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u. s. w. (I § 590 S. 448, § 593 S. 451). Lautgesetzlich entstandene Verschiedenheit wurde aber ofters hinterher wieder beseitigt, z. B. ved. perf. med. si-sic-e fur sisic-e von sic- ''ausgiessen'2), gr. gortyn. &i-S}s&&ai fur *Ti'-&e&&ai att. Ti'-0s30ai (I § 496 S. 366 f., Verf. Gr. Gr.2 S. 73 f.), ion 1) Das Perfect ja-bhara beruhte auf Vermischung von ba-bhara und ja-hura. S. von Bradke Zeitsehr. d. d. morg. Ges. XL 665 f. 2) Man ist nicht berechtigt die Form si-sic-e daraus zu erklaren, dass die Reduplicationssilbe in urar. Zeit einmal sa- = idg. se- gelautet hatte (§ S51). .Y]? fiki) wie TL9TJ? Ti%-q, woneben tpiXei? iXet, und aTetpa'voi? axetfavot wie SiSots BiSot. Entsprechend Ti^aii; xtjjiat wie i 'larat. Indem der Diphthong auch in die 1. sg. ubertrat, entstanden (vgl. taTai[J.i). durch cpl-ro vorausgesetzt (§ 713), lat. fid fiir *f{u)-io mit * nach fls etc. (§ 717), air. b-iu, ags. b-eo (vgl. § 722)!), ai. pass, -bhu-ya-te, gr. lesb. cpuioi (iiber ion. att. cpuw cpuw s. § 523 S. 921, § 527 Anm. S. 924 f.). W. dheu- c schiitteln, anfachen3: lat. suf-jw aus *fu-io, ai. pass, dhu-yd-te cwird geschiittelt3, gr. lesb. Souo c sturme, brause3 (&uo) 9ua> wie tpuo> cpuw, s. o.), aisl. dy cschiittle3 (inf. dy-ja). W. qei-: ai. cl-ya-te Svird gepriift, geachtet 3 , dazu wahrscheinlich gr. xtw cbiisse, zahle 3 (daneben xtw, vgl. § 527 Anm. S. 924 f.); arkad. tsi'tu entweder aus fTsi-tu> A oder, was wahrscheinlicher ist, eine Neubildung nach tst'ow sxsiaa. W. ksl-yd-te Svird vernichtet 3 ksiya-te cerschopft sich, schwindet hin3, dazu wahrscheinlich gr. hom. cpiHu) ckomme urn'. Ai. pi-ya-ti cschmaht, schatzt gering3, part. got. fijands ahd. fient fFeind3). W. uer§- c wirken 3 : av. verez-ye-iti, gr. ps£«o fiir */paC 'Erzeugniss, Spioss3, cpitu-; cErzeuger3, yyjputo 'tone 3 zu y?jpo-<; cStimme3, oiCuoo c wehklage 3 zu oiCo-^'Wehklage3, 8axpuw cweine3 zu Baxpi/Thrane3, c 3 c 3 X&UOD gehe gerade avif etwas los zu "tftu-c; geiade gerichtet . Lat. statud zu status, tribud zu tribu-s, metud zu metu-s. 773. Im Vorausgehenden haben wir im grossen Ganzen den Stand unsrer Denominativbildung im Uridg. gezeichnet. Nun sahen wir in § 769 S. 1109, dass die «-Verba schon sehr friihe im Anschluss an die a-Verba der Cl. X und XXVIII die Formen wie gr. TIJITJ-TO'-? ertfxrj-sa aufweisen. Hieran leihten sich entsprechende ausserprasentische Bildungen mit -e—%—uzu den Prasentia auf -e-io -i-io -u-ip, wozu dann noch Verba mit -o- ausserhalb des Prasens und mit -o-io- und -o-io- im Prasens kamen, die von o-Nomina aus geschaiFen wurden. Bei der Denominativbildung mit -e- und -6- wirkten wieder die eund o-Verba der Cl. X und XXVIII vorbildlich mit. Diese ausserpras. Bildungen treten alle ebenfalls in mehreren Sprachzweigen zugleich auf. Es ist aber bei dem heutigen Stande der Frage der Verwandtschaftsverhaltnisse der idg. Sprachen nicht wol zu entscheiden, wie viel davon voreinzelsprachliche Entwicklung war und wie viel einzelsprachliche. Gr. (piXyj-To-? £^1X7,-5a ^IXYJ-OO) ZU cpiXsco von
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Reduplicierte Verbalbildungen.
[§ 475—476.
perf. pe-pa-jjtev fiii *8s-(3oc- = idg. *ge-gm- von W. gem- cgehen3 (I § 428 b. S. 318), umbr. f e - f e "dedit3 fur * t e - f e vgl. t e f u s t dirsust cdederit3 (I § 369 Anm. 3 S. 283). Anm. Die Annahme, dass in dem idg. *pi-b-e-ti (ai. pibati lat. bibit air. ibid) b durch Dissimilation aus p entstanden sei, ist abzulehnen. Man hat mit der Moglichkeit zu rechnen (vgl. I § 325 S. 266), dass die media aus der Imperativform *pi-b-dhi (aus *pi-p-dhi) stammte, vgl. § 539.
476. 2. Fur mehrconsonantisch anlautende Wurzeln gait seit uridg. Zeit die Regel, dass nur der erste Consonant in den Reduplicanten aufgenommen wuide. Beispiele: Ai. su-srava gr. xe-xAors air. ro chuala aus *cu-clova von W. kleu- Tioren3. Ai. d-su-srot von sru- ciliessen\ Gr. x£-xpip.ai zu xpfva) curtheile3, xkrfii csei gnadig 3 aus *ai-oAyj-&t (I § 565 S. 424). Air. ad-ge-grannatar "persecuti sunt3, ro selach cich schlug nieder3 d. i. se-slach (I § 576 S. 433). Got. gai-grot zu greta Nveine3, fai-fibh zu Jidka ""klage3, sai-slep sai-zlep zu slepa cschlafe3. Ai. sa-smara von smar- ^edenken 3 , a-li-snat von snath'durchbohren 3 . Gr. stjiaptai ces ist vom Schicksal bestimmt3 aus *os-a(j.apTai (I § 565 S. 423), irs-Ttviyjiai zu Tivf-fu) 'ersticke', itoiTtvuw 'schnaufe3. Mir. ro senaich cstillavit3 d. i. se-snaich (I§ 576 S. 433). Ai. di-dvesa von dvis- 'hassen3, sa-svana von svan- tonen, schallen3, part, sa-lvasat- von leas- 'blasen, schnaufen3; ta-tyaje von tyaj- Verlassen3, sa-syande von syand- csich davonbewegen3. Horn. 3si'3i[j.sv d. i. Bs-o/i^sv von W. duel- cfurchten3 (I § 166 S. 148). Air. do-sefainn -sephainn zu do-sennim cjage, treibe aus *suend- oder *$iiemn- (I § 175 S. 156, II § 613). Ai. ci-ksaya von ksi- cbesitzen3, ca-ksana von Man- Verletzen, verwunden3, gr. xs-xujfiai zu xraofxat c erwerbe mir3 (vgl. I § 554 S. 409 f., Kretschmer Kuhn's Zeitschr. X X X I 433). Av. hi-Haiti apers. a-'i-'stata (1 § 558 Anm. 1 S. 416), gr. i-oTYjju s-aTTjxa, lat. si-sto umbr. s e - s t u csisto3, air. do-airissid sessam aus *si-st- (I § 109 e S. 103, § 516 S. 379), von W. stac stehen\ Av. part, hi-sposemna- von W. spek- 'conspicere3. Air. se-scaind cer sprang3. Von diesem Reduplicationsprincip wurde vielfach abgewichen:
§ 476.]
Reduplicierte Verbalbildungen.
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Am verbreitetsten (ai., griech., ital., germ.) und in ihren Anfangen vielleicht in die Zeit der idg. Urgemeinschaft hinaufreichend war die Neuerung, dass der Wurzelanlaut s -f- Verschlusslaut statt des einfachen s in den Reduplicanten aufgenommen wurde. So got. stai-stald zu stalda 'besitze3, skaisJi&ip zu skdida cscheide3. Im lnd., Griech. und Ital. wurde die Gleichheit des Silbenanlauts durch Dissimilation wieder aufgehoben, indem das s entweder im Reduplicanten (lnd., Griech., Lat.) oder in der Wurzelsilbe (Ital.) weggelassen wurde. Ai. ta-sthdu ti-stha-ti von sthd- cstehenJ, ca-skdnda, 2. 3. sg. kdniskan, cani-skada-t von skand- ''springen3, pa-sprdlie von spardliwetteifern, streiten um:, pani-spadd-s czuckend von spandc zucken3. Diese Dissimilationsweise im Griech. und Lat. nur in einigen Nominalbildungen: xo-a/oAfj-dtia cLederschmtzel3 quisquiliae, xa-axav8ii; cLauch3 u. a. (Fritzsche Curtius' Stud. VI 319 f.). Dagegen mit Schwund des s in der Wurzelsilbe lat. ste-tl sti-ti umbr. s t i t i - s t e t e i e s lat. spo-pondi sci-cidi. Vgl. Osthoff Paul-Braune's Beitr. VIII 540 if. (dessen Hypothese mir durch Meringer Zeitschr. f. d. osterr. Gymn. 1887 S. 371 f. nicht erschiittert scheint). Anm. 1. Dass das Prasens lat. si-sto, im Gegensatz zu steti stiti, die alte Weise beibehielt, hing damit zusammen, dass es die einzige reduplicierte Prasensbildung mit s + Verschlusslaut im Wurzelanlaat war. Man beaohte auch, dass im Gegensatz zu ihm die Perfeotformen alle einmal e im Reduplicanten hatten (§ 471).
Eine andere Neuerung war, dass, wenn die Doppelconsonanz im Anlaut des unreduplicierten Verbalstammes zu einem einfachen Consonanten wurde, im Anschluss hieran die reduplicierten Formen nach Art der von Anfang an einconsonantisch anlautenden Verba gebildet wurden (§ 475). Gr. dor. -£--<-!cx«i c ich habe Verfiigung iiber etwas, besitze3 fur *xs-inra[j.ai d. i. *ke-kua- (vgl.ai. -si-svi-s), da in dem Prasens Ttaofxoa u. anderwiirts *kua- zuTOX-geworden war (I § 166 S. 148, § 654, 4 S. 502 f., II § 117 S. 348). as-a<5Ji)7j[j,ai fiir *Ts-aaoj5- (vgl. ai. ta-tydja) nach ao^su) 'scheuche' Gf. *tj'ogeva (I § 489 S. 362). -rs-&Yjpaxa thess. 7ts-cpstpSxov[Tsc] zu 9vjp thess. cpsi'p cwildes Thier 3 aus idg. *gltuer~ aksl. zveri lit. zveri-s (s. Buck Americ. Journ. of Phil. X I 211 sqq.),
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Reduplicierte Verbalbildungen.
f§ 476.
so dass die Reduplicationssilbe eigentlich xe- zu lauten hatte. Lokr. part, fe-fa^xora nach /avoavco (avSavco) cgefalle3 aus W. mad- (vgl. ai. sa-svade). ps-pimm (Pindar) nach pt:mo Sverfe3 aus */pi7tTtt>; daneben att. IppwrTai. fiir lautgesetzliches *(/)suptTrrai (Verf. Gr. Gr. 2 S. 31). VE-vrJx&ou zu v?]j(w 'schwimme 3 aus *ovd)(to (ai. 3. pi. sa-sn-ur). Lat. me-mor memoria auf Grund eines Perfects *me-mori, das wahrscheinlich im Anschluss an unreduplicierte Formen mit mer- aus smer- (vgl. merda aus *&merda u. dgl. I § 570 S. 428 f.) entsprungen war, vgl. ai. sasmara. Air. perf. 3. sg. rir cgab hin, verkaufte 3 von W. perfiir *i-r aus *pi-pr-e nach I § 339 S. 271, vgl. unten § 878. Auffalliger Weise trat im Griech. bei doppelconsonantisch anfangenden Verben fiir die aus einem Consonanten -f- s bestehende Reduplication oft e- ein, auch wo die bekannten Lautgesetze den Wegfall des Consonanten nicht erheischten. Z. B. i-pAa3TT;xa neben fte-jBAaaTYjxa, s-ypafifiai (kret. u. sonst) neben ^£-^pa\i\iai, I-fVcoxa, s-xxvjfi-ai neben XE-XTTJJJ.011, s-ooojxai. (W. qieu-). Wahrscheinlich fallen auch e-ppiuya {fpffl-), I-pplcpa (/piu-) hieiher, da keine Spur voTliegt, dass im Anlaut dieser Formen / abgefallen war. S. CurtiusVerbumll 2 144ff. Endlich sind s-araXxa, s-a:rap[j.ai, e-ppuvjxa (urspriinglich *os-opu-) u. dgl. neben dtpsaraAxa icpsaraXxa (inschriftl.), s-axTjxa s-arajiEV zu nennen. Das letztgenannte Perfect hielt seinen Spiritus asper unter dem Schutze von I-OTTJJXI I-OT<X[J.£V fest 1 ). Anm. 2. Der Gedanke liegt nahe, in EpXdaxT]-/a u. s. w. sei das Augment an die Stelle der Reduplication getreten, da bei den vocalisch anlautenden Verba die Augmentpraterita und das Perfect gleichen Anlaut bekommen hatten, z. B. iipi^ot : -^pe&iojj-ai (ipefti^w), ^a-^aa : ^ax-rjixat (aixsoj), acf-i7-d(j.r]V : dtp-T-[[i.o.i.. Aber dann waren solche Formen auch von einconsonantiach anfangenden "Wurzeln, wie *£-$ip.a. statt p^-pTjxo (s. § 475), zu erwarten 2 ). 1) Fiir das Bootische oder Lakonische kommt auch der neben dem Perfect stehende Aor. etraTta aus *loTaxa in Anschlag. Denn einem von diesen beiden Dialekten scheint das Hesychische l-zzaxav • IsxTjaav zugewiesen werden zu miissen (vgl. I § 566 S. 424). 2) Skoyya fiir lilof/a auf zwei jungeren Grabinschriften »ist weniger ein Schreibfehler als vielmehr eine falsch gebildete Form, die aus den Perf. /.f/.oy/a oder e'ilf]ya durch Contamination entstand zu einer Zeit, als jene
476—477.]
Das Augment.
859
Ein aus */e-ppcu-ya entstandenes e-ppro-fa darf darum nicht als Musterform fur i-pAa'aT-rjxa u. s. w. gelten, weil E--fpafJ.[/.ai im gortynischen Dialekt vorliegt, der f im Anlaut vor e-Vocalen bewahrte. Die in § 472 Anm. S. 852 genannten kret. Perfectformen d j geben mit ihrem •?)- nur ein neues R&tsel auf.
Das Augment1). 477. Das vor den Verbalformen erscheinende sogen. Augmentum (aoj-Tjois), idg. *e- = ai. a- armen. e- gr. I-, diente seit uridg. Zeit dazu, die Vergangenheit zu bezeichnen. Es wax urspriinglich ein selbstandiges Wort, ein Adverli, an das die Verbalform enklitisch antrat, z. B. *e liqet °er verliess3 (arm. e-UJc gr. s-Xiirs), und lasst sich mit der im Irischen vor den historischen Tempora auftretenden Partikel ro [= gr. irpd) vergleichen. In alien Sprachen, die es bewahrten, erscheint es aber nur mehr wie ein flexivisches Prafix (vgl. § 4 S. 6). Eine Spur seines urspriinglichen CharakteTS als Adverb Perfecta bereits dem Sprachgefiihl abhanden gekommen waren«. (Thumb Mittheil. des deutsch. arch. Instit. in Athen XVI 176). 1) R. G a r n e t t On the Origin and Import of the Augment in Sanskrit and Greek, Proceedings of the Philol. Society I (1844) p. 265 sqq. Fr. M u l l e r Einiges iiber das Augment, Kuhn-Schleicher's Beitr. I l l 250 ff. J. D a v i e s On the Temporal Augment in Sanskrit and Greek, Hertford 1865. F a u s t Zur idg. Augmentbildung, Strassb. 1877. A. H. Sayce The Origin of the Augment, Transactions of the Philol. Society, 1885—1887, p. 652 sqq. B r e a l De l'augment, Mem. de la Soc. de lingu. VI 333 sq.j J. A v e r y The Unaugmented Verb-Forms of the Big- and AtharvaVedas, Proceedings of the Amer. Orient. Soc, May 1884, p. XI sq. und Journal of the Amer. Orient. Soc. XI 326 sqq. E b e l Die scheinbaren Unregelmassigkeiten des griech. Augments, Kuhn's Zeitschr. IV 161 ff. La R o c h e Das Augment des griech. Verbums, Linz 1S82. P o h l m a n n Quomodo poetae epici augmento temporali usi sint, Tilsit 1858. Grashof Zur Kritik des homer. Textes in Bezug auf die Abwerfung des Augments, Dusseldorf 1852. K. K o c h De augmento apud Homerum omisso, Braunschweig 1868. S k e r l o Uber den Gebrauch (die Bedeutung) des Augments bei Homer, Graudenz 1874. Molhem De augmenti apud Homerum Herodotumque usu, Lund 1876. B u m k e De augmento verbi Herodotei, Braunsberg 1835. H. L h a r d y Quaestionum de dialecto Herodoti caput primum: De augmento, Berl. 1844. K l o p p e Dissert, de augmento Herodoteo, cp. I. II., Schleusingen 184S. Sorof De augmento in trimetris tragicis abiecto, praemissa de crasi, elision^, aphaeresi quaestione, Breslau 1851.
860
Das Augment.
[§ 477—478.
bewahrte das Griechische in der Paroxytonese von Formen wie 7:ap-£-o^ov fich bot dar3), die mit der von irap-ev-Os? (cschieb dazwischen ein3) und mit der Betonung von ai. sama-dnute (cer hauft zusammen, sammelt an3) u. dgl. zu vergleichen ist. Tiber die Herkunft dieses Adverbs *e, neben dem, wie •wir sehen werden, in uridg. Zeit in gleicher Function *e gestanden zu haben scheint, sind nur unsichere Vermutungen moglich. Anm. Altere Deutungen bespricht Curtius Verbum I 2 109ff. Was neuerdings Sayce gibt (s.S. 859 Fussn. 1) leuchtet mir nioht ein. Am ehesten diirfte in *e ein (temporaler) Locativ zu dem Pronominalstamm o- (§ 409 S. "68) zu suchen sein, vgl. *te (lit. te aksl. te) zu Ho- u. dgl. (§ 424 S.787). Die Doppelheit *e : *e vergliche sich mit *te: *te, *ne : *ne u. dgl. (a. 0. Fussn. 1 und § 415 Anm. S. 776). Vgl. ausserdem Per Persson Studia etymologioa p. 78.
Hatte die VeTbalform ausser dem Augment noch andre Prafixe, so hatte das Augment seine Stelle unmittelbar vor dem Verb. Doch konnte das mit einer Proposition verbundene Verb die Natur eines Simplex gewinnen, infolge wovon das Augment vor diese Einheit zu stehen kam. Ai. a-pidaya-t 'presste, driickte3 aus *pi-zd- (caufsitzen3), gr. I-TU'SCOV aus m(o)s8-, s. § 7 95. Ai. ep. a-sambhramat cer zitterte'. Gr. att. e-xdi&suoov neben xaO-rjuoov cich schlief. Solche Verdunklung des Sprachgefiihls konnte auch doppeltes Augment herbeifiihren: ai. ep. apraislt neben praisit = pra-aisit cer trieb fort', gr. Tjv-six^fJ-vjv cich ertrug3. Ahnliches bei der Reduplication, s. § 850. 478. Augmentierung c o n s o n a n t i s c h anfangender c Verbalformen. Beispiele: Uridg. *e bherom ich trug 3 : ai. dbharam av. a-berem apers. a-baram, gr. s-cpspov. 3. sg. ai. d-dadhat d-dhat arm. e-d gr. s-xi'&ei 1. pi. I-Ssjxsv, W. dhe- csetzen3. 3. sg. ai. d-bodhat a-buddha a-bubudhat gr. S-TCSU&STO i-Troftsro i-TiSTroa-o, W. bheudh- 'erwachen, worauf merken 3 . 3. sg. ai. d-dista a-diksat gr. i-osixvu e-3si|c, W. deik- cweisen, zeigen3. 3. sg. ai. d-gan arm. e-kn, W. gem- c gehen ; kommen 3 . 3. sg. arm. e-tes gr. s-osp/sro, W. derh- csehen3.
§ 478—479.]
Das Augment.
861
Ausserhalb dieser drei Sprachzweige findet sich ein vereinzelter veidunkelter Rest des e- im German.: got. iddja cer ging 3 = ai. d-yat (I § 142 S. 128), ags. 3. pi. eodun = got. iddjedun, vgl. § 587. 592. 886 Anm. Doch ist diese Deutung darum nicht ganz sicher, weil im ai. Epos auch die augmentlose Form iya-t fiir a-ya-t vorkommt, die sich inbezug auf iyfiii y- mit iy-e u. dgl. (§ 493) vergleicht. Es konnte also iddja auch das augmentlose idg. *iie-t gewesen sein. Im G r i e c h . wurde i- oft dadurch verdunkelt, dass es nach Wegfall von wuizelanlautendem a oder f (vgl. I § 165 S. 147, § 564 S. 422, § 603 S. 457) mit dem folgenden Vocal zusammengezogen wurde, z. B. e[n:o'|AY;V aus *l-(aJeTio|j.dv zu euop-ai csequor3, sipTcov aus *l-(a)spTtov zu fp7Tu> cserpo3, elSov cich sah3 aus *s-(/)iSov (Horn. I'lSov, lesb. eutSov), s?pYaC(5[n]v aus *e-(jr)spYaCo[i7iv (inschr. e/spyaoato Hermione) zu spyaCojioci carbeiteD. Uber sidiCov cich gewohnte', urspriinglich *s-a/£&iCov, eiXxov cich zog3, urspriinglich *e-a/sXxov, vergleiche man I § 563, 7 S. 421, Verf. Gr. Gr. 2 § 13 S. 33. Der Spiritus asper von etiriipijv slpTiov siAxov war wol, gleichwie der von srjxa 7jxa pi. stfxgv (aus &-[G)T\- e-(a)s-, zu iyj[n. c entsende 3 aus *3i-orj[ii) u. a., durch Ubertragung des inlautenden h (*e-heird[iav u. s. w.) auf den Anlaut entstanden, wie in ispd-; aus *ihsp(J-? (ai. isira-s) u. a., s. Kretschmer Kuhn's Zeitschr. X X X I 421. In derselben Sprache wurden ofters, namentlich in jiingeren Zeiten, von Verben, die nach Wegfall anlautender Consonanz sonantischen Anlaut bekommen hatten, die Augmentpraterita nach der Weise der von idg. Urzeit her sonantisch anlautenden Verba (§ 480) gebildet, z. B. att. o»ajaa fiir *e-(/)oiYrrpa ((/)or/£(o c hause. wohne3) nach solchen wie ffirpo. (oiosw c schwelle3: armen. aitnum 'schwelle 3 ahd. a'g 'Geschwiir3). 479. Im Vedischen erscheint bei einigen Verben, die mit v, y, r anlauteten, a- als Augment, z. B. a-vrnak zu vrnakli Vendet um, legt um J (s. Delbriick Ai. Verb. 79). Dieselbe Augmentgestalt zeigen im Ai. die mit &, i, r anlautenden Verba, wie aunat zu undtti cbenetzt3 (s. § 481). Dass dieses awenigstens in einem Theil dieser Formen altiiberkommen war,
862
Das Augment.
[§ 479—4S0.
wird dadurch wahrscheinlich. dass das Griech. vor Verba, die mit u anlauteten, ofters -q- fur I- hatte.
Z. B. horn. TJEI'SY] cer
wusste' aus ^ - / S I ' S Y J 1 ) ; att. scopouv cich sah' sataov gefangen'
aus *-/j-(h)opaov
c
ich wurde
*-?]-(h)odwv (I § 6 1 1 S. 463 f.);
der
Spiritus asper in den beiden letzten Formen ist wie der von zu erklaren (§ 478).
Unsicherer sind Falle wie
(neben sipYaCo[ir,v, §478).
Denn man kann zwar
diese Form auf */j-(/)epy. zuriickfiihren, aber auoh Neubildung nach der Augmentierungsweise
der
seit vorgriechischer Zeit
mit e~ anlautenden Verba annehmen (vgl. $x7joa § 478 S.861). tjber
das Nebeneinander
von *e- und *e- s. § 477
mit
Anm. S. 860. Anm. Zu den gr. Formen mit 'i\- vgl. G. Meyer Gr. Gr.2 S. 421 ff., Verf. Gr. Gr.2 S. 150 und die dort citierte Literatur. Dass gewisse mit f anlautende Verba i- ala prothetischen Vocal gehabt batten und von ihnen Praterita mit temporalem Augment gebildet worden seien (-rjeiov] ZU eetaa'p-evo;, wie TjpeuSov zu IpeiSJw W. reudh-, vgl. I § 626 S. 471 f.), und dass dann hiernach aueh andere mit f ohne prothetischen Vocal anfangende Verba fr als Augment angenommen hatten, diinkt mieh. wenig wahrscheinlich. Dagegen stimme ich andern Sprachforschern bei, wenn sie die idg. Augmentform *e fiir i\-$ou\6\).rp 'ich wollte', Tj-ouva^^v 'ich konnte' und •^-(j.£XXov cich sollte, war im Begriff', die im Att. seit 300 v. Chr. auftreten und von denen das letzte schon bei Hesiod (theog. 478. 888. 898) vorkommt, leugnen. Vermutlich waren diese Praterita dem Prateritum -rj-fteXov cich wollte1, neben SsXra, naehgebildet. Das '?]- dieses Verbums war nemlich nicht Augment, sondern eine Proposition, nur durch Ablaut von dem
480. Bei den sonantisch a n l a u t e n d e n Verba erscheint das Augment nirgends mehr als selbstandige Silbe. Seine Zusammenziehung mit dem Wurzelanlaut darf als ein uridg. Process betrachtet werden (vgl. 1 § 111 S. 108). 1; Bei Homer aolisierend eueic//] zu schreiben, wie jetzt einige Gelehrte thun, fehlt jede Berechtigung. Das att. floei kann nur aus ^stS- nicht aus eeio- erklart werden.
§ 480.]
Das Augment.
863
Beispiele. Uridg. *esm aus *e esrn oder aus *e esm, vgl. praes. *es-mi = ai. dsmi u. s. f.: ai. asatn av. 3. sg. as apers. aham d. i. aham, gr. horn, vja att. 9j 3. sg. dor. fyl); dazu aksl. -jacJiu aus *esom in den Imperfecta wie neseachu (§ 493. 510. 903). Uridg. Meim zu *ei-mi 'gene 3 : ai. ayam 3. sg. a«7 av. 3. sg. aif apers. ayam d. i. ayam, gr. -^a fiir *5ja aus *vjta (§ 502); dazu lit. ejau cich ging3 von dem Stamm *ei-a- (§ 586). Gr. TjpiCov zu spiCiu cstreiteJ. Aksl. s-Aoristjasu = *et-so-m, W. ec?- cessenD. Hochst wahrscheinlich gehoren hierher auch die mit eanfangenden Prasensformen des verbum. substantivum im Litauischen, pi. Usame esate du. esava esata neben esame etc. und esme (esme) etc. Sie waren wie aksl. -{j)achu -(j)ase etc. (s. o.) als Imperfectformen iiberkommen worden. Dieses Imperfect von es- hatte aber, infolge des Untergangs der iibrigen aus Prasensstammen gebildeten themavocalischen Praterita, moiphologisch eine isolierte Stellung, und indem es gegen buvau mehr und mehr zuriicktrat, vermischten sich die im Ausgang den entsprechenden Prasensformen gleichen Formen functionell mit diesen; spater kamen part. Isqs neben esas und dialektisch deT ind. sg. esu es} neben esii esl hinzu. Vielleicht war auch lat. es c du hist" (neben is) eine augmentieTte Form, idg. *es-s2). Anm. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 184 ff. nimmt an, dass aueh lat. es est estis neben edd und lit. 'id-mi edu etc. aksl. jmni (eml) etc. auf dem Eindringen augmentierter Imperfectformen ins Prasens beruhten. Ich halte diesen Ursprung des e- dieser Formen fiir sehr wol moglich. Aber eben so gut, ja besser, lasst sich annehmen, dass die Ablautstufe idg. *ed- vorliege. *edmi verhalt sich dann zu *edmi (ai. admi) wie ai. imper. med. suksva zu sak-sva (W. segh-) und wie ai. stthati zu sdhate (gr. £/£Tai), dhuvati zu dhavate (gr. ftlui), gr. |AT]OO|j.«i ZU [xeoo|j.at, lit. bigu zu gr. cpe^ofxai u. dgl. 1) Es ist zwar verlockend, mit Bopp, de Lagarde und Bugge armen. ei 'eram' 3. sg. er zuzufagen, aber idg. e scheint im Armen. nur durch i vertreten zu sein. Vgl. auch Hubschmann Kuhn's Zeitschr. XXIII 12. 2) Vgl. die Einschleppung des Augmentes ins Prasens und Futurum im Neugriech., wie ca; ^X^Tttn, %a o5« ISiuaio (Hatzidakis Kuhn's Zeitschr. XXX 375), und die Verschleppung des Augmentes von arm. e-hn fer kam' und e-rf'er setzte' in verwandte Formen, z. B. fut. ekic und edic (Hubschmann Arm. Stud. I 28, Bugge Kuhn's Zeitschr. XXXII 38). Brugmann, Grundriss. II, 2.
55
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Das Augment.
[§480—481.
(§ 471 S. S51), und so ware das ed- von *edmi mit dem der Formen dea s-Aorists lat. essem aksl. jam (esu) und wahrscheinlich auch mit dem der Perfectformen lat. edi, lit. ed$s aksl. jadu (edit) zu identifioieren (s. a. O.). Nur die Auffassung glaube ich entschieden ablehnen zu mtissen, als gehore unsre Wurzel nicht der bekannten e-Reihe, sondern einer e-Reihe an, und als sei ai. ddmi etwas unurspriingliches gegeniiber dem im Lat. und Balt.Slav. erscheinenden *edmi. Vgl. § 494. Wie diese e-Stufe [med- etc.) bei e-Wurzeln zustande gekommen war, lasst sich nicht wissen. Sie war seit uridg. Zeit sowol in prasentischen und aoristischen als auch in perfectischen Formen (§ 848, 3) vorhanden, ausserdem auch in Nominalbildiingen (z. B. gr. [j.^5o5 [j/fiiTro>p armen. mid), und wir haben kein Recht ein bestimmtes einzelnes Tempus als den urspriinglichen Sitz dieses e zu bezeichnen. Allerdings mag auffallen, dass die Perfectformen mit e seit uridg. Zeit reduplicationslos waren (ai. sah-vds- etc.). Aber es gab seit uridg. Zeit auch andre reduplicationslose Perfecta, wie z. B. *uojde 'weiss' (s. a. O.)
Wie die Vocalqualitaten seit uiidg. Zeit behandelt wurden, wenn das Augment mit wurzelanlautenden a- und oVocalen zu contrahieren war, ist schwer zu sagen. Die ar. Sprachen zeigen naturgemass iiberall a-, mag der Wurzelanlaut e, o oder a gewesen sein, z. B. ai. ajat zu djati ctreibt5 gr. a-j-ei, apasyat zu apasyati cist thatig 3 lat. operatur. Im Armen. sind die mit a- anlautenden Verba im Prateritum scheinbar ohne Augment, wie ac cer fiihrte3, ar cer nahm 3 am cer salbteJ anc 'irap^&s3; daneben die Neubildung mit Augment e-anc (mit dem jiingeren e fiir e). Die gr. Formen wie a-j-ov ion. (zu ayw cfuhre3), S>^ov (zu oC«> ''rieche1'], $S7jaa (zu oiosu) ^ unterliegen dem Verdacht, dass die Qualitat ihres langen Vocals durch die Vocalqualitat in den nicht-augmentierten Formen beeinflusst worden sei, indem man durch *esti (SSTI) : *est (^;) u. dgl. zu dem Gefiihl gekommen war, dass die einfache Dehnung des anlautenden Vocals Meikmal des Prateritums sei. Ohne jeden Zweifel waren Neubiklungen dieser Art die Formen wie Lxsxsuoa (zu tzs-£uw cflehe an3) und o[ievaioov (u(j.Evaiio csinge den Hochzeitsgesang3), vgl. § 643 iiber op-vu-fn : op-vu-[xsv. 481. Im Plur. und Du. der Praterita von *es-mi cbin3 und *ei-mi cgehe3 erwartet man, wenn man idg. *e- als ihr Augment voraussetzt, Formen wie ai. *d-sma *d-san, gr. *ET(J.£V lesb. *e(i.(j.ev und ai. *ema *d-yan, gr. *elixsv, vgl. praes. 1. pi. ai. s-mds, i-mds und die augmentlosen Imperfectformen ai. ved.
§ 481—482.]
Das Augment.
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s-an av. h-en und av. i-ta gr. 1-TTJV. Eine solche Form ist av. ahma gap. ehma = urar. *a-sma. Sonst heisst es ai. asma asan dima ay an, av. 3. du. aitem, apers. 3. pi. «Aa ay a d. i. wol 5/sa dya, gr. ?j[isv TJOTS, aksl. 2. pi. -(j)as-te. Setzt man hier Augment e an (vgl. § 477 mit Anm. S. 860, § 479 S. 861 £.), so waren Sing, und Plur.-Du. von der Urzeit her inbezug auf die Anfangssilbe in IJbereinstimmung. Indessen kann man auch annehmen, und das diirfte den Vorzug verdienen, der lange Vocal sei vom Sing, heriibergekommen, indem dsam 3ja neben dsmi ei|« inbezug auf den Anlaut mit den Praterita aj'am anam r^puiv u. dgl., die in alien Personen langen Vocal im Anlaut hatten, auf gleiche Linie gestellt wurden. Anm. 1. Das r\ von -jJfAEv yrz muss Neubildung sein (vgl. I § 611 S. 463). Doch ist man nieht gezwungen Einwirkung vom Sing, rja anzunehmen, da auch eine 3. pi. *e-\-i-ent (vgl. § 1020, la) denkbar ware. Anm. 2. Osthoffs Ansicht (Zur Gesch. d. Perf. 151 f.), dass ai. asta gr. TJOTS aus *i este entstanden seien und *este die 'nebentonige Tiefstufenform' von W. es- sei, ist heute nicht mehr haltbar. S. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 105.
Im Ai. zeigen die mit u-, i-, r- anlautenden Verba in den Augmentpratenta au-, ai-, ar-. aunat zu undtti cbenetzt (ud-). auhat zu uhati schafft weiter, schiebt. aichat zu ichati csucht, begehrt'. aisata zu tsate chat zu eigen". drchat zu rchdti cerreicht, trifft3. Dass hier wahrscheinlich Augment e anzunehmen sei, wurde schon § 479 bei Gelegenheit der Besprechung der Formen a-vrnak u. s. w. bemerkt. Andre Deutungsversuche bei Schleicher Compend.4 S. 738 (vgl. J.Schmidt Vocalismus I 44) und Bartholomae Ar. Forsch. II 74 f. 482. Die scheinbar augmentlosen herodot. Formen Tordre3), SUJ^STO (su^op.ai 'flehe3), auEsro (au^co cmehre') u. ahnl. konnen lautgesetzlich aus altern Formen mit den Anlauten ai-, eu-, au- entstanden sein nach I § 611 S. 463. Die Vocalisation der ersten Silbe von att. ^TOUV (aixsw),
Tju^apjv (suj(O[iai), ^ubv (au^co) sowie von r]vtrpa (aviau) c begegne3), % x o v (W/.m c gehe voran, stehe an der Spitze'), uSpvuov (opvoju opviiw c errege, bewege') u. dgl. entsprang duTch Neu-
866
Das Augment.
bildung nach ^yov : ayto, T]piCov : lpiCu> u. dgl. s. § 481 mit Anm. 1 S. 865.
[§ 482—483. Uber Tfljisv ^TS
483. D i e sogen. A b w e r f u n g des A u g m e n t s . Unsre Prateritalpartikel war in der Zeit der idg. Urgemeinschaft fiir die Formen, vor die sie trat, kein notwendiger Zusatz. Diese Formen, an sich iiberhaupt keine bestimmte Zeitstufe zum Ausdruck bringend, konnten auch ohne die Partikel von Vergangenem gebraucht werden, um so leichter, wenn die Vergangenheit sich aus der ganzen Situation von selbst ergab oder schon durch einen andern das Zeitverhaltnis angebenden Ausdruck im Satze (wie ai. pura gr. rcapo? u. dgl.) gekennzeichnet war. Vgl. § 909. Das Schwanken z. B. zwischen *e-bherom und *bherom im Sinne von cich trug 3 ging in die einzelsprachlichen Entwicklungen iiber und dauexte zum Theil bis tief in die historische Zeit hinein fort. Im Einzelnen gestalteten sich hier die Verhaltnisse so: Im A i. finden wir in der vedischen Zeit noch beide Ausdrucksweisen nebeneinander (im Rigv. etwa gleichhaufig), doch lasst sich in diesem Zeitalter selbst schon eine Zunahme des Gebrauchs der augmentierten Formen beobachten. In der Brahmana-Periode und im Epos fehlt das Augment schon selten. In der spiitern, unter der Herrschaft des Systems der einheimischen Grammatik geschriebenen Sprache aber, dem classischen Sanskrit, sind die augmentierten Formen zur Alleinherrschaft gelangt. Im Av. ist der Gebrauch ebenfalls schwankend, doch erscheint das Augment verhaltnismassig selten. Dagegen im A p e r s . scheinen nur Praterita mit Augment vorzuliegen (einige Formen lassen an sich doppelte Auffassung zu). Im AT m e n . blieb e- nur vor einsilbigen Verbalformen mit erhaltenem Wurzelvocal oder vor solchen, die fiir sich iiberhaupt keine Silbe mehr ausmachten. Es erscheint daher in der 3. sg. aor. in Formen wie e-UK = gr. e-Aiirs (dagegen 1. sg. IKi u. s. w.).1) Auch ausserhalb der 3. sg. zeigt es sich bei den 1) Man darf wol annehmen, class in der 1. sg. *eliUi neben *lik'i aufgegeben wurde, ehe *Hk'i einsilbig wurde.
§ 483.]
Das Augment.
867
Aoristen der Wurzeln dhe- 'setzen3, do- ""geben3 und gem- c kommen3, z. B. 1. sg. e-di e-tu e-ki 3. sg. e-d e-t e-Jcn. Die Abhangigkeit der Erhaltung von der Silbenzahl tritt deutlich zu Tage bei der 1. pi. tuaU neben sg. 1. e-tu 2. e-tur 3. e-t pi. 2. e-tuk' 3. e-tun und im Vergleich mit den 1. pi. e-daJc e-kaM (zu e-di e-ki). Das Augment von edi und eki wurde auf andre Formen des Verbalsystems iibertragen, s. S. 863 Fussn. 2. Im G r i e c h . ist der Gebrauch des Augments bei Homer und in der nachhomer. Dichtersprache facultativ. In der letztern fehlt es aber um so seltner, je naher die Sprache der betreffenden Dichtung der Prosarede steht. In der Prosa erscheint die augmentierte Form von Anfang an zur Herrsehaft gelangt. Ausnahmen machen hier nur die Plusquamperfecta, die die alte Doppelheit zeigen, z. B. TrsTravfto] 7:sir($vdsiv neben l-TCETrov&Y) s-Trsirdv&siv, und die iterativen Praterita auf -axov bei Herodot, die nur ohne Augment auftreten, wie cpsuysoxov. Vielleicht waren diese Ausnahmen darin begriindet, dass die Formen der 2. plur. du. plusqu. (§ 836) und tpsuygoxsTe cpsuysaxeTov nur eine Bedeutung hatten, wahrend z. B. xpsTusrs Tps-jrsTov, Tparrsxe TpaTreTov, rps^ars Tpstjjaxov nicht nur prateritale Indicative, sondern auch Imperative waren, hier also die augmentierte Form, der Deutlichkeit wegen, erwiinschter sein musste. Es war demnach vielleicht auch im Ai. und im Apers., wo dieselbe Zweiwertigkeit vorhanden war (z. B. ai. bhdrata = dbharata und daneben imperativisch), das Deutlichkeitsbestreben der Anlass dazu, dass die augmentierten Formen zum Ausdmck der vergangenen Handlung allmahlich obsiegten. — In alien iibrigen Sprachzweigen trugen die augmentlosen Formen den Sieg davon; die wenigen verdunkelten Reste des Augments in diesen Sprachen sind oben aufgefiihrt. Beispiele von augmentlosen Formen sind: L a t . -bam in planta-bam aus *fu-a-m cich war3 (§ 583). dixit; gr. Selije s-5ei(js (§ 823. 867, 3). scidit: ai. chidd-t d-chida-t (§ 523. 528. 867, 5). A i r . 5-Aorist ro-char cer liebte3 aus *-caras-t (§ 840). Ahd. teta as. deda cich thatD gehort hierher, falls es ein
868
Die Bildung der Tempusstfimme.
Allgemeines.
[§ 483—484.
Imperfect wie gr. TIBTJV e--t'&7)v war (§ 545. 886), und ahd. as.
wissun csie wussten5, falls es aus *uits-rj,t entstanden war (§ 827). Vgl. auch Kluge Paul's Grundr. I 375. L i t . buvo cer war3 aus *bhuua-t: vgl. lat. -bat; mine cer gedachte, erriet3 aus *m%ne-t: vgl. gr. [j.av?] l-[xavYj (§ 587). A k s l . be cer war3 aus *bhue-t: vgl. gr. cpuvj s-cpoT] (§ 587); aor. vezu cich fuhr, vexi3: ai. vdha-m d-vaha-m (§ 514); s-aor. dechu cich legte3: ai. dhdsam d-dhasam (§ 812).
Die Bildung der Tempusstamme1). Allgemeines. 484. Bei der Gruppierung der Formen eines Verbalsystems nach Tempussfammen ist die traditionelle Grammatik mehr von der Bedeutung als von der Bildung ausgegangen. Sie hat infolge davon zura Theil solches, was etymologisch und morpho1) Da in manchen Arbeiten uber P r a S e n s s t a m m b i l d u n g (Bildung des Imperfectprasens und des Aoristprasens) eingehender uber solches gehandelt ist, was die T e m p u s s t a m m b i l d u n g uberhaupt angeht, so dass man zweifeln kann, soil man sie hier oder dort citieren, so mag hier mit der L i t t e r a t u r u b e r die T e m p o r a im a l l g e m e i n e n zugleich d i e fiber d i e P r a s e n s s t a m m e genannt sein. Die Abhandlungen ilber das sioFuturum s. § 747, die uber die s-Aoriste § 810, die uber das Perfect § 843 (die uber das german. schwaehe Prateritum § 907). I d g . L. T o b l e r Ubergang zwisehen Tempus und Modus, ein Capitel vergleichender Syntax im Zusammenhang mit Formenlehre und Volkerpsyohologie, Zeitschr. f. V6lkerpsych.il29ff. S. H. A. H e r l i n g Vergleich. Darstellung derLehrevomTempusu.Modus,Hannov.l840. L.Meyer UberTempusbildung und Perfecta mit Prasensbedeutung, Benfey's Orient und Occident I 20Iff. F. H. T r i t h e n On the Formation of the Past Tense in certain of the Indo-European languages, Proceed, of the Philol. Soc. I (1844) p. 273 sq. G. G e r l a n d Intensiva und Iterativa und ihr Verhaltnis zu einander, Leipz. 1869. H. Osthoff tiber Aoristprasens und Imperfectprasens, Paul-Braune's Beitr. VIII 287ff. F. H a r t m a n n De aoristo secundo, Berl. 1881. O. Hoffmann Das Prasens der idg. Grundsprache in seiner Flexion und Stammbildung, Gott. 1889. V e r f a s s e r Zur Geschichte der prasensstammbildenden Suffixe, Sprachwiss. Abhandl. aus G. Curtius' Gramm. Gesellsch. 1874 S. 153ff. B a r t h o l o m a e Altindisch asis > lateiniseh eras, Stud, zur idg. Sprachgesch. II 61 if. J. S c h m i d t Die ursprungl. Flexion des Optativs und der auf a auslautenden Prasensstamme, Kuhn's Zeitschr. XXIV 303ft. G. C u r t i u s Die Verstarkungen im Prasensstamme, ebend. I 259ff. A. K u h n Uber die durch Naaale erweiterten Verbalstamme, ebend.
§ 484.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
869
logisch eng zusammengehb'rt, auseinandergerissen und solches, was etymologisch und morphologisch verschieden ist, vereinigt. Die Betrachtung des Gebrauchs der Tempusformen fallt der Syntax anheim, und wir konnen hier, wo der Auf bau des idg. II 392ff. 455ff. H. Osthoff Uber eine bisher nicht erkannte Prasensstammbildung des Idg., Vortrag auf der Munehner Philologenvers. 1S91 (Zeitschr. f. deutsche Philol. XXIV 215ft, Anzeiger fur idg. Spraeh- und Altertumsk. I82fE.). V e r f a s s e r Die achte Conjugationsclasse dea Altindischen und ihre Entsprechung im Griechischen, Kuhn's Zeitschr. XXIV 255 ft J. H. M o u l t o n The -;w-Class of Unthematic Verbs, Americ. Journ. of Philol. X 283 sqq. A. L u d w i g Die Verba auf [lat] -erare [germ.] -izon, Kuhn's Zeitschr. XVIII 52 ff. Th. Benfey Einige urspriingliche Causalia aus Bildungen durch sanskritisch paya, ebend. VII 50 ff. Arisch. Verfasser Die siebente Prasensclasse des Arischen, Morph. Unters. I l l 148ff. B a r t h o l o m a e Zur dritten, achten, neunten Prasensclasse, zur Desiderativbildung [im Arischen], Ar. Forsch. II 69ft 86ff. 89f. 90ff. W h i t n e y Numerical Results from Indexes of Sanskrit Tense- and Conjugations-Stems, Proceed, of the Americ. Or. Soc, May 1885, p. XXXII sqq. L a n m a n On Multiform Presents and on Transfers of Conjugation in the Sanskrit Verb System, ebend. p. XXXVI sqq. W h i t n e y On the Classification of the Forms of the Sanskrit Aorists, ebend. 1875—76 p. XVIII sq. Verfasser Uber einige ai. Verba der fiinften und neunten Conjugationsclasse, Kuhn's Zeitschr. XXIV 286 ff. A. H. E d g r e n On the Verbs of the so-called few-class in Sanskrit, Proceed, of the Americ. Or. Soc, May 1885, p. XXXIXsq. Van den Gheyn Note sur la 8e classe des verbes sanscrits, Brussel 1880. D e r s . Remarques sur quelques racines sanscrites de la 8e classe, Brussel 1884. D e r s . Nouvelles recherches sur la 8e classe des verbes sanscrits, Briissel 1886. A. H . E d gr en On the Propriety of Retaining the Eighth Verb-Class in Sanskrit, University Studies Published by the Univ. of Nebraska I I (1888). S. G o l d s c h m i d t Bildungen aus PassivStammen im Prakrit, Zeitschr. d. deutsch. morg. Gesellsch. XXIX 491 ff. XXX 779. J a c o b i Uber unregelmassige Passiva im Prakrit, Kuhn's Zeitschr. XXVIII 249ff. E. W i l h e l m Zum Ubergang von der unthematischen in die thematische Conjugation [im Avest.], Bezzenberger's Beitr. X 314 ff. D e r s . De verbis denominativis linguae Bactricae, Jena 1878. B a r t h o l o m a e Zur fiinften und neunten Prasensclasse [im Iran.], Bezzenberger's Beitr. XIII 60 ff. G r i e c h i s c h u n d L a t e i n i s c h . H e r m . S c h m i d t Doctrinae temporum verbi Graeci et Latini expositio historica, Halle 1836. D e r s . De verbi Graeci et Latini doctrina temporum, Wittenb. 1842. A. K e r b e r Significationes temporum verbi Graeci et Latini in uno conspectu collocantur, Halle 1864. D u n t z e r Uber die dem Griech. und Latein. eigentiimlichen Tempus- und Modusbildungen, Hofer's Zeitachr. f. die Wiss. d. Sprache II 76 ff.
§70
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
[§ 484.
Verbums zu betrachten und dabei das stoiFlich gleiche immer als solches zu kennzeichnen ist, uns in der Anordnung und Benennung des Formenmaterials von den syntaktischen Gesichtspunkten und der auf sie gegriindeten Terminologie nur G r i e c h i s c h . G. B. B o n i n o II tema del presente nel verbo greco, Turin 1879. H. M a i d e n On connecting vowels in Greek, Transact, of the Philol. Soc. 1862—63 p. 283 sqq. G. M a h l o w Uber den Futurgebrauch griech. Prasentia, Kuhn's Zeitschr. XXVI 570 ff. W. K u h n e Das Causativum in der griech. Sprache, Leipz. 1882. H. R u m p f Quaestionum Homericarum specimen: De formis quibusdam verborum in (j.i in aliam declinationem traductis, Giessen 1850. H. E b e l Verkannte Prasensformen [feXpai Ip^arai u. a.], Kuhn's Zeitschr. IV 201 ff. L. M e y e r Die homer. Formen des Zeitworts eivoci, ebend. IX 373 ff. 423 ff. G. M e y e r Die mit Nasalen gebildeten Prasensstamme des Griechischen mit vergleichender Beriicksichtigung der andern idg. Sprachen, Jena 1873. D e r s e l b e Die Prasentia auf -iuvvu[j.i, Bezzenberger's Beitr. I 222 ff. Max Miiller Die siebente [skr.] Conjugation im Griech., Kuhn's Zeitsch. IV 270 ff. V e r f a s s e r Das vv in Ivvuju, £CUVVU|AI, -/.opavvufuund ahnl. Prasentien, Kuhn's Zeitschr. XXVII 589 ff. R. F r i t z s c h e Uber die Ausdehnung der Nasalclasse im Griech., Curtius' Stud. VII 381 ff. A. S t o l p e Iterativorum Graeeorum vis ac natura ex usu Homeri atque Herodoti demonstrata, Bresl. 1849. G. C u r t i u s Die iterativen Praterita auf s-/.ov, Kuhn's Zeitschr. I 27 ff. Max Miiller Die griech. Verba auf TIT, ebend. IV 362 ff. I. H e r r mann De verbis Graecorum in aftew e&etv exeuntibus, Erfurt 1832. W e n t z e l Qua vi posuit Homerus verba quae in $CD cadunt? Oppeln 1836. G. M e k l e r Griech. verba contracta mit langem Themavocal, in: Beitrage zur Bildung des griech. Verbums (Dorpat 1887) S. 1 ff. H. von der P f o r d t e n Zur Geschichte der griech. Denominativa, Leipz. 1886. L. S i i t t e r l i n Zur Geschichte der verba denominativa im Altgriech. I, Strassb. 1891. L o b e c k De mutatione terminationum coniugationis circumflexae, Konigsb. 1845. G. C u r t i u s Zur Geschichte der griech. zusammengezogenen Verbalformen, Curtius' Stud. I l l 377 ff. B. M a n g o l d De diectasi Homerica, inprimis verborum in -aro, ebend. VI 139 ff. F. D. A l l e n The Epic Forms of Verbs in dm, Transact, of the Americ. Philol. Associat. IV (1873) p. 1 sqq. J. W a c k e r n a g e l Die epische Zerdehnung, Bezzenberger's Beitr. IV 259 ff. I n a m a Degli aoristi greci, Rivista di filol. II 249 sqq. L . M e y e r Griech. Aoriste, Berl. 1879. A. Z i c k l e r De causis duplicis formae aoristi Graeci, 1865. Th. N o l t i n g Uber den genetischen Zusammenhang des Aoristus II mit dem Perfectum II der griech. Sprache, Wismar 1843. V e r f a s s e r Uber einige griech. Prateritalformen mit a vor der Personalendung, Bezzenberger's Beitr. II245 ff. L. D o e d e r l e i n De aoristis quibusdam secundis, Erl. 1857. W. Schulze Zwei verkannte Aoriste payov und aiov], Kuhn's Zeitschr. XXIX 230ff. E b e l Reduplicierte Aoriste im Griech., ebend. II 46ff. G. C u r t i u s Der erste Aorist desPassivs, ebend. I25ff. J . W a c k e r n a g e l
§484.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
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so weit leiten lassen, als es ohne erheblichere Vernachlassigung der morphologischen Beziehungen und ohne Schadigung der (durch die iibliche Terminologie bedingten) IJbersichtlichkeit moglich ist. Der Passivaorist auf -SITJV, ebend. XXX 302 ff. W. K i i h n e De aoristi passivi formis atque usuHomerico, Marburg 1877 und Giistrowl878. W a l k e r Greek Aorists and Perfects in --m, Class. Review V 446 sqq. H a t z i d a k i s Zur Prasensbildung des Neugriechischen, Kuhn's Zeitschr. XXVII 69 ff. A l b a n e s i s c h . G. Meyer Das Verbum substantivum im Albanesischen, in: M. Hertz zum 70. Geburtst., 1888, S. 81 ff. I t a l i s c h . C o r s s e n Zur Bildung der Prasenstamme, in: Beitr. zur ital. Sprachkunde S. 475 ff. C l u d i u s Uber die Bildung des Verbi sum, Gtinther und Wachsmuth's Athenaum II (Halle 1817) 136 ff. J. D a r m e s t e t e r De ooniugatione Latini verbi dare, Paris 1877. Ph. T h i e l m a n n Das Verbum dare im Lateinischen, Leipz. 1882. F. F r o h d e Die lat. Prasentia auf -Ho, Bezzenberger's Beitr. I l l 285 ff. K. F. J o h a n s s o n Nagra ord om de latinska verbalbildningarne med n i presensstammen, Akadem. afhandlinger til prof. S. Bugge, Christiania 1889, p. 21 sqq. Ch. P l o i x Des verbes latins en sco, Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 399 sqq. K. S i t t l De linguae Latinae verbis incohativis, Archiv f.lat.Lexikogr. I 465ff. C. P a s c a l I suffissi formatori delle conjugazione latine, Revista di filol. XIX 449 sqq. R. T h u r n e y s e n Uber Herkunft und Bildung der lat. Verba auf -io der 3. und 4. Conj. und ihr gegenseitiges Verhaltniss, Leipz. 1879. C. P e t e r tjber die schwachen Verba der lat. Sprache, Rhein. Mus. I l l 95 ff. 360 ff. M. B r e a l Verbes derives latins, Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 342 ff. F. de S a u s s u r e Sur une classe de verbes latins en -eo, ebend. I l l 279 sqq. C. P a u l i Geschichte der lat. Verba auf uo, Stettin 1865. O. I. F e h r n b o r g De verbis Latinis in uo divisas desinentibus, Stockholm 1889. C. P a u c k e r Die verba denominativa auf -are, Kuhn's Zeitschr. XXVI 261 ff. 415 ff. R. J o n a s De verbis frequentativis et intensivis apud comoediae Latinae scriptores, I Posen 1871, II Meseritz 1872. D e r s . Gebrauch der Verba frequentativa und intensiva in der alteren lat. Prosa (Cato, Varro, Sallust), Posen 1879 und 1884. C. P a u c k e r Die verba frequentativa, Kuhn's Zeitschr. XXVI 243 ff. 409 ff. "Wolfflin Die verba frequentativa und intensiva, Archiv f. lat. Lexikogr. IV 197 ff. D e r s . Die verba desuperlativa, ebend. II 355 ff. G. C u r t i u s tiber die Spuren einer lat. o-Conjugation, Symbola philol. Bonn. 1864 S. 271 ff. = Kleine Schriften II 133ff. W o l f f l i n Die verba desiderativa, Archiv f. lat. Lexikogr. I 408ff. G. Curt i u s De aoristi Latini reliquiis, Kieler Lectionsverzeichn. 1857—58 = Curtius' Stud. V 429 ff. C o r s s e n Kein Aoristus II im Lateinischen, in: Beitr. zur ital. Sprachk. S. 538 ff. F. G. F u m i Sulla formazione latina del preterito e futuro imperfetti, Progr. del R. Liceo Chiabrera in Savona 1875—76. K e l t i s c h . D ' A r b o i s de J u b a i n v i l l e Etude sur le present du verbe irlandais, Mem. d. 1. Soc. d. lingu. V 237 sqq. Wh. S t o k e s The
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[§ 485.
485. Zunachst ist zu betonen, dass ein Bildungsunterschied zwischen den Foimen des Prasensstammes und denen des starken Aorists von idg. Uizeit her nicht vorhanden war. Man vergleiche z. B. das Imperf. ai. d-bha-t gr. e-cp^ (W- bhaNeo-Celtic Verb Substantive, Transact, of thePhilol. Soc. 1885—87, p.202sqq. Ders. The Old-Irish Verb Substantive, Kuhn's Zeitschr. XXVIII 55 ff. W i n d i s c h Das ir. praesens secundarium, ebend. XXVII 156 if. D e r s . Das ir. i-Prateritum, Kuhn-Schleieher's Beitr. VIII 442 ff. T h u r n e y s e n Das sogen. Prasens der Gewohnheit im Irisehen, Idg. Forsch. I 329 ff. L o t t n e r Traces of the Italic imperfect in the Keltic languages, Transact, of the Philol. Soc. 1859, p. 31 sqq. T h u r n e y s e n Zu den ir. Verbalformen sigmatischer Bildung, Kuhn's Zeitschr. XXXI 62 ff. — Andres s. S. 839. G e r m a n i s c h . A m e l u n g Die Bildung der Tempusstamme durch Vocalsteigerung im Deutschen, Berl. 1871. P e t e r s o n Vom Ablaut mit bes. Riieksicht auf den Ablaut des starken Zeitworts im German., Lund 1877. A. M o i l e r Die reduplicierenden Verba im Deutschen als abgeleitete Verba, eine etymolog. Untersuchung, Potsd. 1866. H. L i c h t e n b e r g e r De verbis quae in vetustissima Germanorum lingua reduplicatum praeteritum exhibeant, Nancy 1891. G. B u r g h a u s e r Idg. Prasensbildung im German., Wien 1887. J. von F i e r l i n g e r Zur deutschen Conjugation iPrasentia der Wurzelclasse, Zur westgerm. Flexion des verb, subst.), Kuhn's Zeitschr. XXVII 432 ff. H. K e r n Overeenige vormen van't werkwoord zijn in't Germaansch, Taal- en Letterbode V 89 ff. J. S c h m i d t Die german. Flexion des verbum substant. und das hiatusfullende r im Hochd., Kuhn's Zeitschr. XXV 592 ff. W. W i l m a n n s Die Flexion der Verba tuon, gan, start im Ahd., Zeitschr. f. deutsch. Alterth. XXXIII 424 ff. S k l a d n y Uber das gotische Passiv, Neisse 1873. E g g e Inchoative or n-Verbs in Gothic, Amer. Journ. of Philol. VII 38 sqq. S i e v e r s Zur Flexion der schwaehen Verba, Paul-Braune's Beitr. VIII 90ff. K o g e l Die schwaehen Verba zweiter und dritter Classe, ebend. IX 504 ff. Verfasser Die got. Imperativform hiri und die Denominativa von consonantischen Stammen, Morph. Unters. IV414ff.s B a l t i s c h - S l a v i s c h . G. U l j a n o v Znacenija glagolnych osnov v litovsko-slavjanskom jazyke (Bedeutung der Verbalstamme im Litu-Slavischen), Russkij filol. vestnik XXIV 105 ff. XXV 41 ff. O. W i e d e m a n n Das litau. Prateritum, ein Beitrag zur Verbalflexion der idg. Sprachen, Strassb. 1891. L e s k i e n Die Prasensbildungen des Slavischen und ihr Verhaltniss zum Infinitivstamm, Arch. f. slav. Philol. V 497 ff. M i k l o s i c h Das Imperf. in den slav. Sprachen, Sitzungsber. d. Wien. Akad. LXXVII 5ff. 0. W i e d e m a n n Zur Stammbildung der Verben auf -nqti, Arch. f. slav. Philol. X 652ff. W. B u r d a Ein Beispiel der Prasensstammbildung mittels ta im Slavischen, Kuhn-Schleicher's Beitr. VI 392. M i k l o s i c h Verba intensiva im Altslowenischen, ebend. I 67ff. Ders. Einfacher Aorist [im Altslow.], Sitzungsber. der Wien. Akad. LXXXI 100 ff.
§ 485.]
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S73
c
erscheinen lassen, offenbar werden lassen, kund ihun) mit dem Aor. ai. d-sthd-t gr. S-OTYJ (W. sta- 'stehen 3), die Imperf. ai. d-druha-t (W. dhreugh- ctriigen3) gr. e-yXocps (W. gleubh- c spalten, eingiaben3) mit dem Aor. ai. budhd-nta gr. i-irude-To (W. bheudh- c wachen, aufmerken, erfahren3). Oft fungierte dieselbe Form in der einen Sprache als Imperf., in der andern als Aor., wie z. B. die Formen *e-gene-t (W. gen- cgignere3) und * e-dfyke-t (W. denk- cbeissen3) im Ai. imperfectisch waren [djanat ddasat), im Griech. aoristisch (iysvsxo e'Saxs). Oder es zeigt eine Form sogar in derselben Sprache beide Functionen, wie ai. d-pd-t c trank 3 Imperf. zum Pras. pd-ti und Aor. zum Pr'as. piba-ti war. Die jeweilige Bedeutung, ob Imperfect oder Aorist, wurde durch die Stellung der Form zu andern Formen bestimmt. Vgl. Delbriick Das ai. Verb. 16, Ai. Tempusl. 5. Fiir unsre Betrachtung fallen also Prasensstamm und starker Aoriststamm in eins zusammen, und wir werden gelegentlich, wo es sich empfiehlt auf den Unterschied der ActionsaTt Riicksicht zu nehmen, die Ausdriicke Imperfectpr'asens und Aoristprasens verwenden. Die in den verschiedenen Sprachen als ind. fut. bezeichneten Formen sind ihrem Ursprung nach theils Conjunctive, theils Indicative. Jene, z. B. lat. eri-s ages, sind unter dem Conjunctiv (§910 ff.) zu behandeln. Diese sind formal Prasentia. Darunter die uridg. Kategorie der mit dem Suffix -sio- gebildeten, wie ai. da-syami lit. du-siu cdabo3. Dieses -sio- steht mit den prasensstammbildenden Suffixen -so- -s/co- u. dgl. auf einer Linie, ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Combination von -s(o)- und -io-, gleichwie z. B. -nip- eine solche von -n[o)- und -io- (§ 743). So betrachten wir diese Futura bei der Prasensstammbildung. Auch der s-Aorist, dessen charakteristischer Consonant von dem in der Prasensbildung vielfach erscheinenden s und dem futurischen s nicht zu trennen ist, und dessen ganze Flexion principiell mit der der Prasensstamme harmoniert, sollte strenggenommen mit den Prasentia abgehandelt werden, und zwar bei unsrer X I X . Prasensclasse (vgl. § 655. 656). Wenn wir
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[§ 485—486.
gleichwol dem s-Aorist ein besondres Capitel ausserhalb der Prasensstammbildung widmen (§ 81 Off.), so geschieht das nur, weil so, bei dem grossen Umfang dieser Bildungskategorie, der Ubersichtlichkeit gedient wird. Was endlich das aus uridg. Zeit iiberlieferte Perfect, wie *dedorke = ai. daddrsa gr. 8s8opxs (W. derk- csehen'J, betrifft, so ist es von den Prasensformen durch eine besondre Ablautstufe im sing, indie, act., durch einige besondre Personalendungen im Indie, und, wenn wir auch das verbum infinitum beriicksichtigen, durch die eigenartige Bildung des part. act. geschieden. Die iibrigen Formen des Perfectstamms, zu denen wir auch das sogen. Plusquamperfectum zahlen miissen, haben genaue Ebenbilder innerhalb der Piasensbildungen, so dass uns nur die Function eine Form als perfectische oder als pTasentische (bezieh. aoristische) bezeichnen lasst; man beachte hierbei, dass die Reduplicationssilbe mit e durchaus keine peTfectische Besonderheit ist (§471 S. 850f.). Manchmal tritt aber bei diesen reduplicierten Formen die Actionsart so wenig klar hervor, dass die Grammatiker schwanken, sollen sie die betreffende Verbalform dem Perfectstamm oder dem Prasensstamm zuweisen (vgl. Delbriick Ai. Verb. 122 f., Whitney Ind. Gr. § 868, Curtius Verb. I I 2 24 f.). Dass trotz dieser Beriihrungen zwischen den beiden Stammen dem Perfectum wegen jener erstgenannten morphologischen Verschiedenheiten ein besondres Capitel zu geben ist, liegt auf der Hand. Wir ordnen demnach sammtliche Verbalform en mit Riicksicht auf die Tempusstammbildung in d r e i G r u p p e n : 1. Prasentia (Imperfect- und Aoiistprasentia), 2. s-Aoriste, 3. Perfecta. 486. Bevor wir aber die Bildung dieser Tempusstamme im einzelnen betrachten, sind noch zwei Unterscheidungen zu erortern, die die Sprachwissenschaft beim Verbum vorzunehmen pflegt, und zu denen man bei der Behandlung der Tempusstammbildung Stellung zu nehmen genotigt ist. Es sind das die Unterscheidung zwischen ^primitiven1 oder ""primaren3 und cnicht primitiven1 oder csecundaren' fabgeleiteten1, cdeverbativen3,
§ -186—487.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
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'denominativen3) Verba und die zwischen 'Wurzeldeterminativen* und Hempusstammbildenden Elementen3. 487. Was zunachst die Unterscheidung zwischen primitiven und nicht primitiven Verba anlangt, so stellt man den piimitiven Verben, z. B. *es-ti cest:> *aye-ti 'agit3, als abgeleitete einestheils solche gegeniiber, die ihrer Stammbildung nach ebenso rein verbaler Natur sind, wie die Primitiva, z. B. die Desiderativa und Intensiva im Ai. [ni-ni-sa-ti ne-ni-yd-te zu ndya-ti 'fiihrt'), die Incohativa im Lat. (gemiscd zu gemo), anderseits solche, die deutlich einen Nominalstamm enthalten, die Denominativa, wie ai. gatu-yd-ti cschafft Zugang3 von gattl-s c Zugang3, gr. Troi.fj.aivu) 'hiite3 von Ttoifxvjv cHirteD, lat. planta-t von planta. Was die erstere Gegeniiberstellung betrifft, so ist also die Bildung der Desiderativa, Incohativa, Intensiva, Iterativa, Frequentativa, Causativa u. s. w. im Princip keine andre als die der jedesmal neben ihnen stehenden sogen. primitiven Verba. Die betreffenden Prasensformen waren von andern allerdings dadurch unterschieden, dass sie ausser der temporalen Bedeutung noch einen besondem Nebensinn hatten, der diesen andern Prasensformationen abging. Der Nebensinn liess sie in einem bestimmten Gegensatz zu diesen, der Bedeutung nach einfacheren Prasensbildungen erscheinen und bewirkte, dass die Formation mit ihrer besondem Bedeutung mehr oder minder schopferisch wurde. Darum waren sie aber doch nicht von Haus aus von ihren Trimitiva1 abgeleitet, und zum Theil wurde die unterscheidende Nebenbedeutung erst auf einzelsprachlichem Boden durch Umstande erworben, die mit dem morphologischen Charakter der Verbalform gar nichts zu schaffen haben, z. B. bei den lat. Incohativa auf -sco (§ 674). Es erhellt hieraus, dass wir bei unsrer entwicklungsgeschichtlichen, den Stand der idg. Urzeit und, so weit als moglich, die etymologische Beschaffenheit der Formen zum Ausgangspunkt machenden Darstellung diese Functionsverschiedenheit als Eintheilungsprincip nicht braucheh konnen. Wir miissen uns damit begniigen, auf die besondre Bedeutung, wo sie hervortritt, aufmerksam
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[§ 487.
zu machen und, wo es moglich ist, zu zeigen, durch welche Umstande sie bedingt war. Weniger leicht ist es, die richtige Stellung zu der andern Unterscheidung zu gewinnen, d. h. zu der Frage: wie weit waren die indicativischen Stamme, die mit den nachfolgenden Peisonalendungen zu fertigen Wortformen verbunden erscheinen, rein verbaler Natur und inwieweit zugleich nominaler oder rein nominaler? Trate hier eine deutliche Grenze zu Tage, so miisste diese bei der Gliederung des Stoffes vor allem beriicksichtigt werden. Dass die idg. Sprachen neben den Formen wie ai. gdtuyd-ti apas-yd-ti fist thatig 3 von dpas- r Werk J ) lit. pasako-ju ferzahle3 von pasaka cErz'ahlung3), in denen zwischen Nominalstamm und Personalendung das Element -io- erscheint, seit der Zeit der Urgemeinschaft auch solche Denominativa hatten, in denen das Personalsuffix sich unmittelbar an den Nominalstamm anschloss, unterliegt keinem Zweifel. Solche Formen waren z. B. lat. planta-s planta-t u. s. w. von planta, ahd. salbo-s cdu salbst3 salbo-t u. s. w. von salba cSalbe3, lit. Justo c er giirtet3 Justo-me von jiista c Gurtel', aol. Ttfia-fisv cwir ehren3 von xip-a c Ehre. Ferner ai. rnarga-ti cspiirt nach, trachtet nach3 von marga-s cPfad, Spur5, phala-ti c bringt Fracht 1 von phala-m c FruchtD, gr. Siptxe-To c wurde warm5 von &£p[id-c, e-^pouajxe cwar niitzlich3 neben ^paiojxett), ai. jiva-ti lat. vlvi-t aksl. zive-tu lebt 3 von Ji-vd-s vi-vo-s zi-vu lebendig 5 . Mit gutem Fug hat man iiberhaupt alle themavocalischen Formen, also alle mit -o- -no-to- -io- u. s. w. gebildeten Prasentia, Aoriste u. s. w. fiir Verbindungen von Nominalstammen mit Personalsuffixen erklart (so z. B. Curtius Verb. I 2 14f., 161. 239. 296): vgl. z. B. ai. dja-ti 'treibt 3 gr. a-fet lat. agi-t etc. und ai. aj'd-s cTreiber3 gr. ajo-c, lat. prod-igu-s; ai. pana-te c handelt ein, kauft3 und pana-s c Wette, Stipulation3 lit. peina-s cder Verdienst 3 (I § 259 S. 213 f.), ai. vena-ti c sehnt sich3 und vends csehnsiichtig3, got. fraihni-p cfragt3 und ai. prasnd-s c Frage 3 ; mit -nno- -eno- -ono(Cl. XIV) ai. krpdna-te cer thut jammerlich, erbittet3 und krpand-s c jammerlich3, gr. dr^avsi Svetzf1 und dvjyavo-v c Wetzinstrument,
§ 4S7.]
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Wetzstein3, got. us-lukni-p C6ffnet sich3 und us-lukn-s coffen3, lit. kupinu chaufe3 und kupina-s cgehauft3; ai. ve§ta-te Vickelt sich uniD und vestd-s 'Binde, Schlinge3, gr. I-pXaors centspross3 und pXaoxd-s c Keim. Spross3; ai. puya-ti c stinkt 3 und pkya-m c stinkiger Ausfluss, Eiter3. Auch bei den athematischen unter den sogenannten primaren Stammen finden sich solche Beziehungen zu Nominalstammen. Z. B. ai. dhrsnu-mds cwir sind kiihn 3 und dhrsnu-s ckiihn3. Das wurzelerweiternde -a- von *bhuu-a- *bhu-a- (lit. buvo lat. -bat), *tr-a- (ai. tra-sva c be-
schiitze, rette3, lat. in-tra-mus tra-ns) u. dgl. scheint mit dem Femininsuffix -a- identificieit werden zu miissen, vgl. z. B. ai. ji-jyau cer hat iiberwaltigt3 (fut. jya-sya-ti etc.) gr. ion. [k(3t7(-Tai (aor. j3irraaTo etc.) mit fern. ai. jyd- jiyd- Gewalt, Ubermacht3 gr. ^td von W. get- (ai. jay-a-ti ji-nd-ti u. a.). Ebenso das wurzelerweiternde -es- von *u-es- cbekleiden3 (ai. vds-te gr. eut-soxai) u. a. mit dem Neutralsuffix -es-, das tempusstammbildende -ds- z. B. in ai. d-jaris-ur csie sind alt geworden3 mit dem Neutralsuffix -as- (gr. y^pa;). Vielen andern Belegen werden wir im Laufe der Darstellung begegnen. Natiirlich waren diese Denominativa oder Nominalverba nicht alle in derselben Zeit entsprungen. Die verschiednen Bildungstypen kamen in sehr verschiednen Zeitaltern auf und bei den altesten Schichten, wie bei den Verba der II. Classe ai. dja-ti lat. agi-t, wurde schon zur Zeit der idg. Urgmeinschaft der Ursprung aus Nomina vergessen. Bei welchen Verba sind wir nun aber sicher, dass ihr Stamm zu der Zeit, als er mit Personalpronomina zusammentrat, diesen Bund nicht als Nomen, sondern nur als reines Verbum einging? Bei keinem. Denn auch da, wo nur die Wurzel (unredupliciert oder redupliciert) als Stamm auftritt, wie bei *es-ti eo-xi, *sfd-t orrj, *bhibhai-ti ai. bibhe-ti liesse sich die Stammform als nomen actionis oder agentis betrachten (vgl. die Wurzelnomina § 159ff. S. 448 ff.). In der morphologischen Constitution, welche die herkommlicherweise als Denominativa bezeichneten Verba seit uridg. Zeit hatten, ist nichts, was sie von den sogen. primaren Verba
§78
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
§ 487.]
schiede. Lat. plantas wie intra-s Mas, aol. sTfjxa-jxsv wie I8pausv £TXY)-[iSV, lit. justo wie bijo-s Undo. Und auch die Prasensbildung mittels -io- ist nichts den Denominativa eigentiimliches. In den Formen wie ai. apas-yd-ti prtana-yd-ti gr. 6vo[i.aivu> u. s. f. haben wir es mit demselben prasentischen Secundaisuffix -iozu thun, das z. B. in den reduplicierten Formen wie ai. dedisyd-te gr. •y<*P'P'P0) (Cl. XXVII), in den Formen wie ai. grbhayd-ti pass, trd-yd-te gr. 8p
lat. intrb (aus *-tra-io) ai. trd-yd-te zu lat. in-tras ai. tfm-fe' trdsva, als ai. dedil-yd-te zu dedis-te, als ai. fut. vedis-yd-ti zu aor. d-vedis-ma. Dass der Begriff 'Denominativverbum3 nicht an bestimmte, eigenartige Flexionsweisen zu kniipfen und auf diese zu beschranken ist, zeigen auch noch zahlreiche andre Falle, wo man mit den Bildungsmitteln beliebiger 'Primitiva3 Verba von Nomina aus geschaffen hat. Nach den primaren Verba auf -eio (Causativa und Intensiva oder Iterativa) wurden z. B. ai. mantrdya-te cratschlagt, berat3 von mantras aus, got. full/an aksl. pluni-ti 'fiillen1 von fulls plunu aus gebildet. Im Got. entsprang nach dem primaren af-lifnan u. ahnl. z. B. fullnan c voll werden3 von fulls aus, im Lit. nach kupin-ti u. dgl. z. B. llnksmin-ti "erheitern3 von linksmas aus, in derselben Sprache nach virstu virsti u. dgl. z. B. geistii gelsti cgelb werden3 von gettas aus. Hieriiber und iiber andre derartige Neubildungen vgl. § 793. Sie kamen alle infolge davon zustande, dass gewisse cPrimarverba3 mit daneben liegenden Nomina von derselben Wurzel in einer Weise associiert waren, dass sie von diesen aus gebildet zu sein schienen. Diesen Scheindenominativa wurden dann wirkliche an die Seite gestellt. Fur unsre Gruppierung der Verba, die sich vor allem auf flexivische Verschiedenheiten stiitzen muss, kann also die Gegeniiberstellung einer primaren und einer denominativen Conjugation keinen Haupteintheilungsgrund abgeben.
§ 487.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
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Diese Gegeniiberstellung bleibt aber auch dann misslich, wenn man den Ausdruck Denominativum auf seine herkommliche Gebrauchssphare einzuschranken versuchen wollte. Die Empfindung der Spiechenden selbst, ob nach dieser ein Verbum von einem Nomen abgeleitet war oder nicht, kann uns nicht leiten. Denn sie ist oft iiberhaupt nicht zu ermitteln, oft wechselte sie mit den sich verandernden Gruppierungsverhaltnissen der Foimen, zu denen das betreffende Verbum gehorte, und wir hatten, wenn wir sie zum Massstab nehmen wollten, haufig genug eineiseits Verba als Denominativa zu bezeichnen, die dies nur durch cfalsche Association3 geworden waren, und anderseits Vefba als primaie zu bezeichnen, die ohne jeden Zweifel von einem Nomen aus geschaffen waren. Und wollten wir statt der Empfindung des sprechenden Volkes den c objectiven 3 Sachverhalt zu Grunde legen, so kamen wir auch nicht zu einer klaren Grenze. Es ist zwar leicht gesagt, man solle diejenigen Verba Denominativa nennen, die durch das Vorhandensein von nominalstammbildenden Elementen sich als nominalen Ursprungs verraten, wie gr. Tijiaw von Tr-pj, iroi[iaivcu von TTOI-[XT]V oder got. fullnan von fulls (Gf. *p\-no-s). Aber abgesehen davon, dass man dabei die von Wurzelnomina ausgegangenen Verba ausschliesst, ist mit dieser Begriffsbestinimung fur uns darum nicht viel anzufangen, weil die historische Sprachforschung nicht sowol die Formen zu analysieren, ihre etymologische Constitution zu beschreiben, als vielmehr ihre Entstehungsweise und Weiterentwicklung festzustellen hat. Da ergeben sich denn unzahlige Male Zweifel iiber die Berechtigung unsres Kunstausdrucks. Am haufigsten, wo urspriinglich getrennte Conjugationsclassen, eine "primare' und eine c denominative3, zusammengefallen waren, wie z. B. im Griech. die Verba auf -eid und die auf -e-io in denen auf -eu>, im Germ, die auf -id -eid und die auf -e-io -i-i6 in denen auf (got.) -j'a, im Lit. die auf -eid und die auf -a-mi (-a-id) in denen auf -au (inf. -y-ti) zusammengeflossen waren. Hier ist sogar die Fragestellung, ob ein Verbum primar oder denominativ sei, oft von voin herein verkehrt, weil das betreffende Verbum sehr wol Brugmann, Grundriss. II, 2.
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Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
§ 487—488.]
von Anfang an beides zugleich kann gewesen sein. Z. B. kann lit. bradau bradyti cumherwaten:> zugleich von brada cdas Waten3 nach dem Muster von justau justyti 'giirten3, einem Denorninativum von jus-ta cGiirter, und von bredu cwate3 nach dem Muster von -manau -manyti, der alten cprimaren:> e'w-Nebenform von menu 'gedenke3, gebildet worden sein; ebenso gr. xpoiteu) zugleich von rpduo-? nach VOOTSW : vda-xo-? und von Tpiitw nach cpopsu) ( = ai. bhardya-ti): cpspto, u. dgl. mehr. So mangelhaft unsre bisherige grammatische Terminologie ist, so kann ein Buch wie dieses sie doch nicht iiber Bord werfen. Ich werde den Namen Denominativum fiir die jiingeren Schichten der von Nomina abgeleiteten Verba, wo das Gefiihl fiir den nominalen Charakter des Verbalstamms meistens noch nicht abgestorben war, also fur Falle wie ai. gatu-yd-ti gr. u[i.aco lat. planta-t, beibehalten. 488. Wir wenden uns zu der Unterscheidung von c Wurzeldeterminativen : > und c prasensstarambildenden Elementen'. Was man unter 'Wurzeldeterminativen3 versteht oder verstehen kann, ist § 8 Anm. 2 S. 19 f. gesagt; ich verweise ausserdem auf Curtius Grundz.5 59 ff. und Fick Worterb. IV 3 44ff.') Diese Elemente konnen in alien Formen des Verbalsystems erscheinen; z. B. zu idg. *re-dh- cRat schaffen" gehorten ai. a-radha-t radhnij-ti radhya-te ratsyd-ti, raradh-a, d-ratsl-t, raddhd-s raddhva u.s.w., zu idg. sr-eu- sr-u- cfliessen3 ai. srdva-ti, sravisya-ti, susrav-a, srutd-s u. s. w. Sie sind aber von den sogenannten prasentischen Bildungssilben, deren Ursprung und Grundbedeutung ebenso unklar ist wie die ihrige, darum nicht reinlich zu sondern, weil auch sie zuweilen nur in Prasensoder Aoristformen erscheinen, z. B. lat. per-cello aus *-cel-do neben perf. -cull, lit. ver-du ckoche3 neben praet. viriau inf. 1) Hierzu ist jetzt die ausfuhrliche und trotz zahlreicher kuhnen Constructionen treffliehe Schrift von Per Pereson Studien zur Lehre von der Wurzelerweiterung und Wurzelvariation (Upsala 1891) gekommen, die ich nur noch gelegentlieh habe berilcksichtigen konnen. Mit der Behandlung der principiellen Fragen S. 202 ff. bin ich einverstanden.
§488.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
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vir-ti, aksl. zi-vq clebe3 neben aor. zi-chu inf. zi-ti1), und weil anderseits prasensbildende Elemente theils schon in uridg. Zeit, theils spater iiber ihren urspriinglichen Bezirk hinausgingen. Was wir Prasens nennen, bildete fast stets so zu sagen die Basis des Veibalbaues und der ans Verbum angeschlossnen Nominalkategorien, und die Verbreitung der Wurzeldeterminativa iiber das ganze Verbalsystem haben wir uns nicht anders vorzustellen als etwa die Vorgange, dass im Ai. im Anschluss an pi-nva-ti cmacht fett3 das perf. pininva und das part, pinvi-td-s, und dass ai. d-yunk-s-mahi lat. junx-1 lit. junh-siu im Anschluss an yu?dkte jungo jimgiu (von W. jeug- ciungere3) entsprangen. Ein andrer Umstand kommt hinzu, der die iibliche Art der Absonderung der ' D e t e r m i n a t i v e 3 von den eigentlichen f l e x i v i s c h e n Elementen als wissenschaftlich unzulanglich erscheinen lasst. Die Beurtheilung der Verbalflexion, soweit es sich um die sogenannten primaren Prasensclassen handelt, lasst sich zu sehr von der Gewohnheit leiten, die e r s t e Silbe der Verbalform als die unflectierte Basis zu betrachten. Weil z. B. in *bhereti cfert3 das Element bher- als diese Basis, als Wurzel erscheint, so nimmt man auch z. B. in *treseti (ai. trdsati gr. tpssi) die Silbe tres- als 'WurzeF und bezeichnet dabei -es- mit Kiicksicht auf ai. tar-ald-s csich hin und her bewegend, zittemd" gr. rp-ejiu) lat. tr-emo lit. tr-imu "^zittre3 als Determinativ; vgl. auch ai. vds-te "kleidet sich3 gr. siu'-sarai, das dasselbe -esenthielt (W. eu- in lit. au-nu lat. ex-uo), aber Formen wie mes-ti ^st 3 parallel gestellt ward. Nun waren allerdings die Silben *tresund *ues- insofern zu cWurzeln3 gewordcn, als sie durch das ganze Verbalsystem durchgefiihrt wurden. Aber darum war zwischen ai. 1. sg. tr-dse v-dse und 1. sg. yaj-ase rnj-ase ebenso wenig ein Bildungsunterschied vorhanden als etwa zwischen *bhu-o (lat. -bo aksl. 3. pi. bq) ai. d-hv-a-t gr. S-TTA-S und *bher-o (gr. cpsp-u>) ai. d-vid-a-t. Bei ai. yaj-ase u. ahnl. spricht jedermann schon deshalb von einem s-Suffix, weilhier dem Ausgang-ase 1) Auch in lat. vi-vo war das wo-Suffix einet auf das Prasens beschrankt. vixi victum waren Neuschopfungen fur *vi-si *m-tum. S. Osthoff PaulBraune's Beitr. VIII 274, Stolz Lat. Gr.2 S. 383. 56*
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Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
[§ 488.
eine S i l b e vorausgeht. Das e von *pl-e- 'fiillen3 (ai. prd-si gr. 3 -AYJ-TO lat. -ple-s) wild zur 'Wurzel gezogen, aber es ist dasselbe Element, das wir z. B. in *m^n-e- (gr. 1-jj.avYj lit. min-e), *tak-e- (lat. tac-e-s ahd. dag-e-s) haben, wo man es als Flexionselement rechnet. Das TDeterminativ' -dh- wird zwar in gr. cpAsye&u) vejji&ojxai TrsXaSo) als Flexionselement bezeichnet, jedoch nicht in s-8pa-&o-v e-8ap-9o-v, a/-do-;jiai. Ob das nicht weiter analysierbare Grundelement der Verbalform fiir sich eine Silbe ausmachte oder nicht, kommt zwar insofern in Betracht, als es die Gruppierung der Formen in der Seele der Sprechenden beeinflusste und von dieser mancherlei in der Weiterentwicklung der Sprache abhing; wie z. B. die Unsilbigkeit der Wurzel in lit. v-ej'u aksl. v-ijcp c winde, drehe 3 ( = ai. v-dya-ti Nvebt0) dieses VeTbum von dem Entwicklungsgang ausschloss, den die Verba auf -eid (Cl. XXXII) im baltisch-slavischen Sprachzweig durchmachten. Allein es darf uns nicht dazu bestimmen, das etymologiseh klar zusammenhangende auseinandeizureissen, wie so oft geschieht. Von den Sprachzustanden der idg. Urzeit ausgehend und die Entstehung des idg. Verbalbaues so weit als moglich erforschend, haben wir ai. v-dse und yaj-ase oder gr. id-Yj-To e-[3X-7) imd £-[xav-y] i-fia\--q in der Betrachtung unmittelbaT zu verbinden. Wenn man, wie wir glauben thun zu sollen, fiir Formen wie *es-ti cist3 (ai. ds-ti, W. es-), *uema-ti ^peit 3 (ai. vdmi-ti, W. uem-), *bhse-ti c zerkleinert, zerkaut" (ai. psa-ti, W. bhaxt>in bd-bhas-ti) je eine besondre Prasensclasse ansetzt, so ist es principiell consequent, besondre Prasensclassen auch z. B. fiir folgende Bildungen aufzustellen: eine u- : ew-Classe fiir ai. sr-dva-ti gr. p-i{f)t\. cfliesst3 ai. d-su-sro-t von W. ser- in ai. si-sar-ti, fiir ai. dr-dva-ti 'lauft3 d-du-dr-uva-t von W. der-
in ai. dr-h-ii dr-ama-ti lauft3 u. a.; eine w-Classe fiir ai. dr-ama-ti gr. e-op-afxo-v von dem eben genannten der-, fiir gr. Tp-e[jwo lat. tr-emo lit. tr-irnu ""zittre3 von W. ter- in ai. tarald-s csich hin und her bewegend, zittemd' tr-dsa-ti czittert3 u. a.; eine (mit der obigen u- : ew-Classe wahrscheinlich enge zusammenhangende) w-Classe fiir ai, ji-va-ti lat. vl-vi-t aksl.
§ 488—489.]
Die Bildung der Tempusstamme. Allgemeines.
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zi-ve-tu lebt5 von W. qei- in av. gay-a- 'Leben5 jy-aiti- cLeben gr. C^j (aus *gi-e~), aksl. zi-ti cleben3, fiir av. ni-saurvaiti cbeschiitzt* ai. dhtirva-ti 'beschadigt3 bhdrvati ckaut, verzehrt' u. a, So diirfte man feiner eine p-, eine bh-, eine ^-Classe u. s. w. aufstellen. Wenn wir diese Consequenz fiir unsre Darstellung nicht ziehen, so geschieht das einestheils darum, weil fiir diese und ahnliche ansetzbare Prasensclassen jedesmal nur verha.ltnismassig wenige Beispiele vorhanden sind und von einer eigentlichen Productivitat des betreffenden Bildungselementes fiir die Zeiten der Sprachgeschichte, mit denen wir es zu thun haben, kaum die Rede sein kann; anderseits wiirde uns eine nach dieser Bichtung hin auf Vollstandigkeit abzielende Darstellung in die schwierigsten Fragen der "Wurzelanalyse3 verwickeln, deren Erorterung ausserhalb der Aufgaben dieses 'Grundrisses3 liegt. Wir behandeln also Wurzeln mit solchen 'Detenninativen3, die wir nicht als besondre prasensstammbildende Suffixe rechnen, in der Regel so, als seien sie unzerlegbar, so dass uns z. B. gr. Tp-ijxw mit vsjiw f£\uo auf gleicher Linie steht. 489. Die Bildung der Modusstamme, der Stamme des Injunctivs, Conjunctivs, Optativs und Imperativs, wird nach der der Tempusstamme behandelt werden (§ 9 0 9 ff.). Es muss aber schon hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Elemente, die man als modusbildende zu bezeichnen prlegt, zum Theil mit den im Indicativ auftretenden etymologisch identisch sind. Dass die Injunctiv- und die Indicativformen nicht zu trennen sind, ist selbstverstandlich. Niemand wird auch bezweifeln, dass der kurze Conjunctivvocal (gr. -s- -o-), z. B. in *es-e-ti ai. dsati lat. erit (indie. *es-ti cest3), horn, ak-zxai (indie. SA-TO 'sprang'), identisch sei mit dem im Indie. (z. B. *ag-e-ti ai. djati lat. agit) auftretenden sogen. thematischen Vocal. Ferner halte ich den Conjunctivvocal -a- in lat. fera-s u. s. w. fiir dasselbe -a-, das im Indie, hinter schwacher Wurzelfonn auftritt (Cl. X. XI), und weiter fiir dasselbe, das Feminina bildet (§ 487 S. 877), so dass z. B. lat. fu-a-mus und die Indicative lat. -ba-mus (aus *fu-a-mos) und
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Die Prasensstamme. Allgemeines.
[§489—490.
lit. buv-o-me (§ 578), weitei z. B. lat. poscat aus *porsca-t, der Indie, ahd. forscot "forscht3 und das Fern. ai. prcha cFrageD (gGf. *prk-ska-), etymologisch betrachtet, in eins zusammenfalien. Ebenso ist das -e- in italischen Conjunctivformen mit dem indicativischen -e- (Cl. X. XI) zusammenzubringen, u. s. w. In alien diesen Fallen sollte man das etymologisch zusammengehorige auch zusammen behandeln. In einer solchen Darstellung wiirde sich jedoch, wer die bisherige, von der Function ausgehende Benennung und Anordnung gewohnt ist, kaum zurechtfinden, und so behalte ich diese lieber bei, durch Verweisungen den Anforderungen der Etymologie und Moiphologie, so gut es geht, Eechnung tragend. Die Prasensstamme (Imperfectprasentia und Aoristprasentia)>). 490. Es ist weitverbreitete Sitte, die Prasensclassen in zwei Gruppen zu zerlegen, die t h e m a v o c a l i s c h e n (themat i s o h e n ) C l a s s e n oder V e r b a a u f -o (Bopp's erste Hauptconjugation) und die t h e m a v o c a l l o s e n (athematischen) C l a s s e n oder V e r b a auf -mi (Bopp's zweite Hauptconjugation). Die erste Gruppe zeigt im Indie, unmittelbar vor den Personalendungen -o- oder -e-, jedoch endigte die 1. sg. praes. act. auf -o. Die Vertheilung der beiden kurzen Vocale im Sg. und PL (vom Du. mag hier abgesehen werden) war in der idg. Urzeit wahrscheinlich dieselbe, die wir im Griech. in der historischen Periode antreffen, also -e- in den 2. Personen und in der 3. sg., -o- in den 1. Personen (jedoch 1. sg. praes. act. auf -o) und in der 3. pi.: vgl. 2. sg. scpsps-e tpsps-ai ecpsp£-o (fiir den ind. praes. act. vgl. got. bairi-s), 2. pi. cpeps-Ts icpsps-rs cpspe-a&s scpepe-a&s, 3. sg. scpsps cpsps-Tai Icpsps-xo (fiir den ind. praes. act. vgl. got. bairi-p); 1. sg. (cpepw) scpspo-v (cpspo-pai 2
§ 490.]
Die Prasensstamme. Allgemeines.
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-e- : -o- hatte unter den piasentischen o-Suffixen nur -ionicht duichgehends, indem neben dieser Form -i—i- lag, s. § 702. Dei Conj. weist langen Vocal vor den Personalendungen auf, vgl. z. B. 1. 2. pi. gr. cpspoj-fisv cpeptu-jxs&a cpeprj-Ts cpspyj-a&s
lat. fera-mus fera-tis ai. bhdra-ma bhdra-mahai bhdra-tha bhdradhvai. Der Opt. hatte den thematischen Vocal -o- und zwischen diesem und den Personalendungen ein (vor den consonantisch beginnenden Endungen mit dem thematischen Vocal zum tautosyllabischen Diphthong verbundenes) i, vgl. z. B. 2. sg. gr. tpepoi-c got. bairdi-s ai. bhdre-s. Zur zweiten Gruppe gehoren alle die Prasentia, die im Indie, vor den Personalendungen den thematischen Vocal nicht zeigen. Die Personalendungen waren seit uridg. Zeit allermeistens dieselben wie in der ersten Gruppe. Eine auffallendere Verschiedenheit zeigt die 1. sg. indie, praes., indem diese in der zweiten Gruppe seit uridg. Zeit, wie noch im Griech., die Endung -mi hatte, vgl. gr. sl-jxt TI&TJ-JJII 8dtfi.virj-[xi aTopvo-fn etc. gegen
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Die Prasensstamme. Allgemeines.
[§490—491.
*kr-nv-i-ma (wofiir in der historischen Zeit dvis-ya-ma k^-tiuya-ma, vgl. lat. s-i-mus neben s-ie-m), med. 3. sg. dvis-l-td hir-nv-l-td 1. sg. av. tanuya d. i. ta-nv-iy-a. 491. So wichtig nun auch der im letzten Paragraphen behandelte Bildungsunterschied ist, so empfiehlt es sich doch, ihn in der folgenden Darstellung der Prasensstammbildung nicht zum Haupteintheilungsprincip zu. machen. Jede stammabstufende themavocallose Prasensclasse hatte seit uridg. Zeit neben sich eine Classe, die man als aus ihrer schwachen Stammform durch Anhangung des thematischen Vocals gebildet betrachten kann, und sehr oft ist es dasselbe Verbum, das beide Formationen aufweist. Z. B. ai. vSt-ti (vidmds): vid-d-ti, W. ueid- wissen, erkennen3; gr. I-OTYJ-OI : ai. ti-sth-a-ti, W. sta- ^stare'; ai. 3. pi. sd-sc-ati : 2. sg. sd-sc-a-si gr. S-oiro-i-To, W. seq- 'sequi5; ai. r-nb-ti: r-nv-d-ti, W. erc sich bewegen'; ai. mr-na-ti: mr-n-d-ti czermalmtD; ai. yundk-ti: yunj-a-ti lat. Jung-i-t, W. Jeug- 'iungere3. Diese jedesmal engstens zusammengehorigen Bildungsweisenl) konnen in der Betrachtung nicht von einander getrennt werden, und so wahle ich eine Gliederung des Stoffes, bei welcher die vom VOThandensein oder Nichtvorhandensein des thematischen Vocals des Indicativs unabhangige etymologische und morphologische Zusammengehorigkeit der formconstituierenden Elemente das EintheilungspTincip bildet. So fassen wir z. B. alle Prasens1) Am nachsten seheinen sie sich in der Bildung der 3. pi. act. und des part, praes. act. zu beruhren. Im Gegensatz zu I § 226 S. 195, II § 125 S. 371 (und sonst passim) nehme ichjetzt mit Streitberg Idg. Forach. I 82ff.an, dass die starken Suffixformen jener Bildungen in der themavocallosen Conjugation-e»£«' -ent und -ent- waren, z.B. *s-enti 'sunt' part. nom. pi. *s-ent-es. Daneben k o n n e n , ebenfalls als Hochstufenformen, -onti -ont und -ontgelegen haben. -ent- : -ont- : -ni- wie im gen. abl. sg. -es : -os : -s (§ 228 S. 566 £.). Hiernach ist es sehr wol moglich, dass wir z. B. lat. sont sunt, sons, aksl. sqti (sqtu) sy als *s-onti *s-ont-s der 'themavocallosen' Flexion, also den Formen wie es-t jes-ti (jes-tii) unmittelbar beizugesellen haben. Sie hatten somit beiden Conjugationsweisen zugleich angehort. Das ist indessen vorlaufig nur eine Mogliohkeit, und ich habe daher unten § 492 ff. die Formen mit -o- wie lat. sunt jedesmal nur als 'themavocalische' behandelt.
§491—493.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
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bildungen, in denen ein Nasal als charakteristischer Consonant auftritt (z. B. ai. mrna-ti mrnd-ti rnd-ti rnvd-ti yundk-ti yuhja-ti) in eine Gruppe zusammen; denn dass dieser Consonant uberall etymologisch dasselbe Element war, ist einleuchtend. A. Classe I bis VIII: die reine Wurzel oder die Wurzel mit -o- als Prasensstamm, zum Theil mit vortretenden reduplicativen Elementen. Classe I: die r e i n e Wurzel als P r a s e n s s t a m m . 492. Diese Classe wurde in den meisten Sprachen bis auf wenige Eeste beseitigt. Am umfangreichsten ist sie im Arischen, wie dieses iiberhaupt die meisten themavocallosen Prasensbildungen bietet. 493. Idg. *uel-mi Svahle, wiinsche, will3 1. pi. *ul-mes: ai. 3. sg. med. d-vr-ta opt. vr-iya-t (3. sg. med. vur-i-ta*)), lat. 2. sg. vel aus *vel-s (zur Partikel geworden), 2. pi. vol-tis, lit. pa-velmi cich will3 3. sg. pa-velt. — Themavocalisch lat. void (*ujl-o) 3. pi. vol-u-nt. *gem-ti cgeht, kommt' 2. pi. *am-te: av. 3. sg. jan-tu ai. 2. pi. ga-thd 3. sg. med. d-ga-ta 3. pi. d^gm-an, armen. 3. sg. e-kn = ai. d-gan, gr. 3. du. [3OL-TY]V. Conj. av. jim-a-p (I § 94 S. 89), vgl. indie, got. qim-i-p. Opt. ai. gam-ya-m ags. cyme ( = got. *kumjau). — Themavocalisch av. gem-a-fi ym-a-p apers. med. a-gm-a-ta ai. opt. gami-t d. i. *gmm-6-i-t ahd. 1. sg. ind. cumu d. i. *g?nm-6. *ei-mi 'gehe 3 1. pi. *i-mes: ai. e-mi i-mds 3. pi. y-dnti, gr. el-[xi i-jj-Ev, lat. 2. sg. ei-s t-s, lit. ei-mi; praet. *ei-m: ai. ay-am 3. sg. ai-t 1. pi. di-ma, gr. -fj-a 1. pi. ^-[xsv (vgl. § 480 S. 863 § 481 S. 864 f.). Conj. ai. 3. sg. dy-a-ti dy-a-t (vgl. indie. 3. sg. med. dy-a-te, lat. eo aus *ei-o, eunt aus *ei-o-nt{i)). Opt. ai. i-ya-t. Schwache Formen auch mit i-, ii-: ai. 1. pi. med. i-mahe opt. i-ya-t, 3. sg. med. i-ya-te (Cl. XXVI) 2 ), gr. conj. 1) F u r lautgesetzliches *ur-i-ta (vgl. part, ur-ana-s), s. I § 157 S. 142. Dagegen regelrecht mit v- av. gaf). vairi-maidi aus urar. *vrr-i-. 2) Anders uber dieee ai. Formen Bartholomae Ar. Forsch. I I 73 f.
Die Prasensstamme. Claasel: ai. as-ti.
[§493.
1. pi. l-o-[x£v (doch vgl. § 914) ; ai. 1. sg. med. iy-e (vgl. av. y-oi), lat. i-ens, gr. vielleicht 3. pi. X-aai (vgl. § 502). — Themavocalisch gr. opt. l'-o-t ptc. I-O'-VT- praet. horn, ^-s fj'-o-psv (vgl. conj. i-o-[isv), palign. afded cabiit:> aus *af-ie-d (§ 867, 5). *%ens-mi csage her, preise, sage1 1. pi. *kns-mes: ai. 2. pi. sas-ta (av. 2. pi. sqs-ta mit Nasal aus dem Sg.), aksl. 3. sg. sqtu auf Grand von *sq = *Jcens-t mit nachtraglich angefiigtem -tu, wie pri-jetu fiir pri-j'e u. dgl. (§ 512. 830). Aus dem Albanesischen schliesst sich d-om "sage* an, nach G. Meyer (M. Hertz z. 70. Geburtst., 1888, S. 86, Etym. Wtb. d. albanes. Sprache 91, Albanes. Stud. I l l 13. 63) aus *kens-mi entstanden. *iieid-mi csehe, weiss3 1. pi. *uid-mes: ai. ved-mi 1. pi. vid-mds, lit. veizdmi fiir lautgesetzliches *vei{d]-mi (I § 547 Anm. I S. 402). Conj. ai. 3. sg. ved-a-ti gr. horn. 1. pi. siS0-fi.sv (vgl. indie, ai. ved-a-te gr. s'to-s-xai). Opt. ai. vid-ya-m, got. 1. pi. vit-ei-ma. Imper. ai. viddhi gr. io9t, vgl. lit. veizdi veizd (I a. O. II § 962). Daneben peTf. 3. sg. *uoid-e cweiss*, dem die genannten Modusformen angegliedert wurden (vgl. § 136 Anm. 1 S. 410, § 846. 912. 939. 959). — Themavocalisch indie. *uid-6-, ai. vid-d-ti armen. e-git gr. i'S-e euiS-s eT8-s. *es-mi cbin" 1. pi. *s-mes: ai. ds-mi s-mds, armen. em (I § 562 S. 419), gr. sl[d lesb. sjj.pi (I § 565 S. 423) 3. sg. SS-TI, albanes. jam aus *em *esmi (G. Meyer M. Hertz z. 70. Geburtst., 1888, S. 81 ff., Etym. Wtb. d. albanes. Spr. 160, Albanes. Stud. Ill 63. 85), lat. es-t umbr. 3. pi. s-ent, air. 3. sg. is (I § 66 S. 56), got. im (I § 582 Anm. 2 S. 438) 3. sg. is-t, lit. es-mi 3. sg. es-ti es-t aksl. jes-mi 3. sg. jes-tu; iiber die 2. sg. ai. dsi gr. si s. § 984, 1. Praet. ai. ds-am 3. sg. as 1. pi. as-ma gr. \<x \ 3. sg. % 1. pi. %sv aksl. 2. pi. -jas-te s. § 480 S. 863, § 481 S. 864 f.; alban. 3. sg. is aus *es-t (G. Meyer in der ersten der genannten Abhandlungen S. 91). Conj. 3. sg. ai. ds-a-ti ds-a-t lat. (fut.) er-i-t (vgl. indie, horn, s-o-v opt. s-o-i, ferner SO'VTO) s
§493.]
Die Prfisensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
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lenis beginnenden Formen sijxi etc.) lat. s-o-nt- cder der Thater ist, schuldig 3 aisl. sannr V a h r , wirklich schuldig3 (urgerm. *s-a-np-a-) lit. sqs sanczio aksl. sy sqsta, indie, lat. s-u-m s-umus s-u-nt aksl. 3. pi. s-qtu. *dhegh-mi 'brenne3: ai. 2. sg. dhdk-si lit. deg-mi. Der zu diesen Formen zu postulierende Conjunctiv deckt sich mit indie, ai. dah-a-ti lit. deg-u. Die schwache Form *d(h)gh- ist nicht nachweisbar; vgl. ihretwegen av. 3. pi. imper. sc-antu neben 1. sg. ind. haz-nii (urar. *sak-mi) von W. seq- csequi3, ai. 3. pi. d-ks-an 3. sg. med. gdha d. i. *ghs + ta (I § 591 S. 450) neben 3. sg. d-ghas von ghas- cessen3. *dhe-t *e-dhe-t cer setzte3 2. pi. *dlid-te: ai. dha-t d-dlia-t 3. sg. med. d-dhi-ta 2. sg. imper. dhi-svd, armen. 1. sg. e-di 3. sg. e-d, gr. 2. pi. I-Os-xs 3. sg. med. I-&£-TO (&S- fiir *&.-, I § 109 c S. 103, VeTf. Gr. Gr.2 S. 27f.), lat. con-di-mus (I § 370 S. 285). Opt. av. d-ya-p. Imper. lit. de-k. — Themavocalisch ai. prdti dh-a-t, a-dh-a-tx), lat. 1. sg. con-d-d 3. pi. -d-u-nt, av. opt. 2. sg. d-oi-s. *dd-t *e-do-t cer gab1 2. pi. *da-te: ai. d-da-t 3. sg. med. d-di-ta, armen. 1. sg. e-tu 3. sg. e-t 1. pi. praes. ta-mk, gr. 2. pi. I-8o-T£ 3. sg. med. I-So-xo (8o- fiir 8a-, vgl. oben iiber &e-)2), lat da-mus red-dimus. Opt. av. d-ya-J>. Imper. lat. ce-do, lit. dii-k. — Themavocalisch ai. ada-t d. i. a + a-d-a-t, lat. redd-u-nt, av. opt. 2. sg. d-oi-s.3) *sta-t *e-sta-t cer stellte sich3 2. pi. *sts-te: ai. d-sthZi-t 3. sg. med. d-sthi-ta, gr. S-OTYJ med. 3. sg. Em-axa-iai4) 2. sg. 1) Minder gut fasst man (a-)dhat als *dhatt = *dha-dh-\-t d. h. als vom schwachen Prasensstamm *dha-dh- (vgl. d-dha-t-tam) gebildet. 2) Das venetische zoto 'dedit' setzt Pauli Altital. Forsch. I l l 258 dem griech. OOTO gleich. Zugestanden, dass die. Deutung in der Hauptsache richtig ist (vgl. G. Meyer Berliner Philol. Wochenschr. 1892 Sp. 312 f., Thurneysen Wochenschr. f. class. Philol. 1892 Sp. 290 f.), so fragt sich jedenfalls, ob man nicht zoto als *do-to zu nehmen habe (vgl. den s-Aor. zonasto 'donavif). 3) Wahrscheinlich gehort auch av. daduye als 2. pi. ind. praee. med. hierher. S. Bartholomae Idg. Forsch. I 495. 4) Fick's Verbindung dieses Verbums mit ai. ptc. cit-td-s (Gott. gel. Anz. 1881 S. 1426, Wtb.* I 20 f.) ist vollig unglaubwiirdig.
890
Die Prasensstamme. Classe I: ai. as-ti.
[§493—495.
s-a7a-&7)? = ai. a-slhi-thas (§ 503). Imper. lit. sto-k. — Thema-
vocalisch ai. asth-a-t, av. a-xst-a-J) med. xst-a-ta [xst- fiir H-, s. Bartholomae Handb. § 100 Anm. 3 S. 43, und st- fiir stnach Compp. wie paiti-std-). 494. Wie die in § 493 aufgefiihrten Beispiele zeigen, war fiir die starken Formen von Wurzeln der e-Reihe die e-Stufe (1. Hochstufe) Regel. Es sind aber in der idg. Urzeit wahrscheinlich auch Formen mit der e-Stufe (3. Hochstufe) gebildet worden. Zunachst kommen lat. es-t lit. es-t aksl. Jas-tu von W. ed'essen3 in Betracht, woriiber § 480 Anm. S. 863f.; die regulare Form war ai. ad-mi dt-ti (§ 498). Ai. as-fe gr. rp-xai csitzt5 3. pi. as-ate r^-axai bringt man mit *es-ti cist* zusammen. Der Spiritus asper der gr. Form ware durch Anlehnung an Formen von so- = *sed- W e r e 3 zu erklaren (I § 564 Anm. 3 S. 423). Doch konnte man das gr. Wort in einigen Formen auch geradezu von der Wurzelform sed- herleiten, die ausser in den Perfectformen got. sel-um lit. sed-es in dem lit. praes. sedmi 'sitze3 3. sg. sest vorliegt, woneben nach der gewohnlichen Weise ai. 2. sg. sdt-si. Ai. imper. med. sak-sva neben indie. 2. sg. sak-si von soli- 'iiberwaltigen3. Ai. tas-ti av. injunct. ta's-t neben ai. tdksa-ti 'behaut, gestaltet*. Ai. da§-ti "huldigt" von W. dek-, s. § 639. Ferner die ai. Prasensformen mit au statt o, wie stau-ti cpreist3 (3. pi. stuv-dnti med. stu-te, daneben 2. sg. sto-si, conj. stdv-a-t) und snau-ti ^rieft5 (vgl. gr. vsio vsuoojxai), sowie mhrs-ti cwischt3 (3. pi. mrj-dnti)1). Neben diesen themavocallosen e-Formen stehen meistens themavocalische, so lit. ied-u neben ed-mi, sed-u neben sed-mi, ai. as-a-fe neben ds-te, ddl-a-ti neben das-ti, sah-a-ti neben sdk-sva, marj-a-ti neben mdrs-ti. Vgl. gr. pjoojxai u. a. § 514. 495. In alien Sprachen fand haufig, wie wir sehen werden, Ubertritt der starken Stammformen in das Gebiet der schwachen statt, seltner der umgekehrte Ubergang. 1) Mit dem Ablaut von stau-ti und murs-ti vergleicht sich genau der des s-Aoristes. S. § 811.
§495—496.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. as-ti.
891
Hier sei besonders bemerkt die Heriibernahme der hochstufigen a, e, b von Wuizeln, die auf diese Vocale auslauteten, in die schwachen Personen, die urspriinglich a hatten. Durch diese Neuerung geschah Vermischung mit der abstufungslosen Cl. X. Ai. 1. pi. d-sthd-ma gr. I-ar/j-jxsv fiir *a-sthi-ma *£-ota-|J.ev (vgl. § 493 S. 889f.). Der Gegensatz von I-ar/]-[isv und S-OE-JASV s-oo-jisv hatte seinen Grand in der intransitiven Bedeutung von SOTYJV, speciell wol in der von dem sinnverwandten Ip7jv s(3irj!J.sv (ai. dgdm dgdma) geiibten Anziehungskraft (vgl. Verf. Kuhn's Ztschr. XXV 220, Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 373f. und unten § 497 Anm.). Uber lat. sta-mus neben da-mus s. § 505. 584 Anm. Im Ai. ferner d-dhd-ma d-da-rna fiir *a-dhi-ma *a-di-ma (vgl. § 493 S. 889) und so a fiir i im pi. du. act. aller Wurzeln auf (ar.) -a. Vgl.opt. 1. pi. s-yd-ma, fiir *s-l-ma nach s-yd-m § 940. Gegeniiber dem sicher urspriinglichen abstufenden gr.
892
Die Prasensstamme. Claase I: ai. ds-ti.
[§ 496—497.
der thematischen in die unthematische Flexion, der durch as-te rta-iai csitzt3 nahe gelegt war. Auch fiir ysv-To e-ysv-ro (Hesiod und andre Dichter) neben yivs-To s-yevs-ro (vgl. 3. du. yeya-TYjv) und fiir asurou (nur Soph. Tr. 645) neben asu-e-Toa (vgl. au-to) glaube ich diesen Ubertritt annehmen zu sollen 1 ). Ausser Zweifel steht er fiir a[xsi7r-xo = a(iei'|3eTo bei Nonnus und ahnliches bei spatgriech. Dichtem (Rzach Gramm. Stud, zu Apoll. Rhod. 164) und fiir einige lit. Prasentia auf -mi (§ 511). Anm. *ues-taji 'kleidet sich' (ai. vds-te gr. ITO-SOTOU io-ro) gehijrt nicht hierher, weil es va*u-es-tai zu zerlegen ist (§ 656). 497. Wie ai. i-mahe (gr. ^-o-fiev § 493 S. 889 f. § 914), so zeigen noch manche Formen die sogen. nebentonige Tiefstufe. So z. B. ai. d-bhu-ma gr. I-cpo-jxev umbr. fu-tu esto lit. bu-h 'sei" von W. bheu- c werden, sein 3 ; hierzu der Sg. mit gleicher Wurzelgestalt ai. d-bhu-t gT. s-cpu (vgl. perf. ai. 2. sg. ba-bhutha), ohne Zweifel unter Einwirkung von Praterita der Cl. X (§ 597 if.) wie ai. d-dr-a-t d-dr-a-ma d-gl-a-t d-gl-a-ma gr. e-op-a e-8p-a-jAev e-pX-yj I-^XTJ-JXEV. Ferner von W. er- c in Bewegung setzen3 (spsxo* (upjxr^rj, epo^-op^arj Hesych, ai. dr-ti aor. med. ar-ta) ein idg. med. *r-tai: ai. ir-te imper. ir-sva av. are-sva part. ai. ir-nd-s, gr. op-ao part, op-jxsvo-c inf. op-&ai (I § 306 S. 243 f.). Indem ai. Ir- gr. 6p- auch vor Sonanten statt der hier lautgesetzlichen *ir- *dp- (aus *rr-) eingefiihTt wuTden, entsprangen die Formen wie ai. 3. pi. ir-afe (vgl. ai. d-bhuv-am fiir d-bhuv-am nach d-bhti-s etc.) 3. sg. ir-a-te, gr. op-o-i-ro op-yj-rai.; Neuerung war auch die Augmentierung in cupto (augmentlos urspriinglich *6p-ro = *f-to). Hierzu aus dem Germ, das ags. ear-d cbist3, s. § 509. In demselben Verhaltniss wie op-o-i-xo zu op-ao stand s-jxoX-o-v zu E-[3X
§497—498.]
Die Prasensstamme. Claese I: ai. ds-ti.
893
Anm, Ich stellte bisher zu diesen Formen auch ai. d-ga-ma gr. 'i-$v\fj.ev, 3. sg. d-ga-t &-$•/) (vgl. d-bhu-t e'-tpu), indem ieh get- PTJ- = *gm- setzte (I § 253 S. 208). Wegen ai. ji-ga-ti gr.hom. gt-pas, ai. vi-ga-man- n. 'Schritt' gr. Pij-iia, ai. perf. med. ja-ge u. dgl. ist die Annahme vorzuziehen, dass es von Anfang an *ga- und *gem- gab, wie *dra- und *drem- 'laufen' (§488 S. 882, § 579). Sichere Entscheidung ware leicht, wenn sich ga- auch ausserhalb des Ar. und Griech. fande. Die Zugehorigkeit von lett. gaju 'ich ging' ist zweifelhaft (s. Wiedemann Das lit. Prat. 141 f.) und mehr als unsicher die Heranziehung von ahd. pfad (Fick "Wtb. I 4 33).
498. Arisch. W. qer- cmachen:>: ai. 2. sg. Mr-si 2. 3. sg. d-har 2. pi. kr-thd 3. pi. d-kr-an 3. sg. med. d-kr-ta, av. 3. sg. corej) = urar. *car-i5 (I § 94 S. 90, § 647, 7 S. 496); iiber apers. 1. pi. a-ku-ma 3. sg. a-ku-ta s. Bartholomae Ar. Forsch. II 67f. Imper. ai. k%-dhi, med. kr-svd av. kere-sva. Conj. ai. kdr-a-ti av. 1. sg. caranl (vgl. indie, ai. kar-a-ti d-kar-a-t, imper. 2. sg. apers. pari-kara). Opt. ai. 1. pi. kr-iya-ma. Ai. ^ar- iiberall fur lautgesetzlicb.es (im Av. erhaltnes) car- nach dem schwachen Stamm, umgekehrt d-kar-ma kdr-ta mit -ar- nach dem starken. IJber die schwierigen Formen ai. kur-mds kur-vds (hiernach auch sg. kur-mi) opt. kur-ya-m s. I § 289 S. 233, § 290 Anm. S. 234, Hiibschmann Kuhn's Zeitschr. XXVII112, von Fierlinger ebend. 438, Bartholomae Ar. Forsch. II 67f., 86if., J. Wackernagel E. Kuhn's Litteraturbl. Ill 55f., ferner unten § 641. W. der- cspalten, sprengen3: ai. 2. sg. ddr-si 3. sg. d-dar; opt. dlr-ya-t = *dr-ie-t (vgl. pass, dlr-yd-te part, dir-nd-s). W. ghen- cschlagen, erschlagen, todtenD: 3. sg. ai. hdn-ti av. jainti, ai. 2. pi. ha-thd 3. pi. ghn-dnti, med. 1. sg. av. yra-e 3. sg. ai. ha-te 3. pi. ai. ghn-ate; praet. 1. sg. ai. a-han-am apers. a-jan-am 2. sg. ai. d-han av. a-jen (Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XIII 64f.) 3. sg. ai. d-han apers. a-ja d. i. a-jan 2. pi. ai. d-ha-ta apers. j'a-ta; imper. ai. ja-hi aus *jha-dhi (I § 480 S. 356) av. Jaidi. Die schwache Form ar. *jha- (ai. ha- Jairan. ja-) fur lautgesetzlich.es *gha- = *QJVQ- nach der Analogie von *jhan- = *ghen-, I § 453 f. S. 336 f. Ai. 1. du. hanvas fur *ghan-vas = *gh%-ues (I 225 S. 195, § 229 S. 197). Analogischer Ubertritt des -w- in andre schwache Personen: ai. 1. pi. hanmas imper. han-dhi (neben jahi). Conj. ai. hdn-a-ti av. janaiti (vgl. indie, ai. han-a-ti a-han-a-t av. janaiti gr. e-Ssvo-v). Opt.
894
Die Prasensstamme. Clasee 1: ai. ds-ti.
[§498.
ai. han-ya-t av.janyaj) apers./am'ya, urar. *jhan-ia-t fur lautges. *ghaniat aus *ghn-ie-t (I § 454 Anm. S. 337); daneben lautgesetzlich med. ai. yhn-iya ghn-i-ta, nach der Analogie der Activformen han-l-ta. — Themavocalisch ai. 2. pi. ghn-a-ta 3. pi. a-ghn-a-n a-ghn-a-nta part, ghn-a-mana-s (av. conj. ^n-ct-f). Urar. *jan-ti idg. *gem-ti, s. § 493 S. 887. Imper. ai. ga-dki ga-hi av. gaidl. 3. pi. ai. d-gm-an gm-dn av. gem-en. Ai. 1. du. gdnvahi lautgesetzlich aus *gm-u- (I § 225 S. 195, § 229 S. 197), nur mit veranderter Betonung. Analogischer Ubertritt des aus -m- entstandenen -n- in andre schwache Personen: ai. 1. pi. d-gan-ma 2. pi. gan-td gdn-ta neben ga-td. g- fur j - in ai. d-gan gdn-tu (av. j'antu), j - fiir g- in opt. 3. sg. av. jam-ya-j? apers. jam-iya (ai. gam-ya-t), s. I § 451 S. 336. Urar. *ai-ti, idg. *ei-ti, s. § 493 S. 887. 3. sg. ai. e-ti av. ae-iti apers. ai-tiy, 3. pi. ai. y-dnti av. y-einti, imper. ai. i-hi av. i-di i-d% apers. i-diy. Neubildung ai. 1. sg. i-mi fiir e-mi. Praet. 1. sg. ai. ay-am apers. ay am d. i. ay-am 3. sg. ai. ai-t av. ai-p 3. du. ai. ai-tam av. ai-tem. Conj. ai. dy-a-ti d-ya-t av. ay-a-_p (vgl. indie, ai. dy-a-te, av. imper. ay-a conj. ay-a-Ji opt. ay-oi-p). Ai. kSS-ti av. sae-itl cweilt, wohnt3, 3. du. ai. ksi-tds 3. pi. ai. Miy-dnti, conj. ai. ksdy-a-t: gr. horn. IU-XTI'-[A£VO-S Vol gebaut, bebaut3. — Themavocalisch ai. Miy-d-ti. W. Men- chorenJ: ai. 2. sg. Ir6-si, 1. sg. d-srav-am 3. sg. d-lro-t, 2. pi. Irti-ta und nach dem Sg. sro-ta av. srao-ta, av. 2. pi. med. a-sru-dum, ai. impeT. sru-dhi; conj. ai. 3. du. srdv-a-tas, opt. av. 1. pi. srvimci d. i. sruv-i-ma: gr. imper. xAu-Si XXU-TS (vgl. § 497 S. 892) ITspi-xXu-fisvo-c — Themavocalisch ai. iruv-a-m gr. xAuw (vgl. § 527). W. derJc- 'sehen3: ai. d-dars-am av. dars-em, 1. pi. ai. d-drs-ma und nach dem Sg. auch d-dars-ma; conj. ai. ddrt-a-t av. 1. pi. dares-a-ma (vgl. indie, ai. d-dars-a-t). — Themavocalisch ai. 3. pi. d-drs-a-n opt. drs-e-t. Ai. d-grabh-am av. grab-em cich ergrifF, 3. pi. ai. d-grbh-ran. Ai. chand- 'scheinen': 3. sg. chdnl-ti.
§498.]
Die Prasensstamme. Classel: ai. ds-ti.
895
W. bheid- 'findere': ai. 1. sg. d-bhed-am 3. sg. d-bhet; — themavocalisch opt. bhid-e-t. Av. mip- (ai. mith-) 'urn etwas bringen : 3. sg. moist, conj. moip-a-p (vgl. indie, ai. meth-a-ti), opt. mip-ya-p. W. dheugh- cmelken, milchen3 (vgl. Fick Wtb. I 4 73): ai. 3. sg. ddgdhi 3. pi. dtch-dnti, med. 3. sg. dugdhs 3. pi. duh-ate -ate, conj. doh-a-fe, opt. duh-i-ta; — themavocalisch d-duk-a-t opt. duh-e-t. W- /ewg- 'iungere5: ai. 3. sg. med. d-yuk-ta 1. pi. d-yuj-mahi, av. 3. pi. yuj-en 1. pi. med. yaoy-maide mit unuispriinglicher starker StammfoTm; — themavocalisch ai. d-yuj-a-t. W. t(ek- Sviinschen, begehren1: ai. 1. sg. vdt-mi 3. sg. vds-ti 1. pi. ul-mdsi, av. vasmi vasti usmahi, conj. ai. vds-a-t av. vasap (vgl. indie, ai. vdl-a-ti imper. vds-a). — Themavocalisch ai. ut-d-mana-s. Urar. *as-ti, idg. *es-ti, s. §493 S. 888. Ai. sg. ds-mi dsi ds-ti pi. s-mds s-thd s-dnti, av. sg. aAm* ahi asti pi. M A « (I § 558, 3 S. 415) sfd henti, apers. sg. amly (I § 558 S. 416) ahy astiy 3. pi. hatiy d. i. hantiy; apers. 1. pi. amahy mit aaus dem Sg. Praet. ai. 1. sg. as-am 3. sg. as apers. 1. sg. aham d. i. aham av. 3. sg. as (I § 647, 7 S. 496, § 649, 6 S. 489), pi. ai. as-ma as-ta as-an apeTS. 3. pi. aha d. i. aha, vgl. § 481 S. 864 f., daneben augmentlos av. 3. sg. as 3. pi. h-en ai. s-dn; iiber 2. 3. sg. ai. as-l-s as-l-t s. § 574. Imper. av. z-di; ai. edhi aus *az-dhi (I § 591 S. 449) fur lautgesetzliches *dhi nach der Analogie der Formen mit starker Wurzelgestalt. Conj. ai. ds-a-ti ds-a-t av. atah-a-iti atah-a-p apers. ah-a-tiy. Opt. ai. s-ya-t s-iya-t av. h-ya-p. W. ed- ^ssen3: ai. dd-mi dt-ti. Ebenso in alien schwachen Personen ad-, wie 3. pi. ad-anti 2. pi. at-td imper. ad-dhi, offenbar infolge davon, dass Formen wie *ta *dhi zu undeutlich gewoTden waren (vgl. oben ai. edhi). Conj. *ad-a-ti *ad-a-t (vgl. 2. sg. med. ad-a-sva gr. e8-w lat. ed-o got. it-a). IJber das Verhaltniss von dd-mi zu lat. est lit. est s. § 480 Anm. S. 863f., § 494 S. 890. Ai. dhdksi u. a. der Art s. § 493 S. 889. Ai. bhi-sah-ti 'heilt3 iphi- Nebenform von abhi) verlor seinen Charakter als Bmgmann, Grundriss. II, 2.
57
896
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
[§ 498.
Compositum, daher 3. sg. a-bhisnak Bigv. X 131, 5 nach der Weise der Cl. XV und bhesaja-s cheilend3. W. dhe- do-, ai. dlid- da- iran. da- (im Iran, fielen die beiden Stamme lautgesetzlich zusammen und eine genauere Scheidung nach der Bedeutung ist nicht mehr moglich), s. § 493 S. 889. Ai. d-dhd-t dha-t d-dd-t pi. d-dhd-ma d-dd-ma, av. da-p da-ma apers. a-dd; iiber a im PI. s. § 495 S. 891; med. ai. d-dhi-ta d-di-ta, imper. dhi-svd. Conj. ai. dhd-ti pi. med. dhd-mahe av. da-itl med. dd-ite (§ 933). Opt. av. d-yd-f. W. sta-, s. § 493 S. 889. Ai. d-stha-t d-sthd-ma (wie d-dhd-ma, s. o.), av. paiti-Hd-p; med. ai. d-sthi-ta. Conj. ai. sthd-ti 2. du. sthd-thas, av. med. xstd-ite (§ 933). W. da- ctheilen, abtheilen3 (gr. oa-[xo-? 8^-JJ.O-I;) : ai. dd-ti 3. pi. da-nti (wie d-dhd-ma, s. o.), med. 1. pi. d-di-mahi (vgl. part, di-nd-s di-ta-s gr. 8a-xso-[i.ai). Statt des -i = idg. -a in den Wurzeln der letzteren Art erscheint im Ai. auch -I: d-dhi-mahi von W. dhe-, ml-mahe von W. me- 'messen3 (3. sg. md-ti), dl-sva von W. do-, d-di-mahi von W. da-. Dieses i fur i hing mit einer im Ai. weit verbieiteten Neubildung zusammen. Es gab nemlich seit uridg. Zeit ein im Ai. in den beiden Stufen -I- und -i- auftretendes, wurzelerweiterndes Element; ob man es als Wuzeldeterminativ oder als Suffix bezeichnet, ist gleichgiltig (s. §488 S. 880 if.). Z. B. in pi- cschwellen, tranken3 von W. po- [pi-pl-te pl-ya-te pi-td-s pi-pi-hi pi-nva-ti), r-i- laufen, rinnen3 von W. er- {rl-ya-te ri-ti-s ri-na-ti ri-t-), sr-i-nd-ti ckocht3 neben sr-td-s. Dieses Determinativ begegnet, wie Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgesch. II 63 ff. zeigt, im Ai. auch in dem di der ved. Praterita a-sar-di-t cer zerbrach" neben a-sar-i-t sdr-i-tos und dj-di-s cdu triebst3 (augmentlos), das mit gr. ay-xvto dy-iviw engstens zusammenhing (vgl. § 801)1). 1) Eine Hoohatufengestalt dieses Determinativs liegt wahrscheinlich auch in den idg. Prasentia auf -iio wie ai. Iv-aya-ti vart-dya-ti lat. qu-eo mon-eo vor, zu denen ein Part, auf -i-to-s und -l-to-s gehorte (Cl. XXXII). Auch mochte ich jetzt (mit Bezzenberger Zur Gesch. d. lit. Spr. 195) eine der ai. Form djdi-s genau entsprechende Bildung in gr. ayet-s oiyei (aus *-ei-s -ej.-t) annehmen (§ 987, 1. 995,2).
§498—499.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
897
Der Stufe -I- weiden wir noch in mehreren ai. Formenkategoiien begegnen. Dieses Element -I- nun, das urspriinglich nur Nebenform von ar. -i- = idg. ~i- war, drang auch in das Gebiet des ar. -i- = idg. -s- ein, so dass nun im Ar. nicht nur i sondern auch i mit a ablautete'). So entstanden die obigen Formen wie ddhimald fiir ddhimahi neben adham, so li-li-hi si-si-te fiir *li-ti-hi *li-si-te (vgl. li-td-s) neben si-la-ti (§ 538), mr-m-mds fiir *mr-ni-mds (vgl.gr. -va-jxsv) neben mr-na-mi (§597), d-starl-s fiir *a-staris (§ 839). Zuletzt verdrangte -I- auch das a = d in der Wurzel der Formen wie pass. *dha-ya-te = av. da-ye-te (I § 109 a. S. 102), es entstand dhi-ya-te (§ 707. 709). Ob und wie weit etwa noch sonstiges Schwanken zwischen idg. i und I, ausser dem bei dem Determinativ *' zu beobachtenden, im Ai. dazu beitrug, dass sich I dem i = a zur Seite stellte (vgl. z. B. den Wechsel i und I in den Eeduplicationssilben, § 467. 469. 473), lasse ich dahin gestellt. 499. Zu den Beispielen fiir die Vermischung der starken und der schwachen Stammgestalt, die im letzten Paragraphen gegeben sind, seien hier noeh einige hinzugefiigt. Stark statt schwach. Ai. 2. du. spar-tam neben spr-tam von spar- cretten, gewinnen'2). Av. 3. sg. med. man-ta neben ai. d-ma-ta von man- cmeinen3. Ai. 1. pi. d-he-ma (vgl. 3. pi. d-hy-an) von hi- cbefordernD. Ai. 2. pi, sto-ta (vgl. 2. du. stu-iam) av. 1. pi. med. stao-maide von stu- cpreisen3 (vgl. ai. stau-ti § 494 S. 890). Ai. 2. pi. vart-ta (vgl. 3. pi. d-vrt-ran) von vart- Vertere3. Av. 2. pi. sas-ta neben ai. sas-ta von W. kens- 'hersagen3 (§ 493 S. 888). Ai. 1. pi. ched-ma von chidc abschneiden\ Ai. 2. pi. med. vodhvam neben udhvam 2. du. act. vodham (I § 404, 2 S. 301, § 482 S. 358) zu 2. sg. vak-si, W. 1) Bartholomae a. O. nimmt a: % als alten Ablaut, indem er ersteres sehon in uridg. Zeit aus ai entstanden sein lasst, wie z. B. lat. eras (gegeniiber ai. asi-s) von ihm auf *esai-s zuriickgefuhrt wird. Ich kann dieser Theorie nicht beipfliehten. 2) Av. med. 3. sg. vare-td 1. pi. vare-maidi neben ai. a-vr-ta sind keine sichern Beispiele fur dieae Neuerung, weil vare- = *vr- sein konnte. 57*
898
Die Prasensstamme. Claase I: ai. ds-ti.
[§499—501.
uegh- cvehere\ Ai. 3. sg. med. d-tak-ta zu tak-ti lauft, stiirzt, schiesst3, W. teq-, vgl. die Tiefstufenform tq- im av. part. pf. ta-fh-us- (I § 473, 2 S. 351). Viel seltner schwach statt stark. Ai. i-mi neben e-mi von i- 'gehen3 (sehon § 498 S. 894 erwahnt). Ai. 3. sg. d-vrk neben vdrk (med. d-vpk-ta) von varj- ""drehen3 (umgekehrt 2. du. vark-tam fiir vrk-tam). Av. 2. sg. a-peres fur *a-fras Gf. *e-prek-s von W. prek- fragen" (umgekehrt 3. sg. med. fras-ta fiir *peres-td). 500. Im Arischen wurde der von idg. Urzeit her dauernd stattfindende UbeTtritt in die themavocalische Flexion durch die Gleichheit der Ausgange der 1. sg. auf -am und der 3. pi. auf -anti -an gefordert. Dabei waren zuweilen Deutlichkeitsriicksichten im Spiel. Z. B. verdrangten ai. 2. 3. sg. ada-s dda-t die Formen *dt *at von W. ed- 'essen' (1. sg. dd-am 3. pi. Zid-an)x) und im Av. wurden die -aite -ata ( = ai. -ate -ata)
der 3. plur. med. fast ganz durch die die 3. pi. deutlicher charakterisierenden -ante -anta der thematischen Conjugation ersetzt, wie anh-ante gegen ai. ds-ate csie sitzen5 (§ 1067, 1). Gleiches gilt fiir die andern athematischen Prasensclassen. Insbesondre vgl. noch die av. 3. pi. der Cl. Ill und V auf -anti -enti statt -aiti ( = ai. -ati] § 540. 556. 1018, lb. 501. Armenisch. e-kn cer karn": ai. d-gan, gGf. *e-gem-t, s. § 493 S. 887; die 1. sg. ehi 3. pi. ekin sollen (nach Bugge Kuhn's Zeitschr. XXXII 75) Neubildungen nach edi edin (s. u.) gewesen sein. em %\n: ai. ds-mi, s. § 493 S. 888; 2. sg. es aus *es-si (I § 559 S. 417); 3. sg. e nach here ^ert3 aus *bhere-ti (wie umgekehrt 2. sg. beres nach es); 3. pi. en wol aus idg. *s-enti (Bugge Kuhn's Zeitschr. XXXII 71), vgl. § 1019. e-di cich setzte3: ai. d-dha-m, s. § 493 S. 889; 2. sg. e-di-r 3. sg. e-d 2. pi. e-di-M 3. pi. e-di-n.
di- = idg. *dhe- (I § 71
S. 63), also Ubertragung der starken Stammform in den Plural. 1) In ahnlicher Weise setzten sich die Formen mit j-Determinativ as-i-s ns-l-t 'eras erat' fur die im Ved. noch erhaltnen as us fest (§ 574).
§501—502.]
Die Prasensstamme. Clasae I: ai. ds-ti.
899
Dieselbe Eischeinung bei e-tu cich gab 3 : ai. d-da-m, s. §493 S. 889; 2. sg. e-tu-r 3. sg. e-t 2. pi. e-tu-M 3. pi. e-tu-n; tu- = idg. *do- (I § 87 S. 84). Dagegen ta- = idg. *dd- im praes. 1. pi. ta-mU cdamus3, wonach a statt u auch im Sg. ta-m (I § 109 a. s. i o 2 ) : gom cbin3 stellt Hiibschmann Armen. Stud. I 25. 61 zu got. visa c bleibe, verweile 3 und vermutet Entstehung aus *ues-mi; anders, aber schwerlich besser Eugge a. O., S. 7. 502. G r i e c h i s c h . y.rsv- 'todten 3 = ai. Man-: 1. pi. e-xra[J-EV, 3. sg. aTt-s-xxa-To = ai. d-ksa-ta, 2. sg. s-XTa-&7j? = ai. d-ksathas (§ 503). Die hom. 3. pi. S'XTOCV, conj. 1. pi. xretofisv, part. -XTOI? nach der Analogie der Wurzeln auf -a (I-cpocv etc.), ahnlich wie ysya-xa (Pindar) zu W. yev- u. a. (Verf. Gr. Gr.2 S. 47). — Themavocalisch s-xrav-o-v. Anm. Seltsam sind die hom. 1. sg. -srrav und 3. sg. EXTK. a war nur in O 432 (^at, end a-vSpa -/aTexTa Ku&T]potai ^a^oiot) sicher kurz. Ob ursprunglich IXTSV IHTO mit aol. a gesproehen wurde, welche Formen Neubildungen von derselben Art wie 3. pi. Exxav gewesen waren? Oder war Iy.Ta eine Neuerung wie ai. d-vrk neben vdrk (§ 499 S. 898) und -Ixxav erst durch Exxa hervorgerufen?
W. bher- "^ferre3: 2.pi. cpep-xs fiir *cppa-is *cpap-ts: ai. bhdr-ti 2. du. bhr-tdm, lat. fer-t (§ 505). W. ger- Veischlingen 3 : e-ppw S'faysv, ISaze, SisouaaEV; [3pu>= *gf- Tiefstufenform wie cpu- in s-cpu § 497 S. 892. sT-(i.i 'werde gehen3, idg. *ei-mi, s. § 493 S. 887. 2. sg. si aus *st-(o)i, 3. sg. SI-CJI; pi. 1. i-fj,ev 2. I-TS; 3. pi. taoi entweder aus *it-avxv (idg. *ii-enti) oder fiir *avtr idg. (*i-enti) mit Vorsetzung des i nach I'-jisv I-TS. Praet. 1. sg. -qa. fiir *^a aus *^i-a (ai. ay-am) nach den Formen mit consonantisch anlautender Personalendung wie 'fl-^sv (iiber das Augment § 480 S. 863, § 481 S. 864f.); augmentlos 3. du. I-TYJV. Imp. i-fti: ai. i-hi. Die alte Conjunctiv- und Optativbildung (ai. dy-a-ti und i-ya-t) fehlt. Part. fem. 'Eu-taaoa, Beiname der Demeter, aus *l-v.x-i<%: ai. y-at-i. — Themavocalisch indie, praes. sia-iouoi praet. hom. i'-s -^-s •(j-o-[xsv att. imper. I-O-VTU>V opt. T-o-i part, t-o-vx- (vgl. J. Baunack Curtius" Stud. X 96fF., Rhein. Mus. X X X V I I 472), vgl. auch conj. i'-io I'-w-jASV.
900
Die PrSsensstamme. Classel: ai. ds-ti.
[§502.
cp&ei- Vernichten 3 = ai. May-: 3. sg. med. s-cp&i-to: ai. imper. Mi-dM. Conj. cp&i'-s-tai; im Ai. ware *ksay-a-te nach Mi-dhi zu erwaiten (vgl. indie. May-a-ti). Pait. cpOi-fisvo-;. — Ob cp&t'o) (ecp&isv 2 446) cp&u-u) oder cp&i-uu war, ist unklar, vgl. § 527 Anm. W-
leu-
losen": med.
3. sg.
AO-TO AO-TO, 3. pi. AO-VTO
(vgl.
§ 1068). 1. pi. 10-ji.ev (att. i'a[isv) 2. pi. IO-TE konnen ebenso gut zum sg. *ueid-mi als zum sg. oTS-a gezogen werden, s. § 493 S. 888. zi[d 'bin3, idg. *es-mi, s. § 493 S. 888. 2. sg. si aus *s(a)i = ai. dsi, daneben si? (si?) und ea-al, s. § 987, 1. 3. sg. ea-Ti (ea-rl): ai. ds-ti. 1. pi. si[j.sv (dor. sifii?) aus *so[j.ev zeigt wie die 2. pi. ea-rs und die 3. pi. ion. edict aus *so-avti TJbergreifen der starken Stammform (vgl. aisl. er-o er-u § 507); att. eajxsv mit a nach SOTS. Die 3. pi. dor. svrl att. siot fiir *SVTI = got. sind, idg. *s-enti (§ 1020, 1); zu dem Spiritus asper vgl. OVT- fiir *O-VT§ 493 S. 888f. Dem Ivxl stellt sich das part. dor. SVT-, nom. pi. SVT-SS, an die Seite, dessen Fern, saaa Umbildung von *aoaa (vgl. ai. s-at-i) war. Praet. 1. sg. horn. rp. att. -q aus *es-m, 3. sg. dor. -qc, aus *es-t, 1. pi. yjfisv aus *rja-[xsv (I § 565 S. 423), 2. pi. r^o-Ts, 3. pi. dor. u. sonst T^V aus *r|(o)-sv = ai. as-an (§ 1020, 1), daneben boot. itap-sTav aus *rjav (§ 1021, 1); zur Augmentierung s. § 480 S. 863, § 481 S. 864 f. 1. sg. T|V 2. pi. TJTS waren dutch •^fisv veranlasste Neubildungen nach den Praterita wie e[3A7]v Cl. X. Die 3. sg. hom. ^sv att. TJV war wahrscheinlich mit der 3. pi. dor. 7JV aus *r,(a)-sv identisch; da man im Indie, sonst von -sv zu -av (-oav) ubergegangen war (§ 1021), verdunkelte sich der ChaTakter der 3. pi. 7Jev, zunachst in Satzen wie a OT; TsrsAsap-sva •^sv (2 4), sv&a [iaAiaxa fJ-a^yj xai cpuAoTri? v;sv (N789). Im Anschluss an die aus yja entstandne Form sa bei Herodot (I § 611 S. 463) entsprangen ea-s la-re, vgl. § 504. tJber yjo&a und hom. syjoOa ITJV f;7]v s. § 583. 858, 2. Imper. i'a&i aus idg. *z-dhi mit prothetischem Vocal (I § 626 S. 472); daneben bei Hekataios sa&i mit Einfiihrung des starken Stamms. Die alte Conjunctivbildung (ai. ds-a-ti ds-a-t lat. er-i-t) war in der historischen Periode verloren, dafiir so> SUJJXSV
§502.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
901
+
so-ir]-v oder *la-ivj-v mit Einfiihrung des starken Tempusstammes (vgl. § 943). — Zusammen gehoren 1. pi. i\ih bei Kallimachos, thess. 1. sg. SJAI, horn. inf. IJAEV Ifxsvai: entweder schuf man auf Grund von s?ol : Ti&stai (dor. ivrl : TI&SVTI) und von slVjV: TiOstTjv die 1. pi. und den Infin. nach dem Mustei von ti{>s|j.sv und TI0S[I.£V TIOSJXSVOU (vgl. mess. conj. 7jVTat. und horn, conj. jx£T-T]a) § 934), oder die Parallelformen I'aat : i'aai, s
902
Die Prasensstamme. Classel: ai. ds-ti.
[§503—504.
503. Eine Anzahl von Formen der 2. sg. praet. med. mit der Personalendung -&r,<; = ai. -thds bildeten mit den Grundstock zum Aufbau des 87]v-Aoristes, wie s-xTa-drjs = ai. d-ksathas neben air-sxtato (§ 502 S. 899), I-TO-&Y]? = ai. a-ta-thas von W. ten- cdehnen5, s-cp»i-&7]? neben I-tp&i-ro (§ 502 S. 900), S-3U-&7]? neben s-aao-To I-au-io (§ 504), S-TS-&Y)? = ai. d-dhi-thas neben S-BS-TO von W- dhe-
'setzen 3 (§ 493 S. 889), E-8O-&YJ? —
ai. d-di-thas neben S-OO-TO von "W. do- 'geben 5 (§ 493 S. 889), e-aTa-&7]? = ai. d-sthi-thas von W. sta- c stehen' (§ 493 S. 889f.). S. § 589. 1049,2. 504. Eine besondie Gruppe bilden einige hieiher gehorige Praterita insofern, als das -a der 1. sg. und das -av der 3. pi. eine Flexion nach Art des s-Aorists (-aa -aa? u. s. w.) entstehen liessen, wobei die schwache Stammgestalt des act. PL und Du. und des Med. durch die starke ersetzt wurde. W. gheu- "giessen": s.~-j(s(f)-a aol. (hom.) s'^so-a 3. sg. med. i-yy-ro /U-TO: ai. 2. sg. hi-si. Hierzu s'^sa? e^eua? iyjs.e s^eus s^sajxev s^suafAEV u. s. w. fur *g-^su-; *s-j^so *s-^o-(i.£V u. s. w., auch med. s.-/s.6aio. W. qieu- cin Bewegung setzen, treiben" (gr. amf- a s / - , I § 489 S. 362): aol. (hom.) e-aaeoa asoa imper. ou-&r ik$£ (Hesych) 3. sg. med. i-sau-xo ao-to. Hierzu s-aaEua; u. s. w., auch med. as.uo.xo. Ebenso war OSOCTO cvidebaturD wol von einem *s-3ea = *e-dei-m ausgegangen: ai. redupl. d-dl-de-t imper. di-di-hi (ooaooaro mit der Wurzelstufe dot- war von einem Nomen abgeleitet). Bei Herodot sot? und sores zu sa c eramD, s. § 502 S. 900. Von deTselben Art waren die reduplicierten Yjv-syx-oc -^vsyxa; etc. und s k - a stTra? etc. (/sut- = *ue-uq-), s. § 557. 569. Neben jenem stand das nicht reduplicierte, sondern mit der Proposition sv- zusammengesetzte und einer andern W. angehorige ijv-saa (Verf. Idg. Forsch. I 174), das gleichfalls die Flexion der s-Aoriste bekam. Das Zusammengehen mit der Flexion des s-Aorists erklart sich leicht, wenn man annehmen darf, dass die urspriingliche Flexion zuerst in der 3. sg. act. verlassen wurde, dass zuerst fiir *ev-si(y.t) das themavocalische EV-SIXS (ZU ouv-sveixsrai
§ 504—505.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
903
Hesiod), ebenso sx s (/) £ (zu I'^eov) fiir *i-yzx>, eoosus (zu £aaeu6[i.r(v) fiir *e-aosu u. s. w. iiblieh wurde. Das Nebeneinander von -a in der 1. und -e in der 3. Person liess dann diese Verba mit dem s-Aorist Hand in Hand gehen. sa? sa-s wurden erst in jiingerer Zeit direct nach s/sa? i/saxe gebildet. Anm. Nach Fick (Gott. gel. Anz. 1881 S. 1432f.) und Andern liegen bei alien dieaen Prateriten in der 2. sg. (-a-?), der 2. pi. (-a-xe) u. s. w. uralte zweisilbige "Wurzelformen auf a (= gr. a) vor, so dass sie zu unarer 01. IX gehoren wurden. Z, B. wird ftfa- in Zysaz mit ai. havi- in havisverglichen. Auch bei dieaer, mir weniger wahrscheinlichen Auffasaung konnte die Annahme einer Vermiachung mit der Mexionsweise dea «-Aoristes schlechterdings nicht umgangen werden.
505. Italisch. Ein charakteristischer Zug des Lat. ist die Verbindung unthematischer mit thematischen Formen zum Paradigma des indie, praes. Eine 1. sg. auf idg. -mi ist im Italischen nicht nachweisbar. W. bher- ctragenJ: lat. fer-t: ai. bhdr-ti; 2. pi. fer-tis imper. fer-te durch Heriibernahme der starken Stammform, gleichwie gr. cpsp-TS (§ 502 S. 899) und wie ai. 2. du. bhar-tdm neben dem regelmassigen bhr-tdm. Die 2. sg. indie, fers und die 2. sg. imper. fer reprasentieren beide die idg. Injunctivform *bher-s: wiihrend diese Form aber in der imperativischen Function lautgesetzlich behandelt erscheint (wie par aus *pars u. dgL, I § 655 S. 508), wurde ihr in der indicativischen Bedeutung -s neu zugefiihrt.J) Themavocalisch waren im Paradigma des indie, praes. die Formen fero ferimusferunt. Umbr. fertu "ferto* kann sich mit lat. fer-to, aber auch mit dem thematischen gr. cpepe-Tto decken (s. I § 633 S. 475f.). W. uel- 'wollen3: lat. 2. sg. injunct. vel aus *uel-s (I § 655 S. 508), zur Partikel erstarrt2), 2. pi. voltis aus *ul-tes: ai. d-vr-ta u. s. w., s. § 493 S. 887. 3. sg. volt fiir *vel-t. Uber 2. sg. veis vis s. u. Opt. vel-i-m vel-i-mus gleichwie got. 1. pi. vil1) Dass fer aus *fere entatanden sei, wie Pauli Altit. Stud. IV 29 behauptet, glaube ich nicht. Sollte das fere des Arvalliedes wirklich 'bring'.'bedeuten, so reprasentierte diese Form, aber nur sie, das idg. *bhere, und fere verhielte sich zu fer wie marruc. 3. sg. praes. fere-t zu lat. fer-t. 2) Vgl. umbr. h e r i s — h e r i s cvis — vis1 = 'vel — vel'. Ursprimglich wol fragend: cwillat du das? willst du jenes?'
904
Die Prasensstamme. Classel: ai. us-ti.
[§505.
ei-nia (1. sg. viljaii) mit starker Stammform1) gegeniiber ai. 3. sg. med. vur-l-ta aus *ull-i-to (s. S. 887 Fussn. 1); diese Unregelmassigkeit lasst sich, wenn man die Formen noli riolite nolito beriicksichtigt {nolo aus ne-volo wie maid aus *mag(e)-vold mavold, vgl. I § 432 c S. 324 iiber avilla), leicht aus dem ehemaligen Vorhandensein eines indie. *uel-(i)io *uel-i-s Cl. XXVI eTklaren, der vertreten ist durch ahd. 1. sg. willu got. inf. viljan part, viljands aksl. veljq veli-si etc. (§ 727)2). — Themavocalisch waren im indie, praes. die Formen void, volumus volimus (§ 530), volunt, aus *ull-o etc. Umbr. veltu celigito3 ist ebenso zweideutig wie fertu, s. S. 903. Lat. 2. sg. vei-s vis (zu in-vitu-s), dem Paradigma von void einverleibt: ai. ve-ti cdringt heran, strebt3 3. pi. vy-dnti. W. ei- 'gehen3: 2. 3. sg. lat. ei-s is und i-t Gf. *ei-s und *ei-ti, s. § 493 S. 887. Fiir i- (vgl. ai. i-mds etc.) erscheint im prasentischen verbum finitum des Lat. i- (auch ei- geschrieben), i-mus i-tis i-tur i-te u. s. w. Darin ist wahrscheinlich nicht das (tiefstufige) i von ai. i-mahe gr. f-o-p.£v (S. 887 f.) zu sehen, sondern die Hochstufenform ei-, vgl. palign. ei-te citeJ. Die (nur sp'arlich bezeugte) lat. 3. pi. int entstand zu irnus nach sta-nt: sta-mus, ple-nt: ple-mus u. dgl. Part, i-ens wieprae-s-ens (§126 S. 372 und S. 886 Fussn. 1). Themavocalisch ed aus *ei-d, eunt, part, eunt-is etc., dazu conj. earn: vgl. ai. ind. med. dy-a-fe. ambid ambiunt wol nicht zu gr. I'oi sia-i'ouaiv u. dgl. (S. 888. 899), sondern Neubildung nach finio, als ware das Verbum ein simplex. W. es- 'sein": 3. sg. lat. es-t, umbr. est est osk. est ist: ai. ds-ti, s. § 493 S. 888. 2. sg. es aus *ess, auch es, vielleicht die aiigmentierte Form (§ 480 S. 863). Die schwache Stammform s- in dei 3. pi. umbr. s-ent osk. s-et. Die 2. pi. lat. es-tis durch Heriibernahme des starken Stammes, wie gr. sa-xs. Conj. 3) Die Ansicht, dass velim durch Vocalassimilation aus *volim entstanden sei, halte ich fiir unerwiesen. Dass die Wurzelatufe uel- im Lat. nicht fehlte, zeigt vel. 2) Anders iiber lat. noli Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXX 313 und Stolz Lat. Gr.2 S. 378 f.
§505.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
905
lat. ero er-i-s etc. mit Futurbedeutung (§910). Opt. 2. sg. lat. s-ie-s s-l-s umbr. sir si set, s. 946. Zu dem thematischen Stamm s-o- gehorten L sg. lat. s-u-m osk. s u m sum aus *s-o-m Injunctivform, 1. pi. lat. sumus simus (ebenso possumus possimus, vgl. oben volumus volimus) aus *s-o-mosi), 3. pi. lat. s-o-nt sunt falisk. sunt, part. lat. sons sont~is (vgl. Veif. Ber. d. sachs. Ges. der Wiss. 1890 S. 230ff.). Anm. 1. Neben alat. potis sum {poti-s cmachtig, vermogend1 = gr. Tt6-oi-?), zu dem man infolge der Erstarrung von potis den Plural potis Sumus fur *potes sumus bildete (vgl. ai. datasmas ^wir werden gebend sein statt datarah smas u. dgl.), stand pote sum. pote war Adv. (ace. sg. neutr. aus *poti oder loc. auf urspr. -e, s. § 260 S. 612), vgl. bene sum, tuto sum u. dgl. potisset potisse aus potis 'sset 'sse, vgl. situst aus situs 'st. Dagegen potes potest potesiis aus pote es u. s. w. Ebenso sind possum possim, die zunachst aus *potsum *potsim entstanden und denen sieh possem posse zugesellten, auf pote-sum pote-sim zuruckzuffihren, wobei aber zweifelhaft bleibt, ob -e- rein lautlich durch Synkope geachwunden war, oder ob das Verhaltniss von potest zu est ein *potsum zu sum erzeugt hatte (I § 501 S. 369).
W. ed- 'essen3: es est estis este, pass, estur (iiber -st- statt -ss- -s- I § 501 Anm. 2 S. 370), dazu themavocalisch edd edimus edunt, auch edis edit u. s. w. S. § 480 Anm. S. 863f., § 494 S. 890, §498 S.895. Opt. ed-i-m ed-l-mus statt *d-i~, vielleicht um diesen Opt. von dem alten Opt. von do- 'geben 3 (s. u.) zu scheiden. W.dhe- "setzen3: lat. con-di-mus -di-tis credimus aus *-fa-mos *-fa-tes: gr. I-{te-usv, s. §493 S. 889. Die Formen -do -dis -dit -dunt nach der thematischen Conjugation. W. do- ^eben': lat. da-mus da-tis red-dimus -ditis: gr. £-8o-u.sv, s. § 493 S. 889.2) Imper. ce-do (2. pi. ce-tte aus *cedate *ce-dite, I § 633 S. 475), s. § 957. Alter Optativstamm *d-i- (vgl. av. 3. sg. d-ya-p) in osk. d a - d i d Medat3, woneben conj. d a - d a d lat. de-dat wie im Lat. opt. ed-l-mus neben conj. ed-a-tnus (s. o.). Von den fur die veTlornen Singularformen *do-m *do-s *do-t eingetretnen do das dot reprasentieren die 1) Hiernach ist I § 110 S. 106 zu verbessern. 2) Breal Mem. d. 1. S. d. 1. VII 326 glaubt dot in cratera antiquum quern dat Sidonia Dido (Verg. Aen. I X 266) noch als augmentloses Prat. betrachten zu diirfen. Seiner Anaieht ist manches grade in Vergil's Sprachgebrauch (a. Ladewig zu Aen. 179, II275, Kilhner Ausf. Gramm.1190) gunstig.
906
Die Prasensstamme. Classel: ai. ds-ti.
[§505—506.
beiden letzten den in den Compp. conjunctivisch fungierenden Stamm d-a- (vgl. -has aus *bhu-a-s als Indie, neben conj. fu-a-s, s. § 578), diesen gesellte sich do zu nach sto : stas, flo .fias u. dgl. In den Compp. erscheint die Flexion von lego : ven-do red-do -dis -dit -dimus -ditis -dunt. Doch hat man sicher -dimus -ditis noch als lautgesetzliche Fortsetzung von *-damus *-datis zu betrachten, vgl. fut. alat. reddibo aus *red-dabo. Anm. 2. Die Compp. von dhe- und do- fielen im Lat., zunaehst in der 1. 2. pi., zusammen; -di- = *-fa- *-dha- und = *-da- *-da-. Vgl. Darmesteter De coniug. Lat. verbi dare, Paris 1877, Postgate Dare cto give' and -dere 'to put', Transact, of the Philol. Soc. 1880—81 p. 99 sqq., Thielmann Das verbum dare im Lat., Lpz. 1882, Verf. Liter. Centr. 1882 Sp. 1389 ff.
Ob auch die Foimen sta-s sta-t von W. sta- ^tehen3 hierher gehoren, woran ai. d-st/id-t und gr. S-OTYJ denken lassen (§ 493 S. 889 f.), bleibt sehr zweifelhaft wegen sta-mus sta-tis. Da man nicht sieht, warum ein altes * sta-mus (vgl. da-mus) nicht hatte bleiben sollen (mit gr. SOTTJJASV neben eSojisv hat es eine andre Bewandniss, s. § 495 S. 891), so ist es vorzuziehen, das ganze Prasens sto auf *sta-io zu beziehen, s. § 584 Anm., § 706. Dazu passt auch umbr. staliu csto3. 506. K e l t i s c h . W. es- "sein"1), 3. sg. air. is acymr. iss is aus *es-ti. 3. pi. air. it acymr. int aus *s-enti (S. 184 Fussn. 1). Das a- der ir. proklitischen Formen sg. 1. am 2. at (3. relat. as) pi. 1. ammi 2. adib (3. relat. ata) entstand aus e-. Die Form am hatte also am Schluss kein -i, und da sie regelmassig mit einem m (nicht amm) geschrieben wild, so scheint sie, wie mcymr. wyf, spirantisches m gehabt zu haben. Sie ist demnach nicht auf *esmi zuriickzufiihren. Die 2. sg. at mcymr. wyt kann das Pronomen der 2. Pers. enthalten und kann somit aus *esi + terklart werden. Die mcymr. 1. sg. wyf scheint nach der 2. sg. gebildet. Ebenso ir. am*! Andre sehen in diesen Formen Bildungen der W. ei- cgehen3. Die 1. pi. ammi mcymr. ym kann *esmesi sein. In der 2. pi. adib ist -b sicher das anil Vgl. Zimmer Kelt. Stud. II 133, Stokes The Neo-Celtio Verb Subst. 43 sqq. Kuhn's Zeitschr. XXVIII 93 ff., d'Arbois de Jubainville Mem. d. 1. Soc. d. 1. V 239 sq., Strachan Bezzenberger's Beitr. XV 114ff. Ich folge im Texte vorzugsweise Mittheilngen Tliurneysen's.
§ 506—507.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
907
gehangte Personalpxonomen, -di- die Endung der 2. pi. = -thi -the (Grundform *-tesi, eine Neubildung nach dem Suffix der 1. pi., s. § 1014). So kommt man auf *s-e-tesi-\- sv- als ideale Grundform. Das ware eine Neubildung nach der 3. pi. *senti, vind so ist vielleicht die 1. pi. auf *s-esmesi, eine jiingere Contaminationsbildung, zuriickzufiihren. Ferner scheint zum Theil das kelt. sogen. ^-Prateritum hierher zu gehoren, dessen 3. sg. auf -t nach Strachan Bezzenbexger's Beitr. X I I I 128ff. und Zimmer Kuhn's Zeitschr. X X X 204ff. in dem -t die Medialendung *-to hatte, z. B. air. as-bert 'dixit" mcymr. kymerth ""sumpsit3 aus *kym-herth von W. bher-. Nachdem -t als Personalendung nicht mehr verstanden wurde, bildete man die andern Personen nach der Analogie von Stammen, die auf -t ausgingen, hinzu: air. sg. 1. -hurt 2. -birt,
pi. 1. -bartmar 2. *-bartid 3. -bartatar. Vgl. lit. eitu cich gehe3 auf Grund von el-t cer geht" = ai. e-ti § 686 Anm. 2, gr. ESO&YJV auf Grund von l-So-ft/]; = ai. d-di-thas § 589. Strachan sieht in den Formen wie as-bert Wurzelaoriste unsrer Classe, wahrend Zimmer s-Aoriste annimmt (*ber-s-to). In Wirklichkeit mogen beide idg. Aoristgattungen bei unserm Prateritum betheiligt gewesen sein. Zu unsrer I. Cl. gehorte z. B. air. ro-et cer nahm3 aus *em-to, mcymr. gwan-t cpercussit, feriit3. 507. Germanisch. W. uel- cwollen3: opt. got. viljau pi. vilei-ma ahd. 2. 3. sg. vrili aisl. I. sg. rnlja. Die starke Stammform (vgl. ai. vr-iya-t vur-l-ta) erklart sich wie bei lat. velim aus Vermischung mit dem indie. *uel-{i)io- *uel-l- (ahd. willu aksl. veljq). S. § 493 S. 887, § 505 S. 903 f., § 928. W. *gem- cgehen, kommen': opt. ags. cyme = got. *kumjau: ai. gam-ya-m, s. § 493 S. 887. W. es- csein3, s. § 493 S. 888. Die Indicativformen sind got. im, is, ist, sijum sium, sij'up siup, sind; ahd. Mm, (bist bis,) ist, birum, birut, sint; aisl. em, est, es (run. is), erom erum, erod erud, ero eru. Zunachst ist zu bemerken, dass die ahd. 2. sg. bist bis zu dem in §707. 722 zu besprechenden, von W. bheii- gebildeten Prasens 1. sg. *bhii-iio 2. sg. *llm-l-si etc. (ags. 1. sg. bed 2. sg. bis 3. sg. bid, air. biu u. s. w,) gehorte,
908
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
[§ 507.
und dass das Nebeneinander von bis und *is (— got. is) die Formen b-im b-irum b-irut erzeugte. 1. sg. got. im ahd. (b-)im aus *immi *ismi = ai. ds-mi (I § 582 Anm. 2 S. 438); aisl. em fur lautgesetzliches *im nach den mit e beginnenden Pluralformen, woher auch das e von est und es. Ob die 2. sg. got. is aus idg. * m oder *es-si (s. § 984, 1) hervorgegangen war, ist nicht zu sehen; aisl. est wie ahd. bist mit -tf nach. der Analogie der Praterita (§ 990, 3); iiber die sehr seltne aisl. 2. sg. es s. Noreen Paul's Grundr. I 515. Die 3. sg. got. ahd. ist aus idg. *es-ti; aisl. es (run. is) ags. as. is waren wol die alte Injunctivform idg. *es-t, gleichwie die 3. pi. aisl. er-o injunctiv war (andre Erklarungsversuche von J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. X X V 593, v. Fierlinger ebend. X X V I I 440 Fussn. 2, Noreen a. O., Osthoff Z. Gesch. d. Perf. 428 f.). Im Plural ist die schwache Stammform durch got. s-ind ahd. s-int = idg. *s-enti vertreten. Aisl. ero eru war urgerm. *iz-unp (§ 1025, 1 b), eine Injunctivbildung mit Eintritt des starken Stammes fur den schwachen (vgl. gr. s'aat, § 502 S. 900). Da der Ausgang von *isunp mit dem der sogen. Prateritoprasentia, z. B. got. mun-un (§ 508), iibereinstimmte, so kamen nach deren Analogie die l. pi. aisl. erom ahd. (b-)irum und die 2. pi. aisl. erod ahd. (b)-irut auf. Nach diesen Formen entstanden aber wieder ahd. frank. sind-un as. ags. sind-un. Got. sijum sijup waren wahrscheinlich Umbildungen von *iz-um *iz-up, veranlasst einerseits durch sind, anderseits dadurch, dass man aus dem opt. sijau sijdis u. s. w. einen Stamm sij- abstrahiert hatte. — Der Opt. zeigt noch iiberall die schwache Wurzelform: 1. sg. got. s-ijau ahd. s-i aisl. s-j'ct; iiber die Flexion s. § 947. — Part. *s-und- = idg. *s-iitin got. sunjis cwahr3 aus *sund-ja- = ai. sat-yd- Svahr1; daneben das themavocalische *s-o-nt- in *sanp~a- c wahr, wahrhaftig' ags. so
§507—510.]
Die Prasensstamme. Clasee I: ai. ds-ti.
909
Stammform *dh-a- nach Cl. X (§ 585) vor, vgl. lat. 2. sg. d-a-s du gibst3 = conj. (red-)das (§ 505 S. 905 f., § 937). Anm. Tiber ahd. stdm stem 'stehe' und gam gem vgehe', die sioher nicht zu dieser Prasensclasse zu ziehen sind, s. § 708. 508. Ferner gehoren vermutlich hierher einige Formen aus der Classe der Prateritoprasentia. Got. mun-un csie meinen3, opt. 1. pi. mun-ei-ma: ai. med. 3. sg. d-ma-ta part, man-anas, W. men- c meinen, denken 3 . Got. ga-daurs-un ahd. gi-turrun *sie wagen3, opt. got. ga-daurs-ei-ma ahd. gi-turr-l-m: ai. part.
c
dhrs-and-s, W. dhers- cwagen\ Got. vit-un ahd. wi^-un csie wissen3, opt. got. vit-ei-ma ahd. wi^-l-mes: ai. vet-ti opt. vid-ya-t u. s. w., s. §493 S. 888; die schwachen Formen dieses Verbums waren zugleich prasentisch und perfectisch. 1st diese Auffassung richtig, so waren die Formen got. mun-un ga-daurs-un vit-un Injunctive, wie aisl. er-o er-u (§ 507 S. 908). Als Prasensformen im Gebiet der Prateritoprasentien werden wir in § 646. 887. 893 noch andre Formen kennen lernen. 509. Zu den auf ein idg. mediales Prasens *f-tai weisenden, in § 497 S. 892 besprochnen ai. ir-te imper. av. are-sva gr. op-ao gehort ags. 2. sg. ear-d ar-d ear-t cdu bist3 pi. ear-un ar-on mit ar- = idg. *f-. Zur Bedeutung vgl. gr. op-u)p-a, das in spaterer Zeit auch den Sinn cich bin3 hatte. Uber die 2. sg. s. § 990, 3. Anm. Wegen Idg. Forsch. I 81 bemerke ich, dass germ, ar- wahrscheinlich nicht Perfectstamm war. Ale solehen hatte man or- zu erwarten. Einige andre Prasentia mit 'nebentoniger3 Tiefstufe erschliesst v. Fierlinger Kuhn's Zeitschr. XXVII 436 fF. aus themavocalischen Formen mit auffallendem Wurzelvocalismus. So setzt er fiir das zu W. per- (in gr. itepdcu) cdringe durch3 u. s.w.) gehorige got. far a cfahre3 eine altere Prasensstammform *pf- an, 1. pi. *pf-mes (vgl. ai. 2. sg. par-si). 510. Baltisch-Slavisch. Zu idg. *ueid-mi csehe3 gehoren lit. veizd-mi und die Imperativformen lit. veizdi veizd aksl. vizdi, diese Imper. mit unurspriinglichem starken Stamm und die aksl. Form mit z fiir z, s. § 493 S. 888, § 949. 962.
910
Die Praaensstamme. Classel: ai. ds-ti.
[§510.
Sieher eine junge Neubildung ist lit. pa-vyzdmi fiir und neben pa-vydziu ^nvideo3 (vgl. § 511). Idg. *es-mi cbin3, S. § 493 S. 888. Die im folgenden anzufiihrenden lit. Formen sind iiber verschiedne Dialekte zerstreut. 1. sg. lit. es-ml aksl. jes-mi; durch Heriibernahme des Ausgangs -u der themavocalischen Verba entsprang lit. esmu (wie lett. esmu preuss. asmu), wozu dann wieder ein 2. sg. esmi gemacht wurde nach sukt: suJcu. 2. sg. lit. esi (preuss. assai asset asse essei) aksl. jesi, s. § 991. 3. sg. lit. es-ti es-t (preuss. ast est) aksl. j'es-tu. In der 1. 2. pi. mag schon in urbalt.-slav. Zeit es- fiir s- eingetreten sein: lit. es-me es-te (preuss. asmai, astai asti estei) aksl. jes-mu jes-te. Part, preuss. -sins dat. -sentismu: vgl. lat. -sens und gr. dor. SVT-S? (S. 886 Fussn. 1). — *s-o- in aksl. 3. pi. sqtu part. lit. sqs sanczio aksl. sy sqsta. *es-o- in lit. 1. sg. esu 1. pi. esame 2. pi. esate part. esqs. Ob lit. opt. (Permissiv) 3. sg. tese cs\i> als te-se (vgl. preuss. 2. pi. opt. sei-ti) oder als t-ese aufzufassen ist, bleibt unklar. Mit Augment urbalt.-slav. *es-o-m etc.: im Aksl. in den Imperfecta wie nese-achii -ase -ase pi. -achomu -asete -aohq, woneben auch noeh unthematisch 2. pi. -as-te (wie auch im Du. -asta -aste neben -aseta -asete) vorkommt, s. §903; im Lit. drang der prateritale Anlaut e- in das Prasens ein, esu esi esa esame esate part, hqs, s. § 480 S. 863. — Uber die von der W. der ai. ir-te av. are-sva gr. op-top-a ags. ear-d kommende lit. 3. sg. yrd s. J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXV 595 f. Von W. ed- cessenJ lautete das Prasens seit urbalt.-slav. Zeit *ed-mi, von dessen e § 480 Anm. S. 863 £, § 494 S. 890 gehandelt ist. Lit. sg. 1. e'mi cfresse' 3. esti est pi. 1. erne 2. este du. 1. edva 2. esta (iiber die Formen edmi edme s. I § 547 S. 402f.); aksl. sg. 1. jami 2. Jasi d.j'astu pi. 1. j'amu 2. j'aste 3. jad-etii (iiber 1. du. Jane fiir *Jadve s. I § 547 Anm. 3 S. 403). — Daneben thematisch lit. edu edi u. s. f., preuss. opt. 2. pi. idaiti aksl. part, jady jadq'sta. Andre Prasentia dieser Classe treten entweder nur im Bait, oder nur im Slav, auf:
§511.]
Die Prasensstamme. Classe I: ai. ds-ti.
911
511. Im L i t a u . gibt es eine stattliche Anzahl von Prasensformen dieser Classe, aber fast alle erscheinen nur in einzelnen Person en, besonders in der 1. und 3. sg., und ein Theil von ihnen beruht auf jungem Ubertritt in diese Classe (vgl. § 496 S. 891 f.). Zusammenstellungen der mi-Foxiaen bei Schleicher S. 250 ff., Kmschat S. 304 ff., Bezzenberger Beitr. zur Gesch. d. lit. Spr. 198 ff. (aus den Mundarten kommen noch einige hinzu). Wir beginnen mit solchen Formen, die als aus uridg. Zeit iiberkommen gelten diiifen. pa-velmi cich will3 3. sg. pa-velt, reflex. 1. sg. velme-s: ai. d-vr-ta u. s. w., s. § 493 S. 887. ei-mt cgeheD: ai. e-mi u. s. w., s. § 493 S. 887 f. 2. sg. ei-si 3. sg. ei-ti ei-t. Die starke Stammform ist in den Plur. verpflanzt: 1. ei-me 2. ei-te; fiir letzteres im Hochlit. eiste nach der Analogie von este: erne, duste : dume. Als alte Injunctivformen haben zu gelten ei cer gehe3 (te ne ei cer gehe nicht3) ei-me classt uns gehen3 (du. ei-vd). Imper. ei-k = lat. I (§ 957). Im Indie, jetzt meist ei-nu nach Cl. XIII (§ 615). Preuss. 2. sg. ei-sei 3. sg. ei-t 1. pi. ei-mai. Part. lit. ent- cgehend3 (in alteren Drucken) war wol aus *i-ent- entstanden und zwar zunachst in Compp. mit consonantisch schliessenden Prafixen wie isz-ent(I § 147 S. 132), vgl. S. 886 Fussn. 1; doch ware auch Hervorgang aus *ie-nt- nach Cl. X denkbar, s. § 593. — *{-o- scheint im preuss. opt. 2. sg. jeis 2. pi. jeiti vorzuliegen. lek-mi cbleibe3 3. sg. Wk-ti Uk-t: ai. 2. du. rik-tam 2. sg. med. rik-tlias, W. leiq- linquere'. rdudmi 'wehklage' (lautgesetzlich *raumi, I § 547 S. 402): av. 3. sg. med. raosta mit unregelmassiger starker Stammform (vgl. § 499 S. 897 f.), W. reud- 'rudere*; vgl. auch ai. rodi-ti pi. rudi-mas § 574. deg-mi cbrenneJ: ai. 2. sg. dhdksi, s. § 493 S. 889. sedmi csitzeD 3. sg. sest 1. pi. refl. sedme-s: ai. 2. sg. sdt-si, W. sed- csedereJ, s. § 494 S. 890. jus-mi 'giirte3 (neben jusiu): av. 3. sg. yas-ti, Stamm jos-. Vgl. § 656. Brugmann, Gnmdriss. II, 2.
58
912
Die Prasensstamme. Classe I : ai. ds-ti.
[§511—512.
Die Imperative de-k clege3 (zu inf. de-ti, W. dhe-) und du-k 'gib3 (zu inf. du-ti, W. do-), von denen der letztere zu lat. ce-do zu stellen ist, zeigen denselben Bildungstypus wie ei-k ( = lat. I). Alit. du-di du-d cgibD wol = *do-dhi. S. I § 547 Anm. 1 S. 402, II § 546. 957. 962. Von den andern Prasentien dieser Art, denen ausserhalb des Baltischen nichts entspricht, mogen noch erwahnt werden: bar-mi 'schelte3 3. sg. ap-iart, W. bher- (lat. ferio), bar- aus *bhr-\ snek-ti ces schneit', W. sneigh-; meg-mi ^schlafe3 3. sg. mekt 2. pi. mekte; rdug-mi criilpse', W. reug- (gr. epEoyojxai) *) ; serg-mi cbehiite, bewache^ 3. sg. serkti; kos-mi 'huste3 (ai. kas-a-te). Bei alien diesen Verben hat das Litauische neben dieser Prasensformation noch eine gleichbedeutende andre, die im Hochlitauischen meistens die allein iibliche ist. Sicher ist es nun kein Zufall, dass bei so vielen Prasentia dieser »w-Classe die Nebenform ein wurzelbetontes Verbum auf -iu (1. pi. -i-me Cl. XXVI § 727) ist, wie sedziu, sergiu, kosiu, zydiiu [zydmi 'bliihe3), cziaudziu (czidudmi 'niese'), stoviu (stovmi cstehe5), merdziu (merdmi liege im Sterben3) u. s. w. Bei diesen Verben auf -iu fielen die 2. und die 3. sg. lautgesetzlich zusammen (2. sg. -i aus *-ii, 3. sg. -i aus *-i-t), und es ist wahrscheinlich, dass das Streben, diese beiden Personen auseinanderzuhalten, bei den meisten Verben dieser Art erst die themavocallosen Formen ins Leben rief. Etwa nach altiiberkommenem sest(i) [sedmi] neben sedziu schuf man serkt(i) u. s. w. Man beachte noch tenk-ml fiir tenku creiche aus3 (praet. tekau inf. tekti) sowie die zu gelbmi chelfe' 3. sg. gelbt{i) {gelpt{i)) gehorige 2. pi. gelbste (gelpste), deren s mit dem von ei-s-te § 511 S. 911 zu vergleichen ist. 512. Slavisch. Ohne Parallele im Lit. ist nur das § 493 S. 888 erklarte sq-tu cinquitJ. 1) Aus der Aussprache riaugmi schliesst Wiedemann Das lit. Praet. 186 auf Gf. *reug-mi (vgl. § 494 S. 890), was unsicher ist.
§513.]
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhar-a-ti sphur-d-ti.
913
Classe II: die W u i z e l mit angefiigtem t h e m a t i s c h e n Vocal als Prasensstamm. 513. Diese Classe, seit uiidg. Zeit die starkste von alien Prasensclassen, zerfallt in zwei Abtheilungen, je nachdem die Wurzelsilbe den Wortton hatte oder der thematische Vocal. In jenem Falle war die Wurzelsilbe hochstufig (1. Hochstufe in der e-Reihe), in diesem tiefstufig, z. B. (A) *bheudk-o- = ai. bbdh-a- gr. ITEUU-O- {bodh-a-tiTCsuft-o-jxai.Ttsud-s-a&ai), (B) *bhudh-6- = ai. budh-d- gr. n:u8-d- (budh-d-nta I-UU&-S-TO TIO9E-a&ai), von W. Iheudh- cwachen, aufmerken, erfahren3. Die beiden Typen treten im Indicativ oft bei derselben Wurzel auf, namentlich oft im Arischen und Griechischen. Ausser dem genannten Beispiel vgl. noch ai. tdr-a-ti : tir-a-ti cuberschreitet3, kdrs-a-ti : Jcrs-d-ti "went, pfliigt3, sdrp-a-ti 'kriecht3 : d-srp-a-t; gr. att. rpsTc-co : dor. Tpair-w (fur *Tpom-(o) c wende 3 , XSI'TT-U) c lasse' inf. A.SITT-SIV : s-Xiu-o-v inf. Xnr-stv, s^-m
h a b e inf. s^-siv : e-oj(-o-v
inf. O/-ETV; lat. Ic-o : ic-o, rud-o (ahd. riugu) : rud-o W. reud-1);
got. veiha ckampfe3 urgerm. *uei%-o : aisl. veg cbezwinge:> urgerm. *tdj-6, got. trud-a "'trete3: ahd. trit-u; aksl. der-q creisse, schinde*: cech. dr-u serb. -dr-em, aksl. zid-q cwarte3 (lit. geidziu) : zid-q,
lit. melz-u cmelkeJ : aksl. mluz-q. Haufig sind die beiden Bildungsweisen iiber verschiedne Sprachzweige vertheilt, z. B. von W. dhreuah- cschadigen, triigen3 zeigt das Arische nur *drugho-, ai. 2.sg.druh-a-s u.a., das Germanische mn:*dhreugho-, ahd. triugu. Urn zu ermitteln, in welchem geschichtlichen Verhaltniss die beiden Typen zu einander standen, hat man zwei Thatsachen in Betracht zu ziehen. Erstens, dass im Arischen und im Griechischen haufig der Typus B aoristische Actionsart ausdriickte im Gegensatz zu A mit prasentischer Actionsart2). 1) Ich setze hier voraus, dass ico aua *ejco, rudo aus *roudo *reudb entstanden war. Sicher ist das nicht, denn i und u konnten auch idg. I und u gewesen sein. 2) Der Typus B zeigt auch gegenuber andern Prasenstypen ale A die aoristische Bedeutung, z. B. ai. dchida-t lat. sddi-t (§ 528) gegenuber ai. chindt-ti opt. chinde-ta lat. seindo. 58*
914
Die Prasensatamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
[§513.
Zweitens, dass der Typus A, in Verbindung mit Indicativformen der Cl. I, seit uridg. Zeit conjunctivische Functionen hatte, wahrend B oft neben den Indicativformen von Cl. I auftritt, ohne sieh von diesen in der Bedeutung zu unterscheiden, s. § 493 ff. Wie diese Thatsachen zu deuten sind, ist bis jetzt noch unklar. NUT SO viel darf als wahrscheinlich gelten, dass unser Typus A die indicativische und die conjunctivische Bedeutung von allem Anfang vereinigte (vgl. § 489 S. 883 f., § 578. 910). A n m. Man hat, auf das haufige Vorhandensein der Typen II A und II B bei demselben Verbum Gewicht legend, mehrfaeh angenommen (Fick, Paul u. a.), dass die paradigmatische Doppelheit z. B. bh4y,dh-o- bheudh-eund bhudh-6- bhudh-e- aus einem Paradigma in der Weise entsprungen war, dass eine durch den wechselnden Accent entstandne Verschiedenheit der Formen, *bheudh-o-, aber *bhudh-i- (z. B. 1. pi. *bheudh-o-mos, aber 2. pi. *bhudh-e-te), nach zwei Seiten hin ausgeglichen wurde (z.B. 2. pi. *bhiudh-e-te neben alterem *bhudh-e-te nach *bheudh-o-mos, umgekehrt *bhudh-6-mos neben alterem *bheudh-o-mos nach *bhudh-i-te u. s. w.)1). Dieser Process musste bereits im Uridg. abgeschlossen gewesen sein, weil damals schon bei einer Anzahl von Wurzeln sieh mit dem Typus *bhudho- der Sinn der aoristisehen Actionsart und mit dem Typus *bhiudho- der conjunctivische Sinn fest verbunden hatte. Man hat zur Erklarung des Doppeltypus I I A und I I B auch den Tonwechsel im ind. praes. des Balt.-Slavischen herangezogen, z. B. lit. vedu vedl veda etc. Indessen ist die urbalt.-slav. Accentuation des Verbums, auf die es ankame, noch nicht aicher ermittelt; fest steht nur, dass die i. sg. Schlussbetonung hatte, lit. vedu mkii = russ. vedu shu. Und wenn die Betonung auch sehon damals eine innerhalb desselben Paradigma's wechaelnde war, so ist doch nicht abzusehen, wie man zeigen konnte, dass sie altertumlicher war als die altindische.
Dieselbe Doppelheit wie Cl. II zeigen Cl. XIII, z. B. gr. OT/Xoixai : pcotafim (§ 607), und Cl. XXVI, z. B. ahd. wirk(i)u : got. vaurkja (§ 705). Auch hier liegt der Ursprung der Ablautsverschiedenheit im Dunkeln. 1) Solche Ausgleichung ware nicht auffallend. So ist aus lat. vindico -us -at etc. im Altfranz. lautgesetzlich venge venches venchet vengons vengiez venehent geworden und daraus einerseits venge venges venget vengons vengiez vengent, anderseits venche venches venchet venchons venchiez venehent (Neumann Zeitschr. f. rom. Phil. XIV 562).
§514.]
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
915
514. Classe II A: die W u r z e l s i l b e ist betont u n d hochstufig. Solche Foimen, die zugleich in indicativischer und in conjunctivischer Bedeutung auftreten, wie indie, ai. dy-a-te lat. eo eunt, conj. ai. dy-a-ti dy-a-t (zum indie. S-ti), sehe man § 493ff. Hier beschranken wir uns auf Nennung von o-Formen mit indicativischer Function. U r i d g . bher-o ctrage3 3. sg. *bher-e-t(i) : ai. bhar-ami bhdr-a-ti, armen. ber-em (§ 978) bere aus *ber-e-ti (I § 483 S. 359), gr.
bair-a bair-i-p, aksl. ber-e-tu; praet. 3. sg. *e-bher-e-t: ai. d-bhar-a-t, annen. e-ber, gr. I-cpsp-s; imper. 2. sg. *bher-e : ai. bhdr-a, armen. ber, gr.
pldv-a-te, gr. n\£(f)-(o, lat. 3. sg. *plov-i-t (imperf. plovebat Petron., inf. per-plovere Fest.), aksl. 3. sg. plov-e-tu. *uert-o Verto3: ai. vdrt-ami, lat. vert-o, got. vairp-a. *leidgh-o: ai. 3. sg. med. rqh-a-te cbeeilt, beschleunigt3, air. lingid cspringt auf3 (R. Schmidt Indogerm. Forsch. I 48ff. 76), ahd. gi-lingu c habe guten Fortgang, Erfolg3. *nes-e-.tai: ai. nds-a-fe cgeht liebevoll heran, gesellt sich zu einem3, gr. vs(o)-e-rai ckehrt heim3, got. ga-nis-a cwerde gerettet, komme davon, genese3. *geus-b ckoste, priife, geniesse3: ai. jos-ami gr. yEo-to Ysu-o-jxai (vgl. Verf. Gr. Gr. 2 S. 31), got. kius-a. *uegh-o Veho3: ai. vdh-ami, gr. pamphyl. imper. /s^-i-tu^?), lat. veh-o, got. ga-viga, lit. vez-u aksl. 3.sg. vez-e-tu. *seq-e-tai cist zusammen mit, folgt3: ai. sdc-a-te, gr. sTi-e-xai, lat. sequ-i-tur, air. sech-idir (schwaches Verbum geworden), lit. sek-u. *peq-o 'koche3: ai. pdc-ami, lat. coqu-o aus *quequ-o *pequ-o (I § 336 S. 270), aksl. 3. sg. pec-e-tu. *dg-o ltreibe, fiihre3: ai. dj-ami, armen. ac-em, gr. ay-to, lat. ag-o, air. ag-itn, aisl. inf. oka. tlber Prasensformen mit idg. e statt e, wie gr. (jnj8-o-|xai lit. beg-u ai. skh-dmi marj-ami s. § 471 S. 851, § 480 Anm. S. 863 f., § 494 S. 890. Zu ihnen gehoren vielleicht auch die
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Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti. [§ 514—517.
westgerm. 2. sg. praet. wie ahd. ma^i ags. mcete cmassest3 (gr. med. I-[XT(oeo -ou), ahd. a^i cassest3 (lit. ed-u cesse3, doch vgl. auch die augmentieiten ai. ad-a-s gr. y\d-s.-c), s. § 893. 515. Arisen. Ai. bhdr-a-ti cfert3 av. baraiti, praet. 3. pi. ai. d-bha-ra-n av. bar-e-n apers. a-bar-a: armen. ber-em etc., s. § 514 S. 915. Ai. ndm-a-ti 'beugt3 av. nemaiti, W. nem-. Ai. ndy-a-ti cfiihrt3 av. nayeiti apers. praet. 1. sg. a-nay-a-m. Ai. cydv-a-te cregt sich, riihrt sich3 av. savaite apers. praet. 1. sg. a-siyav-a-m: gr. aol. asou>, W. qieu-. Ai. pdrd-a-fe cfurzt3: gr. irepS-e-rai, ahd.Jirz-u, lett. perd-u. Ai. %qs-a-ti csagt feierlich auf, preist3 av. saidghaiti gap. setaghaiti cspricht, lehrt3, W. kens-. Ai. pTaet. d-bandh-a-t cer band3 av. bandaiti: got. bind-a, W. bhendh-. A. bhid-a-ti cspaltet3: got. beit-a 'beisse3, W. bheid-. Av. snaez-aiti ces schneit3 (I § 454 S. 337): gr. vei
§517—519.] Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
917
Anm. Ob dag i von gitem 'ich weiss' idg. ei war, wonach dies Verbum mit ai. ved-a-te gr. eio-e-tai zu verbinden ware, oder idg. o% wonaeh es Umbildung dee Perfects (gr. oI8o) ware, ist wol trotz Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 94 f. nicht zu entscheiden. Die Bedeutung beweist nicht perfectischen Ursprung.
518. G r i e c h i s c h . 8ep-(o^chinde5: got. ga-taira ahd. zir-u zeiteisse, zerstore5, aksl. der-e-tu 'zerreisst3. arsv-io cjammere, bejammere 5 : ai. stan-a-ti c donneit, briillt3. pe(/)-ei pel 'fliesst3: ai. srdv-a-ti. &£(/)-(!> laufe 3 : ai. dhav-a-te cstr6mt, fliesst" (iiber dhdv-a-ti s. § 480 Anm. S. 863). Tspit-u> c sattige, eifreue': ai. tdrp-a-ti. ajjiXy-to 'melke 3 : ahd. milck-u, lit. meiz-u. ei'8-o-fi.ai c scheine, gleiche 3 : ai. ved-a-te. irst'0-w c rede einem zu3: lat. fld-o, got. heid-a ^rwarte'. su-u> cbrenne:> ion. su-u> (vgl. Verf. Gr. Gr. 2 S. 31): ai. 6s-a-ti, lat. ur-o, W. eus-\ sow aus *s.oho wie siTtojjLTjV aus *S/;STTO[I.7]V s. § 478 S. 861. epsu&-w crote, mache rot3: aisl. ryd (inf. rjoda), W. reudh-. aTe~(-a> c bedecke J : ai. sthag-a-ti (Grammatiker), lat. teg-o. s^-to Tialte, habe 1 : ai. sdh-a-te c bewaltigt 3 (iiber sah-a-ti s. § 480 Anm. S. 863). Cs-w csiede, sprudle 3 : ai. a-yas-a-t, ahd. jis-u gis-u, W.j'es-. ai9-to "^brenne1, W. aidh- (I § 93 S. 88, §318 S. 260). TTJZ-W cschmelzeD dor. raz-o). Xrfl-w ch6re auf3, W. sleg- (I § 565 S. 424). Da die PTaterita s-fsvojAYjv cich wurde 3 I&svov cich hieb' siAov cich ergriff, nahm 3 aoristische Function hatten, so accentuierte man die Formen des verbum infmitum nach der Analogie von I I B : yevea&cu, SXOJV, OSVOJV statt *YSVso&ai, *sA.o>v, *&£V(uv. Bei den Aoristen STSXOV cich gebar, erzeugte3 und dor. lesb. ETisxov cich fiel3 (xsxetv,TCSTUJV)ist die Moglichkeit zu beriicksichtigen, dass sie von Haus aus zu I I B gehort und e fur s bekommen hatten (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. X V I I 109). Vgl. § 527. 519. I t a l i s c h . Lat. fer-o, vgl. umbr. conj. ferar 'man trage' ( f e r t u cfertoD aus *fere-tddt): ai. bhdr-a-ti etc., s. § 514 S. 915. cold aus *quel-o (I § 172, 3 S. 154): ai. cdr-a-ti cbewegt sich, wandelt 1 , gr. TCX-E-TOU 1st in Bewegung, versatur3 (fur TSX- nach der Analogie von I-irX-e-to u. dgl., s. I § 427 5 mit Anm. 1 S. 316), W. qel-. Lat. sorio (inf. sonere) aus *suen-o c (vgl. cold): ai. svdn-a-ti rauscht, erklingt 3 . trem-d: gr. Tp£[x-w
918 c
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhar-a-ti sphur-d-ti.
[§519—520.
zittre3 (vgl. § 488 S. 882). ex-uo aus *-ouo *-eu-o (vgl. umbr. an-ovihimu cinduimino3 § 716): aksl. iz-ovetu legt Fussbekleidung ab3 aus *-eu-e-t[u). serp-o: ai. sdrp-a-ti gr. epir-ei ckriecht3. deic-o dic-b, umbr deitu teitu cdicito3 (I § 502 S. 370), vgl. auch osk. deicans cdicant3: got. ga-teiha czeige an, verkiindige3, W. deik-. Lat. niejo wahrscheinlich aus *meiho (I § 389 S. 295, § 510 S. 376): ai. meh-a-ti av. maezaiii, armen. miz-em, ags. m*j-e, W. meigh-. douco duco aus *deuk-6: got. tiuh-a cziehe3 W. deuk-. ed-o: gr. 18-co got. it-a (iiber lit. ed-u § 480 Anm. S. 863f.). tex-o: ai. tdks-a-ti czimmert, verfertigt3; wegen gr. TSXTIDV daTf das Prasens nicht als *tek-se-ti zu Cl. XX gezogen werden, s. I § 554 S. 409 f., Kretschmer Kuhn's Zeitschr. XXXI 433. Lat. ag-o, umbr. aitu aitu osk. actud cagitoD (I § 502 S. 370): ai. dj-a-ti etc., s. § 514 S. 915. Lat. scab-o: got. skab-a 'schabe3 (I § 346 S. 274). 520. K e l t i s c h . Da die Scheidung der ir. Prasentia nach I. und III. Conjugation [o- und jo-Flexion) bei dem Umstand, dass die meisten Verba zwischen beiden Conjugationen schwanken, mehr ein ideales Schema als praktisch durchfuhrbar ist, so ist die urspriingliche Zugehorigkeit der im folgenden aufgefuhrten Prasentia zu unsrer II. Cl. nicht durchaus sicher. Air. -biur ber-im ctrage, bringe3: ai. bhdr-a-ti etc., s. § 514 S. 915. cel-im chehle3: ahd. hil-u chehle3 (zweifelhaft ist, ob lat. oc-culo hierher, aus *-celb, oder zu IIB). mel-im cmolo3, W. mel- (aksl. mel-jq inf. mle-ti). con-dercar cconspicitur3: ai. d-dars-a-t etc., s. § 517 S. 916. reth-im laufe3: vgl. lit. rit-u c rolle3 nach IIB. e-rig (mir.) imper. crichte dich auf, steh auf: gr. opsy-co crecke3, lat. reg-o. lengim cspringe3 (3. sg. lingid): ai. rqh-a-te etc., s. § 514 S. 915. scendim (mir.) 'springe3, ncymr. cy-chwynnaf^springe auf, urkelt. *skuend-: scheint zu ai. skdnda-ti cspringt3 lat. scando zu gehoren, doch sind die Vocalverhaltnisse nicht klar (vgl. Kretschmer Kuhn's Zeitschr. XXXI 379, R. Schmidt Indogerm. Forsch. I 75 f.). tiag-im cgehe3: gr. aTst)(-o) cgehe3, got. steig-a csteige3, W. steigh-. fed-im cfuhre3: lit. ved-u cfiihre3 aksl. ved-e-tii, W. uedh-. tech-im cfliehe3:
§520—522.] Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti. 919 ai. tak-a-ti lauft, stiirzt, schiesst3 (Grammatiker), lit. tek-u laufe, fliesse3 aksl. tec-e-tu lauft, fliesst\ can-im csinge3: lat. can-o. 521. G e r m a n i s c h . Got. ga-taira ahd. zir-u czeireisse, zerstore': gr. 8sp-a> etc., s. §518 S. 917. Ahd. brim-u cbrumme3: lat. frem-o (vgl. Osthoff Morph. Unt. V 93 ff., Per Persson Stud, zui Lehre von der Wurzelerweiterung 288). Got. ga-pairsa c dorre 3 : gr. rspa-c-xou ctrocknet3. Ahd. wirr-u Verwirre, verwickle 3 (fiir *wirs-u nach der Analogie von gi-worran u. dgl., wo -rr- aus -rz- hervorgegangen war, vgl. I § 582 Anm. 1 S. 437): lat. verro aus *vers-o (auch vorro). Ahd. smilz-u c schmelze, zerfliesse3: gr. fiiAS-s-rai. cschmilzt, zerfliesst3. Got. hind-a ahd. bint-u c binde 3 : ai. d-bandh-a-t, W. bhendh-, s. § 515 S. 916. Got. leilw-a ahd. lih-u 'leihe 3 : gr. kzuz-ut lit. lek-ii classe3, W. leiq-. Ahd. sihu cseihe3: ai. sec-a-te cgiesst3, W. seiq-. Got. vis-a ahd. wis-u c bleibe, verweile 3 : ai. vds-a-ti c weilt, wohnt3. Got. qip-a ahd. quid-u csage, spreche3. Got. skdid-a ahd. sceid-u c scheide3, W. skhait- skhaid- cscindere3-l) Got. duk-a c mehre, vermehre mich3, W. attg-. Got. let-a ahd. la%-u classe3: vgl. gr. ATJOS'IV • xoTrtav, xsx[j.7]xsvai Hesych (Siitterlin HabilitationsThesen S. 3) und lat. lassu-s; das d von led- war vielleicht Wurzeldeteraiinativ (§ 699). 522. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. gen-u ltreibe3, aksl. c 3 zen-e-tu treibt : ai. han-a-ti av. janaiti "schlagt, todtet3 (§498 Aksl. S. 893), gr. I-&SV-O-V Ssv-eTv c hauen 3 (§ 518 S. 917). pije-tu pije-tu c trinkt 3 (inf. pi-ti) wahrscheinlich aus *pei-e-ti (vgl. poji-ti 'tranken 3 ): ai. pdy-a-te cschwillt, strotzt3, vgl. § 535. Aksl. slov-e-tu cheisst3 aus *slev-e-tii: gT. xXs(/)-s-tai c celebratur3, W. kleu-. Lit. kert-u c haue 3 : ai. kartati cschneidet3 (fiir *cart-a-ti nach krt-a- krnt-a- u. a.), W. qert-. Aksl. brezetu c sorgt, pflegt3 aus *berg-e-tii (I § 281 S. 226, § 464 S. 342): got. bairg-a 'bewahre, erhalte 3 ahd. birg-u cberge3, W. bhergh-. Lit. bred-u 'wate3, aksl. bred-e-tu cwatet3. Lit. velk-u 'schleppe, 1) Nicht sqhait-, wie I § 553 S. 408 angesetzt worden ist. S. Hubschmann Zeitachr. d. d. deutsch. morgenl. Ges. XXXVIII 424 f., Burg Kuhn's Zeitschr. XXIX 367.
920
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-U sphur-d-ti. [§ 522—523.
ziehe3, aksl. vleh-e-iu cschleppt, zieht3 (wie brezetu s. o.): gr. SAx-co 'schleppe, ziehe3, W. suelq- uelq-. Lit. les-u cpicke3: got. lis-a clese3. Lett, strig-u csinke ein3 (— lit. *streg-u), aksl. siriz-e-tu cscheert3: ahd. strihh-u cstreiche3, W. streia-. Lit. leh-u classe3: gr. Asm-to etc., s. § 521 S. 919. Aksl. zid-e-tii Svaitet': vgl. lit. geidziu Veilange nach3 (Cl. XXVI). Aksl. bljud-e-tu cbeachtet3: ai. bodh-a-ti etc., s. § 515 S. 916. Lit. deg-u Ibrenne3, aksl. zez-e-tu cbrennt3 aus *geg-e-tu und dieses aus *deg-e-tu (vgl. russ. iz-gaga ^odbiennen3)l): ai. ddh-a-ti 'brennt3, W. dhegh-. Lit. pesz-it, 'raufe3: gr. irsx-w crupfe, zupfe1. Lit. kos-u chusteD: ai. kas-a-te 'hustet3. 523. Classe IIB: d e r t h e m a t i s c h e Vocal ist b e t o n t , d i e W u r z e l s i l b e tiefstufig. Diese Classe kann als aus Cl. I durch Antritt des thematischen Vocals an deren schwache Stammform hervorgegangen betrachtet werden, s. § 491 S. 886. U r i d g . *grr-6 Verschlinge' 3. sg. *grr-e-t(i), W. ger-: ai. gir-ami gil-ami, aksl. zir-e-tu. *mll-6- von W. mel- ^ermahlen" (air. melim nach II A; § 520 S. 918): aimen. mal-em czerstosse, zerquetscheJ, lat. mol-o, ncymr. mal-qfcmahle, zermahle'. *gmm-6*gm-6- von W. gem- cgehen, kommen' (got. qim-a): ai. opt. gam-e-t av. gem-a-p -(m-a-J) apers. med. a-gm-a-ta, ahd. cum-u (I § 227 S. 195); ob lat. conj. ad-venat (fiir *-vem-a-t nach venio -ventu-s, s. I § 207. 208 S. 175f.) und osk. indie, kumbened cconvenit3 {-n- fiir -m- wie im Lat.) hierher oder zu IIA gehorten, ist unklar; — daneben idg. *qem-ti § 493 S. 887. *nnn-6- von W. uen- cgewinnen, lieben3: ai. opt. 1. pi. van-i-ma (conj. van-a-ti), got. un-vunands csich nicht freuend3.2) *%m-6von W. nem- cnehmen3: lat. emo, lit imu aksl. imq, s. I § 219 1) Hiernach ist I § 379 Anm. S. 289 zu verbessern. Schwerlich hat man mit Miklosich (Etym. Worterb. 407) 'iegq von degic zu trennen. mit Formen wie kunnum = idg. 2) Der Vergleieh von un-vunands *gn~nu-mfe (§ 646) zeigt, dass n, m nach n m als consonantische Ubergangalaute schwacher articuliert waren als da, wo sie diese Rolle nicht spielten. Man schriebe also genauer *unH-6-, wie man auch genauer z. B . idg. *VhuH.-o- ( = ai. bhuv-a-t) *duHd ( = gr. SOID) als *bhuu-o- *duu-o schriebe. Vgl. urgr. *hek"etai = fexai und *(h)ikiios = ITTT
§523—524.] Die Prasensstamme. Classell: ai. bhar-a-ti sphur-d-ti. 921 Anm. 2 S. 189, § 238 S. 201, Solmsen Kuhn3s Zeitschr. XXIX 81, Bruckner Arch. £ slav. Phil. X 183 (anders Fick Wtb. I 4 363, Wiedemann Das lit. Praet. 118). Hhuu-6- Hhu-6- von W. bhey,- weTden, sein3: ai. 3. sg. a-bhuv-a-t bhuv-a-t (zum Accent § 525) av. 3. sg. bv-a-fi 3. pi. bun d. i. buv-e-n, lat. aor. fperf.) fui-t (hierzu conj. osk. fuid = *fu-e-t und alat. fu-a-s) fut. -bo -bunt aus *-fu-o- (§ 899) osk. ind. aor. aa-mana-ffed 'mandavit3 = av. bv-a-p (§ 874. 899), air. no charub aus *cara-b[u)d (cara-1 § 899), aksl. 3. pi. inj. bq aus *bu-o-nt (§ 727); nicht sichei ist, dass gr. cpuw hierher gehort, da es auch auf *cpo-uu zuiiickfiihrbar ist (vgl. aol. (poi'cu § 527 Anm., § 707). *qrt-6von W. qert- 'schneiden3: ai. d-krt-a-t, aksl. crit-e-tu. *drk-6von W. derk- csehen3: ai. 3. pi. a-dfs-a-n opt. drs-e-t, gr. £-8pax-o-v inf. 8paz-stv. *ml§-6- von W. melg- cstrei£en, melken5: ai. mrj-a-ti cstreift ab, streicht ab, reinigt3, mir. blegaim cmelke', aksl. mluz-e-tu cmelkt\ *d/fyk-6- von W. dehlc- 'beissen': ai. dal-a-ti (zum Accent § 516 S. 916, § 525), gr. s-8ore-o-v (I §224 S. 194). *rud-6- von W. reud- ^lagen 3 : ai. rud-d-ti lat. rud-o ahd. 2. sg. piaet. ru^-i aus *rut-i-z (§ 893). *uid-6- von W. ueid-: ai. a-vid-a-t cer fand3 av. gap. vid-a-J), armen. e-git cer fand3, gr. i8-ov lesb. £-ui8-o-v cich sah3 inf. J8-sTv, inf. got. vit-an ahd. wiffi-an cwissen3. *s-6- von W. es- 'sein3: lat. s-u-m s-u-mus s-u-nt, part. gr. u>v lat. sows aisl. sannr lit. sqs aksl. sy, s. § 493 S. 888 f. *dh-6- von W. dhe- 'xiMvai: ai dh-a-t, lat. con-do, s. § 493 S. 889. Got. magan ckonnen3 part, magands, aksl. mogq ckann3, zu gr. ^-yoc, cMittel, Hilfe3 (•») = a), vgl. § 887. 524. Arisch. Ai. sphur-d-ti cst6sst weg, schnellt3, W. sper-; av. sparaiti kann ebenso gut hierher (vgl. I § 2 9 0 S . 234) als zu IIA gestellt werden. Ai. tir-d-ti tur-d-ti cdringt hinduTch3, W. ter~. 3. pi. r-a-nte, W. er- cin Bewegung setzen'. Imper. jn-a, W. gen- 'kennen3. Opt. san-e-t, W. sen- 'gewinnen3, vgl. I § 231 S. 198. ksiy-d-ti ksy-d-ti cweilt, wohut3. a-khy-a-t c er schaute3 (in Compp.), woneben khy-a- § 736. Opt. 1. pi. liuv-e-ma praet. d-hv-a-t von hu- canrufen3, W. gheu-. dhuv-a-ti c schiittelt3: war gr. %x>m copfre3 hiermit identisch oder aus *8u-iw entstanden? s. § 527 Anm. suv-d-ti sv-d-ti czeugt3. srj-d-ti
922
Die Prasensstamme. Classell: ai. bhdr-a-ti sphur-a-ti.
[§524—526.
'entsendet3, av. herez-aiti. Ai. bhrjj-d-ti cr6stet3 (perf. babhrdjja und babhdrjd): gr. cppuy-to lat. frig-b, idg. *bhrzg-e-ti oder *bhrzg-e-ti(vgl. Thurneysen Kuhn's Zeitsehr. XXX 353). d-vrt-a-t, W. uert-: war lat. vorto (neben verto) aus vorital. *urt-S entstanden? 3. pi. spurdk-d-n neben spdrdh-a-te cstreitet3, spurdh= *spfdh~, vgl. part, sprdh-and-s. 3. sg. (aoi.) bhrak-a-t cfiel' zu piaes. bhrqs-a-te. vis-d-fe ltritt ein, trifft ein3, av. vis-aite. Ai. d-sic-a-t cer goss aus3: ahd. s^-w cfalle nieder, tropfle3 urgerm. *slk6, W. seiq-. Part, dil-d-mana-s, W. dew-: vgl. aisl. fe<7# 'zeigen3 (neben ^/a == got. teihan IIA), bhuj-d-ti cbiegt, schiebt weg3, av. buj-a-p cthat weg': gr. I-cpuy-o-v cich floh' inf. cpuy-sw, ags. 5wj-e cbeuge mich3, W. bheuq- bheug-. Ai. 2. sg. druh-a-s, av. druzaiti, W. dhreugh- ctrugen, liigen3. Ai. guh-a-ti Verbirgt5 (zum Accent § 525) 2. sg. guh-a-s, av. med. a-guz-e. Von W do- "^geben3 ai. ada-t {a -\- a-d-a-t), av. 2. sg. opt. doi-s: lat. red-do, s. §493 S. 889. Von W. sta- cstehen3 ai. dstha-t av. a-xst-a-f, s. § 493 S. 890. Ai. -h-a-ti in ujha-ti liisst fahren3 aus *M^ -\-jhati, zu jd-ha-ti Verlasst3. 525. Viele Formen dieser Classe haben im Ai. den Accent von IIA bekommen, z. B. dds-a-ti W. denk-, gir-ami neben gir-ami (§ 523 S. 920), bhuv-a-t (S. 921), hrp-a-te "j'ammert3. Vgl. § 516 S. 916. Anm. Nach dem in I § 313 S. 254 und sonst gesagten musste es zweifelhaft erscheinen, ob z. B. ai. pac-a-ti ccoquit' ein urspriingliches *peq-e-ti (II A) oder ein ursprungliches *peq-e-ti (II B) mit lnebentoniger Tiefstufe' und nachtraglich zuruckgezogenem Accent war. Ich gebe Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 109 ff. Recht, der nur a als nebentonige Tiefstufe in Wurzeln von der Form peq- zulasst, also die ai. Prasentia wie pdc-a-ti zu II A zieht. Ein ar. *sid-d- = *sad-6- vonJW. sed- 'sitzen' vermutet Bartholomae S. 117 in av. hid-a-iti.
526. Armenisch. mal-em czerstosse3 W.mel-: lat. mol-o etc., s. §523 S. 920. barj-i'ich. hob3 (praes. barnam aus *barj-na-m): ai. brh-a-ti cstarkt, erhebt', W. bhergh-. e-git cer fand3 (praes. gt-anem): ai. d-vid-a-t etc., s. § 523 S. 921. e-UK cer verliess3 (praes. M-anem): gr. e-A«r-o-v inf. Atu-stv, W. leiq-. e-t'uM cer spie3 (praes. t'M-anem).
§527.]
Die Prasensstamme. Classell: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
923
527. Griechisch. Hier tritt der alte Betonungsunterschied zwischen IIA und IIB fast nur im verbum infinitum zu Tage, z. B. Xewr-siv : Aiit-sTv (vgl. I § 676 Anm. 1 S. 544). Doch veTkniipfte sich im Griech. dieser Accentunterschied so fest mit dem Bedeutungsunterschied der prasentischen und der aoristischen Actionsart, dass, wenn IIA-Verba zu aoristischer Function und IIB-Verba zu prasentischer Function kamen, ein Accentwechsel stattfand, z. B. einerseits -^v-e-aOai statt *YSV-So9ai (s. § 518 S. 917), anderseits ypacp-e-a8ai fAucp-s-a&ai statt *Ypacp-£-o9ai *-fAocp-s-ai}ca (vgl. § 775 Anm.). Im verbum finitum blieb der alte Accent von IIB in den wenigen Impeiativen wie to-s, s. § 958. Ob wir es in den Fallen, wo die Wurzelsilbe ihren syllabischen Wert in uridg. Zeit eingebiisst hatte, wie 3. sg. O)(-£-TO conj. o/-ui von W. segh-, noch mit dem alten Accent oder einem neu entwickelten zu thun haben, ist fraglich (vgl. I § 676 Anm. 1 S. 544). Anm. Der Umstand, der YP(*tPmv ypatpeiv fur *Ypatf«>v *ipavtX-i eintreten liess, veranlasste aueh in alien andern themavoealischen Classen mit urspriinglieh hochtonigem thematischen Vocal einen Accentwechsel, wenn diese als Imperfectprasentia fungierten. So ooixviuv statt *8ax-v(uv vgl. ai. gr-nd-ta (§ 611), xiimi statt *TINIUV *zivj-wv vgl. ai. r-nva-ti (fj 652), '(ax
u. s. w. vgl. ai. prtanu-yd-ti vasna-yd-ti arati-yd-ti gdtu-yd-ti vrsan-yd-ti adhvar-yd-ti. Bei diesen Denominativa kommt danetien noch folgendes in Betracht. Mit den Verba auf -era wie tpiXeoj waren seit urgriechischer Zeit die Verba der Cl. XXXII auf -ijp wie tpopeoi = ai. bhardydmi zusammengeflossen (§ 801), und noch ehe sich jenes Betonungsprincip nach Massgabe der prasentischen oder aoristischen Actionsart fur die thematischen Prasentia festsetzte, konnte sich *cfi).suw im Anschluss an cpopetuv in tptAecuv verwandelt und dann auf die Betonung der Verbalnomina andrer Denominativkategorien eingewirkt haben.
s-rrrap-o-v 'niesste 3 iiTap-eiv von W. pster-.
s-paX-o-v V a r f
1) Man beachte, dass auch der Circumflex dieser contrahierten nom. sg. masc. opoiv tpiXuW fur die Accentneuerung spricht. Denn bei alterer Betonung des thematischen Vocals miisste es *6piuv *cpiXdiv heissen wie EG aus ja
924
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
[§ 527.
(taA-sTv von W. gel-. s-rcX-s B-TZK-Z-XO cversabatur3 von W. qel-. s-Tafj.-0-v 'schnitt 3 rajx-stv von W. tern-. s-&av-o-v cstarb3 &av-sTv fiir *cpav-, zu I-Skvo-v von W. ghen- (I § 429 Anm. 1 S. 320): russ. znu c schneide ab3 aus *gm-q, s. § 534. E-XTOLV-O-V ct6dtete3 xtav-stv von xxsv-, neben 1. pi. e-xTa-ji.£v Cl. I § 502 S. 899. av-otyu) coffne3 aus *h-fi^-a>, vgl. horn, (u-iy-vu-vto und lesb. inf. 6-sty-rjV (§ 643). s-7u-o-v c trank 3 m-Etv neben TU-&I Cl. I; xAo-tu c hore3 neben x^o-Si Cl. I, § 498 S. 894 (vgl. W. Schulze Kuhn's Zeitschi. X X I X 240); die Hierhergehorigkeit solcher Stamme auf -t-o- -o-o- ist freilich nicht sicher, s. die Anm. f3p<xx-sTv ouvisvai ffassen3) Hesych.: ai. mrs-d-ti c beruhit, erfasst1. ypacp-w c ritze ein, schreibe3, W.gerph- (ags. ceorfan c schneiden, schnitzen' mhd. kerben 'kerben 3 kerve cKerbe5). Dor. Tpa7i-co cwende3 (att. xp£7i-(B IIA), att. s-tponr-o-v Tpair-sTv. xapcp-tu cziehe zusammen, done', zu lit. skreb-iii cwerde trocken3. s-Xax-o-v ct6nte, schrie, sprach3 Xax-sTv: lat. loqu-or (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 121). s-Ttad-o-v cerfuhr, erlitt3 ira8-EW, zu irevft-o?. l-Trt'9-e-To cliess sioh bestimmen, gehorchte, folgte3 iii&-s-a9ai, W. bheidh-; iiber got. us-bida (Rom. 9, 3) s. § 722. ix-e-afrai c ankommen 3 zu praes. ETX-OD. I-aTij(-o-v cstieg, ging 3 axi^-elv, W. steigh-. y^ucp-io cgrabe ein, giaviere 3 : ags. cluf-e ckliebe, spalte3 (ahd. chliub-u IIA); iiber lat. glub-o § 529. e--rcu&-E-To cerforschte3 Ttu9-£-a9at: ai. 3. pi. budh-d-nta, W. bheudh- (§ 513 S. 913). 7)Au&-o-v aor. 'kam 3 zu fut. IAEuaojj.ai. xu8-s cer barg3 zu X£u9-w. I-o}(-o-v c erhielt, hatte 3 aj(-sTv zu £'x-u>, W. segh-. e-TCT-e-To cflog3 TTT-i-a&ai zu •xii-z-xai. Part, jxax-tuv cbl6kend, schreiend3 zu Mit der Secundarendung der 2. sg. med.: i-^-i-%f\c, neben e-o^-s-ro; ippsftyj? sEpsftyj^ d. I. *e-iir-e-thes von W. tier- sagen (sl'po)), s. § 589. Ob gerade diese Formen zu den alten Musterformen gehorten, an denen sich der Ovjv-Aorist entwickelte, bleibt freilich zweifelhaft; -tlies scheint urspriinglich nur den themavocallosen Stammen angehort zu haben (§ 1047, 2). Anm. Sehwer einzuordnen sind die Formen auf -tro -IO-V und -uto -uo-v, neben denen ofters Formen mit i und u erscheinen. An sich ist uberall die Annahme des Suffixes -%o- (Cl. XXVI) moglich, dessen -%- inter-
§ 527—528.]
Die Prasensstamme. Classe I I : ai. bhdr-a-ti
sphur-d-ti.
925
vocalisoh ausgefallen ware, und notwendig ist diese Annahme fur die Formen wie lesb. ctuuu (I § 130 S. 119). Wegen mojAai Trte[x£v neben rAopai eniov vgl. ai. pi-yd-te, wegen 8uu> neben ftbw vgl. ai. dhu-yd-te, wegen Xucu neben XUOJ vgl. aisl. ly-ja 'zerstoren, zerquetschen 1 (s. § 707 und Osthoff Morph. Unt. IV 12 ft.), x und u konnen aber auch aus Formen von Cl. I herubergenommen sein, indem Prasentia dieser Cl. in die thematieche Conjugation tibertraten, vgl. z. B. itl-£-|j.e^ gegeniiber 7it-&t, Xutu gegenilber XO-xo (auch Xu-xo. wegen X6cn vgl. lat. lud so-luo so-lvo),
528. Italisch. Lat. vol-o vol-u-nt, W. uel-, s. § 493 S. 8S7. mol-o: armen. malem etc., s. § 523 S. 920. tul-o altlat., W. tel-. -bo Futurausgang aus *bhu-o, s. § 523 S. 921. lu-o so-luo so-lvo: vgl. gr. Au-co lose' § 527 Anm. curro wol aus *cors-o, vgl. ac-cerso § 662. nivit (altlat.) aus *nigv-i-t (neben ningu-i-t Cl. XVI): gr. vfcp-si ces schneit' (neben vs^-st HA), air. snigid ces tropft, regnet3, W. sneiah-1). di-vido (umbr. v e t u Mividito5 II A, s. Verf. Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1890 S. 211), zu ai. vidh- cleer werden von, Mangel haben an1 praes. vindhd-fe Cl. XVI. rudo: ai. rud-d-ti, s. § 523 S. 921. sug-o: air. sug-im ahd. sug-u ags. suj-e suc-e aksl. susq ^sauge3; als W. ist seuk- seug- anzusetzen2). Lat. osk. s-u-m lat. s-u-mus s-u-nt, W. es-, s. § 523 S. 921. co-inquo wahrscheinlich aus *-in-squo, zu secare. pac-i-t alat. (neben pang-o Cl. XVI), W. pak- pag-\ tag-i-t alat. (neben tang-o Cl. XVI), vgl. te-tigi-t gr. TS-Tay-wv cfassendD Cl. VI (§ 564). Ferner gehoren wahrscheinlich mit ihrer 3. sg. und ihrer 1. pi. einige lat. Perfecta hierher, die urspriinglich themavocalische Aoriste waren. tuli-t tuli-mus, s. o. tulo. fidi-t Jidimus: ai. opt. bhideya-m neben d-bhet cspaltete3. scidi-t scidi~mus: ai. d-chid-a-t cschnitt ab\ Vgl. § 867. 1) D a nur die 3. sg. nivit vorkommt, so lasst sich freilich auch an ein denominatives nivire denken (Thurneysen tib. d. Herkunft u. Bildung d. lat. Verba auf -to 8). 2) Die von Osthoff Paul-Braune's Beitr. V I I I 279 f. behandelte W . sueq- muss ferngehalten werden.
926
Die PrasensstSmme. Classe I I : ai. hhar-a-ti sphur-d-ti.
[§529—531.
529. Haufig ist im Italischen zweifelhaft, ob ein Verbum zu IIA oder zu IIB gehb're, wie in folgenden Fallen. Lat. oc-culo, das *-celo (vgl. air. cel-im ahd. hil-u § 520 S. 918) und *-cllo gewesen sein kann. ad-venat osk. kum-bened cconvenit3, s. § 523 S. 920. Lat. glub-o, vgl. ahd. chliubu und ags. clufe § 527 S. 924 (vgl. S. 913 Fussn. 1 iiber led rudo). Besonders oft besteht der Zweifel bei den Verba auf -uo, da dieses in unbetonter Stellung aus *-ouo (*-euo) und *-auo entstanden sein kann (I § 172, 1 S. 153). So clu-o cheisse, gelte' (gr. xXuw und xXef/Jofiai), ru-o craffe, reisse, wiihle auf3 (gr. spueo creisse, ziehe3 aksl. ruv-e-tu cevellit3 und ai. rdv-a-ti cer zerschlagt3), nu-o (ai. ndv-a-fe cbewegt sich3), clu-o "^einige* (ai. lruv-a-ti czerniesst3), in-gruo (lit. griuvu cstiirze ein3 § 535), plu-i-t (vgl. plove-bat § 514 S. 915). Dazu kommt bei einigen Verba noch die Moglichkeit der Zugehorigkeit zur «o-Classe, wie bei suo vgl. got. siu-ja u. s. w. § 707. 530. Man beachte die Gestaltung des thematischen Vocals in den 1. pi. sumus simus (possumus possimus), volumus vottmus, quaesumus gegen ferimus u. s. f. Mit u i wurde der Mittellaut zwischen u und i bezeichnet (wie in magnujicus magnificus, maxumus maximus), der hier die regelrechte Fortsetzung des idg. -o- (vgl. gr. cpsp-0-fj.sv) war. Der Annahme, dass das i von leg-i-mus erst nach leg-i-tis eingefiihrt sei fur u i, ist ferimus neben fertis im Vergleich mit volumus vultis nicht giinstig. Bei sumus muss sich mit der Zeit zum Theil entschiednes u eingestellt haben (in Anlehnung an sum und sunt, wo o in geschlossner Silbe zu echtem u geworden war), denn die romanischen Sprachen zeigen theils die Fortsetzung von sumus (span. port, somos etc.), theils die von simus (ruman. semu etc.). Im iibrigen s. L. Havet Mem. d. 1. S. d. 1. VI 26 sq. 531. Keltisch. Im allgemeinen vgl. das zu Anfang von § 520 S. 918 bemerkte, woraus folgt, dass das eine oder andre tier im folgenden genannten Pr'asentia vielleicht richtiger zur «o-Classe (§ 719) gestellt wiirde. Air. marim 'bleibe1 (geht auch nach der a-Conj.), Gf. *srn.fr-o W. smer-.
ad-gaur 'convenio3 for-con-gur
c
befehle3,
§531—532.]
Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti.
927
Gf. *grr-o, vgl. ai. gir- cStimme3. Ncymr. malaf cmahle, zermahle3 W. rnel-: armen. malem etc., s. §523 S. 920.1) Mir. blegaim cmelke3: ai. mrj-a-ti etc., s. § 523 S. 921. Air.dligim cverdiene, habe Anspruch3, vgl. got. dulg-s cSchuld3. ar-fiuch ckampfe3 aus *uiko, vgl. ahd. upar-wihit § 532. nigim cwasche3 do-fo-nug -nuch cwasche ab3, vgl. gr. VI'COJ cnetze, wasche3 Cl. XXVI, W. neig-. snigi~d ces tropft, regnet3: alat. nivi-t § 528 S. 925. 532. Germanisch. Dass noch im Urgerm. der Accent auf dem thematischen Vocal lag, wird erwiesen durch eine Anzahl von Formen wie aisl. veg gegeniiber got. veiha von "W. ueiq- (§513 S. 813). Auch sind der westgerm. Ausgang der 2. sg. ahd. -is ags. -es gegeniiber dem nord. -r (aus -z) und der ags. Ausgang der 3. sg. -ed, die auf urgerm. *-i-si und *-i-pi weisen, zum Theil auf den urgerm. Bestand der Verba der Cl. IIB zuTiickzufiihren, s. § 990, 1. 998, 1. Got. skulan ahd. scolan 'schulden, soiled, part. got. shulands ahd. scolant-i (ind. skaT)T): lit.' skylit, cgerate in Schulden3 fiir *skii-u (§ 535), W. shel- in lit. skelu (d. i. *sJcel-iu) cschulde einem etwasD. Got. vulands ^iedend', vgl. ahd. walm cHitze, Glut3. Ahd. cum-u aisl. hem hern (inf. homo] 'komme': ai. opt. gam-e-t, W. gem-, s. § 523 S. 920. Got. ags. munan 'meinen3 (ind. man): lett. uf-minu cerrate3, W. men-. Got. un-vunands c sich nicht freuend3: ai. opt. van-e-ma, W. uen-, s. § 523 S. 920. Ahd. chiuw-u ckaue3: aksl. zw-e-tu ckaut3 aus *giuv-e-tii, Gf. *aiuu-o. Got. trud-a aisl. trod (inf. troda) ctreteJ gegen ahd. trit-u IIA. Got. ga-daursan cwagen3 (ind. ga-dars): ai. dhrs-a-ntVagend3, W. dhers-. Ahd. scalt-u cstosse3 Gf. *skldh-d gegen ahd. scilt-u cschelte3 II A. Got. gagga ahd. gangu cgehe3 Gf. *§h§qh-o, vgl. lit. zeng-iu cschreiteJ. Got. blanda ahd. blantu c mische3 Gf. *bhl§dh-o, vgl. got. blind-s cblind3, lit. blendziu-s{i) Verfinstre mich3 (von der Sonne); aksl. bled-q cirre3 aus *bhlendh1) Fiir das Cymrische gilt ahnliches wie was § 520 S. 918 fiber das Irische gesagt ist. E s ist aus dem Cymr. nicht zu entscheiden, ob *malo oder etwa ein *maliid oder dgl. die altere Form war. 2) Uber die Formen mit s- fur sk- wie ahd. sulen h a t zuletzt Johansson Paul-Braune's Beitr. XIV 295 gehandelt. Brngmann, Grundriss. II, 2. Ti9
928 Die Prasensstamme. Classe II: ai. bhdr-a-ti sphur-d-ti. [§532—534. oder aus *bhlndh- (§ 535). Ahd. upar-wihit cexsuperat3 inf. -tvehan, aisl. veg cbezwinge, todte3 inf. vega (praet. vd durch Ubertritt in die e-Reihe): air. ar-fiuch ckampfe3, W. ueiq-, vgl. got. veih-a ckampfe3 IIA; die ahd. Form war ein Compromiss zwischen *uij-6 und *ueiy^-o. Got. titan ahd. wi^an Svissen3 pait. vitands wi^anti: ai. d-vid-a-t etc., s. § 523 S. 921; hierzu die 1. pi. injunct. ags. wuton aus *witon mit folgendem Infin. = lasst uns . . .3, vgl. viitan 'zusehen, eine Eichtung verfolgen, sich aufmachen3 (as. wita § 1029). Got. bi-leiba ahd. bi-Ubu c bleibeD: ai. d-lip-a-t cbeschmierte3, lit. lip-u cklettre, steige3 aksl. pri-Upu cadhaesi3, W. leip-. Aisl. sef sef cschlafe5 inf. sofa: vgl. ags. swefan IIA, W. suep-. Got. luk-a ahd. luhh-u ^schliesse3: ai. ruj-d-ti cerbricht, zerbricht\ Ahd. bruhh-u ags. briic-e cbiauche, geniesse3: lat. fruor aus *frugv-or. Ags. dut-e c stosse einen Ton aus3: ai. tud-d-ti 'stosst3. Ags. sod aisl. sannr 'wahr3 urgeim. *s-a-np-a-t zu ind. *es-ti cist', s. § 523 S. 921. Aisl. tek 'nehme3 inf. taka, vgl. got. tek-a IIA. Ahd. balih-u 'backe3, vgl. gr. tpwy-w 'roste3 IIA. Ahd. wat-u aisl. ve& (inf. vada) cwate3, vgl. lat. vdd-o IIA 1 ). Ferner gehoren hierher die westgerm. 2. sg. praet. wie ahd. wurti ags. wurde cwurdest3: ai. d-vrt-a-s, ahd. midki cmolkest3: ai. d-mrj-a-s, ahd. bi^i ags. bite cbissest : ai. d-bhid-a-s, ahd. zigi 'ziehest3: ai. d-dis-a-s, sigi cseihtest durch3 : ai. d-sic-a-s, bi-libi cbliebest3 : ai. d-lip-a-s, rufifri 'weintest3: ai. d-rud-a-s, Jcuri Svahltest3 : ai. d-Jus-a-s. S. § 893. 533. Da urgerm. i sowol aus idg. I als auch aus idg. ei entstand, so ist von got. fra-veita crache3 ahd. wify-u cstrafe, verweise3 (W. ueid-) u. ahnl. Verben unsicher, ob sie zu IIB odei zu IIA zu stellen sind. 534. Baltisch-Slavisch. Im Slav, hat diese Classe viel grossern Umfang als im Bait. Aksl. zir-e-tu cfrisst3: ai. gir-d-ti, s. § 523 S. 920; ebenso 1) Wegen dieser und andrer Beispiele aus dem Germanischen verweise icli auf Osthoff Paul-Braune's Beitr. VIII 287 ff., Burghauser Idg. Prasensbildung im Germ. S. 28 ff., Bremer Zeitsohr. f. deutsche Philol. XXII 495 f.
§534—535.] Die Prasehsstamme. Classe II: ai. bh&r-a-ti sphur-a-ti.
929
tiretu cterit3 W. ter-, iniretu cstirbt3 W. mer-, stiretu cstreckt3 W. ster- u. a. Lit. pil-u 'schiitte3 W. pel- 'fiille3, vgl. ai. imper. pur-dhi Cl. I. Lit. im-u 'nehme3 aksl. im-e-tu 'nimmt3, Gf. *nm-6, s. § 523 S. 920 f. Aksl. zim-e-tu cdriickt3, vgl. gr. yip-m stiotze II A. Lit. gin-u cwehre, wehie ab3, russ. zn-e-tu cschneidet ab, erntet3 aus urslav. *zin-e-tu *g1n-e-tu (I § 36 S. 37f.): gr. e-9av-o-v, s. § 527 S. 924. Lit. pin-ii cflechte3, aksl. pin-e-tu c spannt, hangt3, W. (s)pen-. Aksl. po-cmetu cfangt an3, W. qen-, vgl. po-kotii cAnfang3. Aksl. ruv-e-tu cevellit3: gr. epu-o> etc., s. § 529 S. 926. Aksl. ziv-e-tu ckaut3 aus *giuv-e-tu: ahd. chiuw-u, s. § 532 S. 927 ; aksl. pTiv-e-tu cspeit3 aus *(s)piuv-e-tu: lat. spu-o (vgl. su-o § 529 S. 926); bljiv-e-tu cerbricht sich3 aus *hljuv-e-tu, kljw-e-tu cpickt3 ?MS*kljuv-e-tu\ iiber die den beiden letzten gegeniiberstehenden lit. bluv-u Muv-u s. § 535. Aksl. vrtz-e-tu cbindet, schliesst3, W. uergh- (lit. verz-iu cschniire, enge ein3). Aksl. vriz-e-tii Virft3 1. sg. vrig-q, W. uerg-, got. vairp-a Sverfe3 IIA. Aksl. vris-e-tu cdrischt3 1. sg. vrich-q, W. uers-, lat. verr-o IIA. Aksl. mluz-e-tu cmelkt3: ai. mrj-d-ti etc., s. § 523 S. 921. Aksl. dlub-e-tu csculpit3, W. dhelbh-, ahd. bi-tilbu 'begrabe' IIA. Aksl. ric-i csage3 2. sg. opt., Gf. *rq-o-i-s, neben ind. rec-e-tu 1. sg. rek-q IIA, im Cech. auoh ind. rku aus *rtk-q; nach ric-i bildete man tic-i pic-i ziz-i zu tek-q c laufe3 pek-q cbacke3 zeg-q cbrenne3 (vgl. § 686 iiber lit. gistu statt gestu). Lit. suh-u russ. sk-u (aus *siik-q) cdrehe\ Lit. pis-u ccoeo3: ai. d-pis-a-t cstampfte, mahlte3, W. pels-. Lit. sus-it Sverde raudig3 lett. sus-u cwerde diirr3: ai. d-sus-a-t ctrocknete ein, welkte hin3 (I § 557, 4 S. 414). Aksl. zid-e-tu 'wartet3 neben zid-e-tu IIA, § 522 S. 920. Aksl. sup-e-tu cschiittet, streut3, inf. su[p)-ti. Lit. plak-u cschlage, peitsche3, W. plaq- plagc plangere3, vgl. got. ftbk-a cbeklage3 IIA. 535. 1m Lit. erfuhren i u in der Wurzelsilbe oft Dehnung. skyiu cgerate in Schulden3 fiir *skif-u, zu got. skulan, s. § 532 S. 927; kylu cerhebe mich3 fiir *kii-u, W. qel-; svyru cbekomme das tibergewicht3 fiir *svir-u, W. suer-. griuvu cstiirze ein3 fiir *griuv-u: lat. in-gruo, s. § 529 S. 926; bluvu cbreche in Briillen, Bloken aus3 kluvu chake fest an etwas, bleibe hangen3 neben 59*
930
Die Prasensstamme. Classe III: ai. bi-hhe-ti.
[§535—537.
aksl. bljw-e-tu Mjw-e-tu, s. § 534 S. 929. S. Leskien Arch. f. slav. Phil. V 530 und "Wiedemann Das lit. Prat. 7Iff., wo ansprechend vermutet wird, dass man nach dem Vorbild von Formenpaaren wie praes. gyju (gy-ju): praet. gij'au (gij-aic) zu shiiau das Pras. skytil, zu griuvau das Pras. griuvu u. s. f. bildete. Im Slav, ist ofters zweifelhaft, ob ein Verbum zu IIB oder zu IIA gehort. So bei pij-e-tu 'trinkt3, bij-e-tu cschlagtD, deren -ij- ebenso gut aus urspr. -it- als aus urspr. -ei- (I § 68 S. 61) erklart werden kann (vgl. Leskien a. O. 501 ff.); die Auffassung von pij-e-tu als urspriinglichem *pei-e-ti hat an ai. pdy-a-te eine Stiitze (§ 522 S. 919). Ferner bei den Formen mit -q- in der Wurzelsilbe, da dieses urspr. -g- und -en- gewesen sein kann, z. B. blqd-e-tu Irrt3 von W. bhlendh- (s. § 532 S. 927 f.); vgl. Iqc-e-tu cbiegt3 § 637. Classe III: die r e i n e W u r z e l mit vorgesetzter auf -i (-«) a u s g e h e n d e r R e d u p l i c a t i o n s s i l b e als Prasensstamm. 536. Wir stellen die von Wurzeln mit i oder u gebildeten Prasentia voran, die in der E-eduplication den gleichen Vocal zeigen, s. §469 S. 849. Darauf folgen die Prasentia, deren Reduplicationssilbe i zeigt, wahrend die Wurzelsilbe andern Vocalismus hat, s. §473 S. 852ff. Zu dieser Classe steht die themavocalische Cl. IV in demselben Verhaltniss, wie Cl. II zu Cl. I (§ 491 S. 886). 537. W u r z e l n m i t i- u n d M-Vocalismus. Nur im Ar. und Germ. Uridg. *bhi-bhai-mi cbebe, fiirchte mich3 1. pi. *bhi-bhimes 3. pi. *bhi-bhi-nti: ai. bi-bhe-mi 3. du. bi-bhi-tas bi-bhi-tas 3. pi. bi-bhy-ati und ahd. bi-be-m, das der Analogie der Verba mit dem suffixalen Ausgang -em verfiel und so die Stammabstufung einbiisste1). Conj. ai. bi-blmy-a-t. Opt. ai. bi-bhiya-t. — Themavocalisch ai. 3. sg. bi-bhy-a-ti. 1) Vgl. § 465 S. 847, § 469 S. 849, § 739 iiber ahd. rerem und uber got. reira.
§537—538.]
Die Prasensstamme. ClasseHI: ai. bi-btie-ti.
931
Arisen. Ai. ci-ke-mi cbemerke, nehme wahr3 3. sg. imper. med. ci-ki-tam 2. sg. imper. act. ci-kl-hi; conj. av. ci-kay-a-p. Ai. d-di-dlie-t cer schaute' 1. pi. di-dhi-mas med. praes. di-dhy-e praet. d-di-dhi-ta; conj. di-dhay-a-t. Ai. d-di-de-t cer schien" 3. pi. di-dy-ati imper. di-di-hi di-di-hi; conj. di-day-a-t; — themavocalisch gr. 8i'-C-o-[xou csuche, strebe3 (urspr. cschaue nach etwas aus3) aus *8i-Bi-o-[xai (s. § 469 S. 849, § 549). Ai. di- und dhi- fielen im Av. in di- zusammen (vgl. av. dactaiti = ai. dddhati und dddati § 540): di-daeiti; — themavocalisch imper. di-dy-a, vgl. auch conj. di-dy-a-p. Ai. vi-ves-fA 'wirkt3 l.pl. vi-vis-mas, conj. 2. sg. vi-ves-a-s. iy-e-ti cgeht> nur in der 2. sg. praet. aiy-e-s belegt, av. 3. pi. conj. yeyqn = ar. *ii-ai-a-n (§ 473 S. 854). Ai. ju-hb-mi ^pfre3 1. pi. ju-hu-mds 3. pi. ju-lw-ati, conj. 2. pi. ju-hav-a-tha, opt. 1. pi. ju-hu-ya-ma. 1. pi. ju-hu-rndsi von ^M- Vufen3. 3. pi. su-sv-ati von SM- causpressen3. Zuweilen starker Stamm im Gebiet des schwachen (vgl. § 499 S. 897f.), wie av. 2. sg. med. ji-^ae-sa von ji- leben3, ai. 2. T[A.ju-h6-ta von hu- copfernD, 2. sg. yu-yo-dhi 2. du. yu-yo-tam von yu- 'femhalten'. Anm. Das k von ai. ci-he-mi (W. qejr-) und das Y von av. ji-yae-sa (W. gej;-) waren aus dem Perfect eingedrungen, wo sie im sg. ind. act. vor o lautgesetzlich standen (I § 445 ff. S. 333 ff.). Bei ji-ghar-ti (§ 540), wenn seine Wurzel der e-Reihe angehorte, kommt auch die Stammform jighrin Betracht, die gh lautgesetzlich hatte, ebenso bei ja-gar-ti von W. gerdie Stammform ja-gr- (§ 560).
538. Wurzeln mit anderm Vocalismus. Im Ar. zeigen die Wurzeln auf langen a-Vocal in der Reduplication in der Regel « = idg. e statt i, wenn der schwache Stamm in der Wurzelsilbe nicht I hatte. Z. B. ai. dd-da-ti med. da-t-te von W. do- 'geben3, jd-hd-ti pi. ja-hi-mas von ar. zhdVerlassen, aufgeben3. Dagegen li-la-ti imper. si-sl-hi med. sisi-te von W. ho- Svetzen, scharfen5. Im letztern Falle haben wir es mit dem idg. Wurzeldeterminativ I zu thun, das so vielfach in das Gebiet der ar. i = idg. 9 einriickte (s. § 498 S. 89 6 f.), und diesem i entsprach regelrecht ein i in der Reduplicationssilbe, vgl. z. B. lir-U-hiva.it di-di-hi von di-'scheinen.
932
Die Prasensstamme. Classe III: ai. bi-bhe-ti.
[§538—539.
Ai. ja-M-tam neben dem regelmassigen ja-hi-tam (s. WhitneyDie Wurzeln etc. S. 204) beiuhte auf Einfluss des med. ji-hi-te (§ 540), ebenso ra-ri-dhvam nach ri-rl-hi (ret- cgebenD). Ebenso hat das Bait.-Slav, bei der W. dlie- "setzen3 e in der Reduplication, z. B. lit. 2. pi. de-ste wie ai. da-ttha. Diese Formen mit e folgen unsrer Cl. V im Gegensatz zu gr. §t-ou)[u TI-&T;(U u. dgl. Es scheint mir nun nicht moglich, zu entscheiden, ob bei demselben Prasens schon in uridg. Zeit i und e neben einander in der Reduplicationssilbe vorkamen, z. B. *dhi-dhe-ti und *dhe-dhe-ti, oder ob die Form mit e erst durch einzelsprachliche Umbildung nach Cl. V entstand, in welchem Fall auch Beeinflussung vonseiten der Perfectformen mit dem Reduplicationsvocal e in Betracht kame (§ 555). Vgl. auch gr.iXa&i = *ai-oAa-{k und lesb. I'XXadi = *ae-aXa-fri § 542. Bei dieser Sachlage fiihre ich die ar. und balt.-slav. Formen sowol bei Cl. Ill als auch bei Cl. V auf. 539. Uridg. *bhi-bher-mi ctrage3 1. pi. *bhi-bhr-mes 3. pi. *bhi-bhr-nti: ai. bi-bhar-mi 2. du. bi-bhi'-ihas 3. pi. bi-bhr-ati, gr. 1. pi. *irt-
Conj. ai. bi-bhar-a-t. Opt. ai. bi-bhr-ya-t (vgl. ca-kr-iya-t). — Themavocalisch ai. part. med. bi-bhr-a-mana-s 3. pi. imperf. a-bi-bhr-a-n. *pi-pel-mi 'fiille3: ai. pi-par-mi pi-pr-mds, gr. -ir(-7tXa-jiev (iiber den Sing. -TCI-TTXYJ-JJII §542). — Themavocalisch ai. 3. sg. med. d-pi-pr-a-ta. *ni-nes-mi von W. nes- lierzugehen3 (gr. vs-o-jxai ai. ndsa-te): ai. 3. pi. med. nis-ate csie beriihren mit dem Korper nahe, kiissen3 part, nis-ana-s. — Gr. vfaofj,ou cgehe zuriick, kehre zuriick3 aus *vi-vo-to-(i.at (Verf. Gr. Gr. 2 §45, 5 S. 61) setzt den Stamm *vt-vo- oder *vi-va-o- voraus (s. § 733). *dhi-dhe-mi °setze' 1. pi. *dhi-dh-mes und wol auch *dhidlw-mes1) 3. pi. *dhi~dh-nti: ai. dd-dha-mi da-dh-mds (vgl. 1) Diese Form mag nach der Analogie von *dJi3-me{m) (vgl. l-fte-peN) entsprungen sein. Daraua folgt nicht, was behauptet worden ist, sie konne nicht uridg. gewesen sein.
§539.]
Die Prasensstamme. Classelll: ai. bi-bhe-ti.
933
2. pi. med. da-dhi-dhve) dd-dh-ati, gr. TI-&7]-[U xt-fte-jxev, ahd. te-ta as. de-da vielleicht aus *dhi-dhe- (§ 545. 886), lit. 2. pi. deste d. i. *de-d+te. Opt. ai. da-dh-ya-t. — Themavocalisch ai. dd-dh-a-ti lit. de-a>-u. *si-se-mi centsende, lasse von mir, werfe von mir, sae3 1. pi. *si-s-mes und wol auch *si-S9-mes: gr. I-TJ-JXI i-e-jisv (lat. serimus aus *si-sa-mos'r! § 543). — Themavocalisch lat. sero aus *si-s-o. *di-db-mi 'gebe' 1. pi. *di-d-mes und wol auch *di-dd-mes 3. pi. *di-d-%ti: ai. da-da-mi da-d-mds dd-d-ati, gr. Sf-Sa>-p.t SI'-8O-;AEV, 2. pi. lit. dwsfe und aksl. daste fur *deste (§ 546). Opt. ai. da-d-ya-t. — Themavocalisch ai. dd-d-a-ti sabell. (vest.) di-d-e-t cdat:>, vgl. auch lit. lett. dudu und aksl. part, dady gen. dadqsta § 546. *si-sta-mi cstelle, sisto3: gr. ri-cnrrfu f-axa-jjisv, ahd. se-sto-m. Aus dem Ai. kann hierher die 1. sg. ti-sthami gezogen werden, ferner vielleicht lat. sistimus (§ 543). — Themavocalisch ai.
ti-sth-a-ti, lat. si-st-o umbr. se-st-u. Auf ein idg. *pi-po-mi "tiinke3 weisen ai. med. 3. pi. pip-ate part, pi-p-ana-s u. dgl., worauf auch falisk. pipafo cbibami bezogen werden darf (§ 594 Anm.). Daneben themavocalisch ai. pi-b-a-ti lat. bibo fiir *pi-b-o air. 3. sg. ibid aus *pi-b-e-ti, deren -b- freilich unklar ist (vgl. I § 325 S. 266). Ob die im urspriinglichen unthematischen Paradigma vorauszusetzende 2. sg. imper. *pi-b-dhi und die 2. pi. med. *pi-b-dhu-, mit regelrechtem b dM$ p, die Artikulationsart des Lautes ins Schwanken gebracht hatte 1 ), ahnlich wie der Wechsel zwischen *dekmt- (ai. dasat-) und *dekmd- (gr. SsxaS-) aus den Formen mit SA-Suffix (instr. pi. *dekmd-bhi(s)) zu erklaren scheint (§ 123 S. 368)? Im themavocallosen Paradigma ware p wieder verallgemeinert worden (ai. pi-p-ate), weil dieses mit *po-ti (ai. pa-ti) enger 1) Kulturhistorisch weiss ioh freilich einen besondere haufigen Gebrauch dieser Imperativform im Munde unsrer idg. Vorvater nicht zu begriinden. Aber man vergleiohe, dass von der einen Imperativform dehi cgib' im Pali das Prasensparadigma demi desi u. s. w. ausgegangen ist (E. Kuhn Beitr. zur Pali-Grammatik 98).
934
Die Prasensstamme. Classe III: ai. bi-bhe-ti. [§539—540.
associieit und dem Einfluss des reduplicierten Perfects (ai. pa-p-e gr. ire-iro-fiai) in hoherem Grade ausgesetzt war. In ahnlicher Weise liesse sich gr. (3o-ax
§540—542.]
Die Prasensstamme. Classe III: ai. hi-bhe-ti.
935
dd-dk-a-fe dd-d-a-ti dd-d-a-te, av. da-p-a-iti da-p-a-ite, welche Formen zugleich Conj. waren (§ 931 f.). 541. Vermischung der starken und schwachen Stammgestalt. Stark fur schwach: ai. 2. pi. iy-ar-ta, imper. si-sa-dhi, 2. pi. dd-dhd-ta d-da-dha-ta dd-da-ta d-da-dd-ta. Schwach fur staik: ai. ep. da-d-mi av. 3. sg. dazdl (W. dhe-) und dasti. Diese Formen entstanden nach dem Muster von solchen wie dd-mi dt-ti infolge davon, dass man den Prasensstamm in den (urar.) Formen *dhadh-mas{i) *dad-mas{i) opt. *dhadh-ya- *dad-yd- conj. *dhadh-a- *dad-a- (vgl. §540 extr.) u. dgl. nicht mehr als redupliciert, sondern als einfache 'Wurzel 3 ansah. Diese Verschiebung erzeugte auch die Formen ai. pass. dad-yd-te part, dat-td-s von W. do- und av. inf. daste von W. do- und inf. dazde von W. dhe- (vgl. Bartholomae Ar. Forsch. I l l 48). 542. G r i e c h i s c h . Von den Wurzeln auf -r -I erscheinen nur die Formen mit sehwacher Stammgestalt, wahrend die starken Formen nach Cl. X I gebildet wurden. So -iri-7da-{i.sv Svir fiillen3 -rA-Tzka-xai: ai. pi-pr-mds; *iti-cppa-jxev cwir bringen5: ai. bi-bhr-mds (§ 539 S. 932). Aber -T:I-UAY)-[J.I fiir *7rt-7rsA-[xi von Stamm *pl-e-, vgl. die unreduplicierten ai. pra-si d-pra-t gr. •KAYJ-TO lat. im-ple-tur. -Tri'-^pa-fxev cwir fachen an , sg. -ut-TipTj-jxi, W. per- (nslov. pereti 'modern 3 aksl. para "Dampf3). Der Nasal in Tri'fjL-TrAafxev iti'(j.-wpa[j,sv stammte aus mfniXavu), s. § 621. fAaOt c sei gnadig 3 TAaxs "iXafj-at. aus *ai-oAa- (I § 565 S. 424), W. sel-, vgl. lesb. eAXa-fti aus *oe-oAa-8i Cl. V. T1-&73—fit 'setze3 Tt-&£-[xsv ri-Os-xai, I-YJ-JXI 'entsende 3 aus *3i-
936
Die Prasensstamme. ClasseHI: ai. bi-bhe-ti.
I§ 542—545.
des Paradigmas, die durch die lautgesetzliche Behandlung hervorgeiufen werden musste (z. B. *T$[I,EV *&IOTS, *oi§[xsv *8ioxe, *t;xev *IOTE). 3. pi. dor. TI'&EVTI St'Sovxt fiir *TI-&-<XT'. *8i-8-ari, s. § 1020. Zuweilen begegnet Ubergreifen der starken Stammform, bezieh. Ubergreifen in die Analogie der Cl. X. X I : horn, part. xi-9^-(j.£vo-? fiir •n.-&e-}A£vo-c, imper. 8t-8w-&i (wie pali dada-hi). Neuerungen nach den Verba auf -ECU -OCU -am: praes. TISET SiSoT, imperf. ETI'&SI ISI £81800, imper. TI&EI St'Soo Tata, inf. xtSsTv oov-'.stv, part, delph. StSsooaav; duTch ETI'&SI? -ei und isi? -st wurden weiter die 1. sg. ETI&EIV und isvv hervorgerufen nach dem Vorbild von fjEiv cich ging 1 neben ^'st? ^si. tiber vlooftai neben ai. 3. pi. nis-ate s. § 539 S. 932, § 733. 543. I t a l i s c h . Formen, die mit Sicherheit dieser Classe zugewiesen werden konnten, giebt es nicht. Die Conjugation war die thematische nach Cl. IV, z. B. 1. sg. lat. si-st-o umbr. s e - s t - u . Indessen, wie man in red~dimus -ditis trotz red-dunt die Fortsetzung von *red-damus -datis zu sehen hat (§ 505 S. 906), so lassen sich auch serimus seritis, sistimus sistitis als lautgesetzliche Fortsetzung von *si-sa-mos -tes (gr. I-E-JXSV -TS), *si-sta-mos -tes (gr. i-aTa-ji-sv -TS) betrachten. 544. K e l t i s c h . Hier findet sich der themavocalische Typus in air. i-b-i-d (§ 554) und die Erweiterung mit -join -airissiur (§ 733). a-Conjunctive sind die Futura wie mir. gignid cnascetur> aus *gi-gen-a-ti, air. fo-didmae 'patieris* 3. pi. fo-didmat (zu praes. fo-daim cpatitur3), s. Thurneysen Kuhn's Zeitschr. X X X I 77 ff. Sie haben das Aussehen von Conjunctiven zu der themavocalischen Classe IV A. Wahrscheinlich hatte aber der Conjunctivvocal -a- hier den alteren Conjunctivvocal -o- -e- ersetzt (im Anschluss an den unreduplicierten conj. impf., -genad, und an den- reduplicierten Conjunctiv der Cl. I V B . oder VI., hero), so dass die Formen urspriinglich Conjunctive wie ai. bi-bhar-a-t waren und gignid engeren Zusammenhang mit av. zi-zan-a-f zl-zan-a-nti ai. d-ji-jan-a-t (§ 548) hatte. 545. G e r m a n i s c h . Ahd. se-sto-m csisto, ordne an, bestimme1, W. sta-, mit Verlust der Abstufung, s. § 539 S. 933.
§545—546.]
Die Prasensbildung. Claeselll: ai. U-bhe-ti.
937
Ob ahd. te-ta as. de-da 'that3 ein Imperf. wie gr. xi'-{fo]v oder ein altes Perfect war, bleibt zweifelhaft, s. § 886. 546. Baltisch-Slavisch. Einzige Reste sind die Prasentia von W. dhe- csetzen3 und do- cgeben3, aber mit e in der Reduplicationssilbe (§ 538 S. 932). Im Urbalt.-slav. bestanden *dhe-dh-mi und *de-d-mi, die sich mit ai. da-d-mi und av. dazdil dasti (§ 541 S. 935) vergleichen. Sie waren aber nicht, wie diese, nur durch Eindringen des schwachen Stammes in den Sg. entstanden, sondern auch dadurch, dass die alte Medialform der 2. sg., der von Haus aus schwache Stammgestalt zukam, Activbedeutung angenommen hatte (s. § 991 iiber lit. dese-s dusi aksl. dasi). Da nun *dhe-dh-mi im Urbalt.-slav. zu *dedmi wurde (I § 549 S. 403f.), so fielen die beiden Verba im Prasens zusammen (vgl. av. dadaiti = ai. dddhati und dddati, § 540 S. 934). *dedmi blieb aber auf die Dauer nur in der Bedeutung 3 ^ege lebendig. Lit. sg. 1. demi aus *dedmi, 2. Teflex. dese-s aus *de-t-se-s, 3. desti dest, pi. 2. deste. Jetzt meist themavocalisch de-d-ii dedl deda u. s. w. Auch demi 3. sg. desti kam auf durch Einfiihrung von e aus den ausserprasentischen Formen wie dejau desiu, ahnlich wie gr. lesb. dSwvjto fiir d8ixeu> nach aoixr-au) etc. und wie ysuio fiir *yeu) nach •ysu-ao) etc. (§ 775). Im Slav, aber entsprang durch Ubertritt in die io-Cl. dezdetu = *de-d-ie-tu (§733). In der Bedeutung cgebe:> wurde *dedmi noch in der Zeit der balt.-slav. Urgemeinschaft in *dddmi veriindeit im Anschluss an nichtprasentische Formen mit *do-. Dass damals gerade bei *dedmi 'gebe3 diese Einfiihrung des Wurzelvocals in die erste Silbe geschah und nicht bei *dedmi 'pono3, daran war wol der Umstand schuld, dass bei letzterem nur eine quantitative, bei ersterem dagegen eine quantitative und eine qualitative Vocaldifferenz in der ersten Wortsilbe gegeniiber den ausserpTasentischen Formen vorhanden war; *dedmi : aor. *de-s- hatte an Verba wie *te/co : aor. *tek-s- (aksl. tekq tecJiil) einen Riickhalt, wahrend es zu *dedmi : aor. *do-s- keine Parallelen gab. Lit. sg. 1. dumi, 2. dasi aus *du-t-si, 3. diisti dust, pi. 1. dume,
938 Die PrasensstSmme. Cl. IV: ai. a-ji-jan-a-t gr. vi-yv-s-Tai. [§546—548.
2. diiste; diimi diime aus *dudmi *dudme. Jetzt meist themavocalisch dudu etc. (auch lett dudu). Aksl. dami dasi dastu damn daste dadqtu; dami damu mit -m- aus -dm-. Dazu themavoealisch part, dady (dadqsta) wie lit. dudqs. Uber die 1. du. lit. duva aksl. Ja«e s. I § 547 Anm. 3 S. 403. Anm. Die in altern lit. Drucken begegnenden Formen der 2. pi. destit{e) und dustit[e) fur deste und diiste entstanden von der 3. sg. pi. aus nach Analogie des Verhaltnisses von turi-t{e) zu turi, urn die 2. pi. gegeniiber der 3. sg. pi. deutlicher zu kennzeichnen.
Classe IV: die Wurzel mit angefiigtem thematischen Vocal und vorgesetzter auf -I (-u) ausgehender Reduplicationssilbe als Prasensstamm. 547. Diese Classe zerfallt in derselben Weise in zwei Abtheilungen wie Cl. II, je nachdem die WuTzelsilbe hochstufig oder tiefstufig ist. Die hochstufige Form ist auch hier identisch mit dem Conjunctiv der themavocallosen Bildung. Vgl. § 513 S. 913f. 548. Classe IVA: hochstufige Wurzelsilbe. Aus dem Arischen gehoren namentlich Formen des ai. sogen. causativen Aorists hierher, d. h. einer Aoristbildung, die meistens mit den mittels -dya- gebildeten Prasentien (§ 795 ff.) verbunden erscheint. Uber die wechselnde Quantitat des Reduplications vocals s. §473 S. 852 f. Ai. 3. pi. med. d-bi-bhay-a-nta neben M-bhi-ti cfurchtet'. Imper. med. pi-prdy-a-sva neben d-pi-pre-t cer vergniigte, erfreute5. d-cu-cyav-a-t neben 3. pi. d-cu-cyav-ur von cyu- csich bewegen, riihren3. Ai. d-ti-tar-a-t av. ti-tar-a-f neben ai. ti-tar-ti cgelangt hiniiber3. Ai. pi-par-a-t neben pi-par-ti 'fiillt5, d-dl-dhar-a-t neben 2. 3. sg. di-dhar von dhar- 'festhalten3. Av. bl-bar-ami (vgl. ai. conj. 2. sg. bi-bhar-a-si) neben ai. bi-bhar-mi ctrage3. Ai. a-ji-jan-a-t cwurde geboren' av. zi-zan-a-f 3. pi. zl-zan-a-nti, W. gen-. Ai. d-pi-pat-a-t, W. pet- ""fliegen3, d-sl-sad-a-t, W. sedc
sitzen 3 .
§548—550.] DiePrasensstamme. ClasselV: ai.a-ji-jan-a-t gr.Yi-fv-e-Tai. 939
Uber die irischen futurisch fungierenden Conjunctive wie gignid "nascetur3 aus *gi-gen-a-ti s. § 544 S. 936. Aus dem G e r m a n i s c h e n scheint hierher zu fallen das got. rei-rdi-p cbebt, zittert1, das mit ai. le-lay-a-ti cschwankt, zittert zu verbinden ist und auf urgerm. *ri-rei-o zuriickgefiihrt werden kann (§ 469 S. 849, § 708). Diese Auffassung ist deshalb nicht sicher, weil nicht ermittelt ist, welcher Vocalreihe die WuTzel angehorte (im Ai. kommt praet. d-le-le-t vor, § 568). 549. Classe IVB: t i e f s t u f i g e Wurzelsilbe. Wurzeln mit i- und 2<-Vocalismus. Av. imper. di-tiy-a (conj. di-dy-a-f), gr. StCojiai aus *6i-8i-o-[xai, zu av. didaeiti, s. § 537 S. 931; 6t-Crr!xoa (Cl. XI) : SK-o-pat : av. didaeiti = -Tti-TrATj-fu : ai. d-pi-pr-a-ta : ai. pi-par-ti. Ai. ji-ghy-a-ti 'treibt an3 neben hi-no-ti Cl. XVII; das gli statt h (I § 445 S. 333, § 454 S. 337) entspricht dem k der 3. pi. ci-ky-ati, s. § 537 Anm. S. 931. Ferner ai. Aoristformen wie d-li-lriy-a-t von srilehnen 3 (vgl. d-si-sre-t), d-ci-ksip-a-t von ksip- cwerfen3, d-rlris-a-t von ris- cSchaden nehmen3, d-su-lruv-a-t von sru'horen5, d-cu-krudh-a-t von krudh- cin Zorn geraten3, d-dudus-a-t von dies- cschlecht werden, zugrunde gehen3. 550. Wurzeln mit anderm Vocalismus. Uridg. *§i-gn-d, W- gen- cgignere3: gr. Yi-yv-o-jiat lat. gi-gn-o, vgl. *gi-gen-o- § 548. *si-zd-o, W. sed- ^sitzen3: ai. shdaii fur *sid-a-ti (I § 591 S. 449, § 593 S. 451, vgl. auch Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 117), gr. i£u> d. i. hizdo (I § 593 S. 451), lat. sido (I § 594 S. 451).1) *ni-nd-o c schelte, tadle3 zu ai. nad- cschreien, briillen3 gr. ovoo&s cihr scheltet3 aus ovoo- (vgl. av. 2. pi. nista = *nista § 540 S. 934): ai. nind-a-ti cschilt, schmaht3, woran sich nid- cSchmahung3 d-ned-ya-s cuntadelig3 u.dgl. anschloss, gr. *vtv8u>, wonach ovsiSo? c Schimpf, Tadel3 u. a.2) *si-st-o, W. sta- cstare3: ai. ti-sth-a-ti 1) An dem Ansatz der idg. Form *si-zd-o macht mich Beohtel Die Hauptprobl. der idg. Lautlehre 254 nicht irre. Dass olhi\>.
940 Die Prasensstamme. Cl. IV: ai. a-jl-jan-a-t gr. •[{-•p-e-rai. [§550—553.
lat. si-st-i-t; *pz-b-e-ti, W. po- Hrinken3: ai. pi-b-a-ti lat. bi-b-i-t air. i-b-i-d, s. § 539 S. 933 f. 551. Aiisch. Ai. 3. pi. d-bi-bhr-a-n part, bi-bhr-a-mana-s zu bi-bhar-ti ^ragt3, vgl. av. bl-bar-ami (§ 548 S. 938). Ai. 3. sg. d-pi-pr-a-ta zu pi-par-ti 'fiillt\ Ai. ji-ghr-a-ti zu ji-ghar-ti c riecht\ Ai. ji-ghn-a-te von han- cschlagen, todten3. Ai. pi-bda-te cwird fest, stark3, W. ped-. Ai. ti-sth-a-ti, av. hi-st-a-iti apers. med. a-i-st-a-ta: lat. si-st-o, § 550. Ai. 3. pi. mi-m-a-nti zu mi-ma-ti 'briillt3 opt. mi-mi-ya-t: Ferner hierher die ai. Aoiiste wie d-vi-vrt-a-t von vartc vertere', d-ci-klp-a-t von kalp- lielfen3, d-pi-spA-a-t von spars'beriihren3, d-ci-krad-a-t von hrand- 'briillen". Nach dieser productiven Prateritalkategorie aueh d-rni-mrna-t zu mr-nd-ti czerrnalmt5 u. dgl. mehi. 552. G r i e c h i s c h . yt-Yv-o-[j.at, s. § 550. [xi'-p-v-ou neben fisv-w cbleibe3. \-aj-) chalte, habe', W. segh-. Trf-TrT-u) "^falle3; ob das l altererbt war (vgl. ai. d-pipat-a-t § 548 S. 938), ist sehr zweifelhaft, s. § 473 S. 853. TIXTOU c zeugeJ aus *U-TX-U) ZU S-TSX-O-V, vgl. Verf. Gr. Gr. 2 § 62 S. 74. ta)(w 'schreie3 aus *f\-fa.y-u>, zu 8ua-Y]pi? (vgl. W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXIX 230 ff.). Uber solche Prasentia, die mit -io- weitergebildet waren, s. § 733. 553. Italisch. Lat. gi-gn-o, s. § 550. Lat. sido aus *si-zd-o, dessen zweiter Zischlaut erhalten war in umbr. andersistu 'intersidito3 aus *-sizd{e)to (vgl. ander-sesust 'intersederit')J): ai. sid-a-ti etc., s. § 550. Lat. sero ^ae3 aus *si-s-o, zu gr. i-r;-jxt, § 539 S. 933. Lat. bibo fur *pi-b-o: ai. pi-b-a-ti etc., s. § 539 S. 933 f.; zur Angleichung des p- an das -b- vgl. umbr. refe cdedit3 fiir *tefe (fut. ex. t e r u s t dirsust). Vest, di-d-e-t wahrscheinlicher als die von Andern (z. B. Fick Wtb. I 4 96) vertretne, wonaob. ai. nind-a-ti nacb Cl. XVI von einer W. neid- gebildet ware. Die ai. Neubildungen perf. ni-nind-a u. s. w. vergleiohen eieh mit perf. sld-atur
fut. sld-isya-ti zu sid-a-ti. 1) Diese Erklarung der umbr. Form verdanke iob meinem ehemaligen Zuhorer Dr. von Planta. [Vgl. jetzt dessen Dissertation Vocalismus der osk.-umbr. Dialekte, Strassburg 1892, S. 214. 277.]
§553—556.]
Die Prasensstamme. Classe V: ai. dd-dha-ti.
941
c
dat' (palign. dida cdet5 umbr. dirsa dersa t e r a Met3 dirstu t e f t u cdatoJ), zu gr. 8I-8CD-|H, s. § 539 S. 933. Vgl. auch § 871 iibei osk. f i - f i k - u s . 554. Air. i-b-i-d 'bibit3 aus *pi-b-e-ti: ai. pi-b-a-ti etc., s. § 539 S. 933 f. Uber -airissim -airissiur cstehe, bleibe stehen, bestehe3 s. § 733. Als a-Conjunctive dieser Classe konnen die Futura wie do-ber cwerde geben3 hierher gestellt werden. S. § 565. Classe V: die r e i n e Wurzel mit v o r g e s e t z t e r auf -e (-e) a u s g e h e n d e r R e d u p l i c a t i o n s s i l b e als P r a s e n s s t a m m . 555. Diese Classe hat die engste Beziehung zum Perfect. Von diesem unterscheidet sie sich im ind. praes. in den Personalausg'angen, vgl. z. B. ai. 3. pi. sa-hc-ati : perf. 3. pi. sa-sc-ur (W. seq- czusammensein, begleiten3), und in der Vocalisation des Sing., z. B. 3. sg. idg. *se-seq-ti (ai. *sa-sak-ti) : perf. *se-soq-e (ai. *sa-sac-a). Gar kein Unterschied aber bestand zwischen den Prateritalformen unsrer Cl. und den zum Perfect gehorigen Praterita (Plusquamp.) und zwischen den beiderseitigen Conj., Opt. und Imper. Vielleicht gab es einmal nur die unsrer Cl. zur Seite stehende themavocalische Cl. VI (ai. sa-sc-a-ti gr. s-oit-o-i-to), die damals zum Perfect dasselbe Verhaltniss hatte, wie Cl. II zu I, Cl. IV zu Cl. I l l , und die Formen des ind. praes. der V. Cl. wurden erst nach dem Muster von Cl. I und Cl. I l l neu gebildet. 556. Arisch. Ai. ja-jdn-ti (Grammatiker), av. za-zan-ti 'gignit3 (Bartholomae Ar. Forsch. II 82); vgl. d-jl-jan-a-t zizati-a-p § 548 S. 938. Ai. 3. pi. sd-sc-ati, s. § 555; vgl. si-sak-ti § 540 S. 934. bd-bhas-ti ckaut, verzehrt" 3. pi. bd-ps-ati, conj. ba-bhas-a-t. a-ja-ks-ur csie assen", ixapei. j'agdhi aus *ja-g£-dhi, part. ja-M-at- von ghas- "essen" (dazu Neubildung 3. sg.j'aksi-ti nach Cl. IX); -— themavocalisch ja-M-a-ti. Part. Jd-M-at- von has- lachen3. Av. ni-sanhasti aus *sa-sasti idg. *se-sed+ti, W. sed- csedere3; — dazu als themavoc. Nebenform vielleicht gr. ICofj-ai d. i. £-z3-o-[i.at (§ 563).
942
Die Prasensstamme. Classe V: ai. da-dha-ti.
[§556—560.
Ai. dd-dha-ti 'setzt3 dd-da-ti 'gibt3 av. da-da-iti, s. § 540 S. 934 £ Ai. jd-hd-ti Verlasst, gibt auf3 1. pi. ja-hi-mas 3. pi. ja-h-ati, av. za-zd-iti; — themavocalisch ai. ja-h-a-ti. 557. Griechisch. Lesb. s&Xa&i csei gnadig' aus *as-aX<x-&i, pi. IXXais, neben zXa&i Cl. Ill § 542 S. 935. xe-xXo-9i chore', pi. XS-XXO-TS: dagegen ai. 3. pi. d-su-srav-ur nach Cl. III. elir-a c ich sprach3 (kret. gort. izpo-fenca'zw) beruhte auf *ue-uq- (iiber /enr- aus *ueuq- s. Verf. Kuhn's Zeitschr. XXV 306 Gr. Gr.2 S. 157, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXIX 151 f., Meillet Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VII 60); diese schwache Stammform wurde verallgemeineit (vgl. ai. da-d-mi § 541 S. 935, lit. demi aus *de-d-mi § 546 S. 937); das -a- von sl^-a-? siir-a-Te u. s. w. ist wie das von I^eoa? u. s. w. zu beuitheilen, s. § 504 S. 902; — daneben themavocalisch ai. d-voc-a-t gr. e-sut-o-v, s. § 561. 558. K e l t i s c h . Als alte Conjunctive dieser Cl. (vgl. ai. ba-bhas-a-t) konnte man die ir. reduplicierten Futura wie mir. ge-gn-a VulneTabo3 air. do-gega 'eligam3 ansehen. Sie hatten urspriinglich den thematischen Vocal gehabt und diesen in derselben Weise gegen -a- eingetauscht wie die Futurformen wie gignid Cl. I l l § 544. Indessen ist das e der Reduplicationssilbe doch wol mit Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 77 f. als Brechung von i zu betrachten, so dass die Formen von denen wie gignid nicht versehieden sind. 559. Baltisch-Slavisch. Lit. desti legt' aus *dhe-dh+ti fur *dhe-dhe-ti, lit. dusti aksl. (russ.) dasti 'gibt5 aus *do-d+ti fur *de-do-ti, s. §546S.937f. 560. F o r m e n mit idg. e statt e in der R e d u p l i cation (§ 472 S. 852) finden sich im Ar. als Intensiva, wie ai. dd-dhar-ti (neben dar-dhar-ti) von dhar- cfesthaltenJ, 3. pi. nd-nad-ati von nad- cschreien, briillen3; vgl. av. part. pd-peretana- n. als Subst. 'das Kampfen". Ai. ja-gar-mi 'wache' 3. pi. ja-gr-ati imper. jd-gr-hi, unregelmassig mit schwaehei Stammform nuch jd-gr-mi; — themavocalisch jd-gr-a-ti. Vgl. perf. ja-gar-a gr. sy/j-yEp-jxai. Uber das g von jd-gar-mi s. § 537 Anm. S. 931.
§ 560—562.]
Die Prasensstamme. Classe VI: ai. sa-tc-a-ti.
943
Anm. Die Formen fut. jagarisydti perf. jajagara vergleichen sich mit lasisyati lalasa zu laiati aus *le-ls-e-ti, mit jahisyati djijahat zu ja-ha-ti (§ 562) u. dgl., s. § 752.
Aus dem Griech. reiht sich als solches Intensivum hom. Srj-Bs^-atai. csie bewillkommnen, begriissen3 imperf. 8VJ-SSX-TO an (§7j- ist fiir 8si- mit J. Wackernagel zu schreiben), zu SEXOJAGU c nehme an J . Classe VI: die W u r z e l mit angefiigtem t h e m a t i s c h e n Vocal u n d v o i g e s e t z t e r auf -e (-e) a u s g e h e n d e r R e d u p l i c a t i o n s s i l b e als P i a s e n s s t a m m . 561. TJber die Stellung dieser Classe zur vorhergehenden s. § 555. Uridg. *ghe-qhn-o- von W. alien- cschlagen, todten": ai. part, ja-ghn-a-nt- (vgl. ji-ghn-a-te § 551 S. 940), gr. s-rscsv-o-v inf. Tcs-tpv-s'-[xsv; conj. av. ja-yn-a-^. *ue-uq-o- von W. ueq- 'spiechen3: ai. d-voc-a-t, gr. f-em-o-v SOT-O-V inf. eiir-slv (iiber f&uz- aus *ue-uq- § 557). *se-sq-o- von W- seq- c zusammensein mit, begleiten 3 : ai. sa-lc-a-ti, gr. S-STT-S-TO opt. S-37T-O-1--Q inf. s-a^-e-o&at. Ai. dd-dh-a-ti ''setzt3, lit. de-d-u, W. dhe-. 562. A r i s c h . Ai. part, ja-ghn-a-nt-, av. 3. j>\. ja-yn-e-nti conj. ja-yn-d-Jj: gr. e-jrs-cpv-o-v etc., s. § 561. Ai. d-voc-a-t, av. vaoc-a-f imper. vaoc-d: gr. e-enr-o-v, s. § 561. Ai. yes-a-ti ^iedet 3 aus urar. *ia-is-a-ti Gf. *je-js-e-ti von W. jes- (ai. ydsya-ti gr. Cstu), vgl. mit jo-Erweiterung av. yaesyeiti § 733; nach ai. d-yes-a-t die Form a-nel-a-t von nas- Verloren gehen 3 (im Av. das lautgesetzliche nqsa-ff], wie im Perf. nes-ur nach sed-ur yem-ur, wenn man es nicht vorzieht, d-nesa-t direct zum Perfectstamm zu ziehen, also als Plusquamperfectform zu betrachten (§ 854). Ai. lasa-ti ^egehrt 5 wahrscheinlich aus *la-U-a-ti (I § 259 S. 214). vgl. la-las-a-s cbegierig3 gr. AiXafojiai 'begehre 3 aus *ki-Xao-io-[iai (§ 733). Ai. d-pa-pi-a-t, W. pet- cdurch die Luft hinschiessen, fliegen^. Ai. sajjate c hangt an etwas, stockt5 aus *sa-zj-a- (I § 591 S. 450), W. seg- (lit. seg-u chefte3). Ai. dd-dh-a-ti 'setzt3 dd-d-a-ti cgibt3 av. da-p-a-iti von den W. dheBrngmann, Grnndiiss. II, 2.
60
944
Die Prasensst&mme. Classe VI: ai. sd-lc-a-ti.
[§562—565.
und do-, s. § 540 S. 934 f., § 561. Ai. ja-li-a-ti Verliisst, gibt auf, s. §556 S. 942. Ai. rd-r-a-te von ra- cschenken3, vgl. 2. pi. ra-n-dhvam (§ 538 S. 931 f.). Mit a = idg. e in der Reduplicationssilbe (vgl. § 560) ai. ja-gr-a-ti cwacht3 und av. 3. sg. conj. vaurtdte (aus *va-vr-) von car- ceTwahlen, sich bekennen zu3 (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. X I I I 79 f.). 563. G r i e c h i s c h . s-ra-cpv-o-v, I-eiir-o-v, f-air-s-To, s. § 561. Diese Aoristkategorie war im homer. Dialekt und in der von ihm abhangigen Dichtersprache productiv (vgl. Curtius Vb. II 2 29 ff.). ETwahnt seien noch: i-v.i-y.X-s.--co zu v.£k-o-\iai cich heisse, fordre auf, ite-iraX-cov zu jraMw cschwinge3 (W. pel-), ts-Tapir-s-To zu TspTi-cu sattige, labe3, 7rs-7u&-o-L-To TTS-UIS-COV zu -£i9-u) crede einem zu3, irE-Truft-o-t-To zu i:eu&-o-[xai cfoTSche, erfahre3. Xe-Aa&-o-v zu XTJO-UJ cbin verborgen3. Ts-Tay-tuv c fassend3. In spaterer Zeit erscheinen neben diesen Aoristen entsprechende Prasentia, wie irecpvw, zszXofxai. Hierher auch s'Co^iai als £'-zo-o-[j.ai von W. sed- csitzen3 (§ 556 S. 941), falls die Form nicht aus "so-io-jiai = ahd. sizzu Cl. X X V I entsprungen war (§ 721). 564. I t a l i s c h . Lat. tendo umbr. ostendu 'ostendito3 (I § 499 S. 368) wird von manchen auf *te-tn-o (W. ten-) zuriickgefiihrt'), wozu sich gr. TI-TOU'VID SO verhielte, wie h.\aio\t.a.i zu ai. lasati (§ 562), vgl. auch ai. ta-tan-a-t; andre ziehen es als ten-do zu Cl. XXV (vgl. S. 152 Fussn. 1, § 696), und neuerdings identificiert es R. S. Conway (The Class. Review V 297) mit gr. Tsi'vw aus *ten-io, wie ehedem schon G. Curtius gethan hatte. Sichrere Beispiele finden sich unter den lat. Perfecta, wie te-tig-i-t te-tig-i-mus : gr. Ts-tay-cov, pe-pul-i-t : gr. US-TOA-CUV. S. § 867. 565. K e l t i s c h . Hierher konnen die ir. a-Conjunctive mit Futurbedeutung gestellt werden. Air. dober cich werde geben3 1) Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgeseh. II 95 nimmt an, *te~tno sei unter dem Einfluss der Formen mit ten- in *tentno (ibergegangen, hieraus sei tendo geworden.
§565—568.]
Die Prasensstamme. Classe VII: ai. cdr-har-ti.
945
1. pi. do-beram aus *bhe-bhr-a~, W. bher- cferre3. fris-gera ^espondebit5 zu praes. 3. sg. fris-gair. nad-cel cquod non celabo1 zu praes. celim. Mir. fo-dema cpatieturD zu fo-daim cpatitur'. Uber die Ersatzdehnung in diesen Formen s. I § 523. 526 S. 382f. Freilich ist nach den ir. Lautgesetzen nicht sicher, dass der urspriingliche Reduplicationsvocal dieser Conjunctive e war. Er kann auch i gewesen sein, und Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 81 nimmt dieses an mit Riicksicht auf gignid u. s. w. (§ 544 S. 936). Da in den Teduplicierten Prasentien seit idg. Urzeit e und i neben einander vorkamen (vgl. z. B. ai. ja-ghn~ a-nt- und ji-ghn-a-te § 561 S. 943), so ist eine Entscheidung zu treffen kaum mb'glich. 566. Baltisch-Slavisch. Lit. de-d-ii lege3: ai. dd-dha-ti; lit. dud-u cgebe3 aksl. part, dad-y cgebend3. S. §546 S.937f. Classe VII: die reine W u r z e l mit vorgesetzter vollerer R e d u p l i c a t i o n als Prasensstamm. 567. Uber die Gestaltung der Reduplication in dieser und und der nachsten, der themavocalischen Classe s. § 465—467. 470. 474. 568. Die Wurzel beginnt c o n s o n a n t i s c h . Sichre Beispiele nur im Arischen (Intensiva). Ai. car-liar-mi imper. car-kr-tad, av. 1. pi. care-Jcere-mahl von kar- cgedenkenD. Ai. 2. sg. ddr-dar-si imper. dar-dr-hi, av. opt. dare-dair-ya-f von dar- ^palten"J); — themavocalisch dar-dir-a-t. Ai. 3. sg. med. sar-sr-fe sar-sr-e von sar- cfliessen'. Ai. jatB-ghan-ti conj. jatd-ghdn-a-t von han- cschlagen, todten . Ai. a-le-le-t von Ti- cschwankenJ. Ai. 1. pi. no-nu-mas von nu- cschreien, rufen3; — themavocalisch 3. pi. med. no-nuv-a-nta. Ai. part. med. jo-huv-ana-s von hu- crufenJ; — themavocalisch ai. j'6-huv-a-t. Av. zao-zao-tm cgiesse aus, weihe*. Ai. vdr-vart-ti 3. pi. var-vrt-ati von vart- Vertere5. Ai. med. 3. sg. de-dis-fe i) Die zweite Silbe der av. Form zeigt unregelmassig Hochstufengestalt, falls nicht nach I § 306 S. 243 *-dr-je-t als Grundform anzusetzen ist (vgl. ai. dlr-ya-t d-dar-dir-ur dar-dir-a-t). 60*
946
Die Prasensstamme. Classe VIII: ai. dar-dir-a-t.
[§568—571.
3. pi. de-dih-ate av. dae-dois-t von ar. dis- "zeigen3; — themavocalisch ai. de-dis-a-m. Im Ai. auch Formen mit i, I hinter der Reduplicationssilbe (§ 467 S. 848). bari-bhar-ti 3. pi. bhdri-lhr-ati von bhar'ferre3. Pait. ghdni-ghn-at- neben jdn-ghan-ti (S.945). ndvl-rid-t neben no-nu-mas (a. O.). varl-vart-ti neben var-vart-ti (a. 0.). kdni-kranti aus hdni-krant-ti part, kdni-krad-at- von krandc biiillen3. 569. Die Wurzel b e g i n n t sonantisch. Ai. dl-ar-ti cregt sich\ Gr. ry-z-(v.-a cich brachte hin3 pait. med. ev-syx-afj.evo-c, idg. *en-enk-. Mit den Formen fjvsyx-ac -axe etc. vgl. s'^soa? ska; etc. § 504 S. 902. Ob die zur selben Wurzel gehorigen ai. 2. 3. sg. anat 3. du. anas-tam conj. 1. pi. anas-a-?nahai redupliciert waren, bleibt fraglich. anas- lasst sich auf *en-y,k~, aber auch auf *enek- (vgl. gr. OI-YJVEX-TJ?) zuriickfuhren. Classe VIII: die Wuizel mit angefiigtem t h e m a t i s c h e n Vocal u n d vorgesetzter v o l l e r e r R e d u p l i c a t i o n als P i a s e n s s t a m m . 570. Die W u r z e l b e g i n n t consonantisch. Sichere Beispiele nur im Arischen (Intensiva), vgl. § 568. Ai. Injunctive wie dar-dir-a-t, no-nuv-a-nta, j'6-Auv-a-t, de-dil-a-m, s. a. O. Av. nae-niz-a-itii'wascht' neben ai. ne-nek-ti med. ne-nik-te; vgl. auch conj. voi-vid-a-ite neben ai. part, ve-vid-ana-s von vid'finden5. 571. D i e W u r z e l b e g i n n t s o n a n t i s c h . Armen. ar-ar-i aor. zu ar-ne-m "mache1, gr. Tjp-ap-o-v inf. ap-ap-sTv aor. zu ap-otp-ia/u) cfiige an1, Ai. am-am-a-t aor. von am- 'beschadigen' (praes. ami-ti). Gr. Tjy-ay-o-v ay-ay-sTv zu ay-w 'fiihre31). 3. pi. ax-a^-o-vio zu an-a/-iCo[xai cbetriibe michJ. ak-alx-s. cerwehrte abD. Yjv-syz-o-v cbrachte hin3 iv-eyx-siv neben f>-sTx-a (§ 569). Vgl. § 470 S. 849f. 1) Uber Benfey's ai. aj-ij-a-t s. Hubschmann Das idg. Vocalsyst. 66, Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 116 f.
§571—572.]
Die Praaensstamme. Clasae IX: ai. vdm-i-ti brdv-i-ti.
947
Ai. anin-a-t [pranina-t] von an- 'athmen5, arjij-a-t von J~ is/') crichten, herbeischaffen', aubjij-a-t von ubj- cniederhalten3 u. a. nui bei Grammatikern. Gr. spuxax-o-v zu Ipux-to 'halte zuriick', rviTtom-o-v zu EVITT-TOJ crede an3. Vgl. § 474 S. 855. ar
B. Classe IX: die Wurzel mit angefiigtem -a- und mit angefiigtem -I- ah Prasetisstamm, ohne oder mit Reduplication. 572. Es handelt sich hier einerseits um die Formen wie ai. vdmi-ti gr. aya-fiai, anderseits um die wie ai. atnl-ti. Die ersteren hatten hinter der Wurzel idg. a, von dem zweifelhaft bleibt, ob es Wurzelbestandtheil war (wie einige Gelehrte allzu zuversichtlich behaupten) oder wirkliches Suffixum (I § 14 S. 18). Neben a erscheint im Griech. auch e und o. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 109 if. scheint Recht zu haben, wenn er diese Vocale als uridg. e und o betrachtet. -9- bestand seit uridg. Zeit nur vor consonantisch beginnenden Personalendungen, vgl. ai. rodi-ti 3. pi. rud-anti. Formen mit -i- sind nur im Aiischen vorhanden. Dieser Vocal, idg. I, war sicher ein suffixales Element (cWurzeldeterminativ3), von dem im allgemeinen in § 498 S. 896 f. die Rede war. Neben ihm erscheint im Ai. auch ai (dj-ai-s), mit dem vielleicht das zi von gr. ay-si-? ay-si zu identificieren ist (s. S. S96 Fussn. 1). Doch ist nicht irgend wahrscheinlich zu machen, dass einst -I- auf plur. du. act. und sg. plur. du. med., dagegen der Diphthong auf sg. act. beschrankt war nach der Art von ai. kr-nu-mds etc. gegeniiber 7cr-n6-tni; -I- tritt im Ai. gerade vorzugsweise im sg. act. auf. Die grosse Ausdehnung, die der Gebrauch von -I- im Ai. zeigt; war zum guten Theil Folge von Vermischung dieses Vocals mit -i- = -9-. Man hat also das Nebeneinander z. B. von sami-sva und laml-sva mit dem von ai. d-dhi-maM und d-dhl-mahi zu vergleichen. Jedesmal zu bestimmen, ob -I- von vorar. Zeit her der Verbalform angehort hatte, oder ob es sich erst auf ar. Boden an die Stelle von i = a gesetzt hatte, ist unmoglich, und darum
948
Die Prasensstamme. Classe IX: ai. vdm-i-U bvdv-i-ti. [§572—574
mogen hier -a- und -I- unter einer Prasensclasse vereinigt werden. 573. Formen ohne R e d u p l i c a t i o n sind nur im Ar. und im Griech. mit Sicherheit nachgewiesen. Ausserdem vermutet aber Bugge Indogeim. Forsch. I 439 f. solche in dem armen. aor. II. med., wie cnay zu praes. cnani-m cpario, gigno, nascor': cna- aus *gena- (vgl. § 583 S. 957). 574. Altind. Formen mit -i-. vdmi-mi vdmi-ti (3. pi. vamanti, praet. d-vam-i-t), zu gr. sfj.su>. dni-ti cathmet3 3. pi. an-dnti (praet. an-l-t). Imper. stani-hi von stan- cdonnern3. Imper. Jdnisva von Jan- cgignere3. Imper. sami-sva von sam- csich muhen". rodi-ti 'jammert, weint3 1. pi. rudi-mas 3. pi. rud-anti imper. rudi-hi (praet. d-rod-l-t). svdpi-ti cschlaft3. svasi-ti cschnauiV imper. Ivasi-hi fur *s"usi-M vgl. med. sus-e (praet. d-svas-i-t). Auch sr-nv-i-se neben Ir-nv-i-re wie Ja-Jn-i-se nebenja-jn-i-re. tjber il-i-fe neben is-te s. § 853. Das -i- erscheint bei diesen Verben meist auch ausserhalb des Prasensstammes, vgl. z. B. sami-sva mit sami-td-s d-samis-ta (gr. xaij-a-To-c), Jdni-sva mit Jani-tdr- Jani-syd-ti (gr. ysviTu>rj lat. geni-tor). Hierher stelle ich weiter einige Formen, die die indischen Grammatiker und europaische Sprachforscher zum is-Aoiist ziehen, wie 2. sg. varti-thas von vart- Vertere3, d-Jay-i-t von Ji- "^ersiegen3, d-tari-ma von tar- ciiber etwas setzen, durchschTeiten3 und die von den ind. Grammatikern angegebnen 2. pi. med. auf -idhvam statt -idhvam (§ 839) wie abodhi-dhvam. Allerdings zog sie das Sprachgefiihl zum s-Aorist, gleichwie die Formen d-dhi-thas d-dhi-ta d-kr-thas d-kr-la, aber so wenig wie diese gehorten sie ihm nach ihrer Bildung an (§816)1). Vielleicht wirkte zu ihrer Angliederung die urspriingliche 2. sg. des is-Aoristes auf *-is (aus *-is-s) mit, indem dieser Ausgang als *-i-s aufgefasst wurde (§ 839), vgl. dnait nach dnais aus *a-nais-s (§ 816). 1) d-jayi-t : 3. pi. d-jayis-ata = gr. £-v.p£jj.a-TO (xpep.a-&pa) : 2. sg. med. i 8 ( r o - t ) , s. § 840.
§ 574—575.] Die Prasensstamme. Classe IX : ai. vdm-i-ti brdv-i-ti. 949 -I- am haufigsten in der 2. 3. sg. praet. act. (vgl. die obigen Beispiele). am-i-ti cschadigt3 (3. pi. am-anti) impei. am-i-sva. Imper. lam-i-sva -dhvarn neben sami-sva (S. 948). tav-i-ti cgedeiht, ist stark3. 3. du. d-grh-l-tam csie ergriffen3 med. 2. sg. grh-l-thds grh-i-sva, 3. sg. d-grabh-i-t, vgl. grbh-i-td-s grahi-sya-ti d-grabh-i-s-ur. as-l-t cerat\ Das Verbum brdv-l-ti csagt5 zeigt -I- nur in den Personen, wo sonst -i- vorkommt, und offenbar nach dem Vorbild der «-Verba: also brdv-i-mi -l-si -l~ti, d-brav-i-s -i-t, aber d-brav-am bru-mds bruv-dnti. Vgl. av. mraom d. i. mrav-em — d-brav-am, med. mruye d. i. mruv-e (Baitholomae Handb. § 92 S. 40) = brzw-e, mruite mru-ta = ai. bru-te d-bru-ta. und mrao-s mrao-f gegenuber d-brav-i-s -l-t, wie ai. 3. sg. as gegeniiber as-i-t; doch gewahrt auch das Av. eine solche *-Form in vyd-mnltd (y. 12, 6), wenn dies von Bartholomae (Kuhn's Zeitschr. XXVIII 37, Stud, zur idg. Sprachgesch. II 127) richtig als 3. sg. med. imperf. gefasst wird. Duich Ablautstorung ai. imper. bravl-hi fur bru-M und bru-mi fur brdv-i-mi. TAX Prasentia auf -aya-ti: ai. unay-i-s zu una-ya-ti lasst unerfiillt3, dhvanay-i-t zu dhvanaya-ti chiillt ein3, vgl. opt. med. Jcdmay-i-ta § 951. Die Ausbreitung der i- und der «-Flexion war im Ai. zuweilen durch das Streben begiinstigt, durch die Wirksamkeit der Lautgesetze hervorgerufne formale Unklarheiten aufzuheben, vgl. z. B. asis aslt gegen as as. tjber die Rolle, die die Prateritalformen auf -1-s -l-t im s-Aorist bekamen, s. § 839. 575. Griech. Die a-Flexion findet sich ungestort nur im Medium, xpsfj.a-fji.ai liange3 (vgl. fut. xps]j.a-(u, Kps;j.a-&p6( c HangekorbD). aya-|xai lachte fiir gross, staune3; aya- wol aus *rngd-, zu jjisya, so dass aya-[o.ai sich zu einem *[j,sya-[j.i verhielt wie ai. rudi-mas zu rodi-mi. Aor. i-Ttpia-iJ/yjv ckaufte3 zu ai. kri-na-ti ckauft3 fut. kre-syd-ti air. cre-nim ckaufe3 conj. 3. sg. -cria aus *cri-d-t. Die Activformen gingen vielleicht in vorhistorischer Zeit in die themat. Conjugation iiber: sjxsw cspeie3 fiir */e]i.s-|j.i: ai.
950
Die Prasensstamme. ClasselX: ai. vdm-i-ti brav-i-ti. [§575—577.
vdmi-mi, vgl. Ijxs-oaa; Safiato cbandige3 fur *8a(ia-fu, vgl. Sajxa-oaa Ttav-SafAa-rcop; sXau> ctreibe3 fiir *iAa-[xi, vgl. eXa-aaa IXa-t^p; apow ^fliige 3 fiir *apo-[it, vgl. ap-7]po-[jivo-<; 7]po-aa apo-tpo-v. Uber -s- und -o- neben -a- s. § 572 S. 947. Doch kann man diese Prasentia wegen des oo-Aoristes auch als Formen auf urspr. -so-u) -aa-io -oa-u> betrachten, entsprechend den ai. tards-
a-ti arcas-e. S. § 661. 842. Anm. Die Auffassung auch von manehem andern, was hierher zu gehoren scheint, iat zweifelhaft. Sieh z. B. liber o^o-aou ovo-vtat § 550 S. 639, fiber Tiera-pa'. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 371. 409, uber ipa-pai Verf. Kuhn's Zeitschr. XXIII 587 ff. Uber i-yeo-i i-y_ia-\i.es u. ahnl., die von einigen Spraehforschern hierher gezogen werden, s. § 504 S. 902 f.
576. Im Lat., German, und Bait.-Slav, musste -a- mit idg. -o- (im Lat. auch mit idg. -e-) zusammenfallen. Es ware also immerhin moglich, dass gewisse Verba, die in diesen Sprachzweigen der Cl. II folgten, urspriinglich -a- hatten und zu unsrer IX. Classe gehorten. Lat. vomi-t vomi-mus vgl. ai. vami-ti. Got. -anan 'hauchen3 vgl. ai. dni-ti (1. pi. -ana-m wie ani-mas), ahd. rio^an cweinen3 vgl. ai. rodi-ti, ags. swefan aisl. sofa ^chlafen3 vgl. ai. svdpi-ti. Lit. 3. sg. rauda Nveint, klagt" lett. rdud, zu ahd. riofian und ai. rodi-ti. Sicherheit ist hier um so weniger zu gewinnen, als im Indischen selbst diese Wurzeln auch nach Cl. II flectiert auftreten: vam-a-ti, dn-a-ti an-d-ti, rod-a-ti rud-a-ti, svdp-a-ti. 577. Formen mit Reduplication sind nur im Ai. nachweisbar und sie zeigen alle -1-. -I- in der 2. 3. sg. von einigen Praterita, die man als Plusquamperfecta zu bezeichnen pflegt, wie d-ja-grablii-t (1. sg. d-jagrabh-am) von grabh- 'ergreifen3, d-bu-bhoji-s von bhuj- cbiegen\ Intensiva: va-vadl-ti von vad- 'reden3, pa-patl-ti von patc fliegen3. Vgl. § 560 S. 942 f. Intensiva: dar-dari-ti von dar- 'spalten3 neben ddr-dar-si, tar-tari-ti (unregelmassig mit starkem Stamm 2. du. tartari-thas) von tar- ''uberschreiten3, ndm-naml-ti von nam- csich verbeugen3, rO-ravi-ti von ru- cbriillen, schreien1, j&-havi-ti von Jm- crufen3. Ygl. § 568 S. 946. Nie trat -I- hinter die Wurzelsilbe, wenn die Reduplicationssilbe auf -i -I ausging, vgl. § 467 S. 84S.
§ 578.]
Die Prasensstamme. Claese X—XI: a- e- o-Prasentia.
951
O. Classe X bis XI: die Wurzel mit angefilgtem -a-, -e—o- als Prdsensstamm. 578. Es handelt sich hier um Formen wie gr. s-8p-a-v, E-pX-Tj-v e-ap-vj-v, e-yv-
952
Die Prasensstamme. Classe X—XI: a- <>- o-Prasentia.
[§ 578.
Die Formen mit -a- eTScheinen im Ital., Kelt, und Slav, auch als Conjunctive, vgl. ausser dem genannten lat. fua-s noch z. B. tula-s (zu gr. dor. I-xXfi-e). Das ist nicht auffallender als die Thatsache, dass -e—o- sowol indicativisch als auch conjunctivisch fungierte. Ebenso hat man das im Italischen in Futur- und in Conjunctivkategorien auftretende -e-, z. B. lat. fut. so-lv-e-s conj. l-r-e-s osk. sakraiter fusid (§ 926), mit dem -e- von e-pX-yj-v e-[xav-Yj-v zu identificieren, vgl. z. B. lat. ed-e-t mit lit. praet. ed-e, osk. fu-i-d csit3 [i = e) mit gr. praet. i-cpu-7). Im Griech. wechselten -YJ- und -a>- in den dem lat. «Conjunctiv entspiechenden Modus, wie XI'UY]-TS Xmco-fxev. Vielleicht konnten neben den Formen mit dem e- auch die mit dem o-Suffix zugleich conjunctivisch gebraucht werden und aus einem Promiscuegebrauch von e- und o-Formen entwickelte sich das griechische Paradigma dadurch, dass die beiden Vocalqualitaten nach Massgabe der entspiechenden Indicativformen mit -e- -o- geregelt wurden. Hiernach war z. B. conj. XiTrvj-te mit (S-)XITY]-TE im Grunde identisch, gleichwie lat. fua-s mit -ba-s, tula-s mit gr. (s-JTXa-?. Dass die beiden Vocale -e- und -o- enger zusammengehorten gegeniiber dem -«-, zeigen z. B. *gi-e- gr. Cf/ : *gi-o- £
§ 578—579.]
Die Prasensstamme. Classe X: ai. dr-n-ti.
953
mit dem fern. ai. jya- j'iyd- gr. |3i'a- von W. gei- cbewaltigen (ai. jdy-a-ti ji-na-ti). Diese Gleichsetzung ist nicht kiihner, als wenn wir in dem -o- von indio. oty-0-fi.EV und conj. sTo-0-ji.sv das -o- von dy-d-? erblicken. Und auch verbale Stamme mit -e- erscheinen zugleich als Nomina, wie gr. /p-rj 'Notwendigkeit3 zu Tcs-^pyj-jxai j(p-7j-&a; hom. OJAO-X^-T} clautes Zurufen3 zu kret. part. av-xA^-fievo-?; lat. qui-e-s abl. quie zu peif. quie-vl; ai. ps-d- cEssen, Speise3 zu ps-d-ti vgl. tyy aus *^7j-i£i. Solche e-Nomina erscheinen auch in lat. ple-bam licebat are-bat are facid aksl. be-achu zire-achu u. dgl. (§ 896 Anm. 899. 903). Die mit unsern Suffixen gebildeten Verba treten oft durch -io- erweitert auf, z. B. neben ai. sn-a-ti Svascht sich, badet sich3 lat. na-s na-mus erscheinen ai. sna-ya-te lat. no aus *na-(i)o air. 3. sg. snaid, und es ist unmoglich, die beiden Flexionsweisen, die primitive und die mit -io-, sprachgeschichtlich gegen einander reinlich abzugrenzen. Wir werden also schon hier auf die j'o-Flexion (Cl. XXVIII) vielfach Riicksicht nehmen miissen. Und noch nach einer andern Kichtung hin ist es schwer, ja unmoglich, Grenzen zu ziehen. Die gewohnlich in der Sprachwissenschaft ausschliesslich als cDenominativaJ bezeichneten Verba schliessen sich vielfach aufs engste unsrer Prasensclasse und ihrer jo-Erweiterung an, z. E. lat. planfb (aus *planta-(i)o) planta-s etc. von planta- "Tflanze3 wie no nas etc., gr. 5
lesb. e-Ttfid-fisv s-TT[xd-Ts von xljia- c E h r e ' wie s-Spa-[i.EV I-Spa-rs,
armen. Jana-m jana-mli wie mna-m mna-mM. Dass diese Denominativa urspriinglich in alien Personen nur -io- hatten, ist nicht zu erweisen (vgl. § 487 S. 877 f.) und bei der grossen Ausdehnung, die die -«o-losen Formen wie lat. planta-s planta-mus in den idg. Sprachen haben, sehr unwahrscheinlich. Classe X: die u n r e d u p l i c i e r t e W u r z e l mit angefiigtem -a-, -e- -o- als P r a s e n s s t a m m . 579. Die W u r z e l mit -a-. Uridg. *dr-a-ti ^auft3 (vgl. ai. dr-dva-ti dr-ama-ti u. s. w. § 488 S. 882): ai. dra-ti imper. dra-hi, gr. s-Spa-v s-§pa-f;.sv.
954
Die Prasensstamme. ClasseX: ai. dr-n-ti.
[§579—580.
*tr-a-ti (vgl. ai. tar- chindurchdringen, ubeischreiten): ai. tra-ti c rettet3 (urspriinglich lasst hindurchdringen, gliicklich hiniiberkommen5) med. tra-sva tra-dhvam {tra-ya-te), lat. in-tra-s -tramus (1. sg. -tro aus *-tra-io) und trans umbr. traf' trahaf'ctrans3 (urspr. nom. sg. part., s. Thielmann Arch. f. lat. Lexikogr. IV 248 ff. 358 ff.).1) *sn-a-ti Vascht sich, badet sich3 (vgl. ai. sn-au-ti "trieft3 part, sn-u-ta-s, gr. v-io> fut. v-su-aofiat): ai. sna-ti 3. du. sna-tas (sna-ya-te), lat. na-s na-mus (1. sg. rid), vgl. auch gr. vau) cfliesse3 va-|ia. *bhu-a- *bhuu-a- von W. bheu- cwerden, sein3: lat. -has -ba-mus, air. 3. sg. ha ha (conj. und fut.), lit. buvo Var' buvo-me; daneben *bhu-e- *bhuu-e- s. § 587. *sruu-avon sreu- lessen 3 : gr. epidaur. sppua cfloss3, lit. pa-sriivo cfloss3; daneben *sruu-e- gr. sppuvj § 589. *g-a-t *e-g-a-t ^ing3 (vgl. *g-em-, § 497 Anm. S. 893): ai. a-ga-t a-ga-ma, gr. e-j3Y] e-pyj-jxev. In die abstufungslose Flexion dieser Classe traten zuweilen solche Verba iiber, die urspriinglich zu der abstufenden Cl. I gehorten, s. § 495 S. 890f. Beispiele fiir die gleichartige Flexion der jiingeren Denominativa von a-Stammen: 1. pi. armen. jana-mJe, gr. aol. ttfi.a-p.sv, lat. planta-mus, air. no chara-m, lit. justo-me. Naturgemass ist es zuweilen zweifelhaft, ob man ein «-Verbum zu den sogen. Primitiva oder zu den sogen. Denominativa zu stellen habe. Z. B. lat. ford foras, ahd. borom horos cbohre3 gGf. *bhrr-a-, woneben ahd. bora f. cder Bohrer' (vgl. § 769). 580. Arisch. Ausser den in § 579 genannten ar. Verba gibt es nur noch wenige, bei denen die verwandten Sprachen urspriingliches -a- wahrschednlich machen. Ai. sr-a-ti (Gramm.) neben Ira-ya-ti ckocht, brat3 von W. ker- (gr. xspolaaoit, ai. sr-td-s), vgl. gr. -xi'-xpa-jii cmische3 Cl. XI, perf. -/i-xpd-tai, a-xpato-s 'ungemischt3 ( = ai. sra-td-s). Ai. ml-a-ti cwird weich, erschlafTt, welkt3 3. pi. ml-a-nti (neben mla-ya-ti) von W. mel1) Dass intrare extrare fur die Romer Ableitungen von intra extra ist klar. Gleichwol sind sie wegen trans wahrscheinlich als von einem Simplex *trare auegegangen anzusehen. F. D. Allen Amer. Journ. ol Phil. I 143 sqq. uberzeugt mich nicht.
§ 580—582.]
Die Prasensstamme. Classe X: ai. dr-a-ti.
955
c
molere3, vgl. gr. dor. pXa-i pXvj-xpcJ-? cschlaff3 (air. mldith bldith Veich, sanft3 vielleicht mit J, I § 306 S. 245). Ai. opt. mnaya-t commemoret3 3. pi. mnd-y-ur von W. men- 'denken3, vgl. gr. dor. perf. [xs-jxvd-Tai. Ai. dhy-a-ti neben dhya-ya-ti cdenkt nach3 (perf. da-dhyau) zu d-di-dhe-t § 537 S. 931, vgl. gr. aa-fi.a orj-[xa = ai. dhy-d-man- §117 S. 348.') Von den FoTmen mit -a-, von der en Suffix zweifelhaft ist, ob es idg. -a- oder idg. -e- oder -o- war, seien hier noch genannt: ghr-d-ti criecht3- (perf. ja-ghrau part, ghra-td-s) zu jighar-ti Cl. I l l (§ 540 S. 934); rfr-a-^'schlaft3 [da-drau dra-na-s) zu gr. oap-fravu> lat. dor-mid (vgl. Verf. Morph. Unt. I 43); dhm-a-nt- 'blasend3 [da-dhmau dhma-td-s) zu dhdm-a-ti Cl. IIA; khy-a-ti cschaut, scheint, macht bekannt3 [ca-khyau khya-td-s) zu d-khy-a-t Cl. IIB (vgl. Fussn. 1). Anm. Die jungere Schicht der Denominativa von a-Stammen bildete im Ar. das Prasens auf -a-ya-ti, nicht auf -a-ti. S. § 766. Formen wie mala-ti cer ist wie ein Kranz' (mala-) waren junge kunstliche Machwerke.
581. Armenisch. mna-m cbleibe, erwarte3 1. pi. mna-mU (aor. mna-ci), zur W. des gr. [xsv-w 'bleibe3 und wahrscheinlich unmittelbar mit ai. mn-a- gr. jjtv-a- (§ 580) zu verbinden. kea-m lebe 3 Gf. *gii-a-mi (Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgesch. II 134) oder *giua-mi (vgl. ai. jiva-tu-s cLeben>, zu ai. jiva-ti lebt3 lat. vivo, das von W. get- mit Suffix -uo- abgeleitet war, aber schon friih wie ein Verbum der Cl. II aufgefasst wurde, vgl. § 488 S. 882 f.). orca-m "erbreche, riilpse3 aus roruc-a-m, vgl. aksl. ryga-jq "ructo3. Die jungere Schicht der Denominativa mit -a- erscheint mit diesei Classe ubereinstimmend flectiert, wie jana-m cbemiihe mich, strenge mich an3 1. pi. jana-mk (jan 'Bemiihung, Anstrengung, Fleiss3), o\ba-m cwehklage3 1. pi. okba-mk' (oXb c Wehklage3). xroxta-m cbin ubermiitig, trotzig3 1. pi. xroxta-mk (xroxt "ubermiitig, trotzig3). 582. Griechisch. e-8pa-v 'lief3 1. pi. e-8pa-}i.ev 3. pi. e-3pa-v: ai. drd-ti, s. § 579 S. 953. I-TATJ-V dor. e-tla-v certrug' 1. pi. e-TA.Tj-fisv 3. pi. s-rXa-v, imper. TXT-&I, von W. tel1) Fick Wtb. I 4 32 stellt oajia zu dem nachher zu nennenden ai. khya-ti.
956
Die Prasensstamme. Claase X: ai. dr-a-ti.
[§582—583.
Horn. TCATJ-TO c naherte sich' (vgl. dor. a-icAa-xo-? c D c 3 TIO-V), zu TcsAaCu) nahere . S-(3Y]-V dor. l'-(3a-v ging : ai. d-gd-t, s. § 579 S. 954. Att. s-yyjpdt-v 'alterte' inf. -prjpavai, zu praes. Epidaur. sil-sppud: lit. pa-sritvo cflossD. Hesych scpdior (cod. Icp&ia). Andres der Art bei Fick Gott. gel. Anz. 1881 S. 1430 ff., Bartholomae Stud. z. idg. SpTachg. II 128 f. Die jiingere Schicht der Denominativa mit -«- folgte in ihrer aol. Flexion der Weise unsrer Classe, z. B. pi. TtjAa-jxev Tt[ia-T£ (gegen att. TtfAcojAsv Ttjxaxs). Die 1. sg. auf -aiju war jiingere Neubildung fiir - a - p , wie -oiju eine solche fiir -
583. Italisch. Die 1. sg. praes. auf *-a-mi war verloren; dafiir im Lat. iiberall *-a-io, woraus -o wurde. Lat. trans umbr. traf trahaf, lat. in-tra-s -tra-mus: ai. tra-ti; lat. 1. sg. in-tro zu ai. tra-ya-te, s. § 579 S. 954. Lat. Jl-a-s fl-amus, vgl. ahd. blau "^blase3 aus *bhl-e-io und gr. cpA-uco "strotze5. Lat. n-a-s n-a-mus: ai. sn-a-ti lwascht sich, badet3, s. § 579 S. 954. Ital. *fa- aus *fu-a- von W. bheu- Verden, sein3, praet. *-fa-m: lat. ama-hd-s -ba-mus, osk. fu-fans cerantJ (§ 899), vgl. lat. conj. fu-a-s: air. ba ba etc. (§ 579 S. 954). Lat. hi-a-s hi-a-mus, 1. sg. hid = lit. zio-j'u sperre den Mund auf, vgl. lat. hi-sco, ahd. gi-no-m gei-no-m cich gahne3. Lat. inquam aus *en-sq-a-m Injunctiv, W. seq- 'sagen', vgl. in-qui-t in-quiu-nt (Cl. XXVI § 717) gr. EVI-OT-E (Cl. IIB) svi-oir-^-aw. d-a- von W. do- cgeben:> erscheint nicht nur als Conj. (lat. ad-da-s, osk. da-dad 'reddat3), sondern auch als Indie, lat. dels dat. Letztere waren wol Injunctivformen (dat fiir *da-d), und d-a-s : ad-da-s = -ba-s : fud-s, tuld-s : gr. s-tXa-?. era-m erd-s verhielt sich zu es-t, wie das als Conj. fungierende ea-m zu i-t. Dass der Injunctiv era- sich als
§583.]
Die Prasensstamme. Classe X: ai. dr-a-ti.
957
Imperfectum festsetzte, darauf war der gleiche Gebrauch des Injunctivs *fu-a- = lat. -ba-m sicher nicht ohne Einfluss. Einige Gelehite (zuletzt Bartholomae Stud. z. idg. Sprachgesch. II 187f.) verbinden ion. STTJV Ivjofta mit eram; TJYJV ware die augmentierte Forni; iiber eine andre Auffassungsmoglichkeit s. §858, 2. Andre hierher gehorige Verba waren: lat. juva-s (part. -jutu-s perf. juv'i) aus *diugu-as: lit. dziugo-s cer brach in Freude aus3 (praes. 1. sg. dziungiis); lav-a-s (neben lav-is), vgl. perf. Idvl; dom-a-s cub-as mie-as e-legans (neben e-ligere) sec-a-s (umbr. p r u - s e k a t u cprosecato3) u. a., vgl. perf. domui cubul micui secul. Hierher wol auch einige, bei denen -a~ durch das ganze Verbalsystem durchgefiihrt war, wie ara-s perf. aravi part, aratu-s, vgl. gr. apaw 'pfliige3 (horn. 3. pi. apoooai herakl. apaoovu, Siitteilin Zur Gesch. d. verba denom. im Altgr. I 22), aksl. or a- ^fliigen3 in aor. ora-cliu part, praet. act. ora-vii, inf. ora-ti. Im Lat. zeigen eine Anzahl von verba composita a-Flexion, wahrend die simplicia, zu denen sie gehorten, nach einer andern Classe gingen. Z. B. oc-cupare : capio, suspicari : specio, profiigare : Jligo, com-pellare : pello, aspemari : sperrib. Diese Verschiedenheit beTuhte wahrscheinlich auf der dem Compositum gegeniiber dem Simplex anhaftenden perfectiven (aoristischen) Bedeutung. Die a-Bildung war als solche aoristischer Natur, und occupare verhielt sich einst zu capio wie gr. jxavrjvai zu [xat'vofiou, prafligare zujligd wie kmrpai zu Asnro|i.ou. Der ind. praes. occupa-t war also eine aoristische Bildung wie lic-et (gr. sXtTVT]) neben linquo (§590. 708), conj. ad-venas e-venas (zu osk. k i i m - b e n e d cconvenit3) neben venio, tag-i-t neben tangi-t u. dgl. Solche 5-Aoriste scheinen ebenso alt gewesen zu sein wie die e-Aoriste: vgl. gr. epidaur. Ippua cer floss3, lit. pasruvo c er floss3 Ttilo cer erhob sich3; hierzu vielleicht auch die armen. a-Aoriste wie cn-a-y cgenui, natus sum3 (Bartholomae Stud. z. idg. Spr. II 130, vgl. § 573). Vgl. noch § 708 Anm. Im ganzen ital. Sprachgebiet ging die Flexion der jiingeren Schicht der Denominativa mit -a- mit unsrer Prasensfiexion
Hand in Hand. Lat. plantas -a-mus 1. sg. planfo wie in-tra-s
95S
Die Prasensstamme. Cl. X: ai. dr-a-ti.
[§583—584.
etc. Umbr. furfant cfebruant3 imper. portaUi "portato3, osk. f a a m a t 'habitat3 s a k a r a t e r csacratur3 imper. deivatud ciurato\ Vgl. § 738. 777. 584. K e l t i s c h . Von den einsilbigen Prasensstammen von der Ait des idg. tr-a- kommt im Ir. nur *bhu-a- vor. Als Injunctiv mit conjunctivischei und futuiischer Bedeutung (vgl. lat. fu-a-m) ist diesei Stamm sicher belegt, z. B. 3. sg. ba ba = *bhu-a-t. Ob und inwieweit er auch mit dei Function des Prateritums (vgl. lat. -bam) als Copula voihanden war, ist daium zweifelhaft, weil die 3. sg. nach Paitikeln als -bu -bo (z. B. robu robo) erscheint, was nach einem alten *bhu-t (gr. s-cpu) aussieht. Am ehesten sind auf piateiitales *bku-a- die schon im Air. zu belegenden 1. 3. sg. ba und 3. pi. batir zu beziehen. Fernei gehoren ein paar zweisilbige Prasensstamme hierhei, wie air. scar a- 'trennen, sich trennen3 aus *skrr-a- (I § 298, 3 S. 239), scarHm scarH scarHd scarmme scarthe scarHt aus *scara-mi -a-si etc., daneben no scaru aus *scard-io wie lat. juvo. Und weiter zeigen diese Flexion auch die jiingeien Denominativa wie com-alnaim cich erfiille3 (§ 778). Deutlichei noch als im Ii. liegt diese a-Flexion im Biitannischen vor, 3. sg. altbrit. -ot (mit o = a), z. B. abiet. cospitiot ctitubat3 crihot Vibrat. Anm. Bemerkenswert sind vom Verbum -tau -to 'bin' (= idg. *sta-io Cl. XXVI § 706) die 3. sg. at-ta und die Pluralformen -tarn -tad -tat, die den lat. sta-t und sta-mus stu-tis sta-nt entspreehen durften. Dass at-ta auf *-sta(i}e-i zuruckgehe, ist wol nieht zu erweisen, und die tonlosen -tarn -tad -tat brauehen nicht die gekiirzten Nebenformen der betonten at-taam, ata'id ataaith, at-taat zu sein, sondern diese konnen secundare Neubildungen sein. Ich glaube nun nieht, dass man neben der Stammform sta- ein altes st-a-, d. h. eine Erweiterung der W. mittels unsres -a-Suffixes, anzunehmen hat, sondern dass im Ital. wie im Keltischen ein Ubergang von Cl. XXVI in unsre Cl. stattfand, der durch das Nebeneinander der Prasensstamme wie tr-a- und tr-a-{o- veranlasst war. Vgl. § 505 S. 906, § 706. 716. 719.
585. G e r m a n i s c h . Die io-loseFlexion der altern Schicht der einsilbigen Stamme fehlt, sie miisste denn durch ahd. tuo-m von W. dhe- vertreten sein (s. § 507 S. 908f.). Aber in weitem Umfang ist ihre Flexionsweise reprasentiert durch die zweisilbigen Stamme (meist jiingere Denominativa), vgl. got. mito-s
§ 585—586.]
Die Prasensstamme. Classe X : ai. dr-a-ti.
959
du ermisst salbo-s cdu salbst3, mifo-p salbo~p, -o-m, -o-p, -o-nd, ahd. boro-m -o-s u. s. w. (vgl. § 739. 781). 586. Baltisch-Slavisch. Die einsilbigen Stamme werden. nach Cl. XXVIII flectiert, z. B. lit. zi-6-ju chio' zio-ji -j{a) -ja-me -ja-te, aksl. tr-a-jq cdaure3 tra-je-si -je-tu -je-mu -je-te -jqtu (vgl. § 740). Doch hat man zu unsrer Classe die Imperativformen wie lit. zio-k = lat. Ma (§ 957) zu stellen. Die zweisilbigen Stamme mit jo-loser Flexion entfalteten im Bait, eine grosse Productivity. Es gehoren hierher die zahlreichen Praterita auf -au: wie lit. buvau cich war' buval biivo buvo-me buvo-te: lat. -b-a-s; pa-sruvo "floss3: gr. epidaur. sppua (§ 582 S. 956); dziug-au-s cich brach in Freude axis: lat. juv-a-s (§ 583 S. 957); gij-au 'ich lebte auf (vgl. av. jyaiti-s 'Leben3 gr. C^ ^lebt3 aus *gi-e-ie-, von W. gej'-); kil-au cich erhob mich3, vilk-au cich schleppte3, snig-o ces schneite3. Mit Augment ej-au cich ging3 (§ 480 S. 863) : lat. ea- aus *-ei-aals Conjunctiv. Ferner Prasentia, wie bij-au-s "fiirchte3, llnd-au c bin wo hineingekrochen3. Diese Formen hatten von Haus aus secundare Personalendung, -a-rn -as -a-t etc., wie lat. -bam -bas. Die 1. und 2. sg. wuiden aber umgebildet, indem an -a- die Endungen von suk-u suk-i antraten. Hieriiber s. § 991, 1. Bei den Verba wie bij-au-s hnd-au wurde das -a- durchs ganze Verbalsystem durchgefiihrt (fut. bijo-siu-s lindo-siu u. s. w.). Sie verhalten sieh daher zu jenen «-Prateriten {buv-au neben fut. bu-siu, dziug-au-s neben fut. dziuk-siu-s), wie lat. ar-a- zu juv-a- (§ 583 S. 957). Das Aksl. hatte nur ein Prasens dieser Art, im-a-mi chabe3 im-a-si -a-tu -a-mii -a-te; daneben Stamm im-e- im part, praet. act. ime-vii u. s. w., vgl. lit. praet. 3. sg. em-e. Von den jiingeren Denominativa des Litauischen gehoren hierher die auf -au mit dem Infin. auf -yti, wie justau cgiirte3 [justyti] von junta cGurtel3, s. § 782, 4. Eine andre Gruppe von jiingeren Denommativa von «-Stammen hat -o-ju -o-ti, wie dovano-ju cschenke3 inf. dovano-ti von dovana, s. § 769. 783. Brngminn, Grnndriss. II, 2.
61
960
Die Prfisensstamme. Classe X: ai. dr-'a-ti.
[§587.
587. D i e W u r z e l m i t -e-, -o-. U r i d g . *gl-e-ti von W. gel- 'fallen3 (vgl. gr. fiik-oc, c G e schoss3 poX-Yj 'Wurf 3 ): ai. gl-a-ti 'fallt ab, kommt von Kraften3 (gla-ya-ti), gr. e-pXirj-v 'ich erhielt einen Schuss, wuide getroffen3 1. pi. e-(3X7)-[i,ev med. e-pXirj-To, opt. J3X£L'TJV pXsTjisv, woneben *gff-e- s-pdtXvj-v e-paXv)-[x£V. *pl-e- *pl-o- von W. j9eZ- 'fiillen3 (got. jil-u 'viel3 u. a.): ai. 2. sg. adhortativ pra-si aor. d-pra-t, gr. UXTJ-TO TTXTJ-VTO (§ 582 Anm. S. 956), lat. im-ple-s
-ple-mus
-ple-tur (1. sg. jo/eo aus *ple-io), woneben *pll-e- in lit. ^y/e 'er schiittete3 fur *pile (§ 593); *pl-o- in lat. plorare got. _/?o(fw-s cFlut5, wol auch in gr. ew-sTtXwv cich beschifFte, befuhr* praes. TUXOU-OJ part, TCAW-TO'-?. *(s)re-c- *(s)«-o- cnechten, spinnen, nahen 3 {{s)n-ei- in aksl. ni-ti 'Faden 1 ? vgl. Per Persson Stud, zur Lehre von der WurzeleTweiterung 64): gr. 3. sg. S-VVYJ Herodian I I 507, 22 L. (vew auf Grund von *srie-io), lat. ne-s rie-mns (vgl. ahd. nau c nahe 3 aus *(s)ne-io); *sn-o- in air. sna-the T a d e n ' ahd. snuo-r c Schnur, Band 3 ; ai. sna-van- av. sna-vare 'Band, Sehne 3 diirfte wegen gr. vsupo-v 'Sehne 3 (aus *(a)vv)-J:-po-v) auf *sn-e zu beziehen sein. *§n-e- *gn-o- 'erkennen, wissen3 von W- gen- (av. a-zainti-s 'Kunde 3 lit. pa-zintt-s Kennen, 3 Kenntniss , ai. 2. sg. imper. jn-a Cl. I I B): ai. opt. jna-ya-t und jheya-t (§ 940), gr. s-yvto-v e-yvco-jxsv opt. YVOT-;X£V, vgl. ahd. kriau aus *gne-io, aksl. znajetu aus *gno-ie-1). *m<%n-evon W. men- 'denken 3 (gr. (i.ev-0? 'Sinn 3 u. a.): gr. i-fiaw) s-(xavv)[xev, lit. rnin-e min-e'-me, vgl. got. 3. sg. mundip aus *mun-e-ii-di (§ 708. 739); daneben *mn-a- § 580 S. 955. *«-e- *jj-o- 'gehen 3 von W. ei- 'gehen 3 (gr. sl-jxi): ai. ya-ti ya-mds med. ya-make, got. 2. sg. iddje-s (§ 478 S. 861), vgl. got. / - e - r 'Jahr 3 und gr. ui-po-c 'Jahr 3 o>-pa 'Jahreszeit 3 aksl. ja-rii 'Friihling 3 ; lit. jo-ju 'reite 3 und lat. ja-nu-s janua wol aus *i-a- von derselben W. ei- (vgl. lat. conj. e-a-s). *bhu-e- *bhmi-e- von W. bheu- 'werden, sein 3 (ai. bliav-a-ti):
gr. e-cpuyj i-cpurj-jisv, aksl. 2. 3. sg.
1) Ahd. hnau ist freilich kein ganz einwandfreies Beispiel fiir uridg. *gn-e-. Man konnte nemlich annehmen, dass dieses Prasens erst auf Grund eines Perfects got. *kai-hno geschaffen worden sei nach *se-io (got. saia ahd. sau) : sai-so von W. se- (S3-).
§587—588.]
Die Prasensstamme. Classe X: ai. dr-a-ti.
961
impeif. be aus *bhue-s -t (hierzu bechu bechomu etc. wie zelechu etc. neben zele, delachu etc. neben dela u. dgl.), derselbe Stamm in lat. fe-tu-s; "bhu-o- vermutlich in gr. cpto-Xed-s aisl. bo-l c Aufenthaltsort, Lager 3 ; vgl. *bhu-a- *bhuu-a- §579 S. 954. *u-e- *u-o- c wehen 3 (vgl. Verf. Morph. Unt. I 27 ff., Per Persson a. O. 91. 225): ai. va-ti pi. va-nti (va-ya-ti), gr. arj-oi med. a7j-~ai, lat. ventu-s got. vind-s 'Wind 3 aus *ue-nt-o- wie gr. <XSVTaus *d/7]-VT- (I § 612 S. 464, § 614 S. 465 f.), vgl. got. vaia aus *ite-io aksl. ve-je-tii; *uo- in gr. aw-xo-? cFlocke, Flaum 1 (got. perf. vai-vo war wol eine Neubildung nach sai-so von W. seS9-, s. § 883. 884). *bhs-e- *bhs-o- (vgl. I § 552 S. 404) czerkleinern, kaiien, verzehren3 zu ai. bd-bhas-ti Cl. V (§ 556 S. 941): ai. psa-ti, vgl. gr. ^ aus *^YJ-IEI; *bhs-o- in gr. ^cu-w ^ou-^a) c zermalme, zerreibe3 ^co-pd-? ckratzig3. *liq-e- von W. fei^c lassen3 (gr. Xsi'ir-w u. a.): gr. i-X(it-Y]-v -7]-[iev, lat. lic-e-t1). Lat.
tac-e-s -e-mus, ahd. dag-e-s cschweigst3. Lat. scat-e-s -e-mus, lit. su-shat-e cer hiipfte auf. Bei den zweisilbigen Stammen auf -e-, bei denen die Wurzel silbisch blieb, erscheint das e-Suffix nicht so weit durch das Verbalsystem durchgefiihrt, als bei den einsilbigen. Bei einer Anzahl von Verba vorzugsweise intransitiver Bedeutung gingen in den euiopaischen Spiachen eine Prasensbildung mit Siiffix -io- und Formen mit -e- eine feste Verbindung ein, wie gr. [xai'vo[i,at. Ifiawjv = aksl. niinjq mine-ti. S. § 708. 588. Arisch. Fast alles, was aus dem Ai. mit einiger Sicherheit hierher gestellt werden kann, ist in § 587 genannt. Zu ya-ti das av. yaiti, zu va-ti das av. vaiti 3. pi. va-nti. Nach unsrer Classe flectierte das ar. pa- cschutzen3, dessen -a- mit Riicksicht auf gr. Ttcuu cHeerde3 (§ 104 S. 297, § 105 Anm. S. 299) als idg. -o- anzusehen scheint: 2. sg. ai. pa-si av. pa-hi, imper. 3. sg. ai. pa-tu av. pa-tu apers. pa-tuv 2. sg. 1) Die Zugehorigkeit von licet zu linquo wird von Bersu Die Gutturalen S. 154 wegen des c statt dea zu erwartenden qn bezweifelt. Ich vermute, dass es einst ein *Hcio (ai. ric-ya-U gr. Xtaa
962
Die Prasensstamme. Classe X: ai. dr-a-ti.
[§588—589.
ai. pa-hi apers. pa-diy 2. pi. ai. pa-id av. pa-ta, opt. av. pa-ya-p. Zu TKOO irot-[i.Yiv vgl. jetzt Per Pexsson a. O. 118. 589. G r i e c h i s c h . Von einsilbigen Stammen nenne ich noch (vgl. § 587): cpp-7)-'bringen" von W. bher- (tpsp-w): ex-cppv]tai c wird herausgelassen 3 part. ETi-eia-cppet? inf. eto-cpp^vat (die Formen wie imper. cpps? waren durch Anschluss an Formen von iY)fu gebildet, s. Verf. Fleckeisen's Jahrbb. 1880 S. 217 ff.). x?-rr c wiinschen, begehren' zu ai. hdr-ya-ti c begehrt 3 : 2. sg. }(p7j-a&a, vgl. daneben ypfj aus *y$-t]-izi (Mekler Beitr. zur Bildung des griech. Verb. S. 23 f.). XX-TJ- c rufen 3 zu xaXsco: kret. part, avxXrrjx£Vo-? zu ava-xaXlu) (Th. Baunack Philologus X L I X 593 f.), vgl. 6fio-xXvj (horn. 6|xoxXso[xev). o|3-7]- cerloschen3 zu a^-so- (§ 643) W. sea-: I-a[3-Y]-v 1-0^-7)-[IEV. Ferner diirfen hier noch genannt werden, obwol sie gewiss nicht alle altererbte Bildungen waren, einige 2. sg. aor. auf -9YJ? = ai. -thas (s. unten), wie s-[3M]-{b]? zu I'-pXiQ-To, i-V7j-&7j? zu E-VVT] , s. § 587 S. 960; i-pp7j-&Y]? zu /p-T)- 'sprechen 3 pTj-td-v ::= av. urvate-m c Bestimmung, Gebot' (I § 157 S. 142) von W. uer- (gr. eipto lat. ver-bu-m)1); e-xX7]-9irjc zu xX-7]- 'rufen3 dv-xXY]-fj.EVo-? xs-xXv]-[j.ai 6[XO-XXY] (S. O.). Von den zweisilbigen Formen sind in § 587 schon genannt i-(3aX-7]-v, s-fidtv-Tj-v, e-cpu-vj-v, i-Xt^-rj-v. Diese e-Bildung, mit intransitiver Bedeutung, wuTde productiv (sogen. starker Passivaorist), vgl. z. B. noch s-8ap-7j-v c wurde geschunden 3 W. der-. l-ppu-7) cflossD W. sreu-, s-ra pTr-irj-v e-TpaTr-vj-v cergotzte mich, wurde froh3 W. terp-, i-xXaTr-7]-v cliess mich tauschen, wurde getauscht3 W. qlep-, s-fiiy-yj-v cmischte mich3 W. meik-, l-Cuy-vj-v c liess mich anschirren, wurde verbunden 3 W. j'eua-, i-oau-T) c faulte3 zu aTjTr-u) cmache verfaulen3, s^-suXayvj-v cerschrak3 zu praes. EX-UXTJTTO) vgl. lit. plah-e l er schlug3 (praes. plak-u). Diese Kategorie erhielt dadurch bedeutenden Zuwachs, dass die medial-passivischen Formen der 2. sg. auf -&TJ;, wie s-oo'-ftrj? = ai. a-di-thas, s-xTa-Or;? = ai. a-Ma-thas (Cl. T), S-(3X-^-9T]? ZU I-^X-YJ-TO (Cl. X), £-<j)(-e-&7jS zu S-O^-S-TO (Cl. II B) und die 1) ippe&vjs e!p£&7]« d. i. *e-ur-e-thes
nach Cl. I I B (§ 527 S. 924), vgl.
ai. a-khy-a-t neben hhy-a-ti, imper. jn-a neben jn-a-sya-ii u. dgl. in.
§589.]
Die Prasensstamme. Classe X: a. dr-a-ti.
963
Foimen von s-Aoristen wie ip£to&7)? zu ipsi'oaio (epsiS-co stiitze, stemme3), Ipziyfiriz = *£-jx£ix-a-&7)? zu epewTO = *d-ji.8ix-a-To ([xiy-vu-jxi cmische5)l), mit den Formen wie £(3aXi(]-<; IXCTTYJ-? auf eine Linie gestellt und nun nach ejBaATj-v eJ3aXi(] u. s. w. die Formen s&d&Tj-v eSdih] U. S. W. geschaffen wurden (sog. schwacher Passivaorist). Vgl. air. 1. sg. -hurt auf Grund der 3. sg. -bert, deren -t die mediale Personalendung -to war (§ 506 S. 907), und lit. 1. sg. eitu auf Grund der 3. sg. ei-t = gr. el-ai (§ 686 Anm. 2). Zweisilbige Stamme mit -o- waren im Att. selten (vgl. l-yqpa-v § 582 S. 956): eaAco-v aus *r-A<xXu>-v (§ 479 S. 862) c geriet in Gefangenschaft3 1. pi. ESXCD-JIEV part. aXdvx-; s-pfw-v c ich lebte' 1. pi. s-piw-fisv. Im Aol. eischeinen die ganze jiingere Schicht der Denominativa auf -su> und -dw und die 'Causativa3 auf -sto (Cl. XXXII) nach unsrer Classe flectiert, z. B. lesb. cpi'Arr[xi c liebe, pnege 1 von cpi'Xo-s,
964
Die Prasensstamme. Claese X: ai. dr-a-ti.
[§ 589—590.
Anm. Uber die 7] in in den Formen wie arpxai, (lesb.) OTecpaviuvxai, djjt-TtX-jJTO s. § 582 Anm. S. 956, uber die 3. pi. act. praet. s ^ e v eyvo-; u. s. w§ 1020, 2.
590. I t a l i s c h . Von urspriinglich einsilbigen Stammen nenne ich noch (vgl. § 587): fi-e-s jl-e-mus-, das mit ahd. blau c blase3 gr.
§590—593.]
Die PrasensstSmme. ClasseX: ai. dr-a-ti.
965
Nach derselben Weise erscheinen die jiingeren Denominativa auf -eo und die cCausativa3 auf -eo (Cl. XXXII) flectiert, z. B. albed albe-s etc. von albu-s und moneo mone-s etc. S. § 777. 802. 591. K e l t i s c h . Hierher gehoriges ist mir nicht bekannt. do-gniu cthue, mache, wirke3 3. sg. gniith flectiert ganz wie das aus *bhu-iio entstandne biu (§ 719), wird also wol nicht aus *gn-e-io, sondern aus *gn-iip hervorgegangen sein. 592. Germanisch. Got. iddja cich ging3 iddje-s (plur. iddjedum
n a c h nasidedum):
a i . d - y a - m , s. § 4 7 8 S . 8 6 1 , § 5 8 7
S. 960, § 886 Anm. Got. vind-s ahd. wint aisl. vindr cWind3: lat. ventu-s auf Grund des part. *ue-nt- Svehend', s. § 587 S. 961. Sonst erscheinen die einsilbigen Stainme nur mit dem jo-Suffix (Cl. XXVIII), wie got. vaia ahd. wau cwehe3 aus *ue-id. Die zweisilbigen Stamme mit -e- gehoren in ihrer ahd. Flexion hierher. dag-e-rn 'schweige3 -e-s -e-t -e-mes -e-t -e-nt: lat. tac-e-s etc., habe-m: lat. hab-e-s, s. § 590 S. 964. dol-e-m c dulde, leide3, vgl. lit. tyle-ti cstill sein, schweigen3 (mit secundarer Dehnung des i), gGf. *tll-e- von W. tel-. leb-e-m c lebe', vgl. aksl. pri-Upe-ti can etwas haften, kleben3 gr. aXitpyjvai zu aXsicpco cbeschmiere, salbe3 (zur Bedeutungsentwicklung Agl. aisl. Ufa ciibrig sein, leben3). Uber diese ahd. Verba auf -em imd ihr Verhaltnis zu den got. auf -a -dis (z. B. dagem : paha) s. § 708. 593. Baltisch-Slavisch. Aksl. be ceras, erat1 aus *bhu-e-s *bku-e-t, s. § 587 S. 960 f. Lit. ent- cgehend 3vielleicht aus *i-e-nt~, zu got. iddj-e-s ai. y-a-?it-, s. § 511 S. 911. Ferner hierher die lit. Praterita auf -e (3. sg.), deren hohes Alter im Bait, durch preuss. wedde = lit. vede cer fiihrte' verbiirgt ist. pyle, mine, su-skate wurden in § 587, pi&he in § 590 genannt. Vgl. ferner vire zu ve'r-du ckoche5, mire zu mir-sztu 'sterbe3, gime zu gem-ii Verde geboren3, gine zu gen-u cjage, treibe3, tape zu tamp-u cwerde3 (iiber das e in der Wurzelsilbe von verne zu vemiu 'erbreche mich3, g'e're zu geriii ctrinke3 u. dgl. s. § 894). Diese Formen hatten von Haus aus secundare Personalendung, *-e-m f-e-s etc.; die 1. 2. sg. wurden aber
966
Die Prasensstamme. Classe XI: ai. ji-g-a-ti.
[§ 593—594.
umgebildet, indem an -e- die Endungen von suk-u suk-i traten, aus -e-u -e-i aber entstand lautgesetzlich -iau -ei, z. B. vedziau vedei, viriau virei (Wiedemann Das lit. Prat. 32. 184).1) Vgl. § 586 S. 959 liber buvau luval und § 991, 1. Endlich sind hier noch die Imperative wie mine-k cgedenke' pa-vyde-k 'invide3 zu nennen, die den griech. und lat. Imperativen wie |iav»]-&i vide entsprechen (§ 708). Classe XI: die r e d u p l i c i e r t e W u r z e l mit angefiigtem -a-, -e—o- als P r a s e n s s t a m m . 594. R e d u p l i c a t i o n s s i l b e auf -i (vgl. Cl. III. IV). Angefiigtes -a-. Uridg. *gi-g-a-ti cgeht3 (vgl. § 497 Anm. S. 893, § 579 S. 954): ai. jiga-ti 2. pi. jiga-ta (part, j'ig-at- nach Cl. Ill), gr. p^Tj-ai 3. pi. dor. ptpa-vn (vgl. G. Meyei Gr. Gr.2 S. 431), part. [3tpa?. Gr. xty-xpa-|u 'mische3 imper. sy-xixpd, zu ai. sr-a-li Cl. X (§ 580 S. 954); vgl. unten uber m^-Tzkr^i. Gr. St-^yj-jxai csuche, strebe' aus *8i-3i-a-[xai zu S['-C-o-[J.at. Cl. IV B (§ 549 S. 939) und zu ai. d-di-de-t Cl. Ill (§ 537 S. 931); *3^a- ergiebt sich aus aol. CSTTjfii (att. CVJTSCO) und aus dor. Coreou) vom part. *di-a-to-. Idg. -a- ist vermutlich auch fiir germ. *ti-tr-o-mi ahd. zittarom czittre3 aisl. titra czwinkre, bebe3 anzunehmen, das von W. der- cbersten3 stammte (vgl. ai. dar- causeinanderstieben, den Kopf verlieren, erschrecken3). A n g e f i i g t e s -e-.
Gr. -Trt-TrAvj-^i Tu'[i.-7rArj-;j.i imper. hom.
ejj,-7ii7iXy)9i part. -7tiirXei? (Hesiod, Hippokrates) zu 7rX-rrTO Cl. X § 587 S. 960. c
-Tci-Trp7)-|x'. ut[i.-Tcprr[xi c fache an 5 , W .
per-,
3
bin gnadig imper. hom. ik-qbi aus *ai-aXrr, W. sel-. xt' leiht, borgt3 dor. xiy-^p7]-Tt, zu ^p-yj und ysp-vrj? cdiirftig, arm1. Tt'--pv]-[xi 'bohre5, W. ter- -rep-e-xpo-v; vgl. ahd. drau ^rehe 3 von demselben St. tr-e- (§ 739). Die schwachen Personen dieser griech. Verba (wahrscheinlich auch die des oben genannten c
1) Ich halte "Wiedemann's Erklarung von -iau trots Streitberg Idg. Forsch. I 267 fiir richtig. Dieser ubersieht, dass es sich nicht um einen aus urbalt.-slav. Zeit uberkommnen, sondem erst auf baltischem Boden neu entstandnen Diphttong -eii handelt.
§ 594—596.] Die Prasensstamme. Cl.XII—XVIII: die Naaalprasentia. 967 xi'y-xpd-ui) folgten gewohnlich der Cl. Ill, -TrutAa-fisv = ai. pi-pr-mds, TAa-jxai, TiTpa-jxai u. s. w. (fXa-9i neben IXTJ-SI, TUfj.Tzkaz neben -midstc), eine Gruppierung, die durch die Prasentia wie ?omj|xt larafisv veranlasst wurde, und die in der ai. Perfectflexion wie pa-pr-a pa-pr-au : pa-pr-vds- (§ 850) ein Gegenstiick hat. S. §542 S. 935, §621, wo auch der Ursprung des Nasals in der Reduplicationssilbe von TtLji-uArifn xty-xpaju u. s. w. angegeben ist.1) Gr. xt-}(-Yj-[ii cerreiche, finde, treffe an3 1. pi. xi'-^rr[j.sv part, xi-^-jjisvo-i;. Ursprung unsicher. Ahd. wi-xcint cWirbelwind5 neben mint (§ 592 S. 965) war vielleicht erst als Substantivum zu seiner Reduplication gekommen. Anm. Einige Verba der III. und IV. Classe erscheinen im Italischen in ausserprasentischen Tempora mit -a-Suffix. Umbr. an-dirsafust a - t e r a fust ccircumtulerit' aug *di-d-a- zu W. do- 'geben' praes. umbr. osk. 1. sg. *di-d-o; falisk. pipafo cbibam' vgl. ai. 3. pi. pi-p-ate lat. hi-b-i-t § 539 S. 933 f., §553 S. 940; volsk. sistiatiens cstatuerunt' aus *sista-tens (Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 244) zu lat. si-st-o. Diese a-Stamme waren identisch mit den a-Conjunctiven dieser Verba (palign. di-d-a cdet', lat. hi-b-a-s, si-st-a-s) und sind Zeugnisse fur die in § 578 S. 951 f. besprochne weitere Gebrauchssphare, die das a-Sufftx ursprfinglich hatte.
595. Vollere Reduplication (vgl. Cl. VII). Ai. ddridra-ti neben dr-a-ti lauft1, yaya-vard-s "umherwandelnd3 von einem zu y-d-ti cgeht' gehorigen *ya-ya- ti. Armen. mr-mr-a-m mr-mf-a-m 'muimuro, fremo, rugio3, lat. 2. sg. mur-mur-a-s, ahd. mur-mur-o-s murmulo-s 'murmelst3, neben gr. [xopjxopto aus *p-op[xup-iu) Cl. XXVII (§ 730). Lat. tin-tinn-a-s tin~tin-a-s neben tin-tinn-io Cl. XXVII (§ 731). Lat. ul-ul-a-s, lit. imp. ui-iil-6-k, ind. ui-ui-6-j'u (vgl. § 735). Die lat. 1. sg. murmuro tintinno ululo aus -a-io (vgl. lit. ui-ul-6-ju) nach Cl. XXVIII (§ 741). D. Classe ~K.II bis XVIII:
die Nasalprusentia.
596. Es gehoren hierher die Prasensbildungen wie ai. mr-na-ti r-nd-ti yundk-ti mit den themavocalischen mr-nd-ti r-nvd-ti yunjd-ti sowie die wie ai. hrp-dna-te. 1) War thess. inf. ic-Y.iipey.ev (Collitz' Sammlung n. 1557) eine Neubildung nach TI$E(A£V oder gehOrte es zu einem ind. *xiypio (vgl.
968
Die Prasensstamme. Classe XII—XVIII: die Nasalprasentia.
[§596.
Uber diese w-Elemente, die unzweifelhaft etymologisch enge zusammenhangen, sind einige Vorbemerkungen erforderlich. 1. Ai. mr-nd-ti : mr-nd-ti mr-n-dnti, f-nvd-ti : r-ni-ti r-nvdnti, yunjd-ti : yundk-ti yunj-dnti = vidd-ti : vet-ti vid-dnti, d. h. man kann das themavocalische Paradigma so ansehen, als sei es aus dem danebenstehenden themavocallosen durch Anhangung des thematischen Vocals an die schwache Stammform des letztern entstanden. S. §491 S. 888. 2. Das Suffix -neu- -nu- war aus dem Suffix -rid—nd- -n(ai. mr-na-mi gr. ;xap-va-|j.ai ai. mr-n-dnti) durch Anfiigung des 'Suffixes3 oder 'Determinates' ~eu- -u- entstanden. Von diesem -u- war §488 S. 880 ff. die Rede. Ofters erscheinen -u- und -nu- bei derselben W. nebeneinander, z. B. *str-u- (got. strdu-ja) und *str-nu- (ai. str-no-ti gr. atdp-vu-ju) von W. ster- ^temere3; *kl-u- (ai. sr-6-si sr-udhi) und *M-nu- (ai. sr-n6-ti) von einer ohne diese Erweiterungen nicht nachweisbaren W. kaxl-; *uel-u- (gr. sA-6u> IX-u-ipo-v lat. vol-vo in-volucru-m) und*«£-rew- *ul-nu- [zk.vr-nb-ti ur-n6-ti) von W. uel- cdrehen, winden, wickeln3; ai. d-dbh-u-ta-s cuntriiglich, lauter, rein3 und ddbli-nb-ti von dabli- 'betriigen3; *qs-u- (gr. l-6m) und *qs-nu- (ai. ks-nuv-and-s) von W. qes- (§ 8 Anm. 2 S. 20); *pl-u- (ai. pi-vas-) und *pi-nu- (ai. pi-nv-a-ti) von pl"schwellen, strotzen3. Das Nebeneinander von ai. sr-6-si und Ir-nh-si vergleicht sich mit dem von gr. &paa-u-? und ai. dhr§nu-s (1. pi. dhrs-nu-mds). Man fasst diese Parallelbildungen wol am richtigsten so, dass sich z. B. *qs-n- (gr. £-aivw S-avIO-V) tind *qs-u- zu *qs-nu-, *str-n- (ai. str-na-ti lat. ster-no u. s. w.) und *str-u- zu *str-nu- vereinigtenx), womit aber nicht gesagt sein soil, dass die Combination -n-u- durch solche Compromissbildung gerade bei diesen Wurzeln sei ins Leben gerufen worden. Themavocallose w-Flexion erscheint ausser in einsilbigen 1) Vgl. etwa lat. populneu-s = pdpulnu-s + populeu-s. Eine grbssere Anzahl solcher Combinationen, die stammbildende Elemente von ahnlioher Art eingingen, s. jetzt bei Per Persson in der S. 880 Fussn. 1 genannten Sohrift S. 153f.
§596.] Die Prasensstamme. Classe XII—XVIII: die Nasalprasentia.
969
Stammen wie ai. lr-6-si d-sr-o-t sr-u-dhi, wo sie nach der Analogie der Verba mit echt wurzelhaftem u geregelt wurde, nur selten, wie ai. tar-u-te (vgl. tdru-sanfe taru-tar-) neben tdr-a-ti, gr. sp-u-jiai (vgl. ep-o-[xa ai. var-u-tra-m var-u-tdr-) neben ai. vdr-a-te vr-nb-ti got. varj'a1). Ein Beweis dafiir, dass eine solche Prasensstammbildung als umfanglichere productive Kategorie einmal bestanden habe, ist nioht zu erbringen. Erst die feste Verbindung des u mit dem w-Element wurde ein in hoherem Masse schopferisches Suffix. Anm. Einige Gelehrte nehmen im Anschluss an de Saussure an, *strneusei so zustande gekommen, dass in die Form *steru- die Silbe -ne- als I n f i x hineintrat. Das ist eine Construction auf dem Papier, unter der ich mir nichts vorstellen kann, was mit imserm Wissen von Sprachgeschichte vereinbar ware. Man verweist freilich auf yunak-ti von W. jeug- jug-, wo ein 'Infix 1 klar vorliege. Dass hier aber eine I n f i g i e r u n g eines re-Elementes stattgefunden habe, kann ich ebenfalls nicht zugeben (s. 5. S. 970 f.)2).
3. Nach consonantischem Wurzelauslaut erscheint fiir das anlautende n der Suffixe -na- -no- -neu- -niw- auch nn en und wol auch on. Zu -na- -w()-: av. 1. pi. fry-qn-mahi neben frl-na-iti c erfreut, macht geneigt3, hv-qn-mahi neben hu-na-iti cregt an, bringt hervor3. Zu -no-: ai. is-ana-t cer setze in Bewegung3 vgl. is-anyd-ti = gr. tatvto aus *ta-av-i« (-tmo-), armen. lU-ane-m Verlasse' {-nno-), gr. xu5-avu> cehre, verherrliche3 {-nno-}, got. ga-vakna 'erwache3 {-nno-, -eno- oder -ono-), lit. kup-inu 'haufe3 (-lino-), gab-enu fringe 3 {-eno-), aksl. vr"tg-?iq-ti cwerfen' (wahrscheinlich -ono-, s. § 615 Anm.). 1) Uber ai. tanoti, das die Inder als tan-'o-ti auffassten, s. § 639. 640. karoti halte ich trotz Per Persson a. O. 149 immer noch fur eine junge Neubildung, s. § 640. 2) Am meisten wirtschaftet Fick mit 'Infixen. So spricht er Gott. gel. Anz. 1881 S. 1429 bei den griech. Aoristen auf -ssa und den ai. auf -sisam von der 'infigierenden Wiederholung des s'. Ebenda S. 1453 heisst es, ai. krtd- sei aus Krd- durch Infigierung von t gebildet wie -krtya aus -kriya. S. 1460 ist ihm Infigierung rdas maehtigste und alteste Mittel, wodurch "Wort aus Wort entwickelt wurde1. S. 1462: 'Fast tiberall, wo man friiher Suffixe, d. h. hinten angetretene Bestimmungsworter sah, sind vielmehr Infixe anzunehmen'. Ich frage nur: woher kamen diese infigierten Laute, und was waren sie, ehe sie infigiert wurden?
970
Die Prasensstamme. Classe XII—XVIII: die Nasalprasentia. [§596.
Zu -neu- -7iu-: ai. vananv-at- cgem habend3 aus *wn,n-nuneben ind. vanb-ti aus *un-neu-ti von W. uen-; av. 2. pi. debenaota aus *db-anau-ta {-anau- statt -anu- aus dem Singular) neben ai. dabh-nS-ti cschadigt3; av. part. med. zar-anu-mananeben opt. zar-anae-ma und ai. hr-nl-te cgrollt3. Zu -nuo-\ av. xw-anva-inti csie treiben an3 xw-enva-f (urar. *su-anua-) neben hu-nao-iti hu-na-iti; av. sp-enva-^ cproficiebat3 wol identisch mit ahd. sp-innu cspinne3 aus *sp-enuo neben spannu cspanne3 aus *spa-nud und neben spanu clocke, leize3 aus *spd-no (§ 654); ahd. tr-innu csondre mich ab3 Gf. *dr-enuo neben ai. dr-na-ti. Aus dem Giiech. scheinen hierher zu fallen horn, tx-avw aus *ix-avj:to neben tx-veo-[j.ai und v.r/J7.vu> aus *xi-%-avfw, deren Ausgang aus -$MO entstanden ware (s. § 652), und l-sv/o-e ?£Tvo-? $svo-; zur Wurzel des lat. hos-ti-s und des got. gas-t-s (vgl. Verf. Idg. Forsch. I 172if.). Solche vollere Suffixfotmen neben den schwacheren finden sich auch in andein Prasensclassen. -eno- : -no- = -eso- : -so(Cl. XX). -nno- : -no- = -tip- : -io- (Cl. XXVI). Eine grossere Productivitat zeigen von den genannten zweisilbigen Formen des Nasalsuffises nur -i$no- -eno- (-ono-). Fur diese setzen wir eine besondre Classe (XIV) an. 4. In den Classen, wo das w-Element hinter der Wurzelsilbe erscheint, ist dieses ofters auch in andrer Weise als in der unter 3. beschriebnen nicht unmittelbar an die Wurzel gefiigt, indem die Wurzel irgend welches "Determinativ3 zeigt. So -i--l- (vgl. § 498 S. 896 f.), z. B. ai. r-i-nva-ti gr. lesb. 6pt-vviu neben ai. r-nvd-ti gr. op-vu-[ii; gr. 7u-vu-|ievo-<; aus *ir/-i-vuneben vrj-itu-Tto-; ai. pu-na-ti; ai. bhr-i-na-ti (av. broi-pra- 'A.xt' aksl. bri-ti cscheeren, rasieren3) neben gr. cpap-o-; lat. for-are\ ai. sr-i-na-ti neben lr-td-s; gr. lesb. xp-i'-vvu) (lat. dis-cri-meri) neben lit. skir-iu. -s- -es~ (vgl. § 656 ff.), z. B. ai. i-s-na-ti i-sa-te) neben i-n6-ti; gr. sTvujxi (gvvuixi) armen. z-genum gGf. *u-es-neii- *u-es-nu- neben lat. ex-ub lit. au-nu (§ 639). Andre Falle werden unten zur Sprache kommen. 5. Am wenigsten klar ist bis jetzt, in welchem historischen Zusammenhang die Formen mit cNasalinfix3 wie ai.
§596.] Die Prasensstamme. Classe XII—XVIII: die Nasalprasentia.
971
yundk-ti yunj-mas und yuhj-d-ti mit den andern Nasalclassen standen. Die starke Form wie ai. yunaj- ist als verbaler Stamm bis jetzt nur im Ar. sicher belegt. Fiir nicht mehr als vage Vermutung halte ich, dass sie auch in gr. xovew und in lat. conquinisco fruniscor vorliege, die aus *xovsa-to und *quenec-sco *fruneg-scor entstanden sein sollen1). Am ehesten darf man aus dem europ. Sprachenkreis das Adjectiv got. manag-s aksl. munogii 'multus3 neben ai. mqha-fe cist gross, freigebigJ maghd-m 'Fiille3, Eeichtum3 vergleichen. Vielleicht war die in Rede stehende Nasalclasse aus Cl. XII in der Weise entstanden, dass zunachst etwa *jug-n-mes *jwgn-te [-n- neben -nd-, vgl. av. vere-n-te u. dgl.) zu *jimq-mes *juT3q-te wurden. Darauf wurde das Verhaltniss von ai. anak-ti und anj-mds und von ahnl. Prasensformen mit wurzelhaftem Nasal2) vorbildlich, es entstand der Sg. yundk-ti. Man beachte hierbei, dass an sich vollig unklar ist, ob das a von ai. yunajidg. -e- oder -o- oder -a- war. Den Vorgang der Umwandlung von *jug-n- in *jimg- hatte man in die Zeit der idg. Urgemeinschaft zu verlegen, und die Schopfung der Singularpersonen konnte ebenfalls noch in dieser Periode erfolgt sein. Bei diesem Ursprung aus der Classe mit Suffix -na- -ma- -reware sofort verstandlich, warum unter den als uridg. zu erweisenden Prasentien mit letzterem Suffix sich keins von einer Wurzel auf Verschluss- oder Reibelaut befindet (§598): es entsprachen einander damals z. B. med. *ur-n-tcd (av. vere-n-fe) und *jimq-tai = *jug-n-tai (ai. yimk-te). Eine andre Auffassung vertritt jetzt Per Persson Stud, zur 1) S. Johansson De deriv. verb, oontr. 108 sq., Akademiske afhandlinger til prof. Bugge 24 gqq., W. Schulze Quaest. Horn. 15. 42, Fick Vgl. Wtb. I 4 381, Kretschmer Kuhn's Zeitschr. XXXI 470. Bei der Beurtheilung von •/.•rtiw Ixuaaa mussen acorn, cussin und mcymr. cussan 'Kuss' als german. Lehnworter aus dem Spiele bleiben. 2) Mit anaj- vgl. got. anak-s 'plotzlich, sogleich' (ai. dnjas cflink, plotzlich'). Ai. 2. 3. eg. praet. anat 1. pi. conj. anasamahai, vy-anas-i'durchdringend1 konnen mit gr. 5i-r]vex-Y]; zusammengebracht werden (§ 569 S. 946).
972
Die Prasensstamme. Claese XII: ai. mr-nu-ti. [§596—597.
Lehre von der Wurzelerweiterung 152 f. (vgl. auch schon Windisch Kuhn's Zeitschr. XXI 407). In den altesten Formen, von denen die ganze Kategorie der nasalinfigierten Bildungen ausging, sei der wurzelauslautende Consonant ein Wurzeldeterminativ gewesen, der Nasal aber ein Suffix, das an die undeterminierte Urwurzel antrat. Beide Elemente, das Determinativ und das Nasalsuffix, seien dann combiniert worden. So sei z. B. *limpo (lit. limpii ai. limpdmi) gewissermassen das lat. li-rio, combiniert mit dem lit. K-pH. Direct gegen diese Auffassung spricht nichts. Wieder eine andre Hypothese allerneustens bei Osthoff Anzeiger f. idg. Sprach- und Altertumskunde 183: ai. Jcrndtmi sei W. kr—|- Prasenssuffix -nat- (schwache Suffixform -nt~) + Personalendung -mi gewesen, und hiernach habe man erst zu rinc-mds ein rindc-mi gebildet. Ich halte das vorausgesetzte idg. e i n h e i t l i c h e Suffix -net- -nt- fur eine unerwiesne Grosse, s. § 685 Anm. 2. 6. Nasale Prasensstamme erscheinen vielfach auch als Nominalstamme, z. B. ai. ve-na-ti csehnt sich3 zu ve-nd-s csehnsiichtig3, av. pes-ana-iti Ttampft" zu ai. prt-ana-m cKampf, gr. 0y]y-av(u Vetze3 zu ft-/]y-avo-v ^Vetzinstrument3, ai. dhrs-nh-ti ist kiihn dhrs-nu-md-s zu dlirs-tiu-s 'kiihn3, ai. pi-nva-ti cmacht schwellen3 zu -pi-nva-s cschwellend machend3, ahd. bannu cgebiete unter Strafandrohijng3 aus *bli3-nud zu ban, gen. bannes, c Gebot unter Strafandrohung3, vgl. auch gr. %-hfo-c, S. 970. Vgl. § 487 S. 876 ff. — Wir wenden uns nunmehr zu den einzelnen Nasalclassen, deren wir sieben unterscheiden. Classe XII: die Wurzel mit angefiigtem -na- -na- -reals Prasensstamm. 597. Die starke Form des Suffixes war -na-, die schwache vor sonantisch anlautender Personalendung -re-, vor consonantisch anlautender theils -na- (gr. jxap-va-rai), theils -n- (av. vere-n-fe).
§597—598.]
Die Prasensstamme. ClasseXII: ai. mr-na-ti.
973
Das Altindische steht isoliert mit seinem -rii- vor consonantisch beginnender Endung, z. B. mr-nl-mds. -ni- drang fur *-ni- = idg. -na- in deTselben Weise ein wie ii-si-hi fiir *U-si-hi, so dass sich mrni-mds zu mrnd-mi wie lili-hi zu sisa-mi verhielt. S. § 498 S. 897. Anm. Fur irrig halte ich die Ansieht Wiedemann's, -ni- sei durch quantitative Anahnlichung an -na- fiir -ni- eingedrungen (Das lit. Prat. 49), und die Ansicht Bartholomae's, in mr-nd-mi : mr-m-mds liege ein uridg. Ablaut vor, indem -na- aus -najr- hervorgegangen sei (Stud, zur idg. Sprachgesch. II 75 ff.)-
Im Av. eischeint neben dem anteconsonantischen -n- auch -an-, das als idg. -en- anzusehen scheint: fry-qn-mahl, hv-qnmaht, s. § 596, 3 S. 969. Die Wurzelsilbe unsrer Classe hatte seit uiidg. Zeit die Tiefstufenform. 598. U r i d g . Als uridg. sind nur solche Formen nachweisbar, deren W. auf Liquida, Nasal oder Vocal endigte (vgl. § 596, 5 S. 971). Ai. mr-na-mi c zermalme, zerschlage' 3. sg. m^-nh-ti 1. pi. mr-ni-mas 3. pi. mr-n-dnti, gr. jiap-va-[jiai ^ampfe 5 , part, kokyr. att. pop-va-jxsvo-s aus *(3pa-va- (I § 292 S. 255); jj.op-va-[xsvo-? bei Hesych war entweder aol. Form aus ]j.ap-va- (I § 292 S. 236) oder gemeingriech. aus idg. *mf-na- (vgl. ai. mur-nd-s). — Themavocalisch ai. mr-nd-ti. Gr. irop-va-[xsv • TTWASTV, Trop-va-jxevat • irwAoufxevat bei Hesych ebenso doppeldeutig wie [xopvajisvo?, att. 7tsp-vv;-[xi. Verkaufe, veriiussre3 mit veranderter Wurzelstufe (vgl. itepao)), air. re-nim c gebe hin, verkaufe 3 (vgl. § 604). Ai. jd-nd-mi c kenne, weiss3 aus *§n-nd-\ dazu vermutlich. lit. ztno cei weiss3 aus *gn-na-t (wozu zinau zino-me u. s. w. nach bij-au-s u. dgl.)1). — Themav. ai. ja-na-ti av. 2. pi. za-na-td, got. part. Jcunnand-s (ind. kann). Ai. li-na-mi cschmiege mich an, ducke mich, verschwinde 1 vi-linami c zergehe, lose mich auf, schmelze', gr. Xt'-va-jxat • TpCTO|j.ai Hesych, air. le-nim c adhaereo 3 (vgl. § 604), aisl. li-na 1) zino- kann auch *gnn-d- (Cl. X) sein.
974
Die Prasensstamme. ClaaseXII: ai. mr-nd-ti.
[§598—599.
c
erschlaffe, werde weich'. •— Themav. lat. li-rio (vgl. gi. aAivw aXswpu>J aus *dAi-viu> § 611).
c
Ai. kri-na-mi 'kaufe3, air. cre-nim 'kaufe1 aus *cri-na-mi (dazu air. crl-thid ckauflustig3), vgl. § 604. Ofters erscheint das Prasens eines Verbums zugleich nach unsrer Cl. und nach Cl. XVII gebildet, namentlich im Arischen, z. B. ai. Mi-nd-ti und Mi-nd-ti cvernichtetD. Vgl. § 605 Anm. Die Gleichheit der Ausgange der starken Smgularpersonen mit denen der entsprechenden Stamme der Cl. X und XI auf -a- fiihrte zu zahlieichen analogischeiT Neuerungen. Einerseits zu Ubertragung des -rid- in die schwachen Personen, z. B. ahd. gi-nd-mes zu gi-nd-m nach zittard-mes (vgl. § 594 S. 966) und nach salbd-mes. Anderseits zu Erweiterung mit -io- auf Grund des Wechsels -a- : -a-io- in den Cl. X XI, z. B. gr. 8a[xvaio fur 8afj.vYj[ii, ags. hlinie lehne 3 aus *hli-no-ip. 599. Arisch. Ai. vr-nd-ti Svahlt3 med. vr-m-te, av. med. ver -n-fe; — themavocalisch av. 3. sg. praet. med. fraorenata = urar. *pra-vr-na-ta. Ai. pr-na-ti fiiHt"1); — themav. pr-nd-ti av. imper. pere-tta. Ai. sr-na-ti czerbricht, zermalmt, zertrennt11; — themav. imper. sr-na; vgl. air. ara-clvrinim cdifnciscor, zeTfalle3 § 604. Ar. *za-na- 'kennen" aus *§§-na-, W. gen- ckennen3: ai. ja-na-ti, apers. 3. sg. praet. a-da-na: lit. zino, s. § 598 S. 973. Ai. prl-na-ti cerfreut, macht geneigt3, av. fn-na-f. Ai. ji-na-ti c bewaltigt, besiegt', W. get-. Av. injunct. zir-ria-Jt centziehtJ apers. a-di-na; — themav. apers. a-di-na-m. Ai. pu-na-ti c reinigt, klart3, vgl. ir. u-na-d cto cleanse3? (Fick Wtb. I 4 483 nach Stokes). Ai. dhu-rid-ti cbewegt hin und her, schiittelt* neben dhu-rid-ti dhu-no-ti. Ai. grbh-na-ti grh-na-ti cergreift3, av. gerew-na-iti\ — themav. ai. grh-na-ti. Ai. badh-na-ti cbindet:> aus *bhndk-, W. bhendh-. e
Anm. Ai. muhna-ti 'stichlt' auf Grund des Nomens mul- mus- 'Maus' (§ 100 S. 455). Vgl. ahnl. Falle § 793. 1) Man ist versucht ahd. follow 'fillle' mit dieser Form zu identifioieren, Wahrscheinlich war dieses jedoeh eine Ableitung vom Adj. fol got. fulls wie air. com-alnaim Ton Ian, s. § 769.
§600—601.]
Die Prasensstamme. Classe XII: ai. mr-na-ti.
975
600. Starke Suffixgestalt statt der schwachen, z. B. ai. imper. 2. sg. grbh-nd-M fur grbh-ni-M, 2. pi. pu-na-ta fur purii-ta. Vgl. ai. kr-no-ta fur kr-nu-td u. dgl. § 641. Die themavocalische Flexion geriet im Ar. in um so lebhafteren Austausch mit der athematischen, weil in den beiden Flexionsweisen die 1. sg. und 3. pi. praes. u. dgl. sowie der Conj. lautgesetzlich die gleiche Gestalt hatten (z. B. ai. mrnam.i mrnanti sowol zu mr-na-ti als zu mg-nd-ti). Die thematische besonders oft im Av., vgl. noch z. B. 3. sg. med. stere-na-ta opt. stere-nae-ta neben ai. str-na-ti cstreut3, 2. sg. hu-nct-hi neben hu-nd-iti cerzeugt'. In der 2. sg. imper. act. hatte das Ai. neben -ni-hi {-rid-hi) den Ausgang -ana, der in der class. Sprache fur consonantisch schliessende Wurzeln obligatorisch war, wie grh-dna badh-and. Eine doppelte Auffassung scheint moglich. Erstlich, dass -ana = idg. -one war und diese Imperativform demnach zu der themavocalischen Cl. XIV gehorte, in der wir -ono- im Slav, antreffen werden (§615. 624). Zweitens, dass -ana aus -a- = -y,-, einer Tiefstufenform des wa-Suffixes, und derselben Partikel -na bestand, die in der 2. pi. auf -ta-na (neben -ta) begegnet. Diese zweite Auffassung scheint vorzuziehen. Anm. Die Zerlegung von -ana in -a-\-na und die Identificierung von -na mit dem -na von -ta-na -tha-na schlagt jetzt auch Bartholomae Stud. z. idg. Spr. II 123 vor und bringt zur Erlauterung die av. 2. sg. imper. hara-na fur sonstiges bara = ai. bhdra bei. Doeh erklart er grha- aus *ghrbhdj-, worin ich ihm nicht zu folgen vermag.
Die Wurzelsilbe ausnahmsweise in Hochstufenform: part. med. ap-n-ana-s wie ap-no-mi Cl. XVII, vgl. opt. aor. apeyam und dpas- apds-. Doch konnte ap- = Prapos. a -\- ap- sein. Vereinzelt findet sich im Ai. ein Ubergang von unsrer Prasensclasse in die jo-Flexion: paTt. hpia-yd-nt- hpu-yd-mana-s neben a-hr-na-t med. hr-tu-te. Mit den Formen wie gr. Sajxvaio (§ 598 S. 974) hatte hrnci-yd-nt- keinen engeren historischen Zusammenhang. 601. Armenisch. barna-m cich hebe' aus '"'barj-na-m Gf. *bhrgh-na-mi) vgl. aor. barj-i. darna-m cich kehre zuriick5 aus *darj-na-m, vgl. aor. darj-ay. bana-m cich offne5 Gf. *bhd-na-mi Brugmanii, Grundriss. II, 2.
52
976
Die Prasensstamme. Classe XII: ai. mr-na-ti.
[§601—603.
von W. bha- (S. 891 Fussn. 1), vgl. aor. ba-c-i: gr. tpatvco aus *cpa-vtto § 611, ahd. ba-nnu § 654. sta-na-m cbesitze, habe in der Gewalt, eistehe, kaufe3, vgl. aor. sta-c-ay: gr. axa-vto 'stelle* (G. Meyer Gr. Gr. 2 S. 446), lat. de-stinare, aksl. sta-nq c stelle mich3. lua-na-m 'wasche3, vgl. aor. lua-c-i. Flectiert wurden diese Prasentia wie die a-Prasentia mna-m jana-m (§ 581 S. 955). Doch ist die uTspriingliche Quantitat des a von -na- nicht zu ermitteln, und -na- kann sowol idg. -na- als auch idg. -na- gewesen sein. 602. G r i e c h i s c h . [Aap-va-fiai [xop-va-jxsvo-?, Ttop-va-jxev irep-v/)-[u, Xi-va-[xai s. § 598 S. 973. oa[i.-V7]-|xi 'zahme3 neben oajAa-aaev; zur Gestaltung der Wurzelsilbe vgl. xdt|x-vu> und ai. sam-m-te neben -xajj-a-To-? lami-ta-s, o(x-vu-[xi neben ofid-nr]-?. 36-va-[iai 'kann 3 vermutlich zu lat. du-ru-s; vgl. das wahrscheinlich einer andern W. angehorige gortyn. vu-va-p.ai 'kann3.1) Auffallend ist i in der "Wurzelsilbe folgender Prasentia. •xi'p-V7]-[u 'mische zu aor. exspaaa. Tu'A.-va-[j.ai nahere mich in rascher Bewegung 3 zu aor. iizsKaaa: vgl. lat. petto aus *pel-no, xpifi-vvj-fn air. ad-ellaim c gehe hinzu, besuche3 aus -[p)el-na-. 'lasse herabhangen, hange auf3 (falsche Schreibung ist xpvj[xvy][i.i) zu aor. sxp£[j.aaa. opi'y-va-jxai 'recke mich, strecke mich3 zu opsyu). liiT-vvi-fu 'breite aus 1 zu aor. IirExaaa; themavocalisch I-TCiT-vo-v TCI'T-VO). oxt'8-va-fi.ai 'verbreite mich, breite mich aus3 zu saxsoacoc. Erklarungsversuche bei OsthofF Morphol. Unters. II 20, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. X X I X 126, Moulton Amer. Journ. of Phil. X 284 sq. und Class. Review III 45, Kretschmer Kuhn's Zeitschr. X X X I 375f. tjbergang in die «o-Conjugation: Sajxvaw, xipvacu, opiyvaojiai, •jriTvaw. Vgl. § 598 extr. S. 974. Bei 8u-va-fj.ai ging der Nasal iiber das Prasens hinaus: ouvaxd? soov7]3a[i.7jv souv7]&rjV souvaoft^v, wie dyotTd? ay/jxd? Yjyaa8yjv zu aya-[J.ai. Vgl. § 643 iibei xavuaaai (zu xa-vu-jxai). 603. I t a l i s c h . Einerseits findet sich im Lat. die themavocalische Flexionsweise der XIII. Cl.: ster-no (gegen ai. str1) Etwa zu veupo-v 'Sehne, Spannkraft, Starke'?
§603—604.]
Die Prasensstamme. Claese XII: ai. mr-na-ti.
977
na-ti), It-no (gegen ai. vi-lina-ti), petto aus *pel-no (gegen gr. iriA-voc-fiai), sper-no (gegen ahd. spor-no-m ctrete, stosse mit dem Fusse3), und man konnte nach den Lautgesetzen ster-ni-mus -ni-tis noch als Formen unsrer Classe. als aus *-na-mos *-na-tes entstanden betrachten (vgl. § 505 S. 906 iiber red-dimus und § 543 S. 936 iiber se-ri-mus). Anderseits zeigen einige Composita die Flexion der Verba auf -are. con-sternare, zu ahd. stornem cattonitus sum3 (§ 605) gr. TrriJpu) cmache scheu, setze in Schrecken3. in-clinare: as. Mi-no-n lehne3, vgl. lett. sli-nu (neben sle'iju) lehne an, stiitze3. de-stinare, vgl. armen. sta-na-m cbesitze3 gr. afa-veu cstelle3 und ara-vuio (§ 601 S. 976). So auch com-pellare neben pellere, aspernarl neben spernere. Man nimmt an, die Gleichheit der Ausgange unsrer Classe -na-s(i) -na-t[i) mit den Ausgangen -a-s[i) -a-t{i) der Classen X. XI habe ein Einlenken in die letztere Flexion bewrrkt (vgl. § 598 extr.). Indessen wird dadureh nicht erklart, warum nur Composita diese Behandlungsweise erfuhren, iind augenscheinlich konnen die Doppelheiten pellere : compellare, spernere : aspernarl nicht von Jligere : proJllgare, capere : occupare u. dgl. getrennt werden. Das -navon con-ster-na-s muss daher von dem ~na- von ai. sr-na-mi gr. oajx-VTj-fii. fern gehalten werden. S. § 583 S. 957. 604. Keltisch. Air. re-nim cgebe hin, verkaufe3 (perf. -rir), le-nim cadhaereoD (perf. ro HI), cre-nim ckaufeD (perf. -duir)
ncymr. prynaf, s. § 598 S. 974. gle-nim cadhaereoD (perf. ro giuil) ncymr. glynaf zu ahd. chli-nu 'klebe, schmiere3 (gr. yAoi-d-? 'klebrige Feuchtigkeit3 ahd. chleimen cplasmare3). Air. be-nim c schlage, schneide3 abrit. et-binam lanio3 mbret. benaff "schneide3, zu lat. perfines cperfringas3 (Festus) abret. bi-tat cresicaret3 aksl. bi-ti cschlagen3. Die Flexion dieser Prasentia weist, wie Thurneysen Kuhn's Ztschr. XXXI 87 zeigt, auf urkelt. *-na-mi -na-si -na-ti -na-mesi u. s. w., d. h. die schwache Suffixform -na- = idg. -na- war in den Sing, eingedrungen. Zu trennen von diesen Prasentia sind air. ara-chrinim czer3 falle (zu ai. sr-na-ti § 599 S. 974), -gninim cerkenne3 (W. gen-, vgl. ai. ja-na-ti mit *gn- § 59S S. 973) und ro-chluiniur liore3 62*
978
Die Prasensstamme. Classe XII: ai. mr-nu-ti.
[§604—605.
(zu av. sru-nao-iti Cl. XVII, W. kleu-), die der «o-Flexion folgten. Ob diese bei dem letztgenannten Prasens mit alter ww-Flexion im Zusammenhang stand? Zwischen -chrinim und ai. Ir-na-mi konnte dasselbe Verhaltniss bestehen wie zwischen gr. cpatvw aus *cpa-v-uo und armen. ba-na-m (§ 611) und zwischen lat. li-n-io (neben li-rio) und ai. vi-lina-ti (§ 598 S. 973, § 743). 605. Germanisch. Hier eischeint, wie im Lat., theils die thematische Flexion der XIII. Cl., theils die Flexion der Cl. X. XI, s. § 598 extr. S. 974. Ahd. spor-no-m 'trete, stosse mit dem Fusse5 aisl. spor-na c stosse an3; daneben auch themavocalisch ahd. spur-nu und -spirnit conj. -spirne (perf. spur-num aisl. perf. spar-n spur-nom) wie lat. sper-no. As. mor-no-n ckummere mich, sorge3, ags. themav. murne. Unsicher ist die Zugehorigkeit von ahd. conj. wotte zu ai. vr-nl-te cwahlt3 (Kluge Paul-Braune's Beitr. VIII 515). Ahd. gi-no-m (auch gei-no-m) ags. jinie 'gahne3, mit -noaisl. gi-n aksl. 3. sg. zi-ne-tu, W. ghei-. As. Mi-no-n ags. hlinie lehne, stiitze mich3: lat. in-cli-na-t. Aisl. li-na cerschlafFe, werde weich3: ai. li-na-ti etc., s. § 598 S. 973 f. Aisl. fu-na Verfaule3 (part, fu-inn Verfault, faul3): themav. lit. pu-nu cfaule3. Hierzu kommen aus dem Westgerm. eine Anzahl von Verba, in denen -kk~ -pp- -ft- durch Assimilation des n des Suffixes -ria- an den wurzelschliessenden Explosivlaut entstanden waren (I § 530 S. 390, § 534 S. 393, § 541 S. 397 f.), z. B. ahd. lecchom lecke 3 Gf. *ligh-na-mi, zocclwm cziehe heftig, zerre3 Gf. *duk-na-mi, mhd. hopfe (rheinfrank. hoppe) 'hiipfe3 Gf. *qup-ria-mi. Anm. Zum Theil zeigen diese Verba nioht gebrochne u und i in der W., wie ahd. zucchom nkd. zucke neben zocchom, mhd. rupfe neben ropfe (Gf. *rub-n-), mhd. stutze cstosse' (Gf. *stud-n-), nhd. niche (Gf. *knigh-n-). Vermutlich erklart sich dies daraus, dass einst Nebenformen mit dem Prasenssuffix -neu—nu-, wie 1. pi. *duk-nu-mes, vorhanden waren. Vgl. got. hunnum (*gn-nu-mes) neben uf-kunna.
Eine dritte german. Flexionsweise unsrer Prasentia ist die nach der Classe got. paha -dis. Got. maurndi-p ahd. mornet neben as. mornon ags. murne. Ahd. hliriem neben as. hlirion ags. hlinie. Ahd. storiiem "attonitus sum, inhio3, zu lat. con-
§ 605—607.]
Die Prasensstamme. Classe XIII: ai. mr-na-ti.
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sternare § 603 S. 977. Bei diesen Veiben erklart sich die Umbildung aus der intrans. Bedeutung nach § 781, 3. Eine andre Bewandniss hat es, wie wir § 646 sehen werden, mit dem got. uf-7cunndi-p cerkennt\ 606. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Hier herrscht die themavocalische Flexion, wie lett. gti-nu chasche3 gegeniiber ai. juna-ti csetzt in rasche Bewegung, drangt5, aksl. zi-ne-tu cgahnt, klafft3 gegeniiber ahd. gi-no-t. Reste von -na- vielleicht in lit. zino cer weiss3 Gf. *§•%nd-t: ai. ja-na-ti, s. § 598 S. 973, und in ly-no-ja ces regnet leicht3 inf. ly-no-ti (lett. U-nd-t) neben ly-na ces regnet1, kil-no-ju c hebe hin und her3 neben lat. ex-cello aus *-celno, tasz-no-ja es tropfelt ein wenig\ Anm. kilnoju kann sehr gut auch als eine jiingere Bildung aus ktina-s 'hoch.' erklart werden, und das macht es zweifelhaft, ob diese 'diminutiven Prequentativa' auf -noju uberhaupt hierher gehoren. Es muss hier aber, was ieh wegen Leskien Der Ablaut der Wurzels. im Lit. S. 174 bemerke, berucksichtigt werden, dass sich gerade im Baltischen ofters verba denominativa in die Form von primaren Verba kleideten. S. § 793, Es kann also z. B. lyno-ja sehr wol eine primare Bildung sein, nach der kiinoju von klina-s aus geschaffen wurde.
Classe XIII: die Wurzel mit angefiigtem -noals Prasensstamm. 607. Die Prasentia der XIII. Classe stehen zum grossen Theil augenscheinlich zu denen der Cl. XII in demselben Verhaltniss wie ai. ti-sth-a-ti lat. si-st-i-t zu gr. I'-ar/j-ai u. dgl., s. § 491 S. 886. Trotzdem war diese Classe gewiss nicht ganz dadurch ins Leben getTeten, dass Verba der XII. Cl. in die thematische Flexion ubergefuhrt wurden. Es gehoren zu ihr auch solche Prasentia, deren Stamm zugleich als Nominalstamm vorkommt und wahrscheinlich zuerst nur nominal gebraucht worden war, wie ai. ve-na-ti csehnt sich3 neben ve-na-s "sehnsiichtig3; pana-te c handelt ein, tauscht ein, kaufV neben pmia-s cWette, Stipulation, Lohn" lit. peina-s cder Verdienst5 (I § 259 S. 213 f.); got. fraihna aisl. fregn cfrage3 neben ai. prahia-s 'Frage1. Ebenso
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Die Prasensstamme. Classe XIII: ai. mr-na-ti.
[§607—609.
war die nahe verwandte Cl. XIV {-nno- -eno- -ono-) denominativen Ursprungs. Da es nicht mehr moglich ist, die Verba wie ai. mr-n-d-ti (zu mr-na-ti mr-n-dnti) und die wie ai. vi-na-ti (zu ve-nd-s) sauber zu scheiden, so behandeln wir sie zusammen. Das Nebeneinander von gr. dor. [3toAo[xai: §Y]Ao[iou cwill3 (*gl-?io- : *gel-no-), ahd. wallu cwalle3 : willu 'walze3 (*ul-no- :
*uel-no-) erinnert an Cl. II ai. krs-d-ti : kdrs-a-ti u. dgl. (§513 S. 913 f.) und an Cl. XXVI got. vaurk-ja : ahd. vrirk-{i)u u. dgl. (§ 705). 608. Zunachst geben wir wo-Formen, die nicht auf eine Sprache beschrankt sind. *str-no- von W. ster- csternere3: av. 3. sg. med. stere-na-ta, lat. ster-no (mit Hochstufengestalt der Wurzelsilbe), zu ai. strnd-ti (§ 600 S. 975). Lat. sper-no, ahd. spur-nu l trete, stosse mit dem Fusse5, fir-spirni-t conj. -spirne (s. § 614), zu ai. sphuru-ti cschnellt, zuckt3. Lat. li-no, lit. ly-na ces regnet^ (vgl. auch gr. akivu> aus *aAi-vuu § 611), zu ai. li-na-ti aisl. li-na § 598 S. 973 f., § 603 S. 977. Ags. ji-ne aisl. gi-n cgiihne, klaffe', aksl. zi-ne-tu cgahnt, klaiFt3, zu ahd. gi-tio-m s. §605 S. 978. Got. Jcei-na ahd. chi-nu 'keime3, lit. gy-nu (neben gyju) clebe auf, genese3. Lat. fallo, ahd. fattu, beide mit -II- aus -In-, vermutlich zu lit. pulu 'falle3 Gf. *pholo\ nach andrer Etymologie gehorte lat. fallo zu gr.ftoAspd-?ctriib, verworren, unrein3 got. dval-s 'thoricht3 ags. dwellan 'hemmen, irren3, wonach *dhul-nd als Gf. fur fallo anzusetzen ware. 609. Arisch. Zu den in § 598. 599 aufgefiihrten Formen, denen Formen nach Cl. XII zur Seite standen, seien noch hinzugefiigt: 2. pi. gr-nd-ta neben gr-nd-ti cruft, ruft anD; rdna-ti cthut sich giitlich, liisst sich behagen3 fiir *rand-ti (vgl. § 516 S. 916) Gf. ~'rm-ne-ti neben ram-na-ti, das wie sam-nl-te § 602 S. 976 zu beurtheilen ist (vgl. ra-td-s aus *rm-ta-s); d-mi-na-nta neben mi-nd-ti cmindert, schadigt3; math-na-dhvam neben math-nd-ti und mdnth-a-ti 'quirlt, riihrt, schiittelt3. Ai. gliurna-ti cschwankt3 zu ghur-na-s cschwankend3. vena-ti c sehnt sich3 zu ve-nd-s "sehnsiichtig3. pana-te chandelt ein3 zu
§609—611.]
Die Prasenastamme. Classe XIII: a.1 mr-nd-U.
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pana-s cWette\ phana-ti cspringt, hiipft, ist in Bewegung3 zu phana-s cSchlangenhaube, Nasenfliigel3 (vielleicht mit sphurd-ti schnellt, zuckt3 verwandt und dann auch mit lat. sper-no ahd. Jir-spirnit zu verbinden, s. § 608 S. 980). Vgl. § 607 S. 979 f. 610. A r m e n i s c h . af-ne-m cmache3, aor. ar-ar-i § 571 S. 946. yar-ne-m cerhebe mich, stehe auf, vgl. ai. %-n6-mi gr. op-vo-jn Cl. XVII § 639. d-ne-m csetze3, W. dhe-. Dazu mit der medialen jo-Erweiterung (§ 711) li-ni-m Verde3 (aor. part. Heal), tani-m 'fiihre3 (aor. tar-ay). 611. G r i e c h i s c h . irTap-vo-|i.ai cniesse3 (Aristot.) neben 7rcdp-vu-[j.ai. TU-VCO ctrinke3, zu imper. tzi-%1 aol.TOO-VIO(vgl. § 498 S. S96). 6ax-vw 'beisse3 Gf. *dnk-no, W. denk- (I § 224 S. 194). m't-vu) neben T:ti-vrr[xi § 602 S. 976. ara-vio 'stelle', vgl. armen. sta-na-m lat. de-stinare aksl. sta-nq und aia-vuo) § 601 S. 976, § 603 S. 977. xa|A-vcu cmiihe mich, erarbeite3, vgl. ai. lam-ni-te § 602 S. 976. Dor. (BtoAstou att. fSooXeTott cwill lieber, will1 Gf. *gl-ne-, dor. 67]Asrai delph. osi'XETai (thess. J3SXXSTSL boot. psiAenr]) Gf. *gel-?ie-, s. I § 204 S. 172, § 428b mit Anm. S. 138 f. Horn, dor. xajx-vco att. Tejx-voi c schneide, vgl. aor. rajx-elv, Ijesb. OTikXm dor. f^hn hom. sllio cdrange3 aus */eX-vo-. Wie neben -nno- (gr. -avco) seit uridg. Zeit -ti-ip- (gr. -aivco) lag (Cl. XIV § 616. 621, Cl. X X I X § 743), so flndet sich irn Griech. auch -n-io- fur -no-. Lesb. xAtvvio hom. att. yt\Utx> cbiege, neige3 aus *yJa-v-uu: lat. in-cll-na-re as. hli-no-n lett. sli-nu § 603 S. 977. xpivvcu xptvw cscheide, wahle aus, entscheide3, otvvofxat afvop-a^raube3 (vgl. Kretschmer Kuhn 3 s Zeitschr. X X X I 420). akUto ^Xst'cpu)3 (aor. aXIvai), zu lat. li-no etc., s. § 598 S. 973 f., § 608 S. 980. otpdvw ctreibe an3 aus *6-Tpo-v-iu> von W. tuer- tur- (ai. tvdr-a-te 'eilt3 ahd. dwir-u c drehe rasch um, riihre3, ai. turdna-s ceilend3); zu tru- : tur- vgl. ai. hruna-ti : ju-hur-a-s neben hvdr-a-te, av. capru- ai. catur- neben catvar- u. dgl. tpatvcu lasse erscheinen, mache sichtbar, zeige3 aus *cpa-v-^w: armen. ba-na-m ahd. ba-nnu, s. § 601 S. 975 f. yat'vu) cklafFe3 aus */a-v-tto mit dem aor. I-j(a-vo-v, zu )(a-axa>
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Die Prasensstamme. Classe XIII: ai. mr-nd-ti.
[§611—612.
yjrM Xt"~P*: v ?l- a^- fo-nd-s 'veilassen, ermangelnd 3 Ji-hi-te Sveicht, entfernt sich3 (§ 540 S. 934). Nach dem Verhaltniss von *XTSV-IO) (XTSIVO)) zu aor. *£-xTsv-aa (Exmva) fut. *xxeve(a)u> (xxsvui) schuf man im Urgriech. zu *xXiviu> *cp<xvuo die Aoiiste *lxXt.V3a *scpavaa (e'y.Xiva stpTjva), die Futuia *xXivs(o)eo *cpavs(a)tt> (xXivui <pavu>) u. s. f. Anm. Durch cpatara wird bewiesen, dass xXivtu aus *xXi-vim entatanden war. Die Zweifel Bartholomae's (Stud, zur idg. Spr. II 87f.) sind ungerechtfertigt. Die Entstehungsweise des att. Ausgangs -uvw ist meistens unsicher, da man zwischen -VOJ -vteo und -v/co (§ 655) sehwanken kann. Jedenfalls gab das Nebeneinander von [3uvu> OUVUJ &5VU> und (3uo) Sou) Ootu den Anlass, dass neben t&uw apxuw die Formen t&uvu) aptuvw aufkamen, denen sich TJSOVU) To.yuw) u. s. w. anschlossen. Vgl. lit. keldunu § 615. 612. I t a l i s c h . ster-no sper-no li-no fallo s. § 608 S. 980. Andre Verba mit Wurzel in Tiefstufenform: tollo Gf. *tl-no W tel--. si-no, unklaTes Uisprungs (vgl. OsthofF Morph. TJnters. IV 133 f., Zur Gesch. des Perf. 612). de-guno aus
*g'us-no, W. geus-. Andre Verba mit Wurzel in Hochstufenform. pello aus *pel-no (umbr. a f - p e l t u "admoveto3), neben gi. Ttt'X-va-jxai, s. § 602 S. 976. ex-cello aus *cel-no, vgl. lit. kUno-ju § 606 Anm. S. 979. tern-no kann so gut idg. *tem- als idg. *tm- enthalten haben. Ferner lasst cer-no, das mit gr. xpfvto und lit. skir-iii zusammengehort, eine doppelte Auffassung zu. Enthielt es die unerweiterte Wurzel, so ist es mit pello u. s. w. auf gleiche Linie zu stellen. Es kann aber auch in Composita aus *crino entstanden sein (I § 33 S. 35), in welchem Fall es als *cr-i-no dem gr. xpfvcu naher gestanden hatte. Endlich ist auch die Auffassung von pando zweifelhaft, das mit osk. patensins (Cl. XIV, § 622) zusammenhing. Falls es aus *pat-no entstanden war (oben S. 152 Fussn. 1, Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 119), ware wegen gr. itsraaaai das a der Wurzelsilbe auf 9 zuriickzufiihren, die Wurzel hatte also
§612—614.]
Die Prasensstamme. ClasseXIH: ai. mr-nd-ti.
983
Tiefstufenform gehabt. pando kann aber auch nach Cl. XVI gebildet sein, s. § 632. 613. K e l t i s c h . Air. ser-nim csero3 3. pi. -sernat (vgl. Windisch Ir. Worterb. S. 770b). Vielleicht sennirn (sennaim) c treibe, jage3 zu ahd. swimmu aus *tuem-no (§ 614 S. 984), vgl. ncymr. chwyfaf czapple3 aus *suem- (nach Thurneysen). 614. G e i m a n i s c h . Ahd. spur-nu ctrete, stosse mit dem Fusse3 und mit hochstufiger Wurzelsilbe fir-spirni-t conj. -spirne: lat. sper-no, s. § 608 S. 980. Ags. mur-ne 'kiimmie mich, traure3, vgl. as. mor-?io-n, s. § 605 S. 978. i) Ahd. wallu cwalle, koche3, Gf. *ul-no und willu cwalze3 aisl. veil cwalle, siede3 Gf. *uel-no. Ahd. fallu cfalle3 s. § 608 S. 980. Got. ahd. kun-nan Svissen3 part. got. kun-na-nd-s ahd. Jcun-na-nt-i (ind. kann § 646): ai. ja-na-ti, s. § 598 S. 973. Ahd. chli-nu Tdebe, schmiere": air. gle-nim, W. glei-, s. § 604 S. 977. Ags. ji-ne aisl. gi-n c gahne, klaffe': aksl. zi-ne-tu, s. § 605 S. 978, § 608 S. 980, § 615 S. 984. Got. kei-na (part, kij-an-s) ahd. chi-nu ferine': lit. gy-nu, s. § 608 S. 980. Ahd. swl-nu 'schwinde3 (vgl. Kretschmer Kuhn's Zeitschi. XXXI 420), hrl-nu cberuhTe, erlange3, gri-nu Verziehe den Mund, knurre3, sci-nu got. skei-na "^scheine3. Ahd. backu oberd. pacchu cbacke3 urgerm. *bakko aus Gf. *bhdg-nb (I § 214 S. 182, § 534 S. 393), vgl. ahd. bahh-u 'backe' Cl. IIB gr. cpurf-co ^oste3 Cl. IIA § 532 S. 928. Ahd. spa-nu clocke, reize, treibe an3 (praet. spuon), Gf. *spa-nd, daneben spannu c spanne, breite aiis, bin in erwartungsvoller Aufregung3 Gf. *spd-nu-o Cl. XVIII (§ 654), zu lat. spe-s spa-tiu-m ahd. spa-ti cspat\ Ausser den genannten ahd. fir-spirnit, willu noch andre mit hochstufiger Wurzelsilbe. Ahd. qidllu cquelle3, W. gel-, ahd. swittu aisl. svell cschwelle3, ahd. scillu 'schalle, tone3 aisl. 1) Die Formen wie ahd. 1. pi. spumames inf. spurnan part, fir-spurnan ags. spurnan murnan aind ohne tz-Umlaut, wol im Anachluss an die 2. 3. sg. praes. und an den plur. des praet. ahd. spurnum u. s. w., vgl. ahd. inf. durfan zu darf durfum u. ahnl. Doch hat das Ags. spornan neben spurnan. Oder gab es im Urwestgerm. einmal Formen nach Cl. XVII neben denen mit -no-t spurnum vgl. mit hunnu-m § 646.
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Die Prasensstamme. Classe XIII: ai. mr-nd-ti. [§614—615.
shell 'klatsche3, ahd. hittu challe, ertone3, ahd. gillu aisl. gell gelle, schreie laut*. Ahd. sinnu cgehe, sinne3 aus *sind-no vgl. got. sandja ^sende3, mhd. zinne 'brenne3 aus *tind-no vgl. got. tandja cziinde an\ Vermutlich hierher auch Verba mit -mrnaus -mn-, wie ahd. swimmu 'schwimme3, vgl. air. sennim § 613. Got. fraih-na cfrage3 (perf. frah frehum part, fraihans) aisl. freg-n (fra fragum fregenn) ags. frig-ne {frce^n fru^non frugnen) mit urgermanischem Wechsel von ^ und j (I §529. 530 S. 386 ff.), der in den verschiednen Dialekten in verschiedner Weise ausgeglichen wurde: vgl. ai.pral-nd-s Trage3 W. prek- (§ 607 S. 979). 615. Baltisch-Slavisch. In diesem Spiachgebiet ist diese Classe productiver gewesen als irgendwo sonst. Lit. gy-nu lebe auf, genese3: got. kei-na, s. § 608 S. 980. Lit. ly-na ces regnet': lat. li-no, s. ebend. Aksl. zi-ne-tu cgahnt, klafft3: ags. gi-ne, s. ebend. Lett, sli-nu clehne an, stiitze3: vgl. gr. lesb. y.Xt'-vvu) as. Mi-no-n lat. in-cllnare (§ 603 S. 977, § 611 S. 981); lett. si-nu 'binde3: vgl. ai. si-na-ti cbindet, umschlingt3 W. sai-; in beiden lett. Verben stammte I wol aus dem Inf. (sli-t, sl-t). Lit. ry-nu cschlucke, schlinge3, aksl. ri-ne-tu cstosst' rinetu se 'stiirzt3 (vgl. na-roji 'impetus3). Lit. ei-nu cgehe3: unsicher ist der Vergleich mit lat. prod-inunt (s. § 1022). Aksl. si~ne-4u cerglanzt3, mi-ne-tu cgeht voriiber". Lit. pu-mi (neben puv-u) 'faule3: vgl. aisl. fu-na Verfaule3, § 605 S. 978. Lett, gu-nu chasche3 lit. gdu-nu ckriege, bekomme3 (-du- wol aus gdu-ti): vgl. ai. ju-na-ti csetzt in rasche Bewegung, treibt an, drangt3. Lit. klu-nu (neben kluv-u) chake an, bleibe hangen3, griu-nu (neben griuv-ii) 'stiirze ein3, zu-nii (neben zliv-u) 'komme um3, lett. schii-nu (neben lit. siuv-u) cnahe3. Aksl. pli-ne-tu cspeit3 aus *pljl- *pljy~ *(s)piu- (I § 60 S. 48) und plju-ne-tu wie lit. spidu-nu lett. splau-nu. Lit. au-nii lett. du-nu cziehe Fussbekleidung an3 W. ew-, lit. rdu-nu lett. rdu-nu c ziehe, reisse, raufe aus3 (neben lit. lett. rdu-ju) W. reu- u. dgl. m. (s. Bielenstein Die lett. Spr. I 355). Durch das Nebeneinander von rdu-nu : inf. rdu-ti u. dgl. wurden im Lit. denominative Neubildungen erzeugt wie keldunu fur kelduju, zum inf. kelduti creisen3 (von kela-s kele-s cWeg3), c
§615.]
Die Prasensstamme. Classe XIII: ai. mr-na-ti.
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karaldunu fur karalduju, zum inf. karalduti cKonig sein3 (von karalus cK6nig3). Vgl. gr. [&uvu> § 611 S. 982. Im Slav, zahlreiche wo-Prasentia auch von Wurzeln auf andre Laute als auf -i und -u, wie planetu cflammt auf3 aus *pol-ne-tu, po-mq-ne-tii cgedenkt3, vrig-ne-tii, cwirft3 (W. uerg-), mluk-ne-tu Verstummt3, za-klenetu Verschliesst3 aus *-klep-ne-tu, bunetu cerwacht3 aus *bud-ne-tu, dvig-ne-tu cbewegt3, such-ne-tu c trocknet3 (intr.). Auch von einer Wurzel auf -a: sta-ne-tu c stellt sich3, wozu preuss. stanintei, Adv. des part, praes., vgl. armen. sta-na-m gr. ota-vo) lat. de-stinare § 611 S. 981. Das sw-Suffix erscheint in diesem Sprachzweig auch in andern Formen des Verbalsystems, wo es aber die auffallende Gestalt -nq- zeigt, z. B. aor. mi-nq-chu part, praet. mi-nq-vu inf. mi-nq-ti sup. mi-nq-tu zu mi-nq. Nur im inf. und sup. regelraassig -nq- (mit Ausnahme von sta-ti zu sta-nq). Anm. Es diinkt micli nioht unwahraoheinlioh, dass -nq- dadurch entsprang, dass das Slav, einst Verba auf *-ona (1. sg. praes.) hatte, deren Aor. auf -on-sii -qsii und deren Inf. auf -on-tl -qti ausging, Seitenstiicke zu den litauischen wie gyvenii 'wohne' (fut. -Q-siu inf. -en-ti) kupinu 'haufe' (fut. -i-siu inf. -in-ti), s. § 624. Da nun im Prasens -no- auf Kosten von -ono-, das nur bei consonantisch schliessenden Wurzeln vorkam, verallgemeinert wurde, das letztere aber ausserhalb des Prasens blieb, entstand hier eine Compromissform: ein inf. *vrtgqti z. B. ward nach vngnq vrignesi u. s. f. zu vrignqti umgebildet. -nq- ging alsdann auch auf die Verba von vocalisch auslautenden Wurzeln wie mi-nq uber, nur sta-nq, hielt sich von dieser Neuerung frei (inf. sta-ti). Vgl. liierzu § 624 extr. und Wiedemann Arch. f. slav. Philol. X 653 ff.
Dem Lit. sind wo-Prasentia von Wurzeln auf Gerauschlaute fremd (es hat dafiir Bildungen nach Cl. XVI, wie bundu gegen aksl. bunq). Doch zeigt das Lett, einige, die aber alle zugleich inlautenden Nasal, und zwar meistens sicher prasensbildenden, nicht wurzelhaften, haben: brinu Svate3 aus *brld-nu *brend-nu neben lit. brendu und bredu {bridau bristi), runu cnnde3 aus *rud-nu neben rudu = lit. randu (radau rdsti\, mif-nu cmingo3 aus *menz-nu neben lit. mezu (W. meigh-), llnu 'krieche3 aus *lid-nu neben lldu = lit. lendii (lindau llsti). OfFenbar entsprang diese Kategorie durch eine Verquickung der Classe mit Nasalinfix (XVI) mit unsrer wo-Classe, gleichwie aksl. seg-nq
gg6
Die Prasensstamme. Clause XIV: ai. is-ana-t. [§615—617.
von W. sea- u. dgl. (§ 636) und wie gr. Xtp.-avco von W. leiqu. dgl. (§ 631). Classe XIV: die W u r z e l mit angefiigtem -nno-ono- als Prasensstamm.
-eno-
616. Der nominale Uisprung dieser Cl. liegt klar zu Tage, s. § 487 S. 876 f., § 596, 6 S. 972 und unten. Beachtenswert ist, dass das w-Suffix oft mit jo-Erweiterung auftritt, wie ai. isanyd-ti neben (ved.) isana-t, gr. 6Aia&ocivu> neben oXiodavw, ahd. giwahann[i)u ceiwahne3. S. § 618. 743. Es ist dieselbe Bildungsweise wie ai. vithuryd-ti von vithurd-s ctaumelnd3, gr. al6Xku> von ocioXo-c, s. § 770. 617. Neben -nno- -eno- stehen -nnd- -end- mit derselben Flexion wie die Denominativa von a-Stammen. Z. B. ai. prtana-yd-nt- ckampfend neben av. pesana-iti ai. prtan-yd-ti zu ai. prtana-m prtand- cKampf, ai. bhandana-yd-ti 'jauchzt' zu bhanddna-s 'jauehzend3 bhanddna- cdas Jauchzen*; gr. spuxavaw neben spij/avu) chalte zuriick, hemme' (vgl. Or^cavio cwetzeJ neben &r]yavo-vftr^avrj^etzinstrument' und SaTtavaw cwende auf3 neben oaTiavo-? Verschwenderisch3 oaTravi] cAufwand'); lat. runcindre (vgl. runcina cHober) coquinare carinare farcinure; aisl. vakna "erwache1 praet. vakna-da, got. praet. ga-vakno-da neben praes. ga-vakna; lit. stiprino-ju 'sfarke3 inf. stiprino-ti neben stiprinu (inf. stzprin-ti), gabeno-ju cbringe zusammen* (inf. gabeno-ti) neben gabenu (inf. gaben-ti); auch sind die lit. Praterita wie 1. pi. stiprino-me gabetio-me hierher zu ziehen. Bei dem klar hervortretenden denominativen Charakter unsrer XIV. Cl. kann kaum ein Zweifel sein, dass wir es hier mit Ableitungen aus Femininstammen zu thun haben. Und zwar stellen sie sich am nachsten zu den in § 769 zu erorternden Veiba wie ai. priya-yd-te got. frijo, air. com-alnaim ahd. folTbm. Es verhielt sich namlich z. B. ai. bhandana-yd-ti zu bhanddna das Jauchzen und bhanddna-s "jauchzend3 genau so wie z. B. ahd. fotlo-m "fulle3 zu folia, Tulle 3 und fol cvoHJ oder wie wunfom cich mache wund, verwunde' zu wunta tWunde:> und ivunt Srund5.
§617—619.]
Die Prasensstamme. Classe XIV: ai. is-ana-t.
987
Anm. Dabei verkenne ich keineswegs den Parallelismus zwischen £pu*avaa> : Ipuxavw und TUT-Jaco : 7tiTva>; aisl. vakna : got. ga-vakna und ahd. ginb-m : aisl. gin; lit. stiprindju : stlprinu und tynqja : lyna. S. § 598 extr., 602. 605. 606. Der Ausgangspunkt der a-Flexion war in den beiden Classen ein verschiedner, aber die s-Flexion in der einen mag einzelsprachlich auf die der andern eingewirkt haben, z. B. kann im Griech. die Ausbreitung des Typus epuxava'ra durch mt-JaiD unterstutzt worden sein oder auoh umgekehrt. Dass ai. bhandana-ya-ii nicht mit dem (isoliert stehenden) hrna-ya-ntzu verbinden ist, zeigt das neben diesem stehende hrni-yd-mana-s (§ 600 S. 975). Formen wie *bhandani-ya-ti gibt es nicht.
618. Zunachst gebe ich Foimen, die in mehieren Sprachgebieten. zugleich auftreten. Wir haben hier, wie nachher bei den einzelspiachlichen Formen (§ 619 fF.), die Weiteibildungen mit -io- mit heianzuziehen (§ 743). Lat. cruen-tu-s part, zu einem praes. 3. sg. *cruini-t, lit. Jcruvinu cmache blutig3 (part, hruvinta-s = cruentu-s) von kruvina-s cblutigD. Arm. aroganem cbenetze*, lit. sravinu classe fliessen3, gGf. *sroti}ind, W. sreu- (vgl. Bugge Idg. Forsch. I 451). Ai. injunct. isana-t cer setze in Bewegung, errege, rege an, erquicke3 und isan-yd-ti, gr. lat'vu) cerquicke, erheitre, erwarme3 aus *ta-av-^(o. Got. af-lifna cbleibe iibrig^ (praet. -no-da), lit. lipinu c mache kleben^. Got. aukna cmehre mich3 (praet. -no-da), lit. auginit cmache wachsen, erziehe5. Gr. aiiaivcu cmache trocken, done3 aus *aaocs-av-uo, lit. sausinu cmache trocken3. Hierzu alban. 9-an ctrockne, dorre3, nach G. Meyer (Alban. Woiterb. 88, Alban. Stud. Ill 43) aus c
*saus-nu>.
Gr. tepoatvcu mache trocken, trockne abD, got. ga-paursna werde trocken, diirr3 (praet. -no-da). 619. Arisch. Av. opt. 1. pi. zaranaema und zaranye-te (part, zaranimna-) von zar- cerziirnen, kranken3, vgl. part. zaranu-mana- ai. lir-ni-te § 596, 3 S. 970. Av. pesana-iti 'kampft3 zu ai. prtana-m prtana av. pesana cKampf (vgl. § 617 S. 986). Ai. krpdna-te cer thut jammerlich, erbittet3 zu krpand-s c jammerlich, elend3 krpdna-m Mammer, Elend3. isana-t 'ex setze c
988
Die Prasensstamme. Classe XIV: ai. is-ana-t. [§619—621.
in Bewegung 3 und isan-yd-ti : gr. Eaivto s. § 618. Nur mit -io-: turan-yd-ti c eilt, dringt schnell vor, lasst schnell vordringen 3 zu turdna-s ceilend3 (praes. tvdr-a-te ^eiltf") vgl. gr. fopuvw § 611 S. 981; bhuran-yd-ti cist riihrig5 zu bhurana-s c ruhrig 3 u. a. Vgl. auch ai. prtana-yd-ti bhandana-yd-ti § 617 S. 986. Ob dieses ar. -ana- idg. -nno- oder -eno- war (fur die, die idg. o in offner Silbe im Ar. durch a vertreten sein lassen, kommt auch noch -ono- in Betraeht), ist an sich unklar. Das Nebeneinander von isanyd-ti und ieuvu> spricht zu Gunsten von -nno-. o
-eno- ist anzusetzen fur ai. bhdna-ti certont, ruft laut3, wenn man es als bh-dna-ti von W. bka- herleitet, s. S. 891 Fussn. 1; ferner vielleicht noch fiir diese oder jene von den Formen, die bei Per Persson in der S. 880 Fussn. 1 angefiihrten Schrift S. 70 ff. verzeichnet sind, wie dhvana-ti ctont3. 620. A r m e n i s c h . Hier war -ano- = idg. -nno- ein weit verbreitetes Prasenssuffix. IJi-anem Verlasse3, aor. 3. sg. e-UJc, W. leiq-. gt-anem ''finde', aor. 3. sg. e-git, W. ueid-. fR-anem c speie, spucke5, aor. 3. sg. e-tcuK. kl-anem Verschlinge3, aor. 3. sg. e-kul. hat-anem. cschneide ab3. tes-anem 'sehe3, W. derk(I § 263 S. 216). liz-anem lecke' aus *lez-anem, W. leigh-. Wie gr. -avu), so erscheint -anem auch in Formen, die schon ein andres Prasenssufflx hatten. Z. B. harcanem frage 3 zu aor. harci, St. *pr(k)-sko- (§ 672), wiegr. ak>axavo> zu aAu-oxou; ganz nahe steht av. peresanyeiti cfragt' dem harcanem, wenn sein -s- = ai. -ch- (vgl. ai. prachana-m r das Fragen3) und nicht = idg. -h- (vgl. got. fraihna) war. -anim (vgl. § 711) neben -anem wie gr. -atvu> neben -avco, z. B. mer-ani-m csterbe3 (aor. mer-ay) wie gr. [xap-at'vu) c reibe auf, vernichte, mac-ani-m c klebe an etwas, hange an, gerinne3, zerc-ani-m cbefreie mich, rette mich. entrinne 3 . 621. G r i e c h i s c h . Auch hier war -avo- = idg. -nnoweit verbreitet. aAcp-tzvu) cich bringe einem etwas ein3. y.uo-avo) cehre, verherrliche 3 . XEUO-avu> Verberge3. Hr^-avoj cwetze3. ATJ&-OCVU> cbleibe unbemerkt 3 .
§621.]
Die Praaensstamme. ClasseXIV: ai. il-ana-t.
989
Oft wurde das Suffix zur Erweiterung von Prasensformen andrer Classen benutzt. Z. B. tox-avw "^stelle5 zu i-onfj-fu (Cl.III). hy-awm c halte zuriick3 zu l-ay-a (Cl. IV). 7ruv&-avo[xat 'erforsche* Xijj/rc-dvw lasse 3 auf Grund von *TTOV&U> = lit. -bundu W. bheudhund von *XI[XTTU) = lat. linquo W. leiq-, ebenso xXayy-avu) ^chreie 5 auf Grund von *xXayy-(u (vgl. xXdCto aus *xXayy-^u)) = lat. clang-o neben gr. perf. xsxXvjya (Cl. XVI). au£-dv(u 'mehre 3 zu au£(u aox-aa> (Cl.XX). aAoax-dvou Vermeide 5 zu aXu-oxw (Cl.XXII). a[j.apT-ava) Verfehle' zu vj[i.ap-To-v (Cl. XXIV). 6ap&-avu> ''schlafe' zu s-8ap-&o-v (Cl. XXV). Sogar TTifj-TrXdvco utptTrpavw neben TH'-TCX7]-[XI Tr[-Tcp7]-[xi kamen nach dem Typus Xi[nrdvu> auf, von wo aus dann Tu'fxTrATjfu UI'[ATrpY)[xi xt'^xpa^i xq^pr^i ihren Nasal erhielten (§ 542 S. 935, § 594 S. 966 f.). Vielleicht gab es einmal ein zu ai. pr-na-ti gehoriges *7rXa-vco, das im Anschluss an 7ii-7rXrr[ii Tci-irXa-jxev zu *TU7rXavu> umgestaltet wurde (vgl. das reduplicierte TE--p-ai'vu> S. 990) und nun der Einwirkung der Verba wie Xiii.7;av
990
Die Prasensstamme. Classe XIV: ai. is-ana-t.
[§621—623.
pat'vu cbetraufle, besprenge 3 aus *ap-av-i(u (pavi? -I'SO? cTropfenJ) neben p-s(/)si 'fliesst3 von W. ser- c rinnen, stromen3 (§ 488 S. 882), vgl. £-at'vu> neben Sj-uco; sppao-atai paoaaxe (*sr-d-) gehorten zu Cl. X X V (§ 695)1). /p-ou'vou c beriihre leicht die Oberflache, streiche iiber etwas hin, beflecke3 neben ^p-ato cgreife an, beriihre 3 jrp-auou c beriihre oberflachlich, ritze3 /p-i'u> cbestreiche3. •ypatvetv" safh'eiv Hesych, zu ypaw, das mit ai. gr-asa-ti zu verbinden scheint (§ 659). xpaivto Vollfiihre3 (W. qer- ai. kr-nd-ti) wegen Kp-o'vo-? (§ 67 mit Anm. S. 142f.) eher hierher denn als *xpcc-v-iu> *qr-n- zu § 611 S. 981 f. Ts-tp-aivto 'bohre 3 (auch Ti-rpatvu) ist iiberliefert, s. Veitch Greek Verbs s. v. Tstpaivw): lit. tr-inu 'reibe3, W. ter-. Zusammenhang mit nominalen Stammen auf -avo- (§487 876f., § 596, 6 S. 972). 6Xia&avo> 6Ai3&aivw : bXi^aw-c cschlaff, schlafrig'. 97jyavco : &?]yavo-v ^7)yavY) 'Wetzinstrument". [is^aivu) : [XEXavo- (fj-sXav-) cschwarzD. cpaoyavexai • li'tpst dv Hesych : cpaoyavo-v c Schneidwerkzeug, Schwert". xuat'vcov lyxuo? civ Hesych : samisch xuavo- in Kuavo^icov (Verf. Gr. Gr. 2 S. 32 Fussn. 1). Vgl. auch Aeoxai'vw mit ai. rocana-s leuchtend, licht', dXcpavo) mit ai. arhana-m arhana c Ehrenbezeugung\ 622. I t a l i s c h . Lat. cruen-tu-s zu lit. kruvinu, s. § 618 S. 987. Osk. p a t e n s i n s 'aperirent 3 aus *patenesent vgl. lat. panderent (§ 632. 837, 2). Lat. Verba auf -iriare (§ 617 S. 986) : coquinare zu coquere, carinare zu carere u. a. 623. G e r m a n i s e h . Hierher fallen die mit w-Suffix gebildeten Incohativa3 (zu dieser Bezeichnung vgl. Egge Amer. Journ. of Phil. VII 38 sqq.) , wie got. ga-vahnan aisl. vakna ags. wcBcnan cerwachen3. Dass vor dem n ein Vocal synkopiert war, folgt fiir die genannten und viele andre Formen daraus, dass das n dem vorausgehenden Consonanten nicht assimiliert war (vgl. 1 § 214 S. 182, KaufFmann Paul-Braune's Beitr. XII 504 ff.). Ob aber der gefallne Vocal a oder i oder u, das Suffix also idg. -ono- oder -eno- oder -nno- war, bleibt 1) Hiernach ist I § 48S S. 361, § 492 S. 365, § 639 S. 480 zu verbessern.
§623—624.]
Die Prasensstamnie. Classe XIV: ai. is-ana-t.
991
unklar. Unter den Formen wie got. dis-taurna 'zerreisse, zerplatze3 konnen iibeidies solche mit idg. -no- (vgl. ai. dir-na-s ahd. zor-n § 66 S. 133) sein, die dann zu Cl. XIII zu stellen war en. Die alte unerweiterte Flexion war nur im Prasens des Got. Regel, z. B. ga-vakna -is -ip u. s. w. Ausserhalb des Prasens hatte das Got. -no-, z. B. -vaknoda. Im Aisl. durch das ganze Verbum -no-, wie vakna -nada. Im Ahd. erscheint, infolge einer in § 781. 3 zu erlauternden Neuerung, meist IJbertritt in die e-Flexion (3. schwache Conjug.), z. B. wesanem. Ausser den schon erwahnten got. af-lifna, duk-na (aisl. aukna), ga-paursna (aisl. porna) seien noch folgende genannt: got. ga-staurkna cwerde starr, vertrockne3 aisl. storkna ahd. gistorchanem (zu lit. streg-iu cerstarre3). Got. -brukna ckomme ins Brechen, zerbreche3 (zu brika Creche3). Got. ga-batna aisl. batna Verbessre mich3. Ahd. wesanem aisl. visna Vertrockne, schiumpfe ein3. Ahd. trunkanem cwerde trunken3. Neben got. us-lukna 'b'ffne mich3 erscheint us-lukn-s coffen3. Diese Incohativbildung geschah auch von adjectivischen Wb'rtern aus, bei denen sie mit der Bildung factitiver Formen auf (got.) -jan Hand in Hand ging, z. B. got. fullnan aisl. fullna Voll werden3 neben got. full/an aisl. fylla Voll maehen, fiillen3 von got. full-s aisl. full-r Voll3 (Gf. *pl-no-s), got. gaqiunan lebendig werden3 neben ga-qiujan lebendig machen' von qiu-s (gen. qivis) clebendig3, got. mikilnan cgross werden3 neben mikiljan cgross maehen3 von mikil-s cgross3; vgl. lit. I'mksminu von linksma-s w. dgl. § 624. Ahd. gi-wahannen cerwahnen3 praet. gi-wuog, ags. wacnan c erwachen3 praet. tvoc, wie gi. aAiTou'vou (aor. YJXITO-V). 624. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Im Bait, -ina- = idg. -nnound -ena- =-- idg. -eno-. Lit. kricvinu cmache blutig3 fut. kruvT-siu paTt. kriivin-ta-s = lat. cruen-tu-s, auginu cmache wachsen3, sausinu cmache trocken3, s. § 618 S. 987. kupinu chaufe3 zu kupina-s cgehauft3. trupinu cbrockle, zerbreche in Theilchen3 zu trupiny-s cBrocken\ tekitiu classe (auf einem drehbaren Schleifstein) laufen, schleife3 Brugmann, Gnmdriss. II, 2.
63
992
Die Prasenestamrne. Classe XIV: ai. is-ana-t.
[§624.
zu tekina-s laufend3 (aksl. tecinu). budinu cwecke\ lipinu c mache kleben5. Wegen der Gestaltung der Wurzel sind besonders zu beachten tr-init creibe3 inf. tr-in-ti von W. ter- (lat. tero), mit dem sich gr. xs-tpawu) cbohre3 vergleicht, und tvistu c schwelle an3 fur *tv-inu, inf. tv-in-ti, zu lat. tu-meo; vgl. gr. S-at'vu) u. dgl. § 621 S. 989 f. Mit diesem ausserordentlich productiven Suffix wurden Verba factitiver Bedeutung auch auf Grund von Adjectiva gebildet (vgl. got. fullnan u. dgl. § 623), z. B. linksminu cmache frohlich, troste3 von linksma-s 'frohlich3, vSninu ceinige3 von vena-s "ems3, tvirtinu cmache fest3 von tvirta-s cfest3; vgl. preuss. swintina c er heiligt3 von swint-s cheilig3. An Verba wie pu-d-inu vel-d-inu sml-d-inu erwuchs ein einheitliches Suffix -dinu, das schopferisch wurde. S. § 700 f. Nur im Lit. und Preuss. erscheint -ina- {-in-) auch in den nichtprasentischen Formen; furs Preuss. vgl. z. B. inf. waidin-t 'zeigen3 part, praet. act. waidinn-ons zu praes. 3. sg. waidinna, swintin-t-s cgeheiligt3 zu praes. 3. sg. swintina. Das Lett, hat in diesen Theilen des Verbalsystems -ina-, z. B. dudfinu cziehe gross3 inf. dudfindt gegen lit. auginii auginti (vgl. got. lifna lifiibda). Im Lit. hie und da auch -inoju -inoti, wie stiprinoju c starke3 stiprinoti neben stiprinu stiprinti (lett. stiprinu stiprindt), linksminoju cmache frohlich3 linksminoti (auch linksminoju betont) neben linksminu. Seltner als -ina- ist -ena-: lit. gyvenu cwohne3 gyventi (vgl. got. ga-qiuna, § 623 S. 991); graudenu 'ermahne3; gabenu c bringe3, auch gabenoju gabenoti. Dass das Slav, einst Verba auf *-onq inf. *-on-ti *-qti besessen habe, darf, wie wir § 615 Anm. S. 985 sahen, aus den Formen wie vrig-nq-ti geschlossen werden. Mit diesem -onovgl. zv-onu cSchall' neben dem die Suffixform -nno- bergenden zv-ineti cklingen3 (zu zov-n zv-a-ti "rufen*, § 67 S. 145), ferner gr. aoovvj 'Trockenheit3 aoovov • £(Uov l^po'v (Hesych., cod. auovoc) neben auai'vcu Morre (zu lit. sausin-ti aksl. suchnq-ti).
§625—627.] DiePrasensstamme. Cl.XX:ai.yundk-ti.XVI:a.i.t/ufy-d-U. 993
Classe XV: die Wurzel mit N a s a l i n f i x als Prasensstamm. 625. Hierher fallen die Prasentia wie ai. yundj-mi pi. yuhj-mds. Mit Sicherheit ist diese Classe bisher nur im Ar. nachgewiesen. Uber ihre Entstehung und ihr Verhaltniss zu den iibrigen Nasalclassen ist § 596, 5 S. 970fF. gehandelt. 626. Arisch. W. leiq- 'linquere^': ai. rindk-ti av. irinaxti (I § 260 S. 214), ai. 1. pi. rinc-mds 3. pi. rinc-dnti praet. 1. sg. d-rinac-am 2. 3. sg. d-rinak, conj. rindc-a-t, opt. rinc-ya-t; — themavocalisch lat. linqu-o pieuss. po-linka cbleibt3. Ai. bhindd-mi ^palte3 imper. bhin[d)dhi, W. bheid-; — themavocalisch prakr. bhind-a-di lat. Jind-o. pinds-mi czerstampfe, zermalme3 3. pi. pis-dnti (vgl. I S. 412 Fussn. 1), injunct. 2. 3. sg. pi?idk, W. pe($-; — themav. ai. a-pis-a-t lat. p'ms-o. Av. cinah-mi c gebe kund3, vgl. 3. sg. cois-t cer gab kund3. Av. cinas-ti 'lehrt3 1. pi. med. conj. cinap-a-maide. Ai. rmiddh-mi 'hemme' 3. sg. act. rundddhi med. run[d)dhe; — themav. rundh-a-ti. vrndj-mi 'drehe zusammen3 3. sg. med. vrfd/c-te, W. uerg-, vgl. gr. psji^ojxai § 631. tmedhi "zerschmettert1 fiir *tr?wdhi (aus *trnazdhi), 3. pi. irh-dnti (s. I § 404, 2 S. 301); — themav. trh-a-ti. Av. schwache Form mereidk- merenc- von marc- 'zerstoren': 3. pi. act. merenc-inti med. merenc-aite 2. pi. med. meretdge-duye, opt. 3. sg. mercd-ya-J), vgl. I § 448 S. 334 f., § 473, 4 S. 351, II p. VII sq., I § 200 Anm. S. 170, Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 483; — themav. av. merenc-a-ite. Anm. tiber ai. hinds-ti 3. pi. his-anti s. § 667. Starker Stamm fiir den schwachen, z. B. ai. 2. pi. yundk-ta fiir yunk-td. C l a s s e XVI: d i e W u r z e l m i t N a s a l i n f i x u n d a n gefiigtem t h e m a t i s c h e n Vocal als Prasensstamm. 627. Diese Cl. verhielt sich zur vorausgehenden, wie Cl. IIB zu Cl. I u. s. w , s. § 491 S. 886. Da der Nasal vielfach vom Prasens aus auf die andern Formen des Verbalsystems und weiter auch auf Nominalbildungen iibertragen wurde, so ist bei den Formen von 63*
994
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yunj-d-ti.
[§627—628.
Wurzeln, die nicht i, u, Liqu. oder Nasal im Innern haben, ofters zweifelhaft, ob wir in dem Nasal unser Nasalinfix oder ein echt wurzelhaftes Element vor uns haben. Dass er z. B. in lat. pre-hendo -hendi -hensu-s gr. ^etoofxai c werde fassenJ (aus ^sv8+a-) 'i-yaZ-o-v {*yj}o-} /avSavw alban. gsndem c werde gefunden 5 lett. gidu Verde inne, vermute 3 (aus *gendu) Infix war, darf aus lat. praeda (aus *prae-hedd) got. gita entnommen werden. Dasselbe folgt fiir ai. spanda-te czuckt3 spandaya-ti spanda-s c Zucken 3 pani-spadd-s czuckend3 [spad- = *spnd-) gr. ocpevodvvj cSchleuder3 acpaSaojio'c c Zucken, Begier, Ungeduld 3 (*acp$o-) — hierzu auch lat. pendo pependi, pondusi — aus gr. cos8-avo-? ceifrig, ungestiim 3 acpo8-pd-? cheftig3. Zuweilen aber fehlt es an weiterer etymologischer Verwandtsehaft, die die Entscheidung bringen konnte. Und, was den Boden noch schliipfriger macht, ist, dass mitunter von Wurzeln, deren Nasal wir fiir einen echt wurzelhaften zu halten berechtigt sind, durch Analogiewirkung nasallose Formen gebildet wurden: z. B. ai. mamath-a mathaya-ti fiir mamanth-a manthaya-ti zu mathna-ti matha-ti, deren math- altes *mnth- war (§ 516 S. 916, § 852); gr. o-rfio\xai fiir *6eyi;ofj.oa zu §ax-vu> s-8axo-v, deren oaxaltes *dnk- war (I § 224 S. 194). 628. U r i d g . W. leip-: ai. limp-d-ti cbeschmiert3, lit. limp-ii 'klebe, hafte3. W. peik-: ai. pis-d-ti cschmiickt, putzt, riistet3, lat. ping-o. W. ueid-: ai. vind-d-ti ''findet3, air. ro-finnadar c lernt kennen 3 (s. § 633), vgl. armen. glut 'Gewinn 3 aus *uind(Hiibschmann Arm. Stud. I 26. 63. 75, Bugge 'ldg. Forsch. I 443), gr. ivS-c/Mofiou czeige mich, erscheine3. W. seiq- seiac niedertropfeln3: ai. sinc-d-ti cgiesst aus, begiesst3, got. sigq-a c sinke3 (dazu sagq nach band u. dgl., I § 67 Anm. 1 S. 57), lett. siku Versiege, falle3 (vom Wasser) aus *sink-u, vgl. auch mhd. slhte cseicht3 auf Grund von *sinq-to-. W\ kueit- kueid- cglanzen3 (ai. Ivit-dnd-s got. hveit-s): ai. svind-a-te cist hell, weiss3 (Gramm.), lit. szvint-u Verde hell3. Ai. a-pij-a-t "zerstampfte3 (neben^^nas-ti, § 626), lat. plns-o, vgl. gr. Tmaaw UTI'TTU) fiir vorhistorisches *TTTIVO-I(O (§ 631). Ai. opt. chind-e-ta neben chindd-mi cschneide ab, zerreisse3 (Cl. XV), lat. scind-o, vgl. gr.
§628.]
Die Prasensstamme. ClasseXVT: ai. yunj-d-ti.
995
Xjxd-; c abgespaltenes Stiick Holz, Schindel3. Prakr. bhi?ida-di neben ai. bhindd-mi 'spalte' (§ 626), lat. find-o. W. sneigh-: lat. ningu-i-t, lit. sning-a ces schneit3. W. leiq-: lat. Unqu-o, preuss. po-linka cbleibt3 (ai. rindk-ti § 626), vgl. gr. Aijj/rt-avw § 631. Lat. string-o, lit. string-u cbleibe hangen 3 (praet. strig-au), zu lat. striga, got. strik-s 'Strich 3 ahd. striMiu cstreiche3; aksl. strig-q cscheere3 aus ^string- (I § 219, 4 S. 188) oder aus *streigA Lat. di-stingu-o, got. stigq-a cstosse3 aisl. stqkk 'springe, stiirze3, zu lat. in-stigo ai. tejate cist scharf, stachelt an3, vgl. auch lit. stengiu § 637. Lat. mingo W. meig7i-, vgl. lett. mifchu aus *minzui § 635. Ai. lump~d-ti czeibricht3, lat. rump-o, W. reup-. Ai. luhc-a-ti crauft, rupft3 (Giamm.; belegt ist peif. lu-luhc-ur), lit. runk-u 'werde runzlig3, W. reuq- reug- (ai. luk- cAbfall, Schwund3, lat. rug-a, lit. rauka-s Ttunzef), vgl. auch lat. runeare. Ai. muhc-d-ti classt los, befieit, macht sich los, entrinnt3, lat. e-mungo, lett. muku cstieife mich ab, fliehe3 aus *munk-u, W. meuq- meug-. Ai. yunf-a-ti (neben yundk-ti § 625), lat. jung-o W- jeug-, vgl. lit. jung-iu c spanne ins Joch3. Ai. bhunj-' a-ti cgew'ahit Genuss 3 (neben bliundk-ti Cl. XV), lat. fung-or. Av. bunj-a-iti 'legt ab, befieit, rettet sich5, vgl. gr. itscpuYYwv cfoyyavto § 631. Lit. bund-u cwache auf3, vgl. gr. TuuvD-avofj-ai § 631. W. qert- cschneiden3: ai. krnt-d-ti c schneidet, spaltet3, lit. krint-u cfalle ab3 (von Blattern, Friichten u. s. w.), idg. *qrnte-tiy vgl. I § 285 Anm. S. 230. Air. in-grennim Verfolge3 d. i. "ghrenddt (vgl. § 633), aksl. gred-q ckomme3, urspriinglich *ghrndh-o W. ghredh-, vgl. got. gridi- f. cSchritt, Stufe3 lat. gradior aus *ghrdh-io- (§ 717). W. reg- c ausstrecken, recken 3 : ai. rnjd-ti (neben 3. pi. med. rnj-afe Cl. XV), vgl. lit. part, t-si-rezt/s c sich gereckt habend 3 inf. isz-si-reszti c ausrecken 3 rqzau c iecke 3 auf Grund eines *rinz- = ai. rfij- (von riz- = rj- gingen reiziu-s cbriiste mich3 und rdizau-s crecke mich3 aus, vgl. unten got. peiha pdili). Von solchen Wurzeln mit r erscheinen in mehreren Sprachgebieten Prasensformen mit Hochstufenvocalismus, die als einzelspraehliehe Neubildungen anzusehen sind, z. B. ai. srambh-
996
Die Prasensstamme. ClasseXVI: ai. yunj-d-ti.
[§628—629.
a-te Vertraut 3 , gr. psfj.j3-o-|iai c drehe mich herum3, mir. dringim ersteige3, ahd. spring-u Springe', lit. drqs-ii cbin mutig3; naheres hieriiber s. bei den einzelnen Sprachen. W. plaq-plaa-: lat. plang-o, lett. pluku cwerde flach, falle platt hin 3 aus *plank-u, vgl. auch gr. TrAaCco c schlage, verschlage3 (sTdayija ^^«T^o-?) aus *irXayy-iio § 631. Lat. clang-o, vgl. gr. xXayy-dvto und yAaCw aus *v.ka'fl-im § 631 (perf. xsx^ayya), aisl. Makha cschreie3 [-kk- aus -nk-), zu gr. zAcuCw "glucke3 aus c
Consonantisch schliessende Wurzeln ohne Liqu., Nas., i oder u (Typus peq- ccoquere3) zeigen e-Vocal. Got. peiha ahd. dihu c gedeihe 3 aus *pit?i~o, alter *pen^-o (vgl. as. part, thungan und causat. thengiu Vollende3), wozu die Neubildungen pdih deh u. s. f. (I § 67 Anm. 2 S. 58), lit. tenku c reiche aus mit etwas, habe genug 3 inf. tek-ti, vgl. auch die ebenfalls auf ein nasaliertes Prasens weisenden air. tocad ncymr. tynghed c Gluck 3 (zunachst aus *tonketo-, vgl. den latinisierten Namen Tunccetace Inschr. in Wales). Alban. gend-em c werde gefunden', lat. prehendo, lett. gldu cwerde inne, vermute 3 aus *gend-u W. ghed-, vgl. auch gr. j^avodvcu y_zho\iai § 631. In mehreren Sprachzweigen wurde dieser Prasenstypus in die {o-Flexion iibergefiihrt (Cl. X X I X j . Z. B. gr. -Tt'aaw TTTITTIO fiir *7TTIV3-IU), uXdCw aus %A.a/yY-i(o; lat. vine-id, sanc-io (vgl. sacer)] lit. jimg-iu, lett. mij'chii (neben rnlfnu mingo aus *minz-iu. S. § 744.
629.
Arisen.
Ai. vind-a-ti av. vind-a-iti cfindet3, W.
ueid-\ ai. sinc-d-ti av. hinc-a-iti cgiesst aus2, W. se(q-; ai. krntd-ti av. kerent-a-iti 'schneidet3, s. § 628, wo noch andre Beispiele. Es seien iiberdiess noch genannt: ai. h's-a-ti classt iibng neben sinds-ti] und-a-ti c benetzt' neben undt-ti] umhha-ti halt zusammen, halt in Verschluss3 neben 2. sg. unap; trmp-d-ti Svird befriedigt' W. terp-; brh-a-ti ckriiftigt, starkt3 W. bhergh-; irnth-a-ti von srath- clocker, schlaff werden 3 ; av. merenc-u-ite von mare- czerstoren3 neben 2. pi. med. mereidgeduye (§ 626). Einige Male im Ai. Accentneuerung nach Cl. IIA, z. K. h/mb/i-a-ti neben sumbii-d-ti cschmuckt3 (zu Ibbh-a-te),
§629—631.1
Die Prasensatamme. ClasseXVI: ai. yunj-d-ti.
997
part. med. tuhj-a-mana-s (3. pi. tunj-dte Cl. XV, tuj-yd-fe Svird gestossen3), drh-a-ti neben drh-d-ti cbefestigt5 (zu drh-ya-ti), prhc-a-ti cmengt3 (zu prndk-ti und pi-prg-dhi). Mit unurspriinglichem Hochstufenvocalismus (vgl. § 628 S. 995 f.): ai. sranth-a-te (Gramm.) neben srnth-a-ti, srambh-a-te Vertraut3 (vgl. ni~ srmbkd-s), anu-ranjati changt treu an, liebt3 (vgl. rdga-s cFarbe, Leidenschaft, Liebe3, gr. psC
(oder -ar- = -f-?); von ahnlicher Art mag ai. vdnd-a-te cpreist, verehrt3 neben vdd-a-ti ud-yd-te gewesen sein. Wurzeln des Typus peq- (§ 628 S. 996). Ai. spand-a-te c zuektJ, zu gr. ooso-avd-?, § 627 S. 994. stambh-a-te cbefestigt sich, halt sich fest, stiitzt sich3, zu lit. steb-iu-s 'staune' steb-iu-s c stemme mich3 staba-s cSchlagfluss3. Einige Male zeigt sich der Nasal nur in nicht-prasentischen Formen. So von W. seg~ c heften, hangen3 (ai. sajjate aus *sa-zj-a- § 562 S. 943, lit. segu): ai. perf. sa-sanj-a aor. a-sanj-i part. -sajdk-tavya-S] von ar. dabh- oder dkabh-1) "schadigen, tauschen' (vgl. ai. d-dbh-u-ta-s § 596 2, S. 968, desid. ai. dipsa-ti av. diwza-idijai § 667, ai. perf. da-ddbh-a, -dabh-a-s cschadigend3, av. caus. dabaye-iti): ai. perf. da-ddmbh-a caus. dambhdya-ti dambh-a-s cBetmg\ In solchen Fallen war entweder ein nasaliertes Prasens, von dem der Nasal ausgegangen war, abhanden gekommen; mit safvf- vgl. aksl. sqg-nq § 636, fiir dambh- kann gr. d-rsp.[jco cschadige, tausche3 heiangezogen werden, falls dhebh- die Wurzel war und dieses gr. Prasens durch Vermischung von &c([x),3- und 7s((i)
998
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yutij-d-ti.
[§631.
oi* nai'Couoiv Hesych (aus *XivS-uo?), von Fick mit Xoi'oopo-? und lat. loido-s ludu-s verbunden. acpi'yy-w ^schniire3, von Eugge (Idg. Forsch. I 453) zu armen. pirk, aus *sphig-ro-s, gestellt. Mit unuispiiinglichem Hochstufenvocalismus (vgl. § 628 S. 995f.): p£[ipo[xai cich diehe mich heium, tieibe mich heium 3 (pojxpo-? cKieisel3) auf Giund von idg. *urtag~ von W. uerg-: ai. vrndk-ti c dreht zusammen3 inf. vrhj-dse, mhd. runke ags. wrincle °Runzel3 ahd. rench(i)u c ienke, ziehe diehend hin und hei 3 . Wurzel des T y p u s ^ - (§ 628 S. 996): ate[x|3u> c erschiittie, mishandle, schmahe3 neben atopo-? OTO^SU) OTOPKCW. tibertritt in Cl. X X I X (§ 628 S. 996). im'aaw im'tTco c zeistampfe, zeischiote J fiir *T:TIVO-IU) (Veif. Gr. Gr. 2 S. 61): ai. a-pis-a-t etc., s. § 628 S. 994. TiAaCw cschlage, verschlage3 aus '-Aayy-io): lat. plang-b etc., s. § 628 S. 996. xXaC«> ctone, schieie3 aus *zXay7-ito: lat. clang-o etc., s. ebend. Vielleicht auch axi'ji.TCTU) cich weife mit Gewalt auf etwas3 aus *oxt(jwt-t(B, zu ai. ksip-d-ti Sviift, schleudeit. Hiiufig Ubertritt in Cl. XIV (§ 621 S. 989). Xiixu-avm lasse: lat. linq-o etc., s. § 628 S. 995. cpuyy-avu) ^ i e h e ' (lesb. pait. irscpoYywv): av. bunj-a-iti, s. § 628 S. 995. Ttovd-avo-jxai "eifoische3: lit. bund-ii, s. § 628 S. 995. xXayy-avu) neben y.XaCw, s. o. SiYY-avco c beiiihie, betaste3, vgl. I-9iy-o-v. spuyy-avcu neben Epeuy-o-fiai c eibieche mich3. Tuy^-avw, vgl. S-TOJ(-O-V. Xav&-avo> neben X7]9-u> dor. XaO-w cbleibe unbemeikt 3 . Nach Xav&avw neben s'Xa&ov wuide 8ayxavu> cbeisse3 neben s'Saxov (W. denk-), Aay/avw c eihalte duichs Loos3 neben s'Xa&ov (zu peif. XsXoy^a) gestellt, weitei auch ^avoavu) 'fasse3 zu I)(a8ov, das selbst eist duich ^svo-w (vgl. fut. ](et'ao[j.ai) von W. qhed- veianlasst wai (vgl. § 628 S. 996). Unsichei bin ich iibei Xafipavto c nehme 3 neben aoi. sXa^ov peif. zikr^a kiet. XsXo[x|3a (wie eZ\rtya.
c
Ohne iibeiliefeite Piasensbildung: I'^a? • Csu^a?. QSTTOIXOI Hesych, zu lat. vine-id ai. vi-vyak-ti cumfasst, umschliesst3 3. du. vi-vik-tas, vgl. yt^|3avotr Csuyava (Hesych) d. i. /ijifJavai (wie
§632—633.]
Die Prfisensstamme. Classe XVI: ai. yunj-a-ti.
999
632. I t a l i s c h . Lat. ningu-i-t umbr. ninctu "mnguito3, lat. dl-stingud umbr. an-stintu 'distinguito3, lat. ping-o, pms-o, scind-b,f,nd-o, Unqu~o, string-b, ming-b, rump-b, e-mungb,jung-b, fung-or, s. § 628 S. 994 f. Lat. vinc-b perf. vic-i, osk. vincter c convincitur3, vgl. got. veih-a ckampfe3 Cl. IIA ahd. upar-wihit Cl. I I B , W. ueiq- § 532 S. 928. Lat. fing-b neben fic-tu-s Jig-ulu-s, W. dheijjh-: air. dengaim 'bedriicke3 (nach Thurneysen). fing-b neben lig-urrib, W. leigh-. tund-b neben tu~tud-i. pitng-o neben pu-pug-l. ac-cumid neben -cubiii cubare. Lat. frang-b aus *bhrfag-b neben frag-ili-s, got. briha c breche", W. Ihreg- (vgl. Osthoff Morph. Unt. V p. III). Lat. pang-o
neben pe-pig-l
gr. T/rt-;-vo-\t.i cbefestigeD, W.
pah- pag-; hierzu wol got. falia ahd. falm cfange, ergreife' (vgl. ai. pasa- CStrick3) aus urgeim. *fat9y_-d, mit part. ahd. gi-fangan. tang-o neben te-tig-i in-teger (umbr. a n t a k r e s 'integris3), con-ta,giu-m. plang-o neben pldg-a: lett. pluku, s. § 628 S. 996. lamh-o, zu ahd. laffu cleckeD perf. luof, W. lab-. Vielleicht hierher auch pandb neben pateo und neben osk. patensins 'aperirent3, das smi*patnno oder *pateno (§ 622 S.990) beruhte; vgl. § 612 S. 9S2f.1); feiner of-fendb, s. § 696. pre-hendb: alban. gend-em etc., W. ghed-, s. § 628 S. 996. Die Productivity dieser Prasenscl. im Lat. bekundet sich klar in fund-o neben got. giuta ^iesse3 aus *§heu-do Cl. XXV § 690. Vgl. got. standa u. dgl. § 634 extr. tibertritt in Cl. XXIX (§ 628 S. 996). vine-id, zu ai. vi-vyak-ti vi-vik-tds, s. § 631 S. 998. sanc-ib neben sac-er. langu-eb [langu-escb) perf. langu-i (neben laxu-s ahd. slaclt c schlaff, trage3 und gr. Ar]yco chore auf1, W. sleg-) nach Cl. X § 590 S. 964. 633. Keltisch. Air. dengaim 'bedriicke3 auf Grund von *dhii?ghd (3. pi. pass. conj. for-diassatar 3. sg. perf. dedaig): 1) Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgeseh. II 96 f. erklart pango panda e-mungo aus *pank-nb *pant-no *munk-no (vgl. aksl. kre[t)~ncj, u. dgl. § 636). Diese Auffassung scheint mir so lange ungerechtfertigt, bis nicht die gesammte Frage des allgemein-idg. Wechsels von Tenuis und Media im "Wurzelauslaut (I § 469, 7 S. 348) ihre Losung gefunden hat.
1000
Die Prasensstamme. ClasseXVI: ai. yunj-d-ti.
[§633—634.
lat. fingo, s. § 632. Air. slucim c schlucke 3 (rait unurspriingl. ioFlexion) ncymr. llyncaf llyngaf 'devoro3 auf Grand von *slui?kd, W. slaxuk- s?axug-, gr. Xtrf/ou'vw und Xoyyavofiai 'schluchze3. Air. in-grennim 'verfolge' mit Hochstufenvocal in der Wurzel: aksl. grqd-q, s. § 628 S. 995; doch vgl. die Anm. Ebenso mir. dringim 'ersteige 3 = air. *dreng[a)im [dreimm cErklimmen3), das sich zu ai. dark- cfestmachen3 praes. drh-d-ti drh-a-ti stellt (vgl. lit. lipu csteige mit den Fiissen in die Hohe, klimme 3 zu limpii cbleibe kleben3, ahd. chlimbu 'klimme 3 zu chlibu cklebe3). Air. com-boing 'confringit3 (perf. 3. sg. -baig), vgl. ai. bhanak-ti perf. ba-bhanj-a armen. bek-anem. long{a)im cschwore3 neben co-tach cVertrag3. in-dlung Vpalte3 neben in-dlach c Spaltung3. Air. ro-Jinnadar c lemt kennen 3 gehort zu ai. vind-d-ti § 628 S. 994 und scheint Ubergang in die a-Flexion erfahren zu haben, doch vgl. die Anm.;., Anm. Thurneysen bemerkt mir: ' Gfrenn- und Jinna- erscheinen ini Air. immer mit nn, nicht mit nd. Ich sohwanke zwischen zwei Erklarungen. Entweder ist nd in sehr alter Zeit vor dem A c c e n t zu nn geworden (das Praflx, das betont als ind- erscheint, lautet prauonisch stets inn- oder in-}; oder der Nasal stand urspriinglich h i n t e r dem Dental: Jinna- = *vid-naoder *vi-n-d-na-, grenn- = *gred-n- [*grid-n-ti oder *gre-n-d-n-. Ich fahnde noch nach Beweisen fur das eine oder andere'. Mit *vindna- *grendn- vgl. lett. brhiu aus *hrendnu, aksl. sfgnq § 615 S. 985 fv § 636.
634. G e r m a n i s c h . Abgesehen von standee : stop erscheint in diesem Sprachzweig der Prasensnasal immer durch alle Formen des Verbalsystems hindurchgefiihrt. Got. iigq-a ahd. sinh-u csinke3, got. stigq-a cstosse3, s. § 628 S. 994 f. Got. fra-slinda ahd. slint-u Verschlinge 3 (Neubildung ahd. slunt cSchlund3): vgl. mhd. sllte ags. slide cgleite3, lit. slid-u-s c rutschig, glatt 3 lett. slaid-s cabschiissig3.') Aisl. slepp classe gleiten3 urgerm. *slimpo (praet. slapp): vgl. ahd. slifu cgleite, sinke3, W. sleib-. Ahd. chlimbu c klimme, klettre, steige3: vgl. 1) Osthoff Zeitschr. f. deutsche Phil. XXIV 215 Anz. f. idg. Sprachk. I 82 stellt fra-slinda zu gr. Xai-jj.6-? Xot-Tjiot. Nach dieser Etymologie ware von einem sli-t- (vgl. das T von Xaixjjia) auszugehen, das Nasalinfix bekam. Vgl. unten in diesem § fiber standa (S. 1002).
§634.]
Die Prasensstamme. ClasseXVI: ai. yunj-d-ti.
1001
aisl. klif 'klimme 3 praet. kleif, ahd. chlibu c klebe, hafte3 W. gleip- {gleip- und leip- waren p-Erweiterungen vonW. glei- und k£~> Ygl- § 7 97). Nhd. blinke schw. V., urspriinglich aber wol st. (Neubildung ahd. blanch 'blank 3 ): vgl. ahd. blihhu 'glanze3. lit. blykuztu 'erbleiche 3 blaiksztyti-s csich aufklaren 3 . Ein zu ai. mis-rd- 'gemischt 3 gehoriges *mingan csich mischen3 scheint zu erschliessen aus as. mengian (got. *maggfan) 'mengen 3 (anders Kluge Et. Wtb.), s. § 805. Die Wurzeln mit -er- -el- zeigen Hochstufenvoealismus (vgl. § 628 S. 995 f.). Ahd. spring-u 'springe' fur uigerm. *sprung-o Gf. *spridgh-o: vgl. gr. oirsp^ofxai 'eile 3 0Trep^-vd-c Chastig3. Ahd. ring-u cbewege mich hin und her, winde mich mit Anstrengung 3 ags. wrinje 'drehe, presse3 (vgl. got. vruggo f. cSchlinge3): vgl. ahd. wurg[i)u cwiirge3 lit. verz-iu cschniire zusammen, enge ein3, W. uergh- (I § 285 Anm. S. 230). Ahd. scrint-u cberste, springe auf, bekomme Risse3 (ahd. scrunta cSpalt, Ritz, Riss3): vgl. lit. sherdziu c berste, springe auf, bekomme Risse3 paTt. su-skirdes 'aufgesprungen3, W. sqerdh- (d. i. sqer + dh- § 689). Mhd. schrimpfe c iunzle mich, schrumpfe ein3: preuss. sen-skrempusnan ace. c Runzel 3 (p, wie auch sonst, ungenaue Schreibung fiir b), vgl. aisl. sJcorp-r ceingeschrumpft, diirr3 skorp-na 'schrumpfe ein3, russ. skorblyj 'eingeschiumpft3, W. sqerb-. Mhd. sprinze aisl. sprett 'springe, zerspringe, springe auf3 wol zu aksl. prqd-ajn 'springe, zittre3, W. (s)perd- (d. i. [s)per-\-d- § 700). Ahd. sling-u 'bewege mich, schlinge, schwinge hin und her ziehend, schleiche3 (vgl. slango 'Schlange3), wol mit lit. slenku 'schleiche3 zu lat. sidcu-s 'Furche, Kiiimmung der Schlange3 ags. sulh 'Pflug3. WuTzeltypus peq- (§ 628 S. 996). Got. peiha ahd. dilm 'gedeihe 3 urgerm. *peK)y-d: lit. tenk-ii, W. teq-, s. § 628 S. 996. Got. finp-a ahd. find-u 'finde3 vermutlich zu W. pet- gr. TTVT;TIU (zur Bedeutung vgl. Ijj/rs-slv). Ags. je-tinje 'hafte an, drange3 vgl. je-tenjan 'haften machen, fiigen3 aisl. tengja 'zusammenbinden3, zu ai. dagli- 'reichen bis an, beriihren3 W. degh- (ai. 2. 3. sg. dhak war Analogiebildung nach Wurzeln, die im Anund Atislaut media aspirata hatten): aksl. degu 'Strick 3 ne-dugu 'Unkraft, Krankheit 3 .
1002
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yunj-d-ti. [§634—635.
Got. fah-a ahd. fah-u cfange3 urgerm. *fatdy_-o, vermutlich zu lat. pang-o, W. pdk- pa§-, s. § 632 S. 999. Vgl. auch aisl. banga schw. V. cschlage, klopfe3 nhd. schweiz. bang[e) cgel>e einem Stosse3 (mhd. bengel 'Prugel3), zu ahd. bagu ckampfe, streite3 air. bdgim cstreite3, W. bhegh- bhogh-. tibergang in die {o-Flexion (vgl. § 628 S. 996) ist anzunehmen fiir ahd. winch{i)u cbewege mich seitwarts, schwanke, nicke, winke3 (praet. im Mhd., praet. und part, im Nhd. auch stark: wane, gewunken), falls es mit lit. v\ng~i-s m. cAbweichung, Kriimmung3 ving-u-s 'kiumm, gewunden3 (dazu vengiu 'weiche aus, mag etwas nicht thun3 inf. venkti) zu ahd. wihhu Veiche3 gr. oiyvuixi aus *6-,fiy- 'ofFne3 (cmache weiehen3) gehorte. Doch sind diese Zusammenstellungen zweifelhaft (vgl. Fick Wtb. I* 541. 547 f., G. Meyer Et. Wtb. der alban. Spr. 463, Per Persson Stud. z. Lehre v. d. Wurzelerw. 174 f.). Nasalprasentia von Wurzeln mit Erweiterung -t-, s. § 685. Got. standa cstehe3 praet. stop ahd. stantu praet. -stuot (meist mit eingedrungnem Nasal stuont) aus *stando Gf. *std-n-td von W. sta-. Got. vinda ahd. wintu Svinde, drehe, wickle3 (praet. vatid want), zu got. ga-vida Verbinde3 ahd. witu cbinde3 von uei- ai. vi-ta-s ceingewickelt, eingehiillt3 lit. vej'-u cdrehe einen Strick3 (vgl. § 790). Ahd. swintu cschwinde, vergehe3 ags. swinde zu ahd. sioi-nu § 614 S. 983. Vgl. oben ahd. scrintu von sqer+dh- S. 1001, mhd. sprinze von sper+d- ebend., \nt.fundd von gheu+d- § 632 S. 999, ferner ahd. chlimbu von glei+p- (oben S. 1001), aksl. trqsq "schiittle, erschiittre3 von tr+es- und ai. dhvqsa-ti czerstiebt, verschwindet3 von dhu+es- (Cl. XIX. XX, vgl. Per Persson Stud, zur Lehre von der Wurzelerweiterung 83). 635. Baltisch-Slavisch. Im Bait, eine sehr productive Prasensbildung. Lit. lirnp-u 'klebe, hafte3 (praet. lip-ail), lett. sik-u Versiege, 3 falle , lit. szvint-u Verde hell3, sning-a ces schneit3, preuss. po-linka cbleibt3, lit. string-u °bleibe hangen3, runk-ii Verde runzlig3, lett. muk-u cstreife mich ab, fliehe3, lit. bund-u cwache auf3 s. § 628 S. 994 f. Lit. stimp-u Verde steif (praet. stip-au), tunk-u Verde fett3 [tuk-aii), dziung-u werde froh' [dzmg-au).
§635.]
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yunj-a-ti,
1003
Lit. krint-u cfalle ab3 (krit-ail): ai. krnt-d-ti, W qert-, s. § 628 S. 995. drimb-ii 'tropfe dickniissig herab3 (drib-ail), zu dreb-iu Sverfe mit dickniissigem3 gr. Tpscp-s-Tai cgerinnt3 W. dhrebh-. trink-u cgehe fehl, komme nicht zustande3 (trik-au), zu tra/e-a-s calbernei Mensch3 trak-u-s calbern, toll3 gr. d-Tpsx^s c unverwirrt, genau3. splint-u cbreite mich aus3 (split-au), zu splecziu cbreite aus3. Wurzeltypus peq- (§ 628 S. 996). Lit. tenh-u creiche aus mit etwas3 (tek-aii): got. peiha aus urgerm. *pe?d%-dt s. § 628 S. 996. Lett, c/idu Sverde inne, vermute3 aus *gend-u: alban. gendem etc., s. § 628 S. 996. Lit. gend-u cweide schadhaft, gehe entzwei3 [ged-au). Lett, pluhu cwerde flach, falle platt hin3 aus *planh-u: lat. plang-o, s. § 628 S. 996. Lit. kank-u creiche, geniige3 (ka7i-au). Ein Zeichen der Productivity dieser Cl. im Lit. ist, dass zuweilen solche Pr'asentia von Nomina aus gebildet wurden (vgl. § 793), wie rentu cwerde diinner3 (retail) von reta-s 'cliinn, undicht3, lempu cverzartle mich.3 (lepau) von lepu-s Verzartelt3. tibertritt in die io-Cl. (vgl. § 628 S. 996) erscheint nur in solchen Fallen, wo der Nasal iiber das Prasens hinausging. Lit. jung-iu cspanne ins Joch3 (inf. junk-ti] neben ai. yunj-a-ti lat. jung-o, lett. mifchu cmingo3 aus *minz-iu (inf. mift) neben lat. ming-o, § 628 S. 995. Lett, kamp-ju cfasse, greife3 (inf. kampt), zu lat. cap-id. In demselben Fall auch Ubertritt in die to-Cl. (§ 686), bei intrans. Bedeutung. Lit junkstu (lett. jukstu aus *junkstu Sverde gewohnt3 tjunkau jiinkti) neben lett. jiiku aus *(j)unk-u, zu aksl. ucq lehre 3 ai. uc-ya-ti cfmdet an etw. Gefallen3 okasn. cBehagen, Ort des Behagens, Heimstatte3; vgl. aksl. vyk-nq und got. bi-uhts, die ebenfalls nasaliert gewesen zu sein scheinen (§ 636). Lit. stinkstu "gerinne, werde steif (stingau stinkti) zu gr. aTsi'(3u> ctrete etw. fest3 ati[3apo-? cfest. gedrungen, derb3 (vgl. lit. stengiu § 637). sklutu cfliesse auseinander3 (sklindau sklisti) zu skl'id-ina-s VoU zum tlberfliessen3 skleidziii cbreite aus3; auch. kommt praet. 3. sg. sklidu (sklidb) vor, das auf praes. *sklind-u weist. Lett, stringstu Sverde stramm, verdorre3 [stringy, stringt)
1004
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yunj-d-ti. [§635—637.
neben lit. string-u cbleibe hangen 3 (strigau) und streg-iu c erstarre3 (vgl. § 628 S. 995). Lit. dristii V e r d e dreist3 (drisau dristi), W. dhers-. linkstu cbiege mieh3 (linlcau linkti) zu gr. Asx-avrj c Becken, Wanne 3 Xo?o'-e c krumm 3 ; auch lat. lanx mit Nasal (aus *ltaq-t). Das Voibild zu diesen Prasentia lieferten solche wie blista ces dunkelt 3 neben blind-o W. bhlendh-, tistil c recke mich3 neben tis-au St. tens-. 636. Im Slav, ist diese Prasensbildung viel seltner als im Bait. Aksl. strig-q cscheere3 aus *string-°>. s. § 628 S. 995. gred-q 'komme' (inf. gresti) aus :>ghrndh- oder *ghrendh-: air. m-grennim, s. § 628 S. 995. sqd-q 'setze mich3 (inf. sesti), W. sed-, vgl. preuss. sindats syndens 'sitzend3 neben sldans sldons = lit. sedqs. leg-q lege mich3 (inf. lesti), W. Ugh-, tresq c schiittle, ersehiittre3 inf. tres-ti von tr-es-, falls es nicht *trem-so(vgl. lit. trimu 'zittre 3 lat. tremo) war, s. § 657. Uber gred-q JeJc-q cbiege3 pred-q cspinne3 vgl. § 637. Einige Male Weiterbildung mit -w- (§ 628 S. 996). zqzda 'begehre, diirste3 aus *zqd-iq (inf. zedati) zu lit. pa-si-gendu c vermisse3 und geidziu Verlange nach etwas3. glezdq cblicke, schaue3 aus *gled-iq (inf. gledeti) zu mhd. glinze cglanze3 ahd. gliftii cgleisse3. S. § 637. Mit Beschriinkung des Nasals auf das Prasens ob-restq cflnde3 aus *-ret~iq, inf. -resti aor. -retti (zur Etymologie dieses Verbs s. § 687). Ferner Erweiterung mit -no-, vyk-nq 'werde gewohnt 3 AVOI auf Grund von *vyka = lett. ju/eu aus *{j)unk-u, neben ucq 'lehre 3 (§ 635 S. 1003). seg-nq 'lange nach etwas' neben lit. ieg-u chefte3, vgl. ai. sa-sahj-a § 629 S. 997. krqnq 'deflecto3 aus *krqt-nq (vgl. hrqtiti 'drehen 3 ), zu ai. Ivgnat-ti c dreht den Faden, spinnt3 kdrtana-m. sek-nq cversiege3 neben lett. siku 'versiege, falle3 aus *sink-u, W. seiq- (§ 628 S. 994). reg-nq 'hisco3 neben lat. ringor (inf. ring-'i) ric-tu-s. Vgl. § 637. 637. Neben lit. drimbii (Gf. *dhrmbh-d) u. dgl. stehen Formen mit e in der Wurzelsilbe (vgl. § 628 S. 995f.). dres-u c bin dreist3(praet. dris-au) neben dr7s-tu W. dhers- § 635 S. 1004. hrendu (dialekt. brindu aus breiuhi) Svate3 neben bredu (brid-au) aksl. bred-q. lenk-iu cbiege3 [lenkiau lenkti) neben linkstu W.
§637.]
Die Prasensstamme. Classe XVI: ai. yunj-u-ti.
1005
leq- § 635 S. 1004. trendu cwerde von Motten, Wiirmern zerfressen3 inf. trend'e-ti, nebst tride zu ai. trnatti tard-a-ti § 692. Man daif annehmen, dass zu dris-au sich dres-ii fur *drins-ii einstellte nach der Analogie von renk-u neben rinkau, kertu neben kirtau u. s. w.; lenk-iu trat neben linkstii nach der Analogie von grez-iii cdrehe3 neben gr\sz-tu cdrehe mich3 u. dgl. Die slav. Verba mit q grqd-q Iqk-q und das dem krq-nq zu Grunde liegende *kret-q konnen nach den Lautgesetzen sowol dem lit. drimb-u als auch dem lit. dres-ii entsprechen1). Nun findet sich bait, en slav. e auch bei Prasentien von Wurzeln mit i-Vocalismus, sowol bei unerweiterten als auch bei erweiterten. Lit. senkii cfalle, sinke3 (vom Wasser) aksl. sqk-tiq Versiege3 neben lett. siku aus *sink-u ai. sinc-d-ti W. se(q- (§ 628 S. 994). Lit. sprendziu cspanne mit der Hand3 (spresti) aksl. predq cspinne3 (presti) neben lit. sprtndi-s m. Spanne lett. spraid-s cStelle, wo man gedrangt steht3 debesspraisli-s Tlimmelsgewolbe' ahd. spreiten causspannen, auseinanderbreiten3. Lit. pa-si-gendii 'vermisse3 aksl. zezdq cbegehre, diirste3 aus *zed-iq neben lit. geidziu Verlange3 got. gdidv n. 'Mangel3 ahd. git °Gierigkeit, Habgier, Geiz3. Lit. steng-iu csetze die Kraft an etwas3 neben sfinkstu cgerinne, werde steif gr. aTstjDio (§ 635 S. 1003). Lit. mez-u'1) cmingo3 (tnJsau mfszti) lett. m'if-nu aus *menz-no neben lett. mifchu aus *minz-id (§ 635 S. 1003) lat. ming-o lit. mize f. ccunnus3 m)ziu-s cpenis3, W. metg/i-. Aksl. glqzdq (inf. gledeti) und glqdajq (inf. glqdati) cblicke, schaue3 neben mhd. glinze cgliinze3 (praet. Neubildung glanz) ahd. gligu as. glltu cgleisse3, W. ghleid-. Aksl. rqgnq chisco3 [rqgu cSpott3) zu lat. ring or rir-tu-s. Handelte es sich bloss um bait. Formen, so ergabe sich eine einfache Erklarung: zu sink- mitiz- wurde senh- me?iz- gebildet nach renk1) Danim, dass es krft- und nieht cr$t- heisst, darf man nioht die Tiefstufenform *qrnt- als Grundform von kret- auasehliessen. Aus dieser Grundform musste naoh den Lautgesetzen sofort slav. *krint- entstehen entsprechend dem lit. drins- = *dhrns-, krint- = *qrnt- (I § 285 S. 230). E m *kirnt- hat es nie gegeben, aber auch kein *qrnt-, das Bartholomae Stud, z. idg. Spr. I I 97 als Grundform von krf.t- ansetzt. 2) Dialektisch minzu = +men~u (falseh I § 285 Anm. S. 230).
1006
Die Praeensstainme. Classe XVII: ai. r-nb-ti.
[§637—638.
neben rink- u. dgl., vgl. oben uber die Formen wie drqsii. Indessen passt diese Erklarung nicht auf die slav. Formen, da vor Consonanten idg. in zu 7, idg. $ aber zu e wurde (I § 219, 4 S. 188). Anm. Wiedemann's Ansicht (Arch. f. slav. Philol. X 652 f., Dag lit. Praet. 58. 168f.), idg. in und un vor Consonanten seien im Slav, ausser in auslautenden Silben regelmassig durch f und q vertreten, ist in dieeer Fassung sohwerlich haltbar wegen isto = lit. inhstas, lylto = lit. timka-s preuss. lunka-n und smrld-f (s. u.). Auch Streitberg Idg. Forsoh. I 283 f. befriedigt nicht. Vielleicht lost sich das Katsel so, dass im Urslav. zunachst alle in und un zu i und u wurden, dass aber, wo spater die Lautgruppen in und un vor Cons, von neuem entstanden, diese zu e und q wurden. Man kann annehmen, dass sink- zunachst zu *slfc- wurde, dann aber, da das Bildungsprincip der XVI. Cl. weiter noch lebendig blieb, der Nasal von neuem eindrang, vgl. etwa gr. att. £VVU[AI aus einem *l/-eavuf«, das fur urgr. */evvu(ii (= ion. s'tvup-t) aus *fE(s-tu-p.i eingetreten war (I § 565 S. 424). Ebenso konnte bqdq aus einem *bhu-dho oder *bhu-db entstanden und erst in jener jungeren Periode des Urslav. zu seinem Nasal gekommen sein; indess vertragt es ebenso gut Zuruckfiihrung auf ein *bhu-a-dho oder -do, das in die Nasalclasse iibergefiihrt wurde, und Zurfickfuhrung auf *Wiuon~ dho oder -do als Weiterbildung eines *bhu-ono (vgl. § 701). Ferner lasst sich fur die 3. pi. smrid-qtu neben smrid-i-mu etc. annehmen, dass das alte *-int[u) (vgl. part, smrid-et- lit. smird-int-) zunachst seinen Nasal einbiisste, dieser aber nach der Analogie von imqtii u. s. w. wieder eingefuhrt wurde. Die von Wiedemann im Archiv a. a. O. als Stiltzen fflr seine Ansicht angefiihrten Etymologien sind alle zu beanstanden. Aksl. nqzda 'Zwang, Gewalt, Notwendigkeit' stelle ich zu ai. nadh- nath- 'bedrangt, hilfsbedurftig sein'; iqpu 'stumpf zu stemp- stemb- in ahd. stumpf, lit. stambu-s 'grob' stamba-s 'StrunV; -dqgfi cK.raft' ist mit degii 'Strick, Riemen, Zugel' zu verbinden (Miklosich Et. Wtb. S. 49 a), weiterhin mit ahd. gi-zengi 'reichend bis an, nahe ruhrend an' und ai. dagh- 'reichen bis an' (§ 634 S. 1001).
Classe XVII: die Wurzel mit angefiigtem -neu- -nuals P r a s e n s s t a m m . 638. -neu- war die starke Form des Suffixes, -nu- -nuund -nuu- waren die schwachen. -mm- nach consonantischem WuTzelauslaut, vgl. z. B. 3. pi. ai. as-nuv-anti gr. a-y-vu-oisi gegeniiber ai. ci-?iv-dnti, I § 153 S. 110. Neben -neu—nu- kommt ar. -anau- -ami- vor. S. § 596, 3 S. 970. Die Wurzelsilbe hatte seit uridg. Zeit die Tiefstufenform, ausgenommen ai. dal-nt-ti gr. orjv.-vu-pt.svo-?.
§639.]
Die Prasensstamme. Classe XVII: a.i. r->w-ti.
1007
639. U r i d g . *r-neu- *f~neu-, W. er-\ ai. r-ni-mi'exrege, setze in Bewegung 3 1. pi. r-nu-mds 3. pi. r-nv-dnti med. 3. sg. r-nu-te, conj. r-ndv-a-t, opt. r-nu-ya-t; gr. op-vu-jxi 'errege, store auf 1. pi. op-vo-jisv (op- = f-). — Themavocalisch ai.
r-nv-d-ti. *r-neu-\ ai. r-nS-mi 'stosse au£ etwas, erreiche, erlange5, armen. af-nu-m 'nehme 5 , gr. ap-vu-jxai erlange, eiwerbe . Vielleicht mit dem vorigen Verbum identisch. ap-vo-p.cu stiinde hinsichtlich der Stufe des Wurzelvocals zu op-vo-ju wie TI-VUjAEVoti zu Ti-vu-vrai, ai. str-no-mi zu gr. atdp-vo-jxi (s. u.). *str-neti- *stf-neu-, W. ster- csternereJ: ai. str-no-mi, gr. ^pstr-neu-, W. pster- 'niessen5: gr. Trrap-vo-Toii, vgl. lat. themavoc. ster-nu-o [stemutare). *tn-neu-, W. few- c spannen, dehnen': ai. ta-ni-mi gr. raVO-TOU.
*sii-neu-, W. sera- ein Ziel erreichen, erlangen, zu Ende koramen, vollenden": ai. sa-nS-mi, gr. a-vu-[ii -^-VU-TO (lautgesetzlicher spir, asp. erscheint in att. dt-vu-u) u. sonst). •—• Themavoc. gr. oivw avto aus *<X-VJ--
(J4
1008
Die Prasensstamme. Classe XVII: ai. r-nb-ti.
[§639—640.
*dkrs-neu~, W. dhers- cdreist sein, wagen3: ai. dhrs-nb-mi 3. pi. dhrs-nuv-anti, as. 1. pi. *durnum (aus dem in jiingerer Zeit eischeinenden sg. darn conj. dilrne zu erschliessen) = got. *daurz-nu-m (§ 646). *dek-neu-, W. dek- (ai. dasas-yd-ti cerweist Ehre, ist huldreich, gefallig3, gr. hom. Syj-Ss^-atai Mv.-n-y.ai § 560 S. 943, lat. decus): ai. das-nd-mi'hul&ige', gr. hom. 8-yjx-vo-fj.svo-i; chuldigend, griissend3 (so I 196 6 59 mit J. Wackernagel zu schreiben). Dieselbe Ablautstufe wie in ai. das-ti dal-vds- hom. vooovxo u. a. *ues-neu-. Stamm *u-es- cein Kleid anziehen3 (§ 656): armen. z-genu-m cziehe mich an3, gr. SIVO-JM (svvujxi). Ofters erscheinen von derselben Wuizel Prasensbildungen nach unsrer Cl. und nach Cl. XII neben einander, wie got. 1. pi. kun-nu-m und ai. jd-nd-mi W. gen-, av. sri-nao-iti und as. hli-no-n, ai. str-no-mi und stg-na-nvi, mi-ni-mi und rni-na-mi. 640. Arisch. W. g'er- "machen3: ai. kr-nS-mi av. ^erenao-mi ai. kr-nv-dnti av. kere-nv-anti, praet. ai. d-kr-nav-am apers. a-ku-nav-am1) ai. d-kr-no-t av. kere-nao-p, conj. ai. Arndv-ani av. kere-nav-ani, opt. ai. kr-nu-ya-t av. kere-nu-ya-£; — themavoc. ai. 3. sg. d-kr-nv-a-ta2). Ai. vr-n6-mi cbedecke, verhiille, umschliesse3 imper. vr-nu-hi av. vere-nu-idi\ daneben ai. ur-n6-mi aus *vur-nd-mi urar. *r-nati-mi (I § 157 S. 142, § 306 S. 243ff.),wie gr. aTop-vu-}u neben ai. str-n6-mi, ai. ^/JMnb-mi neben dhu-no-mi; — themavoc. av. vere-nv-a-iti. Ai. ta-ni-mi ''dehne3 (§ 639 S. 1007), conj. ved. ta-ndv-a av. tanav-a, opt. med. ai. ta-nv-Iy-d av. tanuya d. i. ta-nv-iy-a (§ 940). Ai. i-no-ti bewaltigt, drangt av. i-nao-iti, wozu wol gr. <xivo-jxou cergreife, nehme3; •— themavoc. ai. i-nv-a-ti. Av, sri-naoiti lehnt, richtet wohin3, W. Met-. Ai. su-no-ti cpresst aus3, 3. sg. d-su-nu-ta av. hu-nu-ta; — themavoc. av. imper. med. hu1) Uber hu- I § 288 S. 233. 2) Uber ai. karo-ti kuru-tha stellt J. Wackernagel Kuhn's Litteraturbl. I l l 55f. eine sehr probable Vermutung auf: krno- krnu- wurden volkssprachlich zu kano- kunu-, und durch Einfuhrung von r aus den iibrigen Formen des Verbums wurde hieraus karo- kuru-.
§640—641.]
Die Prasensstamme. Classe XVII: a.1 r-m-h.
1009
nv-a-nuha ( = ai. *su-nv-a-sva). Ai. dhrs-nb-ti cwagt\ W. dhers-, § 639 S. 1008. Ai. al-nh-ti 'erreieht1 av. as-nao-iti, Gf. *i}kneu-ti, opt. ai. as-nu-ya-t av. as-nu-ya-fi. Ai. sak-nd-mi ckannJ. In ai. ks-ndu-ti cwetztJ pait. ks-nuv-and-s von W. qes(§ 8 Anm. 2 S. 20) hatte die W. ihren syllabischen Wert eingebiisst; dazu vielleicht lat. nova-cula, zunachst aus *s-neu-a(Kretschmer Kuhn's Zeitschr, XXXI 419. 470). au statt o entsprang wie in urnau-ti fneben ur-n6-ti) im Anschluss an Pr'asentia wie stdu-ti, s. § 494 S. 890. Der Diphthong wurde als wurzelhaft empfunden, daher auch ksnu-td- (av. hu-xsnu-tac wol gescharft3) ksnb-tra- und urnu-tya- -urnavana- (vgl. ahnliches im Griech. § 643 S. 1013). 641. Starke Suffixgestalt statt der schwachen, z. B. ai. 2. pi. d-krno-ta krno-ia fur d-krnu-ta krnu-td, hino-ta hino-tam fiir hinu-td Mnu-tdm, av. 2. pi. srinao-ta (apers. 3. pi. a-kunav-a a-kunav-atd betrachte ich als themavocalisch. s. § 649). Vgl. ai. grbhnd-hi fur grbhm-hi u. dgl. § 600 S. 975.. Umgekehrt av. 2. sg. kerenui-si gegeniiber ai. krn6-si. Die starke Stammform erseheint in der themavocalischen Flexion neben der schwachen, wie av. 2. sg. praet. act. kerenav-o. Hieriiber s. § 648. 649. In der 1. pi. und du. konnte im Ai. das u von -nu- vor der Personalendung weggelassen werden, ausser wenn die W. consonantisch schloss, z. B. krnmas kpwds krnmdhe krnvdhe neben krnu-mds etc., sunmds neben sunu-rnds u. s. w. (aber nur al-nu-mds a's-nu-vds etc.). Diese Neuerung ist im Ved. nur erst einmal zu belegen durch die Form krnmahe. Man kann daran denken, dass das Verhaltniss von kpwdnti zu asnuvdnti ein kmvds fiir kpiuvds neben asnuvds erzeugte, oder auch dass kpivds lautgesetzlich aus krnuvds entstand (vgl. Wackernagel Kuhn's Litteraturbl. Ill 56), und dass nun nach kpivds auch kpimds gesprochen wurde; bei lautgesetzlicher Entstehung von krnvds ware das daneben gebliebne kpiuvds ebenso eine Analogiebildung nach kpiumds gewesen, wie kpimds eine solche nach kpwds. Indessen hat hier jedenfalls auch das Nebeneinander von kurmds kurvds kurmdhe kurvdhe und kuruthd 64*
1010
Die Prasensstamme. Classe XVII: ai. r-no-ti.
[§641—643.
kuruthds kurudhvi eine Rolle gespielt; Jcurmds begegnet schon im Rigveda, und *kurumds *kuruvds scheint es nie gegeben zu haben. Diese Formen mit kur- entsprangen vermutlich im Anschluss an den opt. aor. kurya-t med. *kuri-td (vgl. vuri-ta muriy-a), und die Verquickung des Stammes kur- mit dem Stamme kuru- = krnu- (S. 1008 Fussn. 2) verstiinde sich urn so leichter, wenn die Imperativform kuru nicht nur altes k%nu war, sondern zugleich ein *qrr + Partikel u (vgl. Partikel -na in av. 2. sg. imper. lara-ria § 600 Anm. 1 S. 975). Vgl. die iiber kurmds in § 498 S. 893 beigebrachte Litteratur. Anm. Moulton Amer. Journ. of Philol. X 283 meint, das -n- der Formen wie hr-n-mds sei die schwache Form von -na- der Cl. XII, und vergleicht die av. Formen wie vere-n-te. Wenn nur erst bei der XII. Cl. selbst dieses -n- fur -ni- im Ai. nachgewiesen ware!
2. sg. ved. sr-nv-i-se ^zu sr-n6-ti liort3) war Neubildung zur 3. pi. Ir-nv-i-re, vgl. jajn-i-se neben jajn-i-re (§ 574 S. 948). tiber die starke Wurzelform von ai. ap-ni-mi s. § 600 S. 975, iiber die von ai. das-ns-mi § 639 S. 1008. Mit Reduplication av. 3. sg. med. qs-as-nu-ta neben a'snao-iti § 640 (Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 309). 642. Armenisch. Hierher die Verba auf -nu-m (sg. -nu-m -nu-s -nu pi. -nu-mk' -nuk' -nu-n). af-nu-m 'nehme3 (aor. ar-i): ai. r-nd-mi etc., s. § 639 S. 1007. jer-nu-m Varme mich, werde warm, ergliihe3 (vgl. jer-m "warm3 = gr.frsp-[i/-<;):ai. ghr-nd-mi (Gramm.). l-nu-m fiille', Gf. *ple-nu-, vgl. lat. ple-nu-s. ait-nu-m 'schwelle3, vgl. gr. otoaiu 'schwelle5. fak'-nu-m Verberge mich3, vgl. gr. irrrjaau) cducke mich3. z-genum cziehe mich an' (z- Prafix) aus *ges-nu- (I § 561 S. 419): gr. eivujxi (svvu[xi), s. § 639 S. 1008. 643. Griechisch. Das -vu- der starken Singularpersonen scheint fur idg. -neu- eingetreten zu sein nach Massgabe des Verhaltnisses von -va- zu -va- (Cl. XII), vgl. § 480 S. 864 iiber u;j.£vatouv zu ujxevaiai. Eine Regelung nach dem Vorbild von -va- : -va- miisste man auch annehmen, wenn man -vu- als Fortsetzung eines tiefstufigen idg. -nu- neben -nu- betrachten wollte (av. -nu- ist fur idg. -nu- kein zuverliissiger Zeuge).
§643.]
Die Prasensstamme. Classe XVII: ai. r-no-ti
1011
In der 3. pi. scheint friihe -vo-avri (fiir *-VU-SVTI = ai. -mivanti, s. § 1021, 3) verallgemeinert worden zu sein; einst gab es FoTmen wie *Ti-v/-avu *Tt-v/-evTi = ai. ci-nv-dnti (vgl. § 638 S. 1006); iiber ion. ayvuai att. ayvovTou s. § 1020, 2. 1068, 2. Ausser den in § 639 genannten op-vu-ju, ap-vo-fj.at, atopvu-jju, iiTap-vo-[j.ai, ta-vo-jxai, a-vu-[i.i, Ti-vu-[AS|i.ai rt-vu-vrai eischeinen noch mehrere mit Tiefstufenvocalismus der Wurzelsilbe. dap-vu-{iai bei Hesych (-ap- = -r-) und &6p-vo-fiou (-op- = -f-) 'springe, bespringe3 (I § 306 S. 246). x£-vu-jj.ai c bewege mich3. Kret. 3. sg. TO-OI'X-VO-TI = att. £iri-8eixvO3i (iiber Tti- Veif. Gr. Gr. 2 S. 219) W. deik-. oiyvO|u coffne3 horn. <»-(/)(yc 3 VU-VTO zu lesb. inf. o-sty-Tjv, urspriinglich maehe weichen , zu ahd. vnlihu cweiche . [xi*c-vu-[j.i cmische:> zu fut. |xs{^u), W. meikmeig-. ojxopy-vo-fii 'wische' aus *mrg-, W. merg-. ay-^v>-[j.ai c bin geangstet, betriibt3, zu got. un-agands csich nicht fiirchtend3 og 'fiirchte3. Eine altereTbte Form mit starker Wurzelgestalt (dritte Hochstufenform) war horn. Sr^x-vu-jisvo-? c huldigend, griissend3, s. § 639 S. 1008. Gr. Neubildungen mit starker Wurzelform waren (jpe-f-vu-fu crecke, strecke aus3 W. reg-, Ssi'x-vu-jxi 'zeige3 neben kret. iri-5t'x-vu--i, Csuy-vu-jj-t Verbinde3 W jeug-, IL^-'-VU-(II cmache fest3 W. pah- pag- u. a. Ion. Sex-vu-ju czeige3 vermutlich von einer W. dek-, aber im Gebrauch mit Ssix-vo-jxi zusammengefallen (vgl. Fick Wtb. I 4 66). ou.-vu-[u cschwore3 neben 6jio(ojio-ooai oji(f-TY)-c), o'Uu[xi Vernichte 3 aus *6X-vo-[it (1 § 204 S. 172) neben ols- (oXs-ooai), wie 5a[i.-v7]-|i.i neben 6a[i.a-, xajj.-vu) neben xajxa- (§ 602 S. 976). An die Stelle von (ion.) STVUJH 'kleide 3 aus */-so-vo-[xi = armen. z-genu-m (§ 639 S. 1008) trat im Att. durch Neubildung svvujxi, s. I § 565 S. 424. Von derselben Art waren: aJBevvufjii. losche, dampfe, stille3 fiir das altertiimlichere Csi'vOjxi d. i. zozi(Hesych)1) von St. *zg-es- W. seg-, vgl. aor. horn. a[3ia-3ar, 1) Hesych hat Cetva^ev afiiwupe*!, wofiir man ZEviuti.ii lieat. Notig ist diese Anderung nicht. Denn es konnten sehr wol Formen nach Cl. XII und nach Cl. XVII nehen einander gestanden haben, wie so oft im Altindisohen. Die Form £eivu[j.i im Text ware dann mit einem Sternchen zu versehen.
1012
Die Prasensstamme. ClasseXVII: ai. r-nb-ti.
[§643.
(Gramm.) neben |3o-s
§643—646.]
Die Prasensstamme. Classe XVII: ai. r-nb-ti.
1013
Zu xavo[i.at xavuu) yavu[i.ai, deren Constitution dem naiven Sprachgefiihl minder klar war als die von op-vu-jxt ay-vu-ju u. dgl., schuf man -ravuoaai Tsxavoatai favuaasTai u. dgl. nach epiisaou si'puoxai epuaasxai neben praes. eipujxsvai sputo cziehe . Vgl. ai. part, ksnu-td-s zu M-nau-ti, fut. ahiuvisya-te zu as-no-mi as-ta, urnu-tya- zu ur-nau-ti (§ 640 S. 1009) und im Griech. selbst 3ova-To-? i3uv7]oa[j.TjV zu 8u-va-fj.ou (§ 602 S. 976). IJber ju-vo-Ow cpdi-vu-&i« s. § 694. 644. I t a l i s c h . Hier nur noch themavocalische Formen, s. § 649. Ein sichrer Rest von -neu- ware nov-a-cula, wenn es mit ai. M-nau-ti zu verbinden ist (§ 640 S. 1009). Anm. Sehr unsicher ist die Vermutung Job's Mem. d. 1. Soc. d. 1. VI 353 sq., dass im Lat.raw-Prasentiadirect zurao-Prasentiageworden seien,
indem etwa *tol-nu-mus *tol-nu-tis zu *tolnimus *tolnitis [tollimus tollitis) fuhrten und im Anschluss an diese die 1. sg. tollo u. s. w. entsprangen. 645. Keltisch. Keine der urspriinglichen Formen ist erhalten. Ubei air. ro-chluiniur 'hb're' (zu av srunaoiti) s. § 604 S. 97 7 f. 646. G e r m a n i s c h . Einige Verba gehoren mit ihren Pluralfoimen hierher. Got. ahd. kun-nu-m cwir kennen, wissen1 auf Grund eines *§n-nu-mes (vgl. S. 920 Fussn. 2) gegeniiber ai. ja-ni-mds Cl. XII; das daneben stehende schwache got. ufkunna 3. sg. -kunnai-p war eine Neubildung zu kann kunnum nach dem Verhiiltniss von vita vitai-p zu vait viturn. Ndd. darn c wageD conj. dtirne lasst ein as. *durnum got. *daurz-nu-rn (I § 582 S. 436 f.) = ai. dhrs-nu-mas erschliessen. Ahd. unnum Svir gonnen' Gf. *n-nu-mes (vgl. aisl. qf-un-d cAbgunst3 neben got. ans-t-s ahd. ans-t uns-t cGunst, Gnade1 § 100 S. 286), wurzelverwandt mit gr. -pos-^vvj; 'geneigt3 a--r^rfi cabgeneigt\ Da diese Pluralformen mit den Priiteritoprasentien gleichartig zu sein schienen, so verfielen sie ihrer Flexionsweise. Es entsprangen also nach dem Muster von deren Singularen die Formen got. kann ahd. Jean, ndd. darn, ahd. an. In ahnlicher Weise erklart Kluge Paul's Grundr. I 377 sehr ansprechend auch ahd. durfum cwir haben notig5 als ?2w-Bildung aus *purpum mit -p- aus -pp- idg. -pn- (I § 530 S. 390) = ai. trp—nu-mas,
1014
Die Prasensstamme. Classe XVIII: ai. r-tw-d-ti. [§646—649.
wozu man de Saussure Mem. d. 1. S. d. 1. VII 83 sqq. vergleiche. Uber einige andre, unsichrere Spuren von ww-Flexion im German, s. § 605 Anm S. 978 und S. 983 Fussn. 1. Im iibrigen herischt in diesem Sprachzweig die themavoc. Flexion (Cl. XVIII), wie got. du-ginna (§ 654). 647. Baltisch-Slavisch. Uber die Reste unsres Prasenssuffixes im Slav. s. § 649 S. 1015. Classe XVIII: die Wurzel mit angefiigtem u n d -nu-o- als Priisensstamm.
-neu-o-
648. Neben -nuo- kommt auch -enuo- und -nuo- vor, s. § 596, 3 S. 969f. Diese Classe, auf Cl. XVII fussend, zerfallt in derselben Weise in zwei Abtheilungen wie Cl. II- Z. B. apers. a-kundv-a-ta verhielt sich zu ai. d-kr-nv-u-ta wie gr. I-:rvs(J:)-s zu otjA-uvu-E. Und wie z. B. ai. ay-a- zugleich als Indicativ [dy-a-te, vgl. lat. eo) und als Conjunctiv zu einem Indie, der Cl. I auftritt (dy-a-t dy-a-ti conj. zu e-ti), so erscheint das ar. kr-nau-aauch als Conj. zu einem Indie, der Cl. XVII (ai. kr-ndv-a-f conj. zu kr-nO-ti). Auch hier zeigt sich wieder, wie Indie, und Conj. urspriinglich formal nicht geschieden waren. 649. Classe XVIIIA: Suffix -neu-o-. Arisch. Av. 2. sg. praet. act. kere-nav-o imper. kere-nav-a, apers. praet. 3. sg. act. a-ku-nav-a 3. pi. med. a-ku-nav-ata (d. i. -a-nta), vgl. ind. ai. kr-no-mi 'mache3; dazu conj. ai. kr-ndv-a-t kr-nav-a-tha av. kere-nav-a-p apers. 2. sg. ku-nav-a-hy. Apers. 3. sg. imper. var-nav-a-tam conj. var-nav-a-tiy neben av. vere-nva-ite 'glaubt' (B). Vgl. noch die Conj. ai. al-nav-a-tha av. an-nav-a-p neben ai. as-no-mi "Wreiche3, av. sri-nav-a-hi neben sri-nao-mi lehne, lichte wohin\ Aus dem Griech. hat man Formen wie {Ju-vsou cbewege mich ungestiim, sturme3 neben ai. dhu-nd-ti, xt-vicu 'bewege vom Platz3 neben xt-vo-jxai hierher gezogen, indent man -vsco aus *-vs/-o> entstanden sein liess. Da aber in alien hierher gehorigen Verben fut. aor. u. s. w. immer -rt- zeigen, nie -vsu-, wie man nach -A;
§649—651.] Die Prasensstamme. Classe XVIII: al r-nv-d-ti.
1015
da das Lesbische das Prasens auf -TJJXI bildete (imper. XIVTJ wie cpi^), so ist diese Deutung mindestens unwahischeinlioh. Ich fiihre -eu> iibeiall auf -suo zuriick. S. § 801. I t a l i s c h . Lat. minuo und sternuo, die zu ai. mi-no-mi gr. |u-vu-du> und gr. irxap-vo-fxai gehoren (§ 639 S. 1007), konnen nach den lat. Lautgesetzen auf *-neu-o zuriickgefiihrt werden (I § 172, 1 S. 153). Doch macht das osk. m e n v u m c minuere 3 wenigstens fur minuo wahrscheinlich, dass dieses aus *minuo hervorgegangen war wie tenuis aus *tenui-s (I § 170 S. 152). Neubildungen waren die Perf. minui stemuT und das Part. minutu-s naoh statul statutu-s neben statuxi. S l a v i s c h . Aksl. mi-nujq, neben mi-nq c gehe voriiber, gehe, verfliesse3 und die part, praet. pass, wie kos-novenu geriihrt, beriihrt' neben praes. kos-nq weisen auf eine Prasensflexion -nova -novesi etc. hin {-nov- aus -neu-, I S. 60). Vgl. Wiedemann Arch. f. slav. Phil. X 653. 650.
Classe XVIIIB: Suffix
verc analte § 68
-nu-o-.
U r i d g . Ai. ci-nv-a-ti, gr. horn. xiw> att. rtvu> aus *TI-VJ--U> neben ai. ci-nb-mi gr. inf. xt-vu-[j.£vat 3. pi. Ti-vu-vxai, §639 S. 1007. Ai. hi-nv-a-ti got. du-ginna neben ai. hi-no-mi, § 639 S. 1007. *r-i-nu-e-ti mit c Wurzeldeterminativ' -i- (§596,4 S. 970); ai. ri-nv-a-ti lasst laufen, fluten3, gr. hom. optvw lesb. opi'vvco c setze in Bewegung 3 aus *opi-vj:-u) (der Anlaut war vermutlich durch das wurzelgleiche op-vu-j« Gf. *f-nu- beeinflusst, zu dem es sich verhielt wie hom. dytvou zu kret. ayvsu> s. § 652. 801), got. ri-nna c rinne 3 urgerm. *ri-nu-o (vgl. iiber das germ. Wort jedoch § 654 S. 1017 f.). Mit Suffixform -enu-o- (§ 596, 3 S. 970) *sp-enii-e-ti von W. spe- spa- cvorwa,rts bringen, ausdehnen 3 (lat. spes spatium vi. s. w.): av. spenva-j> cproficiebat3 = urar. *spanua-t, ahd. spinnu c spinne 3 (vgl. ahd. spannu = *spg-nu-o § 654). 651. A r i s e n . Ai. r-nvd-ti ci-nva-ti hi-nva-ti d-hr-nva-ta, i-nra-ti ri-nva-fi, av. vere-nva-iti hu-nva-mcha s. § 639. 640. (141. 650. Ai. pi-nva-ti "schwellt, macht strotzen3 zu part. med. pi-nv-dnd-s av. fra-pinao-iti cschwillt, verbreitet sich3. Ai.
1016 ji-nva-ti
Die Praeensstamme. Classe XVIII: ai. r-nv-d-ti. [§651—652. c
setzt in Bewegung, foidert1 zu ji-nb-mi. c
Ai. imper.
3
med. du-nva-sva zu du-nb-mi brenne . Einige Male erscheint im Ai. das Prasenssuffix, wie im German., durch das ganze Verbalsystem durchgefiihrt, wie pinva-ti : pipinva pinvaya-ti, jinvati : Jinvisya-ti jinvi-td-s. Man beachte die Betonungsverschiedenheit zwischen 3. pi. hinva-nti und hinv-dnti Cl. XVII. Suffixform -enuo-. Av. spenva-J) "proficiebat3: ahd. spinnu, s. § 650; av. xwanca-inti csie treiben an' xwenva-J> urar. *su-
anua-, zu hu-nao-iti hu-na-iti. 652. G r i e c h i s c h . tjber die Behandlung der Lautgruppe -vj-- in den folgenden Formen s. I § 166 S. 148. oivio av
§652—654.] Die Prasensstamme. Classe XVIII: ai. r-nv-d-ti.
1017
nach dem Verhaltniss von cptb]ao|j.ai zu cpMvoo stellte man zu xi^aojiai. das Prasens xi^avw, weiterhin dann auch ixavw. Doch gab es schon von vorgriechischei Zeit her eine Suffixform -nud, woraus lautgesetzlich urgriech. -av/io (Verf. Gr. Gr. 2 § 21, 3 S. 41), s. § 596, 3 S. 970. Suffixform -enuo- in koikyr. Sl-sv/o-s, woraus lesb. ijevvo-? ion. leXvo-z att. £svo-c (I § 166 S. 148), da dieses Wort mit lat. hos-ti-s und got. gas-t-s wurzelverwandt zu sein scheint, s. § 596, 3 und 6 S. 970 und 972. 653. I t a l i s c h . s. § 649 S. 1015.
Lat. mi-nu-o, osk. m e n v u m cminuere3,
654. G e r m a n i s c h . Got. du-ginna ahd. bi-ginnu 'beginne3, s. § 639 S. 1007, § 650 S. 1015. Got. af-linna c gehe fort, hore auf, ahd. bi-linnu c h6re auf, zu ai. vi-linati 'zergeht, lost sich auf, schmilzt3 etc. § 598 S. 973f. Got. vi-nnu 'leide, empfinde Schmerz, plage mich5, ahd. gi-winnu c gelange durch Miihe zu etwas, gewinne 3 (vgl. ahd. ivinna cStreit3), zu ai. vS-ti c dringt feindlich an, bekampft, sucht verlangend auf, sucht zu gewinnen 3 . Alle diese Verba verfielen der Analogie solcher wie got. binda, daher z. B. got. du-ginna -gann -gunnum -gunnans. Ahd. ba-nnu cbefehle, gebiete unter Strafandrohung3, lade vor (vgl. ahd. ban, gen. bannes, cGebot unter Strafandrohung3 ags. bann c Bann, Aufgebot der Verlobten, Bekanntmachung 3 ), Gf. *bh9-nuo, W. bha- bfo-, vgl. armen. ba-na-m § 601 S. 975f., gr. cpat'vw aus *tpa-viu> §611 S. 981 f. Ahd. spa-nnu 'spanne, breite aus, bin in erwartungsvoller Aufregung3, Gf. *spa-nu-o, W. spe- sp9-, vgl. ahd. spa-nu locke, reize3 (§ 614 S. 983) und ahd. sp-innu (s.unten). Die Praterita bian spian nach Malt neben haltu u. dgl. 3
Suffixform -enuo- (§ 596, 3 S. 970). Ahd. sp-innu cspinne3: av. spenva-p, s. § 650 S. 1015; daneben spannu = '"''sps-nuo. s. o. Ahd. tr-innu csondere mich ab, trenne mich, laufe davon3 Gf. *dr-enuo, W. der- cspalten3 (ai. dr-na-ti). Das Nebeneinander von -nuo- und -enito- im Germanischen lasst im Zweifel, wie got. rinna crinne3 und brinna ahd. brinnu
1018 Die Prasensstamme. Classe XIX—XXI: die s-Prasentia. [§654—655.
aufzufassen seien. Statt nemlich rinna auf *r-i-nuo zuriickzufiihren und es mit ai. rinva-ti zu identificieren (§ 650 S. 1015), kann man auch *r-enua als Grundform annehmen, wodurch das Verbum dem ai. r-nv-d-ti naher liickte. brinna lasst sich als *bhr-enuo fassen, da es zu lat. fer-mentu-m ferveo air. berbaim 'koche3 gehort, aber auch als *bhr-i-nuo mit i-Determinativ, vgl. aisl. br-i-me cFeuer3 ags. br-i-w ahd. br-i-o cBrei3. Zu Gunsten der Grundformen *r-enuo *bhr-enuo sprechen got. r-un-s cLauf' ags. br-yne cFeuersbrunst3. E. Classe XIX
bis XXI:
die s-Pr'dsentia1).
655. Es gibt eine grossere Anzahl von Verbalkategorien mit einem suffixalen s-Element hinter der Wurzel. A them atische, z. B. ai. dve-s-ti chasst3 (vgl. av. dvae-pa cSchrecken3 gr. hom. C£-SOI-[JL£V oder 8s-o/i-jiev Svir fiirchten3), ai. aor. 1. pi. d-tq-s-mahi (W. ten- 'dehnen'), ai. v-ds-te ckleidet sich3 (W. eu-, lat. ex-uo], gr. ^osa d. i. *ri-/si3-so-a idg. *-es-m, ai. d-ved-is-am. T h e m a v o c a l i s c h e , z. B. ahd. din-su cziehe, reisse3, ai. d-ta-tq-sa-t czerrte, setzte mit Gewalt in Bewegung3 (W. ten-), ai. desid. ji-gq-sa-li (W. aem- cgehen3), ai. tr-dsa-ti c erzittert3 (vgl. tar-ald-s "sich hin und her bewegend, zitternd3 lat. tr-emo), ai. desid. ji-gam-isa-ti (W. gem-). Dazu kommen Weiterbildungen der 5-Formen, die selbst wieder umfangreiche Kategorien ausmachen: -s-io- -ds-io-, fut. ai. tq-syd-te gamisyd-ti; -s-ko-, lat. (g)nd-sco gr. yi-yvaj-ouo (vgl. ai. desid. jijna-sa-te); und mehr vereinzelt stehende, wie armen. z-genum gr. stvuju (JVVOJXI) aus *u-es-neu- (§ 639 S. 1008, § 643 S. 1011). Dass das s-Element in alien diesen Formen wirklich etymologisch dasselbe Element war, lasst sich nicht streng beweisen, aber auch das Gegentheil ist nicht wahrscheinlich zu machen. Die Identitat des s der A-Aoriste mit dem s unsrer 1) Vgl. jetzt Per Persson's S. 880 Fusan. 1 citiertes Buch S. 77 ff., wo noch in andern als den im folgenden angefuhrten Fallen das Suffix oder Determinativ s angenommen wird, darunter in solchen, wo wir s als eoliten Wurzelauslaut in diesem Buohe behandelt haben, z. B. in ai. vdrsa-ti regnet', das von der Wurzel des ai. vdri 'Wasser, Nass' abgeleitet wird.
§655—656.]
Die Prasensstamme. ClasseXIX: ai. dve-s-ti.
1019
Classen XIX und XX liegt am deutlichsten zu Tage in ai. d-kr-s-i neben kr-s-e, ak~s-i neben ak-sa-te, d-mrk-sa-t neben mrk-§a-ti, s. §656. 659; vgl. ferner lat. vls-l neben praes. vino (§ 662), lat. aux-l lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) duks-me -te neben gr. au£
-s—es—as-
656. Ausser den in § 810 ff. zu behandelnden Priiteritalformen wie ai. d-tq-s-mald gr. jjo-s-a ai. d-ved-is-am gehoren
1020
Die Prasensstamme. ClasseXX: ai. tq-sa-ti.
[§656—657.
nur wenige Foimen hierher. Sie zeigen zum Theil das s-Element durchs ganze Verbalsystem durchgefiihrt. Ai. dve-s-ti 'hasst' 3. pi. dvi-s-dnti, av. dabis-enti, zu av. dvae-pa cSchrecken3 gr. 8/si- cfiirchten:>; — themavoc. ai. dvisa-ti. Ai. 3. pi. d-tvi-s-ur cwaren enegt, bestiirzt3 zu av. pwyantc erschreckend3 pwyd- 'Schrecken3; — themavoc. ai. d-tvi-sa-ta, gr. part. aiu>v aus *ai-au)v praes. asi'co fiir *asi-au> (vgl. ae-aeia-iai. u. s. w.), s. § 657. Ai. v-as-te ckleidet sich3 av. vas-te, gr. im-so-Tai 2. sg. sa-aoa von W. eu- lat. ex-uo lit. au-nii. Av. y-as-ti cgiirtet3 lit. J-us-mi 'giirte3 (att. Ctuvvujxi fiir *C«o-vu-[ii, § 643 S. 1012), idg. *j-os-ti, zu ai. y-au-ti y-uvd-U Verbindet3, wie ai. r-asa-ti cbriillt, heult3 neben r-au-ti r-uvd-ti. Hier schliessen sich noch einige ved. Medialformen mit -sim Prasens an, jene, die Grassmann "^Doppelstamme3 genannt hat: 1. 3. sg. -s-e part, -s-ana-. 1. sg. kr-s-e zu Jcdr-ti cmacht3. 1. sg. hi-s-e zu hi-ns-ti ctreibt an3 part, hiy-and-s. 1. 3. sg. stu-s-S zu stdu-ti 'preist' med. stu-fe. 1. sg. arcas-e zu drca-ti cpreist\ 1. sg. yajas-e zu ydja-ti Verehrt, opfert3. 1. sg. rnjas-e part. rnjus-dnd-s zu rnjd-ti von W. reg- causstrecken, recken3 (Cl. XVI § 628 S. 995). 1. sg. pu-m-s-e zu pu-nd-ti creinigt3 med. pu-ni-te. 1. sg. ga-yi-s-e zu gd-ya-ti 'singt3. Eine gleichartige av. Form ist 1. sg. ranhanh-oi von rds- cgonnen3. Classe XX: die Wurzel mit angefiigtem -so- -esoals Prasensstamm. 657. Das s-Suffix erscheint meistens durchs ganze Verbalsystem durchgefiihrt. Uridg. Von W. ten- Mehnen, ausspannen3: ai. tq-sa-ti c zerrt, setzt mit Gewalt in Bewegung3 (unbel.), aor. d-ta-sa-t aus *tn-se- (redupl. d-ta-tq-sa-t), got. at-pinsa "ziehe herbei", vgl. auch lit. tqs-iii cdehne3 (inf. tes-ti), uz-tesa-s cLeichentuch3, lat. ton-sa; vgl. aor. ai. d-tq-s-am 3. sg. d-tdn, gr. stsiva aus *s-tsv-aa. Von W. bhel- cschreien, bellen, bloken3 (aksl. ble-j'q): ai. bhdsa-ti cbellt5 (I § 259 S. 213 f.), ahd. billu cbelle3 {-II- = -h-, I § 582 S. 437), vgl. auch lit. balsas cStimme, Ton3. Von
§657—658.]
Die Prasensst&mme. ClasseXX: ai. tq-sa-ti.
1021
W. tuei- (av. pwyant-): ai. tve-sa-ti cist in heftiger Bewegung, ist bestiirzt3 (unbel.), praet. d-tvi-sa-ta, gr. oeuo c schiittle, erschuttre, bedr'ange, plage3 aus *asi-a c wehre ab, helfe3. Zu ai. vajdya-ti cstarkt3 djas- cSt'arke, Kraft, Macht3 lat. auged: ar. uk-sa-ti ceTstarkt, wachst heran 3 part, uk-sd-mana-s (perf. vavdhsa) av. vax-sa-iti lasst wachsen3, gr. a.{f)i^a> au£(« c mache wachsen, mehre3, vgl. lat. aux-iliu-m^), gall. JJxellodunu-m c Hochstadt 3 air. os uas coben3 (I § 517 S. 379), ahd. wah-su got. vah-s-ja Svachse3 (praet. vohs), lit. duksz-ta-s hoch 2). Gr. s<ji(D ckoche3 mit armen. epem ckoche3 (I § 561 S. 418) vermutlich zu STTW cbesorge, mache zurecht3 (A 776 a;xcpl [3ooc sirs-ov xpsa) ai. sdp-a-ti cmacht sich mit etwas zu schafFen, betreibt, besorgt3. Von W- ter- (ai. tar-ald-s csich hin und her bewegend, zitternd3 gr. Tp-£[xcu lat. tr-eirib § 488 S. 881): ai. tr-dsa-ti c erzittert3 (auch tar-dsa-ti § 659), gr. tp-sfaju) czittre, fliehe3, aksl. tresq c schiittle, erschiittre3 vielleicht Neubildung fiir *tresq (§ 636 S. 1004); mit -s- lat. terreo aus *ter-s- (vgl. auch gr. srspoev" s
1022
Die Prasensstamme. Classe XX: ai. tq-sa-ti.
[§658—659.
Ai. tq-sa-ti: ai. tanas- lat. tenor. Ai. uk-sa-ti gr. ao;o>: ai. bjas-. Ai. srd-sa-mdna-s aksl. slu-chu (§ 659): ai. srdvasgr. xXs(J-)o?. Ai. bhu-sa-ti (§ 659): ai. bhavas- bhuvas-. Ai. dak-sa-ti (§ 659): ai. dasas-ya-ti lat. rfecws. Ai. sdk-sa-nt- (§ 659): ai. sdhas-. Apers. patiy-axsaiy (§ 659), ai. ik-sa-te (§ 667): aksl. oAo gen. oces-e. Av. vax-sa-ite (§ 659): ai. vdcas-. Armen. fe«i (§ 660): ai. -rocas- rods- rucis-ya-s. Lat. »MO (§ 662): ai. vddas- gr. sT8o; fhfot too-; aus */ito-/o-s (p. XIII). Aisl. inf. hrjosa (§ 664): ai. hravis- gr. xpef/)a;. Vgl. ferner ai. bhartsa-h (neben bhartsaya-ti) cfahrt einen hart an, schilt aus3, veiwandt mit lat. fer-io, lit. bar-iu "schelte3, also wol zu einem *bhar-tas(vgl. sr6-tas- ''Stromung3) oder *bhar-dhas- (vgl. rd-dhas- cHuld, Gabe3) gehorig. Die neben tqsa-ti ddksa-ti sdksa-nt- vaxsa-ite stehenden Nomina -tqsa- daksd- saksa- vax-sa- verhielten sich hiernach zu tanas- *ddsas- [dasas-ya-ti) sdhas- vdcas- wie vat-sdzu gr. J-STOC, ai. llr-sd- zu siras-, lib-sd- zu hams- u. dgl. (§ 132 S. 387). Ai. bhdsa-ti (§ 659): bhas- lat. /as. Ai. hr-asa-ti (§ 659): haras-. Ai. yaj-as-e (§ 656): ai. yajds-. Diese wie das schon § 655 S. 1019 erwahnte ai. bhy-dsa-ti neben bhyds- bhiyds-. 659. Arisch. Ai. tq-sa-ti d-ta-sa-t, bhdsa-ti, tve-sa-ti d-tvi-sa-ta [tve-sd-s "^ungestiim3 av. pwae-sa- 'Schreckniss3), •plo-sa-ti, rdk-sa-ti, uk-sa-ti uk-sd-mana-s, av. vax-sa-iti s. § 657. Ai. dr-sa-ti r-sd-ti cbewegt sich schnell, fliesst schnell3, zu arc sich in Bewegung setzen3 (r-nS-ti]. Ai. i-sa-te csetzt in Bewegung, entsendet3 av. aesemna- isaiti, zu i- 'senden3 (i-nd-ti). Ai. sre-sa-ti 'hangt an etwas, klammert an3 d-sli-sa-t, av. sraesemna-, W. Jtlei- lehnen3 (lat. -cll-no). Ai. h'b-sa-ti 'horcht' (redupl. lu-sru-sa-te § 667) av. sraosemna-, W. hleu- (2. sg. sr6-si), vgl. air. cluas cOhr3 (I § 516 S. 379) as. hlus-t cGehor3 aksl. sluchu cHo"ren, Gehbr3. Ai. ylib-sa-ti cschreit laut, verkiindigt laut3 [ghhsa-s \indeutliches Geriiusch, Sturmesbrausen, Wehgeschrei3), zu got. gdu-non Vehklagen3. Ai. bhU-sa-ti cliegt einer Sache ob, bemiiht sich urn etwas3, W. bheu- (ai. bhdva-fi). Ai. surk-sa-ti ckiimmert sich um etwas, nimrnt Riicksicht auf
§659.]
Die Prasensstamme. Classe XX: ai. tq-sa-ti.
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etwas3, zu got. saurg-a 'Sorge3, das man mit air. sere 'Liebe3 oder mit lit. se'rg-iu cbehiite3 zusammenzustellen hat. Ai. mrak-§a-ti mrk-sa-ti cstreicht, reibt3, zu mars-ti 3. pi. mrj-dnti. Ai. aksa-te Gf. *nk-se-tai zu al-no-ti cerreicht3 (§ 640 S. 1009); zur selben W ndk-sa-ti 'erreicht3 neben nds*-a-ti lit. nesz-ii; mit diesen sind feiner got. bi-nuhs-ja c£orsche aus3 niuhs-ein-s cHeimsuchung3 zu verkniipfen, die von *nux~s- = idg. *%k-s- ausgingen (vgl. auch gi-nauhan 'geniigen3). Ai. mok-sa-te C16st sich von etwas3 (redupl. mu-muk-sa-ti § 667), zu muc-d-ti mimc-d-ti. Ai. bhak-sa-ti cgeniesst, verzehrt", av. bax-sa-iti Vertheilt, empfangt als Antheir, zu ai. bhdj-a-ti. Ai. ddk-sa-U c macht es jemandem recht, zur Geniige* med. 'taucht, ist tiichtig' (daksd-s Hiichtig3), zu dasas-ya-ti cist einem zu Willen, erweist Ehre3. Ai. lak-sa-te 'markieit3, zu lag- "anheften3. Ai. sdk~sa-nt- 'iiberwaltigend3, zu sah- ciiberwaltigen3. Ai. injunct. ap-sa-nta csie suchten zu erlangen5, zu dp~n6-ti (§ 600 S. 975), vgl. das reduplicierte ipsa-ti (§ 667). Apeis. patiy-axsaiy cbeaufsichtige3, zu ai. dk-s-i \Auge3 aksl. oko (gen. oces-e) 'Auge3, vgl. das reduplicierte ai. Jk-sa-te (§ 667) und den gr. imper. aor. o'!*£o9s. Av. vax-sa-ite 'spricht3, zu vac- csprechen3. Av. tax-sa-iti lasst laufen3 zu tac-a-iti clauft3 ai. tdh-a-ti. Av. sax-sa-iti lernt3, zu sdcaye-iti clehrt3 ai. sak-nS-ti ckannD, vgl. das reduplicierte ai. siJcsa-te av. a-sixsa-nt- (§ 667). Productiv zeigt sieh das Prateritum dieser Prasensclasse im Ai., wo es, von Wurzeln, deren Auslaut mit folgendem s die Lautgruppe M ergab, gebildet, als Aorist fungierte, und zwar wenn die Wurzel r, i oder u hatte, z. B. d-mrk-sa-t vgl. oben mrk-sa-ti von mar/-, d-sprk-sa-t von spars- 'beriihren3, d-vr/e-sa-t von varh- creissen, ausreissen3, d-dik-sa-t von dilSveisen3, d-lik-sa-t von lih- clecken3, d-dhuk-sa-t und a-duk-sa-t (das letztere eine Neubildung nach den Formen wie dduhat, vgl. gr. i'-sisa fiir *I«psioa nach Trsiftto u. dgl. I § 496 S. 366) von duh- cmelken3. Wegen des Accentes auf dem thematischen Vocal sind zu beachten die Formen wie dhuksd-n dhuMd-nta. Der aor. d-mrk-sa-t verhielt sich zum praes. mrk-sa-ti nicht anders als der aor. d-kr-s-i zum praes. hr-s-e (§ 656 S. 1020). Brugmaim, Grundriss. II, 2.
(J5
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Die Prasensstamme. Classe XX: ai. tq-sa-ti. [§659—661.
Aus dem Apers. scheint niy-apisam cich schrieb' hieiher zu gehoren mit s = ks, W. peik- (I § 401 S. 299); da andre Personen nicht iiberliefert sind, konnte man ja auch themavocallose Aoristbildung annehmen, doch spricht der Wuizelvocal fur themavocalische Bildung. Die aoristische Function stand bei alien diesen Formen mit der Tiefstufigkeit der Wurzelsilbe ebenso im Zusammenhang wie bei d-sic-a-t u. dgl. (§513 S. 913 f.). So wenig aber diese s-lose Formation den Gebrauch als Imperfect ausschloss, so wenig auch jene s-Praterita: denn ddhuksa-t findet sich auch imperfectisch (Whitney Amer. Journ. of Phil. VI 281). Vgl. iiber diese ganze Aoristbildung § 833. Ai. bhasa-ti cscheint, leuchtet3, zu bhd-ti. Ai. rdsa-te cverleiht, gewahrt3, av. 1. sg. ranhe, zu ai. rd-te. Ai. hdsa-fe lauft um die Wette3, zu hd- cgehen3 ucl lid- 'sich aufmachen3. rdsa-ti c briillt; heult5 neben raya-ti; zu rdsa-ti vgl. auch § 656 S. 1020. Ai. tr-dsa-ti 'erzittert3, auch tar-dsa-ti (part, tarasanti Rigv.): gr. Tp-e(a)u), s. § 657 S. 1021. Ai. gr-asa-ti Verschlingt, verzehrt', zu gir-d-ti (Cl. II § 523 S. 920) W. ger-; hierzu gr. ypau) cesse3 als *gr-so? Ai. hr-asa-ti 'nimmt ab, mindert sich3, zu hdr-a-ti c nimmt, nimmt weg3. Ai. bhy-dsa-ti cfiirchtet sich3 (caus. bhlsaya-te) zu bi-bhe-ti, vgl. § 655 S. 1019. Av. v-atdha-ite neben v-as-te ckleidet sich3 § 656 S. 1020. Hierher wol auch rasa-ti c briillt3 neben rdsa-ti und rdu-ti, s. § 656 S. 1020. 660. Armenisch. Ausser ep em ckoche' (s. § 657 S. 1021) mag noch genannt sein der aor. luci cich ziindete an3 aus *leuk-so- (praes. lucanem), W. leuq- clucere\ vgl. ai. ruk-sd-s c glanzend3, lat. illustri-s aus *in-louc-s-tri-, ags. lixan lyxan c
leuchten 3 = got. *liuhs-ja-n (vgl. § 66 S. 132).
661. G r i e c h i s c h . osiw, aXe£u>, ds^w au?u>, s^w s. § 657 S. 1021. xAato 'breche, breche ab' aus *xXa-aw Gf. *M-so, vgl. xs-xAaa-Tou, ai. sr-nd-ti czerbricht3; daneben xX-a- impart, duoxXa? (Cl. X § 582 S. 955 f.) und xXa-8-. ypaw cesse3 als *gr-so zu ai. gr-asa-tit s. § 659 S. 1024. 68a£
§661—662.]
Die Prasensstamme. ClasaeXX: ai. tq-sa-ti.
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aus *aira-ao> (vgl. s-oirao-Tai), vermutlich = *sp&-so, vgl. ahd. spa-nu spa-nnic § 614 S. 983, § 654 S. 1017. Tp-s(o)o> czittre, fliehe*: ai. tr-dsa-ti, s. § 657 S. 1021. M[a)(o c schabe, gl'atte3 nebst £-6w von W. qes- aksl. ces-ati c kammen, striegeln' lit. kas-yti c kratzen J (vgl. § 8 Anm. 2 S. 20). p8-s(a)u> 'pedo 3 aus *(3z8-sau> von W. pezd- sloven, pezdeti 'furzen1 (I § 594 S. 451). Dass unter den dieisilbigen Prasentia auf -EU> mit aor. -ioaa u. s. w., wie xaXsoo (xaXsaaa) akiut (aAeaaav) orspsu) (OTSpsoai), das eine oder andre urspriinglich den Ausgang *-£ou> hatte (vgl. ai. tardsa-ti § 659 S. 1024, arcas-e § 656 S. 1020), ist nicht unwahrscheinlich; xaXs(o)o) : xaXsoaa = xp£(a)u> : xpsaaa. Vgl. § 842. Im Griech. war unser -s-, auch abgesehen von den s-Aoristen wie I8st|a, in der Tempusbildung weit verbieitet, vgl. noch z. B. E-oxs8a-o-&7]V s-ons8a-a-oa, xe-xspa-o-rat s-xspa-3-oa, 6[j.-u)[j.o-a-Tai a)]j.o-a-oa, ^u-o-xd-c s-^u-a-Ovjv, ei'pu-a-xai spu-3-to-?
spo-a-aa. Dabei ist zwischen "primaren* iind 'denominativen 3 Verba (vgl. xs-tsXsa-xai zu xeXo?, a?8so-xd-c zu aioto?, I-y£Aaa-9TjV zu -,'sXu)?, l-ixs&ua-OTjV zu ai. mddhus-) insofern kein principieller Unterschied, als das s der betreffenden Nominalstamme mit unserm verbalen s identisch war, wie bereits § 655 S. 1019 bemerkt wuxde. Man beachte noch das Nebeneinander von -so- und -YJin op-sa-TO-? £-a[3-sa-aa : e-a|3-Tj-v e-op-Tj-xa, s-xaX-sa-aa : xaXYj-xtop x£--/X-Yj-xa, y.e-xdp-£a-xai £-xdp-EO-oa : x£-7.dp-rj-|j.ai d-xo'pr,-TO-?.
662. Italisch. Lat. viso (perf. nisi) nachstverwandt mit got. ga-veiso csehe nachjem., besuche3, wol aus *ueid+so (nicht mit Osthoff Morph. Unt. IV 77 aus *uid+tb Cl. XXIV), vgl. ai. vi-vit-sa-ti § 667. quaeso (perf. quaeslvi) aus *quais-so, zu quaer-o. in-cesso ar-cesso (perf. -cesswl) zu cec?-o cem. ac-cerso aus *cers-so wol zu ewro aus *cors-o *krs-ox). 1) Wenn german. *p»sso- 'Ross' (as. aisl. hross) zu curro gehort, so wilrde es sich zu ac-cerso verhalten wie ai. mrk-hd-s 'Striegel, Kanm' zu mrak-m-ti. 05*
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Die Prasensstamme. Classe XX: ai. tq-sa-ti.
[§662—665.
queror [ques-tu-s) als *qu-esb(-r) zu gr. xco-xuw Tdage,
schreie. heule3 mhd. hiuweln cheulen, klagen, schreien3 ahd. huwila hiuwila 'Nachteule3. Vgl. §657 S. 1021. 663. Keltisch. 5-Prasentia scheinen nicht voizukommen. Die von Windisch auf ein gessim cbitte3 (Wtb. S. 593 b) bezognen Formen sind vielmehr Conj. des s-Aorists von guidim (§ 826). tiber seiss chat sich gesetzt, sass3 und csitzt' s. § 833. 664. Germanisch. Ahd. billu cbelle3, got. at-pinsa c ziehe herbei3 ahd. dinsu cziehe, reisse3, ahd. friusu cfriere3, s. § 657 S. 1020 £. Got. fra-liusa ahd. vir-liusu Verliere' [vir-lus-t 'Verlust3), zu got. lu-n-s f. cLosegeld3 gr. Xu-cu lat. so-lvo u.s.w. Aisl. hrys cschaudre3 inf. hrjosa, von W. qreu- ai. kru-rd-s croh, greulich, schrecklich, blutig3, vgl. gr. itpo-a-Tatvtt> cmache gefrieren3 lat. cru-s-ta und osk. k r u s t a t a r nach Biicheler cciuentetur3. Ahd. wisu cmeide, vermeide3 zu lat. vlto, wol aus *ueit-so (*mt-sd), nicht aus *ueit+to (*uit+to) Cl. XXIV. Got. uf-blesa cblase auf3 ahd. blasu cblase3, zu ahd. bldu d. i. *bhle-io, vgl. auch mhd. bluo-s-t ags. blo-s-tma neben germ. *blo-io cbliihe3 und lat. fibs flbreo. 665. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Lit. tes-iu cdehne3 auf Grund eines *tqs-u = ai. tq-sa-ti etc., s. § 657 S. 1020. Lit. tres-iu c bin laufisch3 (von der Hiindin) auf Grund eines *tr-es-e-ti — ai. tr-asa-ti cerzittert3 etc., s. § 657 S. 1021; hierzu auch slav. trqsetu cschiittelt, erschiittert3 mit Nasalinfix, falls es nicht *trem+so- (vgl. lit. trimu lat. tremo) war, s. § 636 S. 1004. Sonst unser Element zuweilen in umgebildeten und abgeleitetn Verben und in nominalen Bildungen, wie aksl. q-cha-ti criechen3 (vgl. lat. [h)alo aus *an-s-lo-, I § 208 S. 177, § 588 Anm. 2 S. 445), ja-cha-ti cvehi3 (vgl. ja-dq Vehor3 § 701), lit. bat-sa-s 'Stimme, Ton3 (vgl. §657 S. 1020), aksl. slu-chu 'Horen, GehbV (vgl. § 659 S. 1022), aksl. gla-su cTon, Stimme' (I § 585 S. 442).
§666—667.] Die Prasensstamme. Classe XXI: ai. ti-stlr-ka-U.
1027
Classe XXI: d i e W u r z e l mit angefiigtem -so- -dso- u n d vorgesetzter auf -I (-«) a u s g e h e n d e r R e d u p l i c a t i o n als Prasensstamm. 666. Diese Classe ist reprasentiert durch die ar. sogen. Desiderativa, von denen aber manche ihrer Bedeutung nach kaum als solche bezeichnet werden diirfen (z. B. ai. ik.ja-te 'sieht" von W. oq-, zu dem ein Desiderativstamm ic-ihs-isa- gebildet worden ist), und durch eine Classe von Futurformen des Irischen. Horn. fut. 8i8(o-au> und att. conj. aor. und fut. 8iSa£(o hatten wol keinen unmittelbaren Zusammenhang mit diesen Formationen. Nur ganz selten finden sich unthematische Formen mit Reduplication, wie ai. part. med. di-dhis-ana-s neben di-dhisa-ti von W. dhe- csetzen, legen3. 667. Arisch. Die Desiderativclasse war im Ai. eine durchaus productive Kategorie. W. ster- csternere3 ai. ti-sfir-sa-te. W. uen- cgewinnen, gem habenJ ai. vi-vu-sa-li, dessen -va- = *-v§- war; in ji-ghqsa-ti (W. ghen- "schlagen3) ml-mq-sa-te (W. men- cdenkenD) u. a. war die Nasalierung nachtraglich durch Analogiewirkung hinzugekommen wie in vancha-ti fur *vacha-ti § 671. W. qei- cbewiiltigen, ersiegen" ai. Ji-gi-sa-ti. W. Jcleu- choren3 su-lru-sa-te, vgl. srd-sa-ti § 659 S. 1022. W. gheu- 'giessen, opfern3 ai. j'uhu-sa-ti. W. derk- 'sehen3 ai. di-drk-sa-fe. W. ueid- csehen, wissen3 ai. vi-vit-sa-ti, vgl. lat. viso § 662 S. 1025. W. meuqlosmachen, ablosen" ai. mu-muk-sa-ti, vgl. msk-sa-te § 659 S. 1023. W. dhegh- cbrennen3 ai. di-dhak-sa-ti. badh- "cLrangen* ai. bi-bhat-sa-te. W. do- ''geben5 ai. di-t-sa-ti di-da-sa-nt-. W. dhe- csetzen, legen3 ai. dhi-t-sa-ti di-dhi-sa-ti. Von §negno- ''noscere3 W. gen- (§ 587 S. 960) ai. ji-jha-sa-te av. zisnamliemna- {-sn- s. I § 403 S. 300). tiber die Reduplication von ai. iksa-te (unredupliciert apers. patiy-axsaiy cbeaufsichtige3), ipsa-ti csucht zu erreichen3 (unredupliciert apsa-nta), trtsa-ti "will fordern3 s. § 473 S. 854. Ved. iyaMa-ti Svill verehren3 darf als lautgesetzliche
1028
Die Prasensstamme. Classe XXI: ai. ti-stlr-sa-te.
[§667.
Fortsetzung von *yi-yaksa- gelten, da ii- wol ebenso zu i- wurde wie uu-zxx u- (I § 157 S. 142); die Formen yi-yaksa-ti yi-yqsa-ti waren Neubildungen nach solchen wie si-saidksa-ti, ahnlich wie neben dem lautgesetzliehen ur-and-s die Neubildung vuri-ta erscheintl). Eigentiimlich ist in-aksa-ti csucht zu erreichen3, vgl. perf. an-qs-a. Bei consonantisch beginnenden und schliessenden Wurzeln ohne i, u, liqu., nas. im Innern wurde hinter der Reduplicationssilbe der wurzelanlautende Consonant unterdriickt, wenn die Wurzel unsilbisch war (vgl. lat. disco aus *di-tc-sco § 678). Ai. siksate lernt 1 av. a-sixsant- cnicht lernend3 aus urar. *lisk-sa- zu ai. lak-nQ-ti ckannD; vgl. zu dem Verlust des Zischlautes aor. vrksi aus *vrsk-si und das fut. vraksyd-nt- aus *vrask-sya-nt- (zu vrscd-ti ^erreisst" pra-vrask-a-s ^chnitt 3 aksl. vraska Ttunzel3). Ebenso dipsa-ti dhlpsa-ti av. diwzaidyai zu ai. ddih-a-ti "^eschadigt", ai. bhiksa-te ^ettelt^ zu ai. bhdj-a-ti, Mpsa-te lipsa-te zu labh-a-te cfasst, ergreift" und a. der Art. Zum Theil waren diese Formen sicher nicht lautgesetzlich. Z. B. statt ai. pitsa-ti (von pat- cfliegen, fallen3) sollte man nach av. nafsu aus *naptsu (I § 471 S. 350) ein *pipsa-ti erwarten. Nach der Analogie der genannten Formen entsprang ai. hisa-ti Verletzt, schadigt' von han- (ghen-), zu dessen 3. pi. hisanti ein sg. hinds-ti nach Cl. XV gebildet wurde (die 3. sg. Ms-te vielleicht wie didhis-ana-s § 660), ferner perf. ji-his-a etc. Statt -sa- hinter consonantisch schliessenden Wurzeln erscheint im Ai. auch -isa- (-QSO-). W. qel- csich bewegen1 cicarisa-ti (neben cicarsa-ti). W. gen- "gignere* ji-janisa-te. W meld- czerdriicken3 mi-mardisa-ti. vi-vidisa-ti neben vivitsa-ti (s. o.). bi-badhisa-te neben bi-bhatsa-te (s. o.). Die Productivity der Desiderativbildung im Ai. tritt besonders klar hervor an Formen wie ii-tarpayisa-ti pi-payayisa-ti von den Caus. tarpdya-ti (zu trp-no-ti csattigt sich3) paydya-ti (zu pa-ti 'trinkt3). 1) Von andrer Art als das i- von i-yaksa-ti war das von i-ynja, s. § 851.
§ 667—669.] DiePrasensstamme. Cl.XXII—XXIII: die sAo-Prasentia.
1029
Die Desiderativbildung wurde ofters selbst die Grundlage eines umfassenden Verbalsystems, wie man z. B. perf. bi-bhikse fut. bhiks-isya-te caus. bhiks-aya-ti zu bhiJcsa-te stellte oder aor. d-mimqs- iij-ta pass, mimqs-yd-te zu mi-mq-sa-te. 668. Keltisoh. Air. no-gigius cwerde bitten3 aus *giget-so neben gess- zu -guidiu, § 663 S. 1026. fo-lilus-\_s]a von fo-long- certragen\ Vgl. Zimmer Kuhn's Zeitschr. XXX 128. F. Classe XXII
bis XXIII:
die sho-Prasentia.
669. Das -s- von -sJco- betrachte ich als dasselbe Element, init dem wir es in Cl. XIX—XXI zu thun hatten, -s-ko- also als eine Weiterbildung wie -s-io-. Vgl. *meik-sk- lat. misceo und *meik-s- ai. nieksaya-ti perf. mi-mikse von W. meik'mischen3; lat. dis-pesco aus *-perc-sco und ai. prk-s- (s. Grassmann Wtb. s. v.); gr. ot-oa(x)-o-/u) lehre 3 und av. dax-ha-t lehrte3; ai. r-chd-ti 'trifft, erreicht3 und r-sd-ti dr-sa-ti cbewegt sich schneir; av. ya-sa-iti cgeht, geht an3 und aksl. ja-cha-ti "Veni3; mhd. lu-sche lausche3 (ahd. *hlu-ske-n)v) und ahd. lu-stre-ti claustere, horche3 hlo-se-n chore zu3 ai. sr5-sa-ti su-srusa-te von W. kleu- 'horen3; armen. ba-ci 'ich oiFnete3 gr. cpa-oxu) cthue kund, sage3 und ai. bhasa-ti; gr. yvou-o-xo) •yi--(va>axou lat. {g'jrid-sco und lat. gno-ri-tur ccognitum sive compertum est3 (Stolz Lat. Gr. 2 S. 375) ai. ji-jha-sa-te von yrie- gno- cerkennen3, u. dgl. m. Hiernach darf man lat. mix-tu-s mis-tu-s neben misceo, dis-pes-tu-s neben dis-pesco, pos-tulo osk. p e s t l u - m Hemplum3 neben posed poposci und wol auch ai. prstd-s prds-tum neben prchd-ti papracha auf die nur mit -sweitergebildeten Stamme *meik-s- u. s. w. zuriickfiihren, und av. teresa-iti cfiirchtet sich3 lit. triszu czittre, schaudre3 braucht man nicht mehr als *tr-s + sko- (vgl. ai. tr-dsa-ti etc., §657 S. 1021), sondern hat es als *tr-s-ko- zu betrachten. Die Combination -esko- in apers. a-r-asa-m ckam, gelangte3 neben ai. r-chd-ti, in av. is-asa-iti cwiinscht3 neben ai. ichd-ti, in gr. 1) Hierzu, wie es scheint, armen. hem rh6re' aus 'klu-sko-. S. Hubschmann Arm. Stud. I 33, Bartholomae Stud. z. idg. Sprachg. II 41.
1030
Die Pragensstamme. Cl. XXil—XXIII: die sio-Prasentia.
[§ 669.
apsowo 'gefalle' (psuysoxo-v ^ o h ' entspricht dem -eso- in ai. tr-dsa-ti tar-dsa-ti u. a. (§ 655 S. 1018, § 657 S. 1021, § 659 S. 1024). -k- oder -kh- (s. u.) ohne vorausgehendes -s- scheint mehrfach noch im Griech. vorzuliegen. Das Nebeneinander der Deminutivsuffixe boot, -lyjo-c und att. -taxo-?, ferner von TitoS-i; -x-6c, TZTta-yo-s (7tT(uaau>) und imo-ox-aC«') , von yXi-/o-[i.ai 'klebe 3 und yXt-a^-po-s lasst fiir yXi'-yo-fjai, ferner fur V7ryw c schwimme3, a^-ym c reibe, streiche, wische abJ O(J.OJ-^IO czerreibe, zermalme3, ty-rryju> c streiche, striegle' <\>w-%<» czeireibe5, -pu-)(oj creibe auf, atsv-a^io 'stohne 3 (vgl. TrsXaSw u. ahnl. § 694) dieses -kho- vermuten. Dazu kommen noch Verba auf -ostu wie ~Tr]-oacu syp7)-3aa> ovsipcu-aau), s. § 763 Anna. Schon in idg. Urzeit scheinen -sko- und -skho- neben einander bestanden zu haben. Wahrend das Ai. nur -skho- hatte (oder war -sko- in DrSca-&'czerreisst' enthalten?), scheinen beide Formen zugleich im Armen. und im Griech. vorzuliegen: im Armen. -sko- in Isem 'hore 3 (s. S. 1029 Fussn. 1), -skho- in harcanem; im Gr. -sko- in |3a-ax£, -skho- vielleicht in •Ka.ayw (s. § 673), yXio^-po-c (vgl. oben yAi'-^o-jxai u. s. w.). Anderseits war der Z;-Laut seit uridg. Zeit theils palatal, theils velar. Auf -sk{h)o- weisen z. B. av. teresa-iti, lit. triszn, armen. hem harcanem, auf -sq(h)o- z. B. ai. murklid-s 4neben murcha-ti) av. pe?~eska (neben peresa-iti, vgl. Bartholomae Stud, z. idg. Sprachg. I I 49 f.), armen. akacem, lit. jeszko-ti aksl. iska-ti, lit. treszku aksl. tresku troska: vgl. auch lit. tviska ces blitzt5 zu ai. fo/s- cStral, Licht3 av. pwis-ra- cfunkelnd'. Von dieser Doppelheit -ko- und -g'o- war schon bei der nominalen Stammbildvmg § 90 S. 258 f. die Rede. Vgl. indess auch I § 414 S. 306 f., § 587 Anm. 2 S. 443 f. und Bartholomae a. O. 48f. tiber die schwierige Frage der urspriinglichen Gestalten unsres sk - Suffixes handelt jetzt auch Zubaty Kuhn's Zeitschr. XXXI Si ff. 1) Vgl. Bugge Kuhn's Zeitschr. XXXII 39 f. fiber das jedenfalls verwandte armen. fall-nu-m 'verberge mich'.
§670-671.]
Die Prasensstamme. Classe XXII: ai. gd-cha-ti.
1031
Classe XXII: die Wurzel mit angefiigtem -sko- -eskoals Prasensstamm. 670. Uridg. Wir schreiben im folgenden die idg. Grundformen immer mit -sko-, ohne Riicksicht auf die Varianten -sko-
-sqo- -sJcho- -sqho-
(s. § 669j.
Abstufungsfahige "Wurzeln zeigen vor -sko- in der Regel Tiefstufenform. W. ter- csich hin und herbewegen, zittern3 (§ 657 S. 1021) *tr-ske-ti: av. teresa-iti apers. tarsa-tiy cfiirchtet sich3, lit. triszu 'zittre, schaudre', vgl. § 669 S. 1029. W. aem- cgehen3 *gm-ske-ti: ai. gdcha-ti. gr. imper. paoxs. W. prek- cprecari3 *prk-ske-ti: ai. prchd-ti, armen. aor. harci, lat. posed aus *porc-sco, vgl. auch ahd. for sea cFrage3. W. ais- Verlangen, wiinschen3: ai. ichd-ti, umbr. eiscurent cpoposcerint, arcessierint3, aksl. iskq c suche 3 , vgl. ai. ic/ia c Verlangen, Wunsch 1 armen. ate 'Untersuchung 3 ahd. eisca 'Heischung, Forderung 3 lit. jeszko-tV suchen3. W. es- csein3: gr. soxs cwar3, alat. esco. W. bha- c erscheinen lassen3 (S. 891 Fussn. 1): armen. ba-ci cich offnete3, gr. cpa-axw c thiie kund, behaupte, sage3. Von *gn-e- *gn-o- cnoscere3 W. gen- (§ 587 S. 960): apers. xhna-sa-tiy conj. cnoscat3 (I § 403 S. 300), gr. epir. yvuSoxu) (vgl. att. -j-i-fvojo-Aia), lat. gnbsco
nosed.
Fiir -esko- gibt es kein in mehreren Sprachen zugleich auftretendes Beispiel. 671. A r i s c h . Ai. r-chd-ti ar-cha-ti 'trifft, erreieht, verletzt3 (plusqu. anarcha-t § 854) W. er-. Av. tere-sa-iti apers. tarsa-tiy cfiirchtet sich3: lit. triszu, s. § 670. Ai. murcha-ti c gerinnt, erstarrt3 (perf. mumurcha u. s. w.), zu part, murtd-s. Ai. hur-cha-ti c gleitet, fallt (caus. hurc7iaya-ti), wahrscheinlich zu hear- cirre fiihren, storen3 (2. sg. med. ju-hur-thas). Ai. gdcha-ti av. jasa-iti (j- fiir g-, s. I § 451 Anm. S. 336): gr. [3a-axs, W. aem- cgehen3, s. § 670; ai. yd-cha-ti neben yam-a-ti chalt, lenkt 3 , av. yasaiti1) und yasaite (letzteres aus "im-); iiber den 1) Dazu vielleicht apers. 3. sg. med. ayasata, s. Bartholomae Bezzenr's Beitr. XIV 246 f. berger's
1032
Die Prasensstamme. Classe XXII: ai. gd-cha-ti.
[§671—672.
Tonwechsel in gdcha-ti ydcha-ti (fiir *gacha-ti *yachd-ti) s. 1 § 672 S. 540, II § 516 S. 916. Ai. vancha-ti Sviinscht' (pass. vahch-ya-te u. a.) fiir lautgesetzliches *va-cha-ti Gf. *un-ske-ti (vgl. desid. vi-va-sa-ti)J), W uen- ai. vdn-a-ti, vgl. ahd. wun-sc m. cWunschD (§ 90 S. 259). Ai. yu-cha-ti 'halt fern, wehrt ab3 (mit unregelmassiger Betonung, die mit der von girami neben girami u. dgl. §516 S. 916 zu vergleichen ist) neben yu-yo-ti. Av. su-sa-iti su-sa-iti "gent, eilt, stiirzt3 Gf. *qiu-s7ce-ti zu ai. cydt-a-te (vgl. I § 448 S. 334 f., § 473, 4 S. 351 f.). Ai. prchd-ti (perf. papracha u. a.) av. peresaiti cfragtD apers. imper. parsd: lat. posed, s. § 670. Av. neref-sa-iti 'nimmt ab' (vom Mond). Ai. ichd-ti av. isaiti cbegehrt, wiinscht", W. ais-, s. § 670. Ai. uchd-ti av. usaiti leuchtet auf° von ar. uas- leuchten3, vgl. lit. auszo ces tagte3 mit sz = sk. Av. xwafsa-iti, W. suep- sup'schlafen3; tafsa-iti W- tep- "^warmen5, vgl. lat. tepesco; zu dem fs dieser beiden Prasentia vgl. Bartholomae Bezzenberge/s Beitr. XIII 74 f. Av. yasa-iti cgeht, geht anD zu ai. ya-ti. Apers. xsnasa-tiy conj. 'noscat3: gr. ^W-T/M etc., s. § 670. Av. xvnsaiti "schwitzt3 aus *xwitsa- (I § 473, 2 S. 351) von W. &ueid- kann ebenso gut hierher als zu den Formen mit -soSuffix wie vax-sa-iti § 659 S. 1022 f. gestellt werden. -esko- (§ 669 S. 1029 f.) nur im Iran. Apers. a-r-asa-m cich kam, gelangte3 conj. ni-rasatiy neben ai. r-chd-ti W. er-. Av. is-asa-iti Viinscht3 neben isa-iti ai. ichd-ti W. ais-: vgl. ace. isase-m 'Wunsch3. Av. his-asa-iti Verfiigt iiber etw., hat inne, W. ar. sais-. 672. Armenisch. Hier scheint idg. -skh[o)- als -r.-, -sk{o)- als -s- und -sq{o)- oder -sqh{o)- als -c- vorzuliegen (vgl. § 669 S. 1030). 1. -c- im Aor. und im Pras. zugleich: harci cich fragte3 praes. harcane-m (§ 620 S. 988): ai. prchd-ti etc., s. § 670 S. 1031; fraglicher scheint mir, ob Bugge (Kuhn's Zeitschr. XXXII 33) a/ici fich ging3 (praes. ancane-m) richtig mit ai. gdcha-ti verbindet. Ferner die zusammengesetzten Aoriste mit -c-, bezieh. 1) Die gleiche analogische Einfuhrung eines Nasals in H-ghq-sa-ti, s. § 667 S. 1027.
§672—673.] Die Prasensstamme. Classe XXII: ai. gd-cha-ti.
1033
-ac—eac-. ba-ci cich offnete3 (praes. ha-na-m § 601 S. 975 f.): gr. cpa-axcu, s. §670 S. 1031. mna-ci cblieb, erwaxtete3 (praes. mna-m § 581 S. 955), Stamm mna- von W. men-: vgl. gr. jjn-jj-VYj-axto. l-ci cich fiillte3 3. sg. e-li-c (praes. l-nu-m § 642 S. 1010), Stamm li- = *ple- von W. pel-, ke-ci lebte 3 (praes. hea-m § 581 S. 955) von W. get-: ahnlich gr. dva-(3uoaxo[A<xi 1ebe auf3. Die Aoriste auf -aci wie gitaci cich wussteJ (praes. gitem) und die auf -eci (3. sg. -eac) wie lizeci cich leckte 3 (praes. lizem) scheinen von ahnlicher Ait zu sein wie die lat. Verba auf -asco -esco -isco und die griech. auf -aaxco -SOKU). Zu erklaren bleibt dabei freilich noch, wie man dazu kam, unser Prasenssuffix aoristisch werden und als Aoristsuffix productiv werden zu lassen. Etwas vergleichbares haben wir wol beim ^o-Suffix im Griech.; denn harci: harc-ane-m = e-pXao-ro-v : [iXaor-avu), s. § 682. Es hatte also zuniichst harci neben harcanem Aoristfunction bekommen, und im Anschluss hieran ware auch baci u. s. w. aoristisch geworden. Doch bleibt das so lange problematisch, bis man ermittelt haben wird, welche Schicksale der idg. s-Aorist im Armen. erfahren hat. 2. hem choreJ wol aus *klu-sko-, vgl. mhd. lusche lausche 3 § 669 S. 1029 f. 3. -c- aus -sq- oder -sqh- in den Prasentia auf -ace-m wie a'Kacem cich bitte3 und in andern Sufflxcombinationen (Hiibschmann Armen. Stud. I 94). 673. G r i e c h i s c h . pa-axs [3a-crz2-Ts cgeh, geht 3 : ai. gdcha-ti, W. gem-, s. § 670 S. 1031. 7:po-(3Att>crzio 'komme hervor' aus *ml-sko. dva-(5p(i>a>«juv xarea&uov (Hesych) aus *gr-sko (vgl. [jij'jpwaxto § 678); 9p(ii)-ox
1034
Die Prasensstamme. Classe XXII: ai. gd-cha-ti. [§673—674.
TTSV&-O?; att. u. s. w. iraa^w, wie es scheint mit -skho- (§ 669 S. 1030). cpa-axw c thue kund, behaupte, sage 3 : armen. ba-ci, W. bha-, s. § 670 S. 1031. )(a-ax(u c gahne', zu I-/a-vo-v /Y]-f«j, s. § 611 S. 981 f. (3d-axu> Veide, fiittre3 zu pu>-Tu>p. Epir. -cv-ai-axu) (att. -yt-yvto-oxtt)) c lerne kennen 3 : apers. zsraasa-tiy etc., s. § 670 S. 1031. p7]-axo-[xai ''sage' St. ure-, W. uer-. 9p-r)-ax(u" voul, Opa-axeiv dva;ju[j.vr]axeiv Hesych, vgl. Curtius Grdz. 5 257. frvvj-axu) dor. 9va-axw csterbe3 wol nur scheinbar mit 5-Suffix, da es auf Grand eines *gk§-sko = *<pa-oy.u> von W. ghen- entstanden sein mag (Osthoff a. O. 366 £,). Die Formen att. dpwaxw, ^p^oxou aol. &vataxto ion. ](pvjtoxojxai waren Neubildungen nach der Analogie der Formen auf -ia/(o wie sap-i'oxu), ebenso att. [iijivfjaxw aol. jxtfivaiaxu) (§ 678). apsaxw cgefalle3. xopsoxw sattige. YYjpaoxto altere. yeveiaoxu) cbekomme einen Bart3, (xeftuoxw c mache trunken 3 . Die ion. iterativen Praterita: z. B. tpsuysaxov zu cpsuyw cniehe3, spiCsascov zu sptCui streite, [3ooxsoxd[A7jv ZU ^ooxaj weide, tir.zaxov zu siirov csprach3, auSvjsaaxov zu aiiorjaa csprach3, oavsoxov zu itpdvTjv ceTSchien3. Vermutlich wurde zunachst nach cpvj-p.1 : cpa-axo) cpa-3xov ein Toxaaxov zu TOTY){J.I, nach yjpsaa : apsoxw apsoxov ein y.aXssx&jirjV zu s/.aXsaa, nach -(' ev£la^o> : ysveiaaxw ysvetaaxov ein pfrrraaxov zu piTTTaCw u. dgl. gebildet, in weiterer Folge dann solche Iterativpraterita, fiir die directe Muster unter den andern axo-Formen nicht vorlagen. Nicht recht klar ist die Entstehungsweise der Formen auf -iaxu> wie supiaxa) cfinde3 a^iaxofxai c werde gefangen3, vgl. redupl. ap-ap-i'ax
§674.]
Die Prasensstiimme. Classe XXII.- ai. gd-cha-ti.
1035
ai. jrdy-a-ti (I § 402 S. 300). sci-sco, zu scid. nascor aus *gnasco(r) Gf. *g%-skd, W. gen- (I § 253 S. 208). posed aus *porc-scd: ai. prchd-ti etc., s. § 670 S. 1031. com-pesco dis-pesco aus *percsco oder *parc-scd, osk. com-parascuster 'consultus erit3 neben alat. comperce 'compesce3 (Paul. D.) osk. kii]m-parakineis consilii3 oder cconvocatae contionis3, wol zu ai. pare- cmengen, mischen, vereinigen, in Fiille geben3 [sam-parc- ccommunicare quid cum quo)1), misceo wol auf Grund eines *miscd (§ 802) gr. fii'oyto, s. § 673 S. 1033. Umbr. eiscurent cpoposcerint, arcessierint3: ai. ichd-ti etc., s. § 670 S. 1031. vescor aus *ve-escor d. i. ed+scd[r), W. ed-, vgl. vescu-s und esca (§ 90 S. 259 f., G. Meyer Lit. Centralbl. 1890 Sp. 1513). posed ctrinke5 Cic. Verr. II 1, 66 (Stowasser Wiener Stud. XII 326 f.), vgl. po-sca. pa-sco, perf. pa-v7i.
In den Formen pos-tulare osk. pes-tliim 'templum3 umbr. p e s - k l u m csupplicationem, sacrum' [-Mo- aus -tlo-, I § 367 S. 281)2), dis-pes-tu-s, mix-tu-s mis-tu-s, pds-tu-s braucht die Gruppe -st- nicht als aus -sk-t- entstanden betrachtet zu werden. Vgl. ahd. lu-s-tre-n neben mhd. lu-sche u. dgl. § 669 S. 1029. Hiernach richtet sich auch die Auffassung von umbr. persnimu imper. 'supplicato3, abgeleitet von einem mit Suffix -ni- (§ 95 S. 269) gebildeten Abstractum *persni- (§ 77 7). gn-d-sco no-sco, pf. (g)nd-vi: apers. xsna-sa-tiy etc., s. § 670 S. 1031. cr-e-scdj pf. cre-vi. qui-e-sco, pf. quie-vi, vgl. av. sye-iti-s apers. siya-ti-s § 100 S. 280. vi-e-sco, part, vie-tu-s, vgl. ai. jya-ni-s cGebrechlichkeit, Altersschwache3 (anders Per Persson Stud, zur Lehre von der Wurzelerw. 79). rub-e-scd zu rub-e-s aksl. rud-e-ti, con-tic-e-scd zu tac-e-s ahd. dag-e-s u. dgl. m., s. § 590 S. 964. hi-a-scd zu M-a-s hi-a-tu-s lit. zi-6-ju c sperre den Mund auf3, vgl. oben hl-scd. 1) dis-pesco ist erst als Oppositum zu com-pesco ins Leben getreten, wie dis-jungb als Oppositum zu eon-jungo. Vgl. Verf. Idg. Forsoh. I 175. — Osk. par ah- aus *prak- = *prk- oder aus *prak- = *pTk-1 [s. jetzt Buck Der Vocalismus d. osk. Sprache 140]. 2; Umbr.-osk. perk- war eine Neuerung auf Grund von pork- und prek- (lat. po{r:sco und precarl).
1036
Die Prasensstamme. Classe XXII: ai. gd-cha-ti.
[§674—676.
Das Nebeneinander von scl-sco : scio, rube-sco : rubed, Masco : Mo u. dgl. lief im Lat. eine grosse Masse von Neubildungen ins Leben (Incohativa), wie obdormlsco zu dormid, Jlavesco zu Jlaveo, amasco zu amo. Dabei machten sich die Ausgange -isco -esco -asco unabhangig vom Charakter des Stammes, so dass auch Formen wie conticisco mitesco u. s. w. entspiangen. Die incohative Bedeutung dieser Classe war wahischeinlich nicht durch das Suffix -sco- an und fiir sich gegeben, sondern durch einige Verba, wie cresco ad-olesco, die auf Grund der Wurzelbedeutung den incohativen Sinn darstellten; diese Verba wirkten vorbildlich, neben caelum rubet trat caelum rubescit u. s. w. Uber die causative Function solcher Verba in spaterer Zeit, wie innotescb (cwerde bekannt3, spater 'mache bekannt3), s. Sittl Archiv f. lat. Lexikogr. I 516 ff. Anm. Sehr zweifelhaft ist, ob dag Italische Formen auf idg. -esko und Formen wie gr. eupioxui besass. S. Sittl a. O. 490 ff., Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 157. 257 f.
675. K e l t i s c h . Nur wenige Prasentia mit -sko-. Air. nascim ^inde' pf. ro nenasc-sa, zu nasc 'Ring3 ahd. nuscia c Spange, Mantelschnalle3, W. nedh-, Gf. *iidh -+- sko- (s. Osthoff Morph. Unt. V p. VI). faiscim (in die *o-Flexion iibergetreten) ncymr. gwasgaf driicke, drange, presse3, vermutlich zu ai. vah-a-te 'driickt, drangt, presst3. Nach der «-Flexion con-mescatar cmiscentur3 (inf. do mescad), zu gr. fnafto W. meik-, § 673 S. 1033. 676. Germanisch. Nur wenige Prasentia mit -sko-. Ahd. ir-lisku "erlosche3, wahrseheinlich urspriinglich lege mich3, Gf. *legh+skd, zu got. Ugu cliege:>.1) Mhd. krische 'kreische3 urgerm. *krit-sko, zu mhd. krl^e ckreische3. Ahd. wascu cwasche3 wahrseheinlich urgerm. *uat-sko, zu ai. undd-mi 'benetze3 got. vato air. usce cWasser3. Unsichrer ist got. prisJca ahd. driscu c dresche3, das man theils mit lit. treszku cprassle, knistre, knacke, krache3 aksl. tresku cSchall, Krach3 troska cDonnerschlag3, theils mit gr. xpf(3«j creibe3 (idg. *trzgo nach Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXX 352) zusammenbringt. 1) Nach Osthoff Wiener Stud. X 174 aus 'les-sko zu mhd. er-leswen 'schwach werden'.
§676—678.] Die Prasensstamme. Classe XXIII: gr. oi-oa(x)-3*«j.
1037
Mehiere Prasentia mit -sko- flectieren schwach und entstanden zum Theil, wie es soheint, erst im Anschluss an skoNomina. Ahd. wunsc[i)u cwiinsche3 neben ivunsc cWunschD: ai. vancha-ti, s. § 671 S. 1032. Ahd. zusc(i)u mhd. zusche cexuro, oburo3, zu ai. du-no-ti cbrennt3. Mhd. liische lausche* neben ahd. lu-s-tre-n claustere, horche3, W. kleu- choren3 (vgl. § 669 S. 1029). Ahd. forsco-n cforscheD neben forsca cForschung, Frage3: ai. prchd-ti etc., s. § 670 S. 1031. Ahd. eisco-n 'heische, fordre3 neben eisca cHeischung, Forderung*: ai. ichd-ti etc., s. § 670 S. 1031. Mhd. ruscJie crausche3, zu ags. hrute crausche, schnarche3. Nhd. haschen = got. *haf-skon von haf- ccapereD. Sehr unsieher ist der Vergleich von got. and-hruska cerforsche, untersuche3 3. sg. -hruskdi-p mit lat. scrutari, s. I § 527 S. 385, Fick Bezzenberger's Beitr. VII 95 (Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXX 352 f.). 677. Baltisch-Slavisch. Hier ist unsre PrasenskategOTie ebenfalls stark zuriickgedrangt. Es erscheint theils lit. -sz- aksl. -s- = idg. -sk-, theils lit. -sk- {-szk-) aksl. -sk- = idg. -sq-, s. § 669 S. 1030. Lit. tvlska ces flackert, blitzt3, vgl. av. pwisra- cgliinzend'. Lit. treszku cpiassle, vgl. § 676. Aksl. iskq, csucheD: ai. ichd-ti etc., s. § 670 S. 1031, vgl. lit. jeszkau Wclie' inf. jeszko-ti (wie ahd. eiscon) und aksl. istq, csuche3 aus *isk-{q (I § 147 S. 135). Ausseidem vgl. lit. auszo ces tagte3 (praes. ausz-ta), zu ai. uchd-ti, §671 S. 1032; gaiszail *ich zaudeTte, zogerte3 (praes. gaisz-tu), zu lat. haered; driskau cwerde zerrissen3 vermutlich von W. der- nu-dirta-s ^eschunden3 gr. Ssp-w. Ob der Zischlaut in lit. su-miszaii cmengte mich, geriet in Verwirrung3 (praes. su-misztu), maiszy-ti aksl. mesi-ti 'mischen* (von W. meik-) idg. -k- oder -k-s- (vgl. ai. vieksaya-ti) oder -k-sk- (vgl. lat. misceo etc.) war, ist nicht zu entscheiden. Classe XXIII: die r e d u p l i c i e r t e W u r z e l mit angefiigtem -sko- als Prasensstamm. 678. Nur im Griech. und im Ital. nachweisbar. Griech. oioaaxw lehre 1 aus *8i-8ax-oxa> vgl. perf. 8s-8toa/-a Ss-Si'S
1038
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti. [§678—679.
lat. disco aus *di-tc-sco vgl. perf. didic-l, vgl. av. dax-sa-t lehrte 3 § 669 S. 1029. Die Wurzelsilbe in disco ist genau so behandelt, wie in den ai. Desiderativa der Form siksate, s. § 667 S. 1028. Zum a von SiSdbxw vgl. Bartholomae Bezzenbergei's Beitr. XVII 121. Wahrend lat. disco im Ital. isoliert steht, erscheinen im Griech. neben oioaay.w noch mehrere reduplicierte Formen. * als Reduplicationsvocal: Tt-Tuoxo[xai cmache, bereite' (~sTUOXETO Hesych) aus *xi-xux-azo-, zu TOX-O-? 'Schlagel, MeisseF ai. tok-man- cTrieb, Schossling5. (3i-[3p(u-<3xu) Verschlinge3, vgl. j3pu)-cx
XXIV:
die Wurzel mit angefugtem -to- (-t-) als
Priisensstamm.
679. Die Gleichheit mit dem nominalen jfo-Sufflx (§ 79rT. S. 205 ff.) liegt ofters ebensp klar zu Tage wie die von -no-so- -sko- mit den gleichlautenden Nominalsuffixen, z. B. gr. i'-pXaa-To-v zu pXao-io-s fiX&a-Tq. Athematische Flexion nur selten und nur im Arischen, so dass ich fur diese keine besondre Classe ansetzen mag. Ai. dyu-t-and-s neben dyb-ta-te leuchtet", d-ce-t-i ci-t-ana-s neben ce-ta-ti chat Acht auf, nimmt wahrD, yd-t-ana-s ya-t-and-s neben yd-ta-te Vereinigt sich, strebt3. Vgl. hierzu die Nomina dyu-t-
ci-t- -ya-t-,
die mit solchen wie ri-t- hru-t-
§ 1 2 3 S. 367
zusammengehorten; der Zusammenhang der Nominalsuffixe und -to- liegt auf der Hand.
-t-
§679—680.]
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti.
1039
Noch aufs Prasens beschrankt zeigt sich -to- nur im Griech., Ital. und Bait., doch auch hier nicht durchgehend. 680. Uridg. 1 ) *sp{h)l-to *sp(h)l-t6 von W. sp(h)el- cbersten, sich spalten3 (ai. phal-a-ti cbirst, springt entzwei3): ai. sphuta-ti (secund'ar sphota-ti) 'hirst1 (vgl. sphatita-s cgespalten, gesprungen3), ahd. spaltu Vpalte3 (vgl. got. spilda 'Schreibtafel3 mhd. spelte 'Lanzensplitter 3 ). Von W. qei- (ai. ci-nG-ti c reiht aneinander, schichtet, richtet sein Augenmerk auf etwas3): ai. ce-ta-ti c hat Acht avif etwas, nimmt wahr3, aksl. ci-te-tu czahlt, rechnet, liest, ehrt3, vgl. ai. ci-l-ana-s § 679. Lat. plec-to cflechte3 neben plied, ahd. flih-tu cflechte3 (vgl. got. flah-ta cFlechte3), vgl. gr. TCASX-TO-? cgeflochten3
TTA.£X-T7)
c
Seil, Netz 3 ;
das
zu
Grunde
liegende plek- war selbst schon eine Weiterbildung von einer W. paxl-, s. u. Von W. pek- (gr. uix-w 'kamme' lit. pesz-u c pfliicke ab, reisse ab, raufe3): gr. TTSK-TU) (und ITEXTIU) § 801) 'kamme, scheere, rupfe, zupfe3, lat. pee-to c kamme, hechle, behacke den Boden mit dem Karst3, ahd. fih-tu cfechte, kampfe3 {fehta cKampf3).2) Ahd. bristu aisl. brest cbreche, reisse, berste5 hing zunachst mit dem air. schwachen Verbum brissim 'breche3 {-ss- aus -st-, I § 516 S. 379) zusammen, und beide sind entweder mit gr. Trspdw oder mit got. brika in Verbindung zu bringen (vgl. Stokes Mem. d. 1. S. d. 1. V 419 sqq., Per Persson Stud. z. L. v. d. Wurzelerweit. 19. 35. 45); ob brissim urspriinglich der ersten Conjug. angehort hatte und von dieser in die dritte iibergetreten war, oder ob es von Haus aus Denominativum war, bleibt zweifelhaft. 1) In Per Persson's oben S. 880 Fussn. 1 genanntem Buche S. 28ff.wird noch in andern als den im folgenden angefiihrten Fallen das Determinativ t angenommen, darunter in solchen, wo wir in diesem Buche t als echten Wurzelauslaut behandelt haben, z. B. in ai. harta-ti 'schneidet5 lit. kertu 'haue', die von der W. des gr. -/eipiu, und in ai. vdrta-te 'vertitur' lat. verto, die von der Wurzel des lat. ver-mi-s hergeleitet werden. 2) Zur Bedeutung kampfen' vgl. ahd. roufen 'raufen, rupfen', reflex, 'sich balgen, sich hauen'. Kluge's Ansicht (Et. Wtb.), Jihtu gehore zu lat. piig-nu-s pugnare, vom pi. praet. fuhtum, der mit fluhtum auf gleiche Lime gestellt worden sei, habe man Jihtu statt *fuhtu nach Jlihtu geschaffen, uberzeugt mich nicht. Ich betrachte umgekehrt fuhtum als Neubildung nach fluhtum. Uberdas akA.fust, dasKluge heranzieht, s. § 101 S. 288, §164 S.465. Brugmann, Grundriss. II, 2.
66
1040
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti. [§680—681.
Ein paar mal -e- zwischen Wurzel und -to-, vgl. gr. -a/-sTO-S epu-s-rd-v ai. dars-a-td-s u. dgl. § 79 S. 206, ferner gr. ^(jij-s-x-jxa a(f)-z-T-\).6-w zu *u-e- *%-b- Vehen3. *m-e-to (zu gr. a[xatt> cmahe, sammle3 av-tAo-v cKielwasser , ahd. ma-t Mahd3, ai. dm-a-tra-m cGefass, Krug3J: lat. meto (messui messum), aksl. mete-tu Tsehrt, verrit3 (inf. mesti, su-meU cMist3), vgl. neymr. nbret. medi cemten3 mir. methel 'a party of reapers3 acorn, midil c messor3. Aksl. pl-e-te-tu cflicht3 (inf. plesti) neben got. fal-pa c falte3 Gf. *pl-to, zu gr. oi-uaX-xo-? ai. puta-m c¥a\te und gr. a-Tdo'-s (§ 182 S. 509), von deren W. auch plek- lat. plied plecto (s. o.) ausgegangen war. Will man diese Auffassung von pletq nicht gelten lassen, so muss man sich wol zu der I § 545 S. 401 vorgeschlagnen Deutung fliichten. Denn Entstehung von pletq aus *plektq ist, meine ich, trotz Jagic Arch. f. slav. Phil. X 196 und Miklosich Festgruss an Bohtlingk 88 abzuweisen (vgl. Kluge Etym. Worterb.5 unter f alien, Wiedemann Lit. Prat. 193). 681. Arisch. Ai. sphuta-ti, cS-ta-ti s. § 680. nata-ti tanzt, spielt" ved. nr-td-mana-s (daneben nrtya-ti), zu nar-md-s nar-man- n. 'Scherz, Spass3. kuta-ti ckriimmt sich3, zu lat. curvo-s. yd-ta-te Vereinigt sich, strebt3, zu ya-td-s part, von yama-ti, vgl. ydtana-s § 679 S. 1038. dy6-ta-te leuchtet3 d-dyu-ta-t, zu dyu- div-, vgl. dyutand-s § 679 S. 1038. ves-ta-te Vickelt sich urn, bekleidet sich, hiillt sich ein3 (vestaya-ti vistita-s) neben ves-ta-s cBinde, Schlinge, Hiille3, wol nicht zu vis- ceindringen, eintreten in etwas3, sondern zu lit. vjs-ta-s cFrauenweste, Schniirbrust3 vystau cwindle (ein Kind)3, von uei- Vinden3. ces-ta-ti cist in Bewegung3 (pf. cicesta) neben ces-ta-m cBewegung3. los-ta-te chauft auf neben Ids-fas los-tu-s "Erdkloss, Erdklumpen3; lag die Wurzel des ebenfalls mit -to- gebildeten lit. lusz-tu cbreche3 intr. (praet. luz-au) zu Grunde (vgl. ai. les-tu-s c Erdkloss, Erdscholle3 von ris- Us- crupfen, abbrechen3), so war Ustate erst in jiingerer Zeit auf Grund des Nomens ins Leben getreten oder hatte wenigstens seine Bedeutung nach diesem modificiert (vgl. § 794 iiber ai. mandya-ti).
c
§682.]
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti.
1041
682. G r i e c h i s c h . Zahlreiche Formen auf -TT-TO) und wenige, die einen andern Laut als IT vor dem Ausgang -TOO hatten. Wir beginnen mit den letztein. Genannt ist schon TISX-TU), s. §680 S. 1039. sjxoprsv owre&avs Hesych, vgl. [xopTO'-C csterblich3. cpapx-To-(j.ai neben cppaaaojxou ( = *cppax-io-fim) sohliesse mich ein, verwahre mich\ I-(3Aaa-To-v, praes. fSAowTOVIO c entspringe, entstehe 3 ([3Xaa-To'-<; cKeim, Spross11), urspriinglich wahrscheinlich 'komme in die Hohe' (vom Keim), zu pX
1042
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti.
[§682—685.
wegen fut. ni<\>m u. s. w., weiterhin auch keine Gewahr dafiir, dass nicht TteTtTco vmT0|j.ai u. dgl. erst nach TUTITO) geschaffen worden waren. Dass auch horn. ^TITCD neben i-jiuou) (ivtasro?) und neben •JjviTtoitov dvevTirov erst nach Formen wie TJTITU) aufkam, ist trotz Kretschmer a. 0. 437 als moglich zuzugeben, wenn hier auch der Mangel von Formen wie ivi<\><» (£vtijiu) p 137 u. sonst gehort nicht hierher) mehr fiir ursprungliches -TO- spricht.
683. I t a l i s c h . ~L&t.plec-to, pec-to, m-eto, s. § 680 S. 1039f. oitor utor (vgl. osk. u i t t i u f cusio, usus3, palign. oisa abl. cusaf consumpta3) veimutlich zu gr. OT-TO-S cGeschick, Los3 von W. ei- cgehen3 (Danielsson Pauli's Altital. Stud. I l l 198f.). flec-to vermutlich zu falx. plec-to-r cwerde geschlagen, gestraft3 entweder zu plaga plango, in welchem Falle man annehmen miisste, die Form sei in unbetonter Stellung aus *plactor entstanden (vgl. plied I § 65 Anm. 2 S. 54), oder zu lit. plesz-iu c reisse, xaffe3 (vgl. gr. ospto cschinde3 und cpriigle3), in welchem Falle wol plector zu lesen ware, necto gehorte zu W. nedlic binden3 und war wahrscheinlich im Ausgang nach plecto geformt, s. Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1890 S. 236 Fussn. 2. Mit den Formen plexus d. i. *plec-t+to-, usu-s d. i. *oi-t+tovergleicht sich fassu-s d. i. *fa-t+to-, zu fa-teor gr. -tpa-io-? c gesagt3. Unsicher ist osk. k r u s t a t a r conj. ceruentetur3 nach Biicheler, zu gr. npuo-i-aivm § 664 S. 1026. 684. K e l t i s c h . Zweifelhaft ist, ob brissim cbreche3 urspTiinglich zu dieser Classe gehorte, s. § 680 S. 1039. Anm. Nicht hierher gehort daa sogen. i-Prateritum, das von der 3. sg. med. auf -to aus entsprang, s. § 506 S. 907. 685. Germanisch. Ahd. spal-ttc, Jlih-tu, Jih-tu, bristu, got. falpa ahd. faltu s. § 680 S. 1039f. Got. ga-vida Verbinde3 ahd. witu cbinde3 wol aus *ui-t6, vgl. ahd. wi-d cStrick3 wi-da 'Weide3 ai. vi-td-s ceingewickelt, eingehiillt" lit. vej-u cdrehe einen Strick3; da das Prasens in die Reihe derer wie giba -gita einriickte, entstand praet. got. ga-vap ahd. wat; vgl. unten got. vinda. Ahd. lidu leide 3 (ahd. leid aisl. leid-r cleid, betriibend, verhasst3) wahrscheinlich als (urgerm.) *li-pd zu ahd. lewes 'leider!3 (Stamm *lai-wa-). Got. hal-da chiite, weide3 ahd. haltu 'bewahre, halte3 Gf. *kl-td, vgl. gr. [3ou-xdAo-; cEinderhiiter3. Got. fra-gilda Vergelte3 ahd. giltu czahle zuriick, vergelte,
§685—686.] Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. cUa-ti.
1043
opfre3, urgerm. *jel-po (auf Wurzelbetonung deutet aschwed. gialla neben aisl. gjalda), zu gr. tu-cpsAo-v 6-cpAeTv, W. ghel-. Got. us-alpan-s Veraltet3 und aisl. aldenn cgealtert* weisen auf al-pa- als verbalen Stamm, vgl. ahd. al-t caltJ, zu got. al-a wachse auf. Der Ausgang von ein paar Schallverben, wie got. kriusta cknirsche3 [knist-s cdas Knirschen"), aisl. gnest 'krache1, scheint mit dem von ahd. bristu aisl. brest (ahd. braston ckrachen, prasseln") gleichartig zu sein; vgl. auch das mhd. schwache Verbum kristen Vor Anstrengung oder Schmerz stohnen3 neben kri^en mnld. criten cstb'hnen, schreien' (-st- war nicht aus -tt- entstanden!). Anm. 1. Ahd. wisu 'meide', das zu lat. vito gehorte und von Kluge Paul-Braune's Beitr. IX 152 hierher gestellt wird, scheint eher zur -soClaese zu gehoren. S. § 664 S. 1026.
Mit einem «-Suffix weitergebildet war got. faurh-tja ahd. furiht{i)u ^iirchte' (praet. forah-ta), wozu als altes Particip das adj. faurh-t-s ahd. foraht cfurchtsam3. Mehrmals haben wir im German, den suffixalen Ausgang -nto: got. standa ahd. stantu csteheJ W. std-, got. vinda ahd. wintu Svinde, drehe3 W. uei-, ahd. swintu cschwinde3 zu ahd. swi-nu. Die Formen praet. stop und praes. gavida machen es wahrscheinlich, dass der Nasal erst nach der Analogie der Prasentia der XVI. Cl. eintrat. Nur fur swintu hat die Annahme einige Berechtigung, dass Erweiterung eines -rao-Prasens (Cl. XIII) mittels des Suffixes -to- stattgefunden habe. S. § 634 S. 1002 und vgl. lit. siuncziu § 686, aksl. ob-restq § 687. Anm. 2. Die Osthoffsche Ansicht (s. Zeitschr. f. deutsche Phil. XXIV 215ff., Anzeiger f. idg. Sprach- und Altertumskunde I 83), dass es ein uridg. e i n h e i t l i c h e s Prasenssuffix -net—nt- gegeben habe, das in den genannten germ. Wortern u. sonst erhalten sei, hat fiir mich niehts aberzeugendes.
686. Baltisch-Slavisch. Im Lit. (und im Lett.) zahlreiche Prasentia auf -stu und -sztu mit intransitiver und incohativer Bedeutung. -stu war bei Wurzeln, bezieh. Stammen auf dentalen Verschlusslaut oder auf s, -sztu bei W. auf palatalen Verschlusslaut entstanden. virs-tu cfalle urn5, praet. virt-au. bl\s-ta ces wird Abend5, praet. blind-o. girs-tu
1044
Die Prasensstamme. Classe XXIV: ai. ce-ta-ti.
[§686.
c
bekomme zu horen3, praet. gird-ait, ges-tu cerl6sche, gehe aus5, praet. ges-au1). tfs-tu cdehne mich, xecke mich3, praet. t\s-au (vgl. tq-s-iu § 657 S. 1020, § 665 S. 1026). iusz-tu cbreche3 intr., piaet. luz-au. Auch war -sztu durch die Wirkung von vorausgehendem r aus -stu hervorgegangen, wie in mirsztu cvergesse3 praet. mirsz-au, zu ai. mars- (I § 587, 1 S. 443). Nach den Verba auf -stu viele Neubildungen, wie kll-stu c eThebe mich3, praet. kit-au; styr-stu 'erstarre3, praet. styr-au; pa-zi-stu ckenne3, praet. pa-zinau; ruk-stu Verde sauer, gahre3, praet. rug-au; dziu-stu cwerde trocken, dorre5, praet. dziuv-au inf. dziu-ti. Neubildungen auf -sztu: z. B. mtr-sztu csterbe3, praet. mir-iau, vgl. gr. s-|j.op-T£v § 682 S. 1041. Ofters waren die zu Grunde liegenden Stamme selbst schon mit Prasenszeichen versehen, z. B. tvi-stu cschwelle an3 (praet. tvin-au) auf Grund von *tv-inu, s. § 624 S. 992; Junk-stu cwerde gewohnt3 (praet. junJcau) auf Grund von *junku zu ai. uc-ya-ti, v\s-tu cich vermehre mich3 auf Grund von *vinsu vgl. praet. vis-au, s. § 635 S. 1003; ausz-ta ces wird Tag3 auf Grund des sko-Pmsens *ausza zu ai. uchd-ti, s. § 677 S. 1037. Auch zur Bildung von Denominativa wurde diese Conjugationsclasse verwendet, z. B. gektu cweTde gelb3 praet. gettau von gelta-s cgelb3, karstu Verde bitter3 praet. hartau von kartu-s 'bitter3, hrankstu Verde teuer3 praet. brangau von brangu-s 'teuer3, zustu cfische3 praet. zuvau von zuv-l-s cFisch3. Vgl. § 793. Anm. 1. Die Zusammengehorigkeit der lit. alo-Prasentia mit denen der andern idg. Spraohen wird von Bezzenberger (in seinen Beitr. IX 336) und von Wiedemann (Dae lit. Praet. 60) bestritten. Allerdings ist auffallend, dass nur ein lit. £o-Prasens ausserhalb Entsprechung hat, mirsztu 'sterbe zu gr. I-[j.opTE-v, und auf diese Vergleichung ist sehr wenig zu bauen.
siuncziu cschicke3 (inf. si^sti] wol fiir *siuntu wie jung-iu fur *Jung-u u. dgl., und verbindet man dies Wort mit ai. sava-ti suv-d-ti csetzt in Bewegung, treibt an, schickt3 (Wiedemann 1) Daneben dial, gistu. Das i in dieser und in ahnliehen Formen (s. Wiedemann Das lit. Praet. 8) betrachte ich als Neuerung nach lit. Wurzelformen wie gris- glib- (neben gres- gleh-) mit ri li = r I. Ahnlich aksl. tici u. a. nach rid § 534 S. 929.
§686—688.] Die Prasensstamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti. 1045 Das lit. Prat. 84), so hatten wir in *su-n-to ein Prasens wie got. vi-n-da § 685 S. 1043. Anm. 2. Auf Grund der 3. sg. ez-t(i) cgeht' U'k-t[t) 'bleibt' m'ek-t(i) 'schlaft' ses-t(i) 'sitzt' (§511 S. 911 f.) entstanden in gewissen Dialekten des Lit. eitu eiti eltam eitat, I'ektu mektii sestu u. s. f., entsprechend im Lett1. pi. Itam nach l-t cer gent' (Bezzenberger in s. Beitr. IX334ff.). Diese Neuerung, die eine genaue Parallele im Kelt, hat (§ 506 S. 907), geachah nicht ohne Einwirkung unsrer fo-Prasentia: -t(i) und -t(a) wurden auf gleiche Linie gestellt. 687. Aksl. ci-tq, m-e-tq, pl-e-tq, s. § 680 S. 1039 f. rastq "wachse3 inf. rasti [rastu "^Wuchs3, rasti cWucher, Zins3) aus *rad+tq, vgl. rodu cGeburt3. Auch ob-retu cich fand5 ist zu nennen, wenn es mit Wiedemann Aich. f. slav. Phil. X 653 zu rej'q "stosse3 zu stellen ist; hieizu wiirde sich das Prasens -rqstq (§ 636 S. 1004) ganz ahnlich verhalten wie got. sta-n-da zu stop (§ 685 S. 1043). H. Classe
XXV:
die Wurzel mit angefiigtem -dho- tynd -do- als Priisensstamm. 688. Ich fasse die Suffixe -dho- und -do- unter einer Classe zusammen, nicht als ob ich sie fiir lautliche Varianten desselben Elenientes ausgeben wollte, obwol ja unter gewissen Uedingungen in uridg. Zeit dh in d mag iibergegangen sein (I § 469, 8 S. 348 f.), sondern nur darum, weil in mehreren Sprachen dh und d lautgesetzlich zusammenfielen und es infolge davon oft unmoglich ist, zu entscheiden, welches von beiden Sufnxen wir vor uns haben. Das J^-Suffix der Formen wie gr. f3pi-ftu> uu-Sto •Kkrrbm cpXsys-Sw hat man oft mit W. dhe- csetzen, thun3 (ai. dddha-ti u. s. w.) zusammengebracht, indem man sich auf einige klare, altere und jiingere Zusammensetzvingen mit dieser W. berief, wie *siie-dhe- *sue-dhe- *siio-dhe- czu eigen machen3 in ai. sva-dha cGewohnheit, Sitte' gr. I-O-wv 'consuetus3 z-ft-os rpft-o? el'(u-&-a, ai. srad-dadhami cglaube, vertraue3 lat. credo air. cretim (§ 4 S. 8, § 160, 1 S. 450), av. yaoz-daiti yaoz-dactaiti cstellt etwas richtig her, reinigt3 zu yaos = ai. yGs cHeil, Gliick3. In
1046 Die Prasensstamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti
[§688—689.
dieser Weise kann in der That sehr wol diese ganze Kategorie aufgekommen sein. Der consonantische Anlaut des zweiten Compositionsgliedes ware in den Formen wie [3pf&o> psPpi&a in ahnlicher Weise zum "Wurzelauslaut3 geworden wie bei ai. go-pa- go-p-a- cRinderhiiter3, das der Ausgangspunkt war fur gop-a-ti ju-gop-a gop-sya-ti u. s. w. In ahnlieher Weise liesse sich das ^-Suffix in gewissen Fallen als die W. do- betrachteD, die ausser der Bedeutung "geben3 auch ahnliche Bedeutungen wie dhe- hatte (Osthoff Zur Gesoh. d. Perf. 237), vgl. I § 404 S. 301 iiber ai. mrdd-ti urar. *mrz-da-ti. Die thematische Flexion mit -o- (-dho-, -do-) war urspriinglich sicher nicht die einzige, die unsre Bildungselemente hatten. Sie erscheint aber als die weitaus haufigste und war sicher auch bereits in der idg. Urzeit die gewohnliche. Gelegentlich werden wir es verzeichnen, wenn neben der o-Flexion andre Flexionsarten vorkommen. 689. Uridg. -dho-A) W. uel- cwollen, gebieten3 (lat. vel-le <m.fiaith cHerrschaft:>): got. val-da cwalte, herrsche3, aksl. vla-dq c walte, herrsche' (aus *vol-dq), beide aus *ul-dh-, vgl. lit. vald-au; daneben lit. vel-du ^egiere3 pa-veldu 'ererbe3 (preuss. weldunai pi. 'Erben'). Aus einem *sqer-dh- zu lit. skir-ti c trennen, scheiden3: ahd. scrintu cberste, springe auf3 durch Ubergang in Cl. XVI (§ 634 S. 1001), lit. skerdziu cberste, springe auf, das auf Grund von *sker-du entstand (§765). Zu ai. yu- cmengen, riihren, aufstoren3: ai. yo-dha-ti cgerat in Bewegung3 [yudh-ya-te, 2. sg. ySt-si), lit. ju-du cbewege mich zitternd5, jundic cgerate in zitternde Bewegung, in AufruhrJ (praet. judau inf. jiisti) durch Ubergang in Cl. XVI (§ 635 S. 1002), vgl. auch gr. 6a[xiv-r; cSchlacht' d. i. *6&+a(uv- (§115 1) In Per Persson's oben S. 8S0 Fusan. 1 genanntem Buche S. 35 ff. werden noch in manchen andern als den im folgenden angefuhrten Fallen die Determinative dh und d angenommen, darunter in solchen, wo wir in diesem Buche diese Consonanten als echte Wurzelauslaute behandelt haben, z. B. in ai. gfdh-ya-ti, das von der W. des ahd. ger 'begehrend', in gr. \>.ilm got mita, die von W. me- 'messen' hergeleitet werden.
§ 689—690.] Die Praaenastamme. Classe XXV: ai. y'o-dha-ti kur-da-ti. 1 0 4 7
S. 337), lat. juba jubeo (Bugge Bezzenberger's Beitr. XIV Zu re- (lat. rear re-ri): ai. d-ra-dha-t cfiihrte gliicklich durch, machte zurecht3 {radh-ya-te radh-no-ti), got. ga-reda cbin auf etw. bedacht, befleissige mich3 ur-reda curtheile, bestimme3 ahd. ratu ciate, sinne auf etw., mutmasse, bereite in sorglicher Absicht', vgl. auch aksl. raditi cauf etw. bedacht sein, fiir etw. sorgen3. Zu lit. kio-ju clege breit hin3: ags. hla-de lade, belege mit Tragbarem3 (Gf. *qh-dho), aksl. kla-dq clade, lege hin3 (vgl. Kluge Etym. Wtb. unter laden). Hierher wol auch die mit ai. dhu- cschiitteln3 zu verbindenden ai. part, dbdhat- ceischiitternd, ungestiim, tobend (dtidh-i-s cungestiim3) und gr. &iiaao[xai (aus *&o&-io-[j,at) cschiittle mich, riittle mich3, die Andre weniger gut als reduplicierte Formen ansehen. 690. Uridg. -do-. W. [s)qer- (gr. axai'pu) chiipfe, springe, tanze3): ai. kur-da-ti cspringt, hiipft3, vgl. gr. xpa8-au) cschwinge, schwenke3 xdpo-a| ein Tanz, mhd. scherze schirze (schw. Vb.) 'springe lustig3. W. mel- (lat. mold, ai. mla-ti Vird weich, erschlaiFt3 air. mlaith Veich, sanft3, s. § 580 S. 954 f.): ai. vimrada-ti cerweicht3, ags. mel-te cschmelze, werde weich3 (got. ga-maltein-s cAuflosung3), vgl. auch ai. mrdu-s cweich3 compar. mrddiyas-, gr. ajxaXBuvw cerweiche, schwache3 pAao-apo-; cschlafF. locker, aufgelost, los3, lat. rnolli-s aus *mold-u-i-s; ai. mrad- = *ml-e-d- mit demselben Zwischenvocal -e- wie gr. I-ay-s~ fto-v § 694 lat. m-e-to § 680 S. 1040; von derselben W. ein *inel-dh- ai. mardha-ti classt nach, wird lassig3 gr. \LOX§O.Y.6-C, weich, zart3 (neben ]xal,av.6-i) fjiaA9u)v (gen. -
1) Anders fiber jubeo, aber sohwerlich besser Froehde Bezzenberger's Beitr. XVI 216. 2) Z u m / - von fundo s. Buck Amer. Journ. of Phil. XI 215 sq.
1048 DiePrasensstamme. ClasseXXV: ai. yo-dha-ti kur-da-U. [§690—692.
pleu- cfliessen, schwimmen 3 (gr. irXs(/)a>): ahd. fliugu aisl. jftyt c fliesse3, lit. plaudziu Vasche, reinige 3 (inf. ptausti), piudziu c schwatze3 (inf. piusti), piustu c gerate ins Schwimmen 3 (praet. piiidau), vgl. auch air. do-lod-sa civi3 3. sg. do-luid § 697. W. spreu- (lett. sprau-ju-s c komme empor, gehe auf von der Saat): mhd. springe ags. sprute cspriesse3 (ags. spreot cStange, Schaft3 ahd. spriu^a cStiitze3 ahd. spro^o cSprosse3), lit. sprdudziu c drange etwas gewaltsam in einen engen Zwischenraum, zwange (inf. sprdusti) sprustu c dringe heraus aus einer Klemme, fahre heraus 3 (praet. sprudau). Zu lat. clciv-i-s: clau-do, afries. slute (aus *sklut-) cschliesse3 (ahd. sliuyn war wol eine Neubildung fur *slugu). Hiernach stelle ich auch *sua-de-tai cgeniesst mit Lust 3 fiir ai. svdda-te gr. ^os-tat und *su-e-de-ti (vgl. oben ai. mr-a-da-ti) fiir ai. svdda-ti gr. soavo-? csuavis3 auf, da ich nicht sehe, wie diese Formen, die offenbar nahe verwandt waren, sich anders vereinigen lassen. 691. A r i s c h . 1. -dho-. Ai. yo-dha-ti, d-ra-dha-t, dodhat-, s. § 689. Ai. a-kru-dha-t cgeriet in Zorn3 [Jcrudh-ya-ti), av. xrao-da-ifi cist in Angst3, W. qreu- ai. kru-rd-s croh, furchtbar, greulich3. Av. a-rao-da-p cfloss3 (raotfaye-iti) von sreuai. srdv-a-ti (r- = *sr-, vgl. apers. rauta- I § 558, 3 S. 415), vgl. ai. vi-sruh- cStrom, Gewasser3 [-h- — -dh-, I § 480 S. 357), gr. pu&-[x&'-c. Ai. sre-dha-ti cer geht fehl3, zu a-sremdn- cohne Fehl, fehlerlos3. Ai. sddha-ti 'kommt zum Ziel, bTingt in Ordnung 3 lasst sich von W. se- (ai. sd- czu Ende fiihren, abschliessen3 vy-ava-sami a-sd-t, lat. se-ru-s, air. si-r lange dauernd, ewig3, umbr. sevom osk. sivom comnino3 = *se-uo-m) herleiten. 692. 2. -do-. Ai. kur-da-ti, mr-a-da-ti, svci-da-te sv-dda-ti, s. § 690 S. 1047 f. Ai. tar-da-ti (Gramm.) r durchbohrt, spaltet, offnet3 (tgndt-ti), zu tdr-a-ti 'dringt hindurch 3 , vgl. lit. trendu 'werde von Motten, Wiirmern zerfressen3 §637S.1OO5 und tride c Durchfall 3 ^ra-)!r^to c bekommeDurchfair (praet. -try~dauY). 1) y in -trystu durch Neubildung. Nach der Analogie der j-Wurzeln entstanden tredziu 'habe Durchfall' traidinu rerre<>-e Durchfall'.
§692—694.] Die Prasensstamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti. 1049
Ai. kha-da-ti czeibeisst, kaut 3 zu khdn-a-ti cgrabt, wiihlt. Ai. mrdd-ti cist gnadig, verzeiht3 aus *mrz-da-]), vgl. av. mere~dika- n. c Gnade, Verzeihung3, entweder zu merg- c ab•\vischen3 ai. mrjd-ti cwischt ab, reinigt von Schuld3, oder zu ai. mrs-ya-te Vergisst3 lit. mirsz-ti Vergessen3 (vgl. lit. uz-mirszdinu -mirzdinu classe vergessen3). Ai. ida-te Verehrt, preist, fleht an3 $t-te) aus *iz-da-tcd entweder zu ydj-a-ti Verehrt, huldigt, opfert3 part, is-td-s gr. ay-to-? c ehrwurdig 3 oder zu Iat. aes-tumare got. dis-tan schw. Verb. cscheuen, achten 3 ahd. er-a c Ehre 3 , wobei zu beachten ist, dass das got. Verbum ebenso gut auf idg. ah-d- als auf idg. *ais-t- zuriickfiihrbar ist. Av. xraoz-da-iti Verhaitet 3 [xruzd-ra- chart3) zu gr. xpuo-rai'vco c mache gefrieren3, dessen s selbst eine Erweiterung war (§ 664 S. 1026); hierzu auch ai. krudaya-ti cmacht dick3 krodd-s cBrust, Eber 3 ? Endlieh wol auch ai. heda-mana-s hida-mana-s ceinem gram seiend, feindlich3 av. zoizda- chasslich3 2 ). 693. 3. Zweifelhaft, ob -dho- oder -do-. Hierher av. Verba. syaz-da-iti cweicht zuriick, verschwindet3, vgl. sizdyeiti sizdye-iti Vertreibt3, scheint mit ai. sis- ciibrig bleiben, verlassen werden3 (sinds-ti ses-aya-ti) verwandt zu sein. voizda-iti c schleudert, schwingt gegen etwas3, vielleicht zu aksl. mch-ru c Wirbelwind 3 russ. vichati cerschiittern, bewegen33). avatduhab-da-ite cschlaft ein3, zu ar. snap- cschlafen3 (I § 159 S. 144). sna-da-iti c wascht, zu ai. snd-ti. 694. G r i e c h i s c h . 1. -dho-. e-Spa-&o-v l-5ap-9o-v 'schlief3 (praes. oap-&-av(o § 621 S. 989), zu Iat. dor-mid ai. dr-a-ti. Horn. opt. (3£-(3ptt>&oi-? ccomedas3 (A 35) zu fk-ppu>-axw W. ger-: vgl. lit. gir-d-inu ger-d-inu g\r-d-au c tranke 3 (ger-iu Hrinke3). Y;AU-&O-V c kam 3 , zu Trpoa-rjAo-TO-? perf. 2. pi. iX^ht-xs.
ep£/-&w
1) Genauer mrdd-ti entsprechend dem lidhd- aus +lizdhd- (I § 404 S. 301). Die Lange des r ist durch das Metrum gesichert, s. Benfey Vedica und Verwandtes S. 1 fi., Oldenberg Die Hymnen des Rigv. I 477. 2) Die unerweiterte Wurzel in lit. pa-zeida 'Beleidigung, Wunde' zu sehen (vgl. Zubaty Bezzenberger's Beitr. XVII 327) verbieten die Lautgesetze, s. I § 476 S. 353, Burg Kuhn's Zeitschr. XXIX 363. 3) Noch unsichrer ist Bartholomae's Vergleich mit ai. vldu- in vidnpdtman- (Bezzenberger's Beitr. XIII 87).
1050 DiePrasensstamme. ClasseXXV: ai.yo-dha-ti kur-da-ti. [§694—695. 'reisse hin und her, zerre, schleudre 3, wol zu ahd. rue 'Ruck, schnelle Ortsveranderung 3 . Ea&to cesse3 (daneben sa&-uo § 7.13. 765) zu E'8-OJ. «x-&o-|xai cbin durch Last beengt, geangstigt3, zu a)(-vo-|Aai. 7tX7j-&to cbin voll', zu Trtja.-TrXr^-p.L. XVYJ-OW cschabe, reibe, kratze3, zu xvfl (§ 737). ird-fko 'mache faulen3 (perf. 7r£7:u&a), zu TCUO-V c Eiter 3 : lit. pu-d-inu pu-d-au 'mache faulen3 lett. pa-pu-d-e cBrachacker3 neben puv-u cfaule3. ppi-9 c gehe nach, verfolge3, zu xiu> cgehe3. Hierher vielleicht yr]8o[j,ai dor. ya&ojxai (perf. ysyr/&a ysya&a) und yr^EtD 'freue mich3, aus *ya/-a-&-, zu yatw cfreue mich3 aus *yajz-iw und yau-po-; cstolzJ: lat. gaudeo aus *gavideo (I § 612 S. 464), wobei zu beachten ist, dass gavisus nach vlsu-s in der Zeit gebildet worden zu sein seheint, als im Prasens noch *gavideo gesprochen wurde; iiber den Ausgang -EU> -eo s. § 801. [xi-vu-&io cminuo3 zu ai. mi-no-mi, cp8i-vu-&u> Vernichte 3 zu 9&tvo) cp&t'viu aus *cpf>i-vj:-u) ai. ksi-ii6-mi, s. § 639 S. 1007, § 652 S. 1016. (3apu-fru> 'bin beschwert3 neben papdveu papu-c, vgl. § 611 extr. 695. 2. -do-. EX-8o-[xat hom. EsXSojxai 'wiinsche, begehre3 aus */sX-8o-, zu lat. vel-le; vgl. got. val-da aksl. vla-dq lit. vei-du mit -dho- § 689 S. 1046. E-cpXa-So-v cplatzte3, zu ai. phal-a-ti cbirst3 oder zu cpX-ai'vu) § 621 S. 989. s-cpXi-os-v 8tspp££v Hesych (cpXiS-avsi bei demselben,
§695—698.] Die Prasensstamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti. 1051 Stiick Holz ocler dgl.): lat. per-cello aus *-cel-d-o § 696. s-ppex— 8-axai paooaxe aus *pa8+oa-xs, zu pai'vw 'betraufle' § 621 S. 990. ' av&oovca Hesyeh xXiovj c Weichheit, Uppigkeit ;• Biappstov UTUO xpucp9]?, zu ykia> cbin weichlich\ jici-8-aa) 'lachle 5 cpiXo—jj.[x£i8r^<;, zu ai. smdy-a-te: vgl. lett. smai-da cdas Lacheln" smi-dind-t smi-dind-t lachen machen3. •/AuC c bieche auf3 (von Geschwiiren) aus *cpAo-8-ia>, zu ex-tpAuw. 696. I t a l i s c h . 1. -dh- in lat. ju-b-eo, s. § 689 S. 1046f., wahrscheiulich auch in gaudeo aus *gavideo, s. § 694 S. 1050. 2. -d- in sallo aus *sal-do, fundo fudi, clau-do, s. § 690 S. 1047 f. per-cello aus *-cel-do neben clad-es (I § 306 S. 245), zu gr. xXa-8- xAd-, s. § 695. cii-do, woneben einst auch *cau-do (Conway Vemer's Law in Italy 72), zu lit. hau-ju cschlage, schmiede, kampfe3 aksl. kov-q cschmiede3. 3. Zweifelhaft, ob -dho- oder -do-, frendo neben fremo (vgl. Osthoff Moiph. Unteis. V 94 f.), vielleicht aus *fremido. caedo nach Holthausen Paul-Braune's Beitr. X I 554 f. zu mnl. heie f. 'Rammblock 1 Jieien c schlagen, rammen, stampfen3 mhd. heie f. cSehlagel, holzerner Hammer 3 . In Frage kommen auch tendo von W. ten-, s. § 564 S. 944, und de-fendo of-fendo, das sich zu gr. &ei'vu> W. ghen- stellen lasst (fenu-m 'Heu 3 als c gehauenes 3 aus *fen-sno- oder *fend+sno-1)v). 691. K e l t i s c h . Mit -d- vielleicht do-lod-sa 'ivi3 neben luath luad cschnell, fliichtig', zu ahd. fliu^-u § 690 S. 1048 (nach Zimmer Kuhn's Zeitschr. X X X 215 f.). 698. G e r m a n i s c h . 1. -dho-. Got. val-da ahd. waltu c walte, herrsche3, ahd. scrintu cberste, springe auf, got. ga-reda c bin auf etwas bedacht3 ahd. ra-tu crate3, ags. hla-de lade', s. 1) 1st -fendo mit ai. badha-te 'drangt, verdrangt' zu verbinden, so miisste dieses von ai. vadh- av. caS- (gr.
1052 Die Prasensstamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti. [§698—700. §689 S. 1046 f. Aisl. hregd csetze in rasche Bewegung, schwinge3 ags. bregde c schwinge, ziicke3 ahd. brittu 'schwinge, ziicke3 (zum -tt- s. Braune Ahd. Gr. 2 § 164 Anm. 2 S. 135) wol aus *bhre§dho, zu aksl. briz-u l schnell 3 briz-ati c schnell laufen3; nach Kluge's Ansicht iiber die Behandlung von uridg. med. asp. -4tenuis (Paul-Braune's Beitr. I X 152 f., Paul's Grundr. I 327) liesse sich auch *bhregh+to (Cl. XXIV) als Grundform ansetzen. 699. 2. -do-. Mhd. scherze cspringe, lustig3, ags.mel-te Verde weich3, got. sal-ta ahd. salzu 'salze', got. giu-ta ahd. giu^u c giesse3, ahd. fliu-fiu cfliesse3, mhd. spriu-^e ags. spru-te 'spriesse3, afries. slu-te ahd. sliu%u 'schliesse3, s. § 690 S. 1047 f. As. wrl-tu ahd. ri%u c reisse, verwunde, schreibe3, vgl. gr. pt-vrj c Feile, Raspel3 pl-vd-? c Haut auf dem Leib 3 (vgl. ospjxa von Sspcu). Aisl. vel-t cwalzeJ ahd. walzu cwalze, drehe mich3, letzteres aus *id-do, zu lit. vel-ti 'walken 5 lett. we'l-t cwalzen, walken 3 , vgl. auch lit. vel-d-inu lasse walken 3 . Got. svil-ta c sterbe langsam hin3, ahd. swilzu lose mich im Feuer auf, verzehre mich in Liebesglut, schmachte hin 3 , aisl. svelt 'hungre3, zu ags. swelan c schwelen, langsam in Brand geraten und gltihen3: vgl. lit. svil-d-inu 'lasse sengen\ Ahd. sciu-%u aisl. skyt 'schiesse3: lit. szau-d-y-kle 'WeberschifFchen3 szdu-d-au 'schiesse mehrfach3 szdu-d-inu classe schiessen3 lett. schau-d-ekli-s c Weberspuhle 3 schau-d-r-s chastig, hitzig3, zu lit. szdu-ju c schiesse3. Ahd. gli-^u as. glitu cglanze3, zu as. gli-mo cGlanz3. Ahd. wa-%u cwehe, blase3 Gf. *tie-do, zu ahd. wa-u Vehe 3 ai. va-ti: vgl. lit. ve-d-inu cliifte, setze der Ijuft aus3. Nach Fick Wtb. I 4 539 f. ware ebenso ahd. la$u got. leta lasse 3 , mit dem § 521 S. 919 gr. ArjSeTv zusammengestellt wurde, von einer W. leausgegangen. 700. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Welche balt.-slav. -do- aus idg. -dho-, welche aus idg. -do- hervorgegangen waren, ist einzig mit Hilfe der verwandten Sprachen zu erkennen. 1. -dho-. Lit. vel-du cregiere3 aksl. vla-dq Valte, herrsche3, lit. skerdziu cberste3 fiir alteres *sker-du, lit. ju-du 'bewege mich z i t t e r n d 3 / 2 » ^ cgerate in zitternde Bewegung3, aksl. ra-d-iti cauf etwas bedacht sein3, s. § 689 S. 1046f. Lit. gir-d-inu ger-dinu
§ 700—701.] Die Prasenestamme. Classe XXV: ai. yo-dha-ti kur-da-ti.
1053
g\r-d-au ctranke3, pu-d-inu pu-d-au 'mache faulen3 lett. pa-pude c Brachacker3, s. § 694 S. 1049 f. Mit lit. i-sto-d-in-ti ceintreten lassen3 lett. std-d-i-t csetzen, stellen, pflanzen3 std-d-s cPflanze3 lasst sich gr.
1054 Die Prasensstamme. Cl. XXVI—XXXI: die ^o-Prasentia. [§701—702.
Lit. ge-du ^singe5 und ge-d-mi (3. sg. g'esti), vgl. gaida-s d a gaidy-s 'Hahn3, zu ai. gaya-ti ^ingt3 ge-snu-h ge-sna-s danger" (vgl. Per Persson a. O. 117. 197). Auf Grund der dho- und (fo-Bildungen entsprangen im Lit.-Lett, die zahlreichen Causativa und Iterativa auf (lit.) -d-inu inf. -d-in-ti und auf (lit.) -d-au inf. -d-y-ti, deren schon mehrere angefiihrt sind. Mit -d-inu vgl. gr. Sap-&-avu> zu s-8ap-do-v (§ 694 S. 1049), cpXi-S-avsi zu I-cpAt-Ss-v (§ 695 S. 1050). Die Verba auf -d-au -d-y-ti zeigen bei iteTativer Bedeutung die Wurzelsilbe zum Theil in der zweiten Hochstufenform nach § 790, wie sMl-dyti Viederholt spalten3 zu skel-du cspalte mich3 skel-dinu lasse spalten3. Zu unsem Dentalbildungen gehort auch das part. II. praes. act. auf -dama-s, dessen m-Suffix mit dem von veza-ma-s fut. veszi-ma-s u. s. w. (§ 72 S. 156) identisch war und das urspiiinglich mediale Bedeutung hatte. Das ans Verbum skelu angeschlossne skel-dama-s z. B. gehorte also urspriinglich ebenso wie skel-dinu zu skel-du skel-d-ziu. Aksl. j'a-dq cfahre, vehor31) neben inf. Ja-ch-a-ti (§ 665 S. 1026).2) bqdq 'fio' lasst sich mit W. bheu- verbinden, wenn man ein *bhu-a-dho *bhu-a-do (vgl. lat. -bam aus *bhu-a-m) oder ein *bhu-dho *bhu-do ansetzt, die nach Cl. XVI Nasal bekamen (§637 Anm. S. 1006), oder auch wenn man ein Prasens *bonq aus *bhii-ono (Cl. XIV § 624 S. 992) durch -dho oder -do erweitert sein lasst (vgl. lit. kaitin-dinu classe heiss machen3 auf Grund von kalt-inu cmache heiss3). J. Classe XXVI
bis XXXI:
die io-Priisentia.
702. Das nunmehr zu behandelnde Prasenselement erscheint als -io- -ie- und als -iio- -iie-. -io- z. B. in ai. hdr-ya-ti, gr. j^atpw aus *}(ap-iu), got. vaurk-ja, lit. spir-iu se-ju aksl. se-j'q. -iio- z. B. in ai. mr-iyd-te, gr. ea&-i'u>, lat. suf-fio (aus 1) Zum Anlaut ygl. Zubaty Archiv f. slav. Phil. XIII 623. 2) Die angebliche Herkunft der ved. yudu-mana-s yudura-s von 'gehen' (Grassmann Wtb. s. v. yad) ist ausserst zweifelhaft.
§702.]
Die Prasensstamme. Cl. XXVI—XXXI: die jo-Prasentia.
1055
*dhu-iid) fare-id, air. h-iu (aus *bhu-iid), ags. bed (aus demselben *bhu-iid). Diese Verschiedenheit der Gestaltung des Suffixes erinnert an -no- : -<%no- (§ 596 S. 969 f.), und sie kehrt bei dem Nominalsuffix -io- wieder (I §117 S. I l l , § 120 S. 112ff., I I § 63 S. 115ff., § 194 S. 532), das wir mit unseim Verbalsuffix zu identificieren haben (vgl. z. B. ai. pU-ya-ti 'stinkt 3 ph-ya-m c stinkiger Ausfluss, Eiter", §487 S. 876 f.). Mit diesem Nominalsuffix hat unser V.erbalsuffix auch das gemeinsam, dass in gewissen Formen des Paradigmas eine Tiefstufengestalt, -i- odei -«-, erscheint. -i- z. B. in lat. 2. sg.
cap-is1) neben cap-id, ahd. 2. sg. hev-i-s neben heffu (== got. haf-ja), lit. 2. pi. fik-i-te neben tik-iu. -I- z. B. in lat. 2. sg. farc-is neben fare-id, aksl. 2. sg. vel-i-U neben vel-jq.2) Das Arische und das Griechische zeigen diese -i—i- in der Prasensflexion nieht, und es ist kaum Zufall, dass geiade diesen Sprachzweigen diese Tiefstufenformen auch in der Flexion der nominalen «o-St'amme abgehen. Im einzelnen stellen sich die Flexionsverhaltnisse im ind. praes. in den verschiednen Sprachen so Das Arische und das Griechische zeigen regelmassig nur Wechsel zwischen -io- und -ie-, wie in den andern thematischen Classen, z. B. ai. hdr-ya-mi hdr-yasi hdr-ya-ti u. s. w. wie bhdr-a-mi bhdr-asi bhdr-a-ti u. s. w.3), gr. )(cn'p(o y^aipeic, u. s. w. wie cplpoi cpepsic u. s. w. Das L a t . gewahrt nur -io- und -I- nebeneinander, z. B.
cap-id -is -i-t -i-mus -i-tis -iu-nt, fare-id -t-s -i-t (aus -i-t) -i-mus -l-tis -iu-nt; mit farcis stand umbr. heris 'vis' auf gleicher Linie. Im Kelt, sind die Flexionsausgange nicht alle klar. Es ist -io- nur fiir die 1. sg. (air. -leciu) gesichert, und -I- ist fur 1) Die Ansicht, dass cap-i-t aue *cap-ie-ti entstanden sei (I § 135 S. 123), ist aufzugeben. 2) Got. vaurkeis (1. sg. vaurkja) ist schwerlich den Formen wie lat. farcis aksl. velisi gleichzusetzen, sondern war Neubildung nach fra-vardeis = ai. vartaya-si u. dgl. (§ 781, 2). 3) Formen wie av. irisinti gegenuber ai. ris-ya-nti zeugen nicht fur idg. -i- im Av. S. Bartholomae Handb. § 95 a Anm. 1 S. 41, § 290 S. 126. Brugmann, Gnmdriss. II, 2. 67
1056
Die Prasensstfimme. Cl. XXVI—XXXI: die jo-Prasentia.
[§702.
ein paai Peisonen erweislich (speciell auch fiir mcymr. impel, bit bint, s. § 719), so dass das Vorhandensein des Wechsels -io- : -?nicht bezweifelt werden kann. -i- oder -I- in 2. sg. imper. air. leic, 3. pi. acymr. scamnhegint levant' nerthe'int 'starken" ( = air. *nertaigit), vgl. 3. sg. istlinnit cthut kund3 (air. sluindid) mcymr. chwareid cspieltJ. Auch air. 3. pi. -lecet kann *-int(*-mto) sein und die 1. pi. -lecem *-imo(s), wahrend die 3. sg. -led auf *-i-t und *-iie-t zuriickfiihrbar ist. Die 1. sg. leicim war Neubildung wie aksl. bimi serb. hvalim (vgl. scaraim carairn). Im Germ, gab es ebenfalls den Wechsel -io- : -i- (s. o.), und zwar hatten nicht nur die 1. sg. und die 3. pi., sondern auch die 1. pi. -io- (ahd. heffe-nies got. hqfja-m), so dass wir als urgerm. anzusetzen haben -id -i-zi -i-di -ia-m—i-di -ia-ndi. Die got. Formen haf-ji-s haf-ji-p waren aller Wahrscheinlichkeit nach fiir *haf-i-s *haf-i-p theils nach hafja hafjam hafjand theils nach satj'a satjis etc. aufgekommen; dafiir zeugt namentlich liga ligis etc. fiir *lig-ja lig-i-s (vgl. ahd. liggu ligis)S] Es ist darnach nicht zu erweisen, dass das German, einst auch Verba der arisch-griechischen Flexionsweise hatte. Diese gibt es wiederum im Bait.-Slav., z. B. lit. lez-iu lez-l lez-ia lez-ia-me lez-ia-te wie suku sukt suka suka-tne suka-te, aksl. bor-j'q bor-Je-hi bor-je-tu bor-Je-mu bor-je-te bor-jqtu wie berq bere-si bere-tu bere-mii etc. Aber daneben auch den Wechsel mit -i-, und zwar zeigt das Lit. ebenso regelmassig -t- als das Slav. -I-, z. B. lit. smird-ziu smird-i smird-(i) sm'ird-i-me smird-i-te aksl. smrizdq smrid-i-si smridi-tu smrtd-i-mu smnd-i-te smrld-etu (§ 637 Anm. S. 1006). Was endlich dasArmenische betrifft, so wuTde in diesem -i- {= idg. -i- oder -1-) durch alle Personen durchgefiihrt, z. B. xaus-i-m loquor' -is -i pi. -i-mk -i/c -i-n. Unter diesen Umstanden ist wahrscheinlich, dass in der idg. Urzeit eine doppelte Flexionsweise bestand: ein Theil der »o-Prasentia hatte den Wechsel -\o- : -ie- analog dem Wechsel 1) Dieselbe Ausgleichung auch im Spatahd., Kgu fiir liggu nach ligis, bitu fur bittu (got. bidja) nach bitis (vgl. got. us-bida).
§702—703.1 DiePrasensstamme. C1.XXVI—XXXI: die jo-PrSsentia.
1057
-o- : -c-, ein andrer -io- : -i-. Den letzteren Ablaut hatten, wenn auf das Zeugniss des Baltiseh-Slavischen etwas zu geben ist, diejenigen jo-Verba, bei denen sich mit dem w-Stamm ein e-Stamm verband, wie aksl. mmjq mine-ti, wonach man den Ablaut -io- : -i- z. B. fiir gr. ;xatvo-|xai (aor. ijiavrjv) vorauszusetzen hatte (vgl. § 70S. 727). Inbezug auf die Vertheilung von -io- und -i- diirfte einerseits sicher sein, dass die 1. sg. -id bezieh. -iid und die 3. pi. -io-nt(i) bezieh. -iio-nt[i) hatte1), anderseits, dass -i- in dei 2. 3. sg. und der 2. pi. sowie in der 2. sg. imper. (lat. cape aus *capi, farci, air. leic, ahd. ligi) bestand. Die 1. pi. scheint -io- gehabt zu haben. Uber weitere Einzelheiten s. unten. 703. Keines von den Prasenssuffixen erscheint so oft wie -io- hinter Stammen, die selbst schon ein suffixales Element trugen. Vgl. z. B. ai. sn-a-ya-fe lat. no (aus *sna-(i)o) neben ai. sn-a-ti lat. n-a-s, ai. Jn-a-yd-te ahd. kn-au (Gf. *gn-e-id) aksl. zn-a-je-tu (Gf. *gn-b-ie-t(u)) neben gr. s-yv-o>-v, lat. taceo (aus *tac-e-ip) got. pahai-p (aus *tak-e-ie-ti) neben lat. tac-e-s ahd. dag-e-s (Cl. X § 578ff.); lesb. xXtvvw (aus *xX.i-v-iu>) neben as. Mi-no-n u. a. (Cl. XII. XIII § 611); ai. is-an-yd-ti, gr. tat'vw (aus *t(3)-av-i(«) neben ai. is-ana-t, gr. oXiaft-atvcu neben oXiafr-avco, ahd. gi-wah-annu neben got. af-lif-na (Cl. XIV § 616ff.); gr. --bow (fiir ; TiTivo-tcu) lat. plns-io neben lat. plns-o, lit. jung-iu neben \dX.jung-o (Cl. XVI § 627ff.); ai. i-s-ya-ti neben i-sa-ti, got. vah-s-ja neben av. vax-sa-iti, lit. tq-s-iu neben ai. tq-sa-ti got. -pin-sa, ai. tr-as-ya-ti lit. tr-es-iu neben ai. tr-dsa-ti gr. Tp-i(o)a> (Cl. XX § 657ff.),wozu aueh die Futura wie ai. da-syd-ti\it. du-s-iu gehoren (§ 747ff.); aksl. istq (aus *isk-iq) neben iskq (Cl. XXIII § 677); aksl. ob-rqstq neben -re-ft (Cl. XXIV § 687); ai. yu-dh-ya-te neben yo-dha~ti lit. Ju-du, ai. ra-dh-ya-te neben d-ra-dha-t, gr. ea-S-uo neben la-frou, ido-£di>-o-uo gegeniiber I-cpAi-oo-v, lit. sprdu-d-ziu neben mhd. sprie-^e, lit. skel-d-ziu neben sfc'Ww (Cl. XXV § 688 ff.). 1) Ich halte lat. flunt gegeniiber osk. f i i e t f i [ i i ] e t fur die alte Flexion. Die osk. Form bekam den Ausgang der Verba auf -mi gleichwie censazet. Vgl. § 1022. 67*
1058 DiePrasensstamme. Cl. XXVI—XXXI: die io-Prasentia. [§703—704. Als Secundarsuffix hatte -io- seit idg. Urzeit den Hochton, der im Ai. in den meisten Fallen beibehalten wuide, z. B .
jh-a-yd-ti tr-a-yd-te grbha-yd-ti (§ 734. 736); is-an-yd-ti; fut. da-s-yd-ti. So war auch die Intensivbildung ai. de-dil-yd-te Secundarform gegeniiber de-dis-te. Damit kommt die Prasensbildung der jiingeren Schicht der Denominativa, die meist -io- und zwar seit uridg. Zeit hochbetontes -io- aufweist, wie ai. narnas-yd-ti arati-yd-ti prtanayd-ti gopa-yd-ti gr. rsXeu) aus *xeXea-uu u. s. w., in die richtige Beleuchtung. Die 'Denominativa' hatten mit ihrer Flexion ini uridg. Verbalbau keine besondre Stellung, ihre Prasensbildung war dieselbe wie die von cprimarenD Classen. Formen wie 1. pi. armen. jana-mM gr. aol. Ti|ia-|iev lat. planta-mus air. no chara-m got. salbo-m lit. justo-me standen von Haus aus auf gleicher Linie mit solchen wie ai. dr-a-mas gr. s-Sp-d-jxev lat. in-tramus, ferner Prasentia wie ai. jiva-ti lat. vlvi-t aksl. zive-tu (von jl-vd-s u. s. w.) mit denen wie ai. dja-ti lat. agi-t. Und nun verhielten sich zu ihnen die «o-Formen wie ai. prtana-yd-ti deva-yd-ti gT. ufj.a nicht anders als ai. tra-yd-te zu tra-te [trd-sva), dedit-yd-te zu dedis-te u. s. w. 704. Bei der verwickelten Geschichte des verbalen ioSuffixes ist eine Gruppierung des Formenmaterials, die alien fiiT die Entwicklungsgeschichte der Formen zu beachtenden Gesichtspunkten auf einmal gerecht wiirde, nicht wol moglich. Man miisste den Stoff mehrmals nacheinander abhandeln je nach den verschiednen Seiten, die er darbietet. Eine solche Darstellung verbietet uns aber der Haum, und es sei hiermit ausdriicklieh bemerkt, dass die folgende Eintheilung, bei der auf tibersichtlichkeit ausgegangen werden musste, einige wichtigere Momente nicht so hervortreten lasst, wie es wiinschenswert ware. Die Formen, in denen -io- als Secundarsuffix hinter Prasensstammen auftritt (§ 703), zerlegen wir nach den zu Grunde liegenden Stammen in mehrere Abtheilungen und rechnen diejenigen als besondre Prasensclassen (XXVII— XXX), in denen die to-Erweiterung im Zusammenhang mit
§ 704—706.] Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drl-ya-U. 1059 der besondem Art des zu Giunde liegenden Stammes irgendwo zu einem productiven Bildungsprincip geworden erscheint. Letzteres ist nicht der Fall bei der «o-Erweiterung der -sko-, -to- und -dho- -e?o-Prasentia, daher diese nur anhangsweise (in § 762 ff.) besprochen wird. Classe XXVI: die Wurzel mit angefiigtem -io- -iioals Prasensstamm. 705. Diese Classe zerfallt in zwei Abtheilungen, je nachdem die Wurzelsilbe den Wortton hatte (A) oder der thematische Vocal (B); in jenem Falle war die Wurzelsilbe hochstufig (1. Hoohstufe in der e-Reihe), in diesem tiefstuflg, z. B. A *gher-io- (ai. hdr-ya-ti umbr. fut. heriest), B *ghr-io- (gr. yaipoi). Vgl. ferner A ai. tdn-ya-ti = gr. areivtu, pdc-ya-te, •mad-ya-ti (auch got. hafja ahd. heffu chebeJ urgerm. *%df-io = lat. cap-id*!), B ai. mr-iyd-fe drl-yd-ie tud-yd-fe s-yd-ti (iiber Stb'rungen dieser urspriinglichen Accentuationsverschiedenheit im Ai. s. § 710). Eine gleichartige Flexionsdoppelheit zeigen Cl. II, z. B. ai. hdrs-a-ti und krs-d-ti, und Cl. XIII, z. B. ahd. wittu und wallu (§ 513 S. 913 f., § 607 S. 980). 706. Uridg. Typus A *§her-io-. W. gher-: ai. hdr-ya-ti cflndet Gefallen an etwas, begehrt5, umbr. heris cvis5 heriest fut. Volet" osk. heriiad cvelitJ (wie f a k i i a d cfaciatD); vgl. gr. j^aipw cfreue mich1 B. W. uerVerhiillen, bedecken5: lat. op-(v)erio ap-(v)erio (v nach dem Labial weggefallen wie in piu-s aus *pu-iio-s, suf-fib -ho -bam, s. I § 170 S. 151 f.)1), lit. uz-veriu 'schliesse, mache zu3 dt-veriu *6ffne, mache auf5 (vgl. osk. veru cportamJ umbr. verof~e cin portam3 und lit. vaf-tai pi. cThor3). W. sten- ten-: gr. axst'vto (neben OTSVW) ctose, stohne' aol. TSVVSI • OTSVSI, ppoj(£iai Hesych, aksl. sten-Jq cst6hne, klage' (inf. stena-ti); das ai. tdn-ya-ti c tost, rauscht' (vgl. stanayitnu- neben tanayitnu- crauschend, donnernd3) lasst sich sowol auf *ten-io- als auf *tn-io- zuriickfiihren. W. uerg- Virken': gr. Ip8u> aus */spy-iu) (Verf. Gr. 1) Eine andre, minder wahracheinliche Etymologie dieaer lat. Verba in I § 499 S. 367.
1060 Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drl-yd-te. [§706—707. Gr. 2 § 59 S. 71), ahd. wirk-(i)u; daneben idg. *urg-i6- s. § 707. W. leuq- lucere 3 : gr. Xeuaox-io), lit. iduk-iu 'warte, harre3. W. rea- cfarben3: ai. raj-ya-ti rfarbt sich, rbtet sich3, gi. psCw cfarbe3 aus *psy-^u). W. ghedh-: av. jaidyeiti c bittet3 apers. jadiyamly cbitte3, gr. &eoasa&ar aiisTv, WSTEUSIV (Hesych) aus *9£&-is- (I § 429 5 S. 320). W. peq- ckochen3: ai. pdc-ya-te intr. c kocht, reift3 pass, pac-yd-te (s. § 710), gr. 7rsacu> c koche, mache weich3 aus *7rsx"-ia>. W. spek- cspahen, sehen3: ai. pdl-ya-ti av. spas-ye-iti, lat. spec-id con-spicio. W. ia§Verehren 3 : av. pass. part, yezimna- ( = ai. *yajyamana-), gr. med. aCojxai aus *ay-io-; vgl. ai. pass, ij-ya-te B. W. plclq-: gr. TcXr^oau) cschlage, stosse, stampfe3, aksl. placq Veine, klage 3 aus *plak-iq. Gr. xpm£
§707.]
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-U drl-yd-U.
1061
*bhu-{o-. W. der- creissen, schinden3; ai. dir-yd-fe aus *df-ie-, lit. dir-iic; daneben gr. Ssipw lesb. oeppw A. W. sper-: gr. oTtaipto czapple3, lit. spir-ni cstosse mit dem Fusse3. W. sqel-: gr. oxdAXw c scharre, behacke 3 aus *oxaX-i«), lit. skilu (aus *skil-iu) 'schlage Feuer an3. W. men- c trachten, denken 3 : gr. ji.aivojj.ou c bin verziickt, rase3, air. do muiniur cmeine, glaube 3 (aus *man-io*mn-io-), aksl. niin-jq c denke 3 ; hierher oder zu A ai. mdn-ya-te c meint 3 av. 1. sg. man-ya apers. 2. sg. conj. maniydhy (I § 125 S. 117). W. alien-: ai. han-yd-fe cwird geschlagen3 fur *ghanyd-te (I § 454 Anm. S. 337), aksl. zin-Ja "schneide ab, ernte 3 ; daneben gr. Ssi'vu) A. W. gem- c gehen 3 : ai. -gam-yd-te, gr. (3cu'vu), lat. veti-io (I § 204 S. 171, § 208 S. 176); venio konnte nach den Lautgesetzen auch zu A gehoren. W. bheu- Verden, sein3 *bhu-iio- und *bhu-io- (vgl. oben *mr-iio- und *mr-io-): gr. *
1062
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: a.i. hdr-ya-ti drs-yd-U.
[§707.
c
sagen3): gr. cppaCcu cgebe zu veistehen, zeige an3, lit. gird-ziu vernehme, hore', gGf. *ghrd-io. W ghredh- (got. gridi- cSchritt, Stufe3): ai. grdh-ya-ti c schreitet rasch los auf etwas3, lat. gradio-r (vgl. Osthoff Morph. Unt. V p. III). W. leiq- 'linquere': ai. ric-ya-te und pass, ric-yd-te, gr. Xtoou)[i.sv • eaatojiev Hesych.; vgl. auch S. 961 Fussn. 1 iiber lat. licet. Ai. chid-yd-te Vird abgeschnitten3, gr. csj(i£u> cspalte3 aus *aja8-i
c
Gr. xaaauio cflicke3 aus *xaT-aiu-t(D, got. siu-ja c nahe, lett. schu-ju aksl. sij'q aus *siy-iq c nahe 3 (I § 60 S. 48, § 131 S. 119, § 143 S. 129, § 147 S. 136), ai. siv-ya-ti cnaht3 (part, syu-td-s). Gr. ircuu) 'spucke 3 aus *{s)piu-id (I § 131 S.120), aisl. spy cspucke3 (inf. spy-ja) aus *spu-io, ai. sthlv-ya-ti 'spuckt 3 unbel. (part. sthyu-td-s) fiir *sthw-ya-ti (s entstand in Formen wie ti§theva abhi-sthyu-ta-s und drang von da in alle Formen des Verbalsystems, Bartholomae Ar. Forsch. I l l 34)1); daneben lit. spidu-ju aksl. plju-jq (I § 147 S. 133) nach A; got. speiva entweder aus *spluo zu ai. sthiv-a-ti, oder (mit Streitberg Idg. Forsch. I 513 f.) aus *spieu-o zu lit. spidu-ju. Anm. tiber diese Wurzeln mit dem Wechsel \u und 1u s. jetzt Bartholomae a. O., Kretschmer Kuhn's Zeitsehr. XXXI 386, Per Persson Stud. z. L. v. d. Wurzelerw. 154 if. Was den Wechsel *s%u-ip *siu-io, *spiu-ib *spiu-io betrifft, so dunkt rnich wahrscheinlich, dass die Formen auf -m-io erst im Anschluss an solche entstanden waren, in denen auf -%u ein Sonant folgte, also ai. sthivya-ti nach solchen wie sthma-ti sthwita-s, sivya-ti nach solchen wie swaya-ti sivana-m, ebenso divya-ti (neben dyutd-s) nach solchen wie -divan- dlvana-m (vgl. Osthoff Morph. Unt. IV 317;, wie umgekehrt lit. siuv-u nach den Formen wie siu-ti fur *siu-o eingetreten war. 1) Das ai. -t- gegenilber dem -p- der andern Sprachzweige ist unaufgeklart. Es mag das eine von jenen Doppelheiten wie ai. skambh- und stambh- 'stiitzen' sein, die nicht auf lautgesetzlichem Wege aua einer ursprtinglichen Einheit entsprangen.
§707—708.]
Die Prasensstamme. C1.XXV1: ai. hdr-ya-U drt-yd-U.
1063
W. dhe- (dha-, vgl. lat. ad-fa~tim) csaugen3 *dha-io: ai. dhd-ya-ti 'saugt3 (I § 109 S. 102), got. da-ddja csauge3 (I § 142 S. 128), aksl. do-jq csauge3; daneben ahd. tau Vauge' lett. de'-ju 'sauge3 gGf. *dhe-ib A, vgl. ai. dha-yu-s Murstig3. W. de- (da-) binden": ai. d-ya-ti, gr. §£
1064
Die PrSsensstamme. Cl. XXVI: ai. Ur-ya-U drl-yd-te.
[§708.
Ablaut gerade in der hier in Rede stehenden Verbalclasse altererbt gewesen sei. -io- im Prasens, -e- ausserhalb des Prasens zeigen das Griechische und das Baltisch-Slavische. Z. B. gr. fj.atvofi.at, s-fiavTj-v
[isfiavYj-cus [X£[j,avY)-(xat. fAavyj-aofiat,
aksl. minjq,
mine
mine-vu mine-chii (lit. mine mine-siu, iibei praes. menu s. u.). /atpio, e-/apYj-v -/s^apTj-a)? xsj(aprj-au>.
xat'w (*xa/-Lu>), s-xar r v.
Lit. smtrdziu smirde-ti aksl. smrizdq smride-ti 'stinken3. Im Slav, neben govljq gove-ti Veneiari, vereri" (: lat. favere) auch govej'q, eine jiingere Neuschopfung. Aus dem German, hierher die vielbesprochne Classe got. haban liaben' (3. schwache Conjugation)1). Die Zugehorigkeit zur balt.-slav. io- : e-Classe erweist sich z. B. durch ahd. dolem: lit. tyliti, ahd. lebem : aksl. -Upeti (gr. dAtcpfpvat), got. muna mundis : lit. mirie-ti aksl. mine-ti (gr. ij.av^-vai), got. vita vitdis: lit. pa-vydeti aksl. vide-ti. {o-Flexion erscheint in den Formen wie as. 1. sg. hebbiu libbiu pi. hebbiad libbiad ags. hcebbe libbe; libbiu = aksl. -Upljq. Daneben -e- in den Formen wie ahd. habe-m habe-s u. s. w. und -e—|—io- in got. 2. sg. habdi-s 3. sg. 2. pi. -di-p (I § 142 S. 127). Ausserdem erscheinen im Germ, auch Fonnen, die man bei unbefangner Betrachtung fur nichts andres halten kann als fiir Formen unsrer II CL, got. 1. sg. haba 1. pi. habam 3. pi. haband, ahd. habu ags. hafu2). Wenn nun auch diese westgerm. Formen leicht jiingere Neubildungen im Anschluss an andre Formen des Verbalsystems gewesen sein konnten, so lassen sich dagegen die gotischen als solche nicht be1) S. Sievers Paul-Braune's Beitr. VIII 90 ft., Mahlow Die langen Vocale A E O S. 12 f. 19 ff. 148 f., Kogel Paul-Braune's Beitr. IX 504 ff., Bremer ebend. XI 46 ff., Kluge Paul's Gmndr. I 379 f., Streitberg Die germ. Comparative auf -os-, Leetionsverz. von Freiburg i. d. Schw. 1890, S. 15f. 18ff. 32, Sievers Paul-Braune-Sievers'Beitr. XVI 257 ff., Bartholomae Stud. zur idg. Sprachgesch. II 143 ff., Hirt Idg. Forseh. I 204. 2) 2. 3. sg. ahd. helis hebit konnen ebenso gut auf die o-Flexion als auf die jo-Flexion bezogen werden. Sieher zu letzterer gehbrten hebita gi-hebit.
§708.]
DiePrasenastamme. Cl. XXVI: ai. Ur-ya-ti drt-ya-U.
1065
greifen1). Da im Balt.-Slav. und im Griech. auch Prasensformen unsrer II. Cl. mit e-Formen combiniert erscheinen, z. B. lit. menu mineti im Gegensatz zu aksl. minjq mineti, aksl. part. vidomu neben vidimu zu videti, gr. iMXtn S&SAYJSOJ (§ 727) — vgl. auch umbr. neifhabas cne adhibeant3 neben habe liabet' h a b e t u Tiabeto3 —, so ist es wol moglich und niir das wahrscheinlichste, dass auch im German, einige von unsern Verben von alter Zeit her diese Prasensbildung statt oder neben der ?"o-Bildung hatten, und dass dieser o-Typus im Gotischen bei alien Verba eingefiihrt wurde. Die Doppelheit got. haba (ahd. liabii) und as. hebbiu vergliche sich dann dem Nebeneinander von aksl. vidomu und vidimu, lit. 3. sg. smirda und smlrdi u. dgl. Eine andre Moglichkeit waTe, dass man mit Streitberg hab-and auf *-endi zuriickfiihrt2) und annimmt, zu dem so entstandnen liaband habe man haba habam gebildet nach baira bairam. Hirt's Vermutung, dass die 1. sg. haba lautgesetzlich aus *-e-m, mit secundarer Personalendung, hervorgegangen sei, hat nichts fiir sich. Dass auch die Flexion mit -e--\--io- schon im Urgerm. bestand, scheint aus ahd. rerem cbloke, briille3 hervorzugehen, da dieses, zu lit. re-ju gehorig, auf urgerm. *rai-re-io weist (§ 741). Vgl. auch § 548 S. 939 iiber das zu ai. le-lay-a-ti gehorige got. rei-ra cbebe, zittre3 2. sg. rei-rdi-s. Hierher fallt auch ahd. stem stam csteheJ, dessen Schwanken zwischen e und a in alien Personen aus einer urspriinglichen Abwandlung zu erklaren ist, bei der einem Theil der Formen nur «, den andern nur e zukam. a war aus urgerm. e, dagegen e, wie ags. afries. a zeigt, aus urgerm. ai entstanden. Das Verbum gehort aufs engste mit aksl. stojq stoja-ti (aus *stoje-ti) zusammen, in dessen Prasensstamm stoji- (2. sg. stoji-si etc.) = idg. *sta- n- das i ebenso regelmassig war wie in 1) Ahd. habu ags. hafu konnte fur (as.) hebbiu eingetreten sein wie ahd. ligu fur ligg{i)u nach ligis etc. Dagegen darf man sicher nicht got. haba mit liga fur *ligja nach ligis etc. auf eine Linie stellen. 2) Wegen vind-s aus *ue-nto-$ nimmt Streitberg an, dass der Ubergang von e zu a sich nur in nicht-haupttoniger Silbe voUzogen habe (S. 18).
1066
Die Prasensstamme. Cl.XXVI
ai. hdr-ya-ti drs-yd-U.
[§708.
ladi-ji lit. mo-ji-s u. dgl. (S. 116 Fussn. 1); vgl. auch ai. pass. sthl-ya-te fiir *stha-ya-te (§ 707 S. 1063, § 709). Das *stoje- des Infinitivstamms kann nicht urspriinglich sein, da unser Suffix -e- von Haus aus nicht an den Prasensstamm, sondern an die Wurzel (in Tiefstufenform) antrat. *stoje- entstand also wol durch Combination von *st-e- mit sto-j'l- (ahnlich la-jq la-Ja-ti 'bellen1 gegeniiber dem urspriinglichen lit. io-j'u io-ti und gr. ya^rfsm eyaiprjoa gegeniiber j^aipio aus *j(ap-iu) ^X"P7iv XaP7l00"tiai xsJC*" pijfxai). Die beiden Stamme *sta-io- und *st-e- liegen in dem westgermanischen Prasens verbunden vor, dessen Flexion vor der Ausgleichung vermutlich stam stes stet stames stet stant war (s. Bremer a. O. 43) d. i. *st-e-mi *sta-%i-zi u. s. w. stam stames stant stellen sich den Formen habem habemes habent und stes stet den Formen hevis hevit (1. sg. lieffii) an die Seite. In jeder Beziehung ging mit stam stem das Verbum gam gem cgehe3 Hand in Hand, iiber dessen Ursprung sehr verschiedne Ansichten aufgestellt worden sind. 1st unsre Auffassung von stam stem richtig, so empfiehlt es sich, an ai. ja-ha-ti Verliisst, gibt aufJ pi. ja-hi-mas aor. d-ha-t, ji-hi-te c geht, weicht3 anzukniipfen, so dass wir *ghe-io- *ghd-ii- und *gh-e- vorauszusetzen hatten. Der letztere Stamm kehrt in gr. xi-x-Tj-jii XI-)£-7J-[ASV wieder, wenn dieses Verbum zur selben Wurzel gehort (§ 594 S. 967). 1m Lateinischen zeigt das ganze Prasens -e-, nur die 1. sg. iiberdiess noch das -eo-Suffix: video aus -e-io, 2. sg. vide-s u. s. w.: lit. pa-vydziu -vyde-ti got. vita vitdi-p. Vgl. ferner rubed: aksl. ruzdq riide-ti, valeo: lit. galu galeti u. a., § 590 S. 964. Dass auch das Italische im Prasens dieser Gruppe von Verba einmal Formen mit -io- (ohne -e-) hatte, ergibt sich aus osk. stait cstat3 s t a h i n t cstant' umbr. stahitu cstato\ Diese setzen ein *sta-e- voraus1), das man als alteres *stai-e- mit aksl. stoja-ti zu vergleichen und somit als eine Combination von *st9-io- und *st-e- zu betrachten hat. Ferner darf aus dem 1) Den Nachweis, dass man osk. f als urspriingliches e, nicht als % anzusehen hat, verdanke ioh meinem Zuhorer G. Bronisch.
§708.]
Die Prasensstamme. Cl.XXVI: ai. har-ya-ti dr$-yd-U. 1067
c von licet neben linquo vielleicht auf einstiges *licio aus *licu-io (ai. ricya-te gr. Xt'aau)|iev) geschlossen werden (S. 961 Fussn. 1). Auf das o-Pr'asens umbi. - h a b a s 'habeas3 neben habe 'habet3 ist oben S. 1065 hingewiesen worden. Vergleicht man nun die griechisch-baltischslavische .Flexion mit der germanischen und der italischen, so liegt die Vermutung nahe, dass die Vertheilung des -io- und des -e- in den beiden ersten Sprachzweigen den urspriinglicheren Zustand darstelle, und dass die Einmischung dei e-Formen ins Prasens in den beiden letzten Sprachzweigen mit dem Zusammenfliessen des Impeifectprasens und des Aoristpiasens und dem Untergang der Augmentpraterita als selbsfandiger Tempora in diesen Spiachen zusammenhing. Lat. vide-s vide-tis kann man als Injunctivfoimen unmittelbai mit lit. mine mlne'-te gr. (i)jxavrj-? (e)[Aav7j-Ts vergleichen, den Imper. vide unmittelbar mit mine-k, das zu mine in derselben Weise gehorte wie du-k zu ai. d-da-t, und ahd. liabem habes u. s. w. waren gleichwie lat. videt vident von jenen lit. und gr. Praterita nur durch die primare Personalendung unterschieden. Vgl. auch lat. tagit neben tangit u. dgl. (§ 583 S. 957), ferner dat als Prat. (Verg. Aen. I 79, IX 266, XI 172) wie -bat (§ 505 S. 905 mit Fussn. 2). Dabei wirkte wol die Analogie der e-Verba mit nichtsilbebildender Wurzel mit, bei denen das e-Suffix durch das ganze Verbalsystem durchgefiihrt war, wie lat. -pled aus *pl-e-io -pies (ai. pra-si d-pra-t gr. UAYJ-TO), got. vaia aus *u-e-ib (aksl. ve-j'q, ai. va-ti
gr. ar r at). Hatten hier schon von alterer Zeit her das Prasens und das Prateritum den e-Vocal, so lag es beim Aufgeben der Praterita als besondrer Kategorien neben dem Prasens urn so naher, bei den e-Verba mit silbischer Wurzel das -e- dem Prasens zuzufiihren und z. B. zu lat. viderem (vgl. aksl. videchu lit. pa-vydesiu gr. dor. ISTJOW, § 813) und zu vide-bam -bo ein Prasens video vides u. s. w. zu stellen nach der Analogie von -pled neben -plerem pie-barn -bo, beziehungsweise bereits vorhandene Injunctivformen wie vides videtis nach dem Muster von -pies -pletis in den indie, praes. einzufiihren und dann durch video videt u. s. w. zu vervollstandigen. Wahrend im
1068
Die Prasens^tamme. Cl.XXVI: ai. Mr^ya-ti irl-ya-U.
[§708.
Lat. cler Ausgleich schon mit Beginn der historischen Periode ein vollstandiger war, video vides u. s. w. wie -pled -pies u. s. w., blieb er im Geiman. immer nur ein theilweiser. Da hier die einsilbigen e-Stamme schon friihe bis auf zwei erstarrte Reste der ?"o-Flexion verfielen (§ 592), so zeigt sich die Einwirkung deutlich nur bei den Formen mit -e- + -io-, got. vitdis vitdip. Die Riicksicht auf die Silbenzahl aber war es, die im Got. vita vitam vitand an Stelle von *vitaia *vitaiam *vitaiand den Formen vitdis vitdip vitdip sich zugesellen liess. Es war also z. B. as. libbiu libda ein Verbum wie got. vaurkja vailrhta (§722). Dass sich ahd. lebet got. libdip u. s. w. daneben flnden, riihrt nur daher, dass es einen nichtprasentischen Stamm *lip-e- daneben gegeben hatte, wahrend bei vaurkjan u. a. ein solcher e-Stamm nicht bestand. Dass sich gerade {o-Prasentia mit -e-Formen zu Verbalsystemen verbunden hatten, kann nicht auffallen, wenn man bedenkt. dass die beiden Suffixe von uridg. Zeit heT vorzugsweise Formen intransitiver Bedeutung bildeten, vgl. einerseits die Entwicklung des ar. ?/a-Passivs § 710, anderseits die des griech. pass. 7,-Aorists § 589 S. 962. Es eriibrigt noch, zu bemerken, dass, wenn ich -io- im Prasens und -e- ausserhalb des Prasens gegeniiberstelle, ich keineswegs sagen will, dass alle ausserprasentischen Formen von alter Zeit her -e- gehabt hatten. Wie im Griech. z. B. y.sy.aufi.ai y.aoxo'-c neben y.ai'w : i/ar^v xarjaofxci, fiavoufxai neben [xcivojxai: Ejiav/jv [j-sjiav/jfjiai erscheinen, so im Lat.
risu-s neben video, habui habitu-s neben habeo, im German, praet. as. habda ahd. liapta aisl. hqfda part, hafdr neben as. hebbiu : ahd. habem u. s. w. Die Frage, wie sich das e a u s s e r halb des P r a s e n s ausbreitete (z. B. xayjoofiai neben xauoco, jj-cii-avrjU)? neben (j-s^va, ahd. habeta neben liapta), hat uns hier nicht zu beschaftigen. Anna. Wir haben § 583 S. 957 neben dem e-Aorist auch einen (7-Aorist angenommen und daa -a- von lat. occupare in derselben Weise erklart wie oben das -e- yon videre. Besonders nahe liegt der Vergleich von videre mit ariire. Denn aro arcis, ararem : akel. orja orachu — video vides, viderem : aksl. vizdq videchii.
§709.]
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-U drs-yd-te.
1069
709. A i i s c h . T y p u s A. Ai. hdr-ya-ti, raj-ya-ti pdcya-te, splia-ya-te, d-daya-mana-s, av. jaidye-iti apers. jadlyamiy, av. yezimna-, av. d-stdya apers. niy-astaya, ai. pdl-ya-ti av. spas-ye-iti, s. § 706 S. 1059 f. Av. urvaes-ye-iti cbewegt sich, geht fort3 (urv- aus vr- I § 157 S. 142), daneben unisye-iti B. Ai. ndh-ya-ti cbindet3 W. nedh- (part, naddhd-s). Ai. nds-ya-ti av. nas-ye-iti cgeht zu Grunde, schwindet3 W. nek-. Ai. pdd-ya-fe cgeht, fallt3, av. pad-ye-iti cgeht, gerat wohin3 W. ped-. Ai. mdd-ya-ti cfreut sich, schwelgt3 neben 2. sg. mdt-si Cl. I. Typus B. Ai. mr-iyd-fe av. mere-ye-iti (ob die apers. 3. sg. praet. als amariyata = idg. *e-mr-ie-to oder als amriyata = idg. *e-mr-iie-to zu lesen sei, ist unklar, s. I § 289 S. 233), ai. dir-yd-te, han-yd-te, -gam-yd-te, -bhu-ya-te, dhu-yd-te, ciya-te, hsi-yd-te Jesi-ya-te, pi-ya-ti, av. verez-ye-iti, ai. grdh-ya-ti, ric-yd-te ric-ya-te, ihid-yd-te, kup-ya-ti, sus-ya-ti, siv-ya-ti, sthw-ya-ti, dhd-ya-ti, d-ya-ti "^bindet3, sthi-ya-te, d-yd-ti 'theilt' dd-ya-te, s. § 707 S. 1060 ff. Andre Formen nicht passivischer Bedeutung. Ai. jir-ya-ti jur-ya-ti cgerat in Verfall1 neben jdr-a-ti Cl. IIA und jur-d-ti Cl. IIB. dhm-ya-ti Vahmt, bandigt3 aus *'dm-ie-ti. tam-ya-ti Svird betaubt, ohnmachtig3 aus ^tr^-ie-ti. mi-ya-te 'mindert sichD. pii-ya-ti "stinkt3. rj-ya-ti cdringt vor3. hrs-ya-ti cist erregt, freut sich3. Av. pesyeinti "sie kampfen3 urar. *prt-ia-nti (I § 260 S. 214 f.). Ai. drAh-ya-ti csucht zu schaden3, av. part. drujint- cliigend3 apers. adurujiya (lies adrujya) clog3. Ai. pra-dCsya-ti czeigt an, weist an3, av. dis-ye-iti czeigt, unterweist3. Ai. l-yd-ti Nvetzt, av. s-ye-iti cschneidet3, W. ko-. Passiva." Ai. kr-iyd-te av. kere-ye-te cwird geraacht3. Ai. str-iyd-te stir-ya-te csternitur3, av. strya-mna- d. i. striya-mna-. Ai. sir-ya-te Svird zerbrochen3, apers. asariyata Svurde getodtet3, gGf. *kf-ie-. Ai. bhr-iya-te av. bairyete cfertur3, die av. Form aus *bhf-ie-. Ai. yam-yd-te Vird gehalten, gelenkt3. Ai. sruyd-te cwird gehort3, av. sru-ye-te cwird erhort3: vgl. aksl. poslu-jq A. Ai. ni-yd-te Svird gefiihrt3. Ai. drs-yd-te Vird gesehen3. Ai. sas-yd-te Svird gelobt3, apers. 1. pi. pah-ya-mahy
1070 Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-ya-te. c
[§709—710.
wir werden genannt5, W. kens-. Ai. yuj-yd-te 'wild angeschirrt3. uc-yd-te Svird gesprochen3, W. ueq-- hMd-yd-te Vird gespalten* (bhid-ya-te cspaltet sich, geht entzwei1). idh-yd-te 'wild angeziindet3, W. aidh-. aj-yd-te Vird gesalbt3 von an/-. Av. da-ye-te cwird gesetzt3 Gf. "dhe-ie-tai, W. dhe-\ ai. dhiyd-te wie sthi-ya-te (§ 707 S. 1063) mit Einfiihiung des Determinativs -i-. 710. Im Allgemeinen gait im Ai. die Regel, dass die Passivformen das Suffix -to- betonten, die Nichtpassivformen die Wurzelsilbe. Doch war diese Accentverschiedenheit urspriinglich nicht an diesen Bedeutungsunterschied gekniipft, sondern daian, ob die Wurzelsilbe Tief- odei Hochstufenform hatte, wie denn auch noch Nichtpassivformen mit Betonung des -io- vorkommen, wie s-yd-ti mr-iyd-te. Die Accentzuiiickziehung in dha-ya-ti (fur *dhd-ie-tt) dd-ya-fe (fiir *da-ie-tai, § 707 S. 1063) grdh-ya-ti ric-ya-te u. s. w., die durch av. pesyeinli (§ 709) als urarisch scheint erwiesen zu werden (I § 260 S. 214 f.), vergleicht sich mit der von dds-a-ti gir-a-ti hi-nva-ti gd-cha-ti u. dgl. (§516 S. 916). Dass sich das Medium gerade dieser Prasensclasse im Ar. zur Passivkategorie entwickelte, war darin begriindet, dass diese Classe zum grossten Theil aus Intransitiva bestand; vgl. die gleichfalls auf Grund von Intransitiva entstandne Kategorie der gr. Passivaoriste auf -TJV § 589 S. 962. Doch ist deT Name Passiv nicht auf alle Formen der Kategorie anzuwenden, z. B. nicht auf mr-iyd-te cstirbt', wie er auch nicht auf alle gr. Aoriste auf -YJV passt, z. B. nicht auf Ippur] 'floss'. Die Betonung des -ya- wurde ein so festes Charakteristikum der Passivfunction, dass man z. B. den intr. pdc-ya-te ric-ya-te die pass, pac-yd-te ric-yd-te gegeniiberstellte und smar-yd-te trotz der starken Wurzelgestalt sprach (vgl. hdrya-ti). Im Ai. wie in den beiden iran. Sprachen finden sich die Passivformen nicht nur mit medialen, sondern auch mit activen Personalendungen, z. B. ai. ep. drs-ya-ti cwird erblickt" (Holtzmann GTamm. aus dem MBh. 25 f.), av. zwar-ye-iti Vird
§ 710—713.] Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti dr!-yd-te. 1071 gegessen3. Wie die Formen zu beurtheilen sind, bleibt so lange zweifelhaft, als wir ihre Betonung nicht kennen. Anm. Dass das Nebeneinander des intr. Activs ddhyati 'verbrernt' und des Pasa. dahydte 'wird verbrannt1, die dem Sinne naeh auf dasselbe hinauskamen, die Passiva wie drtyati ins Leben gerufen habe, durfte man nvir dann behaupten, wenn sicher ware, dass drsyati gesprochen wurde. 711. A r m e n i s c h . Hierher die Verba auf -im, die von Haus aus medial en oder passiven Charakter hatten: xausim loquor 3 , erevim cerscheine3. Dieses i-Suffix wurde in ahnlicher Weise produetiv wie -yd- im Ai. als Passivsuffix. Im Princip konnte aus jedem Activum auf -em durch Verwandlung von e in i ein Medium oder Passivum gebildet werden, wobei i auch auf solche Prasentia iibertragen wurde, die selbst schon Prasenscharakteristika hatten, z. B. arni-m Sverde gemacht, werde 3 zu ar-ne-m cmache3. -anim neben -anem wie gr. -aivto neben -ava>, z. B. mer-ani-m csterbeJ (aor. mer-ay) wie gr. (xapou'vto creibe auf, vernichte3. 712. G r i e c h i s c h . T y p u s A. oTstvo), spoto, Xeujaw, peC«> farbe , Osaaea&at, TTS30«), aCofAai, uA.7jaaco, xpeuCw s. § 706 S. 1059f., ostpu), TEia) s. § 707 S. 1061. Att. cpdsi'po> arkad. tpS^pm lesb. o&eppu) Verderbe3 trans., urgr. *fp9sp-ito (zu ai. ksar-a-ti cfliesst, zerinnt 3 ); daneben dor. cpdaipw B. Ion.
713. T y p u s B. ^oupa>, aTrai'pw, oxaAAtu, [xai'vojxai, |3ai'v(u, i>ut'(i), Tito, cp&iu), *paC«) fthue3 . cppaCw, XI'OOOJJXSV, a^i'Cu), TrecpuCorec, oo),TCTOCO,OSW, oat'tu l theile 3 , s. §706 f. S. 1059 if. cpOat'pu), aiptu. Brugmann, Grundriss. II, 2.
68
1072
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-ya-U.
[§"13.
s. § 712. (3aXXu) cwerfe5 aus *paX-iu> *gl-io, W. gel-, xat'vw t6dte wahrscheinlich aus *xafi-uo, zu xajxo'vTs? cdie Todten3 (s'xavov mit v vom Prasens aus): ai. lam-ya-ti V i r d still, erlischt5 aus *km-ie-ti (anders iiber xaivw Kretschmer Kuhn's Zeitschr. X X X I 428. 432, Fick I 4 43). imJpw cmache scheu3, vgl. lat. con-ster-na-re, aopw c schleppe, schleife3 vgl. aaipw cfege3 (mit ri), axoXXw c zerreisse, zerzause3 vgl. lit. skelu ('skel-iu) ^palte^; dei u-Vocal dieser Formen bedarf noch der Aufklarung. Suo cfliehe, fliichte, fiirchte3 wol aus 'SI-ICD: ai. dk-ya-ti cfliegt'; nach A lett. dei-ju ctanze5 (inf. di-t); infolge von Association der Formen OI'STS oierai u. dgl. mit ISTS istat entstanden die Neubildungen sv-8i'eoav Sisjxai u. dgl. cppaaato cschliesse ein aus cppooc-uo: lat. fare-id mit ar = r, zu frequ-ens. jxaaaw cdriicke, knete 3 Gf. *mgq-io W. menq-, vgl. die zu Cl. X X X I I gehorigen aksl. mqcq (2. sg. mqci-si) cerweicheD (inf. meci-ti) lit. m'mkaii ckneteD (inf. rriinky-ti). oxaCw 'hinke 3 Gf. *sqidg-w) zu ai. khdnj-a-ti c hinkt J . viCeo cwasche3 Gf. *nig-io: ai. pass. nij-ya-te. an'Cco "steche3 aus *oriy-ia): ahd. sticch{i)u 'sticke3 (§ 722). Xiaao[j.ai 'bitte 3 aus *Xix-io-|xai, vgl. XiT-£-a9ai Cl. I I B . xviCw c steche, kratze, reize' aus 'HVLB-ICD, zu aisl. hnlt cstosse an etwas, verletze stossend3 Cl. II A. 6puaau> cgrabe3 aus *6pox-ia>: lit. rauk-iu crunzle3 A. a7ro-[AUTTto cschnauze3 aus *fxux-ia>: ai. pass, muc-ya-te Vird losgelassen3; lit. mauk-iii c streife glatt3 A.
c
3
Dass oC
§713—715.] Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-yd-te. 1073
in heriiad Velit1 u. a. Lat. in-ciens aus *-cu-ie- (wie socius aus *socu-ios, I a. O.) neben qu-ed = ai. Iv-dyami (§ 790). Ebenso farcio aus *farcu-{d neben frequ-ens. Fiir das Schwanken zwischen -i- und -i-, z. B. cap-is fare-is, ist ein Gesetz nicht gefunden. Oft genug zeigt dasselbe Veibum bald -i- bald -1-, wie mori-mur und mori-mur, so dass wir im Lat. nebeneinander haben, was im Bait.-Slav, auf die beiden Sprachzweige vertheilt ist (lit. sm\rdi-me aksl. •smridi-mu). Im Umbr.-Osk. ist, wol zufallig, nur -I- zu belegen: umbr. her is hereitu heritu neben heriest Volet5 zu ai. hdrya-ti, an-ohivimu "lnduimino3 [ihi = i) zu lit. aviu ctrage Fussbekleidung3 (1. pi. avi-me). Da die Prasensclasse lat. farcio in der Flexion mit den Denominativa auf -i-io- Hand in Hand ging (§ 777), so ist nicht zu verwundern, dass nach der Analogie dieser Denominativa auch ausserprasentische Formen mit -1- gebildet wurden, 68*
1074 Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-yd-te. [§715—717. wie farci-tus neben fartu-s znfarcio, vgl. § 713 iiber gr. s|-i8laa und
§717—719.] Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. Mr-ya-ti drt-yd-te. 1075 osk. f i i e t c fiunt' mit - e n t fiir -ont (S. 1057 Fussn. 1). suf-fib {~>, -fl-vi -fi-tu-s) Gf. *-dhu-iio: vgl. ai. dhu-ya-te etc., s. § 707 S. 1061. in-ciens aus *-cu-ie-, vgl. gr. ly-xuw cbin schwanger und lat. qu-ed (§715 S. 1073); wahrscheinlich -dens : -v.6m = fid (uiital. *fu-iio) : cpuw lesb. csouo. cliens, von W. £/e«c -clinaieD (Leo Meyer Bezzenberger's Beitr.V 182 f.), wahrscheinlich aus *cli-ie-: vgl. ai. pass, srl-ya-te. grad-ior [i, gressu-s; ag-gredior mit i I): ai. grdh-ya-ti, s. § 707 S. 1062. lac-id (i, -lectu-s) aus *lk-, zu ahd. locchon locken' (Osthoff Morph. Unt. V p. Ill), fare-id (I, fartu-s farci-tu-s). cup-id (i, cuperet cupiret, cupi-vi cup'i-tu-s): ai. kup-ya-ti etc., s. § 707 S. 1062. fug-id (i, fagl fugi-turu-s): gr. irstpoCoTss, s. § 707 S. 1062. in-quid in-quiunt [i) aus *sq-iid, vgl. in-qu-a-m (Cl. X § 583 S. 956) gr. SVI-OTC-S ^agte 3 , W. seq-. sud (su-tu-s) und spud (spu-tu-s) wahrscheinlich aus *su-{i)d 'apu-(i)d wie ned aus *ne-(i)d: gr. xaaauu) TTTUUI etc., s. § 707 S. 1062. 718. Ofters zweifelhaft, ob A oder B. ven-id {I, vent in-ventu-s), zu ai. -gam-yd-te etc., s. § 707 S. 1061. cap-id [i, cepl cap-tu-s): got. haf-ja ahd. heff[i)u c hebe auf3. sap-id (i, sap-ui sapi-vi): ahd. int-seff{i)u cmerke3. ap-id coepid [i, aptu-s); vgl. § 600 S. 975 iiber ai. ap-n6-mi. sal-id («, sal-ui salii): gr. aMo[xou 'springe 3 aus *dX-io-. fod-io [i, fossu-s, fodi-ri). 719. K e l t i s c h . Die Beurtheilung der Flexionsverhaltnisse ist dadurch erschwert, dass die ir. sogen. III. Conjugation auch die Denominativa auf -id -e-id und -i-id sowie die cCausativa:> auf -eid in sich aufgenommen hat. Uber die «o-Flexion im allgemeinen s. § 702 S. 1055 f. tjber das Ineinanderschwanken der ir. I. und III. Conjug. s. § 520 S. 918. T y p u s A. Air. -leciu 'lasse1 aus *leiku-id (I § 436 Anm. S. 327): ai. ric-ya-te etc. B, s. § 707 S. 1062. midiur Sirtheile', zu gr. [xsooficu cbin auf etwas bedacht". -ciu 'sehe 3 aus *ces-id. -tau -to c bin' aus *sta-id: av. d-sta-ya etc., s. § 706 S. 1060. Zur Flexion dieses Prasens vgl. § 584 Anm. S. 958.
1076 Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. Mr-ya-ti drs-yd-te. [§ 719—721. Typus B. Air. do muiniur 'meine, glaube3 aus *man-ioidg. *mn-io-\ gr. [xatvo[xai etc., s. § 707• S. 1061. -gainedar Nvird geboren3 von W. gen-: vgl. gr. ystvofiai nach A. biu cbin' aus *bhu-iio: lat. fid etc., s. § 707 S. 1061; die Stammform *bhu-iwol in mcymr. imper. 3. sg. bit 3. pi. bint (daneben ncymr. byddaus *bij-), wahrend die ir. 3. sg. biid blih bid 3. pi. biit bit wie auch die 1. pi. -biam 3. pi. -biat -tie- iio- hatten. -gniu 'mache' aus *§n-iio W. gen- 'gignere3, geht wie biu. Zu A oder B: mir. airim cpfliige5: got. ar-ja lit. ar-iu. 720. Germanisch. TJber die Gestaltung des io-Suffixes s. § 702 S. 1056. Da die Prasensflexion unsrer Classe in mehreren Personen mit der der Denominativa auf -e-io und -i-io und der der cCausativa3 auf -eid zusammenflel, so trat eine weitgehende Vermischung der Flexion ein, die sich auch auf die ausserprasentischen Formen erstreckte und deren Verlauf im einzelnen schwer zu controlieren ist. Urgermanische Wurzelbetonung ist auf Grund des Verner'schen Gesetzes (I § 529 S. 386 ff.) fur einige Verba gesichert: got. haf-Ja ahd. heff(i)u got. skap-ja frap-ja hlah-ja ahd. intseff{i)u. S. § 705 S. 1059. Da das mit skap-ja (praet. skop) zu verbindende gr. <X-OX7JOYJ<; cschadlos5 auf W. skclth- deutet, so scheint in skapja eine Accentverschiebung stattgefunden zu haben, wie in ai. rj-ya-ti u. s. w. (§ 710 S. 1070). Dass von alter Zeit her im Germ, auch die alte Suffixbetonung des Typus B (vgl. mr-iyd-te tud-yd-te) bestanden habe, scheint aus as. thiggian ags. dicjean cempfangen, annehmen" von W. teqflit. tek-ti reichen3) und ags. fricgean ^rfahren3 von W. prek(lat. precciri) zu folgen. tiber Prilsensformen mit -io- als Nebenformen von e-Pra.sentia, wie as. hebbiu neben ahd. habe-m (got. haba habdi-s), s. § 708 S. 1063 ff. 721. Typus A. Ahd. tvirk{i)u Svirke' (praet. worhta worahta):gi. e'pow, s. § 706 S. 1059f.; daneben ahd. wurk{i)u got. vaurkja B. Ahd. Ugg(i)u cliege* (praet. lag), aisl. ligg (inf. liggja) von W. legh-; got. liga fiir *Kgja nach ligis etc., wie auch im spatern Ahd. ligu fiir ligg(i)u nach ligis etc. entstand (§ 702
§721—722.] Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. Ur-ya-ti drl-ya-U. 1077 S. 1056). Ahd. sizzu csitze3 (praet. sa%), aisl. sit (inf. sitja): hierzu wahrscheinlich iue£
1078
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: &\. Mr-ya-ti drs-yd-te. c
[§722—725.
schadW, § 720 S. 1076. Ahd. ita-ruch{i)u crumino3; lit. riig-iu criilpse\ Ahd. scutt[i)u cschiittle, erschiittre3 (praet. scutta): vgl. lat. quat-io -cutio. Got. siu-ja 'nahe3: gr. xaaaow etc., aisl. spy cspeie3 (praet. spj'o und spuda): gr. ircuw etc., s. § 707 S. 1062. Got. da-ddja c sauge3: ai. dha-ya-ti etc., s. § 707 S. 1063. 723. Ofters zweifelhaft, ob A oder B. Got. haf-ja ahd. lieff[i)u chebe auf3 (praet. hof, huob): lat. cap-id. Ahd. int-seff{i)u c merke3 (praet. -suab): lat. sap-io. Got. ar-j'a ahd. er-iu cpfliige3 (praet. ahd. iar ier): mir. airim lit. ar-iu aksl. or-jq "pfliige3. Ahd. swer-iu cschwore3 (praet. swuor). Bei einer ganzen Anzahl von den oben genannten Verba mit schwachem Prateritum kann man zweifeln, ob der urspriingliche Prasensausgang nicht vielmehr -eVo (Cl. XXXII) gewesen war. So konnte z. B. got. hulja auf *kll-eio zuriickgefiihrt werden mit derselben schwachstufigen Wurzelsilbe, wie sie in ai. turdya-ti u. sonst vorliegt (§ 790). 724. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Wir behandeln zunachst den Flexionstypus lit. lez-iu lez-ia-me aksl. bor-jq bor-je-mu, dann den Flexionstypus lit. smlrd-ziu smird-i-me aksl. smrizdq smrid-i-mu (s. § 702 S. 1056f.). Die beiden sind mit einer Verschiedenheit in der Bildung des Inflnitivstammes verbunden, weshalb wir jedesmal die Infinitivform beifiigen. 725. 1. Die Formen mit duTchgehendem -io- -ie-. Typus A. Lit. uz-veriu cschliesse, mache zu (-ver-ti): lat. op-(v)erio, s. § 706 S. 1059. ger-iu ^rinke' (ger-ti). kelu (*kel-iu) 'hebe3 [Jcel-ti). zelu (*zel-iu) Svachse griinend3 (zel-ti). Aksl. mel-jq 'mahle1 (mleti aus *mel-tl). stel-jq cbreite aus3 (stila-ti). sten-jq'sevSze [stena-tiy. gr. atsi'vo), s. § 706 S. 1059. Lit. vem-iu c habe Erbrechen3 (vem-ti). Lit. pidu-ju cspiile3 {piau-ti), aksl. plu-jq cschwimme, schiffe3 (plu-ti, daneben plovq plu-ti), Gf. *pleu-vo. Lett, du-ju [du-t) aksl. (ob-)u-jq [-u-ti) lege Fussbekleidung an3 (lit. aunu fur alteres *au-ju), Gf. *eu-io, vgl. lit. intrans. av-iti av-e-ti § 727. Lit. szdu-ju 'schiesse3 (szdu-ti), aksl. su-jq cwerfe, schleudre3 (sov-a-ti), Gf. *skeu-vd.
§725.]
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. Mr-ya-ti drs-yd-te.
1079
Lett. Jei-ju (li-t) lit. ll-ju (le-ti) cgiesse3 aus *lei-io, wozu moglicherweise auch aksl. li-j'q cgiessea. Lett, slei-ju (sli-t) lit. szle-jii (szle-ti) lehne an, stiitze', vgl. lit. szlei-vi-s szlei-va-a 'schiefbeinig3, W. Mei-. Lett, smei-ju clache3 (smi-t), W. smei-. Lit. le-ju szle-ju vermutlich fur lautgesetzl. *lei-ju *szlei-ju nach H-ti le-iu u. s. w., vgl. I § 68 Anm. 2 S. 61 f. •). Aksl. ii-jq kann auch mit lit. ly-jii cregne3 pa-szly-ju cstrauchle3 zu Typus B (§ 726) gezogen werden. Daneben auch noch lijq und lejq gleichwie smejq se lache' zejq chio'. Diese letzten Formen gehorten als lej-q smej-q zej-q mit sek-q ^aue 3 u. dgl. zu Cl. IIA (vgl. gT. [X7J3O(AOU. u. s. w. § 514 S.915f.), und mit ihnen sind die lett. Praterita lej-u smej-u slej-u zu verbinden2). Lit. vercziu cwende' (vers-ti). verk-iu cweine3 (verk-ti). szelp-iu chelfe, unterstiitze3 (szelp-ti). sreb-iii ^chliirfe3 srep-ti; auch sreb-iii (durch Ausgleichung mit srebiau srlpti) und srob-iu (srop-ti). Aksl. crepljq ^chopfe3 aus *kerp-jq (crepa-ti). plezq 'krieche3 aus *pelz-jq (pleza-ti). Lit. blend-ziu-s Verfinstre mich3 von der Sonne (praet. blendziaii-s). Lit. iduJc-iu Svarte, haire3 (tduk-ti): gr. Asuuato, s. § 706 S. 1060. rauk-iu "runzle* (rauk-ti) W. reuq-, vgl. gr. opuooco B § 713 S. 1072. mauk-iii cstreife glatt3 [mauk-ti) W. meuq-, vgl. ai. muc-yd-te etc., s. § 713 S. 1072. praus-iu cwasche das Gesicht' (praiis-ti), vgl. ai. vi-prusya-ti cspritzt hinaus, traufelt abJ. Lit. lez-iu [lesz-ti) aksl. lizq (liza-ti) 'lecke3, Gf. *lei§7i-id, vgl. ai. pass, lih-ya-te B. Lit. pesz-iu [pesz-ti) aksl. pisq {pisa-ti pisa-ti) cschreibe\ Gf. *peik-id, vgl. ai. pis-yd-te 'wircl geputzt, zubereitet3 B. Lit. zed-ziu cforme, bilde' (zesti), aksl. zizdq c forme, baue3 [zida-ti). 1) So wenig ioh die dort vorgetragne Hypothese fiir sicher halte, so scheint sie mir doch der neuerdings von Hirt in den I d g . Forsch. I 33 ff. aufgestellten Theorie vorzuziehen. 2) Ausserst gewagt ist die Zuriickfiihrung von zejq auf *zia-jcj, (lit. zio-fu) bei Zubaty Archiv f. slav. Phil. X I I I 623.
1080
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-yd-fe.
[§ 725—726.
Lett, dedfu c brenne 3 trans, aus *deg-iu [deg-t): ai. dah-ya-ti, pass, dah-yd-te, W. dhegh-. Aksl. cesq cstieife ab, kamme3 (cesa-ti), W. qes-. Lit. rez-iu cschneide, ritze3 [resz-ti], aksl. rezq "schneide3 (reza-ti). Lit. jeg-iu c habe Kraft, vermag3 (jek-ti), zu gr. r^. Lit. ud-ziu crieche3 [iisti), vgl. gr. OCID § 713 S. 1072. Aksl. placq Veine, klage 3 (plaka-ti): gr. Tikrpaw, s. § 706 S. 1060. Lit. krok-iu krog-iu c rochle, grunze 3 [krok-ti]: gr. -xpuiCu) etc., s. § 706 S. 1060. Lit. spe-ju c habe Musse, Eaum 3 [spe-ti), aksl. spe-jq chabe Erfolg3 {spe-ti): ai. spha-ya-te, s. § 706 S. 1060. Lit. se-j'u (se-ti) aksl. se-j'q (se-ti) csae3: got. saia, s. § 706 S. 1060. Lett. de-ju lege Eier3 (de-t), aksl. ^e-/a c lege, setze3 (de-ti): ai. 3. sg. med. a-dha-ya-ta csetzte sich (sibi)3. Lit. sto-ju-s cstelle mich3 (sto-ti-s), aksl. sta-jq cstelle mich3 (inf. sta-Ja-ti): av. a-sta-ya etc., s. § 706 S. 1060. Lit. spidu-ju [spidu-ti] aksl. plju-jq (pljwa-ti) cspeie3, vgl. gr. 7iTucu etc. B., s. § 707 S. 1062. Aksl. zu-Jq c kaue 3 Nebenform von zw-q Cl. I I B § 534 S. 929. 726. T y p u s B. Lit. dir-iii cschinde3 [dir-ti): ai. dir-yd-te, s. § 707 S. 1061. spir-iu cstosse mit dem Fusse 3 (spir-ti): gr. o-ai'pu), s. ebend. skir-iu 'tienne, scheide3 [sktr-ti) W. sqer-. fjir-iii cTuhme3 (glr-ti), zu ger-as c gut\ Lit. bar-iu cschelte3 neben bar-u [bdr-ti), aksl. bor-jq ckampfe3 [Irati aus *bor-fi), Gf. *bhr-io: aisl. ber 'schlage3 (inf. berj'a) aus urgerm. *bar-io, das wahrscheinlich ebenfalls *bhf-io hinter sich hatte, dagegen lat. fer-io nach A (§ 716 S. 1074). Lit. skilu (*skil-iu) cschlage Feuer an3 {skil-ti): gr. axaMw, s. § 707 S. 1061. Lit. kalu [*kal-iu) c schlage, schmiede3 neben kal-ii [kdl-ti], aksl. kol-jq c schlachte3 {klati aus *kol-U), Gf. *gj-io. Aksl. lin-jq 'schneide ab, emte 3 {ze-ti): ai. han-yd-te, s. § 707 S. 1061. Aksl. ry-jq Sviihle, grabe3 [ry-ti], zu ruv-a creisse aus3 Cl. I I B , ahd. riu-ti c durch Reuten urbar gemachtes Land 3 ; lit. rdu-ju cziehe aus der Erde, raufe3 (rdu-ti) A. Lit. ly-ju c regne3 (ly-ti), womit vielleicht aksl. U-Jq zusanimengehorte;
§ 726—727.] Die Praeenestamme. Cl. XXVI: ai. Ur-ya-ti drlyd-te. daneben lit. le-ju A § 725 S. 1079.
Lit. gy-ju
c
1081
werde heil,
lebe auf {gy-ti). Lit. rilg-iu criilpse3 [ruk-ti]: ahd. ita-ruch[i)u rumino3. grud-ziu 'stampfe3 (griis-ti). Aksl. siisq 'trockne3 aus *such-{q (siicha-ti): ai. sus-ya-ti, s. § 707 S. 1062. liizq luge 3 aus *lug-iq (luga-ti). pisq cstosse, reibe3 (picha-ti): ai. pis-yd-ie cwird zerstossen, zeimalmt3. Lett, schu-ju aus *siu-iu (praet. schuw-u inf. scJtu-t), aksl. sifq aus *siy-(q (si-ti) cnahe3: gi. xaaoou> etc., s. § 707 S. 1062. 727. 2. Die For men mit -io- : -I-. Fiii altere Zweisilbigkeit dei Sufnxform -io- sind die lit. av-iii srav-iu (1. pi. av-i-me srav-i-me) gegeniiber plau-ju (1. pi. pldu-ja-me) u. dgl. darum nicht beweisend, weil sie durch die Personen mit Stamm
1082
Die Prasensstamme. Cl. XXVI: ai. hdr-ya-ti drs-yd-te.
[§727.
3. pi. bi'se geschaffen wurden (vgl. aksl. bechomu zu be § 587 S. 961, und lat. fitum gr. cpTto). Als 3. pi. gait bq (neben Use), ebenfalls eine Injunctivform Cl. I I B (§ 523 S. 921). Anm. Die von Wiedemann Das litau. Prat. 136 ff. vorgetragne Auffasmng dieser Foimen ist unhaltbar. Aksl. bi-mu kann von lit. -bi-me nicht getrennt werden, und in dieser lit. Form einen Opt. mit urspr. -I- zu sehen streitet ebenso mit den Lautgesetzen wie die Annahme, lit. dusim(e) 'dabimus5 sei der Opt. des s-Aoristes (vgl. § 761).
Bei den iibrigen hierher gehorigen balt.-slav. Verba haben wir regelmassig einen Infinitivstamm auf -e, wie lit. smirde-ti aksl. smride-ti TAX sniirdziu smrizdq (vgl. aksl. be bechu beachu neben bi-mu, wie smride smridechu smrideachu neben smridi-mu). Dieses Nebeneinandei hat, wie wir § 708 S. 1063 ff. sahen, sein Gegenstiick im Griech., z. B. fj.aivojj.ai : sfj,avr(v jxsfxav •/]«<; fj.sjiav7jfj.ai jxavrjoofxai = aksl. minjq : mine niinevu minechu (lit. mine minesiu). Im Ital. und im Germ, entsprechen nur zum Theil «o-Prasentia, wie lat. noli ahd. wilhc got. viljan : aksl. veljq; as. pi. libbiad part, libbiandi : aksl. -Upljq. Gewohnlich erscheinen hier e-Priisentia, wie lat. valeo: lit. galu, ahd. lebem : aksl. -Upljq. Lit. tylii (d. i. *tyl-iu) tyle-ti cstill seinD (mit secundarer Dehnung des i): ahd. dole-m c dulde, leide', W. tel- ctragen, ertragen3. Aksl. minjq mine-ti 'denken": ai. mdn-ya-te, gr. fj.aivofj.ai, air. do muiniur, got. muna c gedenke, will' 2. sg. mutidis, s. § 707 S. 1061. Lit. girdziu girde-ti Vernehmen, horen": gr. tppaCoj, s. § 707 S. 1061 f. Aksl. drizq driza-ti c halten, inne haben J : ai. drh-ya-ti cmaeht festJ. Aksl. -Upljq -Upe-ti 'an etwas kleben 3 : ai. pass. Up-ya-te c wird beschmiert 3 , as. libbiu ahd. lebe-m clebe3 (zur Bedeutungsentwicklung vgl. aisl. Ufa ciibrig sein, leben'). Lit. pa-vydziu -vydeti cinvidereJ aksl. vizdq vide-ti c sehen": ai. vid-yd-te 'wird gewusst, erkannt, gefunden', lat. video, got. vita csehe auf etwas, beobachte' 2. sg. vitai-s. Aksl. buzda bude-ti cwachen3 : ai. hidh-ya-te 'erwacht, erkennt 5 pass. budh-yd-le. Aksl. ruzdq rude-ti cerroten3: lat. rubeo. Aksl. kypljq fcype-ti Vallen, sieden': ai. kup-ya-ti, lat. cupio, s. § 707 S. 1062. Aksl. stojq stoja-ti "stehen3: ai. pass, sthl-ya-te fiir *stha-ya-te, ahd. 2. sg. stes aus *sta-ii-zi; s. § 707 S. 1060, § 708 S. 1065 f.
§727—729.] Die Prasensstamme. Classe XXVII: ai. de-dis-yd-te.
\ 083
Aksl. govljq gove-ti Veneiari, veieii3, praes. auch govejq.
lat. faveo. Lit. galu (d. i. *gal-iu) gal'e-ti ckonnen3: lat. voted (anders Bezzenbeiger in s. Beitr. XVI 256). Aksl. veljq vele-ti cbefehlen3: lat. noli, ahd. willu 'will5 got. viljan cwollen3, s. § 505 S. 903f., § 716 S. 1071. Lit. aviu ave'-ti 'Fussbekleidung tragen3: umbr. an-ovihimu W. eu-, s. § 716 S. 1074. Es sei schliesslich noch darauf hingewiesen, dass im Balt.Slav. die niehtprasentischen e-Formen auch mit andern als ioPrasentien verbunden sind, z. B. lit. menu mirieti "gedenken3, gelbu ge'lbeti 'helfen3, gedu gedeti 'trauern3, bundil budeti cwachen3, se'dmi sed'eti csitzen3. aksl. part, praes. gorqt- neben goret- cbrennend3 zu inf. goreti, part, vidomu 'opou^svo?3 neben vidimu zu inf. videti. Gleiches im Griech., z. B. iftsAco : s&eXTjau), vejxcu : v£V£jiT([j,ai u. s. w. (Curtius Vb. I 2 384ff.), und wol auch im Germanischen, da die Formen wie got. haba habam haband zur Cl. II gehoren diirften (§ 708 S. 1064 f.). Classe XXVII: die r e d u p l i c i e r t e Wurzel mit angefiigtem -io- -iio- als Prasensstamm. 728. A. Uridg. war eine mit den Cl. VII und VIII nachstveTwandte «o-Classe mit vollerer Reduplication (iiber die Gestaltung der Reduplicationssilbe s. § 465—467. 470. 474), vgl. z. B. ai. de-dis-yd-fe neben de-dis-te, vari-vrt-yu-te neben vciri-vart-ti. Wahrscheinlich war die io-Flexion erst auf Grundlage der Flexion der Cl. VII entstanden, vgl. § 703 S. 1057 f. Ai. ve-vij-ya-te cfahrt los auf etwas, schnellt sich3 und gr. aiTw horn, abaw cstiirme, fahre auf etwas los3 aus *fo.i-fiv.-uo, Avie es scheint, von W. uaxiq- uaxig- (§ 465 S. 847). 729. Arisch. Im Ved. nur wenige Beispiele, wahrend dieser Intensivtypus spater grosse Ausdehnung gewann. carcur-yd-fe von ear- csich bewegen3. nan-nam-ya-te von nam'beugen, neigen3. ne-ni-yd-te von m- cfiihren3. cd-slcu-yd-te von sku- cbedecken3. mar-rnrj-yd-te mari-mrj-ya-te von mar/- cabwischen3. kani-krad-yd-te von krand- 'briillen3. ve-vis-ya-te
1084
Die Prasensstamme. Classe XXVH: ai. de-dil-yd-te. [§729—733.
von vis- c thatig sein3. no-nud-ya-te von nud- c wegstossen\ cakas-ya-te von has- c erscheinen'. Im Av., wie es scheint, nur ein Beispiel, ra-ris-ye-iti c schadet, verwundet", vgl. ai. ris-ya-ti c schadigt3. 730. G r i e c h i s c h . cfiTu) aus */ai-/ix-iu) s. § 728 S. 1083. (aus *-yap-uo) Nvimmle'; }tap-[i.aipu) cschimmre . Zu c woge, schillre3 fiop-jiopw c rausche, murmle' vgl. § 713 S. 1072. Trajx-cpatvio (W. bha-) zeigt Nasalsuffix wie cpaivw aus *cpa-v-»i>; daneben hom. Tcafjupavowaa. Uber uaicpaaau), irai-7raX.X.o), iroi-cpuaau) u. dgl. s. § 465 Anm. S. 847. 731. I t a l i s c h . Lat. tin-tinnio (?) neben tinnio. gin-grid (1) neben garrio (vgl. § 466 S. 848). Aus dem K e l t i s c h e n daif man hierher das vereinzelte mir. der-dreihar 'tont, schTeit5 mit dem s-praet. derdrestar (S 465 S. 847) ziehen. 732. S l a v i s c h . Aksl. glagoljq 'spreche* aus *gol-gol-jq, 2. sg. -j'e-si etc. [glagola-ti), mit derselben Reduplication wie glagolii cWortD. mru-mur-jq c nage 3 , 2. sg. -j'e-si etc. [mrtimura-ti). 733. B. Seltner findet sich in den idg. Sprachen das ioSuffix bei anders reduplicierten Prasentien, und eine umfanglichere Kategorie hat sich hier nirgends entwickelt. Alle Falle scheinen auf j lingerer Neubildung zu beruhen. So ai. pass, dad-yd-te cdaturD (neben di-yd-te) auf Grund von ddda-mi dad-mas, vgl. part, dat-td-s § 541 S. 935. Ai. pass, nind-ya-tt wird gescholten, getadelt3 hierher, wenn ninda-ti als *ni-nde-ti aufzufassen ist, s. § 550 S. 939. Av. yaes-ye-iti csiedet', das aussieht wie ein Compromiss zwischen ai. yesa-ti d. i. *iaij-a-ti (§ 562 S. 943) und yds-ya-ti. Gr. att. SsSiTTojxai hom. c osiSiaaopai d. i. O£8/t'aao[xai erschrecke D (trans, und intrans.) aus *5i-8Jnx-io-fi.at, zu Ss-oouta (vgl. Johansson Beitr. z. gr. Sprachk. 80 f.). vfaojj.ai cgehe zuriick, kehre zuriick3 aus *viva-io-fj.ai von W. ties- schliesst sich an ein *?ii-nes-mi an, das durch ai. 3. pi. med. nis-ate vertreten ist (§ 539 S. 932). XiXaio[xai cbegehre, sehne mich5 aus *Xi-Xao-io-jxai, vgl. ai. lasati aus *la-ls-a-ti § 562 S. 943. Ttxaivm cziehe an, spanne 3 Gf. *ti-tn-\o,
§733—735.] Die Prasensstamme. Classe XXVUT: ai. tr-a-ya-U.
1085
vgl. lat. Undo, falls dieses aus *te-tn-o entstanden war (§ 564 S. 944). Air. -airissiur cbleibe stehen3 aus *[pari-)sistib[r) (I § 109 e S. 103, § 516 S. 379) neben gr. I-axrr[u ai. ti-stha-ti lat. si-st-o § 539 S. 933. Aksl. dezdq lege 3 aus *de-d-ici, 2. sg. dezdesi etc. (inf. de-ti) neben lit. de[d)-mi ded-u § 546 S. 937. Eine eigentiimliche Reduplicationsweise zeigen einige griechische Verba, wie ira-cpXaC
daure:> (inf. traja-ti).
Ai. sn-a-ya-te
c
badet sich3, lat. no aus
*sn-d-io. Lat. hid aus *hia-io, lit. zio-ju csperre den Mund auf3 (inf. zio-ti), vgl. lat. hi-sco ahd. gi-no-m gei-no-m cgahne\ Vgl. § 579. Lat. aro aus *ard-{o, gr. dpaw cpfluge3 urgr. *apa-(t) cbelle3 lit. uto-j'u c rufe, jauchze 3 (auch redupliciert utuio-ju = lat. ululo); gr. oyxaoixat -ui[i.ai cschreie3 (vom Esel) lat. unco; gr. jj.uxao[xou -w[iai cmugio3 umbr. mugatu cmugito, muttito 3 .
1086
Die Prasensstamme. Claese XXVIII: ai. tr-a-yd-te. [§735—737.
*sn-e-io-: gr. vjj c spinnt 3 aus *OVYJ-J.SI (Meklei Beitr. zur Bild. des gr. Verb. S. 18), lat. neo, ahd. ndu cnahe3. *gn-e-io*§n-o-io-: ai. pass, jndyd-te cnoscitur3 (-e- oder -o-?), ahd. kndu c kenne 3 (~e-, doch vgl. S. 960 Fussn. 1), aksl. zna-jq ckenne3 -o-, inf. zna-ti). Lat. fl-eo, ahd. blau cblase3 urgerm. *M-e-iot vielleicht auch aksl. bl-e-jq c bloke J (inf. bleja-ti). Ai. v-d-ya-ti c weht3. got. v-aia ahd. w-du Vehe 3 , aksl. v-e-j'q cwehe3 (inf. veja-ti). Lat. taceo aus *tac-e-io, got. paliaip aus *pahe-ii-$i. Lat. fav-eo, aksl. gov-eja Veneror, vereor3 (§ 590 S. 964). Vgl. § 587. 708. 736. A r i s c h . Ai. tr-a-ya-te cschiitzt3 pass, tra-yd-te, av. pra-ye-iti 'schiitzt3: lat. -tro, s. § 735. Ai. h-a-ya-ti ckocht, brat3, vgl. gr. xe-xpa-Tai. Pass, mn-cl-ya-te ccommemoratur3, vgl. gr. dor. [ii-[Ava-Tai. ml-d-ya-ti Svird weich3, vgl. gr. dor. pX-d-i;. py-a-ya-te 'schwillt 3 zupdy-a-te pl-pay-a pl-py-a-nd-s. y-a-ya-te c 3 pass. itur , vgl. got. je-r und lit. J6-ju. khy-d-ya-te pass. Vird geschaut3, vgl. aor. d-khy-a-t. sy-d-ya-ti cgerinnt3, vgl. part. si-td-s. Vgl. § 580. 588. Hierzu kommen Verba auf -d-yd-ti, in denen die Wurzel ihren Wert als Silbe bewahrte. Sie erschienen dem. Sprachgefiihl der Inder als mit denen wie prtana-yd-ti mana-yd-ti (§ 617. 769) auf gleicher Linie stehend (wie denn ja auch in der That kein principieller Unterschied zwischen ihnen und diesen Denominativen war, wenn wir richtig unser Verbalsuffix -a- mit dem Femininsuffix identificieren), und bewahrten daher im Gegensatz zu trclya-te u. dgl. den alten Accent. Ai grbha-yd-ti 'ergreift3 apers. a-garbaya-m, ai. damd-yd-ti 'bandigt (vgl. lat. domare), ai. tudd-yd-ti cstosst3, prusd-yd-ti cspritzt aus3 u. a. 737. G r i e c h i s c h . *6pa-uo c thue 3 opui Bpqi, zu lit. darau 'thue , vgl. op-aiv«) § 621 S. 989 *ua-tw c bringe zur Geltung, vollstrecke3 aus "kua-io (§117 S. 348): el. imper. ETC-SV-TTYJIW, vgl. ai. Iv-a- in sq-hdyin- cschwellend3 u. a. taojiat im^ai 'heile 1 aus *is-d-io~, verhielt sich zu tatvw (§ 743) wie 8pu> zu 8patv
§737-739.] Die Prasensstamme. Classe XXVIII: ai. tr-a-yd-ti.
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*XP~7i~iw cgebe ein Orakef" /poi ^p^j, part, /pvjwv % 79. Dor. */X-Y]-io) Viinsche, begehre 3 (zu lat. vel-le) Xfi> X^j el. opt. Xr(oiTav; das goit. XT/EW (Z. B. 3. pi. conj. XTJIIDVTI) aus *kri£w war wie ^pTjsojwxi gebildet: war dies von TA XP^°? abgeleitet oder eine Bildung wie ai. caus. pya-y-dya-ti u. dgl. (vgl. § 801)? *xv-7j-uo c reibe, schabe, jucke 3 (vgl. xv-um) xvui xvfl. *CT]-UD 1ebe 3 aus *gj,-e-id (W. gej-) C"> C'fl; dazu die Formen sCrjv C^&i, jiingere Schopfungen nach Cl. X (vgl. § 496 S. 891); mit -oCjh-m gortyn. §cuu> (8u>oi SWWVTI U. a.), wie aksl. znajq neben ahd. kridu (§ 735). *^-7]-i(o c zerreibe, zermalme3 (ai. ps-a-ti § 587 S. 961)
<JMO (j>^.
738. I t a l i s c h . Im Lat. erscheint nur die 1. sg. praes. mit dem «o-Suffix, wahiend die andern Personen nach Cl. X gebildet wurden. Dieses hing vielleicht mit dem friihzeitigen Untergang der Personalendung -mi im Ital. zusammen, der auch volo neben vult, eo neben it u. dgl. sich festsetzen liess. -a-io. in-tro no hid s. § 735. 736. fl-o, 'pl.Jl-a-mus. Ferner juv-o lav-o u. dgl. S. § 583 S. 956f. -e-io. pled neb fled vied, ferner taced seated video siled faved veiled habed u. dgl. S. § 587. 590. 708. 739. G e r m a n i s c h . Bei den einsilbigen Stammen auf -e- -d- wuTde die athematische Flexion fast ganz zu Gunsten der jo-Flexion aufgegeben (§ 592 S. 965). Ahd. nau c nahe hnau 'kenne 3 got. vaia ahd. wau cwehe3 s. § 735. Ahd. drau 'drehe^, *tr-e- von W. ter-, vgl. gr. Tp-vj-[ia 'Loch 3 Tsp-e-rpo-v c Bohrer3. Kui idg. -d-id mag ahd. bluoiu bluowu as. bldiu 'bliihe 3 beruhen, vgl. lat. fl-d-s (gen. fl-d-r-is), wahrend es bei ahd. gluoiu gluowu "gliihe3 (W. ghel-) u. a. dahin gestellt bleiben muss, ob ihr Ausgang idg. -d-id oder -a-id war. Bei den zweisilbigen Stammen auf -e- und -a- finden sich im German, die themavocallose und die «o-Flexion neben einander. Bei den zweisilbigen e-Stammen erscheint die jo-Flexion im Got. in den Formen mit di, wie pahdis pahdip (zu 1. sg. paha 'schweige3) aus *-e-ii-si -e-ii-di: lat. taced. Vgl. ferner got. vitdip csieht auf etwas, beobachtet3: lat. video; sildip cschweigt3: Brngmann, Grundriss. II, 2.
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1088
Die Prasensstamme. Classe XXVIII. ai. tr-a-ya-tc. [§739—741.
lat. ailed; habdip chat3: lat. habeo. Vgl. § 592 S. 965, § 708 S. 1063 ff. tiber die Ausdehnung dieser e-Flexion auf Prasentia der Nasalclasse s. § 605 S.978f., § 623 S. 991, iiber die Schopfung von e-Verba auf Grund von Nomina § 781, 3. Die zweisilbigen a-Stamme gingen in ihrer Flexion ganz Hand in Hand mit der jiingeren Schicht der «-Denominativa (wie got. fairinon von fairina). Die io-Erweiterung erscheint klar nur im Anglofriesischen, ags. 1. sg. -ie pi. -ia& aus urgerm. -o-ia-, s. § 781, 1. Als cprimar3 diirfen z. B. gelten: got. mito cermesse3 ahd. me^om cmassige3, got. bi-ldigo cbelecke3 (vgl. lit. iaizau lecke 3 inf. laity-ti), ahd. fehom cschmiicke3 ahd. mahhom cmache3. Vgl. § 579 S. 954, § 585 S. 958 f. 740. Baltisch-Slavisch. -a-io-. Lit. zio-ju aksl. tra-jq s. § 735. Lit. j'6-j'u creite3 (jo-ti), s. § 587 S. 960. Wahrscheinlich auch lit. gro-ju {gro-ti) aksl. gra-jq (graja-ti) ckrachze3, lit. M6-ju lege breit bin3 (kto-ti) u. a. Aus dem Lit. schliesst -sich ein Theil der iteTativa1 hier an, wie lindo-ju neben lindau cstecke worin3 (llndo-ti), rymo-ju neben r^mau 'sitze aufgestiitzt3 [rymo-tt], svyro-ju c schwanke hin und her5 [svyro-ti) u. a. Ebenso aus dem Aksl. Iterativa wie sun-edajq ccomedoJ (-eda-ti), raz-vrizqfq "^ffne3 (-vriza-ti), su-birajq 'sammW {-bira-ti). Vgl. § 586. 783. -e-io-. Aksl. ble-j'q ve-j'q s. § 735. gre-jq 'warme' [greja-ti). gove-jq Veneror, vereoi3 [gove-ti): lat. faved, s. a. O. 1m Lit. "Deminutiva3 (Iterativa), wie byre-ju cstreue ein wenig3 oder cwerde e. w. gestreut' (byre-fi), kyle-ju chebe ein wenig3 (kyle-tt), iuke-Ju charre ein wenig3 (luke-ti). Vgl. § 593. 784. -o-io- vermutlich im aks]. zna-Jq, § 735, vielleicht auch noch in dem einen oder dem andern von den aksl. Verba auf -ci-jq (idg. -a- und -5- fielen im Slav, zusammen). 741. R e d u p l i c i e r t e Formen. Die in § 595 erwahnten reduplicierten Bildungen mit a-Suffix zeigen zum Theil die »o-Erweiterung. Lat. 1. sg. ululo, lit. ululo-ju crufe, jauchze3 (vgl. uU-ju gr. uXau) § 735 S. 1085). Lat. 1. sg. murmuro, vgl. ahd. murmurom murmulom. Lat. 1. sg. tintinno tintino neben tintinn-io (Cl. XXVII).
§741—743.] Die Prasensstamme. Classe XXIX: ai. n-mi-yd-ti.
1089
Eine jiingere griech. Neubildung war xiy-xpq.- xipvq: (Hesych) neben xiy-xpoi-fu, s. § 594 S. 966. Ahd. rerem ags. rarie, zu lit. r'e-ju re-ti cschreie heftig los gehorig, entstand auf Grund eines urgerm. *rai-re-io, s. § 708 S. 1065. Dass das e von re- 'suffixal3 war, zeigen lett. rd-ju cschelteD u. a. (vgl. Per Persson Stud, zur Lehre von der WurzeleTweit. 91. 196). Classe XXIX: N a s a l s t a m m e +-io- als Prasensstamme. 742. Die hier zu behandelnden Prasensbildungen schliessen sich an Cl. XII bis XVIII an und zerfallen in drei Gruppen, (A) die zu Cl. XII bis XIV, (B) die zu Cl. XV und XVI und (C) die zu Cl. XVII und XVIII gehorigen. 743. A. -n-io- ist nur im Griech. etwas haufiger. Lesb. xXivvu) hom. att. xX£vu> cbeuge, neige5 aus *x)a-v-uo, zu as. hlino-n etc. xpivw cscheide, wahle aus, entscheide3 aus *xpt-v-io>. -jivojxai 'raube3 aus *ai-v-io-(j.at. o-Tpuviu 'treibe an3 aus *6-rpuv-i(o. (pa(vo) classe erscheinen, mache sichtbar, zeige3 aus *cpotv-iu), zu armen. ba-na-m 'offne' (*bh3-na-mi), W. bha-. yo.'vaa 'klaffe'
aus *xa-v-tu>.
S. § 601 S. 976, § 611 S. 981 f.
Lat.
li-n-io (li-n-i-mus) neben li-no, ai. vi-linami czergehe, lose mich auf etc., s. § 598 S. 973 f. Air. ara-chri-nim Mifflciseor, zerfalle' neben ai. Ir-na-ti, s. § 604 S. 977 f. Ahd. spennu ( = got. *spanja) creize an, verlocke' neben spa-nu d. i. *spd-?io W. spe-, s. § 614 S. 983. -'Q-io- war bereits uridg. vorhanden und erscheint besonders im Ai. und im Griech. Idg. *is-r^-io: ai. is-an-ya-ti csetzt in Bewegung, regt anD gr. iaivco cerquicke3 neben ai. is-ana-t. Ai. tur-an-yd-ti ceilt3, bhur-an-yd~ti cist riihrig\ Gr. auaivu) cmache trocken5 neben lit. saus-inu, oAia&atvu) cgleite aus3 neben oXio&avu), Tspa-atvw cmache trocken , xuctivouv S'YXUO? cov, sx-cpA-ouvw c sprudle hervor3, Sp-aivw 'thue3, xp-aiva> Vollfiihre3, |-atvcu ckratze' u. dgl. m.; in dieser Sprache war -atvw ein sehr productives Prasenssuffix geworden. Armen. -anim, z. B. mef-ani-m csterbe\ wie gr. fj.ap-at'v(o. Ahd. gi-wahannen cerwahnen3 (praet. gi-wuog), 69*
1090
Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-yd-te. [§743—746.
ags. wcecnan "erwachen3 (praet. woe). S. § 618—621. 623 S. 987rT., § 711 S. 1071. 744. B. Erweiterung von Prasentia mit cNasalinfix3 besonders im Griech. und Bait. S. zu den folgenden Beispielen §628. 629. 631. 632. 634—637 S. 994ff. Gr. Tmaaco m:tra» czerstampfe3 fiir alteres *imva-ui>, lat. pins-id [pins-i-mus), zu ai. pinds-ti d-pis-a-t. Ai. pass, vand-ya-te zu vanda-te c preist, verehrt 3 neben vdda-ti ud-yd-te, sieher keine sehr alte Form. Gr. AiCoooi" irat'Coosiv wahrscheinlich aus *Aiv8-uo; axijxjr-Tw 'werfe mit Gewalt auf etwas3 vielleicht aus *OXI[JWI~UU, zu ai. ksip-. AUCOJ 'schluchze3 aus *h)-fl-un, v gl- ku*fe XuYY^ofxat. W. slaxuk- slaxug-. TcAaCw cschlage, verschlage3 aus i. xXaCw 'tone, schreie5 aus *xA<XYY-i«>. Lat. vine-id (1) zu ai. vi-vyak-ti cumfasst, umschliesst3 3. du
vi-vik-tds. sanc-id (i) neben sac-er. Lett, mifchu cmingo3 aus *minz-iu. Lit. jimg-iu cspanne ins Joch3. skund-ziu cklage, beklage mich3 neben pra-skundu (praet. -skudau) cfange an zu schmerzen3. sunk-iu cseihe, lasse abfliessen3 zu lett. swak-s cHarz3. Lett, kamp-ju cfasse, greife3 zu lat. cap-id. Lit. lenk-iu cbiege3 W. leq-. steng-iu csetze die Kraft an etwas3 zu gr. arstpcu. Aksl. zezdq cbegehre3 (inf. zeda-ti) zu lit. geid-ziii. glqzdq 'blicke3 (glqde-ti) zu ahd. gfifiu. ob-restq cfinde3 {-resti). 745. C. Nur vereinzelt auftretende, unzweifelhaft junge Neubildungen, wie apers. pass, a-ku-nav-ya-ta cwurde gemacht3 zu a-ku-nav-am ai. kr-n6-mi, s. § 640. 641 S. 1008 f; aksl. minu-jq cgehe voriiber3 neben mi-nq, s. § 649 S. 1015. Classe XXX: die W u r z e l mit angefiigtem + -io- (das -s-j'o-Futuium).
s-Suffix
746. Zwei Gruppen von Formen, solche mit Prasensbedeutung und solche mit Futurbedeutung. A. Formen mit P r a s e n s b e d e u t u n g , haufiger nur im Ai. und meistens klar jiingere Erweiterung von s-Prasentia. S. zu den folgenden Beispielen § 656. 657 S. 1019 ff.
§746—747.] Die Prasensatamme. Classe XXX: ai. tq-s-yd-U.
1091
Ai. tras-ya-ti neben tr-dsa-ti cerzittert3, lit. tres-iu 'bin laufisclV von der Hun din (inf. tristi). Ai. plus-ya-te pass, zu plo-sa-ti cbrennt, versengt", lat. pru-r-io [prufire). Av. uxsye-iti neben vax-sa-iti classt wachsen1, got. vahs-ja Vachse' (praet. whs). Ai. Uis-ya-ti changt sich an etwasJ pass, llis-yd-te, av. sraes-ye-iti changt sich an etwas3 zu ai. sre-sa-ti d-lli-sa-t. Ai. i&-ya-ti av. is-ye-iti 'setzt in Bewegung3 zu ai. i-sa-te. Ai. tvis-ya-ti cist erregt, bestiirzt3 zu 3. pi. d-tvi-s-nr. ghus-ya-ti c schreit laut, verkiindigt laut' pass, ghus-yd-te zu gh6-sa-ti. Pass, raks-ya-fe zu rdk-sa-ti cbewahrt, rettet\ Pass, gras-ya-te zu gr-asa-ti Verschlingt3. Lit. tes-iu Mehne3 zu ai. tq-sa-ti etc. 747. B. Formen mit F u t u r b e d e u t u n g 1 ) . Schon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft muss -s-io- (-ss-io-) ein einheitliches Suffix zur Bildung von Formen mit Futurbedeutung geworden sein. Die Kategorie entstand auf Grundlage der Classen XIX XX und zwar vorzugsweise auf Grund von Formen mit hochstufiger Wurzelsilbe, vgl. z. B. ai. tqsyd-te und tq-sa-ti (got. -pin-si-p) d-tq-s-tnahi, srosyd-ti (gr. xXsoa(>(xs9a bei Hesych) und sro-sa-mdna-s, vaksyd-ti und av. vaz-sa-ite (W. j - ^prechen3), saksya-ti (gr. !£«)) und sdk-sa-nt- W. segh657 ff.); ganz selten auf Grund von Formen mit tiefstufiger 1) Th. Benfey Uber die Entstehung und die Formen des idg. Optativ (Potential) so wie uber das Futurum auf sanskritisch syamiu.&.-w., Abhandl. ,d. Gott. Ges. d. Wissensch. XVI 135ff. L. H i r z e l Zum Futurum im Idg., Kuhn's Zeitsohr. XIII 215ff. J. S c h m i d t La formation dea futurs dans les langues indo-germ., Revue de linguistique III 365 sqq. — B e z z e n b e r g e r Conditionalformen im Avesta, in seinen Beitr. II 160f. — A. F r a n k e Das Futurum im Griech., ein spraehgeschichtlicher Versuoh, Gott. 1861. T. H. K e y On the Formation of Greek Futures and First Aorists, Transact, of the Philol. Soc. 1861 p. 1 sqq. L e s k i e n Die Formen des Futurums und zusammengesetzten Aorists mit oo in den homer. Gedichten, Curtius' Stud. II 65 fF. P. C a u e r Die dor. Futur- und Aoristbildungen der abgeleiteten Verba auf -£ra, Sprachwiss. Abhandl. aua G. Curtius' Gramm. Gesellsch. S. 126ff. J a n s on De Graeci sermonis paulopostfuturi forma atque usu, Rastenburg 1844. — J. S c h m i d t Uber das Futurum im Aksl., KuhnSchleicher's Beitr. IV239ff.
1092
Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-ya-te.
[§ 747.
Wuxzelsilbe, wie av. busye-iti (urar. wol *bhusia-ti vgl. ai. susya-nt- § 748) lit. bii-siu (gr. cpu-aw) neben ai. bhu-sa-ti (§ 659 S. 1022). Die ai. Foimen mit -isya- hatten den -?'s-Aorist zur Grundlage, vgl. vedisyd-ti zu dem Aoriststamm vedis- in d-vedis-am. Uber die Hochtonigkeit des j'o-Sufflxes, die sich aus seinem Charakter als Secundarsuffix erklart, s. § 703 S. 1058. Die alteste Function des sw-Futurs war wahrscheinlich die voluntative; diese schwachte sich zur rein temporalen ab. Hiermit vergleiche man die desiderative Bedeutung der ai. Foimen wie ti-sfir-sa-te (§ 667 S. 1027 if.) und die Futurbedeutung der air. wie no-gigius § 668 S. 1029. Nur im Ar. und im Balt.-Slav. ist das wo-Futurum sicher belegt. Von den gr. Formen wie osi'^u) ist nicht zu erweisen, dass sie hinter dem s ein i verloren hatten, und man kann sie als Conjunctive des s-Aorists betrachten, 8ei|u> also mit SsiEw, dem Conj. zu ISeiS-a, und mit lat. d'lxb neben opt. dixim identificieren. Namentlich beachte man die ep. Formen wie imper. otae ol'asTE neben fut. oiato, imper. o^saOs neben fut. o^o|j.ai, die sehr zu Gunsten dieser Auffassung sprechen (s. § 833). Andeiseits steht aber der Zuriickfuhrung von fut. Sst'iio auf *8six-3iw (ai. deksyami) auch nichts entgegen. Derselbe Zweifel besteht beziiglich des Futurtypus TSVSCD TSVU> (vgl. ai. tanisyami), der sich als conj. aor. mit siSsco dom zu fj8sa (§ 836) vergliche1). Yermutlich waren im Griech. die idg. Formen mit -5jo- und der conj. aor. in eins verschmolzen, ahnlich wie im Lit. neben dusiame diisime dusiate diisite, den den ai. dasydmas dasyatha entsprechenden Futurformen, in gleicher Function die aoristischen Injunctivformen dusme duste auftreten. Vgl. Verf. Morph. Unt. Ill 58ff., G. Meyer Gr. Gr.2 473 £, Johansson De deriv. verb, contr. 203 sqq. Trotz dieser Unsicherheit mag das gr. Fut. hier mit dem aT. und balt.-slav. 4«o-Fut. zusammen behandelt werden. Anm. Ascoli's Annahme (Sprachwisaenschaftl. Briefe 65 ff.), das -JJECB der dor. Futura sei aus *-ato> = ai. -syami lit. -siu entetanden, weiss ich lautgeeetzlich nicht zu rechtfertigen. 1) Es fallt auf, dass wir bei Homer keine Formen wie TE-JEIOJ ihAia finden als Parallelen zu TEXEIOJ aus *TeAeo-itu, WMopai aus *XiXao-io-(i,oi.
§748.]
Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-ya-te.
1093
748. U r i d g . Wir haben zwei Aiisgange zu unterscheiden, -sip- und -9sio- (-esio-). A. -sio-. Die regulare Wuizelform war, wie im letzten § gesagt ist, die hochstufige (mit e bei Wurzeln der e-Reihe). So blieb es im Ar., vgl. z. B. deks"ya-ti neben praes. difsd-ti dis-ya-ti. Auch im Lit. findet sich oft noch dieser Zustand, z. B. rem-siu von W. rem-, vefsiu von W. uert-. Doeh geriet hier die Form in Abhangigkeit von der Gestaltung des sogen. Innnitivstammes, so dass z. B. fiir *ieiksiu (praes. le'kmi, leku) die Form liksiu nach Ukti gebildet wurde und neben rem-siu (rem-ti) ein rim-siu, zu rim-ti (praes. rimstu), neben vefsiu (vefsti) ein vifsiu, zu vifsti (praes. virstu), trat. Das Griech. zeigt den Vocalismus des Fut. stets mit dem des s-Aorists im Einklang, und dieser Vocalismus war meistens durch den des Prasens bestimmt, z. B. rsp^to wie etsptya zu TEp?i(D, "fpat};
1094
Die Prasenastamme. Classe XXX: ai. tq,-s-yd-te. [§748—749.
deik- Veisen 3 : ai. dek-sya-ti, gr. 6si£u) (osllai). W. bheudherwachen, aufmerken": ai. blibt-sya-ti, gr. •rcuaop.at, lit. busiu (busti). W. j'eug- "lungere*: ai. yok-sya-ti, gr. CsoEw (Ceo£<xi), lit. junk-siu wie junk-ti nach praes. jiingiu. W. ^ey- ccoquereD: ai. pak-sya-ti, gr. TC^OD. W. dhegh- c brennen': ai. dhak-syd-ti, lit. dek-siu (dek-ti). W. se^- c zusammensein mit einem, sequi5: av. hax-sye-iti, gr. fiiojiou, lit. sek-siu (sek-ti). W. ec?- 'essea': ai. at-sya-ti, lit. esw (esfo'). W. saMi- 'trocken werden1: ai. soksya-ti (praes. sus-ya-ti, s. I § 557, 4 S. 414), lit. sausiu [saus-ti). W. rfAc- c setzen, legen': ai. dha-sya-ti, gr. {h)-aa>, lit. d'e-siu {d'e-ti). W. <&>- "^geben3: ai. da-syd-ti, gr. Sto-aw, lit. du-siu (du-ti). W. s^a- ^tehen/": ai. stha-sya-ti, gr. ota-aw c
aT7]-ato (aTTjOai), lit. sto-siu c
(sto-ti).
3
W. bheu- werden : av. bu-sye-iti, gr. cpo-aw (cpuaai), lit. busiu aksl. *bysq (nur part, bysqsteje bysqsteje "TO [XSXXOV3) . Analog ai. su-sya-nt- neben so-syd-ti av. hao-sye-iti von W. seM- c beleben, antieiben 3 (vgl. perf. ai. sasUva wie babhuva). Vgl. § 747 S. 1091 f. 749. B. -dsio- (-esio-). Ai. -isya- aus -dsio-. Dagegen gr. -so- aus -esio-, wenn -so- nicht vielmehr als -eso- zum conj. aor. zu rechnen ist (s. § 747) ! ). Wahrend im Ai. -isyahinter beliebigen consonantisch schliessenden Wurzeln erscheint, war gr. -so- nur bei Wurzeln auf Liqu. und Nas. regelmassiges futurbildendes Element. So stehen einander gegeniiber ai. Marisya-ti cwird fliessen, zerrinnen 3 (Gramm.) und gr. cp&spsco cp&spu) cwerde verderben3 (hom. tp&spaco), ai. hanisya-ti Vird schlagen3 und gr. &sv£
§750.]
Die Prasensstamme. ClasseXXX: ai. tq-s-yd-U.
1095
750. Futura mit -sio- wurden seit uridg. Zeit auch von Sfammen gebildet, die aus der Wurzel mit angefiigtem c DeterminatiV bestanden. Es seien hier erwahnt: 1. Stamme mit -a~, -e- -o- (Cl. X). *dr-a- laufen 3 : ai. dra-sya-ti (Gramm.), gr. opa-ao-fj.at.. *mn-a- c gedenken 3 : ai. mna-sya-ti (Gramm.), gr. [iva-aco [ivrj-ato. *g-#- c gehen 3: ai. gasya-te (Gramm.), gr. ps-so-pai. [3y]-ao-fj.ai. *u-e- Svehen3: ai. va-sya-ti, gr. arrao-[iai,. *gn-o- cnoscere3: ai. jna-sya-ti, gr. •yvcu-ao-ficu. *yid-e- *ueid-e- c sehen, wissen3: gr. dor. t8y]-au> lit. pa-vydesiu finvidebo5), gr. et87]-ao) lit. veizde-siu. *mnn-ec sinnenD: gr. [xavvj-ao-jxai, lit. mirie-siu. Vgl. § 578 fF. 2. Stamme mit s-Elementen (Cl. X I X XX). tr-es- bittern 1 : ai. tras-isyd-ti, gr. xpsa(a)(o, lit. tresiu aus *tres-siu (praes. tresiu). Ai. es-isya-ti zu e-sa-ti csucht, verlangt 3 ; sleksya-ti zu sli-s-ya-ti c klammert sich an3 a-%li-sa-t\ dahs-isya-fe zu daJc-sa-ti c macht es einem recht 3 ; aks-isya-ti zu ak-sa-te cerreicht3. Mit ai. aksisya-ti, bhasisya-te (Gramm.) vgl. die Aoristformen aksisur abhasista § 839. Gr. ast'ato aus *aEia-au> (perf. ae-asia-tai) zu aetto (*tuei-s-) ^ehiittle 3 ; ^£a(a)(o zu ^sto (*qs-es-) cschabe, glatte'. Lit. tqsiu aus *tqs-siu zu te-s-iu cdehne3. Vgl. § 655 ff. 3. Stamme mit dh- und (^-Elementen (Cl. XXV). Ai. yot-sya-ti zu yo-dha-ti cgerat in Bewegung3, lit. jiisiii zu jundu c gerate in zitternde Bewegung3, *ieu-dh-. Ai. rat-sya-ti zu ra-dh-ya-te cfiihrt gliicklich durcb.3; mrad-isya-ti zu vi-mrada-ti ^ r w e i c h t 3 (mr-ada-). Gr. xXaa(a)u) von xAa-8- c abbrechen\ D a g e g e n ist zweifelhaft, ob m a n TTAYJOU) c werde fiillen 3 als *TA-/;&-ato aufzufassen habe (vgl. TTA7]-&(D •KeTtX-r^ra.i TTATJOTSO-?) oder als TrArj-aoj (vgl. TTATJ-O •Kir^kr^zai.), sA£uao[iai c werde k o m m e n ' als *IXsu9-ao[i.ai (vgl. rjAo-Do-v gAsuaxso-v) oder als sAsu-aojxai (vgl. SATJAU-TS Trpoa-Y)AuTO-c), Ttuau) Sverde faulen machen 3 als *7ri3&-a(o (vgl. 7tu-9a>) oder als wu-acu (vgl. lit. puv-u). Deiselbe Zweifel c bei lit. F u t u r a wie ptausiu zu plau-d-ziu wasche 3 (idg. *pleu-d-),
sprdusiu TAX sprdu-d-ziu c zwange' (idg. *spreu-d-), g'esiu zu g'e-du singe3. Da wir nicht wissen, in welchem Zeitpunkt der Sprachgeschichte diese lit. Verbalsysteme aufkamen, so ist man nicht gezwungen anzunehmen, dass z. B. dem plausiu ein *plautsio c
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Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-yd-te. [§750—752.
vorangegangen war. Die historische Futurform kann das zu praes. plau-ju gehorige ptau-siu gewesen sein, das der Systemzwang, nach der Analogie von Formensystemen wie geidziu gelsiu geisti, zugleich den Formen ptaudziu plausti als deren Futurum zuwies. Vgl. § 688 ff. In den verschiednen idg. Sprachzweigen wurden auch aus Formen mit andem Prasenszeichen Futura mit -sio- gebildet, wie ai. indhisyati gr. xXa-^«> lit- junksiu. S. unten § 752 ff. 751. Neben dem Indie, mit -sio- scheint in uridg. Zeit nur erst noch das Partic. bestanden zu haben (ai. da-syd-nt-, gr. 8to-a
§752—755.] Die Prasensstamme. ClasseXXX: ai. tq-s-ya-te.
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von tij- cscharf sein3. Mijayisya-te zum pass, khy-d-ya-te Cl. XXVIII cwird gesehen\ Etwas haufiger waren in der spateren Sprache Futuia zu Denominativa auf -yd-ti Cl. XXXI, wie gopltyisyd-ti zu gopayd-ti cbehiitetD (gopa-s 'Behiiter3), und zu Prasentia auf -dya-ti (Causativa) Cl. XXXII, wie vyayisya-te zu vy-dya-ti Veihiillt', dhcirayisyd-ti zu dhdr-dya-ti 'halt3. 753. Das Ai. besass ein Augmentprateritum vom Futurum, das bedeutete, dass etwas im Begriff war zu geschehen: abliarisya-t cer war im Begriff wegzunehmen, wollte wegnehmen\ Gewohnlich hatte die Form jedoch conditional Function, weshalb sie "^Conditionalis3 heisst. Nxir ganz sporadisch (im Maha-Bhar.) kommen Injunctivformen (mit voluntativer Bedeutung) vor, wie 2. pi. med. bhavisyadhvam. Ebenso sporadisch Conjunctive, wie ved. 2. sg. karisya-s. 754. G r i e c h i s c h . Dass die unmittelbaTe Zugehorigkeit der griech. o-Futura zu der ar. und balt.-slav. -sjo-Bildung nicht sicher ist, haben wir § 747 S. 1092 gesehen. Neben -oo- (§ 748) und -so- -<xo- (§ 749) haben wir in dieser Sprache einen dritten Suffixtypus, -cso-. 755. I. -oo-, war im Ion.-Att. und anderwarts ein productives Suffix. Beispiele s. § 748. 750. Das hinter Sonanten scheinbar lautgesetzwidiig erhaltne a (z. B. oxY]-aa>) erklart sich ebenso wie das entsprechende aoristische a (soxyjoa) am einfachsten aus der Einwirkung der Formen wie ost£o> loeiSa. Vgl. I § 564 S. 422. Stamme auf Liqu. und Nas. folgten gewohnlich clem Typus II (§ 757), doch zeigen die Wurzeln auf p bei Homer und in der von ihm abhangigen Sprache auch -aw, wie cp&ipau) (praes. cp&sipcu cich verderbe3 trans.) neben cp&epsio -S>. Anm. Dass neben den Futurformen wie cpOepacu keine wie *(p9Eipa> auftreten, wie man naeh Aorist Ixeipn neben Ixepaa erwarten konnte, erklart sich; wenn man Ixetpoc als Neubildung naeh IxTewa EVSIJAOI w. dgl. betrachtet (I § 563 Anm. 2 S.420), ohne Schwierigkeit: Futurformen nemlich wie %-retvm aus *%Tevo
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Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-ya-te. [§755—756.
Wackernagel's Gesetz in Frage, ob nicht (fSHpscu, wenn "cpSepauu seine Grundform war, unter alien Umstanden, auf welcher Silbe auch der Ton lag, -pobehalten musste, vgl. vtuojAai aus *v[vaLofj.oii gegenuber ixtewa aus *exTevsa (Verf. Gr. Gr.2 S. 61). 756. Mit -ao- wurden Futura auf Grund von Prasens-, Aorist- und Perfectbildungen der verschiedensten Art geschafFen. Oft erscheinen gleichartige a-Aoristformen daneben. 1. Horn. SiSw-aco (neben 8u>-au>) zu 8t-8(o-[n. cgebe3 Cl. III. 8180&0 zu 8i-8ar/a> Cl. X X I I I (aor. i8i'8a£a). Horn, a&o att. ct£u> zu ouaatu cstiirme3, iroi-cpoija> zu 7roi-cpu3au) cschnaubeJ, iroiTrvuaoi zu m>'.-irvQa> cschnaufe3 Cl. X X V I I (entsprechend aor. fji£a jfia u. s. w.). 2. y.\6.-fi(x> (exXayia) zu xXaCw Hone, schreie3 aus */Xayy-t(« Cl. X X I X und zu xAaTTavu> Cl.XIV (§ 621 S. 989, § 628 S. 996, § 744 S. 1090). Ion. \6.\x<^o\m.i neben att. Ar^ofioci zu ka\i.$6.v
§756—757.] Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-yd-te. wie
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(neben s£ cschlafe3 (vgl. za&-su8r)acti) u. a.; von derselben Art lit. drele-siu zu drebu czittre3, teke-siu zu teku c laufe, fliesse3 u. s. w. Solche Futura auch im Anschluss an prasentisch oder aoristisch charakteiisierte Formen mit Heriibernahme von deren Kennzeichen, wie xa^-tCrjaofxai zu tCw 'setze 3 aus *si-zd-o (vgl. -1^7/30(1 lly^a), pouXTjOo^ai zu |3ouXofi.a(, c will' Gf. *gl-no- § 611 S. 981 (vgl. pspouX^fj-ai), (3oax^au> zu Po-ax
5. Die urspriingliche flexivische Ubereinstimmung zwischen Formen wie *u;j.d-tu) (von Tljxa 'Ehre3) und solchen wie *8pa-uo (8pu) ^hue3) — vgl. auch aol. ETf[i.a-[xsv wie I8pa-fj.sv cwir liefen3 — liess die jiingere Schicht der Denominativa auch ausserhalb des Prasens Hand in Hand gehen mit den Verben der Cl. X und XXVIII. Daher z. B. Tljxfxau) (piXvjow [iiadwou) wie Spaato vijaiu yvwaojj.ai; entsprechend lit. dovano-siu zu dovano-ju "schenke3 (dovana cGeschenkJ) wie zio-siu zu zio-ju, und juJeiisiu (jukii-ju cscherze3 von juJca-s 'Scherz3) in Ubereinstimmung mit gr. ;j.ia8(u-a(u. Weiter nach dieser Analogie zovt-ao) zu xovi'u) c mache staubig3 (xovi-c cStaub3), Saxpu-aw zu Saxpuo cweineJ (odxpu cThrane3) u. dgl., gleichwie lit. daly-siu von daly-ju c theile J (dali-s 'Theil3). Vgl. § 773. 6. Futura auf -ow von Perfectformen aus. ear/^co zu c stehe5. XEXsi^stai zu XsXewtTat cist iibrig gelassen3. \iezu [xe^.vr)tai cist eingedenk". Horn. xs)(ap^au> zu. xsc sich freuend3. 757.
II. -so- -ao- -oo- -uo-.
-so- (hieraus dor. -io-, I § 64 S. 52) war das gewohnliche Futursuffix bei Stammen auf Liqu. und Nas., wie cpfrspEw -w (neben horn, cp&spacoj, TSVEW -S>, S. § 749 S. 1094.
1100
Die Prasensstamme. ClasseXXX: ai. tq-s-ya-U.
[§757.
Daher bekamen -so- auch die auf Grund von Prasentia rait Nasalsuffix entstandnen Futura, wie cpocvsw -w zu cpai'vw c lasse erscheinen, zeige3 aus *<pa-v-ia>, XAIVEW -u> zu y.Arvw cbiege, neige3 aus *xXi-v-iu>, s. § 611 S. 981 f., £avs(« -a> zu £ouvw ckratze, kamme' aus *|-av-iu>, auavsw -u> zu auat'vio mache trocken aus *aao3-av-i zu xpefia-fieu c hange' xpejxdi-aooii xps[xa-&pa, §a]j.a
§758—761.] Die Prasensstamme. Classe XXX: ai. tq-s-yd-U.
1101
758. III. -3co- (futurum Doricum). Mag man -ao- dem ai. -sya- gleich setzen oder fur den Conj. des s-Aorists erklaren, jedenfalls war -oso- Umbildung von -ao- nach der Analogie von -to-. -aso- war im Dor. das gewohnliche Suffix anstelle des att. -ao-, z. B. TtpaSjsw -i'u> poa&yjosco -im gegeniiber att. upalu) [3orj&7]oto. Es findet sich einige Male auch im Ion.-Att., wie att. cpsu|oo[xai neben cpsubfxoa (vgl. Verf. Gr. Gr. 2 S. 170 Fussn. 1). 759. Das Griechische hatte ausser ind. part. inf. fut. (osifjto Ssilwv Sst'isiv) nur noch den Opt., wie oetijoifu, der eine junge Neubildung war (s. Verf. Gr. Gr. 2 S. 188). 760. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Hier nur -sio-, nichts dem ai. -isya- und den gr. -so- -ao- u. s. w. entsprechendes. Wahrend im Lit. das Fut. auf -siu bis heute eine ganz lebendige und productive Bildung geblieben ist, starb es im Slav, schon in vorhistorischer Zeit bis auf das in § 748 S. 1094 genannte aksl. part, bysqsteje aus. 761. Die Flexion von lit. -siu ist in den verschiednen Mundarten verschieden. Z. B. 1. pi. theils du-sia-m[e) wie vefczia-m(e) § 725 S. 1078ff. (hierzu part. dial, diisius = *dusiqs, vgl. aksl. bysqsteje), theils du-si-m{e) — so in dem sog. Hochlitauischen — wie avi-m(e) § 727 S. 1081 if. ] ). Die iiberdies vorkommenden Formen pi. diisme duste du. dusva dusta sowie 3. sg. bus gaus sind Injunctive des s-Aorists (§ 828). Das part. duses (vgl. aksl. bysqsteje) lasst verschiedne Auffassung zu, s. J. Schmidt an der in dei Fussn. genannten Stelle. Beispiele von lit. Futura s. § 748 S. 1093f. Wo Prasenscharakteristika ins Fut. hinubergenommen erscheinen, zeigen sie sich auch in den andern Formen des sog. Infinitivstammes: Fut. zu Prasentien mit Binnennasal: junksiu zu jimg-iu c spanne ins Joch', skv^iu zu sMndziu c klage, beklage mich5, lenksiu zu lenkiu cbiege3, § 744 S. 1090. Vgl. gr. xAayijeo u. dgl. § 756 2, S. 1098. 1) Die Annahme J. Schmidt's (Die Pluralbild. der idg. Neutra 423 ff.), dusime sei eine Optativform, ist verfehlt. Idg. -I- ware im Lit. lang geblieben.
1102 AnhangzuCl.XXVII—XXX: -sk-io-,-t-io-,-dh-io-,-d-io-. [§761—763. Zu Pras. auf -inu -enu: sausi-siu zu sausinu cmache trocken5, gyve-siu zu gyvenii Vohne', s. § 624 S. 991 f. Vgl. gr. aoavui § 757 S. 1100. Die Combination -e-siu. mirie-siu zu menu 'gedenke3 praet. mine, vgl. gr. [xav^-aojiai s-fxav^-v. drebe-siu zu drebu czittre\ sten'e-siu zu stenu cstohneD. pene-siu zu penii cnahre, masteJ. ave-siu zu aviu ctrage Fussbekleidung3. Vgl. § 756, 4 S. 1098 f. Jiingere Schicht der Denominativa. dovan6-siu zu dovano-ju cschenkeD [dovana 'Geschenk3), pasako-siu zu pasako-ju c eizahleD [pci-saka "^Erzahlung3), wie zio-siu zu zio-ju cspeire den Mund auf (§ 740 S. 1088), vgl. gr. xT[i.a-au>. juku-siu zu juku-ju cscherze3 [juka-s 'Scherz3), judu-siu zu judu-ju cschimmre schwarz3, Analoga zu gr. [na&eu-ato. daly-siu zu daly-ju 'theile* (dali-s 'Their), szifdy-siu-s zu szirdy-jii-s cnehme mir etwas zu Herzen3 [szirdi-s 'Herz3), wie gr. -/ovt-ooo. Vgl. § 756, 5 S. 1099, § 773. keldu-siu zu kelau-ju 'reise* (kela-s kele-s "Weg3). A n h a n g zu Cl. XXVII—XXX: E r w e i t e r u n g der -sko-, der -to- und der -dho- und -^o-Prasentia mittels des Suffixes -?'o-. 762. Warum wir die Weiterbildung der -«A;o-Classe (XXII), der fo-Classe (XXIV) und der -dho- und -t?o-Classe (XXV) hier nur anhangsweise besprechen, keine besondren Prasensclassen fur sie ansetzen, ist in § 7 04 S. 1059 gesagt. 763. «o-Erweiterung der sto-Stamme (§ 669 ff.). Im Ai. nur ein paar Passivbildungen mit -ya- (vgl. § 709. 710 S. 1069 f.) in Fallen, wo das s&o-Suffix seinen Charakter als speciell prasensbildendes Suffix aufgegeben hatte: prch-yd-te zu prchd-ti 'fragt3, vahch-ya-te zu vahcJia-ti Sviinscht5 (§ 671 S. 1032). Eventuell hierher auch vrlc-yd-te zu vfsca-ti czerreisst3, s. § 669 S. 1030. Lit. dresk-iu Wsse 3 trans., zu driskau, aksl. istq aus *lsk-iq neben iskci 'suche3 (§ 67 7 S. 1037). Anm. Gr. TTKO-OW 'ducke mich furchtsam' lasst sich mit Rucksicht auf niujaxa^d) auf *ZTi»ax-iu) zurilckfuhren. Indessen wegen Ttxtu-? -x-6; und 7TTiu-ya-; liegt es naher, es aus *7IT(O-X-IOJ oder *7tTo)-)^-i(u entstanden sein
§763—765.] AnhangzuCl.XXVII—XXX -sk-io-,-t-io-,-dh-io-,-d-io-. 1103 zu lassen. Vgl. aucb. TrTTjaao) csetze in Furcht' aus *rcra-x-iin, Vache5 aus *lfp-q-x-un oder -y-ua und die Verba auf -(»sac» wie 6vapeuosiu (
764. D i e M>-Erweiterung der fo-Stamme (§ 679ff.). Ai. nrt-ya-ti ltanzt, spielt3 pass, nrt-ya-te neben nr-td-mana-s, pass, yat-ya-te neben yd-ta-te Vereinigt sich, stiebt (§681 S. 1040). Lit. siuncziii cschicke3 veimutlich auf Grund eines *su-n-to(§ 686 S. 1044f.). Aksl. oh-rqkq, cfinde3 vermutlich auf Grand eines *re-to- (§687 S. 1045). Anm. Gr. apiaaou (nur Herodot VI 119) neben att. dpii-to 'schopfe" (§ 682 S. 1041) scheint nicht eine Weiterbildung von diesem, sondern eine Neubildung zu dptjro nach dem VerMltniss von dtpusacu zu dcpucu 'schopfe' gewesen zu sein.
765. Die « o - E r w e i t e r u n g der -dho- u n d der -doS t a m m e (§ 688ff.). 1. -dh-io-. Ai. yu-dh-ya-te cgerat in Bewegung, kampft3, ra-dh-ya-te cfiihrt gliicklich durch3 pass, radh-ya-te (§ 689 S. 1046 f.), Jcru-dh-ya-ti 'ziirnt1, sd-dh-ya-ti ckommt zvim Ziel3 (§ 691 S. 1048). Gr. duooofiai cschiittle raich, riittle mich3 aus *&u-&-Lo-[xai. (§ 689 S. 1047), io&-i'u> cesseJ (§ 694 S. 1050, § 713 S. 1072). Lit. sker-d-ziu cberste, springe auf (§ 689 S. 1046). 2. -d-io-. Im Ai. nur Passiva, wie mrd-yd-te zu mr-dna-mi czerreibe, zerdriicke3 vi-mradati ^rweicht3 (§690 S. 1047), Jchad-ya-fe zu kha-da-ti czerbeisst, kautJ, id-ya-te zu ida-te cverehrt, preist3 (§ 692 S. 1049). Gr. xAuCoo cspule3 aus *xXu-S-i
70
1104
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ii. [§766—767.
Classe XXXI: die j i i n g e r e S c h i c h t der Denominativa mit p r a s e n s b i l d e n d e m -io-. 766. Wir haben es hier mit den Prasentia wie ai. clevayd-ti cer verehrt die Gotter3 von devd- cGott5, gr. cpiXs-(t)o) c behandle einen als Freund3 von cpi'Xo-? (cpiXs-) 'Freund5, ai. namas-yd-ti cbringt Verehrung dar3 von ndmas- 'Verehrung3, gr. TSXS(O-I)U) 'beende3 von TSXO? cEnde3 (tcAsa-) zu thun, einer Kategoiie, die fast in alien idg. Sprachen als lebendiger und pioductiver Bildungstypus auftritt und unzweifelhaft in die Zeit der idg. Urgemeinschaft hinaufreicht. Wie in § 487 S. 875 if. und in § 703 S. 1058 bereits bemerkt wurde, ist fiir die entwicklungsgeschichtliche Betrachtung eine feste Grenze zwischen den in der Grammatik gewohnlich als 'Denominativa5 bezeichneten Verba und den andern, den sogen. 'primaren5 Verbalclassen nicht zu ziehen. Als in der idg. Urzeit cDenominativformen3 gepragt wurden, traten keine neuen, flexivisch eigenartigen Verbaltypen ins Leben. Man bildete die 'denominativen3 Verba nach altgewohnten Flexionstypen, das Prasens vorzugsweise nach Formen, die das Secundarsuffix -io- hatten. Erst allmahlich entwickelten sich flexivische Eigentiimlichkeiten, namentlich dadurch, dass -io- mit dem vorausgehenden Ausgang des Nominalstammes zu einer suffixalen Einheit zusammenwuchs. Doch fielen eigenartige Denominativausgange auch wieder vielfach durch die Wirkung der Lautgesetze mit primaren Flexionsweisen zusammen. 767. Als uridg. sind zu betrachten ?'o-Prasentia von consonantisch auslautenden Stammen der verschiedensten Art, von a-Stammen (-a-io-), von o-Stammen (-e-ip-), von «-Stammen (-i-io-) und von w-Stammen (-n-i6-). Dass ein Denominativum mit der fiirs Uridg. vorauszusetzenden Prasensbildung verhaltnismassig nur selten in mehreren Sprachen zugleich auftritt, kommt zum Theil daher, dass die einzelnen uridg. Bildungstypen in den verschiednen Sprachzweigen so haufig durch analogische Neuerungen abgeandert wurden. So stimmten z. B. lat. oper-a-rl (umbr. osatu 'operate3
§767—768.] Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ijd-ti. osk. u p s a n n a m
1105
c
operandam3) und nbmin-a-re zu den die idg.
Bildungsweise reprasentierenden ai. apas-yd-ti und gr. 6vo}iaiva> nicht mehr, weil im Lat. die Denominativa von s- und w-Stammen in vorhistorischer Zeit in die a-Flexion
hiniibergeleitet
woiden waien. 768. 1. V o n c o n s o n a n t i s c h s c h l i e s s e n d e n men aus.
Stam-
Ai. rajas-ya-ti cwird zu Staub3 (in der alteren Literatur nur rajas-ya-s cstaubig3), got. riqiz-ja Verfinstre mien3, gGf. *reqesij-ti, zu rajas n. cStaub, Dust3 riqis n. (gen. riqizis, s. § 132 S. 393) cFinsternis3. Ai. apas-yd-ti cist thatig3 zu dpas n. cWerk3 apds- cthatigD; namas-yd-ti av. nemax-ye-iti cbeugt sich, verehrt" zu ndmas nemo n. 'Verehrung 3 ; ai. avas-yd-ti csucht Hilfe3 zu dvas n. cHilfe3. Gr. horn. TSXSI'O) TSXSW att. -w cbeendige5 aus *Ts,ksG-uo (aor. rs^Ea-aai) zu tikoi n. ""Ende3; hom. axsiojiat dxso[iai cheile3 (aor. dxsa-aao&ai) von axo? n. cHeilung3. Lat. fulgur-io z\xfulgur. Ahd. refs{i)u ctadle, schelte, ziichtige3, vgl. ai. rapds- ck6rperlicher Schaden3. — Av. xrvis-ye^-iti d. i. xruvisye-iti Vergiesst Blut" von einem dem ai. kravis- cblutiges, rohes Fleisch3 nahe stehenden *xr{u)vis- Gf. *qruu9S-. Gr. ysXaco c lache3 aus *'(s.ka.<3-im von St. ysXaa- (nom. •yi'kwc,) 'Gelachter* Gf. *geks- (§ 134 S. 399). Gr. ovojxatvu) got. namn-ja cnenne3 zu ovojxa narno n. 'Name3, jenes aus *-mn-\Q, dieses aus *-mn-ii6 (vgl. idg. *mr-ip- und *mr-iio-, *bhu-io- und *bhu-iij>- § 707 S. 106Of.). In alien folgenden idg. -ri-io-. Ai. vrsan-yd-ii cist briinstig5 zu vfsan- cmiinnlich, Mannchen3, brahman-ya-ti cist andaohtig3 zu brahman- n. c Andacht3 brahman- cAndachtiger, Beter3; av. vyaxmainye-iti c beratschlagt, iiberlegt3 zu vyaxman- n. cVei'sammlung, Beratung3. Gr. Tsxtatvu) zimmre zu TSXTODV 'Zimmermann ; aTrsppai'vio cgebe Samen von mir3 zu oTtepjia cSamen3. Got. glitmun-ja cglanze3 zu *glitmin- (vgl. ahd. glizemo) cGlanz3. Ai. vadhar-yd-ti cschleudert ein Geschoss3 von vddhar n. 'Geschoss3. Gr. T=x[iaipu) cbestimme, setze fest3 zu Tr/.[j.ap n. c Merkzeichen, Grenze3. Vermutlich hierher auoh die lat. 70*
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Die Prasensstamme. Claese XXXI: ai. deva-yd-ti. [§768—769.
Desideiativa oder Meditativa, z. B. scripturio zu scriptor, esurio zu esor; -turio aus *-tor-id *-tr-io*). Gr. (3XiTTo> czeidle3 (fut. {3Xiou>) zu JASXIT- n. 'Honig 3 . Lat. dent-id zu Jews. Got. veitvod-j'a cbezeuge3 zu veitvod- m. cZeuge3. Ai. isudh-yd-ti cfleht an, erbittet3 av. isud-ye-iti c bekennt sich schuldig3 zu av. isud- c Aniufung, durch die man sich dem Himmel gegeniibex als Schuldner bekennt 3 . Gr. xopuaaw cbehelme, bewaffne3 aus *zopu8-iw zu xdpo? -o&-oc tlelm 3 . Lat. custod-io zu custos -od-is. Gr. AtdaCu) 'steinige 3 zu Xi9a? -a8-os "^Stein3, [xiyaCo|xai cvermische mich3 zu \LI*(6.C, -ao-oc, 'gemischt1. Bei den mit diesei gr. Denominativkategoiie zu verbindenden german. Verba auf -atjan waren die consonantisch flectierenden Nominalstamme, von denen sie ausgegangen waren, in der historischen Zeit nicht mehr vorhanden: got. lauhatja ahd. lougazzu lohazzu leuchte 3 (vgl. gr. Xsoxa?), got. svdgatj'a cseufze3 kaupatja cohrfeigeD (praet. kaupasta), ahd. blecchezzu "Tblitze3 (vgl. § 128 S. 384). Zu den von consonantischen Stammen aus geschaffnen Denominativa gehb'iten seit uridg. Zeit to-Participia, wie gr. dxea-To'-? lat. sceles-tu-s, gr. fraoji-a-td-i; (ai. sroma-ta-m ahd. Miumun-t lat. cogridmentu-m), ai. dn-ap-ta-s u. s. w. S. § 79 S. 21 If., § 82 S. 234f. 769. 2. V o n a - S t a m m e n a u s , idg. -a-io-. Hier ist zu beachten, dass in den verschiedensten Sprachen auch Formen ohne -io-, wie 1. pi. armen. jana-mk' gr. aol. Ti[j.a-[xsv lat, planta-mus air. no chara-m got. salbo-m lit. justo-me, vorkommen. Dies war darin begriindet, dass diese a-Verba immer mit den alteren cprimaren5 a-Verba unsrer X. Cl. Hand in Hand blieben, von denen sie im Grunde nicht verschieden waren. Gr. opaw -G> cseheD, ahd. bi-warom c beachte, bewahre3 zu gr. */opa in cppoopS cVorschau, Hut 3 ahd. wara cAcht, Obhut3. 1) Diese Deutung naeh Thurneysen Ub. Herkunft und Bildung der lat. Verba auf -id S. 66. Anders Kretschmer Kuhn's Zeitsohr. XXXI 464, nach dem man von Adjectiva wie *scriptu-ro- (vgl. att. oiCu-po-s von oiCu-« oiSo; § 74 S. 173) auszugehen hatte.
§769.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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Lat. ford -as etc. ahd. horom cbohreJ zu ahd. bora c Bohrei' (Gf. *bhrr-a-), doch vgl. § 579 S. 954. Ai.prtand-yd-ti 'kampfV zu prtana Kampf3, mana-yd-ti cist anhanglich 3 zu mand c Anhanglichkeit 3 . Gr. Tt[xaw -S> cehxe zu TIJXS (-VJ) cEhre3, ^paw -to bin mannbar 3 zu r$a (-TJ) cReife3, 6pfi,au> -ui ctreibe an3 zu 6pjj.a (-YJ) c Bewegung\ Lat. plantd -as etc. zu planta, curb zu f»ra, lacrimo zu lacrima. Air. rannaim Hheile3 zu rawre f. "Their, iccaim cheile3 zu «cc f. cHeil3. Got. salbo ahd. salbom ags. sealfie csalbeD zvi ahd. sa^a ags. sealf 'Salbe 3 ; got. hard csorge raich, kiimmre mich3 ahd. charom 'betraure, beklage 3 ags. ceane c sorge3 zu got. kara cSorge3 ahd. chara c Trauer, Wehklage 3 ags. eearu earn cSorge3; ahd. klagom cklage3 zu Maga cKlage3. Lit. ianko-ju cich biege etwas hin und her, suche es geschmeidig zu machen3 zu lanka c Thal 3 %-lanka c Einbiegung 3 , aksl. Iqka-jq, c tausche, betriige3 zu Iqka c Biegung, Busen, Schlechtigkeit, Betrug 3 ; lit. dovano-ju cschenke3 zu dovana cGeschenk3, byto-ju c rede 3 von byia cE.ede3, pasa^o-^Mcerzahle3 zu pa-saka c Erzahlung 3 ; aksl. kotora-jq se ckamp£e3 zu kotora cKampf3, vonja-jq crieche3 zu vonja cGeruch 3 . Oft erscheinen «-Verba von o-Nomina abgeleitet, vorwiegend mit tiansitivei Bedeutung, csich gegen einen als das erweisen, etwas zvi dem machen, was das Nomen aussagt3 u. dgl. Ai. priya-yd-te c ei befieundet sich mit jem.3 got. frijo 'behandle liebevoll3 aksl. prija-jq cbin liebevoll gegen einen, stehe ihm bei3 zu ai. priyds clieb, Freund 3 got. *frija- in frija-pva cLiebe3. Lat. novb (-as) ahd. niuwom 'erneure' zu lat. novos1). Air. c 3 com-alnaim ahd. follom fiille zu air. Ian (idg. ~*pl-nos) ahd. fol (idg. *pl-no-s) cvoll3. Lat. gusto, ahd. costom ags. costie c erprobe, koste3 zu ai. jus-fas 'beliebt' etc., W. geus-. Ai. c 3 iilvilayd-te erweist sich reich zu tilvilas creich3, rathirayd-ti c eilt herzu" zu rathird-s ceilig3, rtdyd-ti c halt die Ordnung ein1 zu rtd-m 'Ordnung 3 , sumnayd-ti cerweist Wolwollen 3 zu sumnd-s c wolwollend 3 sumnd-m cWolwollen3; av. vadaye-iti cschlagt3 zu 1) Gr. veau)'pfliige Brachland um' gehort wahrscheinlioh nicht hierher. S. Siitterlin Zur Gesch. d. verba denom. im Altgr. I 21 f.
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Die Prasensstamme. Glaase XXXI: ai. deva-ya-ti.
[§769.
vada- m. cdas Schlagen\ Gr. cpoi[3au> c reinige 3 zu cpolfio-s crein3, aTi|xa(u c behandle als ehrlos3 zu a-rt[j.o--? ehilos, jiiujxaopiai hb'hne3 zu [xaS(j.o-<; c Hohn\ £ovaop.ai c statte aus3 zu govo-v 'Mitgift3. Lat.
cavo zu cavo-s, Jirmd zu firmu-s, sand zu sanus, armo zu pi. arma, cumuld zu cumulus, damnd zu damnu-m. Air. marbaim Hodte3 zu jraarS ctodt3, derbaim cbeweise3 zu Jer6 cgewiss3, for-
cennaim cbeende3 zu cenn for-cenn cEnde3, biathaim cnahre3 zu Math "Nahrung3, vgl. auch gall. Faiaa-roi pi. (cpilati:>) zu gall.lat. gaesu-m cGer\ Got. vairpo ahd. werdbm Verte, wiirdige, schatze3 zu vairp-s werd Vert3, got. ga-vundo ahd. wunfom c mache einen wund, verwunde3 zu vund-s wunt wund, got. ga-leiko cstelle gleich, vergleiche3 zu ga-leik-s ^leich3, ahd. ebaribm cebne3 von eban cebenJ, got. bi-rdubo cberaube3 ahd. roubom craube, beraube3 zu ahd. roub cRaub3, ahd. zeihhonom Versehe mit einem Zeiohen, zeichne3 zu zeihhan cZeichen3. Lit. kitno-ju chebe hin und her3 zu Mtna-s choch3 (wenn man es nicht vorzieht, dieses Verbum zu § 606 S. 979 zu stellen), mtrksnio-ju ^blinzle3 zu rnirksni-s (gen. mirksnio) Blick, einmalige Bewegung der Augenlieder3, lett. at-jdunaju Verjiinge, erneure3 zu jdun-s cjung3, gudd-ju cehre3 zu gud-s cEhre3, apfchugdju cumzaune3 zu fchugs cZaun3; aksl. de'la-Jq cthue, mache3 zu delo cWerk3, pri-veslajq 'adveho3 zu veslo cRuder3. Die Anfange zu dieser Ableitung von a-Verba aus nominalen o-Stammen fallen in die Zeit der idg. Ureinheit, und sie erklart sich daraus, dass damals neben o-Adjectiven und o-Substantiven ijfters substantiva abstracta mit -a- standen. So kann man z. B. das ahd. follow, statt auf fol noch auf das durch got. fullo ahd. folia cFiille5 vertretne german. *fullo- = av. perend- cFiille3, oder das lat. ojfensare statt auf offensus auf das Subst. offensa beziehen (vgl. § 158 S. 444 ff.). Solche Verba auf -a-io waren von Anfang an mit den zu den a-Nomina gehorigen o-Stammen enge associiert, und so konnten in der Folgezeit Verba auf -a-io auch unmittelbar zu o-Stammen gebildet werden. Dieser Ausgang -aid gewann vim so leichter eine freiere Stellung, weil es seit der idg. Urzeit daneben Verba auf -aid gab, die, wenn sie auch im letzten Grunde wol
§769—770.] Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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ebenfalls Denominativa gewesen waren, doch diesen Charakter langst veiloren hatten, ich meine die Verba der Cl. X und XXVIII wie lat. hi-o lit. zi-6-ju, gr. uX-aw lit. ut-o-ju (lat. ululo), lat. juv-o mic-o, air. scaraim, got. mit-o ahd. me^om, lit. Und-o-ju aksl. raz-vriz-a-jq (§ 579 if. S. 953 ff., § 734 ff. S. 1085 ff.). Neben tmsern Prasensformen auf -a-io erscheinen in den meisten Sprachen aiisserpr'asentische Fornien mit -a- in derselben Weise, wie solche bei den a-Verba der Cl. X und XXVIII begegnen. Diese bildeten die Muster fur jene. Am verbreitetsten waren von jeher die dem eigentlichen Verbalsystem mehr oder weniger enge sich anschliessenden Verbalnomina mit -to- -ti- -no- u. s. w., wie gr. TtjxTj-td-i; rt^-at,-? zu Tijj.au), lat. planta-tu-s planta-tio zu planfo, air. carthe geliebt3 zu caraim, cessad cdas Leiden3 zu cessaim, got. lapo-p-s "eingeladen3 lapo-n 'einladen3 lapo-n-s 'Einladung3 zu lapo, lit. dovano-ta-s "^geschenkt3 dovano-ti cschenken3 zu dovano-ju, aksl. Iqka-nu 'betrogen3 Iqka-ti ^etriigen3 zu Iqka-jq,. Dazu kommen dann die Tempusformen wie gr. xiji^-ou), lat. planta-rem, lit. dovano-siu aksl. Iqka-chu. Vgl. § 756 5, S. 1099, § 761 S. 1102, § 822, 6. 828. 770. 3. Von den o-Stammen aus war das Prasens seit uridg. Zeit in einer doppelten Weise gebildet. Die eine Bildung, mit Unterdriickung des auslautenden Vocals des Nominalstamms, wol die altertiimlichere, lernten wir bereits bei Cl. XIV und Cl. XXIX kennen in den Formen wie ai. turan-yd-ti zu turdna-s, gr. oXioftaivw zu oXt'a&avo-s; (§ 616 ff. S. 986 ff., § 743 S. 1089 f.). Sie entspricht der Weise, wie ioAdjectiva gewohnlich von nominalen o-Stammen abgeleitet wurden, z. B. ai. dsv-iya-s gr. I'TTTT-W-C ZU dsva-s TTTKO-; (§ 63 S. 119 und Anm. 3 S. 124 f.). Die andre Bildung, die verbreitetere, ist die auf -e-io- (vgl. voo. auf -e, loc. auf -e-i u. s. w. § 59 S. 102). Diese erinneTt an ai. hira?iyd-ya-s c golden3 zu Mranya-m cGold3 und lat. aureu-s [auru-m), falls es als *are-io- zu deuten ist (vgl. § 63 Anm. 2 S. 121)1). 1) Merkwiirdig harmoniert das vereinzelte ved. vareya-ti !er wirbt.
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§770.
a. Den arischen Prasentia auf -an-ia-ti gesellen sich nur wenige von andern o-Stammen aus gebildete zu: ai. adhvaryd-ti Vollbringt ein Opfer3 zu adhvard-s cOpfer3, vithurya-ti c taumelt 3 zu vithurd-s ctaumelnd3 , rathakamya-ti Verlangt einen Wagen 3 zu ratha-kama- Terlangen nach einem W. habend3. av. vastrye-iti cfiittert3 zu vastre-m c Weide, Wiese, Viehfutter3, avastrye-ite cist unthatig 3 zu avastra- 'unthatig 3 . Im Griech. wurde -aivto ein productiver Verbalausgang (s. § 776, 6 b), und auch viele andre Nomina auf -o- bekamen diese Prasensbildung, wie e^&ai'pw chasse' zu s/Opo'-? Verhasst, feindlich3 (I § 293 S. 236), a-|7EM(D Verkiinde 3 zu afysta-? 'Bote 3 , oMkkw cbewege schnell hin und her' zu aio'Ao-; c schnellbeweglich J , xajATtuMw 'kriimme 3 zu v.a\iT.6Xo-i cgekriimmt3, &7rivuaau> cbin unverstandig3 zu a-TTi'vuxo-? (TTIVUTO-? cverstandig3), [AstAbou) cbesanftige3 zu fieiAi/o-c csanft3, ^7lsTtTco cbedrange3 (vgl. §682 mit Anm. S. 1041). Ferner begegnen wir solchen Uenominativa im Slav. Zunachst solchen, denen nomina abstracta auf -e-to- u. dgl. (§79 S. 223) zu Grunde lagen, wie trepestq 'zittre 3 2. sg. trepestesi inf. trepetati zu trepetu cdas Zittern 3 , blekostq cbloke3 inf. blekotati zu cech. blekot 'Gebelfer3, rupiistq cmurre3 inf. ruputati zu ruputu cdas Murren3, skrVztstq, c klappre, knirsche mit den Zahnen3 inf. skrizitati zu skrizitu cdas Zahneklappern 3 u. a. dieser Art (das Nomen kann auch £«-Stamm sein, wie klevestq Verleumde 3 inf. klevetati zu kleveta cVerleumdung3). Ausserdem stelle ich aus dieser Sprache hierher die Prasentia auf -ujq, aus *-ou-iq, z. B. besujq cbin wiitend3 2. sg. -ujesi inf. -ovati zu besovu Sviitend, damonisch3 von besii cDamon3; genaueres hieriiber s. § 782, 3. Ob ins Slav. idg. Prasentia von der Art des ai. turan-yd-ti und des gr. o^ia&atvu) hineingekommen waren, an die sich die Bildungen wie trepestq und besujq anschlossen, kann man nicht wissen. Jedenfalls haben diese Prasensformationen im Slav, nichts auffallendes, da diese Sprache zahlreiche Primitiva auf -jq mit dem Inf. -a-ti besass, wie lizq lizati lecken 3 gybljq gybati czu Grunde richten, verlieren3, freif (vard-s cWerber') mit den a. O. erwahnten Adjectiva auf -eya- wie pauruseya-s zu puruia-s.
§ 770.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti.
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und einige von diesen Primitiva das Aussehen von Denominativa annahmen, wie glagoljq glagolati csprechen3 (vgl. § 732 S. 1084) wegen des daneben stehenden glagolu cWort3, dusq duchati hauchen, blasen3 wegen des daneben stehenden duchu Hauch\ So liesse sich denken, dass erst hiernach zu trepetu ein trepestq, zu besovii ein besuj'q gebildet worden sei. Ob die andern idg. Sprachen solche Denominativa hatten, bleibt zweifelhaft. Im Armen. begegnen Denominativa auf -im wie taram-i-m Svelke3 zu an-fatam cunverwelklich3. Diese s'-Flexion war eine Neuerung nach der Flexion der XXVI. Cl. § 711 S. 1071, gleichwie lat. custodis finis nach den cprimitiven3 wie fare-is gebildet war (§ 77 7). Doch brauchen die zu Grunde liegenden Formen auf *-io nicht mit ai. turanyd-ti gleichartig gewesen, sondern konnen von Denominativa zti «-Stammen ausgegangen sein. In gleicher Weise konnen die lat. catulio (zu catidus) blandior (zu blandus), insanio (zu insanus) u. a. als Neubildungen nach den Prasentia auf -i-ip betrachtet werden, wahrend die germanischen Prasentia wie got. hrdinja creinige3 [hrdins ^ein3) Idusja closeJ {Idus c\os) iiberdiess noch Zuriickfiihrung auf -eid zulassen (s. b.). b. -e-io-. Ai. vasna-yd-ti cfeilscht3 gr. tovsojiai ckaufe' zu vasnds -m wvo-; cKaufpreis3 (aus */(oo-vo-, vgl. Solmsen Kuhn's Zeitschr. XXIX 81 f., wegen aksl. veno s. oben § 66 S. 140). Lat. seneo, lit. sen'e-ju Sverde altD (~eju fiir *-eju s. u.) zu lit. sSna-s caltD. Ai. amitra-yd-ti cist feindlich' zu d-mitras cFeind3, kulaya-ya-ti chiillt sich ein3 zu kulaya-m "JHuile3; av. vaha-yeiti "zieht den \VagenD zu vasa- m. 'Wagen3, asa-ye-iti cist fromm3 zu asa- cfromm3 (vgl. ai. rtdya-ti mit veranderter Betonung, s. § 793. 798), apers. asaraya-m cich behiitete, bewahrte3 zu einem unbelegten *£a-ra- (ai. tr-a-). Gr. cpdeoj -<x> cbehandle als Freund3 zu «I'XO-; clieb, Freund3, xoipavsco cherrsche3 zu y.ot'pavo-? cHerrscher3, VOOTSW ckehre heim3 zu vdoio-? 'Heimkehr3, eucpr^sto c brauche Worte von guter Vorbedeutung3 zu su-cpvjfjio-c Von guter Vorb.3. Lat. claudeo zu claudus, albed zu albus, flciveo zxxftcivos, nigreo zu niger. Aus dem Irischen hierher etwa Icorim scuirim cspanne aus3 zu scor cGehege fiir abgespannte
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§770—771.
Thieie 3 . Wahrscheinlich gingen aus Forraen auf -e-io = urgerm. -iio hervor die germanischen wie got. rigneip ces regnet 3 zu rign °Regen3, haurnja 'blase auf dem Horn 3 zu haurn 'Horn3, got. Idusja ahd. los{i)u lose 3 zu Idus Ids los 3 ; das letzte Verbum kann, wie alle von Adjectiven gebildeten transitiven Denominativa des Germ., auch zu Cl. X X X I I gerechnet werden, s. § 806. Im Bait-Slav, -e-io- fiir -e-io- (§ 782, 2): lit. gude'-ju-s c bin gierig3 zu gida-s cGier, Geiz3, ker'e-Ju Vachse in Stauden, staudenartig 3 zu kera-s cStaude3, k'ete-ju c werde hart 3 zu betas c hart 31 ); aksl. razume-jq Verstehe 3 zu raz-umu c Verstand 3 , cele-jq c werde heil 3 zu celu cheil3, o-zestocajq Verharte mich3 aus *o-zestoMjq (I § 76 S. 66) zu zestoku chart3. Anm. Die griech. Verba auf -6w haben in den litauisohen auf -uju ihr Gegenstfick. Ich vermute, dass diese Ausgange einzelsprachliche Neuerungen waren (§ 773. 776, 4. 782, 2). Freilicb. musa, wenn idg. o in offner Silbe im Ar. zu a wurde, mit der Mogliehkeit gerechnet werden, dass auch ar. -aya-ti zum Theil auf *-o-%e-M beruhte. 771. 4. V o n 2 - S t a m m e n a u s , i d g . -i-io-. Gr. [xvjTfo-
[io(i cersinne, stifte an3 lat. metior cmesse, ermesse, beurtheile' 2 ) zu [ir,-Ti-; c Rat, Anschlag, Klugheit 3 ai. ma-ti-s cMass, richtige Erkenntniss 3 . Ai. arati-yd-ti 'briitet Ungliick fiir einen 3 zu c arati-s 'Ungliick 3 , janl-ya-ti verlangt ein Weib 3 zu jdni-s c 3 Weib , kavi-yd-te Tiandelt wie ein Weiser, ist weise3 zu kavis c Weiser, weise3 (iiber -tydti s. § 774). Gr. xovfw cmache staubig' zu xdvi-s c Staub 3 , oy)pfofj.ai cstreite3 zu Sr^pi-? c Wettstreit J , [iY]vt(i> c grolle3 zu [xr,vt-? 'Groll3. ~LdA,.finib zu finis, fehrio zu febris, crinio zu crini-s, grandio zu grandis, lenib zu leni-s. Air. fodalim c theile aus3 (3. sg. fo-dali) zu dail cTheii3. Got. ddilja ahd. teil{i)u ctheile3 zu got. ddil-s (St. ddili-) c Theil 3 ; got. venja ahd. wan(i)u c wahne, hofFe3 zu got. vens (St. veni-) c Wahn, Hoffnung3; got. dulpja cfeiere ein Fest3 zu dulp-s (St. dulpi-) Test 3 , anamahtja c thue Gewalt an3 zu ana-mahts (St. -mahti-) c Gewalt\ Lit. daJy-ju ctheile3 zu dali-s c Theil 3 , szifdy-jus c nehme mir zu Herzen 3 [szirdis cHerz3); iiber -y-ju fiir -i-jic s. § 782, 2. 1) Kurschat schreibt, wie es scheint, minder richtig hSteju. 2) Anders iiber metior Johansson Beitr. zur griech. Sprachkunde 129.
§772—773.] Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
1113
772. 5. V o n M - S t a m m e n a u s , i d g . -u-io-. Ai. gatuya-ti cschafft Zugang 3 zu gatu-s cZugang3, vasu-yd-ti c begehrt Giitei 3 zu vdsu cGut3, satru-yd-ti c tritt als Feind auf3 zu Idtru-s Feind 3 , rju-yd-ti cist gerade 3 zu fju-s cgerade3 (iiber -u-yd-ti s. § 774); av. anlm-ye-iti c macht sich zum Herrn von etwas3 zu atdhu-s cHerr3. Gr. cpixou) c erzeuge' zu
vgl. dazu ne-rem -ple-rem,
vide-rern tace-rem
(§587
S. 960f., §590 S. 964, § 708 S. 1063ff., § 735. 738 S. 1085ff.). Lit. gude-ti-s gude-siu-s zu gude-ju-s von g&da-s, aksl. cele-ti cele-chu zu cele-jq von celu, vgl. dazu lit. byre-ti byre-siu (§ 740 S. 1088). Gr. a-8^pi-TO-s exovi-aa xovt-aw zu xovtiu von xdvi-c. Lat. finl-
tu-s fini-rem
zu finio von finis.
Lit. daly-ti dalysiu zu
J114
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§773.
daly-jii von dali-s, aksl. gosti-ti gosti-chu zu gostq fiir *gostijq. (§ 782, 5) von gosfi. Gr. a-8axpo-To-s sSaxpo-aa 8axpu-aw zu oaxputu von oaxpo. Ijit. statu-tu-s zu statuo von status. -o- hatte seine weiteste Verbreitung im Gebiet des verbuni infinitum, z. B. gr. jua&oj-T&'-i; zu jxioSd-;, lat. aegro-tus zu ae^er (St. aegro-), lit. ragu-tas aksl. roga-tu cgeh6rnf von raga-s rogii cHorn3, Bildungen wie gr. Ti[A7)-~d-? von Tlfr/j, lat. barba-tus von barba. Vielleicht erst im Anschluss an solche Verbalnomina entsprangen im Griechischen sfxt'o&w-aa [Aia8to-a(o [xta&o'u) wie ixtjiTpaa ti[jir|-o(o xlfj.au), ebenso im Lit. juku-siu juku-ju wie dovano-siu dovano-ju. Vgl. §7 70 Anm. S. 1112. Die verschiedne Gestaltung der «o-Prasentia in den verschiednen Sprachen wird uns § 774 ff. beschaftigen. Unsre Denominativbildungen hatten urspriinglich im allgemeinen die Bedeutung, dass das Subject der Verbalform in irgend einem Verhaltniss zum Nomen stehe. Welcher Art das Verhaltniss sei, musste aus der Natur des Nomens und dem Sinne des Satzes entnommen werden. In vielen Fallen zeigt sich jedoch in der geschichtlichen Zeit der idg. Sprachen an einen bestimmten Ausgang der Denominativbildung {-aid -eid etc.) ein bestimmter Sinn gekniipft. Z. B. verband sich im Ai. mit -lyd-ti der Sinn des Verlangens nach etwas, im Lat. mit -o -as -a-t u. s. w. factitive, mit -eo -e-s -e-t u. s. w. intransitive Bedeutung. Soldier besondrer Sinn haftete urspriinglich immer nur an einzelnen Verben, bei denen er durch die Natur des zugrunde liegenden Nomens gegeben war. An diese Yerba als Musterformen schlossen sich mehr oder weniger zahlreiche andre an. Dabei machte sich der bestimmte Verbalausgang von deni Charakter des Nominalstammes oft unabhangig, wie z. B. im Ind. nach janiyd-ti (zu jdni-s) ein putriyd-ti zu putrds geschaffen wurde. Wie wir § 769 S. 1107 f. sahen, scheint so am friihesten der Ausgang -a-io sein urspriingliches Gebiet iiberschritten zu haben. Dieses Umsichgreifen bestimmter Endungen mit specialisierter Function fiihrte hiking dazu, dass man zu demselben Nomen mehrere Denominativa mit verschiedner Bedeutung
§773—774.] Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
1.115
hatte, z. B. gr. Eaiiaw c nehme am Herd auf, bewirte' und ridio c mache zum hauslichen Herd, griinde Haus und H o f £3Tia, aa&svew cbin kraftlos3 und aoDsvow cmache kraftlos3 ao&svr,?, lat. clareo cbin hell 5 und claro (-as) cmache hell 3
kazu zu zu
darns. Anm. Bei der lebendigen Beziehung, die meist zwischen dem abgeleiteten Verbum und seinem Nomen bestand, ist nicht zu verwundern, dass ofters auf Grand von solehen Verba Nomina geschaffen wurden, die das Aussehen haben, als seien von ihnen aus jene gebildet worden fnoms postverbaux'). So stellte siclj uach dem Nebeneinander von lacrimare und lacrima, rixari und rixa u. dgl. im Lateinischen ein pugna neben pugnare, das von pugnu-s ausgegangen war, im Griechisehen neben -vixdiu 'mache nieder, kriege unter, besiege' ein vly.-t] 'Sieg' (§ 86 S. 241). Zahlreiche sichre Beispiele dieser 'Ruckbildung' in modernen Sprachen, wie italien. span, liga franz. ligue aus ligare, nhd. tvach aug wachen. S. Breal Mem. d. 1. Soc. de lingu. IV 82 sq., Osthoff Morph. Unt. IV 224.
774. Arisen. Die ererbten Formen verliessen nur in geringem Umfang ihr Geleis. Von dem Ubergang der Denominativa auf -a-yd-ti in die Bahn der Cl. XXXII, woduich die Formen wie ai. mantraya-te entsprangeny werden wir in § 793 handeln. Fiir idg. -i-{6- und -n-io- findet sich in ved. Zeit -i-yd-u-ya- und -l-yd- -u-yd-, s. § 771. 772. Es ist nicht klar, ob hier die Analogie der primaren Verba wie ni-yd-te sru-yd-te (§ 709 S. 1069) einwirkte, oder ob die -I- und -u- von den Femininstammen auf -I- und -u- (§ 109 S. 314) heieingekommen waren — man konnte sagen, jani-yd-ti gehore zu j'dni-i, janlyd-ti zu dessen Nebenform Jam, kanclu-ya-ti ckratzt3 zum Fem. Jcandu- und nicht zum Masc. handu- —, oder ob beides zusammen Quelle der Vocallange war. Die schon in vorar. Zeit begonnene Ausschreitung des -a-yd-ti (§ 769 S. 1107 f.) geschah weiter, im Ai. in jiingerer Zeit besonders so, dass das Medium bedeutete, dass einer sich als das darstellt, was das Nomen besagt, z. B. sakracapaya-te c stellt einen Eegenbogen dar, gleieht ihm3 zu lakracapa-m c K.egenbogen\ Wegen der Form des zu Grunde liegenden Nomens beachte man ved. dhiy-aya-te cist andachtig3 dhiyayd-nt- ^aufmerksam3 von dhi- f. "Andacht3; ebenso jm-ayd-nt-
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Die Prasensstamme. ClasseXXXI: ai. deva-yd-ti. [§ 774— 774*.
W Erde strebend3 zu Ham- f. cErde3 (§ 160 S. 452), falls es nicht zu j'mdn- dj'ma- cBahn3 fBahn machend, Bahn brechend3) zu ziehen ist. Ferner wurde -l-yd-ti productiv. Nach durggbhi-ya-te cist schwer zu fassen3 [dur-grbhi-s cschwer zu fassen3), kavl-yd-te cist weise3 [kavi-s 'weise3), tavisi-yd-te 'ist kraftig3 [tdvisi f. 'Kraft3) entspiangen solche wie adlwariyd-ti 'ist beim Opferdienst, besorgt den Opferdienst3 zu adhvard-s 'Opferdienst3, pitrlyd-ti cist v'aterlich3 (Gramm.) zu pitdr- cVater3. Nach jarii-yd-ti 'verlangt ein Weib3 (Jdni-s cWeib3) solche wie putrlyd-ti cwiinscht einen Sohn3 zu putrd-s cSohn3, mqslyd-ti Verlangt nach Fleisch zu mqsd-rn 'Fleisch3. Weiter veTliess ein paar mal das -s-yd- der s-Stamme seinen urspriinglichen Bezirk. manavasyd-ti cthut nach Menschenweise3 zu manavd-s 'menschlich3 nach solchen wie svapas-yd-te 'handelt schon3 zu sv-apas- csch6n handelnd3. urusyd-ti csucht das Weite3 zu uru n. cdas Weite 3 nach tarus-yd-ti 'kampft 3 (zu tdrus- n. c Kampf3). Endlich verselbstandigte sich bei vadharyd-ti 'schleudert ein Geschoss3 neben vddhar- und vadhd-s 'Geschoss3 der Ausgang -arya-ti, daher ratharyd-ti cer fahrt im Wagen3 zu rdtha-s c Wagen3. Anm. Genannt sei hier auch srudlnyd-ti 'geliorcht' vom Imper. sru-dhi 'hore3, der partikelahnlich muss erstarrt geweaen sein, so dass diese Verbalbildung eine ahnliche war wie gr. ai-d^m von ai, nhd. bejahe, verneine von ja, nein, lat. nego von dem auoh in neg-btium neg-ligo erhaltnen *ne-gi (oder ahnlich) = lit. ne-gl ne-gu.
774\ A r m e n i s c h . Mit «o-Sufnx nur solche Denominativa wie faram-i-m, s. § 770 S. I l l If. Ohne ?'o-Suffix waren die wie jana-m, s. § 581 S. 955. Unerkliirt sind noch die Denominativa auf -e-m wie gorce-m Virke 3 von gore cWerk3, sire-m liebe 3 von ser cLiebe3, cue-m c breche auf3 von cu cAuf bruch3. Wie jana-m dem aol. rf|j.a-[xi. entsprach, so mochte man gorce-m dem <5(A.T]-JU zur Seite stellen. Doch erwartet man i als Fortsetzung von idg. e 1 ). 1) Hubschmann verweist micli auf die Moglichkeit, dass nach Mustern wie her fcfopa, latio' etc.): herein (= gr. cpspcu) zu gore ein gorcem gestellt
§775.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti.
1117
775. G r i e c h i s c h . Der urspriingliche Ausgang -aw = idg. -a-io wurde nicht lautmechanisch zu -aw, sondern duich analogische Einwirkung von -sw -iw -om. In mehreren Dialekten erscheinen -YJW -tow -i
dem Lit. vgl. praes. demi 3. sg. desti fur demi desti nach de-siu de-ti u. s.v. (§ 546 S. 937).
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§775—776.
waren aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso einzelspraohliolie jiingere Neubildungen wie lat. fulgur-io zu fulgur (alat. fulgus) gegeniiber den altererbten wie gr. TeXeiio xz\im aus *TeXets-iaj (§ 768 S. 1105). Unklar ist der Ursprung der Flexion von oii-jj raw7] aue -TJSI, vgl. horn. hvliriwi, ion. (Archil.) otdiemM, Pindar onC'fl- Vgl. Wackernagel Philol. Anzeiger 1887, S. 238, W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXIX 269 f.
Uber die athematische Prasensflexion -a-;xi (-aifn) -TJ-JU -co-jxi nach Cl. X (fur -aw -sa> -oto) im Aol. und Arkad. s. § 582 S. 956, § 589 S. 963. Aus vorgriechischer Zeit war der Typus -a-[ii bei unsern a-Denominativa mitgebracht, ihm schlossen sich auf griechischem Boden -vj-fxi und -w-fii an. 776. Indem wir uns zu den Verallgeraeinerungen wenden, die einzelne Denominativausgange im Griech. erfuhren, schicken wir die Beobachtung Siitterlin's voraus, dass "die Analogie in der Alltagssprache der Inschriften nicht in dem Masse wucherte wie im Munde der oft zu kiihnen Neubildungen gedrangten und theilweise durch Neubildungen wirkenden Dichter und Redner" (Zur Gesch. der verba denom. im Altgr. I 5). 1. Die Ausbreitung der Verba auf -aw, die schon von vorgriechischer Zeit her auch zu o-Nomina gebildet werden konnten (§ 769 S. 1107 f.), wurde, so weit es sich urn die factitive Bedeutung handelte, durch die neu aufgekommne Classe auf -o<x> (4.) gehemmt. Durch vsow 'erneure 3 z. B. mochte ein *vs/a-iw = lat. novo ahd. niuwom verdrangt worden sein (vgl. S. 1107 Fussn. 1). Dafiir wurde aber -aw in andern Eichtungen productiv, zur Bezeichnung des Leidens an einer Krankheit oder an krankhaften Geliisten, von Schallausserungen, von mechanischen Beschaftigungen u. a. Z. B. nach As~paw chabe AussatzD (von Asupa "Aussatz') u. dgl. wurden solche wie uSspaw c bin wassersiichtig3 zu 5oEpo-? ^Vassersucht3, nach ficp&aXjxiaw c leide an den Augen3 (von 6
§776.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
1119
'Windel 3 nach solchen wie -re^vato csetze geschickt ins Werk 1 zu Ts/VT] 'Kunstfertigkeit 3 , [Mj/avaw csetze ins Werk' zu [Avj^avrj c Werkzeug, Mittel 3 u. dgl. -wxw wurde auch zu einer Art von Desiderativsuffix: nach solchen wie arpaxTj-j-iau; cstrebe nach einei Strategenstelle 3 (arpaTYjyid) entsprangen solche wie dpjrovxiau) strebe nach emer Archontenstelle 3 von ap^iuv, [xa&rjTiaio c raochte Schiiler sein3 von fj.a&Y]Trj-?; nach dem letztgenannten Verbum wieder z. B. piv-TjTiatu cmochte Beischlafer sein3 von pivsto 'iibe Beischlaf3. Anm. Fur -am erscheint in den grieoh. Dialekten vielfaoh -etn, ohne dass man annehmen durfte, es liabe jedesmal ein tibertritt in die Analogie der von o-Stammen ausgegangnen Verba auf -ECU stattgefunderi, z. B. -'qfiitn neben -qfidw, oairaveoj neben har.asaw. J. Schmidt Die Pluralbild. der idg. Neutra S. 326 ff. stellt die Ansicht auf, in urgr. Zeit sei ao atu lautgesetzlich zu eo em geworden; eo etn hatten dalier im Paradigma mit ae gewechselt, •t]°£m i$deit u. s. w., und es sei nun wieder ausgeglichen worden, und zwar in doppelter Richtung, einerseits -r§dw -oiofi.tiu.s.w. nach -'qfideis -aet u. s. w., anderseits ^P&ic -isi u. s. w. nach i]$iu> -eojiev u. s. w.
2. Bei den Verba auf -e
71
1120
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti.
[§776.
3. Mit den auf o-Stammen beruhenden Verba auf -eu> flelen die auf urspriinglich -sa-ito im Prasens zusammen. Nur bei Homer zeigt sich noch ein formaler Unterschied, indem sich neben -sto aus -sown noch das altertiimlichere -suo bewahrt hatte, wie xsAst'to neben TSASW (I § 131 S. 119). Die lautgesetzliche Ubeieinkunft der beiden Ausgange bewirkte Neuerungen in den ausserprasentischen Formen. Schon bei Homer Formen wie av97Jacu zu avOsto 'bliihe 3 aus *av&sa-uo (av&o? n. l BluteD) nach der Analogie von cpdTJaat zu cpiAsco, und Tereu^o&ai 'bewaffnet sein3 zu xsu^aa pi. cWaffen\ So wurden denn namentlich viele Verba auf -sto mit dem Fut. auf -7]au> von zusammengesetzten sa-Stammen aus geschaffen, wie aTiei&EU) cbin ungehorsam 3 zu a-itsi&Yj? cungehorsam3, su&apasu) cbin gutes Mutes3 zu s5-&apov]i; cwolgemutJ, im Zusammenhang mit dem Umsichgreifen der Verba auf -sto von zusammengesetzten Stammen auf -o- (s. 2.). 4. Den Verba auf -s
§776.]
Die Prasensstiimme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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Fetzen, zerfetze3 zu paxo? n. 'Fetzen' 1 ), oyio'co cmache gesund 3 zu u^iTj; cgesund5, opvi&oto Verwandle in einen Voger zu opvt? "Vogel3, TrXaxo'to c mache breit3 zu TtXaTo-; cbreit3, -yetpupdm cmache etwas zu einem gangbaren Damm 1 zu -(Ecpopa cgangb. Damm, Briicke\ 5. Zu den Verba auf -utu (§ 7 72) gesellten sich die auf -sow, wie voasucu cbin Hirte 3 (VOJASO-?), ipioyzitin cbin Wagenlenker 3 (rjvio^su-c). Wenn -sue, wie wir § 261 S. 614 annahmen, aus *-=iu-; hervorgegangen war, so waren -sow = *-eio-uu, -soao) = *-£t.{j-au) ganz regeliechte, von -u-(i)u> -u-oco (oaxpiiw -uaco) im Princip nicht verschiedne Formationen. Der Ausgang -SUOD wurde schon friihe productiv zur Bezeichnung regelmassiger, beruflicher Thatigkeit: z. B. oivo^osutu bin Weinschenk 3 zu oivo^oo-?, [xavtsuofjiai cbin Wahrsager zu jj,avTi-c, 9r;psua) cbin Jager3 zu &Tjpa 'Jagd 3 , pouXsiiw cbin Berater, berate 3 zu j3ouA7j c Rat\ -sutu erscheint so als synonym mit -s(o: vgl. oivoj(os(u neben -^osutu, -/oipavsto (2. S. 1119). 6. Unter den mannigfaltigen Ausgangen der auf consonantischen Nominalstammen bemhenden Denominativa wurden drei in weiterem Umfang schopferisch, -aCw, -iCw, -aivw. a. Die Verba auf -a£(o aus -ao-ito entsprachen zum Theil den germanisehen auf (got.) -atja (§ 768 S. 1106), zvim Theil war -a£w aus *-)}did entstanden, wie in Tre;«raCou.ai czahle nach fiinfen abD zu T.zpTz&z (§ 123 S. 366, § 169 S. 474f.). Nach [UY«£«U "^mische3 med. cmische mich3 ([xr/a? cgemischt3) schuf man solche wie ^au/aCu) c beruhige, halte Ruhe 3 zu TJOUyo-c, cruhig3, 6oxifi.aCw c erprobe, priife3 zu orfxifio-s cprobehaltig, echt3. Nach acppooiaiaC 'bekomme einen Bart3 (^evsiac) solche wie otaataCw cbin in Aufruhr3 zu ataai-? lAufruhr3, avta^w c empnnde Beschwerde, Missmut3 zu avt'a 'Beschwerde 3 , im^wpiaCw cbin heimisch 3 zu £7:iyo)piQ-; ceinheimisch3. -i^w aus -to-icu, z. B. SX-K(CO) 'hofFe3 zu SATTI? -t'o-o? cHoffnung 3 , cppovtt'CoJ 'clenke3 zvi cppovxi? cSorge3, ^T/tCopai cerbeute3 zu lj Sohwerlioh darf man ein '"paxoo-ioo als Grundform annehmen, obwol dieses in lat. fulgur-io ein Analogon hatte (s. § 775 Anm. S. 1117 f.). 71*
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti. [§776—777. c
Beute3, spi'Cw cstreite3 zu epic c Streit\ Hieinach lobe zu aivo-? 'Lob3, osutvi&o cbewirte3 zu oenrvo-v cMahl3, xava^iCi" crausche3 zu x a v a ^ c Gerausch , ovsiSi'Cw schmahe zu ovsiSo? n. cSchimpf°, dxoviiCu) c schleudie den Wurfspiess' zu c Wurfspiess3, al\iaxiC,m cbeflecke mit Blut 3 zu ai[ia cBlut3, c pieise selig3 zu jxaxap 'selig3, asixiC und -iC«> waren in verhaltnissmassig wenigen Fallen aus -ay-uo und -iy-i craubeJ (fut. ap7ta£
c
J
§777.
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-U.
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mit den Denominativa von z-St'ammen wie finid (-Is) aus -i-id, mit den letztein auch ausserhalb des Prasens, z. B. custodivi -Itu-s wie flnwl -itu-s. Dass der letztere Anschluss schon uritalisch stattgefunden hatte, scheint aus osk. xaTrioi/ciDjz d. i. kapid-i-to-m 'ollarium5 (zu lat. capis -id-is) hervorzugehen (vgl. das umbr. s t a t i t a cstatutaD zu *stati- = gr. oraot-e). Die alten Participialbildungen wie lat. sceles-tu-s llber-tus (§79 S. 218, § 768 S. 1106) waren schon seit vorromischer Zeit ausser Zusammenhang mit einem Veibalsystem, also adjectivisch. Die ganze Classe dieser Denominativa von consonantisch ausgehenden Nominalstammen wax im Lat. im Absteiben. Eine etwas umfangieichere Kategorie bildeten nur die auf -turid (s. § 778, 1). Von den Prasensformen scrlptur-id -Is u. s. w. konnen als alte lautgesetzliche Foimen nur die 1. sg. auf -id und die 3. pi. auf -iunt gelten. Die Foimen auf -is -i-t u. s. f. lassen sich weder auf uispriingliches -ies -ie-ti -io-mos -ie-tes, noch auf urspriingliches -iie-s u. s. w. zuriickfiihren: vgl. voc. filie (neben fill § 201 S. 540), wonach man imper. *scripturie erwarten miisste. Der Umstand, dass im Italischen bei den ^rimaien3 Verba mit consonantisch schliessender Wurzel die Flexion -id -ies -ie-ti zu Gunsten der Flexion -id -is -l-ti ganzlich aufgegeben wurde (§702 S. 1055 if.), war der Anlass, dass man auch bei unsern Denominativa die Flexion -id -ies u. s. w. fallen liess. scfiptur-id nahm also die Weise von suffid fare-id u. s. w. (§ 716f. S. 1074 f.) in ahnlicher Weise an, wie im Griechischen die Futura Oaufxavui ayysAui nach der Analogie der ^rimaren3 Verba gebildet wurden (§ 757 S. 1100). Die gleiche Erscheinung wie bei scrlptur-io haben wir bei den Verba auf -i-io wie finid von finis. Denn auch von den Formen finio -Is u. s. w. konnen nur die 1. sg. auf -id und die 3. pi. auf -iunt als lautgesetzliche Fortsetzung der Grundformen gelten. Dass der Anschluss hier bereits in uritalischer Zeit erfolgte, darauf weist umbr. persnihi-mu p e r s n i h - m u persni-mu 'precator3 von einem Nominalstamm *persni(§ 674 S. 1035).
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§777.
Ein Hand in Hand-Gehen mit den 'primaren3 Classen zeigen ferner die Verba auf -a-io -e-io und -u-io: planto aus *-a-io hatte das «o-Suffi.x nur in der 1. sg., sonst themavocallos -as -a-t u. s. w., ebenso wie no nd-s etc. und Juvo -as etc. Hierzu stimmen umbr. furfant furfa& 'februant3 anstiplatu "mstipulator3 osk. faamat habitat3 u. dgl. neben 1. sg. umbr. subocau cadoro3 aus -a(i)o (vgl. stahu cst6> und § 980), so dass man die lat. Flexionsweise fur die uritalische halten darf. S. § 583 S. 956 ff., § 738 S. 10S7. Ebenso erscheint bei claudeo aus *-e-io das *o-Suffix nur in der 1. sg.: claudeo -e-s etc. wie pled -e-s etc. video -e-s etc. (§ 590 S. 964f., § 738 S. 1087). Ebenso auch die Causativa, wie moneo -es etc. (§ 788). Hierbei ist ein doppeltes zu beachten. Zunachst, dass claudeo und moneo urspr. -Sid, d&gegen pled video urspr. -eio hatten (vgl. I § 612 S. 464). Zweitens, dass man nach den Lautgesetzen die Foimen claudes mones -et -Mis auf -e(i)es -e(i)eti -e(i)etes zuriickfiihren kann, so gut wie lesb. cpiATjxs auf cpiXe(tJsT£ (§ 589 S. 963). Nach lat. tres, ponies umbr. p u n t e s aus -e[i)es (I §134 S. 122) zu schliessen, ware die Vereinigung von ee zu e schon in uritalischei Zeit erfolgt. In der That mag also diese Contraction in den Personen mit der Suffixgestalt -ie- das Zusammenfliessen der Flexion der Verba auf -e-id und -eio mit den e-Verba angebahnt haben. Hervorzuheben ist weiter, dass das Lat. die den Formen wie plantavl plafitatus flnwi finittis entsprechenden e-Formen ebenso wenig hatte, wie es solche e-Formen bei den dreisilbigen Verba auf -e-io wie video kannte. Anm. Eine Ausnahme macht das mit densare cdioht machen, verdichten' gleichbedeutende Verbum denseo mit dem part, densetu-s, Nur diese Partioipialform war, wie es scheint, ursprilnglich vorhanden, und erst nach der Analogie von densa-mus neben densa-tu-s bildete man zu dense-tu-s die Prasensformen wie dinse-mus. So erklart sich, dass denseo, abweichend von den Verba wie albeo claudeo etc., factitive Bedeutung hatte.
statud -uis -uit u. s. w. lasst sich unmittelbar mit ai. gatuyami -ya-si etc. gr. cplruu) -en; etc. vergleichen, die Flexion ist anderseits dieselbe wie in sub suis suit etc. (§ 717 S. 1075).
§778.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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778. Verallgemeinerung einzelner Ausgange der Denominativa im Italischen: 1. An den lat. Formen wie scrlptur-id zu scriptor (§ 768 S. 110 5 f.) verselbstandigte sich der Ausgang -turid. Daher mehrere Neubildungen (mit der Bedeutung des Wollens, Begehrens, Imbegriffseins), ohne dass jedesmal erst ein Nomen auf -tor gebildet worden waT, z. B. parturio, taciturid, sullaturio (von Sulla). Im Spatlatein verloren diese Desiderativa die Nebenbedeutung, durch die sie von den Stammverba unterschieden waren, so dass z. B. parturio mit parid gleichwertig wurde1). 2. An den Ausgang -id = -i-id, den viele, sowol von Substantiva als auch von Adjectiva aus gebildete lat. Verba zeigen, kniipfte sich keine so bestimmte Bedeutung wie an die Ausgange -o (-are) und -eo; ausser den § 771 S. 1112 angefiihrten Beispielen vgl. noch partid und -tor 'theile3 von pars (St. parti-), circumretid "umstricke5 von rete, inanid leere aus3 von inani-s, mollio 'erweiehe, mildre3 von molli-s. Gleichwol erfuhr auch -id analogische Ausbreitung: catulio von catulu-s, equid von equo-s, die nebst nuptulre beziiglich der Form und des Sinnes an die ai. desiderativen Verba wie putrlyd-ti (§ 774 S. 1116) gemahnen; blandior von blandu-s, raucio von raucu-s, saevid von saevo-s, largior von largu-s, unid von unu-s; poenid punid von poena; abortid von abortus, singultid von singultu-s. Moglicherweise waren aber unter den Formen wie catulio blandior auch solche wie die ai. adhvaryd~ti gr. ayysXAco, s. § 770 S. 1109. 3. Die Verba auf -a-id (lat. -o), von denen ein Theil schon in voritalischer Zeit von o-Stammen aus gebildet wurde (§769 S. 1107 ff.), erfuhren auf italischem Boden sehr starke Vermehrung. Viele zu a-Substantiva gehorige Verba auf -a-id bedeuteten csich befassen mit dem, was das Nomen besagt, es 1) Fur eine Desiderativbildung ahnlioher Art halt Johansson PaulBraune's Beitr. X 223 got. aihtrbn csich etwas erbitten', das mit dih 'besitze' zusammenhange und und ursprunglich 'besitzen wollen' bedeutet habe.
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Die Prasensstamme. Claase XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§ 778.
ausiiben, anwenden, hervorbringen 3 u. dgl., z. B. lat. curd umbr. k u i a i a ccuret3 pal. coisatens "Wraverunt3 (lat. dura), lat. multd osk. moltaum c multare 3 (lat. multa), lat. insidior (msidiae), praedor [praeda), lacrimd [lacrima), maculo [macula), fortund (fortuna). Daher schuf man Verba auf -aid auch von andern Substantivstammen aus. Z. B. lat. terrnind zu terminus termen, umbr. termnas "terminatus3 osk. t e r e m n a t t e n s ^erminaverunt'; lat. loco zu locus, pal. locating) 'locaverunt 3 ; lat. ddnd zu ddnu-m, osk. d ] u u n a t e d cdonavit3; lat. vinculd zu vinculu-m, umbr. previslatu imper. c praevinculato, praepedito vinculis3; lat. numero zu numerus, pugnd zu pugnus (vgl. § 773 Anm. S. 1115), spolior zu spoliu-m, cdnsilior zu cdnsiliu-m, regnd zu regnu-m, fluctud zu Jluctus, tumultud zu tumultus, contidnor zu cdntid, nomind zu ndmen, exdmind zu examen, coldrd zu color, fulguro zu fulgur, onerd zu onus, scelero zu scelus, pulvero zu pulvis, laudd zu laus, Memo zu hiems; osk. deivaid "iuret5 deivast 'iurabit' zu deivo- c deus\ Von den Verba auf-<m>, denen a d j e c t i v i s c h e o-Stamme zu Grande lagen, wie lat. novd (S. 1107f.), seien noch genannt: lat. pr'wd zu privo-s, osk. preivatud cprivato, reo3 (zur Bedeutung vgl. Breal Diet. etym. lat. 2 281, Mem. d. 1. Soc. d. lingu. IV 394 sq.); lat. pid zu pius, umbr. pihatu "piato3 p r u p e h a s t 'ante piabit3; lat. prohd zu probus, osk. p n i f a t t e n s cprobaverunt3. Hiernach entstanden solche wie lat. gravo zu gravis, levd zu levis, cicurd zu cicur. Lat. sacrd zu sacro- sacri-, osk. s a k a r a t e r c saeratur, sacrificatur3 zu aaxopo fsacrum3) sacri-. Eine Fiille von Verba auf -taid im Lat. hatte fo-Partic i p i a zur Unterlage, meistens mit intensivem oder frequentativem Sinn. Bereits voritalisch waTen, wie es scheint: lat. gusto = ahd. costdm von idg. *§us-to-, s. § 769 S. 1107; lat. itd umbr. etaians citent3 etato Itate 3 = gr. (TYJ-TSOV el. part. perf. act. sir-av-iTotxtup; lat. putd cputze, beschneide, bereinige, berechne, meine3 zu aksl. pytajq cscrutor, quaero, indago3 (OsthofF Morph. Unt. IV 86f.). Speciell lat. z. B. hortor occultd adjutd canto verso tractd dictd gesto pdtd, domitd crepitd habito. Der Ausgang -itd wurde im Lat. selbstandiges Suffix, daher z. B.
§778—779.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti.
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vocito zu voco (vocatu-s), volito zu void (volatu-m), agito zu ago,
sclscito zu sci-sco, visito zu viso (Cl. XX, § 662 S. 1025), und indem -ito sich mit -to verband, entstanden die Intensiva oder Frequentativa zweiten Grades wie itito, zu i-to, dlctito, zu die-to, cursito, zu curso. Die Entwicklung dieser ganzen umfanglichen Verbalkategorie auf Giund der fo-Participia begreift sich aus dem Umstand, dass von voiitalischer Zeit her theils die Neutra, theils die Feminina dieser Participia als Abstracta gebraucht wurden, wie commentu-m 'Einfall5 (hierzu commentor), repulsa 'Abweisung3 (hierzu repulsb), offensa 'Anstoss3 (hierzu offenso). S. § 158 S. 444fF., § 769 S. 1108. Zu einem productiven Denominativsuffix wurde im Lat. ferner der Ausgang -igare, wie navigo, remigo, Jurigo jurgo} •niitigo. Vgl. Leo Meyer Bezzenberger's Beitr. VI 130 ff. 4. Das -eo = -e-is der Intransitiva wie lat. claudeo (§770 S. 1111) griff wenig uber die o-Stamme hinaus, z. B. rnolleo
von molli-s. Man beachte, dass der Gegensatz von intransitiver und transitiver Bedeutung, wie er z. B. zwischen clarere und clarare bestand, sich auch bei den "primaren3 Verben auf -are und -ere zeigt, z. B. liquere und liquare. Anm. Zu den Denominativa auf-eo scheint auch fateor zu gehoren, das im Osk. durch die Infinitivform f atfum (f = e) belegt ist. Zu Grunde lag ein dem gr. yo.-J>-% 'gesagt' (d'-epaxo-;) entspreohendes *fa-to-s mit der Bedeutung 'der etwas kundgegeben hat, offen,gestandig'. fateor bedeutete also urspriinglich cioh bin offen, gestandig' und hatte die deponentiale Flexion wol nach fari (§ 495 S. 891) angenommen. Zuerst sagte man nur fateor de aliqua re, dazu kam spater die Accusativconstruotion. Das part, fassus fand sich ein nach dem Verhaltniss von suusus zu suddeo u. dgl.
779. K e l t i s c h . Als eine besondre Classe heben sich im Ir. nur die «-Denominativa ab, wie rannaim von dem «-Stamm rann (§ 769 S. 1107) und marbaim von dem o-Stamm marb (S. 1108). Die io-Erweiterung aber, wie im Lat., nur in der 1. sg., z. B. no charu aus *cara-io (conjuncte Flexion) wie lat. planto, sonst «o-lose Flexion, z. B. 3. sg. no chara abret. cospitio-t wie lat. planta-t. Vgl. § 584 S. 958.
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§779—781.
«o-Prasentia von consonantisch schliessenden Stammen (wie ai. apas-yd-ti) fehlen. Mir. aih-rlgaim centthrone3 «-Verbum (inf. aitli-rlgad) von ri cKonig3 (Stamm rig-). Ebenso fehlen Prasentia wie ai. gdtu-yd-ti (§ 772 S. 1113). In der kelt. 3. Conjug. sind die idg. Denominativa auf -e-io (etwa scorim scuirim § 770 S. 1111), die auf -i-io (etwa fo-dalim § 771 S. 1112) und die Causativa auf -eid (§ 803) zusammengeronnen. Erweiterung dieser Classe als Denominativclasse iiber ihren urspriinglichen Bereich hinaus zeigt sich z. B. bei 3. sg. ad-rimi czahlt3 von rim f. cZahF (Stamm *rlma-), bagim ar-bagim cstreite, prahle3 von bag f. cStreit3 (Stamm *bagci-). 780. Zu weiter Verbreitung kam in der Denominativbildung des Ir. und Brit, ein Ausgang mit -ag-, wie air. saraigim oder -saraigiur ncymr. sarhaf (== acymr. *sarhagarn) c ich beleidige3 zu sar cBeleidigung3, air. suidigim csetze3 zu suide 'Sitz3, mir. intamlaigim Vergleiche3 zu intamail cAhnlichkeit, Nachahmen3, acymr. scamnhegint 'levant3. IJber den Ursprung dieses Suffixes, das man wegen air. cumachtaigim cbemachtige mich3 neben cumachtach cmachtig3 u. dgl. mit dem Nominalsuffix -aco(§ 89 S. 257) hat zusammenbringen wollen, steht nichts fest. Anm. "Die brittischen Dialekte ireisen auf -ag-, und vor dem a ereoheint im Cymr. ein h, das mir auf s zu deuten scheint (also -sagi-). Doch ist von diesem s im Ir. keine Spur. Sieht man von ihm ab, so konnte man an lat. remigare purgare u. ahnl. denken, nur dass das Keltische i-Flexion hiltte". Thurneysen.
781. Germanisch. 1. Hier heben sich, ahnlich wie im Keltischen, am deutlichsten die a-Verba ab, inf. got. ahd. -on aisl. -a ags. -ian, in der german. Grammatik die zweite schwache Conjugation genannt. Die ?'o-Erweiterung {-a-io-) erscheint klar nur im Anglofriesischen, ags. 1. sg. auf -ie, pi. auf -iad, wie sealfie sealfiait, deren -i- urspriinglich ein langer und zwar dunkler Vocal gewesen sein muss, sodass urgerm. -o-ia- ausser Frage steht. Ohne -io- ahd. salbom -os -ot -omes -ot -out got. salbos -dp -dm -dp -ond. Die 1. sg. got. salbo wol nicht aus *-a-m mit secundarer Personalendung (wie auch nicht hab-a aus *-e-m, s. § 708 S. 1065), sondern Neubildung
§781.]
JDiePrasenastamme. Classe XXXI: ai, deva-yd-ti.
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nach baira neben hair am und nach haba neben habam. Vgl. § 739 S. 1088. Beispiele von a-Verba, die von a-Nomina ausgegangen waren, s. § 769 S. 1107. Andre sind got. fairino cbeschuldige, tadle ahd. Jirinom cscelero3 SLgs.Jirenie 'siindige3 von got. fairina Beschuldigung 3 ah&.jlrina cscelus3 ags.Jiren cSiinde3, got. idreigo bereue von idreiga cB,eue3, ahd. ahtom (ags. eahtie) 'beachte 1 von ahta c Beachtung 3 , ahd. gremizzom r schaue finster drein, bin unmutig 3 von gremizza cfinsties Gesicht, Unmut3. Der Ausgang -mo-(ia-) von westgerm. Veiba wie ahd. fiririom, redinom (lege dar, erzahle3, von redina c Darlegung, Erzahlung3) wurde als selbstandiges Suffix weitergetiagen: z. B. ahd. wifi-inom "strafe3 ags. witnie, ahd. fest-inom cfestige, setze fest, verspreche3 ags. fcBstnie, ahd. heb-inom cbewirte3 u. a. «-Verba von o-Nomina wie got. vairpo ahd. werdom s. § 769 S. 1107. «-Verba von s-Stammen aus (die schon friih im German, nach der o-Declination gingen, s. § 132 S. 393 f.): got. liatizb c hasse3 zu Jiatis cHass3, ahd. sigirom csiege3 zu got. sigis cSieg3, ahd. egisoni cerschrecke3 zu got. agis c Furcht 3 u. a., wie lat. onerare scelerare (§ 778 S. 1126). -iso-[ia-) wurde selbstandiges Suffix: got. valv-iso cwalze mich3, ahd. rich-isom cherrsche3 ags. rlcsie, ahd. Mch-isom ccomparo, simulo3 her-isom cherrsche3 (auch herrisom durch Anlehnung an das urspriinglich comparativische herro c Herr 3 ) ; ags. bledsie csegne3 u. a. a-Verba von w-Stammen aus: got. fraujino cbin Herr, herrsche 3 von frduja (gen. frdujins) £Herr3; gudjino cbin Priester, iibe das Priesteramt aus3 von gudja cPriester3, wonach dann reik-ino c herrsche iiber etwas3 (reik-s cHerrscher3) shalk-ino 'bin Diener, dienstbar3 [skalk-s cDiener3) hor-ino c begehe Ehebruch 3 (hor-s cEhebrecher3J entsprangen. Derartige Verselbstandigungen von Ausgangen mit dem a-Suffix Avie die genannten finden sich noch mehrere im Westgermanischen, besonders -aro- -aid- und -ako-. 2. Schon in den vorhistorischen Zeiten des Germanischen fielen im Ausgang zusammen die Verba von consonantisch
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deua-ya-ti.
[§781.
auslautenden Stammen auf -i6 (-iio), die von o-Stammen abgeleiteten auf -e-i6 (woraus urgerm. -i-io) und die auf -i-id. Vgl. got. riqizja glitmunja veitvodja lauhatja ahd. lougazzu lohazzu u. a. § 768 S. 1105 f., got. rigneip u, a. § 770 S. 1112 und got. ddilja ahd. teil[i)u, got. venj'a ahd. wan(i)u u. a. § 771 S. 11121). Auch gingen noch die Causativa auf -Sid (urgerm. -iio) wie got. fra-vardja = idg. *uorteio in dieser Classe auf, die in der germ. Grammatik als die erste schwaohe Conjugagation bezeichnet wird. Dabei ist zu beachten, dass im German, wie in andern idg. Sprachen viele Verba, die auf Grund von Nomina geschaffen wurden, eigentlich zur Causativclasse zu zahlen sind, wie got. hdilja as. heliu ahd. heil{i)u 'heile' von hails hel heil c heir (§ 793. 806). Der Zusammenfall der verschiednen vorgerm. Flexionsweisen war iibrigens nicht durchweg ein rein lautgesetzlicher. Denn z. B. got. glitmuneip lauhateip (beide nur erschlossen) waren fur *glitmun-ji-p *lauhat-ji-p eingetreten nach dem Muster von solchen wie rigneip aus *rigni-ii-rf(i). Got. vaurkeip (1. sg. vaurkja idg. *tirg-io) war Neubildung fur *vaurkip nach fra-vardeip u. dgl. (S. 1055 Fussn. 2). Umgekehrt im Ahd. denit beifiit (I. sg. denn(i)u beizz(i)u Gf. *toneip *bhoideio) nach hevit = lat. capit. Ofters zeigt sich ein Schwanken zwischen der ersten schwachen Conjug. und der zweiten, den a-Verba. Zum Theil handelt es sich urn alte Doppelbildung von verschiedner Grundlage aus, wie z. B. ahd. follom 'ftille* ein bereits vorgermanisches Verbum auf -a-io (§ 769 S. 1107), dagegen full{i)u got. fullja c£ulleD eine Causativbildung war, ahnlich ahd. tarom c schade, verletzeD von tara cSchade, Verletzung1 neben dem gleichbedeutenden Causat. teriu. Wie weit solche Verba ihre Flexion in jiingerer Zeit unmittelbar anderten und wodurch diese Anderungen hervorgerufen waren (vgl. z. B. as. fullon neben fulliu), bedarf noch eingehenderer Untersuchung. 1) Ob auch *-u-ib lautgesetzlich zu got. -ja fuhrte, etwa tagrja cweine' aus urgerm. *tajru-id, ufarassja 'bin im Uberfluss vorhanden' aus *ufarassu-io, ist zweifelhaft.
§781.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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3. Die Verba auf got. -a (2. sg. -dis) ahd. -em, wie got. paha ahd. dagem ctaceo3 (dritte sehwache Conjugation), gehorten, wie wir § 587 S. 961, § 592 S. 965, § 708 S. 1063 ff. gesehen haben, von Haus aus nicht zu der von uns so genannten jiingeren Schicht der Denominativa. Nun finden sich aber im Germanischen doch zahlreiche jiingere Denominativa mit dieser Flexion, wie got. arma cerbarme mich3 fasta ahd. fastern 'faste', und man ist versucht diese Verba den lateinischen Denominativa wie claudeo, die ja in der Flexion mit denen wie faced video Hand in Hand gingen (§ 777 S. 1124), auf eine Linie zu stellen. Gleichwol ist das unzulassig. Der Cmstand, dass weitaus die meisten alten Verba dieser Classe, wie paha dagem, Intransitiva waren, Hess ihren Ausgang zu einem Kennzeichen intransitiven Sinnes werden, und in ahnlicher Weise wie im Anschluss an die alten Incohativa3 mit dem K-Suffix (wie got. ga-vakna cerwache3) Incohativa mit demselben Suffix von Nomina aus gebildet wurden, z. B. got. futtna Verde voll3 mikilna cwerde gross3 (§ 623 S. 991), schuf man nach dem • Muster der Verba wie paha dagem jene wie fasta fastem. Da z. B. dem Substantivum got. saurga ahd. sorga cSorge3 das primare Verbum got. saurga ahd. sorgem csorge3 (§ 659 S. 1022 f.) zur Seite stand und letzteres von ersterem abgeleitet schien, so stellte sich zu (ahd.) fasta Mas Fasten3 jenes Verbum got. fasta ahd. fastem, ferner ahd. werriem cquale mich, plage mich3 zu werna cQual, Plage3, wartem chabe Acht, warte3 zu warta c das Achthaben, Spahen, Warten3, wahtem chalte Wache3 zu wahta 'Wache3. Weiter im Ahd. von Adjectiva aus solche wie ahd. fulem cfaule3, zu ful cfaul3, altem vwerde alt3, zu alt 'alt3 u. dgl. Vgl. auch die zu Cl. XIV gehorigen ahd. wesanem Vertrockne3 (aisl. visna), trunkariem cwerde trunken3 (ags. druncnie), die dureh ihren Ubeitritt in die e-Flexion ein doppeltes Kennzeichen ihrer intransitiv-incohativen Bedeutung gewannen (§623 S. 991); ferner got. maurna ahd. morriem fiir *maurno *momdm (§ 605 S. 978f.). Mancherlei Schwankungen zwischen -e- und a-Flexion, wie z. B. ahd. erem und erom cehre3, bediirfen noch genauerer Untersuchung.
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[§782.
782. B a l t i s c h - S l a v i s c h . 1. Hier sind die von consonantisch auslautenden Nominalstammen mittels -(o- abgeleiteten Verba wie ai. rajas-ya-ti u. s. w. (§768 S. 1105 f.) nicht mehr sicher nachweisbar. Statt ihrer erscheinen in den klar zu controlierenden Fallen Verba nach der Weise andrer Denominativclassen, z. B. lit. akmenyju-s Verde zu Stein3 von ahnS, ''Stein3 (St. akmen-), aksl. znamenajq cbezeichne3 von znam§ ""Zeichen5 (St. ztiamen-). Anm. Vielleicht sind die von Kurschat ala Punctiva bezeichneten lit.-lett. Verba auf (lit.) -tereti -teleti wie kirstere'-ti 'haue ein wenig zu' mit den slav. nomina agentis auf -tel- (idg. -ter-) wie 'intel-i 'Opfrer' (§ 122 S. 365) zu verbinden. Dann fragt sich, ob die lit. Prasensbildung wie kirster-iu szvilptelu (d. i. -el-iu) nooh jenen Typus ai. rajas-ya-ti reprasentiere. Die Flexion ist in den Dialekten theils -terejau -telejau, -tereti -teleti, theilg -teriau -telau, -terti -telti (Leskien-Brugmann Lit. Volksl. und Marchen 313 f.), letztere wie iuhuriau lukurti zu iuhuriu 'harre leiee'.
2. Neben den Ausgangen lit. -o-jn aksl. -a-jq = idg. -a-id, wie lit. lanko-ju aksl. Iqka-jq (§ 769 S. 1107), erscheinen lit. -e-ju aksl. -e-j'q fiir idg. -e-io, wie lit. gude-jil-s aksl. razume-jq (§ 770 S. 1112), und lit. -y-ju fiir idg. -i-id, wie daly-jit (§771 S- 1112). Das -e- und das -I- dieser Endungen sind ebenso zu beurtheilen wie die langen Vocale in den griech. dial. Formen aotxifjcu xwiut u. dgl. (§ 775 S. 1117): sie wurden aus den ausserprasentischen Formen eingefiihrt, also giide-ju-s nach -e-siu -e-ti-s, razume-jq nach -e-chu -e-ti und daly-ju nach -y-siu -y-ti u. s. w., und zugleich waren die Prasensformen wie lit. byr'e-ju aksl. gove-jq vorbildlich thatig, neben denen die ausserprasentischen Formen von alterer Zeit her dieselben Ausgange hatten wie unsre Prasentia (z. B. byre-ti wie gudeti-s, gove-ti wie razume-ti), s. § 735 S. 1086, § 740 S. 1088. In gleicher Weise entsprang wol erst im Baltischen oder hochstens in urbalt.-slav. Zeit im Anschluss an -u-ta-s das Prasens auf -u-j'u, wie j'uku-ju (§773 S. I l l 4), entsprechend dem boot. Sa-MojovTs? u. dgl. (§ 775 S. 1117). Auffallend ist das Prateritum dieser Verba, das auf -avau ausgeht (jukavau) statt, wie man erwarten sollte, auf "'-ii-jaii; diesen Ausgang zeigt das Lettische als -vju nach seinen Lautgesetzen. Ich nehme
§ 782.]
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mit Wiedemann (Das lit. Praet. 198) an, dass -avau eine Neuerung nach dei Analogie der Verba auf -au-ti (praes. -au-ju piaet. -avau, s. unten 3.) ist. Im Slav., wo idg. o und a in a zusammenfielen, kb'nnen Verba von der Art des lit. jiikuju in der Kategorie der Verba auf -aja stecken. Mit dieser Moglichkeit ist urn so mehr zu rechnen, da man z. E. rogatti von raguta-s nicht wird trennen wollen (§773 S. 1114). 3. Der durch die ai. Formen wie adhvar-ya-ti (zu adhvard-s) und die griech. wie (rp^sAXw (zu GqysXo-;) Teprasentiexte Denominativtypus ist zunachst durch die slav. Prasentia wie trepestq 2. sg. -e'stesi (zu Irepetu) vertreten. S. § 770 S. 1110. Ferner kommen fiir denselben Bildungstypus die lit. Denominativa auf -au-ju (inf. -au-ti praet. -avau) und die slav. auf -u-jq (inf. ~ova-ti) in Betracht, wie lit. rekau-ju larme' aksl. dlugii-jq ^chulde 3 . Da sie von den verschiedensten Nominalstammen aus gebildet sind, so ist nicht ohne weiteres zu sehen, von welcherart Stammen sie ausgegangen waren. Bei Ableitung von 2<-Stammen (dlugovati zu dlugu cSchuld3 gen. dlugu, sladovati csiiss sein3 zu sladii-ku lit. satdu-s) miisste man an die idg. Verba auf *~u-ib (§ 772 S. 1113) ankniipfen. Man versteht dann aber nicht, warum der Stammauslaut -u- im Verbum durch die Hochstufengestalt -eu~ oder -ou- (das urbalt.-slav. -ou- kann beides sein, s. I § 68 S. 60) sollte ersetzt worden sein. Es ist mir daher viel wahrscheinlicher, dass Nomina auf -e-iio- -e-ua- (vgl. ai. he*sa~vd-s langhaarig 3 zu kesa-s 'Haar 3 u. dgl., s. § 64 S. 126 ff.) zu Grunde lagen. Hierfiir sprechen slav. hesovati c wiitend sein3 neben besovu 'damonisch, wiitend 3 von besu 'Damon1, hraljevati c Konig sein' neben kraljevu c k6niglich von kralji Komg , vrabevuti ATzt sein, heilen 3 neben vracevu caiztlich5 von •cram cArzt:>, vinovati 'beschuldigen 3 neben vinovmii c schuld an etwas seiend3 von vina c Ursache, Schuld' [vinomnu setzt ein *cinocu voraus) u. dgl. m.; lit. Substantiva auf -ava -Java verzeichnet Leskien Die Bildung der Nomina im Lit. 199 ff. Nun fehlen im Lettischen (sowie im Preussischen) die Verba auf -auti ganz, und theils darum,
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[§782.
theils weil die allermeisten lit. Veiba auf -auti slavischen Ursprungs sind, ist es mindestens nicht unwahrscheinlich, dass diese ganze aw-Flexion aus dera Slavischen entlehnt wurde; allerdings miisste die Entlehnung sehr friihe stattgefunden haben, zu einer Zeit, als slav. u noch ou war. Echt baltische Beispiele £iir den Typus ai. adhvar-ya-ti wiirden also fehlen. 4. Neben dem Ausgang -o-Ju zeigt das Baltische auch -iolose a-Flexion des Prasens. Erstlich duichweg in der 2. sg. imper., wie dovano-k, das mit lat. planta u. s. w. zu veTgleichen ist (§ 957). Sodann in den Iterativa und Causativa auf -au (inf. -y-ti), da diese zum Theil sicher von Nomina aus gebildet waren, wie lit. jiistau cgiirte (mehrfach)3 zu justa 'Giirtel3, pelnau Verdiene3 zu pelna-s cVerdienst3, v'etau cwindige, worfle3 zu ai. vd-ta-s gr. avj-r/j (§ 79 S. 210). Die Foimen justo Justo-me justo-te entsprechen denen wie lat. planta-t -a-mus -a-tis lesb. tf[i.a-[i£v air. no chara-m got. salbo-m u. s. w., die 1. 2. sg. Jiistau justai aber zeigen dieselbe Neubildung wie die primaren bijau-s fiirchte3 huvau Svar3, s. § 586 S. 959. Diese lit. Prasensclasse steht, wie die ausserprasentischen Formen zeigen (inf. justy-ti praet. juscziau), im engsten Zusammenhang mit den idg. Verba auf -eio (Classe XXXII) und muss in § 789. 807 noch einmal zur Sprache kommen. Die alte io-lose a-Flexion zeigt auch preuss. waitia cer redet3 1. pi. waitia-mai (inf. waitia-t) neben aksl. vesta-jq ciede, rate3 (inf. vesta-ti), zu preuss. caria-iooyti-s karige-wayte cAnsprache an das Heer, Heerschau3 aksl. veste n. cRatJ. 5. Der die idg. Verba auf -i-io reprasentierenden lit. Prasensclasse -y-ju (lit. daly-jii, 2. S. 1132) steht im Slav, keine besondre Prasensclasse gegeniiber. Diese Verba auf -i-io waren in diesem Sprachzweig in der Classe der Causativa u. s. w. auf -i-ti (Cl. XXXII) aufgegangen, z. B. gostq cbewirte, nehme gastlich auf 2. sg. gosti-'si inf. gosti-ti zu gosfi ''Gast3, ci'stq 'ehre3 zu cisU cEhre3, triistq ciache3 zu tmsti cRache3, branjq c streite3 zu brant 'Streit3, myslji; cdenke3 zu mysli cGedanke'. Die idg. Ausgange -eio und -i-iS mussten im Slav, nach dem
§782—783.] Die Prasensstamme. Claese XXXI: ai. deva-yd-ti.
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tjbergang von -ei- in -)j- (I § 68 S. 61) zusammenfallen, und unzweifelhaft beruhte in beiden Classen die Flexion -j'q -itsi -itu etc. auf Eindringen des -I- aus dem Infinitivstamm. In § 789 S. 1145 werden wir sehen, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafiir ist, dass dieses Ubergreifen des -I- zuerst bei den Causativa stattfand, dann erst bei den «-Denominativa. 783. Verallgemeinerung einzelner Ausgange der Denominativa: 1. Veiba auf (lit.) -o-ju (aksl.) -a-j'q von a- und von oStammen, wie lit. lanko-ju aksl. Iqka-jq zu lankd Iqka und lit. kilno-ju zu kllna-s, mirksnio-ju zu mirksni-s, aksl. prija-Jq zu ai. priyd-s, sind § 769 S. 1107 f. aufgefiihrt. Weitere baltische Beispiele sind: lit. klupo-ju ckniee dauernd3 zu klupa cdas Knieen, Knix3, ddrgano-ja ces ist regnichtes Wetter5 zu ddrgana cregnichtes Wetter5, lett. jaudd-ju c habe Kraft, vermag5 zu jauda 'Kraft3, sukkd-ju 'kamme' zu sukkas pi. cKammJ, schduld-ju cflattre3 zu schdul-s 'flatterhaft3, wdjd-ju ^chwache3 zu wdj-sch cschwachJ, jokd-ju 'scherze3 zu joh-s 'Scherz3, lit. valo-ju (d. i. *vali6-ju) 'bezwinge3 zu vald (d. i. *vaKd) 'Wille', vadzio-ju cfiihre umher3 zu vadzios pi. cFahrleine, Jagdleine3, gylo-ju csteche wiederholt3 zu gyly-s 'Staehel', vynio-ju Vickie3 zu kaMa-vyny-s cHalsband3; auch zu den -ieStammen, wie lit. pdinio-ju Verwirre, verwickle3 zu pdine cVerwirrung, Verwicklung, Hindernis3, rdnkioju clese fortgesetzt auf (z. B. Beeren) zu ranke 'Lese3. Vorzugsweise bedeuten die lit. Verba auf -oju cdas machen, sich mit dem beschaftigen, was das Nomen aussagt3, wie dovano-ju cich mache ein Geschenk an einen3, und es ist begreiflich, dass, wo einem solchen Verbum ein primares zur Seite stand, es diesem gegeniiber eine Bedeutung bekommen konnte, die man als 'iterative3 bezeichnen darf, z. B. lanko-ju cich beschaftige mich mit Biegen3 s. v. a. cich biege hin und her (um etwas geschmeidig zu machen)3 gegeniiber lenku, das sehlechthin cbiegeJ bedeutet. Diese selbe Iterativclasse werden wir unten auch im Slav, antrefFen, sie stammte also wahrscheinlich aus der Zeit der balt.slav. Urgemeinschaft. Sie war aber vermutlich auch nieht erst Brngmann, Grundrias. II, 2.
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
[§783.
damals auf Grund der jiingeren Denominativschicht ins Leben getreten, da Formen wie lit. lindoju aksl. sun-edajq sich mit lat. juvare got. miton u. dgl. ohne Schwierigkeit zur alteren Schicht der a-Denominativa ziehen lassen, s. § 734 ff. S. 1085ff. Der Ausgang -ioju, theils fur sich allein, theils mit noch andern vorausgehenden Stammelementen, wurde selbstandiges Suffix. Fiir sich allein: z. B. lankioju neben ianko-ju, brddzio-ju Vate umher3 zu bradd cdas Waten3 (lett. noch bradddju) Idndzioju ckrieche umher3 zu i-tanda cStelle zum Einkriechen3 (lett. noch loddju), lakioju cfliege umher3 zu takd cStelle zum Aus- und Einfliegen, Flugloch im Bienenkorb3, sakioju cfolge3, sagidju chefte3. -Ioju (d. i. -lioju): pirszloju Sverbe fiir einen5 zu pirszly-s cWerber, Zufreier* (perszu pifszti 'fiir einen werben'), mirkloju ^linzle5 zu mirkly-s 'Blinzler1 {merkiu merkti lschliesse die Augenlider") u. a., wonach z. B. zirg-loju cgehe mit gespreizten Beinen umher^ {zergiii 'schreite3), tep-loju cschmieie hin und her^ (tepu 'schmiere3), met-loju cwerfe hin und her' {metu cwerfe3 m'etau cwerfe hin und her3), c
-czioju
-szczioju: 5
badmirszczioju sterbe fast vor Hunger, leide Hunger zu badmirti "Hungersnot" u. a., wonach z. B. mirk-czioju rnirk-szczioju tlinzle', truk-czioju truk-szczioju czucke wiederholt3, rdisz-czioju c binde fortgesetzt3. -urioju -uloju (daneben -uriuju -uluj'u naeh § 785) zur Bildung von Iterativa: vyburioju 'schweifwedle, fuchsschwanze3 zu vybury-s 'Schweifwedler", krutuloju crege mich ein wenig3 zu krutuli-s cdas Sich-regen, Landsturm1, gromuloju c kaue wieder3 zu gromuly-s cWiederkauballen3 u. a., wonach z. B. kyb-urioju zapple ein wenig3, vob-uloju ckaue an einei zahen Speise3. -aloju mit derselben Function, in welchem. Ausgang die Endung -ioju noch haufiger als in -urioju -uloju mit -iuju (§ 785) wechselt1): sdrgaloju ckrankle3 vgl. sargalinga-s ckranklich , darbaloju carbeite fortgesetzt, angestrengt, isz-vartaloju cstiirze um3 u. a., lett. pirkal'dju ckaufe im Kleinen3 1) Die Unterseheidung von o und u ist in vielen lit. Scliriften so unvollkommen, dass man oft nicht weiss^ hat man den Ausgang -oju oder den Ausgang -uju vor sioh.
§783.]
Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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zu lit. pirkata-s 'Waare3, vgl. lit. svambaluju 'baumle3 zu svambala-s Vas hangend baumelt, Bleiloth3. Weitere slavische Beispiele sind (man beachte dabei, dass iinter den slav. Veiba auf -a-ti moglicherweise einige die Gegenstiicke zu den lit. Verba auf -u-ti waren, s. § 782, 2 S. 1133): aksl. igra-jq cspiele3 zu igra cSpiel3, Sii-vraska-jq cbin runzlig3 zu vraska 'Runzel3, Mevata-jq cverleumde3 (neben Mevestq, s. § 7 70 S. 1110) zu kleveta cVerleumdung3, gneva-jq sq 'ziirne3 zu gnevit cZorn3, kasilja-jq Tiuste3 zu kasili 'Husten5. Wie im Baltischen, bekamen solche Denominativa gegeniiber primaren Verben eine iterative Bedeutung. Sie schlossen sich der schon in der alteren Schicht der a-Denominativa wurzelnden Kategorie der 'deverbativen3 Iterativa an, wie -eda-j'q zuja(d)-mi c esse3, -cripa-jq zu cripq 'schopfe3, -gneta-jq zu gnetq ^riicke1, cita-jq lese 3 zu citq czahle, recline', die zum Theil ihr Prasens auch nach der Weise von glagoljq [glagola-ti) trepestq [trepeta-ti] u. dgl. (§ 770 S. lllOf.) bildeten, wie na-ricq ""nenne3 (inf. na-rica-ti] zu na-rekq. Da in einigen von diesen Itexativa der Wurzelvocal von Haus aus auf einer hoheren Stufe stand, so wurde daraus geradezu ein Bildungsprincip fur die Neuschb'pfungen gemacht, so dass, wenn die primaren Verba die Vocale e, o, i, u hatten, die Iterativa regelmassig e, a, i, y erhielten (s. die Zusammenstellungen in Leskien's Handbuch S. 14 f.). Bei vocalisch auslautenden Stammen erscheint -vajq als iterativbildendes Suffix, z. B. o-ba-vajq "lncanto3 zu ba-j'q cfabulor3, o-de-vajq 'kleide' zu de-j'q dezdq 'lege', pi-vajq ctrinke' zu pi-jq 'trinke3; o-Meveta-vajq zu Meveta-jq klevestq cverleumde1, razume-vajq zu razume-jq Verstehe3. Seinen Ursprung hatte -vajq in dem Nominalsuffix -uo- -ua-: piva-ju von pi-vo "Trunk, Trank5, vu-liva-jq cgiesse ein3 (zu li-jq cgiesse3) von *li-vu nslov. Hv cTrichter' na-liv cRegengussD russ. na-livu cZeit, wo das Getreide sich fiillt' pro-livu ^eerenge', na-seva-ja cbesae3 (zu se-jq cs±e) von russ. se-vu cSaen, Saatzeit". Andre derartige Nomina mit »-Suffixen diirfen aus Ableitungen mittels -uku -uka erschlossen werden: vgl. aksl. pri-de-v-ukii'cognomen 72*
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-ya-ti.
[§783—784.
nslov. o-de-v-ka 'Kleidung3 zu -devajq, IUSS. do-bi-v-ka Volliges Einschlagen (von Pfahlen)3 zu raz-bivajq czerschlage, zerstore3 (bi-jq cschlage3), nslov. po-mi-v-ek 'Spiilgelte3 zu u-myvajq Vasehe3 (my-jq Vasche3). Ferner kann das v von davajq cgebe3 und das von stavajq cconsisto3 fiir urspriinglich gelten, wenn es aueh vielleicht nicht mit dera w-Suffix der genannten Formen ganz auf gleiche Linie zu stellen ist, vgl. lit. dovana, ai. davdne und aksl. stava stavu po-stavu stavljq = got. sto/a, lit. stova. Indem nun z. B. piva-ti dava-ti unmittelbar auf pi-ti da-ti bezogen wurden, machte sich der Ausgang -vati selbstandig, und es bildete sich -znava-ti neben zna-ti ckennenJ, -klevetava-ti neben kleveta-ti u. s. f. Die grosse Ausdehnung des -vajq -vati erklart sich daraus, dass dieser Ausgang ein bequemes Mittel war, um Iterativa zu Verba mit vocalischem Stammauslaut zu bilden. Anm. Ihrer Bedeutung wegen wird man wol die Iterativa der abgeleiteten Verba, wie o-klevetavati razumevati velicavati, fiir eine Nachahmung der primaren Iterativa halten mussen, nicht fur ausgegangen von Nomina auf -avu und -evu (wie velicavu 'grosssprecherisch').
784. 2. Verba von o-Nomina auf (lit.) -e'-j'u (aksl.) -e-jq, wie lit. gud'e-ju-s von guda-s, aksl. razume-jq von razumu, sind § 770 S. 1111 f. aufgefiihrt. Weitere baltische Beispiele sind: lit. szykszte-jucgeizeJ zu szykszta-s 'geizig1, lett. labbe-ju 'bessre mich^ zu labs cgutD, prdte-ju ckliigle' zujora^-s'Verstand', gale-ju 'endige* zu. ga'l-s cEnde3, mistre-ju cmische, menge3 zu mistr-s 'Mischmasch3. Im Lit. bedeuten diese Verba cdas sein oder bethatigen, was das zu Grunde liegende Nomen aussagt3. Sie wurden auch von andern als o-Stammen gebildet, wie lit. iygej'u cthue einen Gang3 zu zygi-s 'Gang3, matoneju cmag gern haben3 zu malonu-s 'gnadig3, seileju cgeifre3 zu seile cGeifer3, lett. brideju chalte hin3 zu Iridi-s cWeile, Frist3, aureju cblase das Jagdhorn3 zu aure cJagdhorn3. Sie sind mit der alteren Schicht der Verba auf -eju, wie kyle-ju (§ 740 S. 1088), in derselben Weise verkettet, wie die Verba wie dovanoju mit denen wie lindoju (§ 783 S. 1135f.). Im Lit. wurde der Ausgang -ineju selbstandig, als Suffix zur Bildung von Iterativa. Zuerst entstanden Verba wie
§784-785.] Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-ti.
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tekin'e-ju claufe ein wenig umher3 zu tekina-s claufend3, dilbirie'-jU glupe umher3 zu dilbina-s cglupend, Gluper3. Nach ihnen dann smil-ineju cnasche umher3, Und-ineju ckrieche umher3, vag-ineju stehle hie und da5 u. a. Solche Iterativa mit -ine'ju bildete man ofters auch von solchen Verba aus, die selbst schon iterativen Sinn hatten, so dass gewissermassen Iterativa zweiten Grades entstanden, wie laist-irieju zu idistau taistyti Viederholt giessen3, Iter. zu le-ti cgiessen3, zarg-ine'ju zu zargau zargyti cdie Beine mehrfach spreizen3, Iter. zu zefk-ti 'die Beine spreizen3; vgl. pilst-aloju cgiesse, schiitte wiederholt3 zu pltstau pilstyti Iter. zu pil-ti cgiessen, schiitten3 (§ 783 S. 1136). Weitere Beispiele aus dem Slavischen, wo fast alle Verba auf -ejq Intransitiva sind und meist das Geraten in einen Zustand bezeichnen, sind: o-slabe-jq Nverde schwach3 zu slabii cschwach3, o-male-jq cwerde klein3 zu malu 'klein3, buja-jq Nverde thoricht3 zu buji 'thoricht3, obu-nista-jq Sverde arm3 zu nisti caim, o-krile-jq cbefliigle mich' zu krilo cFlugel5, vuz-mqzajq cermanne mich3 zu mqzi cMann3. Sie wurden auch von andern als o-Stammen gebildet, wie zelejq cwiinsche3 zu zelja c Wunsch, Sehnsucht3. Verselbstandigung von -le/q. Nach o-mudile-jq o-mudle-jq bin langsam, zogre3 von mudilu mudlu langsam, zogernd' u. a. entstanden prokaztlejq cmache bose Anschlage3 zu prokaza cb6ser Ansehlag3, mqzilejq Nverde ein Mann3 zu mqzi c Mann3, pecaiilejq pecatlejq 'siegle3 zu pecaii cSiegel\ c
785. 3. Das von o-Stammen ausgegangne lit. -u-ju (§773 S. 1114, § 782, 2 S. 1132) zeigt dieselben Functionen wie -o-ju. Als Beispiele seien noch genannt: lit. melu-ju lett. melu-ju liige3 zu lit. metal lett. meli pi. 'Luge', lit. zalu-ju lett. fat u-ju cgrune5 zu lit. zala-s zale-s lett. fdl-sch "grim3, lit. balnu-ju csattle3 zu balna-s cSattel3, dagu-ju cernte3 zu daga-s cErnte3, puM-ju ceitre3 zu pulei (pul-iai) cEiter3. Von andern als o-Stammen aus: aszarufu lett. assaruju Vergiesse Thranen3 zu aszara assara c Thrane3, lit. vaguju lett. wagg&ju cziehe Furchen3 zu vaga wagga cFurche3, lit. dejuj'u Vehklage3 zu deja cWehklage3,
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Die Prasensstamme. Classe XXXI: ai. deva-yd-U. [§785—787.
pravardzi&ju cbelege mit einem Beinamen3 zu pravarde cBeiname', u. a. In den lit. Iterativausgangen -urioju -uloju und -aloju (§783 S. 1136 f.)7 namentlich im letzten, wechselt -iuju mit -iofu; -iq/u hat hier im allgemeinen als die altere Endung zu gelten. Z. B. ziburiuju cflackre3 zu zibury-s 'Licht, Fackel3, skliduriuju c gleite, schwimme3, tyvuluju chabe grosse Ausdehnung3; svambal&j'u Tbaumle3 zu svambaia-s cwas hangend baumelt, Bleiloth3, mafgaluju cschimmre bunt3, svaigaluju ctaumle\ Dass die lit. Verba auf -ufu moglicherweise auch im Slav, vertreten sind, da sie hier in den Verba auf -ajq lautgesetzlich aufgegangen sein konnen, wurde § 782, 2 S. 1133 bemerkt. 786. 4. Lit. Verba auf -yj'u von ^-Stammen sind S 771 S. 1112 aufgefiihrt; dem lit. szifdy-ju-s entspricht lett. sirdiju-s cnehme mir zu Herzen3. Andre Beispiele sind: lit. rudy-ju c roste3 zu rudi-s cRost3, kirmy-ju Verde von Wiirmem gefressen3 zu kirmi-s cWurm3, das als «o-Stamm flectiert wird, aber urspriinglich ^-Stamm war (§ 97 S. 272), lett. dusi-ju-s clausche3 zu dus-s (lit. ausi-s) cOhr3. Von andern Stammen aus: lit. rornyju lett. rdmiju ccastriere3 (eigentl. czahme3) zu roma-s romu-s rams c ruhig, zahm, sanft3, lit. valdyju-s czanke mich3 zu vaida-s cZank3, ginczyju-s cstreite3 zu ginczia-s cStreit3, gaidryje-s cklart sich auf1 (vom Wetter) zu gaidru-s cwolkenlos, heiter3, kruvyju chaufeJ zu kruva cHaufe3, lett. gudiju cmache mich anstandig3 zu gud-s c Anstand, Ehre3 (St. guda-), skdustiju Verkeile3 zu skdust-s 'Keil3 (St. skdusta-), meddiju cmache Jagd auf etwas3 zu mesch (lit. medi-s -dzio) cWald\ Anm. Da es im Litauisehen Denominativa auf -inu gibt, wie llnksminu (§ 624 S. 992), und deren Futurum auf -jsiu mit dem unsrer Verba lautlich zusammenfiel, so entstand eine Vermischung zwischen den Verba auf -inu und denen auf -yju. Vgl. Leskien-Brugmann Lit. Volksl. u. March. S. 314 f. Uber die ortliche Verbreitung dieser Erscheinung und ihren Umfang fehlt eine Speoialuntersuohung.
tlber die slav. Verba auf -jq von «-Stammen s. § 782, 5 S. 1134 £, § 789 S. 1145. 787. 5. Den slav. Ausgang -ujq (inf. -ovati) liessen wir in § 782, 3 S. 1133 an Stammen auf -ovu entsprungen sein. Er
§787—788.] Die Prasensstamme. Claese XXXII: ai. vM-dya-ti.
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gewann als einheitliches Suffix weite Verbreitung, besonders um das Sich-befinden in einem Zustand, das Besitzen einer Wiirde u. dgl. zu bezeichnen. Z. B. mirmujq cbin friedlich, halte Frieden3 zu mirtnu 'friedlich', privujq 'bin der erste3 zu prwu 'der erste3, vcjujq cbin Kiieger, fiihre Krieg3 (inf. vojevati) zu vojt 'Kriegei3, suvedeteljujq cbin Zeuge3 zu suvedeteli cZeuge3, suvedeteUstvujq 'lege Zeugnis ab3 zu suvedetelistvo 'Zeugnis3, obedujq chalte eine Mahlzeit3 zu obedu cMahlzeit3, imenujq 'nenne1 zu imq 'Name3. Anm. In gleiclier Weise wurde das Suffix auch im Lit. productiv, wo es als -auju Eingang fand (s. §782, 3 S. 1133f.). Nach solchen wie karaIduju = aksl. kraljujifhvn Konig' entstanden veszpatduju 'herrsohe', karauju 'fiihre Krieg' u. a.
K. Classe XXXII: die Wurzel mit angefiigtem -eio- als Prasensstarnm. 788. Es handelt sich hier um die Verba, die man in der indischen Grammatik nach der im Ai. ihnen vorzugsweise anhaftenden Bedeutung als Causativa bezeichnet. Die ai. Betonung -aya- hat fur die uridg. zu gelten. Fiir Stellung des Accentes hinter der Wurzelsilbe biirgt auch das Germanische, vgl. z. B. got. fra-vardja mit d gegeniiber vairpa mit p (I § 530 S. 388 f.) und got. marzja 'argere3 as. merriu 'halte auf, store3 mit urgerm. z aus s (I § 581 f. S. 436). In alien Sprachen ausser dem Ai. fiel -eio- mit den Ausgangen andrer Prasensclassen unterschiedlos zusammen. Im Ai. unterschieden sich unsre Prasentia von den von o-Nomina aus gebildeten Denominativa durch den Accent: ved-dya-H c lasst wissen, theilt mit gegen vasna-yd-ti von vasnd-s (§ 770 S. 1111); iiber die jiingere Vermischung dieser beiden Classen s. § 793. Im Griechischen cpop-Eto 'trage mit mir herum3 wie 'fiAs-w 'behandle als Freund3 von cpt'Ao-; (§ 770 S. 1111, § 776, 2 S. 1119); wie es kam, dass die beiden Classen auch im verbum flnitum iibereinstimmten, wo man z. B. *cpiAsovt£? gegeniiber (popsovT£<; erwarten sollte, ist § 527 Anm. S. 923 gezeigt. Im Lateinischen mon-eo (-e-s) wie claude-o [-e-s) von claudu-s
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Die Prasensstamme. Claese XXXII: ai. ved-dya-ti.
[§788.
und wie video aus *vide-io 2. sg. vide-s (§ 738 S. 1087, § 777 S. 1124). Im Ir. fiel -eid [ad-suidim cschiebe aufJ) mit -e-jcJ
(scorim scuirim 'spanne aus3 § 770 S. 1111 f.), -i-46 [fo-dalim 'theile aus' § 771 S. 1112), -id {-lee-iu lasse', § 719 S. 1075f.) zusammen. Ebenso im Germanischen: got. fra-vardja lasse zu nichte werden, verderben1 = ai. vart-dyami wie haurnja cblase auf dem Horn1 aus -e-id von haurna-, wie dulpja cfeire ein Fest3 aus -i-i6 von dulpi-, wie glitmun-ja cglanze' von *glitmun(§ 768 S. 1105 f.) und wie vaurk-ja Virke' (§ 720 ft S. 1076 ff.), vgl. § 781,2 S. 1129 f. Im Slav. z. B. buzdq cwecke3 budi-si (ai. bodlidya-ti) wie gostq cbewirte3 gosti-si vom z'-Stamm gosti (§ 782,5 S. 1134f.) und wie buzdq cwache' ludi-si = ai. budh-yami (§ 702 S. 1056, § 727 S. 1081 ff.). Weit abweichend von der urspriinglichen Flexion zeigt das Litauische -au, wie vartau cwende, kehre foitgesetzt3, 3. sg. vafto gegeniiber aksl. vrastq vrati-tu ai. vart-dyami got. fravard-ja, vgl. bijau-s § 586 S. 959 und justau § 782, 4 S. 1134. Zu unsrer Verbalclasse gehoren, wie wir in § 790 sehen werden, auch Verba mit tiefstufiger Wurzel, und eines von diesen ist idg. *u-eio: ai. v-dyami cwebe', lit. v-eju aksl. v-ijq c winde, drehe3. Bei diesem hat, und nur bei ihm, auch der balt.-slav. Zweig die idg. Flexionsweise bewahrt. Ich halte also die Flexion -eid -eie-si -eie-tietc. mit Wechsel von -eio- und -eie-, wie sie im Ar. und Griech. klar vorliegt, fur die urspriingliche. Sie mag auch, im grossen Ganzen nur in lautgesetzlicher Fortentwicklung, im Germ, festgehalten sein; nur miissen die Formen wie ahd. 2. sg. denis legis (1. sg. dennu Mehne3 leggu clege3 = got. panja lagja) als Neubildungen nach hevis ligis etc. betrachtet werden (§ 781, 2 S. 1130). Im Lat. war nur die 1. sg. auf -ed sicher rein lautmechanische Fortsetzung; vielleicht waren es aber auch die Personen mit -eie-, woraus schon im Urital. miisste -e- geworden sein. Dagegen waren sicher Neubildungen nach tace-mus tace-nt die Formen moriemus monent, gleich den Formen claudemus claudent. S. hieruber § 777 S. 1124. Lit. vartau und aksl. vrastq werden im nachsten Paragraphen ihre Erklarung finden.
§789.]
Die Prasensstamme. Clasae XXXII: ai. ved-dya-ti.
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789. Von den jo-Verba die wir als Cl. XXVI—XXXI bezeiehnet haben, unterscheiden sich die ejo-Verba dadurch, dass bei jenen das «o-Element von idg. Urzeit her auf das Prasens beschrankt war, wahrend bei diesen im part. perf. pass, und in den mit diesem zunachst zusammengehorigen Formenclassen hinter der Wurzelsilbe ein Element erscheint, das mit dem prasensbildenden Suffix etymologisch zusammenzuhangen scheint. Dieses Element ist -i- oder -1-. -i- in der Regel im Ai. und Germ., wie in ai. varti-td-s got. fra-vardi-p-s, im Lat. in moni-tu-s qu-i-tum. -I- regelmassig im Bait.-Slav., wie lit. varty-ti (varty-siu) aksl. vrati-ti (vrati-chu). -I- ferner in folgenden Formen. Gr. (/j-l-isa cWeide3 (neben (/j-i-to-s c Radkreis'), lat. v-i-ti-s, ahd. w-l-da "Weide3 (neben w-i-d c Strick aus gedrehten Reisern1), lit. v-y-ti-s 'Gerte3 aksl. v-i-fi c res in modum funis torta3, die sammt inf. lit. v-y-ti aksl. v-i-tizvL dem in § 78S S. 1142 genannten idg. *u-eio gehoren. Ai. grbh-i-td-s [a-grah-i-s-ta grah-i-sya-ti) zu grbh-dya-nt-, hdv-ltave zu kv-dya-ti, mrd-i-Jcd-m cErbarmen, Huld3 zu mrd-dya-ti. Lat. noc-l-vo-s wol zu noceo wie aksl. chodivu zu chodi-ti, ljubivu zu ljubi-ti (vgl. § 64 Anm. 2 S. 128 und S. 129 f.)!). Aus den angefiihrten Thatsachen ergibt sich, dass wir es in dieser Verbalclasse mit einem 'Wurzeldeterminativ3 -i- zu thun haben, das dem Determinativ -u- parallel ging, z. B. ai. v-dya-ti : gr. (/)-I-TU-S ahd. w-i-d — ai. sr-ava-ti : sr-u-td-s (s. § 488 S. 882). Der Unterschied ist nur der, dass, wahrend -uauf einige wenige Falle beschrankt blieb (doch vgl. § 596, 2 S. 968 f. iiber das Prasensuffix -nu-), das -«-Element schon in uridg. Zeit in weiterem Umfang productiv wurde. Ist diese Auffassung der -e«o-Classe richtig, so war diese mit den Prasensformen wie ai. am-l-ti (§ 572 ff. S. 947 if.) aufs engste verwandt. Ai. v-dya-ti : am-l-ti = sr-dva-ii : tar-u-te (§ 596, 2 S. 968 f.). 1) Vgl. ai. dmi~va cLeid' zu ami-ti, woneben av. mnayava- 'Leid', woraus Bartholomae Stud, zur idg. Spraohgesch. II 178 auf ein av. Prasens *amaye-iti schliessen moehte.
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Die Prasenggtamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
[§789.
Hingen nun -eio- und -i- mit dem -jo-Suffix der Classen XXVI—XXXI zusammen? Es liegt ja die Vermutung nahe, zwischen -eio- und -io- habe dasselbe Verhaltniss bestanden wie zwischen -euo- und -uo- {v-dya-ti : hdr-ya-ti — sr-dva-ti : bhdr-va-ti, s. § 488 S. 882 £), zwischen -eno- und -no- oder auch wie zwischen -eso- und -so- {-esko- und -sko-). Ich wage weder die Frage zu bejahen noch sie zu verneinen, und bei dieser Unsicherheit schien es mir angemessen, unsre -ejo-Classe mit den -«o-Classen nicht zu einer Gruppe zu vereinigen. Wir kommen nun auf die bait.-slav. Prasentia wie vartau vrastcf zuriick. Die slav. Prasensflexion erklart sich am einfachsten daraus, dass -I- aus dem Infinitivstamm in sie iibergefiihrt wurde: vrati-si vrati-tu etc. nach vrati-ti, ein Process, der in der Umwandlung von *gosfijq -ij'esiu. s. w. in gostq gosti-si nach der Analogie von gosti-ti gosti-chu seine genaue Parallele hat (§ 782, 5 S. 1134 f.). Anm. Es ist auch folgende Moglichkeit der Entstehung der slav. Prasensflexion in Betracht zu ziehen. Das Ai. hat med. Optative wie veday-i-ta zu veddya-te, Injunctive wie dhvanay-i-t (vgl. d-brav-i-t) und Part, wie veday-ana-s. S. § 574 S. 948 f., § 951. Die Indicativform zu vedayi-ta ware *(a-)vede-ta, und golche Indicative vermutet Bartholomae in einigeu Formen, die man bisher als o^'-Optative angesehen hatte (Stud. z. idg. Sprachgesch. II 127). Man konnte hiernach die 3. gg. vrali-tu auf ^iiortei-tfy zuruckfuhren. Ich wurde mehr auf diese Moglichkeit geben, wenn nicht jene ar. Bildungen zu sehr dem Verdacht einzelsprachliclier Neiigchopfung ausgesetzt waren.
Die lit. Flexion -au -yti erscheint auch im Lett, {-u -it) und im Preuss. (billa 'spricht' inf. billi-t billi-hvei), stammt also aus urbalt. Zeit. Sie kam infolge da von zustande, dass sich die alte Flexion unsrer Verbalclasse mit der alteren und der jiingeren Schicht der «-Denominativa, also mit den Verba wie bijau-s (§ 586 S. 959) und mit denen wie justau (§ 782, 4 S. 1134), vermischte. Dass diese Vermischung, bei der schliesslich im Prasens die a-Flexion die -e{o-Flexion ganz verdrangte, nicht so vor sich ging, dass das -I- auch im Infinitivstamm durch -a- ersetzt wurde (vgl. bijau-s bijo-ti-s), erklare ich mir daraus, dass das Baltische einmal Verba wie lat. cubare sonare
§ 7S9—790.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
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besass, die das a-Suffix nur im Prasens hatten. Auch aksl. ima-mi Tiabe5 zeigt die a-Flexion nur im Prasens (inf. ime-ti). Die lit. Prasensstamme mit idg. o in der Wurzelsilbe wie varto- = *uorta- (W. uert-) haben, wie es scheint, eine Parallele in lat. doma- (domo domas) ahd. zamo- (zamom zarnos) -= idg. *doma- von W. dem-, da man diese am besten als eine Compromissbildung von *dmma- (ai. dama-yd-ti) mit *domeio- (got. tamja ahd. zemm(i)u) ansieht. iaiiau lecke' (iaizy-ti) deckt sich mit got. bi-ldigo cbelecke\ Es fragt sich noch, wann jener Sieg der a- iiber die eio-Formen, den das Bait, voraussetzt, stattfand. Ich bin geneigt ihn in die Zeit der balt.-slav. Urgemeinschaft zu verlegen. Welche Flexion der historischen slav. Flexion vrastq vratisi u. s. w. unmittelbar vorausgegangen war, ist an sich unklar. Es kann sehr wol eine der litauischen entsprechende gewesen sein, also 3. sg. *vorta-ti 1. pi. *vorta-mu, vgl. ima-tu ima-rnu, und bei Voraussetzung dieser Abwandlung begreift sich leichter die Entstehung der historischen «-Formen, als wenn wir das Slav, direct von *vorttje-M zu *vorti-tt iibergegangen sein lassen. Dann ist aber zugleich anzunehmen, dass *gostyq *-ijesi = idg. *-i-id '-i-ie-si (§ 782, 5 S. 1134 f.) erst im Anschluss an vrastq vratisi in go'stq gostisi verandert wurde. Denn dass diese Formen erst auf slavischem Boden aufkamen, zeigen die baltischen «-Denominativa wie lit. daly-ju szirdy-ju-s. Eine vollige Ausgleichung zwischen der Flexion der Causativa und der der «-Denominativa ist auch dem Baltischen nicht fremd, und zwar richteten sich hier jene nach diesen. Im Lit. finde ich nur wenige Beispiele, wie paisyju -yti fur paisau -yti cdie Gerste abklopfen3 (vgl. ai. pesdya-ti). Mehr im Lett., wie rufyu rufit ^ecken3 fur lit. rqzau rqzyti, pe'hiiju pe'lnit Verdienen* fur lit. pelnau pelnyti. 790. Bei den eVo-Verba von Wurzeln der e-Reihe hatte die Wurzelsilbe seit idg. Urzeit gewohnlich die 2. Hochstufenform, o, z. B. gr. <po(3e'(o neben
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
[§790.
von W. uert-. Daher im Arischen in. offner Silbe a, wie ai. bharaya-ti av. barayeiti von W. bher-, wenn die in I § 78 S. 70 f. vertretne Hypothese sich bewahrt1). Dass in dem altesten Bestand auch Formen mit der Wurzelstufe e waren, ist der europaischen Sprachen wegen unwahrscheinlich. Die ar. Foimen mit -a- wie ai. jardya-ti von W. ger-, jandya-ti von W. gen- lassen sich einmal aus der in § 793 zu besprechenden Vermischung mit den von o-Stammen ausgegangnen Denominativa erklaren, wonach jardya-ti und jandya-ti ebenso zu den Nomina jdra- und jdna- gehorten wie mantrdya-ti zum Nomen mantra-. Anderseits auch aus der Thatsache, dass im Ar. vielfach die ejo-Bildung von der daneben liegenden cprimaren3 Prasensbildung aus statt von der c Wurzel3 aus vollzogen wurde (s. § 796), wonach sich z. B. patdya-ti zu patdya-ti (daneben pdta-ti) wie kartaya-ti zu krntaya-ti (daneben Jcrntd-ti) verhielte. Dagegen gab es von idg. Urzeit her auch e'«o-Verba mit tiefstufiger Wurzelsilbe. Am haufigsten waren sie im Ar., wie ai. grbhdya-ti. Als uridg. erweisen sich folgende. Ai. v-dya-ti c webtD lit. v-eju aksl. v-ijq v-ijq cwinde, drehe, wickle3, wozu
gr. t-isa lat. v-i-ti-s ahd. w-l-da lit. v-y-ti-s v-y-ti aksl. v-i-ti v-i-ti und gr. T-TU-? ahd. w-i-d (§ 789 S. 1143); die nicht determinierte W. in ai. o-tu-m u-td-s pf. 3. pi. uv-ur pass, u-ya-te, mit «-Eiweiterung in v-a-tave u. a. (Whitney Die Wurzeln u. s. w. der Sanskrit-Spr. 157 f.)2). Ai. sv-dya-ti cschwillt, gedeiht, ist stark3 gr. xu-sio cbin schwanger3 lat. qu-eo, wozu sup. qu-i-tum (die Ahnlichkeit mit eo : itutn veranlasste die Flexion von queo nach der Analogie von eo: qulmus qulbo u. s. w.); die W. in ai. 3. pi. %u-*suv-ur su-nd-s d-Sv-a-t idv-as gr. a-xu-po-? xu-[j.a 1) Eine irgend befriedigende Deutung des a von bharaya-ti ist von denen, die diese Hypothese ablehnen, bis jetzt nicht gegeben. Die jetzt von Bechtel Die Hauptprobleme der idg. Lautl. 169f. vorgefuhrten angeblichen Parallelen aus den europ. Sprachen beweisen alle nichts. Vgl. § 843 Anm. 2) Von diesem ue%- ui- ui-, das schon in uridg. Zeit wieder 'Wurzel' geworden war, wurde abermals mittels -i{o- ein Prasens gebildet: ai. vyuya-ti 'wickelt, hiillt, birgt', lat. vi-eo.
§790—791.] Die Praeensstamme. Classe XXXII: ai. ved-aya-ti.
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lat. in-ciens aus *-cu-iens (§ 715 S. 1073, § 717 S. 1075) und mit a-Erweiterung in ai. sv-a-tra-s gr. el. STU-EV-ITV]TU> u. a. (§ 737 S. 1086). Ai. dlmn-aya-te 'rauscht 3 (zu dhvan-a-ti ct6nt3) as. duniu mhd. dune aisl. dyn cdr6hne3. Von derselben Art waren
fernei: ai. hv-dya-ti ciuft3 av. zb-aye-iti zuv-aye-iti neben ai. hdv-a-te perf. ju-hav-a aor. d-hv-a-t d-huv-a-t; lat. ci-eo neben ac-cio ci-tu-s gr. xi-io xt-vo-jxou; ahd. zunt{i)u cziinde an3 neben got. tandja 'ziinde an3 zu mhd. zinden (starkes Verb) cbrennen, gliihen\ Unsichrer sind gr.
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-aya-U. [§791—792.
vi-vahayati neben vi-vahati cfiihit (die Braut) weg, fiihrt (sie) heim3 av. vadaye-iti "fiihrt heim3, aksl. vozdq vodi-ti iter. neben vedq cfiihre3, W. uedh-. Gr. (/jo^sojxai pass. c werde hin und her gefahren, werde getragen von etwas3, got. vagja cbewege3 neben ga-viga cbewege3, aksl. vozq voziti iter. neben vezq cfahre etwas3, W. uegh~. Ai. mardaya-ti neben mrdna-ti rnarda-ti c driickt, zerdriickt, zerstampft3, lat. mordeo neben perf. momordi = ai. mamarda. Ai. a-tanayati c spannt an, macht straff3 neben a-tarioti c spannt an, zieht auf3 (ein Gewebe), got. -panja c dehne\ Ai. pesaya-ti neben pinds-ti c zerreibt, zerstampft3, lit. paisy-ti c(Gerste) klopfen (um sie von den Grannen zu befreien)5. Air. for-tugim cbedecke3, ahd decch{i)u cdecke3 neben lat. tego. Ai. dhardya-ti neben (sparlich belegtem) dhara-ti c halt fest, bewahrt', nodaya-ti 'treibt an3 neben nudd-ti cstosst, stosst weg, riickt3, rq/yq karayati und karoti ciibt die Herrschaft aus3. Gr. cpopicu l trage etwas mit mir, an mir herum, trage hin und her3 neben cpspto ctrage3, TioTsofxai. cfliege hin und her, flattre3 neben itsto^ai cfliege3, a-pot^eto 'drehe tifters oder mit Anstrengung 1 neben orpscpw c drehe 3 , Tponsco neben Tp£7tcu c wende3, o^ea) c halte fest3 neben I^w c halte, habe3. Lat. luceo (alat. auch causat. lasse leuchten 3 ), kaereo, tondeo u. a. Got. uf-rakja c recke in die Hohe 3 neben gr. opsyw crecke3, got. prq/ga claufe3 neben gr. tps/u) claufe3, as. kenniu cerzeuge3 neben ai. jdna-ti cerzeugt3. Am deutlichsten tritt die intensiviterative Bedeutung im Bait.-Slav, zu Tage: vgl. noch lit. gany-ti '(Thiere) hiiten, weiden3 aksl. goni-ti "treiben3 iter. zu zenq gna-ti c treiben, jagen 3 , W. qhen- cschlagen3, lit. grqzy-ti iter. zu greziit greszti c wenden, drehen, bohren3, aksl. vlaci-ti iter. zu vlekq vlesti cziehen, schleppen3. Auf die Frage, wie diese beiden altiiberkommnen Functionen sich historisch zu einander verhielten, gehe ich nicht ein. Ein Beitrag zur LSsung bei Gaedicke Der Ace. im Veda 276 f. 792. Bei der lebendigen Beziehung, die zwischen den ejo-Prasentien und den cprimaren3 Prasentien, z. B. zwischen ai. bodhdya-ti und b6dha-ti, zwischen vardya-ti und vrnb-ti,
§792—793.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: &i. ved-aya-U.
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bestand, ist es leicht verstandlich, dass man bei der Bildung von eio-Formen oft nicht die cWurzel3, sondern eine mit einem Prasenskennzeiehen behaftete Form zu Grunde legte. So ai. jwdya-ti aksl. zivi-ti zu ji-vami zi-vq (inf. zi-ti) lebe3 (§ 488 S. 882 f.), ai. dhunaya-ti zu dhu-na-ti dhu-nb-ti cschiittelt, erschiittert (vgl. gr. Suve
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
[§ 794.
794. Uridg. Beispiele mit unsilbischer Wurzel, wie ai. v-dya-ti lit. v-e/u aksl. v-ijq, ai. Iv-dya-ti lat. qu-eo, sind bereits in § 790 S. 1146 f. besprochen. Fur die folgenden Beispiele, die die Wurzel in Hochstufenform zeigen, ist zu beachten, dass diese Bildungsweise im Ar., Geim. und Balt.-Slav. immer eine ganz lebendige und productive war, so dass es nicht unwahrscheinlich ist, diese Sprachen seien zuweilen selbstandig auf dieselben Foimen verfallen. Ich gebe daher vorzugsweise solche Beispiele, die auch im Griech. oder im Ital. vertreten sind, wo die e'jo-Formation weniger schopferisch war. *bhor-eio W. bher-: ai. sam-bharaya-ti lasst zusammenbringen11, gr. cpopsw ctrage mit mir, an mir herum\ *tor-eio W. ter-: ai. tardya-ti classt hinubergelangen, setzt iiber, l'asst weitergelangen3, gr. topico classe durchdringen, verkiindige laut\ *uol-eio W. uel-: ai. pra-varaya-ti cbefriedigt, bietet an, bietet aus', got. valja 'wahle3, aksl. voli-ti cwollen, lieber wollen3. *mon-eio W. men-: ai. mandya-ti cehrt, erweist Ehre1"1) av. mqndye-iti cmacht glauben, halt dafiir3 (zum q, vgl. I § 200 S. 170), lat. moneo (ahd. manem manom ^ahne 3 mit andrer Flexion), lit isz-many-ti Verstehen3. *ton-eio W. ten-: ai. «tanaya-ti cspannt an, macht straff3 sq-tanaya-ti lasst ausfuhren, zu Ende fiihren5, got. icf-panja cdehne aus3. *qiou-e'io "Wqieu- (horn, s-oosus): ai. cyavaya-ti 'versetzt in Schwanken, bewegt von der Stelle3, gr. <jo(f)£u> in EaaoYifxsvoVTs&opopYjfisvov, (upjiz/jpivov Hesych (I § 489 S.362)2). *poi-eio W- pei- (ai. pdya-te): ai. paydya-te ctrankt3, aksl. poji-ti ctranken3 (1. sg.pqfq). *tors-eio W. ters- ctrocken sein, diirsten': ai. tar say a-ti classt 1) Die Bedeutung dieses Verbs wurde duroh das Subst. muna-s muna-m Meinung, hohe Meinung, Aehtung, Ehre' in ahnlicher Weise beeinflusst, wie das hd. blenden (ahd. blenten 'verwirren, verdunkeln, verblenden' = aksl. blqditi 'irren' nslov. bluditi cin die Irre fiihren, tauschen') durch das Adject, blind, als dessen Faetitivum es jetzt erseheint, -wahrend dieses urspriinglioh das im Got. als -blindjan, im Ags. als blindan auftretende Verbum war. Vgl. auch § 681 S. 1040 iiber ai. loha-te. 2) Daneben aooD[j.ai = oooojAai, ein Denominativum, s. W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXIX 264 f.
§794.]
Die Prasensstiimme. Classe XXXII: ai. .oed-dya-tt.
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diirsten, schmachten3, lat. torreo, ahd. derr(i)u (urgerm. *fjarzi(i)o) mache trocken, done 1 . *mord-eu> W. rnerd-: ai. mardaya-fi c driickt, zerdriickt, zerstampft3, lat. mordeo. *uort-eio W. uert-: ai. vartaya-fi csetzt in drehende Bewegung, lasst rollen, lasst etwas eine Wendung, einen Verlauf nehmen 3 , got. fra-vardja lasse zu nichte werden, verdeibe, entstelle3, lit. varty-ti aksl. vrati-ti iter. Svenden, kehren 3 . *kroth-eio W. kreth-: ai. srathaya-ti lisrathdija-ti) c macht locker, lost', ahd. rett{i)u (got. *hradj'a) 'entreisse, errette3. *bhlog-evo W. bJdeg-: ai. bhrajaya-ii c macht stialen, glanzen1"1), ahd. bleeck(i)u (got. *blakja) lasse siohtbar werden, zeige3. *loqh-e{d W. leak-: got. lagja lege, aksl. lozi-ti legen 1 . *tnonth-eio W. menth-: ai. manthaya-ti classt ausiiihien5 , aksl. mqti-ti cin Veiwirrung bringen 3 . *to7dg-e%o W. tetdg-: lat. tonged, got. pagkja ciiberlege, bedenke3, doch vgl. § 804. *nok-eio W. nek-: ai. nataya-ti cmacht verschwinden, zerstort, richtet zu Grunde 3 , lat. tweed"1). *huq-eio W. leuq-: ai. rocaya-ti classt leuchten, beleuchtet3, lat. luc-eo leuchte, bin hell 3 und alat. 'lasse leuchten3. *loubh-eio W. leubh-: ai. Idbhdya-ti c erregt jemandes Verlangen, lockt an3, got. us-ldubja c gestatte, erlaube3, aksl. ljubi-ti 1ieben\ *gouse'io W. gem-: josdya-te chat gern, findet Gefallen an etwas, billigt', got. kdusja c schmecke, priife3. *suop-eid W. suep-: ai. sveipdya-ti c macht schlafen, schlafert ein3, ahd. int-swebb(i)u c schlafre ein3 aisl. svef ''beruhige3. *uogh-eio W. uegh-: ai. vahaya-ti classt fahren, lasst (den Wagen) laufen, lasst (die Pferde) ziehen, lenkt3, gr. o^ew classe fahren, reiten 3 pass. Verde hin und her gefahren, werde getragen von etwas3, got. ga-vagja c bevvege3, aksl. vozi-ti c fahren, vehere3. *uoid-ew W. ueid-: ai. vedaya-te lasst wissen, theilt mit3, ahd. %veiz[i)u cmache wissen, beweise3. *bhoid-e'io W. bheid-: ai. bhedaya-ti cspaltet, theilt3, ahd. beiz(i)u cmache beissen, beize3. *pot-eip W. pet-: ai. patdya-ti lasst fliegen, fallen3, gr. iroi:so|xai cfliege, flattre3. c
1) Kann auch vom praea. bhraja-te = idg. *hhlege-tai aus (§ 494 S. 890) neu gebildet worden sein. 2) Die Construction nocere alicui kam wol erst im Anschluss an die von obesse officere u. ahnl. auf. Brugmann, Gruudriss. II, 2. 73
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. vM-dya-ti.
[§794.
*dhogh-eio W. dhegh-: ai. dahaya-ti classt verbrennen3, lat. foveo 'waime, halte warm, hege, pflege3'). *bhog-eio W. bheq-: ai. bhdjdya-ti lasst hingehen, jagt32), gr. cpopetu 'mache fliehen, scheuche, jage3. *tjog-eio W. tjeg-: ai. tyajaya-ti cheisst einen etwas verlassen3, gr. ao[3su> 'entferne schnell, verscheuche3. *sod-eio W. sed-: ai. saddya- ti lasst sich setzen, setzt3, air. adsuidim 'schiebe auf3 (Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 97), got. satja 'setze'. *od-eio W. ed-\ adaya-ti lasst einen essen, fiittert, fiittert aufJ, got. fra-atja 'theile zur Speisung aus3 ahd. ezz{i)u classen essen, gebe zu essen, speiseJ. *pak-eio W. pak-: ai. paldya-ti 'bindet3, ahA. fuog{i)u as. fogiu cmache zusammenpassen, fiige, verbinde1. Ai. hradaya-ti^ classt ertonenJ [hrada-te 'tont3), ahd. gruoz[i)u as. grotiu crede an, spreche an1; gehort got. greta crufe klagend aus1 hierzu, so ist idg. *§hrddeio anzusetzen. Got. af-daui-ps 'erschopfV praes. *doj'a zunachst aus *dduio (I § 179 S. 157), aksl. davi-ti cerwiirgen3. — In den folgenden Fallen war -ejfi nioht unmittelbar an die Wurzel gefugt, s. § 792 S. 1148 f. *tons-eio zu St. tens-: ai. tqsaya-ti czieht hin und her, zerrt, schiittelt", lit. tqsy-ti 'umherzerren*; vgl. ai. tqsa-ti lit. fes-iu § 657 S. 1020. *uos-eio zu St. u-es-: ai. vasdya-ti 'lasst anziehen, bekleidet mit etwas3, got. ga-vasja ahd. weriu cbekleide3; vgl. ai. v-ds-te gr. ITU'-SO-TGII § 656 S. 1020. *rddh-eu> zu St. re-dh-: ai. radhaya-ti cbringt zu Stande3, air. no raidiu crede, spreche', got. rodja crede, spreche3, aksl. radi-ti £auf etwas bedacht sein, fiir etwas sorgen3; vgl. ai. dradha-t
got. ur-reda
§ 6 8 9 S. 1047.
*ioudh-eu> *iudh-eio
zu St.
3
ieu-dh- aufriihren, in Bewegung setzen : ai. yodhdya-ti Verwickelt einen in Kampf, bekampft3, lat. Jiibed eigentl. csetze in Bewegung3 (vgl. lit. jiidinu 'bewege, muntre auf, ermahne3); vgl. ai. yodha-ti etc. a. O.; das alat. jonbeo ist nur einmal (S. 1) Vgl. fames 'Zunder'.
'Ziindstoff, Zunder 1 (aus *fovimes)
mit lett.
dogli-s
2) In dem ai. bhaj- sind zwei Wurzeln zusammengeflossen, die von (Fick W t b . I 4 87) und die von cfEfSo|*ai lit. b'egu (a. O. 490).
§794—795.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: a. ved-dya-ti.
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C. de Bacch. 27) iibeiliefert und die Schreibung mit ou vielleicht duich das vorausgehende jousiset veranlasst1). Got. stoja 'richte3 aus *stouio (I § 179 S. 157 f.), aksl. stavljq 'stelle, hemme3 nebst got. staua 'Gericht3 (s. a. 0.) aksl. stavii 'compages3 po-stavii cWebgestell, Gewebe3 stava 'Gefuge, Glied3 lit. stood 'Stelle3 zu W. std- 'stehen3; wegen gr. otuu) cxh-ko-i ai. sihu-la-s setzt man am besten stu- stauan (vgl. § 488 S. 880 ff.). Das Causa.t. ai. jivdya-ti cmacht lebendig, lasst am Leben3 aksl. zivljq 'mache lebendig3 entstand wahrscheinlich auf Grund des Prasens ji-va-ti zi-ve-tu 'lebt3 (§ 792 S. 1149), wahrend got. ga-qiuja cmache lebendig3 als denominatives Causat. von qiu-s 'lebendig3 aus ins Leben tiat (§ 793 S. 1149, § 806). 795. Arisch. Part. pass, auf -i-td- bei alien Verben mit hochstufigei Wurzelsilbe, s. § 789 S. 1143. Ai. dhardya-ti av. ddraye-iti chalt fest, tragt, stiitzt, befestigt, bewahrt3, apers. darayamiy chalte, besitze3, W. dher-. Ai. vardya-ti av. varaye-iti 'halt ab, halt zuriick, hindert3: got. varja 'hindie, wehre3, W- uer~. Ai. namaya-ti namaya-ti av. ndmaye-iti cmacht etwas sich beugen, beugt3, W. nem-. Ai. srdvdya-ti sravdya-ti av. sravaye-iti lasst hoien, sagt her, verkiindet3, W. kleu-. Ai. cayaya-ti cayaya-ti creiht an einander, sammelt3, W. qei-. Ai. nayaya-ti 'lasst wegfiihren3. Ai. vardhdya-ti av. varctaye-iti cmacht wachsen, fordert3. Ai. bandhaya- ti 'lasst binden, fesselt3, av. bandaye-iti 'bindet3, W. bhendh-. Ai. rqhdya-ti av. renjaye-iti 'beschleunigt3, W. letagh- (I § 199 S. 168). Ai. jambhdya-ti av. zembaye-iti 'zermalmt, verniohtet3, W. gembh-. Ai. rocdya-ti 'lasst leuchten, beleuchtet3, av. raocaye-iti 'erleuchtet, beleuchtet3: lat. luceo, s. § 794 S. 1151. Ai. recaya-ti 'macht leer, entlasst, verlasst3, av. raecaye-iti 'verlasst3, W. leiq-. Ai. sdddya-ti 'setzt3, av. ni-kdctaye-iti 'macht niedersitzen, unterwirft3 apers. niy-asadaya-rn cich machte niedersitzen, richtete zurecht3 (zum s der apers. Form vgl. I § 556 1) War joubeo wirkliohe Spraohform, so konnte es neben jubeo gestanden haben wie ai. socdya-ti neben sucdya-ti. 73*
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-U. [§795—796.
S. 4LI): got. satja, § 794 S. 1152. Ai. bhayaya-ti cmacht ersehrecken, erschreekt3, W. bliai-. Mehrere ai. Formen erweisen sich durch die Gestaltung der Wurzelsilbe als Neubildungen. Z. B. das zu W. reg- csich strecken3 (rdjistha-s, gr. opsyw) gehb'rige arjaya-ti war (ebenso wie drja-ti u. dgl.) Neubildung von rjya-fi aus nach ardhdya-ti: rdhya-fe rdhno-ti u. a. folaya-ti chebt auf, wagt3 im Anschluss an tul- [tulaya-ti u. a.) = idg. til- (I § 287 S. 231, § 290 S. 234), nach bodhdya-ti : budh- u. dgl. Formen mit tiefstufiger Wuizel. Ai. v-dya-ti Svebt3: lit. v-eju, s. § 790 S. 1146. so-dya-ti cschwillt, gedeiht, ist stark3: gr. y.o-sto lat. qti-eo, s. ebend. Ai. hv-dya-ti av. zb-aye-iti zuvaye-iti cruft\ Ai. dhun-aya-te ^auscht": as. duniu, s. a. O. tulaya-ti neben tol-aya-ti, s. oben in diesem §. grbh-dya-ti ergreift\ suc-dya-ti cleuchtet, strait3, pid-aya-ti cpresst, driickt aus *pi-zd-eie-ti flasst aufsitzen3) von W. sed-, s. I § 591 S. 449. Av. urupaye-iti crichtet Schaden an3. Hierher wol auch ai. chad-dya-ti neben chandaya-ti zu praes. chant-ti 'scheint3. 796. Viele Neubildungen von ^rimaren3 Prasentien aus (s. § 792 S. 1148f.): Ai. Irdya-ti csetzt in Bewegung, erregt3 zu ir-te idg. *f-tai, piirdya-ti cfullt3 zu pur-dhi idg. *pl-dhi, Cl. I. § 497 S. 892. Dass man als von Formen der Cl. IIA ausgegangen die nicht seltnen Formen wie ai. patdya-ti av. pataye-iti neben ai. patdya-ti betrachten kann, ist § 790 S. 1146 erwahnt. Zu Prasentien der Cl. IIB liessen sich z. B. ziehen: ai. gukaya-ti av. guzaye-iti (aber apers. gaudaydhy 2. sg. conj.), vgl. ai. guha-ti Verbirgt3 av. med. guza-fe; ai. turdya-ti1) (daneben tardya-ti), vgl. turd-ti cgelangt hindurch, bemeistert3. Doch ist diese Auffassung nicht notig, da ja die eVo-Verba an sich schon seit uridg. Zeit auch Tiefstufengestalt der Wurzelsilbe hatten (§790 S. 1146 f., § 795 S. 1154). Av. titaraye-iti csucht zu iiberwinden, niederzuschlagen3 zu ai. ti-tar-ti av. ti-tar-a-p Cl. III. IV § 540 S. 934, § 548 S. 938. 1) Dieselbe Bildung kann das apers. atarayama sein ,1 § 290 S. 234).
§796.]
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
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Ai. sajjuya-ti cheftet an3 zu sajja-te aus *sa-zj-a- Cl. VI § 562 S. 943. Causativa zu Intensiva. Ai. dadharaya-ti classt festhalten3 zu dd-dhar-ti, jagardya-ti cerweckt, ermuntert3 zu jd-ffar-ti, Cl. V § 560 S. 942. Ai. dandasayi-tvd gerund. cgehorig beissen lassen
Ai. isanaya-nta zu isana-t Cl. XIV und isanyd-ti Cl. XIX (§ 619 S. 987f., § 7 4 3 S. 1089),
vgl. gr. oAi-jO-opaviwv
neben
Soou'vu) S 801. Z u Priisentien der Classen X V u n d X V I § 625 ff. S. 993 ff.
Ai. krntaya-ti (neben hartaya-ti) av. Jcerentaye-iti cschneidet, spaltet3 zu ai. krntd-ti av. kerenta-iti. Ai. rundhaya-ti chemmt, halt auf, quiilt3 (neben rodhaya-ti) zu runaddhi rundh-a-ti. Ai. sundhaya-ti 'reinigt3 (neben sodhaya-ti) zu sunaddhi sundh-a-ti. Ai. limpaya-ti cbestreicht, beschmiert, salbt3 (neben lepaya-ti) zu limp-d-ti. Ai. hfliaya-ti ckraftigt, starkt3 (neben barhaya-ti) zu brh-a-ti. Ai. drhaya-ti cmacht fest, stellt fest3 zu drh-a-ti. Av. bunjaye-iti creinigt3 zu bwij-a-iti. Apers. 3. pi. a-ku-nav-ayata csie machten3 zu a-ku-?iav-am 3. sg. a-ku-nav-a Cl. XVII. XVIII § 640 S. 1008, § 649 S. 1014. Ai. pinvaya-ti cmacht schwellen, strotzen3 zu pi-nva-ti Cl. XVIII § 651 S. 1015. Zu unreduplicierten 6-Prasentien, Cl. XIX. XX § 656 S. 1019ff. Ai. vasdya-ti tqsaya-ti, s. § 794 S. 1152. Ai. vaksaya-ti uksaya-ii av. vaxsaye-iti lasst wachsen3 zu ai. uk-sa-ti av. vax-sa-iti. Ai. bhlsdya-te cerschreckt, schiichtert ein3 (neben bhdyaya-ii) zu bhy-dsa-ti § 659 S. 1024. Av. aiivy-axsayeinti c sie beaufsichtigen3 zu apers. patiy-axsaiy cich beaufsichtige3 § 659 S. 1023.
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Die Prasensstamme. Clasee XXXII: ai. ved-aya-ti.
[§796—797.
Zu reduplicieiten s-Prasentien (Desiderativa), Cl. XXI § 6 6 6 f. S. 1027 ff. Ai. cikirsaya-ti zu ci-kir-sa-ti'will machen, beginnt, beabsichtigt3, siksaya-ti zu liksa-te leint 3 aus *si-lk-sa-tai. prachaya-ti. (Gramm.) zu prchd-ti fragt3 Gf. *pr[h)-ske-ti, ichaya-ti (neben esaya-ti) zu ichd-ti Verlangt3, Cl. XXII § 670 f. S. 1031 f. mrddya-ti cist gnadig3 zu m^dd-ti aus *mrz-da-ti Cl. XXV § 692 S. 1049. cMyaya-tizu cha-ya-ticzerschneidet3 Cl. XXVI §707 S. 1063. pyaydya-ti zu pya-ya-te "schwillt3 Cl. XXVIII § 736 S. 1086. 797. Den im letzten Paragraphen aufgefiihrten eVo-Bildungen nahe verwandt waren die ai. auf -payati und -apayati, wie sthd-paya-ti und sn-apdya-ti. Das -p- dieser Ausgange hat man wie das von glei-p- und lei-p- (§ 634 S. lOOOf.) den § 488 S. 880ff. besprochnen cWurzeldeterminativen3 beizuziihlenl), die sich principiell von den Prasenssuffixen nicht trennen lassen. 1. Bei der ersten der beiden zu unterscheidenden Kategorien konnen als Musterbildungen, von denen aus jene Causativausgange sich im Ai. verbreiteten, folgende gelten. sthdpaya-ti caus. zu ti-sth-a-ti 'steht3, vgl. lit. stapy-ti-s cstille stehen* ahd. stab 'Stab3 stabem 'werde starr3, W. std- sta-. ddpaya-te caus. zu da-ti d-yd-ti ltheilt, theilt zu3, vgl. gr. odm-Tw czertheile, zerreisse3 OGor-avr; cAufwand3 lat. daps, W- da- dd-. dlpdya-ti caus. zu d-di-de-t cstralte3 imper. di-di-ld, vgl. dip-ya-fe perf. didlpe part, dlp-ta-s. Nach solchen Formen entsprangen z. B. dha-paya-ti zu dhd- "setzen, stellen, legen3, sna-pdya-ti zu snd'waschen3, kse-paya-ti (neben ksay-dya-ti) zu ksi- cweilen, wohnen3. ar-pdya-ti zu ar- csich erheben3. Sogar smdpaya-ti neben smay-aya-ti zu smi- 'lacheln3, mdpaya-ti fiir * may-aya-ti zu mi- 'mindern3, adhy-apaya-ti 1) Vgl. jetzt Per Persson's S. 830 Fussn. 1 genanntes Buck S. 49 ff. Dort wird daa p auoh in manchen Fallen, wo wir es als eehten Wurzelauslaut in diesem Buche behandelt haben, als Determinativ betrachtet, z. B. in ai. sarpa-ti lat. serpo, das von der W. des ai. sar-a-ti cbewegt sich fliesst' hergeleitet wird.
§ 797—79S.] Die Prasensstamme. Claese XXXII: ai. ved-dija-ti.
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neben praty-dyaya-ti von i- ''gehen3 u. dgl. Diese Neuschopfungen entstanden einerseits dadurch, dass smi-ta-s smitrd mit sthi-td-s sthi-tva parallel gestellt wurden, anderseits infolge des NebeneinandeTS von pdy-dya-ti ctrankt3 (zu pi-tdpdy-a-te) und pd-paya-ti 'trankt3 {zu pa-ti), von gdy-aya-ti lasst singen (zu gi-td—ge-sna-) und gd-paya-ti lasst singen1 (zu gd-ti ga-sya-ti). Es fiihrte aber das Verhaltniss von sthi-td-s zu vardhi-td-s diksi-td-s weiter zu vardhdpaya-ti neben vardhdya-ti cfordert, erhebt, erregt freudig3, diksa-paya-ti neben diksaya-ti cweiht', woran sich hhunjapaya-ti neben blibjaya-ti lasst jem. etwas essen3 (piaes. bhundk-fi) u. a. anschlossen. 2. gl-apaya-ti classt in Verfall kommen, erschopft3 (neben gla-pdya-ti gld-ti gld-ya-ti) zu opt. glape-t (Whitney Die Wurzeln u. s. w. 41), gr. [3X-si;u> 'blicke3, (vgl. |3aAsIv ojxjxaxa, oaas si'? TI oder Trpo'? TI) '), W. gel-, sn-apdya-ti 'schwemmt, badet3 (neben
sitci-pt'tya-ti snd-ti snd-ya-te) zu lat. Nep-tunu-s. sr-apdya-ti kocht, rostet, brennt' (neben srd-ya-ti lra-td-s) stellt sich zu su-srdpa-s leicht zu kochen3; jn-apaya-ti 'unterweist3 (neben jnd-paya-ti jnd-sya-ti) zu jhap-td-s cunterwiesen3 jnap-ti-s cdas Kennenlernen3. ml-apaya-ti neben mld-pdya-ti cmacht welk, benimmt die Spannkraft3. c
Anm. Andre Formen mit -ep- sind: gr. -/X-i---«i lat. cl-ejio got. hl-ifa 'stehle' zu air. celim ahd. hilu 'hehle'; gr. 5p-s—oo 'breclie ab, solineide ab, pflucke' oc.;-ci.vo-v cSicheP zu oip-w 'schinde'; lat. tr-ep-idu-s, aksl. tr-epe-tii 'Zittern' zu ai. tar-ald-s 'zitternd'. Vgl. Verf. Morph. Unt. I 40. 48. 49, Per Persson Studien zur Lehre von der Wurzelerweiterung u. Wurzelvariation 50 ff.
798. Denominative eVo-Bildungen wiie ai. mantrdya-te (§ 793 S. 1149 sind nur im Ai. zu constatieren, da wir den altiran. Accent nicht kennen und demnach z. B. nicht zu wissen ist, ob av. frayraraye-iti cweckt auf3 ein ai. *grdrdya-ti oder ein ai. *grdrayd-ti ware. Andre Beispiele aus dem Ai. sind: rtdya-nt- cder Ordnung gemass handelnd3 zu r-td-m "Ordnung3, arthdya-te classt sich erbitten3 zu dr-tha-m cZiel, Geschaft'; pdldya-ti cbewacht, schirmt3 von pd-ld-s cWachter3 gait 1) p'/itfapov scheint Umbildung des von andrer Wurzel stammenden nach rfll-m zu sein.
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Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-uya-ti.
[§798—801.
den indern als Causativ zu pa-ti, ghataya-ti lasst todten, todtet3 (aor. a-jlgliata-t) von ghd-ta-s c Schlag, Todtung 3 als Causativ zu Jidn-ti. Nebenher ist im Ai. auch die Nichtverwandlung eines wurzelschliessenden ^-Lautes in einen c-Laut Kennzeiohen denominativen Uisprungs der ««/a-Bildung; denn nach I § 445 S. 333 musste jener Laut im Urar. hinter -eio- zu c werden, wie in rocdya-ti. So z.B. mrgdya-te csetzt dem Wild nach3 zu mrgd-s ""Wild3, tarkdya-ti Veimutet 3 zu tarka-s c Vermutung 3 . 799. Im Ai. wurde das Prasens auf -dya-ti Grundlage fiir eine Desiderativbildung auf -ayisa-ti, z. B. lu-lobhayisa-ti zu lobhdya-ti. Das Passiv erscheint auf -yd-te gebildet mit Auslassung von -aya~, wie bhaj'-yd-te zu bhajaya-ti. Wie diese Passivbildung zu Stande kam, ist noch unklar. Vermutlich gehorte sie urspriinglich formativ ebenso wenig speciell zum eio-Ymsens wie der nach Cl. IV gebildete Aorist (§ 548 S. 938). 800. A r m e n i s c h . Keine sichern Spuren von unsrer e*'o-Kategorie, die in den Verba auf -em aufgegangen zu sein scheint. Es kann z. B. lizem lecke 3 ebenso wol dem ai. lehdya-ti als dem gr. Asi^co entsprechen. Vgl. § 774 a S. 1116 iiber gorcem u. dgl. 801. G r i e c h i s c h . Hier war unsre Prasensclasse mit den denominativen Priisentia auf -e-io wie <sik£a> von cpt'Xo-c ganz zusammengefallen. Daher entstanden ccop7]ou) icpoprjaa etc. nach (BIXTJOO) dcpi'XTjoa etc. (§ 773 S. 1113). Daher ferner im Prasens lesb. iroDrju) wie aotxr;ei (§ 775 S. 1117) und cpdpvj^i wie yikrftu (§ 589 S. 963). Ich ordne die anzufiihrenden Beispiele nach der zweifachen Function, die diese Classe aus uridg. Zeit mitgebracht hatte (§ 791 S. 1147 f.i. Causativa (Factitiva). Topsm, (f)oy£
§801.]
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
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zu s^(u: ai. ut-sahuya-ti Veranlasst einen zum Ausdauern, bestarkt, muntert auf\ r.oMm c begehre, sehne midi zu ilsoosoOai av. jaidyc-Hi W. ghedh- (§ 706 S. 1060): air. no guidiu c bitte' zunachst aus *godiu. aTpo
1160
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-aya-ti.
[§801.
gegeniiber -trvsu) zum Aorist wurde (s. Curtius Verb. 2 I 268, II 12); i in der Wurzelsilbe fur s (W. pet-) wie in xt'p-v/j-fu etc., § 602 S. 976. Sajivsr oafxaCst (Hesych) neben 8afj.-V7)-fu. ixvso[xat 'komme an3 neben horn, ixavw aus ^x-av/co § 652 S. 1016 f. ofy-vsa) c gehe, gehe weg, bin fort'. Kret. ay-vstu c fiihre, bringe3. oXiyo-opavsoj cbin ohnmachtig3 neben 8p-ai'vw (§ 621 S. 989) wie ai. is-an-aya-nta neben is-an-yd-ti (§ 796 S. 1155). Mit ai. pi-nv-aya-ti § 796 S. 1155 sind folgende zu vergleichen. oqweco, neben a-j-fvcu c fuhre, bringe3 aus *ayi-v.fu>. Snivel, neben i'Civs-v aus *zgi-nuo. S. § 652 S. 1016. Vielleicht hieiher auch oivsto Virble 3 neben Sfvto und &uvstu cbewege mich ungestiim, stiirme3 neben &uvu), s. a. O.; doch konnen sie auch in jiingerer Zeit als Denominativa aus STvo-? und 8uvo-i; abgeleitet sein, Soveto konnte man iiberdies mit ai. dhu-n-aya-ti identificieren (§ 796 S. 1155). Ganz im ungewissen dariiber, ob wir von -nu-evo oder von -n-eid bezieh. -ne-io auszugehen haben, bleiben wir bei zivsw cbewege vom Platz 5 neben -/t-vujxai, puv3«> cstopfe voll3 neben (Buvw und |3uu) fut. poaw, [3ivs(u 'notziichtige3 zu ai. ji-nd-ti "uberwaltigt, unterdriickt 3 part, jl-td-s. neben TCX-TOU ckammeD § 680 S. 1039. neben •{rfioy.ai cfreue mich3 scheint mit lat. gaudeo &\\s*gdvideo hierher zu fallen, § 694 S. 1050. jxivu&eu) (Hippokr.i neben [j,ivo-9(« cminuo3. [jwCsto (Hippokr.) neben }iuC«> csauge3. ^p^sofxai (chalked. ^pyjEt'aSu) boot. ^pEisIa&rj) und gort. ATQIW (aus *krl£v>) zu ^p^oficti *XTJU) vielleicht wie ai. pyay-dya-ti zu pya-ya-te ^chwillt3, s. § 737 S. 1087. Auch neben nicht besonders charakterisierten Prasensformen erscheinen solche Formen auf -sw, wie sAxsw neben zkv.w c ziehe3. Ob nun alle derartigen Formen auf -su> unmittelbar an das idg. -eid anzukniipfen sind und urspriinglich Intensiv- oder Iterativbedeutung hatten? In§578S.951,§756,4S.1098f. sahen wir, dass von alter Zeit her oft nichtprasentische Formen mit dem e-Suffix neben Prasensformen ohne dieses Suffix standen,
§JS01—803.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
1161
w i e ixcXvjasi IjAsATjae u,s<j.eA7]xs n e b e n fj.sA.si., Toim/joto n e b e n TOUTOJ.
Es ist dainach moglich, dass z. B. zuniichst nur ikyuo sXx^ou), Trsxtto itsxTTjOtu bestanden und erst in Ankniipfung an die e-Formen die Prasentia s^xsw TCSXTSU) geschafFen wurden. 802. I t a l i s c h . Uber die lat. Prasensflexion s. § 788 S. 1141 f. Part. pass, zum Theil auf -i-tu-s, s. § 789 S. 1143. Genannt sind bereits moneo, torreo, mordeo, tonged, noceo, luceo, foved und j'ubed joubed, s. § 794 S. 1150 ff. Uberdies lasst sich nur noch weniges mit einiger Sicherheit als alte e'jo-Bildung auffassen. spondeo, zu gr. onsvow bringe (ein Trankopfer) dai3, med. 'komme mit einem feierlich iiberein3. doceo, zu disco aus *di-tc-sco (§678 S. 1037 f.), vielleicht auch mit decet wurzelverwandt und mit gr. ooxico identisch (vgl. Fick Wtb. I 4 66. 452). voved, iiber dessen Etymologie freilich Zweifel bestehen (vgl. I § 428 c S. 319, Fick Wtb. 14 408, Osthoff Morph. Tint. V 82). tondeu, zu gr. TSVOOU "nage5 aus *TEJJ.-8U> (§ 695 S. 1050). haereo: got. us-gaisfa ^rschrecke 3 (trans.) eigentlich cmache stocken, mache starr3. Aus dem Umbr. hierher tursitu t u s e t u Herreto3 tursiandu 'terreantur 3 aus einem *torseio, zu lat. terreo gr. stspssv so&'[37]asv (Hesych) von ter-s-, s. § 657 S. 1021. Tiefstufenform der Wurzelsilbe zeigen: lat. qu-eo, mit ai. ^v-dt/a-tiidentisch, ci-eo, s. § 790S. 1146f.; sorbed neben gr.pocpsw, s. § 801 S. 1159; j'ubeo, woneben einmal joubed vorkommt, s. § 794 S. 1152 f. Hierher gehoren, wie es scheint, auch: misceb s. §792 S. 1149; augeo vgl. lit. dugu Vachse 3 ; suadeo cmache einem etwas annehmlich 5 vgl. gr. rfiopax § 690 S. 1148. Anm. Dass die eVo-Bildung auf lat. Boden in derselben Weise denominativ geworden sei, wie im Germ, und Balt.-Slav., ist kaum erweislioh. denseb 'ich mache dicht, verdiehte' neben densu-s ist sicher nicht nach got. fulljan neben fulls u. dgl. zu beurtheilen, so verfuhrerisch es auch ist, diese Parallele zu ziehen. S. § 777 Anm. S. 1124.
803. Keltisch. Nur wenige einigermassen sichre Beispiele. Genannt sind schon: air. for-tugim 'bedecke': ahd. decc?i(i) u 'decke3, W. tea- § 791 S. 1148; ad-suidim 'schiebe auf3: got.
1 1 62
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. rvd-dya-ti.
[§ 803—804.
satja csetze3, W- sed- §794 S. 1152; no raidiu crede, spreche3: got. rodja c rede, spreehe3 ebend.; no guidiu cbitte3: gi. Tro&ito c begehre, sehne mich3, W. g7iedh-, § 801 S. 1159. Andre Beispiele: do-luigim erlasse, verzeihe vielleicht zu legaim 'veigehe, zergehe3 (Thurneysen Rev. Celt. VI 316). luadim im-luadim 'setze in Bewegung 3 zu do-lod cich ging3. no-m-moidim cich riihme mich3 neben miad cStolz, Ehre 3 . guirim gorim 'erhitze, erwarme3 von W. gher-. 804. G e r m a n i s c h . Uber den Zusammenfall der Flexion mit der von andern Prasensclassen s. § 781, 2 S. 1129f. Die Prasensflexion des Gotischen kann noch als rein lautgesetzliche Forsetzung der idg. angesehen werden (I § 142 S. 127), wahrend im Ahd. die Formen wie 2. sg. denis (1. sg. denn[i)u = got. panja) beiftis (1. sg. beiz{i)u = got. *baitjd) Neubildungen nach den Formen der Cl. X X V I wie hevis (1. sg. heff{i)u = got. hafja) waren. Das part. pass, ging urgerm. auf -iddaus, wie got. fra-vardips St. -vardida-, nasips St. nasida- ahd. gi-nerit, s. § 789 S. 1143. Die Classe ist seit urgerm. Zeit sehr productiv gewesen in der Function, die der Bedeutung des cprimitiven3 Verbums gegeniiber als causative (factitive) erscheint. NUT wenige Beispiele, wie ahd. decch{i,u cdecke3, reprasentieren noch die idg. Intensiv- oder Iterativbedeutung (§791 S. 1147 f.); diese war aber schon fruhzeitig so abgeschwacht, dass sich das e'?o-Verbum m der Bedeutung von dem Grundverbum nicht mehr unterschied, weshalb letzteres in der Regel aufgegeben wurde. Got. varja ahd. iveriu c hindre, wehre 3 : ai. vardya-ti, s. § 795 S. 1153. Ahd. zeriu as. teriu czerstb're, zerreisse3: ai. daraya-ti c macht zerspringen, spaltet3. Got. valja ahd. well(i)u cwahle3: ai. pra-varaya-ti, s. § 794 S. 1150. Got. uf-panja 'dehne aus3, ahd. denn[i)u Mehne3: ai. ii-tanaya-ti, s. § 7 94 S. 1150. Ahd. •w«nn{i)u aisl. ven (inf. cenja) cgewohne3: ai..sq-vanaya-ti cmacht geneigt, gewohnt an einen3, W. uen- 'gem haben3. Ahd. jlouw{i)u Vpiile3 (2. sg.Jleivis, vgl. Braune Ahd. Gr. 2 S. 84. 253): ai. plavaya-ti 'lasst schwimmen, iiberschwemmt. tibergiesst3, serb. plovi-ti 'schwimmen lassen3, W. pleu- cfliessen, schwimmen3.
§804.]
Die Prasensstamme. Classe XXXII: a,L ved-dya-ti.
1163
Got. fra-vardja classe zu nichte werden, verderbe, entstelle 3 , ahd. wert{i)u Veiderbe 3 : ai. vartaya-ti etc., s. § 794 S. 1151. Got. marzja ca,rgre3, ahd. merr(i)u c halte auf, hindre, store, beirre 3 (urspr. c mache, class einer ausser Acht lasst3): ai. marsaya-ti c sieht nach, nimmt ruhig hin, lasst gewahien 3 (mrsya-ti cvergisst, vemaehlassigt, ertragt geduldig3), W. mers- Vergessen, ausser Acht lassen3. Ahd. derr{i)u cmache troeken, dorre3: ai. tarsdya-ti etc., s. § 794 S. 1150 f. Got. ga-tarhja czeichne aus, tadle 3 : ai. darsdya-ti lasst sehen3, W. derk- csehen3. Got. uf~ rakja c recke in die Hohe3, ahd. recch[i)u c recke, strecke aus3 von W. recj- (gr. opsyu>). Ahd. [h)rett(i)u 'entreisse, errette 3 : ai. srathaya-ti, s. § 794 S. 1151. Got. pragja 'laufe3, zu gr. ~ps/w c laufe3 (fut. f>psgo[j.ai) von W. threkh-1). Ahd. blecch[i)u classe sichtbar werden, zeige3: ai. bhrajaya-ti, s. § 794 S. 1151. Got. lagja ahd. hgg(i)u lege': aksl. lozi-ti, s. § 794 S. 1151. Got. pagkja ahd. dench[i)u c iiberlege, denke 3 : lat. tonged, s. § 794 S. 1151; die uniegelmassigen Formen praet. pclhta ddhta part. *pa/it-s gi-daht (daneben gi-denkit) — iiber a aus aid I § 214 S. 1S3 — entstanden naeh der Analogie der entsprechenden Formen zu pugkja dunch{i)u (got. puhta u. s. w.), welches Verbum wir § 722 S. 107 7 zu Cl. X X V I gezogen haben; freilich lasst sich pagkja ebenfalls zu dieser Classe ziehen als *tnq-io, mit einer Wurzelstufe, die auch durch osk. tangin-om csententiam 3 vertreten zu sein scheint (anders Bartholomae Bezzenberger's Beitr. X V I I 123). Ahd. blent(i)u Verdunkle, blende 3 : aksl. llqdi-ti "men3, urspriinglich trans, wie nslov. bluditi 'in die Irre fiihren, tauschen 3 (Miklosich Vgl. Gr. II 437), W. bhlendk-; vgl. S. 1150 Fussn. 1. Got. us-lduhja ahd. ir-loub[i)u cgestatte, erlaube 3 : ai. Ibbhdya-ti etc., s. § 794 S. 1151. Got. kdusja c schmecke, piiife3: ai. josdya-te, s. § 794 S. 1151. Got. rdupja ahd. rouf(i)u crupfe, raufe, reisseaus 3 : ai. r'bpaija-ti Verursacht Reissen, bricht ab3, W. reup- reub- (I § 343 S. 273, § 469, 7 S. 348). Got. drdusja cmache fallen, werfe3, ahd. tror(i)u cmache 1) W. threkh-, nicht thregh- (I § 553 S. 408) igt wegen aisl. JircM aus *~prk/-ila- anzusetzen. Das got. Verbum zeigt also noch, wie fra-vardja imd mar.Jc', im Wurzelauslaut den regelrechten stiminliaften Consonanten.
1164
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti. [§804—805
triefen, vergiesse3, zu got. driusa c falle, falle herab\ Ahd. int-swebb[i)u cschlafre ein3: ai. svapdya-ti, s. § 794 S. 1151. Got. ga-vagja ahd wegg{i)u "tiewege': ai. vahaya-ti etc., s. § 794 S. 1151. Got. us-vakja c wecke auf3, ahd. wecch(i)u cwecke3: ai. vajdija-ti c regt an, treibt an3, W. Meg-. Ahd. weiz[i)u wei§(i)u c mache wissen, beweise': ai. vedaya-ti, s. § 794 S. 1151; ahd. beiz[i)u beifr[i)u c mache beissen, beize': ai. bhedaya-ti, s. § 794 S. 1151; urspriinglich weiz(i)u weifiis etc. beiz(i)u beiftis etc., durch doppelte Ausgleichung weiz[i)u weizis etc. und wei^{i)u weifiis etc., beiz(i)u beizis etc. und beifi(i)u beigis etc. (vgl. Jloz(i)u Jldfi{i)u § 805). Got. Idisja ahd. ler{i)u lehre', W. his- c erfahren\ Got. satja ahd. sezz{i)u "setze3: ai. saddya-ti, s. § 794 S. 1152. Ahd. heng[i)u cich mache hangen, lasse hangen, hange 3 zu ahd. liahu ch'ange3 aus *hata7m [hiang gi-hangan). Got. uf-hlohja c mache, dass einer auflacht J ; aisl. inf. hlegja, zu got. lilahja c lache3 (praet. hloh). Ahd. fuog(i)u as. fogiu cmache zusammenpassen, fiige, verbinde 3 : ai. pasdya-ti, s. § 794 S. 1152. Ahd. gruoz{i)u gruofi(i)u as. grotiu "rede an, spreche an3: ai. hradaya-ti, s. § 794 S. 1152. 805. Wo das e«o-Verbum und das zu ihm gehorige Primitivum 3 nach dem Verner'schen Gesetz (I § 529f. S. 386if., § 581 S. 435) verschiedne Articulationsart des wurzelschliessenden Consonanten bekommen hatten, wurde im Got. haufig zu Gunsten des Lautstandes des Primitivums ausgeglichen. Von den in § 804 angefiihrten Beispielen gehoren hierher got. -tarhja fur *-targja nach einem verlornen *tairha, kdusja fur *kduzja nach kiusa, drdusja fur *drduzja = ahd. tror(i)u nach driusa, Idisja fiir *ldizja = ahd. ler{i)u nach Idis Veiss 3 , -hlohja fur *-hlogja = aisl. hlSge nach lilahja.
c
Folgende ejo-Formen entstanden Priisentien aus fs. § 7 92 S. 1148 f.):
von
charakterisierten
Ahd. hlein[i)u lehne 3 trans, zu hli-ne-m as. hli-no-n Cl. XII § 605 S. 978. Ahd. scein{i)u lasse sichtbar werden, zeige3 zu scmu; swein[i)u lasse schwinden, verringre3 zu swt-nn cschwinde3; bi-swell[i)u
§ 805—806.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-aya-ti.
1165
c
mache anschwellen, staue* zu swillu; scell(i)u cmache schallen, zerschelle' zu scillu: Cl. X I I I § 614 S. 983 f.
Got. sagqja ahd. sench[i)u cmache sinken, senke' zu sigqa; as. thengiu Vollende 1 zu thihu 'gedeihe 3 aus urgerm. *peid%o; ahd. meng(i)u as. mengiu c menge, mische1 zu einem urgerm. *mingo; ahd. spreng[i)u lasse springen, sprenge5 zu springu: Cl. X V I § 628 S. 994ff., § 634 S. 1000 f. Diesen schliessen sich e«o-Bildungen zu Prasentia mit ^-Suffix und Nasalinfix an: got. vandja ahd. went(i)u Svende3 zu vinda W. uei-; ahd. swent[i)u c mache schwinden, vertilge3 zu swintu neben swi-nu, s. § 634 S. 1002, § 685 S. 1043. Got. kannja c mache wissen, thue kund3, ahd. ir-chenn[i)u c mache wissen, erkenne', zu kann kun-nu-m, Cl. XVII § 646 S. 1013. Got. ur-rannja 'lasse aufgehen" ahd. renn(i)u cmache rinnen, rasch laufen5, zu got. rinna; got. ga-brannja lasse verbrennen, verbrenne3, ahd. brenn{i\u "mache brennen, brenne 3 zu brinna: Cl. XVIII § 654 S. 1117f. Got. ga-vasja ahd. weriu 'bekleide 3 (got. -vasja fur *-vazja, s. S. 1164) : ai. vasdya-ti, zu u-es- (Cl. XIX) W. eu-, s. § 794 S. 1152. Ahd. fror[i)u cmache frieren" zu friu-su, Cl. XX, § 664 S. 1026. Ahd. ir-lesk(i)u cmache erloschen, losche aus3 zu ir-lisku, Cl. X X I I , § 676 S. 1036. Got. rodj'a cspreche, rede' zu -re-da: ai. radhaya-ti etc., s. § 794 S. 1152; ahd. flbz{i)u flo^[i)u mhd. vlcetze vlcefie cmaohe fliessen, schwemme herab, flotze, flosse3 (vgl. weiz[i)u wei^(i)u § 804 S. 1164) zujliu-%u: Cl. XXV § 699 S. 1052. 806. Denominative e«o-Verba (s. § 793 S. 1149) sind haufig. Als im Germ, und im Balt.-Slav. zugleich auftretend nannten wir a. O. got. fullja ahd. full[i)u cfiille3 zu fidl-s fol Voll3 und got. hdilj'a ahd. lieil(i)u c heile' zu hails heil 'heil'. Andre Beispiele sind: got. hduhja ahd. hoh{i)u cmache hoch, erhohe' zu hduh-s hoh Tioch3; got. ga-blindja cmache blind3 engl. to blind
1166
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. oed-di/a-ti. [§ 806—S07.
(hiervon ist ahd. blent(i)u zu trennen, s. § 804 S. 1163); got. ga-qiuja cmache lebendig3 zu qiu-s (vgl. § 794 S. 1153); ahd. sterch(i)u cmache stark, starke3 zu stare cstark'; fest(i)u cmache fest, befestige3 zu festi cfest3. Brachte das Germanische denominative e«o-Verba nicht bereits aus vorgerm. Zeit mit, so stehen zur Erklarung ihres Aufkommens au£ germ. Boden Falle zur Verfiigung, wo neben einem alten cprimaren3 Causativum ein Adjectivum mit gleicher Stufe der Wurzelsilbe stand, wie got. gramja ahd. gremm(i)u c erziime3: ahd. gram aisl. gram-r czornig, erziimt3; got. linairja c erniedrige3 ahd. (h)neig[i)u cneige, beuge, senke3: got. hndiv-s c niedrig3; ahd. ga-fuog[i)u cmache zusammenpassen, fiige3: gafuogi cgefiige, passend3. Wurden solche Verba als von solchen Adjectiven ausgegangen aufgefasst, so ergaben sich leicht die Neubildungen wie fullja etc. 807. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Die alte Prasensflexion -eip -eiesi u. s. wird, wie wir § 788 S. 1142 sahen, noch durch lit. •o-ej'u aksl. v-ijq v-ijq cwinde, drehe, wickle3 repi'asentiert. Wie dafiir lit. -au -ai u. s. w. aksl. -j'q -isi u. s. w. aufkam, ist § 789 S. 1144 f. gezeigt. Unsre Prasensclasse war in diesem Sprachzweig sehr schopferisch, und wir begegnen beiden uridg. Bedeutungen, der causativen und der intensiven oder iterativen (§ 791 S. 1147 f.). Von Beispielen sind bereits genannt lit. vartau varty-ti aksl. vrastq vrati-ti, aksl. voljq voli-ti, poj<{ pq/i-ti, lozq lozi-ti, mq'stq mqti-ti, ljubljq l/ubi-ti, vozq vozi-ti, davljq davi-ti, lit. iszmanau -many-ti § 794 S. 1150fF., serb. plom-m plovi-ti, aksl. blqzdq blqdi-ti § 804 S. 1162 f. Andre: aksl.morjq mori-ti "todten" (caus.): ai. mardya-ti lasst sterben, todtet3, W. mer-. Lit. darau dary-ti cmachenD zu deriii cdinge, tauge3 (vgl. Leskien Der Ablaut der Wurzels. im Lit. 99), W. der-. Lit. ganau gamj-ti c (Thiere) hiiten, weiden3 aksl. gonj'q goni-ti 'treiben (iter.), W. alien- cschlagen3. Lit. ramau ramy-ti cbes'anftigen, beruhigen' caus.); ai. ramaya-ti cbringt zum Stillstehen3, W. rem-. Lit. zargau-s zargy-ti-s cdie Beine auseinanderspreizen (iter.) zu zergiii cspreize die Beine3. Lit. praszau praszy-ti
§ 807—808.] Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. ved-dya-ti.
1167
c
fordre, bitte3, aksl. prosq prosi-ti c fragen, bitten3, W. prek-. Lit. tduzaii lauzy-ti cbrechen3 trans, (iter.) zu i&uszti cbrechen3 trans. Aksl. buzdq budi-ti c wecken 3 (oaus.): ai. bodhdya-ti macht wachen, weckt, macht aufmerksam3, W. bheudh-. Lit. snaigo snaigy-ti cschneien3 (iter.) zu sntk-ti cschneien3, W. sneigh-. Lit. szvaitau szvaity-ti aksl. svestq sveti-ti c hell machen, beleuchten 3 (caus.), W. kueit-. Aksl. bezdq bedi-ti czwingen3: got. bdidja czwinge3, W. bheidh-. Lit. maiszau maiszy-ti aksl. mesq. mesi-ti 'mischen3, W. meik-; das Verbum liisst sich gleichgut auf *moikeio7 auf *moik-s-eio (ai. meksaya-ti, vgl. Cl. X I X und X X § 656 ft". S. 1019 ff.) und auf *moiJi,-sk-eio (vgl. lat. misceo, s. § 792 S. 1149) zuriickfuhren. Lit. sahau saky-ti's&gen, aksl. 6ocq soci-ti 'anzeigen3: ahd. segg{i)u 'sage1, W. seq- (gr. evi-oirs lat. in-sece). Lit. kasau kasy-ti 'kratzen 3 (iter.), W. qes- (aksl. hesa-ti). Aksl. top/jq topi-ti c erwarmen, erhitzen3 (caus.J: ai. tapdya-ti cerhitzt3, W- tep-. Aksl. tocq toci-ti claufen machen, fiiessen machen, giessen3 (caus.): av. tacaye-iti lasst fliessen3, W. teq-. 808. Neubildungen von cprimaren3 Priisentia aus, bei denen eine pr'asentische Wurzelerweiterung in die ego-Form mit heriibergenommen wurde (§792 S. 1148 f.): Zu Cl. XVI § 635 ff. S. 1002 ff. Lit. rdzau rqsy-ti crecken3 (iter.) zu isz-si-r'eszti csich ausrecken, sich stemmen3, W. reg(gr. opsyio). Lit. grdndau grdndy-ti csehaben3 (iter.) zu grendu gresti creiben, scheuern3, wol mit aisl. Jtrota ceingraben3 ahd. chrazzon ckratzen3 verwandt. Aksl. Iqcq Iqci-ti c trennen 3 zu lekq cbiege3, W. leq-. Aksl. krq'stq krqti-ti c drehen 3 (iter.) zu kre(t)-nq cdeflecto3, W. qert-. Aksl. izu-sqcq -sqci-ti Versiegen machen, austrocknen 3 poln. w-snczy-c c einsickern lassen3 (caus.) zu aksl. sek-nq Versiege 3 , W. seiq-. Aksl. trqsq trqsi-ti c erschiittern 3 (iter.) zu tresq cerschiittre3, das vielleicht von tr-es~ (Cl. XX, § 636 S. 1004, § 657 S. 1021) ausgegangen war.
Zu Cl. X X § 657 ff. S. 1020ff. Lit. tqsau tqsy-ti czerre umher 3 (iter.) zu te-s-iu, W. teii- (§ 794 S. 1152). Vgl. auch das eben genannte aksl. trqsi-ti. Brngmann, Grunclriss. II, 2.
74
1168
Die Prasensstamme. Classe XXXII: ai. vrd-dya-ti.
[§808—809.
Zu Cl. X X I I § 670 if. S. 1031 ff. Lit. drash.au drasky-ti chin und her reissen3 (iter.) zu dreskiu creisse3 driskau cwerde zerrissen3. Vgl. auch § 807 S. 1167 iiber lit. maiszy-ti aksl. mesiti. Zu Cl. XXV § 688 ff. S. 1045 ff. Aksl. razdq radi-ti cauf etwas bedacht sein, fur etwas sorgen3: ai. radhaya-ti etc., St. *re-dh- (§ 794 S. 1152). Lit. valdau valdy-ti cetwas regieren 3 zu veidu cregiere3, St. uel-dh-; skardau shardy-ti cschroten3 (caus.) zu sJcerdziu cberste3, St. sqer-dh-\ g'irdau c tranke 3 (caus.) zu geriu 'trinke 3 , St. aer-dh-; pudau cmache faulen3 (caus.) zu pTw-u cfaule3, St.pu-dh-. sprdudau sprdudy-ti (iter.) zu sprdudziu c drange etwas gewaltsam in einen engen Zwischenraum3, St. spreu-d-] szaudau szdudy-ti (iter.) zu szdu-ju schiesse, St. skeu-d-. Unsicher, ob mit -dh- oder mit -d-: maldaii maldy-ti c bitten (iter.) zu mel-dziu cbitte ; skdidau sh,aldii-ti cspalten3 (iter.) zu skelii l*skel-iu) cspalte3 [s/cef-du und sltel-dziu cspalte mich3). An solchen Verba auf -dan -dy-ti wiirde dieser Ausgang zu einem einheitlichen Suffix, das schopferisch wurde, ahnlich wie -dinu -diti-ti, z. B. spar-dau 'stosse mit den Fiissen" (iter.) zu spir-iu, gy-dau c heile einen 3 (caus.) zu gy-ju cwerde heil3 (vgl. Leskien Der Ablaut der Wurzels. im Lit. 182ff). Schliesslich mag hier noch einmal aksl. zivljq zivi-ti c lebendig machen3 (caus.) genannt sein, zu zi-vq clebe3, s. § 794 S. 1153. 809. Denominative Verba auf lit. -y-ti aksl. -i-ti (s. § 793 S. 1149) sind haufig. Als im Slav, und im German, zugleich auftretend nannten wir a. O. aksl. pluni-ii cfullen3 und celi-ti c heilen\ Lit. Denominativa wie jiistau justy-ti, bei denen die Classe der «-Denominativa hereinspielt, sind § 782, 4 S. 1134 besprochen. Aus dem Slav, seien noch genannt: pravljq pravi-ti crecht machen, richten 3 zu pravu crecht3, ostrj'q ostri-ti "spitzen, scharfen3 zu ostru cspitz, scharf3, divljq divi-ti sq csich wundern 3 zu divo 'Wunder 3 , deljq deli-ti 'theilen 3 zu delu cTheil3, darjq dari-ti c schenken3 zu daru cGeschenk3, merjq meri-ti 'messen3 zu mera cMass3, kramoljq 'beunruhige, verwirre3 zu kramola
§809—810.1
Die s-Aoriste. Allgemeines.
1169
c
Unruhe, Larm, Auftuhr3. Dabei muss beachtet werden, dass in dieser Verbalclasse auch die idg. Denominativa von «-Stammen auf -i-(6 aufgegangen waren, s. § 782, 5 S. 1134 f. Die s-Aoriste.') 810. In § 485 S.873f. und in § 655 S. 1019 sahen wir, dass die themavocallosen und die themavocalischen s-Praterita zu unsrer XIX. und XX. Prasensclasse gehoren. Warum ich sie gleichwol abgetrennt von diesen Prasentien behandle, ist an der erstgenannten Stelle gesagt.
1) A l l g e m e i n i d g . V e r f a s s e r Zur sigmatischen Aoristbildung im Griech., Ital., Kelt, und Ai\, Morph. Unters. I l l 16 ff. A r i s c h . W h i t n e y On the Classification of the Forma of the Sanscrit Aorists, Proceed, of the Amer. Or. Soc. 1875—76 p. XVIIIsq. D e r s . The sis- and sa-Aorists in Sanskrit, Amer. Journ. of Philol. VI275 sqq. B a r t h o lomae Zur Bildung des sigmatischen Aorists [im Avest.], Kuhn's Zeitschr. XXIX 288 ff. G r i e e h i s c h . I n a m a Degli aoristi greci, Rivista di filol. II 249 sqq. L. Meyer Griech. Aoriste, Berl. 1879. T. H. K e y On the Formation of Greek Futures and First Aorists, Transact, of the Philol. Soc. 1861 p. lsqq. L e s k i e n Die Formen des Futurums und zusammengesetzten Aorists mit OG in den homer. Gedichten, Curtius' Stud. II 65ff. P. C a u e r Die dor. Futur- und Aoristbildungen der abgeleiteten Verba auf -£ra, Sprachwiss. Abhandl. aus G. Curtius' Gramm. Gesellsch. S. 126 ff. G. M e k l e r Die Flexion des activen Plusquamperfects, in: Beitr. zur Bildung des griech. Verbums, Dorpat 1887, S. 43 ff. I t a l i s c h . J. V. N e t u s i l Ob aoristach v latinskom jazyke (Uber die Aoriste in der lat. Sprache), Charkow 1881. C o r s s e n Kein Aoristus I im Lateinischen, in: Beitr. zur ital. Sprachk. S.556ff. D e r s . Die synkopierten Formen des Futurum II und Conjunctiv des Perfects auf -si, -a-ssi, -e-ssi, -i-ssi, ebend. S. 523ff. Ch. B l i n k e n b e r g Om resterne af det sigmatiske aorist i Latin, Kort Udsigt det Kjobenh. phil. Samf. XXXI. M a d v i g De formarum quarundam verbi Latini natura et usu [fiber faxo faxim u.dgl.], Kopenh. 1835 u. 36 = Opusc. ac. alt. S. 60ff. G. H e r m a n n De I. N. Madvigii interpretatione quarundam verbi Lat. formarum, Leipz. 1843 = Opusc. VIII 415ff. G. C u r t i u s De verbi Lat. futuro exacto et perfecti coniunctivo (Progr. zur Begruss. der Philologenversamml.), Dresd. 1844. E. L i i b b e r t Gramm. Stud. I: der conj. perf. und das fut. ex. im alteren Lat, Bresl. 1867. D e r s . Paralipomena zur Geschichte der lat. Tempora und Modi II [iiber faxim u. dg].], Archiv f. lat. Lexikogr. II 223ff. Fr. C r a m e r Das lat. futurum exactum, ebend. IV 594ff. P. Giles The Origin of the Latin Pluperfect Subjunctive and other etymologies, Cambridge 74*
1170
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§810—811.
Vor clem -s- erscheint entweder nur die Wuizel, z. B. ai. d-dik-s-i d-dik-sa-t gr. e-Sew-a-a lat. dic-si-t, ai. d-dha-s-am aksl. de-chu, oder die Wurzel mit einem suffixalen Element (Wurzeldeterminativ oder wie man es nennen will), z. B. ai. a-hv-a-s-ta aksl. zuv-a-chu, ai. d-ved-i-s-am gr. (/)si8-s-(o)-a lat. vrd-i-s-tis, ai. d-yo-t-s-am lat. jussit aus *ju-t-s-e-t (praes. yo-dha-ti ju-b-eo). Eine besondre Classe bilden unter den letzteren die Formen wie ai. dvedis-am gr. (/)e(8e-ot lat. vidis-tis und die diesen sich enge anschliessenden wie ai. a-ya-s-is-am gr. 8st'£st,av aus *8six-o-£(o)-iav lat. dic-s-is-tis. Ferner bilden die Formen mit -s-s- wie gr. sa(3eaaoc sxdcAeaaa lat. vldissem capesso amasso air. ro-charus aus *carass- eine eigne Abtheilung. A.. Die Stiimme auf -s- und -so-. I. Die t h e m a v o c a l l o s e n s-Stamme. 811. Die der e-Reihe angehorigen Wurzeln erscheinen in dreifacher Abstufung, und die uridg. Vertheilung dieser Stufen war folgende. Im ind. act. sing. e-Stufe, wie aksl. ves-u') ai. d-vaks-am von W. uegh-; ob auch lat. vex-i-t dieses idg. e bewahrt hatte, ist zweifelhaft. Im ind. act. pi. und du. und im ganzen ind. med. schwache Wurzelform, wie ai. d-vit-s-i gr. I'o-av von W. ueid-. Im Conj. e-Stufe, wie ai. paks-a-t gr. 7rst{j-(D von W. peq-, av. vares-a-itl gr. spl-w von W. uerg-. Im Opt. schwache Wurzelform, wie ai. mas-lya von W. men-. Mit diesem Ablaut Philol. Transact. 1S89 p. 126 gqq. — Anderweitige Literatur iiber den dem Perfect angegliederten lat. s-Aorist s. beim Perfect § 848. K e l t i s c h . D ' A r b o i s de J u b a i n v i l l e Du futur sigmatique [en irland.], Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 56. T h u r n e y s e n Der s-Aorist im Ii-., Kuhn's Zeitschr. XXVIII 151 ff. H. Z i m m e r Die Schicksale des idg. •v-Aorists im Ir. und die Entstehung des kelt. s-Prateritums, ebend. XXXI12ff. T h u r n e y s e n Zu den ir. Verbalformen sigmatischer Bildung, ebend. XXXI 62ff. S l a v i s e h . M i k l o s i c h Zugammengesetzter Aorist [im Altslov.], Sitzungsber. d. Wien. Akad. LXXXI 110 ff. 1) Im Indicativparadigma mehrerer Sprachen waren den themavocallosen Formen Formen andrer Flexionsgattungen gesellt, worauf wir bei den einzelnen Sprachen zu sprechen kommen.
811—812.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1171
vgl. ai. ind. stau-ti stu-mdsi stu-te mars-ti mrj-dnti, conj. stdv-a-t mdrj-a-t, opt. stuv-i-td (§ 494 S. 890). Der Conjunctivstamm dieses s-Aoristes deokte sich mit dem Indicativstamm der XX. Prasensclasse, z. B. ai. tqsa-t(i) mit dem ind. tqsa-ti = got. pinsa, lat. (fut.) dixo mit ind. praet. dixi-t dixi-mus, gleichwie der conj. ai. dy-a-t mit dem ind. dy-a-te = lat. eo (§ 489 S. 883, § 493 S. 887). 812. Uridg. Ai. Mar- gr. cp&sp- czerrinnen lassen, schwinden lassen3 (vgl. Kretschmer Kuhn's Zeitschr. XXXI 431): d-ksars-am 2. 3. sg. d-Mdr, gr. scp&stpa (scp&spaa Lykophron). W. der- cspalten, schinden3: ai. eonj. ddrs-a-t(i), gr. loeipa. W. bher-ctmgen : ai. d-bhdrs-am, gr. scpepasv • sxurjasv (Hesych), lat. conj. ferrem. W. uel- cwahlen, wollen3: ai. 1. sg. med. ii-vrs-i av. 1. sg. conj. med. vares-ane, lat. vellem. W. ten- causstrecken, dehnen, spannen3: ai. d-tqs-am 2. 3. sg. d-tan med. 1. sg. d-tas-i 1. pi. d-tqs-mahi, gr. s-xstva. W. men- cdenken, meinen3: ai. med. 3. sg. d-mqs-ta conj. mqs-a-te opt. 1. sg. mas-iya, lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) mis-me mis-te. W. ghen- cschlagenD: ai. 2. 3. sg. glum [gh- fur h- nach "ghas- = *ghn-s-), gT. s-&stva, lit. inj. gis-me -te aksl. 2. 3. sg. po-ze. W. remc ruhenD: ai. d-rqs-am med. d-rqs-ta., lit. inj. rems-me -te (trans.) und rims-me -te (intrans.). Lat. dempsi prompsl opt. emps-i-rn, lit. inj. ims-me -te aksl. jes-u. W. qei- cStrafe zahlen' u. s. w. : ai. d-cais-am, gr. I-rsia-a. Ai. Mi- gr.
1172
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§812.
lit. inj. milsz-me -te. W. leiq- lassen 3 : ai. d-raiks-am 2. 3. sg. d-rdik med. d-riks-i, gr. e-XenJi-a, lit. inj. liks-me -te. W. wewf'wissen, kennen lemen, finden3: ai. med. d-vits-i, gr. med. E-st'a-aTo 3. pi. act. i'a-av, lat. »iS-7 (praes. »7so § 662 S. 1025), lit. inj. isz-vys-me -te. W. leip- cbeschmieren 3 : ai. med. d-lips-i, gr. aA.Ei<|i-ai.. lit. inj. l'ips-me -te. W. c/e»&- czeigen3: ai. med. d-diks-i, gr.s-osis-a, lat.
§ 812—813.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1173
Mit ihrem Wurzelvocalismus (u I f) bilden eine besondre Giuppe folgende Beispiele. W. bheu- c werden, sein3: gr. s-cpua-ot, conj. (fut.) umbr. f u s t fust osk. fust cerit3, osk. conj. f u s i d c foret3, lit. inj. bus-me -te aksl. bych-u; vgl. fut. av. busyeiti etc. § 748 S. 1094. "W. dheu- cschiitteln3: ai. med. d-dhus-ta, gr. £-&03-<x. W. gei- leben 3 : lit. inj. gys-me -te (inf. gy-ti piaes. gy-jit) aksl. zich-u (inf. zi-ti praes. zi-vq). Ai. 3. pi. dr-kirs-ata von kar- "zerstreuen3. Gr. s-a-pcoa-a von axspc sternere 3 . 813. Formen mit den Wurzelsuffixen -a-, -e—o- (§ 579ff. S. 953ff., § 734ff. S. 10S5ff.). *dr-a- 'laufen': ai. conj. dras-a-t, gr. air-sopfioa (spat). *tr-a- c hindurchdringen, gliicklich hinuberkommen 3 : ai. 1. pi. med. d-tras-mahi av. 2. pi. med. prazdum, lat. conj. iu-trarem. *gJ/(i)i-a- chiare3: lat. conj. hiar-e-m, lit. inj. iios-me -te. *gh(u)u-a-ciufen : ai. med. d-hvas-ta, aksl. zuvacfi-ii. ara- ^pfliigen": lat. conj. arar-e-m, aksl. orach-u. *pl-e- 'fiillen 3: ai. d-prds-am 2. 3. sg. d-pras, lat. conj. -pler-e-m; ob auch gr. s-kiqaa hierher falle, bleibt zweifelhaft (s. § 750, 3 S. 1095). *sn-e- cflechten, spinnen, nahen": gr. g-VYjo-a, lat. conj. ner-e-m. *bhs-e- 'zerkauen 3 : ai. d-psas-l-t (Gramm., vgl. § 816), gr. s-<J*7]o-a. *gn-e- *§n-o- c erkennen, wissen3: ai. ajnas-am, gr. av-s-jvcuaa, aksl. znach-u. *uid-e-csehen : lat. conj. vider-e-m, lit. inj. pa-vyde's-me -te aksl. videch-u. *rudh-e- c erroten 3 : lat. conj. ruber-e-m, aksl. rudich-u. Lat. conj. J'aver-e-m, aksl. govecJi-u Veneratus sum3, vgl. § 590 S, 964. An diese Aoriste schliessen sich die s-Priiterita der jiingeren Schicht der Denominativa an, wie gr. s-tifxaa-a lat. conj. plantar-e-m lit. inj. iankos-me aksl. lahach-u (vgl. § 769 S. 1109), gr. i-cpiAiip-a lat. clauder-e-m lit. gudes-me'-s aksl. celech-u, gr. s--/dvia-a lat. fimr-e-m lit. dalys-me aksl. gostich-ii, gr.s-oaxpua-a, gr.s-|J.iai}u>a-a lit. jukus-me (vgl. § 773 S. 1113f.). Venetisch zonas-to ^onavit 3 (vgl. S. S89 Fussn. 2). Wie bei den Stammen mit den Suffixen -a-, -e- -o- unsre s-Bildung als uridg. gelten muss, so auch bei einigen Wvirzeln mit Dentalsuffix. Von qei-t- cAcht haben auf etwas3 (§ 650 S. 1039): ai. 3. sg. d-cait, aksl. cis-u. Von ieu-dh- caufstoren,
1174
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 813—814.
in Bewegung bringen, antreiben5 (§ 689 S. 1046 f.): ai. d-yots-am yuts-mahi, lat. juss-i alat. jous-i. Von sonstigen s-Formen mit charakterisierter Wurzel sind hier noch die den Priisensclassen XV und XVI sich anschliessenden hervorzuheben. Ai. 1. pi. med. d-yu&ks-mahi lat. junx-i lit. junhs-me zu ai. yunh-tk \sX.jungo lit. jungiu von W. jeua- 'anschirren, verbinden3; vgl. daneben ai. d-yoks-am gr. s-Cso&-a §812 S. 1172. Gr. I-irAayi-a lat. pldnx-l zu gr. TrXa£a> aus *izXa^(-iit> lat. plango von W. pldq- pldg- cschlagen3; vgl. daneben gr. s-TzXrfi-a. lit. pidks-me. Diese wie noch andre Beispiele aus dem Griech., Lat. und Bait, sind freilich wol alle fiir einzelsprachliche Neubildungen anzusehen. 814. Arisch. Zunachst noch einige Beispiele zu den in § 812. 813 gegebnen. W. dher- 'festhalten3: ai. d-dhdrs-arn (Giamm.), av. 3. sg. ddres-t dores-t (o aus a) apers. 1. sg. med. a-dars-iy (apers. dars- kann *dhers- und *dhrs- gewesen sein). W. per- chinuberbringen, iibersetzen': ai. conj. pdrs-a-t{iy. gr. s-irsip-a. W. lien- cgewinnen, siegen3: ai. med. vqs-i conj. vqs-a-t(i) opt. vas-i-mahi vqs-t-mahi, av. gap. conj. veidgh-a-itl = ai. vqsati. W. gem- "gehen3: ai. med. d-gas-mahi d-gqsmahi, av. conj. gap. jeidgha-iti. Ai. yam- 'cohibere': d-yqs-am 3. sg. d-ydn conj. yqs-a-t(i). Ar. nai- 'ftihren3: ai. d-ndis-am med. d-nes-i conj. nis-a-t(i), av. conj. naes-a-J>. Ai. jai- cersiegen3: d-jdis-am med. d-jes-i conj. jes-a-t[i). Ar. dhl- Svahrnehmen3: av. 2. sg. dais, vgl. part, disemna- ai. dhisamdna-s § 833. Av. prau- ^rnahren' [pr-u- neben pr-d-, vgl. § 579 S. 953f.): 2. pi. act. praos-td 3. sg. med. praos-ta. Ai. sar/'loslassen": ai. d-srdks-am med. d-srks-i conj. sraks-a-t(i). W. prek- cfragen3: d-prdks-am med. d-pras-ta, av. med. fras-i fras-td imper. feras-cd. Ai. chand- av. sand- cscheinen3: ai. 2. 3. sg. d-chdn conj. chants-a-t[i), av. 2. 3. sg. s
§814—815.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1175
dhe- csetzen" und do- ""geben3: ai. a-dhas-am d-dhiS-i a-dis-i das-a-t(i), av. 2. sg. opt. med. dah-i-sa : lat. con-derem etc., s. § 812 S. 1172. W. led- Vetzen, schneiden': av. 2. pi. sdz-dum. Ai. ha- cgehen, weichen3 [ja-ha-ti ja-hi-mas): d-has-am 3. sg. d-has 1. pi. d-hds-ma, 815. Von der in § 811 angegebnen urspriinglichen Vertheilung der drei Ablautstufen der Wurzelsilbe wurde im Ai. imd im Av.1) oft abgewichen. Die schwache Stammform (wie ai. ta-s- von W. ten-) kommt fast nur innerhalb ihres urspriinglichen Gebrauchsbereicb.es, doch nur mehr im ind. med. und im opt., nicht mehr im pi. du. ind. act. vor, z. B. ai. d-dhis-i dhis-lya d-gas-mahi mas-lya, av. a-meh-maidl dis-ija-p. Unregelmassig ai. 2. sg. conj. med. drks-a-se statt *draks-a-se. Im Ai. ging die a-Stufe (wie tq-s-) vom sg. ind. act. auf den pi. und du. iiber, z. B. dchantsur djaisma dbharsfam nach sg. dchantsam u. s. w.; vgl. ddhama fiir *d-dhi-ma nach d-dha-m (§ 495 S. 891), spar-tarn fiir spr-tam (§ 499 S. 897) u. dgl. Dariiber hinaus aber eischemt a in dieser Spiache nur selten, z. B. med. d-yqs-i. Im Gapadialekt war a noch ganz auf seine urspriingliche Sphare beschrankt. Im jiingeren Av. dagegen erscheint es verschleppt in nas-i-ma, wenn dieses Opt. zu einem ind. *nas-em (aksl. nes-u) war (vgl. BaTtholomae Stud, zur idg. Sprachgeseh. II 166). Die «-Stufe (wie ai. tq-s-) ging vom Conj., wo sie im Ai. u. Av. noch als die gewohnliche Form vorliegt, auf den ganzen Ind. und Opt. iiber, und zwar erscheint sie vorzugsweise im Gebiet der schwachen Stammform, z. B. ind. 3. sg. ai. d-mqs-ta av. viqs-ta opt. ai. mqs-i-mdhi (daneben noch av. gap. a-mehmaidi ai. mas-lya) nach dem conj. ai. mqs-a-te, ai. 1. Tpl.jes-ma (neben d-jais-ma), av. gap. 2. pi. praos-ta, 3. pi. vengh-en; im urspriingl. Gebiet der «-Stufe z. B. ai. d-rqs-am d-yoks-am. 1) Das Apers. kommt hier wegen Mangels an Formenmaterial niolit in Betracht.
1176
Die s-Aoriste.
Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 816.
816. Im Ai. waren die 2. und 3. sg. ind. act. nach den Lautgesetzen gleich geworden [djais = *a-jais-s und *a-jais-t) und hatten, falls ein Consonant dem Aoristcharakter vorausging, noch diesen ausser der Personalendung eingebiisst {draik = *a-rdiks-s und *a-raik-s-t), ja zuvveilen auch noch den wurzelschliessenden Consonanten [d-chan = *a-chants-s und *a-chants-t). Die hierdurch erzeugte Unbequemlichkeit fiihrte dazu, dass sich in jiingerer vedischer Zeit Formen auf -s-l-s -s-l-t festsetzten, die in der classischen Sprache die alleinherrschenden waren (bis auf blidis in der Verbindung md bhdis c furchte nicht3), wie d-jdis-i-s -i-t. Diese Ausgange wurden dem sis-Aorist (§ 839) entlehnt. Z. B. dydsi-s dyasi-t gehb'rten urspriinglich nur zu dyasis-am dydsis-ma u. s. f., drangen nun aber fiir 2. 3. sg. dyas (zur 1. sg. dyas-am) ein, und das Verhaltniss von dyasi-s -t zu dyas-am rief dann neben djais-am die Formen djaisl-s -t, neben dbhdrs-am die Formen dbhdrsl-s -t hervor u. s. w. Ein paar mal gab die 2. sg. auf -ais (aus *-ais-s) den Anstoss zur Bildung einer 3. sg. auf -ai-t, z. B. dnait nach dndis (ni- 'fiihien3).1) Da diese Neubildung nur bei Wurzeln auf e-Vocal vorkommt, so diirften namentlich die Prateritalformen wie dj-di-t neben dj-ai-s von aj- ^gere3 (§ 572 S. 947) als Vorbild wirksam gewesen sein. Zum s-Aorist rechneten die Inder Formen der 2. 3. sg. med., die vielmehr zu unsrer I. Priisensclasse gehb'rten, wie d-krthas und d-krta, die nach ihrer Bildungsweise nicht zu d-krs-i d-hrs-mahi, sondern zu a-kr-i d-kr-ata zu stellen sind. Diese Vermischung war die Folge davon, dass bei einem Theil der consonantisch endigenden Wurzeln die 2. 3. sg. der beiden Formensysteme lautgesetzlich zusammengefallen waren, z. B. dchitthds dohitta zu d-chid-i [d-cJied-i) und zu d-chits-i (vgl. 2. pi. dchclntta aus *a-cJiants-ta, I § 557, 3 S. 414). Vgl. auch die 2. pi. dmugdhvam von muc- ^oslassen3, die ebenso gut zu 1) Analoge Neubildungen ausserhalb des s-Aoristes verzeioh.net Joh. Schmidt Kuhn's Zeitsohr. XXVI 403. Vgl. uberdiese 1. sg. achinam 'Maha-Bh.) zu der 3. sg. a-chinat = *a-chinat-t von chid- 'abschneiden .
§816—819.]
Die s-Aoriste.
Eie Stamme auf -s- und -so-.
1177
dem Aoriststamm muc- (precat. muc-ista) wie zu dem Aoriststamm muks- (3. pi. muks-ata) gezogen werden kann. 817. s-Aoriste von charakterisierten Wurzeln oder Prilsensstammen aus. Formen mit den Wurzelsuffixen -a-, -e- -o- sind § 813 S. 1173 genannt, denen noch zugefiigt seien ai. d-yas-am conj. yas-a-t{i) von y-a- cgehen', d-dhyds-am von dhy-d- Menken3. Mit dem Suffix -1—ai- (§ 498 S. 896f.): ai. d-grabh-i-s-am a-grah-ai-s-am zu d-grabh-i-t d-grh-i-tam von grabh- cergreifen3 (§ 574 S. 949).
Ai. d-yufdhs-rnahi von yuj- s. § 813 S. 1174. Ai. d-stampsarn zu stambha-fe cbefestigt sich, stiitzt sich3, W. stebh-, s. § 629 S. 997. Apeis. 3. sg. a-ku-nau-s 'machte3 a-dars-nau-s Vagte3 entstanden von ww-Prasentien aus (§ 640 S. 1008), zu vergleichen mit a-kunav-ya-ta (§ 745 S. 1090). Und so waren wol auch 3. sg. -ciis ^ing 3 3. pi. -aim erst im Persischen im Anschluss an den Prasensstamm ai- (imperf. -ay-am) aufgekommen, also nicht ein urspriinglicher s-Aorist, wie man nach ai. 3. sg. med. adhy-aista (Gramm.) annehmen konnte. Der Anstoss zu diesen Neuerungen war vermutlich daduich gegeben, dass die imperfectischen Formenpaare 2. sg. *ais 3. sg. *ai, 2. sg. *akunatis 3. sg. *aJiuuau solchen wie 2. sg. *abara 3. sg. abara, 2. sg. *adada 3. sg. adada gegeniiberstanden. Lagen daneben Aoristformen wie 2. und 3. sg. ' a-nais = ai. d-nais, so konnten jene 2. sg. auf -s leicht wie A-Pmterita angesehen werden, was ihren Gebrauch auch als 3. sg. nach sich zog. Alsdann fiigte man zu -ais die 3. pi. -aila hinzu. 818. Aimenisch. s-Praterita sind in dieser Sprache bisher nicht nachgewiesen. Man vergleiche das in §672 S. 1033 iiber den c-Aorist gesagte. 819. Griechisch. Zunachst noch einige Beispiele zu den in § 812. SI3 gegebnen. Horn, s-y.epo-a att. s-xsip-a zu -/ci'pco Cohere' fut. v.spw. Horn. s-xsXo-a zu xsXXu) cbewege, treibe3. s-3TiiA-a (S'J-SAOSV bei Hesych) zu oTiXXw cbestelle3. s--r(X-a aus*£-~«X3-a med.-aXto aus '"-alz-zo zu -aXXo> cschwingeJ.
1 178
Die s-Aoriate. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 819—820.
Uber das Verhaltniss von lesb. scp&sppa att. ecp&eipa dor. sc zu horn, I'xepaa und von lesb. soteXXa att. sateiXa dor. satujXa zu hom. s'y.cXaa s. I § 563, 3 S. 420, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. X X I X 127 ff., Verf. Gr. Gr. 2 S. 63. sjieiva lesb. e>svva dor. I'jxvjva aus *s-fj.£va-a zu [XSVOJ 'bleibe3. Ebenso exteiva zu xtsivw "todte3, evsi(ia zu VS;J.CU 'theile aus3. I-veuo-a zu ve(/)-u> c schwimme3: ai. med. a-sribs-ta (Gramm.). E-nveoa-a zu Tive(/)-u) wehe, blase . e-Tiepa-a zu Trsp&w zerstore . e-tps^-a zu rpsiiu) Svende3: lat. torsi aus *torvs-i zu torqu-eo. I-ypa^-a zu ypacpw 'schreibe3, W. gerph-. e-cppaa-a zu cppaCcu cgebe zu verstehen, zeige an3 aus *cppa8-j.(o: lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) gifs-me -te zu girstu Vernehme3, W. qherd-. ppa^ai" 3uXXa[3eTv (Hesych) neben aor. ppaxetv: ai. a-mraks-i-t a-marM-j-t zu mrsd-ti cberiihrt, erfasst3 (§ 527 S. 924). e-arrsia-a kret. e-07revo-a zu aTtevSto c bringe dar, spende3. e-itsio-a zu TCISU) c rede einem zu3, W. bheidh-; Iireioa fiir *e
820.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1179
Der Conj. zeigt bei Homer und sonst noch den thematischen Vocal, wie ~£tao-[i£V, wofiir spater teiaw-jisv (§ 914. 923). Dass die ind. fut. auf -aw wahrscheinlich zum Theil Conjunctive unsres Aoiistes waren, haben wir § 747 S. 1092 gesehen, vgl. auch § 833. Der Opt. auf -aaiju war eine Neubildung nach der Analogie der Optative auf -oi(xi, s. § 944. Uber die Formen wie osfeiav s. § 836. Das part. act. zeigt in alien Casus -oavr-, s. § 126 S. 375 und § 1099, 6. Noch bevor sich das a im a-Aorist analogisch veibreitet hatte, fiel das a zwischen wurzelschliessendem Consonanten (Verschlusslaut, Liquida, Spirant) und consonantisch beginnender Personalendung aus (I § 566 S. 424f.). Solche Formen hielten sich zum Theil bis in die historische Zeit: hom. XSXTO legte sich aus *Xs/o-xo, imper. Aei;o aus *Xexa-ao, part. -Asyfisvo-c fiir *Xex(3)-[x£Vo-:, zu Ik&j. sAsija-ro; IfieixTo c mischte sich3 aus *i-|ASixa-To, £[xsi^&T|? aus *£-jx£ix-a-&rjs; (§ 589 S. 963), zu sjxsifo; -C/.XTO aus *iraXa-To, zu sinrjXa; apjiEvo-? aus *apa-[j.svo-c, zu 7-poa. I n den F o r m e n wie Ear/pa sovjaa efivYjoa exipjaa EfiioStuoa
(§ SI9. 822) scheint - 3 - durch den analogischen Einfluss bedingt gewesen zu sein, den die Formen wie etsptla Ev.vjpu^a ausiibten (vgl. I § 564 S. 422), gleichwie ar^oto -rjxTjau) ihr a nach -rip^to 7//]pu|a) hatten (§ 755 S. 1097). Dagegen lautgesetzlicher Wegfall des - 3 - in ^osa aus *e-j:£io£a-a (§ 836). Anm. El. iTroi^a stellt nioht den lautgesetzlichen Stand der gr. Ursprache dar. Vielmehr war a in der el. Entwicklungsperiode geschwunden, wie auch der Wandel von a zu h in lak. Ivtxai und in argiv. i-olf-qi einzeldialektiseh war. Man konnte fragen, ob nicht ljjivv|oa !|AV7)<JOW in einer Zeit desUrgriech.. als noch *£-(xvaa(-?) *s-|j.vaa'-T) *£-p.v7o-T£ *£-[AVO:C-TOV *£-[j.-jcto-xav bestanden,
von diesen aus das ungeschwachte 0 wiederbekamen, ahnlich wie rjaav (neben boot, iza.rj-elci.-i) sein 0 der Analogie von -rjcxe -~tp-w -ipvrp verdankte. Dann frage ich dagegen, warum es nicht auch rfizoa. hiess, sondern f^oea.. Dass es dieae es-Bildung ursprunglich nur im Sing, gegeben habe — dann waren hier die Verhaltnisse wesentlich andre gewesen ala beim «-Aorist —, ist nicht wahrscheinlich zu machen.
1180
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§821.
821. Die uridg. Unterschiede in der Wurzelabstufung (§811 S. 1170 f.) wurden im Griech. durch Ausgleichungen in hohem Maasse verwischt. Vielfach wax die Vocalisation des ganzen Aoristes durch die des Prasens bestimmt, und wir sahen in § 748 S. 1093, dass, wo diese Abhangigkeit zu Tage tritt, mit dem Aorist immei das a-Futurum Hand in Hand ging. Vgl. z. B. lypa^a I'yAodia u)'fi.op£a soti^a EO^ioa srojAa (aus *siraXoa) mit ypacpw yAucpw ofidpattCw o/i'Cw ira^Au) gegeniiber Itep^a soeipa (aus *s8spaa) ^a sa>9sip7. (scp&spaa) latEiAa (latsAaa) neben TEpirco Sspco axeiyw arsAAu). Es ist dahex kein Verlass darauf, dass z. B. die Stufe aj(ia- (vgl. ai. dchitsi) odex dex Conj. Sst'pu) die Stufe *6cp3- (vgl. ai. ddrs-a-t) als altes Eigen aus uiidg. Zeit mitgebracht habe. Unabhangig vom Prasens war der Vocalismus z. B. von ETEioa neben Ttvto oder von sosi?a neben kret. -oi'xvuxt (att. osixvuai). Das s dieser Formen war durch das ganze Aoristsystem durchgefiihrt. Es braucht aber nicht ausschliesslich aus dem Conj. zu stammen, sondexn kann in den Indicativen sSeiija eteiact, ebenso in c'Cso^a sirXsooa sxspaa u. s. w. nach I § 611 S. 463 aus T; verkiirzt worden sein, so dass sich z. B. E'Csotja mit ai. dyauksam deckte. In den 1. sg. I[xs(.va sveijta aus urgr. *s-[X£vo-a *£-vspia-a kann, wie lesb. pjvv-ot; att. \ir^-6c, zeigt (s. a. O.), diese Verkiirzung nicht stattgefunden haben, wol aber konnte sie in der 2. 3. sg. eingetreten sein, als diese noch *E-[i.Tlva(-?) *6-[IY)V3(-T) U. S. W. lauteten. Die alte Ablautstufe war hiernach bewahrt oder nur lautgesetzlich abgeandert im conj. act. med. OEI^OJ Ssi'Eojxat und im sg. ind. act. gSeiiia, Neubildungen waren pi. du. ind. act. und der ganze ind. med. EOElloifAEV e t c . EOE^OtfXTjV
etc.
Als Eeste urspriinglich tiefstufiger Formen haben i'aav, -^a aus *-qfiaoMl) neben s£taa;j.TjV, horn. lataoav neben aajisvo-s neben 7jaa[j.7]v TJaaa&ai (lat. suasi) zu gelten. 1) Uber die im Anschluss an I'aav entstandnen caaoi dor. 1. sg. ?od|xi etc. 863.
§822.]
Die s-Aoriste.
Die Stfimme auf -s- und -so-.
1181
822. Viele o-Aoriste entstanden auf Grand von charakterisierten Wurzeln oder von Prasensstammen irgendwelcher Ait (meist neben dem o-Aorist ein gleichartiges a-Futurum). 1. Formen mit Reduplication. iStoaija zu ciSa'axa) c lehre 3 aus *3i-8ax-oxu> Cl. X X I I I (fut. 3ioa£u>). eTfarjva zu ma£vu> c spanne J aus *TI-TOIV-J.U> Cl. XXVII B. Horn. TEtprjVa zu rs-Tpat'vtn cbohreD, vgl. slrjva unter 2. Horn. 7ji£a att. ^£<x zu aiaaco stiirme aus *J-ai-J-iy.-j.u>, £7roicpo|a zu 7roi-cpu3O(u cschnaubeD, eiroi7:vuaa zu TTOI-UVUID 'schnaufe11 Cl. X X V I I A (fut. ouiju> fyfa u. s. w.). 2. Mit Nasalsuffix. sxXiva, ecpijva aus *s-xXiva-a, *s-cpava-a, zu y.Xxvw c biege, neige 3 aus *xX.i-v-tu>, cpatvu) classe erscheinen 3 aus *<pa-v-io). eS^va aus *s-|avo-a zu £at'vu> c kratze, kamme 3 aus vE-av-tu>. u'f/jva zu utp-aivw Svebe3 (iiber das a von otpava s. Verf. Gr. Gr. 2 § 58 S. 71, Solmsen Kuhn's Zeitschr. X X I X 66 f.). Diese Prasentia auf -v-uo und -av-iw s. untei Cl. X X I X § 743 S. 1089. Die Aoriste entsprangen nach exreiva neben XTSIVU), sTivjXa neben iraMu) u. dgl. (§ 611 S. 98If.). Daneben die fut. xXivS ceavto utpavd) § 757 S. 1100. Anm. auij^a aus *(s:-ootua-av-ao: vergleicht sich mit lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) saus-t-s-me -te. Doch deckeu sich diese Formen nicht. Demi aus *saus-n-s-, das man als Grundform des lit. Aoriststammes betrachten kann, ware im Griechischen *ai-at5- geworden. Der griech. Aorist entstand erst Tom Prasens aus, nachdem dort -n-jo zu -av-to> {-owa>) geworden war. 3. Mit Binnennasal (vgl. § 813 S.. 1174). IirXaySa zu 7cXaC") schlage, verschlage' aus *irXay7-j.u> Cl. X X I X : lat. planx-l. sxXaySa (fut. y.Xa-^ai) zu xXaCtu ' t o n e , schreie 3 aus c
Cl. X X I X u n d zu xXayy-avu) Cl. X I V . eo«piySa (fut. zu ocptyyw 'schniire' Cl. X V I . S. § 0 2 1 S. 9 8 9 , § 628 S. 996, § 631 S. 998, § 744 S. 1090. 4. J i i n g e r e
Schicht
der Denominativa.
Nach
exirstva :
i, s7TT)Xa : TraXXto, sorstXa : oxsXXw, IitXYjSa : TcX^aaa), socpala : schuf m a n z. B . tov&'fi//jva zu ovofiaivw c nenne 3 , eTsxrrjvafj.yjv zu tsxTaivofiai
zimmre
(sar^fiava neben sarjjxyjva wie Otpava,
s. o.), yjyysiXa zu ayysXXu) ' m e l d e ' , kiindige 3 , l
^puaija
zu
ap7raC«>
c
sxyjpoija
raube 3 ,
zu xrjpuaa
iaaXmyEa
zu
Ver-
oaXm'Ca)
trompete J (aus *oaXTriyy-ii«o), itsXeooa att. ETeXeoa zu xeXia) -to
1182
Die s-Aoriste. Die Stfimme auf -s- und -so-.
[§ 822—823.
'beendige' (aus *TeXsa-«o). I)ie Futura war en ovop.avu> TSXTCIvou[iai a^eXa) wie xisvui etc., aber z^pollu) apira£ a-us -aS-uo), und s8ty.aSa fiir sSt'xaoa nach r,piia£a. -S-a verbreitete sich besonders in dor. und nordwestgriech. Mundarten auf die 8-VeTba. Gleichartiges im o-Futurum. 5. a-Aoriste von Stammen mit den Wurzelsuffixen -a-, -e-b- waren aus vorgriech. Zeit iiberkommen. Zu den in § 813 S. 1173 genannten Beispielen kommen u. a. hinzu: sfivvjoa dor. sjtvaaa von mn-a- W- men- cmeinen, denken 3 ; i^aa dor. s^a^a von g-a- 'gehen^ (§497 Anm. S. 893); s'Cr^a s'Cwaa von g«-eg£-o- W. gej- ^eben5; e^p7]oa von ~/$-~rr cein Orakel geben5. Von den zweisilbigen Aoriststammen mit diesen Suffixen sind die auf -7,-3- hervorzuheben, wie iy.i'krpz zu [iiXsi ces kiimmert mich3, edsXr^a zu s&sXw 'will', soevjaa horn. aol. ISSUTJOK zu oscu horn. aol. osuto c fehle, ermangle3, denen sich von charakterisierten Prasentien aus gebildete Formen anschlossen, wie xa&UTjsa? zu tCiu setze aus *si-zd-o, sTUTmrja!* zu TU~-T«) c schlage, iyol[j-rprj. zu ya'ipw cfreue mich' aus *^ap-i«), w^rjoa zu oCu> 'rieche 5 aus *oo-tou. Daneben die gleichartigen Futura wie fj.V7jo
§ 823.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -*- und -so-.
\ 183
lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) niisz-me -te. scripsl zu scriho. di-visi zu di-vido. frixi zu frigo: vgl. ai. d-bhrahs-am d-bharks-am (Giamm.) zu bhrjja-ti (vgl. § 524 S. 922). duxl zu duco. clepsi zu clepo: gr. IxXs^a zu zXeu-xu) c stehle\ pexi zu pec-to: gr. gTreSjapjv zu TCX-TSID 'kamrne, schere5. con-spexl zu -spicio. ges-si zu ^ero aus *geso. auxi zu auged: lit. 1. 2. pi. inj. (fut.) duks-me -te zu aw^cw 'wachse3. 7«am aus *haes-si zu haereo. Mit Binnennasal (vgl. oben junxl u. a.): alat. nmxi-t zu mw<7««-< W. sneiah- cschneien:>: vgl. gr. svsujie (svi^s). distlnxl zu distinguo: vgl. gr. sarila zu ariCw c steche. sanxi zu sancio
neben sacer. Im Paradigma von rfm ist keine Form, die man mit irgend welcher Sicherheit als unmittelbare Fortsetzung der uridg. themavocallosen Form des s-Aoristes betrachten konnte. Die 1. sg. mit ai. med. Jcr-s-e neben d-hr-s-i (§ 656 S. 1020) zu verbinden widerrat ihre Vergangenheitsbedeutung. Dass der Ausgang von dix-imus eine uridg. Form *-mmos der Personalendung darstelle, ist ebenso wenig zu erweisen wie die Entstehung des -aij.sv von E-3si'Si-a|Asv aus -mmen (§ 820 S. 1178). Und die Formen der 2. pi. wie dixtis accestis exclustis kann man zwar ganz wol als die alten Formen des s-Aoristes betrachten (vgl. Stolz Lat. Gr.2 S. 372 Fussn. 3), aber es steht auch nichts dei herkommlichen Meinung entgegen, sie seien durch Synkope aus dixistis accessistis exclusistis hervorgegangen (vgl. Osthoff Z. Gesch. d. Perf. 216 if.). Vermutlich hatten sich im s-Aorist, bevor er mit Perfectformen wie tu-tud-l und mit Aoristen wie jid-i-t einen engeren Bund einging, Formen der themavocalischen Flexion mit solchen der themavocallosen gemischt, wie dieses auch in andern Sprachzweigen geschah (§ 833). Als themavocalische Aoristformen, ursprtinglich mit secundarer Personalendung, betrachte ich dtxi-t und dixi-mus (vgl. ai. a-diksa-t a-diksa-ma, gr. e-osiSe, aksl. jeso-mu), die im Ausgang denen wie fidi-t jidi-mus gleichstanden; zwischen praet. vlsi-t visi-mus und praes. visi-t visimus war also dasselbe Verhaltniss wie zwischen praet. scandi-t und praes. scandi-t (die Prateritalformen hatten urspriinglich BrugmanD, Grundriss. II, 2.
75
1184
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 823—824.
secundares Personalsuffix). Waren solche Aoriste mit echten Perfectformen wie totondit totondimus syntaktisch zusammengeflossen, so konnten nun nach totond-i die Formen dix-i fid-'i gebildet werden. Dazu kamen die auf dem «'s-Aorist beiuhenden vidistis vidistt (moglicherweise auch viderunt, s. §1023), nach denen dixistis dixisfi dlxerunt entsprangen (§ 841). 824. 2. Der Conj. mit -e—o- und der Opt. mit -1-. Lat. dixo dixim: gi. 8EI'£U>. axim: vgl. gr. impei. G^STS § 833. empsim, in-censim, capso capsim, oh-jexim, faxo faxitur faxim, oc-cisim, ausim. Conj. dixo neben ind. praes. viso ind. praet. dixi-t dlxi-mus, wie ai. conj. tqsa-t{i) zu ind. praes. tqsa-ti praet. (d-)tqsa-t, s. § 833. Solche Conjunctive waren ferner die umbr.-osk. s-Futura (iiber den Schwund des Conjunctivvocals s. I § 633 S. 476, § 655, 5 S. 505 und was unten § 867, 7 iiber den Ausgang -e-d der 3. sg. perf. bemerkt werden wird). Umbr. fust fust osk. fust ceritJ umbr. 3. pi. furent: vgl. gr. sceuaa etc., § 812 S. 1173. Umbr. p r u - p e h a s t 'ante piabit'. Osk. deivast ciurabit5, censazet ccensebunt\ Vgl. die mit -es- gebildeten Fut. wie umbr. ferest osk. pert-emest § 837. Die Endung der 3. pi. umbr. -ent[i) stand fur *-onti, s. § 1022 extr. 3. Conj. mit -e- (§926b). Osk. fusid 'foret', vgl. §812 S. 1173. Lat. essem, vgl. gr. fut. saao[xai. Lat. ferrem vellem essem con-derem (W. dhe-) darem starem s. § 812 S. 1171 f. Mit den Wurzelsuffixen -a-, -e-: in-trarem hiarem flarem narem ararem Juvarem, -plerem nerem flerem viderem tacerem; dazu die Denominativformen wie plantarern clauderem finirem. S. § 813 S. 1173. Palign. upsaseter coperaretur' oder coperarenturD. Vgl. die mit -es- gebildeten lat. agerem viverem, osk. paten sins aus *patenesent § 837. Diese e-Conjunctive von s- und es-Aoristen standen im Lat. in engster Beziehung zum Inf. auf -se aus *-s-i (loc. sg.), z. B. esse ferre in-trare -plere plantare claudere finire. Gleichartiges im Ar. und im Gr., z. B. ai. inf. ji-s-e zu ind. a-jais-am (med. *d-jis-i), inf. rnj-ds-e zu ind. rhj-as-e part, rhjas-and-s, av. inf. a nas-e fhinzuschaffen') zu nas-i-ma (§ 815), gr. osi£oa
§ 824—826.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1185
[iVTJaou TlfiYJaai xovlaai zu s'Sedja etc. Die Infinitive gehorten zu nominalen s-Stainmen (§ 132 S. 388 f. 390. 392, § 162 S. 459 f.) und sind Zeugen fiir die etymologische Identitat unsres Aoristcharakters mit den nominalen s-Suffixen, s. § 655 S. 1019, § 834. 825. Tiber das Verhaltnis des Wurzelsilbenvocalismus der ital. s-Formen zu dem fiir die idg. Urzeit vorauszusetzenden (§811 S. 1170 f.) ist schwer ins reine zu kommen. Abhangigkeit vom Vocalismus aussexaoristischer Formen zeigt sich z. B. in mulsi neben mulged mulctum, torsi neben torqueo tortum, verglichen mit tersl neben terged (tergo) tersurn u. a. Ein Zusammengehen mit dem fo-Particip im Gegensatz zum Piasens haben wir in ussi : ustu-s gegeniiber uro, di-vlsl'. -visu-s gegeniiber -vido; doch misi abweichend von missus. Dass das e von -lexl text vexl rexl das idg. e von aksl. techu ai. ddhaksam gewesen sei, ist ausserst zweifelhaft. Es scheint aus den Formen wie leg-% neben part, lec-tu-s u. s. w. eingedrungen zu sein. coxi (aus *quexi) wie gr. euetjja, vgl. part, coctu-s (aus *quectu-s). Fiir die Formen wie serpsi dixi (aus deix-) ist zu beachten, dass Verkiirzung von e zu e nach I § 612 S. 464 stattgefunden haben kann, serps- aus *serps- u. s. w. 826. K e l t i s c h . Im Ir. liegen von den Indicativformen nur die 2. und 3. sg. vor, aber augmentlos, also Injunctivformen. Die 2. sg. nur conjunctivisch (adhortativ), die 3. sg. conjunctivisch und futurisch. Z. B. 2. sg. comeir c erhebe dich3 aus *com-ecs-recs-s zu con-ergim cerhebe mich3: gr. cope^a. 2. sg. tair Veni" aus *to-air-incs-s, 3. sg. tair Veniat3 aus *-incs-t, co-ti c donec veniat 3 aus *-t{o)-incs-t zu -icim: vgl. ai. praet. med. aks-i und praes. dksa-te zu al-n6-ti 'erreicht 3 (§659 S. 1023). for-te csubveniat, iuvet" aus *-steics-t zu tiagim cschreite, gehe 3 [for-tiagim 'komme zu Hilfe3), W. steigh-: gr. e-crcsiil-a; vielleicht durch Vermischung von -te mit Conjunctiv teis (s. u.) entstand -tei, das sich gleichwertig mit -te findet. do-n-fe cer fiihre uns 3 aus *-vets-ti) zufedim cbringe, fiihre^: lit. vesme etc., s. § 812 S. 1172. 1) Die Vocallange in -fe erklart sich nicht aus 'Ersatzdehnung', 75*
\ 186
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -a- und -so-.
[§ 826—828.
In alien Personen kommt der Conj. in conjunctivischei und seltner in futurischer Bedeutung vor. Z. B. von tiagim : sg. 1. -tias 2. -teis 3. (abs.) teis tes, pi. 1. -tiasam 2. -tesid 3. -tiasat. Nach dem Verhaltnis der absoluten zur conjuncten Flexion im Prasens entstanden neu sg. 1. tiasu 2. teisi, pi. 1. teisme 3. tesit. Andre Beispiele: no tes ceffugiam3 zu techim c niehe3: aksl. tech-u zu tekq laufe, fliesse3; at-resat csurgent' zu at-reig cerhebt sich3, vgl. oben comeir; co n-darbais cut demonstres3 zu du-ad-bat cdemonstrat3 (pass, -badar); ma fris-tossam c si abiuraverimus3 zu tongaim c iuro\ Ferner gehort hierher das sogen. ^-Prateritum, so weit es von der 3. sg. med. des s-Aorists auf *-s-to ausgegangen war; etwa do-bert cer brachte3 aus *-ber-s-to, celt ccelavit3 aus *cels-to, ro-anacht 'sohiitzte3 aus *aneJc-s-to. S. §506 S. 907. 827. G e r m a n i s c h . Einen Rest des s-Aoristes vermutet man in ahd. scri-r-un 'schrien3 opt. scri-r-i (part, praet. gi~ scriran) zu praet. sg. srei cschrie3 praes. inf. scrian cschreien3; -r- = urgerm. -z- s. I § 581 S. 435 f. Dieser r-Bildung schloss sich spater das Verbum spiwan cspeien3 an, indem part, gespiren fiir ge-spiwen gesagt wurde (wie umgekehrt ahd. 3. pi. er-scriioun nach spiwun aufkam). S. Joh. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXV 599 f., Kluge Paul's Grundr. I 375. Doch ist diese Auffassung von scrirum sehr problematisch, s. G. Holz Urgerm. geschloss. e S. 47f., Zarncke Paul-Braune 3 s Beitr. XV 350 ff. Ein paar s-Aoriste haben vielleicht zum Aufbau des schwachen Prateritums beigetragen, wie got. vissa ahd. wissa c wusste3, dessen Pluralformen ahd. wissum wissut wissun zu gr. i'oav gestellt werden konnen. Vgl. § 907. 828. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Im Lit. liegen die 1. 2. pi. und 1. 2. du. injunct. vor in futurischer Bedeutung. Sie sincl mit dem Fut. auf -siu (§761 S. 1101) paradigmatisch verschmolzen und erscheinen in gewissen Dialekten neben den Futurformen auf -sime -site und sondern daraus, dass vocalisch auslautende haupttonige Monosyllaba ira Irisehen gedehnt wurden (vgl. § 440, 2 S. 809).
§ S2SJ
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1187
-siva -sita. Diese Versehmelzung von Injunctivformen und futuiischen sio-Formen ist um so weniger auffallend, weil das lit. Futurum in den 1. und 2. Peisonen auch adhortativ gebiaucht wird. Ausserdem aber scheint auch die 3. sg. auf -s wenigstens zum Theil hierher zu gehoren. Bei der Annahme nemlich, dass -s aus -st entstanden sei, versteht man die Vocalkiirzung in bus (1. sg. busiu) ris (1. sg. rysiu) gaus (1. sg. gdusiu) u. dgl., iiber die I § 664, 3 S. 526 gehandelt ist. Dann darf man den Gebrauch des Fut. in allgemeinen Behauptungen wie kds voks nepralops cwer stielt wird nicht ieich J mit der gleichen Verwendung des Injunctivs im Griech. (§ 909, 1) zusammenbringen. Ferner sind dieser Auffassung der 3. sg. die ausschliesslich conjunctivisch gebrauchten preuss. Formen wie bousai {bousei bouse) cer sei, sie seien5 giinstig, die von den lit. wie su-gausai neben su-gaus nicht getrennt werden konnen und deren -ai dasselbe Anfiigsel ist, das tasal neben ids cder3 zeigt (§ 999). Demnach ware *bus aus *bu-s-t schon urbaltisch gewesen. Im Aksl. gehoren vom s-Aorist hierher die 2. 3. sg. pi. du., z. B. sg. jq jq, pi. jeste Jesq, du. jqsta jeste, wahrend die 1. Personen [jqsic Jqsomu jqsove) themavocalisch waren (§833). Von s-Formen, die in beiden Zweigen vertreten sind, nannten wir in § 812 g\s-rne -te zu genii cjage, treibeD aksl. po-zq zu zin-jq c schneide, ernte', lit. inis-me zu im.ii c nehme 3 aksl. jqs-u zu imq 'nehme 3 , lit. pidus-me zu pldu-ju ''spiile3 aksl. pluch-u zu plov-q cschwimme, schirlV, lit. pa-busme zu pa-bundu 'erwache 3 aksl. bljusu zu bljudq, c wahre, hiite, gebe Acht5, lit. vesz-me zu vezu 'fahre3 (trans.) aksl. ves-u zu vezq cfahre3 (trans.), lit. ves-me zu vedu leite, fiihre3 aksl. ves-u zu ved-q 'fiihre', lit. deks-me zu deg-u 'brenne* (trans, u. intrans.) aksl. zachu zu zeg-a c brenne 3 (trans.), lit. es-me zu ed-mi ed-u "Tresse' aksl. jas-u zu jarni cesse^ lit. des-me zu de-d-u lege' aksl. dech-u zu de-Jq clegeD, lit. spes-me zu spe-j'u c habe Musse3 aksl. spech-u zu spe-j'q 'komme vorwarts, habe Gelingen3 , lit. dus-me zu dudu ^ebe 3 aksl. dach-u zu danii cgebeD, lit. stos-me zu sto-ju ctrete3 aksl. stach-u zu sta-nq cstelle mich3, lit. bus-me zu
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Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 828—830.
bil-ti csein3 aksl. bych-ic zu by-ti Verden1, lit. gys-me zu gy-ju lebe auf, werde heil3 aksl. zich-u zu zi-vq lebe3. Formen mit -a-, -e- und Denominativformen in § 813: lit. pa-vyde'sme zu pa-vyd-ziu cinvideo3 aksl. videch-u zu vizdq csehe3, lit. iankos-me zu lanko-ju csuche etwas geschmeidig zu machen3 aksl. Iqkach-u zu Iqka-jq 'tausche, betriige3. 829. Litauisch. Ausser den in § 828 aufgefiihiten Beispielen sind noch mehrere in § 812. 813 gegeben, wie milsz-me zu melz-u cmelke3, se's-me zu sed-u csetze mich , zios-me zu zio-ju csperre den Mund auf, gMes-me'-s zu gMe'-ju-s cbin gierig3, jukus-me zu jukii-ju cscherze3. Was den Wuizelvocalismus der zu § 812 gehorigen Formen betrifft, so ist dieser stets der des s«o-Futurs. Mit den idg. Abstufungsverhaltnissen (§ 811 S. 1170 f.) kann nicht mehr gerechnet werden. Formen zu Prasentien mit Binnennasal: junks-me zujung-iu c spanne ins Joch3, skvts-me zu skund-ziu cklage3 (vgl. § 761 S 1101), zu vergleichen mit solchen wie ai. a-yunks-mahi lat. mnx-i. Zu Prasentien auf -inu -enu: sausrs-me zu saus-inu c mache trocken3, gabes-me zu gab-enu Tbefordre, schaffe fort3 (vgl. § 761 S. 1102), zu vergleichen mit gr. aovjva aus *(I-)aauaav-aa (§822,2 S. 1181), ferner mit aksl. vrignqch-ii, vorausgesetzt, dass die in § 615 Anm. S. 985 vorgetragne Hypothese das rechte trifft. 830. Slavisch. Ausser den in § 828 aufgefiihrten Beispielen sind noch mehrere in § 812. 813 gegeben, wie po-sluchu zu -slu-jq ch6re3, orac/i-u zu or-jq cpfliige3, riidech-u zu riizdq c rubeo3, celech-u zu cele-jq Sverde heil3. Uber die Aoriste auf -nqch-u wie vrignqcliu zu vrig-nq cweife3 s. § 615 S. 985, § 829. Von der Flexion der s-Aoriste im allgemeinen war § 829 S. 1187 die Rede. In der 2. 3. sg. waren -s-s -s-t nach den Auslautgesetzen iiberall abgefallen, wodurch die Formen wie je das Aussehen von Praterita unsrer I. Prasenscl., die wie zna ora rude das von Praterita unsrer X. Prasenscl. und die Denominativformen wie Iqka das Aussehen von «o-losen Praterita wie gr. lesb. stfjxa (aus *-a-t) bekamen. Wahrscheinlich
§ 830—831.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1189
waren aber einige von diesen Formen auch in der That das, was sie zu sein scheinen, z. B. be ceras, erat3 zugleich Fortsetzung von idg. *bhu-e-s -t, da cgabst, gab3 zugleich Fortsetzung von idg. *do-s -t. Bei consonantisch auslautenden Wurzeln erscheinen die 2. und 3. sg. nur, wenn jene auf Nasal oder auf r, I auslauteten, wie j'e (jesii), zre und zri (zrechu aus *zerchu und zrichu zu zir-q Verschlinge, opfre3), Ida {klachu aus *kolchu zu kol-ja cschlachte3); sonst wurde der s-lose thematische Aorist gebraucht, wie 2. 3. sg. tece neben techu techomu u. s. w. Das hangt damit zusammen, dass jene Wurzeln nach den slav. Auslautgesetzen die einzigen unter den consonantisch endigenden Wurzeln waren, bei denen der schliessende Consonant nicht eingebiisst werden musste. In der 2. 3. sg. wurde oft -tu angehangt, die Endung der 3. sg. praes., z. B. pri-jetu fiir -Jq, bitu fiir bi (bijq 'schlage3), u-mretu fiir -mre (u-mtrq ''sterbe'); dastu fiir da nach dastu £ D dat . Die Erweiterung kam zunachst zur 3. sg. aor. und drang von da wegen der lautlichen Gleichheit der beiden Personen in die 2. sg. ein. Vgl. imper. j'azdt als 2. und 3. sg. § 949, femer ai. 2. 3. du. cakr-dthur -dtur § 1038. S31. Nach dem, was in § 811 S. 1170f. iiber die uridg. Vocalabstufung in der Wurzelsilbe gesagt ist, war altiiberkommen das e in den Formen wie vesic nesu techu rechu {rekq "^sage3), ferner das a = idg. o in basu [bodq csteche', vgl. lat. fodio fodi); die Vocallange war urspriinglich auf den Sing, beschrankt. Da nach I §615 S. 466 langer Vocal vor i, u, Liqu., Nas. + Cons, verkiirzt wurde, kann die gleiche Ablautstufe auch angenommen werden fiir Formen wie bich-u{*bhei-s-), cisu (citq czahle, rechne, ehre3, vgl. ai. caits-), po-sluchu (ai. sraus-), mrech-u aus *merch-ii (nvirq csterbe3, *mer-s-), vres-ii, aus *vers-u (vriz-q cbinde, lose3, vgl. lit. 1. 2. pi. inj. versz-me -te zu verz-iu ^chniire3, W. uergh-), mes-u (metq 'riihre urn1), Wo die Wurzelsilbe Tiefstufenform zeigt, erscheint diese allemal auch sonst im Innnitivstamm, so dass man nieht berechtigt ist sie aus der idg. schwachen Form des pi. du. act.
1190
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
[§ 831—833.
herzuleiten. Z. B. zrich-u (neben zrech-u) zu zri-ti (neben zre-ti), klach-u aus *kolch-u zu Jcla-ti aus *hol-ti aus ql- gleichwie lit. kdls-me -te (§ 726 S. 1080), krych-u zu kry-ti cdeckenD im Gegensatz zu lit. krdus-rne krdu-ti. 832. Bei consonantisch auslautenden Wuizeln kommen im Aksl. auch Aoiiste auf -ochu vor, z. B. neben nesu: sg. nesochu, pi. nesochomu nesoste nesose, du. nesochove nesosta nesoste. Fur das siidostslav. -ochu etc. haben die westslav. Sprachen -ech etc. Die in I §110 S. 105 iiber diese Flexion vorgetragne Vermutung, auf die auch Jagic gekommen ist (Arch. f. slav. Phil. X 175. 191), ist unhaltbar. Wir haben es vielmehr mit einer speciell slavischen Neubildung und zwar mit einer Umbildung des s-losen Aorists (nesu) nach dem sAorist zu thun. Das Verhaltnis von 2. 3. sg. dela zu 2. pi. delaste 2. du. -asta 3. du. -aste gab zunachst den Anstoss, zu 2. 3. sg. nese die Formen neseste -esta -este fur nesete -eta -ete zu bilden, da diese letzteren Formen von den Prasensformen nicht geschieden waren. Dann mogen neben nesomu nesove die Form nesochomu nesochove getreten sein, denen sich bald die 1. sg. nesochu zugesellte. Wahrend nun das Westslavisehe in folgerechter Durchfiihrung des Begonnenen in alien Personen -e- setzte (nesech etc.), wurde im andern Zweig -overallgemeinert, nesoste fiir neseste u. s. w. Anders Wiedemann Beitr. zur altbulg. Conjug. 109f. II. Die t h e m a v o c a l i s c h e n s-Stamme. 833. Die hierher gehorigen Formen waren Formen unsrer XX. Prasensclasse. Wir haben sie zum Theil schon in § 657 ff. aufgefiihrt und besprechen sie nur darum auch hier, weil sie mit den themavocallosen s-Aoristen innigst verbunden auftreten. 1. Indicativ. Im Ai. wurde, wie wir § 659 S. 1023 sahen, der s-Aorist nach Maassgabe der Beschaffenheit der Wurzelsilbe themavocalisch gebildet, wie d-mrksa-t; doch kommt die themavocallose Flexion daneben vor, wie d-diks-i neben d-diksa-t von dis- Veisen, zeigen3, d-draks-am neben d-drksa-t von drl-
§833.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -s- und -so-.
1191
c
sehen3, d~sraks-am d-srks-i von srj- loslassen3. Mit d-diks-a-m scheint apers. niy-apisam cich schrieb3 gleichartig, s. a. O. Eine thematische Bildung im Av. war a-sqsa-J) von satah(kens-) 'sprechen3, mit starker Wurzelform. Im Griech. war die 3. sg. act. von urgriech. Zeit her themavocalisch, wie s-osiEe, s. § 820 S. 1178. Im ep. Dialekt auch andre Personen, wie n-e-s O-o-v neben Tijo-jiai cwerde kommen1, s-(3?]as-To neben s-p-rjo-a fut. (Wjoo-fim von g-a- cgehen3 (s. Curtius Vb. I I 2 S. 307f.). Diese letzteren FoTmen entstanden vielleicht theils im Anschluss an die 3. sg. auf -e, theils im Anschluss an themavocalische Imperativformen (s. u.). Anm. Die att. ITTEOOV 'ich fiel' I/eaoM 'cacavi' gehoren nicht hierher. Sie hatten ihr o Ton den Fut. TteaoDjj-ai -/eooDfJiai. S. F. Hartmann De aor. sec. 66, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXX 313ff., Verf. Gr. Gr.2 S. 169.
Lat. Aoriste dieser Art waren die Formen wie dixi-t dizi-mus, s. § 823 S. 1183. Zum conj. (fut.) dtxb und zum opt, dixim verhielten sich diese Formen wie ai. d-bhaksa-t zum conj. bhdksa-t, gr. s-pTjae zum conj. pYjao-jxev. Aus dem Ir. stellt sich hierher mir. seiss 'hat sich gesetzt, sass' und csitzt' aus *setse-t von W. sed-, vgl. ai. conj. sdts-a-t gr. ind. saa-a. Von dem prasentisch gebrauchten seiss aus entstand ein redupl. praet. siassair cer sass3 aus *se-(s)ess- (Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 99), zu vergleichen mit ai. na-naks-ur zu ndk-sa-ti 'erreicht3 u. a. (§659 S. 1122 f.). Im Aksl. waren die 1. Personen themavocalisch, wiejqsu jqso-mu Jeso-ve. TJber das ch von dachu trichu u. dgl. s. I § 588, 1. 2 S. 444 f.. iiber die idg. Lautgruppen ks und qs in nesu (nesq) und recMc (rekq) s. ebend. und § 414 S. 306. Durch tiberfiihrung des s-Typus in den c/i-Typus entstanden Formen wie jachu Jachomu fiir jasu Jasomu (Grundf. "etso-, W. ed'essen3], wie auch in der 3. pi. jasq fiir jase. 2. Imperativ. Hierher gehoren arische und griechische Formen. Ved. 2. sg. tiesa, vgl. conj. nes-a-t{i) von ni- 'fiihren3; parsa, vgl. conj. pdrs-a-t[i) von par- chiniiberbringen, iibersetzen3; med. 3. sg. rasa-tam 3. pi. rasa-ntum, vgl. conj. rasa-t(i) von ra- cgeben3. Av. 3. pi. jaidhe-ntu, vgl. conj. gap.
1192
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as- -is-.
[§833—834.
jetdgha-iti von jam- [gem-) "gehen3. Gr. ep. oTas OIOETCO, vgl. fut. ol'au) cwerde tiagen, bringen3; O^EO&S (sg. Ifyso bei Hesych), vgl. fut. o<\io\iai cwerde sehen3; OC'ISTS a|so&s7 vgl. fut. a£u> Verde fiihren3; Im-p^aso, Xe?eo u. a. Diese gr. Imperativformen fiihrte ich § 747 S. 1092 als Stiitze der Ansicht an, dass das a-Futur zum Theil wenigstens aus dem Conj. des s-Aorists erwachsen war. Die verglichnen o-Conjunctive des Ar. und Griech., mit denen die Impexativformen engstens zusammenhingen, gehorten nun freilich zu den themavocallosen s-Indicativen. Aber es muss hier wieder auf die formale Identitat von ai. conj. tqs-a-t{%] und ind. tq-sa-ti got. -pinsa hingewiesen werden. Die Imperativformen mit echter Personalendung waren Injunctivformen, und diese finden sich seit uridg. Zeit sowol in indioativischer als auch in conjunctivischer (voluntativer, futurischer) Verwendung (§ 909). Vgl. § 854 iiber die imper. perf. j.
±
ai. mumoc-a-ta gr. xs'/pay-s-re. 3. Particip. Ai. dhisa-manas av. dise-mna- zu av. 2. sg. ind. dais von dhi- Nvahrnehmen3. Av. xmaose-mna- zu 3. pi. inj. xsnaosen von xsnu- csich anschliessen an, willfahren5. B. Die Stamme auf -es-, -ds- und -is-. 834. Zwischen -s- und dem, was man gewohnlich als Wurzel bezeichnet, erscheinen ofters -e-, -a- und -i-. -e-s- im Ar., Griech.1), Ital., vielleicht auch im Kelt., -a-s- im Ar., Griech., vielleicht auch im Kelt., -is- im Lat. (-is- im Ai.). Auf Grund des oben besprochnen Zusammenhangs der s-Verbalbildungen mit den nominalen s-Stammen (§ 655 S. 1019, § 824 S. 1184) darf man z. B. das gr. */ei3sa- in eTos-a |jO£-a mit dem ^siosa- in gen. el'os-oc, 2. sg. med. s-TtsXaa-&7j; mit adv. TreXa?, ai. med. d-rocis-ta mit neutr. rods-, 3. pi. a-jaris-ur mit gr. y^pa? zusammenbringen, und lat. vldis-tis vergleicht sich mit cinis gr. {>i[xia- (§ 134 S. 399). Dieselben Zwischenvocale auch in dem s-Futurum: gr. tevsw TEVW, itsXa ai. rocisya-te, s. § 749 if. S. 1094 ff. 1) Ich faese das '- von gr. -fjSsoc jetzt nicht mehr als Vertreter von ids. 9- Sieh S. 1094 Fusan. 1.
§ 834—836.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as-, -is-.
1193
Bestimmte Vocalstufen in der Wurzelsilbe, wie bei den s-Aoristen (§ 811), sind fur die idg. Urzeit nicht zu ermitteln, und bei dem Nebeneinander von -e-s-, -9-s-, -is-, die unzweifelhaft vielfach durch Formiibertragung in Austausch kamen, sind a priori verwickelte Ablautverhaltnisse fiir die Wurzelsilben zu erwarten. Die weiteste Verbreitung hatte in den historischen Zeiten die e-Stufe (1. Hochst.), z. B. ueid- in ai. vedis- gr. ei8s(o;- lat. vidis-, gem- in ai. gamis- umbr.-osk. benes-; vgl. im s-Futurum z. B. ai. hanisya-ti gr. Osvsu). Inbezug auf die Actionsart ist zu beachten, dass, wahrend die unter A. behandelten s-Stamme in weitem Umfang Aoristfunction zeigen, so dass wir diese als aus uridg. Zeit iiberkommen ansehen miissen, unsre es- 9S- zs-Stamme diese Actionsart verhaltnismassig so oft nicht aufweisen; keine aoristische Actionsart hatten z. B. ai. arcas-e und gr. ^8sa. Das ganze Verbalsuffix s- war eben von Haus aus gegen die Actionsbedeutung gleichgiltig. Daher die zahlreichen Falle in den verschiedensten Sprachen, wo das -s- durchs ganze Verbalsystem verbreitet war (vgl. die s-Verba in § 656 ff.). Daher auch da, wo eine solche Verbreitung nicht vorliegt, oft genug doch kein aoristischer Sinn, wie z. B. bei jenem gr. s?8-so- (^ost £ios(o siosiVjv). Dass hier jedesmal die Actionsart urspriinglich die aoristische gewesen sei, kann schlechterdings nicht bewiesen werden. Man sieht auch hier wieder, wie gut es ware, wenn die Darstellung des Baues des Verbums sich von der der Syntax entnommenen Terminologie unabhangiger machte (vgl. § 484 S. 868 ff.). I. es-Stamme. 835. Im Arischen sind aoristische es-Praterita nicht vorhanden. Es mag aber hier noch einmal auf die in § 656 S. 1019 f. erwahnten Prasentia wie ai. v-ds-te (gr. iui'-sorai) arc-as-e av. rhidh-arjh-oi verwiesen werden. 836. Griechisch. -jjoea siosa cwusste3, bildete das Prater, zu oloa Sveiss3, vgl. air. ro-fetar cich weiss3 mit -es- oder -is(§ 838), ai. d-vedis-am mit -9s-, lat. vldis-tis mit -is-; conj.
1194
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as-, -is-.
[§ 836.
ion.-att. siSsto sioui (2. sg. £i8s"(j? sio^s 3. pi. stSsouoi eiouiai. durch
Uberfiihrung in den e : o-Conj.)1) und (hom.) iSsw, vgl. ai. vedis-a-t lat. vider-o, opt. EISSIJASV aus */sio-eo-i-[j.sv sg. stSsi'vjv, vgl. lat. mder-l-mus vlder-i-m. Hom. -^'sa (so, wenn nicht -^ea [s. u.], lautete urspriinglich die als yjia iibeilieferte Form) att. f;ew 'ging3, imperfectisches imd aoristisches Prat, zu slfu, Grundf. *ei-es-rn, vgl. umbr. conj. (fut.) ees< es< cibitD aus *ei-es-e-£(«), ai. med. ay-is-ta (Gramm.),
lat. Us- (d. i. *ei-is-) in iis-tis ier-o ier-i-m. Da intersonantisches i im Uigriech. ausfiel, stand .^etv fiir *TJEIV durch Anschluss an -^[ASV etc. (§ 502 S. 899), und es bleibt fraglich, ob nicht die homerische Form noch vjea gelautet hatte. 1st hom. siVjV als Opt. von el[xt anzuerkennen (s. Curtius Vb. I I 2 99), so liegt es nahe, es auf *I(t)-s(o)-i7)-v zuriickzufiihren. Anm. G. Mekler's Ansicht (Beitr. zur Bild. des griech. Verb. 69 ff.), dass lgSsa auf *-}\fztizia, einen Aorist eines Verbums eloim zuriiekgehe, ist nicht zu halten. S. Wackernagel Philol. Anzeiger 1887 S. 240f. s-y.opsa-&7]<; (St. xopso- ''sattigen 3 ) i-axopio-^c, (St. oxopsac
sternereD) gehoren als 2. sg. med. hierher, wenn man annehmen darf, dass sie zum Aufbau des Sr;v-Aoristes beigetragen hatten (§ 589 S. 962f.). Uber ezdpsa(a)a soTo'peo(o)a s. § 842. Feiner die Futura auf -em wie xopsu) xeviu), wenn sie Conj. des es-Aoristes und nicht aus -sa-tw entstanden waren (§ 747 S. 1092). Die Functionsdifferenz zwischen diesen und EISSW erklarte sich daraus, dass letzteres an den ind. s'losa gekettet war. -es- erscheint im Griech. auf die Perfectstamme iibertragen, z. B. Trsitoi'9-sa usTrot&siv zu -ir£7roifta c traue, vertraue3, soTYjxstv zu faTTjxa 'stehe^, £T£Tl[j.7]xsiv ZU T£Tt[Ar(xa c habe geschatzt, geehTt3 (neben den alten Perfectpraterita wie £TCcitt9[iev eorajisv -(•EYaTT/v), gleichwie -is- im Lat., z. B. totondis-tis totonder-o totonder-i-m. In der Streitfrage, ob zu dieser Ubertragung diese beiden Sprachzweige unabhangig von einander geschiitten seien, z. B. -sTroi'&sa nach cioea, totondistis nach vldistis, oder 1) Uber die Formen eloBi ELO^ in den Homertexten s. W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XIX 251.
§ 836—837.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as-, -is-.
1195
ob sie aus voieinzelsprachlicher Zeit stamme (sieh u. a. Mahlow Kuhn's Zeitschr. X X V I 583, Verf. Ber. d. kgl. sachs. Ges. d. Wiss. 1883 S. 178f., Thuineysen Bezzenberger's Beitr. VIII 274), neige ich ZUT ersteren Annahme. Wie nahe diese Neubildung lag, zeigt das Irische, wo in spaterer Zeit die Perfecta vielfach nach der Analogie des s-Prateritums umgestaltet wurden, wie tanacus cich kam 3 fiir tanac. Im Indie, wurden -sa -sot? -ss(v) im Ion.-Att. zu -YJ -7JC -si(v). Von -si aus entstand att. -siv -si?, vgl. ip ceram3 fiir •i]a. TJ § 502 S. 900. Die 3. pi. war im alteren Att. -soav, das nach *-£O-TE *-sa-xov *-ea-TY]v entsprang wie vjaav nach r^ais etc. (§ 1021). Von -saav aus wurden -sfxsv -STS gebildet, die Ausgange des alteren Att. Die Ausgange -SIJJLSV -EITS -siaav sind erst aus jiingerer Zeit bezeugt; es ist daher kaum erlaubt, -SIJASV auf das vorauszusetzende urgr. *-ea;j.sv zuriickzufiihren. Wahrscheinlich drang -si- aus dem Sing. ein. Eine griech. Neubildung war wol opt. 8si£siav, aus *-o-solav, wozu nach der Analogie der Indicativflexion 8si|sia; -sis;
ahnlich ai. d-ya-s-is-am (§ 839) und lat. dix-is-tis dix-er-o dixer-i-m (§ 841). Vgl. § 944. 1021, 1. 837. Im I t a l i s c h e n nur Conjunctivformen. 1. o-Conj. als Fut. im Umbr.-Osk. (vgl. fust § 824 S. 1184). Umbr. eest est 'ibit3 aus *ei-es-e-t(i): gr. ^siv § 836; feres t 'feret3, a n - p e n e s cimpendesD. Osk. pert-emest 'perimet3. Diese Futurbildung auch von charakteiisierten Prasensstammen aus, z. B. osk. didest cdabit zu vest, di-d-e-t cdat (§553 S. 940£), vergleichbar mit ai. med. a-dad-is-ta zu ddda-ti dd-d-a-ti; umbr. heries Voles3 heriest cvolet3 zu h e r i s Vis3 osk. h e r i i a d Velit3 (§ 706 S. 1059, § 716 S. 1074). 2. e-Conj. im Lat. und im Umbr.-Osk. (vgl. lat. es-s-e-m osk. f u - s - i - d § 824 S. 1184). Lat. ager-e-m ager-e-s: vgl. ai. 3. pi. ajis-ur. unguer-e-m: vgl. ai. ahjis-am. merger-e-m: vgl. ai. d-majjis-am. vwer-e-m: vgl. ai. d-jwis-am. Dass forem aus *fu-es-e- hervorgegangen wai (I § 172, 3 S. 154), ist mir wahrscheinlicher als seine Entstehung aus *fu-s-e-\ es gehorte also zu -ho aus *fuo, wie
1196
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as-, -is-.
[§837—839
afferent zu ago. Dieselbe Bildung von charakterisierten Prasens-
stammen aus, wie sisterem zu si-st-o, jungerem zu jung-o W. jeua- (vgl. ai. rhj-as-e § 656 S. 1020, aindh-is-ta § 839), sternerem zu ster-no, gnbscerem zu gno-sco. Umbr. ostensendi 'ostenderentur3 aus *-tendes-e-nter (§ 1082,1). Osk. herrins 'caperent3 aus *heres-e-nt zu einem praes. *hero, p a t e n s i n s caperirent3 aus *patenes-e-nt zu praes. *pateno (§ 622 S. 990). 838. K e l t i s c h . Air. ro-fetar cich weiss3 3. sg. ro-Jitir aus *uid-es- (I § 521 S. 381 und Thuraeysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 62f. 98): gr. -fl'osa conj. hom. iSsw neben e?.8su>, § 836 S. 1193f. Vermutlich bedeutete ro-fetar urspriinglich cich habe erfahren3, daher prasentisch cich weiss3, vgl. seiss § 833 S. 1191. Die Lautgesetze lassen iibrigens auch Herleitung aus *uid-iszu, wonach es dem lat. vidis-tis naher stiinde. II. as-Stamme. 839. Arisch -is- im Ai. und im Gapadialekt des Av. Im letztern drei Forrnen: 1. sg. conj. xsnev-is-a von xsnuc sich anschliessen3 (vgl. xsnao-se-mna- § 833 S. 1192), ind. med. civ-is-i civ-4s-ta von ku- ces absehen auf etwas, erhoffen3; I ist wahrscheinlich, wie oft, als i zu lesen. Im Ai. war die Bildung haufig. Inbezug auf die 2. pi. med. auf -idhvam, wie djanidhvam, ist zu beachten, dass -idlinach der Analogie der andern Personen mit -is- fur *-idh- — *-izdh- eingetreten war (I § 591 S. 449). Meist mit e-Stufe (1. Hochstufe) des Wurzelvocals. d-staris-am von star- 'streuen3. 2. sg. med. Man-is-thas von ksanVerwunden3. 3. sg. med. ydm-is-ta von yam- 'cohibere3. 2. du. cay-is-tam von ci- cschichten, sammeln3. 3. sg. med. d-naviij-ta von nu- cpreisen5. d-dhars-is-ur von dhars- ckiihn sein, wagen3. Conj. jambh-is-a-t xonjamhh- cnach etwas schnappen3. d-lqs-is-am von %qs- cpreisen3. 3. pi. med. d-bodh-is-ata, conj. bodh-is-a-t von budh- cwachen, aufmerken3. 3. sg. med. d-sahis-ta opt. sah-is-l-mdhi von sah- 'bewaltigen5. 3. pi. aj-is-ur von aj- cagere3.
§839.]
Die s-Aoriste.
Die StSmme auf -««-, -»s-, -is-.
1197
Andre Wuizelstufen. d-hhdr-is-am von bhar- ctragen3. a-tar-is-am conj. taris-a-t opt. tdris-i-mahi von tar- chiniibersetzen, durchschreiten3. 3. pi. med. (pass.) d-nay-is-ata von m- cfuhren\ Opt. idh-is-i-mahi von idh- 'entflammen1. Opt. gm-is-iya von gam- cgehen\ Wie sich 2. sg. med. pur-is-thds [par- cfiillenJ) clurch die Wuizelgestalt als auf Grund von Verbal formen wie pur-dhi geschaffen erweist, so findet sich der is-Aorist oft auch von charakterisierten Pr'asensstammen aus gebildet. 3. sg. med. d-dad-is-ta zu dd-dd-ti dd-d-a-ti von da- "geben3 (vgl. osk. didest § 837, 1 S. 1195). 3. sg. med. dindh-is-ta opt. indh-isiya (neben idh-is-) zu in(d)dhe pi. indh-dte von idh-. d-drhis-am zu drh-a-ti von dark- cfest machen (vgl. lat. junger-e-m § 837, 2 S. 1196). aips-is-am zu ip-sa-ti von ap- op- ^rreichen3, 1. sg. med. jijhas-is-i zu ji-jna-sa-te von jhd- Tiennen3. 3. pi. med. d-hladay-is-ata zu hlad-aya-ti Caus. von Mad- cerfrischen, erquicken3, 2. sg. med. pyayay-is-thas zu pyay-dya-ti Caus. von pya-ya-te ""schwillt3 (§ 796 S. 1156). Vgl. 1. sg. praes. med. gayis-e zu gd-ya-ti ''singt3 (§ 656 S. 1020). In ahnlicher Weise wie die letzteien Formen entstand der ai. ,s«s-Aorist. 3. pi. aksis-ur zu praes. ak-sa-te (§ 659 S. 1023) und zu aor. dh-s-i (§ 655 S. 1018 f.) von as- as- cerreichen\ hdsis-am zu piaes. hd-sa-te (§ 659 S. 1024) und zu aor. d-has-am (§ 814 S. 1175) von ha- cgehen, weichen3. 3. sg. med. d-hhdsis-ta (Gramm.) zu praes. hhd-sa-ti (aoT. d-bhas-i-t, Gramm.) von bhd- 'scheinen3. Vgl. die Fut. aMisya-ti bhasisya-te §750, 2 S. 1095. So nun auch d-jnd-sis-am neben d'jna-s-am (vgl. lat. gribri-tur), d-gd-sis-ur conj. gd-sis-a-t neben 1. sg. med. gd-s-i von ga- 'singen5, rq-sis-am neben 3. sg. med. d-rq-s-ta von ram- cruhig sein\ Vgl. mit diesen s^s-Aoristen, die im Ved. noch selten waren, gr. Bei^eiav § 836 S. 1195 und lat. dixis-tis dixer-o dixer-i-m § 841. Anm. In ved. Handschriften finden sich Formen mit -sis- fur -sis-, z. B. pya-sis-l-mahi. Es ist derselbe Lautproeess wie in sus-kd-s aus *suskd-s I § 557, 4 S. 414. Vgl. Whitney Amer. Journ. of Phil. VI 277, Bloomfield und Spieker Journ. of the Amer. Orient. Soc. XIII 118.
] 198
Die s-Aoriate. Die Stamme auf -es-, -as-, -«s-.
[§ 839—840.
Die 2. 3. sg. des is- und des -m-Aorists gingen regelmassig auf -i-s -i-t aus, wie d-stari-s -t zu d-staris-am, a-yasi-s -t zu d-yasis-am. Die urspriinglichen Endungen miissen *-is'(-s) *-is{-t) gewesen sein. Die der 3. sg. war noch erhalten in den Injunctivformen wie avis-t-u (§ 909), und eine Nachwirkung derjenigen der 2. sg. ist noch bei den Aoristformen wie d-jay-i-t zu verspiiren (§ 574 S. 948). -i-S -i-t sind aus diesen *-is~s *-is-t nicht zu gewinnen. Sie gehorten vielmehr. ihrer Herkunft nach, iiberhaupt nicht zum sigmatischen Aorist, sondern waren Formen unsrer IX. Prasensclasse, z. B. d-star-1-t wie d-rod-l-t d-brav-i-t (§ 574 S. 949). Wie d-star-i-t zu stara-ti, so d-has-l-t zu ha-sa-te, d-bhas-l-t zu bha-sa-ti1). Fiii die 2. 3. sg. *astaris *ahasis setzten sich nun diese Formen auf -7.y -It fest, weil sie eine Unterscheidung der 2. und 3. sg. ermoglichten, und -Is -It verdrangten alsdann iiberall *-is *-is. Vgl. hierzu I fiir i in a-dhi-mahi, mg-ni-mds u. dgl. § 498 S. 897. Uber die jiingere Ubeitragung von -sis -sit vom sis-Aorist auf den s-Aorist s. § 816 S. 1176. 840. Griechisch. Hier findet sich -az-=-asnur in solchen Verben, die das s-Suffix auch ausserhalb des Aorists hatten. Und zwai sind hier zu nennen Fut. auf -au>, falls sie Conj. des o-Aorists waren (§ 747 S. 1092, § 757 S. 1100), und Indie. 2. sg. auf -aa-fb]?, falls sie beim Aufbau des {bjv-Aorists betheiligt waren (§ 589 S. 962 f.). Z. B. xpsjiaw sxpefiaa&Tj; von xpsjjicia- 'hangen 3 (y.psjj.aa-T<j-s) neben '/ps|xa- (xp£jj.a-[xai xpsjia&pa), xspaw exspas&iQi; von xspao- ^ i s c h e n 3 (xepaa-To-? nsxspaoTat), OKEOOCW say.soaa&rjc von oxsoaa- c zerstreuen 3 (axeoaa-To-? £3"/£oaoTai). Uber die aa-Aoriste £Xp£[xaa(a)a sxs'paa(a)a eoxs8ao(tj)a
s. § 842. Im K e l t i s c h e n diirfte unser -as- in dem s-Prateritum der 1. und 2. Conjug. wie air. ro-chctrus mcymr. cereis cich liebte* zu suchen sein. Denn das Britannische lasst nur den Ansatz von -ds(s)- (nicht von -as(s)-) zu. 3. sg. air. ro-char aus *-caras-t, 2. sg. depon. -asser aus *-as-thes+r (Thurneysen Idg. 1) Eine av. 2. sg. dieser Art glaubt Jackson (Amer. Or. Soc. Proceed., Oct. 1889, p. CIXV) in fra-dahu yt. 3, 2 von W. da- gefunden zu haben.
§840—841.]
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -ds-, -is-.
1199
Forsch. 1463). Daneben pi. ro-charsam -charsid -charsat aus *carassomo(s) * carassete *carassont(o). Thurneysen, der mir jene Deutung von ro-char mittheilt, wirft die Frage auf, ob nicht ss aus Formen stammte, in denen urspriinglich st stand: aus 2. pi. *caras-te wurde *carasse, dieses wurde zu * carassete mit der gewohnlichen Endung der 2. pi. umgebildet, hiernach dann *carassomo(s) u. s. w. Darf man auch an das Nebeneinander von gr. s-xps[iaa-97)<; (s. o.) und £-xp£u.aaaa (§ 842) erinnern ? III. fs-Stamnie. 841. -is- erscheint im L a t e i n i s c h e n in der Flexion des Perfectstammes. Im Ind. nur in -is-tis -is-ti und in -erunt, falls dieses aus *-is-ont(i) entstanden war (§ 1023), im Conj. (fut. ex.) -ero -erimus aus *-is-o *-is-i-mus, im Opt. (conj. perf.) -erim -erimus aus *-is-i- und in dem nachgebornen Plusqu. auf -eram = *-is-a-m. vidis-tis: vgl. ai. vedis- gr. ei8s(o)-; iistis aus *eis- *ei-is-: vgl. ai. ayis- gr. ee(a)-. liquis-tis, fidis-tis vicis-tis. Wol auch fugis-tis rupis-tis juvis-tis [juv- aus *djugu-, zu lit. dziaugiu-s 'freue mich3) mit u = idg. eu. vertis-tis. scandis-tis. Ferner konnen scabis-tis cavis-tis, fodis-tis und legis-tis venis-tis hierher gestellt werden, die beiden letzten mit dem zu gr. y/jpa? gehorigen ai. d-jaris-ur vergleichbar (§834 S. 1192). Anm. Da im lat. Perf. so verschiedenartige Formkategorien sich zusammengefunden haben (§ 867), so ist es unmoglieh, die Ablautsverhaltnisse der Wurzelsilbe iiberall mit Sicherheit zu bestimmen. Was z. B. das e im Formensystem von legl betrifft, so kann es 1. in der angegebnen Weise aus legis-tis etc. stammen, 2. kann Ugimus nach sedimus aus *se-zd- gebildet sein wie ai. petimd naeh sedimd (§471 S. 851), 3. kann leg-l ven-l eine themavocallose Bildung wie got. qem-um ai. sah-vds- (a. O.), 4. kann legi-t = urital. *leg-e-d eine themavocalische Prateritalform gewesen sein, die sich zu legi-t verhielte, wie gr. (ATJO£-TOI ZU (ji5e-Tai, ai. snha-ti zu saha-te {§ 480 Anm. S. 863 f., § 514 S. 915 f.).
Das -is- von vidis-tis (vidis-sem § 842) als aus -es- geschwacht zu betrachten verbieten die Lautgesetze (vgl. scelestu-s capesso u. dgl.). Dass -i- fiir -e- nach -imus eingetreten sei, oder dass das Verhaltniss von amamus : amassem zu vertimus ein vertissem hervorgerufen habe (Bartholomae Bezzenberger's Brngmann, Grundriss. II, 2.
7Q
1200
Die s-Aoriste. Die Stamme auf -es-, -as-, -is-.
[§841.
Beitr. XVII 112), leuchtet nicht ein. Es bleibt nichts iibrig als auf idg. -i-s- zuriickzugehen*). In § 834 S. 1192 verglichen wir cini-s- gr. $s[j.i-a-. Vgl. ferner gr. d^-i-a- in siraio-TO-s i]i<3-(o)a zu atco 'hore3 aus *a/ia-c> und in aia-&£-a&cu neben ai. dv-a-ti "ibeachtet*2), af-i-a- in ata-&to chauche aus3 zu aio-v (wol aus *a/io-o-v) neben a(/)-y)-(it Svehe, hauche3, woneben af-za- in aa&p.a (ata-frro : da-&fia = lat. vldis- : gr. eioe(o)-). Weiter aX-iaxo-fiou ap-ap-iaxu> neben dp-eoxu) (§ 673 S. 1034). Endlich ai. d-grah-i-s-am, dessen -«- ich nur fiir eine Ablautvariante des in Rede stehenden -i- halte. Wurde -is-, wie man anzunehmen hat, bereits in urlat. Zeit von den Verben, in denen es altiiberkommen war, auf alle andern ausgedehnt, so wird man das -er- von videro etc. duichgehends auf -is- zuriickfiihren miissen nach I § 33 S. 35. Also z. B. vertero aus *vertiso (aber verier em aus *vertese-m). videra-m zeigt dasselbe «-Suffix wie -bam eram (§ 583 S. 956f.) imd trat wahrscheinlich erst nach dem Verhaltniss von eram zu ero neben die Form videro. Man beachte, dass ein *dixam neben dixo dixim nicht existierte. Die Ausgange von vidistis -istl videro vlderim vlderam vldissem wurden einerseits auf die Formen wie totondl tetigi, anderseits auf die Foimen wie dizi iibertragen, so dass totondistis totondero u. s. w. und dtxistis dixero u. s. w. entsprangen. Jene vergleichen sich mit gr. irsuoi'&ea (§ 836 S. 1194f.), diese mit ai. dyasimm (§ 839 S. 1197f.). Nachster Anlass fiir diese Neubildungen mag der Umstand gewesen sein, dass im Indie, die urspriinglichen Formen der 2. sg. pi. in mancher Beziehung unbequem geworden waren, z. B. 2. sg. *totons[s)l 2. pi. *totons{s)is 1) Einen Weg, auf dem sich lat. -is- mit idg. -es- oder -as- vermitteln liesse, will ich hier noch weisen, glaube aber nicht, dasa ihn jemand betreten werde: *ste-ti-tis *ste-ti-fl oder -bl (gr. 'i-aia-re ai. ta-sthi-tha), *tu-tudi-tis *tu-tudi-fi (gr. xe-xpacta-Te ai. tu-todi-tha), *scidi-tis (ai. d-chida-ta) wurden nach *vldes-tis *vides-ti zu stetistis stetistl, tutudistis tutudisti, scidistis, und nach diesen wieder bildete man vidis-tis -tl. 2) Den Ansatz einer'WurzeP avis- fur aiov und eines Prasens *d,/-eiccu (Schulze Kuhn's Zeitschr. XXIX 249 ff.) halte ich fur unrichtig.
§841—842.]
Die s-Aoriste. Die Stamme mit -«-«-.
1201
(oder *totonstl *totonstis mit Wiedereinfiihrung des t wie in
estis) und 2. sg. *dix{s) 2. pi. *dixtis. Femer seien hiei noch die «s-Aoriste des L a t e i n i s c h e n und des Irischen besprochen, die zu «o-Piasentia (Cl. XXVI) gehorten: Im Lat. hatten die Verba, deren 2. sg. ind. praes. auf -is ausging, den e-Conj. auf -Irem, wie farclrem zu farcio. Nur Jierem wie agerem, § 837, 2 S. 1195. Dagegen z. B. zu capio -is lautete dieser Conj. caper em, und es bleibt unklar, ob dieses -erem iusprunglicb.es *-is-e-m war oder *-es-e-m, vgl. capis-so und capes-so § 842. Fiir lat. farclrem u. dgl. ist nun zu beriicksichtigen, dass mit diesen Verba die urspriinglichen Denominativa auf -i-io wie fluid Hand in Hand gingen, deren s-Aorist, finlrem, mit gr. sxovtaa aksl. gostichu (§ 813 S. 1173) zusammenzustellen ist. Daher fragt sich, ob farclrem mit ai. d-grahls-am gleichaitig war, ob es nicht erst durch die «s-Bildung der Denominativa ins Leben gerufen wurde. In diesem Falle vergliche es sich mit aksl. bichomu (§ 727 S. 1081 f.), das nach gostichomii entsprungen war. In dem zu den io-Prasentia (3. Conjug.) gehorigen s-Aor. des Irischen ging die 3. sg. auf *-i-s-t aus, z. B. -leic aus *leikuis-t. Kiirze des i erweist auch das Mcymr., das in diesem Aorist -yss- hatte, z. B. eistedyssant csie sassen3. Vgl. § 840 iiber ro-char aus *-caras-t. Die Frage, die dort beziiglich der Formen wie ro-charsam aufgeworfen ist, erhebt sich hier in gleicher Weise beziiglich der Formen wie -lecsem. Hand in Hand mit diesen «o-Verba gingen die auf *-i-ib und die auf *-eio, wie 1. sg. do-ro-dalius zu -dalim "theile3, 1. pi. ro-moitsem zu moidim criihme\ C. Die Stamme mit -s-s-. 842. Da das s-Suffix keineswegs ein speciell aoristisches Suffix war, sondern in einer Reihe von Verben von idg. Urzeit her in mehTeren Tempoia zugleich vorhanden wax, so ist 76*
] 202
Die s-Aoriste. Die Stamme mit -ss-.
[§ 842.
es nicht auffallend, dass von solchen verbalen s-Stammen Aoristformen mit -s- gebildet wurden. Analoge Bildungen mit -ashaben wir § 839 in den ai. Aoristen wie ak-sis-ur kennen gelernt. G r i e c h i s c h . Horn. I-oTtao-oa att. IWaaa zu oua
l t a l i s c h . Mit lat. viso aus *ueit-so, quaeso aus *quais-so (§ 662 S. 1025) vergleichen sich petes-so alat. ad-petis-si-s, capes-so alat. capis-sa-m, laces-so, faces-so. Und zu den Formen faxo faxitur faxim (§824 S. 1184) gehorten amas-so amassim, turbas-situr, inf. averruncas-sere; habes-so pro-hibessim, Mcessi-t: amb-issim; -ss- naeh langem Vocal fur das lautgesetzlich zu erwartende -s- ist aus der analogischen Einwirkung der Formen mit -ss- hinter kurzem Vocal zu erklaren, vgl. essem fiir *esem (zu edo) nach der Analogie von essem (zu sum). Zu adpetissis capissam stellen sich als e-Conjunctive die Formen wie vidis-se-m, an die sich als Neubildungen die wie totondissem und die wie dixissem anschlossen. Die Formen mit -is-shaben ihre nachste Parallele in gr. r]io(<j)a von af-ia- (§ 841 S. 1200).
§843.]
Das Perfect. Allgemeines.
1203
Das Perfect 1 ). 843. Die hauptsachlichsten Kennzeichen des idg. Perfects gegeniiber den Prasens- und Aoristformen sind einige eigenartige Personalendungen im Indie, wie von W. ueid- cwissen, sehen3 1. sg. ai. ved-a gr. ol8-a got. vdit 2. sg. vettha oto&a 1) A l l g e m e i n i d g . H. O s t h o f f Zur Gesehichte des Perfects im Idg. mit besonderer Kucksicht auf Griech. und Latein., Strassb. 1884. C. P a u l i Das praeteritum reduplicatum der idg. Spraehen und der deutsche Ablaut, Kuhn's Zeitschr. XII 50 ff. P o t t VerscMedene Bezeichnung des Perfects in einigen Spraehen und Lautsymbolik, Zeitschr. fur VoTkerpsych. XV287ff. XVI 117ff. Arisch. B a r t h o l o m a e Die ai. e-Formen im schwachen Perfect, Kuhn's Zeitschr. XXVII 337 ff. Ders. Der'Bindevocal' i im avestischen Perf., Ar. Forsch. II 97 ff. G r i e c h i s c h u n d L a t e i n i s c h . E r n a u l t Du parfait en grec et en latin, Paris 1886. G r i e c h i s c h . H. Maiden On Perfect Tenses in Greek, and especially the First Perfect Active, Transact, of the Philol. Soc. 1865 p. IBS sqq. L o e b e l l Quaestiones de perfecti Homerici forma et usu, Leipz. 1877. H. von der P f o r d t e n Zur Geschichte des griech. Perfectums, Munch. 1882. J. S t e n d e r Beitrage zur Gesch. des griech. Perfects, 2 Theile, Munchen-Gladbach 1883. 84. K. F r i t z s c h e liber griech. Perfecta mit Prasensbedeutung, Sprachwiss. Abhandl. aus G. Curtius' Grammat. Gesellsch. S. 43ff. H. U h l e Die Vocalisation und Aspiration dea griech. starken Perf., ebend. S. 59ff. Mahlow Einige altertiimliche Perfectbildungen des Griech., Kuhn's Zeitschr. XXIV 293ff. J. S c h m i d t Die Entstehung der griech. aspirierten Perfecta, ebend. XXVII 309ff. Ders. Noch einmal die grieeh. aspirierten Perfecta, ebend. XXVIII 176ff. Alex. H o p p e Uber das griech. zweite Perfect, Festprogr. des Erfurter Gymn., Erfurt 1870, S. 34ff. V e r f a s s e r Der Ursprung des griech. schwachen Perfects, Kuhn's Zeitschr. XXV 212 ff. F. H a r t m a n n Wieder einmal das y.-Perfectum, ebend. XXVIII 284 ff. K. F. J o h a n s s o n Dber das griech. -/.-Perfect, in: Beitr. zur grieeh. Sprachk., Upsala 1890, S. 33 ff. F. W. W a l k e r Greek Aorists and Perfects in --m, Class. Review V 446 sqq. I t a l i s c h . A. H a r k n e s s On the Formation of the Tenses for Completed Action in the Latin Finite Verb, Transact, of the Amer. Philol. Assoc. V 14sqq. VI 5sqq. P l a t z e r Die Lehre von den lat. Perfectis und Supinis, Neubrandenburg 1840. L a t t m a n n Das Gesetz der Perfect- und Supinbildung im Lateinischen, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. N. F. II (1868) S. 94ff. M. K i n k e Die ZeitwOrter der latein. 3. Conjugation in ihren Perfectformen, Heiligenstadt 1843. S c h l e i c h e r Der Perfectstamm im Lateinischen, Kuhn's Zeitschr. VIII 399f. Fr. Miiller Uber das lat. Perfectum, Sitzungsber. d. Wien. Akad. LXVI 225ff. C o r s s e n Zur Bildung
1204
Das Perfect.
Allgemeines.
[§ 843.
vaist 3. sg. ved-a oT8-e vdit, und die Bildung des pait. act. mit dem Suffix -ues-, wie ai. vid-vds- gr. siS-oi; aksl. sta-vu von W. sta- cstehen' (§136 S 410 ff.) Mit Ausnahme des Armenischen und des Baltisch-Slavides Perfeetums, in: Beitr. zur ital. Sprachk. S. 503 ff. W. Dee eke De reduplicato linguae Latinae praeterito, Leipz. 1869. E. F r o h v r e i n Die Perfectbildungen auf vi bei Cicero, ein Beitrag zum Sprachgebrauch C.'s und zugleich ein Supplement zu F. Neue's Formenlehre, Gera 1874. L. H a v e t Les pretendus parfaits en -avi, Mem. d.l. Soc. d. lingu. VI 39. W. S c h u l z e Das lat. u-Perfectum, Kuhn's Zeitschr. XXVIII 266 ff. G. C u r t i u s Uber das lat. Perfect auf vi und ui, Ber. d. sachs. Gesellsch. d. Wiss. 1885 S. 421 ff. P. R e g n a u d Les parfaits composes en latin, Lyon 1882. L. S c h e f f l e r De perfecti in vi exeuntis formis apud poetas Latinos dactylicos oecurrentibus, Marburg 1890. Th. B i r t Verbalformen vom Perfectstamme bei Claudian, Archiv f. lat. Lexikogr. IV 589ff. H. K e r n Das osk. Perfect auf -tte, Kuhn's Zeitschr. XXI 240ff. D a n i e l s s o n Zum altital. tf-Perfect, Pauli's Altital. Stud. IV 133 ff. K e l t i s c h . W i n d i s c h Das reduplicierte Perfectum im Irischen, Kuhn's Zeitschr. XXIII 201 ff. G e r m a n i s c h . W. S c h e r e r Die reduplicierten Praterita, Zeitschr. f. osterr. Gymn. XXIV 295 ff. und Zeitschr. f. deutsch. Altert. XIX 154ff. 390 ff. Sie v e r s Die reduplicierten Praterita, Paul-Braune's Beitr. 1504ff. P o k o r n y Uber die reduplicierten Praterita der germ. Sprachen und ihre Umwandlung in ablautende, Landskron 1874. H o l t h a u s e n Die reduplicierenden Verba im German., Kuhn's Zeitschr. XXVII 618ff, G. B u r g h a u a e r Die Bildung des germ. Perfectstammes vornehmlich vom Standpunkte der idg. Vocalforschung, Prag 1887. L j u n g s t e d t Anmarkningar till det starka preteritum i germanska sprak, Upsala 1887. R. E. O t t m a n n Die reduplicierten Praterita in den german. Sprachen, Alzey 1890. G. H o l z Die im Got. noch reduplicierten Perfecta, in: Urgerm. e und Verwandtes (Leipz. 1890) S. 21 ff. H. L i c h t e n b e r g e r De verbis quae in vetustissima Germanorum lingua reduplicatum praeteritum exhibeant, Nancy 1891. J. Grimm Die ahd. Praterita, Germania III 147ff. J. H o f f o r y Die reduplicierten Praterita im Altnord., Kuhn's Zeitschr. XXVII 593 ff. C. P a u l i fiber die deutschen Verba praeteritopraesentia, Stettin 1863. Osthoff Das praeteritopraesens mag, Paul-Braune's Beitr. XV 21 Iff. Auf r e d i t Eine altnord. Aoristform, Kuhn's Zeitschr. I 474ff. Von K n o b l a u c h Die german. Perfecte auf r, ebend. I 573ff. S c h w e i z e r - S i d l e r r im altdeutsch. Prateritum, ebend. II 400. M u l l e n h o f f Angebliche Aoriste oder Perfecta auf r im Altnord. und Hochd., Zeitschr. f. deutsch. Altert. XII 397ff. Z a r n c k e Zu den reduplicierten Prateriten, Paul-Braune's Beitr. XV 350 ff. J. von F i e r l i n g e r Die 2. ps. sg. perf. starker Flexion im Westgerman., Kuhn's Zeitschr. XXVII 430 ff. (Die Literatur fiber das schwache germ. Prateritum s. § 907).
§843.]
Das Perfect Allgemeines.
1205
schen erhielt sich das uiidg. Perfect als umfanglichere Tempuskategoiie in alien Sprachzweigen. Am reinsten blieb es im Aiischen, Keltischen und Germanischen. Im Griech. vermischte es sich mit einer x-Bildung und im Italischen mit einer ganzen Reihe von nichtperfectischen Tempusbildungen. Die uiidg. Perfectformen lassen sich mit Riicksicht auf die Stammbildung in zwei Gruppen zerlegen: 1. Reduplicierter Stamm, mit o \\n der Wurzelsilbe der 3. sg. ind. act., wenn die Wurzelsilbe der e-Reihe angehorte. Z. B. *ge-gon-t *ge-gn- *ge-gn- von W. gen- c gignere': gr. 1'£-yov-£ i'£-Y<x-fj.EV, ai. ja-jan-a ja-jn-ur. 2. Reduplicationsloser Stamm. Zum Theil mit denselben Ablauts verhaltnissen wie bei 1., z. B. *uoid- *uid- von W. ueid-: gr. oTS-s l'8-jxsv, ai. ved-a vid-md. Zum Theil mit andern, wie mit e bei Wurzeln der e-Reihe, z. B. *med- von W- med- cmessen, ermessen3: air. ro mld-ar got. met-um; *sed- von W. sedc sitzen3: got. set-um lit. sed-es; *segh- von W. segh- cbewaltigen, halten 3 : ai. sah-vds-. Bei Perfectstammen wie *§e-gon- und *uoid- herrschte die o-Stufe in der 2. 3. sg. ind. act. (olafta olSs), nach der Ansicht der meisten Sprachforscher auch in der 1. sg. (oT8a); die e-Stufe im Conj. (si8-o-p.sv ai. ta-tan-a-n) und nach der Ansicht einiger auch in der 1. sg. ind. act. (its«psuy-a); Tiefstufe im pi. du. act. und im ganzen Medium des Indie, (ys-ya-fiev s-ixTOV Ts-Tpom-tai. ai. ni-ny-ur ni-ny-e) und im Opt. (ai. va-vrt-ya-t got. vaurp-ei-ma). Dem o von *ge-§on-e entsprach das o von *se-so- (gr. a
1206
Das Perfect.
Allgemeines.
[§ 843—844.
57. 165); vgl. § 790 S. 1146 fiber das a von bharaya-ti. Nebenbei sei bemerkt, dass das Mittel, welches neuerdings J. Schmidt gegen meine diese arischen a betreffende Hypothese anwendet (Kuhn's Zeitsehr. XXXI 472 Fussn.), wenig geeignet sein durfte unsre Streitfrage vorwarts zu bringen. Diese wird nicht durch Berufung auf Autoritaten und durch Machtspruche, sondern nur duroh fortgesetzte gewissenhafte Prilfung der sprachgeschichtlichen Thatsachen zur Entscheidung kommen. Vielleicht fuhrt die neuerdings in AngrifT genommene Untersuchung der uridg. Accentqualitaten zum Ziel.
844. Bei consonantisch schliessender Wurzel zeigt in alien Spiachen ein grosserer oder kleinerer Theil der Formen des Indie, einen kurzen Vocal vor den consonantisch beginnenden Personalendungen. Im Ai. -i- z. B. in 2. sg. act. as-i-tha ru-r6j-i-tha (neben vet-tha ta-tdn-tha), 1. pi. act. pa-pt-i-md (neben yu-yuj'-md vid-md), 2. sg. ind. med. uc-i-si Ja-jn-i-si (neben da-drk-sS), 3. pi. med. ja-jh-i-re, dem das av. vaoz-i-rem entspricht, vgl. auch ai. part. act. pa-pt-i-vds- (neben da-drs-vds- vid-vds-)1). Im Ved. erscheint dieses i nui, wenn die vorausgehende Stammsilbe lang war. Im Av. -ama in daidy-ama zu praes. di-dae-iti (§ 5;;7 S. 931). Im Griech. -a- in der 1. 2. pi. Te-Tpatp-a-jxsv xs-Tpacp-a-Ts (neben t8-jj.sv SIAT)AOO&-JJ,SV IOTS) . Vgl. auch part, TTSUTOJI; aus *7r£-7tT-a-J:u)i;, dem ai. pa-pt-i-vds- entsprechend (neben zih-{f)uni), und das med. Trs-itT-a-p-ai zu usx-a-aaai. tjber -ac neben -9a in der 2. sg. s. S. 1207. Lat. 1. pi. tu-tud-i-mus sed-i-mus. Air. 1. pi. ce-chn-ammar 2. pi. ce-chn-aid. Got. 1. pi. vit-um set-um sJcai-skdid-um 2. pi. vit-u-p set-u-p skai-skdid-u-p. Es ist schwer, zu bestimmen, wie und in welchem Umfang diese Zwisehenvocale in den uridg. Paradigmen (denn es wird nicht fiir sammtliche Perfectformen dasselbe Paradigma gegolten haben) vorbereitet waren. Vielleicht spielte schon damals, wie im Vedadialekt, die Quantitiit der vorausgehenden Silbe eine Rolle. 1) Von d#m a von 2. 3. du. act. viddthur vidatur sehe ich hier ab, weil es vermutlich mit dem a von 2. pi. vid-a und 3. sg. ved-a identisch war (§ 1038).
§844.]
Das Perfect. Allgemeines.
1207
Das in Rede stehende Problem ist namentlich infolge davon so schwierig, dass so viele Formen dem Verdacht unterliegen analogische Neubildungen zu sein. Fiir das Ai., das Griech. und das Ital. fragt es sich, ob nicht die Foimen mit Zwischenvocal durch Formen von Wurzeln auf lange a-Vocale wie ai. ta-sthi-md gT. s-ota-fisv lat. ste-ti-mus beeinflusst waren (wegen stetimus vgl. jedoch § 869). Im Griech., Ital., Kelt, und Germ, hat die 3. pi. ein w^-Suffix, gr. -avu -axi (med. -arai), umbr.-osk. -ens, air. -atar und got. -un, und es ist leicht moglich, dass der Vocal dieser Endungen auf andre Personen iibertragen wurde. Im Griech. hatte die flexivische IJbereinstimmung von T£Tpocp-a -e mit eosi|-a -e Ausgleichungen zwischen den beiden Tempora zur Folge (sicher TSTpotp-a? nach sSei£-oc?, im jiingeren Dorismus Ye^ov-av nach s8sii;-av): wie verhielten sich also TSTpacp-a[j.£V -OCTS und e8s[£-afj.EV -axs chronologisch zu einander? Im Ital. hatten sich schon in der Zeit der Urgemeinschaft die alten echten Perfecta mit themavocalischen Aoristen gemischt. Wenn nun z. B. fu-i-mus tetig-i-mus
dix-i-mus in tjbereinstimmung mit fu-i-t
tetig-i-t diz-i-t in
dem i den thematischen Vocal hatten (vgl. praes. ag-i-mus), so bleibt unklar, ob das -i- von lat. -i-mus irgendwo bei consonantisch schliessenden Wurzeln etwas andres als idg. -o- war. Auch fiir das Keltische kommt in Frage, ob nicht die Pluralformen den thematischen Vocal hatten. Da das av. daidy-ama von den Optativformen wie Jam-yama nicht getrennt werden kann (s. § 1001), so kommt man um eine idg. Suffixform -mme neben -me im Perfect kaum herum, und so bin ich geneigt, dieser das gr. -a[j,£V in TEtpacpa,asv etc. und das got. -um in skaiskdid-um etc. zuzuweisen; auch lat. -imus und air. -ammar mogen zum Theil hieiher gehoren. Anderseits aber drangt sich die Vermutung auf, dass der Gegensatz von ai. papt-i-md und yuyuj-md, von gr. Tstpaoafxsv und siAr}Aoo&-(j.sv eine Bildungsverschiedenheit wie die von ai. rud-i-mas (Cl. IX § 572ff.) und us-mds (Cl. I § 492ff.) darstelle. Es mag sein, dass im Ai. einmal z. B. *papt-amd *sazdamd (wie av. daidy-ama) und tasthi~md ( = 2<jTa-|isv) dadhi-md
1208
Das Perfect. Urindogermanisch.
[§ 844—846.
nebeneinander gestanden hatten und die ersteren nach den letzteren in paptimd sedimd umgestaltet wurden. Aber beweisen lasst sich das nicht, auch nicht durch das im Vedischen geltende Quantitatsgesetz. Es bleibt immer die Moglichkeit, dass schon die idg. Ursprache Perfectstammformen wie *pe-ptd- (1. pi. *pe-ptd-me) hatte. 845. Das zum idg. Perfect gehorige Prateritum, das sogen. Plusquamperfect, das nur im AT. und im Griech. mit Sicherheit nachzuweisen ist, zeigt dieselben Personalendungen wie andre Augmentpraterita. Es ist, gleichwie der Conj. und der Opt. des Perfects, von den entsprechenden Formengruppen unserer V. Prasensclasse der Bildung nach nicht zu unterscheiden, s. § 485 S. 874, § 555 S. 941. In denselben Sprachzweigen hatte das Plusquamperfect auch eine themavocalische Flexion. Diese Formen vergleichen sich mit den entsprechenden der VI. Prasensclasse (§561 ff.).
Urindogermanisch. 846. A. Die r e d u p l i c i e r t e n Perfecta. Die Reduplicationssilbe endigte bei den consonantisch beginnenden Wurzeln in uridg. Zeit auf -e, einerlei welcher Ablautsreihe der Wuizelvocalismus angehorte. Z. B. *ge-gon*ge-gn- gr. Ys-yov-s air. ro genar (aus *ge-gn-) ai. Ja-jan-a von W. gen-, *se-sta- *se-st9- gr. s-oTa-[xev lat. ste-ti-mus ai. ta-sihau
von W. sfd-. Daneben gab es damals auch schon Formen mit e in der Reduplicationssilbe, Perfecta, die man als Intensiva bezeichnen mag: gr. syrj-ysp-iJiai ai. ja-gar-a von W. ger-. S. §471.472 S. 850. 852. Die Behandlung der anlautenden Wurzelconsonanten in der Reduplicationssilbe ist § 475. 476 S. 855 if. besprochen. Dass bei vocalisch beginnenden Wurzeln in uiidg. Zeit ein e (oder ein andrer kurzer Vocal) als Reduplicationssilbe mit dem Wurzelanlaut verschmolzen war (z. B. lat. ed-i got. fr-et ai. ad-a von W. ed-, gr. rj^a aisl. ok ai. aj-a von W. ag-), ist nicht zu beweisen. Es ist sehr wol moglich, dass alle diese Formen zu dem reduplicationslosen Perfecttypus zu stellen sind. S. §848.
§ 846.]
Das Perfect. Urindogermanisch.
] 209
W. der- c spalten, reissen, schinden3, act. 3. sg. *de-dor-e 1. pi. *de-dr-me med. 1. sg. *de-dr-di (conj. *de-der-e-t(i) opt. *de-dr-ie-t oder *de-dr-iie-t): ai. daddra med. dadre part, dadr-vds-, gr. Seoapxou (got. ga-tar). W. smer- csich erinnern 3 : ai. sa-smar-a, lat. adject, memor auf Grund eines perf. *wemor-1 (§ 476 S. 858). Ai. Mar- gr. cp&sp- czerrinnen lassen, schwinden lassen3 (§812 S. 1171): ai. ca-Mar-a, gr. St-ecp&ope e-cp&ap-xai. Ai. sa-sar-a cer zerbrach, zermalmte3 pi. la-tr-ur (Gramm.) med. %a-lr-e (air. do-ro-chair 'cecidit3). W. ger- c verschlingen 3 : ai. ja-gar-a, gr. [3s-[3p
1210
Das Perfect. Urindogermaniach.
[§846.
W. dheu- 'heftig bewegen, schiitteln, anfachen3: ai. du-dhdv-a du-dhuv-e opt. med. du-dhuv-i-ta, gr. TS-&O-T<XI. W. bheu- c werden, sein3: av. ba-vdv-a 3. pi. bd-bv-are ai. 3. pi. ba-bhuv-ur opt. ba-bhu-yd-t part, ba-bhu-vds- {-uv- fur -MM- wie in d-bhuvam § 497 S. 892; mit ba-bhuv-a ba-bhu-tha vgl. d-bhu-t gr. E-tpu a. O. und fut. av. bu-sye-iti gr. ©d-aco § 748 S. 1094), gr. ire-cpu-aai -ite-cpu-ax; (air. 3. sg. ro 6o«, lit. bu-vqs aksl. by-vu). W. der%- ^ehen 3 : ai. da-ddrl-a da-dris-ur da-drt-e, gr. os-Sopx-e (air. ad-con-dairc). W. Mer$- Virken 0 : av. 3. sg. med. va-verez-oi, gr. s-opy-s. W. merd- 'zermalmen*: ai. ma-mard-a ma-mrd-ur ma-rnrd-e, lat. me-mord-l me-mord-i-mus momordi momordimus. W. ters- ctrocken sein, dursten 3 : ai. ta-trs-ur part. med. ta-trsand-s (got. ga-pars -paurs-un opt. 1. pi. -paurs-ei-ma). W. dhersc kiihn sein3: ai. da-dhdrs-a da-dhrs-ur conj. da-dhdrs-a-t (got. ga-dars -daurs-un). W. wer£- c wenden, etwas eine bestimmte Richtung nehmen lassen': ai. va-vdr-ta va-vrt-iir va-vrt-e va-vdrt-a va-vrt-ur va-vrt-e (got. varp vaurp-un). kl-ep- stehlen (§ 797 Anm. S. 1157): gr. xs-xXo
§846—847.]
Das Perfect Urindogermanisch.
1211
(got. ga-vag, lit. vez-qs aksl. vez-u). W. pet- cfliegen, durch die Luft schiessen, fallen5: ai. pa-pat-a pa-pt-ur (pet-ur) part. papt-i-vds-, gt. irsuTO)? wol aus *Tz&--KT-a~fwc,. W. sed- csitzen3: ai. sa-sad-a sed-ur aus *sa-zd-, lat. sed-i aus *se-zd-1 (got. sat). da-dhi-md W. dhe- c setzen, legen3: ai. da-dhdii da-dha-tha da-dh-ur da-dh-e, gr. re-Os-Tai, lat. credidi (I § 507 Anm. S. 374), gall, de-de Medit3 oder "^osuit3 (as. de-d-un opt. de-d-ii § 886). W. se- c entsenden, auswerfen, siien3: gr. SITOU aus *s-s-Tai. dor. acp-sw-Tou mit u> nach dem Activ (dcp-swxa), got. sai-so sai-so-un. W. do- 'geben 5 : ai. da-dau da-di-md da-d-i, gr. 3. pi. boot. omo-SsSdav&i med. 8S-8O-T(U, lat. de-d-i. W. pb- c trinken 3 : ai. pa-pau pa-pi-md pa-p-k, gr. •Ke-Tio-Tai (act. Tre-mo/a), lat. bibl fur *pe-p-l (nach bi-bo unigestaltet). W- std- cstehen3: ai. tasthdu ta-sthi-md ta-sth-e, gr. £-ata-[i.ev xa&-£OTaxai, lat. ste-t-i ste-ti-mus. W. skhait- skhaid- 'scindere' (§ 521 S. 919): ai. ci-ched-a ci-chid-e, lat. sci-dd-i, got. skai-skdip skai-skdid-un. W. (s)taud- cstossenD: ai. tu-t6d-a tu-tud-iir, lat. tu-tud-l tu-tud-i, got. stai-stdut stai-stdut-un. Ital. kelt. kan- c singen': lat. cecin-i aus *ce-can-l, air. 1. sg. ce-chan. W. «M- ^rennen 3 : ai. du-dav-a (Gramm.), gr. oe-Sr^j^-s (TTJ = urgr. a) 8s-5ao-[xsvo-;. Ai. lad- gr. y.a8- 'sich auszeichnen3: ai. sd-sad-ur med. 1. pi. sd-lad-rnahe, gr. xs->«x8-[isvo-? (Pindar), horn, xsxaosai xsxao[j.e&a. W. paX-- j9«^- Testmachen3: gr. dor. its-uay-s, lat. pe-pig-i aus *pe-pag-l. W. pldq- plag- "^chlagen*: gr. dor. irs-TrXoty-s, got. fai-fibk. Ai. j'a-Mdd-e (Gramm.) von Mad- cerfrischen, erquicken1, gr. dor. xi-ykvx>-& cstrotzt, schwillt1. Ai. dn-qsa cerlangteD, an-as-ma an-as-ur an-as-e opt. ana$-yd-t, air. t-dn-aic ckamD 1. sg. t-dn-ac (-c- = -nc-, I § 212 S. 180, § 513 S. 377), vgl. aor. gr. ev-syx-eTv, § 470 S. 850. Daneben ai. dnas-a gr. xaT-Yjvoxa1 xatevrjvo^a (vgl. TTO8-VJV£X-YJ; c bis zu den Fiissen reichend1). Uber ai. as-a s. § 851, iiber gr. sv-Yjvo^-e sv-YjVsyx-Tai § 858. 847. Perfectfoimen auf Grund von erweiterten Wurzeln. Wurzel mit Suffix -a-, -e- -b- (§ 578 flf. S. 95Iff.). Ai. jij'yau, gr. ion. [Bs-pivj-Tat (Ps-^tTjXs) von q{i)i-d- W. aei- c bewaltigen, zwingen5. Ai. ma-mnau (Gramm.), gr. dor. pi-pa-ia'.
1212
Dag Perfect.
Urindogermanisch.
von mn-a- W. men- c meinen, denken 3 .
Ai. ja-glau,
[§847—848.
gr. $£-
pAY)-xai (PS-PXY)XE) von gl-e- W. gel- 'fallen' (vgl. § 587 S. 960).
Ai. va-vau, got. vai-vo von u-e- W. au- c wehen. Ai. ja-jnau, gr. I-yvw-a-Tou mit spater hinzugekommenem a (f-yvurxe), air. ad-gen (§877) von gn-o- W. ^em- ckennen3. tjber die ai. Flexion dieser Perfeota s. § 850. Wurzel mit s-Suffix (§ 655 ff. S. 1018 if.), tens- cziehen, zerren3: ai. 3. pi. med. ta-tas-re (got. at-pans -puns-un). tuei-s'erschiittern3: ai. ti-tms-e, gr. ai-asia-Tou. Wuizel mit c^A-Suffix (§ 688ff.S. 1045 fF.). re-dh-: ai. raradh-a ra-radh-ur (praes. radh-no-ti cfiihrt gliicklich durch, macht zurecht3), got. ga-rairop -rairodun (praes. ga-reda cbin auf etwas bedacht, befleissige mich3). TJbereinstimmend zeigen das prasentische s^-Suffix ai. paprach-a pa-prach-ur und lat. po-posc-l aus *poporcscl von W. prek- ^ragen3; daneben umbr. p e p i i r k u r e n t ''rogaverint3, mir. med. im-chom-arc-air, got. frah (§670 S. 1031). Die Perfectbildung mit -sk- geschah wahrscheinlich noch nicht in uridg. Zeit. 848. B. Die r e d u p l i c a t i o n s l o s e n P e r f e c t a . 1. Zunachst Falle, wo die Ablautsverhaltnisse der Wurzelsilbe dieselben waren wie bei den reduplicierten Perfecta. Perfecta dieser Art sind im Ital., Kelt, und Bait.-Slav, im einzelnen nicht mehr erkennbar, im German, nur bei solchen Wurzeln, die nicht der e-Reihe angehoren. Ai. ved-a vid-rna av. gap. vaed-a, gr. olo-s tS-fisv von W. ueid- cvfis$en 1). Ai. U-e (und is-te) av. is-e chat etwas in seine Gewalt gebracht, hat Macht iiber etwas3, got. dih 'hat3 pi. dig-un (vgl. § 888). Ai. sarpa "schlich3 [upa-sarpa) neben sasarpa, vis-i-vds- neben vi-ves-a vi-vis-e von vis- 'eintreten3, ni-sidhur neben ni-sisedha cwehrte ab, untersagte3 -sisidJmr. Griech. lesb. ion. olx-e cist gleich, ahnlich3 or/-a-|j.sv neben 1) Ai. vivi'da 'machte ausfindig', obwol von derselben Wurzel ausgegangen, kommt hier nicht in Betracht. Es kam wahrscheinlich erst auf, als die Wurzel sich in die heiden 'Wurzeln' vid- 'wissen' und vid- 'finden' (praes. vindd-ti vitte) gespalten hatte.
§848.]
Das Perfect. Urindogermanisch.
1213
s'-oix-s aus */s-/oix-e, horn. ay.yi-[f)a%oia. zu ta^u) "schreie3 aus *fi-faX<» (§ 552 S. 940). 2. Hieran schliesse ich Formen an, die vielleicht seit idg. Urzeit e als Wuizelvocal hatten. Gr. horn, sp^-axai spx-ato zu "Verschliesse'1). Gort. xara-/eXjx£vo-? Versammelt'?) zu lesb. au-eXAo) etc., s. § 611 S. 981; daneben horn. ESX&a, Pmd. plusqu. loXei. EIU-TEOXT(U" ev ETCITO^I'CJ; ioxi (cod. Hesych zu siu-xoy^avu); daneben TS-TEOJ(-S. Horn. 8E)(arai zu 8sj(0fj.ai c nehme auf; daneben OS-SEX-TOII. Vgl. noch Curtius Verb. II2 163 ff., G. Meyer Gr. Gr. 2 S. 480 f. Ai. xjam-ur yam-dtur neben ya-yam-a yem-iir von yam- ccohibereJ. dars-i-vas- neben da-ddrl-a da-drl-ur da-drs-i-vas- von darlc sehenD. ok-i-vds- neben uv-dc-a uc-ur von uc- (W. euq-) c Gefallen finden an etwas3. sJcambh-ur sJcambh-dthur neben ca~ skambh-a ca-skabh-and-s von skambh- c stiitzen\ sqs-ur sqs-ire neben sa-lqs-a ta-lqs-ur (fiir *sa-sas-ur) von Iqs- [kens-) cfeierlich hersagen, pTeisen3. taks-ur taks-athur neben ta-tdks-a tataks-ur von taks- 'behauen". sah-vds- (Rigv. Padap.) neben sa-sah-a seh-i-ma sa-sah-e von sah- bewaltigen (vgl. sah-vdsunter 3.). Bei den Formen wie dars-i-vas- konnte man die Hochstufengestalt der Wurzel, ebenso wie bei reduplicierten Formen wie sa-sqs-ur, als analogische Neuerung nach dem sg. ind. act. erklaren. Fiir Bildung der ganzen Gruppe von eineni an sich nicht specifisch perfectischen Stamm aus sprechen aber das part. vi-jan-uij-as Rigv. X 77, 1, das zu jna- "^kennen3 zu ziehen ist und demnach an das pTaes. jancl-ti (§ 598 S. 973) ankniipfte, und die zu reduplicierten Prasentia gehorigen Perfecta wie sid-atur (zu sid-a-ti), vivak-vds- (zu vi-vak-ti), didas-i-tha (zu didasa-ti). n6nav-a (zu n6-nav-i-ti) s. § 850; vgl. auch das unter 1. genannte vis-i-vds- neben praes. vis-d-ti sowie dhi-se dhire neben aor. d-dhi-ta, ferner gr. ay-uia 'Strasse* (sc. oSd?) neben •ftya 7jY(i.ai und praes. oqco. Anm. 1. Ai. sa-sah-e (neben seh-) kann auf Grund des in sah-vdserhaltnen Stammes ebenso gebildet worden sein, wie sa-sah-e auf Grund 1) Ob iip-fa™ Augment oder Reduplication hatte, bleibt 2) Unricktig von Baunack als -/iriApivos gelesen.
zweifelhaft.
j 214
Das Perfect.
Urindogermanisch.
[§848.
des in sah-vds- steckenden (s. u.). Ferner brauchte man die Neubildungen wie la-iqs-ur far *sa-sas-nr nicht mehr bloss vom Sing, (sa-sqs-a) aus vollzogen sein zu lassen, vgl. § 852. Im Griech. ware fur die Erklarung der unurBprunglichen Wurzelvocalisation in Formen wie l-cX-pai (fur *Jzz-fak(Aai) ein neuer Anhalt zu den bisherigen gewonnen, vgl. § 859.
3. Foimen mit e in der Wurzelsilbe von einconsonantisch schliessenden Wurzeln der e-Reihe, offenbar im Zusammenhang mit gleich vocalisierten Prasentien (§ 480 Anm. S. 863 f., §494 S. 890). Air. med. ro mld-ar 'iudicavi5, got. pi. met-un opt. 1. pi. met-ei-ma von W. med- 'messen5, vgl. gr. praes. [ArjS-erai. Got. pi. set-un, lit. part, sed-qs von W. sed- csitzen3 (vgl. § 494 S. 890, § 859 iiber gr. Tja-rou, dessen Anlaut vielleicht aus dem Vorhandensein des *sed- auf griechischem Boden zu erklaren ist), vgl. lit. praes. s'e'd-mi. Ai. sah-vds- von W. segh'bewaltigen', vgl. sdk-sva sdh-a-ti sddhd-s ( = *segh+fb-); dasvds- das-i-vds- von W. dek- cehren, huldigen3 [dasas-yd-ti lat. dec-us), vgl. das-ti gr. STJX-VOJASVO-I; orj"/-avaou.ai (§ 621 S. 989, § 639 S. 1008); als jiingere Neubildungen betrachte ich sa-sah-e
da-das-i-ma fur *sah-e *das-i-ma. Da im Lat. sed- in sed-l sed-i-mus lautgesetzlich aus *se-zd- herleitbar ist (vgl. sido aus *si-zd-o I § 594 S. 451), so Hesse sich annehmen, nach diesem sed- seien Formen wie leg-% ven-i entsprungen, gleichwie im Ai. z. B. pet-ur sec-e in der That als Schopfungen nach sed- yem- angesehen werden miissen (§ 852). Anderseits lasst sich aber sed-l auch mit got. set-un lit. sed-es, ven-i mit got. qem-un verbinden, und diese Auffassung hat den Vorzug, dass wir die e-Perfecta von consonantisch anfangenden Wurzeln der e-Reihe nicht alle an das eine sed-l als Musterform anzukniipfen brauchen1). Uberdiess vgl. § 841 Anm. S 1199. Ferner konnen zu unserm e-Typus die idg. Perfectformen der mit e- anlautenden und einconsonantisch schliessenden Wurzeln gezogen werden. Gr. SO-TJO-W; fur *VJ8-u)? (§ 858), 1) Nach dem in § 553 S. 940 iiber umbr. ander-sistu gesagten ware die Frage sicher zu entscheiden, wenn eines von diesen e-Perfecta im umbr.samn. Sprachgebiet nachgewiesen wurde. Denn umbr.-osk. sed- ware nicht auf sczd- zuruckzufiihren.
§848.]
Das Perfect.
Urindogermanisch.
1215
lat. ed-i ed-i-mus, got. fr-et -et-un, lit. ed-qs aksl. ed-u Jad-u, ai. ad-a ad-ur von W. ed- cessenD. Gr. 2. sg. r^a-da (bekam imperfectische Function, s. § 858), ai. as-a as-ur von W. esc sein'. Lit. ej-qs fern, gj-us-i von W. ei- ""gehen1. Dass edurch Contraction aus e-e- entstanden war, ist nicht wahrzu machen. 4. Die mit «-Vocal beginnenden und auf einen Consonanten ausgehenden Wurzeln scheinen in uridg. Zeit ihr Perfect in alien Formen mit a gebildet zu haben: *ag-e cegit:> von W. ag-: ai. aj'-a (Gramm.), gr. ^x~s %-^ai (T) aus a), aisl. ok 3. pi. ok-o -«; *an-e von W. an- cathmen3: ai. an-a got. on on-un; got. og cfiirchte mich3 zu agis gr. ajoc, (lat. eg-l co-epl [ai. ap-a ap-iir] waren ital. Neubildungen so gut wie cepi, s. § 870). Entsprechend mit o- das Perf. *od-e von W. odc riechen3: gr. oS-toS-s fiir *to8-s (§*858), lit. ud-'qs. ag- od- von a§- od- scheinen mit ed- von ed- gleichartig zu sein, und wenn in ed- keine Reduplication enthalten war, so werden aueh ag- od- reduplicationslos gewesen sein. Dann werden aber weiter auch unter den germ, und den lat. Perfecta von consonantisch anlautenden Wurzeln, wie got. skof skob-un lat. scab-i scab-i-mus, solche gewesen sein, die von Anfang an der Reduplication entbehrten (skob-un : set-un = on-un : fr-et-un). Anm. 2. In § 136 Anm. S. 410 habe icli die Vermutung ausgesprochen, die reduplicationslosen Perfecta nihrten daher, daas das Part, mit dem Suffix -ues- von Haus aus ohne Reduplication gewesen sei; bei ihrer Angliederung an das Perfect in uridg. Zeit hatten diese wes-Participia einestheils selbst Reduplication angenommen, aber auch bewirkt, dass das verbum finitum einer Anzahl von Verba die Reduplication verlor. Dass das part, perf. ursprflnglich ausserhalb des durch reduplicierte Perfecta wie gr. f£•pv-a YE-fa-p.£v dargestellten Bildungstypus gestanden hatte, dafur kann man die Wurzelvocalisation von gr. elScus spp'/jyeia neben ot5e ippw(£ u. dgl. (S. 411) geltend machen1). Das Ai. zeigt sah- und dat- als Perfectstamme nur in sah-vds- das-vds-. Ferner darf darauf verwiesen werden, dass im Balt.-Slav., das ausser dem ind. slav. ved-e nur Participia von unserm Tempus aufweist, diese alle reduplicationslos sind, darunter die zahlreiehen Formen wie lit. sed-?s vez-fs aksl. vez-u. Schliesslich ist noch zu bemerken, dass 1) Auch der Conjunctiv mit der gleichen Wurzelstufe (e'fS-o-p-ev ai. ta-tan-a-t, § 843 S. 1205) gehorte als themavocalische Form urspriinglich formal nicht zum eigentlichen Perfectstamm. Brugmann, Grundriss. II, 2.
77
1216
Das Perfect.
Arisch.
[§848—849.
die analogische Ausbreitung, die bei den consonantisch anfangenden Wurzeln die Stamme wie sed- und skap- auf Kosten der reduplicierten Formen erfuhren, leicht durch das Bestreben, die bei diesen im Gebiet der schwachen Formen (pi. du. ind. u. s. w.) entstandnen unbequemen, systemwidrigen Lautgruppen zu beseitigen, scheint gefordert worden zu sein.
Arisch. 849. Zunachst geben wir nooh eine Anzahl von Beispielen (vgl. § 846—848). W. qer- cmachen3: ai. ca-kar-a ca-kr-md ca-kr-ur med. ca-kr-e ca-kr-se 3. sg. opt. (prec.) ca-kr-iya-s part, ca-kr-vdsca-kr-us-, av. 3. pi. act. ca-xr-are, apers. 3. sg. opt. ca-xr-iya. W. dher- festhalten3: ai. da-dhar-a da-dhar-a da-dhr-e, av. da-dar-a da-dr-e. W. uen- ''gewinnen3: ai. va-van-a va-van-md (vgl. han-mas § 498 S. 894) va-vn-e conj. va-vdn-a-s part, vavan-vds-, av. gap. vaon-ar~e opt. vaon-ya-p part. va-van-v& vaon-us-. W. ei- "gehen3: ai. iy-ay-a iy-e-tha iy-ur. W. hhai'fiirchten3: ai. bi-hhdy-a bi-bhy-ur part, bi-bhl-vds- bi-bhy-us-, av. part, bi-wi-va. W. kleu- lioren3: av. su-sru-ma su-sruye d. i. su-sruv-e (Bartholomae Handb. § 92 S. 40), ai. su-srav-a etc., s. § 846 S. 1209. W. teu- cstark sein3: ai. tu-tav-a, av. tu-tav-a 3. sg. opt. (prec.) tu-tu-ya. Ar. sarz- centlassen3: ai. sa-sarf-a sa-i,'i:j-e sa-srj-mdhe part. med. sa-srj-ana-s, av. part, med. haidherez-ana-. Ai. vardh- cwachsen:>: va-vardh-a vavrdh-ur va-vrdh-e. Ai. k§ip- Verfen3: ci-k$ep-a ci-ksip-ur. Ai. vyadh- cdurchbohrenJ: vi-vyadh-a vi-vidh-ur vi-vyadh-ur vi-vidh-vas-. W. leuq- leuchten3: ai. ru-rbc-a ru-ruc-ur ruruk-vds-. Av. rud- 'wachsen3 (ai. rudh-): 1. sg. uru-raoct-a part. uru-rud-us-. Ai. yam- ccohibere3: ya-yam-a ya-yan-tha yem-i-md yem-ur yem-e; yem- aus *ia-im-. W. iag- 'opfern3: ai. i-yaj-a yej-e und ij-e; yej- aus *ia-ij-. W. ueq- csprechen3 (urar. schwacher Stamm *ua-uk- *ua-uc-): ai. va-vac-a und u-vdc-a u-vdk-tha uc-ur uc-e, av. 3. sg. va-vac-a gap. vaoxe-ma med. 3. sg. vaoc-e part, vaok-us-. W. uegh- Vehere5 (urar. schw. St. *ua-uzh-): ai. va-vah-a und u-vah-a uh-ur uh-e, av. 3. pi. med. injunct. (als plusquamperf.) vaoz-i-rem. W. teqc laufen7 stiirzen3: ai. ta-tcik-a (Gramm.), av. part, ta-pk-us-:
§849—850.]
Das Perfect. Arisen.
1217
vgl. air. ro tdich 'fugit" pi. ro tack-atar. W. sed- csitzen5: ai. sa-sad-a sa-sdt-tha sed-i-ma sed-ur [sed- aus *sa-zd- I § 591 W. seq- czusammensein mit, seS. 449), av. opt. ha-zd-yd-f. qui": ai. sa-sc-i-ma sa-sc-ur. W. dlie- csetzen3 do- cgeben3: av. 3. sg. da-da gap. da-da-pa med. daide, ai. da-dhciu da-ddu etc., s. § 846 S. 1211. W. es- cseinD: ai. as-a as-iir, av. anh-a
TtA-yj-jxi (§ 594 S. 966f.). yayivds- aber war jedenfalls eine Neubildung nach Formen wie ta-sthi-vds-. Wurzel mit Nasalinfix und -suffixen (§ 596 ff. S 967if.). Ai. ta-stdmbh-a ta-stabh-ur [stabh- = *stmbh-) und ta-stambh-ur 1) Wie paprau und papara stehen papye (praes. pya-ya-U) und plpuya (praee. pdy-a-te) neben einander, und so ist es naturgemass zweifelhaft, ob man das ved. pipye mit diesem oder mit jenem Perfect verbinden soil. Das i in der Keduplicationssilbe entscheidet nichts, vgl. ji-jyau.
1218
Das Perfect. Arisch.
[§850.
(§ 852) conj. ta-stdmbh-a-t zu stambh-a-te cbefestigt sich, stiitzt sich3 von W. stebh-, sa-sanj-a von W. seg- 'heften, hangen3, da-ddmbh-a neben da-dabh-a von dabh- cschadigen, tauschen3, s. § 629 S. 997. ju-ghurn-a zu ghur-na-ti cschwankt3. ji-jinv-a zu ji-nva-ti csetzt in Bewegung, fordert3, pi-pinv-a zu pi-nva-ti c schwellt, macht strotzen3. Wurzel mit s-Suffix. Ai. ta-ta-s-re ti-tm-s-e s. § 847 c 3 S. 1212. Ar. cto'-l- hassen (§656 S. 1020): ai. di-dves-a di-dvis-e (Gramm.), av. dl-dvaes-a di-dvis-ma. Ai. ba-bhas-a (Gramm.) zu bhdsa-ti cbellt3 aus idg. *bhel-se-ti (das a verrat die Perfectfoim als junge Neubildung): vgl. ahd. bal{T) bullun (§ 657 S. 1020). da-daks-e zu ddk-sa-te 'taugt, ist tiichtig3 (§659 S.1023). mi-miks-e von W. meik- "inischen3 (§ 669 S. 1029). Mit s£-Suffix. Ai. pa-prach-a s. S. 1212. mu-murch-a zu murcha-ti cgerinnt, erstarrt3. ju-hurch-a (Gramm.) zu hurcha-ti c gleitet, fallt3. Vgl. auch das themavocalische an-archa-t zu zu r-chd-ti ar-cha-ti ctrifft, erreicht3, wie an-ars-a-t § 854. Mit if-Suffix (§679 if. S. 1038ff.). Ar. ci-t- Vahrnehmen, erkennen3 (§ 680 S. 1039): ai. d-ket-a ci-kit-ur ci-kit-e ci-kitvds-, av. 3. pi. gap. ci-koit-eres (vgl. § 852) part, ci-kip-wd. Ar. ya-t- csich vereinigen, streben3 (§ 681 S. 1040), schwacher Stamm *ia-it-\ ai. yet-e, av. ya-yat-a yaep-ma (gap. ydip-ema) part, yaet-ns-. Ai. na-nart-a na-nrt-ur zu nr-t-ya-ti ctanzt3. pu-sphot-a zu sphuta-ti cbirst, spaltet sich3 (zu phal-a-ti, § 680 S. 1039). ci-cest-a zu ces-ta-ti cist in Bewegung3. Mit d/i-Suffix. Ai. ra-radh-a s. S. 1212. yu-ySdh-a yuyudh-e zu yo-dha-ti cgeriit in Bewegung3 (§ 6S9 S. 1046). Ai. ji-jw-a ji-jlv-e zu ji-va-ti lebt 3 (§ 487 S. 876). Ofters finden sich im Ai. auf Grund von reduplicierten Prasentia Perfectformen gebildet, die zu der Piasensreduplication keine Perfectreduplication annahmen. sld-atur (neben sa-sad-a sed-ur) zu sid-a-ti idg. *si-zd-e-ti von W. sed- csitzen3, nindi-ma zu ni-nd-a-ti cschilt, schmaht3, s. § 550 S. 939. vivak-vdszu vi-vak-ti cspricht3. didas-i-tha zu di-dasa-ti desid. zu ddda-ti c gibt\ ndnav-a rionuv-ur zu n6-nav-i-ti no-nu-mas intens. zu nau-ti cpreist3, davidhav-a zu part, ddvi-dhv-at- intens. zu
§850—851.]
Das Perfect. Arisch.
1219
dhu-no-ti ^chtittelt" 1 ). Auch kann man jagar-a (vgl. gr. eyryep-jxai) neben ja-gar-ti cwacht3 hierher ziehen, da das Prasens als Intensivbildung gelten kann (§ 560 S. 942). Im Ar. findet sich auch anderwarts a fur a in der Reduplicationssilbe des Perfects, und wir haben § 472 S. 852 bemerkt, dass bei der Ausbreitung dieses a in der Perfectreduplication ohne Zweifel die Begriffsverwandtschaft zwischen dem perfectum praesens und dem Intensiv eine Rolle gespielt hat. In jiingerer Zeit wurde aber zu jagar-ti auch ein ja-jagar-a gebildet. Dass zu bhiksa-te (Desider. zu bhdj-a-ti 'theilt zu", § 667 S. 1028) das Perf. bi-bhiks-e und zu sajja-te 'hangt an etwas3 (aus *sa~z/-a-, § 562 S. 913) das Perf. sa-sajj-ur Mahabhar. (neben sa-saj-ur sej-ur und sa-sanj-a S. 1218) gebildet wurde, ist bei der volligen Verdunklung der Priisensreduplication nicht auffallend. Zu den genannten Perfecta ohne eigne Perfectreduplication vgl. § 848 S. 1213. Schliesslich sei hier noch zweier ai. Perfecta gedacht, die auf Grund einer mit einem Prafix einheitlich verschmolznen Wurzel entsprungen waren. pi-pld-e zu pld-aya-ti cpresst, driickt3 aus *pi-zd- (Vufsitzen3), s. § 795 S. 1154; vgl. gr. usTricaxai. zu TTI-S^W. ni-niyoj-a (Ait.-Brahm.) von ni-yuj- *anbinden\ Ebenso gr. ^fi/ii'sata'. von ajxcct-^sa- c anziehen, bekleiden3. Ahnliches beim Augment, s. §47 7 S. 860. 851. Die Reduplicationssilbe hatte bei d e n c o n s o n a n t i s c h a n l a u t e n d e n W t i r z e l n von Haus aus a = idg. e, woneben auch a = idg. e (vgl. § 850 S. 1219). Abanderungen dieses Standes erfuhren im Ar. die Perfecta von Wurzeln mit i- und w-Vocalismus: 1. Von den Wurzeln mit innerem oder schiessendem ioder u-Vocal hielten nur drei das a in der Reduplicationssilbe fest: ai. ba-bhiiv-a av. ba-vav-a, ai. sa-suv-a (neben su-sav-a), part. med. la-say-and-s (neben ind. si-ly-e). Sonst wurde seit 1) Man erwartet davidhav-a nach § 467 S. 848. Die Annahme, dass das Perfect eine relativ junge Neubildung von ddvidhv- aus war, scheint mir das i einfacher zu erklaren als "Wackernagel's Vermutung Das Dehnungsgesetz der gr. Compp. S. 18.
1220
Das Perfect. Arisch.
[§851.
urar. Zeit das a durch % und u ersetzt, wie ai. di-dves-a di-
dvis-e av. dl-dvaes-a di-dms-ma, ai. vi-vyddh-a vi-vidh-ur, ai. ru-roc-a ru-ruc-ur av. uru-raod-a uru-rud-us-, ai. su-svdp-a su-sup-ur. Diese Reduplicationsweise ergriff auch die diphthongisch anlautenden Wurzeln: ai. iy-ay-a ty-ur d. i. *i-iy-ur fiii urar. 3. sg. *di-a 3. pi. *di-rr (vgl. lit. part. fern, ij-us-i) zu e-ti 'geht3; ai. uv-ur d. i. *u-uv-ur zu u-td-s ""gewebt" o-tu-m; ai. uv-oc-a- uc-ur zu uc-ya-ti cfindet Gefallen an etwas3 okasc Gefallen, Behagen3 (vgl. das altertiimliche adjectivische part, ohne Redupl. ok-i-vas- § 848 S. 1213). Einen Hauptantheil an dieser Neuerung hatte vermutlich die analogische Einwirkung von reduplicierten Prasentia mit i und u in der Reduplicationssilbe. Waren die Stamme von ai. di-dhay-a di-dhi-ma, dl-ddy-a dl-di-vds-, pi-pe-tha pi-pi-vds-, bi-bhay-a unzweifelhaft dieselben, die die Prasensformen dkdliy-e a-di-dhe-t, dl-dy-ati di-di-M d-di-de-t, pi-pi-hi pi^pdy-a-t, bl-bhay-a-t (§537 S. 930f.) enthielten — vgl.ja-gar-a : ja-gar-ti, nd-nav-a : ni-nav-i-ti § 850 S. 1218 f. —, so wird man auch z. B. bi-bhay-a bi-bhy-ur, iy-ay-a iy-ur, ju-hav-a ju-huv-ur ju-hv-e unmittelbar mit bi-bhi-ti bi-bhy-ati, iy-e-ti (§ 537 S. 931), juhb-ti jii-hv-ati verbinden miissen. Von solchen Perfectformen aus konnte dann die Reduplication mit i und u leicht auf solche Perfecta von i- und «<-Wurzeln iibergehen, denen keine reduplicierten Prasentia zur Seite standen. 2. Die mit i- und u- beginnenden Wurzeln von der Form der ar. {at- csich vereinigen, streben3 und uak- uac- 'spreehen" hatten im Urar. noch im ganzen Perfect {a- und iia- als Reduplication: ai. yet-e av. ya-yat-a yaep-ma, ai. ya-yam-a yem-tcr, ai. yej-e, ai. va-vac-a av. va-vac-a vaox-ema, ai. va-vah-a av. vaoz-i-rem, ai. va-vam-a: mit den schwachen Sfammen vgl. praes. ai. yesa-ti = *ia-is-a-ti und aor. d-voca-t av. vaoca-Jt = *ua-uc-a- § 562 S. 943. Diese Formen standen auf gleicher Linie mit denen wie ai. va-vart-a va-vrt-ur vi-ves-a vi-vis-i'ir und mit gr. d-dX-st (§848 S. 1213) s-opy-s (§846 S. 1210) soix-s (§ 848 S. 1213) und got. vai-vald. Nun stellten sich im Indischen bei solchen Verben. unter deren ausserperfectischen
§851.]
Das Perfect. Arisch.
1221
Foimen solche waren, in denen die Wurzel auf der Tiefstufe stehend mit i- und u- begann, fur ya- und va- i- und u- als Reduplicationssilben ein, und zwar wurden z. B. i-yaj-a ij-ur (d. i. *i-ij-ur) neben ij-ya-te is-td-s etc., u-vac-a uc-ilr (d. i. *u-uc-ur) neben uc-yd-te uh-td-s etc. gestellt nach dera Muster von iy-ay-a iy-ur neben iy-e i-tds etc., vi-vyadh-a vi-vidh-ur neben vidh-ya-ti viddhd-s etc., su-svap-a su-sup-ur neben supya-te sup-td-s etc.1) Dass z. B. ya-yam-a yem-ur und va-vas-e (von vas- 'kleiden3) blieben, erklart sich daraus, dass Formen mit im- und us- bei diesen Verben nicht vorkamen. Nur vereinzelt ging u- iiber den angegebnen Bereich hinaus: u-vam-a (Satap.-Brahra.) fiir va-vcim-a von vam- "vomere*. Man vergleiche mit dieser ai. Neuerung lat. sci-cid-l neben scindo im Gegensatz zu ce-cid-i neben cado § 868. Anna. Dass die Inder vavr-ur sprachen, nicht *vonir, und vavn-us-, nicht *vomis- (vgl. av. vaonus-), wie man nach maghbn-, der schwachen Form des Stammes maghavan- 'Spender', zu erwarten hatte, war durch den analogischen Einflugs der Formen mit consonantisch beginnender Endung wie va-vr-ma und va-van-md va-van-vds- bewirkt, vielleicht zugleich durch Nebenformen mit silbisch gebliebner tiefstufiger Wurzelsilbe (vgl. ta-tan-e d. i. *-tnn-ai neben ta-tn-e, ti-stir-e d. i. *-strr-ai). Wie demnach va-vnvon va-van- abhangig war, so waren umgekehrt yem-i-md yem-i-vas- statt *ya-yan-ma *ya-yan-vas- (vgl. ja-gan-ma ja-gan-vds- von gam- '•gehen') durch yem-ur yem-us- bedingt (vgl. jagm-i-vas- fiir jagan-vas- nach jagm-us-).
Wahrend die mit a-Vocal b e g i n n e n d e n W u r z e l n im Ar. in alien Formen des Perfects a- hatten, wenn sie auf einen Consonanten ausgingen, wie ai. as-a av. anli-a (§ 848 S. 1214f., § 849 S. 1217), zeigen sie an- (oder an-) als Reduplicationssilbe, wenn die Wurzel auf Doppelconsonanz ausging. Von diesen Formen war aus uiidg. Zeit mitgebracht ai. an-qs-a mit der schwaehen Stammform an-as- (-«£- = -nk-) in anas-ur anas-ya-t (praes. al-no-ti cerlangt3): air. t-an-aic, s. §846 S. 1211; daneben ai. anas-a av. gap. plusqu. enaxsta aus *ands-ta, die mit 1) Die ofters ausgesprochne Ansicht, dass in i-ynj-a u-vuc-a uridg. Reduplicationsformen i- u- oder ii- uu- vorlagen, halte ich demnach fiir unrichtig. Ferner sei bemerkt, dass i-ysj-a ij-e u. dgl. nur i n d i r e k t dafiir Zeugniss ablegen konnen, dass die W. yaj- in uridg. Zeit mit {-, nieht mit dem Spiranten j - begonnen habe (I § 598 S. 454).
1222
Das Perfect.
Arisch.
[§851—852.
gr. xar-^voxa gleichartig waren (s. a. 0.), und ai. as-a as-atur, das zu as-no-ti aor. at-ya-t as-e-ma nach der Analogie von as-a ad-a gebildet wurde. Ferner scheint an-afij-a an-aj-e opt. ved. an-aj-ya-t von anj- 'salben3 altererbt gewesen zu sein Hiernach entstanden nun an-arc-a an-rc-ur von arcc stralen, preisen1, an-rdh-ur von ardh- ^edeihen", an-rh-ur von arh- Verdienen'. 852. Gestaltung der Wurzelsilbe. Der aus urar. Zeit stammende Gegensatz von ai. 1. sg. ja-jdn-a mit a und 3. sg. ja-jan-a mit a (§ 843 S. 1205) wurde verwischt, indem einerseits im Ai. in jiingerer Zeit die 3. sg. auch als 1. sg. gebraucht wurde (ohne dass jajdna hierdurch verdrangt wurde), anderseits im Av. die 1. sg. auch als 3. sg. (z. B. va-vac-a neben regelmassigem hi-say-a)1). Nach dem Nebeneinander von sa-sad-a : sed-ur (aus *sazd-ur) und von ya-yam-a : yem-ur (aus *ia-im-ur) u. dgl. entsprangen die ai. Formen wie seh-ur [sail- 'iiberwaltigen"), sej'-ur {saj- c hangen, haften5), pec-ur c
(pac- 'kochen3), sec-e [sac3
zusammensein mit jem., begleiten , daneben noch sa-sc-e), pet-ur {pat- cfliegen, fallen5, daneben noch pa-pt-ur), nem-ur (nam- csich beugen, verneigen5), ten-e [tan- 'dehnen5, daneben noch ta-tn-e). Zur Ausbreitung dieses Stammtypus trugen lautliche Inconvenienzen, die sich bei vielen Wurzeln ergeben hatten, ebenso bei, wie im Germ, zu der Ausbreitung des Typus qem- (§ 893). methur neben ma-mdnth-a [manth- cschiitteln, quirlen'), bedh-ur neben ba-bandh-a [bandh- cbindenJ) entsprangen infolge davon, dass man die schwachen Wurzelformen mathund badh- in maiha-ti badh-na-ti u. s. w. fmit -a- = -n-) mit Wurzelformen wie sad- yaj- auf gleiche Linie stellte, woraus auch mamath-a neben mamanth-a, mathisya-ti neben manthisya-ti u. dgl. zu erklaren ist. Dass die Perfectstamme wie sed- yem- fiir die Sprachempfindung der Inder nur mehr eine Ablautform der unreduplicierten Wurzel waren, zeigen die mit 1) Die av. Ubertragung lag um so naher, weil tatasa ( = ai. tatdksa) in die Reihe der Formen mit einconsonantischem Wurzelschluss eingeruckt war.
§852—853.]
Das Perfect. Arisch.
1223
media aspirata beginnenden Formen wie bhej-ur (zu ba-bhaj-a von bliaj- ''zutheilen1') und die mit Doppelconsonanz beginnenden wie tres-ur tres-ur (zu ta-tras-a von tras- ceizittein3). Ofters scheint der starke Singularstamm in das Gebiet der schwaohen Formen eingedrungen zu sein. Ai. tastambhur (woneben noch tastabhur) nach tastdmbha, vgl. § 850 S. 1217 f. babandhur nach babandha. yuyopimd nach yuyOpa von yupVerwischen, versperren". vivesur (neben vivise) nach vivesa von vis- c eintreten in etwas3. bibhedur (neben bibhidur) nach bibheda von bhid- cspalten3. vavahatur (neben uhatur) nach vavaha von vah- Vehere3. nanamire (neben nem-ur) nach nanarna. sasasur nach sasasa (vgl. aoT. a-sis-a-t) von sas- 'befehlen 3 : vgl. praes. 3. pi. sas-ati neben opt. sis-ya-t. dadavas- (neben dadvds- dadivds-) nach dadclu vofl da- c geben\ Av. 3. pi. cikoiteres (neben cikipwii) nach *dkoita von cit- "wahrnehmen3 (§ 850 S. 1218). 2. pi. hanhana nach 3. sg. *haidhana von hanc schenken, verdienen0. Doch lasst das in § 848 S. 1213 f. iiber sa-sah-e sa-sqs-ur vmd sa-sah-e da-das-i-ma gesagte auch die Auffassung zu, dass unreduplicierte Formen mit starker Wurzelstufe (ai. *stambh-nr u. s. w.) zu Grunde lagen, die auf ar. Boden Reduplication annahmen. Unklar ist der Ursprung des -au in ai. 1. 3. sg. ta-sthau da-dhau pa-prclu u. s. w., woneben vereinzelt 3. sg. pa-pra und im Av. 3. sg. da-da1). Man hat in -u eine an die fertige Form auf -a angetretne Partikel gesehen, hat ta-sthau mit sthav-ira- sthav-ard- sthu-rd-, ferner pa-prau mit lat. plev-l, ja-jnau mit lat. nov-i zusammengebracht — alles recht unsichre Conjecturen. 853. liber das der Personalendung vorausgehende i in -i-tha -i-ma -i-va -i-se -i-mahe -i-vahe, das in der spatein Sprache schon viel verbreiteter war als im Ved., ist das Notigste in § 844 S. 1206 ff. gesagt. Dieses z'zeigt auch das reduplicationslose is-e (§ 848 S. 1212): is-i-se (neben ik-se) is-i-dhve wie ja-jh-i-se ja-jn-i-dhve. Auch 1) Uber angebliches av. dado = ai. dadhau s. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. IX 301.
1224
Das Perfect. Arisch.
[§853—854.
ist nach § 574 S. 948 nicht befremdlich, dass sich neben is-te auch il-i-te findet. Vgl. iiberdiess das praes. Ir-nv-i-se neben tr-nv-i-r~E (wie v$-i-re ja-jn-i-re). 854. Das sogen. Plusquamperfect und die themavoealischen Formen des Perfectstammes (vgl. § 555 S. 941, § 845 S. 1208). Themavocallose Plusquamperfecta. Ai. 2. 3. sg. d-ja-gan 2. pi. d-ja-gan-ta (mit starker Stammform wie gan-td neben ga-td, § 498 S. 894) 3. pi. med. d-ja-gm-iran zu ja-gam-a. 1. sg. ca-kar-am zu ca-kar-a. Av. 3. pi. med. vaoz-irem zu ai. va-vah-a (§ 849 S. 1216). Gap. 2. pi. med. voiz-dum (mit starker Stammform statt schwacher) zu voista = ai. vettha. Vgl. gr. £-Trs-iri&-|Asv zu ire-itoiO-s, § 865. Daneben im Ai. die 2. 3. sg. mit -i-, wie d-ja-grabh-l-t zu 1. sg. d-ja-grabh-am, s. § 577 S. 950. Themavocalische Plusquamperfecta. Ai. d-ca-kr-a-t zu ca-kar-a. d-da-drh-a-nta zu da-darh-a (Gramm.) von dark'festmachen5. an-ars-a-t von ars- 'stromen3; analog dn-archa-t (neben perf. ar-a ar-ur) zu praes. %-chd-ti ar-cha-ti ctrifFt, er~ reicht, greift an" (vgl. § 850 S. 1218). Av. ja-ym-a-p zu ai. ja-gam-a. ta-tas-a-p zu 1. sg. ta-tas-a = ai. ta-tdJcs-a von taks- c behauen, gestalten\ Vgl. gr. e-fji-fr^x-o-v § 865. Die themavoealischen Imperativformen wie ai. 2. du. mum6c-a-tam 2. pi. mu-moc-a-ta (mite- losmachen 3 ) 2. sg. med. va-vrdh-d-sva {vardh- 'wachsen3) standen neben den themavocallosen mu-muk-tam mu-mug-dhi wie im Griech. z. B. xsxpay-E-xe XS-^TJV-S-TS neben vd-v.pdy-&i, und sie verhielten sich zu den themavoealischen Conjunctiven ai. mu-m6c-a-t[i) gr. si'o-o-jisv wie im s-Aorist z. B. ai. 2. sg. imper. ne-s-a zu conj. ni-s-a-ti, gr. 2. pi. imper. ag-s-xe zu conj. (fut.) aSj-s-rs (§833 S. 1191 f.). Die Formen ai. is-a-te av. is-a-ite neben is-e is-e c hat etwas in seine Gewalt gebracht3 entstanden wol erst infolge davon, dass die letzteren nicht mehr als Perfecta empfunden wurden. Sie stellen sich also solchen Prasentia wie ai. han-a-ti av. janaiti neben lidn-ti jainti (§ 498 S. S93) an die Seite. Vgl. § 888 iiber got. dihan dihands.
§ 855—856.]
Das Perfect
Armenisch. Griechisch.
1225
Armenisch. 855. Die alte Peifectflexion scheint vollig erloschen. gitem c ich weiss3 konnte aus *uoid-a in ahnlicher Weise umgebildet sein wie lesb. OT8TJ[U aus oTSa, es kann aber auch als Prasensbildung nach Cl. I I A angesehen weiden (§517 Anm. S. 917). TJber eine andre noch unsichrere Spur eines Perfects im Arm. s. Meillet Mem. d. 1. S. d. 1. VII 164. Griechisch. 856. Zunachst fiigen wir den in § 846 gegebnen Beispielen noch einige hinzu. s-aTrap-Toa zu oTcsi'po) Vae3. S-OX-E I-sX-xai zu EIXCD Grange 3 W. /sX- (§ 848 S. 1213). 2-OTOX-S (Gramm.) s-otaX-rai zu axsXXio c bestelle3. Ss-Spojx-s zu £-8pap.-o-v lief3. Horn. 8si'8u) d. i. *8EOJ:(D c fiirchte3 aus *8e-o/oi-a, Ssi'Sia d. i. *8e-8/i-a, 8£I'8I[XEV d. i. *8s8/i-fj.ev, 8ei8io'T-e? d. i. Hs-ofi-ox-ec, (I § 166 S. 148), att. 8e-8ifisv 8s-8i-&i 8s-8i-o>c 8s-8i-evat. -/e-zpi-tai zu xptvtu cscheide, wahle aus, entscheide3 (§ 611 S. 981). Trs-7top8-s zu 7rep8o[j.
1226
Das Perfect. Griechisch.
[§856—857.
Formen mit sogen. att. Reduplication. Horn. att. sAv]Au9a sXv]A69a(i.sv zu iXz6oo[iai Nverde kommen' aor. 7]Ao&ov, IXsoft-. Ion. ap-r(p-s dpTjpak ap-ap-ota zu Tjp-ap-o-v c fiigte an3. 857. Zahlreiche Perfectformen auf Grund von irgendwie erweiterten Wurzeln und auf Grund von Prasentien der verschiedensten Art. Vgl. § 847 S. 1211 f. 1. Ss-Spa-xai von 8p-a- cthun3. xs-xpa-xai von xp-a- cmisehen3. XE-XATJ-COI; von xX-a- ctragen3. xs-x|i,7)-u>? von xjx-a- ermiiden. t£-T[i.Y)-rai von tfi-a- cschneiden3. xs-xpyj-xai von xp-vj- c zerreiben, durchbohren3. x£-xXr;-xai von xX-7j- 'rufen3. xs-xpyj-rai von XP"7!" 'leihen, borgen3. TS-TITTJ-W? TS-TIYJ-TOU von xir(- still, eingeschiichtert sein3 idg. qii-e-, s. § 590 S. 964. xs-^apTj-oji; xs-)(aprj-xai. zu x a 'P m c&eue mich3. xe-xa^Tj-uj; °schwer atmend3. oz-hsrrmi zu Sew horn. aol. 8su-u) cfehle, ermangle 3 . VS-VSJXYJ-XOU zu ve|i,(D v theile aus3. ps-pouXvj-xai zu ^ouXofJiai, cwill3 aus *[3oAvo-[jiai. XE-xuTixifj-xai zu XOTC-XU) c schlage\ Vgl. § 750, 1 S. 1095, § 756, 4 S. 1098 f., § 822, 5 S. 1182. 2. Hieran reihen sich die Perfecta von jiingeren Denominativa, wie horn, XS-XOXTJ-IOI;, boot. gen. pi. j-s-j-uxovoji.£iovxu>v (att. (lixovopjxcmDV, vgl. § 866), xE-xi[nr]-xoa (-YJ- = -a-), Tre-cpiXyjtat, [i.£-[xto{>(u-xai, xs-xdvt-xai, 8e-8axpu-Tat. Vgl. § 756, 5 S. 1099, § 773 S. 1113 f., § 813 S. 1173, § 822, 6 S. 1182. 3. oe-oiSajf-s 8s-oi8ax-xai OE-otoay-jxcu zu oi-oaoxu) c lehre 3 (§678 S. 1037 f.), vgl. aor. i-8i8afo. 4. TC-cpr;V-£ (dor. TtE-cpav-e) TC-cpav-xai zu cpai'vw classe erscheinen3 aus *<pa-v-iu>. -/£-J(7]V-E (dor. xi-^av-s) zu /atvw 'klafTe' aus *)(a-v-ito. s-S-av-Tai s c a ^ a i zu l-atvco c kratze, kiimme3. tjber die Formen Ttscpaajxai s^aajxou ( = sSa[ip.ai) s. § 862. TrpoZU pouXo[xat (s. 1.). Vgl. § 822, 2 S. 1181. 5. Nasalinfix. xs-xXa-pf-s neben xs-xX-qy-s zu xXayyava) und (aus *xkct.^-uo) c t6ne, schreie3. Zu ^avSavm cfasse3 (W. ghed-, § 631 S. 998) gab es vielleicht die beiden Perfectformen xs-xavo-E und XE-^OVO-E (wie XEXO-^E ZU Xayxavw), s. Mekler Beitr. zur Bildung des griech. Verbums 60 f., Wackernagel Berl. phil. Wochenschr. 1891 Sp. 1475f. Aol. part. ixE-cpuyy-wv
EIXY]XOO&[J.SV
§857-858.]
Das Perfect. Griechisch.
1227
(att. ite-fpeoy-w?) zu cpo-^dvio c fliehe\ I-acpi^x-Toa 1. sg. sacpiy^ai (-•j-ji- aus -tagm-, I § 492 S. 364) zu acpiy-yu) cschniire3. Vgl. § 822, 3 S. 1181. 6. e-ana-a-xai, xs-xXa-a-xou, xs-xspaa-rai, 1-axiSaa-rai; s-afl-Ea-Tai, xe-xdpsa-xai; s-Jo-a-xai, eipoa-xai. S. §661 S. 1024 f., § 842 S. 1202. 7. Syrak.TOTTOOXEfur uskov&s zu Ttaox«) (§ 673 S. 1033f.). Vgl. ai. papracha lat. poposcl von W. prek-. 8. otaTa-TcsTco&a* xax£ppo7)xa Hesych, zu TTU-&U> mache faulen5. ps-ppl»-e zu pP£-8w c wuchte'. Vgl. § 694 S. 1050. TT£-cpAoi8-e zu s-^Xt-8-ev Sisppssv. Sia-KexAototoi; und Sta-ns^XiSwe zu ykiu) cbin weichlich3. 3. pi. e-ppaS-atai zu paivu> cbetraufle, besprenge3 aus *ap-aviw (§ 621 S. 990). Vgl. § 695 S. 1050 f. 9. Horn. irscpoCoTE? zu *
A n m . Nach der Analogie von Zusammenruokungen wie IjA-iiei schuf man Perfecta wie ^-Sso^jjnrjue d-7ro-Be5ir|p.7]7.£ statt *-/iv5r)[j.-r]%e von £v-or)(xo-s dKo-hr^o-i. Hieran echlossen sich 9eo-neiioiYjxe etS lTtTO-T£Tp6cf7)"/.e U. d g l . m .
Uber die Behandlung der anlautenden Consonanz der Reduplicationssilbe s. § 475 f. S. 855 if. Die vocalisch anlautenden Verba wurden, wie im Ai., in zweifacher Weise behandelt:
1228
Das Perfect Griechisch.
[§858—859.
1. Der anlautende Vocal eischeint gedehnt. 2. sg. Tja-fra von W. es~ "sein" (vgl. ai. as-i-tha), welche Form zu imperfectischer Function kam, da TJa fjjisv r;aT£ yjatov zugleich Perfect- und Imperfectformen waren; rtpiv.z zu Ipi'Cw cstreiteD. f^-e ^y-fiai (•») = a) zii ayo> cfiihieD: ai. cij-a aisl. 5^;- (hierher avwy-s zu dv-dyw nach Danielsson Nord. tidskr. f. filol., ny rsekke, VII 138 ff.); rjaxYj-Tai zu daxeou 'iibe'; vjp^-e ^py-^a!. zu 'beginne 3 ; yjfjtcpfso-Tai zu ap.
§ 859.]
Das Perfect. Griechisch.
1229
Peifectformen wurden vielfach durch Analogiebildung verwischt. Erstlich iiberschiitt die Vocalstufe des ind. act. ihr Gebiet, z. B . Y £ T ov ~ a ~f A£V TS-(ov-(o;, E(p8op-a-[xsv stpSop-u)?,
7t£7tdv&-a-[isv,
Texpocp-a-fxsv, s o i f - ^ s v sotx-a-[j.£V, TC7io£&-a-fj.sv c o n j . h o m . TCTTOI&o-[ji£v
a t t . TtsTtoi&-w-|j.EV,
SIXT]XOO&-[XEV
EIX7]XOO&-UK,
spptt>Y-a-[AEV,
dcp-sw-Tai.
Sodann wuide die schwache Stammform verallgemeinert, z. B. oeoi-a, Tsxpacp-a, eX7jXo&-a. Drittens erscheint oft e, wo es von Anfang an nicht vorhanden gewesen sein kann, z. B. itscpsuY-s ire
TTECpEOyS, TTSl&Ofiai a u f ICSTTSlOTai.
In einigen Fallen bestand die Storung der urspriinglichen Ablautveihaltnisse darin, dass schwache Perfectformen mit a von Wurzeln der e-E,eihe Bildung von andern Formen nach der Analogie der Perfecta von a-Wurzeln veranlassten. So trat jj.sfj.rjXE (dor. [XE[j.aX£) an die Stelle von *fii[xoXE (zu JXEXSI c es liegt am Herzen3) infolge davon, dass Formen mit [XE-j (vgl. ai. ti-stir- von W. ster- csternere3) mit solchen wie ts-D ola neben TsdrjXs (dor. TE9SXE) associiert waren. Ebenso [xsc 3 [XYJV£ (W. men- sinnen, denken ) und 3s87))(tt)? Ssorj^jxat. (W. 3 dehk- 'beissen ) im Anschluss an [xs-p-av- = *me~mrqn- und 3soax- = *de-d'gk- (vgl. ai. dadas-vds- neben dadqs-a). Doch
haben bei diesen beiden Perfecta zur Uberfiihrung in die neue Vocalreihe gewiss auch ausserperfectische Formen, wie £jj.av7jv und oaxvu> I'oaxov, beigetragen. Die in Formen wie air. mid-ar got. set-um lit. sed-qs vorliegende e-Stufe (§ 848, 3 S. 1214) hat man in gr. fjatai csitzt3
DaB
1230
Perfect. Griechiseh.
[§ 859—862.
vermutet, das gegeniiber ai. as-te duich seinen spiritus asper auffallt. Es ware in der That wol moglich, dass im Griech. Medialformen von *sed- mit dem Verbum *es- zusammengeflossen waren. Vgl. auch piaes. lit. sed-mi § 494 S. 890. 860. tiber das -a- von xsxpocp-a-? -a-f*.£v -a-xe, iiber dor. yEyov-av und part. Ttsutto? s. § 844 S. 1206 f. Die 3. pi. laxaai csie stehen 5 war aus *e-axdi-aai contrahiert, und dieses war fur *eoxaoi eingetreten. Ebenso ep. ysyaaai. £[3aaai att. fitfaau S. § 1021, 4. 861.
Die c aspirierten PeTfecta5 wie SsSeiys (W. Sew-) ireeX-)
XEX7)pO/£ (xYJpOX-) XEXpOCpE T E T p a t p a T a i (tp£7T-) X£xAoCp£
r-) rtys (ay-) Xik&x^ (X£y-) 6pu)p£)(aTai (opsy-) xstpicps TETptcpaxai (rpi[3-) hatten die Aspirata statt der Tenuis oder Media von solchen Perfeeta entlehnt, deren Stamm von Haus aus auf eine Aspirata ausging, wie y£ypacp£ fEypacpaxai und TSTEo^axoa. Zu dieser Ubertragung gab den Anlass, dass der Unterschied, der zwischen diesen Veiba inbezug auf die Artioulationsart des Stammauslautes bestand, in einem Theil der Formen des Perfectsystems und in ausserperfectischen Formen lautgesetzlich ausgeglichen war. Z. B. bewirkte die Ubereinstimmung von xsTpa(i(iai xsxpat}*at etc. und etps^a xpE^w mit yeYpajAfiat y£ypa^ai. etc. und lypa^a ypa^w, dass nach yeypatpa;x£V die Form xexpacpafiev statt *T£TpaTra[i.£V entstand. Vgl. OsthofF Zur Gesch. d. Perf. 284 ff. 614 ff., Cuitius Zur Kritik der neuest. Sprachforsch. 58 if. 862. Perfecta von Verbalstammen auf s zeigen im Medium meistens die Ausgange -aficu -op.e&a -OJAEVOC, wie eCeajiat £'Cwagegen das I § 565 S. 423 angefiihrte Lautgesetz, nach dem man Formen ohne a, mit Dehnung des vorausgehenden Vocals, wenn dieser kurz war, erwarten sollte. Solche lautgesetzliche Formen kommen noch daneben vor, wie sCwfiou (W.jds-) y£y£o[xai (W. geiis-) scp-EUfievo? (W. eus-). Jene Formen aber waren Neubildungen nach denen mit -ox-, wie sCeojiai fur *'K.ziy.ai nach s'CEaxai, sCwofxat nach s'tooxai. Umgekehrt gaben s'Cu>]iai
§862—863.]
Das Perfect.
Griechisch.
1231
den Anstoss zur Bildung von sCorcai fiir sCuxrrai, sysfiir *sysyE(oa)-axo. In ahnlicher Weise wurde im Medium der Perfecta von Verbalstammen auf & und 8 das o von -axou auf die Formen auf -p.ai -fie&a -[isvo; iibertragen, z. B. XeXaajxai nach XsXaaxou (act. XEXTJ&S), TTS7ruo;iai nach iriiruorai (praes. Tvso&ofjiai) Ttsiretajiai nach TrsTcsioTai (praes. rai&o), x£x<xo[j.£&a nach xsxaoxou (xa8-). TtstppaajAai nach Trecppaoxai (aor. ite
Die 3. pi. zu OIOE IOJXSV lautete hom. loooioi (att.
isaoi dor. Taavxi nach I § 563, 2 S. 420), eine Neubildung nach dem 5-Aorist "i'aaav i'aav, augmentiert -^oav (§ 812 S. 1172, § S21 S. 1180). Den Anstoss zur Bildung von Taaaai gab das Brugmann, Grundriss. II, 2.
7g
1232
Das Perfect. Griechisch.
[§863—864.
Nebeneinander von perf. I'OTS I'OTOV und praet. ^arsfl
io-(tai neben 8e5(y-)oiv.a. Freilich gibt es nur fiir eine y.-Bildung eine einwandfreie Anknupfung an aussergriechisches: 8r)x- zu lat. fec-i von W. dhe-, wozu man auch phryg. aooav.eT aSaxet zieht.
Der Hauptsitz des y-Perfects waren schon im Urgriech. die Stamme auf e-, o- und a-Vocale, wie TS-BYJ-HS e-w-xs 8sOU)-XE s-ota-xe, (3e-|3A-v]-xe I-yv-iu-xs 6s-8p-d-xs. Formen wie *T£-&Y] *s-u) (av. da-da) ohne -a und -e in der 1. und 3. sg. mogen allzu systemwidrig gewesen sein und das mag die Herbeiziehung dieser oder jener x-Form und die analogische Wucherung dieses Elementes im Gefolge gehabt haben. An die genannten Perfectformen mit den Wurzelsuffixen -a- und -e- -o- schlossen sich solche wie xs/apyjxs ysyafjLVjxs iY.z 8sosi7tVTjXS [J.£[J.ta&(oxs xeiifiaxs SsSaxpuzs an. Vgl. xe^axexoTrja)? vsve(j.7jTat Trscptlyjtai u. s. w. § 857, 1. 2 S. 1226.
§864—865.]
Das Perfect.
Griechisch.
1233
Weiter erzeugte das Verhaltniss von sW/jxa zu , von 8s'8paxa zu 8paato s'Spaaa Perfectformen wie TTEKtxa neben TCIOU) sTtstoa (itei'&u) c rede zu3), TOtppaxa neben
1234
Das Perfect. Italisoh.
[§865—867.
Zu diesen Formationen kommen 3. die hinzu, die auf urspriinglichen s-Aoristen beruhten. Einerseits die Formen T)8sa und toav ^aav (f/Ofisv ^OTS), anderseits die Formen, in denen der aoristische Ausgang an Perfectstamme angefiigt war, wie Tre-7roi&-sa its-iroid-eiv l-izs-'Koifteiv zu 7ts-Ttoi&-a und s-aT/jx-siv zu £-ai7j-xa. S. § 821 S. 1180, § 836 S. 1193ff. 866. Wie die § 865, 2 genannten themavocalischen Plusquamperfecta e-jii-^x-o-v etc., so diirfen auch die themavocalischen Imperative wie xe-xpay-e-xe als uridg. gelten, vgl. ai. mu-mbc-a-ta § 854 S. 1224. Im Griech. erscheinen aber auch in alien andern Formengruppen des Perfectsystems mehr oder minder haufig themavocalische Formen. Indie, horn. [x£-[j.pX-£-Tai ces liegt am Herzen" zu [xeX-ei (konnte auch zur Prasenscl. VI § 563 S. 944 gezogen werden), op-wp-s-tai cist erregt3 neben op-cop-a, dv<x>-{ia neben, av-tuya, syrak. oXooX-to neben att. oX-wX-oc. Auch mag v]X(u cbin da3 fiir ein perfectisches *7jxa eingetreten sein, iiber die Etymologie dieses Verbums zuletzt Johansson Beitr. z. griech. Sprachk. 62 f., der es an i-e- 'gehen 5 ankniipfen mochte. Conj. horn. ap-Y]p-Tfl att. ps-pXrjx-^ neben horn, si'8-ojxsv. Opt. att. ps-pXYjx-o-t neben s-axa-i-fisv. Inf. rhod. yeydvsiv, bei Pindar xs^XaSsiv. Part. lesb. TTSTTXTJPOJXWV, horn, (aol.) boot. /
Italisch. 867. Das Perfect der lat. und der umbr.-samn. Grammatik ist ein Gemisch von sehr verschiedenartigen Bildungen. Es gehorten zu ihm: 1. Reduplicierte echte Perfectformen wie lat. tu-tud-l — ai. tu-tud-e, de-d-i = ai. da-d-S (§ 1044). Mit reduplicierten Perfecta andrer idg. Sprachen haben wir in § 846 ausserdem zusammengestellt peperi, tetull, meminl memento, tetini, memordi momordj, credidi, lib!, stetl, scicidi, cecini, pepigi, dazu umbr. dersicust.
§867.]
Das Perfect. Italisch.
1235
2. Wahischeinlich reduplicationslose Perfectformen. Zunachst leg-i ven-iViAgi., eventuell auch ed-l, vgl.§848,3S. 1214f. Sodann etwa scand-i, vort-l vert-% umbr. co-vortus cconverterit, scab-i, od-i, vgl. § 848, 1. 2. u. 4 S. 1212f. 1215. 3. Formen des themavocallosen und des themavocalischen s-Aoristes, wie dix-l dlx-i-t dix-i-mus, vgl. gr. s-Ssii-a ai. ddihs-a-t. S. § 823 S. 1182 f. 4. Foimen des themavocallosen «'s-Aoristes, wie vidis-tis (vidis-ti) vider-o vlder-i-m, vgl. ai. d-vedis-am gr. ^8sa. S. § 841 S. 1199ff. 5. Themavocalische Aoriste der Cl. II. Lat. fu-i-t fu-imus, osk. fuid "fuerit3: ai. d-bhuv-a-t. Lat. scid-i-t: ai. dchid-a-t. Jld-i-t: ai. d-bhid-a-t. ex-uit aus *-uu-e-t (Cl. II B) oder *-eu-e-t (Cl. II A). Osk. dic-ust 'dixerit3 zu *dic-e-d cdixit": ai. impeif. d-dis-a-t. Osk. k u m - b e n e d cconvenitJ ce-bnust c huc venerit3'): ai. d-gam-a-t av. ym-a-f, W. gem-. Aus osk. pert-emust ^eremerit' ist ind. *&me-d zu erschliessen. Osk. a n a - s a k e d oder a n a - z a k e d cconsecravit5 (Breal und Duvau Mem. d. 1. Soc. d. 1. VI 51. 227) zu lat. sancio. Palign. afded cabiitJ aus *af-ie-d (Thurneysen Rhein. Mus. XLIII 348), vgl. gr. opt. t-o-i. Ebenso liesse sich lat. vort-i-t vort-i-mus (vgl. 2.) mit ai. d-vrt-a-t verbinden. S.§483 S.867, § 523S. 920 ff., § 528 S. 925. 6. Moglicherweise waren unter den Formen wie leg-i-t leg-i-mus (W. leg-) solche wie gr. 1-JJ.YJS-S-TO (W. med-) ai. dsah-a-t (W. segh-). S. § 841 Anm. S. 1199. 7. Wahrscheinlich reduplicierte themavocalische Aoriste der Cl. VI. te-tig-i-t te-tig-i-mus: gr. Ts-Tay-iuv. pe-pig-i-t: gr. 7T£-7iay-o-iY]-v neben 7re-7t7jy-a. ce-cid-i-t: xe-xa8-£iv c schadigen, berauben 3 xs-zaS-o-vto neben ixexyjoar uTrexs/cupyjxsi (praes. X7j8o)). pe-pul-i-t: Trs-TraA-ouv. pe-per-i-t aus *pe-par-e-t: TZZirop-stv Souvai neben I-irop-o-v c gab, brachte3, vgl. 1. sg. peper-l und us-7:pu)-Tai § 846 S. 1209. de-d-i-t osk. d e - d - e - d 1) Conway Amer. Journ. of Philol. XI 308 vertheidigt die alte Auffassung von eebnust als einer reduplicierten Form.
1236
Dae Perfect.
Italisch.
[§867.
umbr. fe-f-e urital. *de-d-e-t1): ai. imperf. d-da-d-a-t (§ 562 S. 943 f.). S. § 564 S. 944. Dazu kommen 8. die lat. Perfecta auf -vi und -ui, 9. das umbr.-samn. /-Perfect und 10. das osk. palign. volsk. ^-Perfect, s. § 873 ff. Die Verschmelzung von Aorist- und Perfectformen setzt voraus, dass das idg. Perfect bereits in urital. Zeit zu einem historischen Tempus geworden war. Von den Ausgiingen des ind. perf. gehorten zum idg. Perfect das lat. -I der 1. sg. = ai. -e, das mit dem Aoristelement -is- verschmolzne -ti der 2. sg. (: ai. -tha § 988, 3), auch kann das -imus von tutud-imus ven-imus den ai. -i-ma, av. -ama gr. -ajisv got. -urn gleichgestellt werden (ste-ti-mus = gr. f-aTa-[xev ai. ta-sthi-mat). Zum «s-Aorist gehorte das lat. -is-tis der 2. pi., auch das -is-ti der 2. sg. (s. o.) und eventuell das -grunt der 3. pi. Zur themavocalischen Aoristflesion das lat. -i-t der 3. sg., alter -e-d (vhevhaked), dessen Ubereinstimmung mit dem umbr.-samn. -e-d besonders wichtig ist (die Endung der 3. sg. perf. idg. -e wurde wol schon in urital. Zeit durchgangig durch -e-d = idg. -e-t ersetzt), und zum Theil auch das -i-mus der 1. pi. Die 3. pi. umbr.-samn. -ens und lat. -erunt sind mehrdeutig. Welches im einzelnen der Gang der Verschmelzung der verschiednen Flexionsendungen war, bleibt unklar, so lange wir aus dem Umbr.-Samn. nur die Ausgange der 3. sg. und 3. pi. kennen (iiber osk. manafurn s. § 874). Nur so viel scheint sicher, dass im Urital. bereits themavocalische Formen ans alte Perfect angeschlossen waren, vgl. lat. de-d-i-t osk. d e d-e-d neben lat. de-d-l, pe-pig-i-t neben pe-pig-l. Neben -e-d = idg. -e-t zeigt das Lat. -id -it, inschriftlich -eit, wie fuueit redieit. Da inschriftlich auch interieisti 1) Die umbr.-osk. Endung -e-d ist auffallend gegeniiber den Formen wie fust, wo der kurze Vocal der letzten Silbe synkopiert war (I § 633 S. 476). Ob das Synkopierungsgesetz bei auslautendem Dental gewiase Ausnahmen hatte (etwa nach Massgabe der Beschaffenheit der zweitletzten Wortsilbe oder der Wortbetonung), oder ob e in unserm -e-d durch Analogiewirkung entstanden war, lasse ich dahin gestellt.
§ 867—868.]
Das Perfect. Italisch.
1237
vorkommt, so ist die einfachste Deutung die, dass das i aus der 1. sg. auf -i stammte. A n n . Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgesch. II 195 fiihrt fuit auf idg. *bheu-i-t oder *bhuu-ei-t zuriick, was mir zu weit hergeholt scheint. Ich identifioiere fuit mit ai. d-bhuv-a-t (osk. eonj. fuid aus *bhuu-e-t § 872) und betrachte fui (fuimus bei Ennius) als eine Neubildung wie plui (vgl. Osthoff Zur Gesch. d. Pert 254 f.).
868. Das idg. e der Reduplicationssilbe bestand im Urital., wie es scheint, iiberall noch unverandert. Vgl. alat. vhevhaked 'fecit3 osk. fe-facid "fecerit3, lat. de-dl osk. de-ded umbr. re-re, lat. me-mordi pe-pugi ste-ti, umbr. de-rsicust c dixerit3 p e - p u r k u r e n t cpoposcerint, rogaverint3. Im Lat. wurde nun e, wenn der Vocal der folgenden Stammsilbe derselbe war, den das zugehorige Prasens hatte, diesem Vocal assimiliert, z. B. mo-mordi: mordeo, cu-curri : curro, pu-pugl : pungo, sci-cidi : sdndo, di-dicl : disco, sti-ti : sisto, woneben aus dem Altlatein noch die oben angefiihrten me-mordi pe-pugi u. ahnl. iibeTliefert sind. Vgl. ai. u-vac-a fur va-vac-a nach uc-yd-te ukta-s u. dgl. § 851 S. 1220f. Dagegen blieb e, wenn der Vocal der folgenden Silbe in Ubereinstimmung mit dem Prasensvocal ein e-Vocal war, wie pependl : pendo pendeo, pe-pedl : pedo, und wenn er qualitativ vom Prasensvocal abwich, wie ce-cinl : cano, ce-cidi : cado, pepull : petto, pe-peri : pario, ste-ti : sto stas etc. In Composita von vier Silben (in der 1. 3. sg.) erlitt die Reduplicationssilbe im Urlateinischen infolge der damals herrsehenden Betonung des ersten Gliedes Synkope, wie reppuli rettuli reccidi aus *re-pepuli *re-tetuli *re-cecidi, decidi atligi incurri aus *de-cecidz *dt-tetigi *in-cecurri (I § 633 S. 475). Dass schon in urital. Zeit reduplicierte und nicht reduplicierte Perfectformen bei demselben Verbum vorkamen, zeigt alat. vhe-vhaked osk. fe-facust und lat. fed umbr. fakust. Vgl. ferner lat. sci-cidi und scidi, te-tuli und tuli, umbr. dersicust und osk. dicust, lat. ce-cini und umbr. pro-canurent. Wir haben also kein Recht anzunehmen, dass Formen wie lat. tuli erst aus Compositis herausgenommen waren, in denen, wie in rettuli attuli, die Reduplicationssilbe Synkope erfahren hatte.
1238
Das Perfect. Italisch.
[§868—869.
Von lat. Perfecta aber, die nur in Compositis iiberliefert sind wie -cull (per-cult), lasst sich nicht sagen, ob sie eine R e duplication eingebiisst hatten oder von je her unredupliciert waren. Der Wegfall der Reduplication in den lat. Compp. trug dazu bei, die alten reduplicationslosen und die reduplicierten Formen noch enger miteinander zu verketten. Neben lat. abs-condidi (zu abs-condo) trat abs-condi nach der Analogie von scandl : scando, da condo in dieser Verbindung mit abs nicht mehr als Compositum empfunden wurde, vgl. absconsum neben absconditum. Umgekehrt wurde durch condidi: condo, credidi : credo u. dgl. die Perfectbildung descendidl neben descendi hervorgerufen. Was die vocalisch anlautenden Verba betrifft, so waren Formen wie ai. an-qs-a (§ 851 S. 1221) und gr. op-wp-a (§ 858 S. 1228) dem Italischen fremd. Lat. ed-i em-i (zu ed-o em-o) konnen ebenso wie sed-i ven-i, eg-i co-epl coepl (zu ag-o ap-io) ebenso wie cep-l peg-t, od-i (od-io) ebenso wie fod-i als von Anfang an reduplicationslose Formen betrachtet werden. S. § 848 S. 1214 f., § 870. 869. Von dem alten Ablaut in der Wurzelsilbe der Perfecta ist wenig mehr zu spiiren. Das Nebeneinander von tutudi und tutudl beruhte wol auf dem durch ai. tu-tod-a tu-tud-ur (vgl. auch got. stai-stdut) dargestellten Ablaut; tutud- also aus *tu~taud-, wie in-cludo. Die o-Stufe des sg. ind. erscheint in spopondl totondl, die sich mit den e«o-Prasentien spondeo tondeo (§ 802 S. 1161) zu einem Verbalsystem vereinigt hatten. spopond-imus fur *spe~ pend- wie gr. Trsuo'v&-a;j.£v fur 7re-Tra&- (part, itsira&ula). momord- in momordi momordimus (praes. mordeo wie spondeo) kann idg. *me-mord- und *me-mrd- (ai. ma-mard-a ma-mrd-ur) zugleich gewesen sein. Entsprechend cu-curri zu curro aus "corso *kpo (§ 662 S. 1025). Umbr. p e p u r k u r e n t von W. prek- mag wie de-rsic-ust schwache Stammform (*pe-prk-)
enthalten haben, wenn auch wegen p e r s k l u m p e r s n i m u mit veriinderter Stellung des r (§ 674 S. 1035) Zweifel bleiben.
§ 869—870.]
Das Perfect. Italisoh.
1239
Staike und schwache Foim kann ferner in memirii tetinl
pepull tetuli gesucht werden [memin-i-mus tetul-i-mus zu gr. [i.e(ia-[j.£v TsxXa-jxev, wie ai. jagm-i-ma zujagan-ma gr. |3e(3a-|isv, und wie ai. jagm-i-vds- zu jagan-vds-), nur die schwache in pepigi aus *pepagl (vgl. gr.TCTnrjye)tetigl cecidl. Doch ist bei diesen Perfecta fraglich, wie weit sie aus alten xeduplicierten Aoristen hervorgegangen waren (§ 867, 7 S. 1235£.). Schwaehen Stamm hatte wol osk. fefacust neben lat. fed von W. dhe-. Schwierig ist das a von alat. vhevhaked. Anm. War es kurz, so scheint aus ihm zu folgern, dass zur Zeit der Manios-Inschrift (man weist sie dem 6. Jahrh. v. Chr. zu) die Schwachung von *pepagl zu *pipig% u. dgl. (I § 680 S. 550) noch nicht vollzogen war. Doch vgl. Bucheler Rhein. Mus. XLII 317: "Nach dem zweiten h war erst i graviert, dies i ist dann getilgt, nicht ganz vollstandig, doch so dass die Absicht deutlich ist." 318: ,,Die Quantitat das a ist nicht bekannt; die Geschichte der im Latein gebliehenen reduplicierten Perfecta macht die Kurze wahrscheinlich; moglicherweise hangt das anfangs gravierte i hiermit zusammen [cano cecini, infacetus inficetus)'. Ist dieses i richtig so gedeutet und war mit der Verbesserung a ein a gemeint, so musste dies a als eine analogische Neuerung, als aus facid u. s. w. wieder eingefuhrt betrachtet werden (vgl. in-facetus); diese Wiederherstellung im Perfect ist wenig glaublich. War a gemeint, so musste angenommen werden, man habe nach Pormen der a-Reihe, etwa nach *pepag- (neben schwachem *pepag- pepig-), zu *fefak- *fef,k- ein *fefak- gemacht. [S. jetzt auch Buck Der Vocalismus der osk. Spr. 26 f.].
Schwacher Stamm regelrecht in lat. de-d-i = ai. da-d-e (vgl. tu-tud-i = ai. tu-tud-e) und in umbr. t e - f - u s t cdedeiit3 = ai. da-d-us- (vgl. de-rsic-ust = ai. di-dil-us-), ebenso lat. ste-t-l = ai. ta-sth-e. Das gemeinital. *de-d-e-d und lat. stet-i-t stimmen gut zu den Prasensformen vest, di-d-e-t cdatD lat. si-st-o umbr. sestu § 543 S. 936, § 553 S. 940f. So unsicher es ist, dass lat. sistimus als *si-sta-mos dem gr. f-oTa-jxev entspreche, so unsicher ist es auch, dass ste-ti-mus de-di-mus als *ste-ta-mos *de-da~mos unmittelbar mit ai. ta-sthi-md gr. I-OTOI[j.£v ai. da-di-md zusammenzustellen seien. 870. Unter den reduplicationslosen Perfecta bediirfen noch einer Erlauterung die, welche ein e prasentischem a-Laut gegeniiberstellen. Lat. feel (neben vhevhaked): facid, cepi: capio (vgl. got. hof), jeci :jacio, pegi (neben pepigi gr. dor.
1240
Das Perfect.
Italisch.
[§870—871.
pango, fregl : frango; osk. conj. hipid chabuerit3 fut. ex. hipust c habuerit' : hqfiest chabebitD, sipus ''sciens3 : lat. sapid (vgl. ahd. int-suab). Dazu vocalisch anlautend lat. egl: ago (vgl. aisl. ok), co-epl coepl: apio. Das e war sicher altiiberkommen in fed1), zu gr. sSrjxa (§ 864 Anm. S. 1232J, wol auch in fregl, zu got. brekum. von W. bhreg- (iiber frango § 632 S. 999), und vielleicht in fed (Johansson Beitr. zur gr. Sprachk. 61). Von diesen Formen aus verbreitete sich e auf die mit urspriinglichem a, wobei ausser der Prasensbildung mit a auch das toPart. als analogiewirkender Factor in Betracht zu ziehen ist, captu-s wie factu-s u. s. w.; dass scabi ( = got. skof) neben scabo blieb, wahrend z. B. *capi ( = got. hof) in cepi verwandelt wurde, war vielleicht in dem Fehlen eines *scaptu-s begriindet. pegi nach fregl zu bilden lag um so naher, weil die beiden Verba begrifflich entgegengesetzt waren. 871. Perfectbildungen von charakterisierten Prasentia aus. Vgl. § 847 S. 121 If. Lat. po-posd zu posco aus *por(c)-sco, vgl. ai. papracha. fe-felli aus *fe-falll zu fallo aus *fal-no (§ 608 S. 980). tetend-i zu tendo von W. ten- (§ 564 S. 944, § 696 S. 1051). Lat. pre-hendi zu -hendo von W. ghed-, Iambi zu lambo neben ahd. laffu, pandl zu pando neben pated (§ 632 S. 999). cudl zu cu-do (§696 S. 1051). Osk. corn-parascuster cconsultus erit* zu lat. -pesco aus *perc-sco oder *parc-sco (§ 674 S. 1035). Umbr. eiscurent cpoposcerint, arcessierint3 zu praes. ai. ichd-ti etc. (§ 670 S. 1031). Wenn Bugge's Deutung des osk. fut. ex. fifikus als cfeceris3 richtig ist (Altital. Stud. 31), so haben wir dem Osk. einen Prasensstamm *fi-fek-{o-) zuzuschreiben, der dieselbe Reduplication wie gr. Ti-dr]-[u zeigte und mit vest. di-d-e-t Mat5 lat. si-sto u. s. w. zusammenzustellen ware (§553 S. 940 f.); vgl. ai. part, vivak-vds- zu praes. vi-vak-ti (§ 850 S. 1218). 1) fek- nach Bronisch auch in umbr. f e i t u f e t u feetu fetu 'facito' = *fehe-tod. Anders, aber weniger wahrscheinlich, Conway The Anier. Journ. of Philol. XI 307, The Claas. Review V 300.
§871—872.]
Das Perfect.
Italisch.
1241
Dass miniii sternul (praes. mi-nub ster-nuo § 649 S. 1015) den Prasensstamm auch im Perfect aufweisen, beruht, ebenso wie die Perfectbildung statul von dem Denom. statud, auf einer Nachahmung von ex-ui neben ex-uo, plul neben pluo u. dgl. 872. Die Modi des idg. Perfects und das zu diesem gehorige Prateritum (sogen. Plusquamperf.) wurden im Lat. infolge des Eindringens der sigmatischen Aoriste ins Perfect beseitigt. Doch hielt sich noch memento = gr. [xsjia-rw wegen des Gebrauchs von memini als perfectum praesens. Das Umbr.-Samn. hatte einen e-Conj. (§ 926 c). Osk. fefacid cfecerit3 hipid chabuerit3 fuid cfuerit3, umbr. stiti-steteiens c stiterint\ Vom y-Perfect osk. sakrafir csacraverint3, umbr. pihafei = *pihafer cpiaverint3, vom £-Perfect osk. t r i b a Takattins 'aedificaverint3. Diese Conjunctivbildung kann ebenso gut als Conj. zum idg. Perfect (vgl. gr. TTETO'VO-IJ] ai. paprc-a-si) wie als Conj, zum themavocalischen Aorist (osk. fuid := ai. bhuv-a-t) aus alterer Zeit iiberkommen gewesen sein. Ferner erhielt sich in demselben Sprachgebiet das idg. wes-Paiticip. Osk. sipus csciens3 wahrscheinlich wie nom, sg. ai. vidus av. vidus (§ 136 S. 412, § 193 S. 531). Auf Grund dieser Form entsprang das futurum exactum (vgl. W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXVIII 272 f., Verf. Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1890 S. 223 ff.), indem sie mit futurisch fungierenden Injunctivformen des Stammes s-o- (von es- cesse3) verbunden wurde. 2. sg. -us = *-us-ses, 3. sg. -ust = *-us-set (*-ussed): umbr. k u v u r t u s 'converteris3 dersicust Mixerit3, osk. fefacust cfecerit3. Osk. fust cfuerit3 (neben fust cerit3) aus *fu-ust zu conj. fuid. Gab es auch im Umbr. dieses *fu-ust *fust, so erklart sich als eine Analogiebildung nach ihm die Form a m p r e f u u s ccircumieris3 (zu a p r - e t u ccircumito3)•). Nach der 1) Auch osk. t r i b a r a k a t t u s e t hatte wol u, nicht u, da bei letzterem * t r i b a r a k a t t i u s e t zu erwarten ware (I §49 S. 43f.). Ich nehme hier dieselbe Analogiewirkung an. — G. Bronisch in seiner demnaehst erscheinenden Abhandlung iiber die osk. i- und e-Vocale betrachtet den Nominativausgang -us als alteres *-os aus *-uos und rjimmt amprefuua und t r i b a r a k a t t u s e t als Stutzen fur diesen Ansatz.
1242
Das Perfect. Italisch.
[§872—873.
Analogie des fut. I, wo die 3. pi. auf -zent ausging, wie osk. censazet 'censebunt 1 umbr. furent cerunt3, entstanden die Pluralformen osk. t i i b a i a k a t t u s e t 'aedificaverint 0 umbr. p e p u r k u r e n t 'poposcerint 3 . Daneben aber noch umbr. covortuso c conversum erit, converterint' aus *covortus so[r), benuso Ventum erit, venerint 3 aus *henus so(r). 873. Die im letzten § besprochne ws-Bildung vollzog sich auch von andern participia praet. aus. Umbr. en-telust c intenderit 3 a - p e l u s t 'impendent 3 auf Grund von *tend-lo~ *pend-lo- (lat. pendulu-s changend3). Vgl. das
slav. part, praet. act. mit -lo- wie nes-lu zu nes-ti 'tragen3 (§ 76 S. 199f.). Umbr. sesust csederit3 zu *sesso-s cgesessen, sitzend (ai. sattd-s). So mag auch das osk. tf-Prateritum, das mit Danielsson an das fo-Particip anzukniipfen ist, [vom fut. ex. auf -t-usausgegangen sein. Zunachst entstanden die Formen wie t r i barakattuset vom Part, t r i b a r a k a t o - aus. Nach dem Verhaltniss von *aamanafust zu ind. aamanaffed u. s. w. wurden dann die Indicative wie prufatted profated cprobavit3 und die Conjunctive wie tribarakattins geschaifen. Dieselbe Neubildung in pal. coisatens ''curaverunt3 und in volsk. sistiatiens "statuerunt" = *sistatens. Die haufige Doppelschreibung des t im Osk. ist wie das ff des /-Perfects zu beurtheilen; eventuell ist sie aus einer Einwirkung des /-Perfects zu erklaren, nach dessen Art sich das ganze ^-Perfect gebildet hatte (§ 874). Anm. Im Umbr.-Osk. konnten, wie wir in § 874 sehen werden, die «-Denominativa ein starkes Perfect bilden. Man konnte also sagen, wie zu dem Prasensatamm pro/a- 'probare' daa Perfect p r u f f e d gebildet war, so habe man zu *profata- '*probatare' das Perfect p r i i f a t t e d geschaffen. So lange nicht Formen von dem Stamm *profaia- oder von ahnlichen Stammen wirklich nachgewieeen sind, halte ich die obige Auffassungfiirbesser.
Von ahnlichem Ursprung wie diese futura exacta waren, wie es scheint, umbr. combifiansiust neben combifiatu "nuntiato3, purdinsiust 'porrexerit3 neben pur-dilom 'poTrectum3, die die Nominalstamme * combjfiankio- *purdinkio- voraussetzen (s. Johansson Beitr. z. gr. Sprachk. 84ff. 147f.).
§874.]
Das Perfect. Italisch.
1243
874. Wir bleiben noch auf umbr.-samn. Gebiet, urn den Ursprung des in diesem vorfindlichen /-Perfects zu erlautern. Beispiele dieser Bildung sind: ind. osk. aamanaffed cmandavit3 a i k d a f e d c*aequidavit3, osk. manafum, von dem nicht ausgemacht ist, ob es 1. sg. ('mandavi3) oder 1. pi. (cmandavimus3) war; conj. umbr. pihafei{r) cpiaverint3 osk. sakrafir c sacraverint3; fut. ex. umbr. atefafust andirsafust ccircumtulerit3 ambrefurent ccircumierint\ Diese Formation gehort zu dem ital. mit *bhy,-a-m cich 3 war zusammengesetzten Imperfect (lat. ama-bam osk. fu-fans c erant3) und dem lat. mit *bhu-o cich werde sein3 zusammengesetzten Futurum (ama-bo), das auch im Kelt, vorliegt (§ 899), und zwar war das umbr.-samn. -fed ind. aor. = idg. *bhu-e-t (av. bva-J>), vgl. das mit ai. d-bhuv-a-t zu verbindende lat. fuit osk. conj. fuid § 867, 5 S. 1235. War osk. m a n a - f u m 1. sg., so ist sein 2. Glied — idg. *bhu-o-m zu setzen. In dem ff des Osk., wie aamanaffed, hat man vielleicht noch eine Wirkung des u zu sehen, das dem f einst folgte. Doeh lasst die Consonantenscharfung sich auch erklaren, wenn wir von einfachem f (aus fu) ausgehen, s. Danielsson Pauli's Altital. Stud. IV 139ff. Den umbr.-samn. Conjunctivstamm -fe- = *fu-e- kann man dem aksl. be (§ 578 S. 952, § 587 S. 960 f.) gleichsetzen. Die Einordnung ins Perfect rief die Bildung des fut. ex. mit -us- hervor. Umbr. ampr-e-fuus zeigt, dass hier -ugesprochen wurde, und dieses lasst sich als eine analogische Anlehnung an das fut. ex. *fust = osk. fust aus *fu-ust deuten (§ 872 S. 1241). Nicht vollig aufgeklart sind die Formen umbr. portust c portaverit3 neben portatu cportato3, osk. upsed coperatus est3 3. pi. uupsens OOTTOSV? neben u p s a n n a m coperandam3, pruffed c probavit3 p r u f t i i - s e t cprobata sunt3 neben p r u f a t t e d cprobavit3, urust coraverit3. Sie sehen aus wie nach der Weise der primaren «-Verba mit starkem Perfect gebildet. Das Umbr.Samn. hatte vermutlich wie das Lateinische primare «-Verba mit starkem Perfect (vgl. juvare juvi § 583 S. 956 f.), und so
1244
Das Perfect. Italisch.
[§ 874—875.
mogen die a-Denominativa zum Theil deren Flexionsweise angenommen haben, ahnlich wie im spatern Latein von probare das Part, probitus und der Imper. probunto vorkommen (s. Georges Lex. d. lat. Wortf. 556). 875. Wii kehren zum Lat. zuriick, um noch die Perfecta auf -vi und -ui, wie i-vi sci-vl se-vi ple-vl no-v'i fla-vi finl-vl ama-vi und genui texui crepul monui salui, zu erledigen. Von den bis jetzt aufgestellten Deutungsversuchen, die bei Stolz Lat. G r . 2 370f. und vollstandiger bei Per Persson Stud. z. Lehre v. d. Wurzelerw. 210 (dazu noch Ernault Du parfait p. 63. 92 sq.) verzeichnet sind, ist der einfachste und glaubwiirdigste der, nach dem das Verhaltniss von mo-tu-s (umbr. comoho-ta abl. 'commota3) ju-tu-s zu mov-i juv-i u. dgl. zunachst neben pletu-s ribtu-s amatu-s die Formen plevi riovi amavi u. dgl. entstehen liess, an die sich dann sevl Ivl u. dgl. anschlossen; ferner entsprang z. B. zu *gene-to-s (genitus) ein *gene-ui, woraus genui1). Zwischen genui wnAJlavi bestand also ein ahnliches Verhaltniss wie zwischen gr. ojuojxoxa und 8sopaxa. Dass rndvi j'uvl diese Wirkung iibten, obgleich daneben moved juvb standen, begreift sich daraus, dass das fo-Particip mit dem perf. act. besonders enge associiert war: motus sum war das Passiv zu movi. Bewirkten doch auch gr. ts&yjxa SsSwza u. dgl. weitere Ausdehnung des x-Typus ((3s(3A7jxa syvwxa etc.) trotz ihrer Verkettung mit den Aoristen Idrjxa eScuxa, die ihrerseits improductiv blieben. Anm. Man hat auoh angenommen, nov-i gehore zu ai. ja-jfiau, nav-i zu ai. snau-ti, nev-l zu got. snev-um. Ferner hat man das alte part. perf. act. herangezogen und sevistis aus *se-ves stes, sevimus aus *seves smos entstanden sein lassen (aus *seves-smos konnte aber lautgesetzlich nur *sevemus entepringen), iiberdies genui mit in-genuo-s, sivi mit de-sware u. dgl. zusammengebracht.
Die Formen auf -vi und -ui wurden, wie alle andern nicht auf dem w-Aorist beruhenden Perfecta, in der 2. sg. u. s. w. in die Flexion dieses Tempus hineingezogen: ndvisti novistis 1) Neben pond aus *po-s{i)no stand po-sivi, und da man po-situ-s falschlich als pos-itu-s auffasste, ergab sich die andre Perfectform posui. S. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 261. 611 f.
§875—876.]
Das Perfect.
Keltisch.
geniiisti genuistis novero genuero rioverim genuerim genueram novissem genuissem.
1245
noveram
Ein paar alte s-Perfecta wurden nach genui umgestaltet: pexui nexui fiir pexi nexi (§ 823 S. 1183) zu pecto necto (§ 683 S. 1042), messul fiir *messl zu mefo. Keltisch. 876. Vom idg. Perfect gibt es ausserhalb des Ir. nur sparliche Reste: gall, dede cdedit3 oder cposuit3, mcymr. ciglef caudivi3 = air. ro chuala. Von den ir. Beispielen sind bereits genannt und mit Perfectformen andrer idg. Sprachen zusammengestellt in § 846 do-ro-chair ccecidit, periit3, ro genar c natus sum, do-menar c piitavi3, ro gegon "interfeci3, ro HI ^dhaesit 3 3. pi. ro leldar, ro chuala ^udivi", ro boi fuit", ad-con-dairc "^conspexit3, do-roigu 'elegit3, ro cechan ^ecini 3 , in § 847 im-chom-arc-air ^nterrogavit3, in § 849 ro taioh cfugit' 3. pi. ro tachatar. Diesen Beispielen seien noch einige mit erhaltner und nur lautgesetzlich behandelter Reduplication zugefiigt. ro reraig ""porrexit3 aus *re-rog-e, praes. rigim, W. reg-: vgl. aisl. rak. ro memaid cer brach3 (intr.) 3. pi. ro me-md-atar, praes. maidim. ro de-daig coppressit3 3. pi. ro de-dg-atar, praes. for-dengat'oyypximunt3. fris-racacha 'speravi3, praes. ad-chiu 'sehe3. ro selaig cer schlug nieder5 d. i. se-slaig, praes. sligim: vgl. got. sloh § 888. ro cechladatar "Wffoderunt3, praes. -cladar Vird gegraben 3 . ro sescaind'ex sprang3, praes. mir. scinnim: ai. ca-skdnd-a cer sprang3; iiber den Vocalismus dieser Wurzel § 520 S. 918. ro sescaing cer sprang heraus3, praes. mir. scingim. Mir. ro leblaing cer sprang3 fiir *lelaing zu praes. lingim air. lengaim (R. Schmidt Idg. Forsch. I 48f.). ro cechaing cer schritt3, praes. cengaim. Die Perfecta fo-nenaig "er reinigte 3 und ro senaich ces tropfte3 zu praes. nigirn W. neig- und snigid W. sneiqh- konnen auf *-nenoige *-sesnoige zuriickgefiihrt werden, da iiber die Behandlung von oi in Mittelsilben nichts feststeht. Vielleicht waren sie aber nach Perfecta wie reraig gebildet, vgl. got. bap zu bidja § 722 S. 1077.
1246
Va$ Perfect. Keltisch.
§ 876—878.
Mir. rojlu cer schlief* nicht aus W. suep-, sondern mit Thurneysen zu W. ues- (ai. vas- t iibernachten' perf. u-vas-a), also aus *ue-uo{s)-e, woraus zunachst *fi-ui, 3. pi. -feotar aus *ue-uo{s)-atar; vgl. feiss cSchlafen\ Man beachte das analogische e der Reduplicationssilbe, da aus *ueuos- nach I § 66 S. 56f. *uouos- hatte werden sollen. 877. Auf Grund von charakterisierten Prasentia entstandne Perfecta (vgl. § 847). in-roigrann cich verfolgte3 zu in-grennim von W. ahredh- (§ 628 S. 995). do-sefainn 'pepulit3 3. pi. do-sefnatar, wenn das Prasens sennim § 613 S. 983 richtig auf *suem-no zuriickgefuhrt ist. ro nenasc cich band, verpflichtete3 zu nascim von W. nedh- (§ 675 S. 1036). ad-gen 'cognovi5 3. sg. -geuin 1. pi. -genammar 3. pi. -genatar entstand auf Grund des idg. Perfects *ge-gn-o- (ai. jajnau gr. eyvurxa eyvtuoTai, wozu vielleicht got. *hai-kno, s. S. 960 Fussn. 1), von W. gen-. Der Plural lasst sich noch unmittelbar auf diese Gmndform beziehen. Die 1. und 3. sg., die auf *ge-gn-a und *ge-gn-e weisen, waren jiingere Neubildungen. Vgl. im ai. Paradigma die Formen jajtiimd jajnivas- neben jajnau etc. (§850 S. 1217). 878. Die Reduplicationssilbe hatte meist deutlich den Vocal e, z. B. ro ge-gon ge-guin wie gr. Tts-cparai, ro ce-chan ce-chuin wie lat. ce-cinl. Durch Dissimilation ging nach dem Prafix ro der anlautende Consonant der unbetonten Reduplicationssilbe verloren, worauf der e-Vocal dieser Silbe mit dem o von ro zu dem echten Diphthong oi contrahiert wurde (I S. 484 Fussn. 1). Von den genannten Beispielen gehoren hierher do-roigu aus *-ro-gegu, in-roigrann. Andre Beispiele sind for-roichan neben ro cec/ian, fo-roiblang neben ro leblang, arob-roinasc neben ro nenasc, fo-roichlaid neben ro cechladatar. Durch eine nicht mehr genauer zu controlierende Neubildung kam u in die Reduplicationssilbe in ro chuala aus *cu-clou-a; das mcymr. ci-glef(3. sg. ci-gleu) gibt iiber das Alter des ir. cu- keinen Aufschluss, da sein ci- mehrdeutig ist. Es scheint im Ir. auch i bei »-Wurzeln in der Reduplication
§ 878.]
Das Perfect. Keltisch.
1247
vorgekommen zu sein: ro lil ^dhaesit" praes. lenim W. lei-, ro giuil c adhaesit J praes. glenim W. glei-, do-rad-chiuir c redemit' 1. sg. -cher praes. crenim W. qrei- (§ 598 S. 973f., § 604 S. 977). Uber diese sohwierige Gruppe von Perfectformen haben zuletzt Thurneysen Kuhn's Zeitschr. X X X I 89 und E.. Schmidt Idg. Forsch. I 62 f. gehandelt 1 ). Die zunachst vorauszusetzenden Urformen zeigen die Personalendungen unmittelbar hinter der wuTzelanlautenden Consonanz, 3. sg. *li-l-e *gi-gl-e *ki-7tr-e, 1. sg. *ki-kr-a [-cher) 3. pi. *li-l-ontor [leldar). Auch das Perfect zu renim Verkaufe3 (aus *pr-na-mi von W. per-, § 598 S. 973) zeigt diese Perfectbildung, 3. sg. ro rir = *pi-pr-e (aus diesem zunachst *ir, wofiir rir nach § 476 S. 858), wahrend man '' reir = *pe-pr-e (mit starker Stammform *pe-por-e) erwartet. R. Schmidt vermutet, aus diesem *pe-pr-e und aus *H-Io(i)-e etc. sei, bei gleichartiger Prasensbildung, durch gegenseitige Ausgleichung *pi-pre und *li-le etc. geworden. Sollte nicht vielmehr ein redupliciertes Prateritum *pi-pr-e-t nach Cl. IV dem -rir zu Grunde gelegen haben? Nach Thurneysen war ja der Conj. dieser Prasensclasse durch die Futura wie do-ber vertreten (§ 565 S. 945), und dass die kelt. Perfecta zum Theil wahrscheinlich aus themavocalischen Praterita (Aoristen und Imperfecten) hervorgegangen waren, werden wir in § 879 sehen. Auch -duir liesse sich auf *qi-qr-e-t zuriickfiihren, da die c Wurzer qrei- vermutlich eine Weiterbildung von qer^ a c h e n 3 war 2 ). Hatte -rir (und -duir) diesen Ursprung, so machen -HI u. s. w. keine Schwierigkeiten mehr. t-anac ich kam 3. sg. t-anaic zu ai. anqsa, zugleich mit gr. sv-rjvsyx-rai. zu vergleichen, falls sv- nicht Reduplicationssilbe, sondern die Proposition sv war. S. § 846 S. 1211, § 858 S. 1228. 1) Thurneysen theilt mir mit, dass er seine Auffassvmg gegenuber der von K. Schmidt nicht aufrecht erhalte und diese als im wesentlichen richtig anerkenne. 2) S. Per Persson Stud, zur Lehre von der Wurzelerweiterung S. 108 (wo ir. taid-chur 'redemptio' zu streichen ist, da es, wie rnich Thurneysen belehrt, vielmehr 'Kiickkehr' bedeutet). Brugraann, Grrundriss. II, 2. 79
1248
Das Perfect. Keltisch.
[§ 879—880.
879. Neben den reduplicierten Perfecta erscheinen nicht wenige reduplicationslose. Zu den bereits aufgefiihrten do-rochair, ro boi, ad-con-dairc, im-chom-arc-air, ro tdich seien noch genannt: 3. sg. ro scaich zu scuchim Sveiche', ro gaid zu gudim cbitte3, 1. sg. fo-ro-damar aus -ddmar zu fo-daim ''patitur3,
3. sg. du-fu-tharcair cwiir. Dass in diesen Formen eine Reduplicationssilbe auf keltischem Boden geschwunden sei, ist unerweislich. Wie ro-mldar (§ 848, 3 S. 1214) werden sie von Anfang an reduplicationslos gewesen sein, -dairc liesse sich mit ai. darl-i-vas- (§ 848, 2 S. 1213) zusammenstellen. Leider lasst sich nun nicht entscheiden, ob der in den Pluralformen des ir. Perfects, z. B. ro cechnammar cechnaid cechnatar, vor der Personalendung auftretende Vocal der thematische Vocal war oder idg. a ( = urkelt. a); fiir die 1. pi. kommt ausserdem noch in Frage, ob nicht a auf sonantischem. Anlaut der Personalendung [-mm-) beruhte. Waren es, wie das wahrscheinlichste ist, themavocalische Bildungen, so diirften unter jenen reduplicationslosen Formen themavocalische Praterita gewesen sein, z. B. lasst sich -dairc mit gr. e'Spaxs, boi mit ai. dhhavat identificieren; auch macht do-cer cceciditD neben do-rochair den Eindruck eines solchen Prateritums. Man vergleiche die im lat. Perfect ansassigen Aoriste wie scidit = ai. dchidat (§ 867, 5 S. 1235). In § 878 S. 1247 vermuteten wir einen reduplicierten themavocalischen Aorist in -rir. In der 3. sg. mussten im IT. die urspriinglichen Ausgange *-e (perf.) und *-e-t (themav. praet.) zusammenfallen, ebenso in der 1. pi. -9-m- (ai. -i-md), -mm- (got. -um) und -o-m-, und das kann die Vermischung der verschiednen TempoTa herbeigefiihrt haben. 880. Von der idg. Abstufung der Wurzelsilbe ist nicht viel iibrig geblieben. Innerhalb des ind. act. war im Air. die Ablautsverschiedenheit zwischen Sing, und Plur. ausgeglichen, z. B. 3. sg. ro geguin Vulneravit, trucidavit3 aus *gegon-e (ai./aghan-a) 2. pi. ro gegnaid aus *gegon- (ai. jaghn-d). Dagegen zeigen die alten Media noch zum Theil die ihnen von Haus aus
§880—882.]
Das Perfect. Germanisch.
1249
zukommende schwache Stammgestalt, z. B. ro genar natus sum3 aus *ge-gn-, wie ai. ja-jn-k. Auffallend ist der Vocalismus von ro taich neben techim c fliehe3, ro raith neben rethim laufe 3 , vgl. ro scaich zu scuchim, ro gdid zu gudim. Ausser ro niidar zeigen sammtliche unredupl. Praterita bei einconsonantischem Wurzelauslaut -a-. 881. Inbezug auf die Personalendungen bleibt noch zu bemerken, dass die 1. und 3. pi. deponential gebildet wurden (-ammar und -atar). Germanisch. 882. Ich gebe zunachst noch einmal die in § 846 angefiihrten und mit Perfecta der andern Sprachen verglichnen Formen. Got. ga-tar cer zeniss, zerstorte3 -ferun, ahd. zar zarun. Got. man c gedenkt, will3 munuti, aisl. man muno. Got. qam 'kam 3 qemun, ahd. quam quamun. Got. ga-pars Verdorrte 3 -paursun. Got. ga-dars cwagt3 -daursun, ahd. gi-tar -turrun. c Got. varp waid3 vaurpun, ahd. icard wurtun. Got. hlaf cstahl3 hlefun. Got. band cband3 bundun, ahd. bant buntun. Got. gataih czeigte an, erzahlte3 -taihun, ahd. zeh zigun. Got. bait c biss3 bitun, ahd. bei^ bi^un. Got. laihv 'lieh 5 laihvun, ahd. c leh liwun. Ahd. seh seihte sigun. Got. Jcdus cpriifte, wahlte 3 kusun, ahd. Jcos Jcurun. Got. ana-bdup centbot, befahl3 -budun, ahd. bot butun. Got. bdug cbeugte3 bugun, ahd. boug bugun. Ahd. rdfi cweinte3 ru^un. Aisl. svaf "^schlief" svdfo. Got. gac 3 vag bewegte -vegun, ahd. ivag wagun. Got. sat csass3 setun, ahd. safi safiun. Got. sai-so 'sate3 sai-soun. Got. skai-skdip c schied, trennte 3 skai-skdidun. Got. stai-stdut cstiess3 stai-stdutun. Der idg. Accentunterschied zwischen Sing, und Plur. (vgl. ai. veda : vidma, cakdra : cakrmd) tritt noch an den consonantischen Verschiedenheiten im Wurzelauslaut in ahd. ward : wurtun, zeh : zigun, kos : kurun u. dgl. hervor (I § 530 S. 389 f., § 581 S. 435f.). Ob die Endung der 1. pi. ind. -um idg. -mme reprasentierte oder im Anschluss an das -un der 3. pi. fur idg. -me oder -3-me eingetreten war, bleibt zweifelhaft, s. § 844 S. 1206 f. 79*
1250
Das Perfect.
Germanisch.
[§ 882—883.
Ausser dem ind. perf. bewahrte das German, den Opt., z. B. 1. pi. got. vit-ei-ma ahd. wi^-l-nies, got. skaiskdid-ei-ma. Dazu kommen eine vereinzelte Conjunctivform, das imperativisch gebrauchte got. ogs cfiirchte:i (zu ind. og cer fiirchtet') und einige vom Particip aus gebildete Substantiva, wie got. ber-us-jos 'Eltein' und ags ejesa ejsa as. ecso cEigentiimer3 (§ 136 S. 417, Johansson Beitr. z. griech. Sprachkunde 134). — Die germanischen Perfecta zerfallen in zwei Hauptgruppen, reduplicierte (I) und reduplicationslose (II). 883. I. Die Reduplicationssilbe der idg. reduplicierenden Perfecta hielt das Gotische deutlich erkennbar fest, doch nur bei Wurzeln, die vom Standpunkt des Germanischen aus nicht der e-Reihe angehorten1). Alle got. Reduplicationssilben zeigen ai, das vor h und r lautgesetzlich aus i = uridg. e entstanden war, z. B. hai-hdit rai-rop (I § 67 S. 59), und sich von da aus verallgemeinert hatte, z. B. skai-skdip fur lautgesetzliches * ski-skdip. Die Lebendigkeit dieses Bildungselementes bekundet sich deutlich an den Neubildungen ai-duk (== aisl. jok § 885) zu duka Vermehre3 und af-aidik zu af-dika Verleugne, sage ab3 (§ 473 S. 854). Die Wurzelsilbe dieser redupl. Formen war immer im Plur. dieselbe wie im Sing., die starke Stufe dieses Numerus war verallgemeinert. skai-skdip skai-skdidun: ai. ci-cheda ci-chidur, W. skhait- skhaid-. stai-stdut stai-stdutun: ai. tu-toda: tu-tudur, W. [s)taud-. fai-flok cer beklagte3 fai-flokun: gr. dor. irs-ida-fe, praes. floka Cl. II A gegen lit. piaku Cl. I I B , W. plaq- plag- (§ 534 S. 929). sai-so 'sate' sai-idun: gr. dor. acpe'toxa, praes. saia aus Yse-id, vgl. gr. t-rj-fu, W. se- so-; saisoun erweist sich gleichwie lailoun csie schmiihten3 auch durch den von consonantisch auslautenden Stammen herubergenom1) So — vom Standpunkt des Germ, aus — mussen wir uns auadrucken, weil in die Analogie dieser Perfeeta einige Perfeota von solchen Wurzeln hineingerieten, die vom Standpunkt der uridg. Periode aus e-Vooalismus hatten, z. B. got. vaivald zu valda Valte' aus *uldho von W. uel-.
§883—885.]
Das Perfect. Germanisch.
menen Ausgang -un als unurspriinglich. lotun, praes. leta, W. led- (§ 521 S. 919).
1251 lai-lot
liess
lai-
884. Solche got. reduplicierte Perfecta entsprangen auch von erweiterten Wurzeln oder charakteiisieiten Prasentien aus (vgl. § 847. 889. 891). vai-vo Svehte3: ai. va-vciu von u-e- Svehen3, praes. vaia = ue-io (§ 587 S. 961, § 735 S. 1086). fai'-fdh cfuig fai-fahun (vgl. ahd. Jiang fiangun § 885) zu praes. faha (ahd. fahu) aus *far3jo} wahrscheinlich ein Nasalpriisens von W. pah- (§ 632 S. 999, § 634 S. 1002). fai-falp cfaltete3 fai-falpun zu praes. falpa Gf. *pl-to (§ 680 S. 1040); hai-hald chiitete, weidete 3 zu praes. halda Gf. *kl-to (§ 685 S. 1042). vai-vald Svaltete3 vai-valdun zu praes. valda Gf. *id-dhd (§ 689 S. 1046); ga-rairop Svar auf etwas bedacht" -rairodun zu praes. ga-reda Gf. *re-dho (§ 689 S. 1047). sai-salt 'salzte* zu praes. sal-ta = lat. sallo aus '*sal-do (§690 S. 1047). 885. Im Westgerman. und im Nordischen zeigen sich nur wenige klare Reste des reduplicierten Typus. Die wichtigsten in Betraeht kommenden Formen sind folgende. Zunachst einige ags. Formen wie reo-rd = got. rai-rop, (leo-rt = lai-lot,) leo-lc Sprang 3 = lai-ldik mit Verlust des langen Vocals der letzten Silbe wie in hwylc Velcher?' sioylc 'soldier 3 = got. hvileiks svaleiJcs. Unsiehrer sind die seit Bopp oft als reduplicierte Formen angesehnen ahd. alemann. 3. pi. ind. pleru^un 3. sg. opt. ca-pleru^i zu praes. bluogu 'opfre', 3. sg. ind. ki-skrerot zu praes. scrotic "schneide3 (= got. *skrauda), 3. sg. ind. sterofi zu praes. stdgu cstosseD. Nach Holz (Urgermanisches geschlossenes e S. 28) ware *ske-skrod- zu *skre-skrod- *skre-rod- geworden, *be-blot- zu *ble-blot- *ble-lot- *blerot-; so habe sich ein Perfecttypus mit r gebildet, der *sterot- statt *ste-stot- habe entstehen lassen. Vgl. hiergegen Zarncke Paul-Braune's Beitr. XV 350 if., dessen Deutung aber grosseren Bedenken unterliegt als die Holz'sche.
1252
Das Perfect. Germanisch.
[§ 885.
Aisl. sera cich sate' aus *se-zo- = got. sai-so; sera wurde im Sing, wie ein schwaches Prateritum flectiert (wie auch got. 2. sg. saisost vielleicht auf Grund eines *saisos entstanden war), im Plur. serom. Aisl. jok cich vermehrte1 (pi. Jokom) aus *eauka = got. ai-duk (§ 883 S. 1250). Gewbhnlich erscheinen in diesen Dialektgebieten gegeniiber den got. reduplicierten Perfecta scheinbar andefs geartete Formen, iiber die in letzter Zeit besonders Ljungstedt, Ottmann und Holz in den S. 1204 (Fussn.) genannten Schriften gehandelt habenx). Die Thatsachen des Ahd. sind folgende: 1. Verba, die im Prasens ou oder o = got. du, und die, die im Prasens uo = got. o hatten, zeigen statt des zweisilbigen reduplicierten Stammes des Gotischen einen einsilbigen mit eo, woraus io ia ie. leof liof liqf lief l i e f leofun liofun zu praes. loufu: got. hai-hlaup hai-hldupun. stiofi ^tiess3 stiofttm zu praes. sto^ii: got. stai-staut stai-stdutun. [h)riof crief [h)riofun zu hruofu. 2. Die andern Verba zeigen statt des zweisilbigen reduplicierten Stammes des Gotischen einen einsilbigen mit e, woraus ea ia ie (I § 75 Anm. 2 S. 66): a. hiafi chiess' hia^un zu praes. heifru: got. hai-hdit haihditun. sciad cschied zu sceidu: got. skai-shdip. b. jiald cfalteteD Jialdun zu praes. faldu: got. fai-falp faifalpun. Malt 'hielt3 zu haltu: got. hai-hald. wialt Svaltete3 zu waltu: got. vai-vald. sialz 'salzte3 zu salzu: got. sai-sali. Jiang 'ring1 Jianguti TAX fdhu: got. fai-f ah fai-fahun\ die Verschiedenheit h : g zwischen der got. und der ahd. Form erklart sich daraus, dass infolge urspriinglicher Betonungsverschiedenheit einst der Sing, h, der Plur. g hatte (vgl. § 882 S. 1249). fial 'fie!" fialun zu fallu aus "fal-no, wial Vallte, kochte3 ivialun zu wallu aus *ual-no, s. § 614 S. 983; /aus II infolge der vorausgehenden Vocallange. spian cspannte3 spianun zu spa-nnu, s. 1) Uber Holz' Erklarungsversuch vgl. Holthausen Anzeig. f. deutsch. Altert. 1891 S. 187 und Sievers Paul-Braune-Sievers' Beitr. XVI 252 ff. Ljungatedf a Arbeit iet mir nicht zuganglich, seine Ansichten kenne ich nur aus Recensionen und andern Anfuhrungen.
§ 885—886.]
Das Perfect.
Germanisch.
1253
§ 654 S. 1017; n aus nn aus gleichem Grund. iar 'pfliigte' iarun (part, gi-aran) zu er-iu 'pfliige* (zu got. arfa ist das Perf. nicht belegt), s. § 723 S. 1078. c. &g cliess3 liafiun zu lafiu: got. lai-lot lai-lotun. rial c 3 riet zu ratu: got. rai-rop. sliaf cschlief zu slafu gegeniiber got. sai-zlep sai-slep praes. slepa. Anm. sau *sae' trat in die achwache Conjugation fiber, daher praet. scita (part, gi-sait) gegenuber got. sai-so. S. Braune Ahd. Gr.2 § 351 Anm. 3 S. 249, § 359 Anm. 3 S. 254.
Dass diese Perfectbildungen, die im grossen und ganzen in den andern westgerm. Dialekten und im Nordischen wiederkehren, zum Theil wenigstens irgendwie aus den reduplicierten Formen, wie sie im Gotischen vorliegen, hervorgegangen waren, unterliegt kaum einem Zweifel. Doch ist das Wie noch nicht klar ermittelt. Am ehesten kann man die eo-Praterita als gedeutet bezeichnen. Es ist wahrscheinlich, dass ihr Bildungstypus an den mit au- anlautenden Verba entsprungen war: 1. sg. *e-auka (got. aiduk) wurde *eoka *eoka (aisl. jok); naeh *eoka neben praes. *auko wurde dann zu *hlaupo laufe3 das Perf. *hleopa (ahd. leof aisl. Jiljop) gebildet u. s. f. Ljungstedt sieht in der ganzen hier in Rede stehenden Perfectclasse theils idg. redupl. Perfecta, theils Aoriste und Imperfecta, wie er auch z. B. aisl. kom 'kam5 (neben kvam got. gam) als alten Aorist betrachtet. 886. Ein redupliciertes Perfect war vielleicht das westgerm. Prateritum von W. dhe- csetzen, thun": ahd. ind. 1. 3. sg. teta (2. sg. tati) pi. tatum tatut tatun opt. 1. 3. sg. tati] as. 1. 3. sg. deda 2. sg. dedos pi. dedun und dadun opt. dedi und dadi; ags. dyde dydes(t) u. s. w. wie nerede, aber im Plur. auch dcedon.
Es ist unklar, ob man dieses Prateritum an das idg. Perfect (ai. dadhau) oder an das idg. Imperfect (ai. ddadhat gr. eTHh], s. 539 S. 933, § 545 S. 937) oder an beide zugleich anzukniipfen hat. Jedenfalls kann aber die 1. 3. sg. ahd. teta ai. deda nicht der ai. Medialform dadhe gleichgesetzt werden. Dabei macht das y von ags. dyde Schwierigkeit. Sievers
\ 254
Das Perfect.
Germanisch.
[§ 886—887.
in Paul-Braune-Sievers' Beitr. XVI 236 erschliesst einen Opt. *du-d-i-. So kame man auf ein schwaches Prateritum eines Stammes du-, iiber den Wilmanns Zeitschr. f. d. Alt. XXXIII 425 zu vergleichen ist. Das *ded- im Gebiet der schwachen Formen, das mit dem got. -dedum der schwachen Praterita zusammenzuhangen scheint, diirfte sich am ungezwungensten bei der Voraussetzung erklaren, dass es einmal im German, ein den ai. dd-dh-a-ti lit. de-d-ic (§ 540 S. 934, § 561 S. 943) entsprechendes Prasens gab; tatum war dann eine Neubildung nach gdbum u. dgl. Was Johansson Kuhn's Zeitschr. XXX 550 und Holz a. O. 44 vorbringen, befriedigt nicht. Anm. Collitz The Amer. Journ. of Phil. IX 51 und Johansson a. O. S. 549 sehen in got. iddja fging eine 1. sg. perf. med. = ai. *iy-e (vgl. act. 3. pi. ly-ur). Diese Deutung scheitert schon daran, dass es eine uridg. perfectische Stammform it- nicht gegeben hat; ai. ly-ur war eine ar. Neubildung, s. § 851 S. 1220. Uber iddya s. § 478 S. 801, § 587 S. 960, § 592 S. 965.
887. II. Wir wenden uns zur zweiten Hauptgruppe der german. Perfecta, den allgemeingermanisch reduplicationslosen, die wieder in zwei Classen zerfallen, die innerhalb ihres, des perfectischen FoTmensystems nicht ablautenden (A), wie got. skof skobun opt. 1. pi. skobeima, und die ablautenden (B), wie got. man munun muneima qam qemun qemeima. Ein Theil dieser Perfecta, die sog. Praterito-prasentia, hielt die uridg. Function des Perfects als perfectum praesens fest und wurde nicht historisches Tempus, z. B. got. og cfurchteD dih chabe' vdit cweiss' man cmeineJ. Sie vergleichen sich den lat. memini odi. Ihrer syntaktischen Sonderstellung entsprachen morphologische Besonderheiten. 1. Im Ind. fehlte den auf einfache Consonanz schliessenden Wurzeln der e-Reihe die eForm, vgl. got. man munun skal skulun gegen qam 'kam5 qemun, stal cstahlJ stelun. 2. Die prasentische Bedeutung erforderte fur sie einen Inf. und ein Part. Als solche fungieiten themavocalische Formen der Prasensclasse II und zwar Formen der Cl. II B bei den ablautenden, z. B. dihan dihands zu dih 'habe3, aber vitan vitands zu vdit. Von den Fonnen der Cl. I I B war ein Theil aus vorgermanischer Zeit mitgebracht: vitan
§ 887—888.]
Das Perfect.
Germanisch.
1255
munan skulan ga-daursan (§ 532 S. 927 f.). Das neben og "fe stehende un-agands ''furchtlos3 verhielt sich zu diesem wie usanands "Wshauchend1" zu us-on chauchte ausD. 3. bedurften sie neben sich eines Vergangenheitstempus. Als solches wurden c schwache Praterita3 gebiaucht, z. B. got. vissa ahd. wissa wessa zu vdit wet ft, got. ga-daursta ahd. gi-torsta zu ga-dars gi-tar. Waren, wie man angenommen hat, ahd. wiss-um, -ut -un Formen des s-Aorists, so stiinden sie zu wei^ ebenso, wie im Griech. -flOfisv flaie f;oav i'aav zu o!8a (§ 821 S. 1180, § 827 S. 1186, § 863 S. 1231). Den auf dem idg. Perfect beruhenden Prateritoprasentia schlossen sich in der Flexion mehrere Prasentia an: Drei oder vier der wew-Classe: got. hun-nu-m ahd. un-nu-m as. *dur-nu-m, denen nach der Analogie der Perfectsingulare die Formen kann an darn beigegeben wurden, s. §646 S.1013f. Dann war got. ahd. mag Vermag, kannJ pi. magun wahrscheinlich aus einem Prasens der Cl. IIB *majo = aksl. mogq 'kann3 (§ 523 S. 921) umgebildet; zur Wurzel der gr. pjx0? [j-T^avYj dor. fia^ava gehorig, miisste es als urspriingliches Perfect *mog *mogun lauten. Die Umbildung zum Perfect erklart sich leicht aus der Bedeutung. Zu den Formen magan magands stellte man mag magun nach dih digun neben dihan dihands, ga-mot -motun neben -motan -motandsl). Das im Westgerm. neben maj- auftretende muj-y z. B. ahd. mugun neben magun, beruhte auf einer jiingeren Neubildung, wie Osthoff PaulBraune's Beitr. XV 213 ff. zeigt. Anm. Osthoffa. O. S. 217 f. halt mag fur echtes Perfect und nimmt Ausgleichung von *mog magun zu Gunaten der echwachen Stammgeatalt an. Dem widersprechen og ogun (neben un-agands) dih digun (neben ai. is-) skof skobun (neben skaban) u. s.w., die alle die Singularstufe verallgemeinert zeigen (§ 888).
888. Gruppe IIA. Die seit urgermanischer Zeit nicht ablautenden reduplicationslosen Perfecta zeigen (von dem soeben erlauterten mag abgesehen) in der Wurzel ai oder o. 1) In ahnlicher Weise fiihrte flexivische Uberstimmung von ich praet. braucht(e) mit ich muss wir Bildung der 3. sg. er branch (statt
im rheinfrank. Dialekt des Nhd. die brauch(e) wir brauche(n) inf. brauche{n) musse(n) inf. miisse(n) praet. musst(e) zur er braucht) nach er muss.
1256
Das
Perfect. Germanisoh.
[§ 888.
ai nur in got. aih Tiat3 pi. digun (durch Ausgleichung auch dig und dihun) ahd. pi. eigun (vom Participialstamm *aij-usaus entstand ags. ejesa ejsa as. ecso, s. § 882 S. 1250): ai. med. is-e, s. §848 S. 1212. Wie diese ai. Form zeigt, war im Germ, der Singularvocalismus verallgemeineTt, digun fiir Hgun oder Hgun. Dass aih im Gegensatz zu af-aidik skai-skdip u. s. f. (§ 883 ff.) kerne Reduplication hatte, lasst schliessen, dass diese von vorgerm. Zeit her fehlte, und sichert die unmittelbare Zusammengehorigkeit mit dem ar. Verbum. Inf. dihan part. dihands waren germanische Neuschopfungen (vgl. die themavocalischen ai. il-a-te av. is-a-ite, § 854 S. 1224). Sonst o, der verallgemeinerte Singularvocal. Die hierher fallenden Perfecta gehoren vom Standpunkt des Germanischen aus alle zu Wurzeln einer a- oder o-Reihe. Got. shof 'schabte* shobun ahd. scuob scuobun aisl. shof shbfo zu praes. skaba scabu shef: lat. scabi zu scabo. Got. hof 'hoV hofun (fiir *kobun) ahd. huob (fiir *huqf) huobun zu praes. hafja heff[i)u: lat. capio. Ahd. int-suab 'merkte* -suabun zu praes. int-seff{i)u: lat. sapid. Got. «^Oj6 'schadete 3 skopun zu praes. skapj'a: vgl. gr. &-ax7j&vj? "^schadlos3 (TJ = a). Got. us-on c hauchte aus5 -onun zu praes. us-ana: ai. awa, vgl. gr. avsfio-? c Wind' ^vs^dsis Svindig5 (7] aus a). Aisl. ok cfuhrD oho zu praes. eh: gr. -\ys. y;yfiat (7) aus a) ai. a/a. Ahd. Z»MO7« 'backte 3 buohhun zu praes. bahhu (Cl. I I B ) neben 6acfe (aus *bah-no Cl. X I I I § 614 S. 983): gr. Tcstpcuyjxai praes.
§ 888—890.]
Das Perfect. Germanisch.
1257
lira; c Wort\ Bei den meisten Verba dieser Art, wenn nicht bei alien, wird zunachst das Prasens a bekommen und dieses die Bildung eines Perfects mit o nach der Analogie von skqf skobun neben skaba zur Folge gehabt haben. S. § 509 S. 909. for und mol brauchen nicht im Anschluss ans Prasens entsprungen zu sein, wenn sie aus einer Zeit stammen, wo diese ganze Perfectclasse im Plur. des Indie, u. s. w. noch die schwache Stammgestalt hatte. Es konnen damals *far- und *mal- = *pf- und *ml- die schwaehen Perfectstamme gewesen sein. Zu ihnen waren dann zunachst die Sing, for nidi geschaffen worden, wie im Griechischen [isjxotXs fur 'JJEJAOXS nach Formen mit [i£-p.aX- (§ 859 S. 1229), weiter wiederum forun niolun nach dem. Sing. 889. Einige Perfecta dieser Classe entstanden von erweitexten Wurzeln oder charakterisierten Prasentien aus (vgl. § 847. 884. 891). Ahd. spuon lockte, reizte3 zu spanu (§ 614 S. 983); nhd. buk fiir mhd. buoch ahd. buoh nach backe ahd. backu aus *bak-no (§ 888 S. 1256). Got. vohs ahd. wuohs c wuchs 3 zu vah-s-ja wahsu (§ 657 S. 1021). Ahd. wuosc cwuschJ zu wascu wahrscheinlich aus *uat-sko (§ 676 S. 1036). Got. stop ahd. -stuot stuont 'stand3 zu sta-nda sta-ntu cstehe3 (§ 634 S. 1002, § 685 S. 1043). Ahd. luod zu (h)la-du ags. hla-de clade, belaste3 (§ 689 S. 1047). 890. Gruppe IIB. Die seit urgermanischer Zeit ablautenden reduplicationslosen Perfecta waren von Wurzeln der e-Reihe gebildet. Wir zerlegen sie in zwei Classen, je nachdem die Prateritoprasentia im Ablaut mit den andern Formen Hand in Hand gingen oder nicht. Die meisten von den folgenden Beispielen erwiesen sich oben als aus uridg. Zeit mitgebracht. 1. Got. bait 'biss* bitun opt. 1. pi. biteima ahd. beifi bififtun aisl. belt bito bitem. Pr.-pr. got. vdit "Weiss3 vitun ahd. wififiim aisl. veit vito. Got. -bdup cbotJ -budun ahd. hot butun aisl. baud budo. Pr.-pr. got. ddug ctaugt3 ahd. toug tugun.
j[258
Das Perfect.
Germanisoh.
[§ 890—891.
Got. band 'band3 bundun ahd. bant buntun aisl. batt bundo. Got. varp Vard3 waurpun ahd. ward wurtun aisl. vard urdo1). Pr.-pr. got. ga-dars 'wagt3 -daursim ahd. gi-tar -turrun. 2. a. Perfecta mit Prateritalbedeutung. Got. bar 'trug' berun ahd. bar barun aisl. bar boro [baru). Got. qam ckamJ qemun ahd. quam quamun aisl. A^am kvgmo (kvamu). Got. «?£ c sass3 seto ahd. sag sagww aisl. sotf soto (satu). Got. §ra& c brach3 brekun ahd. 6r«A brahhun. Got. /TOA cfragte3 frehun aisl. / r « /ro#o (fragu). Eine Neubildung nach dieser Classe war u. a. got. 5«y5 cbat3 SeJM^^ ahd. bat batun zu praes. bidja bitt[i)u von W. MCT^- (§ 722 S. 1077). b. Prateritopiasentia. Got. shal csoir shulun ahd. *ca^ sculun aisl. s^;«/ skolo. Got. ?waw ""meint3 munun aisl. maw muno. Got. ga-nah 'geniigt3 *-nauhun ahd. gi-nah ags. pi. $e-nu£on (wahrscheinlich zu aksl. wes
§891—892.]
Las Perfect. Germanisch.
1259
lit. tenkti, inf. teh-ti (W. teq-) gehorige got. peiha ahd. dlhu c gedeihe 3 aus *peid-/o hatte uispriinglich ein peif. *para~^ *punjun, das nur noch durch ags. ctungon (vgl. part, je-ctungen as. gi-thungan) vertreten ist; die lautliche Umgestaltung der Prasensform fiihrte zur Bildung der Perfectformen got. pdih ahd. deh nach stdig neben steiga u. dgl. (I § 67 Anm. 2 S. 58). Zu Prasentia auf -mid aus -nu-o und auf -inrio aus -enu-o (§ 654 S. 1017 f.). Got. du-gann ^egann 3 -gunnun ahd. bi-gan -gunnun zu du-ginna bi-ginnu = ai. hi-nva-ti. Got. rann c rann, rannte 3 runnun ahd. ran runnun zu rinna rinnu = ai. ri-nvami idg. *ri-nu-o oder = idg. *r-enub. Ahd. £raw "sonderte mich ab3 trunnun zu trinnu = idg. *dr-enuo. Wurzel mit s-Erweiterung (§ 664 S. 1026). Got. -pans 'zog3 -punsun ahd. cfews dunsun zu pin-sa din-su, W. few-. Ahd. 5«^(/) ^bellte3 bullun zu fo7/« = *bhel-sb. Got. fra-ldus Verlor1 -lusun ahd. vir-los -lurun zu -liu-sa -liu-su c verliere\ Zu dem s^-Prasens ahd. ir-lisku "Wlosche3 das Perf. ir-lask *-luskun (§ 676 S. 1036). Wurzel mit tf-Erweiterung (§ 685 S. 1042 f.). Ahd. jlaht t flocht:> Jiuhtun zu Jiih-tu; fahl "focht' fuhtun zu fiJi-tu^). Got. ga-vap cband3 -vedun ahd. wat watun zu ga-vida witu, Gf. wol *ui-to. Vgl. das zu einem ^-Prasens mit Nasalinfix gehorige Perfect got. vand S. 1258. Wurzel mit «/A-Erweitemng (§ 698 S. 1051 f.). Ahd. brat(t) c schwang, ziickte3 bruttun ags. breejd brujdon zu brittu breg-de. Zugleich mit Binnennasal ahd. scrant von sqer-dh- S. 1258. Wurzel mit d-Erweiterung (§ 699 S. 1052). Got. gout c goss3 gutun ahd. gdfi gufifiun zu giu-ta giu-^u. Ahd. flo^ 'floss3 Jlu^un zu Jliu-fiu. Got. svalt loste sich im Feuer auf svultun ahd. swalz swulzun zu svil-ta swil-zu. 892. Ausgleichungen zwischen perf. sg. und pi., wie sie in nhd. biss nach bissen, quoll nach quollen, banden nach band u. s. w. vorliegen (vereinzelt solches schon im Mhd.), begegnen 1) Mhd. pi. vlahten vahten wie auch im Ahd. schon brastun neben alterem brustun zu bristu 'breche'. Vgl. uber dieae Neuerung im perf. pi. Osthoff Z. Geseh. d. Perf. 119.
1260
Das Perfect. Germanisch.
[§892—893.
in den altgermanischen Dialekten erst verhaltnissmassig selten, z. B. ags. riom nomon gegeniiber ahd. nam tiamun1), aisl. of
ofo fur vqf ofo = ahd. wab wabun (aisl. vefa ahd. iveban Sveben"). 893. Wir haben die Gruppen IIA und IIB nunmehr nooh mit Riicksicht auf die Frage der mangelnden Reduplicationssilbe zu betrachten. Von idg. Urzeit waren reduplicationslos folgende Perfecta: 1. Die schwachen Formen wie got. setun metun qemun, s.§ 848, 3 S. 1214. Dass durch sie die Formen von der Art der ai. pa-pt-ur sedur = *sa-zd-ur verdrangt wurden, begreift sich daraus, dass durch die bei diesen lautgesetzlich entstandnen Abanderungen vielfach die morphologische Einheit des Paradigma's mehr oder minder gestort wurde, z. B. hatte die reduplicierte Form der 3. pi. perf. zu got. mitan *mintun (sg. mat) zu lauten, die zu got. saihvan *sisk(u)un (sg. sahv), die zu got. qipan *qaihtun (sg. qap), die zu ahd. jesan *Jirun (sg. jas), die zu ahd. lesen *littun (sg. las). Es heischte also derselbe Notstand Abhilfe, der im Ai. die Ausbreitung des Typus sed- yem- begiinstigte (§ 852 S. 1222). 2. Das Pr.-pr. got. dih und wahrscheinlich auch das dem ai. veda und dem gr. oloe gegeniiberstehende vdit, s. § 848 S. 1212, § 888 S. 1256. Ferner konnen als von Anfang an reduplicationslose Perfectformen 3. got. fr-et -etun ahd. ag aisl. at und 4. aisl. ok oko, got. on und off betrachtet werden, s. § 848, 3. 4 S. 1214 f. Speciell fur die Prateritoprasentia kommt auch in Betracht, dass die 3. pi. got. munun und ga-daursun vermutlich prasentische Injunctivbildungen waren, wie auch vitun als eine solche gelten darf, § 508 S. 909. Jene konnten mit man und ga-dars freilich erst dann paradigmatisch verbunden werden, als im Sing, die Reduplication beseitigt war. 1) nomon entstand lautgesetzlich und zog den Sing, in die Analogie von for foron hinuber.
§893.]
Das Perfect Germanisch.
1261
Bedenkt man weiter, dass unter den Formen wie skof (lat. sccibt) iibetdiess noch sehr wol einge gewesen sein mogen, die ohne Reduplication ins Germanische hineinkamen, so kann es nicht auffallen, dass die Reduplicationssilbe im Germanischen in so weitem Umfang aufgegeben wurde. Dass dieser Analogiepiocess nicht atich die Peifecta von hditan valdan und ahnl. ergriff, daif daiaus erklait werden, dass bei diesen Verben Prasens und Peifect im Vocalismus dei Wuizelsilbe iibeieinstimmten und demnach diese Tempoia nach Wegfall dei Peifectieduplication nicht geniigend geschieden gewesen waren. Wie im Italisehen im Perfectsystem Prateritalformen unsrer Prasensclasse II B erscheinen (z. B. \dX.fid-i-t, § 867, 5 S. 1235), so auch im Westgerm. Es gehoien aus dieser Dialektgiuppe hierher die 2. sg. wie ahd. bifigi ags. bite cdu bissest3 (ai. dbhid-a-s lat. fid-i-t), ahd. zigi ags. tije cdu ziehest3 (ai. d-dis-a-s), s. § 532 S. 928, ferner vielleicht auch die wie ahd. mafii ags. mcete cdu massest3 (gr. s-fXYjo-e-o), s. §514 S. 915 f. Solche Formen waren von Anfang an sicher nur in beschiankter Zahl vorhanden. Im Urwestgerm. waren sie gleichlautend geworden mit dei 2. sg. opt., da deren Ausgang *-iz zu -i wurde, z. B. ags. bite als Opt. aus *bifiz. Und nach dem Muster von diesen Formen, die gesetzmassig optativische und indicativische Bedeutung vereinigten, wurden nun auch die zahlreichen anfanglich nur optativischen (wie etwa auch ahd. fiangi ags. fenje), zugleich indicativisch verwendet. Im Ahd. und As. aber wurde dann die 2. sg. ind. und opt. wieder differenziert, indem -i auf den Ind. beschrankt und im Opt. der Ausgang -Is {-1st), der seit urgerm. Zeit neben *-lz stand, durchgefiihrt wurde: ahd. ind. bifigi opt. bi%$s{t) gegeniiber ags. ind. und opt. bite. Dass die alten im Got. und Nord. erhaltnen Formen auf -t (-/>) wie got. bdist cbissest:> gaft ''gabst3 im Westgerm. verdrangt wurden, ist wol hauptsachlich dem Umstand zuzuschreiben, dass der der Personalendung vorausgehende stammschliessende Consonant so haufig verandert und dadurch die Form lautlich isoliert worden war (vgl. gr.TCTTOV&OCSU. S. f. mit -a? fiir -9a).
1262
Das Perfect. Baltisch-Slavisch.
[§893—894.
Diese westgerm. 2. sg. praet. scheint lediglich auf reduplicationslosen Prasensstammen zu beruhen. (Dass unter den Formen wie ahd. fiangi hia%i alte reduplicieite Formen von der Art der lat. te-tig-i-t gr. XS--/7.O-O-VTO gewesen seien, wird wol nicht nachzuweisen sein). Da sie aber erst im Westgerm. mit den Perfectformen verschmolz, so haben wir kein Recht anzunehmen, sie habe mit dazu beigetragen, die Reduplicationssilbe in Verlust kommen zu lassen. Durch Anschluss an das thematische Prasens entstanden ahd. alemann. eigames, warames (vgl. auch piranies fiir pirum). Baltisch-Slavisch. 894. Die Einbusse am vollen Bestand des idg. Perfectsystems ging in diesem Sprachzweig in umgekehrter Weise wie im Kelt, und Germ, vor sich: wahrend das Part, lebendig blieb, schwanden die Formen des verbum nnitum. Einen Rest von diesem bewahrte das Slavische in dem zu ai. veda gr. otSa got. vdit gehorigen aksl. ved-e cich weiss' mit der Medialendung, die hier wie im Lat. [tutud-i) die Activendung ersetzte. Eine prasentische Umbildung dieses Perfects war verm cich weiss3 3. sg. vestu; die Formen wie 2. pi. veste opt. 1. pi. vedimu impeT. veidi (welehe e fiir t durch Verallgemeinerung der starken Stammgestalt erhalten hatten) konnen noch als alte Perfectformen gelten, und ihre flexivisohe Ubereinstimmung mit Prasensformen wird die Hiniiberleitung der andern Formen in die Prasensflexion hervorgerufen haben. Die Participialformen sind alle reduplicationslos. Z. B. lit. Mrt-?s (praes. kertu c haue, schlage'), aksl. critu (praes. critq c schneideJ): ai. ca-krt-vds-. Lit. deg-es [degii 'brenne') aksl. zegu {zegq cbrenne3): ai. deh-i-vds- deh-iis-. Lit. da-ves [dMu cgebe'j aksl. da-vu (dami): ai. da-di-vds da-da-vds-. Preuss. signa-uns zu signa-t 'segnen3, aksl. zeU-vu zu zele-ti Viinschen', mit gr. xexoxvjw? vergleichbar. S. § 136 S. 417 f. Mit air. midar got. setun gehoren die lit. Participia wie sed-es (zu sedu csetze mich') zusammen. Ferner mit lat. edl got. fr-et das part. lit. "d-qs aksl. j'ad-u, und mit lit. fern, ed-us-i darf man %j-ns-i
§ 894—895.]
Tempusbildung. Periphrastische Bildungen.
1263
auf gleiche Linie stellen als die lautgesetzliche Fortsetzung des uridg. *ei-us-t. Auf welchem Wege die erstgenannten Participia wie kirtqs critu zu ihrer Reduplicationslosigkeit gekommen sind, ist bei den starken Einbussen, die das Perfectsystem in diesem Sprachzweig bereits in vorhistorischen Zeiten erlitten hatte, nicht mehr zu ermitteln. Jedenfalls aber geschah der Verlust ebenso wenig wie im Germanischen durch lautgesetzliche Wirkungen. Die TJbereinstimnmng in der ersten Silbe zwischen lit. I/'-fs hift-'qs u. dgl. einerseits und den zugehorigen Praterita ej-o kirt-o (§ 586 S. 959) anderseits hatte zur Folge, dass man zu de-jo sto-jo die part, dejes stofqs schuf. Ebenso die zwischen rnir-qs gim-es u. dgl. einerseits und mir-e glm-e (§ 593 S. 965) anderseits, dass man zu em-it das part, em-qs fur *im-es (preuss. immus- aksl. imu) bildete. Umgekehrt wurden nach den mit sed-qs gleichartigen Participia wie vem-qs (zu vemiii cerbreche mich3) ger-qs (zu geriu 'trinke') die Praterita veme gere mit e in der Wurzelsilbe geschaffen. Periphrastische Bildungen. 895. Wir nennen hier eine Anzahl von umschreibenden Ausdriicken, die zu mehr oder minder notwendigen Bestandtheilen der Conjugation der einzelnen idg. Sprachen wurden. Sie stammten zum Theil sicher aus der Zeit der idg. Urgemeinschaft, doch war damals noch keiner von ihnen zu einer Worteinheit zusammengewachsen. In den historischen Zeiten treten die in Betracht kommenden syntaktischen Verbindungen theils von Anfang an als einheitliche Formen auf, wie lat. fere-bam aksl. nese-achu, theils verlieren sie erst so zu sagen vor unsern Augen den Charakter eines syntaktischen Wortverbandes, wie ai. datasmi aus datd asmi1), theils gaben sie diesen Charakter iiberhaupt nicht auf, 1) Vgl. auch italien. canterb frz. chanterai aus lat. cantare habeo, serb. ubicu ('ich werde todten') = aksl. ubiti chostq, poln. dzialaiem -aies etc. ('ich habe gebaut') = dziaiai jesm, — jes etc. Brugmann, Grundriss. IT, 2.
gQ
1264
Tempusbildung. Periphrastiache Bildungen.
[§895—896.
wie lat. foetus sum, ahd. ward ginoman. Wo das Hilfsverbum gegeniiber dem Verbalnomen keine feste Stellung gewann, indem es bald hinter bald vor dasselbe zu stehen kam, war eine Verschmelzung zur Worteinheit nicht moglich. tjber das ganze idg. Sprachgebiet verbreitet ist deT Gebrauch der Participia, namentlich der part, praet. med. oder pass., als Pradicat, mit oder ohne Zusatz des Hilfsverbums esoder eines von semen Synonyma, wie ai. ista devdtah Verehrt sind die Gotter3 ista devata dsan Verehrt waren die GotteT3 (s. Delbriick Altind. Synt. 392 ff., Spiegel Altpers. Keilinschr.2 § 68 S. 189). Diesen pradicativen Gebrauch der Participia gab es sicher auch bereits in uridg. Zeit, besonders um einen dauernden Zustand als solchen deutlicher zu bezeichnen als er durch einfache Formen des verbum finitum bezeichnet werden konnte. In mehreren Sprachgebieten wurden diese •umschreibenden Wendungen stehender Ersatz fiir die einfachen Verbalformen, wie att. •yeypajxjj.svoi siot fiir ysypacpaTai, lat. actus est (vgl. gr. T^XTOU), got. gemelip ist 'yeYpowuTai1. 896. Altindisch. Ein umschreibendes Futurum, bestehend aus einem mit Suffix -ter- gebildeten nomen agentis (wie datdr- cdator3) und dem verbum substantivum, das aber nur fiir die 1. und 2. Personen erforderlich war, erscheint seit der Brahmana-Periode. In dieser war es von dem sid-Futurum (§ 752 S. 1096 f.) in der Function noch geschieden, indem es nur fiir etwas in einem bestimmten Zeitpunkt der Zukunft eintretendes ganz objectiv, ohne Absicht oder Hoffnung des Subjectes anzudeuten, gebraucht wurde. Nach dcitasmi aus data asmi wurde 1. pi. datasmas fiir datarah smas u. s. w. geschaffen (vgl. lat. potis sumus fiir *potes sumus), ein sichres Zeichen der Verschmelzung zu einem Wort. Auch Medialformen kommen vor, z. B. datasmalie. Vgl. § 122 S. 361. Ebenfalls erst in der historischen Sprachperiode wurde zu einer productiven Bildung das periphrastische Perfect, die Verbindung eines Casus auf -am mit cakara, asa oder babhuva, wie vida cakara Vusste", gamayq cakara Veranlasste zu gehen\
§ 896—898.]
Tempusbildung. Periphrastische Bildungen.
1265
Die Ausbreitung dieser Peifectbildung hatte in einem formalen Notstand ihren Grund. Man brauchte historische Priiterita zu solchen Perfeeta, die prasentisch gebraucht wurden, wie veda Veiss3 bibhaya cfiirehtet\ Ferner zu den Causativa und den Denominativa, die von Haus aus iiberhaupt kein einfaches Perfect hatten. Wiinschenswert waxen sie endlich da, wo das Perfect sich vom Prasens nicht deutlich genug unterscheiden liess, wie bei as- csitzen3. Nach vidam asam u. dgl. wurden vom Prasensstamm aus die Formen wie gamaydm (praes. gamdya-ti) bibhayam (praes. bi-bhe-ti) gebildet. A i m . Da bei diesen Perfeeta in der alteren Sprache fast ausschliesslich erst cakura als Hilfsverb vorkommt (babhuva noch gar nicht), so sieht Delbrilck Altind. Synt. 426 f. in -am den Ausgang des ace. sg. eines nomen abstractum auf -a (vgl. bhida 'Spaltung'). Der Ace. musste inflnitivartig erstarrt gewesen sein, als man fur cakura auch asa und babhuva verwendete. Indessen besteht ein so auffallender Parallelismus mit lat. are facio, are fid (Deecke Facere und fieri in ihrer Composition mit andern Verbis, Strassburg 1873), are-bam, fla-bam, ama-bam und aksl. nese-achii dila-achu, dass man die ai. Formen auf -am von den in diesen Verbindungen enthaltnen Casus auf -c und -a nicht wol trennen kann. Diese letzteren konnen kaum etwas andres als Instrumentale gewesen sein, wobei zu berilcksichtigen ist, dass die Formen auf -e theils zu den o-Stiimmen gezogen werden konnen (vgl. § 275 S. 627), theils, wie z. B. das pie- von ple-bam, zu c-Stammen von der Art der lat. quie-s gr. yp-'q b\xo-yXr] (§ 578 S. 953). Dass viddm in Verbindung mit cakura Ace. gewesen sei, mag sein, aber in Verbindung mit as- und bhu- durfte es Instr. gewesen sein. Dass vidam dieser Caaus gewesen sein kann, zeigen die Instrumentalformen wie aksl. rqkq (§ 276 S. 630f.) und ai. pratarmn (Hirt Idg. Forsch. 120). Vgl. noch 3. sg. imper. med. vidam § 968, 2.
897. Das Armenische hat mehrere periphrastische Bildungen, wie die Verbindung des part. aor. (activi und passivi) auf -eal mit em cbin3, wie gereal e ccepit, captus est3 gereal er c ceperat, captus eTat3 von gerel 'capere, gefangen nehmen\ 898. Griechisch. Von alter Zeit her standen ziemlich gleichbedeutend neben einander YsypaTtTai und -/sypajxfxsvo? sari, und im Att. wurde etwa von 400 v. Chr. an in der 3. pi. der umschreibende Ausdruck fur die einfachen Verbalformen auf -arai -aro obligatorisch: y£Ypct[j.[i.evoi zlol und ^aav. In den andern Tempora und Modi waren -aiai und -aro in diesem Dialekt schon friiher (durch -VTCU und -VTO) verdrangt worden. 80*
1266
Tempusbildung. Periphrastische Bildungen.
[§ 898—899.
Ein fut. ex. zum Ausdruck des in der Zukunft vollendeten und in seinen Wirkungen fortbestehenden, wie XeXei'^stai pspMjasTai (§ 756, 6 S. 1099), konnte nur im Medium und nicht von alien Verben gebildet werden. Fur das Activ und bei denjenigen Verba, die dieses Tempus zu bilden nicht fahig waren, musste zur Umschreibung mit SOTIXI und einem Part. gegriffen werden, wie xaraxexovw? soxai c er wird getodtet haben, als Morder dastehen3, xstaAsafiivov sotai ces wird vollendet sein3. Die Umschreibung des Perf. durch sjta mit dem Part., wie xpu^a? E/U> cich halte verborgen" (lat. abditum habed), gewann an Verbreitung durch den Umstand, dass bei gewissen Verben die einfache Perfectform fehlte, z. B. epaa&el? £yv> (Plato) zu spaw 1iebe\ o-yjaa? s/w (Soph.) zu larujfu cstelle3 (garrpa. war intrans.). Die Desiderativa auf -ast'to waren zuerst nur im part. act. vorhanden, z. B. o^si'cov czu sehen verlangend*. Diese Form war, wie Wackernagel Kuhn^s Zeitschr. XXVIII 141 ff. sehr wahrscheinlich macht, aus otjisi iwv cauf das Sehen ausgehend3 hervorgegangen; entsprechend £ofi(3aa£i(ov c einen Vertrag zu schliessen verlangend3 zu lufApasi?, dirodAa£si'u>v cbefreit zu werden verlangend' zu airaAAaiji;. Nachdem aus dem syntaktischen Wortverband ein einheitliches Wort geworden war, bildete man im Att. neben dem Part, auch Ind., Conj. u. s. w. Vgl. lat. eo mit dem Supinum, wie datum eo (ebenso umbr. aseriato eest cobservatum ibit"), aus welcher Verbindung der sog. inf. fut. pass, datum in erwuchs (Kiihner Ausfiihrl. Gramm. d. lat. Spr. I I 531 f.). 899. I t a l i s c h u n d K e l t i s c h . In beiden Sprachzweigen erscheint ein Prasens von bheu- Verden 1 mit einem vorausgehenden infinitivartigen Worte verbunden zur Bezeichnung der zukunftigen Handlung. Lat. are-bo vide-bo albe-bo, cuba-bo fla-bo planta-bo, (alat.) scl-bo audi-bo, t~bo da-bo, falisk. care-fo pipa-fo. Air. no charub Verde lieben' aus *~b/m-o, sonst Stamm *-bhu-a-, wie in 3. sg. -car/a carfid; doleciub Verde iiberlassen' -leicfea leicfid.
§899—900.]
TempusMldung. Periphrastische Bildungen.
1267
Die urnbr.-samn. Peifecta wie osk. a a - m a n a - f fed 'mandavit3 enthielten den uridg. themavocalischen Aorist *[e-)bhu-e-t, s. § 874 S.1243. Das Prat, der Cl.X *{e-)bhu-a-m (§ 583 S. 956) bildete seit uritalischer Zeit Imperfecta, z. B. lat. are-lam videbam albe-bam ple-bam rie-bam dice-bam (im Alat. auch Futura wie dice-bo) capie-bam farcie-bam finie-bam, cuba-bam fia-bam planta-bam, (alat.) sci-bam fini-bam, i-bam da-bam, osk. fufans c eiant\ Der Zusammenhang der ersten Glieder der ital. Zusammensetzungen mit den in lat. are facio u. dgl. und in den aksl. Imperfecten wie vide-achu dela-acliu enthaltenen Casusformen auf -e .und -a (instr. sg.) ist ausser Frage, wahrscheinlich auch Zusammenhang mit den ai. Formen wie vidam in vklq, cahara. S. §896 Anm., §903. Entsprechend dem lat. planta-bo lasst sich air. no charub auf *cara-bo [carjid auf *cara-bat[i) u. s. w.) zuriickfiihren. Doch ist die Lange des a nicht zu erweisen, und wegen des s-Aoiists ro-char aus *caras-t (§ 840 S. 1198) muss mit der Moglichkeit gerechnet werden, class *cara-bo die urkelt. Form war. Dass das vordere Glied in letzter Instanz auch im Kelt, ein nomen actionis gewesen sei, braucht darum nicht bezweifelt zu werden. 900. Im Italischen war das idg. perf. med. pass, durch die Umschreibung mit sum und dem
1268
Tempusbildung.
Periphrastiache Bildungen.
[§900.
hat die V. bestanden3. Das andre ist die Verwendung dieser Umschreibung bei den verba deponentia, wonach z. B. confessus sum in jeder Beziehung das Perfect zu confiteor bildete und wie dieses construiert wurde (vgl. § 79 S. 206 £). Ahnlich wie im Att. die 3. pi. yeypacpatai duich ysypajA[JLSVOI eial ersetzt wurde, war im Lat. einst — vielleicht schon im Uritalischen — die altiiberkommne 2. pi. med. (vgl. ai. bhdradhve gr. cps'psaOs, § 1063] durch eine participiale Umschreibung ersetzt worden: *ferimini estis = gr. cpspdjjievot SOTS, woraus durch Weglassung der Copula das in der historischen Periode nicht mehr als Particip empfundne ferimini, s. § 71 S. 155. Vermutlich hatte man auch * ferimini eratis, *f. essetis etc. gesagt. Nachdem sich aber ferimini ohne Copula im ind. praes. eingebiirgert hatte und sein Ausgang -mini fur das Sprachgefiihl zur Personalendung geworden war, schuf man feraminl feremini ferreminl ferebiminl ferebaminl nach dem Verhaltniss von feramur feremur u. s. w. zu ferimur. Das Altlateinische hatte einen indeclinabeln inf. fut. auf -turu-m. z. B. credo inim'icos meos dicturum (C. Gracchus), den Postgate (The Class. Review V 301) ansprechend als zusammengesetzt aus dictu und erum = umbr. erom osk. ezum cesse3 erklart. Dieser erstarrten Infinitivfo'rm wurde noch esse zugefiigt, wie dlxerunt omnia . . . processurum esse, ferner erzeugte die scheinbare Analogie von hoc processurum [esse) mit hoc factum [esse) die Flexibilitat nach Art der o-Stamme, daher z. B. hanc rem processuram [esse) u. s. w. In ahnlicher Weise nun, wie zu gr. o^ei'wv ein ind. o^stco gebildet wurde (§ 898 S.1266), stellte sich z. B. zu me datiirum {esse) ein' daturus sum. Anm. Die hergebrachte Annahme, dass daturus eine Erweiterung von dator sei (vgl. § 122 S. 364), hat auch Kretschnier Kuhn's Zeitachr. XXXI 463 f. als unrichtig erkannt. Er briugt die Form ebenfalls mit den Supina auf -u und -um zusammen, nimmt aber Suffix -ro- an und vergleicht gr. b/'jf/o-; von isyu-;. Die Postgate'sche Deutung diinkt micli die wahrscheinlichere. Von den Verbaladjectiva auf -turus sind die Abstraota auf -tura wie partura etymologisch zu trennen, wie sie auch in ihrer Bedeutung, die nichts futurisches hat, abweichen; sie enthielten -ra- als Secundarsuffix. Uber die Desideratira -meparturio canturio s. § "6S S. 1105, § 778, 1 S. 1125.
§ 900—901.]
Tempusbildung. Periphrastische Bildungen.
1269
Fernei hatte das Latein den bereits in § 898 S. 1266 eiwahnten umschiiebnen inf. fut. pass, wie datum iri. Einheitliche Verschmelzung der beiden Worter bekundet sich in der Schreibung -tuiri fiir -turn iri (s. Brandt Arch. f. lat. Lexikogr. II 349 ff., Schmalz Fleckeisen's Jahrbb. 1892 S. 79 f.). Im Umbr. - Samn. entstand durch Verbindung des part, perf. act. (Suffix -ues-) mit einem Injunct. von es- cesse3 ein futurum exactum, z. B. umbr. dersicust cdixerit3 osk. fefacust c fecerit3. S. § 872 S. 1241 f. 901. Germaniseh. Das idg. perf. pass, in seiner urspriinglichen Bedeutung als perfectum praesens, zur Bezeichnung des in der Vergangenheit vollzognen und jetzt als fertiges Resultat vorliegenden, erscheint allgemeingermanisch durch das part, praet. pass, mit dem Hilfsverbum bin ersetzt, z. B. got. gamelip ist 'y^Ypairrai, es steht geschrieben3, ahd. ginoman ist ces ist genommen3; entsprechend praet. got. ana pammei
so baurgs ize gatimrida
vas 3
scp ou TJ 7rdXt? auriuv wzo-
8dfi7]To, erbaut war, erbaut stand , ahd. ginoman was ces war genommen3. Vgl. lat. scriptum est ces steht geschrieben3, scripturn erat ces stand geschrieben3 § 900 S. 1267. Dieselbe idg. Verbalform in der jiingeren Function als historisches Perfect wurde durch dasselbe Part, mit dem Hilfsverbum ward {wurde) ersetzt, z. B. got. fralusans vas jah bigitans varp ccmo\w\wc, r^v y.a.1 Tjupeftyj, war verloren und wurde wiedergefunden3. ahd. ginoman ward ces wurde genommen3. Ausserhalb des Got. musste auch das praes. pass, durch Umschreibung ersetzt werden: ahd. ginoman wirdit oder ist c wird genommen3 (got. nimada). Im Activ konnte der Sinn des praeteritum praesens durch die alten Perfecta wie got. skaiskdip cschied3 nam cnahm3 nicht mehr klar ausgedriickt werden, da diese historisches Tempus geworden waren. Ebenso wenig vermochte man jene Bedeutung mit den sogen. schwachen Praterita wie got. vaurhta c wirkte3 nasida 'rettete3 deutlich zu bezeichnen. Dieses fiihrte zu den (im Gotischen noch fehlenden) Umschreibungen mittels bin und habe mit dem part, praet., wie ahd. queman ist cer ist
1270
Tempusbildung. Periphrastische Bildungen.
[§901.
gekommen und ist da' praet. queman was cer war gekommen und war da3, funtun habit cer hat gefunden und besitzt1 praet. funtan habeta cer hatte gefunden und besass". Das Particip bei habem war echt passivisch und gehorte pradicativ zu dem Objectsaccusativ, vgl. lat. cognitam hanc rem habet und gr. xpoirrov zytn cabditum habeo' neben xpifya? s^
§902.]
Tempusbildung. Periphrastisclie Bildungen.
1271
902. B a l t i s c h . Das Passiv wild im Lit. fur alle Tempora periphrastisch gebildet, da die alten passivisoh gebrauchten Medialformen verschollen sind und das Reflexiv mit -si nur in beschranktem Mass fur das Passiv eintrat, wie telp kaiba-si fiir teip kalbamd ces wild so gesprochen3. Zum Ausdruck der Gewohnheit oder Dauer wird das part, praes. auf -ama-s gebraucht, wie tal (yrd) sdkoma cdas ist gesagt werdend, das wird (gewohnlich) gesagt3, j"is prakeikiams bus nil visu cer wird von alien (fortgesetzt) verflucht werden3. Dagegen das part, auf -ta-s zum Ausdruck des Vollzogenseins der Handlung, wie jts (yrd) prakeiktas cer ist veTnucht3, diirys uzdarytos bimo 'die Thiir war geschlossen3. Im allgemeinen geht man aber der passiven Ausdrucksweise aus dem Weg und bedient sich dafiir lieber der activen. Die activen Praterita wie vilkau (§ 586 S. 959) und viriau :§ 593 S. 965) vereinigen die Bedeutung des perfectum historicum und des perfectum praesens, z. B. isz-dugo cer wuchs heran3 xmd cer ist herangewachsen und jetzt ausgewachsen3. Zu klarerer Hervorhebung des letzteren BegrifFs gebraucht man auch das part, praet. act. mit esu, z. B. dsz (esu) iszduges cich bin herangewachsen3, dsz (esu) iszmokes cich habe erlernt3, jis bicvo pavarges cer war verarmt3. Dieses Particip mit buvau dient auch der genaueren Bezeichnung der Vorvergangenheit, vgl. ahd. queman tvas cwar gekommen3 § 901 S. 1270. Wunschbedeutung hat die Verbindung der Injunctivformen 1. pi. -lime 2. pi. -bite von W. bheu- mit vorangehendem Supinum auf -turn, z. B. suktum-bime. S. § 727 S. 1081. Die 3. sg. pi. du. suktu ist ohne Hilfsverb, als 1. sg. fungiert sukcziau siikcze. Zu diesen Formen dieses Modus erscheinen in den verschiednen Dialekten zahlreiche Nebenformen (s. Schleicher Lit. Gramm. 228 f., Kurschat Gramm. d. litt. Spr. 300f., Bezzenberger Beitr. z. Gesch. d. lit. Spr. 212ff., LeskienBrugmann Lit. Volksl. u. March. 315 f., furs Lett. s. Bielenstein Die lett. Spr. II 158 ff.)^ auf deren zum Theil noch sehr unklare Entwicklungsgeschichte hier nicht eingegangen werden kann.
1272
Tempusbildung. Unaufgeklarte Bildungen.
[§ 903—904.
903. Slavisch. Durch Anh'angung des imperf. *jachu eram3 aus *es-o-m (§510 S. 910) an Instiumentale von nomina actionis auf -e und -a entstand das slav. Imperfect. Die eisten Glieder dieser Zusammenriickungen haben, wie wir §896 Anm. S. 1265, §899 S. 1267 sahen, im Italischen und Keltischen, wol auch im Ai. ihresgleiehen. Aksl. vide-achu cich sah3 wie lat. vide-bam, oslabe-achu cich wurde schwach3 wie albe-bam, nese-achu cich trug3 pecaachu cich backte3 aus *peM-achu (I § 76 S. 66) wie fere-bam, borja-achu cich kampfte3 aus *borje-achu (s. a. O.) wie capie-bam, Iqka-achu wie planta-bam.
c
Als perfectum praesens wurde das part, praet. auf -lu (§ 76 S. 199 f.) mit j'esmi gebraucht, wie prisilu jesnii cbin gekommen, bin da3. Mit demselben Part, und beachu oder bechu bildete man das Plusquamperf., wenn es darauf ankam, die Vorvergangenheit genauer zu bezeichnen, z. B. posulalu bease cer hatte geschiekt3. Wie im German., wurde naoh dem Verlust des alten sioFuturums (vgl. § 760 S. 1101) die Zukunft entweder durch das Prasens der verba perfectiva oder durch Umschreibung mit Hilfsverben und von ihnen abhangigem Infinitiv ausgedriickt. Als solche Hilfsverba hatte das Aksl. imami fhabe3), chostq (cwill3), nacinq (cwerde anfangen'j, die sich nebst bqdq fwerde, werde sein3) und noch andern Verba (Miklosich Vergl. Gr. IV 8621T.) auch in andern Dialekten finden. Ein Theil von diesen Verben wurde in diesem oder jenem von den modernen Dialekten in ahnlicher Weise alleinherrschend. wie werde mit Inf. im Hochd. Unaufgeklarte Bildungen. 904. Eine Anzahl von productiven Tempusbildungen der idg. Sprachen haben wir oben nur unter Vorbehalten mit Verbalformen andrer Sprachen zusammengebracht oder als Neubildungen im Anschluss an andre Verbalformen derselben Sprache aufgefasst, wie das gr. /.-Perfect (§ 864 Anm. S. 1232) oder die lat. Praterita auf -m und -ui (§ 875 S. 1244). Es gibt nun aber unter den kategorienweise auftretenden Tempusbildungen unsrer Sprachen auch solche, deren Entstehung heute
§904—907.]
Tempusbildung. Unaufgeklarte Bildungen.
1273
noch so wenig klar ist, dass sie sich in der obigen Darstellung iiberhaupt nicht angemessen unterbringen liessen. Sie mogen hier erw'ahnt werden. 905. Aus dem Arischen ist zu nennen die 3. sg. aor. pass, (auch med.) auf -i, meist mit a in der Wurzelsilbe, im Ved. und im Av. (wie die andern Augmenttempora) mit und ohne Augment (die augmentlosen Formen wie sonst auch mit conjunctivischer Bedeutung). Z. B. ai. d-vac-i vac-i av. gab. a-vac-i vac-i W. ueq- 'sprechen3; ai. d-dhar-i apers. a-dar-iy W. dher- ""festhalten3; ai. ajani W. gen- 'gignere3, ddarsi W. derk- 'sehen3, dydji W. Jeug- 'anschirren3, d-jna-yi St. gn-egn-o- cnoscere'; av. Jaini W. ghen- cschlagenD. Man hat ofters angenommen, -i sei mit der Endung der 1. sg. med. -i (z. B. d-Jcr-i) identisch, wie im Perfect -e als Endung der 1. und 3. sg. fungierte. Den Unterschied der Vocalstufe der Wurzelsilbe vergleicht man mit dem in 3. sg. u-vac-a: 1. sg. u-vdc-a. Vgl. hierzu § 1054, 3. 9O5\ Der Bau des armen. Verbums ist von Neubildungen durchsetzt, durch die die uridg. Bildungen grossentheils verschiittet wurden. Besondre Schwierigkeiten machen die durch -c- charakterisierten Conjunctiv-, Aorist- und Futurformen, wie conj. praes. gericem (aus *gerecem) aor. gereci (aus *gereaci, 3. sg. gereac) fut. gerecic von gerern 'capio3, bei denen nicht nur das c noch weiterer Aufklarung bedarf (vgl. § 672 S. 1032f.), sondern auch die es begleitenden vocalischen Elemente. 906. Im Irischen ist noch unaufgeklart die Bildung des sog. praesens secundarium (ind. und conj. imperf.)'), z. B. no berinn 2. sg. no bertha u. s. w. Die 3. sg. no bered vielleicht aus *bhere-to = gr. cpspe-to. 907. Von den german. Tempusbildungen harrt immer noch das vielbehandelte schwache Prateritum2), dessen Hauptcharakter ein £-Laut ist, der Aufhellung. 1) Windiaeh Dasir.praesenssecundarium, Kuhn'sZeitsohr. XXVII156ff. 2) B e g e m a n n Das schwache Prateritum der german. Sprachen, Berl. 1873. D e r s . zur Bedeutung des schw. Prateritums der germ. Sprachen, Berl. 1874. F r . C a r t e r On Begemann's Views as to the Weak Preterit
1274
Tempusbildung. Unaufgeklarte Bildungen.
[§907.
Es eischeint neben den sog. primitiven Prasentia, soweit ihr part, praet. pass, mit Suffix-fo- geMldet ist, z. B. got. vaurhta ahd. worhta zu vaurkja wurk[i)u Virke, got. puhta ahd. duhta zu got. pugkj'a ahd. dunk{i)u cdiinke3, got. ahd. brahta zu brigga bringu cbringe3. Ferner haben die Prateritoprasentia ein solches Prateritum, wie got. get -daursta ahd. gi-torsta zu ga-dars gi-tar c wage3, got. skulda ahd. scolta zu skal seal csolF, got. munda zu man cmeine', kunpa zu kann Sveiss, kenne3. Endlich alle sogen. schwachen Verba, z. B. got. nasida ahd. nerita zu nasja neriu crette3, got. salboda ahd. salbota zu salbo salbom csalbe3, got. habaida ahd. hapta habeta zu haba habem chabe3. In der Indicativflexion hatte der Sing, theils e, theils o hinter dem Dental, z. B. got. 2. sg. nasides gegen ahd. neritos (doeh auch chi-minnerodes wie as. habdes); 1. 3. sg. got. -da ahd. -ta; nord. run. 1. sg. worahto cich machte3 3. sg. wurte urte cer machte3; im Plural ahd. -turn -tut -tun (alemann. -torn -tot -ton), got. -dedum -dedup -dedun. Opt. got. -dedjau -dedeis etc., ahd. -ti -its etc. Beziehung zu dem fo-Particip ist unverkennbar, namentlich, wenn man die verschiedne Behandlung des t dieses Particips nach dem Verner'schen Gesetz beriicksichtigt, z. B. got. kunpa wie part, kunpa-, munda wie part, munda-1). Daraus folgt aber nicht, dass der Dental des schwachen Prateritums of the Germanic Verbs, Transactions of the Amer. Philol. Assoo. VI (1875) p. 22sqq. W i o k b e r g Uber den Urspmng der schwachen Prateritalbildung in den german. Sprachen, Lund 1877. B u g g e Das schwache german. praeteritum, Kuhn's Zeitschr. XXIII 523. A m e l u n g Die Perfecta der schwachen Conjugation, Zeitschr. f. deutsch. Altert. XXI 229ff. P a u l Zur Bildung des schwachen Prateritums und Participiums, Paul-Braune's Beitr. VII136ff. M o l l e r KunpawaA das MPrateritum, ebend.VII 457ff. S i e v e r s Zur Flexion der schwachen Verba, ebend. VIII 90 ff. C o l l i t z Das schwache Prateritum des Germanischen, Amer. Journ. of Philol. IX 42 sqq. = Bezzenberger's Beitr. XVII 227ff. J o h a n s s o n Zur Flexion des schwachen Prateritums im Got., Kuhn's Zeitschr. XXX 547ff. Sonstige Literatur ist in den genannten Arbeiten citiert. I) Fur ahd. forah-ta 'furchtete', dessen altes Particip das Adj. forah-t got. faurh-t-s 'furchtsam' war, kommt Beziehung zu prasentischem t {furiht{i)u got. faurhtja) hinzu (§ 685 S. 1043).
§907—908.]
Tempusbildung. Unaufgeklarte Bildungen.
1275
durchgehends idg. t gewesen sei. Vielmehr konnen auch Formen mit idg. dh, d, ih darunter gewesen sein und die Beziehung zum Particip auf einer secundaren Entwicklung beruhen. Ja, es miissen solche Formen darunter gewesen sein. Denn z. B. as. libda lebte5 von W. hip- kann in der Endung kein idg. t gehabt haben; und das part, ge-libd muss fur *-Iift durch Angleichung an das Prateritum eingetreten seinx). Ahnlich wie das lat. Perfect eine ganze Reihe von verschiedenartigen Tempusbildungen vereinigte, indem die Gebrauchsgleichheit gleiche Flexion herbeifiihrte, mogen auch im german. schwachen Prateritum verschiedne Formationen sich zusammengefunden haben. Dass got. iddja (pi. iddjedun) das ai. d-ya-m oder vielleicht dessen Nebenform iya-m war, sahen wir § 478 S. 861, § 587 S. 960 (vgl. auch § 886 Anm. S. 1254). Praterita unsrer I. Prasensclasse konnen im schwachen Prateritum enthalten gewesen sein, da z. B. got. mun-des vil-des sich den ai. 2. sg. rued, ma-thds [d-ma-thds) vr-thas [d-vr-thds) gleichsetzen lassen (vgl. gr. e-Ta-fh]? = ai. d-ta-thas § 503 S. 902), Ferner lasst sich ahd. wissun als s-Aorist mit gr. taav zusammenbringen (§ 827 S. 1186), und Formen wie salbo-ta konnten Zusammenriickungen wie lat. ama-bam aksl. dela-achu (§ 899 S. 1267, § 903 S. 1272) gewesen sein mit dem Prateritum von dhec thun' *{e-)dhe-m oder dem prateritalen a-Injunctiv *dh-d-m (§ 507 S. 908 £., § 937) als zweitem Glied. 908. Im Litauischen ist die Entwicklung des Gewohnheitsimperfects auf -davau unklar, wie pidu-davau cich pflegte zu schneiden11 3. sg. piau-davo part, pidu-daves (fem. -davusi), sick-davau cpfiegte zu drehen3, maty-davau cpflegte zu sehen\ Der Ausgang -avau erinnert an balitavau praet. zu baltuju cschimmre weiss3 und das vorausgehende -d- an die in § 700 f. S. 1052ff. behandelten Prasentia auf -d-inu und -d-au. 1) Solohe Angleichung in die Zeit der german. Ureinheit zuruckzuverlegen hindert nichts, und so steht got. ga-hugd-s as. gi-hugd 'Gesinnung, Verstand' neben praet. as. hogda hugda ahd. hocta part. as. gi-hugd ahd. ge-huct der Annahme nioht entgegen, dass germ, hug- mit ai. sue- zu verbinden sei (I § 439 S. 329, § 447 S. 334).
1276
Modusstamme. Injunctiv.
[§ 909.
Die Bildung der Modasstamme1). Injunetiv2). 909. Injunctive (oder unechte Conjunctive) nennt man die Formen, die sich, ausserlich betrachtet, als augmentlose Indicative eines Augmenttempus darstellen, z. B. *bhere-t — ai. bhdrat gr. cpsps, vgl. impeif. d-hhara-t e-cpeps. Die Injunctivformen sind also durch die sogen. secundaren Personalendungen charakterisiert. Sie hatten von idg. Uizeit her eine sehr weite Gebrauchssphare, und man darf in ihnen vielleicht die altesten Formen des verbum finitum sehen, an denen einerseits die verschiedenen Zeitstufen, anderseits die indicativische und die conjunctivische (voluntative, futurische) Bedeutung noch keinen besonderen Ausdruck bekommen hatten. In drei Functionen liegen diese Formen in historischer Zeit vor: 1. Als indie, praes. Ai. ved. codaya-t cer feuert anD u. a. dgl. (Delbriick Ai. Synt. 354 f.). Gr. dor. kypT.
§ 909.]
Modusstamme. Injunctiv.
1277
tragst3, att. TI&YJ-S c du setzest3; vgl. iiberdiess Verf. Gr. Gr. 2 § 160 Anm. S. 185 iiber den prasentischen (zeitlosen) Gebrauch des ind. aor., wie in xat&av1 ofiai; o T' depfoi; dvvjp o xs TroAAd sop^tu?.') Lat. vehi-s im-ple-s is s-u-m (§ 528 S. 925). Air. 2. sg. -bir cfers3 aus *bhere-s 3. sg. -heir aus *bhere-t. Aisl. ero eru csind3 aus Hz-unp (§ 507 S. 907 f., § 508 S. 909). Lit. bij-o-si cer fiirchtet sich3 aus *bhii-a-t, justo cer giirtet 3 aus *josta-t, preuss. waitia cer redet3 (§ 782, 4 S. 1134); aksl. beretu c fert3 3. pi. berqtu aus *bhere-t *bhero-nt mit Partikel u (§ 999. 1026). Die Indicativformen auf -ti -nti unterschieden sich von unsern Injunctivformen dadurch, dass sie Erweiterung mittels der Partikel i erfahren hatten, und gerade diese Partikel scheint den indie, praes. als solchen klarer gekennzeichnet zu haben (§ 973). 2. Als i n d i e , p r a e t . Ai. ved. bhara-t ctrag3. Gr. hom. cspE "trug3; besonders sind hier die regelniassig augmentlosen ion. Iterativa wie epeuyeoxov (§673 S.1034) zu nennen. Lat. -b'd-s osk. 3. pi. - f a n s , lat. eras (§583 S. 956), osk. k i i m - b e n e d ^onvennY1 (§ 867, 5 S. 1235). Air. do bert cer brachte3 aus einer Medialform auf -to (§ 506 S. 907, § 826 S. 1186). Ahd. bi%%i c du bissest3 = ai. {a-)bhid-a-s (§ 893 S. 1261). Lit. buvo cer war 3 ; aksl. teku cich lief1. Vgl. § 483 S. 866 ff. 3. Als C o n j u n c t i v . a. V o l u n t a t i v e r S i n n . Die 2. pi. 2. 3. du. waren schon in uridg. Zeit feste Bestandtheile des Imperativsystems: ai. bhdra-ta 'ferte' bhara-tam bhdra-tam, gr. cpeps-ts cpsps-tov, lat. agi-te; air. 2. pi. beri-d; got. 2. pi. bairi-p (2. du. baira-ts mit primaier Endung); zu *es-ti cist3 ai. s-td s-tam s-tam, gr. SU-TS 33-TOV, lat. es-te; s~Aoriste ai. avis-td-na {-na Partikel s. § 1010) avis-tam avis-tam zu dv-a-ti cer fordert3, gr. 8st'$a-T£ Sst^a-tov zu 8st'x-vu-ai czeigt3. In den andern Personen zeigt das uridg. Imperativsystem andre Formationen. 1) Dass die augmentierten Formen ebenso gebraucht wurden, damit vergleicht sioh der Gebrauch von ai. agat fur gat naoh mil im Mahabh. (Holtzraann Grammat. aus dem Mahabh. 2S).
1278
Modusstamme.
Injunctiv.
[§ 909.
In den einzelnen Sprachzweigen kommen aber auch diese andern Personen in voluntativem Sinne vor und konnte diese oder jene einzelsprachlich zum festen Bestandtheil des Imperativs weTden. Ai. ved. prd vocam cich will preisen3, das 'gib3, j'usata cer lasse sich etwas wol gefallen3 3. pi. jusanta u. dgl. mehr. Daneben als feste Bestandtheile des arischen Imperativs die Formen wie 3. sg. ai. bhdrat-u av. harat-u cferto3 3. pi. ai. bhdrant-u av. barant-u cferunto3, Injunctive mit angehangter Partikel u (§ 992, 2. 1017). Gr. 2. sg. med. cpspso cps'poo aus *cpsps-ao (vgl. imperf. s-tpspso), [3aAou aus *[3aAi-ao (iiber den Accent dieser Form § 958), <pao zu
§909—910.]
Modusstamme. Conjunotiv.
1279
Ai. Synt. 358). Im Lit. in einigen Dialekten Formen des s-Aorists wie de-s-me cwir weiden legenJ d'este d'esva desta (§ 828f. S. 1186f.). Conjunctivl). 910. Wie bereits in § 489 S. 883f. bemerkt worden ist, kommen die Bildungselemente, welche Kennzeichen der nach ihrer Function Conjunctive genannten Foimen sind, in alien Sprachen auch in indicativischer Function vor, einerseits -e-o-, der sogen. thematische Vocal, anderseits -a- und -e- (-o-). Daraus ist zu folgern, der urspriingliche Bestand der mit diesen Elementen gebildeten Formen habe einen weiteren Gebrauch gehabt und erst allmahlich habe sich eine Scheidung dahin vollzogen, dass ein Theil der Formen nur indicativisch, ein andrer nur conjunctivisch verwendet wurde. Schon in uridg. Zeit bildete sich im grossen Ganzen die Eegel, dass themavocalische Formen als Conjunctive zu themavocallosen Indicativen, dagegen Formen mit -a- oder -e- (-o-) als Conjunctive zu themavocalischen Indicativen verwendet wurden. Hatte der Indie, selbst -a- oder -e- -o- (Cl. X. XI § 578ff. S. 951 ff.), so diirften damals die Injunctivformen der gewohnliche Ausdruck fiir die conjunctivische Function gewesen sein (§ 930). Anm. Wenn Stamme rait -e- -o- und Stamme mit -a- und -e- (-0-) ursprunglich sowol indioativisoh als auoli conjunctivisoh waren, so ist zu vermuten, dass auch Tempusstamme andrer Art ursprunglioh diese beiden 1) M o u l t o n The Suffix of the Subjunctive, Amer. Journ. of Philol. X 285 sq. B a r t h o l o m a e Indisch ai in den Medialausgangen des Conjunctivs, Kuhn's Zeitschr. XXVII 210 ff. Job. P a e c h De vetere coniunctivi Graeci formatione, Breslau 1861. H. S t i e r Bildung des Conjunctivs bei Homer, Curtius' Stud. II 125ff. T h u r n e y s e n Der italokeltische Conjunctiv mit a, Bezzenberger's Beitr. VIII 269 ff. B r e a l Un mot sur les subjonetifs latins en am, Mem. d. 1. Soc. d. 1. VI409sqq. L. J o b Le subjonctif latin en -am, ebend. VKS47 sqq. V. H e n r y Esquisses morphologiques III: Le subjonctif latin, Douai 1885. G. C u r t i u s Der lat. Conjunctiv des Imperfects, in seinen Stud. VIII 460ff. C o r s s e n Die syncopierten Futurformen auf -s im Umbr., Osk. und Volsk., in: Beitr. zur ital. Sprachk. 533ff. Brngmann, Giundriss. II, 2.
81
J280
Modusstamme.
Conjunctiv.
[§910.
Functionen zugleich ausdrucken konnten. In der That war dies ja auch in weitestem Umfang der Fall, insofern diese Stamme secundare Personalendung hatten d. b. Injunctive waren (§ 909). Aber auch Formen mit primarer Endung ohne jene Conjunctivsuffixe finden sich in beiden Functionen zugleich: ai. 2. sg. ve-si cdu kommst herbef und 'komm herbef (3. sg. ve-ti c er kommt herbei'), 7cse-si 'du weilst' und Veile' (3. sg. kse-ti fer weilt') u. dgl. (Delbruck Ai. Verb. 31. 34f.), av. gap. doisi 'nimm wahr1, gr. imper. 2. sg. Xefri clege dich' aus *Xey.-a-aai (§ 969, 2). Vgl. § 974 Anm. Uber die conjunctivische Function der att. Indicativformen (Aioftots [Ataftoi g. § 923.
Die Conjunctivformen hatten seit uridg. Zeit neben der voluntativen (deliberativen, dubitativen) Function auch einfache Futurbedeutung. Ofters setzten sie sich in einzelsprachlichen Entwicklungen ausschliesslich oder vorzugsweise in dem letzteren Sinne fest, und sie werden dann in der einzelsprachlichen Grammatik als Futura bezeichnet, wie lat. ero videro. Im Armenischen scheint die Conjunctivbildung ganz verloren. Im Germanischen und im Baltisch-Slavischen ist sie bis auf einige (unten zu nennende) Reste beseitigt. In diesen beiden Spraehgebieten trat der Optativ an die Stelle des Conjunctivs. Zunachst fand ein Promiscuegebrauch der beiderseitigen Formen statt (vgl. lat. conj. eda-mus aga-mus und opt. edi-mus sl-mus), schliesslich siegten die Optativformen. Beispiele fiir conjunctivische Function von Optativformen in diesen Sprachen sind: got. pairhgaggdima C8ISA&(DJA£V, lasset uns hindurchgehn3, ni maurprjdis C(IYJ (povsua^?3; te-suke cer soil drehen* (imperativisch)'), aksl. ne vuvedi nasu vu iskusenije cne nos inducas in tentationem, [j.rj siasvsy/^? r[\w.z etc. Indem wir uns nun zu den -Einzelheiten wenden, theilen wir die Conjunctivbildungen in zwei Gruppen, je nachdem der •zugehorige Indicativstamm (I.) consonantisch auslautete (z. B. *es-ti *ei-ti *rneu-ti) und themavocalisch war (z. B. *bhere-ti), oder (II.) auf langen Vocal ausging (z. B. *e-sta-t *ple-ti). 1} Kann auch bedeuten ler darf drehen, er drehe immerhin'.
§911—912.1
/.
Modusstiimme.
Conjunctiv.
1281
Conjunctive zu consonantisch auslautenden und zu thernavocalischen Indie ativstammen.
A. Conjunctive zu c o n s o n a n t i s c h Indicativstammen.
auslautenden
911. Diese Conjunctive hatten von uridg. Zeit her den thematischen Vocal, z. B. *!iei-e-t[i) (ai. dyati dyat) zu indie. *ei-ti cgehtD. Die diesem Vocal vorausgehende Stammform war die starke, und zwar hatte die ablautende Stammsilbe in alien Tempora die 1. Hochstufengestalt (e-Stufe in der e-: o-Eeihe): praes. conj. *ei-e-t{i) zu ind. ei- i-, *r-neu-e-t(i) (ai. r-ndv-a-t(i)) zu ind. *r-neu- *r-nu-, *steu-e-t(i) (ai. stdv-a-t(i)) zu ind. *steu*stu- (§ 494 S. 890); s-Aor. conj. *qei-s-e-t(i) (ai. c£-s-a-t(i) gr. 2. pi. TEt-a-e-Ts) zu ind. (e-)qei-s- *{e-)qi-s- (§811 S. 1170 f.); perf. conj. *te-ten-e-t(i) (ai. ta-tdn-a-ti) zu ind. *te-ton- *te~tn- *te-tn(§ 843 S. 1205). 912. U i i d g . Da die hierher gehb'rigen Conjunctive in der Darstellung der Tempusstammbildung schon vielfach beriicksichtigt sind, so beschranke ich mich auf wenige Bespiele. P r a s e n s . Cl. I (§ 492ff.): *es-e-t(i) zu *es-ti cist': ai. dsat{i), gr. 1. sg. s-u) (dagegen sifj? |j? u. s. w. zu B), lat. (fut.) er-i-t. Cl. I l l (§ 536ff.): ai. bi~bhar-a-t zu bi-bhar-ti Hragt3, bi-bhay-a-t zu bi-bhe-ti c furchtet\ Cl. V (§555 ff.): ai. ba-bhas-a-t zu bdbhas-ti c kaut, verzehrt3. Cl. VII (§ 567ff.): ai. jatd-glidn-a-t zu jdn-ghan-ti intens. c schlagt, todtet". Cl. XV (§ 625 £): ai. rindc-a-t zu rindh-ti lasst frei, macht leer1. Cl. XVII (§ 638 ff.): ai. r-ndv-a-t zu r-nb-ti c erregt, setzt in Bewegung 3 . Cl. X I X (§ 656): ai. dm-s-a-t zu dve-s-ti chasst3. s-Aoriste (§ 810 ff.). Ai. nS-s-a-t[i) zu d-nai-s-am cich fiihrte3, gr. xsi-a-o-|j.ev zu s-tei-a-a cich biisste3, lat. (fut.) dix-o zu dix-l, air. for-tias 'subveniam 3 zu injunct. for-te c subveniat' (§ 826 S. 1185 f.). Gr. sto-s-co elout (dagegen EIC% etc. zu B) zu rfiaa "^wusste3 aus *rt-fs.io-&a-a, umbr. eest est cibit3 zu gr. -^siv c ich ging 3 fiir *ei-es-m (§ 836 S. 1193ff.). Ai. bodh-is-a-t zu ind. 3. pi. med. d-bodh-is-ata von budh- c wachen, aufmerken3, ga~ sis-a-t zu ind. 3. pi. d-ga-sis-ur von gd- csingen3; hierzu 81*
1282
Modusstainme. Conjunetiv.
[§ 912—913.
vielleicht auch gr. fut. xpefj.au> von St. y.ps[Aaa- c hangen 3 (§ 840 S. 1198). Lat. (fut.) vid-er-o zu ind. 2. pi. vid-is-tis. Gr. spu-aa-o-[xev zu sipo-33-a cich zog3, lat. amd-ss-i-t. P e r f e c t (§ 843 ff.). Ai. ta-tdn-a-t{i) zu ind. ta-tan-a von W. ten-
c
dehnen 3 .
Gr. TC£7IOI&0[J.£V fur %e-Trsi$-o-[A£V zu irs-
Vertraut 3 , el'S-o-jxev4) Ei8-o-(iai. zu oEo-s; kann aber auch zu dem praes. *y,eid-mi ai. vSd-mi gestellt werden (§ 493 S. 888). Got. ogs cfiirchte3 aus *dgh-e~s zu og cfiirchtet3 (§ 882 S. 1250). 913. Arisch. Die themavocalische Conjunctivbildung war im Ved., Av. und Apers. lebendig; in der spateren ai. Sprache blieben nur die 1. Personen als sogen. 1. Personen des Imperativs. Die Personalendungen dieses wie auch des a-Conjunctivs (§ 921) waren im Ai. und Av. theils die primaren, theils die secundaren; das Medium hatte fast ausschliesslich die ersteren (das genauere s. bei Delbriick Ai. Verb. 191 if., Whitney Ind. Gramm. § 560 ff., Bartholomae Das altiran. Verb. 130f.). Die wenigen iiberlieferten apers. Formen zeigen alle Primarendung. Uber die ai. Medialformen wie krndvamahai fur krnavamahe s. § 922. Weitere Beispiele (vgl. § 912). P r a s e n s . Ai. kar-a-ti kara-nti av. 1. sg. cara-rii zu ind. ai. Mr-si av. core-p von W. qer- c machen 3 ; ai. dy-a-t(i) av. ay-a-p zu ind. s-ti ae-iti von W. ei- ""gehen3; av. anh-a-itl -a-f apers. ah-a-tiy ai. ds-a-t(i) zu ind. ai. ds-ti etc. von W. es- 'esse'. Im Ai. diese Conjunctivbildung auch zu Indicativen mit Suffix -?-, wie hrav-a-t[i) zu brdv-l-ti "spricht" (§ 574 S. 949).' Ai. ju-hav-a-li zu ju-hh-ti c J opfert , av. ci-kay-a-f 3. pi. cikaen = ci-kay-en zu ai. ci-ki-ti c bemerkt, nimmt wahr\ Ai. yundj-a-te zu yundk-ti c schirrt an', av. 1. pi. med. cinap-a-maide zu cinas-ti lehrt'. Ai. kr-ndva-t[i) av. 1. sg. kere-nav-a-ni zu kr-nb-mi kere-nao-mi cmache3.
TTOIO-S
s-Aoriste. Ai. vq-s-a-ti av. vetdgli-a-iti von W. uen- cgewinnen, siegen\ Ai. san-is-a-t zu d-san-is-am 'gewann', av. 1. sg. zsnev-ti-a von xsnu- csich anschliessen3. Perfect. Ai. jagMn-a-t{i) zu ja-ghan-a von \V. glien- cschlagen, todten", mu1) Vgl. zu diesem Conj. W. Sohulze Kuhn's Zeitschr. XXIX 251.
§913—914.]
Modusstamme. Conjunctiv.
1283
moc-a-t zu mu-m&c-a von muc- 'losmachen3, av. 1. pi. Utdli-a-ma zu aidh-a (ai. as-a) von W. es- ''esse3 (doch kann die Form auch mit der zu B gehoiigen 3. sg. Atdh-a-f verbunden werden). Selten finden sich im Prasens Abweichungen von deni fiir unsre Conjunctivbildung geltenden uridg. Stammstufengesetz (§ 91^.1 S. 1281), wie ai. 3. du. anj-a-tas neben 3. pi. anaj-an (ind. anak-ti csalbt, schmiickt3) wie zu einem ind. *di?k-ti. Uber die zahlreicheren Neuerungen im s-Aorist wie ai. drJc-s-a-se tar-is-a-t s. § 815 S. 1175, § 839 S. 1197. tiber «-Conjunctive zu themavocallosen Indicativen s. § 921. 914. G r i e c h i s c h . Die 1. sg. act. auf -ID blieb in alien Dialekten duich die ganze Gracitat iiblich. Sonst wurde der themavocalischen durch die langvocalische Bildung starke Concurrenz gemacht. Am zahesten hielt sich jene im s-Aorist. Von dem uiidg. Stammstufengesetz (§ 911 S. 1281) ist wenig mehr zu spiiren. P r a s e n s . Hier war unser Conj. nur in der altesten Dichtersprache lebendig. Horn. I'ojisv fiir *E(I)-O-|J.EV und i-ofj.sv zu st-fjLt Verde gehen 3 ; TofXEV entweder zu ai. i-mahe (s. § 493 S. 887 f., § 497 S. 892) oder eine Neubildung nach 0Y]-°[xev oo>-o-|x£v u. dgl. (vgl. § 934 iiber mess, rjvxai hom. p.sT-Y]
1284
Modusstamme. Conjunotiv. s-Aoriste.
[§ 914—915.
Bei Homer und in der von ihm abhangigen
Dichtersprache zahlreiche Beispiele, wie xstaoji-sv Tsfaste, pi^osai, ajisi'^sTai.
Ferner auf Inschriften des 5. Jahrh. von Ephesos,
Teos u n d Chios 3. sg. auf -si wie anrcwpo^si u n d 3. pi. Tpr^oiaiv (att. Tvpaijwaiv) mit -oi- fiir -ou- durch lesb. Einfluss (I § 205 S. 174). Im Kret. Formen wie 3. sg. Sei'S-si.
Weiter hierher
die ep. imperativischen Formen wie a£-e-TS 'fiihret 3 aS-s-a&s o^-s-af>£ "sehet3 (§ 833 S. 1192) und die von diesen nicht zu trennenden Futura a£u> o^ojxai, wie denn vielleicht iiberhaupt das ganze s-Futurum
des Griechischen auf dem Conj. des s-
Aorists beruhte (§ 747 S. 1092).
Endlich
1. sg. eiSeto siSS 3
(2. sg. SIO^JC etc. zu B) zu ind. •jjBsa Svusste aus *^-/si8-Ea-a (8 836 S. 1193ff.). Perfect.
Reste bei Homer:
7rs-~oi'9-o-[x£v sl'3-o-jxsv, s.
§912 S. 1282; med. Trpoa-apYjps-Tai Hesiod Opp. 431 (Vat. 2 irpooapTjosTai).
Ferner hierher die imperativischen att. xs-xpdy-
s-T£ XE-XV-S-TS u. a. (§ 854 S. 1224).
A n n 2. Auffallend ist, dass bei Homer neben TeiaojAS-; u. dgl. keine Conjunotivformen auf -si? -ei -ouai vorkommen. Vermutlich bestanden sie, wurden aber bei der Umsehrift aus dem alten Alphabet (-EI2 -EI -021) durch falsohe Auffassung des E und des 0 beseitigt.j Diejenigen Conjunctive, die nicht ausschliesslich futurisch oder imperativisch wurden, erscheinen schon von Homer an in die Analogie der langvocalischen Bildung hiniibergefiihrt, z. B. T(u[isv, StajTai, usTuoi&wfXEV. S. § 923. 915. I t a l i s c h . Diese Conjunctivbildung blieb hier nur mit futurischer Function (vgl. att. !8-o-fiai § 914). Prasens. S. 1281.
Lat. ero er-i-s;
ai. as-a-ni
gr. s-co, s. § 912
s-Aoriste. Lat. dlx-o dix-i-s, fax-o fax-i-tur, cap-s-o u. dgl., umbr. osk. fust cerit', umbr. f u r e n t ceruntD p r u p e h a s t 'ante piabit3, osk. deivast 'iurabit 3 (§ 824 S. 1184). Umbr. eest est cibit3 f e r e s t ""feret3, osk. pert-emest cperimet3 (§837 S. 1195). Lat. videro llquero, denen sich solche wie scidero totondero dlxero anschlossen (§841 S. 1199 f.); in der 3. pi. dieser sog. futura exacta drang fiir *-erunt. das zugleich deT Ausgang der 3. pi. ind. perf. war, der Optativausgang
§ 915—918.]
Modusstamme.
Conjunctiv.
1285
-erint (zu 1. sg. md-erim) ein, wie auch viderimus fur viderimus, viderltis fur videritis vorkommt1). Endlich lat. amasso turbassitur habesso, wozu man Inf. wie impetrcissere schuf nach dem Verhaltniss von capessere zu capesso (§ 842 S. 1202). Mit der conjunctivischen (voluntativen) Function blieben nur die a- und e-Formen (B) lebendig, die auch ins Gebiet des themavocalischen Conjunctivs eindrangen, z. B. lat. e-a-s zu ind. is, ple-r-e-s zu ind. ai. d-pra-s-am. 916. Keltisch. s-Aoriste mit voluntativer und seltner mit futurischer Bedeutung, wie von tiagim cschreite, gehe 1. sg. -tias, 3. sg. tes teis, s. § 826 S. 1186. 917. Germanisch. Veieinzelt got. ogs cfiirchte3 zu perf. off cfurchtet' (§ 882 S. 1250, § 912 S. 1282). B. Conj'unctive zu themavocalischen I n d i c a t i v stammen. 918. Diese Conjunctive hatten seit uridg. Zeit lange abstufungslose Vocale, -a- oder -e- (-5-), als Suffix. Auf die Identitat dieser Suffixe mit den in Indicativen wie gr. s-Sp-oc-v lat. pl-e-s vorliegenden, ebenfalls abstufungslosen langen Vocalen ist § 578 S. 952 hingewiesen. -a- als Conjunctivvocal im Ital., Kelt., Slav., Germ. (?), -e- im Griech., Ital., -o- im Griech. -e- und -o- (cpsp-Tj-ts cp£p-w-[xsv) gehorten enger zusammen (vgl. gr. ind. C-^ und C-o>-7 tj(-^ und ^-(o-po'-c), doch war ihr Wechsel im Griech., der dem von -e- und -o- im Indie, entsprach, schwerlich altiiberkommen, vielmehr wahrscheinlich erst nach der Qualitat des Indicativvocals geregelt worden (vgl. ark. conj. I'-axa-rot zu ind. ?-ara-[u ?-oTa-|isv, mess. conj. TI-&7J-VTI ZU ind. TI'-&TJ-[XI TI'-8S[xsv § 934). Welche Qualitiit das ar. -a- in vorarischer Zeit hatte, ist nicht ersichtlich. Und so lange dieses im dunkeln bleibt, wird auch unklar bleiben, wie die -a- und die -e- (-o-)Bil1) Mit dieser Vermischung vgl. den Gebrauoh der Opt. sim edim als Conj. Nach dem als fut. ex. fungierenden vlderint wurden weiterhin auch erint poterini fur erunt poterunt gebildet.
1286
Modusstamme.
Conjunctiv.
[§ 918—919.
dung in uridg. Zeit vertheilt waren. Aus der Functionsverschiedenheit zwischen lat. ctg-a-s und ag-e-s sind kaum Schliisse zu ziehen. Anna. Aus der Gestalt der 1. sg. act. ved. Area (3. sg. drc-a-t) av. peres-a (3. sg. peres-d-iti) darf vielleioht auf nahern Zusammenhang mit der grieeh. Formation (cpep-cu zu 3. sg. cpep-'fl) geschlossen werden; vgl. daneben lat. ag-a-m air. do-her aus *ber-a-tn aksl. berq aus *ber-a-m. Die alat. 1. sg. age konnte fur *ago eingetreten sein durch qualitative Ausgleichung mit ages etc.: *ago neben ero wie ai. area neben brdva.
919. U r i d g . Cl. I I (§513ff.): ai. bhdr-a-t(i), gr. cpsp-wjxev (psp-rrT£, lat. (conj.) fer-d-s (fut.) fer-e-s, air. cfo-Ser aus *ber-a-m, zu ind. ai. bMr-a-ti u. s. w. von W. S/zer- ctragen 3 ; ai. vid-d-t{i) gr. '18-w-jiev zu ind. ai. d-vid-a-t cfand3 gr. s[o-s 1'8-E • csah3 von W. ueid-; ai. bhuv-a-ni lat. fu-a-s osk. _/im? 'fuerit3 (aus *fu-e-d) zu ind. ai. d-bhuv-a-t lat. (perf.) fu-i-t von W. Mee/- Nverden, sein'. Cl. IV (§ 547 if.): gr. yi'-yv-Yj-Tai lat. gi-gn-a-s gi-gn-e-s zu ind. yi-yv-e-Toa gi-gn-i-t. mir. gignid 'nascetur 3 Grundf. *gi-gen-a-ti(§544 S. 936)vonW.^ew- cerzeugen3. Cl. VI (§ 561 ff.): av. ja-yn-a-p gr. -nrs-cpv-cu-jisv mir. 1. pi. (fut.) genam aus *ge-gn-a-m- zu ind. S-TTS-OV-S von W. ghe?t- 'schlagen, todten 3 ; av. vaoc-a-f gr. E'ITT-CO-JASV ZU ind. av. vaoc-a-J) gr. s-siir-s idg. *(e-)«e-^gr"e~^ v o n W. Meg'- csprechen5. Cl. XIII (§ 607 ff.): gr. TTI-V-(D-|J.£V zu TTC-VCO 'trinke 5 , lat. li-n-ci-s li-n-e-s zu ind. li-no (vgl. § 935). Cl. X V I (§ 627 ff.): ai. sinc-a-s zu sinc-d-ti 'besprengt 3 von W. seiq-, gr. ocpiy-j'-w-jjLsv zu acpi'yy-w Cl. X V I I I (§ 648 ff.;: 'schniire3, lat. jung-a-s -e-s zujung-o. ai. inv-a-t zu i-nva-ti c bewaltigt, drangt5, apers. ku-nav-d-hy zu a-ku-nav-a cer machte3, gr. att. Ti'v-w-fisv zu TI'VIO ^iisse 3 aus *TI-V/(O, lat. minu-a-s -e-s zu mi-nu-o.
Cl. X X (§ 657 ff.): av.
3. pi. baxs-a-nti zu bax-sa-iti Vertheilt, empfangt als Antheil', gr. as?-co-[xsv ao^-to-fAev zu MK-ao) aux-aw ""mehre3, Tps-w-jxsv zu Tp-e(o)-co c zittre, fliehe3, lat. »«s-a-s -e-s zu »«so aus *vit-so.
Cl. XXII (§ 670ff.):ai. prch-d-t lat. posc-as -e-s zu prchd-ti posci-t von W. />re^- cfragen, forschen, fordern3, gr. tpaox-w-^sv zu cpa-axu) c thue kund, behaupte, sage3, air. 1. pi. -nasc-a-m zu nascim cbinde3 von W. nedh-. Cl. X X I I I (§ 678): gr. oiSdbx
§ 919—920.]
Modusstamme. Conjunctiv.
1287
*di-tc-sco. C l . X X I V (§679ff.): gr. itexx-w-jisv zuTCEV.-TU)'kiimme 3 , lat. pect-a-s -e-s zu pec-to. Cl. X X V (§ 688 ff.): gr. •K'krft-wjisv zu irM]-&co c bin voll3, £'X3-r,--ai zu IA-oo-[xai Sviinsche, b e gehre 3 , lat. cud-a-s -e-s zu cu-do. Cl. X X V I (§ 705 ff.): ai. Itar-y-a-s gr. /aip-u)-[i.EV osk. h e r i i a d Velit 3 zu hdr-ya-ti ^atpio von W . glier- c Gefallen finden an etwas3; ai. pdsy-d-t[i) lat. con-spici-a-s -e-s zu pds-ya-ti -spic-io von W. [s)pek- c sehen'; air. 3. sg. do-lecea zu -lec-iu classeD. Cl. X X V I I (§728 ff.) gr. yapYai'p-oj-jiev zu yap-yatpw c wimmle, lat. tin-tinni-a-s -e-s zu tin-tinn-io. Cl. X X V I I I (§ 734 ff.): ai. 2. sg. med. pyaya-se zu py-a-ya-fe 'schwillt1, gr. Cu>-iu-[j.sv (gort. 3. pi. SO)-(U-VTI) zu C-
aus *TEXTav-ioj, il[j.a-u)-[X£v TIJUOJXSV
TtfAa-Tj.-Ts Tt[xaxe zu tijxa-u) 'ehre 3 , cpiXs-w-|xsv cpiXfJujxsv (ptAs-yj-Ts cpiX^rs zu (BiAs-to c behandle als Freund 3 , lat. custodi-a-s -e-s zu
custod-io, fini-a-s -e-s zu fini-o, claude-ci-s zu claude-o, s#«tu-d-s -e-s zu statu-o (plante-s aus *plahta(i)-e-st zu planto aus *plant a-{i)o). Cl. X X X I I (§ 788ff.): ai. ijodhdy-a-s lat. jube-a-s zu yodhdy-a-ti Verwickelt einen in Kampf/w^e-o (§ 794S. 1152f.), gr. <pop£-(u-[xsv riopui[xsv zu cpop£-u) trage etwas an niir3. 920. I n alien Sprachen, die unsre Conjunctivkategorie hatten, erscheinen Formen dieses Typus auoh neben themavocallosen Indicativen, und man kann annehmen, dass schon in uridg. Zeit in gewissen Fallen beide Conjunctivformationen bei demselben Verbum vorkamen, wie j a schon damals auch im Indie, u. s. w. bei manchen Verben themavocallose und themavocalische Flexion neben einander her gegangen zu sein scheinen. Ai. 3. pi. dd-a-n gr. ES-OJ-JISV lat. ed-a-s neben ind. ai. dt-ti lat. est, vgl. ind. ai. cld-a-t (imper. 2. sg. med. ada-sva) gr. so-w lat. ed-o got. it-a von W. ed- cessen3. Ai. ds-a-t 2. pi. as-a-tha gr. E-
1288
ModuSBtamme.
Conjunctiv.
[§920—921.
horn, e-o-v s-o-i s-cov lat. s-u-nt aksl. (aruss.) s-qtl von W. essein3. Ai. ay-a-s ay-a-t lat. e-d-s neben ind. e-ti i-t, vgl. dy-a-te lat. e-o e-u-nt von W. ei- cgehen3. Fur die langvocalischen Conjunctive von s-Aoristen wie ai. md-s-a-tai gr. oeic(u-jxev siSi-w-fisv lat. es-s-e-s ager-e-s sind die themavocalischen Indicativfoimen wie ai. a-dik-s-a-t gr. s-oeiS-s i?-o-v lat. dix-i-t (§ 833 S. 1190 f.) zu vergleichen. Ebenso fur Perfectformen wie ai. va-vrdh-a-ti gr. XeXrfA-Q osk. fefacid "recent3 die themavocalischen Ind. wie ai. d-ca-kr-a-t gr. i-pi-p/ujx-o-v fii-p.pA.-Erai lat. te-tig-i-t vhe-vhak-e-d cfecit3 (§ 854 S. 1224f., 865, 2 S.1233, §866 S. 1234, § 867, 5. 6. 7 S. 1235 f., § 872£. S.124lf.). 921. Arisch. Uber den Wechsel von primaren und secundaren Personalendungen s. § 913 S. 1282. Weitere Beispiele fiir die norniale Conjunctivbildung (vgl. § 919). Ai. y&j-a-te av. yaz-a-ite zu ydj-a-te yaz-a-ite cer verehrt mit Opfer3. Ai. bhdv-a-ti av. 2. sg. bav-ti apers. bav-utiy zu ai. bhdv-a-ti u. s. w. cwird3. Av. peres-a-iti apers. pars-dtiy ai. prcha-t{i) zu ai. prchd-ti u. s. w. Tragt3. Ai. many-a-te av. many-e-ite apers. 2. sg. act. maniy-a-hy zu ai. mdn-ya-te c meint3. Ai. pdrdy-a-t(i) av. paray-a-J) zu ai. pardya-ti c£ahrt hintiber3; apers. 2. sg. gauday-U-hy von gud- Verbergen3. Nicht ganz selten a-Conjunctive zu theniavocallosen Indicativen (vgl. §920); dabei ist zu berucksichtigen, dass im Ar. die 1. Personen des Activs und Mediums in den beiden Conjunctivkategorien gleichlauteten, 1. sg. act. ai. -a (-a-ni) av. -a (-a-ni) med. ai. av. -ai, 1. pi. ai. act. -a-ma med. -a-mahe (~a-mahai). 1. P r a s e n t i a . Ai. ds-a-t av. cmh-a-iti 2. sg. aidh-a neben ai. ds-ti Ist3, vgl. apers. 3. sg. praet. aha d. i. aha. Ai. ay-a-t av. ay-a-J) neben ai. s-ti cgeht3, vg]. ai. ind. dy-a-te. Ai. 2. pi. han-a-tha av. Jan-a-p neben ai. hdn-ti cschlagt, todtet3, vgl. ind. ai. han-a-ti av. Jan-a-iti. Ai. brav-a-t av. 3. pi. med. mrav-a-ire neben ai. brav-i-mi av. mrao-mi cspreche3, vgl. av. ind. mrac-a-iti. Ai. bi-bhar-a-si neben bi-bhar-ti 'tragt3, vgl. av. ind. bi-bar-a-mi. Av. 3. sg. med. voi-vid-a-ite neben ai. part, vs-vid-dna-s intens. von vid- cfinden3, vgl. av. ind. naeniz-a-iti (§ 570 S. 946). Ai. 3. pi. yunaj-d-n neben ind. yuc
§ 921—922.]
Modusstamme. Conjunotiv.
1289
nak-U cschirrt an3. Ai. kr-ndv-d-t av. kerenavd-p apers. 2. sg. kunavd-hy neben ind. ai. kr-nd-ti u. s. w. 'macht 3 , vgl. ind: apers. a-ku-nav-atd u. dgl. § 649 S. 1014. 2. s - A o r i s t e . Ai. 3. sg. med. mas-a-tai neben ind. 1. sg. med. d-md-s-i von mdc messen3, av. Jatdh-d-J) neben conj. gap. jlidgh-a-itl von W. gem- cgehen3 (§814 S. 1174), vgl. die themavocalischen Indicative wie ai. d-diks-a-t av. a-sqs-a-p § 833 S. 1190f. 3. P e r -
fecta. Ai. vd-vrdh-d-ti neben ind. va-vdrdh-a von vardh'wachsen3, pa-prc-a-si neben ind. 3. pi. pa-prc-ur von parcc mischen3, av. &idh-a-_p neben ind. tiidh-a von as- csein3, vgl. die themavocalischen Ind. wie ai. d-ca-kr-a-t § 854 S. 1224. 922. Das Medium des a-Conjunctivs wurde im Ai. dadurch noch besonders gekennzeichnet, dass fiir das -e der auf diesen Vocal ausgehenden Personalendungen -ai eindrang, wie -mahai fiir -make. Dieses -ai stammte aus der 1. sg. wie b/idrai, der allein es seit idg. Urzeit zukam (§ 1042, 1). Zuerst bildete man 1. pi. hhdramahai 1. du. bhdravahai fiir *bhdramahe *bhdravahe, um diese Conjunctivfoimen von den gleichlautenden Indicativformen zu scheiden: bhdramahai neben ind. bhdramahe nach bhdrdi neben ind. bhdre. Alsdann fanden -mahai -vahdi auch bei solchen Conjunctiven Eingang, die mit den Indicativen nicht homonym waren, und zwar bei a- wie bei a-Conjunctiven, z. B. aor. voca-vahdi neben ind. a-voca-vahi (voca-vahi) 3. sg. a-voc-a-ta von vac'sprechen3, praes. krndv-a-mahai neben ind. kr-nu-mdhe. 1m Gebiet dieser Formen kommt auch noch das alte -mafie vor, z. B. kdr-a-mahe zu ind. d-kr-ta von kar- cmachen3, sanisa-mahe zu ind. d-san-is-ta von san- cgewinnen\ Von der 1. pi. du. ging -ai bei den a-Conjunctiven bald auch auf die andern Personen iiber: 2. sg. -a-sai neben -d-se, 3. sg. -d-tdi neben -a-te7 2. pi. -a-dhvai neben -a-dhve, 3. pi. -d-ntai. Von diesen Neuschopfungen im Kigv. nur erst zwei Beispiele, yaj-a-tai von yaj- °mit Opfer verehren3 und mddaya-dhvdi von mad- cfreuen3. In der 2. 3. du. fehlt der Auslaut -ai. Die Endungen waren -aithe -dite, deren -ai- aber wegen der 2. du. trasathe
1290
Modusstamme. Oonjunctiv.
[§922—923.
(ind. d-tra-s-ta von trd- 'beschiitzen") wol ebenfalls als aus der 1. sg. auf -ai stammend angesehen werden • muss: nach bhdrai neben ind. bhdre schuf man zu bhdrethe und bhdrete die Conjunctivformen bhdraithe und bhdrdite. S. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. X X V I I 214 f. Einige Male begegnet die 3. pi. auf -anted zu themavocalischen Indieativen, wie vartantai zu ind. vdrt-a-nte cvertuntur 3 . Die Entstehung dieser Form ist klar: bhdrai bhdrdmahai bhdravahdi unterschieden sich von den Indicativfoimen bhdre bhdrdmahe bhdravahe nur im Auslaut, das liess -antai zu ind. -ante schaffen. 923. G r i e c h i s c h . Beispiele s. § 919. Die Personalendungen waren fast durchaus die primaren. In der 3. sg. fur -r,t (-•5) in mehreren Dialekten (Ark.-Kypr. u. a.)
-•/] aus
-TJ-T, wie
e/vj.
In den 3. pi. cpEpuivu (att. cpepwoi) cpspcovrai war to nicht lautgesetzlich: dieselbe Neubildung wie in ar^xai fiir *asvtat vgl. act. asioi (I § 611 Anm. S. 463, I I § 582 S. 956). Im Att. fielen die Ausgange -QC, -7j (§ 987, 1. 995) mit den indicativischen -si? -si lautgesetzlich zusammen, also '-pspf;? und cpspst? wurden gleichlautend, ebenso cpd^? (aus cptAs-^c) und cpiAsT; (aus (piXssi?). Da auch ri^d-fl? xifioc-^ und Tifiasi? xljiast nach der Contraction gleich geworden waren (TIJA^S tifiq;) und ferner die 1. sg. act. fiir Ind. und Conj. in alien Verben dieselbe Gestalt hatte (cpspou cpiAui ujxui fiia&ui), so erzeugte diese formale Ubereinstimmung in den beiderseitigen Paradigmen den conjunctivischen Gebrauch der Indicativformen fna&oT? [xia&ot. Der r r to-Conj. drang im Griech. allmahlich iiberall fiir den s-o-Conj. ein, der sich nur so weit erhielt, als die betreffenden Formen ausschliesslich futurische oder imperativische Bedeutung hatten; z. B. iwfiev fiir IOJASV (§ 914 S. 1283). Diese Bewegung, die, wie wir § 920 S. 1287f. sahen ; schon in uridg. Zeit begonnen haben mag, wurde dadurch erleichtert, dass die 1. sg. act. in beiden Conjunctivkategorien auf -co ausging, z. B. SOJ (
§923—925.]
Modusstamme. Conjunctiv.
1291
Fraglich bleibt vorlaufig, ob umgekehrt auch der themavocalische Conj. ins Gebiet des langvocalischen iibergriff, s. § 914 Anm. 1 S. 1283. 924. I t a l i s c h . Durch die langvocalischen Conjunctive wurden in diesem Sprachzweig die Optative der themavocalischen Tempoia verdrangt (z. B. ag-a-s syntaktisch = ay^; und ayois), wahrend im Germ, und Bait.-Slav, umgekehrt die Optativformen obsiegten (§ 910 S. 1280). Anders wurde mit den kurzvocalischen Conjunctiven verfahren: sie blieben nur als Futura (§ 915 S. 1284 £), wahrend ihre conjunctivische (voluntative, deliberative, dubitative) Bedeutung theils auf langvocalische Conjunctivformen iibergegangen war (s. u.), theils auf Optativformen (wie lat. s-ie-s s-i-s zu es-t). Die beiden Suffixformen -a- und -e- erscheinen neben einander, und die Personalendungen waren die secundaren: lat. ag-a-m (wie injunct. [praet.J -b-a-m), 3. sg. osk. p i i t i a d _/Wc?, 3. pi. osk. p u t i a n s h e r r i n s (doch hat das Osk. auch 3. sg. tadait = *-a(i)e-ti, § 996). XJber das Eindringen der langvocalischen Conjunctive ins Gebiet der themavocalischen (z. B. lat. e-a-s es-s-e-s osk. fefacid) s. § 920 S. 1287 f. 925. Das a - S u f f i x erscheint nur im Prasens. Zu den in § 919 genannten Formen seien noch folgende Beispiele angefiihrt. Lat. fu-a-s zu ind fu-i-t. Lat. dic-a-s osk. deicans 'dicant 3 zu ind. lat. dic-i-t. Umbr. e m a n t u r c emantur\ Lat. faci-a-s umbr. f a s i a "Taciat3 zu ind. fac-io. Lat. fini-a-s zu ind. fini-o d. i. f mi-id, claude-a-s zu ind. claudeo aus *claude-io, mone-a-s zu ind. moneo aus *mon-eio. Im Umbr. wurde -id- von fasia u. ahnl. aus auf die «-Denominativa iibertragen, daher z. B. k u r a i a "Wret3 etaians "ltent3. Lat. e-a-s zum ind. i-t (wie ai. ay-a-t), wahrend bei den Verba est vult est die Optativformen [s-ie-s sis, vel-l-s, ed-l-s neben ed-a-s) die Conjunctivbedeutung mit ubernommen hatten. Der Opt. zu i-t mag mfolge davon abhanden gekommen sein, dass im Plur. *i-l~mos zu *tmos geworden, also Opt. und Ind. zusammengeflossen waren.
1292
Modusstamme.
Conjunctiv.
[§925—926.
Anm. Das einzige Beispiel fur -a- ausserhalb des Prasens ware lat. dun-taxat, wenn Breal -taxed riohtig als Conj. des s-Aoristea zu tango (vgl. opt. tax-is) fasst: 'donee tetigerit, jusqu'a ce qu'il ait atteintf, dann cjusqu'a [et non plus loin]' (Mem. de la Soc. de 1. V 35 sq., Diet, etymolog.2 p. 385). Da die s-Aoriste im ganzen ital. Gebiet nur e-Conjunctive aufweisen (§ 926), so ware es besser, -taxat als Conj. zu einem ind. *taxo nach Cl. XX (§ 662 S. 1025) zu betrachten.
928. Das e-Suffix erscheint in alien Tempusstammen. 1. Prasentia. Lat. (fut.) fer-e-s capi-e-s farci-es fini-e-s^). Umbr. h e r i i e i cvelit3 oder Volet3 (vgl. osk. heriiad cvelit3 § 919 S. 1287). Es konnen ferner hierher gehoren: osk. deivaid ciuret3 ans *deiva(i)-e-t, tadait 'censeat5 avis *tada(i)-e-ti, s a k a h i t e r csacretur3 aus *saka(i)-e-ter; lat. nes plantes aus *tia[i)-e-s *planta(i)-e-s (ind. 1. sg. no planto aus *-a-(i)o); entsprechend stes avis *sta(i)-e-s (ind. 1. sg. sto aus ~'sta-(i)d), nach dessen Muster des gebildet ware (vgl. § 946). Der Gegensatz von plantes und claudeas finias —• dort -e-, hier -a- als Conjunctivsuffix — liesse sich daraus erklaren, dass *planta({j-a-s zu *plantas werden musste, also Conj. und Ind. zusammenrannen (vgl. auch § 930 extr.), wie sich anderseits der Verlust von *claude(i)-e-s (vgl. fini-e-s plantes) daraus begreift, dass dessen lautgesetzliche Fortsetzung *claudes mit dem ind. claudes gleichlautend geworden war. Indessen kann man jene e-Formen alle auch als Optative ansehen: mdeiva-ie-t*planta-ie-s, *da-ie-s. Waren sie beides zugleich, was ja iiberdies moglich ist, so war die Vermischung des Conj. und des Opt. im Italischen nicht bloss in der syntaktischen Verwandtsehaft begriindet. S. § 946. 2. s-Aoriste (vgl. ai. ma-s-a-tai gi. OS^-T;-TS stSs-rpTe § 920 S. 1288). Lat. es-s-e-s in-tra-r-e-s im-ple-r-e-s vide-r-e-splanta-r-e-s osk. fusid cforet3 palign. upsaseter 'operaretur3 oder c operarenturJ (§ 824 S. 1184). Lat. ag-er-e-s g?iosc-er-e-s, umbr. ostensendi 'ostenderentur3 aus *-tend-es-e-nter, osk. h e r r i n s 'caperent3 aus *her-es~e-nt (§ 837 S. 1195 f.). Lat. vid-is-s-e-s totondisse-s dlxisse-s (§ 842 S. 1202). Man vergleiche die kurz1) Diese Formen sind 1 § 81 Anm. 3 S. 75 unrichtig beurtheilt.
§926—927.]
Modusstamme.
Conjunctiv.
1293
vocalischen futurischen Conjunctive wie lat. fax-i-iur vlder-i-s umbr. osk. fust § 915 S. 1284. 3. Perfectische Formen (vgl. ai. va-vrdh-a-ti gr. As-Wf/-^ § 920 S. 1288) nur im Umbrisch-Samnitischen, da im Lat. die s-Aoriste sich fiir die perfectischen Formen eingenistet hatten. Osk. fefadd cfeceritJ hipid chabuerit3 fuid 'fuerit3; osk. sakrafir "^sacraverint5 umbr. pihafei 'piaverint1; osk. t r i b a r a k a t t i n s caedificaverint:>. S. § 872f. S. 1241 f. Die meisten von diesen Formen lassen sich auch als urspriinglich zu themavocalischen Aoiisten gehorig betrachten, wie fuid zu ind. lat. fu-i-t = ai. a-bhuv-a-t (s. a. O.), und sind dann zu 1. zu ziehen *). 927. Keltisch. Ir. Beispiele s. § 919. Nur -a- ist als Conjunctivsufflx nachgewiesen. Conjuncte Flexion z. B. sg. do-ber, -berae -bere, -bera, pi. -beram -berid -berat auf Grund von *ber-a-m -ci-si -a-t, -a-m- -a-te -a-nt(o); mit primaren Endungen die absoluten 1. sg. bera (sicher eine Neuschopfung), 3. sg. berid, pi. bermme berthe berit. Entsprechend 3. sg. dolecea aus *leikui-a-t u. s. w. Mit dem Conj. -bera harmonierte in der Flexion vollkommen -cara, zu ind. no charu aus *cara-io, vgl. auch cymr. conj. 3. sg. caro pi. carom caroch caront mit o aus a. Der Conj. cara- kann aus *carai-d- entstanden sein, er lasst sich aber auch aus urspriinglichem cam- erklaren (§ 930). Zu den Prasentia auf -enim (Cl. XII, § 604 S. 977f.) gehorten als Conjunctive Formen ohne das Nasalsuffix. Z. B. zu crenim ckaufe3 (von W. qrei-) und zu benim cschlage, schneide3 (zu aksl. bi-ti ^chlagen11) waren die Conjunctive 3. sg. {ni-)cria aus *qrii-a-t (vgl. gr. 7rp(-co-jj.ai itpi-Yj-Tai) und [fom-)bia aus *bhii-a-t. Vgl. Thumeysen Kuhn's Zeitschr. XXXI 87 f. Nach der Analogie von diesen wurde zu renim Verkaufe3 aus *pr~na- (W. per-) der Conj. ni-ria geschaffen, wie zwischen 1) In der Auffassung der in diesem § genannten umbr.-samn. Formen als e-Conjunctive bin ich meinem Zuhorer G. Bronisch gefolgt. Mittlerweile hat auch Bartholomae Stud. z. idg. Sprachg. II 151. 185 s a k a h f t e r J'ur einen Conj. wie gr. fjwirrzo.i erklart.
1294
Modusstamme. Conjunctiv.
[§ 927—930.
diesen Verba auch im Ind. des Perfects, allerdings in umgekehrter Richtung, Ausgleichungen erfolgt zu sein scheinen (§ 878 S. 1247). 928. G e r m a n i s c h . Nur erne, sehr zweifelhafte Form, die neben den klaien Optativformen got. bairdi-s bairdi etc. stehende 1. sg. bairau = aisl. bera, die ehedem (vgl. I § 142 S. 127) auf *berai-u idg. *bheroi-m zuriickgefiihrt wurde (nach Kluge Paul's Grundr. I 381 c die einzige haltbare Erklarung 3 ) 1 ). Nach Hirt Idg. Forsch. I 206 ware sie nemlich aus *bero-m = lat. feram entstanden, und -au ware als -au d. h. monophthongisch zu lesen; entsprechend got. viljau ahd. wille aus *uel-i-d-m, urgerm. *uilion. Vgl. § 947. 929. S l a v i s c h . 1. sg. ind. praes. berq aus *berdm war futurische Conjunctivform, die zunachst bei den verba perfectiva, deren Prasens als Futurum diente, die alte Form auf -o verdrangte. Vgl. § 955 iiber Imperativformen wie pija-te. II.
Conjunctive zu den auf langen Vocal Indicativstdmmen.
ausgehenden
A. C o n j u n c t i v e zu I n d i c a t i v s t a m m e n auf a b s t u f u n g s l o s e s -d-, -e- -o-. 930. Es handelt sich hier um die Conjunctivbildung der Prasensclassen X. XI (§ 578ff. S. 95Iff.), also der Stamme wie *dr-d- laufen3 (ai. drd-ti gr. s-opa-v), *pl-e- cfullen' (ai. d-prd-t gr.TCATJ-TOlat. im-ple-s), *mnn-e- ^innen" (gr. s-[xavv) lit. mine), *tak-e- 'schweigen3 (lat. faces ahd. dage-s), denen sich die io-\osen Denominativstamme wie lat. plantd- (planta-mus) air. card- [no chara-m) got. salbo- [salbo-ni) \it.j(isto- {justo-me) gr. aol. Tijxa- (njAd-fiev) anschliessen (§769 S. 1106ff.) und die Perfecta wie ai. j'i-jyari
gr. fiz-fiiq-xai $£-$krrT:ai
xs-rffj-a-Tai
(§847 S. 1211 ff.)-
1) Dass diese Erklarung gegen wirklioh festgestellte Lautgesetze verstosse, wie neuerdings behauptet worden ist, muss ich in Abrede stellen. i ware intervocalisch in u n b e t o n t e r Silbe geschwunden, und u kann mit dem vorausgehenden a contrahiert worden sein, ehe ace. *frijond-u zu frijbnd wurde, wenn dieser wirklich so entstand (s. § 219 S. 553). Auch die Partikel u ist in bairau gesucht worden (vgl. Wicdemann Lit. Prat. 159).
§ 930.]
Modusstamnie. Conjunotiv.
1295
Die langen Vocale dieseT Stamme haben wir in § 578 S. 952 mit unsern Conjunctivsuffixen -a- und -e- (--) identificiert. Conjunctiv- und Indicativstamm waren also hier von Anfang an gleich. Im A r i s c h e n kommen die injunctivischen Formen mit Conjunctivf'unction vor, z. B. ved. pr-a-s zu pr-a- cfullenJ. Formen mit primarer Endung in conjunctivischer Bedeutung sind nicht iiberliefert ausser pra-si c£ii\\e0, das aber zur Gruppe vS-si kse-si u. s. w. gehort (§ 910 Anm. S. 1279 f.). G r i e c h . mess. -ypa^-Tj-vri conj. zu £-ypa(p-7] cer wurde gesehrieben 1 pi. E-ypa
1296
Modusstiimme.
ConjunctiT.
[§930—932.
*plantd-m -d-s u. s. w., konnen die Vorlaufer von plantem -es etc. gewesen sein, vgl. § 926 S. 1292. B. Conjunctive zu abstufenden, auf lange Vocale auslautenden Indicativstammen. 931. Hier handelt es sich urn die Conjunctivbildung zu Indicativstammen wie *dhe- *dh{d)- (ai. d-dha-t d-dhi-ta), *dhidhe- *dhi-dk{9)- und *dhe-dhe- *dhe-dh{s)- (gr. TI'-OTJ-CI x'i-%&-xa.i T£-9e-T
Zwei Bildungsweisen fiir den Conjunctiv scheinen aus uridg. Zeit ererbt zu sein, die mit dem thematischen Vocal, die man als die regelmassige bezeichnen darf, wie ai. da-dh-a-te TAX ind. dd-dhd-ti, und die mit dem langen Vocal; wie ai. dadh-d-tai}
gr. ETci'-aT-w-fiai. eTri-ar-rj-Tai zu ind. sTui-axa-rat, lat.
si-st-a-s. Diese letztere stand im Zusammenhang damit, dass die Indicative neben der themavocallosen so oft eine themavocalische Flexion hatten, also ai. da-dh-a-te zu ind. dd-dha-ti, da-dh-a-tai zu ind. dd-dh-a-ti (§ 562 S. 943 f.). Vgl. conj. dy-a-t und ay-a-tu. dgl. (§ 920 S. 1287 f.). 932. 1. Die t h e m a v o c a l i s c h e C o n j u n c t i v b i l d u n g . Ai. da-dh-a-t 2. du. dd-dh-a-thas med. da-dh-a-te zu ind. dd-dha-ti csetzt3. 2. du. med. dh-ethe 3. sg. act. prdti-dhat zu ind. d-dha-t. mi-n-a-t zu ind. mi-nd-ti cmindert, schadigt3. Die Formen mit secundarer Personalendung da-dh-a-t mi-n-a-t lassen sich als Injunctive zu den themavocalischen Indicativen dddh-a-ti d-mi-n-a-nta stellen, -dh-a-t ist als Injunctiv mit ada-t (§ 524 S. 922) zu vergleichen. Av. 1. sg. xst-d (vgl. ind. 3. sg. paiti-std-fi ai. d-sthd-t von W. std- cstare3j kann ebenso gut hierher fallen als zu 2. (§933). Im Griech. liegen solche Conjunctive vielleicht in den imperativischen 2. sg. U<; (zu Tt'Or^i) und s? (zu ivjfu) vor. Ihr s war dann ein andres als das von s-Q-s-psv, das fiir a = idg. a eingetreten war (§ 493 S. 889); sie stiinden mit O/-E- ? auf gleicher Linie. Nach dem Verhiiltniss von 9-e-? (*dh-e-s) zu de-is (idg. *dhd-te) hatte man dann So? zu 8cfrs gebildet. Oder
§ 932—934.]
Modusstamme. Conjunctiv.
1297
waren fts? I? So? duich Ausgleichung mit dexco 8ste u. s. w. fiir *97ji; *y]c, *ou>$ eingetreten, Injunctivfoimen wie ai. dhds das (§ 909 S. 1278)? 933.
2. Die l a n g v o c a l i s c h e
Arisch.
Conjunctivbildung').
Ai. da-dh-d-tdi da-d-a-tai neben ind. dd-dhd-ti
^etzt3 dd-dd-ti cgibtJ, vgl. ind. dd-dh-a-ti dd-d-a-ti av. da-p-a-iti (§562 S. 943f.). Ai. dh-d-ti d-a-ti sth-d-ti sth-d-thas 2. du. med. dhdithe (vgl. § 922 S. 1289f. iiber bhdrdithe), av. 2. sg. d-a-hl 3. sg. d-d-itl med. d-d-ite xU-a-ite 3. pi. med. d-a-nte neben ind. ai. d-dha-t d-dd-t d-sthd-t av. dd-p -std-f, vgl. ind. ai. dda-t (§ 524 S. 922). Ai. 2. pi. krl-n-d-tha med. 3. sg. Jerin-d-tdi neben ind. kri-nd-ti 'kauft 3 (Whitney Ind. Gr. § 720), av. med. 3. sg. pere-n-d-ite vere-n-d-td (mit Secundarendung) e 3. pi. ver -n-a-nte neben ind. gerew-nd-iti 'eigreift 3 , vgl. ind. ai. mr-n-d-ti (§ 598 S. 973, § 609 S. 980 f.). tiber den ai. Ausgang -d-tdi
s. § 922 S. 1289.
934. G r i e c h i s c h . diri'-oT-o)-p.ai Eiu'-at-rj-Tai neben ind. siri-ata-Tai cverstehtD. 5u-v-a>-fi.ai neben ind. ou-va-xat vermag1, [xap-v-(o-[X£o&a (Hesiod) neben ind. fj.ap-va-xai Isampft3, vgl. opt. ji.ap-vo-i-[j.e&a [k 513) und die Ind. wie 7rrap-vo-[xai (§ 611 S. 981). Ob die Athener Ti'frtofxai oder ri&uifiai (aus *Tt&s«)[j.ai.) betonten, lasst sich weder auf Grund der widersprechenden Grammatikerzeugnisse, noch auf Grund der ungemein schwankenden hdschr. Uberlieferung entscheiden; Ti-O-to-fiai TI-&-7]-TOU entsprachen dem ai. da-dh-d-tdi. Eine zweite Bildungsweise ist reprasentiert durch Formen wie mess. Ti'ftojvTi zu xi&rjfii csetzeJ, arkad. i-ora-Toi kret. ?&davti zu rt-ara-[xL ""stelle3, kret. 8u-va-;xat zu 8u-va-p.av Vermag*, pvjyvu-Tai (Hipponax) zu pr]y-vu-[j.i Ibreche, reisse^. Ich nehme an, dass diese Conjunctivbildung auf Nachahmung der Conjunctive wie -ypd
1298
Modusstamme. Conjunctiv.
[§ 934—937.
: sypacprjv; p^vuTai wie u[isvai'ouv §480 S. 864. Vgl. horn, u&7][j,£Vo-<; fiir ti&sfisvo-? wie xi-pj-[i.svo-? pXTj'-fxsvo-?, ind. eiti-<xnjTai (II 243, zu S-OTTJ-V) wie ITAYJ-TO Vaherte sich3 .(aus *7tA5i-To). Hatte das Griechische dereinst das conjunctivische «-Suffix, so liesse sich auch l-ax-d-roi mit lat. si-st-a-s vergleichen. In derselben Weise wie die Formen ypacpYjvu etc. und gleichzeitig mit ihnen wurden die Conjunctive wie TI&YJVTI in die Analogie der o- und w-Conjunctive iibergefiihrt. Horn. OTTJ-O-[ASV ax^-e-tov, 9-rj-o-ji.sv -$YJ-O-[AOU, Bou-o-[isv und hom. onrj-Tj? 1 GTY)-U>CH, cprpflc ), delph. 8(o-^j, boot. xa&-iaxa£i. Contrahiert att. OTU> OTTJ?, larai IOT^C, sarui sax^c, &
Diesem ge-
sellt sich horn, JXET-SIU) (W 47), fiir das [isT-7]u> zu lesen ist und das sich den Formen ft-q-w Itp-Yja) an die Seite stellt. Vgl. auch § 502 S. 901 iiber sjxsv und sjxsv sjisvai. und § 914 S. 1283 iiber hom. tojisv. 935. I t a l i s c h . Lat. si-st-a-s vgl. ind. si-st-i-t W. sta-; seras aus *si-s-a-s vgl. ind. se-r-i-t W. se-; red-d-a-s osk. da-dad "cledat3 (da- Prafix) vgl. ind. lat. red-d-i-t (die Indicativformen das dat mogen denselben Stamm d-a- enthalten, der mit injunctivischer Flexion auch als ind. praes. fungieren konnte, vgl. § 505 S.905f., § 909 S. 1276 f.), palign. di-d-a cdet' umbr. di-rs-a cdet' vgl. ind. vest, di-d-e-t cdat3 W. do-. Vgl. § 493 S. 889, § 524 S. 922, § 550 S. 939 f., § 553 S. 940. Lat. ster-ti-a-s li-n-a-s vgl. ind. ster-ti-i-t K-n-i-t. Vgl. § 603 S. 976 f. 936. Aus dem Irischen darf die mir. 2. sg. eba ''bibas3 hierher gestellt werden, vgl. ind. ibid aus *pi-b-e-ti W. po-. Vgl. § 539 S. 933, § 554 S. 941. 937. Germanisch. In §507 S.908f. wurde auf die Moglichkeit hingewiesen, dass as. do-m ahd. tuo-m c\h.ue den 1) Vielleicht wurde in homer. Zeit OT-ZJEI? UTTJOUSI cp^et? gesproohen.
S. S. 1295 Fussn. 1.
§ 937—938.]
Modusstamme. Optativ.
1299
Stamm dh-a- des lat. conda-s repiasentiere und dem lat. ind. d-a-s (§935) zu vergleichen sei. Derselbe Stamm als Conj. in as. 1. 2. 3. pi. dua-n ahd. 2. pi. tuo-t 3. pi. tuo-n. Optativ1). 938. Die Optative zu themavocallosen Indicativen hatten seit uridg. Zeit als Suffix im sg. act. -ie—lie- (staike Form), im pi. du. act. und im sg. pi. du. med. -I- vor consonantisch, -{- -H- vor sonantisch beginnender Personalendung (schwache Formen). Der vorausgehende Tempusstamm hatte schwache Gestalt. So zu *es-ti cist*: *s-ie- *s-iie- 2. sg. ai. s-ya-s s-iya-s alat. s-ie-s, *s-l- *s-i- *s-ii- 1. pi. lat. s-i-mus 3. pi. ai. s-y-ur s-iy-ur alat. s-i-ent. Dagegen hatten die Optative von tbemavocalischen Tempusstammen in alien Personen des Act. und Med. -oi- vor der Personalendung, z. B. *bheroi- (gr. cpspoi-? cpspoi-ts) zu ind. *bhere-ti 'tragt3 von W. bher-. Wahrscheinlich war -oi- aus -o-l- hervorgegangen und dieses -I- identisch mit dem von *«-«-; 2. pi. *bhero-i-te : *s-~i-te = loc. *uoiko-i (gr. or/ot) : *kun-i (gr. -/ov-t ai. sun-i). Die Personalendungen des Opt. waren seit uridg. Zeit die secundaren. Vgl. § 942 Anm. Vollig ausgestorben scheint der Opt. im Armenischen und Irischen2); im Italischen ist die oj-Bildung nicht mehr nach1) Th. Benfey Uber die Entstehung und die Formen des idg. Optativ (Potential) so wie uber das Futurum auf sanskritisch syami u. s. w., Abhandl. der Gott. Gesellsoh. d. Wiss. XVI 135ff. J. S c h m i d t Die ursprungl. Flexion des Optativs und der auf a auslautenden Prasensstamme, Kuhn's Zeitschr. XXIV 303 sqq. G. H. M u l l e r De Graecorum modo optativo, PhilologusXLIX 548ff. Fr. A. B o r s c h Hat die lat. Sprache einen Optativus? Marburg 1820. L o t h L'optatif, les temps secondaires dans les dialectes britanniques, Mem. d. 1. Soc. d. 1. V 133 ff. F. Bech Der umgelautete Conjunctivus praeteriti ruckumlautender Zeitworter, Germania XV 129 ff. M i k l o s i c h Imperativ [im Altslov.], Sitzungsber. d. Wien. Akad. LXXXI 132ff. O b l a k Ein Beitrag zum slavischen Imperativ, Arehiv f. slay. Philol. X143ff. 2) "Was der britt. Conjunctiv ist, in dem sich i mit o (aus a) zu misehen scheint, ist noch unermittelt. Es kann zum Theil ein Optativ des
1300
Modusstamme. Optativ.
[§ 938—939.
weisbar. Uber Vermischung unsres Modus rait dem Conjunctiv s. § 910 S. 1280. /. Die Optative mit -ie- -«-. 939. Uridg. Cl. I (§ 492 if.). *gm-ie- *gm-i- zu ind. *gem-ti rgeht3 (ai. d-gan): ai. gam-ya-t med. 1. sg. gm-lya, ags. cyme (got. *humjau). *bhu-ie- *bhu-iie- *bhu-ii- zu 1. pi. ai. d-bhu-ma gr. e-
Ai. pi. *dhema1) *dema *sthema (vgl. Precat. de-s-ma § 942), s-Aorists mitspielen" (Thurneysen). Vgl. auch Loth Mem. d. 1. Soc. d, lingu. V 133sqq. 1) Die 2. pi. ved. dhetana Rigv. VIII 5(3, 5. X 37, 12 {-tana wie sonst ofters fur -ta, s. § 1010) gehort wahrsckeinlich nicht hierher, sondern war entweder eine themavocalisohe Form wie av. 2. sg. dbi-s gr. £T:I-9OITO -%O[[Aefta, oder eine Neubildung zu dhehi nach dem Verhaltniss von attana attd zu addld, itana itd zu i-hi, yatdna yatd zu yahi u. dgl. Fur diese letztere Auffaasung spreehen pali praes. dhemi dhesi etc. und demi desi etc., die ohne Zweifel von den Imperativformen dhehi und dehi ausgegangen waren.
§ 939.]
Modusstamme. Optativ.
1301
hiernach sg. dheya-t deya-t stheya-t fiir *dha-ya-t etc. (vgl. bhdreyam nach bhdre-ma fur *bharay-am § 951 und Compar. stheyas- nach Superl. sthestha-s fur *sthd-yas- § 81 S. 230), und hiernach wiederum pi. dheyama deyama stheyama wie sya-ma nach syd-t und wie gr. 9siY)[j.ev nach ftsirjv -(§ 945); das vorauszusetzende *dhe-ma verhielt sich beziiglich der Wurzelstufe zur 3. sg. med. da-dh-i-ta wie im Ind. die 3. sg. med. praet. a-dhi-ta zur 3. sg. med. praes. dha-t-te. Unsicher bleibt, ob lat. des aus *da-(i)e-s entstanden war (§ 946), und ob ahd. 1. pi. sten dem gr.
Cl. I l l (§ 536ff.). Ai. da-dh-ya-t da-d-ya-t med. da-dh-i-ta da-d-i-td, as. pi. ded-i-n cwir thiiten3 (neben dad-i-n), falls diese Form nicht zum Perfect zu ziehen ist (§ 886 S. 1253), aksl. da-d-i-mu da-d-i-te (ind. da-d-qtu dant1); gr. xi-fts-T-fjisv oi-oo1-jxev i-oTa-T-jxsv wie fte-1-p.ev etc., s. o. Ai. bi-bhi-ya-t bi-bhiya-t zu bi-bhe-ti ^iirchtet3, bi-bhr-ya-t zu bi-bhar-ti ctragt3. Cl. VII (§ 567 f.). Ai. ve-vis-ya-t zu ind. vi-ves-ti cwirkt, ist thatig3. Cl. X. X I (§ 579ff.). Ai. jha-ya-t (Gramm.) gr. yvoIjj-EV aus *Yvto-i-fjisv von gn-e- gn-o- c erkennen\ Ai. mna-ya-t ccommemoret3 3. pi. mna-y-ur. Gr. opaljxsv aus *3pa-i-fisv zu I-op-a-v 'lief'. Lat. nes aus *sn-a-ie-sc! (s. § 946). — Gr. xi^2t[xsv zu xt'-)(-Y)-(i.sv cwir erreichen, finden\ Cl. XII (§ 597if.). Ai. 3. sg. med. lr-n-l-ta zu sr-na-ti c zerbricht3. Gr. Suvatxo (zu Su-va-rai Vermag3) aus *du-ng-i-to verhielt sich zu ai. sr-n-l-td wie TI&STTO (Liber den Accent § 944) zu dadhltd. Cl. XV (§ 625f.). Ai. yuhj-ya-t med. yuhj-l-ta zu yundk-ti c schirit an3. Cl. XVII (§ 638ff.). Ai. r-nn-ya-t med. r-nv-i-td zu r-nb-ti c erregt, setzt in Bewegung3, med. al-nuv-i-ta zu al-nb-ti ceTreicht3. Horn. SOUVUTO aus *oat-vu-/t-To zu Sat-vu-rai cschmaust3,
1302
Modusstamme. Optativ.
[§ 939—940.
3. pi. oouvdaro aus -vu-i-aro (§ 944). Got. kunneima aus *kun-nv-i- idg. *§^-nu-l- zu kun-nu-m cwir kennen, wissen1. Cl. X I X (§ 656).
Ai. chis-ya-t
zu dve-s-ti
'hasst'.
s-Aoriste (§81 Iff.). Ai. med. diks-t-ta zu 1. sg. d-dik-s-i, lat. dix-i-mus zu dix-i, W. deifc- 'zeigen 3 ; ai. med. ma-s-i-ta idg. *m%-s-i-to, W. mew- c denken 3 ; ahd. wiss-i-mes cwir wiissten3 ist hier zu nennen, falls wissun csie wussten 3 mit gr. wav zu veibinden ist (§ 827 S. 1186). es-Aorist: gr. stSsTjxsv cwir mochten wissen3 aus *-fsi8-ea-i-[isv (vgl. lat. vid-er-i-mus), 6st£siav aus *-a-ea-i-av oder -a-sa-i-av s. § 944. as-Aorist: ai. 1. pi. med. jan-is-l-mahi zu ind. d-jan-is-ta von Jan- 'gignere3, pyas-is-l-mahi von pya- cschwellen3. «s-Aorist: lat. vid-er-i-mus aus *ueid-is-i- zu conj. vtder-o (vgl. gi. siSaTjxsv). Perfect (§843ff.). *ue-urt-ie- -I- von W. uert- Vertere 3 ' ai. va-vrt-ya-t 1. pi. med. va-vrt-i-mahi, got. vaurp-ei-ma (fur lautgesetzlicb.es *vaurdeima) ahd. wurt-i-mes. *se-zd-{i)ie- -lvon W. sed- 'sedere 3 : ai. sed-ya-t av. hazd-ya-p, vgl. got. *eifei-ma. Ai. 3. sg. med. il-«-<« got. 1. pi. dig-ei-ma zu ind. is-e dih c hat etwas in seiner Gewalt" (§ 848 S. 1212). Ofters findet sich neben der «e-Bildung die o*-Bildung, gleichwie im Indicativ die themavocalische neben der themavocallosen und wie im Conjunctiv die langvocalische neben der themavocalischen, z. B. gr. eoi lit. tese zu si'fil es-mt cbin3, av. d-oi-s gr. sTci-doiTo zu ind. da~p I-OS-TO von "W. dhe- 'setzen3, preuss. dais cgibD von W. do-, gr. (xapvoi'[i.E&a zu jxap-va-tai Tiampft", usudv&oi zu Trs-Trov9-a c habe einen Eindruck empfangen1. 940. A r i s c h . Im Ai. erseheint das -yd- des sg. act. ausnahmslos in die act. Plural- und Dualformen mit consonantisch beginnender Personalendung ijbertragen, z. B. s-ya-ta fur *s-i-ta (lat. s-i-tis), jnd-ya-ta fiir *jhdi-ta (gr. -fvoT-Ts), wahrend es dem Medium ebenso consequent fern blieb. Dasselbe Verhaltniss bei den Indicativstiimmen wie dha- (idg. *dhe-)\ wie va-v%t-ya-t va-vrt-yd-ta med. va-vrt-1-ta so d-dd-t d-dd-ta med. d-di-ta (§ 495 S. 891). Im Av. iiberwiegt im pi. act. -yd-, z. B. gap. xyd-td = ai. sya-ta, doch scheint auch noch -I-
§ 940.]
Modusstamme. Optativ.
1303
vorzukommen, wie in srvimd d. i. snw-i-rna zu imper. srao-tu = ai. srd-tu von W. kleii- c horen'. 4 ) Fiir den ai. Ausgang -lya der 1. sg., z. B. va-vrt-iy-a, erwaitet man -ya oder -iya naoh dem -y-ur -iy-ur dei 3. pi. act., wie denn in der That das iiberlieferte I im Ved. nach Ausweis des Metrums zuweilen kurz zu lesen ist, z. B. in isiya und rasiya Eigv. VII 32, 18, und wie das Av. regelrecht tanuya d. i. tanv-iy-a (Bartholomae Handb. § 91b S. 40) bietet. Das I war aus den andem Medialformen eingedrungen, ahnlich wie bhdreyam nach bitdre-s etc. fiir *bharay-am oder *b7iardy-am gesprochen wurde (§ 951). Neue Beispiele zu den in § 939 angefiihrten: Cl. I. Ai. kr-iya-t zu d-kar cer machte3, dir-ya-t = *d?-ie-t zu d-dar cer spaltete, sprengte3 (vgl. unten Cl. VII av. dare-dairy a-$), med. vur-1-ta zu d-vr-ta cer wahlte sichJ. Av. jam-ya-Ji apers. jam-lya mit jam- fiir gam-, das im ai. gam-ya-t (med. gm-iya) bewahrt wurde (I § 451 Anm. S. 336), vgl. § 939 S. 1300. Ai. han-ya-t av•. jan-yci-f apers. jan-iya zu ai. hdn-ti c schlagt, todtet3 von W. ghen-; urar. *jhan-id-t fiir *ghan- = *g%-, woneben lautgesetzlich med. ai. ghn-i-ta av. yn-i-ta, doch im Ai. nach dem Activ auch han-l-ta (I § 454 Anm. S.337, II § 498 S. 893 f.). Ai. stu-ya-i med. stuv-i-td av. stu-ya-J) zu ind. ai. stau-ti (stu-mdsi) av. stao-iti cer preist\ Ai. i-ya-t zu g-&' cgeht3. Ai. vrj-ya-t zu d-varJc cer drehte zusammen 1 (praes. vrndk-ti). Ai. us-yci-t av. us-ya-J> zu ai. vds-ti av. vas-ti Sviinscht3 [us-mdsi us-mahi). Uber ai. deya-t av. d-ya-J> u. dgl. s. § 939 S. 1300f., liber av. 2. sg. c^a-i/a unten Cl. X. Ai. bru-ya-t med. bruv-l-td (av. mru-ya-fi) zu brdv-i-ti spricht3 Cl. I X (§ 574 S. 949).
c
er
Cl. III. Ai. ju-hu-yd-t med. 1. ]A. ju-hv-i-mahi zu ju-ho-ti opfert3. Av. daidyd-J) daipyd-p med. daidl-td daipl-ta wie ai. da-dh-yd-t da-d-yd-t da-dh-l-td da-d-1-td, s. § 939 S. 1301.
c
1) Uber die act. Singularformen mit -J- wie sahtf, die fruker falsehlioh fiir Optative gehalten wurden, e. Bartholomae Stud. z. idg. Sprachgesch. II 157. 169.
1304
Modusstamme. Oplativ.
[§ 940.
Cl. VII. Av. dare-dairy a-p zu ind. ai. dar-dar-ti intens. von dar- ""spalten3; als Gmndform kann *-df-ie-t angesetzt werden, s. § 568 S. 945. Cl. X.
Ai. ya-yd-t zu y-a-ti
c
geht3.
Av. pa-ya-J) zu pa-
3
'schiitzen (§588 S.96l£). Die Formen ai. mneya-t jfieyd-t neben den regelmassigen mria-ya-t jna-ya-t (§ 939 S. 1301) waren nach solchen wie dheya-t stheya-t (Cl. I) gebildet, ahnlich wie der Superlativ jyestha-s cder machtigste3 neben Compar. Jyd-yaseine Neuschopfung nach sthSstha-s war (§81 S. 230); vgl. auch Precat. j'nesam § 942. Die umgekehrte Ausgleichung zeigt av. da-ya-fi neben d-ya-f. Cl. XII. Ai. mecl. pr-n-i-td zu pr-nd-ti cfiillt3; act. prnl-yd-t mit demselben i wie ind. pr-m-mds, s. § 597 S. 973. Cl. XV. Ai. rundh-yk-t med. rundh-i-ta zu runddh-mi c halte zuriick, hemme'. Av. merqs-ya-f, s. § 626 S. 993. Cl. XVII. Ai. kr-nu-ya-t med. kr-nv-l-td av. kere-nu-ya-Jj zu kr-tio-ti kere-nao-iti cmacht:l. Ai. as-nu-ya-t as-nuv-i-td av. as-nu-ya-£ zu als-no-ti as-nao-iti 'erreicht3. Av. 1. sg. med. tanuya d. i. tanv-iy-a (neben ai. tanviy-d) s. S. 1303. s-Aoriste. Ai. 1. pi. med. dhuh-s-l-mdhi von duh- cmelken3, 1. sg. med. di-s-iy-a von da- 'theilen, zutheilen3; av. disya-J) von W. deik- cweisen, zeigen3 aus Gf. *dik-s-ie-t, vgl. ai. med. dik-s-i-ta. Uber das Eindringen starker Wurzelformen im Ai., z. B. mq-s-i-mdhi neben ma-s-iy-a, s. § 815 S. 1175. is- und sw-Aorist im Ai.: ruc-is-iy-a und roc-is-iy-a von rucc leuchten , sah-is-l-mahi und sah-is-i-mdhi von sah- "^bewaltigen5, vq-sis-ly-a von van- cgewinnen3. Optative von sigmatischen Aoristen kommen im Ai. nur im Medium vor, und die 2. 3. sg. zeigt regelmiissig die Precativgestalt, z. B. mq-s-i-sthas mq-s-i-sta van-is-i-Sta ya-sis-i-sthas (§ 942). Perfect. Ai. ja-gam-ya-t av. jaymyqm d. i. j'a-ym-iyqm zu ind. ai. ja-garn-a von W. gem- cgehen3. Ai. ri-ric-ya-t zu ri-rec-a von ric- cfreilassen5. Av. vaonya-fi zu ind. 3. pi. vaon-are von van- 'gewinnen3, apers. 3. sg. ca-xr-iya von karc machen3.
§ 941—942.]
Moduastamme. Optativ.
1305
741. Nach Baitholomae hatte das Avestische Foimen der 1. pi. act. mit -ama aus -mme: jam-y-ama (zu 3. sg. Jam-yd-p, § 940 S. 1303), buyamd d. i. bv-iy-ama (vgl. tanuya §940 S. 1303f.) zu apers. biyd aus *b{v)-iya-t (auch av. 2. sg. buys, 3. sg. buyd-p konnen nach av. Schreibgepflogenheit auf bv-iya- bezogen weiden). Nach buyama war 2. pi. buya-ta gebildet, von derselben Art vielleicht auch 2. pi. daya-ta zu 3. sg. dayd~p. Ahnlich beurtheilt man ai. duhlyd~t neben 3. pi. duhlydn; diese 3. pi. mit ihrem I darf vielleicht als ein Zeugniss dafiir gelten, dass auch auf indischem Boden noch -l-ma -i-ta bestanden hatten (vgl. im Medium -ly~a nach -l-ihas etc.). S. Benfey Abh. d. Gott. Ges. derWiss. XVI 182 f. 197, J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXIV 318, Bartholomae ebend. XXIX 274f. 942. Dem Ai. eigentiimlich war der sogen. Precativus, d. h. unsre Optativbildung mit einem -s- zwischen Optativsuffix und Personalendung *); im Medium waren die 1. Personen und die 3. pi. von dieser Bildung ausgeschlossen. Z. B. act. sg. 1. bhu-ya-s-am 2. 3. -yds (2. *-ya-s-s 3. *-ya-s-t) pi. -ya-s-ma -yd-s-ta -ya-s-ur, med. sg. 2. muc-l-s-thas rnq-s-l-sthas ya-sis-i-s-thas 3. muc-t-s-ta u. s. w. Zu d-dd-t cgabD 1. pi. desma d. i. *da-i-s-me (den Ansatz eines *de-ma — gr. 5ol-|iev bestatigend, s. §939 S. 1300 f.); 3. pi. sthe-s-ur zu d-stha-t. Hierzu 1. sg. desam sthesam. jhesam (zu jn-d- ^ennen 1 ): desam = jheya-t : deya-t, s. § 940 S. 1304. Die sprachgeschichtliche Deutung des Precativs ist noch nicht gelungen. Doch scheint Zusammenhang seines -s- mit dem Aorist-s nicht abzuweisen. Anm. War das Optativsuffix mit dem "Wurzeldeterminativ' -t- identisch, von dem § 498 S. 896, § 572 S. 947 die Eede war, so lage es nahe, zwischen ai. de-s-ma f*da-i-s-ma) und gr. oo-T-f/.£v dasselbe Verhaltniss anzunehmen wie zwischen ai. d-grah-i-s-ta und d-grah-i-t; ai. djai-s cdu triebst' lieese sieh in *aj-a-i-s zerlegen, wie der Opt. dje-s in *aj-a-i-L Der Optativ ware hiernaoh ein Injunctiv zu den Indicativen mit -%-. 1) Av. tutuya war keine Precativform, a. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 561. Uber angebliche ai. Precativformen, in denen s nicht unmittelbar vor der Personalendung stand, s. denselben a. O. 587.
1306
Modusstamme. Optativ.
[§943—944.
943. G i i e c h i s c h . Hier erscheint -id- -I- immer nur hinter sonantischen Vocalen, mit denen -I- contiahiert war. Dass ai. Formen wie vid-ya-t gam-ya-t bi-bhr-ya-t cladh-ya-t ri-ric-yd-t im historischen Griech. fehlten, ist daraus erklarbar, dass sich das i von -ie-m -i-ent u. s. w. mit den vorausgehenden Consonanten in urgriechischer Zeit zu Lautgruppen verband, die zu einer formalen Zersplitterung innerhalb des Paradigmas fuhrten: z. B. *Krp (*IZ8YJV) *ioifj.sv ZU oIBa 1'8-JAEV, zu I-XTOI-|J.SV, *TLO arjv *riOr[xsv zu Ti-{bj-i«, ^sXwrljisv) zu Ae-AoiTi-a. 944. Cl. I. Horn, E'IYJV 'sim3 aus *ea-ivj-v oder dreisilbigem *so-irj-v, 3. pi. slev aus *E<J-J.-CV oder *E3-i-sv (vgl. ai. s-iya-m s-nj-ur neben s-ya-m s-y-ur), 1. pi. elfisv aus *ea-i-[j.sv mit Einfiihcung der starken Wurzelform (vgl. § 502 S. 900f.). El. sot aus *E7] 3. pi. aov-eav vermutlich aus -ssv entsprechend dem ion. slsv (vgl. I § 64 S. 51, § 72 S. 64, wo sa fiir sia zu lesen ist, und II § 952. 1020, la). Das si- in att. SITJV slev ist entweder aus der Dreisilbigkeit der griech. Grundformen ^saivjv *s3isv zu erklaren, oder man hat, falls *sai7jv *eaisv zu Grunde lagen, anzunehmen, dass EL- von eljxsv her iibertragen war, gleichwie &£iYjv nach {IsLjaev und
§944.]
Modusstamme. Optativ.
1307
so braucht auch Tt9etp.£v TI&ETTO keine gr. Neuschopfung zu sein, es ware idg *dhi-dhd-i- = *dJd-dJia-i- anzusetzen. Jedenfalls war aber die (erst fiir die alexandrinische Zeit verbiirgte) Betonung TI&EIJXEV 8I8OT[J.EV u. s. w. eine Neuerung fiir *TI'&SIJXSV *Siooi.[Xcv u. s. w., wie Suvairo (s. u.) zeigt: theils mag die Betonung von eiSeijisv aus */si8e(o)-i-(xev (neben eiSehjv), Tcap-sIjxEV aus *-so-i-[i.sv (neben irap-st7jv) und die von cpiAoTjxsv aus tpiXsoi[J.SV (neben tpiXofyv, s. § 952), theils die von Ti&s»]fj.£v (§ 945) eingewirkt haben. In derselben Weise war die Betonung von ex-&st|J.sv ix-8u[iev und SOUVUTO unurspriinglich. Cl. X. XI. 8patp,sv aus *8pa-i-|J.£V nach I § 611 S. 463, hiemach Spahjv fiir *Spa-(t)7]-v wie ataiTjv nach ataT-fjisv. Ebenso "j'-^patvjv zu s-yYjpa-v calterte3, pXe(ir]v ^XsT]j.sv paXefyv PaXeT[xsv zu s-pXrj-v s-paXy]-v ceThielt einen Schuss, wurde getrofFen3, 8o9si7]v zu eSo'Brjv c wurde gegeben3, xi^et'yjv zu XI-^TJ-JJLI cerreiche, finde3, -(•votTfjv -j-voTfAsv zu I-yvco-v "^erkannte5, aXoi'yjv zu saXw-v cgeriet in Gefangenschaft3. Ferner lesb. cpiXstvjv zu cpi'X7]-[« c behandle als Freund 3 , el. ouXaiYj zu auXafit. 'raube3, nach denen auch o u. dgl. zu erschliessen ist. Die Medialbildung sfi-irX-^To (zu TTX^-TO 'fiillte sich3) ist m i t der 3. pi. i n d . SJA-ITXYJVTO zu v e r g l e i c h e n : wie diese n a c h TTX^TO u . a. fiir *-7TXEVTO a u f k a m , S. 956).
so -TTX^TO fiir *-7IXETTO (§ 582 A n m .
E n t s p r e c h e n d [iefi,v})[A7jv x£XT^'[ir;V S. 1308. -TTX^TO [ASIXV^'-
(XYJV : pX£l[i.sv 8paT(i£V =
-TTXTJVTO fi£[xv7]VTai. : I[3X£V(T) £'8pav(r).
Cl. X I I . Belegt scheint n u r Suvaito zu Su-va-tai c vermag 3 ; xtpvai'ijv zu xtp-wj-fxi. 'mische 3 u. dgl. darf erschlossen werden. 8o-va-i-To
zu
ai. Hr-n-i-ta
wie
*TI'-&E-I-TO
(TI&ETTO)
ZU
da-
dh-l-td. Cl. XVII. Horn. Saivuxo (zu Sai'-vu-rai cschmaust3) aus -VOL-TO, wie £X-85[XEV; fiir *-VU(/)-I-TO oder *-V/-£-TO, vgl. ai. alnuv-i-td kr-nv-i-td § 940 S. 1304. 3. pi. Saivuaxo = -vui-aro, wie 8UY) (S. 1306). s-Aoriste. E?8EI7)V SESSTJJLSV (ZU ^'o£a cwusste3) aus */£io-£oirj-v oder -EO-ITJ-V und -sa-i-fxsv, vgl. lat. vid-er-l-mus; att. s?8si7jv ist wie SIYJV S. 1306 zu beurtheilen. tjber den zu slfii 'gehe 3 gehorigen Optativ s. § 836 S. 1194; die Form tefyv T 209
1308
Modusstamme. Optativ.
[§944—946.
mag, wie SeSiei'yjv (Plato), nach siBeivjv gebildet sein, vgl. isvat SsSisvai : siBsvai. os^at-jii -at-? etc. war Neubildung nach den Optativen auf -oi-[u -oi-? etc., die aufkam, als das a am o-Aoiist schon iiber seinen urspriinglichen Bereich hinausgegangen war, vgl. § 820 S. 1179. Dass die Formen horn. att. 8et'f;eia? -sis -siav arkad. StaxcoXdosi und Tu^Eijxev (nur von Choeroboscus Diet. 565, 2 iiberliefert und als aol. bezeichnet) auf Grund der Ausgange -OSO-I-TJoder -oso-iTj- und -oso-i- entstanden waren, ist wahrscheinlich, s. § 836 S. 1195. 3. pi. -iav stand zu sonstigem -tsv (EISV SETSV) wie ind. boot. Trocp-sTav zu dor. -qv aus *7((a)-sv; I. pi. -osifisv aus *-oso-i-fJ.sv. Einerseits wurde zu -astfisv die 3. sg. -oet gebildet nach -oat: -aatfxsv und -oi: -OIJJLEV; anderseits zu -astocv die 2. 3. sg. -osta? -asis nach den ind. -(o)a? -(o)e -(o)av, ahnlich wie av. buya-ta nach buyama und ai. duhiya-t nach duhiydn geschaffen waren (§ 941 S. 1305). Anm. Fur dieee letztere Neuerung (-SEIOCS -oete) ware ein zweiter Anlase neben dem Ausgang der 3. pi. gegeben gewesen, wenn eine 1. pi. auf *-a£ia[x£v, entsprechend dem av. jam-y-ama (§ 941 S. 1305), bestanden hatte; -aeta(j.ev neben -aeifAev wie jamyama neben srvima. Duroh -aeia(j.ev wiirde auch der Ausgang der 3. pi. -tav neben sonstigem -tev verstandlicher. Perfect. saraiV/V saratjAsv zu sotafxsv c wir stehen 3 w i e l toToifxev zu 2ota(i.sv. Med. JJ.S[J.V^[I.Y)V (ZU fis[j.vr/-[xai dor. jiifj c
bin eingedenk 3 ) XEXT-^JXTJV (ZU XEXTYJ-JIOU c habe mir erworben 5 ) fur
lautgesetzl. *fj.E[ivat[xr/v *zsxrstfj-7)v, w i e i n d . 3. p i . jj.s[iV7jvtat XEXTTJVTOU fiir *(i.EfivavTat *y.EXTSVTai, s. S. 1307.
Bei den consonantisch auslautenden Perfectstammen war allgemein die themavocalische Optativbildung iiblich, z. B. TTETTOV&Ol.
945. Im Activ des Optativs ging -«]- vielfach auf den PI. und Du. iiber, wie si^ev neben sljxsv, oTa(y]|x£v neben aral[XEV, si8ct'-/;[isv neben SIOETJXEV, saTat7)[i.£v neben Eotatjiisv; bei Homer erst ein Beispiel dieser Art, aTat'vjaav P 733. Vgl. ai. syama fiir *s-i-ma nach s-ya-t § 940 S. 1302. 946. I t a l i s c h . Alat. s-ie-m sies siet s-i-mus sitis s-i-ent zu ind. es-t; in der class. Zeit durch Verallgemeinerung der
946—947.]
Modusstamme. Optativ.
1309
schwachen Stammgestalt sim sis u. s. w. Diese selbe Ausgleichung in den Schwesterdialekten: umbr. sir si sei ^is 3 si c sit' sins s i s ""sint3, marruc. pacr-si c propitius sis3 oder c sit. Lat. vel-i-m vel-l-mus zu vul-t, mit unregelmassiger starker Wurzelform (vgl. ai. med. vur-i-ta), s. § 505 S. 903 f. Entsprechend ed-i-m ed-i-mus zu es-t von W. ed- cessen', s. § 505 S. 905, § 939 S. 1300. Dass nur der eine Opt. siem mit starkem Optativsuffix noch in die histoiische Latinitat hineinkam, hing wahrscheinlich damit zusammen, dass sein i den Wortton trug. Tiber den Grund des Verlustes des Opt. zu i-t s. § 925 S. 1291. Osk. d a - d i d 'dedat' zu av. d-ya-p, vgl. marruc. -si ^it 3 . Lat. dem lasst sich auf *da-[i)e-m zuriickfiihren, ebenso stem auf *sta-(i)e-m; demus sfemus aus *da-(i)e-mos *sta-(i)e-mos waren mit gr. 8o(irjfj.sv axatr][x£v (§ 945) zu vergleichen. Ferner
lassen sich lat. nem plantem auf *(s)na-(i)e-m *planta-{t)e-ni, osk. deivaid auf *deiua-(i)e-t zuriickfiihren, vgl. § 939 S. 1301. Doch kann man alle diese Formen, wie wir § 926 S. 1292 sahen, auch als Conjunctive betrachten. s-Aoriste. Lat. dlxlm axim s. § 824 S. 1184. vlderim llquerim totonderim dixerim s. § 841 S. 1199 f. amassim proJiibessim, amblssim s. § 842 S. 1202. IJber das Eindringen von Optativformen dieser Art in das futurum exactum d. h. in die zugehorige Conjunctivbildung s. § 915 S. 1284 f. 947. Germanisch. Die Suffixform -I- war schon in urgerman. Zeit in den Sing, eingedrungen, vgl. z. B. 3. sg. got. vaurp-i ahd. wurt-i nord. run. urp-i Viirde5 aus -i-p gegen ai. va-vrt-ya-t, 2. sg. ahd. s-i-s aisl. ser ( = urgerm. *siz) 'seiest' gegen ai. s-ya-s; ebenso in die 3. pi., z. B. got. vaurp-ei-na ahd. iourt-i-n Sviirden3 nord. run. varan Svaren3. Die Geschichte der i. sg. (got. -jau ahd. -i aisl. -a) ist noch unklar (vgl. § 953 iiber got. nimau etc.); fiir die Erklarung des got. -jau ist zu beachten, dass das j von vilj'au von andrer Art gewesen zu sein scheint als das von vitjau (s. u.). Prasens. Ags. cyme pi. cyrnen (zu cuman 'kommen1) ware got. *kumjau *kumeima: ai. gam-ya-t, s. § 939 S. 1300. Got.
1310
Modusstamme.
Optativ.
[§947—949.
mljau vilei-s etc., vgl. lat. vel-i-m-§50o S. 903f.; die 1. sg. viljau mag mit ahd. mile uispriinglich 1. sg. conj. zu ind. ahd. toillu *wiir = aksl. veljq gewesen sein, dessen Tempusstamm auch durch got. viljan und viljands vertreten ist (§ 505 S. 904, § 716 S. 1074, § 727 S. 1083), vgl. § 928 S. 1294. Ahd. si cieh sei1 pi. 1. si-tries si-tn 2. si-t 3. si-n zu is-t c ist: ai. s-ya-tn u. s. w., s. § 939 S. 1300; got. sijau sij'dis etc. (wie bairau bairais) war vielleicht eine Umbildung des zweisilbigen idg. *s-iie-m etc. Moglich, dass ahd. 1. pi. sten gen (sg. 1.3. ge ste 2. ges stes) Optative wie gr. oratfjisv waren. Zu den nicht-perfectischen Bestandtheilen des Formensystems der sogen. Prateritoprasentia darf man folgeude Optative reehnen. 1. pi. got. vit-ei-ma ahd. wifift-i-tries (ai. vidya-t), got. mun-ei-ma, ga-daurseima ahd. gi-tummes s. § 508 S. 909. Got. kunneima ahd. kunnimes jzu got. ahd. hun-nu-m *wir kennen, wissen" Cl. XVII) aus *§n-nu-t- wie ai. r-nv-i-td, s. § 939 S. 1301f.; ebenso ahd. unni-mes zu ind. an cg6nne3, ndd. diirne zu ind. darn Svage3, s. § 646 S. 1013. Perfect. Got. skai-skdid-ei-ma ahd. sciad-l-mes 1. sg. shaiskdid-Jau sciad-i zu ind. skai-skdip sciad ^chied3, ebenso got. nem-ei-ma ahd. nam-i-mes zu nam 'nahm u. s. f. Entsprechend im schwachen Prateritum (§ 907 S. 1273ff.) z. B. got. nasidedei-ma ahd. nerit-i-mes. Tiber as. dedin "thaten3 sg. dedi (fiir lautgesetzl. *did-) s. § 939 S. 1301. tlber Vermischung der 2. sg. opt. mit der 2. sg. ind. praet. der starken Verba ist § 893 S. 1261 f. gehandelt. 948. Baltisch-Slavisch. Im Bait, ist unser Opt. nicht nachweislich. Preuss. dais *gib, lass3 2. pi. daiti (lies daiti) gehorten wol nicht zu gr. SOTTS — dais miisste Neubildung nach dem PI. sein •—, sondern waren themavocalische Formen wie Jeis Jeiti idaiti § 510 f. S. 910 f., § 954. 949. Im Slav, nur wenige Beispiele, mit adhortativer Function. Aksl. 1. 2. pi. jad-i-mu -i-te 1. 2. du. -i-ve -i-ta zu ind. jad-etu csie essen3 (§510 S. 910): ai. ad-ya-t lat. ed-lmus, s. § 939 S. 1300. dad-i-mu etc. zu dad-etu csie geben3
§ 949—950.]
Modusstamme. Optativ.
1311
(§ 546 S. 937f.): ai. med. da-dh-i-td etc., s. § 939 S. 1301. vedi-mu etc. zu vestu cer weiss3 3. pi. ved-etu mit der perfectischen, urspriinglich auf den sg. ind. beschrankten Stammform uoid-, s. § 894 S. 1262. Daneben von derselben Wurzel der Imperat. vidi-mu Videamus 3 etc., der sich durch die sogleich zu erorternde 2. sg. vizch = lit. veizdi als alt und zu dem idg. Prasens *ueid-mi (§ 493 S. 888, § 510 S. 909) gehorig erweist; hier war ei = slav. i verallgemeinert, wie oi = slav. e bei vestu. Die 2. 3. sg. zu diesen Imperativen waren jazdi dazdi vezdi und das schon genannte vizdi. Diese waren echte Imperativformen auf *-dhi und hatten z aus den vorauszusetzenden 2. 3. sg. opt. *ezda *dazda *vezda *vizda oder *ezdi *dazdi etc. (aus *ed-ie-s *ed-ie-t, *dod-ie-s etc.). Urspriinglich lauteten sie also *ezdi (vgl. ai. addhi), *dazdi (vgl. ai. dehi daddhi av. dazdi) oder *dadi ( = alit. dudi), *vezdi und *vizdi (— alit. veizdi, vgl. ai. viddhi gr. w8i). Vgl. I § 547 S. 402 *), II § 962. Dass jazdi etc. auch als 3. sg. gebraucht wurde, hat in der Mitverwendung der 3. sg. pri-jetu als 2. sg. eine PaTallele, s. § 830 S. 1189.
//. Die Optative mit -oi-. 950. Der Ausgang der 1. sg. act. war -oi-m (§ 976, 3), der der 3. pi. -oi~y,t (§1017, lb). In alien Sprachen, die diese Optativbildung festhielten, erscheint sie als eine lebendige und schopferische Kategorie. Es geniigen furs Uridg. einige wenige Beispiele. *bheroizu *bher-e-ti 'tragt", '2. sg. *bheroi-s 2. pi. *bheroi-te: ai. bhdre-s -ta gr. (pspoi-s -re got. bairdi-s -p aksl. beri bere-te; lit. 3. sg. te-suke zu sukii cich drehe3. *urgioi- zu *urg-ie-ti Nvirkt3: av. verezyae-ta gr. psCoi-rs got. vaicrkjdi-p\ ai. 3. sg. med. sphdye-ta zu ind. spha-ya~te "mount zu, wachst3, aksl. 2. sg. speji 2. pi. speji-te zu spe-jit 'habe Erfolg3. Ai. 3. sg. prtanayi-t zu prtana-yd-ti cer kampft5, gr. 2. sg. Tt[j,aoi-<; ufitp? zu Tip.au) 1) Hier ist CJfuezdH = alit. veizd{i)' verdruckt fur ^Mlzrfi! = alit. ».' J5rugmann, Grundriss. II, 2. §3
1312 c
Modusstamme. Optativ.
[§ 950—952.
ehie3, ags. 3. sg. seatfie zu sealfie cich salbe', aksl. 2. sg. Iqkaj'i
zu Iqka-jq 951.
c
tausche, betriige^.
Arisch.
Beispiele s. § 950.
Im Apers. ist diese
Optativbildung, gewiss zufallig, nicht belegt. In den ai. 1. sg. act. bhdreyam 3. pi. act. bhdreyur 1. sg. med. bhdreya
2. 3. du. med. bhareydtham
bhdreyatam
fiir a [*bharay-am u. s. w.) aus den iibrigen
war e
Optativformen
(bkdre-s u. s. w.) eingedrungen; im Av. noch 3. pi. act. baray-en med. 1. sg. gap. vauray-a
3. pi. baray-antax).
Vgl. ai. vavrt-
ly-a fiir *vavrt-y~a § 940 S. 1303 und eventuell duhlydn *duh-y-an
§ 941 S. 1305, ferner dbkuv-am
fiir d-bhuv-am
fiir nach
d-bhu-s § 497 S. 892. In der Brahmana- und Sutraperiode zeigen die Verba auf -aya-ti
zuweilen mediale Optative nach dem I. Bildungstypus,
wie veday-i-ta
zu veddya-te lasst wissen, kamay-i-ta
maya-te Viinscht".
ana-s neben vedaya-mana-s (vgl. d-brav-i-t,
zu ka-
Diese sind mit den Participia wie vedayund mit den Indie, wie
§ 574 S. 949) zu verbinden.
dhvanay-i-t
Vgl. § 789 Anm.
S. 1144, Bartholomae Stud. z. idg. Sprachgesch. I I 71. 127. 952.
Griechisch.
Beispiele s. § 950.
Uber die Ausgange der 1. sg. -oi-ju -ot-v s. § 979, 3, iiber die der 3. pi -oisv el. -oiav delph. -oiv § 1020, 1 b. Die Ubereinstimmung von O^OTJACV (ZU ind. s-a^-o-jiev) 'itXoIjxsv (zu ind. cpiAoujxev aus cpiAsofxsv) [j-ta&ot|j,£v (zu ind. [iioOoufxev aus [ita&do[ji£v) mit oolfxsv oiootjxsv (zu ind. I-5o-[i.sv oi-8o-[i.sv) u. dgl. rief im ion.-att. Sprachgebiet, stellenweise auch im Dorischen, eine Neubildung des Singulars nach dem Typus I ins Leben, a^otvjv OIWVJV }jua&ot7)v nach ooi'^v 8iSoi7]v, ohne die iilteren Singularformen (irapi-a^ot^i cptXoT[xi [j.ioE)oI[xi) zu verdrangen; entsprechend auch TIJAIIMJV neben Tifupjxsv (ZU Ti[io>[X£V aus Ti[xaofj.sv). Eine weitere Folge dieser Bewegung waxen die 1) War a in offner Silbe die lautgesetzliche Vertretung von idg. o (I § 78 S. 70), so muss urar. *bharai-am *bhara{-an angesetzt werden. Fiir fi ware im Av. a eingetreten nach den Personen, in denen ai tautosyllabisck war. Vgl. §9o9 Anm. S. 1301.
§ 952—954.]
ModusstSmme. Optativ.
Pluralformen wie cpdoir/jisv, vgl. arai'rjjisv nach S. 1308.
1313 CTCUYJV
§ 945
953. G e i m a n i s o h . Got. nimdi-s nimdi etc. ahd. nemes neme etc., got. med.-pass. 2. sg. nimdi-zau 3. sg. nimai-dau zu ind. m'ma m»?w 'nehme 3 : gr. ve[xot-? etc. Wahrend ags. sealfie pi. sealfien noch unmittelbar mit ai. prtanaye-t aksl. Iqkaji verglichen weiden dar£ (vgl. §781, 1 S. 1128), war dagegen ahd. salboe -oes[t) -dem etc. neben salbo -os[t) -dm etc. Neuschopfung (vgl. lit. pa-darai § 954), ebenso habee -ees(t) -eem etc. neben habe -es(t) -em etc., s. § 930 S. 1295. Von der 1. sg. (got. -au ahd. -e aisl. -a) dieses Optativtypus gilt dasselbe, was § 947 S. 1309 iiber got. vitjau etc. gesagt ist. Vgl. § 928 S. 1294. 954.
Baltisch-Slavisch.
Das Lit. bewahrt die 3. sg. act. (die zugleich als 3. pi. und du. gilt) als sogenannten Permissiv, wie te-suke cer drehe' zu ind. suku, te-ateine cer komme3 zu ind. ei-nii ^ehe 3 , te-verte c er wende* aus *vertie (wie 2. sg. ind. praes. reflex, verte-s aus *vertie-s, I § 147 S. 132) zu ind. vercziii. te-dude cer gebe3 zu du(d)-mi und diidu (§ 546 S. 937f.) wie tese cer sei' zu es-mi und esu (§ 510 S. 910, § 939 S. 1302). Der Permissiv zu Indicativen auf -au hat in alteren Drucken den Ausgang -ai, wie te-darai zu darau cmache3. te-darai : te-suke = 2. sg. ind. darai-s{i) : suk'e-s(i) (§ 991), d. h. das optativbildende e (ai) war an den Indicativstamm auf -o (-a) angesetzt worclen, ahnlich wie ahd. salboe nach bere gebildet wurde (§ 953). Auch 1. pi. pa-praszaim [pa-praszau cich erbitte5) und 2. pi. zinait (zinau c ich weiss3) kommen vor (Bezzenberger Zur Gesch. d. lit. Spr. 223). Ferner war der o«-Optativ, als Imperativ, im P r e u s s . lebendig, z. B. imais immeis 'nimm 3 2. pi. imaiti, en-gaunai -gaunei cer empfange3; zu lit. Use stellt sich 2. pi. seiti ^eid3 , ferner j'eis cgeh3 pi. jeiti wie gr. lots (§511 S. 911), idaiti ideiti 'esset1 zu lit. e'du (§ 510 S. 910), dais "gib3 2. pi. daiti wie av. doi-s (§948 S. 1310). Ebenso im L e t t . 2. pi. metl-t Verft 1 we'lzi-t "zieht3 mafgdji-t Vascht 3 lukiifi-t 'schaut3. 63*
1314
Modusstamme. Optativ.
[§955.
955. Im Aksl. erscheint diese Optativbildung, wie die andre (§ 949 S. 1310f.), als Adhortativ (Imperativ). Sg. 2. 3. beri (I § 84 S. 82) pi. 1 bere-mii 2. -e-te du. 1. -e-ve 2. -e-ta zu berq 'tinge, deji -ji-mu -ji-te etc. (I § 84 S. 83) zu dejq c lege\ Uber die Gestaltung der Wurzelsilbe in rid fid pid zizi s. § 534 S. 929. Neben den Formen mit -ji- = -ioi- erscheinen in den abulg. Denkmalern auch Formen mit -ja- aus -je- (vgl. stojati aus *stojeii I § 76 S. 66), wie pijate neben pijite zu pijq 'trinke5, glagoljaU neben glagoljite zu glagoljq cspreche3 (s. Leskien Handb. 2 S. 138, Wiedemann Beitr. zur abulg. Conjug. 27 fF.). So lange nicht Formen wie *Ucate fur ticete nachgewiesen sind, ist es trotz Oblak Arch. f. slav. Phil. X 143 fF. viel wahrscheinlicher, dass e von den Formen wie berete hereindrang1) und die so entstandne Gruppe je mit dem je = idg. ie gemeinschaftlich zu Ja wurde, als dass wir es mit urspriinglichem ie d. h. mit Conjunctivformen wie lat. capie-s (§ 926 a S. 1292) zu thun haben, so dass sich pijate zu pijq wie lat. capie-tis zu capia-m verhielte (vgl. § 929 S. 1294). Anm. Die Prasentia der Cl. XXVI wie veljq. velisi inf. veleti 'befehlen (§ 727 S. 1081 fF.), die der Cl. XXXI wie gostq gostisi inf. gostiti 'bewirten' (§ 782 S. 1134f.) und die der Cl. XXXII wie vrakq vratisi inf. vratiti 'wenden, kehren (§ 807 S. 1166 f.) hatten im ganzen Imperativ -i- : veil velimu gosti gostimu vrati vratimti, wahrend man nach den vorauszusetzenden idg. optativischen Grundformen *velji *veljimu *gostyi -ijimii *vratvji -vjimu erwartete. Die Formen waren also wol keine Optative, sondern Injunctive, und z. B. vehmti velite verhielten sich zu den indicativisehen velimu velite wie bqdq 'sunto' (§ 909 S. 1278) zum ind. bqdqtl (bqdqtu). Man konnte die 2. sg. veli aueh fur ursprimgliches *veU d. h. 2. sg. imper. (vgl. lat. farci § 958) ausgeben wollen. Doch spricht hiergegen, dass chosti cwolle' auch in nichtimperativischen Satzen vorkommt (Leskien Handb.2 S. 143). 1) In ahnlicher Weise wurde im Ahd., nachdem ia in Endsilben zu %e e geworden war, in dem Infin. der ersten schwachen Conjugation -an wieder hergestellt nach der Analogie derj-losen Verba, z. B. nerian fur alteres nerien naeh Infinitiven wie neman.
§ 956.]
Modusstamme.
Imperativ.
1315
Imperativ 1 ).
956. Die unter dem Namen Imperativ in den einzelnen idg. Sprachen zusammengefassten Formen waren sehr verschiedner Art. Erstlich waren I n j u n c t i v f o r m e n darunter, wie 2. pi. du. ai. bhdra-ta bhdra-tam gr. tpsps-TE
1316
Modusstamme. Imperativ.
[§957.
I. Die uridg. Imperativformen. A. Der r e i n e Tempusstamm als 2. sg. act. 957. Es handelt sich hier urn die Formen wie gr. IOTYJ stelle3 cpEpE 'trag3, die ebenso der Personalbezeichnung entbehrten, wie des Casuszeichens die Vocative ocpi "TZT.Z. Als Weiterbildungen von solchen Imperativformen betrachte ich die idg. Formen auf -dhi (§ 959), die idg. auf -tod (§ 963) und die ai. auf -sva (§ 968). 1. Themavocallose Formen. Uridg. Cl. I. *ei zu *ei-ti cer geht": gr. e'i-si, lat. ei i ex-i, lit. ei-k. *do zu *e-do-t cer gab3: lat. ce-do (2. pi. cette aus *ce-d(i)-te § 505 S. 905) i), lit. dic-k, vgl. gr. 8i'-ow (Cl. III). — Cl. X. Lat. hia lit. zio-k csperre den Mund auf3 zu ind. lat. hia-mus: von derselben Ait lat. planta air. car got. salbo lit. dovano-h (s. u.). Lat. vide lit. pa-vyd'e-k 'invide3 zu ind. lat. vide-mus. Vgl. gr. iy-xixpa 7ri'[i-irp7] (Cl. XI). — Cl. XVII. Ai. str-nu gr. axop-vu zu ind. str-no-ti (str-nu-mds) ordp-vu-ai c sternit3. Aiisch. Hier liegt diese Formation deutlich nur in der XVII. Cl. des Ai. vor, wo aber auch -dhi -hi iiblich war, Ir-nu und sr-nu-dhi liore3 (§ 960); in der spateren Sprache gait als Regel, dass -hi nur verwendet wurde, wenn die Wurzel consonantisch auslautete. In §600 S. 975 vermuteten wir, dass grhand aus *grha und Partikel na zusammengesetzt und *grh-a aus *-n entstanden sei: vgl. att. xpi'jxvrj. Vgl. ferner das in § 641 S. 1010 iiber kuru gesagte. Griechisch. Cl. I. Att. eS-st s. o. Epir. aol.TOO"trink3 neben mo-Oi. — Cl. III. oi-ow (Gramm.) cgib'. I-OTT, dor. 1-am lesb. i-oTa cstelle'. — Cl. X. XL Dor. s-f-xixpa zu y.iy-npa-;xi c mischeJ, att. Tip.-itprj zu TTi'[x-irprrixt cfache an3 (vgl. §594 S. 966f.); lesb. y.fvr; zu vivrr[j.i "bewege3; lesb. ^IXTJ zu cpi'^vj-jxi cbehandle c
1) Andre fassen ce-do minder passend als die Verbindung zweier Partikeln, 'hier — her', cette soil gich zu cedo verhalten wie slav. na-te zu na. S. Per Perseon Studia etymol. p. 7].
§ 957.]
Modusstamme. Imperativ.
1317
freundlich3, [xupw zu fiopw-fu csalbe3: vgl. lit. kete'-k halnu-k. — Cl. X I I . Att. xpfjiVY) zu xp(|i-vrr[ii classe herabhangen, h'ange auf3 lesb. 8a|i-va zu oaji-va-fxt czahme3. — Cl. XVII. op-vu zu op-vu-jxi cerrege3: ai. r-nu. L a t e i n i s c h . Cl. I. i ce-do s. o. 1 ). Die Formen fer es es gehoren kaum hieiher, waren vielmehr wol Injunctive wie vel = *uel-s (§ 505 S. 903). — Cl. X. Wie Ma planta (s. o.) noch z. B. fla na doma porta, denen sich sta da ansehlossen, wenn man nicht sta noch als eine Form nach Cl. I wie ce-do ansehen muss (vgl. lit. sto-k). Wie ride (s. o.) noch z. B. imple tie tace (iiber albc s. § 958). I r i s c h . car "Hebe3 aus *cara, s. o. G e r m a n i s c h . Got. salbo ahd. salbo csalbe wol auf Grand von urgerm. *salbo, wie lat. planta etc. (s. o.). Doch waren die historischen Formen nicht lautgesetzlich, sondem -o nach den andern Imperativformen wie 2. pi. got. salbo-p ahd. salbo-t wiederhergestellt (vgl. die 1. sg. ind. praes. got. salbo § 982, 1). Entsprechend ahd. habe c habe' (zu ind. habe-tn) mit Anlehnung des Schlussvocals an das e von pi. habe-t. B a l t i s c h . Unsern Imperativformen ist im Lit. immer die Partikel -hi -k {-fee) angehangt. Ob der /-Vocal den urspriinglichen Auslaut der Partikel darstellt, ist sehr fraglich. Man vergleicht ansprechend lat. ce [ce-do sl-c). Cl. I. ei-k zu el-ti cer geht 3 : gr. 'i\-zi lat. i. du-k 'gih' zu ai. a-da-t (§ 493 S. 889): lat. ce-do. de-k lege' zu ai. d-dha-t (a. O.). bu-k csei' zu ai. d-bhu-ma (§ 497 S. 892). —• Cl. X. ne-bijoki-s cfiirchte dich nicht3 zu bijo-s cer fiirchtet sich5. zio-k neben zio-ju cich sperre den Mund auf3: lat. Ma zu Ma-mns. j'6-k neben j'6-j'u cich reite3. kio-k neben klo-ju cich lege etwas breit hin3. min'e-k zu mine cer gedachte3. luke-k neben iuke-ju cich harre ein wenig3. dovano-k neben dovano-Ju c ich schenke3, pasako-k neben pasako-ju cich erzahle3: vgl. lat. planta. k'ete-k neben kete-j'u cich werde hart3 : vgl. lesb. cpi'taj. balnii-k neben balnu-ju cich sattle3: vgl. lesb. ixupcu. 1) Hierzu kame noch das fu des Arvalliedes, falls es 'sei' bedeutete, was zweifelhaft ist. Vgl. Pauli Altital. Stud. IV 29 ff.
1318
Modusstamme. Imperativ.
[§ 957—958.
Der Umstand, dass ein Theil dieser lit. Impeiativformen zu Aoristen gehort hatte, deren Stammbildung von der des Prasens abwich und mit der des s-Futurs u. s. w., d. h. der FoTmen des sogen. Infinitivstamm.es, iibereinstimmte, hatte zur Folge, dass fur diese ganze Imperativformation Bildung vom Infinitivstamm aus zur Regel wurde. Daher auch z. B. varty-k zu vartau cich wende3, justy-h zu justau cich giirte3. Daher ferner zu alien themavocalischen Prasentia solche Imperative: so rief das zwischen du-h und du-ti bestehende Verhaltniss zu vesti cfiihren3 (praes. vedu) ein vesk, zu suk-ti c drehen 3 (praes. suhu) ein suk(k) ins Leben u. s. f. Auf Grund dieser singularischen Formen mit -k{i), dessen urspriinglicher Sinn veidunkelt war, wurden Plural- und Dualformen geschafFen, z. B. diikime duhite dukiva dukita zu duki duk, woriiber § 463 Anm. S. 844. duki-te zu duh{i) wie im Lett, weddi-t zu wedd{i) cfiihre3 (vgL § 958). 958.
2. Themavocalische Formen.
Uridg. *bhere zu *bhere-ti ctragt: ai. bhdra armen. her gr. cpsps air. heir got. hair; lat. age. Ai. ti-sth-a lat. si-st-e zu ind. ti-sth-a-ti si-st-i-t von W. sta- 'stehen3. Ai. gdcha gr. p
§ 958.]
Modusstamme. Imperativ.
1319
A r m e n i s c h . her 'bring 3 zu bere-m aor. ber-i, ac fiihre zu ace-m aor. ac-i, ker "iss11 zu aor. ker-i, tes csieh zu aor. tes-i, arb "tank' zu aor. arb-i. G r i e c h i s c h . ay-s 'age* zu ayu) c ago\ -/.aza-ayj. zu s-o^-o-v praes. £'x~u) chabe3. xtjxae -a zu ilfiaco -u> c ehre, oouXos -oo zu oouWu) -ui "knechte3 (vgl. lesb. [xopw § 957 S. 1317). Zahlreiche Nebenformen nach dieser Classe zu Formen der ersten Classe (§ 957). wenn der Tempusstamm auf -a -e oder -o ausging, z. B. att. xaft-iara
dor.
IOTTTJ aus *iatas, att. TI'&SI 6(SOU,
att.
iti'fi-TtXa dor. •MJA-TUAYJ , att. so-^d dor. s'(J.-[3ir] aus *[3ae; entspre-
chend of«o-s. Perf. ysyouve zu ys-ytov-a yeycovw verkiindige . Die £iin£ Imperative t8s Xa[3s strts sX&s eupe behielten die Betonung bei, die ihnen im Satzanfang in midg. Zeit zukam, wahrend Xiite u. s. w. einst enklitisch waren (I § 669 S. 537, § 676 Anm. 1 S. 544f.). Regelmassig zeigen die entsprechenden medialen Imperativformen wie iSou Xnrou aus -s-(o)o (§ 909 S. 1278) die Accentuation des Satzanfangs, sogar in der Zusammensetzung mit einem Prafix irpoa-Xapou (dagegen act. 7tpda-Aa(3e). l-Di gegeniiber ai. i-hi (§ 959) wie Xi'its, ebenso Ta9i uT-ftt u. a.; dagegen <pa-&i wie tSs neben cpa&t.
Italisch. Lat. age. Ob albe mone aus *albe(i)e *mone(i)e entstanden waren, bleibt ebenso zweifelhaft wie die Entstehung von albes mones aus *-eie-s (§ 788 S. 1142). Lat. cape aus *capi1), farci, s. o. 1) Die Formen fac und die due mogen Elision des -e erfahren haben wie haec aus haece u. dgl. Doch. wird zugleich die Injunctivform fer (§ 505 S. 903) vorbildlich mitgewirkt haben. [Freilich fvlhrt neuerdings Skutsoh Forschungen zu lat. Gramm. 5 5 ff. fer wieder auf *fere zurflok und leugnet seine Entstehung aus *fer-s aufs entsohiedenste. Aber seine Grunde sind nicht stichhaltig. Dass ferre ursprunglich ein themavocalisches Prasens gewesen sei, dass Formen wie fert durch Synkope des thematischen Vocals entstanden seien, ist nichts als eine Behauptung. Und wenn man in dem bei Plautus Baceh. 1127 als lange Silbe gebrauchten ter noeh eine Spur der Aussprache *terr (aus *ters) sieht (vgl. Biicheler Rhein. Mus. XLVI 236 ff.), und man findet fer bei demselben Dichter zweiraal kurz und einmal (Mil. 1343a fir aequo dnimo) lang gebraueht, so wird jeder Unbefangne darin eher eine Bestatigung meiner Ansicht uber fer erblicken als das Gegentheil. Warum sich den beiden Belegen fur fer gegenuber das von den
1320
Modusstamme. Imperativ.
K e l t i s c h . Air. ib ncymr. yf c bibe' aus *(p)i-b-e. *leci oder -7, s. § 702 S. 1057, § 719 S. 1075.
[§ 958. leic aus
G e r m a n i s c h . Got. bair; im Ahd. waren Formen wie hilf hilf5 aus *Mlfi lautgesetzlich, aber z. B. bir stand fur *biri (I § G62, 2 S. 520). Ahd. neri c mache gesund' aus urgerm. *nazin, s. a. O.; got. nasei scheint zu beweisen, dass *naziii im Urgerm. noch nicht zu *nazi geworden war (vgl. nom. frijondi I § 660, 2 S. 518). c
Mit idg. -i ahd. hevi zu heff(i)u cich hebe3, biti zu bitt{i)u c ich bitte", wie lat. cape aus *capi, s. S. 1318. Dagegen got. hafei fiir */«a/? *haf nach w«se« etc. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Im Alit. und im Lett, zeigen die Prasentia wie lit vedii cfiihreJ -i, z. B. alit. vedi ved lett. weddi ivedd, gawileji cjuble3. Da nach den Lautgesetzen die Erklarung aus der 2. sg. opt. (vgl. preuss. weddeis) ebenso wenig statthaft ist wie die Annahme. -i sei Schwachung von -e, so vermute ich, dass -i auf Verallgemeinerung des -i der Formen wie girdi beruht, die den lat. cape (aus *capi) farci u. s. w. entsprechen und die mit den 2. sg. ind. gleichlautend sind (•vedi zu ind. ved-} nach girdi zu ind. girdi), und dass zu dieser Verallgemeinerung veizdi ^ieh 3 d. i. *ueid+dhi beitrug, dem man vielleicht noch du-di beizugesellen hat (§ 962)'). Im Aksl. k a n n die 2. sg. veli (zu ind. veljq veli-si inf. veli-ti 'befehlen^j als eine Form wie lat. farci betrachtet werHandschriften gebotne fir aequo dnimo als corrupt erweise, wie Skutsoh sagt, ist nicht einzusehen. Wenn zu Plautus' Zeit vor vocalischem Anlaut noch- rr = -rs gesprochen wurde, so ist doch hochst walirscheinlich, dass dies nicht mehr consequent gcschali, sondern daneben auoh schon das vor Consonanten und im absoluten Auslaut lautgeaetzlich entstandne -r gait, das epater vollig durchdrang. Jedenfalls hatte Skutgch erat das Gegentheil nachweisen sollen, ehe er der Umstellung fir aiiimo aequo bedingungslos beipflichtete. Dass diese eine einfache Procedur ist, ist kein Beweis dafiir, dass sie notwendig sei.] 1) Mit der Verwandlung von *vede in vedi nach girdi vgl. die Vcr•vrandlung von aksl. 1. pi. praes. *nesomii in nesemu nach znajemii § 1008 extr., mit dem eventuell zugleich von veizdi ausgeubten Einfluss die Ver•.vandlung des aksl. imper. chosti 'wolle' in chosti nach ri:.di.
§ 959—960.]
Modusstamme. Imperativ.
1321
den. Doch war sie wol eher eine Injunctivbiklung, aus *-i-s, s. § 955 Anna. S. 1314. B. D i e 2. sg. auf
-dhi.
959. Formen mit diesem Suffix erscheinen im Ar., Griech. und Balt.-Slav. und zwar bei themavocallosen Tempusstammen. Thurneysen (Kuhn's Zeitschr. XXVII 180) vergleicht ai. ddhi c auf3 (wie unser auf] geh!), neben dem auch dhi vorkommt, wie bin neben abhi, andre dagegen vergleichen die Infinitivausgange ai. -dliyai gr. -Oca, was weniger glaubhaft ist. In beiden Fallen diirften wir annehmen, dass die § 957 b e sprochne Imperativformation zu Grunde lag. Dem Suffix -dhi ging schwache Stammform voraus. U r i d g . Cl. I. *i-dhi zu *ei-ti cer geht": ai. i-hi gr. i-{h. Ai. sru-dhi gr. y.Au-Sh chore3 von W. Meu-. *uidl-dhi (I § 494 S. 365) zu ai. ved-mi und ved-a von W. ueid- c sehen, wissen3 (§ 493 S. 888): ai. viddhi gr. t'a&i, alit. veizdi aksl. vizdi fiir *vizdi (§ 962). *z-dhi zu *es-ti cer ist3: av. gap. zdi gr. "o-di. — Cl. X. Ai. ya-hi cgeh3, gr. v5>-'di c erkenne J . — Cl. XVII. Ai. h'-mt-dhi Ir-nu-hi zu sr-n6-ti choit\ gr. ojjt-vo-fh zu op.-vu-oi 'schwort3. — Perf. Ai. mumugdhi zu mu-mSc-a von mucc loslassen3, gr. horn. 8si'8t&i d. i. *M-hfi-%\, zu *8s-o/i-fisv cwir fiirchten3. 960. A r i s c h . Im Ai. -dhi und -hi. -hi nur nach Sonanten, -dhi im Ved. nach Sonanten und Consonanten, in der spatern Sprache nur nach Consonanten. S. I § 480 S. 357 und von Bradke Zeitschr. d. deutsch. morg. Gesellsch. XL 658 fF., wo das Nebeneinander von -dhi und -hi (spiudhi und srnuhi u. dgl.) iiberzeugend aus Dialektmischung erklart wird. Cl. I. Ai. i-hi av. i-di apers. i-dly zu ind. ai. i-ti 'geht3. Ai. stu-hi av. stuidi zu ind. ai. stau-ti c preist\ Ai. kr-dhi zu ind. kdr-si von /car- ^nachen3. Ai. ga-dhi ga-hi av. gaidl zu ind. ai. d-gan von W. gem- c gehen, kommen'. Ai. ja-hi av. jaidi apers. ja-dly zu ind. ai. han-ti von W. ahen- 'schlagen 3 ; die gemeinsame Gf. *jha-dhi fiir lautgesetzl. urar. *gha-dhi I § 454 Anm. S. 337, § 480 S. 356; im Ai. durch Neubildung
1322
Modusstamme. Imperativ.
[§ 960—961.
auch han-dhi. Neben av. gap. zdl, dem im Ai. *dhi entspr'ache, zeigt diese Sprache edhi aus *az-dhi I § 591 S. 449. In gleicher Weise durch Einfiihrung der starken Stammform addhi zu dtti c er isst3 von W. ed-\ vgl. aksl. jazdi § 962. — Cl. III. V. Ai. dhehi und daddhi csetze3 dehi und daddhi cgib3 av. dazdi zu ind. ai. dd-dhd-ti dd-dd-ti, s. § 540 S. 934. Ai. ci-ki-hi zu ci-ke-ti cbemerkt, nimmt wahr3. U-si-M und mit starker Stammgestalt si-la-dhi zu si-sd-ti Vetzt, scharft3 (§ 538 S. 931). — Cl. VII. Ai. car-kr-dhi zu car-kar-ti c gedenkt 3 , ne-nig-dhi zu ne-nek-ti Svascht3. — Cl. IX. Ai. stani-hi von stan- c donnern\ bru-hi und mit starker Stammform bravl-M zu brdvi-ti cspricht3. Cl. X. von ar. pa-
Ai. va-hi zu va-ti cweht3. Ai. pd-hi apers. pd-dly schiitzen3 (§ 588 S. 961 f.).
c
Cl. XII. Ai. sr-ni-M zu sr-na-ti c zerbricht, zermalmt' (§ 597 S. 973); zuweilen starke Stammform, z. B. str-na-hi. — Cl. XV. bhindhi zu bhindd-mi cspalteJ, prndhi zu prndk-ti cmengt, mischt3. — Cl. XVII. Ai. kr-nu-M av. kere-nu-idi zu ind. ai. kr-nO-ti 'macht3, ai. dhrs-nu-M zu dhrs-ni-ti 'wagt 3 ; vgl. § 957 S. 1316. s-Aoriste. aviddhi fur lautgesetzl. *avldhi (vgl. I § 591 Anm. 1 S. 449) zu ind. avis-am von av- "fordem'. Perf. Ai. pi-prl-hi zu ind. pi-priy-e praet. d-pi-pre-t von pri- "erfreuen1, su-sug-dhi zu ind. lu-shc-a von luc- leuchten, scheinen3. 961. G r i e c h i s c h . Cl. I. I'a&i "sei3: av. zdl, s. I § 593 S. 451, § 626 S. 472; auch sa&i wie 2. pi. saxs, s. § 502 S. 900. <pa-&i und cpa-Sk (iiber diese zweifache Betonungsweise § 958 S. 1319) zu
§ 961—963.]
Modusatamme. Imperativ.
1323
(I § 566 S. 424), s. § 495 S. 891. — Cl. X I . IXij-di S. O., c imple3. Cl. XVII. opvo-fri. zu op-vu-ai c erregt\ Perfect. s-oxa-Oi csteh3 zu ind. s-oTa-jxsv. ts-tXa-di c dulde' zu TS-TXOC-^EV. ditwfti Vertraue 3 (Aeschyl. Eum. 599, Hdschr. ireireio&i) zu Trs-7rai&-a £-iti-iri&-fisv. Gleichartig sind eXXa&i xixXo&i, die wir § 557 S. 942 zur V. Prasensclasse stellten. 962. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Alit. veizdi veizd 'sieh3 (hiernach veizdmi fiir *veid-mi) aksl. vizdi fur *vizdi: vgl. ai. viddhi
gr. Ta&i. Alit. dudi dud £gib3 mag idg. *do-dhi gewesen sein, so dass es sich zu du-k verhielt wie gr. irui-&i zu mo ; aksl. dazdt £iir *da-dl = du-di Cl. I oder fiir *dazdi wie av. dazdi Cl. V. Aksl. jazdi 'iss3 fiir *ezdi: vgl. ai. addhi. Aksl. vezdi fiir *vezdi zu ind. vede cweissD. S. I § 547 S. 402, II § 949 S. 1311. C. D i e Formen auf -tod. 963. Diese Formen, z. B. *uits-t6d von W. ueid- csehen, wissen3, *bhere-fod von W. bher- 'ferre3, fungierten, wie namentlich ihr Gebrauch im Ai. lehrt, urspriinglich als 2. und 3. Personen beliebiger Numeri. -tod war also von Haus aus kein eigentliches Personalzeichen, sondern wahrscheinlich eine angetretne Partikel und zwar der abl. sg. des Pronominalstammes *to- cdieser, der3 (ai. tad) im Sinne von Von da an, dann3 (§424 S. 785 f.). Hierzu passt der Gebrauch dieser Imperativformen im Ai. und Lat., wo sie vorzugsweise dann gesetzt wurden, wenn der Befehl keine unmittelbare Ausfiihrung heischt, sondern nach einem gewissen Zeitpunkt, unter einer gewissen Bedingung voUzogen werden soil: z. B. vdnaspdtir
ddhi tva sthasyati
tdsya
v it tat
(Taitt.-Sah.)
c
der B a u m
3
wird auf dich steigen, achte (dann) auf ihn ; tu velim saepe ad nos scribas; si rem nullam habebis, quod in buccam venerit scribito (Cic). Auch im Griech. flndet sich noch oft diese Gebrauchsweise, doch wurde sie stark eingeschrankt durch den imperativischen Infinitiv. Zu Grunde lag den ^ - F o r m e n die unter A. § 957 f. besprochne Imperativbildung, von der man annehmen darf, dass
1324
Modusstamme. Imperativ.
[§ 963—965.
die Einschrankung ihres Gebrauchs auf die (am hauflgsten vorkommende) 2. sg. etwas secundares war: vgl. ai. kr-nu-tad gr. aTop-v6-T(u mit kr-nu atdp-vu, lat. im-ple-to mit imple, gr. knzrt-~u> lat. lice-to mit vide, ai. bhdra-tdd gr. cpsps-TO) lat. vehi-to mit bhdra cpsps vehe.
Anm. Was Windisch Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 188;) S. 21ff.gegen diese Auffassung der Imperativformen auf -tod yorbringt, uberzeugt michnicht. 964. U r i d g . 1. T h e m a v o c a l l o s e F o r m e n . Abstufende Stamme hatten Tiefstufenform. Cl. I. Ai. vittad gr. iota) zu ai. ved-mi und vSd-a von W. ueid- csehen, wissen' (§ 493 S. 888). Gr. SO-TO) lat. es-to zu IO-TI es-t; Hochstufenform der Wurzel wie
in so-ts es-te u. s. w. Gr. 8Q-TW lat. da-to zu S-8O-|J.EV da-mus von W. do-. — Cl. III. V. Ai. dha-t-tad gr. TI-&S-TU) von W. dhe- csetzen3, ai. da-t-tdd gr. OI-8O'-TU> von W. do- cgeben3. — Cl. X. Gr. Spa-Tcu zu s-opa-v clief, ofirrz<j) zu l-apvj-v cerlosch3, -(•vto-iu) zu I-yvto-v c erkannte 3 . Lat. Jld-to zu Jld-s, im-pleto zu im-ples. — Cl. XII. Ai. pu-nt-tad zu pu-nd-ti creinigt3. Gr. yap-va-Tou zu xip-v/]-[j.i cmische3. — Cl. XVII. Ai. kr-nu-tdd zu kr-no-ti cmacht3. Gr. O(A-VU-TU> ZU ojji-vu-ai cschwort3. — Perfect. Gr. [J.S-[J-(X-T(O, lat. me-men-to zu gr. [xs-fiov-a [xs-p.a-fi.sv lat. »2eniin-1 von W. mere- c denken, sinnen, trachten 3. 2. T h e m a v o c a l i s c h e F o r m e n . Ai. vaha-tad lat. vehi-to zu ai. vdfta-ti Vehit3. Ai. voca-tdd gr. stirs-reo zu d-voca-t gr. i-siirs (§ 561 S. 943). Ai. rdksa-tdd zu rdksa-ti cbeschutzt3. Ai. pataya-tad zu patdya-ti lasst fliegen3, vgl. gr. med. TTOTSLO&OU § 966; gr. <popsE-T
96G.]
Modusstamme.
Imperativ.
1325
966. G r i e c h i s c h . Weitere Beispiele (vgl. § 964). cpa-Tw zu cpvj-{xl 'sage'; I-TU> zu sl-jxi Sverde gehen3. is~w zu T-YJ-JXI. c entsende3. [5Xrrtco zu s-[3Arrv c erhielt einen Schuss3, lesb. TTJX^-TW zu Ti[xa-]xi. c ehre' (UOTJ-TIO ZU w&Yj-fu c drange, verdrange3. 3«[Ac 3 VOE-TW zu oajx-vrpjAi zahme . 8six-vu--u> zu oeu-vu-txi c zeige. c 3 Oci^a-T(o zu s-ost^-a zeigte . s-ata-Tcu zu s-oTa-jxsv Svir stehen3. ays-ttu zu ayu) cago3, TlixasTto -axcu zu ttfiocu) -
dass die Formen mit -v~- (-OVTCD -OVTW-V -ovxwaav) vermutlich nicht zunachst an die indicativischen *bheronti *ebheront (att. cpipouai s'-cspov) ankniipften, sondern an die imperativische I n junctivform *bheront (vgl. a%i-z. cpsps-te (cepe-tov cpsps-o und 3. pi. ai. ihdran bharant-u aksl. bqda §909 S. 1277 f.). J) Daher ist die Identificierung von got. bairandan mit gr. (Hirt Idg. Forsch. I 206) falsch.
1326
Modusstamme.
Imperativ.
[§ 966—967.
Die Activ- und die Medialausg'ange der 3. pi. entsprachen einander nicht immer, z. B. hatte das Arkad. act. -VTW med. -(v)o&wv (C»JXKJVTU) ETtaXaaao&wv). In diesem und in ahnl. Fallen eTklart sich das aus dem Bestreben, im Med. die 3. pi. von der 3. sg. zu sondern. Nicht, sicher gedeutet sind die lesb. 3. pi. tpspovxov
§967.]
Modustamme. Imperativ.
1327
auf demselben Wege zustande wie gr. cpspdvtw; dass sie in einer gracoitalischen Uigemeinschaft geschaffen wurde, ist schon wegen der abweichenden Bildung im Umbr. sehr unsicher. Im Umbr. wurde die 2. und 3. pi. durch Anhangung von -tu -to -ta (aus -ta I § 105 S. 99) an -tu = *-tod gebildet: futu-to 'estote3 e t u - t u etu-to e t u - t a 'eunto 3 f e r t u - t a cferunto3 h a b e t u - t u habitu-to c habento\ Dieses -ta mag entweder das lat. -te mit einer angehiingten Interjection (vgl. saaov u> Aristoph. Lys. 350, xaroAoXuiiaT & Aeschyl. Ag. 1118, dringd drinc Parziv. 220, 28) oder eine Endung der 2. du. (vgl. lit. aksl. -ta) gewesen sein, die, wie im Lateinischen die Dualendung -tis (§ 1013), in den Plural eindrang. Zunachst schuf man zufutu c estoD die 2. pi. futu-to wie lat. agito-te zu agito, und da nun futu zugleich als 3. sg. gait, so wurde auch futu-to zugleich als 3. Person verwendet (vgl. den Gebrauch der aksl. 2. sg. jazdi als 3. sg. § 949 S. 1311). Doch konnte -ta, wenn es Dualendung war, von Haus aus zugleich eine Endung der 3. Pers. gewesen sein (vgl. aksl. -ta als 3. du., § 1040); dann war futu-to von Anfang an zugleich 3. Person. A n n , Die Endung -ta gcheint noch in ihrem ursprunglichen Gebrauchsbereich iiberliefert zu sein in VIb 63 (= Ib 21. 22) etato Iiovinur itate Iguvini', und eine Medialisierung dieses -ta als -ma (vgl. -mu(d) nacli -tu(d) unten) lage vor in arsmahamo caterahamo Iovinur 'ordinamini centuriamini Iguvini5 VIb 56 = I b 19. Doch ftirehte ich, das ist eben nur Schein. Denn erstlioh ware dieae Medialisierung an sioh sehr auffallend, und zweitens liegt die Annahme sehr nahe, etato arsmahamo seien dissimilatorische Verkiirzungen von *etdtu-to ('itatote') *arsmamu-mb gewesen und letzterea habe die Kiirzung des unmittelbar folgenden *cateramii-md nach sioh gezogen.
2. Zu datod dato danto stellten sich im Lat. dator dantor, wie damur neben damns. Ausserdem entsprang eine 3. sg. auf -mind zur 2. pi. auf -mini (§ 71 S. 155), z. B. fruimino famino profifemino zu fruimini etc. Entsprechend der letzteren Bildung im Umbr. p e r s n i m u persnihimu cprecamino, supplicate5, und das Nebeneinander von pi. habituto "habento3 und habitu liabeto 1 fiihrte zu pi. persnihimumo c pecantor, supplicanto'. Uber die 2. pi. arsmahamo caterahamo s. die letzte Anm. Osk. censamur c censemino, Brngmann, Grundriss. II, 2.
§4
1328
Modusstamme. Imperativ.
[§967—968.
censetor3 zeigt hinter dem med.-pass. m-Suffix noch das med.pass. -r. Uber das Verhaltniss des umbr.-osk. Suffixes -mozu dem lat. -mino- s. § 72 S. 156. / / . Einige einzelsprachliche Imperativformen. 968. Arisch. 1. Die 2. sg. med. auf urar. -sua. Ai. kr-svd av. gab. e ker -svd zu ind. 3. pi. ai. d-kr-ata von W. qer- cmachen>. Ai. tr-svd av. are-sva zu ind. ai. ir-te von W. er- cin Bewegung setzen3 (§497 S. 892). Ai. dhatsvd av. dasva aus *datsva (I §473, 2 S. 351) zu ind. ai. dd-dhd-ti von W. dhe- csetzen'. Ai. jdni-sva (von W. gen- ^ignere3) vdsi-sva (von u-es- kleiden) wie stani-hi § 960 S. 1322). Ai. vdha-sva av. vaza-miha zu ai. vdha-ti Vehit3, gap. gusa-hva zu gusa-ite Tiort3, apeis. pati-paya-uvd cschiitze dich3 (I § 558 S. 416). Es kann kaum zweifelhaft sein, dass diese Medialform eine Erweiterung der in § 957 f. behandelten Imperativform mittels des Renexivpronomens (§ 438 S. 806 f.) war. -sva war das als Ace. fungierende gr. fi I. 2. Die 3. sg. und pi. med. auf -am. Ai. sg. kr-nu-tam pi. kr-nv-dtam zu kr-no-ti cmacht, sg. dhattam pi. dadh-atdm zu dd-dha-ti csetzt\ Ai. sg. bhdra-tam pi. bhdra-ntam zu bhdra-ti ^ert5, av. sg. verezya-tqm zu verezye-iti 'wirkt3, pi. j'asentqm (ai. gdcha-ntdm) zu jasa-iti ""gent", apers. sg. varnava-tam zu av. vere-nav-a-ite cglaubt3 (§ 649 S. 1014). Der Ausgang dieser Formen hing zusammen mit dem von ai. 3. sg. imp. med. duh-dm vid-dm say-dni und 3. pi. imp. med. duhr-am, die ihrerseits kaum von dem in vidq cakara enthaltnen vidam (§ 896 S. 1264 f.) getrennt werden kb'nnen, so dass man in ihnen imperativisch gebrauchte Verbalnomina zu sehen hat. Es diirften also z. B. hhdratam bhdrantdm in urar. Zeit vollzogne Umbildungen der Injunctivformen bhdrata bhdruntu nach der Analogie von duham etc. gewesen sein. Auch die entsprechenden Activformen bhdrat-u bhdrant-u beruhten, wie wir § 909 S. 1278 sahen, auf den Injunctivformen.
§96S—970.]
Modusetamme. Imperativ.
1329
Im Av. ging -tarn auf den Opt. iiber, wie d-ya-tqm von dim- csetzen3 (Bartholomae Ar. Forsch. I I 63 if.). 969.
Griechisch.
1. Die 2. sg. act. des s-Aoristes auf -oov, wie SsT^ov zu eosiila cich zeigte1. Im Syrakus. erscheint -ov auch im themavocalischen Aorist, wie Aa^ov gegen att. Aa|3e. Der Ursprung ist unklar. 2. Unter den fur die 2. sg. med. des s-Aoristes wie SsTSjai As£ai sich ergebenden Erklarungsmoglichkeiten sind zwei besondeis beiiicksichtigenswert. Man kann Ae£ou (cleg dich3) als 2. sg. med. *Aex-a-oai mit Asxto aus *Aex-o-To (§ 820 S. 1179) verbinden und inbezug auf die primare Personalendung mit den ved. 2. sg. act. wie vi-si ckomm herbei3 zusammenstellen (§910Anm.S. 1279f.). AeEou verhielte sich zu dem Injunctiv Ae£o d. i. *Asx-a-ao, der ebenfalls als Imperativ fungierte, wie ai. pra-si "Tulle3 zu dem gleichfalls imperativischen Injunctiv prd-s. Wahrend aber Ae^o vom Sprachgefiihl zu dem Formensystem ASXTO kiypai etc. gestellt war, ging As^at wegen seines a mit sAe^aixrjV sAe^axo etc. Die andre Moglichkeit ist, dass unser Imperativ eine Prasensform war, dass z. B. sooai (W. sed'sedere3) das Medium zu dem ai. imperativischen sdt-si csetz dich3, ofxop^ai die 2. sg. zu ai. mrs-te war. Die Angliederung solcher Formen an den s-Aorist ergab sich leicht aus ihrer isolierten Stellung. Vielleicht wurden — auch dagegen sprache nichts — Formen beider Gattungen zu dem in Rede stehenden Aoristimperativ vereinigt. 970. G e r m a n i s c h . Unaufgeklart sind die got. at-steigadau cxaTaj3<xW, Idusjadau ^puoaaO-to3 und liugandau cya[xv)tjaT(uoav3. Die bisherigen Erklarungsversuche s. bei Jellinek Beitr. zur Erklarung der germ. Flexion S. 98 ff., ferner s. S. 1325 Fussn. 1 und vgl. die mediopassiven Optativformen bairdi-zau -dau -ndau § 1052.
84*
1330
Die Personalendungen. Allgemeines.
[§ 971.
Die Personenbezeichnung uncl die Bezeichnung der niedialen und passiren Diathesis1). 971. Duroh die Personalendungen kam seit uridg. Zeit zweierlei zum Ausdruok, der Unterschied der Personen und der Unterschied des Activs und des Mediums bezieh. Passivs. 1) Fr. Miiller Spraohwissenschaftliche Beitrage zur Suffixlehre des idg. Verbunis, Kuhn-Schleicher's Beitr. II 351 ff. D e r s . Zur Suffixlehre des idg. Verbums I, Sitzungsber. d. Wien. Akad. XXXIV 8 ff., II, ebend. LXVI193ff. G. C u r t i u s Zur Erklarung der Personalendungen, in seinen Stud. IV 211 ff. B e g e m a n n Zur Erklarung der Personalendungen, in: Zur Bedeutung des schwaoh. Prateritums der german. Spraehen 1874 S. 184 ff. V e r f a s s e r Zur Geschichte der Personalendungen, Morph. Unt. I 133 ff. Sayce The Person-Endings of the Indo-European Verb, Techmer's Zeitsohr. f. allgem. Sprachw. I222ff. P. Merlo Sulla genesi delle desinenze personali, Eivista di filol. XII 425ff. XIII 385ff. XIV 369ff. M. H a b e r l a n d t Zur Geschichte einiger Personalausgange bei den thematischen Verben im Idg., Wien 18S2. "Windisch Personalendungen im Griech. und Sanskr., Ber. d. sachs. Gesellsch. d. Wiss. 1889 S. Iff. B e z z e n b e r g e r Die idg. Personalendungen -ma, -ta, -va, in seinen Beitr. II 268f. E. S i b r e e First and Second Persons of the Indo-European Verb, The Academy XXVII (1885) p. 190 sq. S t i e r Die 3. plur. praes. indicatiyi des verbi substantivi, Kuhn's Zeitschr. VII Iff. Benfey Uber einige Pluralbildungen des idg. Verbum, Abhandl. d. Gott. Gesellsch. d. Wiss. XIII 39 ff. V. H e n r y La 3e personne du pluriel du parfait indo-europeen, Mem. d. 1. S. d. 1. VI373 sqq. W i n d i s c h Uber die Verbalformen mit dem Charakter r im Ar., Ital. und Kelt., Leipz. 1S87 ( = Abhandl. der sachs. Ges. d. Wiss., phil.-hist. Cl., X 417 ff.). Mis.teli Tiber Medialendungen, Kuhn's Zeitschr. XV285ff. 321 ff. A. K u h n Uber das Verhaltniss einiger secundaren Medialendungen zu den primaren, ebend. XV 401 ff. L. P a r m e n t i e r L'origine des secondes personnes (pepe(a)ou, X6e(o)at, bhdrase, sequere, Mem. d. 1. S. d. 1. VI 391 sqq. H. C. von d e r G a b e l e n t z Uber das Passivum, Abhandl. der sachs. Gesellsch. d. Wiss. VIII 449ff. S t e i n t h a l Uber das Passivum, Zeitschr. f. Volkerpsych. II 244ff. H e r m . M u l l e r De generibus verbi, Greifsw. 1864. Arisen. B a r t h o l o m a e Arica: Zur Bildung der 1. sing, praes. act, der 1. plur., der 3. sing. perf. act., Zur Flexion des Conjunctivs, Zur Bildung der 3. plur. praet. act., der 2. und 3. du. med., Kuhn's Zeitschr. XXIX 271 ff. D e r s . Die 1. sing. opt. med. der thematischen Conjugation [des Ar.], Ar. Forsch. II 65f. Th. Benfey Uber die Entstehung und Verwendung der im Sanskrit mit r anlantenden Personalendungen, Abhandl. der Gott. Ges. d. Wiss. XV 87ff. J. D a r m e s t e t e r Des desinences verbales en us et des desinences verbales qui contiennent un r en Sanscrit, Mem. d. 1. S. d. 1. IH'JSsqq. A. B e r g a i g n e Des troisiemes personnes du pluriel en -ram, ebend. I l l 104sq. B a r t h o l o m a e Indisch ai in den Medialausgangen des
§971.]
Die Personalendungen. Allgemeines.
1331
Die Personbedeutung bei jeder einzelnen Endung etymologisch zu erklaren sind wir nicht im Stande. Ein Theil von ihnen mag urspriinglich ein selbstandiges Personalpronomen gewesen sein, und Ankniipfung an altiiberkommne PersonalConjunctive, Kuhn's Zeitschr. XXVII 210ff. A. J. E a t o n The Atmanepada in Rigveda, Leipz. 1884. S p i e g e l Die 3. Person plur. des perf. red. med. im Altbaktr., Kuhn's Zeitschr. XX 15 5 ff. B a r t h o l o m a e Suffix at" uni at" in den 3. pi., das Personalsuffix -tarn im Opt. [des Av.], Ar. Forsch. II 61 ff. G r i e c h i s c h . K. B u r k h a r d Die Personalendungen des griech. Verbums und ihre Entstehung, Teschen 1853. B o l l e n s e n Uber die 2. und 3. du. in den historischen Zeiten des Griech., Kuhn's Zeitschr. XIII 202 if. J. S c h m i d t Die Personalendungen -%a und -oav im Griech., ebend. XXVII 315 ff. F. Mist el i Uber die erste Pers. Sing. Opt. Act. des Griech., Zeitschr. f. Volkerpsych. XII 25ff. V. H e n r y La finale primaire de 2e personne du singulier de voix moyenne en dialecte attique-, Mem. d. 1. S. d. 1. VI 200sqq. P o p p o De Graecorum verbis mediis, paasivis, deponentibus recte discernendis ac de deponentium usu, Frankf. a. d. O. 1827. H e u r l i n De significatione verbis Graecorum mediis propria iisdemque a deponentibus discernendis, Lund 1852. L. J a n s o n De Graecorum verbis deponentibus vetustissimorum poetarum epicorum usu confirmatis, Festprogr. des Thorner Gymn., Thorn 1868. K o w a l e c k Uber Passiv und Medium vornehmlich im Sprachgebrauch des Homer, Danzig 1887. I t a l i s c h und K e l t i s c h . J. R h y s The Passive Verbs of the Latin and the Keltic Languages, Transact, of the Philol. Soc. 1865 p. 293 sqq. H. Z i m m e r tiber das italo-keltische Passivum und Deponens, Kuhn's Zeitschr. XXX 224 ff. I t a l i s c h . Corssen Osservazioni sulle desinenze personali del verbo italico, Rivista di filol. IV 478 sqq. D e r s . Zur Gestaltung der Personalendungen italischer Verba, in: Beitr. zur ital. Sprachk. S. 564ff. S p e i j e r tis, 2e personne du pluriel, Mem. d. 1. S. d. 1. V 189. Ders. Desinences moyennes conservees dans le verbe latin (Parfait en -i l-ei), Singulier de l'imperatif en -re), Mem. d. 1. S. d. 1. V 185sqq. Corssen Zur ital. Passivbildung, in: Beitr. zur ital. Sprachk. S. 562ff. Conway The Origin of the Latin Passive, illustrated by a recently discovered inscription, Cambridge Philol. Society's Proceedings 1890, Dec. 4, p. 16sqq. L. R a m s h o r n De verbis Latinorum deponentibus, Leipz. 1830. J. G. E k De verbis deponentibus Latinorum iisdemque cum mediis Graecorum quodammodo comparandis, Lund 1835. N o l t i n g Das lat. Deponens, Wismar 1859. A. W. J a h n s s o n De verbis Latinorum deponentibus, Helsingf. 1872. H. E b e l Zur umbr. Conjugation, Kuhn's Zeitschr. V 40Iff. M. B r e a l La premiere personne du singulier en ombrien, Mem. d. 1. S. d. 1. II 287 sqq. K e l t i s c h . Wh. S t o k e s Die Endung der 1. pers. sg. praes. indie, act. im Neuirischen, Kuhn-Schleicher's Beitr. II 131 ff. T h u r n e y s e n Der ir. Imperativ auf -the, Idg. Forseh. I 460ff. Wh. S t o k e s Zum kelt.
1332
Die Personalendungen.
Allgemeines.
[§971—972.
pronomina ist in der That bei folgenden Endungen moglich: bei der 1. sg. -m -mi, vgl. ai. ma gr. ;xs (§ 434, 2 S. 802); bei dei 1. du. ai. -vas -va, vgl. ai. vam got. vi-t lit. ve-du (§ 436, 1 S. 803, § 457 S. 830); bei der 3. sg. -t -ti, ygl. ai. td-m gr. xd-v (§ 409 S. 767). Sprachformen miissen nie notwendig von allem Anfang an das bedeutet haben, was die Analyse des Begriffes an die Hand gibt, und so gut wie lat. -mini in sequimirii noch in urital. Zeit etwas ganz andres war als eine cPersonalendung3 (s. § 71 S. 155), so mogen auch bereits in uridg. Zeit Elemente zu Tragern des Personalsinnes geworden sein, denen solche Bedeutung von Haus aus fern gelegen hatte. Besonders wahrscheinlich ist dies, wie wir § 956 S. 1315 ff. sahen, fur einige Imperativausgange. Ferner ist die Annahme etymologischen Zusammenhangs der Endungen -nt -nti -nto etc. der 3. pi. mit dem Participialsuffix -nt- (§ 125 f. S. 370 ff. und S. 886 Fussn. 1) kaum abzuweisen. 972. Dunkel ist das etymologische Verhaltniss der Medialzu den Activendungen, z. B. der Endung der 3. sg. med. gr. -tat zu der der 3. sg. act. -TI. Anna. A priori ist wahrscheinlich, dass die Activendungen im allgemeinen die urspriinglicheren waren. Denn sie bezeichneten den Vorgang schlechthin, ohne die Nebenbeziehungen, die durch die Medialformen iiber die Activbedeutung hinaus angedeutet wurden. Von diesem Gesichtspunkt aus konnte man das *-medhai oder *-medh9i der 1. pi. als eine ErPassivum, Kuhn-Schleicher's Beitr. VII 467. L o t h La 2e personne du singulier du present de l'indicatif aetif (galloie ydd, cornique yth, armoricain ez ou es), Revue Celt. X 348 sq. G e r m a n i s c h . R. K o g e l Zum deutschen Verbum: Die Endung der ersten Person Pluralis und die Endung der zweiten Person Pluralis, PaulBraune's Beitr. VIII 126ff. A. L u d w i g Uber die 2. sing. perf. ind. im German., Sitzungsber. der bohm. Gesellsch. d. Wiss. 1884 S. 52ff. J. von F i e r l i n g e r Die II. ps. sg. perf. starker Flexion im Westgerm., Kuan's Zeitsehr. XXVlI430ff. D e r s . Ahd. -mes, ebend. XXVII 189f. H. E b e l Das got. Passivum, ebend. V 300ff. W. U p p s t r o m Uber das got. Medium, Germania XIII 173ff. S l a v i s c h . V e r f a s s e r Altbulg. beretii und berqtii, Kuhn's Zeitsehr. XXVII 418ff. M i k l o s i c h Die Personalsuffixe des Dualis [im Altslov.], Sitzungsber. d. Wien. Akad. LXXXI 125 ff.
§972—973.]
Die Personaiendungen. Allgemeines.
1333
weiterung des act. *-me betrachten. *-so *-to *-nto waren Erweiterungen der act. *-s *-t *-nt, und durch Antritt einer Partikel i waren jene zu *-sai *-tai *-ntai oder *-s»% *-U% *-ntd% diese zu *-si *-ti *-nti geworden. Aber in der 2. pi. sind die med. ai. -dhve -dhvam von den act. -tha -ta offenbar etymologisch ganz zu trennen. Und wer will beweisen, dass nicht *-si *-ti etc. aua *~sai *-tai etc. und *-s *-t etc. aus *-so *-to etc. durch Tonentziehung hervorgegangen waren, wie Begemann Zur Bedeutung des schwachen Prateritums der german. Sprachen S. 1S8 und Osthoff Morph. Unt. IV 282 in der That vermuten?
Fur die passivische Diathesis hatten die idg. Sprachen keine besondren Endungen. Alle sogen. Passivformen im Gebiet des verbum finitum waren entweder Activ1 oder Medialformen. 973. Fur jede Person im Act. wie im Med. gab es von idg. Urzeit her mindestens zwei Endungen. Zum Theil sind diese verschiednen Endungen in keinen etymologischen Zusammenhang mit einander zu bringen, z. B. -ti und -e in der 3. sg. act. (ai. praes. ds-ti und perf. as-a). Namentlich hatte so der Ind. des Perfects eine Anzahl von eigenartigen Personaiendungen, die von denen der andern Tempoia und Modi etymologisch, wie es scheint, grundverschieden waren. Zum andern Theil aber handelt es sich offenbar im wesentlichen um dasselbe Bildungselement. So in der 1. sg. act. bei -mi und -m, in der 3. sg. med. bei -tai oder -td{ und -to. Das -i, um das die activen Ausgange 1. sg. -mi 2. sg. -si 3. sg. -ti 3. pi. -nti reicher waren als die fiir dieselben Personen geltenden -m -s -t -nt, war vermutlieh eine festgewachsne (auf die Gegenwart weisende?) Partikel. Mit vorausgehendem a-Vocal zum Diphthong verbunden erscheint dieses -i in den Medialausg'angen 1. sg. -ai oder -ai (ai. perf. tutud-e) und -oi (ai. conj. Jcr-ndv-di), 2. sg. -sai oder -S9i, 3. sg. -tai oder -tai, 1. pi. -medhai oder -medhai, 3. pi. -ntai oder -ntei neben 1. sg. -9 (ai. praet. d-dvis-i) und -o (ai. opt. dvisiy-d), 2. sg. -so, 3. sg. -to, 1. pi. -medho (ai. -mahi gr. -fxs&a), 3. pi. -nto. In andrer Weise unterscheiden sich die Endungen der 1. pi. act. ai. -mas (-masi) und -ma, die Endungen der 2. 3. du. act. ai. -thas -tas und -tarn -tarn, u. s. w.
1334
Die Personalendungen.
Allgemeines.
[§974—975.
974. Mit Absehung von den dem ind. perf. act. eigentiimlichen Ausgangen theilt man die Personalendungen in p r i m a r e und s e c u n d a r e ein; in der 3. sg. z. B. waren primar -ti act. und -tai (-tdi) med., secundar -t act. und -to med. Das Gebiet der primaren Endungen war der ind. praes. act. und med. (ai. ddda-ti dat-te), zu dem auch das s«o-Futur gehorte (ai. dasyd-ti -te), und der ind. perf. med. (ai. dad-e). Doch fungierten auch Formen mit Secundarendung (Injunctive) seit uridg. Zeit als ind. praes., s. § 909 S. 1277. Die s e c u n d a r e n Endungen hatten ihren Sitz in den augmentierten ind. act. und. med. (ai. d-da-t d-di-ta, d-dada-t a-dat-ta etc.), in den sehr verschiedner Functionen fahigen sogen. Injunctiven act. und med. (ai. da-t di-td etc.) und in den opt. act. und med. (ai. dadyd-t dadi-td etc.). Die Conjunctive schwankten seit idg. Urzeit zwischen primaren und secundaren Endungen. Anm. Der Umstand, dass das Augment, das urspriinglich ein selbstSndiges Adverbium war (§ 477 S. 859 f.), secundare Personalendung bedingte, ist mit dem Wechsel zwischen conjuncter und absoluter Flexion im Irischen, z. B. 3. sg. do-beir aus *-bere-t (secund. Endung) und berid aus *bere-ti (prim. Endung), wahrscheinlich in der Weise zu verbinden, dass man in letzterem etwas uraltes zu sehen und anzunehmen hat, man habe schon in idg. Urzeit z. B. als ind. praes. zwar *bhere-ti, aber *pro bhere-t gesprochen. Dann war ai. pro, bharati nach bh&rati, umgekehrt lat. vShis nach ad-vehis gemacht. Doch kann s o l c h e r Wechsel zwischen primarer und secundarer Personalendung zur Zeit der Auflosung der idg. Urgemeinschaft nicht fur alle Tempora und Modi gleichmassig gegolten haben (vom ind. perf. act. ist ohnehin abzusehen). Sicher war er dem Optativ fremd, der nur seoundiire Personalendungen in die einzelsprachliche Weiterentwicklung mitnahm. Und trotz der ai. 2. sg. imper. ve-U und gr. Asijai (§ 910 Anm. S. 1279 f.) darf man ihn auch den imperativischen Ausdriicken nicht zuschreiben.
975. Eine besondre Stellung unter den Personalcharakteristika hatte das Element r, das theils fiir sich allein als Personalendung auftritt (z. B. ai. 3. pi. perf. cakr-iir), theils in Verbindung mit andern Personalendungen (z. B. ai. 3. pi. praes. duh-r-ate lat. 3. pi. sequo-ntu-r). Da es im Italischen und im Keltischen fast in alien Personen erscheint und die mit ihm gebildeten Formen im Zusammenhang betrachtet werden miissen,
§975—976.]
Die Personalendungen. 1. sg. act.
1335
so empfiehlt es sich, den r-Formen einen besondern Abschnitt nach der Erorterung der andem Endungen zu widmen (§ 1076 if.). Aetivendungen. Die 1. Person des Singulars. 076. U r i n d o g e r m a n i s c h . 1. -mi Primarendung der themavocallosen Stamme. *es-mi 5 'bin : ai. dsmi armen. em gr. etjj-t albanes. jam (aus *em *esmi, § 493 S. 888) got. im lit. esmi aksl. jesmi. Ai. dada-mi gr. 8i'8co-[j.i cgebe3. Ai. h'-na-mi 'zerbreche3 armen. bar-na-m chebe gr. 5ajjL-v7j-fu czahme3 air. glenim cbleibe hangen3 (aus *gli-na-mi) ahd. gi-no-m cgahne3. Unabhangig von einander kamen die meisten Sprachzweige dazu, diese Personalendung auf themavocalische Stamme iibergehen zu lassen: ai. bhdrami armen. berem air. berim cfero3 ahd. wirdon Verde 3 serb. nesem ctrage3. 2. -o der primare Ausgang der themavocalischen Stamme. *bhero fero3: av. gap. ufyci cwebe, lobsinge3 gr. cpspw lat. fero air. as-biur ceffero, dico3 got. baira lit. vezu cveho3. Fut. av. gap. vax-sya Verde sprechen3 lit. du-siu cdabo3. Conj. *es-o zu ind. *es-mi: av. gap. anha ai. brdv-a 'dicam3 gr. sco u> lat. (fut.) ero. -o auch in den langvocalischen Conj. des Griech., wie cpspcu (pi. cpspu)-p.£v cpspTj-ts), und hiermit scheint das ar. -a von ai. area (3. sg. drc-a-t) av. gap. peresa (3. sg. peres-a-4ti) identisch, s. §918 Anm. S. 1286. 3. -m (postsonantisch) und -m (postconsonantisch) Secundarendung jedweder Stamme. *bhero-m: ai. d-bhara-m gr. s-r.pspo-v lat. su-m aksl. nesu l trug\ Conj. lat. fera-m air. do-ber aksl. berq (§ 929 S. 1294). Ai. d-ya-m cging3 gr. s-opd-v clief3 lat. era-m air. ba cfui3 got. i-ddja cging3. Opt. *s-[i)ie-m ^im 3 : ai. sya-m gr. ev/j-v lat. sie-m si-m. *es-m ceram3 (antesonantisch auch *es-mm): ai. as-am gr. -q-a. s-Aor. ai. d-cais-am gr. s-TEia-a von W. qei- cStrafe zahlen u. s. w.\ Opt. *bheroi-m: ai. bhdrey-am. 4. -a im ind. perf. *uoid-a Veiss 3 : ai. ved-a gr. oio-ct air. ro cechan ccecini3 got. vdit.
1336
Die Personalendungen. 1. sg. act. 977. A i i s c h .
1. -mi.
[§ 977.
Ai. ds-mi av. ah-mi apers. army.
Ai. dddhd-mi 'seize av. dadq-mi. Ai. kr-na-mi cmache:> av. kere-nao-mi. 2. Den Ausgang -a = idg. -o zeigt der GapSdialekt des Av. regelmassig im ind. praes., wie spasya cconspicio, bewache3 (Bartholomae Eaihn's Zeitschr. XXIX 271 ff.). Unabhangig von einander kamen einerseits das Ai., anderseits das Jungav. und das Apers. zu der Neubildung auf -mi (§ 976, 1), wie ai. bhdrdmi dasyami jungav. barami apers. ddrayamiy (ai. dhardyami). Diese Formiibertragung geschah infolge davon, dass oft themavocalische und themavocallose Flexion nebeneinander lagen, wie ai. dd-dha-ti und dd-dh-a-ti, av. da-dd-iti und da-p-a-iti, und die Form der 1. sg. auf -mi auch fur die themavocalische Flexion sich duroh die Ubereinstimmung mit den andein Singularpersonen in der Silbenzahl empfahl; auch mochte wirken, dass in der 1. sg. med. ind. praes. die beiden Verbalclassen seit urar. Zeit den gleichen Ausgang {-ai) hatten. 3. Der kurzvocalische (themavocalische) und der langvocalische Conj. zeigen die Ausgange -a und -ami neben einander, von denen jener uridg. war (§ 976, 2 S. 1335}: ai. ved. brava ved. class, brdvani (3. sg. brdv-a-t) av. mrava mravdni (3. sg. gap. mrav-a-iti) zu ind. ai. brdv-i-ti 'spricht3 1. pi. bru-mds; ai. ved. voca (gr. (/jetirw) ved. class, vocdni (3. sg. vdc-a-ti) zu ind. d-voc-a-t (gr. s-(/)eiits) von vac- csprechenJ, av. peresa (3. sg. peres-a-iti) zu ind. peres-a-iti 'fragt', azani zu ind. az-a-iti cagit\ Der Ursprung des -ni ist unklar. Vielleicht ist es mit dem ar. -na der av. 2, sg. bara-nd und der Endung der 2. pi. -than-a -ta-na (§ 600 S. 975, § 1010) zu verbinden. *) 4. -m. Ai.d-bhara-ma,v.barema,TpeTs.abaram.Ai.d-dadka-m av. dadq-m. Opt. ai. dadh-ya-m av. daidyq-m. 5. -m erscheint im Ar. regelmassig als -am, worm man die antesonantische Form [-mm) sehen darf. S. I § 231 Anm. S. 19Sf. Bei ai. d-han-am u. a. scheint das Nebeneinander 1) Was Mahlow Die 1. Voc. 162 gibt und Wiedemann Das lit. Prat. 160 gutheisst, leuohtet mir nicht im geringsten ein.
§977—979.]
Die Personalendungen. 1. sg. act.
1337
von themavocalischer und themavocalloser Flexion (vgl. d-han-a-t §498 S. 893), bei as-am ad-am das Stieben, Imperfect und Perfect (as-a hd-a) auseinander zu halten, bei opt. bhdrey-am das Streben, Activ und Medium (bharey-a) getrennt zu lassen, dem -am zum Sieg iiber *-a = gr. -a verholfen zu haben. Ai. d-brav-am av. mraom d. i. mrav-em Vprach3; ai. as-am apers. ah-atn ceram3. Av. didaem d. i. diday-em zu di-dae-iti cer sieht. Ai. d-ksdr-s-am (gr. e-
J338
Die Personalendungen. 1. sg. act.
[§979—981.
dafiir cpepoi-jxi, sicher eine Neubildung (-oiju neben -oi? wie Ti&7)[ii neben TI'&TJ;), und ein paarmal bei Attikern cpepoiv, das sich zu ai. bhdrey-am wie e-<po-v zu d-bhuv-am verhielt. 4. -a = idg. -a im Perfect, osoopx-a c ich habe gesehn :
ai. daddrs-a. 980. Italisch. -mi und -a (Perfect) fehlen. 1. -o. Lat. ago: gr. ayto; umbr. sestu csisto3. Lat. planto aus -a-(i)o, umbr. subocauu sobocau cadoro (-MM und -M = -o)1). Conj. (fut.) lat. er-o: av. gap. araA-5; vgl. § 918 Anm. S. 1286. 2. -m. Lat. osk. s-u-m § 528 S. 925; hierzu osk. manafum, falls es cmandavi3 war, s. § 874 S. 1243. Lat. ama-bam: air. ba. Conj. lat. ag-a-m. Opt. lat. s-ie-tn sim. -m scheint verschollen. 981. Keltisch. 1. -m aus -mi. Air. cre-nim ckaufe3 ncymr. pry-na-f aus *-na-mi § 604 S. 977. scaraim ctrenne, trenne mieh3 aus *scarami, caraim liebe3 aus *cara-mi § 584 S. 958. Die Formen wie lecim (neben -leciu) und berim (neben -biur) waren Neuschopfungen nach den genannten Verba auf -mi. Vgl. § 976, 1. Woher die haufige Doppelschreibung des -m im Ir., die schliessen liisst, dass der Nasal nicht, wie im Cymr., spirantisch (mh) war? Dass die Analogie des Abkommlings des idg. *es-mi c bin3 eingewirkt habe (mit mm aus sm), ist darum abzuweisen, weil am (das nie amm geschrieben ist) keinen Anspruch darauf hat, fiir diesen zu gelten (s. § 506 S. 906). "Sollte die Ansicht vom irischen TJbergang eines nachtonigen -am- in -amm- doch Recht behalten?" (Thurneysen). 2. Idg. -o. bin cbin3: lat. fid. no guidiu cbitte'. -biur "trage3: ilat. ferd. no charub Verde lieben3: vgl. lat. ama-bo. S. § 90 S. 86. 3. Idg. -m. ba 'fui3 aus *bhu-a-m\ lat. ama-bam (§ 584 S. 958). Conj. -ber cferamJ aus *bhera-m\ die absolute Form 1) Da die umbr. Infinitive wie stiplo{m) 'stipulari' die Verbindung do in unbetonter Silbe contrahiert zeigen (§ 1094, 7), so war subocau, wie es scheint, eine Neubildung fur *suboco nach Formen wie stahu 'sto'.
§ 981—983.]
Die Personalendungen.
1. sg. act.
1339
bera war eine Neubildung, fiir die sich eine Grundfoim nicht aufstellen lasst. Idg. -m scheint veisehollen. 4. Idg. -a im Peifect. ro seslach cich schlug nieder3 aus *se-slag-a: vgl. got. slbh. 982. G e r m a n i s c h . 1. Idg. -mi tritt im Westgerm. in weiterem Umfang auf. Got. im ahd. b-im b-in cbin3 aus *es-mi (§ 507 S. 907 f.). Ahd. sesto-m csisto, oidne an' (§ 545 S. 936), salbo-m csalbe3 (§ 585 S. 958f.), habe-m chabe3 (§592 S. 965), sta-m csteheD (§ 708 S. 1065 f.), gino-m gei-no-m 'giihne3 (§ 605 S. 978). Got. salbo wol nicht mit der Seeundarendung idg. -m, sondern Neubildung zu pi. salbo-m -nd nach dem Veihaltniss von baira zu baira-m -nd. liber got. haba § 708 S. 1064 f. 2. Idg. -o. Got. baira ahd. biru ^ero3 aisl. heito-mk cnenne mich', got. iiasja ahd. neriu nerru 'errette3; iiber die Formen wie ahd. hilfu I § 661, 2 S. 520. In hd. Dialekten, besonders im rheinfrankischen, wurde seit dem 11. Jahrh. das -n der Verba auf -mi auf die themavocalischen iibertragen, wie wirdon gihun statt ivirdo gihn, ebenso anfr. wirthon (vgl. § 976, 1). 3. Idg. -m. Got. i-ddja ""ging3: ai. a-yam; got. nasida ahd. nerita cerrettete3 nord. run. tawido cmachte\ Von *-un = -rn ist nichts zu spiiren, es miisste denn im opt. got. bairau enthalten gewesen sein; die Herkunft dieser Form (aisl. bera) ist sehr unsicher, s. § 928 S. 1294. 4. Idg. -a im Perfect. Got. edit ahd. weifi Sveiss3: ai. ved-a gr. olS-tx. 983. B a l t i s c h - S l a v i s c h . -a (Perfect) fehlt. 1. -mi. Lit. es-ml aksl. jes-mi 'bin3: iiber lit. esrnu § 510 S. 910. Aksl. ima-mi chabe (§ 586 S. 959); Neubildung mit -mi bi-mi s. § 727 S. 1081. Freilich enthalt der lit. Reflexivausgang -me-si [dume-si, velme-s § 511 S. 911) die Medialendung -me = gr. -\j.ax (vgl. auch preuss. asmai)1), und -mi ist aus -me deutbar nach 1) Auf das von Miklosich Vergleich. Gramm. I l l 2 63 als sehr selten
1340
Die Personalendungen.
2. sg. act.
[§983—984.
I 8 664, 3 S. 525 f. Darum wird man aber nicht alle -mi auf -me zuriickzufiihren haben ; vielmehr lagen Activ- und Medialformen gleichwertig neben einander, und nur im si-Reflexivum wurde -me verallgemeinert auf Grund von 1. sg. -u-s : -u, 1. pi. -me-s : me. Vgl. § 991 iiber dusi : duse-s. Im Serbischen ging -m{i) auf alle Conjugationsclassen iiber: zuerst, vom 13. Jahrhundert an, -a-m, wie cuva-m chiite3 (vgl. aksl. ima-nii), dann -i-m, wie hvali-m 'lobe3 (vgl. aksl. bi-mi), zuletzt -e-m, wie nese-m ctrage3, das mit armen. bere-m zu vergleichen ist (§ 978 S. 1337); nur mogu £kann3 und hocu Vill 5 hielten den alten Ausgang fest. Gleiches im Slovenischen. 2. Idg. -o nur im Bait., lit. suhu cdrehe3 suku-s(i) cdrehe mich (I § 664, 3 S. 525 f.), dusiu cdabo". Uber die Ubertragung des -u auf Stamme auf urspTiingl. -a und -e, wie lindau s. § 586 S. 959, § 593 S. 965 f., § 991, 1. 3. Idg. -m nur im Slav. Aksl. aor. vezu c£uhr3 aus -o-m: ai. vdha-m, da-ch-u 'gab3 (§833 S. 1191). Conj. vezq — lat. veha-m als ind. praes., s. § 929 S. 1294. Idg. -m ist verschollen. 3
Die 2. Person des Singulars. 984. Urindogerm. Uber den Imperativausgang -did und die des Personalsufflxes entbehrenden Imperative wie ai. bhdra, die wir hier beiseite lassen, s. § 957 ff. S. 1316ff. 1. -si Primarendung. *ei-si cis3: ai. i-si gr. st aus *ii-(o)i. Ai. bhdra-si air. beri aus *bere-(s)i got. bairi-s cfers3. Conj. ai. bkdr-d-si. Air. cari camas3 aus *cara-(s)i, got. salbo-s csalbst3. Von W. es- cesse3 zwei Formen. 1. *m': ai. dsi gr. si aus *E(O)I albanes. je aus *e(si) (G. Meyer M. Hertz zum 70. Geburtstag, 1S88, S. 86 f.). 2. *es-si: armen. es gr. hom. s3-at. Uber das Verhaltniss der beiden uridg. Formen zu einander s. § 356 Anm. S. 701. liber got. is s. § 990, 1, iiber lit. esi aksl. j'esi § 991. bezeichnete aksl. -mi fur -mi, das man geneigt sein konnte ebenfalls filldie Medialendung zu halten, ist nichts zu bauen.
§984—987.]
Die Personalendungen.
2. ag. act.
1341
2. -s Secundarendung. *e-sta-s von W. sta- cstare : ai. d-sthd-s gr. I-OTYJ-?; ai. d-ya-s got. i-ddje-s 'gingst'. *bhere-s: ai. d-bhara-s gr. cpsps-? s-cpsps-? lat. a^-e'-s air. do-bir aksl. »eze; got. og-s cfiirchte3. Opt. *bheroi-s: ai. bhdre-s gr. cpspoi-? got. bairdi-s preuss. imai-s cnimnl" aksl. Jen; *s-{i)ie-s: ai. sya-s gr. soj-? lat. sie-s sl-s got. vitei-s cseias3. 3. -tha im ind. perf.: ai. vgt-tha gr. ola&a Nveisst', ahd. gi-tars-t Svagst3. 985. Arisch. 1. -si. Ai. vdk-si av. vasi zu 3. sg. ai. vds-ti av. vas-ti c begehrt3. Ai. dddha-si csetzest3, av*. dada-hi. Ai. bhdra-si av. bara-hi. Conj. ai. bhdra-si, av. bard-hi (auch -CM durch Schwund des A) apers. vaina-hy "videas3. Imperativisch ai. sdt-si csetze dioh3 s. § 910 Anm. S. 1279 f. Ai. dsi av. ahi apers. ahy cbist3 s. § 984, 1. 2. -s. Ai. dhd-s d-dha-s av. da von W. dhe- 'setzen3, ai. dkar aus *a-Jcar-s cmachtest:>, av. vareh ""wirktest3 Gf. *uerk-s, sqs "Wgtest3 Gf. *kens-$ (§ 493 S. 888). Ai. d-dadha-s av. dadu. s-Aorist ai. dj'ais aus ^d-jais-s, dchan aus *a-chant-s-s s. § 816 S. 1176. Ai. bhdra-s d-bhara-s av. bard apers. qaudaya VerX.
is
if
bargst3 (I § 558, 4 S. 417). Conj. ai. ds-a-s av. anh-d, ai. bhdra-s av. bar-3,. Opt. ai. bhdre-s av. baroi-s, ai. dadhyd-s av. daipyu. 3. -^ffl im Perfect. Ai. vettha av. gap. voista (I § 475 S. 352 f.), ai. dadhd-tha av. gap. dadd-pa. 986. Armenisch. es cbist3: gr. eo-oi. Hiernach Seres c fers3, wie berem nach em (§ 978 S. 1337). Anm. Die in mehreren Tempora und Modi vorliegende Endung -r meint Bugge (Beitr. zur etym. Erlaut. der arm. Spr., Christiania 1889, S. 44ff.) aus -s mit angefiigter Partikel *ra = gr. pd erklaren zu konnen, z. B. aor. ar-ar-er (praes. ar-ne-m cmache') = gr. v]p-ap-£-s pa. Diese Partikel soil auch im Ausgang der 3. sg. imgerf., z. B. herer a'Aair t'oloir, ateoken. Sie kommt aber anderwarta im Armen. nicht vor.
987. Griechisch. 1. -si. Nur noch im hom. syrakus. ii-z\ ''bist3, woneben si aus *s(o)t, und in si cwirst geben3 aus *st-(a)i. Durch Anfiigung der Secundarendung -c, an diese Formen nach dem
1342
Die Personalendungen. 2. sg. act.
[§987—988.
Muster von cp-^'-? csagst:> u. dgl. entsprangen hom. herod. sl-s oder si-s fbist3) und hesiod. si-? (Svirst gehen'j; ahnlich 2. sg. SA&ETW-? § 966 S.
1325.
cpepei? 'fers3 entweder aus *
planta-s vide-s, ama-bas. agi-s farci-s, umbr. heris heii heri c
vis, velD (S. 903 Fussn. 1 und § 715 S. 1073). Conj. lat. er-i-s vider-i-s, ag-a-s ag-e-s. Opt. lat. sie-s sis, umbr. sir si sei csis3.
§988—990.]
Die Personalendungen. 2. sg. act.
1343
3. Idg. -iha im Perfect. Lat. vidis-ti (inschriftl. auch -tei) hatte das -I entweder von der 1. sg. mit der Medialendung -I, oder es bestand auch in der 2. Person auf ital. Boden noch die Medialendung, *-si aus urlat. *-sa% und -ti hatte sein -I von dieser, ahnlich wie -si in aksl. beresi durch Vermischung der Activendung idg. *-si mit der Medialendung idg. *-sai oder *-sdi entstanden war (§ 991). 989. K e l t i s c h . -iha (Perf.) ist verloren. Der Ausgang von cechan ^ecinisti 3 ist unklar. 1. -si. Air. beri cfers3 aus *bere-si (I § 576 S. 433). 2. -s. Injunct. comeir c erhebe dichJ aus *com-ecs-rec-s-s
(§ 826 S. 1185). -bir 'fers' a,us*bere-s (I § 576 S. 433, § 657,5 S. 510). Im a-Conjunctiv bercce bere und do-berae -e aus ideellem *berasi, womit sich vergleicht, dass auch im Indicativ das primare -i immer allgemeiner in die conjuncte Flexion eindrang: nur wenige Verba, wie -bir, entzogen sich dem. 990. Germanisch. 1. -si. Aisl. ber-r = urgerm. *biri-zi, ahd. biris = urgerm. *biri-si; entsprechend aisl. tem-r ""zahmst3 kalla-r cru£st5 urgerm. *-zi, ahd. zemi-s salbo-s urgerm. *-si. Ob got. bairi-s gatamji-s salbo-s *-zi oder *-si hatten, ist nicht ersichtlich, da urgot. -z{i) und -s(i) in gleicher Weise zu -s werden mussten (I § 660, 5 S. 518). Die Tonlosigkeit des s im Westgerm. erklart sich daraus, dass in ahd. tuo-s ga-s, in ahd. ags. bis (Gf. *bhu-i-si, Abfall des -i nach der Analogie von Formen wie tuos biris, vgl. I § 661 S. 519 f.) und in den Prasentia der Cl. II B (§ 532 S. 927) der dem s vorausgehende Vocal den Wortton hatte. Doch ware von hier aus das tonlose s wahrscheinlich nicht verallgemeinert worden, hatte sich nicht das Pronomen *pu 'du so oft der Verbalform angeschlossen, wie ahd. biristu, s. I § 661 Anm. S. 521 f. Vgl. urgerm. -pi und -di in der 3. sg., § 998. Ob got. is 'bist3 idg. *esi oder *essi war, ist unklar (§ 984, 1). 2. -s: urgot. urnord. -z, urwestgerm. -z und -s. Got. gatamides aisl. tamder ahd. zemitos ags. temedes. Ahd. zigi praet. cziehst3: ai. a-dil-a-s § 893 S. 1261, ni curi cnoliJ § 909 Brugmann, Grundriss. II, 2.
g5
1344
Die Peraonalendungen.
2. sg. act.
[§990—991.
S. 1278. Got. conj. og-s cfiirchte3 § 917 S. 1285. Opt. got. bairdi-s ahd. bere-s ags. bere; ahd. sl-s cseiest3, got. bitei-s ahd. biffii-s ags. bite cbissest3, s. §893 S. 1261. Die Erhaltung der Secundarendung hing im Westgerman. zum Theil mit dem Anschluss von *pu cdu3 zusammen. Die ahd. Verbindungen wie biris-tu tuos-tu (1.) zemitos-tu sis-tn bifi£is-tu loste man vom 9. Jahrh. an durch falsche etymologische Abtheilung unter dem Einnuss der Prateritoprasentia wie kanst neben kanstu in birist du (thu) u. s. f. auf. Auch bist wirkte vorbildlich, das sein -t schon friiher von den Prateritoprasentia erhalten hatte. Entsprechend ags. birest neben hires u. dgl. 3. Idg. -tha im Perfect. Got. las-t lasest3 (praes. lisa) sloh-t cschlugst3 (praes. slaha) ahd gi-tars-t cwagst3 (1. sg. gi-tar). Hiernaeh got. vdist ahd. weist cweisst3 (1. sg. vdit iveifi), got. qast csagtest3 (praes. qipa) mit st fiir lautgesetzliches ss. Ferner got. bar-t ctrugst3 skal-t ags. sceal-t csollst3 fiir *bar-p etc. S. I § 553 S. 407. Das einzige Beispiel von urgerm. -pa = -ilia war das ags. praes. ear-d ar-d cbist3, es miisste denn sein, dass es eine Umbildung von praes. med. *ar-pes = ai. ir-thas war (§ 509 S. 909). Von den Prateritoprasentien ging -t im Westgerm. und Nord. auf Prasentia iiber: ahd. bis-t aisl. es-t cbist5, wil-t cwillst3. Das Perfect als historisches Tempus ersetzte im Westgerm. die Form auf -tha durch die themavocalische Aoristform. z. B. ahd. zigi = ai. d-dil-a-s, worauf Vermischung mit dem opt. perf. erfolgte, s. § 893 S. 1261 f. 991. Baltisch-Slavisch. '-tha (Perfect) fehlt. 1. Idg. -si. Lit. ei-sl ""gehst3, dusi 'gibst3 aus *du-t-si. Ob lit. esi mit ai. dsi oder mit gr. io-ot zusammenzustellen ist (§ 984 S. 1340), bleibt unklar. Von es'i wurde -I auf die andern Verba iibertragen. dudi fiir dusi zu du{d)-mi dud-u, degi zu degmi degu, suki zu suM, verti aus *vertu zu vercziu, fut. diisi aus *dusii zu du-siu. Ferner *l)ndo-i, woraus lindai, zu 3. sg. Undo, was die 1. sg. lindau = 'lindo-u nach sich zog; diese Ubertragung von -i und -u auf
§991.]
Die Personalendungen.
2. sg. act.
1345
die a-Stamme geschah zuerst bei den prasentischen a-Stammen und ging von diesen auf die prateritalen iiber, da diese in der 3. sg. und im PL und Du. denselben Ausgang hatten wiejene (z. B. buvo cwar' wie Undo); von den a-Praterita kamen -i und -it weiter zu den e-Priiterita. S. § 586 S. 959, § 593 S. 965f., § 983, 2 S. 1340. Der Ubergang von diisi zu dudi mag dadurch begiinstigt worden sein, dass jenes zugleich 2. sg. fut. war!), und so diirfte auch die Prasensform *llndo-si (vgl. aksl. ima-si) durch *Hndo-i ersetzt worden sein, weil sie mit der 2. sg. fut. zusammengetroffen war. Die Reflexivform zeigt im Lit. durchgehends das mediale -se -e, wie dese-s (1. sg. de[d)-mi §546 S. 937), suk'e-s verte-s (aus
*vertie-s, vgl. te-verte § 954 S. 1313); ebenso in alten Drucken essie-gu d. i. ese-gu {-gu Partikel). Entsprechend preuss. assai asset essei tist' segge-sai cthust\ Obwol nun -e lautgesetzlich zu -i werden musste, wird man nicht annehmen diirfen, dass alle -I der 2. sg. aus -e entstanden waren. Vielmehr lagen die Activ- und die Medialendung nebeneinander und flelen lautgesetzlich zusammen, und nur im si-Reftexiv wurde, wie bei der 1. sg. auf -mi, die Medialendung verallgemeinert, vgl. § 983, 1 S. 1339 f. Das Urslavische hatte -si — idg. -si z. B. in *bere-si fers : kleinruss. nslov. serb. cech. beres. Daneben die Medialendung -si = idg. -sai -ssi bei den Verba auf -mi: aksl. j'esi 'bist3 Jasi ^ssest3 dasi ''gibst3, kleinruss. jesy jisy dasy nslov. si c bistJ, serb. j'esi cbist3, cech. jsi 'bist'. Durch Vermischung des -si mit -si entstanden im Aksl. bere-si ima-si u. s. w. c
3
2. Idg. -s ist im Lit. nicht mehr nachzuweisen, dagegen im Apreuss., opt. imai-s cnimm\ Aksl. aor. veze: ai. vdha-s, opt. vezi: ai. vcihe-s. Uber da 'gabst' aus *do-s-s s. §830 S. 1188f., wo auch iiber die Entstehung der 2. sg. dastu fiir da gehandelt ist. 1) eisl 'is' und em'ibis' waren durch den Accent geschieden.
S5*
1346
Die Personalendungen.
3. sg. act.
[§992—993
Die 3. Person des Singulars. 992. Urindogermanisch. 1. -ti Primarendung. *es-ti cest3: ai. ds-ti gr. IO-TI lat. es-t air. is got. is-t lit. es-ti es-t aksl. (russ.) jes-ti. Ai. dddd-ti gr. dor. 8t8u)-Ti lit. dus-t[i) aksl. (russ.) das-fi cdat3. Ai. vd-ti gr. a7j-ai Nveht3 lat. ne-t planta-t air. carid liebt 3 got. salbo-p c salbt3 aksl. (russ.) ima-ti 'hat3. Ai. sr-na-ti czerbricht3, arm. bar-na-y chebt3, gr. oa^-vYj-ai czahmt3, air. lenid Tiaftet3 (aus *li-na-ti) ahd. gi-no-t c gahnt\ *bhere-ti ^ert 3 : ai. bhdra-ti arm. here lat. agi-t air. beri-d got. bairi-p aksl. (russ.) bere-fi. Conj. ai. ds-a-ti csit3 lat. (fut.) er-i-t. 2. -i! Secundarendung. *es-t ceratJ: ai. as gr. dor. ^?; *e-gem-t cging3: ai. d-gan arm. c-^w; *e-dhe-t 'setzte 3 : ai. d-dha-t arm. e-c?. Ai. d-dadha-t gr. S-TI'&7) csetzte3. Ai. a-yd-t got. i-ddja cging3. s-Aor. ai. d-jdi-s cersiegte3 aus *-s-t, air. for-te c soll helfen3 aus *sfe«g^+s+tf, aksl. « cgab3 aus *do-s-t. *bhere-t: ai. bhdra-t d-bhara-t, gr. cpsps g-tpeps, osk. k i i m b e n e d cconvenit3, air. praes. -beir aksl. ceze Vexit3. Conj. des s-Aor. ai. je-s-a-t air. tes teis; langvocalischer Conj. ai. bhdr-a-t, arkad.kypr.
§ 993—995.]
Die Personalendungen. 3. sg. act.
1347
S. 993). s-Aor. ai. d-jdis cersiegteD = *a-jdis-t, brachte 3 = *a-bhar-s-t- Ai. a-bhara-t av. bara-J> apers. abara. Opt. ai. han-ya-t av. janydf apers. j'aniyd, ai. bhdre-t av. baroi-fi. tiber die bei mehrconsonantischem Wortausgang wirksam gewesnen Lautgesetze s. I § 647ff. S. 493ff. In Verbindung mit -u (§ 992, 2) blieb das t immer erhalten, vgl. ai. ds-t-u av. as-t-u neben ai. as av. as, ai. gdn-tu av. ga^.jan-tu neben ai. d-gan, ai. prndk-tu neben d-prnak, is-Aor. avis-tu (§ 839 S. 1198). 3. -a = idg. -e im Perfect. Ai. tis-a av. tinh-a von W. es- csein\ TJber ai. pa-pra pa-prau av. da-da s. § 852 S. 1223.
c
994. Armenisch. -e (Perfect) fehlt. 1. Das t von -ti wurde nach Vocalen zu i (Hiibschmann Arm. St. I 74, oben I § 360 S. 279)'). bere "fert" aus *bere-i *bere-ti, barna-y chebt3 aus *barna-ti, alay 'mahlt1 aus *aXa-ti, zausi loquitur3 aus *xausi-i -ti. 2. e-d 'setzte3: ai. d-dha-t. e-Jcn ckam3: ai. d-gan, idg. *e-gem-t. Unklar ist das -r der 3. sg. imperf. z. B. berer, s. § 986 Anm. S. 1341. 995. 1. -ti.
Griechisch. so-Ti, otTj-ai, dor. 8t'ou)-Ti att. 6tow-ai.
2. -t fiel ab (I § 652, 5 S. 500). Dor. arkad.-kypr. rfi erat3. I-Tt'Orj. Injunct. TI&TJ im Lesb. als ind. praes., vgl. 2. sg. att. Tt'&Tj-i;. e-tpepe. Opt. eirj, cpspoi. Conj. arkad.-kypr. und sonst
1) Anders Bartholomae Stud. z. idg. Spraohg. II 27 f., der t zwischen Vocalen einfach geschwunden sein lasst.
1348
Die Personalendungen.
3. sg. act.
[§995—996.
Grundform lautete dann *bherei-t. Jedenfalls hatte also cpspsi. Secundarausgang. Conj. cpep-^j war Neubildung zu cpspst, wie cpsp^j? zu cpspst?. Vgl. § 987, 1 S. 1342. Im ep. Dialekt ging -oi vom themavocallosen Ind. auf die letztgenannte Conjunctivform iiber, z. B. ISsX^oi fiir i%ikq, vgl. i&eXco-ju § 979, 2 S. 1337, i&sAflo&a § 987, 3 S. 1342. 3. -e im Perfect. oiS-s, ys-yov-E. 996. Italisch. -e (Perfect) fehlt. Die Ausgiinge -ti und -t erscheinen nirgends unverandert. Man nimmt an, sie seien in alien ital. Dialekten zu -t und zu -d geworden: im Osk. blieben diese; im Umbr. blieb -t (doch schwankte die Schreibung, indem -t bald erscheint, bald nicht, wie auch andre Schlussconsonanten bald geschrieben wurden, bald nicht), wahrend -d abfiel; im Lat. wurde -t verallgemeinert, doch ist -d fiir die altere Zeit inschriftlich noch nachweisbar. Dabei bleibt nun noch zu erklaren, wie es kam, dass das -i von -ti (ebenso wie das von -nti in der 3. pi.) iiberall spurlos geschwunden ist. Vgl. I § 655, 7 S. 506. 1. -t als Vertreter von idg. -ti. Lat. es-t umbr. est osk. est ist. Lat. agi-t ama-t. Umbr. tisi-t 'decet3 trebei-t cversatur' habe habe 'habet0; osk. faama-t "habitat" stai-t 'stat3, marruc. fere-t "fert3, vest, dide-t cdat3. 2. -d als Vertreter von idg. -t. Themavocalische Praterita (§867 S. 1235 f.): lat. inschr. vhevhake-d cfecitD fece-d] umbr. fere osk. dede-d^edit 5 osk. k u m - b e n e - d ^onvenit3 aa"manaffe-d c mandavit3 (§ 874 S. 1243). Optat.: lat. inschr. sie-d; umbr. si si -sei csit5, osk. d a - d i - d "^dedat3 marruc. -si csitD. Langvocal. Conj. (vgl. ai. bhdra-t, air. -air-ema § 997, 2): umbr. fasia 'facial kuraia ccuret5 osk. h e r i i a - d Velit3, umbr. heriiei Velit' osk. deivai-d ciuret3 osk. fusi-d 'foret3; osk. tadait wie ai. bhdra-ti, ebenso lat. mitat auf der Duenosinschr. neben sied feced (falls man nicht mit Conway Amer. Journ. of Philol. X 452 mita{n)t zu lesen hat). Im Lat. erscheint schon friihe -t verallgemeinert, fui-t ama-bat sie-t si-t, wie -nt in der 3. pi. Dabei mag satz-
§996—998.]
Die Personalendungen. 3. sg. act.
1349
phonetischer Ubergang von -d in -t (z. B. fuit turn aus fuid turn) mitgewirkt haben. 997. K e l t i s c h . 1. Idg. -ti, dessen Vocal nach I § 657, 1 S. 509 schwand. Air. is cistD aus *es-ti (I § 516 S. 379). berid cfert3 aus *bere-ti. carHd camat3 abret. crihot Vibrat3 aus -a-ti. 2. Idg. -t schwand (I § 657, 9 S. 512). co-tl 'donee veniat3 aus *-t[o)-incs-t (§ 826 S. 1185). no heir cfert3 aus *bere-t, no c/tara liebt 3 aus *cara-t, hin-glen aus *-gli-na~t (vgl. absol. glenaid cbleibt hangen3 aus *gli-na-ti). Conj. tes feis ceat3 aus *steiks-e-t, -air-ema "suscipiat3 aus *-ema-t, ro-chara camet3 aus *cara-t. 3. Idg. -e: ro cechuin ccecinit3 aus *ce-can-e (I § 657, 1 S. 509). 998. G e i m a n i s c h . 1. -ti. Got. ahd. is-t. Nach Sonorlauten urgerm. -pi und -di je nach dem Sitz des Worttons (I § 530 S. 388). Got. immer -p, in dem -p(i) und -d{i) zusammengefallen sein konnen (I § 660, 5 S. 518), z. B. trudi-p ctritt3 Cl. II B wie ai. tudd-ti, bairi-p cfert3 = ai. bhdra-ti. Im Westgerm. beide Formen, und zwar im Ahd. durehgehends -t = urgerm. -di, im Ags. gewohnlich -d = urgerm. -pi, wobei im Ahd. z. B. biri-t hevi-t (§ 720 S. 1076) lautgesetzlich und tuo-t Neubildung, im Ags. dried dije-d (a. O.) lautgesetzlich und bire-d Neubildung war. 2. -t fiel allgemeingermanisch ab (I § 659, 6 S. 515). Got. i-ddja cging3: ai. d-ya-t. Got. nasida ahd. nerita ^errettete3. Opt. got. bairdi ahd. bere urgerm. *berai-d; got. vaurpi ahd. wurti cwiirde3 urgerm. *imrdi-p. 3. -e, urgerm. -i im Perfect. Got. skai-skdip ahd. sciad schied3: ai. d-cheda. Im Got. schwand -i iiberall lautgesetzlich. Ahd. was nam u. dgl. nach der Analogie von bant u. dgl. (I § 661, 2 S. 520). Die i-Qualitat des abgefallnen Vocals bekundet sich nach W. van Helten (Paul-Braune's Beitr. XIV 282f.) noch in dem auf Umlaut beruhenden e von afries. wet c er weiss3 = got. vdit u. dgl. c
1350
Die Personalendungen. 3. sg. act.
[§999.
999. B a l t i s c h - S l a v i s c h . -e (Perfect) fehlt. 1. -ti im Bait, nur bei einem Theil der themavocallosen Stamme, im Altruss. sowol bei diesen als auch bei den themavocalischen. Lit. es-ti est preuss. ast {astits = asti tas cest hie) aksl. (russ.) jes-ti cist3. Lit. el-ti eit lett. l-t cgeht3 preuss. eit. Lit. diisti reflex, dusti-s aksl. (russ.) dasM cdat3. Aksl. (russ.) here-ft: ai. bhdra-ti. 2. -t schwand in beiden Zweigen (I § 663, 3 S. 524). Aksl. aor. veze: ai. vaha-t, s-aor. -e cass3 aus *ets-t (1. sg. -esu). Lit. injunct. als ind. praes. und als praet.: sako csagt3 buvo 'war', turi chat3. Opt. lit. te-veze aksl. vezi: ai. vdhe-t. Aus dem Lit. hierher auch veza Vehit3 aus *veza-t. Das a dieser Form war wie in der 2. pi. veza-te und der 2. du. veza-taim e eingetreten nach 1. pi. veza-me, eine Uniformierung, die unter dem Einfluss der Prasentia mit durchgehendem i und derer mit durchgehendem o im PL Du. und in der 3. sg. (turi-me etc., sako-me etc.) eintrat (vgl. ahd. alemann. 2. pi. bera-t § 1015). Im B a l t i s c h e n fungierte die 3. sg. aller Verba zugleich als 3. pi. und 3. du. Nach J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXV 595 ware yra 'est' (zur Wurzel des ai. ir-te, § 497 S. 892) urspriinglich ein pradicativ gesetztes Substantiv fexistentia') gewesen, das fur Ein- und Mehrzahl gleichmassig verwendbar war; nach yra habe man auch die eigentlichen Verbalformen der 3. sg. fur alle Numeri gebraucht. Mir ist wahrscheinlicher, dass die Erscheinung mit der uridg. Regel zusammenhing, nach der als Subject fungierende Neutra plur. oder du. sich mit der 3. sg. des Verbums verbanden (vgl. horn. Soupa osor^Tre und ooos 8S8TJSI) : diese Regel bestand noch im Urbalt. und fiihrte dazu, dass man auch zu Masculina und Feminina pluralis oder dualis das Verbum in den Singular setzte. Im Lit. und Preuss. erscheint neben den angegebnen Ausgangen auch -ai. Prasens lit. pa-vystai cer verwelkt3 = pa-vyst{a) und conjunctivisch (s. § 909, 3 a S. 1278) te-lystai c er werde mager1 = te-lyst{a), preuss. swintinai cer heiligt" = sivintina (auch -ei -e fur -ai) iurrei cer hat3 = turri. s-Futurum
§999—1000.]
Die Personalendungen. 1. pi. act.
1351
lit. su-gausai cer wird, soil bekommen 3 = su-gaus, turesai c er wird, soil haben", im Preuss. immer mit conjunct. Function, wie bousai cer sei3 dasai cer gebe* (auch -ei -e fiir -ai). Alle diese Formen auf -ai konnen auch pluralische Bedeutung haben. Ich halte -ai fiir ein angefiigtes, urspriinglich selbstandiges Element, dasselbe, das in den nom. sg. wie tasai neben ids (§ 414 S. 775) vorliegt. Vielleicht war es aber nicht -ai, sondern -sai (s. a. O.)1). In diesem Fall ware anzunehmen, dass es zunachst an die Futurform antrat, die im Urbalt. auf -s = -s-t (Injunctiv des s-Aoristes) ausgegangen zu sein scheint (§ 828 S. 1187), und dass nach Vereinfachung des s (*busai aus *bus-sai) ein -ai abstahiert und auf das Prasens iibertragen wurde. Im A l t b u l g . erscheint fiir -ti der Ausgang -tu d. i. -t+ Partikel u (§ 909 S. 1277), z. B. abulg. jestu beretu, vgl. 3. pi. sqtii berqtu. Vielleicht hatte das Urslav. jesti und beret[u) entsprechend dem lit. esti und veza, und einzeldialektisch wurde in verschiedner Richtung ausgeglichen. Im Abulg. drang -til aus dem Prasens in den Aorist, z. B. pri-jetu fiir -jq, und diese Aoiistformen wurden dann auch als 2. sg. gebraucht. S. § 830 S. 1189. Die 1. Person des Plurals. 1OOO. Urindogermanisch. Die verschiednen Sprachen zeigen eine grb'ssere Anzahl von Endungen, deren urspriingliche Vertheilung nur zum Theil zu ermitteln ist. Nach dem Altind., das primar -masi -mas, secund. und perf. -ma zeigt, dem Altir.; das in absoluter Flexion -mi -me, in conjuncter -m hatte, und dem Ahd., dessen -mes urspriinglich dem ind. praes. angehorte (gegeniiber -m im ind. praet. und im opt.), haben wir die mit s charakterisierten Formen fiir die primaren der idg. Ursprache zu halten. Ob die vocalisch und die auf einen Nasal endigenden (z. B. lit. -me und gr. -[xsv) eine uridg. Ver1) Dieses -sai Hesse sich mit dem got. sai ahd. se identificieren, das Osthoff Paul-Braune's Beitr. VIII 311 mit ai. sed = sd id 'der eben' zusammenbringt.
1352
Die Personalendungen.
1. pi. act.
[§1000—1001.
schiedenheit als Secundar- und als Perfectendung darstellen, bleibt unklar. 1. Primarformen. a. -mes -mos. Vielleicht urspriinglich -mes z. B. *i-mes 'imus3, aber — -mos z. B. *bhero-mos 'ferimus3, vgl. § 228 S. 567 iiber die Endungen des gen.-abl. sg. -es und -os. Ai. i-mds bkdra-mas, gr. dor. i-jxe? cpepo-[xe<;, lat. i-mus feri-mus, ahd. tuomes bera-mes. Vielleicht hierher auch air. do-bera-m (aus *-mos), cech. j's-me nese-me (aus *-mes) serb. jes-mo plete-mo (aus *-mos). b. -mesi -most, vermutlich aus -mes -mos erweitert nach der Analogie der andern Primarendungen auf -i. Ai. ved. s-mdsi bhdrd-masi. Air. ammi ^umus3 aus *esmesi oder *s-esmesi, berme aus *beromi *beromesi; nach den Lautgesetzen ware aber auch der Ansatz von *-mesi (vgl. oben ahd. -mes) fiir diese Sprache zulassig. 2. Secundar- bezieh. Perfectformen. a. -me -mo. Ai. d-bhara-ma bhdre-ma perf. vid-md; ved. auch - M . Osk. manafu-m hierher, falls es 1. pi. (cmandavimus3) war, s. § 874 S. 1243). Got. vitum ahd. wi%%um, opt. got. bairai-ma vitei-ma (aus *-me oder *-mo). Lit. reflex. suJcome-s, daneben suko-me. Vielleicht hierher auch air. do-bera-m (aus *-mo), cech. j's-me nese-me serb. jes-mo plete-mo. b. -mem -mom oder -men-mon1). Gr. e-cpspo-fxsv cpspo-fXEV I'S-jisv, aksl. aor. neso-mu. Vielleicht hierher auch air. dobera-m (aus ' -mom *-mon); doch ist von einem schliessenden Nasal nichts zu spiiren. Auf -mom -mon ist aksl. neso-my zuriickfiihrbar. 1001. Schwierig ist die Frage, wie weit das -m- unsrer Endung, ebenso das der Medialendung ai. -make gr. -p.£&a, in uridg. Zeit sonantisch gesprochen wurde {-mm-). Aus dem Av. fiihrt Bartholomae Kuhns Zeitschr. XXIX 273 ff. an: 1. pi. aor. jim-ama von W. aem- ^ehen 5 , 1. pi. 1) -mem -mom scheinen den Vorzug zu verdienen wegca ai. -tarn neben lit. -ta aksl. -ta in der 2. du. (§ 1031) und ai. -tarn neben aksl. -te -ta in der 3. du. (§ 1038. 1040).
§1001—1003.]
Die Personalendungen.
1. pi. act.
1353
praes. hisc-amaide zu 3. sg. act. hi-sax-ti (§ 540 S. 934), opt. jam-y-ama (§941 S. 1305). Fiir das Perf. kommen in Betracht av. -ama in daidy-ama, gr. -ajxsv got. -um lat. -imus air. -ammar, s. § 844 S. 1207 f. Endlich fiir den sigmatischen Aorist gr. -aajj-EV -aa[is&a lat. -simus, s. § 820 S. 1178, § 823 S. 1183. 1002. Arisch. 1. Primar -mas und -mast. Beide hielt das Ai. fest, wahrend im Iran, nui letzteres zu belegen ist. Ai. s-mds s-mdsi av. main apers. a-mahy 'sumus'. Ai. bhdra-mas -masi av. bara-mahi apers. pahya-mahy ('dicimur3). 2. Secundar und im Perfect -ma, dessen ved. Nebenform -ma man mit got. -ma lit. -me[-s) zusammenstellen darf. Ai. d-dhd-ma av. gab. da-ma von W. dhe- ^etzen3, ai. d-kar-ma apers. a-ku-ma von W. qer- 'machen3; av. jim-ama (§ 1001). Opt. ai. sycl-ma av. x'ya-ma jam-y-ama (§ 1001), ai. bhdre-ma av. barae-ma. Ferner hatten die ar. Conj. immer -ma (infolge wovon der ind. und conj. praes. der themavocalischen St'amme geschieden waren): ai. bhdra-ma av. bard-ma. Perfect lusru-nid av. su-sru-ma von W. kleu- 'horen3; av. daidy-ama (§ 1001). Wie in andern Sprachen, so ist auch im Ai. in der nachved. Zeit dei Unterschied zwischen primarer und secundaier Endung nicht mehr streng aufrecht erhalten worden, z. B. im Mahabh. imperf. a-pasyamas cwir sahen3 und praes. palyama c wir sehen3, entsprechend 1. du. syavas fiir syava cwir beide mb'chten sem . 1003. Armenisch. Das Suffix -mli, im ind. praes., z. B. ta-mJi 'damus3 bere-mU cferimus3, ist im Auslaut unklar; Bugge Beitr. zur et. Erl. der arm. Spr. (Christiania 1889) S. 44 deutet -mJc aus -mes+v (Partikel u), vgl. § 313 S. 660 iiber das Casuszeichen -M in dsterM meJc u. s. w. Noch dunkler ist das -U der andern Tempora, z. B. aor. tuali cgabenD. A n n . Bei der Deutung des Ausganga der 1. und 2. pi. (§ 1011) ist mit der Moglichkeit zu rechnen, dasa ihnen das Personalpronomen angehangt war, vgl. noymr. 1. pi. carwn alban. 1. pi. jena § 1006, 2, air. 2. pi. adib § 506 S. 906 f. Bei dem -$ der 2. pi., dessen % aus dem t von -te entstanden
1354
Die Personalendungen.
1. pi. act.
[§1003—1006.
zu sein scheint, kommt uberdies in Betraeht, dass die 2. pi. sich im Ausgang nach der 1. pi. gerichtet haben kann, vgl. air. berthi lit. siikate-s § 1014. 1016. Vgl. Hubschmann Kuhn's Zeitschr. XXIII 12.
1004. G r i e c h i s c h . Im Dor. wurde -|xs? (prim.) verallgemeinert, z. B. cpepo-jJ.ee iw-^s? e-ataaajxe? arc-saTaAxajJ-E?, anderwarts -fxev (sec), cpepo-fiev u. s. f. 1005.
Italisch.
Lat. durchgehends -mus aus *-mo$
(prim.), i-mus agi-mus sl-mus momordimus. Belege fur diese Person in den andem ital. Mundarten fehlen, es sei denn, dass osk. manafum 1. pi. war (s. § 1000, 2a S. 1352). 1006. K e l t i s c h . 1. Primar air. -mi aus *-mesi (oder *-mesi): ammi 'sumus3 aus *esmesi oder *s-esmesi (§506 S. 906 f.), guidmi Vir bitten' (1. sg. -guidiu). Aus -mi wurde -me, wenn die vorhergehende Silbe keinen palatalen Vocal hatte (1. und 2. Conjug.), daher berme aus *bero-mi *bero-mesi, carme aus *cara-mi *cara-mesi. Dann traten Vertauschungen ein, wie guidme neben guidmi, und tiagmi neben tiagme. 2. Secundar air. -m aus *-mo oder *-mos, schwerlich aus *-mom *-mon (§1000, la. 2a. b. S. 1352). Ind. praes. doberam, no charam, do-lecem, ebenso a-Conjunct. -beram -caram. Die Primarendung -mi hatte, wie die haufige Schreibung -mmi -mme zeigt, hartes (nicht spirantisches) m, was in alien Formen mit urspriinglichem Vocal vor der Personalendung nicht lautgesetzlich war und aus dem analogischen Einfluss von ammi mit mm = sm zu erklaren ist 1 ). Dagegen zeigt das Cymrische im ind. pTaes. -wn, z. B. carwn (cwir werden lieben3), d. i. -wf mit angehangtem Personalpronomen w-2), also mit dem 1) In gleicher Weise pali dadamha nach amha aus asma 'sumus', prakr. eilthamha -mho nach amha -mho, wie auch prakr. 1. sg. gacchamhi filr gacchami vorkommt. Bei der 1. pi. kann allerdings zugleich der Ausgang des s-Aorists (ai. -s-rna) eingewirkt haben, vgl. pali apacamha neben apacimha (E. Kuhn Beitra'ge zur Pali-Gramm. 109, Torp Die Flexion des Pali 47). 2) Dieselbe Anhangung des Personalpronomens in dem albanes. Dialekt von Skodra, z. B. jena 'sumus' fur jerni, s. G. Meyer M. Hertz zurn 70. Geburtgt, 1888, S. 89.
§ 1006—1008.]
Die Personalendungen. 1. pi. act.
1355
regelrechten spirantischen m; dagegen ym csumus3 mit haitem m aus sm. Umgekehrt bei der Secundarendung -m. -m in air. do-leram u. dgl. wird nie -mm geschrieben, war also spirantisch. Dagegen hat das Cymrische ausser dem ind. praes. -m, nicht -f, z. B. conj. carom. Inbezug auf dieses cymr. -m bemerkt Thurneysen: ccEs mogen hier andre Bildungen mit -sm- (sAorist- und Injunctivformen) eine Rolle gespielt haben. Es gibt verschiedne Spuren von s-Bildungen im Brittischen, die noch nicht im Einzelnen aufgehellt sind". 1007. G e r m a n i s c h . 1. Ahd. -tries = idg. *-mes muss, wie das tonlose -s zeigt, im Urgerm. in themavocallosen Prasentien (vgl. ga-mes) seinen Sitz gehabt haben. Friihe ging es auf den adhortativen Injunctiv iiber, z. B. bera-mes (woneben auch noch bera-m wie got. baira-m, s. § 909 S. 1278), dann auf den ind. praet., barnmes, und den Opt., barimes. Vgl. Braune Ahd. Gr. 2 S. 223 f. und die dort citierte Literatur. 2. Got. -m = idg. -me oder -mo in vitum berum baira-m. Got. -ma = idg. -me oder -mo im Opt.: bairdi-ma berei-ma. Das westgerm. -m, ahd. vn^um barum bera-m bere-m bari-m, kann sowol dem -m als auch dem -ma des Gotischen gleich gewesen sein (I § 661, 2 S. 519 ff.). 1008. Baltisch-Slavisch. Lit. -me = idg. -me (§ 1000, 2a) vor dem Reflexivum -si -s : siiko-me-s suka-me'-s. Das -me von suko-me suka-me ei-me 'eamus' el-me 'imus 3 kann aus -me entstanden sein nach I § 664, 3 S. 525. Vielleicht waren aber idg. *-me und *-me in -me zusammengefallen. Die ein paarmal neben -me -me'-s erscheinenden -ma -mo-s (Bezzenberger in s. Beitr. II 268) und lett. ei-ma cwir gehen* und classt uns gehen3 waren Neubildungen nach dem Dualausgang -va -vo-s (§ 1030), wie sich auch in der 2. pi. Vermischung mit dem Dual zeigt (§ 1016). Lett. -ml{-s) ist mit preuss. -mat (as-mai Svir sind3 turri-mai 'wir sollen") zu verbinden, gleichwie 2. pi. -tl[-s) mit preuss. -tai -tei -ti (as-tai es-tei as-ti ^eid' druwe-tai cihr glaubt3 turri-ti
1356
Die Personalendungen. 1. pi. act.
[§1008.
c
ihr sollt') : der Diphthong stammte aus der 1. 2. sg. (§ 983 S. 1339 f., § 991 S. 1345). Als u r s l a v i s c h diirfen folgende Endungen gelten:
1. -me = idg. -mes oder -me. Nbulg. sme 'sumus' aor. nesoh-me. Klruss. dial, (in den Karpaten) vydy-me. Cech. js-me 'sumus' jime c edimus nese-me opt. nesme. 2. -mo = idg. -mos oder -mo. Klruss. bei den ind. praes. auf -mi, jes-mo jimo. Serb, und nslov. auch sonst: serb. jes-mo ijemo nslov. s-mo jemo, serb. nslov. plete-mo opt. pleti-mo. 3. -mu = idg. -mom bezieh. -mon. Im Aksl. die gewohnliche Endung: jes-tnu damu nese-mu aor. ne&o-mu opt. nese-mu dadi-mu. Ebenso grossruss.: nese-m dadi-m "clamus3; klruss. nese-m opt. nes'i-m; poln. niesie-m (vgl. u.); cech. aor. nesecho-m imperf. nesje'cho-m. 4. -my entweder aus idg. -mom bezieh. -mon (I § 92 S. 87) oder duroh Anbildung an my Svir3 (vgl. 1. du. -ve, z. Ji.jes-ve, neben ve cwir beide3, § 1030). Abulg. z. B. vemy neben vemii, vidi-my neben vidi-mu. Poln. wiemy, niesiemy neben niesie-m. Osorb. nsorb. vemy. Wie diese vier Endungen im Urslav. vertheilt waren, ist unklar. Inbezug auf -mo ist zu bemerken, dass die AccentveThaltnisse schliessen lassen, dass es zuerst, wie noch im Klruss., nur dem ind. praes. der Verba auf -mi angehorte und hiernach erst serb. plete-mo etc. entstand. Zum Theil wirkte bei der Regelung in den neueren Sprachen der Umstand mit, dass -mil mit dem -mi der 1. sg. zusammenfiel, daher z. B. im Poln. zwar noch niesiem neben niesiemy (1. sg. niose), aber nur toiemy (1. sg. wiem) dzialamy (1. sg. dzialam). Themavocalisch aksl. praes. nese-mu nese-ve gegen aor. neso-mu neso-ve. .Jene nach den io-Stammen wie znaje-mu -ve, wo e lautgesetzlich aus o entstanden war (I § 84 S. 80 f.). Im Aorist blieb o, weil es in diesem Tempus keine io-Stamme gab.
§1009—1010.]
Die Personalendungen.
2. pi. act.
1357
Die 2. Person des Plurals. 1009. U r i n d o g e r m a n i s c h . Nur das Ar. zeigt die Doppelheit einer primaren und einer secundaren Endung, ai. -tha und -ta (vgl. 2. du. -thas und -tarn). Die Formen der europ. Sprachen sind alle von dem einen idg. -te aus erklarbar. Dabei ist freilich zu beachten, dass in der Geschichte der idg. tenues aspiratae in den europ. Sprachen noch vieles dunkel ist (vgl. I § 553 S. 406 ff., II § 81 Anm. 2 S. 229, Bartholomae Stud. z. idg. Spr. I 44). Ferner zeigt nur das Ar. eine besondre Endung im Perf., -a, das sich zu gr. -TS verhalten mag wie in der 3. sg. perf. med. das ai. -e zum gr. -TOU, und das mit dem a deT ai. Ausgange 2. du. -d-thur 3. du. -d-tur (§ 1038) identisch sein diirfte. 1. Pnmar ai. -tha gr. -TS U. S. W. AI. s-thd gr. ia-ts lit. es-te aksl. jes-te. Ai. bhdra-tha gr. cpeps-rs air. do-beri-d got. bairi-p lit. veza-te aksl. bere-te. 2. Secundar ai. -ta gr. -TS U. S. W. Prat. ai. d-vida-ta gr. SIOS-TS aksl. (aor.) nese-te. Adhortativer Injunct. ai. bhdra-ta gr. cpsps-Ts lat. agi-te air. beri-d got. bairi-p. s-Aor. ai. d-dhas-ta gr. s-oeii-a-Ts lit. (injunct. als fut.) de-s-te aksl. de-s-te. Opt. ai. bhdre-ta gr. cpspot-Ts got. bairdi-p aksl. bere-te. 3. Perfect ai. -a gr. -TS etc. Ai. vid-d gr. I'O-TS air. gegnaid got. vitu-p. 1010. Arisch. 1. Primarendung iirar. -tha. Ai. bhdra-tha av. bara-pa. Ai. 5-Ma av. gap. s-^a (vgl. voista = ai. vSitha I § 475 S. 352 £). 2. Secundarendung urar. -to. Ai. d-bhara-ta av. bara-ta. Opt. ai. bhdre-ta av. barae-ta. Im Ved. auch -thana und -tana, besonders haufig letzteTes in adhortativen Formen: z. B. s-thdna vdda-thana i-tana punltdna. -na war eine Partikel, die wir auch in den 2. sg. imper. av. barana und ai. grhdnd vermuteten (§ 600 S. 975), und die mit dem -ni der ar. 1. sg. conj. auf -ani (§977, 3 S. 1336) verwandt sein diirfte. 3. Urar. -a im Perfect. Ai. ca-kr-d (3. sg. ca-kar-a "rnachte3), av. hanhan-a von han- cschenken, verdienen3 (§ 852 S. 1223).
1358
Die Personalendungen.
2. pi. act
[§ 1011—1014.
1011. Armenisch. In alien Tempora und Modi erscheint -M am Ende, z. B. hereK fertis3 aus *bere-ik, aXaiM c molitis3, aor. edi/c csetztet\ Das i von -iJt scheint das t von -te zu sein, im iibiigen s. §. 1003 Anm. S. 1353 f. 1012. Griechisch. Durchgehends -re: £a-xe cpsps-ts
1013. Italisch. Im Lat. -te nur im adhortativen Injunct. (Imper.): fer-te agi-te. Sonst -Us : es-tis agi-tis aga-tis si-tis mdis-tis. Dass das Verhaltnis von agite zu age neben agis ein agitis heivorgerufen habe (Osthoff Zeitschr. f. osterr. Gymn. 1880 S. 70), ist weniger wahischeinlich als dass -Us (alter *-tes) eine Dualendung war (ai. -ihas got. -ts). Ausserhalb des Imperativs waren die Formen mit -te, dessen Vocal oft elidiert war, denen der 3. sg. zu ahnlich, so dass in der Zeit, als Dual und Plural zusammenflossen und sich das Gefiihl fur den speciell dualischen Sinn der betreffenden Personalendungen verdunkelte, -Us vor -te den Vorzug grosserer Deutlichkeit hatte. Dabei mag allerdings das Verhaltniss von agite zu age die Verwendung der Dualform agitis in pluralischer Bedeutung neben der 2. sg. agis erleichtert haben. Auch im Lett., das wie das Lat. den Dual im allgemeinen einbiisste, blieb die 2. du. ei-ta als Mehrheitsform: cihr geht3 und (imper.) cgeht\ Vgl. weiter § 967 S. 1327, § 1034 iiber umbr. futu-to cestote' und § 1015 iiber ahd. beret cfertis'. tiber palign. lexe, das 2. pi. zu sein scheint, s. Thurneysen Rhein. Mus. XLIII 352. 1014. Keltisch. Ir. -d aus -te in conjuncter Flexion: do-berid "^datis3, conj. des s-Aor. for-tesid csuccurratis, succurretis5. Ebenso im Imperat.: berid cferte3. Die absoluten Formen haben -thi als Endung {-the aus -thi in der 2. Conjug., wie in der 1. pi. -me aus -mi, s. § 1006 S. 1354); z. B. ber-thi aus *berethi, lecthi aus Hecl-thi, carthe aus *cara-tki, durch Ausgleichung lerthe (zugleich nach berme)
§1014—1017.]
Die Personalendungen.
3. pi. act.
1359
lecthe. Diese Endung -thi war Neubildung nach -mi gleichwie im Litauischen suka-te'-s nach suka-me-s entstand (§ 1016}1). Tiber adib "estis3 s. §506 S. 906 £ 1015. Germanisch. Nach den germ. Lautgesetzen kann man ebensogut von -te wie von -the ausgehen. Der Consonant eifuhr die gleiche Behandlung wie der des Ausgangs der 3. sg. -ti, s. § 998, 1 S. 1349. Got. ind. praes. bairi-[) perf. beru-p opt. bairdi-p berei-p wie 3. sg. praes. bairi-p. Ahd. ga-sihi-t cihr erblickt3 (Monseer Bruchstiicke) perf. baru-t opt. bere-t bari-t wie 3. sg. praes. biri-t. Im ind. piaes. hatte das Ahd. als thematischen Vocal urspriinglich -?!-, wie noch ga-sihit und andre Formen der genannten Quelle. Alemann. bera-t mit -a- nach der 1. und 3. pi. (vgl. lit. veza-te § 999, 2 S. 1350), wodurch die 2. pi. von der 3. sg. geschieden wurde. Am weitesten verbreitet war im Ahd. die Form beret. Mit Kogel (Paul-Braune's Beitr. VIII 138) darf man hierin eine Dualform. sehen, und zwar entweder ein *bhere-thos (ai. bhdrathas got. baira-ts) oder ein *bhere-tom (gr. cpeps-rov) oder ein *bhere-ta (aksl. bere-ta), s. § 103Iff. 1016. Baltiseh-Slavisch. Im Lit. -te -t, z. B. es-te veza-te (iiber -a- fur -e- § 999, 2 S. 1350) praet. veze-te. Der Ausgang -te-s im Reflexivum nach -me'-s neben -me in der 1. pi. (vgl. § 1014). Das fur -te-s gelegentlich vorkommende -to-s und das -ta von lett. ei-ta cihr geht3 und cgehtf sind Dualendungen, gleichwie in der 1. pi. lit. -ma -mo-s fiir -me -me-s und lett. ei-ma den Dualvocal zeigen (§ 1008 S. 1355). Uber lett. -tl-s und preuss. -tai -tei -ti s. ebendaselbst. Slav, -te: jes-te nese-te aor. nese-te de-s-te opt. nese-te. Die 3. Person des Plurals. 1017. Urindogermanisch. Wir behandeln hier nur das ^-Suffix. Uber ai. perf. vid-ur u. dgl. s. § 1076 f. 1079. 1) In gleicher Weise altfranz. faites elites statt *fak *diz nach faimes dimes (Neumann Zeitachr. f. rom. Phil. XIV 581. 584). Brugmann, Grundriss. II, 2.
§g
1360
Die Personalendungen.
3. pi. act.
[§ 1017.
1. Postconsonantisch -enti -ent und -nti -nt, die sich zu einander zu verhalten scheinen wie im gen. sg. -es und -s. Vgl. S. 886 Fussn. 1. a. -enti und -ent. Primar -enti. *s-enti csind3: ai. s-dnti (armen. en, vgl.§ 1019), gr. dor. avtl att. stal, umbr. s-ent osk. s-et s-et, air. it acymr. int, got. s-ind. *d-enti ""essen3 W. ed-: ai. ad-anti aksl. (russ.) jad-qti. *mr-n-enti zu 3. sg. *mr-na-ti czermalmtJ (§ 598 S. 973): ai. mr-n-dnti. *r-nu-enti zu 3. sg. *r-neu-ti cerregt" (§ 638 f. S. 1006f.): ai. r-nv-dnti. Secundar -ent. *' s-ent: ai. s-dn ks-an (vgl. gm-dn d-gm-an), mit Partikel u s-dnt-u, gr. dor. vjv aus *r;(o)-sv, abulg. jad-et-u rait Partikel w (doch vgl. § 1026). Ai. d-sr-n-an, d-su-nv-an. Opt. *s-{i)i-ent 'seien3: gr. sl-sv alat. si-ent; von derselben Art war, wie es scheint, ai. duh-iy-dn, s. § 941 S. 1305, § 951 S. 1312. b. -nti und -nt. Primar -nti. *de-d-nti von W. do- geben : ai. ddd-ali aksl. (russ.) dad-eti. Im Griech. -aai. im Perfect, wie As-Ady^-aai. Secundar -nt. *de-d-nt u. dgl. war im Ar. nur noch in dem imperativischen ai. dd-d-at-u, mit Partikel u, erhalten. Sonst trat fiir urar. *-at im Ai. -ur [d-da-d-ur), im Av. -an (da-d-en) ein. Weiter hierher abulg. dad-et-u 'dant3 (doch vgl. § 1026), sowie das as. ded-un ^haten' von W. dhe-, wenn es redupliciertes Imperfect war (§ 545 S. 937, § 886 S. 1253f., § 1025). Ferner scheint ein Theil der sigmatischen Aoriste urspriinglich -nt gehabt zu haben, darauf fiihrt ai. part. nom. sg. dhdksat1); vielleicht ist also aksl. -s-e z. B. dase hierher zu ziehen, ferner ahd. wissun, falls es mit gr. I'aav zu verbinden ist (§ 827 S. 1186, § 907 S. 1275). Endlich hat man unsre Suffixform fiir den oiOptativ in Anspruch zu nehmen: *bheroi-nt, wofiir ai. bhdrey-ur av. baray-en gr. cpspoi-sv got. bairdi-na. 2. Postsonantisch -nti und -nt. 1) Fur die 3. pi. der a b a t u f e n d e n s-Aoriste (§ 811 S. J170f.) seheint der Ansatz -son *-s-ent erforderlioh.
§1017—1018.]
Die Personalendungen. 3. pi. act.
1361
Primar -nti. *ue-nti "wehen3: ai. vdnti gr. asioi; armen. aXa-n 'mahlen 1 , lat. ple-nt ama-nt, air. carit lieben", got. salbo-nd, aksl. (russ.) imqti c haben\ Langvocalischer Conj.: av. patU-nti gr. dor. cpepco-vu att. cpepwai. *bhero-nti Terunt3: ai. bhdra-nti armen. bere-n gr. dor. cpspo-vn lat. feru-nt air. berit got. haira-nd aksl. (russ.) berqfi. Secundar -nt. Gr. 1-fj.iyE-v lyvo-v, abulg. imqt-u 'liaben' (mit Partikel u). Langvocalischer Conj.: ai. bhdra-n, osk. deica-ns c dicant\ *bhero-nt: ai. bhdra-n d-bhara-n, gr. cpspo-v I-jspo-v, aksl. bq aus *bhuo-nt (§ 525 S. 921) aor. nesq. 1018.
Arisch.
1. Postconsonantisch idg. -enti -ent und -nti -nt. a. -e'rafo' und -ent. Primar -enti = urar. -anti. Ai. s-dnti av. h-enti apers. h-atiy. Ai. y-dnti av. y-einti. Ai. grbh-n-dnti av. gerew-n-enti. Ai. yunj-anti av. merenc-inti (I § 94 S. 89). Ai. kr-nv-dnti av. kere-nv-anti. Secundar -e'w< = urar. -aw^. Ai. s-aw as-an av. A-ew apers. aA-a, ai. ay-an apers. at/-a. Aor. ai. gni-dn d-gm-an av. gem-en; bei den Stammen auf -« unsrer I. und X. Cl. drang im Ai. -ZM- ein, wie d-sth-ur d-g-ur von siha- ga-, doch findet sich vereinzelt im Ved. -an, vy-asthan (Bartholomae Stud, zur idg. Sprachg. I 32ff. II 64 ff.). Ai. d-sr-n-an d-yuhj-an d-kr-nv-an. Eine Optativform dieser Art scheint ai. duhly-dn gewesen zu sein; sonst ai. s-y-ur und av. h-yqn = *s-ya-nt nach 2. b. -nti und -nt. Primar -nti = urar. -ati. Ai. dd-dh-ati av. gap. da-d-aifi, ai. sa-lc-ati bi-bhr-ati ddvi-dyut-ati. Vgl. part. nom. pi. dddh-at-as § 126 S. 374. Im Av. wurde -ati gewohnlich durch das die 3. pi. klarer charakterisierende -anti ersetzt, z. B. dap-enti (entsprechend im Part, da-d-ant- fur *da-d-at-); vgl. im Metl. -ante fiir -aite § 1067, 1. Secundar -lit = urar. -at, das in -at-u z. B. ai. dd-d-atu ^danto5 blieb und ausserdem unerweitert durch vier av. Beispiele aus den Gapa's, da-d-ap za-z-ap jt-gerez-ap daidy-ap, 815*
1362
Die Personalendungen.
3. pi. act.
[§1018—1019.
vertreten zu sein scheint (Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 280 ff. 291 f.), wurde sonst aufgegeben. Man erwage, dass, wahrend -ati und -anti -nti sich entsprachen, -at dem -an und -n gegeniiberstand: -at fur die 3. pi. passte schlecht ins Formensystem der ar. Sprachen. Im Ai. drang -ur ein, wie d-dadh-ur d-bi-bhar-ur1), s-Aor. d-mats-ur d-taris-ur d-yasis-ur (vgl. § 1017, lb.), opt. bhdrey-ur. Dagegen im Av. -an, in derselben Weise wie -anti fiir -ati: da-p-en (vgl. da-p-enti) opt. baray-en. 2. Postsonantisch idg. -nti und -tit. Primar -nti. Ai. va-nti av. vd-nti. Ai. bhdra-nti av. barainti apers. baratiy, ai. bhardya-nti av. bdraye-inti. Die langvoc. Conj. zeigen im Av. -nti und -n, z. B. patU-nti und patqn, im Ai. nur -n, pdtd-n. Secundar -tit. Diese Form behielt ihr t vor der Partikel -u: ai. bhdra-ntu av. bara-ntu 'feiunto1 (§ 909 S. 1278). Sonst -n. Ai. d-bhara-n av. bare-n apers. a-bara. Die kurzvocalischen Conjunctive immer mit dieser Endung: ai. ds-a-n av. aidhen. Fiir *a-gd-n ( = gr. s-[3a-v, zu 3. sg. d-ga-t s-pyj) hatte das Ai. d-g-nr, ebenso d-y-ur fiir *a-yd-n (zu 3. sg. d-yd-t), entsprechend dem d-dh-ur = av. gap. d-ar~c. Dagegen liisst av. dqn neben d-ar7' auf Formen wie *gqn = [3d-v (idg. *aa~nt) schliessen (dqn zu da-ma nach *gqn : ga-ma), wie auch im Opt. zur 1. pi. gap. x-ya-ma die 3. pi. x-ye-n — jungav. A-ya« gebildet wurde (vgl. daneben h-yd-re, ebenfalls mit der starken Form des Optativsufnxes). Uber die 3. pi. mit r (ai. -ur av. -are -ares) s. § 1076 f. 1019. Armenisch. Die 3. pi. duichgehends auf -n, worin -nti und -nt zusammengefallen zu sein scheinen. aka-n csie mahlen3 aus *ala-nti: vgl. lat. Juva-nt. en 'sunt3 aus *s-enti, doch muss die Form von andern Formen des Paradigmas (em es etc.) beeinflusst worden sein, da nach I § 63 S. 51 *in zu erwarten ware (vgl. Bugge Kuhn's Zeitschr. 1) Ved. abibhran betrachte ich als a-bi-bhr-a-n d. h. als themavocalische Form (§ 539 S. 932).
§1019-1020.1 XXXII
Die Personalendungen. 3. pi. act.
71).
1363
her en ' ferunt' nach en wie 1. sg. berem : em
§ 978, 1 S. 1337. etun csie gabenD, edin "sie setzten', vgl. av. dq § 1018. 2 S. 1362. Warum aber nicht *etn *edn nach I § 651,1 S. 499? 1020.
Griechisch.
1. Postconsantisch idg. -enti -ent und -nti -nt. a. -enti und -ent. Pximar -enti. Dor. evil att. sio't fur *svu = idg. *s-enti mit Spir. lenis nach sl\il etc.1). Secundar -ent. Dor. und sonst yjv cerantJ aus *yj(a)-ev: ai. s-dn as-an; vgl. § 502 S. 900 iiber die 3. sg. TJSV r(v. «e-Opt. si-sv stSoT-sv uftsi-sv: alat. si-ent; iiber el. auv-sav § 944 S. 1306. b. -nil und -?j,t. Primar -nti = gr. -a.ru Fur *tcsx-axi *ri$-ari *Qio-axi (ai. hihhr-ati
dddh-ati)
traten (dor.) "OTCI-VU TI&S-VU OIOO-VTI ein
nach 2. Doch erscheint - a n im Perfect, wie dor. e&tox-aTi (Hesych), phok. ispyjTsux-ati hom. Xe-X6~p/_-aoi, und vermutlich war dieser Ausgang aus den redupl. Prasentia heriibergekommen (vgl. § 555 S. 941). Secundar -nt = gr. -a ist verschollen; alle sec. 3. pi. bekamen -v. £-TI-&£-V e-8i-oo-v wie TI-&S-VTI. Ebenso wurde */stir-a(Ti c sie sagten3 = *ue-uq-nt nach 2 durch /eiirav ersetzt (§ 557 S. 942). Ferner entstand -av im s-Aorist, wo urspriinglich theils -ent (bei den wurzelabstufenden), theils -nt gegolten zu haben scheint, z. B. to-av s-3si;-av (fiir */iaa-sv *s-oii;-sv?) *j:sio3-av (fiir */et8c-a?); iiber letzteres s. § 1021. Der oiOpt. nahm die Endung des je-Opt. an:
1364
Die Personalendungen. 3. pi. act.
[§1020—1021.
2. Postsonantisch idg. -nti und -nt. Primar -nti. asioi Svehen3 aus *afri-v\i: ai. va-nti; lesb.
Diese Ausgange -vxi nnd -v wurden im Griech. auf alle auf -a -e -o ausgehenden abstufenden Stamme iibertragen. xi&S-VTV S-TI-&S-V S-&S-V ^
Ol'-OO-VTl E-Ol-OO-V S-OO-V (Vgl. 1 b).
cpa-vn att. cpaot, <pa-v. *oa|j.-V'SVTt. H i e r n a c h
oa^vaai (8ap.vaai) aus *8afj.-v<x-vu fiir p^yviiot (pTjyvuoi) aus */pujy-vu-vxi fiir
Dor.
1021. Der im Urgriech. neu entstandne Ausgang -av (§ 1020, lb) kam zu weiter Verbreitung und bewirkte mehrere analogische Neuerungen. 1. -av wurde fiir -sv und fiir -a in den Indicativen der nieht auf -a -e -o schliessenden Stamme iiblich. Genannt sind schon em-av, 10-av s-6si|-av */eios-av (nach diesen der ind. peif. ys-yov-av § 844 S. 1207). Ebenso boot. Tiap-sTav aus *-Yj(o)-av (I § 72 S. 64) von W. es- 'sein3, hom. aol. Zyj.\>-av (§ 504 S. 902 f.) u. a. Auch opt. 8EI'£EI<XV statt des zu erwartenden *o£i£ei-ev (§ 944 S. 1308). Bei dem Ersatz von -sv durch -av mag die Medialendung -«xo eine Rolle gespielt haben, z. B. bei e/£uav (fiir i'-yo-av), 1) Obwol idg. *dh-ent *e-dh-ent vorauazusetzen ist, wird man die griech. Form kaum fur die ungestorte Fortsetzung dieser Grundform ausgeben dilrfen.
§ 1021.]
Die Personalendungen. 3. pi. act.
1365
neben dem eine 3. pi. med. *s-j(u-aTO gestanden hatte (vgl. 3. sg.
S-XU-TO).
Dass -ev in den Optativen wie XI&EI-SV blieb, kommt auf Rechnung der starken Stammform XI&EIT]- (vgl. EjAiysv : £-[xrp]-, sxiftsv : I-TI9T)-). Durch xi&eT-sv wurde weiterhin cpspot-ev gehalten trotz med. cpspot'-axo. 2. Aus 7j-av cerant3 (boot, irap-slav) entstand nach TJCS-XS TJa-tov Tja-TTjv die Form -qa-av, die mit la-fjiv vergleichbar ist (§ 502 S. 900). Entsprechend /stSsaav ^j'Seaav nach dem verschollnen */siSea-Ts (§ 836 S. 1195) fiir */£tO£-av (vgl. § 1020, lb). Theils nun an diesen Formen, theils auch an den o-Aoristen wie sirr^av (woneben einst sTraxfxsv *siraxTs gestanden hatten, s. § 820 S. 1179) entsprang die Personalendung -aav: z. B. praet. s-cpot-aav I-Ti'&s-oav £-&e-aav s-yv
1366
Die Pergonalendungen.
3. pi. act.
[§1021—1022.
Entsprechend boot, av-s&sav (e&siav sdtav), durch welche Neubildung die 3. pi. mit der 1. und 2. pi. beziiglich der Silbenzahl in Ubereinstimmmung kam (vgl. iiber -aav unter 2). Anm. Noch nicht sicher gedeutet sind die thessal. Formen imperf. Iv-stfcwiaaosv aor. £oo6xceev dw-£iki"/.oii\i lxa;atv. War ihr -:v -iv = urgr. -EM, so waren *TJ-EV cerant' (§ 1020, la) el-sv tpspoi-sv die Muster, nach denen sie entsprangen; war dagegen -e-i (-iv) im Thess. duroh Lautwandel aus -7.v hervorgegangen (Prellwitz De dial. Thessal. 9), so stellen sie sioh dem eben genannten boot. Ifte-cw an die Seite. Solmaen Bezzenberger's Beitr. XVII 336 vermutet, die Ausgange -ov -av seien -on -an geaprochen worden, um gleiche Silbenzahl mit der 1. 2. pi. zu erzielen, und -oev, -asv -ail seien Versuche diese Aussprache darzustelien. Uber spatgriech. Neubildungen im Gebiet der 3. pi. handelt Buresch Khein. Mus. XLVI 193ff.
1022. Italisch. Im Umbr.-Samn. blieben *-nti und *-nt als -nt und -ns geschieden, wahrend im Lat. der Primarausgang -nt schon in voihistorischer Zeit veiallgemeinert wuide, gleichwie in der 3. sg. in der historischen Periode das primare -t iiber das secundare -d siegte (§ 996 S. 1348f.). Dass das umbr.-samn. -ns = idg. *~nl auch im Lat. bestanden hatte, ist wegen quotiens: ai. lay at, (§ 225 S. 562) wahrscheinlich. Auffallend ist der vollige Verlust des -i von -nti im ital. Sprachgebiet, ebenso wie der des -i von -ti (§ 996 S. 134S). Neben -ns muss das Lat. als eine satzphonetische Nebenform -n gehabt haben, falls Johansson Recht hat, der (Akadem. afhandl. til prof. S. Bugge S. 29 if.) alat. danunt 'sie geben3 als Umbildung von *dan nach legunt betrachtet (vgl. § 1023 iiber seder-unt und das ahd. ags. sind-un fur sind § 1025). Ebenso ex-plenunt prod-lnuni fiir *plen "Lin, (vgl. die Form int neben emit, die nach Imus Uis gebildet wurde wie sint fiir sient nach slmus sltis) u. a. Dasselbe -n vielleicht in umbr. s t a h e r e n stabunt". Anm. Nicht unerwahnt lassen will ich die Vermutung Danielsson's (Pauli's Altital. Stud. Ill 148), dass -ns ursprunglich nur dem ind. perf. angehort habe und -s dasselbe Element sei, das im av. -arei (§ 1077) erscheint. Vgl. auch Johansson Bezzenberger's Beitr. XVIII 49.
1. Die postconsonantischen idg. -enti -hit und -nti -nt fielen im Ital. lautgesetzlich in -ent[i) -ens zusammen. a. -enti xmd -ent.
§ 1022.]
Die Personalendungen. 3. pi. act.
1367
Primar -enti = ital. -ent[i). Umbr. s-ent osk. s e t set sunt3. Secundar -ent = ital. -ens. Opt. lat. si-ent fiir * si-ens; Neubildung sint nach sl-mus si-tis, ebenso umbr. sins s i s mit Bewahrung der Secundarendung. Lat. viderint wie sint.
c
b. -/ji/ und -nt. Primar -nti = ital. -ent{i). Da im Umbr.-Samn. fiir urspr. -o-nt[i) der Ausgang -ent{i) erscheint (s. u.), so darf man als 3. pi. zu di-d-e-t Mat' (§ 553 S. 940 f.) die Form *dident erschliessen, worin das Gegenstiick zu ai. dd-d-ati erhalten ware. Secundar -nt = ital. -ens scheint verloren. 2. Postsonantisch -nti -nt.
Primar -nti = ital. -nt{i). Lat. ple-nt jla-nt vide-nt ama-nt, umbr, furfant cfebruant\ Hiernach auch lat. da-nt wie gr. s-8o-v § 1020 S. 1364, i-nt (neben eu-nt). Lat. feru-nt su-nt: ai. bhdra-nti aruss. sqti. Themavocal. Conjunctiv lat. eru-nt. Secundar -nt = ital. -ns, wofiir im Lat. die Primarendung -nt. Osk. fu-fa-ns cerant3 lat. ama-ba-nt. Conj. umbr. dirsa-?is dirsas
c
dent3 osk. deica-ns 3
c
dicant3, lat. dtca-nt;
osk.
herri-ns 'caperent tribarakatti-ns 'aedificaverint3, lat. age-nt agere-nt. Hierher auch, mit -n aus -nt, lat. ex-plen-unt u. s. w. nach Johansson's Deutung, s. o. S. 1366. Im Umbr.-Samn. mehrfach -ent, wo man -ont erwartet. Osk. fiiet cfiunt\ Themavocalischer Conjunct, des 6-Aor.: umbr. furent 'erunt3 osk. censazet ^ensebunt3 (§ 824 S. 1184). nach deren Muster das fut. ex. umbr. benurent Venerint3 osk. tribarakattuset 'aedificaverint3 gebildet war (§ 872 S. 1241 f.). Von derselben Art vielleicht umbr. eitipes 'decreverunt3 osk. priifattens "probaverunt3, vgl. die themavocal. 3. sg. p r u fatted (§ 867 S. 1236, § 872f. S. 1241 f.). Diese Ausbreitung von -ent (-ens) war wahrscheinlich nicht durch die einzige Form sent bewirkt; es gab daneben wol auch *ed-ent csie essen3 = aruss. Jad-eti, Formen der XII. Prasenscl. auf -n-ent = ai. -n-dnti, der XVII. auf -nu-ent = ai. -uv-dnti (-nnv-dnti), ferner *did-ent = ai. ddd-ati (s. o. 1 b).
1368
Die Personalendungen.
3. pi. act.
[§1023—1024
1023. Das Perfect zeigt im Lat. die Ausgange -erunt -erunt und -ere; hierzu noch inschr. ded-rot ded-ro C. I. L., I 173. 177 und andre Formen, die Deecke De redupl. Lat. lingu. praeterito p. 17 sq. zusammenstellt. So nahe es nun liegt, -erunt neben -is-tis -is-ti auf *-is-ont[i) zuiiickzufiihren (§ 841 S. 1199), so wird das r dieser Ausgange der 3. pi. doch wol zum Theil wenigstens mit dem ai. -ur av. -are ai. med. -re etc. zusammenhangen (§ 1076if.). Mit der Erweiterung der r-Form durch -out verglichen sich ai. -r-anta -r-ate -r-ata (iiber das scheinbar zunachst zu vergleichende ai. -r-an s. § 1078, 8). Dass wir darauf gefasst sein miissen, dass es eine mediale r-Form war, die durch das active wtf-Suffix erweitert wurde, zeigt die 1. sg. tutud-l mit Medialendung (§ 1044). Im iibrigen verweise ich auf die Vermutungen von Osthoff Zur Gesch. d. Perf. 210 ff. 609 f., Windisch Uber die Verbalformen mit dem Char. B S. 47 f., Zimmer Kuhn's Zeitschr. XXX 281 ff., Schweizer-Sidler und Surber Gramm. d. lat. Spr. I 2 139, Stolz Lat. Gr.2 372 f., Bartholomae Stud. z. idg. Sprachg. II 195ff. 1024. Keltisch. Primarendung. Idg. -enti noch in air. it acymr. int ''sind' aus urkelt. *s-enti, s. S. 184 Fussn. 1 (wonach I § 243, 3 S. 204 zu verbessern ist). Sonst nur idg. -nii. Air. berit: gr. cpepo-vu. carit aus *carci-nti: vgl. lat. ama-nt. Conjunctiv berit: lat. fera-nt; vgl. mcymr. gwelo-nt Videant'. lenit liaften3 aus *lina-nti, wie gr. oajxvdoi (oajxvaai) aus *8a|A-va-vu (§ 1020 S. 1364), fur idg. *-n-enti. Daneben als conjuncte Flexion: ind. do-berat, in den altesten Glossen noch -ot, wie tu-thegot = spaterem do-thiagat c sie gehen hin3; no charat camant3; conj. do-berat. Ob diese Formen die lautgesetzliche Fortsetzung von FoTmen auf idg. -nt (*bero-nt *cara-nt *bera-nt) waren oder Medialformen auf idg. -nto, ist nicht ausgemacht (s. I § 657, 1 S. 509 und S. 566), doch scheint die letztere Auffassung den Vorzug zu verdienen. Zimmer, der -herat mit gr. cpipo-vto identificiert, erklart die active Function dieser Form daraus, dass in berit die Formen
§ 1024—1025.]
Die Personalendungen. 3. pi. act.
1369
*bero-nti und *bero-ntai zusammengefallen seien (Kuhn's Zeitschiift X X X 236).
1025. Germanisch. 1. Postconsonantisch -enti -ent und -nti -nt. a. Primar -enti = urgerm. -inpi. Got. sind ahd. sint 'sind1 aus urgeim. *sindi, das entweder die unbetonte Form des Wortes (vgl. I §669 S. 537) war oder fiir lautgesetzl. *smpi = got. *sinp ahd. *sind nach der Analogie von bairand berant stand; ahd. auch sint-un sind-un (as. ags. sind-un) nach 1. pi. birum 2. pi. birut. Secundares -ent ist verloren. b. Primares -nti ist verloren. Secundares -nt = germ, -un war vielleicht in as. ded-un "thaten3 ahd. wissun wussten altiiberliefert (§ 1017, 1 b S. 1360). -un erscheint durchgangig in der 3. pi. des starken und des schwachen Perfects, ferner in einigen Prasentien: z. B. got. skaiskaid-un ber-un ahd. sciad-un bar-im, got. nasided-un ahd. nerit-un, got. vit-un ahd. xvi^-un (§ 508 S. 909), aisl. er-o er-u csind3. Vielleicht waren auf diesen Ausgang die Medialendungen *-undai *-unda = idg. -ntai -nto, die wir fiir das Urgerman. noch voraussetzen diirfen, von Einfluss gewesen. 2. Postsonantisch -nti und -nt. Primar -nti. Got. salbo-nd ahd. salbo-nt, ahd. habe-nt. Got. baira-nd ahd. bera-nt; fiir letzteres frank, berent, das wol wie die 1. pi. berernes (fiir berames) theils nach der 2. pi. beret (§ 1035), theils nach den «o-Prasentia [suoche-mes -nt) geschaffen waT. Secundar -nt. Vielleicht alt in ahd. conj. salbo-n wie air. -carat cament3 (§ 930 S. 1295). Ferner *-nt unurspriinglicherweise in alien Optativen, wie ahd. s-l-n bar-i-n, die mit lat. s-i-nt fiir s-i-ent zu vergleichen sind (schwerlich sin aus *s-iiinp = idg. *s-ii-ent), und ahd. bere-n (fiir idg. *bheroi-nt), das sich dem gr. cpepoi-v (§ 1020, l b S. 1363) an die Seite stellt.
Das Got. zeigt im Optativ -na, salbo-na berei-na bairdi-na; ebenso muss das -n des Aschwed. auf -na zuriickgefiihrt werden (vgl. Kock Paul-Braune's Beitr. XV 244 ff.), und das westgerm, -n kann ebenfalls einen Vocal hinter sich eingebiisst
1370
Die Personalendungen.
1. du. act.
[§1025—1027.
haben. Dieses -na war fur -n = idg. *-nt nach dei Analogie des -ma der 1. pi. (§ 1007, 2 S. 1355) eingetreten. Vermutlich hatte man in der 1. pi. dieser Modusformen zuerst -m und -ma nebeneinander, was -na neben -n erzeugte; dann siegte in beiden Personen die vollere Form. 1026. Slavisoh 1 ). Der Wechsel von (aruss.) -nil und (abulg.) -ntii ( = nt -f- Paitikel u) ging parallel dem von -ti und -t-u in der 3. sg., s. § 999 S. 1350f. 1. Postconsonantisch -enti -ent und -nti -nt, die in -efi -e zusammenfielen. a. Primal -enti = -eti. Aksl. (russ.) j'ad-efi: ai. ad-anti. Secundar -ent in abulg. jad-et-u (doch vgl. unten). b. Primar -nti — -eti. Aksl. (russ.) dad-eti: ai. ddd-ati. Secundar -nt in abulg. dad-et-u wie ai. ddd-at-u (doch vgl. unten) und vielleicht in dem -e des s-Aorists wie aksl. dase (§ 1017, lb S. 1360). 2. Postsonantisch -nti und -nt. Primar -nti. Aksl. (russ.) imqti zu 3. sg. ima-fi, berqti sqti znajqU.
Secundar -nt. Aor. aksl. nesq, injunct. bq aus *bhu-o-nt (§ 523 S. 921), bqda (§ 909 S. 1278). Mit Partikel u abulg. imqtu berqtu sqtv, znajqtu. Uber smridett -etu aus *-inti *-int-u s. § 637 Anm. S. 1006. Falls im Urslav. die m-Prasentia -nti, die andern -ntu hatten (j'adeti — berqtu) und einzeldialektisch in verschiedner Richtung ausgeglichen wurde (vgl. § 999 S. 1351 iiber -it und -tu in der 3. sg.), kame abulg. jadetu nicht fur idg. -ent (la) und abulg. dadqtu nicht fur idg. -nt (lb) in Anschlag. Die 1. Person des Duals. 1027. Urindogermanisch. Das Suffix begann mit uund zeigt im Ausgang Verwandtschaft mit dem mit m- beginnenden der 1. pi. Es ist nur im Ar., Germ, und Balt.Slav. nachzuweisen. 1) Im Bait, fungierte die 3. sg. zugleioh als 3. pi., e. § 999 S. 1350.
§1027—1030.]
Die Personalendangen. 1. du. act.
1371
1. Primarformen -ues -uos und -uesi -uosi. Ai. s-vds bhdra-vas, av. gap. us-vahi (3. sg. vas-fi Sviinscht"). Hierzu wol auch got. bairos salbos, vgl. § 1029. 2. Secundar- bezieh. Perfectformen -ue -MO. Ai. d-bhara-va. Got. opt. bairai-va; perf. 5er« aus *beru-u(i) oder -«(«), eventuell aus *ber-uiii oder -wwa mit einer Suffixgestalt; die das Gegenstiick zu -mme -mmo ( = got. -Mm?) bildete (vgl. § 1001 S. 1352f.). Lit. praet. suko-va refl. -eo-s, aksl. aor. vezo-ve (doch vgl. § 1030). 1028. Arisch. Im Ai. sind nur -vas und -oa, im Av. nur -vahi und -i?a belegt. Dass dort kein -vasi, hier kein -vo iiberliefert ist, darf als Zufall gelten. Beispiele s. § 1027, ich nenne noch av. injunct. jvava d. i. jiva-va von ar. jw- leben (Bartholomae Handb. § 91a Anm. 4 S. 40). 1029. Germanisch. Die Primarform scheint in got. bairos (3. sg. bairi-p) salbos (3. sg. salbo-p) vorzuliegen, vgl. 1. pi. ahd. -mes. salbos vielleicht aus *salbo-us (vgl. Streitberg Die germ. Compar. auf -oz- S. 9 gegen I § 181 Anm. S. 160). Fur bairos erwartet Secundarformen. Opt. got. bairdi-va wie 1. pi. bairdi-ma. Perf. beru s. § 1027; entsprechend nord. run. waritu aus *writ-u Svir beide ritzten, schrieben3. Eine erstarrte 1. du. injunct. aor. vermutet ansprechend van Helten Paul-Braune's Beitr. XV 472 in as. wita ^olan 3 urspriingl. 'tendamus3, aus *wita-w-. Vgl. 1. pi. ags. wuton Volan 3 § 532 S. 928. 1030. Baltisch-Slavisch. Lit. es-va suJca-va reflex, siika-vo-s, vgl. 2. du. suka-ta suka-to-s. -vo ist Secundarendung wie -me [-me'-s -me) in der 1. pi. Doch ist -vo wol nicht = idg. *-uo zu setzen (fiir das man lautgesetzlich eher -vu erwaitet), sondern als Umbildung eines der idg. Secundarausgange nach der 2. du. zu betrachten (vgl. unten slav. -va). Aksl. -ce:jes-ve veze-ve aor. vezo-ve opt. veze-ve. Als Fortsetzung von idg. *-ue erwartet man -vi (vgl. mati "
1372
Die Personalendungen. 2. du. act.
[§1030—1033.
I § 76 S. 67). Es scheint also Anlehnung an ®e'cwir beide3 stattgefunden zu haben (vgl. § 1008 S. 1356 iiber 1. pi. -my). Das im Aksl. selten, haufiger im Nslov. und Cech. vorkoinraende -va fasse ich lieber als Neubildung nach -ta (2. du.) denn als Vertreter von idg. *-uo (vgl. oben lit. -va). Im Nslov., das -ve und -va nebeneinander hat, gab die formale Beziehung von -ve zu den du. Fern, wie rqce (§ 286 S. 644) und die von -va zu den du. Masc. wie vluka (§ 285 S. 643) Anlass zu einer Scheidung im Gebrauch j e nach dem Geschlecht des Subjectes des Verbums (vgl. § 1036 iiber -te). Die 2. Person des Duals. 1031. Urindogermanisch. 1. Primarendung etwa *-tkes *-thos, wozu zu bemerken ist, dass die tenuis aspirata wie bei der 2. pi. (§ 1009 S. 1357) nur durch das Arische an die Hand gegeben ist. Ai. s-thds bhdra-thas. Lat. es-tis agi-tis (vgl. § 1034). Got. baira-ts (vgl. § 1035). 2. Secundar- bezieh. Perfeotformen. a. -ta. Lit. praet. suko-ta reflex, -to-s, aksl. aor. veze-ta. Hierher wol auch umbr. futu-to 'estote 3 (§ 1034). b. -torn (auch -temi). Ai. d-bhara-tam. Gr. e-cpeps-tov. 1032. A r i s e n . Ai. primar -thas: s-thds bhdra-thas; secundar -tarn: ds-tam d-bhara-tam. Die diesen entsprechenden av. Formen auf -po und -tern fungierten als 3. du. Uber ai. -dihur im Perfect s. § 1038. 1033. G r i e c h i s c h . Die Secundarendung-TOV verdrangte in vorhistorischer Zeit die Primarendung (vgl. die VeraHgemeinerung des -[lev der 1. pi. § 1004 S. 1354) : praet. -^a-xov l-cpspc-Tov, praes. ea-Tov cpsps-iov. Der Umstand, dass in den primaren Tempora -TOV fur 2. und 3. du. zugleich gait, hatte zur Folge, dass man auch in den secundaren, wo von Haus aus -tov der 2. du., -TOV (ion.att. -TTJV) der 3. du. zukam, diesen beiden Personen dieselbe Endung gab: ecpepstov wurde auch als 3., ecpspsTVjv auch als 2. Pers. verwendet.
1034—1038.]
Die Personalendungen.
3. du. act.
J373
1034. Italisch. Lat. es-tis agi-tis age-batis si-tis waren wahrscheinlich Dualformen, s. § 1013 S. 1358. Die Secundarendung -ta mag zu pluralischer Function gekommen sein in den umbr. Formen wie futu-to cestote', s. § 967 S. 1327, § 1040. 1035. G e r m a n i s c h . Die Primarendung ist durch got. -ts vertreten, das zugleich als Secundarendung fungierte: baira-ts {-a- fur -i-, vgl. ahd. 2. pi. bera-t § 1015 S. 1359) perf. beru-ts opt. vilei-ts. Uber das t von -ts — man erwartet *-ps — s. I S. 407 Fussn. 1, Kluge Paul's Grundr. I 324 (§ 10, 1 b), Johansson Kuhn's Zeitschr. XXX 554f. Die ahd. 2. pi. bere-t "fertis3, die aus idg. *bere-t[h)e nicht erklarbar ist, mag Dualform gewesen sein, und zwar ist nach den Lautgesetzen jede dei Formen ai. bhdra-thas bhara-tam aksl. bere-ta vergleichbar, s. § 1015 S. 1359. 1036.
Baltisch-Slavisch.
Das Lit. hat die Secundarendung -ta (reflex, -to-s) = idg. -ta verallgemeinert: su/co-ta, suka-ta (fiir *suhe-ta, s. § 999, 2 S. 1350), es-ta. Ebenso das Slav.: aor. veze-ta opt. veze-ta praes. veze-ta jes-ta. Neben -ta einigemal -te, wie auch in der 3. du., wahrscheinlich eine Neubildung nach dem -ve der 1. du., wie wir auch umgekehrt -va fiir -ve fanden (§ 1030 S. 1372). Die Formen auf -te in der 2. und 3. du. bei femininem Subject, wie -ve (a. O.). Die 3. Person des Duals. 1037. Urindogermanisch. Da diese Person nur im Ar., Giiech. und Slav, vertreten ist (wegen des Lit. s. § 999 S. 1350), so ist die Bestimmung der uridg. Suffixgestalten schwierig. Sicher ist nur -tarn als Secundarendung: ai. astam gr. 7]a-r/jv. 1038.
Arisch.
Primarendung urar. -tas: ai. bhdra-tas av. bara-to. Av. yuidya-po cdie beiden kampfen5 zeigt die Endung der 2. du.
1374
Die Personalendungen. 1. sg. med.
[§1038—1041.
Secundarendung urar. -tarn. Ai. d-bhara-tdm. Im Av. c immer -tern, die Endung der 2. du., z. B. ai-tem die beiden gingen3, gleichwie im Giiech. -TOV fiir -rav (§ 1039).
Im Perfect urar. -atrr, ai. -dtur av. -atare: ai. ca-Jcr-dtur sed-dtur da-d-dtur; av. yaet-atare (von yat- csich anstrengen3), daneben gap. vaocatar6 (von ©ac- csprechen3), vermutlich mit « nach dem Medialsuffix -aite (maman-aite). Der r-Auslaut war unzweifelhaft der 3. pi. auf -rr (ai. -ur av. -are, § 1077) entlehnt, und das ai. -dthur der 2. du., z. B. cakr-dthur, war eine Consequenz des Nebeneinanders von -ihas und -tas (vgl. aksl. pri-Jetu als 2. und 3. Pers. § 830 S. 1189). Das a von -atur scheint das -a der 3. sg. und 2. pi. perf. gewesen zu sein. 1039. Griechisch. Primar -TOV: ECJ-TOV cpspe-Tov. Secundar -tav und -TOV : -/p-r/jv s-cpsps-Tyjv und ra-rov e-cpeps-tov. Vgl. § 1033 S. 1372. 1040. Slavisch. -te und -ta unterschiedlos nebeneinander: aksl. praes. und aor. veze-te und -ta, opt. veze-te und -ta. -te lasst sich auf *-tes zuriickfiihren, vgl. ai. -tas. Ob -ta urspiiinglich der 3. du. angehorte oder die Endung der 2. du. war, bleibt unklar. Vielleicht ist -ta mit dem umbr. -ta in e t u - t a "^eunto3 zu identificieren, s. § 967 S. 1327. Tiber eine dritte Form, -te (bei femin. Subject), s. §1036 S. 1373. Medialendungen. Die 1. Person des Singulars. 1041. Urindogermanisch. 1. Primarausgange sind, wie es scheint, zwei anzunehmen: a. -mai oder -m9t fiir die themavocallosen Stamme: gr. "-ata-fiou ot'-oo-[xat, lit. reflex. vel-me-s(i) preuss. as-mai 'sum3. b. -oi bei themavocalischen Stammen (vgl. -o im act.). Ai. themavocal. Conjunct, kr-ndv-ai (3. sg. kr-ndv-a-te). Nord. run. haite aisl. heite cheisse3. Derselbe Ausgang beim langvocalischen Conj. : ai. bhdrdi (vgl. § 918 Anm. S. 1286). 2. Die Secundarausgange sind ganz unklar.
§1041—1042.]
Die Pereonalendungen. l.sg. med.
1375
a. Themavocallose Stiimme. Ai. a-dvis-i wol aus -9 (ddvis-i : di-dms-b = 1. pi. -main gr. -jxe&a : -make), dagegen opt. dvisiy-d bhdrey-a. Gr. e-2d-fj.7jv 8t-ooi'-[i7]V
87
1376
Die Personalendungen. 2. sg. med.
[§1042—1047.
tanviy-d av. tanuya d. i. tanviy-a von tan- 'spannen 3 (§ 940 S. 1303 f,), ai. bhdrey-a av. gap. vauray-a (von car- c erwahlen 3 ), av. mainya aus *manyay-a (I § 643 S. 484) = ai. mdnyey-a. 3. Urar. -ai im Perfect: ai. lu-lruv-e av. susruye d. i. swsruv-e von W. Meu- c h6ren\ 1043. G r i e c h i s c h . Primar -pxi; nach den Formen wie 8t'8o-[i,ou apvo-jj-ou entstanden solche wie cpspo-|xai tpsp«)-[xai und die Perfectfoimen wie 8s8o-[j.ou Teruy-^al. Secundar (dor.) -jj.av: ISi.od-jj.7jV eSsucvo-fi/yjv e8s'iia[j.7jv xeTUy-(J,TjV
Tl&St-[J.YjV CpSpOt-[J.YjV.
1044. I t a l i s c h . Nur das perfectische idg. -ai oder -di blieb, doch ohne Medialbedeutung; lat. tutud-i: ai. tutud-e, ded-i: ai. dad-e (§ 867 S. 1234). Vielleicht ist revertl neben revertor, assensl neben assentior aus dei ehemaligen medialen Kraft der Endung -I zu erklaren. 1045. G e r m a n i s c h . Idg. -oi (§ 1041, lb) in aisl. heite heiti "heisse3, zu got. act. hdita. Anm. Jellinek's Combinationen in seinen Beitr. zur Erklarung der germ. Flexion 1891 S. 70ff.vermag ioh nicht beizutreten. Im Got. wurde die 3. sg. hditada auch als 1. sg. gebraucht, entsprechend ags. hatte 3. und 1. sg., vgl. got. 3. und 1. pi. liditanda. Uber diese Vertretung der 1. Pers. durch die 3. Pers. s. Jellinek a. O. 103 ff. 1046. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Im Bait, blieb idg. -mai oder -nidi: lit. reflex. velme-s(i) (§ 511 S. 911), preuss. as-mai cbinD. Vgl. § 983 S. 1339f. Das perfectische -ai oder -ai in dem einen aksl. ved-e c weiss\ Die 2. Person des Singulars. 1047. U r i n d o g e r m a n i s c h . 1. Primarendung -sai oder -sdi. Ai. bhdra-se, gr. '^spyj, got. baira-za; themavoc. Conj. ai. mq-s-a-se gr. s-ai (Theogn.), langvoc. Conj. ai. bhdr-a-se gr. cpsprjai p p j Ai. da-t-se dha-t-se, gr. 8i'-3o-aai Tt'-Ss-oav, lit. dusi dese-s aksl. dasi.
§ 1047—1049.]
Die Personalendungen.
Diese E n d u n g auch im Perf.: 8s-8o-aai Xe-Xettjiai.
2. sg. med. ai. da-di-§e ri-rik-se,
1377 gr.
2. Secundarendungen -so und -thes, letzteres mit dem perf. act. -tha (§ 984, 3 S. 1311) zusammenhangend und an gr. -[-tav (§ 1041, 2 S. 1375) erinnernd. Von Haus aus scheint -so nur den themavocalischen, -thes nur den themavooallosen Stammen angehort zu haben. a. -so. Av. bara-idha, gr.
Arisch.
TJber -sua im Imper. s. § 968 S. 1328.
1. Primarendung urar. -sai. Ai. bhdra-se av. hara-Tahe. Conj. ai. prcha-se av. peres&-t3he\ uber -s«* im ai. Conj. § 922 S. 1289. Ai. iru-se Jcr-nu-se, av. raose zu 3. sg. inj. gab. raosta (von rwt/- Svachsen"). Perfect ai. dadi-se. 1. Inbezug auf die beiden Secundarendungen trennten sich das Ai. und das Av., indem jenes urar. -thus, dieses urar. -sa verallgemeinerte. Ai. d-hr-thas d-dhat-ihas d-dhunu-thas Janis-thas, opt. vavrdhi-thas bhdre-thas, praet. d-bhara-thas. Av. a-yasa-nha (vgl. ai. d-yacha-thas), gaf>. aoyza zu 3. sg. aogeda (I § 482 S. 358), dti-nha (gegen ai. d-dhi-thas), opt. daidi-sa barae-sa (gegen ai. dadhi-thas bhdre-thas). 1049.
Griechisch.
1. Primarendung -oai. rpa\. ^itzesV" aus ^a-aai (§ 494 S. 890), oioo-sai oafi-va-sai. cpipeai '.ssp"/]1), conj. cpspr(ai 'fspfl. Perf. Ysypatjjai. SsSo-ar/.i [lep-vrj-oai. Dass hierher auch die 2. sg. imper. des s-Aorists z. B. Aelou gehore, sahen wir § 910 Anm. S. 1280, § 969, 2 S. 1329. 2. Von den beiden Secundarendungen erhielt sich -\}-qz in Formen der I. und X. Prasensclasse. und des s-Aoristes, wie s-3d-&rjc = ai. d-di-thas (3. sg. s-oo-xo = ai. d-di-ta) s-xxa-{h)? 1) Uber die angeblichen Medialformen auf -ei s. Meisterhans Gramui. d. att. Inschr.2 131, Verf. Gr. Gr.2 S. 147.
1378
Die Personalendungen.
2. sg. med.
[§ 1049—1050.
— ai. d-ksa-thas (3. sg. e-xta-xo = ai. d-Ma-ta), d—pXvj-&yj? (3. sg. £-[3XT)-TO), i-[j.st^&7]? (3. sg. f-fxswro aus *S-|AEIX-O-TO). Auf diesen Formen baute sich das Paradigma des sogen. schwachen Passivaoristes £-8
§1051—1054.]
Die Personalendungen. 3. sg. med.
1379
1051. K e l t i s c h . Das Ir. bewahrte idg. -flies. -the aus *-thes in den imperativisch gebrauchten Injunctiven wie cluin-te 'exaudi 1 , die sich fast nur bei regelmassig oder vorzugsweise deponential flectierenden Verben finden. S. § 909 S. 1278. -flier, aus -the durch Anfiigung des Deponential-r, erscheint in der Deponentialflexion, z. B. praes. ind. -sechther c sequeris3 conj. -sechther csequaris'. Im s-Aorist wurde *-s-tlies zu -sse, mit -r -sser, z. B. ro-sudigser zu sudigim 'pono', wie ai. janis-thas. 1052. G e r m a n i s c h . Hier ist nur -sai nachweisbar, got, -za (vgl. § 263 Anm. S. 617, Hirt Idg. Forsch. I 217): salbo-za vgl. gr. perf. Te-Tlpj-aai lat. inj. praes. ama-re; baira-za (a als thematischer Vocal wie in der 3. sg. baira-da stammte wahrscheinlich aus der Pluralform bairanda): vgl. gr. tpsps-at. Der Ausgang -zau in opt. bairdi-zau ist gleich dem -dau der 3. sg. und dem -ndau der 3. pi. unklar. Vgl. imper. atsteiqadau liuqandau S 970 S. 1329. U
iJ
O
1053. B a l t i s c h - S l a v i s c h . Auch hier nur -sai, mit activer Function. Im Lit. bei themavocallosen Verba, z. B. des'e'[-s) aus *det-se: ai. dhatse; preuss. segge-sai cthust3. S. § 991 S. 1344 f. Im Aksl. ebenfalls bei den Verba auf -mi, z. B. dasi gibst3 aus *do-t-sai: ai. datse. S. ebend. Die 3. Person des Singulars. 1054. U r i n d o g e r m a n i s c h . 1. Primarendung -tai oder -tdi. Ai. as-te gr. r^-rai. Ai. r-nu-te gr. op-vo-tcu. Gr. o:q-xai lesb. izoirl-~u.i rffjra-Tou got. salbo-da. Ai. bhara-fe gr. cpeps-tai got. baira-da. Themavocal. Conjunct.: ai. kar-a-te mq-s-a-te gr. cp&t'-s-xai ajisi^-s-tat. Langvocal. Conjunct.: ai. manya-te gr. [laiv^-Tat. 2. Secundarendung -to. Ai. d-di-ta gr. E-8O-TO lat. da-tu-r. Ai. d-sto-s-ta gr. sjistx-o aus *d-[ieix-o--o. Opt. ai. dadhl-td gr. TI&CI-TO lat. dui-tu-r, ai. bhdre-ta gr. cpspoi-to. Ai. d-bhara-ta gr. i-osps-To lat. agi-tu-r. Conj. \aX.fera-tu-r air. do-berthar.
1380
Die Personalendungen. 3. sg. med.
[§1054—1055.
-to auch im Venetischen: zo-to ce8oTo3, zonas-to 'iooupiparo, donavit3. S. S. 889 Fussn. 2. Im Armen. sucht Bugge Idg. Forsch. I 440 -to in dem -v der 3. sg. aor. I I med. wie cnav c natus est3 aus *§end-to, vgl. 3. pi. cna-n § 1066. [Ferner -to vermutlich in lit. rims-ta u. dgl., s. Nachtr. zu S. 1043 § 686.J Wegen osk. -ter neben lat. -tur = -to+r, z. B. vincter Vincitur", ist vielleicht neben -to eine idg. Form -te anzuerkennen (entsprechend in der 3. pi. -nte neben -nto), s. § 10S2. 3. -ai oder -ei im Perfect: ai. ca-kr-e da-dh-e. In § 1041, 3 S. 1375 sagte ich, das -e der ai. 1. sg. didvis-e sei wol mit dem -i = -9 der 1. sg. d-dvis-i verwandt. So wird denn auch das -e der 3. sg. didvis-s mit dem -i der 3. sg. aor. med. pass, wie ai. d-vac-i zusammenzubringen sein, um so mehr, da der WuTzelvocalismus so auffallend an den der ai. 3. sg. perf. act. (u-vac-a) erinnert. Vgl. § 905 S. 1273. 1055. A r i s c h . Uber -am und -tarn im Imper. s. § 968, 2 S. 1328. 1. Primarendung ar. -tai. Ai. vas-te av. vas-te (von vasc sich kleiden3 ), ai. dhatte av. gap. dazde (I § 482 Anm. 1 S. 35S). Ai. bhdra-te av. baraite apers. gauba-taiy c nennt sich\ Conj. ai. yam-a-te av. yamaite (von yam- ''cohibere3), ai. ydj-a-te av. yazaite apers. gauba-taiy] iiber -tai im ai. Conj. s. § 922 S. 1289. 2. Secundarendung ar. -ta. Ai. d-bru-ta av. gap. mru-ta, ai. d-ha-ta apers. a-ja-td. s-Aor. ai. d-prasta av. g&\>.frasta von W. prek- (§ 814 S. 1174). Ai. d-bhara-ta av. bara-ta apers. a-naya-td c wurde gefiihrt3. Opt. ai. bruvi-td av. gap. mrvl-ta ai. dadhi-td av. daipl-ta, ai. bhdre-ta av. barae-ta. 3. Perfect ar. -ai. Ai. da-dhr-e av. gap. dd-dr-e, ai. dadh-e av. daid-e. Gewissermaassen als Secundarendung zu diesem -ai kann das -i von ai. d-vac-i av. gap. a-vac-i gelten, s. § 1054, 3. Austausch von ar. -tai und -ai fand nicht selten statt infolge der nahen Bedeutungsverwandtschaft, die zwischen Prasens und Perfect bestand. Einerseits ai. is-te fur is-e (av. is-e,
§1055—1059.]
Die Personalendungen.
3. sg. med.
1381
got. act. dih, § 848, 1 S. 1212)1). Anderseits z. B. ai. bruv-e av. mruye d. i. mruve fur mru-ti mruite, ai. Irnv-e fur srnu-te. Die gleiche Veimischung in der 3. pi. (§ 1078, 1). Vgl. auch act. no-nav-a neben nb-navl-ti § 850 S. 1218. Will man iibrigens Formen wie ai. bruv-e als reduplicationslose Perfecta bezeichnen, so ist hieigegen nichts einzuwenden. 1056. Griechisch. tiber das imper. -o&w s. § 966 S. 1325. 1. Primarendung -rai (boot, -rrj thess. -tei I § 96 S. 91). iaT<x-TGu cpsps-Tai, conj. afAsi^s-xai cpsp7]-Tai. Im Arkad. -TOI fiir -rat, doch wol (trotz O. Hoffmann D. griech. Dial. I 180 f.) nach der Analogie von -TO. Schon im Urgriech. perf. osoo-xai TreuuaTai nach dem Prasens (vgl. ai. is-te fiir il-e § 1055, 3), gleichwie 8£oo-[xai nach 8t8o-;j.ai (§ 1043 S. 1376). 2. Secundarendung -TO (kypr. -ru I § 80 S. 72): icna-To S-(p£p£-TO, Opt. Tl0eT-TO CCSpOl-TO.
1057. I t a l i s c h . Hier -to mit -r. Lat. da-tu-r: gr. 6O'-TO. sequi-tu-r: gr. ITTS-TO. Uber osk. -ter s. § 1054, 2 S. 1380, § 1082. 1058. Keltisch. Hier wahrscheinlich nur -to. Zunachst in der 3. sg. des ^-Prateritums, wie air. as-bert c D dixit , woran sich, nachdem t zum Stamm gezogen war, 1. sg. -burt etc. anschlossen, s. § 506 S. 907. Dann in der Medialendung -thar ans -to+r, wie conj. doberthar: lat. fera-tur. 1059. Germanisch. Nur -tai erhalten. Got. hdita-da ags. hatte aus *haita-da% got. salbo-da. S. § 1045 S. 1376. -a- als thematischer Vocal wie in der 2. sg. haita-za § 1052 S. 1379. Der Ausgang -dau in got. opt. bairdi-dau (auch als 1. sg. fungierend) ist unklar. Vgl. bairai-zau a. O. 1) Vgl. hiermit den Ubergang von oberdeutsch er weiss zu er iveisst und von afries. uch 'er hat1 (= got. dih) zu add.
1382
Die Personalendungen.
1. pi. med.
[§ 1060—1062.
Die 1. Person des Plurals. 1060. U i i n d o g e r m a n i s c h . Vermutlich war -medhai oder -medhsi = ai. -make die Primar-, -medhe = ai. -inahi gr. -[xsfta die Secundarendung, z. B. praes. ai. bhdrd-mahe praet. ai. d-bhara-mahi gr. s-cpspo-fi.e&a. Vgl. § 973 S. 1333. Got. bairanda war wol die 3. pi. und nicht aus *bira-mda *-midai entstanden (§ 1071). tjber -mmedkai (av. hisc-amaide], entsprechend dem act. -mmes, s. § 1001 S. 1352f. 1061. Arisch. Ai. -make -mahi mit h = dh ist wie die Imperativendung -hi neben -dhi zu beurtheilen, s. § 960 S. 1321. 1. Primarendung ai. -make av. -maicte. Ai. bhdrd-mahe av. bara-maide. Conj. ai. sanisa-mahe av. cinapa-maide (zu cinas-ti cer lehit" § 626 S. 993); iiber die ai. Conjunctivformen wie yajamahai s. § 922 S. 1289. Dieselbe Endung im Perfect: ai. mumuc-mdhe. 1. Secundarendung ai. -mahi av. gap. -maidi. Ai. d-yujniahi, s-Aor. ai. d-ga-s-mahi (von gam- ""gehen3) av. a-mehmaidl (von man- 'denken3, § 815 S. 1175). Opt. ai. bhdre-mahi av. baroi-maidi. Im Jungav. erscheint -maide auch als Secundarendung (die umgekehrte Verallgemeinerung wie im Griech., § 1062), z. B. opt. baroi-tnaict?. 1062. G r i e c h i s c h . Nur -jj.sOa, die Secundarendung, erhalten. zugleich als Primar- und als Perfectendung fungierend. 6rj-vu-|xs9a cpept>-[ieOa, i-cpspd-fxs&a, (pspoi'-^s9a, perf. TrsTrua|xe&a. Homer, -fj-ea&a mit a nach der Analogie von -a&e -a&ov Anm. V. Henry Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 73 sq. meint, der Grieche habe einmal im Activ cfspojAe? : *Itpepop.e gehabt, und zu dieser Zeit habe man neben lui^.e-fta. ein tpep6[j.£a-9a gebildet; alsdann sei -p.eo&a auch Secundarform geworden.
Aol. -|j.c&sv, nur durch Grammatikeriiberlieferung bekannt, scheint nach -jxev gebildet (-jxsflcv : -jxsv = -afts : -TS). Vgl. 3. pi. thess. -v&ei-v § 1068.
§1063—1065.1
Die Personalendungen
2. pi. med.
1383
Die 2. Person des Plurals. 1063. U r i n d o g e r m a n i s c h . Aus ar. -dhuai (prim.) -dlmam (sec.) und gr. -a&s (prim, und sec.) ergibt sich nur das als sicher, dass die uridg. Endung dh hatte. Gr. -o&s auf •-cjft/s zuriickzufiihren ist lautgesetzlich statthaft. In Bezug auf den Auslaut mag das Ar. das urspriingliche bieten. Im Griech. Avar vielleicht
1064. Arisch. Uber ai. -dhvad imper. s. § 965 S. 1324. 1. Primarendung ar. -dkuai -dhuuai: ai. -dhve, ved. auch -dhuve, av. -duye d. i. duve. Ai. ang-dhve (zu anak-ti cer salbt1) av. gap. merenge-duye (von marc- 'zerstoren3, § 626 S. 993). Conj. ai. Jcamaya-dhve; uber -dhvai im Conj. s. § 922 S. 1289. Dieselbe Endung im Perfect: ai. bubudhi-dhve. 2. Secundarendung ar. -dhuam -dliuuam: ai. -dhvam, ved. auch -dhwoam, av. -dwem -dum (I § 159 S. 144). Ai. d-bharadhvam av. bara-dwem. Av. s-aor. gap. pra-z-dum von tra'hindurchdringen' (§813 S. 1173). 1065. G r i e c h i s c h . Allgemein -a&s, s. § 1063. cpipsaus rja&s l-fflips-jtls ospoi-o&s. Perfect TtsTrua&s. Perf. irsrsavds neben 1. sg. itstpaojiat 3. sg. robavrai, war wol Neubildung fur *Kirpaa&e nach dem Muster von s's-ap&a neben sa-aptai, s. § 862 S. 1231.
1384
Die Personalendungen.
3. pi. med.
[§1066—1067.
Die 3. Person des Plurals. 1066. Urindogermanisch. 1. Postconsonantisch -ntai oder -ntdi und -nto. a. Primarendung -ntai oder -ntdi. Ai. ds-ate gr. horn. rt-axai, ai. dd-dh-ate pn-n-ate ta-nv-ate. b. Secundarendung -nto. Ai. ds-ata gr. hom f]-cm>. Ai. d-Ttr-nv-ata, s-Aor. d-drhs-ata. Opt. gr. ysvoi'-a-ro. 2. Postsonantisch -wte' oder -ntdi und -wfo. a. Primarendung -ntai oder -wfoj. Ai. bhdra-nte gr. cpepovtai got. baira-nda. Themavocal. Conj. ai. mq-s-a-nte gr. hom. s7r-svTuvo-VTou (s7t-£vxuvu> Cmache zurecht3). Langvocal. Conj. av. hac&-nte gr. erao-viai. Gr. St'Cvj-vtat lesb. Tcpo-vo^-vtai it[j.avxai got. salbo-nda. b. Secundarendung -nto. Ai. d-bhara-nta gr. £-
§1067—1068.]
Die Peraonalendungen.
3. pi. med.
1385
dadente verenvainte (ai. as-ate cladh-ate vrnv-dte), mravanta (3. sg. mrao-ta mrii-ta), opt. barayanta. Von apeis. ahata 'erant 3 ist nicht zu sagen, ob es ohne oder mit Nasal zu lesen sei (I § 197 Anm. S. 168). 2. Postsonantisch ar. -ntai -nta. a. Primaxendung -ntai. Ai. bhdra-nte, av. bara-nte. Conj. kurzvocal. ai. nq-s-a-nte (von nam- csich beugen, sioh verneigen 3 ), langvocal. av. yazU-nte. Uber -ntai im ai. Conj. s. § 922 S. 1290. b. Secundarendung -nta. Ai. d-bhara-nta, av. yaze-nta apers. a-barata lies abaranta. 3. Im Perfect eine r-Endung, ai. -re av. -re, s. § 1078, 1. Hier sei darauf hingewiesen, dass im Ai. dieser Ausgang ins Prasens eindrang gleich dem -e der 3. sg. (§ 1055, 3 S. 1380 £), z. B. duli-ri sunv-i-re. 1068. G r i e c h i s c h . Uber imper. -a&w -a&cov -o&woav s. § 966 S. 1325f. 1. Postconsonantisch -arat -aro. a. Primarendung -arat. Horn. rt-axai aus r^-axai, xsarat aus *'/c^-arat. (daneben y.eiaxai mit y.si- nach v.ti-\iai etc., s. 1 § 130 S. 119), sipu-axau b. Secundarendung -axo. Horn, fj-aro -/si-ato Eipu-aro. Opt. horn, und sonstwo y s W~ aTO STtt-cppaaaat-axo liri-aTai'-aTo, deren Diphthonge oi ai nach y.si'-aTou (a) zu beuitheilen sind, oaivuaxo = -voi-aro (§ 944 S. 1307). -atai -«TO waren besonders im Perfectsystem iiblich, wo sie auch in att. Prosa erscheinen, z. B. Tsxsu^-atai -(e-fpacp-aToa i-TS.Ta.x-a.ro (vgl. §898 S. 1265). Fur *ti&-atai ^Sio-aTai (ai. dd-dh-ate) trat Tt'&s-vrai oi'oovrai ein (nach 2.) wie act. T{&£-VTI fur *-i&-axi (§ 1020, l b S. 1363). 2. Postsonantisch -VTOU -VXO.
a. Primarendung -vxat. (pipo-vtat. Conj. cpspw-vxai. oi'Crjvxai lesb. Trpo-vdyj-vxai. b. Secundarendung -vxo. s-cpspo-vto.TCATJ-VXO= *7tAa-vxo zu TreAa^w, £[j.-7i?a]-vxo von />/e- cfiillen3.
1386
Die Personalendungen. 3. pi. med.
[§1068—1071.
Von derselben Art perf. fiifivvj-vrai OSOOUAW-VTOU s-fj In alien Formen mit langem Vocal vor -VTOU -VTO war dieser fiir die lautgesetzliche Kiirze (I § 611 S. 463) eingetreten. Vgl. opt. -7tA^To [i.£[xvififj.7}v § 944 S. 1307. Mit wspumai vgl. act. csspiu-VTi § 923 S. 1290. Sowol -axai -«TO als -vtai -VTO drangen einzeldialektiseh iiber das ihnen anfangs zustehende Gebiet hinaus. Im Ion. kamen jene zu Stammen auf a e o, z. B. hom. (3e[3M]-arai [3E(3A7]-aTO fiir [3e(iiX.Y]-vTai PS^YJ-VTO , neuion. TtETtoveaTai (aus -YJatat) und Ti&e-aTai StSd-aiai, vgl. act. Ti&s-aai (§ 1021, 4 S. 1365). Umgekehrt kamen -vtat -VTO im Attischen und anderwarts, zum Theil auch im Ion., zu Stammen auf i und u, z. B. y.slvTai sxst-vTo AU-VTO ayvo-vTai (fiir ^fvo-aTai, vgl. ai. asnuv-afe) si'pu-VTo, opt. "civoi-VTo TI&SI-VTO, womit 1. sg. scpo-v (§979, 3 S. 1338) und opt. 1. sg.
§1071—1074.]
Die Personalendungen. 1. 2. 3. du. med.
1387
Unklar ist -ndau im opt. bairdi-ndau (auch als 1. 2. pi.), vgl. § 1052 S. 1379.
Die Dualpersonen. 1072. 1. Person. Nur das A r i s c h e zeigt ein eigenartiges Suffix, ai. prim, -vahe sec. -vahi, nach Analogie von -make -mahi auf '-uedhai oder *-ued/wi und *-uedha zuriickzufiihren. Z. B. bhdra-vahe opt. bhdre-vahi; iiber -vahai in Conjunctivformen wie sacavahai s. § 922 S. 1289. Griech. -jxsDov, nur sparlich belegt und angezweifelt, war wol eine TJmbildung des pluralischen -fis&a nach -a&ov. 1073. 2. und 3. Person. Hier ist fur uns kaum mehr zu thun als das Thatsachliche anzufuhren. Nur das Arische zeigt Suffixformen, die Anspruch darauf haben, fur urspriinglich zu gelten. 1074. Arisch. Ai. primar 2. du. -athe 3. du. -ate, secundar 2. du. -atham 3. du. -atam bei themavocallosen Stammen. Ind. praes. dvis-athe -ate, imperf. d-dvis-atham d-dvisatam. Die Primarendungen auch im Perf., cakr-athe -ate. Im Av. bei denselben Stiimmen secund. 3. du. -atern = urar. *-dtam: asrv-atem von sru- choien'. Im Ved. scheinen als Secundarendungen auch -Itham -Mam vorzukommen: 2. du. inj. aor. tra-s-ttham 3. du. ind. aor. d-dh-ltam. Ai. prim. 2. du. -ethe 3. du. -ete, secund. 2. du. -etliam 3. du. -etclm bei themavocalischen Stiimmen. Ind. praes. hhdrethe bhdrete, imperf. a-bharetham d-bharetam. Uber die Conjunctivformen bhdraithe bhdraite s. § 922 S. 1289f. Im Av. 3. du. ind. praes. vaenbipe, der Form der ai. 2. du. entsprechend, dagegen injunct. 3. du. jasaetem. Selten ai. -the u. s. w. ohne vorausgehenden (zur En dung selbst gehorigen) Vocal. Ai. 2. du. ind. peTf. ci-JcS-the, 3. du. ind. praes. patya-te conj. aor. yam-a-te, 2. du. inj. dl-d/dtham. Entsprechend av. 3. du. ind. perf. dazde = *dha-dh+ta'i. Weitere Einzelheiten s. bei Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 283 ff., Jackson Amer. Or. Soc. Proceed.. Oct. ISS9, p. CIXV.
1388 Die Personalendgn. Die r-Endgn. desAr.,Ital., Kelt. [§ 1075—1077. 1075. G r i e c h i s c h . Ind. praes. 2. du. tpspe-o&ov 3. du. tpspe-o&ov, imperf. 2. du. e-cpeps-o&ov (s-cpeps-a&Tjv) 3. du. i-cpspso&7)v (e-ipeps-a&ov) entspreohend den Activfoimen cps'ps-Tov u. s. w., s. § 1033 S. 1372, § 1039 S. 1374. Moglicherweise war cps'pea&ov urspriinglich 2. pi. (§ 1063 S. 1383) und zog -o9av als Neubildung nach -rav nach sich. Die mit r charakterisierten Endungen des Arischen, Italisehen und Keltischen1). 1076. In diesem Abschnitt behandeln wir das im Ar., Ital. und Kelt, entweder fiir sich allein als Personalendung odei in Verbindung mit andern Personalendungen auftretende r. A n n Dass dazu auch das -rin der 2. und 3. sg. des Armenischen (§ 986 Anm. S. 1341) gehb're, ist zwar nicht unmoglich, aber wenig wahrscheinlich. Sehr nahe stehen sich beziiglich der jr-Formen das Italische und das Keltische. Von ihnen unterscheidet sich das Arische stark, und es ist noch nicht gelungen, festzustellen, welches der Bestand an r-Formen in der idg. Urzeit war, und auf welchem Weg einerseits das Arische, anderseits das Italische und Keltische zu dem in den historischen Perioden zu beobachtenden Bestande gekommen sind. Vielleicht war das r urspriinglich ein Suffix des Perfects, des Tempus, das auch in andern Personen eigentiimliche Endungen aufweist. Ob es aber die 3. pi. oder nur ein unbestimmtes Subject oder unbestimmte Subjeete (vgl. unser man kommt, man sagt) bezeichnet hatte, bleibt vor der Hand ganz ungewiss. Einige r-Formen des Italischen und des Keltischen scheinen Neubildungen einer italo-keltischen Urzeit zu sein. Auf die Speculationen iiber den allerurspriinglichsten Wert des r gehe ich nicht ein. Das Neueste hieriiber bei Johansson Bezzenberger's Beitr. XVIII 49. 1077. Das Arische zeigt die Liquida fast ausschliesslich in der 3. pi. (ausgenommen sind 2. 3. du. perf. act. auf -aihur -atur im Ai.). 1) Uber diese Endungen haben ausfiihrlicher Windisch und Zimmer in den S. 1330 und S. 1331 genannten Aufsatzen gehandelt.
§1077—1078.] Die Personalendgn. Die r-Endgn. des Ar., Ital., Kelt. 1389 Im Activ eischeint sie in der 3. pi. des Perfects, des Aorists und dei Optative, ausserdem in der 2. 3. du. perf. Was zunachst den Gebrauch in der 3. pi. betrifft, so tritt r hier theils fiir sich allein als Personalendung auf, theils mit angefiigtem s. Auf die urar. Gestalt zuriickgebracht, sind viei Formen zu unterscheiden: 1. -r = av. -re: opt. hya-re "ant3, eine jiingere Bildung mit Einfiihrung des starken Optativsuffixes -ya- (§ 1018, 2 S. 1362). 2. -rr (als antesonantische Form des r) = ai. -ur av. -are (I § 290 S. 234): perf. ai. cis-ur av. Utdh-are, aor. ai. a-dh-ur av. gap. d-are, opt. ai. sy-ur hhdrey-ur. Doch kann ai. -ur auch dem av. -eres gleichgesetzt werden (4). 3. -r's = av. -res: opt. daipya-res, eine jiingere Bildung gleichwie hya-re (1). 4. -ri — av. -eres: perf. cikoit-ereis (§ 850 S. 1218, § 852 S. 1223). Diese Form kann auch durch ai. -ur vertreten sein, vgl. gen. abl. ai. matiir gegeniiber av. neres § 235 S. 580. Ausnahmsweise erscheint ai. -ur auch im ind. praes., duh-ur csie melken3. Man kann aber diese Form ebenso wie die 3. pi. med. du/i-re und die 3. sg. rued, duh-e als reduplicationsloses Perfect bezeichnen. Jedenfalls berechtigt duhi'ir nicht zu der Annahme, dass unser r von Haus aus auch dem ind. praes. angehort habe. Sicher eine ar. Neuerung waren die Combinationsbildungen ai. -atur av. -atare in der 3. du. und ai. -athur in der 2. du., s. § 1038 S. 1374. 1078. Im Medium und Passiv tritt r nur in der 3. pi. auf und nur in Verbindung mit andern, ihm nachfolgenden Elementen, die meist auch sonst im Medium und Passiv erscheinen. 1. Urar. war -rai in der 3. pi. perf. und im Anschluss ans Perfect in der 3. pi. praes. Ai. du-duh-re da-dh-re, praes. oder reduplicationsloses Perf. duh-ri (vgl. duli-ur § 1077); ai. si-re av. sae-re soi-re csie liegen' (vgl. 3. sg. lay-e neben sS-te). Im Ai. ging dem -re gewohnlich das Element -i- = idg. -a-
1390
Die Personalendgn. Die »--Endgn. des Ar., Ital., Kelt.
[§ 1078—1079.
voiaus, im Ved. regelmassig bei langer Stammsilbe (vgl. § 844 S. 1206), z. B. il-i-re ja-jn-i-rk (vgl. av. vaoz-i-rem unter 2.); so auch praes. lrnv-i-rd (vgl. 2. sg. srnv-i-se § 853 S. 1223 f.) -ire wurde zum einheitlichen Suffix und war im class. Sanskr. im Perfect alleinherrschend, z. B. duduh-ire cikriy-ire (praes. lay-ire neben se-rate). Auf Grund von Formen wie duduh-re und solchen wiejajn-ire entstanden im Ved. duduh-rire jagrbhrirk u. a. Im Av. ging -re auf den a-Conjunctiv iiber: atdha-re zaxn. Ind. as-te csitzt\ Das ar. -rai scheint zum act. -r (-r) in demselben Verhaltniss gestanden zu haben wie -ntai zu -nt, 3. sg. -tai zu -t u. dgl. 2. Urar. war ferner -ram in Augmentprateiita wie ai. d-drs-ram a-srg-ram, av. vaoz-i-rem (§ 844 S. 1206, § 854 S. 1224). Man vergleicht -ram mit der Medialendung der 2. pi. -dhvam. Die folgenden /--Suffixe erscheinen nur im Ai. 3. -ra in Augmentpraterita: d-duh-ra. d-duh-ra : duh-re = d-duh-ata : duh-atS (duh-dte). 4. -rate und -rala: praes. duh-ratele-rafe, opt. mqs-l-rata bhare-rata. 5. Vereinzelt -ranta in d-va-vrt-ranta. 6. -ram und 7. -ratam im Imper.: duh-rdm und duh-ratam. Vgl. duh-dtam §968, 2 S. 1328. Endlieh 8. -ran in Augmentprat., wie a-va-vrt-ran d-ca-kr-i-ran d-drl-ran d-le-ran, und im Opt., wie da-dl-ran bhdre-ran. Dass der Ausgang -an die Activendung -an (aus *-ant) gewesen sei, ist mir keineswegs ausgemacht. Er kann ein sonst nicht als Personalendung auftretendes Element von ahnlicher Art wie das -s des av. Activausgangs -res gewesen sein. 1079. Beziiglich der r-Formen des I t a l i s c h e n und des K e l t i s c h e n ist zunachst zu bemerken, dass unter ihnen keine ist, von der man zuversichtlich behaupten diirfte, sie habe von Anfang an Activfunction gehabt. Alle konnen als Deponential- oder als Passivformen gedeutet werden (vgl. § 1081 extr.).
§1079—1080.] Die Personalendgn. Die r-Endgn. des Ar., Ital., Kelt. 1391 Dass die lat. Foimen der 3. pi. ind. perf. auf -erunt -erunt -ere (nebst dedrot u. a.) wenigstens zum Theil mit den ar. rFormen zusammenhingen, bezeiohnete ich in § 1023 S. 1368 als wahrscheinlich. Aber die Grundlage fiir die lat. Formen brauchen nicht die ar. Activformen der 3. pi. perf. gewesen zu sein. Da die 1. sg. tutud-I eine Medialform war, so kann auch die 3. pi. von einer Medialbildung nach Art der ai. Formen auf -re -ra ausgegangen sein. Die iibrigen r-Formen des Ital. und Kelt, zerfallen in zwei Gruppen: 1080. I. Formen des Umbr.-Samn. und des Kelt., in denen r, wie es scheint, fiir sich allein Personalendung war. Die umbr.-samn. Formen iibersetzt man am besten, wie es scheint, mit Hilfe unsres man. Umbr. pihafei(r) 'man moge gesiihnt habenD, osk. sakrafir (wozu u l t i u m a m als Object) man moge geheiligt habenD (§ 874 S. 1243, § 926c S. 1293). Umbr. ferar 'man trage3, ier 'man wird gehen3 vermutlich aus *ier-er d. i. *e(i)-es-er (§ 837 S. 1195), lenuso(r) 'man wird gekommen sein3 (§ 872 S. 1242). Mit Zimmer und Conway betrachtete ich in den Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1890 S. 214 ff. diese Formen als 3. pi. act. Sie konnen aber auch, was der Vergleich jenes sakrafir mit sakrim fakiiad auf der ahnlichen osk. Inschr. Rhein. Mus. XLIII 557 f. nahe legt, als 3. sg. depon. gelten. Vgl. auch die in den Eitualvorschriften der iguvinischen Tafeln mit unbestimmtem Subject gesetzten act. und depon. Imperativformen auf -tu und -mu, ferner av. 3. sg. zazan-ti 'man ziichtet3 u. a. (Bartholomae Ar. Forsch. II 82) und manches von dem, was Miklosich in seiner Abhandlung iiber subjectlose Satze (2. Aufl. 1883) beibringt. Eine dritte Moglichkeit ist, dass wir es mit 3. sg. pass, zu thun haben, die dem 'modus impersonalis3 des Lat. [legitur 'man liest3) entsprachen; osk. s a k r a f i r u l t i u m a m ware genau das lat. legitur Vergilium, legendum est Vergilium (s. Weisweiler Das lat. part. fut. pass. S. 70 ff.). Diese letzte Auffassung diirfte den Vorzug verdienen. Sie hat vor allem am Keltischen eine Stiitze. Brugraann, Grundriss. II, 2.
^8
1392
Die Personalendgn. Die r-Endgn. des Ar., Ital., Kelt. [§1080—1082.
Denn diesen umbr.-samn. Formen stellt sich die 3. sg. pass, des Kelt, an die Seite, wie air. do-berar Matur3 (auch -berr wegen der zwei r, aber nur -canar etc.; anders Zimmer Kuhn's Zeitschr. XXX 252), dessen absolute Nebenform berir ich ebenso wie die 3. pi. bertir neben do-bertar (§ 1082) fur eine kelt. Neubildung halte, imper. berar csoll gebracht- werden3, mbret. quemerer (d. i. *com-berer) cwird genommen3, ncymr. ni chenir cwird nicht gesungen werden3. Zimmer's Behauptung, dass diese kelt. r-Formen, wie jene umbr.-oskischen, 3. pi. act. seien, ist nicht geniigend gestiitzt. Anm. 1. Die Ausfilhrungen dieses Gelehrten uber angebliche Bewahrung der activen Cman'-Form im Britann. (a. O. 237 ff.) sind nach Thurneysen's Urtheil unhaltbar. "Ihre Unhaltbarkeit geht schon daraus hervor, dass bei Ausdriieken wie 'er wird getodtet' oder 'man todtet ihn' auch im Cymrischen das Objectspronomen fehlen kann, die Person also als Subject gedacht ist. Ferner vergisst Z., dass das passive Prateritum zu den »--Formen im Britt. wie im Ir. (und im Ital.) durch das part. pass, mit -tovertreten ist, so dass vermutlich schon im Urkelt. (bezieh. in italokelt. Zeit) die r-Form als wirkliches Passivum empfunden wurde". Anm. 2. Nimmt man die in Rede stehenden ital.-kelt. r-Formen als 3. sg. depon. bezieh. pass., so kommt in Frage, ob ihr -r aus *-ro. entstanden war, das sich zu der Medialendung *-to ahnlich verhalten konnte wie pali 3. pi. socare 'sie betruben gich' zu ai. socante.
1081. II. r in Verbindung mit andern Personalendungen, activen imd medialen, die der Liquida jedesmal voiausgingen (vgl. ai. 2. 3. du. perf. -athur -atur § 1077 S. 1389). Diese Eildungen konnten im Lat. ebenso gut deponential als passivisch sein. Im Keltischen dagegen blieben diese beiden genera verbi formal geschieden; durch alle Personen (ausser 2. pi.) durchgefiihrt erscheint r im Deponens, wahrend Passivformen mit r nur in der 3. sg. und pi. gebildet wurden. r mag einmal im Uritalokeltischen nur mit Medialendungen verbunden gewesen, in dieser Verbindung selbst zu einem medial-passivischen Kennzeichen geworden und als solches spater zu Activendungen gekommen sein. 1082. A. r hinter Medialendungen. 1. Ital. und kelt. 3. sg. -to+r, 3. pi. -nto+r. Lat. depon. sequi-tur sequo-ntur sequa-tur sequa-ntur u. s. w., pass, agi-tur
§ 1082.]
Die Personalendgn. Die r-Endgn. des Ar., Ital., Kelt.
] 393
agu-ntur u. s. w. Umbr. z. B. emantui cemantur3. Air. depon. -sechethar csequitur3 -sechetar csequontur3 perf. do-meaatar cputaverunt3, pass, do-bertar cdantur, dentur3; in del 3. sg. ind. pass, zeigen im Ir. nur die 2. und die 3. Conjug. unsern Ausgang, wie no charthar camatur3 do-leicther linquitur3 (1. Conjug. doberar, im Conjunct, -berar und -berthar). Die absoluten Formen sechidir csequitur3 sechitir csequontur3 bertir cferuntur, ferantur3 carthir camatur3 leictliir 'linquitur3 etc. waren jiingere Neubildungen gleichwie berir cfertur3 (§ 1080 S. 1392). Noch nicht geniigend aufgeklart sind die den lat. Ausgangen -tur -nlur im Umbr.-Samn. gegeniiberstehenden Ausgange mit e-Vocalen. Osk. vincter cvincitur3 sakarater csacratur3 s a k a h i t e r ^anciatur3 comparascuster cconsultus erit3 karanter pascuntur, piilign. upsaseter coperaretur3 oder coperarentur, marruc. ferenter cferantur\ Umbr. herter herte lierti Jiertei c oportet3 ostensendi ""ostenderentur3; daneben emantur, s. o. Die osk. Formen hatten sicher kurzes e, und ich wage die Vermutung, dass von uridg. Zeit her neben -to -nto die Formen -te -nte gestanden hatten (vgl. 1. pi. -mo{s) -me[s), -mom -mem, § 1000 S. 1351 f.)1). Umbr. hertei deutet auf e. Nun konnte man neben -te -nte auch -te -nte ansetzen, wie es in der 1. pi. -mes neben -mes gab (s. a. O.). Aber herter wird so gebraucht, dass man es fur einen Conjunctiv halten darf, und so fragt sich, ob nicht sein e und das von ostensendi {-i aus -c) das Conjunctivsuffix -e- war, das von den Formen wie *fere-r (vgl. ferar) aus leicht hinter die Personalendung geraten konnte. A i m . Uber Ziramer's Auffassung dieser umbr.-samn. Formen (Kulm's Zeitschr. XXX 277), die ich fiir unrichtig halte, s. Buck Der Vocalismus der osk. Sprache S. 79f.
2. Lat. Formen der 2. sg. wie spafiarus entstanden vermutlich auf Grund von *-ru-r = *-so+r. S. § 1050 S. 1378. 3. In osk. censamur 'censemino, censetor3 erschemt r mit 1) 1st das richtig, so brauchte man das -re von lat. sequere (vgl. gr. £TT£-O) nicht mehr auf *-so zuruckzufuhren, sondern konnte es als Fortsetzung von idg. *-se ansehen. Tdaris verhielte sich zu iitarus wie osk. vincter zu lat. vincitur. Vgl. § 1050 S. 1378. SS*
1394
Periphrastische Medialbildungen (Reflexivum).
[§ 1082—1084.
dem umbr.-samn. med.-pass. Imperativsuffix *-mod verbunden. -d wurde durch -r ersetzt. S. § 967 S. 1327 f. 4. Air. -ther in der 2. sg. der Deponentialflexion, z. B. -sechther csequeris' entstand auf Grand von -the = idg. *-thes, das sich ohne die r-Erweiterung noch in den Imperativen wie chiin-te erhielt. S. § 1051 S. 1379. 1083. B. r hinter Activendungen. 1. Ital. und kelt. 1. sg. *-or, im letzteren Sprachzweig nur in Deponentien. Lat. sequor air. -sechur 'sequor1, lat. gradior air. -midiur 'iudico3, pass. lat. feror capior. Lat. ferar neben act. feram, ferrer neben act. ferr em; -r trat an die Stelle von -m. Anm. 1. Dass *-or der Aetivausgang -o+r sei, ist freilich nicht sicher. Man kann auch annehmen, in das Italokeltische sei die 1. sg. med. *seqoi {§ 1041, 1 b S. 1374) hineingekommen und diese sei zu *seqor umgebildet worden, wie im Osk. *-mod *-mud zu -mur (§ 1082, 3).
2. Ital. und kelt. 1. pi. *-mor, im letztern Sprachzweig nur in Deponentien. Lat. sequimur sequamur sequemur ferimur u. s.w., air. -sechemmar csequimur, sequamur' perf. do-menammar c putavimusJ. Ob *-mor aus *-mos umgestaltet war, indem -r fur -s eintrat, oder ob es aus *-mo erweitert war (vgl. § 1000, 2 a S. 1352), bleibt zweifelhaft. mm fur m im Ir. nach den Activformen ammi bermmi u. s. f. (s. § 1006 S. 1354). 3. Im deponentialen Perfect des Ir. erscheint 1. sg. domenar 2. sg. do-menar neben den Activformen wie 1. sg. cechan aus *ce-can-a 2. sg. cechan (§ 981, 4 S. 1339, § 989 S. 1343). Schwierigkeit macht bei der 3. sg. do-menair neben act. cechuin die nichtpalatale Aussprache den n; beruhte diese auf analogischer Einwirkung der andem Perfectpersonen oder auf Entstehung von -genair aus *ge-gna-^ Anm. 2. In der 2. pi. findet sich weder im Ital. noch im Kelt, eine r-Form. Das Lat. hat sequimirii ferimim (s. § 71 S. 155). Die ir. Deponentia zeigen Aetivausgang, wie -midid zu -midiur, do-menaid zu do-menar.
Periphrastische Medialbildungen (Reflexivum). 1084. In mehreren Sprachen, in denen die idg. Medialbildung (ai. bhdra-te gr. cpgps-Tou) verkiimmerte oder ganz
§1084—1085.] Periphrastische Medialbildungen (Reflexivum).
1395
abstarb, trat an ihre Stelle die Verbindung des Activs (bezieh. der zu Activformen degradierten Medialformen) mit einem obliquen Casus des der Person der Activform entsprechenden und auf diese sich zuriickbeziehenden Pronomens. Dass diese umschreibende Ausdrucksweise iibera.ll schon in der Zeit vorhanden war, als das idg. Medium noch in lebendigem Gebrauch stand, diirfen wir aus dem Altind. und dem Griech. schliessen. In diesen Sprachen erscheinen nemlich die umschreibenden Reflexiva neben den Media, und zwar entweder wenn die Gegenuberstellung von Subject und Object besonders deutlich empfunden wurde, namentlich bei einem Gegensatz zu einer andern Person, der die Hervorhebung der in der Medialform enthaltnen Person notig machte, oder wenn der Ausdrack darum deutlicher zu gestalten war, weil an der Medialform das Casusverhaltniss nicht klar hervortrat oder weil diese auch passivisch verstanden werden konnte. So ai. ydd yajamdnabhdgq prdlndty dtrndnam evd prlnati (Taitt.-Sah. I 7, 5, 2) 'wenn er den Antheil des Opferers verzehrt, erquickt er sich3 (sonst hat er die Aufgabe, andre zu erquicken), tied dtmdnq vd prthivi vd hinasani (Satap.-Brahm. I 2, 4, 7) cdamit ich nicht entweder mich oder die Erde verletze3, gr. Ijxoi os Six' s'ietav oitp (Od. i 160) cmir allein aber nahm ich zehn (Ziegen)3, aTTOxpuimD ifxautdv cich verstecke mich3 neben dbtoxpuTtrofiai Ich verstecke mir3 oder cwerde versteckt3. Nicht selten auch die Medialform mit dem Reflexivpronomen, wie tdbhir vai sd dtmdnam aprinita (Taitt.-Sq,h. V 1, 8, 3) cdamit erfreute er sich selbst3, sd yajuam dtmdnq vyddhatta (Maitr.Sah. I 9, 3) cer verwandelte sich selbst in das Opfer3, YJ xaxwaai r ocp5.? aurou? fjepatojsao&ai (Thuk. I 33, 3), OTI Sevocpwv sautuii ovofj.a xal 8uvaji.iv TrepwroiTjsao&ai (Xen. An. V 6, 17).
Vgl. lit. burnu sdu prausiii-s(i) § 1086.
1085. Die nachste Stufe ist durch das Ital. und das Kelt, vertreten. Hier war das alte Medium zum Theil in das r-Deponens iibergegangen (§ 1081 if.). Z. B. lat. sequitur air. -sechethar Sequitur3 = ai. sdcate gr. sirsxai, lat. re-minlscor air. do-muiniur cmeine, denke3 = ai. manyate. Zum Theil aber
1396
Periphrastische Medialbildungen (Reflexivum).
[§1085—1086.
wurde es durch das umschreibende Reflexivum ersetzt, z. B. lat. dedecore se abstinebat (dirsi'/sTo), gloriam sibi peperit (e7ropiaato, sxiY]oaTo), mecum reputo (OXOTCOOJACU, Xoy(.C,opai), air. no-mmoidim cglorior3 (Wb. 14°), wortlich cich riihme mich3, act r-an-glana csi emundaverit se3 (Wb. 30c). Im Lat. kommt diese Ausdrucksweise oft ohne merklichen Sinnesunterschied neben
der deponentialen vor, wie immiscemus nos rei und immiscemur, castris se effundunt und effunduntur, relaxat se und relaxatur. 1086. Weiter folgen das Germ, und das Bait.-Slav., wo die idg. Medialform mit der medialen Function schon in vorhistorischer Zeit abgestoiben war (im Got. blieben die Medialformen mit Passivbedeutung, im Balt.-Slav. finden sich Formen der 1. 2. sg. med. an der Stelle von Activformen, § 1046 S. 1376, § 1053 S. 1379, vgl. auch Nachtrag zu S. 1043 § 686). Hier erscheint denn das periphrastische Reflexivum als der gewohnliche Ersatz des idg. Mediums. Anm. Nicht als der einzige. Zum Theil hatte die Activform fur sich allein die Function der idg. Medialform ubernommen, z. B. got. ga-nisip (er kommt gliicklich durch, findet Rettung, Genesung' gegen ai. ndsate gr. VEETO:I, lit. sekii cfolge' gegen ai. sdcate gr. STCTCII (lat. sequitur air. -sechethar), aksl. rmnjq 'meine' gegen ai. many ate (air. do-muiniur). Im Got. konnen Verba auf -nan als Vertreter alter Media angesehen werden, wie and-bundnip ex lost sich, "wird los' neben pass, and-bindada er wird losgebunden' act. and-bindip 'er bindet los'. U. dgl. m.
Got. gavandja mik ahd. gi-went[i)u mill cwende mich wohin. conveito me, convertor, kehre zuriick3. Got. skama mik ahd. scamem mih cschame mich5. Got. og mis c£iirchte mich3. Ahd. furht(i)u mir cfiirchte mich3. Got. gaqimand sik csie versammeln sich3. Im Nord. verband sich etwa im 8. Jahrh. das Pronomen in synkopierter Gestalt {-sk aus sik, dat. -ss aus sen) mit der vorausgehenden Verbalform zu fester Einheit. Dabei galten -sk und -ss nicht nur fur die 3., sondern auch fur die 1. und 2. Personen. Doch findet sich in der 1. sg. in altester Zeit -mk (aus mik), wie heito-mk cich nenne mich3 (mit Erhaltung des Ausgangs -o, vgl. heit cich nenne3). Dieser im Lauf der Zeit durch lautgesetzliche Wirkung und durch analogische Neuerungen vielfach umgestaltete und etymologisch
§1086—1087.]
Das verbum mfimtum Verbalnomina).
1397
verdunkelte Verbaltypus der nord. Dialekte wurde auch passivisch gebraucht. Vgl. Noreen Aisl. u. Anorw. Gramm. S. 185ff., Paul's Grundriss I 518 f., Specht Das Verbum reflexivum und die Superlative im Westnord. (Acta German. I l l 1), Berl. 1891. Im Litau. verschmolz -si (aus *se), das urspriinglich nur als Loc. und Dat. fungiert hatte, dann aber auch Ace. geworden war (§ 447 S. 820), als allgemeines Reflexivum mit alien Personen zu unloslichejr Einheit. -si im Wortauslaut ist jetzt meist zu -s geworden. kelu-s(i) cerhebe mich, stehe auf3 2. sg. Jcel'e-s{i) u. s. w. bijau-sii) cfiirchte, fiirchte mich0. dziaugiu-s{i) cfreue mich3. bfirnq prausiii~s(i) cwasche mir das Gesicht3. Auch burnq, sdu prausiu-s[i), wie gr. Tcspnroirjaaa&cu TI sautai (§ 1084 S. 1395). musza-s(i) csie schlagen sich (einander)3. Bei Verba mit Prafix kommt si zwischen diese zu stehen, wie pa-sl-kelu cerhebe mich (dialektisch a,uch pa-si-kelu-s). Vgl. lett. bistu-s cfiirchte mich3 (im Volkslied auch noch -si fiir -s); preuss. griki-si *sie versiindigen sich3 (§447 S. 820), woneben auch -sin, deutlich die Accusativform, wie etlaiku-sin cer enthalte sich3. Im Aksl. erscheint der dem preuss. -sin entsprechende Ace. se als allgemeines Eeflexivpronomen, z. B. privedq se cbringe mich wohin, wende mich zu3, boja se cfiirchte mich3, smejq se lache3. Dieses se-Reflexivum bekam auch die passivisehe Bedeutung, wie ljubljaase se gospodimi cer wurde vom Herrn geliebt. [Ubersichtstabellen zur Lehre von der Flexion des verbum finitum folgen S. 1398—1409.]
Das verbum infinitum (Verbalnomina)1). 1087. Mit den oben besprochnen Tempora und Modi ist das System der Verbalflexion im engern Sinn abgeschlossen. Im weitern Sinne rechnet man zur Verbalflexion noch einige 1) Der Ubersichtlichkeit wegen sind in das folgende Literaturverzeichniss auch. einige Arbeiten aufgeiiommen, die in fruheren Abschnitten schon genannt worden sind. Allgemeinindogermanisch. W. von H u m b o l d t Uber das Wesen des Infinitivs und Gerundiums, A. W, von Schlegel's Indische [Fortsetzung auf S. 1410.]
1398
Ubersichtstalbellen zur Lehre yon der Flexion des verfoum flnitmn.')
1. Ind. praes. und iinperf. act. der I. Pr&senscl.
Sing. 1. *es-mi 'bin': 2.
esi:
Armen.
Aveat.
Altind.
Uridg.
ds-ini
ah-mi
dsi
ahi
1399
Anhang zuj 492-1086.
em
Lat.
Griech. el [it
SiOT!
el, d-i (e?-?)
cs, es
Ir. am
Got. TO
| i
es-mi
b-im
es as-ti
3. *es-ti:
emK
Plur. 1. *s-mes(i) (*s-tnos[i)): s-mds s-mdsi m a It i
2.
*s-te (*s-the):
3. *s-inti:
esi (§ 991, 1)
b-irut
es-ie
jes-te
s-ind
s-int
[esti est]
aruss. sqtt, abulg. sqtii
siju
es-va
jes-ve
sijuts
es-ta
jes-ta
[s-ind]
[es-ti es-t]
jes-te, jes-ta
el si, fa at
sunt, umbr. s-ent it
[dor. ei|xe? etc.] 2. pi. es-tis
s-to iapers.
ES-TOV
ah-am
ei
\*as
eir
3. *es-t:
as, ztsi-t
las (as)
er
Plur. 1. *6-s-me(m) *es-me(m Us - ma (-mo(m)):
la-h-ma
e,aU
us-ta as-an {s-dri}
Du. 1. *i-s-ue *es-ue (-MO) us-va *es-tom as-tam
*es-tam:
sijup
en
us, dsi-s
*es-tam
adi-b
h-enti
*es-s:
3.
b-irum b-iru- es-me ?nes
s-dnti
Sing. 1. *'es-m (*es-mm)' war' Us-am
2# *i-s-toin (-temt):
sijum
[es-tis]
s-tds
3. *e-s-ent *es-ent;
ammi
ea-xe
3. 1
*e-s-te *es-te:
is-t
eli
s-thds
2.
dor. £I|AEC, ion. eiph, sumus
us-tam
eilt iapers. ah-a (av. ein ; h-en)
fja
es-ti es-t
aruss. jes-ii abulg. jestil
is-t
att. dafAev
*xw-ahi
jes-m'i
j'a
s-ta
2. *s-Us (*s-thes) :
2.
es-t
s-thd
Du. 1. *s-ues(i) (*s-uos(i)): s-vds
Aksl.
laai IO-TI da-Ti
as-ti
j
jesi
(bis bist) is (§ 990, 1)
*es-si:
Lit.
Althochd.
jes-mu -my, nbulg. s-me, Serb, jes-mo
rj, fy
praes. ?«(?) dor.
r j ; [-pjev ^v]
nese-as-te
Y) a - T e, rJTe dor. T)v, b o o t , elav, att. r;oav
..._
-
[•^[AEV] YJO-TQV, TYj-j]
TjTOV [ r j a -
T)a-TV]V, TOV]
•})TT)V [TJO-
ncse-as-ta
itwse-as te
1) Einzelspracliliche Formen, die nur nach ihrer Bedeutung in die ihnen im Paradigma zngewiesne Stell hud gibt an, dass die Form in ibrer flexiviscben Gestaltung als lautgesetzlicbe FortentwicWung der uridg. Form peboren, ihrer Endung nacb einer andern Person zufalien, sind iu eckige Klaramern [ ] gesetzt. Gesperrte: gelten darf.
Ubersichtstabellen zur Lehre vonder Flexion des verbum finitum.
1400 2.
1401
Ind. praes. nnd inj. (praet.) act. der X. Prasenscl. Altind.
Uridg.
Sing. 1. *ue-mi Vehe':
\
Avest.
Armen.
vtt-mi
\va-mi
inna-m 'bleibe'
2. *ue-si:
va-si
•vd-hi
mna-s
3. *ue-ti:
va-ti
\va-iti
mnay
Plur. 1.
*ue-mes(i] (-mos(tj). va-mds -mdsi \va-mahi
mna-mU
Grieoh.
|
Lat. ^?c«, no
irq-c,
pic-",
va-thd
3. *ue-nti:
vu-nti
Du. 1.
*ue-iies(i) {-uos(i';): vcl-vas
mnayli vtt-nti va-vahi
ple-tis, na-ttx] pie-lit,
mna-n dor. a7]-[j:e;, (X7]-fJ.Sv] a7)-T0^
3.
va-tds
(XYJ-TOV
Got.
:
Althochd.
Aksl.
Lit.
carimm 'trenne' mito 'messe'
mefifio-m
lindau'ateckewo' ima-mi
icari
mito-s
me%%o-s
lindai
ima-si
scarid
mito-p
Undo
aruss. ima-ti, abulg. ima-tii'
n a- scarinme, - sea- mito-m ram (?)
•m u s
1X7)-TE
va-thds
Sing. 1. *{e-)ue-m:
na-t
dor. ar\-\i.tc,, att. pie-mus,
2. *ue-tes (-thes): ?
lifts
plc-t,
dlT]-|J.£V
2. *ue-te {-the):
Ir.
att.
2. pi. ple-tis mi-1 is
ima-mu
mi-fifto-mes, Tindo-mu -o-n l\ndo-te
ima-te
[I'mdo]
aruss. imqti, abulg. imqtu
mitos{1)
llndo-va
ima-ve
mito-ts
lindo-ta
ima-ta
[mito-nd]
[Undo]
ima-te, ima-ta
iddja 'ging'
minimi 'gedachte', buvaih 'war'
iddjes
minei, buvdi
be 'eras'
iddja
mi in'', b ii vo
be
-scarid, scarthe mito-p
na-nt scarit
mito-ml
mez.zo-nt
d-vu-m
vq.m
d-fj-^,
c-opa-v
-ba-m
d-va-s
va
air]-;,
l-opa-j
-ba-s
d-va-t
v a - jj
a 7), I - o p a
d-va-ma
vd -ma
a7)-(xev,
d-va-ta
vd-ta
»7)-T£,
d-v-ur
van
a £ - v, £ - o p a - v («•(]- -ba at, umbr. aav, s-0pa-3av) -J a- it s
[mine, biwo]
;a7)-|/.£V, £• opa-[Aev]
mm e'-va, vo-va
2_ *{e-)ue-tom (-tern''!): d-va-tam
aTj-xo-J, I - 5 p a - T o v 2. pi. -bd-'is [aTj-r^v, i-opd-TTj-/
m'mt'i-ta, buvo-ta
3. *{e-)ui~-tam:
'i 'fj - T 7) V , i-OOdTT ; V [aTj-Tov, e-Spatov]
[mine, biwo]
2
*(e-) ue-s:
3. *[e-)iie-t:
Plnr. 1. *(e-)ue^me{m)
-ba-t E-5pa-
(-m5(m)): 1
*(e-)ue-te:
3. *{e-)y,e-nt: l ) n . I. *,c-)uc-ue {-no):
d-va-va
i'-opa-xe
ba fui'
ba
-ba-mws
mine-me, buvo-me
[-ha-tis]
m'ine'-te, biivote
bii-
d-va-
t ft in
'habe'
3.
1403
Ubersichtstabellen zur Lehre vonier Flexion des verbum finitum.
1402 Ind. praes. und inj. (praet.) act. der II. Pr&senscl. Uridg.
Altind.
Armen.
Aveat.
Griech.
Lat.
Sing. 1. *bhero 'trage':
bMrami
bar a, barami
berem
cpeptu
2. *bhe~re-si:
bhdra-si
bara-hi
beres
cpepet?
3. *bhire-ti:
bhara-ti
bara-iti
bere
'flpet
bhdra-mas -masi
bara-mahi
beremM
(-mes(s)):
dor. tpepo-fj.Ec, att. agi-mns yspo-jjxv
2. *bhere-te (-the):
bhara-tha
bara-pa
bereK
CfSpe-TE
3. *bhero-nti:
bhdra-nti
bara-inti
beren
tp £ p o u a i
Plur. 1. *bhero-mos(i)
Dn. 1. *bhero-uos(i) (-iies(if): bhdrd-vas
bara-vahi
bhdr a-thas
3. ?
bhdra-tas
bara-to [barapo]
cf/lpexov
d-bhara-m
bare-m
e-cpepo-v
CfEpETOV
ago
-biur
baira
agi-s
beri
bairi-s
\gi-t
beri-d
bairi-J)
beri
berq
\ biri-s
veil
kleinruss. bere-s, bere-si
biri-t
leva
aruss. bere-ti, abulg. bere-t a
Ibera-mes
veza-nu -me'-s(i) bere-mu etc. (§ 1008)
agu-nl
her it
biri-t, bera-t ve%a-te -te-sli) [bere-t]
berthi bairi-p baira-nd
• bera-nt
[vela]
bere-ve
bere-ta bere-te,
vezu 'vexi'
berer
I-cpspe-5
3. *(e-)bhere-t:
d-bJiara-t
bara-g
c-ber
s-cpspe
d-bhara-ma
baril-ma
bcrati
i-cp£po-|j.£-j, e-cpepo-jiEs
praes. agi-s
sc«Zt'-^oek.kum- praes. -beir bene-d dor.
scidi-mus
veze
praes. -bir
praes. -beram{t)
praes. vela
veze
praes.
vezo-mii
-me-s(i)
veza-me
d-bhara-ta
bara-ta
bereK
£-
veze-te
3. *{i-)bhero-nt:
d-bhara-n
bare-n
berin
e-(pepo-v
vezq
2. *{e-)bhere-tom (-tern ?):d-bliara-tam
[1-tplpo-jj.e-j, dor. icpepo-|j.E?] ^-tpepe-Tov [d-tpepi•np]
3. *{e'-)hhere-tdm:
d-bhara-tam
[bara-tem]
E-cpEpe-T'fjv TOV]
[l-tpdps-
etc.
(§ 1008)
2. *(e-)bhere-te:
bar a-va
bere-ta
-
baro
Du. 1. *(e-)bhero-uo (-we): d-bhara~va
berqti,
abulg. berqtu
2. pi. bere-t veza-ta -to-s[i)
baira-ts
agi-tis
etc. aksl
bere-te aruss.
[veza]
veza-va -vo-s(i)
bairos
[baira-nd}
d-bhara-s
(-me(m)):
v ezii 'veho'
.biru
a»n(?)
-berid, berthe
Aksl.
Lit.
1 Althochd.
ber-mme, -ber- baira-m
[agi-tis]
2. pi.
2. *(e-)bhere-s:
Plur. 1. *{e-)bhero-mo(m):
Got.
dor. cpepo-|j.£c, att. cpepo-fj.ev]
2. *bhere-tes (-thes):
Sing. 1. *(e-)bhero-m:
Ir.
praes. veza-ca vezo-ve -vo-s(i) veze-ta veze-te, veze-ta
Ubersichtstabellen zur Lehre vonier Flexion des verbum finitum.
1404
1405
4. Ind. perf. act. Altind.
Uridg.
Lat.
Griech.
Avest. e
i a-jdn-a [ja-jan-a], dd-dar s-a, a1 ja Sing. 1. *ge-gon-at *ge-gen-a1 'genui', *u6jd-at ved-a vaed-d *ue'id-a'> 'weiss':
v-a, oi8-a
w-min-t, scab-i
*ge-gon-tha, *uojtstha: ja-jdn-tha
Ja-jn- voistd i-thd, vettha
'ge-gon-e, *uo%d-e:
Plur. 1. *ge-gn-mf, (m),
ja-jan-a,
ved-a da-dar-a [va-vac-d],
Du. 1.
'hiess', edit hiaz 'hiess', we
le-min-istt, scdb-ish
ro ce-chan, ro gad
hai-hdist, tdist
hiazi, weist
ne-min-it, scab-it
ro ce-chuin,
hai-hdit,
hiaz, toeis.
ro gttid
vdit
ca-kr- su-sru-ma md, vid-md vaoxe-ma
le-min-imus, scab-imus ro ce-chn-ammar, ro yad- hai-hdit-um, vit-um ammar
*uid-ja-jn-i-md
*uid-r{r) ja-jn-ur,
t
o ce-chnn 'cecini', ro hai-hdit (/ad 'bat'
Althochd.
vaed-d
ja-jn-d, vid-d 3. *ge-gn-f{r), l-rs):
Got.
Ir. -
att.
te-min-istis, scab-istis
ha-nhan-a
vid-ur ca-xr-ar
, J;dit-ares
ro ce-chnaid, ro gad-aid hai-hdit-up, vit-up
'•iaz-ut, wizz-ut
i, taaat e-miii-pfunt, scub-erunt ro ce-chn-atar, ro giid- hal-hdit-un, vit-un
a-
[-ere)
ge-gn-ue,, *uid-tte (-MO): ja-jn-i-vd
ca-krvd, vid-vd
ja-jn-dthur, dthur
(-umes)
atar
hai-halt-u, vit-u
etc.]
liai-hdit-uts, vit-uts
vid-
[hai-hdit-un, vit-un]
ja-jn-dtw. vid-dtur\yaet-atare 10T0V
5. Imper. praes. act. Uriclg.
Altind.
Aveat.
Armen.
Sing. 2. *ii 'geh':
*i-dhi 'geh': i-lii *bhere 'trag': bhdra *i-tod, *bhire-tod: it ad, 3. H-tbd, *bhere-tod:
tdd i-tud, tdd,
bhdra-
i-il bara
bhdra- aet-u, barat-u
c'-xu), cpep^-xiu
bereU
ydnt-u, bhdrant-u yant-u, barant-u
i-tdm, tam 3. '* i- ti'iin, *bh ire-tain: i-tdm, ta in
bair
bir
Lit. veizdi veizd vedi ved, vesk
bairadau
-to, agi-to
bhdra-
t-rrov,
cpep£-t(usav u-nto, agu-nto
-
-
ber id
bairi-Ji
bnira-ndan
baira-ts [bidra-iidau]
•
^£p£-T(UN
bera-t [beret]e'tlute, reskite
-VTUJV
If-tov, tp^pe-TON •
bhdra-
-te, agi-te -tote, agi-tbte
( - T e , cpspe-TC
Cf£p6--JT(U
Du. 2. *i-tom (-tern?), *bh£re-tom:
beir
Althochd.
et-11,
bhdrat-u Plur. 2. *i-te, *bhere-te: i-td, bhdra-ta *i-tod, *bMre-tod: i-tdd, bhdratad 3. *i-tod, *bhere-tod:
ber
i'S-ei i'-fti 9e cp^pe t\%e-T:mi- !X9£ (Hes.) 0, agii-to
Got.
Ir.
Lat.
Griech.
2. pi. bere-t eikita, veshita
AM. vizdi (§ 949)
tjbereichtetabellen zur Lehrevonjer Flexion dee verbum finitum.
1406 6.
Optat. praes. act.
Plnr.
1. *s-ie-m *s-iie-m
c
sim': s-yU-m s-iya-m
Plur.
Griech.
xyem
d-q-t
Lat. -ie-m , sim
Got.
Lit.
Althoclid.
AM.
sijau, vitjau 'wisse' [s-i, u-ifofyi 'wisse'?]
2. *s-je-s *s-i{e-s:
s-yU-s s-iya-s
xyn
E'IT]-;
-ie-s
sis
sijdi-s, vitei-s
8-%-s -st, uizzJi-s -st
jazdi
iss" (§ !'4!l)
3. *s-jfi-t *s-iie~t:
s-yu-t
iyaf
EIT)
-ie-t
sit
sijdi, viti
S-l, Wtg£l
[jcM
(§ 949)]
1.
s-yu-ma s-iya-ma
xydma buyama&.i.bv-iyamd
£t-fX£V, e'lYJ-fJLEV
i-mUS
sijdi-ma,
2. *s-l-te:
s-yn-ta s-iyu-ta
xyatd
EI-TE, ef-n-re
fi Us]
sijdi-]), vitei-p
3. *s-i-ent *s-i?-ent:
s-y-ur s-iy-ur
hyqn hydre
s-i-me(m) (-mo(m)j: *bhu-ii-mme(m) (-mmo[m)):
Dn. 1. "s-i-ue [-uo):
Slug.
Avest.
Altind.
Uridg.
Sing.
1407
s-iya-t
vitci-ma s-i-m,
sint, umbr. sijdi-na, vitei-na sijdi-va,
s-ya-va s-iya-va
jad-i-te
Q^i-t
viMi-n
vitei-va
jad-i-ve
sijdi-ts, vitei-ts
jad-i-ta ~te
s-yu-tam s-iyu-tam
El-TOV, El-^-TOV
3. *s-1-tdm:
s-ya-tam s-iyu-tam
el'-TYjV, ei-q-Trjv
[sijai- net, vitei-na]
1. *bherojr-m[m) 'feram 1 :
bhdrey-am
cplpoi-fit, cpepoi-v
bairau
[here?]
2. *bherofrs:
bhdre-s
baroi-s
bairdi-s
bere-s
preuss. ' nimm'
3. *bheroj-t:
bhdre-t
barbi-p
tplpoi
bairdi
here
te-suke 'er drche' beri
barae-ma
tplpoi-fisv dor. -oi-
balrdi-ma
bere-m
bhdre-ta
barae-ta
tp E p O l - T E
bairdi-p
bere-t
preuss. imai-ti
bhdrey-ur
baray-en
bairdi-na
bere-n
[te-suke]
2.
t-me(m)): bhdre-ma
nUroi-te:
3. *bhe'rojr-nt: Du. 1. *bhe'ro%-U(> {-ue): 2. *bh4roi-tom 3. *bherof-t(im:
{-temi):
bhdre-ra
[cplpot-piEv, dor. -oi
bhdre-tam
bhdre-tum
cpepof-T'/]v
Us
s-l-n,
tt'i
jad- i-inu
2. *s-i-tom (-temf):
1. *bhiroi-md!m)
p i . S->
s-1 -tf
ivtz.s.i-m
imai-s beri
bere-iH'i bere-te
bairdi-va
bere-ve
bairdi- ts
bere-ta -te
bairdi-na]
3rugmann, tirundrias. II, 2.
I te-suke]
89
Oberaichtstabellen zur Lehrevonier Flexion dcs verbum finitum.
1408
1409
7. Ind praes. nnd inj. (praet.) med. dor I. und der II. Prasenscl. Altind.
Uridg.
\
Sing.l. *es-ma% 'sitze' [-mni ; *bheroias-e; bhdre 'trage mir' etc.: 2.
Avest. e
ger z-e;
Griech.
hare
Got.
i i f i a i ;
— ; aisl. heite,
Lit.
Aksl.
got. [Ja«- vel-me-s(i)
rada]
*es-sai (-«»)(); *bhere-sai \-Sd%):us-se;
bhdra-se
raose;
3. *es-tai (-fair, *bhere-tai (-tdiy. Bs-te;
bhdra-te
ds-te,;
Plur. 1. *es-medhai (-medhsi); *bhero- us-mahe\
bara-nhe
bara-it
bhd r a - m a he cis-maicte;
e
r j o a t ; t p s p e - a i tpspv]
—; baira-za
)j s - T a i;
—; baira-da
bard-maiite'c^z'iia;
fipe-rai
'^;p6-[iEfta
vgl. desii-sfa)
jasi
—; [baira-nda}
-medhaj, (-med/igi: 2.
adhcc; bhdra-dhve
? ;?
3. *es-ntai
(-nts\,; *bhero-nta^ as-ate;
vgl. mer'ng'-duye; -Jiwe
Utah-ante vgl. m e r e n e - a i t ( i j - a x a t ,
bhdra-nte
b ar a-nte
(-ntdi : Du. 1. *es-uedhaj, (-uedfwi); *bhero- Us-vahe; bhdrd-vah uedhai (-iiedha^): 2.
1• J• •?
ds-athe; bhdrethe
3.
9 • 9
as-ate; bhdrete
Sing. 1.
«s-!;
2. *es-thcs ; *( e-)bhere-so
*(e-)bhere-to{-te'!,: as-ta;
Plnr. I. *es-medha; *(e-)bhero-medJis 2.
—;
Dn. 1. *es-ucdh-d; *\c-)bhero-uedhd:
[ao-f-za;
a-bara-nha
fjoo,s-oo-ftn];; E-cpspE-o E -
d-bhara-ta
mi u-ta;
a-bara-ta
r a-ma h \varc-m
as-dthum;
3.
? • ?
tta-dtmn;
d-bharetam
aidi
Ir.
Lat.
E- ?£ p6-,, V
1
Cp E p 0 'J
vgl. re-re, -ris, spatidrus, seque- vgl. cluin-te; -scchthcr - re, -ris da-tu-r; sequi-tu-r — osk. vinc-ter vgl. as-beri ; -sechdhar
['
\ - p. z & a ; e -
i-diim: a-baia-Stccm :1 a re s- at ii, mrac-ait/a; ; barc-nfa
d-bhara-nta
d-bharetham
?;?
Griech.
Avest.
d-bhara-'Jias
d-bh ara-v
baira-nda
naOov; '- gpe-o&ov
'W;
as-vahi;
2.
—;
laoj-i; a-bare
as-mall i d-bha
*\e-)hhero-nt» i'ts-ala;
\baroipe]
\
adh vam; d-bhara-dh vam
3. *es-nti> (-n tet); {-ntet): °
cp£po-
imi
j.8ov; «p £ -a9ov
d-bharc
(set,: as-thus;
fjVTOi;
—; [baha-nda]
e
Altind.
Uridg.
3.
bara-duffpfyz; cf£pE-o9e
ah
i\
^Q - OIT 0 j
^OVi
YjVTO j £ - U £ p 0 -
'la-ntu-r;
xcquo->du-r - -
osk. —; -bertar, -sechetar
kara-nter
^p^-^OV
\a-src-atem; a-baraetem 89*
1410
Das verbum infinitum (Verbalnomina).
[§1087.
Classen von substantivischen und adjectivischen Nomina hinzu, die als Infinitive, Supina, Absolutive, Gerundia, Participia, Gerundiva bezeichnet werden. tjbei diese, eine Mittelstellung zwischen Nomen und Biblioth. II (1824) 71 ff. D e r s e l b e Uber den Infinitiv, Kuhn's Zeitschr. II 242ff. Max S c h m i d t Uber den Infinitiv, Ratibor 1826. C. E. A. S c h m i d t De infinitivo, Prenzlau 1827. A. H 6 f e r Vom Infinitiv, besonders im Sanskrit, Berlin 1840. C. F r i t s c h e De substantia in verbo constituta vel de participio et infinitivis, Gorlitz 1865. S c h o m a n n Zur Lehre vom Infinitiv, Fleckeisen's Jahrbb. 1869 S. 209ff. E. W i l h e l m De infinitivi vi et natura, Eisenach 18S9. D e r s e l b e De infinitivi linguarum Sanscritae Bactricae Persicae Graecae Oscae Umbricae Latinae Goticae forma et usu, Eisenach 1873. J. J o l l y Geschichte des Infinitivs im Indogermanischen, Munchen 1873. Th. Benfey davdne damane Sojievai, und die Infinitive auf evai, Orient und Occident I 606ff. L. T o b l e r tiber das Gerundium, Kuhn's Zeitschr. XVI 241 ff. J. J o l l y Zur Lehre vom Particip, Sprachwissenschaftl. Abhandl. aus G. Curtius' grammat. Gesellsch., Leipz. 1874, S. 7Iff. Th. Benfey Indogermaniscb.es Particip Perfecti Passivi auf tua oder tva, Nachr. von der Gesellsch. d. Wiss. zu Gott. 1873 S. 181 ff. = Kleinere Schriften I 2, 159ff. H. E b e l Das Suffix -ant und Verwandtes, Kuhn's Zeitschr. IV 321 ff. M. B r e a l Origine du suffixe participial ant, Mem. d. 1. S. d. 1. II 188 sqq. F. B a u d r y Le i du suffixe participial ant, ebend. 393 sqq. B a r t h o l o m a e Zur Flexion der rc£-Participien, Bezzenberger's Beitr. XVI 261 ff. Verfasser Zur Geschichte der Nominalsuffixe -as-, -jas-, -vas-, Kuhn's Zeitschr. XXIV 1 ff. J. S c h m i d t Das Suffix des part. perf. act., ebend. XXVI 329ff. W. S c h u l z e Zum part. perf. act., ebend. XXVII547ff. A r i s c h . H. B r u n n h o f e r Uber die durch Anhangung der dativisch flectierten Wurzel dha, dha, dhi, dhu an beliebige andere Wurzeln gebildeten Infinitive des Veda und Avesta, Bezzenberger's Beitr. XV 262ff. A. L u d w i g Der Infinitiv im Veda, Prag 1871. M. M a i l e r Grammatische Formen im Sanskrit, welche den sogenannten Infinitiven im Griech. und Lat. entsprechen, Essays IV 420ff. H. B r u n n h o f e r Uber Dialektspuren im ved. Gebrauche der Infinitivformen, Kuhn's Zeitschr. XXV 329 ff. D e r s e l b e Uber die durch einfache Flectierung der "Wurzel gebildeten Infinitive des Veda, ebend. XXX 504 ff. Th. B e n f e y Zu dem sanskr. Infinitiv mane, Orient und Occident II 132. A. B a r t h Le gerondif Sanscrit en tva, M6m. d. 1. S. d. 1. II 238 sqq. B a r t h o l o m a e Altind. Infinitive auf -man und -mani, Idg. Forsch. 1495 ff. J. J o l l y Der Infinitiv im Zendavesta, Kuhn-Schleicher's Beitr. VII 416ff. G e l d n e r Ein neuer Infinitiv im Avesta, Bezzenberger's Beitr. XLI 160f. B a r t h o l o m a e Noch zwei avest. Infinitive, ebend. XV 12f. D e r s e l b e Die Infinitivbildung im Dialekt der Gatha's, Kuhn's Zeitschr. XXVIII 17ff. D e r s e l b e Die ar. Flexion der Adjectiva und Participia auf nt-, ebend. XXIX 487ff. H. K e r n Le suffixe ya du Sanscrit classique, ia de l'arien, Mem. d. 1. S. d. 1, II 321 sqq.
§ 1087.]
Das verbum infinitum (Verbalnomina).
1 411
Verbum einnehmenden Formkategorien im allgemeinen ist in § 144 S. 428 f. und in § 156 S. 440 if. gehandelt. Auch sind ihre Stammbildungs- und Casussuffixe schon in den betreiFenden Abschnitten der Stammbildungs- und Declinationslehte zur G r i e c h i s e h . K. E i c h h o f f Uber denlnfinitiv im Griech., Cref. 1831. D e l b r u c k De infinitivo Graeco, Halle 18(53. D e r s e l b e Der griech. Infinitiv auf -EN, Kuhn's Zeitschr. XI 317f. L. Meyer Der Infinitiv der homer. Sprache, Gott. 1856. S i m m e r l e Zur Bildung der homer. Infinitivformen, Innsbruck 1874. C. M e i e r h e i m De infinitivo Homerico, I. Gott. 1875, II. Lingen 1876. Abel De infinitivi Graeci forma, Budapest 1878. L. P a r m e n t i e r L'infinitif cpepeaftai, Mem. d. 1. S. d. 1. VI 391 sqq. B a r t h o l o m a e Das griech. Infinitivsuffix -a9ai, Rhein. Mus. XLV 151 ft. M o i s z i s s t z i g De adiectivis Graecis, quae verbalia dicuntur, Progr. von Konitz 1844. 1868 u. s. w. Ch. E. B i s h o p De adiectivorum verbalium -TO? terminatione insignium usu Aeschyleo, Leipz. 1889. A. F u n c k Das Verbaladjectiv auf -rzoz, Rhein. Mus. XXXIII 615 ff. I t a l i s c h . L. L a n g e Uber die Bildung des lat. infinitivus praes. pass., Denkschr. der Wiener Akad. X (1860) Iff. F. S a n d e r Cber die Bildung des lat. infinitivus praes. pass., Stade 1864. G. S c h o n b e r g Ein Erklarungsversuch des lat. mediopassiven Infin. auf ier und rier, Kuhn's Zeitschr. XVII 153ff. V. H e n r y Les infinitifs mediopassifs du latin, Mem. d. 1. S. d. 1. VI62sqq. D e r s e l b e Esquisses morphologiques V, Les infinitifs latins, Paris 1S89. A. Miodoiiaki Zur Erklarung der Infinitive auf -ier -rier, Arch. f. lat. Lexikogr. VH 132. E. H. Miles The Passive Infinitive in Latin, Class. Review V 198sq. S. B r a n d t Infinitivus futuri passivi auf -uiri, Arch. f. lat. Lexikogr. II 349ff. Ill 457. J. P. P o s t g a t e The Latin Future Infinitive in -turum, Cambridge Philol. Soc. Proceed. 1889 p. 6 und Class. Review V 301. C. P a s c a l La formazione degl' infinitivi latini, Rivista di filol. XIX 471 sqq. E. W a l d e r Der Infinitiv bei Plautus, eine sprachwissenschaftliche Untersuchung, Berl. 1874. E. W. G. "Waehsmuth Von dem Gerundio, Supino und den damit verwandten Participien, Giinther und Wachsmuth's Athenaum I (1816) 37 ff. Dee eke Beitrage zur Auffassung der lat. Infinitiv-, Gerundial- und Supinum-Constructionen, Mulh. i. Els. 1890. P. G e n b e r g De gerundiis et supinis Latinorum, p. I—IX, Lund 1841. E. L. R i c h t e r De supinis Latinae linguae, p. I—V, Konigsb. 1856—60. F. S c h o l l Das Supinum auf u als Dativform aufgefasst, Blatt. f. d. Bayer. Gymnasialschulw. IV (1868) 162ff. P l a t z e r Die Lehre von den lat. Perfectis und Supinis, Neubrandenb. 1840. L a t t m a n n Das Gesetz der Perfect- und Supinbildung im Lateinischen, Zeitschr. f. d. Gymnasialw. N. F. II (1868) 94ff. W. W e i s s e n b o r n De gerundio et gerundivo Latinae linguae, Eisenach 1844. S c h r o d e r Uber den Ursprung des lat. Gerundium, Kuhn's Zeitschr. XIV 350 ff. H. R o t t e r Uber das Gerundium der lat. Sprache, Cottbus 1871. L. A d r i a n Uber das lat. part, praes. pass., Gross-Glogau 1875. C o r s s e n Zum Gerundium, Beitr.
1412
Das verbum infinitum (Verbalnomina).
[§1087.
Sprache gekommen. Hier haben wir die Formen iibersichtlich zusammenzustellen und dabei auf einige Einzelheiten hinzuweisen, die oben noch nicht beriihrt sind oder mir jetzt anders scheinen beuitheilt werden zu miissen als sie oben beurtheilt worden sind. z. ital. Sprachkunde 1876 S. 589ff. K v i c a l a Gerundium und Gerundivum, Wiener Studien I (1879) 218ff. V e r f a s s e r Der Ursprung der lat. Gerundia und Gerundiva, Amer. Journ. of Philol. VIII (1887) 441 sqq. A. D oh r i n g Die Etymologie der sogen. Gemndivformen, Konigsb. 1888. R. S. Con way The Origin of the Latin Gerund and Gerundive, Class. Review V 296 sqq. J. W e i s w e i l e r Zur Erklarung der Arvalacten (adolenda commolenda etc.), Fleekeisen's Jahrbb. 18S9 S. 37ff. D e r s e l b e Das lat. part. fut. pass, in seinerBedeutungund syntaktischen Verwendung, Paderborn 1890. T h u r n e y s e n -mn- im Lat. (die Bildung des ital. Gerundivums), Kuhn's Zeitschr. XXX 493 ff. Carls s o n Om det latinska gerundivum och gerundium, Pedagog. tidskr. 1891 S. 349ff. G. D u n n Origin of the Latin Gerund and Gerundive, Class. Review VI' 1 sqq. W i n c k l e r Devi et usu vocabulorum -bundus finitorum, Colberg 1869. A. P r e h n De adiectivorum verbalium in -bundus exeuntium usque ad alterum p. Chr. saeculum usu, Comment, in hon. G. Studemund 1889 p. 1 sqq. G. H. R. W i c h e r t De adiectivis verbalibus Latinis, Tilsit 1839. 1843. O. B e c h s t e i n De nominibus Latinis suffixoram ent- et mino- ope formatia, Curtius' Stud. VIII 335ff. J. W e i s w e i l e r Zur Etymologie des lat. part, praes. act., Fleckeisen's Jahrbb. 1889 S. 790ff. U s e n e r Zur Geschichte des lat. Participiums, Fleckeisen's Jahrbb. 1878 S.51ff. B r e a l Participes moyens en latin, Mem. d. 1. S. d. 1. VI412sq. B i r t De participiis lat. quae dicuntur perfecti passivi, Marb. 1883. G. B o r d e l l e De linguae Latinae adiectivis suffixo to a nominibus derivatis, Dusseld. 1873. J. U l r i c h Die formelle Entwicklung des participium praeteriti in den roman. Sprachen, Winterthur 1879. K e l t i s c h . W i n d i s c h Zum irischen Infinitiv, Bezzenberger's Beitr. II 72ff. L o t h Le particip de necessite en celtique, Mem. d. 1. S. d. 1. VI 66 sqq. G e r m a n i s e h . A. D e n e c k e Der Gebrauch des Infimtivs bei den ahd. Ubersetzern des 8. und 9. Jahrh., Leipz. 1880. P a u l Zur Bildung des schwachen Prateritums und Participiums, Paul-Braune's Beitr. VII 136ff. B a l t i s c h - S l a v i s c h . W. M i l l e r Uber den letto-slavischen Infinitiv, Kuhn-Sehleicher's Beitr. VIII 156ff. S c h l e i c h e r -t'e (d. i. -tai) als Endung des Infinitivs im Litauischen, ebend. I 27 ff. F o r s s m a n n Der Infinitiv im Ostromir'sehen Evangelium, Festschr. des Protest. Gymn. zu Strassb. 1888 S. 245ff. M i k l o s i c h Das Participium praet. act. I (im Altslov.), Sitzungsber. d. Wiener Akad. LXXXI (1875) 83ff. D e r s e l b e Das Partic. praes. act. auf f statt auf y, ebend. 95 ff.
§1088.]
Verbum infinitum. 1. Verbalsubstantiva.
1413
1. Verbalsutastantiva. 1088. Nomina actionis, die i n m e h r e r e n S p r a c h e n z u g l e i c h als Infinitive, Supina oder Gerundia auftreten. 1. Wurzelnomina. Dat. ai. nir-dje c herauszutreiben 3 , lat. aff-i; im Griech. kann diese Form durch Infinitive wie ysxt-ai evspc-ai (§ 504 S. 902) vertreten sein. S. § 162 S. 459. 2. -s- -es- zwischen Wurzel und Casusendung; dieses Zwischenelement ist einerseits von dem Nominalsuffix -es(-9s- -s-), anderseits von dem aoristischen -s- nicht zu trennen. Dat. ai. ji-s-e czu siegen3, doh-ds-e czu melken 3 , gr. Set!;-at c zeigen3, lat. da-r-i (vgl. loc. da-r-e ag-er-e). S. § 132 S. 387. 388 f. 390. 392. §162 S. 459 f., §251 S. 605, §254 S. 608, §272 S. 623, § 655 S. 1019, § 824 S. 1184 f. 3. Suffix -men-. Dat. ai. da-man-e gr. Sd-jisv-ou czu geben3 lat. 2.,pi. imper. da-min-i; ai. vid-mdn-e czu erkennen, zu erfahren3 gr. lo-fisv-at czu wissen3. Loc. ai. dhdr-man caufrecht zu erhalten3, gr. o&'-jxsv czu geben3. S. § 71 S. 155, § 117 S. 345. 347. 349. 350, §251 S. 605. 606, §257 S. 610. 4. Suffix -uen-. Dat. ai. da-vdn-e gr. kypr. So-Zev-ai att. oouvai czu geben 3 ; av. vul-van-di gr. stosvai aus */ei8-/ev-ai 'zu wissen3. Loc. av. roip-wan czusammenfliessen zu lassen3, womit vielleicht griech. Infinitive wie 8ouv = *8o-J:£v zu verbinden sind (§ 1093, 4). 5. -sen- d. i. s+en (vgl. 2). Ai. loc. -san-i, z. B. saksdn-i "zusammenzusein mit etwas3. Hierzu wahrscheinlich die griech. Infinitive wie ion. att. cpepeiv dor. lesb. el. cpepvjv aus *cpspa-sv. S. § 114 S. 327. 6. Suffix -ti-. Dat. ai. pi-tdy-e czu trinken 3 , s. § 100 S. 281, § 249 S. 602, § 251 S. 605. Unsicher ist die Auffassung von av. mruite, s. § 249 S. 603, § 260 Anm. S. 613. Loc. lit. dekte cbrennen3, s. § 260 S. 613, Hirt Idg. Forsch. I 27. Die lit. Infin. auf -ti wie du-ti cgeben3 und die aksl. auf -ti wie da-ti cgeben3 waren wahrscheinlich L o c , aus *-tei oder *-te{. Doch lasst sich lit. -ti auch auf *-1i-ai (Dat.) zuriickfiihren; dieses ware iiber *-t{e zu *-te und weiter wegen des stossenden
1414
Verbum infinitum. 1. Verbalsubstantiva.
[§1088—1089.
Tones (vgl. dat. 8d-jj.svai) zu -ft'geworden (vgl. 2. sg. veril aus *vertie § 991 S. 1345] und veihielte sich zu ai. -tay-e (s. o.) wie preuss. -tw-ei zu ai. -tav-e (7). Und aksl. -ti kbnnte auch den idg. Locativausgang -e aus -ei (vgl. lit. dekte) enthalten haben. S. § 260 S. 613, Hirt Idg. Forsch. I 28, Streitberg ebend. 271. 289. Ganzlich zweifelhaft ist, wie die lit. Infinitivformen wie du-fe zu erklaren sind, s. § 260 S. 613, Hirt a. O. 27 f., Streitberg a. O. 271. 7. Suffix -tu-. Dat. ai. dhk-tav-e 'zu setzen', preuss. ddtw-ei czu geben3. Loc. supin. lat. da-tu aksl. da-tu l zu geben3, Gf. -feu oder -leu. Ace. ai. dhd-tu-m lat. supin. con-ditum lit. supin. d'e-ty [d'e-tu, vgl. opt. 1. pi. detum-bime) aksl. supin. d'e-tu von W. dhe- csetzen'. S. § 108 S. 304 ff., § 250 S. 605, § 261 S. 614 f. 8. Suffix -o-. Ace. ai. adverbiales Gerundium abhy-ahramam c herantretend', umbr. er-om osk. ez-um ^sse'; aus dem Griech. sind vielleicht die aoristischen 2. sg. imper. wie syrak. Aoi[3ov 'nimrn' att. OETEOV czeige3 hierher zu ziehen (Aa(3ov : 6sl£ov = ai. -aj-e gr. yjxt-ax : ji-s-e gr. 6sT£-ai = ai. bhuj-yai: a-vydth-
is-yai).
S. § 60 S. 108.
9. Enger hingen zusammen die ar. dat. Infinitive auf -dhiai wie ai. vdha-dhyai czu fahren3 (woneben in gleicher Function Formen auf -dheyaya -dhai und -dhe) und die griech. dat. Infin. auf -a&at wie sirs-aftai 'folgen'. S. § 1089, 12, § 1093, 8, Bartholomae Rhein. Mus. XLV 151 ff. 1089. Arisch. Neben den fertigen I n f i n i t i v e n erscheinen hier viele Formen, die auf der Gienze zwischen nomen actionis und infinitivus stehen, so dass eine scharfe Umgrenzung des Infinitivischen in diesem Sprachzweig unthunlich ist. Auf Vollstandigkeit ist es bei den folgenden Zusammenstellungen, so weit es sich um nur werdende Infinitive handelt, nicht abgesehen. Das Ai. zeigt jedoch die Mannigfaltigkeit der Infinitivbildung nur im iilteren Dialekt. Die classische Sprache beschr'ankte sich auf die Formen auf -turn (9).
§1089.]
Verbum infinitum.
1. Verbalsubstantiva.
1415
1. Wuizelnomina, s. § 1088,1. Dat. ai. dp-i av. dares-oi c zu sehen . Loc. ai. dffs-i czu sehen3. Gen.-abl, ai. a-trd-as c zu durchbohren 3 . Ace. ai. sulh-am czu glanzen, zu prangen3, av. dqm czu setzen, zu geben3. 2. -s—es- zwischen Wurzel und Casusendung, s. § 1088, 2. Dat. ai. ji-s-e czu siegen3 doh-ds-e czu melken 3 , av. av-anli-e c zu helfen3. Gen.-abl. av. aenanh-o czu vergewaltigen 3 . 3. Suffix -men-, s. § 1088, 3. Dat. ai. dd-man-e czu geben3, av. stao-maine czu preisen3. Loc. ai. dhdr-man caufrecht zu erc halten 3 ; loc. ai. savi-nian-i anzuregen 3 , av. cak-mainl czu schauen3 (so die Neuausgabe statt der in § 117 S. 346 gegebnen Form ca'smai?ie). Anm. Die in § 117 S. 347, § 257 S. 611 als Infinitive bezeichneten und rait dera kret. inf. O'J-[J.7]7 zusammengestellten av. Locative wie cas-mqn werden jetzt von Bartholomae Idg. Forach. I495f. nicht mehr als Infinitive angesehen.
4. Suffix -uen-, s. § 1088, 4. Dat. ai. da-vdn-e czu geben3, av. vld-van-oi czu wissen5. Loc. av. roip-wan czusammenfliessen zu lassen3. 5. -sen-, s. § 1088, 5. Dat. av. srao-sdn-e czu horen3. Loc. ai. sak-sdn-i czusammenzusein mit etwas3. 6. Suffix -ter-, vgl. av. dare-[>rai 11. Loc. ai. vi-dhartdr-i c auszutheilen3. 7. Suffix -«-. Dat. ai. drs-dy-e czu sehen3. S. § 93 S. 263, § 249 S. 602, Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XV 238. 8. Suffix -ti-, s. § 1088, 6. Dat. ai. pi-tdy-e czu trinken 3 , av. kere-tee czu vollziehen3. Loc. ai. satau czu erlangen 3 (§ 260 S. 61 If.). Instr. ai. u-ti czu helfen3, av. fra-mruiti c herzusagen3, s. § 249 S. 602, Bartholomae a. O. 245f. Gen.-abl. av. darstoi-s czu sehen3. Ace. av. astim ( = *a-sth-ti-m) cbeizustehen3. 9. Suffix -tu-, s. § 1088, 7. Dat. ai. dha-tav-e czu setzen" (vgl. dhatavai 16). Gen.-abl. ai. dha-to-s czu setzen3. Ace. dha-tu-m czu setzen3, wie schon bemerkt, in der class. Sprache die einzige Infinitivbildung. 10. Suffix -fno- -i-wto-. Loc. av. aiwi-koi-pne czu bewohnen3,
1416
Verbum infinitum.
1. Verbalsubstantiva.
[§1089 — 1090.
apers. car-tanaiy czu thun3. S. § 69 S. 151.') Doch lassen sich diese Formen auch fiir Dat. von Stammen mit Suffix -tenerklaren. 11. Suffix -tro-. Dat. av. dare-prdi cfestzuhalten3 (vgl. 6). 12. Suffix -io- (vgl. -io- als Participialsuffix § 1099, 3). Dat. ai. bhuj-ydi czu geniessen3, auch -yaj-yd czu verehren3 wie sakhya, und -ydjyaya czu verehren3 wie vrkdya (§ 246 S. 598), av. vaed-yai czu erkennen3. Ai. a-vydth-is-ydi zu dem s-Aorist 2. sg. med. vyath-is-thds von vyath- cschwanken3 (Bartholomae a. O. 229 f.). Loc. av. vereidye czu fordern3 (Bartholomae a. O. 240). Ace. ai. -vidya-m czu finden3. Dasselbe Suffix in den ar. Infin. auf -dhuii (Dat.), wie ai. vdha-dhydi av. vazaidyai czu fahren\ Diese Form war eine Zusammensetzung der beiden Nominalstamme vaha- und dh-ya(W. dhe-), vgl. die ebenfalls infinitivisch verwendeten vayodhhyaya vayo-dhai czur Kraftverleihung3 und trad-dhe czur Hegung von Vertrauen3. Nachdem vdhadhyai zu vdha-ti 'fahrt3 in niihere Beziehung gesetzt war, bildete man im Ai. auch isayd-dhyai zu isayd-ti cist kraftig', prnd-dhyai zu pr-nd-ti Tiillt3, av. sravayeidyai zu srdvayeiti lasst horen3, veren-dyai zu veren-te 'wahlt3 (§ 599 S. 974), merenge-dyai zu mere?ic-inti csie zerstoren3 (§ 626 S. 993) u. dgl. S. § 1088, 9. 13. Suffix -id-. Ace. av. xwairyqm czu verzehien3. 14. Suffix -t-{o- (vgl. -t-io- als Participialsuffix § 1100, 4). Dat. ai. i-tydi czu gehen\ 15. Suffix -uo-. Loc. av. dd-voi czu setzen, zu geben3. 16. Suffix -teuo- (vgl. gr. OKOX-TSO-? § 1099, 4). Dat. ai. dd-tavdi czu geben3, auch sdr-tavd 'zu stromen1 gleichwie nakhya (§ 246 S. 598). S. Bartholomae a. O. 224ff., wo auch eine Vermutung iiber die Doppelbetonung dieser Formen aufgestellt ist. 1090. Die ai. Gerundia (§ 108 S. 307) auf -y-h -ty-a, wie d-gam-ya d-ga-tya eigentlich cmit dem Herbeikommen3 1) Der hier angenonimne Zusammenhang mit den lat. Gerundia auf -iich- und den lit. participia necessitate auf -Una- ist mir sehr zweifelhaft geworden. S. § 110'! Anm.
§ 1090—1033.
Verbmn infinitum.
1. Verbalsubstantiva.
1417
(§ 278 S. 632), und die auf -tea, wie sru-tva eigentlich cmit dem Horen3 (§ 108 S. 307, § 279 S. 633f.), waren Instrumentale. Daneben solche auf-ft-7, wie bhu-tvi, die Bartholomae fiir Loc. erklart (Bezzenberger's Beitr. XV 227. 240. 241), dativische auf -tvaya, wie drs-tvaya (s. Bartholomae a. O. 239f.), und accusativische 'adverbiale Gerundia3 wie abhy-a-krama-m cherantretend3. 1091. Als Verbalsubstantiva sind aus dem Ai. noch die in Verbindung mit cahara asa babhuva auftretenden Formen auf -am wie vidam zu nennen. S. § 896, 2 S. 1264f. 1092. Die armenischen Infinitive hatten ein /-Suffix, z. B. ta-l cgeben3 zu ind. ta-m. S. § 76 S. 189, Bugge Etruskisch und Armenisch I 15. 1093. Griechische Infinitive. 1. Ob Formen wie yjx>-ai svepi-ai als Dative von Wurzelnomina gelten und somit den ai. und lat. Infinitiven wie -dj'-e und ag-l an die Seite gestellt werden diirfen, bleibt zweifelhaft. S. § 10SS, 1. 2. Dative auf -o-ai, zum s-Aorist gehorig, z. B. Bsllai. S. § 1088, 2. Thess. aor. ov-ypa^siv (att. ava-ypa^ou) mit ei = ai (I § 96 S. 91) und einem nach der Analogie andrer Infinitive angefiigten -v. 3. Suffix -men-. Dat. -jj-sv-at, loc. -jxsv, z. B. od-|j.evai 8o-[isv. S. § 1088, 3. Durch Umbildung von -fisv nach den Infinitiven wie tpepsiv entsprangen die rhod. Formen auf -(isiv, z. B. 9s-[isiv. Kret. 3d-[j.-/jv war wahrscheinlich Loc. wie od-fiev, mit einer andern Hochstufenform des Stammsuffixes, vgl. av. loc. cas-mqn, s. § 257 S. 611, § 1089 Anm. S. 1415. 4. Suffix -uen-. Dat. kypr. oo-Jsv-ai att. oouvat cgeben', att. drjvai cwehen' aus *a/r r (/)svai (§ 251 S. 606). Formen wie 3ouv (Theognis), ei-eTv (Oropus), lesb. [xe&uofoijv waren vielleicht Locative auf -uen wie av. roip-wan. S. § 1088, 4. 5. Loc. auf -s-en mogen die Infinitive wie att. cpspeiv aus *cpsps-sv gewesen sein. S. § 1088, 5. 6. Unklar sind die dor. und arkad. Formen auf -v wie ap^v dqcqEv. S. Verf. Gr. Gr. 2 §146, 5 S. 175.
J418
Verbum inflnitum.
1. Verbalsubstantiva.
[§1093—1094.
7. Infinitive waren vielleicht die Imperativformen auf -ov (2. sg.), wie syrak. Aaftov (att. Aa,3s) att. ozXiov, s. § 1088, 8. 8. Die medial-passivischen Infinitive auf-a & at. hingen mit den ai. auf -dhyai -dheyaya -dhai -dhe zusammen, s. § 1088, 9, §1089, 12. ei8eo9m z. B. war der Dat. eines Compositums, das aus den Nominalstammen fzioza- (ET8O;) und *dhe- *dh(W. dhe- 'setzen, thun3) bestand (vgl. sTtsa-fidAo; u. dgl. § 29 S. 48f.); genau entsprach ai. srad-dh-e. Nachdem das zweite Glied solcher Formen den Charakter eines Suffixes angenommen hatte, wurde eioeo&ai, mit Riicksicht auf si'oe-tai etc., als el'Ss-o&ai aufgefasst und -a&ou analogisch weitergegeben, so dass es an jeden beliebigen Tempusstamm angesetzt werden konnte. Die speciell medial-pass. Bedeutung kam in die Formen durch Einwirkung der medialen Personalendungen mit 9, -jAS&a -a&e u. s. w. 1094. I t a l i s c h e Infinitive. 1. Dat. von Wurzelnomina, lat. depon. pass, sequ-1 ag-i, s. § 10S&, 1. 2. Dat. auf -s-l -r-i = *-s-ai, lat. depon. pass, da-rl (alat. dad) fer-rl. Loc. auf -s-e -r-e -er-e = *-s-i *-es-i, lat. act. da-re es-se ag-ere. S. § 1088, 2. 3. Im Altlat. und spilter noch in der Dichtersprache begegnen die depon. pass. Formen auf -ier -Her, gleichwertig mit denen auf -I -rl, wie ag-ier da-rier. In § 162 Anm. 2 S. 460 ein Deutungsversuch, dem noch andre von Henry, Miodonski, Miles (s. S. 1411 Fussn.) gefolgt sind; vgl. auch Stolz Lat. Gr.2 S. ;58of. Der Ursprung dieser Formen ist immer noch nicht sicher ermittelt. Anm. Nimmt man im Anschluss an Fr. Muller (Grundr. der Sprachwisg. I l l 2 S. 651) -cr als den Exponenten des Deponens und Passivs, der an die Formen auf -I angesetzt wurde, so miisste man diesen an Formen wie osk. vincter 'vineitur' k a r a l i t e r 'paseuntur' abstrahiert sein lassen; nach dem in § 1082, 1 Bemerkten ist die Annahme statthaft, dass auch das Lateinische einst solche Indicativformen auf -cr hatte.
4. Ein Infin. mit dem Stammsuffix -men- war wahrscheinlich die lat. 2. pi. imper. auf -mim, wie da-mini sequi-mim. S. § 71 S. 155, § 117 S. 350, § 108S, 3.
§1094—1096.]
Verbum infinitum.
1. Verbalsubstantiva.
1419
5. Tiber den lat. inf. fut. auf -turum wie da-turum s. § 900 S. 1268 und unten 7. 6. Infinitivartige Formen waren solche wie are in arefacio, s. § 578 S. 953, § 896 Anm. S. 1265, § 899 S. 1267. 7. Im Umbr.-Samn. ging der inf. praes. act. regelmassig auf -om aus, wie umbr. er-om osk. ez-um 'esse', umbr. fasiu 'facere1 stiplo- cstipulari:> (aus *stipla-om), osk. deikum ^licere3 moltaum cmultare3 fatium cfari\ S. § 60 S. 108, § 1088, 8, § 1103 Anm., Buck Der Vocalismus der osk. Spr. 123, von Planta Vocalismus der osk.-umbr. Dialekte 11 If. 272. Nach Postgate war diese Bildung im Lat. durch den inf. fut. auf -tTirum vertreten, da dieser Ausgang aus *-tu erom zusammengezogen sei, s. § 900 S. 1268. 1095. Das Lat. hatte zwei Supina, auf -tu-m (ace.) und auf -tu (loc), z. B. da-tum da-tu. Jenes auch im Umbr., aseriato c observatum3 (-o(m) aus -u(m), I § 49 S. 43). S. § 1088, 7. tiber das lat. Gerundium mit -ndo- s. § 1103, 3. 1096. Im Irischen erscheinen anstelle der Infinitive der andern idg. Sprachen nomina actionis, die ihren Charakter als echte Nomina nicht aufgaben und namentlich regelmassig das Object (wenn es nachgestellt wurde) im adnominalen Genitiv zu sich nahmen (§ 156 S. 441). Im allgemeinen setzte sich fiir jedes Verbum ein bestimmtes wurzelgleiches Nomen als Infinitivnomen fest, fiir die starken Verba Nomina mit den Suffiven -men-, -ti-, -tu- u. a. (Zeuss-Ebel Gr. Celt. 4S3 sqq., Windisch Bezzenberger's Beitr. II 75, Ir. Gramm. S. 97 ff.), fiir die schwachen in der Regel Nomina mit -tu-, z. B. nertad c das Starken1" zu nertaim 'starke3 (§ 108 S. 309). Am h'aufigsten erscheinen diese Abstracta im Dat. mit do 'zu3, wie mir. do blith c zum Mahlen" (praes. melim), do nertad czum Staiken3, und diese Verbindung nahert sich am meisten dem Infin. der andern europ. Sprachen. tiber den Infin. in den britann. Dialekten, der von dem irischen sich nur unwesentlich unterscheidet, s. Zeuss-Ebel Gr. Celt. 534 sqq.
1420
Verbuiu infinitum.
2. Verbaladjectiva.
[§ 1O'J7—1099.
1097. Ini Germanischen war in vorhistorischer Zeit der Ace. eines Nomens auf -ono- infinitivisch gewoiden, z. B. got. itan ahd. e^an cessen3 = *ed-ono-m, got. dihan ahd- eigan c besitzen, haben3. Nahe verwandt waren die ai. nomina actionis wie ddana-m n. cdas Essen3 und die ir. Infinitivnomina wie mir. blegon m. cdas Melken3. S. § 67 S. 144. 1098. B a l t i s c h - S l a v i s c h . 1. Mit -ti- gebildet waren die Infinitive, im Lit. auf -ti, -te, ira Aksl. auf -ti, z. B. lit. de-ti de-te aksl. de-ti legen, setzen3. Femer die lit. Inf. auf -te (loc), wie dekte dega ces brennt heftig3 (vgl. Leskien Die Bildung der Nomina im Lit. 404). S. § 1088, 6. 2. Das Suffix -tu- hatten die Supina lit. d'etu d. i. de-ty (vgl. opt. 1. pi. detum-bime) aksl. de-tu (ace.) und aksl. detu (loc.), woneben preuss. ace. da-tun -ton und dat. da-twei cgeben3 in der gewohnlichen infmitivischen Function (wie sonst und haufiger im Preuss. die Foimen auf -t, wie da-t). S. § 1088, 7. 3. Ein substantivisches Veibalnomen auf -e in aksl. videachu cich sah3. S. § 903 S. 1272. 2. Verbaladjeetiva. 1099. Nach dem friiher Auseinandeigesetzten ist eine sichre Grenze zwischen den Verbaladjectiva (participia, gerundiva) und den sonstigen Adjectiva nicht zu gewinnen. Wir nennen zunachst solche Suffixe, die in mehreren Sprachzweigen zugleich zur Bildung von Verbaladjectiva dienten. 1. -to-, part, perf., meist passivi. *dhd-to-s cgesetzt, gelegt3: ai. -dhitd-s liitd-s gr.9eTo'-; lat. creditu-s lit. deta-s. Mir. dobreth c datum est3 ai. bhr-td-s cgetragen3. Got. vaurh-t-s av. vars-ta- 'gewirkt 1 . Aksl. ze-tu c gehauen, gemaht 3 ai. ha-td-s c geschlagen3. S. § 79 S. 205 ff., § 140, 3. 4 S. 423 f. 2. -no—eno—o?io-, part, praet., meist passivi. Ai. purnd-s cgefiillt3, alban. iteras (gegisch ban) cgesagt3 aus *%ons-no(G. Meyer Kurzg. alban. Gramm. S. 42 f., Alban. Stud. II 76, III 65 f.), ahd. gi-tan c gethan 3 aksl. o-denu c umgethan, umgelegt3, ags. bund-en aisl. bund-enn got. bund-an-s ahd. gi-huntan
§1099—1100.] c
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
1421
gebunden 3 , aksl. nes-enii c getragen\ S. §65—67 S. 130 ff., § 140, 3 S. 423. 3. -jo-, part. fut. pass. (Geiundivum). Ai. drs-ya-s ddrsiya-s cconspiciendus, sichtbar, sehenswert3, got. un-qep-s c unaussprechlich3 as. im-fod-i 'unersattlich 3 (vgl. auch gr. Sy-to-s Venerandus 3 lat. ex-im-iu-s c eximendus, ausgezeicb.net3). S. § 63 S. 116ff., § 140 S. 424. 4. -tetio-, -tuo- -tuuo-, part. fut. pass. (Geiundivum). Gr. OLurx-Tso-s cwer zu verfolgen ist3 ans *-TS/O-? (hesiod. cpatsio-c aus *<pa-Ts/-io-e?), ai. kar-tavya-s cfaciendus3 (setzt ein *kar-tavavoraus, vgl. infin. auf -tavai § 1089, 16 S. 1416), ai. Mr-tva-s Mr-tuva-s c faciendus\ S. § 61 S. 110, § 63 S. 120, § 64 S. 127f., § 140 S. 424. 5. -lo-. Armen. part. aor. act. und pass., gereal ccapiens, captus 3 zu gerem ccapio', aksl. part, praet. act. I I nes-lu ceiner, der getragen hat3. S. § 76 S. 199f., § 140 S. 423. 6. -ent—nt-, part, praes. aor. fut. act. Ai. bhdrant- gr. rpspcov lat. ferens got. bairand-s aksl. bery Kerens3, lit. vezqs c vehens\ s-Aor. ai. dhdh-s-at- Verbrennend 3 , gr. irs^a? ckochend3. s?o-Fut. ai. da-sya-nt- lit. dial, du-sius aus *-sians hochlit. dusqs gr. OWSOJV c daturus 3 . S. § 125f. S. 370ff., § 140 S. 423, § 491 S. 886 Fussn. 1. 7. -ues- part. perf. act. Ai. ririk-vds- gr. AsAoiu-to; lit. I'tkes 'gelassen habend3, aksl. mlfiz-u cgemolken habend3. S. § 136 S. 4 10ff., § 140 S. 423. 8. -meno- -mono- -mno-, part, med.-pass. Praes. ai. ydjamana-s av. yaza-mna- gr. aCo-ji-cVO-; von W. iag- Verehren3, preuss. po-klausi-ma?ias (i) nom. pi. fern. cerhort werdend 3 . Fut. ai. dd-syd-mdna-s gr. 8u>-od-|xsvo-? von W. do- cgeben3. Perf. gr. SS-OO-JJ-SVO-?. Das dafiir in den themavocallosen Tempora im Ai. auftretende -ana-, z. B. praes. dd-dh-ana-s perf. riric-and-s, war vielleicht aus *-mno- entstanden. S. § 67 Anm. S. 143, § 71 S. 154ff., § 140 S. 423. 1100. Arisch. 1. -to-, part, perf., meist passivi. Ai. kr-ta-s av. kere-taapers. kar-ta- 'gemacht3, ai. av. apers. i-ta- cgegangen3. S. § 1099,1.
1422
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
[§ 1100.
2. -no-, im Ai. neben -to-, wie pur-nd-s = pur-td-s c gefiillt3, bhinnd-s cgespalten3. S. § 1099, 2. 3. -io-, part. fut. pass. (Gerundivum), ai. drs-ya-s ddrsiya-s av. dares-ya- cconspiciendus, sichtbar*. S. § 1099, 3. 4. Ai. -t-ya- statt -ya- (3) hinter wurzelschliessendem kurzem Vocal, wie kr-tya-s cfaciendus\ S. § 63 S. 117. Vgl. infin. i-t-yai neben bhuj-yai § 1089, 12. 14 S. 1416. 5. Ai. -dy-ya- -dy-iya-, part. fut. pass., auf Grund' von Infinitiven auf -ay, wie sravky-iya-s laudandus, loblich5, wonach auch stuseyiya-s ccelebrandus, praedicandus3 auf Grund des Infin. stu-s-e (§ 1089, 2 S. 1415). Vgl. nhd. der zu lobende, ein zu lobender von zu loben. 6. Ai. -tva- -tuva- und -tavya-, part. fut. pass., kdr-tva-s kdr-tuva-s und kar-tavya-s cfaciendus3. S. § 1099, 4. 7. Ai. -anlya-, part. fut. pass., auf Grund der nomina actionis auf -ana-m (§67 S. 141), wie karaniya-s faciendus3 von karana-m cdas Machen3, vgl. gfhamedh-iya-s Adj. von grhamedhd-s 'Hausopfer3, trt-iya-s 'tertius3 (§63 S. 115 £.). Diese Gerundiva wurden erst in der spateren Sprache iiblicher. 8. Ai. -enya- -eniya-, part. fut. pass., wie drseniya-s cconspiciendus', von einem s-Aorist yqs-enya-s ccohibendus3. Diese Form ging vermutlich von Infin. auf -e aus; vgl. iiber -na- als Secundarsuffix im Ai. § 66 S. 134. 9. -ent- -nt-, part, praes. fut. aor. act. Ai. s-dnt- av. h-ant- c seiend, ai. vdha-nt- av. vaza-nt- Vehens3, fut. ai. vaksyd-nt- av. vax-sya-nt- von vac- "'sprechen3, s-Aor. ai. dltdks-at- von dah- Verbrennen3. S. § 1099, 6. 10. -o-, part, praes. act. Ai. pra-mrnd-s czerstorend3 zu ind. -mrnd-ti, av. pereso cfragend3 zu ind. peresa-iti. S. § 198 S. 535. 11. Ai. -u-, part, praes. act. von s-Desiderativen (§ 667 S. 1027 if.), wie dipsu-s cschadigen wollend3 zu ind. dipsa-ti, und von Verba auf dya-ti (§ 794 S. 1150ff., § 795 S. 1153 f), wie bliajayu-fi zu ind. bhajdya-ti. S. § 114 S. 296. Mit den letzteren Participia vgl. die von Denominativa ausgegangnen wie alvayu-s § 105 S. 300.
§1100—1102.]
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
1423
12. Ai. -uka-, part, praes. act., von -u- (11) mittels -hagebildet, wie liksu-ka-s "^mittheilend3 (besonders haufig in den Brahmana's). S. § 88 S. 249. 13. -lies-, part. perf. act. Ai. d-Ht-vds- av. ci-kip-wahzu ind. ai. ci-ket-a cweiss, kennt3. S. § 1099, 7. 14. Ai. -tavant-, part. perf. act., von -ta- (1) mittels -vantgebildet, wie krtd-vant- cfactum habens, ireitoufjXtoV (vgl. das eine im Ax. vorkommende [vl-)verezda-vant- = ai. vrddhdvatit- von vardh- cfordern, erhohen5). S. §127 S. 381, Bartholomae Stud, zur idg. Sprachg. I 14 ff. 15. Ai. -mana- av. -mana- -mna-, part, med.-pass. bei den themavocalischen Stammen. Praes. ai. bhdra-mana-s von bhar'tragen3, av. bareze-mana- bareze-mna- von barz- csich erhohen, hoch sein". Fut. ai. yak-sija-mana-s von yaj- Verehren" av. varesya-mna- von varz- Virken'. S. § 1099, 8. 16. Ar. -ana-, part, med.-pass. bei den themavocallosen Stammen. Praes. ai. dd-dh-ana-s av. da-p-ana- zu ind. ai.
90
1424
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
[§1102—1103
2. -teuo-, part. fut. pass., wie SICDX-TEO-? cwer zu verfolgen ist3. S. § 1099, 4. 3. -ent—nt-, part, praes. aor. fut. act., wie Xsiuwv Amouv Asi'^a? Xsi'^wv zu XstTtto lasse*. S. § 1099, 6. 4. -ues- (-uet-), part. perf. act., wie Ae-Aoi/ir-wc. S. § 1099, 7. 5. -meno-, part, med.-pass. zu alien med.-pass. Indicativen, wie AeiTtd-[i.svo-? Aurd-jisvo-i; Asi<j;a-fjLEVo-; Ast^o-^svo-? Ae-Asifi.jxsvo-?. S. § 1099, 8.
1103. I t a l i s c h . 1. -to-, part, perf., meist passivi (zum Gebrauch dieses Part, bei den lat. Deponentia s. § 79 S. 206 f.). Lat. scrlptu-s, umbr. screihtor pi. "scripti" osk. scriftas pi. cscriptae3. S. § 1099, 1. 2. Lat. -turo-, part. fut. act., wie daturu-s. War vermutlich vom Inflnitiv auf -turum aus entwickelt worden. S. § 900 S. 1268. 3. Ital. -endo-1 part. fut. pass. (Geiundivum). Lat. ferundu-s ferendu-s faciundu-s faciendu-s, juvandu-s, videndu-s, umbr. an-ferener gen. ccircumferendi' pihaner gen. "panda", osk. lipsannam ^perandani". An der in § 69 S. 152 f. gegebnen Deutung (vgl. Bartholomae Stud. z. idg. Sprachg. II 96) bin ich irre geworden, hauptsachlich weil die verglichnen litauischen Participia auf -Unas balt.-slav. Neubildungen sein diirften (§ 1106, 3). Von den mittlerweile neu hinzugekommnen Erklarungsversuchen von Thurneysen, Conway und Dunn (s. S. 1412 Fussn.) scheint mir keiner annehmbar. Anm. Aus den Untersuohungen Weisweiler's (s. a. O.) ergibt sich mit hoher Wahrscheinlickkeit, dass unserm Gerundivum die Bedeutung der zu Tollziehenden Thatigkeit von Anfang an zukam, ferner dass sioh das Gerundium (das in den Denkmalern des Umbr.-Samn. nicht vorkommt) erst aus dem Gerundivum entwickelte, indem man etwa zu virtus colenda est ein colendum est (entsprechend zu patriae defendendae causa ein defendeudi causa) als cmodus impersonalis' hinzubildete (colitur = cultib fit, cultum est = cultib facta est, daher colendum est = cultio facienda est). Da nun die andern idg. Spraehen, so viel man bis jetzt hat sehen konnen, nichts bieten, womit man den suffixalen Ausgang des ital. Gerundivs verbinden diirfte, so ist a priori glaubhaft, dass sich dieses auf italischem Boden auf
§1103.]
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
1425
Grand des infinitivus finalis in ahnlicher Weise entwickelte, wie unser der zu lobende, ein zu lobender auf Grund von zu loben, ai. travuy-iya-s claudandus' auf Grund des inf. *sravai (§ 1100, 5 S. 1422). Hierauf grunde ich folgende Vermutung. Im Urital. verband man die accusativischen Infinitive auf -m wie umbr. fero(m) f asiu(m) mit der Postposition *do oder *de 'zu' (vgl. lat. en-do indu, do-nicum do-nec, av. vaesman-da 'zum Hause hin', gr. %£Tepo-J-8s •/jpiTspov ora, air. do 'zu' ags. to ahd. zuo und zi c zu, s. § 223 Anm. 3 S. 558, Fiok Wtb. I 4 457) im Sinne unsres zu mit Infinitiv. -md- musste schon im Urital. zu -nd- werden (vgl. alat. quan-de umbr. pane u. dgl. I § 207 S. 175), so bekam die Yerbindung mit der Postposition eine isolierte Stellung gegeniiber dem sonstigen Infinitiv auf -m. Zu den Formen auf -do oder -de wurden nun Adjectiva nach der o-Declination gebildet in derselben Weise, wie man z. B. zu sub jugo, ante novissimum, per fidem die Adj. subjugu-s, antenovissimus, perfidu-s schuf (§15 S. 30, § 35 S. 59). Die Auffassung der Formen plendu-s videndu-s Jlandu-s arandu-s hangt davon ab, wie wir uns zu den umbr.-samn. Infinitiven wie osk. f a t i u m 'fari' censaum 'censere' umbr. stiplo{m) 'stipularf (-o(m) aus -a-om contrahiert) stellen. Man kann era t e n s daran denken, diese Infinitive seien Umbildungen von Formen auf -e-m und -a-m naeh der themavocalischen Conjugation. Nach dem im § 487 S. 877, § 578ff. S. 951ff. Dargelegten und im Hinblick auf Infinitive wie av. dqm czu setzen, zu geben' (§ 1089, 1 S. 1415) hatten *ple-m *vide-m *Jta-tn *ard-m im Sinne von plere, videre etc. nichts Auffallendes. In lat. plendu-s arandu-s osk. u p s a n n a m waren also diese alteren Infinitivformen unumgebildet erhalten geblieben. Fur lat, rotundu-s (zu rota) rubicundu-s (zu rubicare Rubied von einem *rubico-) hatte man dann die Infinitive *roto-m *rubico-m (vgl. aegro-tu-s) vorauszusetzen; rotundu-s aus *rotondo-s wie latrunculu-s aus *latron-culu-s. Ltod der Umstand, dass arandu-s videndu-s neben den part, praes. arant- vident-, aber *ferondo-s fferundu-s) neben ferent- lag, hatte, und zwar sehon in urital. Zeit, die Neubildung ferendo-s ins Leben gerufen. Z w e i t e n s liesse sich denken, osk. f a t i u m censaum seien schon im Urital. als *-e-j,om *-a-\om (vgl. 1. sg. praes. auf *-e-io *-a-io] vorhanden gewesen1) und man habe dem entsprechend auch -e!i)on-do- -a{i)on-do- gehabt (vgl. lat. faciundu-s zu umbr. fasiu(m) 'facere'). Dann hatte das Verhaltniss von *ferondozu dem Participialstamm *feront- (vgl. emit- u. dgl. § 126 S. 376) nicht nur die Form ferendo- nach ferent-, sondern auch arando- videndo- nach arant- vident- veranlasst. In diesemFall ergibt sich fur rotundu-s rubicundu-s2) 1) Dann ergabe sich auch eine einfache Deutung fur umbr. suboco in der Formel sobocau suboco 'ich flehe flehentlich an'. Es ware ein Infin. wie lit. dehte in dehte dega 'es brennt hell auf (vgl. § 473 Anm. S. 852 f.) gewesen. Doch vielleicht nicht ein Ace. aus *-a-jp-m, sondern ein Instr. aus *-a-ip ('mit Flehen'). Zu dem Ausgang der 1. sg. subocau s. § 980 S. 1338. 2) Was mit der Anknupfung der Formen auf -cundu-s an das griech. •/.-Perfect (s. Weisweiler S. 41, Johansson Beitr. z. griech. Sprachk. 91 f.) gewonnen wird, sehe ich nicht. 90*
1426
Veibum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
[§1103—1104.
eine einfaehere Erklarung: sie gehorten zu rotare rubicare, waren lautgesetzlich aus *rotdli)ondo- *rubica(i)ondo- durch die Mittelstufe *rotondo*rubicondo- (vgl. 1. sg. roto aus *rota-{i)o) hervorgegangen (rotundus urspriinglich 'was herumzurollen geht, rollbar') und hatten gegenuber rotandu-s rubicundu-s die urspriingliche Geatalt des Infin. festgehalten, weil sie frfihe reine Adjectiva wurden. Von diesen beiden Auffassungen scheint mir die zweite den Vorzug zu verdienen. Die lat. Adjectiva auf -bundu-s konnen, wie furibundu-s (zu furere) pavibundus (zu pavere) u. dgl. zeigen, mit dem 5-Futurum nicht unmittelbar verbunden werden. Wenn man nioht von Nomina mit Suffix -bho—bha(§ 78 S. 203 ff.) auszugehen hat, empfiehlt es sich am meisten, Composita mit -bhu-o- (von W. bheu- 'werden, sein', vgl. ai. d-bhv-a-m) als zweitem Glied zu Grunde zu legen, denen man die ai. Composita wie valia-dhyai (§ 10S9, 12 S. 1416) zu vergleichen hatte.
4. -ent—nt-, part, piaes. act. Lat. prae-sens osk.prae-sentid 'piaesente3, lat. sedens urnbr. zeref serse csedens\ S. § 1099, 6. 5. Das part. perf. act. mit -ues- muss im Umbr.-Samn. noch lebendig gewesen sein, da mit ihm das futurum exactum, z. B. umbr. dersicust 'dixerit3, gebildet wurde, vgl. auch osk. sipus csciens3. S. § 136, S. 417, § 872 S. 1241, § 1099, 7. 1104. K e l t i s c h . 1. Fiir das im praet. pass, wie mir. do-hreth cdatum est^ enthaltne -to- des part. perf. (pass.) trat -te -the ein, das durch Anfiigung von -?o- an -to- entstand, z. B. air. brithe brethe c gebracht\ Das Cymr. hat anstelle von -to- den Ausgang -{e)tic d. i. -t-ico-. S. § 79 S. 219 f., § 1099, 1. 2. Air. -ti -thi1), part. fut. pass. (part, necessitatis), z. B. messi ciudicandusJ carthi carthH camandus3. Ncymr. cara-dwy corn, cara-dow. Anm. Uber dieses Part, hat zuletzt Asooli Sprachwissensehaftl. Briefe 76 ff. gehandelt, ohne zu einem gesicherten Resultat zu kommen. Thurneysen bemerkt mir: "Ich weiss keine plausible Erklarung. Ir. -thi lasst keine Endung auf ursprungl. -os -a zu. Das Brittische zeigt im Auslaut den Diphthong, der sich in Stammsilben aus ei (oder in Lehnwortern aus e, entwickelt hat, z. B. abret. in-aatoe gl. 'ineundum' (Wurzel ag-) ncymr. caradwy 'amandus'. Das Suffix hatte vielleicht urspriinglich auch bei primaren Verben ein a vor dem Dental, vgl. britt. 'aga-toi, ir. beihi aus 'biathi 'zu schneiden' neben part. pass, bithe (dieses beihi habe ich Kuhn's 1) Der angebliche Ausgang -U -tin. beruht auf dem einmaligen Sehreibfehler denti statt denti ('faciendum').
§1104 — 1106.1
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
1427
Zeitschr. XXXI 92 unrichtig beurtheilt), for-canti (zu lehren' aus *-canathi. Der Anschluss an den Stamm des part, pass., der sioh im Ir. bei den primaren Verba vollzog, ware dann etwas secundares; er iat im Altirischen nicht durchgefuhrt. Man kame auf etwas wie *-ateivis als urspriinglichen Ausgang." 1105. Germanisch.
1. -to-, part, peif., meist pass., bei den sogen. schwachen Verben und denjenigen starken, die ein schwaches Prateritum bildeten (§ 907 S. 1274). Got. salbo-p-s ahd. gi-salbo-t cgesalbt3, got. vaurh-t-s ahd. gi-worht -woraht 'gewirkt3. S. § 1099, 1. 2. -no- -eno- -ono-, mit derselben Function wie -to- (1), nur bei starken Verba. Ahd. gi-tan 'gethan11, ags. bund-en aisl. bund-enn got. bund-an-s ahd. gi-buntan gebunden^ (§ 65 S. 130, § 67 S. 142. 144). S. § 1099, 2. 3. -?'o-, part. fut. pass., scheint fiir die alteren Zeiten der german. Spiachgesohichte als Participialsuffix bezeiehnet werden zu diirfen, z. B. got. un-qep-s 'unaussprechlich3, as. un-fodi \mersattlich3. S. § 1099, 3. 4. -nt-, part, praes. act. Got. kiusa-nd-s ahd. chiosanti c priifend, wahlend3 (§ 126 S. 377). S. § 1099, 6. 1106. B a l t i s c h - S l a v i s c h . 1. -to-, part, perf., meist. pass. Im Lit. in alien Verbalclassen lebendig, z. B. suk-ta-s 'gedreht'. Irn Aksl. dagegen in beschranktem Gebrauch, z. B. zq-tu cgehauen, gemaht3 (§ 79 S. 222 f.). S. § 1099, 1. 2. -no- -eno-, mit derselben Function wie -to- (1), im Aksl. weit gewohnlicher als dieses, z. B. danii "gegeben3 nes-enu cgetragen (§ 67 S. 142. 145). S. § 1099, 2. 3. Von den Participien auf -to- (1) wurde im Lit. und Slav., von denen auf -no—eno- (2) im Slav, mittels -nno- lit. -ina- aksl. -mo- ein part. fut. pass, gebildet, z. B. lit. siiktina-s cwer zu drehen ist' pri-jetmu cannehmlich, angenehm3, aksl. ne-iz-d-rec-enmu 'unaussprechlich3. Nach dem von Leskien Die Bildung der Nomina im Lit. 255 f. Bemerkten glaube ich jetzt die Zusammenstellung des lit. -tina- mit dem apers. Infin. auf -tanaiy und dem Iat. Gerundivum auf -ndo- (§ 69, 2 S. 151ff.)aufgeben zu miissen.
1428
Verbum infinitum.
2. Verbaladjectiva.
[§1106.
4. Aksl. -lo~, sogen. part, praet. act. II, z. B. nes-lu in neslii jesmi cich habe getragen' (§ 903 S. 1272). S. § 1099, 5. 5. Apreuss. -mana-, pait. praes. pass.: madias poklausimanas ast cdie Bitten werden erhort\ S. § 1099, 8. 6. -mo-, part, praes. pass, im Bait, und Slav., femer part, fut. pass, im Bait. Lit. veza-ma-s aksl. vezo-mu cgefahren werdend3, lit. fut. veszi-ma-s. Hierzu das lit. sogen. part, praes. act. II auf -da-ma-s, wie suk-dama-s "clrehend*, das in naherer Beziehung zum Imperf. auf -davau (§ 908 S. 1275) stand und urspriinglich medial (deponential) gewesen sein muss. Vgl. umbr. p e r s n i h - m u 'precamino3, § 72, 1 S. 156. 7. -ent- -nt-, paTt. praes. fut. act. Lit. vezus aksl. vezy Vehens3, lit. fut. dial, veszius aus *veszians, hochlit. veszes (aksl. bysqsteje bysqsteje cfutumm, TO JXSAXOV3). S. § 1099, 6. 8. -ues-, part. perf. act. Lit. miVi-qs aksl. niluz-u cgemolken habend3. Im Lit. femer im sogen. part, imperf. act. auf -daves, zu dem ind. auf -davau (§ 908 S. 1275) gehorig. S. § 1099, 7.
Berichtigungen und Nachtrage. Band I. <S. 22 Z. 2 o. u. lies: den festen Vocaleinsatz. —• S. 23 Z. 3 v. u. lies pitrsu statt pitv-su. — S. 33 Z. 7 v. u. lies W. bhai- statt W. bhejr-. •— S. 34 § 32 Z. 3 lies ags. twi- statt ags. tvi-. — S. 34 § 32 Z. 5 lies 'TfSpesra; statt 'TPpeora?. — S. 36 Z. i v. u. lies liccian statt licjean. — S. 39 § 38 Z. 2 lies § 41 statt § 40. — S. 46 Z. 6 v. u. lies musaka- statt musaka. — S. 47 Z. 2 v. o. lies ags. brit statt ags. bru-n. — S. 54 Z. 10 v. u. lies undecim statt undecim. — >S. 59 Z. 3 v. u. lies eu, eo statt eo. — S. 60 § 65 Z. 5 lies air. cethir statt ai. cethir. — S. 64 Z. 6 v. o. lies id statt t'id. — S. 65 § 74 Z. 5 lies air. rl statt ai. ri. —• S. 6'7 § 77 Z. 3 lies band statt band-. — S. 72 Z. 3 v. u. lies christlichen statt vorchristlicheu. — S. 78 Z. 10 v. u. lies lais praeteritopr. cioh weiss' statt leisan 'erfahren . — S. 83 Z. 4 v. o. lies v-'ena-s statt v-ena-s. — S. 63 Z. 8 v. u. lies tu-r statt tur. — S. 85 Z. 4 v. o. lies fveo-jAY) statt •(ui-ix.rj. — S. 87 § 92 Anm. Z. 2 lies asma statt ds'ma. — S. 90 Z. 2 vor § 95 lies coreji statt core]). — S. 97 Z. 11 v. o. lies stpepe-xav statt Ipeps-Tav. — S. 97 Z. 16 v. o. lies gibdi statt gibai. — S. 101 § 109 Z. 13 lies std- statt stlw-. — S. 103 Absatz d Z. 4 lies W. sta- statt W. std. — S. 104 Z. 4 v. o. lies ahd. staren mhd. starn 'starren' statt mhd. star ' Starr'. — S. Ill Z. 7 v. o. lies *pdtr-i%p-s statt *patr-iio-s. — S. 116 Z. 13 v. o. lies gaf). yehya statt ga{). yehya. — S. 124 Z. 2 v. o. lies prlncipium statt principium. — S. 125 Z. 11 v. u. lies *iounho-s statt *jpunko-s. —S. 135 Z. 6 v. u. lies W. peili- statt W. peik-. — S. 136 Z. 6 v. u. lies lit. ai statt lit. ei. — S. 136 Z. 4 v. u. lies v-ena-s statt v~b'na-s. — S. 138 § 151 Z. 6 lies gi-wahannen statt gi-wahan. — S. 141 Z. 5 v. o. lies sxato|x-Poto-; statt Ev.aTQii-floio-s. — S. 157 § i79 Z. 2 lies au (nom. pi. awi) 'Schaf statt awi omci cSchaf. — S. 161 § 184 Z. 3 lies aswina-n statt aswina-m. — S. 182 Z. 2 v. u. lies anda-numti- statt ana-numti-. — S. 183 Z. 8 v. zi. lies aus gen. pi. statt aus. — S. 184 Z. 2 v. u. streiche: anado — Gefuhl'. — S. 194 Z. 12 v. o. lies *tn-neti- *tn-nu- statt *tn-neu- *tn-nu~; ebenso ist auf derselben Seite in Z. 17. 18. 20. 21 v. o. und Z. 5 v. u. n fur n zu lesen. — S. 194 Z. 4 v. u. lies zur Bedeutung statt zu Bedeutung. — S. 195 Z. 10 v. o. lies Anm. 2 statt Anm. —• S. 200 § 234 Z. 3 lies ai. statt war. — S. 209 Z. 19 v. o. lies va- statt vi- — S. 213 Z. 19 v. o. und S. 269 § 333 Z. 5 lies Jlewen Jlauwen Jlouwen statt Jlaioen. — S. 215 Z. 9 v. o. lies ur- statt ur-. — S. 216 Z. 2 v. u. streiche: a3. thrimman 'springen, hupfen'. —
1430
Berichtigungen und Nachtrage.
S. 220 Anin. Z. 2 und S. 438 Z. 3 v. o. lies ams statt amsa. — S. 223 Z. 7 v. o. lies |j.up|Aupeiv fAopjj.opsi'j statt (xupfxipsiv fiopfiupetv. — S. 224 Z. 5 v. li-
lies rawer statt rawer. — S. 225 Z. 12 v. o. und S. 231 Z. 5 v. u. ist ai. mihird- cWolke' zu streichen, da es pers. Lehnuort (pers. mihir) war. — S. 229 Z. 5 v. u. lies *pdter- statt *pater-. — S. 231 Z. 3 v. o. lies -r : -r statt -r : -r. — <S*. 243 Z. 2 v. u. lies ai. irmd-s statt Irmd-s. — S. 244 Z. 11 v. o. lies lat. statt lit. — S. 250 Z. 4 v. o. lies *brannita statt *brannita. — S. 250 Z. 3 v. u. lies mir. statt air. — S. 254 Z. 13 v. u. lies *zdhi statt *zdhi. — S. 259 Z. 10f. v. o. lies aj-yd-te statt aj-yd-te. — S. 264 Z. 5 v. u. lies fater statt fatar. — S. 267 § 328 Z. 4 lies sap statt scef. — S. 272 § 339 letzte Zeile lies 'pistrinum' statt 'pstrinum1. — S. 277 § 354 Z. 8 streiche av. scindayeiti. — S. 280 Z. 2 v. o. lies Horn, OTTTCOJ; lesb. oTTTtio; statt Horn. lesb. omrro;. — S. 282 Z. 4 v. o. lies *atqu. statt *acqu. — S. 283 Anm. 3 Z. 2 lies: das inlautende r der Formen. •— S. 290 in der Tabelle vor § 381 unter Lit. lies sz statt s. — S. 291 Z. 4 v. u. lies § 507 Anm. statt § 282. — S. 29i § 389 Z. 6 lies zafd-i-s statt zar-di-s. — S. 297 Z. 16 v. o. lies bokkr bukkr statt bokke bokki. — S. 297 Z. 7 v. u. lies Spirawten statt Spirantnn. — S. 298 Z. 4 v. o. lies § 400 statt 400. — S. 306 Z. 7 v. u. lies jeszkoti statt jeskoti. — S.315 § 427 Z. 15 lies mejAnaS- statt r.vnrA-. — S.31T Z.5 v. o. lies hweol hweowol statt Mveohl hweohol. •— S. 321 Z. 3 v. o. lies kan-kle's statt kan-klcs. — S. 32J Z. 6 v. o. lies § 431 a statt 431 a. — S. 327 § 437 Z. 2 lies: ir. brit. b im Anlaut und in der Verbindung ng. Das in § 438 b genannte air. imb cymr. ymen-yn ist in § 437 a am Schluss zu nennen. — S. 332 Z. 14 v. o. lies as. giiilea statt ahd. gundea. — S. 336 § 451 Z. 10 lies y_spvip-a statt yep-vip-a. — S. 340 Z. 15 v. u. lies vlesti statt vles'tu. — S. 341 § 463 Z. 11 lies amd. statt andd. — S. 345 Z. 16 v. o. lies ktausaii statt klausau. — S. 345 Z. 14 v. u. lies *gnd- statt gnd-. — S. 347 Z. 15 v. u. lies yudbhis statt yudbhi-s. — S. 352 Z. 13 v. u. lies skhaid- statt sqhajd-. — S. 353 Z. 6 v. o. streiche das Beispiel av. scindayeiti. — S. 355 Z. 11 v. o. streiche ai. chind-mds 'wir sohneiden'. — S. 358 Z. 6 v. u. lies *dididhi fur didflhi. — S. 362 Z. 1 v. o. lies 497 statt 479. — S. 371 § 503 Z. 11 lies dl-duco statt di-duco. — S. 372 Z. 4 v. o. streiche umbr. T r u t i - k n o s . •— S. 382 Z. 4 i>. o. lies 'manug, Hand1 statt 'rnanus hostium'. — S. 386 Z. 12 lies *huz(ta->i statt huzda-n. — S. 390 Z. 1 v. o. lies tiuha statt tiuhu. — S. 397 Z. 8 v. o. lies C h r o n o l o g i e statt C h r o n o l g i e . — S. 400 Z. 3 v. u. lies 'schaben, kratzen' statt cgraben\ — S. 402 § 547 Z. 8 lies *uizdi statt *uezdi. — S. 402 Z. 1 v. u. seize ( vor zunachst. — S. 405 Z. 12 v. o. lies steigh- statt steigh-. •— S. 405 Z. 17 v. u. lies tohter statt tohtar. — S. 406 Z. 3 v. u. lies § 475 statt § 474. — S. 408 Z. 1 und 3 v. o. streiche av. scindayeiti und lat. caedo, Z. 4 lies W. skhait- skhaid- statt W. sqhajtsqhaid-. — S. 409 Anm. 1 Z. 7 lies § 469, 6 statt § 496, 6. — S. 421 Z. 12 v. u. lies sna'jik- suaxi(j- statt sydFik- suaTig-. — S. 424 Z. 1 v. u. lies parsni-s statt prir'sni-ts. — S. 428 § 570 Z. 8 lies nuru-s statt nuru-s. — S. 133 Z. 2 v. o. lies snis-U-s statt srus-ti-s. — S. 435 Z. 8 v. u. lies: ahd. er 'Erz' aisl. eir 'Kupfer'. — <S'. 451 Z. 11 v. u. TJber ahd. Zios- u. s. u\ s. iStreitberg Idg. Forsch. I 514, Zur germ. Sprachgesch. 72. •— S. 461 Z. 14
Berichtigungen und Nachtrage.
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v. u. lies: oder es wird elidiert. — S. 465 Z. 6 v. o. lies noch statt nach. — 8. 466 Z. 9 v. o. lies *jet5i statt *ySboi- — 8. 468 § 621: urgerm. *fqx°> noch nicht *faxo. — S. 468 § 621 Z. 11 f. lies ags. tear (aus *tahur) ahd. zahar statt got. tagr. — S. 469 Z. 14 v. u. lies 84 statt 73. — S. 470 Anm. 1 Z. 4 lies hmf statt hnif. — S. 470 Anm. 1 Z. 15 lies 'furchtlos* statt 'fruehtlos\ — 8. 476 Z. 12 v. o. streiche: nom. sg. T r u t i - k n o s 'Druti filius' vgl. lat. prwignu-s,. — S. 478 § 636 Z. 7 streiche den Satz: F u t . 2. pi. drste etc. — S. 484 Z. 11 v. o. lies *6mtj&[o-&]EMcxp statt *6mc8[o-o»]e'wp. — 8. 492 Z. 1 v. u. lies: Anm. S. 198f., § 645 S. 491. — S. 498 Z. 18 v. u. lies § 473 statt § 474. — S. 502 § 654, 2 Z. 2f. streiche o5Xo-s 'kraus' aus *fo\so-c,. — S. 507 Z. 15f. v. o. streiche: T r u t i k n o s 'Druti filius. — S. 508 Z. 15 v. o. lies riefen statt rief. — S. 522 Z. 7 v. u. lies *Sa^a% statt *da^o%. — S. 524 Z. 6 v. u. lies 'vorher' statt 'voran'. — S. 526 Z. 8 und 7 v. w. lies venas statt venas. — S. 548 Z. 7 v. o. lies auf den statt auf dem. — S. 551 § 681 Z. 8 lies existumamus statt existum&mus. •— S. 556 § 657 Z. 6 lies fater statt fatar. — S. 558 Z. 1 v. u. lies westgerm. statt urwestgerm. Band II. S. 4 Z. 4 v. o. lies: bei lat. magnopere aus magno opere die Vocalverschleifung (vgl. I § 655 Anm. 1 S. 504). — S. 25 Z. 11 v. o. streiche: illyr. Ves-cleves-is bis Beitr. IX 94 f. — S. 25 Z. 1 v. u. lies nomen-cldtor statt nomen-clator. — S. 39 Z. 17 und 18 v. o. lies -yogas. — S. 68 Z. 20 v. o. lies nadel-cere statt nadel-cere. — S. 69 Z. 16 v. u. lies 57 f. sto^57f.). — S. 80 Z. 9 v. u. lies kriivo-prolitije statt hruvo-politije. — S. 95 Z. 19 v. o. lies ddme-dame statt pdme-dame. — S. 96 Fussn. Z. 12 lies comparationis statt comparationum. — S. 106 Z. 5 v. o. lies gij-a statt giy-a. •— S. 109 Z. 10 v. o. lies: teig m. aiel. deig n.
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Berichtigungen und Nachtrage.
streiche: und les-c. — S. 248 Z. 16 v. u. lies ahd. frank, statt ahd. — S. 250 Z. 10 v. o. liesj,. 251 f. statt S. 151 f. — S. 268 § 95 Z. 2 lies Ai. ag-ni-s statt ag-ni-s. —• S. 211 Z. 12 v. u. ist das Beispiel av. maoiri-h zu streichen. S. 277 Z. 3 v. u. lies yeiiat-t; statt tyeuoi-5. — S. 283 Z. 15 v. o. lies s. I § 207 statt s. § 207. — S. 284 Z. 18 v. o. lies 'Ohr' statt cHoren'. — S. 298 Z. 16 v. o. streiche: ags. fealo = urgerm. *fal-u. — S. 301 Z. 10 v. u. lies stMnu-s statt dhami-s. — S. 308 Z. 7 v. o. lies: waren alle fern, ausser cpT-TU-; cErzeuger und. — S. 315 Z.2 v. o. lies: nom. sg. -eu-i. — S. 323 Z. 16 v. o. lies aksl. statt akl. — S. 324 Z. 7 v. o. lies tribris-in-e statt tribisin-e. — S. 325 Z. 11 v. u. lies voc. %6-ov statt ace. xu-ov-a. — S. 328 Z. 9 und 8 v. u. streiche: "EXX-TJV- "EXX-7]v-a -YJV-O?; femer
Z. 7 v. u. streiche den
Satz: Dazu kommen u. S. w. — S. 331 Z. 16 v. u. lies: (St. nnb-en-} n., ahd. — S. 332 Z. 5 v. o. lies An-u statt An-u. — S. 333 Z. 18 v. o. lies Gutones Semnones Herminones statt Teuton-es. — S, 340 Z. 13 v. u. lies -ten- statt -ion-. — S. 351 Z. 15 v. o. lies: zu Gunsten des Masc. ausgegliehen. Das Neutr. nur im Got. u. s. w. — S. 356 Z. 1 v. o. lies data statt Sat'a. — S. 357 Z. 3 v. o. lies nom. sg. statt nom. — S. 359 Z. 9 v. u. lies aksl. statt av. — S. 361 Z. 4 v. u. lies datdrau statt datarau. — S. 368 Z. 4 v. u. lies hebes statt hebes. — S. 369 Z. 12 v. o. lies cing statt cing-. S. 370 Z. 6 v. o. lies § 136 statt § 176. — S. 378 Z. 3 v. o. lies allvaldand-s statt all-ivaldand-s. — S. 379 Z. 3 v. o. lies danguje statt danjuge. — S. 389 Z. 7 v. u. lies TTOXU^YJTIV statt •noX6-[i7)Tiv. — S. 392 Z. 1 v. u. lies 405 statt 425. — S. 401 Z. 2 v. o. ties suoj^-isto statt subft-isto. — S. 401 Z. 15 v. o. lies begriffen statt begiffen. — S. 402 Z. 6 v. o. lies -Io(o)- statt -I(o)s-. — S. 411 Z. 1 v. o. lies sah-vds- statt sah-vds-. — <S'. 423 Z. 9 v. o. lies vgl. 3 statt vgl. 4. — S. 431 Z. 5 v. u. lies den Pr. statt der Pr. •— S. 456 Z. 10 v. o. lies Ai. jya- statt jya-. — S. 467 Z. 3 v. o. lies got. *frdujo statt *got. frdujo. — S. 469 Z. 2 v. o. lies II § 34 statt I § 34. — S. 479 Z. 17 V. u. lies *penqe- statt *penqc. — S. 490 Z. 7 V. u. lies *prisastema- statt prisastema-. — S. 493 Z. 17 lies *-kmtstmmo- statt *-Jimftmnw-. — S. 509 Z. 12 V. o. lies falpan statt faltan. — S. 5?5 Z. 17 v. u. lies bezeichnen statt hezeichnen. — S. 528 Z. 2 v. u. lies Analogie statt Analgie. — S. 536 An in. 1 Z. 5 lies Bartholomae's statt Bartholmae's. — S. 539 Z. 15 v. o. lies I § 676 statt § I 676. —'S. 548 Z. 1 v. o. lies hvo statt po. — S. 550 § 227 Z. 2 lies -i-m statt -im. — S. 557 Z. 10 v. u. Met neben -u. statt neben -u,. — #. 562 Z. 10 v. o. lies I § 163 statt I 163. — S. 590 Z. 8 v. u. lies auf *-oi statt auf -oi. — S. 594 Z. 12 v. o. lies S. 586 statt S. 585 f. — S. 614 Z. 6 v. o. lies ^aXy.eus VOJAEUS statt
yaXxeus
TtTre'Ji. — S. 622 Z. 13 v. u. lies mlxJr statt nwdr. — S. 633 § 278 letzte Zeile lies nach statt noch. — S. 637 Z. 3 v. u. S. 782 § 421 Z. 13 ist ai. sanemi als allzu unsicher zu streichen. — S. 638 Z. 2 v. o. lies hnfetum statt hofdum. — S. 665 Z. 7 v. u. lies S. 517 statt S. 527. — S. 670 Z. 5 v. u. lies § 611 statt § 610. — S. 676 Z. 3 v. o. lies -a -a statt -a a. — S. 679 Z. 16 v. to. lies -b statt 5. — S. 682 Z. 16 v. o. lies ^'e-Stamme statt ieStammen. — S. 689 Z. 19 v. o. lies Urbalt.-slav. statt Bait-Slav. — S. 700 Fussn. 1 Z. 4 streiche: auch nicht durch V. Henry Mem. VI 377. — S. 705
Berichtigungen und Nachtrage.
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Z. 2 v. u. lies G r i e c h . statt G r i e h . — 8. 719 Anm. Z. 4 lies w* hat statt hat u\ — 8. 726 § 395 Z. 8 lies § 114 S. 329 statt § 144 S. 329. — 8. 728 Z. 5 v. u. lies § 379, 2 statt 379, 2. — 8. 757 unter Altisland. im nom. eg. lies sy-r statt sy-r. — 8. 774 § 414 Z. 8 lies § 416 statt 416. — S. 794 § 432 Z. 12 lies hgffium statt hgfdum. — >S'. 799 im Colwmnentitel lies: von der Declination der geschlechtigen Pronomina. — 8. 803 § 436 Z. 8 lies Anm. 3 statt Anm. 2. — S. 818 Z. 1 v. u. lies *moj. statt *mon. — S. 821 Z. 20 v. o. lies cc[itv statt dfxtv. — S. 823 Z. 5 v. u. seize Kornma nach im. — 8. 828 Z. 3 v. u. lies fr(ji-Tspo-e. — 8. 839 Fussn. Z. 3 fiige hinzu: F r a n z S c h u l t z De obsoletis coniugationum Plautinarum formia, Konitz 1864. — £. 540 Z. 15 v. u. vor S c h l e i c h e r fiige hinzu: R o s e n b e r g e r Das lettische Verbum, aufs neue dargestellt, Dorpat 1843. — S. 852 § 472 Anm. fiige am Schluss hinzu: Ferner fasst Johansson De deriv. verb, contr. 187, Bezzenberger's Beitr. XIII 125 das ai der got. Perfeota wie rai-rop sai-so als langes (offnes) e. Der von ihm angenommene Lautwandel scheint mir aber nicht geniigend begriindet. — 8. 857 Z. 17 v. o., S. 1241 Z. 11 v. o. tilge umbr. s t i t i s t e t e i e ( n ) s (vgl. Thurneysen KuMs Zeitschr. XXXII 559ff.). — S. 868 Fussn. 1 Z. 17 fiige hinzu: J. P. J a n z o n De aoristo, Lund 1843. — S. 869 Fussn. Z. 9 fiige hinzu: S t r e i t b e r g -i- in der Verbalflexion, Paul-Braune's Beitr. XIV 224ff.— S. 870 Fussn. Z. 3 fiige hinzu: C. F. L o r e n z De vestigiis deoem classium verbi Sanscritici in Graeci verbi formis apparentibus, Regim. 1868. — 8. 891 Z. 1 v. u.: Zu fenestra scheint auch fons font-is, ursprunglich 'Offnung (vgl. armen. bana-m cich ofihe'), zu gehoren (B. Maurenbrecher Fleckeisen's Jahrbb. 1892 S. 199). Vgl. mon-t- neben pro-mined. So lasst sich auch die Herleitung des zweiten Theiles von 'Apyet-cp6vrr]<; von (fa'iMm (Roscher Hermes der Windgott 94ff., Lexikon d. gr. u. rom. Myth. I 2386) sprachgesetzlich rechtfertigen. — S. 923 hinter Anm. fiige man 1. und S. 924 hinter Anm. fiige man 2. hinzu. — 8. 933 Z. 23 ff. v. o. Dieeelbe Erklarung des b von ai. pi-b-a-ti gibt auch Johansson Idg. Forsch. II 8 ff. Er vermutet aber Ubergang von p in b nicht nur vor den (ZA-Suffixen, sondern auch vor den mit m und n [n) anlautenden. — 8. 1012 Z. 8 v. u. lies -nuu-o statt -nuu-o-. — 8. 1025 Z. 5 v. u. tJber accerso s. jetzt auch Thurneysen Kuhris Zeitschr. XXXII 571 f. — S. 1036 Z. 3 v. u. fiige hinzu: Verbindet man priska mit lat. tero (Benfey Griech. Wurzellex. II 263), so liesse es sich als *tresko mit apers. a-r-asa-m gr. dp-saxcn u. s. w. (§ 669 S. 1029 f.) zusammenstellen. Endlich scheint auch got. ga-vrisqa ' trage Frucht, TeXeacpopS' hierher zu stellen, das von Diefenbach Vergleich. Worterb. d. got. Spr. I 241 mit ags. wrulan rwachsenD und ai. vardh- 'wachsen' verbunden wird. — S. 1039f. § 680 und 681. tfber die ai. sphuta-ti, vcsta-te und cesta-ti vgl. Johansson Kuhris Zeitschr. XXXII 469 ff. — 8. 1043 § 686. Die lit.-lett. Verba auf -tu werden von Johansson Kuhris Zeitschr. XXXII 507 ff. sehr ansprechend als auf Qrund von Medialformen der 3. sg. auf -s-to entstanden gedeutet, z. B. 3. sg. rhnsta aus ^rtn-s-to, vgl. ai. s-Aor. a-rq-s-ta; vielleicht auch Formen ohne -«-, wie vifsta = *urt+to, vgl. ai. d-vrt-ran. Nachdem die Injunctivformen rhnsta virsta mit be'ga suka (s. § 999, 2 S. 1350) paralle-
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Berichtigungen und Nachtrage.
lisiert waren, entstanden rhnstu virstic nach begu sukii u. s. w. •— S. 1046 Z. 1 v. u. fiige hinzu: Formen mit dem Determinativ & bespricht jetzt Johansson Idg. Forsch. II 42 ff. 46 ff. — S. 1055 Z. 19 v. o. seize : nach so. — S. 1061 Z. 13ff. Hiemi auch lat. fi-liu-s mid alban. bin ckeime'. S. G. Meyer Alban. Stud. I l l 33, der jedooli unriehtig, wie mir scheint, eine c Wurzel' bhl- neben bhu- ansetzt. — S. 1064 Fussn. 1 fuge hinzu: Streitberg Zur germ. Sprachgesch. 73 ff. — S. 116'2 Z. 6 v. o. lies no-m-moidim statt no-m-moidim. — S. 1250 § 553 Z. 8 fuge hinzu: Uber Johansson's Ansicht, dass das got. ai als langer Vocal zu lesen sei, s. den Nachtrag zu S. 852 § 472. — S. 1275 Z. 16 v. o. Zu got. mun-dvs = ai. ma-thas vgl. jetzt Streitberg Zur germ. Sprachgesch. 79. — S. 1295 Z. 1 v. u. fiige hinzu: Vgl. jetzt Streitberg Zur germ. Sprachgesch. 73 f., wo habais habui als Optat. mit Suffix -ie- angesehen wird. — <S'. 2332 Z. 6 v. u. fiige hinzu: J. T h o r k e l s s o n Personalsuffixet -in i forste Person Ental hos norske og islandske Oldtidsdigtere, Ark. for nord. filol. VIII 34 ff. — S. 1371 § 1029 Z. 5 fiige hinzu: Dem got. bairbs zulieb *beroues als idg. Grundform anzusetzen (Streitberg Zur germ. Sprachgesch. 108) erscheint mir bedenklich.
Band II S. 9-11 Z. :i v. u. Anders uber ni-sanhasti Caland Kuhn's 590 f. — S. 1007 § 63.9. J. Schmidt Kuhns Zeitschr. Zeitschr. XXXII XXXII 377 ff. sucht nachzuioeisen, dass op—ju-p.t Gtop-w-fu aus *dp-vii-fu *GTap-vjij.i = ai. r-no-mi str-no-mi entstanden seien. Dieser Versuch ist m. '
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E. nicht gelungen. — <S'. 1101 § 755. Zum futurum Doricum s. jetzt Solmseit Kulin's Zeitschr. XXXII 546 ff. — S. 1328 § 968, 2. -fun auch in av. iicqm 'soil verkiindet iverden. Da itn Ai. -dm mir bei Verben vorkommt, deren 3. sg. -ind. die Endung -e neben -te aufweist, so liegt die Ycrmutung nuhe (uorauf mich mein Zuhorer Herr E. Kleinhans aufmerksam machtj, dass z. 3. duhiim neben duhe gestellt toorden sei nach dem Ycrh'dltniss von dugdhnm zu dugdhe. Durch duhre iviire die 3. pi. duhrrnn (§ 1078 S. 1390) hervorgerufen warden. — S. 1381 § 7055, S. 1386 § 1070, S. 1393 Z. 6 ff. Wer mit Zimmer annimmt, die 3. pi. act. bar it setze urkelt. act. *beronti und med. *beronta% zuglekh fort (s. § 1024 S. 1368 f), kann auch die 3. sg. sechidir 'ind die 3. pi. sechitir ah Fortsetzung von -tai+r und von -ntaj+r betrachten.
Nachwort. Ala ich der im J. 18*9 eraeliienenen ersten Abtheilung des zweiten Bandea, welche die nominale Stammbildung behandelt, die Bezeiehnung ' E r s t e H a l f t e ' gab, hatte ich. fur den ilbrigen Theil des Bandes eine Darstellung der Declination und Conjugation im Sinne, theilweise auch schon auf dem Papier, die iiber eine kurze Zusammenstellung der sogenannten sprachlichen 'Thatsachen nicht gar weit liinausging. Angesichts der Unaicherheit, Verworrenheit und selbst Verfahrenheit so mancher wiehtigerer entwicklungsgeschichtlicher Fragen gerade in diesen Gebieten der Grammatik schien rnir damala diese Beschrankung das beate, und ich hoffte, vielleicht nach Jahren bei einer neuen Auflage durch die zu erwartenden Fortachritte unerer so ruhrigen Wisaenschaft gunstiger gestellt zu sein und dann eine wirkliche pragmatische Geschichte der Nominal- und Verbalflexion liefern zu konnen. Von der pessimistiachen Anschauung der Dinge, der dieser Verzicht entaprang, kam ich im Verlauf der Ausarbeitung groastentheils zuriick, die Schwierigkeiten erschienen mir nicht mehr geradezu unuberwindlich, und so entschied ich mich endgultig fur eine vollstandigere, das entwicklungsgeschiehtliche Moment iiberall beriicksichtigende Darstellung. So wuchs das "Werk fiber die ihm im J. 1889 gesteckten Grenzen hinaus, und ao wurde mir jene Titelbezeichnung cErate Halfte5 zu Schanden; denn ich muss nun einer 'ersten Halfte' von 462 Seiten eine 'zweite Halfte' von !(66 Seiten an die Seite stellen. Zur Aufgabe jenes ersten Planes bestimmte mich zugleich und nicht am wenigsten die Erwagung, man sei von einem zusammenfaasenden, alle sprachgeschichtlichen Thatsachen und Probleme organiach verbindenden Werke, wie es dieses naturgemass sein muss, denn doch zu erwarten berechtigt, dasa es den zahlreichen der Beantwortung harrenden Fragen nicht einfach aus dem Wege gehe, vielmehr aelbst ao viel ala moglich dazu beitrage, sie der Losung naher zu bringen. Es muss schon forderlich sein, wenn jedem die Moglichkeit geboten ist, zugleich mit den Errungenschaften, die ala gesichert gelten dilrfen, die mannigfaltigen Probleme und Aporeme der idg. Flexionalehre, die der heutige Stand der Forschung an die Hand gibt, im Zusammenhang, nach ihrer gegenseitigen inneren Beziehung, wenn auch mei.it nur in kurzen Andeutungen, iiberblicken zu konnen. Solcher Uberblick bewalirt den Forachenden am besten vor dem Fehler, von dem sich auch der Beate nicht immer frei zu halten weisa, dass er, indem er Ordnung und Klarheit in das Hans seiner Wissenschaft zu
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Nachwort.
bringen sucht, eine Unklarheit, ein R&tsel, statt es zu beseitigen, nur von einer Ecke in die andre fegt. Wenn ich nun uberdies in den sehwebenden Fragen oft eine bestimrcite Stellung eingenommen, mich fur diese oder jene Losung entschieden, auch eine grosse Anzahl neuer Losungen geboten habe, so bin ich weit davon entfernt, zu glauben, ich habe die Eichtigkeit der vorgetragnen Ansicht jedesmal streng und exact bewiesen. In diesen Dingen einen apodiktisehen oder auch nur einen Wahrseheinlichkeitsbeweis zu liefern ist meist weit schwerer, ala man glaubt, und die Zeit hat ja schon manche Theorie, die allseitig aufs beste begrfindet zu sein schien, zu Fall gebracht. Indem ich das ftechte zu thun suchte, ist sicher nicht immer das Rechte auch geschehen. Mochte ioh nur in solchen Fallen, wo ich fehl gegangen bin, mit dem Verfehlten zugleich die Anregung zur Auffindung ron Besserem gegeben haben! Dieser oder jener Leser wird sich vielleicht wundern, dass in diesem Bande gewisse neuere und neuste Theorien uber Ablaut, uridg. Betonung, Wurzel- und Suffixbildung u. dgl. theils nur gestreift, theils uberhaupt nicht beruhrt sind. Manches vom Allerneusten hatte ich in diesem Schlusstheil noch herangezogen, wenn er nicht vor etwa einem Jahre im Wesentlichen hatte abgeschlossen werden miissen1). In andern Fallen aber sail ich mich Hypothesen gegeniibergestellt, die, so ansprechend sie auch sind und so fruchtbar sie sich in Zukunft erweisen mogen, zur Zeit von ihren Urhebern noch zu wenig ausgebaut, zu wenig auf ihre allseitige Durchfilhrbarkeit gepriift sind, ran mit als Grundlage fur meine Darstellung benutzt werden zu konnen. So gut wie gar nicht bin ich in diesem Theile auf die neusten Ablautstheorien zu sprechen gekommen; ich gestehe, dass ich den voll und glatt durchgefuhrten Systemen der uridg. Ablautsreihen (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XVII 105) wenig Vertrauen entgegenbringe, und verweise auf das, was darilber in Bd. I § 309 S. 249 gesagt ist. Auch habe ich die gerade fur die Verballehre so wichtige Frage, ob die uridg. Wurzeln ein- oder mehisilbig waren, auf sich beruhen lassen; ich glaube weder an das eine, noch an das andre, sondern glaube nur, dass wir bei dem heutigen Stand unsrer Wissenschaft daruber nichts wissen konnen. Wenn ich trotzdem einen reichlichen Gebrauch von den fomianalysierenden Trennungsstrichen gemacht habe, so erinnere ich daran, dass meine Striche zwar in Fallen wie Aida-xoupoi TO5-TO dva-pdXXra I'-cpepov eine wirkliche Zusammensetzungsfuge, dagegen z. B. in a-(-o-[xzv cpsp-o-|/.EV nur 1; Seit dieser Zeit habe ich, um mit meinem Buche zu einem Ende gelangen zu konnen, von systematischer Verfolgun^ und Ausnutzung der neu hinzustromenden Literatur Abstand nehmen mussen. Nur noch gelegentlich konnten auch -\vichtigere Arbeiten, wie die von Bartholomae, Bechtel, Buck. Johansson, G. Meyer, Per Persson, von Planta, W. Schulzc, Streitberg und Andern, berucksichtigt werden; Streitberg's Schrift Zur germanischen Spracligeschichte kam mir erst zu (in Aushangebogen), nachdem der Druck bis auf die 'Berichtigungen und Kachtrage' vollendet war; in diesen konnte ich noch auf sie verwcisen. Zu meiner Freude bemerkte ich ubrigens, dass ich in nicht wenigen Aufstellungen mit Andern zusammeugetroffen war.
Nachwort.
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die etymologische und morphologische Gleichheit gewisser Sprachelemente anzeigen sollen. Und wenn ich das -o- von ay-o-pev nach wie vor als Suffix bezeichne, so behaupte ich darum nicht, dass solche Elemente ursprunglich selbstandige Worter waren. S. I § 14 S. 16 ff., II § 8 S. 17 ff. Ob ich in alien diesen Dingen die richtige Mitte getroffen habe, mogen die Kundigen entscheiden. Bei dem Zweck, den dieser Grundriss in erster Linie verfolgt, sehe ich lieber dem Vorwurf entgegen, ich habe im Ganzen den neusten Speculationen zu wenig Raum gegeben, als dem, ich habe mich ihnen zu sehr ilberlassen. Inbezug auf die Methode, nach der im Text auf Arbeiten von Fachgenossen verwiesen ist, ist eine Bemerkung notig, da man sich beklagt hat, ich hatte bei dieser oder jener Ansicht nicht ihren Urheber oder einen, der schon ahnliches vor mir angenommen habe, genannt. Ich habe principiell die ersten Urheber und meine Vorganger im einzelnen nie genannt (ausser etwa dass ich das Verner'sche Gesetz unter diesem Namen erwahne u. del.), und mein Buch soil ganz und gar nicht eine Ubersicht ilber die Geschichte der neuern Forschung bieten und den Antheil, den jeder einzelne von uns an den Errungenschaften unsrer Wissehschaft hat, ans Licht stellen. "Wo ich im Texte mit 'sieh' oder cvgl.' oder sonstwie auf andre sprachwissenschaftliche Arbeiten verweise, da geachieht es immer nur d e r Sache wegen. Bei dieser 'zweiten Halfte' des zweiten Bandes hat mir T h u r n e y s e n in alien auf die k e l t i s c h e n Sprachen bezfiglichen Fragen in derselben dankensvrerten Weise beigestanden wie bei den fruheren Tlieilen des Werkes (s. I p. VIII und II p. VIII). Auch diesmal erstreckte sich seine Mitwirkung viel weiter als der in einzelnen Fallen beigefugte Name meines Beraters erkennen lasst. Wenn das Irische (auf das Britannische habe ich nur selten Rficksicht genommen) in diesem Grundriss einigermaassen dem heutigen Stande der Keltologie entsprechend behandelt und zugleieh die Forschung in diesem oder jenem Punkte glucklich weitergefiihrt ist, so ist das Thurneysen'a Verdienst. Bei der Art, wie ich seine Mittheilungen verwertet habe, muss ich aber auch diesmal wieder bitten, fur etwaige Irrtilmer an den Stellen, wo ich nicht seine eignen Worte anfiihre, nicht ihn verantwortlich machen zu wollen. H i i b s c h m a n n bin ich fur eine Reihe von Mittheilungen fiber A r m e n i a c a zu Dank verpflichtet. Die vorstehenden 'Beriehtigungen und Nachtrage' (S. 1429ff.), die sich meist auf untergeordnete Einzelheiten beziehen, verdanke ich, so weit sie auf die fruher erschienenen drei Theile des Werkes gehen, grosstentheils den Recensionen sowie brieflichen Mittheilungen von Fachgenossen'), namentlich der Herren Conway, Holthausen, Leskien, Leumann, Osthoff und Rouse. 1) Zu den Druekfehlern oder Versehen gehoren nicht die Formen wie lit. galu ('ich kann'); ich erinnre an I § 26 S. 31. Auch erlaube ich mir, um erneuten Missverstandnissen vorzubeugen, darauf aufmerksam zu machen, dass ich fur in Wendungen wie "att. 3ai[j.oai fur urgriech. *oaijj.t/.-Gi" nie in dem Sinne gebrauche, dass eine rein lautgesetzliche Fortentwicklung stattgefunden habe, sondern stets in dem Sinne, dass eine Neubildung vorgenommen worden sei; bei lautgesetzlicher Entstehung sage ich aus, wie
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Naehwort.
Von umfanglicheren Nachtragen, die den Zweck hatten, die ersten Tbeile des Grundrisses auf die Hohe des Jahres 1892 zu bringen, musste ich absehen, weil, dank dem rustigen Fortschreiten unsrer Wissenschaft, ganze Paragraphen und Paragraphengruppen einer volligen Umarbeitung hatten unterzogen werden miissen. Manche Ansichten der frilheren Abtheilungen, namentlich der vor sechs Jahren erschienenen Lautlehre, hatte ich in den spateren selbstyerstandlich durch Besseres zu ersetzen. Dabei habe ich die alteren Auffassungen zum Theil ausdriicklich als nicht mehr haltbar bezeichnet, zum Theil stillschweigend verbessert. Der Leser wolle sich also immer an die zuletzt gegebne Darstellung halten. Ausfuhrliche Register zu den beiden ersten Banden sollen noch in diesem Jahre als besondres Bandchen ausgegeben werden. Delbruck's Syntax (s. die Mittheilungen der Verlagsbuchhandlung auf dem Umsclilag von II 2, 1 und auf dem dieser Schlusslieferung) tcird ein eignes Register bekommen. Leipzig, 2. Juli 1892. K. B r u g m a n n .