel3, neben tu-U f. c Baumwolle, Docht, Pinsef tu-la-m c Kispe, Wedel 3 : gr. x\}-h\ TU-XTJ, S. § 76 S. 186. Ai. dhu-li-s f. 'Staub 3 : vgl. lat. fuligo cRuss3, lit. dulke f. cStaubchen3. Av. tiy-ri-s m. c Pfeil, Geschoss3 neben tiy-ra- cscharf, spitz3 : got. stik-l-s, §76 S. 188. 195. Bei folgenden Beispielen ist unklar, ob idg. r oder I voiliegt. Ai. bhu-ri-s c reichlich, gross, viel3, neutr. bhu-ri av. buiri. Ai. dngh-ri-s m. cFuss3, vdizk-ri-s m. f. c Eippe 3 , dbh-ri-s f. c Haue, Spatel3. Av. maoiri-s m. cAmeise3 aus urar. *mau-ri-s (I § 160 S. 145), vgl. ai. vam-rd-s m. vam-ri f. cAmeise3. — Ai. angu-ri-s angu-li-s f. c Finger 3 neben atdgustha- av. angusta- m. cZehe3. Auch einige Adj. auf -uri-s, wo kaum urspr. -rri- oder -lliangenommen werden kann, wie sdhuri-s cmachtig3, jdsuri-s c erschopft, matt3. G r i e c h i s c h . Sehr selten. ax-pi-? ox-pi-;, l'8-pi-?, s. o. Wol auch Sppi-?. I t a l i s c h . Lat. oc-ri-s m., umbr. u k r i - p e r ocri-per cpTO ocre3 : gr. ox-pt-; ; s. o. Lat. ut-ri-s m., vielleicht zu uteru-s. securi-s, vgl. figura u. ahnl. Lat. sac-ri- (z. B. sacrem porcum)
neben sac-ro-, umbr. s a k r e n. csacrum, hostia3 neben sakra
§ 98.]
Die Nominalsuffixe -ri- (-m-1 und -li- {-lit-).
Tib
c
sacras\ Lat. acer acri-s, zu gr. ax-po-s; osk. a k r i d cacri3 oder 'raptim' konnte auf einen St. a k r o - zu beziehen sein (vgl. amprufid cimprobe3). Lat. put-ri-s. TJmbr. pacrer pi. cpacati, propitii3, vgl. got. fag-r-s cpassend3 urgerm. *fa$-rds § 74 S. 176. Vgl. -hi- neben -bro- in anclcibris etc., § 77 S. 202. An tali-s quali-s (S. 274) schlossen sich im Ital. zahlreiche Adjectiva an, wie lat. aequali-s, liber ali-s, natalis, venali-s, mtali-s, dotalis; umbr. verfale Verbale, templum3, sorsalem 'porciliaTem3, Tefrali abl. cTefri proprio'; bereits in urital. Zeit, wie es scheint, trat durch Dissimilation r fiir / ein, Mrenn im Worte schon ein I enthalten war (vgl. I § 269 S. 219): lat. aldri-s, palmari-s, mllitari-s, lunari-s, liminari-s, umbr. staflarem 'stabularem3. Nach dem VeThaltniss vita : vltali-s schuf man im Lat. fideli-s [fides), famelicu-s [fames]; ovilis [ovis], hostilis [hosti-s], wonach weiter virilis [vir), puefilis [puer), hasfilis (kasta); tribulis [tribus), idulis [tdus pi.), wonach weiter pedulis
[pes). Vgl. gr.
TOIO-I;
iroTo-? : TtavroTo-? dXXolo-;
§ 63 Anm. 2 S. 121 und aksl. taku hahii : jedinalm drugaho § 89 c S. 258. Haufig beTuhte adjectivisches lat. -li- auf Ubertritt aus der o- in die i-Decl., und die Kategorie der altiiberkommenen Formen auf -alts [-elis -ili-s -uli-s) mag diesen Ubertritt befordert haben. similis : vgl. gr. 6[xaA<5-? (auch im Kelt. e'-Stamm, air. samail, s. u.), humili-s : vgl. gr. ^SajxaAo'-;, pestilis etc., s. § 76 S. 190. 193. Dann agili-s : ai. q/irds, bibilis coctili-s etc., S. 192. Vgl. auch stabilis nobili-s etc., § 77 S. 202. Substantiv auf -li- lat. idles pi. m. cKropf am Halse' aus 'tons-li-, von tens- "clehnen3 (got. at-pinsan cherziehen3, lit. tes-ti 'durch Ziehen dehnen3); auf alteres *tons-lo- oder *tons-laweist fbnsillae pi. 'Mandeln1. Altirisch. Alle mir bekannten einschlagigen Beispiele konnen urspriinglich ro- fo-Stiimme gewesen sein (vgl. § 93 S. 265 f.). leir 'fleissig'. duil f. cGeschopf, Element3 (neben did). Mail, gen. bela, f. cBeil'. samail cGleichniss, Bild' mit den sich anschliessenden Adj. wie cosmil ^hnlich': vgl. lat. iimilis. 18*
276
Nominalsuffix -ti-.
[§ 98—99.
G e r m a n i s e h. Ausserst selten, nui Adj., bei welchen, wie sonst, Veimischung mit der «o-Declination statt fand. Aisl. vit-r c weise J : gr. Topi-c, s. o. S. 274. Got. riu-r-s Verganglich, verweslich 3 aisl. ryr-r cdiinn3. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Aksl. dib-ri f. c Schlucht 3 . Lit. angli-s f. aksl. qg-U m. c Kohle 3 . Aksl. by-U f. c Pflanze, Kraut' zu part, by-lu, rqb-li f. c Keim, Spross', sop-li (neben sopeli) f. 'Flote 1 , such-li f. cdiirres Holz, Reisig 3 zu u-suchlu c trocken' (vgl. I § 588 Anm.2 S. 445), teh-ll f. 'Harz 3 , eigentlich "Ausfluss3, zu part, tek-lu. Mit -e-li- (vgl. -e-lo- § 76 S. 199 f.): gybeU f. 'Verderben 1 , kqpell f. c Bad', pecali f. c Sorge, Kumrner 5 , sopeli f. 'Flote 3 , svireli f. Tlote 1 , obiteti f. 'Wohnung 3 , obuUU f. c Schuh J , deteli f. c That'. Mit -s-li- (vgl. -s-lo- § 76 S. 198): jasli pi. f. c Krippe' aus *et-s-li-, zu ja&tu cer isst3, gqsli pi. f. 'Zither 5 zu gqdq cich spiele Zither1,. mysli f. 'Gedanke 3 zu got. ga-maud-Jan 'erinnern 3 , otu-rasli L c Schossling3 zu rastq Vachse'. Einen Theil dieser Bildungen mit -li- hat man wol wie zestocl § 93 S. 262. 267 zu beurtheilen; so nannten wir dort schon topli (neben toplu.) 99. S u f f i x -ti-. Ward schon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft haufig als Primarsuffix zur Bildung von fem. nomina actionis gebraucht. Im Ar., Balt.-Slav. (und Kelt., vgl. § 156) entwickelten sich aus solchen Verbalabstracta Infinitivkategorien, wie ai. pl-tdy-e aksl. pi-ti czu trinken'. Zuweilen erscheinen auch nomina agentis mit -ti-, die zum Theil in mehreren Sprachen zugleich auftreten, wie lat. hos-ti-s got. gas-t-s aksl. gos-M, air. taid aksl. ta-ti. Dieselben lassen sich sammtlich ohne Schwierigkeit als aus nomina actionis entwickelt auffassen: das Thatigkeitswort ging auf das Subject der Thatigkeit iiber, gleichwie ai. citti-s f. cdas Verstandigsein, Verstand 1 im Rigveda auch im Sinne cder Verstandige 3 vorkommt. Auch adjectivische ^'-Stamme, wie ai. pti-ti-s 'stinkend', erwuchsen aus diesen Verbalabstracta. Vgl. § 80 S. 225 f., § 108. 149. 155. Nicht haufig erscheint -ti- in denominativen Abstracta, namentlich in Zahlwortern wie *petBq-ti-s cdie Fiinfheit'. Diesem -ti- scheint das in ai. ha-ti nahe zu stehen.
§ 100.]
Nominalsuffix -ti-.
277
100. 1. -ti- in primaren Abstracta (nomina actionis). Die Wurzelsilbe zeigt allermeistens Tiefstufenform. Den Wortaccent hatte bald das Suffix, bald die Wurzelsilbe, und im Ai. und Germ, schwankte ofters sogar noch dasselbe Wort, wie ai. mati-s und mdti-s, ahd. gi-burt (urgerm. *burcti-) und got. ga-baurp-s (urgerm. *burpi-). Daher wechselte wahrscheinlich urspriinglich die Betonung zwischen den veTSchiedenen Casus, im Zusammenhange mit Abstufungsverschiedenheiten, etwa nom. sg. *men-ti-s nom. pi. *mntei-es. Dass bei dem Ausgleichungsprocess meist die Form mit Tiefstufengestalt der Wurzelsilbe siegte, steht im Zusammenhange mit der gleichartigen Erscheinung bei den to-Participien (§ 79 S. 208). Im slav. Infinitiv blieb zum grossen Theil der Typus *men-ti- gewahrt, es geschah das unter dem Einfluss des Supinum auf -tit, (§ 108). Unsere &'-Stamme erfuhren Weiterbildung mittels des Suffixes -en-, daher die zahlreichen ital. und kelt. Abstiacta, wie lat. men-tio neben mensi), air. er-mitiu 'honorJ, die auch dem German, und dem Griech. nicht fremd waren, wie got. ra-pjo = lat. ra-tio undgr. 8umv-7j zeigen. Vgl. § 115. Im Ital. und Kelt, wurde ein grosser Theil der ^'-Abstracta durch diese jiingere Bildung ersetzt. Fur die Wurzel (im engeren Sinne) konnten iiberhaupt solche Elemente eintreten, die einen Verbalstamm ausmachten, daher die Formen wie ai. udi-ti-s f. cRede' (neben part, udi-td-s), lat. moni-tio (neben moni-tu-s) und gr. 6pa-ai-s f. 'das Sehen1, lat. satias occupatio, air. saigid 'Aufsuchen3, lit. sedeti aksl. sedeti c sitzen'. Ein secundarer Process war es wol, wenn er vielleicht auch bereits in der uridg. Zeit seinen Anfang nahm, dass -ti- dem themavocalischen Prasens- oder Aoriststamm angefiigt wurde, wie ai. ramd-ti-s, gr. Xa^£-ai-c Vgl. -e-to- § 79 S. 206. Uridg. *sru-ti-s f. Tliessen, Stromung5 von W. sreu- : ai. sru-ii-s gr. pu-ai-?. Ai. jus-fi-s f. cLiebeseiweisung, Gunst", gr. t-fEuai-c f. cdas Kosten, Geschmack3 (Neubildung), got. ga-hust-s f. 1) Leo Meyer Die lateinische Abstractbildung durch das Suffix tion, Benfe/s Orient und Occident II 586 ff.
278
Nominaleuffix -U-.
[§ 100.
'Priifung3, W. geus-. Ai. Udhi-4 f. cdas Fiihren, Fahren3, lat. vecti-s m. 'Heber, Hebel 3 vectio, inf. lit. veszti aksl. vesti cfahren, vehere3. *qi-ti-s f., von W. qei-: ai. dpa-citi-s" 'Vergeltung, Strafe1, gr. Ti'oi-e 'Schatzung, Busse, Strafe3 aitd-riot-s 'Vergeltung, Strafe3. Av. vae-ti-s f. 'Weidenzweig 3 , lat. vl-ti-s f., air. feith f. 'Sehne3, lit. vy-ti-s f. 'Gerte vom Weidenbaum 3 aksl. vi-ti f. cres torta in modum funis3 pa-vitt f. wol 'vitis3, inf. lit. vy-ti aksl. vi-ti 'winden, drehen3. Ai. vitti-s f. cBewusstsein, Finden, Habhaftwerden* av. e-visti-H f. c Unkenntniss 3 , lat. visib f., aksl. za-visU f. cNeid, Hass 3 vesti f. 'Nachricht 3 , W. «e«^- Videre3. *bhr-li-s f. von W. bher- cferre3: ai. bhrti-s c Tragen, Unterhalt, Verpflegung3, \a,t.fors, air. brith inf. cTragen3, got. ga-baurp-s ahd. gi-burt 'Geburt3. *dhrs-ti-s f. 'Kiihnheit 3 von W. dhers- c kiihn sein 3 : ai. dhrsti-i ahd. ga-turst. Gr. ajxsXiji-? f. cdas Melken3, lit. inf. mdsz-ti 3 'melken , W. melg-. *am-ti-s f. von W. gem- cgehen, kommen3: ai. gdti-s (alter *gati-, vgl. I § 230 S. 198) 'Gang, Gehen3, gr. Paai- S (alter *pat(-, vgl. I § 235 S. 201) 'Gang, Schritt3, lat. inventio, got. ga-qump-s 'Zusammenkunft 3 ahd. cumft cunft 'das Kommen 3 und aisl. sam-kund 'Zusammenkunft 3 (urgerm. Betonungsverschiedenheit), lit. pri-gimfi-s 'angeborene Eigentiimlichkeit3 (vgl. I § 249 S. 206). Ai. ma-ti-i md-ti-s f. 'Denken, Sinn3, gr. [lav-ri-? m. 'Begeisterter, Seher3, lat. mens men-tio, air. er-mitiu 'honor3, got. ga-mund-s f. 'Andenken 3 ana-mind-s f. 'Vermutung3, lit. at-minti-s f. 'Gedachtniss 3 aksl. pa-meti f. 'Andenken 3 , W. men- 'sinnen3. *§'§-ti-s *§n-ti-s *gen-ti-s von W. gen- 'gignere 3 :
sa.jati-s f. 'Geburt3 av. fra-zainti-s f. 'Nachkommenschaft, Kinder3, lat. gens natio (vgl. gnatu-s natu-s : ai. jatd-s). *kns-tif. von W. kens- : ai. sasti-§ 'Preis, Lob3, lat. censio (fur *cens-tib, vgl. census § 79 S. 210. 217). *peq-ti-s f. von W. peq- 'kochen': ai. pahti-s 'gekochtes Gencht 3 , gr.TC<JJI-?'das Kochen3, lat. coctio aus *ciiec-tio, aksl. pesti 'Ofen3 pesti inf. 'kochen 3 . *-d+ti- *ddli- *do-ti- f. von W. do- 'geben 3 : ai. bhdga-tti-s 'Gliicksgabe3 diti-s 'Reichtum, Besitz3 dati-vara-s 'das Geben liebend, freigebig, gr. ooai-; Sain-!; 'Gabe3, lat. datio dos (gen. dotis), lit. duti-s aksl. dati 'Gabe 3 inf. lit. duti aksl. dati 'geben3. *dhd-ti*dhe-li- f. von W. dhe- 'ponere 3 : ai. devd-Mti-s 'gottliche Satzung,
§ 100.]
Nominalsuffix -U-.
279
Ordnung 3 av. ni-daiti-s f. 'Ablegen, Ausziehen3 (von Kleidern), gr. $sai-<; c Setzung, Ordnung, Satz3, lat. con-ditio, got. ga-dep-s (St. -dedi-) ahd. tat 'That 3 , aksl. blago-deti 'Wolthat, Gnade 3 , inf. lit. deti aksl. deti 'ponere 3 . Ai. ap-ti-s f. 'Erreichung, Erlangung 3 , lat. ad-eptib aus *-ap-tio. Ai. syu-ti-s f. cdas Nahen, Sack3, inf. lit. siu-ti aksl. si-ti 'nahen 3 . *ple-ti-s f. 'Fiillung 3 von pie- cfiillen3: ai. pra-ti-s, gr. Tckr^i-i (spat), lat. ex-pletio. Ai. j>raJna-ti-s f. cdas Erkennen 3 jha-ti-s m. c Verwandter3 , gr. yvui-ai-? f. cETkenntniss3, lat. no-tio1 ahd. ur-chnat f. 'agnitio 3 (Gf. *§ne-ti-), aksl. po-znati f. 'cognitio3; vgl. av. a-zainti-s f. cWissen, Verstandniss3, got. ga-kunp-s f. 'das Bekanntsein 3 ga-kund-s f. cdas Bekanntmachen, tjberredung 3 ahd. kunst f. c Weisheit, geistiges Vermogen3, aksl. a§-^ m. cSchwiegersohn3 (vgl. lit. zenta-s c Sehwiegersohn3, gr. yvwTo'-? cnachster Verwandter3). Beispiele fiir -e-ti- s. bei den einzelnen Sprachen. A r i s c h . Lebendiges Suffix. Ai. Iru-ti-s f. cdas Horen, Laut, Kunde, Sage3 av.fra-sruiti-s f. 'Recitation, Vortrag3: aksl. inf. slu-ti 'heissen, nominari3, W. kleu-. Ai. sbma-suti-s f. c SomakelterungVa-fa'-s av. huiti-s f. 'Kelterung, Zubereitung (des Soma)3. Ai. buddhi-s f. 'Einsicht, Wahrnehmung, Verstandniss 3 av. paitibusti-s f. cdas Bemerken 3 : gr. TTUOTI-; f. 'Nachforschung, Kunde 3 , W. bheudh-. Ai. i-ti-s f. cdas Gehen 3 av. paititi-s £, d. i. paitili-s, c das Entgegenlaufen, Reue 3 : lat. i-tio, lit. pri-eiti-s f. 'Vorstadt3, W. ei- cire3. Ai. ksi-ti-s av. si-ti-s f. 'Wohnung, Siedelung 3 : gr. 7.-1-31-? f. 'Ansiedelung3 . Ai. dis-ti-s f. 'Weisung, Vorschrift3 av. a-dis-ti-s f. 'Anweisung, Lehre 3 : gr. SsT^i-? f. cdas Zeigen3, lat. dic-tio, ahd. in-ziht f. Anschuldigung 3. Ai. bhr-ti-s f. cdas Tragen, Unterhalt, Verpflegung3 av. hereti-s f. 'Dafbringung, Pflege 3 : lat. fors etc., s. o. S. 278. Ai. drs-ti-s drs-ti-s av. dartt-ti-s f. das Sehen3: gr. Ss'pEi-? f. cdas Sehen3, W. derk-. Ai. apa-srpti-s f. 'Fortgang, Weggang3: gr. sp^i-? f. cdas Kriechen3. Ai. ga-ti-s f. 'Gang3 av. aivn-gaiti-h f. 'Ankunft3: gr. |3d-3i-? etc., W. ge?w-, s. o. S. 278. Ai. rd-ti-s rdn-ti-s f. 'das Gerne-Verweilen, Lust, Behagen3: gr. Ipaat-fJioATuo-? 'Liebe zum Gesang habend3, lit. inf. rim-ti cim Gemiite ruhig werden3, W. rem-. Ai. ha-ti-s f. 'Schlag, Todtung3 d-hati-s d-hanti-s f. cUnversehrtheit3 av. jaiti-i Jainti-s
280
Nominalsuffix -U-.
[§ 100.
f. c Schlagen, Todten 3 : lit. ap-ginti-s f. c Vertheidigung 3 inf. gin-ti c (Vieh) treiben 3 aksl. inf. ze-ti c hauen, mahen3, W. ghen-. Ai. lasti-s f. c Preis, Lob5 av. sas-ti-H f. c Lehre 3 : lat. censio, s. o. S. 278. Ai. ni-satti-s f. c Rast, Unthiitigkeit 3 : lat. sessio, lit. sesti aksl. sesti csich setzen3, W. sed- 'sitzen3. Av. ava-spasti-s f. *aas Erblicken 3 : gr. a/itjn-? f. c Besehen, Betrachtung 3 (fiir *au£.li-c), lat. m-spectio. Ai. sthi-ti-s f. av. staiti-s f. cdas Stehen 3 : gr. ota-ai-; f. c Stellung, Stand, Aufstand3, lat. sta-tio, ahd. sta-l (pi. steti) f. c Statt, Stiitte3, aksl. po-stati f. cpars, modus3 inf. lit. sto-ti ctreten3 aksl. sta-ti csich stellen 3 ; ein dem ai. -tti- c Gabe 3 (S. 278) vergleichbares *-st-ti- kann stecken in germ. *jir-sti- 'First 3 (vgl. § 4 S. 8), das hieraach das Seitenstiick zu ai. savye-sthar- d. i. -st+tar- (§ 122) ware. Ai. mi-ti-s f. 'Maass, Wert, richtige Erkenntniss 3 : ags. mcB-ti f. cMaass, Verh'altniss3, W. me-. Ai. bhakti-s av. bax-ti-s f. c Austheilung3 , W. bhag-. Ai. is-ti-s av. is-ti-s ih-ti-s f. cWunsch3, W. ais-. Ai. is-ti-s f. cOpferung3, W. lag-. Ai. ghra-ti-s f. c Geruch, Riechen 3 neben part, ghra-td-s. Av. syeiti-s (gen. satbis] f. cWolbefinden, Ort des Behagens, Heimat3 apers. siya-ti-s f. cOrt des Behagens, Wohnsitz 3 urar. *cya-ti- : lat. quids gen. quietis, idg. jje- csich wol fiihlen3. Av. jyaiti-s f. c Leben 3 : vgl. gr. Cfl cer lebt3. Av. upa-snaiti-s £ cWaschung3, zu ai. sna-ta-s cgewaschen3. Weitere Beispiele fiir Accentschwankung im Ai. (im class. Sanskr. mehr Falle der Wurzelbetonung als im Veda): trp-ti- trp-ti-, klr-ti- kir-ti-, bhu-ti- bhu-ti, he-tihe-ti-. Masc. und Adj. selten; weitere Beispiele: ai. dhu-ti-sm. c Schiittler3 (f. cdas Schiitteln3, gr. &u-at-? f. cBrausen, Tosen3), vds-ti-s cbegehrlich3, av. raiti-s m. "Spender3 (f. cSpendung, Spende3, ai. ra-ti-s f. cSpende, Gabe3). Mit Reduplication; z. B. ai. car-kr-ti-s f. "mhmende Erwahnung, Preis3, di-dhi-ti-s f. cAndacht3, av. za-zaiii-s f. cHinwerfung3. Vgl. das Griechische S. 282. Zuweilen -e-ti-, z. B. ai. vas-a-ti-s f. cNest3, drs-a-ti-s cAnsehen3, ram-d-ti-s f. cOrt des angenehmen Aufenthaltes3 rdm-ati-s cgerne bleibend3, ar-a-ti-s m. 'Diener3, v^k-d-ti-s m. cVerderber, Riiuber3, av. pav-aiti-s f. cFiiulniss, Schmutz3. Vgl. ai. dars-a-td-s u. dgl. § 79 S. 213.
§ 100.]
Nominalsuffix -U-.
281
Der Dativ der -ti- Abstracta diente im Ar. auch als Inf., z. B. ai. ved. pi-taye czu trinken 3 av. kere-tee czu vollziehen3 (vgl. Baitholomae Kuhn's Ztschr. XXVIII 20 f.). A r m e n i s c h . z-gest, gen. z-gesti, cKleid 3 : lat. ves-ti-s. sas-t, gen. sasti, c Schelten, Vorwurf, Drohung, Unwille, Strenge3 : ai. sas-ti-s sis-ti-s f. cBestrafung3. G r i e c h i s c h . Lebendiges Suffix, productiv namentlich in der Bildung von nomina actionis zu abgeleiteten Verba. j^o-oi-; f. cAusgiessen, Guss, Libation 3 : ai. a-huti-s f. cOpferspende3. Ao-oi-? f. cLosung3 neben XO-TO-S. <po£i-s f. c Flucht 3 : lit. inf. bukti c in Furcht geraten3.
282
Nominalsuffix -ti-.
[§ 100.
Von nioht primitiven Verba: opaai-? c Sehen (6pau>), 'Bitte, Forderung 3 (af-ew), dSjuooi-; c Wiirdigung 3 (di-idco), 'Reinigung 3 (xa&aipu>), 3<pavai-; 'Weben' (ocpou'vw), x^puSi-s c Ausrufung, Verkiindigung 3 (xYjpooaco). Mit Reduplication, z. B. iroi<po$i-; c Schnauben 3 zu iroiVgl. das Arische S. 280. Mit -e-ti-, z. B. a^-s-at-s c Haltung, Beschaffenheit3, c oi-; Loos, Schicksal', eup-s-ot-; 'Finden 3 . Vgl. auch a-vu-oi-; c Vollendung\ Entsprechend a-oyzio-c, eopE-xo'-c, dv-YjVO-fo-? § 79 S. 216. -ti- war im Griech. ein so lebendiges und productives Suffix, dass man oft nicht ins Klare dariiber kommt, ob man eine griechische Neubildung oder etwas aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft Ererbtes vor sich hat. Nicht wahrscheinlich ist, dass man die Formen mit Hochstufenvocalismus der WuTzelsilbe
§ 100.]
Nominalsuffix -U-.
283
got. nah-t-s f. lit. nak-ti-s f. aksl. nosti f. cNacht3; doch gehort dieser Stamm *noq-ti- vielleicht nicht zum altesten Bestand der &'-Nomina, sondern wurde aus *noq-t- erweitert (§ 123). cos, gen. cotis, f., vgl. ai. ia-ta-s cgewetzt, gescharft3, gr. zw-vo-? 'Spitzstein, Kegel3. quids, gen. quietis, f. : av. syeiti-s, s. o. S. 280. Von satiare : satias, gen. satiatis, f. c Sattigung, Sattsein3. forti-s alat. forcti-s folgte urspriinglich der o-Decl. : ai. drdhd-s cbefestigt, festJ, W. dhergh-. Lat. junc-tid : ai. yuk-ti-s f. c Einspannen, Inswerksetzen 5 , gr. Csu^i-s; f. 'Anspannen, Einjochen5, lit. inf. junk-ti ceinspannen:>; der Nasal der lat. und der lit. Form war aus dem Prasens (lat. jungoMt. jungiu) eingedrungen. circum-litio : lit.inf. le-ti'giessen. Jissio : ai. bhitti-s f. cZerbrechenD. por-tio nebenpars, s. o. S. 282. cul-tio, zu cold aus *cuelo (I § 427a S. 315, § 431a S. 322). em-ptid (in ungestorter Entwicklung *en-tio, s. § 207 S. 175 f.) : air. inf. air-itiu cacoipere3, aksl. rqko-jeti f. 'manipulus, Garbe* inf. lit. im-ti aksl./f-fo' 'nehmen 3 . men-tid neben metis, s. o. S. 278. nci-tid cognatio, umbr. n a t i n e c natione, gente', neben gens, s. o. S. 278. of-fensio, zu of-fendo. coctid : ai. pak-ti-§ etc., s. o. S. 278. ges-tib, zu gerb. messid neben messi-s, s. o. S. 282. lec-tid: gr. X^i-c f. c Sprechen ; Ausdmck 3 . sta-tio, dessen Primitivum *sta-ti- dem umbr. s t a t i t a 'statuta 3 zu Grunde gelegt werden kann : ai. sthi-ti-s etc., s. o. S. 280. ra-tio : got. ra-pjb f. c Rechnung, Rechenschaft', zu lat. re-ri ra-tu-s. ac-tio neben umbr. a h t i m - e m *m actionem*. cap-tio : got. anda-haft-s f. cdas Entgegenhalten, Antwort" mhd. haf-t f. cHaft3. cau-tid : ai. a-kuti-si. 'Absicht3. auc-tid : lit. inf. duk-ti Svachsen3, W. auq-. scansio, zu scandd. nd-tid : ai. prd-jiudi-s etc., s. o. S. 279. con-cretio. Von nicht primitiven Verba: lat. occupatid dominatio captatid osk. medicatinom 'mdicationem 3 f r u k t a t i u f cusus, fructus', lat. largttid sortitid, tributid. Bei der grossen Productivitat von -tidnkann man iibrigens oft zweifelhaft sein, ob das Wort direct einen uridg. ft-Stamm fortsetze, z. B. Jissio auctid^ Lat. monitid, vomitid, sorbitid, ex-spuitid. Osk. u i t t i u f 3 usio, usus aus *oit{i)tiuf, s. I § 501 Anm. 2 S. 370, § 633 S. 476. Vgl. monitu-s u. s. w. § 79 S. 218. c
284
Nominalsuffix -ti-.
[§ 100.
Altirisch. feith f. cSehne3: av. vae-ti-'s etc., s. o. S. 278. taid m. cDieb3: aksl. ta-fi m. cDieb3. Lebendig war -ti- als fern. Verbalabstracta (Infin., s. § 156) bildendes Suffix, buith cSein3: ai. bhu-ti-s bhU-ti-s f. cguter Zustand, Wolsein3, gr. cpu-ai.-? f. cNatur3, aksl. za-byti f. 'Vergessen, Vergessenheit3 inf. lit. bu-ti slav. by-ti csein3. brith cTragen3: ai. bhr-ti-s etc., s. o. S. 278. blith cMalen, molere3, zu melim cmale' (I § 212 S. 181). cleith mir. cVerhehlen, Verbergen3, zu celim Verhehle3. saigid cAufsuchen3, zu saigim csuche auf3, zu lat. sagio. iar-Jigid 'Befragung3: vgl. lat. vocatio. Adjectiva auf -ti-, wie blaith Sveich, sanft3 (Gf. *ml-ti-s, I § 306 S. 245), e-cm-ailt cinsolens3, mogen urspriinglich der o-Decl. gefolgt sein. Vgl. § 93 S. 265. Auch die fern. Abstracta auf -tiu fungieren z. Th. infinitivisch (§ 156). er-mitiu ^onor3 toimtiu cMeinung, Meinen1: \aX.mentid, s. o. S. 278. air-itiu 'accipere3: lat. emptio, s. o. S. 283. closi{u) 'Horen3: ai. srus-ti-s f. cWillfahren, Willfahrigkeit1, as. aisl. hlus-t f. cH6ren3, lit. inf. kUus-ti cfragen3 (I § 467, 2 S. 345). epelt[i)u c Sterben, Untergang3, zu at-bail cer stirbt, geht zu Grande3, aicsiu c Sehen3 aus *-cas-tio, zu ad-chess Visum est3. aigthiu Tiirchten1 zunachst aus *agithiu. Zuweilen diese Form mit dem erweiternden w-Suffix neben der kiirzeren auf -ti-, z. B. dat. do saichtin und do saigthin (beide mir.) = do saigid "aufzusuchen3. Germanisch. -ti- war in urgerm. Zeit productiv, spater aber nicht niehr oder nur in sehr geringem Maasse lebenskraftig. Die Lebensfahigkeit wurde ihm einerseits infolge der lautlichen Zersplitterung (vgl. z. B. got. anda-hafti-, ga-mundi-, ga-dedisprich -dedi-, ga-qumpi-, ga-vissi-), anderseits infolge davon verkiimmert, dass die entsprechenden fo-Participia allermeistens sich verloren hatten und so der Zusammenhang mit dem Verbum gelockert war. Got. us-tauht-s^YAMstvAixung, Vollendung3 ahd. zuh-tcZiehen, Zucht3: lat. due-lid, W. deuli-. Got.fra-lust-s cVerlust, Verderben3 (dazu ahd. lus-t cLust3 als cdas Los-sein, Ausgelassenheit3?), zu 1) Die Formen sind, wo nichts anderes bemerkt 1st, fern. gen.
§ 100.]
Nominalsuffix -ti-.
285
got. -liusan : vgl. gr. Xu-oi-s. Got. sauh-t-s ahd. suh-t c Krankheit 3 , zu got. siukan c krank sein3. Got. lis-t-s ahd. lis-t cList3, zu got. leisan c eifahren, lernen 3 : aksl. Us-ti f. c Betrug, List5. Mhd. trif-t c Treiben, Trift, Weide 3 aisl. drip-t cSchneetreiben3, zu got. dreiban c treiben\ Ahd. scur-t c Scheren 3 : gr. xdtp-oi-? f. cSeheren3, W. [s)ker-. Got. ga-faurd-s c Zusammenkunft, hoher Rat 3 ahd. far-t °Fahrt3,
Gf. *pr-ii- und *pf-ti-, W. per-. Ahd. ga-turst ags. je-dyrst 'Kiihnheit3 : ai. dhi's-ti-s f. cKtihnheit3, W. dhers-. Got. fravaurht-s as. far-wurht cUbelthat, Siinde3: av. anvarsti-s d. i. anuvarsti-s f. cgemasses Handeln3. Ahd. gi-dult cGeduld3: lat. ob-latio [*-tlati- aus *tl-ti-), W. tel-. Got. ga-qump-s ^usammenkunft1 ahd. cumft cunft 'Kommen1 aisl. sam-hund ^usammenkunft 3 : ai. ga-ti-s etc., s. o. S. 278. Got. anda-numt-s "Aufnahme3 ahd. numft nunft 'Nehmen1, zu got. niman. Got. ga-kunp-s cdas Bekanntsein3 ga-hund-s cdas Bekanntmachen, Ubeiredung5, ahd. kunst "^Weisheit': av. a-zainti-s f. cWissen, Verstandniss3, s. o. S. 279. Zu ft und st in den letztgenannten hd. Formen s. I § 214 S. 182 und § 529 S. 387 f. Ahd. ana-daht cAndacht3 aus *pan%-ti-, zu got. pagkj'an (praet. pahta) "clenken". Ahd. sih-t c Anblick, Sehvermogen1, zu got. saihvan 'sehen3: zu lit. sek-ti cfolgen3? (vgl. I § 419 S. 310). Got. fra-gift-s cVerleihung3 ahd. gif-t 'Gabe3, zu got. giban 'geben3. Got. ga-qiss 'Verabredung3, zu ga-qipan (praet. ga-qap). Ahd. sta-t as. ste-di cStatt, Statte': ai. sthi-ti-s etc., s. o. S. 280. Got. ga-dep-s (St. -dedi-) ahd. ta-t 'That': av. ni-daiti-s etc., s. o. S. 278 f. Got. anda-haft-s rdas Entgegenhalten, Antwort3 mhd. haf-t cHaft': lat. cap-tio. Got. ga-skaft-s ahd. gi-scaft cSchopfung, Geschopf', zu got. ga-skapjan cschafFenJ. Got. mah-t-s ahd. mah-t cMacht3: aksl. mosti f. 'Macht3 inf. mosti Vermogen, konnen3. Got. gas-t-s m. ahd. gas-t m. cGast3: lat. hosti-s, s. o. S. 282. Got. slauh-t-s cSchlachten3 ahd. slah-t cSchlagen, Erschlagen3: zu gr. Xdcx-u-? cKeule zum Stampfen, Zerstossen3 (Xaxt'Cw, lat. lacero)t Got. dih-t-s ahd. eh-t cEigentum, Habe3: av. is-ti-s f. cGut, Reichtum3 (ai. is-). Ahd. ur-chnat cagnitio3 : ai. prd-jnati-s etc., s. o. S. 279. Ahd. na-t cNaht3: gr. v?j-ai-<; f. cSpinnen3. Ahd. hano-crat cKrahen des Hahnes3 (ags. crawan ckrahen3): lit. inf. gro-ti 'krachzen3. Ahd. bluo-t cBliihen, Bliite3, zu lat._^o-*.
286
Nominalsuffix -ti-.
[§ 100.
Mhd. gruo-t 'Griinsem 5 , zu gr. ^Aco-po-; c griinlich, gelblich 5 . Zu schwachen Verben gehoren wol: got.fahep-s (St. fahedi-) c Freude 5 (s. Biemer Paul-Br. Beitr. X I 32), got. arbdip-s (St. arbdidi-) ahd. arabeit cArbeit, Not5. EtlicheMale -s-ti- fur -ti-, wie got. an-st-s ahd. an-st cGunst, Gnade 5 (neben aisl. qf-un-d cAbgunst5), zu ahd. unnan cgonnen5, ahd. span-st c Verlockung 5 , zu spanan locken 5 , got. hdif-sl-s ags. licest neben aisl. heip-t cStreit5, ahd. trust aus *truh-st neben truh-t aisl. drott c Schaar, Gefolge5. Diess s war ausgegangen von Formen wie as. aisl. hlu-s-t c Horen 5 = ai. sru-s-ti-s (S. 284), mhd. bluo-s-t (vgl. ags. blostm und lat. Jidr-ere) neben bluo-t c Bliihen 5 ; fur's Westgerm. kame auch kunst u. dgl. in Betracht, wenn die I § 529 Anm. S. 388 ausgesprochene Mutmassung das Richtige trifft. Vgl. -s-tuo- § 61, -s-tro- § 62, -s-lo- § 76, -s-tu§ 108, -s-men- § 117. Von der in gasti- 'Gast 5 vorliegenden Masculinisierung ist zu unterscheiden der IJbertritt ins masc. genus, den wir in den german. Dialekten nicht selten in der Weise sich vollziehen sehen, dass die Bedeutung die alte blieb. Vgl. von Bahder Verbalabstr. 76 f. Got. ra-pio c Rechnung, Rechenschaft 3 : lat. ra-tio, s. o. S. 2S3. B a l t i s c h - S l a v i s c h . In hohem Maasse war unser Suffix hier productiv, indem alle Infinitive des Lit., Lett, und des Slav, es aufweisen. Man beachte hierbei, dass -ti- in diesem SpTachgebiet nur in sehr geringem Umfange lautlicher Umwandlung unterlag (aksl. no'sti aus urslav. *notyj, I § 462 S. 340). Lit. ptu-ti c ins Schwimmen geraten, iiberstromen 5 aksl. plu-ti russ. ply-i 'fliessen, schwimmen 5 : ai. plu-ti-s f. cUberfliessen, Verschwimmen 5 , gr. idu-ai-s f. c Waschen, Schwemmen 5 , W. pleu-. Lit. isz-auti aksl. iz-uti c Fussbekleidung ablegen 5 : lat. ex-utio (spat). Lit. jdu-ti c aquam fervidam super infundere 5 lett. j'du-t c Teig machen, einriihren 5 ju-tis pi. c Gelenkstelle, wo zwei Knochen sich beriihren 5 : ai. yu-ti-s f. c Zusammentreffen 5 yu-ti-s f. c Verbindung 5 av. gao-yaoti-s f. c Weideland, Viehtrift 5 . Lit. muk-ti 'entwischen 5 mauk-ti cstreifen5 : ai. miik-ti-s f. 'Losung,
100.]
Nominalsuffix -U-.
287
Befreiung, Aufgeben 3 , gr. auo-jxu^i-i; £
288
Nominalsuffix ~ti-.
[§ 100—101.
aksl. da-U f. c Gabe 3 , lit. du-ti aksl. da-ti c geben 3 : ai. dati- etc., s. S. 278. Lit. spe-ti c Musse haben, schnell genug sein3 aksl. spe-ti Vorwarts kommen, Erfolg haben 3 : ai. spha-ti-s f. c Fettmachung, Gedeihen 3 sphl-ti-s f. c gedeihlicher Zustand 3 , ahd. spuo-t f. c Fortgang, Erfolg3, W. spe(i)-. Lit. nak-fi-s f. aksl. nosU f. c Nacht 3 : ai. ndk-ti-s etc., s. o. S. 282. Lit. pre-zastl-s f. cUrsache3, zu zad-u Verspreche 3 . Aksl. na-pasfi f. cGefahr3, zu padq cfalle3. Aks\. se-ti f. cStrick3, lett. sl-t cbinden3, W. sai-. Lit. j'6-ti c reiten 3 : av. vase-yaiti-s f. c Gang nach Wunsch, freier Gang 3 . Lit. zio-ti-s f. c Riss, Kluft 3 -zio-ti c den Mund aufsperren 3 : lat. Ma-tio. Aksl. po-znati f. c cognitio 3 zna-ti c kennen 3 : ai. prd-jnati-s f. etc., s. o. S. 279. Aksl. gre-ti c warmen 3 , zu praes. gre-jq. Infolge des engen Anschlusses an das verbum finitum hatten die Infinitive im Bait, und Slav, hinsichtlich der Vocalstufe der Wurzelsilbe mancheilei analogische Neuerungen erfahren; fiir3s Slavische vgl. Leskien Archiv f. slav. Phil. V 497 if.
Im Lit. hie und da -s-ti-, wie ugna-deksti-s neben ugnadekti-s (S. 287), vgl. dek-s-ni-s § 95 S. 271. Ofters gingen die -&'-Stamme in die Analogie der -j'a- und der -e-Stamme iiber, z. B. kry-ti-s gen. -tes f. und kry-ti-s gen. -czio m. cFischkescher3, szli-ti-s und szli-te f. 'Garbenhocke3. Infinitive zu nicht primitiven Verba, z. B. lit. jeszko-ti aksl. iska-ti "suchen3, lit. sed'e-ti aksl. sede-ti csitzen3, lit. gany-ti aksl. goni-ti chiiten, weiden3. 101. 2. -ti- in secundaren Abstracta. In derselben Weise, wie das Participialsuffix -to- und das mit ihm identische Abstracta bildende -to—ta- seit uridg. Zeit auch unmittelbar Nominalstammen angefiigt wurden (§ 79 S. 211 f., §80 S. 224 ff., § 82 S. 234 if.), wurde auch unser -ti- secundar verwendet. Am sichersten sind als uridg. die Abstracta zu erweisen, welche sich an die mit -to- gebildeten Ordinakahlworter (§81 S. 228 ff.) anschliessen. *penq-ti-s f. 'Fiinfheit, Fiinfzahl, Anzahl von fiinf3: ai. pcmkti-s, aisl. jimt, aksl. p§fi\ hierzu wol auch ahd. fust f. cFaust3 urgerm. *fut3%sti-z und aksl. p(sfi f. cFaust3 (-«;!- aus -Jest- wie in teste, s. I § 545 S. 401), gGf.
§ 101.]
Nominalsuffix -U-.
289
*pigq~sti-sl). Ai. sas-fi-s f. '603 fSechsheit, nemlich von Zehnern3), aksl. ses-U f. 'Anzahl von 63. Ai. nava-ti-s f. c903 (cNeunheit, nemlich von Zehnern3) av. navaiti-s f. cAnzahl von 93 und l903, aisl. niun-d f. aksl. devq-U f. cAnzahl von 93. Ai. dala-ti-s cAnz. v. 103 und c1003, aisl. tiun-d f. cAnz. v. 103, lit. deszim-ti-s f. aksl. desq-ti f. cAnz. v. 103. Diese Zahlwortbildungen legen die Vermutung nahe, dass hierher auch das Suffix von ai. td-ti (nom. ace.) cso viele3 Jcd-ti (nom. ace.) cwie viele?3, lat. tot toti-dem, quot gehore; diese Foimen mogen uispriinglich Neutia gewesen sein. Anm. Im Griech. erscheinen fiir die Zahlwortbildungen wie *persq-ti-s Formen auf -TO-C, S. § 108. Neben diesen Formen auf -ti- lagen auch urindogermanisehe auf -t-, s. § 123.
Neben idg. 'iuun-ta 'Jugend3 (§ 80 S. 225) scheint in gleichem Sinne *iuun-ti-s f. gestanden zu haben : ai. yuvati-s "Jungfrau, junges Weib3 (das Abstractum als Concretum, § 155), ahd. jugund ags. jeojotf cJugend3 (engl. youth cJugend3 und 'junge Person3), vorhist. *iujunpi- aus Huuunpi- (Bugge, Paul-Braune's Beitr. XIII 504). Lat. semen-ti-s f. cSaat, Aussaat, Saatzeit3, urspriinglich cdas Besatsein3. Ferner mogen Stamme auf -es-ti- -os-ti- (vgl. lat. sceles-tu-s onus-tu-s u. dgl.) in die Zeit der idg. Urgemeinschaft hinaufreichen. Wo sie auftreten, erscheint der Ausgang -esti- -ostials suffixale Einheit. Ai. gdbhasti-s f. m. cin verchiedene Theile auseinander stehendes Ding, Hand, Gabel, Deichsel3, pulasti-s c Haiipthaar, schlichtes Haupthaar tragend3, palasti-s caltersgrau3 (unsicher). Lat. agresti-s, urspriingl. cLandlichkeit3? Ahd. angust f. 'Angst3 aksl. qzosd cEnge, Beengung3, vgl. auch lat. angustu-s angustiae. Im Lit. -esti-s, das in die Decl. der -w-Stamme iiberschlug : kalbesti-s f. cRede3, neben kalbesni-s m. cGerede3 und kalbesi-s m. cRedensart3 Jcalbese f. cRede3; mokesti-s m. (gen. -esczio), neben mokesni-s m. cZahlung3; iukesti-s f. cEr1) Vgl. *pnq- in ahd. fwifiu u. sonst (Kuhn's Ztschr. XXVII 193 f. Paul-Braune's Beitr. XII 512) und zur Bedeutung das wol auch zu unserm Zahlwort gehorige got. Jiggr-s 'Finger'. — Hiernach wolle man I S. 207 verbessern. Brugraann, Grundriss. II.
19
290
Die
Nominaleuffixe -tati- (-tat-) und -tuti- {-tut-). [§ 101—102.
wartung, HofFnung3; rupesti-s f. m. cSorge\ Im Slav, zahlreiche fern. Abstracta auf -osti {-j-estl, s. I § 84 S. 80 f.) zu Adj. und seltner zu Subst. : ausser dem genannten aksl. qzosti (zu qzuku ceng3) z. B. dlugosti c
3
c
c
Lange 3 zu dlugit lang 5 , dobljesU
3
Tapferkeit zu dobli tapfer , zverasti cWildheit3 zu zveri Svildes Thier3, boljesti cKrankheit3 zu bolt cKranker3. Anderes steht mehr vereinzelt, z. B. ai. addha-ti-s concret c einer, der die Wahrheit erkannt hat, Weiser3 zu addha cin Wahrheit3, got. gamdin-p-s f. cGemeinde3 zu ga-mdin-s cgemein, gemeinsam3 (vgl. gamdin-dup-s § 102 S. 291. 293). tlber -It- in -tati- und -tuti- s. den folgenden §. 102. D i e S u f f i x e -tati-
{-tat-)
u n d -tuti-
{-tut-)1).
Ersteres im AT., Griech., Ital., letzteres im Ital., Kelt., German. Mit ihnen wurden Abstracta gen. fem. von Adjectiva und Subst. gebildet. -tati- scheint durch eine Weiterbildung von -ta(§ 80 S. 224 ff.) mittels -ti- (§ 101) entstanden zu sein, vgl. ai. devd-ta- und devd-tati-, ai. guru-ta- und gr. [3apu-rrjT-, lat. juven-ta- und juven-tati-. Die Suffixhaufung ware ahnlich wie ai. -tvd-ta-, vgl. § 56 S. 98 f.; lat. juven-tati- : juven-ta- : ai. yuva-ti- = ai. purusa-tvdta- : purusa-tva- : purusd-ta-. -tutimag in jiingerer Zeit hinzugekommen sein im Anschluss an -£«-Stamme (§ 108). Die Nebenformen -tat- und -tut- erinnern an Doppelheiten wie idg. *noq-t- : *noq-ti- cNacht3, *dekm-t- : *dekm-ti- cZehnheit3, ai. sam-i-t- f. neben sam-i-ti- f. (§ 123) und enthalten demnach wol Suffix -t-. Mehrsprachliche Formen hauptsachlich mit -tat{i)- : ai. sarva-tati-s sand-tat cVollkommenheit> av. haurva-tat- cWolbehaltenheit 3 , gr. 6X&-TYJS cAllheit, Gesammtheit", von ai. sarva-s gr. o^o-; 'ganz3; gr. ved-TT)? "Jugend3, lat. novi-tas, von gr. vso-;
lat. novo-s. Mit -tut{i)- : lat. juven-tas, air. ditiu cJugend3 (dat. ditid) aus *{i)ouetu{s) {-iu fiir -u infolge des palatalen Charakters der vorhergehenden Silbe). Eine Form mit -tut{i)- in der einen 1) Th. A u f r e c h t Das Affix TTJT tat, Kuhn's Ztschr. I 159ff. C. Angerm a n n Das Suffix TT,T in Primarbildungen, Curt. Stud. I l l 122 ff. K.Walter Das latein. Suffix -tat und -tut, Kuhn's Ztschr. X 159. C. von P a u c k e r Die [lat.] substantiva abstraeta auf -tas, ebend. XXIII 138 ff.
•§ 102.1
Die Nominalsuffixe -tati- [-tat-) und -tuti- {-tut-).
291
Sprache entspricht zuweilen einer Form mit -tat[i)-in der andren, wie acymr. duiu-tit cdeitas3 : ai. devd-tat-; air. beo-ihu cLeben3 : gr. pid-TT);; air. oen-tu 'Smitas3: lat. uni-tas; got. gamdin-dup-s : lat. communi-tas. -tut{i)- mag sich ofters an die Stelle des (im Ganzen ja sicher alteren) -tat[i)- geschoben haben. Zu dem Silbenverlust in Formen wie av. ameretat- neben amereta-tat- 'UnsteTblichkeit3, gr. TTOTTJT- c Trank J aus *7ioTo-Ta--; lat. ace. luculentatem neben luculenti-tatem s. I § 643 S. 483 f. A r i s e n . Ai. -tati- und -tat- (dieses seltener als jenes) nur im Vedischen, nicht haufig. Im Av. nur -tat- und im Verhaltniss hauflger als die ai. Suffixformen. Ai. upard-tat- c Nahe, Umgebung 3 av. upara-tat- cUberlegenheit3, zu ai. upara- cder nahere 3 av. upara- cder obere3. Ai. grbhitd-taii-s cdas Ergriffensein3 zu grbliitd-s 'ergriffen3, jyesthd-tdti-s cOberherrschaft3 zu jyestha-s Wachtigst3, satyd-tati-s und satyd-tat c Wahrhaftigkeit 3 zu satyd-s Vahrhaft 3 , dsta-tati-s c Heimwesen 3 zu dsta-m c Heim, Heimat3, sq-tati-s c Heil, Segen3 zu sdm- n. c HeiI, Segen3. Av. drva-tat- c Dauerhaftigkeit, Gesundheit 3 zu drva- cdauerhaft, c Oberherrschaft3 zu fratema- cder erste3, gesund3, fratema-tathunarHat- cTugend 3 aus *hunareta-tat-, zu ai. sunrta-s cschon. herrlich3, usta-tat- c Gedeihen, Wolfahrt3 zu usta- cWolbefinden3, yavae-tat- cewige Dauer 3 zu yave adv. 'immer3 dat. von yu- n. c Ewigkeit 3 (vgl. yavae-ji- cimmer lebend3). Anm. Von dem letzten Wort erscheint einmal yavae-ca taite 'filr immer', wie sonst yavaetaite. -tat- wurde also, was auch noch anderswie hervortritt, wie das zweite Glied eines Compositum empfunden und, so scheint es, mit tan- 'ausstrecken' in Verbindung gebracht. Vgl. nhd. brosame, das mit same{n) etymologisch nichts zu schaffen hat (ahd. brosma), aber mit ihm associiert ist; ferner auch gr. Ttavx-o-TTj; wie Travt-6-(Aopcfo-; und got. mikil-dup-s — *mikila-dap-s wie gud-hils = *guda-hus S. 292 f.
G r i e c h i s c h . Nur -TOT-, welches Ersatz fiir das Abstracta bildende -ta- wurde (§ 80 S. 226) und nur in den Verbindungen -o-TotT- und -U-TST- erscheint. op&d-r/j? c Geradheit, Richtigkeit 3 zu 6p£)d-; : lat. ardui-tas.
292
Die Nominalsuffixe -tati- (-tat-) und -tuti- (-tut-).
[§ 102.
TiotvT-o'-r/j? 'Gesammtheit 3 zu izac,. Homer, dvop-o-r/ji-a ace. c Mannheit 3 (richtiger wol SpoTYJta, s. I § 204 S. 172) zu dvr,p dvop-o;. In den dTei letztgenannten erscheint -o- wie in der Composition, z. B. rcavr-o-p.op<po-?; vgl. auch lat. libidin-i-tas. Papu-tTjC 'gravitas 3 zu [3apu-<; : vgl. ai. guru-ta- (§ 80 S. 226). fXoxu-TTjs 'Siissigkeit3 zu -j-Auxu-?. ppaoo-T7)? (Ppaoui^?) 'Langsamkeit3 zu (3pa8o-c- ra/u-TTj? c Schnelligkeit 3 zu xa/u-?. I t a l i s c h . Hier (im Lat.) sind -tati- und -tat-, -tuti- und -tut- nicht auseinander zu halten, da iiberhaupt die i-Decl. und die consonantische Decl. vielfach ineinander schwankten. Vermutlich hat gerade jene altiiberkommene Doppelgestalt unserer Suffixe, im Verein mit noct- nocti- u. dgl., diesen Process unterstiitzt; besonders beachte man das Schwanken im gen. pi. : clvitatium und clvitatum (§ 93 S. 265). boni-tas zu bonus, duri-tas zu duru-s. anxie-tas zu anxiu-s. quali-tas zu quali-s. cwi-tas zu civi-s. liber-tas zu liber, uber-tas zu uber (hiernach viduertas zu viduo-s, beachte den Bedeutungsgegensatz). facul-tas zu fadli-s, woneben die jiingere Neubildung facili-tcis. volup-tas zu volupe volup. majes-tas zu major (vgl. § 135 Anm. 1). hones-tas zu honos. tempes-tas zu tempus. vetus-tas zu vetus, oder aus *vetusti-tas zu vetus-tu-s. voluntas aus *volunti-tas zu volens. lihidin-i-tas zu libido, vgl. gr. ev-o-T7j; (s. o.). Piilign. Herentas c Venus 3 osk. H e r e n t a t e i s 'Veneris, Volupiae3, zu herest 'volet3, vom partic. praes. aus gebildet, wie lat. voluntas. -tuti- -tut- weit seltner. Lat. juven-tus (: air. ditiu), senectus neben juven-tas juven-ta, senec-ta, zujuven-i-s, senex. vir-tus zu vir. servi-tus zu servos. Ohne Zweifel war -tudo (gen. -tudin-is), z. B. in servi-tudo alti-tudo, mit unserm Suffix nahe verwandt. A l t i r i s c h . -tut-, welches als urkelt. gelten darf. oitiu 'Jugend 3 : lat. juven-tlis, s. S. 290. oen-tu 'unitas 3 aus 'oen-ilm, da th (p) hinter n secundar zur Tenuis wurde. beo-thu (gen. bethath) 'Leben 3 . Besonders oft -atu -etu zu Adj. auf -e (*o-Stamme), wie torbatu 'utilitas 3 zu tor-be 'utilis3, dommetu 'paupertas3 zu domme 'inops3, oendatu 'Einheit 3 zu oen-de 'einzig3, ildatu c plu-
§ 102—103.]
Nominalsuffixe auf -u.
293
talitas 5 zu il-de cpluralis3, fliuchaidatu c humiditas 3 zu fliucliaide c humidus J ; der Ursprung dieses -atu -etu ist zweifelhaft1). G e r m a n i s c h . Nur im Got. einige auf Adjectiven beruhende Substantiva auf -dupi-, wie mikil-dup-s 'Grosse' zu miMl-s [mikila-) ^ross 1 , gamdin-dup-s cGemeinschaft3 zu ga-mdin-s (ga-mdini-) c gemein\ Der Wegfall des Vocals vor dem Suffix •wie in ga-mdin-p-s (§101 S. 290) und in der Composition, z. B. gud-hu* brup-fap-s (§ 40 S. 66. 68 f.). III. Sufflxe auf -u. 103. Bei den w-Suffixen erscheint dreifacher Ablaut: u, eu, ou (e-Reihe, I § 311—314). u z. B. im nom. und ace. sg. masc. fern, -us -u-m. eii z. B. iiu nom. pi. masc. fern. -eu-e$. ou im gen. sg. -ou-s. Der Zusammenhang dieser Ablautung mit den urspriinglichen Betonungsverhaltnissen ist aus dem historisch vorliegenden Spraehmaterial nicht mehr irgend deutlich zu ersehen. Unklar sind gr. xavafj^-d-? neben tav-u-, lat. grav-i-s neben ai. a-gr-u-, ai. prthiv-l neben prth-u-, die eine uridg. Suffixgestalt -aw- zu erweisen scheinen. Man wird wol am besten Tava-/o-c, gra-vi-s, prthi-vl theilen, d. h. es lage Erweiterung der Wurzelsilbe durch d vor, wie in OuYa-x^p u. dgl. (I § 110 S. 104 ff.). Es gab seit idg. Urzeit masc., fern, und neutr. w-Stamme. Die beiden ersteren hatten von Haus aus dieselbe Declination; Unterschiede entstanden erst in einzelsprachlicher Entwicklung, z. B. ai. ace. pi. sunUn m. 'Sohne', harms f. c Kinnbacken\ Anm. tiber w-Stamme wie ai. svasru-s aksl. svekry gr. si%u-s s. § 109 Anm. 2. 1) »Ob -atu aus -antu entstanden oder aus der Vereinigung zweier Dentalsuffixe (etwa -ato-tut-), ist schwer zu entscheiden. Zimmer (Kuhn's Ztsehr. XXVII 461) fasst ace. cm-pthadid als phonetische Schreibung [vgl. I § 212 Anm. S. 181]; doch kann es, wie er selbst bemerkt, Sclireibfehler sein. Mittelir. sochmattu cM6glichkeit' sprieht vielleicht eher fur t als d. Die modernen Sprachen haben das Suffix leider aufgegeben. Ich personlich neige zur zweiten Annahme, vgl. z. B. no-erladaigtis 'sie gehorchten' neben •aurlatu 'Gehoraam'.« Thurneysen.
294
Nominalsuffix -«-.
[§ 104.
104. Suffix -M-1). Nur Primarsufnx. Vorzugsweise in. Adjectivis. Diese waren nach dem Zeugniss des Ai., Griech., Geiman., Lit. seit idg. Urzeit allermeistens Oxytona bei Tiefstufenvocalismus der Wurzelsilbe. Dass in dieser dereinst in gewissen Casusformen Hochstufenvocal die Regel war, beweisen zwar nicht Fiille wie ai. prathu-s lit. platu-s neben ai. prthu-sf ai. svadu-s gr. yj5u-? ahd. suofti neben got. sut-s, da in ihnen alien gegenseitige Beeinflussung der drei Comparationsgrade (Positiv, Comparativ, Superlativ) angenommen werden kann und theilweise angenommen werden muss, wol aber z. B. got. jilu neben ai. puru-s. Beachte auch die verschiedene Form innerhalb der Tiefstufe, z. B. *grr-u- und *-gr-u- cschwer3 (I § 313 S. 253 f.). Das Femin. unsrer Adj. wurde seit uridg. Zeit mittels -ie- -I- gebildet, z. B. ai. tanv-i zu masc. tan-u-s, s. § 110. Die Substantiva waren masc, fem. oder neutr. Die Ablautsverhaltnisse waren bei den verschiedenen Wortern verschiedene. Beachte *§on-u- *§en-u- *§n-u- 'Knie3 u. dgl. und *pek-u- und *-pk-u- cVieh5 (I a. a. O.). Idg. Adjectiva. *grr-u-s *-ar-u-s (vgl. Comparat. ai. gdriyas-) : ai. guru-is cschwer, heftig, hart' av. gouru-s cwiderwartigJ ai. a-gru- av. a-yru-c\mvetma,lt' (cnon gravidaJ), gr. ^apii-^'schwer1 (lat. gravi-s s. § 103 S. 293), got. kauru-s cschwer' (I § 290 S. 234). *trs-u-s, von W. ters- ctrocken, diirr sein3: ai. tgsu-s lechzend', aisl. purr ahd. durr-i got. paursu-s (fur *paurz-u-s) 'diirr, trocken3 (vgl. I § 582 Anm. 1 S. 437). Ax.pur-u-s gr. TOX-U-? (vgl.I §306 S. 246) air. il got.jil-u (n.) Viel3, W.pel-. Ai. p^th-u-s prath-u-s gr. irXat-u-? cbreitJ, gall. Litu-gena Liiu-mara, \ii.ptatit-s 'breit3, zu Compar. ai. prath-iyas-. *tnn-u-s cgestreckt, diinn3, von W. ten- causstreeken, ausdehnen5 : ai. tanu-s (pari-tatn-u-s 'umspannend3 redupl.), gr. zaw--(kuv3ao-Q cmit gestreckter, langer 1) O. W e i s e De linguarum Indogertn. suffixis primariis, I De adjectivis suffixo -u- formatis, Gotting. 1873. A. B e z z e n b e r g e r Eine idg. Accentregel, in seinen Beitr. II 123 ff. R. T h u r n e y s e n Weibliche 2<-Stamme im Irisehen, Kuhn's Ztschr. XXVIII 147 ff., Wh. S t o k e s Irish feminine stems in u, ebend. 291 f. J. S c h m i d t Uber das litau. Nominalsuffix -u, Kuhn und Schleicher's Beitr. IV 257 ff.
§ 104.1
Nominalsuffix -«-.
295
Zunge3, lat. tenu-i-s, air. tan-a, ahd. dunn-i, aksl. finu-ku (daraus eineiseits tiniku, cech. tenky, anderseits tunuku, russ. tonkij). *lngh-u-scrasch, klein3, W. leidgh- in ai. rqhdya-ti (I §454 S. 337): ai. raghu-s gr. eXa^u-?. *ahgh-u-s 'enge, W angh- 'beengen, zusammenschniiren 3 : ai. qhu-s, annen. anju-k ancu-Je, got. aggvu-s (fiir *aggu-s, s. S. 298), aksl. qzu-ku. Ai. svad-u-s csiiss, angenehm3, gr. vjS-u-; csiiss, angenehm3, lat. suavi-s aus *suad-u-i-s, got. sut-s ahd. suofi-i ags. swet-e csiiss3. Ai. al-M-s c schnell', gr. (bx-u-s ^chnell 3 , lat. acu-pediu-s neben oc-ior. Substantiva. *pek-u-s *-pk-u-s m. und *pek-u n. cViehJ : ai. c pasu-s av. pasu-s 'Vieb.3 av. haurva-fsudas ganze Vieh3 (I § 398 S. 298), lat. pecu-s, wozu durch Neubildung theils gen. pecud-is etc. (§ 128), theils (indem pecus zum Neutr. ward) gen. pecor-is etc.; ai. pdsu, \a,t. pecu, got. faihu fGeld3). Ai. hdn-u-s f. c Kinnbacken J , gr. -fsv-o-? f. c Kinn, Kinnbacken 5 , lat. genu-inu-s c zum Backen gehorig5, air. ^eww m. cMundJ, got. kinnu-s £ c Wange, Backen 3 fur *kinu-s durch Einwirkung von term- aus *kinu-, vgl. I § 469, 8 S. 348 f. Ai. Aetf-w-i m. c Lichterscheinung, Bild, Gestalt", got. hdid-u-s m. 'Art, Weise'. *bkagh-u-s m.: ai. bahu-s "Ann3, gr. Tia^u-; Ttf^u-? c Unterarm, Bug3, aisl. bog-r cBug3. 'medh-u n. : ai. mddhu cSiissigkeit, Honig 3 (das ai. Adj. mddhuentstand aus diesem Subst.), gr. fii&o c berauschendes Getrank, Wein3, air. mid (gen. meda) ahd. meto m. cMet3, lit. medu-s m. aksl. rnedu m. c Honig 3 . *§on-u- *gen-u- *gn-u- n. c Knie 3 : ai. jan-u c Knie 3 jhu-badh- cdie Kniee beugend3 av. zanv-a pi. c Kniee 3 fra-snu Vorgebeugtes Knie 3 (I § 403 S. 300), gr. Y&'VU, -(sovuiv • yovatcov Hesych (vgl. I § 639 S. 481), yvo-rceTelv 'in die Kniee sinken, ohnmachtig werden3, lat. genu, got. kniu (St. kniv-a-) c Knie 3 knu-ssjan 'knieen 3 . A r i s c h . Ai. pur-u-s av.pouru- par-ao- apers.par-u- c viel 3 (I § 290 S. 234): gr. TTOA-U-? etc., s. o. S. 294. Ai. ur-u-s av. vouru-s c breit' gGf. *urr-u- (I § 157 S. 142): gr. supu-c cbreit3 wol aus *s-j-pu- mit pTothetischem 1, also verhalten sich die ar. und die gr. Form wie ai. guru- : -gru-. Ai. rj-u-s av. erez-u-s c gerade. richtig3. Ai. prth-u-s av. perep-u-s cbreit3 : gr. 7tAaT-u-? etc., s. o. S. 294. Ai. vds-u-s av. vaidh-u-s apers. vahu- (in dem
296
Nominalsuffix -u-.
[§ 104.
Eigenn. vahu-ka-) cgut3, das Neutr. im Ai. und Av. c Gut 3 ; die substantivische Function (Neutr.) ist vielleieht die altere (vgl. ai. mddhu- S. 295) : aix.jiu c schicklich 3 oder c Schicklichkeit J (vgl. unter Altirisch). Ai. as-u-s av. as-u-s c schneir : gr. x-u-; etc., s. o. S. 295. Ai. rbh-u-s c geschickt, kunstreieh 3 , say-u-s liegend 3 , dar-u-s c zerbrechend 3 , jay-u-s csiegreich3, su-sth-u-s "gut stehend, in gutem Zustand befindlich 3 {stha-), tdp-u-s c heiss', tdr-u-s c durehlaufend 3 ; ci-kit-u-s c kundig 3 , ji-gy-u-s csiegreich3; viele Adj. von Desiderativstammen, wie di-drM-u-s c sehen wollend1 ci-kits-u-§ c klug, listig 3 di-ts-u-s czu geben bereit 3 . Av. driy-u-s c arm3, j'a-yauru-s c wach, wachsam 3 . Ai. is-u-s m. f. av. is-u-s m. c Pfeil'. Ai. as-u-s m. c Lebensgeist av. atdh-u-s m. c Welt als InbegrifF der lebenden Wesen3, apers. au-ra-, s. § 76 Anm. 1 S. 189. Ai. bah-u-s m. av. baz-u-s m. c Arm 3 : gr. TT^-U-C etc., s. o. S. 295. Ai. sindh-u-s m. f. 'Strom, Indus, Indusgebiet 3 , av. hind-u-s m. apers. hi{n)d-u-s 'Indien3. Ai. mddh-u n. av. mad-u n. c Siissigkeit, Honig' : gr. pi&-u etc., s. o. S. 295. Ai. dar-u n. 'Holz, Holzstiick, Balken, Pflock3 av. dauru n. c Holz, Speer 3 ai. dar-v-i-s dar-v-i cLoffel3 dr-u- n. m. c Holz, Holzgerate 3 m. c Baum, Ast3 av. dr-u- n. c Holz, Speer 3 : gr. 5dp-u n. c Holz, Balken, Speerschaft, Speer 3 6pu-To'fj.o-? cholzfallend 3 opu-a n. Spu-s? f. c Eichen 3 , air. daur, gen. daro dara, ncymr. derw-en 'Eiche 3 air. derucc c Eichel', got. triu (St. tr-iv-a-) n. cBaum3, lit. der-v-d £. c Kienholz 3 aksl. drevo n. c Baum J (UTSI. *der-v-o) dr-uv-o (gewohnlich pi. dr-uv-a) c Holz 3 , idg. *dor-u*der-u- *dr-u-. Diesem Neutr. entsprechend ai. san-u sn-u- n. m. c Gipfel3. Ai. bdndli-u-s m. cVerwandtschaft, Verwandter3, ql-u-s m. 'Stengel3, ci-kit-u-s f. cEinsicht, Verstand3, pdrl-u-si. cRippe3: av. peres-u~s m. cRippe3, thl-u n. cGaumen3, trdp-u n. 'Zinn'. Av. sefth-u- sejdgh-u- f. c Lehre 3 . 1
Armenisch. barj'-r, gen. barju, choch3, Gf. *bhrgh-u-. anju-k ancu-k cenge3, mit -qo- erweitert, s. o. S. 295. bazu-k c ArmJ mit demselben Suffix, zu ai. bahu-s (s. o. S. 295), aber der Entlehnung aus dem Pers. verdiichtig. Auf w-Stammen beruhten auch cn-aut cKinnbacke, Wange3, zu ai. hdn-u-s etc. (s. o. S. 295), cun-r (pi. cunk-11) cKnie3, zu ai. jan-u etc. (s. o. S. 295), u. a.
§ 104.]
Nominalsuffix -a-.
297
G r i e c h i s c h . ftpao-u-? c kiihn 3 : mhd. tiirr-e ckiihn3, lit. drqs-u-s c kiihn 3 (letzteies, wie das ihm nahe stehende drqs-a 'Kiihnheit 3 , nach dris- umgebildet, s. I § 285 Anm. S. 230), W. dhers-. [5pao-o-? langsam 3 : ai. mrd-u-s c zart\ rax^-u-? cdick3: ai. bah-u-s cdicht, viel3, gGf. *bh%yh-ii-s\ ob trotz des §h (vgl. av. bqzah- n. cGrosse, Starke3) lit. bing-ii-s 'stattlich, protzig, stolz3 identisch ist? (vgl. I § 467, 2 S. 345). Xiy-u-? c hell tonend3, TXuxu-c csiiss3, Tapcp-u-c cdicht3, j3a&-6-? ctief3, 8aa-u-c cdicht bewachsen3, YJU-? £u-; ctiichtig3, xpa^-u-c Tpr^-u-? c rauh, uneben, sohroff3, Ppid-u-s cschwer3, 6;-o-? cscharf, durchdiingend 3 . m. c Unteraim, Bug 3 : ai. bah-u-s m. etc., s. o. S. 295. TtsXex-o-s m. cBeil3 : ai. paral-u-s parl-u-s m. c Beil'. cszay-o-t; aatay-u-? m. cAhre3. yr^p-u-? m. 'Stimme3. ysv-u-c f. c Kinn, Kinnbacke 3 : ai. hdn-u-s etc., s. o. S. 295. apx-u-s f. cJagernetz3. (J.E&-U, ydv-u, 6op-u n., s. o. S. 295. 296. T«OO n. c Heerde 3 aus *inoi-u : vgl. ai. pay-u-s 'Hiiter3, zu gr. TTOI-JXYIV lit. pe-mii m. c Hirt 3 (vgl. § 105 Anm. S. 299). yXacp-o n. c Grotte, Hohle 3 . I t a l i s c h . Ein alter Rest der adj. w-Stamme scheint lat. idiis pi. fern., 'die hellen3, soil, nodes, von W. aidh- c brennen, hell sein3. Vgl. auch acu-pediu-s neben ai. al-u-s gr. (bx-u-? c schnell3. Sonst im Lat. tjbertritt in die «-Declination: grav-i-n, ten-u-i-s, suavi-s aus *i>uad-u-i-s, s. o. S. 294. 295; wol auch levi-s, pingui-s. Bei diesem Declinationswechsel war die alte Femininbildung (vgl. ai. tanv-i) mit im Spiele. Masc. lac-u-s : air. loch See n.; im-petu-s, alg-u-s, grad-u-s. Fern, trib-u-s umbr. trifo 'tribum 3 , kaum aus tri- C drei 3 +W. bhu-\ dom-u-s : aksl. dom-u c Haus 3 ; ac-u-s, col-u-s (auch m.). Neutr. pec-u umbr.pequo cpecua3 neben lat. pec-u-s, s. o. S. 295; gen-u s. o. S. 295; veru umbr. b e r v a 'verua 3 b e r u s Verubus 3 : air. bir cStachel, Spiess3, gGf. *ger-u-; spec-u (neben spec-u-s m. f.); gel-u. A l t i r i s c h . tiug (gen. tig) c dick 3 : ahd. dicchi c dick, dicht3 (got. *pik-u-s oder *piq-u-s). il Vief : ai. pur-u-s etc., s. o. S. 294. fiu cschicklich, wiirdig3 oder 'Schicklichkeit 3 ncymr. gwiw c geeignet, passend, wiirdig 3 gall. Visu-rlx urkelt. *ties-u- : ai. vds-u-s vds-u (S. 295 f.), vgl. Thurneysen Kuhn's Ztschr. XXVIII 148 f. TT^-U-?
298
Nominalsuffix -u-.
[§ 104.
dub 'schwarz 3 . Jliuch 'nass 3 . Aus einem idg. w-Stamm entsprang auch tana corn, tanow bret. tanav 'diinn 3 , vgl. gr. xav-u- tavoc(/)o- etc., S. 294 f. und § 103 S. 293. Masc. giun acymr. genou corn, genau 'Mund 3 : ai. han-u-s f. etc., s. o. S. 295; mug c Sklave, Diener 3 aus *mog-u-s : got. mag-u-s c Knabe, Knecht 3 ; fid 'Baum 1 : ahd. witu c Holz 3 . Fern, mucc 'Schwein 3 , deug 'Trank 3 . Neutr. mid 'Met 3 : ai. madliu etc., s. o. S. 295; loch ''See 3 : lat. lac-u-s m. G e r m a n i s c h . Die adj. w-Stamme wurden beeintrachtigt durch tjbertritt in die so-Declination, welcher durch die urspriingliche Femininbildung mit -id- -I- veranlasst wuide. Got. kaur-u-s c schwer 3 : ai. gur-u-s etc., s. o. S. 294. Got. paurs-u-s ahd. durr-i cdiirr, trocken 3 : ai. trs-zl-s etc., s. o. S. 294. Got. aggvu-s c enge 3 fur *aggu-s durch Einfluss von aggv- = ai. qhv-, ahd. eng-i aisl. ong-r : ai. qh-u-s etc., s. o. S. 295. Got. ahd.Jil-u c (ags._/ea?o = urgerm.*fal-u, fries. ful—*ful-u) viel 3 : ai.pur-u-s etc., s. o. S. 294. Got. hard-u-s ahd. hart hert-i "hart 3 : lit. kart-u-s 'bitter 3 . Ags. myrj-e Tmrzweilig 3 ahd. murg-fari c caducus, fragilis, transitorius 3 : gr. Ppa^-u-; ckurz3, gGf. *mrgh-u-. Got. tulgu-s cfest3, qairr-u-s csanft3. Ags. spit-u ahd. spifi m. cSpiess3 eigentl. cder Spitze 3 neben ahd. spizzi 'spitz3. Got. mag-us as. mag-u m. 'Knabe 3 : air. mug 'Sklave, Diener3. Got. hair-u-s m.'Schwert 3 : ai. lar-u-s m. f. 'Geschoss 3 . Got. haidu-s m. 'Art, Weise 3 ahd. heit m. f. 'persona, sexus, Rang, Stand3 ags. had m. 'Geschlecht, Stand, Eigenschaft 3 : ai. ket-u-s m. 'Lichterscheinung, Bild, Gestalt 3 . Hierher urspriinglich wol auch ags. celf mhd. alp {alb-) m. 'Alp, Elf 3 : ai. rbh-u-s 'kunstreich, Bildner3. Got. kinnu-s f. 'Wange 3 fiir *kimi-s, ags. tin f. 'Kinn 3 : ai. hdnu-s etc., s. o. S. 295. Got. hand-u-s f. ahd. hant (dat. pi. hantum) f. 'Hand 3 . Got. faih-u n. 'Geld 3 ahd.fih-u n. 'Vieh 3 : ai. pds-u etc., s. o. S. 295. Die Zahl der substantivisichen w-Stamme bekam im GeTmanischenZuwachs durch die w-Flexion consonantischer Stamme, die durch Formen wie (got.) ace. sg. fot-u ace. pi. fot-uns veranlasst war. Vgl. § 56 S. 97 f., § 160, 1, § 161.
§ 104—105.]
Nominalsuffixe -u- und -iu-.
299
B a l t i s c h - S l a v i s c h . Adjectiva nur im L i t a u i s c h e n erhalten, hier aber zahlreich; und die Zahl der Formen wurde noch bedeutend vergrossert, indem man neben Adj. auf -as beliebig Formen auf -us stellte, z. B. asztrus § 74 S. 176 f., gaiius § 76 S. 197, gedru-s neben gedras, drungnus neben drungnas. Die meisten Casus gingen in die Declin. der j'o-Stamme iiber, vgl. das Germ. S. 298. ptat-us cbreit3 : ai. prth-ii-§ etc., s. o. S. 294. drqs-us 'kiihn3: gr. ftpaa-u-;, s. o. S. 297. said-iis'suss : aksl. sladu-ku csussJ. dub-us chohl3, dyg-u-s cstachelig3, baug-ics c furchtsam3, staig-us 'jah', smag-us cgeschmeidig3. Selten Wurzelbetonung, wie tdnk-us cdicht3. Das Nebeneinander von drqsiis 'kiihn3 und drqsa 'Kiihnheit3 u. dgl. liess -u- auch denominativ werden, z. B. tamsu-s cdunkeV zu tams-a 'Dunkel', czesus 'zeitig* zu czesas cZeitJ (Lehnwort). lm Slav, liegen die alten adj. M-Stamme in den Weiterbildungen mittels -qo- vor; ausser sladu-ku noch z. B. Unii-ku qzu-ku S. 295. Die Substantiva sind im Bait.-Slav, alle Masculina. Lit. med-ics aksl. med-u 'Honig3: ai. madh-u n. etc., s. o. S. 295. Lit. virsz-us cdas Obere, Aussere3 aksl. vrich-u adv. coben3. Lit. dang-u-s 'Himmel3 zu dengiu 'decke3, vid-u-s cdas Innere3, al-iis bierahnlicb.es Getrank. Aksl. dom-u cHaus3: lat. dom-us (W. dem- cbauen3), vol-u cOchse3, pol-u cSeite3. Im Slav, wurden alle M-Stamme auch nach der Weise der o-Stamme flectiert. 105. Suffix -iu-. 1st als uridg. anzusehen, wenn auch ein einzelnes mit ihm gebildetes Nomen sich nicht sicher als aus der uridg. Zeit uberkommen erweisen lasst. Beachtenswert ist das nicht seltene Nebeneinander von -iu- und -to-, wie ai. va-yu-s lit. ve-ja-s cWind3, gr. u-iu-c und u-io-c cSohn3, ai. yaj-yus cgottlich A'erehrt3 und Verehrend, fromm3 und yaj-ya-s 'venerandus3. Anm. Ist die I § 150 S. 137 beriihrte Hypothese richtig, derzufolge wir in § 104 S. 297 ai. pay-u-s urgr. *T™I-'J mit -«-, nicht mit -ju- ansetzten — entsprechend ai. stay-u-s tay-u-s av. tay-u-s cDieb' vgl. ai. ste-nd-s, ai. dhay-u-s 'durstig' vgl. dhe-nd —, so liegt der Gedanke nahe, unser Suffix -iu- sei an diesen Nomina iiberhaupt entsprungen, indem man z. B. *pbiuals *po-iu- empfand. Hiernach solehe wie ai. va-yu-s (idg. ue-), dhd-yu-s 'freigebig' (idg. dhe-), zuletzt -iu- auch naeh Consonanten, wie ai. dds-yu-s.
300
Nominalsuffix -\u-.
[§ 105.
Diesen Process in die Zeit der idg. Urgemeinschaft zu verlegen hindert, so viel ich sehe, nichts. A r i s c h . Ai. dds-yu-s m. Bezeichnung der den Gottern feindlichen Damonen sowie dei unglaubigen Volkerstamme, av. danhu-s f. (vgl. I § 125 S. 116, § 558 S. 416) apers. dahyu- (nom. sg. dahyau-s) f. c Land, Bezirk, Gegend 3 . Ai. man-yu-s m. °erregter Sinn, Eifer, Unmut, Zorn 3 av. mainyu-s m. c Geist, Genius'. Ai. va-yu-s m. av. va-yu-s m. c Wind 3 ; die av. Form wol = *wa-siw-, s. I § 109 S. 102. Ai. mr-t-yu-s m. c Tod 3 : vielleicht identisch mit dem armen. w-Stamm mark mah (gen. marhu mahu) cTod3, s. I § 360 S. 279; zu Grunde lag ein Stamm m%-t- nach § 123. Ai. hhuj-yu-s c biegsam', sundh-yu-s c schmuck, rein3, dhayu-s ^reigebig 3 , sdh-yu-s cstark3. Besonders haufig sind solche Adjectiva, welche zu abgeleiteten Verba gehoren und bedeuten c nach etwas suchend, verlangend 3 oder c etwas besitzend, verrichtend, darstellend' u. dgl., wie asvayu-s TEtosse begehrend3, sravasyu-.j c ruhmsiichtig 3 , devayu-s c die Gotter verehrend 3 , udanytl-s c Wasser enthaltend 3 virayu-s c sich heldenhaft benehmend 1 ; vgl. part, devaydnt- c die Gotter verehrend 3 und die Fem. wie as oaya c Wunsch nach Rossen3. Av. anhu-yu-s Eigenn., neben anhuyemi c beherrsche 3 aidhuya- f. c Herrschaft 3 . A r m e n i s c h . Vielleicht hierher mark c Tod 3 , s, o. unter Arisch. G r i e c h i s c h . Lak. arkad. u-fu-c cSohn3, kret. uiu-;, att. uu-; (inschr.), homer, gen. uiso? etc., neben uto-c uo-?, das kaum aus jenem durch Dissimilation hervorging : vgl. ai. su-ta-s cerzeugt, Sohn 3 (vgl. W. Schulze De reconditioribus quibusdam nominum in -T2 exeuntium formis, Commentationes philologae Gryphiswaldenses, Berol. 1887, p. 17 sqq.). Nach Wackernagel Kuhn's Ztschr. X X I V 295 ff., XXVII 84 fF. wiirden auch die Substantiva auf -so-; wie vojxsu-c c Hirt J (nom. pi. kypr. -^/-s?) hierher gehoren und sich den ai. Nomina auf -ayu-s unmittelbar vergleichen. Doch bleiben Schwierigkeiten, mag man von idg. -eiu-s oder von idg. -eiu-s ausgehen. Neuestens iiber diese Stamme Johansson De derivatis verbis contractis linguae Graecae, 1886, p. 73 sqq.
§ 105—106.]
Nominalsuffix -nu- (-«««-).
301
G e r m a n i s c h . Got. drun-ju-s m. 'Schall3 , stub-jus m. 'Staub 3 (vgl. ahd. stuppi 'Staub 3 ); vielleicht auch -vaddju-s f. c Wand, Wall, Mauer 3 (aisl. vegg-r, as. ace. pi. wegos d. i. weijos), dessen ddj aus i entstand (1 § 142 S. 128). B a l t i s c h . Im Lit. ein haufiges Primar- und Secundarsuffix. Nur Masculina. gyr-iu-s c Ruhm, Lob1, vyr-iu-s 'Strudel3, skyr-iu-s 'Absonderung3, vylu-s 'Lockung, List3, specziu-s 'Schwarm 3 [specziu 'schwarme3, inf. spesti). Viele nomina agentis, wie pirdziu-s 'Farzer3, sukcziu-s 'Rankemacher 3 , audefu-s 'Weber3, racziu-s 'Stellmacher 3 , bezdalu-s cder viele Blahungen abgehen lasst3, und sonstige Benennungen von lebenden Wesen nach einer bestimmten Eigenschaft, wie sJcarmalu-s 'Lump 3 [skarmala-s cabgerissener Lappen3), ledziu-s c armer Wicht 3 {beda cNot3), kytrulu-s c Kliigling' (kytru-s cklug3), ragucziu-s c Gehornter 3 (ragilta-s cgehoint3). Im Litau. war -iu- in hoherem Maasse productiv als in alien andern europ. Sprachen. Dass das ganze lit. -ju- unurspriinglich sei, wie Bruckner Arch. f. slav. Phil. I l l 254 f. annimmt, ist unwahrscheinlich. 106. S u f f i x -nu- (-)i?iu-). In den meisten Sprachen selten. Meist Substantiva. I d g . *sii-nu-s m. c Sohn 3 : ai. sunu-s ahd. sunu lit. sunii-s aksl. synu. A r i s c h . Ai. su-nu-s av. hunu-s m. c Sohn 3 : lit. su-nu-s etc., s. o. Ai. bha-nu-s m. cStral, Sonne3 av. ba-nu-s m. cStral, Licht3. Ai. dhe-nu-s f. c milchende Kuh 3 av. dae-nu-s f. c Weibchen 3 (bei Thieren). Ai. da-nu av. da-nu n. 'traufelnde Fliissigkeit, Thau 3 , ai. auch dd-nu-s f. Ai. vag-nu-s m. cTon, Ruf3, stha-nu-s m. 'Stock, Stumpf3; dhrs-nu-s 'kiihn', grdh-nu-s 'hastig, gierig3. Av. tafnu-s m. c Hitze, Fieberhitze 3, bares-nu-s f. 'Gipfel, Hohe 3 ; zae-nu-s 'geriistet3. Im Ai. auch -anu-, wie krund-anu-s m. 'Briillen 3 nad-anu-s m. 'Getose3, vi-bhahjanu-s 'in Stiicke brechend3. Dieses -anusteht dem -ani- gleich, wie ksip-anu-s 'Geschoss3 neben ksipani-s 'Peitschenschlag 3 zeigt. Also wol aus -yinu-. S. § 95 S. 269. An Formen wie kr-t-tiu-s 'thatig 3 (loka-krt-nu-s und lokakr-l- 'freien Raum schaffend3, s. § 123) entsprang das nicht
302
Nominalsuffix -nu- (-nnu-).
seltene adjectivische Suffix -tnuc
5
(vgl. -t-vanc
[§ 106. § 116 u. ahnl.):
dar-tnu-s zerbrechend , dravi-tnu-s laufend', madayi-tnit-s cberauschend3. Veischiedener Provenienz war wol das adjectivbildende -smc-. kravisnil-s cnach roheni Fleische gierig3 [kravis- crohes Fleisch3), rocisnu-s cleuchtend' [rods- cLicht3); carisnu-s cwandernd3, gamisnu-s cgehend3, cyavayisnu-s cin Bewegung setzend'; jisnu-s 'siegreich3, ni-satsnu-s cniedersitzend3. vadhasnu-s cMoidwafFe tragend3 neben vadhasna-m cMordwaffe3 (s. § 66 S. 134), wie av. zaenu-s cgeiiistet3 neben zaene-m 'Riistzeug, Waffe3. Griechisch. Sehr selten. Homer. 9p^-vu-c cSchemel3 neben att. Opa-vo-; cSitz, Bank3. Aiy-vu-? cDampf, Qualm3. Italisch. Selten. Lat. ma-nu-s f., umbr. manuv-e cin manu3, wol Gf. *ma-mi-, zu me- cmessen3. Lat. cor-nu n. und cor-nu-s m. neben seltnem cor-no- n. : gall, xap-vu-ij (schol. 2 219 Eustath. 1139,57) neben xap-vo-v ace. cTrompete3 (Hesych), got. haur-n n. 'Horn' (§ 66 S. 139); vgl. Danielsson Pauli3s Altital. Stud. Ill 188. pi-nu-s f., auchpi-no- f., vgl. gr. T:I-TO-?. Sicher j lingerer Metaplasmus war dat. venui neben vend venu-m aus *ves-no- oder *ves-no- (§ 66 S. 134 unter Armen.). Altirisch. ll-n cZahl3 Gf. *ple-nu-. Vgl. auch orgun orcun c f. Todten' aus *orgonu- *orgunu- nach Stokes Kuhn3s Ztschr. XXVIII 291; es ware auch *orgund- als altere Form denkbar. Germanisch. Got. su-nu-s ahd. sunu aisl. sun-r m. cSohn3: ai. su-ml-s etc., s. o. S. 301. Got. paur-nu-s m. cDom3 neben ahd. dorn aisl. porn, die aber dem Ansatz von urgerm. *pur-nu- nicht wiederstreben wiirden; auch aksl. tri-nu cDorn3 konnte alter M-Stamm sein, aber ai. tr-na-m cGrashalm3. Got. asilu-qairnu-s f. c[iuXo; ovizdc, Miihlstein3, im Suffix dem aksl. zrl-ny f. cMiihle3 nahe stehend, neben ahd. chwir-na cMiihlstein, Miihle3 aisl. kver-n cMiihle3, lit. gir-nos pi. 'Miihlsteine, Miihle3. Baltisch-Slavisch. Lit. su-nu-s aksl. sy-nii m. cSohn3 : ai. su-nu-s etc., s. o. S. 301. Aksl. ci-nii m. cRang, Ordnung3, zu ai. ci-td- cgereiht, geschaart3. Im Lit. ein paar Adj., die aber leicht aus -na- umgebildet sein konnen (s. S. 299): z. B. drung-nu-s lauwarm3 (neben drung-na-s), gad-nu-s 'tauglich3,
§ 106—107.]
Die Nominalsufflxe -ru- und -lu-.
303
szvel-nu-s Sveich, sanft anzufassen3, mit -5- du-snii-s do-snu-s c freigebig3. 107. D i e S u f f i x e -ru- u n d -lu-. In ein paar Nomina aus der idg. Urzeit vereibt. Einige Productivitat zeigen sie im Bait, als Adjectivsuffixe. I d g . -ru-. *dak-ru n. c Zahre, Thrane 3 : gr. Sdrzpo, lat. dacruma lacru-ma lacri-ma (I § 369 S. 282), corn, dagr pi. dagrou, demnach hatten wol auch germ. *td%ra- (ahd. zahhar aisl. tar) und *tacjrd- (got. tagr ags. teagor) urspr. -ru-; wol in Ankniipfung an dieses idg. Wort, aber von andrer W- wurde ai. ds-ru n. c Zahre 3 gebildet, vgl. ai. kr-mi-s : lat. ver-mi-s : gr. fA-[xi-; § 97 S. 272 f. Ai. smdsru n. cBart, SchnuribaTt3 aus *smds-ru (I § 557, 4 S. 414), armen. moru-R {mbru-ll muru-U) 'Bart5, eine nicht ganz unzweifelhafte etymologische Zusammenstellung'; dazu lit. smakrd C K W (I § 467 S. 345). -lu-. Ai. dha-ru-s ^augend 3 gr. Orj-Au-i; csaugend, weiblich3, neben gr. 97J-AYJ c Mutterbrust 3 lat. fe-lare etc., s. I § 256 S. 212. Ai. bln-ru-s bhl-lu-§ lit. bai-lu-s cfurchtsam3.
Arisch. Ob idg. -ru- oder idg. -lu-, entscheiden nur die verwandten Sprachen. Idg. -ru- darf angenommen werden in: ai. ds-ru av. as-ru n. cZahre' neben ai. as-rd-m ^ahre 1 , s. o., und ai. smds-ru n. Bart (daneben hdri-smasaru-s cblondbaitig3), s. o. Zweifelhaft, ob idg. r oder /. Ai. pe-ru-s wol cgahren, schwellen machend3. Av. duz-vandru-s cBoses begehrend1. Ai. patd-ru-s cfliegend3, wie pata-rd-s § 74 S. 171. Ai. vandd-ru-s c preisend, lobend3, piyd-ru-s cschmahend, hohnend3, patayd-lu-s 'fliegend3. 1st sdtru-s cFeind3 = sdt-ru- oder sdt-tru-^. Griechisch. 8ax-po n., s. o. xaj(po-? f. v.aypo (xay^po) c n. gerb'stete Gerste3 und porpo-; m. cTraube3 kb'nnen nur unter Vorbehalten hierher gezogen werden. Italisch. Mit -md- weitergebildet lat. dacru-ma, s. o. Vielleicht hierher tonitru-s m. tonitru n., dessen Bildung an ai. stanayi-tnu-s (zu § 106 S. 301 f.) und tanyatu-s cDonner3 (§ 108) erinnert. Germanisch. Got. di-ru-s aisl. 5-r-r d-r-r m. cBote\ W.
304
Nominalsuffix -tu-.
[§ 107—108.
ei- 'gehen3; auch ags. ar cBoteJ, das als w-St. nicht mehr eikennbar ist. Got. huh-ru-s m. und ahd. hungar m. (als w-St. nicht mehr erkennbar) cHunger3, urgerm. *%ui9%-ru-z und *%uid$-ru-s. Urgerm. *fib-ru- mhd. vluor m. f. cSaatfeld, Boden3 ags.Jlor m. f. cHausflur, Tenne 3 : air. la-r cEstrich, F W . Baltisch-Slavisch. Im Lit. eine grossere Anzahl von Adj. auf -rii-s und -lu-s, wie bud-ru-s Svachsam3, suk-ru-s 'riihrig1, kant-ru-s 'geduldig3, ed-ru-s 'gefrassig3 (ed-rd 'Futter1), isz-matru-s 'scharfsichtig5 (vgl. aksl. mot-r-iti cschauenD), buk-tu-s c listig, schlau5, isz-teklu-s isz-tenkiu-s causreichend3. Daneben zuweilen Formen auf -ra-s -las, wie ged-ru-s und ged-ra-s c heiter, klar1, und gai-lu-s gai-la-s cjahzornig, beissig (von Hunden)'. Die a-Form scheint in den meisten Fallen die urspriinglichere zu sein, und auch wo sie fehlt, ist sie doch zuweilen vorauszusetzen, wie bei asztru-s cscharf° neben aksl. ostru ai. catur-aha-s gr. axpo-« (§ 76 S. 173 und S. 176 f.). 108. Suffix -tu-1). War schon in der idg. Urzeit als Primarsuffix zur Bildung von Abstracta (Verbalabstracta, nomina actionis) in haufigem Gebrauch. Dieselben waren masc, im Griech. wurden sie durchgehends, im Ar. und Germ, zuweilen fern, durch Anlehnung an das Genus andrer Abstracta. Im Ar.; Lat., Balt.-Slav. (und Keltischen, s. § 156) erscheinen sie als Infinitive (Gerundia, Supina) ans Verbalsystem angegliedert, und es mogen die Anfange zu diesem Anschluss, der eine grosse Anzahl von Neubildungen zur Folge hatte, in die Zeit der idg. Ureinheit fallen. Besonders ist hierbei hervorzuheben, dass die Accusativform auf -tu-m im Ai., Lat. und Balt.-Slav. gleichmassig bei Verba der Bewegung gebraucht wird, z. B. ai. hotum eti cer geht zu opfern', lat. cubitum it, lit. eiksz valgytu 'komm essen3, aksl. ceso izidoste videtu? cquid exiistis visum?* Nur wenige mit unserem Suffix gebildete masc. und fern. Substantiva haben eine andere Bedeutung. Doch lasst sich dieselbe ohne Zwang aus der Grundbedeutung eines Verbalabstractum herleiten. Die nomina agentis, wie ai. mdn-tu-s m. cRat1) Th. Benfey Die Suffixe TU, tu sammt atu, Kuhn's Ztschr. II 215 ff.
§ 108.]
Nominalsuffix -tu-.
305
geber' neben mdntu-s m. c Rat, Itatschlag3 , got. hliftu-s m. cDieb3, aisl. vqrd-r m. 'Wachter, Waiter 1 neben vqrd-r m. cWacht3, gleichen solchen wie lat. hosti-s air. taid; die seltenen Adjectiva, wie ai. tapya-tu-s cheiss, gliihend3, solchen wie ai. pu-ti-s c stinkend 3 . Vgl. § 99 S. 276, § 149. 155. Auch ein paar subst. Neutra, wie ai. vds-tu gr. a a - m Urspriinglich wechselte die Betonung zwischen den verschiedenen Casus im Zusammenhange mit Abstufungsverschiedenheiten, z. B. *ei-tu- *i-tu~ (von ei- 'gehen3). So noch ai. e-tu-m : i-tv-h. Im Ind. hatte sich diese Verschiedenheit bei diesen ins Veibalsystem einveileibten Casus erhalten, weil sie im Gebrauch weiter auseinandei getreten waren; im einheitlich verbundenen Casussystem wai bald dei Typus *eitu- (z. B. mantu-l), bald der Typus *itu- (z. B. rtii-s) verallgemeineit. Andeie Reste der alten Abstufung sind z. B. gi. XASI-TU-? und •/di-ru-;, lit. le-tu-s und ly-tu-s. Im Lat. und Lit. stand das Supinum unter dem Einfluss der fo-Participia und der fo'-Abstracta, so dass der Typus *itu- Bevorzugung gewann: z. B. lat. da-tu-m da-tu wie da-tu-s (da-to-s) da-tio, lit. milsz-tu wie miisz-ta-s ntilsz-ti (W. rnelg-). Dagegen zeigt die entsprechende Bildung des Slav, meist den Typus *eitu- und wirkte auf den fe'-Infinitiv ein, z. B. aksl. mles-tu wie mles-ti; wobei ohne Zweifel der Umstand von Einfluss war, dass das
20
306
Nominalsuffix -U-.
[§ 108.
haft gr. OI-TU-; cErzeuger3 cpt-io cSpross, Sprossling3 (s. I § 56 S. 47). Ai.jus-tv-a ger. zu josa-ti chat Gefallen an etwas3, lat. gus-tu-s m., got. kus-tu-s m. cPrufung, Beweis3. Ai. pi-tu-s m. c Saft, Trank, Speise, Nahrung3 pltu-daru- m. cFichtenbaum3 n. das Harz dieses Baumes, gr. it(-xo-s f. cFichte3, lat. pitu-ita, air. *-£/« m. cGetreide3, lit. pe-tus pi. cMittagessen, Mittag3. Ai. inf. vettu-m vettav-e ger. vittv-a zu vinda-ti cfindet, wird habhaft3, vedi-tu-m vidi-tv-d zu ©etffe" c erkennt, weiss3 (dieselbe Wurzel), lat. visu-s m., air._/s* m. "Wissen3. Av. pesu-s m. cFurt3 (-*- aus -r#-, s. I § 288 S. 232), lat. por-tu-s m., ahd. fur-t m. cFurt3 (als w-St. nicht mehr zu erkennen) aisl. fjord-r m. cMeerbusen3. Ai. gdn-tu-s ga-tu-s m. c Gang, Weg3, inf. gdn-tu-m gdn-tav-e ger. ga-tv-a, lat. ad-venfu-s m., sup. ven-tu-m ven-tu, lit. sup. gim-tu c geboren zu werden' (vgl. I § 249 S. 206), W. gem-. Ai. mdntu-s m. cRatschlag, Ratgeber3 inf. mdn-tav-e ger. ma-tv-a, lit. sup. rnin-tu czu gedenken', W. men-. Ai. inf. sqsi-tu-m ger. sas-tv-a zu Iqsa-ti cer reeitiert3, lat. census m. fur *cens-tu-s (vgl. § 100 S. 278), W. A;ews-. Ai. inf. pdk-tu-m pdk-tav-e ger. pak-tv-a zu pdca-ti ckocht3, lat. coc-tu-m coc-tu, aksl. sup. j9es czu backen1 aus *pek-tu (I § 462 S. 340). Lat. sup. rec-tu-m rec-tit, air. rech-t n. cRecht3, aisl. rett-r m. cRecht3. Ai. dha-tu-s m. cBestandtheil, Element3 inf. dha-tu-m ger. dhi-tv-a hi-tv-a, lat. con-ditu-s m. sup. con-ditu-m -ditu, sup. lit. c?e-£S aksl. c?e-<w cpositum3. Ai. aktu-s m. cSalbe, Licht, Nacht" Gf. *^q-tu-s, lat. unc-tu-m unc-tu. Ai. inf. ap-tu-m ger. dp-tv-a zu ap-nS-ti cerreicht, holt ein3, lat. ad-eptu-s m. Ai. vds-tu n. cWohnstatte, Haus3, gr. /ao-ru ao-tu n. cStadt3. Ai. yd-tu-s m. cReisender, Zeit3 (wol mit yatu-s cSpuk3 identisch, s. S. 307), lit./o-tfw czureiten3. Lat. sup. no-tu-m rio-tu (Ignotu-m tgnotu), aksl. sup. zna-tu czu kennen5. Arisch. Ai.pi-tu-s m. cSaft, Trank, Speise, Nahrung3 av. pi-tu-s m. cSpeise3: gr. iti-to-s etc., s. o. diese S. Ai. inf. car-tu-m cari-tu-m ger. clr-tv-a car-tv-a cari-tv-a zu cdra-ti cgeht, wandert', av. vare-tu-s m. cLauf des Pferdes, Strecke die ein Pferd durchliiuft3. Ai. gdn-tu-s ga-tu-s m. cGang, Weg3, av. ga-tu-s m. cOrt, Statte, Thron3 apers. gdpu- £Ort, Statte, Thron3 (p entstand lautgesetzlich in den Casus mit ga-pw- nach I § 473
§ 108.]
Nominaleuffix -tu-.
307
S. 350 und wurde von da aus verallgemeinert): lat. ad-ven-tu-s etc., s. o. S. 306. Ai. jan-tu-s m. 'Geschopf, Wesen, Kind, Leute, Geschlecht, Stamm3, av. zan-tu-s m. c Veieinigung, Stamm3, ai. inf. jdni-tos, sAv.ja-tu c uberhaupt 3 : lat. geni-lu-s m., sup. genitu-m geni-tu, na-tu-s m., W. gen-. Ai. dd-tu n. c Theil, Aufgabe3 av. vi-datu-s m. cZerbTechung des Leibes, Auflosung, Tod3, zu ai. da-ti dyd-ti cschneidet ab3 : vgl. gr. 8ai-Ti5-s cMahl3 (urspr. 'Portion3) oatxo-puv cGast3. Ai. se-tu-s m. c Verbindung, Band, Fessel, Briicke, bindend3, av. hae-tu-h m. c Furt, Briicke3 : lett. sup. si-tu czu binden3, W. sai-. Ai. yd-tu-s av. yd-tu-s m. cSpuk, Damon3, wol (wie ydtu- S. 306) von ya~ cgehen, auf etwas losgehen 3 (vgl. ya-tdr- cVerfolger3). Ai. r-tu-s m. cbestimmte Zeit3, tdn-tu-s m. c Faden 3 (war auch air. tet ncymr. tant cSaite3 ein M-St.?), 6-tu-s m. 'Einschlag des Gewebes3; su-tu-s f. c Schwangerschaft3 inf. sU-tav-e ger. su-tv-a : air. su-th n. 'fetus3. Av. meretu-s m. c Denken 3 ; jya-tu-s f. cLeben3. Ai. jwd-tu-s f. cLeben3 (wol rnit demselben a, das av. jya-tu-s hat; denkbar ware auch a = idg. o, vgl. lit. gyva-td aksl. zivo-tu gr. J3t'o-To-;), inf. a-svdsayi-tu-m c aufathmen machen, trosten3 zu d-lvds-aya-ti classt aufathmen, trostet3. Ai. kr-d-tu-s m. c Tiichtigkeit, Kraft, Geisteskraft3, av. xr-atu-s m. Terstand, Einsicht3, von kar- cins Werk setzen3. Ai. vah-a-tu-s m. cBrautzug3, tan-ya-tu-s m. cDonner3, tap-ya-tu-s c heiss, gliihend3. Av. r-a-tu-s cbestimmte Zeit3 neben ai. r-tu-s. Im classischen Ai. diente der ace, im Vedischen auch der dat. und gen.-abl. als Infinitiv, z. B. srd-tum, srd-tave, SrS-tos. Dass das Gefiihl fiir die Casusnatur der Form -turn auch in spaterer Zeit nicht ganz fehlte, zeigt die Bildung der Composita wie srotu-kama- c Verlangen zu horen3. Der instr. [Iru-tva, urspr. c mit dem Horen3) wurde als sogen. Gerundium gebraucht, um, als logische Apposition zu irgend einem Nomen des Satzes, eine begleitende oder (gewohnlich) eine der Handlung des Verbum vorausgehende Handlung zu bezeichnen, z. B. srutva cabrutan {ca alruvan) 'horend (oder: gehort habend) sprachen sie3. Von diesen Functionen waren nur die an themavocalischen Stammen erwachsenen Formen [kr-d-tu- etc.) ausgeschlossen. 20*
308
Nominalsuffix -tu-.
[§ 108.
A r m e n i s c h . Unter den tfw-Stammen, wie zar-d, gen. zar-du, 'Schmuck3, ist, wie es scheint, keiner, der sich mit Sicherheit aus dem Uridg. herleiten liesse. orf, gen. orfu, c Kalb 3 veibindet Hiibschmann Arm. St. I 46 zweifelnd mit ai. c prthu-kas Junge eines Thieres, Kind, Knabe 3 (gr. nop-xi-? c Jop-iaE Kalb3). G r i e c h i s c h . Die Substantiva auf -TU-; waren alle fem. und gehbrten meist dem ion. Dialekt an. xAi-xo-; xXst-xu-? c Abhang, Hiigel 3 : ai. sri-tv-a ger. zu srdy-a-ti lehnt 3 . TU'-TO-; 'Fichte 3 : ai. pi-tus etc., s. o. S. 306. i-xo-? cUmkreis, Kreis 3 des Rades, Felge , lat. m-tu-s m., sup. lit. vtf-tu aksl. vi-tu czu winden3. |3pu>-To-; c Essen, Speise3 : lit. ger-tu czu trinken3 . Ypair-ru-? 'Ritzung5 , zu -j-pacpu). ap-ru-c c Verbindung 5 : lat. ar-tu-& ar-tu. au-safu-? 'Abwesenheit5. 8ai-xu-; c Mahr. auo-§aoxo-; c Abtheilung3. xTtaxu-? c Griindung 3 zu xtt'Cw, axovTioxu-c c Lanzenwerfen, Lanzenkampf 5 zu axovtiCtu, XTJWTO-? 'Beutemachen 3 zu ATjiSoftai, cppaoTo'-? c Uberlegung 3 zu cppdiCo>, aoTraoiu-? 'Begriissung* zu damxCojxai, vgl. german. -assu-s zu -at/an S. 311. apTra^Tu-; zu apTtaCco fut. apua$u>. dyopTjTu-? c Redegabe 5 zu dyopaojxctt, poTjTu-? 'Schreien, E,ufD zu ^odu),TCOSTJTU-?'Verlangen 3 zu TTO&SO). Neutia: nur cpi-Ti> und aa-xo, s. o. S. 305. 306. Den Zahlwortbildungen der andern idg. Sprachen auf -ti-s wie *penq-ti-s f. 'Fiinfheit, Funfzahf (§ 101 S. 288 f.) entsprachen im Griech. Feminina auf -TO-?, wie TTSVXTJXOOTU-? , e/aToaxu-c, o-c (xpixxu-i; entstand unter dem Einfluss von xpixxo-;) und xu-? xsTpaxTu-?, vgl. Baunack Kuhn's Ztschr. XXV 249 ff. 3 c 3 ITO-JAO-? 'wahrhaft von *exu- Wesen (fiir *A-s-xu-, vgl. dor. Ivxec, lesb. eaaa) Gf. *s-e-tu-, zu W. es- 'esse'. I t a l i s c h . Die Subst. auf -tu-s waren masc. Lat. ac-tu-s, umbr. a h t u cactuiJ. Lat. ad-itu-s : ai. svaitu-s (svd-etu-s) 'eigenen Gang habend 1 inf. e-tu-m ger. i-tv-a, lit. ei-tu aksl. i-tu czu
gehen3. ruc-tu-s : lit. ruk-tu czu riilpsen3, W. reug-. duc-tu-s. or-tu-s. morsu-s zu mordeo. e-ventu-s : ai. gan-tu-s etc.,s. o.S. 306. sensu-s zu sent-io. conspectus, tex-tus : lett. tes-tu cmit dem Beile zu behauen3. esus : ai. dttu-m czu essen3, lit. estu 'zu fressen3 aksl. j'astii czu essen3, W. ed-. sta-tus, sup. sta-tu-m
§ 108.]
Nominalsuffix -tu-.
309
sta-tu, prae-stitu-m und prae-statu-m : ai. inf. stha-lu-m ger. sthi-tv-a zu tistha-ti cer steht', lit. pa-stotu czu werden3 aksl. sta-tu csich zu stellen1. sa-tu-s : lit. se-tu czu saenJ. fe-tu-s. cap-tu-s. rap-tu-s. can-tu-s. quaes-tu-s. auc-tu-s ; lit. duk-tu czu wachsen3, W. aua-. haus-tu-s. Jla-tu-s. fie-tu-s. gemi-tu-s. fremi-tu-s. strepi-tic-s. crepi-tu-s. domi-tu-s. hahi-tu-s. exercitu-s. cona-tu-s. ap-paratu-s. audi-tu-s. vesti-tu-s. An Wortein wie Judicatu-s {judicare j'udex) entstand ein einheitliches -atu- zur Bezeichnung eines Amtes oder einer amtlichen Veranstaltung, wie principatu-s, ducatu-s, ponti/icatu-s, senatu-s {vgl. german. -opu- odu-). Weite Verbreitung hatten die tfw-Stamme im Lat. als sog. Supina. -tu-m ace, -tu loc. oder instr. Die meisten von den Subst. auf -tu-s kamen zugleich im supinischen Gebrauch vor, 2. B. esu-s cdas Essen' und esu-m esu; die meisten Supina hatten dagegen keine frei declinierbaren Substantiva neben sich. Die Productivitat war beim Sup. eine ungebundenere. Das neutr. Substantiv ar-tu- neben masc. ar-tu-s war in seinem Genus wol durch membru-m, und testu- n. (*ters-tu-, W. ters- ctrocknen3) durch testu-m (St. testo-) bestimmt worden. Altirisch. Masculina. bi-th, gen. betho, cWeltJ, ncymr. by-d, gall. Bitu-riges (cWeltkonigeJ) : lit. gy-tu caufzuleben5 aksl. zi-tu c zu leben3, W. aei-. i-th cGetreideJ : &\. pi-tu-s etc., s. o. S. 306. fi&s 'Wissen1 Gf. *uid+tu- : ai. vettu-m etc., s. o. S. 306. gu-ih 'Stimme1. cru-ih cGestaltJ. mess cUrtheilen, Urtheil3 zu rnidiur c urtheileJ. Neutr. su-th cfetus3 : ai. sU-tu-s f. cSchwangerschaft\ sru-th ^Fluss3, W. sreu-. rech-t 'Recht' : lat. sup. rec-tu-m etc., s. o. S. 306. Wie^ss und mess, fungieren infinitivisch (vgl. § 156) die zahlreichen Masc. auf -ad (aus -a-tu-) zu Verba der 2. Conj., wie nertad cdas Starken3 zu nertaim denomin. von nert cStarke' (vgl. gr. dYopv)Tu-s, lat. conatu-s), und auf -{i)ud (aus -(i)e-tu-) zu Verba der 3. Conj., wie der-choiniud cdas Verzweifeln5 zu der-choinim Verzweifle', foilhigud cdas Zeigen' zu foillsigim czeigeJ (vgl. ai. vaha-tu-s anya-tu-s).
310
Nominalsuffix -tu-.
[§ 108.
Als Secundarsuffix erscheint -tu- in dem Ausgang -es-tu(-os-tu-). ais aes ois (gen. aisso aisa aesa) m. c Alter3 Gf.
*aiues-tu-s, vgl. gr. ai(f)k 'immer3; doch muss man vielleicht wegen ncymr. oes, weil nemlich u in diesem Sprachzweig nicht zu schwinden pflegt, von einem dem ai. ayus- entsprechenden Stamm ausgehen und annehmen, dass dieser sich mit dem esStamme vermischt hahe. Bei senchas m. 'Altertum3 (acymr. hencass, pi. hencassou, 'old tale3) ist unklar, ob man es mit einer Weiterbildung von *seno-qo- (vgl. ai. sana-kd-s etc., § 88 S. 248), Gf. *seno-q-os-tu-, oder mit einem Compositum *seno-cassu- zu thun habe. dorus n. cTur3 (vgl. ncymr. drws corn, daras), dat. pi. doirsib aus * doressaib, urkelt. also *duores-tu-. follus cklar3. Germanisch. Im Westgerm. wurden die zahlreichen urgerm. ta-Stamme grosstenteils als solche unkenntlich; es vermischten sich die (mase.) tu- und die (fern.) ^-Stamme, z. B. ahd. luf-t m. und f., ags. lyf-t m. und f. Am reinsten erhielt unsere te-Stamme das Gotische. Ahd. fri-du as. fri-thu m. cFriede3 urgerm. *fri-pu-z, zu germ, fri- fri- chegen, schonen' in got. freidjan cschonen3 u. a. Got. li-pu-s m. "^Glied', vgl. aisl. li-m-r 'Glied3. Got. kus-tu-s m. cPriifung, Beweis3, aisl. kos-t-r (ace. pi. kosto kostu) m. cBedingung3, ahd. kos-t ags. cys-t: ai. jus-tv-a etc., s.o. S. 306. Got. luf-tu-s m. ahd. luf-t m. cLuft3. Ahd. fur-t m. cFurt3 aisl. fjor-d-r m. cMeeibusen3: av. pesu-s etc., s. o. S. 306. Ahd. durs-t ags. durs-t (dyrs-t) m. cDurst3, W. ters-. Got. vul-pu-s m. cHerrlichkeit3. Got. lus-tu-s ahd. lus-t m. cLust3, aus *ls-tu-s, wenn zu ai. la-las-a-s gehorig (I § 299 S. 241, II § 100 S. 284). Got. puhtu-s m. cGewissen3, zu pugkjan cdiinken3. Aisl. rett-r m. cRecht3: lat. rec-tu-m etc., s. o. S. 306. Aisl. hott-r hatt-r m. cArt und Weise3, zu haga canordnen3. Got. vahs-tu-s aisl. vqxt-r m. cWuchs3. Got. ddu-pu-s ahd. fo-d m. cTod3. Ahd. blds-t aisl. blost-r blast-r m. 'Blasen3. Got. fio-du-s ahd. Jluo-t m. cFlut3. tlbergang zur Function eines nomen agentis, z. B. got. hlif-tu-s cDieb3, aisl. vord-r cWachter3. Selten -s-tu- (vgl. -s-ti- § 100 S. 286 und -s-tyo- -s-tro- etc., s. § 61 S. 111). Got. maih-s-tu-s ahd. mist m. cMist', zu aisl.
§108.]
Nominalsuffix -tu-.
311
miga "mingere3. Aisl. lost-r m. 'Fehler 3 aus *la%-s-tu-, neben ahd. lastar n. cLaster3 (Suffix -s-tro-, § 62 S. 114), zu ahd. lahan c tadeln3. Der an die schwachen Verba auf -on ankniipfende Ausgang -o-pu- (auch -o-tiu-, urspiiingliche Betonungsverschiedenheit) wurde zu einem einheitlichen Suffix (vgl. lat. -atu- S. 309). Got. gdunopu-s m. 'Trauer 3 zu gaurion 'trauern 3 , vratodu-s cB,eise3 zu vrafon 'reisen1; ahd. wegod m. "Bilfe1 zu wegon lielfen 3 , Magod m. c Klage J zu Tdagon 'klagen 1 ; aisl. ladad-r m. c Einladung 3 zu lada 'einladen'. Ferner, ohne dass ein entsprechendes Verb auf -on vorhanden war, z. B. got. gabaurjopu-s cLust3 manniskodu-s "Menschlichkeit', ahd. stritod "^Streit3 leichod c hymenaeus, concubitus3, aisl. unad'-r 'Wonne 5 . Im Ahd. waren besonders beliebt die Bildungen auf -isod -inod -Hod -alod, wie richisod c Herrschaft1 zu richison 'herrschen1, ellinod cEifer, Wettstreit' zu ellinbn 'eifernJ, swintilod c Schwinder zu swintilbn cschwindelig werden', hantalod 'Handanlegung 3 zu hantalon c Hand anlegen, behandeln3. Dagegen bevoizugten das Ags. und das Noid. den zu Verba auf -non -nan etc. gehorigen Ausgang -nbpu- (wie ags. haftnod 'Haft 3 zu hceftnian, aisl. batnad-r 'Verbesserung* zu batna), der productiv wurde und sich an die Stelle des alteren -opu- schob, z. B. ags.fujelnod firr und neben fugelod "Vogelfang3, zu fugelian, aisl. dugnad-r c Tuchtigkeit, Hilfe3, zu duga. An den schwachen Verben auf -alj'an (gr. -aCsiv) entsprang das Suffix -assu- (gr. doTtaoTu-? zu daTraCop-ai, S. 308), welches iiberall ausser im Nord. sehr productiv war, besonders in der durch Anfiigung an w-Stamme entstandenen Erweiterung -n-assu(got. -in-assu-). Im Westgermanischen auch [-n)-iss[u)~ ,und (-n)-uss(u)-, deren i und u verschieden erklart wird (von Bahder Verbalabstr. 119 ff.), und dazu mehrfache, durch Ubergang in die Analogie femininer und neutraler Abstracta hervorgerufene Umgestaltungen des stammauslautenden -u- : fern. [-n)-iss-o{-n)-uss-o-, (~n)-iss-Jo- [-n)-uss-jo-, [-n)-ass-l- {-n)-iss-i- [-n)-uss-l-, neutr. {-n)-ass-ja- {-n)-iss-ja- {-n)-uss-ja-. Got. ibnassu-s 'Gleichheit, Billigkeit 3 (ags. emness), zu ags. emnettan 'adaequare 3 = got. *ibna1jan; ufarassu-s ctjberfluss3 zu ufar; besonders mit An-
312
Nominalsufflx -tu-.
[§108.
lehnung an Verba auf -inon, wie horin-assu-s c Ehebruch 3 zu horinon, wonach blot-inassu-s c Gottesdienst (zu blotari) u. a. Ahd. rat-ussa f. 'Ratsel 3 offan-ussi f-. cEroffnung:>; ir-suochnissa f. ^xpeiimentum 3 gi-miscnissi f. Termischung' gi-hornissi f. cGeh6rJ. Da -nissa -nissi etc. vielfach den Anschein eines denominativen Suffixes hatten, entstanden die zahlreichen Bildungen wie ahd. got-nissa f. c Gottheit J rein-nissa f. 'Reinheit 3 churt-nassl f. 'Kiirze3. Durch Weiterbildung mittels -ipo- (§ 80 S. 226 f.) entstand im Oberdeutschen -nissida -nussida, wie (ahd.) jir-loranissida cVerlust3 fulnussida c Faulheit 3 . B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. ly-tu-s le-tu-s m. "Regen^ (sup. ly-tu czu regnenD l'e-tu czu giessen3) : lat. sup. li-tu-m li-tu, got. ace. sg. lei-pu ahd. ll-d m. n. cObstwein'. Lit. pe-tus pi. cMittagessen, Mittag3 : ai.pi-tu-§ etc., s. o. S. 306. Ob die Adjectiva auf -tu-s, wie sta-tu-s cderb, unhoflich5 drums-tils 'triiV (vom Wasser), urspriinglich Abstractsubstantiva (s. S. 305), oder ob sie aus alten Adjectiva auf -ta-s umgebildet waren (s. S. 299), bleibt fraglich. Aksl. kra-tu '-mal 5 [duva Jcraty 'zweimal') : ai. ace. pi. kr-tv-as -mal; auch lit. kafta-s mag urspiiinglich uStamm gewesen sein, auf welchen du Jcartu czweimar) szeszis kartus 'sechsmal3 u. dgl. noch unmittelbar bezogen werden konnen. Weiteste Verbreitung hatten die tu-Stamme als infinitivische Formen (Supina), die von jedem Verbum bildbar waren. Die lit. auf -tu -tu (die Quantitat ist in den verschiedenen Dialekten verschieden), die eigentlich -tt/. geschrieben werden sollten und deren auslautender Nasal noch in dem zusammengesetzten Optativ erhalten ist (z. B. 1 pi. sukturn-bime), und die slav. auf -tu sind ace. sg., vgl. ai. lat. -tu-m. Lit. du-tu aksl. da-tu c zu geben3, bu-tu by-tu czu sein3, estp, czu fressen3 Jastu czu essen', jeszko-tu iska-tu czu suchen", sede-tu sede-tu'iMSiizcn, gany-tu goni-tu czu hiiten, zu weiden'; vgl. auch preuss. da-tun da-ton c zu geben3 maita-tun czu nahren 3 u. a. Daneben hatte das Aksl. (hie und da) eine Form auf -tu, wie by-tu, die als gen. und loc. aufgefasst werden kann, und das Preussische dativische Formen auf -twei, wie da-twei.
§ 109.]
Nominalsuffix -t- (-#-).
313
IV. Suffix -I- (-ie-) 1). 109. Dieses Suffix war seit uridg. Zeit im Gebrauch, um Feminina zu bilden. Es diente der geschlechtigen Motion in ahnlicher Weise wie a neben o (§ 59 if.). In dieser Function war es Secundarsuffix, da die Bildung vom Stamme des Masc. und Neutr. aus geschah. Wenn zu o-Stammen ein solches Femininum geschaffen wurde, so wurde der Stammauslaut -o in derselben Weise weggelassen wie beim Antritt des Suffixes -jo-, z. B. ai. vrk-i cW61fin' zu vrha-s cWolf (vgl. § 63 S. 119. 124 f.). Seltener hat -I- das Aussehen eines Primarsuffixes, wie ai. sdm-l c Werk' gr. cpoCa Tlucht3 (aus *
: -«-, -I- ( § 6 3 S. 115 f.).
Anm. 1. Folgende Ansatze sind mir walirscheinlich. Der nom. sg. endigte im Uridg. auf *-%; gr. -ta war naeh -icw neu gebildet; lat. -ie-s lit. -(i)e (neben -i) durch Verallgemeinerung der Suffixform -%e- [-tie-). Der ace. sg. ging theils auf *-\-m aus (ai. -i-m); theils auf *-ii-m (vgl. im Optat. 3. pi. lat. s-i-ent aus *-?-ii-nt, I § 226 S. 194), woher lat. -iem (tnater-iein), ai. -iyam (str-iyam), gr. -IOV (TKSTV-IOV), die ai. und gr. Form mit Antritt des -m -^ nach der Analogie der Ausgange -i-m -ci-m etc. Entsprechend im ace. pi. theilweise oder durchgehends *-i\-ns : ai. -iyas {str-iyas), gr. -tav; -ia; (rotv1) E. S i e v e r s liber die Feminina auf urgerm. i, Paul-Braune's Beitr. V 130ff. 0. A. D a n i e l s s o n Om de indoeuropeiska femininstammarne pa -*, Upsala universitets arsskrift 1881. W. B u r d a Das slay. Suffix ynja, nom. sg. yni, Kuhn-Schleicher's Beitr. VI 194 S.
314
Nominalsuffix -i- l-%e-).
[§ 109.
tec), lat. -ies [mater-ies). Die sog. schwachen Casus mit consonantisch anlautendem Casussuffix hatten -%-, wie loc. pi. *-i-su (ai. -i-su). Sonst -ie-iie-, z. B. gen. sg. *-{i)ies. Die letztere Suffixgestalt ist lautgesetzlich vertreten im Lat., Balt.-Slav. und Ar., wie lat. mater-ie-, lit. zem-e- aus *zem-je(I § 147 S. 132), aksl. zem{l)-ja- (vgl. stojati aus *stojeti, I § 76 S. 66), ai. mdus-ya-. Die Abstufungsverhaltnisse waren also ganz ahnliche wie bei dem optativbildenden Suffix -$-, z. B. lat. rab-ie-s (gen. sg.) : rab-i-em : datr-l-x = s-ie-s : s-i-ent : s-i-mus. Vermischung mit den /a-Stammen fiihrte in mehreren Sprachen zum Ersatz des -{i)ie- durch -{i)ia-: z. B. gen. sg. gr. TToxv-ia; iou!a; (hier wirkte zu der Umgestaltung vielleicht die Form des ace, -ta-j; -rav, nicht unwesentlich mit!, air. Brigte (vgl. ai. brhatyis), got. mdujbs zu den nom. sg. ~o-via loina, Brigit (ai. brhati), mewi; so auch lit. marczibs zu martl. Abweichende Ansichten iiber die Hochstufenform unseres Suffixes ausserten Kluge Paul-Braune's Beitr. VI 391 f. und Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 33S f. -t- war ursprunglich auch bei Weiterbildung mittels andrer Suffixe die regelrechte Suffixgestalt: z. B. ai. pdtrii-vant- 'von der Gattin begleitet', gr. noXt-TT)-; neben dor.rcoXia-Ta-cion. TIOXITJ-T-/]-? 'Burger', lat. victrl-x. Wie mit den ja-Stammen, so fand auch Vermischung mit den i-Stammen (§ 92 ff.) statt. Vgl. z. B. ai. nar-l- und ndr-i- 'Weib' (s. Benfey Nachr. von der gott. Ges. d. Wiss. 1876 S. 614 ff., Lanman Noun-Jnflection p. 370), gr. XTjiTrj-L-; (gen. X^arpiSo?) 'Bauberin' neben iidXzp-ia 'Zitherspielerin', lat. nept-i-s neben ahd. nift (= got. *nift-i) ai. napt-l-, suavi-s aus *suad-u-i-s neben ai. svadv-t, ai. ati-s lit. dnti-s neben gr. vrjaoa c Ente' aus *vaT-ia. Wahrend in diesen Fallen die j-Declination die ursprunglichere war, haben wir umgekehrt im Indischen die Erscheinung, dass man i-Stamme, ran das weibliche Geschlecht zu kennzeichnen, nach Art der i-Stamme behandelte, z. B. gen. sg. gatyas neben gates zu nom. gdti-s, nom. sg. bhumi gen. sg. bhkmyas neben nom. bhumi-s (§ 97 S. 273), yuvati neben yuvati-s (§ 101 S. 289). Ferner auch Vermischung mit der Flexionsweise der einsilbigen Stamme wie ai. bin- gr. tX-, bei denen -t- und -ii~ wechselten (nom. bhl-s gen. bhiy-us, gr. -/!-; xt-d;). Daher z. B. ai. nom. napt-i-s gen. napt-iy-as, gr. ~6Xl-i
TJAI-OS.
Anm. 2. Im Anschluss an das zuletzt Gesagte sei hier noch die Bemerkung angefugt, dass wir neben -»- {-e\-) und -I- {-%e-) ein Suffix -i- -i%- (-»- in alien Casus mit consonantisch anlautendem, -i\- in alien Casus mit sonantisch anlautendem Casussuffix) fiir die idg. Sprachen ebenso wenig ansetzen, als wir auf Grund von ai. Iva&ru-s svasruv-am aksl. svekry svehruv-e gr. vexii-c -JEXU-O? ein Suffix -u—MM- (mit dem gleichen AVechsel wie bei -i- -ii-) annehmen. Wir halten nemlich fiir sehr wahrscheinlich, dass bei alien solchen mehrsilbigen -I- : -jj-Stammen und -u- : -ww-Stammen uur ein Einlenken in die Declination der einsilbigen Stamme wie ai. bhigr. -/.I-, ai. bhru- gr. 6upu- stattgefunden hatte, in denen -t- und -u- 'wurzelhaft' (vgl. § 8 Anm. 1 und 2 S. 19 f.) waren. Wir kommen bei der Casusbildung auf diese Erscheinung zuruck.
§ 110.]
Nominalsuffix -t- (-je-).
315
110. M o t i o n d e r w - S t a m m e (§ 103 if.). Ursprtinglich wol nom. sg. -eu-l-, gen. sg. -u-ies (doch beachte auch av. vanhu-ya), loc. pi. -M-i-sw. Ai. svadv-% gr. 7)8sTa aus * a / a S s / - i a lat. sudv-i-s, zu masc. ai. svadu-s gr. TJSU-? 'siiss3. Ai. gurv-i gr. (Uapsia cgravis3. Ai. prthv-i a.v.perepw-i- gr. uAatela c bieit, weit3. Ai. tac-l lat. tenu-i-s. Im German, und Bait, wurde postconsonantiscb.es u vor -je- (-£«-) ausgedrangt: got. kaur-jo- cgravis3{(acc. sg. kaurja nom. pi. kaurjos) aus *kuru-io- (vgl. aisl. y^->" I § 444 S. 331); lit. saldzio- (gen. sg. saldzios) aus *saldu-ip-, wonach auch nom. saldi fiir *saldv-i; got. hard-jo- 'hart 5 lit. karczio- 'bitter 1 (nom. karti) zu masc. hard-u-s kart-u-s. Bei solchen Adjectiven fungierte auch die nicht durch -I- erweiterte Form femininisch, z. B. ai. tanu-s, gr. rfiu-c fryjAu-i; (bei Homer und sonst), got. kauru-s (so stets nur -us im nom. sg.). Der nom. auf -i im Got. in dem Subst. mavi 'Madchen 3 aus *magti-i, zu masc. magus; dass der gen. mdujos, nicht *magjos lautete, war eben durch die Stammform *ma(j)u-i- bewirkt. M o t i o n d e r w - S t a m m e (§112 ff.). Ai. taksn-i gr. TEXxouva (aus *Tsxxav-ta) zu ai. tali§an- gr. TSXTCDV 'Holzarbeiter, Zimmermann 5 . Ai. rajn-% zu rdjan- 'Konig 3 air. rigain 'Konigin', dessen Grundform *re§7in-i war. Ai. yun-i zu yuvan- c jung, junger Mann 3 \aX. jun-i-x. Dass -n-i- bereits in der uridg. Zeit als einheitliches Suffix genommen war, machen ai. pdtrii gr. •jTfkvia 'Herrin" und gr. oiairowa 'Hausherrin^ aus *-7toTvta (I § 488 S. 361) neben masc. ai. pdti-s gr. TO'CH-? wahrscheinlich. Ai. sun-i zu Ivan- §un- c Hund'. pahca-damn-i zu daman-. maghon-l zu maglidvan- maghdn- c reichlich Spender3. Av. asaon-l- zu asavan- asaon- 'rein 3 (ai. c heilig, fromm3). Wie ai.pdt-ni, so wol auch ai. pdlik-ni zu palitd- c grau, greis 3 hdrita- cfalb3 (iiber k fiir t Verf. Unt. I I 198), pdrus-nl zu parusd- c knotig 3 .
pancagebend, rtdvanhdrik-ni, Morph.
Gr. YEtTotiva zu -j-siTtov cNachbar3. OspaTratva neben &spa7rv-rj zu Sspauwv c Diener 3 , Xsaiva zu Xstov cLowe3 (diese Masculina waren urspriinglich w-Stamme, s. § 114 unter Griech.). -aiva wurde als einheitliches Suffix weitergetragen, weibliche Wesen bezeichnend: Auxaiva, xaupaiva, Tj[j.i-&soitva u. a. cpayouva c Fress-
316
Nominalsuffix - i - (-j'e-).
[§ 110.
sucht, Heisshunger 3 neben cpaywv cFresser3. ayxoiva att. neben dyxwv cArmbug3!, wozu wol auch horn. ITC-YJYXSV-IS-S; c Seitenplanken am Schiff3. Lat. jun-i-x, s. o. S. 315. corn-t-x neben gr. xoptov-7j cKrahe', vgl. auch umbr. curn-ac-o ccornicem3. Air. rlgain cKb'nigin3, s. o. S. 315. Im German, -un-i- -in-i- (idg. -Qn-i- -en-i-) und -n-i-. Auf -un-i- beruhten got. lauh-rnun-i cBlitz3, ahd. wirtun (neben wirtin) cWirtin3, aisl. apynja zu ape ahd. affo cArTe3 und ohne Grundlage eines masc. w-Stammes as-ynja cGottin3 (masc. ass) u. a. -in-i- in got. Saur-ini cSyrerin3 (m. Saur); haufig im Westgerm., wie ahd. herzohin zu herizogo Ilerzog 3 , und nach solchen die Neubildungen wie chuning-in zu chuning 'Konig3, esil-in zu esil cEsel5. -n-i- in ahd. -birn (Hrod-birn u. a.) zu masc. hero c Bar3, nhd. ricke c Rehgeiss 3 aus *rik-ni (I § 214 S. 182, § 530 S. 390) neben ahd. reh n. c Reh 3 (urgerm. *raix~a-). Aus dem Slav, hierher wol die Fern, auf -ynji (j aus den andern Casus, wie ace. -ynjq, eingedrungen), wie bogynji cG6ttin3 blagynji cGiite3. Sie scheinen durch analogische Ausbreitung von -n-i- entstanden zu sein (vgl. Verf. Morph. Unt. II 200). Die Flexion dieser idg. Fem. war urspriinglich vielleicht nom. sg. -en-i, gen. sg. -n-ies und -n-ies, loc. pi. -n-i-su. M o t i o n d e r r - S t a m m e (§ 119 if.). Urspriinglich wol nom. sg. -er-i, gen. sg. -r-ies, loc. pi. -r-i-su. Ai. da-tr-i gr. So'-xsipa aus *oo-Tep-ia lat. da-tr-i-x, zu ai. da-tar- gr. SO-TYJP Sou-top lat. da-tor 'Geber3. Ai. jani-tr-i gr. yevs-xsipa lat. gene-tr-l-x 'Erzeugerin3. Ai. bhar-tr-i av. barepr-i- berepr-i- cEThalterin, Mutter3. Ai. s-tr-i av. s-tr-i- c Weib\ Ai. ne-tr-i cFiihrerin3, des-tr-i 'Anweiserin3, codayi-tr-i c Antreiberin 3 ; dho-tar-i f. cerschiitternd3. Gr. euvrj-Tatpa und euvrj-rp-ia 'Ehegemalin 3 , oou-tetp* c Retterin 3 , tyak-Tp-ia c Zitherspielerin 3 ; daneben -ic, -18-0?, wie X-(j3Tp-i'c cRauberin3, dXs-rp-t; .'Miillerin3, auAyj-Tp-i? (neben auXyjrp-ia) cFl6'tenblaserin3. Lat. obste-tr-i-x, mere-tr-i-x, impera-tr-i-x, vgl. auch osk. F u u - t r - e i cCreatrici, Genetrici3. Ob an diese idg. -
§ 110.]
Nominalsuffix -i- {-ie-).
317
hvilf-tri f. 'Sarg 1 und lit. Feminina wie dukle c Kinderwarterin 3 (d. i. *auk-kle, zu dugu cwachse auf5) pere-Me 'Bruthenne' unmittelbar anzukniipfen sind (s. Kluge Nom. Stammb. S. 24 und J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXV 29), bleibt zweifelhaft. Sie sind auch als Weiterbildungen von Stammen mit Suffix -tro-tlo- (§ 62 S. 112 ff.) verstandlich. M o t i o n der wtf-Stamme. Sichei hatten die Feminina der Participia der consonantisch endigenden themavocallosen Tempora urspriinglich durch alle Casus -tit-, z. B. *s-irit-i 'seiend 5; ebenso diejenigen dei -uent-Sta.mme, -unt-i. Dagegen durchgehends -nt- in solchen wie gr. asiaa ftwav. (zu ar^Ai Svehe1 e-j-vu)v
da * aus den andern Casus, wie gen. berqstq, eingedrungen war; in diesen war -st- lautgesetzlich aus -ti- entsprungen (I§ 147 S. 133 f.). -imt-i-. Ai. dpa-vat-i zu dpa-vant- Vasserreich", gr. bwjsaaa zu OTO'-SI? OUO'-EVT- 'saftreich'; im Gr. - / S T - fiir -fax-, s. § 127. Ai. saras-vat-l cdie wasserreiche3 av. haraxwaitl- apers. harawcaU-.
318
Nominalsuffix - i - (-jfe—).
[§ 110.
Motion der s-Stamme (§ 131 ff.). -es-i-. Ai. rodas-i neben rodas- 'Welt 3 , lavas-% 'die starke3 zu sdvas- c Starke\ Gr. att. dvai'8eia 'Unverschamtheit 3 aMj&sia 'Wahrheit 3 zu dv-aiSyj? a-A7]{H]s. Lat. temper-ie-s zu tempus. Das part. perf. act. hatte urspriinglich wol nom. sg. -#es-« gen. sg. -us-ies loc. pi. -ws-£-sw. Ai. vid-us-i av. vid-us-i- gr. lo-oia, zu masc. ai. vid-van av. in-»# gr. et8-(o? Vissend'. Entsprechend lit. viik-us-i aksl. vluk-usi cgezogen habend 3 . Auf ein derartiges Femininum weist auch got. ber-us-jos c Eltern' (cdie geboren habenden3) hin: zum Fem. (*-usi -usjos) wurde ein Masc. mit -ja- hinzugebildet. Nom. sg. -ues-l wird durch die gr. (dor. att.) Nebenformen auf -(/)eta, wie ^e^ov-tia, Eppvjy-eia, nahe gelegt: Ys-covsTa *Y£yovuia; wurde einerseits zu YSYovsTa -sia?, anderseits zu fSYovoia Ysyovut'a? ausgeglichen (vgl. § 136 Anm. 2). Entsprechend die primaren Comparative: -ies-i -is-ies -is-i-su. Ai. jya-yas-i zu jya-yan cmachtiger5, av. fra-yah-i- zu fra-ya c mehr3; vereinzelt vielleicht -is-l in ai. mdhisi mahisi neben mdh-lyas-l, s. J. Schmidt Kuhn's Ztschr. X X V I 386. Got. j'uhiz-ei cjiinger3 (vgl. bairandei S. 317). Aksl. boljisi zu neutr. bolje 'grosser3: nom. boljisi gen. boljise fiir *bolje$i *boHsq (vgl. § 135 Anm. 1). M o t i o n der o - S t a m m e (§ 59 ff.). Neben -a- auch bereits im Uridg. unser -i-. Ai. vrk-i aisl. ylg-r ahd. wulpa cW6lfinJ (urgerm. *uult-i *uulj(u)-i6s, I § 444 S. 331), zu ai. vrka-s got. vulf-s cWolf3; vgl. auch ags. wylf f. neben toulf. Ai. dev-i c G6ttin 3 av. daev-i- 'Unholdin 3 gr. Sta 'die gottliche3 aus *6i/-ia lit. deiv-e 'Gespenst3 deo-e 'Gottin3, zu ai. dev-d-s lit. dev-a-s c Gott\ Ai. p'ivar-% gr. itisipa, zu pi-vard-s gr. Ttispd-; cfett3 (vgl. § 74 S. 171, § 76 Anm. 1 S. 189). Ai. dut-i cBotin3 zu duta-s c Bote3, yam-i zu yamd-s Verschwistert3. Gr. stat'pa 'Genossin3 fiir *£Taipa, zu srapo-? 'Genosse 3 (Wheeler Nominalacc. 59). Got. piv-i, gen. piu-jos, cDienerin3, zu [riu-s, gen. pivis, 'Diener3, aisl. mer-r 'Stute 3 zu mar-r 'Pferd3. Z e r s t r e u t e s . Ai. napt-i Sveiblicher Nachkomme 3 ahd. nift (got. *nift-i) 'neptis, privigna3, zu ai. ndpat- cAbkommling3.
§110—111.]
Nominalsuffix -»- -*e-.
319
Ai. -gJin-l zu -han- 'todtend 3 . Gr. jxola aus *[xua-ia lit. mus-e c Fliege, zu lat. mus-ca. Orjooa 'Lohnarbeiterin 3 aus *&7JT-ia, zu masc. OYJC, gen. &TrT-d?. TTSCOC (aus *TC8-IOC) 'FUSS, Unterstes3, zu TTOU; 'Fuss 3 (vgl. § 160,1). iciooa att. iti'rra 'Pech 3 (aus *mx-ia), zu lat. pix. xwoa att. xixra 'Haher 3 (aus *xix-ia), zu ai. kiki-s 'Haher 3 . tpaoaa (aus *
und mit (unurspriinglichem) masc. Genus baliji cArzt3 sqdiji 'Richter3 (vgl. die slav. Masculina auf -a, § 59 S. 103 f.); -it- wie -ii- (lit. mo-ji-s) S. 116 Fussn. 1 und -iin- § 115 (unter Arisch). 111. Von den Wortern, in denen -i- das Aussehen eines primaren Suffixes hat, erscheint keines mit diesem Suffix in mehreren Sprachen zugleich. Beispiele: Ai. sam-i cWerk\ ldc-l 'Kraft3. Gr. cpuCoc 'Flucht3 aus *<3uy-ia. oyjLrj. 'klein gespaltenes Holz, Scheit3 aus *a/io-^a. Lat. ac-ie-s. scab-ie-s. spec-ie-s. prd-genie-s. dl-luvie-s. Lit. zin-e 'Kenntniss3. srov-e 'Stromung3. rek-e 'Brodschnitte3. dub-e 'Hohlung, Grube3. Manches ist zweifelhaft, wie gr. oosa 'Geriicht, Wahrsagung3 (neben o<J> 'Stimme, Rede3), plpa 'gebiihrender Anteil, Geschick3 (neben jxdpo-? 'Loos, Geschick3), got. bandi 'Band, Fessel3 (neben ahd. as. band n. 'Band3).
320
Nominalsuffixe auf -n.
[§ 112.
V. Sufflxe auf -n i). 112. Die idg. Ursprache hatte vier Suffixe auf Nasal: -en-, -ten-, -uen-, -men-2). Sie zeigen vielfache Beriihrung mit -o-, -io- -i- -i-, -uo- -u-, -mo-, und es ist nicht unwahrseheinlich, dass die Formen -{en-, -uen- und -men- im Uridg. erst durch Weiterbildung mittelst -{e)n- ins Leben traten. Zum Theil konnen wir diesen letzteren Process auch in den einzelsprachlichen Entwicklungen sich abspielen sehen, so dass wir es hier nur mit einer Fortsetzung, beziehungsweise Erneuerung des in uridg. Zeit geschehenen Vorgangs zu thun hatten; vgl. z. B. die Entwicklung der german. w-Declinationen. Die alteste Beriihrung der vier ra-Suffixe mit den entsprechenden o-Sufnxen ist darin gegeben, dass die ra-Stamme in der Zusammensetzung seit uridg. Zeit durch o-Stamme vertreten waren, wie gr. odji.o-[3acp7]s und av-aijxo-? zu ai-fia (dvat'[j.(ov); mehr Beispiele s. § 12 S. 26. Es weist diese Erscheinung darauf hin, dass schon damals in manchen Fallen n- und o-Stamm gleichwertig neben einander gelegen hatten; man bevorzugte im Compositum aus irgend welchen Griinden die o-Form dieser Worter, und so entwiekelte sich allmahlich eine allgemeine Bildungsregel. Auch das in den meisten Sprachen in Formen wie ai. asm-iya-s zu ds-man-, gr. ys,i\i-iri zu X5^"^01 X£i-[jwuv vorliegende Bildungsprincip scheint aus der idg. Urzeit zu stammen. Ferner finden sich fast in alien Sprachen, in einigen sehr h'aufig, M-FoTm und o-Form neben einander durch1) H . E b e l Suffix -ion und -tion [im Altitalischen], Kuhn's Ztschr. V 420 f. R. F i s c h Substantiva personalia auf o, onis [im Latein], Archiv fur lat. Lexikogr. und Gramm. V 56 ff. W. M e y e r Das lat. Suffix o, onis, ebend. 223 ff. H . O s t h o f f , Zur Geschichte des schwachen deutschen Adjektivums (Forschungen im Gebiete der idg. nominalen Stammbildung II) 1876. D e r s . Zur Frage des Ursprungs der german. n-Declination, Paul-Braune's Beitr. I l l Iff. V e r f a s s e r Die schwache Form der Nominalstamme auf -n in suffixalen Weiterbildungen und Zusammensetzungen, Morph. Unt. II 148 ff. 2) Ganz isoliert mit seinem m steht *gh£em- *ghiiem- (av. zyu lat. hiem-s), das man, mit Riicksicht auf ai. he-man gr. yel-po., scheint in *ghi-em- *ghijcem- zerlegen zu miissen. Wir versuchen uns mit dem seltsamen Wort in § 100, 2 abzufinden.
§ 112.]
Nominalauffixe auf -n.
321
decliniert, zum Theil allerdings, worauf wir zuriickkommen, mit einer kieinen Bedeutungsverschiedenheit; z. B. ai. vdk-vanund vdk-va- csich drehend, rollend3, dhdr-man- und dhdr-ma'Gesetz, Ordnung 3 , gr. <3Tp«[3-u>vcSchieler3 und arpajiW-^schielend3, oupav-uuv cder Himmlische 3 und oupav-io-c chimmlisch3, £&sXr,[JLWV und e&sArj-jxd-; Nvillig3, lat. in-cub-o und in-cub-u-s, lan-io
und lan-iu-s, alluv-io und alluv-iu-m, got. sa rdud-a cder rote' und rdup-s 'rot3, in-gard-ja cHausgenosse3 und in-gard-ja- cim Hause befindlich', afries. eth-ma neben as. athom cAthem3, aksl. ra-mq neben ra-mo cSchulter\ Oft auch zeigt sich die eine Form nur in dem einen, die andere nur in einem andern idg. Sprachzweig, z. B. got. ga-juk-a cGenosse3 neben lat. con-jug-u-s, ai. ay-un- cLeben, Lebenszeit3 gr. o.i-(f)ii>v cZeitraum, Ewigkeit3 und lat. ae-vo-m, gr. TIO&-[J.YJV cGrund, Boden3 und ahd. bodam c Boden3. Im Arischen wurden einzelne Casus der -o- -a- -i—u- -iund r-Stamme in die Analogie der w-Declination heriibergezogen, z. B. ai. nom. ace. neutr. yugani (zu yugd-m \Toch3, nach naman-i), gen. pi. ai. devanam av. daevanqm (ai.devd-s'QjoVi). Sieh J. Hanusz Uber das allmahliche Umsichgreifen derra-Declin.im Altind. (Sitzungsberichte der Wiener Akad. d. Wiss. CX.), 1885. Eine analoge Erscheinung im Westgerm. : ahd. gen. pi. gebono (zu geba f. cGabe3). Die mit unsern w-Suffixen gebildeten Worter sind meist masc. oder neutr., wie ai. tdhs-an- m. 'Zimmerer3 yaJc-dn- n. cLeber3. Eine umfangreichere Kategorie von Feminina zeigen das Ital., Kelt, und Germ, in den mit -ten- (-ion-) gebildeten Abstracta, wie lat. cap-id men-tio, air. er-mitiu cEhre3, got. ga-run-jo c Wasserflut3 ra-pjo cratio\ Man darf annehmen, dass diesen, eine verhaltnissmassig junge Bildungsschicht darstellenden nStammen ihr Genus durch ihre Function als Abstracta zugefiihrt wurde. Auch alle andern fem. w-Stamme, die das Germanische aufweist, sind als solche ohne Zweifel jung; sie entsprangen infolge davon, dass die Suffixgestalten idg. -on- -ion- -in- nach Analogie des zwischen germ, -an- -{an- und -a- bestehenden Verhaltnisses sich zu den fem. germ, -o—{o- ( = idg. -a—(a-) Brugmann, Grundriss. II.
21
322
Nominalsuffixe auf -n.
[§112—113.
und -i- in Beziehung setzten. In manchen Fallen, wo die Sprachen zwischen masc. und fern, schwankten, erweist sich jenes Genus als das altere, so bei ai. si-mdn- cGrenze3 (vgl. § 117), gr. xttov 'Saule5, lat. margo. Bei ai. ydiian- f. Mungfrau1 (neben yOsa yOsana) wurde das natiirliche Geschlecht maassgebend. Ai. vrsanq tvdcam ace. c stromende, regnende Wolke3, gi. apyjyujv ftsa c adiutrix dea3 tpyjpwv raAsia cschiichterne Taube3, wie ai. tanu-s gr. -^86? auch unmoviert mit Feminina sich verbanden (§ 110 S. 315). In ahnlicher Weise erkennt man auch andere Fern, als unurspriinglich, und so darf angenommen werden, dass die mit w-Suffixen gebildeten Nomina einstens nur masculinisch und neutral gebraucht waren. Fiir das Femin. hatte man die besondere Form mit -1-, wie ai. taks-n-i gr. Tsxi-aiva, § 110 S. 315. 113. Sehr mannigfaltig waren seit uridg. Zeit die Abstufungsformen der w-Suffixe. Die sogen. starken Casus hatten -en- -on- -en- -on-, -ien-ion- -ien- -von- [-iien- -iion- etc.) u. s. f., die schwachen -n-n-, -in- {-in-) -in- (-iin-), -un- {-Tin-) -un- {-utf^-), -mn- -mn-.
In den schwachen Casus stand die consonantisch ausgehende Form vor den sonantisch anhebenden Casusendungen, z. B. ai. gen. sg. tahs-n-as cdes Zimmerers* na-mn-as cdes Namens1, umgekehrt die sonantisch ausgehende Form vor den consonantisch anhebenden, z. B. loc. pi. tdks-a-su nd-ma-su {-a- -maaus -n- -mn,-). Die schwachen Suffixgestalten waren uTspriinglich auch in den jWeiterbildungen, die von den w-Stammen aus geschahen, Regel, z. B. ai. taks-n-i fern, zu tdksan- (§110 S. 315), yuv-a-sd-s 'jugendlich3 zu yuv-an- cjung' (§ 83 S. 236 f.)f srh-ma-ta-m 'Erhorung3 zu av. srao-man- 'Gehor3 (§ 82 S. 234 f.). Diess ist darum besonders zu beachten, weil in mehreren Sprachen die schwachen Suffixformen in der Declination des Nomens selbst durch Ausgleichungen und sonstige Neubildungen verdrangt wurden und nur noch Weiterbildungen dafiir Zeugniss ablegen, dass sie ehemals auch dort vorhanden waren. Vgl. z. B. gr. ysiT-v-ta 'NachbarschafV neben ystT-cov -ov-o?, nl(/)ai'vu) cmache fett3 aus *-u>i.-id neben itt-(/)a>v -(/)ov-o?, TOI-
§113.]
Nominalsuffixe auf-M.
323
[j.v-7j TUOI'-[IV-IO-V c H e e i d e ' itot-jtaivio V e i d e ' neben uoi-p.Tjv -[xsv-o?,
lat. ju-n-l-x neben juv-en- (j'uv-en-is juv-en-um etc.), colu-mn-a neben colu-men -min-is, ahd. -him 'Barm* aus *bir-n-i neben ber-o -in "^Bar", hliu-mun-t cRuf neben got. hliu-ma -min-s cGehor1, lit. el-n-i-s cHirsch, Elenthier1 neben aksl./e/ew- (gen. sg. jelen-e) cHirsch5. Schwieriger ist festzustellen, wie die starken Suffixformen urspriinglich veitheilt waren. Als sicher darf Folgendes gelten. 1. Der nom. sg. masc. (fem.) endigte theils auf -o(n) theils auf -e{n), vgl. armen. sun gr. xu-tov izi-(f)wv ax-pcov, lat. ed-o men-tio ter-mo air. cu er-mi-tiu Irithe-m gall, casa-mo, ahd. egg-o ski-mo, lit. SSM aus *szu-u ak-mu aksl. ka-my und gr. auj(-Y]V Ttoi-fivjV, lat. K-ew, aisl. oa;-e ux-e (ai. iiks-a) ski-me. 2. Der nom. ace. neutr. hatte -ow und -ew neben -$ -y,, vgl. got. ua<-o na-mo hairt-on-a, lit. vand-ft, (urspriinglich neutr.) und akl. i-m§ (vgl. av. na-mqn ai. na-man-i). 3. Eine Anzahl mannlicher Stamme hatte im ace. sg. und nom. pi. du. -en-, vgl. gr. au^-ev-a 7roi-fj.ev-a, lit.p'e-men-i aksl. ka-men-i (hierzu ai. uks-dn-am arya-mdn-am). 4. Es gab locativi sg. auf -en -en-i, vgl. gr. au/-sv-i ai(J-)sv uoi-jxsv-i o&-|j.£v, got. auhs-in (vgl. ai. uks-dn-i na-man-i). Ausserdem ist mir Folgendes wahrscheinlich. 1. Ein Theil der masc. Stamme hatte im ace. sg. und nom. pi. du. -on-, vgl. gr. TSXT-OV-OI iri-(/)ov-a ax-pov-a, gall. Lingon-es (nom. pi.), got. ah-an ah-man, ai. tdks-an-am ds-man-am. Der Wechsel zwischen e und o in diesen Casus war, ebenso wie derjenige zwischen e und o im nom. sg., von der verschiedenen Stellung des Worttones abhangig, z. B. nom. pi. -en-es und '-on-es wie nom. sg. -e(n) und '-o(n), vgl. gr. epp-sv-E? cpp-YjV gegeniiber a-epp-ov-s? a-epp-tov. Vgl. I § 311 S. 251. 2. Der loc. sg. ging iiberall auf -en oder -en-i aus, also auch da, wo daneben -on- in den starken Casus stand. Man beachte insbesondere das Nebeneinander von got. loc. ah-in ah-min und ace. ah-an ah-man, wie ai. raj-an-i : raj-an-am. Vgl. auch gr. ai-(J-)sv : ai-(j-)a>v. In gewissen Fallen waren die o (und e ?), welche in den 21*
324
Nominalsuffix -en-.
[§113—114.
europ. Sprachen auch ausserhalb des nom. sg. masc. und des nom. ace. sg. pi. neutr. auftreten, vielleieht schon in grundsprachlicher Zeit (etwa eine mundaitliche Erscheinung dei idg. Urspiache?) in dieses Casusgebiet hineingekommen, vgl. z. B. ace. sg. gr. oupav-uov-a, lat. libell-ibn-em ra-tion-em, got. ga-runjon ra-pjon, aksl. nom. pi. grazdan-e aus *gord-ian-e{s). Doch kann diese Stammform, wie umbr. abl. Iribis-in-e na-tin-e air. dat. er-mi-tin zeigen, damals nicht durch alle Casus durchgedrungen gewesen sein. Man vergleiche die im Ganzen gleichartigen Abstufungsverhaltnisse bei den -er- und -fer-Stammen, § 120. Anm. Uber abweichende Ansichten betreffs der starken Sufflxformen s. Collitz Bezzenberger's Beitr. X l f i . und die dort citierte Literatur. Es ist vielleioht nioht iiberniissig, hier hervorzuheben, dass, wenn auch Collitz mit dem Ansatz von idg. Locativen auf -on{-i) (vgl. gr. o$ovi) Recht haben sollte, hierdurch die Hypothese, wonach idg. o in offner Silbe im Ar. zu a wurde, in nichts gefahrdet wird. Denn die n-Stamme hatten ursprunglich j'-lose Locative, und z. B. ai. loc. kar-man kann lautgesetzlich ebenso gut aus ursprunglichem *-mon als aus ursprunglichem *-men hergeleitet verden.
114. Suffix -en-. War seit uridg. Zeit im Gebrauch zui Bildung von prim'aren nomina agentis, wie ai. tdks-an- gr. 3 TSXT-COV 'Zimmerer, Holzarbeiter, Baumeister . Die Wurzelsilbe hatte meist Tiefstufenform, und den Accent hatte theils das Suffix, theils die Wurzelsilbe, vgl. ai. uks-dn- und vrs-an-, gr. -/p-rjv (TToAu-pprjv) gen. ap-v-o?, cpay-wv 'Kinnbacke3 und apa-7jv, atpafitov, germ. *tuj-en- und *tiiy-en- (ahd. heri-zogo und heri-zoho), *rut-en- (aisl. eid-rofe) und *ris-en- (ahd. hetti-riso). Vgl. Kauffmann Paul-Braune's Beitr. XII 544. Neben Adjectiva mit -ostehend, waren die -ew-Stamme substantivisch, und es iibernahm dann unser Suffix in einigen Sprachzweigen, namentlich im Germanischen, das Amt, beliebige Adjectiva zu substantivieren und den Adjectivbegriff zu individualisieren, ein Einzelwesen zu bezeichnen, das eine Eigenschaft in besonders auffalligem Maasse besitzt; daher auch oft in Personennamen, sei es dass man diese von einstammigen Nomina aus bildete, oder dass man sie aus doppelstammigen Namen durch Kiirzung gewann (vgl. § 18 S. 33 und Osthoff Forsch. II 50 f.). Z. B. gr. oipap-(J-s
§ 114.]
Nominalsuffix -en-.
325
'schielend 5 axpa[3-u>v 'Schieler 3 2xpa[3-(ov, lat. multi-bib-u-s bibb,
ruf-u-s Ruf-b, got. raup-s 'rot3 rdud-a '(der) Rote', lit. rud-a-s 'braunrot 3 rud-ii m. cHerbst3. So bekam -en- den Charakter eines Secund'arsufnxes, wie av. mare-l-an- 'Sterblicher3 zu mareta- 'sterblich3, gr. Tp7]-p-u>v •KSKSIOL ZU Tp7)-pd-; 'furchtsam, schiichtern3, lat. Ca-t-b zu ca-tu-s. Vgl. ferner lat. hom-b got. gum-a alit. sm-& cMensch, Mann3, eigentlich cder Irdische3, zu ai. ksdrnjm- av. zem- gr. j^&wv lat. kum-u-s, gr. -faaip-oiv 'Schlemmer5 zu yaaTYjp cBauch', lat. cachinn-o zu cachinnu-s, capit-o Gapit-o zu caput, got. vaurstv-a cArbeiter3 zu vaurstv Arbeit5. Die mit -era- gebildeten Neutra bezeichneten fast alle einen Korpertheil (vgl. § 57 S. 100). In einigen war -en-, wie wir sehen werden, Secundarsuffix. Idg. Masc. Ai. tdks-an- {-ati-am) gr. TSXT-COV (-OV-O?), ZU ai. taks-a-ti czimmert3. Ai. uhs-an- {-dn-am) ncymr. ych (pi. ychen) got. auhs-a 'Ochse', urspr. cder Besamer3, zu ai. uks-d-ti ctr'aufelt, spritzt3. Av. ars-an- {-an-em) c mannlich, Mann3, ai. rsa-bhd-s 'Stier' aus *rs-%-hho-s, armen. gen. arn cdes Mannes 3 (nom. air), gr. apa-TjV app-Tjv ion. spo-Yjv (-sv-oc) cmannlich3, urspr. befiuchtend3, zu ai. drs-a-ti 'fliesst, stromt3; vgl. ai. vrs-an- [-an-am) 'Mann, Stier3 zu vdrs-a-ti lasst stromen, xegnet3. *ku-en*kuu-en- [*ku-n-, *ku-ii- *kuu-n-) c Hund 3 (nach Benfey °der haufig und viele Junge gebiirende3, zu gr. y.u-os 'fetus3 ai. si-su-s cJunges3) : ai. Iv-dn- suv-dn- (ace. sg. sv-cln-am gen. sg. su-n-as loc. pi. sv-d-su), armen. sun gen. san (I § 408 S. 303), gr. xu-tuv (ace. xu-ov-a gen. xo-v-d?), air. cu (gen. con), lit. szu (gen. szu-n-s). Av. spas-an- cWachter3 ahd. speho cSpaher3, W. spek-. Lat. ed-o (-on-is), ahd. egg-o cFresser3, W. ed-. Lat. as-sedo con-sedo [-on-is), ahd. ana-se^o 'assessor3 aisl. drottsete 'Truchsess3, W. sed-. Denominative Bildungen. hom-o {-on-is -in-is) got. gum-a alit. zm-ii rj 'Mensch, Mann3, s. o. Gr. Couy-fuv-sp ( = att. *Cuy3 (BV-S?) ' pds? spyotTat, Aaxwvs? Hesych, got. ga-juka 'Genosse , c 3 zu Cuyd-v /MA; Joch . 1) hn-ona 'Frau' und zm-oms 'Menschen' gehoren ihrer Suffixbildung nach wol nicht hierher, sondern zu lat. hum-anus (vgl. § 160).
326
Nominalsuffix -en-.
[§ 114.
In einigen uridg. Wortern mit primarem -en- ist eine urspriingliche Function als nomen agentis nicht zu erkennen. *iuu-en- *iu-n- *iuu-n- cjung, Jiingling' : ai. yuv-an- (ace. sg. yuv-an-am gen. sg. yU-n-as loc. pi. yuv-a-su), lat. juv-en- {-en-is), vgl. auch das weiter verbreitete Huu-n-ko-s § 83 S. 236 f.; das Wort hangt wol mit lit. jau aksl. ju ^chon* zusammen, s. § 66 S. 1404). Ai. dl-an- 'Stein, Schleuderstein3, gr. ax-wv (-OVT-O? durch Metaplasmus, s. S. 329) cWurfspiess', vgl. auch gr. txx-dv-7; c Wetzstein3 und ax-aiva cSpitze, Stachel3. Ai. murdh-dn- m. ags. mold-a m. c Kopf (Gf. *mldh-en- *mldh-en-, vgl. auch I § 306 S. 245). Ai. pllh-dn- plik-an- plih-an- lat. li-en {-en-is) cMilz3 stellen sich zu den Korpertheile bezeichnenden Neutra. N e u t r . Ai. ud-dti-, got. vat-o, lit. vand-ii, und und-it, (masc. geworden), gr. oS-a-xo- mit o. = n (nom. oo-top), cWasser\ Ai. Tidh-an- (nom. tidh-ar) gr. ou&-a-To- (nom. ou&-ap) cEuter3. Ai. yak-dn- gr. ^Tr-a-to- (nom. r^-ap) \sX. jec-in- (in jecin-or-is etc., deren -or- aus dem nom. jec-ur eindrang, vgl. auch I § 431 c S. 323) lit. jekn-os f. pi. cLeber3. Secundar war -en- in dem Wort fur Haupt: ai. lirs-dn- n. gr. zapa n. aus *y.ocpoia-a (-a = -n), dfiepi-xpavo-s 'zweihauptig' aus *-xpaa-v-o-, xapavo-v cKopf3 aus *xapao-v-o-v (vgl. Verf. Morph. Unt. II 173 f. 227 ff. Solmsen Kuhn's Ztschr. X X I X 69, Danielsson Grammat. und Etymol. Stud. I, 1888, S. 40 ff.), lat. cernuo-s aus *cers-n-uo-s, aisl. hjars-e m. iJaupt 3 ; zu Grunde lag ein Neutrum *ker-es- (*krr-es*kr-es-), vgl. ai. Uras- av. sar-ah- c Haupt' lat. cerebru-m aus *ceres-ro- (I § 570 S. 430) und unten § 134. Gr. ouato- n. aus " ous-§-to- got. dus-o n. 'Ohr 3 wol ebenfalls zu einem neutralen -es-Stamm, den das Griech. in nom. ou? dor. w? aufweist, falls *ou-os und nicht *ous-os (aksl. uch-o) zu Grunde lag (J. Wackernagel Kuhn's Ztschr. X X I X 141, Solmsen ebend. 92). Ai. aksdn- armen. ak-n got. dug-o (vgl. I § 444 Anm. 3 S. 333) 'Auge', aksl. ok-n-o n. f Fenster' 2 ). Uber die Ergiinzung solcher neu1) Wenig wahrscheinlicli ist mir Danielsson's Annahme (Gramm. und etj'mol. Stud. I 49), das Wort sei eine blosse Ablautsvariante von gr. a!(/)oov ai. hyun-. 1) Schwierigkeiten bereitet das s von ai. aksdn-. Der Annahme, auch hier liege Erweiterung eines -e«-Stammes (vgl. aksl. oho gen. oces-e) vor,
§ 114.]
Nominalsufflx -en-.
327
traler era-Sfamme durch i-Stamme, wie ai. dks-i gen. aks-n-ds, s, § 93 S. 263. Zur Nominativbildung auf -r wie ai. Udh-ar s. § 118. Gehen die gr. I n f i n i t i v e auf -eiv (dor. lesb. -TJV) wie
328
Nominalsuffix -en-.
[§ 114.
§ 117 Anm. 2, -ta § 122 Anm. 1 und gr. ion. xapfj, das, in altester Zeit Neutrum (8. o. S. 326), spater auch als Fem. (gen. xapr)4 etc.) erscheint.
N e u t r a . Ai. ud-an- udh-an- u. a., s. o. S. 326. Ai. mah-dn'Grbsse 3 : dazu wol gr. [xs-j-a c magnum 3 als adjectiviertes Substantiv ([xsya? jjiyav Neubildungen). dadh-dn- csaure Milch1 (nom. dadlri) : vgl. preuss. dadan cMilch3 (a-Stamm?). asth-dnc Knochen 3 [dsthi], sakth-dn- 'Schenkel' [sdhtlii], as-dn- cMund3; dos-dn- cVorderarm3, cdk§-an- cAuge3 (vgl. aJcs-dn-). dh-anc Tag3 (nom. dliar), gdmbh-an- 'Tiefe3. Av. ay-an- cTagJ ;neben uy-are), natdh-an- 'Nase^. Ai. Infin. auf -s-an-i, s. o. S. 327. A r m e n i s c h . arn cdes Mannes3 (av. ars-no), s. o. S. 325. sun, gen. san, c Hund J , s. o. S. 325. aJcn, gen. akan, cAuge3, s. o. S. 326. gafn, gen. gafin, 'Lamm' aus *ugr-en- : ai. ur-an-a-s c Widder:> (Ubertritt in die o-Declination), gr. -/p-r ( v in uoAupprjV cschafreichJ nom. dp7jv gen. ap-v-o? etc. 'Widder 1 (I § 290 S. 234, § 291 S. 235). eln, gen. elin, c Hirsch' : aksl. jel-en- (gen. jelen-e) cHirsch3, ausserdem in den Weiterbildungen gr. IX-a-cpo-c 'Hirsch 3 dXAo'-? 'junger Hirsch 3 aus *sA.-v-o-s (I § 204 S. 172, II § 78 S. 203 f.), ncymr. elain c Hirschkuh J , lit. el-n-i-s, gen. elnio, c Hirsch, Elenthier3 . G r i e c h i s c h . Die masc. (fem.) -ew-Stamme sind zahlreich. Durch Verallgemeinerung bestimmter Suffixgestalten entstanden fiinf Flexionstypen: dp-v- cWidder3 (ace. ap-v-a gen. dp-v-o'c)1); do-£v- Driise3 apa-sv- c mannlich' (do-sv-a -ev-o;, apa-sv-a -ev-oc); aT|8-ov- c Nachtigall J TSXT-OV- 'Zimmermann' (a7j8-ov-a -6v-o;, TsxT-ov-a -ov-oc); TTSUQ-^V- Torscher 3 "EXA-TJV- (7rsu&-^v-a -rp-oc, "EXA-TjV-a -TjV-oc); dy-cov- cWettkampf3 xAuo-tov- cWoge3 (dy-cov-a -div-o;, xAu8-(uv-a -wv-oc). Dazu kommen die Reste alter Abstufung innerhalb desselben Paradigma's, wie xu-ov- zu-v- (ace. xu-ov-a gen. xu-v-dc). Eine Functionsdifferenz hat sich an diese Suffixverschiedenheiten nicht gekniipft. Nomina agentis. TSXT-WV, apa-r^v, xu-tuv, s. o. S. 325. dp7|y-u>v (-6v-) c helfend, Heifer3. '}u&-wv (-ov-) c Liigner, VerlaumderJ. 1) Der nom. ayrp auf einer att. Inschr. vor 450 v. Chr., C. I. A. I 4, 22.
§114.]
Nominalsuffix -en-.
329
cp
330
Nominalsuffix -en-.
[§ 114.
ouD-a-Toc, nom. o5[}-ap c Euter 3; ^u-a-tos, nom. YJTi-ap cLeber5; ou-a-TO? (I)-TO;, nom. ou; 'Okr3; s. o. S. 326. aXetcp-a (auch aXeicp-ap), gen. -a-Toc, 'Salbof1, wie lat. ungu-en. Infin. auf -siv aus -s-sv, s. o. S. 327. Dass die dor. Inf. wie tpspsv Locative eines Wurzelabstractum auf -en- seien (etwa ay-sv zu df-iuv, wie <xl-(f)h zu ai-(J-)u>v, § 116), ist moglich, aber kaum eiweislich. I t a l i s c h . Die m a s c . (fern.) -ew-Stamme sind zahlreich. Lat. car-o car-n-is £, umbr. k a r - u cpars3 k a r - n - e ccarne carni1 osk. car-n-eis cpartis3, zu umbr. k a r - t u cdividito, distribuito 3 : air. car-n-a 'Fleisch 3 . Lat. hom-o -on-is und -in-is, umbr. hom-on-us (o) c
hominibus3 osk. humuns (u) nom. 'homines': got. gum-a etc., s. S. 325. Umbr. abr-un-u (u) "^aprum3 (wie lat. burdo neben burdu-s u. dgl.); vgl. lat. aprun-culu-s. Osk. sverrun-ei (u) dat. sg. Bezeichnung einer Magistratsperson. Mit Absehung von card *) fand im Lat. die Ausgleichung der Verschiedenheit der Suffixform so statt, dass die Casus ausser dem nom. sg. entweder -en- -in- oder -on- hatten. -ennui in juven-, aber hier nicht lautgesetzlich, s. I § 65 Anm. 3 S. 54. Inwieweit lat. -in- aus idg. ~en- und inwieweit es aus idg. -on- hervorgegangen war, bleibt unbestimmbar. Lat. prim, nomina agentis, alle mit -on-, ed-o ed-on-is, assedo, s. o. S. 325. in-cubo : ahd. huf-o rHaufe'. ger-o. vol-o. bib-o. rap-o. mand-o. err-o. Die Denominativa, theils ebenfalls nomina agentis, theils Wesen bezeichnend, die zu dem Begriff des Stammwortes in einer andern irgendwie charakteristischen Beziehung stehen, zeigen ebenso -on-; den Ubergang zu ihnen bilden cachinn-o zu cachinnare cachinnu-s, fabul-o zu fabulari fabula u. a. gerr-o zu gerrae. simpul-o zu simpulu-m. mer-o zu meru-m. linte-o zu linteu-m. nebul-o zu nebula, bucc-o zu bucca. cox-o zu coxa, petr-o zu petra. strig-b zu striga. Viele Peisonennamen (ebenfalls -on-), wie Gapit-o zu caput, Nas-o zu tiasu-s, Cat-o zu catu-s, Ruf-o zu rufu-s. Nahe stehen diesen Bezeichnungen lebender Wesen die Substantiva: pls-o [-on1) Vgl. auch cor-n- in cor-n-ix neben umbr. cur-n-ac-o 'cornicem' gr. y.op-ttiv-T] 'Krahe'.
§ H4.]
Nominakuffix -en-.
331
und so auch die folgenden) cMorserJ (pi(n)sere), runc-o c Reuthacke (runcdre), sabul-o cgiobk6rniger Sand1 zu sabulu-m, per-o c ein nach oben zu sackaitiger Stiefel5 zu pera (vgl. ahd. gero zu ger u. dgl. S. 333 £); wol auch pont-o cBriickenschiff3 zu pons. — liom-o ging von -on- zu -in- iiber, da die Empfindung fiir seine urspriingliche Bedeutung (s. S. 325) erloschen war. Andere -eM-Stamme stehen in Bezug auf die Bedeutung mehr isoliert. juv-en- (nom. juven-i-s, s. § 93 S. 265), vgl. jucencu-s umbr. ivengar pi. 'iuvencae3 § 83 S. 236 i.,juven-ta § 80 S. 225, jun-i-x § 110 S. 315 : ai. yuv-an- etc., s. S. 326. pect-en {-in-), li-en {-en-) (ai. pllh-dn-, S. 326), vielleicht mit idg. Nominativausgang *-en; vgl. auch sanguen, alter Nom. zu sangu-in-is etc., fiir den spater *sanguin-s, daraus sanguis, eintrat. turb-o {-in-), or d-d {-in-). Etliche waren weiblich, wie aspergo {-in-), compago {-in-), grando {-in-, auch m.), margo {-in-, auch m.), virgo {-in-). Endlich einige Masculina mit -on-, von denen unklar ist, ob sie zu der obigen Kategorie der Formen auf -on- naheren Bezug haben, wie cudo, carbo, truo.
Neutra. ungu-en {-in-) umbr. urn-en cunguenJ (anders wild umen gedeutet von Pauli Altital. Stud. V 102 f.) : air. imb imm, gen. irnme (St. imb-en-), n. ahd. anch-o m. (wol aus alterem n.) cButter3. ingu-en {-in-) : gr, ao-Y]v gen. aS-sv-o? 'Driise', gGf. *i§q-en-, vgl. auch aisl. ekk-r cGeschwulst3. pollen {-in-), aus *pol-en *pol-n-is entwickelt, s. I § 208 S. 176. jecur *jecin-is eTzeugte die Formation j'ecin-or-is, s. o. S. 326. A l t i r i s c h . Die Masc. (Fern.) hatten theils -on- (gall. Lingon-es, Senon-es u. a.), theils -on-. Die nomina agentis treten als eine umfanglichere Kategorie nicht mehr hervor. Folgende mit urkelt. -on-, nom. sg. auf -o (vgl. -tin aus -tid, § 115). cu (pi. coin) ncymr. ci (pi. civn) c Hund': ai. sva etc., s. o. S. 325. esc-ung 'Aal3 fSumpf-Schlange3) : vgl. lat. angu-en n. neben angui-s. derucc (gen. derc-on) cEichel3. Miliuc (gen. Milcon), Glaisiuc. Vgl. auch triath, gen. trethan, cMeer3 = gr. Tptr-u>v. Folgende mit urkelt. -on-, nom. sg. auf *-on-s (vgl. osk. - i u f -if, § 115 Anm. S. 338). ar-u (pi. arain) cNiereJ: wol zu
332
Nominalsuffix -en-.
[§ 1U.
lat. praenest. nefron-es lanuv. nebr-un-din-es, ahd. nior-o (urgerm. *ne(j)ur-en-) "^Niere3, wenn auch die Gestalt der Wurzelsilbe des kelt. Wortes (ncymr. eirin) nicht durchsichtig ist. lecc-o c Wange\ id-u 'Geburtswehen1. jiad-u cZeuge3. lach-u cEnteJ. An-u cmater deorum Hibemensiuni'. Die Substantiva dieser Kategoiie waren zum Theil fem.; ich weiss aber nicht, wie weit fiir die einzelnen das Geschlecht ermittelt ist. Dass ing-e cNagel3 (gen. ingan) eine Bildung wie men-me 'mens1 (gen. menman) aus *-men-s (§ 117) sei, ist nicht wahrscheinlich. Anm. 2. »Dass das Wort fur 'Nagel' im Air. re-Stamm war, ist kaum zu halten. Jedenfalls stimmt Stokes' Paradigma [Bezzenberger's Beitr. XI 92] nicht zum Altirischen. Vielmehr inselkelt. *enguina cymr. eioin f., air. nom. ingen, Glosse zu ungula (bisher als gen. sg. gefasst), dat. ingin, dat. pi. ingnib aus *inginaib. Im Mittelir. wurde das Wort theilweise n-Stamm. Der nom. sg. inga inge ahnlich wie persa = air. person (persona). Als nom. pi. noch ingne, regelrecht aus *ingina; aus der «-Flexion aber schlecht erklarbar.« Thurneysen.
Neutr. imb 'Butter3: lat. ungu-en etc., s. o. S. 331. Germaniseh. Hier erreichte die -ere-Bildung durch Neuschopfungen ihre grosste Ausdehnung. Namentlich waren die nomina agentis und die mit ihnen zusammenhangenden nomina, in denen -en- den Charakter eines Secundarsuffixes von individualisierender oder substantivierender Function angenommen hatte, productiv. Mittels -en- konnte jedes beliebige Adjectiv substantiviert werden. Diese Form ging eine enge syntaktische Verbindung mit dem bestimmten Artikel (Demonstrativstamm Ho-) ein, und so entstand die sogen. schwache Adjectivflexion. Nach der Analogie des zwischen german. -an- und -a- bestehenden Verhaltnisses wurde idg. germ, -on- zu germ, -o(idg. -a-) in Beziehung gesetzt, und so erwuchs auch fiir die adjectivischen a-Stamme eine schwache Flexionsweise, die derjenigen der o-Stamme parallel geht. Masc. Nomina agentis. Got. auhs-a ahd. ohs-o aisl. ox-e ux-e 'Ochse': ai. nks-dn- etc., s. o. S. 325. Ahd. speh-o e$$-o -seffi-o, s. o. S. 325. Got. sJail-a ahd. scol-o 'Schuldner3. Got. un-vita cUnwissender, Thor' ahd. wi^-o 'Wissender, Weiser5.
§114.]
Nominalsuffix -«»-.
333
Got. nut-a 'Fischer3. Ahd. heri-zogo aisl. her-toge 'Herzog3 urgerm. *tuj-en- und ahd. heri-zoho urgerm. *tu%-en-. Ahd. bot-o aisl. bod-e 'Bote3. Ahd. geb-o aisl. -gjaf-e 'Geber3. Ahd. warqueto veridicus3 aisl. hrodr-kvede 'praedicator laudis3 urgerm. *hued-en-. Mhd. schad-e aisl. shad-e 'Schadiger3 urgerm. *skdpen-. Got. han-a ahd. han-o 'Harm3, zu lat. can-ere. Ahd. sceid-o 'sequester3. Ferner Denominativa, theils gleichfalls nomina agentis, theils Wesen bezeichnend, die zu dem Begriff des Stammwortes in einer andern irgendwie charakteristischen Beziehung stehen (viele mutierte Composita mit ga-). Got. gum-a ahd, gom-o aisl. gum-e cMensch, Mann3: lat. hom-o etc., s. o. S. 325. Got. vaurstv-a 'Arbeiter3 zu vaurstv n. cWerk3. Got. spill-a 'Verkiindiger3 zu spill n. 'Sage3. Got. ga-razna 'Nachbar3 zu razn cHaus3. Ahd. stiur-o aisl. sf/dr-e 'Steuermann3 zu stiura f. 'Steuerruder3. Ahd. urteil-o 'Richter3 zu urteil 'Urteil3. Ahd. hiw-o 'Gatte3 aisl. hy-e 'Bedienter3 zu got. heiva- cHaus3. Ahd. heim-o 'Heimchen3 zu heim cHaus, Heimat3. Ahd. gi-lanto 'Landsmann3 zu lant 'Land3. Ferner Volkernamen, wie Teuton- es, ahd. Sahso, Franko, und Personennamen, wie ahd. Wolfo, Harto, Berhto. An die nomina agentis schliessen sich enge an: ags. drop-a 'Tropfen3 ('Triefender3), ahd. chleb-o 'Kleber, Leim3 u. dgl. Substantivierung von Adjectiva: got. liuta 'Heuchler3 zu liut-s 'heuchlerisch3, veiha 'Priester3 zu veih-s 'heilig3, ahd. wifiago 'Wahrsager3 zu wi^ag 'merkend, ahnend3, u. a. Die Beliebtheit der w-Declination liess auch zuweilen substantivische o-Stamme, die personliche Wesen bezeichneten, ohne irgend eine Bedeutungsanderung zu -ew-Stammen werden, wie got. svaihra neben ahd. swehur ai. svdsura-s gr. sxupo'-; 'Schwaher3. An die obigen Denominativa reihen sich einige an, welche Gegenstande bezeichnen von der Forai des zu Grunde liegenden Substantivum (vgl. lat. sabulo, pero S. 331). Ahd. ger-o aisl. geir-e 'keilformiges Stuck Zeug oder Land3, zu ger 'Speer3. Ags. mud-a aisl. munn-e 'Miindung3, zu mud 'Mund3. Mhd. kamb-e kamm-e 'kammartiges Instrument3, zu ham 'Kamm3. Aisl. nagl-e 'Nagel3, zu nagl 'Fingernagel3. Aisl. odd-e m. 'Drei-
334
Nominahuffix -en-.
[§ 114.
eck3, zu odd-r cSpitze des Speeres3. Hierzu auch einige mit -dn(l), wie ahd. bart-a c Barte, Beil3, zu bart cBart3. Vgl. Kluge Nomin. Stammbildungslehre § 79 S. 37. Unter den iibrigen Substantiven treten die Abstracta und die Namen fiir Korpertheile an Zahl hervor. Abstraeta: got. ali-a c Sinn, Verstand3, ga-taira cBiss3, ahd. scad-o aisl. skact-e 'Schade3, ahd. smerz-o cSchmerz3, gi-feho c Freude 3 ; hierzu auch einige mit -on- (f.), wie got. lub-o cLiebe3, brinn-o cFieber3, aisl. tak-a 'Einnahme 3 . Von den Korpertheilbenennungen waren ein paar altiiberkommen: ags. mold-a cKopf3 s. S. 326, aisl. hjars-e c Kopf3 s. S. 326, ahd. nior-o (aisl. nyr-a n.) c Niere', s. S. 331 f. Ihnen schlossen sich andere an: got. lof-a cflache Hand3, ahd. nabol-o aisl. nafl-e TNfabel3, ahd. dum-o (vgl. § 72 S. 160). Auch -ore-Bildungen (f.), wie ahd. gall-a 'Galle 3 (dagegen ags. &ealla m.), got. tugg-o ahd. zung-a aisl. tung-a 'Zunge3, ahd. zeA-a cZehe5. F e m . Durch Anschluss der ins Germ, hereingekommenen -ow-Stamme (noch mehr der -iow-Stamme, s. § 115) an das a-Suffix wurde denselben das fem. Geschlecht zugefiihrt (einige Abstracta auf -on- mogen indess, wie die -ipn-St&mme, schon vorher fem. gewesen sein), und man bildete nun zu den lebende Wesen bezeichnenden mannlichen -ew-Stammen beliebig Feminina auf -on- hinzu. Ahd. maga-zoha c nutrix 3 zu -zoho -zogo. Aisl. hveld-ri&a cnoctivaga, strix5 zu -ride. Got. ga-razno cNachbarin3 zu ga-razna. Ahd. gi-mahha 'Gemahlin 3 zu gi-mahho. Ahd. hiwa cGattin3 zu hlwo. Ahd. wlfraga c Wahrsagerin 3 zu wlfiago. Got. svaihro cSchwiegermutter 3 zu svaihra. Got. qino aisl. Jcona cWeib gegen gr. "fovr], got. viduvo cWitwe3 gegen lat. vidua. Schwaches Adjectiv: got. blind-o zu masc. blind-a c caecus\ N e u t r a , im gen. u. s. w. stets mit -en-. Got. vat-o 'Wasser3, got. dus-o ahd. or-a cOhr3, got. aug-o ahd. oug-a 'Auge3, s. o. S. 326. Got. hairt-o ahd. herz-a cHerz3. Ahd. wang-a 'Wange. Aisl. nyr-a 'Niere 3 neben ahd. m. nior-o (umgekehrt aisl. hjars-e m. neben ai. n. slrs-an-, vgl. auch ahd. anch-o m. 'Butter 3 neben lat. ungu-en n. air. imb n.). Neben solchen Namen fiir Korpertheile wenige andere Substantiva, wie got. pairk-o cLoch3, dugadauro 'Fenster 3 und kaurnb c Kom 3 (zu kaurn; stellt sich den
§ 114—115.]
Die Nominalsuffixe -en- und -jen-.
335
Masc. wie ahd. ger-o und den Fern, wie ahd. bart-a S. 333 f. zur Seite). Schwaches Adjectiv: got. blind-o zu masc. blind-a. Baltisch-Slavisch. Die -ew-Sfamme sind hier selten; sie haben zum grossen Theil durch Umbildung die re-Declination verlassen. Meist findet sich, ausserhalb des nom. sg., die Suffixgestalt -en- durchgefiihit. Lit. el-n- in eln-i-s m. cHirsch, Elenthier3 aksl. jelen- m. (nom. jelen-i) cHirsch3: armen. eln etc., s. o. S. 328. Lit. szirsz-it, m. aksl. srVs-en-i m. cBremse, Hornisse3, gGf. *krs-en- : vgl. ahd. hornafi cHornisse3 urgerm. *yurz-n-ata-z (I § 303 S. 242). Aus einem uispriingl. *dei-en- [*di%-en- *di-en-) *di-n- (*dei-?i-)
erwuchsen lit. f. de-n-a preuss. ace. dei-n-a-n aksl. gen. di-n-e (nom. din-i m.) : vgl. ai. din-a-m lat. nun-dinae (J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXV 23). Lit. szu (aus *szu-u, I § 184 S. 162), gen. szu-n-s ace. szu-n-i, m. 'Hund3, auch szun-i-s m. : ai. sv-a etc., s. o. S. 325. rud-ft m. c Herbst' zu rud-a-s cbraunrotJ: vgl. lat. Ruf-o got. rdud-a, s. o. S. 325. Altes n. war vand-0, m. cWasser3 (lett. ud-en-s) : ai. uddn- etc., s. o. S. 326. Aksl. step-en- m. 'Schritt3, kor-en- m. cWurzer, nom. stepen-t koren-z. vod-a f. "Wasser3 (als «-Stamm flectiert) war vielleicht aus einer Nominativform auf idg. -o entstanden. 115. Suffix -ten-1). Dieses in den Formen -ten- -ion-ien- -ion-, -iien- -non- -iien- -iion- und -in- -In- {-in- -iin-) auftretende Suffix erwuchs an io- i- und «-Stammen. Wir haben zwei Schichten bei diesen Nasalstammen zu unterscheiden, 1. die den Denominativa wie lat. hom-o lit. rud-u av. maret-an- (§ 114) entsprechenden Bildungen wie ai. abhimatin'nachstellend3 [abhi-rnati-^ cNachstellung3), oupavt'ouv cder Himmlische3 (vgl. oupavio-?), lat. vulpio (vulpes), got. arhja cder Elbe3 [arbi n. cdas Erbe3), 2. die S. 321 genannten Abstracta wie lat. cap-io etc., die, nach oomv-Tj u. a. zu schliessen, auch im Griech. einmal vorhanden waren. 1) Vgl. Leo Meyer's S. 277 Fussn. 1 genannte Abhandlung.
336
Nominalsuffix -ten-.
[§ 115.
Da das Bildungsprincip, wonach Stamme der verschiedensten Art die M-Weiterbildung erfuhren, in den meisten einzelsprachlichen Entwicklungsphasen lebendig blieb, so wurden dieser Stammkategorie immeT neue Beispiele hinzugefiigt. Das Recht, alle Formen von der Art des got. arbj'a hierher statt zu § 114 zu stellen (denn man konnte ebenso gut arbj-an- oder arbja-ti- theilen, wie z. B. vaurstv-an- oder vaurslva-n-), beruht darauf, dass mit solchen Bildungen in einzelsprachlicher Zeit kein neuer Suffixtypus geschaffen, sondern eben nur der altiibeTkommene «e«-Typus in einer oder der andern Gestalt fortgesetzt wurde. Immerhin wird man aber der uridg. Zeit nur die ersten Anfange der Entwicklung eines einheitlichen Suffixes -ten- zuschreiben diirfen. Einzelne Beispiele mit -ien-, die man ganz sicher als uridg. bezeichnen diirfte, scheinen zwar nicht vorzukommen, vgl. aber z. B. ai. prasn-in- 'Fragesteller3 ags.yWcjea 'Herold3 und die Abstracta wie lat. ration- = got. rapjon-, lat. mentio = air. er-mitiu, die vorzugsweise auf idg. Formen mit -ti- beruhten, s. § 100 S. 277. ATisch. Nur Denominativa mit der Form -in-1), die bereits in urar. Zeit verallgemeinert wurde, z. B. nom. pi. -in-as statt *-mn-as, loc. sg. -in-i statt *-ian-i. Das -i- der mittleren Casus (z. B. ai. ard-bhyas av. kaini-byo) statt -ia- ( = -ytri-) und das -I des nom. sg. (ai. ard av. haini) statt -ia waren ebenfalls schon damals nach der Analogie der -ew-Stamme (ai. dat. abl. pi. -a-bhyas, nom. sg. -a) neu gebildet worden. Ai. arcin- 'stralend1 zu arci-s 'Steal3, cittin- 'versfandig1 zu citti-s 'Verstand', urrnin- 'wogend' zu urmi-s cWoge', atithin'wandernd1 zu dtithi-s cGastJ. Av. kainin- f. cMadchenJ zu Jcanyaai. kanya 'Madchen1 gr. zaivd-? 'neu5 (*xav-io-c); zur Function vgl. lat. pus-id 'Knablein'. -in- erscheint aber gewohnlich auf andere, fast immer auf o-Sfamme iibertragen (vgl. gr. jj.cdax-tu>v zu ixaXaxd-c, lat. libell-io zu libellu-s, got. vaurstv-ja zu vaurslv); 1) Die Zugehorigkeit des ar. -in- zu unserm -ien- wurde zuerst klar erkannt von Herrn W. Streitberg, dem ich auch in der Auffassung dea -ials Tiefstufenform von -io- S. 116 gefolgt bin.
§ 115.]
Nominalsuffix -jew-.
337
es hatte -an- zuiiickgediangt, welches nui im Av. Llieb (s. § 114 S. 327). Ai. parn-in- av. peren-in- cbenugelt3, zu ai. parnd-m 'Fliigel 3 . Ai. yav-in- cmit Getreide versehen3 av. yev-in- m. c Gefilde , zu ai. ydva-s cGetreide3. Ai. svan-in- c Hunde fiihrend3, zu lean- c Hund\ Apers. vlp-in- czum Clan gehorig3 (av. noch vts-an-)7 zu vlp- 'Clan3. Ai. -yin- naoh Vocalen, z. B. svadha-yin- cdem die Svadha gehort3, wie -ii~ (lit. mo-ji-s) S. 116 Fussn. 1 und -u- § 110 S. 319. Indem ai. Formen wie mad-in- c berauschend, erfreuend3 (von mdda-s c Rausch, fieudige Aufregung3) auf das daneben stehende Verbum (mdda-ti) bezogen wurden, bekam -in- in dieser Sprache den Charakter eines Primarsuffixes. S. Whitney Ind. Gramm. § 1183. Ind. Neuerungen waren ferner wol auch -min- und -vin-, wie in rg-min- csingend, jubelnd 3 (neben rg-miya- "preiswiirdig3), namas-vin- Verehrend3. Vgl: unten gr. ota-jxtv-. G r i e c h i s c h . -wv- -wuv- neben -io-, wie oupav-uuv (-wuv-) c der Himmlische, Himmelsbewohner J neben oupav-io-? c himmlisch3, Kpov-i'(uv (-lov- und -wuv-) cder Kronier 3 neben Kpov-io-? c Kronisch3. Gewohnlich -wuv- als selbsfandiges Suffix. 3Atp£icnv cSohn des Atreus3, zu 'Arpsii-?. }j.aAoa-i'cov cWeichling:>, zu avto-? 'weich3. osdaxp-t'wv c Elender, Jammermensch3, zu oeipo-i; csehr elend3. -iv- in 3A5p7jaT-iv-7] cTochter des Adrestos3 EUTJV-IV-T) cTochter des Euenos 3 neben Axpio-ttuv-v] cTochter des Akrisios3. Ferner in Switv-T) cGabe3 zu SW-TI-? cGabe3, vgl. lat. datio neben dos. Hiernach zweifle ich nicht, dass auch SsXcpTv- m. cBauchfisch, Delphin 3 (vgl. ai. garhh-in- "schwanger3), dxt-Tv- f. 'Steal3, Tcyjp-Tvf. 'Hodensack 3 , tuo-Tv- f. cGeburtsschmerz3, yXoo^-Tv- f. cSpitze, Ende 3 (vgl. "^uiaaa aus •'(lmj_-irj) hierher gehoren. Die schwache Suffixgestalt war hier verallgemeinert, wie -in- im Arischen. An sie schliessen sich axa-\i-h- und oxa-fitv- m. cin die Hohe stehendes Holz3, PVJY-JJLTV- f. c Wogenbiuch, Brandung 3 (neben prff-fjia l Bruch3), uafxTv- f. nebst uafuv-7] cSchlacht3 (zum -o- vgl. § 72 S. 162. 163) an. Nom. sg. auf -l? aus "-lv-?, jiinger auf -iv. I t a l i s c h . Masc. -ion- in lat. vulpio zu vulpes, pellio zvi Brugmann, Grundriss. II.
22
338
Nominalsuffix -%en-.
[§ 115.
pelli-s, restid zu resti-s, curio cVorsteher einer Curie5 zu curia, centurio zu centuria, lanio neben laniu-s, und b'fter als selbstandiges Suffix, wie libell-io zu libellu-s, cur-id cKummermensch3 zu cura, tenebr-id zu tenebrae, mir-io zu mlru-s, auch die Zahlsubstantivierungen un-id bin-id tern-id u. s. f. Einige von diesen Masculina hatten deminutiven Sinn, wie homunc-io senec-id pus-id pumil-id, vgl. av. kainin- S. 336. Aus dem Umbr. hieiher dat. V u f - i u n - e Vof-ion-e. Fem. Abstraeta auf -ion-, im Umbr.-Samnitischen auch -in(-in- ?), so dass verschiedene Suffixgestalt in den verschiedenen Casus fur die urital. Zeit feststeht. Lat. com-munid zu communi-s : got. ga-mdinei cGemeinschaft' zu ga-mdini- ccommunis3; al-luv-id neben al-luv-iu-m al-luv-ie-s, con-tag-id neben con-tagiu-m, ob-sid-id neben ob-sid-iu-m, vgl. got. ga-riud-jd neben gariud-i. Selbstandiges -ion-, wobei das Suffix als ein primares erscheint: lat. leg-id re-ligid osk. leg-in-ei legioni, cohorti1 leg-in-um 'legionem, cohortem3, lat. cdn-spic-id, reg-id, cap-id usu-capid, opm-id; umbi.fer-in-e etwa cferetro3, tribHsu cternio3 abl. tribris-in-e, osk. tang-in-om ^ententiam3 gen. tang-ineis, t r i b a r a k k - i u f caedificatio3. Besonders haufig -tidn- -tin- {-tln-T), das sich aufKosten des idg. -ti- ausbieitete: lat. men-tid (air. er-mitiu 'Ehre^), ra-tio (got. ra-pjd ^atio3), da-tid (vgl. gr. 8co--fv-rj "^Gabe3), junc-tid, occupa-tid,tribu-tio; umbr. na-tin-e c natione, gente3, osk.medicatin-om 'iudicationem3, liit-tiuf cusio, usus3, frukta-tiuf cusus, fructus3, s t a t i f cstatio, statua3. Vgl. § 100 S. 282 f. Zu lat. exerci-tid vgl. exerci-tiu-m, zu dic-tid das osk. meddixud ciuris dictione3, welches doch wol aus *med-dihtio- entstand wie Bansae aus *Bantia- (I § 502 S. 371), vgl. auch § 163 unter Italisch. Anm. Der umbr. Nominativausgang - i u aus urital. und uridg. -%o. Dagegen osk. - i u f und -if aus *-ions *-ins (*-ins'~>). Letzteres waren einzeldialektisehe Neubildungen (vgl. lat. sanguis gr. BeXtpt; u. a., s. § 114 S. 331, § 117 S. 350 f.). Aus diesem jiingeren Ursprung des Ausgangs -ns erklart sich die besondere Behandlung dieser Lautgruppe, s. I § 209 S. 178, § 655 S. 508.
Im Sabinischen auch die Suffixform -ien-. ner-ien-ern 'fortitudinem3. nom. ner-io, gen. auch Nriptv-yj;; (Lydus de mens.
§ 115.]
Nominalauffix -jew-.
339
IV 42), nebst ner-o cfortis3 Nero (vgl. gr. 'Av8p-wvj zu idg. *ner"Mann3. An-io gen. -ien-is (bei den Romern nach rb'mischer Weise -ion-is). 1st an das Suffix -ie- (§ 109) anzukniipfen (vgl. Ner-ia) und daraus das e zu erklaren? A l t i r i s c h . Hiei sind ausser Eriu c Irland3 (gen. Erenn, zum nn vgl. § 117 Anm. 3) mit Sicherheit nur die den lat. fern. Abstracta auf -tid entsprechenden Formen nachgewiesen: air-itiic f. c accipere' : lat. emptio, aig-thiu f. c Fiirchten 3 u. a. Die Casus ausser dem nom. sg. haben -tin-; nur weist im dat. (loc.) sg. die Nebenf'orm -te auf urii. *-tion. S. § 100 S. 284. Im Gall, ofters -ion-: Stadtnamen wie Brigantio (zu dem Paiticipialstamm Irigant- cragend3, air. Brigit = ai. bghat-i § 110 S. 317), Divio, Cabellio; Volkerschaftsnamen wie Suession-es, Koupi(uv-£c. G e r m a n i s c h . Masc. -Jan- (wie -an-). Got. arbja ahd. •arpeo ^rbe 3 , zu got. arb-i n. cdas Erbe3. Got. bandja cGefangenerJ, zu band-i f. cFessel3. Got. vdi-dedja 'Ubelthater 3 mhd. ilbel-taete ags. yfel-dmda cUbelthaterJ, zu got. ga-dedi- f. "That". Got. gamdinja ^heilnehmer 3 , zu ga-mdini- ccommunis3. Haufiger als selbstandiges Suffix. Got. mana-maurprja ahd. murdr-eo cMorder3, zu germ. *murpra- cMord3; got. timr-Ja cZimmerer3, zu ahd. zimbar cBauholz3; Jisk-Ja cFischer3, zu fiska- cFisch3; vaurstv-Ja 'Arbeiter3, zu vaurstv cWerk3; ahd. scirn-o cPossenreisser3, zu seem < Posse:>; scar-io scaro cScharmeister3, zu scara cSchar3. Mit dem Charakter eines Primarsuffixes z. B. got. arbi-num-Ja c Erbnehmer, Erbe3, ahd. ribt-num-eo craptor3, ahd. sceph-eo scaffo cconditor3, c fer-iofero Schiffer3. Feminina (vgl. ahd. maga-zoha etc. §114 S. 334): got. arbjo cErbin3, ahd. ge-betta aisl. bedja cBettgenossin, Gattin 3 . Die Form -ion- war zur Bezeichnung von Personen mannlichen Geschlechts unmoglich geworden (man beachte, dass die Masc. wie gr. vsavt'a-s lat. agricola aksl. sluga dem Germanischen abgehen). Sie erhielt sich dagegen in den mit got. arbja etc. gleichartigen Sachbenennungen (auch in ein paar Thiernamen), die nun fern, wurden. Got. snbrjo caus Schniiren geflochtener Korb3, zu ahd. snuori- f. cSchnur3. Ahd. bulga c ledemer Sack3, zu 22*
340
Die Nominalsuffixe -%en- und -uen-.
[§ 115—116..
balgi- m. cBalg\ Ahd. harm 'harenes Gewand3, zu har c Har\ Got. ga-timrjo ahd. zimbirra cGebaude3, zu ahd. zimbar cBauholz\ Aisl. birkja cBirkensaft3, zu bjork cBirke3. Aisl. gedda cHecht3, zu gadd-r cStacher (vgl. lat. stellio m. 'Sterneidechse3 zu stella). Fem. Abstiacta auf -{on-, die bereits als Feminina in das German, hereinkamen. Got. gariudjd cSchamhaftigkeit' neben ga-riud-i n. dass. (vgl. lat. alluvio neben alluviu-m), zu ga-riup-s c schamhaft, ehrbar3. Aisl. vitra 'Klugheit3, zu vit-r cklug3; sola 'Gliick3, zu sob'll cgliicklich3. Mit dem Charaktei eines primaren Suffixes: got. ga-runjo cUberschwemmung3, sahjb 'Streit3, ags. msce "Trage3, aisl. pykkja cLiebe3. Ferner -tion-, das aber, im Gegensatz zum Italischen und Iiischen, inl German, nicht productiv ward : got. ra-pjo 'Rechenschaft3 (lat. ra-tio), aisl. prmtta 'Streit3. Neben rapjo das ahd. redia, starkes Fem., vgl. lat. exercitiu-m neben exercitio. Neben -ion- die Form -in-, in denominativen, besonders auf Adj. beruhenden Abstracta: got. aglditei tlnschicklichkeit3 neben aglditi n. dass., magapei cJungfrauschaft' zu magapi- 'Jungfrau3, got. gamainei ahd. gimeini 'Gemeinschaft" zu got. ga-maini- 'communis3 (lat. communio f. zu com-muni-s), got. godei ahd. guoti cGiite, Tiichtigkeit3 zu got. gop-s ^ut", got. managei ahd. menigi cMengeD zu got. manag-s c mancher, viel3. Diess -in- glaubten wir auch in -w-ga-, wie ahd. Berhting, annehmen zu diirfen, § 88 Anm. 3 S. 252. Slavisch. -von- im Plural denominativer Einwohner- und Classennamen, wie zemljan-e 'Landsleute3 zu zemlja 'Land3, grazdan-e cBiirger3 aus *gord-ian-e zu gradu cStadt3, seljan-e cLandleute3 zu selo cAckerJ, mir-jan-e claici3 zu miru cWelt3. Vgl. I § 585, 3 S. 441 f. 116. Suffix -uen-. Es tritt in den Formen -uen- -uon(-uen-) -tidn- und -un- -un- auf und scheint in gleicher Weise aus u- und Mo-Stammen entsprungen zu sein, wie -ten- aus -i—io-. Die Bedeutung des Suffixes ist nicht einheitlich zu formulieren. Es finden sich unter den Substantiven nomina actionis, die im Ar. und Griech. infmitivisch gebraucht wurden. Idg. Ai. ay-un- (z. B. instr. uyun-U) n. cLeben3, gr. ai-(/)wv 3 c 3 ;-OJV-) m. 'Zeitraum, Ewigkeit a?-(/)sv (loc. sg.) immer , gGf.
§ 116.]
Nominalsuffix -uen-.
341
*ai-uen- (vgl. I § 611 S. 463) : daneben lat. ac-vo-m, got. di-v-s m. cZeit, Ewigkeit 3 Gf. *ai-uo- (vgl. I § 612 S. 464, § 614 S. 465 £.). Ai. pi-van- gr. Trt-(/)ouv (-ov-) Tett3 : daneben *pl-ue-ro- ai. pivard-s gr. me-pd-? cfett3 ai. pi-vas- n. gr. itid-tYj? u. a., s. § 74 S. 171. Ai. par-van- n. c Knoten, Knotenpunkt, Absatz3, gr. d-irsipoiv (-ov-) *grenzenlos3 aus ^sp-Ziuv, Tisipaivu) cbeendige3 aus ^rcep-.fav-iu), ai. pdrvata-s gr. usppaia TCipaxa (s. § 82 S. 235) : daneben gr. a-TTSipo-?. Ai. agrddvan- czuerst essend3, gr. homer. Ih-fax- oder s'SSac- n. 'Speise3 (ilSar- ist falsche Schreibung, vgl. I § 166 S. 148 iiber Sst'Stjisv). Ai. gra-van- m. cSomastein3 air. broo bro, gen. broon bron, 'Miihlstein5. Infinitivisch gebrauchte Dative auf -uen-ai (wie es scheint, eine bereits uridg. Neuerung fur -un-ai -un-ai nach der Analogie des loc. auf -uen(-i)\ vgl. -men-ai § 117). Ai. da-vdn-e czu geben3, gr. kypi. So-^sv-ai att. Souvai. Av. vid-van-oi czu wissen3, gr. stSsvai aus *J:si8-j:£V-at (vgl. § 136 Anm. 1). Arisch. Die alten Abstufungsverhaltnisse am besten bewahrt in ai. sg. nom. maghd-va ffreigebig3) ace. -van-am, loc. -van-i instr. maghSn-a, av. sg. nom. asa-va frein3) ace. -van-em
gen. asaon-o. Im Ind. wurde einerseits die Form -van- auf die schwachsten Casus iibertragen: z. B. dthar-va -van-am -van-i und so auch -van-a -van-as statt *-un-a etc. (vgl. av. noch apaurun-e dat.), wobei das Vorbild der -mara-Stamme {d%-man-a etc.) mitwirkte. Auch ward das v von Formen wie rta-vn-a (man erwartet *i~taun-a) durch die andern Formen mit -van- -van- veranlasst (vgl. I § 160 S. 145), wobei zugleich pl-vn- und wieder die -»?aw-Stamme (arya-mn-d) mit vorbildlich thatig gewesen sein mogen. Anderseits wurde bei einigen Neutra wie ay-undurch Vermischung mit daneben liegenden ^l!-Stammen (nom. ace. dyu, vgl. got. aju-ha- in aj'uk-dup-s cEwigkeitD) ein neues Paradigma hergestellt. Ein interessanter tjberrest von -un- auf ind. Boden auch in mith-un-d- 'gepaart3 neben av. mip-wann. cPaar3. Vgl. Verf. Morph. Unt. II 187 ff. Ai. tdls-van- neben tak-vd- tdk-u- cdahin schiessend, schnell1. rbh-van- neben rbh-va- rbh-u- ctiichtig, kunstreich3. rk-vanneben rk-vd- csingend, preisend'. pdd-van- m. neben pdd-va-
342
Nominalsuffix -uen-.
[§ 116..
m. 'Weg 3 . dr-van- 'Renner 3 neben av. aurva- 'schnell 3 as. ar-u c hurtig, bereit 3 . dhdn-van- n. neben dhdn-u- f. c Diine, sandiges Land 3 . Av. ered-wan- c Erheber, Forderer 3 neben ered-wa- 'erhaben, aufgerichtet 3 . Ai. ddh-van- m. av. ad-wan- m. 'Weg 3 . Ai. ya-van- 'gehend,. Reisiger 3 av. yaon-a- m. c Bahn, Weg'. Ai. pat-van- 'niegend 3 , Idk-van- 'vermogend 3 , rd-van- c spendend J . Av. is-van- Vermogend3, derez-van- m. 'Fessel 3 . Ai. sna-van- n. 'Band, Sehne 3 , tug-van- n. 'Stromschnelle 3 , av. hars-van- n. (nom. ace. karsvare) Name der sieben Erdtheile. -t-van- : ai. kr-t-van- c bewirkend 3 av. kere-p-wan- 'Bewirker^ ai. su-t-van- 'kelternd 3 , sa-ji-t-van- 'siegreich 3 . Zu Grunde lagen ^-Stamme wie -kr-t- cbewirkend:>, s. § 123. Ai. rtd-van- 'heilig, fromm3 av. asa-van- crein3, ai. atharvan- av. ctpra-van- [apaur-un-) c Feuerpriestei 3 , ai. dhita-vanc gabenreich 3 , amati-vdn- 'Mangel leidend 3 , samdd-van- 'kampflustig 3 . Infinitivisch. Ai. da-vdn-e 'zu geben3, av. vid-van-oi 'zu wissen3, s. o. S. 341. A r m e n i s c h . siun, gen. sean, 'Saule 3 aus urarmen. *si-vanoder *se-van- : gr. xftov m. f. (-ov-) 'Saule 3 aus *zi-/u>v. w-Casus hatte wol einst auch albeur, gen. alber, 'Quelle 3 (I § 263 S. 216) r vgl. gr. tppiap tppEa-ro? (S. 343). G r i e c h i s c h . ai-(/)
§ 116—117.]
Die Nominalsuffixe -uen- und -men-.
343
Die Neutra gingen in demselben Geleise mit denjenigen der -men- und -ew-Stamme (wie ood-ap -axo? § 114 S. 329 £); j e doch scheint ein nom. ace. sg. auf -j-a = -un nicht vorzukommen. ireipa-xa aus *7tsp-/a-xa (: ai. par-va-ta-s) und io-fa.--ca (£O-/ap), s. o. S. 341. eppeap eppeato? cBrunnenD mit -ea- aus -rta(I § 611 S. 463 f.) horn. cppYjaxa (falsche Schreibung cppsiaxa) aus *cppvj-J:a-xa : vgl. armen. albeur, s. o. S. 342. oxeap areaxos 'stehendes Fett' poet, axsiap d. i. oxij-ap : ai. stha-vard- cstehend, unbeweglich3. Anderes der Art bei Verf. Morph. Unt. I I 225, G. Meyer Griech. Gramm. 2 S. 325. Infinitive. So-/sv-ai Souvai, sio-sv-ai, s. o. S. 341. Diese Bildung war im Ion.-Att. und Arkad. sehr produetiv. &eivoa ^ aus *&s-/sv-ai. t-svai cgehenJ. 3s-3i-svai csich fiirchten3. d c wehen 3 aus *afrt-fevai, yvuivai 'erkennen 3 aus ^vto-Zsvai. Aus den contrahierten Formen wurde ein Ausgang -vai abstrahiert, der sich an die Stelle von -|xev -jj.evai schob : so Suvai, slvai (st-fjisv aus *la-[i£v), <pavai, Stodvai, Sswvuva'.. Manche fiihren cpepsiv auf ^eps-^fev zuriick, s. § 114 S. 327. A l t i i i s c h . broo bro 'Miihlstein 1 : ai. gra-van-, s. o. S. 341. Germanisch. Got. spar-va ags. spearwa ahd. sparo m. Spelling 3 , W. sper- ^appeln 1 . 117. Suffix -men-. War seit uridg. Zeit im Gebrauch zur Bildung von nomina actionis, die oft in Dingbedeutung hiniiberschwankten (wie gr. psujia c Stromung, das Stromende3), seltner von nomina agentis; die nomina actionis wurden im Ar. und Griech. infinitivisch. Das Geschlecht wechselte zwischen neutr. und masc, zuweilen bei demselben Worte, wie gr.^/si'l10-'• Die Wurzelsilbe hatte meist Hochstufe (e-Stufe in der eReihe). Diese und die Tiefstufe waren wol urspriinglich in einem Paradigma vereinigt (vgl. gr. AEI-JACOV : At-[X7]V; asx-jxa : aux-;j.-/jv, aisl. ljo-me : got. lauh-mun-i), und es trat dann meist Ausgleichung zu Gunsten der Hochstufenform ein. Schwierigkeit macht die schwaehe Suffixgestalt in den fiir Casus wie ai. vdrt-man-a vdrt-man-as (neben na-mn-a arya-mn-a) vorauszusetzenden Grundformen.
344
Nominalsuffix -men-.
[§ 117.
Anm. 1. Nach der Analogie von ai. arc-in-a {-%en-) und av. apaurun-r; (-uen-) — s. § 115. 116 — sollte man *uert-mn-, also ai. *vart-an-a erwarten. Hierzu stimmen got. vund-ufn-i f. cWunde' vit-ubn-i n. cKenntniss' (-/«- -hi- aus -mn-, I § 215 S. 184) neben lauh-mun-i f. 'Blitz'. Das urspriingliehe Paradigma des letzteren ware *lauh-ufn-i gen. lauh-mun-jos gewescn, wie ai. *vart-an-a {-mn-) vdrt-ma-bhis (-mn-). S. Verf. Morph. Unt. II 201. 209. 217 ff. Man konnte also sagen, vdrt-man-a sei eine ar. Neubildung nach den andern Casus wie vdrt-man-i vdrt-ma-bhis etc. Aber wenn wir auch fur die Gestalt des schwachen Stammes in "Weiterbildungen dieae Doppelheit wol zugestehen mussen, so kann doch im Stammwort bereits im Uridg. das postconsonantische -mn- durch -men- ersetzt gewesen sein. Eine solche uridg. ausgleichende Neuerung ist ja fur die Infinitive wie ai. vid-mdn-e gr. ¥8-[iev-ai (vgl. auch lat. imper. legi-min-i S. 350) im hochsten Grade wahrscheinlich. Ai. vdrt-man-a enthielte hiernach die idg. Stammgestalt *ue'rt-men-. Ich wflrde zuversiehtlicher urtheilen, wenn der Mangel des m in ai. bhund prens u. dgl. (Lanman Noun-Inflection p. 533) glaubhaft erklart ware.
Idg. *kleu-men- von W. kleu- 'horen3: av. srao-man- n. got. hliu-ma m. "^Gehor3, vgl. auch ai. srd-ma-ta-m ahd. hliu-mun-t § 82 S. 234 f. Ai. hi-man- n. gr. )(su-(i.a 'fu-y-v- /u-[xa n. cGuss3. Gr. peu-;j.a pti-p-ot n. air. sruaim n. "^Strom3, gGf. *sreu-men-. Ai. bhfiman- n. cWesen, Erde 3 bhu-mdn- m. cMenge, Fiille3, gr. cpu-jxa n. 'Gewachs3, lit. bu-men-e (wol u) f. cGegenwart3 . Ai. he-man loc. 'Winters 3, armen. jiun, gen. Jean, cSchnee3, gr. yzi-^a cStuTm3 yit-[j.(ov (-[AO)v-) m. cstiirmisches Wetter, Winter3 . Ai. Ihdr-mann. c Erhaltung, Pflege3, cpsp-jj-a n. cLeibesfrucht3, aksl. bre-mq n. c Last3. Ai. tar-man- n. cSpitze des Opferpfostens3, gr. xsp-jxa n. c Ziel, Endpunkt 3 rsp-fjwov (-JJLOV-) m. cGrenze3, lat. ter-men ter-rnd {-mon-). Ai. vdrt-man- n. cBahn3, aksl. vre-mq n. c Zeit 3 aus *vert-mq. *men-men- cSinn, Geist, Gedanke 3 : ai. man-man- n., gr. dpaso[j.E[i,vcov 'Aya-[i£[ivu)V aus !-[xsv-p.ov- (De Saussure Mem. de la Soc. de lingu. IV 432). Ai. vds-man- n. cDecke3 gr. si-|xa n. cKleid, Deeke 3 eu-Eiu.(uv csch6n gekleidet5. Ai. ad-man- n. cSpeise3, gr. eo-jxsv-ai dat. inf. ''essen3, lit. pi. ed-men-ys (Stamm ed-men-i-) m. c Fresse, Maul3. Ai. dhd-man- n. 'Satzung, Wirkung, Sitz, Wohnstatte3, gr. ava-flr/jia n. cAufstellung, Aufgestelltes, Weihgeschenk3 su-ftr^wv cetwas in guter Ordnung haltend 3 &7]-[iu>v (-fxwv-) m. c Haufe 3 fti-pv. c Aufstellung, Einsatz3, W. dhe-. Ai. da-man- n. cGeben3 da-mdn- m. cGabe, Geber3, gr. Sd-p.a n. cGabe3
§ 11".]
Nominalsuffix -men-.
345
inf. So-fxsvai, W. do-. Ai. sthk-man- n. 'Standort, Kraft3, gr. irdoT7j(j.a n. cdas Daraufgestellte 3 CJTTJ-[J.U>V (-JXOV-) cAufzug am Webstuhl3, lat. std-men n., got. sto-ma m. c Bestandtheil, Element3, lit. sto-mu m. c Statur, Korperlange3, W. sta-. Ai. ds-man- m. cStein, Himmer, gr. ax-jxwv cAmbos, Donnerkeil 3 . Ai. dj-man- n. c Bahn, Zug3, lat. agmen n. aus *ag-men (mit der durch die folgende Lautgruppe gm bewirkten Vocaldehnung) und ex-amen n. aus *dg-men (I § 506 S. 373). Ai. oj-man- m. cKraft3, lat. aug-men n., lit. aug-mii m. 'Auswuchs an Korpern oder Baumen3. Ai. si-mdnm. c Haarscheide, Scheitel3 f. cGrenze, Markung 3 (iiber das fern. Genus s. Anm. 2 S. 347), as. si-mo m. cBand, Strick, Seil3, vgl. auch gr. i-fj.av-T- (t) c Riemen 3 t-[xov-va c Brunnenseil 3 (§82 Anm. S. 235); auf einer Stammform *sai-men- seheint gr. aijxaoia cUmfriedigung, Hecke 3 zu beruhen. Ai. syU-man- n. cBand, Streifen, Reihe3, gr. u-[j.Y]v (-sv-) m. c Haut, Sehne3, xaaaujxaxa n. pi. c Zusammengeflicktes, Sohlen;. Anzettelungen 3 (Prapos. y.a-r), lat. as-sumentu-m caufgesetzter Flicken 3 . Ai. nd-ma n. armen. anun gr. ovo-jxa n. lat. no-men n. air. ain-m n. got. na-mo n. preuss. e-mn-aaksl. i-me n. (I § 219 Anm. 2 S. 189) 'Name3. Gr. yvui-jxa n. c Kennzeichen3 yvto-fAwv (-[xov-) c Kenner, Anzeiger, Sonnenuhr, Maassstab3, lat. agnomen n. aus * ad-grid-men (volksetymologisch mit riomen verkniipft), aksl. zna-me n. cZeichen3. Ai. jdni-man- n. cGeburt3 lat. geni-men (spat) neben ai. jdnman-. Von gleicher Art gr. xsAa-pov c Wehrgehenk 3 , air. men-me c Sinn3 u. a. S. I § 110 S. 105. Infinitivisch gebrauchte Dative auf -men-ai (vgl. -nen-ai § 116 S. 341). Ai. md-mdne czu erkennen, zu erfahren3 (daneben auch andre Casus von vid-mdn-), gr. i'8-fj.Evat cwissen3. Ai. damane czu geben3 (vgl. S. 344), gr. 8d-ij.sva'. cgeben3. Lat. imper. legimin-i, formal = gr. Xsyijisv-ai (s. S. 350). Als Secundarsuffix seheint -men- ebenfalls schon in uridg. Zeit vorhanden gewesen zu sein: ai. arya-mdn- m. c Gefahrte, Freund 3 , mir. Airem, gen. Areman Eremon, zu ai. aryd- c anhanglich, zugethan 3 air. aire (gen. airech) cprinceps, primus3. Der seit uridg. Zeit bestehende Austausch zwischen -menund -mo- (s. § 112 S. 320) begiinstigte die hie und da in den
346
Nominalsuffix -men-.
[§ 117.
einzelspraohlichen Entwicklungen wahrnehmbare Vermischung mit den -wo-Substantiva, welche in der Wurzelsilbe die o-Stufe hatten (s. § 72 S. 160). Gr. ol-|ia n. cAngriff3 statt *sT-jxa (ai. e-man- n. cGang3) nach ol-jxo-? oi-p]. Ahd. lei-mo m. c Lehm 3 statt *U-mo (gi. Xei-|j.u)v) nach lei-m m. -men- war in alien Sprachzweigen productives Suffix, am productivsten im Ar. und in den classischen Sprachen. A r i s c h . Ai. tok-man- n. c junger Halm von Getreidepflanzen3 av. taox-man- n. 'Keim, Geschlecht, Nachkommenschaft3. Ai. he-man- m. c Antrieb 3 av. zae-man- n. cEifer3. Ai. dha-man- n. c Satzung, Wirkung, Sitz, "Wohnstatte3 av. dq-mand. i. dq-man- n. cSchopfung, Geschopf3 (I § 200 S. 170): gr. dvaetc., s. o. S. 344. Ai. ds-man- av. apers. as-man- m. cStein, r : gr. az-jxcov cAmbos, Donnerkeil 3 . Ai. na-man- n. av. nqman- (q) n. apers. na-man- n. 'Name': armen. amen etc., s. o. S. 345. Secundares Suffix: ai. arya-mdn- m. c Gefahrte, Freund 3 av. airya-man- cfolgsamJ zu ai. aryd-, s. o. S. 345. Ai. dhdr-man- n. 'Stiitze 3 dhar-mdn- m. 'Trager3, brdh-mann. c Andacht 3 hrah-mdn- m. cBeter3, svdd-man- n. svad-mdn- m. c Siissigkeit, Lieblichkeit 3 ; vdri-man- n. vari-mdn- m. cWeite3. id-man- n. cdas Wogen3, e-man- n. c Gang 3, vdri-man- n. 'Hohe, Oberfl'ache5, sad-man- n. c Sitz, Sitzplatz3, sa-man- n. 'Gesang', trd-man- n. cSchutz3, yd-m.an- n. c Gang 3 ; jdni-man- n. 'Geburt", bhdrl-man- n. c das Tragen 3 , ham-man- n. c Anrufung'. us-mdnus-man- m. cHitze3, o-mdn- m. c Gunst, Fb'rderung3, je-mdn- m. c Uberlegenheit 3 ; prathi-mdn- m. c Breite 3 . dd-mdn- m. cGeber:>; so-mdn- m. c Kelterer, Somabereiter'. Indem bei prathi-mdn- u. ahnl. das Sprachgefiihl an daneben liegende Adjectiva (prthiiprdthiyas-) ankniipfte, entwickelte sich ein Secundarsuffix -i-man-, wie dradh-imdn- m. c Festigkeit 3 zu drdhd- cfest3 compar. drddh-iyas-, dhumr-imdn- m. c dunkle Farbe, Diisterkeit 3 zu c dhumrd- dunkel 3 . Av. a-plhman- c ohne Kunst, ohne Geschicklichkeit 3 . maesman- n. c Harn 3 , dae-man- n. cAuge3, pae-man- n. cMilch, Muttermilch3, dun-man- n. c Nebel, Dunst 3 wol = di{-man- (vgl. oben dq-man-), zu ai. dhu-md-s c Ranch 3 , stao-man- n. c Preisgesang,
§ 117.]
Nominalsuffix -men-.
347
Loblied3, bares-man- n. c Biindel geweihter Opfeizweige3, cas-mann. cAuge3. ras-man- m. c Heerreihe, Schlachtlinie 3 : gr. 0'psy-jj.a n. c das Ausstrecken, die Strecke3. urvas-man- m. cErfreuer, Ergotzer3. Infinitivische Dative. Ai. md-mdne, da-mane, s. o. S. 345. Ai. dkdr-mane czu erhalten3, Ira-mane czu beschiitzen3. Av. staomaine czu preisen3, xsnu-maine czu befriedigen3. Im Av. kommt auch der Locat. infinitivisch vor, wie cas-mqn cas-metdg c zu schauen 3 neben dat. cas-maine. Anm. 2. Auf Grund des Nominativausganges -ma (m. und n.) erfolgte zuneilen, wie es scheint, Ubertritt in die femin. a-Declination; hierzu mag die von vorarischer Zeit her vorhandene nahe Beriihrung der -men- und der -mo-Stamme mitgewirkt haben. So z. B. ai. si-ma- = sl-mdn- 'Grenze' (si-ma- wirkte auf sl-mdn- insofern zuriick, als es diesem das fem. Genus zufuhrte), da-ma- neben da-man- n. 'Band' (nach den Grammatikern auch f., wie sl-mdn- f. zu beurtheilen), apers. tau-ma- 'Familie' = av. taox-man-. Vgl. § 114 Anm. 1 S. 327 f., § 122 Anm. S. 360.
A r m e n i s c h . jiun cSchnee3, anun cName3, s. o. S. 344 f.; zu den Lautveranderungen s. I § 202 S. 170. gel-mn, gen. gel-man, 'Wolle, Vliess 3 : entweder zu ai. vdr-man- ' Schutzriistung3 gr. sp-io-v cWolle3 (W. uer-) oder zu lat. vellus, got. vulla cWolle3 (W. uel-). marmin (-min- aus -men-, I § 63 S. 51), gen. mar-mn-o-y, c Leib, Fleisch3, eine Weiterbildung mittels -o-: ai. mdr-man- n. 'membium, Gelenk, oiFne Stelle des Korpers, die der todtlichen Verwundung besonders ausgesetzt ist3. G r i e c h i s c h . Die Neutra gingen in einem Geleise mit den Neutra der -en- und -Mera-Stamme, s. § 114 S. 329 f. yzu-\M yjj-\i.a X"-[J-a, yzX-\).a ^st-fjwov, cpsp-jxa, tsp-[J.a rep-jxeuv u. a., s. o. S. 344 f. irvsu-fia n. cHauch3, 7tvsu-[i
348
Nominalsuffix -men-.
[§ 117.
[j-a c abgezogene H a u t 3 : ai. dar-mdn- m. c Zerbrecher 3. ip-jj.a c Ohrgehange 3 . oTpw-|xa c Streu, Lager, Decke 3 : lat. stra-men n., gGf. *stf-men\ vgl. ai. stdrl-man- n. 'Ausbreitung, Ausstreuung 1 starimdn- m. cLager3. irsX-fjia c Fusssohle 3 : vgl. ags. Jil-men 'membrana 3 afries. fil-men-e f. c Haut 3 . tpXsy-fxa 'Brand 3 , yevva f. cGeschlecht3, wahrscheinlich urspriinglich Neutrum, aus *ysv-ji.a : ai. j'dntnan- n. irsTajia c Tau, Seil 3 aus %svajxa von W. bhendh- cbinden3, zum a fiir & s. S. 349 : vgl. lat. of-fendi-mentu-m. ^-[J.a cSchritt, 3 3 Stufe, Buhne : ai. vi-gaman- n. 'Schritt , gGf. *gm-men-, W. gem-. Td\).\ia c Backwerk 3 aus %£Tt-[xa. 67rd-07)[xa c Untergebundenes, Sohle 3 M-po. 8s-a[xa c Band 3 : ai. da-man- n. cBand 3. al-pa cBlut3, zu ahd. sei-m m. c Honigseim 3 . o!8-[i.a c Wasserschwall 3 . op.[xa "Auge, Angesicht 3 aus *oTc-[i.a. va-[xa (dor. Form) c Fliissigkeit 3 , W. ma-. pAfj-fxa cWurf, Schuss3. p7j-[i.a c Ausspruch 3 aus */p7j-[j.a. oa-jxa o^-]j.a cZeichen3, wol zu ai. dhya-man- m. cMaass3 n. cGedanke3, zu dhya- c nachdenken 3 dhl- c scheinen, gleichen, wahrnehmen, denken 3 . Dor. Tia-[ia Voriiber man Veifiigung und Gewalt hat, Besitz3, aus *kua-men-, zu el. sp.--rtaw c bringe zur Geltung, vollstrecke 3 und zu xu-po? (vgl. 7ia(uo^o? "6 xupto? Hesych) 1 ). o^-jxa 'Haltung, Gestalt 3 . opa-[j.a 'Anblick 3 . op[i.rp|j,a cSorge3. [xia&to-jxa 'bedungener Lohn 3 . Wie bei den neutralen -en- und den -Mew-Stammen, so ging auch bei den -Traew-Stammen, jedoch selten, der nom. ace. sg. neutr. auf -p aus: 7j|iap, gen. TjjxaTOi;, cTag3, |j.5[iap [itiu[i.ap cTadel3, neben A5[xa c Befleckung 3, Tsxfjiiop und xsxfiap cWahrzeichen3 aus -mr, vgl. uotup I § 306 S. 244). Vgl. § 118. xso&-|A
§ 117.]
Nominalsuffix -men-.
349
kochen lasst3. -r^z-^m^ (-p.ov-) m. 'Fiihrer 3 . xrjSe-fxwv (-(xov-) m. c Fiirsorger\ Ahnlich wie ai. -i-mdn- bekam -JACOV den Charakter eines Secundarsuffixes: owps;iu»v (-JJLOV-) m. c Ende des Astes, Wipfel 3 zu owpo-c, SaiTo-fiwv (-jxov-) m. c der am Mahle Sitzende, Bewirtete 3 zu 8atTtS-?. Als Infin. fungierten der Dativ, auf -[isv-ai. und der L o cativ, auf -(AEV. -[XEVOU im Ion. (Epos) und Lesb. l'S-(isvai, oo[xsvat, s. o. S. 345. 18-JAEV-OU cessen3 (ai. ad-man-, S. 344), M[Asvai csetzen3 (-&Tj[ia &s-fj.a, S. 344), aT|-|xevai 'wehen 1 , p^-jxsvai 'gehen 3 (P^-jia, S. 348), 65-fi.svai 'eindringen, sich hineinbegeben 3 ia c ausgezogenes Kleid 3 ), (3Xvj-[xevai 'treffen3 (px^-p-a, S. 348), i c kundig sein 3 (3a7]-[xa>v c kundig 3 ). Hiernach:
im Ion. (Epos), Dor., Nordwestgriech., El., Thess. Boot. oo-jxsv,
9s-jxsv,
1-iJ.ev, I]x-[j.sv
(SIJJLSV vjp-sv),
TsiXa-ii.gv,
1'8-JJ.SV,
6pvu-[xsv,
CpSpS-[J.£V, £l-E-[JL£V, dis-JXEV.
Entsprechend den -T-[XO- -8-p.o- -o[j.o- in § 72, 3 S. 162 f. kommen
auch -T-JXEV- -D-JXEV- -OJXSV- vor.
-T-JISV- in Aat-t[Aa
c
Meeresschlund 3 , wol zu Xat-fj.o-? c Kehle, Schlund 3 , und vielleicht in astfia dui[i.^v. -&-;xsv- : I'-Op-a 'Gang 3 , -ofisv- : TrAaajjia c Gebild 3 zu icXaooco, xXSajia c Gespinnst 3 zu y.X
Italisch. Die Neutra erfuhren oft die Weiterbildung mittels -to-, s. § 82 S. 234 S. Lat. no-men n., umbr. nome n. cnomen3 nomner cnominis3 : ai. nh-man- n. etc., s. o. S. 345. Lat. prae-dicamentu-m, umbr. tikamne cdicatione, invocatione3. Lat. testa-mentu-m, osk. t r i staamentud abl. ctestamento3. Lat. Se-mo (-mon-) cSaatgott3, fern. Se-mon-ia, p'align. Semunu cSenionum3, zu lat. se-men n. Umbr. afmune dat. calimoni3.
350
Nominalsuffix -men-.
["§ 117.
Lat. mi-men n. : gr. vsu-jxa 'Wink 3 ; lie-men aus *luc-men, jiinger *lugmen (I § 500 S. 368, § 506 S. 373), oder aus *luc-s-men (vgl. illustri-s und luna I § 503 S. 371) : got. lauh-mun-i f. cBlitz' as. lio-mo aisl. Ijo-me m. cGlanz, Licht, Stral1; das u in mi-men lu-men kann idg. u und idg. eu sein. cri-men : gr. xpT-jxa xpi'-jxa 'Entscheidung, Urtheil3. ger-men. sarmen aus *sarp-men, sarmentu-m. cul-men. segmen aus *sec-men, segmentu-m. tegmen tegmentu-m. agmen : ai. dj-man- etc., s. o. S. 345. caemenlu-m aus *caed-mentu-m. ne-men : gr. vvj-jxa c Gesponnenes, Gam', W. srie-. com-plemenlu-m : vgl. gr. TcX^ojxa c Fiillung, was fullt\ fla-menJla-mentu-m. certa-men. moli-men moli-mentu-m. volumen, statu-men, wonach leg-umen leg-umentu-m, alb-umen u. a. regi-men regi-mentu-m. tegi-men neben tegmen. of-fendi-mentu-m. monu-mentu-m. colu-men (columna) neben cul-men. Seltner masculinisch. ter-mo (-mon-) neben ter-men n. : gr. Tsp-fjLwv etc., s. o. S. 344. ser-mo [-mon-). pul-mo (-mon). Der dat. sg. auf -min-l fungierte im Lat. als 2. pi. imperativi med.-pass., z. B. legimirii ( = gr. Xs-fEjxsvca), sequimirii. Die Einschrankung auf den Plural und der med.-pass. Gebrauch waTen durch das indicativische legimini = gr. \S.~(6[LZWI und = Xs-fojievcu veranlasst. S. § 71 S. 155. A l t i r i s c h . Neutra. sruaim, ainm, s. o. S. 344 f. deilm c LarmD. cuirm c Bier\ gairm Tiuf, Geschrei\ druim cRucken" aus *dros-men, zu lat. dorsu-m. ceimm ceim cSchreiten, Schritt5 zu cingim cschreite', leimm leim cSprung5 zu lingim 'springe5, greimm greim cprogressus3 zu in-grennim Verfolge3 (grend-), s. I § 523 S. 382. beim c Schlagen, Schlag3 zu benim c schlage J : lautgesetzlich aus *ben-men- oder unter Einwirkung der letztgenannten Nomina ? Mit -9-men- : feid-m cAnstrengungJ, fo-naidm c Binden, Vertrag3. Anm. 3. Woher das nn in den Formen wie nom. pi. an-mann dat. pi. an-mannaib, ist noch ganz dunkel. Zuletzt iiber diesen schwierigen Punkt Stokes Bezzenberger's Beitr. XI 93 und Windisch Uber die Verbalformen mit dem Charakter R S. 40 f.
men-me m. (gen. men-man) cmens5 aus *men-s-men- (vgl. ai. man-man- n. cSinn, Gedanke5). Der Nom. auf *-men-s eine Neu-
§ 117.]
Nominalsuffix -men-.
351
bildung wie lat. sanguis gr. SsXcptc, aus *5sXtplv;, vgl. auch air. am, § 114 S. 331 f., § 115 S. 337 f. Masc. und Fern, auf urkelt. *-mo im nom. sg. (vgl. gall.
casa-mo, Sego-mo), gen. ir. -mon, -man dat. -main. Die Masc. scheinen alle denominativ zu sein: Aire-m : ai. arya-mdn- m., s. o. S. 345, orbe-m 'Elbe3 zu orbe n. (Gf. *orbh-n-o-m) cdas Erbe3, jlaiihe-m 'Herrscher3 zu jlaiih 'Herrschaft3, dule-m 'Schopfer3 zu duil Element5, brithe-m 'Richter3 zu breth 'Urtheil3, olla-m, gen. olla-man, 'princeps poetarum' wol zu oil 'gross, gewaltig3. tala-m (gen. talman) f. 'Erde3 wol aus *tl-mo, W. tel-. anim f. 'Seele3 (dat. an-min) mag urspriinglich -ma-Stamm gewesen (vgl. lat. anima) und durch menme in diese Declination heriibergezogen worden sein. Germanisch. Der alte Wechsel zwischen Neutr. und Masc. wurde fast ganz zu Gunsten des Neutrum ausgeglichen. Letzteres nur im Got. und Nord. noch in ein paar Beispielen: got. na-mo 'Name3 (aisl. na-fn n. durch IJbertritt in die o-Decl., ahd. na-mo m.) : ai. na-man- n. etc., s. o. S. 345; aisl. si-ma neben si-me m. 'Seil3 (as. si-mo m.) : ai. si-man- etc., s. o. S. 345. Masc. Got. hliu-ma 'Gehor3 ahd. hliu-mun-t 'Ruf3, got. t-to-rna 'Bestandtheil3, s. o. S. 344 f. Ahd. sa-mo 'Samen3, s. o. S. 347. As. lio-mo 'Glanz3, s. o. S. 350. Got. hiuh-ma 'Haufe3. Got. skei-ma 'Leuehte3, ahd. sci-m.o 'Glanz, Schimmer3. Ahd. Jet-mo rder aufspriessende Keim3. Ahd. glizemo 'Glanz3, got. glit-mun-jan 'glanzen3. Got. milh-ma 'Wolke3. Got. ah-ma 'Geist3. Got. blo-ma ahd. bluo-mo 'Blume3. Einigermaassen productiv war dieses Masculinsufflx nur im Alfriesischen, wo es auch denominativ wurde, wie werth-ma 'Schatzung3 zu tcerth 'Weit3. -s-men-, wie -s-tro—s-lo- etc. (s. § 61 S. 111). Ahd. rosamo 'aerugo3 aus *rots-mo zu andd. roton 'rosten3, vgl. ahd. rotamo 'Rote3. Ahd. dihsamo 'Gedeihen3 fram-dehsmo 'fortschreitendes Gedeihen3, zu dihan. Andd. blicsmo 'Blitz3 zu blican 'gliinzen3. Ausgegangen war das s von Fallen wie ahd. wahs-amo was-mo 'Wachstum3 (wahs-an 'wachsen3) und andd. brosmo 'Brosame, Krume3 (ags. brys-an 'zerbrechen3). -t-men-. wie -t-mo- § 72 S. 165. Ahd. wi-damo 'Kaufpreis
352
Die Nominalsuffixe -men- und die auf -r.
[§ 117—118.
fiir die Frau, Mitgift3 zu ul- c binden', ags. blostma cBliite3, vgl. mhd. bluos-t neben bluo-t cBliite3. Selten und sicher jung ist fem. -mon-, wie ahd. bluo-ma neben m. bluo-mo. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. ak-mu m. aksl. ka-my m. cStein3. Lit. szei-m& m. cGiebel3 aksl. sle-mq n. c Balken 3 : vgl. lit. szal-ma c langer Balken 3 . Lit. se-men-s pi. m. cSaat3, besonders cLeinsaat3, aksl. se-mq n. 'Samen': gr. Trjxa etc., s. o. S. 347. Im Litauischen nur noch Masc. (nom. -mu gen. -men-s etc.), wie dieser Sprache ja auch sonst das Neutrum abhanden kam. sto-mfi c Statur, Korperlange3, aug-mh "Auswuchs5, s. o. S. 345. pe-mS, ^irtenknabe 3 , s. o. S. 348. ?~au-m& cMuskelfleisch:l : wol zu ahd. rio-mo cK.iemen, Band3, gGf. *reu-men- (vgl. Osthoff Morph. Unt. IV 142). re-mu cSodbrennen3. le-mu cStamm, Statur1. szer-men-s pi. cBegrabnissmahl3 (wol zu szer-ti 'fiittern3). zel-mi, c Sprossling, Pflanze3. tesz-mu c Euter. asz-men-s pi. cSchneide3. Aksl. bre-mq n. 'Last3, vre-me cZeit3, i-mq cName3, zna-mq 'Zeichen3, s. o. S. 344 f. pis-mq cBuchstabe3, W. peik-. plemq c Stamm, Geschlecht3 wol aus *pled-mq, zu plodu cFrucht3. ra-me neben ra-mo cSchulter3 (vgl. I § 306 S. 243). vymq cEuter3 aus *cyd-me (I § 547 S. 402, § 666 S. 529). cismq cZahl3 aus *cit-sme, vgl. cislo § 76 S. 198. plamy m. c Flamme 3 aus *pol-my, zu pol-eti 'brennen, uri3 pla-nqti se 'aufflammen'. In ein paar andern Fallen war im nom. sg. nur die auf Ubertritt in die «-Declination beruhende Form erhalten, z. B. pra-men-i c Faden 3 (gen. pramen-e, wie plamen-e), wie auch plamen-i neben plamy, kamen-i neben kamy im Gebrauch war. Anm. 4. Urspriingliche schwache Suffixgestalt vielleicht in den von Leskien Handb.2 § 43 S. 58 verzeichneten Formen wie kaminija kamni.
VI. Suffixe auf -r. 118. Nom. ace. n e u t r . a u f -r (-^ -f). Das -r der Neutra wie ai. udhar gr. ou&ap lat. uber (ahd, utar m., urspriinglich aber sicher ebenfalls n.) c Euter3 — andere Beispiele s. § 114 S. 326. 329f., § 116 S. 343, § 117 S. 348 — darf unter den stamm-
§118—119.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
353
bildenden Elementen genannt weiden, da es zum grossen Theil ohne Zweifel mit Suffix -ro-, zum Theil vielleicht mit Suffix -er- und dem compaiativischen -ero- etymologisch susammcnhangt. S. § 74 S. 169. Wie diese Formen auf -r dazu kamen, sich mit w-Stammformen zu einem Paradigma zu verbinden (z. B. ai. udhar gen. abl. Udh-n-as loc. udh-an-i), ist nicht mehr ersichtlich. Der Bedeutungsunteischied, welcher, hinsichtlich der Stammbildung des Wortes, zwischen dem nom.-acc. und den andern Casus einstens voihanden gewesen sein muss, war wol bereits zur Zeit der Auflosung der idg. Urgemeinschaft verwischt, etwa in derselben Weise, wie die Bedeutungsverschiedenheit, die zwisehen dem Masc. ai. pi-van- gr. TCI-(J-)OV- und dem Fern. ai. pi-va-r-i gr. icf-(/)sipa f. ffett3) iiber den Genusunteischied hinaus einst bestanden hatte, verloren war. Im Arischen fungieiten unsere nom.-acc. auch pluralisch, gleichwie z. B. ai. nama 'ovojxa3 und puru CTTOAU' zugleich pluralisch waren, iiberdiess als loc. sg., vgl. loc. kdrman. Man darf diese Gebrauchsweite als uridg. betrachten. Das Av. ging aber dariiber hinaus und gebrauchte die Formen auf -are in den verschiedensten Casusbedeutungen, z. B. findet sich karsvare cErdtheil' auch als gen. sg., dasvare 'Tiichtigkeit, Gesundheit3 auch als dat. sg. In mehreren Sprachgebieten wurde die Form auf -r zur Grundlage eines neuen Paradigma's gemacht, doch nirgends haufig. So im Av. dat. sg. zafr-e nom. pi. zafr-a gen. pi. -zafr-qm von zafare cRachen, Mund3 neben gen. sg. zafan-o, instr. pi. haevare-bis von baevare 'Myriade3, gr. sap ^Blut3 gen. sap-os neben ai. asdn- n. ^lut', lat. uber gen. uber-is neben ai. Udhan-, femur gen. femor-is neben femin-is, jecur gen. jecor-is und jecin-or-is neben ai. yak-dn-, ahd. wa%%ar gen. wa^ares neben got. vato gen. vatins 'Wasser3. 119. Die Suffixe -er- und -ter-%). Die beiden Suffixformen liegen ohne Bedeutungsverschiedenheit neben einander 1) Verf. Die Nomina auf -ar- und -tar-, Curtius' Studien IX 361 ff. D'Ooge On the use of the suffixes -tep -Top -n)p -xa in Homer, Leipzig 1873. E. S chaffer Uber den Gebrauch der Derivativa auf tor und trix, Prenzlau 1859. 1860. Brugmann, Grundriss. IF. 23
354
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
[§ 119—120.
gleichwie die compaiativischen -ero- und -tero- (§ 75 S. 177 ff.). Es ist wahrscheinlich, dass die Form -ter- durch Antritt von -er- an eine mit einem ^-Suffix gebildete Stammform entstanden war. Die mit unsern Suffixen versehenen Nomina sind mit verhaltnissm'assig wenigen Ausnahmen nomina agentis oder Verwandtschaftsbenennungen. Jene Classe hat durchgehends -ter-, z. B. jeuq-ter- cAnschirrer3, diese -er- und -ter-, z. B. *daiu-erlevir3 und *pa-ter- cVater3. -er- auch in ein paar von den Substantiva, die zu keiner von beiden Kategorien gehoren, wie *n-er- 'Mann3 und *us-er- cFriihlichtJ. Die nomina agentis sind masc, und man bildete zu ihnen schon in idg. Urzeit Feminina mittelst -I—ie-, z. B. ai. jdni-tr-1 gr. ysvs-tsipa lat. gene-tr-i-z cErzeugerin3, s. § 110 S. 316 f. Die Verwandtschaftsworter waren nach dem natiirlichen Geschlecht theils masc, wie *pd-ter- cVater, theils fem., wie *ma-terc Mutter3. Nur sporadisch und erst in einzelsprachlicher Entwicklung wurden auch weibliche Verwandtschaftsbezeichnungen feminmisch charakterisiert, wie lat. jani-tr-l-c-es neben ai. ydtar- cFrau des Bruders des Gatten3 gr. eiva-Tep-s? can Briider vermahlte Frauen3. 120. Mannigfaltig waren seit uridg. Zeit die Abstufungsformen des -(^)er-Suffixes. Die sogenannten starken Casus hatten -{t)er—[t)or—[t)er—(t)or-, die schwachen -{t)r—[t)r-. Was zunachst die letzteren betrifft, so stand -{t)r- vor den sonantisch anfangenden Casusendungen, z. B. ai. dat. sg. pitr-e da-tr-e, -{t)r- vor den consonantisch anlautenden, z. B. loc. pi. pi-tr-su dd-tr-su. Diese schwachen Suffixgestalten waren urspriinglich auch in den Weiterbildungen, die von den -{t)erStammen aus geschahen, Regel, z. B. ai. datr-i-su loc. pi. fem. zu da-tar- da-tar- 'dator3, bhratr-tvd-m cBruderschaft3 zu bhratar- cBruder\ In mehreren Sprachen waren in der Declination der -(<)e>--Stamme, meist in derjenigen der nomina agentis, die schwachen Stammgestalten friihzeitig durch die staTken verdrangt worden, und es legen dann nur noch Ableitungen mit schwacher Stammform Zeugniss dafiir ab, dass diese letztere ur-
§ 120.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
355
spiiinglich auch dort vorhanden gewesen war. Vgl. z. B. gr. A^ja-Tp-t? Tlauberin 3 X^jo-Tp-ixd-; crauberisch5 neben Xrjt'a-twp {-xop-) und Xr,i3-TTjp (-TYjp-) cK.auber', lat. da-tr-i-x neben da-tor (-tor-), mole-tr-ina neben moli-tor {-tor-), umbr. u h - t r - e t i e c auctoritate 3 neben u h - t u r cauctor3, lit. duhr-eU c T6chterchen J po-dukr-a po-dukr-e 'Stieftochter3 (preuss. po-ducr-e) neben duk~te {-ter-) 'Tochter1, preuss. swestr-o aksl. sestr-a neben lit. ses-H (-er-) cSchwesterJ. I n Bezug au£ die urspriingliche Vertheilung der starken Suffixformen darf Folgendes als s i c h e r gelten. 1. Der nom. sg. endigte theils auf -(t)e[r), theils auf -(t)o(r), vgl. gr. Tra-TYjp OO-TYJP lat. pa-ter (I § 655, 4 S. 505), air. a-tliir (I § 657, 6 S. 511), aisl. fa-der fa-dir, lit. duk-te aksl. diisti (ai. pi-ta da-td) und gr. cppa-xiop |XY]tpo-7raxu)p Sio-tcop, lat. sor-or da-tor (I § 655, 4 S. 505), air. siur aus *sues-or (I § 657, 6 S. 511), lit. ses-u (ai. bhra-ta da-ta). 2. Eine Anzahl unserer Stamme hatte im ace. sg. und nom. pi. du. -(t)er-, vgl. gr. 7ia-T£p-a, ahd. fa-ter, lit. duk-ter-i (ai. •pi-tar-am). 3. Es gab loc. sg. auf (-er) -er-i, vgl. gr. Tra-tsp-i (ai. pi-tdr-i da-tdr-i). Ferner halte ich folgende Punkte fur w a h r s c h e i n l i c h . Die Declination aller unserer -(<)er-Stamme war urspriinglich eine einheitliche, nur waT durch Betonungsverschiedenheit der Unterschied zwischen -e- : -e- und '-o- : '-o- gegeben. Gr. TraTY)p Tiarspa : [xr^tpo-TraKop -Tiatopa, dvrjp : avspa : ay-r^ujp -r^vopa u. dgl. wie
356
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
im Gen., vdsunli data 'bonorum dator3). mag
[§ 120.
Letzterer Unterschied
altererbt sein und demnach einst auch im Griech. ge-
waltet haben; dass die participiale Natur unserer nomina agentis, die auch im Iranischen vorliegt, etwas Uraltes war, wird ja durch lat. da-tur-u-s verbiirgt. So mag also diese Betonungsverschiedenheit ruht haben.
einstens auf
verschiedener Satzbetonung be-
Es stand also wahrscheinlich
1. dem -{t)er- im ace. sg. nom. pi. du. -{t)or- gegeniiber, vgl. gr. 3(i)-Top-a eppa-rop-a fop-s? (§ 122), mir. siair, got. bro-par svist-ar ahd. bruo-dar, ai. dd-tdr-am svds-ar-am. 2. Der loc. sg. ging iiberall auf -[t)er-i aus, auch wo daneben -{t)or- in den starken Casus stand, vgl. ai. dd-tar-i (wie dd-tdr-i), svds-ar-i neben dd-tdr-am svds-dr-am; vgl. got. loc. dh-min : ace. ah-man. Entsprechend hatten die durch -I—ie- abgeleiteten Feminina (§ 110 S. 316 f.) urspriinglich wol alle im nom. sg. -ter-i, vgl. gr. su-:ra~Eipa 7ta[i-pjTeipa (zu £u-7taTu>p (ZU 8[Xr(-Tr|p) .
Anm. Dass a l l e -<er-Stamme von Haus aus e i n e Flexionsweise hatten, dafiir spricht auch gr. voc. affl-Tep neben ora-trip, wie T.i-tzp neben za-TT]p.
Bei den nomina agentis mit Suffixbetonung fanden im Ar. und Griech. erhebliche Verschiebungen statt. Im Ai. dd-tir-am statt *'dd-tdr-am nach dd-tdr-am; entsprechend in den andern starken Casus. Im Griech. ging die Form -TTjp vom nom. sg. auf alle Casus fiber: 8o-T?jp-a statt *3o-TEp-a und weiter oo-T-^p-o; statt *3o-xp-6c u. s. f., nur einige TOO. sg. ausgenommen, wie jenes ou>-T£p. Dagegen lebte das -ter- der nomina agentis in dem -teldes Slav. (§ 122 S. 365) fort: nom. pi. ze-tel-e 'Schnitter' = idg. *ghn-ter-es. Unter den Verwandtschaftswortern gewann *bhra-tor- (gr. tppa-xep-a, got. bro-par) bereits, wie es scheint, in der Zeit der idg. Urgemeinschaft Anschluss an die Formen mit -ter- wie *p$-ter-, man bildete auch z. B. ace. *bhrd-ter-m neben *bhrti-tor-ni. Daher im Griech. auch spa-T-rjp eppiTep-e;, im Ai. bhrti-tar-am, im Lat. fra-ter, vielleicht daher auch ahd. ace. bruo-der neben bruo-dar. Dass man damals, als *bhra-ter-m neben *bhrdtor-m aufkam, nicht auch *sueser-m neben *suesor-m (ai. svdsdr-am, lat. sor-or) bildete, lasst sich daraus erklaren, dass dieser letztere Stamm wegen des mangelnden t den Wortern wie *pd-ter- *md-ter- formal ferner stand. Das Avestische, das Westgermanische und das Litauische holten aber bei dem Wort Schwester den naheren Anschluss an die andern Verwandtschaftsworter nach, ace. av. xicanhar-em, ahd. swester, lit. seser-j (vgl. imten).
§ 120-122.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
357
Im Lat. trat der Nominativausgang -{t)br auf alle Casus iiber: rfatbr-em da-tor-is etc., sor-or-em sor-br-is etc. Ganz vereinzelt auch im Griech. -xtup- ausserhalb des nom.: horn. [r^a-Tcup-a fj.-f)a-Tcup-e?. Im Got. war fadar (itaiip-a) nach bropar (tppatop-a) svistar (vgl. eop-e;) geformt, im Ahd. hatten im Beginn der Uberlieferung umgekehrt die e-Formen wie fater muoter iiber die Formen wie bruodar bereits gesiegt. Im Lit. sesu, aber ace. seser-i gen. seser-s u. s. w. mit -er-: hier hatte die Analogie von duk-ter-i (ftuya-Tep-a) dukter-s etc. gewirkt, zugleich vielleicht auch noch der alte loc. sg. auf *-er-i (ai. svusar-i).
Vgl. die im Ganzen gleichartigen Abstufungsverhaltnisse der w-Stamme § 113 S. 322 fF. und das dort in der Anm. Gesagte. 121. Mit der Verschiedenheit der Suffixform hing Ablaut innerhalb der Wurzelsilbe zusammen. *pd-ter- rVater5 ai. duhitdr- etc. cTochter> mit Tiefstufen-, dagegen *ma-ter- cMutter3 mit Hochstufen vocalisation. Vgl. I § 670 S. 538. Ai. us-dr- cFriihlicht3 neben gr. yjpi. loc. ''friihe' aus *au(cs)-Ep- und aptaro-v aus *au(a)-ep- (s. § 122 S. 358). Bei den nomina agentis wurde im Ar. im Allgemeinen die Hochstufengestalt durchgefiihrt und zwar fiir beiderlei Betonung {da-tar- und da-tdr-); ein paar Formverschiedenheiten, wie ai. savye-sthar- cder zur Linken des Wagenlenkers stehende Kampfer3 (sthar- = *-st-tor-) neben stha-tdr- sthd-tar-, av. a-frltar- cSegensprecher1 neben ai. pre-tdr- cWolthater, LiebhaberJ, av. yux-tar- neben ai. yoh-tdr- 'Anschirrer1, av. kere-tarneben ai. kar-tdr- 'Thater', scheinen noch aus der Zeit des unausgeglichenen Ablautes zu stammen. Im Griech. 8o-T7]p : 6u>-Tcop, PO-TTJP : pto-Tiop, vgl. auch Tro-njp -OETTJP ^a-t^p und dep-r^tujp. Aber auch 8w-Tr]p Csux-njp und Ta-tcop (Ta-rcup). Im Lat., wo -ter durch -tor {-tor-) verdrangt war, sta-tor und Sta-tor, da-tor, sa-tor, con-ditor und po-tor umbr. -fertur (ai. bhdr-tar- bhartdr-). Bei in-ventor censor u. a. ist nicht zu entscheiden, ob Tief- oder Hochstufe. Das Partic. lat. da-turu-s u. s. w. nach Maassgabe des part. pf. {da-tu-s). Im Slav. Hochstufe: da-tell, su-detett, bljus-teli, und Tiefstufe: zri-teti. 122. Idg. *daiuer- *daiur- und wol *da{ur- (I § 155 Anm, S. 141) cBruder des Gatten, Sehwager5: ai. devdr-, armen. taigr gen. taiger {g aus u, I § 162 S. 146), gr. Sarjp aus *8aiJrT|p (I§ 96
358
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
[§ 122.
S. 91), lat. levir (gen. levin) fiir *lever durch Association mit vir (vgl. auch I § 369 S. 282), ags. tacor ahd. zeihhur (zu dem e u n d dem lih s. Bugge Paul-Br. Beitr. X I I I 515), lit. gen. sg. devef-s (nom. sg. dever-i-s und demnach im gen. auch dever-es, daneben auch Flexion nach der Analogie der -jo-Stamme; der nom. *de've = ai. deva gr. Savj'p war wol wegen des Geschlechts und wegen deve cGottin3 aufgegeben worden) aksl. dever-i. Ai. n-dr- gr. dv-^p, gen. dvSp-o;, 'Mann', op-(i><}> cMensch3 (Hesych) aus *vp- (I § 204 S. 172), umbr. ner-f ace. 'proceres3 ner-us cproceribus3. Ai. us-dr- 'Friihlicht 3 , gr. ?jpi adv. loc. cfriihe3 aus *vj£p-i *aus-er-i (f/ep-u)-? cfruhe3), daneben Spi-oto-v wol aus *aus-er- (I § 312 S. 252), vgl. auch a-fX~auP°~? cdem Morgen nahe* aup-io-v cmorgenD (aus *aus- oder *aus-) und lit. auszra cMorgenrote3 (§ 74 S. 170). *suesor- *suesr- *suesr- 'Schwester1 (vgl. S. 8 Fussn. 1 und § 120 Anm. S. 356) : ai. svasar- armen. Koir gen. Jeer (I § 560. 561 S. 418 f.), lat. soror und sobr-lnu-s (I § 570 S. 430), air. siur cymr. cJiwaer (aus *chwear-), got. svistar fiir *svisar nach svistr-s etc. (I § 580 S. 435), lit. sesii gen. sesers, aksl. sestr-a (I § 585 S. 441); aus dem Gr. hierher wol lop (Vocat.) • OuYatTjp. dvs<}io? und eop-es"i:pooTjy.ovTes, aoyysvsli; Hesych (s- aus e- I § 564 S. 422) mit Verschiebung der Bedeutung. *p9-ter- 'Vater 3 : ai. pitdr-, armen. Jiair gen. hour, gr. ::aTrjp ([iTj-po-Trattup), lat. pater, air. atJiir, got. fadar. *ma-terc Mutter" : ai. matdr-, armen. mair gen. maur, gr. p-r^p gen. [Z7jTp-oc (der Accent von fi.r]T7;p wol nach dem Voc. |xijTep) (-po[X7JT(op), lat. mater, air. mat/iir, ahd. muoter, lit. woife und mote fWeib, Ehefrau3) aksl. mati. Ai. duJii-tdr- gr. ftoya-T^p (wie ai. dami-tdr- gr. Tcav-8a[j.a-Tu)p, S. 359) armen. dustr (st unklar) got. dauh-tar (urnord. nom. pi. doh-tr-iit wie gr. homer. ftuya-Tp-sc) lit. duk-ii aksl. dusti c Tochter'. *bhra-tor- und jiinger *hJira-ter- cBruder3 (vgl. § 120 Anm. S. 356) : ai. bhrdtar-, armen. eXbair gen. elbaur, gr. epparcup ?paT7jp fMitglied einer epparpta3), lat. frater, air. bratJiir, got. bropar, lit. broter-eli-s fBriiderchen3), aksl. bratr-u (hieraus 4ra£« durch Dissimilation, wie prostu aus *pro-stru, Miklosich Etym. Wtb. S. 321) wie sestr-a.
§ 122.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
359
Nomina agentis (ace. sg. im Ai. iiberall -tar-, gr. -top-, mit Ausnahme von pjaxcop-, und -xv)p-, lat. iiberall -tor-). Ai. puraetdr- Sver vorangeht, Fiihrer3, lat. praetor, W. ei-. Ai. vettarc Kenner 3 , gr. umup Tortup cWissender, Zeuge3, lat. visor in-vlsor, aksl. su-vesteli cMitwisser, Zeuge 3 (e aus idg. oi unurspriinglich), W ueid-. Ai. yok-tdr- av. yux-tar- "Anschirrer3, gr. Ceux-Tijp c Jochriemen 3 £eux-TEip<x 'Verbinderin 3 , lat. junc-tor, W./ewg-. Ai. 5o(/dhar- c wer etwas versteht, kennt3, gr. Treoanjp-10-s cfragend, forschendJ, aksl. bljustel-i "^Wachter3, W- bheudh-. Ai. bhar-tdrbhdr-tar- cTrager, Erhalter, Erniihrer3, lat. in-fertor umbr. a i f e i t u r cinfertor, flamen3. Ai. gdn-tar- V e r geht, kommt3, gr. Pa-~^p "Paiveov, pa8toTix(Je (Hesych), sTu-(3v]T(Dp c Besteiger, Bespringer3, lat. in-ventor, W. »ew-. Ai. han-tdr- Sver schlagt, erschlagt, Morder3, aksl. zq-tel-i 'Schnitter3 , W. glten-. Ai. sqs-tarc wer recitiert3, osk. cens-tur ccensor3, W. kens-. Ai. pak-tdr- Sver kocht, brat, backt3, gr. TrsK-rp-ia c Kochin 3 (spat), lat. coo-tor, W. peg-. Ai. sdttar- Sver sitzt3, lat. ad-sessor, W. serf-. Ai. dha-tdrdha-tar- Sver setzt, Schopfer3, gr. Oe-x^p cder Setzende3 (spat), lat. con-ditor, aksl. su-detel-t cconditor3, W. rfAe-. Ai. siha-tdrc stehend, sich nicht bewegend 3 stha-tar- c Wagenlenker 3 savyesf_har- savya-sthdr- cder zur Linken des Wagenlenkers stehende Kampfer3 d. i. *-st+tar- (vgl. german. *Jir-sti- § 100 S. 280), gr. ata-T7;p ein Gewicht und eine Miinze airo-axaT^p 'Abtriinniger3,
lat. Juppiter Sta-tor, sta-tor ob-stetr-i-x, W. sta-. Ai. pa-tdr- patar- cTrinker3, gr. TTO-TTJP cTrinkgefass, Becher3 otvo-iroTy)p c Weintrinker 3 , lat. po-tor. Gr. aVtuip cFiihrer3 lit-axTTjp V e r auf Fang ausgeht, Jager3, lat. ac-tor ac-tr-i-x, W- ag-. Av. zba-tar- c Lobredner3, av. zva-tel-l cRufer3. Ai. jha-tdr- c Kenner, Bekannter 3 , gr. yvwoT^p 'Zeuge fiir die Richtigkeit einer Angabe3 (-0- durch Neubildung, wie in yvwoTtJ-s neben yvw-To'-?), lat. no-tor, aksl. zna-tel-i cWissender3. Ai. dami-tdr- cBezahmer3, gr. 7rav-8ajj.a-T(op cAllbezwinger3, lat. domi-tor. Ai. Jani-tdr- gr. -j-svs-rrjp yevs-Twp lat. geni-tor c Erzeuger3, lat. gene-tr-l-x. A r i s c h . Ai. dev-dr-, ai. n-dr- av. w-ar- cMann3, ai. us-dr-, ai. s«as-ar- av. xwarah-ar- cSchwester3 (§ 120 S. 356), s. 0. S. 357 f.
360
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
[§ 122.
Indische Neubildung ndriand-ar- c des Mannes Schwester3, vgl. nand-ini- dass. Hierher vielleicht auch av. dtar- (ace. atar-em, nom. Neubildung atari.) m. 'Feuer 3 ; t fur urar. th, wie ai. dtharvan- und av. apravan- zeigen. Ai. pi-tdr- av.pi-tar- p-tar- (I § 473, 2 S. 350 f.) apers.^n'-tar(gen. pisa, I § 261 S. 215) cVater3, ai. ma-tdr- av. apers. ma-tarc Mutter3, ai. duhi-tdr- av. dugedar- duyctar- cTochter3, ai. bhratar- av. apers. bra-tar- c Bruder', s. o. S. 358. Ai. Jdmatar- av. zamatar- c Tochtermann 3 . In urar. Zeit schloss sich napat- napt- c Naehkomme, Enkel 3 (§ 123) den Verwandtschaftswortern an, zuerst in den schwachen Casus: ai. ndptar- av. naptar- (vgl. cech. netiS. 365), doch bildete man ace. sg. ai. ndptaram av. naptarem, wie svdsaram. Ai. gen. pdtyur c manti 3 nach pitur (s. Wackernagel Kuhn's Ztschr. X X V 290). Anm. Mit dem § 114 Anm. 1 S. 327 f. und § 117 Amn. 2 S. 347 erwahnten Ubertritt von Nominativen auf -a und -ma in die a-Declination vergleicht sich, dass im Prakrit duhida 'Tocliter' und mada cMutter' nach Art der a-Stamme flectiert wurden. In ahnlicher Weise wird im Lit. in-ti c des Bruders Frau', mundartlich auch das neben sesu stehende sese 'Schwester' wie ein e-Stamm decliniert.
Die nomina agentis vvaren sehr productiv. Ai. upa-Metdr'Anhanger3, av. xsae-tar- cHerrscher3. Ai. Je-tar- cSieger3. Av. vi-itaetar- cUmherschauer, Spaher3. Ai. sri-tar- cH6reT3, av. sraopr-l- f. cErhorerin3. Ai. ho-tar- av. zao-tar- cOberpriester3. Ai. sto-tdr- av. stao-tar- "Xobsanger3. jos-tdr- jbs-tar- cder Liebende, Hegende 3 apers. daus-tar- c Freund 3 : vgl. gr. fsoa-Tr]p-i.o-v c Werkzeug zum Kosten, Becher', W. geus-. Ai. vodhar- cwer fahrt, Zugpferd3 av. vas-tar- c Zugthier3 (1 § 482 S. 358): lat. vec-tor, W. uegh-. Ai. han-tdr- V e r schlagt, ersdhlagt, Morder3 &\.jan-tarc Erleger, Todter3 apers. jatar- (lies jantar-) c Erleger, Feind 3 : aksl. ZQ-tel-i, s. o. S. 359. Ai. bhar-tdr- blidr-tar- av. bare-tarbasar- bere-tar- cTrager, Erhalter 3 (vgl. § 120 S. 355): lat. in-fertor, s. o. S. 359. Ai. dhar-tdr- cTrager, Erhalter3, av. dere-tar- cHalteT3. Ai. kar-tdr- kdr-tar- av. kere-tar- cThater3. Ai. dras-tdr- 'wer sieht3, W. derk-. Av. hare-tar- c Hiiter, Schiitzer3. Ai. sdttar- Mer Sitzende3, av. aiwi-sastar- cwer sitzt3 : lat. ad-sessor-, s. o. S. 359.
§ 122.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
361
Ai. ddgdhar- cVerbrenner3, W. dhegh-. Ai. dhd-tdr- dha-tarav. da-tar- Ver setzt, Schopfer3: gr. &s-t7jp etc., s. o. S. 359. Ai. ma-tar- cMesser, metitor3, apers. fra-mdtar- cGebieter3, W. me-. Ai. da-tar- da-tar- av. da-tar- cGeber3: gr. So-xyjp 8
362
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
[§ 122.
ace. sg. da-t'f (ved. auch -tur, s. I § 285 S. 230), pi. -trni etc. Vgl. Lanman Noun-Infl. p. 421 sqq. A r m e n i s c h . Nur Verwandtschaftsworter, die alle bereits genannt wurden: taigr 'Schwager3, Koir 'Schwester3, hair cVater3, mair 'Mutter 3 , dustr 'Tochter 3 , elbair cBruder3, s. o. S. 357 f. G r i e c h i s c h . Soujp cSchwager3, dvTjp cMann3, yjpi 'friihe3, lop-s? • TtpooYjxovtss, s. o. S. 357 f. ayjp, gen. asp-o;, f. m. cLufV, lesb. auTjp, daneben aupa cLuft3. aHHjp, gen. at&sp-o?, f. m. 'Ather', daneben ai&pa. Tia-TTjp cVater3, fi-rj-17]? 'Mutter3, dofa-njp 'Tochter3,
Nomina agentis mit -xrjp-, -Top-, eine productive Bildung. toTtopi'aTojp'Wissender, Zeuge3, iiri-iatcop 'Mitwissender 3 : ai. vettaretc, s. o. S. 359.
§ 122.]
Die Nominalsuffixe -er- und -ten-.
363
Mager3 (&Y)pau>), x TYJP 'Steuermann 3 (xojiispvau)), auX7j-Trjp cFlotenblaser3 fern. auX?]Tp-i? (auXscu), xoojiTpTujp cBefehlshaber3 (xoa|AEu>), [ua&u>-Tp-ia c Kupplerin 3 ([uodda>). XTJIOTTJP XTjt'atwp 'Plunderer, Rauber 3 (XTJIc 3 c COJAOU). OTjjxav-Twp Gebieter (oT)[i.aivu>). cpoXax-Trjp Wachter (cpoXdiaau) aus *-ax-ito). uav-8a[xa-T(op, yevs-TT/p -(svs-Twp, s. o. S. 359. dX-e-Tp-i? 'Miilleiin' : aX- aus ml- ? vgl. lat. mol-i-tor. Mit -Tu>p- nur [i.r|O-Twp, homer, ace. -Ttop-a, c Ratgeber (aber Eigenname Mijoxop-a), zu [ATjO-ojiai. I t a l i s c h . Lat. ZemV volksetymologisch umgestaltet, s. o. S. 357 f. Umbr. ner-f cproceres5, s. o. S. 358. Lat. soror aus *siiesor, s. o. S. 358. Lat. pa-ter umbr. I u - p a t e r c Juppiter J I u v e p a t r e c Jovi 3 patri osk. p a t i r "^pater3 p a t e r e i 'patri 1 (I § 627 S. 473) marruc. patres 'patris1, lat. ma-ter umbr. matrer c matris' osk. m a a t r e i s "^matris3, lat. fra-ter umbr. f r a t e r 'fratres3 fratrom 'fratrum3, s. o. S. 358. Lat. ven-ter. In der Kategorie der nomina agentis war wol bereits im Uiitalischen -tor- durchgedrungen, nur Ableitungen zeigen noch -tr-. Die Bildung scheint in alien Mundarten eine lebendige gewesen zu sein. Lat. in-fertor, umbr. a f - f e r t u r cinfertor, flamen3 ace. arsferturo dat. -ferture : ai. bhar-tdr-, s. o. S. 359. Lat. e-versor, osk. /spaopsi (o lang zu lesen) c*Versori, TpoTiaiu)5, W. uert-. censor (vgl. § 79 Anm. 2 S. 217), osk. censtur k e e n z s t u r (zum zs s. I § 209 S. 178) 'censor3 : ai. tqs-tar-, s. o. S. 359. Lat. inspector, umbr. s p e t u r e 'spectori3 speturie dat. "spectoriae3 : av. spas-tar- cWachter3, W.spek-. Lat. auc-tor, umbr. u h t u r cauctor3 u h t u r u "auctorem3 u h t r e t i e "auctoritate3. Osk. e m b r a t u r c imperator3, r e g a t u r e i crectori3. Lat. pis-tor pins-tor pls-tr-l-x : ai. pes-tar- cZerreiber, Zermalmer3. flc-tor. vlc-tor. due-tor, us-tor. de-sertor. tor tor aus *torc-tor, zu torqued, com-mentor : ai. man-tar- 'Denker3, gr. Msv-Tu>p. W. men-, tex-tor : ai. tds-tar- c Werkmeister, Zimmermann3, W. teks-. esor estr-l-x : ai. attar- cEsser3, gr. wixrpxrft cRohes
364
Die Nominalsuffixe -er- und -ter-.
[§ 122.
essendc (spat) viptsipa f. cfastend3 (spat), messor. cor-rector. raptor, can-tor, al-tor. oc-cisor, zu caedo. su-tor. spre-tor. impletor. vie-tor. Jla-tor. cura-tor, bella-tor; fi?ii-tor. Lat. domi-tor. geni-tor, s. o. S. 359. meri-tor-iu-s mere-trl-x. debi-tor. moli-tor. moni-tor. Der Zusammenhang der lat. Participia auf -turu-s, wie da-turu-s, mit unsern nomina agentis ist nicht abzuleugnen, das u aber ist unklar (I § 89 S. 85). Altirisch. Nur die Verwandtschaftsnamen blieben. siur, ace. mir. siair, 'Schwester3, s. o. S. 358; durch Einfluss der Verwandtschaftsworter mit -ter- entstanden die Formen gen. sethar ace. sethir dat. pi. sethraib. athir 'Vater3, mathir 'Mutter1, brathir Cruder3, s. o. S. 358. Im Suffix hatte sich den Verwandtschaftswortern angeschlossen mcymr. ewi-thr acorn, eui-ter cOnkel', vgl. lat. avun-culu-s. Germanisch. Got. svist-ar ahd. swest-er 'Schwester3, s. o. S. 358. Got. fa-dar dauh-tar bro-par ahd. fater muoter tohter bruoder, s. o. S. 358. Ihnen gesellte sich im Ahd., wie es scheint, swiger, gen. swiger, cSchwiegermutter' (ai. svasru-) bei. Im Got. erzeugten -tru-m (aus *-t£-mi) im dat. pi. und -tr-uns (aus *-tr-ns) im ace. pi. die Form des nom. pi. auf -trjus, wie broprjus, nach der w-Declination. Im Ahd. wurden die Verwandtschaftsworter auch als o-, beziehungsweise als a-Stamme — je nach der Geschlechtsverschiedenheit — decliniert, die Fem. nur im Plural und erst spat. So gen. sg. fateres neben fater, pi. nur fatera, pi. tohtera neben tohter. Von den nomina agentis nur unsichere Reste. Ags. bcecestre 'Backerin3 u. dgl. s. § 110 S. 316 f. Ags. bealdor aisl. baldr 'Fiirst1, ahd. smeidar cartifex3, s. Kluge Nominale Stammbildungsl. §30. Ahd. friu-dil fri-dol 'Geliebter1 aisl. fri-dill cconcubinus3 : aksl. prija-tel-i cFreundD av. a-fritar- cSegensprecher3 ai. pre-tar- cWolthater, Liebhaber3; / miisste hier, wie im slav. -tel-i, durch Dissimilation entstanden sein, vgl. murmulon u. a. I § 277 S. 223, es machen aber auch die Vocalverhaltnisse in der Wurzelsilbe Schwierigkeit (vgl. Brate Bezzenb. Beitr. XI 187).
§ 122—123.]
Die Nominalsuffixe -er-, -ter- und die auf -t.
365
Baltisch-Slavisch. Lit.dever-i-s gen.devef-s aksl.dever-i 'SchwageT3, lit. sesit gen. sesef-s, auch nom. sese mit Anlehnung an mote etc. (vgl. Anm. S. 360), aksl. sestr-a cSchwester3, s. o. S. 357 f. Lit. mo-te und mo-te cWeib, Ehefrau3 aksl. ma-ti 'Mutter3, lit. duh-te aksl. dusti cTochter3, lit. bro-ter-eli-s cBriiderchen3 aksl. bra-tr-u bra-tit Cruder', s. o. S. 358. Lit. in-te (gen. in-te's) cdes Bruders Frau3 (aksl. Je-tr-y wie svehry) : ai. ya-tar- etc., s. o. S. 362; auf einer Vermischung mit genti-s cein Verwandter, eine Verwandte3 beruht die Form genie gen. gentef-s oder gentes ldes Mannes Bruders Frau3. Im Cechischen gesellte sich neti f. ^ichte 3 ( = ai. napt-i) den Verwandtschaftswortern in der Flexion bei, mit in Folge des gleichen Auslauts des nom. sg. : gen. neter-e, wie matef-e; vgl. ai. ndptar- S. 360. Die Kategorie der nomina agentis nur im Slav., wo sie productiv war. Im Lit. wurden sie ersetzt durch die auf -toji-s = aksl. -taji, wie ar-toji-s = aksl. ra-taji ora-taji caratorJ; iiber lit. -Me s. I § 281 Anm. 1 S. 226. Slav, -tel- entstand durch Dissimilation aus -ter-, s. I § 281 S. 226. Uneiweitertes -telnoch im nom. gen. instr. pi., -tel-e, -tel-ii, -tel-y (die beiden letzten Formen konnen allerdings auch als o-Decl. angesehen werden), sonst -tel-je-. su-vesteli cMitwisser, Zeuge5, bljusteli c Wachter3, ze-teli cSchnitter3, su-deteli "conditor3, zva-teli cRufer3, zna-teli cWissender3, s. o. S. 359. da-teli cGeber, s. o. S. 361. prija-teli 'Freund3, s. o. S. 364. zri-teli cOpferer, Priester3. vlasteli cGebieter3 (vladq cgebiete, herrsche3), zi-telt cBewohner3, delateli cArbeiter3. su-birateU 'Sammler3. ume-teli cVerstehender\ su-ve'deteli 'Mitwisser, Zeuge3. prosi-teU cBettler3. goni-tell cVerfolger3. -iteli wurde als einheitliches Suffix weitergetragen: z. B. po-dad-iteli cVerleiher, Gewahrer3, po-greb-iteli cBeerdiger\ VII. Suffixe auf -t. 1
123. Suffix -t- ). War in der Zeit der idg. Urgemeinschaft primares Suffix, am haufigsten, worauf sein Ge1) De S a u s s u r e Le suffixe -t-, Memoires de la Soc. de lingu. I l l 197ff.
366
Nominalsuffix -t-.
[§ 123.
brauch im Ind., Griech. und Lat. hindeutet, in Schlussgliedern von Composita, welche die Geltung eines gewohnlich activen Paiticips (adjectivisch oder substantivieit) hatten. In dieser Weise zeigt sich aber -t- nur bei Wurzeln, welche auf Vocale. Liquidae und Nasale endigen, wie ei-, dhe-, bher-, ghen-. Ai. arthet- (artha-i-t-) cemsig, eilig3, lat. comes St. com-i-t- (eigentl. 'Mitgehender 3 ), W. ei-. Av. fratema-da-t'Erstgesetzter, Vorgesetzter, Fiirst3, gr. Orjc, gen. &rri-c;?, 'Lohnarbeiter 3 , W. dhe. Av. praoto-sta-t- c in Fliissen beflndlich3, lat. anti-sti-t-, W. sta-. Hierher *nepot- *nept- (ai. ndpat 'Abkommling, Enkel 3 instr. nadbhis dM.s*nabd-bhis, lat. nepos, ma.nice, gen. niath, 'Schwestersohn3, ahd. nefo 'Neffe, Verwandter 3 got. nip-ji-s 'Vetter, Verwandter 3 aisl. nid-r "Abkommling3, aksl. net-iji 'Neffe, Vetter3, s. I § 527 Anm. 1 S. 384, § 545 S. 400), wenn es zur W. von *pd-ter- c Vater 3 gehort und seine urspriingliche Bedeutung war: nicht (vaterlichen) Schutz habend, der Familie des Onkels oder des Grossvaters zugetheilt, daher cNeffe3 und c Enkel 3 , s. E. Leumann 'Festgruss an Otto von Bohtlingk 3 1888 S. 77 f. Weiter *noq~t- c Nacht 3 (neben *noq-ti~, vgl. Suffix -tdtineben -tat- § 102 S. 290): ai. nak-t- (Gaedicke Der Ace. im Veda 177, B. Kahle Zur Entwicklung der consonant. Decl. im Germ. 32 f,), gr. vu£ vux-T-d?, lat. nox (bildete auch e'-Casus), air. in-nocht ( hac nocte3, got. gen. nah-t-s dat. nah-t, alit. gen. pi. nak-t-u. Ferner einige Zahlsubstantiva (mit Nebenformen auf -ti-, s. § 101 S. 288 £). *dekm-t- 'Decade 3 : ai. daUt-, gr. Ssxac gen. Sixao-o? (zum 8 s. S. 368), lit. pi. deszimt-s aksl. pi. desqt-e. Hiernach ?d. pane at- gr. 7rs|xmx; TOVTO? 'Fiinfzahl 3 (I § 427a S. 315) neben ai. pdnca gr. TISVTS cfiinf3, u. a. Endlich eine Anzahl von Nomina mit einem kurzen Vocal zwischen der Wurzel und -t- in verschiedenen Sprachzweigen, wie ai. sravdt- f. 'Fluss 3 , lat. teges, gen. teget-is, f. cDecke3, got. mitap-s, St. mitad-, f. 'Maass5, ai. vaghdt- 'betend 3 , gr. dpYEtglanzend3, lat. teres, gen. teret-is, 'gedreht, gedrechselt, rund, lang3. Keines dieser Nomina erseheint in mehreren Sprachen zugleich. Dennoch mochte man sie aus gemeinsamer Quelle herleiten.
§ 123.]
Nominalsuffix -t-.
367
In mehieren Sprachzweigen, namentlich im Ar., erhielt unser -t- dadurch grossere Verbreitung, dass weiterbildende Sufiixe mit ihm zu einer Einheit verwuchsen und diess einheitliche Suffix productiv wurde, z. B. ai. -t-nu-. A r i s c h . Ai. artket-, av. fratema-dat-praoto-stat-, s. o. S. 36G. c 3 Ai. vilva-ji-t- alles durch Sieg erlangend , av. isasem-ji-t- cden Wunsch besiegend, unterdriickend 3 . Ai. deva-stu-t- 'die Gotter preisend3, av. ahum-stu-t- cdie Welt preisend3. Ai. deva-lru-tVon den Gottern gehort, ihnen horbar3. Ai. vajra-bhr-t- cden Donnerkeil tragend3, av. as-bere-t- Viel aushaltend' a-bere-tc dei HerbeischafFende3 (Bezeichnung eines Priestergehilfen). Ai. su-kr-t- c gut handelnd3, av. yas-kere-t- cGeschafte verrichtend3 . Av. taxmaret- {taxma-are-t-) cstark andringend 3 . Ai. adhva-ga-tc unterwegs befindlich, Reisender3, W. gem-. Weniger oft uncomponiert. Ai. ri-t- crinnend3, hru-t- 'Schadiger, Feind3, av. stu-t- cLobpreiser3. Ferner im Ar. solche -^-Stamme als Abstracta femininen Geschlechts : ai. sam-i-t- cfeindliches Zusammentreffen3, ni-yii-t- 'Gespann3, stu-t- c Preis, Lied3, v'r-tc Begleitung, Gefolge, Heer3, av. xsnu-t- 'Weisheit 3 . Uber ai. ndpat- ndpt- c Abkommling, Enkel 3 av. napat- napt- (fem. ai. napt-i- av. napt-t-) s. o. S. 366, iiber ai. ndptar- av. naptar§ 122 S. 360. Auf Weiterbildung dieses ^-Suffixes beruhten die Suffixe -tya-, wie ai. krtya-s cfaciendus3 § 63 S. 117, -tnu-, wie ai. hrtnu-s cthatig3 § 106 S. 301 f., -tvan-, wie ai. krtvan- c bewiikend 3 § 116 S. 342. Vgl. auch ai. mr-t-yu-s cTod3 § 105 S. 300. Ai. nak-t- cNacht3, s. o. S. 366., Ai. daldt- 'Zehnzahl 3 pancdt"Fiinfzahl3, s. o. S. 366. Etliche ai. Nomina auf -at—it-, sravdt- f. cFluss3. vahdtf. 'Strom3, salcdt- f. 'Stockung, Hemmniss3. vehdt- f. c Kuh, die zu verwerfen pflegt3. vaghdt- cbetend, Beter3. sarit- f. cFluss, Bach3. yosit- f. cMadchen, Jungfrau 3 . harit- cfalb3. Dazu eines auf -ut-, marut- Name von Sturmgottern. G r i e c h i s c h . Or,:, gen. %rrx-6c, cLohnarbeiter5, s o. S. 366. -XuK, gen. Tdto-T-dc, cSchwimmer3 Name eines Fisches. (ojio-ppco?, gen. -j3pui-T-Q?, crohes Fleisch veizehrend 3 (W. ger-, vgl. I § 306
368
Nominalsuffix -t-.
[§ 123.
S. 244). a-YVio;, gen. -YVU>-T-OC, c ungekannt, nicht kennend 3 . TrpopX^s, gen. -f&YJ-x-oc, cvorgeworfen, vorspringend, hervorragend3. 8opt-xp)«, gen. -X|J.7]-T-OC, cspeerbediangt3. vo£, gen. VOX-T-O'?, 'Nacht'/s. o. S. 366. 8sxa?, Ttsfj-Tta? irsvia?, s. o. S. 366. So auch iirxa? 'Siebenzahl3 Gf. *septm-t-, svvsa? 'Neunzahl 3 , 8oa?, tpia? (mit diesem Worte ist lat. trims, gen. trient-is, nicht zusammenzubringen), ££<*<; u. a. Von dem - 8 - dieser Formen war schon 1 § 238 S. 202, § 469,7 S. 348 die Rede. In dem uridg. Paradigma (*dekmt- *septmtu. s. w.) wechselten t und d, z. B. dat. *dekrnt-ai, instr. *dekmdbhi[s). Es fragt sich wol nur, ob daher durch Verallgemeinerung das gr. -8-, oder ob erst auf griechischem Boden die Ausgange -a? -aai, die auch diejenigen der urspriinglichen c?-Stamme (§ 128) waren, zum Ubertritt in die Analogie dieser Stamme Anlass gaben. Das letztere diinkt mich jetzt das wahrscheinlichere. Vgl. AaTay- § 130 Anm. dpy-sT- und ap-y-vJT- cgla.nzend'; vielleicht urspriinglich nom. -et, gen. -et-os u. s. w. (vgl. unten ags. hcele 'Held 3 aus urgerm. *%alep). v.ikr^, gen. -TJT-OC, m. Tlenner, Rennpferd5, iyrrfi m. cder Besitzende3, AS,3T|? m. cKessel, Becken 3 . Italisch. Lat. com-es, anti-stes, nepos (gen. nepot-is etc., die schwache Stammform in nept-i-s), s. o. S. 366. sacerdos, gen. -dot-is, aus *sdcro-do-t- I § 633 S. 475, wobei zu bedenken, dass -do-t- nicht bloss bei W. do-, sondern auch bei W. dhe- (vgl. gr. 0
§ 123.]
Nominalsuffix -t-.
369
diese den griech. Denominativa wie [TITIO-TO (eques) dyjid-TT]-; (§ 80 S. 226). Mir scheint, es fand im Lat. zwischen £a-Stammen und Composita mit -i-t'gehend' (s. o. com-i-t-), nachdem die dem -t- vorausgehenden Vocale zusammengefallen waren, eine Vermischung statt. Die Composita zogen die te-Stamme in ihre consonantische Declination heruber; dabei war volksetymologisehe Umdeutung mit im Spiele. Ob aber a l l e jene Formen eques etc. von Anfang fe-Stamme waren, bleibt zweifelhaft. Von ein paar, wie ped-it-, kann man reeht wol annehmen, dass sie sogleich, wie com-es, als Zusammensetzungen mit -i-t- 'gehend' ins Leben getreten waren.
A l t i r i s e h . nice, gen. niath, (mir.) cSchwestersohn3, in~nocht hac nocte3, s. o. S. 366. Mit -et- : ring-, gen. ringed, "Held, Krieger 3 gall. Cinges -etis Cinget-o-rix, traig cFuss3, cin cSchuld3, luch cMaus3. Vgl. noch gall. ace. pi. Namnet-as, ferner auch mit a Atrehat-es (zu air. atreba d. i. ad-treba cpossidet, habitat3) sowie die ir. ascad(nom. ascae) c Nebenbuhler, Feind 3 arad- 'Wagenlenker 3 , deren urspriingliche Suffixgestalt schwer zu bestimraen ist. G e r m a n i s c h . Ahd. nefo cNeffe' aus *nefo[d), war zur nDeclination iibergetreten : ai. ndpat etc., s. o. S. 366; ahd. nift c neptis, privigna3 = ai. napt-i. Gen. sg. got. nah-t-s ahd. nah-t-es, dat. got. ahd. nah-t etc. (nom. got. naht-s ahd. naht cNacht3) : ai. ndk-t- etc., s. o. S. 366. Das Wort folgte im Germ, in den verschiedenen Casus verschiedenen Declinationen. c
Anm. 2. Wie naht-s, so zeigen auch die Feminina got. vaih-t-s 'Sache' brus-t-s 'Brust' consonantische Casus, ebenso spaurp-s (spaur-d-) 'Rennbahn' dulp-s [dul-p-] 'Fest'. Die beiden letzten waren, falls ihre consonantische Flexion altuberkommen ist, den ai. Fem. wie vr-t- stu-t-, s. S. 367, an die Seite zu stellen.
Nomina mit Vocal vor -t- (urgerm. -p- und --, je nach dem Wortaccent), welche die alte consonantische Declination in grosserem oder geringerem Umfange verliessen. Got. mitap-s (St. mitad-) f. cMaass:>; neben andd. metod aisl. mjqtutf-r m. c Messer, Ordner, Bildner, Schopfer3. Ahd. helid ags. heeled (auch hcele als alter asigmatischer Nom., aus *%alep) aisl. hqld-r Held 3 . Ahd. hehhit c Hecht 3 , sceffid cSchopferJ, leitid c Rihrer 3 . Im Noidischen war diese Bildung (nomina agentis) productiv : z. B. hatud-r hqtuct-r cHasser3, skapad-r 'Schopfer3, framict-r cgestor, tributor, dator3. Bmgmann, Grundriss. II.
24
370
Die Nominalsuffixe -t-, -tat-, -tut- und -nt-.
[§ 123—125.
Got. menop-s (dat. menop, pi. nom. ace. menop-s) ahd. manod aisl. manad-r (pi. manad-r) m. cMonat5. Aus der Nominativform *meno(p) entstand got. wzewa ahd. mano, wozu danh wCasus entwickelt wurden wie bei we/b. Wie hier -t- Secundarsuffix war, so auch in got. veitvop-s (veitvod-) m. 'Zeuge3, das uns noch in § 176 beschaftigen wird. Baltisch-Slavisch. Der lit. nom. sg. menu (gen. menesio) kann mit ahd. mano auf *menot zuriickgefiihrt werden. Lit. pi. deszimt-s aksl. deset-e, s. o. S. 366. Anm. 3. Die slav. Masc. lakuti 'Ellenbogen, Elle', nogutl 'unguis', pecafi 'Petschaft' bildeten Casus nach der consonantischen Decl., z. B. gen. pi. lahut-u nom.pl. pecat-e. Ein secundarer Ubertritt zu dieser Flexionsweise ?
124. Die Suffixe -tat- und -tut- bildeten Abstraeta gen. fern, von Adj. und Subst. und hatten seit uridg. Zeit -tatiund -tuti- neben sich. Sie sind in § 102 S. 290 ff. behandelt. 125. Suffix -nt-1). Dieses Suffix bildete seit der idg. Urzeit alle activen Participia mit Ausnahme des part. perf. (§136). Es blieb in den meisten Sprachzweigen bis auf den heutigen Tag in dieser Function lebendig. w<-Participia wurden iiberall, in den einen SpTachen haufiger, in den andern seltener, zu rein nominaler Natur iibergefiihrt. Es entstanden theils reine Adjectiva (mit Comparativ und SupeTlativ), wie nhd. reizend, theils Substantiva, wie nhd. freund. Diese Verschiebung des Redetheilcharakters konnte auf jeder Stufe der idg. Sprachentwicklung geschehen. So hatte sich z. B. die Substantivierung von nhd. zahn (lat. dens) in uridg. Zeit, die von freund (got. frijond-s) in der urgerm., die von heiland (ags. hwlend) in der urwestgerm., die von der vorsitzende \) H. E b e l Das Suffix -ant und Verwandtes, Kuhn's Ztschr. IV 321 ff. M. B r e a l Origine du suffixe participial ant, Mem. de la Soc. de lingu. II ISSff. F. B a u d r y L e i du suffixe participial ant, ebend. 393 ff. O. Bechs t e i n De nominibus Latinis suffixorum ent- et mino- ope formatis, Curtius' Stud. VIII 335 sqq. [Chr. B a r t h o l o m a e ' s soeben erschienenen Aufsatz Die ar. Flexion der Adjektiva und Partizipia auf nt-, Kuhn's Ztschr. XXIX 487 ff., habe ich nicht mehr durcharbeiten und fur die folgenden Abschnitte verwerten konnen, sehe aber bei fluchtigem Durchblattem zu meiner Freude, dass wir in einigen Hauptpunkten zusammengetroffen sind.]
§ 125.] (ahd. furi-sizzando) Vgl. § 144.
Nominalsuffix -nt-.
371
in der hd. Entwicklungsperiode vollzogen.
-nt- trat theils unmittelbar an die Wurzelsilbe an, z. I). *s-nt- c seiend' W. es- (ai. s-dnt- s-at-), theils an chaiakterisieite Tempusstamme, z. B. praes. *qi-nu-nt- W. qei- (ai. cinv-dnt- ci-nv-at-), *rud-6-nt- W. reud- (ai. rud-d-nt-), *bheudho-nt- W. bheudh- (ai. bidh-a-nt-), fut. *dd-sio-nt- W. do- (ai. Anm. 1. Eine glaubwiirdige Hypothese ist, dass die 3. pi. auf -nti und -nt (*rudo-nti = ai. rudd-nti *e rudo-nt = ai. a-rudan, vgl. lat. rudu-nt) nichts anderes als der blosse Stamm unserer Participialbildung sei, der zum Theil durch -i erweitert wurde nach der Analogie der 3. sg. auf -ti neben -t u. a. Dann war wol die 3. pi. perf. (gr. XeXoYX-aot -aat, got. vit-un) urspriinglich nicht mit dem wi-Suffix gebildet, wie dieses ja auch im Ar. in diesem Tempus nicht erscheint. Die Abstufungsveihaltnisse sind im grossen Ganzen klar: Bei den Participia, denen Verbalstamme ohne den thematischen Vocal zu Grande lagen, wechselten urspriinglich -ntund -%t-, wie ai. sg. ace. s-dnt-am ci-nv-dnt-am gen. s-at-ds ci-nv-at-ds pi. loc. s-dt-su d-nv-dt-su (fiir *s-at-su *ci-nv-at-su), vgl. I § 226 S. 195, § 230 S. 198 etc. Anderseits bei themavocalischen Stammen -6-nt- und -gt-, wie ai. rudd-nt-am rudat-ds ruddt-su (fiir *rudat-su) gr. /ioo-v--a */iSax-o? */i8ar-ai (ersetzt durch /LBO'VTO? und /iSovoi /tSoooi). -o-nt- und -%t- sind als uridg. gesichert. Einigermaassen zweifelhaft bleibt aber, ob das Paradigma auch -e-nt- hatte. Der nom. sg. endigte theils auf -o-nt-s (und eventuell -e-nt-s?), theils auf -on (gr. cplpwv aksl. bery; -t war nicht abgefallen, vgl. I-j-vov aus *s-yv(o-vT I § 611 S. 463). Anm. 2. Auf -e-nt- neben -o-nt- und -nt- weist namentlich mhd. zint aisl. tind-r cZacke, Zinke' = *d-e-nt- neben *d-o-nt- (ahd. zan, gr. 65OTT- U. S. W.) und *d-nt- (got. turip-). Man kann mit B. Kahle Zur Entw. der conson. Decl. 13 annehmen, der loc. sg. sei ursprunglich *dent(i) gewesen, vgl. loc. sg. -en{-i) -men{-i) § 113 S. 323 und -{t)er-i § 120 S. 355 f. Eine andere Moglichkeit ware diese. Es bestand dereinst *rud-e-nt- neben *bheudh-o-nt-, *d-e-nt- neben *'-d-o-nt-, wie epp-ev-e; neben a-spp-ov-s; § 113 S. 323 und m-r£p-e« neben tfpa-Top-e; jjnrjTpo-7:nTop-e4 §120 S. 355; dabei konnte auch hier im loc. sg. die e-Form {*dent(-i\) in be id en Fallen ublich gewesen sein. Die Paradigmata der einzelnen Sprachen erklarten 24*
372
Nominalsufflx -»<-.
[§ 125—126.
sich auf diesem letzteren Wege einfach. Hervorgehoben sei dabei, dass man dann fur Participia wie lat. rudens rudentis etc. eine analogische Ausgleichung verschiedener Stammgestalten anzunehmen nicht notig hatte. Denn rudent- kann lautgesetzlich sowol *rudent- als auch *rudnt- sein.
126. Idg. Paiticipia. *bher-o-nt- *bher-nt-, zu *bher-e-ti c
3
fert : ai. bhdrant- bhdrat-, gr. cpspcuv (-ovi-), lat. ferens {-ent-), got. bairand-s {-and-), aksl. bery (*-qt-). *dorkeio-nt-, zum Causativ *dorkeie-ti lasst sehen3, W. derh- : ai. darsdyant- csehen lassend3 got. ga-tarhjand-s causzeichnend3; ai. tydjdyant- 'einen etwas verlassen heissend3 gr. ao|3su>v c schnell entfernend, verscheuchend 3 ; ai. nasdyant- Verschwinden machend, zerstorend1 lat. nocens aus *noceient- (indie, noceo). *rud-6-nt- J) *rud-%t-, zu *rud-e-ti c jammert, heult 3 : ai. ruddnt- rudat- lat. rudens {-ent-); ai. viddnt- cfindend3 gr. i8d>v 'erblickend 3 got. vitand-s Vissend'; ai. girdnt- aksl. ziry Verschlingend 1 gGf. *grr-6-nt-, W. ger-; ai. krntdnt- 'abschneidend 3 lit. krintqs {-ant-) cabfallend'. *db-sio-nt-, zu *do-sie-ti fut. Svird geben 3 : ai. dasydntlit. diises {-ent-). *ue-nt- (wol in alien Casus diese Stammform; zu ar. vat- in den schwachen Casus s. § 110 S. 317), zu *ue-ti Sveht3 (ohne Abstufung) : ai. vd-nt-, gr. aei? a(/)svt- aus *aj-r,VT-; hierzu mit Erweiterung durch -o- lat. vent-u-s und got. vind-s 'Wind'. *sta-nt- *sto-nt-, zu *sta-t[i) (lat. sta-t, ai. d-stha-t gr. e'-onr)) : ai. stha-nt-, gr. ora? (aravr- kann lautgesetzlich beide Stammformen zugleich vertreten), lat. stans {stant- wie im Griech.); *db-nt- *da-nt-, zu *dd-t{i) (lat. dat fiir *do-t, ai. d-da-t): gr. Sou? (SOVT- aus *8CU-VT- und fiir *O<X-VT-, s. I § 109 S. 103), lat. dans {da-nt- = *ds-nt-). In den folgenden Fallen schloss der Tempusstamm consonantisch. *s-nt- *s-nt-, zu *es-ti cist5: ai. s-dnt- s-at-, gr. nur noch *s-nt- in fem. dor. eaooa d. i. *s(o)-aT-ia § 110 S. 317 (sonst Neubildungen, wie dor. IVT-S? ion. s&'vT-e; att. OVT-S;), lat. prae-sens {-sent-), preuss. emprlki-sins 'gegenwartig 3 (dat. -sentismu). *de-d-nt- *dhe-dh-nt- {-nt- wol in alien Casus), zu *de-do-ti cgibt', W. do-, *dhe-dhe-ti cponit3, W. dhe- : ai. dddat- dddhat- (ace. dddat-am dddhat-am), gr. oioovT- TI&SVT- N e u b i l d u n g e n
fiir *Si'oa-- *Ti9ai- (J. Schmidt
1) Eventuell *rud-e-nt-, s. § 125 Anm. 2. So auch im Folgenden.
§ 126.1
Nominalsuffix -nt-.
373
Kuhn's Ztschr. X X V I I 394 f.). *qi-nu-nt- *qi-nu-nt-, zu *qi-ne'u-ti sak-nuv-dnt-'konnend'; W. qei- : ai. cinv-ant- cinv-at-cschichtend\ durch Neubildung gr. dy-vu-vx- czerbrechend3 (trs.) statt *ayvu-avi- *dy-vu-aT- entsprechend der 3. pi. ay-vu-aoi. *mr-n-nt*m^-n-nt-, zu *mr-na-ti, W. #aer- : ai. mr-n-dnt- mr-n-at- czermalmend3; gr. Saix-v-avr- (nom. Sajxvac) 'bandigend 3 mit Durehfiihrung dieseT starken Stammform. Eine Anzahl solcher Participia hatte schon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft rein nominale Natur. Ai. jdra-nt- c gebrechlich, alt, greis3, gr. yeptov (-O-VT-) c Greis\ Ai. sd-lvantsd-svat- cvollstandig, ganz, jeder 3 aus *sd-lvant- (I § 557 S. 414), gr. TiiavT- (uac) a-iravx- (a-ira?) cganz, jeder3, idg. *ku-nt- *ku-'nturspriinglich etwa czur Fiille kommend', zu ai. sva- 'anschwellen' gr. '/usto cbin schwanger3 '/.we, 'fetus' (zur selben Wurzel dor. ira-[xa § 117 S. 348); vgl. got. alls § 66 S. 138 und lat. omni-s § 95 S. 269 f. Ai. bgh-dnt- brh-at- "erhaben, hoch, gross3 fern. brhat-i, air. Brigit f. ('die Erhabene 3 ), s. § 110 S. 317. *d-6-nt*d-nt- cZah'n3 (vgl. § 125 Anm. 2 S. 371) zu W. ed- cessen3 : ai. ddnt- dat- [dat-ds dad-bhis), gr. SOOVT- nom. oSoti? und 63o>v. *5<XT- noch in 68dc| § 86 S. 241, § 88 S. 250, lat. dent- nom. dens (unsicher osk. dunt- = dont-, s. Danielsson Pauli's Altital. Stud. I l l 184), air. det (ncymr. dant) dat. deit, got. tunp-u-s ahd. zan (s. S. 377), lit. dant-i-s (gen. pi. noch dant-u neben dancziu)1); gr. lesb. SOOVTSS war wol eher durch Neubildung entstanden, indem man das idg. Wort an s'Sco anformte, als dass man ein idg. *e'd-o-nt- cZahn3 neben *d-6-nt- mitbrachte; freilich bleibt noch das o- von 68ou; zu erklaren, dessen Deutung bei J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXV 51 und G. Meyer Gr. Gr. 2 S. 306 mich nicht befriedigt. A r i s c h . Ai. vdh-a-nt- av. vaz-a-nt- (nom. vdhan vazqs) Vehens 3 : lat. vehens, got. ga-vigand-s, lit. vezqs aksl. vezy, gGf. *t(S§h-o-nt-, zu ind. *ue'gh-e-ti Vehit1. Ai. dhardya-nt- av. dd1) Zu zweifeln, dass dantu noch der alte rai-Stamm sei (Bruckner Archiv fur slav. Phil. I l l 247), sehe ich keinen geniigenden Anlass. Wenn man von grindl-s 'Dielenbrett' grindu neben grindziu bildete, so war dieses eben durch Pormen wie dantu veranlasst.
374
Nominalsuffix -nt-.
[§126.
raya-nt- chaltend3, zu ind. dhardya-ti darayeiti; ai. vahdya-ntc fahren, laufen lassend3 : gr. 6j(e'«)v cfahren, reiten lassend5, got. vagjand-s 'bewegend3. Ai. nds-ya-nt- av. nas-ya-nt- "abhanden kommend3, zu ind. nds-ya-ti nas-yeiti. Ai. pgcha-nt- av. peresa-nt- cfragend3 : lat. poscens aus *por[c)-scent~, zu ind. prchd-ti peresaiti poscit Gf. *pr(k)-ske-ti, W. prek-. Ai. vindd-nt- av. vinda-nt- cfindend3, zu ind. vindd-ti vindaiti, W. ueid-. Ai. udan-yd-nt- cstromend3, zu ind. udan-yd-ti. Ai. vak-&yd-nt- av. vax-sya-nt- fut. creden werdend3, zu ind. vak-syd-ti vax-syeiti. Ai. va-nt- av. va-nt- Svehend', zu ind. va-ti vaiti : gr. osi?, s. o. S. 372. Ai. snant- csich waschend, badend3, zu ind. sna-ti: lat. nans. Ai. s-dnt- av. h-ant- cseiend, wirklich3, zu ind. ds-ti as-ti cist3. Ai. y-dnt- av. y-ant- cgehend, kommend3, zu ind. e-li aeiti. Ai. ddd-at- 'gebend3 dddh-at- 'ponens3 av. dadant'gebend, ponens3, zu ind. ai. ddda-ti dddha-ti av. dadaiti; die av. Form war Neubildung, s. o. S. 372. Ai. su-nv-dnt- av. hunv-ant- causpressend3, zu ind. su-n6-ti hu-naoiti. Ai. krl-n-dnt'kaufend3, zu ind. kri-na-ti. Im Urar. verloren die Participia ivie va-nt- Svehend3 in den schwachen Casus ihren Nasal nach dem Vorbild von sdnt-am: sat-ds u. dgl. Vgl. § 110 S. 317. Auffallend ist ai. niahant- av. mazdnt- (mahant-am, mazant-em) neben mahat- mazat- {mahat-a mahdd-bhis, mazaji) cgross3. Vgl. dazu den ved. ace. malih-m und die Compp. wie maha-grdmd-s cgrosse Schaar3. In mahant- liegt wol eine Contamination zweier Stamme, maJian- (mahan-) und mahat-, vor, vgl. § 135. Das Ai. hielt die urar. Abstufungsverh'altnisse im Ganzen fest, z. B. sg. ace. prchd-nt-am su-nv-dnt-am instr. prchat-d sunv-at-a pi. instr. prchdd-bhis su-nv-dd-bhis. Dagegen zeigt sich im Av. die starke Stammform vielfach ins Gebiet der schwachen Casus heriibergenommen, wie gen. pi. jasent-qm gegen ai. gdechat-am, dat. pi. berezenbyo gegen ai. b%hdd-bhyas. Rein nominal. Vorarisch: ai. jdrant-. ai. ld-svant-, ai. brhdnt- av. berezant- cerhaben, hoch, gross3, ai. ddnt- cZahn3 (av. dant-an- mit dem bei Korpertheilbenennungen besonders beliebten -en-, vgl. § 114 S. 325 ff.), s. o. S. 373. Arisch- ai.
§ 126.]
Nominalsuffix -tit-.
375
mahant- av. mazhnt- "gross3, s. o. S. 374, ai. prsant- cgefleckt, gesprenkelt3, dht-sdnt- 'dreist, kiihn3, rhdnt- c klein, gering3 (Gegensatz zu bfhdnt-), av. sao-sya-nt- pait. fut. cder helfen wird, Heiland, Retter 3 . G r i e c h i s c h . Participia. psa>v (-O-VT-) cfliessend3, zu ind. pssi pel : ai. srdv-a-nt-, W. sreu-. cpopeu>v ctragend3, zu cpop£u> cpopui : ai. bhardya-nt-, W. bher-. •i;i<j;
Ilein nominal. Vorgriechisch: fspujv, Tta?, oSotic, s. o. S. 373. Griechisch: opaxwv c I)rache 3 (opav.cuv part, aor.), ap^wv cHerrscher3,
376
Nominalsuffix -nt-.
[§126.
y.psi'wv c Herrscher 3 (supo-xpsuuv Sveit herrschend'), JXE5
§ 126.]
Nominalsuffix -nt-.
377
sol); e-loquens, con-gruens, in-nocens, sapiens, abundans, in-tolerans. In der adjectivischen Function wurde das Participialsuffix sogar iiber seinen alten Gebrauchsbereich hinaus productiv; so liefen z. B. die neben bene-volu-s stehenden bene-volenter -volentior -volentissimu-s u. dgl. die Formen magni-ficenter -ficentior -ficentissimu-s (zu -Jlcn-s) ins Leben. Altirisch. Nur rein nominal. Brigit f. = ai. brhat-l und det cZahn3, s. o. S. 373. loche, gen. locket, 'Blitz3, W. leuk-. brage 'Hals', care cara, gen. carat, 'Freund3, gall. Carant-onus Carantillus. te, pi. teit, 'heiss3 aus *tepent- (I § 339 S. 271). Germanisch. Got. kius-a-nd-s ahd. chios-a-nt-i 'priifend, wahlend*: ai. jbs-a-nt- cgern habend3, W. geiis-. Got. us-vakjand-s caufweckendD ahd. wecche-nt-i 'weekend3 : ai. vajdya-nt'anregend, antreibend3, W. *ue§- 'rege, kraftig sein3; got. fravardja-nd-s ahd. far-wertte-nt-i czu nichte werden lassend, verderbend3: ai. vartaya-nt- ceine Wendung, einen Verlauf nehmen lassend, W. iiert-- Got. nasja-nd-s ahd. nerie-nt-i 'rettend3, W. nes-. AhA. feh-ta-nt-i 'kampfend3: lat. pec-tens. Got. vit~a-nd-s ahd, wiftfy-a-nt-i 'wissend3 : ai. vid-d-nt- 'findend3, gr. I8-O-VT'erblickend3, W. ueid-. Got. ga-daurs-a-nd-s 'wagend3: ai. dhrsd-nt- cdreist3. Got. salbo-nd-s ahd. salbo-nt-i 'salbend3, zu ind. got. salbo-p ahd. salbo-t. Die alte Stammabstufung ist verwischt. Altes -nt- in got. hulund-i Hohle 3 § 110 S. 317. Die lebendigen Participia fiectierten im Got. schwach als w-Stamme, nur im nom. sg. auch -nds d. i. *-nd-a-z; also nom. kinsa-nds und -nda, gen. -ndins u. s. f. Im Ahd. war unser Part. -jo-Stamm; -nti ist die sogenannte unflectierte Form. Daneben flectiert: stark -nter, schwach -nto. Vgl. die Casuslehre. Substantivierung: Vorgermanisch. Got. tunp-u-s ahd. zan cZahn3, s. o. S. 373. Die verschiedenen Formen entsprangen der altererbten Doppelheit urgerm. *tdnp- = *d-6-nt- und *tund- = *d-7it-. Die w-Declination erwuchs auf Grund von Casus wie ace. sg. got. tunp-u fur *tanp-u = *dont-m S. Kahle a. a. O. 12 ff.
378
Nominalsuffix -nt-.
[§ 126.
G e m e i n g e r m a n i s c h : got. frijond-s dihA. friunt c Freund 3 ('der Liebende3), got. Jijcmd-s ahd.fiant c Feind 3 fder Hassende3), wol auch got. all-waldand-s as. alo-waldand cAllwalter, Allmachtiger3 ahd. waltant c Walter, Lenker 3 u. einige andre. Wieder
andre nur in einzelnen D i a l e k t e n oder Dialektgruppen, wie got. giband-s cGeber3, merjand-s cVerkiindiger3, ahd. ungant ags. wijetid cKampfer3, ahd. helfant 'Heifer3. Diese eTst auf germanischem Boden substantivierten Participia zeigen noch die alte unerweiterte w^-Flexion, doch nirgends durch alle Casus hindurch: z. B. nom. pi. got. frijond-s ahd. friunt aisl. framd-r = *-nt-es (gr. -vr-sc), loc. (dat.) sg. got. frijond ahd. friunt = *-nt-i (gr. -VT-I); dagegen andere Casus im Got. und Westgerm. nach der o-Decl., wie nom. sg. got. frijond-s ahd. friunt (so im Ahd. auch nom. pi. friunta neben friunt), im Nord. nach der n-Decl., wie nom. sg. frcsnde frmndi. Eine noch jiingere Schicht sind Substantiva wie ahd. waltanto rder Waltende3, furi-sizzando 'architriclinus3, nerrendeo c Retter, Heiland3. Sie erfuhren die Substantivierung erst auf Grundlage der ra-Flexion, in welche die Participia als solche iibergefiihrt worden waren, vgl. auch nhd. der reisende u. dgl. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. vezqs aksl. vezy Vehens3 : ai. vah-a-nt- etc., s. o. S. 373. Lit. veikqs aksl. vleky cschleppend, ziehend3: gr. stauuv, W. [s)uelq-. Lit. pinqs cflechtend3 aksl. piny c spannend, hangend3, Gf. *pnn-6-nt-, W. (s)pen-. Lit. melzqs cmelkend3 : gr. djAsXycuv 'melkend3; aksl. mluzy cmelkend': vgl. ai. mrj-d-nt- cabwischend, abreibend3. Lit. limpqs 'klebend, haftend3: ai. limpd-nt- cschmierend3, W. leip-. Lit. bu-sqs aksl. by-'se fut. 'sein werdend3 (bysqste-je cx6 ixsXXov3, vereinzelter Rest des part, fut. im Slav.) : av. bu-sya-nt-, gGf. *bhu-sio-nt-, W. bheu-. Lit. jesz/cqs csuchend3, zu indie. 1. pi. jeszko-me, aus *jeszko-nt- (I § 615 S. 466): ahd. eiscont-i cforschend, fragend3. Lit. tuns (turint-) 'habend3, zu ind. 1. sg. iuriu 1. pi. turi-me. Aksl. chvale (gen. chvalqk'ta) lobend 3 , zu ind. 1. sg. chvaljq 1. pi. chvali-mu.
Die alte Abstufung ist verwischt. Die zu themavocallosen Tempusstammen gehorigen Participia waren in die Analogie der Stiimme auf -o-nt- iibergegangen, z. B. lit. esqs und esqs
§ 126—127.] aksl. sy
c
Die Nominalsuffixe -nt- und -uent-.
seiend 3 , zu ind. es-ti j'es-tu.
noch -sins = idg. *s-nt-
oder *s-nt-
379
D a n e b e n aber im Preuss. (S. 372).
Anm. 2. An lit. dangujesis 'himmlisch' = danjuge loc. + sjs 'seiend' (J. Schmidt Kuan's Ztschr. XXVII 393) vermag ich nicht zu glauben. Auch daran nicht, daas aksl. dade neben dady 'dans' noch eine der 3. pi. dad-etu (ai. ddd-ati) entsprechende themavocallose Form reprasentiere; uber dade und andre Formen auf -e neben -y s. O. Wiedemann Beitr. zur altbulg. Conjug. 128 f., Leskien Handb.2 S. 76 f.
Unsere Participia waren im Bait, und im Slav, in den meisten Casus zur «o-Declination iibergetreten im Anschluss an das Suffix des Femininum, z. B. gen. lit. vezanczio aksl. vezqsta. Der ace. sg. lit. vezant-i gehort noch zur unerweiterten consonantischen Flexion. Lit. dant-i-s cZahn3: ai. ddnt- etc., s. o. S. 373. Preuss. dilant-s rArbeiter\ 127. Suffix -uent-i). Dieses Suffix erscheint im Ar., Griech., Ital. in denominativen Adjectiven und bezeichnete gewohnlich das Versehensein mit etwas, seltner das wie etwas Geartetsein. Im Gebiet der starken Casus -uent- = ai. -vant- gr. -£ev--, in dem der schwachen -wit- = ai. -vat- gr. *-/ar-. Gr. *-fo.~wurde durch -/ex- ersetzt (loc. pi. }(api£ai = *ya.pi-£zT-ai, fern, yapfeaaa = *^api-/sx-ia), indem e aus den Casus mit -(J^SVTeindrang. Lat. -bnsu-s -osu-s aus -o-unt + to-, eine Ableitung, die auch im Av. vorliegt, s. § 79 S. 218. Unser Suffix scheint schon in uridg. Zeit in gewissen Casus durch -ues- -uos- ersetzt gewesen zu sein. Darauf weisen der urar. nom. sg. masc. auf *-uas (av. -va, im Ai. zu -vqs -van umgestaltet, s. § 136 Anm. 2), voc. sg. masc. auf *-uas (ai. -vas, av. -vo) und gr. *xa-/oc horn, TTJ'O? gegeniiber ai. ta-vant- (s. Anm. 1). Man beachte hierbei das gleichartige Verhalten der ar. -mantStamme (Whitney Ind. Gr. § 1235): nom. sg. ai. -mas -man av. -ma, voc. ai. -mas (av. *-mo), und die den ar. -mant-Stammen 1) Sieh E b e l ' s [und Bartholomae's] S. 370 Fussn. 1 genannte Aufsatze. A. G o e b e l De epithetis Homericis in en desinentibus, Wien 1858. O. S c h o n w e r t h und C. W e y m a n Ober die lateinischen Adjectiva auf osus, Archiv fur lat. Lexikogr. V 192 ff.
380
Nominalsuffix -uent-.
[§ 127.
wahrscheinlich zur Seite zu stellenden hom. i^-fio? und ?j-}i.oc (dor. TXJIO; SJIOC), neben welchen im Thessal. ta-piov erscheint; Solmsen Kuhn's Ztschr. X X I X 77 und Kozlovskij Archiv f. slav. Phil. X 657 f. vergleichen wol mit Recht auch aksl. ta-mo cdorthin3 j'a-mo Svohin3. I d g . Ai. dpa-vant- cwasserig3, gr. ouo'-ei? csaftreich. Ai. visd-vant- cgiftig, vergiftet3, lat. virosu-s. Gr. SoXo-si? clistig3: lat. dolosu-s. Gr. oivo-si? Von oder mit Wein gemacht3, lat. viriosus c voll Wein 3 und cweinartig3 [sapor, odor). Anna. 1. Zur Bedeutung 'wie etwas' vgl. ausser dem eben genannten lat. vlnosus auch aestuosu-s cadaverosu-s monstrudsu-s u. a. (Archiv fur lat. Lexikogr. V 216 S.) und aus dem Arischen z. B. ai. vrisan-vant- 'die Art eines vfsan- habend', indrasvant- 'die Art Indra's habend' (s nacli der Analogie der as-Stamme eingedrungen), av. drafsaka-vant- 'fahnchenartig, flatternd, wallend' (K.. Geldner Kuhn's Ztsohr. XXV 401). Sie tritt namentlich auch hervor in den ai. Adverbien auf -vat (ace. neutr.), wie angiras-vat 'wie Angiraa' purva-vdt 'nach frilherer "Weise, wie vor Alters' und in den von Pronomina gebildeten Adj., wie ai. tva-vant- av. pwa-vant- 'wer von deiner Art ist, deines Gleichen', ai. ti-vant- etd-vant- av. aeta-vant- 'tantus' ai. yS-vant- av. ya-vant- 'quantus', von denen hom. TTJOI; rpz dor. a; aus urgr. *Ta-foc. *k-foi nicht getrennt werden konnen.
A r i s c h . Der Accent im Ai. theils auf dem Suffix, theils (h'aufiger) auf dem Grundwort. Ai. dma-vant- av. ama-vantc mit Ungestiini handelnd, machtig andringend, kraftvoll3, zu ai. dma- av. ama- m. cUngestiim, Kraft3. Ai. putrd-vant- av. pupravant- ceinen Sohn oder Sohne habend3, zu putrd- pupra- m. cSohn3. Ai. vastra-vant- cein schones Gewand habend 3 av. vastra-vantc mit Kleidung versehen3, zu vdstra-m vastre-m c Gewand, Kleid3. Ai. agni-vdnt- cmit Feuer versehen3, zu agni-s cFeuer3. Ai. dhivant- candachtig3 zu dlA-s f. 'Andacht3, udan-vdnt- cwasserreich3 zu uddn- n. cWasser3, brdhman-vant- cmit Gebet begleitet3 zu brahman- n. cGebet3 (I § 229 S. 197), nr-vdnt- c mannerreich 3 zu nar- m. cMann3, marut-vant- Von den Marut (marut-) begleitet3, pad-vdnt- cFiisse habend 3 zu pad- m. cFuss3, tdmas-vant- cflnster3 zu tdmas- n. cFinsterniss3, nas-vdnt- cmit Nase3 zu nds- f. cNase3. Av. gaoma-vant- cmit Fleiseh versehen3 zu gaoma- m. cFleisch3, ahi-vant- cheilig3 zu asi-s f. 'Heiligkeit 3 , astvant- d. i. astu-vant(vgl. I § 159 S. 145) cmit Korper versehen, korpeihaft 3 zu astu-s
§ 127.]
Nominalsuffix -uent-.
381
m. cKorper3, dabis-vant- 'feindselig, hassend3 zu *dabis- ai. dvisf. c Hass, Anfeindung3. Im Apers. unser Suffix in dem fem. Eigenn. harauvat-l- — av. harazwait-i- ai. sdras-vat-l- (sdrasvant- Vasserreich 3 ), vgl. I § 159 S. 144. Unklar ist die L'ange des schliessenden Vocals des zu Grunde liegenden Stammes in ai. asva-vant- neben alva-vant- cRosse besitzend3 zu diva-, sutd-vant- cmit gepresstem Soma versehen 3 zu sutd-, Idkti-vant- cmachtig3 zu sakti-, visu-vdnt- cdie verschiedenen Seiten an sich habend, in der Mitte befindlich3 zu visu u. dgl. Vgl. md-vant-, yusma-vant-, td-vant- in Anm. 1 S. 380 und dsvd-magha-s u. a. § 22 S. 36 sowie gr. -co-si? -^- s t ? u n t e n unter Griechisch. Unser Suffix trat im Ind. ofter an das pass. Particip auf -td- (§ 79 S. 212 f.) an, wie hrtd-vant- cfactum habens, gethan habend3. Im Verlauf der ved. Periode entwickelte sich hieraus ein part. perf. act., das dann im classischen Sanskrit sehr haufig, fast immer pradicativ gesetzt, erscheint, z. B. mq na kascid drstavdn c keiner hat mich gesehn3. G r i e c h i s c h . Das / von -/SVT- erhalten z. B. in korkyr. inschr. atovdj-saav = homer, arovdeoaav. a\nzzk6-e.ii reich an Weinstocken 3 zu ap.iteXo-?. Ti(irren; 'geschatzt, geehrt3 (pamphyl. inschr. Ti(j.a/soa) zu TIJXYJ. ^api'-ei? c anmutig 3 zu /api-? ace. ^api-v. oyi'-ei? c Wachstum habend, bliihend3 (vgl. Osthoff Morph. Unt. IV 180 ff.). Horn, supioet? wol cmodrig, dumpfig3 zu supooc (nachhomer. gen. eupui-T-oc etc.) cModer3. teXsstc neben TsXrjsi; (s. u.) cErfiillung habend, sich erfiillend3, wol aus *T£Xsa-/svT-, zu neutr. zikoc,. y.Epast? cgehornt3 (spat) zu xspa?. Der Ausgang der o-Stamme -o-si; wurde als ein einheitliches Suffix verallgemeinert: [i^Ti-dst? c ieich an Klugheit 3 zu [i^ri-c, lyj}u-6siz cfischreich3 zu t^&u-?, -Jjep-dei; cneblig3 zu r^p, vttp-dst? cschneereich3 zu ace. vi'cp-a, xAoifiax-dsi? cfelsig3 zu xXui[Aa£, Sudei? zu neutr. Uuo;; auch wo a-Stamme zu Grunde lagen: oxidsi? cschattig3 zu axid, [ir^avdeis 'kunstreich 3 zu [xyj^avvj. Bei den o-Stammen selbst findet sich fur -o-sts auch -vj-ei? : jxea7jsi<; cmittelmassig3 zu [x£3o-v, cpoivijei? 'blutig 3 neben cpoivd-c cblutig3. Dieses -7J-SK; ferner in Sur^si? neben Oodsi?, T£XT|£t? c Erfullung habend, sich
382
Die Nominalguffixe -uetit- und -d- (-ad-).
[§ 127—128.
erfiillend' neben tsXseis, eXx^ei; Voll W u n d e n 1 zu neutr. sXxo;, pcuTtTjcii; c mit S t r a u c h w e i k bewachsen 1 zu pu>'ji u. a.
-to-si? ausser
i n sup(oei<; a u c h in hom. XT(T<»EI? 'schluchtenreich 3 (vgl. XTJTWSTJ; S. 383), dmoeis c geohrt J (WT-) u n d in den spaten -TjXtost; l e h m i g 3 (itTjXo-?), SsvSpcosi? c baumreich 3 (osvopo-v). Anm. 2. Dass das a der vorauszusetzenden schwachen Suffixgestalt *-fri.z- (g, S. 379) noch in
Italisch. Nui in der lat. Weiterbildung auf -onsu-s-osu-s, die den Ausgang der zu Grunde liegenden o-Stamme verallgemeinert zeigt und im av. asavasta- von asa-vant- ein genaues Gegenstiick hat, s. o. S. 379. verbosu-s zu verbu-m, ofjicidsu-s zu officiu-m; faniosu-s zufama, silvosu-s zu silva; piscosu-s zu pisci-s; aestuosu-s zu aestu-s; criminosu-s zu crimen; nivosu-s zu nix, wie gr. vicp-osi?.
YIIL Suffix -rf {-ad-). 128. 1m Ai. ein paar mal -ad-, im Gr. -<xo- und -16- haufiger, im Lat. einige Male -d- mit vorausgehendem Vocal, im German, denominative Verba auf -at-jan, die den griechischen auf -OICSLV [-Z- = -8-i-) zu entsprechen scheinen. Daneben im Gr., Ital., Germ, und Balt.-Slav. noch andere suffixale Elemente, die d als charakteristischen Consonanten enthalten und mit jenen verwandt zu sein scheinen (etwa -do- neben -d-, wie -to- neben -t-). So mag unser Ansatz fiir die idg. Urzeit gerechtfertigt sein, wenn auch ahd. gramizzon ags. gremettan : gr. ^po'jiaBo-; und ahd. albifr aisl. dipt : aksl. lebedi vielleicht die einzigen Falle sind, in denen eine d-Bildung iiber den Bereich eines Sprachzweiges hinausgeht. Anm. Man muas mit der Moglichkeit rechnen, dass unser suffixales -d-, auch abgesehen von den Casus mit M-Suffixen wie ai. dr&dd-bhis, in uridg. Zeit aus -t- entstanden war. S. I § 469,7 S. 348 und vgl. II § 130 Anm.
Arisch. Nur drei sichere Falle im Altindischen. drsddf. cFels, grosser Stein, Miihlstein1, bhasad- f. cHintertheil, weibliche Schamtheile3, sardd- f. cHerbstJ. Dazu vandd- zweifelhaftes Wort im Eigv., vielleicht cVerlangen'.
§ 128.]
Nominalsuffix -d- {-ad-).
383
Giiechisch. Adj. und Subst. (fern.) auf -ao- : cpoyas; 3 c fluchtig , jiiya? gemischt3, [xaiva? crasend3, [ATjxa? cmeckernd3, -oxas cgebarend3, vojxa? Veidend 3 , •yofiva; c nackend, zur Turniibung entkleidet, geiibt', Tscppric? 'aschfarbig3, ^oipa; c emporstarrend, hervorragend 3 ; vicpa? 'Schneeflocke5, amXa? 'Riff5, iXXoi? c Strick, SeiF, •/ohib-s.c, c Darme, Eingeweide 3 , Xajjwia? 'Fackel 3 , TTYjya? cReif, gefrorene Erde3, ysvsias c Batt, Barthaar3, ueXsia? c wilde Taube'. Auf -18- (fern.), dessen i zum Theil sicher der Auslaut von 2-Stammen war : sptS- (spio-o; etc.) cStreitD neben ace. epi-v, xdtATiiS- c Krug, Gefass3 (zaX7ri5-o? etc.) neben ace. xaXm-v, Ipi? 'Regenbogen3 , auXi; cLagerD, atyt? c Wetterwolke, Gotterschild3, daui? cSchild3, yXucpi? c Kerbe am Pfeilschaft3, xspxt? c Weberlade3, azpi? c Heuschrecke 3 , iTtiyoovf? cObeischenkel3. Mit diesen 8-Bildungen standen vielerlei suffixale Elemente mit -8-, giossentheils unzweifelhaft Ableitungen aus ihnen, im Zusammenhang. Wii erwahnen hier nur das oben schon genannte ^pdjiaSo-?, dem sich xsXaoo-? c Larm, Getiimmel 3 anschliesst, -/.dpuBo-? c Haiibenlerche3, das seiner Bildung nach dem etymologisch verwandten germ. *%erut- 'Hiisch 1 nahe liegt (Danielsson Gramm. und etymol. Stud. I 31), die Patronymika wie DAxT0pt8Tf]!; m. neben 'Axxopi? f., die Adjectiva auf -(087]? wie xTjtcuSrj? c wie ein Seeungeheuer geartet 3 (zum to vgl. XYJT(O£I?), die man unrichtig mit den Adject, auf -siSrj? zusammengeworfen hat 1 ), und die zahlreichen Verba auf -<££«> und -t'Cw mit Dentalcharakter, die von unsern 8-Nomina ausgegangen waren, wie SixaCto, voji-t'Ctu.
c
I t a l i s c h . Wenige auf -id-, wol mit idg. i : lat. capis {-id-is) f., umbr. k a p i f e ccapide3, osk. xaiuSmufj. d. i. hapid-ito-m 'ollarium 3 ; lat. cassis f., cuspis f., lapis m. Dazu pecus (-ud-is) {., heres (-ed-is) m. f., merces f., palus {-ud-is) f. Auch hier stand mit diesem c?-Suffix noch mancherlei im Zusammenhang, wie or-do -din-is (neben or-d-ior), vgl. gr. [xsXsocuv fisXs8aivu), capedo frigedo
rubedo,
vgl. gr. ayj}rfiu>v, j(aipY)8(ov.
Das
-do- dei Adjectiva wie imbridu-s lucidu-s wtirde freilich nicht 1) Der ganz gleichartige Gebrauch von -£io-q; und -morfi beweist nur, dass man beide Ausgange schon im Altertum volksetymologisch verkniipft hatte. Nahere Ausfuhrung bei andrer Gelegenheit.
384
Die Nominalsuffixe -d- {-ad-) und 4 - und -q-.
[§ 128—129.
hierher fallen, wenn diese Adj. aus Composita mit do- cgeben3 (wie ai. jala-da-s cwassergebend3 artha-da-s 'nutzbringend, freigebig3) erwachsen waren (Corssen Krit. Beitr. 97 if., OsthoffVerb. in der Nominalcomp. 121 if., vgl. auch das von Thurneysen tjber die Herkunft und Bildung der lat. Verba auf -to, 1879, S. 13 Beigebrachte). Altirisch. Wegen des Zusammenfalls von t und d in unbetonter Silbe ist schwer zu sagen, was aus dem Ir. hierher gehb're. Doch steht fest, dass das Adjectivsufnx -de = *-dio-, z. B. conde ccaninus3 talmande 'terrestris3, urspriingliches -d-, nicht -t- hatte. Germanisch. Zunachst seien die Verba -at-jan erwahnt, wie got. lauhatjan ahd. lohazzen cblitzend leuchten3 lougazzen c feurig brennen3, got. kdupafjan "ohrfeigen3 (praet. kdupasta), svogatjan cseufzen3, ahd. blecchezzen cblitzen3, roffezzen 'eructare3, snepfezzen cschluchzen3. Ferner konnen auf alte rf-Stamme zuriickgefiihrt werden: ahd. gremizzi cerziirnt3 neben gramizzon gremizzon, einazzi^ dat. pi. einazzem 'singulatim11; ahd. albifi m. aisl. alpt f. 'Schwan3 (das aisl. Wort noch consonantisch flectiert, s. Noreen Altn. Gramm. I §327. 328) : aksl. lebedi cSchwanD, ahd. hiruft ags. heorot cHirsch3 (vgl. E. Brate Bezzenb. Beitr. XI 184 £); got. stiviti n. cGeduld3, ahd. Jisdzzi 'Fischerei3 u. dgl. m. (von Bahder Verbalabstr. I l l if.) Baltisch-Slavisch. Kein -d-, nur -do--di- u. dgl., wobei aber zu beriicksichtigen ist, dass balt.-slav. d auch auf idg. dh zuriickgehen kann. Lit. pa-kloda-s pa-Mode cLaken zum Unterbreiten3 zu pa-Jcioti chinspreiten3, u. a. Aksl. vrazida cFeindschaft3, krivida cUnrecht3 u. a. d = vorbalt.-slav. d scheint nur fur lebedi cSchwan3 (s. o.) sicher zu stehen. IX. Suffix -k- und -q-. 129. In § 83—89 nahmen wir von einer Anzahl von griech.. ital., air. Wortern auf -h- an, dass sie ehedem -ko- oder -qoStamme gewesen waren, wie gr. akwitrfc (ai. lopasd-s), b'pxul (ai. vartaka-s), p.sTpa; (ai. maryakd-s),
vial (aksl. novakii), lat. senex
§ 129—130.]
Die Nominalsuffixe -k- und -q-, -g- 'und -§-1).
385
(ai. sanakd-s), vertex, felix, bibdx, air. aire (ai. aryaka-s). Wahrend. hier der Ubergang von der o-Declination zur consonantischen theils sicher, theils sehr wahrscheinlich ist, gibt es in diesen Sprachen auch solche auf -k ausgehende Stamme, bei denen ein -ko- [-ko- oder -qo-) als die urspriingliche Suffixgestalt nicht wahrscheinlich zu machen ist. Fur das Griech. und Ital. verweise ich auf Leo Meyer's Vergl. Gramm. II 409 ff., 508 ff. Im Air. z. B. nathir, gen. nathrach, 'Wasserschlange3, lair 'Stute5, fdl 'Hecke' (Zeuss-Ebel Gr. C. 805-sqq., Wh. Stokes Bezzenberger's Beitr. XI 84 ff. 155). Im Ar. nur eine unsichere Spur : vipas- f. neben vipasa- f. Name eines Flusses, den man zu vepate cist in zitternder, wirbelnder Bewegung' zieht. Es darf bei diesem Stand der Dinge angenommen werden, dass einstens -k- -q- neben -ko- -qo- gestanden hatte etwa wie -t- neben -to- stand. Die aus uridg. Zeit iiberkommenen A-Stamme aber mogen mit dazu beigetragen haben, dass in jenen Fallen wie dA
so wird auch noch manches andere zweifelhaft. Vgl. § 128 Anm. S. 382.
Arisch. Ai. sandj- 'alt1 (neben sanakd-s), dhrsdj-"kuhn, trhiaj- cdurstigJ (zu trsna- 'Durst'), usij- Verlangend1, vanijc KaufmannJ, bhurij- 'Arm3. Auf -j- = idg. -g- deuten die Formen wie instr. pi. usig-bhis. Griechisch. apira^, gen. apTray-oc, 'rauberisch , wovon apTtaCu) (lat. rapac- muss des a wegen fern gehalten werden). Brugm;tnn, Grundriss. II.
25
386
Nominalsuffix -es-.
[§ 130—132.
tpdcpoS (-07-) 'Schlund, Kehle'. Trrspoi; (-ay-) cFliigel, Fittig5. (-iy-) cGeisselD. Daneben hiiufiger -ayy—uyy—iTT"' die licher Weise aus einer urspriinglichen Bildung mit Nasal hinter dem y-Suffix erwuchsen (vgl. I §221 S. 190 ff.), wie <paAay$ 'Schlachtreihe3, cpapayi; cschroffer Fels, Felsschlucht', XapoyS c Kehlkopf (so auch spater cpapuyS; fur aapoi;), atdpOoyS cZinke, Zacke, Spitze1, oaXm^S cTrompete5, au.u>Siy£ cSchwiele, Beule3. XI. Suffixe auf -s'). 131, Suffix -es- 2 ). Die mit diesem Suffix gebildeten Nomina waxen in der Zeit der idg. Urgemeinschaft theils neutrale Substantiva (meist Abstracta), denen sich Adjectiva wie ai. yams- cherrlich, majestatisch* gr. ^SUBYJS cbetrugerischJ angliederten, theils geschlechtige Substantiva, wie nom. ai. us as gi. YJO>; 'Morgenrote5. Diese beiden Kategorien standen neben einander etwa wie die ungeschlechtigen und die geschlechtigen -we»-Stamme, z. B. gr. ysl-\i.a : ^ei-puuv § 117 S. 343 ff., und wie hier, so scheint auch bei den -es-Stammen zuweilen dasselbe Wort von Alters her die doppelte Flexionsgestalt gehabt zu haben, z. B. ai. tdpas- n. 'Waime' : lat. tepor m., lat. terms n. gr. TSVO? n. "^Band3 : lat. tenor m. Zur Zeit der Volkertrennung waren die Neutra bedeutend in der Uberzahl. Wir beginnen mit diesen und besprechen die Stammabstufungsverhaltnisse bei jeder der beiden Classen besonders. 132. 1. Die n e u t r a l e n Substantiva mit -es- und die ihnen sich anschliessenden Adjectiva. Von idg. Urzeit her zeigen die Subst. in der Regel in alien Casus -es- ausser im nom. ace, der -os hatte, die Adjectiva 1) Verfasser Zur Geschichte der Nominalsuffixe -as-, -jas- und -vas-, Kuhn's Ztschr. XXIV Iff. D ' A r b o i s de J u b a i n v i l l e Lea themes eeltiques en *, Mem. de la Soc. de lingu. II 327 ff. 2) Th. A u f r e c h t Bildungen auf nus, vo?, nas, Kuhn's Ztschr. I I 147ff. A. G o e b e l Das Suffix 9e; in seinem Verhaltnisse zum Suffix e; oder die Neutra in So?, ebend. XI 53 ff. H. E b e l Neutra auf -as im Altirischen, Kuhn-Schleicher's Beitr. VI 222 ff. W h . S t o k e s Irish neuter stems in s, Kuhn's Ztsohr. XXVIII 291 ff. H. E b e l Suffix -as im Gotischen, ebend. V 355 ff.
§ 132.]
Nominalsuffix -es-.
387
ebenso -es- ausser im nom. sg., der im Masc. auf -es, im Neutr. auf -es endigte. Die Wurzelsilbe hatte fast durchgehends Hochstufenvocalismus (die e-Stufe in der e-Reihe) und trug bei den Subst. den Wortaccent, wahrend diesen bei den Adjectiva das Stammbildungssuffix hatte. Z. B. gr. ^suSo? gen. ^suSeo? etc. jisvo? gen. [xsveo; etc. neben fyzuorfi tyzutes gen. ^euSeo? etc. 8U?-[ASVT)? -fievs? gen. -JIEVSO? etc. Dieses Doppelparadigma der Substantiva und Adjectiva war wol aus einem einheitlichen Paradigma hervorgegangen. Das abstracte, eine Eigenschaft bezeichnende Substantiv bildete, wenn es direct fur den Tr'ager der Eigenschaft eintrat, einen geschlechtigen nom. sg. nach der Weise der Nomina wie gr. iioi-[X7jv ita-x^p, entsprechend einen geschlechtigen ace. sg. -e's-m, nom. pi. -es-es, und die mit der verschiedenen Form verbundene verschiedene Betonung ward Anlass, dass auch in andern Casus je nach der Function des Nomens verschieden betont wurde. Dass aber auch das Paradigma des ungeschlechtigen Substantivs einmal Formen mit -es- hatte, zeigen die infinitivisch fungierenden Dative wie ai. dohds-e czu melken3. Ferner muss es, bei betontem Casussuffix, auch Formen mit Tiefstufengestalt -s- (vgl. -tr- neben -ter- u. dgl.) gegeben haben : vgl. ai. §ir§-a-m "Kopf gr. xo'po-Tj 'Schlafe3 neben ai. siras cKopf (I § 306 S. 244), ai. q-s-a-s q-s-a-m gr. CJJXO-? aus *u>[x-a-o-? got. am-s-a- m. *Schulter3 neben lat. um-er-u-s, ai. vats-d-s cJahr, Kalb' neben gr. j-sxo? n. cJahr', ai. osa-dhi- f. "Tleilkraut3 aus *au-s-a- neben dvas 'Forderung, Labung1, man-dhatdr- 'der Sinnige, Andiichtige3 aus *manz-dhatar- neben mdnas 'Sinn3, lit. tams-a neben ai. tdmasTinsterniss3, lat.farr- aus*fars- neben got. bariz-ein-s 'geTsten3 (I § 571 S. 430) u. dgl. m. (Verf. Kuhn's Ztschr. XXIV 10 ff., J. Schmidt ebend. XXV 26, Danielsson Pauli's Altital. Stud. Ill 192)!). Nimmt man endlich noch die mehrfach vorliegende Tiefstufengestalt der Wurzelsilbe hinzu, wie ai. sir-as neben lat. cerebru-m aus *ceres-ro-m, gr. Xi'uo? cFett3 neben ai. repas cFleck3, gr. TidiOo? neben itsv&oc, gr. ayo? cSchuldJ neben 1) Vgl. auch lat. max-imu-s zu ai. mahds- 'gross' und umbr. osk. kelt. *neks- in nesitno- nessam § 73 Anm. S. 169. 25*
388
Nominalsuffix -es-.
[§ 132.
ai. agas 'Siinde3, got. ga-digis 'Gebilde, Werk 3 neben gr. TET^O? 'Mauer3, gr. TOO? 'Eiter3, ai. duv-ds- Vordringend 3 u. dgl. (Osthoff Morph. Unt. IV 182 f.)( so lasst sich das urspriingliche Paradigma unsrer Neutra folgendermaassen reconstruieren: nom.
ace. *ker-os 'Kopf, gen. *kr-s-es (oder -6s), dat. *kf-s-di, loc. *krr-es -es-i; nom. ace. *ag-os c Siinde, Schuld3 (ai. agas), gen. *aq-s-es (oder -6s), dat. *aq-s-di, loc. *ag-es -es-i (vgl. gr. a-;0? aysos). Nach dem loc. -es -esi wurde der dat. -es-ai gebildet (vgl. ai. inf. bhiy-ds-e jlv-ds-e etc.) Dann aber wurden in den meisten Beispielen, und zwar schon in uridg. Zeit, der Accent und die Wurzelgestalt des nom. ace. (*keros) fur das ganze Paradigma maassgebend. In Betreft' der Adjectiva sei noch bemerkt, dass die Endbetonung auch in den Compp. altererbt war : gr. (iv-a-fT); 'unschuldig, rein' Sua-fj-svYj? 'iibelgesinnt 3 ai. an-agas 'siindlos3 (neben an-agas) a-repas 'fleckenlos' su-pivas csehr fett5 u. a. Daneben mit jiingerer Betonung gr. oupavo-jxYjxrji; c himmelhochJ [X£ya-xr|Tr|? c ungeheuer gross3 ai. su-mdnas cwol gesinnt3 dur-vasas cschlecht gekleidet 3 u. a. I d g . *kleu-os : ai. Irdvas gr. xXe/o? xAeo? cRuf, Ruhm3, aksl. slovo 'Wort3. *gen-os 'Geschlecht 3 : ai.j'dnas gr. yevo? lat. genus. Gr. oTsyo? tsyo? 'Dach, Haus3 , air. tech teg c Haus\ *sed-os cSitz3: ai. sddas gr. ?§o? aisl. setr (gen. setrs). *reg-os: ai. rajas cDiisterkeit, Dust3, (armen. erek 'Abend3,) gr. IpE^o? got. riqis (gen. riqizis) c Finsterniss\ *nebh-os 'Gewolk, Luftraum 3 : ai. ndbhas, gr. vstpo?, lit. debes-i-s [d- statt n- unklar, vielleicht im Anschluss an dangu-s cHimmel3, Holthausen Paul-Braune's Beitr. XIII 590) aksl. nebo. *ue%d-os : ai. vedas 'Kenntniss', gr. slSo? cGestalt, Idee3. Gr. ay-o? cScheu3, ai. yaj-ds- 'verehrend 5 , W. iag-. Ai. dndh-as 'Kraut 3 , gr. av8-o; 'Bliite3. Ai. dqs-as 'herrliche That 3 gr. pi. Srjvsa 'Ratschlage, Listen3, gGf. *ddns-os. Ai. edh-as 'Brennholz3, gr. ai&-o? 'Brand3. Ai. bj-as 'Kraft 3 gr. ipi-auyrj? (spat) 'sehr glanzend3 und *6yr]? 'kraftig, gesund3 in uysi'a uysivo'-? 'YyeTvo-c, lat. augus-tu-s. Ai. dp-as dp-as 'Werk, religiose Handlung 3 , lat. op-us.
Der dat. und der loc. der nomina actionis fungierten wol bereits in uridg. Zeit auch infinitivisch. Aus friihzeitiger Be-
§ 132.]
Nominalsuffix -es-.
389
deutungsisolieiung eiklart sich, dass in den ved. Infinitiven auf -as-e meistens das stammbildende Suffix den Ton hatte. Ai. jivds-e (dat.) czu leben3 lat. vlver-e (loc). -es- erscheint in mehreren Sprachen zuweilen in engei Verbindung mit vorausgeh enden norainalstammbildenden Elementen, wie in lcd.pig-nus. Solche Bildungen gab es auch schon in uiidg. Zeit, und zwar von dei Art, dass das Ganze doch das Gepiage einer piimaren Bildung hatte (vgl. ai. kr-t-ya- u. dgl., § 123 S. 367). Ai. pi-v-as gr. TTT-(/)-O? n. cFett3. Aus einem *mi-n-os n. (oder nom. *m£-n-os m., § 133) dat. *me-n-s-di loc. *me-n-es -es-i von W. me- cmessen3 entsprang duich Veiallgemeinerung dei Stammfoim *me-n-s- das Masc. gr. fi/r^v gen. \trp6c, lesb. fj.9jvv-o?, lat. mens-i-s gen. pi. mens-um, air. ml gen. mis c Monat3; im Lit. noch *me-n-es- in gen. menes-io etc.1). Das ar. mas- und das aksl. mes-eci, die J. Schmidt aus einem idg. nom. sg. *mes axis *mens erklart (s. I § 220 S. 190), konnen direct aus der Wurzel gebildet sein, s. § 134, 1. *loiq-nos TTberlassenschaft, was man einem iiberlasst1 von W. leiq- lassen': ai. retinas Tteichtum 5 (cHinterlassenschaft3), ahd. lehan n. aisl. Ian n. 'Lehen'. Von den einfachen Adjectiva findet sich keines in mehreren Sprachen zugleich in adjectivischer Function, z. B. ai. malxas- 'gross3 neben mahas- n. 'Grosse3, yalds- cherrlich3 neben yafsas- n. c Herrlichkeit 3 , gr. ^SUSTJC, oacpi]s. Dagegen ist diess bei mehreren zusammengesetzten der Fall. Ai. dur-manasc missmutig3 gr. ooa-jxev^? ciibel gesinnt3, ai. nr-mdnas- c Mannessinn habend 3 gr. 3Av8po-]ji£VYic, zu *me'n-os n. Av. deus-sravah' gr. 8o3-xXs7j; Von schlechtem Ruf3, zu *kleu-os n. Ai. purudqsas- creich an wunderbaren Thaten 3 , gr. icoXo-8r,vsa " TTOXU|3ouXov, TcoXu-jiYiTiv (Hesych), zu *ddns-os n. A r i s c h . Neutra. Ai. srdv-as cRuf, Ruhm 3 , av. srav-o cWort, Gebet, Ruhm, Ehre 3 (mit -ca cund3 sravas-ca) : gr. xXsoc etc., s. o. S. 388. Ai. jrdy-as c Fliiche, Strecke3, av. zray-o apeis. dray-a c See3. Ai. ndm-as c Verbeugung, Verehrung 3 , av. nem-o cGebet, 1) Eine andere minder wahrscheinliohe Deutung dieses Wortes erwahnten wir I § 221 S. 191 f.
390
Nominalsuffix -es-.
[§ 132.
Anrufung3 (vgl. air. nem 'Himmel 3 S. 393), W. nem-. Ai. man-as av. man-o 'Sinn 3 : gr. (isv-o? 'Mut, Zom3, lat. Miner-va (I § 569 S. 428). Ai. vdc-as av. vac-o 'Wort, Rede 3 : gr. /STT-O? eit-o? 'Wort, Rede3, W. ueq-. Ai. sdh-as av. haz-d 'Gewalt 3 : got. sig-is (a-St.) 'Sieg3, W.segh-. Ai. prdth-as av. frap-o 'Ausdehnung, Breite 3 : gr. z.\6.x-oc, 'Ausdehnung, Breite 3 (mit Tiefstufengestalt der Wurzel, wie irAai-u-c), air. leth 'Seite3. Av. raoc-o 'Licht, Helle, Glanz3 apers. rauc-a 'Tag3, ai. sva-rdcas- 'durch sich selbst leuchtend3, W. leua-. Ai. 6j-as av. aoj-b 'Kraft3 : gr. Ipi-ao-p^s etc., s. o. S. 388. Ai. vdr-as 'Weite 3 neben ur-as 'Brust 3 : gr. eop-o; 'Breite3, wie sdpu-c, s. § 104 S. 295. Ai. Mr-as 'That 3 , Jdr-as 'Alter3, psl-as 'Gestalt3, Jdv-as und juv-as 'Schnelligkeit 3 . Av. tac-o 'Lauf3, draj'-o 'Lange 3 , haec-o 'Trockenheit 3 . Dat. als Infln., urar. *-as-ai. Ai. ved. dohdse 'zu melken 3 (dsh-as n. 'Melkung 3 ), bhdrase 'zu tragen3, spdrase 'zu erringen3. Av. avaishe 'zu helfen3 {av-o n. 'Hilfe, Schutz3), und durch fortwuchernde Analogie vaocanhe zum ind. aor. vaoc-a-p von vac'sprechen3, sravayanhe zum ind. srav-ayeiti caus. 'lasst horen, verkiindigt3 . Ar. -n-as, -t-as. Ai. rek-nas 'Reichtum 3 , av. raex-no ('Frohlichkeit3?), s. o. S. 389. Ai. e-nas 'Bedrangniss, Frevel, Siinde3, av. ae-no 'Feindschaft, Hass, Rache3. Ai. dp-nas 'Besitz3, dr-nas 'Woge3. Av. zae-no 'das Geriistetsein, Wachsamkeit, Hut3, xware-no 'Glanz, Herrlichkeit 3 , raf-no 'Freude, Gliick3. Ai. drdvinas 'Habe'. Ai. sr6-tas apers. rau-ta 'Fluss 3 (I § 558, 3 S. 415). Ai. re-tas 'Same3. Av. vl-sqs-to 'Befolgung, Lernen 3 , pars-Id 'Kampf, KampfwafFe3. Ar. -u-as in ai. pivas, s. S. 390. Adjectivisch. Ai. tards- 'vordringend 3 neben tdras 'Vordringen3, apds- 'thatig 3 neben dpas 'Werk 3, raMds- 'beschadigend, Beschadiger3 neben rdksas 'Beschadigung3, tavds- 'kraftig3. Av. dvaesah- (nom. sg. dvaqsa) 'peinigend, Peiniger 3 neben dvaeho 'Peinigung 3 , radah- 'gebend, Geber3 neben rado 'Gabe 3 , xwarenah- 'glanzend, herrlich 3 neben xwareno 'Glanz, Herrlichkeit 3 , amah- 'feindlich, Feind 3 neben aeno 'Feindschaft3. Ai. durmanas- 'missgestimmt3 av. dus-manah- 'schlecht denkend3, ai. su-mdnas- av. hu-manah- 'wol gesinnt3, ai. n^-mdnas- av. nare-
§ 132.]
Nominalsuffix -««-.
391
manah- c mannlich gesinnt, heldenhaft3. Ai. su-cetas- c gute Gesinnung habend, "wolwollend3, puru-bhbjas- Sdele nahrend3. Av. duz-varsnah- cMissethater3, aiwi-aojah- can Kraft iiberlegen, siegreich iiberwindend3, apers. aspa-canah- Eigenn. (wol zu ai. cdnas- n. cGefallen3). — Ai. vedhds- cfordernd, huldvoll3, av. asa-vazdah- Eigenn. und vohvazdah- d. i. vohu-vazdak- Eigenn., Gf. *uedh + tes-, W. uedh- 'fiihren3, ai. su-medhds- Verst'andig3, Gf. *m%d7i+tes~, s. I § 482 S. 358. Armenisch. Die -es-Stamme sind verloren. Zum Theil wurden sie zu o-Stammen, wie sar, gen. saroy, cHohe, Gipfel, Abhang3: ai. liras- av. sarah- cHaupt3, gG£. *krr-es-. Griechisch. Neutra. uso? cmannliches Glied3 aus *7rso-o<;: ai. pds-as dass. J-sr-o? er-o? 'Jahi 1 : lat. vet-us urspriinglich Substant., ai. vats-d-, s. o. S. 387. Ssp-o? cHitze, Sommer3: ai. hdr-as c Glut\ TSV-O; 'Sehne, Band3: ai. tdn-as 'Nachkommenschaft3, lat. ten-us. Csuy-o? cJoch3: lat. Jugera jugeribus, vgl. auch mhd.jiuch n. c Moigen Landes3. fAX-oc. cWurfgeschoss3, £yj(-o; cSpeer3, spx-o? c Einfriedigung3, v.sud-o; Verborgene Tiefe3, 8eo; Turcht 3 aus *o/£ioc, 9spo-o; (aol.) und &pao-o? &apo-o? cMut3, xpet-o? (aol.) und xp<xro; xapr-o? cKraft3, ravfr-o; c Trauer, Kummer 3 und uaD-o? c Erleidniss, Erfahiung, Missgeschiek3. oj(-o<; cWagen3 fur s/-o? (bei Hesych eihalten) durch Einfluss von 6 oyo-c, W. uegh-; vgl. lat. modes-tu-s S. 392, ahd.y«^s S. 393. JA?JX-OS 'Lange 3 . rfi-oc c Vergniigen3. at9-o? c Brand 3 : ai. edhas, s. o. S. 388. ayx-os c Thal, Schlucht 3 : ai. dtak-as 'Kriimmung 3 . oax-o? cSchild3. (J*ux~o? cKalte3. xu3-o? 'Ruhrn 3 . pq-o? 'Frost 3 : lat. frig-us. TtTo; c Fett 3 aus *7ri-.f-o; : ai. pivas, s. o. S. 389. elpo? 'Wolle 3 aus *J r sp-/oc, vgl. lat. vervex (laniger3). sp-vo? cSprossling, Zweig3. e'D-vo? cMenge, Volkerschaft3. •{X9l-wc 'Schaustiick3. Sa-vo? c Gabe, Darlehen 3 , W. do- (vgl. § 66 S. 134). xe(xsvo? cStiick Land3. •K
392
Nominalsufflx -es-.
[§ 132.
'Hand 3 hierher, wenn Wackernagel's Zuriickfiihrung von /sipauf */epa- (Kuhn's Ztschr. X X I X 131 ff.) das richtige trifft; gen. *yzp-o-6<; dann nach S. 387 f. zu beurtheilen. — TcXr-py); VolF neben uX7]-pdw cfulle5 lat. ple-ru-s. I t a l i s c h . Lat. op-os op-us op-er-is, op-er-a, umbr. ose copere3 osatu coperato3, osk. u p s a n n a m coperandam3 (I § 633 S. 476): ai. ap-as dp-as, s. o. S. 388. Lat. vet-us vet-er-is (cBejahrtheit, alter Gegenstand3, dann adj.) caltJ, vetus-tu-s, osk. V e z k e i dat., Gottesname, quasi c*Vetusco3 (vgl. vetusculu-s): gr. fsx-oz. Urital. *med-os c Maass3 (gr. [xs8-i[xvo-?, got. mit-an) : lat. modes-tu-s moder-ari mit o statt e nach mod-u-s, umbr. m e i - s mers cius, fas3 aus *med[o)s mit Synkopierung des o nach I § 6 3 3 S . 476. Umbr. vas Vitium3 aus *vak[o)s, zu lat. vacare. Lat. aes, gen. aer-is, wol nicht aus *ai-es~, sondern aus der schwachen Stammform *ai-s- ^ (der nom. ace. aes fur urspr. *a(i)-os war nach der Analogie der andern Casus gebildet), aenu-s umbr. a h e s n e s caenis3 aus *aies-no- (I § 134 S. 122) : ai. dy-as cMetall, Eisen3, got. dis (gen. dizis) cErz, Geld3. Lat. nem-us {-or-) : gr. veji-oc c Weideplatz\ dec-us {-or-) : ai. dalas-yd-ti cer verehrt, ist zu Diensten, ist gefallig3. Ven-us {-er-), urspriinglich n. c Liebreiz 3 : ai. van-as-cReiz, Wonne 3 . scel-us {-er-). temp-us {-or-), terg-us {-or-): gr. aTspcp-o? xspep-o? cLeder, Fell3, bes. c die harte Biickenhaut der Thiere 3 . corp-us {-or-). Wie modes-tu-s, so hatten auch pondus und foedus o fiir e {*pend-os *feid-os, letzteres noch in fldus-tu-s) bekommen nach der Analogie von o-Stammen (abl. pondo), vgl. oben gr. oyoc S. 391, ahd. fahs S. 393. Lat. Infin. auf -er-e aus *-es-i (loc), wie vlvere (ai. jivds-e), agere, mifiuere; iiber ferre velle esse s. § 162. fieri Neubildung fiir (alat.) fiere nach agl, sequi, s. a. O. vol-nus, mu-nus, fu-nus, pjg-?ius, /acinus; hierher auch mi-nus, s. § 135. pectus. Die aus voritalischer Zeit mitgebrachte Abstufung des -esSuffixes, wie sie z. B. in gen-us -er-is bewahrt war, wurde zum 1) Sieh Oathoff Paul-Braune's Beitr. XIII 425.
§ 132.]
Nominalsufflx -es-.
393
Theil durch Verallgemeinerung der Form -os- beseitigt. Z. B.
bei tempus -oris etc., woneben noch adv. temper-i, tempes-tu-s, temper-are. Ebenso penus -oris etc., wahrend der zur Proposition (bezieh. Postposition) gewordene loc. sg. penes (vgl. ate?) die Form -es- behielt. -os- auch in Ableitungen, wie rbbus-tu-s (gen. robor-is) onus-tu-s (gen. oner-is), corpus-culu-m (gen. corpor-is) opus-culu-m (gen. oper-is), vgl. aksl. -os-ti S. 396. Adj. pubes und puber, gen. puberis. Ferner de-gener, bicorpor, wahrscheinlich beide jiingere Bildungen ohne Anschluss an den aus uridg. Zeit iiberkommenen Typus. Ebenso war jung die Adjectivierung von vetus (auch veter); vgl. vetus-tu-s wie onus-tu-s, veter-atu-s wie sceler-atu-s; es wiederholte sich in ihr der Process, durch den schon in der idg. Urzeit solche Adj. entsprungen waren. Altirisch. tech teg, gen. tige, 'Haus3: gr. OTSJ-O? rsf-o?cDach, Haus3. nem cHimmeP: entweder direct zu ai. ndm-as cVerbeugung, Verehrung1, so dass der urspriingliche Sinn 'Gegenstand der Verehrung3 war, oder aus *neb-os = ai. ndbh-as aksl. neb-o durch Anlehnung an Worter wie gall, VSJIT^TOV ir. nemed cHeiligtum\ leih 'Seite3: ai. prdthas etc., s. o. S. 390. au o (mir.), gen. aue, c Ohr3: aksl. ucho cOhr3; dazu auch gr. ou? dor. ux; cOhr3'? (s. § 114 S. 326). mag cEbene3, gall. OuivBo-jiayo? = air. Find-mag. Tog luach cPreis, Lohn'. Mit -nes-: du-n cBurg5, wie auch schon gall. Aooyu-Souvoc neben Aou"(ou-8ouvov. glu-n cKnie3. Germaniseh. Die alte Flexion wurde stark gestb'rt. Der besonders im Got. und Nord. begegnende Ubertritt in die o-Declination kniipfte im Urgerman. theilweise, wie es scheint, an Bildungen von der Art des ai. vats-d- neben gr. /STO; (S. 387) an. Got. dis (gen. dizis) ahd. er n. 'Erz3 urgerm. *aiz-a- (got. diza-smipa ahd. er-smid, § 40 S. 70) : ai. dy-as etc., s. o. S. 392. Ahd. lefs m. ^ippe 3 neben ags. lippa m. cLippe5 (vgl. I § 337 S. 270) aus vorgerm. *lebes- *leps-. Got. ahs (gen. alms) aisl. ax n. ahd. ahir ehir n. 'Ahre3: lat. ac-us. Ahd. fahs aisl.yaa; n. cHaarJ, wol durch Contamination eines *pek-os n. mit *pok-o-s m. (gr. TTo-xo-;) entstanden (vgl. gr. o^o? S. 391, lat. modestu-s
394
Nominalsufflx -««-.
[§ 132.
S. 392). Got. veihs (gen. veihsis) n. 'Flecken, vicus3: vgl. ai. vesdsm. cNachbar, Hintersass3. Got. peihs (gen. peihsis) n. cZeit3 zu peihan 'gedeihen3, W. tenq- (I § 214 S. 183); man vergleicht lat. iempus, doch ist mir lat. p = idg. q nicht erwiesen. Got. plahsjan 'schrecken3, denominatives Verbum : lat. locusta aus *tlocus-ta (Osthoff Paul-Braune's Beitr. XIII 412 f.). Got. rimis (gen. -ids) n. cRuhe3, W. rent-. Got. agis (gen. -isis) n. cFurcht3, ahd. egis-lih c schrecklich3 egis-o m. (ags. ejes-a m.) cSchrecken3 egison cerschrecken3: gr. ofy-os n. cHeizeleid, Trauer3. Got. sigis n. aisl. sigr (gen. si^rs) m. ags. sigor m. 'Sieg3 ahd. sigir-on csiegen3, got. sigis-ldun § 40 S. 70 : ai. sdhas, s. o. S. 390. Got. hatis (gen. -izis) n. aisl. hatr n. cHass3, got. hatizon chassen'. Got. riqis (gen. -izis) n. aisl. rekkr n. 'Finsterniss': ai. rdj-as etc., s. o. S. 388. Got. ga-digis n. cGebilde, Werk3: gr. xst^-o? 'Mauer1, mit Abstufung der Wurzelsilbe (S. 387 f.). Got. bariz-ein-s 'gersten3 aisl. barr n. cGerste3: lat. farr- aus *far-s-, s. o. S. 387. Got. skapis n. c Schade3. Aisl. setr (gen. setrs) n. cSitz3: ai. sdd-as etc., s. o. S. 388. Nicht sicher erklart ist der Wechsel zwischen -s- vind -z-, wie got. gen. agis-is neben riqiz-is, got. vahis-on csich walzen3 ahd. egis-on neben got. hatiz-on ahd. sigir-on. Anm. 1. Man konnte daran denken, dass in gewissen isolierten Gebrauchsweisen gewisse Casus noch -is- hatten, wie der ai. Inf. auf -ds-e (S. 387). Ferner konnten neben den neutralen Substantiva Adjeotiva mit Betonung des stammbildenden Suffixes gelegen haben, etwa *ag6s- 'furchtend' neben *dges- 'Furcht' wie gr. tyzuhrfi neben >iisDSo;, und von diesen Adjeetiven das -s- herstammen; vgl. hierzu noch § 133 Anm. S. 397. Endlioh konnte -s- in gewissen Fallen beim Gebrauch des Wortes als vorderes CompositioDSglied auch ohne Betonung des Suffixes -es- lautgesetzlich tonlos geblieben sein. Vgl. von Bahder Verbalabstr. 55.
Im Westgermanischen zeigt sich daneben eine andre Behandlung der altiiberkommenen Declinationsweise, zu der das Auslautgesetz den Anlass gab. Nach langer Wurzelsilbe fiel im nom. ace. -oz ab (I §661,2 S. 519). So entstanden, zugleich unter Einwirkung der o-Declination, zunachst Paradigmen wie ahd. sg. nom. ace. kalb fKalb3) gen. kalbires dat. kalbire, pi. nom. ace. kalbir gen. kalbiro dat. kalbirum. Hier wurde nun im gen. dat. sg. -ir- aufgegeben und kalbes kalbe gebildet, wie wortes
132.]
Nominalsufflx -es-.
worte zu nom. ace. wort,
395
und jetzt musste -ir- als Characte-
risticum des PI. erscheinen, zumal es im nom. ace. kein anderes unterscheidendes Merkmal gab. (Die weitere Folge war, dass -ir-,
mhd. nhd. -er-, als Pluralzeichen auf eine Menge von
Wortern iibertragen wurde, denen es urspriinglich nicht zukam.) Die Flexionsweise halb gen. kalbes, pi. kalbir zeigen im Westgerm, in altester Zeit besonders Thiernamen, wie noch z. B . ahd. lamb (ags. lomb) 'Lamm', ausserdem ei c Ei 3 pi. eigir (ags. #jj pi. csjru), ris c Reis, Zweig J u. a. Vgl. diese Worter als vordere Compositionsglieder § 40 S. 70. Andre Worter aber gaben auf G r a n d der lautgesetzlichen Form des nom. ace. sg. ihre irFlexion iiberhaupt auf, z. B. ahd. mast n. 'Mast, Mastung 3 : ai. med-as n. c Fett 3 (I § 591 S. 449). Anm. 2. Als aus -es-Stammen entstanden betrachtet man auch einige nach der »'- und der w-Declination gehende Subatantiva, wie ahd. sigi ags. sije m. 'Sieg', as. heti ags. hete m. 'Hass', ags. eje m. 'Furcht', ags. sife n. 'Sieb' und ahd. sign sigo m. = sigi, situ sito m. 'Sitte' (gr. Ifto;). Nom. sigi soil aus *sijiz entsprungen sein, indem -os -az nach den andern Casus durch -es -iz ersetzt wurde und dann die Analogie des nom. sg. der geschlechtigen i-Stamme wirkte. Dieser Ubertritt in das Geleise der j-Stamme musste schon um Christi Geburt gesehehen gewesen sein; denn Strabo's 2efi-[j.7)po; (vgl. Segi-meru-s Segi-mundu-s bei Tac, ahd. sigi-nomo) ware ja schon eine Consequenz desselben gewesen. Warum nur in jenen Fallen -az durch -iz ersetzt wurde, dafur finde ich keine rechte Erklarung und halte es fur geratener, u r s p r i i n g l i c h e j'-Stamme anzunehmen, wie ja auch z. B. ai. van-i-s neben van-as lag. Eher ist vielleicht haltbar, dass -os im Urgermanischen unter gewissen Bedingungen zu -uz geworden sei und daher sigu stamme (vgl. ahd. angust § 101 S. 289); sieh Paul in seinen und Braune's Beitr. VI 187 und Bremer ebend. XI 3, der bemerkt: 'Ich sehe in dem -uz den Reflex eines idg. sonantischen s (z), uber welches ich spater einmal im Zusammenhange zu handeln hoffe'. -nes-
-Us-: ahd. lehan n. cLehen5, s. o. S. 389; ags. hro-
dor n. neben hre-d (m.?) cRuhm\
Vgl. auch ags. hml aisl. heill
n. 'giinstiges Vorzeichen, Gliick3 aus *hailiz- zu Adj. got. hai-l-s 'gesund3 (§ 76 S. 194), ags. hlmw n. 'Grabhiiger aus *hlaiwiz- zu got. hlai-v 'Grabhiigel3 Gf. *kloi-uo- (§ 64 S. 129) u. dgl. Adjectiva von der Art des gr. ^EOSTJ? Soa-u-evrji; sind wol nicht vorhanden. daTf?
Ob man aus -s- neben -z- auf sie schliessen
S. oben die Anm. 1 S. 394. Ahd. mast cMast5 secundar
auch als Adj. "gemastet3.
396
Nominalsuffix -es-.
[§ 132—133.
B a l t i s c h - S l a v i s c h . Nur Substantiva. Im Lit. sind sie zu masc. oder fem. i- oder «o-Stamnien geworden: -es-i- und -es-ia-. Lit. debes-i-s m. und f. c Wolke 3 (im gen. pi. aber auch noch debes-u) aksl. nebo c Himmer: ai. nabh-as etc., s. o. S. 388.
Lit. e'des-i-s, gen. -to, m. cFrass3: vgl. lat. eder-e. kalbes-i-s, gen. -to, m. cE.edensart, Sprichwort3, daneben kalbes-e f. cRede3. Gen. me'nes-io und menes-es cMonats3, s. o. S. 389. Ferner unser -es- in kalbes-ni-s cGerede3, mokes-ti-s cZahlung3 u. dgl., s. § 101 S. 289. Aksl. slov-o cWort3: ai. srdv-as etc., s. o. S. 388. uc/i-o cOhr3: mir. au, s. o. S. 393. ok-o "Auge3. telo cLeib3. Gen. lices-e cGesichtes3 etc., der fehlende nom. ace. sg. *liko duxch lice ersetzt. Infolge des gleichen Ausganges im nom. ace. sg. wurden die es-Stamme ofter nach Art der neutralen o-Stamme flectiert, z. B. gen. slova fur sloves-e. Einige von den slav. es-Stammen sind vielleicht von Haus aus o-Stamme gewesen und erst infolge dieser formalen Gleichheit des nom. ace. sg. zu es-Stammen geworden, z. B. drevo cBaum3, delo cWerk3. Die Sufflxform -os- wol auch in den Abstracta wie qzos-it 'Enge3, vgl. lat. angus-tu-s, s. § 101 S. 289 f. 133. 2. Die geschlechtigen Substantiva mit der Suffix form -os-. Neben den Neutra auf -os standen in uridg. Zeit auch einige geschlechtige Substantiva mit -os- in den starken Casus, im nom. sg. -os, im loc. sg. -es -es-i, in den schwachsten Casus -s-. Grossere Productivity zeigen diese Substantiva nur im Italischen, wo das o des nom. sg. durch alle Casus durchgefiihrt wurde. Ofters kamen die geschlechtige Form und das Neutrum bei demselben Wort neben einander vor, wie lat. decor : decus (vgl. S. 386). Ai. us-ds- f. gr. r^c, f. (aus *aus-os)') lat. aur-or-a 'Morgenrote3. Der ace. sg. urspriinglich -os-m : ai. usas-am av. usanh-em, gr. 7j(o aus *rjoa; ai. usas-am und u§am waren Neubildungen, letzteres nach dem nom. ujjeis. Loc. -es-i : ai. usds-i; gr. rtoX waT 1) T,M{ zeigt, dass das I § 611 S. 463 besprochene Kurzungsgesetz erst nach dem intervocalischen Schwund des a wirkte.
§ 133—134.]
Die Nominalsuffixe -es- und s- (-as-, -is-, -us-).
397
Neubildung. Gen. ai. ved. usds fur *us-s-ds, wofiir jiinger u§ds-as, wie auch gr. -Jjou? aus *TJ<$O; neugebildet war. Ob der Accent des att. Su)? (ace. sou) noch auf ein urspr. *dusos weist? *aiuos~ *diues- *aius- (vgl. *diuen- *diun- § 116 S. 340 f.) : gr. ace. a£
Neben den Nomina mit -es- (-os-). die wir in § 131—133 besprachen, linden sich solche, die denselben suffixalen s-Laut aufweisen wie diese, bei denen aber nicht mit Sicherheit nachzuweisen ist, dass dem s einst ein e (o) vorausgegangen war. Man muss dabei bedenken, dass das Suffix -es-, wenn es auch
398
Nominalsuffix s- (-as-, -is-, -us-).
[§ 134.
zui Zeit der Auflosung der idg, Urgemeinschaft gewiss ein einheitlich empfundenes Element war, doch vielleicht aus zwei Elementen (-e-s-, eventuell * genes-, s. S. 19) eiwachsen war. Die hier zu besprechenden Nomina ordnen sich in vier Oruppen. 1. Ai. bhas- n. cLicht, Schein3 (nom. ace. bhas instr. bhas-a), lat. fas n. (indecl.) urspriinglich cAusserung3, W. bha- (Bloomfield Amer. Jouin. of. Phil. I X 19 vergleicht att. cpui? mit ai. bhas). Ai. *das- cGabe3 in ai. das-vant- "gabenreich3 su-dds'reichlich gebend3 (ace. -das-am gen. -das-as) av. vaidhu-dahc Giiter gebend3 (ace. -dA&h-em gen. -dafdh-o), W. do-. Ai.jhasc 3 m. Verwandter , vgl. jha-ti-s. Lat. fibs Jlor-is, Flbr-a osk. F l u u s a i dat. Lat. spe-r-are alat. pi. spe-r-es spe-r-ibus neben spe-s. Aus dem Giiech. hierher *xpao- *xapaa- in xpaaT•zapY]'aT- cKopf3 (aus *xpaa-g- *xapaa-g-, vgl. § 114 S. 326)? Auch steht nichts im Wege, hierher ai. mas- cMond, Monat3 aksl. mes-eci c Monat' von W. me- 'messen 1 zu stellen, vgl. § 132 S. 389. Bei diesen Wortern k a n n angenommen werden, das e von -es- sei mit dem vorausgehenden Vocal contrahieit gewesen. Also *dbs- : *bheres- = *dano-m : *bhereno-m, s. § 65 S. 130. In diesem Falle wiirde nichts hindern, die ai. Stammfoimen dravino-dds- 'Reichtum gebend3 vayo-dkds- c Lebenskraft verleihend5 candrd-mas- cMond5 (s. Lanman Noun-Infl. p. 555 sq.) als altererbt zu betrachten und in *-d-es- *-dh-es- *-m-es- zu zerlegen. *-d-es- : *dbs- = gr. Xur-o? : ai. rep-as u. dgl., s. § 132 S. 387 f. In lat. vi-r-es neben vi-s vi-m kann jene Contraction allerdings nicht stattgefunden haben, aber es liegt die Annahme sehr nahe, dass die s-Flexion hier erst nach alteren Mustern eingefiihrt wurde. 2. -9-s. Ai. Jcravis- n. crohes Fleisch3, gr. xpsa? n. cFleisch', vgl. lat. cruor. Gr. xspa; 'Horn 3 neben ai. Uras cKopf3 (urspriinglich c emporragende Spitze'j; lat. cerebru-m kann so gut *keres- als *ker9s- enthalten. y^pa? 'Greisenalter 3 , -^spa? c Ehrengabe3, Ssjjia? cKorperbau3. Ai. tdmis-ra tamis-ra-m c Dunkel 3 neben tdmas; lat. tenebrae fur *temebrae (I § 570 S. 430) und mnl. deemster c dunkel J konnen so gut *temes- als *temas- ent-
§ 134—135.]
Die Nominalaufflxe -s- und -ies- -ties-.
399
halten. Ai. rods- n. c Licht 3 neben sva-?'dcas- und av. raocahn. c Licht, Helle 1 apeis. raucah- 'Tag'. Av. hadis- apers. hadisn. c Sitz' neben ai. sddas. Bei den ar. Formen ist aber zu beachten, dass -is- auch indogermanischem -is- entsprechen kann. Hieihei vielleicht auch die gr. Masc. Ipu>? 'Liebe 3 und •ysAoos'Gelachter'. Zwischen diesen Nominativen und den Stammformen epaa- •yeXaa- in horn, ipavvd-s Yjpao-oaTo pindar. yzkavrfi horn, iyikaa-aa bestand nach Solmsen Kuhn's Ztschr. X X I X 109 dasselbe Ablautsverh'altniss wie zwischen 8
400
Nominalsuffix -ies—ties-.
[§ 135.
die jenes Schwestersuffixes, das von Alters her, so weit wir zuriickzuschauen vermogen, nur bei der Vergleichung z w e i e r Dinge im Gebrauch war (z. B. gr. ito'-Tspo? Svelcher von beiden?'). So war denn wol auch die Verbindung -is+tero- in gr. dptoTspo-; lat. sin-ister u. dgl. (§ 75 S. 179 ff.) nicht als ein reiner Pleonasmus ins Leben getreten. Die unser Suffix enthaltenden Comparative und Superlative wurden, wie es scheint, bereits in der Zeit der idg. Urgemeinschaft, zu ihren 'Positiven 3 , die irgend welches Nominalsuffix, -u-, -o-, -ro- etc., hatten (z. B. ai. svad-iyas- gr. ^8-uov c suaviorJ neben svad-u-s yjo-u-? csuavis3), in eine derartige ideelle Beziehung gesetzt, dass man sie wie aus diesen gebildet empfand. So bekam -ies- (-is-to-) den Charakter eines Secundarsuffixes, der in den zahlreichen einzelsprachlichen Neuschopfungen wie ai. brdhm-iyas- lat. amic-ior klar zu Tage tritt. Vgl. § 58 S. 102, § 81 S. 229. Hinsichtlich des Wurzelablautes scheint urspriinglich im Grossen und Ganzen die Regel geherrscht zu haben, dass der Comparativ Hochstufenform (e in der e-Reihe), der Superlativ Tiefstufenform hatte. Hiermit ging Betonungsverschiedenheit Hand in Hand. Der zugehorige Positiv war meist eine Bildung mit tiefstufiger Wurzelsilbe. So *Ut3gh-ies- : *lnq}i-ist6- : *lgah-uc flink, klein, gering3 = av. renj-yah- gr IXSaaiuv aus *l\a~[X-iw (I § 489 S. 361 f., § 497 S. 367, § 618 S. 467) fiir *iX£-/x-i«>v durch
Einwirkung der Form ika^- : ai. Idgh-istha-s gr. IXay-vno-c (beide mit verschobenem Accent, s. § 81 S. 229) : ai. lagh-ii-s gr. sXaj(-u-?; ai. prath-iyas- : prth-u-§; gr. xpeoowv : xpaT-iaro-c fiir *xpaT-iaTo-? : xpai-u-?; oXst'Cwv : oXiy-iaTo-? fiir *6XI^-IOT6-S : 6Xtyo-c; ahd. suo^-iro : got. sut-ista. Durch Formiibertragung wurden diese Abstufungsverschiedenheiten haufig verwischt, namentlich der Unterschied zwischen Comparativ und Superlativ. Z. B. ai. Idghlyas- fiir *ld&ghiyas- oder rein lautgesetzlich *lqh-iyas(I § 454 S. 337), umgekehrtprdthistha- fiir *prthistha-, bqhisthafiir "bahifthd- (Compar. bqh-iyas- Posit, bah-u-); gr. xaj(-iov fiir &aoaov (xa^iora, xa)(u-?), umgekehrt iX^YX10™-? fur iXaxwio-?, vollends ihren Platz veTtauscht hatte die urspriingliche Vocali
§ 135.]
Nominalsufflx -j'es- -ties-.
401
sation in jxaaawv und (lYjmaTo-? (jxax-po-?); got. sut-iza fur iza (ahd. suofi-iro), umgekehxt ahd. suo^-isto fiir *su%-isto (got. sut-ista). Bei allem dem ist aber zu beriicksichtigen, dass in der Casusbildung des Comparativs neben -ies- -ios- urspriinglich auch -is- vorkam, vor dem die Wurzelsilbe Tiefstufengestalt gehabt haben muss, z. B. dat. sg. Hngh-is-di wie Superl. *l'@ghis-to-; auch vor -ies- diirfte diese Wurzelgestalt gestanden haben (vgl. unten). Zwar steht nichts deT Annahme im Wege, im Paradigma des Comparativs sei zur Zeit der Auflosung der idg. Urgemeinschaft die starke Wurzelform [*Uidgh-ios-) verallgemeinert gewesen, so dass z. B. Higghisai durch Hetdglxisdi ersetzt war, aber ebenso gut ist denkbar, dass Formen wie ^Igghisdi in die einzelspTachlichen Entwicklungen hinein kamen und hier zur Ausgleichung der Comparativ- und der Superlativform mitwirkten. Bei letzterer Annahme begiffen sich auch die Falle wie [xaoawv : jj-^xiaTo-? (av. mas-yah- apers. map-ista-) leichter. Ohne Abstufung im Grundstamm z. B. *ple-ios- *ple-is- : *ple-is-to- : *ple-ro- = ai. pra-yas gr. uXs-s? aus *7:Ar/ia- : gr. •rcAsIa-To-? : lat. ple-ru-s gr. rcAvj-p-Tj?. Was dann weiter die formalen Verschiedenheiten des Comparativsuffixes selbst in den verschiedenen Sprachen betrifft, so ist einiges noch unaufgeklart. In mancher Beziehung geht -ies- mit dem Participialsufiix -y.es- (§ 136) den gleichen Weg. Anm. 1. Die von mir Kuhn's Ztschr. XXIV 54ff.bekampfte, von J. Schmidt ebend. XXVI 337ff.wieder in Schutz genommene Ansicht, die ursprungliche Gestalt unseres Suffixes sei -tens- gewesen, ist schlechterdings unhaltbar. Nach Schmidt soil der Ausgang -ions Hens) des nom. sg. masc. in uridg. Zeit lautgesetzlich zu -£ds (-ies) geworden (vgl. I § 220 S. 190) und im analogischen Anschluss hieran der Nasal auch sonst aufgegeben worden sein. Davon zu schweigen, dass sichere Beispiele fiir jenes uridg. Lautgesetz {-ios aus -ions) nicht beigebracht sind (vgl. auch S. 389) i): die Con1) E. Meringer Ztschr. f. osterr. Gymn. 1888 S. 134 fuhrt ace. pi. *gos (ai. gas gr. (3(i>?) durch *gons auf *gouns zuruck. S. 138 aber wird meiner Hypothese zugestimmt, wonach im ace. sg. *go(u)m vor Sonant, aber *goiim vor Consonant gesprochen wurde. Wie sich das reimt, verstehe ich nicht. Ich halte Meringer's *gouns nach wie vor fur eine Unform und die Ansicht, dass gas $0>z nach dem ace. sg. gebildet worden seien, fiir durchaus annehmbar. Brugmann, Grundriss. II.
26
402
Nominalsuffix -ies—ties-.
[§ 135.
sequenzen, zu denen Schmidt's Hypothese fiihrt, sind ganz unglaublich und unannehmlich, s. Verf. in Iw. Muller's Hdb. II 55 und Solmsen Kuhn's Ztschr. XXIX 83 (auch Collitz erklart sich gegen Schmidt, Bezzenb. Beitr. X 65). Ich bleibe also bei -ies- (wie ich auch an -ues- festhalte, s. S. 411 £,). -ies- und -ties- neben einander wie -jo- und -i%o-, und das durch ai. -iyas- gr. att. -i(o)o- reprasentierte -lies- hat in -%ip- sein Gegenstiick, s. § 63 S. 115 f. Weiter durften folgende Ansatze fur das Urindogermanische (bei denen wir von den Formen -iies- -lies- neben -ies- absehen) hinlanglich begrundet sein. 1. -ids im nom. sg. masc, -ios im nom. ace. sg. neutr.: av. vah-yn vah-yo, ai. vds-yas (n.), lat. ma-jo?- fur -jos (I § 569 Anm. 2 S. 428) ma-jus, air. mao (m.), got. hduhis (n. adv.) aus urgerm. -iaz, aksl. hol-je (n.) aus urslav. -ios. 2. -ios im voc. masc.: ai. vds-yas. 3. -ies- im loc. sg.: ai. vds-yas-i (Accentverschiebung). Ferner im Fern, nom. -ies-i, gen. -is-ies etc., durch Ausgleichung in verschiedener Richtung einerseits ai. vds-yasi vds-yasyas, anderseits got. sut-izei sut-izeins, und aksl. bol-jni bol-jise (fur *boljesi *boMse). Diese Suffixgestalt -jes- auch in lit. sald-es-ni-s 'stisser' mit -es- aus -ies- (I § 147 S. 132), in dem isoliert stehenden preuss. gen. pi. muis-ies-on 'maiorum' und vielleicht in lat. majes-tas zu ma-jor (diess kann auch eine jungere Neubildung sein nach hones-tas : honor u. dgl.) und pe-jer-are zu pe-jor (vgl. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 115). 4. -is- in den schwachen Casus, z. B. dat. sg. -is-di loc. pi. -is-sti. Diese Suffixgestalt erscheint verallgemeinert in gr. -'l.iti izklai neutr. TiXsa (*7rXeia-), got. sut-iz-a gen. sut-iz-ins, mdiz-a gen. mdiz-ins, aksl. gen. boljisa 'maioris' aus *boljis-i<X fiir *bol-is-JM (s. u.). Ferner gab es Adverbia auf -is: *ma-is = osk. mais 'magis' got. mdis cmehr', lat. mag-is, got. vairs aus *uirs-iz, gr. ;rp£is- = lat. pris- in TipsTa-yD-? irpets-jii'j-s pris-cu-s. Weiter -is- im Fern., gen. -is-ies etc., s. 3. Vgl. Superlat. -is-to- § 81 S. 228 ff. Als wahrscheinlich betrachte ich endlich 5,, dass die starken Casus des Masc. (ausser nom. sg.) -ios- hatten: ace. av. vah-yunh-em gr. IXdaocu aus -j,o.(o)-a. Dass im Griech. -too- auf die starken Casus beschrankt ist (kein gen. *eXacsco-os oder dgl.), kann mit als Beweis dafilr gelten, dass in den andern Casus eine andere Suffixgestalt geherrscht hatte; denn hatten einmal a l i e Casus -too- gehabt, so waren sie wol auch dem entsprechend gleichmassig behandelt worden. Im Arischen wurde in den schwachen Casus -is- durch -yas- verdrangt: dat. sg. ai. vds-yas-e av. vah-yanh-e, gen. sg. ai. vds-yas-as av. vahyanh-o. Secundar war ferner das Auftreten von -yas- auch im Gebiet der starken Casus in demselben Sprachzweig, wie ai. kainyas-am 'iuniorem' av. ranhanh-em 'meliorem' {-nh- = -hy-, I § 558 S. 416). Fiir -yas im voc. sg. masc. erscheint in nachvedischer Zeit -yan, das wol nach dem Vorbild von -ran (§ 136 S. 413) eingetreten war. Im Lat. wurde das -ids des nom. sg. (dafiir -jxir nach den andern Casus,
§ 135.]
Nominalsuffix -ies—ties-.
403
wo -s- lautgesetzlich zu -»•- geworden war) durch alle Casus durchgefiihrt: ma-jor -jbr-em -jbr-is etc.; vgl. hon-or -or-ern u. s. w. § 133 S. 396 f. Der aksl. nom. sg. masc. boljiji boljiji neben neutr. bolje war wahrseheinlieh nicht zusammengesetzte Form [boljt+ji), sondern Umbildung eines *bol-iji mit der Suffixgestalt -ties-; daneben nove-ji mit -ies-. boljiji entsprang durch Einwirkung des Neutr. bolje oder der Masc. wie dobljz-ji oder beider zugleich. Die Masculinausgange -yi und -ji fur *-%ja *-ja = idg. *-iios *-ios nach dem Vorbild der jo-Stamme, wie doblji; nove-ji zu Neutr. nove-je wie doblji : doblje. Vom nom. ace. sg. neutr. und nom. sg. masc. aus drang -j- in die andern Casus mit -tie- = -is-ie- : gen. boljisa fur *boUsa etc. Vgl. oben S. 402 Fern, bolfis? fur *bolise. Woher nun aber der Nasal in ai. vds-yqs- (nom. vds-yan ace. vdsyqs-am) und das gr. Paradigma dXdaawv -ov-os etc.? Wir betrachteten in § 63 S. 125 -ies- als eine Weiterbildung des comparativischen -io- mittels -es-; vgl. ai. ndv-yas- lat. nov-ior neben ai. ndv-ya- got. nin-ji-s, lat. nim-is neben nim-iu-s. Neben -io- mochte nun in einigen Fallen in gleichem Sinne auch -ten- liegen. Die mit diesem gebildeten Formen standen im Griech. neben solchen mit -ies- und erlangten allgemeineren Gebrauch, weil sie eine leichtere und deutlichere Flexion gewahrten als die durch lautgesetzliche Wirkungen in ihrem Paradigma stark zersplitterten -j'es-Comparative; rjo-icuv -iov-o; also wie Kpov-uuv -IOV-O; (§ 115 S. 337), und xelP°-T£PrJ-; : ysiptuv = m6-T£po-; : -tcuv ]). Im Indischen aber vereinigten sich -yas- und -yan- zu -yas-, ahnlich wie mahint- (neben mahat-) aus der Vereinigung eines n- und eines i-Stammes entsprungen zu sein scheint (§ 126 S. 374). Vgl. Danielsson Gramm. und etym. Stud. I 49. So hatten wir also neben einander z. B. *ple-io- (gr. tikiin-c, Tzkio-i kret. TTXIUI, armen. li, gen. Hoy, c voll', ai. prayena praya-sas 'mehrentheils, gewohnlich, meist'), *pU-\es*ple~is- (ai. pru-yas, gr. irXelcu Tikeiaxo-s etc.) und *ple~ien- *ple-in- (TCXEIOJV -m-oi, neutr. att. TTXCIV, vgl. mit letzterem kret. r.pe'a horn, npiv att. rpiv neben rpeia-; jcXeTv : TtXeTov TIXIOV = got. mdis : hduhis); ai. kan-yu c Jungfrau' gr. xaiw-4 c neu' aus *-/.av-io-? : ai. kdn-iyas'jilnger' kan-isthd- 'jiingst' : av. kain-in- f. c Madchen'; gr. pa-io- leieht' (pTj-foio-;, piQ-i-TEpo-;) : pTjitu pao>, pT|ts-To-4 paa-io-s : pr r tiuv paoiv (Etymologie zweifelhaft, s. Osthoff Z. Gesch. d. Perf. 446 f.)2). Vgl. das Nebeneinander von *ai-uo- (lat. aevo-m got. div-s): *ai~ues- (gr. alii ai£> ai. Syus-): *ai-uen- (gr. aidbv aiii ai. dyun-) § 116 S. 340 f.,
6 133 S. 397 ai. rbh-va- rbh-vas- rbh-van- 'kunstreich' u. a. O
'
O
O
Q
Idg. *lei3gh-{i)ios- zu *lfgh-u- : ai. Idgh-iyas- av. renj-yahgi. ace. iXaasio, vgl. o. S. 400. *sucid-(i)ios- zu ai. svadu-s gr. 1 YJOU-; got. sut-s 'suavis : ai. svad-lyas-, gr. TJO-IW -fu>, lat. suavior 1) Daneben |j.ocXiro-T£po-j (Solon) peXxno-Tcpo-c (Telesilla) zu [xcxXiov ^sX•riujv nach demselben Bildungsprincip wie ootpm-irepo-; § 75 S. 1S2. 2) E s dilrfte hiernach nicht zu kiihn sein, alte «o-Formen auch in dem att. gen. sg. des Comp. auf -toy (dcTio TOO (J.EIOU, dy_ OaTTO'j, Meisterhans Gramm. d. att. Inschr. S. 67) zu sehen. 26*
404
Nominalsuffix -%es—iies-.
[§ 135.
fiir *suad-ior durch Einwirkung von suavi-s, ahd. suoft-iro got. sut-iza. *6k-[i)ios- zu ai. a%-u-s gr. cox-6-s lat. acu-pediu-s: ai. uts-iyas-, gr. (bx-i'cov (ist wol unbelegt, aber aus UJX-IOTO-? ZU erschliessen), lat. oc-ior. *ple-ios- {*pleis- durch bereits uridg. Contraction aus *ple-is-, s. I § 116 S. 109 f.) zu lat. ple-ru-s gr. ittajp-Tj? : ai. adv. pra-yas av. fra-yah-, gr. irXsio) TTXSS;, lat. pleor-es oder pleor-es und plis-ima carm. Arv., (air. Ha, s. S. 408,) aisl. Jleir-e (nach meir-e umgebildet). *mo-ios- *md-is- zu air. ma-r gall, -maru-s (in Eigenn.) 'gross3 got. -mer-s 'gross3 (vgl. §81 S. 233): osk.OTIMS'magis3, air. mdo mo, got. mdiz-a adv. mats1), vielleicht hierher auch gr. Mai'cov. A r i s c h . Ai. vds-yas- av. vah-yah- vax-yah- (I § 558 S. 416) zu vds-u- vafth-u- cgutD. Ai. as-iyas- av. as-yah- zu al-w- as-w'schnell 3 : gr. (ux-i'tov etc., s. o. Ai. mah-iyas- av. maz-yah- 'grosser3: gr. ion. jieCwv, lat. major (vgl. I § 135 S. 123) mag-is mag-is-ter (vgl. I § 469, 8 S. 348 f.). Ai. ned-lyas- av. nazd-yah- 'naher 3 aus urar. *tia-zd-, s. I § 591 S. 449 und II § 4 S. 8. Ai. vdr-lyas- zu ur-u- cweit3. sre-yas- zu sri-ld- cschon, herrlich 3 : hierzu gr. xpsuov 'edel, fiirstlich, Herrscher 3 (mit Ubertritt in die vr-Flexion, wie SepaTrtDV u. a., s. § 114 S. 329)? kseptyas- zu ksip-rd- crasch3. ddv-lyas- zu du-rd- cfern3. tej-iyas- zu tig-md- cschar£3. srdj-lyas- zu srag-vin- cbekranzt3. ndv-yasndv-lyas- zu ndv-a- c novus 3 : lat. nov-ior, ahd. niw-iro niuw-iro c novior3. pre-yas- zu priy-d- clieb3. jya-yas- cgewaltiger3. Uber ai. sthiyas- fiir *stha-yas- zu sthi-rd-, spheyas- fiir *spha-yaszu sphi-rd- s. § 81 S. 230. Av. mas-yah- 'grosser3 neben apers. map-ista- cder grosste3: gr. jxaaawv zu [j.ax-pd-i; 'lang3. Av. tqs-yah- 'reisiger, starker3 Gf. *tetaq-ies- (I § 200 S. 169, § 473 S. 351 f.), neben Superl. tanc-ista-. Im Av. ist nach Ausweis des Metrum oft -iyah- zu lesen, wie renjiyah-, nazdiyah-, masiyah- (neben masyah-). Zuweilen im Ai. Neubildung von nominalen Stammen aus, wie tiksn-lyas- zu tiks-nd- 'scharf3, brdhm-iyas- wie brdkm-istha-, drddh-iyas- wie drddh-istha-, s. § 81 S. 231. 1) Hiernaoh wolle man, was I § 635 S. 477 iiber das got. Wort gesagt ist, berichtigen.
§ 135.]
Nominalsuffix -%es—ties-.
405
G r i e c h i s c h . -io(a)—Io(o)- nur ira ace. sg. masc. und nom. ace. pi. masc. und neutr. Daneben duroh alle Casus hindurch -IOV- -lov- (-iv- in irXsTv, Trpei'v jrpi'v ivpfv), von dem wir in der Anm. 1 S. 403 vermuteten, dass es idg. -ion- sei und nie 5 gehabt habe. -io(o)- -iov- im Attischen. Wir geben die Beispiele in der Form des ace. sg. masc. auf -uo -ico aus *-io(a)-a *-io(a)-a. 7iaoau) und iza^-i<xt zu ita^-u-c cfeist, fett3. Oaaaw aus *$a"f£to(o)-a zu ta^-u-c 'schnell 3 (wol zu poln. dqzyc c wohin streben, trachten, eilen3, s. Bezzenberger in s. Beiti. X I I 241; die beliebte Zusammenstellung mit av. tq'syah- ist lautlich nicht gerechtfertigt), vgl. IXaoacov S. 400. (3pa8-uo zu [3pa§-6-<; c langsam 3 : ai. mrad-lyas-. ^koY.-in> zu yAox-ii-? 'siiss1. oXsi'Cto zu 6Xi'y-o-; c 3 wenig dXiy-iaxo-c, nach denen spater auch 6Xi'Ctu gebildet ward, xax-i'co zu xax-d-; cschleeht3. kjp-iui zu ej(&-pd-; cfeindlichJ. ^03a> 'inferiorem3 zu -rjx-a; yjT-raa&ai nach vixaa&ai statt *YjiTouoi)at, und aus Tjxxao&ai wurde erst r^xxa gebildet (Wackernagel Kuhn's Ztschr. X X X 299 f.). d;j.sivu) aus *d[i£v-iu> 'meliorem3. Ein *a.fA~ too- 'naher 3 darf erschlossen werden aus dem Adv. 5aaov aus *a~f/rvov (zu a-j-^-i) : ai. qh-iyas- ahd. eng-ir-o cengerJ. [xeiou c minorem3 aus *[xsi-to(o)-a, zu *mi-no- *mi-nu-, lat. mi-nus got. minniza aus *mi-nu-is-, s. u.; der Superl. |j.siaTo-? aus *(j.£(i)-iaxo-? (zur Wurzelstufe vgl. iXi^-wzn-c, u. dgl. S. 400 f.) oder eine Neuschopfung nach dem Oppositum TTXSTOTO-?. irXsi'to TTXSO) 'mehr' fiir *jrXyj-(t)o(o)-a unter Einwirkung von TTXSIOTO-; (wie ai. stheyasfiir *stha-yas- durch Einfluss von sthesfha-, § 81 S. 230), zum Theil vielleicht auch unter Einwirkung von [letou; daneben ein urspriinglich in den schwachen Comparativcasus heimisches •nXsia- aus *pleis- in horn. uXs-e? irXi-a? kret. irXi-s? neutr. TiXi-a (i aus s, I § 64 S. 52) : ai. pra-yas etc., s. o. S. 404. xpsi'aaiu xpstTTm neben ion. xpsascu (: xpax-iaxo-? xpax-o-; 'stark3) und |xeiCu> neben ion. [xeCto (: [XE^-IOXO-I; )x.i^-a~c, 'magnus3) erhielten ihr si nach der Analogie von x^'p"* ^l121^*0 ^XetCw, ion. faaw neben ^xxm aber nach /.psoao), vgl. I § 639 Anm. S. 480 und Ber. d. s'achs. Ges. d. Wiss. 1883 S. 193. Selten nominalstammbildende Suffixe vor unserem com-
406
Nominalsuffix -jes—iies-.
[§ 135.
parativischen -too-, wie xaXX-i'to 'pulcriorem 3 zu xaXXo; n., j3sXT-i'to 'meliorem3. Vgl. die Superlative § 81 S. 231 f. Im Kret. (Gortyn) upetyo) (zpsiyova) zu Trpslyo-s jrpsiayo-? und xapiu) (xapxdvavc) fiir *xp£TTco = ion. xpsaaw zu xapxu-?. Ob diese Foimen lautgesetzliche Umwandlungen von *TTpsi2y-iu>, *xapx-i(o waren (vgl. doi. xappu>v aus *xapaaiov) oder Neuschopfungen, deren Anlass war, dass man irgendwo -to statt -ito als Ausgang abstrahiert hatte, bleibt zweifelhaft. Ein Adverb auf -is war das rcpsia- (cfriiher3) des Compositum kret. Trpeia-yo-? (hieraus Trpelyo-; durch Assimilation) thessal. •Kpsta-pu-? (vgl. I § 428 S. 319 und S. 567), dem prls- von lat. pris-cu-s (zu prior prius) entsprechend, vgl. Anm. 1 S. 402 undzu -yo—(3o- § 91 Anm. S. 261. Offenbar *itpeis zu kret. upsi'v (horn. Ttplv att. Trpi'v) wie itXsio- (in TiXis; TuXsta-to-c) zu att. TTXETV und wie TTXSI'OU? (d. i. *irXeioa-s;) zu uXsiov-e?, vgl. Anm. 1 S. 403. Wenn von einem urspriinglichen *prei-ios- *pri(i)-is- (durch TJbertragung *pri-ios- und *prei-is-) auszugehen ist, so kann lat. *prisnicht nur = *7rpei? sondern auch = *prii-is- (vgl. irptv) gesetzt werden. Unklar bleiben freilich die Formen Tcpsayu-s 7rpeaj3u-;1). Italisch. Alat. minerimu-s aus *minis-imo-s (vgl. plur-imu-s u. a.), minis-ter, osk. minstreis mistreis ^inoris 5 : vgl. got. minniza 'minor3 aus *mi-nu-is- aksl. rmnfifi 'minor3 und das altertiimlichere gr. jieuu 'minorem3 aus *j*,si-ioo-a (S. 405); minus war ein Neutrum wie vol-nus gr. 8ot-vo? (s. § 132 S. 389 und S. 391 f.), bedeutete urspriinglich cdie Minderheit3 und wurde ahnlich wie vetus adjectiviert; indem es so das Gegenstiick zu majus wurde, kam man zu den Neubildungen minor-is minor etc. nach major-is major etc.2). Umbr. m e s - t r u f. 'maior3 (vgl. § 75 S. 184), 1) Wem die 'Hypharesis' (xeaxeTo = *-/e(i)£oxeTo, airesut = *an£eoai) kein leerer "Wahn ist, mag fur *irpe<j- ein alteres *itpe(it)es- annehmen, als analogische Umbildung eines urspriinglichen loc. *pri-ies. Einfacher ist aber, man betrachtet *7ip£<; als 7rp+Genetivendung -$?, als Nebenform von ^ap-o« alpur-ds (I § 294 S. 236); ahnlich Prellwitz De dial. Thessalica 1865 p. 11. Noch anders Per Persson Studia etymologica, Upsala 1886, p. 95. 2) Minder wahrscheinlich ist mir, dass schon zur Zeit, als minus noch substantivisch war, ein masc. minor neben ihm stand wie decor neben decus u. dgl. (§ 133 S. 396 f.).
§ 135.]
Nominalsuffix -ies—jjfes-.
407
osk. mais 'magis3: air. mao etc., s. o. S. 404. Osk. pustir-is c posteriusD. Lat. oc-ior zu acu-pediu-s : ai. al-lyas- etc., s. o. S. 404. nov-ior zu novo-s : ai. ndv-yas- etc., s. o. S. 404. sen-ior zu senex: ai. sdn-yas- zu sdn-a-s calt3, air. siw-m 'alter3 smser cder altere, alteste3 aus *senis-tero-s zu sew, lit. senes-ni-s 'alter3 zu sen-a-s, vgl. auch got. sinista cder Alteste3. mel-ior. pe-jor. major majus nebst magis zu magnu-s : ai. mdh-iyas- etc., s. o. S. 404; da die Wurzelsilbe nach Ausweis des griech. [isya-? und des got. mikil-s UTspTiinglich e hatte, so scheint die Annahme notwendig, das lat. Wort sei durch das wurzelfremde urital. *mais- = idg. *md-is(vgl. osk. mais neben lat. magis, umbr. mes-tru neben lat. magister) beeinflusst Avorden. pleores und plisima s. o. S. 404. Wie sich zu der vorauszusetzenden Grundform *ple-ios- die Formen pious plus, plur-es, ploer-a und ploirume C. I. L. I 32 verhalten, ist noch nicht festgestellt. A n a 2. S. fiber die letzteren Formen Stolz Iw. Muller's Handb. II S. 164, Danielsson Pauli's Altital. Stud. IV S. 164 und Oethoff Paul-Braune's Beitr. XIII 445 f. Phonetisch am unbedenklichsten ist Danielsson's Vorschlag, neben *-ple-\os- ein *plb-ios- zu statuieren. Man musste von der Stammform *plois- ausgehen, woraus *plo%s- naoh I § 612 S. 464, weiter plus-. In pious ware der Laut u durch ou dargeetellt.
Adverbia auf -is. Lat. mag-is zu major, nimis. satis, prisin pris-cu-s neben prior, s. o. S. 406; auch in prldem^l'). Osk. mais 'magis': got. mais. In weiterem Umfang fand im Lat. Ausgleichung zwischen der Form des Comparativs und der des Positivs statt, wodurch -ies- Secundarsuffix wurde. suavior fiir *suad-ior nach suav-i-s aus *suad--u-i-s, vgl. ai. svad-iyas-. tenuior fiir *ten-ior nach ten-u-i-s, vgl. ai. tan-iyas-. levior fiir *leg-ior nach levi-s aus *legu-i-s. ser-ior fiir *se-(i)os nach se-ru-s; in derselben Weise trat im Irischen neben Compar. sia ein siriu sire nach dem 1) pridie wird man nur dann als *pris-die fassen, -wenn man zugleich postrulie als *postris-die (vgl. osk. p u s t i r - i s ) nimmt (unhaltbar scheint mir Havet's Deutung Mem. de la Soc. de lingu. IV 229). Aber postri- kann auch loc. sg. zu postro- und pridie spater nach postndie geschaffen aein.
408
Nominalsuffix -jes—ties-.
[§ 135.
Positiv si-r clang3. jun-ior juven-ior, vgl. ai. ydv-iyas-. audac-ior. facil-ior. asper-ior. doct-ior. sapient-ior. Lat. super-ior inter-ior dexter-ior osk. p u s t i r - i s , s. § 75 S. 184. Jung pluriores prozimior u. dgl. Altirisch. Nur der nom. sg. erhalten. mao mo aus *mo-ips, zu ma-r 'gross3: osk. mats etc., s. S. 406. sin-iu zu sew'alt3: ai. sdn-yas- etc., s. S. 407. laig-iu 'kleiner3. Oft als Secundarsuffix, wie sir-iu (s. S. 407 f.), foills-iu zu follus 'offenbar3, uaisl-iu zu uasal choch\ Einige Male -u statt -iu nach Consonanten, wie lug-u neben laigiu. Vielleicht eine Neubildung nach den Formen, in denen i zwischen Vocalen ausgefallen war, wie mao (*mau). Unerklart sind die Formen auf -a: z. B. maa ma neben mao; lia zu il Viel3: ai. pra-yas etc., s. o. S. 404; sia zu si-r lang 3 ; da zu dac oc cjung3: ai. ydv-iyas-; nessa cnaher3. -is-tero- : sinser oser, s. § 75 S. 184.
Germanisch. In der Regel durch w-Suffixe erweitert. Ohne solche nur die Adverbia wie got. hduh-is choher3 nehv-is 'naher3, hald-is lieber, potius, mehr1 fram-is Veiter fort3, deren Ausgang -is der idg. Neutralausgang -ios zu sein scheint (Anm. I S. 402), und die Adverbia wie got. vairs ahd. wirs c schlimmer3, aus urgerm. *uirs-iz, got. mins ahd. min cminder3, aus *rninu-iz mit idg. -is (a. a. O.). Urgerm. -iz-en- (-iz-en-) m. n. (f. got. -iz-ein- ahd. -ir-on-). Got. sut-iza ahd. suoft-iro csusser3: ai. svdd-iyas- etc., s. o. S. 403 f. Got. mdiza ahd. mero 'grosser3: osk. mats etc., s. o. S. 404. Got. hard-iza ahd. hart-iro hert-iro zu got. hard-u-s chart3: lit. kartes-ni-s zu Jcart-u-s 'bitter3. Got. hduh-iza ahd. hoh-iro zu got. hduh-s choch3. Got. bat-iza ahd. be^-iro 'besser3. Got. vairs-iza ahd. wirs-iro 'schlimmer, boser3. Ofters Ausgleichung mit der Form des Positivs und Secundarbildungen: got.juh-iza &hd.jungiro und jug-iro zu got. jugg-s ahd. Jung, gegeniiber ai. ydv-iyasair. da, vgl. ahd. jungisto § 81 S. 233; got. alp-iza ahd. alt-iro zu got. al-p-ei-s ahd. al-t calt3. Nicht klar ist die Entstehung von got. minn-iza ahd. minn-iro aus *mi-nu-iz- neben gr. [xst'o) lat. minis-ter aksl. minjiji.
§ 135.]
Nominalsuffix -\es—ijes-.
409
Neben -iz- -iz-en- trat im Urgerm. -dz- -oz-en-, iiber dessen Entstehung §81 S.234. Im Gotischen nur, im Hd. fast nur in Compaiativen zu o-St'ammen. Adv. got. sniumimdos 'eiliger3, aljaleikos 'anders3. Got. frodoza zu frop-s 'klug3, svinpoza zu svinp-s cstark, kfaftig3. Ahd. lioboro zu Hob 'lieb3, liohtoro zu lioht 'licht3, gileganoro zu gi-legan cgelegen, passend3; hohoro neben hohiro zu hoh choch3, keroro neben heriro zu her chehr, herrlich3 u. dgl. Schwanken ofters; tiurdro neben tiuriro zu tiuri 'theuer, wertvoll5. Ahd. obaroro (obarosto) zu ob-aro 'der obere3, aftroro (aftrosto) zu af-tro 'posterior3, fordroro fordaroro (fordarosto) zu for-dro for-daro cder vordere3. mer-iro und meroro zu mero. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Im Lit. nur die Suffixgestalt -ies-, in der Combination -es-n-i-s fem. -es-n-e, deren zweiter Theil (-n-io-) unklaTer Entstehung ist (ein Erklamngsversuch bei J. Schmidt Kuhn's Ztschr. XXVI 399 f.). Im Slav, im nom. ace. sg. neutr. -j'e = idg. -ios; iiber -jise- fiir -ise- = idg. -is-io- und nom. sg. masc. -jifi {-j'ij'i wol nach I § 36 S. 38) -ji s. S. 402 f. Anm. 3, Uber die lit. Comparativadverbien auf -jaus, wie saldziaus 'siisser', deren Suffix mit -ies- nicht3 zu schaffen hat, vgl. § 81 S. 234. Lit. sald-esni-s aksl. slazdiji, neutr. slazde, zu satd-u-s slad-u-hu suss. Lit. geresni-s zu gera-s cgut3, didesni-s zu didi-s 'gross3. Auch deutlich denominativ, wie baltesni-s zu bdl-ta-s cweiss3, jaunesni-s zu jdu-na-s jung3. Im Preuss. einmal -ies- iiberliefert, wol = idg. -ies- : muis-ies-on cmaiorum3. Aksl. boljiji boljiji neutr. bolje 'grosser3 : ai. bal-iyas'starker, kraftiger3. gorjiji cschlimmer3: ai. gar-iyas- 'gravior3. minjyi 'kleiner3 : alat. miner-imu-s minis-ter, s. o. S. 406. 408. krepljiji zu krepukii 'stark3, chuzdijt zu chudu 'schlecht3. vysiji zu vysoku 'hoch3. Uber die Einwirkungen des ersten j von -jiji auf vorausgehende Consonanten s. I § 147 S. 133 ff. Haufiger als diese Bildung ist im Slav, die mit -e-jis-, nom. sg. masc. -eji nom. ace. sg. neutr. -eje gen. -ejisa u. s. w. nove-ji zu novu 'neu3. silineji zu silinu 'stark3, munozafi zu
410
Nominalsuffix -ues-.
[§ 135—136.
munogu cmultusJ, aus *munogeji nach I § 76 S. 66. Wie das letzte Beispiel zeigt, war das e von -eji idg. e, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass diese Comparativbildung dadurch entstanden war, dass das Suffix -ies- an den instr. sg. der o-Stamme auf -e antrat, vgl. die von instr. sg. auf -o aus gebildeten germ. Comparative auf -oz-{en-). Vom nom. sg. auf -e-ji -e-j'e ging j auf die andern Casus iiber, daher gen. -e-jisa fiir -e-isa u. s. w. Von gleicher Art scheinen die preuss. Comparative mit -ais- zu sein, wie maldais-in ace. sg. masc. zu malda- cjungJ vgl. aksl. mlade-ji zu mladu 'jung1, urais-in zu ura- 'alt5, massais adv. Sveniger1 zu lit. maza-s Tdein1. Doch bleibt zweifelhaft, ob hier die Instrumentalbildung auf -e oder die auf -o zu Grunde lag, ob -ais- aus -e-is- -eis- oder aus -o-is—dis- entsprungen war. 136. Suffix -ues-1). Es diente zur Bildung des part, perf. act. Der Perfectstamm hatte in diesem Particip wie sonst Reduplication, vgl. ai. ba-bhu-vds- gr. ue-cpu-u>? von W. blieuc werden3. Auch Formen wie got. pi. masc. ber-us-jds 'Eltem5 lit. fem. sed-us-i (zu sed-au cich setzte mich1) enthielten, wie wir beim Verbum sehen werden, Reduplication. Anm. 1. Da man annehmen darf, dass unser Particip erst infolge seiner Angliederung an das Perfectsystem zur Reduplicationssilbe als regelmassig ihm anhaftenden Bildungselement kam (einzelne Formen mit -uesmogen ja allerdings sehon vorher Keduplicationssilbe gehabt haben, s. § 52,2 S. 91 f., und gerade sie konnten Haupthebel fur den engen Anschluss ans Perfectsystem gewesen sein), so fragt sich, ob nicht dag part. ai. vid-vdsgr. feAAc dhdii als reduplicationslose Bildung aus der Zeit uberkommen war, wo diese Angliederung noch nicht geschehen war, wie ja sicher der Infinitiv av. vid-van-oi gr. eio-h-ai (§ 116 S. 341), dessen Anschluss ans Verbum einer jiingeren Periode angehort, nie eine Reduplicationssilbe hatte. Ich vermute, dass unser Particip von ueid- von je her reduplicationslos war und, als haufig gebrauchte Form, bewirkte, dass auch die Formen des verbum finitum sich der Reduplication begaben (ai. veda gr. oI5e etc.). Auch 1) J. S c h m i d t Das Suffix des participium perfecti activi, Kuhn's Ztschr. XXVI 329ff. W. S c h u l z e Zum participium perfecti activi, ebend. XXVII 547 ff. (vgl. zu diesem Aufsatz Spitzer Lautl. des arkad. Dialektes, Kiel 1883, S. 11 ff.). F. M i k l o sich Beitr. zur altsloven. Gramm., Wien 1875, S. 5 ff. (das Partic. praet. act. I).
§136.]
Nominalsuffix -ues-.
411
noch andere Participia ohne Reduplication, wie ai. sah-vus- visi-vas-, gr. eix-ouc, cfy"« (sc. :7| 680?) aiftuia (sc. Spin) i), lit. deg-gs aksl. !%-«, lit. uez-es aksl. «ez-«, sind unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten.
Die Wurzelsilbe erscheint meist in Tiefstufengestalt, regelmassig im Arischen, wie ai. ri-rik-vds- zu ri-rec-a cliess frei, raumte', ca-kr-vds- zu ca-kar-a 'machte', gr. 18-oIa f. Vissend3 zu oi8e, lit. vilk-es aksl. vliik-u zu praes. veik-ti vlek-q cschleppe3. Es scheinen aber gewisse Formen uispiiiDglich Hochstufe, und zwai e in der e-Reihe, e in dei e-Reihe u. s. w., gehabt zu haben. Daiauf weisen gi. e?Sa>? (: JSota, olSe), xsxXc(3<«c messen. (: xsxXocps), sppYjfsta heiakl. (: Ippurfs), XeAvjxax; (: XsXaxuTa), apT;pu>? (: apapula), iaTYj-co? (: soTa-tu?) u. a., auch got. veitvop-s "Zeuge3, falls, wie wahischeinlich ist, sein ei = idg. ei wai (vgl. unten)2). Man daif annehmen, dass uispiiinglich den staiken Casus des Masc. und Neutr. diese Wurzelgestalt eignete, wenn das Nominalsuffix die o-Faibung hatte: nom. sg. masc. *ueid-uos ace. *ueid-uos-m. tlbrigens konnen die Gestaltungen in dei Wurzelsilbe zum Theil (z. B. got. ber-us-jds lit. sed-es) erst in dem Abschnitt iiber die Stammbildung des Perfects erlautert werden. Was die lautlichen Verschiedenheiten des Participialsuffixes selbst betrifft, so stellen sich der Ennittelung des Urspriinglichen ahnliche Schwierigkeiten in den Weg wie beim primaren Comparativsuffix (§ 135). Mancherlei ist noch unaufgeklart. A n m . 2. Von der in Kuhn's Ztschr. XXIV 69 if. von mir bekampften, darauf von J. Schmidt ebend. X X V I 337 ff. wieder vertheidigten Ansicht, unser Suffix habe von H a n s aus einen Nasal in sich gehabt {-yens-), gilt dasselbe, was wir § 135 Anm. 1 S. 401 f. von der alteren Beurtheilung des Comparativsuffixes sagten. Sie ist schlechterdings nicht haltbar. Die Grunde sind beiderseits im Ganzen dieselben, s. a. 0 . Ich bleibe also bei -ues-. Ein -uues- neben -ues- (vgl. -iies- neben -ies-) ist nicht uberliefert. Osthoff Z. Gesch. d. Perf. 401 ff. sucht nachzuweisen, dass in ai. Formen wie bkivds- paptivds- der Ausgang -ivas- fur -uvas- eingetreten sei. 1) Vgl. E. Worner Die Substantiva auf uioc in Sprachwissensch. Abh. aus G. Curtius' gramm. Gesellsch. 1874 S. H I ff. E s wird dort S. 114 von solchen Participia wie dfyuia gesagt, dass sie 'die Reduplication entweder eingebiisst, oder aber nie besessen haben'. 2) Nicht beweiskraftig sind aksl. vlehu und bregii. Sieh O. Wiedcmann Beitr. zur altbulg. Conjugation 1886 S. 132 f.
412
Nominalsuffix -ues-.
[§136.
Sehen wir von dieser den Anlaut des Suffixes betreffenden Frage ab und halten uns bloss an. -ues-, so diirften folgende Ansatze fur das Urindogermanisclie hinlanglich begriindet sein. 1. Der nom. sg. masc. endigte theils auf -uos, gr. eiB-io;, theils auf -ues, lit. da-ves fur *da-ves (s. u.). Das urar. -uas, av. vict-va, kann beide Ausgange reprasentieren; dabei kommen die ai. Compp. mit a- dus- su- wie d-vidvas- su-vidvas- neben vid-vds- in Betracht, die der Annahme giinstig sind, dass -uos und -ues zugleieh im Arisehen vorhanden waren. 2. -uos im nom. ace. sg. neutr. : gr. ei5-6;. Daneben wol auch -tie's, zum m. -ues. Ob die lat. Neutra cadaver und papaver unser Suffix enthielten (-ver ware fur lautgesetzliches *-ves eingetreten), bleibt zweifelhaft. 3. -uos, event, -ues im voc. sg. m. : ai. vid-vas. 4. -ues- im loe. sg. : ai. *-vas-i (ein Beispiel fur den loc. sg. kommt in der ved. Uberlieferung leider uberhaupt nicht vor). Wir schliessen hier gleieh wieder die Femininbildung an (vgl. § 135 S. 402) : nom. -u6s-i gen. -us-ies : gr. -eta neben -uta; ein ursprungliches YE7°v-eTa : *ie-[W-uiac, wurde theils zu fz-yovelrj. -. Ye-fo^s'**! theils zu iEfovu''a • Y^Yovuias ausgeglichen; vgl. aueh lak. pioeoi neben fiiSuoi ISoToi ISuot Beamtenname ('Aufseher'). 5. -us- in den sehwachen Casus : dat. sg. ai. vid-us-e av. viE-us-e, gen. sg. ai. -us-as av. -itis-d, gen. pi. ai. -uh-am av. -us-am, instr. pi. av. -uz-bis. Ferner in dem fern, -us-ie- und dem dazu gehorigen masc. neutr. -us-io- : gen. sg. f. ai. vid-ul-yas gr. io-uici{, gr. pi. iouToi JHSoot (s. 4.), got. ber-usjos m. 'Eltern', gen. sg. f. lit. vilk-us-ios aksl. vl'ak-use gen. sg. m. lit. vilkus-io aksl. vluk-u'sa. Vgl. weiter den ar. nom. sg. auf -us : ai. vid-us av. vlct-us maman-us u. a., wozu vielleicht auch osk. sipus 'sciens' und aksl. vluk-u (s. u.), und weiter die Comparativbildung ai. vidus-tara- a.Y.Jagerebus-tara-. Als wahrscheinlich betrachte ich endlich 6., dass die starken Casus des Masc. (auaser nom. sg.), bei Betonung des Tempusstammes, -uos- hatten : aec. sg. av. vid-vunh-em. Wie wir das Comparationssuffix -%es- als eine Weiterbildung von -joauffassten und neben -jes- auch -ien- in comparativischer Function annahmen (§ 135 S. 403), so betraehte ieh -ues- als Erweiterung von -uo(vgl. ai. pak-vd- lat. ar-vo-s pascuo-s perspicuo-s residuo-s u. dgl., s. G. Curtius Ber. der sachs. Ges. der Wiss. 1885 S. 432)') und nehme neben ihm ein gleichbedeutendes -uet- an, das durch Anfiigung des § 123 S. 365 ff. behandelten -t- (-et- -ot-) entstand. Dieses -uet- liegt im Griechisehen und im Gotischen vor : gr. ace. sg. dh-oi-a gen. sg. ei6-6i-o; etc., homer, TE&VY]S)T-a, got. veit-vod- 'Zeuge'; veit-vod- : *uid-ues- = got. me-nop- : *me-nes(lit. gen. menes-io), s. § 123 S. 370. Die Form -uot- hatte urspriinglieh nur im nom. sg. masc. ihren Sitz, und das lautliche Zusammenfallen von -uos und -uot-s im Griech. erzeugte hier das contaminierte Paradigma. Ob aueh das ai. -vat- in loc. pi. vid-vdt-su instr. pi. vid-vdd-bhis nom. ace. neutr. vid-vdt hierher gehore, bezweifle ich. Wir sahen § 127 S. 379, dass unsere 1) Ein Gegenstuck ist *ai-ues- neben *ai~uo- § 116 S. 340 f., § 133 S. 397.
§136.]
Nominalsuffix -ues-.
4J 3
Participia und die vant-Stamme seit urar. Zeit in der Formation des nom. und voc. sg. masc. Hand in Hand gingen: -uas und -uas. Nun mussten urar. *-us-su loc. pi. und *-uz-bhis instr. pi. (av. vid-uz-bis) im Indischen lautgesetzlich zu *-utsu und *-udb1iti werden, entsprechend *-uas-su und *-uaz-bhis" — falls vor der Wirksamkeit des betreffenden Lautgesetzes die Form -us- durch -uas- ersetzt worden war —• zu -vatsu und -vadbhis (I § 557 S. 413, § 591 S. 449). In beiden Fallen war eine neue engere lautliche Beziehung zu den uantf-Stammen hergestellt, beeonders im zweiten Fall. Bestand zunachst *-utsu *-udbhU, so wird es eben die Association mit den ucmi-Stammen gewesen sein, die zum Ersatz dieser Ausgange durch. -vatsu -vadbhis ftihrte1). Die Neutralform vid-vdt und die nachved. vidvattara'kundiger' vidvattd- vidvattva-m 'Gelehrsamkeit' waren weitere Consequenzen dieses Bundes. Woher nun der Nasal im ai. -vqs-t Dags neben -ues- auch -iiengestanden habe und der Nasal demnach wie in ai. -yas- zu erklaren sei (S. 403), ist darum wenig wahrscheinlich, weil den griech. Comparativen wie (JLS^OJV -ovo; entsprechende Participialformen nicht vorkommen. Ich vermute, von -vant-am -vant-as ging im Urindischen der Nasal auf den nom. sg. auf *-vas iiber (s. § 127 S. 379), *agni-vis wurde zu agni-vas {-van), und so kam er weiter auch zu den Participia, zunachst vid-vas, dann vid-vas-am u. s. f.; auch mochte -vant-am zugleich unmittelbar auf *-vds-am einwirken. Und endlich mogen auch zu der spateren Bildung des voc. sg. auf -van statt -vas die vtmi-Stamme den Anstoss gegeben haben, indem sie zuerst bei sich selbst -vas durch -van ersetzten. Im Lit. vilk-es neben da-ves, preuss. laipinn-ons neben klanti-wuns, aksl. vluk-u neben da-vu, entsprechend gen. vilk-us-io neben da-vus-io, vluh-usa neben da-vusa. Im nom. sg. kann der nach Consonanten regelmassige Mangel des v dadurch veranlasst sein, dass dieser Laut nach gewissen Consonanten lautgesetzlich schwand (vgl. I § 184 S. 161 f.); die so entstandene Suffixform wurde dann auf alle consonantisch schliessende Tempusstamme ubertragen. Dabei mag zugleich der Mangel des v in den andern Casus {vilk-us-io vluk-usa etc.) vorbildlich gewirkt habeu. Beim Slavischen muss aber auch noch mit der Mogliehkeit gerechnet werden, dass es hier Nom. auf *-us (vgl. ai. vid-us etc. S. 412) gab: -u kann die lautgesetzliche Fortsetzung dieser Endung sein. Lit. -vens -ens, -ves -es entstand aus *-ves *-es durch Einfiues des prasentischen -ans -as (zuerst wol -ens nach -ans, dann auch -vens), und eine weitere Consequenz war, dass nach dem prasentischen Neutr. auf -a das prateritale Neutr. auf -ve -e gebildet wurde. Von gleicher Art ist preuss. -wuns -mis {-uns -ans); ob aber auch hier *-ues zu Grunde lag, dessen e-Vocal, nach der Aufnahme des Nasals, durch den vorausgehenden «-Laut zu o {u) wurde, oder ob von idg. *-uos auszugehen ist, lasse ich unentschieden. Im Slav. Masc. -vu -u und Neutr. 1) Diese Association verhinderte die Entstehung von Formen von der Art des loc. pi. mdhiyassu und des instr. pi. mahiyobhis (s. I § 557 Anm. S. 414, § 591 Anm. 2 S. 450).
414
Nominalsuffix -ties-.
[§ 136.
-vii -it, gleicliwie im Praseng -y in beiden Gesehlechtern: wie hier -y vom Masc. auf das Neutr. iibertragen war, so wol auch -vu -u im Prateritum, so dass die alte Neutralform aufgegeben ware. 1st nun -it = idg. *-us, so lage es nahe, anzunehmen, dass -vii durch Ausgleichung von *-us und *-ues oder *-uos entsprang. Aber -vii kann auch in analoger Weise wie -j% entstanden sein (S. 403): danach standen einst nebeneinander m. *-va = idg. *-iios und n. *-vo = idg. *-uos; *-vo erzeugte das m. -vii und wurde spater selbst durch -vii verdrangt. Gen. lit. da-vus-io aksl. da-vusa mit v (man sollte *d-us-io *d-iisa erwarten) nach dem nom.; lit. buvusio aksl. byviisa (neben bu-ves by-vii) sind als buv-usio byv-usa (fur *buv-usa) anzusehen, und so mogen diese Formen die Bildungen ddvusio u. s. w. mit herbeigefuhrt haben. Aksl. chvaljz chvaljisa aus *chvalju *chvaljusa (jiinger chvalivu chvaliviisa) nach dem Muster der primitiven Verba, vgl. part, praet. pass. ehvaljenii wie vedenu (Wiedemann Beitr. zur altbulg. Conjug. 134). Hoffentlich widerfahrt diesen Erorterungen wie den gleichartigen S. 402 f. nicht, was den von Joh. Schmidt uber dasselbe schwierige Thema angestellten widerfahren ist, dass man sie fur 'abschliessend' erklart. Vom Absthluss sind wir, diinkt mich, noch eine Strecke, vielleicht eine recht betrachtliehe Strecke entfernt.
I d g . Ai. ri-rik-vds- gr. As-Xonr-to? lit. lik-es, W. leiq- cfrei lassen, lassen\ Ai. bu-hhuj-vds- gr. Tre-cpsuY-io? lit. bug-qs, W. bheug- cbiegen (ausbiegen, sich entwinden, fiirchten)1. Ai. babhu-vas- gr. TTs-cpo-iu? lit. bu-vqs aksl. by-vu, W. bheu- cweiden3. Ai. ma-mr-vds- [ma-mr-us-) lit. mlr-qs aksl. mir-u, W. merc sterben'. Ai. adi-vds- [ad-us-) gr. io-TjS-tot lit. ed-es aksl. jad-ii, W. ed- cessen, fressen3. Ai. da-d-vds- da-di-vdsda-da-vdsc 3 (da-d-us-) lit. da-ves aksl. da-vu, W. do- geben . Ai. ta-sthivds- [ta-sth-us-) gr. s-ota-o)? S-OTOI;, E-OTTJ-U)? s-atso); aksl. sta-vu, W. «
§ 136.]
Nominalsuffix -ues-.
415
*ue-un-ues- *%e-un-us- (I § 229 S. 197). Ai, ja-ghan-vas- (spater auch ja-ghni-vds-) Ja-ghn-us- von han- cschlagen, erschlagen 3 : lit. gin-es c(Vieh) getrieben habend 3 aksl. zin-u 'abgeschnitten, geerntet habend3, W. ghen-. Ai. ja-gan-vds- (spater auch j'agmi-vds-) ja-gm-us- av. ja-ym-us- (vgl. I § 199 Anm. 2 S. 169, § 225 S. 195) : gr. [3s-pa-to? wol fur *$e$m-(f)mc, (vgl. die letztangefiihrte Stelle und unten unter Griechisch), lit. gim-es czur Welt gekommen 3 (I § 249 S. 206), W. gem-. Ai. li-bhi-vasbi-bhy-us- av. bi-wi-vah- zu ai. bi-bhky-a cer fiirchtete sich3, W- bhei-. Ai. lu-sru-vds- lu-lruv-us- zu lu-lrav-a cer horte3, W. Meii-. Ai. pa-pti-vds- pa-pt-us- zu pa-pdt-a cer schoss durch die Luft dahin, flog3 : gr. TTETCTW? aus *7is-TrTa-(u; (irs-irnjo); r.t•Kzzibz Neubildungen nach dem Perfect von
416
Nominalsuffix -ues-.
[§ 136.
V i i fiirchten3 1. sg. Ssi'Scu d. i. SsS/w aus *8s-8/o(i)-a, W. duel-, its-tpu-t&s : ai. ba-bhu-vds- etc., s. o. S. 414. TS-TOX-CO; zu E-TEX-S cer erzeugte*. i-ata-io? i-axeo? und E-OTY]-U>; E-OTECO? zu E-axa-jAsv cwir stehen J : ai. ta-sthi-vds- etc., s. o. 414. TCETTYjY-toi; zu TC-7njy-E cist gefiigt, fest3, W. pah- pag-. as-arjp-tt><; 0E-aap-uTa zu aatpm 'fege3. Das Suffix erscheint zuweilen auch bei abgeleiteten Verba, wie horn.xs^apYj-ux; zu xs/apTj-jxai (aor. s-^aprj-v, praes. ^ai'ptocfreue mich3), ps(3apYj-u>s c gravatus 5 zu praes. (3apsw, boot inschr. j-s-/uxovojxsidvTtov = att. (uxovojxYjKOTtov zu ot>covo[i.£u) verwalte (iiber -ovxtov statt -draw s. u.), die sich nach TE-&VYJ-(I)? XE-XJXTJ-U)? U. dgl. bildeten. Vgl. aksl. zele-vu. Weiter ging es auch auf das x-Perfect iiber: SsStox-w? zu c O£-OO)/-E hat gegeben, eaxr^x-cu? zu E-OTTJX-E steht, TETI[X7JX-(O? zu Ts-ttpix-s c hat geehrt 3 u. s. f. Die Femininformen auf -sta -eta? (s. S. 412) in dor. Dialekten und im Attischen: z. B. herakl. ipp^-eTa ther. iaxax- sTa, att. yE^ov-ela. Bei Homer Formen mit -(/)UJT- fiir -(/)OT-, deren to aus dem nom. sg. masc. iibernommen war, z. B. uE-cpu-toT-a;, fj,s-[xa5:-e; -IUT-O?; TS-&VYj-wT-a. Vgl. fJWia-Toup-a nach jxvja-Tcop § 120 Anm. S. 357, § 122 S. 363. Wie die andern Formen des Perfectstamm.es, so gingen auch unsere Perfectparticipia in verschiedenen Mundarten, besonders in den aolischen, in die Analogie der Prasentia auf -u) iiber: z. B. lesb. TrsTuX7jp(uxovTa EuspyETrjXoiaav, thess. sv-oixoSojjiEixovTsajt, boot, /S/OXOVOJJ-EIOVTCOV (S. O.), horn. ZEXXT^OVTEC, hesiod. IppiyovTi, pind. irs«ppixovTa?, delph. TETEXsuTaxouoa?. Wahrend hier zu dem Ubertritt in die prasentische Fexionsweise lediglich die innere Sprachform, ein syntaktisches Moment, den Anstoss gab — das Perfect war im Griech. der Zeitstufe nach ein Prasens —, waren dagegen die femininischen Neubildungen wie hom. att. [3s[3oSaa, att. saioioa xs&vEuioa, herod. satsuiaa, die auf Prasentia wie Ttjiwaa reimen, durch den Umstand mit bestimmt, dass das zugehorige Masc.-Neutr. durch Contraction zu -u)T- gekommen war (SOTUJT- aus soxaox-, TE9VE(UX- aus TE&VT(OT-) ; 8I-|XEV
§ 136.]
Nominaleuffix -ties-.
417
das -co- dieser Feminina auf -uioa wai dem zugehorigen MascNeutr., ihr -oa dem part, praes. fem. entnommen. Dass dem earwaa ein *soxdtouaa vorausgegangen sei, glaube ich nicht. I t a l i s c h . Man hat unser Suffix in lat. cadaver und papaver gesucht, indem man jenes als cdas Gefallene3 (cado cadabundu-s, vgl. Tmofia cLeichnam3) oder das cVernichtete3 (cadamitas cassu-s ai. had-, s. Bersu Die Gutturalen und ihre Verbindung mit v im Lat. S. 170), dieses als cdas Gedunsene3 (papula pampinu-s) fasste und Participia wie gr. xsxacpTjux; verglich (s. Curtius Das Verb, der gr. Spr. I I 2 250). Femer in den lat. Perfecta wie se-vi stra-vi ama-vi, indem man hierin eine verknocherte periphrastische Bildung von ahnlicher Art wie ai. fut. datdsmi Verde geben3 (ldator sum, daturus sum3) sah (Curtius Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1885, S. 421ff.,Schu]zeKuhn3s Ztschr.XXVIII 266 ff.). Endlich im osk. sipus csciens3 (i), zu einem lat. perf. *sep-i fur sapui (J. Schmidt ebend. XXVI 372 ff.), dessen Ausgang idg. *-us oder *-uos sein konnte (vgl. S. 412). Am meisten leuchtet diese Deutung von sip-us, am wenigsten diejenige von se-vi ein. Germanisch. Nur erstarrte Reste. Got. ber-us-jos pi. m. c Eltern3 fdie geboren habenden3), W. bher-, vgl. indie. 1 pi. berum 1 sg. bar. Ags. ejesa ejsa as. ecso m. 'Eigentiimer3 = got. *dig-us-ja m., zu got. digan chaben, besitzen . -us-io- wie im gr. pi. (ouioi, gen. sg. lit. vilkusio aksl. vlukusa (S. 412). B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. geid-es zu geidziu Verlange, begehre3, aksl. zid-u zu zidq zida cwarte, erwarte3. Aksl. cit-u zu citcf czahle, ehre3. Lit. hift-es zu kertu chaue, schlage3, aksl. crit-u zu critq cschneide3 : ai. ca~kgt-vds- zu krnt-d-ti cschneidet, zerspaltet3, W- qert-. Lit. milz-es zu melzu cmelke , aksl. mluz-u zu mluzq cmelkeJ, W. melg-. Lit. Unk-es zu linkstu cbiege mich3, lenk-es zu lenkiu cbiege3, aksl. lek-u zu lekq cbiege3. Lit. mln-es zu menu cgedenke3 : av. ma-man-us (S. 412), W. men-. Lit. p\n-es zu pinu cflechte3, aksl. pin-u zu pinq 'spanne, hange3, W. [s)pen-. Lit. vem-es zu vemiu cerbreche mich3 : ai. verni-vds- zu ind. va-vam-a cer erbrach3, W. uem-. Lit. mtr-es aksl. mir-ie c gestorben3, s. o. S. 414. Lit. ver-es zu veriu cmache die Tiire Brugmann, Grundriss. II.
27
418
Nominalsuffix -ytes-.
[§136.
auf oder zu3 (preuss. et-wiriuns) aksl. vir-ti zu virq c mache die Tiire auf oder zu3, W. uer-. Lit. ge'r-qs zu geriu Hrinke3 aksl. zir-u zu zirq Verschlinge3, W. ger-. Aksl. stir-u und pro-strwu (urspriinglich *strr~us- : *str-ues-) zu sttrq cstrecke3, W. ster-. Lit. vez-es aksl. vez-u zu vezit vezq Veho3 : ai. uhi-vds- uh-us- zu ind. u-vah-a cvexit3, W. uegh-. Lit. deg-es aksl. zeg-u zu
§ 137.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
419
Die mit stammbildenden Sufflxen versehenen Nomina unter dem Gesichtspunkt der durch diese Suffixe bewirkten Bedeutung. 137. In der vorstehenden Darstellung der nominalen Stammbildung (§ 59—136) ist die phonetische Constitution der stammbildenden Suffixe zum Eintheilungsgrunde gemacht worden. Es empfiehlt sich, dieses Capitel der Nominallehre noch einmal unteT dem Gesichtspunkte der B e d e u t u n g deT Suffixe vorzufiikren, damit die nach dieser Richtung hin zwischen den verschiedenen Suffixen bestehenden Gemeinsamkeiten und Zusammenhange klarer hervortreten und rascher iiberschaut werden konnen. Da man die Grundbedeutung der uridg. stammbildenden Suffixe nicht kennt, so hat die Betrachtung an diejenigen psychologischen Kategorien anzukniipfen, die an den Stammbildungssuffixe tragenden Nomina vorzugsweise zum Ausdruck kommen. Ob schon die absolut alteste Function eines Suffixes der psychologischen Kategorie, die mit Hiilfe des Suffixes in den unserer Beobachtung zuganglichen Entwicklungsphasen sich ausserte, ad'aquat war oder nicht, hat uns nicht zu kiimmern. Nur ein kleiner Theil der Stammsuffixe tritt von Anfang an mit einer einheitlichen, fest umgrenzten Function auf, z. B. das comparativische -tero-. Die meisten dienen verschiedenen Zwecken, und es ist oft unthunlich, die verschiedenartigen Bedeutungen eines Suffixes unter einander zu vermitteln. Es ist aber auch von vorn herein gar nicht sicher, ob wir es in solchen Fallen wirklich mit demselben Suffix zu thun haben. Derselbe Lautcomplex kann verschiedenen etymologischen Ursprung haben, z. B. -mo- als Comparationssuffix (lat. summu-s aus *sup-mo-) einen andern Ursprung als -mo- in Substantiva wie lat. fu-mu-s ani-mu-s (§ 72 S. 162 fT.). Es kommt uns im Folgenden nur darauf an, das Wichtigere hervorzuheben. Vollstandigkeit ist nach keiner Bichtung hin beabsichtigt. 27*
420
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 138—139.
Adjective. 138. Die Wandelbarkeit nach dem Genus (Masc. Neutr. Fem.) und die Bildung von Comparationsformen (Steigerungsgraden) werden gewohnlich als die Hauptkennzeichen der Adjectivkategorie in den idg. Sprachen bezeich.net. Diese Flexionstypen kommen aber auch bei Substantiven vor, so dass eine feste Grenze zwischen beiden Kategorien nicht zu ziehen ist. Die Suffixe, welche seit uridg. Zeit in den Adjectiven auftreten, kommen alle auch in Substantiven vor. Es fragt sich hier, ist der substantivische Gebrauch der urspriinglichere oder der adjectivische. Zum Theil ist der letztere unzweifelhaft altertiimlicher, z. B. lat. caprina in pellis caprina u. dgl. neben caprina cZiegenfleisch3 (§ 154). Zu einem andern Theil scheint es der erstere zu sein, z. B. ai. mdlias- cGrosse3 neben mahasc gross3, gr. 'isuosa- cTrug3 neben ^euosa- ctriigerisch3 (§ 155). Wieder in andern Fallen ist eine Entscheidung vorlaung nicht moglich, z. B. bei av. perena- f. cplena3 und cplenitudo, plenitas3 (§ 158). Vielen uridg. adjectivischen Suffixen mangelt eine enger zu umgrenzende charakteristische Bedeutung, die sie im Gegensatz zu andern Classen von Adjectiva erscheinen liesse. Am scharfsten heben sich die Adjectiva mit Comparationsbedeutung ab. Mit ihnen beginnen wir. 139. A d j e c t i v e mit C o m p a r a t i o n s b e d e u t u n g . Die wesentlichen Bedeutungsmomente sind der Begriff der vergleichenden Gegeniiberstellung und derjenige der nur relativen Giltigkeit dessen, was das Adjectiv besagt. -io- in *al-io-s Vlius3, *medh-io-s'medius\ *me-io-s cmeus3 u. dgl. erscheint nur wie der Exponent des schon durch die Wurzelbedeutung gegebenen Begriffes der vergleichenden Gegeniiberstellung. S. §63, 3 S. 125 f. Vermutlich hatte -io- mit diesem BegritT etymologisch nichts zu schaffen, sondern in dem erstgeschaffenen oder den erstgeschaiFenen von diesen Adjectiva bekam das Suffix an jenem durch den wurzelhaften Worttheil vertretenen Sinne Theil (vgl. § 57 S. 99 f.), und es wurde alsdann in dieser Richtung schopferisch.
§ 139.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
421
-ies- (-ten-), wahrscheinlich aus -\o- erweitert, driickte zuniichst die vergleichende Entgegenstellung im weitesten Sinn aus. Indem die mit diesem Suffix gebildeten Adjectiva zu andern Adjectiva derselben Wurzel und Grundbedeutung, denen der Sinn der Relativitat abging, in engere Verbindung kamen, gingen sie fortan weniger auf den absoluten Gegensatz fneu 3 : 'alt') als auf den limitierten fneu im Vergleich mit anderem auch noch als neu zu Bezeichnenden5). Eine weitere Verengung der Bedeutung trat mit der fo-Ableitung -is-to(§81 S. 228 ff.) ein. Es entstand eine Gebrauchsverschiedenheit zwischen -{es- (-is-) und -is-to-, die derjenigen zwischen -ero-tero- und -mo- (-mmo-) -tmmo- analog war: wahrend -is-toden Vergleich mit mehreren Andern bezeichnete, beschrankte man -ies- (-is-) auf den Vergleich mit einem Andern. Z. B. Comparativ ai. Idgh-lyas- av. renj-yah- gr. sXaaawv und Superlativ ai. Idgh-is-tha-s gr. s^a^-io-to-? neben ai. lagh-u-s gr. IXa^-u-? (cflink, klein, gering'). Der Begriff der Gegeniiberstellung mit einem Andern hat in Bildungen wie gr. ap-ia-Tspd-<; clinks3, mit Hinblick aufrechts' (§75 S. 179 ff.), durch die Erweiterung mittels -tero- noch einen besondern Ausdruck bekommen; denn dieses Suffix wurde, wie wir gleich sehen werden, seit der Zeit der idg. Urgemeinschaft speciell bei absolut entgegengesetzten Begriffen verwendet. Sieh § 135 S. 399 ff. -ero- und -tero- waren zunachst, wie es scheint, nur in Wortern, welche Raum- und Zeitanschauungen darstellten, und in gewissen Pronomina anderer Bedeutung iiblich. Dabei stand nur ein Begriff, der streng gegensatzliche, in Vergleichung, wie 'unten 5 : coben'. *y,dh-ero- 'unterer' : ai. ddhara-. ahd. undaro; *en-tero- 'innerer 3 : ai. dntara-, armen. ender-M, gr. Ivtspo-v, lat. inter-ior, aksl. jetro. *qo-tero- Svelcher (von zweien)?3 : ai. katard-, gr. Tt&TEpo-c, umbT. podruh-pei, got. hvapar, lit. katra-s. Hierzu Einzelsprachlich.es, wie armen. mer air. ar n- got. unsar 'unser', gr. rjias-Tspo-; lat. nos-ter c unser' (Gegensatz : 'euer'), gr. dypo-Tspo-; cdas freie Feld bewohnend, wild1 s. v. a. aypio-?, aber von diesem urspriinglich unterschieden durch den Hinweis auf das Oppositum (IXOTU). Im Ar. und Griech. wurde nun -tero-
422
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 139.
ein gewohnliches Comparativsuffix fiir Adjectiva irgend welcher Bildung und Bedeutung, wie ai. amd-tara- gr.
§ HO.]
Bedeutung der Nominalsufflxe.
423
140. V e r b a l a d j e c t i v e . Darunter verstehe ich alle die Adjective, welche in grosserem oder geringerem Umfang participiale Natur haben, vgl. § 144. Hier lassen sich verschiedene Unteiabtheilungen machen. 1. Activischer Sinn. -nt-. *bhero-nt- 'tragend 3 : ai. bhdrant- gr.
got. bairand-s aksl. bery. S. § 126 S. 372 ff. -ues-, mit dem Nebenbegriff des Vollendetseins der Handlung (vgl. 4). Ai. ririk-vds- gr. XsXonr-(o; lit. lik-qs cfreigelassen habend, gelassen habend\ Got. ber-us-jos cEltem3 fdie zur Welt gebracht habenden3). S. § 136 S. 410 ff. Hierzu Einzelsprachlich.es. Ai. -vant-, in kgtd-vant- cfactum habens, gethan habend3, s. § 127 S. 381. Slav, -lo- in bi-lu cgeschlagen habend3, s. § 76 S. 199 f. 2. Medialer und passivischer Sinn. -mno- -meno- -mono-, seit idg. Urzeit mit demselben Sinne, den die medialen Peisonalendungen hatten. Ai. ydjamana- av. yaza-mna- gr. a^o'-fi-svo-? part, zu ydj'a-te yazai-te SCs-rai cer verehrt3. S. § 71 S. 154 ff. -mo- gleichbedeutend mit -mno- im Umbr.-Samn. und Bait.-Slav. Umbr. persnih-mu cprecamino3 osk. censa-mu-r 'censemino3, lit. veza-ma-s cgefahren werdend, fahrbar3. S. § 72 S. 156. Ar. -ana- als med.-pass. Suffix, wie ai. duh-ana-s dughana-s, zum act. ind. dbgdhi cer melkt3. S. §67 S. 142 f. 3. V o l l e n d e t s e i n der H a n d l u n g und infolge dessen Zustiindlichkeit, vorwiegend passivisch. -to-. *klu-td- cgehbrt, beriihmt3 : ai. srutd- gr. XAOTO'-I; lat. in-clutu-s air. cloth ahd. Hlot-hari fLothar3) hlut (claut'). *gm-to- : ai. gatd- cgegangen, fortgegangen, gekommen3 d-gata- cunbetreten3, gr. (Baid-? cbetreten, gangbar3, lat. circum-ventu-s. S. § 79 S. 205 ff. -no- -nno- und in einem Theil der Sprachen auch -eno-ono-. *pl-no- *pl-no- 'gefiillt, voll3: ai. purnd- a.\.perena- air. Ian got. fulls lit. pilna-s aksl. plunii; gr. OTOY-VO'-; Verhasst3; lit. kil-na-s 'erhaben3. Got. fulg-in-s Verborgen3; aksl. vez-enu
424 c
Bedeutung der Nominalsufflxe.
gefahren3. Got. vaurp-an-s ahd. gi-wort-an § 65 ff. S. 130 ff. -lies-, activisch, s. 1 S. 423.
[§ 140—141. c
geworden3.
S.
4. T h u n l i c h k e i t , Moglichkeit, N o t w e n d i g k e i t der H a n d l u n g , passivisch. -io — iio-. Ai. ydj-ya-s gr. Sy-io-s Venerandus3. Ai. drsyas ddrs-iyas csichtbar, sehenswert3. Gr. aTuy-io-? Verabscheuenswert, verhasst3. Lat. ex-im-iu-s ceximendus, ausgezeichnet3. Got. bruks (St. bruk-j'a-) ahd. pruchi cbrauchbar*. S. § 63, 1 S. 116 ff. -tno- -tyno-. Lat. dandu-s cwer zu geben ist3. Lit. siiktina-s ctorquendus3. S. § 69, 2 S. 151 fF. Auch die mit -to- gebildeten Formen (3) erhielten, wie es scheint, bereits im Uridg. hie und da diese Nebenbedeutung, zuerst in negativen Wendungen. Sie tritt besonders im Griech. hervor, wie Au-rd-? closlich, losbar3. S. § 79, 1 S. 207. Einzelsprachliches. Ai. -tva-, kar-tva-s 'faciendus', s. §61 S. 110. Ai. -tav-ya-, kar-tavya-s cfaciendusJ, s. § 63 S. 120. Gr. -T£o- wol aus -TS-/O-, 8KOK-TSO-? cwer zu verfolgen ist3, s. § 64 S. 127 f. mit Anm. 1. Mitunter kann solche Bedeutung auch in den reo-Adjectiva (3) gesehen werden. wie gr. dy-vo'-? Venerandus, ehrwiirdig, heilig3, a(j.£p8-vd-? ctimendus, furchtbar3, 48av&'-i; cessbar3; gleicherweise in lit. -ma- (2), wie veia-ma-s cfahrbar3 suka-ma-s cdrehbar3. 141. D e n o m i n a t i v e A d j e c t i v e . Die Beziehung zum zu Grunde liegenden Nomen kann eine sehr verschiedene sein: stoffliche oder artliche Zugehorigkeit, Abstammung, Besitz, Versehensein u. s. w. -ino- -ino- -axino~. Voizugsweise: aus dem gemacht oder bestehend, von dem herstammend, in die Art dessen einschlagend, was das Primitivum aussagt. Gr. cp-qy-tvo-c cbiichen3 (cpTjyo-;). Lit. duks-ina-s 'golden 3 [duksa-s). Av. bawr-aen-i-s lit.
bebr-ln-i-s lat. fibr-mu-s 'vom Biber kommend3 (z. B. Fell). Ai. sat-md-s (sdnt-) gr. atajd-ivd-? (dXyj&ij;) ahd. war-in (war) Svahrhaft3. S. § 68 S. 146 fF. -iient-. Vornehmlich: versehen mit dem, was das Primitivum besagt; seltner: von seiner Art. Ai. visd-vant- Vergiftet,
§ 141.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
425
'giftig3, lat. virosu-s 'giftig3 [visd-m virus 'Gift'). Gr. oivo-si? Von oder mit Wein gemacht3, lat. vinosus Voll Wein, weinartig 3 (oivo-s vinu-mcWein). Ai.putrd-vant- c einen Sohn oder Sohne 3 c 3 habend (putrd-s Sohn ). Gr. ^apt'-st? 'anmutvoll, anmutig 3 (x<*pi-s c Anmut 3 ). Lat. verbosus cwortreich, weitlaufig3 [verbu-m cWort3). S. § 127 S. 379 ff. -tno- -tiino-. In Adjectiven, die von Adverbien mit temporaler Bedeutung gebildet sind. Ai. pra-tnd-s Vormalig, alt3,
nu-tnas
nu-tanas c
c
jetzig3. Lat. diu-tinus,
cras-tinus.
Lit.
ddbar-tina-s jetzig\ S. § 69,1 S. 151. -qo-. In Adjectiven von Adverbien, welche vorzugsweise Raumanschauungen bezeichnen. Ai. nl-ca~ c niedrig, abwarts gehend3, aksl. ni-c-i cpronus3. Lat. reci-procu-s urspr. criickwa.rts und vorw'arts gewandt 3 . Ausserdem -qo- sowie auch -iqo-in Adjectiven, die von Substantiven gebildet sind, wobei die Beziehung zum Primitivum verschiedenster Art sein kann. Ai. suci-ka-s cstechend3 [sud- cNadel3), sindhu-Jca-s Vom Indus (sindhu-s) stammend 3 , lat. amni-cu-s (amni-s), air. suile-ch coculeus3 [suil n. coculus3), got. stdina-li-s ahd. steina-g csteinig3 (got. stains ahd. stem cStein3). Ai. paryay-xkds cstrophisch3 {paryayd-s 'Strophe3), gr. vufwp-ixd-s c brautlich 3 (vufjicpvj c Braut 3 ), lat. bell-icus (bellu-m), air. cuimn-ech c eingedenk 3 [cuman c Gedenken, Erinnerung3), ahd. wuot-ig Sviitig3 (wuot cWut3). S. § 86 S. 240 if., § 87 S. 245 ff. Auch in den folgenden Fallen urindogermanischer Adjectivbildung ist die Beziehung zum Grundwort von der verschiedensten Art. -io- -iio-. *p9tr-iios cauf den Vater sich beziehend, vaterlich3 (*pdter- cVater3) : ai. pitriyas gr. irdTpio-e lat. palrius. Ai. usas-yas cder Morgenrote geweiht 3 gr. YJOTO-; £fruh, ostlich3 (usds71«>? 'Friihlicht, Morgenrote3). Ai. nav-iyas 'schiffbar3, gr. v^to-e r zum Schiff gehorig, aus SchifFen bestehend3 (nav- vrj(/)- cSchiff3). Die adjectivische Function tritt besonders deutlich auch in den Compp. wie gr. 6|xo-itaTp-io-s aisl. sam-fedr c den gleichen Vater habend 3 neben dem gleichbedeutenden gr. ojj-o-TidTwp apers. hama-pitar- hervor. S. § 63, 2 S. 118 ff.
426
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 141—142.
-no-. Ai. strai-na-s Veiblich 3 [stri- c Weib 3 ). Gr. dAysivtf-c c schmerzend, schmerzhaft 3 (aXyo? 'Schmerz 3 ), horn, spavvd-? l i e b lich3 (epu>? 'Liebe 3 ). Lat. denu-s [aes], ilignu-s [Ilex), paternu-s [pater). Ai. pura-nd- 'vormalig 3 [pura cfriiher, zuvor3); umbr. osk. *kom-no- n. CT6 xoivdv3 [kom 'cum'); Kt. jau-na-s aksl. ju-nu c jung3 [jauju 'schon, iam3). S. § 66 S. 134 ff. -ro-. Av. tqp-ra- (vgl. § 74 S. 171 Fussn. 1) mndl. deemster ahd. dinstar 'finster3 lit. tims-ra-s 'schweissfiichsig3 (ai. tdmas- n. 'Finsterniss3). Gr. oiCu-po-? j'ammerlich 3 (oiCos 'Jammer 3 ), (poj^spo-c cfurchtbar3 ((po^o-; c Furcht 3 ), 8pooe-po-? 'thauig 3 (Spoao-? c Thau3). S. § 74 S. 169 ff. Einzelsprachlicb.es. Ar. -a-, besonders oft mit der Bedeutung der Abstammung, wie ai. savitr-d-s Von Savitar abstammend3, aber auch jede andere Art der Beziehung bezeichnend, z. B. ai. manas-d-s cgeistig3 [mdnas- n. cGeist3), s. § 60 S. 106 f. Ar. -in-: ai. cittin- Verstandig3 [dtti-s c Verstand 3 ), parnin- av. perenin- 'befliigelt3 (ai. parna-m c Fliigel 3 ), apers. vipin- czum Clan (vip-) gehorig3, s. § 115 S. 336f. Ai. -nu-\ rocis-nu-s c leuchtend3 [rods- cLieht3), kravis-nu-s cnach rohem Fleische [kravis-) gierig3, s. § 106 S. 302. Gr. - l y o - , besonders mit der Bedeutung: dem, was das Primitivum aussagt, gemiiss, wie vo[x-i[xo-? c gesetzmassig, gesetzlich3 (VOJAO-; cGesetz3), s. § 72,3 S. 163. Gr. -3BV0-: SouXd-auvo-? cdienstbar3 (SouAo-? c Dienender, Knecht3),
s. § 70 S. 153. Lat. -alt- -eli- -ili- -uli-: vitali-s, jideli-s, hostili-s, iduli-s, s. § 98 S. 275. Kelt, -ako-, wie air. marc-ach c
equester3 [marc cPferd3), s. § 89 S. 257. Germ, -iska- lit. -iszkaaksl. -tsko-: got. judaiv-isk-s "jiidisch3 [Judaiu-s cJude3) gudisk-s cg6ttlich3 [gup cGott3) ahd. ird-isc cirdisch3 [erda cErde3), lit. prus-iszka-s cpreussisch3 [Prusa-s cPreusse3) dev-iszka-s 'gb'ttlich3 [dSva-s cGott3), aksl. kunez-isku cfiirstlich3 [kicnegu cFiirst3), det-isku 'kindlich 3 [deti f. pi. 'Kinder3), s. § 90 S. 260. 142. Eine besondere Gruppe unter den denominativen Adjectiva bilden diejenigen mit der Bedeutung der D e m i n u t i o n : dem Begriff des zu Grunde liegenden Adjectivs nur sich annahernd, nur etwas ahnliches wie das Primitivum u. dgl. Oft
§ 142—143.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
427
hat sich diese Bedeutung verwischt, so dass das abgeleitete Adjectiv den Sinn des Primitivum bekam. -lo-. Gr. •Kajo-X6-c, c etwas dick3 (itajfu-s cdick3), ^6u-Ao-s c siisslich3 [rfiu-c, csiiss3). Ai. bahu-ld- neben bah4- cdick3. S. § 76 S. 186 ff. -go-. *sene-qo- urspr.'altlich 3 , zu *seno- calt3: ai. sanakd- lat. senex (got. sineig-s). Ai. aniyas-ka- neben dniyas- c diinner, feiner3, lat. prls-cu-s zu prior, melius-c-ulu-s zu melior, nigri-cdre zu niger. *anghu-qo- urspr. cetwas enge3, zu *ahghu- cenge3: armen. ancuk anjuk aksl. qzuku cenge3. S. § 84 S. 238 f., § 88 S. 247 ff. Vgl. auch lit. -oka-, wie saldoka-s csiisslich, ziemlich siiss3, s. § 89 S. 258. Hierher fallt vielleicht auch -go-, ai. drbha-ga- cjugend3 lich zu drbha- cklein, jung3, ahd. alti-h 'alt3, andd. lutti-c cklein\ S. § 91 S. 260 f. Vgl. die substantivischen Deminutiva, § 153. 143. Adjective mit p r i m a r e n Suffixen, deren u r idg. F u n c t i o n n i c h t naher zu u m g r e n z e n ist. -o-. *neu-o-s 'nen : ai. ndva-s, gr. vso-c, lat. novo-s, aksl. novu. *saus-o-s : ai. sosa-s 'trocknend, ausdorrend3, gr. ion. auo-? sausa-s aksl. suchu ctrocken3. S. § 60 S. 104 ff. -«-. *grr-u-$ (*gr-u-s) : ai. guru-s cschwer, heftig, hart3, gr. J3apu-? lat. grav-i-s got. kauru-s cschwer3. *angh-u-s c enge 3 : ai. qhu-s armen. ancu-k anju-k got. aggvu-s aksl. qzu-ku. *sudd-u-s (*sud-u-s) csiiss, angenehm 3 : ai. svadu-s gr. TJSU-; lat. suav-i-s got. sut-s. S. § 104 S. 294 ff. -ro — rro- *rudh-ro-s -rro-s c rot 3 : ai. rudh-ird-s gr. lpu&po-s lat. rub-er aksl. rud-ru. *sp9-ro-s : ai. sphird-s cfeist, gross, reichlich3, lat. prosper, aksl. sporu creichlich3. Ai. dt-rd-s c glanzend, herTlich, wunderbar 3 ahd. heit-ar cglanzend, hell, heiter3. S. § 74 S. 169 ff. -mo -, mit Absehung von der participialen Function (§ 140, 2). Av. gare-ma- lat. for-mu-s ahd. war-m cwarm3, armen. jer-m gr. &sp-fio-? Svarm3. Ai. tu-tu-md- av. tu-ma- cstark3; ai. tig-md- 'scharf. Air. lua-m ccelox3. Got. ru-m-s cgeraumig3. Lit. szif-ma-s c gr au> - S. § 72,3 S. 160 ff.
428
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 143—144.
-iio-. *gi-uo-s lebendig 3 : ai. jwd-s lat. vwo-s ncymr. byw got. qiu-s lit. gyva-s aksl. zwu. *rdh-uo-s : ai. urdhvd-s gr. 6p&6-? c aufrecht3, lat. arduo-s csteil3, air. ard choch, gross, edel3. Ai. pUr-va-s Vorderer, friiherer3, gr. *izpu>-fn- in dor. irpav Vordem3 u. a., aksl. pri-vy-j"i "primus3. S. § 64 S. 126 ff. Im Lat. und Germ, eine grossere Anzahl von Farbbezeichnungen mit diesera Suffix, was aus analogischer Neubildung von ein paar Beispielen aus (wie *ghel-uo- : lat. helvo-s ahd. gelo) zu erklaren ist, vgl. § 57 S. 100. Adjectiv und P a r t i c i p . 144. Da das Adjectiv nicht bloss zur Bezeichnung einer zum Wesen eines Dinges gehorigen Eigenschaft, sondern auch zur Bezeichnung einer voriibergehenden, vom Standpunkt des Sprechenden aus zeitlich bestimmten Eigenschaft gebraucht werden kann, so bekommt es Theil an dem Charakter des Verbum, wird zum Participium (JASTO^TJ). Die Angliederung an das Verbum kann sich auf Casusrection, Zeitstufe, Actionsart und Diathesis (genus verbi) erstrecken. S. § 140 S. 423 f. Im Allgemeinen muss die Adjectivkategorie bereits entwickelt gewesen sein, ehe die Participialkategorie entstehen konnte. Aber es ware falsch, wo rein nominale und participiale Geltung neben einander liegen, die erstere jedesmal fiir die urspriinglichere zu halten. Denn es kann das Participium stufenweise wieder zu rein nominaler Natur zuruckgefiihrt werden. In vielen Fallen ist es nicht zu entscheiden, ob die vorliegende nominale Natur aus der Zeit stammt, da die betreffende Adj ectivbildung an den Eigentiimlichkeiten des Verbum noch nicht Theil bekommen hatte, oder ob man ein Participium wieder zum Nomen gemacht hatte. So z. B. bei ai. sd-svantgr. S.-v:a.i Vollstandig, ganz, jeder3 ai. brhdnt- cerhaben, hoch, gross3 (§ 126 S. 373), ai. vid-vds- 'achtsam, kenntnissreich3 Cornpar, vidusfara- vidvattara- (§ 136 S. 410) und bei den ai. und lit. -fo-Participia mit dem adnominalen Genetiv, wie ai. dnuspasfd id bhavaty es6 asya cconspectus est ille ab eo3 (eigent-
§ 144—145.]
Bedeutung der Nominalsufflxe.
429
lich eius), lit. arhlys suestas vilko c equus devoratus a lupo3 (eigentlich lupi 1 ), vgl. auch gr. AIOO-SQTO; (§ 79 S. 205 ff.). Uberfiihrung von der rein nominalen zur participialen Geltung ist einzelsprachlich sicher zu constatieren fiir die ai. Partieipia mit -vant-, wie Jcrtd-vant- c gethan habend 5 (§ 127 S. 381), und die slav. Participia mit -lo-, wie bi-lic cgeschlagen habend 3 (§ 76 S. 199 f.). Die Anlehnung an das Verbalsystem vollzog sich so, dass bei solchen Formationen Bedeutung und Gebrauch durch Verbalformen (Formen des verbum nnitum und eventuell zugleich bereits fertige Participialformen), die von derselben Wurzel gebildet waren, beeinflusst wurden. Der Process der Participialisierung war fertig, als gleichartige Formen von beliebigen andern Verben analogisch hinzugeschaffen werden konnten. Ubergang von der participialen Natur zur rein nominalen ist in jiingeren Sprachperioden haufig mit Sicherheit nachzuweisen. Hierher z. B. gr. extuv ^reiwillig 3 JASAAWV 'kiinftig' lat. e~loquens sapiens nhd. reizend (§ 126 S. 372 ff.) und die comparativischen gr. doixsv-iaTspo-? ^Toher3 spptufisv-sorspo-; c gekraftigter, starker3 (§ 71 S. 154 ff., § 75 S. 182).
S u b s t a n z b e z e i c h n e n d e Substantiva (Concreta). 145. Mannlicb.es und weibliches Geschlecht. Zur Bezeichnung des mannlichen Wesens dienten die o-Suffixe, z. B. *ekuo-s cmannliches PfeTd, Hengst3 : ai. alva-s gr. "mro-; lat. equo-s air. ech. Zur Bezeichnung des weiblichen Wesens die a-Suffixe sowie -ie- -1-, z. B. *ekua- Sveibliches Pferd, Stute3: ai. dsva lat. equa lit. aszva; *u\q-ie- *ulq-l- 'Wolfin3: ai. vrki aisl. ylg-r ahd. wulpa. S. § 59 ff. S. 102 ff., § 109 ff. S. 313 ff. Wie bereits § 57 Anm. S. 100 f. bemerkt worden ist (vgl. unsern dort citierten Aufsatz iiber das Geschlecht), glauben wir annehmen zu miissen, dass von Haus aus weder die o- und 5-Suffixe noch auch -ie- (-1-) etwas mit dem animalischen Sexus zu thun hatten, dass vielmehr in urindogermanischer Zeit in ein paar Wortern, etwa in *aena- cWeibJ *mama- 'Mutter' *s-tr-iie*s-tr-l- "Weib3, der Sinn der Weiblichkeit, der bereits durch
430
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 145—148.
den wurzelhaften Theil des Wortes gegeben war, sich dem Suffix mitgetheilt und dieser Umstand dazu gefiihrt hatte, dass man, um das weibliche Geschopf im Gegensatz zum miinnlichen zu bezeichnen, *ekua- neben *ekuo-, *ulqie- neben *ulqo- u. s. w. schuf. Nur durch den Gegensatz gegen -a- und -ie- kam dann die o-Bildung dazu, gerade das mannliche Wesen zu bedeuten. Doch wurde sie stets auch, und zwar vorzugsweise, dazu verwandt, das betreffende Lebewesen ohne Riicksicht auf das Geschlecht zu benennen, z. B. IUTTO-? cPferd3. Vgl. § 158. 146. V e r w a n d t s c h a f t s n a m e n . Das haufigst gebrauchte Suffix ist -er- -ter-, wie in *daiuer- cBruder des Gatten, Schwager' (ai. devdr- etc.), *suesor- cSchwester5 (ai. svdsar- etc.), *pa-ter- cVater5 (ai. pitdr- etc.). S. § 119 ff. S. 353 ff. Dieses Suffix hatte mit dem Begriff der Verwandtschaft von Anfang sicher nichts zu schaft'en. Zufalliger Gebrauch in dem einen oder andern dieser Nomina liess es mit der Function, Verwandtschaftsnamen zu bilden, schopferisch werden. *p$-ter- scheint urspriinglich nomen agentis gewesen zu sein: cSchiitzerD. 147. T h i e r n a m e n . Dass -bho- in einem oder dem andern Worte, das ein Thier bezeichnete, aus alterer Zeit iiberliefert war, fiihrte die Inder und die Griechen dazu, dieses Suffix auch sonst bei der Schopfung von Thierbenennungen zu verwenden, z. B. ai. sarabhd-s ein fabelhaftes achtbeiniges Thier, gr. IXatpo-? c Hirsch3. S. § 78 S. 203 f. Im German. Vogelnamen mit idg. -go-, wie got. ahak-s c Taube3 ahd. habuh cHabicht3, nach cranuh cKranich:> (armen. krun-k). S. § 91 S. 261 und Kluge Nom. Stammb. S. 29. 148. K o r p e r t h e i l n a m e n . Eine grossere Anzahl von uridg. Korpertheilbenennungen zeigt -en-, das urspriinglich der Begriff des Korpertheiles nichts anging. Schon damals war also dieses Suffix in dieser Richtung productiv geworden; welches aber unter den betreffenden Wbrtern, z. B. ai. udh-an- gr. ou9-a-(To-) 'Euter" ai. yak-dti- gr. ^ir-a-(-co-) cLeberD, das Musterbeispiel war, ist nicht zu wissen. Das Suffix war auch noch in einzelsprachlicher Zeit in derselben Begriffssphare productiv, z. B. ai.dos-dn- 'Vorderarm3, av. n&idh-an-'Na.se . S. § 114 S. 324ff.
§ 149.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
431
149. Nomina a g e n t i s . -en-. Ai. tdks-an- gr. texx-wv cZimmerer, Zimmermann3. Av. spas-an- cWachter3, ahd. speh-o cSpaher3. Lat. ed-o ahd. egg-o 'Fresser3. Gr. xpaoy-wv 'Schieier, Specht3. Got. nut-a 'Fischer', ahd. bot-o cBote\ S. § 114 S. 324 ff. -ter-. Ai. da-tar- da-tar- gr. 8o-T7jp 8u)-T7]p 8u>-T
432
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 149—150.
*pa-ter- schon zur Zeit dei Auflosung der idg. Urgemeinschaft nicht mehr cSchiitzer3, was seine urspriingliche Bedeutung gewesen zu sein scheint, sondern Tater 3 (vgl. § 146), *uksen- (ai. uMdn- ncymr. ych got. auhsa) nicht mehr cBesamer3, sondern 'Stier3. Gr. Tpoftov c Turteltaube 3 urspr. c Gurrer 3 (rpuCw cguTre3), lat. praetor urspr. c qui praeit3 , ahd. heri-zogo c Herzog 3 urspr. c Heerfiihrer3.
150. Nomina instruments -tro- -tlo-. Ai. ari-tra-m ari-tra-s ahd. ruo-dar lit. irkla-s cB,uderwerkzeug, Ruder 3 . Ai. kdr-tra-m c Zaubermittel\ Gr. cpsps-rpo-v cpsp-tpo-v lat. fer-culu-m c Tragwerkzeug, Trage, Bahre 3 . S. § 62 S. 112 ff. -ro—lo-. Av.pata-ra- 'Fliigel3, gr. 7tTe-po'-v cFeder, Fliigel' c ( Mittel zum Fliegen3, W.pet- cfliegen3). Lat.scalp-ru-m 'Schneidewerkzeug, Messer3, caelu-m cMeissel3 aus *caed-lo-m, prelu-rn c Presse3 aus *prem~s-lo-m. S. § 74 S. 169ff.,§ 76 S. 186 ff. -dhro- -dhlo- in den europ. Sprachen. Lat. su-bula insubulu-m cech. si-dlo 'Pfrieme, Ahle 3 (lat. suere). Gr. x7jA.7j-&po-v c Zaubermittel3, £Tu-[3adpa 'Mittel zum Hinaufsteigen, Leiter3. Lat. crl-bru-m, tere-bra, suscita-bulu-m. Cech. beli-dlo cMittel zum Weissfarben, weisse Schminke3. S. § 7 7 S. 200 ff. Gr. -TYjpio- lat. -torio- in Neutra. Gr. 9sAx-TT]pto-v c Bezauberungs-, Ergotzungsmittel 3 zpi-tijpio-v 'Entscheidungsmittel, Entscheidungsgrund 3 xaAXuv-TYjpio-v c Putzmittel, Schmuck3 xauaxyjpio-v c Brenneisen 3 o/j[j.av-Tr]pio-v c Siegel, Stempelzeichen3, lat. liqua-toriu-rn cSeihgefass, Durchschlag 3 scalp-toriu-m c Kratzwerkzeug 3 circum-cisoriu-m cAderlasseisen3. S. § 63 S. 121 f. Lit. -tuva- : Jcosz-tuva-s c Durchschlag, Seihe3, min-tuvai c Werkzeug zum Flachsbrechen 3 u. a., s. § 61 S. 111. Ofters werden nomina agentis (§ 149) zur Bezeichnung eines Werkzeuges verwendet, indem dieses als der lebendige Vollzieher der Handlung angeschaut wird : vgl. triiger sowol die tragende Person als auch ein Mittel zum Tragen (Balken u. dgl.), feld-messer und gas-messer u. dgl. So ai. se-tdr- cFessel, Bande' (si- 'fesseln, binden3), gr. paiotrjp 'Hammer 3 (pai'to czerschmettere, zertriimmere3) Csux-x^p c Jochriemen 3 (^SUYVOJII cjoche3) dpu-TTjp
§ 150—151.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
433
'Schopfgefass, Loffel, Kelle3 (dputu 'schopfe3) gleichwie oo-njp 'Geber3; lat. runco -on-is cR,euthacke3 (runcare) gleichwie edo -on-is; ahd. meiftil 'Meissel3 (got. maita chaue3) slu^il cSchliisselJ fSchliesser3) slegil cSchlagel3 fSchlager3) gleichwie putil cBiitter. Weiter entstehen Weikzeugbenennungen auch aus nomina actionis, s. § 155. 151. Nomina loci. Zu Ortsbenennungen veiwendete man zunachst Suffixe, mit denen auch nomina instrumenti gebildet wurden (§ 150). Die Ortlichkeit kann oft als das Mittel zui Ausfiihiung einei Handlung betiachtet werden, z. B. Schlupfwinkel = Mittel sich zu verbergen. 1st auf diese Weise einem Suffix in einigen Wortern diese Function zugekommen, so kann es alsdann ohne Weiteres als ortbezeichnendes Suffix auch sonst gesetzt werden. -tro- -tlo-. Ai. Me-tra-m cAnsiedelungsst'atte, Feld3 av. koi-pre-m "Ansiedelungsstatte, Wohnort3. Ai. stha-trd-m cStandort, Stelle3, jani-ira-m 'Gebuitsstatte, Heimat3. Gr. Asx-rpo-v 'Lagerstatt, Bett', Sea-xpo-v 'Schauplatz3. Lat. cuhi-culu-m, spectaculu-m, hospita-culu-m, ambula-cru-m. Lit. hu-Md 'Heimat", buMa-s (S?) cLager eines Thieres3. S. § 62 S. 112 if. -ro- -lo-- Ai. mand-ira-m cBehausung, Gemach, Haus3, gr. fiotv8-pa cPferch, Hiirde, Stall'. Ai. aj-ira-m cTummelplatz, Hof3. Gr. so-pa aisl. set-r n. cSitz3. Gr. lak. sXAa aus *sS-Aa lat. sella aus *sed-la got. sit-l-s cSitz3, aksl. selo cfundus, habitaculum3 obersorb. sy-dio cWohnsitz3. HierheT wol auch idg. *ag-ro-s cTrift, Flur, Feld3 (ai. dj-ra-s gr. ay-po-? lat. ag-er got. ak-r-s) als cOrt zum Viehtreiben3, W. ag- cagere3, vgl. ai. ajird-m; die Bedeutung cAckerland3 nahm das Wort erst an, als der Ackerbau die Viehzucht zuriickdrangte und nunmehr der grosste Theil des Landes mit dem Pfluge bearbeitet wurde. S. § 74 S. 169ff., § 76 S. 186. -dhro — dhlo-. Gr. dAiv3vj-&pa cOrt um sich zu walzen, Tummelplatz3, -t'sv£-&X7) cGeburtsstatte, I5E-&AO-V cSitz\ Lat. voluta-bru-m cWalzplatz fur die Schweine3, sta-lulu-m, nata-bulu-m, concilia-bidu-m, lati-bulu-m, late-bra. Cech. by-dlo cWohnung3. S. § 77 S. 200 ff. Brugmann, Grundriss. II.
28
434
Bedeutung der Nominalsuffixe. Gr. -TYjpio- lat. -torio-.
dxpoa-TY]pio-v c
R,athaus\
c
[§ 151—152.
Gr. ayu)Vio-TV]pio-v 3
Horsal', ipyaa-TTjpio-v 'Werkstatte ,
c
Kampfplatz 3 ,
[3ooAso-TYjpw-v
Lat. audi-toriu-m deversoriu-m condi-toriu-m.
Andere Suffixe kamen auf andere Weise dazu, Localitaten zu bezeichnen. So -uen- im Griech., wie otvstov otvtov Weinlager", irap&svEcov TcapOsvtov ^Tungfrauengemach3, iinrtuv cPferdestall3, ^aauov cOrt mit dichtem Gebiisch5, s. § 116 S. 342. -toim Lat., wie arbus-tu-m ^aumanpflanzung3 (cmit Baumen Versehenes*), filic-tu-m cmit Farrenkraut bestandener Ort3, carectu-m cmit Rietgras bestandener Ort', s. § 79 S. 218 und vgl. § 152. Vgl. weiter die aus nomina agentis entwickelten Ortsbenennungen, § 155. 152. Collectiva. Das Hauptmittel, das die idg. Spiachen zu singularischei Zusammenfassung fur Mehrheiten haben, ist das Neutrum, z. B. gr. UTUYJXOO-V cUnterthanenschaft3 zu UTTTJXOO-; c gehorchend, unterthan3. Da aber weder dieses (obwol die speciell neutralen Casussuffixe als ursprunglich stammbildend zu betrachten nichts hindert, ja mancherlei empfiehlt), noch die collective Verwendung des Sing, bei Volkernamen u. dgl., z. B. gr. o rispoTj? = cdie Perser1 apers. niada = cdie Gesammtheit der Meder, Medien3, noch auch die in jiingeren Perioden aufgekommene Verwendung von Composita mit sufiixal gewordenem Schlussglied, wie ahd. liut-scaf ^atio 3 mhd. heiden-schaft cHeidenschaft, die Sarazenen und ihr Land5, hierher fallen, so bleibt hier nur weniges zu erwahnen. Zuerst, dass gerne denominative Adjectiva, welche Zugehorigkeit zu ihrem Primitivum bezeichnen, zur Darstellung des Collectivbegriffes benutzt werden. Allerdings diirfte in alien hiiufiger vorkommenden Fallen das neutrale Genus die Regel sein, und dieses ist wesentlicher Factor fiir den Sinn der einheitlichen Zusammenfassung. Z.B. gr. -ixd-v : iit7ttxo'-v 'Reiterei^, oTiXlTixd-v cdie Schwerbewaffneten3, aufifxa^ixo-v cBundesgenossenschaft, Bundesheer', s. § 87 S. 245. Auch die lit. Collectiva auf -f/na-s wie auzul-yna-s erne Anzahl zusammenstehender Eichen, Eichenwaldchen", krum-yna-s cgrosses, dichtes Strauchwerk', ak-
§ 152—153.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
435
men-yna-s c Steinhaufe 3 scheinen urspriinglich Neutra gewesen zu sein, s. § 68 S. 149 f. Ferner kommt in Betracht, dass zuweilen Suffixe fiir eigenschaftbezeichnende Substantiva auch collectiv gebraucht werden, z. B. ai. jand-ta cGenossenschaft von Leuten, Gemeinde3, kleinruss. bidota Proletariat 3 temnota 'unwissende Leute 3 (§ SO S. 224 ff.), gr. cppaTpi'a aksl. bratrija 'BriiderschafV (§ 63 S. 118ff.). Die Collectiva sind von den nomina loci (§ 151) nicht immer scharf zu trennen. Aus der a. a. O. genannten Kategorie der lat. Neutra auf -tu-m konnen etliche auch hier genannt werden, z. B. arbus-tu-m 'Baumanpflanzung3, virgul-tu-m 'Gebiisch3, salic-tu-m c Weidenanpflanzung, Weidengebiisch3.
153. D e m i n u t i v a , Kosenamen. Der Sinn der Deminuierung (Verkleinerung, Deterioration, Liebkosung u. dgl.) verwischte sich oft, zum Theil schon in vorhistorischen Zeiten. Vgl. die deminutiven Adjectiva § 142. -lo-. Ai. vrsa-ld-s cMannchen, geringer Mann3, salaka-la c Spahnchen3. Gr. apxioAo-s cjunger Bar3. Lat.porc-ulu-s porcil-ia ahd. farhel-i lit. parsse-l-i-s 'Schweinchen, Ferkel3. Lat. rotula lit. rate-l-i-s cRadchen3. Ahd. bendil Tdeines Band3. S. § 76 S. 186 ff. -qo-. Ai. marya-ka-s cMannchen3, gr. jxstpai cMadchen3 [xeipax-to-v cKnabe3. Ai. aiva-kd-s cPferdchen3. Gr. pw[j.aE cAltarchen3. Lat. homun-c-io cMenschlein3 (als schwaches Geschopf), ovi-c-ula cSchaflein:i. Lit. parszuka-s rFerkelchen3, tevuka-s c Viiterchen3, aksl. synu-M cS6hnchen3. S. § 84 S. 238 f., § 8S S. 247 ff. Einzelsprachliches. Gr. Neutra avif -IO-V : 6pvt9-io-v cV6gel3 chen , s-aipi'8-io-v ckleine Freundin3, d3Tri'o-io-v 'kleiner Schild3, aSsXrp-i'Sio-v cBriiderchen3, s. § 63 S. 121. Germ. Neutra mit -ina- : got. gait-ein ahd. geift-in cBocklein3, got. gum-em cMannlein3, s. § 68 S. 149. In diesen beiden Fallen bildete der Sinn der Zugehorigkeit zur Art die Mittelstufe, indem er den des nicht in vollem Umfange Vorhandenseins, des Untergeordneten anregte. Dieselbe Entwicklung vielleicht auch bei dem Suffix -{en- in av. kain-in- f. cMadchen3, lat. pus-id cKnablein3 pumil-ia 2S*
436
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 153—154.
•£ senec-io 'Alterchen3 homunc-io u. a., s. § 115 S. 336. 338. Weiter seien noch die german. Deminutiva mit idg. -go-, wie ahd. armihha cpauperculaJ snurihha cSchwiegertochterchenJ, erwahnt, s. § 91 S. 261. Oft verband man deminuierende Suffixe, wie gr. -x-io-, lat. -c-ulo—l-ulo-, germ, -l-lna-, lit. -le'-la- (nom. -le-l-i-s). Es geschah diess theils, um dem Sinne der Deminuierung einen volleren, energischeren Ausdruck zu geben, z. B. lat. agellulu-s neben agellu-s, zu ager 'Acker3, lit. mergelele neben mergele, zu merga 'Madchen', theils infolge davon, dass dem ersten Deminutivsuffix seine deminuierende Bedeutung vollig verblasst war, z. B. lat. mus-c-ulu-s, nhd. ferk-el-chen. -lo- und -qo- wurden seit uridg. Zeit haufig in Personennamen verwendet, mittels ihrer wurden die sogen. Kosenamen gebildet. Wie weit der dem Suffix eigene Sinn lebendig blieb, ist freilich im einzelnen Fall oft schwer zu sagen. Ai. bhanula-s, gr. 0paou-Ao-?, air. Tuathal, got. Vulfi-la, preuss. Butil. Ai. deva-ka-s devika-s gall. Dwico Divie-ia, ai. luna-ka-s gr. Kuva£, ai. sana-ka-s gall. Senicco Seneca ahd. Sinigu-s (lat. Endung), ahd. Berhtung Berhting, preuss. Tewiko Banduke. Adjectiv und s u b s t a n z b e z e i c h n e n d e s S u b s t a n t i v (Concretum). 154. Ein formaler Unterschied zwischen Adjectivum (Participium) und substanzbezeichnendem Substantiv fehlte den idg. Sprachen von uridg. Zeit her. Adjective wurden ohne Weiteres auch substantivisch gebraucht, wie auch Substantive oft ohne Weiteres zu Adjectiven geworden sind. Der urspriingliche Redetheilcharakter konnte dabei verloren gehen; so war idg. *dont- cZahn' (ai. dant- etc.), urspriinglich ein verbales Adjectiv mit der Bedeutung 'essend3, vielleicht schon seit uridg. Zeit nur noch Substantivum (§126 S. 370. 373). Er erscheint aber oft auch noch neben dem neu entwickelten, z. B. lat. riatu-s cgeborenD und 'Sohn3, uber cEuter, strotzende Fiille, Reichlichkeit1 und cergiebig, reich3.
§ 154—155.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
437
Die Substantivierung erfolgte nicht selten in der Weise, dass in den Bedeutungsinhalt des Adjectivs die Voistellung eines Dinges aufgenommen wurde, dessen Attribut das Adjectiv besonders haufig war. So wuide von den Grieehen z. B. vau? cSchiff3 oft unausgesprochen gelassen, wie 7) Tpi-^p7)<;, TJ •npufjivy]. In manchen Fallen gehen die verschiedenen Sprachzweige in beraerkenswerter Weise Hand in Hand, und es kann die betreffende Erscheinung in die Zeit der Urgemeinschaft hinaufreichen. So fern. gr. Ssijia (sc. yzip) lat. dextra (sc. mantis) 'die Rechte 3 , air. for deis (sc. laim) 'zur Rechten 3 , got. taihsva (sc. handu-s), lit. deszine (sc. ranka) cdie Rechte3, dagegen masc. ai. ddksina-s (sc. hdsta-s) 'die Rechte 3 . Lat. capr-lna 'Ziegenneisch3 lit. oz-end 'Ziegenbockfleisch3 aksl. btbrov-ina 'Bieberfleisch3; lat. rap-ina 'Riibenfeld3 lit. avis-end cHaferfeld3 aksl. nov-ina cneugepfliigtes Land, Brache3, s. § 68 S. 147 ff. Aber es kamen auch einige Stammsuffixe zu der Function, Adjective zu substantivieTen, indem sie als Denominativsuffixe Namen fiir Personen oder Dinge, die mit dem Begriff des Primitivum behaftet sind, bildeten. Im weitesten Umfang zeigt -en- solche Function, besonders im German., z. B. av. maret-an^Sterblicher3 zu mareta- csterblich3, gr. orpa^-wv cSchieler3 zu aTpa(3d-; 'schielend3, lat. JRuf-o zu rufu-s got. rdud-a cder Rote 3 zu rdup-s 'rot3 lit. rud-& cHerbst3 zu ruda-s 'braunrot3. S. § 114 S. 324 ff. Andere derartige Suffixe nur in einzelnen Sprachzweigen, wie -aqo- im Balt.-Slav., z. B. lit. naujoka-s aksl. novakucNeuling3 zu nauje-s novu cneu3 (§ 89 S. 258), und german. -inga-, z. B. ahd. arming cArmer, armer Mensch3 zu arm 'arm 3 (§ 88 S. 251).
T h a t i g k e i t - und z u s t a n d b e z e i c h n e n d e Substantiva (nomina a c t i o n i s , VerbalabstTacta). 155. Thatigkeiten und Zustande zu bezeichnen ist im Allgemeinen die Aufgabe des Verbum. Substantiva, die eine Handlung oder einen Zustand ausdriicken, verdanken ebenso wie die eigenschaftbedeutenden Substantiva (§ 157) einer Meta-
438
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 155.
pher ihren Ursprung, indem Thatigkeit und Zustand unter der Kategorie des Dinges aufgefasst wurden. Haufig bleibt der Begriff des nomen actionis nicht rein, sondern es mischt sich die Vorstellung einer Person oder einer Sache ein, die mit der Thatigkeit irgendwie im Zusammenhang stehen; so werden die nomina actionis zu Dingbezeichnungen. Die Bezeichnung der Handlung kann auf ihr Subject iibergehen, z. B. rat = ratgeber, strom stromung = strb'mendes toasser, verzierung — verzierender gegenstand. Weiter auf das iiussere Object, das von der Thatigkeit irgendwie beriihrt wird, z. B. saat = was einer sat, wohnung = was einer bewohnt, oder auf das innere Object, wodurch eine Bezeichnung des Resultates entsteht, z. B. riss, wuchs, vereinigung. So entstehen also auch nomina instrumenti {verzierung = ziermittel, Ib'sung = Ib'semittel losegeld), nomina loci (wohnung = wohnstatte, trift = weideplatz) u. dgl. m. Vgl Paul Princ. 2 S. 81 f. Da diese verschiedenartigen Bedeutungsentwicklungen meist schwer auseinander zu halten sind, so fassen wir im Folgenden nicht nur die nomina actionis im eigentlichen Sinne ins Auge, sondern auch die genannten Sinnesniiancierungen. Wir stellen das Suffix voran, bei dem die Thatigkeitsund Zustandsbedeutung am haufigsten rein erhalten erscheint. -ti-. *sru-ti-s rdas Fliessen, der Fluss': ai. sruti-s gr. puai-c. *qi-ti-s : ai. dpa-citi-s c Vergeltung, Strafe3 gr. rfoi-s cSchatzung, Busse, Strafe3. Ai. ma-ti-s c Denken, Sinn3, gr. fiav-Ti-? (m.) c Begeisterter, Seher3, lat. mens cSinn5, got. ga-mund-s c Andenken 3 ana-mind-s c Vermutung J , lit. at-minti-s c Gedachtniss' aksl. pameti c Andenken J . Ai. sru-ti-s cdas Horen, Laut, Kunde, Sage3, syu-ti-s cdas Nahen, Sack3, prd-jhati-s cdas Erkennen 3 jna-ti-s (m.) cVerwandter3. Gr. j^ti-oi-? 'Ausgiessen, Guss, Libation5, pf r oi-s cSprechen, Wort3, o^i-c c Sehen, Gesicht3, |xapu-ii-<; (m.) c Raffer, Rauber3. Lat. mors, tussi-s, ves-ti-s, cos, hos-ti-s. Air. buith cdas Sein3, bli-th cdas Malen3. Got. us-tauht-s cAusfiihrung, Vollendung'^ra-ZMSif-s'Verlust, Verderben3, sauh-t-s c Siechtum, Krankheit 3 , ga-skaft-s cSchopfung, Geschopf3, ahd. sih-t c Anblick, Sehvermogen3, mhd. trif-t 'Treiben, Trift, Weide3. Lit.
§ 155.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
439
du-ti-s aksl. da-ti cGabe3. Lit. gir-ti-s 'Gelage3 , skilsti-s 'Klauenspalte des Rindes 3 , pir-ti-s c Badestube 3 , pri-eitl-s c Vorstadt\ Aksl. po-znaii ccognitio3, vrtsU c Befinden, Zustand, Lage3, se-ti 'Strick 3 . S. § 100 S. 277 fF. -ni-. Ai. lu-ni-s c Losreissung, Abschneidung3, got. iu-n-s c L6sungsmittel, Losegeld3. Ai. gir-ni-s cdas Verschlingen3, jurni-s c Glut\ Air. tain cdas Forttreiben, Raub 3 , huain cdas Ernten, Ernte 3 . Got. ana-busn-s c Entbietung, Auftrag, Befehl3, ga-rehn-s c Bestimmung, Plan 3 ; siun-s c Schauen, Sehkraft, Gesicht, ErLit. scheinung 3 . Lit. bar-nl-s cZank 3 aksl. bra-rii c Kampf\ Hnksni-s cSchritt3. Aksl. stig-m c Weg, Strasse3. S. § 95 S. 268 ff.
-tu-. Ai.gdn-tu-scG&ng,Weg\la,t.ad-ventu-s.
Av.vi-datu-s
'Zerbiechung des Leibes, Auflosung, Tod3. Gr. xxtatu-c c Griindung3, axovTioTu-c c das Lanzenwerfen, Lanzenkampf3. Lat. aditu-s, or-tu-s, gemi-tu-s. Air. mess cdas Urtheilen, Urtheil3. Got. Iius-tu-s c Piiifung, Beweis3, vahs-tu-s c Wuchs\ Lit. lytu-s letu-s c Regen3. S. § 108 S. 304 ff. -mo-, -ma-. *dhu-mo-s c Wallung 3 : gr. OOJJLO'-? c Gemtitswallung, Leidensehaft, Mut3, ai. dhumd-s la,t.fumu-s lit. dumai aksl. dymii cE.auch3. Ai. sdr-ma-s cdas Fliessen3, gr. op-jxr; c Andrang3. Ai. bhci-ma-s cLicht, Schein3. Gr. Ttxap-jio-? cdas Niesen3, tuy-fj-o'-? 'das Schreien3, O.^-KT(-\J.6-C, cdas Eauben, Raub3, 2ao[j.o-; c Theilung 3 , TI-JJ-TJ c Schatzung, Elrre3, -cvto-fj.-/] 'Meinung 3 . Lat. ani-mu-s ani-ma, fa-ma. Got. do-m-s ahd. tuo-m c Urtheil, Gericht, Stand, Wiirde3, ahd. stro-m 'Strom3. Lit. ianksma-s c Biegung3, reksma-s cGebriill3, sukima-s cdas Drehen3, sakyma-s cdas Sagen3. Aksl. u-mu cSinn, Vertand3. S. § 72, 3 S. 160 ff. -men-. Ai. dha-man- c Satzung, Wirkung, Sitz, Wohn3 statte av. daman- 'Schb'pfung, Geschopf3, gr. ava-&7)[ia cAufstellung, Aufgestelltes, Weihgeschenk 3 &s-jxa "Aufstellung, Einsatz3. Ai. dh-man- cdas Geben3, gr. §6-\ia c Gabe'. Gr. peu-jxa pu-fia air. sruairn 'Stromung, Strom3. Ai. bhdr-man- c Erhaltung, Pflege3, gr. cpsp-[j.a cLeibesfrucht3, aksl. bre-me cLast3. Ai. lidmman- 'Anrufung 3 , e-man- cGang3, dhdr-man- 'Stiitze3. Gr. vj-jxa c WuTf3, vo'rr[ia 'Gedanke 3 , opa-ixa cAnblick3, Csuy-pia 'Verbindung, Schiffbriicke3. Lat. nu-men, lu-men, agmen, certa-men. Air.
440
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 155—156.
ceim cdas Schreiten, Schritt3, beim cdas Schlagen, Schlag3, gairm 'Ruf, Geschrei3. Got. hliu-ma 'Gehor3, skei-ma 'Leuchte3 ahd. sci-mo cGlanz, Schimmer3. Lit. re-mu 'Sodbrennen3, aug-mO, 'Auswuchs3. S. § 117 S. 343 ff. -o-, -a-. Ai. jan-a-m 'Geburt, Ursprung3, gr. ydv-o-i; cGeburt, Nachkommenschaft3. Gr. /pdfA-o-? 'Gerausch, Gebrumm, Gewieher3, aksl. grom-u 'Donner3. Ai. ghis-a-s 'Geton, Getose3 av. gao's-a- m. 'Ohr3. Gr. 6Az-o'-? cZiehen, Zug5, Tdp.-o-? cSchnitt\ Got. ga-fah-s cFang3, dragk cTrank3. Lit. uz-valha-s cUberzug, Bettbezug3 aksl. oblahu tWolke5. Gr. po-7j Tlut3, lit. srav-a c das Fliessen, Bluten'. Gr. cpuy-Tj l&t.fug-a Tlucht3. Ai. bhid-a c Spaltung3. Got. gib-a cGabeJ. S. §60 S. 104 ff. -es- -os- -s-. Ai. dqsas cherrliche That1, gr. Srjvsa cRatschlage, Listen3. Ai. apas dpas cWerk, religiose Handlung3, lat. opus. Gr. piyo? \aX.fngus cFrost3. Ai. ddhas cMelkung3, ndmas c Verbeugung, Verehrung3, av. taco cLauf3. Gr. vfioc, cVergniigen3, atdoi; 'Brand3, OEO; rFurcht3. Got. hatis cHass3, agis cFurcht3. Gr. atSw? cScham, Scheu5. Lat. tepor, amor. S. § 131 ff. S. 386 ff. -ien- -tien- in einigen europ. Sprachen. Lat. cap-id, religio, got. ga-runjo cUberschwemmung3, sakjo 'Streit3. Lat. ratio, got. ra-pjo 'ratio3. Lat. men-tio, air. er-mitiu 'honor3. S. § 100 S. 277 ff., § 112 S. 321, § 115 S. 335 ff. Noch andere zur Bildung von nomina actionis gebrauchte Suffixe werden in § 156 und 158 zur Sprache kommen. Da die nomina actionis zu Dingbezeichnungen wurden, so konnten sie in weiterer Folge auch zu adjectivischer Geltung gelangen (vgl. § 154). Hierher mogen z. B. ai. pU-ti-s 'stinkend3 und tapya-tu-s 'heiss, gliihend3 gehoren, urspriinglich 'das Stinken3 und cdie Hitze, Glut3. Nomen actionis und Infinitiv (Supinum) 1 ). 156. Da die nomina actionis nicht bloss eine immer dauernde, sondern auch eine irgendwie zeitlich bestimmte Thatigkeit bezeichnen, so konnen sie an verbaler Constructionsweise 1) E. W i l k e l m De infinitivi linguarum Sanscr. Bactr. Pers. Graec. Osc. Umbr. Lat. Got. forma et usu, 1873. J. J o l l y Geschichte des Infinitivs
§ 156.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
441
Theil bekommen. Wie beim Adjectiv (§ 144) kann sich die Anlehnung an das Verbum auf Casusrection, Zeitstufe, Actionsart und Diathesis (genus verbi) erstrecken. Eine solche Annaherung ans Verbum liegt z. B. vor in gr. TTjv TOO Seou oootv ujuv (Plat.) cdie Gabe des Gottes an euch3, Trspt 8s o
442
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 156—157.
dndhasah pltdye czur Trinkung des Somasaftes5, aber daneben auch schon dndKqsi pltdye; das gleiche Schwanken im Avesta (vgl. Bartholomae Kuhn's Ztschr. X X V I I I 12 f.). Am entschiedensten war die Infinitivkategoiie im Griech. und Lat. ausgebildet, indem nur hier auch fiii die Diathesis ein besonderer Ausdruck an der Infinitivform gewonnen wurde. Folgende stammbildende Suffixe sind bei der Infinitivbildung betheiligt (vom Keltischen sehen wir ab). -tu- im Ar., Lat., Balt.-Slav., s. §108 S. 304 ff. -ti- im Ar., Balt.-Slav., s. § 99 f. S. 276 ff. -men- im Ar., Griech., s. § 117 S. 343 ff. -teen- im Ar., Griech., s. § 116 S. 340 ff. -es- im Ar., Lat., s. § 131 f. S. 386 ff. Einzelsprachliches: -i- im AT., S. § 93 S. 263; -lo- im Armen., s. § 76 S. 189; -o- im Umbr.-Samm., s. § 60 S. 108; -ono- im German., s. § 67 S. 144. 145. Wie das Particip zu rein nominaler Natur zuriickgefiihrt werden konnte (§ 144), so auch der Infinitiv. Bei diesem wurde aber dieser Process durch den Mangel der Flexion erschwert. Am leichtesten fand die Annaherung an den nominalen ChaTakter da statt, wo die Charakterisierung durch Flexionsendungen am wenigsten erforderlich ist, in der Verwendung als Subject oder Object, z. B. gr. iravxeaatv iizl £opou lOTorcai dxpji; i\ y.dka. Xuypi; oXs&po? 'Ayaioli; YJS |3iu>vou (Horn. K 173), Trsip^au> dXaXxeiv (id. T 30), lat. habere eripitur, habuisse nunquam (Sen.), hie vererl (— verecundiam) perdidit (Plaut.). Dieses fiihrte dann zu Gebrauchsweisen wie gr. TO Xsyetv, lat. tuom amare (Plaut.), nostrum istud vwere triste (Pers.), nil praeter plorare (Hor.), quid huius vivere est? (Sen.)1) u. s. w. S. Paul Princ.2 311 f. E i g e n s c h a f t b e z e i c h n e n d e S u b s t a n t i v a (Abstracta im e n g e r e n Sinne). 157. Die substantivischen Eigenschaftsbenennungen verdanken wie die noniina actionis einer Metapher ihren Ursprung: die Eigenschaft und Beschaffenheit wurde unter deT Kategorie des Dinges aufgefasst. 1) Vgl. Wolfflin Der substantivierte Infinitiv [im Latein], Arohiv fur lat. Lexikogr. Ill 70 ff.
§ 157.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
443
Haufig gehen Eigenschaftsbezeichnungen in die Bezeichnung dessen iiber, dem die Eigenschaft anhaftet, z. B. c Jugend 3 = c jugendliche Personen, jugendliche Mannschaft3 (collectiv) oder auch c eine einzelne jugendliche Person 3 (engl. youth). Da hier eine scharfe Scheidung zwischen den einzelnen Gebiauchsweisen schwer durchzufiihren ist, so nehmen wir die secundare Bedeutungsentwicklung gleich mit hinzu. Es muss aber auch betont werden, dass eine reinliche Trennung von den nomina actionis und ihren secundaren Bedeutungsnuancierungen nicht moglich ist. Beide Begriffsspharen fliessen naturgemass oftmals in einander. Die in unsern Abstracta am haufigsten vorkommenden Suffixe sind folgende. -ta-. Av. cista- cWeisheit3. Gr.TOVOTY]c Klugheit, Verstand3. Lit. gelta cGelbheit3. Lat. juventa got. junda c Jugend 3 . Ai. purnata- ahd. fullida aksl. plunota cFiille3. Ai. ghorata- c Grauenhaftigkeit 3 got. gauripa cBetriibniss3. Ai. dirghata- aksl. dlugota c Lange3. Im Griech. und Slav. Concreta wie aypoTrp? c Landbewohner 3 junota c Jiingling 3 . S. § 79 S. 207 ff., § 80 S. 224 ff.
-tatit
-tat-
und -tuti-
-tut-.
Ai. sarvdtati-s sarvdtat-
Vollkommenheit:> av. haurvatat- c Wolbehaltenheit 3 gr. OXOTTJ? c Allheit, Gesammtheit 3 . Gr. VSOTTJ? cJugend3, lat. novitas c Neuheit, Ungewohnlichkeit 3 . Lat. juventas und juventus. Air. oentu c unitas\ Got. gamaindup-s ccommunitas3. S. § 102 S. 290 ff. - » » - . Av. perena- got. fullo TFiille3. Ai. jarana c Hinfalligkeit, Alter3. S. § 65 ff. S. 130 ff. -io- -id-. Ai. palitya-m cGrauheit3, sraisthya-m cVorziig3 lichkeit . Ahd. gi-fuori 'Passlichkeit, Niitzlichkeit3. Lit. ilgi-s c Lange3, aksl. ostrije Scharfe 3 . Gr. a^-r^n^vq cMannhaftigkeit3, dvap^i'a c Herrenlosigkeit 3 . Lat. audacia c Kiihnheit 3 , modestia c Bescheidenheit3, sapientia cWeisheit3. S. § 63 S. 117 ff. -tuo- -tua-. Ai. devatvd-m cGottlichkeit3, sucitvd-m c Reinheit3, satmatvd-m cBeseeltheit3. Got. pivadv cKnechtschaft3, fijapva cFeindschaft3. Aksl. zeMstvo cH.eftigkeit3. S. § 61 S. 110 f. -ti-. *petdqti-s c Fiinfheit, Fiinfzahl 3 : ai. pankti-s nisi. Jimt aksl. pqti. Ai. yuvati-s "Jungfrau3 (urspr. cJugend3) ahd.jugund
444
Bedeutung der Nominalsuffixe.
[§ 157—158.
Mugend3. Aksl. dlugosti cLange 3 , qzosti c Enge 3 . S. § 99 S. 276, § 101 S. 288 ff. -es- -os-. *reges- c Diisterkeit, Finsterniss 3 : ai. rajas (aimen. ereh) gr. Ips[3o; got. riqis. Ai. mdhas- cGrosse3, yakas- c Herrlichkeit3, gr. sopo? c Breite 3 , pjxo<; 'Lange 3 , (3sv{k>? cTiefe3, jisysSo; c Grosse3. Lat. Venus 'Liebreiz3, languor c Mattigkeit 3 , levor cGlatte3, dulcor cSiissigkeit3. S. § 131 ff. S. 386 ff. Einzelsprachliches, z. B. lat. - tudin-, fortitude* c Unerschrockenheit^, lassitudo c Mattigkeit 3 (vgl. § 128 S. 383), lit. -ybe'-, auksztybecHohe, Hoheit 3 , aksl. -ba-, zuloba'Bosheit3(§ 78S.204 f.).
Suffixgleiche Adjective und A b s t r a c t a (nomina actionis oder eigenschaftbezeichnende Substantiva). 158. Es soil zum Schlusse noch ein Problem zur Sprache kommen, das die Entstehung der thatigkeit- und eigenschaftbezeichnenden Substantiva und das ganze Verhaltniss zwischen Adjectiv und Substantiv im Indogermanischen betrifft. Viele mit o-Suffixen gebildete Nomina fungieren zugleich adjectivisch und substantivisch, als Abstractnomina, und zwar meist so, dass die Feminin- oder Neutralform, seltener so, dass die Masculinform die substantivische Function aufweist. 1st das Adjectiv ein nomen agentis, so entspricht ein nomen actionis, z. B. ai. srutd-s 'flutend3: sruta-m n. cdas Fluten, Flut3. Zeigt es dagegen eine Eigenschaft an, so entspricht ein eigenschaftbezeichnendes Substantiv, z. B. lit. geita-s cgelb3: geltd f. cGelbheit3. Es folgen Beispiele. -to-ta-. F e m i n i n u m . Av. cista- cWeisheit3 : ai. cittd- part., als Neutr. cdas Aufmerken, das Denken, Absicht, Gemiit3. Gr. mc 3 3 c VUTT) Verstandigkeit, Klugheit : TTIVUTO-; Verstandig ; ^EVSTYJ Ge3 3 burt, Ursprung : lat. genitu-s; [3povT7] 'Donner . Lat. offensa 'Anstoss, Verstoss3: offensu-s; repulsa c Abweisung 3 : repulsu-s; impensacAufwand3: itnpensu-s; multacStrafe3: mulsu-s iux*mol{c)tu-s
(die Isolierung des Substantivs gegeniiber dem Pait. bewirkte, dass die Umgestaltung, die dieses betraf, jenem fern blieb), ai.
§ 158.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
445
mrstd- 'angefasst, beiiihrt'. Aii. ed-part ed-bart 'oblatio': do-breth mir. c datum est', ai. bhrtd-s gr. cpepxo-;; loth 'Unflat': nebst lat. lutu-m lutu-s 'Roth 3 zu lat. -lutu-s (ab-lutu-s etc.) 'bespiilt, besudelt'. Got. skanda ahd. scanta 'Schande': ahd. scant 'beschamt'; ahd. forahta 'Furcht': got. faurht-s 'furchtsam'; ags. jw ' K a m p f : ai. hatd- 'geschlagen'. Lit. gelta 'Gelbheit': getta-s 'gelb'; banktos pi. 'Ungestiim, Ungewitter' : bankta-s 'ungestiim'. Aksl. vrista Bewandtniss, Befinden, Lage, Stadium 5 : ai. vrttd- 'versus'. Hierher auch das secundare uridg. -ta-in lat. juventa ai. purnata etc., s. S. 224 ff. N e u t i u m . Ai. mrtd-m 'Tod' ahd. mord cMord3: ai. mrta-s gestorben, todt3. Ai. matd-m c Meinung, Ansicht, AbsichtJ lat. com-mentu-m c Einfall, Erfindung, Anschlag3 air. der-met cdas Vergessen 3 : ai. matd- cgedacht, gemeint3. *kleu-to-m cdas Horen 1 av. sraote-m got. hliup : ai. Irutd-s 'gehort3. Ai. srutd-rn cdas Fluten, F l u t ' : srutd-s 'flutend3; stutd-m c Lobpreisung, Lob': stutd-s c gelobt, gepriesen'; mdnita-m c Ehrerweisung': manita-s 'wem Ehre erwiesen ist, geehrt'; av. fra-date-m c F6rderung, Gedeihen': fra-data- cgefordert, geschaffen'. Ahd. ferid c navigium'. Aksl. pqto c Fessel': part./>e<w. Hierher auch idg. -mn-to-, wie in ai. sromata-m c Erhorung' ahd. hliumunt cRuf, Leumund', lat. cogriomentu-m, s. S. 235. M a s c u l i n u m . Ai. gha-ta-s cSchlag, Todtung'. Av. stuto c Lobpreisung, Gebet', vgl. ai. n. stutd-m. Gr. xovi-opTo-? 'Erregung von Staub, Staubwolke': ve-opTo-? c neu entstanden' lat. ortu-s; l[jLeTo-s cdas Speien, Erbrechen' : SJXSTO-? ai. vamita-s cgespien. erbrochen'; atpaio-? 'Lager': ai. strtd-s gr. aTptuTo-? 'ausgestreckt, ausgebreitet; OITO-? 'Geschick': ai. eta-s 'eilend' lat. -itu-s; cpopTO-? 'Last' : cpepto-s 'eitraglich' ai. bhrtd-s 'getragen'; Qavato-? 'Tod': ^vTjTo-?'sterblich'; HCOXUTO-C 'Geheul', XOTTO-;'Lagei' (neben XOI'TYJ) u. a. Lat. lectu-s (und lectu-m) 'Lager', lutu-s (und lutu-m) 'Koth', vgl. oben air. loth f. Ags. aisl. sess 'Sitz' (vgl. lat. subsessa f. 'Hinterhalt') : ai. sattd-s 'sitzend' lat. ob-sessu-s; ahd. giwuht 'Erwahnung, Ruhm': ai. uktd-s 'gesprochen'; got. mops 'Zorn' ahd. muot 'Geist, Gemiit, Mut' zu aksl. me-ti 'wagen'; ahd. frost (und aisl. frost n.) 'Fiost' zu friosan 'frieren'. Lit. c
446
Bedeutung der Nommalsuffixe.
[§ 158.
hiita-s c Wohnung, Haus 3 : ai. bhutd-s cgeworden, gewesen3, vgl. air. both f. cWohnort, Hiitte 3 ai. bhutd-m ckraftiges Dasein, Wolsein, Gedeihen 3 ; maiszta-s (und maiszta) "Aufruhr3: gr. [lino-? c gemischt3; ivdrta-s 'Einzaunung 3 : tverta-s cgefasst, gezaunt3; diese lit. Masculina konnen freilich ehedem Neutra gewesen sein. Aksl. citu c Zahr po-citu 'Aufzahlung 3 : ai. citd-s cgereiht, geschichtet3, vgl. ai. cita cSchicht3; podu-jetii 'Anfassung, Unterstiitzung 3 : podu-jqtu cangefasst, unternommen 3 . Anm. Uber das Verhaltniss der Formen mit Hoehstufenvocalismus zu denen mit Tiefstufenvocalismus in der Wurzelsilbe (z. B. aksl. pato : peto) s. o. S. 208.
-no- -net-, -eno- -ena-, e
-ono-
-ona-.
F e m. Av. per na- got. fullb Fiille : av. perena- got. fulls c voll3. Ai. jarana cdas Alter 3 : jarand- 'hinfallig 3 . Ahd. stulina 'Diebstal 3 : aisl. stolenn 'gestolen3. N e u t r . Ahd. zorn ags. torn 'Unwille, Zorn3, urspr. c Zerfahrenheit, Zerrissenheit des Gemiites 3 : ai. dlrnd-s czerrissen3; ahd. mein c Falschheit, Frevel 3 : mein cfalsch, betriigerisch3. Ai. vdhana-m das Fahren 3 : vahana-s c fahiend 3 aksl. vezenu c gefahren3; vdrtana-m cdas Drehen, das Bewegen 3 : vartana-s cin Bewegung setzend3; mana-m cdas Messen, Messung 3 : vi-mana-s c durchmessend3. Got. bairan inf. c tragen 3 : bauran-s cgetragen3. M a s c. Ai. usna-s (auch usna-m usna) c Hitze 3 : usnd-s cheiss3. Ai. ijajnd-s c Verehrung 3 : gr. ayvd-i; cehrwiirdig, geheiligt, rein3. Gr. Ouvo-; c Andrang, Kampf 3 : ai. dhuna-s cheftig, bewegt3. Ahd. scm cSichtbarkeit, Glanz, Schein 3 : scln csichtbar3.
-io-
c
3
-id-.
Fern. Ai. krtya- cdas Anthun, Behexung 3 : krtya-s cfaciendus . Gr. eppatpta aksl. bratry'a cBriiderschaft3: gr. cppoCTpio-? urspr. c briiderlich3. Gr. riauyja c Ruhe 3 : ^au^io-c c ruhig 3 ; £svi'a c Gastlichkeit 3 : ^svio-? cgastlich3. Lat. noxia cSchuld, Verbrechen 3 : noxiu-s c schuldig, verbrecherisch3. Ahd. lugl (auf *luj-i,d- beruhend) aksl. luza cLiige3 : ahd. luggi lukki aksl. luzi cliignerisch3. Ags. nyt aisl. nijt-r c Nutzen 3 : ags. nyt ahd. nuzzi c niitzlich, brauchbar3. Aksl. Fern, wie sum cTrockniss3 qrozda cThorheit3, s. S. 124. N e u t r . Ai. vacya-m cdas Reden, Wort, Tadel 3 : vacya-s c di3
§ 158.]
Bedeutung der Nominalsuffixe.
447
cendus 3 ; ksatriya-m c Herrschaftsbesitz, Herrschermacht 3 : Matriya-s c Herrschaft besitzend, Herrschei\ Gr. ocpayw-v cdas Opfein, Opferthier 3 : ocpdtyio-? c schlachtend, todtend 3 ; {kAxTYjpw-v c Ergotzung, Zaubermitter : &sXxT7jpio-<; cergotzend, bezaubernd3. Lat. auguriu-m cprophetisches Thun, Weissagung 3 : auguriu-s c prophetisch\ Ahd. gi-fuori 'Passlichkeit, Niitzlichkeit 3 : gi-fuori 'passlich, niitzlich3. Alte Neutra waren wol auch lit. kirti-s c Hieb 3 (: ai. kartya-s c abzuhauen, abzuschneiden3) u. dgl., S. 118. -tno- -tnno-. N e u t r a , wie apers. cartana-cdas Thun.3, loc. cartanaiy als Infinitiv, lat. gen. dandi cdes Gebens 3 : lat. dandu-s c wer zu geben ist3, lit. suhtinas ctorquendus3. S. 151 ff.
-tuo- -tua-. N e u t r . : ai. kartva-m cAufgabe3: Jcartva-s faciendus\ Fem.: aksl. zetva cErnte3: ai. hdntva-s cferiendus3. -mo- -ma-. Fem. Gr. Seppj cWarmeJ: &spfj.o'-s armen. jerm 'warm1. Got. miduma cMitte3: ahd. metamo metemo cmediocris3 av. madema- cmedioximus3, vgl. S. 157. Aksl. tuma cgrosse Zahl3, urspr. cStarke3: av. tuma- ai. tu-tumd- ''stark3, vgl. S. 160. Neutr. Av. gareme-m 'Waime1: garema- cwarm3. Masc. Ai. gharmd-s c Warme, Glut3: av. garema- lat. formu-s ahd. warm cwarm3. Got. rums ahd. rum cE-aum3: got. rums cgeraumig3; mhd. stim cGewiihl, bunte Masse3: ai. stlmds ctrage, schleichend3 prastimas c gedrangt, gehauft3. -ro- -ra-. Fem. Ai. tamisra- lat. tenebrae 'Finstemiss3: mndl. deemster ahd. dinstar cfinster3. Gr. or/pa cSpitze, Gipfel3: axpo-? cspitz3 aksl. ostru cschar£3. Neutr. Ai. tamisra-m neben tamisra-, gr. axpo-v neben axpa. Ai. chidrd-m cdas Durchlochertsein, Loch, Unterbrechung3: chidrds cdurchlochert3. Aksl. vedro c gutes Wetter3: vedru chell, heiter3. So viel diirfte sich schon aus dieser kleinen Beispielsammlung mit Sicherheit ergeben, dass dieses Schwanken zwischen adjectivischer und substantivischer Geltung der o-Nomina in die uridg. Zeit hinaufreicht1). Wenn man nun bei der ebenc
1) Wie viel einzelsprachlich neu dazugekommen ist ohne u n m i t t e l b a r e n A n s c h l u s s an den aus idg. Urzeit ererbten Bedeutungswechsel (vgl. z. B. H. Balser De linguae Graecao participio in neutro genere substantive posito, Lips. 187S, p. 29 sqq.), bleibt zu untersuchen.
448
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 158—159.
falls uridg. Doppelfunction der es-Stamme, wie ai. mdhasGrosse3 : mahds- ^ross', gr.tysZZoc,'Luge' : ^SUSYJ? liignerisch3 kaum zweifelhaft sein kann, dass die substantivische Geltung die altere war, so konnte man diese auch dort fiir die altere zu halten geneigt sein. Aber es kann eine Entscheidung nicht eher getroffen werden, als bis die Urbedeutung der a-Suffixe gegeniiber den o-Suffixen festgestellt ist. Wir glaubten leugnen zu miissen (S. 100 f. 429 f), dass diese Suffixe ausser in einem verhaltnissmassig kleinen Kreise von Wortern (wie lat. equo-s equa) mit dem animalischen Sexus je etwas zu thun hatten, und mochten bier nur noch fragen, ob nicht gerade die in Rede stehende Doppelfunction auf die Grundbedeutung der o- und a-Suffixe Licht zu werfen geeignet sei. c
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina)1). 159. Wurzelnomina nennen wir solche Nomina, die eine Zerlegung in Wurzel und stammsuffixales Element nicht zulassen, in deren Stammausgang ein aueh sonst in gleicher Function vorkommendes nominales Bildungselement nicht erscheint. Ob alle Nomina, die hiernach als Wurzelnomina zu bezeichnen sind, in der That auch von allem Anfang an einfache Gebilde waren, muss freilich dahin gestellt bleiben. Manche, z. B. ai. div- cHimmer und lat. Idem- (s. u.), mogen im letzten Grunde doch complicierte Formen gewesen sein. Wurzelnomina finden sich in alien Sprachzweigen, die meisten im Arischen und in den classischen Sprachen. Vielfach verloren sie ihren eigentiimlichen Bildungscharakter dadurch, dass sie in die Analogie einer vocalischen Declination einlenkten (vgl. § 56 S. 97 f.), und eben dieser Declinationswechsel ist nachweislich der Hauptgrund fiir ihr verhaltnissmassig seltenes Auftreten im Armenischen und im Germanischen2) und 1) L e o M e y e r Die einsilbigen Nomina im Griech. und Lat., Kuhn's Ztschr. V 366 ff. 2) Hinsichtlich des Germanischen ist dieser Declinationstausch eingehend behandelt von B. K a h l e Zur Entwicklung der consonantischen Declination im Germanischen, Berlin 1887.
§ 159—160.] Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
449
fur ihren fast volligen Verlust im Baltisch-Slavischen. Wir werden aber iiberall diejenigen Nomina der einzelnen Sprachen, die nur durch einen solchen fiir die Wortbedeutung gleichgiltigen Declinationswechsel ihren Charakter als Wurzelnomina einbiissten, mit zu beriicksichtigen haben. Eine einheitliche, fest ausgepragte Function (Concretbebenennung, nomen actionis u. dgl.) zeigen die Wurzelnomina nicht. Auch diejenigen, welche sich als uridg. erweisen, haben verschiedenaTtige Bedeutungen. Die nicht zusammengesetzten sind meist Substantiva, und unter diesen wiegen die nomina actionis (gen. fern.) und die nomina agentis vor; jene Kategorie ist besonders auch durch den inflnitivischen Gebrauch im Arischen, Griechischen und Lateinischen vertreten. Als zweites Glied von Zusammensetzungen haben unsere Nomina gewohnlich die Function eines nomen agentis. Diese Classe von Nominalbildungen war auch noch in einzelsprachlicher Entwicklung productiv, im Arischen, Griechischen und Italischen. 160. W u r z e l n o m i n a ausserhalb der Composition. Wir beginnen mit solchen Beispielen, die in mehreren Sprachen zugleich auftreten. 1. Mit Abstufung. *uoik- *uik- (W. ueik- ceintreten in etwas3): ai. vis- f. cNiederlassung, Haus, Gemeinde, Stamm3, av. vis- apers. vip- f. cDorfgemeinde, Clan3; gr. oi'xaoe, besser olxa-oe, cheimwarts3 (hierzu hom. Tpi)(a-ix-s? ?); aksl. nach der ^'-Declination vis-l cDorf3. Zu ai. ace. vil-am vgl. div-am gr. At'a neben dyarn Zrp (s. S. 451). *dor%- *drk- (W. derk- csehen3) : ai. drs"- f. cdas Sehen, Erkennen, Auge3, adj. csehend, schauend3, inf. drs-e czu sehen3 (§ 162); gr. oopE 8opx-o? f. cEeh, Gazelle3 (nach dem Auge benannt). Av. harez- berez- f. cH6he3, adj. choch3. Air. bri, gen. Ireg, 'Berg3 (I § 288 S. 232, § 298 S. 238). Got. baurg-, gen. baurg-s, c Burg, Stadt3. Av. barez- kann *bhfgh-, *bhorgh- und *bherghsein, alle andern Formen stellen *bhrgh- dar. *sern-, sm- sm-. Gr. si; kret. sv-?, gen. sv-o'?, cunus3, sv c unum3, EV-6? fiir *£[J.-oc, s. I § 204 S. 173; |i.oivu£ ceinhufig3 aus BrBgmann, Grandriss. II.
29
450
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 160.
*a[x-a>vo£, fern, fiia aus *cfi.-ia; afx-a l simul 3 instr. sg., s. I § 236 S. 201. Lat. sem-per cin einem fort, stets', zu -per s. I § 655, 7 S. 506. *kred- (*kerd-) *krd- c Herz 3 . Ai. srdd dadhami cglaube, veitraue 3 lat. credo zunachst aus *crezdo (I § 507 Anm. S. 374) air. cretim ccredo3 (I § 521 S. 381), aus der uridg. Verbindung *kred dhe-. Lat. cor cord-is alit. gen. pi. szird-u (jetzt szirdziu), aus *%rd-, vgl. gr. x<xp8-i'a ion. xpaS-fy u. a. mit derselben Wurzelstufe (I § 292 S. 236). Gr. x5jp wol aus *XYJP8 1). Anm. 1. Armen. sirt und got. hairto 'Herz' reprasentieren *kerd- oder *kerd- {mit Verkurzung des e, vgl. I § 614 S. 465 f.). Wie etellt sich diese Form zu kred-1 Angesichta dieaer Verschiedenheit und anderer wie lat. grex : gr. fip^epa (§ 52 S. 90), gr. Ppecpo; : aksl. zrebe aus *zerbe, gr. ykifta ahd. blecchen ai. bhrdjate : ai. bhdrgas (vgl. auch ai. drahlyami u. dgl. I § 259 S.214) mochte man glauben, dasa bereits in uridg. Zeit unter gewissen Bedingungen Metathesis eingetreten sei.
*ped- m. cFuss3. Ar. pad- : ai. ace. sg. pad-am dat. sg. pad-e loc. pi. patsu, av. ace. sg. pad-em pad-em dat. pi. pad?byo instr. sg. pad-a. Armen. pi. ot-k'; daneben sg. otn gen. otin. Gr. dor. mo? (TTOX; ?) irdc att. TTOU? (OU unaufgeklart), gen. TTOB-6? etc., instr. sg. lesb. boot. etc. 7:s8-a cnach, mit3, herakl. /ixattTuso-o-c C 20 FUSS betragend3. Lat. pes ped-is, umbr. p e r i persi 'pede3 du-purs-us cbipedibus'. Im Germ. *ped- in aisl. fet n. 'Schritt3, *pod- in ags. feet cSchritt3; sonst *pod- : nom. pi. aisl. fcetr ags. fet = urgerm. *fot-is, loc. sg. ags.fet = urgerm. *fot-i] got. ace. fot-u fot-uns (\ugeiTn..-un-uns = -m -%s, I § 244 S. 204), danach nom. sg.fot-u-s etc. (hiernach ware die Ubereinstimmung des got. Wortes mit ai. pad-u-$ eine zufallige). Zum Ablaut vgl. I § 311 S. 251 f. Ai. vac- f. cStimme, Rede' ohne Abstufung (ace. vac-am dat. vac-e), av. vac- vac- m. c Rede, Wort, Gebet3 (nom. vaxs ace. vac-em instr. vac-a). Gr. o<} f. c Stimme\ Lat. vox f. cStimme, Wort3. Von W. ueq- csprechen3. Das urspriingliche Paradigma ist unklar, vielleicht nom. *iidq{-s) ace. *uoq-m loc. *ue'q-i dat. *uq-a{. Vgl. I § 314 S. 255. 1) Das I § 611 S. 463 besprochene Vocalkurzungsgesetz war hiernach junger als der Abfall des d. Vgl. S. 396 Fussn. 1.
§ 160.]
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
451
Ai. bkraj- f. cGlanz, Schimmer5 instr. bhraj-a (vgl. praes. bhraj-a-te). Gr. cpXoS cpXoy-6? f. 'Flamme5 (vgl. praes.
452
Nomina ohne stammbildende Sufftxe (Wurzelnomina).
[§ 160.
Anna. 2. Man zerlegt *diu- wol mit Recht in *di-u-. *diu- soheint sich zu *di- *de%- zu verhalten wie sru- (ai. sru-td- 'fliessend') zu sr- serial, sar- 'gehen, fliessen'), s. § 8 Anm. 2 S. 20. So gut wir nun von einer ' W u r z e P sreu- sprechen, diirfen wir wol auch *dieu- zu den Wurzelnomina stellen. Wer ubrigens mit Rucksioht auf av. bazau-s apers. dahyau-s und gr..paatXeu-c (aus -i)Ui) unser Wort lieber zu den mit Suffix versehenen stellen mochte, dem bin ich nicht im Wege. Es ist das lediglich Sache der Ubereinkunft.
*aou-s m. f. cRind, Ochse, Kuh\ Ai. gau-s ace. sg. gam und gdv-am nom. pi. gav-as loc. sg. gdv-i dat. sg. gdv-e instr. pi. gb-bhis. Av. gau-s gao-s ace. gam gaum (d. i. gdv-em) gaom (d. i. gav-em) instr. gav-a gav-a. Armen. kov, gen. Jcovu (w-Decl.). Gr. pou-c aus *[3(UM-? (1 §611 S. 463) ace. hom. dor. (3oiv, gen. fio(f)-6c; ace. fiouv Neubildung nach £Jou<;. Lat. bos bov-is (Lehnwort aus einem umbr.-samn. Dialekt? s. I § 432 Anm. 1 S. 324), umbr. b u m cbovem3 b u f 'boves3 bue cbove3; ital. bov- kann idg. *gou- und *geu- sein (I § 65 S. 53). Air. bo gen. bo, vgl. I § 174 S. 155; kelt. *bov- kann idg. *gou- und *gew- sein (I § 66 S. 56 f.). Ahd. chuo as. ho, ags. cu aisl. ky-r; die Vocalverhaltnisse machen Schwierigkeit, *ko- (ahd. as.) diirfte aus dem ace. urgerm. *kon = gr. (3uJv erwachsen sein, und *hu- (ags. aisl.) konnte zu einer idg. Stammform *au- gehoren (vgl. ai. sata-gul 100 Kiihe habend 3 gr. sxarofx-pTj = *-gu-a). Mutmaasslicb.es urspriinglicb.es Paradigma : nom. sg. *gou-s (daneben eventuell *g6-s wie *die-s, vgl. gr. [3
§ 160.]
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
453
mittelbar aus *hom- gebildet und spater erst mit homo verkniipft), got. gum-a, lit. zm-dnd c Frau 3 (vgl. S. 325 Fussn. 1), aksl. zem-lja. Mutmaassliches urspr. Parad. : ace. *gzhomi) nom. pi. *gzhom-es loc. sg. *gzhem-i dat. sg. *gzhmm-di (vgl. ai. Mam-a gr. ^&a[i0A0-? ^ap.-ai got. gum-a) *ghm-ai loc. pi. *gzhm-su. Av. zya m. ""Winter3 ace. zyqm gen. zim-o. Gr. J^KOV f. c Schnee 3 , gen. /IOV-OC fiir *^iojx-oc, wie x&ov-o? (s. S. 452). Lat. hiem-s Mem-is. Air. gam 'Winter' fiir *gi[%)am- acymr. gaem aus *geam- *gi(i)am-, s. I § 383 S. 291, § 392 S. 296. Mutmaassliches urspr. PaTad. : ace. *gM6m *ghii6m nom. pi. *ghiom-es *ghiipm-es loc. sg. *gh{em-i *ghiiem-i dat. sg. *ghim-ai loc. pi. *ghrm-su *ghiim-su. Das Wort mag hier genannt sein, obwol es ein Wurzelnomen im strengen Sinne des Wortes sicher nicht ist, vgl. ai. he-man gr. ^si-jicuv. Ein idg. Suffix -em- kommt aber sonst nicht vor 2 ). *dem- ""Haus*, W. dem- c bauen'. Gen. ai. dan av. detag = urar. *dam-s, av. loc. dqm = urar. *dam. Gr. gen. *3EVC = ai. dan in Ssa-iroTYj? c Hausherr 3 (I § 204 S. 172); Sa- = *dm,- in §<x1 TTSSO-V 'Fussboden im Hause , dann iibeThaupt'Boden'; hierher wol auch oajxapt- cEhefrau3 als 8a;x-apT- = idg. *dmm- (I § 236 S. 201); iiber Anderes aus dem Griech. s. R. Meringer Ztschr. f. osterr. Gymn. 1888 S. 152. Vgl. auch av. dm-ana- sowie armen. tun gen. tan aus *tm-a?i-. Mutmaassliches urspr. Parad.: 1) Den Anlaut setzen wir nach Bartholomae's Hypothese an, s. I § 554 Anm. 1 S. 409. 2) Angesichts des Umstandes, dass Worter von entgegengesetzter B e deutung oft auf einander formal einwirken (vgl. hieriiber u. a. Verf. Ber. der kgl. sachs. Geeellsch. der Wissensch. 1883 S. 191 ff., W . Meyer Die Schicksale des lat. Neutrums im Romanischen 1883, S. 12, Holthausen P a u l - B r a u n e ' s Beitr. X I I I 590, Wheeler Analogy and the scope of its application in language, Ithaca N. Y. 1887, p. 19 gq.), ist die Vermutung wenig kiihn, es habe im Uridg. einst ein *gh{i)%-en- beetanden, dessen n damals durch den Einfluss des oft mit ihm verbundenen *sem- 'Sommer' (av. ham- armen. am-arn air. sam ahd. sum-ar, vgl. Bartholomae Ar. Forsch. I I 111 f.) einem m Platz machte. Auch in einzelsprachlicher Zeit haben sich noch zuweilen die Worter fiir unsere beiden Begrilfe beeinflusst, vgl. z. B. air. gam : sam (s. I § 392 S. 296), ahd. wintar : smnar (s. K.ahle Zur Entwickl. der consonant. Deel. im Germ., 1887, S. 20).
454
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 160.
acc. *dom, woher gr. oui|j.-a, nom. pi. *dom-es, loc. sg. *dem-i gen. sg. *dem-s (vgl. gen. ai. gOs av. gaos, ai. dyos), dat. sg. *dm-di *dmm-di loc. pi. *dm-su. Zu den Formen *diem *gom *rem s. I § 150 S. 137, § 188 S. 163 f. Vgl. ferner jetzt Johansson De derivatis verbis contractis (Upsala 1886) S. 117 ff., R. Meringer Ztschr. f. osterr. Gynm. 1888 S. 132 ff. Anm. 3. Meringer's dankenswerte 'Andeutungen' zeigen, dass in der von ihm behandelten Frage noch vieles der Aufklarung bedarf. Hier nur noch ein paar Bemerkungen (vgl. S. 401 Fussn. 1). Auch die acc. *§zhbm *ghibin *dom halte ich fur lautgesetzliche Entwicklungen. Was Meringer S. 139 Fussn. 6 als 'eine andere mogliche Losung' bringt, verdient entschieden vor dem den Vorzug, was im Texte selbet gegeben wird; denn •yrenn einst nur der nom. sg. ohne u als *djes *gos bestanden hatte, so hatte man in diesen doch sicher nicht u wieder eingefilgt (ai. dyaus) ohne es zugleich dem gleichartigen acc. sg. zuriiekzugeben (ein *dyaum ist unerhort). Ubrigens ist mir doch nicht sicher erwiesen, dass auch im nom. sg. (gr. ZT)? lat. dies, gr. $&z, ai. ras lat. res) einmal vor Consonanten und im absoluten Auslaut u, \ geschwunden waren; es kann uberall Neubildung nach dem acc. sg. vorliegen. Wegen Mas muss ich auch hier wieder betonen, dass die Behauptung Meringer's (S. 132. 137), J. Schmidt habe den Ausfall von n nach a e o vor auslautendem s im Uridg. 'nachgewiesen', dem wirklichen Sachverhalt nicht entspricht, vgl. § 135 Anm. 1 S. 401. Endlich bemerke ich noch, dass wir nicht berechtigt sind, fiir alle derartige einsilbigen Stamme die gleiche uridg. Abwandlung vorauszusetzen, also z. B. nach *gom ohne Weiteres einen acc. *nam 'navem' zu construieren. Es brauchen nicht alle einsilbigen WOrter in derselben Periode der uridg. Zeit aufgekommen zu sein. *nau- 'Schiff' z. B. kann in einer jiingeren Periode gebildet und damals anders behandelt worden sein, als andere altere Stamme zu ihrer Zeit behandelt wurden.
3. Formen ohne nachweisliche Abstufung. *re§- cHerrscher, Konig3. Ai. raj- cFiirst, Konig3, gewohnlich als zweites Glied von Zusammensetzungen. Lat. rex reg-ia. Air. rl rig, gall. Catu-rig-es fKampfherrscher3). Got. reik- nom. pi. reilt-s, mit auffallendem ei (I § 74 S. 65). Ai. as- (instr. cis-a) av. ah- (n. ?) cMund, os5. Lat. os n., or-is. Vgl. auch aisl. os-s m. cFlussmiindungJ. Gr. <po)p lat./wr cDieb3. W. bher- 'tragen3. Gr. yrtp 'Igel3, lat. er her. *nau- f. Schiff. Ai. nau-s acc. nav-am dat. nav-e. Gr. e aus *vaM-c, vauai aus *va«-oi (ion. vr(u? vr(u-t Neubildungen)?
§ 160.]
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
455
nom. pi. VYJ-S; gen. sg. VTJO; VSO>? (I § 611 S. 463 f.). Lat. nav-em, «'-Stamm geworden, nom. nav-i-s. Vgl. auch aisl. nor (gen. ridt>) m. aus urgerm. *nou-a-z. *mus- cMaus3. Ai. mus-, nom. pi. mtis-as. Gr. jiu? loc. pi. jj.031; JJLUV jioo; fiir *p.u(o)-a *(io(o)-6s nach ocppuv -uo? u. dgl., [xuo? erzeugte dann auch [iuoi neben (xoo(. Lat. mus mur-is. German, mus- noch z. B. in nom. ace. sg. ahd. mus, nom. pi. ags. mys aisl. mys-s; daneben Neubildungen nach den vocalischen Declinationen. Aksl. mysi nach der «-Declination. Nebenform idg. *mus- (tonlose Phase der Tiefstufenform) in ai. mus-kd-s lat. mus-culu-s (daneben musculu-sf) § 88 S. 247 f. Ai. dil- f. c Richtung, Himmelsgegend 3 , lat. gen. die-is in diets causa c nur zum Schein, nur der Form wegen", W. deik'weisen, zeigen3. Gr. vicp-a ace. 'Schnee3, lat. nix niv-is, gGf. *snigh- (I § 423 S. 311, § 433 S. 325), W. sneigh-. Gr. yjft yrp-oc, dor. ^av j(av-o'<; 'Gans 3 aus */avo-; der nom. yrp Neubildung fiir *xa? wie ;J.T]V fiir jist's (St. urgr. *jj.rjva-). Im Germ, derselbe Stamm in ein paar Formen, wie in ags. loc. sg. jes = gr. x v - t , ferner im Lit. gen. pi. zqs-u, anderwarts vocalische Declination. Das -s- des Wortes war freilich vielleicht suffixales Element, vgl. ahd. gana^o 'Giinserich5. Gr. 5X-z ak-6z m. lat. sal sal-is m. n. cSalzD, umbr. s a l u ^alem 3 ; lat. sal fiir *sal nach^es u. dgl. i-Stamme waren armen. al gen. al-i und aksl. sol-t. 4. Eine besondere Gruppe bilden die Falle, in denen -u-%- -n- -r- -I- vor den consonantisch, -uu- -it- -nn- -rr- -IIvor den sonantisch beginnenden Casusendungen erscheinen. S. I § 253 S. 209, § 306 S. 245 f., § 312 S. 253. *bltrti-s f. 'Augenbraue 3 dat. sg. *bhruu-di. Ai. bhru-s loc. pi. bhru-su ace. sg. bhruv-am dat. sg. bhruv-e. Gr. 6
456
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina). [§ 160—161.
*suu- vielleicht duroh ags. suju f. cSau' vertreten, s. Bugge PaulBraune's Beitr. XIII 509 f. Vgl. Deminut. su-qo- § 88 S. 248. Gr. i/Ou-? i/du-v ij^&u-o? m. cFisch3. Lit. gen. pi. dial, zuv-u, sonst «-Decl., zuv-i-s. Vgl. armen. ju-k-n etc. § 88 S. 248. Gr. 1-? f. cKraft, Gewalt3 instr. T-cpi. Lat. vis vim aus *vi-m (I § 612 S. 464, § 655,4 S. 505). *uii- vor Sonanten scheint verloren. Die andern Falle nur einzelsprachlich, wie ai. go-sd-s gen. -san-as Ilinder gewinnend3 (-§-), pur gen. pur-ds cBurg3 (-/-). 5. jyd-Jiyd- f. gr. (3ta f. cGewalt3. Daneben ai. perf. ji-jydu neutr. jydna-m und perf. ji-gdy-a praes. jdy-a-ti. Vgl. § 8 Anm. 1 S. 19 und Morph. Unt. I 6. 161. Beispiele aus e i n z e l n e n S p r a c h g e b i e t e n . meisten bieten das Arische, Griechische und Italische.
Die
Arisch. Als nomina actionis sind unsere Wurzelnomina stets fern. Ai. clruh- f. 'Schadigung, FeindschaiV, concret 'Schadiger, Feind1, av. druj- f. cLiige3, concret cUnholdin\ Ai. krp- f. c Gestalt, Erscheinung3, av. kehrp- f. cGestalt, Leib3: vgl. lat. corp-us. Ai. ksdp- f. av. x'sap- f. ^Nacht1. Ai. av. ap- f. 'Wasser1: ace. ai. ap-am av. ap-em, instr. ai. ap-d av. ap-a. Ai. ace. kha-m f. 'Quelle3 erganzt sich mit av. nom. x& f. "^Quelle3 zu urar. *khfy-s *kh^~m, zu ar. khan- cgraben\ Ai. spas- av. spas- m. cSpaher, Aufseher3, vgl. lat. au-spex, gr. axio'ji cEuleJ. Ai. hrd- n. av. zardn. c Herz\ Ai. mdh- av. maz- cgross3. Ai. mdh- f. cF6rderung, Gedeihen3, adj. cf6rdernd, starkend3. vrt- f. 'Feindesschaar, Feind', adj. cgegen einen gewendet3. nrt- f. c Geberde'. yuj- czusammengejocht, Genosse3, vgl. gr. ou-Cu? lat. con-jux. U- c Herr\ bhu- f. cWeltraumJ, nom. sg. bhu-s pi. bhuv-as. dhl- f. c Gedanke\ bhi- f. cFurcht3. gir- f. cPreis, Lob', adj. cpreisendJ, nom. sg. gir Gf. *gr-s pi. gir-as Gf. *grr-es. ja- f. cWesen, Geschopf3 adj. cgeboren, geartet3, nom. sg. jd-s ace. sg. jd-m loc. pl.yi-sM, Gf. *g§-. sthd- cstehend3, nom. stha-s ace. sthd-m. psd- f. cEssen, Speise3 ni-drd- f. cSchlaf3 vrd- f. cSchaar, Trupp3 wie jijd- § 160,5 (Morph. Unt. I 18. 43).
§ 161.]
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
457
Av. varez- verez- cWerk3. mas- 'gross, weit3, zu gr. jxax-pd-;. A r m e n i s c h . Die alten Wurzelnomina sind in andere Declinationsclassen iibergefiihrt worden. S. die Beispiele in § 160. Nicht ausgeschlossen ist aber die Moglichkeit, dass gewisse Casiisformen wie ot-U cpedes3 sirt-K ccorda3 noch zur alten consonantischen Flexion gehoren. G r i e c h i s c h . aToi; oTuy-d? f. cHass, Scheu3, vgl. i]>eooi'-aro£ c Liige hassend3. TtpioS; irpu>x-d; f. cTropfen, Thau 1 , Gf. *pfk-, s. I § 306 S. 244. aXx-i loc. sg. neben aXx-ij c Korperstarke 3 . xpdx-a ace. sg. neben xpdx-v] c Einschlagfaden 3 , zu xpexeiv, das auch vom Gei'ausch, welches das Schlagen des Gewebes verursacht, gebraucht wurde. cppfE cppix-d; f. neben tppfx-v) cdas Aufschauern der Oberflache des Wassers'. Sonach wol auch OIX-TJ fiir alteres *5i£ = ai. dis-. Xuy£ Xu-cy-d? f. cder Schlucken 5 zu Xu-j^avou-ai Xu^\£, akol 5>kaJ; scheint aus einem alten ablautenden */Xax- : *fokv.- entsprungen zu sein, zu (s)uelq- cziehen3 (vgl. Darbishire Notes on the spir. asper in Greek, Cambridge 1888, p. 29). po>£ pcoy-6? f. cRiss, Ritze, Spalt3, zu pTj^-vu-fii. uty c Gesicht3 ace. wjr-a; dazu KuxX-ux}i sXt'jt-aiTr-s:; und olv-o<j; al$-o<\>, die eine alte Abstufung u>ty wTt-a *6TC-O? etc. wahrscheinlich machen. xpT n. r Gerste 3 wol aus *xpi9, vgl. xpifhj. ftto?, gen. 9mo;, 'Schakal' zu Osj-- claufen3. -/_prt c Notwendigkeit 3 (vgl. auch 6[ioXXTJ c gemeinschaftlicher Ruf, lauter Zuruf3, jiEao-S^Yj c Zwischenbau, QueTbalken3), wie pfa § 160, 5 (Morph. Unt. 1 49. 64). xps£ xpsx-oe m. ein Vogel und cAufschneider3, zu xpsxo, vgl. o. xpox-a. Tpcui Tpcuy-d? m. cNager, Wurm 3 , zu tpioyoi. xT-? xt-o? m. c Kornwurm3, wie ai. dla-s dhiy-ds. y.Xoj'} m. c Dieb' zu XXETT-TW. Weitere Beispiele s. bei Bloomfield Amer. Journ. of Phil. I X 7 sqq. I t a l i s c h . Lat. lex leg-is f. cGesetz3, osk. ligud clege3 ligis legibus3 marruc. lixs clex3 oder 'leges3 palign. lex-e c in leges3. Lat. vas vas-is n. cGefass3, umbr. v a s - u s Vasis3 (mit durchgehends tonlosem s vielleicht nach der Analogie des nom. ace. c
458
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 161.
sg.). man- 'Hand.3, umbr. manf ace. pi., lat. man-ceps malluviae aus *man-luviae u. a. (Danielsson Pauli's Altital. Stud. I l l 189 f., Duvau Mem. de la Soc. de lingu. VI 226 sq.). Zweifelhaft ist die Zusammengehoiigkeit von lat. frux frug-is f. cFrucht3 und umbr. frif ace. Bruges, frumenta3 (I § 57 S. 47), s. Pauli Altital. Stud. V 114 f. Lat. lux luc-is f. cLicht3. nux nuc-is f. cNuss3. pix pic-is f. c Pech\ vie- gen. vic-is f. cWechsel3 (zu vinco, s. Osthoff PaulBr. Beitr. VIII 272). nex nec-is f. 'Tod5, prex prec-is f. cBitte3. op-s op-is f. cMacht, Vermogen, Kraft3, pax pac-is f. cFriede3. dap-s dap-is f. cSchmaus3, zu gr. Sait-avY] cAufwand\ arx arc-is f. c Burg3. faexfaec-is f. cBodensatz3. faux fauc-is f.'Schlund3. spe-s, ace. spe-m, f. cHoffnung3. re-quie-s, gen. -quiei, f. wie ai. jya§ 160,5 (Morph. Unt. I 10). strix strig-is f. cOhreule3. dux due-is m. cFiihrer3. vas vad-is m. cBiirge3. Osk. far n. cfar3 und umbi. /«»• n. cfar3 farer cfarris3 scheint Wurzelnomen gewesen zu sein; far- : lat. farr- (aus *far{e)s-, s. § 132 S. 387 und S. 394) = ai. krp- : lat. corpus. Altirisch. bri cBerg3, ri cKonig3, bo cKuh3, s. § 160. Dieses Wortbildungsprincip war im Irischen, wie es scheint, nicht mehi schopferisch. Aus dem Gall. vgl. noch brog- cBezirk, Gegend, Land3 in Allo-brox pi. Allo-broges, woneben brogi- in Brogimarus air. bruig u. a. (Zimmer Kelt. Stud. I 117 f. Thurneysen Keltoroman. 50). Germanisch. Die altiiberkommenen Wurzelnomina (§160) wurden alle in grosserem oder geringerem Umfang in die vocalischen Declinationen heriibergezogen, z. B. gehorten aus dem got. Paradigma sg. n. baurgs g. baurgs d. (loc.) baurg a. baurg pi. n. baurgs g. baurge d. baurgim a. baurgs nur der gen. dat. sg. und der nom.-acc. pi. der alten consonantischen Declination an. Auch von den wenigen Wurzelnomina, die in andern Sprachen nicht wiederkehren, hat keines in alien Casus nur die Wurzel als Stamm. Beispiele von Formen ohne Stammsuffix sind: ahd. dat. sg. gi-rio% nom. pi. gi-ridfr zu nom. sg. gi-nd% c Genosse3 (d. i. Sver mit einem andern geniesst3), ags. dat. (loc.) sg. bee zu nom. sg. boc cBuch3, aisl. nom. pi. hend-r zu nom. sg.
§ 161—162.] Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
459
liqnd (got. handu-s) 'Hand'; s. Kahle's S. 448 Fussn. 2 angefiihrte Schrift. Bei einigen von diesen Nomina ist es wahrscheinlich, dass sie von Haus aus ein vocalisches Stammbildungssuffix hatten und erst secundar, und eben nur mit einem Theil ihrer Casus, in das Geleise der Wurzelnomina hineingerieten. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Die Kategorie der Wurzelnomina ist durch Neubildung nach vocalischen Declinationen fast erloschen, z. B. lit. nos-i-s f. cNase\ aksl. vis-i f. cDorf], s. § 160. Nur noch ein paar Reste in der Bildung des lit. gen. pi.: alit. szird-u, nlit. zqs-u zuv-u; ferner in slav. kriw- f. cBlutD gen. sg. kruv-e, dazu nom. sg. Jcruv-t fur *kry. 162. Die nomina actionis als I n f i n i t i v e . Vgl. § 156 S. 440 ff. Dieser Gebrauch im Ar., Grieeh. und Ital. In alien drei Sprachzweigen kommt der Dativ als Inflnitiv vor, im Indischen ausserdem auch andre Casus. Im Ai. wurde das Casussuffix betont, wenn das Verbum kein Pr'afix hatte, andernfalls die Wurzelsilbe. d'fs-e czu sehen" bhvj'-i czu geniessen", nir-dje lierauszutreiben3 (lat. ag-l) ni-ndme c niederzubeugen\ Av. sav-oi czu niitzen' dares-oi czu sehen5. Lat. ag-l (: ai. -dj'e), dic-i, sequ-J, ut-i, danach auch tund-i posc-l mi-nu-l u. dgl. Die Bedeutung differenzierte sich gegen die der locativischen Formen wie agere (§ 132 S. 392), indem die letzteren speciell activisch, die ersteren speciell deponentialpassivisch wurden; der Anstoss zu diesem Process war wol dadurch gegeben, dass bei den Deponentia zufallig der Gebrauch des Dativs von Wurzelnomina als Inrinitiv iiberwogen hatte. -s- zwischen Wurzelsilbe und Dativendung. Im Arischen selten: ai. Ji-s-i czu siegen3 -prdk-s-e czu fiillen, zu sattigen3, av. a nase chinzuschaffenJ, Wurzel av. nas- gr. evs-fx-. Gr. Ypot^ai 'schreiben1 osT^ai 'zeigen1. -s- ist dasselbe Element, das auch im verbum finitum ofters hinter der Wurzelsilbe auftritt, namentlich in dem nach ihm benannten sigmatischen Aorist (dass es etymologisch auch mit dem nominalstammbildenden s- § 134 S. 397 ff. identisch sei, ist wol moglich, vgl. Morph. Unt. I l l 42 f.); im Griechischen erscheint diese Infinitivbildung denn
460
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 162.
auch diesem Aorist fest zugetheilt. Aus dem Lat. kann man die Formen wie da-ri fer-rl hierher stellen. Anm. 1. Die Feststellung des Verhaltnisses der lat. Formen auf -se -re zu denen auf *-si -ri macht Schwierigkeiten, da sich versehiedene ziemlich gleiehwertige Moglichkeiten bieten. Geht man davon aus, dass das Latein nur Formen auf *-es-i (vivere amare) *-ai {agi) *-s-ai {dari) aus alterer Zeit mitbrachte, so musste man folgende Neubildungen annehmen: dare ferre nach vwere amare, umgekehrt amari nach dari, wie auch fieri fur fiere. Aber vielleioht hatte man schon in voritalischer Zeit auch Formen auf *-s-i [da-re), vgl. dlxe scripse und die ai. Infinitive wie drs-i (s. u.). Endlich iat aueh denkbar, dass man zunachst nach indie. *aget: infin. *agesi (agit : agere) zu es-t fer-t die Formen *es-si *fer-si [esse : ferre) hinzubildete und ferri dann erst nach agi entsprang. Anm. 2. Im Altlateinischen und spater noch in der Dichtersprache standen den Formen auf -i und -ri gleiehwertig Formen auf -ier und -rier zur Seite, wie agier darier. Man hat ofters angenommen, agier zerlege sich in agie-r, -r sei das Passivzeichen wie in agitu-r, und *agie sei die Grundform von agi. Man musste beistimmen, wenn *agie sich als Infinitivform deuten') und der Ubergang von -ie in -i sich als lautgesetzlich erweisen liesse (dureh voc. fill wird er nicht erwiesen, denn dessen -» kann uridg. Tiefstufenform zu -i{o—iie- sein, vgl. § 63 S. 116). Auch andere Deutungen von -ier -rier befriedigen nieht, s. z. B. J. Stadelmann De quantitate vocalium Latinas voces terminantium, Lucern. 1884, p. 73, V. Henry Mem. de la Soc. de lingu. VI 62 sqq. Ich vermute in -er die Proposition ar [ar-biter ar-vorsus), die dialektischen Ursprungs zu sein scheint (I § 369 Anm. 1 S. 282). -er aua -ar nach I § 97, 3 S. 92, vgl. in-ers arti-fex im-pertio. Zur Stellung vgl. quern ad neben ad quern und umbr. a s a m - a f 'ad aram'. Dass schon so fruhe die dem Romanischen eigene Verbindung des Infinities mit Proposition auftrate (vgl. ad vor dem Inf., wie ital. ho a scrivere, Diez Gramm. I l l 4 231ff.),ware nicht auffallend, da der Infinitiv auch bereits im Latein dem nominalen Charakter wieder angenahert worden war und wenigstens inter und praeter mit Inf. auch damals schon vorkamen (s. S. 442). Auch die Annahme maeht keine Schwierigkeit, dass agi-er, nachdem der Ursprung des -er vergessen war, mit agi gleichbedeutend wurde: die Gebrauchsangleichung wurde dadurch herbeigefiihrt, dass man das schliessende r von agier mit dem r von agor agitur etc. associierte. Diese game Infinitivformation, gleichwie ar dialektischen Ursprungs, Hess man in der classischen Prosa, wie so manche Spracherscheinungen derselben Provenienz, fallen.
Im Altindischen linden sich auch der ace. auf -am, der loc. auf -i und der gen.-abl. auf -as infinitivisch gebraucht, z. B. a-nam-am (a-nam- c herbeineigen, herbeilenken 3 ), drl-i 1) Mir Unwahrscheinliehes bei Thurneysen Uber die Herkunft und Bildung der lat. Verba auf -io S. 46.
§ 162—163.]
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
461
sq-drs-i (vgl. drs-e S. 459), abhi-tris-as [ahhi-sris- cfest anschliessen3). 163. Wurzelnomina als zweites Glied von Zusammensetzungen. Seit idg. TJrzeit gab es Composita, in denen die Wurzel, als zweites Glied gesetzt, als nomen agentis fungierte, wie in ai. puru-druh- Viele schadigend3. Dass die Wurzel zunachst als nomen actionis in die Composition eintrat und spater die Bedeutung der Zusammensetzung mutiert wurde (vgl. § 50 S. 87 f.), biaucht nicht angenommen zu werden. Denn die Wurzel konnte im Uridg. auch schon fiir sich allein nomen agentis sein, vgl. ai. rkj- S. 454, ai. druh- av. druj- etc. S. 456 fF. Seltner hatte das Comp. passiven Sinn, wie ai. sq-yuj- cdurch Bande der Freundschaft oder Verwandtschaft verbunden3, vgl. yuj- Vusammengejocht, Genosse3. Lebendig geblieben war unsre Compositionsclasse im Ar., Grieoh. und Ital. Uridg. Ai. sq-yvj- s. o., mano-yuj- cdurch Gedanken, durch den blossen Willen angeschirrt3, gi. ou-Coij 6;j,d-£o£ 'zusammengejocht, verbunden3, besonders auch cehelich verbunden3, lat. con-jux. Ai. visva-vid- calles kennend3, gr. VTJ-I? ace. V7|-i8a c unkundig, unwissend3. Ai. tri-ihuj- 'dreifaltig, dreifach3 av. qzo-buj- caus der Bedrangniss befreiend3, gr. itpo'a-<po£ Tliichtling, Sehiitzling3. Ai. prtanaj- (prtana-aj-) cim Kampf oder ziim Kampf laufend3, lat. rem-ex. Ai. muhur-gir- cplotzlich verschlingend3, vgl. gr. lujj-o-ppa)? croh verschlingend3 gen. -ppwx-os etc., s. I § 306 S. 244, § 312 S. 253, II § 123 S. 367. Es folgen noch einige Beispiele aus den einzelnen Sprachzweigen. Arisch. Ai. v^tra-hdn- av. verepra-jan- cVritra schlagend3: ace. ai. -hdn-am av. -jan-em dat. ai. -ghn-B av -yn-e loc. pi. ai. -hd-su. Ai. upastha-sdd- cim Schoosse sitzend3, av. armae-sadc ruhig dasitzend3. Ai. ud-ahc- cnach oben gewendet, nach oben gerichtet3 ace. sg. ud-ahc-am loc. pi. ud-ak-su, ny-anc- av. nyanc- cnach unten gewendet, nach unten gerichtet, vgl. gr. TTOSaiz-o-c, cwoher kommend3 lat. prop-inqu-o-s long-inqu-o-s (vgl. I § 228 S. 197); die ai. und av. Paradigmen mit -ahc- -anc-
462
Nomina ohne stammbildende Suffixe (Wurzelnomina).
[§ 163.
(Whitney Ind. Gr. § 407 ff. Baitholomae Handb. § 192, J. Darmesteter Le suffixe -ac- en Iranien, Mem. de la Soc. de lingu. I l l 302 if.) zeigen mancherlei Neubildungen, die zum Theil auf einer Vermischung mit Formen beruhen, welche das idg. Suffix -qo- hatten (s. § 86 S. 241). Ai. satya-ydj- crecht verehrend, recht opfernd3 av. daeva-yaz- cdie Damonen verehrend, ihnen opfernd . Av. na-zd- ai. tied- nur im Compar. und Superl., s. § 135 S. 404. 1m Ai. sind solche Compp. sehr haufig. Jede beliebige Wurzel konnte in dieser Weise verwendet werden. Wir erwahnen noch su-drs- cwol sehend3, saho-vrdh- cKraft mehrend3, puro-yudh- 'vorkampfend3, puro-bhu- Voran seiend, iiberragend3. Auoh im Iran, war diess Bildungsprincip ein lebendiges, vgl. noch vohu-varez- cgutes wirkend3, ahum-merec- cdie Welt todtend, schadigend' (auch -mer°nc-, vgl. ai. yuhj- gr. Xuyi; S. 457). Griechisch. <j/so3i'-aio£ cLiige hassend3. oivo-cpAu| cweintrunken, trunksiichtig3 (vgl. I § 427 S. 317, § 428 S. 319). X#~ v ^ 'Handwasser3 urspriingl. cdie Hand waschend3. 6710-opa aus *-8pax neutr. adv. cvon unten auf blickend3, vgl. ai. drs- f. 'Anblick'. Hierzu vielleicht auch das noch nicht befriedigend gedeutete osupo 'hierher3 als *3s-/po7: chergeneigt, herwaTts3, zu psTrto cneige mich3 poiT7; cNeigung, Senkung, Richtung3; o lautgesetzlich, wie in xa^a-upo^1; Ssupco T 240 aus *6s-J:pu)Ti oder besser wol durch Anlehnung an avu> Trpdaco u. dgl. Italisch. Lat. j'udex cRechtweiser, Richter3 avis *jouzdic-s (I § 33 Anm. 1 S. 35, § 594 S. 451), osk. med-diss med-dis c meddix3 (I § 501 S. 370); den ersten Bestandtheil des osk. Wortes mochte ich trotz der einmal vorkommenden (abkiirzenden) Schreibung metd. von umbr. mer-s mers cius, fas3 (§ 132 S. 392) nicht trennen. Lat. prae-ses -sid-is. tubi-cen -cin-is. lihri-pens -pend-is. re-dux -due-is. Anm. Uber arti-fex opi-fex s. § 85 S. 239. Germanisch. Ein derartiges Compositum mag ahd. ort aisl. odd-r 'Spitze* gewesen sein, aus *ud+dhe- caufstellen, emporrichten3 (I § 536 Anm. S. 394); allerdings liesse sich auch ein urspr. *ud+dh-o- mit altererbtem Suffix -o- denken.