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Linguistics From the earliest surviving glossaries and translations to nineteenth-century academic philology and the growth of linguistics during the twentieth century, language has been the subject both of scholarly investigation and of practical handbooks produced for the upwardly mobile, as well as for travellers, traders, soldiers, missionaries and explorers. This collection will reissue a wide range of texts pertaining to language, including the work of Latin grammarians, groundbreaking early publications in Indo-European studies, accounts of indigenous languages, many of them now extinct, and texts by pioneering figures such as Jacob Grimm, Wilhelm von Humboldt and Ferdinand de Saussure.
Indogermanische Grammatik Hermann Alfred Hirt (1865–1936) taught Greek, Latin and early Germanic languages at Leipzig University from 1892 to 1912 before moving to the chair of Sanskrit and comparative linguistics at Giessen. Born around the time when Bopp and Schleicher were publishing their ground-breaking work on Indo-European, and a young man when Brugmann published his monumental comparative grammar (all available in this series), Hirt began this seven-volume grammar in the 1920s, soon after the discovery of Tocharian and the decipherment of Hittite. The project arose out of his extensive research on the historical phonology of Indo-European vowels, which led him to consider much wider issues of inflection, the consonant system, and finally syntax. Volume 3 (1927) is devoted mainly to the noun system in the Indo-European languages, focusing first on indeclinable nouns and moving on to nominal declensions. He also discusses interjections, adjectives, pronouns, numerals and gender, as well as stem formation, probing the history of their origins rather than merely assembling the data. The book includes indexes of authors, topics and words.
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Indogermanische Grammatik Volume 3: Das Nomen Hermann Alfred Hirt
C A m B r I D G E U N I V E r SI T y P r E S S Cambridge, New york, melbourne, madrid, Cape Town, Singapore, São Paolo, Delhi, Dubai, Tokyo Published in the United States of America by Cambridge University Press, New york www.cambridge.org Information on this title: www.cambridge.org/9781108006750 © in this compilation Cambridge University Press 2009 This edition first published 1927 This digitally printed version 2009 ISBN 978-1-108-00675-0 Paperback This book reproduces the text of the original edition. The content and language reflect the beliefs, practices and terminology of their time, and have not been updated. Cambridge University Press wishes to make clear that the book, unless originally published by Cambridge, is not being republished by, in association or collaboration with, or with the endorsement or approval of, the original publisher or its successors in title.
INDOGERMANISCHE BSBLIOTHEK HERAUSGEGEBEN VON
H. HIRT UND W. STREITBERGf
ERSTE ABTEILUNG
SAMMLUNG INDOGERMANISCHER LEHR- UND HANDBUCHER
I. REIHE: GRAMMATIKEN DREIZEHNTER BAND. III. TEIL
INDOGERMANISCHE GRAMMATIK III. DAS NOMEN VON
HERMANN HIRT
HEIDELBERG 1927 CARL WINTER'S UNIVERSITATSBUCHHANDLUNG
INDOGERMANISCHE GRAMMATIK TEIL III:
DAS NOMEN VON
HERMANN HIRT, O. O. PROFESSOR DES SANSKRIT UND DER VEF.GLEICHENDEN SPRACHWISSENSCHAFT AN DER UNIVERSITAT GIESSEN
HEIDELBERG 1927 CARL WINTER'S UNIVERSITATSBUCHHANDLUNG Verlags-Nr. 2000.
Alle Rechte, besonders das Recht der Ubersetzung in fremdc Sprachea, werden vorbehalten.
Vorwort. Der dritte Band meiner Grammatik sollte eigentlich die Flexions- und Stammbildungslehre enthalten. Nach reiflicher Uberlegung habe ich mich aber entschlossen, ihn zu teilen, da er zu umfangreich geworden ware. Aber ich will nun nicht erste und zweite Halfte sagen, sondern einfach Band 3 und 4. Band 3 enthalt im wesentlichen das Nomen, Band 4 das Verbum. Der dritte Band scblieCt mit dem Kapitel iiber das grammatische Geschlecht, der vierte beginnt mit der Darstellung der reduplizierten Bildungen und der Zusammensetzungen. Das sind zwei Kapitel, die sowohl das Nomen wie das Verbum angehen. Man darf in diesem Falle die Behandlung des Nomens und des Verbums nicht auseinanderreiCen. Erst, wenn man sie zusammen behandelt, wird klar, wie eng sie zusammengehoren, und wie doch wieder Verbum und Nomen verschiedene Wege gehen. Wenn der dritte Band erschienen ist, wird der vierte schon im Druck begonnen sein. Mein dritter Band beginnt mit den Interjektionen, und er schreitet von den unflektierten Worten zu den flektierten fort. Er enthalt dann einerseits die Tatsachen der idg. Nominalflexion, anderseits sucht er diese Tatsachen zu erklaren. Er kniipft damit an die Fragen an, die einst Fr. Bopp und seine Nachfolger zu beantworten sich bemiiht haben, und die dann lange Zeit von den Sprachforschern iiberhaupt nicht mehr gestellt sind. Vielleicht war die Zeit noch nicht da, vielleicht lag aber auch eine gewisse Bequemlichkeit vor, eine Scheu vor Verantwortung. Ich fiirchte die Verantwortung nicht, weil ich der festen Oberzeugung bin, daB die Zeit gekommen ist, diesen Problemen wieder naher zu treten. Anderseits sind es auch nicht Einfalle von heute zu morgen, die
V[
Vorwort.
ich vortrage, sondern Gedanken, die micb seit mehr als 20 Jahren andauernd beschaftigen, und die sich nun zu einem festen System gefugt haben. An die Flexionslehre schliefit sich die eng damit zusammenhangende Stammbildungslehre an, dieses Stiefkind der Grammatik. Und mit Recht ist sie wenig beliebt. Denn sie bestand bis jetzt meist nur aus einem Aneinanderreihen von Tatsachen. Hier hoffe ich mit der Unterscheidung von Determinativen und Suffixen grofiere Klarheit und grofieres Verstandnis in die verwickelten Probleme gebracht und vor allem die Entwicklung angedeutet zu haben. DaC ich dem Adjektivum und der Steigerung ein besonderes Kapitel gewidmet habe, wird zum Verstandnis des Sprachbaues beitragen. Aufierdem ist die gesonderte Behandlung in der Natur der Sache durchaus begrundet. In dem letzten Kapitel, der Lehre vom grammatischen Geschlecht, glaube ich einen wesentlichen Fortschritt erzielt zu haben, mit der Annahme, dafi das Neutrum aus der Zeit stammt, in der es noch keine Geschlechtsbezeichnung gab, dafi dieses demnach aus der Zeit, in der das Geschlecht noch nicht bezeichnet wurde, in die Zeit hineinragt, in der die Geschlechtsbezeichnung ausgebildet wurde. Ich habe naehtraglich gesehen, dafi dieser Gedanke klar von G. Roe t h e ausgesprochen ist. Aber wer hat ihn aufgenommen? Im iibrigen freue ich mich dariiber, in diesem Gedanken das voile Verstandnis fur die Entstehung des grammatischen Geschlechts gefunden zu haben. Diese Erkenntnis wird in kurzer Zeit so allgemein angenommen sein, dafi sie fast trivial erscheinen wird. Der vierte Band wird, denke ich, noch im Laufe dieses Jahres erscheinen, der funfte, der den Akzent enthalt, 1928. Giefien, 9. Januar 1927.
H. Hirt.
Inhalt. Beito
Vorwort
V
Einlei Inner * 1. Allgemeines (1). -2. Das Verbum (I). 3. Die fibrigen Redeteile (2). 4. Die Flexion (3). 5. Die Entstehung der Flexion (3).
1
I. Kapitel. Die Interjektionen 6. Ailgemeines (5). 7. Besonderes (6). von Interjektionen (7).
5 8. Ableitung
II. Kapitel. Die Fartikeln 9. Allgemeines (9). 10. Die einzelnen Partikeln. Grundelemente (10). 11. Zusammensetzung und sonstige Bildung der Partikeln (14). 12. Prapositionen. Allgemeines (15). 13. Liste der idg. Prapositionen (17). 13 a. Adverbien (19).
9
I I I . Kapitel. Die Fiirworter. Pronomina . . . . 14. Allgemeines ('20). 15. Die Stamme der Personalpronomina (21). 16. Der sogenannte Plural und Dual (21). 17. Formen fur mehrere Kasus (22). 18. Die Flexion (22). 19. Bemerkungen zur Flexion (24). 20. Allgemeines zu den geschlechtigen Pronomina (24). 21. Die Stamme der Pronomina (25). 22. Zusammengesetzte Stamme (27). 22a. Beispiele dafur (27). 23. Die Flexion (29). 24. Erklarung der Pronominalflexion (32).
20
IV. K a p i t e l . D a s N o m e n u n d s e i n e F l e x i o u . . . 25. Die verschiedenen Deklinationsklassen (33). 26. Verschiedenheit der Deklination in den Einzelsprachen. Ursachen (35). 27. Das idg. Flexionssystem (37).
3 3
A. Der S i n g u l a r . 28. Nominativ Sg. (39). 29. Vokativ (42). 30. Akkusativ (44). 31. Gestalt des Akkusativs (45). 32. Der Genitiv und der Ablativ (46). 33. Der Lokativ (48). -14. Der Dativ (51). 35. Der Instrumental (53).
VIII
Inhalt. Seite
B. Der P l u r a l . 36. N. M. u. Fern. (56). 37. N. PI. Ntr. (57). 38. Vokativ (59). 39. Akkusativ (59). 40. Der Genitiv (60). 41. Der Datlv-Ablativ (61). 42. Der Instrumental (61). 43. Der Lokativ (63). C. Der Dual. 44. Norn. Akk. (63). 45. Die obliquen Kasus (66). 46. Allgemeines zu den einzelnen Deklinationsklassen (67). 47. Die konsonantischen r-Stamme (68). 48. Die M-Stamme (69). 49. Die sonstigen konsonantischen Stamme(70). SO.Die i-,u-Slamme {13). 51.Erklarung(73). 52. Die eu-, OM-Stamme (74). 53. Die ei-, oi-Stamme (75). 54. Die o-Deklination (76). 55. Die «-Deklination (77). 56. Die a-Deklination und die /e-Stamme (78). 57. Weehsel von o- und konsonantischen Stammen (79). 58. tlbersicht (80). Y. Kapitel. Suffix- und Kasusbildnn?. Die Determinatiya 59. Allgemeines (81). 60. Entstehungsarten der Suffixe (84). 61. Allgemeines zu den Determinativen (86). 62. Das Determinativ em, om (86). 63. om als Kasuselement (94). 64. Obersicht (96). 65. Das Determinativ am (97). 66. Das Determinativ i (98). 67. Obersicht (104). 68. Infigiertes i (105). 69. Das Determinativ u (105). 70. Das Determinativ e, 6 (108). 71. Das Determinativ a (108). 72. Das Determinativ I (111). 73. i als infigiertes Element (113). 74. Das Determinativ ejom (114). 75. Das Determinativ h, g (114). 76. Das Determinativ g (118). 77. Das Determinativ ghe, gho (118). 78. Die Partikel ku>e (120). 79. Das Determinativ t und d (120). 80. Das Determinativ dh (131). 81. Das Determinativ th (131). 82. Das Determinativ p (132). 83. Das Determinativ bh (133). 84. Das Determinativ r (134). 85. Das Determinativ / (137). 86. Das Determinativ s (140). 87.DasDeterminativ«(149). 88.DasDeterminativm(154). 89. Das Determinativ we (156). 90. Verschiedene Determinative bei demselben Wort (157). 91. Sonstiger Weehsel von Determinativen (162). 92. Die Herkunft der Determinative (164).
81
YI. Kapite). Die Entstehung der Flexion . . . . 93. Die Entstehung der idg. Flexion. Moglichkeiten (166). 94. Verwachsen selbstandiger, bedeutungsvoller Elemente mit dem Wort (167). 95. Verwachsen von Determinativen mit dem Wort (170). 96. Anpassung
166
Inhall.
IX Seile
gewisser Wortteile (172). 07. Eine Form fiir mehrere Kasus (173). !)S. Die Singularflexion (174). '.)'.). Die Dual- und Pluralbildung (175). 100. Ruckblick (17'J). 101. Ansfttze zu neuen Kasussuffixen (181). VII. Knpitel. Dio Snfflxbildiiug. Sufflxe aus selbstiindigen AYorten und soiistige Sufflxe . . . 183 102. Allgemeines (183). 103. Das Suffix -e, ,-o (184). 104. Das Suffix -en, -on (188). 105. Das idg. Suffix -anh^o (190). 106. Das Suffix -ent, -nt (190). 107. Das Suffix -eg, -os (191). 108. Lat. -edula (192). 109. Das Suffix •ok>", -okw (192). 110. Suffix -od 'riechend' (192). 111. Sufflxe von der Basis i cgehen' (193). 112. Suffix 1. -iter (195). 113. Idg. Suffix -istho (195). 114. Das idg. Suffix -jes, -jos (196). 115. Das idg. Suffix -ja (196). 116. Das ai. Suffix -vaja (197). 117. Das ai. Suffix -vnra (197). 118. Das idg. Suffix -wo (198). 119. Das idg. Suffix -went (200). 120. Das idg. Suffix -wos (200). 121. Das idg. Suffix -mo (201). 122. Das idg. Suffix •mejo (201). 123. Das idg. Suffix -men (201). 124. Das idg. Suffix -meno3 (203). 125. Das idg. Suffix -no (204). 125a. Das idg. Suffix -k'jo (205). 126. Das idg. Suffix •gv>o (205). 127. Das idg. Suffix -gen-, -gno- (206). 128. Das idg. Suffix -ter (206). 129. Das idg. Suffix -tero (209). 130. Das idg. Suffix -teru (213). 131. Das idg. Suffix -two (214). 132. Das idg. Suffix -temo (214). 133. Das idg. Suffix tat, -tali, -tut, -tuti, -t(w)a (215). 134. Das idg. Suffix -tu (216). 135. Das idg. Suffix •tewo, -two (217). 136. Das idg. Suffix -tjo (217). 137. Das idg. Suffix -tlo (217). 138. Das idg. Suffix -d, -do, -da (220). 139. Das gr. Suffix -b\o? (221). 140. Das idg. Suffix -dh (221). 141. Das idg. Suffix -tho (222). 142. Das gr. Suffix -»no (222). 143. Das idg. Suffix -dhro (223). 144. Das idg. Suffix -p (223). 145. Das idg. Suffix -plo (223). 146. Das idg. Suffix -bha, -bho (224). 147. Das idg. Suffix -stho (224). 148. Germ, -str (225). 149. Ruckblick (225). VIII. Kapltel. Sufflxe dnrch falselie Abstraktion . . 150. Allgemeines (226). 151.Erweiterung voni-Bildungen (227). 152. Erweiterung von i-Bildungen (228). 153. Erweiterung von Bildungen auf i- Diphthong (228). 154. Erweiterung von M-Bildungen (229). 155. Erweiterung von u- und e«-Stammen (230). 156. e vor dem Suffix (230). 157. Erweiterung von Bildungen auf
226
X
Inhalt. Seite -o (231). 158. Erweiterung von a-Stammen (232). 159. Erweiterung von «-, o-Stammen (233). 160. Erweiterungvon konsonantischenStammen(233). 161.Umbildung vom Stammauslaut zum Suffix (235). 162. CTberblick (235).
I X . Kapitel.
Die WurzeldeterminatiTa
.
.
.
.
236
163. Begriff und Erklarung (236). 164. Beispiele (238). 165. Bemerkung (241). 166. Das Determinativ -e oder -ei (242). 167. Das Determinativ -a (244). 168. Das Determinativ -6 (248). 169. Das Determinativ -« (249). 170. Das Determinativ -i (251). 171. Wurzeldeterminativ -i (251). 172. Wurzeldeterminativ -k (253). 173. Wurzeldeterminativ -hw (255). 174. Wurzeldeterminativ -g (255). 175. Wurzeldeterminativ -gh (256). 176. Wurzeldeterminativ -t (256). 177. Wurzeldeterminativ -d (257). 178. Wurzeldeterminativ -dh (258). 179. Wurzeldeterminativ -p (259). 180. Wurzeldeterminativ -bh (260). 181. Wurzeldeterminativ -b (260). 182. Wurzeldeterminativ -m (261). 183. Wurzeldeterminativ •n (262). 184. Wurzeldeterminativ -r (262). 185. Wurzeldeterminativ -I (263). 186. Wurzeldeterminativ -s (263). 187. Wurzeldeterminative nebeneinander (266). 188. Beispiele einzelner Basen (268). X. Kapitel. Die Adjektiva 189. Allgemeines (270). 190. Das Suffix -u (271). 191. Das Suffix -i (272). 192. Konsonantische Adjektiva (276). i. -nt, 2. -wes, -wet, 3. -es, 4. -went, -ment. 193. Die oStamme (278). 194. Suffix -jo (280). 195. Suffix -ico (280). 196. Suffix -ro (281). 197. Suffix -lo (282). 198. Suffix -mo (283.) 199. Suffix -meno (283). 200. Suffix -no (283). 201. Suffix -ho (284). 202. Suffix -to (285). 203. Die Flexion der o-Adjektiva (286). 204. Die Motion der Adjektiva (287).
270
XI. Kapitel. Die Steigerung 205. Allgemeines (287). 206. Der Komparativ auf -tero (288). 207. Der Superlativ auf -mo, -hmo (289). 208. Der Komparativ auf -jes, -jos (290). 209. Der Superlativ auf -isihos (291). 210. Supplierende Steigerung (292). XII. Kapitel. Die Adrerbia 211. Allgemeines (294). 212. Adverbien mit besonderen, nicht kasuellen Elementen (296). 213. Adverbia mit kasuellen Elementen (299). 214. Adverbia zu Adjektiven (301). 215. Adverbiell erstarrte Kasus (303).
287
294
Inhall.
XI Sfitu
XIII. Kapitel. Die Zahbviirter 216. Allgemeines (306). '•111. Die Kaiclinalia bis 10 (307). 21S. DieZahlen 11—IS) (310). 21!). Die Zalilen von 20 an (311). 220. Die Hunderte (313). 221. Tausend (314). 222. Die Bildung und die Herkunft tier Zahlworter (315). 22.",. Die Ordinalia (315). 224. Die sonstigen Zahlwiirler (317).
:!()(.
XIV. Kapitel. Das grammatischc (Jesclilcclit . . . 225. Allgemeines (320). 22(i. Das Neutrum (321). 227. Keine Geschlechtsbezeichnung beim Nomen (322). 228. Die o-Stamme nicht Maskulina (323). 229. Die «-Stamme nicht Feminina (326). 230. Geschlechtsbezeichnung durch die Dehnstufe (327). 231. Die Entwicklung der Geschlechtsbezeichnung bei den Nomina (328). 232. Geschlechtsbezeichnung beim Pronomen (329). 233. Die Geschlechtsbezeichnung beim Adjektivum (330). 234. Adjektiva zweier Endungen (330). 235. Adjektiva dreier Endungen (332). 236. Die movierten Feminina (334). 237. Die Sexualisierung (336). 238. Das Neutrum (337). 239. Sexualisierung der Lebevvesen (342). 240. Sexualisierung von leblosen Wesen (344). 241. SchluS (346).
320
Autorenverzeichnis Sachverzeichnis Worterverzeichnis Berichtigungen .
348 348 350 360
. .
.
.
.
Einleitung. 1. Allgemeines. Die indogerm. Sprachen sind gekennzeichnet durch die Flexion und weiter durch den Unterschied von Nomen und Verbum. Beide Eigentumlichkeiten finden sich durchaus nicht bei alien Sprachen.1) Es gibt neben den flektierenden sogenannte agglutinierende, flexionslose und schlieGlich noch andere Arten von Sprachen. Die Kategorie des Verbums ist selbst hochentwickelten Sprachen unbekannt. Es besteht vielfach nur ein Nomen. Demnach diirfte sich das Verbum, das Zeitwort, erst entwickelt haben, und zwar, wie man annehmen darf, aus dem Nomen. Im Idg. zeigen sich zwischen Nomen und Verbum mancherlei aufiere Beriihrungspunkte, und es gibt auch Kategorien, die zwischen beiden die Mitte halten, namlich Infinitive und Partizipien, die man das Verbum infinitum nennt. Diese sind ihrer Herkunft nach Nomina, nehmen aber in einigen Punkten an der Natur des Verbums teil, so an dem Unterschied der Zeitstufe, des Genus Verbi und der Konstruktion. Wir konnen verfolgen, wie sich dies vor unsern Augen erst entwickelt hat. DaJJ die Flexion ein besonders hoher oder gar der hochste Stand der Sprachentwicklung sei, ist friiher vielfach behauptet worden, das ist aber durchaus zweifelhaft, und man tut gut, sich in diesen Fragen der Werturteile zu enthalten. 2. Das Verbum bildet im Idg. eine wohl gekennzeichnete Sprachkategorie. Wir finden bei ihm, wenn auch nicht durchweg, die sog. Personalendungen, die aber das grammatische Geschlecht nicht unterscheiden, die ') Vgl. hierzu die Darstellung der Typen des menschlichen Sprechbaus von N. Finck, Aus Natur und Geisteswelt, 1910. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
1
2
Einleitung.
[§ 2. 3.
Tempus- und Aktionsbezeichnung sowie das Genus Verbi, d. h. Aktivum und Medium oder auch Passivum. Das Verbum ist seiner ganzen Natur nach erst nach dem Nomen zu behandeln. Wir sehen in ihm etwas spat Entstandenes, wahrend die indische Sprachwissenscbaft, der die europaische lange Zeit gefolgt ist, in ibm etwas Urspriingliches erblickt hat. Nach Schleicher 1 ) haben sich Nomen und Verbum gleichzeitig entwickelt. Aber auch dieser Standpunkt ist falsch. 3. Die ubrigen Redeteile. Gegeniiber dem Verbum lafit sich alles andere Sprachgut in gewissem Sinne als eine Einheit auffassen. Wir konnen den Sprachstoff folgendermaflen einteilen: 1. Interjektionen, 2. Partikeln und Adverbia, 3. Pronomina, Furworter, 4. Substantiva, Hauptworter, 5. Adjektiva, Beiworter. Feste Grenzen lassen sich zwischen den einzelnen Gruppen nicht immer ziehen. Als Haupteigentiimlichkeit der drei letzten Kategorien kann man die Flexion oder Beugung ansehen. Teilweise findet sich diese auch bei den Zahlwortern, die man nicht recht einordnen kann. Bei dem Pronomen treffen wir auch die Geschlechtsbezeichnung. Wir werden in dieser Folge den Stoff anordnen. Wir wahlen also den umgekehrten Weg wie die gewohnlichen Darstellungen, es ist aber der Weg, den bis zu einem gewissen Grade die Sprachentwicklung genommen hat, und er ist daher vorzuziehen. Anm. Die Grundlage aller spraclilichen Aufierungen liegt in diesen Redeteilen. Die Grundlage ist das Wort und nicht der Satz, wie man eine Zeitlang falschlich angenommen hat. Denn das Kind spricht zuerst in Worten, und viele Sprachen kennen noch heute weiter nichts als Worte. Ob ich rufe: Feuer\ oder es brenntl ist vcillig gleich. Ebenso bedeutet die Uberschrift Bekanntmachung genau so viel wie es wird bekannt gemncht. So rechtfertigt es sich, das alle Darstellungen des Indogermanischen vom Wort und -von der Wortbildung ausgehen. DaS man einen Ausruf wie Feuer auch als Satz auffassen kann, ist eine Sache fur sich. ') Die Unterscheidung von Nomen und Veibum in der lautlichen Form. Abh. der sachs. Gesch. d. Wiss. 1865.
§ 4. 5.]
Die Flexion.
3
4. Die Flexion. Die Flexion der indogerrnanischen Spracben besteht in einer Veranderung des Wortes im Auslaut, wobei sich auch die Bedeutung iindert, z. B. 1. N. bellum, G. belli, d. Kind, PI. Kinder, russ. N . ieiia, G. ziiny, lit. N. ranka, G. rankos. Als Flexion konnen wir aber aucb eine Veranderung im Innern des Wortea betracbten. So hat sich z. B. der Vokalwechsel im Germanischen zu einem Mittel, die Bedeutung zu bezeichnen, entwickelt, z. B. icir binden u n d irir banden, Vater u n d Vater. I m Idg. finden wir ein «Nasalinfix» beim Verbum, das zweifellos das Prasens bezeichnet, und demnach als ein flexivisches Mittel betrachtet werden kann. Beispiel lat. Pr. vi-n-cit: Pert'. vTcit. Die eigentumliche idg. Flexion, die man klar und deutlich am Lateinischen und Griecbischen sowie am heutigen Litauischen und an slawischen Sprachen beobachten kann, ist aber heute durchaus nicht mehr alien idg. Sprachen eigen. So kennen die romanischen und germanischen Sprachen sie nur noch teilweise. Meistens ragen flexivische Elemente hier nur noch als tjberbleibsel einer alten Vergangenheit in die neuere Zeit hinein. Wir sehen daraus, daC die Flexion kein unbedingt notiges Ausdrucksmittel der Sprache ist. An die Stelle der alten Flexion hinten ist heute etwas ganz anderes getreten, die Zusammensetzung des Wortes mit Prapositionen, Pronomina usw. 5. Die Entstehung der Flexion. Die Flexion muG naturlich aus einem flexionslosen Zustand entstanden sein, und der Begriinder der idg. Sprachwissenschaft F r . B o p p sowie seine ersten Mitforscher und Naehfolger haben es als ihre wesentliche Aufgabe betrachtet, die Flexion zu erklaren und so in die Geheimnisse des menschlichen Geistes und seiner Entwicklung einzudringen. Das ist ihnen indessen nicht gelungen, und es sind diese Versuche spater vor andern Zielen zuriickgetreten, vor alien Dingen vor dem Ziel, die idg. Ursprache selbst erst cinmal sicher zu erschliefien. Trotzdem ist und bleibt jene erste Aufgabe die wichtigste von alien, und ihre Losung ist durchaus nicht so hoffnungslos, wie man behauptet hat. Der Weg ist klar gewiesen. Wir konnen verfolgen, wie im Laufe der Zeit neue Flexionsformen
4
Einleitung.
[§ 5.
entstehen, und wir konnen so einen Anhalt dafur gewinnenj wie es in den vorgeschichtlichen Zeiten gewesen sein mag. Wir hoffen die Frage losen zu konnen und bauen unsere Darstellung darauf auf. Anm. 1. Flektierte und unflektierte Formen stehen in weitem Umfang nebeneinander. Sicher sind viele der letzteren aus ersteren entstanden, z. B. manche Adverbien. Aber es ist durchaus falsch, a l l e unflektierten Formen aus flektierten herzuleiten. Worter, wie gr. ei Venn', ri, I. que cund', d. hier, da konnen von allem Anfang an unflektiert gewesen sein. Sie ragen eben als Uberbleibsel der flexionslosen Zeit in die spatere Zeit hinein. Anm. 2. Bopp 1 ) und seine Nachfolger suchten die Flexion durch 2Antreten bedeutungsvoller Elemente (Pronomina usw.) zu erklaren ). Das ist schon deshalb kaum richtig, weil zum Ausdruck e i n e r Beziehung meistens mehrere Elemente dienen. Ich sehe in den meisten flexivischen Elementen A n p a s s u n g , d. h. Elemente und Eigentumlichkeiten, die nichts mit der Flexion zu tun hatten, sind zu Tragern der Bedeutung geworden. Das gilt z. B. vom Ablaut im deutschen Verbum und von unsrer Bezeichnung der Mehrzahl. Das 3ist im wesentlichen der Standpunkt, den einst Alfred L u d wig ) vertreten hat. Seine Anschauungen waren leider mit soviel Falschem vermischt, daS man sich nicht zu wundern braucht, wenn'sie ziemlich allgemein abgelehnt worden sind. Allerdings hat dabei auch mitgesprochen, dafi man sich von der Auffassung, date in den Endungen bedeutungsvolle Elemente stecken mufiten, nicht freimachen konnte, wie viele Forscher es heute noch nicht konnen. Icb danke es E. W i n d i s c h, dafi er in seinen Vorlesungen wied erholtaufdie grofie Bedeutung von A. L u d w i g hingewiesen hat. A n m . 3. Ohne eine Analyse des idg. Formenbaus mufi vieles ganz falsch dargestellt werden. Ohne eine Analyse ist man aber selbst bisher nicht ausgekommen. So sagt man z. B. allgemein, beim Neutrum werde die Akkusativform fur den Nominativ verwendet, und man hat daraus Schlflsse gezogen. In Wirklichkeit hat das Element -om des Neutrums mit dem Akk. nicht das geringste zu tun. Die Neutra d. h. die Worter, bei denen das Geschlecht nicht bezeichnet wird, bewahren die uralte Eigentumlichkeit, dafi Nom. und Akk. nicht geschieden werden. Vgl. 1. N. Akk. mare sal usw. So werden im Laufe der Darstellung noch viele Punkte zur Sprache kommen, bei denen man auf Grund angeblicher Erklarung der Form zu ganz falschen Ergebnissen gekommen ist. ') Vgl. hierzu T e c h m e r in IZ. 4, 1 ff. ) Zuerst hat das Scheidius, Prolegomena ad etymologicum linguae Graecae 1790, S. XLIVff. getan. 3 ) Vgl. A. L u d w i g , Entstehung der A-Deklination (S.-B. d. kais. AL, Wien 1867); Der Infmitiv im Veda nebst einer Systematik des litauischen und slawischen Verbs 1871; Agglutination oder Adaption, eine sprachwissenschaftliche Streitfrage, Prag 1873. a
§ 6.]
Die Interjektionen.
Erstes Kapitel.
Allgeineines.
5
Die Interjektionen.
6. Allgemeines. Als ein verhaltnismaBig urspriingliches Ausdrucksmittel des Menschen finden wir die Interjektionen in der Sprache. Die Grammatik und die Worterbucher kuminern sich meist wenig um sie. Sammlungen fehlen nicht selten, z. T. auch aus dem Grunde, weil die Interjektionen in der geschriebenen Sprache vielfach als zu naturlich nicht verwendet werden. Zudem schafft der Mensch auf dieseru Gebiet immer noch Neues, so daJS auch, wenn die Interjektionen in den verwandten Sprachen iibereinstimmten, doch nicht sicher zu sagen ist, dafi wir es mit Urverwandtschaft zu tun haben. Gewifi sind einzelne Interjektionen aus flektierten Formen entstanden, wie z. B. d. o je aus o Jesus, 1. em c da, sieh da! Da bin ich! <1 *eme r nimm'. Andere dagegen haben ebenso sicher nie eine Flexion gehabt. Anderseits sind Interjektionen zu regelrechten Sprachformen umgewandelt worden. Anm. Literatur: Neuerdings ist eine dankenswerte Arbeit uber die Interjektionen erschienen von Ernst Schwentner, Die primaren Interjektionen in den idg. Sprachen, IB. Ill, 5, 1924. Aufierdem vgl. A. F i c k , Idg. WB.2 927 ff.; W. S c h u l z e , Idg. Interjektionen, Festschr. f. E. Kuhn, Milnchen 1916, S. 193 ff ; K. Brugm a n n , Ber. d. sachs. Ges. W., 1918, 23; E. H e r m a n n , IF. 31, 24 ff., vgl. auch W. S c h e r e r , ZGDS.2, 412.
Man kann im allgemeinen vier Arten von Interjektionen unterscheiden: 1. Ausdriicke fiir unsere Gefuhle (au, o); 2. Nachbildung der Gerausche und Naturlaute (bums); 3. Rufe an Tiere (M); 4. Lallsilben (Mama). Anm. Die Interjektionen unterscbeiden sich insofern von den sonstigen Sprachbestandteilen, als sie z. T. wenigstens dem Lautwandel nicht zu unterliegen scheinen. Aber das ist nur teilweise richtig. Lat. eheu entspricht ai. aho, dan. ak, d. ach usw. Wahrend die indische Formen ganz regelrecbt entwickelt ist, zeigt 1. eheu den Diphthongen eu, der sonst im Lat. fehlt.
Soweit die Interjektionen aus den einfachen Vokalen (a, e, i, o, u) oder einfachen Konsonanten bestehen, laCt sich kaum sagen, wie alt sie sind. Aber es hat im Idg. auch schon umfangreichere Gebilde gegeben, und es ist notig diese zu sammeln, wie uberhaupt diesem vernach-
6
Die Interjektionen.
[§ 6. 7.
lassigten Kapitel der Sprache mehr Aufmerksamkeit zuwenden.
zu-
7. Besonderes. Ich verzichte darauf, das Material der Einzelsprachen hier anzufiihren und gebe nur einige Hinweise. Fur das Gri e c h i s c h e haben Leo Meyer, Gr. 2, 436 mid Kuhner-Blass, Gr. Gr. I, % 252 ft; das Material zusammengestellf. Wir finden die Vokale a, II, ir\. &, (I) und die Diphthonge ai, ai, ioO, odd, 6i; oT, ihi, ihr\ 'he! heda!' sowie fiajSai, itairai,
§ '• 8.]
Ableitung von Interjektionen.
7
Als indogertnanisch darf man — natiirlich mit Vorbehalt — folgende Interjektionen ansetzen. Gr. a 'ach, oh, weh, ha!\ 1. a, ah, lit. «, lett. <), abg. a. Ob deutsch a dazu gehort, hangt davon ab, ob man eine Stoiung der lautgeselzlichen Entwieklung annehmen will; ai. i 'he', cech. / 'ei\ mhd. % 'als Ausruf des Unwillens'; j,'i\ tl), uJ vor dem Vok., 1. 6, oh, air. <}, got. 6, lit. o, slaw, o, ai. a 'o'! gr. oi. m 'Ausruf des Schmerzens', 1. ai 'ach', ai. e, ai, aji, aw. At, lit. or, at cach, ai', nhd. ei; gr. ela. 1. eia, ei, lit. e»; 1. au 'ach, bewahre', mhd. oi« (ouwe), nhd. aw, ndl. aw, poln. au; 1. sf! 'still', d. st, nfrz. si. Daneben d. pst und ps. gr. f|v, 1. en 'siehe da'; gr. a "ha!', 1. ha, hahahae, d. hahd, russ. cha, cha, ai. fea, 'ha, ach'!: d. hilii, ai. hi und fo mit andern Vokalen wie hu, hei u. a. gr. iiir|, 1. ohe, d. ohS; gr. ami, 1. vae, d. owe, lett. wa* 'o, ach!', ai. uve, npers. vdi; gr.
Auf die lautmalendeo Interjektionen und die Lockrufe gehe ich nicht weiter ein und verweise auf Schwentner. S. 35 ff. Die L a l l s i l b e n gehoren eigentlich der Kindersprache an, indem die Kinder einzelne Silben wie ma, pa, ta hervorzubringen beginnen, ohne daft eie diesen Silben eine Bedeutung beilegen. Erst die Erwachsenen bil'len aus ihnen, vielfach durch Verdoppelung, Worte, s. dariiber unten. 8.
Ableitung von Interjektionen.
Die Interjektionen
sind zu einem Teil die einfachsten und Boweit sie auf reinen GefiihlsauCerungen beruhen, die urspriinglichsten Worte der Sprache. Von ihnen konnen mit den sonstigen Mitteln der Sprache Ableitungen gebildet werden. Vieles ist schon bekannt und von S c h w e n t n e r dargestellt worden. Ich fiihre nur einiges an, was nicht so auf der Hand liegt.
8
Die Interjektionen.
[§ 8.
So hat schon Fick lit. b'auriis 'ha&lich, unrein, graulich' von der Interjektionen gr. opeO, d. pfui abgeleitet, lit. diyitis 'Ekel, Widerwillen empfinden' von dhig, s. o., S. 7; d. achzen stammt von ach. Well n., d. Wehen PI., Wehmut von der Partikel _ got. wai. Ebenso auch d. weinen, lett. waidet 'achzen'. ,Von gr. iiu 'Interjektion des Schmerzens und der Freude' konnte iwr| 'das Geschrei, das Rufen' kommen. D. eien von ei. Gr. iXdw 'ich treibe' hat K r e t s c h m e r , Glotta 12, 201 aus der Interjektion *ela abgeleitet.
Sehr haufig sind Ableitungen aus den blofien Lallsilben pa, ma, na usw., und wir konnen eine ganze Anzahl von Worten darauf zuriickfuhren. Hierbei ist zunachst eins zu beachten. Es besteht die Moglichkeit, daC diese Worte immer wieder neu erzeugt werden, und insofern scheinen sie den Lautgesetzen nicht zu unterliegen. Aber das ist falsch. Die lautgesetzlichen Formen liegen oft genug vor. So konnen wir ein idg. ma-ma ansetzen, aus dem im Germ, regelrecht *mo-mo, ahd. muoma, d. Muhme geworden ist. Anderseits lernt jedes Kind zunachst Mamma und Pappa, und letzteres zeigt natiirlich die Lautverschiebung nicht. Man kann eine ganze Keihe derartiger Bildungen fur idg. ansehen, wobei nur zu beachten ist, dal] nicht selten der zweite Konsonant gedehnt wird, wie z. B. in mamma. Dieser Vorgang ist idg., und er findet sich vor allem auch in Eigennamen. Beispiele: gr. ndnfiri, ndnna, I. mamma, ir. mam, lit. mama, moma, alb. mdmd 'Mutter', ahd. muoma 'Mubnie', d. Memme, spatmhd. mamme, memme 'weibliche Brust', vielleicht auch got. mammo 'Fleisch', ai. mamas 'Oheiin'; gr. TtdiTira, irdtrai;, 1. papa, pappa, d. pappen; inhd. babe 'altes Weib', ahd. buobo, d. Bube, e. baby, schwab. babe 'Brot', lit. bdba 'altes Weib', s. bdba 'Anime', ital. babbo 'Vater'; gr. vdvva 'Tanle', v^vvo<;, vivva, 1. nonnus, nonna, kymr. nain 'Grofimutter', serb. ndna, nena, ai. nand, alb. nana mit wechselnden Bedeutungen; gr. Td-rxa, xaxa, 1. tata, korn. tat, nhd. tate, lit. tetis 'Vaterchen', teta 'Xante', ai. tatds 'Vater'; gr. TtiSri 'Grofimutler', T^i<; 'Tante', lit. dede 'Onkel', abg. d
Wie man sieht, sind die regelrechten Doppelungen noch manchinal erhalten, nicht selten haben sie sich auch dem iiblichen Deklinationsschema angeschlossen. So ist •aus TrdTTTra im Griech. irdtTrnog geworden und
§ 8. 9.1
Die Partikeln.
Allgemrines.
'•>
A n m . Eine besondere Bedeutung haben diese Lallsilben in den alten kleinasiatischen Sprachen gehabt. K r e t s c h m e r hat Einleitung in die Gesch. d. gr. Spr. 334 gezeigt, wie das keinasiatische Namensystem zum guten Teil auf diesen Lallnamen beruht. DiescErkenntnis ist auch fur das Idg. wiehtig, insofern als durch sie ein besonderer Sprachstamm erkannt ist, der weder mit dem idg. nnch mit dem semitischen zusammenhangt, der aber anderseits in Italien ilie id;,'. Namengebung beeinflulat hat.
Eine grofie Anzahl von Tiernnmen sincl ferner aus den Silben entstanden, mit denen man den Laut, den das Tier hervorbrachte, wiedergab. Das bekannteste ist das Wort Kuckuck. Weiter gehSreu wohl hierher: gr. T€Tpduuv cAuerhahn', aisl. pidun- dss., abg. tetrevi 'Faspn', lit. tettrva, ietervinas 'Birkhahn', apr. tatarwis dss., ai. tittiiis 'Rebhuhn'; gr. KepKidaMi; • ^piubidi; Hes., KipKO? 'Habichtart', air. arc 'Henne', apr. kerko 'Taucher', ai. karkaras 'Rebhuhn'; gr. Kiaaa cHaher', d. Hither, ai. kikis u. a.
Die Interjektionen bilden jedenfalls ein wichtiges, bisher viel zu wenig beachtetes Kapitel der Sprache, das namentlich fiir die Wortbildung von hoher Bedeutung ist.
Zweites Kapitel.
Die Partikeln.
9. Allgemeines. Unter Partikeln (1. particulae) versteht man unflektierte Elemente der Sprache, wie Konjunktionen, Prapositionen, Adverbien. Der Begriff ist schwankend. Im folgenden sollen nur die kiirze&ten Elemente des Indogerm. zusammengestellt werden, weil diese eine wichtige Rolle beim Aufbau der idg. Flexion gespielt haben. Sicher sind die Parlikeln z. T. aus flektierten Form en entstanden, wie gr. dye 'wohlan', oicpeXov co da£5 doeh', 1. age Vohlan', d. halt, gelt. Daneben gibt es zweifellos auch uralte flexionslose Elemente, die nicht selten mit den Pronominalstammen zusammengehoren. Dieser Zusammenhang kann so verstanden werden, dafi die Partikeln erstarrte Pronominalformen sind, aber auch, dafi sich die Pronomina aus den Partikeln entwickelt haben. Das bat man bisher selten angenommen, weil man die Flexion als das altere ansah und daher immer die Partikeln als
10
Die Partikeln.
[§ 9- 10.
erstarrte Pronomina auffafite. Aber diesen Standpunkt muG man verlassen. Ea gibt auch uralte flexionslose Elemente. Anm. Eine Partikel i z. B. konnte als eine Form des Verbums ei 'gehen' auf'gefafit, aber auch umgekehrt das Verbum ei 'gehen', 1. ire von der Partikel abgeleitet werden. Wir lnssen uns darauf nicht weiter ein und betrachten hier die Partikeln, soweit sie flexionslose, uralte Elemente der Spracbe zu sein scheinen.
Viele Partikeln sind aufierordentlich kurz gewesen. Sie sind es offenbar im Laufe der Zeit geworden. Nach einem allgemeinen Gesetz der sprachlichen Entwicklung werden solche kurzen Sprachelemente duroh angefugte oder vorgesetzte andere Bestandteile sozusagen gestiitzt und bekommen dadurch eiiien groCeren Umfang. Manchn Partikeln sind auch fur unsere Erkenntnis gar nicht mehr als selbstandige Worter vorhanden, wie sie auch im Laufe der Entwicklung unselbstandig werden, vgl. z. B. got. nih <^ ne -{- que usw.
Zweifellos ist nun die Bildung der Partikeln z. T. eine wesentlich andere als die der sonstigen Worte. Die altere Sprachwissenschaft unterschied daher zwischen Pronominalwurzeln, wozu auch die Partikeln gehoren, die aus einem einfachen Konsonanten und einem einfachen Vokal bestehen, und andern Wurzeln, bei denen rnindestens der Vokal lang sein oder noch ein Konsonant hinter dem Vokal stehen mufi. So gibt es eine Partikel te, aber keine sonstige «Wurzel» derart, es gibt ein de, gr. be, aber nur eine Wurzel de cbinden' usw. Die Unterscheidung besteht zweifellos zu Recht, obgleich uns ihre Ursache unklar ist. 10.
Die einzelnen
Partikeln,
Grundelemente.
Wir
stellen im folgenden die wesentlichsten idg. Partikeln zusammen, soweit sie nicht weiter zerleghar sind, darunter auch die, die zwar nicht mehr selbstandig, sondern nur in Verbindung mit andern Elementen vorkomm^n. Man kann freilich in vielen Fallen iiber die Auffassung schwanken, aber es kommt nicht auf die Einzelheiten, sondern auf das allgemeine Prinzip an. 1. Idg. e erscheint als Verbalprafix (s. 1, 351), namentlich als Augment (gr. g-cpepov, ai. d-bharam 'ich trug1), als angetretene Postposition hinter Kasusformen, z. B. ai. Dat. asvaj-a, abg. kamen-e usw. (s. u. § 103) und in ai. asdic 'jener', gr. £-K
§ 10.]
Die einzelnen Partikeln. Grundelemente.
II
in gr. d c wen if, eig. 'da' < e -\- i, vielleicht auch in £-TI 'lerner1, 1. et 'und'. Doch kaun dies auch ein ganz anderes W'orl. si/in. i' hat sich im Aind. Gen. a-sja, I), a-stmvi, ini Germ, ahd. «-.•>, »NN, im Umbr. Dal. f-smp/ durch Antritt von andern Parlikeln zuni Pronomen entuirkelt. Die urspriingliche Bedeutung von c isl unklar, weil sie schon im Idg. vollig verblafit ist. Daneben steht ein Yerbalprafix o, das namentlich im Giiech. zi-mlich hiiutig zu belegen ist (s. 1,321). Es steckt ferner als Postposition in gr. dir-o, iitr-o, ai. dp-a, iip-a, auch wohl in idg. pro. Wieweit es selbstandig oder aus e durch Abtonung entstanden ist. ladt sich nicht sagen. Auch seine Bedeutung ist vollkommen verblaf3t.
2. Idg. e, 6. IG. 2, § 227 habe ich angenommen, dafi Einsilber im Idg. gedehnt werden konnten. Tatsachlich finden wir e und o neben e und o in weitem Umfang, wenngleich bei dem Schillern der Bedeutung nicbt auszumachen ist, wie weit e und e, o und o eins sind. e liegt vor in gr. r| cin der Tat, wirklich', f) 'vvenn', ahd. ich-a, nein-d, ai. a hervorhehende Partikel, sowie als Verbalprafix (s. I, S. 322) und rPra- und Postposition (s. § 70). Zusammengesetzt wohl auch in i_r. r\-b£ c und\ f\-br\ 'jetzt, schon' usw. 0 steckt z. T. in dem ai. a, das Verbalprafix, Pra- und Postposition ist, s. 1, 32l2, sowie in dem gr.Prafix u> sowie in ahd. no. Auch in der Endung n des Instrumentals. Ob e und 6 erst durch Abtonung voneinander geschieden oder von Haus au- verschiedene selbstandige Worler sind, la'6t sich nicht sicher sagen. Ja, es ist nicht einmal sicher, ob gr. fi und f| ein Wort sind. 3. i kommt selbstandig, wie es scheint, nicht mehr vor, doch ist es in weitem Umfang in der Nominal- und Verbalflexion vorhanilen (s. § 66). In Zss. finrien wir gr. i-bi 'und', 1. i-bi 'hier', 1. i ta 'so', i-tidem, ai. i-hd chier', ai. i-ra 'wie', ai. i-ti 'so', ai. i-d hervorhebende Partikel. Die Grundbedeutung ist wohl 'hier'. 4. 7 liegt zunachst als deiktische Partikel in gr. i vor, das an alle motdichen Pronomiiia treten kann und betont ist. Vielleicht auch in umbr. po-ei cqui', got. sa-ei, die frpilich auch aus ei entstanden sein konnen. Dazu ai. i-drs 'ein solcher, ein gleicher', x-vat 'so grofi, so trefflich'. 1 konnte Dehnung von i sfin, ist aber auch die RS. zu einer Lautung ej& (s "i, 134), so dafi l doppelten Ursprung haben diirfte. 7 finden wir duich n erweitert in gr. Tv = ai. im (s. unten). 5. u, ii. Idg. u, u ist im Indischen in der Form M, U als hervorhebende Partikel ganz gelautig. Dazu gr. u in irdv-u, sowie in T6-U-TO = ai. tad u tad. Ob die Fragepartikel got. u hierhergehQrt, ist fraglich. da sie aus un = idg. n : ne entstanden sein kann. Erweitert haben wir u in 1. ubi 'wo', 1. u-ti 'so', aw. uHi, gr. f)-OT€ 'gleichwie', ai. u-td 'auch sogar'. Aus dem Gegensatz
12
Die Partikeln.
[§ 10.
von i-bi und u-bi ergibt sich wohl die Bedeutung 'niei' und 'da' fur i und u. 6. a und a sind als selbstandige Partikeln nicht vorhanden. Sie sind aber wohl vorauszusetzen, da a in Verbindung mit andern, sonst antretenden Lauten auftritt, vgl. z. B. gr. ai cwenn', gr. aO 'wiederum'. 1. au-t 'oder', got. au-k, d. auch 'noch dazu', 1. ad 'zu', ). ab, gr. &v, got. an usw. Auch wird sich ergeben, dafi das Suffix -a in der sog. 1. Dekl. ein selbstandiges Wort war. Aber es ist natiirlich nicht sieher, date alle die genannten Worter zusammengehoren. Ein Pronomen a findet sich im Indischen I. D. Abl. Du. a-bhjdm I. PI. F. U-bhis, D. abhjds, G. dsdm, L. asu, das doch wohl auf idg.'a zuriickgeht. Auch gibt es eine angetretene Partikel am, s. u.
Dies Bind die einfachen vokalischen Elemente. Die konsonantiechen finden wir meist mit dem Vokal e oder auch i verbunden, aber auch als blofie Kc-Dsonanten, wenn sich die Partikeln an andere Worte enklitisch angelehnt haben. Der Vokal a ist selten, ebenso wie i, u und u. 7. Idg. hwe 'und', gr. TE, 1. que, got. -h, ai. fa, auch verallgemeinernd angefugt, z. B. gr. dii;-T£ 'so dafi', 1. quis-que, qui-cumque, g. haz-uh, aw. cis-ca 'jeder'. Dazu gehort denn auch wohl der Pronominalstamm kwe, kwi 'wer', obgleich das Verhaltnis der beiden zueinander noch unklar ist. 8. Idg. gwe ist nicht ganz sieher; vielleicht steckt es in abg. ze, gr. bt 'aber'. Slaw, ze steht vielleicht in Abtonung zu go. Diese konnen auch auf ghi" zuruckgehen. 9. Idg. ghwe lafit sich nicht sieher nachweisen. 10. Idg. k'e 'her' in 1. ce-do 'gib her', gr. £-KE-I 'dort', angefugt in 1. si-c 'so', nun-c 'jetzt'. Daneben steht k'i in 1. cis 'diesseits', got. hi-dre 'hierher', e hither, woraus sich das Pronomen k'is (lit. sis, abg. si 'dieser') entwickelt hat. 11. Idg. g't in gr. ye, hervorhebend in ^ - f e 'mich' = got. mi-k, 1. in ne-g-otium. Dazu vielleicht abg. -go lit. gi, gu. 12. Idg. gh'e, gho, ai. gha, ha hervorhebend, abg. go. Daneben *ghi in ai. hi 'denn, ja', aw. zl gr. xl in oii-%i. Dazu der Pronominalstamm 1. hi-(c) 'dieser'. 13. Idg. te in lit. tl 'da', gr. Tf| 'da ; nimm'; dazu 1. is-te, abg. ku-to 'wer'.1) 14. Idg. tha vielleicht in gr. gv-da, dor. itp6a-Sa neben sonstigem itp60-dev 'vorn', sowie als Endung 2. Sing. ai. vet-tha, gr. ota-Sot. 15. Idg. de vielleicht in gr. hi 'aber' und br\ in f|-bn 'schon', bii 'als' ; 1. de-ni-que 'und nun gar'. Verbaut ist de vielfach, s. § 79. ') ai. tu hervorhebende und auffordernde Partikel halt man fur das Pronomen der zweiten Person, und gr. toi 'furwahr' fur den Dativ dazu. Doch siehe unten Nr. 27.
§ 10.]
Grundelemente.
13
16. Idg. dhe, dhi liegt selbstandig nicht vor, wohl aber als angehangte Partikel, vgl. ai. hu-ha 'wo', i-hd 'hier, hierher' : 1. u-bi wo', i-bi 'dort\ gr. ir6-di 'wo', abg. kH-de 'wo', si-de 'hier' usw. 17. Idg. pe ist selbstandig nicht erhalten, wohl aber in Zss., wie 1. quip-pe 'freilich, allerdings', lit. kal-p 'wie' usw. 18. Idg. be scheint zu fehlen, wie auch der Laut b selten ist. Allerdings finden wir ai. bat, bada rfurwahr', aw. ba, Part, der Beteuerung, daneben boit, bada, abg. bo 'denn', klr. ba 'ja, freilich, allerdings', arm. ba, deren b aber mit Ausnabme der indischen Formen auf bh zuriickgehen kann. 19. Idg. bhe liegt vor in gr. qpii 'wie' und vielleicht in den «ben genannten Worten. Vielleicht steckt es auch in den got. Adverbien auf -6a, wie ubila-ba cb6se'. 20. Idg. ne, 1. ne, got. ahd. ni, abg. ne, ai. na ist einerseits Negativpartikel, dann Fragepartikel 1. non-ne, im Indischen auch Vergleichspartikel 'wie'. Weiter erscheint sie auch als angefiigtes Element wie 1. pone < *postne usw. Daneben steht auch 1. ne cja, fiirwahr', gr. vr) 'wahrlich', bulg. na 'sieh da'. Wie weit hier verschiedene Worte vorliegen, ist unklar. 21. Idg. me als Partikel fehlt. Daftir finden wir aber me als Pronominalstamm der ersten Person, und anderseits *me, gr. \ir\, arm. mi, ai. ma als Prohibitivpartikel. 22. Anderseits war *em, *om sieher eine Partikel, die wir selbstandig wohl in ai. av-g& hervorhebend und sonst als Suffix des JVeutrums 1. verb-om finden, s. § 62. Ein m tritt in weitem Umfang Adverbia und Kasus bildend auf, vgl. 1. turn, quom, ai. im, him usw. Darflber siehe unten § 62 ff. 23. Mit r gebildet liegt eine Partikel vor in gr. apa, ap, pa, kypr. ^p 'also', lit. if 'und auch', wozu ai. dr-am 'fuglich, passend, zurecht, genug' gehoien kann. 24. Idg. le findet sich deutlich angehangt in 1. Me aus is-le, wie R o z w a d o w s k i , IF. 3, 274 annimmt. Diese Partikel ist auch sonst verbreitet, vor allem im Slaw., worauf zuerst Rozwadowski, a. a. O. hingewiesen hat. Man flberblickt jetzt das gesamte Material bei B e r n e k e r , EWB., S. 697, vgl. § 85. 25. Idg. je lafit sich nicht sieher nachweisen, doch haben wir den bekannten Relativstamm, gr. 8?, ti, 6 ai. jas. ja, jad. In den andern Sprachen haben wir vereinzelte Reste wie I. jam 'jetzt, bereits, schon', lit. jail 'schon', lett. jau, ab. ju 'schon', got. ju 'schon', got. jabai 'wenn' usw., die wohl eine Partikel je erschliefien lassen. 26. Idg. we ist weit verbreitet, vgl. fi-/£ 'oder', ai. va, 1. ve; ai. i-va 'gleichwie', va, va, 1. si-ve, 1. ceu. Ob die Bedeutung alt ist, lafit sich zurzeit nicht entscheiden. 27. Idg. se ist ebenfalls haufig gewesen. Als einfache Partikel scheint sie nicht mehr vorhanden zu sein. Doch triigt der Schein. Sie steckt in dem Nom. des Demonstrativpronomens gr. 6, got. sa, ai. sa, den man mit 'der' iibersetzt. Wir konnen hier die Entstehung des Pronomens mit Handen greifen. se, so ist kein Pronomen, sondern einfach eine Partikel mit der Bedeutung 'da' oder hier', die wir in ausgedehntem Mafie noch im Griechischen und 5
14
Die Partikeln.
[§ 10. 11.
Indischen treffen. In beiden Sprachen finder) wir zahlreiche Falle, in denen wir 6, ai. sa oder oi'be nicbt mit 'dieser', sondern nur mit 'hier' iibersetzen konnen. Das zeigt sich besonders deutlich, wenn diese WOrter mit 'ich', 'wir' oder 'du' verbunden sind. Vgl. gr. dXV ayed', rinet; oi'be nepicppaZiijucda Ttavre? 'wir alle hier wollen beratschlagen'; Jvbov fxiv br\ 6b*ain6<; ifth 'ich felbst bin drin'; T 140 bODpa Viydiv 8be irdvTa irapaax^nev iibersetzt K u h n e r - G e r t h 'siehe, hier bin ich, urn alles zu gewahren'; Eur. Or. 280 heifit es ob ti|n' 'Ope'aTn? 'ich hier bin Orestes'; Soph. Oed. rex. 41 kexetio.ue*v ere iravre? oi'be irp6aTpoiroi 'wir alle hier flehen dich an'. Ebenso antwortet man im Indischen auf die Frage 'wer ist da'?, mit sa aham 'ich bin da'. Nala 17, 7 heifit es le vajam Damajantjarthe cardmah prthivim imam 'wir wandeln hier auf der Erde umher' und 15, 11 sa tvam &ti$tha jogam tq 'stelle du hier di& Betrachtuug an'. Nur unsere Gewohnung in ai. sa, gr. 6 den Nominativ eines Pronomens zu sehen, fiihrt uns dazu, solohe Falle zunachst mit 'der, dieser' zu iibersetzen, und dann erst zu der andern Ubersetzung mit 'hier' zu greifen. Das ist verkehrt. Idg. *se, *so, gr. 6, ai. sa bedeuten in zahlreichen Fallen 'hier', und erst daraus hat sich ein Pronomen entwickelt. Es entspricht also etwa frz. ci in celti'-ci, Vhomme-ci. Mit den Stamm so steht der Stamm to im Wechsel und insbesondere heifit der Nom. PI. des Pronomens allgemein toi (vgl. gr. Toi, got. pai, lit. tie, ai. te). Da i eine angetretene Partikel ist, so hat die Form toi nicbt das geringste mit dem Plural zu schaffen, und wir konnen auch in ihr eine Partikel sehen mit der Bedeutung 'hier' oder cda'. Es scheint mir daher durchaus moglifh, dafi dieses toi in der gr. Partikel TOI, Torfdp, TorfcxpoOv, ToiydpTOi noch vorliegt. Dieses TOI ware dann zu scheiden von dem TOI, das sich. aus aoi 'dir' entwickelt hat.
Bei dem tJberblick iiber das vorliegende Material ergibt sich, dafi alle einfachen Vokale und nahezu alle Konsonanten mit dem Vokal e verbunden als Partikeln vorliegen. Neben e kommt selten a, vor allem aber auch i vor, und zwar teils als Diphthong ei, den man auf e -\- i zuriickftihren kann, teils als einfaches i, das man als Schwundstufe zu ei betrachten kann. Dieses Ergebnis ist verbliiffend einfach, aber nattirlich ist es nur das Ergebnis einer langen Entwicklung. Kiirzer konnen eben die Sprachteile nicht werden. 11. Zusammensetzung und sonstige Bildung derPartikeln.
Zweifellos konnen Partikeln mit andern zusammengesetzt werden, und sicher eind auch eine ganze Reihe von ihnen durch Zusammensetzung entstanden. Ob freilich nicht manchmal der Schein triigt und der Ursprung ganz wo
§ 11- 12.]
Prapositionen, Allgemeines.
anders zu suchen ist, ist eine Frage fur sich. zeigen sich vielfach die gleichen Elemente.
15
Jedenfalls
1. Antreten von i. Man kann viele Partikeln aus den einfachen durch Antreten eines i erklaren. So finden wir gr. ei, ai 'wenn', eig. 'da' : e und a; gr. irei 'wo' : k<»e\ gr. kei in ewei 'doit': h'e; 1. si 'wenn' < sei : se; got. sai < sa + *\ alat. net : ne usw. Man kann weiter das einfacha i, das vielfach erscheint, als Schwundstufe eines ei auffassen, und man kann verstehen, wie ai. hi, gr. •XI in oi>\\ neben ai. ha steht. Ebenso 1. ubl neben abg. ku-de und gr. 8-di. 2. Auf -it gehen aus: gr. frn 'ferner', 1. et 'und', ai. a-ti dariiber hinaus', got. ip, idg. e-«?; ai. i-ti 'so', 1. iti-dem neben 1. »7a; 1. M«« in uti-quc; 1. quot(i) 'wie viele', f o ^ 'so viele', gr. au-Ti-Ka 'sogleich', osk. au-ti 'oder'; ai. prd-ti, gr. Trp6-Ti 'gegen' 3. Auf d enden: 1. ecce 'siehe da' < *ed-he, umbr. ef-ek 'id', air. ed\ ai. i-d hervorhebende Parlikel; ai. u-d 'in die Hohe'; had 'zu' usw. 4. Auf -dhi enden : ai. d-dhi 'oben auf, 1. i-bi 'hier', 1. u-hi 'wo'. 5. Die Endung r finden wir in ai. tar-hi 'damals', d. dar; 1. cur 'warum' < quor, lit. fo/r 'wo, wobin', got. har; got. her. 6. Auf -i» oder -om gehen aus 1. mm, tune 'dann, alsdann', aw. taut 'dann'; 1. qnom 'wenn, als; so oft als', osk. pun, apr. kan 'wenn', aw. kam 'wie'; 1. dum 'noch, wahrend, indes, indem' wohl aus d + om; 1. num 'nun, noch, noch jetzt' u. a.
Alle Partikeln der Einzelsprachen konnen hier nicbt angefiihrt werden. Sie gehoren in die einzelsprachlicbe Grammatik. Anderseits kommt vieles weiter unten rmch einmal zur Sprache. Anm. Zu beachten ist bei diesen Zusammenstellungen, dafi im Griech., Germ., Slaw, fast alle oder alle auslautenden Konsonanten geschwunden sind, dafi also die nur in diesen Sprachen belegten Formen einst ein anderes Aussehen gehabt haben k6nnen.
12.
Prapositionen, Allgemeines.
Die Prapositionen
sind Adverbien, die teils zu einem Verbum (Praverbien), teils zu einem Nomen hinzu treten. Sie bilden ein besonderes Kennzeichen des Idg. Man hat echte und unechte Prapositionen unterschieden. Unechte sind Kasusformen von Substantiven, und mit diesen verbindet sich daher ein Substantivum im Genitiv. Die echten Prapositionen dagegen sind uralte Partikeln, die sich nicht mit den drei Kasus, Nominativ, Genitiv, Dativ verbinden, sondern nur mit dem Akk., Lok., Abl., Instr. Sie regieren aber nicht den Kasus, sondern treten zu ihm erganzend hinzu. Ware das nicht der Fall, so konnte eine Praposition nicht mehrere Kasus regieren.
16
Die Partikeln.
[§ 12.
Viele Prapositionen lassen sich bis in das Idg. verfolg^n. Andere sind neu aufgekommen, und viele sind auch verloren gegangen. Es finden sich natiirlich bei den Prapositionen alle Worthildungsvorgange, die wir bei Adverbien und sonst antreffen, also gegenseitige Beeinflufiung, Antreten von Erweiterungen und Zusammensetzung. a) Gegenseitige Beeinflussungen u n d E r w e i t e r u n g e n . Das gr. &., 1. ex 'aus' ist aus egh + s entstanden. s ist ein angetretenes Element, dem wir noch ofter begegnen werden. Danach ist mi Griech. ivc, ( > att. eic,) statt £v geschaffen. Neben 1. ab 'weg\ steht ab-s, gr. &\\> 'fort, zurfick'. Neben ai. ni 'niederwarts, hinuoter, hinein' steht nis 'hinaus', das damit doch wohl zusammenhangt, neben apers. patij apers. patis 'gegen, nach — hin'. Neben ai. ud 'auf, aus', ir. ud steht aw. us-, uz-. got. us-, uz-, d. ur-, abg. vuz, neben 1. po in positus, lit. pas. Im Griechischen finden wir auf der einen Seite Ttpo, ciiro, Ono und auf der andern dvd, KOTCI, |ueTd, tiapd, bid < *disa : 1. dis. d. zer. Die gegenseitige Beeinflussung liegt auf der Hand, und es ist vollig falsch, immer von den vollern Formen auszugehen. b) Z u s a m m e n s e t z u n g e n . Ganz gewOhnlich verbinden sich mehrere Prafixe mit einem Verb. In diesem Fall wurde im Idg. sogar manchmal eine bestimmte Reihenfolge eingehalten. So scheint *pro die zweite Stelle eingenommen zu haben, und e (das Augment) steht unmittelbar vor dem Verbum. Derartige Verbindungen von mehreren Prapositionen werden mit der Zeit fest. und wenn sie lautlich verandert, besonders verstummelt werden, so machen sie den Eindruck \on ursprunglich einfachen Bildungen. Hierher gehoren gr. OTT-^K, irap-dE, 1. in-super, I. ab-nnte > frz. avant, d. binnen > bi-innan. L. super gegeniiber got. ubar, gr. iTzip, ai. updri 'fiber", 1. sub gegeniiber gr. CITTO, aot. uf enthalten das Mehr eines s. Man sieht darin den Rest von eghs aus". Es konnte aber auch abs darin stecken.
Mit derartigen Moglichkeiten miissen wir auch fiir das Idg. rechnen. Da neben gr. d|j
und 1, 321), sind erst allmahlich klar gewordeu, vveil sie in lebendigem Gebrauch kaum noch vorkomruen. Sie stecken auch in gewissen Formen der Praverbien. Ai. antar-fi, 'zwischerf = antar -\- a : gr. ftv-U), SE-uu = dv + uu, li -f- UJ; ai. jmra 'frilher, zuvor', got. faura aus *ptr + o; gr. upuu- in upd) rapucn usw. diirfte Dehnung von Trpo sein. Im Germ, wird das idg. *ad (1. ad, got. at) durch to ersetzt, ae. as. to, ahd. zuo, das ganz einfach aus *(a)d + 6 zu erklaren
§ 12- 13.]
Liste der idg. Prapositionen.
17
ist, vgl. got. at-bairan, d. zu-bringen, got. at-gaggs, d. Zuqang. Dieses rfo ist auch lat., vgl. 1. do-ni-cum = u'mbr. ar-ni-po und quan-do eig. 'bis wann'. Dazu auch vielleicht r. ih«-tfa 'WO, wohin'. Lat. rfe 'von — weg', bisher unerklart, mSchte ich aus *ed 'zuriick' (s. § 13, 3) und e (s. § 13, 2) herleiten. In dem auslautenden o von omo, uiro wird man die Praposition o sehen dflrfen, da die alteste Form ab war, vgl. 1. ab-s. Schwierigkeiten bereiten auch die griech. Prap. auf -a, wie irapd, KOTO, dvd, nera, bid, die durchaus nicht gemein griechisch sind, da viele Mundarten Formen ohne a aufweisen. Man kann daran denken, dafi einige dieser PrSpos. mit der Priipos. idg. ad zusammengesetzt sind.
13. Liste der idg. Prapositionen. Ich gebe im folgenden ein eiufaohes Verzeichnis der idg. Prapositionen mit kurzen Bemerkungen iiber Herkunft u. a. 1. e, o nur noch erstarrt, s. § 12, 1. 2. e, o, lebendig in ai. a Praverb, Pra- und Postposition. Bedeutung unklar. S. S. 11. 3. ed, et, od, ot 'weg', ahd. it-, ita- 'zuriick', lit. at-, ati-, ato, ata- 'zuiiick', abg. otu 'weg', ai. at-as cvon da'. Daneben auch at in ir. aith-, aid- 'wieder, ent-'. 4. ad 'zu', 1. ad, ir. ad-, got. at, ahd. ag, ai. aciha, mit ,s erweitert osk. as, mit g ir. ac, oc, occ 'bei' mit Dat.; Zss. mit zwei as. ae. to, ahd. zuo, s. oben. 5. an 'hinan', gr. dv- (daneben dvd nach Korrd), ahd. an, ae. on, zgs. mit e, o awest. ana, zgs. mit 6 gr. av-uu, got. an-a, mit u erweitert ai. dn-u 'nach, entlang, gemafe'. Die Schwundstufe zu ane, ano in aw. na-zdjah, ai. nedljas 'naher', zu and in lit. nuo, abg. na. 6. am-bhi, gr. d|iicpi, 1. amb(i), gall, ambi: S. ir. imb, imm, ahd. umbi 'urn, herum', ist zgs. aus an und bhi, got. bi. 7. anti, gr. dvTt 'gegeniiber', 1. ante 'vor, got. and, ai. anti nur Adverb. Daneben gr. dvTOt, dvTn,v 'gegentlber', got. and(a)- in Zss. Die Praposition ist wohl jung. 8. ay, ab 'weg', lat. ab, got. af 'weg', zgs. in gr. &\y 'vom Ort weg', 1. abs und in gr. d-tro, ai. apers. apa. Dazu als zweite Vollstufe aw. pa-zdajeHi 'er lafit wegriicken', 1. po-situs, po-lio, porcet < *poarcet, lit. pa-, p6, abg. po-, pa-. 9. au 'herab, weg von', ai. apers. aw. zsg. ava, gr. in au-xdrrerv dvaxuupav, 1. au-, ir. 6, ua 'von, durch', lit. lett. pr. au, abg. u-. Dazu als zweite Vollstufe oder als Zusammenselzung vielleicht ve in 1. vescor 'abessen von'. 10. en 'in', gr. £v, 1. in, ir. in-, i, got. ahd. in, apreufi. en, lett.»-, abg. v*(n), auch n, lit. in, I. Mit i erweitert in gr. ^vi Adverb. 11. enter, nter 'zwischen — hinein', ai. antdr, 1. enter, inter, ir. eter, ahd. untar, zgs. aus en und ter, s. u. 12. nt 'bis', got. und 'bis', ahd. unt(-ag) 'bis', uttjji, lit. int, wohl Erweiterung von en. H i r t , Indogermanische Grammatik. III. 2
18
Die Partikeln.
[§ 13.
13. en(e)u eohne', got. inu, inuh, ahd. ano 'ohne', gr. ^ mufi wegen des Wechsels von e und e im Germ, eine Zss. aus I und ne + u sein. 14. epi, opi 'nahe hinzu, auf — darauf, auf — hin', ai. dpi, gr. im, d-m-dev 'hinterber', 1. ob, osk. up, lit. ap(i), preufi. ep-, lit. apie. Wohl ep durch i, ei erweitert, oder aus e + pi, Peh entstanden. Die Sehwundstufe pi, pei in Resten, s. u. 15. ebhi, obhi, eaut — zu, auf—hin', ai. z. T. in a-bhi. das auch gleich gr. &|acp{ sein kann, 1. ob, abg. obu. zsg. aus e und bhi. 16. egk-s 'aus', gr. It, 1. ex, lit. is, iz, abg. iz(%). 17. Ai. bahis nachved. 'aufierhalb', abg. bez und be, lit. be, lett. ftez 'ohne'. Unechte Proposition und spat. Grundform unklar. 18. Das von Brugmann Grd.2, % 2, 811 angeselzte de, do etwa 'dar' (gr. be in OIK6V-O£, ahd. zuo, zi, ae. to, abif. rfo, aw. -da 'zu — hin', war eine Zss. der Prapositionen ad und I, o. Lat. rfe, ir. dl 'von — her' mufi dagegen zu idg. ed 'weg' (s. Nr. 3) gehoren. 19. Idg. divis, dis 'entzwei, auseinander' flndet sich in got. twis und in gr. bid < dis-a, 1. dis, (got. dis), ahd. 2er und gehort zu duo 'zwei'. Im wesentlichen nur Piaverbium. 20. Eine schwierige Frage bie'et die Praposition mit der Bedeutung 'mil', gr. £uv, auv, auch iiv-, 1. cum, co-, germ, ga-, lit. sam-, sq-, lit. *M, preufi. sen, san, abg. sun-, sw ai. sam-, sa-. Es ist bis jetzt nicbt gelungen, die verschiedenen Formen unter einen Hut zu bringen und wahrscheinlioh liegen auch verschiedene Bildungen vor. Mir erscheint folgendes als moglich. Zugrunde liegt der Stamm sent, som 'zusammen', gr. 6|u6i;, ana, d. samt usw. Dazu die lit. slaw. ind. Formen. Dazu dann weiter ai. smat, aw. mat und gr. \s.t.i6. und auch wohl got. mip, indem das « schon idg. geschwunden war. Dieses som, sm wurde durch ghe, gho erweitert, was ai. sahd 'mit' ergab; mit horn erweitert findet sich ai. sakdm 'zusammen, zugleich'. Durch Unterdruckung des ersten Gliedes ergab sich got. ga = ai. -ha, und 1. com — ai. -Team. Daneben hat es danu noch eine Praposition su, ksu gegeben. 21. ai. ni, aw. nl, arm. ni- n- 'nieder', wozu abg. nizii 'hinab, hinunter', ahd. nidar gehort, vielleicht zu en cin'. 22. Aufierordentlich verbieitet als Praposition ist der Stamni per, der, kann man sagen, fast regelrecht flektiert wird. In Wirklichkeit wird es sich aber um angetretene adverbiale Elemente handeln. Dafi per zu ai. piparti 'er setzt uber1, gr. itopoi; 'Durchgang', d. fahren gehort, ist sehr wahrscheinlich. Wir finden: a) Die Grundform und eine Erweiterung durch i in gr. trep, ir^pt 'herum', 1. osk. umbr. per 'durch', got. fair-, lit. per, preufi. per. abg. pri. Durch t erweitert liegt diese in osk. pert 'trans' vor, durch d oder dh erweitert in abg. predii 'vor', durch gh'o in abg. prim 'liber — hin'. b) Einen Nominativ finden wir in ai. pards 'fiber— hinaus', aw. paro, einen Instr. in ai. par-a, aw. para, einen Akk., Sing., Mask. oder Ntr. ai. param 'hinaus — iibef, osk. perum 'ohne', einen Akk.
§ 13. 13 a.]
Adverbien.
19
Sing. Fern, in gr. uipav und irepa 'dariiber hinaus', welch letztere Form die Form mit Schwund des m darstellt. c) pro, pro 'vorwarts, vor' ist weit verbreitet. Gr. irp6 und Trpw-ii^puci 'im vorigen Jahr', 1. pro und pro, ir. ro-, got. fra, lit. pra-, pro, abg. pro, pra-, ai. pra und pra-. Ich sehe darin eine Zusammenselzung mit o, 6. _ d) Durch -ti erweitert finden wir^re;*, proti, gr. irpofi, pamphyl. TiepTi, 1. preti in pretium, lett. pret 'gegen' abg. *proti, ai. prati 'gegenflber, entgegen'. Eine Nebenform mit Schwund des r (S. 1, 296) war gr. UOTI, ai. pati. Gr. ttpoi; war die antisonatische Nebenform von rrpott, also aus irporj entstanden, und ebenso ark. kypr. iro? neben IT6TI ') e) Durch -ai erweitert, also eine Art Lokativ, Nebenform von peri (oben a) finden wir gr. irapai, 1. prae, osk. prai, prae, ahd. furi, lit. prie. f) Eine Art Genitiv findet sich in gr. irdpoi; cvor', ai. purds. g) SchlieBlich die Reduktionsstufe zu per finden wir in gr. itap, 1. por, got. faur, ai. pr. In Zss. gibt es auch pr. Danehen gibt es in den Einzelsprachen noch manche andere Formen. Mir scheint es unmoglich, hier zu volliger Klarheit zu kommen. 23. Die zusammenge?etzte Praposition apo, Schwundstufe po hat, wie es scheint, eine Erweiterung durch s erfahren in lit. pas, abg. po 'hinter, nach', sowie noch mehr Ei weiterungen in 1. post, osk. pust, u. post, postne = 1. pone. Dagegen sehe ich in ai. pascd, pascat 'hinlen', lit. paskui Zss. von po mit einem Substantivum sk, das zu 1. sequor, ai. sacale 'folgt' sehOrt. 24. Die Sippe ter 'durchdringen' hat in verschiedenen Sprachen Stoff zu Piapositionen gegeben, so ai. tiras cweg', ir. tar, got.palrh 'durch', 1. trans, umbr. traf 'iiber — hin'. 25. ad 'in die Hohe' findet sich erslarrt in gr. u, so in kypr. O-xnpoq 'Aufgeld', got. S,t 'hinaus', abg. vy 'aus', ai. ud 'empor'. Durch s erweitert treffen wir es in 1. us- (in usque), ir. os-, us-, got. MS-, uz-, d. ur-, er-, abg. xuz(u) 'hinauf, lit. us, lett. uz- 'auf, lunauf. 26. upir(i), gr. bnlp, 1. s-uper, gall, ver, got. ufar, d. iiber, ai. updri. "XI. upo, gr. OTTO, 1. (s)ub, ir. fo, got. uf 'unter'.
13 a. Adverbien. Adverbien sind Ausdriicke, die zu einem Redeteil, d. h. Verbum, Partizip, Adjektiv, Substantiv oder auch Adverbium binzugefugt werden, um diese naher zu bestimmen. Sie sind unflektiert. Zum guten Teil sind die Adverbien erstarrte Kasus von Nomina, Adjektiven oder Pronomina. Zum andern Teil werden sie mit gewissen Ableitungssilbtn gebildet, ') Lat. prod konnte pro + ad sein, wie auch das a von gr. irapri, nerd usw. auf ad zuriickgehen konnte. Si*
20
Die Fiirwdrter.
[§ 13 a. 14.
und schliefilich stecken in ihnen Sprachteile, die der Ausbildung der Flexion vorausliegen. Soweit die Adverbien erstarrte Kasus oder mit einer besondern Adverbialendung versehen sind, konnen sie erst nach der Nominalflexion behandelt werden. Andere Adverbien finden bei den Woitdeternrinativen ihre Stelle.
Drittes Kapitel. 14.
Die Fiirworter (Pronomina).
Allgemeines.
Literatur. E. Windisch, Untersuchungen fiber den Ursprung des Relativpronomens in den idg. Sprachen, Cu. Stud. 2, 201 ff. K. B r u g m a n n , Pronominale Bildungen der idg. Sprachen, BSGW. 1908, S. 11 ff. K. B r u g m a n n , Die Demonstratevpronomina der idg. Sprachen, Leipzig 1904. P. P e r s s o n , Uber den demonstrativen Pronominalstamtn no-, ne- und Verwandtes IF, 2, 199 ff. F. S o l m s e n , Das Pron. enos, onos in den ide. Sprachen, KZ. 31, 472 ff. Torp, Beitrage zur Lehre von den geschlechtslosen Pronomen in den idg. Spr, Christiania 1888. Sehr weitschauend und bedeutsam war W. v. H u m b o l d t , Uber die Verwandtschaft der Ortsadverbien mit dem Pronomen in einigen Spraohen. Berl. Ak. 1829.
Pronomina, Adjektive und Substantive zeigen das, was man Flexion nennt, d. h. es wird bei ihnen die Beziehung, in der das Wort im Satzzusammenhang steht, durch hinten erscheinende Elemente bezeichnet. Dabei ist indessen keine Einheitlichkeit vorhanden. Nicht nur •werden die einzelnen Kasus durch verschiedenartige Gebilde gekennzeichnet, sondern zwischen der Flexion des Pronomens undNomens besteht ein bedeutenderUnterschied, und ein weiterer zwischen dem geschlechtlichen und dem Personalpronomen. Letztere zeigen bis zum heutigen Tage Eigentiimlichkeiten, die zweifellos von allerhochstem Alter sind. Es mangelt ihnen die Bezeichnung des Geschlechts, die sonst bei Adjektivum und Nomen durchgefiihrt ist; sie zeigen ferner merkwiirdige, sonst nicht auftretende Endungen und schlieClich werden die einzelnen Kasus z. T. durch verschiedene Stamme gebildet. In ihrer Kasusbildung ahneln sie stark den Adverbien mit ihrer Weiterbildung.
§ IB. 16.] 15.
Die Stamme der Personalpronomina. Die Stamme der Persona'pronomina.
21 Das Pro-
nomen der 1. P. Sg. lautet im Norn. *egh = lit, as und egh = abg. jazu, woran die Partikel -om und -6 getreten sind, ai. ahdm, gr. lat. ego.1)
Sonst liegt der Stamm me, gr. |ue, 1. me zugrunde. Im Dual finden wir den Stamm we (ai. vaj-dm, got. wei-s), ursprtinglich wohl nur 'beide' bedeutend, im Plural ne (1. nos) und mit 8. n (got. uns). Das Pronomen der zweiten Person zeigt einen Stamm tewe, wozu die S. N. tu. Im Plural wechseln die Stamme ju und ive. Der Dual liifit sich nicht sicher bestimmen. Dazu kommt der «Reflexivstamm» sewe (ai. svajdm 'selbst'), der auf fewe reimt. Anm. Ob die Stamme teu-e und sewe einfach oder zusammengesetzt sind, ob te und se, wie Brugmann meint, mit den deiktischen Partikeln te und se (s. o. § 10, 27) zusammenhangen, ist unsicher. 16.
Der sogenannte Plural
und Dual.
Man
redet
beim Pronomen in gewissem Sinne falschlich von Dual und Plural. Denn cwir' ist nicht 'ich und ich', sondern ich und dn, und ihr kann du und er sein. Daher wird denn auch der Dual und Plural nicht durch die Personalendungen, sondern in erster Lime durch die Stamme ausgedriickt. Die Endungen sind im Singular und Plural z. T. die gleichen. So heifit der Ablativ ai. 1. P. S. mat, -2. P. Sg. tvat, 1. P. P. asmdt, 2. P. P. jusmdt, der Lok. 1. P. P. asmS, 2. P. P. jusme und der Dativ 1. P. P. asmdbhjam, 2. P. P. jusmdbhjatn wie hibhjam c dir' und griech. finden wir dor. ejxiv, Tetv wie duiv, b)iiv, viij'iv, crcpuuiv. Erst im Laufe der Zeit findet eine Angleichung an die Deklination der geschlechtigen Pronomina und damit auch eine Art pluralischer und dualischer Flexion statt, wie in gr. v, r|ueag. Aber bis heute dauert uns und euch. J ) Joh. S c h m i d t hat KZ. 36, 40B gr. 1. ego als nach der 1. Sg. *bhero 'ich trage' gebildet erklart. Das ist mOglich, aber nicht sicher. Da es gr. £
22
Die Fiirworter.
[§ 16—18.
Auch im Plural zeigt sich die Eigentiimlichkeit, daO sich mehrere Stamme fiir jede Person flnden. 1. In der ersten Person finden wir im Nom. den Stamm we in got. weis, ai vajam. Dieser Stamm durfte ursprunglich dualisch sein, vgl. got. wit, lit. vedu, abg. ve, ai. dvdm, und 'die beiden' bedeutet haben, vgl. gr. eiKom, 1. mginti und die Endung u des Duals. 2. Fur die iibrigen Kasus liegt ein Stamm nes zugrunde, dessen Schwundstufenform ns ia gr. ^metq, aol. aniue < fns-me(d), got. uns steckt. 3. Die zweite Person zeigt im Xom. den Stamm ju, sonst den Stamm toes, wos, auch wohl in got. (iz)wis. 4. Die Dualformen stimmen z. T. mit diesen Stammen uberein (gr. vw, ai. nciu), z. T. sind sie unklar wie gr. aqpuj'), got. ugkis, igqis. Gr. aepdj konnle in seinem qpiu mit 1. (am)-bo zusammenhangen.
17. Formen fiir mehrere Kasus. In ausgedehntem MaGe findet sich beim Personalpronomen die Eigentiimlichkeit, daC e i n e Form fiir die verschiedensten Kasus eintritt. Wir vervvenden uns und euch fiir Dativ und Akk., und die ndd. Mundarten mir oder mi(k) ebenso, obgleich wir sonst, namentlich im Plural, Dativ und Akkusativ unterscheiden. Im Idg. wurde *moi, Hwoi (ai. me, te, gr. |uoi, TOI, o"oi, 1. mi, lit. abg. mi, ti, si)2) sicher als Genitiv und Dativ, wahrscheinlich aber auch als Lokativ, Instrumental und vielleicht auch Akkusativ verwendet. Es ist grundfalsch, diese Formen in das Prokrustesbett der spateren Flexion zu pressen und in ihnen ursprungliche Dative oder Lokative zu s<jhen. Es sind vielmehr Reste aus der flexionslosen Zeit, Reste des unbestimmten Kasus. 18. Die Flexion. Die Personalpronomina unterliegen aufierordentlich stark der gegenseitigen Beeinflussung und dem EinfluC der flektierten Formen der geschlechtigen Pronomina. Infolgedessen stimmen die idg. Sprachen. abgesehen von don Stammen, wenig uberein, und es erscheint unmoglich ein idg. Paradigma zu erschliefien. Man kann sicher sagen, die Flexion war beim Personalpronomen noch nicht fertig. 1 ) Das s von gr. aqpw konnte mit dem iz von got. hicis c euch' zusammenhangen, und dies konnte wieder mit der Pluralendung es (vgl. ir6be<;) zusummengehoren. 2 ) Vgl. hlerzu jetzt E. Hermann, Litauische Studien. Abh. d. Ges. d. Wiss. zu Gottingen, Bd. XIX, 1, S. 77, 1926.
§ 18.]
23
Die Flexion.
Wir stellen daher einfach die Formen in Tabellen zusammen und geben dazu einige Anmerkungen. Gr.
Lat.
Got.
Lit.
Abg.
ego
ik
OS
A. {ifri
me(d) me(d)
mi-k
man'e
mi
mis
man
mi mine
mel nils tu
meina
maniji manimi manjjs
mine munoJQ mene
pu
tii
te(d) te(d)
pu k
tave.
mi ty te
pus
tdv
tebe
t(u)v-dm tva(tn) tvad tubhj-am
ti
te
tebe tobojo tebe
tvaji tvdj-d tava te
my
raj-elm juj-dm 3)^ nas asmdn vets jusmdn
Abl. D. (£)|io(
mihl
L. I. G. djieio |aoi
N. TU. ail A. ai Abl. D.
tibi
aoi
tavlje
Lot.
I. G. seio
N. fine'?') ii|aei<; 2 ) 4
A. fmai; ) ii|aa?4)
tavimi tin, Us
nos ros nos ros
peina
tav!>s
wets
mes jus mii.1 jus
jus
uns(is) izwis
azu me
Ai. aliam md(m) mad me
N .
VIJ •>iy
vy
mahjam mdji mdj-d mama me
(tsmdd
Abl. D.
nobis
mums
namft
jusmdd nas, asme asma-
vobls
jitnis
ram ft
vas
hh'ifityft
Lok. aol. a|a|ai» ij^l-ii(v)
I,
musiji
nasii
jusije
ret sit
mumls junns
G. ri^eiujv
nostn, -um unsara
mi'isu
nami rami nasu
iipdwv
vestri, •urn izwara
jusu
vasu
') Aol. 2 ) A o l . u^iw 3
) Gaw. jus.
4
) Aol.
jusmdbhjam asme, -dsu jusme,-dsu asmclbhis jusmdbhis nas, asmdkam raSyjuima-
team
24
Die Furworter.
Du.N.
Gr. VUJ, vim
Got. ivit
Akk.
VUJ, voi'i
uvk, wihis
na
vujiv
uukara
naju
uwkis
nama
G. Lok. DIAbl.
Lit. vedu
|§ Abg. ve
18-20
Ai. avam, 6vdrn nau, avdm nau, dvdjos nau. avdbhjdm
N. cqpiij, aqpuj'i *jut jitdu Akk. acpujiv iiiqis vaju Eine besondere Stellur.g nimmt das Pronomen der dritten Person 1. sui, sibi, se ein. Es geht in alien Sprachen dem Stamm der zweiten Person parallel. Iin Indischen ist nur vorhanden svajdm cselbst', eine unbeugbare Form, und ein Adjektivum svas = 1. suus. 19. Bamerkungen zur Flexion. Die Flexion der Personalpronomina weicht noch heute von der der iibrigen flektierenden Formen stark ab, und man kann hier ganz deutlich beobachten, wie die Formen aus dem Stamm und angetretenen Elementen bestehen, die sich nicht auf die Bedeutung des Kasus beziehen. 1. Seit langem erkliirt man got. mil;, d. mich aus dem Stamm me und der angetretenen Partikei ge, gr. f€> s ° da& »!t'& prenau gleich gr. ipii-ye ist. S o m m e r , IF. 42, 1^9 vergleicht jetzt mik mit venet. meyp, was grundsatzlich nichts anderes ist. Si. Ai. asmat, jiismat zeigen die Stamme as <^ ns und jus + der Partikei (s)mat, vgl. ego-met. Das Ganze wird dann flektiert in gr. rmet?, wahrend aol. a\i\it (aus *asme) noch die unflektierte Form zeigt. 3. In 1. nii-lii = ai. ma-hj-am ist sicher die Partikei glii, gr. Xi in oiixi angetreten. 4. in 1. ti-bt, ab?. te-bc, ai. tu-bhj-am finden wir das Element bhi, das sonst in der Nominaldeklination in sr. -qpi mit unbestimmter Bedeutung, in ai. -bhis als Kasussuftix des Instrumental auftritt. 5. In Akk. 1. te(d), me(d), Abl. ebenso, ai. mat, tiat erscheint das Element d, t, das sonst im Nominativ des Ntr. auftritt, 1. is-tud,
got. pa-t-a. 6. Der Stamm moi, twoi liegt dem Lok. ai. maj-i, traj-i, dem I. mdj-d, tvdj-d zugrunde. 7. moi, twoi sind durch * erweitert, wie auch ai. vaj-dm, got. wei-s gegenuber lit. ri-du, ni.juj-dw gegeniiber lit. ju-du, got. *jut. S. Ai. ahdm, team, vajdni, jujdin, Akk. main, tvam u. a. zeigen Erweiterung durch die Partikei -om.
Irgendwelche Formen, die man als flektierte auffassen miiCte, finden sich beim Personalpronomen zunachst nicht. 20. Allgemeines zu den geschlechtigen Pronomina. Die geschlechtigen Pronomina unterscheiden sich von den
§ 20. 21.]
Die Stamme der Pronomina.
25
Personalpronomina dadurch, daG sie den Geschlechtsunterschied und auch andere Kasusendungen zeigen. Die Flexion stimmt in grofierem Urafang iiberein als beim Personalpronomen. Uagegen sind die Pronominalstamme in den einzelnen Sprachen sehr verschieden. 'Dieser' heifit gr. OUTOC;, ]. hie, d. dieser, lit. sis usw. Durch alle Sprachen durchgehend finden wir nur das Fragepronomen mit dem Stamm kwe, kwo und kwi, der iibrigens urspriinglich kein Femininnm bildet. Auffallend ist bei ihm die Mischung von e-, o- und i-Stamm, die sich auch beim Demonstrativum in der Form i (1. is) und e (ai. asja, ahd. es) wiederfindet. 21. Die Stamme der Pronomina decken sich fast ganz mit den Stammen der oben § 9 behandelten Partikeln. Die Partikeln brauchen durchaus nicbt aus den Pronomina entetanden zu sein, sondern viel eher sind die Pronomina flektierte Partikeln. Dadurch erklart es sich, dafi gewisse Pronomina nur in einzelnen Sprachen erscheinen. 1. Als R e l a t i v p r o n o m e n findet sich im Griech., Phryg. und Indischen ein regelrechter o-Stamm jo, ja = gr. 6c,, fj, 6, phryg. log, ai. jas. Im Slawischen ist dieser Stamm durch ze erweitert, abg. i£e ze, Fern, ja-ze, Ntr. je-ze. Die iibrigen Sprachen zeigen nur unsichere erstarrte Reste, so lit. jei, got. jabai cwenn'. Ob der Stamm auf dem ganzen idg. Gebiet als Relativstamm ausgebildet war, kann man bezweifeln. Man nimmt seit Windisch s. o. Zusammenhang mit dem Pronomen 1. is, ea, id, got. is, ija, ita an, da sich auch sonst das ltelativum aus dem Demonstrativum entwickelt hat (vgl. d. der). AuffaJlig ist ja allerdings, daJJ Lat. und Germ, von dem Relativpronomen kaum eine Spur zeigen, das Griechische hinwiederum das Pronomen is so gut wie nicht kennt. Trotzdem scheint mir der Zusammenhang nicht sicher. 2. F r a g e - u n d I n d e f i n i t i v s t a m m kwi, k"'e, kwo, gr. TIC;, TI, 1. quis, quid (daneben als Relativum der Stamm quo, alat. quoi, quae, quod), got. leas, ha, d. wer, lit. kds, abg. kiiio, ai. kas. Der Zusammenhang mit der Partikel kwe c und' (gr. T6, 1. que, ai. ca) scheint mir hochst wahr-
26
Die Fttrworter.
[§21.
scheinlich, obgleich die Bedeutungsentwicklung noch unklar ist. Dieser Stamm hat in den meisten Sprachen die Bedeutung des Fragewortes und des unbestimmten Pronomens. Vgl. 1. quis fecit? 'wer hat es getan' und siquis Venn einer'. Von diesen ist die zweite wohl die altere. Denn die Form *kwis zeigt eine Schwundstufe, mufi also in unbetonter Stellung entstanden sein. Aus einem Satz 'es hat einer {wer) geklopfC kann sich sehr leicht eine Frage entwickeln: hat wer geklopft? Die Stellung des Fragepronomens am Anfang des Satzes ist zwar sehr verbreitet, im Indischen aber nicht notwendig. A n n , 1. Die urspriingliche Bedeutung von *ku>os kann man wohl noch in ai. e-kas 'einer' sehen, mil vorgesetztem e wie in etad 'dieser hier'. Die alte Verbindung mit 1. aequos 'eben' halt T h u r n e y s e n , Thesaurus s. v. filr moglich. Dann wiirde die Partikel ai darin stecken.
3. Demonstrativa. Es gibt in jeder Sprache eine Fiille verschiedenartiger Demonstrativa, die sich durch ihre Zeigeart (Deixis) unterscheiden. Diese kann unbestimmt sein wie in 1. is, d. er oder sie bezieht sich auf die erste Person und das H i e r (1. hie, d. dieser), oder auf die zweite Person und das Dort (1. iste, d. jener) oder auf die dritte Person und einen entfernten unbestimmten Ort (1. We). Vgl. B r u g m a n n , Die Demonstrativpronomina. Wenn auch die meisten idg. Sprachen filr diese verschiedenen Zeigearten Pronomina aufweisen. so stimmen sie doch nicht uberein, und wir konnen nicht viel fur das Indogerm. erschliefien. Offenbar sind im Laufe der Zeit immer neue Partikeln zu Pronomina geworden. Die einfachen Stamme. a) Stamm i, e. Gr. nicht vorhanden Lat. is, ea id, got. is, ita, lit. fls, abg. Akk. i — jt, ai. aj-dm, idum. Zusammenhangend mit den Partikeln e, ei, i (vgl. § 10). b) so utid to in Erganzung. Gr. 6, f), TO, lat. fehlend, got. sa, so, pata, lit. ids, td, tat abg. tu, ta, to, ai. sa, sa, tad. Die Formen idg. so und sa erscheinen nur im Norn. Davon ist so iilierhaupt kein Pionomen, sondern eine Demonstrativpartikel 'hier', vgl. § 10, 27. Dazu ist sa eine fleklierte Form. Dasselbe gilt von dem Stamm to = Partikel te § 10, 13. c) Die Stamme a und 7 bilden, wie es scheint, Feminina. a erscheint im Plural des Pronomens ai ij-dm, I. a-bhis, D. a-bhjas,
§ 21 — 23.]
Zusammengesetzte Stamine.
27
G. as-dm, Lok. asu, vorausgesetzt, dafi ai. a = idg. a ist. i dagegen tritt nur im N. Sg. ai. ij-am, aw. i auf. Es kann die Schwundstufe zu eja sein oder auch gleich der Partikel 1. d) Die Partikel Ke, Hei, Hi- s. § 10, hat sich nur im Lit., Slawischen zu einem regelrechten Pronomen entwickelt, lit. s\s, s\ 'dieser', abg. si, si 'dieser'. Der Dativ semu findet sich noch im Phrygischen und im Germ. got. himma 'diesem', war also schon im Idg. vorhanden. Au6erdem zeigt das Germ, noch einige Formen wie as. he 'er\ ahd. I. hiu. e) Die Partikel gRe, gM, s. § 10, ist im Lat. flekliert worden als hie, haec, hoc. Vgl. hierzu auch die Bemerkungen T h u r n e y s e n s , IF. 39, 198. 22. Zusammengesetzte Stamme. Zu den allergewohnlichsten Erscheinungen gehort es, daft hinter oder vor die Pronomina Adverbia oder Partikeln antreten und so ein neuer Stamm hervorgerufen wird. Ich erinnere an frz. celui 'dieser aus ecce + ille. Dazu 1. idem, eadem, idem neben is, ea, id, 1. quisquam neben quis, gr. obe, f\be, Tobe neben 6, r\, TO. Da die Sprache nicht weifi, dafi ein Element ang-etreten ist, so liegt fur sie einfach ein Wort mit Innenflexion vor. Diese Innenflexion mufi aber wohl im allgemeinen dem Sprachgeist widersprochen haben; denn in zahlreichen Fallen wird die Innenflexion an das Ende verlegt. So deutlich bei 1. ipse 'selbsf, das zu 1. is, ea, id gehort. Alat. finden wir noch ea-pse, eum-pse, ed-pse, eae-pse. Die nachste Stufe ist dann eum-psum, eo-pso, und schlieSlieh flektiert man nur noch hinten. Ein anderes recht deutliches Beispiel ist d. dieser. Obgleich im Got. nichts von diesem Pronomen zu spilren ist, mtlssen doch die Anfange der Bildung in die urgerm. Zeit fallen. Die Grundlage des ganzen Pronomens bildet der alte Pronominalstamm got. sa, so, pata = gr. 6, f), T6.x An die flektierten Formen dieses Pronomens ist eine Partikel *sa , wahrscheinlieh sai = got. sai getreten. Einigemale liegt das noch vor. So finden wir urnord. sa-si, F. su-si, Ntr. pat-si, Akk. Sg. pan-si, F. pa-si, Dat. paim-si, PI. Nom. Ntr. pau-si. Alt sind ferner ags. N. Sg. Ntr. dis aus dit-se, Fern, pio-s, Akk. Sg. Fem. pa-s, I. M. py-s, N. PI. pas. VerbaltnismafMg friih werden nun die Formen des Stammes so beseitigt, und es tritt auch hierfflr to ein. So finden wir ags. Sg. N. M. di-s, F. dlo-s. Und dieser Stamm pe-s wird nun hinten flektiert. So erscheint denn ahd. N. Sg. M. de-se und de-ser, Fem. de-siu, di-siu, Gen. des-ses, F. de-sera usw. So wird also eine angefflgte Partikel in die Flexion hineinhezogen, und wir erhalten neue Stamme. 23. Beispiele dafiir. Wir stellen im folgenden die wichtigsten derartig zusammengesetzten Pronomina zusammen.
'28
Die Furworter.
[§ 22.
1. G r i e c h i s c h : o-6e, r\-be, r6-be e dieser\ Dazu -ruuvbeuuv bei Alkaios und toiabeaai bei Homer; Ihess. 8-ve, TO-VE, Td-ve; dazu Gen. xoi-ve-oc, G. PI. xouv-ve-ouv. Daneben auch, 6bi' und ark. T(u-vi 'hums'; OUTO<;, aOTri, TOUTO ist zweifellos eine Zusammensetzung mit deni Pronomen 6, r\, TO, wenngleich die genauere Herleitung unklar ist. Wahrscheinlicb ist von TO-U-TO = ai. tad u tad auszugehen. Hier ist die Endflexion durchgefuhrt, die Binnenflexion nur noch in sparlichen Resten erhalten. Weiter Toa6?-be, TOio?-b€, Tn\iic6<;-be, Sa-rap, oiixoa-t' usw. 2. L a t e i n i s c h . Im Lateinischen ist ipse sicher mit is zusammengesetzt. Altlateinisch findet sich, vgl. S o m m e r 2 , 431, ea-pse, eapsa, eumpse, eumpsum, eampse, eampsam, eopso, eaepse, in denen
noch das erste Glied flektiert ist. Ahnlich sind Me wohl aus is-le und is-te aufzufassen. Nur angefilgte Partikeln baben wir in hi-e, illi-c, id-em, gui-dam, quis-que, qui-cum-que, qiiis-piam, quisquam usw. 3. Aufierordenllich reioh an derartigen verstarkenden Partikeln ist das K e l t i s c h e , wie man jetzt bei T h u r n e y s e n § 401 ff. ilbersehen kann. 4. Germaniseh. Der Slamm dieser ist sehon erortert. Sonst haben wir nur Anfiigungen; got. sa-h, so-h, pal-uh 'eben der'; got. sa-ei, so-ei, pat-ei 'welcher'; got. haz-uh,
lvo-h, h'a-h c jeder'; got.
ainshun ekeiner\ ahd. hwe-llh 'welcher'. 5. Das Litauische Material ist bei S c h l e i c h e r § 92 verzeichnet. Vgl. jetzt auch E. H e r m a n n , Litauische Studien 1926, S. 103 if. Besonders hauflg tritt -gi an, z. B.-tasgi tasaigi, kiirsgi, kursaigi, kasgi. Friiher kam auch gu vor. Ferner findet sicli jau in tasjait 'derselbe'. Auf Umwandlung beruht docb wohl sitas e dieser' < *si-ta. 6. A l t b u l g a r i s c h . Hier finden wir i-ze,ja-ze, je-ze 'welcher'; Tiu-to ewer' und ci-to 'was'. 7. Altindisch. aj-am, id-dm. ij-dm 'dieser'. Dazu der Akk. im-dm, der als Stamm aufgefafit wird, und zu Akk. Sg. Fem. imam, N. PI. ime filhrt; ferner kas-ca 'irgendwer'. Ferner wohl ai. Stamin amu- 'jener' aus am -\- u (s. u.).
Man sieht aus diesen Zusammenstellungen, die sich leicht vermehren lassen, wenn man moderne ISrscheinungen hinzunimmt, daC adverbiale Elemente an die Pronomina zu alien Zeiten ganz gewohnlich antreten. Aber dasselbe ist auch beim Nomen eingetreten, und wir werden spater den Stoff vorfiihren, indem wir dieselben Elemente hinter Partikeln und Pronomina und hinter Nomina zeigen. Diese Elemente sind dann teils zu Kasusendungen, teils zu stammbildenden Elementen geworden. Man darf voraussetzen, daB es zusammengesetzte Pronomina auch schon im Idg. gegeben hat, und ich glaube, daC man mindestens zwei dafiir anfuhren kann.
§ 22. 23.]
Die Flexion.
29
1. Entsprechend gr. 6-ve, f)-ve, To-ve finden wir die Partikel ne hinter dem Pronominalstamm e-, o-. Hierher rechne ich den defektiven Pronominalstamm eno. Zu ihm gehoren lit. ans 'jener', abg. onii,'), ai. I. anena, anaja, aw. ana, umbr. enom Hum', 1. enim, gr. xabeiva < *TCtbe eva Mies und jenes', auch wohl gr. ^Keivoi;, obgleich dies besser aus ekei -f ne erklart wird. Entsprechend ist dann von dem Stamm ei, ai. ena- ! er' gebildet. 2. Aus e, o + we ist abg. ovu-ovu Mer eine — der andere' entstanden. Dazu aw. apers. ava- cjener', ai. Gen. Du. twos. Anm. 1. Man konnte auch daran denken, den Pronominalstamm ol in 1. olim, ultra usw. auf e, o + le zuruckzutiihren. le war zweifellos ein weitverbreitete Partikel, s. oben § 10. Anm. 2. Die Pronominalstamme sind auch zuweilen durch vorgetretene Elemente verstiirkt worden. Vgl. z. B. i'rz. celui aus ecce illui. Hierher lafit sich stellen: alat. enos (Awallied) aus e + nos cuns', ai. e-kas 'einer', ai. 1. Du. d-rdm Svir beide'. 23. Die Flexion. Die Flexion der Pronomina ist durchaus nicht einheitlich, sie ist aber in manchenPunkten verstandlich und leicht erklarlich. Wir stellen zunachst einige Paradigmen zusammen. 1. Die Flexion des Relativstammes jo ist ganz regelmaCig. Ai. Gi Gr. Gr. Ai. Ai. Fern. n jas jad Sg. N. 8? Ntr. a j" jam fiv jam Akk. ov jasja jasjas Gen. ou jasmai jasjdi Dat. ill 1. jena jcja je jas d PI. N. oi' ai jclni V. Du. OJ ai. iafu) W i n d i s c h , Untersuchungen ilber den Ursprung des Relativpronomens in den idg. Sprachen, Curt. stud. 2, 201 ff. hat sehr wahrscheinlich gemacht, da£ auch idg. jos ein Demonstrativum war. Ob es freilich mit dem Pronomen is 'er' znsammenhangt, ist mir zweifelhaft. 2. Das Frage- und Indefinitpronomen zeigt die beiden Stamme kwe, kwo und kwi, und zwar ist der i-Stamm wie es scheint auf den Norn. Akk. beschrankt. kwis laCt sich als die Schwundstufe des durch i erweiterten Stammes kwe, kwo (gr. nei cwo', 1. quoi Svelcher') erklaren. ') Da abg. onii auf den Nominativ beschrSnkt war, ist die Herleitung aus o + ne wohl sicher.
30
[§ 23 .
Die Furworter.
Die Flexion ergibt sich aus folgender Ubersicht. Gr.
Lat.
Akk. Gen. Dat. Abl. Lok. Instr. Sg.N.Ntr. N.P1.
Got.
quis has alat. quoi quern hana his quohis
SgN. (gr. iroi) Tiva Teo, TOO riu>, Till
quoi
hamma
TtCl
>
he ha
quid -Tta "C *hjti quia Tl
Abg. Ai. fkuto) has ndkis kq kam (kim) Mend ceso kdsja kdm cemu kdsmdi ko kdsmdd kamh iemi kdsmin kuomi citni kena cito kim (cid). has
quo
irn-,
Lit.
Im Gotischen, Lit, Slaw., Aind. ist der Nom. auf -is, -id bis auf wenige Reste untergegangen und durch eine regelrechte Form ersetzt worden. Wo im N. Mask, die Form kwos auftritt, ist dann auch ein Fem. *kwa (got. ho, lit. ka, ai. ka) geschaffen worden, offenbar nach dem Verhaltnis von so : sd. 3. Die D e m o n s t r a t i v a . Es gibt nur zwei allgemein verbreitete Demonstrativstamme: 1. Das Pronomen der, die, das, das im Idg. im Nom. M. F. den Stamm so, in den ubrigen Kasus den Stamm to zeigt. Auszugehen ist von den beiden Partikeln se, so (s. oben § 10) und te, to (s. oben § 10), die allmiihlich in das Flexionssystem hineingezogen sind, und 2. den Stamm i, e, d. er, es, 1. is, ea, id. Ihre Flexion ergibt sich aus den folgenden Tabellen. Gr. Sg.N. 6 Akk. TOV Gen. TOIO Dat. Tl?) Abl.
Lat.
Got. sa
is-twn istius isti
pan-a pis pumma
Lit.
Abg. tu tu
tdmui
togo tomu
tarn tasja tasmdi tad, tas-
tame
tomi
tu5 tig
tern i
tasmin tena
ti t,f
1e tan
te'ehu temii
temm tebhjas tes'u tebhis, tais td(u) tajos tdbhjam.
to
isto(d)
Ai.
tas tq
sa
mad
Lok. Teibe I. Pl.N. TOl Akk. T6V<; G. TlI)V D.A. Lok. Toiai I. TOTI;? D.N. TtU G.L. D.A.I.
hl-c is-H istos is-torum istis
pei
Pe
pai pans pize palm paim
tits (tuos) til
tiems tuose tais
tuodu
tcchu Iemi ta
toju tema
31
Die :Flexion.
! za.J Gr.
Sg.N. *i A. ir\v G. D.
Lat. ista is-tam
Tfl? Tf|
Got.
Lit.
Abg.
so
ta tq tos tai
ta tq
Ai. sd tam
tojf toji toji tojq
tdsj&s tdsjai tdsjam taja
fo
pizos pizai
L. I. Pl.N. xai A. xoiv;; G. Tduuv
istae istas is-tarum
D.A. L. Tt^ai
toje ta (ta)
pos pos
pizb
paim
is-tls
I. rai?
P.N. G.L. AI.
Lat. Got. is Sg.M.N. is DAkk. al. im, em ina eum
Gen. eius Dat. ei Ab. L. I.
is, ahd. a imma
eo
N.Sg.Ntr. id Pl.N. ei Akk. eos G. eorum Dat.Abl.
ita eis ins ize im
L. I. N.P1.
ea
ija
Fem.Sg.N.
ea
si ija
A. G. D. L. I.
PIN. A. G.
D.A. L.
its
earn
izos izai
tos
Lit. jis
Ji jdm jo
jame juomi
izo im
I.
Dazu phrygisch 10?.
Abg. i-ze -i
jego jemu jetni imi
jie
jeze i-ze
jiios
H
ju
jiems juosi jals
tax ids
tasdm tahhjas tdsu tdbhis te
tdjos tdbhjam Ai.
aj-dm im-dm asjd asmal asm at (tsmin anena id-dm ime
ichu imu
imdn esdm e'bhjds
ichu
esu
imi
ebhis imalni
ja-ze
jos jas ju
k
joins josi jomls
imu
ij-dm imam asjds asjai rrsjdm andjd imas imds asam abhjds
ichu
asu
jl j
joje jA, jd ijos ijos
ty
Us (ids) ty til techy, tdms temu tose techu tonils temi te tiedvi toju tema
Jeje
jeji jeji WQ
ony
ichu imi
abhls
32
Die Fiirworter.
[§ 23. 24.
3. Die Partikel k'e, k'ei, k'i hat sich im LitauischSlawischen zu einem regelrechten Pronomen entwickelt, dessen Paradigma hier folgt: Abg. Lit. Abg. Lit. M.Sg.N. Sis si Fern, si si si sis A. si sd tijq sd si AT SOS G. ;' sego ; ,(r, D. sdm seimi sal seji sdm sal I. siioml simi sd sejg iiiomi simi Sa semi L. semi sojh seji sime spjh SOS Pl.N. sie si A. sus si Ms sichu G. sfi su D. simu siSms so'ms simi sais somls 1. sichu L. sosi s'uose 4. Dem lat. Pronomen Me, haec, hoc liegt ebenfalls eine Partikel zugrunde, und zwar wenn Me auf hi-c zuruckgeht. gr. x' in oii-xi, wenn aber *ho-c zugrunde liegt, ai. gha, abg. -go, vgl. oben. 24. ErklSrung der Prcnominalflexion. Beim Pronomen konnen wir nun mehrererlei beobachten: 1. DaC Adverbia als flektierte Form en aufgefafit werden. Das gilt von idg. so, das urspriinglich eine Partikel war, s. o., von gho, 1. ho, von k'i, lit. si, aslaw. si und wohl auch von andern. 2. Daft angetretene Elemente zu Kasusendungen werden. a) Der bekannteste Fall ist der deutsche Akk. mich, dich, got. mile, pule, vgl. oben S. 24. b) Im Indischen rinden wir hinter Pronomen ein Element smad, idg. smed. So heifit der Abl. des Pronom. d. 1. u. 2. PI. asmdd, jusmdd, das in gr. f||aeb-cnt6<; 'der unsere' wiederkehrt. Das zerlegt sich in as und smdd, d. h. das Pronomen in seinem Kasus indeflnitus und dem Element smad. Dieses selbe Element tindet sich auch beim gescblechtigen Pronomen, ist aber flektiert worden. So nnden wir D. asmai, Ab. asmdt, L. asmtn c )bnr, fasiiuli, tdsmdt, tdsmin. Diesen Formen entspricht got. paiunui, ahd. demu, woraus unser dem. Unsere Endung m ist also zweit'ellos aus einem selbstandigen Wort entstanden, das mit dem Kasus als solchem nichts zu tun hatte. c) Im Gen. Sg. tret.en verschiedene Partikeln an den Stamm. So haben wir: a) -go in abg. logo. fi) -wo in russ. logo, gespr. tawo.1) •f) -so in abg. ceso, got. pis. Gen. PL got. pi~c. b) sjo in ai. tdsja, gr. TOIO.
') lch glaube nicht an einen lautlichen Ubergang von go in wo.
§ 24. 25.]
Die verschiedenen Deklinationsklassen.
33
d) Cber die angetretene Partikel i s. unten. e) Form en wie 1. id, quid = ai. id hervorhebende Partikel, cid dss. sind keine Kasus, sondern eben Partikeln, die fur jeden Kasus gebraucht werden konnten. Weitere Formen werden unten ihre Erklarung flnden.
Viertes Kapitel. Das Nomen und seine Flexion. 25. Die verschiedenen Deklinationsklassen. Beira Nomen finden wir noch wesentlich andere Erscheinungen als beim Pronomen, namlich auGer den Kasusendungen eine grofie Fiille von Suffixen, die mit den Kasusendungen z. T. in einem engen Zusammenhang stehen. Um zu erkennen, was wirklich ein Suffix oder eine Kasusendung ist, miissen wir erst einmal die Form der idg. Worter bestimmen, an die die Suffixe antraten. Das ist nicht sehr schwer. Es gab im Idg. acht oder neun verschiedene Stammklassen und dementsprechend auch ebensoviel verschiedene Deklinationen. 1. Es gab scheinbar suffixlose Worter, darunter die sog. Wurzelnomina. Doch ist dieser Ausdruck nicht ganz zutreffend. Denn zweifellos enthalten viele der sogenannten Wurzelnomina schon wieder ein Suffix. Aber wir konnen das nicbt mehr erkennen, wie dies auch bei unsern Wortern wie Tag, Arm, Bett der Fall ist. Im allgemeinen gehoren hierher die Worter der griech. und lat. dritten Deklination, die auf einen Konsonanten ausgehen, die sogenannten k o n s o n a n t i s c h e n Stamme. Das ist demnach die konsonantische Deklination. Beispiele sind: gr. trou?, 1. pes, ai. pad c Fu6'; gr. &y, 1. vox, ai. vac 'Stimme'; gr. Kf|p, 1. cor(d) 'Herz': ai. hrd 'Inneres' (Reimform); gr. ZeO?, ai. d)aus; gr. POIJ?, 1. 60s, ahd. kuo, ai. gdus 'Rind';
gr. x^^v> a '- ^* Ss 'Erde'; gr. x'^v 'Schnee', 1. hiems 'Winter'; gr. vicp-ct, 1. nix 'Sihnee'; 1. rex, ir. ri(g), ai. raj 'Konig'; gr. qpdjp, 1. fur 'Dieb' usw. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
3
34
Das Nomen mid seine Flexion.
[§ 25.
Diese Klasse ist im Aussterben. Sie ist in manchen Sprachen wie Germ., Lit., Slawisch ganz oder nahezu ganz verloren. Die meisten Reste hat noch das Indische. 2. Es gab o-Stamme, also Worter der lat. und griech. zweiten Deklination usw. Dieses o ist in vielen Fallen wahrscheinlich ein angetretenes Pronomen gewesen. Das tut aber nichts zur Sache. 3. Es gab a-Stamme, d. h. Worter der lat. und gr. ersten Deklination usw. Auch dieses a war in vielen Fallen ein angetretenes Pronomen. 4. Die i-Stamme kehren ebenfalls als besondere Abteilung in alien Sprachen wieder. Aber bei dem i handelt es sich in den meisten Fallen sicher um eine angetretene Partikel. Beispiele gr. TroXi?, 1. ignis, got. ansts. 5. Von den M-Stiimmen gilt dasselbe wie von den i-Stammen. Auch das u war eine angetretene Partikel. Diese funf Klassen von Stammen kehren in den altesten Abschnitten fast aller Sprachen wieder, und sie haben sich manchmal bis in die Neuzeit erhalten, so im Litauischen. 6. Eine sechste Klasse war weniger bekannt; sie ist aber in der letzten Zeit immer deutlicher hervorgetreten. Das sind die 1-, je-Stamme. Diese Deklinationsklasse ist zum guten Teil schon verwischt. Aus dem Latpinischen gehoren die Worter der iunften Deklination z. T. hierher, z. B. fades, aus dem Griech. die sogenannten ja-Stamme, aus dem Germani^chen die Klasse got. frijondi cFreundin', aus dem Lit. die Fern, auf -? und -I und aus dem Slaw. die Fern, auf -I wie berpsti. Das Eigentiimliche ist daa i, das als Schwundstufe aufgefaCt werden muB. Das erscheint demgemaO vor vielen Ableitungen. Vgl. hierzu H i r t , IF. 31, 1 ff. 7. Eine siebente Klasse wird gebildet von den lat. Stammen mit dem Nom. auf -es, wie aedes, vulpes. Es sind dies eigentlich i- oiier g^nauer e/o-Stamme, bei denen ein ganz regelrechter Nominativ auf -ei(s) ^> -es vorlag. Daneben steht die V. ei und die S. i Dadurch fallt die Klasse z. T. mit 4 und z. T. mit 6 zusammen. Im Ablaut zu ei steht oi, woraus 5-Stamme, wie wir sie in griech. Wortern wie rixiiu, Vok. r\x°l antreffen.
§ 25. 26.]
Verschiedenheit der Deklination.
35
8. Die achte Klasse verhalt sich zur fiinften, wie die siebente zur vierten. Es handelt sich urn Stamme, deren Nom. auf -eus odes -o(w)s ausgeht, also um Worter wie gr. [JacnXeui; und Trdxpiuc;. Sie sind nur wenig erhalten, erscheinen aber vielfach in Ableitungen verbaut. 9. Dazu kommt eine neunte, eine Art Mischklasse. Hierher gehoren zunachst die sogenannten r-, »-Stamme, wie gr. fjirap, f|Trceroc; und dann die neutralen oStarnme. Man betrachtet diese gewohnlich als eine Abart der zweiten Klasse, indem man sagt, der Akk. werde als Nominativ verwendet. Das ist aber falsch. Das om des Ntr. zeigt nie eine Schwundstufe, kann daher mit dem -om, -m des Mask, nicht unmittelbar zusam men gehoren. Tatsachlich ist -om eine angetretene Partikel, und diese Neutra gehen nach der konsonantischen Deklination, vielleicht mit dem besondern Gen. auf -I. Diese acht oder neun Klassen werden dekliniert, d. h. sie treten als Stamme auf, an die die Kasusendungen und die Suffixe antreten. Demnarh haben wir folgende Moglichkeiten: 1. Konsonantische Stamme; 2. e-, o-Stamme. Vor dem Suffix erscheint e, o. 3. a-Stamme. Vor dem Suffix steht a oder a. 4 i Stamme. Vor dem Suffix findet sich i ((puoi-KO?) oder ei, oi, ai. Gen. agnes. 5. M-Stamme. Vor dem Suffix erscbeint. « oder eu, ou, f\bi)\o<;, gr. Gen. 'Axp^/oi;. 6. 1-, je-Stamme. Vor dem Suffix erscheint t oder ya (gr. ia), 1. suinus, gr. 'AaK\n.iiidbiK7. ei-Stamme. Vor dem Suffix erscheint e, 1. vulpe-cula oder I, 1. cam nus Vielfach nicht von 6 zu unterscheiden. 8. m-oM-Stamme. Vor dem Suffix erscheint eu, gr. Gen. pexai\f|,/b(; oder o, s?r. Kopuuv6<; 'gekriimmt' : 1. curvos. 9. Die r-, n-Stanime sowie die Neutra erscheinen teils als reine konsonantische Stamme, teils mit dem Element -om, z. B, ai. madhjam-dinam. 26.
Verschiedenheit
der Deklination
in den Einzel-
sprachen. Ursachen. Die vielen Klassen weisen in der Deklination manche tlbereinetimmung, aber auch manche Verschiedenheit auf. Mehr und mehr ist es gelungen, die V e r s c h i e d e n h e i t auf eine E i n h e i t zurtickzufuhren. So weicht z. das Griechische in der Bildung des Akk. Sing, ab, indem es in der dritten Deklination ein a (gr. 3*
36
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 26. 27.
irobct) zeigt. Aber Brugmann gliickte es, dieses a aus m herzuleiten, und so ist das Suffix in weitem Urn fang m, ebenso wie wir in Akk. Plur. ubereinstimmend -ns anzusetzen haben und im Gen. Plur. -dm. Sonstige Verschiedenheiten im Griech. und Lat. (Dat. Plur. gr. auf en, XuKoifft, TTOOTTI, lat. auf -is und -bus) erklaren sich dadurch, daG diese Kasus bei den einzelneh Deklinationsklassen verschiedenen Ursprung haben. So ist die gr. Form des Dat. Plur. der alte Lok., die lat. auf -6MS der alte Dat. Abl., die auf -is aber Lokativ. Gr. •nob! ist der Form nach Lok., 1. pedi Dativ, pede dagegen Lokativ. Indem in der einen Klasse dieser, in der andern jener Kasus verallgemeinert wurde, entstanden verschiedene Deklinationstypen. Wenn wir die idg. Flexion vergleichend erschlieCen, so gelangen wir zu einer verhaltnismafiig groCen, wenn auch nicht vollkommenen Einheitlichkeit. Die meisten Verschiedenheiten haben sich erst allmahlich ausgebildet. Und das ist gut. Denn wir konnen so hoffen, dem Ursprung der Flexion naher zu kommen. Dazu kommt noch eins. Die Flexion der Pronomina war anfangs eine andere als die der Substantive, die Formen der o- und a-Deklination (lat. gr. 2. und 1.) sind stark von ihr beeinfiufit, und so sind neue Verschiedenheiten entstanden. So Gen. Sg. gr. deoio nach TOIO, ai. devdsja nach tasja; got. dagis nach pis; N. PI. gr. $eoi nach xoi, 1. hipi nach isti, got. blindai nach fai, lit. geri nach tie. abg. vluci nach ti: G. PI. 1. bellorum nach istorum, mensarwn nach istdrum, gr. XUipduuv reach TOUJV; L. PI. gr. &eoiai nach -rolcn, 1. bellls nach
istis;
Abl. Sg. bello(d) nach istod; 1. Ss;. ai. vfkina nach Una; I. Sg. Fern. ai. senaja nach taja;
Im Germanischen ist die urspriinglich n o m i n a l e Flexion des starken Adjektivums ganz in die Flexion des Pronomens iibergetreten. Wir haben darin eine Fortsetzung der idg. Entwicklungsziele zu sehen. 27.
Das idg. Flexionssystem.
Nach der heute herr-
schenden Annahme, die sich vornehmlich auf die Tat-
§ 27.]
Das idg. Flexionssystem.
37
sachen des Indischen stiitzt, besafi das Idg. drei Numeri: Singular, Dual und Plural, und acht Kasus, namlich Nominativ, Vokativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ, Ablativ, Lokativ und Instrumental. Uber die Bedeutung der Kasus hat man mannigfache Untersuchungen angestellt, und man ist dabei zu verschiedenen Ansichten gekommen. Es durfte feststehen, dafi Ablativ, Lokativ und Instrumental sogenannte l o k a l e Kasus sind, d. h. eine Richtung bezeichnen. So steht der Ablativ, um es kurz zu sagen, auf die Frage woher?, der Lokativ auf die Frage wo? oder w a n n ? und der Instrumental auf die Frage worn it? Auch den Akkusativ hat man als einen Richtungskasus angesehen, da er z. T. deutlich auf die Frage wohin? steht (1. Romam Ire 'nach Rom gehcn'). Zum andern Teil scheint er, ebenso wie die iibrigen Kasus, dies nicht zu sein, und man nennt ihn daher ebenso wie die andern G r a r a m a t i s c h e r Kasus. Die Gebrauchsweise dieser Kasus entspricht im allgemeinen der der klassischen Sprachen. Tatsachlich ist mit dieser Auffassung nicht viel anzufangen, und wir werden auch hier erst zur Klarheit kommen, wenn wir den Ursprung der einzelnen Formen aufgeklart haben. Die soeben kurz angedeuteten Gebrauchsweisen sind indessen keineswegs scharf abgegrenzt. Sie haben sich vielmehr beriihrt, was ja schon daraue mit Sicherheit zu erschlieCen ist, dafl im Griech. der Genitiv die Gebrauchsweise des Ablativs, der Dativ die des Lokativs und Instrumental mit ubernommen hat, wahrend im Lat. Ablativ, Lokativ und Instrumental im Ablativ zusammengeflossen sind.1) Manches kann mit alien moglichen Kasus bezeichnet werden, so die Zeit angeblich durch den Genitiv, Lok., Akk. und Instrumental. Das merkwiirdigste aber ist, dafi schon im Idg. im Sing. Gen. und Ablativ, im Plural Dativ und Ablativ, im Dual ') Man kann durch Vergleichurg des Griech. und Lat. ziemlich gut feststellen, welcher Kasus im einzelnen Fall vorliegt, wenn man folgende Entsprechungen beachtet. Griech. Lat. Idg. Gen. = Gen. = Gen. Gen. = Abl. = Abl. Dat. = Dat. = Dat. Dat. = Abl. = Lok. (Prap. en) Dat. = Abl. = Inst. (Prap. avv, 1. aim).
38
Das Noinen und seine Flexion.
[§ 27.
Genitiv und Lokativ, sowie Dativ, Instr. und Lokativ nur durch jene Form bezeichnet werden. Um zur Klarkeit iiber alle diese syntaktischen Fragen zu kommen, gibt es zwei Wege. Den einen bietet die Befragung der geschichtlichen Tatsachen. Ihn hat man bisher mit grofiem Eifer beschritten und zweifellos beachtenswerte Ergebnisse erzielt. Der andere Weg besteht darin, aufzudecken, woher die flexivischen Elemente 8tammen. Wissen wir, was die einzelnen Kasusendungen sind, so konnen wir vielleicht ermitteln, was der Kasus bedeutet hat. Dieser Weg ist bisher wenig eingeschlagen worden. Das Dasein der drei N u m e r i lafit sich nicht bestreiten. Der Dual ist naturlich kein notwendiger Bestandteil der Sprache. Die meisten Sprachen geben ihn ja auf. Aber auch der Plural braucht nicht notwendig durch flexivische Elemente in dem gewobnlicben Sinne ausgedriickt zu werden. Man kann ihn durch ein singularisches Kollektivum ersetzen (das Gebirge neben die Berge, das Haar usw.). Und auch die Kasus brauchen nicht notwendig durch ein hinten angetretenes Element bezeichnet zu werden. Das lehrt das Beispiel der neuern Sprachen, von denen das Englische nahezu flexionslos geworden ist. Auch meine Zergliederung des idg. Kasussystems fuhrt zu einem flexionslosen Zustand, der freilich aus einem flexivischen entstanden sein kann. Ich erinnere daran, daB das Ossetische die alten idg. Kasus vollstandig verloren hat, trotzdem aber zahlreiche Kasus besitzt, die alle auf Neubildung beruhen. Auch wir im Deutschen haben die Pluralbezeichnung durchaus neu geschaffen. Aber wenn wir nicht zum Allerletzten und zur volligen Losung der Probleme vordringen konnen, so ergeben sich doch jetzt schon fur die Syntax wichtige Ergebnisse. Die Sprachwissenschaft hat z. B. die Formen wie 1. domi 'zu Hause' als alte Lokative erklart, die mit dem Genitiv zusammengefallen sind und nun als Genitive aufgefaOt werden. Solcher Sachen gibt es im Indogerm. viele. So ist der Genitiv der Zeit nichts weiter als ein Lokativ auf -s, der mit dem Genitiv zusammengefallen ist. Ebenso sind Instrumentalformen z. B. ai. naktaja cbei Nacht' alte
§ 27. 28.]
Die Kasusendungen.
39
Lokative, vermehrt um die Postposition -a, und es ist auf diesem Wege ein gut Teil der Gebrauchsweise des Instrumentals aus dem Lokativ entstanden. Die bekannte Theorie von dem ursprunglichen Gegensatz zweier Kasus, eines Kasus activus und eines Kasus passivus1) erweist sich als hinfallig, da Nona, und Akk. urspriinglich nicht unterschieden werden, und dazu noch vieles andere. Die Kasusendungen. Wenn wir die pronominalen Endungen in der nominalen Deklination abziehen, so erhalten wir folgende Kasusendungen. A. Singular. 28. 1. Nominativ. Der Nominativ hat z. T. keine Endung, z. B. bei den Neutren der dritten Dekl. sowie der i- und w-Stamme (1. os, mare, pecu), bei den Femininen auf -a (gr. x^pa, 1. terra, got. giba, lit. rarika, abg. rgka) und % (gr |uoOo"a, got. frijondi). Auch bei den Fern, auf -o(i) (gr. Zomcpiu), den r- und w-Stamme (gr. Ttaxrip, bai|uuuv, 1. pater, homo, got. fadar, guma) steht der blofie Stamm. Die hier auftretende Dehnung ist durch den Schwund des auslautenden e, o veranlaCt (s. Gr. 2, 38). Wir haben es eigentlich mit e-, o-Stammen zu tun. Ich babe diese endungslose Form nach dem Vorbild O. v. B o h t l i n g k s in seiner jakutischen Grammatik, Petersburg 1851, den K a s u s i n d e f i n i t u s , d e n u n b e s t i m m t e n F a l l genannt. Er hat eine auCerordentlich bedeutende Rolle gespielt. Demgegenuber steht bei den o-, i-, u- und einigen kons. Stammen ein Nom. mit s.2) Mit dem Geschlechtsunterschiede hat dieses s nichts zu tun (s. unten). Bei manchen Klassen finden wir Formen mit und ohne s, z. B. gr. Tifteic;, aber cpepuiv. Nach J. S c h m i d t , KZ. 27, 392 erfordern die einsilbigen Stamme im Nom. das s, die mehrsilbigen nicht. s ist zweifellos ein spiiter angetretenesElement, eins mit dem oben § 10,27 behandelten se, so. Es fehlt daher im Vok. Vor allem aber erscheint ') Sie ist von U h l e n b e c k (zuerst Museum, April 1898, vgl. KZ. 42, 387) autgestellt worden, und ich bedauere sehr, ihm hierin nicht folgen zu konnen. 2 ) G<\ A
dags, ansts, sunus, lit. vilkas, ugnls, siintis, ai. vfkas, agnls, sunus.
40
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 28.
in den Zssg. des Idg., wie man friiher sagte, der reine Stamm, wie ich jetzt sage, der unbestimmte Kasus, gr. pobo-bctKTuXo<;, f\bv-€Tir\q, 1. igni-fer. Bei den i- und uStammen liegt diese Form im Ntr. noch vor. Die Dehnstufe im Nom. gr. iroi|ar|v hat mit dem Norn, als solchem nichts zu tun. Sie ist aber, nachdem sie entstanden war, andern Kasus gegeniiber als bedeutungsvoll empfunden worden. Sie dient nicht nur zur Kennzeichnung des Nominativs, sondern auch zur Sexualisierung, s. unten, und wir haben daher eine Anpassung vor uns. Die dehnstufigen Bildungen sind in gewissen Fallen fest, so z. B. bei den Verwandtschaftsnamen und den Nom. agentis auf -ter, -tor. In andern Fallen stehen sie neben schwundstufigen, die als die normalen erscheinen. J o h . S c h m i d t , Ntr. 82 ff. hat darin die urspriinglichen Plurale der Neutra gesehen, indem er ihnen eine kollektive Bedeutung zuschreibt. Von dieser ist indessen nichts zu spiiren. Ich stelle das Material zusammen. Die neutralen Mew-Stamme wie gr. dvo|ua, 1. nomen, ai. ndma zeigen daneben zahlreiche dehnstufige Bildungen. Gr. ovona, 1. nomen, ai. n&ma : got. namo, idg. *nam6 < *uainon, abg. »"»ig < imen; ai. sthdma, 1. stamen : gr. azquwv, lit. stomito; ai. dhdma, gr. Sfma : gr. drmdiv 'Haufe'; gr. T^p|aa, 1. termen : gr. T^p|awv, 1. termo 'Endpunkt'; gr. x^iMci : xeiutuv 'Winter'; ai. sjuma 'Band' : gr. •b\ir\v cHaut, Sehne'; 1. semen : ahd. samo m., lit. semuo, abg. semg 'Same'; 1. inguen : gr. &br\v 'Druse'; gr. Z(b\jLa : lit. junsmuo 'GiirteP; 1. lumen : as. Homo 'Licht': 1. ungutn : ahd. anko 'Butter'; ai. s'irsd, anord. h/arsi 'Haupt'; ai. v&rima n. 'Urnfang', PI. varimd : rarimd, Sg. m. ai si'ddma n. 'Sufiigkeit' : sradmd m. ai. ddma n. 'Gabe' : ddmd in. gr. a^Xyo n. 'Balken' : lit. sehnuo m. 1. rumen n. 'Speiserohre' : lit. raumuo cMuskelfleiself; aw. sraoma n. 'Gehor' : got. hliuma m.
Wie ist diese Verschiedenheit zu erklaren? Ich glaube, daC es sich urn eine Aupgleichung nach den obliquen Kasus handelt. Offenbar hat der Norninativ
§ 28.]
Nominativ.
41
urspriinglich Dehnstufe gehabt, und es ist erst spater die Schwundstufe eingetreten. Die Flexion got. N. namd, G. naminn steht mit der von 1. homo, hominis gnnz auf einer Linie.
Ebenso abg. img, imene mit gr. rroiuriv, TTOI-
uevoq. Nach dem Genitiv ai. ndmnas, T). ndmne ist dann der Nominativ ausgeglichen zu idg. *nomn. Die dehnstufigen Bildungen sind aber in den klassischen Sprachen zu Mask, geworden, wahrend sie im Arischen z. T. als Plurrle aufgefaCt worden sind. Beim Norn, des Neutrums der o-Stamme soil eine Endung m vorliegen. Man setzt diese Form dem Akk. Sing, der Mask, gleich und behauptet, beim Neutrum sei der Akk. fur den Nominativ verwendet worden. Daran hat man weitgehende Folgerungen gekntipft. In Wirklichkeit sind die beiden Formen n i c h t gleich. Im Akk. Sing, haben wir es mit einem m oder m zu tun, das aus em, om entstanden sein mufi, beim Ntr. liegt dagegen eine Endung om vor, die nie zu m wird, also nach der Wirkung des Akzentes angetreten sein mufi. Dieses om ist eine weit verbreitete Partikel, die wir iiberall finden. Siehe unten. Dieses -om wechselt aufierdem in ausgedehntem Mafie mit s. Vgl. ai. aj-dm 'dieser' : got. is; ai. vaj-am cwir' : got. tveis; ai.juj-dm 'ihr' : got. jus; ai. Dat. Plur. asmabhj-am : I. asmdbhis; ai. Nom. tv-dm Vlu' : got. Dat.pus 'dir'; ai. Akk mam < me-om : got. Dat. mis 'rnir'; gr. bivbpe-ov 'Baum', got. triu ; gr. bpOi; fur *dreus; gr. udXeKKOv < *pelekuou : gr. ire\€KU<; 'Beil'; 1. aequi-nocti-um : lit. naktls; ai. paddm, 'Schritt', gr. dvbpd irobov 'Mannesfufi': idg. peds Tu6'; ai. tokdm 'Nachkommpnschaft' : tu£ dss. ai. jugdm, 1. jugum cJoch' : 1. conhix; 1. aevom cZeit' : ai. api-s n. 'Lebenskraft'; gr. T^Xaov 'Grenze' < *telswom : ai. harms fur *karsous\ gr, oiau-ov 'Weide' : gr. i'ru? 'Radfelge'; gr. a-\eioov < *aleitic-om Trinkgefafi' : lit. lietus cRegen'; ahil. ori 'Ohr' < *ausjom : lit. aums; gr. 6'pveov : opvi^ cVogeP; got. gaidw n. 'Mangel' : ai. hetiis 'Antrieb'; gr. trp6a-ujTiov 'Antlitz' : (by; 1. verbom : apr. ivirds 'Wort'; gr. TIUOV c Eiter' : I. pus;
Das Nomen und seine Flexion.
42
[§ 28. 29.
ai. himdm : 1. hiems 'Winter'; ai. ndbhjam : ai. n&bhis 'Nabe'; ai. krarjam 'rohes Fleisch' : ai. kravis; gr. XoOffcrov aus *loukjom 'der weifie Kern im Tannenholz' : ai. roils n. 'LieIn'; ai. parsvdm 'Rippengegend' : pdrsus; gr. f]|aiaaov : fi
AuCerordentlich haufig stehen Nominative auf -iom neben solchen auf -is. Vgl. ai. irtitj-am 'riihniiiche Tat' : srutis 'das Horen'; 1. sol-stiti-um : ai. sthitis; 1. com iti-um : ai. sa>i>Uis; gr. auiairdoiov : ai. pltis Trank'; ai. sintlhu-xrtjam 'Fiiefien' : srtis 'Weg'; ai. krtj am °'Tat' : -krtis 'Tat'°; 1. viti-um 'Vergewaltigung' : SL\. jMs 'Sieg'; ai. susna-hatjam 'Kanipf mit dem $usna' : ai. d-hatis 'Unversehrtheit'; 1. nuntium
Die Neutra auf -om sind demnach von den o-Stiimmen scharf zu trennen. Es sind eigentlich konsonantische oder i-Stiimme. Vgl. unten. Uber die Form des Nominativs gibt die folgende Tabelle Auskunft. tjbersicbt. Gr.
Lat.
XUKCX; TT6\I<^
irfixui; KUOPV TToiwn,v
trarrip inoipa irdTpuui;
lupus femina ignis fiuctus homo lien pater fades aedes grus
Got. iculfs giba gasts sunus ahd. giirno ffunia fadar frijondi
Lit. vilkas ranka ugriis SUnilS
zmuo mote
Abg. vluku roka ogni ny nii kimy seme. tnati
Ai. rrkas gnd agnis sunus dsma matd sakha
zeravi
Uber die heteroklitische Flexion s. unten. 29. Der Vokativ. Der Vokativ zeigt im allgemeinen kein s, wo der Nom. dies aufweist. Es herrscht also der Kasus indefinitus, vgl. gr. mire : 'ITTTTOI;, 1. eque : equos, got. waif : rvulfs, lit. dieve : dievas, ahg. lose : bogil, ai. vrka : vrkas. Der Vokalwecbsel hat nichts mit dem Kasus als
§ 29.]
Der Vokativ.
43
solchem zu tun. Das e ist genau so normal wie in der 2. Sing. Imp. gr. dye, 1. age usw. Zu erklaren ist das o des Nom. -os, und dieses o ist vielleicht durch den Akk. auf -om hervorgerufen, vgl. IGr. 2, 176. Auch die Dehnstufe fehlt haufig im Vokativ, vgl. gr. irrinrep : Trorrrip. ai. •pitar : pita, gr. bcuuov : bou'uwv, gr. Icnrqpoi : Zampui), ai. sdkhe : sdhha, gr. "Aipeu : "Aipeuq < *Atreus. Ich habe noch IGr. 2, 41 angenommen, daG die Dehnstufe deshalb fehlt, weil der Vokativ vielfach unbetont war. Ich kann das aber nicht mehr aufrecht erhalten, weil itn Vokativ auch urspriingliche Langen gekiirzt sind. So finden wir in der a-Deklination im Griech. vereinzelte Falle auf a wie olffiroTa, vaOTa usw. und regelrecht ist dies im Abg. der Fall. Es heiCt rpko gpgeniiber Nom. rgka. Aber noch auffallender ist ai. Vok. devi 'Gottin' gegeniiber N. devi, V. vadhu : N. vadhds 'Weib'. Man muC also zugestehen, daB im Vok. urspriingliche Langen verkiirzt sind, und der Grund kann nur der sein, daB im Vok. schon im Idg. der Akzent zuriickgezogen worden ist.1) Wir bekommen damit zu den bisherigen Ablautsgesetzen noch ein neues, das wesentlich jiinger ist, und wir erkennen weiter aus den Vokativformen, daO der Akzent erst sekundar und spat verschoben worden ist. Eine besondere Form hat der Vokativ bei den iund M-Stammen. Er zeigt hier in verschiedenen, besonders den ostlichen, Sprachen die Vollstufe gegeniiber der Schwundstufe des Nominativs. Vgl. lit. naktie : naklls, abg. nosti : nosti, ai. ague : agnis, got. sunau, lit. sunau, abg. synu, ai. s4no : idg. sunus. Auch das Grieohische besitzt Reste dieser auffallenden Erscheinung. Hierher gehort gr. TToo'ei-ba<;, worin Ttoffei der alte Vokativ zu 7TO0iq 'Herr' ist, und zu den Vokativen wie vArpeu gehort ein Nom. vArpu?, der noch belegt ist. Diese Tatsachen sind nur so zu erklaren, dafi diese Vokative gar nicht zu dieser Klasse gehoren, sondern zu denen, die den Nom. auf e(i) und eu gebildet haben. S. unt'en. ') Vgl. hierzu R. Loewe, Die idg. Vokativbetonung, KZ. 51, 67 ff., 161 ff.
44
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 29. 30.
Auf eine andere Form des Vokativs ist man erst spat aufmerksam geworden. Wenn er zum Anruf verwendet wird, so tritt eine merkwiirdige Dehnung ein. Im Indischen heifit diese Dehnung Pluti. Sie besteht darin, daC der Endvokal auf drei Moren verlangert wird. Vgl. Wackernagel, Ai. Gr. 1, 297. Ahnliches findet sich im Lettischen, vgl. Bezzenberger, BB. 15, 297, siehe aber E n d z e l i n , Lett. Gramm. 294, im Klemrussischen (vgl. KZ. 31, 357) und im Serbischen, wie ich selbst beobachtet habe. Gr. \UKE fOvcci b^OTtoxa dcpi TToaei(bc!c;)
"Arpeu KUOV
IcntcpoT
Lat. lupe
Got.
tculf
Lit. vilke
Abg. rluce
Ai.
ranka
rgko
naktie
nosti
dgne
sunau
synu
sv.no svan sdkhe
vfka dive
gast sunu sunau
30. Der Akkusativ zeigt im allgemeinen die Endung m gegenuber dem s des Nominativs, und man hat darin einen uralten Gegensatz gesehen. Man hat gemeint, dies seien die beiden altesten Kasus gevvesen, und man hat von einem Kasus rectus und einem Kasus obliquis gesprochen, vgl. oben, S. 39 *. Ich kann dem nicht beistimmen. Ich halte mit G a e d i c k e , Der Akkusativ im Veda, diesen Unterschied fur spat entwickelt. Nominativ und Akkusativ diirften im Indogerm. zunachst nicht unterschieden gewesen sein. Das ergibt sich aus folgenden Tatsachen. 1. Das Neutrum Sg. zeigt die gleiche Form im Nom. und Akk., z. B. ovc, 'Ohr', jivoq 'Geschlecht', ueftu 'Met', 1. mare, genu usw. Daneben stehen allerdings zahlreiche Formen mit -om, in denen man Akk. Sing, gesehen hat. Das ist aber falsch. Man hat ferner gemeint, das Neutrum bezeichne das Leblose, Passive und daher sei der Nominativ eig. ein Akkusativ. Aber Worter wie idg. *pek'u cVieh' zeigen das Gegenteil. Weshalb soil *pek'u nicht als Nominativ verwendet worden sein? 2. Auch das Neutrum Plur. zeigt die gleiche Form in beiden Kasus. Da nun das Ntr. Plur. in der am
§ 30. 31.]
Gestalt des Akkusativs.
45
meisten verbreiteten Form lat. verba eig. ein JST. Sing. Pem. terra ist, so diirfte die Entstehung dieser Form aus der Zeit stammen, als auch bei den a-Stammen das m noch nicht angetreten war. 3. Der Dual nun gar zeigt in alien Stammklassen die Gleichheit von Nominativ und Akkusativ. Man darf den Dual nicht iibersehen. Er beweist jedenfalls, daB man im Idg. geradeso wie bei uns den Akkusativ nicht mit einer beeonderen Endung zu bezeichnen brauchte. Das m des Akkusativs mufi also etwas anderes bezeichnet haben als den Kasus. Im iibrigen ist der Akkusativ der einheitlichste Kasus, da eben iiberall, wo er nicht endungslos ist, ein m angetreten ist. Was dieses m ist, laBt sich schwer sagen. Man hat darin das Pronomen me 'mich' oder 'mein' gesehen. Das m konnte aber auch vom Pronomen ausgegangen sein, vgl. ahd fateran, d. Vatern nach dem Pronomen. Der Akk. torn (gr. TOV, 1. istum, ai. tarn) aber konnte urspriinglich ein Adverbium sein, vgl. 1. turn.
Ubersicht. Gr. AOKOV
XibpSv ir6Xiv
iifixuv itoba irctT^pa Zf|V
rixoa uoOffav
Lat. lupom terrain ignim fructum pedem patrem Jovem sedem faciem
Got.
wulf ahd. geba anst sunu fotu fadar
Lit. vfflca rarikq ugnj. stinu siinj moterj
Abg. vlukii rqlcQ ogni
synu visi materi
Ai.
vfkam sendm agnim sunum svdnam mataram djdm pdnthdm
sibja
31. Gestalt des Akkusativs. Zu der Gestalt des Akkusativs ist noch einiges zu bemerken. Die ursprungliche Gestalt der Endung war om, woraus in unbetonter Silbe -m entstand oder vor vokalischem Anlaut des folgenden Wortes -m. In diesem Falle wurde, wenn die Silbe verloren ging, die vorhergehende offene Silbe gedehnt, vgl. IGr. 2, § 67. Da nun vokalischer und konsonantischer Anlaut des folgenden Wortes wechseln, so mussen Doppelformen entstehen, die schon Gr. 2, § 67, S. 39 angeiiihrt sind, hier aber wiederholt werden. ai. Akk. djdm, gr. Zf|v : 1. Jovem; — ai. gdm, gr. f3oiv, 1. bovem; — ai. pdnthdm, gr. AOTIIJV : gr. *Ar|x6a > Ar|Tii); — ai. usdm : ai.
46
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 31. 32.
usdsatn, gr. f]6ct; — ai. gosdtn : gosdnam; — ai. ksam, gaw. zqm c ErJe' : gr. x^dva; — ai. vd/as 'Speise' : Akk. Sg. vajdm f.; — ai. jar&m f. Xebenf alter' : jarasam m.\ — medhhdm f. : med-has n.; — vajdm t. cOpf>-r.speise' : vdjas n. 'Speise, Nahrung'.
32. Der Genitiv und der Ablativ sind in alien Stammklassen gleich, mit Ausnahme der sog. zweiten Deklination der o-Stamme. Hier handelt es sich aber nm eine Heriibernahme von seiten der pronominalen Beugung. Wenn sich eine solche Obertragung einstellt, so sucht man nach einem Grunde, und man wird diesen Grand am ehesten darin finden, daC die Form urspriinglich nicht geniigend charakterisiert oder dafi sie iiberhaupt nicht vorhanden war. In der genannten Deklination weicht iibrigens auch der Genitiv ab, da er deutlieh eine pronominale Form zeigt. Er geht im Griechischen und Indischen auf -sjo aus, gr. XUKOIO, ai. vfkasja nach dem Pronomen gr. TOIO, ai. tasja, im Germaniscben auf -eso, got. dagis nach dem Pronomen pis aus teso (abg. ceso). Im Ir. Lat. Gen. auf -l (urkelt. magi, ]. viri) liegt eine B^sonderheit vor, s. unten. Im Lit. Slawischen hat die Ablativform die Rolle des Genitivs iibernommen. Der Genitiv zpigt sonst in alien Stammklassen die Endung s, gr. Trobo-q, 1. pedi-s, ai. padd-s, da das vorausgehende e, o zum Stamm gehort. Der Genitiv ist also gleich dem Nominativ auf -s, und tatsachlich hat v a n W i j k , Der nominale Genitiv Singular itn Indogerm. in seinem Verhaltnis zum Nominativ dies nioht fur Zufall angesehen, sondern auf eine wirkliche Gleichheit zuriickgefiihrt. Diese Ansicht hat recht viel Beifall gefunden. Wir weichen indessen etwas von v a n W i j k ab, da die Ausfiihrungen van Wijks nicht erklaren, weshalb auch der Ablativ ein s zeigt. Die Endung » ist nicht allzuhSufig erhalten. Wir linden sie: 1. FM konsonantischen Stammen, wie gr. bea-TTOTric, ai. pdtir dan < *dems. 2. Bei «-Stammen, abg. zeny
Hierzu noch eine Bemerkung. Die i- und w-Stamme sind konsonantische Stamme, die durch i und u ervveitert
§ 32.]
Der Genitiv und der Ablativ.
47
sind. Gewisse konsonantische Stamme haben aber eine doppelte Stammform, es unterschied sich der Gen. von dem Nom. durch die Endbetonung. Wie sich gr. irobo in Trobo? : TTOUC;
Im Lat. und Keltischen erschpint in der zweiten Deklination als Genitivendung ein i, 1. belli, altkelt. maqi, lepontisoh AsTconeti, eine Form, die immer als ein besonderes Zpichen dafiir angefiihrt wird, daC Lateinisch und Irisch iibereinstimmen. Sicher war dieses % ein altes I, da im Keltisehen ei, worauf die lateinische Form zuriickg«hen konnte, zu e geworden ware. Urspriinglich stand die Form allein. Jetzt hat sie W a c k e r n a g e l , Melanges F. de Saussure 125 ff. im Aind. entdeckt, wo sie als eine Art Kasus indefinitus auftritt. S o m m e r hat Handb. 1 3 7 1 3 den spater wieder aufgegebenen sehr glucklichen Gedanken gehabt, in dem i des Lat. dasselbe I zu sehen, das sonst die Fern, bildpt, z. B. urgot. *frijondi 'Freundin', und das vielleicht die Zugehorigkeit hezeichnet hat. In der Tat, wenn i
48
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 32. 33.
nitive nahe beruhren, ist bekannt. Dieser Genitiv auf -I hat mit den o-Stammen nieht das geringste zu tun, ebensowenig wie die a-Stamme. % ist urspriinglich an konsonantiache Stamrae angetreten, und da die Neutra auf -om dies sind, so diirfte er zu diesen gehoren. Gr. Ahl. Situi Gen. TOIO itr|xeo(; tro!)6? •naxpii;
Got. Lat. belbo(d) foapro belli pis familias gibos anstais fructus sunaus pedis mans putris fadrs
Lit. viiko rankos nakties sunaus akmens
Abg. vluka ceso roky nosti synu kamene matere
Ai.
vfkat taaja dsvSjds dynes sunos padas pitur
33. Der Lokativ ist, wie zuerst L u d w i g erkannt hat, urspriinglich endungslos gewesen. Er entspricht also dem Kasus indefinitus, und er wird so, um unit Ludwig, Der Inf. im Veda, S. 9, zu reden, «zu einem Nachweis des Hereinragens der Epoche, wo die Sprache keine Biegung kannte, in die Zeit vollstandig ausgebildeter Flexion». A. E n d u n g s l o s e L o k a t i v e liegen in folgenden Fallen vor: 1. Bei den konsonantischen Stammen teilweise, soweit aie nicht einsilbig sind. Hierher die griech. Infinitive wie bouev, abg. kamen-e, gr. ev-bov, ai. murdhdn, kdrman, Adhvan. 2. Die i-Stamme bilden den Lokativ auf -ei und -e, vgl. J. S c h m i d t , KZ. 27, 287 ft Dies kann nur die regelrechte Dehnstufe eines ei-Stamrnes sein ohne Endung. 3. Die M-Stamme bildm den Lokativ auf -eu, also ebenfals Dehnstufe ohne Endung. Anm. Rein theoretisch genommen mu&te es auch Lok. auf oi und 6u geben. 4. Im Litauischen lautet der Lok. der o-Stiimme vilke, worin ich, wenig wahrscheinlich, einen Lok. ohne Endung gesehen habe. e muB aber doch wohl auf e zuriickgehen, und so kann darin niebts weiter stecken als eine endungslose konsonantische Form, vermehrt um die Partikel e, s. u. Oder die Form geht auf -mi zuriick. Jedenfalls weicht sie von den sonstigen idg. Formen durchaus ab. 5. Ich habe IF. 32, 293 angenommen, daC an den endungslosen Lokativ konsonantischer Stamme die Post-
§ 33.]
Der Lokativ.
49
position en 'in' angetreten und dann mit dem Stamm verwachsen sei. Dadurch sei dann der Eindruck eines «-Stammes hervorgerufen. Das geht daraus hervor, dafi das n sich nur in den Kasus obliquus findet, dafi hier sich aber Kasus finden, die des en entbehren. So heiHit N. gr. ubiup, ai. udakam, der Instr. udd, der Lok. aber ud-dn; ai. as 'Mund', 1. os, I. asa, Lok. as-dn. Angebahnt war die Erklaiung schon durch B a r t h o l o m a e , der BB. 15, 29 ai. ks&man < Jcsam + an erklart hatte. Beispiele: ai. ud-dn, got. wat-in cim Wasser' : gr. fi℘ ai. as-dn 'iin Munde' : ai. as; apers. xsap-a 'iu der Nacht' : ai. ksap; ai.pat-q-gds 'im Fluge sich bewegend'; ai. sirs-dn 'auf dem Kopf' : N. sirs-dm; ai. hem-dn 'im "Winter' : ai. him-dm, I. him-a; ai. aks-dn cim Auge', got. aug-in : aks-i cAuge'; ai. ksam-an 'auf der Erde' : ai. Jcsdm, gr. X^UJV. I. ksam-a; ai. dh-an 'am Tage' : dh or, aha; ai. sakth-an Mm Schenkel' : sakthi; ai. jak-an 'in der Leber' : ai. jdk-rt; ai. udh an 'im Euter' : ai. udhar, °d. Euter; aw. *nanh-an 'in der Nase' (BB. 15, 38); ai. dadhdn (in der sauern Milch' : dddhi; ai. jus an 'in der Fleischbruhe' : 1. jiis; ai. pari-jm-an 'rings auf der Erde'; gr. aif-iv 'immer' : ai. aju-s; ai. murdhdn(i) 'im Kopf : murdhd m. abg. ram-en-e 'im Arm' : 1. armus; abg. mes-$(ci) 'im Monat' : ai. mas; ai. as-dn 'im Blut' : asp; ai. sak-dn 'im Mist' : ai. sakrt; ai. *vas-an, erhalten in vasan-tds : gr. £ap 'Friihling'; ai. dos-dn 'itn Anne' : dos n. 'Vorderarm'; ai. *nakt-dn, vgl. naktd-bhis : ai. ndkt-am: 1. *itin-e 'auf der Reise' : 1. «>er; ai. dhdnv-an 'auf dem Lande' : dhdnu; ai. dhdnv-an 'im Bogen' : dhdnus n. ai. pdrv-an-i 'im Knoten' : pdrus n. 'Knoten'; ai. sfkv-an 'im Mundwinkel' : srdkv-am.
Weiter wird die Annahme dadurch wahrscheinlich, daC das en vor allem bei Worten auftritt, bei denen der Lokativ ihrer Bedeutung nach haufig vorkam. Es sind auch nicht nur Neutra, bei denen diese e»-Deklination auftritt, sondern auch andere Stamme. Anderseits haben die H-Stamme auch andere Herkunft, vgl. unten. Hirt, Indogermanische Grammatik. III.
4
50
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 33.
B. Lokative mit Endung i. Die normale Form des Lokativs geht auf -i aus, das eigentlich unbetont war, und eine Vollstufe vor sich hatte, vgl. ai. pitdri, gr. Ticrrepi, aber gr. Trobi, 1. Abl. pede, ai. padi. Mit dem Auslaut der e-, o-Stamme verbindet sich das * zu ei, ol, z. B. gr. irti W , 1. domi 'zu Hause', osk. terel 'auf der Erde', abg. vliici, ai. vfke. Aus a, dem Auslaut der f<-Slamme + i wild ai, vgl. 1. Romae, lit. rankoj-e, abg. rgce, ai. asvajam.
i fafit man daher als normales Lokativsuffix auf. Aber nach der heute allgemein geltenden Ansicht handelt es sich bei dem i um eine angetretene Partikel, die mit dem Lokativ als solchem nichts zu tun hatte. C. Sonstige Lokativsuffixe. Mit dem i ist aber die Sache keineswegs erschopft. Im Lok. Plur. ist ein Element u angetreten, vgl. ai. vrkesu, abg. vlucechii, alit. vilkuosu.1)
Dieses u findet sich auch im Lok. Sing, der i-Stamme, ai. agndu, s. unten. Im Slawischen ist das Element e an gewisse Lokative getreten, z. B. abg. kamen-e. D. Lokative auf ai. AuGerdem bestehen aber sicher Lokative auf -ai (vgl. B a r t h o l o m a e , Gr. d. ir. Phil. 1, 124). Hierher gehort zunachst gr. xa\xa\ 'auf dem Boden', 1. humi, abg. zemi, yon dem kons. Stamm gr. x^wv. Es ist uberaus merkwtlrdig, dafis man diese Form immer als Dativ aufgefafit hat. ai. dive dive 'amHimmel' ist regelmafiige Ablautsform: ai.djdvi; ai. sannlce cim Kampf stellt man : *samikdm, richtiger aber zu dem kons. Stamm samlc; ebenso auch ai. astaimke 'in der Heimat'.
Hierher wird man iiberhaupt alle ind. Lok. auf -e zu Neutren auf -am stellen diirfen, da diese ursprungliche konsonantische Stamme waren. Die Doppelformen i und ai haben sich brauch im Lat. erhalten. Hier finden wir bei dritten Dekl. Abl. auf e < -i und -*. So finden run und rure, peregri und peregre, temperi claro usw.
in lebendigem Gekons. Stammen der wir heri und here, und tempore, luci
Im Indischen haben sich die Formen auf -ai noch deutlich in den Fallen erhalten, in denen dahinter die ') Wie gr. XUKOIOI aufzufassen ist, ist zweifelhaft.
§ 33. 34.]
Der Dativ.
51
Postposition a- festgewachsen ist. Dadurch entstehen Formen auf -ajd, die man bisher als Instrumentale zu «-Stammen angesehen hat, obgleich von diesen a-Stammen sonst kein Kasus belegt ist. Hierher ai. ds-aj-d. «Adverb. Instrumental zu einem mit as gleichbed. Fem. a«£» sagt G r a f i m a n n ; ai. nakt-aj-d 'in der Nacht' : idg. *noht; ai. ksmaj-a 'auf der Erde', vgl. gr. x^^od; ai. hrd-aj-d-vidh 'das Herz verwundend'; ai. kuh-aj-d 'wo' : kuha 'wo'. Vgl. noeh B a r t h o l o m a e , BB. 15, 20. Es ist zu erwSgen, ob nicht die griech. Adv. auf -o, wie Tautn, &\\r\ hierher gehOren. Auch die griech., ind. Infinitive auf -ai, gr. bdnevai, ai. damane sind naturlich viel leichter als Lokative denn als Dative zu verstehen.
Ubersicht. Gr. tret u(5\rii aate'i trobi iraT^pi
Lat. belli]) Bomae noctu 3) pede patre
Got. ae. dtegi anstai 4) sunau *) baurg fadr
Lit.
vilki rankoje naktlje*) sunuje
Abg. vluce rQce
nosti synu
Ai.
vrke dsvdj-dm agn&iu)
sundu*) padi pitdri
34. Der Dativ zeigt, wie man bisher angenommen hat, ein einheitliches Suffix -ai, vgl. ai. pade, gr. Inf. 66|ievoti. Daneben bestehen aber sicher Formen auf -ei, wie S o l m s e n , KZ. 44, 161 (zuerst bei 0. Hoffmann in Collitz-Bechtel, Samml. griech. Dial.-Inschr. Nr. 1582) in eingehender Darstellung gezeigt hat. Er hat auch versucht, eine Bedeutungsverschiedenheit der beiden Formen festzustellen. Sieht man aber genauer zu, so liegt auch nicht der Schatten eines Beweises fur diese Ansicht vor, und sie ist auch ganz unnotig, da es keine Formen auf -ai gibt, die man mit Sicherheit als Dative ansprechen muftte. Die griech. Inf. auf -cti wie b6uevai sowie irapai konnen ebenso gut und besser Lokative mit dem Suffix ai sein als Dative; vgl. auch xapai 'auf der Erde'. Die litauischen Dative auf ai sind ') ') z ) 4 ) b )
Osk. terel. Eine alte Form vielleicht in lit. satt. u. trifo. Ahd. ensti und suniu, grf. -ei und eu. Daneben sundvi.
52
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 34.
ebenso von den a-Stammen iibertragen, wie die Formen auf -ui von den o-Staminen, vgl. lit. Dat. naki'ai f. gegenuber ivag'ui m., seser'ai f. gegenuber akmen'ui m.
Dative auf -ei liegen vor im gr. inschr. kypr. Ai/eieuiq, Aiei. Dahin gehoren wohl auch die Formen, in denen bei Homer das i des Dativs lang gemessen wird (Solmsen, S. 164). Das lateinische % kann auf -ei, wie es in der Formeninschrift geschrieben wird, regei zuriickgehen. Im Oskischen Di&vel, paterel, medikel mufi das sein. Ein Dativ auf ei liegt ferner im Lepontischen Pivon-ei vor, im Phrygischen /avaKTei und im alten PreuBischen in den Inf. wie dahvei, poutwei sowie in den Pronomina mennei, tebbei, sebbei, wozu lit. mdnei, tdvei, sdvei und osk.
tfei sifel stimmen. Die slawischen Formen auf i konnen auch leichter auf -ei als auf -ai zuruckgefuhrt werden. Mit dem auslautenden Vokal der o- und a-Stamme kontrahiert, ergibt dies ei idg. 6i, di, vgl. gr. OIKLU, lat. Numasioi, gr. X^P^i J- terrae, ai. tasmai.
Neben dieser Form erscheint im Indischen normalerweise eine Bildung auf -aja und im Gath. Awest. einige Male aja. Man wird Wackernagel, KZ. 43, 288, ohne weiteres zugeben miissen, dafi hier nicht die Praposition d oder a angetreten sein kann, da der Dativ keine Prapositionen nimmt. Es bieten sich aber andere Moglichkeiten. a und a konnen die oben S. 10 f. erwahnten Partikeln gewesen sein, oder es konnte statt idg. ei, ai. ai auch die Form aja angetreten sein, die im Ind. als Adverb auftritt.1) Man hat sich seit Beginn der Sprachwissenschaft immer stark durch das Indische leiten lassen, und daher vereinzelte Formen der andern Sprachen unerklart gelassen. So lautet der Dativ im Slaw, vluku, das nach den slawischen Lautgesetzen nur auf *wilkou zuruckgefuhrt werden kann. Diese Form lafit sich leicht erklaren, wenn man annimmt, daB die Partikel u an den Starnmauslaut auf -o angetreten sei. DaC sie alt ist, ergibt sich >) Dem Versuch Bartholomaes,SB, Heidelberg. Ak. 1910, 5, diese Formen auch im Lat. wiederzufinden, stehe ich zweifelnd gegenuber.
§ 34. 35.]
Der Instrumental.
53
aus der Ubereinstimmung von abg. semu mit phryg. ae\xov. Auch gallische Formen wie Alisanu, Magalu (Thurneysen § 284) lassen sich heranziehen. Ubersicht. Gr. X
Lat. lupo l) terrae3)
Au/ei
manui regi*)
\UKUJ
Got.
wolfe2) gibai
Lit. vitlnii ranked nakd'ai sunui Sunui
Abg. vliiku r-Qce synovi dim
Ai. vrkdja asvajai agndje sundve sime
35. Der Instrumental. Am wenigsten ist man bisher iiber den Instrumental und seine Bildung ins klare gekommen. Von dem Gedanken ausgehend, daft man im Idg. wie im Indischen ein fertiges Kasussystem gehabt habe, hat man mit heifiem Bemiihen nach einem Suffix des Instrumental gesucht. Eine Zeitlang hat man' e angenommen, dann a; ich habe m zu erweisen versucht. Alles dies ist hinfallig.5) Eine Losung des Problems gibt es nur, wenn man iiber die Herkunft des Kasus ins klare kommt. Der Tatbestand ist folgender. Griechisch, Italisch und Keltisch haben keine Instrumentalformen im lebendigen Gebrauch, und sie miissen daher bei der Betrachtung des Suffixes ausscheiden. Im Gprmanischen gibt es eine einzige Bildung auf -o, ahd. tagu = lit. vilkii bei den maskulinen o-Stammen. Dagegen weisen im Lit. die Fem. auf -a ebenso wie im Slawischen auf eine Form -dm, eine Form, die auCerlich durchaus dem Akk. entspricht. Bei den o-Stammen herrscht dagegen im Slawischen eine Form auf -mi, und ebenso im Lit. und Slaw, bei den iund w-Stammen. lit. naktimz, abg. pgttmi lit. sunuml, abg. synumi. ') Alat. Numasioi, osk. Abellanui. -) Ahd. 3 ) Osk. delval. 4 ) Alat. regei, osk. DiuvA. 5 J Aus der Literatur fiihre ich das wesentlichste an: S c h l e i c h e r , Kuhn-Schleicher Btr. % 454 ff.; H i r t , IF. 5, 251 ff.; M e i l l e t , Note sur une difhculte generale de la grammaire comparee, Paris 1900, S.lOff.; R e i c h e l t , BB.25, 232ff.; O s t h o f f , IF. 20, 163 ff.; E n d z e l i n , IF. Anz. 21, 100.
54
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 35.
Das Indische kennt bei alien Stammklassen eine Endung a = idg. e oder o, neben der bei den o-Stammen die Endung -ena steht. die zweifellos pronominal ist. Ahd.
F.
tagu gebu
Lit. vilkii ranka
Abg. vlukomu VQhf
tiaktimi
tOJQ^ pgttrn i nostiJQ
sunuml Sunitrii moteriml
synomi dlntmi materijg
Ai. mahitva, tena dsfd taja agnina mall sunvct suna matra
Dies ist der Tatbestand. Alles andere ist unsicher. Was die Endung e, o betrifft, so sieht man seit Bopp darin die angetretene Partikel e, o (s. S. 11), so dafi also der Instrumental urspriinglich endungslos war, wie er auch vedisch z. T. noch vorliegt, z. B. manisd, idmt. e, o war aber urspriinglieh die Form der nicht o-Stiimme., also i-Stamme, ai. urmid, gdtjd, H-Stiimme paivd, dhenvd, j-Stamme dhijd, r-Stamme dcitrd, svdsrti, konsonantische Stamme vdcd. Ebenso war sie berechtigt bei den Neutra auf om, die urspriinglieh konsonantische Stamme waren. Daher ved. mahitv-d : mahitv-dm u. a. Nach Lanman 334 sind von den 114 Fallen 77 Ntr. und 37 Maskulina. Durch die Beriihrung mit den eigentlichen o-Stammen erscheint a dann auch beim Mask. Dieses zeigt sonst im Indischen Ubertragung von seiten des Pronomens, vrkena nach tena. Ebenso auch die fern. a-Stamme senaja nach tdja. Den Pronominalformen liegt gleichmaCig •eine Form *toi zugrunde, an die das Element na oder a .getreten ist. Uber die slawische Form s. unten. Neben diesen Formationen hat es noch eine Form auf -bhi gegeben, die wir in dem merkwiirdigen griech. -epi antreffen, das uns in ziemlich unbestimmter kasueller Bedeutung und fiir alle Numeri entgegentritt. Dieses bhi habe ich IF. 17, 51 der germ. Proposition bi gleichgesetzt und darin eine Postposition gesehen. Statt -qpi erscheint auch -qnv mit unklarer Erweiterung und im Aind. als Instr. Plur. -bins, also ein scheinbar durch s pluralisiertes -bhi. Aber ich glaube nicht daran, dafi -bills von Anfang an pluralisch war. Das ergibt sich aus folgendem:
§ 35.]
Der Instrumental.
55
Zunachst brauchen die Pluralformen asmd-bhis 'uns', jusmd-bhis ceuch' nicht als Plurale aufgefafll zu werden, da diese Pronomina ursprunglich singularisch flektieren, so z. B. Lok. asme, jusme, Dat. asmd-bhj-am, jusmd-bhj-am, Abl. asmdt, jusm&t. Dann aber finden wir im Ai. zahlreiche Instrumentale auf -bhis von Wortern, die sonst im Plural g a r n i c h t oder selten vorkommen, und die ihrer Bedeutung nach eigentlich den Plural entbehren. So heifit es: aktti-bhis neben aktos und aktdu 'bei Nacht'; ebenso naktabhis; dha-bhis, dho-bhis, dju-bhis 'bei Tage'; in ksapa-bhis 'bei Nacht', ist bhis an eine Kasusform ksapa getreten, aksdbhis 9 X neben 1 X akiiani, Pluralform sonst nicht belegt. Dazu koinmen Adverbien wie drdghisthdbhis 'in langster Dauer', tavislbhis 'mit Maoht', maksu-bhis (Adverb nach BR.); pathi-bhis 'auf dem Wege'; sardd-bhis 'im Herbst'; par-bins 'in Fiille'. Von as 'Mund' kommt als einzige Pluralform 6 X asahhis vor. Von folgenden Fallen kommt fast nur die Form auf -bhis vor: acitti-bhis 'Torheit', Achaukti-bhis 'Anrufung', ajma-bhis 'Bahn', asdni-bhis 'Stein', a&ma-bhis 'Stein5, ud'ibhs 'Wasser'') udhabhis 3 X (1 X udhahsu); cittibhis 'Andacht'; dmebhis 'Andraug'; ardnibhis 'Reibholz', sonst Dual; dvobhis 'Forderung' (4 X N. PL), emabhis 'Bahn, Gang', jutibhis 'Eile', tdpobhis 'Warme', tdrobhis 'rasches Vordringen', ndbhobhis 'Wasser', ndmobhis 'Verehrung', pdjobhis 'Milch' (5 X auch N. PL), mahdbhU 'Grofie', tnahitrebhis, vrsatvebhis 'mannliche Kraft' vdcobhis 'Wort' hauflg (auch N. PL), vdrlmabhis 'Weite', HkmabhU 'Kraft', raksanebhis 'Schutz'. Es hat also im Idg. die Formen -bhi und -bhis gegeben, die ohne Unterschied der Bedeutung nebeneinander standen. Im Indischen ist -67M durch Anfiigen von am dualisch geworden, -bhis auf den Plural beechrankt worden. Formen auf -bhis, die keine plurale Bedeutung hatten, sind pluralisch umgedeutet worden. Im Litu-Slawischen ist, nachdem bh durch m ersetzt war, -mi auf den Singular, -mis auf den Plural festgelegt worden. Im Germanischen, wo wir auch das »»-Sufflx haben, finden sich schone Reste der alten indifferenten Ausdrucksweise, vgl. ahd. zi houbiton 'zu Haupten', ae. heafdum, aisl. at hofdom, ae. meolcum, an. olprom 'Bier', ae. nosum, ae. lufum, got. in fragiftim, aschwed. d0pum drapin 'zu Tode erschlagen'. Man kann derartige Formen nur gezwungen mit Osthoff, IF. 20, 163 als Plurale erklaren. Aber ae. meolcum stimmt sehon zu ai. ksirdis, ahd. nahtum : ai. naktabhis. l ) udan 'Wasser' ist singularisch in Ubereinstimmung mit gr. ubujp, das bei Homer nur einmal im PL vorkommt.
50
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 35. 36.
Im Griech. ist -cpi sowohl singularich wie pluralisch oder vielmehr indifferent. K. M e i s t e r s gegenteilige Ausfiihrungen Homerische Kunstsprache 6 sind falsch. Vgl. auch gr. XiKpt-cpic; 'schriig' und du-cpk;. bhi war also ein fur den Numerus unbestimmtes Element, das allmahlich durch Antreten des Elementes s pluralisiert wurde. Wie ich nun schon IF. 5, 251 ff. ausgefuhrt habe, gab es auch ein m-Element, vgl. Dat. Plur. idg. -mos. Durch Verkreuzung von mo und -bhi ist dann mi entstanden, das wir im Lit. Slaw, finden. Fur nicht ganz unmoglich halte ich es auch, dafi an Formen auf m (also sozusagen Akkusative) das Element i getreten ist. Ann). Diese Form auf -this mufi schon in idg. Zeit als Pluralform aufgefafit worden sein. Denn nur so ist die eigentumliche Tatsache zu erklaren, dafi in alien Sprachen die Abstrakta vielfach im Plural erscheinen, obgleich dieser eigentlich nicht berechtigt ist. B r u g m a n n , Gr.2 2, % 437 ff. hat reiches Material zusammengestellt.
B. P l u r a l . 36. Norn. Mask, und Fern. Wir finden in alien Stammklassen ein Element -es, das durchaus nach Vollstufe steht und mit dem auslautenden -o und -a der ound a-Stamme kontrahiert wird zu -6s, -as. Yon diesen Formen werden aber die der mask. o-Stamme in den meisten Sprachen durch die Pronominalformen auf -oi ersetzt. Gr.
Lat. Nuvlanus1) seriftas') tres fructils ?
Got. wulfos gibos preis sunjus
Lit.
Abg.
Ai. vrkas ds'vds rankos Tpd? trije trdjas fnje tundras synove pitdras fate,-2) moters pddas humuns1) outturns akmens dtne Bemerkenswert ist, daB die Endung -es nicht der Wirkung des Akzentes unterliegt. Normalerweise geht ihr Vollstufe voraus, vgl. gr. mx-r^pE?, ai. agnaj-as, gr. nrixef-ti;, ai. nundr-ns und mit Kontraktion ai. vrkas < *vfko-es, F. dsias < *dsra-es. Daraus zu schliefien ist die Form verhaltnismiifiig jung.
tiber die Herkunft wissen wir vorlaufig nichts. wird eine Partikel es annehmen miissen. ») Oskisch. 2) Ahd.
Man
§ 37.]
Nom. Plur. Neutrius.
57
37. Nom. Plur. Neutrius. Der Nom. Plur. Neutrius zeigt sehr verschiedenartige Bildungen. Ihre Erforschung durch J o h . S c h m i d t , Die Pluralbildungen der idg. Neutra, 1889, hat zu aufierordentlich weitgehenden Ergebnissen gefiihrt. 1. Die o - S t a m m e . Zunachst ist in den meisten Sprachen die Form des Neutrum Pluralis der o-Stamme — die andern kommen weniger in Betracht — gleich dem Nom. Sing. Fern., vgl. gr. Ivja = uouaa, 1. juga = terra, got. waurda = giba, abg. iga = rgka, ai. jugd = diva. Diese Gleichheit ist nicht zufallig, sondern die Formen sind in der Tat dieselben. Man erklart dies daraus, daC die Bildungen auf -a urspriinglich etwas Kollektives bedeuteten und daher zur Bezeichnung einer Vielheit brauchbar waren, wie bei uns z. B. Gebirge als Plural zu Berg, Gelande als Plur. zu Land1) angesehen werden konnte. Es folgt aber weiter daraus, dafi es, als dies eintrat, noch keine Bezeichnung des Geschlechtes gab. Als starkster Beweis fiir diese Annahme kann es gelten, daB die Griechen bis in spate Zeiten mit dem Neutrum Pluralis das Verbum im Singular verbinden. Nach dem, was oben S. 42 und unten ausgefuhrt wird, sind aber die Neutra auf -om gar keine o-, sondern konsonantische Stamme, so dafi demnach J. S c h m i d t s These dahin abzuandern ist, dafi zu den konsonantischen Stammen ein Kollektivum auf -a gebildet ware, und dieses die Bedeutung der Mehrzahl angenommen hat. Zahlreiche Beispiele fiir das Antreten von a s. unten § 71. 2. Tatsachlich zeigen auchdie konsonantischen Stamme in den meisten Sprachen die Endung -a, statt deren im Griech. durchweg die Ablautsstufe -a steht. Hierher gr. xpid KOVT-O, qpepovf-a, p^\e|av-a, 1. trt-ginta, ossa, got. auc/ona, natnna, abg. tmen-a, sloves-a.
nomina,
3. Im Indischen erscheint in diesem Fall, wenn iiberhaupt ein angetretenes Element vorliegt, ein i, z. B. varin-i, trivrnti, mdnqsi, namani. Es ist fraglich, wie dies aufzufassen ist. i kann idg. i sein, aber es konnte auch einem idg. 9, also dem J ) Die kollektire Bedeutung der Bildungen auf -a scheint mir nicht erwiesen.
58
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 37.
griech. -a entsprechen. Mir scheint es ansprechender, das erstere anzunehmen, da ja i auch im Sing, antritt, s. unten § 66. Anm. Bei den konsonantischen Stammen hat J. S c h m i d t als die alteste Form die Bildung mit Dehnstufe ansetzen wollen. So sicher deiartige Formen mit D. in den einzelnen Sprachen vorliegen, vgl. abg. imq aus *imen 'Name', got. namo und oben S. 40, so wenig ist es J. S c h m i d t gelungen nachzuweisen, dafi ihnen eine kollektive Bedeutung anhaftet. Vielmehr liegen die Tatsachen folgenderma&en. Der Nom. Sg. der neutralen men-Stamme geht im Sing, gewohnlich auf -mn aus, gr. -|aa (ovo^a), ai. -ma (nama), daneben aber kommen Foraien auf -ma vor, wie kdrma, janimG,, bhuma, vioma, svddma, dhdma (Lanman, S. 531). An eine Verlangerung um des Metrums willen glaube ich nicht. Vielleicht geht m& auf idg. me oder mo (vgl. lit. ahmuo) zurflck. Dieselben Formen liegen aber auch als Ntr. Plur. vor, z. B. karma, janima, jdnma, dhdrma, dhdma, ndma, brdhma, bhuma usw. neben jdnimd, dhdrma, tuhna, brdhma, bhtimd usw. Jedenfalls kann keine Rede davon sein, dafi die Formen auf -a singularisch, die auf -d pluralisch sind. Beide wurden promiscue gebraucht. Und dafiir spricht ja auch, dafi im Gotischen (namo) und Abg. im$ die Formen mit Lange als Singulare erscheinen. Die Formen auf -mn und -me(nj, -mofnj waren also gleichwertig, und es hatte sich hier eine Anpassung entwickeln konnen, indem die eine Form als Singular, die andere als Plural verwendet ware. Aber das ist ninht geschehen. An beide Formen ist vielmehr -a, -a oder •% angetreten. Daher got. namna, aber augbna, hairtona, abg. aber imena, ai. kdnnan-i, cdrmcm-i, aksani, ahani usw. 4. Bei den i- und w-Stammen scheint ursprtinglich ein i und a vorzuliegen. Vgl. 1. trl in trlginta, ir. tn, ahd. drj, lit. trllika, abg. trt, ai. tn. Doch findet sich daneben die Form auf ja : gr. xpia, att. TTCX in d-rra < *kwja — \. quia, 1. tria, ir. mure cmaria'
§ 37—39.]
Der Vokativ. Der Akkusativ.
59
Hierher ai. catvar-i. got. fidioor(i), i anzusetzen wegen fidworim, lit. ketur-l; 1. quae, aw. vastrai, ai. n&main.
Soweit die Formen richtig beurteilt sind, kann es sich nur um ein spat angetretenes i handeln, das mit dem Ntr. Plur. nichts zu tun hat. Vgl. dariiber § 66. Als Gesamtergebnis ergibt sich: Der Plural ist beirn Neutrum verhaltnismaCig spat ausgebildet worden, und zwar geschah dies dadurch, daC von den beiden nebeneinanderstehenden Formen auf -om und -a die eine als singularisch, die andere als pluralisch aufgefaCt wurde. Ebenso geschah dies bei den Formen mit und ohne Dehnstufe, und schliefilich traten an diese Formen Partikeln. 38. Der Vokativ ist im Plural uberall gleich dem Nominativ, abgesehen etwa von der Betonung, woraus mir zu folgen scheint, daC das es nichts mit dem Nominativ als solchem zu tun haben kann. 39. Der Akkusativ zeigt die einheitliche Endung -ns in alien Stammklassen mit Ausnahme der Neutra. Die Besonderheiten der Akkusativbildung in den Einzelsprachen erklaren sich aus den Lautgesetzen. Lat.
Lit. Ahg. Ai. vilkus vluky3) vfkan 6 Xdjpav.; ) rank&s rgky ) dsvas xpt; trln_ naktls nosti uiOv? suniis syny sunun |unr^pa<; materi moteris pit pi 8 KOVCXC dini sums siinas Was die indogermanische Form selbst betrifit, so ergeben sich zwei Probleme. 1. Es fragt sich, ob das n des Akk. Plur. mit dem m des Akk. Sg. zusammenhangt. Ieh halte das fur durchaus moglich. Der Obergang von -ms zu -ns ist so naheliegend, er hat sich im Laufe der Geschichte so oft vollzogen, da& man ihn auch ohne groSe Schwierigkeiten fiir das Indogermanische annehmen kann. Eine andere Moglichkeit der Erklarung habe ich IF. 17, 57 erwogen. 2. Vor dem -ns erscheint bei den o-Stammen zweifellos in einigen Sprachen eine Lange. So heifit es ai. vfkan, vfkqs. FreiGr.
XUKOVC;1) 4
lupos 2) equas h) ovis7) manus matres homines
Got.
wulfans gibos anstins sununs fadruns
>) Daraus att. XUKOUI;. 2) Osk. feihuss
) Weich zmij$.
') u. avif.
8
) u. manf.
60
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 39. 40.
lich kann man das S, zur Not analogisch erklaren. Aber auch das Litauische weist auf -ons und wahrscheinlich auch das Umbrische. Ware die Lange alt, so kamen wir, da sie wohl eine Dehnstufe sein mufite, auf ein idg. -om-es, d. h. an den Akk. Sing, ware genau so ein -es getreten, wie an den Nom. Sing. Auf die Ubereinstimmung, die sich auf diese Weise mit der 1. Plur. gr. dor. cpepoue? ergibt, mache irh hier nur voilaufig aufmerksam. Dies wird uns weiter beschaftigen. Anderseits, wenn man das m des Akk. Sg. mit dem Pronominalstamm me 'mein' zusammenbringen will, so kann man natiirlich -ns mit nes, nos 'uns' verbinden. In der Tat ist diese Entsprechung aufierordentlich auffallend. So ergeben sich also ganz verschiedene MOgliehkeiten, ohne dafi wir bisher zur Klarbeit kommen konnen. Wir wollen hoffen, dafi es spater gelingen wird, diese zu erreichen. Immerhin weist die sonstige Obereinstimmung in der Bildung des Akk. Plur. und Sing, wohl darauf hin, dafi wir es mit einem gleichartigen Suffix zu tun haben. 40. Der Genitiv zeigt bei alien Stammklassen eine Endung -dm mit Zirkumflex : gr. deuuv, alat. lupom, ahd. tago (got. dage), lit. vilky,, abg. vluku, ai. vrkdnam und go iiberall. Das weist auf eine Ubertragung hin. Er ist der einzige Kasus, der das s nicht kennt. Im iibrigen zerlegt sich nach allem. was wir wissen, ein idg. *pedom ganz klarlich in *pedo -\- om, 6. h. an den reinen Stamm mit V. II, wie wir ihn auch im Gen. Sing, fanden, ist eine Partikel -om getreten, die uns spater beschaftigen wird.1) Gr. ©€UL1V TOIUJV
•no'Xeiuv •nrixewv KUVlllV TTCtTpdlV
Lai.
luporum isidrutn trium mannum canum patrum
Get.
undfe gibi prije sauiice gumane fadre
Lit. vilku ranku
rliikit rgkii
Abg.
Ai. I'rkandm dsvandm
nakdil sun ft sun u mdtertl
nostoji synotii dinii materu
matlndm s an find in stindm ii)d,irnam
! j Wir haben oben S. 41 zahlreiche Falle angefuhrt, in denen s und om als Endungen wechseln. Idg. *ptdo-s verhalt sich nun zu *ptddm
§ 41. 42.]
Der Dativ-Ablativ. Der Instrumental.
61
41. Der Dativ-Ablativ. Wahrend im Sing, bei den meisten Stammklassen nur e i n e Form fur Ablativ und Genitiv besteht, ist dies im Plural fur Dativ und Ablativ der Fall. Aber was die Form betrifft, so gehen die Sprachen auseinander. Das Indo-Iranische weist eine Endung -bhjas auf, die wir sehr wohl in bki = dem im Instr. Plur. auftretenden Suffix, und -es, Suffix des Nom. Plur. zerlegen konnen. Fur das Litu-Slawische und Germanische setzt man eine Grundform -mos an, vgl. abg. vlukomu, 1. vilkdms, ahd. wolfum.1) Das Lateinische zeigt -bus, alter -bos, das zwar an das Indische anklingt, aber nicht mit ihm identisch ist.2) Ich halte es nach diesen Tatsachen fur unmoglich, eine idg. Grundform zu erschlieCen. IF. 5, 251 habe ich angenommen, dafi -mos die urspriingliche Form gewesen sei, aus der durch Kreuzung mit -bhi(s), ai. bhjas, 1. -bos, kelt. -bo entstanden sei. Lat. equabus ovibus manubus
Got.
wulfam gibom anstim sunum
Lit. vilkdms rankoms naktims sunums
Abg. vlukomu rokamii, nosttmu synomu
Ai.
tebhjas t&bhjas agnibhjas suniibhjas
42. Der Instrumental Plur. zeigt ebenso wie der DativAblativ verschiedene Suffixe. Einerseits findet sich ai. -bhis, aw. -Ms, wozu arm. blch und ir. -b zu stimmen scheinen, anderseits weisen Litu-Slawisch und Germanisch auf -mis. Dafi hier irgendein Zusammenhang besteht, ist wohl klar. Zunachst hat man angenommen, daC idg. bh im Lit. Slaw, und Germ, zu m geworden sei. Daran ist aber nicht zu denken. Eher liegt eine Verschrankung vor. Nimmt man an, daC etwa im Instr. ein Element bhi, im Dat. Abl. aber ein -mo bestanden hat, so lafit sich mi als eine Verschrankung zwischen -mo und bhi erklaren, ebenso wie 1. bos. Got. Lit. Abg. Ai. wulfam gibom anstim sunum
vilkais rankomis naktim'is sunum'is
vluky Tokami nostimi synumi syny
vfkais dsvabhis tribhis sunubhis
fadrum s'vdbhis ') Man mufi im Germ, -mos ansetzen, um das u im Ahd. zu erklaren, vgl. N o r e e n , Urg. Lautl. 17. — 2) An den Schwund ernes j , vgl. 1, 294 mochte ich nicht denken.
62
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 42.
So diirfte also fiir den Instrumental ein einheitliches idg. Suffix -bhi(s) einigermaBen wahrscheinlich sein. Zweifellos gehort dazu auch das bei Homer als Rest vorliegende 91, das sowohl singularisch wie pluralisch verwendet wird, s. oben S. 55. Daneben finden wir bei den o-Stammen noch eine andere Bildung, die man als -ois angesetzt hat. Man vergleicht ai. vrkais, lit. vilkais, 1. lupis, gr. SeoTg aus -ois. Man fiihrt dieses ois auf den Stammauslaut 0 -j- dem Element ai -)- s zuriick. Ai haben wir im Lok. Sing, kennen gelernt. Es konnte also auch diese Form aus dem Lok. hervorgegangen sein, wie dies im Sing. (s. o. S. 51) der Fall ist. AuBerdem zeigt das Slawische ein y (abg. vluky), das man nicht auf -ois zuriickfuhren kann. Und schliefilich finden wir im Iranischen Bildungen auf -is bei den konsonantischen Stammen. Wir haben also auch hier wieder einen groBen Reichtum an Formen. Man wird die Sachlage noch einmal genauer untersuchen mussen. Zunachst ist es auffallend, daB Lateinisch und Griech., die den Instrumental im Sing, nicht kennen, ihn im Plural besitzen sollen. Das lat. bellis, osk. nesimois cproximis', u. vesdir 'vasibus' kann natiirlich ohne jede Schwierigkeit auf -oisi, die Form des Lokativs, zuriickgefuhrt werden, da ja i in zahlreichen Fallen abgefallen ist. Im Griech. ist die Sache nicht so einfach. Indessen hat J o h . S c h m i d t , KZ. 38, 3 in eingehender Darstellung gr. Qeoiq aus &eo!o"i zu erklaren versucht. Tatsiichlich ist die alteste Form bei Homer die auf -oicn. Daneben findet sich -015 zunachst beim Pronomen. Lesbisch lautet dieses regelrecht xoic;, die Nominalform -01m. Es ist wohl denkbar, daC t hier infolge Unbetontheit, Dissimilation oder vor Vokal geschwunden ist. Ich halte an der S c h m i d t s c h e n Auffassung durchaus fest. Die litauischen und arischen Formen sind nicht eindeutig, sie konnen auch auf -dis zuriickgehen. Nehmen wir dieses an, so wiirde die Bildung des Instr. Plur. verstandlicher werden. Wir wiirden dann folgendes finden.
§ 42—44.)
Lokativ.
Nona. Akk. Du.
63
Die westlichen Sprachen haben keine Form dafiir besessen. Im Litauischen lautet der N. Plur. der o-St. auf ai aus, und der Instr. wurde danach durch Antreten eines s gebildet. Ebenso aw. tais : toi. Im Indischen ist die Form ai des Ntr. Plur. durch tani ersetzt, aber die Form ist vorauszusetzen. Wie hier das s an den Nom. auf -ai getreten ist, so in andern Fallen an den Nom. Plur. auf -», wir finden jaw. asaonis, gaw. nanisms, und auch Formen auf -us, die B r u g m a n n , IF. 22, 336 mit den abg. Formen auf -y zusammengebracht hat. Der Inst. Plur. ware also danach einfach durch Antreten eines s gebildet. 43. Auch der Lokativ bietet eine Reihe von Merkwiirdigkeiten. Hier stimmen die safem-Sprachen in der Endung -su iiberein, ai. sunusu, abg. synilchu, lit. sunuosu. Daneben steht aber lit. sunuose und das Griech. hat o~i in Tpiffi, XuKOtai. Man bat verschiedene Versuche gemacht, dies zu erklaren, immer unter der Grundvoraus6etzung, daC es eine einheitliche idg. Grundform gegeben habe. Diese Voraussetzung ist aber nicht erwiesen. Jetzt sieht man in u, i, e angetretene Elemente, und wir erhalten eine Grundform, in der s an den bloCen Stamm, den Kasus indefinitus getreten war. Gr. Toim bpaxiuf|ai Tpioi baxpuai qppaai Kuai •mxTpdai
Lat. istls isHs
Lit.
vilkuosu, -se rankosu, -se trisu, trise suntcosu, -se
Abg. techa, rgkachu nostichu synuchu
Ai.
tesu asoasu triiu siliuisu svdsn pitfsu
C. D e r D u a l . 44. Nom. Akk. Im Dual sind iiberhaupt nur drei Kasus vorhanden gewesen, da selbst das Ostidg. nur drei kennt, namlich einen Nom., Akk., Vok. (gr. Oeiib, ai. vrka), einen I. D. Abl. und einen Gen. Lok. Im Griechischen gibt es auGer dem Nom. nur e i n e n Kasus (fteouv),
64
Das Nomen und seine Flexion.
dessen Grundform dunkel Formen des Ostidg. nicht Der Nom. Akk. weist Form auf -0, daneben im
[§ 44.
iat, und der jedenfalls mit den ubereinstimmt. bei den o-Stammen auf eine Ind. -aw, vgl.
gr. \UKUJ, ags. nosu, lit. vilku, alg. vluka, ai. vfkdfu).
Durch die Untersuchung von M e r i n g e r , KZ. 28, 217 ff. hat sich ergeben, daC ai. vfka aus vfkou vor Konsonant, also im Sandhi entstanden ist. Da ein langer Vokal in der o-Deklination nicht urspninglich sein kann, so muB man die Form auf -ou nach den Gesetzen der Dehnstufe auf -o-we zuriickfiihren. In dem we kann man ohne Schwierigkeit ein Element mit der Bedeutung c beide' erkennen, das wir noch finden in ai. vaj&m cwir', got. weis, lit. vedii und in gr. eiKOCft c 20', 1. vi-ginti, ai. v\-&ati. Idg. *ek'wou bedeutet also 'Pferd, die beiden', *naso cNase, die beiden' usw. Dieser naturliche Dual bedarf also keiner Erklarung weiter. Daneben gibt es den sogenannten elliptischen Dual, d. h. von zwei zusammengehorigen Dingen, wie Vater und Mutter, Bruder und Schwester lieC man den «inen Teil weg und fiigte we 'die beiden' hinzu. Dieses Weglassen des einen Gliedes haben wir noch heute in Geschtvister, wobei Gebruder fortgelassen ist. So finden wir im gr. Aiavre 'die beiden Aias', namlich Aias und sein Bruder Teukros (Wackernagel, KZ. 23, 302), Kdaxope cKastor und Polydeukes', 1. mit Ersatz des Duals durch den Plural Castores, Cereres, got. berusjos c die Eltern' (N. Sg. berusi cdie getragen hat', kann nur cdie Mutter' bedeuten, daher eig. cdie beiden Mutter'), ai. pitarau 'die Eltern', djava 'Himmel und Erde' u. a. Diese Ausdrucksvveise hat eine vollige Parallele in anord. wit Hrafn Svir beiden Hrafn', d. cHrafn und ich'. Anm. Wenn zwei Dinge zusammengenannt vvurden, so wurdea sie natiirlich urspriinglich nebeneinander genannt, wie ai. dvipdc cdtus-pad, umbr. dupursus peturpursus 'den Zwei- und Vierfufilern', russ. chlib-sol' cBrot und Salz'. Dann verbunden sich derartige Begrifte zu Kompositen, indera das erste Glied in dem Kasus indefinitus erscheint, z. B. ai. netra-hrdojam 'Auge und Herz\ gr. -vuX'&OMcpov. Statt dessen tritt spater die «abgekiirzte» Ausdrucksweite mit we auf ai. pitdrau 'Vater, die beiden'. Gelegentlich wird dann das zweite unterdrilekte Glied wieder hinzugefugt, und auch dieses wird durch we erweitert. Daher dann ai. matdrd pitdrd 'die leiden Mutter, die beiden Vater'.
§ 44.]
Nom. Akk. Du.
65
Selten kann man die Entwieklung des Gebrauchs der Formen deutlicher verfolgen als hier. Die Form auf -du findet sich im Indischen bei alien Stammen, und darauf weist auch das Germanische. Wir finden dort im Ags. die merkwiirdigen Formen Nom. Sing. nosu cNase', Gen. nosa 'Nase', duru cTiir' Gen. dura, die K l u g e , PBrB. 8, 508 ff. mit Recht als Duale erklart hat. 1 ) Die beiden Worte waren aber konsonantische Stamme. Das Griechische dagegen zeigt bei den konsonantischen Stammen eine Form auf e, gr. TroiTepE, irobe, die eine Entsprechung im Irischen zu haben scheint. Der Erklarungsarten gibt es mehrere. Fiir ein Dualsuffix -e sehe ich keinen Anhalt. Wohl konnte aber darin -we stecken, da w im Idg. in weitem Umfang geschwunden ist. Ansprechender ist die Erklarung W h e e l e r s , IF. 6, 135 ff., daG man nach dem Muster gr. N. D. miruj : N. PI. 'ITTTTWC; zu TraTepei; ein Traxepe geschaffen habe. Man hat diese Erklarung wegen des Irischen angefochten. Ich sehe aber keinen Grund, weshalb man die Anfange dieser Analogiebildung nicht bis in die idg. Ursprache zuriickverlegen konnte. Was die iibrigen Stammklassen betrifft, so zeigen die ostidg. Sprachen hier beinerkenswerte Ubereinstimmungen. 1. Die Neutra auf -o zeigen oi oder ai. ai. juge, dve, abg. duve, ize, ags. twai.
Mir ist oi wahrscheinlicher. Man wird von idg. *duwo ausgehen miissen, an das die Partikel i getreten. Im Griechischen wird die Form des Maskulinums angewendet. 2. Die femininen a-Stamme zeigen wohl -ai. ai. asve, abg. rgce, lit. rankl, ir. tuaith aus *totl. Auch hier scheint eine Form verwendet zu sein, in der an den Stammauslaut die Partikel i getreten ist. Beachtenswert, dafi im altesten Griechischen die Dualform des Fem. gleich der des Mask, ist, vgl. noch att. TUU ') Osthoffs VViderspruch IF. 20, 189 ist unberechtigt. Die Genitivformen sind auch beachtenswert. Ags. nosu, G. nosa entspricht genau abg. nosa, Gen. nosu. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
5
65
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 44. 45.
'die beiden', auch Fern. Ich bin geneigt, dies fiir uralt zu halten. 3. Die i- und w-Stamme zeigen gleichmaCig Dehnung des i und u. Ai. agni, abg. nosti, lit. naktl, air. faith; siinu syny siinu bith.
% zeigt sich aufierdem im Ind. im Neutrum der konsonantischen Stamme, was dem i im Nom. Du. der maskulinen kons. Stamme im Slawischen entsprechen konnte. Ich erklare u fiir eine Neubildung nach dem Muster der «-Stamme, — Nom. Sing, is : I = us : u, in I dagegen sehe ich das auch sonst auftretende z, das die Zugehorigkeit bedeutet. Ai. aksi, abg. oci bedeutet, was zu dem einen Auge gehort, d. h. 'das andere Auge', vgl. IF. 31, 18 f. 45. Die obliquen Kasus. Fiir Gen. und Lok. besteht im allgemeinen nur eine Endung, mit Ausnahme des Iranischen, das den Lok. und den Gen. unterscheidet. Das braucht nicht alt zu sein, da z. B. das Litauische unzweifelhaft neue Kasus im Dual geschaffen hat und deren im ganzen fiinf unterscheidet. Jedenfalls weisen alle Sprachen auf eine Form mit u. Gen. ai. vrkos, aw. -ds-ca aus ous, abg. vrku, ags. nosa, Lok. ai. vrkos, aw. o abg. mezdu.
Da man aw. -a gleich Ind. -a Nom. setzen kann, so liegen also die Formen auf -o(u) und -ou vor, teils so^ teils mit Antritt eines s. (t)ber letzteres siehe unten.) Das ist der regelrechte Gen. Sing, eines w-Stamms, d. h. der Nom. auf -ou ist in die Flexion der w-Stamme Iibergetreten. Der zweite oblique Kasus ist im Indischen und Irischen mit einem Suffix -Mi gebildet, an das weitere Elemente getreten sind. So heiCt es im ai. bhjam, im Awest. -bja, im Abg., wo m fiir bh steht, ma, im Lit. -m. Bemerkenswerterweise tritt diese Endung nicht an den Kasus indefinitus, sondern an den Nom. Du., vgl. Ai. vrkd-bkjam, dvd-bhjam, ta-bhjam und ai. aksi-bhjamt abg. oci-ma.
§ 45. 46.] Allgemeines zu d. einzelnen idg. Deklinationsklassen.
67
Es ergibt sich daraus ganz klar, dafi bhi ein selbstandiges, spat angetretenes Element war. An m. Die griech. Form auf -onv hat man aus oisin der Pluralform erklart. Unsicher.
tlbersicht. Gr. N. Ttii Gen. TOUV Dat. N.F. N.N. N. i-St. M-St.
Germ. ae. nosu ae. nosa
Lit. vilku rankl
twai nakt \ sunu
Abg. vluka mezdu vlukoma rgce ize nosti syny
Ai. vfka(u) vrkos vrka-bhjatn disve juge agni sunu
46. Allgemeines zu den einzelnen idg. Deklinationsklassen. Bei der grofien Verschiedenheit, die die einzelnen idg. Deklinationsklassen in den Einzelsprachen aufweisen, kann man sich nicht damit begniigen, die Deklinationsendungen anzusetzen. Es mussen auch die einzelnen Klassen im Zusammenhang betrachtet werden. Die starken Verschiedenbeiten der Stammbildung sind im wesentlichen durch den Wechsel des Akzents und dem damit verbundenen Ablaut hervorgerufen. Einzelne Kasus betonen die Endung, andere tun das nicht. Welche das gewesen sind, laCt sich nicht ohne weiteres sagen, weil sich die urspriinglichen Paradigmen nicht mit unbedingter Sicherheit festlegen lassen. Man kann auch nicht sagen, dafi die Endungen betont gewesen sind. Wenn wir im Griech. iroboq und irobi haben, so werden diese Formen gegeniiber ixoba scheinbar gleichbetont. Moglicherweise ist aber o in Troboi; der Stammauslaut, und s die Endung, so da£S es sich hier um einen Akzentwechsel innerhalb der Basis handelt. In irobi liegt aber eine sekundare Verschiebung vor, denn der Lok. betonte das Suffix nicht, vgl. ai. pitdri, gr. iraxepi. Dagegen betonte der I. PI. die Endung, vgl. ai. pad-bhis. Alle diese Fragen sind vorlaufig nicht einwandfrei zu losen. Wesentlich aber ist, daB wir aufier der Dehnstufe fast iiberall zwei Ablautsstufen der Basis finden. Von zwei Silben ist teils die erste, teils die zweite betont.
|§ 46. 47.
Das Nonien und seine Flexion.
68
Die Betonung der zweiten fiihrt zu den o- und a-Stammen, gr. \teoi;, tour|, auf der Betonung der ersten beruhen die konsonantischen Stamme. Dureh die Gesetze der Dehnstufe (II, § 65 ff.) wissen wir, daC gr. mrrrip eine Grundform patero voraussetzt, daC also die konsonantischen Stamme zum guten Teil auch o-Stamme gewesen sind. In diesem Paradigma ist aber auch die Betonung der zweiten vertreten (patro, gr. Gen. TTaTpoq) wie Betonung der Endung (ai. Dat. pitre)}) Es gibt nun hier ein einheitliches Schema, das sich aber nur in seltenen Fallen erhalten hat. Muster: die Verwandtschaftsworter. 47. Die konsonantischen r-Stamme. Diese Klasse besteht aus den Verwandtschaftsnamen und einer im Griech., Lat. und Indischen sehr verbreiteten Kategorie von Nom. agentis auf -ter und -tor. Die Verwandtschaftsnamen sind zweifellos aufierordentlich hauflg gebraucht worden, und es haben sich daher nicht nur die Stamme gut erhalten. sondern es sind auch die einzigen Worte, bei denen sich das idg. Paradigma mit seiner abstufenden Flexion findet und wenigstens im Griech. und Ind. einigermafien erhalten hat. Wir finden regelrecht: N. m. D. Akk.m.V. Vok.m.V. Lok. m.V. Gen. Dat. PI. N. V. Akk. Gen. Lok. Dat.
Gr. iraxrip mrrepa Trdxep naTepi -irarpoi; itaT^peq ircrrtpac; iraxptuv tiaTpdm
Lat. pate1/pater
Got.
fadar fadar fadar
Lit.
Abg.
mute mati moterj materi materi
patris patri
fadrs materi
pat rum
ahd.fatcr fadruns fadre
patribus
fad rum
Ai. pita pitdram pitar pitari pitar pitre pitdras pitfns pitrnam pitrsu pitfbhjas
Ein derartiges stark auseinander fallendes Paradigma muC sich ausgleichen, und zwar kann jede der drei Stufen ttber ihr urspriingliches Gebiet teilweise oder ganz hinausgehen. ') Man unterscheidet starke und schwache Kasus. Erstere, Nom., Akk., Vok., betonen die Endung nicht, deren Vokal daher schwindet. Gen., Dat., Abl., Instr. nennt man schwache Kasus, weil sie die Endung betonen. Der Lok. tut dies aucli (gr. irobi), er ist ursprunglich ein starker Kasus.
§ 47. 48.]
Die w-Stamme.
69
1. Die Dehnstufe dehnt sich aus. So heii3t es ai. Akk. Sing, bhrataram, N. Plur. bhratdras mit a in den starken Kasus, griechisch dagegen mit durchgehendem r\ in 00Tr|p, boxfjpoq usw. 2. Die Vollstufe dehnt sich tiber ihren Bereich aus. Hier finden wir gr. Akk. bw-ropa, G. bdjxopoi;, G. PL bwx6puiv usw.
3. Die Schwundstufe dehnt sich iiber ihren Bereich aus. Daher heifit es lat. nicht nur G. patris, sondern auch Abl. (Lok.) patre, Akk. patrem, N. PL patres.
Das urspriingliche Paradigma zeigen nun eigentlich nur noch die paar Verwandtschaftsnamen und sonst einige haufig gebrauchte Worter. Man muC daher bei den meisten Klassen eine Reihe von Tatsachen zusammenstellen, um das Urspriingliche zu erhalten. Wir stellen im folgenden jeweils ein solches Paradigma zusammen und lassen dann die Tatsachen der Einzelsprachen folgen. 48. Die w-Stamme. Das urspriingliche zeigen nur einige Worter. Gr.
N.
&pr|v, noinr|V uoi|adva iroi^vi
A. Lok. Gen. &p\6<;, KUV6 5 Pl.N. iroiiaevei; G.Pl. L. qjpaai Akk.
Lai. homo kominetn homine carnis homines carnum
Got.
ffuma gutnan gumin gumans namne namnatn
Ai. vftra-hd -hdnam -hdni •ghnds -hanas •ghnam
-hdsu
carries
Die Schwundstufe ist hier in den meisten Sprachen beseitigt. Das Griech. kennt sie nur in Fallen wie KUVOS, dpvos, das Lat. die R. in Dat. cam das Gotische hat einige Reste. Auch im Indischen heifit von atma der Gen. atrndnas usw. Die B ist im Griech. in Bildungen wie "EX\r|V, "EXXrjvoq durcbgefiihrt. Im Lat. finden wir natio, nationis, scipio, scipionis, im Got. tuggo, tuggons. Am haufigsten steht noch D neben F , vgl. gi. ocauwv, baiuovo?, ]. homo, hominis, got. guma, Gen. gumins, abg. kamy, kamene.
70
Das Nomen und seine Formen.
49.
Die sonstigen konsonantischen Stamme.
[§ 49.
Auch
hier gilt dasselbe. Nur in wenigen Fallen ist ein abstufendes Paradigma regelrecht erbalten. So z. B. bei dem Worte fur 'Erde'. Ai. Gr. ks&-s N. X©iijv ksdm A. X$6va gmas, ksmas G. kidmi Lok. •X^ovi Xanai I.. ksama.
' z. B. in In den meisten Fallen ist ausgeglichen. So c dem Worte fiir FuI r. Gr. iroOi; N. Akk. ir6ba Tiobi L. iTob6i; G.
Lat.
Got.
pes
Ai. pad
pedem fotu pede ae. fet pedis
pddam padl padds.
Daneben gibt es alle andern Stufen, entweder wechselnd oder eine ganz durchgefiihrt. 1. Dehnstufe. Gr. Kr)p, Kr|p6<; Todesgottin'; gr. qpujp, iv, x i v o ? 'Gans'; 1. lex, legis 'Gesetz*; 1. rex, regis 'KSnig'; 1. ros, roris 'Tau'; ]. nares, lit. nosis 'Nase'; ai. bhraj, bhrajds 'Glanz'; ai. vac, vdcds 'Stimme':
2. Vollstufe.
gr. xeip, XeP<5? 'Hand'; 66p£, bopKo; 'Gazelle'; gr. cp\6£, (p\of6i; 'Flamme'; 1. lux, lads 'Licht'; 1. pons, pontis eBriicke'.
3. Schwund oder Reduktionsstufe. gr. Akk. v(q>a, 1. nix, nivis; got. snaiws, lit. sniegas; gr. OTUE, OTUf6? cHafi'; gr. bpdS, bpotxdc; 'Hand'; gr. ai)Zvi, 1. coniux 'Gatte'; gr. oJ-piE, Tpixo? 'Haar'; gr. TTTOE, TITUX6I; 'Falte'; 1. pix, picis 'Pech'; 1. dux, ducis 'Filhrer'; 1. mix, nncis 'Nufi'.
Die nt-Stamme. Mit einem Suffix -ent, -ont werden bekanntlich Partizipia verschiedener Tempora gebildet. Dieses Suffix zeigt, wenn es an konsonantische Stamme tritt, im Indischen regelrechten Ablaut. So heist es: ai. Nom. addn 'essend', Akk. addntam, Dat. adate, G. adatds usw.
§ 49.]
Die «s-Stamme.
71
Wahrscheinlich ist das Wort 'Zahn' nichts weiter als dieses Partizipium. Es zeigt aber aufier im Indischen, wo es dan, Akk. ddntam, I. data, Abl. datds flekliert, in keiner Sprache mehr Ablaut. Es heifit gr. 6biijv, 6b6vTa usw., 1. dentem mit Schwundstufe, ebenso air. det, got. tunpus. Dagegen mit o-Stufe ahd. zand, d. Zahn, lit. dantis, arm. atamn. Aber aus diesem Wechsel der Stufen konnen wir ein abstufendes Paradigma ersehliefien. Ebenso flektiert das Partizip von es 'sein', gr. wv, oOaa, 6v'), daneben dor. SVTE?, 1. praesens und sons 'schuldig', wohl erst von insons 'unschuldig, nicht seiend' gebildet, an. sannr cwahr', lit. sqs, abg. sy. In gleicher Weise auch zu eimi cich gehe', gr. \Uuv. 1. tens, alit. is-ent 'exiens'; zu ai. vdsti 'begehrt', ai. usdnt, usat, gr. £KI1JV, wozu dor. Fern. d-^Kaoaa usw.
Auch die themavokalischen Verben zeigen im Indischen Abstufung, -ant, -at, das Griech. durchgehends -OVT, opepovx- und ebenso got. bairands, lit. vegqs c fahrend', abg. vezanti. Dagegen 1. ferens. Ob auch hier Abstufung bestanden hat, dariiber sind die Meinungen geteilt. Ursprunglich diirfte sie bestanden haben, aber vielleicht ist sie schon im Idg. ausgeglichen. Vgl. hierzu B a r t h o l o m a e , Gr. d. iran. Phil. 1, 98; B r u g m a n n - T h u m b , Gr. Gr. 4 . 234. D i e e s - , o s - S t a m m e die Verbalabstrakta bilden, zeigen keine Abstufung, sondern nur den Wechsel von -os im Nom., es in den obliquen Kasus. Gr. Lat. Got. Abg. Aind. N. fevo? fiveot;
genus generis
riqiz riqizis
slovo slovese
jdnas jdnasas.
Es gibt aber zahlreiche isolierte Formen, in denen ein s, das mit unserm Suffix identisch gewesen zu sein scheint, an den Stamm angetreten ist. Trotzdem bin ich nicht uberzeugt, dafi auch dieses Paradigma abstufende Flexion gehabt hat. In der Zeit, als sich die idg. Sprachen getrennt haben, scheint es jedenfalls schon ausgeglichen gewesen zu sein. Der Nom. Dual lautet ai. mdna&i = abg. vereinzelt telesi neben gewohnlichem telese, Der Nom. Plur. zeigt im Indischen einen merkwiirdigen Nasal m&nqsi, der noch nicbt recht erklart ist. J ) Dafi die Formen auf -ont themavokalisch waren, wie Brugm a n n , Grd.2, 2, 1, 456 annimmt, ist ganz unhaltbar.
72
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 49.
Neben den neutralen Verbalabstrakten gibt es zusammengesetzte Adjektiva mit dem Nom. auf es und sonstigem -es, z. B. gr. euuevnq 'gut gesinnt', ai. sumdnas, Akk. gr. eujuevn < *euueveo"ct, ai. sum&nasam. Die P a r t i z i p i a P e r f e k t i werden mit einem Suffix •wes, -wet, -wos, -wot gebildet. Im Aind. finden wir noch Wechsel zwischen D und 8, im Griech. zwischen D und V, im Abg. nur S, iin Lit. 8 neben einem Nom. auf M. es, N. -e. N.M. N.N.
Gr. tibthz eibo?
G. eiboTO? N.P1.M. N.P1.N.
eiboxe? €iboTa
Got. weitwods
Lit. sickes siilcg siikus'o sitke
Abg.
nesii nesii nesusa nesuse nesusa
Ai.
vidvdn vidrdt vidusas vidvq'sas vidvqsi
Das Fem. zeigt Schwundstufe. gr. ibuia, got. berusjos cEltern', lit. sulcusi, abg. nesusi, ai. vidusi.')
Schwierig zu erklaren ist der Wechsel von s und t und der Nasal des Indischen. Vgl. dazu B r u g m a n n , KZ. 24, Iff.; J. S c h m i d t , KZ. 26, 329 ff., Idg. Gr. 1, 257 und unten. Anm. Nur in den vier genannten Sprachen ist die Bildung lebendig. Reste finden sich auch in andern Sprachen. Ober das Germ. vgl. N o r e e n , IF. 4, 324.
Die K o m p a r a t i v a werden z. T. mit einem Suffix -jes gebildet, das die Ablautsformen V-jes, -jos, 1} -jos, 8 -is zeigt. Die Sprachen gehen ziemlich auseinander und zeigen meist e i n e durchgefiihrte Stufe. Gr. Got. Got. Lit. Abg. Ai. N.Sg. f)biuuv m&jor sutiza saldSsnis vysijt xrejdn N.Sg.N. f^biov majus sutizu srejas Akk. gr. f]biu) << *hediosa, 1. mBjorem, ai. svadljqsam.
Auffallig ist die im Griech. auftretende w-Flexion. "Wie T h u r n e y s e n , KZ. 33, 551 ff. gesehen hat, stammt sie aus dem Idg. Er setzt gr. Gen. fjbiovoq <^ *swadisonos = got. Gen. sutizins. Es handelt sich hier um eine nErweiterung, siehe dariiber unten') Im Griech. finden sich auch Formen auf -eta, die man auf -wesja zurtlckgefuhrt hat, z. B. ^pprrfeia, vgl. Hirt, Gr. LuF. 606. An und fur sich mussen wir diese Formen fordern, aber sie ko'nnten vielleicht im Griech. aus -ma entstanden sein.
§ 50. 51.]
Die i-, M-Stamme.
73
50. Die i-, M-Stamme. Neben den bisher behandelten konsonantischen Stammen gibt es im Lateinischen in der dritten Deklination die alten i-Stamme, die man am Ablativ auf -i und dem Gen. Plur. auf -ium erkennt, und auCerdem besteht die vierte Deklination der Worter auf -u, die im Griechischen auch zur dritten Deklination gerechnet wird. Diese i- und M-Stamme gehen in den meisten Sprachen miteinander parallel. Es ist aber das zu erschlieCende Paradigma kaum urspriinglich. Es weicht auch von dem, was wir bisher angetroffen haben, wesentlich ab. Denn der Nom. und Akk. Sing, zeigen i und u, d. h. Schwundstufe des Suffixes, ebenso auch die obliquen Kasus des Plurals. Die andern Kasus aber, namentlich der Vok,, der Lok. und Gen. Sing., sowie der Nom. Plur. zeigen vor der Endung die Vollstufe ei oder sogar die Dehnstufe. Zunachst die Paradigmen. Gr. Sg.N. itf|X<J?
A.
TTOXIV
irflXUv
V. iroXi irfixu "Arpeu G. troXrio? yXuK^oc;
D. L. tr6Xr|i irrixei
Lat. ignis fructus sitim fructum ignis fructus ignis fructus fructui sitl fructu
Got. ansts sunus anst sunu anst sunu sunau anstais sunaus anstai sunau
I. PI.N. troXei^ itrixe£? Akk. TIOXIV^
G. xpiujv Tinxeujv
ignes fructus ignis fructus trium fructuum
ansteis sunjus anstins sununs prije suniwe
Lit. ugnis sunus ugnj sunu ugnie
Abg. ogni synii ogni synu ogni
sunaii ugnies sunaus siinui sale sdnuje
synu ogni synu synovi ogni synu
siinumi
syniimi
[nalctis] ognije sunus synove naktis nosti SIJ1UJ sunus triji nakc' il synovu
Ai.
agnis sumls agnim sunum dgne sunau agnis sunfis
sundvl agnd(u) sunau sundvi sunva hratva agndjas sunavas agnin sunun sununam
51. Erklarung. Es ist ohne weiteres klar, daC diese i- und M-Stamme eine Unregelmafiigkeit darstellen. Der schwundstufige N. Akk. Sing, geht mit dem vollstufigen Lok. Sing., Vok. Sing, und Nom. Plur. nicht zusammen. ') Vgl. hierzu H. Reichelt, BB. 25, 238 ff. mit Literatur.
74
Das Nomen und seine Fiexion.
[§ 51. 52
Wenn man sich nicht mit der blofien Tatsache begnugen will, so mufi man annehmen, dafi hier zwei ganz verschiedene Bildungen zusammengeschweifit sind. 1. In dem Fall der schwundstufigen N. Akk. auf -* und -u handelt es sich um konsonantische Stamme, an die die Partikeln i und u angetreten sind. Konsonantische Stamme haben zwei Starnmformen N. ped und G. Sg. phdo-s. An beide trat i und «, und wir erhalten demnach: N. *ogn-is, *siln-us und Gen. *ogno-is, *suno-us. Weiter konnen wir gleichstellen: Dat. gr. dew
52. Die eu-, ow-Stamme. Diese Klasse ist in keiner Sprache mehr unversehrt erhalten. Trotzdem lafit sich das ursprachliche Paradigma ziemlich sicher erschliefien. Als ew-Stamme gehoren hierher die gr. Stamme auf -eu, wie paCiXeuq, und die auf -UJ, wie TrdTpux;, ]ur|Tpiuq, fipiuq. Dazu stellen sich Formen wie aw. nasav-, nasti- m. f. 'Leiche, Leichenteil'. Es gibt noch einen ez«-Stamm mit ganz regelrechter Abstufung. Das ist idg. *djeus, ai. djdus, gr. Sg.N. Akk. Vok. Gen. Dat. Lok.
Gr. Zeus a u s Zr|U<; Zf|v aus djem (D.) ZeO Ai(/")ei
Au/i
Lat. Jovem (V.) Ju-piter Jovis Jovi Jove
Ai.
di&us djdm djdus dirds dive djdvi
Dieses Paradigma entspricht ganz dem der sonstigen abstufenden Stamme mit Vollstufe im Nominativ. Der Plural zu dem idg. *djeus lautet ai. fast ganz regelrecht Nom. dj&vas (man erwartet djavas), fast gleich lat. dies <[ *dijewes(?), Akk. djiln, divas, Instr. dju-bhis, also
§ 52. 53.]
Die ei- und oi-Stamme.
75
wie die gewohnlichen w-Stamme, vgl. oben gr. irnxeeq, got. sunjus, abg. synove. Auch im Sing, haben wir in der w-Deklination einige hierber gehorige Formen. So zeigt der Vok. in einigen Sprachen V, vgl. gr. 'Arpeu, got. sunau, lit. sunau, abg. synu, ai. suno. Und ebenso haben wir einen Lok. mit Dehn- und Vollstufe. gr. •nf\x(.Jr\, 1. fructu, got. sunau, abg. synu, ai. sunau, sunavi.
Das abstufende Paradigma ist auch hier ausgeglichen worden, und es konnte jede der drei Ablautsformen, die D-, die F - und S-Stufe durchgefuhrt werden. D haben wir in gr. pacnXeuc;, Akk. |3aaiXf)a wie borfipa und in ircnpuK usw. V haben wir in Fallen wie "ATpeu?, "ATpeo? und S
haben wir
z. B. in gr. V^KU?, V^KUO^, WOZU die D. in
aw.
Akk. nasdum, G. nasdvo, N. PI. nasavo regelrecht erhalten sind. Im Nom. ist statt des eu das u eingetreten. Es gehort daher zu gr. Gen. dcppuo? 'Braue', eig. ein Nom. *bhreus, wovon ahd. brauia aus *brew-a weitergebildet ist. Abg. zeravi 'Kranich' ist eine Form wie aw. nasaum. Dazu Nom. lat. grus, vielleicht aus *grous, Gen. gruis. In lit. girve liegen Weiterbildungen von der S. vor. Zu abg. znny 'Milhle', got. qairnus, lett. dzirnus gehort der regelrechte Plural lett. dzirnawas, wie lett. pelawas neben pelus 'Spreu'. So ist auch fur das idg. Wort fur 'Schwiegermutter' ein *swehrosi), Gen.swehmwds anzusetzen. Nach dem Gen. ist der Nom. *svekrus wahrscheinlich schon in idg. Zeit gebildet worden.
53. Die ei- und o*-Stamme. Diese gehen der vorhergehenden Kategorie vollstandig parallel. Sie liegen zunachst vor in den gr. Stammen auf -io, eig. UJI, bei denen wir einen vollstungen Akk. -IU aus -6a finden, und einen Akk. auf -uuv Ar|TUJV, der vielleicht alt ist. Ein paar alte, regelrecht erhaltene Worter finden sich im Indischen, namlich die Falle sakha 'Preund' und pantha cPfad'. N. s&kha A. sakh&jam V. sdhhe G. sakhjus U. sakhje L. I. sdkhjti, >) *swekros ist eine Form wie
pdnthRs pdnth&m (paihas) pathi
76
Das Notnen und seine Flexion.
[§ 53. 54.
PL N. sdkkajas pdnthSs A. sakhin [pathds] G. sakhinam pathindm D. sakhibhjas pathlbhjas L. patMsu I. sakhibhis palhibhis Formen mit durchgefuhrter Dehnstufe haben wir zweifellos in dem aind. a-Stammen vor uns, G. senSjas, D. senajdi, L. sin&jam, V. sine, Norn, sena, Akk. sen&m konnen zu beiden Klassen, den <2und den ei-Stammen gehOren, und haben die Vermittlung gebildet. Einen starken Rest dieser Deklinationsklasse haben wir im Lateinischen, aus dem das Paradigma sedes hierher gehort. N. sides, Akk. sedem sind ganz regelrecht. Dazu gehort der Gen. sedis, wie gr. dio?, ai. avjas cdes Schafes'. Der Plural sedes ist ganz regelmafiig.
54. Die o-Deklination. Die o-Deklination zeigt starke Abweichungen von den bisherigen Abwandlungen. Diese erklaren sich am besten durch den EinfluC der pronominalen Deklination, sei es, daJ3 dieser arialogisch war, sei es, daC in den Endungen tatsachlich ein angetretenes Pronomen steckt. Dieser EinfluS zeigt sich: 1. Im Gen. Sing., wo wir nach ai. tasja, gr. xoio ai. vfkasja, gr. i'lraoio finden, wahrend nach abg. ceso, got. pis got. ddgis gebildet ist. 2. Im I. Sg. finden wir ai. vrkena nach tena. 3. Nach dem Pronomen N. PI. tot wird N. PI. gr. XUKOI, 1. lupi, abg. vlud gebildet. 4. Nach 1. istorum G. luporum. 5. Nach gr. xolai, 1. istls, gr. \OKOI0I, 1. lupls. Im iibrigen sind eine Reihe von Endungen unmittelbar an das auslautende e oder o getreten und mit diesem kontrahiert. So Dativ lukoi < luko + ei cdem Wolfe' Abl. lukod < luko + i'd Lok. lukoi < luko + i N. PI. lukbs < luko + es G. PI. lukdm
Die Neutra' N. Akk. Sing, auf -om, N. Akk. PL auf -a gehoren urspriinglich nicht hierher. Gr. Lat. Lit. Abg. Ai. Got. Sg.N. XUKO? lupus vilkas wulfs vluku rfkas Akk. \UKOV lupum wulf vifka vlukii vfkam Vok. Xuxe lupe wulf vluce vfka vilki Gen. XuKOto lupi wulfis Seso vfkasja Dat. XUKW lupo ahd. wolfe villcui vluku vfkaja Abl. lupod vilko vluka vfkat
§ 54. 55.]
Die -Deklination.
77
Lat. Got. Gr. Lit. Abg. Ai. Lok. O l K O l , TT61 doml vilke vliici vfke wul fa I. vilkii vlukomi vfkena Du.N. XOKUU ags. nosu vilkii vluka vfkd(u) G.L. ags. nosa vluku vfkajos IDat. vlukoma vfkabhj&m Pl.N. \UKOl lupi dagos mlkax vliici vfkds A. XUKOVI; lupos dagans vilkus vluky vfkdn G. XUKUIV luporum dage vilkii vluku vrkdtn D.A. dagam vilkdms vlukoma vfkebhjas Lok. \UKO101 lupls vilkuosi vlucechii vfke.su Instr. \0KOII;? lupls ? dagam ? vilkais vluky vfkdis juk igo N.Sg. Zirfov jugum jugdm iqa N.P1. Zuyd juga juka juga NDu. lite juai 55. Die a-Deklination. Die a-Deklination trug urspriinglich, wie die o-Stamme, den Akzent auf der zweiten Silbe, dem a. Die erste Silbe ist dementsprechend schwundstufig. An diesen Auslaut a sind dann spater die Endungen, z. T. gewifi analogisch^ angetreten. Sie werden rnit dem stammauslautenden a kontrahiert, und wir finden daher entsprechend Schleifton, So im Gen. Sg. gr. de.a<; aus & + es; im Dat. Sg. gr. 9ea aus a + ei; im Lok. Sg. gr. &e.& aus a + i; im N. PI. ai. asvas aus a + esDer Akk. QeSv diirfte detn Mask, ITTTTOV, &eov nachgebildet sein. Lat. Got. Gr. Lit. Abg. Ai. merga zena send giba Sg.N. ded terra A. Sedv terram giba mergq zeng sendm V. Sed terra giba merga zeno sine G. Sea? terras gibos mergos zeny sendjds D. Sea terrae gibai mefgai zeni senajdi Abl. terra(d) Lok. Sea terrae mergoje zeni senajdm I. ahd. gebu merga zenojg senajd Pl.N. Seal terrae gibos mergos zeny sends Akk. »eoiv? terras gibos mergas zeny sends GeD. Oeduuv terrarum gibo mergil zenu sendndm deabus gibom mergoms ienamu sendbhjas D.A. L. Seam terns mevgosh zenachii sendsu I. Seat?? terns ? gibom ? mergomis zenami sin&bhis DuN. Sed ranki zene sine GL. zenu senajos Dat.L. rafikom zenatna senabhjam
78
Das Nomen und seine Flexion.
l§ 56.
56. Die a-Deklination und die Je-Stamme. Neben den endbetonten Wortern auf -a hat es wohl auch solche gegeben, die nicht auf der letzten Silbe betont waren, und die deshalb das a verkiirzen mufiten. Eine derartige Deklination, die dann analog den konsonantischen Stammen den Ton in dem obliquen Kasus auf die letzte Silbe hatte werfen miissen, ist nur in Resten vorhanden. So gibt es im Griech. im Vok. der 1. Dekl. Formen auf -a, wie becnroTct, TTepffoc, die im Slawischen als rpko und einmal im Indischen als aniba 'Mutter' wiederkehren.1) Auch finden sich bei Homer als kostbare Uberreste eines alteren Zustandes ein paar erstarrte Nominative auf 5, wie vecpeXnTepexa, unTieTa. Das ist alles. In weiterm Umfange hat sich aber diese Deklination bei den sogenanten ja- oder je-Stammen erhalten. Die Vereinigung der in den Sprachen vorliegenden Tatsachen gelingt dadurch, dafi man einen idg. Wandel von ja und je unter besondern Bedingungen annimmt, vgl. IGr. 2, § 226, 4. 1. Haben wir eine der o-Deklination entsprechende Klasse, die im Nom. Akk. je, in den sonstigen Kasus ja aufweist. Vgl. Lat. N. materies = got. sibja < *sibje Akk. materiem = sibja < *sibjem Gen. materias = sibjos Dat. materiae = sibjai.
2. Die zweite Klasse ist die ja-Deklination. Hier steht im Nom. Akk. B8 oder SS, die als ijd oder jg auftreten. hjd ist in alien idg. Sprachen zu J geworden, IGr. 2, 128, nur im Griech. vielleicht als id erhalten; -jg dagegen liegt im Griech. sicher als (j)a vor. In den andern Sprachen ist es teils nicht zu erkennen, soweit a im Auslaut zu a verkiirzt ist, teils nicht erhalten. N.Sg. Akk. Vok. Gen. Dat. Abl. Lok. J.
Gr. noOca noOaav b^oitoTa |ioOar)i; HOOOJJ
Lat. fades faciem
Got. frijondi frijondja
Lit. saldi saldiq
Abg. nesgsti nesgstp
frijondjos frijondjai
saldzos saldiai
nesgstg nesosti
saldzojh saldia
nesgsti nesQstejg
') Diese Formen k6nnen indessen auch sekundar entstanden sein, weil der Akzent im Vokativ zuruckgezogen wurde. S. oben § 29.
§ 57.]
Wechsel von o- u. konsonantischen Stammen.
79
57. Wechsel von o- und konsonantischen Stammen. Es ist eine langst beobachtete Tatsache, dafl konsonantische und o-Stamme miteinander wechseln. Da die o-Stamme im Laufe der Zeit immer haufiger werden, so wird man annehmen diirfen, dafi sich im allgemeinen ein Ubergang konsonantischer Stamme in o-Stamme vollzogen hat. Ein solcher Ubergang oder Wechsel ist nur dann haufig, wenn zwei Paradigmen in einer oder mehreren Formen zusammenstimmen. So wird z. B. in den griech. Mundarten zu dem Gen Plur. irobuiv der konsonantischen Stamme, der mit dem Gen. der o-Stamtne iibereinstimmt, ein Dat. Plur. uobou; nach der o-Deklination gebildet. Diese Moglichkeit lag schon im Idg. vor, da schon dort die o- und die konsonantische Deklination im Gen. Plur. ubereinstimmten. Die zweite Moglichkeit des Ubertritts lag in dem Nom. Akk. der Neutra auf -om, bei dem om ein angetretenes Element war. Das om fiel mit dem Akk. Sing. der o-Stamme zusammen, und so mufite unweigerlich ein Ubertritt der konsonantischen Neutra auf -om in die o-Deklination stattfinden. Man rechnet von jeher diese Neutra zu den o-Stammen, obgleich noch Reste des urspningliehen Zustandes vorliegen, s. oben S. 41. Weiter ist aber wahrscheinlich -om auch an endungslose Akkusative getreten. Eine Form wie gr. OIKOV (ai. visam) ist mit den Wirkungen des Akzentes nicht zu vereinigen. Man kann sie leicht erklaren, wenn man das Antreten der Partikel -om annimmt. Der konsonantische Stamm woik, wik cHaus, Dorf ist ja zur Geniige belegt. Vgl. ai. vis 'Haus', abg. i m 'DorP, apr. wais-pattin 'Hausfrau', lit. viespatis 'Hausherr', dor. Tpixa/tice;. Dazu got. weihs c Dorf, Flecken' mit dem Nom. auf -s, und gr. OTK-OV, 1. vic-um, mit dem Element -om. Ebenso sind zu erklaren: got. snaiws, lit. sniegas, abg. snegu, ai. snehas : lat. nix, gr. v(9<x
80
Das Nomen und seine Flexion.
[§ 57. 58.
Vor allem durfte es Bich nunmehr erklaren, weshalb wir im Indischen als Akk. Sing, der kons. Stamme durchweg am finden. Auf silbisches m lafit sich dies nicht zuriickfiihren, da die Form mm unmoglich ist. Vor Vokal stand vielmehr m. Naturlich kann eine Analogiebildung nach den iibrigen Stammen vorliegen, vgl. gr. iccrfjpocv., das geht aber nicht fur das Umbr. Osk., wo wir osk. tanginom usw. regelrecht finden, bei dem man Ubertragung von seiten der o-Deklination annimmt. Aber dies alles braucht man nicht anzunehmen, wenn man om als Endung auch der konsonantischen Stamme ansetzt. Wir werden etwas ganz Ahnliches beim Verbum finden. Anm. Oben S. 41 habe ich darauf hingewiesen, dafi -s und -om in ausgedehntem Mafie miteinander wechseln. Diese beiden Endungen traten aber nicht nur im Nominativ auf, sondern auch im Akkusativ, da dieser endungslos war. Allmahiich setzte sich dann die eine Form als Nominativ, die andere als Akkusativ fest. Vgl. z. B. ai. Nom. ojdm — lat. Akk. eum < ejom.
58. Ubersicht. Damit sind die idg. Deklinationsklassen erschopft. Dem beobachtenden Blick enthullen sie auch jetzt schon mancherlei. Aus einer mit Wahrscheinlichkeit zu erschlieCenden urspriinglichen Einheit entwickelt sich eine Vielheit der Pormen, die die Sprache nicht bewaltigen und daher auch nicht bewahren kann. Schon im Idg. stellten sich mannigfache Analogiebildungen ein. Manche Klassen starben aus, und neue Muster einfacher Art traten an Stelle der alten, bis schlieClich auf manchen Gebieten ein volliges Aufgeben der Flexion eintritt. Einen wesentlichen Anteil an der Umbildung der Flexionsformen hat der Umstand, dafi sich auf dem Gebiet der Pronominalflexion eine ganz andere Flexion entwickelt hatte, und daC sich Nominal- und Pronominalflexion gegenseitig beeinflufit haben. Unsere Darstellung der idg. Deklination weicht in manchen Punkten von dem bisher angenommenen ab. So sind die Neutra auf -om als besondere Erscheinung erkannt, so sind neue Suffixe fur Dativ (nur ex) und Lokativ (i und ai) angesetzt u. a. Die Aufgabe, die idg. Flexion zu erschliefien, war also noch nicht gelost, wenn-
§ 58. 59.]
Allgemeines.
81
gleich des Neuen im Verhaltnis zum bereits Erkannten nicht allzuviel war. Wahrend an der Aufgabe, die idg. Flexion zu erschlieGen, in den letzten Jahrzehnten eifrig gearbeitet worden ist, ist an der anderen, die Entstehung der Flexion aufzudecken, wenig getan worden. Die fruchtbarste Entdeckung ist J o h . S c h m i d t in seinem Buche Die Pluralbildung der idg. Neutra gelungen, worin er nacbwies, daC der Nona, des Neutrums Plur. eigentlich ein kollektiver Singular war. Wir wollen versuchen, in unsrer Darstellung die Liicke auszufullen. Man kann aber die Entstehung der Flexion nur in Verbindung mit einem Teil der Wortbildungslehre darstellen, der daher zunachst folgt.
Fiinftes Kapitel. Suffix- und Kasusbildung. Die Determinativa. 59. Allgemeines. Das naive Sprachgefiihl unterscheidet ganz klar zwischen Stamm und Suffix. In Herrin, herrisch, herrlick, Herrschaft ist Herr der Stamm, und der Rest sind Suffixe. Wir konnen daher in Suffixen hinter dem Wort erscheinende Elemente sehen, die selbstandig als solche nicht mehr vorkommen. Der Ausdruck 'Suffix', 1. suffixus heifit 'hinten angefiigt', und es liegt in ihm sozusagen schon eine Hypothese iiber den Uraprung der Suffixe vor, als ob sie einst selbstandige Elemente gewesen waren. Das ist nun zwar teilweise der Fall, aber es ist nicht der einzige Weg, auf dem die Suffixe entstanden sind. B r u g m a n n hat daher an dem Ausdruck Anstofi genommen und einen andern 'Formans eingefuhrt. Ich sehe keinen Grund, ihm hierin zu folgen, und behalte den alten Ausdruck bei, der seit Jahrtausenden eingebiirgert ist. Wichtiger als die Wahl neuer Ausdrticke scheint mir die Verbreitung richtiger Auffassungen zu sein. Indessen scheint es mir doch notig, meinerseits einige besondere Bestimmungen zu geben. Ich behalte zunachst den allgemeinen Ausdruck 'Suffix' bei, unterscheide aber davon als besondere Unterart die «Determinatives. Es H i r t , IncJogermanische Grammatik. III.
6
82
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 59.
sind dies Elemente, denen keine besondere Bedeutung anhaftet. So hat z. B. das Suffix -tat im 1. civitat eine ganz bestimmte Bedeutung. Dagegen bringt das «Suffix» -ko in 1. pau-cus 'wenig', ahd. /Oh gegenuber got. fawai, oder lo in gr. ueya-Xo-, got. mikil gegenuber gr. uera durchaus keinen neuen Bedeutungsinhalt hinzu, und so wird man derartige Elemente als etwas Besonderes abscheiden diirfen. Das ist etwas ganz Wesentliches. Woher kommen aber diese Determinative? Nach meiner Meinung sind es deiktische Partikeln, die einst eine Bestimmte hinweisende Bedeutung gehabt haben. Diese Bedeutung ist aber im Laufe der Zeit verblafit und schlieClich ganz verloren gegangen. Eine ganze Reihe dieser Elemente treten aber auch als Kasussuffixe auf, und so ist eine Erklarung der Kasusbildung erst moglich, wenn wir die Determinative behandelt haben. Wir unterscheiden aleo zwischen Sufnxen mit und ohne Bedeutung, oder S u f f i x e n und D e t e r m i n a t i v e n . Etwas anderes sind p r o d u k t i v e und u n p r o d u k t i v e Suffixe. Produktiv oder lebend sind solche Suffixe, mit denen man immer neue Ableitungen bilden kann, wie z. B. d. ieren. Unproduktiv sind dagegen die, mit denen nur noch eine bestimmte Anzahl von Worten gebildet wird. So haben wir z. B. im Deutechen ein Verbalabstrakta bildendes t in Kunst. Macht, Notdurft, List, Gift. Diese Worter werden gedachtnismafiig iiberliefert, neue Worter konnen mit diesem Element nicht gebildet werden. Von geringem oder vielleicht gar keinem Wert ist die Unterscheidung von p r i m a r en und s e k u n d a r e n Suffixen. Man nennt s e k u n d a r e Suffixe solche Elemente, die an fertige Worte getreten sind, wie z. B. heit in MenscAheit, p r i m a r e dagegen die, die an die sogenannten Wurzeln, wie man sie friiher annahmen, angefiigt sind. So soil z. B. ter, tor in gr. 6oxr|p, buurujp, 1. dator c Geber' primar sein, weil do, do eine «Wurzel» war. Da wir keine Wurzeln mehr anerkennen, so ist diese Annahme natiirlich hinfallig. Wir konnten daher unter p r i m a r en Sufnxen nur solche verstehen, die hinter Sprachteilen erscheinen, die wir nicht mehr als Worte nachweisen
§ 59.]
Allgemeines.
83
konnen. Wir miissen sie aber als Worte voraussetzen, und man miifite eigentlich unterscheiden zwischen Ableitungen von Nominalstammen wie Bundnis und von Verbalstammen wie Bindung. Letztere gibt es aber, wie es scheint, im Idg. noch nicht, was wohl mit der spaten Entstehung des Verbums zusammenhangt. Die Wortstamme mit ihren verschiedenen Ausgiingen haben wir oben S. 35 kennen gelernt, und diese Stamme oder der sogenannte Kasus indefinitus liegen zahlreichen Ableitungen zugrunde. Daneben stehen aber noch die W u r z e l n o m i n a . Eine Reihe von ihnen hat B r u g m a n n , Grd.2, 2, 1, 130 ft. verzeichnet, dabei aber die wichtigsten nicht beachtet. Allerdings geben uns von ihnen die europaischen Sprachen fast keine Kunde, und nur das Indische, z. T. auch das Iranische, hat sie in einigem Umfang erhalten. Man kann sagen, dafi jede sogenannte Wurzel des Indischen als Nomen verwendet werden kann, und zwar sowohl als Nomen actionis wie als Nomen agentis. So sagt Delbriick, Syntax 3, 165: Ofter sind die Erklarer in VeHegenheit, ob sie ein fern. Wurzelnomen als Nomen actionis oder agentis fassen sollen. So heiSe dvis 'Anfeindung' und 'Hasser'; rip 'Betrug' und 'Betriiger', nid 'Spott' und 'Neider'; sprdh cSchlacht' und 'Feind'; bhuj 'Genufi' und 'Geniefier'; drs 'das Sehen' und 'der Blicker'; stubh 'lohsingend' und 'Lobgesang';" vip 'begeistert' und 'Schofkling'; gir 'LobsSnger' und 'Spruch'; druh 'schadigend' und 'Schadigung'.
Dasselbe gilt von den Erweiterungen auf -t: So heifit ai. sam-it 'das Zusammentreffen', 1. comes aber 'der Begleiter'; und auch von den Bildungen auf -a: Gr. (pufr1!, 1. fuga heilst 'die Flucht', 1. transfuga, perfuga aber 'der tiberlaufer' = gr.
84
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 59. 60.
Dafi diese Regelung jung ist, ergibt sich daraus, daB Akzeat und Ablaut nicht iibereinstimmen. Wahrend man die Wurzelnomina von konsonantisch schliefienden «Wurzeln» immerhin beachtet bat, traten die von «Wurzeln» auf langen Vokal stammenden ganz zuriick. Ich stelle daher einige indische Falle zusammen, wobei man auf die wecbselnde Bedeutung achten moge. Zu der Basis stha 'stehen' finden wir N. Sg. sthds 'stehend' und das Ntr. stham 'das Stehende, Unbewegliche'.1) Dazu die Komposita pratisthd f. 'fester Standpunkt, Haltpunkt', belegt als Akk. pratistham, A. PI. pratisthas; nisthds N. Sg. M. 'hervorragend'; paristha adj. 'umstehend, hemmend', f. 'Hindernis'; visthd (. 'Ausbreitung'; anu-sthas A. PI. F. 'folgend'; avastha f. 'Abstand'; dhd 'setzen' flnden wir apa-dha 'Versteck', gr. dTro-dr|-Kri, durdha-m f. 'Unordnung', reto-dhds N. Sg. 'Samen lassend', dhama-dhGs m. 'Griinder der Wohnstatte'; ratna-dh&s 'Schatze gebend', namadhas 'Namengeber' usw. dhs. 'saugen' in pajodhas 'Milch saugend', pratidhB, f. 'Zug, Schluck'. ga 'gehen' in puro-g&s 'Fuhrer', tamogam eim Dunkel wandelnd' usw. g& 'singen' in sama-gas 'Liedersanger'.
Weiteren Fallen werden wir im Laufe der Darstellung begegnen. Diese Wurzelnomina bilden die Grundlage der Sprachbildung. Nach dem lndischen zu urteilen kann jede sogenannte «Wurzel» als Wurzelnomen verwendet werden. Naturlich baben diese Nomina eine verbale Grundbedeutung. Daneben stehen andere Wurzelnomina, die eine konkrete Grundbedeutung haben, wie z. B. 1. cor, d. Herz. 60. Entstehungsarten der Suffixe gibt es mehrere. 1. Es sind in den gescbichtlichen Zeiten selbstandige Worte zu Suffixen geworden, wie d. heit, sehaft, lich, bar. Das sind Elemente, denen man im eigentlichen Sinne den Namen 'Suffix' beilegen sollte. 2. Durch falsche Abstraktion, falsche Trennung entstehen neue Suffixe. Wahrend heit ein selbstandiges Wort ist, hat es ein keit nie gegeben. Dies ist vielmehr dadurch entstanden, dafi -heit an auslautendes k trat, und die beiden sich verbanden. Aber auch d. nis, Hindernis ') Eine regelrechte Flexion haben diese Nomina meist nicht. Vgl. Lan man, Nominalflection 434 ff.
§ 60.]
Entstehungsarten der Suffixe.
85
ist nie ein selbstandiges Wort gewesen. Wir finden im got. -nassus, aber einmal -assus in itfar-assus 'UberfluB'. Daraus ergibt sich, dafi n auf falscher Abstraktion berubt. Aber auch -assus ist aus -at. dem Ausgang gewisser Worte, + tu entstanden, und -tu geht in das Idg. zuriick, ohne dafi wir seinen Ursprung kennen. Aber d. nis hat eine feste Bedeutung, und so kann man auch dies ein Suffix nennen, sowie iiberhaupt alle Elemente, die dem Wort einen neuen Bedeutungsinhalt geben. 3. Eine ganze Reihe von Suffixen, und zwar im Idg. recht viel, sind dadurch entstanden, dafi Elemente partikelartiger Natur angetreten sind, etwa wie im frz. celui-ci, celui-Ia. Die Flexion, wenn iiberhaupt eine bestand, lag urspriiuglich vor diesen Elementen, wie noch in 1. i-pse, eum-pse, ea-pse, gr. O-U-TOC;, d-u-xn, TO-UTO. Erst allmahlich ist dann die Flexion an das Ende getreten. Die Bedeutung der Worte wurde durch solche angetretenen Partikein nicht wesentlich verandert. Es wurden nur ortliche und zeitliche Bedingtheiten ausgedriickt. Allmahlich ging aber dieser Sinn verloren, und es kniipfte sich an das «Suffix* ein anderer. So wurde z. B. -om zum Kennzeichen dea Neutrums, -a zum Zeichen des Fern. usw. Derartige Elemente sind om, am, a, i, i, u, k, g, t, d, p, b, m, n, r, I, s, w, d. h. es kommen fast alle idg. Laute so vor. Ich nenne, wie schon bemerkt, diese Elemente, die in den altesten Zeiten als Suffixe auftreten, ohne den Sinn des Wortes merklich zu verandern, Determinative. Mit Hilfe dieser drei Arten miifiten sich alle idg. Suffixe erklaren lassen. Wenn dies dennoch nicht moglich ist, so ist der Grund derselbe, aus dem wir nicht alle Worte etymologisch aufhellen konnen. Selbstverstandlich ist man nicht in jedem Fall sicher, welche Erklarung man anzuwenden hat, und ebenso konnen scheinbar gleiche Suffixe recht verschiedenen Ursprung haben, wie das in spatern Zeiten der Fall ist, z.B. er in Rimer und Miiller. Verschiedener Ursprung liegt bei den scheinbar einheitlichen Suffixen der Einzelsprachen sogar recht haufig vor.
86
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§60-62.
4. Etwas Besonderes sind die sogenannten «Wurzeldeterminative» (WD.). Der Name ist zu beanstanden, da es ja Wurzeln nicht gibt. Er ist aber eingebiirgert, und ich behalte ihn daher bei. Ich verstehe darunter Elemente, die sich scheinbar hinter Verbalstammen finden. So ist z. B. d in 1. cu-do gegeniiber d. hauen ein WD. In Wirklichkeit sind die WD. mit unsern Determinativen identisch, stammen aber aus einer alteren Sprachperiode. 61. Allgemeines zu den Determinativen. Die hinter Adverbien und Pronomina auftretenden Partikeln sind langst bekannt, aber in welchem Umfang sie hier und auch beim Nomen auftreten, das hat man sich doch nicht klar gemacht. Jedenfalls finden sich auch hinter den Nomina allereinfachste Sprachbestandteile wie om, i, u, a, k, g, t, d, r, I, s, n, w, wie wir in eingehender Darstellung zeigen werden. Von diesen Elementen sind dann om, i, u, a, s auch als Kasusendungen verwendet worden. Freilich ist es durchaus nicht sicher, daB die gleichlautenden Elemente immer gleichen Ursprungs sind. Das so haufig auftretende s konnte verschiedener Herkunft sein, und von i ist das sicher. Ganz an das Ende aller Erklarung werden wir also nicht kommen, aber immerhin wird die Stammbildungs- und Flexionslehre wesentlich verstandlicher werden als bisher. 62. Das Determinate em, om. Bei Adverbien, Fiirwortern und als Kasusendung erscheint haufig eine Endung -em oder richtiger -om. Sie ist in der Tat gar nicht als ein selbstandiges angetretenes Element zu verkennen, und schon Bopp hat es richtig abgetrennt. Vgl. ferner G a e d i c k e , Der Akk. im Veda, und ausfuhrlich L e s k i e n , Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1884, 94. 1. Beim Pronomen: ai. ah-dm, abg.c az-ii : lit. as 'ich'; ai. tv-dm : 1. iu du'; osk. Akk. tiium, o. siom, ai. mam, trdm (zwcisilbig gemessen), abg. m§, tg <; mem, tern wohl < *te-om, *me-om : gr. \ii, ai; ai. svaj-dm 'selbst' : Starnru swe; ai. vaj-dm cwir' : got. wei-s; m.juj-dm cihr' : got. jus; ai. N. Du. avdm 'wir' < 8,-va -\- am : lit. vi-du, got. wi-t; ai. mnhj-aw : 1. mihi:
§ 62.]
Das Determinate om, em.
87
ai. tu-bhj-am : 1. tibi, abg. tebe; ai. D. PI. asma-bh-j-am : I. PI. asma-bhis; ai. N. M. nj-dm 'dieser' = 1. Akk. eum : gr. ei, ai. e-tad; ai. N. id-am 'dieses' : 1. id; ai. Fem. ijdm neben i; Akk. im-am, woraus dann der Stamm imd- abstrahiert wurde; vgl. weiter 1. eod-em, 1. quid-em, got. Akk. iw-a, «<-«, »/-«, 'er, sie, es'; ai. Lok. Sg. Fem. asjdm, tasj&m < as/a, tosja + am; Gen. PI. ai. les&m, abg. techii, got jfee, //20 < ioiso + om = Gen. Sg. teso, toiso + Partikel om. 2. Beim A d v e r b i u m : ai. sdd-am : sad d 'in einem fort': ai. satr-am : satr-a 'zusammen' (Witney § 1099); ai. hath am : kaih-d 'auf welche Weise'; ai. itth-dm : itth-a 'auf diese Weise'; ai. ndkt-am 'bei Nacht' : div-d, ah-a cbei Tage'; ai. pratj-aham Haghch', ai. tri-ratr-am cein Zeitraum von drei Nacbten' : r&trl 'Nacht'; gr. o"rmep-ov 'heule' : ruaap 'Tag'; bom. iTpdii-ov 'frflh' : irpiut, ahd. fruo; 1. blduum, triduum, gr. 6fb6-biov : ai apare-dju-s. horn, aupi-ov 'morgen' : lit. ausra 'Morgemote'; gr. x&iZ6v 'gestem' < *x&"J-f>-
Durch Antreten an ein auslautendes, selbst erst angetretenes k ist ai. -ham entstanden, das sich wohl analogisch ausgedehnt hat. Hierher gehoren: ai. dnti-le-am 'in der Nahe' : gr. &VTI 'gegenuber'; ai. dla-k-am 'vergeblich, ohne Erfoig'; ai. sd-k-dm szusaainien, zugleich (dazu 1. cum); dnu-k-dm snach det Keihe' und auch wohl G. PI. asma-k-am 'uns', jusmd-k-am 'euch'. ') Ich erklare *\&ia-bov aus -dj-om mit Schwund des j , vgl. 1, § 268 zu di 'Tag'.
88
Suffix- und Kasusbildung.
Determinativa.
[§ 62.
Anm. Wenn erst ein Adverb auf -om geschaffen war, so lag die Bildung eines Adjektivs auf -os sehr nahe. Das ist in vielen Fallen geschehen, und wir konnen dies noch verfolgen. Zu ai. pratar-dm = gr. irpdrepov besteht im IndischeD noch kein Adjektiv, wohl aber im Griech. irpbTepoc;. Indessen erhalt sich auch hier lange der adverbiale Gebrauch, vgl. 6 irpdxepov (5c«Ji\eO<;,TOtrpdrepov dbiKi'mara, oi upoTepov usw.; hom. adv. irpiiri-ov, adj. Trpurioi; erst bei Herodot; adv. hom. aupiov 'morgen', adj. aiipio; erst bei Euripides; irXr)<Ji-ov 'nahe', vgl. oi irXriaiov, Kara TWV irXrioiov TOTpuiv; nach B r u g m a n n , IF. 18, 66a beruht idg\ medhi-os auf einem *medhi 'inmitten'. Im RV. komint nur madhj-am vor. Daneben madhje und zweimal madhjat und madhj-d. Dazu auch madhj-am dinam. Bei Homer ist piaov sehr oft, der Nom. n^ao? aber noch nicht belegt. Nur einige oblique Kasus kommen vor. 3. Beim N o m . Akk. Sing. N e u t r i u s . Das Neutrum zeigt bekanntlich in ausgedehntem Mafie die Endung -om im Nom. Akk. Sing., und es ist merkwurdig, daC dieses -om n i e m a l s der Wirkung des Akzentes unterliegt. Ein m kommt nicht vor. Daraus ergibt sich schon von selbst, daC wir eine verhaltnismafiig spat angetretene Partikel vor uns haben. Natiirlich hat dieses -om mit dem Geschlecht und dessen Bezeichnung nicht das geringste zu tun, wie ja vor allem das Pronomen ai. aj-dm, ij-dm, id-Am cdieser' beweist, bei dem es in alien drei Geschlechtern antritt. Weiter ist das Neutrum urspriiglich geschlechtslos. Wieweit in alle den anzufiihrenden Fallen die Partikel -om unmittelbar angetreten ist, oder wieweit es sich um eine Analogiebildung handelt, ist nicht zu entscheiden. a) -om hinter gewohnlichen konsonantischen Stammen: ai. mq,s-dm RV. nur Norn. Tleisch', got. mime, abg. m$s-o : ai. mas N.; ai. hitn-dm 'Schnee, Kalte' : 1 Jiiem-s; ahd. mark N.
§ 62.]
Das Determinativ om, em.
89
b) -om hinter einera selbst angetretenen k, g: ai. uda-h-am 'Wasser' nur N. : gr. fib-iup, ai. Lok. ud-dn; ai srw-g-am 'Horn' : 1. corn-u, got. horn, gall, ham-on; ai. pdm-k-am 'Sclilamm' : got. fani 'Schlamm' < *fani-om; gr. SaTpotK-ov 'Scherbe' : ai. asthi 'Knochen'; ai ju-g dm Moch' : ai. ni-ju-t 'Gespann'; arm. unkn < *uson-lc-om : 1 auris cOhr': gr. (pdpna-K-ov 'Zaubermittel' : lit. burit 'zaubere'; abg. sridice
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Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 62.
ai. asj-am cMund, Rachen', gr. Trap-if|iov 'Wange' < *ausi-om : ai. Ss, 1. os cMund'; ai. ndbhj-am 'Nabe' : ai. n&bkis f. 'Nabe'; ai. hravj-am 'rohes Fleisch' : ai. kravls; air. cride cHerz'
Nicht selten erscheint ein -ejom. Es ist dabei zweifelhaft, ob om an einen Auslaut auf -ei (Vollstufe zu i) oder ejom ( = ai. ajam) an den konsonantischen Stamm angetreten ist. Ai. hfdajam, aw. zar'daem ; Herz' : ai. h&rdi N.; gr. 6axeov : ai. asthi 'Knochen'; gr. dpveov : gr dpvic; 'VogeP; 1. hord-eum : gr. Kpi(O) 'Gerste'; ai. i&n-ajam 'Naehkommenschaft' : tan; ai. abhog-djam 'Nahrung, Zebrung'.
Da i selbst ein angetretenes Element gewesen ist, fiir das auch andere eintreten konnten, so ergibt sich oft ein merkwurdiger Wechsel zwischen scbeinbaren jo- und anderen Stammen. L. cor-i-um Micke, feste Haut, Fell, Leder' : ahd. her-d-o 'vellus', abg. skor-a cBinde'; 1. foli-um, gr. (pOMov : ahd. bla-t 'Blatt'; 1. lab-i-um : lab-r-um, ae. lepur, ahd. lefs 'Lippe'; 1. sol-i-um cSitz', air. suide < *sod-i-om : gr. Ib-pa, got. sit-ls.
Auch hier wird man mit dem Schwund des j nach Konsonant, vgl. 1, § 339, rechnen diirfen, oder mit dem Nebeneinander von i und Konsonantstammen. Vgl. 1. ov-om : gr. UJIOV e Ei';
gr. <j(pup-6v 'Knochel am Fufi' : ahd. spuri-halz 'hinkend5; ai. (inlk-iim cAngesi ht', gr. Trp6ff-tuir-ov : ^vdjiri-ov; ai. magh-dm cReichtum' : ai. main adj.
Durch Antritt des om hinter i- und fi'-Abstrakta sind neutrale Abstrakta neben mask. fem. i-Stiimmen entstanden. ai. havir-adj-am 'Verzehren des Opfermabls' : abg.jadi; ai. bhid-j-am 'Spaltung' : ahd. big in. <^ *bitis; ai. guhj-am 'Geheimnis' : ai. guh f. : 'Versteck'; ai. vacj-am 'Wort' : ai. vac; got. fan-i n. 'Schlamm', an. ae. fen, apr. pannean 'Moorbruch' < *pani-om : ai. pank-am; ai. -kfti-am 'Tat' : -krtis; ai. rastra-bhftj-am 'Aufrecbterhaltung': bhrtis 'Pflege, Unterhalt'. Auffallenderweise erscheinen in verschiedenen Sprachen, wie man langst beobachtet hat, Zusammensetzungen als neutrale jo-
§ 62.]
Das Determinativ om, em.
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Stamme, vgl. gr. neaovuicnov, 1- aequi-noctium, got. anda-nahti n. : gr. vuE, 1. nox; 1 biennium : 1. annus. Zur regelnia6igen Bildung ist dies im Germanischen geworden, vgl. Gebirge : Berg, Gefilde : Feld u. a. Eine Erklarung fehlt. Trermen wir von einem *-noctiom das om ab, so erhalten wir ein nokti, die Erweiterung des konsonantischen Stammes nokt durch i, vgl. lit. naktls. Got. and-augi n. 'Antlitz' aus *and-augi-om enthalt denselben »-Stamm wie lit. akis. So lost sich dieser Knoten sehr einfach. Es standen Bildungen auf -is und -jom nebeneinander, vgl. oben S. 42, und davon sind dann die auf -jom in den Zusammensetzungen produktiv geworden. Auch einfache Zusammensetzungen erscheinen mit der Endung -om. Hierher ved. ista-purt-am cGeopfertes und Geschenktes'; gr. vux&r|i"ieP-ov. AJ. aho-ratr-dm Tag und Nacht'; ai. hasta-p&d-am 'Hand und Fu6'; gr. dvbp6-f uva 'Ehepaar'; 1. bi duum 'ein Zeitraum von zwei Tagen'; ai. goasv-dm 'Rinder und Pferde'; ai. catur-jug-am, gr. TeSpiir-iT-ov 'Viergespann' usvv. Vgl. hierzu J u s t i , Uber die Zss. der Nomina in den idg. Sprachen; G.Meyer, Die Dvandva-Zss. im Gr. und Lat., KZ. 22, 1. O. R i c h t e r , IF. 9, 35 ist im Irrtum, wenn er in den indischen Dvandva dieser Art eine Neubildung sieht. e) om hinter r-Stammen. Es gab bekanntlich im Idg. eine Reihe von Neutren auf -r, wie gr. ubwp, ahd. ivaggar 'Wasser'. Wenn diese auch z. B. im Griech. noch einigermaCen zahlreich sind, so sind sie doch im Aussterben begriffen. Es hat aber viel mehr gegeben. Sie sind zu erkennen, wenn wir die Neutra auf -ro, Nom. also -rom heranziehen, die eine Erweiterung dieser r-Stamme durch -om darstellen. Gr. ?|Tp-ov 'Unterleib' : gf. F|Top cHerz'; gr. ZtBorpov : ZUJCTCTIP 'GiirteP; ai. v&sar-am 'am Morgen erscneinend' : gr. eotp 'Frilhling'; gr. veOp-ov : aw. snavar' 'Sehne', d. Schnur; gr. ire\uup-ov : tiiXwp 'Ungelieuer'; got. jer <^ *jer-om : aw. jar'. In den folgenden Fallen fehlt der unerweiterter-Stamm, und wir erhalten den Anschein eines Suffixes -rom. Gr. boip-ov 'Gabe' : 1. dot-, gr. bitic;; ai. hrur-am 'Wunde': abg. kruvi fur *kru(s)\ aisl. bur N. 'Wohnung'>*bhur-om : ai. bhu f. 'Welt, Raum, Ort'; I. cerebr-um 'Gehirn' : ai. siras 'Kopf; 1. tenebr-ae, ai. tamisr-S, : ai. tamas n.; 1. membr-om 'Glied', eig. 'Fleischstiick' < *memsr-om : ai. mq.s\ ai. ripr-dm 'Unreinigkeit, Schmutz' : ai. rip f. 'Verunreinigung';
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Suffix- und Kasusbildung.
Determinativa.
[§ 62.
ahd. eitar N. < *eitrom : ahd. eig 'Eiterbeule'; ai. mrdhr-am 'Scbmahung' : ai. mrdh 'KampP; ai. mitr-dm 'Freund. Freundschaft' : ai. mdjas n. 'Labung, Erquickung', abg. tnilu 'lieb' usw.
Als eine besondere Abteilung der r-Staname sind die fer-Stamme zu betrachten. Bei diesen fallt es auf, dafi es zwar endbetonte Maskulina auf -ter und nicht endbetonte auf -tor gibt, aber so gut wie keine Worte auf -fr, weder Maskulina noch Neutra. Vielmehr entsprecben den oxytonierten Stammen barytonierte Neutra auf -trom. Dieses trom aber zerlegt sich ganz von selbst in tr -\- om. Vgl. gr. dpoTrjp 'Pfliiger' : aporp-ov 'Pflug'; gr &OTqp : acTp-ov 'Stern'; ai. bhrdtS, 'Bruder' : bhratr-dm 'Bruderschaft'; gr. axaxrip : ai. sthatr-dm 'Standort'.
Nur durch diese Auffassung erklaren sich die merkwiirdigen Ablautsverhaltnisse. f) om hinter mn-St&mmen. Im Gegensatz zu der vorigen Gruppe gibt es Nomina auf -men und -mow, und daneben solche auf •»». Ich erinnere nur an ai. ndma, 1. nomen, gr. 6'vo|ua. Aber auch diese wiw-Stamme sind mit -om erweitert. Einige deutliche Beispiele bietet das Griechische. gr. dp|a€v-ov 'SegeP : ap^cc 'Wagen'; gr. pa€|uv-ov 'Geschofi' : p\f||aa 'Wurf; gr. Tdp€|av-ov, Tdpc|uv-ov £ Haus, Ziminer' : tipy.0. 'Ende'; gr. Kpt'i-beiav-ov 'Kopfbinde' : bidbrmot 'Band'. 1 )
In andern Fallen ist nach den Ausfuhrungen von J o h . S c h m i d t in seiner Kritik der Sonantentheorie, vgl. 1, § 289, statt mn, m oder n zu erwarten. So steht: gr. T^KV-OV 'Kind' neben ai. tahma n.; neben gr. bdwa 'Geschenk' stebt 1. donum <^ *domnom. Wieder in andern Fallen ist das m im Indischen und auch im Griech. silbisch geworden, und es stehen Worte auf -anam neben solchen auf -man.2) Vgl. ai. ddan-am, gr. Sbavov : adman 'Futter'; 1 ) Dieses Suffix -mn-om ist also von deni Partizipialsufflx -meno-, s. unten, genau zu unterscheiden. 2 ) Es war dies meine erste sprachwissenschaftliche Entdeckung, vgl. B r u g m a n n . Gr. % 133.
§ 62.]
Das Determinativ om, em.
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ai. djan-am 'Gang' : ai. eman; ai. kdrati-am 'Tat' : ai. kdrma; ai. pdtan-am 'Sturz' : ai. pattnan 'Flug'; ai. bhdran-am 'Tracht' : ai. bharman 'Erhaltung'; ai. bdndhan-am 'Band' : 1. offendi-men-tum; ai. bh&van-am 'Welt' : ai. bhuman; ai. jojan-am 'Gespann' : gr. ZeOf-Ma; ai. v&san-am 'Gewand' : ai. vasman 'Decke', gr. tav6<; 'Gewand': gr. el|aa; ai. s&san-am 'Befehl' : ai. sasman 'Lob'; ai. hdvan-am 'Anrufung' : ai. homan 'Rufen', gr. x ^ ^ a 'Gufi'; ai. sddan-am : ai. sadman 'Sitz'; ai. pra-jdnan-am 'Zeugung' : ai. janman 'Geburt'; ai. a-vdrtanam ;Umwenden' : ai. vartman 'Bahn'; ai. d-stdran-am 'Decke' : gr. cJTpuuna; ai. pra-srdvan-am 'AusfluS' : gr. peO|ua; gr. KT&CV-OV 'Besitz' : gr.
Diese w^-Stamme sind in einer Reihe von Fallen durch t erweitert, vgl. unten, denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daC man gr. 6vo\xa wegen des Gen. 6\6\xaioo, aus *onomnt herleiten darf. Jedenfalls finden wir in einer Reihe von Fallen an dieses t noch ein om getreten. So stehen nebeneinander 1. nomen : cognotnentum; 1. augmen : augmentum; got. hliuma m. 'Gehor', aw. sraoman- n. : ai. sromat-am 'Beruhmtheit', ahd. hliumunt m. 'Ruf, Leumund'.
g) -om hinter s-Stammen. ai. jus-am 'Briihe' : 1. jus, ai. jus-an, vgl. auch pi-jiis-am 'Biestmilch'; ai. amis-am 'rohes Fleisch' : Lok. amisi; ai. tamas-dm 'Dunkelheit' : ai. t&mas; ai. avasdm 'Labung', nur N. und D. : ai. dvas; ai. ankas-dm nur Akk. 'Geschlecht' : dvkas n. 'Biegung, Krumnmng'; gr. uuov 'Eiter' <[ *piis-om : 1. pus; ai. uts-am 'Brunnen' : *udas; ai. jaks-dm 'Schimmer' : ai. jdsas 'Glanz'.
h) -om erscheint auch hinter Z a h l w o r t e r n , ohne dafi diese zunachst eine andere Bedeutung bekommen. So lat. du-centum, tricentum : ai. pawcasat; ai. traj-arn 'Dreiheit', abg. troje, lit. treja; ai. dvaj-am 'Paar', abg. dvoje, lit. dveja; ai. catvar-dm qviereckiger Platz', abg. cetvero, lit. ketvera, usw.
Dieses Material wird geniigen, um zu zeigen, dafi -om wirklich ein angetretenes Element war, und zwar angetreten an den Kasus indefinitus. Um die wahre Ge-
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Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 62. 63.
stalt des Wortes kennen zu lernen, miissen wir es daher iiberall abtrennen. Die Neutra auf -om sind also konsonantisehe Stamme. Bei diesen waren Nom., Akk. und auch Vokativ gleich. Es ist ganz klar, daRi dies ebenso bei den Bildungen auf -cm der Fall sein mufi. Dafi der Vokativ zu den Neutren auf -om etwa auf -e ausgehen muSte, ist eine ganz falsche Forderung, die sich nur aus der Annahme herschreibt, flaB wir es in den Bildungen auf -om mit o-Stammen zu tun hatten. Der Vokati^ konnte hSchstens das -om entbehren. Wie wir schon oben gesehen haben (S. 41), wurde der Nona, auch mit s gebildet, vgl. z. B. 1. aev-om : ai. dju-s.
om war also eine ganz klare Partikel. Leider ist sie als solche nicht erhalten. Wohl aber finden wir einen Pronominalstamm ai. am. Einnaal werden zu ai. asdu 'jener dort' die obliquen Kasus von einem Stamme amu gebildet, der sich doch wohl in am -\- u zerlegt, und aufierdem gibt es einen defektiven Stamm ai. ama, von dem amd 'daheim', amdt 'aus der Nahe' stammt. Im Altlat. finden wir einen Akk. em = eum, worin man einfach ein altes Adverb sehen kann. Vielleicht steckt unser om auch in der ved. Partikel ati-g&, die das vorhergehende Wort hervorhebt. 63. om als Kasuselement. DaC om im Ntr. zu einem Kasus und Geschlechtszeichen geworden, ist ganz klar. Es erscheint nun sehr wohl moglich, daC es sich auch in andern Kasus findet. 1. Akk. Sing. Mask. Fern. Es ist nur ein kleiner Schritt zu der Annahme, daC das Akkusativsuffix, das wir aber als m oder m ansetzen miissen, mit unserer Partikel identisch sei. Anm. 1. So sagt L e s k i e n , a. a. O. 1S84, 101: «Nicht unmfiglich scheint es mir, dafi das Akkusativsulfix -m mit der Partikel identisch sti. Alle Versuche, dem Suffix eine bestimmte Bedeutung beizulegen, befriedigen nicht, schon aus dem Grunde, weil die Verwendung desselben zur Bezeichnung zu{;leich des Nominativs der neutralen o-Stamme dabei unverstandlich bleibt, auch abgesehen davon, dafi das Pronomen ein anderes Neutralzeichen d hat». Auch G a e d i c k e halt die beiden Formen, Nom. Akk. Sg Ntr. und Akk. Mask, fur eins. Er sagt weiter S. 17: «Es ist zu erklaren. weshalb man zwar dSnam and vdcm sngte, aber nicht pdsum, mdnasm oder mit andern Worten, warum zwar KaXdv Akk. Mask, und Nom. Akk. Ntr. ist, f|buv dagegen nur Akk. Mask. Und das kann nach meiner Ansicht, wenn wir einmal diese Gestaltung als die ursprungliche ansehen, nur dadurch geschehen, dafi wir die Wertdifferenzen des m auf Zeitdifferenzen zuriickfuhren, indem wir schliefien, da& das
§ 63.]
om als Kasuselement.
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m in seiner allgemeinen Funktion sich zuerst mit den a-Stammen verband.
Indeesen halte ich den Schlufl nicht fur sicher. -om ist die Partikel, die im Neutrum und sonst antritt. Sie ist aber deutlich geschieden von dem -om, -m des Akk. M., das zum mindesten dem Ablaut unterliegt, also zweifellos in einer friiheren Zeit angetreten sein mtiftte, wie dies Gaedicke angenommen hat. Anm. 2. -m ist aber auch durchaus nicht Akkusativzeichen. Es fehlt im Akk. Dual und es hat auch wohl im Akk.Sg. Fem. znnaehst gefehlt. Dies folgt aus der Gleichheit des N. Akk. PI. Ntr. 1. verba und des N. Sg. Fem. Denn wenn schon eine Flexion N. -a, Akk. -am bestanden hatte, so hatte schwerlich die Pluralflexion des Neutrums entstehen konrien. Vgl. J a c o b i , Nebensatz S. 2: «Wir schliefien also aus den Vorkommnissen in den Komposita, dafi die ids. Ursprache Norn, und Akk. noi-h nicht lautlieh bczeichnet habe. Damit weisen wir nun der idg. Ursprache nicht etwa eine Ausnahmestellung unter den ubrigen Sprachen an; sondern wenn wir die nichtindogermanischen Sprachen, abgesehen von den allerentwickeltsten, daraufhin untersuchen, konnen wir es sogar als Regel hinstellen, daS Nom. und Akk. eines lnutlichen Exponenten entbehren, und dafi gerade diese syntakfisch wichtigsten Kasus nur durch die S t e l l u n g ihre syntaktische Bedeutung erhalten». Das ist ja auch heute noch so. Wir unterscheiden den Nom. und Akk. nur noch im Sing, der Mask, (der Tag — den Tag); sonst sind die Formen (iberall gleich, ohne daS das Verstandnis unserer Sprache irgendwie erschwert ware.
Ich lehne vorlaufig also die Identitat des Akk.-Suffixes mit der Partikel -om ab. Jedenfalls miifite ein zeitlicher Unterschied in der Entstehung der Form angenommen werden. Anm. 3. Aber auch in der Auffassung des Akk. Sing, ist nicht alles fiber einen Kamm zu scheren. In einer ganzen Reihe von Fallen scheint mir nicht m, sondern om die Endung gewesen zu sein, vgl. oben § 57. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dafi etwa eine Flexion N. peds, Akk. *pedom bestanden hat. Denkbar ist aber auch, daS s und om sowohl im Nom. wie im Akk. imtraten, vgl. ai. ajus N. Akk. und 1. aevom N. Akk., und dafi sich dann die eine als Nom., die andere als Akk. festgest-tzt hat. Anm. 4. Nicht akkusativisch scheinen mir auch die in der Zss. nicht selten auftretenden Formen auf -am zu sein. Hierher z. B. ai. madhjdrndinam 'MiUag'; ai. iram-mddas neben iram-mad 'im Tranke schwelgend'; ai. visvam-invas 'in alles eindrin^end'; ai. ugrampasjds 'schrecklich blickend', 0. Richter, IF. 9, 183.
2. Sichrer liegt unsere Partikel vor im Lok. Sing. Fem. der Pronomina, ai. tasjam, asjam. Trennen wir
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Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 63. 64.
hier am ab, so erhalten wir die Formen tasja, asja, die im Indischen als Genitive dienen. Gen. und Lok. sind auch im Dual gleich. 3. Ebenso sicher steckt aber unsere Partikel im Gen. Plur. der Pronomina. Ai. tesdm, got. pize, 1. istorum geht auf eine Form auf -som mit Zirkumflex zurtick. Sie ist also aus so -\- om zusammengezogen. Die Form teso, toiso, die hier zugrunde liegt, entspricht dem Gen. Sing., got. pis, abg. ceso. Die Form war off en bar indifferent fur den Numerus, und spater hat dann eine Auswahl stattgefunden, indem die Form auf om als pluralisch aufgefaCt wurde. Der Gen. Plur. der kons. Stamme geht auf -6m aus, das auf -o 4- om zuriickgeht. Idg. *pbdd -f- om verhalt sich zu *phdo-s, wie sonst die Bildungen auf -om zu denen auf -s. Anm. 5. Ober das -am im L, Sg. Fem. ai. aivajam usw. und im Dal. Abl. 1. Du. ai. nrbhj&m s. unten. 64. Ubersicht. Die folgende tfbersicht moge die wichtigsten Falle noch einmal zeigen. N. Sg. 1. P. Sg. ai. ah-&m, 2. P. Sg. tv-dm, 1. P. Du. ai. a-vam aus va + am, "2. P. Du. juv-am; 1. P. PI. ai. vaj-dm, 2. P. PI. juj-dm, 3. P. svaj-dm; Akk. Sg. 1. P. ai. mam, abg. wg aus *me-om 2. P. ai. tvdm, abg. ig aus *twe-om. Du. vam aus va + am; Dat. Sg. ai. 1. P. mahj-am, °2. P. tubhj-am, 1. P. PI. asmabhj-am, 2. P. PI. jusmdbhj-am; Pronomen der 3. Ps. ai. aj-dm, ij-dm, id-am, Akk. im-dm; L. Sg. Fem. ai. taxjam, as/am = Gen. tasja, asja + om; G. PI. M. ai. tes-dm, got. pize usw. aus teso, toiso + om; N. Sg. Ntr. 1. verb-om.
Als wichtiges Endergebnis bleibt, daB man das Element -om immer erst abtrennen muC, wenn man zu der •eigentlichen Gestalt der idg. Worter gelangen will, om ist zweifellos das zuletzt angetretene Element. Wir kommen also zu folgendem Ergebnis: Es gab eine Partikel oiw, die in ausgedehntem Mafie an alle moglichen Stamme angetreten ist und so den Schein von o-Stammen hervorgerufen hat. Aufierdem erscheint sie hinter verschiedenen Pronominalformen und Kasus und hat zu deren Bildung beigetragen. Davon zu scheiden ist ein m, das wir in einer Reihe -von Fallen im Akk. Sing, finden. Dieses verband sich
§ 64. 65.]
Das Determinativ -am.
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mit dem auslautenden Vokal, und die Silbe unterlag dem Ablaut. Dies ist moglicherweise dieselbe Partikel, die nur zu einer friiheren Zeit angetreten ist. Es kann aber auch etwas ganz anderes darin stecken, z. B. die Schwundstufe des Pronomens me cmein\ Dieses -m findet sich wohl auch im Dat. Plur., da sich die hier anzusetzende Endung -mos wohl in m + os zerlegt. 65. Das Determinativ dm. Neben -om hat es zweifellos auch eine Partikel am gegeben. In den Formen, die hierher gehoren, hat man bisher meist den Akk. Sing. Fern, der a-Stamme gesehen. Aber das durfte eine Tauschung sein. In vielen Fallen ist diese Deutung durchaus unwahrscheinlicb. am erscheint: 1. Im Lok. Sg. der fern, a- und an^rer Stamme finden wir im Indisehen eine Endung -am, z. B. sinaj&m, devjdm, vadhvam. Dieselbe Form kehrt im Abulg. wieder, z. B. ienojg, dusejo, kostiJQ, svekruvijo, ist aber hier Instrumental. 2. Im Instr. Fern, im Slavischen, s. o. 3. Im D. Ab. I. Du. ai. sen&bhj-a'm. Dieser Form entspricht abg. eine solche auf -ma. Das m konnte hier geschwunden sein, es konnte aber auch neu angetreten sein. S. u. Es steht auch beim Pronomen der 1. und 2. P. ai. 8,v8,bhjam, juvabhjam, abg. na-ma, va-ma. 4. In adverbialen Resten. Hierher gehoren ai. pratar-dm, pratam-dm, uccais-tar-am, sanais-tar-am; gr. bf\v clange', &Y~av c sehr', it\-r|v caufier', \i-Sv csehr', Tr^p-av 'jenseits' i-owie die Adverbia wie oxebi-nv cprope% aroib-riv 'stehend', pdb-r|v 'gehend' usw.; lat. nam 'denn', tarn 'so', quam lwie als', perperam cfalschlich, irrtiimlich', protinam cvor, vorwarts', promiscam 'vermischt'; 1. clam 'heimlich', coram cin Gegenwart von'. Ferner die Adverbia auf -fariam, 1. bifariam, aliquotfariam usw., die um Jahrhunderte alter sind als die Adjektiva auf -ius, vgl. Skutsch, IF. 14, 488. Anm. 1. Zu diesen Formen auf -am konnte man auch stellen mit Schwund des m und tlbergang des Akuts in den Zirkumfiex die griech. Adverbia auf -a mit Zirkumflex und ohne i, wie dor. Kpuqpd, xaura, a-ie. Vgl. auch uepa, u^paSev neben tt^pav. Wieweit auch die Formen mit i hierher gehoren, wird sich kaum noch ausmachen lassen. In vielen Fallen wird das i falschlich zugesetzt sein. Aber die griech. Formen konnen auch anders erklart werden. Anderseits kann man auch annehmen, dafi eine Partikel S, nach -om zu -S,m umgestellt sei. Anm. 2. Neben om und am steht in bescheidenem Umfang, aber doch deutlich erkennbar ein Determinativ -in und -im. Hirfc, Indogermanische Grainmatik. III.
7
98
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 65. 66.
in finden wir zunachst im Lok. ai. tasmin, sasmin. abg. tomt, gr. iiiiv, TIV, reiv, J~iv, rmiv und fjjjiv, aol. au^iv, aqnv. Dazu auch die Parlikel gr. niv, viv. Dazu darf man wohl aus dem Lateinischen stellen enim 'denn', olim 'einst'. Daneben steht im Indischen die Partikel im auch im Sinne des Pronomens 'ihn\ 'sie', PI. 'sie\ das dem griech. iv in oiixoa-i'v, das vor Vokalen steht, entsprechen diirfte. Dazu ai. id&n-im 'jetzt', ndkim 'nimmer', dk-lm 'von — her', mdklm 'nimmer nicht', tadanim 'damals'.
66. Das Determinativ i. Auch das Determinativ i ist schon langst erkannt, und ich trage nichts wesentlich Nenes vor. Aber erst, wenn man den gesamten Stoff zusammengestellt hat, erkennt man seine JBedeutung. 1. i beim Pronoraen. Die Pronominalstamme der 1. und 2. Person lauten me, twe (gr. \x.i, ai, got. mi-k, pu-k, ai. mam, tvam
Dirse Formen sind zunachst kasuell unbestimmt gewesen, und so hat der RV. einigemale auch den Lok. Sing, tve (Whitney § 492) und me wollte P i s c h e l sogar akkusativisch fassen (vgl. Delbriick, Ai. Syntax 205). Aus den Formen *moi, *hvoi ist durch Antreten von i dann der Lok. ai. mdj i, hdj-i entstanden, wie durch Antreten von a der Instrumental mdj-a, tvnj-a.2) Weiter liegen die Formen moi, twoi mehreren Weiterbildungen zugrunde, wie z. B. apr. mai-sei, twai-sei, got. mei-na, 1. meus <^ *mei-os usw. Im Norn, finden wir i in ai. va-j-am 'wir' und ja-j-am 'ihr', vgl. au<-h got. wei-s im Gegensatz zu lit. ve-du, got. wi-t 'wir beide', lit. ju-du, got. *ju-t 'ihr beide'. Dasselbe wei sterkt im G. L. Du. ai. a-vaj-os, abg. na-j-u, va-j-u. ') Trotz H a v e r s Untersuchungen zur Kasussyntax 1911. Soeben weist E. H e r m a n n , Lilauische Studien, Berlin 1926, S. 77, naeh, daS die Formen auch im Litauischen als Genitive, vielleicht sogar als Akkusative verwendet worden sind. 2 ) So auch H e r m a n n , a. a. 0. ^8.
§ 66.]
Das Determinativ i,
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Gr. vil)i 'wir beide' geht nach B r u g m a n n , BSGW. 1908, S. 25 ff. auf *nowi zuriick. Ich sehe in nou eine Form, die im Indischen als Akk. Gen. Dat. Dual, vorkommt, nO,u. Daran ist i getreten. Ebenso steht gr. acpilii neben aq>ii>. Erklart man crqpun < *sphow-i, so klingt *phou stark an ai. u-bhau 'beide' an, abg. oba, lit. a-bu. Zu dem s wird man wohl eine Vollstufe es erschliefien diirfen (vgl. nos : y,s, wes : us, iwe : tu), die in got. iz-wis 'euch', vorliegt \-wis doch wohl zu 1. vos, ai. vas).
Beim geschlechtigen Pronomen finden wir i in alien moglichen Stellungen und Formen und in grofiem Mafie in Ableitungen verbaut. Ich stelle das Material zusammen. Stamm « + * = gr. ei cwenn', eig. 'da', vielleicbt got. -ei; ei -\- om — ai. aj-dm 'dieser\ Schwundstufe zu ei in * + * = ' • 1S> got. is. Stamm hv>e. Daran i, N. Sg. 1. qui < alat. quoi, osk. put, (dazu auch gr. iroi 'wohin'), Fem. quae < qua + i neben aliquot, siqua. Dazu pr. quai 'welcbe'. Zu kwoi ist die Schwundstufe hwi, + s = 1. quis. Stamm te, to + i — ahd. N. Sg. ihie < *pai und N. PI. ai. te, gr. Toi 1. isti, got. pai usw. Stamm se, so -f i got. Adv. sa-i 'siehe da', ahd. se.
Diese Formen werden nun durch Antritt neuer Elemente Grundlage von Flexionsformen, es entstehen also neue Stamme. So flnden wir ai. I. Una, Jee-na, ai. Gen. Dual, taj-os, gr. Toi-iv, lit. tiem, abg. toj-u, te-ma, got. paim usw. Auch im Ntr. des Pronomens ist * angetreten ( J . S c h m i d t , Ntr. 244 ff.), vgl. ai. )ddi 'wenn', thess. uea-itob-i. Das lange I, vielleicht eine Nebenform von i, flndet sich in gr. OOTOOI, 6O{, ark. TUJVT'.
2. i b e i m A d v e r b i u m . i im Auslaut von Adverbien ist iiberaus haufig, und es ist auch wohl dann als angetretenes Element anzusehen, wenn die i-lose Form nicht vorhanden ist. ai. updr-i, ahd. ubir < *ubiri : gr. utrdp, 1. super 'uber'; ai. pdr-i 'rings umher', gr. ir^pi : 1. per, got. fair-, lit. per, abg. pre; ai dp-i 'auch, selbst, sogar', gr. £n-i 'auf, zu, bei' : 1. ob; gr. £v-i : gr. £v, 1. in, d. in; ai. dnt-i 'gegenilber', gr. &w{, 1. ante : got. and, gr. &VT
100
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 66.
Nach den Gesetzen des Ablauts ist i im allgemeinen, wenn auch wohl nicht immer, die Schwund8tufe zu einem Diphthong ei oder ai. Wenn wir unser i als Schwundstufe von ei fassen, dieses aber durch Antreten eines i an e entstehen lassen, so erklaren sich folgende Falle: Partikel dhe in ai. -ha, ku-ha 'wo', gathaw. kuda 'wo'; ai. i-hd 'hier', sahd, aw. hada, apers. hads, cvon einem Ort', abg. ku-de lwo'7 si-de 'hier' usw.; dazu die *'-Erweiterung in 1. -hi, ubi, alat. ubei, ibi und die Schwundstufe in gr. ir6{h 'wo', afrr6-{h 'daselbst'. Partikel te in ai. u-td u-id 'sowohl als auch'; i-Erweiterung alat. utei und dazu die S. in 1. utU); ferner 1. aut(i), ai. i-ti 'so', gr. I-Ti 'no eh'. Partikel le in 1. ille < isle, lett. le in nu-le 'soeben, kurzlich, jetzt erst'; lai in abg je-le 'kaum', vgl. Berneker 418 und H in abg. jell 'wieweit, quantum'. Daraus weiter entwickelt 1. tdli-s, qua-lis, g. -rnMKOi; cso alt', abg. toliku 'so gro6'. An m. 1. Wenn wir dieses Antreten einer Partikel i annehmen, so verstehen wir nunmehr das Nebeneinander von e/o-, oi-, ei- und i-Stammen. Idg. kwo 1. quo-d alat. quoi, gr. ii€i 1. quis k'e 1. ce-do gr. ^KEI, ahd. he lit. sis so ai. sa, gr. 6 got. sai, 1. sic to ai. ta-d ai. te, gr. xoi, g. pai e, o ai. a-sja N. Sg. ai. aj-am, gr. ei 1. got, is. Den obliquen Kasus liegt teils der gewohnliche e-, o-, teils der e/-Stamm zugrunde, und auch hier mag eine Tabelle die groBe fjbereinstimmung zeigen. kwo to
e-o
got. hamma got./is got. pizos got. pize
1. quoiius G. PI. ae. ddra gr. xoTai G. PL ae. dara ai. tesatn, abg. techu ai. asja u. esmei, ahd. es G. P. o. eiza-zunc Abl. fisMrf Weiter aber werden selbstandige Worte gebildet. e -\- no = abg. onu cer', oi -|- no, I. unus, got. OJ'MS, ai. e-na-; e + wo = abg. O-OT< 'jener', oi -f wo, ai. eva 'so', gr. olo? 'allein'; ai.tasja, gr. TOIO ai. tasjas
e + fcas = osk. e-kas 'hae' oi + kos, ai. e/fcos 'einer'. 3. i- b e i m N o m e n . Hier tritt uns i zunachst als Kasuszeichen entgegen. a) i im Lokativ. Im Indischen gibt es im Lokativ Stammformen ohne Endung, die schon seit langem die Aufmerksamkeit er-
§ 66.]
Das Determinativ *.
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regt haben, weil sie, wie L u d w i g gesagt hat, als Reste des unflektierten Zustandes in die Zeit der Flexion hineinragen (a. oben S. 48). Daneben gibt es Formen mit i. Deinentsprechend unterscheidet denn auch B r u g m a n n , Grd.2, 2, 2, 174 endungslose Formen und Formen mit i. Wir haben es, daran besteht heute kein Zweifel mehr, in den endungslosen Formen mit dem Kasus indefinitus und bei dem i mit einer angetretenen Partikel zu tun. Vgl. oben § 33. Am friihesten diirfte das i im Pronomen angetreten sein, finden wir hier doch scheinbar «lokativische» Formen auch in Sprachen, die sonst den Lokativ nicbt bewahrt haben. Hierher gehoren gr. lice! cdort', dor. Keibe chier', dor. ueT 'wo1, kret. bnrXe! cdoppelt', hom. d 'wenn', 1. hie c hier' aus *hei-c, got. pel c daB\ Dafi die Formen aber gar nicht lokativisch waren, ergibt sich aus gr. TTOI Svohin', zu dem 1. hue aus *hoi-c Vohin' stimmt. Wollen wir diese kasuell bestimmen, so konnte man sie nur akkusativisch fassen. Beim Nomen ist das -i am meisten verbreitet im Lok. der o- und a-Stamme. Es heifit ai. vfke, abg. vluce, alit. diewiep, gr. OIKOI, 1. doml. Hier weist auch die schleifende Betonung auf spates Antreten. Nur das Litauische zeigt in seinem vilke eine Form ohne i. Nach J o h . S c h m i d t , KZ. 27, 309, 397 ist i zunachst im Lok. Sing, der einsilbigen Stamme angetreten. In der Tat haben diese fast stets i (ausgenommen gr. ev5ov cim Hause'). i kann auch im Lok. Plur. gr. XUKOICI angetreten sein, wahrend die satem-Sprachen in diesem Falle u zeigen, ai. devesu, abg. vMcechu. Doch sind auch andere Erklarungen moglich, vgl. oben § 43. Das i des Lokativs hatte also mit dem Lokativ als solchem nichts zu tun. Der Lokativ bestand auch ohne dieses als unbestimmter Fall in ausgedehntem MaBe. Nachdem aber das i an Lokativformen festgewachsen war, an andern Formen aber nicht, konnte man es als Kasuszeichen empfinden. Anm. 2. In einer Reihe von Fallen erscheint i sozusagen als Kompositionsvokal. Zweifellos kann man den Namen ai. Judhi%thiras als 'im Kampf stehend', also lokativisch auffassen. Aber bei
102
Suffix- und Kasusbildung.
Determinativa.
[§ 66.
ved. Gavi-sthiras Eigenname ist das kaum m5glich, ebensowenig wie bei ai! Divi-rathas, Name mehrerer Manner. Ai. pathi-ftha 'am Wege stehend', pathi-sadi- 'am Wege sitzend' srheinen Lokative zu enthalten. Aber paihi-krt rWege bereitend', pathi-rdhgi 'Wege behutend' zeigt pathi als Stamm.
b) i im Dativ. Ich habe ursprunglich daran gedacht, daB der Dativ auf -ei unser Suffix i enthalte. Doch ist vielmehr Suffix ei anzunehmen, so daft Dative mit i nicht zu finden sind. c) Der Vokativ der a-Deklination geht im Indischen, allerdings nur in dieser Sprache, auf -e aus, was einem idg. ai entspricht. Da nun nach Ausweis des Slawischen (rpko : rgka) der Vokativ auf a oder o ausging, so konnten wir hier das Antreten der Partikel i annehmen. Doch ist es ebensogut moglich, daft wir es hier mit eineni Rest der oi-Deklination zu tun haben, vgl. oben S. 75. d) Im Nom. Dual, der femininen a- und der neutralen o-Stamme finden wir eine Form auf -? (idg. ai und oi), bei denen man Antreten der Partikel i annehmen kann. Ai. ke ware dann gleich 1. quae. e) In ausgedehntem Mafie ist i im Ntr. Plur. im Indischen angetreten, vgl. ai. namdn-i gegeniiber ai. nama, got. namo; — ai. catvdr-i cvier', lit. ketur-i, got. fidwor(i), zu
erschliefien aus Dat. fidworim. Vgl. dazu Joh. Schmidt, Ntr. 227 ft'., dem ich unbedingt beistimme, und oben § 37. f) Im N. Sing. Neutrius konsonantischer Stamme. ai. hdrd-i und hrd-i cHerz\ lit. sirdls, abg. sriidi-ce, ahd. herzisuht : gr. xf|p, c1. cor(d), ai. (m)-hard; ai. v3r-i Wasser' : var N.; ai. dksi 'Auge': Lok. tiks-ati, abg. G. oces-e; ai. asth-i 'Knochen' : 1. oss; ai. dddh-i 'Milch' : Lok. dadh-dn; ai. mah-i cgro6' : ai. mah-dn-t; alat. sale, abg. sol-i, gr. &\i-u6pqpupoi; : gr. a\; u. a.
In vielen Fallen ist die Form auf -i durch Antreten von -om undeutlich geworden, vgl. oben S. 89. Hierher ai. &si-am 'Mund, Rachen' : ai. <Js, 1. os; ai ndbhj-am cNabe' : ahd. naba; ai. krdvj-am 'rohes Fleisch' : 1. cruor usw.
g) i beim Mask, und Fern. Brugmann hat Grd.2, 2, 1, 170 mit Recht angenommen, daft die mask, und fern, i-Stamme zum guten Teil aus konsonantischen
§ 66.]
Das Determinate *.
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Stammen durch Antreten der Partikel i entstanden sind. IF. 32, 268 habe ich Beispiele dafiir zusammengestellt. ai. Inf. dr-s-aj-e : drs 'Sehen'; ai. nrtis °!Tanz' : nrt 'Gebarde'; ai. s'ucis leuehlencf, Licht', ahd. hugi 'Sinn' : ai. sue 'Licht'; ahd. wurt < *wrtis 'Schicksal' : ai. a-vrt 'das Sichherwenden'; nachved. pur-{s°'Bwg\ lit. pills, gr. u6\i; : ai. pur 'Stadt'; ai. atis 'Wasservogel' : 1. anas, ahd. anut 'Ente'.
In andern Fallen konnen wir das Wort ohne i nicht mehr nachweisen, wohl aber stehen neben den i-Stammen andere Stamme, bei denen das iiberschieCende Element ebenfalls angetreten ist. ai. nabhis 'Nabe, NabeP : 1. umb-o, ahd. naba; ai. janis 'Weib', got. qens : ai. gna, got. qino; 1. axis, lit. ash, abg. osi : ai dksas, gr. aEujv, ahd. ahsa 'Achse'; ai. gins 'Berg' : lit. gird, abg. gora; 1. mare, ir. mttir, ahd. meri : got. mar-ei; gr. bf|pi<; 'Kampf, Wettstreit' : gr. bopd; ai. pdnis 'Hand : 1. palma.
Wie i-Stamme neben konsonantiscben Stammen aus reinen Basen steben, so tritt i auch weiter an konsonantische Erweiterungen. Wir werden als eine solche das t kennen lernen. Dieses t wird, wie schon B r u g m a n n , Grd.2, 2, 1, 428 annabm, durch i erweitert, und wir gewinnen so das Suffix -ti, das auCerordentlicb verbreitet ist. Es bildet Verbalabstrakta. Nebeneinander stehen: ai. sdm-it-is 'Zusammentreffen' : sam-it; ai. d-ksiti 'unverganglich', gr.
Auch an w-Stamme ist i getreten, und da M-Stamme auch durch -om erweitert sind, so stehen Worter auf -nom (auch -no) und -mi nicht selten nebeneinander. ') Die abstrakte und konkrete Bedeutung nebeneinander durfen nicht storen, s. o. S. 83.
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Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 66. 67.
abg. stan-i f., aw. gao-stanis 'Rinderstall' : lit. stonas 'Stand', abg. stanu 'firmitas', urspriinglich wohl Ntr.; lit. duon-is, abg. dan-i eGabe' : 1. don-um; ai. parsn-is : aw. pasiwm, gr. irt^pva 'Ferse', 1. perna, got. fairzna; aw. saenis m. 'Spitze' : gr. KUJVO?;
ai. ghrti-is 'Feuerglut' : ai. ghrna und ghrnds; 1. peltts aus *pelnis : ahd. fell <^ *pelnom ; 1 collis 'Hiigel' : lit. kdlnas 'Berg'; lit. vilnis 'VVelle' : d. Welle, abg. vliina; abg. pojasni 'Gurt' : gr. Ziuvn,; abg. dlani 'Handflache' : lit. delna.
67. Ubersicht. Wir haben also i in weitem Urnfange angetroffen, und konnen nun fragen, was es sei. Da mu£S nun darauf hingewiesen werden, dafl es vielleicht gar nicht einheitlichen Ursprungs ist. i kann namlich die Schwundstufe zu ei, oi und zu ai sein, Diphthonge, die zweifellos gar nichts miteinander zu tun haben. Als Schwundstufe zu ai ist es wahrscheinlich zu fassen als Suffix des Lokativs Sing., denn wir haben gesehen, daC dort auch ai als Suffix vorkommt, und da wir hier sogar einen regelrechten Wechsel des Akzentes finden (gr. X^"01'! aber Lok. ai. pitdri), so ist hier alles in Ordnung. Dasselbe Verhiiltnis besteht ja auch beim Verbum (3. Sing. gr. TiSnfft : Ti&exai, ai. dddhati : dhatte). Dieses ai ist eine Partikel, die im gr. ai cwenn', eigentlich 'da', ganz lebendig vorliegt. Auf der andern Seite haben wir die Vollstufe ei ebenfalls im gr. ei Svenn', eig. ' d a \ wozu weiter got. ei Relativpartikel und slaw, i 'auch' gehoren. Dieses ei wird man in ai. hard-i usw. sehen diirfen, wegen hrdaj-am und gr. opveov, offTeov (ai. asthi). Als regelrechtes lebendiges Element liegt i auch wohl noch in gr. OUTOOT vor, wo das i aus i gedehnt ist. Wir erhalten nun auch Klarheit iiber die beiden Klassen der i- und ei-Stamme, die wir oben S. 73 ff. behandelt haben. Die ei-Stamme sind eigentlich Stamme auf -ejo, wie die er-Stamme solche auf -ero, die ew-Stamme solche auf -eno. Wie dieses ejo aufzufassen ist, wissen wir nicht. Jedenfalls muC der Norn, mit I), auf -es, der Gen. wie idg. *p9tros auf -jos ausgehen, 1. sedis, ai. avjas.
§ 67-69.)
Inflgiertes i.
105
Die i-Stamme sind eigentlich konsonantische Stamme. Nehmen wir idg. *kerd c Herz\ so hiefi der Gen. *krdo-s. Es trat nun im Nom. i an, und es entstand ai. hard-i. Ebenso konnte i aber an die Stammform *hrde treten, und wir erhalten *krdii oder krdoi. Daran trat dann s. Die Flexion ai. agnis, Gen. agnes, lit. sirdls, sirdies, got. ansts anstais ist ganz regelrecht. Wie die Verhaltnisse liegen, brauchte die i-Erweiterung natiirlicb. nicht in alien Kasus einzutreten, und es konnten sehr wohl konsonantische und j-Formen nebeneinander stehen. Die Flexion 1. mare
gr. £p-i-{poi; : lit. eras Lamm'; ai. rudh-i-rds : gr. dpu9p6?. Vgl. dazu (nach Walde) 1. rudis und ai. rudhi-kras; c gr. &p-t-{>n6<; das Aneinandergefugte' : dp&n6<; 'Verbindung, Freundschaft'; ai. dhvas-i-rds 'stiebend' neben dhvas-rds 'spritzend'; ai. har-i-t, hdr-i-tas 'gelb' neben abg. zlato, got. gulp; gr. |5\-t-T-ov : ahd. melda 'Melde'; gr. boX.-i-x<5i; : ai. dir-glias < *deh-ghos; abg. srud-i-ce : 1. cor(d); 1. ped-i-ca : 1. pes; gr. p-i-ov < *wr-i-son 'Bergspitze', ahd. riso 'Riese' : ai. vdrSman 'Hohe'; 1. tr-i-bus 'Gau', u. trifu : got. paurp (csehr unsicher'). Anm. Da das indische i b^kanntlich zwei Werte hat •— es kann auf idg. i und auf idg. a zuriiekgehen — so lassen sich nalurlich die indischen Formen nicht sicher beurtfilen. i liegt wahrscheinlich dann vor, wenn die Basis sonst eine leichte ist. Ist die Basis schwer, so kann ai. i trotzdem gleich idg. i sein, wie z. B. gr. it6\-ii; und 6o\-ix6? zeigen.
69. Das Determinate u. Wahrend wir die Partikel i nicht mehr in lebendigem Gebrauch antreffen, ist u im RV. noch vollstandig lebenskraftig. Vgl. G r a C m a n n s. v. und D e l b r i i c k , Ai. Syntax 504. Diese Partikel « hebt die Worte, denen sie folgt, hervor, vgl. tvdm u, tarn u, te u, tS, u, jad u, jas u, kirn u, anjad u.
106
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 69.
Bei dieser Sachlage ist es nicht zu verwundern, dafi die Partikel u hinter gewissen Formen fest geworden ist, allerdings — und das ist bemerkenswert — bei weitem nicht in dem Dmfang wie i. 1. « h i n t e r P a r t i k e l n ist selten. Ich kenne eigentlich nur ai. dn-u 'einem nachfolgend' : gr. dvd, Svuu und ai. no cund nicht5. ai. muhu 'plotzlich' : muh ist wegen muhur dss. sehr unsicher. Audi ob gr. au cwiederum', 1. au-t hierher gehoren, scheint mir zweifelhaft. % u h i n t e r P r n n o m i n a ist hiiufiger. Hierher ai. as&-u 'jener', aw. ho, hau cdieser'; gr. 6-0-TO?, d-u-xr), TO-OTO. Letzteres ist gleich ai. tad u tad.
Die obliquen Kasus von ai. asfiu werden von einem Stamm amu gebildet, Akk. amum, Gen. amusja. Hier liegt, wie man mit Recht vermutet, eine Form am (Akk.? oder = Partikel om) zugrunde, an die die Partikel u getreten ist. Dieser Stamm ist dann flektiert, wie z. B. 1. i-pse. Vielleicht steckt u auch in got. piz-u-h, pat-u-h, falls das u kurz ist.
3. u h i n t e r K a s u s f o r m e n . a) Der Lok. Plur. geht im Aind. Abg. und im Alit. auf -su aus, vgl. oben § 43, wahrend das Griech. -si aufweist. Ich mochte beide Formen fur alt halten und annehmen, daC sowohl i wie u an den Lok. Plur. getreten sind, da ja auch sonst i und u nebeneinander vorkommen. b) Wir finden u ferner im Lok. der i-Stiimme: ai. agnd-u : agnis. Das hohe Alter dieser Form wird durch Formen wie kypr. TTTOXI/I USW. bewiesen, die ihr w vom Lok. bezogen haben miissen. Als Lokative von o-Stammen sind dann die slaw. Adverbien auf -u aufzufassen, vgl. abg. tu cdort', onu-de 'eicel, dort', u, ju 'schon', u-to 'freilich', vunu 'hinaus', wozu weiter die Ortsadverbien auf -gdu gehoren: kgdu Voher', tgdu cdorther'. Ich habe zu der ersten Kategorie die gr. Ortsadverbien auf -ou gestellt, OTTOU 'WO', OO, TTOU c
wo', die doch keine Genitive sein konnen. c) Und schlieClich finden wir eine Endung auf -ou im slaw. Dativ, abg. vlultu 'dem Wolfe'. Alle Versuche, die Form mit dem idg. Dativ auf -6i zusammen zu bringen sind gescheitert, und so muC man hier eben eine andere Bildungaweise annehmen. Der Ausgangspunkt wird beim Pronomen gelegen haben, wo semu 'diesem' dem phryg.
§ 69.]
Das Determinativ u.
107
entspricht. Auch fragt sich, ob nicht die altgallische Endung -a, Alisanu, Magalu hierher gehort. 4. u- h i n t e r N o m i n a l f o r m e n als Nominals u f f i x e. a) Mit dem Nomen ist u in einer Reihe von Fallen fest verbunden geweeen. Vgl. ai. jan-u, gr. f6v-v, 1. gen-u, got. hniu 'Knie'; ai. dar-u, gr. bop-u, got. triu, lit. dervh, abg. drevo 'Holz'; 1. pecu, ai. pdsu, ahd. fiku gegenuber 1. pecus, pecoris. Diese Falle mussen sehr alt sein. Jiinger diirfte u in folgenden Fallen sein. Neben ai. pad steht ai. padus m. 'Fufi', das man mit got. fotus vergleichen kann. — Neben iroi-nr|v, lit. piemuo steht gr. TTUI-U, 'Herde', ai. paj-us 'Huter'. Hierher kann man aueh die Falle rechnen, in denen u mit -om wechselt, z. B. got. paurn-us : ai. tfn-am; gr. |atli\-u : ai. mUl-am 'Wurzel'; 1. cornu : got. haiirn, ai. spigam. MSglicherweise ist bier u vor om geschwunden, s. oben S. 89.
Wie die iibrigen Falle zu beurteilen sind, ist schwer zu sagen. Anm. Ein paar merkwiirdige Falle sind ai. manjus cZorn' und mrtjtis 'Tod'. Es sieht ganz so aus, als ob u an j-Stamme getreten waie, da man manjus mit gr. nf|vi?, mrtjus mit 1. mots, mortis vergleichen kann. Auch von den Adjektiven auf -ju (Whitney 1165) gehSren wohl einige bierher.
b) Eine besondere Kategorie haben wir in den Verbalabstrakta auf -tu vor uns. Sie sind vielleicht wie die entsprechenden Bildungen auf -ti aufzufassen, d. h. die Partikel u ist an Bildungen auf -t angetreten. Vgl. ai. (.turn Inf., 1. ad-itus : ai. Mis; gr. KXEITOI; cAbhang' : K\(cn<;; ai. mdntus 'Rat, Rutschlag' : 1. mens; ai. tdntus 'Faden' : 1. intentio; ai. gdntus 'Gang' : ai. gatis, gr. fJdmi; usw.
Doch kann der Schein triigen, und in tu ein selbstandiges Wort stecken, s. u. c) Als deutlicb produktiv erweist sich u als Adjektiva bildendes Suffix, von dem es feststeht, dafi wir es mit einem verhaltnismaCig spat angetretenen Element zu tun haben. Beispiele: gr. duiox; 'schnell', ai. dsiis; gr. f\b\>z, 1. suavis, ahd. suogi, ai. svadus 'siifi'; gr. eiipi)?, ai. urus 'breit'; gr. papOg, 1. gravis, got. haurus, ai. gurus 'schwer'; gr. iroXui;, ahd. filu, lit. pilus 'volP, ai. pur As 'yiel'; gr. Zkayiic, 'leicbt', ai. laghus 'rasch, leicht, gering' u. v. a.
108
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa. [§ 69—71.
In diesem Fall hat aber das Suffix eine ausgesprochene Bedeutung, es bildet eben Adjektive, allerdings nicht von Substantiven, sondern von Adjektivstammen, und man wird vielleicht darin die Schwundstufe zu dem Pronomen owo (abg. ovu) sehen diirfen. d) i u n d u n e b e n e i n a n d e r . Es folgt nun noch eine kleine Tabelle, um das Nebeneinanderstehen von i und u zu zeigen. Vgl. idg. so + i = got. sai,
so + u = gr. &-U-TO<;;
idg. to + i = ai. N. PI. te, got. pai,
to + u = abg. tu 'doit';
idg. ne + i = 1. rii, Lok. Plur. gr. rpia-l 3. Sg. Ind. ai. bhdrati, 3. PI. ai. bhdrant-i, idg. A-Wo + / = gr. not,
ne + u = ai. no 'und nicht'; ai. tris-u.1) 3. Sg. Imp. bhdrat-u; 3. PJ. Imp. bhdrant-u; idg. ku'o + u = ai. ho 'verstarkende Partikel'; idg. a + u = gr.au 'wiederum'.
idg. a + i = gr. ai 'wenn',
u scheint mir eines der am spatesten angetretenen Elemente gewesen zu sein, immerhin noch alter als -om. 70. Das Determinativ e, 6. Eine Partikel e, o ist oben S. 11 erortert worden. Sie kommt auch als Praund Postposition (ai. a) vor, spielt aber in der Stammbildung keine Rolle, denn bei den Stammen auf -e und -6 gehen diese Laute auf die Diphthonge ei und ou zuriick. Nur ist in einer Reihe von Fallen e, o hinter Adverbien fest geworden, und weiter auch zum Suffix des Instrumental geworden. 1. e, o hinter Adverbien. gr. SV-UJ ^aufwarts', KOTUJ 'abwarts', H-UJ 'hinaus', ?o"-ui 'hinein', irp60-uj 'vorwarts', ai. madhj-d 'dazwischen' und die S. 87 genannten Formen.
2. Hinter Pronomina und Nomina ist e, 6 dann zum Suffix des Instrumental geworden, s. oben § 35. 71. Das Determinativ a . Das Element a bildet bekanntlieh in spaterer Zeit Fem. und Kollektiva(?), und es fragt sich, was es urspriinglich gewesen ist. Nun habe ich friiher ausgesprochen, daG a in einer grofien Anzahl von Fallen einen Bestandteil der Basis bildet. Das sollte aber •) Vgl. RV. 34, 2 trls ndliam jathds, tris u asvinS, (lira 'dreimal kommt ihr des Naehts, o. A., 'dreinial auch des Tags'.
§ 71.]
Das Determinativ -o.
109
nichts anderes heifien, als daG zur Zeit der Akzentwirkung Worter der Form *demd vorhanden waren. Wie diese Worter aufzufassen sind, und ob a als Suffix oder nicht anzusehen ist, dariiber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Ich bin heute der Ansicht, dafi a ein selbstandiges Wort war, das sowohl vor wie nach der Wirkung des Akzentes angetreten ist. Ich habe schon IF. 32, 302 einige Falle zusammengestellt, in denen a als deutlich angetretenes Element erscheint und wiederhole sie hier. ai. id-a f. : id f. 'Labetrunk'; ai. is-a : Is f. 'Gewalt'; ai. nid-a 'Schmach' : nid f.; ai. urj-d 'Kraft', gr. 6pY>1 : ai. urj f. 'Kraft'; gr. biK-n 'Weisung, Recht' : ai. dis f. 'Richtung, Art und Weise', 1. diets causa (?). ai. tdn-a 'Sprofi, Kind', ahd. don-a 'Zweig, Ranke' : ai. tan f. 'Nachkommenschaft'; 1. or-a 'Rand' : 1. 6s n. 'Mund', ae. or 'Rand'; gr. dup-a, 1. fora's : 1. fores, ai. dv&r f.; lit. ped-a 'Fufispur': 1. pes; gr. ilip-a 'Stunde', abg. jar-a 'Friihling' : aw. jar 'Jahr'; abg. )uch-a 'Briihe' : I. jus; ai. him-a 'Winter' : 1. hiems, ai. him-; gr. 6ii-r| 'Offnung, Loch' : idg. *okv> 'Auge'; ai. t&r-a 'Stern bild' : gr. doxr|p; lit. vasar-a, 'Sommer' : gr. €ap; lit. derv-a 'Kienholz' : ai. ddru, gr. 66pu; abg. sred-a 'Mitte', r. sered-d : gr. Kf|p; abg. nog-a 'Fu6' : gr. fivuS, d. nag-el; abg. vod-a 'Wasser' : ai. 1. ud-a; gr. K6p<J-r] : ai. slras 'Kopf; aw. xsap-d f. 'Nacht' : ai lesap; ahd. lebar-a : ai jakr-t; gr. f\[iip-a 'Tag' : gr. nuap; gr. veup-ct : aw. snavar', d. Schnur; gr. iiTUX-n 'Falte' : TITUS; gr. dXK-i1) 'Stark e' : Dat. d\K-i; ai. vdn-d 'Holzstuck, Reibholz' : van 'Pflanze, Holz'; ai. mdks-a 'Fliege' : ai. maks.
Da das neutrale -om ein angetretenes Element ist (s. o. § 62), so sind die Neutra auf -om eigentlich athematische Stamme, und die daneben stebenden Fern, auf -a konnen wir ruhig ebenso als Erweiterung konsonantischer Stamme auffassen. 1. Stamme, in denen der kons. Stainm noch vorbanden ist. ai vdn-a 'Holzstiick' : van-am dss : tan 'Pflanze';
110
Suffix- und Kasusbildung. Determinativa.
[§ 71.
ai. t&n-S, 'Sprofi' : tdn-am : tan-; 1. nun-itinae : ai. din-am, abg. din-i 'Tag'; abg. juch-a : ai jus-am : 1. jiis 'Suppe'; gr. dip-a, abg. jar-a : got. jer n. : aw. jar 'Jahr'; lit. derv-a 'Kienholz' : abg. drevo < *derv-om : gr. bdpv, ai. daru 'Baum'; ai. Mm-a 'Winter' : ai. him-am : 1. hiem-s.
2. Diesen durfen wir die Falle anreihen, in denen der athematische Stamm vorloren gegangen ist. gr. lipa-r\ 'Tau' : ai. vars-dm 'Regen' (1. ros); gr. nr|Tp-a 'Gebarmutter' : ahd. muodar n.; abg. rota cEid' : ai. vrat-dm 'gottlicher Wille'; gr. d)v-r| : ai. vasn-dm 'Kaufpreis'.
Dieses Verhaltnis muC auCerordentlich haufig gewesen sein. Es ist dann dadurch produktiv geworden, dafl die Form auf -a als Plural zu dem Ntr. Sing, verwendet wurde, vgl. oben S. 57. 3. Weiter ist -a deutlich an konsonantische Stamme auf -t und -d angetreten. Hierher gehoren: gr. gr. gr. gr.
initdT-Tis : 1. eques 'Reiter' (vgl. auch equit&re)) Trepi-KTiT-ai 'die Umwohnenden' : ai. pari-ksit; 'Ap~f£i-cp6vT-r)(; : ai. -hat 'Tfiter'; beo-ir6T-rii; : ai. pdt-is m., vgl. pdt-nl;
gr. imai&i-r\c, : 1. anti-stes; d\qp-r|aTri5, d)|a-r|0Tr|<; : abg. m§dv-edi 'Bar'; sowie uberhaupt die meisten Worter auf gr. -TTI<;. Dafi hier Abstrakta zugrunde liegen, ist eine ganzlich unbewiesene Annahme.
Hinter d-Stammen finden wir a bei den Patronymika auf -(i)6nc;, wie 'Axpeibni;, die Erweiterung sind von Bildungen wie Bpiffnii;, die wiederum Bildungen wie ai. Mandvi entsprechen. Hierher gehort auch gr. 'AibriS neben horn. Gen. 'Aibo?, Dat. "Aibi, woraus ich schliefie, da6 a ein Dettrminativ war, das ursprunglich auch nur in einzelnen Kasus, vor allem im Nom. antrat.
Man wird dieses a mit dem Pronominalstamm ai. a gleiehsetzen, von dem I. PI. F. a-bhis, D. a-bhjas, G. a-sdm, Lok. a-su belegt sind. Ob gr. ai c wenn\ ai. at 'darauf, denn', 1. ad czu' und andere mit a anlautende Partikeln dazu geboren, laGt sich nicht sagen. Da das aind. a mehrdeutig ist, so ist der Ansatz idg. a auf Grand des Indischen nicht ganz sicher, aber er ist sehr wahrscheinlich.
§ 71. 72.]
Das Determinativ -».
Ill
Anm. Gehort ai. at, &d zu diesem Stamm, so liefie es sich verstehen, daS es lat. extra d), supra'd), intra(d) heifit. DaS in diesen Formen Fern, voiliegen, wie man verschiedentlich angenommen hat ( L i n d s a y - N o h l 682), ist mir durchaus unwahrscheinlich.
Mit grofierer Wahrscheinlichkeit wird man die Partikel -am, die oben behandelt ist, hierher stellen. a hatte urspriinglich mit dem Femininum nichts zu tun. Denn die a-Stamme sind Feminina und Maskulina. Immerhin muC es ein paar Worte auf -a gegeben haben, die etwas Weibliches bedeuteten, so z. B. ma 'Mutter', (gr. ua), mama, wozu auch idg. *mat€r, gwend c Weib\ Unter ihrem Einflufi ist der Stamm a offenbar als Fern, zu e- o- gestellt worden, und man hat dann zu so (gr. 6, got. ai. so) ein sa (gr. f|, got. so, ai. sa), zu kwo ein kwa (1. quai, aliqua) usw. geschaffen. a trat dann an Adjektiva, um das weibliche Geschlecht zu bezeichnen. Zu dem Adverbium ei (gr. ei, ai. aj-dm) wurde durch Antritt von a ein Fern. *eja (1. ea, got. Akk. ija Umbildung) geschaffen, woraus regelrecht ja, ai. ja, gr. r\ Velche', eig. c die\ Aus eja muCte in der RS. hp = i, in der SS. p werden. Das ist das nachste Determinativ. 72. Das Determinativ I. Ein Element i ist, wie ich IF. 31, 1 ff. nachgewiesen habe, in ausgedehntem Mafie vorhanden gewesen, und es enthiillt sich ganz deutlich als selbstandiges Wort. 1. i als selbatandiges Wort. Ai. i-drs 'ein sokher', ai. i-vat 'so grofi, so trefflich', gr. oiiToi;-t', got. sa-ei, umbr. I in po-ei. Dazu ai. N. Fein, ij-dm, vielleicht gr. ia 'eins'. Dazu weiter ai. im, ein mit m erweitertes Element, das als eine Art AkkusauV fur alle drei Geschlechter fungiert. tAufierdem steht es nach Relativen in der Bedeutung des 1. cunque und in ahnlicher Weise nach has und kimcana*. (GraSmann). Anm. i ist einerseits, wie sich aus ai. ij-am, gr. i'a ergibt, die RS. zu bjB, < tj». Anderseits kann es Dehnung von * sein.
2. i als s t a m m b i l d e n d e s Element. Vgl. hierzu H i r t , IF. 31, 1 ff. Dieses I ist, wie ich a. a. 0. gezeigt habe, aufierordentlich haufig gewesen. a) Wir finden es zunachst als ein die Bedeutung nicht veranderndes Determinativ bei konsonantischen t-Stammen und Neutren auf -om.
112
Suffix- und Kasusbildung.
Determinativa.
[§ 72.
got. mar-ei f. : 1. mare 'Meer'; gr. K<xpb-(a : gr. Kf|p, ai. hdrd-i: gr. no\-T'-Tri<; : gr. ir6M<;, ai. pur 'Stadt'; 1. aurl-tus cmit Ohren versehen' : ai. asjam cMund', ahd. c 6ri Ohr'; gr. 6aaa 'Gerucht' < *okj» : ai. vac; got. baiirpei 'Biirde' : ai. ra&tra-bhrtj-am; got. jur-en cMeer, 1 uri-na : ai. vdr-i; ai. nabhi-l-am 'Schamgegend' : ahd. naba 'Nabe'; abg. zeml/a 'Erde', lit. zgme dss., zemt-na 'Erdgottin': gr. xSiiiv; gr. ttila < ped-J3, 1. impedl-re : 1. pes cFufi'; ai. vamr-i, 1. formi-ca cAmeise' : ai. vamrds; gr. SpvT-q 'Vogel' : ahd. aro 'Adler'; ai. drsl-ka !Aussehen' : ai. drs; lit. dpe 'Flufi' : ai. ap cWasser'.
b) Nicht anders wie die eben angefiihrten Falle verha.lt sich ein sonst auftretendes I, das aber die Bedeutung als Feminina bildendes Suffix angenommen hat. 1 ) Hierher zunachst Falle wie: ai. rrkis, lit. vllke, aisl. ylgr, abg. vluci-ca : idg. wfkas 'Wolf; 1. gaUl-na : galtus, 1. regl-na : rex.
Und dann ist dieses I als Suffix produktiv geworden, als Suffix, das in weitem Umfang Feminina, Adjektiva oder movierte Feminina bildet, s. unten. Vgl. ai. svddvt, gr. f)beta : ai. svadus, gr. fibu?. c) Dieses Suffix driickte wohl urspriinglich die Zugehorigkeit aus, und man kann daher den Gen. Sing, auf -« im Lateinischen und Irischen hierherstellen, 1. lupi, air. make. F. S o m m e r hat zuerst die richtige Erklarung aufgestellt, die er spater wieder aufgegeben hat, daC es sich urn eine Form handelt, die die Zugehorigkeit bezeichnet: lupi heiCt also, «was zum Wolf gehort». Spater hat dann W a c k e r n a g e l , Melanges F. de Saussure 125 ff., zweifellos richtig damit eine Form verbunden, die im Indischen in Verbindung mit kr cmachen', bhu 'werden' auftritt, z. B. stambhi-bhavati cer wird ein Pfosten', mithunl bhavanti csie paaren sich' u. a. In Fallen wie 1. magni aestimare ist natiirlich diese Form kein Genitiv, sondern der Kasus indefinitus. Aber man muC schon in sehr alter Zeit diese Form auf -i als Genitiv aufgefaCt haben, da im Griechischen statt dieser ') Dieses i haben wir also als Suffix zu betrachten, und es ist naturlich fraglich, ob es mit dem vorhergehenden identisch ist.
§ 72. 73.]
% als infigiertes Element.
113
Konstruktion auf -i der regelrechte Genitiv der o-Stamme auftritt. Daraus scheint mir zu folgen, dafi der Gen. auf -I keine Neuerung des Italo-Keltischen ist, sondern eine bewahrte Eigentiimlichkeit. d) Ein % findet sich schlieClich als Endung des Nom Dual, der «'-Stamme und des Ntr. der konsonant. Stamme Zwei alte Beispiele sind N. Du. ai. aks-i = abg. od-i und abg us-i, lit. aki, ausl. Dazu ai. ndm(a)ni = abg. imeni. Man kann auch dieses I mit unserm l zusammenbringen. Wenn man annimmt, dafi i die Zugehorigkeit bezeichnete, so laCt sich der Dual verstehen, als das, was zu dem andern gehort. Der Nom. Dual. Mask, der i- und w-Stamme auf -i und -a hat sich vielleicht nach der Proportion N. Sg. -os: N. Du. -o wie -is :i, -us : u entwickelt. % mufi, wie aus der ganzen Entwicklung hervorgeht, ein recht altes Determinativ sein. Das wird bestatigt dadurch, dafi sich hinter I andere Determinative zeigen, wie k in 1. genetrix, comix, gr. § in dpvi-S-oi;, d in gr. Kpr)iri<;, n in 1. regl-na, gallina usw. 73. * als infigiertes Element. Da i ein Element war, das stehen und fehlen konnte, und da hinter das I oder hinter die blofie Stammform noch andere Elemente treten konnten, vgl. oben 1. genetrix, so erscheint auch i wie i als ein «infigiertes» Element. Hierher gehoren: ai. gri-vd 'Nacken" : gr. &^pr)< *der-wa; ai. (JKdpt-cpoi; 'Griffel' : Kdpcpoi; Munner Zweig'; gr. x
1. voclvus cleer' : vacuus; serb. meljivo : ahd. melo < *melwo 'MehP; ai. gambh-t-ras, gabh-i-ras stief : aw. jafra- 'tief; ahd. rl-m 'Reihe, Reihenfolge, Ziel' : gr. ctpn6? 'Fugung'; an. hr-l-tn, ahd. n-m cReif : lit. sarmd 'Reif; ai. pur-i-s-am cSchutt, Geroll' : abg. prachii, russ. poroch 'Staub'; gr. Kpi-6i; 'Widder' hat man langst zu Kepa/(5(; 'gehornt' gestellt. Ebenso Kpi6i; 'Erbse' : 1. deer, arm. sisern, apr. keekers. Es kann aus *kekrl-os entstanden sein; gr. ipt-\6<; centbl6fit, nackt, blofi' gehort zu abg. bosu, d. bar. Persson, WE. 115. vf\\6<^ verhalt sich zu *bhosos wie ai. nabhi-lam c Schamgegend, Nabel' : d. Nabe. Ist wirklich neXf-vn anzusetzen, so verhalt sich dieses zu 1. mili-um wie iro\T'-TT|(; : ir6X.ii;. Lit. malnos 'Schwaden' zeigt die i-lose Form. gr. Kci|ni-vo? fOfen' : abg. kam-en- 'Stein'. H i r t , Indogermanische Grammatik. III. 8
114
Suffix- und Kasusbildungen. Determinative. [§ 73—75.
Hierher gehort dann das im Indischen an Stelle des i der set-Basen auftretende i, dessen Wechsel mit i spater durch rhythmische Gesetze geregelt ist. I findet sich schliefilich auch als gogenanntes Wurzeldeterminativ. was mit den eben angefuhrten Fallen eins ist, nur dafi wir die zugrunde liegenden Nomina nicht mehr besitzen. Vgl. ]. frl-go cr6ste' neben ai. bhrjjati; fiigo geht auf ein *bhr-i-g zuriick, vgl. d. Brei; gr. TpT-f$u) 'reibe', 1. tri-vi, trl-tus, trjticum 'Weizen' steht neben ter 'drehen'. Auszugehen ist von einem Nomen tr-l; gr. ppi'-Suu 'Wucht haben' geht von gpi 'schwer' aus, das bis zu einem gewissen Grade ai. gurvl Fem. zu gurus entspricht. 1. crlmen eig. 'Geschrei', frz. crier, ahd. scnan rschreien' gehort zu kr, her, wozu auch 1. crocio cachze\
74. Das Determinate ejom. In einigen wenigen Worten erscheint deutlich ein Element ejom. So ai.! hrd-ajam neben hrd cHerz', h&rd-i sowie hrd-am in hrdq-soni cdas Herz gewinnend'; ai. tdn-ajam 'Nachkommenschaft' neben tan- dazu gr. 6oT-eov 'Knochen' neben 1. os, ai. asth-i, opveov 'Vogel' (Horn, nur Akk.) neben ahd. aro 'Adler' (Stamm -aru-).
M. E. hindert nichts, darin die angetretene Partikel ei (s. o.) -)- om zu sehen oder unmittelbar das Pronomen ai. ajdm cdieser'. Vgl. S. 90. 75. Das Determinate k, g.1) Ein Element k oder das daraus entstandene g ist in ausgedehntem Mafie an die verschiedensten Stamme angetreten. Die urspriingliche Form diirfte als k'e, ko und dessen Schwundstufenform k anzusetzen sein. Sie liegt vor in arm. s, z. B. ter-s cder Herr hier, dieser Herr, ich der Herr', in gr. ice in KeTvoq, dor. lesb. Kfjvoc; ;jener' aus ke-enos, gr. e-xei c dort', 1. ce-do 'gib her'. Die Schwundstufe zu dem kei von gr. e-Kei lautet ki und steckt in 1. ci-s, ci-tra. Sie ist zu einem vollen Pronomen entwickelt in abg. si, lit. sis dieser', ae. he. 1. k'(e) h i n t e r A d v e r b i e n . Hierher gr. €{-K : ei Venn; 1. illl-c 'dorf : ilti; 1. st-c 'so' :
si 'wenn'; 1. nunc 'jetzf : d. nun, ai. nun-am; 1. ec-ce < ed-ce, got. pau-h. ') Vgl. hierzu F. | E w a l d , Die Entwicklung des A;-Suffixes in den idg. Sprachen, IB. Ill, 4, Heidelberg 1924.
§ 75.]
Das Determinativ k, g.
115
Wie schon B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 480 ausgefuhrt hat, haben sich aus den Adverbien auf k(c) verschiedentlich flektierte Adjektiva entwickelt. Hierher 1. reciprocus < *re-k'e pro-k'e 'riickwarts, vorwarts'. Zu ai-uss. pro-ci 'weg' gehort mit Z-Erweiterung 1. procul; ai. anti-k-dm 'in der Nahe', antike 'in der Nahe' geheD auf *anti-k zuriick. Zu gr. Ttlpx 'berum' gehort iiipiZ, verstarktes itipi, und weiter als Zusammensetzung irepiaodc; < *perikjos. Zu *fero 'durchdringend', gr. -Topoi;, ai. -taras stellt sich got. pair-h, ahd. dur-h, vielleicht aus *terk-om. Dazu verhalt sich ahd. durh-il 'durcb.16ch.ert' wie 1. procul : aruss. proci; gr. ?axaT0<; 'der Sufierste' setzt ein *eghs-ko, eine Erweiterung von *eghs voraus. Anm. In einer Reihe von Fallen ist dieses Suffix -k(e) noch durch ein I- und -om Determinativ erweitert. Vgl. oben 1. procul, ahd. durhil. Hierher 1. clan-cul-um : clam, plns-cul-um -.plus, saepiuscule : saepius. Aus diesen Adverbien haben sich weiter schon seit Plautus vorkommende Adjektiva entwickelt. 2. ke h i n t e r P r o n o m i n a . Hier ist zunachst als ganz deutlicher Fall 1. hie, haec, hoc 'dieser' zu nennen, wo es auch Formen ohne k gibt. Ferner 1. illic, istie und auch wohl got. sah. Dazu osk. elsak und era-k 'ea' usw. 3. k h i n t e r N o m i n a . Wie an Adverbien und Pronomina ist aber dieses Element auch an Substantive und Adjektive getreten. Als ganz vereinzelten, aber iiberaus wertvollen Rest finden wir im Altindischen ein Neutrum mit dem Nom. asrk c Blut', Gen. as-nas. Unzweifelhaft liegt hier ein angetretenes Element k vor, das im Indischen auf den Nominativ beschrankt geblieben ist. Aber dieses Beispiel steht nicht allein, wir finden mehr, sobald wir das oben (§ 62) besprochene -om abstreichen. Hierher gehort zunachst ai. N. ttda-k-dm 'Wasser', im RV. nur im Nom., daneben der Stamm ud im Instr. ud-d, udan im Lok., und *ud-or in gr. (ib-uip, wobl aus *udork. Ein Beispiel mit Erweichung des k zu g nach Nasal ist sfw-gam N. 'Horn' : got. haiirn, 1. cornu. Belegt ist aufier diesem der N. Du. sfw-g-e und N. PI. sng-a(ni). Sehr leicht konnte natiirlich ein Wort wie ai. udakdm durchdekliniert werden. Das finden wir in: ai. p&va-kdm 'Feuer', vielleicht : gr. irO-p; gr. <5or-poi-K-ov 'Schale des Eis, der Schildkrfite, Scherbe' < *ostr-k-om, einer Form gleich ai. as-r-k. Neben *ost,r steht ai. dsth-i, gr. °6or-^ov; ai. pdw-k-am 'Schlamm, Kot, Sumpf', germ. *fango, ins Italie8*
116
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 75.
nische entlehnt fango : got. fan-i < *pan-i-om 'SumpP, apreuS. pann-ean; ai. dsta-Tc-am 'Heimat' : dst-am; abg. srudt-ce cHerz' < *srd-i-k-om : lit. sirdls, ai. hardi; ai. mr$,l-k-dm n. 'Gnade, Huld' : »nf$ 'verzeihen'.
Aber dieses Suffix A; ist durchaus nicht auf die Neutra beschrankt gewesen. Es hat mit dem Neutrum nicht das geringste zu tun. Nur ist bei den Mask, und Fern, k nicht mehr ein unflektiertes Element, sondern es ist fast durchweg in die Flexion einbezogen worden. In 1. sene-c-s, Gen. senis ist das k auf den Nom. beschrankt geblieben. Die Flexion von gr. fvvf\ zeigt das k in den obliquen Kasus. Zunachst verhalt sich V. fvvai : -fxivr] wie ai. V. sine : N. send. Aus Yuvai + K ist YUvaiK6i; entstanden. Im Phrygischen bonok dagegen ist k an einen andern Stamm getreten. Und im abg. mes^ci finden wir es sogar hinter dem alten ew-Kasus (s. o. S. 49).
Wird das angetretene k in die Flexion hineingezogen, so konnen sowohl konsonantische Stamme wie o oder auch a-Stamme entstehen. A. K o n s o n a n t i s c h e
i-Stamme.
1. arti-fe-c-s, gr. SSnKe : ai. ratna-dhd-s, Aor. d-dhS-t; gr. Kripu-K-? 'Herold' : ai. k&rus cLobsanger'; 1. forna-c-s : ai. ghrn-d 'Sonnenglut, Feuerglut'; c gr. 6 Ai°' i l * d
Die idg. Stamme auf -i zeigen im Lat. ein deutlich angetretenes k. L. genetrl-c-s 'Erzeugerin': ai. jani-trl; 1. cornl-cs 'Krahe'. *korni ist das Fem. zu einem *kornos (vgl. russ. voronu). Daneben n. curnacefm] 'cornicem', gr. KdpaE. Aus dem Griech. stellt sich hierher KXOUE, K\aiK6? (S. G. D. I. Nr. 3325, 221) aus *klawl-k, vgl. 1. clavi-c-ula; P^MPI-KS 'KreiseP : ai. bimbl 'momordica monadelpha' u. a. Wie clavic-ula ist auch cani-c-ula 'kleiner Hund, Hundsstern' aufzufassen.
B. Ubertritt der fe-Stamme in die vokalische Deklination. -ko, -Aw-Stamme. Man setzt jetzt ein Suffix -ko-, bzw. -ka an. Damit hat es eine besondere Bewandtnis. Bei 1. formica und curnaco(m) haben wir schon gesehen, daC sie neben fc-Stammen stehen, also ein einfacher Metaplasmus eingetreten ist. Das wird man iiberall da annehmen, wo die Bildung auf -ho, -ka ohne Veranderung des Bedeutungsinhalts neben den Bildungen ohne k steht.
§ 75.]
Das Determinate k, g.
117
Wo aber aus einem Substantivum etwa ein Adjektiv entstanden ist, da wird man Antreten des Elements e, o (vgl. unten) annehmen diirfen. abg. veli-ku 'grofi' : abg. veliji; ahd. fo-h 'wenig', 1. pau-cus : got. fawai, ahd. fao 'wenig'; ai. marja-kds 'Mannchen' : gr. neipa-K? « *merja-ks), ai. mdrjas 'junger Held'; ai. &u&-kas : lit. sausas, abg. suchu, ahd. sor 'trocken'; ai. anja-kas : anjas 'anderer'; ai. sana-kds : 1. sene-c-s : ai. sanass 'alt'; ai. elca-kam 'einzig' : ekas 'einer'; ai. maksi-ka Tliege, Biene' : mdksa; ai. Uu-kd 'Pfeil' : isus; ai. nasi-ks Du. : ndsa; ai. avi-kds, avi-kS,, abg. ovi-ca, 1. ovi-cula : 1, ovis "Schaf; gr. duo-dr)-Kri, 1. arti-fe-cs : ai. apadha cVersteck'; abg. jasi-ka cEsche' : lit. uosis. Im Abg. haben die Adjektiva auf -u durchweg das k angenommen, was in seinen Anfangen bis in das Idg. zuriickgeht. Insbesondere ist dieses Antreten haufig im Indischen und Armenischen. ai. kdtu-kas 'scharf : katus; abg. gzu-kii, arm. ancu-k : ai. qhus, got. aggwus 'eng'; abg. tinu-ku : ai. tanu-s; abg. sladu-ku : lit. saldus csiifi'. Im Germanischen ist k an die w-Stamme getreten, woraus die SufSxe -inga- und -unga- entstanden sind, die urspriinglich den M-Stammen gleichbedeutend sind. Vgl. Nibelung : Nebulones; ahd. arming 'homo pauper' : armo ( der Arme'. Auch diese Bildungsweise raufi vorgermanisch sein. Sie kehrt verschiedentlich erweitert in andern Sprachen wieder. Hierher mit Z-Erweiterung 1. avun-culus : idg. *awen-, vgl. got. awo 'Grofimutter'; 1. fur-unculus, eigentlich 'Rauber' : furo 'Frettchen' : 1. fur 'Dieb': 1. latrunculus : latro cStrafienrauber'; 1. tdrgun cula : 1. virgo 'Jungfrau'. Dieseni entspricht wohl wieder das deutsche inkilin in huoninkili, A. Hinkel, esilinchilin usw. (Wilmanns 2, 250) mit g statt c (s. unten). Weiter gehSrt hierher lit. inkas in laukininkas 'Feldbewohner', Lietiivinikas usw. Anderes bei Ewald.
118
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§75. 76.
Anm. Man stelit ein besonderes Suffix -ko als erweiterndes Element auf. Man kann aber z. T. erkennen, wie sich dies aus unserm h entwickelt hat. Vielfach tritt es im KV. nur in einzelnen Kasus auf, und zwar mit Vorliebe in den kurzeren. Vgl. z. B. N. arbhakds, Akk. arbhahdm, aber Dat. arbhaja, Abl. arbhdt, Gen. arbhasja, L. arbhesu, G. arbhdm. Oder einmal ptttrakAs neben sonstigem putrds, einmal avika neben sonstigeni avis cSchaf, einmal ekakdm, einzig neben sonstigem ekas.
Da k, ko hinter alle Arten von Stammen treten konnte, so konnten sich dadurch alle moglichen neuen Suffixe entwickeln. Dies im einzelnen hier darzulegen ist nicht notig, da man es aus B r u g m a n n s Darstellung Grd.2 2, 1, 483 ff. im wesentlichen entnehmen kann. Schon im Idg. diirften manchefc-Suffixevorhanden gewesen sein. S. uriten. 76. Das Determinativ g. Zweifellos ist g in einer Reihe von Fallen unter bisher noch nicht klaren Bedingungen aus k entstanden, s. Idg. Gr. 1, § 345, 3, und wir konnen daher eine Reihe von Wortern mit g hierherstellen. Hierher gehSren: ai. sfwg-am cHorn' : 1. corn u; got. pair-ko cLoch, Ohr', gr. Tpub-Y\ri dss. : got. pairh edurch', s. oben. abd. scin-co eHufte' : ahd. skina cSchienbein'; mhd. lian-ke cHiifte, Schenkel' : ahd. hamma 'SchenkeP; ahd. kranuh : gr. Y^pav-oi; 'Kranich'; gr. ttT^pu-2 Tlugel', Gen. iiTdpuTOi;, ahd. fedarah : ahd. fedara Teder'; ahd. habuh 'Habicht' usw. Vor allem darf man die lat. Bildungen auf -g wie vora-go 'Schlund' anfiihren.
77. Das Determinativ ghe, gho. Der Ansatz dieses Elementes kann nicht immer mit volliger Sicherheit erfolgen, da sich gh in seiner historischen Entwicklung nicht sicher von ghw scheiden laCt. Anderseits sind auch gh und g in verschiedenen Sprachen zusammengefallen. Im Indischen gibt es eine Partikel gha, die das zunachst gehende betonte Wort hervorhebt. So finden wir sa gha, te gha, tdva gha.
Daneben steht ha, idg. ghe.
In
der Verwendung ist gr. ye sehr ahnlich. Dazu wohl auch lit. gi. 1. ghe, gho h i n t e r A d v e r b i e n .
§ 77.]
Das Determinativ ghe, gho.
119
Ai. d-ha 'fiihrwahr, besonders, recht, gerade' : a; i-hd 'hier'; ku-ha 'wo'; sahd cmit, zusammen mit' (hierher got. ga- mit Auslassung des ersten Gliedes); ai. sama-ha 'irgendwie, auf irgendeine Weise, sei es, wie es sei'; ai. visvd-hd 'iiberall'. Im Griech. durfte gho in Adverbien wie iravT<x-x6-ikv stecken, die als o-Stamme auf'gefa&t auch flektiert wurden. vgl. iravTa-xfl, iravTaxifli, iravTaxo!, iravTax6a€, iravTaxoO, itavraxtl)?. Hierher auch bixa, Tpixa, T^rpaxa.
2. gho hinter Pronomina. Dieses sehe ich entsprechend dem ai. sdgha, tegha, tdvagha in den slawischen Genitiven abg. to-go 'dessen', je-go csein', se-go 'dieses'. Dazu gehort dann weiter wohl venetisch me-xo; vielleicht auch got. mi-k, Eu-k, falls eben ghe, gho und ge eins sind (vgl. 1, § 348, 3). in der Form ghi finden wir unser Element dann in ai. mahjam, 1. mi-hi u. mehe, arm. in-j < *eme-g'h. Dieses ghi steckt weiter noch in gr. oii-xU vm-xi, ai. na-hl 'denn nicht'. hic ist im Indischen eine ganz lebendige Partikel mit der Bedeutung denn'. Sie steht enklitisch meist hinter dem ersten Wort des Satzes, unter denen sich natiirlich auch reichlich Pronomina befinden, z. B. jujdm hi, tudm hi, vajdm hi. Mit diesem ai. hi vereinigt B r u g m a n n , Dem. Pron. 66 eine Partikel zi, die im Bulg., Serb, und Kleinruss. hinter Demonstrativen und den Personalia als hervorragendes Element auftritt, vgl. bulg. to-zi cdieser', on-zi 'jener', azi = azzi 'ich'. Abulg. ist belegt se-zi, sije-zi, semu-gi, sija-zi. Diese Vermutung ist durchaus ansprechend. Aus der Partikel gho, ghi hat sich dann das lat. Pronomen hie, haec, hoc entwickelt, indem die Partikel flektiert wurde. Lat. Me
3. ghe, gho h i n t e r Nomina. ghe ist als Suffix ziemlich selten. Immerhin gibt es doch einige Beispiele, in denen ein hinter Nomina auftretendes gh auf unsere Partikel zuruckgehen konnte. Z. B. gr. Gen. 6'pvT-xo? neben o'pvt-do? 'VogeP; got. az-go 'Asche' : ai. asas 'Asche, Staub'; gr. OT6|ua-xo5 'Schlund, Kehle' : axoua 'Mund'; gr. oi)pia-xo? 'hinterstes Ende' : oupd 'Schwanz';
120
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa. [§ 77—79. gr. rd|aa-xo? 'abgeschnittenes Stiick Land' : ; g. dpiE, rpix
Diese Auffassung ist natiirlieh keineswegs sicher. VerhaltnismaCig haufig ist gh als Wurzeldeterminativ, s. unten. 78. Die Partikel hwe. Die Partikel kwe ist wohl bekannt. Sie liegt in der Bedeutung cund' in vielen Sprachen vor, gr. -re, 1. que, got. -h, ai. ca. Diese Bedeutung kann nicht die alteste sein, wenn diese Partikel mit dem Frage- und Indefinitivstamm kwo zusammenhangt. 1. k^e hinter Partikeln: 1. atque, ac 'und dazu, und auch, und', umbr. ap cubi, quum'; 1. us-que 'in einem fort, ununterbrocben' < *uds-que : ai. ud chinauf, hinaus', got. uz; ai. accha czu. entgegen' < -ad-s-k^e, aw. at-ca cund dann'; gr. 'iv-ii. 'bis', 'ia-te < Ivo-ie.; gr. Uia-xe, 1. ne-que 'und nicht', got. nih 'nicht', ai. na-ca 'und nicht', o. u. nei-p 'nicht'. 2. kv>e hinter Pronomina: 1. quisque 'jeder', got. haz-uh, ai. kasca; gr. 8? Te, 8-T6,
T6TE USW.
w
Dieses A; e ist also noch ganz deutlich und auch mit einer bestimmten Bedeutung verbunden. Infolgedessen hat es sich auch nicht wesentlich ausgebreitet. Ich wenigstens kenne keine Worter, in denen wir Suffix -kwo mit Sicherheit anzunehmen hatten, das auf diese Partikel zuriickginge. Anm. Ein Element gwe oder ghwe ist ganz unsicher. Was Brugmann, Grd.2 2, 1, 506 anfflbrt, konnte wohl auf Zusammensetzungen zuruckgehen. Eine Partikel gwe liegt vielleicht in abg. Ze, gr. b£ vor.
79. Das Determinativ t und d. Ein dentales Element geht in weitem Umfang in seiner Entwicklung dem k parallel. Wahrend aber dort die Tenuis das Normale und die Media die Ausnahme bildet, ist in der Dentalreihe die Media sehr haufig, wenngleich sie schlieGlich nicht iiberwiegt. DaC Media und Tenuis zum guten Teil, wenn auch vielleioht nicht immer, eines Ursprungs sind, scheint mir sicher. Im folgenden haben wir es sicher auch mit zeitlichen Verschiedenheiten zu tun. A. Ein Element te finden wir im lebendigen Gebrauch als Adverb in lit. te c da', z. B. te imk 'da nimm'.
§ 79.J
Das Determinativ t und d.
121
Dazu gr. TTI in KUKXWUJ, Tf) me, oivov cda, trink Wein'. Wir konnen diese Partikel mit dem Stamm te, to gleichsetzen, der sich zu einem Demonstrativpronomen entwickelt hat. Dieses te ist wohl auch dem Element gleichzusetzen, das sich hinter Adverbien und Pronomina findet. Hierher gehijren gr. COI-TE 'wieder', ai. u-ta Tartikel des Gegeniiberstellens' (u-ta—utd 'einerseits—anderseits', aw. u-ta, gr. fjiJTe; gr. ir(5-T€, 8-T€ Svann', T6-T€ 'dann', SXAO-TE 'ein an dermal',
ion. £it-ei-Te 'darauf. Daneben steht -ta in In-a-ta, 1. i-ta 'so'. Neben te steht das durch i erweiterte -tei, woraus
die S. ti. Hierher ai. i-ti 'so', 1. i-H-dem; 1. u-ti-nam, u-ti-que, aw. u-ti; gr. Cttj-Ti in aO-xl-Ka 'sogleich' und in aO-xi-i;, gort. aO-Tiv, osk.
au-ti, u. o-te, 1. au-t. Hinter Pronomina finden wir 1. tu-te, tu-ti-met, is-te 'jener', eig. 'der da', 1. eo-pte 'eo ipso', abg. lcu-to 'wer', ci-to cwas'. Im Russischen tritt -to an alle mSglichen Worte. Wir haben es im vorhergehenden zweifellos mit jungen Erscheinungen zu tun. B. t und d dagegen sind orTenbar in viel friiherer Zeit angetreten. 1. d findet sich zunachst bei Adverbien: idg. ad'zu', 1. ad, got. at 'zu'; idg. ud 'in die H6he', ai. ud, got. us aus *ud-s; dazu d. aus, urgerm. *ut; dann aber in dem sogenannten «Neutrum» der Pronomina, z. B. 1. id, got. it-a, ai. id-am und id Letzteres ist im RV. eire hervorhebende Partikel, und es ist mir durchaus zweifelhaft, ob nicht diese Bedeutung die altere ist. Ebenso steht es mit ai. cid 'sogar, selbst, auch', wozu 1. quid-em fgewi6 sicher, ja, doch' und equidem. Das Neutrum konnte sehr wohl aus dem Adverbium entstanden sein. Sicher liegt ein Adverbium auf -d auch zugrunde in ai. Jcad-a c wann', jad-B, 'als', id-S, ejetzt, in diesem Augenblick' und id-Am 'hierher', sad-a 'in einem fort, stets, und sdd-am dasselbe. Ferner in ai. sma-d 'zugleich mit' : sma. Dieses Element d ist aber durchaus nicht auf das Neutrum beschrankt. Ai. mad 'von mir', tvad cvon dir' sind die Ablative der Pronominalstamme, wahrend im Lateinischen med und ted die Akkusative sind. Ai. mad und tvad erscheinen aber auch als Stammformen in der Zusammensetzung, z. B. mad-daltas cvon mir gegeben', mad-dhasta- 'meine Hand', tvat-krte Meinetwegen', sowie in tvad-ljas c dein' und mad-ljas 'mein'. Weiter finden wir ai. Abl. asmdd 'uns\ jusmad 'euch', gr. in f)|ae6air6i; 'unser', ai. asmadljas, jusmadyas.
122
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 79.
d ist beim Pronomen Kennzeichen des Neutrums geworden. Diese Pormen auf -d waren aber keine Kasusformen, sondern Adverbien oder sonstwie unbestimmte Pormen. 2. D e r D e n t a l b e i m N o m e n . I n der Endung d hat man bisher die Endung des Neutrums beim Pronomen gesehen. Schon Bopp hat dieses dem Pronominalstamm te, to gleichgesetzt. Mit vollem Recht. Aber mit dem Neutrum h a t dieses d nichts zu tun, ebensowenig mit dem Pronomen. Es ist auch in weitem Umfang an Nomina angetreten. A. t hinter Neutra. Ganz allein stehen zwei wertvolle, vielbesprochene Reste des Indischen, in denen der Dental nur im Nom. Akk. Sg. auftritt. Es heiBt N. A. Sg.jdkr-t 'Leber', Gen. jak-n-ds und ai. s'dkr-t, I. saknd, Gen. iaknds cMist', gegeniiber gr. Kdirpoi;. Zwei so vereinzelte Falle sind nur verstandlich als Reste einer einst weit verbreiteten Bildungsweise, d. h. das t ist einst in viel weiterem Umfang angetreten, es hat sich aber nur in diesen beiden Fallen, und auch hier nur im Indischen in der altesten Verwendungsweise erhalten. Der alte Zustand, daC t Mufig antrat, konnte sich nur auf zwei Arten weiter entwickeln. Entweder schwand das t. Damit konnen wir nattirlich nichts anfangen. Oder es wurde als ein Bestandteil des Wortes aufgefaCt und mitdekliniert. Wir werden es iiberall da annehmen durfen, wo sich ein unmotivierter Dental am Schlufi des Wortes findet. Vgl. gr. Gen. yd\aK-x-o<; cMilch', 1. lac-t-is : gr. T^aT°?, got. miluks; arm. lenr-d, Gen. lerdi : ahd. lebara; arm. near-d 'Fiber, Sehne' : aw. sn&var-1. Fur das idg. Wort fur 'Salz', idg. *sald, got. salt, hat schon J. S c h m i d t , PI. 182 das d als angetreten angesehen. Doch sind seine Ausftihrungen nicht ganz zutreffend. Wir finden zunachst einen konsonantischen Staram sal, der mit s erweitert gr. d\<; ergibt und mit d got. salt n., wovon lit. saldits, abg. sladuku 'siifii', eig. 'gesalzen' > gewiirzt > wohlscbmeckend, siifi'. Neben 1. pecu und pecus n. cVieh; steht pecud-, das allerdings als Fem. erscheint. Ganz deutlich ist t im Slawischen an n-Stamme angetreten. Es gibt dort ein Suffix -gt, das die Jungen der Tiere bezeichnet, wie abg. otroctf- 'Kind', tetyt- cKalb\ Das Material bei M e i l l e t .
§ 79.]
Das Determinativ t und d.
123
Etudes 429. Daneben stehen Weiterbildungen dieser Stamme, die das t nicht zeigen, z. B. russ. golubenok 'Taubchen', teliinok 'Kalbchen' usw.
Die t-Stamme konnten wie die /fc-Stamme duroh die Partikel -om und -a erweitert werden (S. 93). Hierher gehoren: ai. Adv. muhurt-dm 'in einem Augenblick': muhur; ai. Adv. sasvart-G, 'irn Verborgenen' : sasvar 'heimlich'; ai. srut-dm 'Flut' : sru 'Strom'; got. hUup n. 'Zuhoren' : ai. sru 'horen'; as. kind n. < *gent-om : 1. indi-gena; ahd. mord n., aisl. mord : ai. maras 'Tod'.
Ferner sind die Falle bemerkenswert, in denen auch andere Suffixe auftreten. Dadurch stellt sich -t als angetreten heraus. So got. salt : salt, gr. d\i-; ahd. blat n.
Ferner werden die mew-Stamme durch t erweitert, an das weiter om getreten ist. Vgl. ahd. hliumunt m. 'Leumund', ai. sroma-t-am 'Erhorung, Segen' : got. hliuma 'Gehor'; 1. augmen-t-um : lit. augmuo; 1. strSmen t-um, gr. 0TpW|uaTa : gr. axpiti|aa; 1. cognomen-t-um : nomen usw. A n m. Ich glaube, nun wird man auch die gr. Flexion o'vona, ovonaxog verstehen. Sie ist genau so zu erklaren wie von vuH, VUKT6?, il. h. das t war in einem oder mehreren Kasus vorhanden und ist dann im Griechischen durch das ganze Paradigma durchgefuhrt worden. Diese Annahme schliefit nicht aus, da6 auch noch andere Einflusse mitgewirkt haben, so ein Gen. Sg. auf -tos, gr. Kparoc; = ai. slria-tds.
B. t h i n t e r M a s k u l i n a u n d F e m i n i n a . Wie das Element k nicht das geringste mit dem Neutrum zu tun hat, sondern sich auch bei geschlechtigen Worten findet, so steht es auch mit dem Element t, nur noch in weit hoherem MaBe. 1. I s o l i e r t e F a l l e . Einer der klarsten Falle ist das Wort fur Nacht, das wir auf Grund von gr. vuS, VUKT6?, 1. nox, noctis, air. innocht 'hac node', got. nahts, lit. nalctls, abg. nosti, ai. nakt, idg. als nolct ansetzen mtlssen. Aber wir flnden im Griech. noch vuxa ' VUKTUUP Hes., ^vvuxo? 'bei Nacht', iravvuxio? 'die ganze Nacht hindurch', OUTOVUXI rin der-
124
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 79.
selben Nacht', und diese Formen beweisen, dafi der Stamm nogh und t ein angetretenes Element war. Dasselbe gilt von abg. noguti 'Nagel, Kralle', lit. nagutis : 1. unguis, d. Nagel. Neben gr. SvaE, avotKTO<; 'Herrscher' steht inschriftlich /civaKec. Vielleicht entspricht lit. vanagas 'Habicht'. ai.didjt-t 'Blitz', dazu dreimal didjutas, neben didju m Akk. Vgl. ferner ai. hari-t 'gelb' : hdri-; rohi-t : rohi- 'rot'; ai. sari-t 'Bach' : ai. sd-sri 'laufend', eilend'; gr. -S^fJi-T 'Satzung' : aw. d&mi-s; got. hun-d- : gr. KUUJV.1)
2. Eine recht klare Gruppe bilden die sogenannten W u r z e l n o m i n a , die im Indischen regelrecht durch t determiniert werden, wenn sie auf -i, -u, -r ausgehen. So heifit es it in ai. svarihet 'seiner Sache nachgehend', ksit in apsu-ksi-t 'in den Wassern wohnend'; su-dju-t 'schon leuchtend', deva-iru-t 'den Gottern hOrbar', agka-krt 'Schaden zufugend' usw., vgl. IF. 32, 273, gr. bdn-ap(x) 'Gattin' ($1. Schulze, KZ. 28, 281).
Zweifellos haben wir es im Indischen mit einer spateren Regelung zu tun. Denn das ( fehlt in den europaischen Sprachen z. T. nach r, vgl. gr. cpijup, 1. fur c Dieb' und ahd. munt-boro und im Ind. bei den Bildungen auf -ir und -ur. Vgl. auch Akk. didju-m neben didjut-. Auf der andern Seite zeigen die europaischen Sprachen das t auch nach langem Vokal, was im Indischen nicht der Fall ist. Vgl. gr. S-YVUJ-T, <S-&nr|-T-, bopi-K|ar)-T;
1. sacer-do-t, locu-ple-t, super-ste-t, man-sue-t.
Diese tf-Bildungen liegen im Griechischen besonders in der Erweiterung zu
becr-it6-Tr|i; : 1. hospes < *hosti-po-ts, got. brtif-faps.
Eine besondere Bedeutung lafit sich fiir die Bildungen auf -la nicht ermitteln. l ) Im Germ, taucht noch ofter ein t am Ende auf. wir neben ahd. huf, got. hups im 15. Jahrh. huft. Wenn ein spat entwickeltes t sieht, so ist daran zu erinnern, Gr. KUPITOV, 1. cubitum 'Ellenbogen', ai. iuptis 'Schulter'
So finden man darin dafi es im heifit.
§ 79.]
Das Determinativ t und d.
125
Anm. Es liefie sich hierher auch 1. juventa, got. junda 'Jugend' ziehen, aber die kollektive Bedeutung weist vielleicht auf einen andern Zusammenhang. An die Bildungen auf Nasal k a n n im Indischen das t antreten, braucht es aber nicht. So finden wir ai. vrtra-ha 'Writratoter und ai. sq-hdt 'Schicht'. Griechisch aber heifit es 'Ap*feup6vTr|<; und &YXi-{SoiTtK Hes., vgl. ai. nava-gat-.
Dieser Stand der Dinge ist nur zu erklaren, wenn man annimmt, dafi das t nach Belieben antreten oder fehlen konnte. Anm. Ein Fall, in dem auch im Indischen der Dental nach langem Vokal sich flndet, bildet das Suffix -tat, daneben -tut, wie ai. sarvdtdt, gr. 6\6xr|?, gr. ve6rn?, 1. novims. Denn es geht auf -twa, einem Verbalnomen zu der Basis tew& zuriick. S. unten.
3. Eine Erweiterung dieser Wurzelnomina auf -t durch i bilden die Verbalabstrakta auf -ti. Man konnte dem entgegenhalten, dafi die Bedeutungen, hier Nomen actionis, dort Nomen agentis dem zu widersprechen scheinen. Aber die Wurzelnomina haben tatsachlich beide Bedeutungen. S. oben S. 83. So bereitet es demnach gar keine Sehwierigkeiten, wenn man annimmt, daC die fo'-Stamme durch Antreten des D. i an ^-Stamme entstanden sind. Daher stehen denn ft'-Stamme in weitem Umfang neben t und andern Stammen. Beispiele: ai. -dhitis 'das Stellen' neben -dhi- und gr. -dlTr\c, 'Setzer', 1. (sacer)-dos; ai. ksitis 'Wohnsitz5 neben ksdjas cWohnsitz' und apsu-ksit cin den Wassern wohnend'; ai. dhitis : dkisc f. 'Gedanke'; ai. sphaMs f. Mastung, das Fettwerden' : 1. spes 'Hoffnung'; ai. dpa-ditis cVergeltung, Strafe', gr. Tim? cSchatzung, Bufie' : ai. agni-cit; ai. itis 'das Gehen', 1. itio : 1. comes; ai. stutis 'Lobgebet' : stiit f. dss. : deva-stut 'Gott preisend'; ai. gdtis 'Gehen, Gang', gr. pdai? 'Gang, Schritt', 1. ventio, got. ga-qumps : gr. &rxi-pdTrlS> a i- nava-gat s. o.
Dazu kommen zahlreiche andere Beispiele. Diese to'-Stamme konnen aber statt durch s auch durch om determiniert werden. Und so finden wir 1. com-iti-om neben sam-iti-s i. und 1. com-es.
126
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa.
[§ 79.
Auf diese Weise konnen Stamme auf -Horn ohne wesentlichen Bedeutungsunterschied neben andern stehen. So Iafit sich in der Tat 1. vitium 'Vergewaltigung, Schandung, Fehler' nach Brugmann mit gr. f3ia 'Gewalt' vereinigen. In diesem Fall bei den Bildungen auf ti hat die Sprache allerdings schon in idg. Zeit der abstrakten Bedeutung den Vorzug gegeben. Aber es gibt doch noch einige Falle, die die Bedeutung als Nomen agentis bewahrt haben. Beispiele: 1. hostis 'Feind', got. gasts, abg. gosti : gr. Eevoi; (IF. 1, 172 ff.); gr. |ady-Tii; 'Wahrsager'; ndpim? 'Rauber', ir. taid, abg. tati 'Dieb', ai. dhidis m. 'Erschiitterer'; ai. aratis m. 'Diener' u. a.
4. Sonstige Bildungen auf -t. a) Ob die Partizipia auf -nt, gr. qpepovr-, 1. fevent-, got. bairand- usw. durch Antreten von t aus w-Stammen erwachsen sind, vermag ich nicht zu sagen. P e r s s o n , Btr. 19, 585 halt es fur wahrscheinlich, indem er sich auf »tf-Stamme stiitzt, die sicher so entstanden sind. Vgl. frons, frontis 'Stirn' : ir. broine 'SchiffsvorderteiP, alb. brj-ni 'Horn, Geweih'; an. strgnd, d. Strand : abg. strana, russ. storond 'Seite'; ahd. (h)rind : gr. K^pot?.
b) Ebenso unsicher iet, ob das Suffix gr. went (xapievprj), ai. vant hierher gehort. c) B r u g m a n n sieht auch in dem t des Part. Perf. wie gr. eiboxoq, got. weitwops, ai. vidvat- unser t. Dariiber s. unten. d) Ob die Bildungen auf -tu (1. fructus usw.) hierher gehoren, d. h. durch Antreten von Dat. u an Wurzelnomina auf -t entstanden sind, oder ob in ihnen ein Suffix -tu vorliegt, vermag ich ebenfalls nicht zu entscheiden. C. Das D e t e r m i n a t i v d. DaB das Det. d, dem wir uns nun zuwenden, mit dem t eins ist, laCt sich zwar annehmen, ist aber nicht ganz sicher. Jedenfalls tritt es in ganz gleicher Weise auf wie t. c
1. I s o l i e r t e Falle. Die beiden W6rter said 'Salz' und 1.pecud Vieh' sind schon oben besprochen. Dazu kommen 1. muscerda 'Mausekot', su-cerda 'Schweinekot': d 'Kot', ai. ava-skaras cExkremente';
§ 79.]
Das Determinate t und d.
127
1. fflans, glan-dis 'Eichel', ahg. zelQ-di : gr. pdXavo?, lit. gile; 2. d nach i : gr. K\ri-i-b 'Schlussel' : 1. clavl-cula; gr. Kprim-b 'Halbstiefel' : 1. kurpe, s. krpije; gr. KTi\t-b- 'Fleck, Schrnutz, Schmach', 1. call-go; gr. Kvruat-b 'Beinschiene' : \oir\\xr\ cWade5; gr. vyncpl b- 'kleiner Stein' : gr. vncpoi;. Im Lateinischen sind solche Bildungen nur mit n-Erweiterung vorhanden: Z. B. 1. forml-do 'Grausen' : gr. |uop|wl> 'Schreckgespenst'; 1. libi-do cBegier' : ai. lobhas cVerlangen, Gier'. Ahnlich auch wohl gr. xeU-bikv 'Schwalbe' : Ki\\r\ eDrossel'.
3. d nach i. Hier stellt das Griechische die Hauptkategorie von Beispielen und Weiterbildungen, wahrend sie in den iibrigen Sprachen teils gar nicht vorhandenf teils ziemlich arg verbaut sind. Es gab im Idg. Bildungen auf -«, die oben § 72 behandelt sind. Sie bilden vor allem Feminina und erscheinen im Griech. in der Form ja, vgl. f\bvc,, r)beia usw. Statt dessen finden sich aber auch Bildungen auf -i, die mit d versehen sind. Hierher gr. nepk, Mepiboi; 'Teil' : i^oipa 'Geschick'; f)|i€pi? :der zahme Weinstock' : finepog; auniaaxic; : avpuxaxoc;; aix|ud\ujTii;: aixiadXanroi;, KOXOKII; : K6\aS; 'koniglich' : paoiXeiji;. Hierher noch dairig 'Schild'; bai? TackeP : bdo? n. 'Feuerbrand'; ^\tii? 'Hoffnung', irouAte 'Kind' usw. I m Indischen werden Patronymika auf -I sozusagen vom Lok. Sing, gebildet, wie z. B. Manav-%. Diesen entsprechen genau Bildungen wie gr. Xpucnd;, Bpicrnii;. Diese Bildungen auf -id miissen im Griech. recht zahlreich gewesen sein. Denn sie sind der Ausgangspunkt fur ganze Kategorien geworden. a) Es stammen davon die Verben auf -iZeiv wie £\u\Zs\v 'hoffen' : i\m<;; ipileiv cstreiten' : ?pi?; qjpovrfZeiv 'nachdenken' : (ppovri? 'Sorge'; iix-nobileiv = 1. impedire 'hiudern'. p) Die Deminutivbildungen auf -ibiov wie fiairibiov 'Schildchen', arfi&iov 'Zicklein' usw., die sich aufierordentlich ausgedehnt haben. -f) Die Patronymika auf ibr\c, wie 'Arpeibrii;, die durch a erweitert sind, wie oben die Bildungen mit t. b) Auch Adjektive auf ibto? wie vunqribioi; 'brautlich', |uoipibto? c fatalis', Koupibioc cjungfiaulich' gehoren wohl hierher. 4 d nach u : gr. ^irriXu-b-e?; 1. pecu-d : pecu-s; ahd. hiru-g : 1. cervus; ahd. hornug : 1. sirsuo, 1. crabro. Ferner 1. Suffix 4udo neben -tut. 5. d nach Konsonanten:
128
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 79.
1. glan-d, abg. zelQdi : gr. pdXavoc; 'Eichel'; lanuvin. nebrundines : pranest. nefrones, ahd. nioro; abg. govg-do 'Rind', 1. frons, frond-is 'Laub', vielleicht zu russ. dern 'Rasen', gr. dp6va 'Blumen, Krauter'.
Neben den griech. Stammen auf -tbrjq (vgl. oben) stehen andere Patronymika auf -ovba, -uuvba vgl. 'Enaueivuuvbsq usw. Hier ist also da deutlich an M-Stamme getreten. Ganz entsprechend finden wir im Germanischen die Patronymika auf -ng, wie Nibelung : Nebulo, an. Ynglingar usw. S. oben S. 117. Scbon K l u g e , Stammbildungslehre, § 23 hat ai. raja-kas ganz richtig verglichen. 6. d nach a. Schwierigkeiten in der Auffassung haben friiher immer die Bildungen auf -d bei «-Stammen bereitet, die wir im Griech. in der Gestalt -a^, -aboq finden. Aber dieses ad verha.lt sich zu a genau wie id : i. Von Wurzelnomina finden wir; gr. itapa-dTdc, -OTdbo? Tfeiler' : ai. stha. Vgl. gr. ord-biov und 1. anli-stes; dazu auch die Adverbia wie dva-crra-bbv 'aufrecht stehend', OTd-b-r|v cstehend', ditoara-bd cfernab stehend'. Sonst noch horn. ire\€tdc; cwilde Taube' : tteXeid; Xanitd? Fackel, Leuchte' : Ham-pa; weiter gr. cpvfdc, 'Fluchtling': 1. trans-, per -fuga; XiOd? 'Stein' : \iSo?; lirfdi; 'gemischt' : hvayM. Uber die Bedeutung s. oben S. 83.
Auch derartige Bildungen miissen recht zahlreich gewesen sein, da von ihnen die Verben auf -ot£eiv ausgegangen sind, vgl. D e b r u n n e r , § 235. Anm. Von den Bildungen auf -d sind dann im Griechischen die zahlreichen Adverbien auf -bov, -br\v, -ba ausgegangen, wie dbr)v : axpoq)di; 'sicb umdrehend', 0Ttopdbr)v 'zerstreut': d
Im Lateinischen spielt das d Determinativ keine groCe Rolle, es ist durch k, g ersetzt, und nur vereinzelte Reste ragen als Uberbleibsel in die geschichtlichen Zeiten hinein. Wir haben diese oben angefiihrt. Gegenuber gr. ^TTo5i£eiv heiCt es eben 1. impedire.
% 79.]
Das Determinativ t und d.
129
Im Griech. finden sich statt der erwarteten Bildungen auf * solche auf -ib. Nach allem, was wir entwickelt haben, konnen diese nicht jung sein, und es ist erfreulicb, dafi wir auch anderswo einige Spuren dieser Bildungen finden. Wir treffen im Ind. kalas 'blauschwarz' und daneben kali 'schwarze Farbe, schwarz aufziehendes Gewolk', das mit Determinativ versehen in 1. call-go 'dunkler Nebel' vorliegt. Ebendahin .gehort aber gr. Kr\\i<;, ibo<; Tleck. Schmutz', bei dem nur das * auffallend ist. Wir erwarten ein *kdlfd, und das liegt mit dem Adjektivsuffix 0 weitergebildet vor in 1. callidus 'frontem albam habens', und umbr. kalefuf. Ebenso gehort I. albidus cweifi, ahd. elbig 'Schwan' zu einem *albid-, das zu idg. *albhos, *albhl gehort. L. lucidus kann zu einem Heukid geh6ren. N i e d e r m a n n hat mit seiner Auffassung IF. 10, 221 ff. also irewifi zu einem Teil recht, wenn auch nicht durchaus. Zu den lat. Bildungen auf do- gehoren dann, wie schon K5gel, IF. 10, 231 gesehen chat, die germ. Adj. auf -ig, wie ahd. gremizzi, vgl. ahd. gremizzon knirschen\ und die Veiben auf -tjan wie got. lauhatjan 'leuchten' : 1. lux.
Kein Laut spielt bei den ableitenden Suffixen eine so groCe Rolle wie gerade t. Ob wir es aber in alle den folgenden Fallen mit unserm Determinativ t zu tun haben, ist eine andere Frage. 1. Nicbt hierher gehort das Ordinalia bildende tho und und to, sowie das Superlativsuffix isthos. S. unten § 113. 2. Das Verbaladjektiva bildende Suffix -to gehort, wie schon S t r e i t b e r g , IF. 3, 340 dargelegt hat, auf das «ngste mit den Wurzelnomina auf -t (oben S. 124) zusammen. Ob die Worte unmittelbar aus den Bildnngen auf -t entwickelt sind, oder ob an diese das Suffix e, 0 angetreten ist (s. unten), laCt sich vorlaufig nicht entscheiden. 3. Das seit idg. Zeit Eigenschaftsabstrakta bildende Suffix -ta (Brugmann 2 2 , 1, 416) hangt m. E. mit tat zusammen. S. unten § 123. 4. Das Suffix -tmo (Brugmann 2 2 , 1, 253) in epejyoc, 'Ruder' : epe-xns c Ruderer'; got. maijims 'Geschenk. Kleinod' ist wohl aus unsern f-Stammen erwachsen. 5. Suffix -too-, -thno hinter temporalen Adverbien (Brugmann 2 2 , 1, 284) ist ein selbstandiges Wort. S. §. 131. Hirt, Indogermanische Grammatik. III.
9
130
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa.
[§ 79.
6. Suffix -tero, Komparative bildend, ist ein selbstandiges Wort. S. u. § 129. 7. Suffix -fer, -tor. Griech., Ital., Slaw, und Arisch kennen ein Suffix -ter, das deutlich Nomina agentis bildet. 1 ) Obereinstimmende Beispiele sind recht zahlreich. gr. borrip, biirnup, 1. dator, ai. data 'Geber'; gr. oivoirorrip 'Weintrinker', 1. potor; gr. itavbaiidTuup 'Allbezwinger', biuiyrrip, 1. domitor 'Bezwinger', ai. damitd; gr. •je.vti-qp, -\e.viTwp, 1. genitor, ai. janitd 'Erzeuger'.
An und fur sich bieten sich zwei Moglichkeiten der Erklarung. a) Es kann eine Zusammenzetzung vorliegen. ter oder er konnte ein selbstandiges Wort sein. Ich finde aber da keine sichern Anhaltspunkte, oder b) es handelt sich um Weiterbildungen von <-Stammen durch Determinativ r. Dafiir spricht, dafi sich die Bedeutung nicht wesentlich von den Wortern auf -t unterscheidet. Ja, es gilt die Regel, dafi als Simplizia die Bildungen auf -ter erscheinen, wahrend in der Zusammensetzung die einfachen Bildungen auf -t, bez. im Griech. die Weiterbildungen auf -rot auftreten. Vgl. D e l b r i i c k , Vergl. Syntax 3, 160 f.; W a c k e r n a g e l , Aind. Gramm. 2, 1, 189; F r a e n k e l , Gesch. d. Gr. N. Ag. 1, 4. Es heifct also: ai. karta 'Tater', aber loka-kftc 'die Welt schaffend'; ai. jets, 'Sieger', aber visva-jit alles besiegend'; gr. boTrip 'Geber', aber irpob6Trii; 'Verrater'; gr. (5oTr|P 'Hirt', aber cu-pu)Tr|(; 'Sauhirt'; 1. stator, aber antistes, superstes; 1. praetor : 1. pedes, peditis Tufiganger'.
Dieser Zusammenhang kann natiirlich auch sekundar entstanden sein. Aber da wir spater auch einen Wechsel von ro- und i-Stammen finden werden, so ziehe ich die angegebene Erklarung vor. Die Entwicklung des Determinativs t, d bestatigt dae, was wir oben gesagt haben. Ai. jdkrt, sdkrt sind mit ihrem t die kostbaren Reste einer einst auCerordentlich haufigen Bildungsweise. Das Antreten des t stammt aus ') Vgl. hierzu E. F r a e n k e l , Geschichte der griech. Nomina agentis auf -Trip, -Tixip, -vr\<;, Strafiburg 1910.
§ 80. 81.)
Das Determinativ dh, th.
131
sehr alten Zeit, denn es sind sicher -om, -a, -i, -u"i und vielleicht auch r dahinter angetreten, wahrend allerdings umgekebrt t sicher auch hinter r erscheint, vgl. ai. jdkrt 'Leber'. 80. Das Determinativ dh. Eine Partikel dhe sowie dhi, fiber deren Verhaltnis zueinander man oben S. 100. vergleiche, finden wir in ai. -ha, ku-ha W , gathw. kudS, 'wo'; ai. ihd 'hier', prakr. idha, aw. Ida u. a., abg. de in ku-de 'wo', side 'hier', onu-de 'dorf, ovu-de 'hier', 1. -dh(e)i in ubl, alat. ubei, iU, gr. n6-di, S-di 'wo', T6-9I
Wahrscheinlich liegt das Suffix noch vor in gr. n^pini?, \Jt£pfxido? 'Faden', dem ebenfalls ein mermi zugrunde liegt. Weiter wohl in £\\n$, ?\mv©o? 'Wnrm', einer Reimform zu got. waurms und einigen andern. Leider ist gr. d zweideutig, da auch th darin stecken kann. In den andern Sprachen ist es nicht zu erkennen, da dh mit d zusammengefallen ist. Ein solches vereinzeltes Auftreten ist auffallend. Es kann sich um die Anfange eiuer neuen Bildung oder urn die Reste einer alten einst weiter verbreiteten handeln. Vielleicht liegt eine alte Bildung vor. Dafiir spricht folgendes. L. verbom, got. waurd n., lit. vardas 'Name' zerlegt sich in werdh. + om. werdh gehort aber augenscheinlich zu gr. ipi-m sage', pr|-TU>p 'Rednei' usw., wobei wir dh als ein Wurzeldeterminativ ansprechen dflrfen, und wir konnen daher unter diesen weitere Umsehau halten- Dariiber siehe unten. Im groCen und ganzen scheint mir aber dh nicht viel bedeutet zu haben und auch nicht sehr verbreitet gewesen zu sein. In gewissen Fallen bandelt es sich um ein selbstandiges Wort. S. unten § 140. 81. Das Determinativ th. Die Tenuesaspirata sind im allgemeinen so seltene Laute, dafi man an ihrer Ursprunglichkeit im Idg. gezweifelt hat und zweifeln kann. Vgl. 1, 217. Dementsprechend finden wir sie auch unter den SufBxen selten; nur th macht eine Ausnahme. Dies th ist zweifellos vorhanden, und zwar wie es scheint in der Form th oder tha. 1. tha hinter Adverbien und Pronominalstammen. Hierher ai kaih&m
tiberhaupt *rth& 'nach Belieben' u. a.
132
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinative.
[§81.82.
2, th hinter Nomina. Hier kommen zunachst die beiden Neutra dsihi 'Knoclien' und sdk-thi 'Schenkel' in Betracht, * ist sicher aiigetreten, aber dafi th hinzugefiigt ist, lafit sich nicht sicher sagen. In andern Fallen ist die Sache deutlicher. Es gibt im Indischen eine ganze Reihe von Worten auf -tha- und -thu, in denen das Suffix den Inhalt des Wortes nicht verandert. Vgl. ai. uk-thdm 'Sprueh', ucd-tham 'Spruch, Preis' : ai. v&c; ai. sravd-tham 'Fliefien' : gr. p6oq 'Stromung' ; ai. stava-tham 'Lob' : stavas ; ai. snjd-tham 'Lager' : saja f.: ai. vaksd-thas : ahd. wuohs; ai. ravd-thas 'Laut, Ton' : rdvan m. 'SchalF; ai. jaja-thas 'Verehrung' :jaj; ai. prdnd-ihas : prd-nas Hauch'; ai. tveid-ihas TJiigestiim, Andrang' : tvesas; ai. cardthas 'beweglich, sich bewegend' : cards usw.1) Aus den europaischen Sprachen laGt sich nichts sicheres beibringen, da th nicht sicher zu erkennen ist. Ob gr. 6pvl£, opviikx; hierher gehort, ist daher unsicher. Im Verbum spielt eine Partikel -tha eine grofie Rolle, vgl. gr. oiaOa, ai. vettha. S. dariiber beim Verbum. 82. Das Determinativ p. Ein Element pe ist mehrfach an Adverbia und Pronomina angetreten, ohne daC es groGe Verbreitung gefunden hatte. Hierher: 1. quip-pe 'freilich, allerdings, naturlich? < *quid-pe; quippiam -< quippeiam, quispiam usw. 1. nem-pe cdenn doch, doch ja, nun ja' : netn wohl verwandt mit nam. Hierher auch wohl 1. ipse, vgl. ea-pse < *is-pe-se. Zu *is-pe, vgl. *guidpe, und vielleicht auch pte in mihi-pte, meo-pte, sua-pte < pe + te. Deutlich liegt unser Element im Lit. vor, vgl. JcaT-p cwie', lit. sei-p — teip 'so-so'; lit. tai-p, tai-po.. Ob got. ja-bai cwenn' hierher zu stellen ist, lafit sich nicht sicher sagen. Was dieses pe ist, ob es etwa mit ai. dpi cdazu, auCerdem, auch', aw. alpi, gr. em cauf, zu, an* zusammenhangt, laCt sich nicht sicher sagen. Als Nominaldeterminativ, das sicb aus dieser Partikel entwickelt hatte, ist p selten, immerhin in einigen Fallen riachzuweisen. •) Man kann naturlich daran denken, da6 in diesen Bildungen «ine Zss. vorliegt, aber wir haben gar keinen Anhaltspunkt dafur.
§ 82. 83.]
Das Determinativ bh.
133
Hierher d. stab. got. stafs 'Stab, Stiltze' und dazu das Kausativum ai. sih&p-ajaU 'er macht still stehen'. Lit. stabas 'Bildsiiule' zeigt, falls es nicht entlehnt ist, die Erweichung des p zu b. Ai. dipas 'flammend', dipdjati 'macht strahlen' : ai. d-didet 'strahlte'. Dazu vielleicht got. tibr n. 'Opfertier', eig. 'der Opferbrand1. Auch in 1. daps 'Mahl, Schmaus, Opfermahl', gr. &ont-dv*i Aufwand', aisl. tafn 'Opfertier\ ai. dapajati 'teill' steckt ein Det. p. Anm. Im Indischen bilden gewisse Verben ihr Kausativum von einem Stamme auf -p, der doch wohl auf p-Ei weiteiungen zuruckgehen mufi.
Verhaltnismafiig baufig ist p als Wurzeldeterminativ. s. unten. 83. Das Determinativ bh. Ein Element bh haberi wir in den mit bh gebildeten Kasussuffixen in der Form -bhi kennen gelernt. Dieses -bhi findet sich weiter in den Prapositionen gr. dn-cpi, 1. am-b, ir. imb, ahd. umbi und ai. a-bhi.
Das sonst seltene Suffix -bh geht in einer Reihe von Fallen auf ein selbstandiges Wort der Basis -bha fscheinen! zuruck, vgl. unten § 146. Damit konnen wir aber nicht alles erklaren. In einer ganzen Reihe von Fallen erscheint ein Suffix -6 ohne eine Bedeutungsveranderung hervorzurufen, und mari wird daher auch hier an eine angetretene Partikel denken diirfen. Wir finden eine solche in gr. cpii 'wie' als Lesart Zenodots, aw. hd,, badd 'wahrlich, fiirwahr', arm. ba hervorhebende Partikel, lit. ba 'ja, jawohl, sehr wohl', lett. ta-ba, te-ba te-be 'also, da haben wir es3, ne-ba 'doch nicht, freilich nichl', abg. bo 'denn', i-bo, u-bo 'also, nun', klr. ba 'ja, freilich, allerdings'. tschech. ba 'traun, furwahr', p. ba 'ja, fiirwahr'. Hierzu auch wohl got. i-bai, i-ba Fragewort 'ob denn', nibai, niba 'wenn nicht'. Diese Partikel -ba mochte ich auch mit L. Meyer, Die got. Spr. 67 in den gotiscben Adverbien auf -ba sehen. Vgl. hardu-bu ! hart' : hardus usw.
Aus derartigen Adverbien konnten sich dann Adjektiva und Substantiva entwickeln. Deutlich angetreten erscheint -bho in gr. &Xuj-(p6<; 'weifi' (Hesych) gegenuber gr. &\q>6<;, 1. albus. aid pehSrt nach Brugmann2 % \, 388 zu lit. awas 'Zinn', eig. 'das Wei6e', pr. alwis 'Blei', russ. ilovo 'Zinn' (Ablaut o[uj : u). Wie d\cp6? : *alwos verhalt sich 1. galbus 'griingelb' : 1. gilvos. Gr. iXa-ytx; 'Hirsch' gehort zu gr. iKK6<; aus i\v6<;\ ai. vrSahhds : ai. vfsa 'Mann'; gr. oT^pi-cpoi; 'starr' : 1. stenlis. Doch° konnen hior Zss. vorliegen, vgl. unten.
134
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§83.84.
Weiter liegt unser bh vielleicht vor in den gr. Diminutiven auf -qpiov, wie 2u\r)-cpiov cHolzstiickchen', xwpd-qnov 'Giitchen', dripdcpiov 'Tierchen'.
84. Das Determinativ r. Die drei oben § 75 und 79 besprochenen merkvviirdigen Falle des Indischen dsrk 'Blut', jdkrt 'Leber', sdkrt cMist' zeigen k und t hinter einem r. Aber dieses r selbst erscheint deutlich als ein angetretenes Element, das in diesen Worten auf den Nom.Akk. bescbrankt ist. Am ausfiihrlichsten iiber das Suffix J o h a n n s s o n , BB. 14, 163; 16, 130 ff. Seine Sammlungen sind sehr dankenswert. J o h a n s s o n halt das Suffix fur ein Lokativsuffix. Das lehne ich ab. Es ist dies ebensowenig wie i, sondern es ist ein Determinativ. 1. r h i n t e r A d v e r b i e n u n d P r o n o m i n a ist meistens lokal. Neben te 'da' (s. § 10) steht ai. ta-r-hi 'damals', got. pa-r, ahd. dS-r, lett. tu-r 'dahin, da'; neben I. hi-c 'hier' steht got. he-r, ahd. hiar, her-a; neben gr. irei 'wo', steht ai. kd-r-hi 'war.n', lit. ku-r 'wo', got. ha-r Svo', 1. quo-r, cu-r 'warutn'; neben gr. -f^ steht ydp 'denn'; neben gr. d(j.qp£ 'herum', 1. amb(i) finden wir amfr in osk. amfr-et 'ambiunt'; gr. -irep, ]. per in paullsper. A n m. Als Lokativsuffix hat sich r dann im Germanischen ausgebreitet. Vgl. got. aljar 'anderswo'. jainar 'dort', ahd. sar v;ogleich' usw.
2. r h i n t e r N o m i n a . Vgl. dazu IF. 32, 291 ff. AuOerdem E. F r a e n k e l , KZ. 42, 114; E. S c h w y z e r , KZ. 46, 165. gr. viiKT-tup c nachts', 1. noctur-nus : gr. vu£, 1. nox; gr. 06-uup, ahd. waggar '• ai. 1. ud-d, Lok. ud-dn, got. wat-in *im Wasser'; gr. ctXK-ap 'Schutz' : Lok. &XK-I: gr. Sap, 1. ver 'Friihling". ai. vas-ar 'in der Fruhe' in vasar-han "friih schlagend' gehort mit ai. usar-budh 'fruli vvach' : ai. us, nur im G. Sg. und Akk. PI. us as belegt: ai. van-ar-gus cim Walde sich umhertreibend', ai. van-ar-Md 'im Holz wohnend' : ai. van 'Baum'; aw. zem-ar 'auf der Ei'de' : ai. ksam, gr. x&^v; ai. dh-ar ahar 'Tag fur Tag' : Lok. dh-an 'am Tag' und ahas; 1. it-er 'Reise' : ai. it; a\.jdk-rt, 1. jecur, gr. f)Ti-ap : ai. Lok. jak-an 'Leber'; gr. itO-p, ahd. fuir : ai. p&va-k-am 'Feuer ; 1. femur 'Schenkel': Lok. femint: ai. ds-r-k, alat. assir, gr. ^ap 'Blut' : ai. Lok. *as-dn;
§ 84.]
Das Determinativ r.
135
gr. ?m-ap, nhd. sumar : ai. sam-a f. 'Jahr'; gr. Ku-ap 'Hohle' : KOOC; gr. nu)|i-ap 'Tadel, Spott' : niJunoc;; gr. viliK-ap 'Todesschlaf' : 1. nex; gr. elb-ap 'Speise' ar-p-ov : ZuuaxriP 'Gurtel', vgl. lit. j&osta f. 'Gurtel'; 1. memb r-om 'Glied' < *mems-r-om, mems-r ist eine Nebenform : mems 'Fleisch', got. mime; ai. rip-r-dm 'Unreinigkeit' : ai. rip f. 'Verunreinigung'; ai. abh-r-am 'Wolke, Luftraum' : ai. dmbh-as n. 'Wasser'; ahd. eita-r n. : ahd. ei$ 'Eiterbeule': got. je-r n. < *jer-om : aw. jan, vgl. ai. jdnam 'Wagen, Fuhrwerk', d. jahn; gr. pXdq>a-p-ov 'Augenlied', pXcqiapii; 'Augenwimper': KaTUJp\6i(<. Da a ebenfalls ein angetretenes Element ist, vgl. § 71, so konnen wir aus den ra-Stammen ebenfalls »--Stamme erschliefien. ai. usrd 'MorgenrSte', lit. ausra, 1. aurora : ai. mar 'fruh'; gr. tlip-a : d. Jahr, s. o.; gr. fjn^p-a : r\\iap, ai. sdmfi, f. 'Jahr'; gr. gb-pa 'Sitz' : gbo?; gr. xdqj-pa 'Asche des Scheiterhaufens' : ahd. tag. Das angetretene Element r ist also weit haufiger gewesen, als es ecbeint. Indem an diese r-Stamme das adjektivbildende Suffix e, o c der' oder 'da' antrat, erhalten wir Worter auf -ro mit adjektivischer Bedeutung, wie ich schon IF. 32, 285 ausgefuhrt habe. In einzelnen Fallen ist die Sache noch ganz klar, vgl. gr. iibap-6? : (ibujp. Vgl. unten.
136
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 84.
I n andern Fallen stehen neben den ro-Adjektiven esStarame. zu denen sonst r - S t a m m e gehoren. Z. B : ai. rtidhir-ds, gr. dpudpoc; : gr. ^peu&o? 'Rote'; ai. citr-ds 'augenfallig' : ai. cetas 'Glanz'; gr. nai
In andern Fallen stehen Adjektiva auf -ro neben konsonantischen Stammen ohne r, wie ich schon IF. 32f 285 gezeigt habe. Vgl. ai. usar-budh 'fiiih wach': aw. zaeni-budra eifrig wacliend'; ai. rathe-iubh cauf dem Wagen glanzend' : ai. subh-rd& 'glanzend'; ai. siirja-svit 'sonnenhell' : ai. svitrds 'weife'; ai. visva-pis "alles schmiickend' ; gr. iriKpoi; rscharf, bitter'; d. luck : locker;
got. raups : gr. ^pudpoc;, 1. ruber, abg. rudru (kann auch Dissimilation sein); ai. pur-bhid 'Burgen zerbrechend' : got. ba-itrx; d, heis : heiser; d. wach : wacker u. a.
Wenn wir die Adjektive und Bildungen auf -ro uns durch Antritt eines o-Suffixes an r-Stamme entstanden denken, so erklart sich auf das leichteste die Regel, daC in der Zusammensetzung statt des ro-Stammes so haufig i-Stamme auftreten. Uber diese von C a l a n d , KZ. 32, 592 und W a c k e r n a g e l , Verm. Beitrage s behandelte Erscheinung (weitere Lit. bei B r u g m a n n , Grd. 2 2, 78) ist viel geschrieben worden. Vgl. gr. KDbi-dveipa 'mit sich auszeichnenden Mannern': KObp-oc;; Xadi-xribrii; 'mit verborgenen Sorgen': gr. XdOpri; gr. xaXi-
Die Erscheinung erklart sich dadurch, dafi auch i ein angetretenes, und zwar friiher angetretenes Element war als r und sich so in der Zusammensetzung die altertiimlicheren Formen erhalten haben. Es stehen auch sonst noch j-Stamme neben ro-Stammen, vgl. ahd. weggi m., lit. vagis 'Keil' : ai. vdjras 'Donnerkeil'; gr. ibpib? 'Schweifi' : d. schwitzen aus *swili; gr. £bpa : ahd. siz.1) ') ai. rudhirds 'rot' gegeniiber gr. ^puOpdi; diirfte durch ein rudhi veranlafit sein.
§84.85.]
Das Determinativ I.
137
Wir konnen also aus den Adjektiven auf -ro Stamme auf r erschlieCen und damit die Zahl der r-Bildungen bedeutend vermehren; wenngleich es natiirlich nicht sicher ist, daB jedes Adjektivum auf -ro auf einen r-Stamm zuruckgeht. Denn es kann sich die Endung auch ausgebreitet haben. Von den meisten Adjektiven ist es mir aber wahrscheinlich, daC ihnen wirklich r-Stamme zugrunde liegen. 3. H e r k u n f t d e s r. Die Frage nach der Herkunft des r laflt sich einigermafien befriedigend beantworten. Ich setze dieses r der Partikel r gleich (oben § 10), gr. dp, pa, lit. if, deren Sinn vor allem verstarkend war, und der daher leicht verblassen konnte. 4. r n a c h V e r b a l f o r m e n . Diese Ansicht wird bestatigt, wenn wir das r in Verbalformen heranziehen. Es gibt in den verschiedenen Sprachen Formen mit rr so im Italischen und Keltischen (vgl. ]. sequitur), im Armenischen, Tocharischen und im Arischen. Im Arischen sind die Formen mit r vor allem in der 3. P. Plur. PerL Akk. vorhanden. Daneben stehen sie auch im Wurzelaorist. Sehen wir in dem r eine angetretene Partikel, so ist es ohne weiteres klar, dafi die indische Beschrankung wahrscheinlich sekundar ist. Jedenfalls kann man vergleichen gr. f\ pa cer sprach' mit ai. ak-ur csie sprachen', o"Tfj pa trat' mit ai. asth-ur, gr. (3rj p 'fevai mit ai. ag-ur 'sie gingen'. Uber die weitere Ausbildung der r-Formen s. Verbum. 85. Das Determinativ /. Neben dem Element r, an dessen Dasein ja nicht zu zweifeln ist, hat man auch ein I in ahnlicher Verwendung angenommen, dafiir aber eigentlich nur das Beispiel 1. sol4 'Sonne' anfiihrenkonnen. Vgl. K r e t s c h m e r , KZ. 31, 351;' P e d e r s e n , KZ. 32, 256. Bei genauerem Zusehen erkennen wir aber, dafi in dem I ein Element von fast gleicher Art wie r steckt, das nur vielleicht in noch friiherer Zeit ala dieses angetreten und daher noch mehr verbaut ist. In den klassischen Sprachen und im Germanischen tritt I wenig hervor, und da im Indischen r und I zusammengefallen sind, so kann es nicht Wunder nehmen, wenn I zunachst wenig beachtet wurde. Erst im Sla-
138
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa.
wischen lernte man eine Partikel le kennen.
[§ 85. Vgl. B e r -
n e k e r 697. Hierher klr. le-m, ie-me, te-no 'aber, doch, sondern nur', serb. le verstarkend, slow, le cnur', tschech. le 'und, aber, doch' usw. In grofiem MaCe zeigt sich dieses I hintern andern Worten. 1. H i n t e r Partikeln usw. klr. a-ie 'aber', tschech. poln. a-le, •lett. nu-le 'soeben, kiirzlich, jetzt erst', je-le 'doch, doch wenigstens'; ne-le 'geschweige denn'. Dazu 1. procu-l 'fern' : aruss. proei 'procul, weg'; 1. simu-l 'zugleich': gr. dfia und weiter verbaut in 1. clan-cu-l-um 'heimlich', saepius-cu-le 'haufig'. 2. I h i n t e r P r o n o m i n a . Bekannt ist 1. ilk, wohl aus is-le (vgl. Rozwadowski, I F . 3, 274). Aufierdem gehOren wohl hierher die Falle wie abg. to-li 'turn', to-li 'tantopere', to-li 'so', lit. tol 'bis dahin, so lange', abg. to-li-M 'so grofi, so viel', I. td-lis 'so beschaffen', qua-lis 'wie beschaffen', gr. xn-Xf-Koc; cso alt'. Vgl. auch 1. a-li-quis ( B r u g m a n n , IF. •24,
1 6 0 f.).
3. I h i n t e r Nomina. L. so-l, ai. sva-r, gr. f^X-io? < *s&we.-lios, got. saui-l gegenuber ai. savi-tar. In diesem Fall hat man schon langst das I dem sonstigen r gleichgesetzt, wenngleich hier das I nicht auf den Nominativ beschriinkt ist. In gr. neyaXo- : got. mikils gegenuber gr. yiiyai; liegt aber ein Fall vor, in dem sich das I nicht auf das ganze Paradigma ausgedehnt hat.
Mehr Stoff gewinnen wir, wenn wir die Determinative -om und -a abschneiden. gr. q)0-X-ov '.Stainm, Geschlecht', bei Homer und Hesiod nur im N. Akk. vorkommend, gr. cpu-X-ii : ai. bhu-s 'fiaum, Welt', d. Bau, gr. cpur) cWuchs, Leibesgestalt'; gr. OKO-X-OV 'erbeutete Rustung, Kriegsbeute' : gr. <JKO-TO? 5abgezogene Haut'; ai. nabhj-l-am, 1. umbi-lj-cus : ai. nabhi-s 'Nabel'; gr. 6^q)o-X6? : 1. iimbo; ai. juga-l-am Taar' : m.jug-am 'Jochf: gr. k\X& < hed-la, 1. sella, got. sitls, ahd. seggal : ai. *sadi-s, abd. siz: ahd. dehsa-la. abg. tes-la 'Axt' : ahd. dehsa: ahd. sei-l << *seid-l-om, poln. sidio : d. Suite; aisl. af-l n. 'Kraft, Hilfe', 1. opu-lentus : 1. ops; 1. di-luc-ul-um : lues 'Licht'; gr. u)Tei\r|, aol. ihxiXka 'Wunde', lit. votls 'Geschwiir; ai. sahas-ram 'tausend' : ai. sahas 'Kraft'; abg. *jclo, s.jelo, p. jad-io : d. az.
§ 85.]
Das Determinativ /.
139
Wie cpeibuu-Xr) 'Schonung' : qpeibdj, so veihalt sich Tepitw-Xi'i 'Vergniigen : *T€pm£i; euxw-Xi*! 'Gelfibde' : *euxib; gr. d|iix-\r| 'Nebel', lit. mig-la, abg. imgla : ai. mih f. 'Regen, NebeP, meghds 'Wolke': got. hei-l-a
Auch sonst ist I mannigfach verbaut. Zu 1. vulpes darf man ein *i>ulpek erwarten, mit D. h, dessen Reflex wir in gr. d\dnrn,-£ haben. Davon mit l-D. 1. vulpecula. Zu 1. canes gehort ein *cani, davon ein "'caulks wie 1. corniz und davon canicula. L. osculum cKufi', urspr. 'Miindchen' ist mit -om und -I von *osk abgeleitet und dies zu 6s 'Mund'. Das k in 1. cldvicula 'Schliissel' entspricht dem gr. dor. KX^E. I ist also spSteres Suffix. 1. tumulus 'Erdhugel', aisl. pumall cDaumen' : d. Daumen, ahd. dumo.
Durch Antreten von I an £>Bildungen ist ein zusammengesetztes Suffix kl entstanden, das im Lat. hinter M-Stammen produktiv wurde. Hierher 1. avunculus 'Oheim' : avus 'GroSvater'; 1. furunculus 'Rauber' : fur cDieb'. Diese Verbindung flndet sich auch wohl im westgerm. nkU, z. B. ahd. huoni(n)klin, jetzt Hinkel, ae. husincel 'Hauschen'. Wir werden hier ngl ansetzen miissen, wie auch zu erwarten ist.
Indem o an Stamme auf -I trat, erhalten wir ein Adjektiv bildendes Suffix -lo. Hierher zunachst gr. b\ia\-6<;, 1. similU : simul : gr. 6(^6^, e. same; gr. x&auaX-o?. 1. humilis 'niedrig' gehoren zu gr. x^wv, die Z-Bildung in thrak. Tt.\il\r\, phryg. zemelo. Vgl. unten § 90.
Anderseits erscheint I hinter Adjektiven aller Art, und es ist durchaus wahrscheinlich, dafi hier hinter den Kasus indefinitus ein le oder ahnliches getreten war, und dafl dieses dann flektiert wurde.
140
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa.
[§85.86.
Hier finden wir: a) I hinter i-Stammen : gr. Tpoxi-X-o? 'Strandlaufer' ( c Vogel': Tpoxi? 'Laufer'); gr. KOI\O? c hohl' < *kowi-los : 1. cavus; gr. ITOIK(-AO<; 'bunt' : got. faihs; lit. dldelis c gro6' : dldis. b) Hinter M-Stammen: gr. r\bi)\o<; 'sufilich' : fibO? csiifi'; ai. bahu-lds, gr. TTOX<JX6<; "etwas dick' : ai. bahus, gr. Ttaxu?. c) Hinter o-Stammen: ai. bhima-las 'furchtbar': ai. bhimas, ai.jlva-lds :jivds :lebendig'; russ. t'eplyj 'warm' : 1. tepidus.
Auch aus den Adjektiven auf -los usw. konnen wir Z-Stamme erschlieBen, wenngleich natiirlich auch das Suffix -lo gewuchert hat. Die Geschichte des Suffixes -lo ist mit diesen kurzen Andeutungen nicht erschopft, sie mufi noch geschrieben werden. Ich bin aber fest iiberzeugt, daC ich die Grundlinien richtig gezeichnet habe. 86. Das Determinate s. Ein Element s ist bekanntlich beim Aufbau der nominalen Flexion und Stammbildung wie auch beim Verbum in ausgedehntem MaCe verwendet worden. Wir finden ein s im Nom. Gen. Abl. Sing., im Dat. Abl. Akk. Lok. Plur. Daneben steht es im Nom. Plur., und im Gen. Sing, der o-Stamme (Pronomina) so. In der Stammbildung sind die s-Stamme bekannt. Beim Verbum haben wir einen s-Aorist, ein sjo- oder so-Futurum, s-Prasentien, eine 2. Sing, auf *. Man kann wohl sagen, dafi kein Laut in der idg. Stammbildung und Flexion eine derartige Rolle spielt wie s. Ist das nun iiberall dasselbe Element, oder sind es mehrere? Was ist z. B. das pluralbildende s, von dem man spricht? Ist es ein anderes als das singularische? Wie kommt es, daC der Gen. Sing, und Nom. Sing. gr. TTOOOC; und 9eo<;, 1. pedis und servos scheinbar dasselbe Element zeigen? Schon Fr. B o p p , Vgl. Gramm. 1, 157 hat die Ansicht aufgestellt, daC das Nominativ -s eins sei mit dem Pronomen *so, ai. sa, gr. 6, got. sa cder'. Ich stimme ihm darin bei, nur sehe ich in *so nicht den Nom. Sing, eines Pronomens, sondern eine hinweisende Partikel. Ich habe schon oben S. 13 darauf aufmerksam gemacht, dafi
§ .86.]
Das Determinativ s.
141
sich ai. sa mit ahdm und tvdm, gr. 6 mit ifih verbindet und in solchen Fallen nur chier' bedeuten kann. Dieses so ist ja auch nie flektiert worden, sondern hat sich stets in dieser Form einer Partikel erhalten se, so und dessen friihzeitig gekurzte Form s ist also eine Partikel wie c in 1. hie, die der Natur der Sache nach nicht nur im Nominativ, sondern an alien moglichen andern Stellen hat antreten konnen. Sie findet sich demnach hinter Adverbien wie hinter Pronomina und Nomina, und auch Brugmann spricht Grd.2 2, 2, 737 von einem formantischen s. 1. s hinter Adverbien. gr. dnqpi-c;, aw. abi-s ! herum' : gr. d|uqpi; gr. aip cweg, zurtick', 1. abs : I. ab, gr. auo- Dazu auch gr. it6-s, lit. pas cbei', 1. urab. osk. pos-t (Kretschmer, Glotta 1, 55). Neben 1. au cweg' steht ai. avds 'herab', erweitert zu ai. avds=tat 'unten', ahd. tees-tar 'westwarts'; aw. vis : vl J weg';e ai. ni-s, aw. ni-s hinaus' konnte eine Erweiterung von ni, der Schwundstufe zu gr. £vi sein; gr. ify{)-<; 'nahe' : iyyii-Qev ; gr. it, 1. ex usw. aus egh-s; got. us 'in die H5he\ 1. usque
2. s hinter Pronomina. Ale urspriinglich deutliches Adverbium erscheint sa im germanischen Pronomen dieser, dessen Entstehung oben § 22 behandelt ist. Weiter ist so in einer Form angetreten, die als Gen. Sg. im Slaw, und Germ, verwendet wurde, vgl. abg. ceso, got. pis. Dieselbe Form, vermehrt urn die Partikel -om, erscheint als Gen. PI. ai. te-sdm aus *te-so + om, e-s'dm, 1. istorum, o. ei-sun-k, got. J>iz$, apreufk stetson, abg. techu. Auf eine Form *taso geht zurtlck der G. PI. des Fern. ai. tasSm, gr. Tdtuv, 1. i&t&rum, (got. pizo, ahd. dero, abg. teehu).
s steht ferner im got. Dat. mi-s, pu-s, si s, die mit umbr. seso 'sibi' zu vergleichen sind. Von solchen s-Formen sind pr. maisei, twai-se, 'swai-se weitergebildet. In ausgedehntem MaSe sind dann diese Formen wie *teso, *teiso als Stamme verwendet worden, so in ai. D. Fern, iasj-ai, G. ') Spate Analogiebildung. des ofteren anzunehmen.
Aber analogische Ausdehnung ist
142
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 86.
Abl. tasjas, Lok. tasjam, got. G. pizos, D. pizai, gr. G. PI. F. xduuv, < *tdson, osk. G. eta els, Abl. etsud, Lok. eisei G. PI. eisunk, Dat. eizois, apreuB. G. stessias, D. stess(i)ei, steisiei. Der Vorgang entspricht ganz dem, den wir sonst finden. Ferner ist -se, -so angetreten in 1. ipse <; *is-pese, in dem osk. umbr. Stamm ek-so.
Oben § 66 und 62 haben wir gesehen, dafi die Elemente i und om an den Nominativ der Pronomina angetreten sind. Mit diesen wechselnd, finden wir nun auch s. So haben wir: ai. ka-s, got. has, gr. T(? neben 1. quo-i; 1. got. is neben ai. aj-am; got. weis neben vajam, got. jus cihr' neben ai.juj-am. Und hierher gehoren wohl auch got. mis Dat. neben ai. mam Akk. < *me-om, got. ^MS Dat. neben ai. to-cfm Nom.
3. -s b e i m Nom en. Beim Nomen tritt s als Kasuszeichen wie als stammbildendes Element auf, was bis zu einem gewissen Grade zusammenhangt. Wir werden zeigen, daC s weder mit dem Geschlecht noch mit einem Kasus als solchem etwas zu tun hat. a) s- als Nominalzeichen findet sich bei vielen konsonantischen Stammen, bei den i-, u- und o-Stammen, aber nicht bei alien. Nach J. Schmidt, KZ. 27, 392 war das s besonders bei den einsilbigen Formen beliebt, vgl. z. B. ai. sdkha, pantha, aber ai. ra-s, 1. res; ai. &§ma,
aber rbhu-ksas; gr. qpepwv, Xa^uiV, Yepwv, aber dei? Iraq, 1. praesens, dens; gr. Trairip, aber xe*P
§ 86.]
Das Determinativ s.
143
Im Lat. haben wir noch die kostbaren Reste von Neutren der zweiten Deklination auf -os, wie virus, volgus und die Adjektive wie fellx. L. virus n. 'Gift' mufi alt sein. Denn es entspricht formal gr. C6? m. Im Indischen finden wir dagegen visdm n., d. h. es hat das Geschlecht gesiegt, und die Form ist geandert worden. Zudem steht AV. 4, 6, 3 (Lanman 339) der Vokativ visas, der falsehlich in viSa korrigiert wird. Danach durfte auch volgus alt sein.
Alte Neutra auf -os nach der zweiten Deklination wird man wohl auch in vielen Fallen ansetzen diirfen, wo Worter zwischen Mask. (Fern.) und Neutrum schwanken. gr. S6\oi; f., abg. dolU cGrube', an. dalr m. : got. dal n., ahd. tal n.; ai. nidds m., 1. nidus m.: ahd. nest n., abg. gnezdo, ai. nachved. niddm n., idg. *nizdos n.; 1. vicus m., OIKO; m., ai. vesds m. : got. weihs n.; gr. KOKXOI; m. : ai. cakrdm n., ags. hweogol n.; lit. dagas m., ahd. tag : an. d&gr n., ae. dogor n., Grf. idg. dhogo-s n.; gr. VOOTOI; m. cHeimkehr' : ai. dstam n.; 1. cllvus m. : got. hlaiw n., vgl. hlaiwasna 'Grabhtigel'; gr. iniadd^ 'Lohn' : ai. midhdm u. a. Hierher gehSren auch die Falle, in denen im Griech. zu mask. o-Stammen im Sing, ein Ntr. PI. auf -a gehort. Vgl. 6 bea^xot;, Tdbeond; f\ KeXeudo?, rciK^XeuOa; 6 Xuxvo?,TOXuxva (vgl. luna) \ 6 KUK\O?, T<X KUK\O; 6 airoi;, T& atra; r\ f)ivo?, rd jiivd; 6 i dd 6 biqppoc, Tdbi
d
Bei andern Stammklassen ist es z. T. noch mit Handen zu greifen, daC s auch an Neutra antreten konnte. a) w-Stamme. Zu gr. aif-4.v cimmer' gehort ai. dju n. Lebenskraft, Lebensfrische', wozu weiter 1. aev-om, got. aiw. Dazu gehort im Ind. angeblich ein neutraler s-Stamm ajus, der zirka siebzigmal im Nom. Sg. belegt ist. Sonst kommt vor I. viermal, G. einnial, L. zweimal, N. PI. neunmal. Das ist ein sehr merkwtirdiges Verhaltnis. Aber ajus zerlegt sich einfach in aju + s als Nominativsuffix; das s wurde dann in die Flexion hineingezogen. Von sasus n. 'Befehl' neben s'&s f. isl nur der N. Akk. belegt. Zu dhanvan n. 'Bogen' gehort ein Nom. Akk. dhanu-s n., der seehsmal belegt ist, sonst nichts. Von tapus n. 'Glut' sind einige oblique Kasus belegt. Neben pdrus n. 'Knoten' (einmal parusas, parusi) steht pdrvan n., von dem kein Nom. belegt. ai. madhus n. 'Sufiigkeit' steht neben sonstigem mddhu n.; ahd. meto m., abg. medu m. dilrften ihr mask. Geschlecht dem sverdanken.
144
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 86.
Neben ai. ddnu n. 'traufelnde Flussigkeit' steht einmal Nom. •ddnus f.
Neben ai. cahsu n. 'Auge' steht caksus n. L. pecus n. neben pew n., got. faihu n. erweist sich als alt wegen ai. pdsus m. Ebenso ergibt sich aus ae. ealu n., pr. alu n. gegenuber lit. alfis m., abg. olu m. 'Bier ein idg. alu-s n. P) t-Stamme. gr. KOVK;, K6VIO<; f. : 1. tints, cineris n. = idg. koni-s n.;
ai. barhis n. 'Opferstreu' : got. &a/ps < *balgis m.; ai. s'oas n. 'Flamme' : got. hugs, ahd. JVwfjs m.; ai. rocis n. 'Licht' : 1. lux t. Neben aril- m. 'Strahl', nur N. I. PI. belegt, steht N. Sg. arefe n. sechsmal, I. dreizehnmal, L. einmal, N. PI. einmal; 1. pulvis 'Staub' n. geht wegen pollen auf einen i-Stamm zuriick; ai. vartis n. nur einmal Nom. : an. yrdr m. cGeschick'. Y) <s-Stamme. Die fs-Stamme sind zweifellos verschiedenen Ursprungs. Zunachst stehen sie in weitem Umfang neben r-Stammen. 1st nun r, wie wir weiter unten sehen, ein angetretenes Element, so mu6 es auch s sein. So flnden wir ai. pivas n v nur N. und Akk. und I. pivasH neben gr. map 'Fett'; neben gr. Kiioi; steht Kiiap cHohle, Loch. Nadelohr'; neben b^o? steht einmmal bei Soph, beap Turcht\ Vgl. feiner ai. dhas n. neben Mar 'Tag': ai. vddhas n. 'Waffe' neben vddhar; — gr. oib-o? n. 'Geschwulst' : ahd. eitar: — ai. usas cMorgenr6te' : ai. usar 'in der Friihe', lit. ausra; gr. £bo<; : ?bp-d; gr. epeuSoc, 1. rubor 'Rote' : gr. £pu9p-6<; 'rot'; ai. cet-as 'Glanz' : cit-r-dm 'gliinzendes Geschmeide'; gr. |af|Koi; 'Lange' : gr. ^aK-p-6? 'lang'; ai. tamas 'Dunkelheit' : tam-r-ds 'verdunkelnd'; gr. (pedboc 'Liige' : gr. *(Jub-p-6<; 'lugenhaft'; ai. ddsas 'Wundertat' : das-r-ds 'wunderlatig'; ai. ndmas 'Verneigung' :c nam-r-ds 'unterwurftg'; ai. rdbhas 'ungestum' : gr. \dp-p-o<; heftig, ungestum'; ai. sokas 'Flarame' : sukrds 'klar' usw. Diese Falle sind nicht mit Sicherheit von den Abstrakta auf -es, -os zu unterscheiden. Sicher sind auch die germanischen neutralen Tiernamen mit Delerminativ s gebildet wie Lamm, flnD. lammas, Kalb (ahd. kalbir), Rind, Huhn. Daneben gibt es andere Weiterbildungen mit s, wie ai. hg.-s-as, gr. xnv, 1. an-ser, d. gan-s, lit. zq-s\s : d. gan-ter, ahd. gana-zzo; d. Fuch-s : got. faiiho 'Fuchsin'; ahd. luh-s : schwed. lo = got. *lauha. In einigen KSrperteilnamen ist s sicher Determinate wie in •lit. ausAs f. 1. auri-s cOhr', lit. akl-s 'Auge', lit. sirdi-s cHerz', wiihrend es in abg. ocese usw. zum wirklichen Suffix geworden ist. Ebenso steht es mit ai. Mt-as 'Haupt' = gr. Kdpa? 'Horn', bei dem das s weder in den obliquen Kasus noch in alien Ableitungen erscheint.
§ 86.]
Das Determinativ s.
145
Von Zeitbezeichnuugen gehSren hierher 1. men-s-is, gr. |UT]V, ai. mas gegenuber lit. menuo, got. menops; d. tag, ags. dogor gegenuber lit. daga-s m., dagd, 'heifie Zeit'. Und schliefilich steht in zahlreichen Fallen -s neben -om. Vgl. ai. havis n. 'Opfergrufi' : havj-dm; ai. kravi-s n. 'Fleisch', vgl. d-kravi-hastas ckeine blutigen Hande habend': kravj-am 'Fleisch'. Dazu kommen die zahlreichen Falle, die oben § 28 behandelt sind.
Demnach hat s absolut nichts mit dem Mask, zu tun. Nur allmahlich ist es zu seinem Kennzeichen geworden. Entweder wvirden die Worter mit dem Nom. auf -s zu Mask., oder das s wurde in die Flexion hineingezogen, und es entstehen sogenannte s-Stamme. Beim Pronomen haben wir nun allerdings den Gegensatz von is und id, kwis und kwid, der wohl auf den Oegensatz von so und to (gr. 6, f), TO, got. sa, so, fiata, ai. sa, tad) zuruckgeht. Aber beim Nomen wechseln die Determinative s und •t (d) ohne Hinblick auf das Geschlecht. Vgl. unten § 91. b) s als Zeichen des G e n i t i v e u n d A b l a t i v s S i n g . Ein Genitiv wie gr. iroboq, ai. padds usw. sieht genau so aus wie ein endbetonter Nominativ, und diese Tatsache hat v a n W i j k , Der nominale Genitiv Singular, Zwolle 1902, zu der Frage gefiihrt, woher dies komme. Seine Antwort kann aber deshalb nicht befriedigen, weil sie nicht auch den Ablativ erklart, der doch im Singular in alien Stammklassen, mit Ausnahme der o-Stamme, dem •Genitiv gleich ist. Da also s den Genitiv und Ablativ bezeichnet, so kann s auch hier nichts mit der Bedeutung •des Kasus zu tun haben, es ist auch hier die Partikel s, und der Gen. Abl. war urspriinglich endungslos, von dem Nom. Sing, allerdings durch den Akzent geschieden. Der Nom. Sing, lautete vor der Wirkung des Akzentes *pedo, der Gen. Abl. *pedo, woraus *ped und p(h)d6. Diese Form liegt auch noch dem Gen. Plur. zugrunde, bei dem verhaltnismafiig spat die Partikel -om angetreten ist, gr. irobujv aus *podo -f- om. Wie es kam, dafi zwei so wichtige Kasus wie Gen. und Abl. nicht unterschieden wurden, ist mir allerdings nicht klar. Bei den i- und H-Stammen ist s an die Form ei, ot\ H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
10
146
Suffix- und Kasusbildungen. Determinativa.
[§ 86.
bzw. eu, ou getreten, die durch Antreten der Elemente i und u an die Form auf -e, -o entstanden sind. Den Gen. der a-Stamme auf -as erklare ich aus einer Zusammenziehung der Endung -es der konsonantischen Stamme mit dem stammauslautenden a. c) s a l s Z e i c h e n d e s D a t i v s . Das findet sich weiter in einem Kasus, der im Dativ erscheint, und zwar in got. mis, pus, S. 141). Da wir aber nicht wissen konnen, ob wirklich ein Dativ war, so bleibt die Sache
Element s Germ, als sis (s. o. diese Form zweifelhaft.
d) s a l s L o k a t i v e n d u n g . Die gewohnlichen Lokativformen gr. Ai/"i, ai. divi setzen eine Form *diw voraus, an die das Element i getreten ist. Neben diesem divi finden sich aber im Indischen ein paar ganz merkwiirdige Bildungen, namlich purvedjus Hags zuvor' und aparedju-s Hags darauf', anje-djus an einem andern Tage'. J. S c h m i d t , KZ. 25, 59 hat sie mit lat. inter-dius 'tags', perdius c tagsuber' verglichen. Dazu noch nach W. S c h u l z e , KZ. 27, 546 noctu diusque, neque noctu neque dius, Plautus. Man hat diese Formen als Genitive erklart, so noch S t o l z , IF. 18, 452, obgleich nicht zu verstehen ist, wie sich ein offenbarer Lokativ des vordern Adjektivums mit einem Genitiv verbinden kann. Ebenso ware die Vereinigung des Lokativs noctu mit dem Gen. dius mehr als auffallend. Tatsachlich liegt kein Gen. vor, sondern an den Kasus indefinitus, der als Lokativ verwendet wurde, ist die Partikel s getreten. 1 ) Ist man erst einmal auf die Erscheinung aufmerksam geworden, so findet sich auch weiterer Stoff. 'Heute" heifit im RV. zweimal a-djd, worin wir das Pronoraen a, idg. e (P. O. S. 10), und den Kasus indefinitus von deje c Tag' zu sehen haben. Die mit s erweiterte Bildung haben wir in sa-djd-s 'an jedem Tage', neben dem sa-diva-s 'sogleich' steht. Auch das ist nichts weiter als eine lokativische Adverbialbildung, wie wir sie in X^S> 1. eras sowie in gr. aieq 'immer' finden. Weiter schlieCen wir hier Formen an wie alat. nox bei Nacht', got. nahts, gistra-dagis und sonstige genitivische *) Auch hier wechseln s und om, vgl. gr. erfunepov, ai. prati-
dosdm.
§ 86.]
Das Determinate s.
147
Formen, die B r u g m a n n , Grd. 2 2, 2, 573 als Genitive der Zeit aufgefaGt hat. Dieser Genitiv der Zeit ist mir immer sehr merkwiirdig vorgekommen, und ich habe ihn mir nie erklaren konnen. Tatsachlich kommt er im Indischen nur in ein paar vereinzelten Fallen vor, wie z. B. aktos 'bei Nacht', vdstor-vastos 'an jedem Morgen'. Es ist ja nun leicht verstandlich, wie dieser Genitiv entstanden ist. Derartige Formen, alte Lokative auf s, blieben erhalten und wurden, nachdem der Lokativ anders gekennzeichnet worden war, als Genitive aufgefafit. Ebenso sind im Lateinischen die Lokative auf •% als Genitive empfunden worden, und es haben sich daran Umbildungen angeschlossen. Einen deutlichen Rest des s als Lokativzeichen haben wir schliefilich auch in der Dualflexion. Im Indischen und Slawischen wird im Dual der Genitiv und Lokativ durch die gleiche Endung ausgedriickt, und zwar nach dem Indischen zu schliefien, durch das Element s. Der Lok. Du. ai. pados tdjos sieht aus wie der Gen. eines M-Stammes, und es ist mit Formen wie ai. aktos 'bei Nacht' durchaus identisch. Ich sehe aber unser Element s auch im Lokativ Plur., dessen Suffix auf -s-i oder -s-u ausgeht, vgl. oben § 43. Da i oder u sicher angetretene Elemente sind, so handelt es sich bei dieser Form um das Antreten eines Elementes s an den Kasus indefinitus, bzw. an die um i vermehrte Form des Pronomens. Ai. te-su, gr. TOTO"I kann man mit ai. tris, gr. xptg vergleichen. Weiter dann gr. Tpi-ffi, ai. trim. e) s i m P l u r a l . Im Plural erscheint s in den meisten Kasus, aber es hat sicher mit dem Plural nichts zu tun gehabt. Uber den Lok. Plur. s. oben. Der Instr. Pluralis hatte die Endung -Ihis, die aber urspriinglich gar nicht pluralisch war, s. oben § 35. Der Akkusativ Plural ist dagegen deutlich durch das s charakterisiert, wenngleich dem s nicht ein m, sondern ein n vorauegeht. Sobald das s im Plural fest wurde, im Singular aber fehlte, muBte es als Pluralzeichen empfunden werden.1) *) Wenn das Suffix des Akk. PI. ns war = d. uns, so hat es mit unserm s unmittelbar nichts zu tun. 10*
148
Suffix- und Kasusbildungen. Deterrainativa.
[§ 86,
Beim Nominativ Pluralis mit der Endung -es uad dem Dat. AbL aind. auf -bhj-as scheint es angetreten zu sein, und es ist zweifelhaft, ob dies mit unserm s identisch ist. Die Formen bleiben schwierig. Neben dem Instr. auf -bhis gibt es bei den a-Stammen eine Form ai. auf -dis, lit. -ais. Sie sehen aus wie ein Dativ Sing., an den das Element s getreten ware. Dafi dieee Formen mit dem Plural nichts zu tun hatten, scheint mir aus den Adverbien hervorzugeben, wie ai. uccais c oben', nicais 'unten', pracais Vorwarts', ianais, sdnakais 'langsam', lit. vakarals 'am Abend', ritmeceis
'morgens', aw. tais cso', jais fwie'. Ich sehe also in dem s des Plurals unser Determinativ s. In Betracht kommt hier der Lok., Instr. und gegebenenfalls der Dativ auf -mos, falls dieser auf -mo •j- s und nicht auf m -f- os zuriickgeht. Von dem es des N. PI. ist zu bemerken, daC es zweifellos unbetont war und doch den Vokal erhalten hat und auch nicht zu o umgelautet ist.
Vgl. ai. agnaj-as, siindv-as, vfkds < vrka-es, pad-as, gr. irib-e?. Es reiht sich damit diese Form als jung Fallen an wie gr. fi-be, r\-be, x6-be, 1. us-que, gr. Sa-re, j.idg. pen-kwe : funf, 1. sive, 1. fer-te usw. Alle diese Formen konnen erst ins Leben getreten sein, nachdem der Akzent die unbetonten Vokale geschwaeht und diese Wirkung aufgeh6rt hatfe. Auch der Wandel von e zu o war vorfiber.
G e s c h i c h t e des E l e m e n t s s. Wenn die drei Elemente s, es, so wirklich eins waren, so sind sie doch zu sehr verschiedenen Zeiten angetreten. Zuletzt ist dies mit es im Nom. Plur. und Dat. Abl. Plur. -bhjas, -mos geschehen. Die Endung so des Gen. Sing, zeigt vielleicht Abtonung, setzt also dann den Wandel von e zu o voraus. Von dem s gilt folgendes. s konnte wohl an alle Formen antreten. muCte es aber nicht. Insbesondere gilt dies vom Nom. Akk. Hier wurde nun s als Bezeichnung des Belebten gegeniiber dem Unbelebten empfunden, zunachst beim Pronomen is gegeniiber id, kwis gegeniiber quid. Als nun auch das Geschlecht unterschieden wurde, da wurde bei den Wortern, bei denen im Nom. das s festsaC, dieses durchgefiihrt, und es entstanden z. T. die s-Stamme.
§86. 87.]
Das Determinativ -n.
149
Soweit dies aber nicht der Fall war, wurden die Worter als Mask, oder Fern, aufgefafit. Vgl. 1. cinis, cineris n. gegeniiber gr. KOVI?, K6VIO<; f. oder got. cl»gs gegeniiber ae. clogor-. Die Beispiele sind oben angefiihrt.
Im Nora, ist das s nie bei alien Wortern angetreten. Es fehlt vor allem zunachst da, wo andere Determinative vorhanden sind. Auch an andere Kasus trat s an. Wir konnen es sicher nachweisen im Gen. Abl. Lok. Instr. und vielleicht auch im Dat. Sing. Indem es im Gen. Abl. feat wurde, wurde es zum Kennzeichen dieses Kasus. Dagegen wurde die Form mit s im Instr. als Plural aufgefaGt. 87. Das Determinativ n. -«, -no ist unter den stammbildenden Elementen auCerordentlich haufig, und es bedeutet auch nicht stets dasselbe. Demenlsprechend ist es auch nicht aus derselben Quelle abzuleiten, sondern es ist verschiedener Herkunft. A. Eine ganze Reihe von w-Stammen, natnentlich die der heteroklitischen Flexion,die sogenantenr-,M-Stamme, sind aus einem Lokativ, an den die Proposition en 'in' angetreten war, entstanden. Vgl. H i r t , IF. 32, 290 ff. und oben § 33. B. Die eigentlichen e»-Stamme, denen die ganz bestimmte Bedeutung des Substantivierens zukommt, sind durcb. Verschmelzung eines Pronomens eno cder' mit dem Stamm erwachsen, z. B. got. blinds 'blind", blinda 'der Blinde'. Vgl. unten § 104. C. SchlieClich aber sind eine ganze Reihe von nStammen auf demselben Wege entstanden, den wir nun schon in so vieleh Fallen kennen gelernt haben. Auch n war ein Determinativ. tTber die Partikel ne, no, woneben wohl auch tie, no, vgl. S. 13 und Walde unter denique. Aufierdem P. Persson, t)ber den demonstrativen Pronominalstamm no-, ne- und Verwandtes. IF. 2, 199. 1. ne h i n t e r Adverbien. 1. pone 'hinten' < *post-ne; 1. super-ne : super 'tiber'; ai. hi-nd ungefahr gleich hi: ai. (ana cauch, selbst, sogar', aw. ci-na, got. -hun in 'nicht irgendeiner' : kwe, 1. que ;
amshun
150
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 87.
ai. vi-nti, *ohne', 1. alioquin 'irgendwie', 1. quandO ne 'zu irgendfiner Zeit'; ahd fo-na 'von'
2. ne h i n t e r P r o n o m i n a l f o r m e n . Gen. aw. mana, abg. mene 'mein' lafit sich in me -f- ne zerlegen. Dieses mene, ist dann zu einem Stamm geworden, der der Flexion im Baltisch-Slawischen zugrunde liegt. Lit. Preufi. Abg. Akk. G. A. D. Lok. I.
man§ manes, mono mdnei manije manimi
mennei
mene mine munojg.
Im Germ, finden wir got. Gen. mei-na, ahd. min, was man gewohnlich als Akk. Plur. dee Adjektivs, got. meins, ahd. mm faBt. Das kann sein. Aber *mina- selbst konnte aus einem *mei-ne entstanden sein. Hier zeigt sich nun etwas, was das Antreten von Partikeln ganz gewifi macht, naailich die Erscheinung, daC das «Suffix* n teils an den bloCen Stamm, teils an den durch i erweiterten tritt, wie abg. me-ne und got. mei-na. So haben wir das Pronomen e, o + ae in ai. ana, mit dem Instr. M. ane-na, Fem. andja, gr. l-vr\, abg. onu ! er', lit. ans. Aus ei, oi + ne entstand der defektive Pronominalstanim Akk. ai. enam, dem im Europaischen das Zahhvort oi-nos entspricht (gr. ofvo-, 1. anus, got. ains, lit vlenas), woneben gr. o!o<; 'alleia' und ai. e-kas mit aniern Erweiterungen. te, to H- ne in sot. pa-na-mais lweiter noch', got. pan, as. than 'dann' und tei, toi + ne = ai. te-na last, von ta-: je + ne bildet die Grundlage von ahd. je ner 'jener', joi + ne ist ai. I. je-na und got. jai-ns 'jener'; fcu>e + ne = ai. ca-nd, got. hun; k<»ei, k">oi -\- ne = ai. I. ke-na.
Aus den letzten Beispielen ersieht man schon, daC ich in der Endung des aind. Instr. die Partikel -ne sehe, wobei zu erwagen ist, ob nicht wegen gr. i-va c damit' auch -na neben -ne anzusetzen ist. Ganz deutlich an ein Pronomen angetreten finden wir ne in thess. 8-VE, ri-ve, r6-ve, das fflr das sonstige 8be steht. Allerdings kfinnte dies auch nach r6v-e abstrahiert sein. 3. ne h i n t e r
Substantiven.
S 87.]
Das Determinativ -u.
Unsere Partikel ne werden stantiven uberall da annehmen, jede Bedeutungsanderung neben Wir konnen noch verfolgen, wie
151
wir nun bei den Subwo ein n-Stamm ohne andern Stammen steht. sich dies entwickelt hat.
Die aind. Neutra auf 4 wie vari 'Wasser' zeigen in einer Reihe von Kasus ein n-Suffix, vgl. I. vdri-na, D. vtiri-pe, G. Abl. vari-nas, Lok. vari-ni usw. Man wird diese Bildungsweise am besten erklaren, wenn man annimmt, daS die Partikel ne angetreten ist und dann die Flexion nach hinten verlegt ist. Mit ai. N. PI. vdrlni vergleicht sich 1. uri-na; vgl. dagegen lit. juris 'Meer', aisl. ur 'feiner Regen'.
In den sonstigen Fallen ist ne zu einem Suffix geworden. a) ne hinter i-Stammen. 1. regl na : idg. *regl : 1. rex; I. gallx-na : 1. gallus; 1. uri-na : lit. jures 'Meer'; lit. avi-nas 'Oheim' : pr. awis, abg. uji; lit. iemi-na 'Erdgottin' : lit. zeme, abg. zemlja; lit. seimi-na 'Gesinde' : gr. KUJUTI 'DorP; gr. iicrui-vr| 'Schlacht' : aX.judhm&s 'Kampfer'; gr. KopaKi-vo? cjunger Rabe' : gr. KdpaE; 1. vagi-na : urbalt. *vd£as 'Deckel' (W. S c h u l z e , KZ. 28, 280). b) ne hinter u- und ojt-Stainmen. ai. drunam 'Bogen' : gr. bpO;; gr. aol. xe^uva, xe^J'-v1 'Schildkrote' : %£\v<;; gr. xe^u-vri 'Lippe5 : X6»^°?; aisl. brun f. 'Augenbraue : d. Braue, gr. oeppOi;; ai. tdru-nas 'zart' : gr. T^pu • bodevic, Hesych; ai. mithunds 'gepaart' : ai. mipwa-; gr. KOXUJ-VOS, KO\iJu-vr| 'Hiigel' : lit. kalva 'Hugel'; gr. Kopuj-vr| 'Kriimmung' : 1. curvos ckrumm'; gr. KOpii)-vr) 'Krahe' : 1. corvus 'Rabe'; L patro nus 'Schutzherr' : 1. patruus, gr. itdTpuui;; 1. matro-na : gr. Mr)Tpu)?; gr. UIUJ-V6? 'Enkel' : gr. uiu?. c) ne- hinter s- und /••Stammen. 1. caver-na : gr. Kuap 'Hohle'; got. stair-no, ahd. ster-no : gr. daxrip 'Stern'; gr. &Kap-va 'boicpvri', ahd. ahorn : 1. acer) ai. vadhas-ndm N. 'Mordwaffe' : vddhas 'Waffe'; got. hlaiwas-na f. 'Grabmal' : got. hlaiw 'GrabhiigeP, 1. clivus; got. arhaz-na f. 'Pteil' : ae. earh N. Tfeil'; 1. sacena 'die Haue des Pontifex' < *saces-nct, ai. segisna 'Sense' : ahd. sahs 'Messer'; gr. ax-vr| 'Spreu' < *aks-nd : 1. acus, aceris 'Granne, Spreu', got. ahs 'iihre'; ]. avena cHafer' < "avegs-nS, : abg. ovisii dss., lit. aviza;
152
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 87.
d) ne hinter sonstigen Stammen: gr. pd\a-vo(; 'Eichel': lit gll-e 'Eichel'; lit. spit-na 'Dorn der Schnalle', 1. pinna 'Spitze' : ae. spitu 'BratspieS'; gr. lesb. (JtdXXa
§ 87.]
Das Determinativ -n.
155
getreten ist, und daB sie also auf ahnliche Weise entstanden sind, wie die Bildungen auf to.1) Beide Bildungen stehen ja oft genug nebeneinander. Vgl. d. Aas
Aber anderseits ist no in einigen Fallen sicher aus -mno- entstanden. Beispiele: gr. TEKVOV 'Kind' : tohma n. 'junger Grashalm'. VgL Idg. Gr. 1, 274. Und das konnte schlieMch haufig der Fall gewesen sein. g) we hinter ii-Stammen. Wir haben oben die tiStamme kennen gelernt. Im Italischen erscheinen sie im allgemeinen durch n erweitert. Diesen Vorgang teilt auch das Keltische. Man sagt, diese #-Stamme seien in die «-Deklination iibergetreten. Aber damit ist nichts gesagt. In Wirklichkeit handelt es sich um das Antreten unseres Determinativs ne, und zwar zunachst an den Instrumental auf -I, ai. acitti. Daraus erklart sich das *, das wir fur umbr. natine usw. voraussetzen miissen. Vgl. auch gr. btuTlvrii 'Gabe' von dem I. *doti. h) Ganz ahnlich wie die /i-Stamme durch ein Determinativ -n erweitert sind, ist das mit den Komparativen auf -jes geschehen. Die Tatsachen liegen hier so, daft der Komparativ im allgemeinen mit einem Suffix jes, jos, is gebildet wird. Vgl. gr. r)biu)
abg. Gen. min-jisa, ai. N. Sg. gdrl-jas und oben S 72. Daneben treten in verschiedenen Sprachen Nasale auf. So heifit es gr. N. r)5iwv, G. r)5iovoq. Got. gehen die Komparative durchweg schwach, es heiCt also blindsz-a, blindizins und lit. erscheint ebenfalls hinter dem s ein n. T h u r n e y s e n , s. oben S. 72, setzte gr. f)biovo<;
154
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinative.
[§ 87. 88.
sonos = got. sutizins und erscblofi daraus das idg. Alter der Formen. Da aber das n teils auftritt, teils nicht, so haben wir es wohl mit unserm Determinativ zu tun. i) Hierher konnten auch die griech. Woter wie gehoren, die neben dem Gen. PopToOg auch T bilden. Ebenso Zotp&uu, Zotpoovos, TTu&du, TTuSiDvo?. DaC dies Analogiebildungen sein konnen, wie man immer behauptet hat, ist moglich, aber nicht wahrscheinlich. Denn der Nom. von M-Stammen auf o-, 1. homo, den man in gr. dnbd) sucht, miifite zirkumflektiert sein, so dafi ein Zusammenfall der -oi- und -on Stamme gar nicht vorhanden war. Anm. J o h a n s s o n , GGA. 1890, 708 bat 1. dominus aus dom-en -)- o erklart, 'der im Hause'. dom-en gehoite zu den Lokativen auf -en. Es bieten sicli also immer neue Moglichkeiten, •das Suffix zu erklaren.
88. Das Determinativ m. Bei der Ubersicht iiber die Partikeln haben wir geseben, dafi es eine Patikel me oder mo nicht gibt, daC me vielmehr mich usw. bedeutet. Anderseits geht das Suffix des Nom. Akk. Ntr. der zweiten Deklination und auch das des Akk. Sing, derselben Klasse z. T. auf die Partikel -om zuriick. Sicher aber kann man weder daran zweifeln, daC es ein Akkusativsuffix-m, noch dafl es ein m-Suffix gegeben hat. Genauer sagt man m-Determinativ, da auch m die Bedeutungen nicht verandert. Man konnte nun ohne Schwierigkeiten annehmen, daC das Akkusativsuffix m c mein' bedeutet, wenn es nur bei alien Stammklassen vorkame. Aber es ist doch sehr auffallend, daC man nicht *kerdm cmein Herz", *okwm 'mein Auge' gesagt hat. Immerhin lafit sich auch hier annehmen, daC man •das mein nicht immer anwandte, und daC die Form auf -in sich allmahlich als Akk. Sing, festsetzte. Weiter ist es natiirlich auch moglich, daC schon vor der Wirkung des Akzentes -om angetreten ist, woraus dann m entstanden ist. Das ist ja die Ansicht von d a o d i c k e , s. oben S. 94. Dafiir spricht eine Tatsache. Gab es wirklich im Dat. Plur. eine Form auf -mes, -mos, wie ich auf Grand von abg. vlukomii, vilkams, got.
§ 88.]
Das Determinate -m.
155
wulfam annehme, so wiirde diese zeigen, dafi das m mit dem Akkusativ nichts zu tun gehabt hat. Man wiirde sie aus m -f- angetretenem os erklaren, und es ist dabei auffallend, daC die 1. Plur. des Verbums ihr fast ganz entspricht. Got. hairam Vir tragerf und wulfam fden Wolfen" sind gleich in der Form. Ich kann diese Frage vorlauflg nicht lo'sen. Auch hinter P a r t i k e l n und P r o n o m i n a tritt m eigentlich nicht auf, jedenfalls nicht in der Weise, wie dies bei den andern Determinativen der Fall war. Meistens kann man auch gar nicht entscheiden, ob wir nicht Formen mit der Partikel -om oder regelrechte pronominale Akkusative vor uns haben. Das gilt z. B. von 1. turn 'darn, alsdann', aw. tarn 'dann'; quoin Venn, als', o. pun, u. ponne, apr. han Venn', aw. hsm ewie'; 1. cum 'mit', ai. (sajkam 'mit'; lat. nam 'denn~, tarn 'so', dazu tandem, 1. quam 'wie, als'.
-mo h i n t e r Nomina. Auch hier muC man zunachst mancherlei ausscheiden. 1. Das von Brugmann, Grd.2 2, 1, 225 angesetzte -ijvmo, -mo bei Ordinalien und Superlativen ist von idg. *~septin ausgegrangen, s. unten § 161. Z. T. steckt aber in manchem andern Suffix-m ein selbstandiges Wort, das zu ma cmessen' gehort. 2. Uber das SufEx -ivmo bei Superlativen s. § 132. 3. In einer ganzen Anzahl von Fallen steht -mo neben -meno, und es ist nach J. Schmidt, Kritik der Sonatentheorie, IGr. 1, § 289 aus -mno zu erklaren. Hierher das Part, -mu im Abulg. und Arm., sowie der osk. umbr. Imperativausgang -mo(d), z. B. u. pusnihmu cprecamino'. Ferner eine ganze Anzahl Einzelfalle. Beispiele: gr. depu6i; 'warm', 1. formus, got. warms : gr. depHdivu) 'ervvarme'; 1. almus 'nahrend', gr. qpi)T-dX|aio^ 'Beiwort des Zeus' : 1. alumnus 'der Ernahrte'; got. hilms, ahd. helm : ai. s'arma 'Schutz": ahd. melm 'Staub' : lit. melmuo 'Nierenstein'; gr. duu«6<;, 'Haufe, Schober', got. doms, ahd. tuom. aisl. domr 'Urteil, Gericht' : gr. &vd-dr||ua. S. u.
Als Determinativ finden wir -mo in einer ganzen Reihe von Fallen, in denen es tatsachlich die Bedeutung nicht verandert.
156
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§88.89.
Ganz auffallig ist gr. T<X opunoi 'Eichenwaid, Wald' : gr. bpO? 'Eiche'') und 1. lacrima, alat. dacruma : gr. bdxpu "Trane'. I n folgenden Fallen ist -mo ein deutliches Determinativ. gr. q>op-n6<; 'Tragkorb', got. barms 'Sohofi' : gr. cpuup cder Dieb', eig. 'der Trager', 1. -fer, ahd. boro; gr. dui-nb? cHaufe, Schober', got. doms cUrteil, Gerichf : ai. apa-dha 'Versteck', gr. <3nro-dr|iai; gr. 5T-^O<; 'Linie, Reihe, Bahn', ai. djmas 'Bahn': ai. aj- 'Treiben', ajas 'Treiber'; ai.judh-mds 'Kiimpfer' : ai. judh r Kampf; ai. bha-mas 'Licht' : gr. epdoi;; gr.
§ 89. 90.]
Das Determinate -we.
157
dieses auch mit g geschrieben wird, gesprochen wird es tawo, und es ist ganz unmoglich, hier etwa einen Lautwandel g ^> w anzunehmen. Auf ein angetretenes we durfte auch das Pronomen *owo, abg. o-vu 'dieser', aw. apers. ava- 'jener, der dort' zuriickgehen. Es wiirde dem e-no (s. o.) ganz entsprechen. Ist die Partikel u die Schwundstufe zu we, so wiirde hierher auch das Pronomen gr. OUTO<; 'dieser' gehoren, sowie die andern unter u (§ 69) behandelten Falle. 3. toe h i n t e r N o m i n a finde ich nicht als Determinativ. Auszuscheiden haben hier die Worter auf -w-om und -w-a, die B r u g m a n n , Grd. 2 2, 1, 199 anfuhrt, da wir es hier mit erweiterten w-Stammen zu tun haben, vgl. oben S. 89. Alles andere sind Adjektiva, und zwar: 1. Umgewandelte w-Stamme wie ai. fbhv-as c kunstfertig': rbhus dss.; ai. jahv-as : jahus crastlos' usw. 2. Adjektiva mit einem Suffix -wo. Ich setze dieses gleich dem Pronomen eivo, owo. Natiirlich kann man auch annehmen, daC sich wo durch falsche Analogie losgelost hat. S. dariiber unten § 195. Es handelt sich also bei unserm we um ein verhaltnismaBig spat angetretenes Element, das sich nicht sehr verbreitet hat. Anm. Ein Determinativ je oder jo kann ich nicht erkennen. 90.
Verschiedene Determinative bei demselben Wort.
Wir haben im vorhergehenden eine grofie Anzahl sogenannter Suffixe behandelt, denen in der geschichtlichen Zeit eine nachweisbare Bedeutung nicht zukommt. Natiirlich haben sie einmal eine gehabt, sie war wahrscheinlich deiktisch oder ahnlich, ist aber im Laufe der Zeit vollig verblaCt. Vielleicht gelingt es spater in einzelnen Fallen noch zu ermitteln, was sie bedeutet haben, vorlaufig ist es mir nicht gelungen. Ich habe freilich die Sache auch nicht eingehend untersuchen konnen. Im folgenden will ich nun zeigen, daC diese Determinative an denselben Stamm antreten, ohne daC die Bedeutung dadurch verschieden wiirde. Es handelt sic)i dabei meistens um sehr haufig gebrauchte, sogenannte
158
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 90.
Wurzelnomina, die indessen vielfach keine sind, sondern ihrerseits auch schon eine Erweiterung erfahren haben.1) Ich verwahre mich dagegen, dafi ich etwa jede einzelne der im folgenden angefuhrten Bildungen fur idg. halte. Natiirlich konnen auch Analogiebildungen, Ubertritte in andere Deklinationeklassen stattgefunden haben, aber es ist doch schliefilich notig, alles anzufiihren. Idg. okwo ' A u g e ' . s-Det. mit Dehnstufe in gr. aim. Durchgefuhrtes s in abg. oko, ncese n., ai. aksi, 1. uoksauti 'ansehen'; om-Det. in gr. irp6a-uiirov cAntlitz', n^rwir-ov 'Stirn', ai. pratikam, dnik-am; j-Det. in lit. akis, ahd. awi-zordht 'manifestus', ai. aks-i; dazu vielleicht auch gr. diri; 'Strafe, Rache'; a-Det., gr. 6it-ri 'Liicke, Offnung", eiipu-oua 'Weitauge'; auch gr. £vmf\ 'tadelnde Anrede'?; Lok. auf -en, ai. aksdn, got. augin; n-Det. vielleich in abg. dkno 'Fenster'; Z-Det in 1. oculus: i-Bildung in ai. aksl N. Du., abg. oil. Unklar ist mir gr. boot. 6K-ra\\o?. Dafi dessen t mit dem s von ai. aksi zusammenhangen sollte, ist mir durchaus unwahrscheinlich. Es sieht eher wie ein Kompositum aus. Die r-Bildung fehlt. Idg. o(u)s, aus ' M u n d ' , ai. as, 1. os; om-Det. in ai. asj&m eMund', ion. nap-riiov c Wange'; i-Det. in Hsj-(am) s. o. und in 1. ost-i-um 'Miindung'; (t-Det., 1. 6ra 'Rand, Saum', ae. or cRand'. aisl. eyrr f. 'sandiges Ufer'; M-Det., ai. &ndm
/-Det. in lit. tiostas cFlu6mflndung, Haff', apr. austin 'Mund', abg. us-la dss., 1. osti-um 'MQndung'; k + I -|- om in os-cu-lum 'Kufi', eig. 'Mundchen'; oder aus *ostlum. Idg.ous, aus c O h r ' . Von manchen als identisch mit dem vorigen angesehen. Der unerweiterte Stamm vielleicht in 1. auscultare 'aufmerksam zuhOren', und in ion. dor. (bq < idg. *ous, lit. Gen. PI. ausu; s-Det. in att. oO?
§ 90.]
Verschiedene Determinativa bei demselben W o r t .
151>
Idg. osth 'Knochen'. i-Det. in 1. os, ossis, ai. dsthi, gr. 6OT-£OV ; ra-Lok., ai. asthan; r-Det. in gr.fiaTpa-K-ov,daTp-eov, 6oTpOq 'Baum von hartem Holz', daTpci-faXo? 'Knochel'; fc-Det. in arm. oskr 'os', gr. o'OTpa-K-ov; M-Det., 1. osm-a, gr. 6cTp-0?(?) Idg. aus ' M o r g e n r 6 t e ' , ai. us-ds G. Sg. A. PI. cMorgenr6te'; s-Det. in ai. uMs, gr. f|d)<;, 1. aurora; om- vielleicht in J. aurum 'Gold'; r-Det. in ai. usar-budh 'friih wach', lit. ausra 'Morgenrote', ai. usrds 'rSllich glanzend, Stier, germ, urus 'Auer(ochs)'; 1. ver, anord. uar, gr. lap; mit Schwund des s, gr.firfX-auptK'dem Morgen nahe'; n- in abg. vesna 'Fruhling' wohl aus Lok. *wes-en. Idg. 6s, os ' E s e h e ' . i-Det. in lit. iws-is, lett. uosis, gr. dx£p-u)i? eWei£pappeF; i-Det, abg. jasi(ka); A;-Det., ahd. ask, an. askr, alb. ah, gr. 6£tin, abg. jasi-ka; ra-Det., kymr. onnen < *osnen, 1. ornus 'Stimme*. s-Det., 1. vox 'Stimme', gr. Siy, ai. vac; — gr. euo?, ai. vdcas; i -\- om, ai. vdk-j-am 'Ausspruch, Rede', apr. wackis 'Geschrei'; a- : gr. iv-on-f\ 'Rufen, Larm', 1. vocare, ai. vacH-lds 'geschwatzig'; i- : gr. 6oaa 'Geriicht', apr. wacki-twei 'rufen'; t-: aisl. vattr < *wahtaz 'Zeugnis'. Idg. wed ' W a s s e r ' , ai. I. ud-a; r- : gr. 6bwp, ahd. wag%ar, wovon abgeleitet gr. 6bap-6i; 'vvasserig', (ibpo?, d. Otter, lit. udrS, abg. vydra 'Fiscbotter' usw. «n-Lok., ai. ud-dn 'im Wasser', got. wat-in, wovon got. wato, watins; dazu wohl auch 1. unda 'Woge', lit. vanduo;
160
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§ 90.
s- : ai. ut-sas 'Quelle, Brunnen', gr. i k- : ai. uda-Tcam, ahd. waskan 'waschen'; a- : abg. voda, falls nicht = gr. Obuup. Idg. wer, war ' W a s s e r ' , ai. vdr 'Wasser', aw. var 'Regen', wxr 'Meer', aisl. ur 'feiner Regen'; 1-, 1. url-na, lit. jures 'Meer, Ostsee'; u-, gr. oupov 'Harn' < *woru + om; s -j- om, ai. var-sdm 'Regen', gr. ilpor\ 'Tau'. Idg. reb ' R i p p e ' ; &-, ahd. hirni-reba 'Hirnschale'; *-, ahd. rip-pa
abg. luca 'StrahP; e-, 1. lucere: a-, gr. d(J(pi-\uK-ri;
)•-, 1. lucer-na, air. locharn; t-, got. liuha-J), ahd. i/ofe, gall. Leucetios: men, ae. leo-ma, Homo 'Glanz', 1. lumen. Idg. mews ' F l e i s c h ' , ai. mas, mqs; om, abg. meso, got. mimz, ai. »M<£SI£»H ;
o-, apr. mensd; >•-, 1. memb-r-um 'Glied', gr. unpoi; 'Schenkel' < mes-r-6s. Idg. was, mas ' N a s e ' , 1. nar-es, lit. no sis: om, apers. waham, 1. nds-um; 1-, ai. nasi-ka 'Nasenloch', vielleicht auch in lit. nosis; es- vielleicht in 1. ndsus < *nassus; >•-, abg. nozdri, lit. nasral 'Rachen', nhd. niister. Idg. fc'er. Ein Stamm k'er tritt mit< mannigfach verzweigter Bedeutung 'Horn, Kopf, Gehirn, hart' usw. auf. Den einfachen Stamm mit M-Determ. + om in gall. Kdp-v-ov. got. haunt, 1. corn-u.'1) Daran Det. g -\- om in ai. srwg-am 'Horn' und mit en cder (s. u.), gr. KpaTYiOv 'Art Krabbe', eig. 'der mit dem Horn'. Mit £-Det. gehort dazu gr. Kpari!)? 'stark, fest', got. hardus 'hart'. fi-Det. in Kpfi-Sev 'vom Kopf her', Kpf)-benvov 'Kopfbinde' Dazu gr. Kipaq 'Horn', ai. siras 'Kopf ai. ilrs'd m. 'Kopf', 1. cerebrum 'Gehirn' < ' keras-r-om, gr. Kdpnvov •< *Kapaa-vov, ahd. hirni. ') Die lat. M-Deklination leitet man am besten aus einein alten Dual N. korno, Gen. kornous ab. D a n i e l s s o n . Altit. stud. -3, 188.
§ 90.j
Verschiedene Determinativa bei demselben Wort.
161
Davon auch gr. K€pa(/)6? 'gehornt', dem 1. cerv-os, ahd. hirug Hirsch' mit Ablaut entspricht. Diese M-Bildung mufi recht alt sein, da sie auch sonst nochc vorliegt. Aufierc in lit. kdrve, abg. krava, r. Jcordva 'Kuh', apr. sirwis Reh,' aw. srvd Huf, Nagel' noch in gr. K6pu-boc; 'Haubenlerche', Kdpu; cHelm', Kopu-cpr| 'Gipfel5. Ich bin zurzeit nicht imstande zu sagen, ob alles dies und vieles andere, das man hierhergestelll hat, auch hierher gehort. I d g. Mere c H e r z ' , vielleicht in gr. Kf|p, K?|poc;, apr. seyr, sir-an. Aber normalerweise mit d- erweitert, idg. *kerd, Gen. *krd6s. 1. cor-d und cre-do, ai. srad-dha; *-Det., lit. sirdis cHerz', Sirdis 'Herz des Holzes'; arm. sirt, ahd. herzi-suht; •+- om, air. cride
c
Idg. gh'er c E i n g e w e i d e ' ; d : ai. hrd cHerz, Inneres' + a, gr. xop-k-ri cDarm'; dies entspricht fast g°enau got. gairda 'Gurtel'; o-Stamm : ai. hiras 'Band, Gurtel'; <j : ai. hird 'Ader'; u : 1. haru-spex 'Eingeweideschauer"; n : 1. hernia cLeibesschaden', aisl. gorn cDarm', lit. Mrna cDarm'. Idg. gh'el c G a l l e ' . o, a : gr. xttkoc,, \o\r\; m-Det.: ahd. gaUa<*galn$, \.fell(is); Nom. vielleicht <*feld; t-Bet : abg. ilA-ti; i-Det. : abg. zlu-ci. Idg. ghpem c E r d e \ gr. x^wv, ai. ksas; o-Stamm : 1. humus, vielleicht < Akk. hum-om; I : abg. zemlja, lit. Seme; Z-Det. : phryg. ZemeXuu, thrak. Ie|iAr], gr. x§a\).o.\-6c,, 1. humilis J
ig ;
5-Det. : 1. humanus. Idg. dhtvere c T u r ' , ai. dvdr; om : 1. forum, u. furo, got. daur, abg. dvoru cHof, 1. dvaras; a : gr. {Kipa, 1. foras c hinaus'; i : 1. fores, ahd. turi, abg. dviri, lit. duns. Idg. pede c F u 6 ' , gr. iroO?, 1. pes, ahd. fuog, ai. pat; om : ai. padam Tritt, Fufispur', gr. udbov cBoden', 1. oppidum 'Stadt'; a : gr. it
162
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
|§91.92.
om : ai. piiram; I : gr. TroXi-TTK 'Biirger'. I d g . pes ' p e n i s ' , ai. pas-
'Schamgegend';
es : ai. pas-as, gr. n : 1. ^enis < * Z: mhd. visel', dh oder 1. penna
d, t: 1. sal < *sald, vgl. sallere, d. salzen und Sillze. Dazu lit. saldiis, abg. sladu-ku csufi', eig. 'wtirzig'; en-Lok. Grundlage fiir kymr. halan. Idg. ster ' s t a r r , u n f r u c h t b a r ' . »-, gr. (JT^pi-cpoi; 'unfruchtbar', gr. 0Tepe6c;: 7-, gr. ardpa, ai. starts 'Starke'. abg. sterica 'Gelte'; M-, ahd. stero; Jc-, d. starke 'junge Kuh'.
91.
Sonstiger Wechsel von Determinativen.
Im fol-
genden soil der sonstige Wechsel von Determinativen, der schon gelegentlich beriihrt ist, zusammengestellt werden. 1. Der Wechsel der Endungen -s und -om ist schon oben S. 41 behandelt worden. 2. Ebenso der Wechsel von -a und -om. Vgl. oben Seite 109. 3. Auf den Wechsel des Suffixes je mit -ro hat W. S c h u l z e , KZ. 42, 233 hingewiesen, ohne ihn auch nur im geringsten zu erklaren. Z. B. 1. acies 'Scharfe' : Sicpoc; 'spitz'; 1. macies 'Magerkeit' : 1. macer 'mager'; I. scabies 'Rauhigkeit' : 1. scaber 'rauh'; ?r. XOKII; 'Fetzen' : 1. lacer 'zerfetzt': 1. rabies 'Wut' : gr. Xdppo? 'heftig'; 1. pcrnicies 'Vorderbau' : gr. vexpdc; Hot'.
§ 91.]
Sonstige Wechsel von Determinativen.
163
Da die Adjektiva auf -ro aus r-Stammen erwachsen sind, so haben wir eigentlich den Wechsel von je(i) und r-Determinativen vor uns. 4. Ebenso ist bekaunt, dafi statt der Adjektive auf -ro in der Zusammensetzung und Ableitung haufig ein »-Stamm auftritt. Vgl. Kubidveipa : Kubp6? cruhmvoll', ai. akravi-hastas : krurds. Vgl. oben S. 136, unten § 191.
Auch dies erklart sich aus dem Wechsel von r und i als Determinativen. Die i-Formen stellen hier eine altere Bildung dar. 5. W e c h s e l v o n s \ i n d t. Der Wechsel von s und t (d) findet sich am deutlichsten beim Pronomen, indem der Nom. des Mask, ein s, der Nom. des Ntr. ein d zeigt. Vgl. idg. kwis : k"Hd, 1. quis : quid, gr, TI<; : TI USW.
Aber der WecbSel war auch beim Nomen vorhanden, und so wenig s etwas mit dem Mask, oder Fein., so wenig hat t, d etwas mit dem Neutrum zu tun. Beispiele: 1. pecu-s, pecoris n., ai. pdsus m. : 1. pecu-d-is; 1. mensis, lit. menesis : got. menop-, d. Mond; y;i. KXeo? 'Ruhm', ai. srdvas : abg. klevetd 'Verleumdung'; ai. hq-sas, 1. an-s-er, gr. xiiv : d. Ganter; 1. Ceres 'Gottin der fruchttragenden Erde' : ai. §arad 'Herbst'; ai. mdhas n. 'Gr6fie' : ai. mahat- 'grofi'; 1. lumen
6. W e c h s e l von G u t t u r a l u n d D e n t a l , d. h. k, ff mit t, d. Diese Laute gehoren zu den Determinativen, die am haufigsten gebraucht werden. Kein Wunder, wenn sie auch nebeneinander vorkommen. Z. T. mag es sich aber um analogische Ausbreitung handeln. Beispiele: d in gr. KXnj?, KXr)ibo<; 'SchlilsseP, 1. claudo, sliogan : k in gr. Dial. KAaiS, 1. clavlcula;
') Uber eine andere Erklarung siehe Gr. 1, 256. n*
ahd.
164
Suffix- und Kasusbildungen.
Determinativa.
[§91.92.
gr. Kr|Xi?, -ibo? 'Fleck, Schmutz' : 1. c&ligo 'Nebel, Rauch'; 1. in-cus, incudis 'Ambofe' : lit. kugis 'grofier Hammer'. Die Fem. zu -to--Stammen werden im Griech. mit d weiter gebildet, im Lat. mit 7c. Vgl. gr. aiiXnrpic; : *ai>XnTr|p, opxnOTpi? : *6pxncrtT|p; dXerpic; 'die Mullerin' usw. gegenuber 1. genelrlx, meretrlx usw. Wahrend im Griech. Det. d an M-Stamme tritt, z. B. 'Hpdivba?, 'Epuai6vba? erscheint im Germanischen k, vgl. d. Nibelung : ahd. Nebulo usw. Wie ich nachtraglich sehe, hat schon F. B u d e n z , Uber das Suffix KO<; im Griech., Gottingen 1858 auf das Nebeneinander der Suffixe K und b aufmerksam gemacht. Es verweist auf punra£ m. Suidas neben paiird? 'Strauch'; xo^i^e? 'Eingeweide' : xoXdbei; dss.; X(Sa£ 'steinig', f. kleiner Stein' : XiddZw, XiSd; f. Tt^nqpiS und treiicpii;, ibo? f. 'Hauch, Oiiem'; ipiaE Hesych : vpid? 'Tropfen'. — Vgl. ferner. gr. b(irXa£ 'doppel zusammengelegt', 1. duplex und gr. binXdaio? 'doppelt', got. ainfalps; gr. tpuYd? Tliichtling' : 1. fugax.
92.
Die Herkunft der Determinative.
Die Fiille der
an die Nomina angetretenen Partikeln kann billig in Erstaunen setzen. Wir finden, wenn wir von den seltenern absehen, einen Guttural, einen Dental oder s und auf der andern Seite r, i, i, a und andere. Um diese auffallende Erscheinung zu erklaren, braucht man nicht allzuweit zu gehen. Ich ftihre zunachst das an, was Brugrnann, Die Demonstrativpronotnina S. 43 bemerkt hat. Nachdem er ausgefiihrt hat, dafi die deiktischen Pronomina eine verschiedene Deixis, d. h. einen Hinweis auf die 1., 2. oder 3. Person enthalten, fahrt er fort: «Am meisten systematisiert ist die Beziehung der deiktischen Pronomina nach der 1., 2. und 3. Person im Armenischen und Siidslawischen. Der Armenier gebraucht, wie zuerst bei W. v. H u m b o l d t , Abh. d. Berl. Ak. d. Wiss. 1829, 1 ff. und neuerdings eingehend von Meillet, Recherches sur la syntaxe comparee de l'armenien, MSL. 10, 241 ff. dargestellt worden ist, kein demonstratives Pronomen, ohne daC sich damit zugleich mehr oder minder deutlich die Vorstellung der 1., 2. oder der 3. Person verbande. Die betreffenden drei Elemente sind s, d und n. Einem Nomen, Personalpronomen oder Verbum angehangt, fungieren sie als sogen. personlicher Artikel. Als selbstandige Formen gehoren dazu ai-s fur die I. Person, ai-d fur die 2., ai-n fur die dritte.
§ 92.]
Die Herkunft der Determinativa.
165
In gleicher Weise haben b u l g a r i s c h e D i a l e k t e einen dreifachen mit Beziehung auf die drei Personen verbundenen Artikel. Bei I l l j e v , Sintaxis na bulgarski jezik 16 wird der Gebrauch bescbrieben. Ich nehme nun an, daC dieser Sprachgebrauch auch schon im Idg. geherrscht hat, daC schon in der Ursprache hinter viele Worte Demonstrativpartikeln verschiedener Zeigeart als eine Art postponierter Artikel auftreten konnten. Allmahlich verblaCte die Bedeutung, und die Partikeln wurden als zum Wort gehorig aufgefaCt und verwuchsen mit ihm. Daneben mag es auch noch andere Partikeln gegeben haben. Wenn wir uns nach diesem Gesichtspunkt die idg. Determinative ansehen, so mochte ich om als recht Jung ~und r ausscheiden, da letzteres keine deiktische Bedeutung gehabt JU haben scheint. Es blieben dann s, t, k iibrig, die man wohl als deiktische Partikeln ansprechen konnte. Welche Bedeutung aber jede einzelne von ihnen gehabt hat, laCt sich nicht sagen. s wurde dem Stamm so, t dem to, k dem k'e, 1. cis entsprechen. I und n sind vielleicht Partikeln, die einen andern Sinn gehabt haben. DaC die Determinative nicht zu gleicher Zeit angetreten sind, ist klar. Am spatesten ist om angefiigt worden. Oben sind die Worter aufgefuhrt, hinter denen es erscheint. Es erscheint im allgemeinen nicht hinter s. Auch nicht hinter -a. t und k treten hinter r auf (ai. jdkrt, asrk), aber s erscheint nicht hinter r. I und n sind verhaltnismaCig spat angetreten. I z. B. hinter k und wohl auch hinter t. Das mufi alles noch im einzelnen erforscht werden. Jedenfalls blicken wir nunmehr in die Geschichte der idg. Sprache hinein. Wir sehen, wie sie sich nicht nur im Vokalismus, sondern auch in der Stammbildung und Flexion sehr stark verandert hat, in ahnlich starker Weise, wie dies auch in den geschichtlichen Zeiten der Fall war.
166
Die Entstehung der Flexion.
[§ 93.
Sechstes Kapitel. Die Entstehung der Flexion. 93.
Die Entstehung der idg. Flexion.
Obgleich im
vorhergehenden schon mancherlei Punkte beigebracht sind, um die Flexion zu erklaren, so mufi die ganze Frage doch noch einmal zusammenhangend dargestellt werden. Man darf dabei natiirlich nicht von allgemeinen Theorieri ausgehen, sondern man mufi jede Moglichkeit der Erklarung ins Auge fassen. DaC diese Aufgabe in Angriff genommen werden mufi, damit sie womoglich gelost werde, ist klar. Es laufen auch bei den Forschern, die von glottogonischen Erwagungen frei zu sein glauben, geniigend falsche Anschauungen um. Denn wer z. B. annimmt, dafi im Neutrum der Akkusativ fur den Nominativ verwendet wird, stellt eine glottogonische Hypothese auf, die, wie wir schon geseben haben, falsch ist. Wer von primaren und sekundaren Suffixen redet, tut dasselbe, oder wer sich bemiiht, den Unterschied von Aktiv und Medium klarzulegen. Es ist ganz sicher, dafi wir ohne glottogonische Hypothesen nicht auskommen, und dafi wir auf diesem Gebiet systematisch arbeiten miissen. Bequemer ist es freilich, in den geschichtlichen Zeiten zu arbeiten. Soweit ich sehe, spielen folgende vier Vorgange bei der Entstehung der Flexion eine Rolle: MOglichkeiten:
1. Es sind selbstandige, bedeutungsvolle Worter, Postpositionen oder Pronomina an das Wort angetreten und mit ihm verwachsen. Ebenso auch Prafixe. 2. Es sind selbstandige Elemente mit dem Wort verwachsen, deren urspriingliche Bedeutung einst eine ganz andere war. Sie verblaCte und wurde nun vona Sprachgeist umgedeutet. (Anpassung.) 3. Gewisse Teile des Wortes werden gegeniiber andern als bedeutungsvoll empfunden und als Flexionsbezeichnung gebraucht. 4. Eine Form mit einem bestimmten Sinn wird auch in einem andern gebraucht. Soviel ich sehe, sind damit alle Moglichkeiten erschopft. In der Hauptsache stehen sicli zwei Anschauungen gegeniiber: die Zusammensetzungstheorie, wie sie be-
I 93.]
Die Entstehung der idg. Flexion.
167
sonders von Bopp ausgebildet wurde, und die Anpassungstheorie, die im letzten Grunde auf Schlegel zuriickgehend spater besonders von L u d w i g vertreten wurde. Beide Theorien diirften fiir einige Falle zutreffen, mit keiner kann man alles erklaren. Im grofien und ganzen haben wir es indessen mehr mit Anpassung als mit Agglutination zu tun. 1. V e r w a c h s e n selbstandiger, b e d e u t u n g s voller Elemente mit dem Wort. Hierfur gibt es in den geschichtlichen Zeiten eine ganze Reihe von recht klaren Fallen. a) Im Umbrisch-Oskiscben ist die Postposition en fest mit dem Wort verwachsen, und es ist so eine Art Lokativ entstanden. Vgl. osk. hurtin 'im Garten', u. Acersionem 'in Acersion', ocrem "in arce' < *ocren. Wir kSnnen hier von einem fertigen Kasus reden, weil auch das dazu gehorige Adjektiv das Element annimmt. b) Auch im Griech. ist der Anfang zu einem Richtungskasus gegeben, indem das Element be an den Akkusativ antritt. Auch hier nimmt ein Beiwort das be; •es heiCt ovbe bonovbe 'nach seinem Hause'. be war wohl ein Adverb, das die Ricbtung bezeichnete, und es ist wohl aus ad -\- e zu erklaren, entspricht also wohl ahd. ze, zi. c) In ahnlicher Weise hat das Litauische neue Kasus gebildet. Ich Mhre hier an, was Kurschat dariiber sagt. 494 a. «Die alten lit. Grammatiken zeigen im Sing, und Plur '(nie.ht im Dual) in alien Deklinationen sowohl beim Substantiv als auch beim Ad.jektiv und bei alien adjektivischen Wortklassen neben •den oben angegebenen Kasusformen noch verstarkte Genitive, Dative und Akkusative. Genitiv und Dativ erscheinen durch -pi oder blofi •der Akk. durch -na verstarkt. Gegenwartig sind diese Formen im preufi. Litauen wenig mehr im Gebrauch und auch in etwas modifizierter Bedeutung. -pi an den Genitiv gesetzt, bedeutet bei einem Yerbum der Beweguny «zu einem hin». Bsp.: Dieivopi 'zu Gott'; manespi 'zu mir'; -pi an eine Art verkiirzten Dativs gesetzt bedeutet «beij. Bsp.: manlp 'bei mir'; diewlp oder diewiepi 'bei Gott'; ialip 'an der Seite'; -na oder blofi -n an den Akkusativ gesetzt, bezeichnet die Richtung einer Bewegung. Bsp.: danguncb cgen Himmel'; peklon 'zur Holle'. In Samogitien hort man diese Formen, besonders die auf -na, in der angegebenen Bedeutung noch sehr haufig.» Ich kann aus eigener Erfahrung hinzufugen, da6 diese Bildung in Ostlitauen ganz gelaufig und ein vollstandiger Kasus ist. na und pi sind ursprunsrlich selbstandi^e Prapositionen.
168
Die Entsiehung der Flexion.
[§ 93.
d) Besonders reich an Neubildungen dieser Art sind die neuiranischen Dialekte, vor allem das Ossetische. Aus Wsewolod M i l l e r , Die Sprache der Osseten, Grd. der iran. Philologie, Anhang 43 ff. entnehme ich folgende Tatsaehen. Danach gibt es im Ossetischen zehn Kasus, namlich: 1. Noininativ, 2. Vokativ, 3. Akkusativ, 4. Dativ, 5. Genitiv, 6. Lokativus interior, 7. Lokativus exterior, 8. Ablativ, 9. Soriativus, 10. Adpsssivus. Drei von den altiraniscben Kasus (Nom., Akk.7 Vok.) baben ihre Suffixe im Ossetischen verloren; der iranische Gen. hat sich im Ablativ und der iranisohe Lokativ vielleicht im Lokativ interior erhalten; zwei Kasus — der Dat. und Lok. ext. — haben ihre Suffixe von der Pronominaldeklination ubernommen, und zwei Kasus — der Soziativ und Adessiv — sind mittelst Postpositionen neu gebildet.
Also auch hier haben wir diesen Vorgang. e) Im Litu-Slawischen ist das Pronomen jit an flektierte Adjektivum getreten und allmahlich mit erwachsen, lit. gerasis, abg. dobryj. Im Litauischen die Zusammenruckung noch deutlich zu erkennen. das folgende Paradigma zeigen moge. Sg. N. G. D. A. I. L.
das ihm ist wie
baitas-is PI. baltie-ji Fern. Sg. ger6-ji Fern. PI. geros-ios bdlto-jo baltu-ju geros-ios geru-ju baltdm-i&m baltiems-iims gerai-jai geroms-ioms bdltd-jj baltuos-ius gera-jq gerds-ias bdltuo-ju baltais-iais gerdja gerorns-ioms baltam-iame baltuos-iuose gero-jojc geros-iose.
Im Slawischen konnen wir die Entwicklung dieser Flexion des «bestimmten Adjektivums» auf das beste verfolgen. Wahrend im Altbulg. die Zusammenriickung in den meisten Fallen noch deutlich zu erkennen ist, hat sich in den heutigen Sprachen eine regelrechte Flexion entwickelt. Uber die altbulgarische Flexion vgl. L e s k i e n . Grammatik der altbulgarischen Sprache 142 ff. Uber die neueren Sprachen s. V o n d r a k , Vgl. slaw. Gr. 2, 113. Man vgl. z. B.: Abg. Russ. Serb. i\ A. dobru-i G. dobra-jego D. dobru-jemu L. ddbrg-jemi I. dobry-jimi
xinif sinjago sinemu sinim xinem
iidvT, ndvoga ndvomu ndmm nuoom.
f) In einer ganzen Reihe von andern Sprachen ist der nachgesetzte Artikel mit dem Wort verschmolzen. So wird im Altnordischen das Pronomen enn 'der' als
§ 93.]
Die Entstebung der idg. Flexion.
Artikel postponiert, so dafi wir folgendes halten. Mask. Fern. Sg. N. boge-nn laug-en G. boga-ns laugar-ennar D. boga-nom laugo-nne, laug-enne A. boga-nn laug(e)na PI. N. bogar-ner laugar-nar G. boga-nna lauga nna D. bogo-nom laugo-nom A. boga-na laugar-nar
169 Paradigma erNtr. bord-et bords-ens borde-no bord-et bord-en borda-nna bordo-nom bord-en.
Wahrend hier die Fuge noch deutlich zu erkennen> ist, steht es damit in den neunordischen Dialekten schon anders. So heiCt es dan. Nora, follc-et cdas Volk', Gen. folkets. g) Uber den postponierten Artikel des Bulgarischen und Armenischen s. oben S. 164. In den geschichtlichen Zeiten sehen wir also durch Agglutination neue Flexionsi'ormen entstehen. Auch im Idg. finden wir nun mehrere Falle dieser Art. 1. Der erste und alteste ist schon wieder undeutlich geworden und hat Anlafi zu neuer Sufflxbildung gegeben. Es sind die merkwurdigen heteroklitischen sogenannten r-, »-Stamme, fiber die oben § 49 gebandelt ist. Vgl. noch IF. 32, 390. Die Tatsachen liegen folgenderma6en. Wir finden im Idg. eine Flexion, bei der iin Nom. Akk. verschiedene Determinative wie r, i und andere angetreten sind, wahrend die obliquen Kasus eine Ji-Deklination zeigen, und dabei geht der Lokativ auf -en aus. Dafi auch die obliquen Kasus das n nicht zu haben brauchten, zeigt ai. I. ud-a : Lok. ud-dn. Dieser Lok. idg. *uden zerlegt sich in ud und der Postposition en. Spater wurde uden als Stamm aufget'afit und flektiert. 2. Dei- Instrumental zeigt bei den kons. Stammen des Indischen die Endung a, idg. e, o, vgl. ai. padd, lit. vilkii, ahd. tagu, got. daya. Hier ist, wie schon Bopp 1, 188 angenommen hat, die Proposition e 6, ai. (J, vgl. § 10, an den Kasus indefinitus getreten (S. 51). Dai's da& richlig ist, ergibt sich schon daraus, dafi die Praposition im Indischen hinter den Ablativ und Lokativ, nicht aber hinter den Instrumental tritt. Natflrlich mu6 die Praposition ursprilnglich etwas bedeutet haben, aber die Bedeutung ist schon fruhzeitig verblafit, und so konnte ein Kasussuffix entstehen. Durch falsche Abstraktion, indem a an Lokative auf -aj trat, entstand im Indischen das Instrumentalsufflx -aja bei Femininen (S. 51). Ob dieser Kasus auf dem ganzen idg. Sprachgebiet ausgebildet ^ewesen ist, scheint mir zweifelhaft zu sein. Jedenfalls kennen Griech. und Italisch diesen Kasus nur in Adverbien.
170
Die Entstehung der Flexion.
[§ 93. 95.
3. Auch der dritte Fall betrift den Instrumental. Wir finden im Indischen als Suffix das Instr. Plur. des Suffix -bhis, dem im {Jriech. -
95. Verwachsen von Determinativen mit dem Wort. Wahrend wir es in den Fallen, die wir § 94 besprochen haben, mit bedeutungsvollen Elementen zu tun haben, gibt es andere, in denen unsere Determinative oder andere Elemente angetreten sind. Diese baben mit der Bedeutung des Kasus naturlich nicht das geringste zu tun. Indem aber das betreffende Element in der einen Form antritt, in der andern indessen nicht, kann ein solches Element einen kasuellen Sinn bekommen. 1. Einen solchen Fall haben wir in dem Element -smed vor uns. Die Pronomina der 1. und 2. Plur. zeigen im Indischen die Stammformen asmad 'uns', jusmad ceuch", die gr. f](>.eb, u|^eb in fjueb-aTtoq, 0|ueb-aTr6<; entsprechen. Man zerlegt diese Formen in ns, us und Element smed. ns + smed, us-smed zeigen in ihrem ersten Teil die regelrechte Schwundstufe. zu nes (ai. nas, 1. nos),
$ 95.)
Verwachsen von Determinativen mit dem Wort.
171
wes (ai. vas, 1. vos). Das angetretene Element wurde betont (ai. asmdt, jusmdt), und ist so ist die Schwundstufe durchaus in Ordnung. Was die Herkunft des *smed betrifft, so kann man es auf der einen Seite mit einer Partikel sma zusammenbringen, die im RV. hinter Pronomina und Verben erscheint, z. B. tasja sma, was man durch 'dessen gerade' ubers>'tzen kann. Daneben besteht auch smad .als eine Art Proposition in der Bedeutung 'zusammen mit', was natiirlich zu d. zusammen geh6rt, gr. 6u6^. Das wiirde in der Bedeutung ausgezeichnet passen, auch fur sma. Dieses angetretene Element wird dann auch flektiert, und zwar zunachst singularisch (ai. Lok. asme, jusme) und sodann pluralisch. Dieses Element sme finden wir aber ferner in der sonstigen Pronominaldeklination. Es heiCt: Got. Ai. Apreufi. Umbr. Dat. tdsmai hasmu pamma pusme Abb. tdsmat stesmu imma esmei. Lok. tasmin Dazu gehoren mit Urnbildung auch phryg. semu, abg. semu. Auch hier werden wir annehmen, dafi zunachst ein smed an die Pronominalstamme angetreten ist. Aus got. pamma, ahd. demu ist nhd. dem geworden, aus got. blindamma d. blindem. Unsere beim Pronomen und Adjektiv auftretende Endung m ist also aus einer Partikel erwachsen, die mit dem Kasus als solchem nichts zu tun hatte. Anpassung. 2. Ein andrer Fall, indem ein bestimmtes Element zum Kasuszeichen geworden ist, findet sieh in dem ch unseres Pronomens mich, dich, sich, got. mik, puk, sik. Dieses k entspricht der griech. Partikel f€, das schon bei Homer besonders Pronomina hervorhebt, und mit diesen zu einer volligen Einheit verwachst. So finden wir: ifth ye, att. ijw fe, e^oi-f£ spater inoiye, i^xife avye. oio -\- ye, oof ye, voii ye, univ ye, TOV ye usw.
Im Germanischen ist es nur im Akk. Sg. fest geworden, und so ist ein Kasuszeichen entstanden. Anm. Wenn S o m m e r jetzt das deutsche k mit den venetischen meyp unmittelbar verbindet, so kann das richiig sein, ohne unsere Erklarung zu beeinflussen. Ich bezweifle es aber, weil bei einer Endung auf -o das * der Stammsilbe schwer zu erklaren ist. 3. Der Gen. des Pronomens got. pis, abg. ceso (etwas abweichend ai. tasja, gr. TOIO) ist aus dem Stamm und der angetreterien Partikel so erwachsen. Diese Form wurde dann auf das Adjektivum und schon idg. auf die o-Deklination ubertragen. Uanz entsprechend steht es mit der gliech.-ind. Form, wo sjo vorliegt, und mit dem slawischen go (sego), das dem venet. me\o formal genau entspricht.
172
Die Entstehung der Flexion
[§ 95. 96.
4. Es ist allgemein anerkannt, daB die Endung des Lokativs i urspriinglich niihts weiter war, als eine angetretene Partikel. Wir fanden sie ja auch im Nominativ. Indem sie aber im Lokativ fest wurde, wurde sie zum Kasuszeichen (gr. Dat. irobi, 1. Abl. pede). Anpassuns;'. 5. Ebenso ist das s, das wir im Nom. Gen. und Abl. Sing., Gen. Lok. Dualis flnden, kein Kasuszeichen, sondern eine Partikel. Da es im Genitiv fest wurde, im Lokativ aber nicht, wurde es zum Genitivzeichen (gr. Ttobo?, 1. pedis usw.). 6. Dasselbe gilt von der Partikel -om die zum Zeichen des N. Sg. Ntr. und zum Zeichen des Gen. Plur. wurde. S. oben S. 86 ff.
Das sind die sichersten Falle. 96.
Anpassung gewisser Wortteile.
Was hierunter
zu verstehen ist, erkennt man am besten an unsrer Muttersprache. Im Deutschen iat namlich die Entwicklung der Sprache dahin gegangen, die Mehrzahl deutlich von der Einzahl zu unterscheiden. Wenn wir unsere heutige Sprache ansehen, so haben wir folgende Moglichkeiten den Plural zu bilden: 1. Durch Umlaut, Voter : Vtitter; 2. durch die Endung -e : Pferd, Pferde: 3. durch Umlaut und die Endung -e, Gast, Gaste, Kraft, Krafte; 4. durch die Endung -en : Fran, Frauen; 5. durch die Endung -er : Hind, Binder; 6. durch -s, die Jungens. Von alien diesen Bildungsweisen steckt nur noch in Nr. 6 ein Rest der idg. Bildungsweise. Die (ibrigen sind alle neu entstanden. Nr. 2 geht auf den Akk. got. dagans zuriick. ns ist abgefallen und a als Pluralkennzeichen aufgefafet worden, da das a im Sg. schwand. Unser Gaste entspricht ahd. gesti und dies got. N. gasteis oder Akk. gastins; gasteis aber geht auf ein idg. *ghostej-es zuriick. In dem i, das den Umlaut bewirkt, liegt also der Stammauslaut des j-Stammes vor. Der Plural auf -en in Frauen entspricht einer Form, wie sie sich etwa in 1. nationes findet. Die Pluralendung -es ist abgefallen, und das zum Suffix gehbrige -on ist als Bezeichnung des Plurals empfunden worden. Des gleichen Ursprungs ist die Pluralendung -er, bei der wir die Entstehung und der Verbreitung auf das genauste verfolgen konnen. Das er von Worter entspricht dem er von 1. genera.
Eine solche Erklarung kann man auch fur einige idg. Formen annehmen. Der Genitiv *pedos unterscheidet sich von dem Nom. *peds durch das Mehr eines o. Dies beruht auf ursprunglicher Akzentverschiedenheit. Eine Form pido war Nom., pedo Gen. Indem nun das o im
§ 96. 97.]
Eine Form fur mehrere Kasus.
173
Nom. schwand im Gen. aber blieb, konnte es ale Kasusendung aufgefaCt werden. In der spateren Sprache sind -es und -os die Endungen des Gen. Sing. Auch die Dehnstufe im Nom. hat mit dem Kasus als solchem nichts zu tun. Sie konnte aber als ein Kasuszeichen aufgefaCt werden, und sie wurde daher im Griechischen und Lateinischen zum Nominativkennzeichen, zugleich aber zum Zeichen des Geschlechts. (Mask., Fem.) 97. Eine Form filr mehrere Kasus. Schliefilich konnen bestehende Formen nach der einen oder andern Richtung umgedeutet werden. 1. So haben wir im Idg. Bildungen auf -a, deren Bedeutung uns unbekannt ist. Sie wurden umgedeutet teils zu Femininen, teils zu Neutra Pluralis. 2. Ebenso standen Nominative mit und ohne Dehnstufe nebeneinander, z. B. idg. nomn und nomo(n). Davon konnte die eine Form als Singular, das andere als Plural (Altindisch) aufgefaCt werden. 3. Eine Form auf -I finden wir in mehrfach verschiedener Bedeutung. a) I client als Determinativ. Beispiele s. o. S. 111. Vgl. got. marei, gr. iro\i-Tr|<;;
b) I bildet movierte Feminina, got. frijondi: frijonds Treund', 1. regl-na 'Konigin' : rex und Feminina zu Adjektiven. c) I bildet Genitive im Lateinischen und Irischen, und d) i erscheint als Suffix des Nom. Dual, den kons. Neutra, vgl. ai. aksi, abp. oci cAugen', usi 'Ohren', und der «-Stamme.
Ich halte alle diese Formen fur identisch, und es kommt nur darauf an, die urspriingliche Bedeutung richtig anzusetzen, Im Falle a hat I keine bestimmte Bedeutung. In den Fallen b, c, d kann i die Zugehorigkeit bedeutet haben. Auch diese Bedeutung diirfte sekundar entstanden sein. War sie einmal entstanden, so ist Fall b klar. Aber auch Fall c, Lat. lupi bedeutet cwas zum Wolf gehort'. Und schliefilich laCt sich auch der Nom. Dualis so erklaren. Ich gehe aus von Verbindungen wie ai. dampatis und dampati, was klarlich 'Hausherr' und Hausherrin' bedeutet. Genau wie man nun in pitdrdu matdrau das erste und zweite Glied weglassen konnte, und pitdrau oder matdrau nunmehr 'die Eltern' heifit, so
174
Die Entstehung der Flexion.
[§ 97. 98.
steht dampati oder pati fur 'die beiden Herren des Hauses'. Sobald aus dem konsonantischen Stamm pot durch Antreten des i ein f Stamm geworden war, konnte poti als N. Du. eines «-Stammes fungieren. Einen Dual ahani zu ahar cTag', der eNacht und Tag' bedeutet, erklart sich aus der Verbindung naktam ahani, in der ahani einfach ein erweiterter Nominativ (Fall a) ist.
Wenn auch noch nicht alles in der Flexion erklart ist, so sind wir, denke ich, doch ein gutes Stiick vorwarts gekommen. 98.
Die Singularflexion.
Wenn wir uns noch ein-
mal die Singularflexion ansehen, so ergibt sich, dafi urspriinglich ein Unterschied zwischen Nom. und Akk. nicht vorhanden gewesen ist. Denn beim Neutrum, das aus der Zeit stammt, in der das Geschlecht noch nicht bezeichnet wurde, sind die beiden Kasus gleich. Ein Unterschied zeigt sich beim Pronomen, und hier handelt es sich darum, das Belebte zu kennzeichnen. Obgleich wir Nom. und Akk. beim Nomen nicht mehr unterscheiden, sagen wir doch er und ihn, wer und wen, der und den, und die Englander they und them (Plur.). Und im Ahd. ist die pronominale Flexion auf den Akkusativ bei Eigennamen ubertragen in Hartmuotan, Weriribrahian, Petrusan und auch fateran, was sich in Vatern bis heute erhalten hat. Man kann daher auch fur das Idg. annehmen, daft man zuerst beim Pronomen Nominativ und Akkusativ unterschieden hat, und daft diese Unterscheidung dann auf den Nom. Akk. belebter Wesen iibertragen ist. Also auch in diesem Punkte wiirde das Slawische das Indogermanische wiederholen. Denn auch das Slawische hat bei mannlichen belebten Wesen eine besondere Form des Akkusativs entwickelt. In welcher Zeit die vibrigen Kasus entwickelt sind, laCt sich nicht feststellen. Recht alt ist der Dativ, da er eine verhaltnismafiig einheitliche Form zeigt. Jung dagegen ist aber wohl der Genitiv. Seine Funktion konnte vielfach durch ein Adjektivum ausgedriickt werden, wie das noch in den geschichtlichen Zeiten vielfach geschieht. Manche seiner Verwendungsweisen werden auCerdem falschlich als genitivische aufgefaflt, wahrend in Wirklichkeit ganz etwas anderes in ihnen steckt.
§ 98. 99.1
Die Dual- und Pluralbildung.
175-
Auch den I n s t r u m e n t a l halte ich fur verhaltnismafiig j u n g entwickelt, u n d zwar a u s d e m Lokativ. Der Lokativ aber diirfte, w e n n er auch nicht iminer gekennzeichnet wurde, alt sein. t l b e r d e n Ablativ weifi ich nichts zu sagen. 99. Die Dual- und Pluralbildung. Das Indogermanische unterscheidet durch die Flexion einen Dual und einen Plural. Dafi man den Dual nicht unbedingt flexivisch zu bezeichnen brauohte, ergibt sich daraus, dafi er selbst in flektierenden Sprachen verloren gegangen ist. Den Dual zu erklaren bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Es trat einfach die Partikel we 'beide' an den Kasus indefmitus. So entstand idg. **ekwo-we cdie beiden Pferde', woraus mit Schwund des e *ekwou, ai. asva(u), gr. 'ITHTUJ USW. An diese Form trat die Endung ai. Wijam und wir erhalten den I. D. Abl. Im Gen. Lok. ist entweder an die Form ohne Dehnstufe ein s getreten, oder es ist eine Analogiebildung nach den dM-Stammen. Die Pluralbildung ist nicht so einfach zu erklaren, immerhin lafit sie sich vielleicht aufhellen. Wir miissen davon ausgehen, dafi man den Plural nicht notwendig durch flexivische Elemente zu bezeichnen brauchte. Das ist z. B. der Fall: 1. Beim Personalpronomen. Uns und euch zeigen keine Endungen. sich dagegen ist singularisch und pluralisch, ohne dafi dies zu Unklarheiten fiihrt. 2. Im Deutschen setzen wir nach Zahlbezeichnungen einfach den Singular: 3 Glas, 5 Pfund, 10 Pfennig. Die Sprache bedarf hier der Flexion nicht. 3. Weiter sind manche Singulare sowohl Singular- wie Pluralbezeichnungen. Das Haar kann sowohl ein einzelnes Haar sein wie die Gesamtheit der Haare. Ebenso das Korn. Anderseits k5nnen wir den Singular im allgemeinen Sinne statt des Plurals gebrauchen, wenn wir von der Soldat, der Kaufmann sprechen. Andere Worte haben zwar singularische Form, bedeuten aber aus einzelnen Teilen zusammengesetztes: der Bart, die Mahne, das Volk, das Vieh. 4. Ganz gewohnlich verwendet die Sprache besondere Singulare, um mehrere Personen oder Sachen in ihrer Gesamtheit zu bezeichnen, die sogenannten Kollektiva.
176
Die Entstehung der Flexion.
[§ 99.
So bilden wir im Deutschen mit dem Prefix ge Worter: das Gebirge : der Berq; das Oefilde : das Feld; das Gelande : das Land; das Gestrilueh : der Strauch. Es sind dies urspriinglich Neutra auf -joni gewesen. Eine solche Bildungsweise kani) entweder dazu kommen als Plural verwendet zu werden, oder die einzelnen Formen konnen pluralisch umgedeutel werden. So ist Gebruder urspriinglich wohl ein Singular. Ein aii'leies Kollektivum bilden wir mit dem Suffix -schaft: Gesellschaft, Genossensckaft, Gewerkschaft, Gefolgschaft, Bruderschnft. Das gr. ippaxpfo 'Briiderschaft' entspricht abg. bratbja, und diese Form bildet nun im Russischen den Plural zu brat cBruder'. r>. Weiter kann die Sprache die Mehrzahl durch Wiederholung ausdrucken. Z. B. 1 qiii&quis jedesmal wer', d. Tag fur Tag, ai. ddme-dame c Haus fiir Haus'.
Der P l u r a l im I n d o g e r m a n i s c h e n . Was wir in den geschichtlichen Zeiten finden, kann auch vorgeschichtlich eingetreten sein. So haben die Personalpronomina urspriinglich keine Pluialbezeichnung, sie flektierten singularisch. Dafur sprechen Formen wie ai. Lok. astne, jusme, ai. Dat. aswd bhjaiti. juima-bhjarn; ai. Abl. asmdt, jusmdt; gr. Akk. aol. «mne, umn€: ai. N. vaj-am. Der Stamm bezeichnete die Mehrzahl zur Genugp. Erst als der Plural vollig ausgebildet war, nahmen •die pronominalen Formen die Pluralflexion.
Selbverstandlich konnte schon im Idg. der Plural durch Wiederholung bezeichnet werden, und ebenso gab es kollektive Singulare. So kehrt die oben angefuhrte germanische Bildung mit ga auch im Lat. wieder. Vgl. 1. collegium 'Amtsgenossenschaff : collega; conclviuni Tischgesellschaft' ." conviva: comitium 'Versammlungsoi't' : comes: Eine andere Bildung sind die Kollektiva auf-yo wie gr.
Zuerst hat nun Joh. Schmidt in seinem Buch «Die Pluralbildung der idg. Neutra» mit gutem Erfolg versucht, einen Teil der Pluralbildung aufzuhellen. Zvvei Tatsachen muCten erklart werden: 1. DaC im Griechischen das Verbum beim Neutrum Pluralis hiiufig im Singular stand, was sich in Resten auch im Awestischen findet, und
§ 99.1
Die Dual- und Pluralbildung.
177
2. dafi der Nom. des Neutrum Pluralis der o-Stamme mit dem Nom. Sing. Fem. der a-Stamme gleich lautete. Es heifit: Gr. Lat. Got. Abgr. Aind. N. Sg. Fem. |aoOaa bona N. PI. Ntr. Cufot juga
giba juka
rQka iga
ndvS, juga.
Beide Tatsachen werden erklart, wenn man annimmt, daC der Nom. Plur. Ntr. urspriinglich ein Singular auf -a war mit kollektiver Bedeutung. Dafiir, daC diese Formen auf -a etwas Kollektives foedeutet haben, dafiir hat man einige beweisende Momente beizubringen versucht. So hat man darauf hingewiesen, «3afi gr. ufjpa gegeniiber finpoi 'die Gesamtheit der Schenkel' fjedeutet gegeniiber den einzelnen Schenkelstiicken. Das geniigt aber nicht. Wir konnen n i c h t nachweisen, dafi •die Feminina auf -a etwas Kollektives bedeutet haben gegeniiber den Neutren auf -om und den konsonantischen Stammen. Die Falle, in denen sich Worter auf -a und -om oder reine kons. Stamme gegeniiberstehen, sind oben S. 119 angefiihrt worden. Ich kann keinen Unterschied der Bedeutung entdecken. Und selbst wenn der Unterschied in einzelnen Fallen vorhanden gewesen sein sollte, .so kann dieser sich auch erst spater entwickelt haben. Es kann sich also wohl nur um einen reinen Zufall, um eine Anpassung handeln, derart, daC man die Worter auf -om als singularisch, einige auf -a als Kollektive oder Plurale empfand, und dafi dann die Analogie wirkte. In einem zweiten Punkt hat Joh. S c h m i d t ent•schieden unrecht. Die neutralen mew-Stamme zeigen im Griech., Lat. und Indischen einen Nom. auf mn, gr. -ua, 1. -men, ai. -ma. IDemgegenflber geht im Veda der Nom. Plur. nicht selten auf -ma aus. Diesem ma setzt Joh. Schmidt das men, man des Griechischen und Lateinischen gleich, Formen, die dort allerdings nicht als Nom. Plur. Ntr., sondern als Ntr. Sing. Mask, erscheinen. Vgl. oben. Joh. Schmidt nimmt auch hier an, dafi diese Formen Kollektiva gewesen waren, wofiir sich auch nicht die Spur •eines Beweises anfiihren lafit. H i r t , Indogeraianisclie Greimmatik. III.
12
178
Die Entstehung der Flexion.
[§ 99u
Anderseits haben das'Germ., Lit., Slaw. NominativeNtr. auf -en und -o(n), und auch hier ist von kollektiver Bedeutung nichts zu spiiren. Diese ganze Theorie kann daher nicht richtig sein,. und ich habe daher oben S. 41 u. 58 eine andere vorgeschlagen, namlich die, dafi die Formen -mn und -men, -monunterschiedslos nebeneinander standen, wie es ja wirklich der Fall ist, und daC man dann e i n e Form als Plural aufgefaBt hat. Also lage auch hier wieder eine Anpassung vor. Was die sonstigen Formen des Plurals betrifft, so* ist das i, das wir in Ind. namani finden, sicher ein spat angetretenes Element. Geht es auf ein i zurttck, wieJ o h . S c h m i d t annimmt, so ist es eins mit dem sonst auftretenden i, vgl. oben S. 98. Geht es auf idg. a zuriick, so ist es die Schwundstufe zu a und entspricht gr. 6v6|uaT-a, d. h. ein sonst vorhandenes Element hat sich ausgedehnt. Beim Nominativ Plur. der P r o n o m i n a finden wir beim Mask, ein Element i angetreten. Vgl. gr. TOI, 1. isli, got. pai, lit. tie, abg. ti, ai. te. Diese Form geht zweifellos auf idg. to -f- i zuruck. Wahrend diese Form pluralisch verwendet wird, ist kwoi, alat. quoi, 1. qm singularisch. Das i hatte also mit dem Plural nichts zu tun. Die Form *toi konnte aber pluralisch aufgefaCt werden, weil hier der Nom. so (gr. 6,, got. sa, ai. sa) bestand. Die sonstigen Formen des Plurals werden auch inn Idg. nicht einheitlich gekennzeichnet. 1. Der Gen. Plur. zeigt das Element -om. Wir haben angenommen, daft von den beiden Formen Gen. *pbdosund *pbdo-om, oder beim Pronomen te-so und te-so -\- om, die eine singularisch, die andere pluralisch aufgefaCt wurde. Vgl. oben S. 60 u. 96. 2. Im Instr. Plur. finden wir -bhis, das urspriinglicb mit dem Plural nichts zu schaffen hatte, sondern neben -bhi stand und somit angepafit wurde. Vgl. S. 58. 3. Dasselbe gilt vielleicht vom Akk. Plur., wenn -ns fur -ms steht. Anderseits konnte darin das Pronomen nes'uns' stecken.
§ 99. 100.]
RiickblicL
179
4. Nom. und Dat. Abl. Plur. zeigen ein Element -es, ai. pdd-as, padbhjas, das, da es der Wirkung des Akzentes nicht unterliegt, verhaltnismaCig spat angetreten sein muG. ZurEiklarung bietet sich dieselbeMOglichkeit, wiesie J.Schmidt fur das Neutrum aufgestellt hat. Neben vaias, \. voces steht ai. vacas, gr. giro? 'Wort, Rede'; neben tan 'Nachkommenschaft, Kinder' : tanas n. dss.; neben gr. cu&jfe? steht £eCrfo<;; neben 1. opes ai. dpas n. 'Werk'; neben vdjas PI. 'die Vogel' steht vdjas n. 'GefliigeP;
Man kann also sagen, neben dem Nom. Plur. stehen fast gleiche neutrale es-Stamme, die eine abstrakte Bedeutung zeigen. Es lieCe sich wohl denken, dafi die beiden Formen auf demselben Grundprinzip beruhten, dafi also auch der Nom. Plur. der Mask, und Fern, ein altes Kollektivnm gewesen ware. Ich bin weit davon entfernt, die hier gegebene Erklarung fiir sicher anzusehen. Es fehlen bei ihr leider die Momente, die J. S c h m i d t s Theorie fast zur Gewifiheit erhoben. Aber ich glaube, halten lafit sie sich doch, und vielleicht werden wir spater klarer sehen. Das s im Plural kann sich vielleicht auch besonders durch den Einflufi der Pronomina nes und wes festgesetzt haben. Anderseits braucht man nicht anzunehmen, dafi das Idg. den Plural einst nicht bezeichnet hatte. Es ist allgemein bekannt, dafi das Deutsche durchaus neue Mittel geschaffen hat, urn den Plural zu bezeichnen. Nur das s in Jungens ist wohl der Rest der idg. Ausdrucksweise.1) So kann es auch im Idg. gewesen sein. Aber der Plural, wie er uns vorliegt, ist Jung. Das geht ja auch daraus hervor, daG wir im Verbum keine eigentlichen Pluralformen haben. Die idg. 3. P. Plur. *bheront, gr. &pepov, 1. ferunt ist der Kasus indefinitus des Partizips. Es fehlt aber hier das es. Hochstens konnte man in dem i eine Andeutung des Plurals sehen. 100. Riickblick. Wir stehen nunmehr am Ende, und wir glauben gezeigt zu haben, dafi sich die idg. Nominalflexion, wenn auch nicht mit volliger Sicherheit, so doch mit einiger Wahrscheinlichkeit erklaren lafit. ') Vfl. E. Ohmann, Der s-PIural im Deutschen, Helsingfors 1924, Ann. acad. scient. fennicae, Ser. B. XVIII, Nr. 1. 12*
180
Die Entstehung der Flexion.
[§ 100.
Die Flexion ist nicht durch Antreten bedeutungsvoller Elemente entstanden — wenigstens konnen wir dies nur in einigen Fallen nachweisen —, sondern durch Antreten von Elementen, die mit der Kasusbedeutung durchaus nichts zu tun hatten. Das geht schon daraus hervor, dad dieselben Elemente verschiedene Kasus bezeichnen, und daC an einen bestimmten Kasus nicht durchweg dieselben Elemente angetreten sind, was man erwarten miiCte, wenn die Elemente eine Kasusbedeutung gehabt hatten. Nachdem in dem einen Fall das eine, in dem andern das andere Element angetreten war, trat eine Anpassung ein. Man empfand das Element als ein Kasussuffix, wie das im Laufe der Zeiten immer wieder geschehen ist. Man darf wohl sagen, dafi die Adaption die normale Form der Kasusbildung auch in den geschichtlichen Zeiten des Idg. war. Aber in den geschichtlichen Zeiten waren die Kasus da, wenn auch vielleicht nicht so viel als man annimmt. Man hatte ein Gefiihl dafiir. Wie steht es aber im Indogermanischen? Wie konnten Kasussuffixe adaptiert werden, wenn es noch keine Kasus gab? Alles das, was wir sehen, setzt voraus, dafi das Gefiihl fiir die Kasus da war, und dann miissen sie auch bezeichnet gewesen sein. Nur ganz Weniges konnen wir von diesem voridg. Kasussystem erkennen. Und zwar folgendes. 1. Nominativ und Akkusativ wurden formal nicht unterschieden, wie das in den historischen Zeiten beim Neutrum sowohl im Singular wie im Plural der Fall war. Das ist nicht weiter auffallend, da Nominativ und Akkusativ in vielen Sprachen nicht unterschieden werden. Im Englischen, Franzosischen, auch im Deutschen usw. wird es uns durch die Wortstellung klar, welchen Kasus wir vor uns haben. Es miifite untersucht werden, ob sich Anhaltspunkte auch fiir das Idg. finden lassen, dafi dort die Wortstellung eine entscheidende Rolle spielte. 2. Der Genitiv zeigte die Vollstufe 2 gegeniiber Vollstufe 1 des Nom. Akk. Val. gr. rcoboc, gegenuber itou?, 1. pedis ; pes, ai. padds : pad, ai. agnes : agnis, siinos • simus, und ebenso PI. gr. tt6b-€<; : Gen. Ttobutiv < *pod6-om.
§ 100. 101.]
Ansatze zn neuen Kasussuflixen.
181
Ea ist daraus verstandlich, daC der Genitiv erst spat teine besondere Endung brauchte. 3. Beim Lokativ fanden wir die Postposition en, vgl. oben S. 49, die aber wieder verloren geht. Im ubrigen entspricht er dem Nominativ in seiner Vokalstufe. 4. Der Instrumental ist nur auf einem Teil des idg. Sprachgebietes entwickelt, und ich glaube nachweisen zu konnen, daC er sich aus dem Lokativ abgespalten hat, und demnach verhaltnismaCig jung ist. 5. Ob der Ablativ von allem Anfang dieselbe Form wie der Genitiv hatte, ist mir zweifelhaft, und zwar um dessentwillen, weil er im Dual und Plural mit dem Dat. zusammenfallt. Wir sehen dann, wie vor unsern Augen eine besondere Form auf -ed, -6d geschaffen wird, die ursprunglich nur beim Pronomen und der o-Deklination berechtigt, im Lateinischen und Awestischen auch auf die andern StammkJassen iibergeht. Moglich ist auch, dafi die Singularform des Gen. Abl. urspriinglich nur ablativisch war. Wir konnen demnach, wie wir gesehen haben, etwas von der vorgeschichtlichen Deklination des Indogerm. erkennen. Nur diese kann uns leiten, wenn wir die Verwandtschaft mit andern Sprachstammen erkennen wollen. Es kann uns aber nicht Wunder nehmen, dafi uns die Vergleichung der Flexion bisher nicht weitergefuhrt hat. Sie ist eben jung. Vergleichen wir die heutige deutsche Pluralbildung mit der lateinischen, so wurden wir auch keine Verwandtschaft erkennen konnen. 101. Ansatze zu neuen Kasussuffixen.
Die idg. Flexion
war, wie aus dem Dargestellten hervorgeht, noch im Werden, und es kann daher kein Wunder nehmen, dafi in einzelnen Sprachen neue Kasus entstanden sind, und dafi eich in andern Fallen wenigstens Ansatze dazu zeigen. Die wichtigsten Falle sind folgende. 1. Ein Element -tos bildet in verschiedenen Sprachen Adverbien, die im Indischen vollig, und im Lateinischen nahezu, zu Ablativen geworden sind. Im Veda finden wir: Has 'von bier'; tdtas 'von da', amutas 'von dort', dtas 'von dort her', mukkalds 'vom Munde her', dakiinat&s 'von rechts her'. Ja es kommen Ableitungen von fertigen
182
Die Entstehung der Flexion.
[§ 101.
Worten vor, z. B. einmal im RV. patsu-tds 'zu den Fflfien', patsutah-Sl ezu den Fiifien liegend', mattas cvon mir' und spater tvat-tas, asmat-tas, jusmat-tas.
Di^se Bildungen sind spater zu wirklichen Ablativen geworden. Brugmann, Grd.2 2, 2, 166, sagt dariiber: Gleich wie nun die Pronominaladverbien auf -tas als lebendige Ablative (jebraucht werden, z. B tatah sasthdt 'aus diesem Sechslel', traten auch jene Nominaladverbien ins Paradigma ein. Im Epos gingen sie mit den eigentlichen Ablativen bereits parallel. Sie slanden aber, gemafi ihrem Ursprung, so gut fur die Einzahl wie fur eine Mehrzahl, z. B. yurur garvjan pitrto matrtasca cder Lehrer ist ehrwiii-diger als Vater und Mutter', fihajq dqstribhjah satrutah Furcht vor Suhlangen, vor Feinden'.
In den Prakritsprachen hat sich dieses tas noch weiter ausgedehnt, wie bei Pischel, Gramm. 249 ff. zu findea ist. Im Lateinischen liegt das Element -tos auch vor, z. B. divinitus cdurch gottliche Fiigung', antiquitus, fundiius Von Grund aus', penitus cvon innen', radicitus. Weiteres Material bei Lindsay-Nohl 645. Der Entwicklungsgang ist hier aber ein anderer gewesen. Einzelne dieser Falle sind zu Adjektiven geworden. Was die Herkunft dieses Elementes betrifft, so mufi darin wohl ein selbstandiges Wort stecken. Man kann natiirlich ohne grofie Schwierigkeiten ai. dtas Von dort her', abg. otu vergleichen, aber es erhebt sich freilich die Frage, ob dieses *otos nicht selbst schon unser Suffix enthalt. 2. Im Griech. bildet das Element -ttev in der Bedeutung Voher' eine Art Kasus. Z B. inidev, c^&ev, £9ev werden als Genitiv verwendet. Ferner oupov6 Sev rvorn Himmel her', it69ev 'woher' usw. Herkunft ist dunkel.
3. Das griech. be cnach' bildet eine Art Richtungskasus, z. B. 8voe 66|u6v6e cnach seinem Haus'. S. o. S. 167. 4. Uber den umbrischen Lok. auf -en s. o. S. 167. Weiteres s. oben S. 167 f.
•§ 102.]
Die Suffixbildung.
Allgemeines.
183
Siebentes Kapitel. Die Suffixbildung. Suffixe aus selbstandigen Worten und sonstige Suffixe. 102. Allgemeines. Die Eigentiimlichkeit der von
184 Suffixbildung. Suff. a. selbstand. Worten u. sonst. Suff.
[§ 103,,
103. Das Suffix e, o. Man kann wohl ruhig behaupten, daC die meisten idg. Worter auf -e, -o ausgeheiu Es sind das die Worter der lat. griech. zweiten Deklinationr der germ, und slaw. a/o-Deklination usw. Diese aufzuklaren, diirfte eine der wichtigsten Aufgaben sein. Zunachst mussen wir aus der Zahl der e-, o-Bildungen die Neutra auf -om ausscheiden. Wir haben es bei ihnen, vgl. oben § 62, mit konsonantischen Stammen zu tun, an die die Partikel -om angetreten war. Die alte Flexion N. Akk. -om, die ubrigen Kasus nach der konsonantischen Flexion, liegt noch in einzelnen Resten vor. Vgl. ai. amis-am und dazu Lok. dmisi\ ai. mqs-dm 'Fleisch' : Gen. mas-ds; ai. him-dm : I. him&, 1. Gen. hiemis; gr. boixpuov : Lok. PI. baxpuai; gr. 5v£ipov : Gen. 6vetpaTOi; Traum'; gr. |aefaP-ov 'Gemach' : Gen. PI. ^efap^ujv; gr. Td uupd N. PI. : T6 uupov : Trup6i; Teuer'; gr. ttpdcr-ijuitov cAngesicht' ; itpoauuitaTa; gr. dvbpditobov 'Slave' : dvbpairobeoai.
Zu der alten Flexion hat dann noch der Lok. auf -ai gehort, was im Aind. zu e, im Lat. ?, im Abg. zu e gefiihrt hat, und der Instr. auf -6. Dadurch ist dann leicht ein volliger Ubertritt dieser Art von Worten in die o-Deklination bewirkt worden. Auch der Gen. auf -i des Lat. Irischen gehort urspriinglich zu der konsonantischen Deklination. Weiter haben die konsonantischen Starome auszuscheiden, die einen Akk. auf -om, einen Lok. auf -ai und einen Genitiv auf -I hatten. Hierher wird man die meisten der o-Stamme rechnen diirfen, die ohne Bedeutungsverschiedenheit neben konsonantischen Stiimmen stehen. Am besten erhallen hat sich die alte Flexion bei dem Worte fur Erde. N. ai. Jcsds f. 'Wohnsitz, Erde', gr. x&wv: Akk. (IcSdtn), 1. humum;] Lok., gr. xa|nai, ]. hutni, abg. semi; lat.f rex, kelt. rex, ai. raj : Akk. adhirajdm; Ia . auspex, ai. spas : Akk. spdiam, gr. OKOTTOV; ai. vis 'Niederlassung', gr. Tpixd-uce^ : ai. Akk. visam, gr. OIKOV, \.vlcum;
§ 103.]
Das Suffix e, o.
185
ai. dam- 'Haus', gr. beo"-iroTr|<; : ai. Akk. ddmam (Nom. nicht belegt im RV.), gr. bouov, ]. domum, Lok. ddme, lat. dom%; ai. I. Sg. nasd. 1. nares, lit. noais : 1. Akk. n&sum, aw. namliam; aw. bar'z-, bdr'z- choch, H<5he', ir. bri, got. baurgs : abd. berg < *bergam; gr. St'ip 'Tier', lit. zver\s, abg. zt'eri: 1. Akk. ferutn; gr. K\iijiy 'Dieb': gr. Akk. K\OUOV USW.
Ob hierher auch die Nomina agentis mit o-Vokalismus gehoren, die vornehmlich in der Zusammensetzung' auftreten, weifi ich nicht. Es sind dies die Falle wie ai. vajq-bhards cden Preis davon tragend', gr. q>iuq-(p6pO5 c Licht tragend'. S. dariiber Komposition, Bd. 4, Kap. 2. Auch sonst sind zahlreiche konsonantische Slamme analogisch in die o-Deklination ubergetreten, und je weiter wir in der Geschichte vorriicken, um so mehr.
Das eigentliche Element e-, o- aber ist deutlich ein Pronomen oder eine Partikel, die in zahllosen Fallen die Bedeutung sicher verandert, d. b. im wesentlichen Adjektive bildet. Der Ton liegt normalerweise auf dem Ende. Eine Schwierigkeit der Erklarung liegt nicht vor, da wir ja einen Pronominalstamm e, o in ai. Gen. asja, ahd. es usw. (oben S. 30) kennen gelernt haben. Das Element e, o, das wir als Pronominalstamm antreffen, hat sich wohl, wie sonst diese Stamme, aua ein em lokalen Adverbium entwickelt. Es liegt als solchea noch vor: 1. Augment e. Da£ dies eine Art Proposition war, die mit der Vergangenheit als solcher nicbts zu tun hatte, ist heute wohl klar. 2. Als Postposition oder Adverb ist e verschiedentlich angetreten, s. oben S. 16.
Die e i n z e l n e n F a l l e : 1. Ganz deutlich sind die Kardinalia durch Antreten von e, o zu Ordin alien geworden. Zu idg. *septm heifit es daher regelrecht *sept(t)m6s, gr. gpbofio?, ]. septirnus, ir. sechmad, lit. sekmas, preufi. septmas, abg. sedmu, ai. saptamds cder siebente'. Von idg. *oktdu stammt gr. 6YOO/-O<;, 1. octav-os, osk. uhtavis; von *nevn 1. nonus < *novenos; von *dehmt gr. bdnaTOi;, got. taihunda, lit. desiihtas, abg. desetu.
Uberall liegt also Suffix e, o zugrunde, aber es haben sich dann als Suffixe -mo (1. decimus) und -to (gr. evaTO?, got. sibunda, ahtuda usw.) losgelost.
186
Suffixbildung. Suff. a. selbstand. Worten u. sonst. Suff.
[§ 103.
Die Entwicklung hat eine vSllige Parallele im Rumanischen, wo die Ordinalia aus dem Ktrdinale mittels vorgesetztem und nachgestelltem Artikel gebildet werden. Unser e, o kann man in gewissem Sinne mit dem Artikel vergleichen.
2. Ganz deutlich ist ferner Suffix -ro-. Es gab im Idg. Worter auf -or, -r usw., s. dariiber oben S. 134. Von ihnen ist mittelst o ein Adjektiv abgeleitet (Brugmann 2 2 , 39 f.). Vgl. ai. udr-ds, gr. Obp-o?, ahi. ottar 'Otter, Wassertier', eigentlich cder im Wasser'; daneben gr. ubap-6? : gr. Obwp; ai. usr-ds 'morgendlich' : ai. usar in usar-budh 'in der Fruhe wach'; ai. vdxar-ds 'friih erscheinend' : gr. Sap; ai. chidr as 'durchlOchert', ahd. shetero Adv. Uuckenhaft' : ai. chidr-dm 'Loch, Unterbrechung'; gr.fiKp-o<;'spitz', 1. acer : gr. axp-ov 'Spitze'; ai. ugr-ax 'gewaltig' : aw. aoqar* n. cKraft'; gr. i9ap-6; cheiter' : gr. ai9iip; gr. TTiap-6c, ai. plvar-as 'fett' : gr. iriap 'Fett"; ai. vj-advar-ds 'nagend, Nagetier' : gr. elbap rSpeise': gr. \iirap-6<; 'fettig' ; ai. ripr-dm 'Schmer'.
Von diesen und ahnlichen Fallen bat sich schon im Idg. ein Suffix -ro-s losgelost, das sich in den idg. Sprachen recht verbreitet hat. Es bildet ganz regelrechte Adjektive. ohne daC das Suffix -ro dem Adjektivum eine besondere Bedeutung gabe. ro ist zweifellos zeitweise produktiv gewesen, so daC wir nicht aus jedem Adjektivum auf -ro- einen r-Stamm erschlieGen diirfen. Besonders bemerkenswert ist der Wechsel von Adjektiven auf -ro- mit i-Stammen, vgl. oben S. 136. Ganz ahnlich sind die Palle aufzufassen, in denen Prapositionen durch o erweitert sind. AuFzugehen ist von idg. uper '(iber, gr. UTtep, 1. super, gotubar, ai. updri, wovon 1. superus, gr. {jTtepoi; 'Morserkeule', ai. uparas 'der unten'. Als Gegensatz gehort dazu got. undar 'unlen', wovon ahd. itntaro, \.inferus, ai. ddharas 'der untere'. Eine Nachbildung ist ai. dparas 'der Entferntere', as. abaro 'Nachkomme'. Ebenso ai. dvaras 'der untere', ahd. ugaro 'der auBere', sldero 'der spatere'.
3. Ganz entsprechend dem ro konnten wir lo ableiten. Doch liegen die Verhaltnisse hier etwas anders. a) Auch hier mussen die Neutra auf -l-om und die Feminina
§ 103.]
Das Suffix e. o.
187
auf -Id ausscheiden, da hier om und a an das Determinativ I getreten sind. Indem das e-, o- an das Z-Detenninativ trat, entstand das Suffix -lo. Hierher gehort wohl gr. xSaua-X-oi;, 1. humilis, zu phryg. zemelo 'Erde'. b) Aber anderseits ist sicher eine Partikel le oder ahnlich auch an Adjektive getreten, vgl. oben S. 138f., ohne dafi deren Be•deutung verandert wird, vgl. 1. quintl-lis, sexli-lis, gr. r]bu\o<; usw.
So bleiben demnach nicht allzuviel Falle iibrig, in denen o angetreten sein diirfte. 4. k haben wir oben als ein sehr hiiufiges Determinativ kennen gelernt. Wenn o an Ar-Stamme getreten war, so muGte ein Suffix -ko mit Notwendigkeit abstrahiert werden. So kann man ai. sucl-kas 'stechend' von suci 'Nadel' abWten, indem man ein *suclk wie 1. ffenetrlx ansetzt; ebenso got. gabeig-s "reich' von *gabei(k) 'Reichtum', 1. pudir.-us 'schamhaft' von *pudi(k) 'Scham'.
Aber anderseits kann auch das Determinativ k(o) an Adjektive getreten sein. Das gilt z. B. sicher von Suffix -ko hinter adjektivisehen w-Stiimmen, wie ai. tdnukas, abg. tbnukii 'diinn' : ai. tanus. Im Slawischen werden die M-Adjektive durchweg durch k erweitert, eine Erscheinung, deren Anfange sich auch im Indischen findet. In diesem Fall verandert also das Suffix die Bedeutung nicht, und wir haben es daher wahrscheinlich nicht mit dem Suffix -e, -o, sondern mit dem Determinativ *ke zu tun. 5. Ebenso haufig wie k ist ein dentales Wurzeldeterminativ. Auch hier ist es zweifelhaft, ob o an Bildungen auf -t oder unmittelbar -to angetreten ist. 6. AuCerordentlich haufig ist o an Kasusformen oder Adverbia getreten. So ist *medhi-os, gr. ueao?, 1. tnedios, got. midpa, ai. madhj-as aus medhi cin der Milte' + o entstanden. Es heifit cin der Mitte der' oder 'da'; 1. ali-os geht auf ali in ali-ter zuriick. oe£i-6<; crechts' kann sein deksi + os Mer auf der Rerhten'. Zu ai. upar(i) gehort upar-as, 1. super-us. Gr. dOTEioi; stadtiseh' la'St sich aus SCFTEI -)- o *der in der Stadt' erklaren. Ai. divj-as, gr. bio? 'himnilisch' aus -j- os 'der am HimmeP usw. usw.
Jedenfalls laCt sich e, o deutlich als ein angetretenes Element mit besonderer Bedeutung erkeimen.
188 Suffixbildung. Suff.a.selbstiind.Worteiiu. sonst.Suff. [§103.104. Ein alteres Antreten oder eine andere Betonung finder* wir in den Bildungen mit Dehnstufe wie gr. Traxrjp, Ttoi|ur|V und den adjektivischen es Stammen wie gr. ouff|uevr|q, ai. durmands. Das Suffix e, o hat, wie wir wissen, eine ganz bedeutende Rolle gespielt. Die eben gegebenen Bemerkungen konnen seine Geschichte nicht erschopfen. Dm diese ganz aufzubellen, bedarf es eingehender Untersuchungen, die ich vorliiufig nicht anstellen kann. 104. Suffix -en, -on. n als etammbildendes Element ist im Idg. aufierordentlich verbreitet gewesen, wie die Darstellung bei B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 254—322: zeigt. Aber dieses Suffix ist nicht weniger als einheitlich. In zahlreichen Fallen ist die M-Flexion von einem Lokativ auf en ausgegangen, vgl. Bartholomae, BB. 15, 27, Verf. IF. 32, 294 und oben S. 49; in andern handelt es sicb. um eine angetretene Partikel ne, die flektiert worden ist (s. oben § 87), in wieder andern Fallen ist -no aus -mno- hervorgegangen, und schlieClich haben wir auch den Fall echter Suffixierung vor uns. Zu den wenigen Suffixen, deren Bedeutung ganz klar ist, gehort das Suffix -en, -on in einer Reihe von Fallen, von denen wir behaupten konnen, dafi sie «Lebewesen oder als belebt vorgestellle leblose Dinge* bezeicbnen (Brugmann, Grd.2 2, 1, 293). Am deutlichsten tritt diese Kutegorie bekanntlich im Germanischen heivor, wo das «schwache Adjektivum* die w-FlexioQ zeigt. Noch heute haben wir den Unterschied Adj. blind, Subst. der Blinde, got. blinds, sa blinda. Auch im Griecbischen werden Adjektiva in die w-Flexion ubergefubrt, um sie zu substantivieren. So stehen nebeneinander oupav(-iuv cder Himmlisthe' : oupdvio? 'himmlisch'; ZTpagiuv : crrpaP6? 'schielend'; bp6|auuv 'Laufer' : por)bp(5|ao? !zu Hilfe eilend'; c Tpnpuiv Vilde Taube' : Tpr)p6; furchtsairr; cpeibiuv 'Sparer' : q)£iboi; 'spatsam'; dpnT^v 'Heifer' : dprifoi; 'helfend'. Besonders produktiv ist dieses Suffix zur Bildung von Personennamen geworden. Reiches Material fiir die ganze Frage bei O s t h o f f , Forsch. im Gebiete der idg. nominalen Stammbildung 2, 45 ff. Auch im Lateinischen finden wir bei den Eigennamen dieselbe Bildung wie Rufo : ntfus; Cato : catus; Aspro : asper, Magno : magnus. Denen reihen sich an Falle wie silo 'der Plattnasige' : sihcs; praeco aus *-2»'(tcdico : 1. judex.
f 104.]
Suffix -en, -on.
189
Auf dem Gebiete des Keltischen finden wir schon im Gallischen die Volkernamen auf -ones, wie Lingones, Senones, die nichts weiter als Plurale von w-Stamrnen sind, die wieder substantivierte Adjektiva usw. sind. Im Germanischen sind auch sonst alte konsonantische Stamme oj-Stamme geworden, wenn sie Lebewesen bezeichnen, vgl. Verf., IF. «, 111 ff. Vgl. ahd. heri-zogo : 1. dux 'Fiihrer'; ahd. ana-seggo : 1. prae-ses 'Vorsitzender', ai. upastha-sad 'im Schofi sitzend'; got. ga-juha 'Genosse': 1. coniux, gr. aiiEuH 'Gatte'; ahd. mund-boro : 1. signi-fer usw. Auch o-Stamme werden zu w-Stammen, vgl. got. swaihra c Schwiegervater' : gr. £Kup6?, 1. socer; ahd. fatureo : ai. pitrvjas 'Oheim'; ahd. hero 'Bar', eig. 'der Braune' : lit. beras 'braun'. Auch bei den femininen a-Stammen finden wir Ubergang in •die n-Flexion, wenn es sich um belebte Wesen handelt. Vgl. got. qino : gr. y\jvf\ 'Weib'; c got. swaihro : gr. £i
190 Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§104-106.
the big one. Im Litauischen und Slawischen ist das Pronomen jis an das Adjektiv angefiigt und so die bestimmte Form entstanden, s. o. S. 168. Aus den heutigen slawischen Sprachen wiirde sich das kaum erharten lassen. So bieten sich also fur unsere Erklarung die besten Parallelen. Als femininbildendes Element fur belebte Wesen tritt seit idg. Zeit das Suffix ni auf (Brugmann 2, 1, 214). Vgl. ai. taksni, gr. Teicratva : TEKTUJV; ai. rdjn'i : ai. raja; gr. Oepdiraiva : depdmuv; ahd. birin : hero usw.
Dieses Suffix findet sich auch selbstandig ohne entsprechende maskuline n Stamme. Vgl. ai. pdt-ni, aw. pap nl, gr. iror-via, alit. weschpatni: ai. pdtis, gr. it6oi? c Herr'; ai. hari-ni : haris cgelb' u. a. Anm. 1. Ein t scheint unter Um^tanden vor diesem ni verloren gegangen zu sein. Daher ai. rohini : rohitas 'rot'; ai.eni: etas 'bunt'; ai. sjinl : sjetas rwei6' und gr. biauaxva
Dieses Suffix durfte das alte Feminirjum zu -en, •on sein. 105. Suffix idg. arikwo. gr. -cmo?, 1. -inquos liegt vor in gr. fmeb-auoi; 'unser Landsmann', ii^eb-aiTi? 'euer Landsmann', iroS-oird^ 'woher, von wannen', dWob-ano? 'anderswoher' und 1. propinquos 'nahe angrenzend', longtnquos 'lang'. Diesen enlsprec-hen Bildungen wie ai. ud-aw'c 'in die Hohe gehend', pran'c 'vorwiirts gewandt', pratj-aw'c 'zugewandt', dvac 'nach unten gerichtet', niau'c 'nach unten gewandt', asmatrdn c 'zu uns gewandt' usw.
Dafi es sich in dem Element um ein selbstandigea Wort handelt, ist sicher, da Prapositionen iiicht mit Suffixen versehen werden. Die Wz. ai. dw'cati, dead 'biegt', zu der das Suffix gehort, enthiilt ein idg. a, wegen gr. dyKuXo? 'gekriimint', so dafi 1. -inquos aus -avquos entstanden sein miiCte. 106. Das Suffix -ent, -tit1) bildet seit idg. Zeit das Partizipium Prasentis, Aoristi und Futuri, also aller ') E b e l , Das Suffix -ant und Verwandtes, KZ. 4, 321 ff., Breal, Oiigine du sufflxe participial ant MSL. 2, 188ff.: B a r t h o l o m a e , KZ. 29, 487 ff.; BB. 16, 261 ff.
§ 106. 107.]
Das Suffix -es, -os.
191
Tempora mit Ausnahrne des Perfektums. Es lebt in vielen Sprachen bis auf die Gegenwart fort. Vgl. gr. opepuiv, 1. ferens, got. bairands, lit. vegqs 'vehens', abg, vezy, ai. bharan(t);
Eine Reihe von Formen zeigen die Abstufung der konsonantischen Stamme, s. oben S. 71 2 ). Uber die Herkunft dieses Suffixes laGt sich nichts Bestirnmtes sagen. Man kann daran denken, dafi wir es mit dem oben S. 124 behandelten w-Suffix zu tun haben, das durch das Determinativ t erweitert ist. Tatsachlich sind ja die Bedeutungen des Partizipiums gr. cpepiuv c tragend' und -cpopoq, vgl. cpuucr-cpopoc; 'Licht tragend', 1. ditcens cfiibrend' und 1. dux, ahd. herizogo im wesentliohen die gleichen, aber die Erklarung ist natiirlich nichtsweniger als sicher. Das lat. Adjektivsuffix -ensis, z. B. forensis 'auf dem Markt befindlirh', erklart B r u g m a n n , IF. 12, 183 aus forei-en + Us. Vgl. auch P r e l l w i t z , BB. 22, 123 f.
107. Das Suffix -es, -OS. Im Idg. gab es zahlreiche s-Bildungen. Darunter nehmen sogenannte Verbalabstrakta neutralen Geschlechts mit dem Nom. auf -os und -es in den obliquen Kasus eine besondere Stellung ein. Die Wurzelsilbe zeigt im allgemeinen e-Vokalismus. Ihre Deklination s. § 49. tjbereinstimmende Beispiele sind recht zahlreich. gr. KXdo? 'Ruhm', abg. slovo 'Wort', ai. sr&vas 'Ruhm'; 1. rus < *reves Teld', aw. ravah 'freier Raum'; gr. Y^voi;, 1. genus, ai. janas 'Geschlecht'; 1. Venus, ai. ranas 'Reiz, Wonne, Lust'; gr. |a^voi; 'Streben, Mut', ai. mdnas 'Sinn'; gr. veuoi; 'Weiiieplatz'. 1. nemus 'Hain', ai. ndmas 'Verehrung'; 1. tenehrae
IF. 32, 230 habe ich angenommen, dafi darin Zusammensetzungen mit einem Verbalnomen es, os vorlagen. Ich balte das auch jetzt noch fur moglich, habe aber fiir viele Falle oben S. 144 eine andere Erklarung gegeben.
192 Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 107—101.
Wie so oft ist es auch hier nicht moglich, die beiden Kategorien scharf auseinander zu halten. Moglich ist es freilich auch, dafi wir es nur mit dem Determinativ s, es zu tun haben. Aber ich finde «inen Unterschied zwischen den Bildungen mit dem Determinativ s und denen, die das Suffix -es, -os aufweisen. 108. Lat. -edula in Vogelnamen geht aus von ficedula 'Feigendrossel', Zss. aus flcus cFeige' und einer Ableitung von id cessen\ also 'Feigenesserin' und monedula c Dohle' aus *monet-edula 'Munzenfresserin'. Dazu querquedula c Kriekente\ Vgl. P o t t , Et. F. 4, 87; N i e d e r m a n n , IF. 10, 235'. Eine alte einfache Zss. liegt vor in abg. medvedi c £ar', eig. cHonigfresser'. 109. Das Suffix -okw, -6kw. Es gab ein idg. Wort ok">, okv 'Auge', vgl. gr. w weinfarbig' (Wackernagel, Dehnungsgesetz 52), 1. atrox 'schrecklich', eig. 'verbrannten Anblick habend', ferox 'wild' ( D u v a u , MSL. 8, 256). Nach P r e l l w i t z , BB. 22, 97 steckt es auch in abg. taku cein solcher'. sowie in lit. Adjektiven wie juodokas 'schwarzlich', vgl. die Bedeutung von d. -lich. Als Weiteibildung gehort dazu gr. fActUKunns, Podnrii; usw. 110. Suffix -od 'riechend'. Hier hat zunachst W a c k e r n a g e l , Dehnungsgesetz der griech. Komposita, S. 44 ff. in Wortern auf gr. -uuonq eine Zss. mit der Wurzel tod criechen' gesehen. Auszugehen i?t von Fallen wie efnubric 'wohlriechend', buodj&r|i; 'ilbelriechend', dud)br|!; cnarh Weihrauch duftend', Kniiibni; 'wohlriechend', woraus sich sohliefilich eine Bedeutung can et\yas erinnernd' usw.. z. B. fuvaiKiJubri<; 'weibisch' entwickelt hat. Ahnlich erklart er und N i e d e r m a n n , IF. 10, 246 lat. -6-ms aus -od-sos, z. B. vinosus eig. 'nach Wein riechend', hircosus 'stinkend wie ein Bock'. Ich glaube auch, dafi N i e d e r m a n n recht hut, wenn er a. a. O. das lat. Suffix -ulentus in vinolentus usw. zu dem Verbum olere stellt. Anm. Ich halte es nicht fiir aussreschlossen, dafs auch bei den genannten Suffixen fiir einzelne Falle eine andere Erklarung zu suchen ist.
§ 111.]
Suffixe von der Basis i 'gehen'.
193
111. Suffixe von der Basis i rgehen'. Das idg. Verbum *eimi, gr. eiui, 1. eo cgehe' zeigt eine der kiirzesten Formen, •die es iiberhaupt gibt. Seine Schwundstufe erscheint als i, und das konnte mannigfach verbaut sein. Tatsachlich scheinen mir eine ganze Reihe von Suffixen zu der Basis •ei zu gehoren. a) Ai. -aja-. Das Substantivum ai. -aja- cdas Gehen', •als selbstandiges Wort nicht erhalten, wird im Indischen mit zablreichen Priipositionen zusammengesetzt und nimmt fast den Charakter eines Suffixes an. Beispiele: apajas 'Weggang, das Abgehen (vom Ziel), Fehler, 'Nachteil, Gefahr'; ud-ajas 'Aufgang, Sieg, Gliick'; updjas 'Mittel, List' ; prdjas 'Aufbruch'; pratj-ajas 'Vertrauen'; nj-ajas 'Urteil'; sahajas cGefahrte', sam-ajas 'Ubereinkunft'.
b) Idg. -jo-. Ai. -aja- selbst ist kein Wort in nrspriingiicher Gestalt, wir haben dafiir teils -jo- oder -ja, teils auch e aus ei und die S. i zu erwarten. Nun ist -jo- eines •der hiiufigsten idg. Suffixe, sicher aber hat dieses -jo•ganz verschiedenen Ursprung. So sind die Neutra auf -jom i-Stamme, vermehrt um die Partikel om (s. S. 90), wie auch viele Adjektiva durch Antreten des Pronomens o an i-Stamme entstanden sind. AuBerdem aber hat man mit Recht in einer Reihe von Fallen fur das Suffix -joEntstehung aus einem selbstandigen Worte mit der Be•deutung 'gehend' angenommen. Beispiele: gr. TceZ6<; < *ped-jos czu Fufi gehend'; gr. KOIVOC; < *kom-jos, Zbv-6<; < *ksyn-jos 'gemeinsam gehend'
c) -it. Die Schwundstufe -i- erscheint im allgemeinen durch -t erweitert in der Form -it. Vgl. oben S. 124. Hierher lat. com-es, cotn-it-is 'Begleiter'; dazu comitium, vgl. ai. sam-itis 'Zusammenkunft, Versammlung'. Weiter vielleieht auch i. eques 'Reiter', pedes 'Fufiganger', miles, doch Ia6t sich hier et, da eques mit gr. i-rnroTn? zusammengehOren kann, auch mit ai. at'wandern' in paddtis 'Fufiganger' verbinden. Weiter hierher ai. div-it chimmlisch' (vgl. PW.); joS-it 'Mfldchen', eig. 'im Giirtel gehend', und wohl auch ai. roh-it 'rote Stute', har-it '•gelb'', tad-it 'nahe'. H i r t , Indogermanische Giammatik. III.
13
194 Suffixbildung. Suff. a. selbstand. Worten u sonst. Suff.
[§111.
d) et-. Als Dehnstufe zu ei ist ei und mit Schwund des i e zu erwarten. Suffix U ist verhaltnismafiig selten. Doch konnte in 1. comes, comitis die regelrechte D. im Nom. erhalten sein. Mit groSerer Wahrscheinlichkeit mochte ich hierher stellens gr. dpf-r|? 'glanzend', eig. 'in Glanz gehend', fu^-'i? 'nackt gehend' neben fu|ivoi; 'nackt', TiEv-r|i; 'Arm'.
e) Wieweit sonst das Suffix -jo hierhergebort, ist schwer zu sagen. Wir haben ein ganz gewohnliches joSuffix, das die Zugehorigkeit bezeichnet. gr. dtYpio? 'wild', ai. ajrjas cin der Ebene befindlich' : gr. dyp6<; 'Acker'; gr. bio;, ai. div-jds 'hitnmlisch' : ai. div- cHimmeP; gr. iraTpio?, 1. patrius, ai. pitrijas cvaterlich' : iiaTrip. Vgl. das Material bei Brugmann2 2, 1, 187.
An und fur sich konnte aucb hierin wobl ein -jngehend' stecken. Docb kann ich das vorlaufig nicht nachweisen. Dieses Suffix hat sich im Griech. und Lat. sehr ausgebreitet. Es kann aber auch durch Antreten von o an den Lokativ auf i entstanden sein, und schliefilich kdnnte darin auch das Pronomen jo stecken, das sich als Relativum erhalten hat, urspriinglich aber doch wohl ein Demonstrativum war. Ein anderes jo driickt Adjektiva aus, die eine Notwendigkeit, ein zu Tuendes bezeichnen. Sie sind entweder durch Antreten von jo an konsonantische Stammeoder durch Antreten von o an i-Stamme entstanden, was mir wahrscheinlicher ist. Sie finden sich besonders im Altind. und Germ., in Kesten auch anderswo. gr. ayioc, cder zu verehrende', ai. jaj(i)jas zu ai.jaj 'verehren' oder genauer zu dem Veibaladj. divi-jaj. Vgl. auch jajisthas ram besten verehrend'; ahd. -bari- 'bar1, ai. bhdrjds 'zu tragen, zu unterhalten'; got. anda-sets 'entsetzlich', ai. sadjas 'zum Draufsitzen, zum Reiten tauglich'. Vgl. noch gr. CTOYIO^ 'hassenswert', 1. eximius 'ausgezeichnetV got. andanems 'angenehm', abg. vezdi 'wissend, kundig'.
Der wechselnde Vokalismus — es findet sich in der Stammsilbe Schwund-, Voll- und Debnstufe — weist deutlich auf sekundare Ableitung.
§ 112. 113.]
Suffix lat.iter.
195
112. Suffix lat. -iter. Das im Lat. zur Adverbialbildung gebrauohte Suffix -iter, z. B. breviter, ist von Osthoff, ALL. 4, 155 als eine Zusammensetzung mit dem Ntr. iter cWeg' erklart worden. Da S k u t s c h , De nom. lat. suff. -no ope form., S. 4, Anna, dem widercprochen, hat Osthoff seine Ansicht aufgegeben (IP. Anz. 3, 181), und sie ist auch unhaltbar. Vgl. unten unter -ter (§ 129). 113. Idg. Suffix -istho. -istho bildete im Idg. Superlative, aber wir finden diese in den geschichtlichen Zeiten nur im Griechischen, Germanischen und Arischen. Es steht in Verbindung mit den Komparativen auf -jes, -is, aber nicht von Anfang an, denn es gibt Superlative auf -istkos, zu denen nie ein Komparativ vorhanden war, namlich 1. juxta <[ *iitgista 'am nacheten verbunden', gr. dptcros cder Beste', horn. (pepKJToq 'bester', aw. btfrista'der am besten hegt, pfiegt', aw. gav-azista- 'der das Vieh am besten treibt'. Sonstige Beispiele sind: gr. gr. gr. gr.
nbiffTO?, ahd. suogisto, ai. svddisthas : f)bui; 5 siifi'; irXeiOTOi;, aisl. flestr, aw. fraesto- 'plurimus': piif\OTOc, ai. mdhisfhas 'der grofite'; uriKiOToc;, aw. masista- 'der grofite';
gr. £\dx\aro<; 'der kleinste', ai. laghisthas.
Gewohnlich zerlegt man -istho- in is, die Schwundstufe zu dem Komparativsuffix -jos und das Suffix -tho, das auch bei den Ordinalien auftritt. Man kann aber das Suffix auch ohne Bedenken auf -is -f" stho zuriickfiihren, da die Lautgruppe ssth sicher zu sth vereinfacht worden ware. Aber es braucht gar kein Zusammenhang zwischen Komparativ und Superlativ vorzuliegen, wofiir die oben angefiihrten alleinstehenden Beispiele sprechen. Man kann einfach annehmen, dafi an Bildungen auf -i das Element stho angetreten ist. Vergleichen wir gr. ILJIIKI - mo<; mit ^aKp6?, aTaxwro? mit
aioxp-6c, usw., so haben wir hier dasselbe Verhaltnis, wie es von C a l a n d , KZ. 31, 267; 32, 592 und W a c k e r n a g e l , Verm. Btr. 8 ff. beobacbtet ist, da6 namlich statt eines ro-Stammes in der Zusammensetzung ein «'-Stamm eintritt. Vgl. oben S. 136.
Und wir kommen bei dieser Auffassung auch zu einer Erklarung der Bedeutung. Es liegen Zss. mit der Basis stha c stehen' vor. is*
196 Suffixbildurur. Suit a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§113—115.
Das merkwiirdige *bkeri-sthos, gr. yipiaxoc, s. o. heifit eben im Tragen fest stehend', lat. iuxta 'in dt'.r Verbindung stehend*. Gr. |nriKi-aTO<; heifit cin Grofie dastehend', abd. furi-sto 'vorn stehend'. gr. ^YI-OTO? (vgl. ai. tnahi) cgro6 dastehend', OYXI-OTOI; cnahe stehend'. Ai. nedisthas, aw. nazdista- cder nachste' geht von einem "nazdi c nahe' aus.
!
Mit dern Sivperlativsuffix -thos hat man von jeher das bei einigen Ordinalien auftretende Suffix -tho zusam m e n geb rac h t. Wir finden ai. calur-thds, aw. puxda-, ai. pavcath'ts, ai. sasthds, ai. saptdthas. In caturthds und sasthds kann ohne Zweifel ein s geschwunden sein, vgl. auch gr. £KTOI;, alid. sehto. so dafi wir auch dieses Suffix auf die Basis stkd zuruckfuhren konnen. Ai. catur-thds heiSt 'zu vieren steheud'.
114. Das idg. Suffix -jes, -JO3. Das gewohnliche idg. Komparativsuffix -jes, -jos s. oben § 4'3 und unten, weist schon wegen seines o, vgl. gr. ]U6i£u>v, 1. major, auf eine Zusamrnensetzung hin, da ohne diese Annahme die Abtonung o nicht verstiindlich wiire. AuCerdem erscheint vor ihm im Griech. wie im Indischen ein I, gr. r)bf-uuv, ai. svddi-jan, das nur als Auslaat eines selbstaadigen Wortes zu verstehen ist. Im Slawischen tritt jes zudem an die Adverbien auf -e, abg. novejl : novu neu', silineji : silinu c stark\ Dies kann jung sein, braucht es aber nicht. Wenn wir im Indischen navt-jas neben nav-jas finden, so ist fur mich die selbstiindige Natur des jes erwiesen. Man vergleiehe auch das Auftreten von ijes bei M-Stammen, gr. fibttuv, ai. svddijan : r\bi)<;, ai. svadtis; ai. garl-jas : gurus 'schwer, gr. papu?; ai. bdhi-jas • bahus 'stark'; ai. rdghijas : raghus 'rasch, schnelP; ai. qhijqs : qhus eeng' : ai. mrddi-jds c: mrdtis cweich'; ai. prdthi-jds : prthus 'breit'; ai. ds'ijas : gr. (imuc; sch°nell'.
Nun bietet sich kauna eine andere Moglichkeit der Erklarung, als in dem jes eine Form der Basis ei cgehen' zu sehen. Man kann dies zwar nicht mit Sicherheit annehmen, aber an der Erklarung des Komparativsuf fixes -tero (s. unten § 129) hat es eine starke Stiitze. Wie dem aber auch sein mag, -jes ist wirklich ein Suffix, das dem damit versehenen Worte eine bestimmte Bedeutung verleiht. 115. Das idg. Suffix - / a . Wir finden im Indischen eine Basis ja r gehen', ja-ti, abg. jachati cfahren', lit. jbti
§115-117.]
Das ai. Suffix -vara-
197
r
reiten', zu der ein Nomen ja cgehend, Gang' gehort. Dieses erscheint in Zusammensetzungen fast als eine Art Suffix. Hiether tura-j&s 'eilig'; prajd 'Vordringen': rnct-jas 'Schuld verfolgend', jma-j&s 'die Bahn entlang gehend'; eva-jas 'rasch gehend'; dem-jas czu den Gottern eilend'; subhq-jd- 'zum Schmucke eilend'.
Dieses ja konnte wie sonst zu ja umgestaltet werden, und es konnten manche unter den jo-Bildungen hierher gehoren. Anderseits ist ofFenbar nach dem Muster -gu : -ga, vgl. unten § 126, ein -pi zu -ja geschaffen worden, das im Indischen produktiv geworden ist. Wir finden: ai. indra-jus 'nach Indra verlangend'; ai. adhvar-jus =der Priester', eig. 'zum Opfer gehend'; bhimajus 'furchtbar, schrecklich'; ai. das-jus 'feindlicher DSmon', eig. 'als Feind kommend'; ai. ratha-jus 5nach Wagen verlangend'. vgl. ratha-ja f. 'Begierde nach Wagen' und viele andere. Die Bedeutung 'verlangend' kann sich aus der von 'gehen' entwickelt haben. Anm. 1. Auch hier ist das Suffix wieder mehrfachen Ursprungs. In einer Reihe von Fallen ist namlich wahrscheinlich das Suffix -it an Basen auf -i anfretreten. Hiether z. B. ai. p&j-iis 'Huter' : gr. iroinr|v; ai. dhdj-us 'durstig' : Basis dhei, vgl. 2, § 85. Von solchen Fallen aus hat sich dann ju weiter verbreitet. Anm. 2. Das Suffix -ju wurde im Indischen auch wie das Schlufiglied einer Zss. behandelt, vgl. ai. duvo-ju- 'ehrend' neben duras-ju; s. W a c k e r n a g e l , Ai. Gr. 1, § 288b. Anm. 3. Im Litu-Slawischen war das Suffix -ju sehr verbreitet. Es bildet hier einfach Nomina agentis. Dies geht wohl auf -u zuriick.
Aus dem Nomen deva-jas ^zu den Gottern gehend, den Gottorn zustrebend', hat sich nun ein Partizipium entwickelt: N. deva-jan, Akk. deva-jdntam c den Gottern, dienend'; rait jmaja vergleiche jma-jdntam czur Erde strebend'; zu turaja-s eiiig' gehort iuran-yk rasch, kraftig vordringend' und Part, furan-jan(t) 'eilend'. 116. Das ai. Suffix vaja- in catur-vajas cvierfach' gehort offenbar zu i<Jg. wi 'binden'. In den europiiischen Sprachen findet es sich nicht. 117. Das ai. Suffix -vara-. Es ein Suffix -vara- in foJgenden Fallen:
gibt
im Aind.
198 Sufflxbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 117. 118.
adh-vards 'Festversammlung', it-varas 'gehend', is-vards 'Herr', vj-ad-vards 'Nagetier', vjadh-vnrds 'anbohrend', sakvards 'gewaltig'. A r m . Zu treunen sind davon wohl die Neutra karoar-am 'Tat', phdrvar-atn't und die Fem. urvdra 'Saatfeld' : gr. ftpoupa? urvdri 'Werg'. L i n d n e r zerlegt dies Suffix in va + ra, aber es gibt, soviel ich sehe, keinen Fall, in dem diese Bildung auf -va- belegt ware. Man kommt daher auf den Gedanken, da& -vara- ein selbstandiges Wort ist, vielleicht dasselbe, das in pari-vSras cGefolge, Begleitung' steckt, dem ai. vdras m. 'Umkreis, Umgebung, Raum zugrunde liegt. Dazu jaw. var m. 'SchloB, Burg'. Anderseits weist ein Wort wie isvards 'Herr' von is 'Herrschaft' auf eine Bedputun^' 'Mann' fur varas hin. Unten haben wir Fem. ai. iata-sras in £ata -\- sras 'vier Frauen' zerlegt. Demnach mufite ai. cat-varas 'vier Manner' heifien. Dazu gehort ferner vielleicht 1. germ, -varius in Volkernamen wie Angrivarii, Chasuvarii, Chattuarii, Bajovarii, an. slcip-verjar 'Schiffsleute', ae. Sigelwearas 'Aethiopes' usw., ae. Romware mit der deutlichen Bedeutung 'Manner'. Und dies konnte man aus *wjir erklaren, und als zu idg. vlr 'Mann' gehorig autfassen.
118. Das idg. Suffix -too. Oben § 89 ist gezeigt worden, daC es ein eigentliches Determinativ -we oder -wo wahrscheinlich nicht gegeben hat. Wohl aber finden wir ein Adjektiva bildendes Suffix -tvo, dessen Herkunft vielleicht nicht ganz einheitlich ist. Es konnte ein o an M-Sta,mme angetreten sein, es konnte aber auch das Pronomen wo, abg. ovu angetreten sein. Jedenfalls ist dieses wo in einzelnen Kategorien produktiv geworden. 1. Wir finden Adjektiva, die Farben bezeichnen. L. helvos, ahd. gelo 'gelb', lit. selvas 'griinlieh'; norw. dial, hy n. 'Schimmel', lit. Uvas, abg. sivii 'grau', ai. sjavds 'braun, dunkeP; 1. ravos 'grau', ahd. grao 'grau'; 1. flavus 'blond', ir. Ma 'gelb' < *hlawas, ahd. bldo 'blau'?; ahd. falo, lit. palvas, abg. plavu 'fahl, falb'; dazu gr. TZO\I-(J-)6<; 'grau, greis', ueXiY/^o? 'farblos, bleich': 1. llvor n. 'Bleifarbe' von *l7vos, vgl. lividus, abg. sliua 'JZwetsche'; ae. hasu 'graubraun' : gr. Sou S6<; u. a.
2. Adjektiva, die links und rechts bezeichnen. gr. Xai6<;, 1. laevos, abg. lira 'links'; gr. OKOIOI;, 1. scaevus dss.;
ir. dess, got. taihsiva 'die Rechte'.
3. Sonstige Adjektiva. L. dlvus, deus 'gotllich', 1. dievas cGot,t\ ai. devds 'Gott' : Basis deje 'glanzen';
§ 118.]
Das idg. Suffix -wo.
199
1. vivos, ir. hiu. got. qkcs, lit. givas, abg. zivu, ai. jivris 'lebendig' : Basis gweja 'leben'; gr. (J)opQ6c,, ai. urdhvds 'aurfecht', 1. arduus; 1. calvus 'kahl', ai. dti-kulvas 'allzukahl'; 1. clvis 'Burger', got. heiwa-frauja 'HaushenJ, ai. sevas 'traut': r . Kii)nn 'Dorf, got. haims usw.
Dazu zahlreiche andere. -wo ist deutlich ein altes Adjektiva bildendes Suffix, 6. § 195. Die Worte, von denen es ableitet, sind uns vielfach nicht bekannt, woraus das Alter schon ganz allein •erhellt. Im Laufe der Zeit hat es sich sehr ausgedehnt. Um das Verstandnis des Suffixes -wo vielleicht aufzuhellen, ist es angebracht, darauf hinzuweisen, daB es in zahlreichen Fallen mit andern Suffixen wechselt. Am ihaufigsten ist der Wechsel von wo mit ho. 1. Weohsel von w u n d Jc, bzw. g. gr. ou/oc;, aw. aevo 'allein' : ai. ekas s eins'; gr. qpai/oc; : <paii<6<;; dazu auch qpat-b-p6(; 'leuchtend'; abg. slioa 'Pflauine' : d. Schlehe, eig. 'die blaue'; 1. rlvos 'Flufi5 : abg. rekd dss.; ahd. slio 'Schleie', gr. XeJo? 'glatt', 1. leois : lit. sliSkas 'Regenwurm', pr. slayx; gr. Ppatoi : TpaiKdi;, Adoi : AaKOi; abg. diviji 'wild' : russ. dikiji; 1. furvos 'scbwarz' : ae. deorc 'dunkel'; 1. vivos : d. queck 'lebendig'; 1. frlvolus 'zerbrechlich' : 1. fricare ^zerreiben3 von einein * fri-kos; 1. scaevos 'link', gr. om\6<; : mhd. schief, schieg; gr. \xs.vic, 'diinn, sparlich' < *manw6s : 1. mancus 'verstiimmelt, gebrechlich'; ahd. falo, lit. palvas, abg. plavil 'fahl, falb' : lit. pdlsas 'fahl'> lit. pilkas 'grau', abg. pelesu^ 'grau'; ahd. elo 'gelb', lit. alvas 'Zinn', pr. alwis 'Blei', russ. dlovo 'Zinn' : lat. germ, alces, d. Elch; ai. urvds 'Behalter, Wasserbecken', horn. oup6? 'Graben fiir die Schiffe, Kielfurche' : 1. urceus 'Krug, Wasserkrug'V; 1. servus 'Diener', 1. servare : 1. sdrgas 'Wachter'; got. sarwa 'Waffen' : an. serkr 'Gewand' oder zu ai. srkds "'Geschofi'; ai. palva-l-dm 'Teich, Pfuhl', 1. palus : lit. pelke 'Moorbruch', ieti.pelce 'Pfutze'.
2. Wechsel von wo mit andern Suffixen. ai. purvas 'der friihere', abg. pruvu, serb. pfvo : got. fruma, lit. p'irmas 'der erste';
200 Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 118—120
abg. si-vu c grau', lit. Sivas c wei6, schimelig", ai. sja-vds 'schwarzbraun, dunkel' : ai. sjumds 'schwarz, dunkel', lit. $&ma» 'ascligrau'; 1. scaevos 'links' : lit. kaire 'die cLinke\
119. Das idg. Suffix -went. «Dieses Suffix», sagt Brugmann, Gr.2 2, 1,. 461, «erscheint im Ai., Griech. und Lat. (hier vielleicht nur in einer Erweiterung) in denominativen Adjektiven und bezeichnete das Versehensein mit etwas oder das Geartetsein wie etwas.» Hierher gr. 6TT6-<EI<; 'saftreich', ai. dpa-vant-
'wasserig';
1. virosus 'yiftig', ai- viSd-vant; gr. bo\6eic; listig'. 1. doldsus; gr. oiv6e.\c, cvon oder mit Wein gernacht', 1. vinosus 'voll Weinf weinartig'. Lat. -osus erklart man aus *-owent -f- tos, was mir einigermafien bedenklich zu sein scheint.
Eine andere Moglichkeit ist oben §. 110 angedeutet. So ist das Suffix also nur im Arischen und Griechischen sicher nachgevviesen, in diesen beiden Sprachen aber durchaus produktiv. Man mochte darin ein selbsttindiges Wort sehen, und man kann wobl an ein Wurzelnomen aus der verbreiteten Basis wen, ai. van, d. geirinnen denken. Aber die Musterbeispiele vermag ich nicht mebr zu entdecken. Neben -vant erscheint im Arischen ohne einen Bedeutungsunterschied -mant. Der Gedanke liegt nabe, dafi wir es hier mit einem Wandel von v zum m zu tun haben, wie er IGr. I, § 351 dargelegt ist. Diese Annahme wird sieher, si-it W a c k e r n a g e l . KZ. 43, 277 und H. H. B e n d e r , The suffixes mant and vant in Sanskrit and Avestan, Baltimore 1910 gezeigt haben, dafi mant urspriinglich nur nach u auftritt. Es handelt sich also um eine Dissimilation.
120. Das idg. Suffix -wos bildet Partizipia Perfekti Aktivi, z. B. gr. tibwq 'wissend', got. weitwops 'Zeuge', abg. vidu 'wissend', ai. vidvdn. Uber die Flexion und Stammabstufung s. oben S. 72. Der regelrecht auftretende o-Vokalismus weist wohl auf eine Zusammensetzung. Wir haben aber dafiir keine Anhaltspunkte. B r u g m a n n , Gr.3 2, 1, 563 meint, unser Suffix sei aus dem oben § 118 behandelten wo erweitert, indem die Determinativa s und t (gr. eiboxoc;, vgl. oben S. 163) angetreten seien. Die Bedeutungen lassen sich gewifi
§ 120—123.]
Das idg. Suffix -mo.
201
vereinigen. Trotzdem ist die Ansicht mir niebt geradewahrscheinlich. Mit dem Perfekt hat diese Bildung vielleicht ursprunglich nichts zu tun gehabt, sie war aber schon in idg. Zeit fest mit ihm verbunden, da es isolierte Bildungen so gut wie gar nicht gibt. 121. Das idg. Suffix -mo. Das Suffix -mo ist zweifellos verschiedener Herkunft. 1. Es ist aus -mno- entstanden. S. unten und 1, 274. 2. Es ist bei Zahlworten durch falsche Abstraktior> entstanden. S. unten. 3. Zum Teil durfte es aber auf Zusammensetzungeu mit dera Wurzelnomen me cMesser' beruhen. So finden wir ai. pra-ma f. 'Mafistab, Urbild', prati-ntd f. cAbbild', wovon prati-manam. cgleieh starker Gegner, Vergleichung'; upama beifit 'jemandem etwas zumessen'. Ich sehe keine Schwierigkeit, zu ai. prdma gr. Trp6|uo<; 'Vorkampler', got. fruma 'der vordeie' zu stellen und zu upa-md ai. upamds 'der hOchste', ae. ufema, I. summus. Weiter konnto hierhei' jreboren 1. minimus <^ minumos 'geringes Mafi babend', briima <[ brevima eig. 'kurzes Mali habend'. Hierher dann auch aw. maduma- 'medius', got. midumai, ai. madhjamas cmittelster'. Lat. primus, pal. prismu 'prima' kdnnte preis enthalten, wie gr. kret. irpdoYui;, thess. -rrpefapui;.
4. In vielen Fallen ist -mo noch unerkliirt. 122. Das idg. Suffix -mejo. Es gibt im Indischen ein nicht ganz seltenes Suffix -maja- mit der Bedeutung c bestehend aus'. Z. B. mrn-mdjas daus Erde'; ajas-mdjas cehern'; go-mdjas 'in Rindern bestebend'. Es kebrt im Griecb. in dem einen Fall dvbpi^i€o? 'zum Menschen gehorig' wieder (hom. dvbpouea icp^a 'Menschenfleiscir). Dadurch wird das idg-. Alter erwiesen. Man hat, dieses -mejo langst zu der Basis mi 'hauen, errichten' gestellt, wozu ai. mit 'aufgerichtetfr Pfosten', 1. meta dss.
123. Das idg. Suffix -men. Vgl. hierzu Porzig, IF. 42, 223. Nach Brngmaun, Grd.2 2, 1, 232 bildet das Suffix Nomina aetionis, die oft Dingbedeutung annehmen, nach Porzig ist die Dingbedeutung die altere. Ich kann nicht sagen, dafi durch Porzig die Frage nach der Bedeutung des Suffixes einwandfrei gelost ist. Das ware erst geschehen, wenn wir die Herkunft des Suffixesaufhellen konnten.
202
Suffixbildung. Suff. a. selhst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 123.
Mir macht men durchaus den Eindrnck eines selbstandigen Wortes, das in sehr friiher Zeit an idg. Wurze]nomina getreten ist. Aufierdem braucht das Suffix nicht einheitlich zu sein. Ausscheiden mochte ich zunachst: gr. xiifJia 'Wintersturm', xeiuiOv 'Winter', ai. heman cim Winter', alb. dimgn, das ich aus dem Lok. gheim + tn herleite. Ferner gr. bujfia eHaus', das aus dom weiter gebildet ist, vgl. auch 1. dominus. Alt sind nach Porzig: 1. semen, ahd. samo, apr. semen, abg seme 'Same' aus se, vgl. d. Saat, + men; 1. geruien 'Keim, Sprofi', ai. janma; 1. agmen 'Zug', ai. djma; ai. vdrlma 'Wendung', abg. vreme rZeit'; gr. trei0na 'Tau', 1. offendimentum 'Kinnband an der Priestermiitze'; gr. liitdbnua 'Sandale', ai. dama 'Strick': gr. vf|iaa cFaden', 1. nemen 'Gewebe'; gr. airmuuv 'Aufzug am Webstuhl', 1. stamen, got. stomin, ai. sthdma; 1. vlmen Tlechtwerk', ai. vema; gr. T^pnuuv, T^p|aa cEnde, Ziel', 1. termo, termen, terminus dss., ai. tarman Gramm. eSpitze des Opferpfostens'; gr. YVUUIUOC, YV^M^V 'Kennzeichen', 1. cognomen, abg. zname.; gr. fipua 'Wagen', 1. armentum, an. jonnuni; gr. £eC>YMa 'Joch', 1. iiimentum, alat. jouxmentum; gr. d[xa eKleid', ai. vasrna; gr. o£\na 'Gebalk', as. selmo, lit. selmuo cGiebel', abg. slew? 'Balken'; gr. xeOiia 'Gu6', ai. homa; gr. cpV^fl-U* 'Brand', ai. brdhma; air. menme 'Sinn', ai. manma 'Zauberspruch'; gr. veO|aa 'Wink', 1. numen; got. hliuma 'dKor|', ahd. hliumunt, aw. sraoma, ai. s'romatam 'Erhorung'; gr. Trf||aa 'Unheil', ai. pamfi m. Kn'ttze', aw. pama: gr. o'voncx, 1. nomen, got. nanto, abg. ime, ai. natna. Aber damit ist der Stoff nicht erschopft. Ich kann nicht erkennen, was gegen Gleichungen wie gr. tiur|v 'Band', ai. sjuma 'Riemen', gr. OTpuJjia, 1. stramen(tum) 'Streu', gr. olbna 'Wassersrhwall', arm. aitumn 'Geschwulst', gr. el'\0|ua 'Decke, Hiille', 1. volumen 'Rolle' u. a. einzuwenden ist.
Aber wie dem auch sein mag, men ist ein Suffix mit ganz bestimmter Bedeutung. Dafi es auf ein selbstandiges Wort zuriickgeht, ist moglich, lafit sich aber
§ 123. 124.]
Das idg. Suffix -menos.
203
nicht erwoisen.1) Erne Wurzel men gibt es doch nur in gr. uevuu 'bleiben', 1. manere und 1. memini 'gedenke'. Davon ai. man in man-dhatu m. ! der den Sinn auf etwas richtet, der Andachtige'. Vgl. dazu gr. uev-&fjpou cSorgen". Von wBsentlich andrer Bedeutung ist das Suffix -men, •das im Griech. und Indischen Infinitive bildet, und zwar im Griech. auf -uev und -uevou sowie auf vat aus mnai, im Indischen auf mane. Vgl. gr. bo^evai, ai. damane 'zu geben'; gr. vbnevai, ai. vichndne. Im letzten Grunde mogen auch diese Bildungen zu unserm Suffix -men gehoren. Sie zeigen uns aber, dafl wir es mit einem sehr alten Suffix zu tun haben. Was die Flexion und die Abstufung betrifFt, so ist bekannt, dafi im Nom. vielfach die Dehnstufe vorkommt, so im Germ., Lit.. Slaw, und Altind. Die Ansicht J. S c h m i d t s , die Dehnstufe habe kollektive Bedeutung, wird in keiner Weise durch irgend•eine Tatsache gestiitzt. So bleibt m. E. nichts weiter iibrig als anzunehmen, daC die Dehnstufe im Nom. berechtigt war, und daC die Schwundstufe auf einer Neubildung foeruht. Als regelrechtes altes Beispiel laGt sich das Wort fur S t e i n anfiihren, gr. aKuuuv m. cAmboC', lit. asmuo *Schneide', akmuo 'Stein', abg. kamy c Stein', ai. dsma, wozu I. asna, Gen. dsnas, dessen mask. Geschlecht sekundar ist. 124. Das idg. Suffix -menos. Im Griechischen foildet ein Suffix -uevog die Partizipia aller Tempora im Medium, so 9epouevoq, TT€Truo")Lievoc; usw. Dazu stellt sich im AltpreuC. als einziger Rest des Baltiech-Slaw. po-Mausimanas 'erhort', Im Indischen erscheint das Suffix in •der Form -maims, im Awestischen in der Form -mna-, Ibeide stets nach vorhergehendem Vokal. Wir finden also die Ablautstufen: D. -menos oder -monos, ai. -manas, V. -menos, gr. -|aevo;, S. -mna-, aw. mna-. ') Fiir die selbstiindige Natur spricht die Erweiterung durch -t + om, cognomentum, ai. s'romatam.
204 Suffixbilduug. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Sufi.
[§ 124. 125
Sicher ist dieses Suffix urBprunglich kein Parti'/ipium, sondern ein einfaches Verbaladjektiv, das aktive wie medial-passive Bedeutung hatte. Das zeigen einzelne Reste, •wie l.fe-mina 'die saugende', 1. alumnus der ernahrte', gegenuber almus 'der spendende', das doch wohl aus *almnos hergeleitet werden kann (J. S c h m i d t , Kritik 151). Auf Grund des letzten und anderer Falle kann man auch das Suffix -mo, das in gleicher Bedeutung wie -meno im Armenischen, Baltisch-Slawischen und Umbrischen auftritt, mit unserm Suffix vereinigen. Zweifellos bangt das Suffix weiter mit den Nomina auf -men zusammen, aber ob in alien Fallen, ist zweifelhaft. Was nun in -menos stecken konnte, lehrt vielleicht das spatere Indisch, wo wir eine Zss. mit manas 'Sinn' fast mit der Bedeutung eines Partizips haben. So heiCt es: Mm kartumands? 'Was wirst du tun', bhaja-vjakulamands 'mit angstverwirrtem Sinn', hrstamanas heifit einfach 'freudigen Geistes'. So konnen auch die Formen auf -manas aufgefafit werden, vgl. RV. 10, 34, 6 sabhdm Sti hitavdh prcchamanas 'zu der Versarcmlung geht der Spieler, Forderung im Sinn habend'. Der Inf. da-mane wiirde beifien 'geben im Sinn'. Ich halte das alles nicht fur sicher, aber die Moglichkeit ist doch zu erwagen. Jedenfalls machen -menos und -men den Eindruck eines selbstandigen Wortes. 125. Das idg. Suffix -no. Das Suffix ist aufierordentlich stark verbreitet, wovon die Darstellung bei B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 254 eine Vorstellung gibt. Aber auch hier liegen wahrscheinlich ganz verschiedene Suffixe nebeneinander. 1. In manchen Fallen dilrfte es aus mn entstanden sein. wie mo, vgl. 1^1 und 1, 274. 2. no- bildet im wesentlichen Adjektiva, und zwar: a) Farbbezeichnuniren: abg. cnaiii, apreufi. Icirsna-, ai. Jrrsnas 'scbwarz'; 1. canus cgrau, wejls' < *casno:<, usk. casnar 'senes', ahd. hasait politus, venuslus', gr. EavSoi; 'blond'; got. heits cweil3', ai. svitnas; abij. broiiu 'weiGlich', ai. brailhnas usw. Dazu zahlreiche Worte der Einzelsprachen. b) Verbaladjektiva, die genau so gebildet werden, wie die auf -to. Der Akzent begt auf dem Ende, der vorausgehende Beslandieil zeigt vielf'ach regelrechte SchwundsLiifenbildung': z. B.:
§ 125—1'26.]
Das idg. Suffix -k'io.
205
ir. Ian, got. fulls, lit. plliias, s. pun, ai. pilrnds; ahd. zoru n., ai. dirnds 'zerrissen'; 1. granum, ir. gran, got. i-awrw, lit. ^tVnes 'Erbse', abg. zruno, serb. STNO cKorn', ai. jirnas 'zerrieben'. Daneben kommen aber auch andere Ablautstufen vor. c) Weiter bildet no namentlich in den Einzelsprachen zahlceich.5 andersartige Adjektiva. S. unten § i>00. 125a. Das idg. Suffix -kio-. Im Griech. erscheint in einigen Wortern ein Suffix -acroq wie in TtepicfGoq 'reichlich', lueiaocrai 'die mittleren', emcrcrai ' ai uexaTiTVO|nevm, in dem B r u g m a n n , IP. 17, 352 eine Ableitung von k'i cliegen' erkannt hat. Vgl. dazu ai. madhjama-k cin der Mitte sich lagernd, liegend'. jihmasi cquer liegend'. 126. Das idg. Suffix -gwo. Ein Suffix -gwo ist verbaltnismafiig selten (Brugmann 2 2, 1, 506). Um so naher liegt es in den wenigen Fallen, darin die Basis gwa 'gehen' zu sehen. Im Indischen ist das Suffix -ga vorhanden, das schon •die Inder zu der Basis ga in Beziehung gesetzt haben. Zunachst gibt es im RV. Zusammensetzungen mit der Basis gwa selbst. ai. samana-gas 'zum Versammlungsort gehend'; an-a-gas cnicht tierbeikommend'; tamogas cim Dunkeln wandelnd'; svasti-gas zum Heil gehend'; puro-gas Tuhrer'. Diesen schlieCen sich die Falle an, in denen -gd durch -ga ersetzt ist. Hierher ai. durgam 'unwegsamer, schvver zu durchschreitender Ort'; sq-gds 'feindliches Zusammentreffen'; svar-gds 'Himmel', eig. 'Lichtweg'; adhvagds 'Wanrleier' (auf dem Wege gehend); su-gds *leicht zu durchwandern, gangbar, fahrbar'; agre-gds 'vorangehend'. Dem schlieSen sich ai. patq-gas 'Vogel', d. h. 'im Fluge gehend1, iwq-gas 'Pferd', d. h. cin Eile gehend', plavq-gas cin Spriingen gehend'. Diese Auffassung ist um so sicherer, als neben -ga auch -gama- steht, z. B. turq-gamas, plavq-gamas. Verfehlt ist 0. R i c h t e r , IF. 9, 199 ff. Wie R*. selbst bemerkt, bezeichnen alle diese Worte etwas, was sich bewegt. Aus den iibrigen Sprachen lassen sich nur wenige Beispiele anfiihren. Gr. d-uoi-poi; 'abwechselnd', (S-|ae£ po> Veehsle' : 1. muWre, ai. ni-majas 'Wechsel', vielleicht aus *n-moi-gwos 'im Wechsel gehend'; — gr. Ko\o-p6? 'verstummelt' : gr. K°6\O? dss., eig. also 'verstummelt gehend', genau gleich got. hal-hs: — gr. j>ai-f3o£ 'krumm, gebogen, geschweift' = got. wraiqs < *wrai-gwos k5nnte zu ahd. ridan,
i'OH
Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Saff.
[§ li!6. 127.
ae. wrldan 'drehen, winden' gehoren; — got. ibu-ks 'riickwarts* nnit ahd. ippichon 'revolvere' scheint mir auch hierher zu gehoren, wenngleich ibu- nieht ganz klar ist. Ebenso got. ajuh in 'Ewiykeit'. Die Basis gwpr)Trip !Bruder', gr. i\dTr\p, 1. janitrices 'Frauen zweier Bruder' nehen denen in andern Fallen er stelit, wie in gr. &ar|p 'Schwager', 1. soror 'Schwester'. Zweifellos handelt es sich um eine Anpassung der Suffixe, indem sich ein Wort nach dem andern gerichtet hat.
§ 128.]
Das idg. Suffix -ter.
207
Wie das Suffix aufzufassen ist, steht dahin. Daneben steht ein Suffix -ter, -tor, das Nomina agentis bildet, allerdings nur im Griech., Ital. und Altindischen wirklich lebendig geblieben ist.1) Hier tritt es aber sehr stark auf. Es lassen sich zahlreiche ubereinstimmende Beispiele anfiihren. Nicht von alien ist sicher, dafi sie in das Idg. zuriickgehen. Sie konnen teilweise auch auf Umbildung beruhen. Beispiele: gr. bo-nip, oiiiTwp, 1. dator, ai. ddtdr 'Geber'; gr. diroaxatrip c Abtrunniger' ; 1. stator, ai. sthdtar 'Wagenlenker'; gr. Sernp 'Setzender, Bestimmender', 1. conditor, ai. dhdtdr c Sch6pfer'; gr. noTrip TrinkgefaS', oivo-ttorrip 'Weintrinker', ]. potor, ai. pdtdr 'Trinker'; gr. YeveTrip, yeveTUjp, ]. genitor 'Erzeuger', ai. janitdr; c gr. uavbaudTuup Allbezwinger', b|ur|Trip cBezwinger', 1. domitor, ai. damitdr cBezwinger'; 1. praetor < *prai-itor, ai. pura-etdr 'Fiihrer'; ]. inferior 'Speiseauflrager3, umbr. arfertur 'flamen', ai. bhdrtdrc Trager, Erhalter, Ernahrer' und viele and ere.
Die Herkunft dieses Suffixes ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Zunachst macht -ter, -tor, -ter, -tor ganz den Eindruck eines selbstandigen Wortes, und daJ3 die Indogermanen das ter in do-tSr ebenso empfunden haben, wie wir -er in Geber, Heifer, ist ganz klar. Man kiJnnte wohl auch damit zurecht kommen, in ter ein Nomen der Basis tere cgehen, durchdringen' zu sehen. Fiir die Zusammensetzungshypothese durfte auch der Wechsel von ter und tor spreehen, der auf ein Wort mit zwei Akzenten hinweist. Aber anderseits gibt es eine Reihe bemerkenswerter Tatsachen, die anderswohin deuten. Zunachst ist festzustellen, daO die Bildungen auf -ter mit denen auf -t zusammenzuhangen scheinen. Tiber die Erweiterung der idg. Wurzelnomina durch t ist oben S. 124 das Notige gesagt worden, und man kann ohne jede Schwierigkeit annehmen, dafi die ter Bildungen durch ein Element -er aus ^-Bildungen erweitert ') Vgl. hierzu E. F r a e n k e l , Gesch. d. griech, Nomina agentis auf-Trip, -Twp, -Tns(T), Strafiburg 1910 ff.
208
Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Sufi.
[§ 128.
sind. Jedenfalls stehen die fer-Bildungen in ausgedehntem Mafle neben Bildungen auf -t. Vgl. ai. kartd cTater : krt 'tueniP; ai.ju'atd 'Bekannter : gr. a-xvw-q; ai. darfd 'Zerbrecher' : at. drt; Hi. data 'Geber : gr. Trpo-boTr)i;; ai. hnnti'i 'Morder' : gr. -qpovT-ris, ai. -hat; ai. bhartd 'Triiger' : ai. hhrt.
Dazu kommt die auffallende Erscheinung, die Delbriick, Vgl. Syntax 3, 161 beobachtet und Wackernagel. Ai. Gr. 2, 1, 188 bestatigt hat, dafi im Indischen, Griech. und Lat. die ter-Stamme fast gar nicht mit Nomina, sondern nur mit Praverbien zusammengesetzt werden, und dafi statt der fcr-Stamme in der Komposition die einfachen i-Stamme eintreten. Vgl. 1. stator, aber antistes, superstes, praetor, aber pedes, peditii, ai. kartd cTater', aber lokakrt 'die Welt schaffend'. Fur das Griech. vgl. F r a e n k e 1, a. a. 0. °
Da, wie wir oben S. 128 gesehen haben, die ii-Stamme durch i erweiterte tf-Stamme sind, die allerdings raeistens, aber nicht ausschlieGlich die Bedeutung von Verbalabstrakten angenommen haben, so ist auch das Nebeneinander von ti- und fer-Bildungen beachtenswert. Vgl. ai. kartd ; Tater' : apd-krtis Ternhaltung'; ai. cetd 'Riicher' : gr. -rian; cRache'; ai. j-tt'&td 'Bekannter': gr. fvl"Oi? 'Erkenntnis"; ai. data 'Geber' : gr. b6oi<; 'Gabe'; ai. rihatd 'Schopf'er' : gr. -&€0i? 'Hinsetzen': ai. pnktd 'Koch' : ai. paktis cgekoch!.es Gerichf; gr. iTOTip 'Trinkgefiila' : ai. pltis 'Trunk'; ai. patd 'Schutzer' : gr. iroaic; 'Gemahl'; ai. bhartd Trager' : 1. fors 'Zufall'; ai.jdktd 'Anschirrer' : gr. ZeOEi? cAnspannen'; ai. hetd 'Antreiber' : hetis 'SchuB'; ai. hots Triester' : ai. dhutis cOpferspende': gr. araxrip, 1. stator : ai. abhl-sthis 'Beistand'.
Weiter kommt folgendes in Betracht. Neben den Bildungen auf -ter stehen Neutra auf -trom. Die Bedeutung weicht allerdings meistens ab, insofern als die Bildungen auf -ter im allgemeinen Nomina agentis, die auf -trom Nomina actionis sind. Aber fitreng durchgefiihrt ist diese Erscheinung doch nicht. Ai. bharUram cArm' ist doch ebensogut cder Trager' wie
§ 128. 129.]
Das idg. Suffix -tero.
209
ai. bhdrta und zwischen gr. dfftrip und diffxpov 'Stern' ist kein Unterschied der Bedeutung.1) Da wir nebeneinander finden: gr. dporiip 'Pfliiger', I. arator und gr. apoxpov Tflug', 1. ar&trum; umbr. afferlur und ai. bharitram cArm', gr. qpep'ejrpov Trage, Bahre'; gr. axarrip und ai. sthatrdm 'Standort'; gr. boxr|p cGeber' und aw. daprsm 'Gabe'; gr. {>€Trip und aw. dapram cSatz, Lohn, Eintrag';
so ist an dern Zusammenhang der Bildungen nicht zu zweifeln. Aber auch die Bildungen auf -from und -tra stehen neben einfachen Bildungen auf -t. Vgl. ai. aritram 'Steuerruder', abd. ruodar 'Ruder' : gr. ipi-rr\<; 'Ruderer'; gr. dX^xpioi; 'zum Mahlen gehorend' setzt ein *a\eTpov 'das Mahlen' voraus und dies zu gr. dXirai 'Mablsteine'; ai. srotram n. cGebor, Ohr' : ai. srut ch8rend'; lit. vetra cSturm', abg vetru 'Luff : gr. dr)Trj<; cWind'; Anm. 1. Statt Suffix ter steht iin Slaw, stets tel und neben trom steht in weitem UmfaPg -tlom, z. B. 1. vehiculum : ai. vahitram 'Fahrzeug' usw. Es ist moglich, da6 I sekundar durch Dissimilation aus r entstanden ist. Ware aber tr aus t + Determinate r erwachsen, so konnte statt des r eventuell auch I angetreten sein. Uber ein anderes Suffix -tlom s. § 137.
Nach diesen Ausfuhrungen spricht doch sehr viel dafur, dafi wir das Suffix -ter in t -\- er zu zerlegen haben. Ob er mit unserm Determinativ r identisch ist, oben § 84, oder ob es etwa ein selbstandiges Wort gewesen ist, vermag ich nicht zu entscheiden. 129. Das idg, Suffix -tero. Ein Suffix -tero, gr. -repo-, ai. -tara- bildet im Griech. und lndischen in weitem Umfang Komparative, doch sind genaue Entsprechungen selten, ich finde nur gr. thfiOTepoq, ai. amdtaras von gr. tij(idq 'roh' angefiihrt (wann aber sind diese belegt?), und auch die Bedeutungen stimmen nicht genau uberein. Vor allem ist im Griech., wie man langst beobachtet hat, die Komparativbedeutung nicht die alteste. Ohne mich auf die verschiedenen Erklarungsversuche einzulassen2), ') Beachte auch auf indischen vrtram cBedranger, Femd\mitrdn> 'Freund', die ich fur alt halte. 2 ) Vgl Sommer, IF. 11, Iff.; Guntert, IF. 27, 48 ff. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
1*
210
Sufflxbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 129.
stelle ich meine Auffassung m i t den Worten Scherers, Z. Gesch. d. d. Spr. 2 449 voran: «Ich bin ferner Qberzeugt, dafi das Komparativsufflx -tara mit der Wurzel tar 'sich hinbewegen fiber, sich hinausbewegen fiber' zusammenhangt. *>*)
DaC wirklich eine Zss. vorliegt, ergibt sich einfach aus der Tatsache, dafi -ter oder -tero sehr baufig mit Praverbien verbunden wird oder an fertige Worte, Adverbien (gr. dvuu-xepw usw.) antritt. Ai. tirati, tirdti ist sehr verbreitet und hat viele Verwandte in den idg. Sprachen. Es heifit ai. chindurchdringen, iibersetzen, hiniibergelangen'. Dazu ai. tards durchdringend', tirds 'durch, iiber, abseits'. Ahnliche Bedeutungen auch im Iranischen. Die Bedeutung cdurchdringend' auch in gr. -Topos, vgl. bidiopoq 'durchbohrend, durchbohrt', oEu-ropo? cspitz, leicht durchbohrend, durchdringend', die von chiniibergelangen' in 1. trans und weiter dazu got. pairh, d. durch.
Am schlagendsten erscheint die Sache, wenn wir die indischen prapositioralen Verbalkomposita ansehen. Wir finden: ai. pra-tarati 'fOrdert, bringt vorwarts'. Dazu ai. pra-tardm, das wir einfach mit 'vorwarts dringend' iibersetzen konnen. Dazu ahd. furdir und davon ahd. furdiren, jetzt fordern und gr. Trp6-T€pov. Zu ai. ud-tarati 'empordringen lassen, erhohen, steigern' gehort ai. uttaras 'der hohere, obere', gr. {ioxepoc; cder spatere'. Zu ai. ni-tararti 'niederwerfen, bewaltigen' geh8rt ni-tar&m 'niederwarts, unterwarts', das allerdings nicht im RV. vorkommt, aber wegen ahd. uidaro alt sein duri'te. Zu ai. vi-tarati 'durchdringen, durchziehen' gehort vi-taram 'weiter, weiterhin'. Zu ai. dntaras 'der Innere' neben dem alteren antdr, nach Grafimann cins Innere dringend, im Innern befindlich' gehort 1. inter 'zwischen', d. unter, eii,'. 'hineindringend'. Wir haben hier den konsonantischen Stamm ter vor uns, wie er mit andrer Ablautsstute in ai. su-pra-tur 'siegreich vordringend' vorliegt, und wie er auch dem got. pairh 'durch' zugrunde liegt.2) Zu abhi-tar 'herbeikommen' gehort abhitardm; 1
) So schon Bopp § 291. ) Die F o r m ai. antar ist einigermafien wichtig. Denn, w e n n unsere Erklarung richtig ist, so hatten wir damit einen Beleg fur die Prap. en im Indischen. Ein andrer Beleg ist anikam 'Angesicht', gr. £vumr|. Sicher ist en im Indischen verloren gegangen wegen des ZusammenfaUs mit an- 'nicht'. 2
§ 129.]
Das idg. Suffix -tero.
211
zu dti-tar 'ubersetzen, uberschiffen' atttaram 'starker, heftiger, besser'; zu apa-tar zweifelhafter Uberlieferung gehort ai. apa-taram 'weiter weg", apers. apa-taram 'abseits', wozu wohl ahd. aftaro, gr. cmuu-T^pw 'entfernter'. p Dazu 1. exter, ir. echtar, eigentlich 'herausdringend', contra dagegen dringend', sowie re-tro 'zuruckdringend'.
Es ist klar, daft wir die Zusammensetzungen mit Prapositionen leicht erklaren konnen und auch so, wie geschehen, erklaren miissen. Aber auch andere Falle sind einfach. Es ist langst aufgefallen, dafi das Element sehr gern an fertige Worte tritt, und das ist besonders leicht verstandlich, wenn wir es einfach mit syntaktischen Verbindungen zu tun haben. Hierher gehoren gr. oeHi-Tepoc;, 1. dexter eig. 'rechts vordringend', vgl. ai. daksina-trd 'rechts'; ai. paras-tardm 'weiter hinweg', vgl. gr. irapoi-Tepo<; 'der vordere'; ai. ucc&is-taravi 'hoher' (vordringend), sanais-taram 'sacbter vordringend', die sich Bildungen vergleichen, wie ai. prtsti-tur 'in den Kampfen siegreich'. Dazu kommen aus dem Griecbischen: 6irep-Tepo? 'dartiber befindlich'. A i29O IV Oit^pTepov eOxoc apriaSe kann man einfach ubersetzen rda6 ihr dariiber hinaus dringenden Ruhm erlangtet'; irapoi-Tepoi; wird bei Homer von den Pferden gebraucht, also 'vordringend'; H€<jcd-Tepo<; ist gebildet aus ja^aai 'in der Mitte' + Tepo? heifit also 'in der Mitte vordringend'. Tepai-repoi; 'alter' ist zusammengeselzt aus fipdi 'im Alter' und -Tepo? 'vorgeschritten'. I 60 heifit es: creTo ftpahepot; EOXOMOI eivai 'von dir ausgerechnet ruhme ich mich im Alter vorgeschritten zu sein'. Q 149 Kf|pu£ TI? oi SITOITO T£paiT6P°? heifit 'ein Herold im Alter vorgeschritten'. OXoXairepov heifit 'in Mufie vorschreitend', und es ist Herodot 9, 6 an der altesten Stelle von den peloponnesisehen Truppen gebraucht.
Besonders deutlich sind noch andere Zusammensetzungen, die tero mit Substantiven eingeht. Sie haben durchaus keinen komparativischen Sinn, und auch von einer GegeoDuberstellung zu dem Kontrastbegriff, wovon B r u g m a n n , Grd.2 2, 327 spricht, ist durchaus nichts zu spiiren. tero hat vielmehr in den folgenden Fallen einfach die Bedeutung cgehend, wandelnd, gangbar' angenommen, und schlieClich heiCt es einfach 'lebend'. 14*
212
Suffixbildung. Suff. a. selbst. Wort.en u. sonst. Suff.
[§ 129.
So wire! horn. &fp6-repo<; nur von lebenden Wesen gebraucht. dYpiTtpoi; due, Koiupioc; ist also 'der auf dem Felde lebende wilde Eber'. Ehenso finden wir die g\aqpoi, aiyec, fifjiovot dirP^Tspai, und schliefilich die "Apxeim? <3typoTdpr|. Ebenso steht es mit p p g X 93 ui? be bpaKwv . . . 6p^ar€po<; erklart schon der Scholiast als £v opei biaTpipuuv. es ist also zu tibersetzen: «Wie ein Drache, der auf dem Beige lebt». Anm. IF, 11, II ff. 17 hat F. S o m m e r , der manches zur Aufhellung der Bildungen auf -ter beigetragen hat, mit gr. op^aTepo;. 1. paluster, cam-pester usw. verglichen. Die Riclitigkeit dieser Gleichung hangt davon ab, ob auch die lat. Worte eine Bewegung bezeichnen. Ich ziehe vorlauflg die § 147 unter ster gegebene Erklarung vor. Ganz klar sind nun auch die viel besprochenen dupai deujxepoi v 111. Das Scholion erklart ganz mil Recht: bi' u&v |novoi -Seoi eiu^pxovTai zu ilbersetzen 'nur ffir die Gotter gangbar'. Auch das spatere brinoxepoi; wird zunaohst von Lebewesen gebraucht: f uva i K 6? bnnixepai und KuTrpi? brmor^pa 'im Volke wandelnd'. Auch das sonderbare On^fEP011 & 324 erhalt seine Aufklarung. Es kommt nur in der Verbindung mit Oeai und yuvaiKec vor, und das Grundwort 5f|\u? bedeutet '.saugend'. yuvaiKe? Or|M' r£ P al bedeutet also 'die Frauen, die als saugende gegangen sind, die geboren haben'. Das ist durchaus charakteiistisch.
In zahlreichen Fallen fehlt bei Homer die komparativische Bedeutung durchaus, was ich hier nicht weiter ausfiihren kann. Wenn wir es mit einer verhaltnismaOig cpaten Zusammensetzung zu tun haben, so erklart es sich auch, daO im ersten Glied dieser Zusammensetzung nicht die Stammform, der Kasus indefinitus, sondern ein ganz bestimmer Kasus oder ein Adverbium steckt. So finden wir gr. laecrcuTepoc;, axo^a'T£Po?> T£Pa'T6P01; usw., die bis jetzt noch kein Mensch erklart hat. Ferner ai. ucc&is-taram und gr. veiiu-Tcpoc; usw.
Die Entstehung der Komparativbedeutung ist nicht schwer zu erklaren. Auszugehen haben wir von Fallen, wie uecraiTepoc; cin der Mitte gehend, der mittlere', dvwxepoc; coben gehend, der obere'. Yepaixepoq heiCt ist *im Alter vorgeschritten, der altere'. Indem man es zu in Beziehung setzte, hat man als Gegensatz pg c jiinger' geschaffen, und dann ist die Entwicklung leicht zu verstehen.
§ 130.]
Idg. Suffix -tent 'Baum'.
"213
Eine andere im Lat. und Indischen auftretende Bedeutung des Suffixes tero ist die der Ahnlichkeit. So heifit ai. asvatar&s 'das Maultier' von dsvas 'Pferd', lat. mater-tera 'Tante'. Das heifit 'als Mutter gehend, als Pferd gehend, wie eine Mutter, wie ein Pferd'. Zur Not liefie sich auch 1. porcetra 'Sau, die nur einmal geworfen hat' so erklaren, aber es ist mir zweifelhaft, ob dies Wort hierher gehort.
Leicht verstandlich sind auch die Fiille, in denen sich ter mit einer Ortlichkeitsbezeichnung verbunden hat und zur Bezeichnung einer HimmeL'gegend dient. Am deutlichsten ist awest. uins-tara 'ostlich'. Lat. ventus auster 'Siidwind' (ahd. Ostar 'ostwarts') ist der von Osten kommende Wind. Dazu ahd. westar 'westwarts', aisl. westar 'westwarts', aisl. nordr 'nordwarts'. Auch mit Adverbien hat sich ter verbunden. So finden wir 1. ci-ter, eig. 'auf dieser Seite vordringend'. Dazu got. hidre 'hierher'. Dazu ai. ku-tra 'wo, wohin'. Ob tern in den Pronomina gr. riudxepoc, un^repoi;, 1. noster, vester dasselbe Suffix ist, kflnnte wegen got. unsar, wo nur er vorliegt, einigermafien zweifelhaft sein.
Im Lateinischen gibt es zahlreiche Adverbien auf -ter von Adjektiven der dritten Deklination wie audacter, vehementer, loquaciter usw. O s t h o f f, Arch. f. lat. Lex. 4, 145, IF. Anz. 3, 181, hat darin Zusammensetzungen mit iter cReise' gesehen. Dagegen halt S k u t s c h , De nominibus lat. Suffixi -no ope formatis, S. 4 Anm. mit Recht an der alten Ansicht, dafi darin unser ter steckt, fest. Bedeutungsgeschichtlich kommen beide Ansichten auf dasselbe hinaus. 130. Idg. Suffix -tern 'Baum'. Es gibt im Germanischen ein Suffix -dr, d. -tr, das offenbar c Baum' bedeutet. Denn es tritt an die Fruchtnamen und ruft die angegebene Bedeutung hervor. Z. B. ae. apuldr, an. apaldr m. 'Apfelbaum', d. noch in dem Ortsnamen Affoltern; A. Holunder, ahd. holuntar, zu schwed. hyll, dan. hyld, russ. kaUna f. 'wilder Schneebah"; ahd. mag(g)altra, ae. mapiildr : ahd. tvecholter 'Wacholder'.
Zunachst vermutet man, daC darin das idg. Wort fur c Baum' got. triu, e. tree, gr. bopu, ai. daru steckt. Aber das geht nicht wegen der Gesetze der Lautverschiebung. Im Indischen finden wir aber ein anderes Wort fur 'Baum' tarns, daa im spateren Ind. ziemlich
214 Sufflxbildung. Suff. a. selbst.Woiten u. soust. Suff.
[§130-132.
haufig ist, vgl. asokatarus. Wann der alteste Beleg auftritt, weifi ich nicht. Man hat vom ind. Standpunkt Zusammenhang mit daru vermutet und Entlehnung aus einer Mundart angenommen, die die Medien in Tenues verschiebt. Aber das ist wegen des Germ, vielleicht nicht notig. 131. Das idg. Suffix, -t-no. Ein Suffix, dessen Grundform als tbno oder tno anzus^tzen ist, erseheint im Lat., Lit. und Indischen hinter Adverbien, und es ist achon deshalb verdachtig, ein selbstandiges Wort zu sein. Man hat es langst mit ai. tan 'fortlaufend, zusammenhangend, ausgedehnt', 1. temis f-ich erstreckend bis, bis an' zusammengebraeht. Vgl. d;izu Brugmann, IF. 27, 243 und W a l d e , EWB.2 s. v. tenus. Hierher gehoren: 1. diu-tinus 'langwierig, lange', cr&s-tinus 'morgencT, prls tinus vorig', sero-tinus 'spat' u. a., lit. ddbartinas jetzig' : dabaf cjetzt', ai. pura-tanas 'einstig'. diva-tanas 'diumus', prak-tanas 'friiher', sana-t&nas 'unverganglich'. s
Es handelt sich wohl um erstarrte Nominative. Anm.c Aus dem Griech. stellt B r u g m a n n , Grd. L22, 285 das ganze Jahr dauernd' zweifelnd hierher.
132. Das idg. Suffix -t-mo-. Ein Suffix -ttmo, lat. timus, germ, puma-, ai. tamas bildet Superlative im Lat., Germ, und Indischen. Beispiele: 1. in-tinms, ai. an-tamas 'der nachste, sehr lieb'; av. ni-tdma- 'untersler', ae. nidemest; ai. pra-tamdtn; 1. ex-timus, ul-timus, got. aftuma 'der letzte', got. if-tuma 'der spatere', got. hhidum-ists. ae. liindema 'der hinterste'. Nach Substantiven ohne steigende Bedeutunt; in 1. optimus 'Act beste', finitimus 'angrenzend, benachbart', legi-tlmus 'durch die Gesetze bestimmt', maritimus 'zur See gehoiig', ai. matftamas 'miitterlichster'. Im Arischen tritt -tamos von 20 an Ordinalia bildend auf, ai. vjiati-tamas 'der 20te' und ebenso im Lat. vicesimus aus *rieent-timus.
-tbmo- macht durchaus den Eindruck eines selbstiindigen Wortes. Doch kann dieser Schein trugen. Zur Herleitung bote sich nur der Stamm tma cschneiden', was vielleicht nicht unmoglich ist, aber auch nicht ganz iiberzeugend wirkt. Naheres § 207.
§ 133.]
Das idg. Suffix -tat, -tati, -tut, -tuti, -t(w)a.
215
133. Das idg. Suffix -tat, -tati, -tut, -tuti,
-t(w)a.
In den centum-Spr&chen und im Indischen finden wir eine Reihe von offenbar zusammengehorigen Suffixen mit dem Anlaut t. Zunachst tat und tut, die beide auch durch Antreten von i erweitert werden, vgl. dartiber S. 103. tat findet sich in den genannten Sprachen, tut aber nicht im Indischen. DaG die beiden Sut'fixe zusammengehoren, dies anzunehmen liegt nahe, und schon M e y e r - L i i b k e , AfLL. 8, 334, P r e l l w i t z , BB. 22, 110 baben in tut ein Verbalsubstantivum der Basis tewd 'stark sein' zu ai. taviti, tdvist gesehen. Da w nach t in vielen Fallen geschwunden ist (vgl. 1, 292), so lassen sich die beiden Suffixe ohne jede Schwierigkeit vereinigen [tut : tat = sthu : stha u. a.). Beispiele: gr. 6\6-Tni; 'Ganzbeit, Allheit', ai. sarva-tat-(i), aw. hit"rva-tdt- 'Ganzheit, Vollkommenheit'; gr. <JKaioTr)<; clinkisches Wesen', 1. scaevitas 'Verkehrtbeit'; gr. veo-Tn? 'Jugend', 1. novi-t&s; horn. bpo-Tf|xa 'Mannhaftigkeit, Starke': gr. ctvr'ip 'Mann'; 1. iuventas, juventus, ir. oitiu 'Jugend': 1. unitas 'Einheit', ir. oentu
Die ureprungliche Bedeutung ist in manchen Fallen noch ziemlich klar. L. iuven-tds, -tus heiCt cdie Jugendkraft' oder cdie Fulle der Jiinglinge', vir-tus rdie Manneskraft', senectus ist nach iuventus, servitus nach virtus neugebildet usw. ' Nach dem, was oben § 79 ausgefiihrt ist, wird aber tat und tut kaum etwas anderes sein als eine Erweiterung von -t(w)d und -tu durch das Determinativ t. Wir werden daher auch unter den Bildungen auf -td und -tu (tu) Umschau halten durfen, ob sich nicht unter ihnen Bildungen finden, die hierher gehoren. Hierher darf man die meisten Falle stellen, dieBrugm a n n 2 2 , 1, § 309, S. 416 anfiihrt: iSeit uridg. Zeit war -ta produktiv zur Bildung von Eigenschaftsabstrakta auf Grund von Adjektiva und Substantiva.s Vgl. ahd. fullida, abg. plunota, ai. purnata 'Vollsein, Fulle'; vgl. gr. Tt\r\p6xr\<;; J ) Erweichung von t zu d, vgl. 1, 298, und n Determ., vgl. oben § 87.
216
Suffixbildung. Suff. a. selbst. Worten u, sonst. Suff.
[§ 133.134.
1. iuventa, got. iunda 'Jugend''); 1. senecla neben senectus; ai. guruta, got. kauripa : gr. (?ccpu-Tr|<; cSchwere'; ai. nagndta 'Nacktheil', abg. nagota : gr. YU|UV0Tr|i;; ai. mrduta 'Weiehheit' : gr. PpabCmr; 'Langsamkeit' usw. Im einzelnen kann man naturlich abweichender Meinung sein.
Bemerkenswert ist, dafi dieses a mit dem Feinininsuffix nichts zu tun haben kann. 134. Das idg. Suffix -tu. Das idg. Suffix -tu ist schon oben S. 107 kurz besprochen worden, wobei erwogan worden ist, ob es sich dabei um eine Erweiterung von i-Stammen durch u handelt. Hier sollen zunachst die Tatsachen dargestellt werden. Die Kategorie mufi verhiiltnismafiig alt sein, weil sie in allererster Linie (im Italischen, Keltischen, BaltischSlawischen und Arischen) verwendet wird, um Infinitive bzw. Supina zu bilden. Wie alt die Bildungen sind, ergibt sich schon daraus, daft z. T. noch Vokalismus und Akzent in bester Ubereinstimmung sind. So zeigen die Formen auf -turn im Indischen ganz regelrecht Vollstufe der Basis, die auf -tvd aus tu-a dagegen RS. Vgl. ai. Inf. itum : Ger. itrd, lit. eitu, abg. itu 'zu gehen'. Aufier diesen Infinitiven sind ubereinstimmende Beispiele selten. Vgl. 1. portus 'Hausttir, Hafen', kymr. rhyd 'vaduin', ahd. furt m. Turf, an. fjordr 'enger Meerbusen'; 1. voltus cGesiehtsausdruck\ got. wulpus m. 'Herrlichkeif; 1. gustus 'Geschmack', got. kustus dss.. entlehnf?; lit. pietils eMittagessen, Mittag', ir. iih 'frumentum', ai. pit As 'Nahrung'; gr. baixu? cMahP, baiTU|aiuv cGast' : ai. dcitu 'TeiP; gr. q)ixu, cpiTU|aa n. 'Sprofi', cpuxeu-ai Viie'. 1. futuere; gr. TTITUI; f. 'Fichte', 1. pitiuta 'Harz', ai. pitu-darus Tichte'; gr. ITU? "Umkreis, Radkranz, Scbildrand', ]. vitus, wozu gr. vzi(J)a cWeide', preuS. witwan; ai. aktus 'Zwielicht, Licht, Strahl, Dunkel', got. uhtico f. 'Morgendammerung'; gr. /dCTU n. 'Stadt', ai. castii 'Ort\ vastu 'Statte, Hofstatte, Haus'.
Nach Brugmann, Grd.2 2, 1, 440 sind neutrale iuStamme selten. Das beruht aber nur darauf, daft die ') Vgl. 1. iuventa, iuventas, iuventus.
§ 134—137.]
Das idg. Suffix -tewo. -tiro,
217
M-Stamme, soweit sie nicht durch s erweitert sind, die Determinative -om und -a angenommen haben. V^l. oben got. uhtwo : ai. aktiis; gr. ire/a 'Weide', o'iovov 'erne Weidenarf : *wilu.
Aus den Wortern auf -twom und -twd kann man Bildungen auf -tu erschlieCen. So z. B. aus got. frijapwa f. c Liebe', ai. prijatvdm ein idg. *prijo1u. Vgl. auch lit. sendtwe 'Alter3, 1. sendtus. 135. Das idg. Suffix -tewo, -two. Ein Suffix -tewo-, -hvo- bildet im Griechiscben und Indischen eine Art Gerundiva. Z. B. gr. <paT£oc; 'unaussprechlich', XEKT^O? 'dicendus', ai. hdntras ^occidendus'.
Es sind dies offenbar Weilerbildungen der Nomina auf -tu-. Im Griech. hat auch die einfache Bildung auf -TOmanchmal dieselbe Bedeutung, z. B. dcrrracTToc; Sviinschenswert', und es ist zu erwagen, ob man diese dann nicht aus *twos mit Schwund des w herleiten darf nach 1, 292. Die lit. Nomina instrument wie lit. p'autuoas 'SicheP, s. Brugmann, Grd.2 2, 1, 449, gehoren m. E. nicht bierher. 136. Das idg. Suffix -tjo. Ein selbstandiges Wort miifite m. E. auch in dem aind. Suffix -tja- stecken, da dieses sich zunachst wesentlich mit Prapositionen verbindet, von Prapositionen aber keine Worter abgeleitet werden. Im Indischen finden wir ni-tjas 'eigen', nis-tjas 'fremd', amdtjas cHausgenosse\ dpa-tjam "Nachkommenschaff, sdnu-tjas 'fernseiend' u. a. Nach W. S c h u l z e , KZ. 40, 414 ist diese Bildungsweise idg.; denn dem ai. ni-tjas entspricht got. nipjis 'Verwandter'. Ferner gehort got. *cmpeis (belegt aupjamma), ahd. odi zu au cweg\ got. framapeis, ahd. fremedi 'fremd' zu got. /"ram 'von — her'; gr. uTt-Tio? 'rucklings' von 0TI(6).
Ich suche in dem tjo die Schwundstufe zu ai. dtjas 'eilend, rennend" von at cgehen, wandern". 137. Das idg. Suffix -tlo-.1) Aus der Zeit, als man dem Idg. nur eine Liquida zuschrieb, stammt noch die ') Literatur: S. B u g g e , Betnerkungen iiber den TJrsprung der lat. Sutfixe do, culo, cro; da, cula, era, KZ. 20, 134 ff.; G. J. Ascoli, Krit. Stud. 123 ff.; H. Osthoff, Die mit dem Suffix -do, -culo, -cro gebildeten Nomina instrumenti des Lat, Forsch. 1, 1 ff.
218
Sufnxbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§137.
Gleichsetzung von Suffix -tro- und -tlo-, eine Gleichsetzung, die allerdings dadurcli gefordert wurde, dafi tro durch Dissimilation nicht selten in -tlo iiberging und unigekebrt. Das Suffix -irom, das wabrscheinlich mit dem Suffix -ter zusammenhangt, welches Nomina agentis bildet, s. o. § 128, bezeichnet ganz zweifellos Nomina instruments Demgpgenuber weichen die Bildungen mit Suffix -tlo, soweit dieses nicht aus -trom entstanden ist, in der Bedeutung wesentlicb ab. Es ist nicbt richtig, die beiden unterschiedslos zusammenzuwerfen. Die Ansatze zu einer Trennung sind auch schon vorhanden. Schon BB. 1, 65 f. h a t F i c k das Suffix -tlo fiir das Griechische ganz geleugnet, indetn er Falle wie exefXn, cputXri, XUT^OV> Xe'lLleT^0V- oxeTXoq fiir das Suffix -9-Xo in Anspruch nahm und die Tenuis durch Aspiratendissimilatioti entstehen liefi. Dieser wenig beachteten Ansicht hat sich S o l m s e n , Beitrage z. gr. Wortforschung 190 angeschlossen und sie mit weitern Griinden gestiitzt. Insonderheit ist es ihm gelungen, das widersprechende C!VTXOC; ZU beseitigen, so dafl also tatsachlich ein Suffix tlo im Griech. nichi belegt ist. Auch das Slawische kennt kein Suffix -tlo, so daC dieses entweder im Idg. gar nicht oder nur im beschranktem Umfang vorhanden gewesen ist, oder sich erst einzelspiachlich entwickelt hat. Ich sehe nun in einer Reihe von Worten mit dem Suffix -tlom, -tla Zss. mit einem Wort, das vorliegt in ai. talam n. Tlache, Ebene, Handflache, Fufisohle, Sohutzleder', ahg. tUo 'Boden', lit. files c Bodenbretter im Kahn', d. Diele, 1. tellies 'Erde' usw. Im Indischen erscheint dieses talam als dsutlich erkennbares zweites Glied von Zss., aber doch si-hon als eine Art Suffix, vgl. bhu-talam, mahi-talani, ksiti-talam, dhara-talam, rasudha-talam, alles 'Erdboden' bedeutend. nabhas-talam 'Himmelsflache, sila-talam 'Steinflache', rasS-talam 'Unterwelt, Holle', vata-talam Tlache unter dem Baum', ebenso vata-vrksa-talam. Ai. bhu-talam enbprieht nun gr. tpu-raXict 'die Pflanzstatte, der Baum- und Weingarlen' so genau als moglich. Dazu vveiter lit. bil-kla 'Aufenthaltsort, Wohnung', und auch wohl ae. boil, bold 'Haus'.
Aber weder im Griech. noch im Germ, noch im Lit. ist das Suffix produktiv gevvorden. Nur im Italischen scheint dies der Fall gewes*'n zu sein. Hierher stelle ich die ilalischen Bildungen wie:
§ 137.]
Das idg. Suffix -tlo-.
219
osk. pestlum 'templuin', 1. postuldre von *postla : posco 'bitte' eig. 'Ort zum Beten'; ' u. pihaklu, 1. piaculum 'SiihnemitteP, eig. 'Ort der Suhne' mit einem leicht verstandlichen Bedeutungsiibergani;; 1. auf/ura-culum 'Ort zur Beobachtung des Vogelflugs'; cenaculum 'Speisezimmer'; pugna-culum, eig. 'Kanipfplatz', dann 'befestigterOrt, Bastei'; ffpecta-culutn'SebavLp]a\z';utnbra-cnlum p r t M t ( s c h a t t 'schattiger i g e r Orl'; sedi-eulum 'Sitz', eig. 'Sitzflache'; pen-culuni eis<. 'gefahrvoller Ort'. L. saeculum hat man mit lit. se-kla "Saaf verglichen. Die alteste Bedeutung ware dann 'Saatflache' gewesen. H. C o l l i t z , Festsehr. Bezzenberger 8, stellt es zu ai. Me tram 'Grand und Boden'. Auch dann wiirde unser Suffix vorliegen.
In einigen Fallen ist do durch Dissimilation zu cro geworden. Hierher arnbidd-crum 'Spazierort, Promenade', lava-crum 'Bad\ eig. 'Badestatti;', sepulcrum 'Begrabnisslatte'.
Es gibt also eine ganze Reihe von Beispielen, die die regelrechte Bedeutung noch zeigen. Wie sich die Verhaltnisse lm einzelnen weiter entwickelt haben, bedarf noch besonderer Untersuchung. Uber das Keltiscbe weiC ich nichts zu sagen. Im Germanischen sind die Verhaltnisse bisher nieht ganz klar gestellt. Fur alt wiirde ich in Anspruch nehmen ae. bold, boil, andd. bodlos : lit. biikla cWohnung', s. o. und vielleicht ae. stapol, ahd. stadal 'Scheune".
Daneben ist unstreitig ein Suffix -tlo- mit der Bedeutung 'Werkzeug' belegt, z. B. in ahd. hihal 'Beil', ahd. wadal c Wed el'. Aber wie konnten es hier mit dem germ. Werkzeug bildenden Suffix -lo zu tun haben, das an f-Bildungen getreten ware. Got. nepia c Nadel' ware dann nicht mit Suffix -tlo von ne, sondern mit Suffix -lo von *nel 'Naht' abgeleitet, ahd. hihal nicht von hi (vgl. slaw, hiti 'schlagen'), sondern von Hit mit Suffix -lo-. Die Entwicklungsgeschichte dieses Suffixes -lo- muG noch geschrieben werden. Im Litauischen herrscht Suffix -kla- aus *tla in der Bedeutung des Werkzeuges, also gr. -TOOV entsprechend. Wie es aus diesem entstanden (durch Dissimilation?), ist nicht zu sagen. Jedenfalls hat hier -kla- die Stelle von -trom eingenommen.
^20
Suflixbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
[§ 137.138.
Regelrecht sind nur bukla ' Aufenthaltsort', sekla Samen\ Jedenfalls miissen die Suffixe -tlom und -trom scharf unterschieden werden.
c
138. Das idg. Suffix -d, -do, -da. Suffixe mit einem d treten in verschiedener Bedeutung auf, vgl. B r u g r u a n n , Grd.2 2, 466. Sie sind nicht alle iiber einen Kamm zu scheren, sondern verschiedener Herkunft. Vgl. oben § 79, Det. d. Eines geht uns hier an. Es gab eine bekannte Basis do cgeben~, wovon ai. das cGeber' und Gabe . Im Lateinischen (liegt es mit t erweitert als dos cGabe, Mitgift' vor. Dieses do, ai. da ers-cheint ini Indischen in zahlreichen Zusamniensetzungen, z. B. raja-das "Kraft verleihend', cata-dds '100 Gaben gebend', atma-dds 'Atem gebend', hiranja-d&s 'Gold gebend', bala-das rKralt gebend', asta-dds 'Rosse schenkend', vasu-dds c Giiter gebend'. Man konnte dies schon fast als Suffix auffassen. Statt des Wurzelnemens auf -da tritt allmahlich die «the. matische* Foim auf -da- ein, wie in garbha-das 'Leifesfrucht gebend', artha-das 'Nutzen bringend. freigebig', jahi-das 'Wasser jebend, Regenwolke', mantra-das 'Rat. erteilend', v&ri-das 'Wasser, Regen gebend, Regenwolke', agni-da* cder Feuer anlegt, Brandstifter', dazu ai. db-das n. cWolke', eig. 'Wass^r gebend'. Was wir hier iui- das Indische voraussetzen miissen, hat O s t h o f f , Verbum 121 ff. fur eine Reihe lateinischer Bildungen auf -do- angenommen, wie z. B. luci-dtts 'Licht gebend', imbri-dus 'Regen gebend', frigi-dus 'Kalte verursiichend.1) L)ie Moglichkeit dieser Erkiarung ist nicht zu bezweifeln, wenngleich N i e d e r n i a n n , IF. 10, 221 eine andere aufstellen mochte. Zweifellos ist in einer Reihe von Fallen eine andere Erkiarung rnoglich und sogar wahrscheinlicher, namlich die Annahme, dafi rf-Stamme durch -o- weiter gebildet sind. Hierher 1. callidus
=
u. kalefuf: gr. Kr\\ic, Kr)\ibo<; 'Fleck', und
albid-us
'weifi' : ahd. elbig 'Schwan'. S. o. § 79. Aber das eine sehliefk das andere nicht aus. Man mufi es immer wieder betonen, da6 die scheinbar einheitlichen Erscheinungen ihrem Ursprung nach nicht einheitlich zu sein brauchen. Dazu kommen wohl noch vereinzelte Falle wie ai. sdbdas 'Laut, Rede, Wort' : sapate 'er beteueif, eig. wohl 'Schall gebend', gr. poig-boi; 'Rauschen' neben poiloi; 'Gerausch' aus *roigw-jos 'mit Rauschen gehend', gr. 6puuorf-b6<; 'Gerausch', eig. 'Gerausch gebend'. Kela-boi; 'Geschrei', xpoina-bo? 'Knirschen' : xpono?, XP^^n 'Wiehern'. ') P o t t , KZ. 36, 175 sieht darin die Basis dhe 'tun'. das ist fur einzelne Falle moglich.
Auch
§ 138—140.]
Das fjriecb. Suffix -bio?.
221
Moglicherweise sincl von derartigen Bildungen zum Teii die griecbischen Verben auf -£ai aus *djo ausgegangen. Von diesen findet sich einzig 6vo|ud£uj in got. namnatjan c benennen' wieder. Man konnte sehr wohl als Ausgangspunkt ein nomri-dos voraussetzen, wie wir aind. nama-dhas finden. Aber auch hier ist eine andere Herleitung des d moglich.1) 139. Das griech. Suffix -bioq. Gr. -bio? erscheint in nicht allzuvielen Worten. und zwar deutlich hinter Adverbien. B r u g m a n n , Gr.2 2. 1, 197 begniigt sich, das festzustellen. In solchen Fallen liegt der Verdacht eines wirklichen Kompositums auCerordentlich nahe. Ich verbinde -bioc, mit fiioc; cLeben und nehme die Bedeutung 'lebend' an. Es heifit also ib\o? : ai. vi 'weg von etwas, getrennt lebend' : voaqn-bioq. Hesych XaSpatoc; 'verborgen lebend'; &i-bio<; 'sempiternus'. 'immer lebend"; gort. ivbobi-bia bwXa 'die im Hause lebende Sklavin'; bom. ^a^i-biuui; 'leiciitsinnig lebend'; bix&d-bio<; 'duplex', 'doppelt lebend', (Aivuv&d-bioi; 'kurz lebend', prjibioq 'leicht lebend': ^vtuirabiuji; 'vor Augen, sichtbar' ist wohl aus dvuuira + biaii; zusamraengesetzt. 140. Das idg. Suffix dh. Ein Suffix -dh ist verhiiltnismaCig selten, vgl. B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 472. aber immerhin konnen auch hier alte Zusammensetzungen vorliegen. Im Indischen finden wir zahlreiche Zusammensetzen mit dem Wurzelnomen dha, z. Bv ratna-dhas 'Schatze gebend', ndma-dhas c Namengeber', vgl. gr. vo|HO-0^Tr|c; 'Geselzgeber', 6vo(ia(foH}eTric;, sahasra-dhas '1000 Gaben verleihend', sarva-dhus 'Heil =cbenkend, erquickend', durdhd 'Unordnung', srad-dhd i. cVertrauen, Glauben', sva-dhd 'eigene Selbstbestimmung'. Aus einem ai. srad-dha entsprechenden Wort hat sich ein Verbum entwickelt, das seine Entsprechunu' im lat. credo 'glaube' flndet. 0(Ebenso hat svn-dha = 1. soda-lis 'Genosse' zu gr. £30? 'Sitle', f|^ s 'Gewohnheit' gefuhrt. Der Wechsel von swe und awe, weist in diesem Falle auf Zss., da wir es mit der Dehnung einsilbiger Worter zu lun haben, IGr. t. 227. Dazu got. sidus. d. Sitte und gr. eiuuda 'bin gewohnt' < *seswodha. Vgl. das spate ^druauuv 'gewo'bnt'. Ahnlich steckt unser dha wohl in gr. itXfiGoi; und ir?ir)du<; 'Fulle, Menge' (vgl. gdo? und got. sidus), zu dem dann wieder ir\r|3eiv 'voll sein' gehort. Auszugehen ist von *ple-dhe, das in I. plebes 'Volksmenge' er*) Die beiden Basen do 'geben' und dhe csetzen' haben sich friihzeitig beeinflufit, und in den Sprachen, in denen d und dh zusammengefallen sind, kann man sie nicht auseinanderhalten.
222 Suffixbildung. Suff. a. selbst.Worten u. sonst. Suff.
[§ 140—142.
halten sein diirfte. Hierher auch vielieicht ]. pu-bes 'mannbar, vgl. Walde s. v. P e r s s o n sieht Wurzelerw. 46 in jiadeiv 'lernen' eine Erweiterung der 'Wurzel' men 'erinrern' durch das Determinativ -dh. Langst hat man aber in dem dh die idg. Wurzel dhe gesehen. Man vgl. ^a-&r|-ao|nai, |aenddnKa- Wir haben von einem idg. *mn-dhe auszugehen, entweder war dies ein Nomen 'Erinnerungmachung', vgl. ai. sra-dhd, oder ein Verbum mn-dheti 'er macht Erinnerung'. Dazu vgl. man ai. man-dhdtr cder den Sinn auf etwas richtet'. Auch gr. nevdfipou 'Sorgen', nevdr|pr| • qppovxi? Hesych konnten hierher gehoren mit einer r-Erweiterung von men-dhe, falls nicht darin ai. dhara 'Strom' steekt, vgl. ai. madhu-dh&ros 'Siifiigkeit ausstromend', idg. *men-dhera 'Gedankenstrom'. Das aind. nama-dhas 'Namengeber' diirfte vielieicht dem gr. ovoudZeiv aus *onoma-djin, got. namnatjan, d. benamsen zugrunde liegen aus *nama-d-jo, mit Ersatz des dh durch d. Fur gr. ppt-do? 'Wucht, Last', PpiStu 'lasten' konnte man ein Nom. *gwrl-dhe voraussetzen. Auf ein Nomen *gawe-dhe geht auch wohl gr. YH^W, 1. gaudere 'sich freuen' zuriick, und ebenso gr. ai'adncni;, ?|oOri-|uat auf ein /
So ist denn also ^ in ppT&oq usw. zu dem geworden, was wir Wurzeldeterminativ nennen, und es werden unten weitere Beispiele angefuhrt werden. 141.
Das idg. Suffix -tho s. § 113.
142. Suffix gr. -9uo. Das Suffix -duo des Griech. ist nicht gerade haufig und findet in den verwandten Sprachen keine Entsprechung. Selbstverstandlich konnen wir es mit dem Suffix -mo zu tun haben, das an Stamme auf -•8- getreten ist. Dieses d soil nach B r u g m a n n , Grd. 2 2, 1, 253 mit dem Wurzeldeterminativ dh eins sein. Das ist moglich. Aber in -b\xo konnte auch ein selbstandiges Wort stecken. Zu ai. dhama n. fSitz, Statte' usw. gehort gr. &nua in dvddnua cdas Aufgestellte', dazu Schwundstufe $euot cSatz'. Daneben ein o-Stamm in gr. &uuu6? c Haufe', got. doms c Urteil'. Neben %i\ia, idg. *dhdm% diirfen wir in enklitischer Stellung, vgl. IGr. 2, 184 f., ein *dhmo- ansetzen, vgl. ai. 1. PI. dadhmds : gr. Ti&enev. Als Grundbedeutung sehe ich an die von ai. dhama 'Sitz, Statte, Wohnsitz, Wohns.tatte'. So erklaren sich: horn. irop-Sno? ;Ort zur Uberfahrt, Meerenge' : d. fahren; aTa-d^6? 'Standort der Schiffe'; iau-d|a6? 'Ort, wo roan schlaft' : iauui; pu-d|a6q, eig. 'der Ort des HinzieheDs, des Tanzens';
§ 142-145.]
Das idg. Suffix -dhro.
223
p 'Stufe, Tritt, Schwelle' : paivw; io-O|a6q, vielleicht aus *itthmds, vgl. auch gr. ei<;-i-9nr| 'Eingang'.
143. Das idg. Suffix -dhro. Das Suffix -dhro ist, wie aus den Zusammenstellungen von B r u g m a n n , Grd.2 2, 377 hervorgeht, nicht gerade haufig, und eigentlich nur im Griech. zu einiger Verbreitung gekommen. Das legt den Gedanken einer Zusammensetzung nahe. Nun finden wir im Indischen nicht selten am Ende von Zusammensetzungen ein dhara c haltend, tragend, erhaltend, bewahrend, besitzend', z.B.dur-dhdras c unbemmbar\ Konnen wir damit gr. d-&epe? " dvonxov, dvotfiov Hes., ev-&petv *
H4. Das idg. Suffix p. Ein Suffix p liegt im Idg. in deutlicher Gestalt nicht vor. Entweder hat es also keins gegeben, oder es ist schon vollig verblaCt. Auch als Determinativ ist es wenig vorhanden. Indessen lafit sich doch einiges anfiihren. Einige Kausative des Indischen bilden diese Form mit -pajati, namlich die meisten Wurzeln auf a und die Wurzel r. Es heifit also stdpajati usw. Vgl. Whitney, § 1042 d. S i i t t e r l i n , IF, 19, 536 hat nun angenommen, dafi diese Weiterbildungen auf eine Zusammensetzung zuruckgehen. So setzten die ind. Grammatiker eine Wz. gup cbeschiitzen' an mit dem Verb, gupitds usw. Aber selbst Whitney halt dies fur ein Determinativ von gopd c Hirt, Hiiter, Behuter', Zsg. aus go 'Rind' und pa cbeschutzen, hiiten'. Fiir die sonstigen p'a denkt S i i t t e r l i n an die Wz. dp c gewinnen, erreichen'. sthdpa- wiirde bedeutet haben wer einen festen Stand gewinnt oder gewonnen hat'. Es ist dies nicht gerade uberzeugend. Aber daO in dem p der Rest eines selbstandigen Wortes steckt, ist durchaus moglich. 145. Das lat. Suffix -plo. Im Lateinischen treffen wir -plo in simplus ceinfach, duplus 'zwiefach', triplus
224 Sufflxbildung. Suff. a. selbst. Worten u. sonst. Suff.
f§ 145—147.
'dreifach'. Dies gehort zur Basis pel 'falten'. Ahnlich finden wir got. ainfalps c einfaltig\ gr. oi-n\oo<; 'doppelt' und 1. du-plex = gr. oiTrkxE 'doppelt zusammengelegt'. Vgl. auch gr. ibnrXdaioc; 'doppelt' aus *di-platj-os. 146. Das idg. Suffix -bha, -bho. Brugmann, Grd.2 2, 386. Ein Suffix -bho, -bha ist nicht gerade haufig, erscheint aber z. T. in ziemlich bestimmter Bedeutung. P r e l l w i t z . BB. 22, 89 fif. hat daher darin eine Znsammensetzung gesehen, was zweifellos richtig ist. 1. Wir finden im Indischen ein Verbum bhati 'er scheint', dazu aw. bd cglanzen' und ai. bh&nam 'das Leuchten", bh&nus 'Schein', bhdmas 'Schein, Licht, SlrahP und das Wurzelnomen -bha in abhibhd f. 'entgegenstrahlender Schein, Ungluckszeicben', vib'hd- ^strahleml'. Ohne wpiteres konnen dazu die slaw. Abstrakta auf ba gehoren, wie zulo-ba 'Bosheit' : ziilu 'base', deren Bedeutung sich leicht erklart. Durch Adjektivierunsf erhalten «ir dann ai. hem-a-bkas 'wie Gold aussehend''), mal-abhas 'schmutzig aussehend". nil-Sbhas cblaulieh, Wolke', ugni-bhant 'Gold' (eig. 'wie Feuer scheinend'). Dazu kommen dann weiter Falle wie apxucpoi; 'Beiwort der Schafe". eig. 'vvie Silber scheinend'. und eine Reihe von Tiernamen. die wohl auf Farbenbenennungtn zuriickgehen, wie gr. £\a-<poi; 'Hirsch'. Anm. Es ist nicht gesagt, dafi alle Worter mit Suffix -bho so zu erklaren sind. Ober die got. Adverb, auf -ba s. oben § 83. 2. Neben Zss. mit -bha gibt es auch solche mit bhu. die zur Basis bhu c sein' gehoren. Hierher ai. pra-bhi'is 'bervorragend an Macbt und Fiille, machtig, reichlit/h', a-pra-bhus 'nicht vermogend, machtlos'. Dazu mit tibergang- in die o-Deklination 1. probus, improbus, osk. amprufid 'improbe'. Dazu weiter 1. superbus 'hochlahrend', gr. utrep-(pia\o<; 'ubermutig' und uirep-(pur]c; 'ubermafiig'. Dazu aus dem Indischen noch ai. wajo-bhiis 'zur Labung gereichend, Freude bringend' neben mnjo-bhus; ri-bhus 'ausgezeichnet', d-bhus 'gegenwartig seiend, hilf'reich. .rustig', sam-bhiis 'zum Heil gereichend'. 147. Das idg. Suffix -stho usw. Die idg. Basis stka erscheint im Veda als selbstandiges Norn en, belegt N. M. sthas, stham 'stehend auf, Ntr. cdas Stehende. Unbewegliche'. Viel haufiger ist es als zweites Glied von Zss., glmrmitStha cim Hause weilend' = liarmiesthas, narestham cdem Manne stehend', adhuare-sthas cbei der Opfer•) a — Pi'ap. a, vgl. das Verb d-bha.
§ 147—149.]
Germ. sir.
Biickblick.
225
feier beschaftigt', anusthas cfolgend', barhis-stham cauf der Opferstreu stehend'. Derartige Bildungen sind sonst nicht mehr in Gebrauch. Als Schwundstufe gehSrt sthu zu stha (vgl. Hirt, IF. 12, 115). So finden wir dann zu anusth&s anusthu und anu-sthuja csogleich\ su-sthu "in gutem Zustand'.
Das Normale aber ist (jbergang der a-Formen in die regelrechte a-Flexion. Hierher geh5rt: ai. tri-sthds 'dreisitzig', pr-sthdm n. 'Rucken' = d. First, eig. 'das Vorstehende', rathe-sthas 'auf dem Wagen stehend', gosfham 'Standort fur Kuhe', sqsthds 'Zusammentreffen', bhajd-stha- 'gefahrrolle Lage', svasa-stha- 'auf gutem Sitze sich befindend' u. a. Eine andere Bildungsweise zeigt -i, wie z. B. prati-sthis 'Widerstand'.
Aus den europaischen Sprachen ist schon ein reiches Material beigebracht worden. B r u g m a n n , Grd. 2 2 , 1, 145 fiihrt an: ahd. etvi-st m. cSchafstall', aisl. nau-st 'Schiffshaus', gr. bu-OTOi; 'nut dem es schlecht steht', ai. duh-ithas; osk. trstus 'testes', 1. testis <^ *tri-stis, eig. trito-stis ;als dritter stehend'. Zum regelrechten Suffix ist stis in caelestis, agreslis geworden (KZ. 4, 309, W. Schulze, KZ. 29, 270). Ahnlich sind wohl auch die Bildungen auf ster, 1. campester l auf ebenem Felde', terrester 'auf der Erde beflndlich' aufzufassen, die man mit ai. savja-sthar 'linksstehend' vergleichen kann. Anders S o m m e r , IF. 11, 17.' Aus dem Abg. gehort prostu 'rechtschaffen, gerade' hierher, das eine ahnliche Bildung wie 1. probus darstellt.
148. Germ. str.
Im Aengl. finden wir ein Feminina
bildendes stre, wie z. bcecestre 'Backerin' : bacere\ Imrestre c
Lehrerin\ Sollte darin ai. stri 'Frau' stecken? 149. Ruckblick. Die Zahl der angefuhrten Suffixe, die auf selbstandigen Worten beruhen, wie wir annehmen, kann billig in Krstaunen setzen. Mag man ein und dag andere Beispiel streichen, so werden andere dazu kommen. Zu verstehen ist das nur, wenn wir annehmen, dafi sich das Idg. in einer groCen Qmwandlungsperiode befand, wie wir das auch noch in andern Punkten werden feststellen konnen. Anderseits zeigt es sich, dafi die idg. Suffixbildung in hohem Grade verstandlich wird. Es wird gelingen, noch manches Dunkle aufzuklaren, wenn man erst diesem H i r t , Indogermairische Grammatik. III.
15
226
Suffixe durch falsche Abstraktion.
[§ 149. 150.
Teil der Sprachbildung groCere Aufmerksamkeit zuwendet, und wenn man gelernt hat, zwischen gleichlautenden Suffixen genauer zu unterscheiden.
Achtes Kapitel. Suffixe durch falsche Abstraktion. 150. Allgemeines. Es kann keinein Zweifel unterliegen, dafi eine ganze Reihe von Suffixen in den Einzelsprachen wie auch im Idg. aus bedeutungsvollen selbstandigen Worten entstanden sind, unbeschadet dessen, daC die eine oder die andere der oben gegebenen Erklarungen zweifelhaft ist oder sich spater als falsch herausstellen sollte. Andere sind aus Determinativen hervorgegangen. Aber damit sind wir nicht am Ende. Denn die eigentlichen Grundelemente haben durch sogenannte falsche Trennung oft genug eine neue Form erhalten, namentlich in den geschichtlichen Zeiten. Im Deutschen steht -keit neben -heit. Wahrend heit ein wirkliches Wort war, got. haidus 'Art und Weise', aisl. heidr m. c Wiirde', ahd. heit m. 'Stand und Rang' = ai. ketus 'Helle, Bild, Zeichen', hat es ein keit nie gegeben, sondern dieses ist dadurch entstanden, dafi heit an fc-Stamme trat, und nunmehr keit abstrahiert wurde. Das geschah erst im Mhd. Vgl. W i l m a n n s , DGr.2 % 383. Ahnlich haben wir oben § 113 das Superlativsuffix isthos erklart, indem wir stho an V-Stamme treten liefien.
Die Zahl der Beispiele, die sich aus den historischen Zeiten anfiihren lafit, ist sehr groC. Alle Sprachen sind voll davon. Hier kann es sich nur darum handeln, einiges von dem zusammenzustellen, was vielleicht schon idg. war oder wenigstens in die altesten Abschnitte der Einzelsprachen zuruckreicht, oder sonst methodisch wertvoll ist. Natiirlich kann das, was in zwei oder mehreren Einzelsprachen vorliegt, auch auf jedem Gebiete selbstandig entstanden sein. Wir miissen uns zunachst an das erinnern, was oben S. 35 iiber die Form der idg. Worte gesagt worden ist. Wir besitzen Worte auf i, t, u, u, e, e, o, a, o, die Diphthonge ei, oi, eu und schliefilich konsonantische Stamme. Bei diesen spielen n, r, s, k, t als Auslaut
§149.150.]
Erweiterung Von «-Bildungen.
227
die Haivptrolle. Vor allem konnen sich die konsonahtisch anlautenden «Suffixe» im weitesten Mafie mit den vokalischen Stammauslauten verbinden. Wichtig werden derartige Suffixe dann, wenn sie produktiv werden und einen besondern Bedeutungsinhalt bekommen, was in vielen Fallen geschehen ist. 151. Erweiterung von i-Bildungen. Es ist nattirlich ganz gleich, welcber Herkunft i ist, ob es der Kasus indefinitus oder der Lokativ ist. Jedenfalls ist i auflerordentlich haufig gewesen. 1. Ah idg. setzt setzt man das Superlativsuffix -isthos an, das ich oben § 113 in t -f- sthos zerlegt habe. Vgl. gr. cu'axi-tfTOc; : aio~xpoq. 2. i- und ft-Bildungen durch -om erweitert ergibt die Suffixe -jom und -Ijom, die namentlich in Zusammensetzungen auftreten. Vgl. 1. aequinocfium : 1. vox. S. oben S. 90, 126. 3. ho an t-Bildungen gibt das Suffix -ikos, das meist denominative Adjektiva bildet. Da es fast in alien Sprachen belegt ist, diirfte es schon idg. sein. Hierher Bilduugeu wie gr.
4. -ino- bildet in weitem Umfang Adjektiva, die die Herkunft, das Bestehen aus einem Stoff, die Art bezeichnen. Gr. d\i-vo<; 'aus Salz gemacht', gall. Morini eig. 'die Meeranwohner' usw. Wahrscheinlich war -inos schon in idg. Zeit ein fertiges Suffix. Daneben tritt no an Lokative auf i, wie in gr. £apiv6<; 'Friihling', xsiH€piv6i; 'Winter'. 5. -ilos ist selten. Vgl. gr. TTOIKIXOI; 'bunt' : got. faihs. 6. (ijjos zeigt sich in den Verbaladjektiven wie jdjjas, gr. d-fio? czu verehrend', abg. veidt 'wissend, kundig', ai. vedjas czu erkennen' u. a. Es ist fraglich, ob hier o an i-Stamme oder jo an konsonantische Stamme angetreten ist. Sicher ist ersteres bei den Ntr. auf -jom der Fall wie 1. aequinoctium, d. Gebirge, urgerra. *gabergiom, vgl. oben. 7. -imos flndet sich im Griech. Kd\Xi|no; 'schSn', Kubi|ao<; 'ruhmvolP und geht auf die uralte Bildung auf-izuruck. S. unten § 191. 15*
228
Suffixe durch falsche Abstraktion.
[§ 151—153.
Anderseits ist aber mo- auch an W-Abstrakta getreten : xp)1
152.
Erweiterung von I-Bildungen. Die wesentlichen
Vorgange habe ich IF. 31, 4 ff. dargestellt. 1. Bei Ordinalien ai. -ija-, ai. dvitijas, trtvjas, 1. -ilis. apri-lis, guintl-lis, sexti-lis, ausgegangen von den Bilcfungen auf -i. 2. Adjektiva auf -wo-, abg. gladivu 'hungrig' : gladu 'Hunger', 1. abditivos. 3. ai. Adjektiva auf -i-vant, ghrni-vant cmit Glut versehen'. 4. -ino bildete wohl schon im Idg. Zugehorigkeitsadjektiva. Vgl. gr. dYXiffTivoi; 'der Nachste', 1. caprlnus, suinus, got. swein, gaiteins 'Ziegen-', lit. kaiminas 'Nachbar', ai. kanlnas 'jung'. 5. -ilo in gr. irdbiXov, 1. agnlle, montle cHalsband, Schmuck1, aedilis. 6. Im Lit. ist -tba zur Bildung von Abstrakten produktiv, z. B. dalibos Teilung'. 7. -it hat sich in verschiedenen Sprachen verbreitet. Hierher gr. 6MTTI<; 'Wanderer', 6Tt\iTn? 'Schwerbewaffneter', ipr\\x{Tc\c, 'Einsiedller', 1. maritus, lit. aiitas 'augig', abg. munogo-ocitu 'vielaugig'. 8. -iko- findet sich in lat. formica 'Ameise', mendicus 'liignerisch', umbilicus 'NabeF, lecttca 'Sanfte', und got. im Suffix -eigs, das Adjektiva bildet, z. B. waurstweigs 'wirksam'. 9. Die Komparativendung -jes ist ebenfalls an Bildungen auf -i getreten und hat sich im Aind. ausgedehnt. Vgl. navijas 'neuer'. Die Bildungen auf -«- und -i- stehen in weitem Umfang nebeneinander, s. § 162. 153.
Erweiterung von Bildungen auf i-Diphthong.
Ein
i-Diphthong findet sich teils im Lokativ als ai bei den konsonantischen Stammen, teils als ei, oi bei den o-Stammen und als ai bei den a-Stammen. Leider sind in vielen Einzelsprachen die Diphthonge teils monophtbongisch geworden, teils zusammengefallen. so daC oft gar nicht zu entscheiden ist, was wirklich vorliegt. 1. An die Pronominalstamme met, mot usw. sind verschiedene Suffixe getrelen, z. B. -no in got. Gen. meina. Adj. meins : mei; ahd. swein cKnecht' : *swoi = ai. svaj-dm, gr. oi cihm'. Dazu noch lit. Gen. kieno cwessen'. Im Litauischen sind Bildungen auf -iene zur Bezeichnung der Frau eines bestimmten Mannes produktiv geworden, z. B. karalie-ne 'KSnigin' (Leskien 414). Ausgegangen wohl von einem Lokativ. 2. Im Iranischen treffen wir Stoffadjektiva auf -aina, z. B. aw. zaranaena- 'golden', z»maena- 'irden' usw., denen vielleicht litauische auf -ainis entsprechen, z. B. kvietainis 'aus Weizen', oder solche auf ienis, z. B. avizienis 'aus Hafer'. Letzere sind vielfach substantiviert, z. B. parsiena 'Ferkelfleisch'. Ob hierher 1. -enus in alienus 'fremd' gehort, ist unsicher.
§ 153. 154.]
Erweiterung von M-Bildungen.
229
3. Im Lat. findet sich ein Suffix -eius zur Bezeichnung der Abstammung wie Pompeius. e geht hier wohl auf ai zuriick, da diese Bildungen oskischen auf -aijo entsprechen. Dazu gehoren weiter die nord. Namen auf -er wie Glaser, Guser, vgl. auch Ingvaiones, Istvaiones ( S i e v e r s , BSGW. 1894, S. 129; W a l d e , Germ. Auslautsgesetze 141 f.), und auch die indische Endung -ejas, z. B. saramejds 'von Sarama stammend'. Die Endung ist also wohl indogermanisch, doch lafit sich der Ausgangspunkt nicht sicher feststellen. Im Griechischen ist das Suffix -aioc wohl z. T. aus einem Lokativ auf &i erwachsen. An ihn ist die Endung jo getreten, z. B. dyopaio? 'auf dem Markt befindlich' : &Yopd cMarkt\ Ahnlich ktante oiKeioc; 'hauslich' auf den Lok. auf -ei zuruckgehen, aber er lautet OIKOI. Gewohnlich ist gr. -eio? andrer Herkunft. 154. Erweiterung von M-Bildungen. u ist als Determinativ und als Suffix bei weitem nicht so haufig gewesen als i und dementsprechend sind auch Erweiterungen von M aus seltener, wenn auch noch haufig genug. 1. Schon oben S. 117 ist darauf hingewiesen, daC im Slaw, regelmafiig und im Indischen sehr haufig die uStamme, insbesondere die Adjektiva durch das Determinativ ko erweitert worden sind. Vgl. abg. tinu-hu, ai. t&nukas : 1. tenu-is, abg. Qzuku 'enge', arm. ancuk, anjuk : ai. qhils. Es hat sich auch im Germ, eingestellt, vgl. got. handugs 'weise' zu einem Adj. *handusx) und hat sich vor allem im Nordischen ausgedehnt. Vgl. an. gofugr 'voinehm', hofugr 'schwer' usw. 2. Suffix -ro hinter M-Stammen hat sich verschiedentlich eingestellt und verbreitet. Hierher gr. ^xuP
Lettischen
bildet
-uma(s)
') Dazu vielleicht lit. kandus 'bissig' nach G r i e n b e r g e r , Unters. 110. Mir ist eine solche Gleichung lieber als die zweifelhafte Ableitung des lit. kandus von kdndu 'beiSe'.
230
Sufftxe durch falsehe Abstraktion.
[§ 154—156.
Vgl. mnkumas 'Schwere' : sunlcus 'x-hwer*; giluma 'tiefeStelle' gilus 'tief'; Hguma 'Ebene' : Vigils 'eben'.
155. Erweiterung von u- und eit-Stammen. u im Stammauslaut steht scheinbar neben w wie I neben i. Im allgemeitien ist u selten, da es urspriinglich nicht vorhanden war, sondern fiir einen w-Diphthong eingetreten ist. Vgl. gr. beixvoui neben ai. strng'mi. Immerhin gibt es doch Falle wie gr. oqppu?, dqppiioc;. So haben wir denn einfache Erweiteruugen in gr. 'Schande', x^Mvn 'Lippe', 1. lacuna 'Lache' : lacus 'See'. Viel bedeutungsvoller ist der Diphthong eu oder eu geworden, der ja in der Deklination der w-Stamme eine Rolle spielt. Im Indisihen gibt es Bildungen auf -cut, z. B. ved. jahndvt 'Tochter des jahnu', ved. vnsdvl 'Schatzkammer' : vasu 'gut'. Vgl. hierzu E. Leumann, KZ. 3J2, "294; Brugmann, IF. 1^, 1. Diese Bildungen sehen ganz so aus, als ob 7 an den Lokativ auf -eu getreten ware, jahndvi 'die bei Jahnu'. Wie dem aber auch sein mag, sie entsprechen genau den griech. Bddungen wie Nnpriig : Nripeui;, Bpionii; : *Bpiaeui;, indem dem ai. 7 wie so hauflg im Griech. -\b- entspricht.
An derartige Bildungen ist dann weiter das Determinativ -a getreten, vgl. oben § 71, und wir erhalten den sehr produktiven Typus -eibnq zur Bildung von Patronymika. Von den eu-Stammen ist im Griech. das Suffix -mot; ausgegangen, z. B. gr. pamXriio?, auch paaiXeio? : fJao"i\€u<; 'Konig', sowie -eiov in xa^K€iov 'Schmiedewerkstatt' : xaKKtix; 'Schmied". Ygl. auch gr. "f^veiov 'Kinn, Bart', ai. haiiarjas zur Kinnbacke gehorig' : gr. "fivvc;, ai. harms 'Kinnbacke'.
156. e vor dem Suffix, e ist in der Nominaldeklination so wenig verbreitet, daC man es friiher gar nicht beachtet hat. Erst allmahlich ist man darauf aufmerksam geworden, daC es auch Nomina auf e gegeben hat. Vgl. oben S. 75. Haufig dagegen ist v als Verbalstamm, wie in 1. habere, und auch der liegt Ableitungen zugrunde, obgleich das e von habere usw. vielleicht selbst wieder nominalen Ursprungs ist. AuGerdem erscheint e als Instrumentalsuffix und als Adverbia bildendes Element, und in der Ablativendung -e
§ 156. 157.]
Erweiterung von Bildungen auf -o.
231
Und schlieClich ist e in den Einzelsprachen auch z. T. aus einem Diphthong kontrahiert. 1. la den slaw. Komparativen auf e-jis ist wohl e der Instr. Sing, eines Adjektivums. 2. Dasselbe gilt von dem e in gr. ne.ar\eic, 'in der Mitte, mittelmafiig', und laeanTu 'mitten', da gr. |aeo"n- dem ind. Adv. madhjs, 'mitten' entspricht. Die lat. Endung -ftjre in supremus, extremus, postremus mochte ich mit dem e von got. hidre 'hierher', jaindre 'dorthin' zusammenbringen. (Lat. extra : extre- wie got. jainpro : jaindre-) Anders Brugmann, IF. 14, 14 f. 3. In lat. frigedo, gr. &\Yn&wv haben wir es wohl mit Ableitungen vom Verbalstamm zu tun. Ebenso in 1. loquela, suadela, mit Weiterwucherung in 1. tulela usvr. 4. Das 1. etum in quercetum 'Eichenwald' vergleicht Wackern a g e l , Ai. Gr. 57 mit ai. parijdtas. Das ist sehr unsicher, und etum bleibt unklar. Vgl. W a l d e unter bucetum. Vielleicht steckt doch darin ein selbstandiges Wort. 5. Von Nomina auf -e sind Fiille abgeleitet wie 1. vulpecula : vulpes, plebeiiis, plebecula : plebes, molecula : moles, fidelis : fides. 6. Die Hauptfrage aber bleibt, wie das e in den zsgs. Verben wie gr. e 1- habebam, sedebam, abg. sedeti usw. zu erklaien ist. 1m letzten Grunde wird hier doch eine Nominalform zugrunde liegen. 157. Erweiterung von Bildungen auf -6. o im Auslaut der Worte hat verschiedenen Ursprung. Einerseits geht es auf -6i, vgl. die oi-Stamme § 53, anderseits auf -ou § 52 zuriick. Drittens kann aber ein Kasus der o Daklination, oder ein Adverbium auf -o zugrunde liegen; 1. Das letztere ist der Fall bei den griech. Bildungen auf -iDTepog. Hier ist einerseits -T€po<; an Ortsadverbien auf -uu getreten, Vgl. dviuTepu): dvuu'oben'und danach KOiTUJTepoc;, toiuttpoc,: gffu), ^SdiTepoc; : eSuu; anderseits an die gewShnlichen Adverbien auf -u)(?), so aoepdjtepoi; : oo(piu(i;), Entsprechend gehen die gotischen Komparative auf -oza wie frodoza 'verstandiger' auf *frodo-jiza : Adverb. *frodo, das nicbt belegt ist, zuriick. Vgl. Hirt, IF. 12, 206 ff. Im Slawischen schliefilich finden wir e-jis, s. oben § 156, 1. Auf einer Adverbialbildung beruht auch 1. sero-tinus. 2. oi baben wir wohl in gr. cpcibwXo? 'schonend', qpeibuj\ii 'Schonung' : cpeibiu; eOxw^l 'fielubde', TepiriuXri 'Ergotzlichkeit', •navawXr] cRast', iXttujpf] 'Hoffnung' : ^\irfi;. 3. ou haben wir in gr. x^ibvri : X e ^? 'Schildkrote'; xeXuJvn neben x€^^vt1 'Lippe'; ei'btuXov 'Bild' : ai. viduras, lit. pavidulis 'Ebenbild'; KOpuuvd? 'gekrummt' : 1. curvus; KopiOvri 'Krahe' i 1. corvus; KOAUIV6<; 'Hiigel' : 1. columen, got. hallus, 1. kalvd 'Anh6he'. Weiter 1. patronus : gr. uarpum;, 1. patruus 'Oheim'. 1. mdtrona : gr.
232
Suffixe durch falsche Abstraktion.
[§ 157. 158.
gr. uiiuv6? cEnkeP : gr. uiu? 'Sohn'. 4. In andern Fallen hangt gr. -u> vielleicht mit den Bildungen auf -eu; Oder den Verben auf -ouu zusammen. Vgl. gr. beamu-rr|<; 'Gefangener' : beo^ieuw 'binde, fessele', oder ist -dixrii; aus -ovr\<; umgewandelt, nach dem Verhaltnis noXrrri? : it6\t?? 5. Eine schwierige Frage ist die nach der Herkunft der griech. Verben auf -6w, die in den nicht prasentischen Formen eine Stammform auf -6 aufweisen. Die Verbaladjektiva auf -otos \x\ab\Mt6q, haben eine Ankniipfung im lat. aegrotus und irn lit. juokuotas. Aber woher hier das 6 stammt, wissen wir nichl.
158. Erweiterung von a-Stammen. Da das Element « aufierordentlich haufig gewesen ist, so sind auch die von a Stammen (Nomina wie Verba) ausgehenden Suffixe sehr haufig geworden. Im allgemeinen wird es wohl nicht bezweifelt, dafi Suffixe der Einzelsprachen mit a von a-Stammen ausgegangen sind. 1. -anon, Adjektiva bildend, flndet sich hauptsachlich im ltalischen und Baltischen. Vgl. 1. decimanus 'zum Zehnten gehSrig', osk. dekmanniuls, 1. vilnonas 'wollen' von vilnOs 'Wolle'. Einige Falle auch im Griech. wie diKnriv6i; 'vollkommen', ireTer|v6c 'flugge'. Das lat. -aneus in extrdneus, subterr&neus 'unterirdisch' hat F. K l u g e , Stammbildungslehre mit Bildungen mit ahd. ostroni, nordroni, an. austreenn, norrcenn verglichen. 2. -awos findet sich in abg. Igkavii Vchlecht', kmvavu 'blutig' (Meillet 369). 3. -d,ros liegt vor in gr. dviapd; 'lastig' : Avici, trovripo? : ndvoq 'Mflhe'. 4. Im Griech. hat sich ein Suffix -dlos entwickelt, vgl. gr. oifT|k6s 'schweigsam' : av\r\. tibpriXo? cfeucht' : gr. fibuip cWasser". Anderer Art ist 1. aequalis, das man mit gr. 6ur)Xit<e<; 'Alter— genossen' zusammenbringt (M. L e u m a n n, Die lat. Adj. auf -Us 1917) und die dunklen Falle wie 1. talis 'so beschaffen' = gr. xn^iKOi;, prakrit. t&risa-. 5. Lat. opacus 'schattig' entspricht wohl abg. opako 'zuriick', ai. dpakas 'abseits liegend'. Hier ist aber Skos eher ein selbstandiges Wort, das zu -ank, s. o. S. 190, gehOrt. 6. Den griech. Bildungen auf a?-, -abac, wie cpuydc 'flflchtig", oben S. 128, entsprechen im Lat. solche auf -ax, wie fugax : fuga, pugnax 'streitbar' : pugna, nugdx 'possenhaft' : nugae, vor&x 'gefrafiig' : gr. popd, die produktiv geworden sind. Davon dann weiter Ableitungen auf ia wie audacia 'Kflhnheit' : aud&x. 7. -atos ist vielleicht schon in idg. Zeit von a-Stammen abgelSst. Vgl. 1. barbatws, lit. barzdotas, abg. bradatu 'mit einem Bart versehen'. 8. -atus hat sich in 1. equitatus 'Reiterei', eomitatus 'das Gefolge' von Bildungen wie *equitu, vgl. equit&re und gr. lirir6Tr]s losgelOst.
§ 158—160.]
Erweiterung von e-, o-Stammen.
233
Auf der andern Seite finden wir gr. &f6piyii>$ 'Beredsamkeit', I 'das Schreien', 1. senatus, magistr&tus, got. gauno/ius Trauern': gaunon 'klagen' und manniskodus 'Menschlichkeit'. 9. Irn Griech. hat sich ein Suffix -oicpiov ansgedehnt, z. B. XuipcUpiov 'Gutchen', £uXV|q>iov cHolzstuckchen', wobei wir es wohl mit dera Determinativ -bh, oben S. 133, zu tun haben. 10. Lat. -arius < asius stammt wohl von d-Stammen, ist aber seiner Herkunft nach dunkel.
159. Erweiterung von e-, o-Stammen. e-, o- bildet in den historischen Zeiten den am meisten verbreiteten Stammauslaut, und je langer, je mehr treten Suffixe mit e, o auf. Alt sind indessen wenige. Anderseits ist auch schwer zu entscheiden, wieweit hier der Auslaut zweisilbiger Basen, der im Griech. als e-, o- erscheint, in Betracht kommt. 1. -ejos bildet Stoffadjektiva im Griechischen, Lateinischen und Indischen. Man wird es in den Stammauslaut e + jo zerlegen durfen. Vgl. gr. xpuceoq, 1. aureus, ai. hiranjajas golden'; gr. dpYiJpeoc, 1. argenteus 'silbern'; gr. Xideo<;, 1. lapideus 'steinern'. 2. -ewos bildet denominative Adjektiva im Griech., Ita)., Abg., Ind., z. B. gr. TtiaWo? 'fett', 1. annuos cjahrlich' < *annewos, abg. Adamovu, ai. kes'avds 'langhaarig'. 3. -eno, -ono bildet Verbaladjektiva im Germ, und Balt.-Slaw., •vgl. got. fulgins und ahd. giwortan, abg. nesenu 'getragen', got. aigins. Entsprechend im Aind. vahanas 'fahrend', wo aber das a auch auf m zuruckgehen kann, vgl. oben S. 93. Der Ausgangspunkt entgeht uns, da die Bildungen fur unsere Erkenntnis primar sind. Im_ Griech. ist Suffix -Tr)<; sowohl an e, wie an o getrelen, vgl. gr. oiK^-rr)? cHausgenosse', br))n6Tri5 'einer aus dem Volke'. 5. Suffix --rris, -Trixo? hat sich zu -OTT]? entwickelt: KaKoxriq 'Feigheit', |i6Xav6Tr)i; 'Schwarze'. 6. Ebenso finden wir gr. -O€i? in CKI6EIC; 'schattig : OKIA usw.
160.
Erweiterungen von konsonantischen Stammen.
1. M - S t a m m e . a) n-Stamme durch Guttural erweitert liegt vor in dem germanischen Suffix -ing, -ung, das im wesentlichen die Zugehflrigkeit bezeichnet, vgl. Nibelung r Nebulones und oben S. 117. Ferner in 1. avun-culus, und weiter furunculus. b) M-Stamme durch d erweitert im griech. Suffix nd, 'Hpiibvbac, s. oben S. 128. c) M-Stamme durch t erweitert erscheint vielleicht im idg. Partizipialsuffix -nt. S. o. S. 126.
234
Suffixe durch falsche Abstraktion.
[§ 1:60.
2. r-Stamme. a) Durch Antreten von Det. no an r-Stamme bekommeu y\v ein Suffix -rno, das sich im Lat., Keltischen und Germanischen nicht gerade haufig tindet. Hierher 1. caverna 'Hohle' : gr. Kuap, vgl. oben S. 151. Dazu auch Volkernamen wie Arverni, Hiberui. In got. widuwairna m. eig. 'Witwensohn' > 'Verwaister', ahd. diorna 'Madchen', eig. 'Knechteslochter', zu got. pius 'Knecht', steckt aber wobl ein selbstandiges Wort (gr. Ipvo? 'SchoMng'V). b) Von Bildungen auf p ist im Griech. das Diminutivsufflx -apiov usw. ausgegangen, z. B. Kepbdpiov : Kepboc 'Gewinn', Kntrdpiov : Kf|Tro<; 'Garten', Kuvdpiov 'Hundohen'. Der Ausgangspunkt lafil sicb nicht trenau feststellen (ia^dpiov : iaxdpa 'Herd', ta\dpiov 'Korbchen' : TaXapoi; 'Korb'?). c) Am bedeutungsvollsten ist aber das Adjektiv bildende Suffix -ro, das durch Antreten von o (s. S. 186) an Bildungen mit Determinativ r schon iin Idg. produktiv geworden ist. Vgl. aiaxp6<; :
3. s-Stamme. Die Haufigkeit des s als Determinativ muG sich auch in der Weiterbildung der Suffixe aussprechen. In den klassischen Sprachen ist s mehrfach geschwunden. So ist z. B. 1. aenevs
namen. Wieweit das Litu-Slawische entlehnt hat oder urvervvandt ist, lafit sich schwer feststellen. Der Ausgangspunkt ist -dunkel. B r u g m a n n s Annahme, dafj fr an da-^ Komparativsuffix getreten ware, hat nichts fur sich. b) Von den griech. Ad.jektiven auf -r|<; sind mit Suffix -ja Abstrakta abgeleitet, wie gr. &\r|9eia : d\r|©r)i; 'wahr', £vbeia 'Mangel' : ^vber|<; 'rnangelnd', ^vepxeia 'Wirksamkeit' : ^vepY'i? 'wirken'. K l u g e 2 vergleicht dainit zueifelnd Bildungen wie and. NJdsea, ae. blips, blits Treude' < *blipisi : ue. blipe. Ware das richtig, so wiirde das dafiir sprechen, date es auch im Germ. Adjektiva auf -ex gegeben hat. c) Lat. -arius ist auf -Ctsios zuruckzufiihren. Aber der Ausgangspunkt entgeht uns.
4. d-Stiimme. Das Determinativ d haben wir oben S. 126 kennen gelernl. Es ist im Gegensatz zu andern Sprachen besonders hiiufig im Griechischen, und.
§ 160—162.] Umbildung voni Stammauslaut zum Suffix.
235
hier hat es denn auch in auCerordentlich starker Weise gewuchert. a) Zunachst haben wir die besonders starke Kategorie der Verben auf-iZeiv und -dZdw, die itn wesentlicben von den Bildungen auf -ib und -ab ausgegangen sind c (dX/rciZeiv choffen' : i\ni^, iXitlboq, c vondZeiv weiden': vo|»td<;, voiudbo? weidend'). Verba auf'-adj flnden wir auch im Germ., got. namnatjan, d. benamsen : gr. 6vo|udZeiv. b) Das diininuierende -ibiov ist aufierordentlieh verbreitet (Debninner § 293), vgl. dotribiov von dairic;. Daneben auch -ibiov, -ubiov, -ubpiov. r) Als Weiterbildung von -ib mufi auch -ibr\c,, das Patronymika bildende Suffix, aufgefafit werden (s. oben S. 128). Weiter davon -ibiui; 'das Juntte eines Tieres', z. B. dbeXqpiboOc 'Bruder- oder Schwestersohn', vielleicht von *dbe\
Diese Beispiele mogen geniigen, um das Prinzip klar zu machen. Eine wahre Suffixlehre muJ3 erst noch geschrieben werden und die Ausbreitung einer jeden Neubildung klar machen. 161. Umbildung vom Stammauslaut zum Suffix. In einer Reihe von Fallen ist der Auslaut eines Wortes mit zum Suffix gezogen, und daduroh ein neues Suffix entstanden. a) Das Ordinalia bildende Suffix -mo ist hochstwahrscheinlicli vom idg. *septm csieben' ausgegangen. Vgl. Kapitel 13. Also zunachst gr. ef5bo|uioc, 1. Septimus, ir. sechtmarf, lit. sekmas,
apr. septmas, abg. sedwyji, ai. saptamas und danacli: ir. ochtmaii, lit. asmas, abg. osmyji, ai. astomds. Weiter ai. poi/camds S5ter', navamds C9ter', umbr. nuvime, falls 'neunter', ai. dasamas.
b) Ebenso ist das gleichartige Suffix -to von dem Zahlwort fur zehn, idg. dekmt ausgegangen. Regelmafii.a: also gr. beKatoi;, got. taihunda und danai-h gr. IvaTO? 'neunter und weiter dyboaTO?.
c) In gleicher Weise erklare ich das Zahlabstrakta' bildende Suffix -d bzw. -ti, s. Kapitel 13. 162. Uberblick. Ich halte es fur angebracht, auch an einem einzelnen Suffix einmal die wesentliche Entwicklung zu zeigen, und ich wJihle dazu Suffix -no. Das Suffix -no ist an alle moglichen Stamme angetreten.
236
Die Wurzeldeterminativa.
[§ 162. 163.
a) Hinter s- oder <w-Stammen erscheint es als Adjektiva bildend. Da s in der Verbindung sn in mehreren Sprachen schwindet, so flnden vvir es in besonderer Gestalt. Wir treffen ini Griech. (paeivoq 'leuchtend' < *<pa/ea-v6<;: eno, vgl. 1. aenus 'ehern' : aes, ai. a/as 'Erz', venenum 'Gift' : tienws, eig-. 'Liebestrank'. b) /irt tritt an i - S t a m m e oder Bildungen auf i; z. B. gr. iapi-v6c,, 1. vernus, lit. vasarlnis 'sommerlich' von iapi 'im Fruhling'; gr. itepumvoc; 'jahrii:' von irepuffi 'vonu Jahr'. Danach dann gr. x £l nepi v °?/ '• hibernus c winterlich'; trr. £cnrepiv6c; 'abendlich', 1. vesperna; gr. vUKTepiv6c;, 1. nocturnus 'nachtlich' u. a. Alt ist wohl auch lit. desine 'die Rechte', abg. desinu, ai. daksitias, sowie etwa ai. harinds 'der ttelbe' = 'Gazelle' und was Brugmann, Grd. 2 % 272 anfuhrt. Dieses -ino ist im Aind., Griech., Litauischen produktiv geworden Eine Sammlung der altesten Falle bei B e z z e n b e r g e r , r^pa?, Festschrift fur Fick 165.1) c) -no trat an ?-Stamm, und bildet Adjektiva, die die Zuminus, gehorigkeit bezeichnen : j;r. diYXiotivo? 'nahe ! , lat. divinw, got. swein 'Schwein', got. gaiteins 'Ziegen-', lit. kaiminas 'Nachbar'. d) -no trat an Bildungen auf -ei, -oi. Ahd. swei-n 'Knecht', nach B r u g i n a n n 'der zu einetn selbst (svojj gehorige', got. meins < *mei-nos. e) -no trat an «-Stamme, vgl. gr. aiaxuvr] 'Schande'. f) -no trat an -ow-Stamme : gr. x6^1^'*"! 'Schildkr5te' : gr. KopOuvri 'Krahe' : 1. corvus. g) -no trat an o-Statnme, 1. silva-nus, insuln-nus usw.
Neuntes Kapitel. Die Wurzeldeterminativa. 163. Begriff und Erklarung. Der Begriff der «Wurzel» ist uns seit alters her aus der seruitischen Grammatik iiberkommen. Er bezeichnet d i e Form, die alien verwandten Verbal- und Nominalformen zugrunde liegt. Sie braucht als solche nicht mehr vorhanden zu sein. Diese konnen und miissen wir erschliefien. Wahrend wir nun beim Noraen einen sicheren Weg gehen, indem wir Stamm ') Bezzenberger leitet Suflix -inos aus -inos durch Akzentverschiebung her. An und tflr sich erkenne ich eine sekundare Verkurzung des I infolge Akzentverschiebung heute durchaus an. In unserm Falle halte ich aber die Annahme nicht fur wahrscheinlich.
§ 163.]
Begrift* und Erklarung. Beispiele.
237
und Endung oder Suffix unterscheiden, steht es beim Verbum anders. Nehmen wir z. B. 1. cado gegeniiber ahd. houwan, so zeigt das lat. Verbum das Mehr eines d. Beim Verbum kennt man aber solche «Suffixe» wie beim Nomen nicht. Man sprach daher von Determinativen, und da der Verbalstamm einer Wurzel gleichgesetzt wurde, so nannte G. C u r t i u s derartige Elemente Wurzeldeterminative. Die gauze Frage ist nach P o t t . EF. 2 2, 1, 460ff. und C u r t i u s , Grd. d. gr. Etymologie 5 59 ausflihrlich von A. F i c k , Vgl. Worterbuch der idg. Sprachen 2. Aufl., 1871, S. 927 ff. behandelt worden, ohne dafi seine Ausfuhrungen, da sie iibertrieben waren, rechten Anklang gefunden hatten. 20 Jahre spater erschien P. P e r s s o n s Buch: Studien zur Lehre von der Wurzelerweiterung und Wurzelvariation, Upsala 1891. So reiches Material P e r s s o n auch zusammengestellt hat, so haben doch die meisten Kritiker ein Gefuhl des Unbehagens seinen Ausfuhrungen gegeniiber nicht unterdriicken konnen, weil eben jegliche Erklarung fur die nicht zu bestreitende Erscheinung mangelte. Weitere 20 Jahre spater hat P. P e r s s o n sein umfangreiches Werk: Beitrage zur idg. Wortforschung, Upsala 1912, erscheinen lassen, in dem er sich teils mit seinen Kritikern (S. 553) auseinandersetzte, teils neues reiches Material fur die Wurzelerweiterung beibrachte. Wenngleich B r u g m a n n Perssons erstem Buch lebhaften Beifall zollte, so hat er doch in seinem Grundrifi «auf die Wurzeldeterminative nur selten Rucksicbt genommen». «Man mag», sagt er, «unsere Darstellung der Nominalformantien jedesmal mit der Behandlung der gleichlautenden Determinative bei Persson vergleichen», Grd. 2 2, 1, 11. B r u g m a n n wufite offenbar mit den Determinativen nichts Rechtes anzufangen.1) J ) P e r s s o n sagt jetzt Btr. 589: «Aus den vorstehenden Erorterungen ergibt sich, da6 die Wurzeldeterminative itn ganzen mit den gewQhnlichen verbalen und nominalen Stammformantien in untrennbarem Zusammenbang stehen. Der Unterschied ist nur ein relativer (entwicklungsgeschichtlieher). Die Determinative sind im allgemeinen als Formantien zu betraehten, deren Bedeutung verblafit ist, und die demgemafi mit der Wurzel mehr oder weniger fest verwaehsen sind.» Dem kann ich durchaus beistimmen.
238
Die Wurzeldeterminativa.
f§ 163. 164.
Was das Verstiindnis der Wurzeldeterminative gehindert hat, war offenbar der Umstand, dafi man das Verbum fur urspriinglicher hielt als das Nomen. Jetzt, da wir das Verbum aus dem Nomen erklaren, bereitet das richtige Verstandnis keine Schwierigkeiten weiter. Die Wurzeldeterminative sind mit den oben bebandelten Determinativen beim Nomen zum guten Teil identisch. Sie erscbeinen uns nur als Verbaldeterminative, weil die Nomina, die zugrunde liegen, ofter, wenn auch lange nicht so haufig, als man glaubt, verloren gegangen sind. Anderseits kann es sich auch um Zusainmensetzungen handeln. 164. Beispiele. Zunachst einige Beispiele: Wir besitzen das bekannte Verbum gr. Ceuyvuui cich spanne an', 1. jungo, ai. junajmi und daneben ai. jauti bindet', so daC wir genotigt sind, g als Wurzeldeterminativ aufzufassen. In Wirklichkeit liegt die Sache sehr einfach. Es gab ein idg. Noman jug', erhalten in ai. Inf. juj-e, a-juk 'nicht paarweise, ungerade', gr. 6|a6-£u£ 'Genosse', au-Zvi 'Gemahlin', 1. conjux, got. durcli -en (§ 104) erweitert gajuha, mit Det. om : ai. jug-am, gr. Zuyov. 1. jugum, mit Det. es abg. igo, got. jukuzi. Dieses jug, in dem man eine Verbalwurzel jug, 1. jungo usw. sieht, ist aber ein Nomen, und wir konnen es ohne Schwierigkeiten als Erweiterung von ju durch das Determ. -g (oben S. 118) fassen. Die alten Formen liegen noch vor. Zu ju gibt es eine regelrechle f-Ableitung in ni-jt'it f. eGespann', das dem gr. ai)-ZuH vollig gleich steht, aber nicht zu Weiterbildungen gefuhrt hat. Dazu gehort vielleicht noch lit. jdutis 'Ochse', leil.jiitis 'Gelenk'. Wohl aber finden wir ju mit s-Determinativ in ai.^os n. 'Heil, Glilck' und mit D. idg. jos in gr. Idivvuui cgurte', ZuuOTrip 'Giirtel', lit. jtiosta. Dieses jus kann auch in ai. jus-, jusan 'Fleischbriihe', \. jits, gr. t^\i.r\ vorliegen. Dem laUt sich moglicherweise mit (tt-Erweiterung ju-dh 'Kampf anreihen, wovon dann ai. judhjate 'kampfen', 1. jubere 'befehlen', gr. Oaiaivn 'Kampf. Die cWurzel' ju, die alle diesen Wortern zugrunde liegt, geht auf eine leichte Basis jewe zuriick, deren Dehnstufe jeu wir in ai. )duti 'bindet' finden. Dazu kann aber mit o-Determ. jewa gehSren. Ic-h sehe eigentlich keine Schwierigkeit, ai.jdvas, lit. javal 'Getreide', gr. Zed 'Spelf czu unserer Basis zu stellen. Die ursprflngliche Bedeutung ware Bund' gewesen. Aber selbst das einfaehe -ju kommt in den Brahmanas als 'Geselle' vor, und es kSnnte aufierdem in dem Sufnx ai. -ju vorliegen, das 'nach etwas strebend, etwas tun wollend' bedeutet.
§ 164.]
Beispiele.
239
So schlieCt sich also hier der Ring, und wir haben keinen vinerhorten Vorgang vor uns, wohl aber konnen wir tief hineinblicken in die Art und Weipe, wie sich die idg. Sprachen entwickelt haben. Ein anderes Beispiel. Die «Wurzel» *sru 'fliefien' liegt vor in gr. p^uu, ai. srdvati, lit. sravjii 'fliefie'. Alte Nomina haben wir in gr. pooi; m. 'Stromung', ai. srus f. 'Strom' fur *sreus, Gen. *sruvds und in ai. pari-srut usw. Man setzt daraufhin eine Basis *srewo an, die wir aber in sre + wo zerlegen konnen. wo ist hier deutlich ein Suffix. Die Wurzel ser, die hier zugrunde liegt, finden wir im Indischen ganz gewohnlieh, vgl. sisarti 'eilt, fliefit', sa-srds 'stromend', sdsris 'laufend, eilend', vaja-sft 'zu dem Preis des Wettlaufes hineilend', sva-sft 'in eigener Kraft vorwaits eilend', vi-sft 'sich ergiefiend'. Dieses srt k6nnte nun wieder die Grundlage einer «Wurzel» gebildet haben, was aber nicht geschehen ist. Dagegen finden wir mit jr-Determinativ ai. sfj -in nih-sfj 'ausgiefiend', srjdti 'giefst aus, lafit stromen' usw. Auf°s» mit p-Det. fuhrt man ai.°srp Infinitiv zuruck, zu ai. srp 'krieehen, schleichen', 1. serpere. Fiir den Begriff 'laufen' finden wir die Basis *dra, ai. dra 'laufen', gr. diro-bibpSOKUu, dru, ai. drdvati und dr em, gr. bpanetv, ai. dramuti. Man kannc diese ganz einfach vereinigen, wennc man die drei Nornina *drS Lauf, ai. dravds 'laufend', gr. bpono? Lauf zugrunde legt, die demnach alle Erweiterungen einer nicht mehr vorliandenen Basis der sind. Bei K l u g e , EWB. findet man ahd. tretan, d. treten, got. trudan damit verbunden, was von seiten der Form nicht zu beanstanden ist. Wie dr-5, : dr-em, so verha.lt sich g^-a : gw-em 'gehen', vgl. ai. jigdti, gr. £-|5n. : ai. gdmanti, gr. fSctivuu, 1. venio. Ein Wurzelnomen ga liegt im Indischen vor, wund ebenso gama-. Danach ware die eigentliche Basis der Wotte g , das wobl auf gu zuriickgehen milfite. gu ist naliirlich kein Urbestandteil, sondern konnte nur als Schwundstufe eines gewe aufgefafit werden. Dabei fallt einem sofort das gr. Trp£a($e/e<;, ai. puro-gavas 'Ftihrer' neben puro-gas ein, in denen diese Basis vorzuliegen scheint. Auch ai. sqgavds m.' 'die Melkzeit, wo die Koine zum Melken zusammengetrieben werden'' ist leichter als cdas Zusammenkommen' aufzufassen denn als eine Zss. mit gaus 'Rind'. Diese Beispiele mogen geniigen, um das Prinzip klar zu machen. Einerseits ersieht man aus ihnen, wie fruchtbar die Lehre von den WD. sein kann, anderseits welche Gefahren sie bietet. Es bleiben eben in zahlreichen Fallen nur einzelne Konsonanten oder Vokale als «Wurzel» und zur Vergleichung iibrig. Und da man sich um die Bedeutungen nicht viel kummert, so lafit sich vieles zusammenbringen. Die Hauptaufgabe wird es bleiben, die
240
Die Wurzeldeterminativa.
[§ 164.
Zwischenglieder aufzufinden, von denen die F o r m e n a b g e l e i t e t s i n d . So ist die Basis gu nicht bloC erschlossen, sondern man kann sie noch im gr. )neffO*ti-Tu(g) 'inmitten', ai. adhri-gu 'unaufhaltsam gehend', vgl. aueh madhjdju- cnach der Mitte strebend', u. a. erblicken. Anm. In seinen «Beitragen», dem letzten grofien Werk, hat P e r s s o n ja ganz richtige Gedanken fiber die Herkuni't der Wurzeldeterminative (s. o. S. 237) ausgesprochen, aber trotzdem werden ihm viele nicht beistimmen, ganz einfach darum nicht, weil es nicht angeht, die Worte einfach nebeneinander zu stellen. Wenn man die Zwischenglieder nicht aufzeigen kann, so hat das Ganze wenig Wert. Um zu zeigen, wohin Perssons Melhode fu'hrt, diucke ich hier einen Abschnitt aus seinem Werk, S. 839 ab. Unter Weglassung des Unwesentlichen heifit es dort: «Um er(e)-, ere-, eri-, eru- 'leifien, aufreiSen, ausreifien, zertrennen, spalten, schinden's gruppiert sich eine ganze Masse von Ableitungen: 1. Mit Guttural: a) ai. rknas 'geschunden, kahl, gerieben', rksas 'kahl', rksaras 'Spitze, DorV, lit. j-erka, pra-j-erka 'Schlitz' und mit andrer Ablautsstufe (rek-, rok-) lit. ranku, rakti caufstocbern, aufpicken', rakstis 'Splitter, Dorn', lett. ruku, rakt 'graben', rakn'&t 'die Erde aufwiihlen'. b) j'-Formen in ai. rikhati, Ukhdti 'ritzt, kratzt' usw., ai. rekhs, 'geritzter Streifen, Linie, Strich', gr. dpelKiu 'zerreiSe, reifie auf, zerschrote', intr. 'zeibreche', kymr. rhicyg cRifi, Spalte', ahd. rlga, mhd. nhe, rige 'Linie, Reihe' (eig. Ritze, Streifen', lit. riek'it 'schneide', pfliige'. c) M-Formen in ai. luniati crauft, rupft, reifit aus, reifit ab usw., 1. runcare, lett. ruk'et 'wiihlen, schuren. scharren', vgl. auch ai. ruksah 'rauh', ahd. ruh dass., lit. raiikas, raukslas 'Runzel' (eig. 'Rifi, Furche'), wozu mit andrer Stufe des Gutturals 1. ruga 'RunzeP, vielleicht auch arrugia 'Stollen im Bergwerk', corrugus. Schliefilich beruht wohl auf 6pu- 'Graben', vgl. bes. ofipo? 'Graben, grabenartige Vertiefung' aus *6p/b?, gr. opiiaau) aus 6puxjuu. woneben auch Formen mit f (6'puyna, dpuyn)"2. Erweiterungen mit Labial: a) Ai. rdpas 'Gebresten, kflrperlicher Schaden, Verletzung, gr. lpimo[xai 'rupfe, reifie ab, fresse' usw. b) Gr.
§ 164. 165.]
Bemerkung.
241
3. Erweiteruugen mit Dental: a) ai. drdati, rdati 'zerstiebt', arddyati '(zersplittert) verwundet, tetet', aw. amdus 'Verletzung, Hieb', lit. ardau, arditi 'aus Teilen Zusammengefiigtes trennen', ardus 'zerstorend' und mit andrer Ablautsstufe ai. rddati 'macht Vertiefungen, Offnungen durch Ritzen, Scharren, Graben, Furchen', vi-rad 'zertrennen' usw. b) Awn. rlta 'ritzen, schreiben', schw. rita 'ritzen, zeichnen', mnd. rxten 'reifien'. c) Lat. rudus '(zerrissenes) zerbrockeltes Gestein' usw., rudis c (rissig, rauh an der Oberflache) roh, unbearbeitet' usw., awn. reyta "reifien, ab-, ausreifien, zerreiSen', rotinn rvei'fault' ( = zerrissen, zerfallen usw.). 4. Erweiterungen mit s: a) Ai. riati csto6t, slicht', rstis 'Speer', aw. arsti- dass., lit. erskitis cDornpflanze'. b) Aw. raesa- 'Spalte' (in der Erde), flbertr. raes- cleil)lichen Schaden tun, nehmen', ai. risjati 'nimiat Scbaden, beschadigt', awn. vista Ho cut, slash, slice, carve, scratch (of characters), mhd. rist, awn. ristill Tflugschar', lett. risums, risens 'Rifi, Schlitz', rist 'auftrennen, schlitzei)', abg. reiiti 'solvere' usw. c) Ahd. riostar, riostra 'stira, dentile', isl. rusl "quisquiliae, Gerumpel', lit. raus'ii, rausti 'wtihlen', abg. rusiti 'solvere, diruere'. Bei diesen Zusaminenstellungen bleibt, wie wir sehen, nur r als «Wurzel» iibrig, und es ist jeder Moglichkeit Tur und Tor geoffnet. Man wird bei der Untersuchung der Wurzeldeterminative besonders auch auf die Bedeutung achten mussen. Gewifi beriihren sich die Bedeutungen von treten und laufen (dra) s. o., aber sie sind doch nicht identisch. Dafi hier ein blofier Zufall vorliegen kann, era-ibt sicb daraus, daS wir eine Basis dere noeh haben in gr. bipui 'schinde', d. zerren und *derewo 'Baum', die doch schwerlich zusammengehoren. Und gr. bdpKOnai csehen', ai. daddrsa lftSt sich unschwer in eine Basis der + WD. h' zerlegen, wie ja P e r s s o n , WD. 11. auch getan hat. Wir haben also vier Basen dere im Idg., die auch die kiihnste Phantasie schwerlich wird vereinigen konnen. 165. Bemerkung. Die als Wurzeldeterminative auftretenden Elemente sind zutn guten Teil dieselben, denen wir beim Nomen als Determinative begegnen. Nur ist manches beim Verbum, anderes beim Nomen haufiger vorhanden. Das mud so sein. Denn im grofien und ganzen stammen die Verbal- oder Wurzeldeterminative aus einer wesentlich alteren Zeit als unsere Nominaldeterminative. Auch kann der Schein tauschen, und die Wurzeldeterminative konnen andern Ursprung haben, z. B. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
16
-242
Die Wurzeldeterminative.
[§ 165. 166.
wie Wurzeldeterminativ dh aus einem selbstandigen* Wort entstanden sein. In gr. ia&iw 'essen' hat R r u g m a n n, JF. 32, 69 das ft aus dem Imperativ £a9i, ai. addhi erklart. Und ebenso ist vielleicht abg. idq Mch gehe' aus dem Imperativ *idhi, ai. ihi, gr. idi hervorgegangen. Ebenso kann man aueh abg. jadg 'ich gehe' aus dem Imperativ *ja-dhi, ai. j&hi erklaren. Das lit. Pras. veizdmi ist aus dem Imp. *vid-dhi > alit. veizd(i) 'sieh' erwachsen.
Man darf also auch hier nicht alles iiber einen Kamm scheren. Anderseits kommt die Anpassung von Suffixen in Betracht der Art, daC sich ein Wort nach einem bedeutungsverwandten gerichtet hat. Darauf hat zuerst Bloom field, Am. Journ. of Phil. 12, Iff., 16, 409 ff. aufmerksam gemacht. Spater hat G i i n t e r t in seinern Buche Uber Reimwortbildung im Arischen und Altgriech. 1914, IB. Ill, 1 auf vieles hingewiesen. Und schlieflliefilich sind im Auslaut der idg. Basen vor angetretenen Endungen oder Suffixen Laute geschwunden, vgl. Bd. 1, 289 ff. und dadurch sind Erscheinungen aufgetreten, die ganz den Eindruck von Wurzeldeterminativen machen. So bat P e r s s o n , WE. 120 von dem Verhaltnis von idg. djeus, ai. djaus, gr. ZeO?, Akk. *djem, gr. Zf|v, ai. djam zwar an erkannl, dafi es durch Schwund des u entstanden sei, aber er vvarnt davor, alles fiber einen Kamm zu scheren. Man wird aber sicher mit dieser Erkliirungsart in weitem Umfang rechnen mussen. Wir konnen glficklich sein, wenn wir in dein Ablaut einen sicheren Filhrer gewinnen.
Ich stelle im folgendpn Material fiir die Wurzeldeterminative zusammen. Natiirlich ist keine Vollstandigkeit beabsichtigt, die ja auch absolut nicht zu erreichen ist. In den beiden umfangreichen Werken von Persson ist sehr viel verzeichnet, von dem vieles hierher geho'rt, vieles aber auch gewifi anders aufzufassen ist. 166. Das Determinate e oder ei. In meinem Ablaut habe ich exe(i)- Basen aufgestellt. Die Kritiker meines Ablauts haben mit grofiem Eifer immer wieder daraaf hingewiesen, daC e ein angetretenes Element sei, weil neben den efi>Basen auch unerweiterte e-, o-Basen standen. Dieses Problem beschaftigte mich damals iiberhaupt nicht, sondern es kam mir nur darauf an, nach-
§ 166.]
Das Determinativ e oder ei.
243
zuweisen, daB es im Idg. Worter auf -ei gab, die bestanden haben, ehe der Akzent wirkte, und die demgemaO Ablaut zeigen mufiten.1) Das ist mir auch gelungen. Denn es stehen neben den Formen auf S klarlich Ablautsformen mit i. Das geht aus dem, was ich IGr. 2, 58 und 215 zusammengestellt habe, deutlich hervor. Auefuhrlich dartiber IP. 10, 20 ff. Es geht hervor aus dem Verhaltnis von: gr. uaivoncu : £|udvr}v; 1. habere : habitus;
ahd. habeta : as. hebbiu; lit. yirdz ii : girdeti 'horen'; abg. buMg : budeti usw.
Jetzt handelt es sich aber um etwas wesentlich anderes, namlich um das Wurzeldeterminativ e : i. Dafi viele Verbalwurzeln regelrecht durch e erweitert sind, ist ganz klar. Wir haben also ein Wurzeldeterminativ vor uns. Wie ist dieses aufzufassen? Es schien mir am nachsten zu liegen, auch hier wie in den spateren Fallen von Nominalbildungen auf -e(i) auszugehen. Die Grundlage von 1. sedere ware 1. sedes 'Sitz', von gr. Trem&rjOuu 1. fides usw. Aber die Nomina, die zugrunde liegen konnten, sind nicht gerade haufig, und denkbar ist es auch, dafi wir ein verbales stammbildendes Element vor uns haben. Lat. lucere geht auf luke und dieses weiter auf Hukejo zuriick. Es konnten demnach sehr alte jo-Verben vorliegen. Ich kann dieses Problem vorlaufig nicht losen, und stelle daher nur den Stoff zusammen.2) gr. Fut. Kadi&iauj, 1. sedere, ahd. sitgen < *sitjan, lit. sedeti zu sonstigem sed, 1. praeses, ahd. anaseggo. Vgl. 1. sedes; gr. olw < *odjo, Fut. 6Zr\aw, 1. olere, lit. uodz'u: 1. odor, lit. uosti 'nechen3 usw.; gr. (ite)nidricu), got. bidjan, I. fides 'Zutrauen' : gr. iUitoi9cc; gr. eibriaiu 'ich werde wissen', 1. videre, got. witan, Prat, witaida 'auf etwas sehen, beobachten', abg. viditi, ai. vedi-tum : gr. oiba, 1. vidl, got. wait usw. abg. vruteti 'wenden', ai. vartis n. Mer Umlauf : 1. vertere, got. wairpan; 1. lucere 'leuchten', ai. rocis n. 'Licht' : 1. lux 'Licht', gr. \EUK6? 'weifi' usw. ») Wenn R e i c h e l t , BB. 27, 68 ff. sagt, ich hatte Idg. Ablaut, S. i'5 eine neue Theorie der idg. Wurzetn auf'gestellt, so ist das falsch. 2 ) Vgl. hierzu H u b s c h m a n n , IF. A. 11, 52; R e i c h e l t , BB. 27, 68 ff.; P e r s s o u , Btr. 721.
244
Die Wurzeldeterminative.
[§ 166. 167.
abg. veleti 'wollen', ai. vrndti : 1. vel, lit. pavelmi cwollen; got. munan, Prat, munaida 'gedenken', lit. mineti, abg. mineti c putare', gr. |uavf|va(, got. muns 'Gedanken' <^ *munis : 1. memini, gr. u^ovct; 1. jubere 'befehlen', lit. judeti cwackeln, wanken. schwiinken', ai. judhjati 'kiimpft' : 1. jussus, ai. juddhds, gr. ua^ivr] 'KampP.
Weitere Beispiele bei P e r s s o n , Btr. 721. Es ist nicvht zu bestreiten, dafl wir in dem e mit der Schwundstufe i eine alte Erweiterung vor uns haben, und daC e-Basen in weitem Umfang neben e-, o-, aber auch neben a-Basen stehen. An das Wz.-Det. e sollen aber weitere Elemente angetreten sein. So stellt P e r s s o n , Btr. 636 ai. radhati 'macht zurecht', abg. raditi csorgen', got. garedan 'Vorsorge treffen' : gr. dpapiaKuu 'fuge'. Hier wird aber dh die Basis dhe 'tun' sein. Ferner lit. efdvas cweit, geraumig' : abg. reduhu Varus'.
Mir scheint diese Annahme noch nicht bewiesen zu sein. 167. Wurzeldeterminativ -a. Aus Fallen wie ai. dr-a 'laufen', gw-a 'gehen' gegeniiber drom (gr. bpouoq) und gwem (d. kommen) ergibt sich mit voller Deutlichkeit, dafi a eine «Art Suffix» ist, wie dies, allerdings mit Unrichtigem gemischt, schon B r u g m a n n , MU. 1, 1 angenommen hatte. Er sab. in dem a mancher Verben ein «Suffix» a, das an die schwachste Stufe der Wurzel getreten sei. In vielen Fallen handelt es sicb dabei urn unsere exa-Basen, von denen es in der Tat feststeht, daC sie oft neben leichten e-, o-Basen stehen. Man kann nun die Sache ganz einfach auffassen. Das Wurzeldeterminativ -a ist nichts weiter als das Nominalsuffix -a, und die exa-Basen stellen Nomina auf -a dar, die vor der Wirkung des Akzentes bestanden haben. Wie es nun in geschichtlicher Zeit o-Stamme neben e-, o-Stammen gegeben hat, so kann es auch in der Zeit vor der Wirkung des Akzentes gewesen sein, d. h. es haben schwere Basen neben leichten gestanden. Beispiele: Basis (e)ja. Wenn wir eine Basis *ejo 'gehend' mit Vollstufe II -j6 antreffen, so kann dazu sehr wohl ein *ja gebildet sein, das wir z. B. in ai. pra-ja f. 'Vordringen, Anlauf, ai. rna-jti, 'Schuld verfolgend' vor uns haben. Und dieses ja ist nun wieder die
§ 167.]
Wurzeldeterminativ -a.
245
Grundlage fur zahlreiche Ableitungen nominaler wie verbalei- Natur geworden. So flnden wir im RV. jd-tdr 'Verfolger, Bestrafei'; jd-thas c Bahn' in dirgha-jathds; janam 'Wagen'; jamas 'Gang', Java m. 'Verfolger, Angreifer'. Dazu kommen aus den verwandten Sprachen 1. janus Torbogen', wozu j&nitor, j&nua, mir. CUh 'Furt', lit. joti 'reiten5, abg. jadQ cfahre'. Soweit liegen die Tatsachen ganz klar. Alles, was vorkommt, kOnnen wir auffassen als ausgegangen von dem Nomen *j&. Man muS nur noch fragen: 1st dieses Nonien gebildet, ehe der Akzent gewirkt hat oder nachher? Im allgemeinen erscheint ja als eine starre Basis, und so k6nnte man geneigt sein, es f'tir verhaltnismafiig spat gebildet zu halten. Immerbin ftndeu sich ein paar Falle mit i, wie z. B. imdhe im Veda, die gewohnlich zu Basis ei gestellt werden, die aber theoretisch genommen aueh ziijd gehSren k6nnen. Wahrscheinlich ist aber ja stair. Etwas anders als mit ei und j& steht es mit der Basis *dema 'bauen' (Ablaut 343), mit der die Basis doma 'zabmen' (Ablaut 344), wie ich mit M e r i n g e r , W a l d e und andern annehme, zu vereinigen ist. Wir kommen dadurch in die gliickliche Lage, alle theoretisch geforderten Ablautsstufen auch wirklich zur Verfugung zu haben. Ich zweifle heute nicht daran, dafi wir von einer leichten Basis *deme mit der Bedeutung 'Haus' auszugehen haben. Zu dieser geh6rt der Genitiv *dems in gr. b€a-n6rr\z '(Haus)herr', die Schwundstufe dm in gr. bd-irebov 'Fufiboden', lit. dim-stis cHof, Gut', der Lok. + en *dom-en, wo von 1. dominus und manches and ere. Dazu die o-Bildung gr. 66(uoi;, abg. domii, ai. ddmas 'Haus', wohl ausgegangen vom Akk. *dom-om (s. S. 95). Weiter die M-Bildung : 1. domus, abg. domii, ai. ddmunas 'zum Hause gehOrig', gr. b\iti)<; cSklave'. Weiter die es-Bildung in 1. domes-ticus, und schliefilich eine S-Bildung in gr. nea6-bnr\ 'Querbalken'. Davon ist ai. ma-nas 'Bau, GeMude, Wohnsitz' (der Gotter), falls aus *dma-nas ebenso abgeleitet, wie ai. ja-nam (s. o.) von jS,. Die Bildung gr. btxr\ geht auf idg. dmS, und dieses weiter auf *dema zuiuck. Denn wir finden Ablautsformen, die dieses voraussetzen, nam!ich: VI gr. U\na^ ' G e s t a l l ' . RS ai. dqtds ' g e z a h m t ' , gr. dbd(xaTO?, u j ; In d e r "Verbalbildung v e r h a l t sich gr. Peif. b£b|ari Ka > - ^ o r -
b\xr\ genau wie ai. jajau,
aj&sam : j&.
Die Falle ja uud dma konnen als Muster dienen, wie das Wurzeldeterminativ a erklart werden muC. Weitere Beispiele: Aind. Wz. ji 'ersiegen' ist leieht, vgl. Pras. jeSi, Verb, jitds. Dazu mit a-Det. a.i.jja f. 'Gewalt', erhalten in ai. parama-jja, gr. fSici. Dieses Wort hat schon bestanden, ehe der Akzent gewirkt
246
Die Wurzeldeterminative.
[§ 167.
hat. Denn wegen ai. jindti 'tiberwaltigen', Verb, jltds mussen wir eine Basis *gv>eja ansetzen. Ai. psa, 'aufzehren' ist a-Erw. von bhas 'verzehren5. Ein Nomen psa ist nicht belegt, wohl aber vorauszusetzen. Neben Basis pete 'fliegen', ai. pat steht die schwere Basis *peta in gr. TCTr)(JO(iai, eitrriv (dor. Jitrav). Das Nomen haben wir in gr. d)KU-ireTr|<; cder schnell fliegt, lauft', sowie in KOT?\ Tlug', wenn aucli nicht mit der zu erwartenden Schwundstufe *pt&. Diese ist noch aufzusuchen und vielleicht irgendvvo in einem veidunkelten Kompositum erhalten. Die schwere Basis der a 'spalten' (Ablaut °2!29) ist _ erweitert aus der leichten Basis dere, vgl. ai. dftis 'Schlauch', dartd m. 'Zerbrecher', gr. bepuot cHaut'. In gr. bops f. 'die abgezogene Haut' liegt die <J-Erweiterung umgewandelt vor. Idg. ghewe\o und gheica 'giefien, opfern'. Zu der leichten Basis ghewe finden wir ai. juhoti 'er giefit', gr. xiw 'giefle5, D. in gr. xii)vvu|ai. Das Wurzelnoraen flndet sich in juhu f. 'Opf'erloffel', Akk. *juhuam, J. juhud usw. Eine i-Erweiterung in ai. -hut, Verb. hutds Ve°pfert', eine rf-Erweiterung in gr. xu-bnvi wozu d. gieMen, got. giutan. Dazu die Erweiterung mit a *ghewd, die neben *gheteo steht wie gr. xoo? neben \oi\. Dazu gehort das Verb ai. hiitds, ai. havltave und ai. hvd crufen'. Idg. deje\o und deja 'glanzen'. Die Basis deje eglanzen' in ai. diiiam cTag', abg. dint, 1. nundinae 'Wochentag'; dazu mit Suffix -wo, idg. *deje-ivo, 1 dlvox 'gottlich', idg. *djeus, gr. Zeu?, 1. dies, ai. djaus cGlanz, Tag, Zeus'; mit a-Determinativ die schwere Basis *dejd. wozu ai. di 'strahlen, leuchten', 1. Diana, mit ^-Erweiterung ai. dipas 'Leuchte' und die Wz. dip cleuchten'. Idg. skeje und skejii 'scheinen'. Die Basis skeje wohl in got. skeirs cklar' und ahd. skero 'schnell' mit e2. Dazu gr. OKioi 'Schatten', ai. dhajd, got. skeinan 'scheinen', abg. singti. Idg. tert und terd, 'durchbohren, durchdringen'. Neben der schweren Basis tera chindurchdringen\ an deren Dasein nicht gezweifelt werden kann. vgl. Verb. ai. tlrnds, Pras. tirdti steht nach P e r s s o n , Btr. 639 eine leichte Basis ter. So leicht es an und fur sich ware terd von ter abzuleiten, da wir im RV. das Nomen tra m. 'Beschiltzer, Behiiter' flnden, so ist doch die leichte Basis scheinbar nur schwach belegt. Denn Inf. tartum, auf das sich P e r s s o n stfltzt, tritt erst im Epos auf, und -tarman ist im RV. nur in der Zss. belegt. Aber es kommen gr. tip\xa cZiel, Endpunkt', T^puuiv, 1. termen, terminus hinzu, die immerhin auffallig sind, aber doch die leichte Basis nicht sicher erweisen kSnnen. Wahrscheinlich aber wird die Annahme durch die ai. Wz. trd 'spalten, bohreir. Vgl. ai. tardds AV. 'Kafer', tradds 'Eroffner, Freimacher' RV. nebst trd als Verbale und trdilds 'lochrig, poros^.
§ 167.]
Das Wurzeldeterminativ -a.
247
Wir haben also von ter eine Bildung mit WD. d und damit ist Basis ter(ej erwiesen.1) Idg. ghwene und ghwena. Ai. hdnti 'er schlagt', Verb. hatds, gr. -cpaT6? cget6tet\ lit. ginti 'jagen' sind deutliche Belege fur eine leichte Basis. Ai. ghdtds 't6tend\ lit. ginti 'wehren', serb. zHi 'ernten', eig. 'hauen', sprechen ebenso bestimmt fiir eine schwere Basis. Die beiden Basen stehen nicht anders nebeneinander wie gr. cpovoi; 'Mord' und cpovr) dss. Idg. rente und remd 'ruhen'. Wegen ai. ratas ist at. ram 'zufrieden sein oder machen' leicht; gr. rip^uct cruhig', ai. ramnati 'zum Stillstand bringen', lit. rimti 'ruhig werden' weisen auf eine schwere Basis. Idg. are und ara 'zusammenfiigen'. Ai. irtnds, serb. rdmo weist auf eine Basis idg. ar&- 'Arm', wozu got. arms, 1. armus. Dazu stellt P e r s s o n , Btr. 634 die leichte Basis ar(e) in gr. &p|n6<; 'Gefiige, Gelenk, Schulter', ftp&pov, 1. artus cGelenk, Glied' und weiter dazu ai. aram 'passend', gr. &p|i€voi; 'gefugt' u. a. Idg. h'ere und h'era stehen zweifellos nebeneinander. Vgl. gr. Kipac, 'Horn', Kdpnvov 'Kopf ai. sirsdm dss.: ai, ifvgam 'Horn', 1. cornu usw. Zu I. hi&re, lit. zoli 'gahnen' fehlt die einfache Basis. Sie ist aber aus ahd. ginen, d. gahnen zu entnehmen. Das Nomen *ghejd liegt in VII clem gr. X'I'W 'das Gahnen', yy\\r\ 'gespaltene Klaue' zugrunde. Idg. pere und per a 'hinHurchdringen" stehen zweifellos nebeneinander. So baben wir pera in gr. irepdw cdurchdringen', r. pordtn, s. pram 'Fahre', gr. u^pvrmi 'verkaufe', gr. itpSTTUj etue' neben pere in 1. portus, ahd. furt usw. Idg. bhere und bhera. Die set -Basis tritt zwar scheinbar in mehreren Sprachen auf, abg. birati, ai. bliaritram 'Arm', gr. (p^perpov 'Trage, Bahre', aber die Schwundstufe weist doch sicher auf eine leichte Basis, so dafi es sich urn analogische Neubildungen handeln diirfte. Die Basis k'lewe 'horen', gr. K\0UU, ist leicht gewesen. Es kommen aber in der Schwundstufe sicher M-Formen vor, abg. slysati, mnd. lilschen, ahd. (h)lut. AuBerdem hat lit. Hans'u StoSton wie serb. slusati. Es konnte also doch eine a-Erweiterung gegeben haben. Daneben steht allerdings auch eine e-Basis, vgl. 1. cluere, gr. KXeribUiv ( P e r s s o n , Btr. 652).
a ist ein Determinativ, hinter dem selbst wieder andere Elemente angetreten sind, vgl. gr.
) Daneben gibt es noch andere Erweiterungen. Denn schliefilich kOnnen gr. xp^iruj Vende', 1. torqueo 'drehe' noch dazu gehoren.
248
Die Wurzeldeterminative.
[§ 167. 168.
Ai. dirghds 'lang' bildet mil ai. draghmdn 'Lange' ein regelrechtes Ablautspaar, zu dem weiter pert), dug, lit. ilqas und mit VI gr. £vbeXex>K 'fortdauernd' zu stellen ist. Basis also *delagh. Unklar ist dabei gr. boXixog, das ich folgendermafien auffasse. Auszu^-ehen ist von dela. Dazu gehort ein *dol-i (gr. boXix6c;) wie z. B. gr. TTOXI-I; zu ai. purbhis, A. h. an die V deh ist i getreten, wobei 3 geschwunden isl.. Das einfache del-i k8nnte noch in abg. po-dUi 'langs' stecken, wozu ah;;1, prn-diliti. Gr. boXix6<; ist eine Kreuzung aus doli- und *&eAax
§ 168. 169.
Determinativ 6, u.
!249
Dasselbe Verhaltnis wie gno : gnd, haben wir bei den Basen ster& und stereu 'ausbreiten'. sterd finden wir in 1. strdvi, stratus, ai. stryami. Daneben steht got. slraujan, ai. strnoti 'streuen', ). struere 'aufschichten'. Zu diesern stereu gehort regelrecht gr. axpuuTdc; 'ausgebreitet', OTpuj|Lia cStreu', atpu>pivr\, £o"Tpu)TO. Vgl. das folgende. Fur abg. stireti miifdle man noch eine «i-Basis ansetzen, wenn es nicht eine Umbildung ist. Gr. HX.UJT6<; 'schiffend, schwiinmend' vei'gleicht man mit got. flodus c Flut\ Stamm pis. Dieser gehort zu gr. iz\iui 'fliefie', ai. pldvate 'schwimmt' usw., plav&s 'schwimmend', m. 'Boot, Nachen', russ. plov 'Kahn', gr. Tt\6o? 'Schiffahrt'. Dazu auch wohl 1. plorarb W. S c h u l z e , KZ. 40, 120). *plewo konnte zur Basis pele 'fullen' gehOren. Gr. xpibuu cverle(ze, schade, Ti-rpiljaKuu 'verwunde' ist die D. zu gr. rpuxu) 'reibe aul', -ripvq 'abgerieben, schwach', tereu ist aber Erweiterung der Basis ter s. u. idg. held 'spinnen' in gr. KXUI-SUJ spinnen' : 1. colas, colus 'Spinnrocken' : ai. krndtti 'spirmt'. Idg. gwer6(u) "'verschlingen' erschlieSe ich nicht nur aus gr. PippdiaKU) 'verschlinge', ppu&na 'Speise', ppiuai? dss., ppuuTO? dss., sondern auch aus der Schwundstufe PpuKuu 'beiSe'. Daneben steht gwera in gr. fiopd 'Frafi', 1. vorare. Vgl. ubrigfins 1. glutlre 'verschlucken, verschlingen', das auf eine Basis *gu>elou neben *gwerdu weist. Vielleicht Kontamination. Idg. jos 'binden', gr. Zdjvvum 'gflrte', Zu>cnr)p 'GOrtel', lit. jAosta 'GiSrtel', abg. pojasu : 1. jungo. Vgl. weiter ahd. struot : gr. p^iu (s. u.), got gakroton c zerbrechen' : gr. TpO s. u. A n m . W a l d e , Stand d. Spr. 760 halt fur CTpiuti? an der alten Erklarung de Saussures fest, die er etwas modih'ziert. Wenn ich auch die Bedeutsamkeit yon Waldes Ausfuhrungen nicht verkenne, so werden die oben angeiiilirten Falle, in denen o auf einen li-Diphthong zuriickgehen kann, doch stutzig machen. Mit dem Nebeneinander verschiedener Wurzelerweiterungen miissen wir unbedingt rechnen, und da man das no in gr. •fvwzoi;, 1. notus sicher nicht auf tna (n) wird zuruckfuhren wollen, so scheint es mir auch bei gr. piu und \w zweifelhaft. Wer gr. OTpuuToq und lat. stratus vergleicht, kann ebenso gr. T V I ^P'M 0 ? c kenntlich, bekannt' und 1. gnarus 'kundig' zusammenstellen. Vgl. aber auch 1. ignoro. Auch 1. plenus t-ntspricht nicht ai. purnds, sondern ai. pranas. De Saussure sah ja Much in op, o\ die Vertretung seiner langen r, I. DaTon sind wir abgekommen.
169. Determinativ u.1) Mit o aus ou steht WD. u oder we in engsten Zusammenhang. Ob dies mit unserm oben behandelten Element u eins ist, scheint mir bei der Haufigkeit, mit der dieses WD. auch in ablautender Form auftritt, zweifelhaft. Die w-Erweiterungen sind in der ') Persson, WE. 122.
250
Die Wurzeldeterminative.
[§ 169.
Tat sehr haufig, und recht deutlich zu erkennen, so daC wir es offenbar unit verhaltnismafiig jungen Bildungen zu tun haben. Beispiele: Ai. dr-avati 'lauft', dravaa 'laufend' : ai. dra, gr. dirobt&poiOKUJ, s. o.;
gr. Zetis, ai. djdus, ai. devds 'Gott', Grf. (feje-wo zu deje 'glanzen', vgl. ai. di-nnm 'Tag', 1. nun-dinae, lit. dienct, ahg. dim, 'Taj;'. Dazu Basis dejd in gr. biaro 'schien', br\\o<; 'offenbar' < *deja-lon; gr. j>iw, ai. srdvati 'flieSt' : ai. sravas, gr. po/oc, abg. ostrovu 'Insel', ved. sru f. 'Strom'. Dehnst. in ahd. struot f. 'SumpP, Erweiterung von sr in ai. sdrali, sisarti 'fliefit'. Dazu ai. sards 'laufend, rinnend , wozu vielleicht auch 1. ser-um, gr. 6po<; 'Molke' und dies weiter zu ai. ksaram 'Wasser', ksdrati 'fliefit'
§ 170. 171.]
Determinativ i, i.
251
170. Determinativ i. Nachdem oben das Nominaldeterminativ -i behandelt worden ist und auch einige Falle angefiihrt worden sind, in denen i sozusagen als Infix erscheint, mufi hier noch das Wurzeldeterminativ % besprochen werden. Zweifellos gibt es ein WD. i, aber nach dem Ausgefiihrten wird man es ohne Schwierigkeit erklaren konnen. Zu beachten ist, dafi nicht selten die Vollstufe ei erscheint. Hierher gehoren: Basis r-ejo in ai. rajas 'Str6mung', abg. su-roji 'Zusammenflufi', 1. rivos 'Bach', ai. retas 'Gufi, Strom, abg. re-Jca 'Flufi'. Daneben r-ej& in ai. rinati claKst fliefien', abg. ringti 'stolen, flie6en'. Dies soil zu ai. dr-nas 'wallend, flutend' gehSren. Das ist mOglich, aber unsioher. Zu 1. vertere 'drehen', got. wairfan, abg. vruteti kann man obne Schwierigkeit ae. wridan 'torquere', an. rida 'winden, flechten, knQpfen' stellen; Dazu d. reitel 'Drehstange', gr. JJOI-K6<; 'krumm', {)IKV6I; dss. Die einfache Basis uier sieht man in lit. virve, abg. vruvi 'Strick'. Dazu auch wohl 1. vergere ursprilnglich 'biegen, drehen' und gr. /?pT-ov, d. Werk. Die Basis eu oiler ou cweben' liegt im Indischen unmittelbar vor, vgl. otum, -utds. Davon gibt es eine Erweiterung mit bh, in d. uteben, gr. uqxxivuu. Vgl. gr. ucp-i*! 'das Gewebte', d. Wabe, ahd. waba, ai. urna-vabhis 'Spinne'. Eine Erweiterung mit ei-, i in ai. vajati 'webt', veman 'WebstuhP, 1. viere, ai. vjd 'einwickeln'.
Reichen Stoff fur unsere Zwecke haben S i i t t e r l i n , IF. 25, 51 und P e d e r s e n , KZ. 38, 314, 316, 375, 402 beigebracht, wobei sie einen Ablaut i : o (und u : o) annehmen. An und fur sich lafit sich ja gegen einen solchen Ablaut nichts einwenden. Es mufi nur bewieaen sein. Ich glaube, dafi man in den angefuhrten Fallen besser durch unsere Erklarung zum Ziele kommt. 171. Wurzeldeterminativ I. Ein Wurzeldeterminativ % ist besonders aus dem Indischen bekannt, wo bei den se^-Basen statt des normalen i (aus 9 oder i) sehr haufig ein i auftritt. Vgl. z. B. am-i-tt cer schadigl', grbhi-tas 'ergriffen', tav-l-ti 'er ist stark'. Wenn es sich auch bei diesen Fallen z. T. um eine Auswahl handelt, indem bei vorausgehender und folgender Kiirze I bevorzugt wird, offenbar weil die Folge dreier Kiirzen unbequem war, so mufi doch das i irgendwoher stammen.
252
Die Wurzeldeterminative.
[§ 171.
Ich bin der Ansicht, dafi wir es hier nicht mit einer Ablautforrn zu tun haben, sondern dafi i ein angetretenes Element ist, das unserm oben behandelten Determinativ I gleichzusetzen ist. Wir haben also das Element % vor uns, das oben als Deterininativ behandelt ist. AuCer den oben angefuhrten Beiepielen gebe ich noch folgende: Gr. pin-ru) 'werfe' geht zunachst auf ein wrip zuruck, wovon 'Wurf. Vgl. pup 'Flechtwerk von jungen Zweigen'. wrl-p ist aber erweitert aus u-r, urspriiuglicb wohl 'drehen', vgl. ai. vrt 'gegeneinander gewandt', 1. vertere 'drehen', d. werden, ai. vrj 'zusammendrehen', got. wairpan 'werfen'. Gr. P^plde 'ist schwer belastet, hat Wucht' stammt vou PpT = gr. Ppmp6v 'stark, fttf und dies ist im Prinzip = ai. c/urvi, gr. Pctpeux Fein, zu ai. gurus, gr. pocpu? 'schwer'. Vgl. auch ai. Komp. garl-jas. Dazu auch gr. J3pi|-ir| 'Zorn, Gewalt.'. Gr. (i-i'wiw 'fuhre' wird durch WO. l erklart (Persson, Btr. 740). In Wirklichkeit ist es von *aginos abgeleitet, das autzufassen ist wie gr. 6.ti\orivoz, 'nachster', lit. kaiminas 'Nachbar' usw., vgl. IF. 31, 8ff. Es stammt von *agl, einer Z-Bildung zum Wurzelnomen *ag (ai. aj) oder zu *agos (ai. ajas). Gr. vi-Kr| 'Sieg' laSt sich auf *sni-ka oder *u-ni-ka zuruckfuhren. Dieses konnte man zur basis icen, A gewinnen stellen, jenes zu ai. sanis 'Erlangung, Erbeutung', ai. sanoti 'gewinnt, erwirbt'. Zugrunde lage *snl -\- Uet. k. Ai. vdnl-van 'heischend, begehrend" geht auf ein Nomen *vani 'Wunsch' zuruck. Vgl. auch Koinp. vanl-jas. Ai. vdri-ma n. 'Weite, weite Ausdehnun^' gehSrt mit vdri-jas 'weiter, ausgedehnter' : ai. urus gr. eiipug 'breit\ Ai. van : urus wie oben gr. Ppi : (5apu<;; ai. tavl-ti 'ist stark' gehort zu Komp. tdn-jas 'starker', tavt : gr. TOO? 'gro6, viel'. Neben ai. rji-pjas 'sich streckend, eilend', rji-svan Eigenname steht rjl-pin csich streckend', rfi-sdm Akk. dss.; "rji-sin 'vordringend, gerade darauf loseilend'. Kla°rlich sind hier i 'und % nach vhythmischen Prinzipien verteilt. Aber ich halte das fur sekundar. Es gab rji- und rjl wie gr. TT6\I? und uoXi-Tri;, die einander sehr nahe standen und daber fureinander eintreten konnten. Vgl. ai. rjus 'gerade, recht'; ai. dabhi-tis 'bescbadigend' gehort zu der leichten Basis dabh, dambh. dabhl verhalt sich zu ved. dabhr&s 'gering' wie rji: rjrds, 1. acies : gr. aKpog; ai, darl-man 'Zerspaltung' enthalt ein dari, das t-Bildung zu ai. dards in purq dards 'Burgen zertrummernd' ist; ai. pdri-nas 'Fiille', pdrl-ma m. dss. enthalt ein pan, das sich zu ai. puriis, gr. iroXu? verhalt wie oben gr. (5pi; papu?. Zahlreiche andere Beispiele lassen sich hinzuftigen.
§ 171. 172.]
Wurzeldeterminativ k.
253
Wir kommen auf diese Weise zu einem grofieren Verstandnis der fraglichen Bildungen. Moglicherweise hat sich das I analogisch ausgedehnt. Aber allzu wahrscheinlich ist das nicht, da die Bilduugen mit I z. T. auf den RV. beschrankt sind und spater verschwinden. A n in. Die Intensiva Widen im Indischen eine merkwurdige Kategorie. Soweit im ersten Glied eine Bilduni,' auf -i steckt, kann dies ein Nominalstamm sein. Zugrunde liegen wohl zuiiachst intensive Adjektiva. So finden wir sari-srpas 'gleitend' im RV., das Verbum erst in den Brahinanas. Zu javi-judh 'kriegerisch', vani-van 'heischend, begehrend' findet sich auch spater kein Verbum. 172. Wurzeldeterminativ Je. Vergleichen wir 1 facto tun 5 mit gr. Ti9-rmi cich setze', so liegt diesem die «Wurzel» dhe zugrunde, dem lat. Wort aber dhek, dhak. Wir haben also deutlich ein k als Wurzeldeterminativ. In Wirklichkeit liegt die Sache ganz anders und durchaus klar. Im Indischen finden wir das Wurzelnomen dha, idg. dhe, und daran ist k getreten, vgl. arti-fex 'Kiinstler' und gr. &iro-dr|-Kn gegeniiber ai. apa-dhs 'Versteck'. In gr. £dn-K£, 1. feced, phryg. AbbaxeT finden wir das ke in das Verbum verbaut. Von diesem Subst. *dhe-k, *dhg-k ist 1. facio 'ieh tue' abgeleitet, vielleicht ist es aus *fak-jo 'ich gehe zur Tat' entstanden. Weiter dann 1. facilis 'leicht zu tun', facinus 'Tat' usw. c
Was sich hier deutlich vor unsern Augen vollzogen hat, das darf man auch fur andere Falle annehmen. Ich stelle diese zusammen, wobei ich nach Moglichkeit die Substantiva anfiihre, von denen die Verben abgeleitet sind. Lit. re-k-ti cbrQllen' : reti 'losbrflllen'. Vgl. lit. ri-ka 'Schreihals', abg. reci 'Rede, Anklage'. Ist dies aus wrek entstanden, so kann man es leicht mit got. wrohs m. 'Klage, Anklage', d. rilgen verbinden. Dann wflrde lit. reti zu gr. pn- in pr|-Tuup 'Redner' gehoren. Dieses wre kQnnte aber durch e-Det. aus wer abgdeitet sein; wovon 1. verbum, d. Wort. Got. lailoun 'sie schmahlen', lit. loti 'bellen', abg. lajati dss., 1. latrare dss., lamentum 'Wehklage' ist durch k erweitert in ahd. lahan, ae. lean 'tadeln', gr. XctOKUj, XTIK^UJ ct6nen, krachen, schreien'. Das Perf. gr. \i\a-Ke steht gr. IST)K6 vollig gleich, und diirfte geniigen, um das k-Det. zu erklaren. Zu lit. groti ckrachzen, schmahen, schelten', abg. grajati 'kracnzen' geh6rt ahd. kragil 'geschwatzig', 1. graculus 'Dohle',
254
Die Wurzeldeterminative.
[§ 172. 173.
mit w-Det. 1. planus, lit. plonas 'dunn'; mit »i-Det. gr. uaXdnn. 'Hand'. Det. k, g finden wir in gr. n\r\aou) 'scblagen, hauen', 1. plango 'schlagen, trauern'; got. faiflokun 'sie schlugen sich', lit. plaku 'ich schlage', abg. plakati 'sich die Brust schlagen, weinen, klagen'. Man kann ausgehen einerseils von einem Perf. *pepl&ke 'er hat geschlagen', andererseits von .Yomina wie gr. uXdS, TTXCIKOI; Tlache', ahd. fiuoh, schweiz. 'Fluh', lit. plokas 'Estrich', gr. irXaKoui; 'flacher Kuchen', gr. TtXnTn 'Schlag'. Zu ai. pijate 'schmaht', got. fijan 'hassen' gehort lit. peikti 'fluchen', j:ol. faih n. 'Betrug' <^ *poi-k-om, ai.pisunas cbose gesinnt'. Eine Basis peik haben wir auch in der Bedeutung 'stechen, malen' (1. pingere 'malen', ai. p{s&ti 'schmuckt:, gr. itoiKiXo? 'bunt:, lit. piesti 'schreiben' usw., vgl. ^\^alde s. v.). Es bereitet, glaube ich, keine Schwierigkeit, die beiden Basen zu vereinigen. Gr. b^pKO|uai 'sehe', air. ad-con-darc 'conspexi', got. gatarhjan 'kennzeichnen' : ai. a-dr 'seinen Sinn auf etwas richten', vgl. gr. 0ii6-bpa(K) 'von unten blickend', ai. upadrs 'Anblick, Ausseheir. Lat. vi-n-cire 'binden, umwinden' : 1. viere, lit. viti, abg. riti 'binden, drehen, winden'. Ob dazu auch 1. vincere 'siegerr, eig. 'binden"? Ahd. slhan 'seihen', sigan 'niederfallen, tropfeln', abg. sicati 'seichen, harnen', ai. sm'cati 'giefit' : ai. sl-ra 'Einnsal, Strom', ahd. seim 'Honigseim', got. saiws 'See' (Persson 6). Ai. soiati 'leuchtet, strahlt, glanzt' got. hugs 'Sinn, Verstand;, ist wohl aus Keu erweitert, wegen ai. sudhjati 'reinigt, putzt', eig. 'macht leuchten', und sobhate 'ist schnmck, ist stattlich' (Persson, WE. 8). Lat. runc&re 'jaten, ausjaten', gr. opuaouu 'grabe, scharre', ai. luw'iati crauft aus' : 1. ruere 'aufreifien, wtihlen, scharren', lit. rduti 'ausreifien', raveti 'jaten', abg. ruvQ 'reifie aus, jate aus". Lat. sucun 'Saft', ahd. sugan 'saugen', abg. soku 'Safl' : abd. sou, ai. seaw 'Saft', ai. aunoti 'prefet', gr. UEI 'es regnet'. lit. su-la 'Birkensafl'.
Zahlreiche weitere Beispiele bei P e r s s o n . VerhaltnismaGig haufig ist dieses WD. k im Griech. Vgl. Curtius, KZ. 2, 400, 3, 408. Vgl. gr. 6'Xexev, OWKOVTO 'verderben' : Aor. oiXcoa. gr. ttTiiaauj 'setze in Schrecken', Aor. fiTTOKe : -rreirrriuji;. Vgl. 'scheu, schiichtern'; gr. Tf|KUj, dor. TfiKuu 'schmelze', Perf. TETTIKE 'ist geschruolzen': ae. pawan, ahd. doan 'tauen, zuschmelzen, anfangen', abg. tajati 'schmelzen', 1. tabes, t&bere 'schmelzen'; gr. (JpuKOi 'bei&e' : gr. PiPpuuOKUj 'verzehre"; horn, betbiaaoiiicu <[ *dedwikjomai 'erschrecke' : bebi-^ev, Perf. beboiKe; i-i-. epuKW 'halte zuriack', fipuxaKe : ^puuu 'ziehe'.
§ 173. 174.]
Wurzeldeterminativ k>», g.
255
173. Wurzeldeterminativ fc"'. Idg. kw spielt in der Stammbildung keine Rolle, s. o. S. 120; als Wurzeldeterminativ ist es zweifellos belegt. 1. liquere 'fliissig sein', lixa 'aqua' stellt man zu lit. Ueti 'giefien', liti 'regnen', abg. lijati 'giefien'. Basis lej&. Das Nomen vielleicht in 1. lix 'Lauge'. Daneben 1. libare 'ausgiefien, opfern', gr. Xei(5ui 'traufle, giefie'. Das Nomen in gr. \{y, Xifioi; 'Trankopfer'. (ir. Xciftuu 'lasse', 1. linquo, got. leihan 'ieihen', lit. liekii, ai. rinakti 'lafit los' hat man mit lit. Uidmi 'lasse', got. letan dss. zusammengestellt. Ein altes Nomen in gr. Xomo? 'iibrig', ai. atirekas 'Oberbleibsel'. P e r s s o n stellt dazu auch got. leipan 'gehen'. J. torqueo 'drehe', torques 'Halskette', ai. tarkus 'Spindel', apr. tarkue 'Binderiemen' : 1. tero, trivi 'reibe' usw. s. u. Anm. gw und ghw kann ich als WD. nicht nachweisen. Uber gr. dneipuu s. oben S. 205.
174. Wurzeldeterminativ g. Ein Suffix -g war nicht haufig, und auch das Determinativ schien nicht selbstandig, sondern erst aus k entstanden zu sein. Als Wurzeldeterminativ liegt aber g zweifellos vor. Hierher zunachst idg. jug-6m 'Joch', gr. ZetiYvul"U usw. : ai.^V 'verbinden'. Hier ist der Ursprung ganz klar, s. oben S. 238; gr. Turpfuj : T^U. VUU 'schneide'; vgl. r^r\fr\<; 'Pflugscbar'; got. laikan cspringen. hupfen', laiks cTanz', lit. laigiti 'wild umherlaufen', air. loeg 'Kalb' lafit sich zu ai. le-ldjati, le-l&jati 'schwankt' stellen; gr. XOIY6? 'Verderben, Unheil, Untergang, Tod', lit. liga 'Krankheit' lafit sich ohne Schwierigkeit von einem Wort loi, li ableiten, das mit Suffix -mo in gr. Xoi|u6<; Test, Seuche' vorliegt. Auch germ. *lai-pa 'Leid' kann man mit P e r s s o n hierher stellen; ahd. balko 'Balken' : mhd. bole. Vgl. auch gr. cpdXa-fE; got. pair-kp 'Loch, Ohr', ahd. derh, durhil 'durchlochert', gr. TpdiYXn. cLoch, Ohr' gehort zur Basis tere 'drehen, bohren'; ai. rejati 'erschflttert' : got. reiran 'zittern'; gr. Xiv^akioc,, Xvfp&c, 'traurig, klaglich', 1. lugere 'Irauen', lit. luzti 'breclien', lauzis 'Bruch', ai. rvjati 'zerbricht, peinigt' : gr.. Xuirn 'Leid', ai. lumpdti 'zerbricht'; 1. tergere 'abwischen, abreiben', got. pairko 'Loch', gr. TpdifXri 'H6hle' : 1. terere 'reiben'; gr. o"cpapcrrew 'knattere, knittere', ahd. sprechan, lett. spregt 'platzen, bersten', lit. sprogfi 'platzen 5 , lit. sprageti 'prasseln,. platzen', ai. sphurjati 'rausctit, donnert' : d. spriihen; gr. drpfw 'scharfe' : gr. Sooi; 'spitz', ai. dhara 'Schneide', aw. tizi-dara 'mit scbarfer Schneide'; ai. srjdti 'enlsendet, giefit aus' : ai. sisarti 'fliefit'; abg° bruzu 'schnell' : ai. bhur&ti 'zuckt, zappelt'.
Eine etwas weitere Verbreitung hat ein Suffix -ga im Baltisch-Slavv. gefunden.
256
Die Wurzeldeterminative.
[§ 174—176.
Hierher lit. ei-ga 'Gang' : eiti cgehen'; lit. U-im-ga 'Leibgedinge' : lit. is-imti cherausnehmen'; lett. nir-ga 'Taucher' : nirt Hauchen'; lit. ku-gis 'grofier Hammer, groBer Heuhaufen', preuS. cugis 'Hammer', lit. kduge, lett. kaudze 'Heubaufen' : lit. kduti 'schlagen'; lit. per-stoge cAufh6ren' : lit. perstoti c aufh5ren'; abg. slu-ga cDiener' : slu 'h6ren'.
175. Wurzeldsterminativ gh. Als Nominaldeterminativ ist gh nicht gerade haufig. Als WD. (Persson, WE. 25) ist es ofter belegt, und es konnte daher aus einer alteren Sprachepoche stammen. Ai. druhjati 'sucht zu schaden' usw., ahd. triogan usw. : ai. dhru-, dhrut Hauschend'. Hierzu stellt man auch 1. fraus, fraudis c Betrug'. Auszugehen wiire von dem Nom. ai. dru-h ^chadigend', an. drau-gr 'Gespenst'. Ahd. liogan cliigen' scheint ein WD. gh zu enthalten, wenn man es mit got. Huts 'heuchlerisch', luton 'betriigen', ae. leas 'falsch, liignerisch', ahd. Ids 'leichtsinnig' verbindet. Auszugehen ware von dem Nomen ahd. lugi, ae. lyge, abg. luza cLuge'. Gr. 6px^o^iai chiipfe, springe, tanze', ai. rghdjdti cbebt' fafit P e r s s o n als Erweiterung von 6'pvuni. Dann mflfite man ein Nomen *or-ghos, *or-ghd zugrunde legen, vgl. 6pxn,-b6v cder Reihe nach, Mann fur Mann'. Gr. dpdaauu cbeunruhige, verwirre', rapaxf] 'Verwirrung' habe ich zu got. dro-bjan 'verwirren', d. triiben gestellt, wobei wir es mit Wurzelerw. gh und bh oder p zu tun hatten. Die einfache Basis in ai. dhur, z. B. dhurva n. 'Beschadigen, Verletzung'. Neben diesem dhera steht dher-u in ai. dru-h 'schadigen'; ae. tergan 'zerren', russ. dergaf dss. : got. ga-tairan czerreifien', abg. dei-Q dss., gr. o^puj 'schinde'; gr. airdpxuj 'treibe, errege', OTrepxouai 'eile', ai. sprhajati 'begehrt eifrig' : ai. spdr-dhate 'eifert, ringt, strebt', got. spaurds cRennbahn' : ai. sprnoti 'erkampft, erringt', lit. atsparas 'Widerstand'. Dazu mit Nasalinfix auch wohl d. springen. 1m Griechischen ist -xo dann eine Art Verbalsufflx geworden, vgl. TpO-xuu creibe auf, verzebre' : xpOtu; gr. vr|-xuu 'schwimme' : vflua; gr. o>ii-xu>, o\id)-xu) : o\idui 'schmiere, reibe'; gr. vn-X"), 'IHIJ-XU) 'zerreibe' : vydcu 'reibe'; gr. OTevd-xu) rst6hne: : OTEVUJ; gr. irxriaauj, Perf. ?uxrixe : Part. TreTimidK;. Vgl. UTUJXOI; 'Bettler'. Bei diesen griech. Verben kann man auch daran denken, dafi cine Partikel an die Veibalform getreten ware.
176. Wurzeldeterminativ t ist sehr haufig. DaC es mit dem oben 79 behandelten t eins ist, laCt sich in zahlreichen Fallen zeigen.
§ 176. 177.]
Wurzeldeterminativ gh, t, d.
257
Ai. fetati 'erscheint, nimmt wahr' : ci-keti 'niramt wahr'. Vgl. ai. H-t: ai. djotate 'leuchtet' : divjati 'leuchtet'. Vgl. ved. dju-t 'Glanz'; ai. krntdti 'schneidet', lit. kertu 'baue', abg. iritq 'haue' : gr. Keipuu, aw. kar- 'schneiden'. Vgl. ai. kr-t-is RV.; ai. nftjati 'tanzt' geht von ai. nrt AV. aus, das zu ai. ndrma N. 'Scherz', ahd. narro, ai. narlsta f. 'Scherz' gehOrt. 1st gr. bcn^OHou, ahd. zettan 'verstreuen' von ai. dati cteilt\ •dd-jate 'zerteilt' abgeleitet, so mQSte ein Nomen ddt vermittelt haben. Belegt ist ved. da-t-u 'Teil, Anteil'. Lat. fateor 'gestehe' leitet Walde auf Grund eines Partizips *fatos von fari ereden' ab. L. me-tior 'messen', ai. ma-tram cMa6' : ai. mati cer mifit', abg. mira 'Mafi'. Anders Gr. 1, 73. L. metere 'mahen, ernten' : gr. &nr|T6<; 'abgremahl.e Frucht, abgeerntetes Feld', gr. d|idiu 'mahe, ernte', ahd. maan cmahen'. L. statuere, lit. stattti 'stellen', an. stedja : stha cstehen'. Vgl. got. staps, gr. atdaii; usw. Gr. Sewa • q>\6E; deT|a6v • uveuiaa *Hesych, duTinri cHauch, Dunst', d. wittern, an. vidra dss. : gr. tinui ;wehe', ai. vami.
177.
Wurzeldeterminativ d.
Das Element d haben
wir oben als sehr verbreitet in der nominalen Stammbildung kennen gelernt. Wir mussen es daher auch aller Wahrscheinlichkeit nach haufig als WD. antreffen. Das ist auch tatsachlich der Fall. 1. mordere 'beifien', ahd. smerzan 'schmerzen', ai. mrdndti 'zerreibt' : ai. mrn&ti 'zermalmt, zerschlagt', gr. |udpva|uai 'kalmpfe'; vgl. ai. mrd 'Erde'; ahd. gllggan 'glanzen', got. glitmunjan dss. : ahd. gleimo cGliihc •wurmchen'; dazu auch vielleicht gr. K€X^>OI^<; iippig', X^or) 'tfppigieit' : x^i£'v 'warm sein'; gr. KXOSUJ aus "kludjo 'spiile', got. hlutrs 'rein' : alat. cluere 'reinigen', cloaca, lit. sluoju 'fege'; 1. radere ckratze, schabe' : 1. ardre 'pfliigen'?; 1. clau-do, ahd. slio-gan : 1. clavus. Auszugehen ist von dem Women *klaud; vgl. gr. K\rii<;, KXniboc; < klau-ld; 1. cu-do 'schlagen' : ahd. houwan, lit. kduti 'schmieden'. Vgl. 1. in-cus, incudis cAmbo6'; 1. fu-n-do, got. giu-t-an : gr. \iui < x^i"- Vgl. d. Gufi, gr. XO-o-nv 'guSweise'; gr. a£p-b-duj 'schreie', li-beuu 'singe' : gr. dOaai 'schreien, rufen', vgl. gr. aO-b-V| 'Stimme'; ahd.flioggan,lett. pludet 'obenauf schwimmen': gr. ttWw 'schiffe, -schwimme', 1. pluere 'regnen'. Vgl. lit. plii-d-ls 'Schwimmholz', lett. plu-di M. PI. 'Uberschwemmung', d. Flu§; 1. tru-do "stofie, drange', got. us-priutan 'beschwere, belastige', abg. tru-diti cqualen' : gr. TpOuu 'reibe auf, quale', abg. trovg, truti "absumere'. Vgl. abg. trudu 'Muhsal', anord. prot 'Mangel'; ai. nuddti 'stSfit fort': ai. ndvate 'bewegt'. Vgl. ai. -nudi, noda-; Hirt, Indogermanisohe Grammatik. III. 17
258
Die Wurzeldeterminative.
[§ 178. 170.
gr. KtXa-biw 'schreie, tose' : gr. KctXew 'rufe', &no-idr| 'Zusammenrut'. Vgl. Kikx-boz m. 'Laxm, Geschrei', K\r|-6-Tiv 'mit Namen', KXrjbdjv 'Vorbedeutung'; ai. rudati 'jammert, weint' : ai. ru 'brilllen', gr. iLptiuu. Vgl. ved. -rud, rodas; ai. trndtti 'spaltet, durchbohrf, lit. trdndu 'von Wiirmern gefressen werden' : tero 'reibe'. Vgl. ai. tr-d-ilis 'lOcherig'; got. le-t-an 'lassen', 1. lassus 'trage' : 1. llnis usw. Vgl. got. la-t-s 'trage', gr. \r]-b-ew "bin trage, miide'; ahd. skio-gan, lit. Sdudau 'schiefie' : lit. sduti 'schiefien', abg. sujg, sujati 'werfe, sehleudere', vgl. d. SchuM. gr. jidbinvo? cScheffel', 1. modius dss., d. messen : ai. matt 'mi6t\ Wie schon P e r s s o n , WE. 40 bemerkt hat, ist WD. d sehr haufig in Schallwortern, wie z. B. gr. atibdtu 'sohreie' : 60aai; ai. rudati 'jammert' s. oben, KeXctbdw 'rausche' : gr. KIIWUI; ahd. gelzon 'aufschreien' : ghel c t6nen\ u. a. Und ebenso findet sich die Erweiterung besonders haufig im Lat. und Deutschen, vgl. oben 1. claudo, cudo, fundo, trudo, A. flieJsen usw.
178. Wurzeldeterminativ dh. Ein Element dh haben wir in gr. opvlq, opvI-S-o? angetroffen. Daneben gab es Zss. mit der Basis dhe. Wie sich das WD. dh, das es zweifellos gegeben hat, dazu verhalt, muC weiterer Untersuchung uberlassen bleiben. ai. (jfdhjati 'ist gierig', g&rdhas 'Gier', got. gredus 'Hunger' stellt man zu got. faihu-gairns 'habsiichtig', d. begehren. so dafi sich dh als WD. enthtillt. Die Vermittlung bildet gdrdhas 'Gier'. Ai. sjpdr-dhate 'wetteifert', sprdh f. :Wetteifer', got. spaurds 'Rennbohn' : ai. dhana-spr-t 'Preis erringend'. Ai.jiidhjati 'kampft' stammt von judh m. 'Kampfer' f. 'KampP und dies : jut in dveso-ju-t Teindschaft abwendend'. Das Ganze wohl zu ju 'binden'. In gr. ^pu9p6? 'rot' sieht Persson unser WD. wegen 1. ru-tilus e r6tlich' und ai. aru-tids cr6tlich, hellbraun, goldgeld', arusas 'rot, feuerfarben'. Andere Veibindungen sind auch mdglich; gr. KeOdiu 'verberge', ae. hydan dss. : 1. ob-scurus 'dunkel', eig. c bedeckt', d. haut; got. ga-redan 4auf etwas bedacht sein' : lit. reju 'schichte'; 1. verbtim, got. waurd, pr. wirds : gr. p^-Tijup 'Redner', idg. *wer-dh-om. lit. dudzit. 'webe', aw. vad 'sich kleiden', ahd. u-'etan 'binden', wat 'Kleidung' : ai. otum 'weben'. Daneben webh, d. weben, vgl. g 180; Im Griech. hat. sich ein Element 8, das doch wohl auf -dh zuriickgeht, ziemlich verbreitet; z. T. tritt es nur in einzelnen Tempora auf, z. T. hat es sich iiber das ganze Paradigms ausgedehnt. Dieses d hat vielleicht einen andern Ursprung als das WD. dh. So ist es in iadiui wohl aus *£a{h 'ifi' entsl;inden. In andern Fallen kOnnte sine Partikel -Se angetreten sein, s. IGr. 4.
§ 179.]
Wurzeldeterminativ dh, p.
259
179. Wurzeldeterminativ p. Vgl. Pereson, WE. 49; Btr. 308 f. Ein Suffix -p ist, wenn auch selten, so doch zweifellos vorhanden. Vielleicht ist es aber nicht aus einer Partikel entstanden, sondern es geht auf ein selbstandiges Wort zuruck. Das hat fur einige Falle S i i t t e r l i n , IF. 19, 536 angenommen. Vorher gchon B e n fey, Kurze Sanskritgramm., S. 57; F i c k , Vgl. WB. I V 3 83. Zunachst folgendes. Bei der Bildung der indiechen Kausativa gilt die Regel, dafi die meisten Wurzeln auf -a und die Wurzel r ein p vor dem Konjugationszeichen einschieben. Da die Kausativa, wie ich IF. 32, 247 nachgewiesen zu haben glaube, von Nomina abgeleitet sind, so wiirden in dem angefvihrten Fall Bildungen auf -po zugrunde liegen, wie z. B. in dem ganz klareri Fall gopajdti 'behutet' von gopas c Hirt', Zss. aus go 'Rind' und pa 'hiiten'. S i i t t e r l i n sucht in einigen p die Wurzel ap c erreichen', was zweifelhaft bleibt. Beispiele: Ai. sth&pajati 'stellt' konnte zu ai. stupas 'Gipfel, Krone des Baumes, Saule', d. Stab gehoren und weiter naturlich zu siha 'stehen'; ai. anu-dhupitas c,iufgeblaht, hochinutig', gehort zu ai. dhupas 'Raucherwerk'. Hierzu weiter ai. dhumdn, 1. fumus cRauch' und gr. dOu) 'brause, tobe, opfere' usw.; ai. dtpjate "scheinen' gehort zu dl 'scheinen'. Vgl. ai. dipas 'Leuchte, Flamme'; ai. Umpdti 'besehmiert' usw. zu 1. lino, levi 'beschmieren'. Vgl. gr. Xiiro? n. cFett, Fettigkeit', Xiitap6? cfett', hom. Xiir', ai. Upas m. 'Salbe', abg. lepu 'Schmier'; 1. clepo. gr. KX^TITUU, got. hlifa 'stehle' : 1. celare, d. helan. Vgl. das Nomen gr. K\d»y cDieb', uml apr. auklipts 'verborgen'; gr. bp^TTU) 'schneide ab', bpetr-avov 'Sichel' : gr. bdpu) 'schinde'; gr. Spitei 'kriecbt', 1. ser-pere, ai. sdrpati : ai. sisarti 'fliefst'; ai. hsipati cwirit' < *eks-si-p : ai. a-sjati 'wirft'. Dazu 1. dissipo 'zerstreue' ?; d. kleben (falls aus p): ndd. klei 'Schlamm, Lehm'; gr. Tpuiroiu) 'bohre' : rpiiuj creibe auf. Vgl. Tpu-ur) 'Loch'. DieZusanirnenstellung von gr. pttrruu Sverfe' mit got. walrpan ist recht ansprechend. Auszugehen ist. von *«m, einer i-Bildung von *wer, die mit p-Det. in gr. pEitf^ 'Wurf' vorliegt. Im Germ, haben wir ein 6-Det.; gr. bdTtTuu 'zerteile, zeneifie', ai. da-pajami Kiiusativum von da 'teilen', gr. baiw Heile'. Vgl. 1. daps 'Mah'l'; gr. ^Xiio|uiai 'hoffe', i\m<; 'Horlnung', dXiruup-r| : 1. volup 'vergnuglich, gerne' sieht man als eine p-Erweiterung von idg. wel 'wollen' an. Die Vermittlung muBite *ivolp (wolup) gebildet. haben. 17*
260
Wurzeldeterminativ bh, b.
[§ 179—181.
Hit anderer Erweiterung gr. ii\-b-wp 'Wunsch, Verlangen' und UXboyim. 'wiinsche, verlange'; gr. Tp^iruu 'wende', 1. trepit 'vertit', ai. trdpate 'avoir honte' stellt man zu tero 'drehe'. Vgl. ai. trapa 'Scham', 1. turpis 'hafilich; 1. stipare 'dicht zusammendrangen, zusammenhaufen' : ai. stjd-jate 'gerinnt, wild hart', gr. axdap 'stehendes Fett, Talg'. Vgl. 1. stipes 'Pflock, Pfahl, Stumm'. Vg). weiteres Material bei Walde; ]. carpo 'rupf'e, pflucke ab', gr. Kapir6? 'Frucht', eig. cAbgepfliicktes', d. Htrbst, lit. Jcirpti *mit der Schere schneiden' : ai. hrndti 'schneidet ab'; 1. rumpere 'brechen', ai. ropajati 'bricht ab', ae. reofan, aisl. rjufa 'biechen, zerreifien' usw. : ai. ru- 'zerbrechen, zerschmettern', 1. ruina, 1. ruere 'aufreiSen, wuhlen. scharren5. Vgl. auch ai. ruj&ti c zerbricht'; gr. Kapir6<; 'Handwurzel', got. hairban 'wandeln', ahd. werban 'sich drehen' : 1. curvus ckrumm', gr. Kopdjvn 'etwas Gekrummtes'; 1. scalpo 'kratze', ritze, scharre' : gr. OKdWuu 'scharre, hacke, grabe', lit. skelti 'spalten' usw.
180. Wurzeldeterminativ bh. Das Suffix -bh ist zwar nicht sehr haufig, aber es ist doch vorhanden, und es ist, wie wir gesehen haben, teils aus einem selbstandigen Wort, teils aus einem Det. erwachsen. Deutlich angetreten ist es z. B. in gr. Ipwpoi; cBock' neben mir. earb cRehbock', schwed. jarf 'gulo borealis', in got. halbs 'halb' : 1. sahs 'Seite'; lit. dar-bas 'Arbeit' : lit. dariti Hun', gr. bpd-uu; gr. iiq)a{vuj cwebe', ahd. weban : gr. iicpr\ cdas Weben', ai. (iurnavabhds 'Spinnen entsprossen': ai. vdjati ewebt', utds, otam, otave; 1. globus cKugel', gleba 'Erdscholle', poln. gleba, russ. glyba 'Erdscholle', d. Klumpen : 1. glo-mus 'Klofi' : ai. gldus 'Ballen, Kugel', ahd. kliuwa 'Kugel, KnaueP; 1. tu-b-er 'H6cker, Buckel' < *tu-b + r gehort wohl zu idg. tewa 'schwellen'. Vgl. auch d. Daumen; gr. Tucpui 'rauchere, brenne', gr. -rOcpoc; m. 'Rauch' < dhu-bho neben idg. dhu-mos 'Rauch'; 1. tabere 'schmelzen', t&bes : gr. T^KOU, S. O. S. 254; gr. dXefcpw 'salbe' : gr. \e\oc, 'glatt', 1. lerfs; got. drobjan, d. triiben : gr. Tapdaaw 'verwirre' s. o. S. 256.
181. Wurzeldeterminativ b. Ein WD. 6 setzt Persson nur im Wechsel mit bh und p an. Ein Suffix & kennen wir bisher nicht. Immerhin ist es auffallend, wie im Germ, gerade p = idg. b im Auslaut der Wurzeln ziemlich haufig ist, und leicht als WD. aufgefaCt werden kann. Got. ana-trim-pan 'treten', mhd. trampeln, e. tramp : gr. i got. wairpan, d. werfen lafit sich mit gr. ptirriu nicht unmittelbar vereinigen, wohl aber, wenn man in dem p ein WD. sieht. Die Verbindung bildet Wurf < *wr-p-is. S. S. 252.
§ 181. 182.]
Wurzeldeterminativ bh, b, m.
2fil
Got. hropjan, d. rufen gehOrt zu g. hro-ps 'Ruf, Schrei' und dies zu ai hir-tis 'Preis, Ruhm'; got. weipan 'bekranzen' kann man tiber got. wai-p-s 'Kranz' auf die Basis von 1. viere 'binden, flechten' zuruckfiihren; got. hilpan, d. helfen stellt man zu lit. selb'uos 'suche mir zu helfen'. Daneben steht lit. pa-halpa 'Hilfe'. Man kann letzteres mit ahd. helfa als Bildung mit WD. b, p zu ai. Saranam 'Schutzdach' stellen; got. dis-hniu-pan 'zerreifiien' hat man langst mit gr. KVU-UU 'kratze' verjdichen. got. wopjan 'laut rufen, ausrufen' ist gleich abg. vabiti 'herbeirufen'. Von ahd. wuof 'Jammergeschrei' ausgehend kann man ein idg. wa-bose oder wo-bos ansetzen. das mit ae. wop 'Stimme, Gesang', ahd. wuot Wut' zusammenzustellen ware. Und dies zu 1. vates; got. hopan 'prahlen, sich ruhmen, aufblasen', habe icli Btr. 23, 292 mit gr. KOOOS cRuhm' verglichen; gr. Xelpgtv 'traufeln, fliefien lassen, vergiefien', 1. tibare 'ausgiefien, opfern' : lit. lieti 'giefien'. Vgl. oben unter liquere und gr. Xfi(/ 'Trankopfer', \oi$r\ dss.
182. Wurzeldeterminativ m ist in Fallen wie gr. bpaneiv : oiTrobibpdaKUj, Tpeneiv : xpeuj 'zittere3 u. a. ganz deutlich. Wir konnen es ohne Schwierigkeit mit dem Nominalsuffix -m identifizieren. So bildet gr. op6uo<; 'Lauf die Grundlage von gr. ai. dramati, wahrend gr. diio-bpd-vai von einem Nomen *drS, abgeleitet ist. Neben gr. rp^uu), I. tremo steht gr. Tp6|ioi; cdas Zittern', d-Tp^na(?) u. a., die von einem tere, vgl. xp^w abgeleitet sind; ebenso l.premo 'driicke' : Perf. pressi (Danielsson, Altital. Stud. 4, 168a 1. Got. *hran,a, vorauszusetzen fur hramjan 'kreuzigen', and. rarna 'Foltergeriist', d. Rahmen, abg. kroma cRand' bildet die Grundlage fur gr. Kp<^ua-|nm 'hange'. Die unerweiterte Form in lit. karu, kdrti 'etwas mittelst eines Strickes (meistens an den Galgen) hant;en'; 1. redimio 'umwinde' : gr. biuj 'binde'. Auszugehen ist von gr. Kprj-bepivov 'Kopfbinde', wozu vielleicht 1. rediml-culum < *re-dimrii; 1. glomus 'KniiueP, lit. gleiftzti, glamziti 'zusammendriieken, stopfen', d. klemmen : ai. gldus 'Ballen' und 1. globus. Zu gr. itdXAw 'schwinge, schuttele' stellt Persson ireXeMiZu) 'erschuttere'. Ein Grundwort haben wir in gr. irdAoi; cLos'. Dazu c gehflrt eioe Ableilung gr. 116X6^10? Kritg', got. us-filma 'erschrocken'. Neben it6Xeuo<; miifite ein *pekml gestanden haben, vgl. got. usfilma 'Schrecken, Staunen' und davon gr. iteXeutteiv 'erschuttern'. So kann man sich die Sache zurecht legen. Aber es scheint mir nicht ganz sicher, dafi n6Xeno? wegen des Anlauts TTT hierhergehort. GehOrt ai. bhramati 'umherschweifen' zu ai. bhurdti bebt',', s< so ist von ved. bhrmds 'Verirrung, Versehen', bhramds cwirbelnde anord. b'rim 'Brandung' als einer mo-Bildung aus)e Flamme', i zugehen.
262
Die Wurzeldeterminative.
[§ 182—184.
Gr. xpoWi XPO^o? 'Gerauseh, Gewieher', ahd.pa^rim'Knirschen', abg. gromii 'Donner' konnte nattirlirh mit mo-Suffix von einer Basis ghore gebildet sein, die in ai. gharrjhara- 'Geknister, Gerassel, Gelachter' vorliegen soil.
In den folgenden Fallen wechselt (e)m mit einem langvokalischen Determinate. Got. qiman, d. kommen, 1. venio, gr. paivtu, gehen' : gr. gfSn., ai. dgat; ai. ham- 'lieben, begehren' : ai. ka-ja-manas 1. cS,-rus 'lieb', {rot. hors 'Hurer'; gr. iVp^ua 'ruhig', got. rimis 'Ruhe', lit. rlmti ^pwr) 'AuthSren, Rast', ahd. ruowa; 1. dormio 'fchlafe', abg. dremati dss. : ai. drSti
ai. gdmanti 'sie 'gem habend', 'ruhig sein' : gr. 'schlatt'.
183. Wurzeldeterminativ n. Im Gegensatz zu der Haufigkeit cies Determinativs n ist ein Wurztldeterminativ n nicht gerade oft belegt. Meistens handelt es sich um verhaltnismafiig leicht erkennbare Ableitungen von Nomina mit Suffix -no. Ein WD. n sieht Persson z. B. in abg. zvineti 'klingen'. Hier liegt ein Wort wie abg. zvonu cSchalP zugrunde, das zu ai. hdvate c er ruft' geh3rt; gr. qiaivuj 'zeige, srheine' gehort zweifellos zu ai. bhati 'scheint'. Vgl. gr. cpavr) 'Faekel', ai. bh&nus m. 'Licht, Sfrahl'; ai. dhvanafi 'tont' (klass.) ist k.'imn ursprfliiglich. Ai. dhvanas 'Ton, Laut, ein bestimmter M'ind' kann als «o-Bildung von Basis dhetve stammen, die in gr. Sum 'sturrne, tobe, rausche' vorliegt; 1. sonus cSchall', ai. svdnas n. 'Geriiusch', stands cTon, Schall', ahd. swan 'der Schwan', eig 'der Siinger', idg. *swenos ist eine Erweiterung von su 't8nen' in ahd. suson 'sausen, sumnien, zischen', abg. sysati 'pfeifen, sau?en'. Vgl. auch steer unter WD. r.
184. Wurzeldeterminativ r. AI? Determinativ ist r, wie wir gesehfin haben, sehr baufig geweeen, als Wurzeldeterminativ scheint es mir verhaltnismaCig selten zu sein, und es ist mir fraglich, ob die beiden Elemente iiberhaupt zusammenhiingen. Zu ai. bhas 'verzehren' hat man ved. psar-as n. 'Schmaus, Mahl' gestellt nebst den Zss. su-psdras 'schfines Mahl geniefiend', madhu-psaras 'Siifsigkeit'. Darin ein Wurzeldet. r und ein Suffix -es zu sehen, ist nicht so ganz einfach. Mit w-Det. ist von bhas -psu gebildet in d-psu 'ohne Speise'. Dazu psur 'Nahrung'. Ich habe zu ni. pmras, lit. sora 'Hirse' und abg. (rait Umstellung) proso dss. gestellt. Vielleicht handelt es sich um eine ganz andere Bildung bei *psoros;
§ 184—186.]
Wurzeldeterminativ n, r, I, s.
263
gr. doOpo? 'sturmisch' aus *dhworwos, lit. pa-durmai 'un^estum' geht auf dhiver zuriick, worin man eine Erweiterung von dhu (gr. (Kiw 'sturme' sieht [Perssan, Wz. 59]); 1. sermo 'Gespraeh', osk. sverrunA cdem Sprecher', got. swaran, d. schworen, Wz. steer hat man zu swen HSnen' (s. § 183), d. sausen gestellt; ahd. skeran, d. scheren, lit. skirti 'trennen' hat Persson, WD. 62 als Erweiterung vonc 1. secure 'schneiden' betrachtet. Ich habe aber wegen gr. Keipui schere' ker angesetzt und in s ein Prafix Kesehen (I, 331); 1. sierllis 'unfruchtbar' und seine Sippe gr. arepeo? 'starr, fest, hart', d. starr usw. stellt Persson zu siha 'stehen'. Es heiSt aber ai. starts 'unfruchtbare Kuh. Starke', also mit t statt th, so da6 die ZusammengehSrigkeit der Worte nicht ganz feststeht. Allerdings finden wir auch st-el} s. unten.
185.
Wurzeldeterminativ I.
Auch mit I als WD.
steht es nicht gerade glanzend. Als Beispiele werden angefiihrt: Eine Basis sthal liegt vor in ai. sthdlam, sthall 'Stelle', gr. <JT6\O? cZug', axiWw cstelle5,
P e r s s o n , WE. 59 hat fur WD. r, I elf Nummern. Den meisten von ihnen stehe ich sehr zweifelnd gegeniiber. 186. Wurzeldeterminativ s. Das WD. s ist auCerordentlich haufig. P e r s s o n S. 77 f. fiihrt 35 Nummern an. In diesem Falle hat er aber schon S. 100 angenommen, daC dieses WD. mit dem Suffix -es, -os eins sei. B r u g m a n n hat ihm beigestimmt und Gr.2 2, 1, 514 eine groGe Anzahl von Beispielen zusammengestellt, in den en ein s hinter der <Wurzel» erscheint, das als Schwundstufe des Suffixes -es, -os aufzufassen sei. Da wir in der Nominalflexion und in der Stammbildung s so iiberaus haufig angetroffen haben, und s zweifellos zu den recht friih angetretenen Elementen gehort, so braucht es uns nicht Wunder zu nehmen, wenn s so aufierordentlich haufig als WD. erscheint. Zu bedenken ist aber zweierlei. 1. Beim Verbum besitzen wir als produktive Bildung den s-Aorist im Idg. in den Sprachen, in denen der s-Aorist verloren gegangen ist, hat sich ein s-Verbum neu entwickeln konnen.
264
Die Wurzeldeterminative.
[§ 186.
Hierher vielleicht got. fra-liusan 'verlieren' : gr. XOuj, 1. solvo. 2. Da s vor den Sonorlauten im Idg. geschwunden ist, vgl. 1, 290, so kann dadurch der Anschein eines WD. hervorgerufen werden. Hierher vielleicht ai. kriirds 'wund, blutig' : gr. KptiaraMoi;, 1. crusta usw. gr. $&no<;, 1. fumus usw. : lit. dvesti 'atmen'. dhwes ist freilich trotzdem durch WD. s erweitert. Um zu zeigen, wie haufig das Verhaltnis des s-Determinativs zum Suffix -es, -os ist, 6telle ich hier die Beispiele noch einmal zusammen. ai. vatsds Mahrling, Kalb, Rind' : gr. J-iroz 'Jahr'; ai. utsas cQuelle, Brunnen' : gr. Obo? 'Wasser'; lit. ankstas, 1. anxius 'enge' : ai. qhas, 1. angor 'Bedrangnis'; 1. maximus 'der grofite' : ai. mdhas 'Grofie'; ahd. eisa 'gluhende 'Asche' < *aidhsa, 1. aestas, aestus fvr| < *judhsmi 'Kanipf': 1. anxi : 1. angor:
§ 186.]
Wurzeldeterminativ s.
ai. dvitsi ai. ajuksi, 1. junxi gr. ipla ai. dvaksam
: gr. eiboi;: : gr. ZeOYOs
gr. e'XeEdmiv gr. eiteEd|ar|v, 1. pexi
265 : g r . T^VO?, 1. tenus; : g r . Xiiro?;
: gr. pfiTO?; : (jr. dxo?,
ai. dtqsam, gr. ereiva gr. f|Xeii|ja, ai. alipsi ai. arukta,
: gr. Xdxoc;
gr. exea
: ai. havas.
: ai. rukSas;
: gr. TT^KOI;, got.
fahs; Freilich erhebt sich nun die Frage, ob wir es mit dern Suffix -es oder mit dem Det. s zu tun haben. Beides ist moglich, und es wird sieh nicht immer entscheiden lassen, was vorliegt. Vielleicht sind eie ja auch identisch. Jedenfalls wird man bei jedem mit s erweiterten Verbum die nominale Zwischenstufe suchen mussen. Es braucht uns nach alledem nicht Wunder zu neb men, wenn wir das WD. aufierordentlich baufig antreff en. Beispiele: wes- 'bekleiden', gr. gvvu^i 'kleide', ^aflri? 'Kleidung', 1. vestis, got. wasjan : 1. ind-uo :ziehe an', lit. aunii, auti 'Schuhwerk anziehen', abg. ob-uti; kleus 'hflren', ahd. hlosen choren', 1. klausiti 'gehorchen', abg. slysati ch6ren', ai. sruSfis 'williges Horen', srosnm&nas : gr. K\tiuu usw. Vgl. gr. KX^OI;, abtr. slovo, ai. sravas 'Rulim'.1) Neben 1. auyere, got. aukan Vermehrerr steht gr. auEdvuu, got. wahsjan 'wachsen'. Demnach ist s deutlicb WD. In Wirklichkeit liegt der s-Stamm zugrunde, den wir in ojas 'Kraft, Stiirke, Macht' finden. Dazu 1. augustus, lit. dukstas 'boch', 1. auxilium 'Hilfe'. Uuter 14, S. 83 setzt Persson eine Wz. leuks cleuchten' an wegen ai. ruksds 'glanzend', 1. luna < *loucs-na, apreufi. lauxnos : 1. lucere usw. Hier haben wir aber in lat. lux, ai. rocas n. 'Licht' die s-Formen, was Persson selbst bemerkt. Ai. tasajati 'ziebt hin und her', vi-tasti- cSpanne', got. atpinsan 'beranziehen', lit. tgsu 'dehne' : ten 'spannen'. Die Vermittlung bildet der e-s-Stamm 1. tenus, -oris 'Schnur mit Sehlinge', gr. Tevo? n. 'Sehne, straff angezogenes Band', vgl. auch gr. dxevr)? 'sehr angespannt'; ai. bhasati 'scheint' erklarte schon Whitney als eine abgeleitete Wurzelform von bha. Die Vermittlung bildet das Nomen bhas n., vgl. gr. cpai? 'Licht'; ') B l o o m field lafit das s von k'leus von gr. &KOOUU, got. hausjan bezogen sein. Es fragt sich aber, ob hausja nicht auf *klausjo zuruckgeht, und dann haben wir ja den s-Stamm zur Verfugung.
266
Die Wurzeldeterminative.
[§ 186. 187.
ai. taksati 'verfertigt mil Kunst, zimmert', 1. texere 'weben', mhil. dehsen gehort doch wobl zu 1. tego, d. Decke. Die Vermittlung bildet das Ntr. gr. T^TO? 'Dach'; alid. hruoren, d. riihren aus *kras : gr. Kp5Tr)p 'Mischkrug'. Gehort 1. rixa cStreit, tatlicher Zank' : gr. ^peiKuu cspalte', so wird ein fs-Stamin *reikos die Zwischenstufe gebildet haben. Gr. Zu)a-Tr\p 'GurteP, Zdivr) dss., lit. juosti 'gurten', abg. pojanti: ju 'binden', wozu 1. jugum usw. Riickblick. Damit sind wir mit den WD. zu Endr. Eine Verwandtschaft init den Determinativen springt in die Augen, wenn auch manche Determinative, wie r, I auch n, von om ganz abgesehen, kaum verwendet werden, und andert;eits WD. vorhanden sind, wie p, bh, auch b, die als Det. oder Suffix kaum eine Rolle spielen. Daraus folgt erstens, daC wir PS wohl mit zeitlichen Verschiedenbeiten zu tun haben, und zweitens, dafi hier noch nicht jedes Ratsel gelost ist. 187. Wurzeldeterminative nebeneinander. Es ist langst behauptet und auch langst anerkannt worden, daC nicht selten Stanime mit verschiedenen Wurzeldeteiminativen nebeneinander vorkommen, und das ist schliefilich nichts anderes al? Nomina mit verFchiedenen Suffixen. wie sie oben angefiihrt sind. Beispifle: W a l d e 2 , S. 775 sagt: «Neben idg. *ter 'iibei-sclireiten hiniibergelanj-'eii' steht Ur creiben' und ein aus beidenc Bedeulungen erklarbar<-s, aber gewifi zu letzterem gehSriges *ter durchbohren', das allenfalls die Brucke zwischen beiden bildet. Doch liegen eher ursprfinglich verschiedene Wurzeln vur.» Letzteres ist mir aber doch nicht wahrscheinlich. Ich nehme ursprilngliche Einheit an. Ausgangspunkt Basis ter in I. ter-men, ter-minus 'Grenzzeichen, Grenzstein', gr. T^p-^a cZiel\ ai. t&nnan- 'Spitze des Opferpfostens'. sutarman- 'gut tibersetzend', got. pairh '(lurch'; dazu terd in 1. intrare Vintreten', extrSre 'herausgehen'. Part, tra-tu, ai. tra 'beschfltzen', gr. T^p€-Tpov 'Bohrer', 1. tere-hva, air. tarathar. Dazu ai. tir-dti 'setzt liber', tlrjati; tere in 1. trltum, detri-mentum'Scha.deri', ahd. draen 'drehen'; tereu, gr-. tipvc, 'schwaclr. gr. Tpiiiju. TpOxiu 'reibe auf, Tpuiravov 'Bohrer', gr. xopeuw 'schnitze', abg. tvuti 'aufzehrert', vielleioht gr. TiTpOjOKiu 'verwunde'. ter + d/t, ai. trd 'durchbohien', trdilas 'locherig, poros'; ° ° ter + g/k, got. pairh 'durch', \pairko 'Loch', vielleicht auch tergere 'abwischen, abreiben'; ter + k»>, 1. torqueo Mrehe, winde', ahd. dr&hsil, gr. StpaKTOi; 'Spindel', apr. tarkue 'Binderiemen', 1. tormentum 'Werkzeug zum drehen'; ter + p 1. trepidus 'trippelnd', gr. Tpeiruu 'wende'.
§ 186.]
Wurzeldeterminative nebeneinander.
267
Es ist moglich, daC mit der eben genannten Basis die Basis tere 'zittern' identisch ist. Zunachst tinden wir ai. taralds 'zuckend, zitternd, unstet'. Eine s-Erweiteruns? liegt vor in gr. Tp^w 'zittere', &Tp€(JTO<; 'unerschrocken', 1. terreo "setze in Schrei'ken' < *ters, mir. tarrach 'furchtsam', abg. trqsQ 'schuttle, ai. trdsati 'zittert'. Mit »i-Det. finden wir gr. Tp6|uo<; 'das Zittern', dTpeiaric 'furchtlos\ Tpdjuui. 1. tremo 'zittere', as. primman 'springen, hilpfen', lit. trimit 'zittere'. Mit Det. p 1. trepidus 'trippelnd, hastig, unruhig, angstlich', abg. trepetati 'zittern', ai. trprds 'heftij.''. Bei dieser Basis liegen auch bei den Erweiterungen die Bedeutungen so nahe, daS man an dem Zusammenhang kaum zweifeln kann. Neben 1. tundo, got. stuutan, ai. tuddmi 'stofie' steht gr. TUITTIO 'schlage, haue', ai. tumpati und ai. tuj 'drangen, stoSen'. Die einfache Basis tu ist nicht mehr belegt. Neben gr. xapdaauu 'verwirre', Tapaxr) Terwirrung' aus *dherdgh steht got. drobjan, d. triiben mit bh-Det. Die einfache Basis dherS, ist nicht sicher belegt. Unter 1. tumeo 'geschwollen, aufgeschwollen sein' hat Walde auf '/• Seiten eine Unzahl von Worten vereinig-t, an deren ZusammengehSrigkeit im allgemeinen nicht zu zweifeln ist. Man sieht nun wohl, dafi die Worter zusammengehSren, aber das Ganze ist doch eine umibersichtliche Masse. Auszugehen haben wir von einer leichten Basis tewe, die 'schwellen' oder etwas Ahnliches bedeutet. Natiirlich miifiten wir eine konkrete Bedeutung ansetzen. Hierzu wiirde als D. gehoren ai. tauti "stark sein', wenn es belegt ware. Als V.I kann man dazu stellen got. piuda 'Volk', lett. tauta, lit. tauta 'Oberland' und auch wohl 1. totua 'ganz' mit t-D. S. finden wir in ai. tum-ras 'strotzend, feist', 1. tumere, 1. tumultus. Viel verbreiteter ist die Basis tewa, die ich Ablaut 401 behandelt habe. Hier finden wir V.I ai. tavlti und RS. mit u in zahlreichen Bildungen, SS. in ai. tuvi, gr. adoq usw. fc-Erweiterung abg. tuku 'Fett', lit. tdukas 'Fettstuckchen', ahd. dioh 'Schenkel' n., idg. *teiv9-k-om; dazu auch gr. OUJKO<; 'KrafL'; s-Erw., ai. tavds, tavis-as 'kraftig', wovon got. pus-undi, got. gapwas-tjan 'festmachen'; Z-Erw., ai. tu-l-am 'Rispe', abg. tylu 'Nacken', apr. tulan 'viel', gr. Tu-\ri 'Wulst'.
Ein paarmal stehen nebeneinander a und m, vgl. oben dra und drem, gwa und gwem (S. 239). SchlieClich wird man auch eine Basis stem ansetzen diirfen, die neben stha gestanden hat.
268
Die Wurzeldeterminative.
[§ 187. 188.
Vor allem stehen auch Erweiterungen mit a und e und sogar o, eu nebeneinander. So haben wir tel& in gr. f!TAr}v usw. und tele in got. pulan 'erdulderf, lit. tlleti 'still sein'. Oben ist ai. drdvati 'lauft' neben drO, envahnt. Nach allem, was wir wissen, mufi es zu dravas auch eine Form dro gegeben haben. Neben ter&, s. oben steht gr. xpw-rds 'verwundet', S. Tpueiv 'aufreiben'. Neben sterO, in strnati, 1. stravi, stratus steht ein stero(u) in ai. strnomi, got. straujan 'streuen', 1. struere 'schichten', gr. (JT6pvu|ii 'breite aus', arpwp.a 'Streu', OTPVJT6<; "ausgebreitef. Wenn inan aus 1. vorago 'S'hlund', lit. ge'rti 'trinken' eine Basis gwera erschliefien kann, so steht daneben gr. (5i(5piiJO"KUj 'esse, verzehre', wozu S. gr. (SpuKW 'beifie5, ppOS cder Meeresschlund'. Gr. TIXU)T6? 'schiffend', got. flodus Tlut' gehort zu gr. irX^uu 'schiffe', uMivw 'vvasche'. Dies kOnnte doch zur Basis pele 'voll' gehSren, wozu weiter auch Basis pel&.
Ich verzichte darauf, weiteres Material zu haufen. 188. Beispiele einzelner Basen. Ich halte es fiir angebracht, an einzelnen Beispielen noch die Entwicklungsmoglichkeit der Basen zu zeigen. Die Basis ejo cgehen' ist bekannt, Wir ftnden sie in reiner Form in dem idg. Verb, ei-mi 'ich gehe\ gr. ei|ii, 1. eo, ai. emi. Als Vollstufe I gehort vielleicht e dazu, das in einzelnen Fallen verbaut ist. Vgl. S. 194. Als V.11 finden wir -jos *gehend' in gr. ireZo? (oben S. 193). Als Kompromifiform mit doppelter V. ware vielleicht ai. djas 'Wanderer' anzusprechen'. Mit Suffix -a gebildet ist ja in ai. tura-ja 'eilig gehend', jtna-jS. 'die Bahn entlang gehend'. Dieses,;* ist die Grundlage fur die Basis ja in ai. jMi 'geht, fahrt', lit. joti 'reiten' usw. S. oben S. 245. Erweiterung durch Det. -t liegt vor in ai. -it, Brah. div-it 'Glanz', 1. dives 'reich'. Dazu auch ai. itds, gr. -ITO;, 1. -itus. Diese Basis it wird nun wieder der Ausgangspunkt fiir andere Bildungen, wie ai. etis 'Ankunft', abg. iti Inf., 1. it-er 'Gang', ai. -itja-, itjo, 'Gang' usw. Mit Suffix -men ai. eman n. cBahn, Gang'. Mit Det. gh lit. eigd 'Gang' und vielleicht gr. oixoum cwegfiehen'. Mit Det. dh abg. idt) egehe' (oben S. 242) und gr. lOnot 'Gang, Bewegung'. Eine Z-Ableitung vielleicht in ahd. lien, d. eilen. Basis sere 'fliefiend': o : ai. punah-sards 'zuriicklaufend', sada-saras 'stets laufend'. a : ai. sird 'Strom', sird 'Strom'. su-$ira 'gutes Gerinne habend'. -to-, -t- : ai. sr-tds, vdja-sft czu dem Preis des Wettlaufes hineilend', sva-srt 'in eigener Kraft oder auf eigenem Wege vorwarts eilend', vi-srt 'sich ergiefiend, das sich ergieSende Wasser'.
§ 188.]
Beispiele einzelner Basen.
269
Diese i-Bildung ist nun wieder auf die mannigfachste Weise erweitert. i : srtis 'Weg'; jo : -sftjam n. 'Laufen, Fliefien'; -u : sartu. i : nur in sdri-man 'Stromen' und vielleicht auch in sarl-srpds 'gleitend'. i : sdsris 'laufend', wie sasrds c str5mend ! ; wohl auch in sari-rdm n. 'das Wogende, Wassermasse, Flut' und in sari-t 'Bach, Flufi'. -mo- : sdrmas
'das Stromen', gr. bp\jLT\.
-no- : su-sarartim 'leichte Fortbewegung'. -ho- : srkds 'Geschofi, Pfeil'. -go-, -g : ai. sdrgas cGu6, Ergufi, Strom, (das Dahinschiefien', sarjisrj 'Handgemenge, Trefifen' ist Ausgangspunkt der aind. Wurzel srj 'ausgiefien, stromen lassen' geworden. -es : Als es-Bildung stellt sich sehr leicht ai. sdras n. 'Wasser, See; Teich' hierher, aber dies ist eins mit gr. ?\oq 'Niederung, Sumpf, so dafi dies Beispiel zeigt, wie vorsichtig man sein mufi. -po- : ai. -srp 'kriechen', gr. gptrtu, 1. serpo mit weiteren Ableitungen. Der Zusammenhang von serpo mit ser wird von Walde bestritten. -wo-: sravas estr8men lassend', gr. p6oq, wozu p^m, ai. srdvati. Davon -a : gr. f)or), lit. srava; -to, -t : ai. srutds, -srut, wovon wieder «-Stamm srutis, esStamm srotas; gr. f>ur6<;. I : lit. srove; mo : d. Strom; men : p€0|aa;
no : ai. srdvatiam usw.
Wenn man das letzte Kapitel ubereieht, so erhellt daraus klar und deutlich, dafi das Prinzip der Wurzeldeterminative aufierordentlich wertvoll ist, daC man aber nicht durch Zusammenstellen der einzelnen WD. ans Ziel kommt, sondern nur dadurch, daJ3 man Schritt fur Schritt vorgeht und die verbindenden Glieder aufsucht. Ist dies erst in weiterem Mafie geschehen, so wird uns das einen tiefen Einblick in die WD.-Geschichte der idg. Sprache gewahren. Jedenfalls zeigen uns auch die Wurzelnomina, welchen ungeheuren Veranderungen die idg. Grundsprache unterworfen gewesen ist, Veranderungen, die sich wie der Ablaut nur in jahrhundertelanger, ja vielleicht in tausendjahriger Entwicklung vollzogen haben kOnnen.
270
Die Adjektiva.
Zehntes Kapitel.
[§ 189.
Die Adjektiva.
189. Allgemeines. Wenngleieh die Adjektiva mit den Nomina zusarnmengehoren und sich in der Flexion urspriinglich nicht von diesen unterscheiden, so haben sie doch im Laufe der Zeit Eigenschaften erworben, die sie von den Substantiven trennen. Diese Eigenschaften sind folgende: 1. Sie b^sitzen oder erwerben die Motion, d. h. die Eigenschaft Feminina und Neutra zu biklen, 2. konnen sie gesteigert werden, sie konnen einen Komparativ und Superlativ bilden, und 3. entwickeln sie manchmal eine besondere Flexion. Diese Punkte rechtfertigen es, das Adjektivum in einem besondern Kapitel zu behandeln, vvie das ja auch in alien Grammatiken geschieht. Die Sprachwissenschaft hat dies leider aufgegeben. Ebenso triigt es nicht zur Klarheit bei, die Adjektiva und die Substantiva biidenden Suffixe zusammen zu behandeln. Wenn auch manchmal die gleichen Suffixe bei beiden Kategorien vorkommen, so besteht doch gewohnlich eine Verschiedenheit. Schon dafi beim Adjektivum die Suffixe a und I das Femininura bezeichnen, unterscheidet sie vom Substantivum, bei dem a und i auch Mask, bilden. Dafi naturlich im Laufe der Zeit Substantiva zu. Adjektiven und Adjektiva zu Substantiven werden konnten und geworden sind, beriihrt uns hier nicht. Die beiden Eigenschaften, die die Adjektiva auszeichnen, die Motion und die Steigerung, sind naturlich auch erst entstanden, und wir konnen vielleicht ihre Entstehung noch verfolgen. Gewifi sind diese beiden Eigenschaften nicht in alien Fallen vorhanden, und es gibt nicht nur movierte, sondern auch gesteigerte Substantiva, und umgekehrt nicht movierte und nicht steigerungsfahige Adjektiva, aber trotzdem ist der Unterschied der beiden Kategorien nicht zu verkennen. Wenn wir die Adjektiva bildenden Suffixe betrachtenr so gibt es zwar im allgemeinen die gleichen Bildungen wie beim Substantivum, aber bei genauerer Untersuchung sind diese doch oft verschieden, und auCerdem wird.
§ 189. 190.]
Das Suffix n.
271
eben von den ineisten Adjektiven ein Femininum und ein Neutrum gebildet, und zwar bilden die Suffixe I und a das Femininum, wahrend das Neutrum in manchen Fallen der Dehnstufe entbehrt oder durch die Endung -om ausgezeichnet iet. Es gibt also beim Adjektivum nur o-, U-, i- und konsonantische Stamme, und es ist ganz klar, dafi die o- und a-Stanime ebensowenig organisch zusammengehoren wie die u- und $-Stamme. Weiter ergibt eicb, daC die J-Stamme verhaltnismaBig selten sind. und daft das eigentlich Adjektivebildende Suffix das Element u gewesfn ist. Wir bepinnen mit diesem. 190. Das Suffix U. Man kann wohl sagen, dafi mit einem Suffix u die altesten Adjektiva im Idg. gebildet worden sind. Wenn diese Kategorie auch im Laufe der Zeit immer mehr zuriicktritt und in einzelnen Spracben, wie im Lateinischen und Slawischen, ganz verschwindet, so zeigt doch die Fulle der erbaltenen tJbereinstimmungen, daC es sich hierbei um eine ganz alte, weit verbreitete Kategorie handelt. Die allergewohnlichsten und ganz notwendigen BegrifiFe werden mit diesem Suffix versehen, und vielfach sind diese Adjektiva auch gar nicht weiter ableitbar. Zunachst eine Liste der idg. Beispiele. gr. PapOg, 1. gravis, got. kaurus, ai. gurus 'schwer'; gr. (Jpocbut;, 'langsam% ai. mrdus dss.; gr. Ppaxuc, 1. brevis 'kurz', abg. bruzu 'schnelP; gr. Y^U^U?! 1- dulcis 'siifi'; gr. bcujix;, 1. densus 'flicht': gr. dXaxOi;, 1. levis, abg. Itgu-kii, ai. laghus 'leicht'; ar. eupu; 'breit', ai. uriis; pr. ivi; 'gut', ai. vdsus; dazu lit resits 'kilhl'V; gr. fibui;, 1. snails, s,'ot. suts, ai. svSdiis 'siifi'; gr. dpaoui; ckuhn', mhd. tiirre, r. de'rzok, ai. dhrspux, lit. drqsus) gr. KpaTU? 'si ark', got. hardus, (abg. kratuku 'kurz'); tr. XrfOs 'bell tonend', ai. valgus 'schon' (auch von der Slimme) de S a u s s u r e , Rec. 141. gr oEu; 'scharf, mhd. uahs; gr. itaxvi? 'dickJ, ai. bahus, lit. bingus emulig'; gr. trXaTU?, lit. platus, ai. prthus 'breit'; gr. TTO\UC, got. filu, lit. pilus 'voll, reichliclT, ai. pui at- 'viel'; gr. *Tavi)<; in Tavu-fXiucrao?, xavu-iiKric, TavO-ireTiXoc, xavOq)i)XXo? neben xava6i; 'lang' = 1. tenuix, ahil. dunni; nlm. tinuku, ai. tanukas Milnn'; gr. diKu; 'schnell', 1. acu-pedius 'schnellfuBig', ai. asus 'sclmelP;
272
Die Adjektiva.
[§ 190. 191.
got. nggwus. abg. Qzuku, ai. qhus 'eng\ ]. angmtus; got. pa&rsus 'diirr', ai. trsus 'leehzend'; an. pungr 'schwer', lit. tingics 'faul'. abg. t^zuky, "schwer'; lit. mildus 'fromm', ai. rnrdus cweich, zart', 1. mollis 'weich'; lit. glodus, abg. gladuku 'glatt'; lit. saldiis, abg. sladuku 'siiS'; lit. Upas 'klebrig', ai. ripAs 'betrfigerisch'; lit kartus 'bitter', abg. kratuku 'kurz', ai. katiis 'scharf, beifiend. Manche M-Stamme sind auch in Ableitungen verbaut. Got. handu-gs 'geschkkt' : lit. kandus 'bissig'; gr. Ixvp6<;, 6xup6? 'fest', ai. sdhuris csiegreich, gewaltig'; gr. 4YXU-\OC, ahd. angul, ai. ankusas 'Hacken'. Da die M-Stamme in den Einzelsprachen kaum noch produktiv gewesen sind, vom Litauischen abgesehen, so wird man auch die Falle fur alt halten dilrfen, denen nichts in den verwandten Sprachen entspricht, wie gr. dauu? 'haufig', Tapq)0^ 'dicht gedrangt', Tpaxu? r rauh', eOSui; 'gerade', got. qairrus csanft', tulgus 'fest', d. kiihl, schwer, triige, trube, streng, fest, wiist, ai. rjus 'gerade', rbhus 'geschickt' usw. Man beachte, daC die meisten dieeer Adjektive vor dem Suffix -u einen Verschlufilaut oder s aufweisen. Da das u im Komparativ und Superlativ vielfach nicht erscheint, so miiBte es wohl ein spat angetretenes Element gewesen sein. u konnte aber auch nach Konsonant geschwunden sein, vgl. Idg. Gr. 1, § 318. Im Lateinischen sind die M-Adjektiva durchweg beseitigt, indem sie meist zu i-Stammen geworden sind, vgl. 1. gravis, brevis, •dulcis, levis, sudvis, tenuis, mollis. Aber vgl. auch 1. angustus und acu-pedius. Der Grund des Obertritts ist nicht klar. S. § 191. Im Abg. sind die w-Stamme stets durch Det. k erweitert. Vgl. Qzicku eeng', gladuku cglatt', kratuku 'kurz', liguku 'leicht', sladuku 'stlfi', tgguku 'schwer', tiniiku 'klein'. Die gleiehe Erweiterung flndet sich auch nicht selten im In•dischen. Vgl. ved. kdtukas 'scharf. sisukds 'jung'. Im Litauischen ist u produktiv geblieben. Das Femininum der M-Adjektiva wird mit Suffix «, gr. ia gebildet, vgl. r\bv<;, f]bda, ai. svddus, svadvi. Das Neutrum zeigt den Kasus indefinitus, das Mask, ein s. S. Kapitel XIV, § 236. 191. Das Suffix i. Mit den adjektivischen i-Stammen hat es seine besondere Bewandtnis. Man kann zunachst alien Ernstes fragen, ob sie im Idg. iiberhaupt bestanden haben. Im Griech., dessen hohe Altertiimlichkeit immerhin von Bedeutung ist, fehlen i-Stamme so gut wie ganz.
§ 191.]
Das Suffix i.
273
Man setzt Tpocpiq, rpoqpi 'feist, stark, grofi' an, aber bei Homer finden wir nur Tpoqpi. Das sieht aus wie ein kons. Stamm, an den i getreten ist. Aufierdem kann man noch 'iopi; ckundig' anfuhren und »pf<;, i9pi? 'verschnitten' = ai. vddhris. Hier scheint i an r-Stamme getreten zu sein.
Im Litauischen kommt nur didis 'grofi' neben didelis •vor, und im Indischen gibt es eigentliche i-Adjektiva der Art, wie es M-Adjektiva gegeben hat, auch nicht. Es gibt nur Verbalnomina auf -i mit der Bedeutung eines Nomen agentis ohne eigentlicbe Motion und ohne Steigerung, z. B.: kridis 'spieleud' neben kridds und kridus, khanis 'wiihlend', dvaris c 'verschliefiend' neben dvards, nadis 'Rufer' neben nadds, dadls gebend' (nur dies), papis c trinkend', pdpuris 'reichlich spendend' (-is, -im, -i), pdpris dss. (-is, ina),c pdpris 'hinuberfuhrend' {-is, -im), bdbhris 'tragend' (nur -is), sdnasis erbeutend' (is, im, i, I), sasahis 'siegreich' (is, im), jdghnis 'schlagend' (nur is), *tuvi-gris 'viel verschlingend' (aje) neben -gras.
Nach dem, was oben § 66 ausgefiihrt ist, haben wir es in diesem Falle klarlich mit Wurzelnomina zu tun, an die Determinativ i getreten ist. Vgl. -ghni : han, -gri : -gir, gr. PpiuT-.1) Indessen ist die Bildungsweise doch schon idg., da entsprechende Bildungen im Germanischen wiederkehren. Vgl. got. gaqems 'geziemend': ai. jdgmis 'gehend'; got. anadasets *entsetzlich', ai. sddis 'Reiter'; ahd. -b&ri, ai. babhris Hragend' u. a. Neben den einfachen Stammen c gibt es weiter welche auf -ni, wie ai. bhiirnis 'riihrig, eifrig', turnis rasch, eilend', vdhnis 'fahrend', c aw. tusnis stillschweigend', denen got. Bildungen wie hrains 'rein', c •skauns sch5n\ hauns 'niedrig, demiitig', ahd. honi cverachtet' und auch wohl lateinische wie segnis, lenis, omnis entsprechen.
Hier liegt also eine scharf umschriebene Kategorie vor, die mit den Wurzelnomina zusammenhangt. Demgegeniiber weist das Lateinische allein von alien Sprachen zahlreiche i-Stamme auf. Alt sehen Bildungen aus wie jugis czusammengefugt', rudis ^unbearbeitet, roh', magis cmehr', zu vergleiehen mit ai. mahi. Auch sonst hat das Lat. i-Stamme statt der o- und w-Stamme andrer Sprachen. ') Dafur spricht auch, dafiflektierteFormen wenig vorkommen. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
18
274
Die Adjektiva.
[§191.
Vg]. 1. ximilis 'gleich' : gr. b\xa\6c,; 1. levis : gr. Aeioi; 'glatt'j 1. humilis : gr. x$a|aaX6<; 'niedrig'; 1. agilis : ai. ajiras. Vor allem sind die w-Adjektiva in die «-Deklination ubergefuhrt, vgl. 1. dulcis : gr. ykvKbc, usw. S. § 190.
Diese Erscheinung des Lat. ist auffallend und bisher noch nicht erklart. Man nimmt zwar an, die M-Stamme seien von dena Fern, auf -i aus i-Stamme geworden. Aber das ist durchaus unwahrscheinlich, wenn nicht unmoglich. Infolgedessen kommt man auf die Vermutung, dafi das Lateinische bier eine uralte Eigentiimlichkeit bewahrt und analogisch ausgedehnt hat. Und dafiir spricht eins. Es zeigt sich namlich, dafi vielfach in der Zusammensetzung und Ableitung i-Stamme neben andern Stammen auftreten, zunachst neben ro-Stammen. Entdeckt wurde dies von C a l a n d , KZ. 31, 267; 32, 592 im Awestischen, wozu dann andere Beispiele gekommen sind. Vgl. noch W a c k e r n a g e l , Ai. Gr. 2, 1, 59 ff.; Guntert, IF. 27, 26.
Vgl. ai. a-kravi-hastas ckeine blutigen Hande habend' : krur&s 'blutig, grausam'; ai. siti-pad 'weififiifiig', siti-prsthds 'weifien Rilcken habend': svitrds cweil35; ai. rji-pjds 'ausgreifend', aw. arazi-fja- 'Falke' : rjrds 'rotlich', gr. 6pTi-irou<;, dpfi-K^pauvo?; gr. KObi-dveipa 'mit sich auszeichnenden Mannern' : KObpi?; gr. baiqjpujv 'klugen Sinnes' : ai. dasrds; gr. \aSi-Kr|br|<; 'die Sorgen vergessen machend' : Xddprj; gr. 'Ancpi- in Eigennamen 'A|U(pi-avaE, 'A|a(pi-KpotTrii; : ai. ambhrnas, got. abrs 'stark, kraflig'.
Die Erklarung ist jetzt verhaltnismafiig einfach. Die Adjektiva auf -ro usw. sind Bildungen auf -o von rStamraen, und r ist ein angetretenes Element, das das t im Laufe der Entwicklung ersetzt hat. Ganz deutlich geht das aus dem Verhaltnis des Adjektivs iukrds "leuchtend, glanzend' : £ucis dss. hervor. In der Zusammensetzung erscheinen beide Bildungen, vgl. $ukrd-varnas 'hellen Glanz habend' und Mci-varnas. Vergleiche ferner: gr. x6bi-|uo; 'ruhmvoll' : Kubp6?; gr. cpoibi-noi; 'strahlend, herrlich, schon' :
§ 191.]
Das Suffix *.
275
Weiter gehort die Superlativbildung auf -isthos hierher, wenn wir sie oben § 113 richtig erklart haben. Wenn \at.juxta 'dicht dabei' aus *iuguta : \.jugis 'zusammengefiigt' gehort, so kann man gr. ytpxoioc, 'der beste', aw. ba'rista'der hilfreichste' : ai. babhris 'tragend', ahd. -b&ri stellen. Vgl. ferner gr. IH^I-OTO?, ai. mdhisthas 'der gr66te' : ai. mdhi 'grofi'; gr. ur|Ki-OTOi; : gr. nOKp-65, 1. macer; gr. oiKTiaro?: oiia-poi; 'beklagenswert': gr. KU&IOTCX; : Kubp6; usw.
SchlieBlich finden wir noch einen Typus von Komposita auf -is. «i im Ausgang von Bahuvrlhis stammt aus der Grundsprache» sagt Wackernagel, Ai. Gr. 2, 1, 105 mit vollem Recht. Wir finden folgende Falle: hom.fivaXKii;'ohnmachtig, schwach, feig', djiia9i 'ohne Lohn, unentgeltlich'. Im Lateinischen ist dieser Typus sehr verbreitet, z.B. tri-linguis, inermis, sollemnis usw. Dazu ved. pr&tj-ardhis cdem die Halfte gehort': ardhas 'Halfte'; sn-gdndhi 'wohlriechend' : gandhas 'Geruch'; aw. krstd-radhis 'im Landbau erfolgreich'. In diesem Typus ist i deutlich ein angetretenes Element, unser Determinativ i, wie das Beispiel gr. avaAKii; deutlich zeigt. Vgl. dazu gr. d\id, dX-Kijio? 'stark', 6\Ki-qppuuv.
Es hat also alte i-Adjektiva gegeben, sie eind aber zugunsten andrer Bildungen zuriickgetreten. Aus dem, was oben § 69 festgestellt ist, ergibt sich ja auch, daC u wesentlich junger ist als i. Vielleicht geh6ren zu den alten i-Stammen auch die indischen Adjektive auf -in. Vgl. abhipra-bhanigin 'zerbrechend'; amitrin 'feindlich'; Sdarin 'reizend'; ajudhin 'Waffen tragend' : djudham; upamanthin ermunternd'.
Oben S. 83 haben wir darauf hingewiesen, dafi Wurzelnomina sowohl die Bedeutung als Nom. actionis wie Nomen agentis haben. Ai. dvis heiCt eben cHaC und Hasser'. Dasselbe gilt von den a-Stamme (s. 0. S. 83) und den i-Stammen. Die i-Stamme sind aber durch Determinativ erweiterte konsonantische Stamme (S. 103). Was wir finden, ist demnach leicht verstandlich. Diese Art Adjektiva oder Nomina agentis sind im Laufe der Zeit durch andere Bildungen ersetzt worden und nur in gewissen tlberbleibseln erhalten geblieben. So haben wir auch im Indischen o-Stamme neben i-Stammen. Es 18*
276
Die Adjektiva.
[§ 191. 192.
ist m. E. sehr wohl moglieh, daC sich der iiltere Typus im Lat. besser erhalten hat als in den andern Sprachen, dafi demnach die Zustande im Lateinischen z. T. alt sind, wenngleich sie sich natlirlich durch analogische Umbildung ausgedehnt haben. 192. Konsonantische Adjektiva. Adjektiva, die den Wurzelnomina entsprechend auf Konsonanten ausgehen, scheint es nicht zu geben. Wohl gibt es zahlreiche Wurzelnomina, die die Bedeutung eines Nomen agentis haben und damit in ihrer Bedeutung dem Adjektivum nahe stehen, aber eigentliche Adjektiva sind das nicht, da sie eben keine Motion und keine eigentliche Steigerung zeigen. Vgl. z. B. ai. vrtra-hdn Teinde schlagend', vrtratur Teinde bewaltigend', usar-budh 'friih wach', ratka-tur 'den Wagen befordernd', ratha-jnj 'an den Wa^en geschirrt', ratha-sprs 'den Wagen beruhrend', rathd-sah 'den Wagen bewaltigend', gr. {3OOK\€1)J 'Rinder stehlend', und unzahlige andere. Anfange einer Steigerung sind da, z. B. ai. vrtrahdn-tamas. Wir kdnnen hier sozusagen das Adjektivum in seiner Entstehung verfolnen. Dieser Typus findet seine Behandlung erst in dem Kapitel Zusammensetzung. Man sagt aber auch nftamas 'der mannlichste', devatamas cder beste Gott'. Anm. Im Lat. bilden die Adjektiva auf -dicus, -ficus, -volus den Komparativ von einem Stamm auf -ent, d. h. dem Partizipium. DaS ein Wort wie benevolus nicht gesteigert wird, ist bei diesem alten Typus ganz in der Ordnung.
Adjektiva auf Konsonant erscheinen also normalerweise mit Suffixen versehen. Wir linden folgende: 1. -nt bildet die Partizipia Aktivi aller Tempora mit Ausnahme des Perfekts, und zwar tritt nt an den Auslaut des Verbalstamms. Die Bildungen zeigen Abstufung, z. B. ai. sant: sat c seiend\ vgl. oben S. 70. Sie sind auch als 3. PI. in das Verbalsystem eingedrungen, demnach also recht alt. Die Bildungen sind sicher urspriinglich adjektivisch gewesen, und waren dementsprechend nicht an einen Tempusstamm gebunden. Aber wir haben dafiir kaum Beispiele. Einige Bildungen sind auch substantiviert worden, und es gibt auch sonst einige Reste. Hierher gr. 6OUJV, 6b6vro<; 'Zahn'; 1. dens, ir. det, got. tunpus, ahd. zand, lit. dantts, aidant-, dat-; wohl zum Stamm ed 'essen';
§ 192.]
Konsonantische Adjektiva.
277
gr. fipwv
2. Das Element -wes, -wet bildet Partizipia zum Perfekt. Doch ist diese Bildungsweise nur im Griech., im Bait.-Slaw, und im Arischen noch lebendig, wobei zu beachten ist, dafi das Perfektum im Slaw, nicht mehr vorhanden ist. Die Herkunft des Suffixes ist dunkel. DaC es ureprunglich nicht zum Perfektum gehorte, sondern erst sekundar mit ihm verbunden worden ist, ist wahrscbeinlich. Das isolierte eibiiiq cwissend', got. weitwods 'Zeuge' zeigt einen Vokalismus, der im Perfekt sonst nicht auftritt. Man kann natiirlich in Bezug auf die Herkunft Zusammenhang mit dem Adjektiv bildenden Suffix -wo, -u (s. § 195 u. 189) vermuten, an das die Determinative s und t oder s allein getreten waren. So B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 563. Wenn wes nicht ein selbstandiges Wort gewesen ist, mufi man das wohl annehmen.
3. Das Element es bildet Adjektiva zweier Endungen (Mask, und Ntr.), die neben den neutralen es-Stammen steben. Sie kommen ursprunglich nur in der Zusammensetzung vor und bedeuten 'versehen mit dem, was das Grundwort bezeichnet'. Nur das Griecbische und Indische weisen sichere Beispiele auf, in den ubrigen Sprachen fehlen sie teils ganz, teils gibt es nur unsichere Reste. Beispiele:
gr. buff-iuevrji; 'feindselig', ai. dur-manas 'mifimutig'; gr. €i)-(j€vr|5 'wolilgesinnt', ai. su-mdnas 'wohlgemut'; gr. d-nevr|i; 'schwach', ai. a-manas 'unverstandig'; gr. iro\u-bvivea • iroXOpouXov Hes., ai. puru-dqsds cviele Wundertaten verrichtend'; gr. bua-KXeris 'iiblen Ruf habend', ai. *dus-sravas.
Wie die Bildung zu erklaren ist, bleibt unklar. Man mochte glauben, dafi -es hier nicht eine Dehnstufe darstellt, die durch den Schwund einer Silbe entstanden ist, sondern dafi hier irgendeine Analogie gewirkt hat. 4. Idg. -went, -ment. Ein Suffix -went bildet im Griech. und Ind. Ableitungen von Substantiven und Ad-
278
Die Adjektiva.
[§ 192. 193.
jektiven, die bedeuten 'versehen mit etwas' oder fgeartet wie'. Die Bildung ist spat. Aus dem Griech. geh5ren Bildungen wie x«P'«S- \apieaaa, Xapfev hierher, ai. dma-vant 'machtig andringend, kraftvoll'. An genau entsprechenden Gleichungen gibt es nur eine, aber an dem Vorhandensein in alter Zeit ist nicht zu zweifeln. gr. 6u6ei<; Zaftig' (spat), ai. dpavant 'wassrig'. Anm. 1. Osthoff hat 1. -osus aus *-owen-tos erklart und vinosus = gr. oivoeu; gesetzt. Solmsen, Studien z. lat. Sprachgesch. 83 hat aw. alavasta als genau entsprechende Bildung verglichen. Aber das steht auf schwachen Fiifien (Bartholomae). Daher ist die ErklSrung oben § 110 vorzuziehen. Anm. 2. Arisch -mant ist aus -vant entstanden. Das Suffix macht ganz den Eindruck eines selbstandigen Wortes. Aber es kann natiirlich auch auf falscber Abstraktion beruhen. 193. Die O-Stamrae. In den gescbichtlichen Zeiten bilden die o-Stamme mit dem N. M. auf -os, dem Fern, auf -a und dem Neutrum auf -om fiir unser Gefiihl das normale Adjektivum. Vgl. gr. vioq, via, viov, 1. novus. nova, novom; abg. novu, nova, novo, ai ndvas, ndva, ndvam; lit. na&jas, naujA, got. gods, goda, god; gr. \xiaoc,, \xiar\, )x£aov, 1. medius, media, medium; got. midjis, midja, midi, ai. mddhjas, mddhja, madhjam.
Man sieht, die Sprachen stimmen vortrefflich iiberein. Wir wissen aber jetzt, dafi dieses ganze Gebaude der Zusammengehorigkeit erst verhaltnismafiig spat, wenn auch schon in idg. Zeit entstanden ist. Das a-Femininum gehort mit dem o-Stamm nicht zusammen und ebensowenig das Neutrum. Das Verhaltnis von a : om dagegen ist alt, wenn auch nicht als Fem. und Neutrum. Anm. DaB a und i urspriinglich nichts mit dem Fem. zu tun gehabt haben, ergibt sich daraus, da6 Bildungen auf -8, und t mit einem Determinativ versehen als Nomina agentis oder Adjektive erscheinen. Hierher gehoren: a) Die Bildungen auf gr. -dz, -dboq, z. B. (puYok, cpuT^ 0 ?; b) Die Bildungen mit Determinativ k, z. B. 1. fugtix : perfuga; gr. cipitaE 'rauberiseh', 1. rapax; gr. viai, abg. novaku cNeuling'; 1. vorax : gv. gopd Trafi'. Als *-Bildung geh5rt 1. fellx 'gliicklich' hierher.
§ 193.]
Die o-Stamme.
279
Merkwurdigerweise lassen sich einfache Stamme dieeer Art verhaltnismaBig wenig anfiihren. Hierher gehSren: *newos 'neu' und *medhi-os s. oben. Beim letzterea ist o an die Partikel medhi- getreten. Dasselbe gilt von 1. alius, gr. a\\o?, got. aljis. Vgl. aliquis usw. Vgl. Walde s. o. gr. 6|u6c 'vereinigt', got. sama 'gleich', ai. samds usw. ist eine Erweiterung des kons. Stammes sem, 1. simplex usw.; I. orbus 'einer Sache beraubt', ai. drbhas 'klein, schwach, Kind', abg. rabu 'Knecht', gr. 6pcpo-f56Tcu • £iriTpoiroi opcpavwv Hes.; gr. ?voc; 'alt', ir. sen (got. sinista), lit. senas, ai. sdnas; erweitert I. senex; lil. ilgas, abg. dlugii, s. dug, ai. drrghds von der Basis *der&-gh, vielleicht also eine Erweiterung; 1. longus, got. laggs Mang'; ahd. bar 'nackt, blofi', lit. basas, abg. bosii; gr. aOoi;, ae. sear, lit. sausas, abg. suchu 'trocken', ai. 6dsas 'troeken machend, ausdSrrend'; gr. ii)|u6?, ir. om, arm. hum, ai. dmds 'roh'f gr. XeuKO? :\vei6', ai. rocds 'leuchtend'; gr. aiv6q 'furchtbar', ai. inds Huchtig'.
Es zeigt sich hier weder eine einheitliche Ablautsstufe, noch ein einheitlicher Akzent.!) Dagegen treten derartige einfache adjektivische o-Stiimnie ganz gewohnlich in der Komposition auf, und zwar mit o-Vokalismus. gr. q)uja-q)6poc 'Licht tragend', ai. vajqbhards 'den Preis davon tragend'; gr. dvbpo-qp&6po? 'Menschen vernichtend', ai. -Jcsaras; gr. Traxpo-q)6vo? cVatert5ter', ai. go-ghnds 'Kuhtoter'; gr. tibpo-xoos 'Wasser giefiend' (sp.), ai. 0,-havds 'Eimer'; gr. &riuop6po? cdas Volk verzehrend', 1. carnivorus, ai. aja-gards 'Ziegen verschlingend': gr. \ao-aa6o? 'Vfilker antreibend', bhuvana-cjavds 'Welt erregend'. Allerdings sind diese o-Bildungen im allgemeinen weder motions- noch steigerungsfahig.
Von den oben angefiihrten einfachen Adjektiven stehen manche auch noch im Verdacht, ein Determinativ zu enthalten. M. E. folgt aus dieser Tatsache, dafl es einfache Adjektiva auf -o im Idg. so gut wie gar nicht gab. Die normale Bildungsweise der Adjektiva auf -o geschieht vielmehr durch Suffixe, deren Herkunft uns z. T. ') Eine Bildung, die nicht recht unter zu bringen, ist 1. nudus < *nogwodos, aisl. nokkwedr, d. nackt. Zusammensetzung?
280
Die Adjektive.
[§ 193—195.
dunkel ist. Dunkel sind auch manchmal die zugrunde liegenden Stamme. Es ist durchaus notwendig, das wesentliche hier zusammen zu stellen. 194, Suffix -jo, welcher Herkunft es sein mag, bildet in den meisten Sprachen Adjektiva der Zugehorigkeit, und zwar tritt das jo nicht an den o-Stamm, sondern das o ist scheinbar geschwunden. In Wirklichkeit war es wahrscheinlich nie vorhanden. Beispiele: gr.fiypio?'wild', ai. ajrjas 'in der Ebene befindlich' : gr. drp
Dieses Suffix ist mit am meisten verbreitet, um Adjektiva der Zugehorigkeit zu bilden. Ein zweites Suffix -jo, das zweifellos anderer Herkunft ist, bildet Verbaladjektiva von Wurzelnomina, gewohnlich mit der Bedeutung des zu tuenden. Hierher gr. &f 10? Wenerandus', ai. jaj(i)jas; aisl. atr 'efibar', ai. adjds.
195. Suffix -wo. Ein ganz anderes Bild als bei jo zeigt sich bei wo. Es ist durchaus primar, und in vielen Fallen kennen wir die zugrunde liegende Basis gar nicht. Beispiele: gr. Zuuo?, 1. vims, air. bin, got. gius, ahd. queck, lit. givas, abg. zwii, ai. jivds 'lebenrl'; 1. dlvus, deus, osk. delvai, an. tlvar, lit. dievas, abg. divu, ai. devds, eig. 'glanzend', dann 'g8ttlich, Gott'; gr. 6pO6<;, 1. arduus, ai. urdhvds 'aufrecht'. Sehr haufig bildet wo Farben bezeichnende Adjektiva. \.helvos, nh&.gelo cgelb', lit. zelvas 'giunlioh'; 1. flams 'blond', ir. bla 'gelb', ahd. bUo 'blau'V; 1. raws, ahd. grS,o 'grau'; lit. sfvas, abg. sivu 'grau', ai. sjavds 'braun, dunkel'. Dazu viele andere.
§ 195. 196.]
Suffix -ro.
281
Dazu kommen Ausdrucke fur 'links' und 'recbts': gr. Xcu6c, 1. laevui, abg. le'vu 'links'; gr. (mono?, 1. scaevus dss.; got. talhswa, gall. Dexiva und schliefilich fur all und gam: gr. SXo?, ion. oOXoc;, < *solicos, 1. salvus, ai. s<m>as : ai. vUvus usw. Im wesentlichen erscheint Suffix wo nach Voka] und Liquids. Bei dieser Sachlage liegt die Vermutung nahe, daC Suffix -tvo und -M im Grunde eins sind. -wo erscheint zumeist hinter Vokalen und Liquiden, -u hinter Verschlufilauten und s. Ich vermute, dafi es sich auch hier um Bildungen auf -s und -om, also -us und -worn handelt (vgl. oben S. 41 und 79), bei denen die ws-Form nach Verschlufilauten, die ?«;om-Form nach Vokalen und Liquiden verallgemeinert wurde. In manchen Fallen finden wir auch ein Schwanken, z. B. gr. Tava/6?, 1. tenuis, ahd. dunni : ai. tanukas, abg. tlnuku und gr. uoWou : ai. purus. Das Adjektiv bildende Suffix -ro 196. Suffix -ro. ist recht haufig. Nach unsrer Meinung ist es dadurch entstanden, dafi o an r-Bildungen antrat. Vgl. oben § 103, 2. Hierher wurden demnach gehoren: gr. \5bap6i; 'wasserig', ai. anudrds 'ohne Wasser' ; gr. ubwp, d. Wasser; gr. (SrfX-aupo? 'dem Morgen nahe', ahd. ostara, lit. ausra : ai. usar 'Morgenrote'; ai. vasards 'friih erscheinend' : gr. Sap; gr. idapoi; 'heiter' : gr. aOi'ip;c gr. itlap6<; 'fett', ai. pivards fett' : gr. iiiap; ai. vj-advards 'nagend' : gr. eibap 'Speise'; ai. chidr-ds 'durchlochert' : ai. chidr-dm 'Loch'. Aber -ro wurde losgelost und zu einem regelrechten Adjektiv bildenden Suffix, das z. T. die t-Stamme abgelost hat. Von der Haufigkeit legt die folgende Liste Zeugnis ab. gr. Ipudp6i;, 1. ruber, abg. rudru, ai. rudhiras 'rot'; gr. TtiKp<5<; 'scharf, bilter', abg. pistru 'bunt'; gr. iepoi;, ai. isirds 'regsam, rustig, frisch'; gr. (paibpo? 'klar, leuchtend', lit. giedras 'heiter, klar'; gr. I\a
282
Die Adjektiva.
[§ 196. 197.
gr. (i-Kupo? 'unkraftig', ai. Auras 'stark, tapfer'; gr. nuupoc; 'dumm', ai. mur&s dss.; gr. vu)Sp6? 'trage', ai. adhrds 'diirftig' (nicht ganz identisch); gr. Zujp6<; 'rein, ungemisrht, stark (voni Wein)', abg. jam 'aborr\p6<;, sauer, herb vom Wein'; gr. (JKtdpdq 'knapp, genau, sorgfaltig', ahd. sketar 'dtinn'; got. gaurs, ai. ghords 'fruchtbar'; ahd. heitar, ai. Sitrds 'glanzend'; ahd. star, ai. sthirds 'fest, haltbar1; ahd. wackar, ai. ugrds 'kra'ftig'; mhd. tapfer, abg. dobru 'gut'; germ, urns 'Auerochse', ai. usrds 'rOtlich'; ahd. muntar, lit. mandrils 'ubermutig, stolz', abg. modru 'veistandig'; got. abrs 'stark', ai. aprds 'tatig, eifrig' (Kluge, KZ. 25, 312. Neisser Z. WB. d. RV. 1M). In der Komposition und sonst erscheint statt des -ro- eine Bildung auf -i und im Germanischen stehen auch noch i- neben ro-Adjektiven, vgl. locker neben luck. S-oben § 191. 197. Suffix -lo. Aus dem, was oben S. 137 ff. angefiihrt ist^ ergibt sich, daC es bei weitem nicht so viele Bildungen auf -I wie auf -r gegeben hat, und daB Suffix -lo auch noch einen ganz andern Ursprung gehabt hat als -ro. Der Unterschied zwischen Det. r und I zeigt sich in der Tat auch bei den Adjektiv bildenden Suffixen -ro und -lo. ro ist in alten Bildungen sehr haufig, lo bildet primare Adjektiva nur selten. Viel lafit sich an idg. Gleichungen nicht anfiihren. ai. cirds Mange wahrend', got. loeila 'Zeit' ist unsicher; zu HOI. fills, d. faul gehort gewifi lit. pul'ai cEiter'; aber die beiden Worte entsprechen einander nicht genau; got. hails 'heil, ganz, gesund' findet seine Entsprechung in abg. cilu 'ganz, heil'. Man sieht aber jetzt wohl, wie berechtigt meine Annahme (PBr. Btr. 23, 332) war, dafi das slawische Adjektiv aus dem Germanischen entlehnt ist. Jedenfalls erweist auch diese Gleichung kein idg. primares Adjektiv auf -lo. Dagegen findet eich -lo sehr haufig hinter fertigen Worten als Determinativ. Vgl. gr. 6YKO\OC; 'geschwollen', ai. avkurds 'junger Sprofi, SproSling', wohl zu einem Adj. *<mk&s, vgl. ai. asus 'Stengel'; gr. dfKOXoi; 'gekriimint', ahd. angul 'Angel'; ai. awkus'as 'Haken'; gr. iraxu\6? 'etwas dick', ai. bahulds 'dick, dicht, gro&'; gr. x$a|ua\o<; 'niedrig', 1. humilis; gr. t)\ia\6<; 'gleich, eben', 1. similis; gr. neyaXo-, got. mihiU : gr. n^a?, ai. mahi 'grofi'.
§ 197—200.]
Suffix -mo, -meno-. -no.
283
Man sieht daraus, daB lo einen ganz andern Ursprung haben muC als ro. Es ist hier das Det. le. 198. Suffix -mo. Dies bildet einerseits Ordinalzahlen, dariiber s. oben § 103 und Superlative, s. unten § 207. Auf der andern Seite einige wenige Adjektiva wie z. B. gr. Sepiu6i;, 1. formus, got. tvarma, aw. gar'ma 'heifi', ai. gharmds 'Glut'; lit. semas 'aschgrau, blaugrau', ai. gjSmds 'schwarz'; 1. almus 'nahrend', gr.
Da neben Sepn6<; dep|uaivuj 'warme', neben 1. almus alumnus steht, so ist dieses Suffix wohl aus mno, s. § 199, entstanden. 199. Suffix -meno- bildet Partizipia Medii. S. o. S. 203. Alte isolierte Formen 1. femina cFrau', eig. 'die saugende', alumnus 'der ernahrte', damnum 'das Gegebene, die Geldstrafe'. 200. Suffix -no bildet in ausgedehntem Mafie POgenannte Verbaladjektiva. Es ist im Griech. und Lat. nur in Resten vorhanden; im Germanischen bildet es das Partizip der starken Verben, im Slawischen das Partizip aller Verben, und es wechselt im Aind. mit -to. Alte Entsprechungen sind nicht gerade haufig. gr &YV6I; 'ehrwurdig, geheiligt', ai. jajw'ds; 1. plenus, got. fulls, lit. pllnas, abg. flunu, s. p&n, ai. purtids und prSrtds; ahd. zorn, ai. dirnas czerrissen'; 1. granum, got. Tcaurn, abg. zruno, s. zrno cKorn', ai. jirvt&s 'zerrieben'. 1. planus, lit. plonas 'dilnn, flach'.
Aufierdem nungen. Vgl.
bildet
-no Adjektiva fiir
Farbbezeich-
pr. kirsna-, abg. crwiu, ai. krsnds 'schwarz': lit. kSrsas 'schwarz und weiS geflekt'; got. heits, A. weiS, vielleicht aus *htdnds, ai. §vtinds; gr. 6p(pv6? 'finster' : ahd. erpf 'fuscus'; 1. canus 'grau, weifi' < *kasnos, ahd. hasan 'politus, venustus' : 1. cascus, ae. hasu; abg. bronu 'weifclich', ai. bradhnds "rStlich, falb'; gr. irpaKv6?, Tr«pKv6c; 'gesprenkelt, bunt', ahd. forhana 'Forelle', ai. pfsnis 'gesprenkelt, bunt'; gr. ir€\\6c 'schwarzlich', 1. pulhis 'schwarz' usw.
284
Die Adjektiva.
[§ 200-202.
Das sonstige haufige Vorkommen von no ist oben S. 204 und 149 dargestellt worden. 201. Suffix -ko. Als Adjektive bildendes Suffix ist -ko in verschiedenen Sprachen sehr haufig. Man mufi dabei zwei Arten unterscheiden. 1. Es erscheint hinter Adjektiven als Determinativ, ohne deren Bedeutung zu verandern. Ganz deutlich ist der Fall bei den M-Adjektiven im Slawischen und z. T. im Indischen. Im Slawischen werden alle M-Adjektiva durch -ho erweitert, vgl. abg. tvnuku 'dunn', oben S. 117, und auch zum Teil im Indischen ai. tdnukas 'dunn'. Auch im Germanischen finden wir diese Erweiterung; an. hSrdugr 'hart': got. hardus, got. handugs (oben S. 272), und das Suffix -ug ist dann im Nordischen produktiv geworden. Auch hinter anderm Stammauslaut erscheint ko, so z. B. got. ainaha, 1. unicus, abg. inoku 'einzig', ai. eka-kdm : idg. oinos; ai. sana-kds : sdnas 'alt', vgl. 1. senex; ai. durakds 'fern' : durds.
Dazu kommen die zahlreichen Falle, in denen ein Ar-Suffix mit andern Suflixen wechselt, z. B. 1. cascus : canus 'grau' < *casnos; ahd. skelah, an. skialgr 'schief: o"Ko\i6?jcschrag, schief, krumm'; lit. pilkas 'grau' : lit. pafoas 'blafigelb' und die andern S. 199 angeftihrten Falle.
2. In weitaus den meisten Fallen ist aber ko ein regelrechtes Suffix, das Adjektive von Substantiven ableitet. Hierher gebort vor allem das Suffix -ikos, das fast iiberall Adjektive von Substantiven ableitet, z. B. gr. iimtK6; 'zum Pferde gehorig', 1. modicus : modus, got. gabigs 'reich' : gabei f. 'Reichtum'. ai vdrsikas czur Regenzeit gehorig'.
Bei dem groCen Reichtum an einetigen i-Stammen ist es nicht auffallend, wenn sich dieses Suffix so sehr ausgedehnt hat und wahrscheinlich schon in idg. Zeit entwickelt worden ist. Wie der Weg gewesen ist, auf dem das Suffix entstanden ist, laCt sich nicht menr sagen. Es ist moglich, daC zu Substantiven mit Determinativ k Adjektive mit o gebildet sind, es ist aber natiirlich auch moglich, daC -ko zu einem regelrechten Suffix geworden und dann an alle moglichen Stamme angetreten ist. 202. Suffix -to. to bildet seit idg. Zeit Verbaladjektiva. Akzent auf der letzten und Schwundstufe der
§ 202.]
Suffix -to.
285
Wurzelsilbe stehen in zahlreichen Fallen in schonstem Einklang, vgl. IGr. 2, 204. Wir haben es also mit einer uralten Kategorie zu tun. Beispiele: Sir. h^at-ndc; 'fur Frachtwagen zuganglicher Weg', 1. itus, ai. itds; gr. d-iaro? 'ungekannt', got. unwise, ai. vittds 'erkannt'; 1. pictus, ai. piStds cgeschmuckt'; gr. &VUITO<; 'ungewaschen', ai. niktds 'abgewaschen'; 1. relictus, lit. prtliktas 'zugelassen', ai. riktds 'geraumt, leer'; gr. qpdixdi; 'geschwunden, verganglieh', ai. Hitas; gr. ftxpiTo; 'ungesondert', 1. certus; gr. K\UT6?, 1. inclutus 'beriihmt', ai. srutds 'geh6rt'; gr. imaavtoc, 'herandringend', ai. cjutds 'getrieben'; gr. ^uxoc; 'fliefiend', lit. sruta 'Jauche', ai. srutds; gr. auu0TOi; 'unbekannt', ai. buddhds 'erwachl'; 1. ustus, ai. ustd.a 'gebrannt'; gr. gpoToc 'sterblich', ai. mrtds; 1. vorsus, ai. vrttds 'gedreht': gr bpaxo? 'geschunden', ai. drtds; 1. tostus
286
Die Adjektiva.
[§ 202. 203.
Von Fallen wie gr. a-axeftx; 'mit dem man nicht fertig werden kann, unwiderstehlich', aw. a-zgata- aus hat sich vielleichl ein Ausgang -etos, wie gr. dpi-bevK6TOC 'ausgezeichnet' verbreitet. Gegeniiber der groUen Anzahl regelrechter Bildungen gibt es natiirlich viele, in denen eine andere Vokaletufe eingedrungen ist. Hierher z. B. gr. jvw[a)t6c, 'erkennbar', 1. notus : ir. gnath 'bekannt, gewohnt', got. knaps, lit. pazintas 'gekannt'; 1. impletus, ai. pr&tds 'getilllt'; gr. cOvvnToi; 'wohl gesponnen, gewebt', 1. netus; Mr. orpumii; : 1. stt&lus 'ausgebreitet'; 1. potus : pitas 'getrunken'; 1. cietus 'welk' : ai. dfitas 'unverwelkt'; gr. l\xe*6q, 'ausgebrochen', 1. vomitus : ai. vantds; 1. genitus : 1. (g)nCUus.
Weiter werden die Verbaladjektiva auch von den Verben auf -a, -e, -» und scbliefilich auch im Griech. auf -6 gebildet. Die Kausative, idg. mit einem Stamm auf -ei, zeigen ein regelrechtes VeibalaiJjektiv auf -itos, 1. monitus : moneo, got. frawardips 'verderbt' : frawardjan, wie ai. vartitas 'gedreht' : ai. vartdjati. Man wird das kaum anders erklaren konnen, als dafi hier eine Zusammensetzung mit U6s vorliegt. Weiter bildet aber -to auch Adjektive von Substantiven, mit der Bedeutung 'versehen mit etwas': Hierher: 1. barb&tus, lit. barzdotas, abg. bradatu bartig'; 1. auritus cmit Obren versehen', lit. akttas 'augig', abg. mnogoocitu, 'vielaugig'; 1. corddtus 'mit Verstand begabf, abg. sruditu 'erzurnt'. Man kann die Frage aufwerfen, ob dieses Suffix -to iiberhaupt mit dem ersten identisch ist. An und fur sich sind ja bei dem fo-Suffix zwei Wege der Entstehung denkbar. Im ersten Fall wird doch wohl eine alte Form mit angetretenem -to vorliegen; im zweiten kbnnte Nomina auf -t durch Suffix -o zu Adjektiven geworden sein. 203. Die Flexion der o-Adjektiva. Die o-Adjektiva folgen wie alle andern im allgemeinen der Substantivflexion. Doch gibt es einige, die im Lateinischen und Indischen nach der pronominalen Deklination gehen. Im Lateinischen sind es die bekannten unus solus, totus, ullus, uter, alter, neuter, nvXlus. Aus dem Indischen gehoren hierher katards 'welcher Ton beiden', katamds 'welcher unter vielen', jatards 'welcher unter
§ 203-205.]
Die Motion der Adjektiva.
287
zweien', jatamds 'welcher unter mehreren', itaras 'ein anderer', anjds 'ein andrer', sdrvas 'all', visvas 'jeder', ekas 'einer', sowie eine Reihe andrer (Whitney § 522 ff.; Sievers, Btr. 2, 108).
Im Germanischen sind derartige Falle auch vorhanden gewesen. Sie haben sich aber ausgedehnt und schliefilich die gesamten Adjektiva nach sich gezogen. Das ist bekanntlich der Ursprung der Flexion der starken Adjektiva, wie zuletzt E. S i e v e r s , PBrBtr. 2, 98 unwiderleglich gezeigt hat. Als idg. konnen wir diese Flexion etwa fur folgende Falle ansetzen: 1, unus, got. ains, ai. ekas 'eins'; dazu 1. ullus und nullus; 1. uter cwer von beiden5, got. hapar, ai. katards; 1. alius, got. aljis, ai. anjas; vg). auch gr. &\Xo; dazu I. alter, ai. anjatards; 1. totus, ai. sarvas 'all, ganz'; ai. vtevas, abg. visi 'jeder, all'.
204. Die Motion der Adjektiva. Diese ist gelegentlich zur Sprache gekommen, aber das wesentliche inufi in einem groCeren Zusammenhang, in dem Kapitel XIV, Geschlecht, behandelt werden.
Elftes Kapitel.
Die Steigerung.
205. Allgemeines. Die meisten Adjektive konnen gesteigert werden, d. h. einen sogenannten Komparativ und einen Superlativ bilden. Diese aus dem Altertum uberkommenen Ausdriicke geben die Bedeutung der betreffenden Formen nicht in alien Fallen wieder. Neben dem Komparativ besitzt das Keltische z. B. einen Aequalis mit der Bedeutung 'ebenso groC' usw. Statt Superlativ, der nach dem gewohnlichen Gebrauch den hochsten Grad bezeichnet, spricht man auch vom E l a t i v , einem sehr hohen Grad. Wenn wir uns auch daran gewohnt haben, die beiden Forrnationen, Komparativ und Superlativ zusammen zu betrachten, so gehoren sie doch nicht notwendig zusammen. Zwischen den Bildungselementen von gr. (Toqpujrepoq 'weiser' (Komparativ) und GocpiuTaTog 'der weiseste', lit. Komp. didesnis 'groCer' und Superl. Aids'au&as cder grofite' besteht ebensowenig ein etymologischer Zusammenhang wie zwischen 1. melior cbesser' und optimus c der
288
Die Steigerung.
[§ 205. 206.
beste'. Komparativ und Superlativ sind suffixale Weiterbildungen von Adjektiven, wie sie auch sonst vorkommen und wie wir sie eben behandelt haben. Es ist, glaube ich, moglich, dem Ursprung der Formen naher zu kommen und ihre Entwioklung zu verfolgen. Literatur: S o m r a e r , Die Kornparationssuffixe im Lateinischen IF. 11, 1ff.,205ff.; H. Gi'intert, Zur Geschichte d. griech. Gradationsbildungen, IF. 2 7 , 1 ; Osthoff, MU. 6, 70ff.; T h u r n e y s e n , KZ. 33, 551 tf.
206. Der Komparativ auf -tero. Griechisch und Indisch stimmen darin iiberein, daC sie zwei Arten von Steigerungsbildung besitzen, namlich die Arten von gr. ribiiuv, fibicrroq und croqpwTepoq, aoqpuJTaToq. Die erste Art ist alter, die zweite sicher erst spiiter entstanden und daher durchsichtiger. Schon B o p p , S. 389 hat in dem Suffix -tero ein Element mit der Bedeutung Vorwartsschreiten' erkannt, und dafi das richtig ist, ist sonnenklar. So heifit denn gr. Tepakepoi; < *gera\-teros 'im Alter vorgeschritten' > 'alter', \xe.aa\ie.poc, 'in der Mitte gehend, der Mittlere', <JX°^aiT6P°S 'i n Mufie gehend'.1)
Nach Yepafrepog, TraXaiTepoi; hat man etwa veoTepo? 'junger' gebildet, und damit war der Neubildung Tiir und Tor geoffnet. Wenn das Suffix -tero auch in verschiedenen Sprachen {a. oben S. 209) vorkommt, so hat es sich doch nur im Indischen und Griechischen zum Komparativsuffix entwickelt, und unmittelbare Entsprechungen sind selten. Man filhrt gr. ib|i6T£po;, ai. dmdtaras an, aber wann sind diese belegt?
Wichtig ist auch folgendes: -tens tritt nicht an den bloCen Stamm, sondern an fertige Kasus. So finden wir im Indischen uccSistardm von oben her', sanaistaram cam langsamsten'. Im Griechischen tritt teros an den Stamm, ist aber die Wurzelsilbe kurz, an eine Form auf -iu, z. B. aocpibrepo?. De Saussure, Rec. 46"J hat angeuommen, urn eine Folge von vier Kurzen zu vermeiden, sei hier der Stammauslaut gedehnt. In Wirklichkeit trat teros an Adverbien auf -6 bei den o-Stammen. Allmahlicb. drang l ) Wie jung die Bildung ist, erkennt man auch am Ablaut. Es fehlt sowohl die Schwundstufe wie die o-Stufe im Suffix -tero. Die Bildung steht also mit neque usw. auf einer Linie.
§ 206. 207.]
Der Superlativ auf -mo-, -hmo-.
289
faier aber die Stammform auf -o ein, analog den Adjektiven auf -u, wo es urepo? (PpabOrepo?, YXuKUTepoi; ohne Dehnung) hie6. Nur wenn eine Folge von vier Kflrzen erschienen ware, behielt man die Form auf -6 bei.
207. Der Superlativ auf -mo-, -famo-. Ein Suffix -iamas bildet im Indischen die Superlative zu Komparativen auf -faras, wahrend im Griech. dafiir -Taxoq eingetreten ist. Es ist kaum zu bestreiten, dafi gr. -T<XTO<; durch irgendwelche analogischen Einflusse aus -xciuoc;, das nicht mehr erhalten ist, umgestaltet ist. DaC ai. -tamas alter als griech. -Torrog ist, ergibt sich daraus, dafi jenem lat. -timus entspricht. In alten Entsprechungen flndet sich -tbmos ia Verbindung mit Prapositionen und Adverbien. Vgl.lat. intimus 'innerster, vertrautester', ai. dntamas 'dernachste, holdeste, werteste' : 1. in 'in'; gr. {S0TCITO<; 'der letzte', ai. uttamds 'hochste'; ae. nidemest, aw. nitoma- 'unterster'. Dazu kommen noch Falle wie 1. ultimus 'der letzte', extimus c dei' aufierste', optimus 'der beste', u. a., got. afluma 'der hintere', iftuma 'der spatere'.
Sieht man die Falle genauer an, so steht -tbmos mit -teros ganz auf einer Linie. Wie dieses wird es mit Prapositionen verbunden, wie dieses tritt es an Kasusformen. Es miiCte also auch ein selbstandiges Wort sein. tbmos konnte wohl nur von der Basis tema cschneiden' kommen. Ich lege auf diese Vermutung kein besonderes Gewicht, da mir die Bedeutungsentwicklung nicht klar ist. B r u g m a n n , IF. 14, 6 meint, dafi -tbmos an Stelle von -mos (s. u.) erst nach teros geschaffen sei. Es habe Bildungen auf -eros und -mos gegeben, und so habe man ein tbmos nach teros gebildet. Tatsachlich liegen die Verhaltnisse so, dafi neben den Bildungen auf -tbmos sehr oft ein -teros steht. Aber doeh nicht ausschliefilich. Man mufi absehen von den Zahlwortbildungen auf 1. -simus und ai. -tamas (vjiati-tam&s), sowie den Fallen wie 1. finitimus, maritimus, optimus cder beste'. Vgl. auch 1. quotumus 'der wievielste5 = ai. katamds cwelcher von vielen'. Es ist also m. E. mit S o m m e r , IF. 11, 211 an dem idg. Alter des Suffixes nicht zu zweifeln und auch wohl nicht an der Selbstandigkeit. Daneben stand allerdings auch -mo; wenngleich nur in wenigen Fallen und vornehmlich im Lat. und Aind., H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
19
290
Die Steigerung.
[§ 207. 208.
wo sich em Ordinalia bildendes Suffix -mo entwickelt bat. So weit nicht in den Bildungen auf -mo, wie § 121 angenommen, Zusammensetzungen vorliegen, konnten es Neubildungen nach Bildungen auf -er(o) sein. So also lat. summus, umbr. somo, ags. yfemest, ai. upamds r 1. super, d. iiber, ai. uparas; 1. infimus, ai. adham&s 'der unterste' : 1. infra, inferior, ai. ddharas 'der untere'. Ich komme also gerade zu der entgegengesetzten Ansicht wie Brugmann.
208. Der Komparativ auf -jes, -jos. Die zweite, altere Komparativbildung zeigt das Suffix -jes, -jos mit der Schwundstufe -is. Dieses tritt unmittelbar an den Stamm oder dieser ist durcb i erweitert. Die den Positiv bildenden Suffixe fehlen. Wir finden also entweder: gr. Kpeiaffuuv < *kretjon, got. hardiza; oder gr. f)oiiuv < *swadi-jon, ai. sv&di-jas csil6er' zu f|buc; svadus csufi\ Was das Fehlen des Positivsuffixes betrifft, so vergleiche man ferner gr. ddaouuv : Taxi)?; dXaxruuv : ^Xaxui;; fipabiiuv : ppa&Oc, aiaxiujv : aiaxpo?; Kubiuuv : Kubp6i;; \xdaowv : naKp6?, abg. vyse < vysje : vysoku 'hoch', ai. varijas : urus 'breit' usw.
Wir erkennen daraus, dafi die Positivsuffixe spater angetreten sind als das Komparativsuffix. Zur Verdeutlichung kann man das Slawische heranziehen. Hier sind z. B. die M-Adjektive nachweislich durch Determinativ ku erweitert, vgl. abg. sladu-hu : lit. saldus. Trotzdem heiflt der Komparativ sladze
Das Lateinische, in dem j nach Konsonant zu i geworden ist, zeigt nur eine Form -ior, -ius nach Konsonant (melior), -jor, -jus nach Vokal (major). Im G o t i s c h e n dagegen finden wir wieder zwei Bildungen, die eine auf -iza, batiza 'besser', in der iza
§ 208. 209.]
Dsr Superlativ auf -isthos.
291
an den blofien Stamm getreten ist, die andere auf -oza, Windoza, die ich aus *blindo-jiza erklare (IF. 12, 206). Hier ist also jes oder is an das Adverbium auf -o getreten, vgl. oben gr.ffocpiJuxepoqund unten abg. novejis. Ganz abnlich liegen die Verhaltnisse im A l t b u l g a r i s c h e n , auch hier Antreten teils an den blofien Stamm, slaMe
209. Der Superlativ auf -isthos. Ein zweiter Superlativ wird mit einem Suffix -isthos gebildet, das unmittelbar an den Stamm gefiigt wird. Schon dadurch unterscheidet sich die Bildungsweise von der des Komparativs, bei dem auch ein Stamm auf -i zugrunde liegen kann. Trotzdem sieht man in dem istho eine Vereinigung des Suffixes -tho mit der Schwundstufe des Komparativsuffixes -is ( B r u g m a n n , Grd.2 2, 1, 657). Aber dieser scheinbare Zusammenhang kann triigen, und ich halte ihn fur falsch. Vgl. oben § 205. Die Bildungsweise findet sich im Griechischen, Germanischen und Arischen in lebendigem Gebrauch. In den ubrigen Sprachen ist sie verschwunden, ersetzt oder oder nur in erstarrten Resten erhalten. Ich habe schon oben § 113 ausgesprochen, daC ich den Superlativ aus einen Suffix -stho 'stehend 5 erklare,
292
Die Steigerung.
[§ 209. 210.
das an die idg. i-Bildungen (oben S. 98), z. T. aber auch an alte Lokative getreten ist. Nach dem Verlust der t-Bildungen wurde isihos als einheitliches Suffix aufgefafit und zu dem Komparativ auf -jos, -is in Beziehung gesetzt. Dafi diese Beziehung aber nicht von allem Anfang an vorhanden war, ergibt sich schon daraus, dafi zahlreiche Superlative ohne die entsprechenden Komparative vorhanden sind. Ich stelle im folgenden das Material zusammen, zugleich im Sinne einer Entwicklungsreihe. Lat. juxts, 'dicht daneben' erklart man aus jugi-sta : !. jugis, juge 'zusammengefiigt'. Vielleicht kann man auch ai. jujias 'verbunden' aus juji-jas 'verbunden gehend' vergleichen; gr. ayxi-tfTOi;, alter Adv. &fx.^-^a : gr. ciyx1 cnahe'. Vgl. ubrigens \.angu-stus 'eng', und t 56 \idV &YX1 o"xao"a, &YX1 rcapaaxiz usw.; gr. yipwtoz 'bester', aw. bairista cAnrede an Gotter' erklart man als ram besten tragend' zu gr. cp^poi, 1. fero usw. In Wirklichkeit liegt wobl ein Nomen bher cdas Tragen' zugrunde, wovoii bheri, also bheri-sthos cim Tragen stehend'. Vgl. auch ai. babhris, ahd. bSri. Gewifi liegt eine Assoziation mit Verben bei dieser Bildung vor, aber es handelt sich hier um alte Verbalabstrakta. Vgl. noch Delbriick, IF. 14, 46 ff.; P e r s s o n , Beitr. 25. gr. fidYi-OTOi;, ai. mdhi-Sphas cder gro&te', vgl. ai. mahi cgro6'; gr. apiffTo? cder baste' : gr. dpi- 'sehr\ &papi-(JKW 'fflge'; aw. juidi-sto 'trefflich kampfend' ware ai. judhi-sthas 'im Kampf stehend', vgl. den Eigennamen Judhi-sthiras, sthiras 'hart, fest'. Andere Beispiele sind: gr. |ir|Ki<jTo;, aw. masista- 'ausgedehnt' : gr. |iaKp6i; clang\ 1. macies 'Magerkeit'; gr. ^XdxiCTTOs cder kleinste', ai. Idghisthas 'der flinkste, kleinste': ; gr. diKKTTOi;, ai. dsisthas
'der schnellste' : gr.
Der Superlativ erfordert normalerweise Schwundstufe des Stammes und Endbetonung. Fur die erste sprechen gr. Kpct-ncrroi; : Kpeirrujv, got. juggists : jiihiza; fur die Endbetonung ai. kanisthds 'der Jiingste', jjesthds 'der Alteste', got. juggists, ae. Imresta : Imssa, wierresta ; wiersa und die beiden isolierten Falle ahd. henqist und herbist, vgl. Osthoff, M. U. 6, 70 ff. 210. Supplierende Steigerung. Die Steigerung der Adjektiva hat sich, wie alle andern Pormationen, entwickelt, und sie findet sich dementsprechend nicbt bei alien Adjektiven. Noch heute sind gewisse Adjektive,
Supplierende Steigerucg.
§ 210.]
293
namentlich gewisse Farbenausdriicke, z. B. orange, rosa nicht der Steigerung fahig. Merkwiirdigerweise finden sich in fast alien Sprachen Adjektive gewisser Begriffskategorien, die den Komparativ und Superlativ von einem andern Stamm bilden. Wenn wir sagen, sie supplieren, erganzen die fehlenden Formen, so ist das wohl nicht immer zutreffend. Die Formen gehoren gar nicht zusammen. Osthoff hat derartige nicht gesteigerte Positive mit andersstammigen Komparativen und Superlativen in seinem Buch cVom Suppletivwesen' 20 zusammengestellt, und es ist merkwiirdig, dafi es z. T. dieselben Begriffe sind, bei denen die Supplierung eintritt, obgleich die Stamme ganz verschieden sind. Es sind die Adjektive, welche bedeuten gut u n d schlechi, ubel, bose, schlimm; grofi, viel und klein, gering, wenig.
tiber die Adjektive, welche nicht gesteigert werden konnen, vgl. jetzt B e h a g h e l , Deutsche Syntax 1, 229 ff. Ich entnehme Osthoffs Buch die wichtigsten Tatsachen. Gut: gr. apiOTO? d|ueivwv ;r. crraoo? fteXxiwv
P^XTICTO? KpeiTTUJV KpClTlCFTOc; \U){lJUV ',\iljaTo?;
]. bonus
melior optimus; ferr dech; got. gops batiza batists; ae. god auch selra selest; abg. dobru luciji; russ. chorosij hiiiij; serb. dobar bolji; sresthas; ai. pras'dsjas srejan jjajan jjesthas; schlecht, ubel, bose, is chlimm:
air. maith
gr. KOK6?
1. mains got. ubils abg. zulu 1. multum frz. beaucoup got. mikils abg. veliku ai. bahtls
XEipuuv f|TTU)V
Xefpiaxoi; riKKJTOi;;
pejor wairsiza; gorjijl. Grofi, viel:
pessimus;
plus plus; maiza boljiji; bhuian,
plurimwn; maists; bhujiSthas;
294
Die Adverbia.
[§ 210. 211.
klein, gering, wenig, gr. fiiKp6?
nefiuv
lieiOTO?;
1. parvus frz. petit got. leitils e. little
minor; moindre; minniza less
minnists; least;
abg. malu minjiji. Was die Herkunft der einzelnen Wortstamme betrifftj, so verweise ich auf die etymologischen Worterbticher. Die Vereinigung der verschiedenen Bildungen laCt sich z. T. erklaren, sie beruht z. T. darauf, dafi an Stelle des einzelnen Wortes zuweilen ein gleichbedeutendes getreten ist. Man vgl. oben frz. beaucoup plus gegenuber lat. multum plus, und hier ist wieder multum statt eines Wortes eingetreten, das dem griech. iroXug cviel' enteprochen hatte. Im griech. TTOXUS, irXeiwv, TrXeiOTOg = an. flestr haben wir ja eine regelrechte Steigerung vor uns. Ebenso hat sich zu got. maiza, maist ein anderer Positiv eingestellt. Got. batiza, batists sind urspriinglich die Steigerungsformen zu einem Adjektiv, das etwa in ai. bhadrds 'erfreulich, gliicklich' vorliegen konnte. 1 ) Dafiir ist dann go]>s eingetreten.
Zwolftes Kapitel.
Die Adverbia.
211. Allgemeines. Der Ausdruck Adverbium ist aus dem gr. eTrippn|aa iibersetzt, und es bezeichnet eigentlich das dazu Gesprochene. Adverbien sind nicht flektierbare Satzteile, die zu einem Verb, Adjektiv oder auch zu einem Substantiv (gr. 6 vOv xpovoq 'die Zeit jetzt', 6 npoTepos PaCTiXeu^ cder friihere Konig) hinzutreten, um sie naher zu bestimmen. Was ihre Herkunft betrifft, so sind, seitdem eine Flexion besteht, zahlreiche flektierte Formen zu Adverbien erstarrt, und dieser Vorgang wird sich immer wiederholen. Aber der Zeit der Flexion ging eine Zeit voran, die die Flexion, soweit wir sehen, nicht kannte, und auch aus dieser Zeit sind zahlreiche Adverbien und adverbiale Elemente ') Wenn das ai. a wirklich auf n zuruckgehen sollte, braucht der Vergleich noch nicht ganz hinfallig zu sein, vgl. Idg. Gr. 1, 201.
§ 211.]
Allgemeines.
295
in den altesten Zeiten der Einzelsprachen vorhanden und selbst bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Wir haben oben gesehen, dafi die flexivischen Elemente und die Determinative eng zusammengehoren. Letztere treten auch bei den Adverbien auf, und daher erwecken viele Adverbia den Eindruck eines Kasus, ohne es zu sein. Man ist aber bisher ziemlich allgemein in den Irrtum verfallen, in all den Fallen, in denen die Adverbien Ausgange zeigen, die beim Nomen als Kasusendungen vorkommen, in den Adverbien erstarrte Kasus zu sehen. Namentlich wo Adjektive neben Adverbien stehen, halt man das Adverbium fur jiinger. Wenn man aber den Tatbestand genau beobachtet, so sieht man das Irrige dieser Annahme in manchen Fallen leicht ein. So steht bei Boisacq: Ttp6T€po<;, aw. fratara- cder vorhergehende', ai. pratardm adv. 'entfernter'. In Wirklichkeit ist auch im Gr. itp6T6pov alter als tipdrepo?, und der Artikel miifite lauten gr. irpb-repov, ai. prdtaram adv. usw. S o m m e r hat IF. 11, 5 ff. als Grundlage von 1. alius, got. aljis, gr. &X\o; ein Adverbium ali angenoramen, vgl. 1. ali-quis, was ich fur durchaus richtig halte. Ebenso liegt dem. 1. medius ein Adv. *medhi zugrunde. Gr. n6aov, TOOOV sind alter als trdoo?, TOOO?, und da das Lat. nur quot, tot, das Ind. kdti, tdti Vie viele, so viele' kennt, so geht gr. iroaov auf *kwoti-om zuruck. S.l oben S. 87. Horn, kennt nur Saoov, aber kein ctaauuv, auch nur frrX <JTOV u n d &YXl(JTa> kein afXKJTO?. Er hat ferner irpOD'i und upiiriov (aber kein Tipiuioi;), «ntsprechend ahd. fruo.
Das Verhaltnis von Adverbium zu Adjektivum bedarf also einer eingehenden Untersuchung, die wir hier nicht geben konnen. Obgleich die an Adverbien angetretenen Determinative schon oben Kapitel 5 zur Sprache gekommen sind, so miissen sie doch an dieser Stelle wenigstens kurz wiederholt und erganzt werden. Wir unterscheiden im folgenden vier Klassen von Adverbien. 1. Adverbien mit besonderen nicht kasuellen Endungen. 2. Adverbien mit Endungen, die auch Kasus gebildet haben, und die daher als Kasus aufgefaCt sind, namentlich von uns, die es aber z. T. sicher nicht sind.
296
Die Adverbia.
[§ 211. 212.
3. Adverbien von Adjektiven. Hier handelt es sicb meist urn erstarrte Kasusformen. Z. T. sind aber namenlich in den geschichtlichen Zeiten besondere Elemente angetreten. 4. Erstarrte Substantiva und Adjektiva. 212. Adverbien mit besoncleren nicht kasuellen Elementen. Es ist aufierordentlich schwer, die mannigfachen Elemente der Einzelsprachen richtig zu beurteilen. Mancbes erscheint in mehreren Sprachen, anderea nur in einer einzigen, ohne daft es darum einzelsprachlich zu sein brauchte. Dazu kommt, dafi viele Sprachen die letzten Konsonanten abgeworfen, auslautende Vokale geschwacht oder gleicbfalls abgeworfen baben, so dafi wir oft iiber die alteste Gestalt des Eleinentee nicht ins Klare kommen konnen. Auch gegenseitige Beeinflussung ist in Betracht zu ziehen. 1. Ein dh-Element ist ziemlich verbreitet. Nach den Gesetzen des Ablauts miifite das alteste Element -dhe sein. Wir finden dies im wesentlichen im Arischen und Slawischen. Hierher abg. hude cwo', ai. kuha, gthav. kudd 'wo'; abg. sMe'hier'; ai. ihd 'hier' usw. Ob die griech. Formen auf -&e wie npda-de. hierhergehoien oder auf griech. Neubildung beruhen, ist unsicher. Durch Antreten von * erscheint -dhei in alat. nbei, ibi. Die Schwundstufe zu -dhei liegt vor in gr. -{h, z. B. it6di 'wo', ai)x6-di 'daselbst', oi)pav6di 'im Himmel' usw. Dieses -di hatte im Griech. leicht zu einem Kasussuffix werden kfinnen. Da gr. -9 nicht eindeutiger Herkunft ist, sondern auch auf -ghw zuruckgehen kann, so vergleicht Pedersen. KZ. 38, 223 Formen wie ai. kdrhi 'wo'. Das ist mir aber unwahrscheinlich, da ai. -hi keinen Labiovelar enthalten wird. Aulierdem wird man sich schwer entschliefien, 1. ubi, umbr. pufe und gr. it<5di, 89i auseinander zu reifien.
2. Ein zweites Dentalelement finden wir in gr. 9ev, das die Bedeutung cwoher' hat. Es ist dies zu einern richtigen Kasuselement geworden, vgl. oben S. 182. Da griech. & auch auf idg. th zuruckgehen kann, so habe ich germ, -ten in d. Osten, Westen, ahd. westana 'von
Westen her' verglichen, IF. 1, 16. Aber das ist nur eine unsichere Vermutung. H a t z i d a k i s , Gl. 2, halt an der Identitat von -$e und -&ev fest.
§211] Adverbien mit besonderen nicht kasuellen Eleraenten. 297
3. Ein Element -th liegt aber sicher im Indischen vor, vgl. ai. kathd cwie', ai. jdtha Vie', tdiha 'so'. Obgleich kerne andere Sprache dieses Element kennt, so durfte es doch idg. sein, da es wabrscheinlich im Verbum auftritt, vgl. ai. vettha cdu weifit', gr. oicrfta, s. Verb. Das oben unter 1 behandelte gr. St tritt ebenfalls im Verbum auf, gr. i'Oi e geh\ So gut nun diese beiden Verbalendungen (gr. -&i und -da) ganz verschiedener Herkunft sind, so gut konnen es auch die griecb. Adverbialsuffixe -&i und -$ev sein. 4. Schliefilich finden wir im Griech. scbeinbar auch -da in hi&a c da', evxaOQ-a chier, daselbst', ida in i&ai"fevris metrische Dehnung fiir i&aTevr|^ 'rechtmiifiig geboren' : ai. iha chier', ark. irpocrda. Aber das alteste Beispiel ev&a kann doch nicht en enthalten, sondern nur den Pronominalstamm e, s. o. S. 10, so daC wir -vda abzutrennen genotigt sind. Damit hat man 1. inde c daher', unde 'woher', abg. kpdu, kpde Voher', tqdu, tgde 'daher' verglichen (IP. 1, 16). Es ist zweifelhaft, ob das richtig ist, aber die lat. und slaw. Formation konnten sehr wohl zu?ammenhangen. Anders W a l d e . Bei diesen Adverbien ist aber schwer zu einer sicheren Entscheidung zu kommen. 5. Ein anderes dli-Element findet sich bei Zahladverbien ai. dvidha 'zweifach', womit gr. bix&a verglichen wird. Dieses ai. dim gehort wohl zur Basis dha 'setzen' und gr. 5ix&a geht wohl auf bix&ao- zuriick, das in bix^abloq 'zwiefach geteilt' vorliegt. 6. Ein ^-Element finden wir auch mit mehreren Vokalen versehen. Zunachst te in ai. utd Partikel des Gegenuberstellens (utd-utd 'einerseits — anderseits', gr. f)iixe 'wie anderseits, wie auch, gerade ! wie < *r)/0T6 (Brugmann, Gr.2 2, 2, 731). Perner gr. aute 'wieder', gr. itixe 'wannV, OTS 'warm', T6TE 'dann'. Daneben steht auch ta in ). ita 'so1, gr. eT-Ta cdann, darauf',_ ?TT-€I-TCI 'dann' und ti in L uti(nam), uti(que), ut, 1. iti-dem, ai. iti 'so', gr. aiiTi-Ko 'irn Augenblick'. Die Bedeutung 'wobin' hat der Dental in got. hap, had 'wohin?', jaind 'dorthin', samap cnach demselben Punkt hin', aljap 'anders wohin'. G r i e n b e r g e r , Unters. zur got. Wortkunde, S. 20f. hat damit das gleichbed. griech. Suffix -ae verbunden und got. aljap = gr. aXXooe gesetzt. Vgl. auch got. hap = TT6(J€ 'wohin', samap
298
Die Adverbia.
[§ 212.
= gr. 6ji6cre. Voraussetzung ist, dafi gr. -re ZU -<J6 geworden ist, wie TI > ai. Weitergebildet haben wir dieses t in got. dalapa cunten', afta 'hinten'.
Und schlieClich gibt es ein Element -
Produktiv ist das Suffix im Lat. coelitus 'vom Himmel her', funditus 'von Grund aus', und vor allem im Indischen, wo es spater zu einem regelrechten Ablativsuffix geworden ist, das sich im Prakrit weit ausgedehnt hat. Vgl. P i s c h e l , Gramm. der Prakritsprache 249 ff. 7. Ein Element de bildet im Griech. an Akkusative antretend, Adverbien der Richtung Vohin?', z. B. oiipavovbe 'in caelum', oucovbe cnach Hause', 9upa2Ie
11. r ist schon oben behandelt worden. Es hat sich in einzelnen Sprachen zu einem Element entwickelt, das Adverbien mit lokativem Sinn bildet. Im Griech. nur vuKTiup 'nachts' = 1. noctur-nus. Im Lat. finde ich es nur in cur 'warum' < *quor. Im Germanischen ist es Lokativsuffix, vgl. got. har ! wo', par cda', jainar 'dort', aljar 'anderswo\ her 'hier'; ebenso im Litauischen lcuf 'wo?' kXtur 'anderswo', visur visuf 'uberall', tenuf 'dort'. Abg. ist es nicht zu erkennen, da r abgefallen ist. Aind. finden wir kdrhi cwann', tarhi 'damals', amirhi Mamals'.
§ 212. 213.]
Adverbia mit kasuellen Elementen.
299
Man sieht also, wenn sich auch Germ., Lit. und Indisch der Form nach entsprechen, so weicht doch die Bedeutung wesentlich ab, so da6 diese im Idg. gewifi noch nicht feststand. 12. Cber -I s. oben S. 138, ebenso fiber s bei Adra-bien S. 141, uber n S. 149 f.
213. Adverbia mit kasuellen Elementen. Eine groCe Anzahl von Adverbien gibt es, die mit d e n Elementen gebildet sind, die auch die Kasus bilden. Da nun aber diese Elemente mit dem Kasus als solchem nichts zu tun haben, so konnen sie natiirlich auch an Adverbia angetreten sein. Es liegen dann Bildungen vor, die zwar wie Kasus aussehen, aber niemals Kasus gewesen sind. Wir finden folgendes: 1. Zahlreiche Adverbien gehen auf -om aus, sehen also aus wie ein Akk. Sing. Ntr. GewiC liegt manchmal dieser Kasus zugrunde, in den meisten Fallen aber der Kasus indefinitus, an den die Partikel -om getreten ist. Eine Reihe von Beispielen sind oben S. 87 angefiihrt. Vgl. gr. ari|LiEp-ov 'heute', ai. ndkt-am enachts' (daneben 1. nox 'nachts' und aOtovuxi 'in derselben Nacht'); gr. uoXXdv1) neben iroXO; tiiaaov < *medhi-om; gr. aOpiov 'morgen', oiipioi; erst bei Eur.; npujiov. Weiter gehSren die gr. Adverbien auf -bov hierher, wie 6no-<JTab-<5v 'fernab stehend'. Es handelt sich hier um Bildungen auf -d, das an vokalisch auslautende Wurzeln getreten ist, s. oben S. 128. Zu den Bildungen mit Det. -am gehoren auch die aind. sogenannten ai. a»/aji-6^a»a-Komposita. Das Wort ist zusammengesetzt aus avjajl 'unveranderlich' und bh&vas 'seiend'. Es sind Bildungen, die wie der Akkusativ aussehen: z. B. adv&dasam 'bis 12'; ved. samaks-dm 'vor Augen' : aksi £ Auge'; ai. jatha-kamdm ! nach Wunsch'; jatha-krt-dm 'nach gewohntem Brauch'; jatha-purvdm 'nach der ReihV; jatha-vasdm 'nach Belieben'.
2. Dasselbe wie von Adverbien auf -om gilt von Adverbien auf -am, die man als Akk. Sing. Fem. erklart. Auch hier haben wir alte adverbiale Bildungen mit der Partikel -am vor uns. Eine Reihe von ihnen sind oben S. 97 angefiihrt. Vgl gr.ir^pav 'trans', l.perperam, gr.Xiolv, I. nam, a\.uc6S,istaram. Hierher auch die griech. Adverbien auf -br)v wie o"Tdbn.v 'stehend', Pdb 'gehend' usw. l
) noU6v und iroXXd treten als Adverbia haufig auf, und man gewinnt, wenn man sie aus polu 4- on, polu + a erklart, vielleicht ein Verstandnis des II. Dieses beruhte dann auf einer sekundaren Assimilation des u an das I. Vgl. auch horn. neXeKKOv : U&
300
Die Adverbia.
[§ 213.
Als Form mit geschwundenem Nasal und Zirkumflex gehoren hierher vielleicht die griech. Adverbien auf -a, die in alten Inschriften kein i adscriptum zeigen, z. B. dor. xpixpd, tauTfi, 5-TE, lesb.fiXXa,o'trira, ion. Xddpri, att. XdOpa. An einen Instrumental im Griech. glaube ich nicht.
3. Mit -om wechselt, wie wir oben gesehen haben (S. 41 u. 142), ganz gewohnlich -s. Wie das beim Nomen und Pronornen der Fall ist, so auch beim Adverbium. Vgl. zunSchst die «Zahladverbien» gr. &i;, Tp{? '2 X, 3 X', J. bis, tris, quater, ai. dvis, iris, catiir neben ai. dvajdm, trajdm, iaivardm. Darin ai. ndktam 'nachts' : 1. nox 'nachts'; ai. apare-djus, 1. perdius usw. : 1. biduum. Hierher geh6ren weiter die griech. Adverbien auf a wie dva|aiE 'vermischt, durcheinander' neben SjuiuiTa, dvdtiiYba, £n\\ii£. Es ist mir auch sehr zweifelhaft, ob in Fallen, wo * und Null wechselt, wirklich ein Nom. Mask, und Ntr. vorliegt, z. B. in eYfu? 'nahe' und twb-dev 'aus der Nahe', eidO? und eiSO 'sogleich'. Ober s hinter Adverbien vgl. noch S. 141.
4. Auch die Partikel e, o, ai. a (s. o. S. 108) findet sich in ausgedehntem MaCe in Adverbien. Da e, 6 auch die Endung des Instrunaentals ist, so halt man die Formen vielfach fur Instrumental. Hierher gehoreD zunachst die griech. Lokaladverbien auf u), wie Sv-uu, KCXT-UU, ll-\u, €ia-u), la-\xs, irp6a-ui 'vorwarts', 6nio-u) 'riickwarts', denen vielleicht lateinische wie retro entsprechen. Anm. Im Lat. haben wohl alle Adverbien auf -o einst ein d gehabt, d. h. es liegt die Ablativform vor, die sich analogisch ausgedehnt hat. Dasselbe gilt von got. hadre cwohin', jaindre 'dorthin', hidre 'hierher'. Altes e liegt noch vor in gr. |iea(o")r)-Yti(<;) 'in der Mitte, mitten' = ai. madhj-a 'mitten in'. Aus dem Indischen gehoren weiter hierher dahsin-d 'rechts', s4has-a 'pl6tzlich' u. a.
5. Das Element -IM haben wir oben S. 54 als Kasuselement kennen gelernt. Es fragt sich aber, ob es nicht als adverbiale Bildung eigentlich alter ist. Ich wurde hierher Falle rechnen wie ai. dha-bhis 'bei Tage', naktd-bhis 'bei Nacht', ksapa-bhis, rdtribhis dss., sdhobhis 'kraltig', taviMbhis.
6. Auch i ist, wie wir oben S. 99 gesehen haben, haufig an Adverbien angetreten, und es ist nicht gesagt, dafi die Adverbien auf i- Lokative oder Nominative sein mussen.
§ "214]
214.
Adverbia zu Adjektiven.
301
Adverbia zu Adjektiven. Das, was wir Adverbia
nennen, sind in den meisten Fallen erstarrte oder umgebildete Formen von Adjektiven. Rein theoretisch genommen, konnen wohl alle Kasus eines Adjektivums zu Adverbien werden, in Wirklichkeit sind aber nur gewisse Kasus haufiger verwendet worden und demgemafi zu Adverbien erstarrt. A. K a s u s f o r m e n . 1. Der A b l a t i v . Wir besitzen im Singular nur einen Ablativ bei den o-Stammen von alters her. Dieser ging idg. auf -ed oder -6d aus und ist vom Pronomen ubernommen. Er zeigt schleifenden Ton (Zirkumflex) und ist daber aus dem Stammauslaut e, o und einem Element ed, et (s. oben § 13, 3) kontrabiert. Dieser Kasus wird zum ausgesprocbenen Adverbialkasus in den centumSprachen. a) Im Griech. bildet die Endung -iB? zunachst das Adverbium zu den o-, dann aber auch zu den ubrigen Stammen. Vgl. KOIXOEII; 'schon', itdvTU)? 'durchaus'. Dafi die Form auf den alten Ablativ zuriickgeht, beweist der Zirkumflex und auch wohl das ?. Ich halte es noch immer mit G u r t i u s , Stud. 10, 219 und J o h . S c h m i d t , Ntr. 352 fur wahrscheinlicb, dafi s hier im Satzzuaammenhang aus einem Dental entstanden ist. b) Im Lateinischen gehen die Adverbien der o-Stamme normalerweise auf -e oder -s aus, z. B. valde, bene, subito. Da die Formen in den altesten inschriCten und im Osk. ein d zeigen (altlat. facilumed, fal. rected, osk. amprufid), ist die ablativische Herkunft sicher. c) Im Germ, finden wir die Endung -o, got. galeiko, ahd. gilicho 'gleich', die Ablativ sein mu6 (aus -6d). Ob wir auch ein ed annehmen durfen, vermag ich nicht zu entscheiden.
In diesem Fall liegt in den centum-Spmchen eine regelrechte Adverbialbildung vor, da sich die Bedeutung dieser Formation von der des Ablativs durchaus entfernt hat und eben adverbial ist. In den sa/em-Sprachen finden wir dieses Adverbium nicbt. Nur im Arischen liegen solche Bildungen vor, die aber noch deutlich ablativisch sind. Hierher ai. tdt cinfolge davon', kret. Tiube chinc', abg. ta-st 'und dann, itaque'; ai. at Marauf, ferner doch', aw. at cso . . . denn', lit. o; ^ ai. jat 'insoweit als', lokr. kret. ill cunde'; vgl. auch ai. jacchre< jat s- und gr. (In; d
302
Die Adverbia.
[§ 214.
ai. adhardt 'von unten', got. undaro, lat. infra; ai. uttardt 'von links, von Norden her', vgl. got. hapro 'woher', papro 'daher'. Da es wenig wahrscheinlich ist, dafl die sa<m-Sprachen hier etwas eingebiifit haben, so liegt wohl eine besondere Eigentumlichkeit der cewtaJM-Sprachen vor. 2. D e r K a s u s i n d e f i n i t u s . Wahrend bei den o-Stammen der Ablativ zum Adverbialkasus geworden ist, finden wir sonst den Kasus indefinitus oder Nom. Akk. Neutr. adverbiell erstarrt. Bei den M-Stammen die Form auf -u, gr. papO, gr. iroXO, got. filu, ai. puru; bei den «-Stammen die Form auf -*, 1. facile; bei den sonstigen Stammen die Stammform gr. jiefa, ai. mdhi (falls i = »), anord. mjok < *meJcu. Komp. gr. uX^ov, 1. plus, got. mais, ai. prajas 'meist'. Der Kasus indeflnitus + om liegt wohl vor in den griech. Adverbien des Komparativs auf -T£pov, gr ootpwTepov, TipB-repov, ai. prataram. Neben om findet sich im Indischen auch die Partikel -am, z. B. uil&is-tar&m. Neben den Formen auf -om finden sicb auch solche auf -a. Nichts ist leicbter, als diese als Nom. Plur. Neutrius zu erklaren. Aber es ist doch wirklich sonderbar, daC man im Komparativ die Singularform, im Superlativ (gr. croq)ii)TaTa) die Pluralform verwendet haben sollte. Ich glaube, daB hier eher ein Rest aus der Zeit vorliegt, als -a ohne Unterschied der Bedeutung neben -om stand. Allerdings sind die Formen vornehmlich im Grieeh. belegt, z. B. d\\d 'aber': &\\oc, 'ein anderer', |ad\iaTa, ctTX'<JTa; TuoXXd, Adverbia auf -ba neben -bov. Aber wir finden auch im Lat. qtiia, cetera, multa, omnia, alia, umbr. postro, pustru 'retro'. Und vor allem hat man die bait. Adverbien auf -ai, pr. labbai 'wohF, lit. labal 'sehr', le. labi hierhergestellt, die man aus einer Form auf a + Partikel i erklart. Ich halte an dieser Ansicht trotz Eino Nieminen, Der uridp. Ausgang -ai des Nom.-Akk. PI. d. Ntr. im Baltischen. Helsinski 1922, S. 52, lest. 3. Der L o k a t i v . Es finden sich wohl einige Falle, in denen Lokative von Adjektiven und von Substantiven (s. u.) adverbial verwendet werden, z. B. ai. are, dare 'fern', aparisu 'in spaterer Zeit', aber produktiv ist der Lokativ in dieser Gestalt nicht geworden. 4. Der I n s t r u m e n t a l wird bei Adjektiven sicher in einzelnen Fallen adverbial verwendet, z. B. ai. itUarlrta 'n8rdlich\ antarlna 'innerhalb', Hrena 'lang', sandis, gdnateis 'langsam', uilais 'hoch', aber es handelt sich dabei wohl urn Umbildung von Lokativen.
§ 214. 215.]
Adverbiell erstarrte Kasus.
30a
B. A d v e r b i e n b i l d e n d e E l e m e n t e . In einigen Sprachen sind an die Adjektiva, von denen ja die meisten Adverbien gebildet werden, besondere selbstandige Worter angetreten. So finden wir im Romanischen Adverbien auf -mente, Abl.
von mens, die im Lateinischen durch Verbindungen wie tots, menter secura mente angebahnt werden. Im Englischen ist -ly, das dem deutschen -lich entspricht und eigentlich 'Gestalt' bedeutet, produktiv geworden. Man wird ahnliches auch fur die altere Zeit voraussetzen durfen. Im Lat. ist -ter ein Adverbium bildendes Suffix. Es hangt zweifellos mit dem oben S. 213 behandelten Suffix -ter zusammen. Nach M. L e u m a n n bei S t o l z , Lat. Gr.6199 ist der Ausgangspunkt aliter 'anders, auf andere Weise'. Da es gr. dWdrpio? 'andern gehorig', got. aljapro canders woher', ai. Adv. anjdtra 'anderswo' heifit, so ist die Bildung voreinzelsprachlich. Ich bezweifle ilbrigens durchans, dafi wir von einem Nom. auf -tros auszugehen haben, wie B r u g m a n n , IF. 27, 245 ff. annimmt. c Ai. pratdr 'friihmorgens', antdr 'im Innern', 1. inter, ai. sanutdr weit hinweg' zeigen, da& auch der Kasus indefinitus vorliegen kann.
Die Ansatze dazu, -ter als Adverbia bildendes Element zu verwenden, sind wohl indogermanisch. Im Indischen werden mit Suffix -tra und -tra (haufig im Veda) Adverbien gebildet wie dtra, tdtra 'dort', kutra 'wo' und von Adjektivstammen daksinatra 'in der rechten Hand' (vgl. gr. beSirepoi;,. 1. dexter). Dazu stelien sich Bildungen wie got. hidre 'hierher' und hapro 'woher', sowie 1. intrd, extra usw.
Im Gotischen tritt ein Element -la an den Stamm, harduba chart', agluba 'schwer, schwerlich', manwuba 'bereit', glaggwuba 'sorgfaltig' (Verzeichnis bei L. Meyer, Got. Gr., S. 67 f.). Es findet sich bei alien Klassen der Adjektiva. Zur Erklarung nimmt man an, dafi eine Partikel -ha an den Kasus indefinitus getreten ist, oder dafi ein selbstandiges Wort darin steckt, vgl. oben § 83. Zur Not konnte man auch vermuten, dafi -ha mit dem griech. -q>i(v), ai. -bhis (s. o.) zusammenhangt.
Im Indischen werden Adverbien mit dem Suffix -vat gebildet, z. B. manus-vdt 'wie Manu\ purva-vdt cnach alter Weise'. Es iet das Ntr. des Adjektiv bildenden Suffixes -vunt, das ja auf einem selbstandigen Wort beruht. tTber gr. mq, ai. -sets s. oben S. 298. 215. Adverbieli erstarrte Kasus. Neben den uralten Adverbien mit Determinativen (s. S. 296), den Adverbien.
304
Die Adverbia.
[§• 215.
aus Adjektiven, gibt es nun auch zablreiche andere, die aus Kasus von Substantiven erstarrt sind. Theoretiscb. genommen konnen alle Kasus erstarren, praktisch aber tun sie das nicht in gleichem MaCe. Adverbien aus Nom. Gen. Dat. sind verhaltnismaCig selten, wahrend Abl. Lok. Akkusativ das Hauptkontingent stellen. Die allgemeinen Verhaltnisse sind von B r u g m a n n , Grd.2 2, 2, 671 ff. ausfiihrlich dargestellt worden. Nur hat er alles auf das Prokrustesbett der Flexion gespannt und dadurch manches ganz falsch aufgefaCt. Da Falle, die gleichm&Cig in mehreren Sprachen auftreten und daher als idg. angesehen werden konnen, verhaltnismaCig selten sind, so kann ich mich hier ziemlich kurz fassen. Meine Hauptaufgabe ist, zu zeigen, daC in den Adverbien z. T. Formen stecken, die alter sind als die Flexion. Nachdem aber die Flexion entstanden war. wurden solche Adverbien z. T. als Kasus aufgefaCt, und es stellten sich nach ihrem Muster Neubildungen ein. 1. Der L o k a t i v bezeichnet die Zeit und den Ort, und est ist daher der Kasus, dessen Formen vorzugsweise adverbiell erstarren. Im Griech. wird nach dem Muster von Fallen wie ouoi czu Hause', 'IcrEJfioi 'auf dem Isthmus' -oi zu einem Suffix,5 das Adverbia auf die Fras<e 'wo' bildet, z. B. niboi 'auf der Erde , Mgyapoi 'in Megara'. Haufiger ist vielleicht noch der Plural wie 'A9r|vr|m. Ira Lat. flnden wir entsprechend domi 'zu Hause', Corinthi 'm Korinth', Formen, die als Genitive aufgefafit wurden. Regelrecht ist aber auch Bomae 'in Rom'. Bei den konsonantischen Starnmen haben wir Lokative auf -«' und -ai angesetzt, oben S. 50. Daher gehort die Doppelheit 1. rure und run hierher. Vgl. auch gr. xancci 'auf der Erde', abg. zemi und ai. ksam-d cauf dem Ei'dboden' mit Det. a. Ferner lit. namie, namh czu Hause', lauke 'auf freiem Feld', abg. dole 'unten' (eig. cim Tal'), gore 'oben' (eig. 'auf dem Berge'), ai. dure 'fern'. Ein alter Zeitiokativ ist gr. Ti^pum, mhd. vert, ai. par-ut 'im vorigen Jahre'. Weiter gr. f|pi 'in der Friihe', 1. meridie usw.
Wahrscheinlich finden sich Lokative noch unter den Instrumentalen, Akkusativen, Genitiven, s. d. 2. Instrumental. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daG in den Sprachen, die einen regelrechten Instrumental besitzen, auch Instrumentale adverbial erstarrt
§ 215.]
Adverbiell erslarrte Kasus.
305
sind. Hierher rnufi man rechnen etwa ai. ddksinSna (alter ist ved. daksina 'zur Rechten'), abg. krggomX 'rings', ai. ksanena 'sofort', lit. cesii czur rechten Zeit', russ. veforom c bei Abend', abg. nostijp 'bei Nacbt'. Aber wie der Instrumental wahrscheinlich verhaltnisnaaCig jung ipt, so sind es diese Adverbien, die Fallen nachgebildet sind, in denen Lokative mit Deterrninativen die Form des Instrumental vortauschen. Hierher gehOien ai. daksip & 'reehts 1 , madhj-a 'mitten', saman-& 'zusammen', pasc-& 'hinten', Jcsam-a 'auf der Erde', dtv-a 'bei Tage', ds-d und dsaj-d 'vor jemandes Angesicht', naktaj-d 'bei Nacht', svapnaj-d 'im Traum', abg. nostij-q 'bei Naclit' usw. Uber naktd-bhis 'bei Naeht', dhabhis 'bei Tage', ahd. nahtum s. oben S. 55.
3. A k k u s a t i v. Es gibt zweifellos viele Adverbien, •die aus Akkusativen erstarrt sind. Aber anderseits ist vieles, was uns als Akkusativ erscheint, anders aufzufassen. Hierher recline ich die Akkusative der Zeit- und Raumerstreckung wie ai. n&ktam 'nachts', gr. onjigpov 'heute', in denen
4. G e n i t i v. Der Genitiv kann zweifellos zu einem Adverbium erstarren. Mit dem, was aber B r u g m a n n , Grd.2 2, 2, 695 anfiihrt, hat es indessen seine besondere Bewandtnis. «Die Hauptmasse der Adverbia, die Genitivform haben, lafit sich an den Genitiv von Zeit- und Ortsbegriffen anschliefien.» Dieser Genitiv der Zeit und des Orts ist aber von uns als alter Lokativ auf -s (oben S. 146) erklart worden. So verstehen wir denn jetzt eine Verbindung wie alat. noctu diusque als die Verbindung zweier Lokative. Aber natiirlich sind derartige Formen wohl schon in idg. Zeit als Genitive aufgefafit worden, und es haben sich Neubildungen eingestellt, wie ai. cirasja 'nach langer Zeit', gr. uecaupping 'mittags', got. dagis hizuh 'an jedem Tag'. Die griech. Ortsadverbien
auf -ou, att. TTOO? 'WO'.
6|uoO 'am gleichen Ort' halte ich auch nicht fur Genitive, sondern fiir Adverbien auf -o + «> die den slawischen auf -M entsprechen. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
20
306
Die Zahlworter.
[§ 215. 216.
Und schlieBlich haben wir einen «Genitivus qualitatisund pretii in lat. magni, tanii u. dergl. bei faceret (Brugm a n n a. a. 0. 696). In Wirklichkeit ist diese Form auf -i ein unbestimmter Kasus, der aber auch schon in alter Zeit als Genitiv aufgefafit worden ist, wie gr. ITOXXOO TtoieiaOai zeigt. Vgl. oben S. 112. 5. D e r D a t i v . Brugmann hat Grd. 2 2, 2, 703 eine ziemliche Anzahl von zu Adverbien erstarrten Dativformen angefiihrt, aber das Hauptbeispiel, das durch mehrere Sprachen hindurch geht, gr. xa^ai cauf der Erde', I. humi, abg. zemi, aw. zame cauf dem Erdboden3, ist falsch. Es ist ein alter Lokativ, s. oben S. 50, und B r u g m a n n s tibersetzung czur Erde bin, zu Boden' ist nicht richtig; II. 4, 482 ev Kovirjffiv x a u a i Trecrev ist zu ttbersetzen cer schlug auf im Staub auf der Erde'. Wieweit die im Indischen, Litauischen, Slawischen auftretenden Adverbialformen mit Dativendung, z. B. ai. aparlbhjas 'fur alle Zukunft, fort und fort', wirklich Dative sind, bedarf besonderer Untersuehung. Jaw. madamai 'mitten', got. midumai, jaw. fratgmai 'zu vorderst' konnten Lok. Fern, sein, ebenso wie gr. TOOTI], &XXq, falls das i alt ist.
6. Der Nominativ. Auch Nominative konnen erstarren, so z. B. 1. prorsus. B r u g m a n n hat IF. 27, 233 ausfuhrlich dariiber gehandelt.
Dreizehntes Kapitel.
Die Zahlworter.
216. Allgemeines. Die Zahlworter bilden in den meisten Sprachen eine fur sich stehende Kategorie, die man nicht recht einordnen kann. 1 ) Sie zeigen teils Flexion, teils nicht, und es ist mir unwahrscheinlich, dafi die nicht flektierenden jemals Flexion gehabt haben. Sie ragen also ebenso wie andere Formen aus der flexionslosen Zeit in die flektierende hinein. Sehr gut haben sich bei den Zahlwortern die einzelnen Ausdriicke erhalten. GewiC gibt es auch hier Lehnworter, aber sie sind selten, vgl. 1, 48. Infolgedessen eignen sich die Zahlworter besonders gut, urn die Verwandtschaft der Sprachen zu ermitteln. ") Behaghel, Deutsche Syntax 1,1 rechnet sie zu den Pronomina. Das ist natiirlich unmoglich.
§ 216. 217.]
Die Kardinalia bis 10.
307
80 gut auch die Stamme der Zahlworter iibereinBtimmen, so zeigen sie doch eowohl im Anlaut wie im Auslaut die mannigfachsten Umbildungen, die auf gegenseitiger Beeinflussung beruhen, Beeinflussungen, die weit iiber das Bonstige, bei Worten ubliche Mafi hinausgehen und darauf beruben, daC die Zahlworter haufig miteinander verbunden werden. Vgl. hierzu Osthoff, Formassoziation bei ZahlwOrtern MU. 1, 92 ff.; J. Baunack, Formassoziation bei den idg. Numeralien KZ. 25, 225 ff. Ich gebe hier gleich einige Beispiele. 1. Beeinflussung des Anlauts. Gr. dial. 6KTIIJ nach tmd, got. fidwor 4 nach fimf, lit. devin\ 9 nach desimtis, abg. dev$ti nach abg. des$tt. 2. Beeinflussung des Auslauts 1. decent nach septem, got. sibun, niun nach taihun, ai. ddla nach ndva; russ. pjatero, Sestero usw. nach cilvero. 3. Sonstige Beeinflussung : d. olf nach stvolf; gr. b(/)i- nach Tpi-; 1. du- nach guadru-; gr. biaxomoi nach TpioK6oioi usw.; gr. ^irrci, ai. sapid mit Endbetonung nach gr. 6KTIO, ai. astdu. 4. Aufierordentlich stark ist der gegenseitige Einflufi in Ableitungen, Zss. und Weiterbildungen.
tJber die Zahlworter ist viel gearbeitet worden. Tiber die Zahlwerter im allgemeinen Tgl. P o t t , Die quinare und vigesinale Zahlmethode bei Volkern aller Weltteile. Halle 1847. Bedeutsam war J . S c h m i d t , Die TJrheimat der Indogermanen und das europaische Zahlsystem. Berlin 1890. K. B r u g m a n n , Die Bildung der Zehner und der Hunderter in den idg. Sprachen, MU. 5, 1 ff., 138 ff., 268 und Die distributiven und die kollektiven Numeralia der idg. Sprachen, Leipzig 1907 gibt eine Erganzung und Begrundung seiner Ausfiihrungen im Grundrifi. Anderes s. weiter unten.
217. Die Kardinalia bis 10. Die Eigentumlichkeit der idg. Zahlworter besteht darin, dafi sie im allgemeinen mit Ausnahme der ersten vier nicht flektiert werden. Auch zeigen sie Formen, die teils den Gesetzen des Ablauts widersprechen J ), teils auch sonst von alle dem abweichen, was wir im Idg. an Worten haben. Wenngleich ') Idg *penkv>e 'fiinf kann ebensowenig wie *nekwe 'und nicht' ein altes idg. Wort sein. Derartige Worter kSnnen nur aus einer Zeit stammen, in der die Akzentwirkung voruber war. Dasselbe gilt vom Nom. PI. wie *pe'd-es, *ognej-e$, *sunewes. bs sind das junge Zusammensetzungen. Da6 idg. A«e 'und' in penile steckt, ist mfiglich. 20*
[§ 217.
Die ZahlwSrter.
308
sie manchmal schon in den altesten Sprachstadien umgewandelt sind, so lassen sich doch die idg. Formen im allgemeinen mit Leichtigkeit und Sicherheit erschliefien. Zunachst eine Tabelle fur die Zahlworter bis 10. Gr.
Lat. semunus
oivii; biio, buuu duo F. M. Tpeii;
N. rpfa T^TOpe;')
tUTO. 6KTUJ
ivvia biKO.
Got.
ains twai twos tres preis tri prija quattuor pdwor quinque fimf sex salhs septem sibun octo ahtau novem niun decent taihun
Ai.
Abg.
Lit.
sa-
dv't
inu dva dve
tns
trije
ena- 'er dvau d(u)ve tr&jas
triketuri penlei Sesi septiril astuoni devirii desimt
tri
tri
detyre
iatvdras pdvca sap) saptd aStdu ndva ddsa.
vienas du
p&i
sesti sedml osml dev^ti deseti
Daraus erschliefien wir folgende idg. Formen. 1. M. sems, N. sem, F. smbp (gr. d?, £v, |uia) f., oinos; 2. d(%)wo. Daneben M. a\wo(u), N. dzwoi. Ich halte die flektierten Formen fur jtinger als die unfiektierten. 3. M. trej-es, N. trip, F. t(r)i-sres; 4. M. fonttwdr-es, N. kv>btwori, F. k^eto-sres; 5. pen-k^e; 6. ksweks; 7. septm; 8. okto(u); 9. newn; 10. dekmt. Anm. 1. B r u s r m a n n hat stefs daran festgehalten, daS 10 idg. dekm gelautet habe, womit er sich jede weitere Erkenntnis versperrt hat. Anm. 2. Fur 5 eins' bestehen mehrere Ausdiiicke. *se»is ist wohl die 1, die aus mehreren Dingen entstanden ist, = unserm zusammen; oinos ist das 'einzelne Ding'. Ai. ikas entspricht vielleicht unserm allein. Anm. 3. Auch fur zwei hahen selbst wir noch zwei Ausdrucke, namlich zwei und beide. Letzteres haben wir in gr. &|i(pw, 1. ambo, d. beide, abg. oba, ai. ubh&u. Ein alterer Ausdruek steckt in dem Zahlvvort fur 'zwanzig' (s. u.) idg. we, den wir aufierdem noch im Dual (s. o. S. H4), im Pronomen der 1. P. (ai. vajdm, got. wets) und in der I. Du. beim Verbum finden.
Die Zahlworte 2—4 flektieren und zwar 3 nach der i-Deklination, 4 koneonantisch, 2 dualisch. ') Dor.; att. T^rrapeq.
") Awest. xjsvas.
§ 217.]
N, M. N.N. Gen. D. Abl.
Die Zahlen bis 10. Zwei Gr. Lat. b6iu duo biio buoiv duobus Drei. Gr. Lat. Tpet? tres Tpiiiuv trium tribus Tpi? Tpio(
N. G. D. A. Lok. L N. N. Ak. Tpia
/>-t-
Got. iwa (n) toa* (m.) twaddje twaiin Got.
Preis prije prim prins ^r»/o
Lit. dil
309
dii
Abg. duva dve
dvieju dvitm
dvema
Lit. tris triju trims tris trisk trimls
Abg. trije trifi tritnu tri trichu trlmi tri
Ai. dvd(u) dve dvajos dvdbhjam. Ai. trajanam tribhjas trln trisii tribhls tri.
V i e r geht regelrecht nach der konsonantisthen Deklination mit Ablaut. Gr. Lat. Got. Lit. Abg. Ai. N.M. dor. T^topei; quattuor fidwor heturi cetyre catvaras Ntr. dor. T^-ropa ofk.petora catvdri Gen. TeTrdpwv eetyru caturyam Lok. Titpaai cetyrichii 6at&rsu Akk. T^TTapa? cetyri daturas. A n m. Zu 3 und 4 gibt es im Indischen ein besonderes Fern. tisrdSi wohl aus Hrisras und idtasras, die in air. teoir, cetheoir wiederkehren (aus *tesores kwetesores Thurneysen 235). In sr wird wohl ein Ausdruck iur «Frau» stecken, und dementsprechend darf man in vtiras von ai. cat-varas einen Ausdruck fur Mann suchen, vgl. Bd. 4. Dazu vgl. man, dafi im Altir. Komposita mit fer 'Mann' als Zahlsubstantiva bei Personen dienen (Thurneysen, Air. Gramm. 232). Das Zahhvort fur 4 miifite demnach idg. als Jc>>et angesetzt werden, woraus etrusk. hup (1, 49) nach den Regeln der germanischen Lautverschiebung verschoben ware.
Neben diesen sozusagen regelrechten Zahlwortern, die wohl die alteste Schicht darstellen, stehen angebliche Weiterbildungen mit einem ti- oder <-«Suffix», die man als Zahlabstrakta bezeichnet hat. Auch wird t zu d erweicht. Vgl. abg. p§ti, sesti 5, 6, ai. sastis, ncwatis in der Bedeutung 60, 90; griech. ^TTTO? ^UTdb-o?, ivvtdc, usw.
Wabrscheinlich ist die bisherige obige Auffassung falsch. Die Bildung ist vielmehr von der Zehnzahl ausgegangen, in der der Dental zum Stamm gehorte Dieeer wurde dann durch i erweitert. Vgl. oben S. 103.
310
Die Zahlworter.
[§ 217. 218.
So finden wir gr. beKoi?, oeKdbos cDekade' (Horn.), an. ttund, got. taihunte-hund, lit. dlsimtis, abg. desQti, ai. dasat und dasatis. Danach ist dann die 9-Zahl gebildet, gr. tvveds, an. niund, got. niunte-hund '90', abg. dev$ti, ai. navatls und dann ging es weiter. Durch Assoziation mit den tfi-Stammen bekamen diese Formen die Bedeutung von substantivischen AbBtrakten, d. h. das dazugehorige Substantiv trat in den Genitiv. Auf eine andere Art wurden die Zahlen weiter gebildet, indem die Partikel om angefugt wurde. S. unten. 218. Die Zahlen 11—19. Die Zahlen von 11—19 werden aua den Zahlworten von 1—9 in Verbindung mit 10 gebildet. Teils entstehen ganz feste Verbindungen, teils kann man die einzelnen Elemente noch trennen. Die Einer gehen meist voran. Gr. Lat. Got. Lit. Ai. Svoeita undecim ainlif vienuo-lika2) ekd,-dasa ouj&eica duo-decim twalif dvi-lika dvH-dasa Tpet? KOX b&Ka tre-decim drizehan1) trt-Uka trajoda&a usw. quattuor-dec. fidwortaihun keturio-lika catur-dasa quindecim fimftaihun penlcio-lika pawla-dasa sedecim sehszehanx) seso-lika sodaia septendecim septinio-lika saptd-dasa octodecim ahtozehan1) astuonio-lika astd-daia devlnio-lika. niunzehanl) Aus der Ubereinstimmung der Sprachen folgt, dafi 11 und 12 wohl zu regelrechten Zss. geworden sind, wahrend die spatern Zahlworter loser gebildet waren und auch durch ein Wort wie c u n d ' verbunden werden konnten, gr. Tpe?s Kai 5eKa, bei uns dreizehn, aber zwei und zwanzig. Statt des idg. Zahlwortes filr 10 erscheiut im Germanischen in den Zahlen 11 und 12 ein Stamm -lif, dem im Litauischen ein -lika entspricht, das allerdings hier bis 19 gebraucht wird (s. o ) . Got. lif wird man auf *lihw zuruckfiihren durfen (in *twalihw)3), so da6 es dem lit. genau entsprache. Man stellt dieses likw zu gr. Xotii6; 'ubrig', und man miifite eine Ausdrucksweise erschlieliien c eins tlber zehn', wobei czehn' ausgelassen ware. Vgl. lit. Uekas, lett. liks 'zu viel, iiberzahlig', dazu B e z z e n b e r g e r , KZ. 44, 133. Jedenfalls entspricht lik"> dem idg. *dekmt in der Verwendung. ') Ahd. 2) Im Lit. steht im zweiten Glied lika = 10. ) Der Ubergang von Labiovelaren in Labiale fand im Germ, sicher statt, wenn ein w vorausging oder folgte: daher got. fidwor : ai. catv&ras, wulfs : ai. vfkas usw. 3
§ 218. 219.]
Die Zehner von 20 an.
311
Albanesisch, Lettisch und Slawisch gebrauchen iiber•einstimmend eine andere BiLdungsweiae, nainlich 1 auf 10 usw. Alb. n'g-mba-djetz; lett. wien-pa-dsmit; abg. jedinu na des$te. Auch die Griechen konnen sagen tr^vre im. EIKOOI, 6yb6r\ £KOLT6
Statt 18 und 19, 28, 29 usw. gebraucht man in verschiedenen Sprachen auch die Ausdriicke 20 weniger 2 und 1. Bekannt ist iat. duodeviginti, undeviginti. Aber auch im Griech. kann man sagen tvoz b^ovxa uevxtiicovxa ixr|. Dazu ae. an las twentig, ai. ekonavjsatis. Die Zehner von 20 an. Von 20 an sagt man 219. zwei Zehner usw. Dabei stimmen zunachst Griechisch, Lateinisch und Indisch uberein, indem sie fiir 10 eine Form komt oder kmt verwenden, die nach allgemeiner Annahme aus *dehnt entstanden ist. Vgl. Griech. Lat. Aind. 20 eiKOUi viginti vjsati 30 xpiaKovxa triginta frjsat 40 xeTxapaKOVxa quadr&gintct catvarj,sat 50 trevxriKOVxa quinqu&ginttl pav'cdsat 60 tEr|icovxa. sexaginta. Beachtensvvert ist hier zunachst die Endung i in 20, worin das Determinativ i vorliegt (s. S. 98) und das Auftreten eines langen Vokals in gr. itevxr|KOvxa, 1. quingu&ginta, ai. pcm'ca-sat. Dieser Vokal ist wohl urspriinglich als e anzusetzen, da gr. irevxn-Kovxct und ai. pam'caiat iiberemstimmen, wozu auch noch got. sibunte-hund kornmt. Lat. quinquaginta lafit sich wohl als Nachbildung von quadrdginta fafsen, worin quadra dem gr. x^xxapa entspricht. Im Griech. und Lat. erscheint die Zehnzahl als Ntr. PI. flektiert. Das ist im Indischen noch nicht der Fall und das ist wohl alter. Lat. tri ist regelrechtes Ntr.; ebenso gr. xdxxapa und auch wohl 1. quadra. Im ersten Glied stimmen gr. / e i , woneben J\ und 1. vi iiber•ein. Ich halte trotz S o l m s e n , Untersuch. z. griech. Laut- und Verslehre 252, /eiicaxt fur eine alte Form, und setze dabei wei == ai. saj-dm cwir beide'. Gr. ^iKaxi ist nach der Dreizahl tri, 1. triginta geschaffen, genau wie biaKocnoi nach xpiaK60ioi. Das aind. v{ ist mir dunkel. L. viginti heifit jedenfalls 'die beiden Zehner'. In dem durchgehenden penkwe kann man die Wackernagelsche Auslautsdehnung oder die Dehnung des einsilbigen h^e (I. Gr. 2, 227) sehen. Andere Wege als diese drei Sprachen Germanische und Litu-Slawische. Vgl.
gehen daa
312
Die Zahlwarter.
L§ 239.
Got.. 20 twailigjus 30 freiitigjus 40 fidu-ortigjus
Lit. Abulg. drl-desimt duva deseti trls-de&imt tri deseti ketures desimt letyre deseti penkes desimt "ptti desetu. Dem lit. desimt, das offenbar die alie Form der Zehnzahl zeigt, wiirde em got. *tigum(t) genau entsprechen. Indem man dieses als einen Dativ der M-Deklination empfand, bildet man den Nom. tig jus. Die Vorderglieder sind im Gotiscben und Abg. ganz regelinaMg. Lit. ketures und abg. Setyre sind Nom. Plur. Mask. Lit. peRkes hat sicb danach gerichtet. Abt?. peti ist das sogenannte substantivische fe'-Abstraktum, von dem die folgende Zabl im Uenitiv abhangt. Wie die Einerzahlen ursprunglich gestaltet gewesen sind, lafit sich bei dem Auseinandergehen der Sprachen nicht sicher sagen.
Von 60 oder 70 an gehen die Sprachen andere Wege. Aber hier stimmen Griech., Lat. und Got. bis zu einena gewissen Grade iiberein. Im Griechischen, und davon mussen wir ausythen, liegen die Ordinalzahlen im ersten Gliede vor, "vgl. €Bbo|ar)KOvTa, 6ybor\KOi/-!ar £v£vf\KOVTa. Diese sleeken auch im Lat., zunachst in nonaginta i norms. Dem gr. 6-fboriKOVTa miifite ein 1. octnaginta entsprechen, das vulgarlat. belegt ist und auch von sepluci-g. vorau.'gesetzt wird. Denn dieses mii&te *septum&-g. iauten = gr. ep&0|ur|-KOVTO. So schon W a c k e r n a g e l , KZ. 25, 281. Und dazu stellt sich nun das Germanische. Es heifit got. sibuntehund, ahtautehund, niuntehund. Die Obereinstimmung von got. -ehund mit gr. -riKovrct ist m. E. schlagend. Das t von sibunt entspricht emem idg. d und erinnert an das d von gr. ef!bo|ac{<;, und zwar entspricht taihunt in taihuntehund dem gr. bendb- und nhint dem gr. £vve.db-, 80 und 70 sind danach gebildet. Die folgende Tabelle zeigt nochmals die Obereinstimmung.. Griech. Lat. Got. 70 epbo|ur|KOVTa septu(m)aginta sibunt-ehund 8 0 oYboriKOVTOt octuaginta ahtaut-ehund 90 ^vevr^Kovxa nonaginta niunt-ehund. Anm. Die germ. Formen haben umfangreiche ErSrterucgen bervorgerufen. Vgl. J. S c h m i d t , Urheimat 26 ff.; B r u g m a n n , MU. 5, 11 ff., 139 ff.; M e r i n g e r , IF. 16, 166 ff.; Ciardi-Dupre,. Giorn. Soc. as. ital. 17, 335 ff. n. a. Im Germanischcn hat man sibunte-hund geteilt, wie ae. hund-seofontig, as. ant-sibunta beweist. Aber diese Teilung kann jung sein. Ich meine, -ehund entspricht dem gr. -r|K0VTa genau, und sibunt mit seinem t dem gr. ^irxdb-, £pbo|uo!-o-, got. taihunt dem gi\ b€Kab. Demnach ware die Bildung im wesentlichen idg., und man bemuht sich vergebens in den germ.. Formen eine spate Zusammensetzung nachzuweisen.
der
Wesentlich ist auch hier wieder die Obereinstimmung cewtew-Sprachen gegeniiber den satem-Sprachen: lit.
§ 219. 220.]
Die Hunderte.
313
seses desimt usw. Das Slawische und das Indische stimmen darin iiberein (eine von den vielen Beruhrungspunkten dieser beiden Sprachen), daC von 60 ab (im Slawiscben von 50 ab) das sogenannte tfi-Abstraktum verwendet wird. Es heifit Abg. Aind. pfti desetu sesti desetu sastis devstt desgtii navatis. Man hat also im Aind. die Zehnzahl weggelassen. Wir haben oben in ai. Sat = idg. kmt, bzw. k'omt die iilteste Form fur die Zehnzahl geseben, und das muB sie ja auch sein, da sie dem idg. dekmt c 10' entspricht. Wir finden dementsprechend auch noch andere Spuien dieser Bildungsweise. Zunachst jaw. visas < vtsats 20, prisqs isO ( R e i c h e l t 215), die gr. dKdc,, xpiotKdc; gut entsprechen. Dazu dann noch air. tricha, ir. cethorcha, air. coica
314
Die Zahlworter.
[§ 220. 2-21.
Neben -om konnte auch -I antreten, vgl. die Partikel i, obeii S. 111. Wir finden ai. dvisati, triiatt, Formen, aus denen 1. du-centr, trecenti vielleicht einfach umgedeutet siad. Griech. biai<6<Jioi < *katioi usw. bereitet der Erklarung Sehwierigkeiten. Da nicht selten 6IOK6OIOI singularisch gebraucht wird, z. B. f| biaKOcria iitiroq, so lafit sich annehmen. dafi diese Form aus einer dem aind. dvisati, 1. ducenti entsprechenden irgendwie amgebildet ist. Die Einer zeigen mannigfache verschiedene Gestalt.
Die normalen Formen zeigt folgende Tabelle: Gr. Lat. Got. Ai. bictKomoi TptaKdaioi T£xpoK6moi usw. mit <xk6aioi
ducenti trecenti quadringeMi*) quingenti sescenti septingenti octingenti nongenti
twa hunda usw. in einfachen Nebeneinanderstellungen. Ebenso im Lit. und Ab,?.
auch hier einfache Zusammenruckung.
221. Tausend. Merkwiirdigerweise stimmen in dem Ausdruck fiir 1000 Arisch und Griechiech offenbar iiberein. Gr. x^^ioi, x^ l0l > ^sh. xeWioi muC man auf *X£ff^ioi zuriickfiihren, und ai. heiGt es sahdsram '1000', sahasrijas c 1000fach\ Gr. xe<7X- und ai. hasr- sind offenbar identisch. Zuerst hat F i c k in dem ind. sa das Zahlwort 'eins' gesehen, wie in gr. e-Korrov. Aber man muC B r u g m a n n , IF. 21, 10 ft', unbedingt zugeben, dafi dies wenig wahrscheinlich ist. Sieht man ai. sahdsram unvoreingenommen an, so kommt man zu sahasr, einer Z-Erweiterung (siehe oben) von sahas cKraft'. Gr. \i(S\ ware aus *zghesl zu erklaren. Sehwierigkeiten reacht allerdings der Akzent. Anm. 1. Sehr geistreich hat F. Sommer, IF. 11, 323 f., 1. mille < *smlg'zhll 'ein Tausend' erklart. Da das lat. Wort sonst unerklart ist, so spricht das doch wieder fur die Ficksche Erklarung. Noch anders, aber auch nicht ganz befriedigend J. W a c k e r n a g e l , Glotta 7, 168, Anm. 4. Anm. 2. Got.pusundi, d. tausend geht auf den Stamm ai. tavas 'Kraft' zuruck, bedeutete also auch eviel' wie ai. sahasr am, zu erganzen 'hundert'. Anm. 3. Das awest. Zahlwort hazanrgm '1000', die Entsprechung des aind. sahasram ist als ezer bis in das Madjarische gedrungen, wahrend got. pusundi in den slaw. Sprachen heimisch geworden ist. ') Das in von 1. quadringenti entspricht wohl ai. catr&risat.
§222.223.] 222.
Die Bildung und die Herkunft der Zahlw5rter.
315
Die Bildung und die Herkunft der Zahlworter.
Wenn wir die Bildung der idg. Zahlworter ganz objektiv betrachten, so ergibt sich zunachst, dafi wir es mit einem dekadischen Zahlensystem zu tun haben. Bis 10 gibt es besondere Grundworter. Von da an liegen Zusaramensetzungen vor mit dem Zahlwort 10. Das unterscheidet das idg. Zahlensystem von einem namentlich in Westenropa verbreiteten 20 er System, von dem in frz. quatre vingt noch Reste vorhanden sind. Die Zahlen selbst lehren einiges. okto(u) C 8' ist seiner Gestalt nach ein Dual, doch sucht man vergebens darin nach dem Wort fur 4. Vgl. hierzu H. P e d e r s e n , KZ. 32, 271. Neun hat man mit neu zusammengebracht. Doch ist auch das sehr unsicher. *dek'mt enthalt vielleicht duo C2' und kmt konnte mit d. Hand eins sein. Also zwei Hande? penkwe klingt an Finger an. *kehoores cvier' bildet ein merkwiirdiges Fern. ai. catasras, das durch ir. cethoir als alt erwiesen wird. Danach mufi es wohl erne Zss. sein, und der eigentliche Stamm ware kwet. S. oben. Fur c eins' gibt es mehrere Ausdriicke, je nachdem man das "einzelne' (oinos), das ceinzige' (ai. ekas) oder das c zusammen' (sems, gr. els) bezeichnete. Ebenso steht neben duo ein we, wei in 1. viginti, gr. eiKoffi, ai. v§Mi, das eigentlich 'die beiden' bedeutet, und als Suffix des Duals sowie als Personalpronomen Vir beide' (ai. vaj&m, got. weis, lit. vedu) eine Rolle spielt. Freilich konnte we auch in duo stecken, doch bezeichnet dies wohl eher die Trennung, vgl. unser entzwei und das idg. *dwis (ai. dvis c hassen', gr. 1. dis-, d. zer-). p6nkwe 'fftnf3 widerspricht in seinem Vokalismus den Wirkungen des Akzentes, so daC man darin eine spate Zss. sehen muC (aus pen c eins' und kwe?). Fur die Zss. spricht auch die Dehnung, die wir in gr. Trevr-r|-KOVta, ai. paw'caM usw. finden, eine Dehnung, die sich nur in einsilbigen Wortern findet. C 5 ' ware dann wohl '(4) und ems'. Weitgehende Vermutungen uber die Herkunft der Zahlworter bei Caroline F. Stewart, BB. 30, 223 ff. Uber das 60er System vgl. IGr. 1, 93. 223. Die Ordinalia. Die beiden ersten Ordinalia werden zunachst nicht von dem Stamm der Kardinalia
316
Die ZahlwCrter.
[§ 223.
gebildet. Dies geschiebt erst spater, wie z. B. in frz. deuxieme, d. zweiter. Fur 'erster' gibt es ganz verschiedene Ausdrucke. Am weitesten verbreitet sind Bildungen mit dein Prafix pro. Wir finden: 1. gr. irpOCiTOi;, dor. TtpSTo?. Die Grundform ist unsicher, doch wohl *irp6-ciTO<;, und auch die verwandten Sprachen zeigen nichts Entsprechendes. H. Auch ai. pra-thamds, aw. fratamo, apers. fratama- steht allein. Es enthalt das Superlativsuffix -tama, aber ai. th? 3. ai. purvas, aw. pa"rva- 'prior', abg. privu, serb. prvi cder erstft', idg. *pi>r$-vos. 4-. 1. primus, pal. prismu steht allein. 5. umbr. promom, got. fruma, lit. pirmas zeigen Suffix -mo, aber verschiedene Wurzelgestalt. 6. ahd. as. furisto, aisl. fyrstr zeigt das Superlativsuffix und heifit eigentlich 'Vorsteher'.
Aucb fur 'zweiter' haben wir kein durcbgehendes Wort. Alt ist wohl got. anpar, lit. antras, abg. viitoru, 1. alter, ai. anjas. Wenn auch die Formen nicht genau fibereinstitninen, so scheint. mir doch eine gemeinsame Bildung zugrunde zu liegen. Ai. dparas cder spatere, der andere' flndet seine Entsprechung in 1. aprl-lis, eig. rder zweite Monat'. L. secundus heifit 'der folgende' zu sequor; gr. beiitepo? ist wohl die Z?s. von einem Adverb bev-, das wir in ai. du-r-dm 'in die Feme' finden, mit -TEpoq. Ai. dvitijas ist wohl sicher eine Nachbildung von trtijas.
Die iibrigen Ordinalien zeigen verschiedene Suffix<j. Gr. L:it. Got. Lit. Abg. Ai. 3. TpiTOi; tertius pridja treias tretijt trtijas. Die Grundform ist dunkel. Gr. Tpvro<; wohl nach TETapxo^ fflr *Tpioooq < *tritjos. Ai. trtijasxamt auf dvitijas. Idg Grundibrm daher wohl *tritjos. 4. T^Tapto; quartus fiordo') ketviftas cetvirtii caturthds. Hier und bei 5 und 6 haben wir das idg. Suffix -tho, das wohl iliT-stho steht und dem Superlativsuffix entspricht, vgl. § 113. 5. ir£|aTTTO<; quintus fimfta penhtas p$tU pav'camas 6. SKTOC; sextos saihsta sestas sestu sasthds 2 7. £(5bo|ao<; septimus sibunto ) septintas sedmii saptam&s f. 6fisooc, octavus alituda asmas osmti astamds 9. ivaxoi; no(ve)nos niunda deviMas devtfu navamds 10. b^raTo? decimus iaihunda desiihtas desetu daiamds. Von 7—10 werden die Ordinalia mit Suffix -o gebildet. Es sind daher urspriinglich: ') Ahd.
2
) Ahd.
§ "223. 224.]
Die sonstigen Zahlworter.
317
7. gr. ?p&O|aoi; usw. : septem; 8. effco/oc, 1. octavus : ok'ton;
9. 1. nonus
Von 20 an stimmen Lateinisch und Indisch iiberein, indem sie das oben S. 214 behandelte «8uperlativsuffix» -tvmos verwenden. L. vice&imiis'
Daneben hatte sich wohl auch -tos ausgedehnt, gr. eiKoarii;.
Daneben treten soviel Analogiebildungen und Umbildungen ein, dafi sich die idg. Verhaltnisse nicht erschlieCen lassen. 224. Die sonstigen Zahlwbrter. AuCer den Kardinalien und Ordinalien gibt es in den Einzelsprachen noch andere Ausdriicke, von denen manche auf Neubildung beruhen, manche aber auch Entsprechendes in den verwandten Sprachen haben und daher ein hoheres Alter beanspruchen konnen. Zweifellos hat B r u g m a n n in seiner Abhandlung Die distributiven usw. Numeralia (oben S. 307) die verschiedenen Fragen wesentlich gefordert, aber doch nicht alles einwandfrei gelost. Ich stelle hier das Wesentlicbe zusammen. 1. Gr. 2 2, 2, 21 setzt B r u g m a n n Zahlsubstantive an, die neben den Zahlen von 5—10 stehen. Wir finden: Gr. Umbr. Anord. Lit. Abg. Ai. ivevTdq puntes 4Ed? £TTT<X<;, ip&oiid? OKTd?, 6T&od? tvve&c;
fimt sett siaund xtt niund
feeKd?
tiund
desimtis
sesti sedmi osmi deveti
panktin sastis saptatls a&Uis navatis
desqti
das'itis
Diese Bildung ist ausgegangen von dem Zahlwort 'zehn' deJctpt und dekmd (gr. b(xa<;), an das auch i gefiigt wurde. VAhd.
318
Die Zahlw5rter.
[§ 224.
Dann wurde das Wort als ein Substantivum gefafit. Beachte iibrigens die Ubereinstimmung, die bis zu einem gewissen Grade zwischen gr. epbondq, oybodq und abg. sedmi, osml besteht. 2. Eine Erweiterung mit dem Determinativ -om fuhrt zu Bildungen, die zuweilen etwas Kollektives bezeichnen. Wir finden: Ai. Abg. Lit. dvaj-am 'Paar' dvoje dveja ubhajam 'beides' oboje abeja traj-atn 'Dreiheit' troje treja iatvar&m 'viereckiger Platz' cetvero ketvera und schlieBlich satdm sicto, gr. £KOT6V, J. centum.
Kollektiven Sinn konnen diese Bildungen ursprunglich nicht gehabt haben, er fehlt auch noch manchmal, er hat sich aber in einigen Fallen entwickelt. Indem man diese Formen als Ntr. Sg. ansah, konnte sich einerseits ein Plural entwickeln 1. tri-ginta, anderseits ein Adiektivum wie gr. boioi 'zwei, beide', vgl. hom. bold cin zweierlei Hinsicht'.
3. Mit om stand im Idg. s in Wechselwirkung. s. oben S. 41, und dementsprechend finden wir s auch hinter Zahlworten. Zunachst in den Ausdriicken fur c mal'. Gr. Lat. Ir. Ai. bii; Tpi?
bis fo-dl dvis ter fo-prl tris quater cattir, aw. capruS. Ai. tris verhalt sich zu trajam wie 1. N. Sg. is: ai. ajam. Zu diesen Ausdriicken ist offenbar ursprunglich ein Wort fur 'mal' hinzugefiigt gewesen, wie wir dies in ai. sa-hft 'einmaP, gr. &-tia£, 1. semel, ir. oen-fecht usw. haben. Dieser Ausdruck ist spater weggelassen worden. Alte Bildungen dieser Art kSnnten noch in aisl. tysuar, prysvar vorliegen.
Uber andere s-Erweiterungen s. oben S. 313. 4. Dafi die Formen auf -s ursprunglich nicht 'mal* bezeichnet haben, ergibt sich auch daraus, daC sie noch durch ein no (Suffix oder Determinativ?) erweitert sind. So finden wir 1. bini, terni, die man auf dwisnoi, trisnoi zurGekfuhrt. Vgl. auch mhd. ztvirn, aisl. tuennr 'doppelt', prennr 'dreifach', PI. tuenner 'zwei', frenner 'drei'. Daneben stehen aber zweifellos Formen, in denen das no an s-lose Formen getreten ist. Vgl. ahd. zwein-zug, ahd. zwene, lit. dvlnu 'zwei', vielleicht auch 1. bini.
§«224.J
Die sonstigen Zahlworter.
319
5. Auch Det. k ist hinter Zahlworte getreten, und zwar finden wir ai. dvakds 'paarweise verbunden', N. PI. trikd czu dreien verbunden' usw. Dazu auch got. tweih-nai 'zwei'. Aber auch hier ist das k an die Form auf -s getreten. Daher ahd. zwisk, as. twisk 'zweifach', ahd. drisk 'dreifach'. Zu den Bildungen mit h kSnnte auch gr. bia<j6<; 'zwei' gehOreu « *dikjos). Doch kann man es auch zu bixa stellen. Die Auffassung, die im vorhergehenden entwickelt ist, dafi namlich bedeutungslose Determinative angetreten sind, und die Bedeutung sich erst entwickelt hat, wird dadurch bestatigt, dafi wir auch Falle mit ganz deutlichen Partikeln, Determinativen oder selbstandigen Worten antreffen, die diesen Weg gegangen sind. Hierher gehoren: 1. Altindische Zahladverbien mit dem Element dha, z. B. ekadhd 'einfach', sata-dhd 'hundertfach'. dha geh5rt wohl dhe 'setzen'. Dazu vielleicht gr. bixOd 'zwiefach, in zwei Teile', xerpaxOci 'in vier Teile' mit dem Mehr eines x2. Das x der vorhergehenden Bildung stammt wohl von Adrerbien wie gr. bi'xa, in denen x a dem aind. -ha entspricht, vgl. § 77, S. 119. 3. Gr. -KN;, ai. -cid. Statt 4 X usw. sagt man im Griech. TeTpctKis, TTCVTOIKI? USW. Dazu iroXXcf-Kii; und itoXXd-Ki 'vielmals'. Dieses hat W a c k e r n a g e l , KZ. 25, 286 f. mit ai. puru-cid 'vielmals' verglichen. Ai. did ist eine verstarkende Partikel = 1. quid in quid-em, bedeutet aber nicht 'maP. Der Ausdruck fur "maP ist also auch hier ausgelassen, oder die Bedeutung hat sich erst sekundar entwickelt. Spater hat aber im Griech. -OIKI; die Bedeutung 'maP. 4. Im Lateinischen sagt man statt 5 X usw. quinquies, sexils usw. aus -tens. Ausgegangen ist dies wohl von quotie(n)s 'wieviel maP, totie(n)s 'so oft'. Diese entsprechen Bildungen wie ai. ki-jat 'wieviel, wie gro6', i-jat '(nur) so grofi' ( T h u r n e y s e n , ALL. 5, 575). Diese Bildungen sehen wie eine Zusammensetzung aus, ohne da& ich sie erklaren konnte.
SchlieClich gibt es auch regelrecht zusammengesetzte Bildungen, die ich deshalb erwahne, weil man an ihnen den Wechsel der Determinative gut beobachten kann. Wir finden folgendes: 1. Im Griech. Zss. mit einem -11X605 < plo-wos, in 4nX6oi; 'einfach' bmX6o? 'doppelf; usw. Eine einfachere oder vereinfachte Bildung in 1. simplus 'einfach', duplus 'doppelf, got. tweifls 'ZweifeP. 2. Mit ifc-Det. finden wir gr. buiXa? 'doppelt zusammengelegt',. 1. duplex 'doppelt zusammengelegt, doppelf, u. tu-plah.
320
Das grammatiscne Geschleeht.
[§ 224. 225.
3. Mit £-Det. treffen wir gr. bitrXduioi; 'doppelt, doppelt so grofi', ?ot. ainfalps 'einfach', ahd. zwifalt 'zwiefach'. 4. Dem griech. -uaS in aira£ entspricht schliefilich -fach in d. cinfach.
Vierzehntes Kapitel. Das grammatische Geschleeht. 225. Ailgemeines. Beim Pronomen, Adjektivum und Substantivum tritt uns auCer der Flexion das entgegen, was wir grammatisches Geschleeht oder Genus nennen. Es liegt darin eine Eigentiimlichkeit des Uridg. und der spateren idg. Sprachen, die sonst in den Sprachen der Welt nicht gerade hiking ist. Sie besteht zunachst n u r d a r i n , daC eine Anzahl Pronomina und Adjektiva eine verschiedene Form (Maskulinum, Femininum, Neutrum) annehmen je nach dem Geschleeht, das dem damit verbundenen Substantiv anhaftet. Dieses Geschleeht wird beim Nomen auGerlich n i c h t bezeichnet, es muC demnach in der Bedeutung liegen, so dafi z. B. in den klassischen Sprachen die Winde Maskulina, die Baume Feminina sind. Die mannigfachen Versuche, das grammatische Geschleeht zu erklaren, haben bis jetzt noch zu keiner Einigung gefiihrt, und doch liegt die Etklarung nicht allzufern. Literaturangaben: A. Pott bei Ersch und Gruber unter dem Stichwort Geschleeht.
J. G r i m m , D. Gr.2 3, 307 ff.; dazu R o e t h e , Vorrede zum Neudruck D. Gr. 3 und AfdA. 17, 181 ff. Schleicher, Komp.2 517; B r u g m a n n , Z. f. allg. Sprachw. 4, 100 und PBr. Btr. 15, 523 ff. H. W i n k l e r , Weiteres zur Sprachgesch. 1889. Hierin werden die Vorstufen und Genusunterscheidungen aller oder doch der nieisten bekannten Spraehen der Welt behandelt. R. H e n n i n g , KZ. 33, 402 ff. betont das Pronomen als Ausgangspunkt der Genusbezeichnung; V. Mich e l s , Zum Wechsel des Nominalgeschlechts irn Deutschen, Diss. StraSburg 1889 und Germ. 36, 121 ff.: G. H. Mfiller, Das Genus der Indogermanen und seine ursprungliche Bedeutung, IF. 8, 304 ff. (bedeutet keinen Fortschritt). B. J. W h e e l e r , The origin of Grammatical Gender Journ. of Germ. Phil. % 528 ff. (mit vollstandiger Bibliographie, S. 544 f.); W u n d t , Vdlkerps. 1, 2 2 , 19 ff.
§ 225. 226.]
Das Neutrum.
321
J o s s e l i n de J o n g , De Oorsprong van het grammatisch /geslacht Tijdschr. v. Ned. Tal- en Letterk. 29, 21. Ders., De waardeeringsonderscheiding van «levend» en de•venlosa in het Idg. vergeleken met hetzelfde verschijnsel in enkele Algonkin-talen, Leiden 1914. Mario B a r o n e , Sull'origine del genere grammaticale nelI'lndoeuropeo, Roma 1909. R i c c a r d o G a t t i , II genere grammaticale nell'Indoeuropeo, Bologna 1912. E r n o u t , Le genre fern, en latin. Melanges de Saussure. A. M e i l l e t , Les noms du 'feu' et de l"eau' et la question du genre MSL. 21, 249; N. J. H. R o y e n , De jongere Veranderingen van het indogeronaanse nominale drieklassensystemen. Proefschritt Leiden 1920. L o m m e l , Studien fiber idg. Femininbildung, Gottingen 1W12. L o m m e l , Neutrum und sachliches Geschlecht. Antidoron, S. 168 ff. AuEerdeni die Handbucher, vor allem D e l b r u c k , Vergl. Syntax 1, 89 und W a c k e r n a g e l , Vorles. uber Syntax 2, 1 ff.; M e i l l e t , Linguistique generale, S. 211 ff.
226. Das Neutrum. Wir beginnen mit dem Einfachsten. Wir sprechen falschlich von drei Geschlechtern, Mask., Fern., Ntr. Das Neutrum aber dient nicht zur Sexualisierung. Eg ist nicht «sachlich» (vgl. das Kind, .gr. TEKVOV, das Weib), es ist auch nicht keins von beiden (Neutrum), es bezeichnet auch nicht das Leblose, sondern es ist einfach ein Cberbleibsel aus jener Zeit, in der es noch k e i n e Geschlechtsbezeichnung gab. Das ergibt sich schon daraus, dafi das Neutrum in seiner Flexion den Kasus indefinitus zeigt (jus, mare tier, gr. uboip, d. Wasser), z. T. vermehrt um das Determinativ -om, s. § 62. Das dazu gehorige Adjektiv steht daher auch im Kasus indefinitus, d. h. ohne jede Endung, so bei den t-, u- und konsonantischen Stammen (1. insigne, gr. r|bu, gr. x<*P'evi cpepov) oder im Kasus indefinitus -j- om, wahrend beitn Pronomen adverbiale Formen auf -d wie id, ai. tad eintreten.1) ') Diese meine Auffassung hielt ich fQr neu. Sie ist aber •deutlich von R o e t h e bei Grimm, Deutsche Gramm. Ill, Neudruck in der Vorrede ausgesprochen, ohne dafi seine Ansicht, soviel ich •wenigstens sehe, beachtet worden ware. Was J' G r i m m als ursprungliche Bedeutung des Neutrums annimmt, ist ganz unhaltbar. Ehenso was B r u g m a n n , Grd.2 2, 2, 86 ausfiihrt. H i r t , Indogermanische Grammatik. III.
21
32:2
Das grammatische Geschlecht.
[§ 226. 227.
Neutra konnen also a u c h belebte Wesen sein, wenn das Geschlecht nicht hervorgehoben werden soil. D a h e r d. dan Kind, das Schaf, das Lamm, das Fallen usw.
Nur wenn man davon ausgeht, das Neutrum als Uberbleibsel aus der Zeit zu betrachten, in der es noch kein Geschlecht gab, erklart sich auch das syntaktische Verhalten des Neutrums. Ein Adjektivum oder Pronomen steht in vielen Fallen im Neutrum und braucht sich nicht nach dem pradikativen Substantivum zu richten. Vgl. hierzu Delbruck, Syntax 3, 240 ff. Griechisch: OUK dyaddv uoXuKOipavfn, 'die Vielherrschaft ist nicht gut'; dXka T6O' dn[5poair)<; Kai v^KTapdc; to cVirdppuuS i 359 'aber dies ist ein Ausbruch von Nektar und Ambrosia; Lateiniseh: Cic.Fam.6,21,1 omnium rerum mors est extremum; Cic. Off. 1, 11 commune animantium omnium e.st coniunctiones Haufiger beim Pronomen: quod ego sum, id tu non es Gell. 18, 13, 8. Vgl. Kiihner % 1, 317; Gotisch: niu pata ist sa timrja 'ist das nicht der Zimmermann'; bier ilberwiegt durchaus das Neutrum (Erdrnann, DeutscheSyntax % 13). tlm Litauischen und Slawisehen», sagt Delbrflck, S. 242, «scheint das Pronomen im Neutrum zu stehen.» Allindisch: Chand. Up, 67, 14 : tat satjam, sa dtma tat tram asi 'das ist wahr, der Atma, das bist du5 (Speijer, Syntax 18 Anm.).
Man erklart diese syntaktische Erscheinung durch Substantivierung des Adjektivs. Aber das ist doch durchaus unzureichend. Beim Pronomen versagt ja auch die Annahme der Substantivierung. Es liegt vielmehr die alte ungeschlechtige Bedeutung des Neutrums vor.1) 227.
Keine Geschlechtsbezeichnung beim Nomen. Das
Neutrum miissen wir also zunachst ganz und gar ausscheiden. Es bezeichnet kein Geschlecht. Es kann sich ') Nicht hierher gehort die auffallende Erscheinung des Germanischen, dafi bei Verbindung von Mask, und Fern, das dazu gehOrige Adjektivum oder Pradikat im Neutrum PI. steht ( G r i m m , D. Gr. 3, 315 ff.), z. B. Got. Luk. 1, 7 ba (Zacharias und Elisabeth). framaldra wesun 'fi|i
§ 227. 228 ]
Die o-Stainrne nicht Maskulina.
323
also nur um Mask, und Fem. handeln. Hier sind wir nun vom gr.-lat. Adjektivum her daran gewohnt, dafi -os das Mask., -a das Femininum bezeichnet. Aufierdem zeigt auch die Dehnstufe das Mask, an, z. B. gr. qpepuuv m. gegeniiber tpepov n. Aber was vom Adjektivum gilt, gilt nicht vom Nomen. GewiB im Altindischen, Litu-Slawischen, Germanischen sind die o-Stamme Maskulina, im Altind., Litauischen, Germ, die a-Stamme Feminina. In diesen Sprachen ist also die Sexualisierung beim Substantivum an die auCere Form gebunden. Aber durchgefuhrt ist tie noch nicht, da ja noch das Neutrum besteht. Erst das Litauische und das Franzosische haben dieses aufgegeben, und damit ist ein Endziel erreicht, namlich die vollige Sexualisierung samtlicher Nomina, wahrend im Englischen die Sexualisierung ganz aufgegeben ist. Griechisch und Lateinisch zeigen uns bis zu einem gewissen Grad den altesten Stand der Dinge. 228. Die o-Stamme nicht Maskulina. In den meisten Sprachen sind die o-Stamme Mask, oder Neutra. Nur das Lateinische und das Griechische besitzen noch feminine o-Stamme, d. h. Feminina nach der zweiten Deklination. B r u g m a n n hat stets daran festgehalten, daB hierin eine Neuerung der klassischen Sprachen vorliege, wahrend doch das Umgekehrte das Nachstliegende, ja das einzig Mogliche ist. Vgl. B r u g m a n n , Lit. Zentralblatt, 1878, Sp. 984, IF. 21, 315, zuletzt Grd.2 % % 96; E. L a n g e , De subst. fem. Graecis sec. dec!., Leipzig 1885. Dagegen J a c o b i , Compos, und Nebensalz 121: P e d e r s e n , BB. 19, 293 ft., KZ. 38, 228 f.; M e i l l e t , Mem. 13, 211; 14, 478 f., Etudes 246 f., S t r e i t b e r g , IF. 3, 179. Zunachst spricht fur das Alter der fem. o-Stamme das Auftreten von Ausdriicken fur lebende Wesen in derselben Form, mogen sie Mask, oder Fem. sein. Vgl. gr. 6 und f| fieri? cGott, Gottin', 6, n PoO? 'Stier, Kuh\ 6, i] SpKTOi; 'Bar, Barin', 1. lupus femina. Ein zweifellos altes Fem. auf -os ist idg. snusds 'Schwiegertochter'. Es lautet gr. vu6? f., 1. nurus f. nach socrus, ahd. snur f., abg. snucha t, ai. snusd f. Das Wort mu6 natarlich Fem. sein, eine Form wie gr. vu6q kann aber nicht als Neubildung erklart werden. Bekanntlich sind im Griech. und Lat. viele B a u m n a m e n nach der zweiten Deklination F e m . I n den bst21'
324
Das grammatische Geschlecht.
[§ 228.
lichen Sprachen bewahren sie entweder ihr Geschlecht und nehmen fem. Form an, oder sie behalten die Form und werden Mask. Aus gr.
Man wird auch sonst, wo ein Mask, auf -os einem Fem. auf -a gegeniibersteht, ein idg. Fem. auf -os ansetzen miissen. Lat. haedus m., d. Gei3 f. geht wohl auf ein idg. *ghaidos m. f. zuriick; 1. via f., got. wigs m. ist wohl idg. *weghos f. eWeg', vgl. gr. fi 6b6 ? ; Ebenso 1 hasta, got. ahd. gerta f., got. gazds m.
Ja selbst das folgende ist zu erwagen. Wir finden im Griech., Slaw, und Lit. Nomina auf -os und -a mit passiver Bedeutung. Vgl. gr. 6 vono? 'Weide' und r\ voy.f\; 6 IT\6KO? und fi irXoKri 'Geflecht'; 6 Tp6iro; und r\ Tpoirri 'Wende'.
Wahrend die Maskulina regelrechte Entsprechungen in den verwandten Sprachen finden, sind die der Fem. nur diirftig vertreten. Schon V. H e n r y , Esquisse Morphologiques II, Lille 1884, hielt sie fur sekundar. Nehmen wir an, daC feminine o-Stamme zugrunde liegen, so erklart sich die Entwicklung sehr einfach. In den meiaten Sprachen hat die Form gesiegt, in wenigen das Geschlecht. In Wirklichkeit liegt die Sache noch etwas anders, da die Abstrakta geschlechtsloa waren. Es hat also, daran kann gar nicht gezweifelt werden, im Idg. fem. o-Stamme gegeben. Aber auch der Gegensatz von -os und -om, den wir gewohnlich als den Gegensatz von Mask, und Neutrum, richtiger als den von geschlechtig und ungeschlechtig auffassen, ist nicht alt und ursprunglich. -os ist im Sanskrit, Abg., Germ, mannlich, -om fast iiberall Neutrum.
Die o-Stamme nicht Maskulina.
325
Im Griech. ist es aber nur ein Gegensatz von geschlechtig zu nichtgeschlechtig. Im Lat. dagegen haben wir noch die kostbaren Reste von Neutren der zweiten Deklination auf -os wie virus, volgus und die Adjektiva wie felix. Vgl. oben S. 143. Alte Neutra auf -os nach der zweiten Dekl. wird man wohl auch in vielen Fallen ansetzen diirfen, wo die Worter zwischen Mask. (Fern.) und Neutrum schwanken. Gr. {WXo? f., abg. dolu m. 'Grube', an. dalr m. : got. dal n., ahd. tal n.; ai. niclds m., 1. mdus m. : ahd. nest n., abg. gnizdo, ai. nachved. nlddm n., idg. *ni-zdos n.
Weitere Beispiele sind schon oben S. 143 gegeben, und es hat sich herausgestellt, dafi die Worte vom Noimnativ auf -s aus entweder geschlechtig werden oder dafi sich das s auf das ganze Paradigma ausgedehnt hat, also s-Stamme entstanden sind, die Worte aber Ntr. geblieben sind. Aber auch -om ist urspriinglich nicht auf das Neutrum beschrankt gewesen. Das beweisen die Pronominalformen wie ai. cih&m 'ich', tvdm ; du', ajdm 'dieser', ij-dm cdiese'. Nun scheint die alte Eigentumlichkeit sonst vollig ausgemerzt zu sein. Aber es gibt in alien alten Sprachen Falle, in denen ein angebliches Neutrum, wenn es etwas Lebendiges, sexuell Bestimmbares bezeicbnet, mit dem Mask, oder Fern, des Pronomens oder Adjektivs verbunden wird. Wir konnen nicht mehr sagen: lieber Kind, weil bei uns die Sexualisierung vollig durchgedrungen ist, aber in alter Zeit war das moglich. So finden wir gr. X 84 cpiXe T^KVOV, E 382 Te-rXadi, T^KVOV £\JL6V, Kai dvdaxeo Kribonevri irep; fi fXuK^piov, Plautus mea Glycerium;
as. gisahun that barn godes enna standan Hel.; K 278 Ato? T^KO?, Tyre |uoi &t\ •napioTaaax; vgl. mhd. ein wib, diu Adrastea heiget; abg. vysla babysce staraja. Anm. Da6 die Endungen * und om urspriinglich nichts mit dem Geschlecht zu tun hatten, gebt auch daraus hervor, dafi sie in ausgedehntem Mafie miteinander wechseln, nicht nur beim Proromen wie z. B. got. tveis und ai. vaj-dtn, sondern auch beim Nomen. Vgl. die zahlreiehen Beispiele S. 41. Es gibt eine ganze Reihe von Worten auf -om, die Personen bezeichnen. Hierher z. B. ai. mitrtim 'Freund', got. gup meins 'Gott', ahd. wib 'das Weib', an. skald 'der Sanger', got. stiur 'Stier', as. frl n. 'Weib' und die dementsprechend noch als Mask, oder Fem. aufgefafit werden.
326
Das grammatische Geschlecht.
[§ 228. 220.
Es ist vollig unbewiesen, daB alle diese Worte Neutra gewesen sind oder etwas anderes, z. B. Abstmkta, bezeichnet haben. Beim Pronomen finden wir als neutrale Form itn Nom. Akk. ein d (1. id, aliud usw.). Auch diese Form bezeichnete ur3priinglich sicher nicht das Neutrum. Diese Formen sind in gewissem Sinne Adverbia gewesen. Wir haben aber schon oben gesehen, dafi ein Dental (t oder d) an alle moglichen Worte antreten konnte. Die o-Stamme sind also urspriinglich sexuell nicht bestimmt gewesen, sie sind es aber geworden, wobei sich zunachst eine Scheidung in Belebtes und Unbelebtes geltend macht, die Formen auf -os aber in verschiedenen Sprachen als Maskulinum aufgefafit worden sind. 229.
Die a-Stamme nicht Feminina.
In der ersten
Deklination, bei den Stammen auf -a, gibt es nicht nur im Griech. und Lat., sondern auch noch im Slawischen Maskulina. Auch hier haben sich Delbriick, Bruges an n und andere bemiiht, dies als besondere Entwicklung der drei Sprachen zu erklaren. Aber es gab sicher uralte maskuline a-Stiimme, wie de Saussure, Melanges Havet, S. 459, Recueil 585 dargelegt hat. Sicher gehort hierher 1. indigena cEingeborener\ da a hier die Schwundstufe II einer zweisilbiwren schweren Basis ist. Ebenso aber auch 1. perfuga, advena, auriga, incola, agricola u. a. Im Griech. entsprechen Bildungen wie itepi-KTixai m. dem ai. pari Tzsit m., und ebenso sind viele der Worter auf TO wie TOXITTIS, aTpcmdjrrK sowie Patronymika auf -bo., 'Arp€ibr|i; alte Maskulina, da sie nur alte t bzw. -d-Stamme mit a-Erweiterung sind, wie schon W. S c h u l z e , KZ. 28, 281 gesehen hat. Vtrl. gr. kpo-&^T-r|<; : 1. sacer-dos; gr. &ea-TTOT-r|<; : 1. hospes; gr. initcWri? : 1. eques; gr. 'Ai-b-n? neben Gen. "Aiboi;; gr. 'ApTe'itpivTriq : ai. vrtra-hs,; gr. dyxiPdxn<; : ai. nava-gat.
Es ist ja moglich, daG einige a-Stamme, die Personen bezeichnen, einst Abstrakta gewesen sind, wie man diea friiher angenommen hat, fur die groCere Zahl ist es unmo'glich, und so ist die ganze Annahme uberniissig. Es eind, wie F r a e n k e l , Nom. ag. 2, 169 meint, Erweiterungen von Wurzelnomina. Anm. Die a-Stamme konnten wie die konsonantischen und o-SUmme als Nomina actionis und Nomina agentis verwendet werden. Vgl. oben S. 83. Ini Griechischen sind die Nomina agentis z. T. durch b (S. 126) erweitert. Das hat das alte Verhaltnis verdeckt.
§ 220. 230.]
Geschlechtsbezeichnung durch die Dehnstufe.
Vgl. 1. fuga 'Flurht' gr. cpuYn 'Flucht' gr. bponn 'Lauf gr. vo^iri 'Weideplatz' gr. pori 'Flufi' gr. •noTi'i 'Flu6' gr. qpopPri '.\ahrung' gr. Yovr) 'Erzeugung' gr. dfuiTn 'Fiihrung'
3-27
perfuga, transfuga 'Fluchtling'; gr. cpvfd<; 'Fluchtling'; bpo^xdc, 'laufend'; vo|iid? 'weidend'; pod? f. cdas Fliefien', puct<; 'flussig'; d)KU-ir£Tr|i; cschnell fliegend'; biitr^Tri? cden Hinimel durehfliegend'; <poppd<; 'weidend'; 1. indigena 'eingeboren'; 1. aurtga cWagenfuhrer\
Auch Erweiterungen mit k kommen vor. Lat. fugax fluchtig' ist = 1. fuga. Das Suffix -a kann auch deshalb mit dem Fem. nichts zu tun gehabt haben, weil in zahlreichen Fallen <J-Stamme neben Neutren ohne Endung oder neben Ntr. auf -om stehen. Vgl. gr. r\n
230.
Geschlechtsbezeichnung
durch
die
Dehnstufe.
Zweifellos wird in den klassischen Sprachen das Geschlecht auch durch die Dehnstufe bezeichnet. So finden wir gr. eiifevri? m. f., evftvlt; n.; tpipwv in., qp^pov n.
Aber auch dies ist nicht alt. Im Griech. sind die meM-Stiimme, soweit sie den Nominativ auf -men, -mon bilden, wie iroi|urjv c Hirt\ Maskulina, die auf -mn = gr. -\xa, ovo^a, 1. ndmen, ai. ndma Neutra. J. S c h m i d t , Ntr. 82 ff. hat darauf eine besondere Theorie gegrvindet. Aber im Gotischen finden wir Ntr. auf -6 oder on, wie namo n., und im Slaw, auf - j , abg. ime, aus en. Daraus ergibt sich klar und deutlich, dafi die Dehnstufe urspriinglich mit dem Geschlecht niohts zu tun hatte. Es ist in der Tat nicht einzusehen, weshalb ein Wort wie gr. repua Ntr., xepuiuv, 1. termo aber Mask, sein sollte. Die Entwicklung ist leicht zu verstehen. Es gab offenbar Bildungen mit Dehnstufe, die ein mask. Geschlecht verlangten, wie etwa gr. ffl-euwv c Fiihrer',
328
Das grammatische Geschlecht.
[§ 230. 231.
'standhaft', Troi|ur|v 'Hirt', 1. Semo, und die3en haben sich dann die alten Neutra angeschlossen. Nachdem einmal die Dehnstufe zum Zeichen des Geschlechts geworden war, dehnte sich das mask, oder fern. Geschlecht weiter aus. So finden wir im Lat. die
§231.232.]
Geschlechtsbezeichnung beiin Pronomen.
329
schlecht, vgl. I. M. pptimi, Fem. kostijg, und auch das Indische unterecheidet 1. Sg. m. agnina und f. gatja und Akk. PI. m. agnln, f. gdtls. A n n . Wenn man sehen will, wie sich eine solche Eigentumlichkeit entwickelt, so verfolge man, wie sich in den slawischen Sprachen die Unterscheidung von Belebtem und Unbelebtem ausgebildet hat. Im Russ. wird bei den o-Stammen der Gen. statt des Akk. bei Belebtem gebraucht, im Tschechischen geht das viel weiter, wie man aus jeder Schulgrammatik ersehen kann.
Die idg. Sprachen zeigen demnach einen verschiedenen Stand der Entwicklung. Germanisch, Litu-Slawisch, aber selbst Indisch zeigen eine andere Stufe als Griechisch und Lateinisch.1) In den vier ersten Sprachen setzt sich die Entwicklung des Geschlechts viel starker durch als im Griechischen und Lateinischen, obgleich auch in diesen Sprachen der ProzeO weiter geht. Wenn aber das Geschlecht beim Nomen nicht bezeichnet wurde, wie ist es denn entstanden? Die einzig mogliehe Antwort ist die, es geht vom Pronomen aus. 232. Geschlechtsbezeichnung beim Pronomen. Im Idg. gab es also kein auCeres Mittel, um am Nomen das Geschlecht kenntlich zu machen. Wollte man es trotzdem bezeichnen, so mufite man irgend etwas hinzufugen, etwa wie im Englischen he und she, im Deutschen er und sie (1st es ein Er Oder eine Sie?). Tatsachlich sagt man noch im Griech. 6 und r\ Qtdc, 'der Gott, die GSttin', 6, i\ fanro? 'der Hengst, die Stute' und im Lat. porcus femina (Cato, Cicero), sancta puer, lupus feta, haec agnus. Das Adjektivum genugt indes nicht immer. Soph. Phil. 1 t?\c, TtEpippOxou x^ov(^? erkennt man das Geschlecht nur am Artikel.
Beim Personalpronomen fehlt die Geschlechtsbezeichnung freilich bis zum heutigen Tage. Beim Pragepronomen finden wir zurachst nur eine Dnterscheidung zwischen Belebtem und Unbelebtem. gr. TI?, T{, 1. quis, quid, d. wer, was, russ. kto, sto; lit. Teas und ko.
Im Indischen und Gotischen ist allerdings auch bei diesem Pronomen ein Fem. geschaffen worden, ai. ka, got. ho. Aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafi das jung ist. 2 ) ') Das Indische erweist sich in diesem Punkt mal wieder als nicht so altertumiich wie Griech. und Lat. 2 ) J. Grimm hielt es fur alt.
330
Das grammatische Geschlecht.
[§232—234.
Bei den ubrigen Pronomina finden wir dagegen ein Mask, und Fem. unterschieden. Vgl. gr. 6, f\, got. sa, so, ai. sa, sd und 1. is, ea, got. is, si, ai.
Zur Bezeichnung des Femininums dienen also beim Pronomen die Elemente a und I. Wie diese zu ihrer Verwendung gekommen Bind, entzieht sich unserer Erkenntnie. Dafi es etwa durch Worter wie ma 'Mutter', gwend 'VVeib' hervorgerufen ware, ist unwahrscheinlich. sd oder a wird eher ^sie' bedeutet haben. Das Maskulinum wird aber bei is usw. durch ein s charakterisiert, wahrend beim Neutrum ein d steht. Letzteres hat aber, wie das nur zu erwarten ist, nicht auf das Nomen gewirkt. 233. Die Geschlechtsbezeichnung beim Adjektivum. Wir sind von den klassischen Sprachen her, wo man mit bonus, bona, bonum und orfci&oi;, -rj, -6v anfangt, gewohnt, die drei Endungen des Adjektivs als das Normale und damit als das Urspriingliche zu betrachten. Aber das ist durchaus nicht richtig. Auch hier liegen die altertiimlichsten Zustande anderswo. Es gibt zunachst im Lateinischen Adjektiva ohne Geschlechtsbezeichnung, d. h. einer Endung. Hierhin gehoren 1. felix cglucklich', 1. pauper 'arm', 1. vetus a)t'. Man sieht in ihnen alte Substantiva, aber doch nur deshalb, weil man die Geschlechtsbezeichnung beim Adjektivum fur etwas ganz Notwendiges halt. M. E. konneu aber sehr wohl hohe Altertumlichkeiten darin stecken. Ober die Partizipia auf -Ms s. unten. s
Auch sonst gibt es noch zahlreiche andere eingeschlechtige wie rapax 'rauberisch', auddx 'kiihn' usw. Ebenso gibt es im Griech. zahlreiche Adjektive einer Endung, darunter apiraH = 1. rapax, apYiK 'weiC'. Verzeichnis bei K i i h n e r - B l a f j 1, 548. Sobald man davon ausgeht, daC das Adjektivum urspriinglich keine Motion hatte, wird man in diesen Fallen eine hohe Altertiimlichkeit sehen. 234. Adjektive zweier Endungen. Viele Sprachen haben Adjektiva zweier Endungen, eine fur das Mask, und Fem. und eine fur das Neutrum. Das kann ur-
§ 234.]
Adjektive zweier Endungen.
33t
spriinglich doch wohl nur eine Unterscheidung zwischen Belebtem und Unbelebtem gewesen sein, wie wir sie beim Fragewort angetroffen haben. Es sind: a) die Adjektiva auf -es, gr. bua-|ievrii;, -d?, ai. durmands, -da. Hier fehlen die ubrigen Sprachen, so dafi wir nicht verfolgen konnen, wie diese sich weiter entwickelt hatten. b) Die Komparative auf M. -jos, Ntr. -jos. Ira Griech. heifit es f)biwv m., rjbiov n., lat. major m., majus n. und ebenso ist im Keltischen ein Fein, unbekannt. Dagegen bilden die Sprachen, die die Sexualisierung dureligefubrt haben, hier ein Fein, auf -I. Vg]. got. speidiz-ei, lit. saldesne, abg. mihisiji, ai. srejasi.
Ich glaube, keiner wird daran zweifeln, dai3 wir den altertiimlichsten Zustand in den drei westlichen Sprachen vor uns haben. Ob die Neubildung in jeder Sprache einzeln eingetreten ist oder ob wir hier eine soganannte •*Welles vor uns haben, liifit sich nicht entscheiden.1) c) Die Partizipia auf -nt ermangeln nur im Lat. des Femininums, allerdings auch einer besonderen Form fur das Ntr. Aber 1. Ntr. amans ist, wie man jetzt annimmt ( S o m m e r 2 227), aus *amant entstanden, so daC Mask, und Ntr. erst spat lautgesetzlich zusammengefallen sind. Das Lateinische hatte also nur ein Mask., Fern, und Ntr. unterschieden. Es heifit nun allerdings: gr. qi^puuv m., cpipovoa f. < *q>epovr;a, cp^pov n.; got. nimands, nimandei, nimando, vgl. auch frijondi : frijonds Treund'; lit. sukas, sukanti; abg. nesy, nesgSti, nesy; ai. bhdran, bharanti, bhdran.
Aber trotz dieser tJbereinstimmung so vieler Sprachen kann das Lateinische doch eine Altertiimlichkeit bewahrt haben, denn der Verlust des Femininums ist eigentlich nicht zu erklaren. In den ubrigen Sprachen hatten wir es also mit einer Neubildung zu tun. Diese Neubildung kann natiirlich schon in idg. Zeit vor sich gegangen sein, hat aber damals nicht das ganze Gebiet ergriffen. ') Damit erledigt sich S o m m e r s Erklarung von 1. mulier < *moliesi.
33-2
Das grammatische Geschlecht.
[§ 234. 235.
d) Die i-Adjektive ermangeln i m I n d i s c h e n des Fern.,
vgl. Sommer, IF. 36, 165 ff., und auch im Gotischen heifit es lirains f.: hrains m. Nach dem, was wir oben S.272 iiberdie Herkunft der i-Adjektive ausgefiihrt haben, konnen sie ja auch kein Femininum bilden. Auch einige «-Stamme haben kein Fem. gebildet, z. B. gr. •&fj\uq, got. Mrdus, s. § 235. e) Die komponierten Adjektive sind im Griech. im allgemeinen zweier Endungen, was sich zwar aus ihrer Herkunft (s. Kapitel Zusammensetzung) zur Geniige erldart, aber doch als Rest alter Zustande Beachtung verdient. f) AuCerdem gibt es im Griech. noch zahlreiche andere Adjektive zweier Endungen, von denen wir nicht wissen, weshalb sie das Fem. entbehren. Sie werden wohl aus uralter Zeit stammen, aus der Zeit, in der die Geschlechter noch nicht unterschieden waren. Ainu. Bei den Adjektiven zweier Endungen auf -os bietet sich vielleicht die Moglichkeit einer Erklarung. Diese bildeten namlich in manchen Fallen auch ein Fem. auf -£, z. B. ai. malinas, malinl = gr. \ii\a.t., \xi\a\va. Solche Falle gab es auch im Griech. Sie haben sich aber nur erhalten, wenn die Form isoliert wurde. So gehort rmepi? als Fem. zu tinepoc, vuKTepiq f. 'Nachtvogel' : vuKTepo? 'nachtlich'. Derartige Adjektiva bilden dann kein Fem. auf -& und erscheinen zweiendig.
Bei den Adjektiven zweier Endungen wird das Mask, und Neutrura in der zweiten Deklination durch -s und •om unterschieden. Da -om aber ein angetretenes Element ist, so finden wir auch -s und Null; so bei den i- und M-Stiimmen. Anderseits dient die Dehnstufe zum Kennzeichen des Mask. Hierher gr. eu-fevr|? m. : euyev^ n., gr. qp^puuv : cp^pov: ad)(ppu)v : oilxppov. Gr. cp^piuv beruht wohl auf einer Neubildung, in der eben das Prinzip, da£ die Dehnstufe das Mask, bezeichnete, zum Ausdruck kam.
235.
Adjektive dreier Endungen.
Zu der Unter-
scheidung von Mask., F e m . auf der einen Seite u n d d e m N e u t r u m auf der a n d e r n Seite gesellt sich n u n schlieClich noch die U n t e r s c h e i d u n g von Mask, u n d F e m . A b e r selbst hier finden wir z u n a c h s t das b e k a n n t e -os, -a, -om noch nicht.
§ 235.]
Adjektive dreier Endungen.
333
A. Das Femininum wird mit I gebildet. Dies finden wir: 1. Bei den primaren M-Stammen. Vgl. gr. eOpeta : eupOq, ai. urvi : urus 'breit'; gr. f]baa : f\bix;, ai. svadvi • svadus; lit. saldi : saldiis 'siiS'. Aber das Got. hat im Nom. Fem. einen einzigen Beleg als pa&rsus, also gleich dem Mask., im Akk. allerdings hardja, das lit. sa di'a entsprechen durfte. Allerdings hat sich auch bei den M-Stammen die Motion erst allmahlich entwickelt. Es gibt Worter, die einer besonderen Form fur das Fem. entbehren. So hom. df|Xu?. Hat dies 'saugend' bedeutet, so kann es naturlich kein Fem. bilden. Aber es kommt auch r|bu? und iroXO? als Fem. vor. Und im Indischen cdrus cangenehm, lieb'. Vgl. hierzu Sommer, IF. 36, 165. 2. Bei den gewohnlichen konsonantisthen Stammen. a) Bei den Partizipia auf -nt, s. oben. b) Bei den Adjektiven auf -went, gr. xapleKi \apleaaa, xopisv. ai bhdgavan, bhdgavati, bhdgavan. c) Beim Part. Perf. gr. etbUbi;, eibuia, eiboq, ai. vidvdn, vidust, t'idvdt. Dazu auch got. berusjos 'die Eltern', lit. sukusi, abg. nesuSi.
3. Auch bei den o-Stammen findet sich z. T. % und man kann dies als Altertumlinhkeit betrachten. Im Indischen ist i bei den o-Adjektiven nicht selten. Ich habe IF. 31, 2 ff. Beispiele aus dem Rgveda zusammengestellt, und dafi auch im Lateinischen i vorhanden gewesen ist, ergibt sich aus sextllis : ai. sasthi 'sechste', apri-lis : ai. apart 'die folgende'. Vgl. auch 1. divlnus : ai. devi. Aber mit auslautendem i ist die Form im Lateinischen nicht mehr vorhanden. Man hat daher angenommen, da£ sie hier wie in den iibrigen Fallen durch s erweitert und zu is umgestaltet ware, z. B. 1. tenuis f. = ai. tanvl. Ich halte diese Ansicht nicht fur sehr wahrscheinlieh, meine vielmehr, da6 in diesen Fallen alte Nominative auf -is mit mask, und fem. Bedeutung vorliegen.
I ist also zweifellos zu einem Feminina bildenden Element geworden. Wir wissen aber, daC es diese Bedeutung urspriinglicb nicht gehabt hat. Wenigstens mussen wir das annehmen wenn dieses * mit dem oben S. I l l behandelten identisch ist. Seine feminine Bedeutung wird es von dem Pronomen si 5sie' bekoramen haben. Vielleicht hat es auch ein I *sie' gegeben. B. Das Femininum wird mit a gebildet. Unzweifelhaft wurde schon im Idg. zu vielen Adjektiven auf -os und nur zu diesen ein Fem. auf -a
334
Das grammatische Geschlecht.
gebildet. iiberein.
Die Sprachen stimmen
[§ 235. 236.
hier auf das Beste
Vgl. gr. vio<;, via, viov; 1. novus, nova, novum; got gods, goda, god; lit. naujas, nauja; abg. novu, nova, novo; ai. ndvas, ndva, ndvam.
Man hat dieses a friiher durch Zusammenziehung des Elementes a mit dem Stammauslaut o erklaren wollen, so z. B. noch J. S c h m i d t , Ntr. 38. Das kann man heute nicht mehr tun, weil das a den Akut triigt und daher nicht kontrahiert sein kann. Wie soil man also die Sache auffassen? Sicher haben die drei Formen -os, -a, -om ursprunglich gar nichts miteinander zu tun gehabt. -om ist an konsonantische Stamme getreten, ebenso -a. Aber die konsonantischen Stamme bilden das Fern, mit I. Man rnuC also annehmen, dafi hier das Pronomen eingewirkt hat. Und zwar ist die Sache gar nicht schwierig. Es hat urspriinglich geheiBen: sa akro(s) poll's, gr. f] iiKp6-iroXii;; dann sa niwa bhSgos, gr. fi via <pr\-{6<;; und zuletzt sS. neu:& bhaga, got. so niuja boka.
Ganz ebenso geht die Entwicklung im Nom. Plur. vor sich: Vgl. toi newos wvros = ai. te napSs viras; dann toi newoi wiros — got. pai blindai wairos; und zuletzt toi newoi wlroi = gr. TOl V^Ol
fiv&puiTIOl.
Wie jung das a als Fern, ist, geht ja auch aus Zusammensetzungen wie gr. diKpo-TroXiq her vor. 236. Die movierten Feminina. Wir haben versucht zu zeigen, wie sich beim Adjektivum die Geschlechtsbezeichnung entwickelt hat, indem zunachst mit % Fem. gebildet wurden und dann mit a. Dies war schon im Idg. durcbgefuhrt, wie die Ubereinstimmung der Sprachen zeigt. Dafi a j linger gewesen ist als i, ergibt sich auch aus den sogenannten movierten Femininen. Nomina agentis und Adjektiva beruhren sich in ihren Bedeutungen und so ist es nicht verwunderlich, dafi auch bei den Nomina agentis Bildungen zur Bezeichnung weiblicher Wesen aufkommen. Im Laufe ihrer Entwicklung haben die Einzelsprachen die verschiedensten Mittel angewendet, urn das, was wir moviertes Femininum nennen, auBzudriicken. Wir sagen heute Bcickerin, Diakonissin und andere Sprachen gebrauchen andere Mittel.
§ 236.]
Die movierten Feminina.
Im Idg. diente zumichst * zur Bezeichnung movierten Femininums. 1. % zu den Nomina agentis auf -n.
335. eines
Hier finden wir gr. T^KTCUVCI < *tekthnja, ai. taksni : gr. T
ai. tdksa 'Zimmermann'.
Diese Bildungen miissen alt und ziemlich haufig gewesen sein, da sich -ni als ein selbstandiges Suffix losgelost hat. Hierher ai. rajv'i, das zunSchst wohl zu ai. rSjan 'K6nig' geh5rt, dann aber auch auf r&j bezogen wurde. Selbstandiges -ni haben wir in: gr. irirvia 'Herrin', alit. weschpatni, ai. pdtni : gr. n6
als ynji (bogynji 'Gottin* : bogu 'Gott'), im Indischen als &ni [Varun&nt 'Gattin des Varuna') produktiv geworden. 2. Bei den r-Stammen finden wir -ri. Hierher gr. bdTeipa, 1. datrl-x, ai. datri : gr. torr\p, 1. dator, ai. data 'Geber'; gr. yev^Teipa, 1. genetri-x, ai. janitrt : gr. yevirwp,. 1. genttor, ai. janitfi, 'Erzeuger'. 3. Bei den M-Stammen vereinzelt: got. rnawi 'Madchen' < *magwl: magus 'Knabe'; gr. paaiXeia : PacJiXeu? 'Kdnig', ai. Manavl 'Gattin des Manu' gr. Bpujrik, vgl. S. 127. 4. Aber / findet sich in alten Bildungen auch bei o-Stammen. Hierher lit. deive, ai. devi 'Gottin' : 1. dlvus (vgl. divinus), &L devds. Eigentlich gehort ai. devi wohl zu ai. djaus. 1. vulpes Tuchs', aisl. ylgr, lit. vXlke, r. volcica, ai. vrMs 'Welfin': idg. wUhos 'Wolf; 1 galll-na 'Henne' : gallus 'Hahn'. Zu den o-Stammen gehort aber in den historischen. Zeiten des Griech. und Lat. usw. ein moviertes Fem. auf -a. Man vgl. gr. {ted : 0e6?, ^Kupd : 4Kup6?, K6pr| : K6po;, dbeXcperi 'Schwester' 1. dea : Schwester :: dbsXqped^, dbsXqpe^, uevSEpol: p itev»6p6? p ? 'Schwiegervater'; g S b peica : 1. 1 plcus umbr. b peico, deus; porca : porcus 'Schwein', pica umbr.
domina : dominus; lit. vdrna : varnas, abg. vrana : vranu 'Rabe'. Anscheinend haben wir also hier ein uraltes Verhaltnis vor uns. Es ist aber das Verdienst von H. L o m m e l , .
336
Das grammatische Geschlecht.
[§ 236. 237.
Studien iiber idg. Fem.bildungen, Gottingen 1912, p-ezeigt zu haben, daC wir es hier mit einer jungen Entwicklung zu tun haben. Es gibt nur ein einziges durchgehendes Beispiel, namlich 1. equa, lit. asva, alit. eschwa, ai. dsvd, aw. aspS, : gr. iiriroi;, 1. equos, as. ehu, ai. dsvas.
Ich zweifle trotz hom. Or|\ee<; ITTTTOI und sonstigem 6 und f\ innoq nicht an dem idg. Alter der Bildung. Aber das Suffix -wo weist uns den Weg. Das Wort ist ein Adjektivum, und Adjektiva werden bei der Entwicklung dieser movierten Peminina die wesentliche Rolle geepielt haben. \.dea ist gleich diva; peikS ist wohl 'die bunte'; gr. K6po?, xopr| cJuuge, Madchen' geht auf korwos zuriick und ist wegen Suffix •wo wohl auch ein altes Adjektivum.
a iet demnach zu einer Bezeichnung movierter Fern, erst verhaltnismaCig spat geworden. 237. Die Sexualisierung. Nachdem wir gesehen haben, welche Mittel die Sprache angewendet hat, um beim Pronomen und Adjektivum das Geschlecht zu bezeichnen, und wir auch die movierten Feminina kennen gelernt haben, erhebt sich nun erst die Frage nach dem grammatischen Geschlecht. Wie kommt es, daJ3 jedem Wort des Idg. ein bestimmtes Geschlecht zugeteilt wird? An und fur sich liegt eine wirkliche Veranlassung, •das Geschlecht zu bezeichnen, nur bei den geschlechtigen Wesen vor. Wie ist man dazu gekommen, auch das Leblose zu sexualisieren? J. G r i m m zog die Phantasie unsrer Vorfahren zur Hilfe heran, B r u g m a n n sah darin sozusagen einen ganz mechanischen Vorgang, der im •wesentlichen durch die auCe,re Form hervorgerufen ist. Die Worte waren Fem,, weil sie auf -a oder -i ausgingen, Mask., weil sie auf -os ausgingen. Im letzten Grande ist an beiden Ansichten etwas Richtiges. Die auCere Form erlangt je langer je mehr Bedeutung und EinfluG, aber ganz allein kommt man damit nicht durch. Auch •die Phantasie hat ihre Rolle gespielt und manche Dinge belebt. Es ist notig, an einzelnen Kategorien die Entwicklung zu zeigen. Im folgenden muC man sich vor allem von
§ 237. 238.]
Das Neutrum.
337
der Ansicht frei raachen, daC a etwas Feminines bedeute. Aber auch Worter auf -os konnen fern, und neutral gewesen sein. Wir gehen weiter davon aus, daB das Neutrum kein Geschlecht bezeichnet und aus der Zeit stammt, in der es noch kein Geschlecht gab. Vgl. hierzu die Sammlungen von d e J o s s e l i n d e J o n g , 1913, S. 39 ff. AUes, was unbelebt gewesen ist, kann anfangs keine Geschlechtsbezeichnung gehabt haben, aber auch beim Belebten braucht das Geschlecht urspriinglich nicht bezeichnet gewesen sein, sondern es wurde nur dann hervorgehoben, wenn es darauf ankam. Es laBt sich in der Tat leicht zeigen, daC unter den Ausdriicken fiir Unbelebtes zahlreiche Neutra sind. Daneben stehen allerdings auch Maskulina und Feminina. Es mufl die Aufgabe weiterer Forschung sein, zu untersuchen, ob diese durch die aufiere Form hervorgerufen sind oder ob wir es mit einer Personifizierung zu tun haben. Viele Falle sind ganz einfach zu erklaren, andere sind mir vorlaufig dunkel geblieben. 238. Das Neutrum finden wir in gewissen Kategorien, die Unbelebtes bezsichnen, mehr oder minder stark verbreitet. 1. In den Bezeichnungen der einzelnen Teile des K o r p e r s verfiigen wir iiber das Wortgebiet, auf dem sich das idg. Erbgut am besten erhalten hat. Vgl. H i r t , Deutsche Et. 2 , § 117; 0. S c h r a d e r , Real-Lexikon 464. Wir werden also hier die Sexualisierung am bestem studieren konnen. Die meisten Korperteilnanaen sind in der Tat Neutra. AuCer den Zusammenstellungen Idg. Gr. 1, 179 ff. vergleiche noch folgende Falle: Gr. Kdpa?, itpdaumov, arona, fiu^a, ou?, crxriviov, VUJTOV, f|irop, Kf|p, ^vrepa, it^oi;, d^vap, f6v\), bcrtiov, Sap, veOpov, oudap, aitXdTXvcr, i)ar|bea, buipov;
1. cor, caput, os, jecur, genu, crus, corpus, fel, scrotum, inguen, •cerebrum, mentum, labium, cottum, pectus, intestxnum, iiber; d. Hers, Auge, Ohr, Haupt, Antlitz, Knie, Blut, Enter, Bein, Barn, Him, Kinn; abg. oko, ucho, grulo, rebro, srudice, mqdo, ramo; ai. siras, anlkam, S.S, uddram, prstham, jdkrt, hrd, jdnu, asthi, asrk, udhar usw. H i r t , Indogennanische Grammatik. III.
22
338
Das grammatische Geschlecht.
[§ 2:->8.
Wo sich in den einzelnen Sprachen geschlechtigeFormen zeigen, sind sie z. T. durch die iiuCere Form hervorgerufen. Hierher gehSren zunachst alle Fern, auf -a, wie gr. ivuinf\ : ai. anikam 'Angesicht'; ahd. stimna 'Stimme' : gr. atona cMund'; abg. usta 'Mund' : ai. as n.; ahd. Uppa : 1. labium; 1. lingua, got. tuggo-, gr. beipri, ai. grivd 'Mahne'; 1. gula, ahd. kela : abg. grulo n. 'Kehle'j ahd. rippa : abg. rebro n. 'Rippe'; ahd. lebara : 1. jecur; abg. sreda 'Mitte', eig. 'Herz': 1. cor; ahd. galla : 1. fel; 1. ala, ahd. ahsala 'Achsel'; gr. Kvrmri 'Schienbein', ahd. hamma u. a.
Ebenso sind die Worter mit dem Nom. auf -s z. TNeutra gewesen. Vgl. z. B. gr. K\6VI; f., 1. clunis f., aw. sraonis gegeniiber an^ Maun n. L. crinis m. 'Haar' diirite wie gr. KOVII; f., ]. tints m. f. zu beurteilen sein, d. h. es war ein Neutrum mit dem Nom. auf -s, das geschlechtig wurde.
In zahllosen Fallen kann man das Geschlechtigwerden. aus der aufteren Form erklaren. Nur in einigen Fallen kann man wohl an andere Ursachen denken. Das Wort fur c Fu6', gr. TIOUI;, 1. pe(d)s, got. fotus, abg. pad ist in alien Sprachen Mask. Aber es heifit doch lit. peda f. 'Fufispur' und ai. paddm 'FuBspur'. Fur das Verhaltnis von peds : peddm haben wir oben S. 41 zahlreiche Beispiele beigebracht, und es scheint mir daraus hervorzugehen, dafi das Mask, bei peds durch, das s hervorgerufen ist. DaS man [ Fu6' nicht notvvendig als Mask, auffassen mufHe,. zeigt lit. kdja f. und abg. noga f.
Die c Hand' ist dem gegeniiber Fern, und zwar bleibt hier das Geschlecht, obgleich die Worte ganz verschieden sind. Vgl. gr. xefp> 1. manus, got. handus, lit. rankfr, abg. rQka. Aber es heifit gr. S^vop n. und ai. hastas in. ldg. ist zweifellos gr. iraXduri f., 1. palma, aber ai. partis m.
Mir scheint hier ein aufierer Grund fur das verbreitete Fem. nicht zu bestehen, und man wird daher anPersonifikation denken diirfen. Das Wort fQr Zahn ist uberall Mask. Da das Wort wohl ein. Partizip ist, so ist das Mask, wohl berechtigt. Die Braue (gr. oqppO; f., ahd. brawa, abg. bruvi, ai. bhrus) ist zwar meist Fem.,. lit. bruvis aber Mask., woraus ich ein altes Neutrum erschliefie.
Im allgemeinen waren also die Korperteilnamen geschlechtslos.
§ 238.]
Das Neutrura.
339
2. Die M e t a l l e sind im allgemeinen geschlechtslos, d. h. neutral. 1. aes, got. aiz, ai. ajas n. 'Erz'. got. gulp, abg. zlato, ai. hiranjam n. 'Gold'; 1. aurum, lit. dukSas; 1. argentum, ai. rajatam n.; got. «#«&»- n., abg. serebro 'Silber'. Dazu vgl. 1. ferrum, plumbum, d. Blei, Eisen, d. Lot, abg. iefeo 'Eisen' : gr. X°I\K6<;, abg. oZo»o n. 'Blei', ai. trapu n. 'Zinn', suvarriam 'Gold'. Nur das Griech. hat in grSfierem Umfang Bildungen auf -6?, die Mask, sind, XPuo6? 'Gold', ap^upo? 'Silber', xaXxdi; 'Erz', Kaaai-repo? 'Zinn'. Unter diesen sind aber FremdwOrler und vielleicht alte Neutra auf -6? (xctXi<6<;), die umgewertet sind.
3. Naturerscheinungen. Ich stelle hierunter verschiedenartige Ausdrucke zusammen. W a s s e r n. gr. Obuup, ai. udakdm; abg. voda f. entweder wegen des a oder nach einem *ahwd f. R e g e n : ai. variant n. : lit. rasa, abg. rosa, gr. itpor) 'Tau'; merkwiirdig 1. ros m.; an. ur n. 'Regen', gr. oupov 'Urin', ai. var(i) n. 'Wasser',
1. urlna;
Wo I k e , gr. vdqjo? n., abg. nebo n. 'Himmel', ai. nabhas n.; dazu gr. veq)^Xr), I. nebula f., d. Nebel m.; M e e r : 1. mare n., ahd. meri n., air. muir, abg. morje n.; Sumpf: got. fani n., apr. pannean n.? ai.pawkam n., auch m.; F e l d n.: abg. po/ye n.; 1. rtis n.; ianti n.; B e r g : gr. 6'poi; n., got. fairguni n. F e u e r : gr. trOp, u. pir, ahd. fwir, got. fon, ai.pavakam; n. Salz n.: 1. saZ n.; H o n i g : gr. \\i\\, 1. »nrf, got. milip; gr. la^du n., ai. mddhu n.; daneben eine Form medhus (lit. medus, abg. wcrfw m., an. »yorfir m. 'Honigtrank'), die sexualisiert wurde wegen des s. H a r z : ae. cwidu n. 'Baumharz', 1. bitumen, ai.jatu n. 'Lack, Gummi' usw.
4. Sonne, Mond und Sterne. S t e r n : gr. daxi'ip, ai. star- ist zwar Mask., 1. stella, got. stairno, abg. zvezda aber Fem.; gr.ficFTpovNtr. An eine Personifizierung ist hier wohl nicht zu denken, zumal das Wort wahrscheinlich entlehnt ist. Dazu noch 1. sldus n., as. tungal n. S o n n e . Lat. sol urspriinglich wohl Ntr., ebenso got. sauil, abg. slunice, ai. svar n., stimmen also tadellos iiberein, heifien aber ursprunglich wohl nur 'Glanz'. Davon abgeleitet gr. fiXto; m., ai. surjas, worin wohl zweifellos eine Personifizierung vorliegt, genauer gesagt in *sawel-jo$ wohl eine Zss. 'in Glanz gehend'. Da auch 1. sol Mask, wird, so ist wohl fruh schon die Sonne als 'Mann' aufgefafit worden, im got. sunno, lit. sdule aber als Fem. 22*
340
Das grammatische Geschlecht.
[§ 238.
Gr. ae\r| vr l. •• z«"«- a b 8 - luna s i n ( 1 Fem.; £r- Wv> \. mensis, got. >«ena, lit. minuo, abg. mesgef, ai. was m., bei denen die Bedeutung cMond und Monat' wechselt, sind uberall Mask. Man leitet mens von me 'messen' ab, aber das Wort muB uralt sein, da es sich mit den uns bekannten Bildungsmitteln des Idg. nicht erklaren lafil. Der Himmel ist in gr. oiipavo? ai. Varurias m. personifiziert. Dazu auch got. himins. Aber auch abg. nebo n., 1. coelum.
5. Zeitbestimmungen miissen naturlich eigentlich geschlechtslos sein. Man kann kaum an Personifizierung denken. Das Geschlecht wird also durch die aufiere Form hervorgerufen sein. Gr. <-ap, 1. ver, aisl. var sind Ntr., dazu lit. vasara 'Sommer', abg. vesna 'Friihling'; got..;er n., aw. ;<Jr- n.; daneben gr. uipa, ahg.jara Truhling' f.; gr. ?map n. 'Tag', doch wohl zu ahd. sumar n., aber an. sutnar n. Neben got. dags m., lit. ddgas 'Ernte' stehl lit. daga 'Ernte' und ae. dogor n., idg. dhoghos n. und dhoghd. Dasselbe gilt wohl fiir das Wort fur 'Winter', ai. himds Trost' und MmS 'Winter', lit. ziemh, abg. zima f., gr. x^a 'Winter', 1. hiems f.; I. tempus n. 'Zeit', got. peihs n. 'Zeit'. lm Lat. ist dies = ai. djaus Mask, und Fern. Hier ist die Frage aufzuwerfen, wie komint dieses Wort iiberhaupt zur Bedeutung 'Tag'Neutrale Formen haben wir zur Genuge 1. bidmim, triduum usw. Vgl. auch ai. dinam n.
6. Waffen u n d G e r a t e . Man kann sich sehr gut vorstellen, daC Waffen und Gerate belebt worden eind. Trotzdem finden wir normalerweise das Neutrum. Zunachst werden zahlreiche Geratenamen mit dem Suffix -trom gebildet. Wir haben also alte Neutra vor uns. gr. apoxpov, 1. aratrum, ir. arathar, abg. ralo n., aber aisl. ardr m., wegen des r\ ahd. ruodar n. 'Ruder', lit. irklas, ai. aritram n., allerdings auch m.; wegen gr. dpex|u6? m., 1. remus liegt wohl ein neutraler Stamin mit dem Nom. auf -s zugrunde; gr. (p^perpov 'Bahre', ai. bharitram 'Arm'; l.ferculum Trage': J,T. T^pexpov, ir. tarathar n. 'Bohrer'; 1. terebra ist verstandlich; 1. obstaculum 'Pfosten', ahd. stadal m., ai. sthatrdm; 1. vehiculum, ai. vahilram Tahrzeug'; gr. £\uxpov 'Hlllle, Decke', ai. varutram; I. cnbrurn 'Sieb' : ir. criathar n., ahd. hrittara. Vgl. weiter gr. 6u\a n., 1. arma n., tela n., got. teepn n., 1. scutum n., gr. COIKO? 'Schild'.
7. Die A b s t r a k t a . Die Verbal- und sonstigen Abstrakta konnen urspriinglich das Geschlecht nicht be-
§ 238.]
Das Neutrum.
341
zeichnet haben, sie miissen also neutral gewesen sein. Das trifft auch, wie die folgende Ubersicht zeigt, in vielen Fallen tatsachlich zu. Die Abweichungen erklaren sich auf zweierlei Weise. a) Die Bildungen auf -a und -I sind Feminina geworden und zwar offenbar, nachdem a und I sonst feminine Geltung erlangt batten. In zahllosen Fallen stehen ja auch Abstrakta auf -a neben solchen auf -om, und sie eind ja schlieUlich auch in einem Paradigma vereint, indem a den Plural zu -om bildet. Obgleich oben schon viele Falle fur den Wechsel von a und om angefuhrt sind, ist es doch angebracht, hier die Abstrakta zu wiederholen. 1. tenebrae 'Finsternis' : ai. tamisram; gr. aol. qpe'pEva 'Mitgift' : ai. bhdranam 'Last'; abg. rota cEid' : ai. vratdm 'Gebot, Saizung'; I. nundinae, lit. diend : ai. dinam 'Tag'; got. Maiuasna f. 'Grabmal' : ai. vadhasndm 'Geschofi'; gr. bouXo-oOvr) : ai. vasutvandm 'Reichtum'; ]. inducula : aw. aopr»m 'Schuhwerk'; got. hleipra 'Zelt' : u. kletram 'lecticam'.
b) Bildungen mit Dehnstufe im Nom. werden in gewissen Sprachen Mask, oder Feminina, offenbar weil schon einige andere dehnstufige Bildungen dieses Geschlecht hatten. Man wird wohl annehmen diirfen, dafi die Fem. auf -a und -I die Abstrakta zu Femininen gemacht haben, der Nom. auf -s aber zu Mask. Wir finden also hier ein Schwanken. c) Die Bildungen auf -s im Nom. (-is, -Us, -tus) wurden im allgemeinen Mask., aber auch Fem. Es gilt dasselbe wie unter Nr. 2. Aber die groCe Masse der Abstrakta bleibt geschlechtslos. 1. Die Verbalabstrakta auf -men (oben S. 201) gr. 6vo|mo, 1. nomen, got. namo, abg. im$, ai. n&ma sind Neutra. Ahd. namo ist Mask., weil die Nominative auf -o sonst zu Mask, geworden sind, ebenso ahd. samo gegenilber 1. semen n. ; abg. seme n.
Entsprechend sind in den klassischen Sprachen Bildungen auf -mon zu Mask, geworden. Vgl. gr. T^PMUJV 'Grenze', 1. termo m. : %r. -
342
Das grammatische Geschlecht.
[§ 238. 239.
gr. crrrmuuv 'Aufzug am WebstuhP, got. stoma m. : gr. inia n.1) 2. Die Abstrakta auf -es, -os (oben S. 191) sind allgem ein Neutra, vgl. gr. ylvoQ, 1. genus, a\.jana$ n. Auch hier gibt es einige dehnstufige Bildungen, die ein anderes Geschlecht zeigen, so z. B. gr. fiXuic; m. 'Gelachter', mow? f. 'Scham'; die lat. Worter auf -os, -oris, wie angor 'Angst', dolor 'Schmerz' sind Mask. Sexualisiert ist gr. yyhc, f. 'Morgenrote', 1. aurora, lit. ausra, ai. usds f. Da dies Wort in alien Sprachen als Fem. erscheint, so ist die Personiflzierung als Frau ganz sicher. 3. Die Verbalabstrakta auf -i, -ti, -ni, wie z. B. gr. ofipis 'KampP, got. wens cHoffnung', gr. b£ai<; 'Ordnung' (oben S. 103), sind in alien Sprachen iibereinstinimend Feminina. Das ist also wohl idg. und trotzdem nicht alt. Denn neben dem Nom. auf -is stehen Bildungen auf -iom, -Horn, die schon S. 90 angefuhrt sind. Es ist absolut nicht einzusehen, weshalb die einen Abstrakta Neutra, die andern geschlechtig sind. Hier ist wieder die aufiere Form von Einflufi gewesen. Die Abstrakta auf -is konnten Mask, oder Fem. werden. Wenn sie tiberwiegend Fem. geworden sind, so beruht das auf dem Einflufi der Abstrakta auf -a.
4. Sollten die Abstrakta auf -a wie gr. TOjari cSchrritt', (TTpoqpr| 'Wendung', tpoqpr) 'Nahrung' alt sein, so sind sie zunachst geschlechtig nicht bestirumt gewesen, was sich schon daraus ergibt, dafl sie in zahlreichen Fallen neben Neutren ohne -a oder auf -om stehen. Sie sind natiirlich durch die auCere Form Feminina geworden. Nachdem dies aber geschehen war, da rollte die Sache wie eine Lawine weiter. 239. Sexualisierung der Lebewesen. Bei all den bisher behandelten Begriffskategorien konnte eigentlich keine Geschlechtsbezeichnung eintreten. Das war nur moglich, wo wirklich eine Geschlechtsverschiedenheit vorlag, also bei den Lebewesen. Aber gerade hier ist nichts davon zu spiiren, dafi dies durch die Form ausgedriickt gewesen ware. 1. Die gewohnlichste Art ist, dafi die verschiedenen Geschlechter durch ganz verschiedene Worte ausgedriickt werden. ] ) Naturlich kann gr. CIKHIDV 'Ambofi, Donnerkeil', lit. akmud m., abg. hamy m., ai. asma m. ein altes Mask, sein, und es k5nnte hier eine Personifizierung vorliegen. Die gSttliche Verehrung von Steinen ist bekannt.
§ 239.]
Sexualisierung der Lebewesen.
3+3
Bruder Vater Mutter Schwester Sohn Schwager Schwagerin Tochter idg. daiwer 1. glos gr. Y<*MPp
Indessen gibt es hier wenigstens zwei Falle movierter Feminina. Zu Hund, gr. K6UJV, 1. cants, ai. s'vS gibt es gr. KUVUI, 1. canl-
cula, d. HUndin und ai. sum und weiter unterschied man Wolf und Wolfin, vgl. gr. XUKO?, XUKCUVCI, 1. lupus, vulpes, d. >Fo?f, an. ^Z^r,
Sit. vilkas, vilke, abg. vluku, vlucica, ai. vrkas, vrkls. 2. Gewohnlich h a t m a n aber bei den Tieren das Geschlecht nicht durch die Form unterschieden. Man sagt im Griech., und das ist uralt: 6, f) i'nuo? 'Pferd'; 6, fi poO; 'Rind'; 6, i\ u? 'Schwein';
<6, f) apKxoi; c Bar'; 6, f] ^Xaqpo? 'Hirsch'; 6, f] dpvii; c Vogel'; 6, r\ dXeKTpudjv 'Huhn'; 6, f\ b4\tpaZ 'Schwein'; 6, r\ xn v c Gans'; 6, f\ (aO? c Maus\
Man wird annehmen diirfen, dafi es so urspriinglich bei alien Tieren gewesen ist. Erst allmahlich hat sich in einzelnen Sprachen e i n Geschlecht durchgesetzt. Hierbei wurde nun in erster Linie die aufiere Form mafigebend. Welche Grunde gewirkt haben in den Fallen, in denen die auCere Form nicht wirkte, mufite unteraucht werden. Weshalb z. B. in den meisten Sprachen 'Wolf Maskulinum wird, 'Fuchs' aber Fem. (gr. AXibirriS f., 1. vulpes, lit. lape f., abg. lisica), ist unklar. Bei den Tieren mag Grimm wohl darin recht haben, da6 die kleinen leicht Fem. werden. Daher die Maus, abg. mysi f., lit. pele f.
Merkwurdig gr. Obpa und Obpo?, ahd. ottar m., lit. udra, abg. cydra f., lett. udrs m., 1. lutra t, ai. udrds m. cFischotter. Das Wort hat wohl idg. udra gelautet und war m. und f.
344
Das grammatische Geschlecht.
[§ 239. 240.
Bei den Vfigeln haben wir eine Reihe von Femininen. gr. vf|crca f., 1. anas, ahd. anut m. f., an. ond f., lit. dntis i.f abg. Qty, serb. utva f., ai. atis f. Ebenso ahd. gans f., lit. Zqsis f., abg. gysT, aber ai. hasas m., 1. anser m., g. xnv l n - fBei diesen beiden Tieren spielt das Weibchen wirtschaftlicb eine bedeutendere Rolle als das Mannchen.
Die groflen Vogel sind im ganzen Mask, geworden. Urspriinglich waren sie wohl auch zweigeschlechtig. gr. y^pavoc; f., 1. grus m. f., ahd. kranuh m., lit. girve, abg. zeravi m.; gr. SpvTs m. f., ahd. aro m., abg. ortlu in. Es gibt in der Bezeichnung der Lebewesen eine ganze Reihe von Ausdriicken, die nicht sexualisiert sind. Hierher zuniichst die Jungen der Tiere: got. barn n., ahd. kind n., an. tod n., gr. T^KO?, T^KVOV:
gr. ppdq>o<; n. 'Embryo, Kind', d. das Kalb, das Ferkel, das Fullen • ahd. varh n., abg. pras$ n. gegenuber 1. porcus, gr. it6pK0?. Ferner haben wir im Germ, die Allgemeinbezeichnungen das Rind, das Schaf, das Pferd, das Schwein, das Huhn, das Lamm,. das Tier und sogar das Weib, asachs. frl n. 'Weib von edler Abstammung', gr. Siuov, 1. animal, got. faihu.
240.
Sexualisierung von leblosen Wesen.
1. D i e
Baume sind fiir unsere Auffassung unbelebte Wesen, aber hier kann man schon vermuten, daC sie dem primitiven Menschen belebt erschienen sind und dann von ihm aueh sexualisiert wurden, und zwar nach der weiblichen Seite hin. Delbriick, Vgl. Syntax 1, 92 wollte die alte Genusregel nicht recht anerkennen. Wenn wir aber bedenken, dafi die Baume im Lat. und Griech., auch wenn sie nach der zweiten Deklination gehen, meist Fern, sind, dafl Fern, auf -os aber in den andern Sprachen entweder ihre Form beibehalten oder Fern, bleiben und dann a-Stamme werden mufiten, so werden folgende Falle klar sein. Ahd. biricha f., lit. btrzas m., lett. be'rzs und berze f.. abg. breza f., ai. bhurjas m. = idg. *bherggos f.; auch 1. fraxinus ist F.; gr. cpnjos, 1. fagus f. : got. boka f.; 1. quercus f., ahd. forha f.; 1. corylus f., ahd. hasala f.; ahd. ask m., an. askr m., lit. uosis m., aber abg. jasika tf 1. ornus f. Dazu kommen Fern, wie: gr. ueuKri f., d. Fichte, lit. puSis f.; gr. i\6.Tx\, d. Linde f., lit. Hepa, abg. Upa;
§ 240.]
Sexualisierung von leblosen Wesen.
345
gr. Wot, d. Weide; gr. ine\ia. 'Ulme, Rilster', ]. tilia; 1. alnus f., d. Erie f., abg. jelieha f.
Wenn dem gegeniiber Baumnamen auf -os im Griech. und Lat. manchmal, im Lit., Slaw., Aind. imnoer Mask, sind, so ist hier eben die aufiere Form bestimmend gewesen. Wenn die Worter nach der zweiten Deklination in den drei zuletzt genannten Sprachen Mask, sind, so muBte das sein, da alle Worter auf -os hier Mask. sind. Alles in allem kann man getrost gegeniiber D e l b r u c k , Vergl. Syntax 1, 91 sagen, dafi die Biiume Feminina gewesen sind, und dafi es sich dann nur um eine Personifizierung handeln kann, ist klar. Diese Sexualisierung der Baume ist geschehen im Gegensatz zu den Friichten, die in verschiedenen Sprachen Neutra, d. h. geschlechtslos sind. Gr. 6 ^p!v€6<; T6 ^piveov 'die wilde Feige7; daneben f\ ^pivd?, f\ Kibpcx;, T6 K^bpov 'Zedei''; f) K^paoo?, TO xepdmov 'Kirsche'; f) irpoOnvo?, TO upoOnvov 'Pflaume'; f) itpivoi;, TO trpivov 'die Steineiche'; r\ 6Vmoc, TO Smov 'Birne'. Lat. arbutus, nardus und arbutum nardum usw. Dafi es sich bei den Baumen um eine Sexualisierung handelt, geht auch daraus hervor, dafi das am meisten verbreitete Wort fur 'Baum' Neutrum ist. gr. bivbpe(J-)ov n. 'Baum', bpO<; f., (&6pu n. 'Speer'), aber Ttpdvbpuov 'alter Stamm', neXdvbpuov 'schwarz Holz', got. triu n., abg. drevo, lit. derva f. 'Kienholz', ai. daru. Dazu vgl. gr. f\ Apud? 'die Baumgottin'. Einzelne Baumnamen sind auch nieht sexualisiert, z. B. 1. acer 'Ahorn'.
Auch die einzelnen Teile der Baume und Pflanzen sind zum guten Teil ungeschlechtig. 1. folium, gr. (puXXov n., d. Blatt n.; gr. &\&oq n. 'Bliite', 6vd€|aov n., ai. dndhas 'Kraut'; 1. acus n., got. ahs, ahd. ahir n.; gr. KdXauo? m., 1. culmus, ahd. halm m., abg. slama, gr. KaXdfjr) ist wohl ein altes Neutrum auf -os, •&.
2. Mit den F l u f i n a m e n hat es eine besondere Bewandtnis. In den klassischen Sprachen sind sie im allgemeinen nach der bekannten Genusregel mannlich, und ebenso auch im Gebiete des alten Galliens und des keltischen
346
Das grammatische Geschlecht.
[§ 240, 241.
Deutschlands (vgl. Bhodanus, der Main, der Bhein, der Neckar). Dagegen sind die echt deutschen FluCnamen (Weser, Elbe, Oder, Weichsel, Saale usw.), die litauischen, slawischen und arischen im allgemeinen weiblichen Geschlechts. Uber die vedischen FluCnamen vgl. Zimmer, Ai. Leben, S. 4 ff., uber die iranischen Spiegel, Gramm. 399. GewiC bestehen die FluCnamen zum groCten Teil aus Adjektiven oder Kompositen, deren zweiter Bestandteil ein Wort far 'Wasser' ist. So im Deutschen das Wort a, ach = got. aha, 1. aqua f., im Litauischen upe, im Slaw, rekd f., wahrend l.fluvius, gr. TTOTOtuos mannlich sind. Es bleibt nur die Frage, ob das Wort fur c FluC sein Geschlecht von der auCeren Form oder von der inneren Bedeutung erhalten hat. 3. Die W i n d e sind Maskulina, weil das Wort fur 'Wind', gr. (ir|Tr|<; m-> !• ventus, got. winds, lit. vejas, ai. vdtas idg. schon Mask. war. Auch bier lafit sich an eine Personifizierung denken. 4. In einzelnen Fallen stehen zwei Worter fur deneelben BegrifF zur Verfiigung, von denen das eine neutral, das andere wenigstens in den historiscben Zeiten sexualisiert ist. So flnden wir W a s s e r , gr. ubiup, u.utur, got.wato, ahd.tvaggar, ai. udakdm durchweg als Ntr. Abg. voda ist sicher sekundar als Fem., lit. vanduo als m. ist verstandlich, da es kein Ntr. mehr im Lit gibt. Daneben steht 1. aqua, got. aha f., die nichts beweisen. Aber es heiSt auch lit. icpe t, 'Flufi', und vor allem ai. &p f. F e a e r heiSt gr. itOp n., u. pir, ahd. fuir n. Daneben 1. ignis, abg. ogni, ai. agnis in., aber allerdings lit. ugt&s f. Das macht doch den Eindruck, dafi das Geschlecht durch die auSere Form hervorgerufen worden ist, womit allerdings eine Personifizierung verbunden gewesen ist.
241. Schluft. Aus den vorhergehenden Ausfuhrungen ergibt sich also folgendes: 1. Die Bezeichnung des Geschlechtes ist vom Pronomen ausgegangen. 2. Bei den Lebewesen herrscht das naturliche Geschlecht.
§ 241.]
Schlufi.
347
3. Eine Reihe von unbelebten Dingen sind durch die Phantasie belebt worden, und sie sind dementsprechend als mannlich oder weiblich aufgefaftt worden. 4. Die meisten Worter mit grammatischem Geschlecht sind aber durch die aufiere Form zu ihrem Geschlecht gekommen. Wahrend es urspriinglich kein Kennzeichen des Geschlechts am Nomen gab, sind zunachst die Worter rait dem Nom. auf -s als mannlich oder weiblich aufgefaCt worden (-os Mask, und Fern., ebenso -is und -us). Den Nom. auf -os weisen alle Sprachen mit Ausnahme des Griech. und Lat. dem Mask, zu, ebenso die Nominative auf -a dem Fern. Auch Formen mit Dehnstufe werden in einigen Sprachen Mask, oder Fern., also sexualisiert. 5. Das Neutrum stammt aus der Zeit, als es noch keine Geschlechtsbezeichnung gab. Dadurch, dafi beim Pronomen und Adjektivum eine besondere Form des Neutrums aufkam, ist auch das Neutrum zu einer grammatischen Kategorie geworden.
348
1. Autorenverzeichnis. Im allgemeinen sind nur die Verfasser von Buchern angefuhrt, tim das Auffinden der Buchertitel zu erleichtern, und nur die, die nicht in Bd. 1, S. 338 genannt sind. H. Bender 200 K. Brugmann 20. 307 F. Budenz 164
Humboldt 20
Pott 307
Justi 91
Roethe 321
Ewald 114
Kluge 128
N. Finck 1 E. Fraenkel 207
A. Ludwig 4 Ludwig 48
A. Schleicher 2 F. Schmidt 40. 307 Schwentner 5 Skutsch 213 Solmsen 218
Gaedicke 86 Gflntert 242
Meringer 158
Havers 98 Hermann 98 J. B. Hofmann 6
Torp 20 Ohmann 179 Osthoff 217. 220
Wackernagel 136.
Persson 237
2. Sachverzeichnis. Adjektiva 270; Flexion 286; zweier Endungen 330; Kons. 276; jo-o> 280; -ifco-oo 284; 282; meno-co 283; mooo 283; no-^> 283; o-o> 278; ro-oj 281; -to-oo 284; »o-tv 2S0. Adverbien 19. 294; cva zu Adjektiven 301; CM alter als Adjektiva 295; cv> bildende Elemente 303; Kasus indef. als oo 301; Dat. als ~ 306; Gen. als oo 305; Instr. als oo 305; Lok. als ~ 304; Adv. auf -am 299; auf -bhi 300; auf -da 298; auf •dh 296; auf e. 0 300; auf -om 87. 299; auf -r 398; auf -t 297; auf -tos 298; auf -th 297;
gr. auf -a 300; gr. auf -be 298; gr. auf -bov 299; gr. auf -m$ 298; gr. auf -KI? 319; gr. auf -ou 305; gr. auf -ae. 297; gr. auf -d)? 301; lat. auf -ter 303; got. auf -ba 303; got. auf -dre 300; bait, auf -at 301; abg. auf -odu, -ode 297; ai. Avjajl-bhava-Komp. 299: ai. auf -cid 319; Zahladverbien auf -s 3uO; Zahladverbien ai. auf -dha, gr. -Oa 297 Agglutination 169 Anpassung 172 Augment 10 Deklination, Deklinationsklassen 33; Flexion 1. 3; Entstehung
Sachverzeichnis. 3. 166; flektierte und unflektierte Formen nebeneinander 4; Substantiv und Pronominalflexion 36; Kasus activus und passivus39; lokale und grammatische Kasus 37; Kasus indeftnitus 39; om als Kasuselement 94 f.; -om und -s im Wechsel 41. 60. 80. 300; AkkusativSg. 44; -om im Akk. 184; Akk. PI. 59; Dativ 51; -s als Dativendung 146; Dat. auf -ei 51; Dativ-Ablativ PI. 61; Geiin. Dat. PI. auf -mos 61; Dat. slaw, auf -u 52; Dat. ai. auf aja. 52; elliptischer Dual 64; Dual im Germ. 322; Dual oblique Kasus 66; N. Du. im Ags. 65; Genitiv u. Abl. Sg. 46; -s als Zeichen des Gen. Abl. 145; Gen. auf -es 47; Gen. auf -* 47; Gen. PI. 60; Instrumental 53; Instrum. auf -bhi 54; Instr. PI. 61; Instr. ai. auf -bhis 55; Instr. germ, auf -m 55; Lok. endungslos 48; Lok. auf -i 50; Lok. auf -i und -ai 304; Lok. auf -ai 50; Lok. auf -en 49; Lok. auf -s 146; Lok. PI. 63; Nominativ mit s 39; Dehnstufe im Nom. 40; Nom. und Akk. nicht unterschieden 44. 95; Nom. Sg. Ntr. nicht gleich Akk. Sg. Msk. 4; Ntr. mit Nom. auf s 142; Nom. Sg. Ntr. 41; N. Akk. Ntr. 88; N. Akk. Du. 63; N. PI. des kons. PL 58; N. PI. M. F. 56; N. PI. Ntr. 57; Pluralflexion 176; -s im Plural 147; VokativSg. 42f; Vokativ des Ntr. 94; Vok. PI. 59; neue Kasussufflxe 181; neue Kasus im Lit. 167 Determinative Si; Herkunft 164; verschiedene oo bei demselben Wort 157; Wechsel von co 162; Det. a 108; am 97; bh 132; d 126; dh 131; ejom 114; e, 6 108; g 118; ghe 118; » 98; i 1II; k,g \ 14; k hinter Zahlen 319; I 137; m 154; n 149;
349
-om 86; p 132; r 134; s 140; t, d 120; th 131; u 105; we 156 Geschlecht, gram. 320; Neutrum 321. 337; a-Stamme nicht Fem. 326; Fem. auf •& 334; Idg. o-St. nicht Mask. 323; Deklinationsunterschiede nach dem Geschlecht 328; Geschlechtsbezeichnung duich die Debnstufe 327; Fem. auf -* bei oSt. 333; movierte Fem. 334; Baume sexualisiert 343; Fliisse sexualisieit 345; Winde sexualisiert 346; geschlechtlose und geschlechtige W6rter nebeneinander 346
Infix, i 105; i 113 Interjehtionen 5; Tiernamen aus oo 9 Kompositionsvokal i 101 IConsonantismus, Labiovelare zu Labialen im Got. 310 Lallsilben 8f. Nomen agentis und nomen actionis 83 Ossetisch 38 Partizipia auf -nt ohne Fem. 331 ; Part. Perf. Flexion 72 Partikeln 9; Bildung 10; zusammengesetzte 14f.; -i 314; h»e 120; -om 313 Prapositionen 15 Pronomina 20; Pronominalflexion, Erklarung 32; zusammengesetzte Pronominalstamme 27; Demonstrativa 26 Stamme, ei-, ot-St. 75; es-, os-St. 71; eu-, ow-St. 74; *-, M-St. Flexion 73; ;e-St. 77; kons. St. 70; n-Statnme 69; nt-Si. 70; -r-St. 68; ro-St. neben iSt. 136
350
Sachverzeichnis. — Worterverzeichnis.
gr.-auvn 152; gr.-TOTO? 289; Steigerung 287; supplierende 292; gr. -TXO- 218; 1. -ac- 232; Komparativ auf -jes, -jos 290; 1. -arius 233; 1. - a t e 232; Komparativ auf -isen 153; Kom- j parativ axd-tero 288; » im Kom- j I. -culum 219; 1. -erfwZa 192; parativ 290; komparative Fie- ! 1. -eius 229; 1. -ensis 191; xion72; Superlativ -isthosWl i 1. -etam 231; 1. -iter 195; I.-OSMS 200; 1. -otos 232; 1. -pto 223; Suffixe, primare und sekundare j 1. -timus 389; 1. -tremus 231; 82; produktive und unproduk- \ tive82; Entstehung 84; durch j ahd.-6.JW 273; got. -em- 234; ialsche Abstraktion 226; oc germ, -tn^ 233; d. -keit 226; aus selbstandigen Worlen 183; germ, -sfr 225; germ, -ung idg. -aijos, 229; -ankwo- 190; 233; germ, -varius 198; lit.idg. -bha. -bho 224; idg: -d, slav. -iw- 197; lit. -Qtas 232; -do, -da 220; idg. -dhro 223; lit. -umas 229; ai. -at>» 230; •e, -o 184; -en, -on 188; -ent, ai. -tamas 289 ; ai. -tvanam 152; -«{190; -es,-os 191; idg. -gen-, ai. -mawt 200; ai. -vaja- 197; •gno 206; idg. -gv>o 205; ' Sufai. -t-ara- 197; ai. -sas 298; fix -i 272; idg. -ikos 227; idg. iran. -aina 228 -istho- 195, 227; -it 193; -ja 196; -jes, -jos 196. 290; -jo! Wechsel von o- und kons. Stammen 193f.; -jom 227; idg. -fc> 205; 79, 184; von w und A;,*? 199; -ho 187; -Zo 186; idg. -mejo \ von wo mit anderen Suffixen 201; idg. -men, 201; idg. -menos j 199; von -je und -ro 162; von 303; idg. -mo 185. 201; idg. -i und ->-o 163. "ill; von -s und •mo-, t-bmo-289; idg. -mos 235; und -t 163; »" und u nebenidg. -MJ 190; -no 152. 204; : einander 108 -od 192; -oAw 192; -ro 185; Wurzeldeterminative 236; nebenidg. -sf/io 224; idg. -ta1 129; ; einander266; WD.«244;6 260; -ia£, -tati 215; idg. -to , -tor j bh 260; d 257; dh 221. 258; 130; idg. -ter 206; idg. -tero 130. j e, -«i 242; g 255; pfc 256; 209; idg. -teru 213: idg.-two, j 251; i 251; fc253; *«» 255; -too 217; idg. -iimo- 214; idg. I I 263; m 261; n 262; -o -titnos 289; idg.-ttwo-214; idg. | 248; ^ 223. 259; r 262; s -#o217; idg. -tlo 217; idg. -too 263; t 256; « 249 129; idg. -tno, -two 129; idg. •to 129; idg. -to* 235; idg. -tu • Wurzelnomina 83; auf -£ 124 216; idg. -^i^a 215; \dg.-tut-, -tati 215; idg. -tho 129; idg. -w Zahlworter 306; Zahlabstrakta 309; Zahlsubstantiva317; Or271; -wen- 189; idg. -went 2,00; dinalia 185. 316; Zahlen auf i
3, Worterverzeichnis. Indogermanisch. ai-a 247
are 247 aus 159 bhera 247
bhere 247 deja 241 deje 246
Worterverzeichnis. dekmt 308. 315 dema 245 derd 246 dhwere 161 do 248 e- 10 e 11 e 16 ek'wa 336 me&ft 159 «6 248 (C^'eZ 161 gh'er 161 ghewd 246 ghewelo 246 ghpem 161 ghwena 247 gh.v>ene 247 « 10 » 11 i a 244 jugom 255 ^'MS 159 fcV 160 A.-Vr<J 247 i ' e r e 161. 247
pes 162 pet 162 plu 250 p>-o 11 i»
i'is 12
M>eri 159 M'ei- 3 1 5
i™ 1 2
wete» 159 we?- 160.
k'mtom 31,3 teoft 160
M, U 1 1
/ewfc 1 6 0
medhios 187 me»ts 160 «ds, nos 160 nekWe 307 ni-zdos n. 325 J 16 o- 11 o 11 okto(u) 315 oAw 158 onebh 159 os, o« 159 os/Ti 159 OMS, aws 158 6(u)s 158 jaerfe 161
peld 161 penkwe 307. 315 ^iera 247 i>ere 247
Griechisch. dfdv 97 dTlviiu) 252 dtXiGToe 292 deT|ua 257 a ! 12
•
'AibTi? 110 dXeicptu 260 dXKi*! 1 0 9
dXibnTiS 139. 343 dXuxpo? 133 d|aoii?6i; 205 d|icpi 16 f. dv 12 dv- 17 dvd 16f. dvaE 124 dveu 18 | dvTi 17 I dv-riov §7
SVUJ 16.
17.
108
Sn-o 11. 17 dnobibpdaKW 289 dpa 13 dpTnc 194 dpYuipo^ 224 dpi9|a6i; 105 dpirag 330 daaov 295 y Arpui; 43 d-tra 58 ah 12. 106 aiibduu 257 augdvui 265 aOpiov 87 auxo'TT£iv 17 diji 16 f. paiviu 239. 262 P^ppiae 252 Pf|vai 239 PippdiOKUi 2 4 9 . 268PX(TOV
105
pXuu|u6i; 2 5 0
PpWo? 222 gptdu) 114 PpCiKtu 259. 268 Piliv 45. TdXaKTO? 122 T6 12 •fepaJtEpoi; 211 TiWiJ 222 TpO 250 fUVOlK- 1 1 6
bdKpuov 89 bdiiTiu 259 bariionoii 257 be 12 beibiaao|um 254 be2i<5? 187 beSiT€p6? 211 bepKOnai 241. 254bipw 241 be<m6jr\<; 124 -br\ 12 bfiXo? 250 bf]v 97 brip6v 87 bid 16 f. 18 butK<5(jtoi 3 1 4 Ai/ei 52 biKn 109
352
Wdrterverzeichnis.
319 boXixo? 105. 248 bofia 92 bo^ov 79 bpanetv 239 bpdmu 259 bp6no<; 261 bucmx; 225 iyiii 21 iyuiv 21 €bpa 90 ^eXbiuip 260 ISeipa 120 ^ p i ? 273 €i 4. 11. 99. 101 eibuuXov 231 €i.cd; 313 311 22 16 12. 101 29 i\dw 8 iXttoum 259 ^irebov 87 4vavr(ov 87 ^beXex^? 248 Ivbov 48 €v»a 12. 297 90 il 16 €EUJ 16.
108
dm 18 kypr. ip 13 gpfov 251 Ipicpo; 105 epirei 259 258 254 242. 258
x €auu 108 €TI 11 Zed 238 250 45 V 238 238. 249 266
332
333 .,_ - 13 fjXio? 138 nn^pa 109 finepf? 332 n p ^ a 262 fiVJTE 1 1
193 283 255 f. 333 212 ,.., 263
Opdaaai 256 dpi2 120 »upa 109 ibt 11 ibpi? 273 ida- 297 iv 11 iuuii 8 Kdnivoq 113 Kapiro? 260 icaxd 16 f. 108 258 258 Kiaaa 9 KXCU£ 116 KXETTTUU 259 KXUZUJ 257 KXUJ»U) 249 KOIVO? 193
" "'
205 169 261 261 113 93 124 253
Xetgeiv 261 Xeiirtu 255
Xiav 97 \i.yii
Xmap6<; 259 XOIY<5? 255 XUTP6S 255
" " 222 258
222 211 88 240. 300 299 Herd 16ff. ^ 13 HiiuXu 89. 107 veupd 109 vr| 13 viKri 252 vuKxepf? 332 vu£ 123 vuxa 123 VOJ 22 vuj'i 99 Euv 18 £upov 250 6 13 oybibiov 87 6be 28
6bo0q 71 dbiuv 276 OIKOV 79 6X^KOVTO
254
oXXum 250 ! ove 28 ! 6un 109 6m-dev 18 opTH 109 opveov 90 : opviSo? 258 opvixoc; 119 j 6p6? 250 I opxeopai 256 I 6pxr|bov 256 i 6puaauj 254 j 8? 13 | oare'ov 90 * oarpaKOV 115 i ofipavoc; 340 j ofiptaxo? 119 O0TO<;
106
irdv-u 11 n a p 19 irapd 16f. irapa( 19 udpcx; 19 193
WQrterverzeichnis. net 101 ireXe|o.iZuj 261 irdpa(v) 19. 97 TT^pi 18
irepiKxixou 124. 326 ix^piS 115 itepxi 19 irXfidcx; 221 irXriv 97 itXrioiov 87 ixXr)aauj 254 uXiuxoi; 249. 268 trbdi 13 uoi 99. 101 •mSXEfioc; 261 iroXX6v 299 iroXOc; 333 ito<; 19 ITOOE 297
TToaeibSc; 4 3 iroaov 87. 295 itoxi 19
OTojiaxo? 119 axipvuni 250 axpuuxi? 249. 268 cuv 18 aqpapaf^w 255 acpup6v 90 ocpUj 22 a'pOui 99 xabeiva 29 xapdaaiu 267 xdpExo? 113 x^ 4 X^KVOV 92
x^fioxoi; 120 x^pu? 249 xf| 12. 121 xrjicuu 254 xXtivai 218 x(xr|Yuu 255 xoi 12. 14
x6aov 87. 245
•ttTY)G(SW 2 5 4
xoOxo 11 xp^uu 261 xpdituu 247. 260 xpigu) 114 xpunduu 259 xpuxw 249 rpijuuu 249 xuXr| 217 xuTtxuj 267 x6
uxuxri 109
UTT^p 19
irptope/i? 206. 239 irpo 19 upo? 19 irpoada 12 irpoaw 108 upoa-ujTrov 90 irp6xepov 8S. 210. 295 itpoxi 19 irpw- 16. 19 irpiinov 87 f. 295 1TT(=puH 118 ITUIU 107 f\syi
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Vjl
1"^
puipljtg 2UO
pedi 239. 250 ptKv6? 251 piov 105 pittxuu 252. 259 f. p o u d ? 251
arinepov 87. 299 cncdpupoi; 113 (TTT^PXUJ 256 o x a u p o ? 250 axeXedv 2 6 3 (JTI^XXUU 2 6 3
axepe6? 263
:)Tttoxvdo|iai 250 IJTT-0 1 1 . 17. 19
uamivr) 238 Oaxaxoi; 289 (iaxepo? 210 ucpaiviu 260 <pa(viu 262 cp^piaxo; 196. 275. 292 qjr) 13 cpiiXXov 90 cpuxaXid 218
xaiaai 50 XeXibibv 113
xnXi') 247 ax^piqjoi; 133 Hirt, Indogermanische Grammatik. III.
353 xnun 247 X&iCov 87 -Xi 12 XiXioi 314 Xp6|io£ 262 MJIX6? 113 iMov 96 ujpa 109.
Italisch-Romars Lat. unbezeichnet ale 12. 17 ubs 16. 17 ad 12 aequos 26 nlios 187. 295
aliqua 99 alnus 324 alummis 204 amb- 16 f. angust.us 292 ante 17 upHlis 316 u. arnipo 17 nu- 17 «M( 12. 106 !Vz. avec 170
nmtnculus 117 Irz. beaucoupplun 294
biduum 87. 91 /
clando 257
cfepo 259 ro- 18 coriitm 90 forwjt 107. 160 corylus 324 credo 221 crmjen 114 r'Mrfo 257
cum. 18
rfe 17. 18 (Unique 12
WSrterverzeichnis.
354
27 12 ita 11 iter 49 jam 13 jugis 273 jungo 238 juxta 196. 275. 292 labium 90 labrum 90
dexter 211 dies 340 dis 18 domum 79 denicum 17 donum 92 dormio 262 rf«w 25 e.90 21
eheu 5 em 5 f«jm 29 u . enom <* 11
Zasstts 258
fewm 250 Zt&are 255. 261
29
earn 80 fa; 16 fateor 257 /«Z«; 278. 330 femina 204 fervere 250 90 109 256 frigo 114
linquo 255 liquere 255 for 255 Zwes 250 lugere 255 Z«na 265 »»a(7W 273
medius 295 membrom 91 metere 'Zol metior 257
fwntfo 257
miZZe 3 1 4
gaudere 222 127 260 iflobus 260 ylomus 261
modius 258 mordere 257
V/Zitf*re 2 4 9 .
»»«Wer 331 «OIM 97 250
graculus 253 haedus 324 ?ias
hordeum 90 Tmc 101
humi 50 humum 79 »6i 11. 13 /rf 33
ignoro 249 «7fc 13
improbus 224 mctjs 164 inrfe 297 indigena 326 infimus 290 iwto- 16. 17. 210 intimus 289
nasum 79 ne 13 we 13 negotium 12 nonne 13 WOT 123. 249 279 15 06 18 ofce 7
ora 109 ornus 324 osculum 139 oeom 90 _pe««2- 122 pecu* 144 pedes 193 pedica 105 osk.-u. per 18 perperam 97 osk. peri 18 osk. JM>>*M»I 18
pingere 254 plango 254 plenus 249 vlor&re 249 ^o- 17 powe 13. 19 yor 19 porf 19 u. postfne) 19 prae 19 osk. pra» 19 premo 261 pretium 19 p r o 19 pro&MS 224
procul 115 prod 19 pulvis 144 osk. ^>MS< 1 9
quadringenti 314 gwae 99 quam 97 quando 17 frz. quatre vingt 315> 2«e 4 quercus 324 2«iri 33 quinqudginta 31] quippe 13 2MO» 99
5«om 15. 87
quolumus 289 rddere 257 rapax 330 reciprocus 115 redimiculwn 261 redimio 261 rwos 250 f. 266 105. 273 ruere 254 rwwpere 260 runcSre 254 saeculum 218 scaZpo 260
senex 116 sermo 263 serpere 239. 259 serum 250 si 99 sine 13
WGrterverzeichnis. sol 138 zolium 90 sonus 262 statuere 257 sterllis 263 stipare 260 Mipes 260 struere 250 swi 16 rs;it6 19 sums 254 summus 290 super 16. 19 SUMS 24
tabere 260 tarn 97 tergere 255 t^stts JiJtiy
texere 266 torqueo 247. 255 totiens o l 9 2o<ws 267 umbr.
mere 251. 254 «%m« 22. 311 vincere 254 •vincire 254
355
mhd. dehsen 266 d. dieser 27 dishniupan 261 drobjan 256.260. 267 ahd. durhil 115 dwals 263 d. £•£&<> 193 . -ei 11 Keltisch. d. eim 8 ahd. eHra 324 gall. amW 17 air. cetheoir 309. 315 ahd. eZm 324 ahd. eH>«s* 225 ir. at 18 faiftokun 254 ir. /b 19 farcTj 254 ir. imfi 17 fair 18 air. Zoe^ 255 fimt 90 ir. os- 19 /wwr 19 ir. ro 19 faura 16 air. suide 90 ahd. felawa 324 ir. tor 19 ahd. /Wrf 123 air. teoir 309 an. fen 90 ir. MS- 19 fidwor 59 gall, ver 19. ahd. flioggan 257 /Zotfws 249. 268 Venetisch. ahd. forfea 324 me%o 24. fra 19 ahd. furi 19 Germanisch. ^a- 18 Gotisch nicht bezeichnet. ahd. gagrim 262 as. aiaro 186 gakroton 249 abrs 282 gaqems 273 d. dchzen 8 | garedan 244. 258 a/1 17 gapwastjan 267 am 12 p'azdz 324 ana 17 d. Ge«'J 324 giutan 257 anatrimpan 260 glitmunjan 257 a«(i 17 ahd. gliggan 257 andasets 273 gredus 258 andaugi 91 £«Z£ 123 ahd. awo 18 ahd. hnbuh 118 ahd. asfc 324 d. Ha'her 9 atpinsan 265 7iat7s 282 aufc 12 d. fiSJ/'ie 124 a^o 119 handugs 272 -ba 13 mhd. hanke 118 ahd. ftaJifco 255 ahd. hasala 324 ahd. biricha 324 ahd. hengist 292 ahd. blat 90. 123 ahd. herbist 292 an. 6rim 261 ahd. femZo 90 ahd. briutvan 250 12 ahd. hruot 250 "JVMS 143.
vitium 126 voavus 113 volgus 325 voZwp 259 vor&re 249 vulpes 343.
325
356
d. hier 4 hilpan 261 himma 27 hlifa 259 ahd. hlosen 265 ahd. him 247 WtMrs 257 hramjan 261 an. ftr»» 113 hropjan 261 ahd. hruoren 266 254 £ 297 /to 30 hairban 260 <'5«&s 206 igrgts 22. 119
inu(h) 18
/2u>is 22. 99 jabai 13 ./u 13 ahd. kind 123 d. kleben 259 ahd. fcro^»7 253 ahd. hranuh 118 ahd. ZaAara 253 laifcan 255 ae. /ean 253 ahd. lebara 103 ahd. lefs 90 leihan 255 ae. lepur 90 /etora 258 -«f 310 ahd. liogan 256 /*M<S 256
mhd. lusehen 247 d. Jlfaws f. 343 nhd. I D A 105 d. messen 258 m?'fc 24 »»»/ 18 an. mjofc S02 d. Muhme 8 d. nackt 279 aisl. reawsi 225 ni 13 ahd. w«'(iar 18 ahd. nidaro 210 ae. nidemest 289 «A 10
"Worterveizeichni?. ae. MOSM 65
qiman 202 d. rertfZ 251 ae. reofan 200 an. rida 251 ahd. r<m 113 rimis 262 rinnan 2J5O d. r/i^rere 253 s« 13 sa» 99 sahi's 254 ahd. «e»w 254 sibuntehund 311 ahd. sj(7a« 254 ahd. sihan 254 «
ahd. M»sW 17 ««rf 17
undar 16 ahd. untar 17 ahd. unt(az) 17 d. «m<er 210 ahd. ««,?« 17 d. ur-';19 us 16.* 19 tisfilma 201 uspriutan 257 j & 19
j wahsjan 265 icairpan 259 wasjan 265 icaurd 258 ahd. u-eban 26O d. TF<* 8 w«7is 79 d. weinen 8 iceipan 361 (PCT'S 22
d. TFerfc 251 ahd. ivetan 25> wjfrs 324 «j»* 22
d. wittern 257 wopjan 201 wraiqs 205 ae. wrl&an 251 w o f e 253 ae. yfemest 290 ahd. *er 18 ahd. z«an 257 ahd. 2?
Baltisch. Litauisch nicht bezeichnet. aws 29 ajof«; 18 «s 86
audzu 258
pr. aulaut 250' fc'awriis 8 W 18 324 260
WOrterverzeichnis. derva 109 dlgeti If. eiga 256 gl 12
safe 51 saudau 258 selb'uos 261 S s 27. 32
glemMi 261
groti 253 c/u 12 mi 17 ir 13 JOM 13
tl 12
jdutis 238 javai 238 jiiosti 266 M 30 7ratj> 13 i-imthis 229. 272
«io«iS 324 lett. uz- 19 t«i 19 lett. waidet 8 vasara 109 vedii 22 veizdmi 242 virve 251.
fcertil 257
kelur\ 59 kirpti 260 klausiti 247. 265 laigtti 255 Tauta" 250 fei'jt 255 % a 255 /««« 255 MMO 1 7
p a - 17 padurmai 263 pas 16. 19 paskwt 19 pptfd 109 pelkti 254 i«T 18 piesti %b& pldkii 254 lett. ptorfg* 257 po 17 /va- 19 lett. pret 19 j»ne 19 />ro- 19 rekti 253
n W 262 sq 18 sam- 18 pr. son 18 pr. sera 18 skirti 263 sdra 262 sprogti 255 SM 18
apr. £MZ
Siav.isch.
Altbulgarisch nicht bezeichnet. a«i« 86 6 e ^ ; 18 6o 13 fcrfoa 324 bruzii 255 ce7« 282 russ. dergat' 256 -00 12 grajati 253 gromu 262 «ty 242 jara 109 jasika 324 > 13 jucha 109 kroina 261 feWe 13 Mto 12 medvedi 110 serb. meljivo 113 me sen 49 morje 89 «a 13. 17 «e 13 nisfi 18 MO<7« 109
noguti 124 o&» 18 oct 66
35? om~t 2 9 O
pojasu 266 jW-a 19
pre 18 predii 18 ;»rc'2M 1 8 _p/-o- 19
proso 262 prostii 225 re« 253 re&a 251 ro*« 110 si 27. 32 Sii/e 13 skora 90 serb. slusati 247 slysati 247. 265 soK 254 sreda 109 srudice 105. 116 stirHi 249 strava 250 s£m- 18 siiroju 251 russ.fo<7<53 2 * n « M « 257 ^il-M 2 6 7
ty«i 267 »'a6«j 261 •oorfa 109 ffe 16
vuz(u) 19 «>y 1 0
zmneti 262 /« 12.
Armenisch. 10ftWfl 1 0 9
neard 122 »!- 18. Phrygisch. 5o«oik- 116 10? 31 /avaKTU 52.
358
Worterverzeichnis.
Altindisch. aksi 66 awgd 13 ddbhutas 250 adhamds 290 adhrtgu 246 ana- 29 amfcam 90 dnu 17. 106 anudhupitas 259 dntamas 289 anior 16. 17. 210 antara 16 <m« 17 dntikam 87 dpa 11. 17 aparas 186. 316 aparedjus 87 dpi 18 rf&fo 16. 18
«jdm 80. 87 (iram 13. 247 dlalcam 87 m>a 17
dstalcam 116 asmdbhjam 87 asmakam 87 aTidm 86 «&o 5 «- llf. <S-d> 254 dMiifafm 87 ajus 143 at'dm 86
asaji 51 wte 109 iii 11
iltham 87 «rf 1 1 iddm 87 idanim 98 imdm 87 yd»t 87 ira 11. 13 ihd 11. 13 t- 111 ?-
iiddaistardm 97 «
uttamds 289 uttaras 210 wa! 19
udahdm 115 wpa 11 upamds 2'JO up&ri 19 M&feSM 9 9
iisdm 45 «rj3 109 efcas 26 e»am 87 Jcatamds 289 kalhdm 87 /fcarfa 121
i « - 262 tes'^a 113
fox 30 fet^a 13 kuhaja 51
fcr 19 fcrnftirt 257
ksaram 250 fcsfim 46
ksdman 49 ksipati 259 ksurds 250 ksmajS 51 gdmanti 262 gambhiras 113 gdrdhas 258 ^ram 45 5-M 239 grdhjati 258 gopajati 25'.l
fctn 109 tepws 143
iiras lit Hsrds 309 <M 1 2
fty 267 tubhjam 87 tumpati 267 ft^am 267
toad 121 iudrn 86 (Za» 71 dabhUis 252 ddnus 144 did/iis 124 A»e 50 dlpjate 259 djdm 45 (T/otate 257 ((/SUJ 250
dramati 239. 261 dr
,jt 245
dhvanati 262 dhvasiras 105 ndfcjm 98 ndktam 87. 29'.) naktajd 51 w£ 18 nitaram 210 mdS 109 »w"s 16 nw 13 nuddti 257 nundm 87
jig-aM 239 j£wa« 250 Jyd 245
nftjati 257 nedijas 17 no 106
i?r(i>a 113 y/»a 12
iaksus 144 catasras 309. 315 catvaras 309 iatvdri 59 c"#fa« 257
tqsajati 265
fabio 92
tofcsart 266
OT«M 2 2
pawkam 90 pdwkam 115
WSrterverzeichnis. pati 19 patkikrt 102 p&nthas 75 p&ntham 45 par am 18 par&s 18
.pars 18
panes 143 />as(?a 19 paslat 19 pddus 107 pavak&m 115 ^'tfto 254 purds 19 jwrfi 16 purliam 113 purogavds 206. 233 prsthdm 225 prd 19 pratamdm 97 pratardm 88. 210.295 pratar&m 97 yjrajfj
19
pratjaham 87 psaras 262 _psa 246 ^s«r 262 Mi 13 bhadrds 294 dafo's 18 bh&sati 265 bhurjds 324 iArmrfs 261 bhramati 261 mdksa 109 maghdm SJO waij 121 mddhus 143 madhjamdinam 88 madhjam 88 madhjd 108 manjAs 107 mahjam 86 /«a 13 m0sdm 88 mitram 92
miihu 106 »n«Za»j 89 mrtjiis 107 mrdikdm 116 mrdnati 257
>ifcrf 122 jaws 238 > s 13 i«- 197 Jwrffc 238
judhi-sthas 292 Judhi-sfhiras 101 judhjati 258 jujdm 86 ./6s' 238 i
109
vajati 251 »
35* satram 87 sddam 87 sam- 18 samike 50 samvdtsam 87 sards 250 safca 18 sahdsram 314 safcrfw 18. 87 sdjdm 87 Sfoartf 239 srj 239 irjdti 255 sttipas 259 sthdlam 263 sthdpajati 259 spdrdhate 256. 258 srdvati 239. 250 svdnas 262 svajdm 21. 24. 86 spas 24 fca 12 -W 18 105 12 109 hrdaja 51.
Iranisch. Awestisch nicht bezeichnet. apers. a»o- 29 M'« 11 us 16 xsapa 109 apers. ^aiis" 16 pa-zdaje'ti 17 bairista 292 6a 13 oss. fa>M> 324 nazdjah 17 nitsma- 289 313.
Etruskisch. 309.
360
Berichtigungen. S. 19, 27 ftige hinzu ai. upa. S. 27 lies 22 a statt 23. S. 46 Z. 19 v. o. 1. maqi statt magi. S. 52 Z. 5 v. o. 1. deni; statt em?. S. 61 Z. 5 v. u. 1. dsvabhis statt asvabhis. S. 71 Z. 17 v. o. 1. lit. vezanti. S. 73 Paradigma ai. Gen. 1. siwds statt sunos. S. 78 Z. 18 v. o. 1. zu statt und. S. 79 Z. 20 v. o. 1. muMte statt wmJte. S. 110, 3 Z. 8 1. medvedi statt wqdvedt. S. 113 § 73 Z. 11 1. lit. statt 1. S. 144 Z. 9 v. o. 1. cineris m. statt n., ebenso S. 149 Z. 3 v. o. S. 144 Z. 15 1. pulvis urspriinglich n. S. 160 1. idg. rebli, idg. lebh. S. 167. Vor 1 fiige eiti 94.
C. F. Wintersche Br.ohdruckerei.